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Full text of "Gesundheit und Erziehung"

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ZEITSCHRIFT 


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SCHÜLGE8ÜNDHEITSPFLEGE. 


EEDIGIEET 


VON 


De.  med.  et  PHIL.  L.  KOTELMANN 

« 
IK  HAHBnBO. 


AOHTEE  BAND. 
1895. 


HAMBURG  UND  LEIPZIG, 

VEELAfi  VON  LEOPOLD  VOSS. 

1895. 


Druck  der  Verlagsanstalt  und  Druckerei  Actien-Gesellschalt 
(vorm.  J.  F.  Richter)  in  Hamburg. 


Inhalt. 


Originalabhandlungeu. 

Seite 

Die  danklen  Punkte  in  der  Myopielehre.    Von  J.  Stilung 1 

Becknagels  Kontrollapparat  für  Ventilationsanlagen  in  Schulen.   Von 

£abl  Hiktbaosb.  (Mit  4  Figuren.) 18 

Die  Zahnpflege  in  den  Schulen.    Von  Karl  Röse 65 

Über    das   Befeuchten    der    Matratzen   in   Tumsälen.    Von   Klaba 

Speruoh 87 

Die  Steilschrift  während  der  letzten  fünf  Jahre.    Von  Paul  Sohubebt. 

(Mit  einer  Tafel.) 129.  193 

Goetzes  Sitz-  und  Stehschulbank.    Von  Fb.  Dobnblüth 154 

Eine  FerienfuTswanderung  mit  Schülern  an  den  Bhein.    Von  Prilifp 

ZlMMEBMA.inr 210 

Berufswahl  und  Sehkraft.    Von  F.  Eaüffmakn 257 

Nochmals  meine  Steh-  und  Sitzschulbank.    Von  W,  Götze 271 

Professor  Angelo  Mossos  Urteil  über  das  deutsche  Schulturnen.    Von 

F.  A.  Schmidt 321 

Die  Schule  für  schwachsinnige  Kinder  in  Wien,  18.  Bezirk  (Währing). 

Von  Emanuel  Batb 331 

Zur  Kritik  des  deutschen  Turnens  vom  physiologischen  Standpunkt. 

Von  Akgelo  Mosso 385 

Das  Ehrlichsche  Stift  in  Dresden  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die 

schulhygienischen  Einrichtungen  desselben.  Von  Konbad  Sghubebt. 

(Mit  3  Planen.) 389 

Anweisungen  zur  Erhaltung  und  Pflege  des  Sehvermögens  der  Zög- 
linge der  Militärerziehungs-  und  -Bildungsanstalten.    Von  B.  G. 

VON  Medem 449 

Versuche  zur  Acolimatisation  der  erziehlichen  Knabenhandarbeit  in 

Ungarn.    Von  Viktob  Demek 465 

Mein  zum  Sitzen  und  Stehen  eingerichtetes  Schnlpult  mit  aufklapp- 
barem Tischblatt,  Sitz-  und  Fulsbrett.    Von  Aüoust  Hebmann. 

(Mit  2  Figuren.) 513 

Die  hygienischen  Untersuchungen  in  einer  Anzahl  höherer  Schulen 

Norwegens.    Von  M.  K.  RLkonbon-Hansen 520 


172749 


IV 

Seite 

Die  Schulgesundheitspflege  in  Japan.    Von  M.  Mishima 677 

Abbildungen  für  den  hygienischen  Unterricht  in  Schulen.  Von  Otto 
.    Jankb 579 

Über  die  durchgeführte  Impfung  und  Wiederimpfung  der  Schul- 
kinder in  16  städtischen  Schulen  Wiens.     Von  Emanubl  Bayb  .  690 

Der  Gesundheitszustand  der  Schülerinnen  in  der  Madcheubürger- 
schule  zu  Halle  a/S.  Von  Schmid-Monnard.  (Mit  2  Tafeln  im  Text)  667 

Zur  Schulhygiene  in  Rumänien.     Von  J.  Felix 667 

Aus  YersammluDgen  und  Vereinen. 

Nachtrag  zu  dem  Bericht  über  die  Thätigkeit  der  schulhygienischen 
Sektion  des  VIII.  internationalen  Kongresses  *fur  Hygiene  und 
Demographie  in  Budapest.    Von  Heinrich  Schusohnt 23 

Aus  der  Vereinigung  für  Schulgesundheitspflege  des  Berliner  Lehrer- 
vereins.    Von  £.  üertel 25.  91.  157 

Der  Handfertiffkeitsunterricht  auf  der  Weltausstellung  in  Chicago. 
Vom  Berliner  Hauptverein  für  Enabenhandarbeit 26 

Verhandlungen  der  Pariser  Akademie  der  Medizin  über  Steilschrift. .     30 

Die  Ausstellung  des  VIII.  internationalen  Kongresses  für  Hygiene 
und  Demographie  in  Budapest.    Von  Heinrich  Sohuschny  ....     89 

Jahresbericht  des  Vereins  für  gesundheitsgemäfse  Erziehung  der  Jugend 
in  Berlin.     Von  0.  Janke 93.  159.  216 

Über  die  Wärmestrahlung  künstlicher  Lichtquellen.  Aus  einem  Vor- 
trage Professor  Rübners,  gehalten  auf  der  66.  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Wien 97 

Gegen  überreichliche  Ernährung  der  Jugend.  Aus  dem  Verein  für 
innere  Medizin  in  Berlin 162 

Die  Thätigkeit  des  Ortsturnlehrervereins  zu  Hannover  im  Jahre  1894. 
Von  G.  Elsner 2V2 

Thesen  über  die  ärztliche  Schulaufincht,  aufgestellt  im  kollegialen 
Verein  der  Ärzte  der  Friedrich- Wilhelmstadt  zu  Berlin 219 

Über  den  Bau  und  die  innere  Einrichtung  ländlicher  Sohulgebäude 
vom  gesundheitlichen  Standpunkte  aus.  Vortraff,  gehalten  in 
der  23.  Hauptversammlung  des  preufsischen  Medizinalbeamten- 
Vereins 221 

Eine  neue  Theorie  über  die  Entstehung  der  Myopie.  Aus  den  Ver- 
handlungen des  Vereins  deutscher  Ärzte  in  Prag.  Bericht  von 
Theodor  Altschttl 275.  346 

Die  Hebephrenie.  Aus  dem  naturhistorisch-medizinischen  Verein  zu 
Heidelberg 282 

Ein  Verbandkasten  für  Schulen.  Vortrag  gehalten  im  ärztlichen 
Verein  zu  Elberfeld 282 

Die  seitlichen  Verkrümmungen  des  Rückgrats  und  deren  Verhütung. 
Vortrag,  gehalten  im  Berliner  Verein  für  gesundheitsgemäÜBe 
Erziehung.    Von  Leopold  Ewer 344.  408.  471.  537.  596.  677 

Über  Absonderung  und  Desinfektion  bei  Masern.  Diskussion  in  der 
Pariser  Akademie  der  Medizin    348 

Resolution  des  internationalen  zahnärztlichen  Kongresses  in  Kopen- 
hagen, betreffend  die  Zahnpflege  der  Jugend 350 

Der  hygienische  Unterricht  in  den  Schulen.  Autöreferat  eines  in 
der  Gesellschaft  für  Verbreitung  von  Volksbildung  gehaltenen 
Vortrages.    Von  Th.  Weyl 406 


Seit« 

Braunschweigische  Landschnlen  in  hygienischer  Beziehung.  Nach 
einem  Bericht,  erstattet  im  ärztlichen  Landesverein  Brannschweig  411 

Die  Sitzungen  der  Kommission  für  Schulgesundheitspflege  in  Nürn- 
berg.   Von  G.  AüTENBiBTH 469.  539 

Der  hygienische  Unterricht  in  den  Schulen.  Autoreferat  ^ines  in 
der  Gesellschaft  für  Verbreitung  von  Volksbildung  gehaltenen 
Vortrages.    Von  0.  Janke 474 

Zur  Verbesserung  mangelhaften  Qehörs  auf  einem  Ohre  bei  Schülern. 
Ans  dem  Wiener  medizinischen  Klub 477 

Schulhygienisches  vom  Oeschäfteausschufs  der  Berliner  ärztlichen 
Standesvereine 541 

Bericht  über  die  Sitzungen  der  Abteilung  für  Schulgesundheitspfiege 
im  Leipziger  Lehrerverein.    Von  W.  Schitbert 593 

Über  Herzbeschwerden  der  jungen  Mädchen  zur  Zeit  der  Geschlechts- 
reife.   Aus  dem  ärztlichen  Verein  in  Prag 598 

Die  körperlichen  Übungen  im  Lichte  der  Hy^ene.  Verhandlungen 
der  Zürcher  Gesellschaft  für  wissenschaftliche  Gesundheitspflege  600 

Zur  Verhütung  der  Ohrenkrankheiten,  insbesondere  bei  Schulkindern. 
Aus  der  medizinischen  Sektion  des  Kongresses  der  gelehrten 
Gesellschafben  in  Paris 602 

Über  die  Notwendigkeit  einer  höheren  Würdigung  der  Zahn-  und 
Mnndhygiene  der  Schuljugend.  Vortrag  im  Verein  für  innere 
Medizin  zu  Berlin 603 

Steilschriftvorlagen  in  Frankreich.  Mitteilung  Professor  Javals  in 
der  Pariser  Akademie  der  Medizin 604 

Bescheid  des  deutschen  Tumlehrervereins  über  das  Ergebnis  der 
Rundfrage,  die  Reinigung  der  Turnhallen  betreffend 605 

Resolution  zu  Gunsten  des  Handfertigkeitsunterrichtes  im  Öster- 
reichischen Abgeordneienhause 607 

Die  Überbürdungsfrage  im  Königlich  ungarischen  Landesunterrichts- 
rate.    Von  fisiNRICH  SCHUSOHNT 671 

Über  periodische  Untersuchungen  des  Gesichtssinnes  der  Schuljugend. 
Verhandlungen  der  ophthalmologischen  Gesellschaft  des  verei- 
nigten britischen  Königreichs 680 

Die  Gefahren  übermäfsiger  Sportübungen  für  Kinder.  Mitteilung 
in  der  französischen  Gesellschaft  zur  Förderung  der  Wissen- 
schaften  681 


Kleinere  Mitteilungen. 

Die  Thätigkeit  der  Schulärzte  in  Leipzig 81 

Schulhygienische  Untersuchung  zur  Beurteilung  der  Überbürdungs* 

frage 33 

Zusammengesetzte  Photographien  für   anthropologische  Studien   an 

Schülern 35 

Zur  Zahnpflege  der  Schu]|jugend 36 

Über  den  Einflufs  des  elektrischen  Lichtes  auf  die  Augen 36 

Die  Ermüdung 98 

Über  angebliche  Impfschäden 98 

Die  ersten  Masern  auf  den  Samoainseln 99 

Zur  Sterblichkeit  der  Kinder  .in  Österreich 99 

Gegen  die  akademischen  Trinksitten 100 


VI 


Seite 

Sohulsanatoriam  für  Mädchen  in  Davos 101 

Desideriua  Erasmus  Roterodamus  über  Jugendspiele . .  .^ 102 

Zur  Desinfektion  durch  Sonnenlicht 103 

Augenentzündungen  in  Schalen 164 

Über  unterirdische  Kinderarbeit  in  Italien 165 

Das  Körpergewicht  der  Stadt-  und  Landkinder 165 

Aus  dem  amtlichen  Leitfaden  für  das  Schulturnen  in  Frankreich . . .  165 

Wider  das  Korsett 167 

Über  die  Sterblichkeit  im  schulpflichtigen  Alter 224 

Psychische  Störungen  bei  Kindern 225 

Ein  Fall  von  hysterischer  Nahrungsverweigerung  bei  einem  elQ ährigen 

Schulmädchen 226 

Schulferien  in  Hellas 226 

Aufruf  des  Centralausschusses  zur  Förderung  der  Jugend-  und  Volks- 

spiele  an  die  deutsche  Studentenschaft 226 

Das  französische  Seehospiz  für  skrofulöse   und   rhachitische  Kinder 

in  Banyuls 229 

Betriebskosten  verschiedener  Heizsysteme  in  Schulen 229 

Die  Schulaborte  in  Frankreich 230 

Zur  Frage  der  Kohlenoxydproduktion  durch  das  Auersche  Gasglüh- 
licht   230 

Eine  Volksschule  in  Rom 284 

Zur  Frage  von  der  psychischen  Entwickelung   der  Lernenden   und 

von  den  physischen  Übungen  in  den  Schulen 290 

Erklärung   für   die   Häufigkeit   der    Rhachitis    bei    neapolitanischen 

Kindern  in  Amerika 290 

Zum  Schutz  der  Kinderaugen  vor  Verletzungen  mit  Spielgewehren.  291 
Über  die  Einwirkung  der  gebräuchlichsten  Mundwässer  auf  die  Zahn- 
substanz    291 

Wanderungen,  Tumfahrten  und  Schülerreisen 291 

Die  Nasenkrankheiten  der  Schulkinder 351 

Über  die  Alkoholfrage  in  ihrem  Verhältnis  zur  Jugend  und  zur  Schule  355 

Die  Kosten  einer  Schulepidemie  von  Scharlach 355 

Zur  Temperatur  der  Bäder  für  die  Jugend 356 

Der  Einflufs  des  Radfahrens  auf  das  Herz 358 

Die  Desinfektion  der  Schulen  bei  Epidemien 415 

Operative  Entfernung  einer  Erbse  aus  dem  äufseren  Gehörgang  eines 

Schulmädchens 417 

Hypnotische  Behandlung  der  Onanie  bei  einem  sechsjährigen  Knaben  418 
Über  Indikationen  und  Kontraindikationen  für  Seebäder  bei  Kindern  418 

Der  Wert  des  Wettlaufs 419 

Über  eine  typische  Fuisballverletzung 420 

Haushaltungsschulen  in  der  französischen  Schweiz 420 

Zum  Übergang  der  Sechsjährigen  aus  dem  Hause  in  die  Schule....  477 

Eine  Schulepidemie  von  hysterischem  Zittern '. . . .  480 

Vererbung  und  Erziehung 481 

Die  ÜberFüllung  der  Volksschulklassen  in  Preufsen 482 

Über  die  Gewichtsverhältnisse  des  Körpers  und  der  Organe  bei  Tuber- 
kulösen im  jugendlichen  Alter 482 

Öffentliche  Bedürfnisanstalten  für  Eander 483 

Gesundheitsregeln  für  die  Schuljugend 542 

Beiträge  zur  sogenannten  Schulmyopio 546 

Über  die  Behandlung  junger  und  alt^>r-  Psychopathen 547 


VII 


Stite 

Zur  Prophylaxe  der  -Maaem 548 

Heredität  and  Idiotismus 548 

Die  Sprache  eines  taaben  und  blinden  yierzehigiUirigen  Madcüliens  . .  548 

Zar    Übeitragang  von  Infektionskrankheiten  darch  Hefte  und  Bacher  549 

Die  neue  Beleuchtung  der  Universitätsauditorien  in  Halle  a.  8 550 

Griffel  ans  Bein 550 

Die  Befraktionaentwickelang  des  menschlichen  Auges 607 

Zur  Sterblichkeit  der  Lehrer 608 

Der  Alkoholismus  bei  Kindern •  ^ 609 

Gegen  die  Vivisektion  in  Schulen 610 

Sexuelle  Verirrungen  im  Kindesalter 610 

Zur  Pathologie  und  Therapie  des  Schreibkrampfea 611 

Über  die  Ursachen  und  körperlichen  Merkmale  der  Idiotie 611 

Fragebogen  für  die  hygienische  Untersuchung  von  Schulgebäuden. .  614 

Zum  Augenschutz  bei  abendlicher  Nahearbeit 612 

Vergleiche  der  verschiedenen  Beleuchtungsarten 61 7 

Unrichtige  FuTsbekleidung  der  Schüler 61T 

Nachteile  des  Korsetts 619 

Über  die  Gesundheit  der  Gymnasiasten 682 

Die  schulhygienischen  Verhältnisse  im  alten  Rom 682 

Ein  Lehrer  der  Erfinder  der  Schatzpockenimpfung. . . .  c 684 

Plötzlicher  Tod  von  Schulkindern 685 

Zur  Psychologie  des  Diktats 685 

Einfluij  der  Ferien  auf  den  Gesundheitszustand  der  Schulkinder  . . .  685 

Ein  amerikanisches  Urteil  über  die  Steilschrift 686 

Schulbücher  und  Infektionskrankheiten 686 

Schulen  für  Kinder,  welche  an  herpes  tonsurans  leiden 687 

Zur  Beschäftigung  jugendlicher  Personen  in  Tabaksfabriken 688 

Eiweifs  im  Uam  junger  Fufsballspieler 688 

Ein  Spielplatz  auf  dem  Sohuldach  in  New  York 688 


Tagesgesohiohtliohes. 

Über  Fenstervorhänge  in  Schulen 37 

Die  Augen  kalifornischer  Studenten 39 

Gesundheitspässe  für  Schaler , . .     39 

Schädelabnormitäten  bei  Schulkindern 40 

Über  die  Leibesübungen  an  den  Universitäten  der  Zukunft 40 

Die  Zunahme  jugendBcher  Verbrecher 41 

Anormale  Kinder  in  einer  englischen  Schule 41 

Ein  Todesfall  beim  Schalspiel 41 

Zur  Verhütung  der  Diphtherie  in  Schulen 42 

Erziehung  epileptischer  Kinder 42 

Kasselei^erienkolonie  und  Suppenanstalt 42 

Das  Seehoepiz  Kaiserin  Friedrich  in  Nordemey 43 

Die  Vorbereitungen  auf  den  IX.  internationalen  Kongrefs   für  Hy- 

S'en,e  und  Demographie  in  Madrid 103 
lygienisches  aus  dem  achten  Bericht  über  die  öffentliche  Ge- 
sundheitspflege in  Bremen 104 

Verlegung  des  vormittägigen  Unterrichtes  in  einem  Wiener  Bezirke  104 
Warnung  der  Schüler  vor  sexuellen  Verirrungen 105 


VIII 

Seite 

Eine  Epidemie  von  Tinea  tondens  im  Kindeneehospis  yon  Berck- 

sur-Mer 106 

Die  Einrichtung  und  Entwickelung  der  ünterrichtskone  für  stotternde 

Schüler  in  Breslau 106 

Heim  für  Schwachbegabte  Knaben  in  England 107 

Schulbibliotheksbücher  und  Infektionskrankheiten 108 

Über  den  Bakteriengehalt  der  Luft  in  Schulräumen 109 

Nordamerikaniscbes  Schulbad 109 

Gründung   eines   österreichischen  Schulmuseums   mit  Abteilung   für 

Schidhygiene 170 

Internationaler  Kongrefs  für  das  Kinderwohl  in  Florenz 173 

Über  die  Einführung  hygienischen  Unterrichts  in  die  Volksschule . .  174 

Schulhygienisches  aus  dem  k.  k.  obersten  Sanitatsrat  in  Wien 174 

Sektion  für  Schulgesundheitspflege  im  Leipziger  Lehrenrerein 175 

Kurse  für  Lehrer  und  Lehrerinnen  in  den  Jugend-  und  Volksspielen 

für  1895 175 

Vergiftung  eines  Schulmädchens  mit  Stechapfelsamen 176 

Eine  nachahmenswerte  Verordnung  in  Bezug  auf  das  Feilbieten  von 
Blumen^    Streichhölzern    und    sonstigen    Verkaufsgegenständen 

durch  schulpflichtige  Knaben  und  Mädchen 176 

Der  IX.  internationale  Kongrefs  für  Hygiene  und  Demographie  in 

Madrid 231 

Besprechung    schulhygienischer  Fragen    im    ärztlichen    kollegialen 

Verein  der  Friedrich- Wilhelmstadt  zu  Berlin. 231 

Vergünstigung  für  die  französischen  Schulärzte 232 

Der  neugegründete  Verein  für  öfientliche  Gesundheitspflege  in  Frank- 
furt a.  M 232 

Zum  Schutze  der  Schulkinder  gegen  Diphtherie 232 

Verwahrloste  Kinder  in  Preufsen 233 

Pockenimpfung  in  den  städtischen  Elementarschulen  Moskaus 233 

Ablehnung  von  Volksschulbädem  in  Dresden 234 

Über  die  Fürsorge  für  geistesschwache  Kinder  in  Niederösterreich . .  284 

Der  Einflufs  des  Turnens  auf  die  körperliche  Entwickelung 235 

Buderübungen  des  deutschen  Kaisers 236 

Die   gymnastischen  Wettkämpfe    auf  der   Pariser    Ausstellung   im 

Jahre  1900 236 

Handarbeitsunterricht  im  Karlsruher  Gymnasium 237 

Barmer  Ferienkolonie  für  arme,  kranke  und  schwächliche  Schul- 
kinder  237 

Der  IX.  internationale  Kongrefs   für  Hygiene   und  Demographie  in 

Madrid 292 

Die  XX.  Versammlung  des  deutschen  Vereins  für  öffentliche  Ge- 
sundheitspflege   293 

Hygienischer  Kongrefs  in  Bordeaux  1895 293 

Eine  internationale  HygieneauBstellung  zu  Paris 293 

Über  die  Notwendigkeit,  von  Diphtherie  geheilte  Kinder  vor  itfem 
Wiedereintritt  in  die  Schule  auf  LöFFLEBsche  Bacillen  zu  unter- 
suchen   293 

Die   Erfolge   der  obligatorischen   Impfung  und   Wiederimpfung  in 

Ungarn 294 

Infektion   von    29  Studenten   mit  Typhus   nach   dem  Genüsse   von 

Austern 295 

Änderung  des  Alters  für  den  Beginn  der  Kinderarbeit  in  England .  295 


IX 


Seite 

Die  Verbreitniig  von  Infektionskrankheiten   darch  Schiefertafeln   in 

Schulen 295 

Angebliche  üngesnndheit  der  Schulen  Ton  Genevilliers  wegen  Nach- 
barschaft der  Bieselfelder  yon  Paris 296 

Seminar  far  Handarbeitsunterricht  in  Jena 297 

Rundschreiben  des  deutschen  Tumlehrervereins,  betreffend  die  Bein- 
haltung der  Schultumhallen 297 

.Tngendspiele  am  Königlichen  B^algymnasium  in  Bromberg 298 

Ferienapaziergänge  yon  Erlanger  Volksschülem 299 

Baden  und  Schwimmen  der  Schüler  in  Frankfurt  a.  M 299 

Kinderheilstatte  in  Arcachon 300 

Die  Lehrerbildungsanstalt  des   deutschen  Vereins   für   Enabenhand- 

arbeit  in  Leipzig *. 359 

Allgemeine  Ausstellung  für  Sport,  Spiel  und  Turnen  in  Berlin 359 

Die  jüngste  Tnfluenzaepidemie  in  Wien  mit  besonderer  Bücksicht  auf 

die  Schu^ugend 3(>0 

Errichtung  eines  Lehrerheims  in  Schreib'erhau  im  Biesengebirge  ...  861 
Die  hygienische  Abteilung  der  Schweizerischen  Landesausstellung  in 

Genf  1896 361 

Nordamerikanische  Gesetzesvorlage  wegen  Abschaffung  der  Lebens- 
versicherung von  Kindern  unter  10  Jahren 361 

Tod  eines  Knaben  durch  Unvorsichtigkeit  eines  Fortbildungsschülers 

beim  Steinstofsen 361 

Eine  Stiftung  für  Ferienkolonien  in  Drontheim 362 

Wie   verhält   sich   das  Kind,   freigelassen,   im  Schulhofe  und   beim 

Nachhausegehen? 362 

Das  neue  Gebäude  der  Bealschule  HI  zu  Hannover.    (Mit  3  Tafeln)  363 

Eöstners  Schultafel  aus  Glas 864 

Noch  einmal  die  angebliche  Gefährlichkeit  des  Auerschen  Gasglühlichts  365 
Gründung    eines  Vereins    französischer    Gesundheitsingenieure    und 

-architekten 421 

Die  Erziehung  nervöser  Kinder 422 

Zur  Bevision  der  in  Österreich  bestehenden  Vorschriften  über  den 

Bau  und  die  Einrichtung  von  Volksschulen 423 

Die  Sehschärfe  englischer  Schüler 424 

Verbot  für  ungarische  Schulkinder,  die  Hände  von  Lehrpersonen  zu 

küssen 425 

Die  Steilschrift  auf  der  Naturforscherversammlung  in  Wien 425 

Über  die  hygienische  Zukunftssohule 426 

Vom  Verein  f%lr  Kinderheilstätten  an  den  deutschen  Seeküsten 426 

Die  Vni.  Konferenz  für  das  Idiotenwesen 427 

Errichtung  von  Kinde^ärten  für  taubstumme  Kinder  in  Berlin ....  427 

Ferienkolonien  armer  Schulkinder  in  London 427 

Die  neue  Prüfung  für  englische  Sanitätsbeamte 485 

Ferienkurse  für  Lehrer  in  Jena 486 

Die  Mäfsigkeitssaohe  bei  den  Studenten 487 

Die  Agitation  der  Impfgegner  gegen  die  Schutzpockenimpfung 488 

Jugendliche  Selbstmörder  in  Frankreich 489 

Die   englische  Gesellschaft   zur  Verhütung  von  Grausamkeit  gegen 

Kinder 490 

Ein  neues  Ferienheim  für  Baseler  Schüler 490 

Das  erste  Berliner  Schülerwettrudem 491 

Kreisschülertumfeste  in  Ungarn , 492 


X 


Seite 

Die  zwanzigste  Venammlung  des  deutsohen  Vereins  für  öffentliche 

Gesundheitspflege 551 

Eine  ärztliche  Untersuchung  der   Schüler  des  Kommunaluntergjm- 

nasiums  in  Aussig 552 

Schulhygienische  Ausstellung  im  medizinischen  Warenhause  zu  Berlin  555 

Der  Verein  der  ärztlichen  Schulinspektoren  Englands 556 

Die  Steilschrift  in  HoUand 556 

Denkmal  für  Wilhelm  Meter 557 

Eine  Schülerreise  nach  der  ehemaligen  römischen  Eolonie  Oarnuntum  557 

Ferienkolonien  in  den  Vereinigten  Staaten 558 

Blitzschlag  in  einer  Schule 558 

Vergebliche  Aufstellung  ron  Spucknäpfen  in  der  Berliner  Universität  559 
Schulhygienisches  aus  'dem  letzten  Jahresbericht  des  königlich  säch- 
sischen LandesmedizinalkoUegiums 620 

Die  Sonderausstellung  für  Schulgesondheitspflege  in  Berlin 622 

Schulhygienische  Verhandlung  des  XII.  internationalen  medizinischen 

Kongresses  in  Moskau 623 

Der  Gesundheitszustand  in  den  Londoner  Armenschulen 628 

Kinderarbeit  in  der  preufsischen  Industrie 624 

Verbreitung  der  Masern  in  den   städtischen    Kinderbewahranstalten 

zu  Namur 624 

Eine  Vergiftung  zweier  Schulkinder  mit  Stechapfelsamen 624 

Die  Meistorschaftswettkämpfe  des  Amateurathletenverbandes  au  den 

Universitäten  Oxford  und  Cambridge 625 

Nächtliche  Wanderungen  der  Gymnasiasten  in  Kremsier  zum  Zwecke 

astronomischer  Studien 626 

Das  Ende  der  Schalerbataillone  in  Frankreich 626 

Sanatorium  für  keuchhustenkranke  Kinder 627 

fVanzösische  Ferienkolonien 627 

Jugendhorte  in  Bayern 628 

Zum  Einwickeln  des  Schulfrühstücks 628 

Das  Schulbrausebad  zu  Itzehoe  in  Schleswig-Holstein 628 

Für  und  wider  die  Gasheizung  in  Schulen 630 

Die  HauBau%aben   der  Schüler  vor   der  württembergischen  Kammer 

der  Abgeordneten 689 

Die  Sonderausstellung  für  Schulgesundheitspflege  in  Berlin 690 

Ein    naturwissenschaftlicher    Ferienkursus    für    Lehrer    an  höheren 

Schulen 691 

Die  Frage  der  Schulhygiene  auf  dem  Lehrerkongrefs  in  Böhmen ...  691 
Die  diesjährig^e  Hauptversammlung  des  deutschen  Vereins  ftir  Knaben- 
handarbeit    691 

Körperliche  Beschäftigung  fär  nervenkranke  Kinder 692 

Die  Thätigkeit  der  Schulärzte  zu  Leipzig 693 

Zur  Hygiene  des  Unterrichts  in  den  französischen  Gymnasien 694 

Eine  Massenvergiftung  in  einem  Pensionate   für  junge  Mädchen   in 

Limerick 694 

Beitrag  zu  Schuluntersuohungen  des  Gehörorgans 695 

Blitzschlag  in  eine  Lehreroompagnie 695 

Ein  Pflegehaus  för  rekonvalescente  Kinder 696 

Die  Mädchenhaushaltungsschule  zu  Neurode  in  Sohlesien 696 

Pavillonbauten  für  Schulen  in  Ludwigshafen 696 


XI 


Amtliclie  Verfügungen. 

S«it« 

Verordnang  des  k.  k.  österreichischen  Ministeriums  für  Kai  tos  and 
Unterricht  vom  7.  Jali  1894,  Z.  2843,  an  alle  Landeschefs  als 
Vorsitzende  der  Landesschalräte,  betreffend  die  Impfang  der 
Zöglinge  ron  Lehrer-  und  Lehrerinnenbildungsanstalten 43 

ErlaTs  des  Königlich  preufsischen  ünterrichtsministers  wegen  Un- 
zulässigkeit  der  Abkärzung  der  vorschriftsmäfsigen  Unterrichts- 
zeit in  der  Volksschule  anläfslich  der  Einführung  der  mittel- 
europäischen Zeitrechnung 44 

Bestimmungen  des  Magistrats  und  der  Königlichen  Lokalschul- 
kommission in  München  über  die  A^nlage,  Instandhaltang  und 
Benutzung  der  Eislaufplatze  in  den  Schulhöfen 44 

Randschreiben  des  Erziehungsrates  des  Kantons  Zürich  an  die  Primär-, 
Sekundär-  und  Bezirksschulpfleger  bezüglich  des  Turnunterrichts 
an  den  Volksschulen 47 

Bestimmunffen  des  Königlich  preufsischen  Unterrichtsministers,  be- 
treffend die  Aufnahme  in  die  Königliche  Turnlehrerbildungs- 
anstalt  zu  Berlin 109 

Bestimmungen  des  Königlich  preuisischen  Unterrichtsministers,  be- 
treffend die  Aufnahme  in  die  an  der  Königlichen  Turnlehrer- 
bildungsanstalt in  Berlin  abzuhaltenden  Kurse  zur  Ausbildung 
von  Tumlehrerinnen 112 

ErlaTs  der  k.  k.  Landesregierung  in  Salzburg  vom  18.  Oktober  1894, 
Z.  10357,  an  alle  unterstehenden  k.  k.  Bezirkshauptmannschaften 
bezüglich  der  bezirksärztlichen  Untersuchung  der  nicht  normal 
entwickelten  Schulkinder 114 

Verfügang  der  Königlichen  Regierung  zu  Sigmaringen  vom  22.  No- 
vember 1894  wegen  Tuberkulose  in  den  Volksschulen 115 

Zwei  Erlasse  des  k.  k.  niederösterreichischen  Landesschulrates, 
Z.  4918,  betreffend  die  Bekämpfung  der  Trunksucht  durch  die 
Schule 177 

Verfügung  der  k.  k.  Statthalterei  von  Böhmen  wegen  Lüftung  der 
Schnlräume 178 

Bescheid  des  Bezirksschulrates  der  k.  k.  Reichshaupt-  und  Residenz- 
stadt Wien,  betreffend  die  Verhütung  der  Weiterverbreitung 
übertragbarer  Krankheiten  bei  den  Impfungen  in  Schulen 179 

Amtliches  Formular  für  Turndispensationen  an  der  Realschule  bei 
St.  Johann  in  Strafsburg  i.  E 180 

Erlafs  des  Königlich  preufsischen  Unterrichtsministers  wegenErwerbung 
und  Pflege  einer  guten,  auch  für  die  Hygiene  des  Auges  wich- 
tigen Handschrift  durch  die  Schüler  höherer  Lehranstalten 237 

Verordnung  des  Regierungsrates  des  Kantons  Schaff  hausen,  betreffend 
die  Verhütung  der  Weiterverbreitung  ansteckender  Krankheiten 
durch  Schulen 238 

Verfügung  des  Bezirksschulrates  der  Stadt  Wien  bezüglich  Heizung, 
Lüftung  und  Reinigung  der  Schulzimmer 240 

Erlafs  des  k.  k.  österreichischen  Ministers  für  Kultus  und  Unterricht, 
betreffend  die  Schalgesundheitspflege  an  den  Mittelschulen ....  300 

Verfügung  des  Königlich  preufsischen  Unterrichtsministers  bezüglich 
des  Haashaltungsunterrichts  für  Mädchen 304 

Zar  Bewilligung  des  Eintritts  in  die  Volksschule  für  Kinder  unter 
6  Jahren.  Aus  dem  Rundschreiben  des  Bezirksschulrates  der 
k.  k.  Reiohshaupt-  und  Residenzstadt  Wien,  G.  Z.  6053 305 


xn 

Seite 

Bekanntmachung  des  Scbalyorstandes  der  Stadt  Zürich  über  die 
Erholungsstation  für  Schulkinder  auf  dem  Schwäbrig 306 

Allerhöchster  Erlaüs,  betreffend  die  Hebung  des  Rudersports  an  den 
höheren  Schulen  Berlins 366 

Ausschreiben  des  Königlich  preuTsischen  Unterrichtsministers  für  das 
Wettrudern  der  Schüler  höherer  Lehranstalten  Berlins  im 
Jahre  1895 366 

Erlafs  des  Königlich  italienischen  Ministeriums  des  öffentlichen 
Unterrichts  bezüglich  der  Infektionskrankheiten  in  Schulen  368. 

428.  495.  560.  638 

Rundschreiben  des  Königlich  prenfsischen  Ministers  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten  wegen  Einrichtung  von 
Kursen  in  den  Jugend-  und  Volksspielen  an  den  Universitäten 
für  die  Studierenden 370 

Verfügung  der  Berliner  Schuldeputation^  betreffend  Gesundheitslehre 
in  den  städtischen  Schulen 371 

Rundschreiben  des  Königlich  prenfsischen  Ministers  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten,  betreffend  Schüler- 
yerbindungen  an  höhe  ren  Lehranstalten 429 

Aus  der  Verfögung  der  Bukowinaer  k.  k.  Landesregierung  vom 
27.  Februar  1895,  Z.  1752,  an  alle  unterstehenden  politischen 
Behörden  wegen  M^fsnahmen  gegen  die  ägyptische  Augen- 
krankheit (Trachom),  besonders  in  Schulen 431 

Verordnung  des  Königlich  prenfsischen  Unterrichtsministers,  betreffend 
Einführung  eines  neuen  Leitfadens  für  den  Turnunterricht  in  den 
Volksschulen 492 

Empfehlung  des  vom  Kaiserlichen  Gesund  hei tsamte  herausgegebenen 
Gesundheitsbüchleins  durch  das  Königlich  preufsische  Ministerium 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten  ....  496 

Tabelle  zur  Statistik  der  Erkrankungen  und  sonstigen  Dienstver- 
säumnisse der  Lehrpersonen.  Vom  Bezirksschulrate  der  Stadt 
Wien,  Schuljahr  1894—95 498 

Mitteilung  des  Königlich  preufsischen  Unterrichtsministers,  betreffend 
die  Förderung  freiwilliger  Spielstunden  an  den  höheren  Lehr- 
anstalten   559 

Bescheid  des  Königlich  preufsischen  Ministers  der  geistlichen  u.  s.  w. 
Angelegenheiten  über  die  Zuziehung  der  Kreisphysiker  bei 
Schliofsung  der  Schulen  anläislich  des  Ausbruches  ansteckender 
Krankheiten 562 

Verfugung  des  Bezirksschulrates  der  Stadt  Wien  wegen  Ermittelung 
der  schwachsinnigen  Kinder  in  den  dortigen  Volks-  und  Bflrger- 
schulen 562 

Rundschreiben  des  k.  bayerischen  Staatsministeriums  des  Innern  für 
Kirchen-  und  Schulangelegenheiten  gegen  den  Zudrang  zu  den 
humanistischen  Studien 632 

Verfügung  des  Königlich  un^rischen  Unterrichtsministers  an  den 
Landesunterrichtsrat,  die  Revision  des  Gymnasial-  und  Realschul- 
lehrplanes  betreffend 634 

Bekanntmachung  des  Königlich  preufsischen  Ministers  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten  über  den  Kursus  zur 
Ausbildung  von  Turnlehrern  im  Jahre  1895 639 

Fahrpreisermäßigungen  für  mittellose,  kranke,  blinde,  taubstumme 
und  verwaiste  Kinder.  Aus  dem  deutschen  Eisenbahnpersonentarif  640 


XIII 

Seit« 
Bandschreiben  des  Eöniglieh  preufsischen  Ministers  der  geistlichen, 
Unterrichts  und  Medizinalangelegenheiten  an  die  Provinzialschul- 
koUegien,    betreffend    die    Verhütung   von    Unglücksfällen    bei 

Schülern 697 

Maiaregeln  gegen  Diphtherie  and  Scharlach.     Verordnung  des  GroDs- 

herzoglich  badischen  Ministeriums  des  Innern 699 

Bescheid  des  Königlich  preufiiischen  Unterrichtsministers  an  den  Cen< 
tralausschnis  zur  Förderung  der  Jugend-  und  Volksspiele  bezüglich 
der  Anlage  von  Spielplätzen 706 


Personalien. 
47.  116.  181.  242.  806.  372.  435.  601.  564.  641.  707. 

Litteratur. 
1.  Besprechungen. 

E.  TON  ScHENOKENBORPF  uud  F.  A.  ScHHiDT,   Jahrbuch  für  Jugend- 

und  Volksspiele.    Von  Eabl  Febd.  Kümmbb 49 

HBRXAirN  CoBN,  Was  kann  die  Schule  gegen  die  Masturbation   der 

Kinder  thun?    Von  Hsbmann  Schilleb 52 

OsKAB  Schmidt,   Die  (iesundheitslehre   als   Lehrgegenstand   an   der 

höheren  Mädchenschule.    Von  Stephan  Nbumann 55 

Maximilian  Bbbsoen,  Die  Ursache  des  nervösen  Kopfschmerzes  der 

Schulkinder.    Von  Viktob  Lange 68 

Max  Sohneideb,  Katechismus  des  Wintersports.  Von  0.  Janke  ....  118 
H.  ScEKBEB,  Der  Handfertigkeitsunterricht  in  der  Volks-  und  Fort- 
bildungsschule.  Von  Geobo  Vollebs 120 

Gustav  Hebgel,  Praktische  Anleitung  zum  Schlittschuhlaufen.    Von 

Kabl  Otto 122 

M.  Bunel,  Bapport  sur  l'hygidne  des  öcoles.  Von  Kabl  HintbIgeb  124 
Thbodob  Altsghül,  Die  Frage  der  Überbürdung  unserer  Schuljugend 

vom  ärztlichen  Standpunkte.  Von  J.  Kollmann 183 

Kabl  Weitzel,  Zur  Schulgesundheitspfiege.  Von  Kabl  Wöboken.  .  185 
B.  Che.  Nussbaum,  Günstigste  Lage  der  Schulzimmer.    Von  Kabl  A. 

BOMSTOBFEB 187 

Ebnst  S.  BeynoldS)  Primer  of  Hygiene.  Von  L.  Ingebmann 189 

F.  Kboegeb,  Wer  kennt  die  Wunder  seines  Ich?  Von  J.  Felix 245 

Extrait  du  rapport  de  gestion  de  la  municipalit6  de  Lausanne  au 

conseil   communal   pour   VannSe   1893.     Direction   des   ecoles. 

Service  m^ical.    Extrait  du  rapport  present6  par  M.  le  Dr.  Combe, 

m^decin  des  Ecoles.  Von  Pebbachon  247 

Wilhelm  Bodb,    Zum  Schutz  unserer  Kinder  vor  Wein,    Bier  und 

Branntwein.  Von  Viktob  von  Kbaüs 250 

Henbt  W.  Hubbard,  DeafMutism:  a  Brief  Accourt  of  theDeaf  and 

Dnmb  Human  Bace,    from  the  Earliest  Ages    to    the   Present 

Time.  Von  William  Smith 252 

Mahgenot,  L'examen  individuel  et  le  buUetin  sanitaire  des  6coliers. 

Von  Kabl  Girabd 308 


XIV 


8«ite 

ADBI.1N0  QARBim,  Evoluzione  del  senso  cromatico  nella  infanzia.  Von 
H.  Magnus i 310 

Elaba  Hkssliko,  Das  Mädchentumen  in  der  Schale.  Von  G.  H. 
Wbber 812 

ii.  Mehleb  und  Joseph  Hess,  Anleitung  zur  ersten  Hilfeleistung  bei 
plötzlichen  UnföUen.  Von  0.  Janke 314 

CoNSTAiTTiNo  GoRDTi,  Contrlbuto  alla  qaestione  dei  banchi  da  scuola 
a  proposito  della  esposizione  intemazionale  d'igiene  dell'  H&yre 
1893.  Von  Antokino  Carini 374 

G.  Broesike,  Der  menschliche  Körper,  sein  Bau,  seine  Verrichtungen 
und  seine  Pflege,  nebst  einem  Anhang:  Die  erste  Hilfe  bei 
plötzlichen  Unfällen.  Von  F.  Dohnblüth 37S 

C.  Narbel,  Becherches  sur  l'6clairage  naturel  dans  les  öcoles  de 
Neuchatel.  Von  Combb 378 

Manoenot,  Essai  d'hjgidne  des  constructions  scolaires.    Von  Karl 

HlNTRlOBR 438 

J.  BoLLiNGBR-AuBR,  Bewcgungsspielc  für  Mädchen.  Von  Aügüst 
Hermann 440 

PlAhn  und  0.  Gbrlacb,  Erziehungsanstalten  und  Handfertigkeits- 
unterricht. Von  E.  Höhn 442 

Paul  am  Ende,  Die  Aufnahme  des  haus  wirtschaftlichen  Unterrichts 

in  den  Lehrplan  der  Volksschule.  Von  0.  Jakkb 444 

L.  KoTBLMANN,  Über  Schulgesundheitspflege.  Von  Hermann 
Schiller 504 

H.  Schüschny,  Beiträge  zur  Nervosität  der  Schuljugend.  Von  Leo 
Burgerstein 505- 

E.  VON  Schenckendorff  und  F.  A.  Schmidt,  Allgemein  unterrichtende 
Mitteilungen  zur  Einfuhrung  in  die  Jugend-  und  Volksspieb. 
Von  Theodor  Schmidt 507 

Gustav  Behnke,  Die  Gasofenheizung  für  Schulen.  Von  Heinbioh 
Mbidingbr 608 

WoLDEBfAR  GoETZE,  Der  Handfertigkeitsunterricht  an  den  Lehrer- 
seminaren. Von  Josbph  Gugler 565 

Vktor  von  Kraus,  Wie  kann  durch  die  Schule  dem  zur  Unsitte 
gewordenen  Mifsbrauche  geistiger  Getränke  entgegengewirkt 
werden?    Von  A.  Smith 670 

A.  Hermann,  Beigen  für  Schulturnen.   Von  Fbrdinand  Marx 672 

Fletcher  Beagh,    The  treatment  and  education  of  mentally  feeble 

children.   Von  L.  Inoermann 673 

H.  Griesbach,  Über  Beziehungen  zwischen  geistiger  Ermüdung  und 

Empfindungsvermögen  der  Haut.    Von  Leo  Burgerstbin 643 

Bobert  Zimmermann,  Gesundheitsregeln  für  Schule  und  HauB.    Von 

Fb.  Dornblüth 647 

E.  Koch,  Die  Geschichte  des  FuDsballs  im  Altertum  und  in  der  Neu- 
zeit.  Von  H.  Wickenhagen 650 

B.  Marcus,    Zur   neueren    schulhygienischen   Litteratur.     Von   L. 

KOTELMANN 662 

Thomas  Chesterton,  The  theory  of  pbysical  education  in  eleroentary 
schools.  Von  Wiliam  Browne , 653 

Leo  Burgerstbin  und  August  Nbtolitzry,  Handbuch  der  Schul- 
hygiene.  Von  C.  Ströhmberg 710 

Skrivekomiteens  indberetning  dateret  30te  Oktober  1894  angaaende 

Skriveundervisningen  i  bameskolen.    Von  Axel  Hebtel 712 


XV 


Seit« 
Hugo   Bühl,    Entwickelun^geschichte    des    Turoens.     Von   Franz 

Wilhelm 713 

Viktor  ton  Woikowskt-Biedaü,  Das  BeweguDgsspiel  in  der  deutsohen 

Volkflhygiene  und  Volkserziehung.   Von  E.  Koch 715 


Bibliographie. 
60.  126.  189.  258.  316.  382.  445.  509.  574.  654.  717. 

Bei  der  Redaktion  eingegangene  Schriften. 
62.  127.  191.  255.  318.  383.  447.  511.  575.  655.  719. 

m 

Berichtigung 512 

Sachregister 721 

Namenregister 741 


1 


leitfilirifi  fit  ^ilinliieMlieitay^^^^^ 

Vm.  Jahrgang.  1895.  No.  1. 


<9ri0itialiili^iiiibltttti)ett« 


Die  dunklen  Punkte  in  der  Myopielehre. 

Von 

Dr.  med.  J.  SxiLLiNa, 
Professor  der  Ang^nheilkonde  an  der  UniTerrität  Stralsbiirg  i.  E. 

Die  Frage  der  Abhängigkeit  der  Myopie  yom  Sokädel- 
nnd  Angenliölilenbane  dürfte  dnroh  die  YeröfiFentliclinng  der 
üniersuolinngeny  welche  in  der  Bemer  Angenklinik  nnter 
Professor  Pflügeb^  ansgeführt  worden  sind,  in  ein  nenes 
Stadium  getreten  sein. 

Es  ist  durch  diese  an  einem  greisen  und  sorgfältig  aus- 
gewählten Material  zweifellos  bewiesen  worden,  daJs  das  von 
mir  aufgefundene  Gesetz,  nach  welchem  die  Myopie  in  der 
Begel  mit  niedrigem,  die  Emmetropie  mit  hohem  Augenhöhlen- 
baue yerknüpft  ist,  auf  sicherer  Grundlage  ruht.  Weiter  hat 
Pflüqeb  durch  diese  Untersuchungen  feste  Stützen  für  den 
Ton  mir  vertretenen  Satz  geschaffen,  dafs  die  erbliche  An- 
lage für  die  Entstehung  der  Kurzsichtigkeit  der 
Hauptsache  nach  in  nichts  anderem  zu  suchen  sei, 
als  in  der  Vererbung  des  Schädel-  und  Augenhöhlen- 
baues. 

PFLÜaEB  stellt  sich  denn  auch  ganz  offen  insofern  jetzt 
auf  meine  Seite,  als  er  die  Chamäkonchie,  die  er,  wie  ich,  von 


*  Mitteihmgen  aus  KUmken  und  medieiimchen  InsUiuten  der  Schweig, 
1898,  1.  Beihe,  2.  Heft. 

8ohiiltatii]idh«itspfl«ge  ym.  1 


dem  Index  85  ab  rechnet,  aU  den  wichtigsten  Faktor  für  die 
Genese  der  Myopie  erklärt. 

Die,  wie  ich  mehrfach  betont  habe,  ganz  notwendigen 
und  naturgemäisen  Ansnahme&lle  von  dem  allgemeinen  Gesetz 
fallen,  wie  der  Genannte  meint,  noch  anderen  Faktoren  als  dem 
Augenhöhlenbaue  zur  Last.  Sie  bilden  nach  ihm  noch  einige 
„dunkle  Punkte^  in  der  Lehre  von  der  Myopie.  Es  lasse 
sich  zwar  die  greise  Menge  der  Falle,  aber  noch  nicht  alles 
und  jedes  durch  Wachstum  des  Augapfels  unter  Muskeldruck 
erklären. 

Ich  könnte  mich  bei  der  mir  durch  Pflügek  zu  teil 
gewordenen  Anerkennung  recht  wohl  in  dem  Gedanken  zu- 
frieden geben,  dals  es  genug  sei,  wenn  eine  Untersuchung, 
die  neue  Wege  einschlägt,  dazu  führt,  die  Hauptsache  des 
Gegenstandes  ins  klare  zu  setzen,  mögen  dann  auch  immerhin 
noch  einige  untergeordnete  Punkte  späterer  Aufklärung  vor- 
behalten sein.  Allein  da  ich  im  stände  zu  sein  glaube,  gerade 
die  von  Pflügeb  noch  angenommenen  „dunklen  Puiikte^  in 
helles  Licht  zu  setzen,  so  sehe  ich  nicht  ein,  weshalb  ich  dies 
unterlassen  sollte. 

Ich  hoffe,  ohne  groUse  Schwierigkeiten  nachweisen  zu 
können,  dals  nahezu  sämtliche  Ausnahmefälle  von  dem  all- 
gemeinen Gesetze,  nach  welchem  die  Entstehung  der  Myopie 
im  wesentlichen  vom  Baue  der  Augenhöhle  abhängt,  trotz  des 
gegenteiligen  ersten  Anscheines  sich  ganz  vortrefflich  ebenfalls 
unter  dieses  Gesetz  unterordnen  lassen.  Das  will  sagen,  wenn 
auch  bei  diesen  Fällen  der  Augenhöhlenbau  nicht  in  Betracht 
kommt,  so  entstehen  sie  doch  nichtsdestoweniger  so  gut,  wie 
die  übrigen,  durch  Wachstum  unter  Muskeldruck,  und  der 
Verlauf  des  oberen  schrägen  Augenmuskels  und  seiner  Sehne 
spielt  hier  dieselbe  ausschlaggebende  Bolle  wie  dort. 

Pflügebs  erste  Frage  lautet,  „wie  es  zu  erklären  sei, 
dafs  nicht  immer  der  Grad  der  Myopie  dem  der 
Chamäkonchie,  resp.  Mesokonchie  entspricht^. 

Die  Antwort  ist,  dals  meiner  Lehre  zufolge  das  Zustande- 
kommen    der    bei    anstrengender    Nahearbeit    sich    bildenden 


Ennsiclitigkeit  von  nicht  weniger  als  vier  Faktoren  abhängt, 
nämlich  1.  von  der  Höhe  der  Trochlea,  2.  vom  Verlaufe  der 
Obliqunsaehne,  3.  von  der  Homhautkrümmnng,  4.  von  der 
Wachstamstendenz  des  Anges. 

Es  mnfs  also  ganz  naturgemäfs  eine  anfiserordentlich  grofse 
Anzahl  von  Fällen  geben,  in  welchen  diese  Faktoren  ungleich, 
und  nur  eine  kleinere,  in  denen  sie  annähernd  gleich  sind. 

Die  Trochlea  liegt  allerdings  in  der  Begel  bei  niedriger 
Orbita  niedrig,  kann  aber  auch  bei  hoher  Orbita  niedrig  liegen. 

Die  Obliquussehne  kann  bei  jeder  Form  der  Orbita  und 
bei  jeder  Lage  der  Trochlea  so  verlaufen,  dafis  der  Bulbus 
nur  wenig  oder  gar  nicht  komprimiert  wird,  wenngleich  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  bei  niedriger  Orbita  der  Augapfel  durch  die 
Muskeln  im  myopischen  Sinne  zusammengedrückt  werden  muTs* 

Folglich  kann  bei  zwei  Augenhöhlen  mit  myopischem 
Orbitalindex  in  derjenigen,  die  den  niedrigeren  Index  hat, 
doch  die  Trochlea  höher  liegen,  als  in  der,  die  den  höheren 
Index  aufweist,  oder  falls  dies  nicht  zuträfe,  kann  im  ersteren 
Falle  die  Obliquussehne  so  verlaufen,  dals  sie  eine  geringere 
Kompression  ausübt,  ak  im  zweiten  Falle. 

Wenn  aber  auch  in  zwei  Augen  mit  niedrigem  Orbital- 
index diese  Faktoren  ganz  gleich  wären,  so  würden  in  einer 
beträchtlichen  Anzahl  von  Fällen  die  gewöhnlichen  Ver- 
schiedenheiten der  Homhautkrümmung  einen  wesentlichen 
Unterschied  in  der  Refiraktion  bedingen.  Ich  habe  hier  keines- 
wegs abnorm  starke  Homhautkrümmungen  von  6  oder  7  mm 
im  Sinne,  wie  sie  seltener  vorkommen  und  dann  schon  an  und 
für  sich  bei  sonst  ganz  normalem  Wachstum  des  Auges  ohne 
allen  Muskeldruck  die  myopische  Refraktion  bedingen  können. 
Jedoch  bereits  fär  gewöhnlich  weist  der  Hornhautradius 
Schwankungen  zwischen  7,5  und  8,5  mm  auf.  Dies  entspricht 
aber  schon  einem  Refiraktionsunterschiede  von  etwa  6  Dioptrien, 
so  dafis,  wenn  zwei  Augen  unter  ganz  gleichem  Augenhöhlenbau 
und  ganz  gleichem  Muskeldruck  wachsen,  dieselben,  sobald 
ihre  Homhautkrümmung  nicht  dieselbe  ist,  notwendig  auch  in 
reiBchiedenem  Grade  kurzsichtig  werden  müssen. 


Aber  wenn  anob  die  drei  ersten  Faktoren  gleich  wären, 
so  bliebe  doch  noch  der  mächtige,  vielleicht  mächtigste  vierte 
Faktor  übrig,  die  Wachstamstendenz  des  Anges  selbst.  Diese 
ist  natürlich  bei  verschiedenen  Individuen  sehr  verschieden, 
nnd  sie  allein  würde  die  Erklärung  dafür  liefern  können, 
warum  der  Grad  der  Myopie  nicht  genau  dem  Orbitalindex 
entspricht. 

Die  zweite  Frage  PFLÜaEBS  lautet,  ^warum  bei  vielen 
Individuen  mit  ungleichen  Orbiten  der  Myopiegrad 
gerade  auf  Seite  des  höheren  Index  gröfser  sei^. 
Diese  Frage  ist  im  Grunde  ganz  identisch  mit  der 
ersten.  Wäre  sie  das  nicht,  dann  müJste  eben  in  jedem 
Falle  der  Grad  der  Myopie  in  direkter  und  einziger  Ab- 
hängigkeit vom  Orbitalindex  stehen,  und  das  Prokrustesbett 
wäre  fertig,  in  das  sich  allgemeine  Gesetze  nimmermehr  pressen 
lassen. 

Es  war  aus  allen  angeführten  Gründen  a  priori  gar  nicht 
zu  erwarten,  dafs  sich  zwischen  der  Höhe  des  Myopiegrades  und 
der  des  Orbitalindex  ein  ganz  strikter  Zusammenhang  werde 
finden  lassen.  Meine  Meinung  war  lediglich  die,  dals  ein 
solcher  Zusammenhang  für  viele  Fälle  anzunehmen  sei.  Diese 
Annahme  gründete  sich  auf  zahlreiche  Beobachtungen,  in  denen 
bei  ungleicher  Myopie  sich  der  höhere  Grad  auf  Seiten  des 
niedrigeren  Index  befand.  Ich  habe  mich  jedoch  beeilt,  hin- 
zuzufägen,  dals  auch  das  Gegenteil  nicht  selten  vorkäme,  schon 
wegen  der  Verschiedenheit  der  Homhautkrümmung.  Daus  meine 
Beobachtungen  richtig  sind,  ist  von  Pflügeb  selbst  bestätigt 
worden.  Es  war  für  mich  dabei  eine  Art  Beruhigung,  dafs 
derselbe  angibt,  seine  Messungen  bestätigten  den  Zusammenhang 
zwischen  dem  Myopiegrad  und  der  Orbitalhöhe  „einigermaisen^. 
Es  wäre  in  der  That  im  anderen  Falle  viel  zu  viel  bewiesen 
worden,  denn  ein  allgemeines  Gesetz  kann  erst  dann  als  wirk- 
lich feststehend  angesehen  werden,  wenn  auch  die  Ausnahmen 
gefunden  und  erklärt  sind. 

Dafs  sich  aber  überhaupt  nur  ein  gewisser  Zusammenhang 
zwischen  der  Höhe  der  Myopie   und   deijenigen   des  Orbital- 


index  herausgestellt  hat,  hildet,  wie  mir  scheint,  einen  änfserst 
bündigen  Beweis  für  die  Richtigkeit  der  hier  vertretenen  Lehre. 
Es  ist  damit  konstatiert,  dafs  für  den  znr  Myopie  führenden 
Mnskeldmck  die  Höhe  der  Trochlea  der  wichtigste  Faktor  ist 
und  die  übrigen  angeführten  zwar  immerhin  eine  bedentende, 
aber  doch  keine  so  groüse  KoUe  spielen,  wie  jener.  Oeteris 
paribns  hängt  der  Grad  der  Myopie  von  der  Orbital- 
höhe ab,  aber  anch  nnr  ceteris  paribns. 

Es  ist  hier  der  Ort,  anch  den  mir  bekanntlich  von  ver- 
schiedenen Seiten  gemachten  Einwnrf  zn  besprechen,  dals  das 
Gesetz  für  die  Anisometropen  nicht  gestimmt  habe. 

Unter  Anisometropie  versteht  man  gewöhnlich  den  Znstand, 
bei  welchem  anf  der  einen  Seite  Emmetropie  nnd  anf  der 
anderen  Myopie  oder  Hypermetropie  vorhanden  ist.  Diese 
Fälle  bilden  die  groüse  Masse  der  Anisometropen,  soweit 
davon  überhaupt  gesprochen  werden  darf,  denn  so  sehr  häufig 
kommt  die  Anisometropie  nicht  vor,  daüs  man  im  buchstäb- 
lichen Sinne  des  Wortes  von  greisen  Massen  reden  könnte. 
Die  eigentliche  Anisometropie,  der  Zustand,  in  welchem  auf 
der  einen  Seite  Hypermetropie,  auf  der  anderen  Myopie 
besteht,  ist  im  ganzen  jedenfalls  seltener. 

Was  nun  die  „grolse  Menge^  der  Fälle  angeht,  so  ist  viel- 
fach, wohl  sogar  meistenteils  die  Anisometropie  nur  eine 
scheinbare.  Untersucht  man  solche  Fälle  genauer,  so  findet 
man,  dalis,  wo  angeblich  einerseits  Emmetropie  und  andererseits 
Myopie  besteht,  das  emmetropische  Auge  einen,  wenn  auch  sehr 
schwachen  Grad  von  Myopie  aufweist,  0,5  Dioptrien  oder 
noch  weniger.  Ebenso  ergibt  sich,  dais,  wenn  auf  der  einen 
Seite  Emmetropie,  auf  der  anderen  Hyperopie  vorhanden  sein  soll, 
das  emmetropische  Auge  einen  ganz  geringen  Grad  von  Hyper- 
metropie, 0,75  Dioptrien  oder  noch  weniger,  zeigt.  In  anderen 
Fällen,  wo  dies  sich  nicht  herausstellt,  lassen  sich  Unterschiede 
in  der  Homhautkrümmung  nachweisen,  die  den  Befraktions- 
unterschied  erklären.  Wenn  also  in  der  greisen  Mehrzahl  der 
Fälle  die  Orbitalindices  auf  beiden  Seiten  gleich  gefanden 
werden,    so   ist    dies    ganz    natürlich,    weil   meistens    eben 


6 

anoh  die  Refraktion  qualitativ  auf  beiden  Seiten  die 
gleiche  ist. 

Wäre  bei  dieser  Art  Anisometropen  der  Index  nicht  in 
der  Regel  gleich,  so  müfste  man  folgerichtig  verlangen  können, 
dafs  die  Höhe  des  Myopiegrades  direkt  von  der  Höhe  des 
Orbitalindex  abhinge,  ein  Verlangen,  welches  den  oben 
gegebenen  Auseinandersetzungen  gemäls  ein  ganz  unwissen- 
schaftliches sein  würde. 

Es  ist  wohl  hauptsächlich  die  Unkenntnis  dieser  Ver- 
hältnisse gewesen,  welche  verschiedene  Autoren  veranlagst  hat, 
auf  Ghrund  der  Befände  an  Anisometropen  meine  Lehre  anzu* 
greifen.  Sucht  man  übrigens  aus  dem  vorliegenden  Material 
die  eigentlich  ausschlaggebenden  Fälle  heraus,  so  ergibt  sich 
ein  ganz  anderes  Resultat. 

Fälle  von  wirklicher  Anisometropie,  solche  nämlich,  in 
denen  auf  der  einen  Seite  Myopie,  auf  der  anderen  schwache 
Hypermetropie  vorhanden  ist,  würden  eher  etwas  beweisen 
können.  Hochgradige  Hypermetropie  mü&te  selbstverständlich 
ausgeschlossen  werden,  denn  das  hochgradig  hypermetropisohe 
Auge  ist  ein  solches,  welches  im  Wachstum  zurückbleibt  und 
trotz  allen  Muskeldruckes  nicht  myopisch  werden  kann. 

Diese  Fälle  sind  nun  nicht  häufig.  Bei  Kibchneb  finden 
sich  9  Schüler  der  Art  verzeichnet.  Nicht  weniger  als  7 
davon  hatten  den  niedrigeren  Index  auf  Seiten  des  myopischen 
Auges. 

Pflüoes  weist  derartige  wirkliche  Anisometropen  nur  2 
auf.  In  beiden  Fällen  war  auch  hier  auf  Seiten  des  myopischen 
Auges  der  niedrigere  Index. 

Auch  die  dritte  Frage  Pflügebs,  „warum  sich  Myopie 
an  Augen  mit  hohen  Augenhöhlen  entwickeln  und 
Normalsehen  bei  niedriger  Orbita  bestehen  könne^, 
ist  nicht  schwer  zu  beantworten.  Es  ist  nicht  im  mindesten 
notwendig,  nach  anderen  Faktoren  zur  Erklärung  dieser 
Ausnahmefälle  zu  suchen;  das  Wachstum  unter  Mnskeldruok 
erklärt  alle  in  der  befriedigendsten  Art. 

Die   Obliquussehne  komprimiert  in  der  Regel  bei  hoher 


Orbita  den  Augapfel  niolit.  Allein  es  gibt  von  dieser  Regel 
mindestens  gerade  so  viel  Ausnahmen,  als  nötig  sind,  um  die 
Myopie  auch  bei  boher  Orbita  durch  Wachstum  unter  Muskel- 
druok  —  und  um  diese  bestimmte  Form  der  Myopie  handelt 
es  sich  ja  hier  ausscblielslich  —  vollkommen  begreiflich  zu 
machen. 

Ich  habe  mit  meinen  Schülern,  Dr.  Oohen,  Dr.  Romano- 
Catania  und  Dr.  Kbotoschin,  um  die  Abhängigkeit  der 
Muskelkompression  vom  Orbitalindex  festzustellen,  208  Orbitae 
geö&et.  Unter  146  hohen  Augenhöhlen  fehlte  die  Kompression 
98  mal,  also  in  67  %  der  Fälle.  Immerhin  blieben  noch  33  %, 
in  denen  sie  nachgewiesen  werden  konnte,  und  es  wurde  auch 
in  jedem  einzelnen  Falle  der  anatomische  Grund  festgestellt, 
weshalb  trotz  des  hohen  Index  die  Kompression  dennoch 
eintreten  muiste.  Entweder  lag  die  Trochlea  niedrig,  oder, 
wenn  sie  dem  Index  entsprechend  hoch  lag,  verlief  die  Sehne 
trotzdem  so,  dals  sie  den  Augapfel  schläfenwärts  umgriff  und 
ihn  in  myopischem  Sinne  zusammendrücken  mufste,  wie  denn 
selbstverständlich  in  diesen  Fällen  stets  die  Schnürfarche 
hervorgebracht  war. 

Zum  Überflufs  habe  ich  dies  an  den  beiden 
myopischen  Augen  eines  mir  bei  seinen  Lebzeiten 
bekannten  Arztes  in  situ  anatomisch  nachweisen 
können.  Es  war  eine  Myopie  von  6  Dioptrien  während  des 
Lebens  vorhanden  gewesen,  welche  sich  durch  anstrengende  Nahe« 
arbeit  gebildet  hatte.  Dies  erwies  auf  das  unzweideutigste  die 
eingehende  anatomische  Untersuchung,  denn  die  Augen  zeigten 
trotz  des  hohen  Myopiegrades  keinerlei  pathologische  Ver- 
änderung. Sie  waren  nur  im  Längsdurchmesser  ein  wenig 
grölser  als  die  meisten  Augen,  25  und  26  mm,  im  übrigen 
völlig  normal;  es  bestand  nicht  einmal  ein  geringer  Conus.  Die 
Untersuchung  der  Orbita  an  der  Leiche  zeigte  einen  sehr 
hohen  Index,  100  und  darüber.  Ebenso  lag  die  Trochlea 
beiderseits  sehr  hoch,  und  die  Obliquussehne  kam  steil  von 
ihr  zum  Augapfel  herunter.  Dort  angelangt,  legte  sie  sich 
aber  an  den  Bulbus  an  und  schlang  sich   temporalwärts   um 


8 

ilin  hemmy  so  daTs  die  Schnürfarohe  anf  das  bestimmteste 
hervortrat  und  also  Kompression  in  myopischem  Sinne  trotz 
des  abnorm  hohen  Index  und  der  hohen  Lage  der  Trochlea 
stattgefunden  hatte. 

Warum  endlich  Normalsehen  auch  bei  niedriger 
Orbita  bestehen  könne? 

Weil  1.  die  Trochlea  auch  bei  niedriger  Orbita  hoch 
liegen  kann;  2.  auch  bei  tief  liegender  Trochlea  der  Obllquus 
so  verlaufen  kann,  daiSs  er  keine  Kompression  auszuüben 
vermag;  3.  die  Hornhaut  hin  und  wieder  verhältnismäfsig  zu 
flach  ist,  als  dals  das  Auge  unter  den  gegebenen  Verhältnissen 
myopisch  werden  könnte.  Auch  hier  hat  man  keineswegs  an 
abnorm  flache  Hornhäute  mit  einer  Krümmung  von  9  mm  zu 
denken,  die  nur  selten  vorkommen,  sondern  an  die,  welche  in 
der  Mehrzahl  der  Fälle  zu  finden  sind.  Trifft  man  bei 
Emmetropie  eine  Krümmung  von  8,5  mm,  so  würde  die 
Substitution  von  8,0,  einem  ebenfalls  sehr  häufig  vorkommenden 
Werte,  schon  eine  Myopie  von  etwa  3  Dioptrien  ergeben; 
4.  weil  trotz  der  Kompressionswirkung  das  Auge  nicht 
genügend  wächst,  um  myopisch  werden  zu  können. 

Nimmt  man  zu  allem  dem  noch,  dals  bei  hoher  Orbita 
Vorliegen  des  Auges,  bei  niedriger  Orbita  Tiefliegen  desselben 
die  Kompressionswirkung  da  zu  stände  kommen  lä&t,  wo  sie 
Qonst  ausbleibt,  und  umgekehrt,  so  sind  f&r  alle  Ausnahmen 
von  dem  allgemeinen  Gesetze,  mögen  sie  noch  so  zahlreich 
gefunden  werden,  Erklärungsgründe  in  der  befriedigendsten 
Zahl  vorhanden.  Daus  Vor-  und  Tiefliegen  des  Auges,  sowie 
abnorme  Homhautkrümmungen  im  einen  und  anderen  Sinne 
nur  seltene  Ausnahmen  erklären,  gebe  ich  gern  zu,  habe  auch 
niemals  etwas  anderes  angenommen. 

Dagegen  sind  die  übrigen  anatomischen  Ausnahmen^  die  ab- 
norme Lage  der  Trochlea  und  die  Verschiedenheiten  im  Verlaufe 
der  Sehne  des  oberen  schrägen  Augenmuskels,  so  häufig,  daTs 
sie  allein  vollständig  ausreichen,  um  die  ganze  Hauptmasse 
der  Abweichungen  von  meinem  Gesetze  —  soweit  der  Ausdruck 
Masse  bei  einem  gut  ausgewählten  anthropologischen  Material, 


wie  bei  PFLÜaEB  nnd  mir,  überhaupt  in  Betracht  kommt  — 
durchaus  verstehen  zu  lassen. 

Es  ist  dies  sogar  zahlenmä&ig  zu  erweisen,  wenn  ich  die 
Besultate  der  anatomischen  Untersuchungen  über  die  Abhängig- 
keit der  Kompressionserscheinungen  vom  Orbitalindex  mit  den 
Resultaten  der  Messungen  PFLÜaBBS  an  Erwachsenen  —  und 
die  letzteren  haben  doch  ausschlieislich  Bedeutung,  weü  erst  bei 
diesen  das  volle  Material  der  Myopen  sich  findet  —  vergleiche. 

Ich  fand  bei  146  hohen  Augenhöhlen  in  33  7o  der  Ffille 
Ausnahmen  von  der  Regel:  die  Kompressionserscheinungen 
waren  vorhanden. 

Bei  62  niedrigen  Augenhöhlen  fehlte  hingegen  die 
Kompression  aus  anatomischen  Gründen  6 mal;  also  fanden 
sich  hier  etwa  10%  Ausnahmen  von  der  Regel. 

Pfltjger  konstatierte  Myopie  bei  hohen  Augenhöhlen  in 
14  %,  dagegen  Emmetropie,  resp.  Hypermetropie  bei  niedrigen 
Augenhöhlen  in  8%  der  Fälle.  Dabei  ist  die  Augenhöhle 
mit  hohem  Index  schon  von  85  an  gerechnet. 

Demnach  sind  die  anatomischen  Befunde  in 
diesen  Reihen  mehr  als  hinreichend,  um  die  Ausnahme- 
fälle zu  erklären.  Sie  dürften  am  lebenden  Erwachsenen 
noch  viel  zahlreicher  sein,  ohne  dals  man  nach  anderen 
Erklärungsgründen  zu  suchen  brauchte,  als  denjenigen,  welche 
die  Lehre  von  der  Genese  der  Arbeitskurzsichtigkeit  — 
Wachstum  unter  Muskeldmck  —  an  die  Hand  gibt.  Mir 
scheint,  Pflügeb  hat  die  Resultate  der  anatomischen 
Bestimmung  nicht  genügend  in  Rechnung  gezogen,  widrigen- 
falls ihm  die  auffallende  Übereinstimmung  zwischen  unseren 
Zahlen  nicht  entgangen  wäre. 

Aber  selbst  wenn  ich,  um  alle  möglichen  Konzessionen 
zu  machen,  nicht  nur  die  Erwachsenen,  sondern  das  Gesamt- 
material Pflügebs  berücksichtige,  ist  die  Übereinstimmung 
zwischen  den  Resultaten  der  anatomischen  und  der  anthropo- 
logischen Untersuchungen  beweisend  genug.  Für  die  Myopie 
erhält  Pfi/Ügeb  alsdann  20  Vo»  Air  die  Emmetropie,  resp. 
Hypermetropie  16%  Ausnahmen. 


10 

Für  die  Entstohang  der  Myopie  bei  hoher  Orbita  hätte 
FFLÜa£B  noch  13%  Ansnahmen  mehr  finden  können,  ohne 
dalB  man  darum  —  den  Resultaten  der  anatomischen  Be- 
stimmungen entsprechend  —  einen  anderen  Faktor  für  die 
Genese  der  Myopie  aufzusuchen  nötig  hätte,  als  den  Verlauf 
der  Oliquussehne. 

^io  gröJsere  Differenz  von  15%  für  die  niedrigen  Orbitae, 
in  denen  Normalsehen  bestand,  erklärt  sich  sehr  natürlich 
dadurch,  dafs  es  sich  zu  einem  grolsen  Teile  noch  um  wachsende 
Individuen  handelt,  von  denen  doch  wohl  mindestens  der 
dritte  Teil  im  Laufe  der  Zeit  noch  myopisch  werden  dürfte. 
Gerade  der  Umstand  aber,  dais  sich  die  wichtigere  Differenz 
in  den  Ausnahmen  auf  die  niedrigen  Orbitae  bezieht,  steht 
wieder  in  der  besten  Übereinstimmung  mit  dem  allgemeinen 
Gesetze.  Bei  einem  jugendlichen  Material  müssen  selbstredend 
die  Ausnahmen  bei  den  niedrigen  Orbitae  häufiger  sein,  als 
bei  den  hohen,  weil  eben  die  letzteren  im  allgemeinen  die 
Entstehung  der  Myopie  verhindern. 

Ich  komme  nunmehr  zu  dem  einzigen  wichtigen 
Punkte,  in  welchem  Pflügbb  und  ich  noch  ver- 
schiedener Anschauung  sind. 

Ich  nehme  in  Übereinstimmung  mit  anderen  Forschern, 
unter  denen  ich  nur  Hippel,  Tschebning,  Lanbolt  nennen 
will,  ganz  verschiedene  Formen  von  Myopie  an.  Die  eine 
Form  entsteht  durch  Wachstum  unter  Muskeldruck  bei  an- 
strengender Nahearbeit,  die  andere  durch  eine  krankhafte 
Dehnung  des  Auges,  eine  Art  Hydrophthalmie.  Diese  beiden 
Formen  haben  in  allen  wesentlichen  Funkten  nichts  mitein- 
ander zu  thun,  besitzen  durchaus  verschiedene  Grundursachen 
und  können  niemals  ineinander  übergehen. 

Pflügkb  bemüht  sich,  die  frühere  Ansicht  aufrecht  zu 
erhalten,  und  betont,  ebenso  wie  Seggel,  dais  die  klinischen 
Beobachtungen  ganz  unzweifelhaft  Übergangsfälle  zwischen  den 
beiden  Formen  erkennen  lieJsen.  Das  Bedürfius,  derartige 
Fälle  zu  erklären,  veranlalst  ihn,  trotz  seiner  vollkommenen 
Anerkennung  des  Gesetzes,    dafs    die  Myopie  in  der  groüsen 


11 

Mehrzahl  der  Fälle  yom  Schädel-  und  Angenhöhlenbaue  ab- 
hängt, für  die  Ansnahmen  von  diesem  Gesetze  nach  ander- 
weitigen Faktoren  zn  suchen. 

Ich  mols  gestehen,  dab  es  mir  bis  vor  kurzem  niemals 
recht  klar  gewesen  ist,  was  für  Fälle  Seogel,  Pflügeb  und 
andere  Forscher  zn  diesen  snpponierten  Übergangsformen 
rechnen  wollen.  Ich  habe  nur  vermutet,  dais  sie  hierunter 
deletäre  Fälle  yerstehen,  die  aber  schon  in  einem  früheren 
Stadium  der  Krankheit  zur  Beobachtung  kommen. 

Diese  Vermutung  ist  mir  vor  einiger  Zeit  bei  einem  Be- 
suche in  München  zur  Gewifsheit  geworden. 

Dort  demonstrierte  mir  nämlich  Kollege  Seogel  einen 
Fall,  den  er  als  Übergangsform  zwischen  der  unschädlichen 
Arbeitsmyopie  und  der  deletären  Myopie  bezeichnete. 

Es  bestand  in  diesem  Falle  bereits  ein  gro&er  ring- 
förmiger Conus  und  auJBerhalb  desselben  schon  stark  atrophische 
Ghorioidea,  die  Lamina  cribrosa  zeigte  ein  bedeutend  ver- 
gröfsertes  Augenspiegelbild.  Demnach  waren  alle  charak- 
teristischen Zeichen  einer  pathologischen  Dehnung  vorhanden. 
Dennoch  betrug  die  Myopie  nur  4  Dioptrien. 

Solche  Fälle  hat  ofifenbar  auch  PFLÜaEB  im  Auge. 

In  der  That  erscheint  es  auf  den  ersten  Blick  ein  Rätsel, 
daCs  der  Grad  der  Myopie  so  gering  und  die  krankhaften  Ver- 
änderungen so  beträchtlich  sind.  Allein  ich  darf  behaupten, 
dals  ich  dieses  Rätsel  bereits  in  meinem  ersten  Buche  über 
die  Entstehung  der  Kurzsichtigkeit  durch  anatomische  Unter- 
suchung kranker  Augen  im  allgemeinen  und  hochgradig 
myopischer  im  besonderen  vollständig  seiner  Lösung  entgegen- 
geführt habe. 

Ich  habe  nämlich  dort  nachgewiesen,  dais  die  Form  der 
hochgradig  myopischen  Augen  im  Gegensatz  zu  den  übrigen, 
die  nur  durch  Muskeldruck  verändert  sind,  eine  sehr  wechsel- 
volle ist.  Nicht  nur,  dafs  statt  der  temporalen  die  nasale 
Hälfte  die  vorwiegend  erweiterte  sein  kann,  es  ist  nicht  einmal 
notwendig,  dafs  ein  solches  hochgradig  kurzsichtiges  Auge  die 
allgemeine   längliche   Eiform  des   myopischen    Auges    besitzt. 


12 

sondern  es  kann  geradezu  die  Form  des  hypermetropiflohen 
Auges  aufweisen:  der  Querdnrohmesser  übertrifft  be- 
trächtlich den  Längsdurchmesser. 

Die  erwähnten  Befunde  an  myopischen  kranken  Augen 
stimmen  nun  vollkommen  überein  mit  solchen  an  anderen  Augen, 
welche  an  verschiedenen  sonstigen  Formen  der  Hydrophthalmie, 
der  krankhaften  Dehnung,  leiden«  Insgesamt  bilden  diese  Augen 
ein  anatomisches  Material,  welches  ganz  stattlich  ist.  Auch 
bei  ihnen  ist  die  Form  nicht  konstant,  sie  richtet  sich  nach 
dem  Muskeldruck.  Verläuft  die  Obliquussehne  so,  daCs  sie  in 
myopischem  Sinne  drücken  mufs,  so  erhält  ein  solches  an 
Staphylom,  Sekundärglaukom  u.  dgl.  erkranktes  Auge  die 
myopische  Eiform,  im  entgegengesetzten  Falle  entstehen  die 
verschiedensten  anderen  Formen.  So  kann  ein  derartiges  Auge 
in  monströser  Weise  in  die  Höhe  wachsen.  Ich  habe  ein 
solches  beschrieben,  in  welchem  der  Querdurchmesser  und  der 
Längsdurchmesser  nur  23  und  27  mm,  der  Höhendurchmesser 
dagegen  30  mm  betrug. 

Alle  diese  Formen  sind  auch  bei  normalen  Augen  von 
mir  nachgewiesen  worden.  Die  Gestalt  eines  Auges,  ob 
gesund  oder  krank,  hängt  immer  vom  Muskeldruck 
ab.  Bei  der  Arbeitsmyopie  ist  die  Form  mit  dem  Wesen  der 
Sache  identisch.  Solche  Augen  haben  immer  einen  relativ 
grolsen  Längsdurchmesser,  und  die  temporale  Hälfte  ist  um^ 
fangreicher,  als  die  nasale. 

Bei  der  deletären  Myopie  ist  die  FormNeben- 
Sache  und  daher  sehr  wechselvoll. 

Diejenigen  Augen  nun,  welche  Pflügeb  und  SsaaEL 
als  Übergangsformen  zwischen  der,  wie  auch  sie  zugeben, 
meistenteils  unschädlichen  Arbeitsmyopie  und  der  deletären 
Kurzsichtigkeit  betrachtet  wissen  wollen,  sind  Augen  mit  dele- 
tärer  Myopie  in  einem  relativ  frühen  Stadium,  deren  Quer- 
durohmesser stärker  gedehnt  ist,  als  der  Längsdurchmesser. 
Zwar  ist  die  Dehnung  des  Auges  schon  eine  recht  beträcht- 
liche, allein  der  Querdurchmesser  müst  vielleicht  28  mm  und 
mehr,  während  der  Längsdurchmesser  erst  26  mm  oder  weniger 


13 

betrftgt.  Daher  ist  der  Grad  der  Myopie  ein  relativ  so  ge- 
ringer. Er  ninunt  später  zu,  wenn  die  Dehnung  des  Auges 
weiter  geht,  so  dafs  schliefslich  auch  der  Längsdurchmesser 
27  mm  und  mehr  miist. 

Man  wird  mir  schwerlich  einwerfen  können,  dals  ich  alle 
diese  Ausftlhrungen  nur  auf  relativ  wenige  Befunde  stütze. 

Denn  erstens  siud  die  Befunde  an  pathologisch  erkrankten 
Augen  im  allgemeinen  zahlreich  genug,  femer  aber  beträgt 
die  Zahl  der  myopischen  Augen,  die  ich  bisher  anatomisch 
untersucht  habe,  etwa  anderthalb  Dutzend.  Ich  gebe  zu,  dals 
dieselbe,  obwohl  für  einen  einzelnen  Autor  beträchtlich, 
doch  an  und  fOr  sich  nicht  grois  ist.  Ich  habe  deshalb  auch 
die  Untersuchungen  an  normalen  und  an  hydropisch  erkrankten 
Augen  zu  Hilfe  genommen. 

Allein  man  bedenke,  dafs  Befunde  an  myopischen  Augen 
aus  bekannten  äulseren  Gründen  sehr  selten  sind.  Findet  man 
aber  schon  bei  einer  geringen  Anzahl  von  Augen,  die  so 
sebwer  zu  bekommen  sind,  gleich  so  viel  verschiedene  Formen, 
wie  dies  bei  mir  der  Fall  war,  so  scheint  mir  gerade  dadurch 
bewiesen  zu  sein,  dafs  alle  diese  Formen  häufig  vorkommen 
müssen;  sonst  würden  sie  nicht  schon  bei  einer  an  und  für 
sich  kleinen  Reihe  anatomischer  Untersuchungen  zu  finden  ge- 
wesen sein. 

Aber  selbst  den  Einwand  geringen  anatomischen  Materials 
bin  ich  gern  bereit,  vollständig  gelten  zu  lassen,  weil  man 
die  Richtigkeit  des  Gesagten  am  Lebenden  ohne  grofse 
Schwierigkeiten   wird   nachweisen  können. 

Man  messe  an  solchen  Augen,  wie  Pflügeb  und  SsaaBL 
sie  als  ibrer  Übergangsform  angehörig  betrachten,  den  Winkel 
zwischen  Gesichtslinie  und  fiomhautachse,  den  Winkel  Alpha. 
Hau  wird  dann  sicher  finden,  dafs  dieser  Winkel,  statt,  wie 
bei  der  groJsen  Mehrzahl  der  myopischen  Augen,  verkleinert 
zu  sein,  eine  Yergröfserung  aufweist.  Es  ist  anzunehmen, 
dab  in  solchen  Fällen  in  der  Regel  auch  die  Orbita  einen 
hohen  Index  zeigt. 

Jedenfalls  wäre  eine  solche  Untersuchung   von  höchstem 


14 

Interesse,  und  für  manohe  zweifelhafte  Fälle  von  progressiTer 
Knrzsiclitigkeit  Heise  sich  mit  der  Bestimmung  des  Winkeb 
Alpha  ein  diagnostisch  wie  prognostisch  wichtiges  Zeichen 
gewinnen. 

Es  scheint  mir  nach  diesen  Ausführungen  klar  zu  sein, 
dafs  die  Notwendigkeit  der  Annahme  von  Übergangsformen 
auch  Yon  dem  klinischen  Standpunkte  Pflügers  aus  weg&llt. 
Auf  die  Refraktion  kommt  im  wesentlichen  nichts  an,  wenn 
es  sich  darum  handelt,  ob  ein  kurzsichtiges  Auge  krank  oder 
gesund  und  nur  unter  Muskeldruck  verändert  sei.  Es  ist 
natürlich,  dals  krankhaft  gedehnte  Augen  in  der  grofsen  Mehr- 
zahl der  Fälle  einen  hohen  Grad  von  Myopie  zeigen  müssen, 
während  unter  Muskeldruck  gewachsene,  durch  anstrengende 
Nahearbeit  kurzsichtig  gewordene  Augen  meistenteils  nur  einen 
relativ  niedrigen  G-rad  erreichen,  weil  der  Muskeldruck  und  das 
Wachstum  engere  Gf^renzen  haben,  als  sie  der  hydropischen 
Dehnung  gezogen  sind. 

Dies  hindert  nicht,  dalis  auf  beiden  Seiten  Ausnahmen 
vorkommen.  Wächst  bei  sehr  niedriger  Orbita  mit  ent- 
sprechendem Obliquusverlauf ,  bei  starker  Homhautkrümmung 
und  endlich  starker  WachstumsfiÜiigkeit  ein  Auge  unter  dem 
Einflüsse  anstrengender  Nahearbeit  in  die  Länge,  so  kann  die 
Myopie  ausnahmsweise  einen  sehr  hohen  Grad,  bis  zu  10  Diop- 
trien etwa,  erreichen,  ohne  dals  dasselbe  darum  die  geringsten 
krankhaften  Veränderungen  zu  besitzen  braucht.  Andererseits 
kann  ein  im  hinteren  Abschnitt  bereits  sehr  stark  gedehntes, 
also  hydropisches  Auge  eine  relativ  geringe  Myopie  zeigen, 
weil  das  Auge  nicht  die  Form  des  myopischen  Auges,  sondern 
nur  dessen  Länge  hat,  oder  mit  anderen  Worten,  weil  der 
Quer-  imd  auch  der  Höhendurchmesser  der  krankhaften  Deh- 
nung hauptsächlich  unterworfen  sind,  der  Längsdurchmesser 
dagegen  in  geringerem  Mause.  Ein  solches  Vorkommen  hängt 
von  der  Form  der  Augenhöhle  und  dem  Muskelverlauf  ab. 
Untersucht  man  eine  grofse  Beine  derartiger  Fälle,  so  wird 
man  finden,  dais  bei  ihnen  die  Hypsikonchie  die  Kegel  ist. 

BiS   gehört   an    diese  Stelle    noch  eine    merkwürdige,  mir 


15 

frttlier  völlig  rätselliafte  Beobaolitiing,  deren  Erklfinmg  ich  erst 
jetzt  auf  Gnmd  der  hier  angefahrten  Dinge  zu  geben  im 
stände  bin. 

loh  habe  nämlich  einmal  bei  einem  alten  Manne,  dessen 
Angen  nicht  myopisch,  sondern  hypermetropisoh  waren,  oph- 
thalmoskopisch dieselben  Veränderungen  gesehen,  die  sonst  nur 
bei  hochgradiger  Myopie  vorkommen.^  Mich  setzte  das  so  in 
Erstaunen,  dafs  ich  den  Fall  lange  untersuchte,  um  mich  zu 
überzeugen,  ob  ich  nicht  etwa  in  der  Zerstreuung  eines  Augen- 
blicks das  umgekehrte  Bild  des  Augenspiegels  für  das  aufrechte 
genommen  hätte.  Es  traf  dies  aber  nicht  zu.  Aller  Wahr- 
scheinUohkeit  nach  waren  die  Augen  in  diesem  Falle  hoch- 
gradig hypermetropisoh  gewesen,  dann  wurden  sie  durch  den 
pathologischen  Prozeß  gedehnt,  so  dals  die  bekannten  Er- 
scheinungen eintreten  mufsten.  Der  Längsdurchmesser  war 
aber  viel  weniger  gedehnt,  als  die  übrigen  Durchmesser,  und 
die  myopische  Refraktion  konnte  daher  nicht  zu  stände  kommen. 

Es  bleibt  noch  ein  anderes  klinisches  Moment,  wenn  auch 
ein  untergeordnetes,  zu  besprechen,  welches  Pflügeb  offenbar 
ebenfalls  den  Wunsch  hat,  zu  Gunsten  der  Existenz  seiner 
Übergangsformen  zu  verwerten,  nämlich  der  Conus. 

Pflügeb  erkennt  zwar  ausdrücklich  die  Richtigkeit  der 
Ton  mir  gefundenen  Erklärung  der  atrophischen  Sichel  als 
eines  perspektivischen  Phänomens,  bedingt  durch  die  Ver- 
ziehung  des  Sehnervenkanals,  an.  Er  meint  aber,  ich  sei  zu 
weit  gegangen,  wenn  ich  diese  Erklärung  auf  alle  Fälle  aus- 
dehnen wolle,  während  sie  thatsächlich  nur  einer  grofsen  Zahl 
zukomme. 


*  DaiÜB  bei  hydropisohen  Augen  die  Refraktion  auch  Hypermetropie 
sein  kann,  beweist  ein  mir  vor  einiger  Zeit  zur  Untersuchung  gekom- 
mener weiterer  Fall.  Bei  einem  jungen  Mädchen  bestand  in  einem 
hydropischen  Auge,  das  wegen  eines  Ciliarstaphyloms  enukleiert  werden 
mniste,  eine  Hypermetropie  von  ungefähr  2,0  Dioptrien.  Der  Bulbus 
war  80  mm  lang.  Ich  werde  die  Beschreibung  an  einem  anderen  Orte 
geben.  Die  hypermetropische  Refraktion  verdankte  ihre  Entstehung  einer 
auffidlend  geringen  Homhautkrümmung. 


16 

Anatomisohe  Beweise  hat  er  nicht,  sondern  nnr  ophthal- 
moskopisohe  Beohachtongen.  Er  ist  der  Ansicht,  daüs  man 
fiir  die  Fälle,  in  welchen  die  perspektivische  Verziehnng  der 
Sehnervenscheide  mit  dem  Augenspiegel  nicht  deutlich  zu 
konstatieren  sei,  der  älteren  Ansicht  entsprechend,  eine  Ohorio- 
idealatrophie  annehmen  müsse. 

Ich  muis  daher  daran  erinnern,  dafs  ich  selbst  für  die 
schmalen  sichelförmigen  Coni  durch  anatomisohe  Untersuchung 
zwei  verschiedene  Formen  nachgewiesen  habe.  Bei  der  ersten 
Form  ist  die  ganze  Seitenwand  des  Skleralkanals  verzogen,  so 
dals  sie  ophthalmoskopisch  von  der  Lamina  cribrosa  an  bis 
zum  Niveau  der  Chorioidea  sichtbar  wird.  Bei  der  zweiten 
Form  dagegen,  bei  querverzogener  Papilla  optica,  kommt  durch 
die  Yerziehung  nicht  die  ganze  Seitenwand  des  Kanals  zu 
Gesicht,  sondern  nur  dasjenige  Stück  derselben,  welches  der 
Lamina  cribrosa  zunächst  liegt.  In  dem  letzteren  Falle  muis 
die  parallaktische  Verschiebung  im  Augenspiegelbilde  kaum  zu 
sehen  sein,  und  im  aufrechten  Bilde,  in  dem  Pflüqeb  unter- 
suchte, kann  der  Niveauunterschied  gar  nicht  wahrgenommen 
werden,  weil  eben  die  ausgezogene  Skleralpartie  fast  in  einer 
Ebene   mit  der   Lamina  cribrosa   liegt. 

In  der  aUergröisten  Zahl  der  Fälle  ist  daher  der  Conus  in 
Halbmondform  durch  die  Yerziehung  der  Seitenwand  des  Seh- 
nervenkanales erzeugt,  indessengibt  esvonjederBegel Ausnahmen. 
Jene  seltenen  Fälle  nämlich,  in  welchen  man  innerhalb  der  Sichel 
noch  ganz  normales  Chorioidealstroma,  die  greisen  rautenförmig 
angeordneten  Gefäiüsstämme  mit  den  pigmentierten  Intervaskular- 
i'äumen,  wahrnimmt,  beruhen  nicht  auf  dem  Sichtbarwerden 
der  Seitenwand  des  Skleralkanals,  sondern  auf  einer  Atrophie, 
zwar  nicht  der  Chorioidea  selbst,  aber  des  Pigmentepithels 
der  Netzhaut. 

Ich  habe  mit  Dr.  Aomano-Catania,  in  dessen  Sektions- 
reihe zwei  solche  Fälle  vorkamen,  —  gewifs  ein  sehr 
glücklicher  Zufall  —  diese  anatomisch  untersucht.  Es 
fand  sich  die  sichelförmige  Atrophie  des  Pigmentepithels  genau  an 
der  Stelle,    an  welcher   bei  der  Obduktion  Zerrung  durch  die 


17 

Obliqanflsehne  nachgewiesen  weiden  konnte.  Kompressions- 
ersoheianngen  waren  nioht  yorhanden,  das  Auge  erwies  sich 
ganz  kngelig  nnd  mab  in  jedem  Dorchmesser  nnr  23  mm. 
Die  Sehnervenscheide  war  anisergewöhnlich  stark  nnd  die  Pa- 
pilla optica  qneroval  gestaltet.  Die  Dicke  der  Scheide  hatte  offen- 
bar eine  Verziehnng  der  Seitenwand  nicht  zu  stände  kommen 
laasen.  Infolge  der  Zerrung  beim  Nahesehen  war  das 
Pigmentepithel  atrophisch  geworden,  aber  keineswegs  die  Chorio- 
idea  selbst.  Es  w&re  ja  auch  bei  wirklicher  Atrophie  nicht 
möglich,  dafs  gerade  diese  seltene  Form  des  Conus  zu  stände  käme. 

Man  könnte  einwenden,  dafe  dann,  wenn  schon  das  Pigment- 
epithel Atrophie  zeige,  die  eigentliche  Chorioidea  später  auch 
noch  atrophisch  werden  könne. 

Diese  a  priori  sehr  plausible  Annahme  wird  indessen 
durch  die  Thatsache  widerlegt,  daüs  die  Augen,  von  denen 
soeben  die  Bede  war,  einem  achtundachtzigjährigen 
Manne  angehört  haben. 

Dafs  auch  in  einem  solchen  Falle  die  atrophische  Stelle 
die  Sichelform  hatte,  beweist  schon,  dafs  hier  keine  entzünd- 
lichen Veränderungen  den  Conus  bedingten,  ganz  abgesehen 
davon,  dala  die  mikroskopische  Untersuchung  das  vollständige 
Fehlen  derselben  aufwies.  Die  Obliquussehne  führt 
durch  Zerrung  am  Sehnerven  immer  zur  Sichelform 
des  Conus. 

Weiss  hat  zwar  gesagt,  er  habe  niemals  gesehen,  dafs  die 
von  Zerrung  betroffene  atrophische  Fläche  eine  halbmond- 
fonnige  gewesen  sei.  Das  hat  jedoch  offenbar  an  zufälligen 
M&Dgeln  in  der  Beobachtung  gelegen.  Denn  wenn  eine 
runde  oder  ovale  Öffnung  in  einem  Q-ewebe  auf  einer 
Seite  gezerrt  wird,  wie  soll  denn  das  Gebiet,  in 
welchem  die  Zerrung  stattfindet,  anders  sein,  als 
Halbmondförmig?^ 

^  Es  ist  merkwürdig,  wie  man  die  einfachsten  Sachen  immer  am 
Bfehwersten  sieht.  Tschuuono  hat  gesagt:  „Es  bedarf  all  anseres  Soharf- 
tmnes,  and  fast  will  es  mich  bedünken,  dals  es  nioht  ausreicht",  um  die 
Gennsbildung  za  erklären. 

SehBlgwBdhtttoplIep»  VIII.  2 


18 

Der  Wnnsoh  PFLÜaEBS,  ftlr  eine  gröfsere  oder  geringere 
Anzahl  von  Ooni  atrophisohe  Yerändeningen  der  Chorioidea 
zu  finden,  erklärt  sich  gewüfl  auch  aus  dem  Bestreben,  seine 
Übergangsformen  festzustellen.  Wenn  man  jedoch  bedenkt, 
dab  gerade  bei  der  hochgradigen  Myopie,  ganz  nnbeschadet 
der  weitgehenden  Atrophie  der  eigentlichen  Chorioidea,  die  ja 
ftlr  die  krankhafte  Form  charakteristisch  ist,  der  Conus  selbst, 
sogar  der  ringförmige,  auch  auf  dem  ophthalmoskopischen 
Sichtbarwerden  der  Seitenwände  des  Sehnervenkanales  beruht, 
so  ist  gar  nicht  einzusehen,  wie  es  zu  Gunsten  der  Existenz 
von  Übergangsformeu  sprechen  könnte,  wenn  man  wirklich  bei 
schmalen  Sicheln  eine  Atrophie  der  Chorioidea  &nde.  Dals 
übrigeus  bei  den  schmalen  Coni  sich  infolge  der  Zerrung  in 
der  nächsten  Umgebung  des  Sehnerven  eine  geringe  Atrophie 
der  Chorioidea  ausbildet,  habe  ich  selbst  anatomisch  sehr  genau 
nachgewiesen.  Diese  Atrophie  ist  aber  natürlich  nicht  durch  patho- 
logische  Dehnung  entstanden,  wie  in  hochgradig  myopischen 
kranken  Augen. 


BE0KKAQEL8  KontroUapparat  Ar  VentUationsanlageii 

in  Schalen. 

Von 

Karl  Hintbägeb, 

diplomiertem  Architekten  in  Wien. 
(Mit  4  Figuren.) 

In  den  meisten  gesetzlichen  Bestimmungen,  betreffend  den 
Bau  und  die  Einrichtung  von  Schulgebäuden,  finden  sich  An- 
gaben über  die  Gröfse  des  stündlichen  Luftwechsels  in  den 
Lehrzimmem. 

Bei  Projektierung  von  Lüftungsanlagen  für  Schulgebäude 


19 

irird  sla  Uinitnom  «in  zveimaliger  Lnftweolisel  pro 
Stunde  aDgenonimen.  Id  Wirklichkeit  ist  dieses  Mtüs  bei 
natOrlicher,  snf  Temperaturdüferenz  beruhender,  aber  auch  bei 
kanstlicher  Tentilation  nicht  immer  vorhaDden.  £ine  beständige 
EoDtrolle  hierfür  erscheint  daher  anbedingtnOtig  and  kann  mittelst 
dM  ein&chen  patentierten  Apparates  von  H.  Kkoknaqel  erzielt 


werden.  Ohne  Melsvorriehtangen  nftmlioh  ist  ein  annfthemd  rich- 
tige« urteil  über  die  Beaohaffenheit  der  Klassenlnft,  anber  bei  sehr 
hoohgradiger  Loftverderbnis,  nnmöglich,  zamal  wenn  die  Laft- 
Temhlechternng,  wie  dies  in  Sohnlränmen  der  Fall  ist,  allmählich 
beiooserer  Anwesenheitim  Lokaleerfolgt.  Diese  Thateache fordert, 
dafe,  ähnlich  wie  Thermometer  bei  Heizungen,  aufib  bei  Ventila- 
tionen  Apparate  verwendet  werden,  welobe  über  den  Grad  der  Lo^ 


20 


emeaenmg  Anfschlniig  geben,  um  dae  Lnftquantam  zn  er- 
mitteln, welches  wfthrend  einer  Stunde  ans  dem  Lehrzimmer 
ansströmt,  branoht  nur  die  Geschwindigkeit  bestimmt  zu  werden, 
mit  welcher  die  Luft  entweicht,  da  der  Querschnitt  des 
Lüftungskanales  bekannt  ist. 

Der  REGKNAGhELsche  Kontrollapparat  kann   entweder   an 


Sofuuil  s^nJcrec/U  kut  Drehaoce 


den  Ausströmgittem  oder  im  Lüftungskanale  selbst  eingesetzt 
werden  und  läTst  sich  überall  nachträglich  einführen. 

A.  Der  Apparat  zur  Anbringung  an  Ausström- 
gittern ist  in  der  Gesamtansicht  in  Figur  1  und  im  einzelnen 
in  Figur  2  dargestellt.  Derselbe  besteht  aus  einem  Träger  K  S 
(Fig.  2),  dessen  eines  Ende  zur  Befestigung  an  jeder  Art  von 
Gittern  eine  Klemmachraube  S  besitzt,  während  das  andere  Ende 


21 


snr  Au&alime  von  Kömerspitzen  eingeriohtiBt  ist.  Ein  nur 
imten  und  vorne  offener,  sonst  allseitig  geschlossener  Kasten 
schützt  die  Lager  vor  Staub.  Zwischen  den  Kömerspitzen  ist 
sehr  leicht  drehbar  der  Flügel  F  (Fig.  2),  yergl.  c,  a  und  h 
(Fig.  1)  zur  Aufnahme  des  Winddruckes  aufgehängt.  Um  dem- 
selben jede  gewünschte  Empfindlichkeit  geben  zu  können,  besitzt  er 
eine  auf  einer  Spindel  verschiebbare  Ausbalancierung  A  Q  (Fig.  2), 
welche  neben  der  Yergröiserung  des  Trägheitsmomentes  die  Ein- 
stellung des  Apparates  derart  gestattet,  dafs  er  für  die  richtige  Aus- 
strömungsgeschwindigkeit (in  Schulen  höchstens  1,50  m  per  Se- 

ANSICHT  BEI  OFFENEM  GiXSDECKEL 
RuMsVeilung 


künde)  einen  Ausschlag  von  45®  mit  der  Vertikalen  hervorbringt. 
Es  genügt  die  geringste  Änderung  in  der  Luftgeschwindigkeit, 
um  den  Flügel  aus  dieser  Lage,  welche  durch  einen  fest- 
stehenden Zeiger  markiert  ist,  zu  bringen.  Bleibt  der  Flügel 
hinter  dem  Zeiger  zurück,  so  ist  die  Luftgeschwindigkeit 
und  somit  die  gelieferte  Luftmenge  zu  gering,  wird  der  Zeiger 
überschritten,  zu  grois. 

B.  Von  dem  Kontrollapparat  zum  Einsetzen  in 
Lüftungskanäle  geben  die  beiden  Figuren  3  und  4  ein  Bild. 
Dieser  Apparat  besteht  aus  einem  cylindnschen  gufiseisemen  Gre- 


hätue,  velotes  den  Lagerstttnäer  L  (Fig.  4)  an&imint.  Zwischen 
den  KOmerspitzeniTiEbefindetsidileiotit  drehbar  eine  horizontale, 
ectapreoheiid  gekröpfte,  für  variable  WindsfArken  anziebbare 
Welle  W,  deren  eines  finde  den  io  der  Bnhela^  senkreoht  zur 
Windrichtnogatehendea  Flttgel  F  trfigt,  während  anf  der  anderen 
Seite  des  Lagers  die  Flügelansbalanciemng  A  R  nnd  das  kom< 
biDierte  Hebegewioht  A  nnd  R  angebracht  sind.  An  einer 
Zeigerplatte  spielt  der  Zeiger  Z  und  lä&t  erkennen,  ob  die 
LeistuDgeverhältnisse  normal  sind  oder  nicht. 


^^7 


Ein  GHaerersohlnik,  der  znm  Zwecke  einmal  vorzunehmender 
Jostiemng  geöffnet  werden  kann  (Fig  3),  bildet  in  der  Front,  ein 
Stanbabdiobtnngsdeokel  am  anderen  Ende  des  Gehänses  einen 
vollkommenen  Schutz  gegen  Veistäuhnng  der  Idiger. 

Diese  KonstmktioD  besitzt  noch  den  Vorteil  der  Ver- 
wendbarkeit sowohl  für  AbzngBSohäohte  wie  für  Znfnhr- 
kanftle,  gestattet  das  beqneme  Ablesen  des  Zeigeratandes 
in  At^enhfibe  ond  wird  anch  f(lr   elektrische  Fernttbei^ 


23 

tragnng  durch  Signalisienmg  mittelst  akoBtisoher  oder  optifloher 
Iiustramente  ausgeführt. 

Die  Apparate  werden  in  der  meohaniEMdien  Werkstätte  von 
Q  Haki  zn  Winterthur  in  der  Schweiz  hergestellt  and  vor 
der  Versendung  einer  Prüfung  von  Seiten  des  Konstrukteurs, 
Ingenieur  H.  Reokkaobl,  unterzogen.  Die  Kosten  eines 
Skemplares  betragen:  1.  zur  Befestigung  an  Ausströmgittem  8  Mk., 
2.  zum  Einsetzen  in  Lüftungskanäle  28  Mk.,  3.  desgleichen 
mit  Platinkontakt  für  elektrische  Femübertragung  36  Mk. 


linB  DerfamtnUttgen  titt)  Dereinen« 


Nachtrag  sn  dem  Bericht  ftber  die  Thätigkeit  der  achui- 

hygienischen  Sektion  des  VIII.  internationalen  Kongresses 

für  Hygiene  nnd  Demographie  in  Budapest. 


Von 

Dr.  med.  Heinbich  Schuschnt, 

Schularzt  und  Professor  der  Hygiene  in  Budapest. 

Yortrftge  von  schulhygienischer  Bedeutung  wurden  nicht 
allein  in  der  Sektion  ftlr  Schulgesundheitspflege,  sondern  auch 
in  anderen  Sektionen  des  Kongresses  gehalten.  Da  sich  die 
Leser  auch  f&r  diese  Vorträge  interessieren  dürften,  so  berichten 
wir  hiermit  über  dieselben. 

In  der  VU.  Sektion  der  demographischen  Abteilung  teilte 
Ohrenarzt  Dr.  Sigmund  SzENES-Budapest  die  Resultate  der 
Untersuchungen  mit,  welche  er  an  124  Zöglingen  des 
Waitzner  Taubstummeninstitutes  vorgenommen  hatte 
Eb  war  unter  anderem  von  ihm  gefunden  worden,  dals  Taub- 
sbunmheit  bei  einzigen  Kindern  sehr  selten,  um  so  häufiger 
aber  in  kinderreichen  Familien  und  hier  am  häufigsten  bei  Erst- 
geborenen vorkommt.  Yen  eventuell  zurückgebliebener  geringer 
Hörfthigkeit   hat   er    am   häufigsten   Schallgefähl   beobachtet, 


24 

weniger  oft  Yokalgehör,  am  seltensten  Silben-  und  Satzgehör; 
dieses  Überbleibsel  kann  kaum  verbessert  werden. 

Dr.  EaMONT  Baümgabten  ans  Budapest  bebandelte  ein 
ähnlicbes  Thema;  er  sprach  „Über  eine  wahrsoheinliohe 
Ursache  der  häufigen  Taubstummheit  in  Ungarn.^ 
Indem  er  eine  grölsere  Anzahl  taubstummer  Kinder  im  Alter 
von  5 — 13  Jahren  untersuchte,  fand  er,  dals  bei  den  meisten 
die  Taubstummheit  als  angeboren  anzusehen  war.  Wenn  auch 
vielfach  von  den  Eltern  angegeben  wurde,  daCs  die  Eander 
bis  zum  1.  oder  2.  Jahre  gehört  hätten,  so  konnte  doch  nur 
bei  einem  kleinen  Bruchteil  erworbene  Taubstummheit  nach- 
gewiesen werden.  G^hörreste  wurden,  anders  als  bei  sonstigen 
Untersuchungen  dieser  Art,  nur  vereinzelt  gefunden,  vielmehr 
meistens  totale  Taubheit.  In  mehreren  Fällen  ergab  die 
Anamnese,  dals  der  Vater  trunksüchtig  gewesen  war  oder  noch 
war,  weswegen  diesem  Umstände  mehr  Aufmerksamkeit  ge* 
schenkt  werden  sollte. 

Gleichfalls  in  der  demographischen  Abteilung  trug  Direktor 
Dr.  Eugen  KohtblAd  aus  Hermannstadt  über  das  Ver- 
hältnis zwischen  geistiger  Arbeit  und  anormaler 
Schädelbildung  vor  und  wies  auf  die  Notwendigkeit  von 
Schädelmessungen  in  den  Schulen  hin. 

Professor  Dr.  HüEPPE-Prag  legte  dem  Kongresse  zur  Be- 
schluJsfassung  eine  Resolution  vor,  der  wir  folgende  Stellen 
entnehmen: 

Auch  den  Technikern,  Lehrern  und  Verwaliungsbeamten 
muGsi  Gelegenheit  geboten  werden,  sich  mit  dem  Fache  der 
Hygiene  nach  Ma&gabe  ihrer  besonderen  Bedürfiiisse  vertraut 
zu  machen. 

Zur  Verbreitung  hygienischer  Kenntnisse  auf  allen  Stufen 
des  Unterrichtes  ist  die  Schaffung  von  Schulärzten  und  eine 
zweckentsprechende,  am  besten  von  solchen  Ärzten  gegebene 
Unterweisung  in  der  Hygiene  an  den  Lehrerbildungsanstalten  not- 
wendig. In  den  Volks-  und  Mittelschulen,  sowie  in  den  Fach- 
schulen ist  ein  dem  Fassungsvermögen  der  Schüler  und 
Schülerinnen  angepafister  Unterricht  in  der  Gesundheitslehre, 


25 

der  seine  Ergftnzung  in  ausreichendem  Tarnen,  in  Spielen  und 
der  Jahreszeit  und  Örtliohkeit  angemessenen  Sports  zu  finden 
hat,  im  Anschlüsse  an  den  Unterricht  in  der  Naturlehre,  be- 
ziehentlich in  den  Naturwissenschaften,  zu  erteilen. 


Aus  der  Vereinigung  für  Schulgesnndheitspflege 
des  Berliner  Lehrervereins.^ 

Von 
E.  Hebtel, 

BtädÜBohem  Lehrer  in  Berlin. 

Für  die  Oktobersitzung  des  vorigen  Jahres  hatte  Herr 
PrpEB,  Erziehungsinspektor  der  städtischen  Idiotenanstalt  in 
Dalldorf,  ein  Beferat  übernommen  über  die  Ursachen  der 
Idiotie.^  Seine  Ausführungen  gründeten  sich  auf  statistische 
Elrhebungen  an  der  von  ihm  geleiteten  Anstalt.  Er  unterschied 
angeborene  und  erworbene  Idiotie.  Ursachen  der  angeborenen 
Idiotie  können  sein:  Geisteskrankheit  der  Eltern  oder  Ver- 
wandten, Trunksucht  des  Vaters,  Schwachsinn  der  Eltern  oder 
Grolseltem,  Verwandtschaft  der  Eltern,  Taubstummheit  der- 
selben, Fall,  Schreck,  Sorge  oder  Krankheit  der  Mutter  während 
der  Schwangerschaft,  Unterleibsleiden  derselben,  Frühgeburt, 
Schwindsucht,  Syphilis.  Als  Ursachen  der  erworbenen  Idiotie 
gelten:  Scharlach,  Masern,  Bhachitis,  Gehirnentzündung,  schwere 
Geburt,  Fall  und  verschiedene  sonstige  Umstände.  Übrigens 
ist  die  Ätiologie  der  Idiotie  nicht  immer  sicher. 

Diese  Meinung  kam  auch  in  der  Debatte  zum  Ausdruck. 
Auiserdem  wurde  noch  auf  die  schlimmen  Folgen  geschlecht- 
licher Ausschweifung  und    schlechter  Ernährung  hingewiesen. 

^  Bei  der  Redaktion  eingegangen  am  19.  Februar  1894,  aber  wegen 
BanmmangelB  verspätet. 

*  Veigl.  diese  Zeitechrift  1894,  No.  10,  S.  570.    D.  Bed« 


26 

Die  Yereinigimg  war  yom  Berliner  Lehrerverein  ersucht 
worden,  in  einer  Denksolirift  die  wichtigsten  hygienischen 
Schäden  der  Berliner  Gemeindeschulen  zusammen- 
zustellen. Herr  Sieoebt  übernahm  es,  die  Gnmdzüge  der 
Denkschrift  auszuarbeiten.  Dieselben  beziehen  sich  besonders 
aaf  Schulgrundstück,  Schulhans,  Schulzimmer^  Heizung,  Ven- 
tilation, Turnhalle,  Aborte,  Verwendung  der  Pausen.  Diese 
Ausführungen  sollen  erst  dem  Vorstande  des  Berliner  Lehrer- 
Vereins  vorgelegt  werden. 

In  der  Dezembersitzung  behandelte  Herr  Janke  das 
Thema:  „Der  Eislauf  und  seine  Förderung  bei  der 
Schuljugend."  Das  Schlittschuhlaufen  gewährt  physische 
Stärkung  und  geistige  Entlastung  und  bildet  daher  ein  vor- 
zügliches Gegenmittel  gegen  das  Stillsitzen.  Darum  ist  es 
von  der  Schale  zu  empfehlen  und  nach  Möglichkeit  durch  Be- 
schaffung besonderer  Eisbahnen  für  die  Eander,  durch  Er- 
wirkung billiger  Eintrittspreise  auf  privaten  Bahnen  u.  s.  w.  zu 
unterstützen.  Der  Aufenthalt  auf  dem  Eise  darf  jedoch  nicht  zu 
lange  währen;  besondere  Vorsicht  ist  bei  strenger  Kälte  oder 
scharfen  Winden  notwendig.  Als  Erfrischung  für  Schüler 
soll  nur  Thee  oder  Kaffee  auf  der  Eisbahn  verabfolgt  werden. 

Die  Vereinigung  erledigte  auch  im  verflossenen  Jahre  die 
Besprechung  einer  greisen  Anzahl  schulhygienischer  Neuheiten. 
Der  Abdruck  der  Besprechungen  erfolgt  fortlaufend  in  der 
Litterarischen  Beilage  der  Pädagogischen  Zeitung, 

Die  in  der  Dezembersitzung  statutenmäfsig  vorzunehmende 
Vorstandswahl  ergab  keine  Veränderung. 

(Fortsetzung  in  No.  2.) 


Der  Handfertigkeitsnnterricht  auf  der  Weltansstellung 

in  Chicago. 

Vom  Berliner  Hauptverein  ffir  Knabenhandarbeii 

Der  als  Reichskommissar  nach  Chicago  entsandte  Direktor  der 
Königlichen  Elisabethschale  in  Berlin,  Dr.  Stephan  Waetzolbt, 
jetzt  Regienmgs-    und  Schalrat   in  Magdeborg,   hielt   im   Berliner 


27 

Haaptrerein  fOr  Knabenhandarbeit  einen  Vortrag  über  die  Er- 
zeugnisse des  Handfertigkeitsnnterrichts  auf  der  WeltaussteUnng  za 
Chicago,  dem  wir  folgendes  entnehmen. 

Frankreichs  Ansstellang  war  klein,  aber  sehr  sorgfältig 
ausgewählt.  Ich  habe  den  Eindruck  bekommen,  dafs  Frankreich 
unser  sch&rfster  Eonkorrent  in  der  Schule,  namentlich  auch  im 
Yolksschulwesen,  ist;  im  Handfertigkeitsunterricht  ist  es  uns  sicher 
Qberlegen.  Ja,  es  beginnt  in  Amerika  die  Schätzung  und  Meinung 
über  französische  und  deutsche  Schulen  sich  umzukehren.  Ein 
hervorragender  amerikanischer  Pädagog,  Dr.  Monroe,  hat  es 
geradezu  ausgesprochen:  „Die  neuen  Ideen  in  der  Pädagogik  kommen 
jetzt  weniger  von  Deutschland  als  von  Frankreich;  wir  müssen  uns 
nach  Frankreich  wenden,  um  uns  mit  dem  Geist  emer  neuen  Zeit 
za  erftUlen,  um  uns  neue  Anregungen  zu  verschaffen. '^  Es  war 
eigentlich  nur  eine  Stimme:  Im  Zeichnen  sind  die  £coles  secondaires 
in  Frankreich  allen  anderen  Schulen  überlegen.  Dabei  kommt  iu 
Betracht,  dafe  die  Zeichnungen  viel  grOiser  angelegt  sind;  auch  die 
Zeichenvorlagen  sind  bedeutend  grölser  und  gehen  z.B.  bei  Säulen- 
kapitftlen  und  Säulenstümpfen  bis  zur  natürlichen  Gröfse.  Die 
besten  Arbeiten  waren  die  der  Schulen  von  Poitiers.  Eine  eigene 
Aasstellung  hatte  die  Stadt  Paris  im  Pavillon  de  France  von  den 
Arbeiten  ihrer  Handfertigkeits-  und  Fortbildungsschulen  eingerichtet. 
Es  zeigte  diese,  einen  wie  vorzüglichen  Griff  Frankreich  gethan, 
indem  es  das  Fortbildungswesen  systematisch  an  die  Yolksschule 
angeschlossen  hat,  und  damit  in  der  Lage  ist,  den  Schüler  nach 
seiner  Begabung  in  einen  fttr  ihn  passenden  Beruf  einzuführen. 

Was  Rufsland  betrifft,  so  sagten  die  Amerikaner:  In  der 
Handfertigkeit  steht  Rufsland  an  der  Spitze  aller  Nationen.  Nach 
der  grofeen  Zahl  der  Schulen,  in  denen  Handfertigkeit  getrieben 
wird,  ist  dieses  Lob  berechtigt.  Ich  kenne  das  russische  Unterrichts- 
wesen  nicht  aus  persönlicher  Anschauung,  deshalb  enthalte  ich  mich 
des  eigenen  Urteils.  Man  kann  die  russische  Technik  der  Holz- 
schnitzerei, namentlich  die  Arbeit  aus  verschiedenen  Hölzern,  die 
Arbeiten  der  Banemschulen  nur  loben.  Es  fanden  sich  auch  Uniformen 
ausgestellt,  die  in  Waisenschulen  gearbeitet  waren.  Die  von  der 
Kaiserin  Maria  gegründeten  Mädchenschulen  wiesen  ganz  aus- 
gezeichnete Nadelarbeiten  auf.  Femer  waren  zu  sehen  Metall- 
arbeiten, Gravierungen  in  Silber  und  Kupfer,  nicht  in  Specialschulen 
gearbeitet,  sondern  zur  Handfertigkeit  gehörend. 

Ganz  wie  das  Land  es  braucht,  ist  vernünftigerweise  auch  der 
Handfertigkeitsunterricht  in  Ägypten  eingerichtet.  Neben  Koran- 
ausgaben  und  Rohrfedem  lagen  Holzarbeiten  aus  Cedemhobs,  wie 
sie  in  Kairo  in  den  Schulen  gefertigt  werden,  und  eingelegte  Arbeiten 


28 

in  Perlmutt  und  Holz,  die  man  im  Orient  schon  von  Knaben 
herstellen  sieht. 

Die  Schulen  der  Alliance  isra61ite,  deren  Wirkungskreis  in  den 
Ländern  am  östlichen  Mittelmeerbecken  liegt,  hatten  Kupfer- 
treibarbeiten im  Stile  des  Landes  aus  den  israelitischen  Schulen 
in  Tunis  ausgestellt. 

Von  England  war  wenig  zu  sehen.  Nur  die  Schulbehörde 
von  London  hatte  Arbeiten  aus  den  Elementarschulen  in  Holz  und 
Pappe  ausgestellt.  Dab  England  aber  nicht  niedriger  steht,  mag 
man  daraus  ersehen,  dab  dort,  wie  in  Amerika,  eine  gute  Hand- 
arbeit sehr  hoch  geachtet  wird.  Da  &llt  hinweg  die  Geringschätzung 
der  Handfertigkeit  gegenüber  der  geistigen  Arbeit;  Handarbeit  gilt 
nicht  als  erniedrigend.  Ein  französischer  Beobachter,  Max  Lecle&c, 
der  die  Verhältnisse  neuerdings  studiert  hat,  bemerkt,  dais  fast  auf 
allen  englischen  Schulen,  Yon  der  Elementarschule  bis  zur  Yomehmen 
Public  school,  Handfertigkeitsunterricbt  erteilt  wird;  er  weist  auf 
die  grofse  Bedeutung  hin,  die  dieser  Unterricht  für  die  Fortschritte 
in  Technik  und  Industrie  haben  mufe. 

Während  der  AussteUung  in  Chicago  fanden  auch  in  der  Woche 
Yom  17. — 24.  Juli  Kongresse  fOr  Erziehung  statt,  wobei  mehr  als 
120  Sitzungen  abgehalten  wurden.  Darunter  befand  sich  auch  ein 
Kongrefs  für  den  Handfertigkeitsunterricht,  der  in 
geschickter  Weise  mit  einem  Kongrefs  der  künstlerischen  Erziehung 
der  Jugend  yerbunden  war.  Dieser  Kongrefs  hat  zwölf  Sitzungen 
abgehalten,  drei  davon  gemeinschaftlich  mit  dem  Kindergartenkongreis ; 
er  war  sehr  reich  besucht,  das  Interesse  für  den  Gegenstand  trat 
lebhaft  bervor.  Aus  der  grofsen  Anzahl  you  Vorträgen  will  ich 
nur  die  wichtigsten  heryorheben :  1.  Professor  Richabds  vom  Pratt- 
Institute  in  Brooklyn  sprach  über  „Die  erziehliche  Aufgabe 
des  Zeichen-  und  des  Handfertigkeitsunterrichts'', 
2.  Präsident  Waltbb  Hebwey  vom  New  Yorker  College  for  the 
Training  of  Teachers  „Über  Handfertigkeit  im  System 
der  amerikanischen  Schulen''.  Das  College  hat  eine  eigene 
Abteflung  zur  Heranbildung  Yon  Handfertigkeitslehrem.  3.  Dr. 
Emil  Hirsch  in  Chicago  trug  über  „Die  ethische  Bedeutung 
des  Handfertigkeitsunterrichts"  Yor,  4.  Professor  Gustav 
Sellebgsen  aus  Stockholm  über  „Die  Geschichte  der  Werk- 
zeuge", 5.  Professor  Babnes  Yon  der  Stanford-UniYersity  zu  Palo 
Alto  in  Kalifornien  über  „Das  spontane  Zeichnen  der  Kinder". 
Dieser  Vortrag  war  sehr  interessant  durch  die  Vorführung  zahl- 
reicher Kinderzeichnungen,  wie  auch  wir  sie  an  Mauern,  Zäunen 
oder  in  Schulheften  finden;  an  ihnen  wurde  die  Eigentümlichkeit 
der  Kindesseele  in  Auffassung  und  Wiedergabe  des  Charakteristischen 


29 

der  Form  and  der  Bewegung  dargelegt.  6.  Dr.  Gabus  in  Chicago, 
Heraasgeber  der  philosophischen  Zeitschrift  „The  Mamst" ,  sprach  ttber 
^Die  Philosophie  des  Werkzeages",  7.  Miss  Mary  Thompson 
Chopebn  aas  Boston  über  „Die  Aasschmückang  der  Schnl- 
raume  darch  die  Schüler  selbst^,  8.  Dr.  Leipziger  aas 
New  York  Aber  „Die  Physiologie  des  Handfertigkeits- 
nnterrichts  in  den  Hoch  schalen^,  9.  Miss  Doba  Higks 
aus  Boston  über  „Den  Farbensinn  des  Kindes**. 

Gestatten  Sie  mir  nnn  noch  mit  einem  Worte  aaf  die  eigen- 
tümliche Handfertigkeitsschale  in  Chicago  zarückzakommen,  aaf  die 
„£nglish  High  and  Mannal  Training  School**  in  der  Monroe  Street. 
Ich  habe  den  Besach  in  dieser  Schale  mit  Geheimrat  Bertbam 
gemacht.  Wir  waren,  glaabe  ich,  beide  der  Ansicht,  dafs  das,  was 
wir  sahen,  in  seiner  Art  sehr  löblich  and  nea  war.  Diese  Mannal 
Training  School  warde  1883  darch  den  Commercial  Clnb  gegründet 
mit  dem  aasgesprochenen  Zweck,  Handfertigkeit  als  ein  Element 
allgemeiner  Bildnng  zn  fördern,  and  zwar  in  den  Hochschaljahren 
vom  14.  bis  18.  Lebensjahre.  1890  übernahm  die  Stadt  die  Schale, 
welche  zaletzt  etwa  260  Schüler  zählte.  Im  Norden  and  Süden 
Chicagos  sind  zwei  andere  solche  Mannal  Training  High  Schools  in 
der  Bildnng  begriffen.  Alle  Kosten  dieser  Schalen  bis  aaf  einen 
kleinen  Betrag  für  die  Materialien  werden  von  der  Stadt  getragen, 
der  Unterricht  ist  grnndsätzlich  frei,  der  Lehrgang  dre^ährig. 

Die  Last  dieser  Knaben  an  der  Handarbeit  war  ganz  angen- 
scheinlich.  Es  waren  da  solche  von  15,  16,  18,  ja  19  Jahren. 
Die  meisten  hatten  schon  die  .  ersten  nenn  Schaljahre  hinter  sich 
und  verwandten  nnn  den  gröfsten  Fleils  aaf  die  Holzbearbeitang, 
die-  Eisenbearbeitang  and  die  Händhabnng  der  Maschinen.  Die 
jangen  Leate  führten  die  Arbeiten  eifrig  and  geschickt  ans,  es  war 
fast  eine  fieberhafte  Arbeitslast,  namentlich  an  der  langen  Reihe 
der  Schmiedefener.  Material  and  Werkzenge  sind  dieselben,  wie 
in  den  Werkstätten  im  greisen,  nichts  wird  im  verkleinerten 
Ma&stabe  gebrancht  oder  hergestellt.  Eine  ziemliche  Anzahl  von 
den  Schülern  geht  in  einen  kanfmännischen  oder  sonstigen  praktischen 
Beraf  über,  allerdings  die  grölste  Zahl  von  ihnen  zu  einem  techni- 
schen Berafe. 

Die  Kosten,,  welche  der  Stadt  Chicago  darch  diese  Hand- 
fertigkeitshochschale erwachsen,  sind  recht  beträchtlich.  Das  Schnl- 
grandstück  repräsentiert  einen  Wert  von  50000  Dollar,  die  Ge- 
bftade  kosteten  27800  Dollar,  die  Inneneinrichtung  1500  Dollar. 
Im  Jahre  1891/92  wurden  für  den  Unterricht  in  dieser  einzigen 
Schale  24865  Dollar  oder  104006  Mark  ausgegeben,  und  zwar 
kostet   jährlich    der    einzelne   Schüler  250  Mark.     Das  Gehalt   des 


30 

Direktors  Robinson  beträgt  2600  Dollar,   das  Gehalt  der  Lehier 
durchschnittlich  1800  Dollar  pro  Jahr. 

Die  Amerikaner  haben  hier  auf  dem  Grande  des  Handfertigkeits- 
nnterrichtes  eine  dorchaos  eigentttmliche  neue  Schnlgattong  gescha£fen, 
ganz  im  Sinne  ihrer  P&dagogik,  die  das  Praktische,  Verwendbare 
in  den  Vordergrund  stellt,  und  nach  ihrem  Worte:  „To  know  and 
to  do*',  d.  h.  etwas  wissen,  aber  auch  etwas  machen  können. 

Verhandlungen  der  Pariser  Akademie  der  Hedirin 

Aber  Steilschriit. 

In  einer  der  letzten  Sitzungen  der  Akademie  der  Medizin  zu 
Paris,  so  berichtet  der  „Temps*^,  wies  der  bekannte  Augenarzt 
Jayaxi  auf  eine  firOher  von  ihm  TerfaCste  Abhandlung  ttber  die  Ur- 
sachen hin,  welche  die  Kurzsichtigkeit  in  Deutschland  h&ufiger  als 
in  anderen  Ländern  machen. 

Unter  diesen  Ursachen  befindet  sich  eine,  so  äuberte  der 
Redner,  von  der  wir  heute  ohne  Umstände  sprechen  können,  da 
unsere  Nachbarn  selbst  mit  ihrer  Beseitigung  umgehen.  Es  ist  das 
die  Schrägschrift.  Schon  im  Jahre  1881  hat  eine  im  Ministerium 
des  öffentlichen  Unterrichts  versammelte  Kommission,  deren  Bericht- 
erstatter Herr  Gabiel  war,  ihr  Urteil  dahin  abgegeben,  dafe  bei 
dem  ersten  Schreibunterricht  eine  jede  Neigung  der  Schrift  zu  ver- 
meiden und  nach  der  zuerst  von  Geoboe  Sand  aufgestellten  Regel 
zu  verfahren  sei:  „Heft  gerade,  Schrift  gerade,  Körper  gerade*'. 

Der  Grund,  welchen  man  in  Frankreich  gegen  die  Steüschrift 
anführt,  ist  die  gröbere  Langsamkeit  ihrer  Ausführung.  Indessen 
hat  der  Vortragende  schon  1881  gezeigt,  dafs  man  die  Kinder  in 
einem  Augenblick  lehren  kann,  von  der  Steilschrift  zur  Schrägschrift 
ttberzugehen. 

Auch  ist  von  ihm  ein  wenig  später  eine  physiologische  Er- 
klärung der  Hand-  und  Fmgerbewegungen  während  des  Schreibaktes 
gegeben  worden.  Aus  diesen  Studien  erhellt,  dab  es  zwei  Arten 
zu  schreiben  gibt,  die  mit  aufgelegter  und  die  mit  erhobener  oder 
flttchtiger  Hand.  Das  Schreiben  mit  aufgelegter  Hand  vollzieht  sich 
ausschlie&lich  mit  Hilfe  der  Finger,  während  bei  der  Schnellschrift 
der  Daumen  eine  wichtige  Rolle  spielt.  Nur  bei  letzterer  ist  die 
Neigung  der  Schrift  von  Vorteil.  Es  muls  nun  als  verkehrt  be- 
zeichnet werden,  sagt  Jayal,  Kinder  sofort  im  Schnellschreiben 
unterrichten  zu  wollen,  da  man  ihnen  das  Schreiben  mit  dem  Daumen 
noch  nicht  beibringen  kann.  Man  soll  sie  zunächst  in  der  Schrift 
mit  aufgelegter  Hand  unterweisen  und  zu  der  Schnellschrift  erst 
in  der  Zeit  fibergehen,  wenn  sie   anfangen  auf  Papier   ohne  Linien 


31 

m  schreiben.  Sie  braachen  dann  nur  das  Heft  mit  dem  oberen 
Band  nach  links  hin  zu  drehen,  nnd  die  Neigung  der  Schriftzüge 
ergibt  sich  von  selbst. 

Will  man  sich  übrigens  von  dem  natürlichen  Hange  junger 
Kinder,  steü  zu  schreiben,  überzeugen,  so  hat  man  nur  nötig,  sie 
Vorlagen  mit  SchrSgschrift  nachschreiben  zu  lassen.  Sobald  sie 
sieht  beeinfiuist  werden,  ahmen  die  meisten  die  Neigung  der  Vor- 
schrift nicht  nach,  sondern  führen  ihre  ersten  Schreib  versuche  in 
Steilschrift  aus. 

Zum  Schlüsse  wies  Herr  Jayal  auf  die  Bedeutung  eines  guten 
Sehvermögens  für  die  nationale  Wehrkraft  des  Volkes  hin.  Gerade 
jetEt,  wo  die  Schuiswaffen  viel  weiter  trügen  als  früher,  sei  das 
Auge  des  Soldaten  ein  wichtiger  Faktor.  Nicht  mit  Unrecht  habe 
DiSBASU  im  englischenParlamente  erklärt:  „Bei  einem  Kriege  ge- 
hört der  Sieg  dem  kräftigsten,  dem  zahlreichsten  und  dem  gebildetsten 
Volke." 

In  der  Diskussion  bemerkte  Herr  Gautieb,  dab  man  in  einer 
Pariser  Schule,  welche  er  anfahrte.  Versuche  mit  Steilsehrift  vor- 
genommen habe,  aber  nach  einigen  Jahren  von  der  steilen  wieder 
zn  der  schrägen  Schrift  zurückgekehrt  sei. 

Herr  Jayaii  erwiderte,  die  Schrift  in  jener  Schule  sei  keine 
stefle,  sondern  eine  etwas  geneigte  gewesen,  die  dort  gewonnenen 
Erfahrungen  bewiesen  also  nichts  gegen  die  Steilschrift. 


kleinere  Jtitieiiitttgeit* 


IHe    ThStigkeit   der   Sehnlärzte   in    Leipzig.     Der  uns 

freundlichst  übersandte 24*  Jahresbericht  des  Land  esmedizinal- 
kollegiums  über  das  Medizinalwesen  im  Königreich 
Sachsen  enthält  unter  anderem  folgende  Mitteilung:  Nach 
den  Vorschlägen  des  Bezirksarztes  hat  im  Berichtsjahre  zu 
Leipzig  die  Anstellung  von  Schulärzten  stattgefunden.^  Es  sind  15 
sdiulärztliche  Bezirke  mit  je  2  bis  4  Schulen  und  3000  bis  4000 
Kindern  gebildet  und  für  dieselben  je  ein  Arzt  angestellt  worden. 
Der  katholische  Schulausschufs  hat  für  die  ihm  unterstellte  Schule 
den  Schularzt  des  betreffenden  Bezirks  gewählt.  Für  die  höheren 
Schulen  sind  keine  Schulärzte  vorgesehen.  Der  Stadtbezirksarzt  hat 
die   neuerwählten   Schulärzte   am   18.  Mai   zum  ersten  Male   ver- 


»  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1892,  No.  2,  S.  78—79.    D.  Eed. 


32 

J 

sammelt  und  ihnen  Anweisung  über  die  Art  ihrer  Thätigkeit  erteilt. 
An  dieser  and  den  weiteren  Yersammlnngen  nahm  auch  das  Ton  der 
Bürgerschaft  erw&hlte  arztliche  Mitglied  des  Schnlaosschnsses  teil. 
Znr  Geschäftsführung  erhielt  jeder  Schularzt  eine  Begistrande,  in 
welcher  die  vorkommenden  Auftrage,  sowie  die  sonstigen  Eingänge  und 
was  darauf  geschehen  ist,  einzutragen  sind,  und  ein  BoTisionstagebuch 
zur  Au&ahme  der  Ergebnisse  der  in  den  ScJiulen  vorzunehmenden 
Bevisionen  und  der  aus  ihnen  hervorgegangenen  Anträge.  Die 
Herren  Schulärzte  wurden  veranlaüst,  sich  zunächst  mit  den  ihnen 
zugewiesenen  Schulgebäuden  genau  bekannt  zu  machen  und  zu  dem 
Zwecke  von  jedem  eine  topographische  Beschreibung  anzufertigen. 
Es  wurden  dann  die  hauptsächlichsten  Bichtungen  der  schulärztlichen 
Thätigkeit  besprochen,  als  eine  Hauptaufgabe  die  Bdi[ämpfang  viel- 
facher bezüglich  der  Schulhygiene  zur  Zeit  noch  bestehender  Übel- 
stände bezeichnet,  hierfür  aber  ein  zwar  zidbewuTstes,  jedoch  nicht 
zu  schroffes  Vorgehen  empfohlen  und  zu  dem  Zwecke  die  Über- 
einkunft getroffen,  dab  vor  Einreichung  der  ftLr  nötig  gehaltenen 
Anträge  an  den  Schulansschufs  in  der  Begel  eine  Beratung  der  An- 
gelegenheit in  den  gememsamen  Konferenzen  stattfinden  solle.  Solche 
Konferenzen  haben  nach  der  ersten  konstituierenden  noch  vier  im 
Laufe  des  Berichtsjahres  stattgefunden.  Es  sind  in  denselben  die 
verschiedensten  Fragen  des  schulärztlichen  Dienstes  beraten,  eine 
Beihe  von  besonders  hervortretenden  Übelständen  in  der  Beschaffen- 
heit der  Schulzimmer,  Schulaborte,  Turnhallen  und  anderer  Bäume 
mitgeteilt  und  besprochen  und  die  erforderlichen  Abänderungsanträge 
festgestellt  worden.  Insbesondere  wurde  den  Lüftungseinrichtungen 
der  Fenster  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  zugewendet,  von  den 
einzelnen  Schulärzten  ein  Bericht  über  die  in  den  verschiedenen 
Schulen  vorhandenen  Stellvorrichtungen  der  Fenster  erstattet  und 
auch  hier  die  erforderliche  Abhilfe  vorbereitet.  Eingehende  Be- 
handlung erfuhr  die  Frage  des  Offenhaltens  der  Fenster  in  der 
schulfreien  Zeit.  Besonders  in  den  Schulen  von  Alt-Leipzig  geschah 
in  dieser  Bichtung  seither  sehr  wenig.  In  der  Instruktion  für  die 
Schulhausmänner  ist  bestimmt,  dads  dieselben  die  Fenster  nach  An- 
ordnung des  Direktors  bei  Tage  zu  öffnen,  bei  Nacht  geschlossen 
zu  halten  haben.  Bei  der  sehr  grofsen  Anzahl  von  Fenstern  in  den 
umfilnglichen  Schulgebäuden  war  es  aber  mit  Bücksicht  auf  die 
Witierungsverhältnisse  als  kaum  durchfährbar  anzuerkennen,  dafs 
dieselben  während  der  ganzen  schulfreien  Zeit  offen  stehen.  Es 
wurde  beschlossen,  von  einer  allgemeinen  Begelung  dieser  Angelegen- 
heit und  einem  bezüglichen  Antrage  an  den  Schulansschufs  zunächst 
abzusehen,  vielmehr  bei  den  Direktoren  dahin  zu  wirken,  dafs 
während  der  Sommermonate  mindestens  zweimal  wöchentlich  4  Stunden 


33 

lang  sämtliche  Fensterflügel,    ferner   täglich  zor  Zeit  des  Vor-    and 
Nachmittagsanterrlchts  in  jeder  Klasse    während   der  Pause  einzelne 
Flfigd  geOffiiet  werden.   Insbesondere    empfahl  man,    dafs  mit  dem 
öffnen  der  Fenster  am  Schlosse  des  Vormittags-  and  demSchliefsen  der- 
selben beim  Beginne  des  Nachmittagsunterrichts  in  jeder  Klasse  ein  Schüler 
für  jede  Woche  beauftragt  werde.      Für  das  Fensteröffnen  während 
der  Heizperiode,    und  wie  dasselbe    mit  den  Centralheizungen  ver- 
einbar ist,  blieben  weitere  Beobachtungen  vorbehalten.     Femer  ge- 
langte die  Frage  der  Doppelfenster  zur  Besprechung,  welche  in  der 
lou^pen  Hälfte  der  Schulen   noch    fehlen   und,   wo    sie    vorhanden 
sind,  im  Sommer  nicht  herausgenommen  werden;  man  trat  im  Principe 
Ar  das  Herausnehmen  während  der  warmen  Jahreszeit,  als  die  natürliche 
Ventilation  fördernd  und  das  öffnen  erleichternd,  ein.  Auch  die  schon 
froher  im  Gesundheits-  und  im  Schulausschusse  behandelte  Frage  der 
Spucknäpfe  in  denKlassenzimmemund  deren  zweckmäfsigste  Einrichtung 
kam  zur  Verhandlung.    £s    waren  zufriedenstellende  Versuche    mit 
einer  neuerdings  von  einem  Hünchener  Arzte  empfohlenen  Füllung  der- 
selben mit  Holzwolle^  vorgenommen  worden.    Die  von  den  Schulärzten 
beim  Schulausschusse  gestellten  Anträge,    welche  meist  Aufwand  für 
Nenberstelliingen  beanspruchten,  haben  zum  TeO  bereits  im  Berichts- 
jahre den  gewünschten  Erfolg   gehabt,    und    sind    eine    Reihe   von 
Verbesserungen  der  Fenster,  Abtritte  und  andere  Erneuerungen  den 
gemachten  Vorschlägen  gemäfs  erfolgt.  Sonstige  Forderungen,  besonders 
solche,    welche  Neueinstellungen  in   das  Schulbudget    nötig  machen, 
können  erst  im  folgenden  Jahre  Erledigung  finden ;  andere,  namentlich 
die  auf  den  Neubau  von  Turnhallen  für    einige    Vorortsschulen    an 
SteDe  der  gesundheitlich  nachteiligen,  seiner  Zeit  von  dem  Bezirks- 
arzte bekämpften  Souterraintumhallen  gerichteten,  sind  auf  günstigere 
Finanzperioden  verschoben  worden. 

Sehnlhygienisclie  Untersuchuni;  zur  Beurteilung  der 
Oberbfirdniigsfrage.  Unter  dieser  Überschrift  veröffentlicht 
Stabsarzt  Dr.  H.  JAEaEB  zu  Stuttgart  in  der  „Dtsch.  Vierte^ahrs- 
sehr.  f.  öffenÜ.  Qsähispfig.^  eme  Abhandlung,  deren  Ergebnisse 
er  in  folgende  Sätze  zusammenfafst.  1.  Die  Schule  hat  die  Pflicht, 
sich  von  dem  ungestörten  Verlauf  der  körperlichen  Entwickelung 
ihrer  Schüler  dauernd  unterrichtet  zu  halten.  Dies  wird  erreicht 
durch  regelmäfsige  Messungen  und  Wägungen  der 
Schulkinder.  Solche  Messungen  und  Wägungen  sollen  mindestens 
halbjährlich  einmal,  und  zwar  stets  zu  denselben  Jahres-  und 
Tageszeiten,  also  z.  B.  am  Schlüsse  jedes  Schulsemesters,  vorgenommen 
werden.     Die  Resultate  sind  für  jede  Klasse   gesondert  in  Listen 


'  S.  diese  ZeiUchrift,  1892,  No.  3,  S.  130.    D.  Bed. 

SehalgetondheiUpflere  VIIL 


34 

einzutragen  nnd  der  Durchschnitt  zu  berechnen.  Das  Ergebnis  der 
jedesmaligen  Messung  und  Wägung  ist  den  £ltem  mitzuteilen,  was 
z.  6.  durch  Aufnahme  ins  Zeugnis  geschehen  kann.  Auf  auffslliges 
Zurückbleiben  einzelner  an  Längenwachstum  oder  Körpergewicht 
mögen  gleichfalls  die  Eltern  hingewiesen  werden.  Aus  den  gefundenen 
Durchschnitten  ist  in  jeder  Schulanstalt  für  jede  Altersklasse  je  eine 
Wachstums-  und  eine  Gewichtskurve  anzulegen,  welche  bis  zum 
Verlassen  der  Anstalt  fortgefOhrt  wird.  Der  normale  Entwickelung&- 
gang  der  Schulkinder,  wie  er  durch  Axel  Key,  Bowbitch  u.  a. 
hisher  festgestellt  wurde,  ist  gleichfalls  in  Form  Ton  Kurven  als 
Anhaltspunkt  zur  Beurteilung  etwaiger  Abweichungen  dem  Lehrer 
in  die  Hand  zu  geben.  2.  Eine  möglichst  zuverlässige  Kranheits- 
statistik ist  im  Interesse  der  Schulgesundheitspflege  aufs  dringendste 
anzustreben.  Am  Schlüsse  des  Schulsemesters  sind  die  sämtlichen 
Erkrankungsfälle  zusammenzuzählen  und  die  Erkrankungsziffem  in 
Prozenten  der  Schüler  auszurechnen.  Von  einer  statistischen 
Zusammenstellung  der  einzelnen  Krankheitsgruppen  kann  vorläufig 
Abstand  genommen  werden,  doch  wären  die  die  Krankheits- 
bezeichnungen enthaltenden  Listen  für  solche  Zusammenstellungen 
durch  etwa  vorhandene  Schulärzte  au&ubewahren.  3.  RegelmäMge 
Untersuchungen  der  Augen  auf  Kurzsichtigkeit  sind  schon 
längst  als  dringendes  Bedür&is  erkannt  und  sollten  angesichts  der 
erschreckenden  Zunahme  dieses  Übels  um  so  mehr  zur  allgemeinen 
Durchführung  gelangen,  als  bei  frühzeitiger  Erkenntnis  desselben 
eine  entsprechende  Brille  vor  weiterem  Fortschreiten  des  Leidens 
Schutz  zu  gewähren  vermag.  Eintritt  oder  Zunahme  von  Myopie 
sind  daher  gleichfalls  den  Eltern  mitzuteilen.  4.  Den  Hans- 
aufgaben fUlt  erfahmngsgemäfs  ein  greiser  Theü  der  durch  die 
Schule  gesetzten  Gesundheitsschädigungen  zur  Last,  und  zwar  gerade 
neuerdings  vielleicht  relativ  mehr  als  früher,  da  jetzt  in  den  Schulen 
auf  gute  Subsellien,  reine  Luft,  hinreichendes  Licht  und  dergl.  viel 
mehr  geachtet  wird,  als  sonst,  wogegen  die  häuslichen  Arbeitsplätze 
der  Ednder  mit  solchen  Verbesserungen  häufig  noch  nicht  bedacht 
sind.  Die  Hausaufgaben  überwuchern  aber  sehr  häufig  die  durch 
die  Vorschriften  gesteckten  Grenzen.  Um  dem  möglichst  vorzu- 
beugen, ist  zu  wünschen,  daüs  unter  jede  gefertigte  Hausaufgabe 
vom  Schulkinde  selbst,  in  jüngeren  Jahren  von  den  Eltern  die 
Zeit  bemerkt  wird,  welche  das  Kind  zur  Anfertigung  der  Arbeit 
gebraucht  hat;  dies  hätte  zu  geschehen  sowohl  bei  obligatorischen 
als  bei  etwaigen  freiwilligen  Arbeiten.  Derartige  Notizen  haben  zugleich 
den  Vorzug,  die  Kinder  an  konzentriertes  Arbeiten  zu  gewöhnen. 
5.  Unter  den  Strafmitteln  müssen  die  Strafarbeiten  gänzlich  in 
Wegfall    kommen.      Zulässig    sind    dagegen  das   Herausstellen,   das 


35 

Nachsitzen,  jedoch  nur  unter  Aufsicht  des  Lehrers,  und  als  schwerste, 
selten  anzuwendende  Strafe  die  körperliche  Züchtigung.  Wichtige 
Disciplinarmittel,  welche  Strafen  häufig  yermeidbar  machen,  bleiben 
die  Lokationen  und  öftere  £rteilung  von  Zeugnissen  auch  ftkr 
Einzelleistungen. 

Znsammengesetcte   Photographien  f&r  anthropologisehe 

an  Schfilern.  In  der  ri^ature""  vom  23.  Mai  1878 
machte  Francis  Oalton  den  Vorschlag,  durch  Vereinigung  der 
Photographien  einzelner  Individuen  typische  Porträts  ganzer  Gruppen 
zu  beschaffen.  Seitdem  hat  H.  P.  Bowditch  sich  bemüht,  dem 
Verfahren  mehr  Eingang  zu  verschaffen,  zumal  es  namentlich  für 
anthropologische  Zwecke  Nutzen  verspricht.  Eine  Anzahl  von  Photo- 
gn^hien  einzehier  Individuen  deijenigen  Qruppe,  von  welcher  man 
ein  typisches  Porträt  zu  erhalten  wünscht,  werden  nacheinander 
auf  einer  und  derselben  Platte  photographisch  reproduziert.  Die 
Expositionszeit  wird  so  kurz  gewählt,  dafis  jede  einzehie  der  pri- 
mären Photographien  auf  der  nicht  sehr  empfindlichen  Platte  nur 
ein  sehr  schwaches,  kaum  sichtbares  Bild  geben  würde.  Indem  sich 
aber  die  auf  gleichgelegene  Punkte  der  Platte  fallenden  Wirkungen 
addieren,  entsteht  ein  Bild,  welches  alle  Züge,  die  den  Einzelbildern 
gemeinsam  sind,  deutlich  wiedergibt,  während  die  besonderen  Eigentüm- 
lichkeiten der  Einzelporträts  nur  schattenhaft  bleiben  und  kaum 
sichtbar  sind.  Selbstverständlich  muTs  Sorge  getragen  werden,  dais 
gewisse  Hauptpunkte,  namentlich  die  Augen,  der  in  gleicher  Gröise 
anfgenommenen  Einzelbilder  stets  auf  dieselben  Stellen  der  Haupt- 
platte fallen.  Als  Beispiel  der  Anwendung  des  Verfahrens  gibt 
BowBiTOH  in  „Jlfb  Clures  Magaa,*'  für  September  1894  Komposit- 
photographien  von  Soldaten  der  sächsischen  Armee  deutscher  und 
wendischer  Abstammung.  Je  12  Einzelbilder  wurden  zu  einer 
typischen  Photographie  zusammengesetzt.  Von  solchen  Typen  sind 
2  deutsche  und  2  wendische  nebst  den  entsprechenden  Einzelbildern 
wiedergegeben.  Während  die  je  2  derselben  Nationalität  sehr 
ähnlich  sind,  unterscheiden  sie  sich  von  den  beiden  anderen  deutlich 
durch  bestimmte  Charaktere,  besonders  in  der  Form  der  Unterkiefer 
und  der  Stirn.  Daraus  folgt,  dais  12  passend  gewählte  Individuen 
schon  genügen,  um  ein  typisches  Bild  zu  geben.  Man  wird  dies 
Verfahren,  zusammengesetzte  Photographien  herzustellen,  auch  bei 
Schülern  benutzen  können,  z.  B.  um  einen  etwaigen  Unterschied  im 
Schädelban  der  kurzsichtigen  und  nicht  kurzsichtigen  festzustellen, 
um  gewisse  Rasseneigentümlichkeiten  derselben  zu  ermitteln  u.  s.  w. 
Gute  Dienste  könnten  dabei  die  jetzt  zo  zahlreichen  Amateur- 
photographen leisten,  denen  auf  diese  Weise  zugleich  ein  neues 
Feld  nützlicher  Beschäftigung  geboten  würde.  jfi 

3^ 


36 

Znr  Zahapflege  der  Schuljugend.  Da  jetzt  der  Zahnpflege 
der  SchOler,  namentlich  auch  in  Internaten,  eine  gröfsere  Sorgfalt 
als  früher  zugewandt  wird,  so  teilen  wir  eine  Notiz  des  y^J&wm. 
of  the  Bfit  dmt.  Assoc."  mit,  welche  die  Anänerksamkeit  auf  die 
billigen  Sorten  von  Zahnbürsten  lenkt,  durch  deren  leicht  ausfaUende 
Borsten  Unglücksftlle  herbeigeführt  werden  können.  Während  im 
aUgemeinen  nur  geringe  Beschwerden  durch  solche  Borsten  verursacht 
werden,  wenn  sie  sich  in  oder  zwischen  den  Zähnen  festsetzen,  oder 
wenn  sie  in  den  Kehlkopf  oder  Rachen  geraten,  kommt  zuweilen 
ein  schwererer  Fall  vor.  Von  einem  solchen  wird  aus  New  York 
berichtet,  wo  der  Chirurg  wegen  einer  Blinddarmentzündung  zu 
operieren  hatte  und  im  Wurmfortsatz  als  Ursache  der  Entzündung 
Borsten  aus  einer  Zahnbürste  vorfand.  Es  wird  daher  der  Rat 
gegeben,  nur  solche  Zahnbürsten  zu  verwenden,  deren  Borsten  mit 
Draht  und  nicht  ausschlieMich  mit  Leim  befestigt  sind. 

Über  den  EkflnÜB  des  elektrischen  Lichtes  anf  die  Augen 

hat  M.  GoüLD  in  den  „Med.  News^  ausführliche  Beobachtungen 
veröffentlicht  und  deren  Resultate  in  eine  Anzahl  Sätze  zusammen- 
gefafst,  die  folgendermaisen  lauten:  1.  Das  elektrische  Licht  ist  die 
Beleuchtungsmethode  der  Zukunft  und  in  hygienischer  Beziehung 
dem  Gaslicht  nach  jeder  Richtung  vorzuziehen.  Das  Publikum  mufs 
daher  darauf  sehen,  dafs  in  allen  Yereinssälen,  Theatern,  grölseren 
Hallen,  Kirchen,  Schulen,  Lesezinmiem  nur  diese  Beleuchtung  An- 
wendung findet.  2.  Das  Vorurteil  mancher  Personen  gegen  die 
dektrische  Beleuchtung  ist  nicht  gerechtfertigt.  Nachteile  haben 
sich  bis  jetzt  nur  bei  wissenschaftlichen  Beobachtern  und  bei  den 
mit  elektrischem  Licht  beschäftigten  Arbeitern  eingestellt,  welche 
längere  Zeit  und  sehr  nahe,  ohne  sich  durch  gef&rbte  Brillengläser 
zu  schützen,  ihre  Augen  diesem  Lichte  ausgesetzt  haben.  Das 
Bogenlicht  in  geschlossenen  Räumen  ist  durch  das  bisher  nicht  ganz 
beseitigte  Flackern  unbequem  und  steht  in  dieser  Beziehung  dem 
verbesserten  EDisoNschen  Glühlicht  nach.  3.  Die  Nachteile  des 
unbedeckten  elektrischen  Lichtes  für  das  Auge  bestehen  nicht  in 
dem  Vorwiegen  der  chemisch  wirkenden  violetten  oder  ultravioletten 
Lichtstrahlen,  sondern  in  der  grölseren  Intensität  der  Lichtwellen. 
4.  Zu  den  Augenerkrankungen,  welche  durch  dasselbe  hervorgerufen 
werden,  gehören  zeitweilige,  vorübergehende  Netzhautlähmung,  Lid- 
krampf, centrale  Skotome,  Farbensehen,  Nachbilder;  innerhalb  vier- 
undzwanzig Stunden  tritt  starke  Lichtscheu,  Thränenflufs,  Augen- 
schmerz, die  Empfindung,  als  seien  Fremdkörper  zwischen  den 
Augenlidern,  Rötung  und  Blutüberfüllung  der  Bindehaut  ein.  5.  Diese 
Erscheinungen  dauern  zwei  bis  drei  Tage,  geben  eine  gute  Prognose 
und   sind   durch  Kokain-   und  Atfopineinträufelungen,    sowie  durch 


37 

lauwarme  Wasseramschlftge  leicht  zn  beseitigen.  6.  Arbeiter  und 
wissenschaftliche  Experimentatoren,  welche  längere  Zeit  und  in  der 
Nähe  sich  mit  elektrischem  Licht  beschäftigen,  mflssen  stets  gefärbte 
Brillengläser  tragen.  In  Schmelzwerken  ist  dies  gleichfalls  erforder- 
lich nnd  nicht  minder  darauf  zn  achten,  dafs  die  Arbeiter  das 
Ctesicht,  den  Hals  nnd  die  Hände  der  Einwirkung  des  elektrischen 
Lichtes  entziehen,  indem  sie  die  genannten  Teile  durch  geeignete 
Bekleidung  schtttzen ;  bei  Unterlassung  dieser  Vorsichtsmafsregel  kann 
sich  leicht  Entzündung  der  Haut  einstellen. 


tta%tt^tf^iü^üxifts. 


über  Fenstervorhlnge  in  Schalen  hat  unser  Terehrter 
Mitarbeiter,  Herr  Professor  Dr.  Hermann  Cohn,  in  Gemeinschaft 
mit  seinem  Assistenten,  Dr.  B.  Jüngmann,  photometrische  ünter- 
sachungen  angestellt  und  die  Resultate  vor  kurzem  in  der  „Dtsch.  med. 
Wochschr,^  veröffentlicht.  Die  Messungen  wurden  an  sonnenhellen  Vor- 
mittagen zwischen  9  und  12  Uhr,  entsprechend  der  meistens  üblichen 
Zeit  des  Yormittagsunterrichts,  in  einer  Klasse  vermittelst  Webebb 
Photometer  ausgeführt,  aber  sofort  abgebrochen,  sobald  Wolken, 
selbst  die  kleinsten,  am  Himmel  erschienen.  Die  Fenster  waren 
mit  Ausnahme  der  beiden  unteren  Flflgel  des  einen,  vor  welclie  die 
ZQ  untersuchenden  Stoffe  gehängt  wurden,  vollstILndig  verdunkelt. 
Auf  diese  Weise  ergab  sich  die  umstehend  mitgeteilte  Tabelle. 
COHN  teilt  nach  derselben  die  18  untersuchten  Vorhänge  in  4  Gruppen 
ein:  1.  gute,  die  noch  44— 66Vo  rotes  und  21 — 45  7o  grttnes 
Licht  durchlassen.  Dahin  gehören  die  Vorhänge  No.  3,  4,  5,  7 
der  Tabelle:  weifser,  f einfädiger  Shirting,  ^crufarbiger  und  cr6me- 
ÜBurbiger,  dtknnfädiger  Köper  und  weifser  Dowlas;  2.  mittelmäfsige, 
welche  6 — 24%  rotes  und  4—16%  grünes  Licht  durchlassen; 
das  sind  No.  8  und  9:  dichtes  £cruleinen  und  hellgraues  Leinen; 
3.  schlechte,  die  nur  2— 4  7©  rotes  und  1 — 6  7o  grünes  Licht 
durchlassen;  dazu  zählen  No.  7 — 15:  Brahmtuch,  Futterleinen, 
dmikelgrau  gestreiftes  Leinen,  blauer  Satin,  blaustreifiger  Leinendrell 
imd  Segelleinen;  4.  miserable,  welche  nur  0,3 — 1,2  Vo  rotes  und 
0,1 — 0,5^0  grünes  Licht  durchlassen;  als  solche  sind  die  Nuxnmem 
16 — 20  und  22  zu  bezeichnen:  rotes  Elötzelleinen,  dunkehroter, 
grüner  und  blauer  Satin,  imprägniertes  Segelleinen  und  starkfädiger 
Leinendrell.  Für  Schulzimmer  sollten  nur  die  als  erste  Gruppe 
mit    »gut*'    bezeichneten    Vorhänge    angeschafft   werden,    die    aber 


38 


No. 


1 
2 

7 

4 

6 

6 

7 

8 


10 

11 
12 

13 

14 

16 

le" 

17 

18 

19 

20 
21 

22 
23 


Art  des  Vorhanges 


Weifse  Mattscheibe,  2,5  mm  dick  . . . 

Graues  Eathedralglas,  gegossen,  3  mm 

dick 

Weifser  Shirting,  feinfadig 

^crufarbiger  Köper,  dünnfadig 

CrSmefarbiger  Köper,  dünnfadig 

Grüne  Holzjalousie,  wagerecht  gestellt 

Weifser  Dowlas,  starkfadig 

Ilcrafarbiges  Leinen,  dicht,  m.  weifsen 

Streifen 

Helles,     graues   Leinen,     dicht,    mit 

dunkelgrauen  Streifen 

Hellgelbes,  leinenes  Brahmtuch,  ganz 
starkfadig 

Gelbliches,  rohes  Futterleinen,  starkfad. 

Dichtes,  hell  u.  dunkelgrau  gestreiftes 
Leinen 

Hellblau  gestreifter,  baumwollener, 
dichter  Satin 

Leinendrell,  ganz  dicht,  starkfadig, 
grau  mit  dunkelblauen,  breiten 
Streifen 

Botfarbenes,  grobes,  starktädiges 
Segelleinen 

Schmutziger  Schulvorhang,  rohes 
Futterleinen,  gelblich,  starkfadig  . 

Bordeauxfarbiger,  gestreifter,  dichter 
baumwollener  Satin 

Hellgelbes,  starkfadiges,  wasserdicht 
imprägniertes  Segelleinen 

Dunkelgrün  gestreifter,  baumwollener, 
dichter  Satin 

Bohfarbener,  starkfadiger  Leinendrell 

Grüne  Holqalousie,  unter  45  ^  gestellt 

Dunkelblau  gestreifter,  dicker,  baum- 
wollener Satin 

Grüne  Holzjalousie,  senkrecht  gestellt 


Preis 

pro 

Meter 

InMk. 

Lichtdaroli 
lässigkeit 
fOr 

Bot       Grfln 

Geordn. 
nach 

GTtB- 

dnroh- 

läggig- 

keit 

3,00 

73 

68 

2 

4,00 

64 

70 

1 

0,80 

56 

37 

5 

0,90 

52 

21 

7 

0,90 

50 

35 

6 

20,00 

48 

50 

3 

0,95 

44 

45 

4 

1,35 

24 

15 

8 

1,36 

6 

4 

12 

1,30 

3,8 

0,9 

16 

0,75 

3,6 

1,7 

13 

1,10 

3,0 

4,5 

11 

1.60 

2,8 

5,7 

9 

1,15 

2,5 

1,0 

15 

0,90 

2,0 

0,6 

17 

0,75 

1,2 

0,3 

19 

1,50 

1.0 

0,6 

18 

1,58 

0,7 

0,2 

20 

1,50 

0,7 

5,7 

10 

1,10 

0,6 

0,2 

21 

20,00 

0,6 

1,5 

14 

1,50 

0,3 

1,0 

22 

20,00 

0,1 

0.1 

23 

39 

mehrmals  im  Jahre  zu  waschen  sind;  ihr  Preis  ist  gering,  indem 
er  blofs  80—90  Pfennige  pro  Meter  bei  104—130  cm  Stoff- 
breite beträgt. 

Die  Augen  kalifornischer  Studenten.  Dr.  Southabd  hat 
soeben  die  Aogen  der  Studenten  in  San  Francisco  untersucht  und 
dabei  68  Prozent  Brechungsfehler  gefanden.  Die  meisten  bestanden 
in  Hypermetropie  oder  Astigmatismus;  Myopie  kam  nur  bei  6  Prozent 
vor.  Dr.  Southabd  verlangt,  dafs  alle  Kinder  in  der  ersten  Zeit 
ihres  Schalbesuches  an  den  Augen  untersucht  werden  sollen.  Etwa 
vorhandene  Hypermetropie  sei  durch  Gläser  zu  korngieren  und  auf 
diese  Weise  Asthenopie,  Augenschmerz  und  Kopfweh  zu  beseitigen. 
Zu  einem  ähnlichen  Schlüsse  kommt  Dr.  Pischl  auf  Grund  seiner 
in  den  Grammar  schools  von  San  Francisco  vorgenommenen  Unter- 
snchungen,  über  die  er  in  dem  „Jaum»  Amer.  Med.  Assoc.^, 
September  1894,  berichtet. 

Gesundheitspässe  fBr  Schflier.  Unser  verehrter  Mitarbeiter, 
Herr  Dr.  Mangenot  zu  Paris,  veröffentlicht  in  der  „Eev,  d^hyg,^, 
1894,  No.  3,  einen  Aufsatz:  L'examen  individuel  et  le 
bulletin  sanitaire  des  6coliers.  Nach  seiner  Kenntnis  finden 
Einzeluntersuchungen  von  Schülern  regelmäfsig  und  offiziell  nur  in 
Brüssel  und  Stockholm  statt  und  bewähren  sich  vollkommen,  besonders 
wenn  man  von  anthropologischen  Messungen  u.  dergl.  absieht  und 
lediglich  das  Interesse  der  Kinder  im  Auge  behält.  Das  Schulkind 
wird,  mögen  die  Einrichtungen  der  Schule  in  hygienischer  Hinsicht 
aach  noch  so  vollkommen  sein,  nur  dann  wirklichen  Nutzen  vom 
Unterrichte  haben,  wenn  es  demselben  nicht  nor  geistig,  sondern 
aach  körperlich  gewachsen  ist.  Gewisse  körperliche  Fehler  beein- 
flassen  überdies  die  intellektuellen  Fähigkeiten  in  hohem  Grade.  Es 
ist  daher  Aufgabe  des  Schularztes,  die  allgemeine  Konstitution  des 
Schülers,  seine  körperliche  und  geistige  Entwickelung  zu  prüfen  und 
auf  Krankheiten  und  körperliche  Fehler  zu  fahnden;  insbesondere 
ist  den  Sinnesorganen,  vor  allem  den  Augen  und  Ohren,  femer  der 
Nase,  dem  Rachen  und  den  Zähnen  sorgfältige  Aufmerksamkeit  zu 
schenken.  Von  grofser  Wichtigkeit  erscheint  es,  das  Ergebnis  der 
Untersuchungen  festzulegen.  Während  nach  den  gegenwärtigen 
Bestimmongen  der  Schularzt  gehalten  ist,  den  Eltern  des  Kindes 
von  dem  üntersuchungsresultate  Kenntnis  zu  geben,  wUl  ein  neuerer 
Vorschlag  dieses  Resultat  in  eine  Art  von  Gesundheitspais  einge- 
tragen wissen,  von  welchem  das  Kind  während  seiner  ganzen  Schul- 
zeit, auch  in  verschiedenen  Schulen,  begleitet  sein  soll.  Den 
Einwand,  dafs  die  Anlage  der  Gesundheitskarten  zu  viel  Zeit  erfordere, 
wideriegt  Verfasser  durch  seine  eigenen  Erfahrungen.  Er  gebrauchte 
für  die  Untersuchung  von  50 — 55  Schülern  und  für  die  betreffende 


40 

Eintragung  in  die  Karten,  welche  von  den  Lehrern  nach  Möglichkeit 
Torbereitet  waren,  nur  60 — 70  Minuten.  Allerdings  war  diese 
Untersuchung  blofs  eine  oberflächliche.  Die  der  Augen  und  Ohren 
beschränkte  sich  z.  B.  auf  flüchtige  Seh-  und  Hörprüfungen.  Zu 
allen  eingehenderen  Untersuchungen  wurden  die  Schüler  an  Poli- 
kliniken u.  dergl.  verwiesen.  Unter  312  Kindern,  welche 
Dr.  Mangenot  auf  diese  Weise  prüfte,  fand  er  211  konstitutionell 
krank,  und  zwar  162  lymphatisch,  47  skrofulös,  2  rhachitisch; 
nur  101  Kinder  konnten  als  gesund  und  kräftig  bezeichnet  werden. 
Femer  waren  35  kurzsichtig,  29  harthörig,  und  185  hatten  schlechte 
Zähne.  Bei  20%  der  Augen-  und  Ohrenkranken  erwiesen  sich 
die  Afifektionen  der  Art,  dab  sich  durch  geeignete  Behandlung 
Heilung  oder  wesentliche. Besserung  erzielen  liefs. 

Sch&delabnormitäten  bei  Schulkindern.     Dr.  E.  Konbäd 

in  Hermannstadt  untersuchte  vor  kurzem  über  100  gleichalterige 
Schulkinder  und  fand,  dals  diejenigen  unter  ihnen,  welche  Schädel- 
abnormitäten zeigten,  im  allgemeinen  leichter  geistig  ermüdeten. 
Die  Ermüdung  gab  sich  durch  Abnahme  der  Qualität  der  geistigen 
Arbeit,  welche  in  der  Lösung  einfacher  Rechenaufgaben  bestand,  zu 
erkennen.  Sollte  sich  das  angeführte  Verhalten  auch  auf  breiterer 
statistischer  Basis  bestätigen,  so  böten  die  Schädelabnormitäten^  einen 
praktisch  nicht  unwichtigen  Anhaltspunkt  für  die  Beurteilung  der 
geistigen  Leistungsfähigkeit  der  Schüler. 

Über  die  Leibesfibangen  an  den  Uniyersitäten  der  Zukunft 

äufsert  sich  der  Göttinger  Professor  der  Pädagogik  Dr.  Baümann 
in  seinem  vor  einiger  Zeit  erschienenen  Buche  über  Volksschulen, 
höhere  Schulen  und  Universitäten  folgendermafsen:  Das  erste 
bei  einer  Uniyersität  ist  in  Zukunft,  dafs  gro&e  schattige  und  je 
nach  Bedarf  auch  sonnige  Plätze  für  Turnen  und  körperliche  Spiele 
vorhanden  sind,  den  ganzen  Tag  geöffnet.  Fechten  und  Tanzen 
wird  allgemein  gelehrt.  Eine  Badeanstalt  Sonmiers  und  Winters 
(20^  C.)  ist  stets  in  Gebrauch.  Im  Reiten  wird  gegen  besonderes 
Entgelt  unterrichtet,  es  wird  aber  auch  als  Prämie  bewilligt,  wenn 
jemand  freiwillig  zu  diesem  Behufe  aus  den  Ferien  eine  Arbeit 
liefert,  deren  Thema  er  selbst  gewählt  hat,  und  über  deren  wissenschaft- 
liche Vorbedingungen  er  sich  nachträglich  ausweist.  Wie  auf  den 
vorbereitenden  höheren  Schulen  der  Handfertigkeitsunterricht  überall 
dargeboten  wurde,  so  ein  Analogen  desselben  auf  den  Universitäten 
in  Gelegenheit  zu  feineren  künstlerischen  oder  mechanisch-technischen 
Arbeiten,  die  doch  Erholung  sind  und  zugleich  Ableitung  von  ab-  , 
straktem  Denken  nach  Sinnen  und  Muskeln.     Die  jungen  Leute  auf 


»  Vergl.  diese  ZeiUchnfi,  1891,  No.  11,  S.  669—672.    D.  Red. 


41 

der  Uniyersit&t  wissen  meist  gar  nicht,  was  sie  mit  ihrer  Muskel- 
kraft anfangen  sollen,  die  doch  zugleich  infolge  des  Wachstums  als 
Reiz  ihnen  zum  Bewulstsein  kommt. 

Die  Zunahme  jugendlicher  Verbreeher.     In  Deutschland 

ist,  wie  Landgerichtsrat  Dr.  Fblisch  mitteilt,  während  des  letzten 
Jahrzehnts  das  jugendliche  Verhrechertum  stark  angewachsen.  Im 
Jahre  1882  wurden  hier  nAmlich  30000  Jugendliche,  zehn  Jahre 
sp&ter  aber  schon  46000  verurteilt.  Während  die  Steigerung  der 
ZaiA  der  gesamten  Verbrecher  28  Prozent  beträgt,  macht  die  der 
jagendlichen  Verbrecher  51  Prozent  aus.  Auch  in  anderen  Ländern 
wachsen  die  Verbrechen  von  Kindern  erheblich  an.  Nur  in  einem 
einzigen  Lande  sind  die  Zustände  besser,  in  England.  Was  ist  der 
Grund?  Die  grofsartig  ausgebaute  Zwangserziehung.  Dr.  Felisgh 
befürwortet  angesichts  dieser  Erfolge  die  letztere  auch  für  die  jugend- 
lichen Verbrecher  Deutschlands.  Die  Strafmündigkeit  soll  femer  vom  12. 
auf  das  14.  Jahr  hinaufgerückt  werden.  Bis  zu  diesem  Alter 
müssen  die  Kinder  noch  erzogen  werden,  dürfen  aber  nicht  ins 
Gefängnis  kommen.  Mangelhaft  ist  auch  die  Bestimmung,  wonach 
dieselben  erst  nach  Begehung  einer  Strafthat  in  zwangsweise  Er- 
ziehung genommen  werden  können.  Letztere  ist  vielmehr  auch  aui 
gefUirdete  Jugendliche  auszudehnen.  Endlich  dürfen  Kinder  aus 
dem  Gefängnisse  nicht  mehr  zur  Schule  zurückkehren.  Man  wird 
diesen  Vorschlägen  auch  vom  hygienischen  Standpunkte  nur  bei- 
pflichten können. 

Anormale  Kinder  in  einer  englisehen  Schnle.    „2^  Brit 

Med.  Journ,"  berichtet:  Dr.  James  Kerb  hat  der  Schulbehörde  in 
Bradford  einen  vorläufigen  Bericht  abgestattet  über  .1332  Kinder, 
welche  unter  10759  als  nach  irgend  einer  Richtung  anormal  aus- 
gewählt waren.  Von  diesen  zeigten  6,1%  Brechungsfehler  der 
Augen,  doch  waren  nur  1%  derselben  mit  Gläsern  versehen.  Mangel- 
haftes Gehör  wurde  bei  2,2%  festgestellt,  gewöhnlich  in  Verbindung 
mit  Rachenleiden  und  von  der  Art,  dafs  es  durch  Behandlung  geheilt 
werden  konnte.  117  Kinder  waren  unzweifelhaft  geistesschwach, 
und  113  litten  an  Sprachgebrechen  von  leichtem  Stammeln  an  bis 
zu  starkem  Stottern,  welches  das  Gesprochene  unverständlich  machte. 
Ein  Todesfall  beim  Schnlspiel.  Aus  Sogndal  in  Norwegen 
schreibt  man  der  „So^ns  Tidenäe" :  An  Notsaeters  Schule  hierselbst 
waren  kürzlich  Kinder  mit  einem  Spiele  beschäftigt,  welches  in 
hohem  Grade  Schnelligkeit  von  den  Teilnehmem  fordert.  Dabei 
stolperte  ein  Mädchen  im  Konfirmationsalter  in  vollem  Sprung  und 
fiel  mit  dem  Kopf  auf  einen  Treppenstein,  wo  es  bewufsüos  liegen 
blieb.  Trotz  ärztlicher  Hilfe  starb  dasselbe  innerhalb  weniger  Tap:e 
an  Gehirnerschütterung. 


42 

Zar  Verhfltnng  der  Dipbtherie  in  Schulen.     Als  kürzlich 

zu  Goildford  in  England  eine  Diphtheritisepidemie  herrschte,  unter- 
suchte der  dortige  Medizinalbeamte  Dr.  Lake,  wie  „The  Brit  Med, 
Jwifm,^  berichtet,  den  Hals  sämtlicher  Schulkinder.  Er  bediente 
sich  dabei  zweier  vernickelter  Zungendepressoren,  einiger  reiner  Hand- 
tücher, eines  Kehlkopfspiegels  und  eines  Gefälses,  in  dem  sich  oft 
gewechseltes  kochendes  Wasser  befand.  Während  der  eine  Depressor 
benutzt  wurde,  lag  der  andere  in  diesem  Wasser.  Alle  Kinder,  bei 
welchen  sich  der  leiseste  Verdacht  einer  Halskrankheit  zeigte,  wurden 
Tom  Schulbesuche  ausgeschlossen,  und  zwar  meistens  so  lange,  bis 
der  Hals  wieder  normales  Aussehen  zeigte.  Dr.  Lake  bemerkt: 
Wenn  die  Schulen  nur  von  Kindern  mit  gesundem  Bachen  und 
Kehlkopf  besucht  würden,  so  wäre  die  Gefahr  einer  Infektion  mit 
Diphtherie  bedeutend  verringert.  Falls  der  Medizinalbeamte  nur 
irgend  Zeit  hat,  sollte  er  daher  ein  jedes  Mal  nach  den  Ferien  und 
in  gewissen  Zwischenräumen  auch  während  der  Schulzeit  eine  Unter- 
suchung des  Halses  der  Kinder  vornehmen. 

Erziehung  epileptischer  Kinder.  Bücksichtlich  der  Frage, 
auf  welche  Art  für  die  Erziehung  epileptischer  Kinder,  welche  vom 
Besuche  öffentlicher  Schulen  femgehalten  werden  müssen,  vorgesorgt 
werden  solle,  betonte  der  niederösterreichische  Landessanitätsrat 
neuerdings  die  Notwendigkeit  der  Errichtung  eines  Asyls,  in  welchem 
denselben  Pflege  und  ärztliche  Behandlung,  sowie  Unterricht  in  den 
Elementargegenständen  und  in  Handfertigkeiten  zu  teil  werden  möge. 
In  eine  derartige  Anstalt  wären  in  erster  Linie  epileptische  Kinder 
armer  Eltern,  nach  Mafsgabe  des  Platzes  aber  auch  zahlungsfähige 
Zöglinge  aufzunehmen.  Geistesschwache  oder  geistesgestörte  epilep- 
tische Kinder  müfsten  dagegen  von  der  Aufnahme  ausgeschlossen 
und  in  Irrenanstalten,  bezw.  in  den  diesen  angegliederten  Siechen- 
anstalten untergebracht  werden. 

Kasseler  Ferienkolonie  nnd  Snppenanstalt.  Die  Zahl  der 
Pflege  und  Nahrung  suchenden  armen  Kinder  ist  in  Kassel  mit  dem 
Wachstum  der  Stadt  immer  grö&er  geworden.  Als  vor  11  Jahren 
die  ersten  Kolonien  ausgesendet  wurden,  hatte  dieselbe  etwa  58000 
Einwohner,  heute  zählt  sie  deren  78000.  Welchen  Berufekreisen 
aber  der  wesentliche  Teil  dieses  Zuwachses  angehört,  zeigt  die 
rasch  steigende  Frequenz  der  Yolksschulen.  So  hatte  der  Kasseler 
Verein  für  Ferienkolonien  und  Speisung  armer  Schulkinder  im 
letzten  Berichtsjahre  eine  rege  Thätigkeit  zu  entfalten.  Die  Suppen- 
anstalt gab  auf  Karten  14  871  Liter  Suppe  aus,  nämlich  5802  ganze 
und  18  138  halbe  Portionen.  Während  firüher  die  Kinder  selbst 
einen  kleinen  Beitrag  zahlen  mufsten,  4  Pfennige  für  die 
ganze  und  2  Pfennige  für  die  halbe  Portion,  wurde  im  vergangenen 


43 

Winter  dayon  abgesehen.  Die  Kosten  beliefen  sich  trotzdem  nicht 
höher  als  auf  663 Mark.  —  Im  Sommer  gingen  65  Ferienkolonisten 
unter  Ftthrung  des  Lehrers  W.  Heckmank  nach  Bad  Soden 
a.  d.  Werra.  Nur  ein  Knabe  hat  den  halben  und  ein  Mädchen 
den  ganzen  Pensionspreis  fdr  die  Kinderheilanstalt  gezahlt.  Die 
Vereinskasse  trag  demnach  die  Kosten  für  63  Kolonisten  und 
▼erwendete  darauf  2748  Mark.  Von  den  Kindern  wurden  11  Knaben 
nnd  22  Mädchen  in  der  Heilanstalt  selbst  untergebracht ;  19  Knaben 
und  13  Mädchen  dagegen  bildeten  die  eigentliche  Kolonie.  Pflege  nnd 
BekOsügnng,  welche  die  Anstalt  gewährte,  waren  yorzttglich,  so  dafs 
anch  die  Erfolge  der  Kur  sich  recht  erfreulich  gestalteten.  Das 
schöne  Werrathal  und  die  waldreichen  Berge  boten  reiche  Gelegen- 
heit zu  erquickendem  Aufenthalte  in  freier  Luft.  Als  daher  die 
kleine  Schar  heimkehrte,  zeigte  das  gesunde  Aussehen  und  der 
muntere  Blick  der  Kinder,  wie  wohlthnend  und  kräftigend  die 
Ferienreise  fflr  sie  gewesen  war.  Ihr  gutes  Yerhalten  während  der 
ganzen  Zeit  aber  zeugte  davon,  dafe  auch  Herz  und  Gemüt  nicht 
leer  ausgegangen  waren. 

Das  Seeh^spiz  Kaiserin  Friedrieh  in  Norderney  hat  am 
15.  Oktober  y.  Js.  seinen  Sommerbetrieb  abgeschlossen.  Es  wurden 
vom  1.  April  bis  15.  Oktober  aufgenommen  715  Pfleglinge  mit 
32305  Yerpflegungstagen  gegen  678  Pfleglinge  mit  30053 
Yerpflegungstagen  im  Sommerbetrieb  des  Yoijahres.  Mit  dem 
15.  Oktober  ist  die  Winterkur  eröffnet  worden,  zunächst  mit  einem 
Bestände  von  55  Kindern.  Anmeldungen  für  dieselbe  sind  zu 
richten  an  die  Verwaltung  des  Seehospizes  „Kaiserin  Friedrich'^  in 
Nordemey,  die  auf  Wunsch  eine  gedruckte  Auskunft  über  die  Anstalt 
Tersendet. 


^mtlic^e  D.etfugttngen. 


y«rordBimg  des  k.  k.  Ssterreichisehen  Ministeriums  fftr 
Kidtns  und  üntemeht  vom  7.  JnU  1894,  Z.  2843,  an  alle 
Laidesehefs  als  Vorsitzende  der  Landesselinlr&te,  betreffend 
die  Impfting  der  Zöglinge  yon  Lehrer-  und  Lehrerinnen- 

bUdnngsanstalten. 

Da  ein  ungeimpfter  Lehrer  durch  seine  erhöhte  Disposition 
ZOT  Blatternerkranknng  den  Gesundheitszustand  der  ihm  anyertrauten 
Kinder  gefthrden  kann,  ersuche  ich  Ew.  u.  s.  w.,  in  geeigneter  Weise 
dahin  zu  wirken,   dafs  die  Zöglinge   der  Lehrer-  und  Lehrerinnen- 


44 

bildungsanstalten  sich  während  ihrer  Studienzeit  oder  doch  wenig- 
stens bevor  dieselben  nach  Abschlofs  ihrer  Stadien  die  betreffendt> 
Anstalt  yerlassen,  einer  Impfung,  bezw.  Wiederimpfung  unterziehen. 
In  dieser  Eichtung  wird  es  insbesondere  die  Aufgabe  der  mit 
dem  Unterrichte  in  der  Schulhygiene  an  den  Lehrer-  und  Lehrerinnen- 
bildungsanstalten betrauten  Docenten  sein,  die  Vorteile  der  Kuh- 
pockenimpfung auseinanderzusetzen  und  richtige  Begriffe  hierüber 
in  den  Kreisen  der  heranwachsenden  Lehrer  zu  verbreiten,  wobei 
auch  darauf  hinzuweisen  sein  wird,  dafs  in  Anbetracht  des  von  der 
k.  k.  Impfstoffgewinnungsanstalt  in  Wien  mit  Beachtung  aller  Vor- 
schriften erzeugten  tadellosen  animalen  Imp&toffes  Befdrchtungen 
wegen  eventueller  Impfschädigung  vollkommen  unbegründet  sind. 

Erlafs  des  KSniglieh  prenfsischen  Unterrichtsministers 

wegen  Unznlässigkeit  der  Abkfirznng  der  Torschriftsmäfsigea 

Unterrichtszeit  in  der  Volksschule  anläfslich 

der  Einf&hrnng  der   mitteleuropäischen  Zeitrechnmig. 

Berlin,  den  12.  Juli  1894. 

Auf  den  Bericht  vom  21.  Juni  d.  Js.  erwidere  ich  der  König- 
lichen Regierung,  dafs  eine  Abkürzung  der  vorschriftsmäikigeii 
Unterrichtszeit  in  der  Volksschule  anlä&lich  der  Einführung  der 
mitteleuropäischen  Zeitrechnung  nicht  zulässig  ist.  Es  wird  auch  in 
den  Wintermonaten  für  die  ordnungsmäfsige  Stundenzahl  in  einer 
den  örtlichen  Verhältnissen  entsprechenden  Weise,  unter  Umständen 
durch  Hinzunahme  eines  sonst  schulfreien  Nachmittags,  gesorgt 
werden  können. 

Der  Minister  der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten. 
(Gez.)  In  Vertretung:  von  Weybauch. 

An 

die  Königliche  Regierung  zu  N. 

U.  in.  A.  1676. 

Bestimmungen  des  Hagistrats  und  der  Königlichen  Lokal- 

scholkommission  in  Hflnchen  fiber  die 

Anlage,  Instandhaltung  und  Benutzung  der  Eäslanfj^lätze 

in  den  SchulhSfen. 

Vorbemerkungen. 

a.  Im  Winter  1886—86  wurden  die  ersten  Versuche  mit  der 
Anlage  von  Eislaufplätzen  in  den  Schulhöfen  gemacht.  Nachdem 
dieselben  in  befriedigender  Weise  ausgefallen  waren,  erfolgte  durch 
EntschlieCsung  der  Kgl.  Lokalschulkommission  vom  10.  Januar  1887 


45 

und  Bescblnfs  des  Magistrats  vom  14.  Januar  1887  eine  vorlänfige 
Regelung  der  Anlage  and  der  Benutzung. 

b.  Gegenwärtig  bestehen  Eislaufplätze   bei  folgenden  Schulen: 

1.  Simultanschule  11  seit  1885  mit  ungefähr  650  qm  Flächeninhalt; 

2.  in.  protestantische  Schule  seit  1885  mit  ungefähr  500  qm  Flächen- 

inhalt; 

3.  St.  Ludwigsschule  seit  1887  mit  ungefähr  550  qm  Flächeninhalt; 

4.  Innere  St.  Bonifazschule  seit  1888  mit  ungefähr  500  qm  Flächen- 

inhalt; 

5.  Marsplatzschule  seit  1890  mit  ungefähr  900  qm  Flächeninhalt; 

6.  n.  protestantische    Schule    mit    Handelsschule    seit    1891    mit 

ungefähr  760  qm  Flächeninhalt ; 

7.  Schule  in  Neuhausen  seit  1893  mit  ungefähr  150  qm  Flächeninhalt; 

8.  Schule  an  der  Schwindstrafse  seit  1894  mit  ungefähr  700  qm 

Flächeninhalt; 

9.  Schule  in  Schwabing  seit  1894  mit  ungefähr  300  +  440  qm 

Flächeninhalt; 

10.  Schule  an  der  Tumblingerstrafse  seit  1894  mit  ungefähr  1100  qm 

Flächeninhalt. 


§  1. 
Die  Anlage  der  Eislaufplätze  bei  den  Schulen  erfolgt  durch  die 
Schulhausmeister  und  Heizer  gegen  angemessene  Yergtttung,  und  zwar 
anf  Grund  einer  Anordnung  des  Yerwaltungsrates  der  Schule,  welcher 
über  di^  Zeit  der  Anlage  mit  dem  betreffenden  Schulvorstande  ins 
Benehmen  tritt. 

§  2. 

Das  erforderliche  Wasser  wird  von  der  städtischen  Wasser- 
leitung unentgeltlich  hierzu  geliefert.  Die  etwa  nötigen  Standrohre 
werden  durch  das  Stadtbauamt  beschafft. 

§3. 

Die  Instandhaltung  der  Eislaufplätze  (Abkehren,  Bespritzen  etc.) 
ist  Sache  des  Schulhausmeisters,  welcher  hierin  gleichfalls  vom  Heizer 
imterstfltzt  wird. 

§4- 

Die  Schulhausmeister  erhalten  für  diese  Arbeitsleistung  eine 
Tergfltung  von  je  50  Pf.  f&r  ein  yollständiges  Herrichten  der  Bahn. 

Die  Rechnung  unterliegt  vor  der  Einweisung  durch  den 
Verwaltnngsrat  der  Prüfung  durch  den  Schulvorstand. 


46 

§5. 

Die  zur  Instandhaltnng  erforderlichen  Gegenstände  (Schneeräumer, 
Besen,  Schläuche  etc.)  werden  von  dem  Yerwaltungsrate  der  Schule 
auf  Rechnung  des  demselben  zur  Verfügung  stehenden  Betrags 
(Yerwaltnngskredit)  beschafft  und  in  das  Bestandverzeichnis  der 
Schule  aufgenommen. 

§6. 

Die  auf  Kosten  der  Gemeinde  hergestellte  Eisbahn  wird  den- 
jenigen Kindern  der  betreffenden  Schule,  deren  Eltern  die  Benutzung 
derselben  gestatten  oder  wünschen,  während  der  schulfreien  Zeit 
unentgeltlich  zur  Verfügung  gestellt. 

%"'■ 

Die  Ordnung  fiir  die  Benutzung  der  Eisbahn  festzustellen  und 
deren  AusfOhrung  zu  überwachen,  ist  Sache  des  betreffenden  Schul- 
Vorstandes  (Oberlehrers). 

Ebenso  wird  durch  den  Schulvorstand  im  Benehmen  mit  der 
Lehrerschaft  der  Schule  festgestellt,  ob  und  in  welcher  Weise  ein 
Wechsel  zwischen  Knaben  und  Mädchen  einzuhalten  sei,  ob  besondere 
Abteilungen  ftr  die  Benutzung  zu  bilden  und  ob  und  wann  Fort- 
bildungsschüler, bezw.  Feiertagsschülerinnen  zur  Benutzung  der  Eis- 
bahn zuzulassen  seien. 

§  8. 

Die  Schule  sorgt  zwar  für  eine  entsprechende  Beaufsichtigung 
der  Kinder  während  der  Fahrzeit,  übernimmt  aber  keine  Verant- 
wortlichkeit gegenüber  etwaigen  Unglücksfällen. 

§9- 
In  welcher  Weise  die  Aufsicht  während   der  Benutzung  zu  er- 
folgen hat,  wird  durch  die  Schulvorstände   im   Benehmen  mit   der 
Lehrerschaft  der  Schule  geregelt. 

§  10. 

Die  Eisbahn  ist  zunächst  für  die  Schüler  deijenigen  Schule 
bestimmt,  bei  welcher  sie  angelegt  ist.  Ob  und  inwieweit  Schüler 
einer  benachbarten  Schule  zur  Benutzung  zuzulassen  seien,  bleibt 
dem  Benehmen  der  beteiligten  Schulvorstände  vorbehalten. 

§  11. 
Die  Eislanfplätze  stehen  auch  dem  Lehrpersonale  der  betreffenden 
Schulen  unentgeltlich  zur  Verfügung.     Die  Benutzung  durch   andere 
Erwachsene  ist  ausgeschlossen. 


47 

§  12. 

Die  Oberlehrer  sind  gehalten,  alljährlich  über  die  während  der 
Benntznngsdaner  gemachten  Wahrnehmungen  und  Erfahrongen  einen 
fibersichtlichen  Bericht  an  die  Königliche  Lokalschnlkommission  zn  er- 
statten. 

Dieser  Bericht  ist  gleichzeitig  mit  dem  allgemeinen  Jahres- 
bericht, aber  in  einem  besonderen  Schriftstück  am  Ende  des  Schul- 
jahres in  Vorlage  zn  bringen. 

München,  den  21.  März  1894. 

Magistrat  und  Königliche  Lokalschulkommission. 

Der  I.  Bürgermeister. 
(Gez.)   BOBSCHT. 

Bnndselireiben  des  Erziehnngsrates  des  Kantons  Zttricli 

an  die  Primär-,  Sekundär-  und  Bezirkssehnlpfleger 
bezüglieh  des  Tnmnnterriehtes  an   den  Volkssehnlen. 

Zürich,  den  1.  September  1894. 

Die  bundesrätliche  Verordnung  über  die  Einführung  des  Turn- 
unterrichtes für  die  männliche  Jugend  vom  10.  bis  15.  A^lter^ahr 
sieht  ein  Minimum  von  60  Turnstunden  per  Jahr  vor. 

Der  Kanton  Zürich  figurierte  nun  in  den  letzten  Jahren  in  der 
Keihe  deijenigeu  Kantone,  welche  den  Bundesvorschriften  in  der 
bezeichneten  Richtung  nicht  nachgekommen  sind,  indem  in  einer 
Reihe  von  Schulgemeinden  ohne  Turnhallen  nur  im  Sommer  geturnt 
und  bei  zwei  wöchentlichen  Turnstunden  das  in  4er  dtierten  Ver- 
ordnung verlangte  Minimum  nicht  erreicht  wurde.  Um  den  Vor- 
scbriften  des  Bundes  gerecht  zu  werden  und  den  Turnunterricht 
intensiver  und  im  ganzen  Kanton  wenigstens  quantitativ  gleichmälsiger 
za  gestalten,  ladet  der  Erziehungsrat  die  Schulbehörden  ein,  dafür 
zn  sorgen,  da(s  an  den  Schulen,  an  welchen  nur  im  Sommer  geturnt 
vrird,  eine  Erhöhung  der  lehrplanmäisigen  Stundenzahl  für  das  Fach 
des  Turnens  eintritt 


^ttftnaVxtn. 


Der  Leiter  des  preufsischen  Tumwesens  und  Direktor  der 
Königlichen  Tumlehrerbildungsanstalt  in  Berlin,  Geheimer  Regiemngsrat 
Dr.  KÖPKE,  wurde  zum  GFeheimen  Oberregierungsrat  ernannt. 


48 

Dem  a.  0.  Professor  der  Kinderheilkunde  Dr.  Soltmann  in 
Leipzig  ist  der  Charakter  als  Medizinalrat  beigelegt  worden. 

Der  Ereisschnlinspektor  a.  D.,  Schnlrat  Binkowsky  in  Ino- 
wraclaw,  erhielt  den  Adler  der  Ritter  des  Haasordens  von  Hohen- 
zollem. 

Der  Rang  der  Räte  IV.  Klasse  wnrde  verliehen:  dem  Direktor 
Dr.  Baltzeb  am  Progymnasinm  in  Schwetz;  dem  Direktor  Dr. 
Flebbe  an  der  Realschale  in  Flensburg  und  unserem  verehrten 
Mitarbeiter,  Herrn  Professor  Dr.  Mehmel  am  Realgymnasium  in 
Altona. 

Bei  dem  Königlich  preufsischen  Ministerium  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten  sind  ernannt  worden:  der 
Geheime  Regierungsrat  und  vortragende  Rat  Mülleb  zum  Geheimen 
Oberregierungsrat ;  der  Regierungsrat  Steikhausen  in  Mtlnster  zum 
Geheimen  Regierungsrat  und  vortragenden  Rat ;  der  Provinzialschulrat 
Geheimer  Regierungsrat  Gbxjhl  in  Berlin  zum  vortragenden  Rat. 

Der  Professor  der  Hygiene  Dr.  Calois  hat  die  Lehrkanzel  der 
Histologie  an  der  medizinischen  Schule  zu  Caens  und  der  Professor 
der  Hygiene  Leudet  die  gleiche  Lehrkanzel  an  der  medizinischen 
Schule  zu  Ronen  erhalten. 

Dr.  Benjamin  Rodbiotjez  wurde  zum  Professor  der  Hygiene 
an  der  medizinischen  Fakultät  in  San  Salvator  ernannt. 

Unserem  geschätzten  Mitarbeiter,  Herrn  Professor  der  Ophthal- 
mologie Dr.  Rittbb  von  Reüss,  ist  die  interimistische  Leitung 
der  H.  Augenklinik  an  der  Universität  Wien  übertragen  worden. 

Es  wurden  ernannt:  Kreisschulinspektor  Schnlrat  Hans  Heckebt 
in  Bromberg  zum  Regierungs-  und  Schulrat  daselbst ;  Kreisphysikus 
Sanitätsrat  Dr.  Schleussneb  in  Rawitsch  zum  Regierungs-  und 
Medizinalrat  in  Arnsberg;  der  bisherige  interimistische  Leiter  der 
gro&en  Stadtschule  (Gymnasium  und  Realgymnasium)  in  Rostock 
Dr.  Julius  Kippeb  zum  Direktor  derselben;  der  Kreisschulinspektor 
Dr.  Ranck  zu  Garthaus  in  Westpreufsen  zum  Seminardirektor  in 
Homberg;  der  Kreisschulinspektor  Paul  Reimann  in  Guttstadt  zum 
Direktor  des  Seminars  in  Peiskretscham  in  Oberschlesien. 

Dr.  Lange  hat  sich  far  Kinderheilkunde  an  der  Universität 
Leipzig,  Dr.  Hans  Hammeb  für  Hygiene  und  Bakteriologie  an  der 
technischen  Hochschule  in  Brttnn  habilitiert. 

Der  Geheime  Oberregierungsrat  und  vortragende  Rat  im 
Ministerium  der  geistlichen  u.  s.  w.  Angelegenheiten  Polenz  in 
Berlin  und  der  Realgymnasialdirektor  Dr.  Schusteb  in  Hannover 
sind  in  den  Ruhestand  getreten;  bei  dieser  Gelegenheit  erhielt  der 
erstere  den  Kronenorden  IL  Klasse  mit  dem  Stern,  der  letztere  den 
roten  Adlerorden  HI.  Klasse  mit  der  Schleife. 


49 

In  Paris  sind  gestorben:  Dr.  Maillot,  früher  Präsident  des 
GesQodheitsrates  der  französischen  Armee;  Dr.  A.  LEaBOUX,  a.  o. 
Professor  der  Medizin  nnd  Arzt  am  Trousseankinderspitale ;  Dr. 
Antonin  Jean  DAsormeaüx,   Chirorg   am  Lyc6e  Louis-le-Grand. 

Zu  Lahr  in  Baden  verschied  Schaldirektor  a.  D.  M.  G.  W.  Brandt. 


tiütxainr. 


Besprechungen. 

£.  VON  SCHENCKENDOBFF,  Mitglied  des  Hanses  der  Abgeordneten, 
mid   Dr.  med.  F.  A.  Schmidt,    Mitglied    des   Ansschnsses    der 
deutschen  Tumerschaft.    Jahrbnch   fflr  Jugend-   und  Volks- 
spiele.     Dritter  Jahrgang  1894.     Leipzig,  1894.  R.  Yoigtländer 
(309  8.  8^) 
Das  Jahrbuch,   welches   gegentlber  den  Yoijahren    an  Umfang 
bedeutend   zugenommen  hat,    was   nicht  bldfs  auf  Rechnung  des  im 
Jahre  1894  abgehaltenen   ersten  deutschen  Kongresses  fOr  Jugend- 
und  Volksspiele  zu  setzen  ist,  bietet  ein  recht  erfreuliches  Bild  von 
der  Fortentwickelung  und  Ausbreitung  der  Spielbewegung  in  Deutsch- 
land und  den  Nachbarländern. 

Der  reiche  Stoff  zerfällt  in  drei  Hauptteile:  I.  Die  Jugend- 
nnd  Volksspiele  in  Theorie  und  Praxis,  gegliedert  in 
12  Abhandlungen  allgemeinen  und  12  besonderen  Inhiüts,  sowie  einen 
Abschnitt  Aber  Schulkurse;  IL  Über  den  Stand  des  Jugend- 
nnd  Volksspiels  in  Deutschland  1892—1893  von  Dr. 
ViKTOB  VON  WoiKOWSKT-BiBDAU;  III.  Die  Verhandlungen 
des  Centralausschusses  und  des  I.  deutschen  Kongresses 
für  Jugend-  und  Volksspiele  zu  Berlin  am  3.  und 
4.  Februar  1894  mit  6  Berichten. 

Indem  wir  die  einzelnen  Abteilungen  des  I.  Hauptteiles 
korz  besprechen  und  das  Bemerkenswerteste  daraus  hervorheben, 
werden  die  Leser  dieser  2jeitschrifl  am  besten  eine  Vorstellung  von 
der  Fülle  des  Stoffes  und  den  Anregungen  des  diessjfthrigen  Bandes, 
sowie  Yon  dem  Stande  des  Spielbetriebes,  seinen  Zielen  und  Aus- 
sichten erhalten. 

Aus  der  ersten  Abteilung  verdienen  besondere  Erwähnung 
No.  2:  Die  neuesten  amtlichen  Bestimmungen  in  Frank- 
reich über  die  Jugendspiele  von  Dr.  H.  Rühl,  sodann  No.  3: 
Bas  Bewegungsspiel  in  den  Lehrerbildungsanstalten  von 

S^vlgMimdheitspflaffe  VHI.  4 


50 

Dr.  C.  EüLEB.  Hier  werden  sehr  fruchtbare  Gesichtsponkte  über  die 
BedeatuDg  des  Spieles  für  diese  Pflanzstätten  der  Jagendbildner 
entwickelt  und  schätzbare  Winke  über  die  Art  des  Betriebes  in 
der  Übungsschule  und  im  Seminar  gegeben.  In  No.  4  macht 
Direktor  Dr.  Eitneb,  einer  der  Begründer  des  deutschen  Jugend- 
spiels, eine  Beihe  wertvoller  Vorschläge  zur  zweckmäfsigen 
Einrichtung  der  Jugendspiele  mit  schönen  ethischen  Gesichts- 
punkten und  einer  sehr  guten  Auswahl  von  Spielen  für  die  ver- 
schiedenen Stufen.  Die  Frage  5:  Welche  Bewegungsspiele 
dürften  am  ehesten  volkstümlich  werden?  beantwortet 
H.  ScHBÖEB  mit  einer  auf  Jahns  Grundregeln  beruhenden  Aus- 
wahl; indem  er  dem  Barlauf  und  dem  sogenannten  deutschen 
Fufsball  den  Preis  zuerkennt,  macht  er  über  den  unterschied  volks- 
tümlicher Spiele  und  des  klubmäfsigen  Betriebs  sehr  beherzigenswerte 
Bemerkungen.  In  No.  8  setzt  Direktor  H.  Ratdt  die  hygienischen 
Vorteile  des  Schwimmens  in  knappster  Form  auseinander:  „Die 
rhythmischen  Bewegungen  des  Schwimmens,  die  nach  allen  Richtungen 
hin  frei  und  mit  nacktem  Körper  in  einem  stetig  und  gleichmäfsig 
abkühlenden  Medium  vollzogen  werden,  dürften  nicht  mit  unrecht 
a]s  das  Ideal  einer  gymnastischen  Übung  zu  bezeichnen  sein.  Sie 
nehmen  den  ganzen  Körper  in  Anspruch,  erhöhen  ohne  jeden  Nach- 
teil den  Kreislauf  des  Blutes,  weiten  die  Lungen,  zwingen  sie  zu 
tiefer  Ausatmung  und  füllen  sie  bis  in  die  äufsersten  Spitzen  hinein 
mit  wasserdampfhaltiger,  ozonreicher,  gesunder  Luft.  Sie  schärfen 
den  Appetit,  regeln  in  bester  Weise  die  Verdauung  und  erhöhen 
das  allgemeine  Wohlbefinden  des  Körpers.*'  In  Berlin  hat  sich  in 
den  letzten  Jahren  ein  Centralverein  fOr  das  Schulschwimmen  gebildet.^ 
Als  Ideal  schwebt  demselben  vor,  dafs  jede  gröfsere  Schule,  wie  sie 
jetzt  Turnhalle  und  Spielplatz  besitzt,  so  auch  eine  Sommerbade- 
anstalt und  eine  Winterschwimmhalle  zur  Verfügung  haben  soll. 
No.  11:  Sind  Fufsball  und  Lawn  Tennis  deutsche 
Spiele?  von  Dr.  Koch  tritt  der  nationalen  Empfindlichkeit  gegen 
angeblich  fremdländische  Spiele  mit  sehr  vernünftigen  Gründen  ent- 
gegen, die  auf  Seite  64  ihre  willkommene  Ergänzung  finden. 
In  No.  12:  Die  Spiellitteratur  des  Jahres  1893  von  Dr.  H- 
Schnell  begegnet  uns  als  das  umfassendste  und  verbreitetste  Werk 
das  Buch  von  Zbttleb:  Die  Bewegungsspiele,  ihr  Wesen,  ihre 
Geschichte  und  ihr  Betrieb,  Wien,  Pichler,  314  S.,  daneben  Guts 
MUTHs:  Spiele  zur  Übung  und  Erholung  des  Körpers  und  Geistes^ 
8.  Aufl.,  besorgt  von  J.  C.  Lion. 


'  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1898,  No.  3,  S.  152—153  und  18d4,  No.  8 
u.  9,  S.  473-475.    D.  Bed. 


51 

In  den  Abhandlungen  besonderen  Inhalts,  welche  die 
zweite  Abteilang  bilden,  wird  anter  anderem  anter  No.  2  aas 
Dresden  berichtet,  dafe  die  Stadtgemeinde  dem  Gemeinnfltzigen 
Verein,  welcher  sich  der  Pflege  dieser  Spiele  widmet,  jährlich 
7000  Mk.,  sowie  jeder  höheren  Schale  za  demselben  Zwecke 
2000  Mk.  gibt,  dafs  femer  die  Militärkommandos  den  höheren 
Schalen  die  Benotzong  der  Exerzierplätze  gestatten  and  dafs  endlich 
an  diesen  Schalen  eigene  Spielvereine  bestehen.  Sehr  bemerkens* 
wert  ist  femer  No.  S:  Jagendspiele  in  Posen  wegen  der  grofeen 
Beteflignng  and  der  namhaften  Spende  der  Stadtgemeinde.  Nach 
No.  4:  Ans  Schwaben  nimmt  anch  Stattgart  eine  hervorragende 
Stellang  ein.  Allerdings  hat  es  kein  so  hohes  Beteiligangsprozent, 
wie  Posen,  aber  einige  Einrichtangen,  welche  Beachtung  verdienen: 
vier  öffentliche  Spielplätze  und  einen  von  einem  Privaten  eingerichteten, 
Fortdauer  der  Spiele  in  allen  Jahreszeiten,  eine  I>>iisbällvereinigung 
der  ScfatQer  der  höheren  Anstalten,  Beteüignng  der  Mädchen  am 
Spiel  unter  EntfBll  von  zwei  nachmittägigen  Unterrichtsstunden,  femer 
Spiele  der  Lehriinge  in  zwei  Lehrlingshorten. 

Die  dritte  Abteilung:  Spielkurse  für  Lehrer  und 
Lehrerinnen  enthält  eine  statistische  Zusammenstellung  der  im 
Jahre  1893  abgehaltenen  16  Spielkurse  für  Lehrer  und  6  für 
Lehrerinnen  mit  602  männlichen  und  297  weiblichen  Teilnehmern, 
ein  erfreulicher  Fortschritt  gegen  1892  und  eine  Vorstufe  für  das 
Jahr  1894,  für  wdches  24  Kurse  in  Aussicht  genommen  waren. 

Während  das  Jahrbuch  sonst  auf  Staaten  mit  deutscher  Be^ 
völkemng  außerhalb  Deutschlands  wenig  Bücksicht  nimmt,  abgesehen 
von  der  Schweiz,  aus  der  sich  sogar  Yolksschauspiele  in  das  Jahr- 
buch für  Jugend*  und  Yolksspiele  verirrt  haben,  erscheint  in  dieser 
Abteiluiig  auch  ein  interessanter  Aufsatz  über  den  ersten  Jugend- 
spielkursus in  Ungarn.  Im  übrigen  muls  sich  Österreich,  wo 
doch  das  Jugendspiel  so  blüht  und  in  den  Organismus  der  Mittel- 
schulen eingefügt  ist,  nur  mit  gelegentlichen  Notizen  oder  Fufsnoten 
begnügen;  vergl.  S.  64,  150  ff.,  162. 

Der  n.  Hauptteil  stellt  zunächst  den  greisen  Aufschwung  des 
Jugendspiels  an  den  Gymnasien,  dann  an  den  höheren  Mädchen- 
schulen fest,  denetk  gegenüber  die  Volksschulen  noch  stark  zurück- 
bleiben. Als  Gmndlage  der  Statistik  dienten  ^ederum  Fragebogen, 
die  hn  Jahre  1893  durch  die  deutsehe  Tumerschaft  besorgt  wurden, 
und  deren  866  von  802  Städten  und  51  Landgemeinden  eingelaufen 
sind  gegenüber  587  des  Jahres  1892.  Nach  denselben  besitzen  533 
Städte  Spielplätze.  Unter  den  1923  Städten  des  deutschen  Beiches 
wird  überhaupt  in  543  gespielt;  das  ergibt  gegen  1892  einen  Zü*< 
wachs  von  267.     In  175  Städten   wird    nicht  gespielt.    Über   den 

4* 


52 

Rest  fehlen  Auskünfte.  Einzelne  Städte  zeigen  einen  erfireulichen 
Aofschwang,  so  namentlich  Breslau,  Nürnberg,  Leipzig,  Stra&burg 
und  Hamburg. 

Am  wenigsten  haben  sich  noch  die  Volksspiele  eingebürgert,  in 
den  Arbeiter-  und  BtLrgerkreisen  herrscht  noch  fast  allgemeine  Ab- 
neigung dagegen.  Doch  gibt  es  immerhin  347  Städte,  in  welchen 
das  Yolksspiel  gepflegt  wird;  der  Löwenanteil,  nämlich  335,  entfällt 
allerdings  auf  die  Turnvereine.  Daneben  sind  es  gewisse  Feste,  wie 
Kirchweih,  historische  Gredächtnistage,  vor  allem  der  Sedantag,  an 
denen  zum  Teil  lokale  Yolksspiele  oder  allgemein  verbreitete  geübt 
werden. 

Auch  über  Ausbreitung  des  Schwimmens  und  des  Eislaufs 
enthält  die  Statistik  Mitteilungen:  319  Städte  besitzen  Schwimm- 
anstalten, 459  Eisbahnen  im  Winter. 

So  erfreulich  dies  Bild  an  und  für  sich  ist,  so  eröfbet  es  doch 
einen  fast  unendlichen  Ausblick  auf  die  noch  zu  bebauende  Fläche. 
Wie  viele  von  den  1923  Städten  über  5000  Einwohner  fehlen  noch, 
wie  viele  Städte,  Märkte,  Dörfer  mit  geringerer  Einwohnerzahl  sind 
noch  gar  nicht  in  den  Bereich  der  Fragestellung  gezogen  worden! 
Datis  noch  außerordentlich  viel  zu  thun  bleibt,  bis  das  Jugend-  und 
Yolksspiel  eine  allgemeine  Einrichtung  Deutschlands  sein  wird,  darüber 
ist  sich   der  Gentralansschuls   vollständig  klar. 

Im  YoUbewuistsein  des  Ernstes  seiner  Aufgabe  ist  er  an  die  Arbeiten 
seiner  letzten  Hauptversammlung  und  des  von  ihm  einberufenen  ersten 
Kongresses  für  Jugend-  und  Yolksspiele  in  Berlin  «am  3.  und  4.  Februar 
1894  gegangen,  deren  Ergebnis  den  Inhalt  des  lU.  Hauptteils  bfldet. 
Da  hierüber  bereits  in  dieser  Zeitschrift,  1894,  No.  4,  Seite  231 
bis  233  von  einem  KongreCsmitgliede,  Professor  Dr.  Koch  in  Braun- 
schweig, berichtet  worden  ist,  so  gehen  wir  nicht  weiter  darauf  ein 
und  schlieisen  daher  mit  dem  Wunsche,  dafs  die  Jugend-  und  Yolks- 
spiele, wie  in  England,  so  auch  in  Deutschland  und  Österreich 
inuner  mehr  zu  einer  nationalen  Sitte  werden  mögen. 

K.  K.  Landesschulinspektor  Dr.  phil.  Kabl  Fesd.  Kummeb 

in  Wien. 

Heuhamn  Gohn,  Dr.  phiL  et  med.,  Professor  der  Augenheilkunde 
an  der  Universität  zu  Breslau.  Was  kann  die  Schnle  gegen 
die  Masturbation  der  Kinder  thnn?  Referat,  dem  achten 
internationalen  hygienischen  Kongresse  zu  Budapest  erstattet. 
Berlin,  1894.  Richard  Schoetz.  (40  S.  Gr.  8^^.  ü.  1.) 
Die  Schrift  enthält  ein  von  dem  Yerfasser  auf  dem  YHI.  inter- 
nationalen hygienischen  Kongresse  zu  Budapest  erstattetes  Referat. 


•     53 

Der  erste  Abschnitt  behandelt  die  Verbreitung  der  Onanie,  der 
zweite  ihre  Folgen,  wobei  namentlich  den  Augenleiden  Aufmerksam- 
keit zugewandt  wird.  In  §  3  kommt  die  Frage  zur  Erörterung, 
ob  die  Onanie  schädlicher  sei  als  der  Coitns.  Der  Verfasser  ent- 
scheidet sich  f&r  die  größere  Schädlichkeit  der  Onanie,  weil  der 
Beginn  viel  früher  eintritt,  die  Gelegenheit  znr  Ansflbung  unbegrenzt 
ist  und  daher  auch  ttberm&fsig  ausgenutzt  wird.  In  §  4  werden 
die  Zeichen  der  Onanie  besprochen,  in  §  5  die  Gelegenheitsursachen 
in  der  Schule.  Alle  diese  Abschnitte  enthalten  für  den  Kenner 
kaum  Neues,  sollten  aber  von  jedem  Lehrer  und  Arzte  gelesen  und 
beherzigt  werden,  da  unter  diesen  beiden  Berufskreisen  recht  häufig 
eine  sehr  geringe  Kenntnis  der  Sache  und  daher  ein  schädlicher 
Optimismus  anzutreffen  ist,  der  dem  bekannten  Verhalten  des  Vogels 
Straufs  auffallend  gleicht. 

§  6  untersucht  die  Frage,  was  die  Schule  gegen  die  Onanie 
thun  könne.  So  sehr  ich  mit  dem  Verfasser  bezüglich  der  von  ihm 
vorgesi^ilagenen,  von  mir  seit  langen  Jahren  praktisch  durchgeführten 
Mafsregehd  der  Prophylaxe  übereinstimme,  so  wenig  vermag  ich  mich 
mit  zwei  weiteren  Thesen  desselben  zu  befreunden. 

Die  erste  lautet:  „Der  Lehrer  mufs  die  Schüler  von  der  Schäd- 
lichkeit der  Autoonanie  und  der  mutuellen  Onanie  in  Kenntnis  setzen." 
Ich  bezweifle  nicht  und  weifs  aus  langer  Erfahrung,  dafs  eine  Warnung 
unter  vier  Augen  durch  den  Vater,  den  Hausarzt,  einen  kundigen 
Lehrer  manches  Opfer  dem  Laster  entrissen  hat;  ich  könnte  freilich 
ebenso  zahlreiche  Fälle  gegenüberstellen,  in  denen  ein  solcher 
Schritt  ohne  Erfolg  blieb.  Auch  ist  nach  meinen  Erfahrungen  der 
Schüler  regelmäfsig,  namentlich  in  dem  Alter,  wo  die  eigentliche 
Gefahr  eintritt,  wenn  es  zur  Ijaculatio  seminis  kommt,  weder  über 
die  Unsittlichkeit  noch  über  die  Schädlichkeit  seines  Thuns  im  un- 
klaren; er  ist  auch  leicht  zu  guten  Vorsätzen  zu  bewegen.  Aber 
alle  diese  Thatsachen  halten  nicht  stand  vor  dem  Reiz,  dem  das  dem 
Augenblick  hingegebene  Alter  mit  gröfserem  oder  geringerem  Wider- 
stände erliegt.  Die  eigentümliche  Willensschwäche,  die  man  bei 
Onanisten  regelmäfsig  findet,  wird  als  Folge  und  Ursache  des  Lasters 
gleich  verderblich.  Kann  ich  also  von  einer  Warnung  und  Aufklärung 
unter  vier  Augen  schon  nicht  einen  sicheren  Erfolg  erwarten,  so 
mufs  ich  eine  al^ährlich  wiederkehrende,  öffentliche  Belehrung  in 
einer  bestimmten  Klasse  oder  auch  in  mehreren  für  geradezu  nach- 
teilig halten.  Zweifellos  würden  manche  Schüler  erst  aufmerksam 
gemacht,  bei  allen  aber  würde  sich  bald  die  Tradition  bilden,  dafs  zu 
einer  gewissen  Zeit  im  Jahre  einmal  die  interessante  Stunde  kommt, 
wo  der  Lehrer  sich  windet  und  dreht,    um    etwas    und    doch  nicht 


54 

zu  viel  za  sagen,  während  sie  doch  viel  mehr  wissen,  als  er  ihnen 
sagen  kann.  Man  betrachte  einmal,  namentlich  in  Beligionsstonden, 
wo  noch  die  vollständige  Bibel  gebraucht  wird,  das  verständnisvolle 
Lächeln,  das  über  die  Züge  geht,  wenn  gelesen  wird :  und  sie  gebar 
danach  etc.  Wie  würde  es  erst  bei  dieser  Belehrong  werden  I 
Und  der  Erfolg? 

Noch  bedenklicher  ist  die  andere  These:  „Straflosigkeit  ist 
denjenigen  Schüler  zu  versprechen,  der  die  mataelle  Onanie  zar 
Anzeige  bringt."  Es  kommt  ja  vor,  dafis  Schüler  von  solchen  Dingen 
Anzeige  machen;  in  der  Begel  ihren  Eltern,  selten  einem  Lehrer. 
Stets  geschieht  das  aber  nur  in  Mhkindlichem  Alter,  nnd  es  ist 
fast  immer  ein  Beweis,  dais  sie  selbst  noch  ganz  intakt  nnd  zu  Hanse 
gnt  gewöhnt  sind.  Ganz  anders  liegt  die  Sache,  wenn  Kronzeugen 
gewonnen  werden  sollen.  Wer  sich  dazu  hergibt,  handelt  nach  den 
Begriffen  der  Schüler  ehrlos;  mögen  diese  Begriffe  berechtigt  sein 
oder  nicht,  sie  sind  da,  sie  gelten,  und  keiner  kann  sich  ganz  ihrer 
Wirkung  entziehen.  Es  tritt  also  nach  der  Schülerauffassung  za 
einer  geringeren  Unsittlichkeit  —  dafür  gilt  ihnen  die  Onanie  — 
eine  gröfsere.  Sie  verkehren  ohne  Bedenken  mit  Onanisten,  aber 
nie  mit  einem  Angeber,  weil  ihnen  der  zu  der  Beurteilung  seitens 
der  Erwachsenen  erforderliche  Mafestab  nicht  zur  Verfügung  steht. 
Ich  bin  also  überzeugt,  dals  eine  solche  Bestimmung  regelmä&ig  ohne 
Erfolg  bliebe,  und  wenn  sie  Erfolg  hätte,  von  anderen  gleichfeUs 
schlimmen  Folgen  begleitet  wäre.  Den  Teufel  mit  Beelzebub  aus- 
zutreiben, galt  aber  zu  keiner  Zeit  für  eine  weise  Maferegel. 

Herr  Cohn  erwartet  aber  selbst  von  diesen  Ma(sregeln  ohne 
häusliche  Aufeicht  und  ohne  häusliche  vorbeugende  Ermahnungen 
keine  Verringerung  des  Lasters.  Denn,  so  bemerkt  er  sehr  richtig, 
„die  Schule  kann  ja  nur  verhindern,  dals  in  der  Schule  onaniert 
wird".  Ich  glaube  daher,  dafs  der  längst  von  mir  empfohlene 
Weg  eines  engen  Zusammengehens  von  Schule,  Haus  und  Hausarzt 
am  ehesten  zum  Ziele  führen  wird.  Der  Verfasser  schlägt  gedruckte 
und  mündliche  Belehrung  der  Eltern  zu  diesem  Zwecke  vor.  Ich 
halte  es  für  das  richtigere,  wenn  die  Hausärzte  es  als  eine  regel- 
mäfsige  Pflicht  erachteten,  die  Eltern,  welche  Kinder  haben,  über 
diese  Frage  zu  belehren.  Denn  auf  gedruckte  Belehrungen  hin 
werden  sich  die  Eltern,  vollends  die  Pensionshalter  sicherlich  erst 
dann  zu  einer  Thätigkeit  entschliefsen,  wenn  sie  den  Feind  im  Lager 
glauben.  Immerhin  kann  man  den  Versuch  machen;  denn  es  darf 
hier  nichts  unversucht  bleiben.  Aber  man  umgebe  ihn  mit  allen 
Vorsichtsmaisregeln  und  lasse  ihn  nur  durch  einen  Schulmann  oder 
durch  ein  Kuratorium  unternehmen,  die  eine  schwerwiegende  Auto- 
rität und  ein  grofees  Vertrauen  besitzen;    sonst  können,   ja    werden 


55 

ünzntrftglichkeiten  eintreten,    die    von    vornherein   allen  Erfolg  in 
Frage  stellen. 

Geheimer  Oberschnlrat  Dr.  phil.  Hermann  Schilleb, 
Direktor  des  Gro&herzoglichen  Gymnasiums  und 
0.  Professor  der  Pädagogik  in  Giefeen. 

Dr.  OsKAB  Schmidt,  wissenschaftlicher  Lehrer.  Die  Gesand- 
heitslelire  als  Lehrgegenstaiid  an  der  höheren  Mädchen- 
schale. Dritter  Bericht  der  städtischen  höheren  Mädchenschule 
zu  Charlottenborg  für  das  Schu^'ahr  1892 — 93.  Charlottenburg, 
1893.    Adolf  Gertz.     (37  S.  4^) 

Dafs  die  Kenntnis  der  Grundlehren  der  Gesundheitswissenschaft 
für  jedermann  ein  wichtigstes  praktisches  Bedürfiiis  sei  und  daCs 
die  Gelegenheit  zur  Aneignung  dieser  Kenntnis  in  der  Schule,  und 
zwar  in  Verbindung  mit  dem  naturwissenschaftlichen  Unterricht  zu 
nehmen  sei,  dürfte  zur  Zeit  als  allgemein  anerkannte  Forderung 
gelten.  Die  vorliegende  inhaltreiche  Schrift  erhebt  in  ihrem  ein- 
leitenden Teil  diese  Forderung  mit  besonderem  Nachdruck  für  die 
höhere  Mädchenschule.  Es  geschieht  dies  zunächst  im  Interesse  der 
Pflege  der  eigenen  Gesundheit  der  Mädchen.  Dieselbe  ist  durch 
zahlreiche  Forderungen  der  gesellschaftlichen  Sitte  weitaus  mehr 
gefährdet,  als  die  der  Knaben;  und  sie  [ist  überdies,  da  es  sich 
hier  um  die  Mütter  der  zukünftigen  Generation  handelt,  für 
das  Gesamtwohl  des  Volkes  Ton  höchster  Wichtigkeit.  Einen 
weiteren  durchschlagenden  Grund  für  die  erhöhte  Bedeutung  der 
Gesundheitslehre  in  den  höheren  Mädchenschulen  erblickt  der  Ver- 
üasser  mit  Recht  in  dem  späteren,  für  die  gesundheitlichen  Verhält- 
nisse ihrer  Umgebung  verantwortlichen  Lebensberuf  der  Schülerinnen 
dieser  Anstalten.  Und  gerade  diese  hygienische  Verantwortung  scheint 
die  leitenden  Gesichtspunkte  für  den  eigentlich  ausführenden  Teil 
der  Schrift  abgegeben  zu  haben,  für  die  FeststeDung  des  wesent- 
lichsten Wissensstoffes,  welcher  den  Mädchen  aus  dem  Gebiete  der 
Gesundheitslehre  während  ihrer  Schulzeit  zugänglich  gemacht  werden 
solL 

Dieser  Wissensstoff  wird  unter  4  Rubriken  gebracht:  Luft, 
Kleidung,  Wohnung  und  Ernährung,  wobei  weitaus  der  Hauptanteil 
dem  letzten  Kapitel  zufällt. 

Es  ist  wohl  nicht  zu  verkennen,  daCs  vieles  von  den  die  Pflege 
des  eigenen  Körpers  angehenden  Forderungen  in  den  beiden  ersten 
jener  4  Kapitel  seinen  Platz  gefunden  hat.  Aber  die  Wichtigkeit 
der  Sache  hätte  doch  ein  eigenes  Kapitel  hierfür  verlangt,  was  dann 
auch  mit  sich  gebracht  hätte,  da&  manches  Wesentliche  nicht  über- 
gangen worden  wäre :  so,  um  nur  einzelnes  hervorzuheben,  die  Haut- 


56 

pflege,  die  Hygiene  der  Nerven  in  ihrem  Zusammenhang  mit  Wechsel 
von  Arbeit  nnd  Erholung,  mit  MaTshaltung  in  zerstreuenden, 
erregenden  Vergnügungen,  mit  Sorge  für  ausreichenden  Schlaf  n.  a. 
Vielleicht  hätte  die  HinzufQgung  eines  derartigen  Kapitels  von  selbst 
der  überm&fsigen  Stofffülle  des  von  der  Ernährung  handelnden  Ab- 
schnittes gewehrt. 

Das  in  dem  4.  Kapitel  Gebotene  geht  nämlich  nicht  nur  quantitativ 
weit  über  das  Mafs  des  in  der  Schule  Zulässigen  hinaus,  sondern  es 
entbehrt  zum  groJsen  Teil  auch  des  allgemeinen  geistigen  Nährwerts, 
den  doch  alles,  wenn  auch  auf  die  zukünftige  Lebenspraxis  Zu- 
geschnittene in  der  Schule  haben  mu£s;  ja,  es  ist  sogar  nicht  ein- 
mal immer  von  praktischem  Nutzen. 

Der  erste  dieser  drei  Einwände  wird  sich  im  Rahmen  der  vor- 
liegenden Besprechung  allerdings  schwer  nachweisen  lassen;  denn  es 
bedürfte  dazu  einer  Art  Aufrechnung  des  an  sich  groben  gesamten 
Pensenumfangs  der  höheren  Mädchenschule  und  einer  Abwägung  der 
Bedeutung  der  vorgeschlagenen  Materialien  gegen  die  einzelnen  Be- 
standteUe  dieses  Gesamtpensums.  Die  beiden  anderen  Einwendungen 
aber  finden  in  des  Verfassers  eigenen  Äußerungen  und  Auffassungen 
ihre  Begründung. 

Derselbe  sagt  mit  Recht  in  dem  einleitenden  Teile  der  Schrift : 
„Ebensowenig  wird  durch  die  blo&e  Darbietung  von  Thatsachen  aus 
dem  V\rissensgebiet  der  Hygiene  für  das  Verständnis  ihrer  Grund- 
sätze etwas  gewonnen.  Das,  worauf  es  für  die  Schule  allein  an- 
kommt, ist  aber  gerade  das  verstandesmäfsige  Erfassen  der  Grund- 
lehren der  Gesundheitswissenschaft;  und  der  Weg,  der  zu  diesem 
Ziele  fuhrt,  liegt  nun  einmal  auf  keinem  anderen  Gebiete,  als  auf 
dem  der  Beobachtung,  des  Experiments  und  der  logischen  SchluCs- 
folgerung  aus  bekannten  Thatsachen.*^  Wie  sich  mit  diesen  Auf- 
fassungen die  Aufnahme  von  zahlreichen  langen  Tabellen  über  den 
Gehalt  aUer  denkbaren  Nahrungsmittel  an  Cellulose,  an  Kali  und 
Natron,  an  Trockensubstanz,  Wasser,  Fett  etc.  etc.  in  den  Unter- 
richtsstoff der  Gesundheitslehre  an  allgemeinbildenden  Lehranstalten 
verträgt,  ist  schwer  ersichtlich.  Noch  weniger,  wie  sich  den  der 
Praxis  des  Haushalts  noch  femstehenden  Schulmädchen  ein  Interesse 
an  diesen  Namen-  und  Zahlenreihen  abgewinnen  lassen  wird.  Und 
ist  es  denkbar,  dafs  sie  davon  irgend  Erhebliches  für  die  spätere 
Verwertung  in  ihrem  eigenen  Haushalte  behalten  werden,  aufser  der 
aUgemeinen  physiologisch -chemischen  Thatsache,  dass  EiweLb,  Fette 
und  Kohlenhydrate  die  wesentlichsten  Bestandteile  unserer  Nahrungs- 
mittel smd  und  daher  der  Gehalt  an  diesen  den  Wert  der  letzteren 
bedingt?  Und  genügte  es  nicht,  das  an  einzelnen  wenigen  Bei- 
spielen darzulegen,  statt  den   ganzen  Bereich  der  Nahrungsmittel  in 


57 

extenso  heranzuziehen?  Endlich  aber,  warum  reden  wir  denn  und 
der  Verfasser  mit  uns  der  Gesundheitslehre  in  der  Schule  das  Wort? 
Doch  weil  sie  unsere  Zöglinge  dermaleinst  aufmerken  lassen  soll 
auf  die  unzähligen  versteckten  Gefahren,  die  uns  in  unserer  äulseren 
Lebensführung  drohen.  Im  allgemeinen  aber  ist  unsere  Em&hrung 
nicht  80  tadelnswert,  dafs  die  Mädchen  in  der  Schule  lernen  sollen, 
womit  der  Verfasser  sein  Kapitel  über  die  Nahrung  gewissermaisen 
abschlielst:  ^Als  rationell  zusammengesetzte  Mahlzeiten  mOgen  noch 
hervorgehoben  werden:  Brot,  Butter  und  Wurst;  Käse  und  Brot; 
Speck  und  Brot;  Schwarzbrot  und  Butter;  Ei  und  Brot;  Ei  und 
Zucker ;  Braten,  Fett  (Sauce)  und  KartoffeUi ;  Pökelfleisch,  Sauerkohl 
und  Kartoffeln ;  Kartoffeln  und  Hering ;  Erbsen  und  Speck ;  Büchsen- 
fleisch und  Zwieback  u.  s.  w.".  Ja,  wie  unnötig  und  damit  doch 
zum  mindesten  mancher  wichtigeren  Erkenntnis  den  Raum  nehmend 
das  ist,  bestätigt  der  Verfasser,  wenn  er  gleich  dahinter  hinzufügt: 
„Wenn  wir  die  vom  Standpunkte  der  Hygiene  als  rationell  erkannten 
Mahlzeiten  uns  noch  einmal  ins  Gedächtnis  zurückrufen,  so  muls  es 
ans  auffallen,  dafs  die  theoretischen  Ergebnisse  der  Wissenschaft  uns 
eigentlich  nichts  anderes  bieten,  als  was  wir  durch  jahrhundertelange 
Erfahrung  bereits  längst  besessen  haben.  Diese  Wahrnehmung  darf 
uns  jedoch  nicht  beirren.  Vielmehr  kann  sie  dazu  dienen,  uns 
gewissermafsen  darüber  zu  beruhigen,  dais  wir  —  obwohl  uns  selber 
unbewuist  —  eigentlich  von  jeher  ganz  vernünftig  uns  ernährt 
haben/^  Dem  ist  mit  Nachdruck  zu  entgegnen,  dafs  die 
Hygiene,  wenigstens  soweit  sie  in  der  Schule  betrieben 
werden  soll,  nicht  dazu  da  ist,  uns  zu  beruhigen  in 
dem,  was  wir  schon  ohnehin  verständig  und  zweck- 
mäfsig  thun,  sondern  uns  aufzuschrecken  aus  der  Ruhe 
und  Gedankenlosigkeit,  wo  uns  versteckte  Gefahren 
drohen. 

Es  schien  erforderlich,  bei  aller  sonstigen  Zustimmung  zu  den 
Aufihssungen  und  Vorschlägen  der  verdienstvollen  Schrift,  den 
Einwendungen  gegen  einen  Teil  derselben  so  viel  Ausdehnung  zu 
geben  gerade  im  Interesse  des  Gesamtzweck^  der  Arbeit,  der  Ge- 
sundheitslehre  in  den  höheren  Mädchenschulen  in  dem  für  das  weib- 
liche Geschlecht  und  seinen  besonderen  Beruf  zuträglichen  und  er- 
forderlichen Umfange  nachdrücklichste  Beachtung  zu  gewähren. 
Durch  nichts  kann  die  Erreichung  dieses  Zweckes  ernster  gef&hrdet 
werden,  als  durch  die  Hineinziehung  von  übermäfsigen ,  aufser- 
lial  des  thatsächlichen  praktischen  Bedürfnisses  liegenden  For- 
derungen. 

Direktor  der  Viktoriaschule  Dr.  phil.  Stephan  Neumann 

in  Danzig. 


1 


68 

Dr.  Maximiliak  BBEsasN  in  Frankfart  a.  M.  Die  UrsMbeii 
des  nervSsen  Eopfiscluiierzes  der  Sclmlkinder.  Vortrag,  ge- 
halten in  der  Sektion  fQr  Schnlhygiene  des  VHI.  internationalen 
Kongresses  für  Hygiene  und  Demographie  in  Budapest.  Separat- 
ahdrnck  ans  der  Wiener  medizinischen  Presse,  1894,  No.  37. 
Wien,  1894.     Urban  &  Schwarzenberg.    (9  S.  8®.) 

In  dem  obengenannten  Vortrage  sucht  der  durch  seine  Be- 
mflhungen  um  die  Schulgesundheitspflege  rühmlichst  bekannte  Frank- 
furter Arzt  auf  den  bei  Schulkindern  so  häufig  vorkommenden  ner- 
vösen Kopfschmerz  nochmals  die  Aufmerksamkeit  der  Lehrer  zu 
lenken.  Den  meisten  Lesern  dieser  Zeitschrift  wird  seine  Petition 
an  den  preufsischen  Unterrichtsminister,  „er  möge  die  Lehrer  ver- 
anlassen, bei  zurückbleibenden  Kindern  auf  Kopfechmerzen  u.  dergl., 
sowie  insbesondere  auf  die  Durchgängigkeit  der  Nasenhöhle  zu 
achten  und  ihre  diesbezüglichen  Beobachtungen  den  Eltern  mitzu- 
teilen **,  bekannt  sein.^  Zur  Motivierung  derselben  bemerkt  Dr. 
Bbesgek  in  der  Einleitung  seines  Vortrages:  „Nichts  vermag  dem 
denkenden,  lernenden  und  besonders  dem  werdenden  Menschen  bei 
seinen  Bemühungen,  den  an  ihn  gestellten  Aufgaben  gerecht  zu 
werden,  hinderlicher  zu  sein,  als  Kopfschmerz.^  Auch  anderswo 
hat  die  Frage  genügende  Berücksichtigung  gefunden.  So  führt 
der  Autor  an,  dafs  nach  HAkokson- Hansen  in  Christiania 
bei  wenigstens  40  %  der  Schülerinnen  der  10.  Klasse  Kopfweh 
konstatiert  worden  sei;  bezüglich  der  Knaben  heilst  es  in  dem 
betreffenden  Berichte:  ^Während  die  übrigen  Krankheiten  eine 
wenig  hervorragende  Rolle  spielen,  trägt  der  Kopfschmerz  in  ganz 
besonderem  Grade  zu  dem  Krankheitsprozente  der  Schüler  bei.' 

Die  Ursachen  für  den  nervösen  Kopfschmerz  der  Schulkinder 
teilt  Dr.  Bresgen  in  vier  Gruppen. 

1.  Zu  der  ersten  Gruppe  zählt  er  die  Krankheiten  des  Gehirns 
und  seiner  Häute.  Bei  erheblicher  nervöser  Belastung  ist  oft 
eine  geringfügige,  äufsere  Ursache  genügend,  um  den  Kopf- 
schmerz hervorzurufen;  vor  allem  gilt  dies  zur  Zeit  der 
Geschlechtsreife. 

2.  Zu  der  zweiten  Gruppe  rechnet  der  Verfasser  allgemeine 
Körperschwäche,  welche  nicht  am  wenigsten  durch  unpassende 
Ernährung  hervorgerufen  wird,  sei  es  dafs  die  Nahrungsmittel 
nicht  kräftig  genug  sind,  sei  es  dafs  das  Kind  zum  Essen 
nicht  Zeit  genug  findet,  woraus  ein  Verschlingen  der  Speisen 
resultiert.     Dafs  unregelmäfsige  Mahlzeiten   und  mangelhaftes 


*  S.  diese  Zeitschrift,  1889,  No.  5,  S.  231—235.    D.  Bed. 

*  S.  diese  Zeiischnft,  1894,  No.  4,  S.  210.    D.  Bed. 


59 

Kaaen  die  Verdaanng  wesoDtlich  stören  und  damit  attf  den 
gesamten  Organismus  einen  schädlichen  £influis  ausüben, 
leuchtet  ohne  weiteres  ein. 

3.  „Die  dritte  Gruppe  von  Ursachen  fQr  die  Entstehung  von 
Kopfschmerz  beträft  im  wesentlichen  die  Schule,  das  Eltern- 
haus nur  zum  kleinsten  Teile.''  Dr.  Bbesgen  meint  nämlich, 
dab  der  Unterricht  zu  Mh  des  Morgens  anfängt.  Auf  diese 
Weise  erfahren  die  Körperpflege  und  der  Stuhlgang  Yemaoh- 
lässigung;  auch  das  Frühstück  wird  heruntergestürzt.  Die 
Lektionen  sollten  daher  nicht  vor  8  Uhr  beginnen.  Oft 
resultiert  Kopfschmerz  auch  von  Überanstrengung  der  Augen, 
welche  dadurch  erzeugt  wird,  da&  die  Beleuchtung  in  der 
Schule  nicht  ausreichend  ist  oder  Flammen  ohne  Cylinder  und 
Schirme  Verwendung  finden.  Der  Geist  erfährt  besonders  durch 
unregelmäüsige  Yerteilung  des  Lehrstoffes  auf  das  Jahr  Über- 
anstrengung, was  gleichfalls  zu  Kopfweh  Veranlassung  gibt.  Die 
Lehrmethode  mufs  femer  so  entwickelt  sein,  dafs  die  Kinder 
sich  mit  gröfserer  Lust  den  Stoff  anzueignen  im  stände  sind. 
Einen  Unterricht,  der  sich  bis  auf  6  Vormittagsstunden  er- 
streckt, findet  Bresgbn  für  die  Gesundheit  nachteilig,  weil 
ermüdend  und  erlahmend;  er  fordert  daher  geteilte  Schulzeit. 
Das  Gedächtnis  darf  nach  ihm  etwas  mehr,  als  es  heute  im 
Gegensatz  zu  früher  geschieht,  bei  den  häuslichen  Arbeiten 
in  Anspruch  genommen  werden,  damit  später  keine  Über- 
anstrengung desselben  eintritt.  Die  Kinder  soUen  endlich 
nicht  zu  früh  mit  Unterricht  in  der  Musik  und  in  fremden 
Sprachen  geplagt  werden;  vielmehr  sind  Bewegungen  im  Freien, 
Turnen,  Tanzen  u.  s.  w    empfehlenswert. 

4.  Gewisse  Erkrankungen  der  Nase,  der  Bachenhöhle,  der  Ohren, 
der  Zähne  rufen  nicht  minder  häufig  Kopfschmerz  hervor. 
Besonders  übt  die  durch  krankhafte  Zustände  in  der  Nase 
oder  im  Nasenrachenräume  behinderte  Nasenatmung  sehr 
schädliche  Wirkungen  aus.  Die  recht  häufigen  Katarrhe  in 
diesen  Höhlen  ziehen,  wie  bekannt,  oft  Leiden  des  Gehöres 
nach  sich,  welche  wieder  beim  Unterrichte  hinderlich  werden, 
die  Kinder  zu  Überanstrengung  zwingen  und  so  zu  Kopfweh 
Veranlassung  geben. 

Dr.  Bbesgen  schliefst  seinen  interessanten  Vortrag  mit  den 
folgenden  Worten :  „Bei  der  Wichtigkeit  des  Gegenstandes  mufs  ich 
es  für  empfehlenswert  halten,  wenn  die  obersten  Schulbehörden 
überall  Untersuchungen  anordineten,  bei  welchen  vornehmlich  be- 
sonders berufene,  durch  ihre  Sonderkenntnisse  und  Erfahrungen 
am    meisten   geeignete  Ärzte   den   ärztlichen    Teil   zu   übernehmen 


60 

hätten.  Erforderlich  wäre  hierbei  noch  zur  Erzielong  einer  gleich- 
mäCsigen  Benrteilong,  dafs  alle  Untersuchnngen  nach  einem  vorher 
vereinbarten  Gnindrisse  vorgenommen  würden.^ 

Specialarzt  für  Ohren-,  Nasen-  and  Halskrankheiten 
Dr.  med.  Yiktob  Lange  in  Kopenhagen. 


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Gsdhtspfl.,  1893,  XII,  187. 
Erhebungen  über  die  gewerbliche  Nebenbeschäftigung  schuHpfUchUger 

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Fbankenbebg.     HUfsklassen  für  schwach  befähigte  Emder.  BlAtt.  f. 

soc.  Prax.,  1893,  I,  2,  19. 
Genzmeb.     über    bautechnische,    architektonische    und    hggiemscke 


61 

Asnfwü/mmngtn  hei  der  Errichhing  moderner  Sckulgebäude.    Ztschr. 

f.  lateinlos.  höh.  Schul.,  1893—94. 
GiiiSEB,  £.  Ergiehwng  und  Unterricht  der  Schwachsmnigen,  Med.- 

I>&d.  Monateschr.  f.  d.  gsmt.  Sprachhlkde.,  1894,  XI,  321—323  ff. 
OuTZMAKN,  Hebmann.     Des   Kmdes    Sprache   wnd  SprachfMer. 

Oesundheitslehre   der  Sprache  für   Eltern,  Ersfieher   tmd  Ärgte. 

Mit  22  Abbild.     Leipzig,  1894,  J.  J.  Weber.     8^     iL  3. 
MiTTELSTAEDT,  A.  VON.    Worum  8oU  wiä  in  welcher  Weise  kann 

die  Ermehwng  swr  praktischen  Hausfrau  durch  den  Unterricht  in 

der  höheren  Mädchenschule  gefördert  werden?  Progr.    Charlotten- 

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MoNTEüUis.     Les  enfants  aujc  havns  de  mer.    Paris,  1889,  J.  B. 

fiailliere  et  fils.     W.    Fr.  2. 
MosNT,  E.   De  la  conduite  ä  temr  dans  les  4coles  en  cas  de  fihjre 

ii^hoiäe  ou  de  ehoUra;  ä  propos  du  nouveau  rSglement  modiie  du 

18.   acut   1893.     Ann.    d'hyg.,    Paris,    1894,    3.    s6r.,    XXXI, 

27—46. 
Ophthalmia  in  poor-^aw  8<^iools.     The   Brit.   Med.   Joom.,    1894, 

May  26,  1743,  1156-1157. 
PALHBBRe,  A.     Undersökning  angkende  de  sanitära  fÖrhaeRandena 

vid  folkskoUäraresiminarium  i  NykarUhy.     [Untersuchung   über 

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Finska  Iftk.-s&llsk.  handl.,  Helsingfors,  1893,  XXXY,  661—704. 
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Arcb.  intemaz.  d.  spec.  med.-chir.,  Napoli,  1892,  ym,  201. 
Perbachon.     La  revaccination  des  ScoUers.    Joom.  de  Clin,  et  de 

Thirap.  infent.,  Paris,  1894,  29.  mars,  XXH,  285—288. 
PPLüesB  und  Mbllingbb.   Beitrag  zur  Myopiefrage.   Korrespdzbl. 

f.  Schweiz.  Ärzte,  1894,  Vü,  219—221. 
PxmiLLi,  OraziO.    FanduRe.  Almanacco  igienico.    Venezia,  1894, 

G.  Alzetta.     Lir.  0,25. 
PizzoLi,    Ugo.      I  banchi   deUe   scuole  di  Crevalcuore  e  proposte 

relative.     Persiceto,  1894. 
POXTSGH.     Baubeschreibung  des  Kgl  Prinz  Heumchs-Oymnasiums. 

Mit  1  Abb.  u.  5  Taf.     Progr.     Berlin,  1894.     4«. 
Poor-law  harrack  schools.     The  Brit.  Med.  Joam.,  1894,  April  28, 

1739,  928. 
Professional    aMeHcs    and    education.     Med.    News,    Philadelphia, 

1893,  Decb.  2.,  XXHI,  639—640. 
Rakbbl,  Eübt.     Heizungs-  und  Lüftungsanlage  nebst  Brausebad 

für  die  vierundzumufigklassige  Scphienschule  in  Braunschweig. 

Ztschr.  d.  Ver.  dtsch.  Ing.,  1892,  XXXVI,  680. 


62 


Bei  der  Redaktion  eingegangene   Schriften. 

Bbbsoen,  Maxemilian.  Der  Kopfschmerß  hei  Nasen-  und  Bodden" 
leiden  tmd  seine  Heilung.  2.  Aufl.  Leipzig,  1894,  Alfred  Lang- 
kammer.    Gr.  8^. 

Dressleb,  Max.  Laienhüfe.  Anleitung  isur  ersten  HäfekistHng 
bei  ünglücksßUen.  Mit  41  IHnstr.  Karlsrahe,  1 894,  G.  Braun. 
8^.     M.  1. 

Erlafs  des  ChrosshereogUch  hadisehen  Mimaieriums  des  Iwnem  vom 
26.  Juni  1893,  betreffend  den  AussMufs  epileptischer  Binder  von 
dem    VolkssditUbesuch.      Yeröff.    d.    Kaiserl.    Gsdhtsamt.,   1893, 

xvn,  923. 

Gbützneb,  P.     Zur  Technik   des    Turnunterrichtes.     Nach    einem 

Vortrage.     Dtsch.  Tum-Ztg.,  1894,  XLVm,  925—927  ff. 
Guibebt,  P.     [Drei  Schul^ndemien    van   Typhtis.]     Ann.    dliyg., 

Paris,  1893,  XXX,  408. 
Hehib,  Patrick.     A  catechism  of  Hygiene   and   samtary   sdence. 

Calcatta,  1894,  Thacker,  Spink  and  Ck).     8^. 
Heinemann,  Joh.     Kalender  für  Lehrer  an  höheren  Schulen  1895. 

Hamburg,  1894,  G.  Adler.     16^     M.  1. 
Hblmbich,  Yolkmab.    Die  LeibesÜbu/ngen  in  alter  und  neuer  ZeU 

und    ihre    Bedeutung    fUr    Qtsundheit    und    Leben.      Vortrag. 

Leipzig,  1894,  Ed.  Stranch.     8^     M.  0,80. 
Henrich,  E.  Zum  FeniatMan  der  Qriechm.  Blfttt.  f.  d.  Gymnasial- 

schülw.,  1894,  XXX,  6  und  7. 
Heymann,  Felix,  tber  das  Stottern.  Deutsch.  Zeitsdir.  f.  Nervhlkde., 

1894,  V,  2  und  8. 
Hofmann,    Lorenz.    Bericht  über  die  Ferienkolonien  für   eurme 

kränkliche  Schulkinder  in  Nürnberg  im  Jahre  1892.    Ber.  üb.  d. 

GsdhtsverhAltn.  u.  Gsdhtsanstait.  inNOrnberg.  Nürnberg,  1892,  217. 
Höpfnee,    L.     Über    die    geistige   Ermüdung    von    Schulkindem. 

Zeitschr.  f.  Psychcd.  u.  Physiol.  d.  Sinnesorg.,  1893,  VI,  191. 
Jacobs.    La  bicyclette  et  la  femme.     Supplement  h  La  Polieliiiiqiie 

du  1er  Octobre  1894,  XIX,  1—13. 
Indirect    injury    to    heaiUh    from    footrbaXl.      Med.  News,     1894, 

November  10,  1139,  628. 
Johnson,    G.  E.     EducaUon   by  plays  and   games.     The  Pedag. 

Seminary,  1894,  October,  97—133. 
Klenokb,  Hebm.     Die  Mutter  als  Erzieherin  ihrer  Töchter  fmd 

Söhne  mar  physischen  und  sittlichen  Gesundheit  vom  ersten  Bindo»^ 

aiter  bis  aur  Beife.     Ein  praktisches  Buch   für  deutsche  Fraaen. 

10.  Aufl.     Neu   bearbeitet   von   R.   Kubncke.     Leipzig,    1894, 

£.  Kummer.     8<>.     iL  6. 


63 

KoHiiRAUSOH.     Über  Jugend-  und  Volksspide  in  Magdeburg.    Ver- 

bdlg.  d.  Yer.  f.  öfFü.  Gsdhtspflg.  in  Magdeburg.     Magdeburg,  1 893, 

XIX— XX,  163. 
KÖBÖsi,  Joseph.     StaUsUk  der  infekäösen  Erkrankungen   in  den 

Jahren  1881—1891  und  Untersuchung  des  Einflusses  der   Witte- 
rung*    Publikationen   des   statistischen   Bureaus    der   Hauptstadt 

Budapest.     Mit  5  Taf.  Berlin,  1894,  PuUkammer  &  Mahlbrecht. 

Ji  4,50. 
Lacassaone,  A.     Prids  ihygiibne  privie  ei  sociale,  4  6dit.    Paris, 

1894,  Massen,     lö«.     Fr.  7. 
Lange,    A.     Die    Hmeung    der    Lübeckischen  Schulhäuser    durch 

Sammelheimingen   nach   System   Jungfer.       Baugwksztg.,    1891, 

635  ff. 
La^wIiESS,  £.  J.    First  aid  to   the  injured  and  management  of  the 

sich.      With   49    engravings.       Edinburgh    and   London,    1894, 

Young  J.  Pentland. 
Ofpsbmann,  H.  W.     tber  Schreibhattungy  HefUage  und  SchrifU 

richtung.     Päd.   Bl.   f.   Lehrerbild.  u.  Lehrerbildg^anst. ,    Gotha, 

1894,  ffl,  253—264.     JL  2. 
J\sm>er  palace   schools.     The    Brit.   Med.  Joum.,   1894,   July   7, 

1749,  30—31. 
Pawel,  Jaeo.     Das  Urteil  eines  österreichischen  Aretes  aus  dem 

Jahre  1794  über  Guts  Muths'  Gymnastik  für  die  Jugend.    Als 

Beitrag  zur  Geschichte  des  österreichischen  Schulturnens.    Ztschr. 

f.  Tum.  u.  Jgdspl.,  1894,  X,  150—158. 
POHT,  L.     Die  Unterrichtspausen.     Schles.  Schulztg.,   1894,  XX. 
Posse,  Babon  Nils.     The  special  kinesiology  of  educationcd  gym- 

nastics.     Boston,  1894. 
Pbausnitz,  W.     Manucde  digiene.     Prima  traduzione  italiana  di 

£.  Alloea.     Con   137   figure.    Milano,    1894.     16^     Lir.  6. 
Pribstley  Smith.     On  periodical  testing   of  eyesight  in  scAoofe. 

Ophthalm.   Society  of  the  united  kingdom,  1894 ,  May  3.     The 

Brit  Med.  Joum.,  1894,  1741,  1023. 
Prüfungsordnungen  für  Turnlehrer  und  Tumlehrerinnen  nebst  Be~ 

sUmmungenj    beireffend  die   Aufnahme  in   die  Königliche  Turn- 

lehrerbOdungsanstaU  in  BerUn.     Berlin,   1894,  Besser.    Gr.  8^ 

JL  0,30. 
Reimann.     über  Ikimdispensationen.     Ztschr.  f.  Tum.  u.  Jgdspl., 

1894,  vn,  97-101  ff. 
Seisen  als  Mittel  der  Jugendbildung.    D.  Grenzboten,  1894,  XXXII. 
KuBNBR,  Max.     Lehrbuch  der  Hygiene.     Systematische  Darstellung 

der  Hygiene  und  ihrer  wichtigsten  üntersuehungsmethoden.      Mit 
273  Abbüd.     5.  Aufl.  Wien,  1894,  F.  Deuticke.  Gr.  8<^.  M,  20. 


64 

Salzmakk,  L.     Die  Sch/MiOpholographie  als  Hüfsmittd  eur  Methodik 

des  Turnunterrichts.     Mit  1  Taf.  Programm.     Brflnn,  1894.   8^. 
Schmidt,  F.  A.     Physical   exercises   and   iheir  heneficial  influence. 

Ä  Short  Synopsis    of  the   Qerman    System   of  gynmastics,     For 

teachers  of  gymDastics  and  all  friends  of  physical  coltare.     With 

2  plates.     Translated   from  the    Oerman  by  A.  6.  C.  Bibwbnd. 

St.  Louis,    1894. 
Schnell,  H.  und  Koch,  K.      Winke  ßr   die    YeranstalUmg  von 

Wettspielen.     (1.  Schlaghall.    2.  Cricket.)      Ztschr.    f.    Turn.    u. 

Jgdspl.,  1894,  IX,   129—133. 
SCHRöBB,  H.     BaUwerfen   und   BaMfangen.     Ztschr.    f.    Tum.    u. 

Jgdspl.,  1894,  XI,   161—166. 
Siegfried,  M.     Wie  ist   Badfahren  gesund?    Wiesbaden,  ^  1894, 

J.  F.  Bergmann.     JK.  1. 
Slsjdsagen  i  Danmark  1893.     8  de  Aarsheretning  fira  „Dansk  8l^d- 

foremng^      [HandferUgkeitsangelegenheiten    in    Dänemark    1893. 

8ter    Jahresbericht     vom     „Dänischen    HandferUgkeitsverein^'\. 

K0benhavn,  1894,  L.  A.  J0rgensens  Bogtrykkeri. 
Stbinborn,  J.     Bedeutung  der  IVeiÜbungen  für   die    Volksschulen 

und  ihr  unterrichüicher  Betrieb.     Bhein.-westf.  Schulztg.,    1894, 

XLI. 
Stelz.     Der  Handfertigkeitsunterricht  an  höheren  Schulen.    Vortrag, 

gehalten  im  Verein  der   Mitglieder   des  höheren    Lehrstandes   in 

der   Provinz    Hannover.      Blfttt.     f.    Enabhdarbt.,    1894,    VIII, 

149—163;  IX,  173—176. 
TherapeuHc  vdlue  of  the  bicyde..     The  Sanit.  Inspect.,  1894,  May, 

June,  XI  u.  Xn,  66—67. 
Trapp,  Ed.    und   Pinzkb,   Herm.     Das    Bewegungsspiel.      Seine 

geschichtliche    Entwickelung,    seüi   Wert    und    seine    methodische 

Behandlung,    nebst   einer  Sammlung    von  über  200  ausgewählten 

Spielen    und    26    Abzählreimen.     6.  Aufl.      Langensalza,    1894, 

H.  Beyer  &  Söhne.     12^     M.  1,60. 
Ufer.     Wie  unterscheiden  sich  gesunde   und   krankhafte    GreisteS" 

sfustände  beim  Smde?    D.  Bl&tt.  f.  erziehl.  Unterr.,  1894,  XXni; 

XXIV. 
Vierter  Bericht   über   W.  Schröters    Unterrichts-   und   Ereiehungs- 

anstalt  für  geistig  eurOckgebUebene  Sinder  in   Dresden-Neustadt 

Dresden,  1894. 
VöLCKBR,  Friede.     Die  Schädlichkeit  des  SchnürenSj  eine  historische 

anatomisch-klinische  und  hygienische  Studie.    Bissertat.    Mflnchen, 

1894,  J.  F.  Lehmann.     Gr.  8^.    M.  2. 


Iritfdirifi  fä  SdinlgeMliettayflrg^^ 


VIII.  Jahrgang.  1895.  No.  2. 


0ri$titaUli^iiilttii)e« 


Die  Zahnpflege  in  den  Schnlen. 

Von 

prakt.  Arzt  und  Zahnarzt  Dr.  med.  Karl  Robe, 
Privatdocenten  an  der  Uniyersitat  Freibarg  i.  B. 

Über  den  Nutzen  und  die  Notwendigkeit  gesunder  Zfthne 
herreohen  in  weiten  Beyölkeningskreisen  die  wunderlichBten 
Anaobauungen.  Viele  Leute  betrachten  das  mensohliohe  Gebifs 
als  ein  notwendiges  Übel,  über  dessen  gänzlichen  Verlust  sie 
sieh  leicht  trösten.  Man  hat  ja  künstliche  Gebisse,  deren 
Perlenzfthne  oft  schöner  aussehen,  als  die  verschwundenen 
eigenen! 

Die  Erkenntnis,  dals  gesunde  Zähne  fär  eine  gute  Elr- 
nährung  des  ganzen  Menschen  yon  unersetzlicher  Be- 
deutung sind,  hat  bisher  erst  bei  einem  sehr  geringen  Bruch- 
teile unserer  deutschen  Bevölkerung  Platz  gegrifien.  Sehr 
viele  Zahnärzte  und  Zahnkünsiler  geben  sich  nicht  die  geringste 
Mühe,  ihre  Zahnleidenden  über  die  Wichtigkeit  einer  geord- 
neten Mundpflege  aufzuklären,  weil  sie  wissen,  dafs  ihre  Mühe 
vielÜMh  umsonst  ist.  Künstliche  Zähne  werden,  ähnlich  wie 
die  natürlichen,  in  weiten  Bevölkerungskreisen  lediglich  für 
ein  Verschönerungsmittel  gehalten.  Häufig  bringt  man  für  die 
Iirhaltung  der  sichtbaren  Vorderzähne  jedes  Opfer,  während 
die  viel  wichtigeren  Mahlzähne  rettungslos  zer&Uen.  Oft 
genug    wird    der    Wunsch    geäulsert,    nur    die    Vorderzähne 

8«h«itMWid]Mit«pa«ffe  vm.  5 


66 

möekten  künatlieh  ersetzt  werden,  die  hinteren  Mahlzfthne  seien 
ja  dock  nicht  siehtber. 

Die  Zähne  sind  die  ältesten  Hartgebilde  des  Wirbeltier- 
körpers. Die  Haifische  besitzen  noch  heutzutage  keine  Knochen, 
wohl  aber  gut  ansgebildete  Zähne  in  der  Sehleimhaat  des 
Raoheneinganges.  Die  Kieferknochen  sind  erst  in  zweiter 
Linie  entstanden  als  feste  Stützpunkte  für  die  Zahngebilde. 
Wenn  die  Wirbeltiere  im  Kampfe  ums  Dasein  den  Sieg  über 
die  übrigen  Lebewesen  davontrugen,  so  haben  sie  diesen  Sieg 
nicht  zum  kleinsten  Teile  ihren  Zähnen  zu  verdanken,  der 
furchtbarsten  Angrifiswaffe,  welche  sie  besitzen.  Auch  die 
Entstehung  und  weite  Verbreitung  pflanzenfressender  Säuge- 
tiere auf  der  Erde  war  nur  möglich  im  Anschlüsse  an  die 
Erwerbung  vorzüglich  gebauter,  immerfort  wachsender  Mahl- 
zähne. 

Die  verschiedenartige  äuüsere  Gestalt  der  Zähne  ist  ent- 
standen durch  Anpassung  an  die  besondere  Lebensweise  ihrer 
Träger.  Nach  dem  Aussehen  seines  Gebisses  muTs  der  Measoh 
im  allgemeinen  zweifellos,  ebenso  wie  unter  den  Tieren  die 
Affen  und  Halbaffen,  als  Früohteesser  angesehen  werd^o. 
Nun  wissen  wir  aber,  daCs  mehrere  wildlebende  Arten  vou 
Halbaffen  auf  Madagaskar  sich  nachträglieh  an  Meischnahrang 
gewöhnt  haben  und  dafs  auch  die  Affen  in  der  Gefangenschaft 
sich  leicht  an  Fleischkost  gewöhnen  lassen.  BSs  ist  darum 
durchaus  ungerechtfertigt,  wenn  von  gewissen  Seiten  aus  gerade 
die  Fleischnahrung  der  Menschen  als  widernatürlich  ver- 
schrieen wird.  Nur  durch  Anpassung  an  die  omnivore 
Lebensweise  war  der  Mensch  im  stände,  seine  Hemohaft 
über  die  ganze  Erde  zu  verbreiten.  Es  ist  aufeerordentlicli 
wahrscheinlich,  dais  die  Wurzel  des  menschlichen  Stammes  in 
viel  ältere  Zeitabschnitte  der  Erdgeschichte  zurückreicht,  aU 
man  im  allgemeinen  annimmt.  Unsere  Vor&hren  waren 
zweifellos  Waldbewohner  in  den  wärmeren  Erdteilen,  die  sich 
von  Früchten  nährten.  Gewisse  eingesessene  Yolksstftmme 
warmer  Erdstriche  leben  heute  noch  meistenteils  von  Früchten, 
die  ihnen  mehr   oder   minder  mühelos   in   den  Sehols  &llea. 


67 

In  ge«Al«igteo  mid  kalten  Striehen  ist  eine  derartige  NahruBiBfS« 
weise  ans  rein  ftuüserliolien  Gründen  nnmöglicb.  Ehe  der 
Iteaeok  in  kalte  Gegenden  vordringen  konnte,  mnlste  er  sich 
also  aa  Fleisuhnahmng  gewöhnt  haben.  AUe  Fnnde  ans  der 
alteren  Steinzeit  weisen  darauf  hin,  dab  unsere  Vorfahren 
damals  anssehlielslioh  von  den  Ertragnissen  der  Jagd  lebten. 
Erst  epfttar  lernten  sie  es,  Haustiere  zu  züchten,  und  ganz 
zuletzt  wufsten  sie  aueh  den  Boden  gemftfsigter  Gegenden  durch 
Aokarban  ertragreich  zu  gesteiten.  Körnerfrüchte  kann  der 
Mensch  ohne  vorherige  Zubereitung  nicht  hinlänglich  verdauen. 
Die  Erfindung  des  Mahlens  und  Backens  der  Getreidefrüchte 
mub  darum  der  weiteren  Verbreitung  des  Ackerbaues  voraus- 
gegangen sein. 

Aus  dieser  kurzen  stennnesgeschichtlichen  Übersicht 
geht  unzweifelhafki  hervor,  dalis  keineswegs  das  Fleisch, 
sondern  vielmehr  das  Brot  die  widernatürlichste  und 
künstlichste  Nahrung  des  Menschen  darstellt.  Sieht 
man  von  der  nur  in  warmen  Gegenden  durchführbaren  £r- 
nflhnmgsweise  mit  Banmfrüchten  ab,  so  sind  die  natürlichsten 
Lebensmittel  des  Menschen  in  fallender  Beihenfolge:  zähes 
Fleisch  jagdbarer  Tiere;  Hülsenfrüchte,  Gemüse,  Brot;  Fleisch, 
Milch«  Butter,  Fett  der  Haustiere.  In  ganz  derselben,  aber 
steigenden  Reihenfolge  sind  unsere  Nahrungsmittel  für  den 
Verfidl  des  menschlichen  Gebisses  im  allgemeinen  verantwortlich 
zu  machen. 

Die  häufigste  und  gefthrlichste  Krankheit  der  mensch«- 
liohen  Zähne  ist  der  Zahnfirafs  oder  die  Zahnfäule  (Caries), 
das  Hohl  werden  der  2iähne.  Diese  Krankheit  kommt  dadurch 
zu  Stande,  dals  an  gewissen  schwer  zugänglichen  Stellen,  be- 
sonders in  den  Zwischenräumen  und  auf  den  Kaufiächen, 
pflanzliche  Speisereste  liegen  bleiben  und  eine  saure  Gärung 
eingehen.  Die  gebildete  Säure  entkalkt  die  Oberfläche  der 
harten  Zahngewebe  an  gewissen  umschriebenen  Stellen.  Dann 
wandern  Keimpilze  ein  und  lösen  das  entkalkte  Gewebe 
vollends  au£  Dadurch  entsteht  ein  Loch  im  Zahne,  worin 
sieh  wiederum  Speisereste  besonders  leicht  festsetzen  können. 

6* 


68 


Durch  rascheres  oder  langsameres  Vorwärtsschreiten  der  Krank- 
heit geht  dann  der  Zahn  früher  oder  später  zu  Grande. 

Unter  den  menschlichen  Nahmngsmitteln  sind  es  nun 
Torzngsweise  die  stärkehaltigen,  welche  durch  Gä- 
rung Milchsäure  erzeugen  und  damit  den  Zahnfrafs 
hervorrufen.  Am  allergefährlichsten  sind  die  höchsten 
Erzeugnisse  der  menschlichen  Lebens  Verfeinerung,  Brot  und 
Kuchen. 

Durch  ihren  gleichzeitigen  Gehalt  an  eiweilaartigem  Kleber 
sind  diese  Nahrungsmittel  besonders  geeignet,  an  schwer  zu- 
gänglichen Stellen  der  Zähne  so  fest  zu  haften,  dalB  sie 
durch  Bewegungen  der  Zunge  und  der  Lippen  nicht  entfernt 
werden  können.  Demgegenüber  ist  die  Fleischnahrung  viel 
weniger  gefährlich.  Wenn  Fleischreste  sich  im  Munde  zer- 
setzen, so  beginnen  sie  sehr  bald  zu  faulen  und  reagieren 
dann  nicht  sauer,  sondern  alkalisch.  Es  haben  darum  hervor- 
ragende Zahnärzte  mit  Recht  die  reine  Fleischnahrung  als 
das  beste  Schutzmittel  gegen  Zahnfrals  empfohlen.  That- 
sächlich  hat  sich  gezeigt,  dafs  einige  ausschliefslich  von  Fleisch 
lebende  Völkerstämme,  wie  die  E2skimos  u.  s.  w.,  fast  gänzlich 
von  Zahnerkrankungen  verschont  werden. 

In  weiten  Kreisen  unserer  Bevölkerung  wird  vorzugsweise 
der  Zuckergenufs  für  den  Verfall  der  Zähne  verantwortlich 
gemacht.  Ln  reinen  Zustande  freilich  wird  der  Zucker  vom 
Speichel  leicht  gelöst  und  dann  verschluckt.  In  den  Fällen 
dagegen,  wo  der  Zucker  in  Verbindung  mit 
stärkehaltigen  Stoffen  genossen  wird  und  zu- 
sammen mit  diesen  in  den  Zwischenräumen  der 
Zähne  haften  bleibt,  entfaltet  er  seine  volle  ver- 
heerende Wirkung.  Darum  werden  bekanntlich  Bäcker 
und  Konditoren  häufig  von  Zahnerkrankungen  heimgesucht. 
Auch  der  häufige  Genu6  von  Weintrauben,  sauren  Früchten, 
stark  angesäuerten  Speisen,  Getränken  und  Arzneimitteln  kann 
gelegentlich  schädigend  auf  die  Zähne  einwirken. 

Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dafs  im  Durchschnitte 
die  unteren  Schneide-  und  Eickzähne  am  seltensten  vom  Zahur 


69 

firalae  angegriffen  werden,  nnd  zwar  darnm,  weil  sie  beständig 
Tom  Speiebel  der  ünterzungen-  nnd  Unterkieferspeioheldrüsen 
omspült  sind.  Im  Gegensatze  znm  stark  alkalischen  Speiohel 
der  meisten  wild  lebenden  Tiere  ist  der  frisch  abgeschiedene 
menschliche  Speichel  nnr  schwach  alkaUsch  oder  nentral. 
Trotzdem  bildet  er  das  wirksamste  Schutzmittel  gegen  den 
Zahnfirab,  indem  er  die  gebildeten  Mnndsänren  verdünnt  nnd 
hänfig  völlig  nnwirksam  macht.  Bei  gewissen  krankhaften 
Znstftnden  des  menschlichen  Körpers  reagiert  schon  der  frisch 
abgesonderte  Speichel  schwach  sauer  nnd  wird  nach  kurzem 
Verweilen  im  Munde  stark  sauer.  Dies  ist  z.  B.  bei  der 
Zuckerkrankheit  der  Fall.  Femer  nimmt  der  Speichel  diese 
Eigenschaft  an  bei  öfterem  saurem  Aufstofsen,  wie  es  häufig 
in  den  Entwickelungsjahren  bei  bleichsüchtigen  Mädchen,  sowie 
während  der  Schwangerschaft  auftritt.  In  derartigen  Fällen 
beanspruchen  die  Zähne  eine  ganz  besonders  sorgsame  Pflege. 

Es  gibt  nun  aber  eine  kleinere  Anzahl  von  Menschen, 
die  allen  den  genannten  Schädlichkeiten  ebenso  ausgesetzt  sind, 
wie  ihre  Mitbürger,  und  welche  trotz  des  Fehlens  jeglicher 
Mundpflege  von  Zahnkrankheiten  verschont  werden.  Der  be- 
kannte Mann  von  80  Jahren,  der  nie  eine  Zahnbürste  besafs 
und  trotzdem  alle  seine  Zähne  mit  ins  Grab  nahm,  spielt  bei 
allen  den  Leuten  eine  grolse  Rolle,  welche  die  Ausgabe  für 
eine  Zahnbürste  scheuen.  Andere  Leute  sehen  dagegen  ihre 
Zähne  trotz  sorgsamster  Pflege  rasch  dahinschwinden.  Diese 
Thatsache  erklärt  sich  daraus,  dafs  die  Zähne  verschiedener 
Personen  sehr  verschiedenartig  gut  gebaut  sind. 

Wir  wissen,  dals  wildlebende  Tiere  fast  nie  an  Zahn- 
krankheiten leiden«  Wohl  aber  finden  wir  den  Zahnfrals  gar 
nicht  allzu  selten  bei  unseren  Haustieren,  besonders  bei  Hunden 
und  Pferden.  Wir  würden  ihn  vielleicht  noch  viel  häufiger 
finden,  wenn,  der  Speichel  dieser  Tiere  nicht  so  stark  alkalisch 
wftre,  und  wenn  die  Haustiere  ein  höheres  Alter  erreichten. 
Für  wildlebende  Tiere  sind  gute  Zähne  eine  unumgängliche 
Lebensbedingung. 

Die  wildlebenden  Tiere  leiden  darum  nicht  an  Zahnfrafs, 


70 

weil  die  sobleoht  besahnten  im  Kampfe  um«  DaseiB  m  Grande 
gehen  und  sich  nicht  fortpflanzen.  Der  mit  achleobten  Zfthnea 
▼ersehene  Knltarmensoh  geht  deshalb  nicht  en  Gronde,  weil  er 
im  stände  ist,  dnrch  feinere  2iabereitang  der  Speisen  in  der 
Küche  eine  Zeit  lang  die  natttrliche  Verrichtang  der  Zahne 
teilweise  zu  Beeteen.  Erat  im  zunehmenden  Alter  stellen 
sich  ernstere  Emfthrnngsstörungen  ein.  Inzwischen  sind  jedoch 
die  schlechter  gebauten  Zähne  duf  die  Dachkommen  vererbt 
worden.  Sobald  der  Verfall  der  Zahne  so  weit  Torgesohritten 
ist,  dals  dieselben  den  schädlichen  Mundsäuren  nicht  mehr  sm 
widerstehen  yermögen,  tritt  eben  Zahnfrafs  auf. 

Ungebildete  Völkerschaften  gebrauchen  ihre  Zähne  weit 
kräftiger  und  unterliegen  in  viel  höherem  Grade  der  natdrlichen 
Auslese,  als  der  hochgebildete  Europäer.  Als  natttrliche  Folge 
dieser  Verhältnisse  ergibt  sich  eine  geringere  Häufigkeit  dm 
Zahnfralses  bei  denselben. 

In  einem  gewilsen  Grade  ist  selbstverständlich  auch  die 
Art  der  Nahrung  bestimmend  fttr  die  Häufigkeit  des  Zahn- 
frafses.  Volksstämme,  wie  die  Eskimos,  Isländer,  Lappen  etc., 
welche  fast  ausschließlich  tierische  Kost  geniefsen,  sind  yiel 
weniger  von  Zahnfrals  heimgesucht,  als  allesessende  und 
früchteessende  Volksstämme.  Man  darf  aber  nicht  vergessen, 
dafs  jene  fleischessenden  Völkerschaften  zugleich  auch  ihre 
Zähne  recht  kräftig  gebrauchen  müssen,  da  ihre  Koohkunsi 
gering  ist  und  ihre  Nahrung  an  Zähigkeit  unser  Mastochsen- 
fleisch  weit  übertrifft.  Nach  den  ADgaben  MuMinBBT's  eollen 
die  Gauchos  aus  den  Pampas  von  Südamerika  fast  frei  von 
Zahnfrab  sein.  Sie  lebten  früher  fast  ausschlieMieh  von  dem 
Bähen  Fleische  der  Pampasrinder,  welches  sie  über  dem  Feuer 
rösten  und  dann  nur  mit  Hilfe  ihrer  Zähne  zerkleinem.  Heut* 
lutage  essen  diese  Hirten  auch  ein  derbes  abgelagertes  Sohwam- 
brot.  Die  Gauchos  sind  ein  Mischvolk  yoq  Indianern  und 
Spaniern.  Benachbarte  Indianerstämme  in  Chile,  die  vom 
Pflanzenkost  leben,  leiden  au  ungefähr  20  vom  Hundert  an 
Zahnfrals,  die  Spanier  sicherlich  in  noch  viel  höherem  Gbade. 
Wenn  nun  die  heutigen  Gauchos   der  Pampas  fast   frei   von 


71 

Zahnfinfii  sind,  flo  ifli  dies  «in  spieehmder  Beweis  dalbr,  dab 
Anreh  kräftigen  Gklmiiioh  in  mehreren  aufeinanderfolgenden  Gte- 
eohleehtem  der  Ban  der  Zahne  eo  weit  gebessert  werden  kann, 
da/s  dieselben  yon  Zahnfrab  rersehont  bleiben. 

Oesnnde,  kräftige  Zähne  werden  nioht  allein 
bei  den  gebildeten,  sondern  anch  bei  nngebildeten 
Völkern  für  eine  Zierde  gehalten.  Lediglich  diesem 
Umstände  ist  es  zu  danken,  dafs  bereits  hente  ein  gröfserer 
Teil  der  Berülkerang  einer  sorgsamen  Zahnpflege  sieh  be* 
lleifeigt.  Die  üiatsaohe,  dafii  gesonde,  kräftige  Zähne  aneh 
filr  das  Wohlergehen  des  ganzen  Menschen  von  nicht  zn 
«nterschätsender  Bedentang  sind,  wissen  nicht  einmal  alle 
Ärzte,  geschweige  denn  die  grofsen  Massen  der  Berölkernng 
hinreichend  zn  würdigen.  Die  zielbewn&ie  Pflege  der  Zähne 
ist  erst  ein  Ergebnis  der  neueren  und  neuesten  Zeit.  Sie 
steckt  noch  in  den  Eanderschuhen ,  wird  aber  voraussichtlich 
denselben  bald  entwachsen.  Gerade  auf  dem  Gebiete  der 
Zahnpflege  werden  sich  bei  gründlicher  Belehrung  der  Be* 
Tölkemng  ohne  Zweifel  grofae  Erfolge  erzielen  lassen ,  weil 
die  Maisnahmen  der  Getiundheitslehre  zugleich  den  Bedürfnissen 
der  Schönheit  entsprechen. 

Heutzutage  üben  manche  ungebildete  Völkerschaften  eine 
Tiel  sorgsamere  Zahnpflege,  als  die  hochgebildeten  Europäer. 
Wenn  wir  an  den  Negerschädeln  unserer  anatomischen  Samm- 
famgen die  wohlerhaltenen,  glänzenden  Zähne  bewundem,  so 
dürfen  wir  nicht  vergessen,  dals  die  Neger  nach  jeder  Mahlzeit 
ihre  Zähne  mit  au%efiiserten  Holzstäbchen  so  lange  bearbeiten, 
Iris  alle  Speisereste  entfernt  sind.  Demgegenüber  erzählte  mir 
ein  hervorragender  Professor  und  Arzt,  daCs  ihn  öfters  Patienten 
der  besseren  Gesellschaftskreise  wegen  Mundkrankheiten  befragen^ 
denen  er  den  Gebrauch  einer  Zahnbürste  erst  dringend  ans 
Herz  legen  mub. 

Es  gibt  genug  Leute,  welche  meinen,  dals  fär  den 
Meiiachen  gute  Zähne  keineswegs  nötig  seien.  Sie  glauben, 
unsere  Kochkunst  sei  so  weit  vorgeschritten,  dals  wir  ruhig 
der  Köchin  die  Speisezerkleinerung  überiassen  könnten,  welche 


72 


früher  die  Zahne  hesorgten,  dails  der  Magen  doreh  diese  Maß- 
nahme nicht  geschädigt,  sondern  im  Gegenteile  ihm  ein  Teil 
der  Arbeitslast  abgenommen  werde^  Diesem  gründlichen  Irr- 
tnme  kann  nicht  kräftig  genug  entgegengetreten  werden.  Eis 
ist  für  den  Magen  durchaus  nicht  gleichgültig,  ob  er  nngekantes, 
wenn  auch  feinst  zerteiltes  Fleisch  nnd  Kartoffelbrei  erhält^ 
oder  ob  diese  Speisen  zuTor  von  den  Zähnen  zn  derselben 
Feinheit  zerkleinert  worden  sind.  In  letzterem  Falle 
ist  der  Speisebrei  innigst  mit  Speichel  dnrchmengt, 
in  ersterem  nicht.  Der  Speichel  übt  an  und  für  sich 
auf  die  stärkehaltigen  Speisen  eine  verdauende  Wirkung  aus.  Yor 
allen  Dingen  aber  wird  durch  den  E!auyorgang  gleichsam  eine 
Emulsion  der  genossenen  Speisen  mit  dem  Muudspeichel  erzielt. 
Jedes  feinst  zerkaute  Speiseteilchen  ist  von  einer  dünnen  Speichel- 
Schicht  umgeben.  Infolgedessen  kann  sowohl  der  saure  Magen- 
saft, als  auch  der  alkalische  Pankreassaft  leichter  die  genossenen 
Speisen  durchdringen.  Wir  wissen  nun,  daTs  die  Absonderung 
eines  kräftig  wirkenden  Speichels  zum  gröüsten  Teile  reflek- 
torisch infolge  der  Kauthätigkeit  erfolgt.  Sobald  wir  auf  eine 
ausgiebige  Kauthätigkeit  verzichten  und  die  Speisen  in  der 
Küche  mehr  oder  weniger  fein  zerkleinem  hisssen,  wird  zunächst 
eine  geringere  Menge  unwirksameren  Speichels  abgesondert. 
Eine  innige  Durchmengung  desselben  mit  den  genossenen 
Speisen  findet  nicht  statt.  Die  Mundverdauung  ist  also  aulser- 
ordentlich  stark  beeinträchtigt,  und  es  wird  dem  Magen  zu- 
gemutet diesen  Ausfall  zu  deckeu.  Dazu  ist  er  nicht  im  stände. 
Stärkehaltige  Speisen  werden  vom  Magensafte  überhaupt  nicht 
und  auch  Eiweiiskörper  nur  unvollständig  verdaut,  sobald  sie 
nicht  mit  Speichel  völlig  durohmengt  sind.  Es  geht  also  ein 
grüÜBerer  Teil  der  Nahrung  unverdaut  in  den  Darm  über  und 
wird  hier  nicht  aufgesogen,  sondern  ohne  Nutzen  für  dea  Körper 
wieder  ausgeschieden.  Durch  erhöhte  Nahrungsaufnahme  ver- 
sucht man  unwillkürlich  diesen  Ausfall  zu  decken.  Eine 
Beihe  von  Jahren  hindurch  ist  der  Magen  wohl  im  stände 
durch  vermehrte  Thätigkeit  den  übertriebenen  Anforderungen 
nachzukommen.    Mit  zunehmendem  Alter  tritt  aber  einmal  ein 


78 

Zettptmkt  ein,  wo  dies  nicht  mehr  der  Fall  ifit.  Dann  ent* 
wickeln  sich  Magenkatarrh,  Magenerweiterung  und  im  An- 
adünase  an  die  mangelhafte  Emähmng  Blutarmnt,  Nerrositftt  etc. 
Die  geschilderten  Zustände  treten  natürlich  um  so  früher  auf, 
je  schwächer  der  Magen  eines  Menschen  von  Anfang  an  war, 
und  je  mehr  er  anlserdem  noch  belastet  wird  durch  Zufuhr 
▼on  faulenden  Stoffen,  die  in  den  Zahnstümpfen 
eines  ungepflegten  Mundes  durch  fortwährende  Zer- 
setzung Yon  Speiseresten  entstehen. 

Eine  nsanbere  Mnndhthle  ist  die  beste  Brutstätte  Ar 
ImMikMMhende  Spaltpilie  jeder  Art.  Besonders  in  den  Hohl- 
räumen abgestorbener  Zahnstümpfe  und  Wurzeln  zersetzen  sich 
die  zurückbleibenden  Speisereste  sehr  rasch  und  verpesten 
den  Atem  der  Zahnleidenden.  Die  Krankheitserreger 
der  Diphtherie,  der  Lungenentzündung,  der  Tuberkulose  u.  s.  w., 
sie  aUe  sind  schon  in  unsauberen  Mundhöhlen  gesunder  Leute 
nachgewiesen  worden.  Es  bedarf  dann  oft  nur  einer  un- 
scheinbaren Gelegenheitsursache,  und  jene  Krank- 
heitserreger entfalten  ihre  verderbliche  Wirkung. 
Anlserdem  bilden  die  Spaltpilze  durch  Zersetzung  der  Speise- 
reste verschiedenartige  Zersetzungsgifte,  sogenannte  Ptomaine, 
deren  andauernde  Einführung  in  den  Magen  beim  Verschlucken 
von  Speichel  und  Speisen  unmittelbar  die  Entstehung  chronischer 
Magenleiden  begünstigt 

Abgestorbene  Zahnreste  und  Wurzeln  bleiben  selten 
Iftngere  Zeit  hindurch  schmerzfrei,  am  wenigsten  dann,  wenn 
sie  von  einer  Sjtutschukplatte  überdeckt  sind.  Immer  und 
immer  wieder  treten,  besonders  bei  na&kaltem  Wetter,  leichtere 
und  schwerere  Schmerzanflälle  auf,  die  sich  bis  zum  Bilde  des 
ausgeprägten  Gesichtsreiisens  steigern  können  und  durch  eine 
EintzünduDg  der  Wurzel-  oder  Knochenhaut  bedingt  sind. 
Zahnfleischfisteln,  Wangenfisteln,  Eiterungen  am  Zahnfleische 
und  in  der  Kieferhöhle,  sie  alle  werden  unmittelbar  hervor- 
genifen  durch  abgestorbene  Zähne  und  Zahnreste.  Das  Zahn- 
fleisch ist  im  ganzen  umfange  der  Kiefer  hochrot,  geschwellt 
und  entzündet.    Infolge  der  andauernden  Schmerzen,  der  schlaf- 


74 

loMn  Näöhte  und  der  mangelhafiben  Nahmngsaufiiahiiie  leidel 
die  Gesundheit  des  Gesamtkörpers  in  eihebliehem  Mafse. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dalii  die  eben  geschilderten 
Folgeerscheinungen  schlechter  Zähne  auf  den 
Karten  Körper  eines  heranwachsenden  Kindes  noch 
viel  yerderblicher  einwirken  müssen,  als  auf  den 
ausgewachsenen  Menschen. 

Die  Zahnverderbnis  ist  keineswegs  über  die  ganze  Erde 
gleichmäfsig  verbreitet.  Im  grofsen  und  ganzen  Iftlst  sich 
feststellen,  dab  beim  Menschen  die  Häufigkeit  der  Zahn- 
erkrankungen in  gleichem  Verhältnisse  zunimmt,  wie 
die  Lebensverfeinerung.  Nach  den  Angaben  vonMuianiBT 
u.  a.  leiden  unter  den  Eskimos  etwa  2,5  vom  Hundert  an 
Zahnfirab,  unter  den  Indianern  3 — 10%,  unter  den  Malayen  3  bis 
20%,  unter  den  Chinesen  407e,  unter  den  Europäern  80—96%. 
Diese  Ergebnisse  wurden  gewonnen  durch  Untersuchung  der  in 
Europa  vorhandenen  Sammlungen  von  Rassenschädeln  und 
dürfen  demnach  nicht  als  unumstöMich  betrachtet  werden. 
Demungeachtet  zeigen  sie  sehr  schön  das  allmähliche  Ansteigen 
der  Zahnerkrankungen  von  den  ungebildeten  bis  zu  den 
höohstgebildeten    Völkerschaften. 

In  denjenigen  Ländern,  welche  allgemeinen  Schulzwang 
haben,  lä&t  sich  die  Häufigkeit  der  Zahnerkrankungen  aufs 
genaueste  durch  die  Untersuchung  der  Schulkinder  feststellen. 
Dabei  hat  man  natürlich  zu  berücksichtigen,  dafs  Kinder 
von  6 — 14  Jahren  in  geringerem  Mafse  an  Zahnfrafs 
leiden,  als  Erwachsene,  weil  ihre  Zähne  kürzere  Zeit  den 
krankmachenden  Schädlichkeiten  ausgesetzt  sind. 

Auch  die  Untersuchung  der  Rekruten  bei  Gelegenheit  der 
Musterung  dürfte  geeignet  sein,  zuverlässige  Ergebnisse  zu 
erzielen. 

In  jüngster  Zeit  haben  nun  in  der  That  vereinzelte  Zahn* 
ärzte  sich  der  grolsen  Mühe  unterzogen,  eine  grö&ere  Anzahl 
von  Rekruten  oder  Schulkindern  auf  den  Zustand  ihrer  Zähne 
zu  untersuchen. 

OuNNiKaHAM  untersudite  1886  zuerst  in  England  100  Re- 


76 

tcraten.  Davon  besa&en  nur  4  völlig  gesunde  Zskne;  etwa 
S6^/«  aller  Zäkne  waren  erkrankt. 

Ottoft  stellte  1889  fest,  dab  bei  628  Solinlkmdmi 
ans  Dakota  und  Illinois  mit  insgesamt  14000  Zähnen  80^/» 
dler  Zftline  an  Zahnfrals  erkrankt  waren.  (Bei  317  Knaben 
»7,33%,  bei  806  Madehen  32,67%.) 

Im  Jahre  1893  y«rOffentliohte  Pbblbt  in  Bngland  dk 
Eitfammenslelhmg  seiner  Zahnuntersuchungen,  welche  8146 
Kinder  mit  etwa  70000  Zähnen  um&fiit.  707  Kinder, 
d.  h.  22,57o,  besaisen  tadellose  Gebisse,  77fi%  hatten  er- 
kxankte  Zähne.  Von  sämtlichen  Zähnen  waren  insgesamt  8963, 
«bo  12^8  vom  Hundert  erkrankt  (3649  bleibende,  5314  Milch- 
aähne).  Es  hätten  durch  Füllungen  gerettet  werden  können 
S860  Milchzähne  und  2777  bleibende,  also  zusammen  6187 
Zähne.  PbbiiET  hält  es  unter  solchen  umständen 
für  dringend  notwendig,  dafs  filr  jede  Schule 
Zahnärzte  mit  ausreichendem  festen  Gehalte  an- 
gee tollt  werden.  Thatsächlich  ist  diese  Forderung  in 
London  e^t  einiger  Zeit  erfttllt. 

Im  gleichen  Jahre  erschien  die  VerOffentlioihung  des  un- 
garischen Zahnarztes  ÜKeHvlsi,  welcher  in  Szegedin  1000 
Schulkinds  im  Alter  Ton  6 — 12  Jahren  untersuchte.  Daron 
besaften  87|8  vom  Hund^  erkrankte  Zähne.  Von  sämtlichen 
88906  Zähnen  waren  3691,  also  15^4  yom  Hundert  erkrankt 
(S2,57c  der  Milchzdine,  7,75%  der  bleibenden  Zähne). 

Die  soeben  angeführten  Ergebnisse  müssen  noch  als  günstige 
baseichnet  werden  gegenüber  denjenigen,  wetohe  seither  in 
Deutschland  festgestellt  wurden.  Zahnarzt  Fenchel  ÜEind  unter 
SSö  Waiaenkindem  Hamburgs  9^94%  mit  erkrankten  Zähnen. 

Einem  aufmerksamen  Beobachter  kann  es  nicht  entgehen, 
daft  die  Häufigkeit  der  Zahnerkrankungen  in  den  yerschiedenen 
Gegenden  Deutnhlands  auÜBerordentlich  wechselt.  Es  lieb  sich 
Ton  Tomherein  vermuten,  dals  für  diese  Erscheinung  die 
VQiaohiedene  fimährungsweiBe  in  erster  Hinncht  verantwortlich 
sein  würde.  Durch  meine  eigenen  mühsamen  Zahnuntov 
eoebungen   von   18667  Sdiulkindwn   mit  insgesamt  288889 


76 

Zähnen  und  von  268  erwachsenen  Männern  wnrde  einerseiti 
zahlenmäfsig  dargethan,  dals  der  Oeniifs  eines  weieheSi 
kAlkarmen  Wassers  und  kalkaniier  Nahrung  den  Bsa  der 
Zfthne  un^nstig  beeinflnfst,  so  daüs  sie  den  Angriffen  des  Zahn- 
fraüses  leichter  erliegen.  Andererseits  lieJs  sich  feststellen,  dafii 
der  Qennfs  Ton  Knchen  und  weiekem  Weisenbrote  besonders 
geeignet  ist,  die  Zaknyerderbnis  unmittelbar  heryorznrafen, 
während  ein  derbes,  dickrindiges  abgelagertes  Beggenbrot  den 
ZUinen  am  wenigsten  sehftdiieh  ist. 

Die  Ansicht,  wonach  der  schädigende  Einflofs  ron  yer- 
schiedenen  Brotarten  aufserordentlich  wechselt,  ist  keineswegs 
neu.  Schon  der  berühmte  Justüs  y.  Lmsia  führte  die  aneor- 
kannt  vorzüglichen  Zähne  der  west&lischen  Landbevölkerung 
auf  den  G-enuls  des  derben  Schwarzbrotes  znrück.  Je  weicher 
und  klebriger  ein  Brot  ist,  um  so  eher  bleiben  Beste  desselben 
zwischen  den  Zähnen  liegen  und  bilden  dort  die  schädlichen 
Mundsäuren.  Ein  aus  grobem  Boggenmehle  gebackenes,  ab- 
gelagertes Schwarzbrot  mit  fingerdicker  Binde  ist  an  und 
für  sich  nicht  sehr  klebrig.  Zu  seiner  Zerkleinerung  bedarf  es 
einer  kräftigen  Kauthätigkeit.  Infolge  des  damit  verbundenen 
starken  Speichelzuflusses  werden  alle  Beste  des  Schwarz- 
brotes so  viel  als  möglich  von  den  Zähnen  hinweg- 
gespült. Überall  dort,  wo  ein  derbes  Schwarzbrot  gegessen 
wird,  findet  man  eine  straffe  gesunde  Mundschleimhaut 
trotz  der  mangelhaftesten  Mundpfl^e.  Der  Q-enufs  des 
derben  Schwarzbrotes  ersetzt  die  Zahnbürste, 
putzt  die  Zähne  blank  und  erhält  das  Zahn- 
fleisch gesund. 

um  sichere  Aufschlüsse  über  die  ESmäbrungsverhälfausae 
zu  bekommen,  habe  ich,  abgesehen  von  der  Stadt  Freiburg  i.  B.,  in 
Baden  und  Thüringen  fast  aussehlieislich  Dörfer  und  kleinere 
Landstädtchen  untersucht,  in  denen  die  Lebensgewohnheiten 
leicht  zu  übersehen  sind. 

Ganz  auffiüilig  sind  die  Unterschiede  in  der  Häufigkeit 
der  Zahnerkrankungen  zwischen  Gegenden  mit  hartem  (kalk- 
reiehem)  und  weichem  (kalkannem)  Wasser.    Bei  der  Zusammen- 


77 

st^ttng  der  von  mir  in  Baden  untersuchten  Volksschulen 
ergeben  sich  folgCDde  Zahlen: 

Zabl  der  luter-      ProsMite  der  an  Zalin-      Prozente  aller 
raefatan  Kinder     fr«ft  erkrankt  Kinder   ertrankt.  ZUne 

1.  Freiburg  3460  98,7  35,0 

2.  Kalkarme  Laudorte      747  98,7  35,3 

3.  Kalkhaltige  Landorte   911  79,0  16,1. 

In  Thüringen  fand  ich   folgende  Ergebnisse: 

Zahl  der  nnter-    Pros,  der  an  Zahn-     Proiente  aller 
saehtea  Rinder     frafterkrankt.Kiad.    erkranktZUine 

1.  Kalkarme  Ortschaften     2973  98,0  34,9 

2.  Kalkhaltige  Ortschaften  2708  82,8  16,7. 

Die  Übereinstimmung  vorstehender  Ergebnisse  mit  den 
in  der  Umgebung  Freiburgs  gefundenen  ist  geradezu  erstaun- 
lich. Der  Übersichtlichkeit  wegen  stelle  ich  dieselben  nach- 
folgend einander  gegenüber: 

L  Kalkarme  Landorte: 

Protente  der  an  ZahnftaA         Prosente  aller 
erkrankten  Kinder  eriLrankten  ZlJine 

Baden  98,7  35,3 

Thüringen  98,0  34,9. 

U.  Kalkhaltige  Landorte: 

Baden  79,0  16,1 

Thüringen         82,8  16,7. 

In  Thüriugen  und  Baden  weist  der  mit  den  schlechtesten 
Gkbiasen  behaftete  Ort  des  Kalkgebietes  immer  noch  bessere 
Zahne  auf,  als  der  bestbezahnte  Ort  des  kalkarmen  Grebietes. 
Beiderseits  gibt  es  in  den  kalkarmen  Orten  mehr 
als  doppelt  so  viele  schlechte  Zähne,  wie  in  den 
kalkreichen.  Gegenüber  von  1,3% — 2%  in  kalkarmen 
Gegenden  finden  sich  in  kalkhaltigen  17,2% — 21 7o  Kinder  mit 
tadellosem  Gebisse. 

Die  Ursache  dieser  Erscheinung  kann  nur  darin  liegen, 
dals  in  kalkarmen  Gegenden  infolge  der  geringen  Kalk- 


78 

aufnähme  det  Körpers  während  der  Entwiokelung  di« 
Zähne  weniger  gut  rerkalki  sind  und  dämm  den  Einftöflsea 
der  weichen  pflanzlichen  Nahmng  viel  rascher  erliegen,  als 
g«t  verkalkte  Zähne.  Ben  endgiltigen  Beweis  fär  die 
Richtigkeit  dieser  Annahme  bietet  die  in  Thüringen  durch« 
geführte  Bestimmung  der  Zahnfarbe.  Bs  überwiege]» 
nämlich  in  den  kalkhaltigen  Orten  bei  weitem 
die  gut  gebauten  glänzend  gelben,  in  den  kalk- 
armen Orten  dagegen  die  schlechter  gebauten  weifs- 
gelben  und  blaugrauen  Zähne. 

Über  die  Zahnj^ge  der  Kinder  gewinnt  man  den  sieher* 
sten  Auftchlufe,  wenn  man  die  Anzahl  der  yorgefondeneft 
Füllungen  betrachtet.  In  Thüringen  besalsen  unter  630S  unter- 
suchten Schulkindern  nur  27  Kinder  insgesamt  63  Füllungen. 
Dabei  ist  die  Realschule  in  Sondershausen  mit  11  Schülern 
und  22  Füllungen  einbegriffen. 

In  den  Yolksschulen  der  Stadt  Freiburg  i.  fi.  waren  Ton 
den  untersuchten  81036  Zähnen  28348  erkrankt.  Davon  hätten 
21719  durch  Füllungen  gerettet  werden  können.  Thatsächlioh 
waren  aber  nur  5S  Zähne  gefüllt. 

In  den  höheren  Schulen  ist  die  Zahnpflege  naturgemäls 
eine  bessere.  Aber  auch  im  Freiburger  Oymnasium  waren 
unter  4428  erkrankten  Zähnen  nur  727 ,  also  V<9  durch 
Füllungen  vor  dem  Untergänge  gerettet  worden. 

Nicht  allein  unter  den  Laien,  sondern  auch  unter  den 
Ärzten  und  Zahnärzten  herrscht  vielfach  der  Glaube,  dafe  die 
Landbevölkerung  stets  bessere  Zähne  besitze,  als  die  Stadi- 
bevölkerung. In  den  Städten  wiederum  sollen  die  ärmeren 
Kreise  besser  bezahnt  sein,  als  die  wohlhabenden.  Naeh 
meinen  Untervachungen  ist  diese  Anschauung  durchaus  niohk 
überall  zutre£Eend.  In  den  beiden  Städten  Freibuig  i.  B«  und 
Sondershausen  hatten  die  wohlhabenderen  Gymnasiasten  und 
Realschüler  im  Gegenteile  bessere  Zähne,  als  die  ärmeren 
Volksschüler. 

Von     allen    untersuchten    Orten     ergaben     die     aner- 

,nt    armen   Dörfer    und    Städtehen    des    Schwarzwaldea 


79 
vnd    ThtlriBgevwaldeB     die     aohleehieaten     Zahnyerhältaitte ; 

80   8.  B. 

Proiente  der  «n  Zafanfral»      Prosente  aller  erkrankten 
erinmikteii  Kinder  Zahne 

Waldkiieh  99,2  7*  ^\0  % 

V«hlifl  98,9  %  36,4  7o 

Zelk  St.  Blasii  98,4  %  38,0  7o 

Kenstadt  a.  Bennetieg  99,0  %  39,6  %. 

Wenn  freilioh  unter  gleichen  Boden- und  Wasser* 
▼erliftltnissen  die  Städter  yiel  Weifsbrot  und  Kuchen, 
die  Bauern  aber  derbes  Schwarzbrot  essen,  dann 
haben  letztere  eioherlioh  bessere  Zähne. 

Aus  Torstehenden  Darlegungen  ergibt  sich  mit  genfigender 
Sicherheit,  dab  die  Zahnverderbnis  eine  je  nach  den  OTtlichen 
Verhältnissen  mehr  oder  weniger  verbreitete  endemische  Krank- 
heii  ist,  die  bereits  unter  den  Schulkindern  eine  ganz  un- 
geahnt grolse  Verbreitung  erreicht  hat.  Wie  aber  will  man 
aine  kräftige  Bevölkerung  heranziehen,  wie  soll  sich  ein  Kind 
geistig  und  körperlich  genügend  entwickeln,  wenn  es  tage-,  ja 
woekenlang  von  Zahnschmerzen  geplagt  ist,  wenn  seine  ganze 
Ernährung  infolge  der  schlechten  Mundverdauung  leidet,  wenn 
bis  nahezu  40%  seiner  Zähne  erkrankt  sind? 

In  England  hatten  nach  den  Angaben  von  Pbdlbt  durch- 
eehnittlich  nur  77,5%  aller  Stadtkinder  kranke  Zähne. 
Dieses  verhältnismälsig  günstige  Verhalten  rührt  daher,  dab 
es  in  England  fast  überall  hartes  Wasser  gibt  und  dafs  dort 
viel  Fleisch  gegessen  wird.  Trotzdem  hielten  es  die  englischen 
Behörden  für  nötig,  eigene  Schulzahnärzte  zur  Überwachung 
der  Zahnpflege  anzustellen.  In  Deutschland  fand  ich  in  den 
bestbez&hnten  G^enden  mit  ländlicher  Bevölkerung  durch- 
•ehnittlich  79%,  in  kalkarmen  Gegenden  aber  bis  zu  99,87» 
Kinder  mit  erkrankten  Zähnen.  Sollte  es  da  nicht  dringend 
Müg  sein,  geeignete  Maisnahmen  zur  Besserung  der  Zahn- 
und  Kundpflege  in  den  deutschen  Schulen  zu  treffen? 

Ich   bin    nicht   so    leichtgläubig,    um  anzunehmen,    dab 


80 

unsere  deutschen  OrtsbehOrden  in  absehbarer  Zeit,  dem 
englischen  Beispiele  folgend,  Schalzahnärzte  anstellen  werden. 
Aber  der  einen  dringenden  Pflicht  können  sich  die  dentsohen 
fiegiernngen  nicht  entziehen:  es  miifs  Ar  eine  erfind- 
liche Belehning  der  Schulkinder  fiber  den  Nutzen  guter 
ZShne  j^esorgt  werden!  Die  Lehren,  welche  ein  heran- 
wachsendes Menschenkind  in  der  Schule  von  seinem  Lehrer 
empftüigt,  haften  am  festesten  in  seinem  Qedächtnisse. 
Selbst  wenn  sämtliche  Ärzte,  Zahnärzte  und  Zahnheilkttnstler 
den  besten  Willen  hätten,  weitere  Bevölkerungskreise  durch 
öffentliche  Vorträge  u.  s.  w.  zu  belehren,  so  würde  sich  doch 
die  Kenntnis  von  der  Wichtigkeit  einer  guten  Mundpflege 
nur  sehr  langsam  verbreiten.  Ganz  anders  liegen  die  Ver- 
hältnisse, sobald  sich  die  Schule  in  den  Dienst  der  öffentlichen 
Gesundheitspflege  stellt.  Schon  heute  achten  die  Volksschal« 
lehrer  in  ausgedehntem  Mafse  auf  saubere  Kleidung  und 
äufsere  Beinlichkeit  ihrer  Pflegebefohlenen,  schon  heute  werden 
hie  und  da  beim  Anschauungsunterrichte  die  notwendigsten 
MaTsnahmen  der  allgemeinen  Körperpflege  besprochen.  Wie 
leicht  kann  da  innerhalb  des  jetzigen  ünterrichtsrahmena 
auch  auf  eine  bessere  Mundpflege  der  Schulkinder  hingewirkt 
werden  I 

Die  erste  gesundheitliche  Fürsorge  beim  Neubau  einer 
Schule  erstreckt  sich  heutzutage  bekanntlich  auf  die  Beschaf- 
fang  einer  guten  Ventilation,  also  einer  möglichst  gesunden 
Luft.  Jeder  Zahnarzt  kennt  den  entsetzlichen  Geruch,  den 
nur  ein  einziger  Mensch  mit  unsauberen  Mundverhältnissen 
auszuatmen  vermag.  Man  denke  sich  nun  50  bis  80  derartige 
pestiaUsche  Düfte  aushauchende  Schulkinder  in  einem  mehr 
oder  weniger  engen  Raum  mit  mangelhafter  Ventilation  zu- 
sammengepfercht, und  man  hat  die  Verhältnisse,  wie  sie  in 
vielen  der  von  mir  untersuchten  Dorfschulen,  besonders  in  den 
kalkarmen  Gregenden,  zutreffen.  Selbst  mir  als  Zahnarzt,  der 
ich  an  unangenehme  Mundgerüche  gewöhnt  bin,  wurde  hin  und 
wieder  der  Aufenthalt  in  derartigen  Schulzimmem  unbequem, 
und  ich   habe  oft   genug   die  Lehrer   und   Kinder    bedauert, 


81 

welche  tftglich  sechs  Standen  lang  eine  solche  verpestete  Lofl; 
einatmen  müssen.  Sicherlich  werden  die  Herren  Lehrer  gerne 
bereit  sein,  für  eine  bessere  Mundpflege  ihrer  Schutzbefohlenen 
an  sorgen,  wenn  man  sie  von  Seiten  ihrer  yorgesetzten  Behörden 
dasn  ermuntert.  Die  Anforderungen,  welche  ich  im  Interesse 
einer  guten  Mundpflege  in  den  Volksschulen  aufstelle,  sind 
folgende : 

1.  Man  belehre  zunächst  die  Lehrer  und  die  ZSglinge 
der  Seminarien  Aber  den  Nutzen  einer  geordneten  Zahn-  und 
Mundpflege  durch  Verbreitunj;  einer  allgemein  verständlichem 
Schrift  Aber  Zahngesundheitspflege. 

2.  Man  nehme  in  die  Lesebücher  der  Schnlkinder  einem 
kurzen  Aufluitz  Aber  Zahn-  und  Mundpflege  auf. 

3.  Man  hänge  in  jedem  Schulzimmer  eine  Tafel  mit  der 
Abbildung  des  menschlichen  fiebisses,  einer  Zahnbfirste  und 
eines  Zahnstechers  auf  (fflr  die  Zwecke  des  Amschauumga- 
mmterrichtes). 

4.  Mau  ermuntere  die  Lehrer  durch  Aewährumg  vom 
Prämien  fttr  die  bestgeleitete  Mundpflege. 

Die  den  Zahnen  sohftdlichen  Lebensgewohnheiten  lassen 
sich  so  rasch  nicht  ändern.  Ein  Gaumen,  der  an  Weüsbrot 
gewöhnt  ist,  kann  nur  allmählich  an  den  Genuls  von  Schwarz- 
brot gewöhnt  werden.  Auch  der  häufige  Kuchengenuis  läist 
sich  nur  allmählich  einschränken.  Sehr  kräftig  aber  sollte 
der  weitverbreiteten  Naschhaftigkeit  unserer  Schulkinder 
emtgegemgetreten  werden. 

In  kalkarmen  Gegenden  dürfte  es  sich  sehr  empfehlen, 
wenigstens  das  Brotmehl  und  die  Hülsenfrüchte  aus  kalkreichen 
Gtq;enden  zu  beziehen  und  viele  derartige  Nahrungsmittel 
zu  geniefsen,  welche  bekannterweise  einen  greisen  Kalkgehalt 
besitzen. 

Je  nach  dem  Ealkgehalte  des  Bodens  wechselt  auch  der 
Kalkgehalt  der  Boden&üchte  in  weiten  Grenzen.  Die  kalk- 
haltigsten und  aschereichsten  aller  pflanzlichen  Nahrungsmittel 
des  Menschen  sind  die  grünen  Gbmüse,  Kohl,  Kraut,  Salat, 
Möhren,  Zwiebeln  u.  s.  w.    Diese    Gemüse   gedeihen  aber  auf 

8«li«lfanniAMitipfl«f«  Vm.  6 


83 

kalkarmem  Bodetn  nicht  besondera.  Solchem  Übelstande  Iftbt 
sich  abhelfen  durch  Kalkdüngung  oder  durch  Mergeln  der 
Gftrten  und  Gemüseäcker.  Kalkreicher  Mergel  ist  ein 
billiges,  überall  leicht  zu  beschaffendes  Düngemittel.  In  ganz 
armen  Gegenden,  wie  z.  B.  auf  den  Höhen  des  Thüringerwaldes, 
werden  voraussichtlich  die  betreffenden  B.egierungen  gern  die 
Meigellieferung  in  die  Hand  nehmen.  Einige  Gemüsearten 
werden  sicherlich  auch  in  den  höohstgelegenen  Waldorten  ge- 
deihen. Es  ist  Sache  der  Herren  Volksschullehrer  und  der 
Gütlichen,  in  dieser  Hinsicht  praktische  Versuche  anzustellen. 

Abgesehen  von  den  grünen  Gemüsen,  besitzen  alle  Hülsen- 
früchte, Erbsen,  Bohnen,  Linsen,  einen  ziemlich  grolsen  Kalk- 
gehalt. Der  häufige  Genufs  von  Hülsenfrüchten 
kann  auch  den  wohlhabenderen  Bevölkerungs- 
schichten  nicht  dringend  genug  angeraten  werden. 
Da  diese  Nahrungsmittel  aber  im  Verhältnisse  zu  ihrem 
billigen  Preise  zugleich  einen  sehr  hohen  Eiweilsgehalt  auf- 
weisen, so  dürften  sie  vorzugsweise  als  Nahrung  des  armen 
Mannes  sehr  geeignet  sein.  In  armen  Gegenden,  in  denen  teils 
einzelnen  Familien,  teils  ganzen  Dörfern  aus  öffentlichen  Mitteln 
oder  durch  private  Mildthätigkeit  Lebensmittel  angewiesen 
werden,  versäume  man  ja  nicht,  verhältnismäfsig  viele  Hülsen- 
früchte beizufbgenl  Unter  den  tierischen  Nahrungsmitteln 
sind  besonders  Milch  und  Eier  reich  an  Kalk. 

Wenn  man  den  Müttern  und  den  hera&waehsenden  Klnden 
kalkreiche,  kräftige  Nahrung  verabreicht,  dann  wird  nicht 
allein  der  Bau  der  Zähne,  sondern  auch  der  Bau 
des  ganzen  Knochengerüstes  aufs  günstigste  beein- 
flufst.  Nicht  ohne  Grund  trifft  man  in  kalkarmen  Q^ 
genden  mit  weichem  Wasser  vorwiegend  eine  Bevölkerung  mit 
zartem  Knochenbau,  krummen  Beinen  und  sonstigen  häufigen 
Yerkrüppelungen. 

Durch  eine  vernünftige  Lebensweise  kann  ein  besserer 
Bau  der  menschlichen  Zähne  immerhin  erst  nach  mehreren 
Menschenaltem  erzielt  werden.  Mit  Hilfe  einer  gut  geleitetm 
Zahnpflege   lassen    sich   aber   auch   die   schlechtest  gebauten 


83 

Zilme  auf  riekt  Jahre  hinaiia  gesund  erhalten.  Wenn  nach 
jedem  Essen  alle  Speisereste  ans  den  Furchen  und 
Zwischenrftnmen  der  Zähne  voUst&lldig  entfernt 
werden,  dann  kann  der  yerderbliohe  Zahnfrafs 
überhaupt  nicht  auftreten.  Freilich  ist  es  trotz  aller 
Bemühungen  nicht  immer  möglich,  eine  yoll ständige 
Säuberung  der  Mundhöle  su  erzielen,  aber  man  möge  sidi  die 
Mühe  nicht  yerdrieisen  lassen,  soweit  als  möglich  mit 
Zahnbürste,  Zahnstocher  und  dünnen  Fäden  die 
Zähne  nach  jedem  Esaen  gründlich  zu  reinigen I  Wer 
nur  einmal  täglich  die  Zahnbürste  anwenden  kann,  der  putze 
abends  vor  dem  Schlafengehen,  damit  die  Zähne  wenigstens 
während  der  Nacht  sauber  sind.  Wer  nur  morgens  die 
Zähne  putzt  und  sie  gleich  nachher  beim  Genüsse  des  ersten 
Frühstückes  wieder  verunreinigt,  übt  eine  sehr  unzweckmässige 
Zahnpflege  aus. 

Was  zunächst  die  Zahnbürste  betrifft,  so  soll  dieselbe 
eine  kleine,  3 Vi  cm  lange  und  1  cm  breite  Bürstenfläche 
beeitzen,  welche  dem  Zahnbogen  entsprechend  bogenförmig 
ausgeschnitten  ist.  Die  Borsten  sollen  nicht  allzu  hart  sein 
und  müssen  imbedingt  festsitzen.  Die  meisten  der  im  Handel 
käuflichen  Zahnbürsten  haben  eine  viel  zu  grofse  Bürstenfläche. 
Man  kann  damit  nicht  in  jeden  Winkel  der  Zähne  eindringen. 
Die  billigen  käuflichen  Zahnbürsten  lassen  aulserdem  gern  ihre 
Borsten  &hren.  Durch  das  Verschlucken  dieser  Borsten  kann 
gelegentlieh  einmal  Blinddarmentzündung  entstehen.^  Die 
Firma  Bd.  Flemming  &  Co.  in  Schönheide  in  Sachsen  liefert 
▼orztigliche  Zahnbürsten  mit  festsitzenden  Borsten  nach  meinen 
Angaben  sum  Preise  tou  4,80  JL  fürs  Dutzend.  Auf  dem 
Lende  dürfte  es  sich  empfehlen,  da&  etwaige  Konsumvereine 
oder  die  Herren  Lehrer  sich  eine  gröfsere  Anzahl  dieser  Zahn« 
bürsten  anschafften  und  dieselben  dann  zum  Unkostenpreise, 
also  etwa  zu  45  —50  Pfennigen  das  Stück,  an  die  Schulkinder 
ablielsen. 


^  Yergl.  diese  ZmtMlurill^  1895,  No.  1,  8.  36.    D.  fied. 


84 

Vor  der  Bescha£Fang  billigerer  und  schlechter  Zahnbürsten 
kann  nicht  eindringlich  genng  gewarnt  werden. 

Beim  Bürsten  der  yorderen  Zahnfläohen  soll  die  Zahn- 
bürste hauptsfichlich  senkrecht,  von  oben  nach  nnten  geführt 
werden.  Dann  pntze  man  die  hinteren  Flächen  der  Vorder* 
Zähne.  Ganz  besondere  Sorgfalt  mnfs  anf  die  Reinigung 
der  breiten  Mahlzähne  verwendet  werden.  Dieselben 
sollen  von  vom,  von  hinten  und  anf  der  Kanfläche  gebürstet 
werden.  Sind  bereits  Zahnlücken  vorhanden,  dann  soll  man 
anch  die  Seitenflächen  der  Zähne  putzen. 

Sodann  kommt  ein  Zahnstocher  an  die  Reihe,  welcher 
am  einfachsten  und  besten  aus  einer  weichen  Federspule 
zurech tgeschnitten  wird.  Den  Zahnstocher  soll  man  stets  in 
der  Tasche  bei  sich  tragen.  Zu  dem  Zwecke  führt  man  im 
Handel  schon  lange  Zeit  passende  Nickelhülsen,  welche  zugleich 
eine  geeignete  Handhabe  für  die  Federspule  geben.  Derartige 
Federspulenzahnstocher  in  Nickelhülsen  liefert  die  Metall- 
warenfabrik von  Metz  und  Kuntzsch  in  Tambach  (Thüringen) 
zum  Preise  von  67«  ^  fürs  Gros.  Mit  dem  Zahnstocher 
sucht  man  die  Speisereste  aus  den  engen  Zwischenräumen  der 
Zähne  gründlich  zu  entfernen. 

Stehen  die  Zähne  so  eng  gedrängt,  dafs  der  Zahnstocher 
nicht  eindringen  kann,  dann  führt  ein  gewachster  Seiden-  oder 
Zwimfaden  zum  Ziele.  Einen  solchen  Faden  zwängt  man 
von  der  Kaufläche  der  Zähne  aus  in  die  engen  Zwischenräume 
hinein  bis  zum  Zahnfleischrande.  Durch  Hin*  und  Herziehen 
desselben  können  alle  in  den  engen  Zwischenräumen  liegenden 
Speisereste  sicher  entfernt  werden. 

Zum  Schlüsse  spült  man  den  Mund  recht  kräftig  mit 
gewöhnlichem  Wasser  oder  mit  irgend  einem  parfümierten 
Mundwasser  aus.  Ein  trotz  der  damit  getriebenen  übermäTsigen 
Reklame  ganz  empfehlenswertes  Mundwasser  ist  das  „Odol^. 
Nur  baue  man  nicht  zu  sehr  auf  seine  bakterien 
tötende  Kraft  und  versäume  nicht  darüber  die 
mechanische  Reinigung!  Wenn  ein  Dunghaufen  vor 
dem    Hause    unangenehme    Düfte    verbreitet,     dann    entfernt 


85 

man  ihn  am  besten  und  veniichtet  nicht  etwa  seine  den 
Oemoh  erzeugenden  Fäninispilze  durch  fiegieisen  mit  anti- 
aeptischen  Lösnogen.  Genau  ebenso  yerhftlt  es  sich  mit  den 
Speiseresten  zwischen  den  Zähnen.  Werden  dieselben  auf 
meehanisehem  Wege  entfernt,  so  können  sie  sich  nicht 
zersetzen  und  Säure  erzeugen.  Die  Spaltpilze,  welche  aus  den 
Speiseresten  durch  Gärung  Säure  erzeugen,  sucht  man  mit 
antiseptischen  Mundwfissem  abzutöten.  Trotz  aller  anti^ 
septischen  Ausspülungen  wuchern  aber  diese  Pilze  nach  kurzer 
Frist  von  neuem  recht  kräftig;  und  wenn  die  Speisereste  nicht 
mechanisch  entfernt  worden  sind,  werden  von  neuem  die  den 
Zähnen  yerderblichen  Säuren  gebildet. 

Bei  gewissen  krankhaften  Zustanden  des  Zahnfleisches 
können  freilich  selbst  stark  antiseptische  Idundwfisser  gelegentlich 
sehr  zweckdienlich  sein.  Man  yerweode  dieselben  jedoch  nur 
auf  besondere  Vorschrift  des  Arztes  oder  Zahnarztes! 

Ganz  mit  Unrecht  wird  noch  heutzutage  vielfach  den  Zahn- 
pulvern und  Zahnseifen  ein  günstiger  Einflufs  auf  die  Erhaltung 
der  Zähne  zugeschrieben.  Zahnpulver  sind  lediglich  Polier- 
mittel, welche  häufig  genug  sogar  Echädliche  Säuren  u.  s.  w. 
enthalten.  Die  schwach  alkalische  Reaktion  der  besseren  Zahn- 
pulver wird  von  den  Mundsäuren  bald  neutralisiert.  Oberreste 
des  Pulvers  bleiben  zwischen  den  Zähnen  sitzen  und  ver- 
mengen sich  mit  den  Speiseresten.  Will  man  überhaupt  Zahn- 
pulver gebrauchen,  dann  nehme  man  die  unschädlichsten  der- 
selben, feinste  Schlämmkreide  oder  präcipitierten  Kalk,  und 
gebrauche  hernach  den  Zahnstocher  und  Seidenfäden  recht 
sorgftlltig,  um  die  f Überbleibsel  des  Zahnpulvers  zu  entfernen. 
Yor  den  scharfen  Zahnpulvern,  welche  die  Zähne 
in  kurzer  Zeit  blendend  weifs  machen,  kann  nicht 
eindringlich   genug  gewarnt  werden. 

Die  ZahBbflrste  befeuchtet  man  am  besten  mit  etwas 
Seifenschaum  eder  mit  dem  zum  Spülen  verwendeten  Mund- 
wasser. 

Ist  ein  Zahn  erst  einmal  vom  Zahnfraise  ergriffen  und  hat 
er  ein  Loch,    dann  gehe  man  schleunigst  zum  Zahnarzte  und 


86 

und  lasse  eine  Fttllang  (Plombe)  einlegen.  Leider  kommen 
die  meisten  Lente  erst  daan  xnm  Zahnarzte,  wenn  der  Zahn 
BJL  schmerzen  beginnt.  Dann  aber  ist  der  beete  Zeitpunkt  anm 
EHlUen  bereits  versäumt.  Es  mnfii  dann  das  Zahnmark  (der  Ntrr) 
abgetötet  werden,  und  die  Füllung  kommt  wenigstena  doppelt 
so  teuer  zu  stehen.  Ist  das  Zahnmark  abgestorben  und  der 
Zahn  bereits  so  weit  verfallen,  dafs  man  weder  eine  FftUung 
legen,  nodh  eine  künstliehe  Krone  auf  der  antiseptiaoh  be- 
handelten Wurzel  anbringen  kann,  so  lasse  man  die  Wurzeln 
ausziehen  und  nach  geschehener  Abheilung  kttnatUche  ZAhne 
einzetzen. 

Es  ist  ein  grober  Kunstfehler,  wenn  eine  künst- 
liche Gebifsplatte  über  nicht  gefüllten,  abgezwick- 
ten, faulenden  Zahnwurzeln  angebracht  wird.  Die 
immer  wiederkehrenden  Schmerzanfillle,  der  beginnende  Magen* 
katarrh  und  andere  unangenehme  Folgeerscheinungen  belehren 
den  Trfiger  derartiger  Gebisse  bald  über  den  begangenen 
Fehler.  Der  ekelhafte  Mundgeruch  verrät  der  Umgebung 
sofort  die  faulenden  Wurzeln  unter  den  künstlichen  Perlen* 
Zähnen.  Leider  haben  die  meisten  Leute  noch  heutzutage  eine 
ganz  ungerechtfertigte  Angst  vor  dem  Zahnansziehen.  Leider 
geben  ferner  nicht  allein  die  meisten  Zahntechniker  und  Den* 
tiaten,  sondern  auch  viele  Zahnärzte  den  Wünschen  eined  un- 
verständigen Publikums  nach  und  vernachlässigen  die  ein&chsten 
Bßgeln  der  Mundpflege. 

Abhilfe  läfst  sich  nur  dadurch  schj&ffeu,  da&  der  Zahn* 
leidende  selbst  zuvor  belehrt  ist  und  das  Auszieheu  nicht  mehr 
füllbarer  fauler  Wurzelstümpfe  verlangt,  auch  wenn  sie  zur 
Zeit  gerade  nicht  schmerzen. 

Die  heutige  Zahnheilkunde  ist  häufig  im  stände,  selbst 
sehr  schlechte  Wurzeln  noch  antiseptisch  zu  füllen  und  mit 
künstlichen  Kronen  aus  Gk>ld,  Porzellan,  Zinn  u.  s,  w.  zu 
versehen.  Ein  derartig  behandelter  Zahn  thut  dann  Qoeli 
viele  Jahre  hindurch  dieselben  Dienste,  wie  ein  gesand<ff. 
Freilich  ist  diese  Art  der  Behandlung  wegen  ihrer  Um- 
ständlichkeit  nicht    ganz    billig.     Wer    ab^    irgend    in    der 


87 

Lage  ist,  sioh  die  Aufig^be  gestetteuL  zu  ktfimen,  der  lasse 
seine  ZAhne  mid  Wurzeln  nicht  ziehent»  sondern  mit  Füllnngen 
und  künstlichen  EJronen  versehen.  Die  allgemein  übliche  Art 
des  Ersatzes  künstlicher  Zähne  durch  Befestigung  an  Eautschuk- 
oder  Gt>ldplatten  ist  nur  ein  Notbehelf.  Die  schlecht 
testen  eigenen  Zahne  sind  für  das  Kaugeschäft  im 
allgemeinen  immer  noch  geeigneter,  als  die  besten 
künstlichen  Zahnplatten. 

Zum  Schlüsse  wende  ich  mich  an  sämtliche  Lehrer, 
Lehrerinnen,  Institutsvorsteher  und  Geistliche  mit  der  drin- 
genden Bitte,  fiti  die  Verbreitung  einer  besseren  Zahn-  und  Mund- 
pflege unter  der  heranwachsenden  Jugend  nach  Kräften  bei- 
steuern zu  wollen.  Ein  altes  Sprichwort  sagt  mit  Recht: 
yGut  gekaut  ist  halb  verdaut^.  Und  eine  gute  Ver- 
dauung ist  bei  Kindern  eine  unumgängliche  Vor- 
bedingung für  die  kräftige  Entwickelung  von  Leib 
und  Seelei 


Über  das  Befeaohten  der  Matratien  in  TumsitaiL 

Von 

EliABA    SpBBLIOH, 

städtiioiier  Lehnrin  und  geprfifter  Tomlehvsein  ük  Lshrarinne&bikliiag«- 

BiMtolten  in  Wien» 

Der  gesundheitliche  Wert  des  Schulturnens  scheitert  nur 
zu  oft  an  dem  Umstände,  daTs  die  Tumräume  und  Geräte  den 
hygienischen  Anforderungen  nicht  entsprechen.  Ein  forciertes 
Atmen,  wie  es  das  Turnen  mit  sich  bringt^  in  dumpfer,  stau- 
biger Luft  läTst  statt  der  angestrebten  Vorteile  nur  Gefahren 
erwarten.  Daher  sollen  Beinhaltung  und  Lüftung  der  Tum- 
säle  mit  peinlicher  Sorgfalt  überwacht  werden,  was  behördliche 
Vorschriften  und  Weisungen  denn  auch  immer  wieder  fordern. 


88 

Besondere  Aufmerksamkeit  yerdienen  in  dieser  Hinsicht 
die  Matratzen,  weil  gerade  sie  sich  bei  nnriohtiger  Behandlung  zu 
förmlichen  Staub-  und  Bakterienherden  entwickeln  können. 
Naturgemäls  werden  dieselben  durch  das  Springen  etc.  von 
den  Schuhen  der  Turnenden  —  Turnschuhe  sind  in  wenigen 
Volksschulen  eingeführt  —  verunreinigt,  und  jeder  Niedersprung 
wirbelt  eine  Staubwolke  aus  ihnen  auf.  TTm  diesem  Übel- 
stande zu  wehren,  kommt  gewöhnlich  Wasser  in  Anwendung, 
und  ein  kräftiger  Regen  flutet  aus  der  GieJskanne  zur  Dämpfung 
des  Staubes.  Während  der  einen  Turnstunde  staubt  es  nun 
allerdings  nicht  mehr.  Das  wiederholte  Befeuchten  bringt 
aber  den  meist  aus  Seegras  bestehenden  Inhalt  zur  Fäulnis, 
und  während  einerseits  Fäulnisbakterien  die  Luft  der  Turnhalle 
dumpfig  und  übelriechend  machen,  yerliert  andererseits  die 
Pflanzenfaser  ihre  Festigkeit,  wird  brüchig  und  zerkrümelt. 
So  enthält  schliefslich  die  ganze  Matratze  das,  was  beim 
Turnen  Tor  allem  vermieden   werden  soll,   Spreu   und  Staub. 

Aus  diesen  Gründen  sollte  der  Gebrauch  der 
Giefskanne  im  Turnsaale  sanitätsbehördlich  verboten 
werden.  Vom  Staub  befreit  werden  die  Matratzen  in 
rationeller  Weise  nur  durch  fleifsiges  Klopfen  im 
Freien. 

Der  Seegrasfüllung  weit  vorzuziehen  ist  die  Haarfüllung. 
Solche  Matratzen  sind  leichter,  dauerhafter,  elastischer  und 
besser  zu  reinigen,  und  es  sollte  daher  mindestens  die  „Sprung- 
matratze^  eine  Haarpolsterung  besitzen.  Der  höhere  PniB  ist 
nur  ein  scheinbarer,  wie  die  folgende  Zusammenstellung  zeigt: 

AnschaffuDgskoBten  Gebraochsdauer 

Matratze  mit  Seegrasfüllung     25  fl.        ungefähr   4 —  6  Jahre 
^  „    Haarfüllung         45  fl.  „        12—16      „ 

Das  thatsächliche  Eostenverhältnis  ist  also  20 : 9,  woraua 
man  ersieht,  dais  der  alte  Satz:  „Wer  sparen  will,  darf  nicht 
nach  der  Billigkeit  kaufen^  auch  hier  Recht  behält. 


89 


lius  D(rfaiit«l««9eti  «tib  ^tttintn. 


Die  Auastellang  des  VIIL  internationalen  Kongresses 
Ar  Hygiene  und  Demographie  in  Budapest. 

Von 

Dr.  med.  Heinbich  Schuschny, 

Schularzt  und  Professor  der  Hyi^^ene  in  Budapest. 

Die  genannte  Ausstellung,  welche  sich  im  König-Josephs* 
Polytechnikum,  also  mit  den  KongreMokalitäten  unter  einem 
Dache  be&nd,  machte  einen  vorzüglichen  Eindruck.  Man 
kann  getrost  sagen,  dals  die  deutsche  Kollektivausstellung  den 
Glanzpunkt  derselben  bildete.  Dies  ist  vor  allem  ihrer  Reich- 
haltigkeit zuzuschreiben  und  diese  wiederum  dem  unermüd- 
lichen Eifer  des  Berliner  Hygienikers  Dr.  Wetl,  welcher  die 
Seele  der  betrefifenden  Abteilung  war. 

Trotz  des  grolsen  Reichtums  fanden  sich  jedoch  Verhältnis- 
mäfing  sehr  wenig  Gegenstände,  welche  das  specielle  Interesse 
des  Sohn  1  hygienikers  hätten  fesseln  können. 

Wir  sahen  ein  Bild  des  Kinderspielplatzes  an  der 
Grolsen  Allee  in  St.  Georg  zu  Hamburg,  der  mit  seinem 
Schutzhause  nicht  nur  greisen,  sondern  auch  kleinen  Städten 
zum  Vorbilde  dienen  könnte. 

Von  dem  hygienischen  Institute  der  Berliner  Universität 
war  der  Plan  der  Baderäume  des  Joachimsthalschen 
Gymnasiums  ausgestellt,  ebenso  ein  Modell  für  ein  Brause- 
bad und  12  Bilder,  welche  das  Sitzen  auf  der  Schulbank 
veranschaulichen. 

Der  Breslauer  Optiker  Adolf  Heidbich  jun.  hatte 
mehrere  optische  Gegenstände  ausgestellt,  u.a.  durchsichtige 
Tafeln  zur  Bestimmung  der  Sehschärfe,  ebenso  eine  Vor- 
richtung zur  schnellen  Ermittelung  der  Brechkraft 
der  Augen,  beide  nach  Professor  H.  Cohn.  Letztere  be- 
steht aus  einem  Holzbrette  von   der  Form  eines  Lineals,   in 


90 

welchem  konvexe,  bezw.  konkave  Linsen  befestigt  sind.  Dorok 
Heben  und  Senken  des  Breites  vor  dem  zu  nntersaobenden 
Auge  eispart  man  das  fortwährende  Hervorholen  der  Linsen 
aus  dem  Brillenkasten. 

Von  Dr.  Küznitzkt  in  Breslau  rührte  eine  hygienische 
Schultasche  her,  von  Gottlieb  Gbeutz  in  Graz  ortho- 
pädische Apparate. 

Sehr  interessant  waren  die  Pläne  von  Schnlbauten, 
welche  die  Wiener  Architekten  M.  und  K.  Hintbageb  aus- 
gestellt hatten.  Die  Zahl  dieser  Pläne  belief  sich  auf  un- 
gefUir  8|  und  der  Sinn  fär  schulhygienische  Ansprüche  trat 
deutlich  an  ihnen  hervor. 

Dr.  Gottueb  Bouoek  in  Podiebrad  (Böhmen)  hatte 
Tabellen  eingesandt,  auf  denen  die  Gewichtszunahme  von 
800  Schulkindern  während  eines  Jahres  verzeichnet  wfir. 
Auf  einer  anderen  Tabelle  konnte  man  die  Ergebnisse  der 
vom  Aussteller  an  Schulkindern  vorgenommenen  Sehädel- 
messungen  sehen. 

Von  dem  Buchhändler  Juijub  Eühkopf  iu  Eomeubui^ 
waren  Schreibhefte  und  Federn  für  Steilschrift 
ausgestellt. 

Prächtig  nahmen  sich  die  Pläne  von  Mittelschul- 
gebäuden aus,  welche  das  Königlich  ungarische 
Unterrichtsministerium  eingeschickt  hatte.  Dieselben 
lassen  auf  Musterbauten  schlielsen,  deren  Zahl  sich  jährlich 
um  mehrere  vergröfsert.  Dasselbe  Ministerium  legte  auch  das 
Statut  für  die  Ausbildung,  Befähigung  und  An- 
stellung der  Schulärzte  und  Professoren  der  Hygiene 
an  den  ungarischen  Gymnasien  und  Bealschulen  samt 
der  Instruktion  für  dieselben  vor.  Aufgestellt  wsren 
femer  von  demselben  noch  Normalpläne  für  Turnhallen 
und  Schulmobilien,  schliefslich  die  Verordnungen, 
welche  sich  auf  die  Einderbewahranstalten  beziehen. 

Die  ungarische  Torf-  und  Eunstdüngerindustrieaktieii- 
gesellsohaft  hatte  Bohtorf,  Torfmull  und  Torfmull- 
klosette  mit  automatischer  Vorrichtung  geliefert. 


91 

Von  d«r  Sdndkankfabrik  Lboppld  Fhwslb  waren 
Scknlbftnke  nnd  ein  Hausarbeitspalt  eingegangen,  bei 
welehen  die  Minnsdistans  doioh  das  Zoradcsohidien  deeSitiea 
oder  das  Umlegen  der  geteilten  Tischplatte  in  eine  Plnsdistani 
nmgewnndelt  werden  kann.  Diese  Bänke,  welche  den  Liok« 
Borasohen  ftbneln,  sind  in  vielen  Schulen  Ungarns  eingeführt. 

Die  Bnohhandlnng  Bobebt  Lamphl  hatte  Bücher  nnd 
Vorlagen,  die  auf  Steilschrift  Besng  haben,  eingesandt, 
u.  a.  auch  die  Illustrationen  aus  dem  Buche  der  Herren 
KIbpIti  und  BönoAbfft. 

Die  Papierhandlung  Joseph  Edüabd  Bieuu  stellte  gleidi* 
£dla  Hefte  und  Vorlagen  für  Steilschrift  aus,  ebenso 
Federhalter  gegen  Sohreibkrampf. 

Dr.  Dbltaille  in  Bayonne  hatte  einen  Leitfaden 
der  Hygiene  für  Lehrer  ausgestellt,  der  ron  ihm  inGe- 
neinschaft  mit  Dr.  Bbeucq  yerfEibt  war. 

Sohlielslioh  müssen  wir  noch  den  selbstthfttigen  Ven* 
tilationskontrollapparat  des  Ligenieurs  Hbbmank  Bbqk- 
NAGEL  in  Winterthur  hervorheboi,  welcher  in  der  Tortgen 
Nummer  di»9it  Zritsehnft  auf  Seite  18 — 28  beschrieben  ist. 


Ans  der  Vereinigung  Ar  Sehnlgesimdheitq^flege 
des  Berliner  Lehrervereins. 

Von 
E.  Hbbtel, 

BtadtiBchem  Lehrer  in  Berlin. 
(Vortsetznng.) 

Sitsung  am  25.  Januar  1894.  Dr.  Ebusibs  sprach 
ftber  die  Tendens  seiner  Schrift:  ^SocioiUsUscke  u$ul  dhiscke 
JErHAmg  im  Jahre  JSOOO^,     Während    im    ernten  Teile   d«i 


92 

Yortrages  allgemein  pädagogische  Ideen  ansgeftüurt  wurden, 
ging  der  Bedner  im  zweiten  Teile  speciell  auf  die  Schnl- 
geenndheitspflege  ein.  Es  wurden  für  die  Schüler  gefordert: 
Bade-  nnd  Schwimmeinriditnngen,  Tnmen,  Fechten,  Eislaufen 
und  andere  körperliche  Ühungen,  helle,  luftige  Klassenräume, 
groise  Schulhöfe,  Schulgftrten,  richtige  leibliche  und  geistige 
Diftt,  Schulärzte  u.  s.  w. 

In  der  an  den  Vortrag  sich  anschlieisenden  äuüserst  leb- 
haften Debatte  feinden  namentlich  die  Anforderungen  Be* 
rücksichtigong,  welche  an  eine  hygienische  Musterschule  zu 
stellen  sind.  Dieselben  wird  Dr.  Kbmsibs  in  einem  besonderen 
Vortrage  bestimmt  feststellen. 

In  derselben  Sitzung  trug  der  Schriftfiihrer  E.  Hehtbii 
über  „Die  Schultasche  in  gesundheitlicher  Be- 
ziehung^ vor.  Seine  Ausfährangen  gipfelten  in  folgenden 
Sätzen:  1.  Das  seitliche  Tragen  der  Schultasche  ist  wegen  der 
einseitigen  Belastung  des  Körpers  nachteilig  und  darum  ver- 
werflich. 2.  Die  Benutzung  der  Bückentasche  ist  you  be- 
sonderem Vorteile  für  die  Gesundheit  der  Kinder. 

Die  Versammlung  war  mit  den  Ansichten  des  Referenten 
einverstanden. 

Sitzung  am  8.  März  v.  Js.  Dr.  Keesebiteb  behandelte 
das  Thema:  „Mund  zul^  Es  wurden  die  ästhetischen,  gei- 
stigen und  physischen  Nachteile,  welche  das  gewohnheitsmäisige 
Offenhalten  des  Mundes  mit  sich  ftlhrt,  erläutert. 

Bei  der  Diskussion  machte  sich  der  GMianke  geltend,  durch 
geeignete  Lesestüdse  den  Kindern  über  die  Wichtigkeit  der 
Nasenatmung  Aufklärung  zu  geben.  Zu  diesem  Zwecke  wurde 
Bedner  in  die  von  der  Vereinigung  niedergesetzte  Kommiasion 
für  Auswahl  von  Lesestücken  aus  dem  Gebiete  der  Gesundheits- 
pflege gewählt. 

Sitzung  am  12.  Juni  v.  Js.  Herr  Otto  sprach  über 
jyDiätetik  und  Lebensregeln  für  geistig  Beschäftigte.*^ 
Zuerst  betonte  derselbe  die  Schwierigkeit  der  Au&tellung  einer 
Hygiene  für  geistig  Arbeitende,  sodann  beleuchtete  er  die 
Mittel  der  Diätetik  und  ging  endlich  auf  die  Sekretionen  und 


93 

Ezkretionen,  sowie  die  Leidensohaften  in  ihrer  Beziehung  znm 
körperlichen  Wohlbefinden  ein. 

In  den  beiden  letzten  Sitzungen  verhandelte  die  Yer«* 
emigang  auiaer  über  obiges  noch  über  ein  Plagiat  der  von 
ihr  herausgegebenen  Oesundheitsregeln  fOr  die  Schuljugend.^ 
Dasselbe  ist  von  den  Betre£fenden  inzwischen  zugestanden 
worden. 

Am  26.  Juni  y.  Js.  veranstalteten  die  Mitglieder  einen 
Ausflug  nach  Friedrichshagen,  wo  sie  unter  kundiger  Führung 
eines  der  Baumeister  die  Wasserwerke  am  Müggelsee  be- 
sichtigten. 

Der  Eintritt  von  vier  Damen  in  unsere  Vereinigung  be- 
weist, dals  die  Schulgesundheitspflege  auch  in  den  Kreisen 
der  Lehrerinnen  an  Einfluis  gewinnt. 

(SchlalB  in  No.  3.) 


Jahresbericht  des  Vereins  für  gesundheitsgemäflie 
Ersiehung  der  Jugend  in  Berlin. 

Von 

O.  Jankb, 

städtisohem  Lehrer  in  Berlin. 

Der  Verein  für  gesundheitsgemäfee  Erziehung  der  Jugend 
wurde  im  Oktober  1893  begründet.  In  den  Vorstand  wurden 
gewühlt  Direktor  Professor  Dr.  Schwalbe  (1.  Vorsitzender), 
prakt  Arzt  Dr.  Jaoübibl,  Lehrer  W.  Sieobbt,  Lehrer  O.  Janke 
(1.  Schriftführer),  prakt.  Arzt  Dr.  Sommebfbld,  Taubstummen- 
lehrer A.  OoTZMANN  (Schatzmeister),  Frau  Professor  Angeb- 
STxni,  Frau  Sanitätsrat  Sohwebin  und  Buchdrucker  M.  Boss. 
Über  die  vorbereitenden  Arbeiten  ist  in  dieser  Zeitsehrifly  Nr. 


'  8.  diese  Zeitschrift,  1894,  No.  10,  S.  576-^677.    D.  Bed. 


94 

11,  ISftS  beriditet.  Der  Yontand  erliefe  sogleteih  einen  ebefr 
daselbet,  Nr.  1,  1894  yeröffentlioliten  Aufraf,  welcher  von 
einer  beträehtlielien  An«ahl  anf  dem  Ghebieie  dw  Jngend- 
eiBiehnng  wirkender  Damen  nnd  Herren  nnteneielmet 
nnd  dem  Vereine  aogleioh  eine  bedeutendere  Zahl  yon 
gliedern  anführte. 

Die  praktische  Anfifähmng  seiner  umfassenden  Aufgaben 
begann  der  Verein  mit  grOÜBeren  öffentlichen  VTereammlnngen, 
die,  filr  die  weitesten  Sjreise  der  Berölkemng  bestimmt,  dea 
Zwedk  yerfolgten,  die  notwendigeten  Kenntnisse  über  wichtige 
Gebiete  der  Jugenderziehung  in  allen  Volksschichten  au  yer- 
breiten.  Für  zwei  dieser  Versammlungen  war  seitens  der 
atltdtisohen  Behörden  der  Bürgersaal  des  Bathauses  zur  Vei^ 
fügung  gestellt,  während  die  übrigen  in  gröfseren  Privatsfilen 
abgehalten  wurden. 

In  der  ersten  Versammlung  sprach  Direktor  Professor 
Dr.  Schwalbe  über  die  „Ziele  des  Vereins"  und  Professor 
Dr.  Akgbbstein  über  „Schäden  und  Mängel  in  der 
Erziehung  unserer  Jugend*^.  Man  lese  darüber  den 
Bericht  in  Nr.  10,  1894  dieser  Zeitschrift.  In  derselben 
Sitzung  wurde  nach  einem  Referate  des  Lehrers  Seboebt  die 
Einrichtung  einer  Sektion  zur  Förderung  des  Eislaufes 
beschlossen. 

Die  zweite  Versammlung  erledigte  mehrere  Anträge 
seitens  gleichstrebender  Vereine,  bezw.  Einzelpersonen.  Ein 
Berliner  Unternehmer  hatte  bei  der  städtischen  Behörde  den 
Antrag  eingelmicht,  dafis  ihm  gröfsere  Flächen  der  innerhalb 
des  Weichbildes  gelegenen  Flufeläufe  und  Häfen  zur  Anlage 
Ton  Eisbahnen  pacht&si  zur  Verfägung  gestellt  würden. 
Auf  diesen  Bifil>ahnen  sollten  die  Kinder  der  Gemeindeschulen 
fireien  Zutritt  haben,  während  für  &wachsene  und  Schüler  der 
höheren  Lehranstalten  ein  geringes  Eintrittsgeld  in  Auasielii 
genommen  war.  Der  Verein  beBchlofs,  durch  eine  Petition 
an  den  Magistrat  das  bezeichnete  Unternehmen  zu  unterstüiien. 

Der  Verein  Octavia-HUl,  der  die  Fürsorge  für  Kinder 
aus  den   ärmsten  Volksschichten  durch  Einrichtung 


95 

Ton  Bewabranstalten»  HanshaltnngsBoIiiileii  und  Be- 
«ehftf  tignngsklaBsen  entrdbt,  hatte  sich  an  unseren  Verein 
mit  dem  Ersuchen  gewandt,  seine  Bemühungen  zu  fordern. 
Vrau  Stadtrat  Oohn  berichtete  Aber  die  Ziele  derselben.  Eis 
irnrde  beschlossen^  zunächst  zu  prüfen,  ob  und  eyent.  in  wel- 
cher Weise  wir  den  Aufgaben  jenes  Vereins  dienen   konnten. 

In  Anbetracht  des  ümstandes,  dals  der  I.  Deutsche  Kon- 
greß filr  Jugend-  und  Volksspiele  im  Februar  hier  zu  tagen 
beabsiehtigie  und  an  den  Verein  eine  Einladung  zur  Beteiligung 
eigangen  war,  sprach  der  Verfasser  dieser  Zeilen  über 
die  gesundheitliche  Bedeutung  der  Spiele  im  Freien 
fllr  unsere  Kinder,  insbesondere  für  die  Madchen, 
und  forderte  zur  regen  Beteiligung  an  dem  Kongresse  auf. 
Auf  Anregung  des  PrSsidenten  desselben,  Herrn  von  Sohemcken- 
DOBiT,  der  als  Vereinsmitglied  anwesend  war,  wurde  beschlossen, 
dab  der  Verein  sich  offiziell  auf  dem  Kongresse  vertreten  lalse. 

In  der  dritten  Versammlung  hielt  Dr.  Jagüsuel  einen 
Vortrag:  „Vorschläge  für  die  Musterung  der  schul- 
pflichtigen Jugend^.  In  unserem  Schulwesen,  so  fbhrte 
der  Bedner  aus,  ist,  vor  allem  auch  in  hygienischer  Beziehung, 
noch  manches  zu  bessern,  und  solange  der  Staat  hierzu 
nicht  die  Initiatiye  ergreift,  bleibt  es  Pflicht  berufener  Per- 
sonen, bezw.  Vereinigungen,  nach  bestem  Können  zur  Hebung 
4er  G^undheit  unserer  Jugend  mitzuwirken.  Auch  ftar 
noeem  Verein  bietet  sich  eine  treffliche  Gelegenheit,  einen 
Stttn  zum  Fundament  dieses  Gebäudes  hinzuzufügen.  In 
enter  Beihe  wird  es  sich  empfehlen,  die  Musterung  Aer 
aelinlpflichtigen  Kinder  anzustreben,  damit  einerseits  geistig 
und  körperlich  Zurückgebliebene  von  dem  Schulbesuch  fern- 
gehalten, andererseits  die  Lehrer  in  die  Lage  versetzt  werden, 
nachdem  sie  Kenntnis  von  den  Gebrechen  der  jungen  Zög- 
linge erhalten,  auf  diese  die  erforderliche  Rücksicht  zu  nehmen, 
um  den  Behörden  die  obwaltenden  Verhältnisse  mit  einem 
beweiskräftigen  Zahlenmaterial  vor  Augen  führen  zu  können, 
«mpfiehlt  der  Vortragende,  eine  Abteilung  zur  Musterung  der 
eehnlpflichtigen  Kinder  einzurichten  und  die  nach  einem  vorher 


96 


genau  festgesetzten  Plane  vorzunehmenden  ünterauobungea 
fürs  erste  auf  einige  Gemeindeschulen  zu  beschränken.  Es 
seien  festzustellen  Gewicht,  Länge,  Brustumfang,  Ejiochenhaa 
und  allgemeiner  Ernährungszustand,  femer  Beschaffenheit  der 
Sinneswerkzeuge  und  der  Intelligenz.  Aulserdem  seien  die 
häuslichen  Verhältnisse  der  Schulkinder  zu  prüfen  und  danach 
zu  entscheiden,  wem  Ton  ihnen  die  Lehrmittel  unentgeltlich 
zu  liefern,  welche  zu  speisen  und  welchen  etwa  Biäume  zur 
Anfertigung  der  Schularbeiten  anzuweisen  seien.  Endlich 
habe  man  noch  zu  untersuchen  die  Zahl  der  in  einer  Klasse 
unterrichteten  Kinder,  den  Kubikraum  der  Klasse,  die  Art 
der  Beleuchtung,  Ventilation  und  Heizung^  die  Dauer  dee 
Unterrichts. 

In  der  sehr  regen  Debatte  sprachen  sich  die  meisten 
Bedner  zustimmend  zu  dem  Vorschlage  des  Vortragenden  aus 
und  betonten,  dafs  mit  der  Einführung  dieser  Musterung  eine 
schon  lange  schmerzlich  empfundene  Lücke  in  der  Schulhygiene 
ausgefüllt  würde.  Wenn  schon  in  einzelnen  Fällen  die  Eltern 
auf  Gebrechen  ihrer  Kinder  hinwiesen,  so  wären  dies  eben  nur 
Ausnahmen.  In  der  Mehrzahl  der  Fälle  hätten  dieselben  Ton 
den  körperlichen  Fehlem  ihrer  Kinder  gar  keine  Kenntnis, 
und  es  würden  nur  allznhäufig  kränkliche  Knaben  und  Mäd- 
chen eingeschult,  die  entweder  infolge  von  Kurzsichtigkeit, 
Schwachsichtigkeit,  Schwerhörigkeit,  Wucherungen  im  Nasen- 
rachenräume u.  s.  w.  im  Unterrichte  zurückblieben,  oder  wegen 
der  mangelhaften  körperlichen  Entwickelung  bei  der  Ein- 
schulung an  ihrer  Gesundheit  dauernden  Schaden  nähmen.  Der 
Verein  beschlols  die  Einrichtung  einer  Sektion  zur  Musterung 
der  schulpflichtigen  Eander. 

(Fortsetiang  in  No.  8.) 


97 


über  die  W&rniestrahliuig  kflBstUoher  LichtqaelleB. 

Aas  einem  Vortrage  Professor  RufiNERS,  gehalten  auf  der 
LXVL  Yersammlnng  deutscher  Naturforscher  und  Ärzte 

*  in  Wien. 

Es  ist  bekaimt,  daüs  die  Schttler,  wenn  sich  Flammen,  nament- 
lich Gasflammen,  zu  nahe  über  ihrem  Kopfe  befinden,  Ton  der 
^traUffliden  Wärme  zu  leiden  haben. 

Zuerst  empfindet  man  bei  einem  gewissen  Abstand  der  künst- 
lichen Lichtquelle  nur  ein  unbestimmtes  Gefühl  der  Bestrahlung, 
dann  deutliches  Wärmegefühl,  darauf  Hitze,  besonders  an  Stime, 
ICasenwurzel  und  Augenlidern,  später  thrftnen  die  Augen,  schlieblich 
▼ersiegt  auch  der  Thränenflub.  Diese  Erscheinungen  sind  übrigens 
nicht  immer  bei  der  gleichen  Entfernung  der  Wärmequelle  zu 
beobachten,  da  die  Temperatur  der  Luft  als  wesentlicher  Faktor 
einwirkt;  hohe  Temperatur  derselben  vermehrt  ungemein  die  Em- 
pfindlichkeit gegen  Wärme«  Es  gibt  also  keinen  allgemein  gültigen 
Grenzwert  für  den  Abstand,  den  das  Beleuchtungsmaterial  von  uns 
haben  soll. 

Professor  Rubneb  hat  weiter  mit  Thermoelementen  die 
Temperatur  der  bestrahlten  Teile  untersucht  und  gefunden,  dais  die 
Erhöhung  der  Hauttemperatur  die  stOrende  Empfindung  der  strah- 
lendfai  Wärme  nicht  erklären  kann,  denn  diese  beträgt  bei  starker 
Belästigung  oft  nicht  mehr  als  2,7^  G.  Die  absolute  Temperatur 
der  Haut  spielt  auch  keine  wesentliche  Bolle,  nur  muts  bemerkt 
werden,  dafs  bei  hoher  Luftwärme  die  störende  Steigerung  der 
Hanttemperatur  noch  weit  geringer  ist  und  bloCs  etwa  1,1^  C.  aus- 
macht. 

Vermutlich  wirkt  neben  der  Temperatur  die  Austrocknung  der 
Haut  mit  und  die  bei  künstlichen  Lichtquellen  mehr  als  bei  Be- 
sonnung  hervortretende  ungleichmäßige  Verteilung  von  Licht  und 
Schatten. 

Der  Vortragende  erläuterte  weiter  die  Notwendigkeit  direkter 
Messungen  der  strahlenden  Wärme  bei  den  verschiedenen  Beleuchtu^s.- 
methoden  und  gab  Zahlenbelege  für  Kerzen-  und  Gaslicht.  Ult 
doch  die  Wärmestrahlung  einen  erheblichen  Einfluß  auf  die  Aus- 
Jintzung  des  Lichtes  unserer  gebräuchlichen  Lichtquellen. 


B^v]fMiiildIi«Ltspfl«gtt  VIU. 


98 


Aieittete  Jtitieii«tt|ett. 


Die  ErmfidnBg,  so  betitelt  sich  eine  von  J.  Gunzeb  ans  dem 
Italienischen  Obersetzte  Schrift  des  bekannten  Physiologen,  Professor 
Dr.  A.  MO88O  in  Tnrin,  der  wir  folgendes  entnehmen :  Jede  Ennadnng 
ist  nnter  normalen  Verhältnissen  eine  nervIVse.  Die  geistige,  ii>ie  di» 
körperliche  Arbeit  erschöpfen  das  Gentralnervensystem,  das  dann  za 
beiden  Thätigkeiten  nnbranchbar  wird.  Demnach  ist  es  ein  phymo- 
logischer  Lrrtnm,  wenn  man  die  Schnlstonden  der  Kinder  dvrdi 
Tnmttbnngen  nnterbricht,  in  der  Absicht^  dadurch  die  Gebim- 
erschöpfnng  zu  yermindem.  um  die  dnrch  intellektnelle  Aiiwit 
geschwftchten  Kräfte  des  Organismus  wiederherzustellen,  gibt  es 
kein  anderes  Mittel  als  Stillsitzen  und  Ausspannung.  Zwingen  wir 
das  Nervensystem  zu  einer  Muskelanstrengung  nach  einer  Gehirn- 
anstrengung,  so  finden  wir  die  Muskeln  weniger  aibeitstttchtig,  imd 
wir  fügen  damit  der  Gefaimanstrengung  noch  eine  andere  An- 
strengung hinzu,  welche  gleicher  Art  ist  und  das  Nervensystem 
ebenso  schädigt.  Angesehene  Pädagogen  urteilen  freilich  ander»,  al» 
M088O.  So  versichert  Geheimrat  Sohillbb,  dais  die  jflngereA 
Schtller,  nachdem  sie  in  den  Pausen  leichte  Turnübungen  ausgeführt 
hatten,  geistig  frischer  und  leistungsfähiger  waren,  als  vorher. 

Über  angebliclie  ImpftobXdeA  wird*  von  dem  Hambvffer 
Oberimpfarzt  Dr.  Voigt  berichtet.  Der  Genannte  hat  den  Eifelg 
von  einer  Yiertelmillion  Yaccinationen  kontrolliert  und  die  an- 
geblich vorgekommenen  Impfsdiäden  nicht  nur  gebudit,  sondertt 
andi  polizeiärztlich  verfolgen  lassen.  In  den  letzten  6  Jüan» 
traten  bei  annähernd  100000  Impfungen  auf:  35  Fälle  allgemeiner 
Vaccine,  und  zwar  17  Fälle  des  fleckigen,  18  Fälle  des  papolösen 
und  pustulösen  Ausschlages.  Dann  folgen  einzelne  Fälle  stärkeveF 
Reaktion  um  die  Impfpusteln,  welche  namentlich  RevaiceBimt& 
betrafen,  und  endlich  69  Fälle  sogenannter  Impfschäden.  Yim 
letzteren  waren:  11  Nesselsucht  (Urticaria),  8  nässender  Grind 
(Impetigo),  27  Ausschlag  (Eczema),  2  Psoriasis,  2  Purpura,  1  MftBeB- 
ausschlag  (Pemphigus),  3  Mundfhule  (Stomatitis  aphthosa),  1  Fwnn- 
culosis,  2  Abscesse,  1  eitriger  Bubo  in  der  Adiselhöfale,  5  €le- 
schwttre  der  Imp^usteln,  2  Rose  (Erysipelas)  und  4  Augenevl- 
zflndmigen.  Fast  in  jedem  dieser  69  Fälle  liefe  sidi  nachweisen^, 
dats  die  Kranken  binnen  kurzer  Zeit  hergestellt  waren  und  dafe 
eine  von  der  Impfung  unabhängige  Ursache  den  Schaden  angeriditet 
haben  mutste.  Der  einzige  Todesfall  ereignete  sich  bei  einer  Yer- 
Bchwärung,    die  erst  in  der  zweiten  Woche   nach  der  Impfung  als 


99 

nachtrflgjiche  Wiinderkrankmig  begaim.  Diese  der  Wirklichkeit  ent- 
sprechenden ZaUen  beweisen,  da(s  das  Not-  and  Impfmord- 
geschrei der  Impfgegner  dreiste  Wahrheitswidrigkeit  ist. 
Welchen  Sogen  dagegen  die  Impfimg  stifket,  darfiber  möge  folgende 
Statistik  ans  Italien  Anfschlnb  geben,  zu  der  wir  nnr  bemerken, 
dafe  im  Jahre  1888  dort  die  obligatorische  Sdratzpockenimpfnag 
eiagefahrt  wurde. 

Zahl  der  Erkrankungen  nnd  Todesfälle  an  Pocken 
in  Italiea  wahrend  der  Jahre  1888—1892. 


Jahr 

Zahl  der  Pocken- 

Zahl  der  Fookea 

erkranknngien 

todesiälle 

1888 

64070 

18110 

1889 

39730 

13416 

1890 

22207 

7120 

1891 

13840 

2728 

1892 

9206 

1453. 

Naeh  diesen  Angaben,  die  ein  fortwüirendes  Sinken  sowohl  der 
PeAe&eikrankongCB,  als  der  Pock^lodesfiUle  nach  EinfBhmng  der 
Impfcng  zeigen,  wkd  es  schwer  yerstaadlidi,  wie  auch  noch  Lehrer 
InawefleD  gegen  die  Impfiing  agitieren  können. 

IHe  ersten  Maaem  anf  den  Samoninseln.  Bis  vor  einiger 
Zeü  sind  die  Masern  anf  dem  angenblicklieh  so  Tiel  besprochenen 
Andiqiel  der  8amoainse]n  imbekannt  gewesen.  Im  Jnni  v.  Js.  wnrde 
diaKffankheit  durch  einen  Dampf»  anf  den  Tongainseln  eingeschleppt, 
wo  sie  groiae  Verheemngen  anrichtete.  Drei  Monate  später  brachte 
dm  gleiche  Dampfer  den  Anstecknngsstoff  nach  Samoa.  Ähnlich 
wie  hei  froheren  Gel^enheiten,  wo  bis  dahin  nicht  dnrchsenchte 
Inaalgr^^pen  (FarOr,  Fidjünsdn)  infiziert  wurden,  ergriffen  die  Masern 
anch  hier  in  kmrzer  Zeit  die  gesamte  Be^Olkenmg.  Yon  den  34500 
Binwehnem  der  Inaelgruppe  starben  nach  emem  Bericht  von  S.  B. 
DawuiB  in  jfThe  Brit,  Med,  Jeum.*^  bis  E^de  Dezember  etwa  1000, 
seitdem  noch  mehrere  Hunderte,  damnter  die  gröfeere  Hälfte  Kinder. 
Die  hohe  SterbMchkeit  jBült  weniger  der  Heftigkeit  der  Epidemie  aia 
dam  wnTemltaiftigasi  Yerhalten  der  Erkrankten  zur  Last.  Neun 
Zehntel  der  Todesftlle  hätten  nach  ftrztiicher  Ansicht  vermieden 
werden  kOmien.  Fast  alle  Todesftlle  erfolgten  an  Homplikntionen, 
weranler  soldw  des  Darmkmiab,  wie  Dysenterie  u;  s.  w.,  die 
htaigsten  waven. 

Zvr  StorUiekfceit  der  Klnier  in  daterreieh.  Das  „dsAw. 
StmUätswes.'^  bringt  ein  Ywzeichnia  der  in  sftmt^hen  Kronlftndräi 
wifarenä  des  Jahrea  1893  vorgekommenen  Sterbeflffle,  nach  Todes- 
uMuehen  geor^hiet.  Wir  heben  diejenigen  dieser  FaUe  hervor,  bei  denen 


100 


Schulkinder  wesentlich  mitbeteiligt  sind.  Es  starben  1893  an 
Blattern  5819  Personen,  an  Masern  7495,  an  ScharUich  12689, 
an  Kenchhnsten  15402,  an  Krapp  nnd  IMphtherie  28517.  Die 
Gesamtzahl  der  natflrlichen  TodesMe  betrag  650388.  Danach 
haben  Krapp  nnd  Diphtherie  die  größten  Verheerangen  anter  den 
Kindern  angerichtet,  nächstdem  Kenchhnsten  nnd  Schailach. 

Gegen  die  akademischen  Trinksitten  wendet  sich  eine  An- 
sprache der  katholischen  Bischöfe  in  der  Schweiz,  ans  der  die 
„Ztschr,  d.  deiUsch.  Ver,  geg.  d.  Mifsbr.  geist  Qretrßnk.**  nachstehendes 
heranshebt.  Einer  der  bedenklichsten  Aaswftchse  der  Trinksitten  ist 
der  Trinkzwang  der  Akademiker.  An  höheren  Stndienanstalten 
können  die  Mitglieder  gewisser  Vereine  statatenmftisig  genötigt  werden, 
sich  zn  betrinken.  Sie  müssen  trinken,  anch  wenn  das  Bedflrfiüs 
za  trinken  fehlt,  anch  wenn  ihre  Gresandheit  gegen  das  Übermafs 
protestiert,  anch  wenn  sie  sich  damit  anter  das  Tier  erniedrigen. 
Alle  Rücksichten  aaf  Menschenwürde,  Moral  nnd  Oesnndheit  müssen 
da  verstommen  nnd  zarüdcweichen  vor  dem  sinnlosen  Trinkzwang. 
Es  ist  in  diesen  Kreisen  nicht  genng,  daCs  es  jedem  frei  steht,  nn- 
mäbig  za  sein,  nicht  genng,  dals  die  ünm&lsigkeit  nicht  mehr  als 
Schande  gilt,  sie  wird  sogar  statatarisch  Yorgeschrieben.  Weiter 
kann  wohl  der  Widersprach  gegen  das  Sittengesetz  nicht  mehr  ge- 
trieben werden.  Dieses  Joch  eines  nnsittlidien  Zwanges  legen  die 
onvemünftigen  Trinksitten  aof  den  Nacken  der  meisten  jongen  Stu- 
denten, um  letztere,  die  Blüte  anserer  Jagend,  die  Hoffnung  unseres 
Vaterlandes,  an  Leib  und  Seele  zu  yerderben.  Diese  Unsitte  ist 
bereits  so  eingewurzelt,  dais  es  dem  einzelnen  Studierenden  kaum 
za  verargen  ist,  wenn  er  bisher  dem  Zwange  sich  fügte.  Um  so 
dringender  ist  es,  dafs  man  mit  vereinten  Krftften  gegen  denselben 
vorgehe.  Wir  verlangen  an  dieser  Stelle  nicht  völlige  Enthaltung 
von  geistigen  Getränken,  wir  reden  nicht  einmal  von  M&faigkeit, 
wir  sagen  nur:  dieser  unsittliche  Zwang  soll  gebrochen  werden,  es 
soll  für  die  jungen  Männer  die  Freiheit  zurückerobert  werden, 
nüchtern  und  mäbig  zu  sein,  die  Freiheit,  als  vernünftige  Menschen 
und  gute  Christen  ihre  Erholung  zu  genieCsen,  die  Freiheit,  nicht 
selbstmörderisch  g^en  das  eigene  Fleisch  zu  wüten.  Wir  veriangen, 
dab  die  Hoffnungen  von  Familie,  Kirche  und  Vaterland  nicht  in 
ihrw  schönsten  Blüten  dorch  eine  wahnsinnige  Unsitte  geknickt 
werden,  welche  allzuoft  bewirkt,  da(s  gerade  in  jenen  Fällen  die 
bittersten  Früchte  geemtet  werden,  in  welchen  die  schwersten  Opfer 
gebracht  wurden.  —  In  ähnlichem  Sinne  spricht  sich  der  bekannte 
Professor  der  Medizin  Dr.  BiNZ  in  Bonn  ans.  Es  ist  für  junge 
Menschen,  so  schreibt  derselbe,  deren  Charakter  noch  in  der  Bildung 
begriffen  ist,    eine  grolse  Gefahr,    ein  Jahr   oder   zwei   ganz  nach 


101 

eigenem  Belieben  in  trägem  Nichtsthnn,  mit  Kneipereien,  Pankereien, 
Kartenspielen  und  Liebeleien  hinbringen  zu  können,  ohne  dals  irgend 
ein  Drack  zn  ernster  Bemfsarbeit,  z.  B.  dnrch  Zwischenexamina,  anf 
sie  ansgeflbt  wird.  Viele,  oft  sehr  begabte  Jflnglinge  gehen  dadurch 
ganz  za  Grande,  sie  können  später  das  Arbeiten  nicht  wieder  lernen, 
wenn  ihre  hohe  Semesterzahl  sie  oder  die  Mtem  ängstlich  macht, 
sie  haben  sich  zu  sehr  an  den  Trank  and  an  das  liederliche  Leben 
gew<^t,  sie  haben  die  rechten  Ideale  and  aach  jene  Jagendfrischc 
yerloren,  die  zor  Überwindang  Ton  Prflfangen  and  anderen  Schwierig- 
keiten den  rechten  Mnt  verleiht.  Eine  noch  grOAere  Anzahl  geht 
nicht  yerloren,  besteht  die  Examina»  kommt  za  Amt  and  Brot, 
bringt  aber  aas  ihren  yerbammelten  and  verschlemmten  Semestern 
einen  praktischepi  Materialismus,  eine  egoistische  Oennfssacht  mit  in 
die  reiferen  Jahre,  durch  die  sie  in  dem  socialen  und  ethischen 
Leben  der  Nation  aulserordentlich  viel  Schaden  stiften.  Und  gerade 
VBter  den  so  einfluisreichen  Juristen  sind  nach  allgemeinem  Urteil 
jene  Materialisten  des  Herzens  nicht  selten.  Mir  ist  nicht  klar, 
warum  die  Yorgesetzte  Behörde  der  Juristen  ein  solches  Zwischen- 
ezamen  nicht  längst  eingerichtet  hat.  Manche  Zustände,  die  ich  oft 
aus  sachkundigem  Munde  beklagen  hörte,  hätten  dabei  gegründete 
Aussicht  anf  Besserung.  Auch  den  Studierenden  der  yerschiedenen 
philosophischen  Fächer  würden  solche  Zwischenexamina  sehr  gut  be- 
kommen. Je  gröiser  die  Zahl  der  Arbeitsstunden  auf  der  Uniyersität, 
um  so  kleiner  die  der  FrOhschoppen  und  Trinkgelage. 

SekHlsaiiatoriui  flr  Midchen  in  Dayos.  Für  manche  unserer 
Leser  dürfte  es  von  Interesse  sein,  zu  erfahren,  dafs  in  Dayos-Platz, 
Kanton  Oraubtlnden,  ein  von  den  Fräulein  A.  und  B.  Diokes  geleitetes 
Sehulsamitoriam  fOr  junge  Mädchen  besteht.  Dasselbe  will  solchen 
SchfUerinn«!,  welche  schwächlicher  Gesundheit  oder  geyrisser  Er- 
krankungen wegen  die  Schule  zu  Hause  überhaupt  nicht  oder  nur 
80  besuchen  können,  daft  entweder  der  Gesundheit  oder  dem  Unter- 
richt dadurch  Eintrag  geschieht,  Gelegenheit  bieten,  eine  geeignete 
Kur  zu  gebrauchen  und  mit  dieser  eine  weitere  Ausbildung  an 
Geist  und  Leib  zu  yerbinden.  Es  finden  demnach  Au&ahme  in  der 
Anstalt  jüngere  und  ältere  Mädchen,  und  zwar  specieU:  1.  diejenigen, 
bei  weldien  eine  gewisse  Disposition  und  Gefahr  gegeben  Ist,  an 
Lungentuberkulose  zu  erkranken,  sogenannte  Prophylaktiker.  Zu 
diesen  gehören:  a.  zarte  schwächliche  Mädchen,  besonders  solche, 
die  aus  tuberkolöeen  Familien  stammen;  b.  Mädchen,  welche  infolge 
körperlicher  oder  geistiger  Überanstrengung,  zu  raschen  Wachstums, 
hygienisch-diätetischer  Fehler  an  Entwickelungsstörungen,  Blutarmut, 
Bleichsucht  leiden;  c.  solche  mit  Krankheiten  der  oberen  Luftwege, 
besonders   der  Nase,  des  Nasenrachenranms  und  des  Rachens,  und 


102 

den  damit  so  häufig  Terbnndenen  Folgdznstftndeii,  i/vie  Atmniig  durch 
den  Mond,  wiederholte  Sdumpfenanfälle  und  Entzfindnagen  der 
Gaumen-  und  Rachenmandel,  ferner  Asthma;  d.  Rekontalescenjtan 
nach  eingreifenden  Operationen  oder  schweren  Krankheiten,  besonders 
Infiuenza,  serOsen  oder  eiterigen  Brustfdlentxündnngen,  Lm^a- 
entzündung,  Typhus  u.  a.  2.  An  bronchialem  oder  nervIVsem  Asthma, 
Rhachitis,  Nervosität,  leichter  Hysterie,  Malaria  und  an  atoniscAen 
Magen-  und  Dannerkrankungen  Leidende.  3.  Skrofulöse  und 
lungenkranke  Mädchen,  bei  welchen  die  Erkrankung  eine  leichte 
ist.  Kontraindikationen,  welche  eine  Aufnahme  in  die  Anstalt 
unmöglich  mach^,  sind  Torgeschrittene  Erkrankung  an  Lungen-, 
Kehlkopf-,  Darmtuberkulose,  Nierenkrankheiten,  HerzMüer  mit 
mangelnder  Kompensation,  hochgradige  Anämie,  schwere  Hysterie 
und  schwere  Nervosität.  Diese  Aufnahmebeschiftidtungen  mulsten 
stattfinden,  weil  einerseits  solche  Kranke  nicht  in  das  Hochgebirge 
gehören,  andererseits  deren  Aufoahme  dem  Zwecke  und  der  Aufgabe 
des  Schulsanatoriums,  welches  eine  Heil-  und  Lehranstalt  und  keine 
Pflegestätte  für  Schwerkranke  sein  will,  zuwiderläuft. 

Desiderius  Erasnus  Boterodanus  fiber  JngendsiiMe. 
Dieser  bekannte  Humanist  (1465 — 1536)  läfst  uns  in  semen  Cöiloquia 
auch  einen  Blick  auf  einen  Spielplatz  der  damaligen  Zeit  thun.  Wir 
dürfen  wohl  annehmen,  so  schreibt  die  ^Dtsch.Tum.-Zigf.*^  dab  er 
seine  eigenen  Jugenderinnerungen  wiedergibt  ans  seiner  Heimat 
Rotterdam.  In  dem  Kapitel  De  lusu  treten  im  Dialog  einige  Knaben 
auf,  die  beschließen,  durch  einen  Abgesandten  dem  Pädagogvs,  „der 
schon  ganz  vei^essen  hat,  dafs  er  auch  em  Knabe  gewesen^,  die 
Erlaubnis  zum  Sjnele  zu  „entwinden".  Bei  dem  Lehrer  spricht 
dieser  Abgesandte:  „Deine  Einsicht  weifs,  dafe  die  Geistesfeisdie 
durch  mäbiges  Spiel  geweckt  wird,  wie  Du  es  uns  aus  QuiürcriLtAKüS 
gelehrt  hast.**  Nach  einigen  Einwendungen  und  guten  Emu^img», 
,,in  Abteilungen  (gregatim)  auf  dem  Anger  zu  spielen,  nicht  hinterher 
zu  kneipen,  sondern  vor  Sonnenuntergang  heimzug^en",  erhält 
Cocles  —  so  heifst  der  Abgesandte  —  die  Eriaubnis  und  kehrt 
froh  zu  der  harrenden  Knabenschar  zurOck,  die  nun  in  Berfttimg  tritt, 
was  gespielt  werden  soll.  Sie  entscheiden  sich  fttr  „Ball^,  und 
zwar  ohne  Netz  (reticulum)  zu  schlagen.  „Das  Hbt*',  wie  ans 
^NicoLAUS''  belehrt,  „am  meisten  von  allen  Spielen  säa^che 
Körperteile."  Dabei  kommen  folgende  Spielregeln  in  Anwendung :  ]>er 
Vorschlag,  um  einen  „Nasenstflber"  zu  spielen,  fUlt  durdi^  es  wM  ml- 
mehr  zum  Beschluls  erhoben,  dafs  die  Partei,  welche  zuerst  drei  9fMe 
vertiert,  an  die  siegende  V«  Drachme  (1  Drachme  =  79  Pfg.)  tu  soläen 
hat,  unter  der  Bedingung,  dafs  das  Oeld  zum  gemeinsamen  „oon- 
vivium"  verwendet   wird.     Die  Parteien  werden   durchs  „Les**  ge- 


106 

bfldet,  die  j^idgftsge,  im  ganzen  105,  durch  Kreidestriche  notiert. 
Die  Kosten  ftr  die  BAUe,  sei  es  für  Neuanschaffimg,  sei  es  für 
bki&e  Leäigebfihr,  sind  gemeinsam  zu  tragen  und  nicht  vom  Spi^- 
gewinn  abzuziehen.  Beim  Spiel  mit  den  Wurfkugeln  (ludus  globorum 
missüiun)  nehmen  die  sich  ein  fernes  Ziel,  das  mit  Werfen  erreicht 
irerden  mnfs ;  sie  weifm  immer  wieder  von  da,  wo  die  Kugel  nieder- 
gefallen ist  .Der  eine  sagt  zum  andern:  „Du  hast  nun  genug  in 
die  Lippe  gebissen  und  den  Arm  gekreist,  wirf  endlich.*'  Die 
Spielenden  Ifben  sich  femet  im  Sprunge,  „wie  die  £idechsen  oder 
vielmehr  wie  die  Frösche^,  im  Weitsprunge  sowohl  auf  einem  als 
auf  beiden  Ffifsen.  Sftab8{>ringen  können  sie  auch.  Ebenso  wird 
d«r  Welüaiif  nicht  vemadiläsngt.  Als  £rqui^ang  soll  dann  ein 
Bad  gehemmt  werden;  sie  schwmmien  nai6h.  Weise  der  Frösche, 
was  sie  mit  Hilfe  eines  Schwimmgürtels  aus  Kork  erlernten. 

Z«r  DesinfekitiM  durch  Somronlicht.  In  den  letzten  Jahren 
«d  wiederfadt  Versuche  angestellt  worden,  ob  das  Sonnenlicht  eine 
desinfizierende  Wii^ung  auf  Bakterien  ausübt.  Professor  von 
ESMABOH  in  Königsberg  verwendete  zur  Entscheidung  dieser  Frage 
infisierte  Leinwalid,  Möbelstoffe,  Bettkissen  und  Pelze.  Von  Bak- 
terien benutzte  er  zu  seinen  Versuchen  diejenigen,  welche  Eiterung, 
Tjfphus,  Cholera  und  Diphtherie  erzeugen.  Die  Stoffe  wurden  mit 
diesen  Bakterien  verunreinigt  und  nachher  entweder  trocken  oder 
Isucht  der  Sonnenstndilung  ausgesetzt  Es  zeigte  sich  nun  als 
Wirkung,  daGs  die  oberfiftchlichen  Teile  rasch  desinfiziert  wurden. 
IMeses  Resultat  verminderte  ^h  aber  schnell,  sobald  die  Bakterien 
durch  darftbeitiegende  Stofflagen  geschützt  waren.  Dunkle  Stoffe, 
welche  bekaantermalsen  die  Sennenstrahlen  in  reichlichem  Mafse  in 
ikh,  an&ehmen,  gewähren  einen  stärkeren  Schutz  als  helle.  Bei 
Leinwand  zeigte  sich  dib  Desififektionswirkung  der  Sonne  schon  nach 
UBgefkhr  zwei  Stunden,  bei  anderen  Stoffen  später.  Da  aber  em 
Effekt  in  die  Tiefe  nur  ^hr  selten  m  bemerken  war,  so  eieht 
Bbmaboh  den  ScUuls,  es  sei  in  dem  Sonnenlicht  ein  brauchbares 
BesmfeMonemittel  mcht  zu  erblicken.  Man  wird  daher  auch  in  den 
Sehttlen  mdft  zu  viel  auf  die  desinfizierende  Kraft  der  Sonne  rechnen 
dflrfen. 


ta$tB$tf^\ä^l[ii^ts. 


Die  VarlmpriWwMigMi  «sf  Am  <X.  internatieMleM  Kongrefs 
At  liffieiie  und  BMegrapUe  in  Madrid  werdön,  wie  HEian  der 


104 

j^Bisch.  med,  Wochsd^.*^  von  dort  berichtet,  bereits  getroffen.  Die 
am  16.  Oktober  v.  Js.  dorch  YerfQgiing  des  Mmisters  des  Innern, 
Herrn  Aguilera,  ernannte  Kommission  hat  am  20.  Dezember  ihre 
erste  Sitzung  unter  dem  Präsidinm  des  neuen  Ministers  des  Innern, 
Herrn  Gapbepon,  gehalten.  Das  Hauptergebnis  der  letzteren  war 
die  Ernennung  eines  Ausschusses  von  sieben  Mitgliedern,  nftmlidi  der 
Herren  Gimeno,  Calleja,  Alokso,  GastbiuiO,  Pülido,  MbIiLADO, 
Mabtinez  Pacheco  und  Alvabez  Capba,  zur  Ausarbeitung  eine» 
Beglements  fttr  den  Kongreis  und  die.damit  zu  verbindende  Ausstellung. 
Dieser  Ausschuls  wurde  auch  beauftragt,  die  Verteilung  der  Kommis- 
sionsmitglieder  in  die  verschiedenen  Sektionen  zu  tlbemehmen. 

Schnlhy^enisehes  ans  dem  achten  Bericht  ftber  die 
Sffentliche  Gesundheitspflege  in  Bremen.  Auf  den  Inhalt  des 
Berichtes  ist  nach  der  „Zsitoc^.  /*.  Medisrbeamt*'  die  Organisation 
der  Medizinalverwaltang  von  Einflub,  insofern  diese  ein  mUndliches 
oder  schrütliches  Zusammenarbeiten  der  Medizinalkommission  des 
Senats  und  des  Gesundheitsrates  der  iürzte  verlangt  Infolge- 
dessen bieten  die  Mitteilungen,  da  sich  in  ihnen  vielfach  das 
Ftlr  und  Wider  der  Meinungen  abspiegelt,  mehr  als  ein  reines 
Beferat  ttber  Ereignisse  und  Zustande.  In  dem  Kapitel  Aber  Schnl- 
gesundheitspflege  z.  B.  erfahren  wir  nicht  nur,  dab  sich  die  Medi- 
zinalverwaltung für  Anordnung  der  Schulfenster  nach  Osten  bis 
höchstens  Südosten  entschieden  hat,  sondern  auch,  welche  Über- 
legungen dabei  mafsgebend  waren.  Wir  hören  femer,  wie  man  in 
Bremen  dazu  gekommen  ist,  die  Fu&böden  der  Schulzimmer  mitLinoleom 
zu  belegen,  „welches  durch  seine  Glätte  die  sicherste  Beinigung  gestattet^ 
warm  hält  und  kein  Wasser  aufaimmt*',  und  dafs  in  den  neu  zq 
erbauenden  Schulen  die  Fufsböden  aus  Cement  hergestellt  werden 
sollen,  da  man  das  Linoleum  nicht  auf  unebene  Dielen  legen  kann» 
In  gleicher  Weise  werden  weiter  erörtert  die  Einrichtung  von  Nieder- 
druckdampfheizungen für  Schulen,  die  Einführung  neuer  nach  Angabe 
des  Gesundheitsrates  angefertigter  Subsellien,  die  Mabnahmen  zur 
Verhiltung  der  Yerbreitung  der  Tuberkulose  in  den  Lehranstalten  und 
die  Herstellung  von  Schulbftdem.  Die  Benutzung  der  letzteren  war 
anfangs  fakultativ,  wurde  aber  bei  dem  lebhaften  Entgegenkonmieii 
der  Kinder  und  ihrer  Angehörigen  obligatorisch  gemacht,  so  zwar,. 
dafs  nur  ein  ärztliches  Attest  ein  Schulkind  von  der  Teilnahme 
dispensieren  kann.  „Wenn  auch  die  Einwirkung  auf  die  Gesundheit 
der  Schiller",  so  bemerkt  der  Bericht,  „erst  langsam  und  nicht 
gerade  augenfüllig  sich  zeigen  wird,  so  ist  doch  jetzt  bereits  dn 
erziehlicher  Einfiufs  auf  Beinlichkeit  und  Ordnung  bemerkbar." 

Veriej^mg  des  vermittigigen  Uiterriehtes  in  eine» 
Wiener  Bezirke.    Die  „JV:  JPV-.  iV.^  berichtet:  Der  Ortsadiulnit 


105 

des  Bezirkes  Alsergrond  hat  in  seiner  am  19.  Dezember  y.  Js. 
imter  dem  Vorsitze  des  Obmannes,  Gemeinderates  Kaiser,  abge- 
haltenen Sitzung  den  Beschlofs  gefalst,  den  vormittägigen  Unterrichts- 
beginn in  den  zwei  untersten  Khissen  der  Yolksschnlen  des  IX.  Be* 
zirkes  vcmi  2.  Januar  1895  an  wieder  auf  8  Uhr  frflh  zurttckzu- 
veriegen.  Motiviert  wird  dieser  Beschluis  mit  den  Erfahrungen, 
welche  während  des  vierwöchenüichen  Versuches  des  ünterrichts- 
b^ginnes  um  9  Uhr  an  den  beiden  untersten  Klassen  der  Volks- 
schulen dieses  Bezirkes  gemacht  worden  sind.  Auch  die  Berichte, 
welche  von  öffentlichen  Schulleitern  des  Bezirkes  hierttber  eingeholt 
worden,  und  die  diesbezflglichen  eigenen  Wahrnehmungen  der  Mit- 
glieder des  Ortsschulrates  in  den  ihrer  Aufsicht  unterstehenden  Schulen 
haben  in  dieser  Angelegenheit  bestimmend  auf  die  Beschlulsfassung 
eingewirkt 

WarnvD)^  der  Schfiler  vor  sexuellen  Yerirningeii.  Der 
bekannte  Gynäkologe,  Professor  A.  Begab  in  Freiburg,  veröffentlicht 
soeben  ein  Werk :  Der  GesMechUirieb,  eine  sociaMeäieimsehe  Studk, 
dessen  erste  Hälfte  auch  den  Erzieher  und  Schulhygieniker  angeht. 
In  demselben  schreibt  er:  „Ein  französischer  Edelmann  gab  seinem 
das  Vaterhaus  verlassenden  Sohne  das  Losungswort  mit  auf  den  Weg : 
Si  vons  ne  craignez  pas  Dien,  cndgnez  la  veröle.  Eine  durch  einen 
Ant,  etwa  am  Ende  der  Schulzeit,  gegebene  Belehrung  über  geschlecht- 
liche Verhältnisse  und  eine  von  Übertreibungen  und  Redensarten 
freie  Schilderung  der  durch  den  sexuellen  Umgang  bedingten  Ge- 
fahren kann  gewifs  viel  Gutes  stiften.*^  Ähnlich  spricht  sich  der  in 
jflngster  Zeit  oft  genannte  schwedische  Arzt  Seyed  RiBBiKa  in 
seiner  „Sexualen  Hygiene'*  ^  aus.  „In  dem  Unterrichte^,  so  heifst 
es  dort,  „sollte  auch  für  jedes  Entwickelungsstadium  so  viel,  wie 
gerade  passend  erscheint,  vom  Geschlechtsleben  Platz  finden.  Alles 
diesbezllgüdie  Wissen  süftet  mehr  Nutzen,  wenn  es  auf  dem  Wege 
der  geordneten  Unterweisung,  als  wenn  es  auf  heimlichen  Umwegen 
erlangt  wird.  Diesem  Unterricht  mttlste  sich  schlie&lich  ein  Kursus 
an  menschlichen  Leichen  demonstrierter  Anatomie  anschlielsen,  eine 
Methode,  welche  meiner  Ansicht  nach  viel  von  der  Neugier  beseitigen 
wärde»  die  jetzt  einen  so  schädlichen  Einflub  ausübt.^  Hierzu 
bemerkt  Professor  F.  Baumgabtbk  in  den  ^Sädioestdeutsch.  SehnU- 
hUUL*^ :  „Dieser  Appell  an  die  Lehrer  verdient  jedenfalls  die  ernsteste 
Beachtung.  Wie  weit  ihm  Folge  zu  leisten  ist,  wird  vom  einzelnen 
Falle  abhängen*  Im  aUgemeinen  dürfte  eine  derartige  Belehrung 
riditiger  dem  Takt  des  Vaters  zu  überlassen  sein,  und  auch,  wo 
ausnahmsweise  der  Lehrer  sich  dazu  berufen  sieht,  wird  eine  Warnung 


'  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1892,  No.  1,  8.  38— 40.    D.  Bed. 


im 

ttüter  Tier  Angen  den  Yorzng  yerdienen.  Denn  glflcklicberweise  ist 
«Bsere  SchfQerwelt  trotz  der  Fflile  von  Yerfttfarnng  noch  niciit  «o 
verdeiH)  da&  eine  solche  Ünterweisiüig  in  pleno  nnbeden^oh 
«topiohleB  werden  könnte.  Die  nnrerdorbenen  6eelen,  die  dodi  gott- 
lob'! nodi  in  jeder  Prima  sich  finden,  würden  durch  eine  solche  'Aii^ 
teitang  «nter  Umstftndeu  mdir  gesdiädigt  als  gefördert  werden. 
BuskA  wie  dem  sei,  die  Gewtfeheit  wird  jeder  ans  HBäA.Bs  Bndi 
f^winneD,  da&  der  Erzieher  nicht  ernst  genug  auf  Mtfsigfing  imd 
Efeithiültsamkeit  unserer  Jugend,  auch  im  Garab  des  Alkohds  md 
TidiNdcB,  nnd  besonders  auf  reine  Lefoensftthnmg  hinarbeiten  kam. 
Letztere  entspricht  nidit  nur  den  altherkömmlichen  BVsirde- 
niBgen  der  Sitte  und  Religion,  sie  erhftlt  nicht  nur  gmstig  -und 
gtotttlich  gesund,  sondern  sie  bietet  auch  allein  volle  GarantK 
für  das  leibliche  Wohlbefinden  der  jetzigen  und  der  folgenden 
Oenerationen.** 

Eine  Epidemie  von  Tinea  tondens  im  KindeMdehosf in  ven 
Benßk-snf-Ker.  Wie  „Z^e  Pro^r,  mSd."  berkhtel;,  herrschte  ^ror 
müg&t  Zeit  unter  den  Eindem  des  Seehospizes  in  Berc^^-snr-'Mer 
l^Üie  heftige  Epidemie  von  Tinea  tondens.  Von  den  840  Insassen 
i^ren  230  befallen.  Der  Stadtrat  hat  auf  den  YerscUag  des  ih*. 
K&VASRB  die  kranken  isoliert  nnd  in  einer  Besitzimg  zu  'Moisselles 
Atetigebracht,  die  zum  A^l  für  Greise  bestimmt,  aber  nedi  nidit 
liezogen  war.  Nach  den  Erfahnmgen,  welche  im  KindeAoqiital 
Säint-Lonis  in  Paris  gemacht  worden  sind,  nimmt  "die  Behan<ttnng 
didi^r  Haarkrankheit  5  bis  6  Monate  in  Anspruch. 

Me  Binricktnng  nnd  Entwiek«Inng  der  Unteiriiebtolnorw 
fBr  stotternde  Schfiler  in  Breslnn.  Im  Sefstember  1886,  so  te^ 
richtet  Rektor  W.  Hübnbr,  wurden  auf  Veranlassung  des  Breslauer 
ltiE%istrats  in  den  stidtischen  Volksschulen  statistische  Erheboi^en 
ttber  die  ^hl  der  stotternden  und  sonst  spraehgebrechlichen  Kinder 
nnd  über  die  mutmaßliche  Ursache  dieser  Übel  angestallt.  Bs 
-«(Wden  S5Ö  Sprachleidende  ermittelt,  nngeMr  l7o  der  die  SeMe 
IMucheoden  Kinder.  Nur  IS  Sohnlen  wiesen  gar  keine  fltottepar 
«ttf,  wthrend  in  einer  Schnle  aliein  18  Torhanden  wasren.  Ais  Ot- 
eaäie  des  Übels  bezeichneten  die  Rektoren  teils  erbllehe  A]d«ise, 
WU  den  steten  Umgang  mit  stotternden  Geschwistern^  teils  tAyor- 
dtCMiftene  Krankheiten,  wie  Kenchhnsten,  Hasera^  Schaitafcii,  Diphtblüe, 
tetts  Schily,  Fall  oder  plötzlichen  Schrecken.  Nadrdem  ^r  eMe 
Btellknrsns  mit  gutem  Erfolge  in  cäner  Mftdchehschnle  «bgehdten 
trar,  iNswilligte  der  IM^tgistrat  600  Mark  m  dm  gleMten  (SiMoke 
t9st  alle  Schulbezirke.  Znnictist  galt  es,  geeignete  Lehitmibs  nn 
gewinnen.  Deshalb  yeranlafste  die  Schulbehörde  den  Rdctor  fien^- 
MAtm,   der  als  firttfa^er  Lehrer   an  einer  Tanbstnnlnehianitait   mit 


107 

d«ii  SpfBchgebreclieii  uod  deren  Heilung  nicht  unbekannt  war,   z«r 

IMnitang  «fines  Yorbildnngskursus,   der  im  Oktober  1888   ety^fhot 

wvrde,   «nd  an   dem  3  Bektoren   und  7  Lehper  teänahmen.     tm 

folgenden    Jabre    fanden   dann   5   Beilkurse   «tatt   mit  snanineii 

76  Schfilem  and  ScMerämoft  im  Alter  von  12 — 14  Jaferen,  «die  in 

tröcbentlicli  2x3^  zusammen  in  80  Unterridbtsstonden  loiA^rwies^ 

irarden.     Das   Sebu^jabr  1880 — 91   brachte  einen    weiteten   Fort- 

sebritt.  In  den  stadtiscken  Etat  wurden  840  Mark  f&r  dieSteiMeirer- 

korse  eingestellt,  wodurch  dieselben    auf  7  eili5ht  werden  konn^. 

Zof^eich  hatte  man  im  Sommerhalbjahr  1891   wieder  einen  Särdus 

ftr  Stotterertelurer   eingerichtet,   bei   welchem   die   GürrsMAKNSCfaie 

Beilmethode  zu  Grunde  gelegt  war.     An  demselben  beteiligten  «ich 

15  Lehipersonen.     So  iEonnten  95  Kinder  unterrichtet  werden,  und 

zwir  sehlofe  sidi  an  den  Kursus   ein  Wiederbolnngskursus  Iftr  die- 

edben  an.     Die  Prüfung  ergab  wiederum  ein   gflnstiges  Resultat. 

In  Schuljahre  1892—93   wurden  12  Kurse    abgehalten.     Diesmal 

eiinelten  auch  Kinder  aus  höheren  und  Privatscbulen   Znlaffe,   falls 

ibre   Eltern    einen    dahingdienden   Antrag    stellten.     Es    Mgten 

12  Karse  im  Schuljahare  1898 — 94.     Die  statistischen  Erbebungen 

amfafeten  bei  dieset  Gelegenheit   auch  die  Stotterer   und  Stannnier 

der  höheren  stadtischen  Schulen.   Ermittelt  wurden  aus  den  letzteren 

26  Stotterer,  aus  den  Yolksscbulen  347  Stotterer  und  66  Stammler,  und 

zwar,  wie  bisher,  bedeutend  mehr  Knaben  als  Mädchen.  Von  besonderer 

Wichtigkeit  war  in  diesem  Jahre   das  Anerbieten   einiger  Bre^auer 

Specialftrzte   fOr  Hals-,  I^asen-  und  Ohrenleiden   zur  tinentgeMichen 

Äitersachung   der  Stotterer,    das  von  der  Beii6rde   mit  Dank    an- 

geMnunen  wurde.     ISnaelne  Schaler   erhielten  auch   unentgeltliche 

ihäicdie   Behandlung.     Bekannttidi   bestehen   bd   den    stotternden 

Kindern  Tlelfach  kraiMafte  Veränderungen  in  den  Ittr  die  Spi^bie 

wichtigen  Organen.    Werden  ^iese  Zustande  rot  Beginn  des  Unter- 

ridits  beseitigt,   so  gestattet  sich   der  Erfolg  desselben   in  mandieti 

noien  unzweiCelhaft  ganstiger.    Fflr  das  Schulijabr  1894—95  sind 

wiederam  12  Kurse  eingeriditet,  doch  bleibt  eine  Vermehranig  der- 

eslben    um  2 — 3    zu   wttnschen.     Die   Eimichtmig    der    BreiAatt^r 

ünterriiditskurse   ftlr  stotternde  Schidkinder   ist  übrigens  für  'einige 

Stfdte  Schlesiens  vorbildlich  geworden.    Mehrere  auswärtige  Leiter 

haben  kflrzere  od«r  längere  Zeit  dem  unterrichte  in  einzelnen  Kursen 

Mgawohnt,   um  sieh  sowohl  mit  der  Methode   als  a«ch   mit   den 

ai(seren  wnd  inneren   Etniichtungen   b^annt  zu  machi^n  und  zu 

Hnie  anszultlhren,  was  sie  in  Breslau  gesehen   und  gehört  haben. 

Hein    fir   schwaeMegabto  Kiabeii    in  Sftgland.     We 

achMidibegabten  KMler,  so  schreibt  ^Tke  Brit.  Jlföd.  Jorn^^,  «fesd 

tieDekftt  beteuemswerter  und  eine  grOfaere  Qefabr  fn^  den  SIbuct, 


108 

als  die  vollständig  idiotisdien;  denn  fOr  diese  ist  durch  besondere 
Asyle  gesorgt.  Vor  allem  gut  das  von  den  Schwachbegabten 
Mädchen,  welche  später  leicht  einem  unsittlichen  Lebenswandel  ver- 
fallen nnd  dann  wieder  Mfitter  von  sdiwachsinnigen  Kindern  werden. 
Es  bestehen  denn  aach  bereits  6  Heimstätten  für  solche  Mädchen 
in  England,  die  sich  des  besten  Erfolges  rtthmen  dürfen.  Fflr 
Schwachbegabte  Knaben  ist  dagegen  dort  bisher  so  gnt  wie  nichts 
geschehen,  nnd  doch  Heise  sich  anch  bei  diesen  sehr  vieles  er- 
reichen. Denn  wenn  sogar  die  Idioten  nnd  Imbecillen,  wie  z.  B. 
in  Lancaster,  dahin  gebracht  werden,  dab  sie  teilweise  oder  gänz- 
lich fOr  ihren  Unterhalt  sorgen,  wievid  mehr  ist  dies  von  solchen  m 
erwarten,  die  nur  an  der  Grenze  der  Idiotie  stehen.  Es  hat  sidi 
daher  in  London  ein  Komitee  zur  Orflndang  eines  Heims  für 
Schwachbegabte  Knaben  nnd  Jünglinge  gebildet,  dem  unter  anderen 
der  Eabsj  of  Meath,  Lady  Jeüi9e,  der  Bischof  von  WakefieM, 
der  Abgeordnete  und  Präsident  des  Königlichen  Albertaqrh  John 
T.  HiBBEBT,  der  Yicepräsident  der  Londoner  Schulbehörde,  Genwal 
Mobbbly,  der  frühere  Medizinalinspektor  des  Albertaayls,  Dr. 
ShuttiiEWOBTH,  und  der  frühere  Medizinalinspektor  der  Darenth- 
schulen  für  Schwachbegabte  Kinder,  Dr.  Fletoheb  Beagh,  an- 
gehören. Dieselben  bitten  um  Unterstützung  ihres  Yorhabens,  das 
nicht  nur  vom  philanthropischen,  sondern  auch  vom  nationalökono- 
mischen Standpunkt  empfehlenswert  sei,  indem  es  die  schwach* 
begabten  Knaben  erwerbsfähig  mache  und  so  verhindere,  dab  die- 
selben dereinst  der  Gemeinde  zur  Last  fielen. 

Sehnlbibliotlieksbfieher  und  Infektionakrankheiten.  Nach 
„I%6  Brit  Med.  Jaum.*^  berichtet  Dr.  Loyett,  Medizinalbeamter 
zu  St.  Giles  in  England,  da(s,  sobald  in  seinem  Distrikt  irgend  em 
Haus  durch  einen  ansteckenden  Kranken  infiziert  ist,  die  öffent- 
lichen Leihbibliotheken  sofort  davon  Nachricht  erhalten.  Sie 
leihen  dann  keine  Bücher  in  ein  solches  Hans  aus,  nnd 
die,  welche  von  dort  zurückkommen,  werden  durch  die  Ge- 
snndheitsbehörde  kostenfrei  desinfiziert  Ähnliche  Einrichtongea 
bestehen  in  dem  Bezirke  des  Medizinalbeamten  Dr.  Hbnbt 
fikENWOOD  in  Stoke  Newington.  Dort  darf  kein  Buchhändler 
ein  in  ein  infiziertes  Hans  verliehenes  Bach  eher  wieder  zuUck- 
nehmen,  als  bis  die  Gesundheitsbehörde  bescheinigt,  dab  so- 
wohl das  Haus  als  das  Buch  ausreichend  desinfiiziert  ist.  Inzwiscfaen 
ist  es  auch  verboten,  in  ein  solches  Haus  Bücher  auszuleihen.  Aus 
diesen  Anordnungen  sollten  auch  die  Schulbibliotheken  eine  Lehre 
ziehen.  Bücher,  welche  an  einen  Schüler  mit  ansteckender  Krank- 
heit verliehen  worden  sind,  dürfen  ohne  Desinfektion  nicht  zurfldc- 
gegeben  werden.     Insbesondere  gUt  di^   in  Fällen  von  Diphtherie» 


109 

da  der  betreffende  Keim  anlserordentlich  lange  an  den  Gregenständen, 
wekhe  mit  dem  Kranken  in  BerOhrong  gekommen  sind,  haftet.  Bei 
dieser  Krankheit  wird  man  am  besten  auch  sAmtliche  Schalbücher 
des  Patienten  einer  Desinfektion  unterziehen. 

Über  den  Bakteriengekalt  der  Luft  in  Schiilrinmen  sind, 

wie  wir  der  y,Münch.  med,  Wochackr.**  entnehmen,  Untersnchnngen 
von  Dr.  Buetb  und  Dr.  Enooh  in  Hamburg  angestellt  worden. 
Es  wurde  dazu  die  Methode  von  Hueppe  gewählt,  bei  welcher  man 
die  Luft,  nachdem  sie  eine  Flasche  mit  Wasser  passiert  hat,  in  einen 
sterilen  Kolben  leitet,  auf  dessen  Boden  die  Nährgelatine  sich 
befindet.  Dr.  Rüete  untersachte  die  Luft  der  Schulzimmer 
nachmittags  um  2V9  Uhr.  Seine  Resultate  variierten  sehr.  Das 
M^Tirnntn  der  gefundenen  Keime  betrug  über  3  Millionen  in  einem 
Kubikmeter  Luft,  das  Minimum  l&OO;  als  Durchschnitt  ergaben 
sieh  268000  Keime  per  Kubikmeter,  während  Hesse  durchschnittlich 
nur  9500  fand.  Unter  den  Bakterien  wurde  auch  ein  pathogener 
Mikroorganismus  ermittelt.  Derselbe,  als  Bacillus  geformt,  besitzt 
£igenbewegungen,  wächst  nicht  auf  Agar,  dagegen  auf  der  Platte, 
oud  zwar  kreisrund  mit  gezackten  Rändern.  Ebenso  labt  er  sich 
in  Milch  und  auf  Kartoffeln  züchten.  Mäuse,  denen  Reinkulturen 
injiziert  wurden,  starben  nach  24  Stunden.  Aus  dem  Blute  der 
Mäuse  angelegte  Kulturen  töteten  Meerschweinchen  und  Kaninchen 
eben&Ils  schnell.  Auch  die  Darstellung  von  Toxinen  aus  dem  Blute 
Yon  Tieren,  denen  Injektionen  gemacht  waren,  gelang. 

Nordjunerikanischea  Schidbad.  Die  Göttinger  Schulbäder 
finden  jetzt  auch  in  den  Vereinigten  Staaten  Eingang.  Wie  „The 
San.  Imp.^  mitteilt,  ist  das  Gebäude  der  Sekundärschule  (high 
flchool)  zu  Scranton  in  Pennsylvanien  mit  einem  Bransebade  versehen 
worden. 


J^rnüx^t  Derfttj^tttt^en. 


BegtiMmmiKen  des  KSniglieh  prenfsiseheu  Unterriektaministers, 
keirdFend  die  Anfinahme  in  die  Ktni^liche  TnrnlekrerbilduisS' 

anatalt  zu  Berlin« 

§  1. 

Die  Anstalt  ist  dazu  bestimmt,  Lehrer   für    die  Erteilung  des 
Turnunterrichts  an  Schulen  auszubilden. 


116 

Zur  Teilnahme  an  den  aHjlArHch  stattfindenden  Korsen,  deren 
Anfang  nnd  Dauer  im  Staatsanzeiger  und  im  Centralblatte  ftr  die 
gesamte  UnterrichtSTerwaHnng  in  Prenlsen,  sowie  durch  die  EOnig- 
liehen  Pre^nzialschulkollegien  und  Regierungen  bekannt  gemacht 
wird»  sind  geeignet  alle  Lehrer  höherer  Lehranstalten,  die  Kandidaten 
des  höheren  Lehramtes,  welche  die  wissenschaftliche  Prftfang  he- 
fitanden  haben,  mit  der  Mafsgabe,  dafe  die  Zeit  der  Teduahme  am 
Kursus  auf  das  Seminar-  oder  Probejahr  nicht  angerechnet  wird, 
und  Yofltsschullehrer  nach  bestandener  zweiter  Prüfung. 

Nur  Lehrern  in  noch  nicht  yorgerficktem  Lebensalter,  Tor- 
zugswdse  unverheirateten,  ist  die  Teilnahme  an  einem  Kursus  zu 
empfehle. 

Lehrer,  welche  nicht  dem  preufeischen  Staatsverbande  angeboren, 
können,  soweit  es  sonst  die  Verhältnisse  der  Anstalt  gestatten,  aus* 
nalkmsweise  airfgenemmen  werden,  wenn  ihre  Anmeldung  durch  Ver- 
mittelung  ihrer  Landesbehörde  oder  deren  diesseitigen  Yertreter  erfdgt. 

§  3. 

Ser  Aunaldung,  wdche  bei  der  vorgesetzten  Dieistbeliftnte 
aMDkringen  ist,  sind  beieafllgen: 

1.  ein  anf  besonderen  Bogen  zu  schreibender  kurzer  Lebettdauf, 
der  besonders  auch  Aber  die  turnerische  Ausbüdnng  de» 
Bewerbers  Auskunft  gibt, 

2.  «in  ftratiiches  Zeugnis  darftber,  dafs  der  Eörperzustaad  «d 
die  äesoufiieit  des  Bewerbers  diess^  Ausbildung  zum  Tun- 
l^bnac  gestatten, 

3.  das  Zeugnis  über  die  abgelegte  Lehramtsprüfung, 

4.  ein  von  einem  Turnlehrer  auszustellendes  Zeugnis  über  die 
«rlangte  tumerisehe  Fertigkeit. 

Die  Anlagen  der  Anmeldung  sind  zu  einem  Hefte  vereinigt  ein- 
zureichen. 

§4. 

Die  zum  Kiusns  Einberufenen  werden  von  dem  Anstaltsarzte 
wat  ihren  Qeaoadheitszustaad  untereueht,  aneh  einer  PrüloBg  im 
Tufnen  unterworfen,  in  weldier  ein  gewisses  Maft  ki^rperlidier  Knll 
und  turnerischer  Fertigkeit  nachznweisen  ist  (Armbeugen  und  -strecken 
am  Reck  und  Barren,  Felganfschwung,  Wende  und  Kehre,  Klettern 
.und  Hangeln  an  den  Tauen,  ein  mi&ig  hoher  Sprung  u.  dergi.). 

Yon  dem  Ergelmisse  dieser  Ennittelvogen  hftDgt  die  Ent- 
scheidung über  die  endgültige  Aufnahme  in  den  Kursus  ab. 


111 

*  ... 

■     ■  §  ^ 

Der  Unterridit  in  der  Anstalt  ist  unentgeltlich.  Die  Aubt^ 
den  Aofentllalt  in  Berlin  entstehenden-  Kosten  sind  yon  den  Tetl- 
aehmern  am  Earsns  selbst  anftnbringen.  Zwar  werden  in  dazn  ge- 
eigneten Fällen  an  prenlsische  Staatsangehörige  Beihilfen  gewährt, 
jedoch  lediglich  für  den  Unterhalt  hier,  während  Beihilfen  zu  den 
Kosten  der  Her-  und  Rückreise,  der  Vertretong  im  Amte,  dea 
ünterbaltea  der  zurückbleibenden  Familie  oder  dergl.  nicht  bewillig 
werden.  /. 

Die  gewährten  Beihilfen  werden  am  Ende  jeden  Monats  geziaÜlt. 

§  6. 

Um  hier  sogleich  bei  der  Entschliefenng  übev  die  Einbetafnng 
ram  Kursus  einen  zuvwlftssigen  Überblick  über  die  ans  Staatifcad» 
etwa  zu  gewährenden  Beihilfen  gewinnen  zn  können,  nmfejedur 
Bewerber  bei  der  Anmeldung  nach  sorgfältiger  Prüfung  seiner  Yer- 
hallaiisse  besthnmt  nadiweisen  und  unter  Umständen  amtlich  begtanldgeii 
hflsen,  dalfi  ihm  für  sein^  Unterhalt  hier  die  erforderlichen  Mittel, 
bei  deren  Bemessung  u.  a.  das  gesteigerte  Bedürfnis  einer  kräftigen 
Kost  zu  berücMehtigen  ist,  7ott  zur  Verfügung  stehen,  oder  .welcher 
Beihilfe  er  dazu  bedarf.  Jeder  Bewerber  hat  demnach  gewissenhaft 
anzugeben,  wie  viel  ihm  von  dem  Einkommen  seiner  Stelle  für  jeden 
Monat  der  Kursusdauer  nach  Abzug  etwaiger  Yertretungskosten,  der 
z»  ütttflghaltnng. dwr  Angehörigen  erforderlichen  Sunme,  der  in.  der 
Heimat  za  zahleanden  Abgaben  u.  s.  w,  ausschlielslich  zur  Beatreilmg 
der  Kosten  seines  hiesigen  Aufenthaltes  sicher  zur  Verfügung 
Ueiht,  ob  und  welche  Unterstützungen  ihm  ans  der  SchoUfiosiste 
ete  sonst  gewährt  werden,  und  wie  idd  er  aus  eigenen  Mittela 
aaftving«!!  kann. 

Nach  Aufbahme  in  den  Kursus  Torgd»rachte  Unterstützo«^ 
gesuche  können  nur  in  solchen  Fällen  in  Erwägung  genommen  werden, 
in  denen  das  Bedürfiiis  einer  aulsen>rd6ntlidhen<  Beihilfe  nachweislich 
irfrige  unTodiergeaehener  Yorkommnisse  eingetreten  ist. 

§7. 

Die  Teünehmer  am  Kursus  haben  sich,  ans  eigenen  Mitteln  die 
in  der  Anstalt  übliche  Tumkleidung  zu  beschaffen. 

Berlin,  den  16.  Mai  1894. 

Der  Minister  der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten. 

(Gez.)  BoBSS. 


112 

Bestimmiingen  des  Klniglich  preufsisehen  Unterriclitsiiiiiiistars, 
betreffend  die  Anfiiahme  in  die  an  der  KSnigliehen  Tarn- 
lekrerbildnngsanstalt  in  Berlin  abzuhaltenden  Knrse  cnr  Ans- 

bildnn^  yon  Tnmlehrerinnen. 

§  I. 

Zur  Aosbildang  von  Turnlehrerinnen  werden  in  der  Königlichen 
Tomlehrerbildongsanstalt  in  Berlin  alljährlich  etwa  drei  Monate 
dauernde  Kurse  abgehalten,  deren  Anfang  im  Staatsanzeiger,  in  den 
Amtsblättern  und  in  dem  Centralblatte  für  die  gesamte  Unterrichts- 
Terwaltung  in  Preufsen  bekannt  gemacht  wird. 

§2. 

Zur  Teilnahme  geeignet  sind  an  erster  Stelle  Bewerberinnen, 
welche  bereits  die  Befähigung  zur  £rteüung  von  Schulunterricht 
nachgewiesen  haben. 

Andere  Bewerberinnen  können,  soweit  es  sonst  die  Verhältnisse 
der  Anstalt  gestatten,  aufgenommen  werden,  wenn  sie  das  19.  Lebens- 
jahr ttberschritten  haben  und  die  erforderliche  Schulbildung  nach- 
weisen. 

Bewerberinnen  im  Alter  von  mehr  als  35  Jahren  können  nur 
nnter  besonderen  Verhältnissen  ausnahmsweise  zugelassen  werden. 

§  3. 

Die  Gesuche  um  Aufnahme  sind  an  den  ünterrichtsminister  zu 
richten  und  von  den  in  einem  Lehramte  stehenden  Bewerberinnen 
bei  der  vorgesetzten  Dienstbehörde,  von  anderen  Bewerberinnen  bei 
deijenigen  Königlichen  Regierung,  in  deren  Bezirk  die  Betreffende 
wohnt,  spätestens  bis  zu  den  in  den  Bekanntmachungen  angegebenen 
Terminen  anzubringen.  Die  in  Berlin  wohnenden  Bewerberinnen, 
welche  in  keinem  Lehramte  stehen,  haben  das  Gesuch  bei  dem  König- 
lichen Polizeipräsidium  in  Berlin  einzureichen. 

Dem  Gesuche  sind  beizufügen: 

1.  ein  auf  besonderen  Bogen  zu  schreibender  kurzer  Lebens- 
lauf, in  welchem  bestimmt  anzugeben  ist,  ob  die  Bewerberin 
bereits  turnerische  Fertigkeit  besitzt  und  auf  welche  Weise 
sie  sich  dieselbe  angeeignet  hat; 

2.  ein  Zeugnis  über  normalen  Gesundheitszustand,  welches  von 
einem  zur  Führung  eines  Dienstsiegels  berechtigten  Arzte 
ausgestellt  sein  mufs; 

auüserdem: 

3.  von  solchen,  die  bereits  eine  Prüfung  als  Lehrerin  bestandea 
haben. 


113 

a.  das  Zeugnis  Aber  diese  PrOfong, 

b.  ein  Zeugnis  Aber  ihre  bisherige  Thfttigkeit  als  Lehrerin 
oder  in  Ermangelong  eines  solchen  ein  Ton  einem 
GtoisÜichen  oder  der  Ortsbehörde  ansgesteUtes  Fohnings- 
zengnis; 

4.  Yon  anderen  Bewerberinnen 

a.  der  Geburtsschein, 

b.  ein  Nachweis  Aber  die  erlangte  Schnlbildong, 

c.  ein  amtliches  Fahrnngszengnis. 

Die  Aber  Gesundheit,  FAhmng  and  Lehrthätigkeit  beizubringenden 
Zeugnisse  mAssen  in  neuerer  Zeit  ausgestellt  sein. 

Die  Anlagen  des  Gesuches  sind  zu  einem  Hefte  yereinigt  ein- 
zoreicheu. 

§4. 

Die  nach  den  vorgelegten  Zeugnissen  fAr  geeignet  befundenen 
und  einberufenen  Bewerberinnen  werden  vor  Zulassung  zum  Kursus 
erforderlichen  Falles  einer  ärztlichen  Untersuchung  unterworfen; 
auch  bleibt  es  dem  Direktor  der  Königlichen  Tumlehrerbildungs- 
anstalt  TOrbehalten,  unter  Umstanden  behufs  Feststellung,  ob  die 
Bewerberinnen  die  erforderliche  Schulbildung  besitzen,  eine  besondere 
PrAfnng  anzuordnen. 

Ton  dem  Ergebnisse  dieser  Ermittelungen  hängt  die  Ent« 
Scheidung  Aber  die  endgAltige  Au&ahme  in  den  Kursus  ab. 

§6. 

Der  Unterricht  in  der  Anstalt  ist  unentgeltlich.  Die  durch 
den  Aufenthalt  in  Berlin  etc.  entstehenden  Kosten  sind  von  den 
Teilnehmerinnen  am  Kursus  selbst  au&ubringen.  Zwar  werden  in 
dazu  geeigneten  Fällen  UnterstAtzungen  bis  zur  Höhe  von  90  Mk. 
monatlich  aus  Staatsfonds  gewährt,  jedoch  ledi^ich  f&r  den  Unterhalt 
hier,  während  Beihilfen  zu  den  Kosten  der  Her-  und  RAckreise, 
der  Yertretuttg  im  Amte  u.  s.  w.  nicht  bewilligt  werden. 

Die  gewährten  UnterstAtzungen  werden  am  Ende  jeden  Monats 
gezahlt. 

§6. 

Um  hier  sogleich  bei  der  Entschließung  Aber  die  Einberufung 
zum  Kursus  einen  zuverlässigen  Überblick  Aber  die  aus  Staatsfonds 
etwa  JEu  gewährenden  UnterstAtzungen  gewinnen  zu  können,  mufs 
jede  Bewerberin  bei  der  Anmeldung  nach  sorgfältigster  PrAfung 
ihrer  Verhältnisse  bestimmt  nachweisen  und  unter  Umständen  amt- 
lich beglaubigen  lassen,  dafe  ihr  fAr  ihren  Unterhalt  hier  die 
erforderlichen   Mittel,    bei   deren  Bemessung  u.  a.    das  gesteigerte 

8«lnacwniidh«ltepfiafeyiII.  8 


114 

Bedltarfhis  einer  kräftigeq  Kost  sa  berfteksichtigea  istr,  voll  zur  Yer- 
fttgmig  stehen,  oder  welcher  Beihilfe  sie  dazu  bedarf.  Jede  Be- 
if^Vorin  hat  demnach  gewissenhaft  anzngeben,  wie  yiel  ihr  wahrend 
ihres  hiesigen  Aufenthaltes  fttr  jeden  der  drei  Monale  der  Eursnsdaner 
von  dem  Einkommen  ihrer  Stelle  verbleibt,  ob  und  welche  Unter- 
stfltznngen  ihr  ans  der  Schnlkasse  oder  sonst  gewUirt  werden,  und 
wie  viel  sie  aus  eigenen  Mitteln  aufbringen  kann. 

Nach  Anfiiahme  in  den  Kursus  vorgebrachte  Unterstfltznngs- 
gesnche  können  nur  in  solchen  Fällen  in  Erwägung  genommen 
werden,  in  denen  das  BedQrfois  einer  aujserordenüichen  Beihilfe 
nachweislich  infolge  unvorhergesehener  Yorkomsmisse  eingetreten  ist. 

§7. 
Eine  besondere  Tumklmdung  wird  nicht  verlangt,  nur  dflrfen 
die  Kleidungsstttcke  die  freie  Bewegung  des  Körpers,  namentlich  der 
Arme,  nicht  hemmen.  Das  Kleid  muis  die  Füise  frei  lassen;  die 
Absätze  an  den  Lederschuhen  müssen  breit  und  dflrfen,  auCsen  ge- 
messen, nicht  über  IVs  Centimeter  hoch  sein. 

Berlin,  den  15.  Mai  1894. 

Der  Minister  der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten. 

(Gez.)  Bosse. 


BrUfs  der  k.  k«  LaBdesregierug  in  Salibur; 
vom  18.  Oktober  1894,  Z.  10  367,   an   alle   nnterstekenden 

k.  k.  BerirkshaaptmannsehAflen  beziigliek  der 
kecirkstrxtlieken  Untersnehnn^  der  nicht  normal  entwickelten 

Sehnlkinde]*. 

Laut  Mitteilung  des  k.  k.  Landesschulrates  in  Salzbui^  vom 
11.  d.  M.,  Z.  1587,  hat  der  dortige  Bezirksschulrat  über  Beschlnfr 
der  die&jährigen  Bezirkslehrerkonferenz  das  Ansuchen  gestellt, 
dais  die  k.  k.  Bezirksärzte  verpflichtet  werden  sollen,  aiyährüch 
am  Schlüsse,  beziehungsweise  am  Beginne  des  Schu^ahres  sich  zmr 
Untersuchung  der  nicht  normal  entwickelten  schulpflichtigen  Kinder 
an  jeden  einzelnen  Schulort  zu  begeben,  und  dals  die  hieraus  er- 
wachsenden Kosten  auf  den  Landesschidfonds  übernommen  werden 
mögen. 

So  wünschenswert  nun  eine  derartige  regölmäfeige,  an  jedem 
einzdnen  Schulorte  durch  den  Bezirksarzt  stattfindende  Untersnchuag 
der  vorerwähnten  schulpflichtigen  Kinder  auch  sein  mag,  so  ist  die- 
selbe dennoch  aus  pekuniären  Rücksichten  nicht  durchfahrbar,  wes- 
halb der  k.  k.  Landesschulrat  in  seiner  Sitzung  am  8.  d.  M. 
beschlossen  hat,  auf  die  von  den  besagten  Bezirksschulräten  gestellte 


116 

Bitte.  Witt  io.  Qxtem  Tollen  UmfEuige  einzugehen,  jedoch  die  k.  k. 
Landesregierung  za,  ersuchen,  den  k  k.  Bezirksarsst  zn  Terhalten,  hei 
Qielegenheit  seiner  anderen  Dienstreisen  sich  am  Schlosse 
und  Beginne  dea  Schnlijahres,  d.  i.  April  und  Mai  jeden  Jahres,  die 
nicbjb  norsKal  entwickelten  Kinder  hehufs  Untersuchung,  heziehungs- 
weise  Entscheidung  tther  ihre  Schulhesuchsfthigkeit  Torführen  zu 
lassen. 

Hiervon  wird  die  k.  k.  Bezirkshauptmannschaft  mit  dem 
Bedeuteu  in  Kenntnis  gesetzt,  den  k.  k.  Bezirksarzt  anzuweisen, 
gelegentlich  anderweitiger,  zu  obigen  Zeitpunkten  erfolgender  Dienst- 
eeisen ajncii  die  Untersuchung  dieser  Kinder  in  den  betreffenden 
Schulorten  yorzunehmen  und  innerhalb  der  ersten  Hälfte  des  Monates 
Janner  jeden.  Jahres  ein  Verzeichnis  der  gepflogenen  Untersuchungen 
mit  Angabe  des  Ortes  der  Untersuchung  und  der  Zahl  der  unter- 
sachten Kinder,  sowie  der  zum  Schulbesuche  unfiUiig  befundenen 
nebst  summarischer  Bezeichnung  ihrer  Gebrechen  anher  vorzulegen. 

Yeffkgnng  der  KSniglichen  Ref^ernng  lu  Sigmarin/^en 
Ten  22.  Noyember  1894  wegen  Tuberkulose  iu  deu  Volks- 

schulen. 

Um  der  Yerbreitung  der  Tuberkulose  (Schwindsucht)  in  den 
öffentlichen  Volksschulen  nach  Möglichkeit  entgegenzutreten,  be- 
stimmen wir  folgendes: 

1.  In  dei\jenigen  Schulen,  in  denen  sich  an  Tuberkulose  er- 
krankte Kinder  oder  Lehrer,  bezw.  Lehrerinnen  befinden,  sind  nacb 
Bedarf  ein  oder  mehrere  Spucknäpfe  oder  Speigläser  in  der  Nähe 
der  Erkrankten  außsustellen. 

2.  Diese  GefUse  müssen  täglich  ausgespült  und  mit  frischem 
Wasser  gefällt  werden.  Die  Entleerung  und  Beseitigung  des 
Inhaltes  hat  so  stattzufinden,  dab  dabei  jede  Ansteckungsgefahr 
fenaieden  wird. 

3.  Die  Entleerung  des  Auswurfs  der  Erkrankten  darf,  solange 
sie  sich,  in  der  Schule  aufhalten,  nur  in  diese  Gef&fse  erfolgen. 

4.  In  diesen  Schulen  muls  der  Fufsboden  wöchentlich  mindestena 
einmal  ausgekeihrt  und  zweimal  mit  einem  nassen  Lappen  abge- 
waschen (aufgezogen)  werden.  Monatlich  mindestens  einmal  mufs 
d^  FoÜBboden  mit  Bürste  und  Seife  gründlich  gescheuert  werden. 
J^den  Morgen  Tor  Beginn  de^  Unterrichts  sind  Bänke,  Tische  und. 
die  sonstigen  Schulgerätschaften  mit  einem  feuchten  Tuche  abzu- 
wisdien. 

5.  Die  Herren  Lehrer,  bezw.  Lehrerinnen  sind  verpflichtet, 
jedes    an    Tuberkulose    erkrankte    Kind    unverzüglich    dem    Herrn 

8* 


116 

Lokalschnlinspektor    anzuzeigen,     welcher     dem    Herrn    Oberamts- 
physikns  sofort  weitere  Mitteilungen  zu  machen  hat. 

6.  Ist  ein  Lehrer  an  Tnberkniose  erkrankt,  so  hat  der  Lokal- 
schnlinspektor   dem  Oberamtsphysikns   dies  unverzflglich  anzuzeigen. 

7.  Die  Oberamtsphysiker  sind  verpflichtet,  bei  gelegentlicher 
örtllicher  Anwesenheit  den  Sachverhalt  näher  festznstellen  und  wegen 
etwaiger  Ergreifung  weiterer  Schutzmaferegeln  dem  Herrn  Ober- 
amtmann Vorschläge  zu  machen. 

8.  Der  letztere  hat  hiemach  das  geeignet  Erscheinende  zu  ver- 
anlassen, eventuell  an  uns  zu  berichten. 

9.  Die  durch  die  Maisnahmen  ad  1,  2  und  4  entstehenden 
Kosten  haben  die  Schulgemeinden  zu  tragen. 

10.  Fflr  die  genaue  Befolgung  dieser  Vorschriften  sind  die  Lehrer 
und  Lokalschulvorstände  verantwortlich  und  die  Herren  Kreisschul- 
inspektoren, Oberamtsphysiker  und  Oberamtmänner  verpflichtet,  die 
Befolgung  zu  überwachen. 


{lerfonaüeii. 


Der  Herzog  Michael  Georgiewitsch  von  Mecklenburg- 
Strelitz  wurde  zum  Ehrenkurator  des  klinischen  Elisabethkihder- 
hospitals  in  St.  Petersburg,  der  ältere  Ordinator  dieses  Hospitals, 
Staatsrat  Dr.  Anders,  zum  Mitglied  des  Kuratorenkomitees  des- 
selben ernannt. 

Die  Charkower  Gesellschaft  für  wissenschaftliche  Medizin  und 
Hygiene  hat  den  zum  Rektor  der  Universität  Warschau  beförderten 
Professor  Dr.  P.  J.  Kowaleski  in  Charkow  zum  Ehrenmitglied 
gewählt. 

Von  der  theologischen  Fakultät  in  Rostock  wurde  dem  Ober- 
schulrat Lorenz  die  Doktorwürde  honoris  causa  verliehen. 

Kreisschulrat  Rapp  zu  Freiburg  i.  B.  hat  den  Titel  eines  Hof- 
rats erhalten. 

Der  Schulrektor  Jesnitzer  in  Zanow  wurde  mit  dem  Kronen- 
orden  IV.  Klasse  dekoriert. 

Es  sind  ernannt  worden:  unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr 
k.  k.  Landesschulinspektor  für  österreichisch  -  Schlesien  Gubtat 
Ritter  von  Zetnek  in  Troppau,  zum  Ministerialrat  im  k.  k. 
Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  zu  Wien;  der  Regierungs- 
und Medizinalrat  Dr.  Sohmidtmann  in  Breslau  zum  Hilfsarbeiter 
im  Königlich   preufsischen  Ministerium  der  geistlichen,  Unterrichts- 


117 

und  Medizinalangelegeiiheiten  als  Vertreter  des  erkrankten  Geheimen 
Obennedizinalrates  Dr.  Schobnfeld;  unser  geschätzter  Mitarbeiter, 
Herr  Medizinalrat  Dr.  Abthub  Geisslbb  in  Dresden,  zum  Direktor 
des  statistischen  Bureaus  des  Königlich  s&chsischen  Ministeriums  des 
iDnem;  der  Kreisphysikus  Dr.  Bobntbaeoeb  in  Sulingen  zum  Re- 
gierungS'-.  und  Medizinalrat  in  Danzig;  der  Direktor  Dr.  B.  Zieoleb 
in  Offenburg  zum  Kreisschulrat  in  Freiburg  i.  B. ;  der  jüngere  Arzt 
der  .  ambulatorischen  Abteilung  des  St.  Petersburger  Nikolaikinder- 
hospitals, Staatsrat  Dr.  Höbschelmakn,  zum  älteren  Arzt  dieses 
Hospitals;  das  £hrenmitglied  des  wirtschaftlichen  Komitees  desselben 
Hospitals,  Hofrat  Dr.  Felbt,  zum  älteren  Arzt  der  Abteilung  für 
Mektionskrankheiten  an  dem  gleichen  Hospital;  der  Direktor  der 
L  evangelischen  Realschule  in  Breslau  Dr.  Richteb  zum  Direktor 
des  Gymnasiums  zum  heiligen  Geist  daselbst;  der  Direktor  des  fürst- 
lichen Gymnasiums  in  Bückeburg  Dr.  Kabl  Heldmann  zum  Direktor 
des  Gymnasiums  in  Rinteln;  der  Direktor  der  Realschule  Quiehl 
in  Kassel  zum  Direktor  der  Oberrealschule  daselbst;  der  Oberlehrer 
Professor  Dr.  Fbiedrigh  am  Königlichen  Gymnasium  in  Leipzig 
zum  Direktor  des  Gymnasiums  in  Bautzen;  der  Oberlehrer  Professor 
Schabffer  am  Gymnasium  in  PreAzlau  zum  Direktor  dieser  Anstalt ; 
der  Professor  Stutzer  zum  Direktor  des  städtischen  Gymnasiums 
in  Halberstadt;  der  Professor  Breuer  in  Montabaur  zum  Direktor 
des  Realgymnasiums  in  Wiesbaden;  der  Oberlehrer  Dr.  Köhler  am 
Realgymnasium  in  Münden  zum  Direktor  des  Realprogymnasiums  in 
^remberg;  der  Oberlehrer  am  Gymnasium  in  Burgsteinfurt  G.  Witten- 
BRIFOK  zum  Direktor  der  städtischen  Realschule  in  Unna;  der 
Realschaloberlehrer  Röber  zum  Direktor  der  Realschule  in  Werdau. 

Stabsarzt  Dr.  Erioh  Wernioke,  Assistent  am  hygienischen 
Institute  in  Berlin,  habilitierte  sich  als  Privatdocent  für  Hygiene  an 
der  Universität  daselbst,  Dr.  GiARRii  als  Privatdocent  für  Pädiatrie 
an  der  medizinischen  Schule  zu  Florenz. 

Am  1.  Dezember  v.  Js.  feierten  Dr.  Arnold  Schmitz  und 
Dr.  6.  A.  Tschosghin  das  fflnfiindzwanzigjährige  Jubiläum  ihrer 
Thätigkdt  als  Ärzte  am  Kinderhospital  des  Prinzen  Ton  Oldenburg 
in  St.  Petersburg. 

Der  Direktor  der  Oberrealschule  in  Kassel  Ackebmann  und 
der  Direktor  des  Realgymnasiums  in  Mannheim  Professor  R.  Schmezeb 
haben  die  erbetene  Pensionierung  erhalten;  dem  letzteren  wurde  aas 
diesem  Anlafs  das  Ritterkreuz  I.  Klasse  mit  Eichenlaub  des  Ordens 
^m  Zähringer  Löweu  verliehen. 

Es  sind  gestorben:  der  Regierungs-  und  Medizinalrat  Dr.  Bohde 
in  Stade;  der  Geheime  Sanitätsrat  Dr.  Abamkibwicz  in  Berlin, 
bekannt  durch  wertvolle  Veröffentlichungen  auf  dem  Gebiete  derGe- 


IIB 

sandheitspflege;  der  ProfesBor  f&r  KinderkrankheifeB  an  dertTniVenitit 
von  Pennsylvanien  Dr.  W.  Goobsll;  der  Gymnasiddireirtor  {"libfessor 
F.  Kbbn  in  Berlin;  der  frühere  Dirdttor  des  Friedrichsgymnasiams 
Professor  Dr.  K.  Kekpf  in  BertiH;  der  Direictor  a.  i>.  Dr.  ^.  A. 
Mbteb  in  Baden;  der  Direktor  des  Realprogymnasiants  Profl^ssOfr 
A.  Güxrs  in  Diez  a.  L.;  der  Professor  an  der  Realschifle  Dr. 
GuMPEBT  in  Buxtehude;  der  Kreisschnlinspektör  Sdhtflrat  BüBRÖTUk 
in  Ohlan;  der  Arzt  am  Westminsterhospital  Dr.  OKt^ATTüB  SrtmOBS 
in  London,  von  dem  verschiedene  Arbeiten  ttber  Veitstans  unft 
Lmigenentzflndnng  bei  Kindern  herrflhren:  derB^ktor  a.D.  tiOtaNS 
GÖTZ  in  Neuwied. 


£HUtaint. 


Besprechungen. 

liAX  SCHNEIDKB,  Herausgeber  des  „Tourist^.  KMktMmM  4M 
WiDtersports.  Mit  140  Abbfld.  im  Text.  Leipzig,  1994. 
J.  J.  Weber.  (160  S.  16«,  JK  3.) 

Dafs  die  Pflege  der  körperlichen  Bewegung  während  dös  Wfnters 
bei  uns  noch  recht  vemachlftssigt  wird,  niufs  t6in  Hy^enischen 
Standpunkte  aus  tief  bedauert  werden.  Gerade  zu  dieser  Zeit  Aes 
Jahres  wäre  ein  mit  lebhafter  Körperbewegung  verbundener  Auf- 
enthalt im  Freien  notwendig,  da  wir  alsdann  so  lange  in  die  Zimmler 
mit  ihrer  schlechten  Luft  gebannt  und  zu  vielem  StBlsftzen  ver- 
anlagt sind.  Was  ¥rir  in  dieser  Beziehung  zum  Besten  unserer 
Gesundheit  zu  tiiun  haben,  zeigt  uns  das  Beispiel  der  norAischen 
Völker.  Durch  die  längere  Dauer  des  Winters  in  ^en  doAigjta 
Gegenden,  wo  Berg  und  Thal  monatelang  mit  «hier  liobMi  Sdhn^^- 
Schicht  und  die  Gewässer  mit  einer  festen  Eisdedce  Hberzogen  sind, 
waren  die  Bewohner  gezwungen,  zur  Ermöglichung  dbs  notwendigen 
Verkehrs  solche  Vorrichtungen  zu  erfinden  und  zu  gebrauchen,  'die 
sich  für  die  schnelle  Überschreitung  weiter  Eis-  und  -SchneeflächeB 
eignen.  Als  derartige  Verkehrsmittel  sind  Sehneeschuhe,  'Schlitt- 
schuhe, Schlitten,  Schnee-  und  Eissegel  zu  nennen.  Dienten  A\e&% 
«mächst  auch  nur  praktischen  Zwecken,  so  ist  man  dödi  im  Laufe 
der  Zeit  zu  einer  sportsmäfsigen  Benutzung  derselben  ferlgeschritteii. 
In  Deutschland  sind  in  den  letzten  Jahren  einoselne  Spoita- 
kreise  bemüht  gewesen,  aufser  den  bisher  gebräucMichen  wintertichen 
KörperQbungen  im  Freien,  als  Schlittenfahren  «md  Schlittschuliaiifeü, 
such  dem  Schneeschuhlaufen  und  dem  Eis-  und  Sdiüeesegefai  weileip^ 


iie 

Verbreimg  211  veraoiiaffen.  Dfeson  WintetfBport  bat  mm  Max 
ScuMJEinxB  den  vorii^enden  Kateehismiis  gewidmet.  DerYerAwser 
Ist  als  Hovmseber  der  Zeitschrift  „  Tourist^  und  ads  eifriger  FOrdeirer 
alleii  aaf  die  körperliche  Aasbildang  abzielenden  Sports  sicherlieh 
die  geeignete  POTSOnHchkeit  zur  Bearbeitong  eines  sdichen  Buches. 
Er  bespricht  in  fünf  Abschnitten  den  Schneeschohsport,  den  Schlitten- 
q^rt,  das  Schnee-  nnd  Eissegeln,  die  Eisspiele  und  den  SchUttschnh- 
sport.  In  der  Begel  wird  zuerst  eine  kurze  geschichtliche  Ein- 
leitung gegeben,  worauf  die  Beschreibung  der  Ausrüstung  zum 
Betriebe  des  einzelnen  Sports  und  die  Anleitung  zum  Erlernen  des- 
selben folgt.  Wahrend  die  geschichtlichen  Kapitel  keineswegs  auch 
nur  auf  die  bescheidenste  YoUständigkeit  Anspruch  machen  können, 
entsprechen  die  beschreibenden  Abschnitte  ihrem  Zwecke  in  bester 
Weise.  Obgleich  behufs  Erlernung  des  Sports  die  Übungen  von 
ihren  Elementen  an  beschrieben  werden,  ist  doch  das  Hauptgewicht, 
wie  es  ja  auch  die  Aufgabe  des  Buches  sein  soll,  auf  den  sports- 
mafingen  Betrieb  derselben  gelegt.  Daher  wird  bei  dem  Schlittsohuh- 
lanfen  besonders  das  Figurenlaufen  berttcksichtigt,  und  von  den 
Eisspielen  werden  das  Curling,  das  Eishockey  und  das  Rinking  Ball 
besdffieben,  weil  erst  diese  zu  wirklichen  Sports  erhoben  sind.  Die 
gesundheittichen  Vorteile  der  einzelnen  Übungen  smd  zwar  an- 
gegeben, doch  wfire  eine  eingehendere  Darstellung  derselben  erwünscht 
gewesen.  Da  bei  tms  die  bezeichneten  Sports  weniger  aus  Wirt- 
selurfttichen  als  ans  hygienischen  Grfinden  ihre  Pflege  finden  werden, 
ao  hatten  namentlich  die  gesundheitlichen  Vorzüge  eine  ansflkfarlldie 
Begründung  erfthren  müssen. 

Der  Verfasser  wünscht,  dafs  insbesondere  auch  das  Schneeschuh- 
famfien  schon  von  unserer  Jugend  betrieben  werde.  Er  schreibt  auf 
Seite  80:  „Die  Gegenden  Skandinaviens  und  Finnlands,  wo  die 
Kunst  des  Skilanfens  ein  nationales  Gut  ist,  lehren  uns,  dafe  die 
Jugendzeit  auch  in  diesem  Fache  die  beste  Lehrzeit  ist,  Kinder  von 
6,  ja  5  und  4  Jahren  werden  bereits  mit  dem  Gebranch  der  Schn^e- 
admhe  bekannt  gemacht,  und  es  ist  nichts  seltenes,  dafe  der  'Sdnd- 
neister  an  der  Spitze  seiner  munteren  Kinderschar  in  die  sdmee- 
bedeckten  Thaler  hinabsteigt.  So  sollte  es  auch  bei  uns  sein.  Dem 
Turnlehrer  insbesondere  erwächst  die  Aufgabe,  die  Einführung  des 
Sdmeeschuhlaufens  in  die  Hand  zu  nehmen."  Recensent  glirtibt 
mcht,  daA  diese  Eoftiung  bald  in  Erfüllung  gehen  wird.  Da  nl^- 
lidi  die  Ausrüstung  für  das  Schneeschuhlaufen  kostspielig  ist,  da 
stellt  immer  geeignete,  von  Schtüem  benutzbare  Schneeflachen  zur 
Terftigimg  stehen,  und  da  endlich  in  gesundheitlicher  Bezidhung  das 
BelilittsAtthliiufen  kemeswegs  dem  Schneeschuhlaufen  nachstellt,  so 
wird   der  Turnlehrer  wohl  meistentefls   der   ersteren   Übung    den 


120 

YorzDg  geben.  Dagegen  wird  dort,  wo  keine  zweckentsprechenden 
Eisflächen  vorhanden  sind,  das  Schneeschnhlanfen  als  geeigneter 
Ersatz  des  Schlittschohlanfens  den  Schfllem  empfohlen  werden 
können. 

Die  Abbüdnngen  des  Bnches  sind  gnt,  Oberhaupt  ist  die  Aus- 
stattung desselben  eine  Yortrefflicbe,  wie  wir  dies  bei  den  Yer- 
Öffentlichongen  des  Weberschen  Verlages  gewohnt  sind. 

Städtischer  Lehrer  0.  Janke  in  Berlin. 

H.  SoHSKBB  in  Worms.  Der  Handfertigkeitgnnterrieht  im  der 
Volks-  und  Fortbildugssehnle.  Pädagogis^  Zeü-  und  StreU- 
fragen,  Fingschriften  zur  Kenntnis  der  pädagogischen  Bestre- 
bungen der  Gegenwart.  Herausgegeben  von  Johannes  Meybr 
in  OsnabrUck.  35.  Heft  (Yl.  Band,  5.  Heft).  Gotha,  1894.  Emfl 
Bohrend.    (22  S.  8<>.  M  0,60.) 

Trotz  Anerkennung  der  Thatsache,  dais  es  in  unserem  heutigen 
Elementarschulunterricht  am  Darstellen  von  Formen  durch  die  Hand 
fehlt,  sucht  der  Verfasser  in  seiner  Ausfährung  den  Nachweis  zu  bringen, 
dab  fOr  die  Volksschulen  die  obligatorische  EinfiBhrung  des  Werkstatt- 
unterrichts weder  gerechtfertigt,  noch  möglich,  noch  wünschensw^ 
ist.  Aus  diesem  Grunde  wird  in  der  Schrift  das  Verlangen  des 
Vereins  für  Knabenhandarbeit  nach  wahlfreiem  Handfertigkeits- 
unterricht als  Vorbereitung  fär  die  obligatorische  Einführung  des- 
selben bekämpft  und  dafür  empfohlen,  gevrisse  Lehrfächer,  nament- 
lich Zeichnen  und  Raumlehre,  zu  ergänzen  und  die  Ergänzung 
organisch  in  den  Lehrplan  der  Volksschule  einznfftgen. 

An  der  Hand  der  Geschichte  der  Pädagogik  zeigt  der  Ver- 
fasser, dab  das  Princip  der  Sdbstthätigkeit  eine  alte  Forderung 
der  wissenschaftlichen  Unterrichtslehre  bildet,  dais  aber  in  der 
Praxis  dies  Princip  nicht  immer  gebtihrend  berficksichtigt  worden 
ist.  Die  Entwickelung  der  wirtschaftlichen  Verhältnisse  nach  dem 
Jahre  1870  brachte  im  Verein  mit  den  pädagogischen  Reform- 
bestrebungen die  Formenlehre  und  das  Zeichnen  in  den  Lehiplan 
der  Volksschule.  Da  diese  Unterrichtszweige  aber  nur  lose  neben 
die  Qbrigen  Lehrgegenstände  gestellt  sind,  so  erfüllen  sie  nicht  die 
Forderung,  wonach  die  Schule  ftlr  das  Leben  erziehen,  für  die 
spätere  berufliche  Ausbildung  vorbereiten  soll.  Der  Mangel  der 
deutschen  Volksschulpädagogik,  dafs  sie  zu  einer  einseitigen  Ans- 
bildung  des  Menschen  nach  der  geistigen  Seite  hinneigt,  mulste  sich 
auch  im  Kulturleben  geltend  machen.  Die  Weltausstellungen  in 
V^ien  und  Philadelphia  liefsen  einen  ftar  das  deutsche  Handwerk 
bedenklichen  Rückschritt  erkennen,  und  von  den  NationalOkonomen 
wurde  daher  an  die  Schule  die  Forderung  gestellt,  mehr  zu  erziehen 


121 

f]Br  die  weridiiätige  Arbeit,  die  Selbstthäügkeit  zn  pflegen,  Auge 
und  Hand  zu  bilden. 

Bis  dabin  kann  icb  dem  Verfasser  in  seinen  Ansfttbrangen 
durehaDS  beistimmen.  Wenn  er  aber  im  weiteren  Verlaufe  der 
Beweisfftbmng  für  die  Richtigkeit  seiner  Ansichten  nnd  VorschlAge 
schreibt,  dab  man  nnn  in  den  Fehler  verfiel,  eine  pädagogische 
Frage  vom  ökonomischen  Standpunkte  zn  lösen,  indem  man  den 
Zweck  nnd  die  Bearbeitung  des  Lehrstoffes  nach  pädagogischen,  die 
Auswahl  nnd  Anwendung  desselben  jedoch  nach  wirtschaftlichen 
Gesichtsponkten  gestaltete,  so  mnfs  ich  diesen  Behauptungen  als  An- 
hänger des  Werkstattunterrichtes  entschieden  entgegentreten.  Die  Aus- 
wahl des  Lehrstoffes  nach  wirtschaftlichen  Gesichtspunkten,  also  die 
Anfertigung  von  Gegenständen  des  praktischen  Gebrauchs, 
war  auch  vom  pädagogischen  Standpunkt  für  die  deutschen 
Schülerwerkstätten  vorläufig  das  einzig  Richtige.  DieZög- 
Unge  unserer  Werkstätten  entstammen  den  verschiedensten  Schulen  und 
sind  Jim  ganz  verschiedenem  Alter.  Als  Unterrichtsstoff,  der  Sekun- 
daner, Quartaner,  Volksschfller  u.  s.  w.  gleichmä&ig  interessiert, 
konnten  deshalb  bisher  nur  Gegenstände  des  praktischen  Gebrauchs 
gewählt  werden,  wenn  der  Lehrgang  einigermafsen  systematisch  ge- 
staltet werden  sollte.  Allenthalben,  wo  sich  in  der  Werkstatt 
Schüler  einer  Schulgattung,  wohl  gar  einer  Schulklasse  finden, 
vrird  auch  der  einsichtige  Leiter  sofort  den  Lehrgang  mehr  in  Ver- 
bindung zum  Schulunterricht  setzen  und  vorwiegend  Gegenstände  aus 
dem  Gebiete  der  Formenlehre,  der  Naturgeschichte,  der  Geographie,  der 
Völkerkunde  u.  s.w.  heranziehen.  Das  von  Direktor  Dr.  GÖTZE-Leipzig 
kllnllch  herausgegebene  Werkchen  ist  schon  der  erste  Schritt  zur 
Anwendung  des  Lehrplanes  in  diesem  Sinne.  Die  Forderung  des 
wahlfreien  Werkstattunterrichts  ist  daher  mit  Freuden  zu  begraben. 
Seine  Umwandlung  in  obligatorischen  Unterricht  wäre  höchst 
wünschenswert,  aber  der  Verein  ftkr  Enabenhandarbeit  zweifelt  zu- 
nächst an  der  Ausführbarkeit  wegen  der  Kosten.  Es  wäre  aber  zu 
bedauern,  wenn  das  in  Deutschland  wegen  der  Geldfrage  nicht  ge- 
lingen sollte,  was  in  nordischen  Ländern  längst  zur  DurchfQhrung 
gekommen  ist. 

Ebensowenig  kann  ich  dem  Verfasser  beipflichten  in  dem,  was 
er  Aber  den  Wert  des  Werkstattunterrichtes  bemerkt,  z.  B.  in  Bezug 
auf  die  Gesundheitspflege.  Wenn  man  auch  den  (ürekten  gesund- 
heitlichen Nutzen  der  Papparbeiten  und  Schnitzereien  nicht  hoch 
anschlagen  darf,  so  mufe  man  doch  das  Arbeiten  an  der  Hobelbank 
ab  aulserordentlich  gesundheitsfftrdemd  anerkennen.  Die  erhobenen 
Vorwitarfe  sind  schwach ;  denn  in  einer  gut  geleiteten  Schülerwerkstatt 
kommt    der    gerflgte   Staub    gegenüber    den    gesundheitsfördernden 


122 

Momenten  kaum  in  Betracht,  nnd  dafs  ferner  die  MiükelQbung  an 
der  Hobelbank  nnr  einseitig  sei,  ist  wohl  dem  BertifistiscMer,  nicht 
aber  dem  Zögling  der  Schttlerwerkstfttte  nachzusagen.  Der  Berofe- 
üschler  mnfs  stundenlang  hobeln  oder  sägen  und  bringt  dftdiirch 
allerdings  einseitig  viele  Muskeln  —  nicht  einzelne,  wie  der 
Verfasser  sagt  —  in  Thtttigkeit.  Der  Knabe  in  der  Schfilerweriortatt 
dagegen  greift  bald  zur  Säge,  bald  zum  Hobel,  zum  Meifsel,  zur 
Feile,  arbeitet  bald  Ton  rechts,  bald  von  links  und  übt  also  sehie 
Muskulatur  durchaus  nicht  einseitig.  Den  Jugendspielen  und  den 
Arbeiten  in  der  Schülerwerkstatt  gegenüber  empfiehlt  SoHDBSift  als 
„ernstliches  Mittel  zur  Gesundheitspflege^  die  gesundheitsgemäfse  Ein- 
richtung  der  Schulgebäude.  Aber  ich  glaube,  damit  allein  „rettet* 
derselbe  ebensowenig  die  Gesundheit  der  Jugend,  wie  die  Freunde  der 
Jugendspiele  und  des  Werkstattunterrichtes  mit  ihren  Yorschlägen 
diese  Rettung  allein  besorgen  können  und  wollen.  Da  hätte  er  lieber 
als  „ernstliches  Mittel  zur  Gesundheitspflege"  die  Sorge  fAr  eine 
ausreichende  und  kräftige  Ernährung,  die  gerade  den  Ydksschltfem 
so  oft  fehlt,  betonen  sollen. 

Der  Verfasser  will,  wie  gesagt,  den  Stoff  des  Handarbeitsnnterridites 
in  erster  Linie  dem  Zeichnen  und  der  Formen-  und  Raumlehre  ent- 
nehmen. In  dem  Mabe,  wie  das  Kind  in  der  Handfertigkeit  fort- 
schreitet, soll  es  diese  auch  für  die  übrigen  Lehrgegenstftnde,  2.  B. 
flkr  die  Geographie,  die  Naturkunde  u.  s.  w.  anwenden.  Leider 
spricht  sich  die  Broschüre  nicht  genauer  über  den  Lehrplan  aus. 
Es  läfst  sich  also  nicht  im  voraus  beurteilen,  ob  der  in  Aussicht 
gestellte  ünterrichtsgang  das  Interesse  der  Schüler  erwecken  und 
wieweit  er  sich  dem  Lehrplan  der  Volksschule  anschließen  wird. 
Nnr  das  scheint  schon  jetzt  hinreichend  klar  zu  sein,  da6  dfe 
Arbeiten,  die  von  Schebeb  vorgeschlagen  werden,  ebensogut  einen 
besonderen  Werkstattraum  und  besondere  Einrichtungen  beanspruchen, 
wie  diejenigen  Arbeiten,  welche  in  der  Schülerwerkstatt  hergestdft 
werden,  wenn  nicht  die  ganze  Thätigkeit  der  Schüler  in  PfnsciMsm 
und  Spielerei  ausarten  soll. 

Lehrer  GEOBa  Vollebs  in  Hamburg. 

Dr.  Gustav  HEBasL,  gepr.  Turnlehrer.  Pnktisehe  Anleitmg 
Kiim  ScUitteebiiUaiifeii.  Wien,  1894.  A.  Rchlers  Witwe 
&  Sohn.    (39  S.  16^  M.  0,60). 

Dieses  kleine  Werk  behandelt  auf  Seite  1 — 26  die  VoiteHe 
des  Schlittschuhlaufens,  die  Vorsichtsmaßregeln,  den  Schleii^latz  mit 
einer  Eisordnung,  die  Garderobe,  die  Schlittschuhe  und  ihre  Befes* 
tlgung,  die  Lernzeit  und  die  Kürperhaltung. 

Fast   zu   ausüahrlich   bespricht   der  V^asser   das  Drum  unA 


123 

tkna  des  Eislaufes,  doch  kann  iDan  im  allgemeinen  mit  seinen  Ans- 
fthnmgen  einverstanden  sein.  Wesihalb  aber  ein  gesundes  Kind  — 
nd  im  diese  handelt  es  sich  doch  ansscbüefelieh  -^  nicht  Tor  dem 
7.  Jahr  den  ScUittschohlanf  beginnen  soll,  ist  mir  noverst&ndlidh. 
Wenn  gewisse  Übungen  zu  Hause  gemacht  werden,  so  dafe 
das  KnOchelgelenk  die  nötige  Festigkeit  erlangt,  dann  darf 
man  Kinder  getrost  im  Alter  von  5  Jahren  mit  auf  die  Eisbahn 
nehmen. 

Auch  bezflglich  des  Schlittschuhes  bin  ich  nicht  mit  den  Aus- 
fthmngen  des  Autors  einverstanden.  Der  Halifax  ist  sicher  ein 
«guter  Schlittschuh,  aber  er  wird  vom  Elubskat  weit  fibertroffen, 
-und  der  gefibtere  L&ufer  wird  sehr  bald  zu  diesem  fibergehen.  Das 
Schärfen  der  Schlittschuhe  wird  nur  beiläufig  erw&hnt,  und  doch  ist 
es  ungemein  wichtig,  da  es  unmöglich  ist,  mit  stumpfen  Kanten 
Figuren  zu  laufen. 

Auch  fiber  die  Handschuhe  Heise  sich  streiten,  di^egen  gebe 
Ml  dem  Verfasser  recht,  dafs  Schleier  und  Muff  nicht  auf  die  Eis- 
bahn gehören,  obgleich  ich  den  Satz  auf  Seite  11  in  der  dort  ge- 
ittuucliten  Fassung  nicht  billige:  „Durch  das  Tragen  eines  Schlders 
über  das  Gesicht  erfrOrt  man  sich  leicht  die  Nase.*'  Übrigens 
irflrde  ich  in  die  Verbannung  vom  Eisplatz  auch  den  Gylinderliut 
^i^nschliefisen. 

Die  Ausdrucksweise  ist  nicht  immer  knapp  und  klar,  auch 
-flnden  sich  eine  ganze  Anzahl  entbehrlicher  Fremdwörter,  z.  B. 
minimal,  Temperatur,  temperieren,  auf  einer  einzigen  Seite  (10). 

Auf  Seite  27 — 39  werden  uns  3  Hauptregeln,  35  TTbungen 
oder  Figuren  lind  einige  Spiele  geboten.  Dieser  Teil  ist  der 
sehwftchste  im  ganzen  Werkchen;  denn  es  felillt  ihm  die  systematische 
Anlage  und  die  zweckentsprechende  Durchffihrung.  Auch  auf  dem 
Sise  mu6  es  heilsen:  „Vom  Ijoichten  zum  Schweren,  vom  Ein- 
fachen zum  Zusammengesetzten!''  Hier  bietet  sich  aber  ein  bunter 
Weelisd  von  Figuren,  z.  B.  als  vierte  Übung  der  Achter,  als 
veuBzehnte  Übung  der  Vogelschnabel,  als  viemndzwanzigste  Übung 
der  Dreier  etc.  Übung  34  ist  falsch  beschrieben,  worfiber  man 
HOLLSTSCHEK  „Der  Mond*^  nachsehe. 

Der  entschiedenste  Mangel  des  Sclniflxiihens  aber  ist,  dafs  ihm 
gar  keine  Zeichnungen  beigegeben  sind.  Dieselben  verieihen,  auch 
#001  sie  noch  so  einfach  sind,  der  Beschreibung  erst  Klarheit. 

Somit  bietet  das  Buch  in  seinem  ersten  Teile  viele  und  gute 
Batschlftge.  Was  den  zweiten  Teil  anbetrifft,  so  wird  es  von  den 
annsten  Werken,  welche  sic3i  mit  dem  Eistanf  besehftfügen,  fiber- 
troffen. 

Bfirgerschullehrer  Kabl  Otto  In  Dresden. 


124 

H.    BuNEii,   Rapportenr.    Rapport  8iir  rbygiine  des   ^les. 

Paris,  1893.     Imprimerie  Chaix.     (32  S.  Gr.  4^) 

Vom  Conseil  d'hygi^oe  publique  et  de  salnbrit^  dn  D^partemeDt 
de  la  Seine  wurde  infolge  eines  Ministerialerlasses  Yom  29.  August 
1892  ein  Bericht  verfafst,  welcher  nnter  wörtlicher  Anführung  der 
gesetzlichen  Bestimmungen  über  den  Ban  von  Kleinkinder-  und 
Elementarschulen  vom  28.  Juli  1882  jene  wtlnschenswerten  Ab- 
änderangen  angibt,  die  sich  auf  Grund  der  bisher  gemachten  Er- 
fahrungen empfehlen.  Diese  Abänderungen  beziehen  sich  auf 
folgende  11  Punkte: 

1.  Die  Fundamentmauem  sind  in  Bruchstein  mit  Verputz  von 
hydraulischem  Mörtel  herzustellen.  In  der  Höhe  des  Erd- 
geschosses sind  ohne  Unterschied  des  verwendeten  Baumaterials 
die  Haupt-  und  Zwischenmauern  ebenfalls  mit  hydraulischeiii 
Mörtel  zu  verputzen. 

2.  Der  Fufsboden  des  Erdgeschosses  ist  gegen  das  Erdreich  durch 
Hohlräume  zu  isolieren  und  soll  entweder  auf  Kellergewölben 
oder  auf  Gewölben  zwischen  eisernen  Trägem  liegen. 

3.  Die  Stiegen  sind  an  den  Unterflächen  mit  Gipsmörtel  zu  ver- 
putzen. 

4.  Im  Falle  einseitiger  Beleuchtung  ist  die  Orientierung  der  Lehr- 
zimmer nach  Norden  untersagt.  Bei  zweiseitiger  Beleuchtung 
von  links  und  rechts  mufe  die  Achse  des  Lehmmmers  wo- 
möglich von  NNO.  nach  SSW.  gestellt  werden,  wobei  eine  Ab- 
weichung bis  zu  einem  Winkel  von  40^  in  der  Nordsttdrichtung 
zulässig  erscheint. 

5.  Der  in  Asphalt  verlegte  harte  Fufsboden  ist  mit  Trockenfimis, 
Ölfarbe  oder  einem  anderen  undurchlässigen  Materiale  ein- 
zulassen. 

6.  Die  Anwendung  von  gulseisemen  Öfen  ohne  Mantel  ist  ver- 
boten. 

7.  Auiser  der  Lüftung  durch  bewegliche  und  stellbare  Fenster- 
flügel ist  für  die  Sommerzeit  eine  beständige  Ventilation  dardi 
kräftige  Ventilatoren,  welche  bis  über  das  Dach  reichen  müssen, 
einzurichten. 

8.  Die  gefärbten  oder  gemalten  Innenwände  des  Schulgebäudes  sind 
zu  glätten  und  zu  lackieren,  um  waschbar  zu  sein. 

9.  Alle  Auslaufbrunnen  sollen  womöglich  mit  Quellwasser  gespeist 
und  mit  einem  Filter  versehen  sein,  das  wöchentlich  zu 
reinigen  ist 

10.  Jeder    Gang   neben    den   Klassen    hat   einen   Waschtisch   mit 
filtriertem  Wasser  zu  erhalten. 

11.  Die  Abortaitze  nach  dem  türkischen  System  werden  untersagt. 


125 

and  sind  ovale  Sitzbretter  aas  hartem  Holz  derart  anzabringen, 

dafs  sich  die  Schfller  setzen  müssen.     Die  Pissoiranlagen  sollen 

eine  kontinaierliche  Wasserspülung  besitzen. 

Da  znfolge  des  vorhin  citierten  Ministerialerlasses  vom 
29.  Aognst  1892  kein  Schulgebäade  errichtet  werden  darf,  bevor 
nicht  die  hygienische  Kommission  ihr  Gutachten  über  die  Wahl  der 
Plfttze,  sowie  über  die  Plane  und  Überschläge  für  das  Schalhaas 
abgegeben  hat,  erschien  es  dem  Referenten  von  Wichtigkeit,  auf 
jene  Momente  hinzuweisen,  welche  bei  Prüfung  der  Schulbau- 
elaborate  von  besonderer  Bedeutung  sind.  In  den  folgenden  neun 
Ponkten  ist  in  kurzen  Schlagworten  das  Wissenswerteste  zu- 
nrnmengefafet: 

1.  Lage  des  Schulbaues,  trocken  und  luftig. — Ursachen  der  Yer- 
onreinigung  durch  die  Nachbarschaft.  —  Friedhöfe  (mindester  Ab- 
stand 100  Meter),  unreinliche,  belästigende  und  gefährliche  Anlagen 
in  der  Nähe.  —  Belebte  und  lärmende  Strafen.  —  Abstand 
von  Nachbargebäuden,  deren  Höhe.  —  Strafsenbreite. 

2.  Bodenbeschaffenheit,  geologisches  Profil,  ebenes  oder 
geneigtes  Terrain.  —  Orientierung  der  Gebäude. 

3.  Gesamtausmafs  des  Bauplatzes,  der  Gebäude,  der  Höfe  und 
Spielplätze.  —  Einfriedigung  des  Platzes. 

4.  Bauweise,  Mauern  (Bruchstein,   Haustein,  Ziegel  oder  Holz). 

—  Durchlässigkeit  der  Materialien.  —  Bewurf,  Mörtel.  — 
Unterkellerung,  Höhe  des  Erdgeschosses  über  dem  Boden.  — 
Bedachung.  —  Zahl  der  Stockwerke.  —  Einteilung.  —  Stiegen. 

—  Vestibüle.  —  Gänge.  —  Fufsböden. 

5.  Lehrzimmer.  —  Form.  —  Höhe.  —  Rauminhalt.  — 
Zahl  und  Verteilung  der  öffimngen.  —  Fulsboden  und  Decke. 

—  Verkleidung  der  Mauern.  —  Natürliche  Beleuchtung,  einseitig 
oder  zweiseitig.  —  Zahl,  Anordnung  und  Gröfse   der  Fenster. 

—  Künstliche  Beleuchtung.  —  Lüftung.  —  Art  der  Ventila- 
tion. —  Heizung. 

6.  Gedeckter  Spielplatz.  —  Nebenräume  desselben.  —  Turn- 
halle. 

7.  Hof  zur  Erholung.  —  Nieveauverhältnisse ,  Ableitung  der 
Niederschläge.  —   Trink-  und  Nutzwasser. 

8.  Aborte.  —  Zahl.  —  Sitzeinrichtung.  —  Pissoirs.  —  Senk- 
graben, Tonnen,  Schwemmkauftle. 

9.  Wohnungen  des  Lehrers  und  der  Hilfislehrer. 

Diplomierter  Architekt  Eabl  HiNTBÄaEB  in  Wien. 


l^Q 


Bibliographie. 

Abche,  A.    Über    neue    Oassdnulöfcn.     Mit    Tab.    Progr.    Triest, 

1894.     8^ 
Berliner  Lehrgang  für  leuAte  HolearbeU.     Eine  Anleitang  zur  Be- 

scbftftigang  Yon  Ejiaben  in  Schülerwerkst&tten.     Leipzig,  1894, 

J.  C.  Hinrichs. 
Beschreibung  des  neuen  SckuÜMUses,  Progr.  <L  Bealschol.  in  Chemnitz. 

Chemnitz,  1894.     4^ 
Qresgen,  Maximilian.     Die   Nasenkrankhäten   der   Schulkinder. 

Münch.  med.  Wochschr.,  1895,  I,  9—10. 
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sOtulen  für  Knaben].    Jyvftskylft,  1892. 
Babtwell,    Edwabd    M.    BJ^^ort   of   (he    director    of  j^i^sical 

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iraining,  as  its  r^port.     Shool  document  No.  8,    1894.     Boston, 

1894,  BockweU  &  ChnrchiU. 
Hellwig,  W.    Oeschkihte^   Beschreibung  u/nd  Einweihungsfeier  des 

neuen   Oymnasialgebäudes  der  evangelischen  Eirchengemeinde  in 

Sächsisch'Begen.    Mit   3  Taf.  Progr.  Sachsisch-Regen,  1894.  4^. 
HiNTBAGEB,  K.     Volks-  Und  Bürgerschule  in  Trient.  Allgem.  Baoztg., 

Wien,  1894,  LVni,  69. 
Janke,  0.     über  Schulbäder.     Bl&tt.    f.  soc.   Prax.,    1893,   I,  1, 

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Javal.     Essay  on  (he  physiology  of  writing.     New  Toric,    1894. 


127 

JttWBiu      Dbtt    Eau^pfkge,     VoOca-,     Schid-    und    Fabrihbäder. 

Fortschr.  d.  Ofitl.  Gsdhtspflg.,  1893,  II,  67. 
Kamp.    Die  lamhtnrischafUiche  Auabädimg  der  Mädchen  auf  dem 

Ltmde.    Bl.  f.  soc.  Prax.,  1893,  I,  1,  76;  84. 
KBAGKOWiaEB,  HSRH.       Die    Kaiser  Brane  JosephshVolka-   imd 

Bürgerschiae  in  Wek.     Allgem.  Bauztg.,  Wien,  1893,  LVm,  56. 
KuHK.    Der  landwirischcrftliche  Unterricht  in  der  Volksschtde.    Bl. 

f.  80C.  Praz.,  1893,  I,  1,  127. 
ILuBflOH.      Eine   neue  Schuibank   mit  fester   Distanz.     (Referat.) 

Deutsch,    med.    Wochschr.,    1893,    XIX,    1139;    Münch.    med. 

Wochscfar.,  1893,  XL,  882. 
Matthies,  G.     Bürgerschule   fUr    Knaben   und   Mädchen,     AUg. 

Banztg.,  1893,  LVIII,  88. 
Mat,  Osk.     Die  Schule  und  die  Oesundhät.     Vortrag.     Chemnitz, 

1894  L.  0.  Klemm.     Gr.  8^.  M,  0,50. 
Ravsn,  Fk.  W.     Schulbrausebad,  zugleich  eur  Benutsung  für  die 

Bürgerschaft.     Gedhtsing.,  1894,  UI,  33—34. 
Rahcond,  Paul,    ä  gud  äge  doit-on  revacciner  les  enfants?    Le 

Rrogr.  m^d.,  1893,  LH,  495—496. 
Bdasione  deUa  cammissione  per  Veducamane  fisica,     Palestr.  marz., 

1893,  XH;  1894,  I 


Bei  der  Redaktion  eingegangene  Schriften. 

Bauxbibtsb,  A.    Handbuch  der  ErsiehungS'  und  UnterrieMslehre 

fitr  höhere  Schulen.    Bd.   I,  Abt.   1:   Geschichte  der  Pädagogik 

Ton  Thbobald  Zib0LEB.     München,  1895,  G.  H.  Beck.   Gr.  8^ 

A  6,50. 
BOKB,  Juli.    Statistik  der  Taubstummen  und   die   Methode  dieser 

StatisMk.     Vortrag.     Internat,  klin.  Rondsch.,  1894,  18.  Novemb., 

XLVI,  1656-1660. 
Erster    deutscher     UmversitätgfufsbaUklub    bu    Strafsburg    i.    E. 

ZtBchr.  f.  Tnm.  n.  JgdspL,  1894,  XVQ,  261—262. 
Fbsund,  W.  A.    Wie  stOU  es  um  die  Nervosität  unseres  Zeitalters? 

Leipfirig,  1894,  Breitkopf  &  Hertel.     JL  0,80. 
FussT,  L.    Die  Hygiene  der  Menstruation.     Leipzig,  1894,  Lang- 

kanuner. 
Hmi,  Albbet.  SAen  und  Zeichnen.  Vortrag.  Basel,  1894,  Benno 

Schwabe.     Kl.  8^     JK  0,80. 
HcRBKAMN,    Paul,      dber    ergiMidkc   Bedeutung    der    äufseren 

Sdmleinrichtungen.    Witten,  1894,  Koetzold.    Gr.  8^.    M  0,40. 
JÜTHNBB,  J.    OymnasUsehes  in  Phüostrats  Eikones.  Eranoa  Vindo- 

bonensia,  Wien,  1893,  A.  Holder,  309—330. 


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Kappel,  Dan.   Jugend-  und  YöUcsspide.    Dtsch.  Tam-Ztg.,  1894, 

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KEB8CHEN8TEINEB,  A.    Jugenär  Und  Turnende  in  Emderhcrien, 

Knabhort.,  1894,  IX,  65—71  ff. 
Kohlbausch,    Chb.    Der  Turnunterricht   auf  den  höheren  Ldir- 
'  anstauen.     Grünberg  i.  Schi.,  1894,  Fr.  Weife  Nachf. 
KuYK,   D.  A.     The  influence  of  nasal  occlusion  over  cerebratian, 

NewYork  Med.  Journ.,  1894,  Decemb.  15.  837,  765—756. 
Les  dangers  du  surmhiement  muscuknre,    Les  sports,    La  Pr.  mM. 

Beige,  1894,  19.  aont,  XXXIII,  263—264. 
LUPPI,  D.    EducazUme  fisica.    I  giuochi  ginnasUci,  manuale,    Con 

70  incisioni.     Milano,  1894.     16^    A  1,50. 
Manqenot.   Vexamen  individuel  et  le  buüetin  saniiaire  des  ScoUers. 

Rev.  d'hyg.,  Paris,  1894,  XVI,  213—222. 
Marx,   Aüg.     Turnen  und  Bewegungsspiel  am  Karlsruher  Gym- 
nasium,    Gymnasialprogr.  Karlsrahe,  1894.    4^. 
Masucci.    [Über  AnsteckungsfUhigkeit  der  Diphtherie  in  den  Schulen 

und  Pensionaten.]     Vortrag,  gehalten  in  der  Sektion  fftr  Kinder- 
heilkunde des  XI.  internationalen  medizinischen  Kongresses  in  Rom 

am  30.  März  1894. 
Mg  Hardt,  M.  M.     The  management  of  juoemle  egesight,     Why, 

howy  and  when  should  modern  dag  chUdren  wear  glasses.    Clin.  J., 

London,  1894,  IV,  12—20. 
Messe,  A.     La  edf4caciön  mUitar  y  los  bataUones   escolares     [Die 

militärische  Erziehung  und  die  SchÜlerbataiUone,]   Bolet.  de  instit. 

lib.  de  ensenz.,  Madrid,  1894,  31  de  Mayo,  410,  129—133. 
Müller,  P.  und  Volker,   J.  A.    Der  menscfdiche  Eßrper.     Ein 

Wiederholangsbnch  für  die  Hand  der  Schüler.     Mit  15  Abbild. 

Gie(sen,  1 894,  £.  Roth.     Gr.  8<^.    JK.  0,20. 
Narbel,  C.     Becherches  sur  Vidairage  naturel  dans   les  icoles   de 

Neuchatd.     Avec  8  pl.     Vevey,  1894,  A.  Roth.     8*. 
Nbwsholme,  A.     Elementary  hygiene,    lessons    on   heaWi.     New. 

edit.     London,  1894,  Sonnenschein.  8^     Sh.  2  d.  6. 
Nobrdlinger,  Hüqo.      über  eine  einfädle   Methode    Mur     Wahr- 

nehmung  von   fäkaUschen    Verunreinigungen    des    Trinkwassers, 

Pharmac.  Centralhall.,  1894,  VHI. 
NORMANN,  J.     Kann  die  SchüljBeit  verkürzt  werden?     Ein   Beitrag 

znr    weiteren  Aasgestaltong  der   Volkserziehung.     Berlin,   1894, 

Bibliographisches  Bureau.     Gr.  8^.     M.  0,40. 
NossiG,  Alfred.     Einführung  in  das  Studium  der  socialen  Hygiene. 

Oeschichtlkihe    Eniwickehmg    und    Bedeutung    der    öffenÜiAen 

Gesundheitspflege,    Stuttgart,  1894,  Deutsche  Verlagsanstalt.  JL  5. 


leitfilirifl  fit  ^dtnlgefnitiilieitay^^^ 

VIII.  Jahrgang.  1895.  No.  3. 


d^rij^ittalab^anblttiigeti. 


Die  Steilflchrift  während  der  letzten  fOnf  Jahre. 

Von 

Dr.  med.  Paul  Sohübebt, 

Augenarzt  in  Nürnberg. 

Fünf  Jahre  sind  verfloesen,  seit  man  die  gerade  Mitten- 
lage mit  senkrechter  Schrift  in  den  Schnlen  zu  erproben 
begonnen  hat.  Die  Beteiligung  umfaTste  beinahe  alle  gröfseren 
Städte  Deutschlands,  Österreich-Ungarns  und  der  Schweiz,  und 
auch  in  Dänemark,  Norwegen,  Schweden  und  Buialand  ging 
man  an  die  Arbeit.  So  dürfte  es  denn  an  der  Zeit  sein,  Um- 
schau zu  halten  und  die  Ergebnisse  zu  sichten.  Es  können 
dabei  mit  Fug  die  theoretischen  Betrachtungen,  in  welchen 
sich  die  Steilschriftarbeiten  des  vorigen  Jahrzehntes  bewegten, 
beiseite  gelassen  werden.  Dergleichen  war  gut,  war  sogar 
notwendig,  bevor  gröJsere  in  der  Schule  gesammelte  Erfahrungen 
vorlagen.  Nun  aber  ist  es  der  Versuch,  der  entscheidet,  und 
keine  mit  Möglichkeit  und  Wahrscheinlichkeit  rechnende 
deduktive  Erwägung  wird  die  im  Schulzimmer  während 
dieser  Jahre  gesammelten  Thatsachen  verdrängen  oder  wider- 
legen können.  Der  theoretischen  Forschung  bleibt  immerhin 
noch  die  wichtige  und  in  gewissem  Sinne  entscheidende  Auf- 
gabe, für  sachgemäfse  Anordnung  der  Steilschriftversuche  zu 
sorgen,  mit  scharfer  und  auf  das  Wesentliche  gerichteter 
Fragestellung   an    die    Messungen    der   Körperhaltung    heran- 

B«balfenmdlh«itopflef«  VIII.  9 


130 

zutreten  und  Schlulisfolgerungen  aus  den  Ergebnissen  zu  ziehen. 
Die  Zeiten  aber,  in  denen  das  Für  und  Wider  einzig  mit 
Sätzen  aus  der  Physiologie  und  Mechanik  erledigt  werden 
wollte,  sind  endgültig  dahin,  oder  sollten  es  doch  sein. 

Als  Quelle  für  die  Beurteilung  der  mit  gerader  Mittenlage 
und  Steilschrift  erzielten  Erfolge  dienen,  wenn  man  die  Kund- 
gebungen der  Tagespresse  als  zu  wenig  zuverlässig  aulser 
acht  lälst: 

1.  die  Yon  Schulmännern  verfaTsten  oder  in  Lehrer- 
zeitschriften niedergelegten  Arbeiten; 

2.  die  ärztliche  Litteratur  über  diesen  Stoff; 

3.  die  zumeist  der  zweiten  Grappe  angehörigen,  aber 
durch  ihre  entscheidende  Bedeutung  einen  besonderen 
Bang  einnehmenden  Kommissionsgutachten  und  die 
Berichte  über  vergleichende  Messungen  der  Körper- 
haltung in  Steilschriftklassen  und  in  KontroUklaasen 
mit  schräger  Schrift. 

I. 

Pädagogische   Litteratur. 

Die  in  dieser  Gruppe  zu  nennenden  Arbeiten  rühren 
gröfserenteils  von  Lehrern  her,  welche  selbst  Sohreib- 
unterricht  geben,  zum  anderen  Teil  von  Schulvorständen  oder 
Vertretern  der  Schulbehörde.  Man  durfte  hoffen,  dafs  ina- 
besondere die  von  Praktikern  geschriebenen  Arbeiten  ihren 
Schwerpunkt  in  die  Wiedergabe  der  persönlich  mit  der  Steil- 
schrift gemachten  Erfahrungen  verlegen  und  dadurch  die  vor- 
wiegend von  Ärzten  geschaffene  theoretisierende  Litteratur  der 
vorhergehenden  Jahre  in  willkommener  Weise  ergänzen  würden. 
Leider  entrollen  nicht  alle  der  im  Schulzimmer  wirkenden 
Autoren  ein  Bild  von  dem,  was  sie  mit  ihren  Schülern  und 
mit  der  geraden  Mittenlage  erlebten,  und  wie  sich  die  Sache 
in  der  Praxis  nach  der  hygienischen  und  pädagogischen  Seite 
hin  entfaltet  hat..  Die  meisten  konnten  dem  Beiz  nicht 
widerstehen,  die  theoretischen  Gründe  und  Gegengründe  immer 
wieder    zu     entwickeln    und     gegeneinander    abzuwägen,    um 


131 

kieraus  mit  mehr  oder  minder  grofser  Entsckiedeiiheit  ihre 
StellaDgnahme  im  Widerstreit  der  Meinongeu  zu  schöpfen, 
unverkennbar  gebührt  diesen  reproduktiven  Arbeiten  insoweit 
Danky  als  sie  neue  Elreise  für  Beteiligung  an  den  Versuchen 
gewannen  und  den  Meinungsaustausch  in  Fluis  brachten.  Zur 
Stande  aber  bedürfen  wir  vor  allem  der  Kundgabe  des  Selbst^ 
gesehenen  und  Rrlebten,  und  die  Erklärung  eines  Autors,  er 
sei  ein  Freund  oder  Gegner  der  Steilschrift,  erhalt  ihr  Schwer- 
gewicht erst  dann,  wenn  er  zu  beschreiben  vermag,  wie  die 
steilschreibenden  Kinder  in  seiner  Schule  wirklich  sitzen, 
nicht  wie  sie  aus  diesen  oder  jenen  Gründen  vermutlich  sitzen 
würden,  falls  man  sie  steilschreiben  Heise.  Legt  man  diesen 
Mafsstab  an,  dann  schmilzt  die  Zahl  der  aus  Lehrerkreisen 
kommenden  Arbeiten  erheblich  zusammen,  so  dals  die 
litterarisohe  Ausbeute  leider  im  Mi&verh&ltnis  bleibt  zu  den 
ausgedehnten  praktischen  Versuchen. 

Li  dem  nunmehr  folgenden  Verzeichnis  der  Publikationen 
wurden  die  Namen  jener  Verfasser  fett  gedruckt,  die  ent- 
weder auf  eigene  Erfahrungen  ausdrücklich  hinweisen,  oder  von 
denen  sonst  bekannt  geworden  ist,  da£9  ihr  Urteil  von  Ver- 
sochen  in  der  eigenen  Schule  getragen  wird.  Es  sind  alle 
Arbeiten  der  letzten  Jahre  genannt,  die  sich  in  dem  littera- 
rischen Einlauf  der  vorliegenden  Zeitschrift  befinden  oder 
durch  freundliche  Zusendung  mir  bekannt  geworden  sind.^ 

Als  Gegner  der  geraden  Mittenlage  mit  senkrechter  Schrift 
sind  zu  nennen:  Schmabje****,  Stböbaubb*^  0.  Jauke  **'  *•  '•  ", 
Langenbbuch  *^  PiBiTscH '®,  Thoband  ^  ^,  Haupt  VOGEL  *  *, 
Lohb'^,  Lukas  ^^  ein  Anonymus  in  der  rheinisch-westfälischen 
Schulzeitung^  und  ein  zweiter  Anonymus  in  einer  bei  J.  H. 
Bon  in  Königsberg  erschienenen  Broschüre^. 

Zu  Gunsten  der  Steilschrift  sprechen  sich  aus:  Ambros^' ^ 
Anonymus  der  allgemeinen  deutschen  Lehrerzeitung ^,  Bachleb®, 

^  Die  vor  drei  Jahren  an  die  Redaktionen  der  bedeutendsten  pfida- 
gogischen  Zeitschriften  gerichtete  Bitte  um  Übersendung  der  hierher  ge- 
hörigen Anfsaüse  fand  nur  wenig  Gehör,  so  dafs  das  Verseichnis  vielleiobt 
Inokenbaft  geblieben  ist. 

9» 


132 

Bayr'' «'  ••  ^^\  Bravkula^^^,  B»llg6^fy"^  Dietrieh^S  Elm", 
Franges  "*,  Gban  "•,  Guglee  **,  Hackel  **,  HIkokson-Hansen  ^" 
«  !•*,  Henniiigseii",  Hertel"'^  *^  Hofmalln<^  Höhn",  Jaek- 
g^n^i».  iw  "1,  P.  Jaiike«*,  Jell8ell"^  K4pp4ti"^  KeUer*», 
Leve^till*^  Meissner",  W.  Meyer",  Sophie  M»llep"*, 
Petersen",  Pfeiffer^^  Rotsoh",  Rnckert""  *^  Sperling*«, 
ScHAPMANN**,  Scharf**,  Schmidtbaner*^  Sohmibdingbb**, 
StandigPo,  Sehn Iprogramm Ulm",  WalterhBfer",  Wiesmann", 
Wunderlich"-  ",  Ziesch^^^  Zimmermann". 

Unter  den  Gegnern  bezieht  sich  allein  0.  Jankb**'  "  ■•  ^ 
auf  eigene  Schulerfahrongen  mit  Steilschrifi;,  denen  er  Kontroll- 
yersuche  mit  Schrägschrift  in  schräger  Mittenlage  gegenüberstellte. 
Leider  berichtet  er  über  diese  Versuche  nur  sehr  kurz  und 
widmet  den  Hauptteil  seiner  Aufsätze  der  Darlegung  dessen, 
was  Beblin  und  Rembold  vor  Zeiten  über  dieses  Thema 
geschrieben  haben,  aLs  noch  in  keiner  Schule  in  oder  aufserhalb 
Deutschlands  auch  nur  eine  steilschreibende  Klasse  vor- 
handen war. 

Über  die  Versuchsanordnung  O.  Jankes  möge  die  E2nt- 
gegnung  des  gleichnamigen  Rektors  F.  Jankb**,  an  dessen 
Schule  gleichfalls  Parallelversuche  mit  schräger  und  senk- 
rechter Schrift  durchgeführt  wurden,  hier  Platz  finden: 

„Herr  Otto  Janke  hat  Versuche  angestellt,  und  zwar 
in  der  Weise,  dals  er  einen  Teil  der  Schüler  Steil-,  den  anderen 
Schrägschrift  ausführen  liels.  In  einem  Semester  wurden  nur 
am  Anfang  Anweisungen  gegeben,  wie  das  Heft  zu  legen, 
Körper,  Arm  und  Hand  zu  halten,  die  Feder  zu  ftlhren  seL 
Während  des  Semesters  fanden  Belehrung  und  Einwirkung 
nur  gelegentlich  statt,  und  die  Haltung  *war  in  beiden  Ab- 
teilungen gleich  schlecht.  Beim  zweiten  Versuch  wurde  nicht 
nur  anfänglich  Belehrung  gegeben,  sondern  es  wurde  wiederholt 
und  mit  Ernst  auf  die  Befolgung  der  Regeln  geachtet.  Die 
Haltung  war  in  beiden  Abteilungen  gleich  gut.  Daraus 
folgert  Herr  Janke,  dals  nicht  das  Princip  der  Steilsohrift 
die  bessere  Haltung  erzeuge,  sondern  nebensächliche  Forderungen 
über  Handhaltung,  Federführung  u.  s.  w. 


133 

loh  kann  den  Ansftüinuigen  des  Herrn  Amtsgenossen 
nicht  ohne  weiteres  volle  Beweiskraft  zuerkennen.  DaTs  seine 
Sdiüler  nach  dem  ersten  Versuche ,  bei  dem  die  fortgesetzte 
Belehrung  und  Einwirkung  fehlte,  sowohl  bei  der  Schräg-, 
wie  bei  der  Steilschrift  schlechte  Haltung  hatten,  glaube  ich 
ihm  gem.  Wir  dürfen  solche  Belehrung  und  Einwirkung 
nicht  fehlen  lassen,  auch  nicht  auf  gelegentliche  Ausübung 
beschränken.  Gibt  es  doch  nicht  wenige  Schüler,  die  nicht 
nnr  in  der  Schreibstunde,  sondern  auch  in  anderen  ünterrichts- 
stmiden  trotz  bestkonstruierter  Bänke  wieder  und  wieder  in 
eine  sohlechte  Haltung  zurückfallen.  Weiter  scheint  mir  der 
Versuch  insofern  bedenklich,  als  er  die  beiden  Abteilungen 
nebeneinander  in  derselben  Zeit  unterrichtete:  wir  wissen,  wie 
leicht  unsere  Schüler  etwas  Schlechtes  nachahmen,  auch  in 
Beziehung  auf  die  Haltung.  Wenn  der  Herr  Kollege  nun 
aber  bei  fortgesetzter  Belehrung  und  Einwirkung  in  beiden 
Abteilungen  gute  Haltung  erzielt  hat,  so  ist  damit  noch  nicht 
bewiesen,  ob  es  nicht  den  Steilschreibem  wesentlich  leichter 
geworden  ist,  den  Forderungen  bezüglich  der  Haltung  zu 
genügen,  als  den  Schrägschreibern.  An  meiner  Schule  ist  der 
Versuch  in  folgender  Weise  ausgeführt:  Nach  eingehender 
Besprechung  in  der  Konferenz  wurde  beschlossen,  mit  den 
Schülern  der  5.  Klasse  die  Steilschrift  zu  üben,  während 
die  Parallelklasse  bei  ihrer  Schrägschrift  blieb.  Ich  muis 
sagen,  dals  mich  das  Ergebnis  sowohl  in  Beziehung  auf  Schön- 
heit und  Korrektheit  der  Schrift,  wie  in  Beziehung  auf  die 
Haltung  befriedigt  hat.  Bemerkt  mag  noch  werden,  dals  der 
Lehrer,  der  hier  die  Steilschrift  übte,  auch  in  der  Parallel- 
klasse den  Schreibunterricht  erteilte,  und  daHs  er  ohne  jede 
Voreingenommenheit  an  den  Versuch  herangegangen  ist.*^ 

Diesen  Ausführungen  sei  nur  noch  beigefügt,  dals  die 
Versuche  von  O.  Janke  nicht  genau  genug  beschrieben  worden 
sind,  um  daraus  Schlufsfolgerungen  ziehen  zu  köimen.  Mit 
dem  allgemeinen  Urteil,  dals  die  schrägschreibenden  Kinder 
ebensogut  salsen,  wie  die  steiUchreibenden,  hätte  sich  ein  so 
scharfer  Kenner  der  Theorie   des  Schreibens   nicht   begnügen 


134 

dürfen.  Nicht  alle  Anomalien  der  Schreibhaltnng  fallen  der 
Heftlage  und  Gmndstrichriohtung  zur  Last,  sondern  es  leuchtet 
aus  der  gesamten  Steilschriftlitteratur  mit  aller  Schärfe  jener 
rote  Faden  hervor,  dafs  dem  schrägen  Zeilenverlauf  bei  der 
schiefen  Mittenlage  eine  Neigung  des  Kopfes  gegen  die  linke 
Schulter  und  eine  Senkung  dieser  linken  Schulter  zuzuschreiben 
ist.  Eine  sorgfältige  Beobachtung,  wenn  nicht  Messung  nach 
dieser  Richtung  hin  hätte  man  von  O.  Janke  erhoffen  dürfen. 
Die  allgemein  gefafste  Censur  einer  gleich  guten  oder  gleich 
schlechten  Haltung  hängt  allzusehr  von  dem  subjektiven  Er- 
messen ab  und  trifft  nicht  den  Kern  der  Sache. 

O.  Jankk  erachtet  in  seiner  Hauptarbeit  im  Pädagogischen 
Magazin  für  erforderlich,  den  Nachweis  zu  führen,  daJs  die 
Heftlage  es  nicht  allein  ist,  auf  die  es  beim  Schreiben  an- 
kommt, dafs  vielmehr  gutes  Licht,  gesunde  Augen,  angepafste 
Bänke,  normale  Muskelkraft,  kurze  Dauer  der  Schreibarbeit, 
Sachkenntnis  und  Energie  des  Lehrers  dabei  volle  Beachtung 
verdienen.  In  diesen  Stücken  wird  ihm  jeder  Unbefangene 
beipflichten.  0.  Jankes  Schlufssatz:  „Wenn  es  überhaupt 
der  Fall  ist,  so  ist  die  Schriftrichtung  nur  ein  einzelnes 
Moment  unter  vielen  nicht  minder  wichtigen  Faktoren,  welche 
die  Körperhaltung  beeinflussen^,  nähert  sich  sehr  dem  Stand- 
punkt besonnener  Freunde  der  Steilschrift. ^ 

Den  Arbeiten  0.  Jankes  ist  breitere  Besprechung  gewidmet 
worden,  weil  sie  sich  auf  eigene  Schulerfahrung  stützen.  Alle 
anderen  in  der  pädagogischen  Litteratur  zu  Wort  gekommenen 
Gegner  der  Steilschrift  wiederholen  entweder  nur  die  Worte 
Berlins,  z.  B.  Stegbaüer*',  der  Anonymus  aus  der  rheinisoh- 
westfelischen  Schulzeitung*,  Haüptvogel*^  Thoeand**  und 
LÖHB^^,  oder  ergehen  sich  in  mehr  oder  minder  geistreiolien 
Witzeleien,  wie  z.  B.  Pibitsch*',  oder  gar  LANaENBEüOH*®, 
der  sein  Rüstzeug   der   „Graphologie"  entlehnt,   indem   er  be- 

^  Wahrend  des  Dmckea  erschien  ein  neuer  AofsatE  0.  Javkm  in 
den  Pädagogischen  Blättern  für  Lehrerbildung,  No.  6  d.  Js.  Auch  von 
dieser  Arbeit  gilt  das  eben  Qesag^,  da  sie  nur  Theorie  und  keine  neue 
Sohulerfahrung  enthält. 


1S5 

hanptet,  dafs  „die  Sohrägsehrift  den  natürlichen,  nngezwnngenen, 
mit  normalem  Gefühl  begabten  Menschen  angehört,  während 
man  die  Steilschrift  bei  Lenten  findet,  die  ihrer  Natürlichkeit 
Gewalt  anthaten  nnd  mit  erzwungener  Kälte  oder  Verstellnng 
in  die  Welt  guckten!" 

Aus  keiner  dieser  Arbeiten  ist  erkennbar,  ob  die  Verfasser 
jemals  ein  steilschreibendes  Kind  beobachtet,  geschweige  denn 
eine  Klasse  auch  nur  ein  Schuljahr  hindurch  in  Steilschrift 
üotenichtet  haben. 

Ernstere  Arbeit  liegt  in  der  bei  Bon  in  Königsberg  er- 
schienenen anonymen  Broschüre^  vor,  die  sich  durch  Klarheit 
tmd  Selbständigkeit  des  Gedankenganges  auszeichnet.  Der 
Autor  nimmt  insofern  eine  vermittelnde  Stellung  ein,  als  er 
die  von  der  geraden  sehr  wenig  abweichende  Mittenlage  mit 
einer  Heftdrehung  von  nur  10  bis  höchstens  15^  befürwortet, 
also  genau  jene  Heftlage,  mit  deren  Empfehlung  Gtboss  seiner 
Zeit  die  Steilschriftbewegung  einleitete. 

Es  ist  bedeutsam  und  im  Sinne  der  Steilschriftbewegung 
erfreulich,  dals  die  zu  ihren  G-unsten  in  der  pädagogischen 
Litteratur  laut  gewordenen  Ansichten  nicht  nur  weit  zahl- 
reicher sind,  sondern,  was  entscheidend  ins  Gewicht  ÖÜlt,  in 
der  grolsen  Mehrzahl  auf  eigener  Anschauung  und  jahrelanger 
Erprobung  beruhen.  Diese  Arbeiten  sind  zum  Teil  als  Ver- 
dichtung der  in  den  Hauptcentren  der  Steilschriftversuche 
gesammelten  Erfahrungen  von  hoher  Bedeutung.  Dahin  sind 
zu  rechnen  die  Berichte  aus  Flensburg  (Petebsek'^),  Berlin 
(Hbrtbl^»'"),  Wien  (Bayb'''»'  »),  Prag  (Hackel*^),  Pest 
(KiÄPln  und  BöNGÄBFT *'^),  Breslau  (Ziesoh*'^^  und  Hof- 
MAim*^,  Freiburg  i./Br.  (Kbllbb**),  Oldenburg  (W.  Metbb"), 
Leipzig  (Sperling**),  Nürnberg  (Wündeblich**  "*  **)  und 
Würzburg  (Rückebt»^  ••  *<>). 

Die  meisten  Verfasser  beschränken  sich  darauf,  im  all- 
gemeinen festzustellen,  dafs  die  Körperhaltung  bei  gerader 
Mittenlage  eine  erheblich  bessere  ist,  als  bei  den  bisher  üblichen 
Hefüagen  mit  Schrägschrift.  Auch  in  diesen  Aufsätzen  nehmen 
theoretische    und    aprioristiscfae    Darlegungen     vielfach    einen 


136 

breiten  fiAum  ein  nnd  können  hier  übergangen  werden.  Wert- 
voll aber  sind  in  allen  anf  eigener  Erfalining  foÜBenden  Arbeiten» 
die  immer  wiederkehrenden  Anssprüohe,  daDs  von  den  am 
grünen  Tisch  ersonnenen  Bedenken  gegen  die  senkrechte 
Schreibweise  keines  in  der  Praxis  Bestätigung  gefunden  hat. 
Handhaltungy  Arm-  und  Fingerbewegung  sind  leicht  durch- 
führbar, und  die  Behauptung,  dals  sie  ^^unphysiologiBch^  seien 
und  ^gegen  die  Bewegungsgesetze  der  schreibenden  Gelenke 
yerstieUsen^,  zerflieM  gegenüber  der  Schulerfahrung  in  nichts. 
Manche  Schriften  berichten  über  Wettschreiben  mit  senkrechter 
und  schräger  Schrift,  welches  nirgends  zu  Ungunsten  der  Steil- 
schrift ausfiel.  In  der  That  dürfte  ftir  jene  Grade  von 
Schreibfiüchtigkeit,  welche  in  der  Schule,  zumal  in  der  Volks- 
schule, in  Betracht  kommen,  die  Steilschrift  nicht  hinter  der 
alten  Schreibweise  zurückstehen. 

Eigenartigen  Beiz  gewinnen  einige  dieser  Mitteilungen 
durch  die  Schilderung  der  Verfasser,  mit  welchen  Vorurteilen 
sie  an  die  Steilschriftproben  herantraten,  wie  ihnen  zunächst 
Mifserfolge  begegneten,  und  wie  sie  erst  dadurch,  dafs  sie 
selbst  senkrecht  schreiben  lernten,  zur  richtigen  Unter- 
richtsmethode und  damit  zu  vollem  Erfolge  vordrangen.  Man 
lese,  was  darüber  Rückebt  ^',  S.  8  und  HoFMAmr ''  Lehrreiches 
zu  berichten  wissen.  Letztgenannter  Autor  sagt  sehr  treffend, 
dafs  nach  seiner  Vermutung  ein  nicht  unerheblicher  Teil  der 
Gegner  sich  aus  solchen  zusammensetzt,  welche  diese  Schrift 
überhaupt  noch  nie  geübt  haben,  oder  wenigstens  nicht  über 
die  ersten  Versuche  hinausgelangt  sind. 

In  den  Lehrerzeitschriften  hat  man  die  Steilschrift  be- 
g  reiflicherweise  auch  vom  pädagogischen  Standpunkte  betrachtet 
u  nd  ihr  in  dieser  Hinsicht  Vorzüge  nachgerühmt,  die  zum  Teil 
in  hygienischer  Hinsicht  nicht  belanglos  sind.  Insbesondere 
wird  hervorgehoben,  dafs  der  Begriff  des  Senkrechten  dem 
Kinde  leichter  einzuprägen  sei,  als  der  einer  Schräglage  von 
bestimmtem  Grade,  dab  die  Schrift  infolgedessen  gleich- 
mäisiger  ausfalle,  dafs  der  Schreibunterricht  schneller 
vorschreiten  könne,   ja   sogar,    dafs    man    bei    Steilsohnft   die 


137 

eigentlichen  Schönschreibstnnden  verringern  nnd  in  einem 
früheren  Jahrgang  vom  Stundenplan  verschwinden  lassen 
kOnne,  als  dies  bisher  bei  Schrägschrift  möglich  war.  Dies 
wäre  allerdings  gesundheitlich  sehr  zu  begrüfsen.  Dafs  ferner 
die  senkrechte  Schrift  deutlicher  und  bei  gleicher  Gröise 
leichter  lesbar  ist,  als  die  Schrägschrift,  dürfte  bei  Freund 
und  Gegner  kaum  noch  auf  Widerspruch  stofsen,  da  es  sich 
planimetrisch  und  optisch  nachweisen  läfst.  Insbesondere 
loben  Lehrer,  welche  viel  Korrekturen  zu  lesen  haben,  dies 
als  eine  wahre  Wohlthat  der  neuen  Schreibart.  Noch  mehr 
als  bei  der  Buchstabenschrift  tritt  der  Vorzug  gröfserer  Deut- 
lichkeit und  Übersichtlichkeit  beim  Rechnen  hervor,  am  augen- 
ftlligsten  bei  senkrechter  Anordnung  einer  gröfseren  Beihe 
vielstelliger  Zahlen  zum  Zweck  der  Addition. 

Oegen  ein  der  Steilschrift  von  Seiten  der  Lehrer  oft  ge- 
spendetes Lob  möchte  ich  indessen  Einspruch  erheben;  es  ist 
das  der  Baumerspamis.  Zweifellos  bringt  man  auf  gleichem 
Raum  bei  gleicher  Deutlichkeit  eine  grölaere  Anzahl  von 
Worten  in  Steilschrift  unter,  als  in  Schrägschrift.  Diesen 
winzigen  materiellen  Vorteil  erkauft  man  dann  aber  mit  Ver- 
zicht auf  den  für  die  Hygiene  des  Auges  überaus  wichtigen 
Gewinn  einer  gfVfseren  Deutlichkeit.  Wer  die  letztgenannte 
Frucht  der  Steilschrift  voll  ausnutzen  will,  darf  sich  nicht 
durch  falsche  Sparsamkeit  um  einen  Teil  dieses  Gewinnes 
bringen  lassen. 

unter  den  in  pädagogischen  Zeitschriften  veröffentlichten 
Arbeiten  gebührt  derjenigen  von  Oberschulrat  Dr.  v.  SALLwn&BK^^ 
ein  besonderer  Rang,  weil  sie  durch  die  Stellung  des  Autors 
an  der  Spitze  des  Badenser,  in  so  vieler  Hinsicht  vorbild- 
lichen Schulwesens  an  Bedeutung  den  später  zu  erwähnenden 
Kommissionsgutachten  gleich  erscheint.  Man  wird  aus  dem 
Umstände,  dab  v.  Sallwübk  zuerst  in  Deutschland  für  die 
Vorzüge  der  von  DntCKX  in  der  Brüsseler  Normalschule  ein- 
geführten stark  emporgerichteten  Schrift  von  nur  15^  Rechts- 
neigung eintrat,'  gewiis  keine  Voreingenommenheit  zu  Gunsten 

^  Pädagog.  Studien  von  Dr.  Rsnr,  1881,  3.  Heft. 


138 

der  geraden  Mittenlage  mit  streng  senkrechter  Schrift  herleiten. 
Den  zur  Zeit  im  Grofsherzogtum  Baden  allgemein  durch- 
geführten Schreibduktus  von  15^  Rechtsneigung  bezeichnet 
y.  Sallwübk  als  einen  Übergang  zur  vollkommen  senkrechten 
Schrift,  deren  hygienische  Vorteile  durch  Versuche  in  mehreren 
Schulen  ins  deutlichste  Licht  gesetzt  worden  seien.  (S.  278.) 

Von  gleicher  Wichtigkeit  erscheint  das  von  dem  Ge- 
heimen Oberschulrat  Dr.  Schilleb**  in  dieser  Zeitschrift 
zu  Gunsten  der  Steilschrift  abgegebene,  auf  eigene  Erfahrung 
gestützte  Urteil. 

n. 

Ärztliche  Litteratur. 

Es  sollen  an  dieser  Stelle  nur  die  rein  theoretischen  und 
jene  Arbeiten  aus  ärztlicher  Boeder  besprochen  werden,  welche 
äoh  auf  allgemeine  Urteile  über  die  bei  steilschreibenden 
Kindern  beobachtete  K&rperhaltung  beschränken.  Den  Kom- 
missionsgutachten und  den  Berichten  über  vergleichende 
Messungen  ist  ein  eigener  Abschnitt  vorbehalten. 

Der  Vortritt  bleibe  auch  hier  den  Steilschriftgegnem.  Es 
sind  in  erster  Reibe  zu  nennen  die  unter  Beblins  Leitung 
entstandene  Arbeit  von  Ahbens  ^®  über  die  Bewegung  der 
Augen  beim  Schreiben  und  der  Bericht,  den  Beblin^'  selbst 
über  diese  Untersuchungen  in  der  Sitzung  der  ophthalmologischen 
Gesellschaft  zu  Heidelberg  im  Jahre  1891  gegeben  hat.  Die 
Untersuchungen  von  Ahbens  bezogen  sich  zunächst  auf  den 
EinfluCs  des  Zeilenverlaufes  auf  die  Kopfhaltung.  Nach  einer 
Methode,  die  im  Original  nachgelesen  werden  möge,  gelangte 
derselbe  zu  dem  Ergebnis,  dals  bei  schräger  Heftlage  die  Zeile 
niemals  in  die  Visierebene  aufgenommen,  sondern  von  dieser 
in  der  Richtung  von  links  oben  nach  rechts  unten  geeohnitten 
wird.  Ahrems  glaubt,  diesen  seinen  Befund  gegen  mich  Fer- 
werten  zu  können,  übersieht  aber,  dafis  meine  Messungen^  mit 
den  seinigen  sehr  nahe  zusammentreffen.    Unter  243  Messungen 


*  Vergl.  Graf e8  Archiv,  XXXII,  1,  8.66  und  Tab.  Hla,  No.  3  auf 
S.  119. 


139 

fand  ich  239  mal,  dafs  die  Visierebene  die  Zeile  nicht  in  sich 
an&iimmt,  1  mal  gelangten  beide  zur  Verschmelzung,  und 
3  mal  fand  eine  Uberdrehung  statt,  so  dals  die  Zeile  von 
der  Visierebene  in  umgekehrter  Richtung  von  links  unten  nach 
rechts  oben  geschnitten  wurde.  Den  Grund  suchte  ich  darin, 
dafs  der  Sohreibakt  nicht  von  einem  starren  Gesetz  beherrscht 
wird,  sondern  dafs  eine  Reihe  von  Faktoren  dabei  zusammen- 
wirken und  das  Gesetz  von  den  bevorzugten  Bliokbahnen, 
mag  man  es  nun  auf  die  Grundstrich-  oder  auf  die  Zeilen- 
richtung anwenden  wollen,  immer  nur  die  Rolle  einer  der 
Komponenten  im  Parallelogramm  der  Kräfte  spielt. 

Statistisch  ausgedrückt  wurde  also  bei  Ahbens  in  100  ®/o, 
bei  mir  aber  in  98,4  ?/o  der  Fälle  die  Zeile  von  der  Visier- 
ebene  in  der  angegebenen  Weise  geschnitten.  Das  sieht  mehr 
einer  Bestätigung  ähnlich,  als  einer  Widerlegung.  Ahbens 
freilich  folgert  daraus,  dafs  eine  Neigung  der  Visierebene  gegen 
die  Zeile  überhaupt  nicht  stattgefunden  habe,  und  dieser  Schlufs 
enthält  einen  Irrtum.  Wenn  von  zwei  Wettläufem  Ä  hinter  B 
ebe  Strecke  weit  zurückbleibt,  darf  daraus  geschlossen  werden, 
dab  A  überhaupt  nicht  gelaufen  sei?  Will  man  am  Ende 
des  Rennens  erfahren,  welcher  Weg  Ä  zurückgelegt  hat, 
so  wird  nicht  der  schliefsliche  Abstand  der  Wettläufer  von- 
einander, sondern  die  Entfernung  des  Ä  von  seinem  Aus- 
gangspunkt zu  messen  sein.  Berlin  und  Ahbens  hätten  also 
untersuchen  müssen,  ob  die  Abweichung  der  Visierebene  von 
der  PrimärstelluDg  bei  schräger  Zeile  sich  ändert  und  mit 
dem  Grade  der  Schräglage  wächst.  Bei  dieser  Fragestellung 
wären  die  Untersucher  in  die  Lage  gekommen,  meine  im 
Jahre  1885  aus  1200  Messungen  gewonnenen  Durchschnitts- 
zahlen zu  bestätigen  oder  zu  widerlegen.  Ich  fand  damals:^ 
bei  gerader  üittenlage  eine  Linksneigung  des  Kopfes 
von  2,8®  im  Mittel; 

bei  schräger  Mittenlage,  bei  gerader  und  schräger  Rechts- 
lage   eine    Zunahme    der   Linksneigung  des  Kopfes  bis  zu 


*  A.  a.  0.  S.  48. 


140 

7,9<>,  9,9®,  12,7®  und  16,6®,  im  geraden  Verhältnis  ansteigend 
mit  dem  Waohstnm  des  Winkels  zwischen  Zeile  imd  Polt- 
rand,  bezw.  bei  den  Rechtslagen  zwischen  Zeile  nnd  Stirn- 
ebene    des   Schreibenden. 

Aniser  der  scharfen  Fragestellnng  wird  man  in  der 
Arbeit  von  Ahbens  die  Zahlenangaben  über  seine  Messungen 
yermissen.  Es  fehlt  jede  ziffernmäfsige  Darlegung, 
sowohl  über  die  Anzahl  der  vollführten  Messungen,  als  über 
die  gefundenen  Winkelgröfsen,  und  nicht  einmal  Mittelwerte 
werden  mitgeteilt. 

ferner  wäre  es  wichtig,  zu  erfahren,  wer  die  Versuchs- 
personen waren.  Die  Methode  beruht  auf  Doppelbildern,  die 
durch  willkürliches  Schielen  herrorgemfen  werden;  sie  gehört 
somit  zu  den  sogenannten  subjektiven  Untersuchungsmethoden. 
Hierbei  ist  man  nun  vollkommen  den  Aussagen  der  Versuchs- 
person anheimgegeben  und  steht  zwischen  Scylla  und  Charybdis. 
Prüfte  Ahbens  mit  Kindern^  so  waren  Müsverständnisse  und 
Irrtümer  das  einzig  sichere  Resultat.  Prüfte  er  mit  natur- 
wissenschaftlich geschulten,  in  Selbstbeobachtung  geübten  Er- 
wachsenen, so  erfuhr  er  im  besten  Falle  etwas  ganz  anderee, 
als  für  die  Zwecke  der  Schulhygiene  wissenswert  ist;  denn 
der  Anteil,  den  das  Auge  an  der  zu  schreibenden  Zeile  nimmt, 
ist  bei  fertig  und  schnell  schreibenden  Erwachsenen  ein  ganz 
anderer,  als  beim  Kinde.  Im  ersten  Schuljahre  ist  der  Einfiuls 
der  noch  sehr  langsam  entstehenden  Zeile  auf  das  Auge  gering; 
er  wächst  in  der  Schulzeit  mit  zunehmender  Schreibgewandtheit| 
schwindet  aber  im  späteren  Leben  bei  Vielschreibern  nicht 
selten  fast  ganz,  weil  die  Zeilenführung  automatisch  wird. 

Eine  zweite  Untersuchungsreihe  von  Berlin  und  Ahbens 
galt  den  Bewegungen,  mit  welchen  die  Augen  den  Grund- 
strich begleiten.  Auf  das  kokainisierte  Auge  der  Versuchs- 
person wurde  ein  kleines  Spiegelchen  befestigt,  dessen  Licht- 
reflex jede  Blickbewegung  in  starker  Vergröfserung  zur 
Anschauung  brachte.  Es  zeigte  sich,  dals  für  gewöhnliche 
Schreibweise  und  Schrift  das  der  Zeile  entsprechende  Licht- 
bild bei  20-  bis  SOfacher  Vergröfserung  „eine  hier  and 


141 

da  y|on  kleinen  Höokerohen  unterbroohene  Linie 
aufwies".  Das  ist  alles,  was  von  den  nach  Beblins  Angaben 
die  Onindstriclie  begleitenden  und  den  ganzen  Schreibakt  be- 
herrschenden Angenbewegungen  übrig  blieb.  Fügt  man  das 
Zugeständnis  bei,  welches  Berlin  in  Heidelberg  machte  ^' 
(S.  186  nnd  137),  dafs  die  Blickbahn  in  der  That  der  Zeile 
folgt,  so  kann  kaum  noch  ein  Zweifel  obwalten,  dafs  selbst 
nach  den  Rostocker  Untersuchungen  der  Einfluls  der  Zeile 
auf  das  Auge  bedeutender  ist,  als  der  Einflufs  des  Grund- 
striches, und  darauf  beruht  die  hygienische  Überlegenheit 
der  geraden  Mittenlage. 

Ein  dritter  ärztlicher  G-egner  erstand  der  Steilschrift  in 
SiSLLWAGt  VON  Cabion^^®.  Seine  Einwendungen  sind  rein  theo- 
retischer Natur  und  stehen  im  Widerstreit  zu  dem,  was  die 
tägliche  Erfahrung  in  den  Steilschriftklassen  lehrt.  Es  ist  aus 
der  Arbeit  nicht  ersichtlich,  ob  der  Verfasser  je  ein  Kind 
beim  Senkrechtschreiben  beobachtet  hat. 

Nun  folgt  ein  Verzeichnis  der  für  Steilschrift  eintretenden 
Ärzte.  Die  Namen  jener  Autoren,  welche  selbst  die  Steil- 
Schrift  an  Schulkindern  beobachtet  haben,  sind  fett  gedruckt. 

Hermann  Colin  (Breslau)  ••-  ^  '^-  ^^,  Collinbaü  (Paris)  "*, 
€eMbe  (Lausanne)  ^^^  "*  ^^\  Dollinger  (Budapest)  ^^\  Edel  (Ber- 
Bn)»<»,  Fodop  (Budapest)  "^  Fuchs  (Wien) '•"•»»,  Gelpkb 
(Karlsruhe)  '\  Girard  (Bern)  »^^  Max  Ornber  (Wien)  *•«,  Heptel 
(Kopenhagen) «>•  "<>  "  "^  Hoffa  (Würzburg)«»,  Javal  (Paris)»»» 
••  "*,  Kammerer  (Wien  ["»,  Kotelmann  (Hamburg)  '*  ^'  '• »», 
Kthner  (Frankfurt  a/M.)^»,  Krug  (Dresden)»»,  Laqueub 
(Strasburg)  »*,  Lorenc  (Wien) »»,  Kikulicz  (Breslau)  »^*,  Nieden 
(Bochum) »«,  V.  Beuss  (Wien) ««,  fiitzmana  (Zürich)  »^»,  Sack 
(Moskau)»»»,  ScHBEiBEB (Magdeburg) ^^  Schusehny  (Budapest)»®», 
Toldt  (Wien)  ",  Younö  (Augusta,  Nord- Amerika) »»». 

Die  Fülle  des  Stoffes  verbietet  eine  genauere  Würdigung 
der  einzelnen  Arbeiten,  welche  man  behufs  eingehenderen 
Studiums  im  Original  nachlesen  möge.  Zweck  und  Umfang 
der  Au&ätze  sind  mannigfach.  Einige  derselben  dienten 
orientierenden  Vorträgen,  um  die  Lehrerkreise  der  Heimat  für 


142 

Vornahme  von  Steilschriftproben  zu  gewinnen  (Gelpkb, 
ScHKEiBEB,  Sack,  Nieden)  ;  demgemälB  konnte  hier  noch  nioht 
über  eigene  Erfahrungen  berichtet  werden,  die  aber  inzwischen 
wohl  von  jedem  der  Genannten  gesammelt  worden  sind.  Die 
überwiegende  Mehrzahl  der  Verfasser  stützt  sich  auf  eigene,  in 
Steilsohriftklassen  gemachte  Beobachtungen.  Anlals  dazu  bot 
einem  Teile  der  Autoren  ihre  schul-  oder  amtsärztliche  Thfttig- 
keit  (CoMBE,  Axel  Hebtel,  Kakmebes,  Ksua»  Schuschny), 
einem  anderen  Teile  die  Mitarbeit  in  Steilschriftkommissionen 

(DOLLINGBB,  FODOB,   FuGHS,    MaX  GbUBEB,   LoBENZ,    Y.  BeüSS, 

Bitzmann),  über  deren  offizielle  Gutachten  ein  gesonderter 
Abschnitt  berichten  wird,  während  an  dieser  Stelle  nur  auf 
die  persönlichen  Kundgebungen  einzelner  Kommissions- 
mitglieder  Bezug  genommen  werden  soll. 

Das  Wesentliche  in  den  angeführten  Veröffentlichungen 
liegt  darin,  dals  alle  Ärzte,  die  Gelegenheit  hatten,  senkrecht 
und  schräg  schreibende  Schulen  zu  vergleichen,  über  die  bessere 
Haltung  in  den  Steilschriftklassen  einig  sind.  Diese  Bekundung 
ist  um  so  höher  anzuschlagen,  als  mit  Ausnahme  von  FTebmank 
GoHN  und  Jayal,  welche  die  Steilschrift  mit  aus  der  Taufe 
gehoben  haben,  alle  die  genannten  Autoren  erst  im  Stadium 
der  praktischen  Erprobung  an  die  Frage  herangetreten  sind, 
mithin  einer  theoretischen  Voreingenommenheit  nicht  gesiehen 
werden  können. 

in. 

Kommissionsgutachten  und  Messungsergebnisse. 

In  einigen  Staaten  sind  von  der  Regierung  in  dankens- 
werter Würdigung  dieser  Frage  eigene  Kommissionen  zur 
Überwachung  und  Begutachtung  der  Schulproben  mit  senk- 
rechter Schreibweise  ernannt  worden,  oder  es  haben  sich  anf 
Anregung,  die  von  leitender  Stelle  ausging,  Kommissionen  in 
mehr  zwangloser  Weise  zu  genanntem  Zweck  gebildet.  Die 
Zusammensetzung  umfafste  überall  Ärzte  und  Vertreter  der 
Schulbehörde,  wie  dies  die  Natur  des  Gegenstandes  erfordert. 
£inige  der  Kommissionen    haben    nach  sachgemäfser  Prüfung 


148 

der  Körperhaltung  in  den  Steilschriftklassen  ein  Gutachten 
abgegeben  und  veröfiPentlicht  (Wien,  München,  Basel,  Zürich, 
Hannoyer),  andere  haben  ihre  Untersuchung  noch  nicht  abge- 
schlossen (Budapest)  oder  soeben  erst  begonnen  (Kopenhagen 
und  Moskau). 

Es  ist  klar,  dals  die  Kundgebungen  dieser  Kommissionen, 
insbesondere  wenn  sie  sich  auf  eingehende  Messungen  der 
Körperhaltung  stützen,  von  grö&ter,  ja  ausschlaggebender  Be- 
deutung sind,  dafs  in  ihnen  die  Entscheidung  der 
seit  so   langer  Zeit  schwebenden   Frage  ruht. 

In  München  wurde  1890  vom  Obermedizinalausschuis  an 
das  Ministerium  ein  von  C.  v.  Yoit^^  verfalstes  Gkitachten 
erstattet,  welches  die  Steilschriffierprobung  in  Bayern  einzuleiten 
bestimmt  war,  sich  daher  auf  eigene  Anschauung  und  ErfahruBg 
noch  nicht  stützen  konnte,  vielmehr  die  vorliegende  Litteratur 
kritisch  sichtet  und   die  Entscheidung  vom  Versuche  erwartet. 

Das  erste  auf  Schuluntersuchungen  in  Kontrollklassen 
mit  senkrechter  and  schräger  Schrift  gestützte  Gutachten  be- 
sitzen wir  vom  k.  k.  obersten  Sanitätsrat  in  Wien^^  und 
zwar  aus  dem  Jahre  1891.  Zufolge  der  in  augenärztlicher 
Hinsicht  von  v.  Reuss,  in  orthopädischer  Hinsicht  von 
LoBSNZ  erstatteten,  die  hygienischen  Vorzüge  der  Steilschrift 
hervorhebenden  Referate  und  auf  Grund  eigener  Besichtigung 
steil  schreibender  Klassen  seitens  einer  Anzahl  von  Mitgliedern 
des  obersten  Sanitätsrates  fafste  diese  Körperschaft  einstimmig 
nachstehenden  BeschluCs:^ 

1.  Der  oberste  Sanitätsrat  ist  von  der  Zweckmäisigkeit 
der  Steilschrift  überzeugt. 

2.  Die  Akten  werden  dem  k.  k.  Unterrichtsministerium 
übermittelt  mit  dem  Ersuchen,  dasselbe  m(}ge  die  geeigneten 
Schritte  zur  Einführung  der  Steilschrift  unternehmen. 

Dann  folgte  im  'Jahre  1892  der  Bericht  einer  vom  Er- 
ziehungsdepartement des  Kantons  Basel-Stadt  ernannten  Kom- 
mission ^^  welche  ihr  Prüfungsergebnis  in  folgende  Sätze  zu- 
sammenfafste: 


'  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1891,  S.  299. 


144 

„In  den  Klassen  mit  Steilsohrift  war  ausnahmslos  die 
Körperhaltung  entschieden  eine  bessere,  als  man  sie  in  den 
Klassen  mit  Schrägschrift  zu  sehen  bekommt.  Wir  haben 
nns  aber  nicht  mit  diesem  allgemeinen  Eindruck  begnügt,  sondern 
zahlenmä&ig  den  Unterschied  festzustellen  gesucht.  Dabei 
ergaben  sich  bei  Klassen  von  übereinstimmenden  äuüseren 
Verhältnissen  auf  48  steilschreibende  Kinder  nur  2  mit 
fehlerhafter  Haltung,  auf  43  schrägschreibende  dagegen  15. 
Freilich  soll  hierbei  nicht  unerwähnt  bleiben,  dals  auch  in  den 
steilschreibenden  Klassen  die  Haltung  des  Kopfes  bei  mehreren 
Kindern  unrichtig  war.  Diese  Erscheinung  ist  aber  eine  Folge 
mehrfacher  umstände,  die  mit  der  Steilschrift  in  keiner  Be- 
ziehung stehen.  .  .  .  Wir  fassen  sonach  auf  Grund  unserer 
Beobachtungen  imd  Erwägungen  unsere  Ansichten  in  folgende 
Sätze  zusammen: 

1.  Die  Steilschrift  verdient,  in  der  Schule  der  Schrägschrift 
Torgezogen  zu  werden. 

2.  Es    empfiehlt   sich   deshalb,    die    in   den  Primarschulen 
probeweise  eingeführte  Steilschrift  weiter  zu  lehren. 

3.  Es  sollten  aufser  den  Primarschulen  auch  andere  Schulen 
yeranlalst  werden,  die  Steilschrift  zu  üben." 

Die  drei  Gutachten  der  Steilschriftkommission  München 
aus  den  Jahren  1892,  1893  und  1894,  sowie  der  Züricher 
Kommissionsbericht  geben  ein  umfangreiches  Zahlenmaterial 
und  sollen  im  Zusammenhang  mit  den  anderen  Messungen  in 
Fürth,  Nürnberg  und  Würzburg  alsbald  genauer  besprochen 
werden. 

Das  jüngste  der  yeröffentlichten  Gutachten  ist  das  vom 
preu&ischen  Kultusministerium  eingeforderte  und  vom  König- 
lichen ProvinzialschulkoUegium  in  Hannover  erstattete,  dessen 
Schluissätze  lauten: 

„Die  gerade  Mittenlage  begünstigt  am  meisten  die  auf- 
rechte und  gerade  Schreibhaltung  und  verdient  deswegen  den 
Vorzug  vor  den  übrigen  Heftlagen. 

Bei  gerader  Mittenlage  des  Heftes  und  gleichmäßiger 
Armhaltung  bekommen    die  Grundzüge  der  Schrift  von  selbst 


145 

«ine  annähernd  oder  ganz  senkrechte  Richtung,  es  entsteht  also 
SteÜBchrift.  Die  Hauptsache  in  der  ganzen  Steilschriftbewegong 
ist  demnach  die  Verbesserung  der  Haltung,  nicht  die  Steil- 
riohtung  der  Schrift;  um  diese  handelt  es  sich  nur  insofern, 
als  sie  ein  Ergebnis  der  geraden  Mittenlage  des  Heftes  ist. 

Die  Steilschrift  ist  kein  Universalmittel  gegen  jede  schlechte 
Körperhaltung,  aber  sie  bietet  in  ihrer  Ausführung  eine  viel 
gröfsere  Grewähr  für  eine  naturgemäCse  Haltung,  als  die  Schräg- 
aohrift.  unter  den  sonstigen  Vorzügen  der  Steilschrift  ist 
besonders  noch  hervorzuheben,  dafe  sie  einfach  darzustellen 
imd  leicht  lesbar  ist.  Der  Vorwurf,  dafs  die  Steilschrift  nicht 
80  schnell  zu  schreiben  und  nicht  so  schön  sei,  ist  nicht 
gerechtfertigt. 

Die  Einführung  der  Steilschrift  bedeutet  keine  wesentliche 
Neuerung  und  Umgestaltung  unseres  Schriftwesens,  sie  erfordert 
auch  keinen  neuen  Duktus,  sondern  lälst  sich  im  Anschluls  an 
unsere  bisherigen  Schriftformen  sehr  einfach  vollziehen." 

Über  die  Ergebnisse  der  in  Budapest  arbeitenden  Steil- 
sduriftkommission  ist  bisher  nur  so  viel  in  die  Öffentlichkeit 
gedrungen,  als  Dollingeb,  der  ihr  angehört,  auf  dem  letzten 
internationalen  Kongrels  für  Hygiene  und  Demographie  mit- 
geteilt hat.  Nach  seiner  Aussage  war  auch  dort  die  bessere 
Körperhaltung  in  den  Klassen  mit  senkrechter  Schrift  offen- 
kundig. Die  Kommissionen  in  Kopenhagen  (Hebtel}  und 
Moskau  (Eeismaitn)  sind  erst  im  Jahre  1894  zusammengetreten. 

Die  Arbeiten  in  den  genannten  Kommissionen  eignen  sich  in 
Anbetracht  ihrer  gleichmäfsigen  Resultate  dazu,  die  praktische 
Frage,  ob  gerade  oder  schräge  Mittenlage,  ob  senkrechte  oder 
schräge  Schrift  gesundheitlich  vorzuziehen  sei,  entscheidend 
zu  beantworten.  Wenige  hygienische  Maisnahmen  sind  so 
lange  vorbereitet,  so  gründlich  besprochen,  so  vielfach  und 
sorgsam  und  mit  so  einhelligem  Ergebnis  durchgeprüft  worden, 
als  die  Steilschrift.  Wenn  aber  die  praktische  Qesundheits- 
pflege  sich  mit  der  Feststellung  begnügen  darf,  dafs  die 
Kinder  bei  senkrechter  Schrift  gerader  sitzen,  so  bleibt  doch 
die  wissenschaftliche  Frage  offen,    weshalb  sie  es  thun 

8«liiilff«timdheitipfl«f«  VUI.  10 


146 

und  ihnn  müssen.  Dies  aber  ist  aus  allgemein  gehaltenen 
Gutachten  nicht  zu  erfahren  und  kann  nur  durch  Messungen 
der  Schreibhaltung  aufgeklärt  werden. 

Den  Angelpunkt  in  der  Physiologie  des  Schreibens  bildet 
der  Einflufs  des  Zeilenverlaufes  auf  die  Haltung  von  Kopf 
und  Schultern.  Hier  standen  bei  den  YoruntersuchuDgen 
während  des  verflossenen  Jahrzehntes  die  Ergebnisse  von 
Berlin -Bembold,  welche  den  schrägen  Zeilen  verlauf  für 
völlig  belanglos  in  Bezug  auf  die  Kopfhaltung  erklärten,  und 
die  von  Wilh.  Mayeb  nachgeprüften  Resultate  des  Bericht- 
erstatters, welche  für  einen  sehr  mächtigen  Einflufs  sprachen, 
unvermittelt  gegenüber,  und  die  Untersuchungen  von  Ahsens 
vermochten,  abgesehen  davon,  dafs  sie  wahrscheinlich  nicht  an 
Schulkindern  vorgenommen  sind,  zur  Entscheidung  nichts 
beizutragen,  weil  die  Fragestellung,  wie  gezeigt  wurde,  nicht 
auf  den  Kern  der  Sache  gerichtet  war. 

Im  Laufe  der  letzten  Jahre  sind  in  fünf  Städten  in  zahl- 
reichen steil-  und  schrägschreibenden  Klassen  Messungen  der 
Schreibhaltung  vorgenommen  worden,  von  denen  eine  ab- 
schliefsende  Beantwortung  dieser  Frage  erwartet  werden  darf. 
Zunächst  sind  hier  die  Städte  München,»*«  »«  '•  ^^\  Nümbeig** 
und  Fürth  ^  zu  nennen,  in  welchen  die  schrägschreibenden 
Kontrollklassen  sich  nur  der  schrägen  Mittenlage  bedienen 
durften,  und  die  Messungen  nach  gemeinsamem  Plan  mit  dem- 
selben Instrument  stattfanden.^  Insbesondere  seien  die  von 
SfiaGEii  in  München  geleiteten  Untersuchungen  hervorgehoben, 
weil  sie  drei  Jahre  nacheinander  an  einem  sehr  grolsen  Schüler- 
material vorgenommen  und  statistisch  nach  den  verschiedensten 
Richtungen  hin  in  wahrhaft  mustergültiger  Weise  doroh- 
gearbeitet  worden  sind.  Daran  schliefsen  sich  die  unter  Hoffaa 
Leitung  von  seinem  Schüler  Bubckhard  in  Würzburger  Schulen 
ausgeführten  Messungen»^  und  die  umfangreichen  Unter- 
sachungen,  welche  dem  Züricher  Kommissionsbericht  zu  Grande 


^  Vergl.  die  näheren  Angaben  in  der  „Münch.  med.  Wockenschr.*^ y 
1889,  No.  21. 


147 


liegen  ^^^  Nur  insofern  wollen  die  Ergebnisse  ans  Würzbnrg  und 
Zürich  mit  Vorsicht  verwertet  sein,  als  sich  die  Schrägschreiber 
nicht  alle  der  schrägen  Mittenlage,  sondern  vielfach  anch  der 
Rechtslagen  bedienten.  Endlich  hat  Schenk  ^^  Messungen  vor- 
genommen, die  aber  für  vorliegenden  Zweck  leider  nicht 
herangezogen  werden  können,  weil  von  den  nntersnchten 
Kindern  kein  einziges  mit  gerader  Mittenlage  schrieb;  nur 
schräge  Mittenlagen  und  gerade  und  schräge  Rechtlagen  wurden 
untersacht. 

Der  durchgreifende  Unterschied  zwischen  Steilschriffc  und 
Schrfigschrift  in  Bezug  auf  die  Häufigkeit  und  den  G-rad 
der  Linksneigung  von  Kopf  und  Schultern  ist  aus  folgender 
Tabelle  ersichtlich: 

Tabelle  1. 

Linksneigung  yon  Kopf  and  Schaltern. 


{    liiBlii 

liriliri 

Firtk 

WiRbiri' 

ZIrM 

PlTMttt 

Gnd 

(Voient 

6nd 

Fromt 

9nA 

Plrowit 

Gnd 

PiniBBt  M 

A.  Kopf. 

ft.  Steilsohrift 

46,4 

11,3 

53,3 

8,9 
13,6 

43,5 
73,9 

9,2 

3,5 

8,1 

18,8 
36,7 

b.  Scbragsohrift  . . . 

67.4 

15,2 

72,9 

58,0 

— 

B.  Schultern. 

a.  SteiUohrift 

15,0 

7,2 

7,^ 

40,5 
56,0 

6,5 
8,2 

31,7 

«^ 

8,3 

3,6 

12,0 

b.  SchrSgschrift  . . . 

24,1 

65,9 

— 

28,6 

4,9 

32,5 

— 

Ohne  jede  Ausnahme  ist  in  allen  fünf  Städten  die  Links- 
neigung des  Kopfes  erheblich  häufiger  bei  der  Schrägschrift 
beobachtet  worden,  als  bei  der  Steilsohrift.  Die  absoluten 
Zahlen  zeigen  in  den  Städten  München,  Nürnberg  und  Fürth 
eine  ziemliche  Übereinstimmung,  da  die  gröfste  Differenz  bei 
Steilschrift  nur  9,8%  (Nürnberg  53,3  ^o  und  Fürth  43,67o), 
bei  Schrägschrift  6,5  7o  (München  67,4%   und  Fürth  73,9  7o) 

*  Die  Zahlen  wurden  aas  Burokhabds  Tabellen  durch  Bechnang 
gefanden. 

10* 


148 

betraf.  In  Würzburg  nnd  Zürioh  sind  sowohl  die  absoluten 
Zahlen  wesentlich  kleiner,  als  auch  das  Verhältnis  zwischen 
Steil-  und  Schrägschrift  noch  weit  ungünstiger  für  die  Schräg- 
schrift. Die  Ursache  liegt  in  den  schon  erwähnten  abweichenden 
Veisuchsbedingungen.  In  Würzburg  und  Zürich  bediente  man 
sich  anderer  Untersuchungsmethoden,  und  die  Schrägschreiber 
benutzten  alle  möglichen  Heffclagen,  während  in  den  erst- 
genannten drei  Städten  durch  schräge  Pultlinien  von  30^ 
Neigungswinkel  und  durch  strenge  Disciplin  für  die  von  Bebuh 
geforderte  Ausführung  der  Schrägschrift  gesorgt  wurde.  Auch 
diese  Unterschiede  sind  lehrreich,  weil  sie  aufs  neue  darthtm, 
was  ich  schon  1880  mit  aller  Bestimmtheit  aussprach,^  dafe 
die  Schrägschrift  bei  rechtsliegendem  Heft  zu  den  alier- 
schlimmsten  Asymmetrien  der  Körperhaltung  führt  und  in 
dieser  Form  weit  nachteiliger  ist,  als  bei  schräg  medianliegendem 
Heffc.  Es  muls  dies  gegenüber  Schenk,  der  in  jüngster  Zeit 
für  die  Beohtslagen  einzutreten  versuchte,  mit  Nachdruck 
hervorgehoben  werden. 

Der  zwingende  Einfiuis  der  schrägen  Zeilenführung  auf 
die  Kopfhaltung  spricht  sich  aber  nicht  nur  in  der  Häufigkeit, 
sondern  auch  in  dem  Durchschnittsgrad  der  Linksneignng 
aus.  In  Nürnberg  und  München  wurde  diese  WinkelgrölM 
bei  Schrägschrift  gröfser,  als  bei  Steilschrift,  in  Würzburg  fast 
2Vi  mal  so  grois  gefunden.  Fürth  und  Zürich  haben  diesen 
Winkel  nicht  gesucht. 

Will  man  den  aus  dem  Zeilenverlauf  entspringenden 
Unterschied  der  Kopfhaltung  genau  würdigen,  so  darf  nicht 
die  Häufigkeit  der  Linksneigung  und  nicht  ihr  Durchsohnittsgrad 
für  sich  allein,  sondern  es  muls  das  Produkt  beider  in  Betracht 
gezogen  werden.  Diese  Berechnung  ergibt,  da(s  die  Steilsohrift 
in  München  2,0  mal,  in  Nürnberg  2,1  mal  und  in  Wttrzburg 
sogar  14,6  mal  der  Schrägschrift  in  Hinsicht  auf  die  Links- 
neigung des  Kopfes  überlegen  war. 

In  gleichem  Sinne,  und  nur  dem  Grade  nach  verschieden 


^  Protokoü  der  miudfränk.  ÄreUkammer  1880. 


149 

lauten  die  Zahlen  über  den  Tiefstand  der  linken  Sohnlter. 
Die  Häufigkeit  desselben  tritt  in  allen  fünf  Städten  bei  der 
Steilsobrift  erheblich  gegenüber  der  Schrägschrift  zurück,  am 
meisten  wieder  in  Würzburg  und  Zürich.  Die  absoluten 
Zahlen  zeigen  aber  in  den  Städten  München,  Nürnberg  und 
Färth  nicht  mehr  die  Übereinstimmung,  welche  bei  den  Zahlen 
fiber  die  Kopfhaltung  hervortrat.  Es  geht  daraus  hervor,  dais 
biar  noch  andere  Einflüsse  ins  Gewicht  fallen.  Man  geht 
wohl  nicht  fehl,  wenn  man  die  Armhaltung,  die  mehr  oder 
minder  symmetrische  Auflagerung  der  Unterarme  auf  den  Tisch 
und  den  gleichmäfsigen  Abstand  der  Ellenbogen  vom  Körper 
zum  gro&en  Teil  mit  verantwortlich  macht.  Auch  darf  nicht 
▼ergessen  werden,  dals  die  Stellung  der  Schultern  durch  die 
Kleidung  hinduroh  nicht  mit  der  Genauigkeit  abgelesen  und 
gemessen  werden  kann,  wie  dies  bei  der  Kopfhaltung  der  Fall 
ist,  so  dafs  die  Fehlergrenzen  weiter  gesteckt  werden  müssen. 
Da  jedoch  alle  diese  [Imstande  bei  Steil-  und  Schrägschrift 
in  gleicher  Weise  mitwirken,  so  ist  man  berechtigt,  für  das 
von  allen  Untersuchem  festgestellte  Überwiegen  der  links- 
geneigten Schulter  in  den  Schrägschriftklassen  wiederum  den 
schrägen  Zeilenverlauf  verantwortlich  zu  machen. 

Dafe  die  Häufigkeit  der  Schultersenkung  durchweg  geringer 
ist,  als  jene  der  Kopfneigung,  erklärt  sich  zur  Genüge  aus 
der  geringeren  Beweglichkeit  des  Schultergürtels. 

Das  Gleiche  gilt  auch  vom  Grade  der  Abweichung  der 
Sehulterlinie  von  der  Horizontalen.  Auch  hier  sind  die  Zahlen 
kleiner,  als  bei  der  Kopfhaltung,  aber  sie  lauten  mit  derselben 
Gksetzmäfsigkeit,  wie  dort,  zu  Gunsten  der  Steilschrift. 

Betrachtet  man  auch  hier  das  Produkt  aus  Häufigkeit  und 
DnrohsohnittsgrölSse  der  Schultersenkung  bei  der  Steilschrift 
einerseits  und  bei  der  Schrägschrift  andererseits  als  Aus- 
dnick  des  Gesamteinflusses  der  schrägen  Zeile  auf  die 
Sdiulterhaltung,  so  berechnet  sich  für  München  eine  1,6  fache, 
fma  Nürnberg  eine  1,7  fache  und  für  Würzburg  eine  5,6fache 
Überlegenheit  der  Steilschrift.  Diese  Zahlen  zeigen,  ins- 
besondere für  die    erstgenannten   beiden   Städte,   eine  gewisse 


150 

ÜbereiDstimmung  mit  den  entsprechenden  Zahlen  für  die 
Linksneignng  des  Kopfes. 

Alles  in  allem  müssen  die  Zahlengrappen  der  Tabelle  1 
als  einwandfreier  Beweis  dafür  anerkannt  werden,  dafs  der 
schrägen  Zeilenführung  eine  drehende  Einwirkung  auf  die 
Augen-  und  Schulterlinie  des  Schreibenden  innewohnt,  dafs 
also  in  der  schrägen  Mittenlage  ein  Anstofs  zu  asymmetrischer 
Körperhaltung  liegt,  im  Gegensatz  zur  geraden  Mittenlage, 
welche  von  diesem  üblen  Einflüsse  frei  ist. 

Dafs  auflser  dem  schrägen  Zeilenverlauf  noch  andere  um- 
stände bei  der  Seitwärtsneigung  der  Kopf-  und  Schulterlinie 
mitwirken,  geht  schon  aus  der  Thatsache  hervor,  dafs  diese 
Abweichung  sich  auch  bei  gerader  Mittenlage  und  Steilschrift 
nicht  selten  findet.  Für  die  Schultersenkung  kommt,  wie 
erwähnt,  die  ungleichmäfsige  Armauflage  in  Betracht.  Für 
die  Kop&eigung  ist  sehr  oft  unrichtige  Hand*  und  G-riffel- 
haltung  verantwortlich,  insofern  bei  stark  abducierter  und 
dorsal  flektierter  Hand  die  Federspitze  vom  Schreibenden  nicht 
gesehen  werden  kann,  weil  sie  vom  Daumen  und  Zeigefinger 
verdeckt  wird.  Dieser  Mifsstand  wächst,  wenn  der  Federhalter 
zu  kurz  gefafst  wird. 

Ein  nicht  geringer  Teil  aller  Abweichungen  von  der  auf- 
rechten, streng  symmetrischen  Haltung  kann  in  einfachster 
Weise  aus  dem  Bewegungsdrang  und  der  Lebhaftigkeit  des 
Kindes  erklärt  werden.  Einzig  durch  diese  jugendliche 
Unruhe  wird  es  verständlich,  dafs  in  jeder  Klasse,  möge  sie 
senkrecht  oder  schräg  schreiben,  eine  Anzahl  von  Rechts- 
neigungen  vorkommen,  die  vollkommen  unbegreiflich  wären, 
wenn  man  alles  von  dem  starren  Gesetz  der  bevorzugten  Blick- 
bahnen herleiten  wollte,  mit  welchem  eine  Rechtsneigung  des 
Kopfes  weder  bei  gerader,  noch  bei  schräger  Mittenlage 
in  Einklang  zu  bringen  ist.  Diese  Rechtsneigungen  bieten 
einen  sprechenden  Beleg  dafür,  dais  das  Blickbahngesetz  nur 
einer  der  Faktoren  ist,  welche  die  Schreibhaltung  bestimmen, 
und  dafs  sein  Einflufs  durch  andere  Faktoren  abgeschwächt 
und  sogar   bis  zur  ümkehrung   vernichtet    werden  kann.     In 


151 


diesem  Sinne  verdienen  auch  die  Beohtsneignngen  von  Kopf 
und  Schultern  Beachtung.  Ihre  Zusammenstellong  gieht 
folgendes  Bild: 

Tabelle  2. 
Rechtsneigung  von  Kopf  und  Schultern. 


Miükii 

llnbiri 

FIrtI 

Vinbii  ^ 

ZIrlsb 

ProMt 

flnd 

Proust 

Ond 

Proust 

9nA 

?rouBi 

Oral 

Proust 

M 

A.  Kopf. 

a.  SteÜBchrift 

22,7 
17,6 

4,2 

3,8 

6,3 

3.7 

0,0 

0,0 

16,0 

b.  SchrigBohrift  . . . 

6,9 
2,6 

9,6 
1,9 

7,7 

22,9 

— 

2,3 

2.9 

13,4 

— 

B.  Schultern. 

a.  Steilschrift 

19,6 

7,6 

9,7 

0,0 

0,0 

4,8 

b.  Schrägschrift  . . . 

23,0 

2,81 

12,0 

6,d 

19,2 

3,0 

3,0 

9,5 

Im  Gegensatz  zn  Tabelle  1  zeigt  diese  Tabelle  weder 
eine  Übereinstimmung  der  absoluten  Zahlen  gleicher  Art  in 
den  einzelnen  Städten,  noch  eine  G^etzmälsigkeit  in  den 
Beziehungen  zwischen  Steilschrift  und  Schrägschrift,  indem 
ftbr  gewöhnUch  zwar  die  Häufigkeit  und  der  Durchschnittsgrad 
der  Bechtsneigung  bei  Schrägschrift  gröfser  ist,  in  beiden 
Punkten  aber  auch  eine  Umkehr  des  Verhaltens  vorkommt. 
Es  deutet  dies  auf  ungleichmäfsig  wirkende,  von  der  Heftlage 
und  Schriftrichtung  unabhängige  Ursachen  hin,  z.  B.  auf  den 
erwähnten  Trieb  der  kindlichen  Natur  zu  Unruhe  und  Lage- 
▼eränderung. 

Im  allgemeinen  ist  zu  sagen,  dafs  bei  senkrechter  Schreib- 
weise die  Linksneigungen  von  Kopf  und  Rumpf  nicht  viel 
zahlreicher  sind  und  keine  wesentlich  höhere  Durchschnittsgrölse 
erreichen,  als  die  Bechtsneigungen,  während  bei  schräger  Schrift 
die  Linksneigungen  sehr  erheblich  der  Zahl  und  GröDse  nach 
fiberwiegen.    Es  ist  dies  insbesondere  von  SEaosL  aus  seinen 

*  Ans  den  Tabellen  Bubokhards  berechnet. 


152 


Zahlen  erkannt  und  nach  der  hygienischen  Bedeutong  gewürdigt 
worden.  Wenn  Seitwärtsbengnngen  yon  Kopf  und  Rumpf 
bei  einer  Schreibweise  häufig  sind,  so  ist  hierin  so  lange  nichts 
Gesundheitswidriges  zu  erblicken,  als  sie  annähernd  gleich 
oft  nach  rechts  und  links  erfolgen.  Erst  wenn  Verbiegungen 
vorwiegend  nach  derselben  Seite  vorkommen,  können  sie  den  im 
Wachstum  begrififenen  Organismus  nachteilig  beeinflussen, 
und  dies  ist  nach  Ausweis  der  Messungen  in  den  fünf  Städten 
bei  Schrägschrift  in  schräger  Mitteulage  der  Fall. 

Es  bleibt  noch  die  Zusammenstellung  der  geraden  Kopf 
und  Schulterhaltung  zu  betrachten. 

Tabelle  3. 

Gerade  Kopf-  und  Schalterhaltung. 


WMn 

liriheri 

Hrth 

Wirzlim* 

Zirfil* 

tMApnk 

nUtifgwad« 

Prozent 

Prozent 

Prozent 

Prozent 

Prozent 

Prozent 

A.  Kopf, 
a.  Steilflchrift 

8,1 

30,9 

42,9 

47,0 

90.8 

65,2 

b.  Schrftgschrift  . . . 

3,5 

15,0 

17,5 

5,5 

39,7 

49,9 

B.  Schultern. 

a.  Steilschrift 

31,8 

65,4 

67,6 

52,6 

91,7 

88,2 

b.  Schrägschrift  . . . 

20,2 

52,9 

32,0 

6,9 

68,4 

68,0 

Zi^  der  Tabelle  ist  zu  bemerken,  daCs  die  Münchener  Unter* 
suchung  zwischen  absolut  gerader  Kopf-  und  Schulterhaltnng 
und  geringen  Abweichungen  bis  höchstens  5^  unterscheidet; 
im  Prozentsatz  der  relativ  geraden  Haltungen  sind  die  absolut 
geraden  nochmals  mitgerechnet.  Bei  den  übrigen  Untersuchungen 
wurden  nur  die  relativ  geraden  Haltungen  berücksichtigt.  Ohne 
jede  Ausnahme   überwiegen    die  Zahlen   der  Steilsohrift  über 


*  Aus  den  Tabellen  Bubckhabds  berechnet. 

*  Aus  den  Zahlenangaben  auf  Seite  20  des  Berichtes  berechnet. 


153 


die  hinzagehörigen  der  Sdhrttgsohrift,  so  daCi  auch  hier  der 
senkrechten  Schrift  der  Vorzug  gebührt. 

Bei  der  Schnlter  ist,  wie  schon  ans  den  vorherigen 
Tabellen  hervorging,  die  gerade  Haltnng  häafiger,  als  beim 
Kopf,  der  Unterachied  zwischen  Steil-  nnd  Schrftgschrift  tritt 
aber  bei  beiden  zn  Gunsten  der  Steilschrift  gleich  deutlich 
hervor.  Von  den  Unterschieden  zwischen  München,  Nürnberg 
und  Fürth  einerseits  nnd  Würzburg  und  Zürich  andererseits 
gilt  das  oben  Gesagte.  Nur  Fürth  &Ilt  durch  aulser- 
gewöhnlich  günstige  Zahlen  auf. 

Bisher  wurden  Kopf-  und  Schulterhaltung  für  sich  be- 
trachtet. Aus  der  Zusammenstellung  jener  Kinder,  welche 
sowohl  Kopf  als  Oberkörper  gerade  hielten,  gelangt  man  zu 
einer  Gruppe  guter  Gesamthaltung,  der  dann  eine  tadelns- 
werte gegenüberzustellen  ist.  In  den  drei  Städten  München, 
Nürnberg  und  Fürth  wurde  femer  noch  zwischen  einer  absolut 
geraden,  in  jeder  Hinsicht  tadellosen  und  einer  befriedigenden, 
nor  von  unwesentlichen  Abweichungen  begleiteten  Gesamt- 
haltang  unterschieden.  Zum  Zweck  besserer  Vergleichbarkeit 
mit  den  anderen  Städten  sind  die  absolut  geraden  Haltungen 
bei  den  relativ  geraden  nochmals  mitgezählt. 

Tabelle  4. 
Gesamthaltung. 


WMm   I  linliri 


1^ 


•^1 


Hm 


ä^ 


Wlnlin       lirM 


H 


a.  abiolat  gerade 

b.  abiolat   und   relativ 

g^erade 

c.  sehlecht 


29,6 

89,9 
11.1 


14,2 

66,8 
33,3 


29,6 

66,6 
33,4 


11,9 

34,1 
66,01 


49,8 

85,2 
14,8 


5,1 

38,3  81,6 
61,7|l8,4 


26,2l74,8 
73,8125,2 


35.7 
64,3 


Die  Zahl  der  Schlechtsitzenden  übertrifft  bei  Schräg- 
sohreibem  in  Nürnberg  2  mal,  in  Zürich  2V2  mal,  in  München 
ä  mal  und  in  Fürth  und  Würzburg  4  mal  die  bei  Steilschrift 
in  der  gleichen  Stadt  gefundene. 


154 

Es  bestehen  also  örtliche  Unterschiede  im  Grade 
der  hygienischen  Überlegenheit  der  Steilschrift, 
aber  voller  Einklang  zeigt  sich  überall,  wo  ge- 
messen wurde,  in  der  Thatsache,  dafs  diese  Über- 
legenheit auf  Seiten  der  Klassen  mit  senkrechter 
Schreibweise  zu  finden  ist. 

(Fortsetzung  und  Schlaüi  in  No.  4.) 


Ooetzes  Sitz-  und  Stehschulbank. 

Von 

Dr.  med.  Fb.  Doenblüth, 

praktischem  Arzt  in  Rostock. 

Daus  diese  in  der  j^Zeitschrift  für  Schtdgesundheitspftege'^^ 
1894,  No.  12,  beschriebene  Neuerung  grofse  Verbreitung  finden 
werde,  erscheint  zwar  schon  durch  ihren  hohen  Preis  aus- 
geschlossen, aber  ich  habe  auch  als  Arzt  ernste  Bedenken  da- 
gegen geltend  zu  machen. 

Erstens  kleben  nicht  dem  Sitzen  an  sich,  sondern  nur 
dem  schlechten  Sitzen  die  vielfach  geschilderten  Nachteile  an, 
den  Unterleib  und  die  Brust  einzuengen  und  dadurch  die 
Atem-  und  Herzbewegungen  in  gewissem  Grade  zu  erschweren. 
Im  Ruhesitz  oder  Lehnsitz  mit  angemessener  Unterstützung  des 
Kreuzes  findet  solche  Erschwerung  nicht  statt,  sondern  nur 
beim  Vorgebeugt-  und  Ejnmmsitzen,  was  beides  durch  richtige 
Konstruktion  der  Subsellien,  Lesepult,  Steilschrift  und  gute 
Auüsioht,  wenn  nicht  ganz  ausgeschlossen,  so  doch  auf  ein 
sicher  unschädliches  Mais  eingeschränkt  werden  kann  und  soll. 

Zweitens  ist  längeres  Stehen  keineswegs  so  gleichgültig 
oder  gar  vorteilhaft,  wie  Herr  Dr.  Goetzb  meint.  Bekanntlich 
ermüdet  Stehen  viel  rascher  und   mehr,    als  Gehen;    es    muis 


155 

also  doch  wohl  eine  nicht  unbeträchtliche  Anstrengung  erfordern. 
Diese  besteht  in  dem  Druck  der  Körperlast  auf  die  tragenden 
Gelenkknorpel,  in  der  Spannung  gewisser  Gelenkbänder  und 
endlich  in  der  Kontraktion  derjenigen  Muskeln,  welche  das 
Gleichgewicht  und  die  Streckung  der  Glieder  zu  erhalten  haben. 
Solche  gleichmäisige  Spannung  der  Muskeln  ist  aber  sehr  an- 
greifend, wie  der  bekannte  Versuch,  den  seitwärts  oder  vor- 
wärts ausgestreckten  Arm  mit  oder  ohne  Gewichtsbelastung 
rahig  zu  halten,  gegenüber  dem  Versuch,  das  gleiche  Gewicht 
mit  Heben  und  Senken  zu  tragen,  schlagend  beweist.  Dafs 
der  Rücklauf  des  Blutes  in  den  Beinen  sich  beim  Stehen  schwerer 
Yollzieht,  als  beim  Sitzen,  folgt  aus  der  fast  doppelt  so  hohen 
Blutsäule,  die  auf  den  untersten  Adern  (und  LymphgefälüseD) 
lastet.  Auf  diese  Weise  werden  sowohl  Anschwellungen  der 
Fälse,  als  auch  Erweiterungen  der  Venen  mit  allen  ihren  unan- 
genehmen Folgen  erzeugt,  Zustände,  die  man  bekanntlich  bei 
Tischlern,  Schmieden  und  anderen  viel  stehenden  Handwerkern 
sehr  oft  findet.  Aufserdem  können  Gelenkbänder  durch  an- 
haltende Spannung  gedehnt,  Knochen  durch  ungleiche  Belastung 
in  ihrer  Form  yerändert  werden,  wie  die  häufige  Entstehung  des 
Plattfufses  und  des  schiefen  Knies  mit  Xbeinen  bei  jugendlichen 
Individuen  gewisser  Berufsarten,  z  B.  Bäckern,  Kellnern, 
Köchinnen  u.  dergl.,  beweist. 

Stehende  Knaben  suchen  deshalb  unwillkürlich  und  un- 
bewuist  Buhestellungen  und  Stützpunkte  für  ihre  ermüdenden 
Glieder,  die  Knie  stemmen  sich  aneinander  zum  X,  die  Körper- 
last wird  zeitweilig  mehr  auf  ein  Bein  geschoben,  wodurch  die 
entsprechende  Hüfte  emporgedrängt  und  die  Lenden  Wirbelsäule 
zur  Drehung  und  Ausbiegung  nach  derselben  Seite  gezwungen 
wird.  Da  dies  beim  Schreiben  und  vielleicht  auch  sonst 
vorwiegend  die  linke  Seite  ist,  so  bildet  sich  allmählich  eine 
bleibende  Linkskrümmung  der  Lendenwirbelsäule  und  nicht 
selten  eine  durch  Höherstellung  des  rechten  Armes  beim 
Schreiben  ohnehin  begünstigte  Gegenkrümmung  der  Rücken- 
wirbelsäule nach  rechts  aus.  Beobachtet  man  solche  im  Stehen 
beim  Schreiben,  Lesen  und  anderen  Beschäftigungen  ermüdenden 


1 


156 

Schüler,  so  erkennt  man  weiter,  dafs  sie  Anne  und  Bmst,  in- 
dem  sie  dieselben  an  das  Polt  lehnen,  als  Stützen  benutzen 
und  dadurch  sowohl  die  Schultern  empordrftngen,  als  auch  die 
Atem-  und  Herzbewegungen  erschweren. 

Wer  sich  selber  bei  Steharbeit  genau  beobachtet,  wird 
selbst  nach  völliger  und  kräftiger  Ausbildung  des  Knochen- 
und  Muskelsystems,  wo  Verkrümmungen  der  Glelenke  und 
Knochen  sich  allerdings  nicht  mehr  bUden,  unschwer  erkennen, 
daiis  die  nach  mehr  oder  minder  langer  Zeit  eintretende  körper- 
liche Ermüdung  auch  seine  Gehimthätigkeit  ergreift.  Dab 
solche  Ermüdxmg  und  Abspannung  bei  Knaben  leichter  und 
früher  eintreten  mufis,  als  bei  Erwachsenen,  liegt  auf  der  Hand, 
sowie  auch,  daCs  dieselbe  bei  schwächeren  Schülern  sich  eher, 
als  bei  stärkeren  einstellen  wird. 

Es  ist  für  den  Lehrer  fast  unmöglich,  den  Zeitpunkt 
wahrzunehmen,  wo  bei  dem  einen  und  dem  anderen  derselben 
diese  schädliche  Überlastung  und  Ermüdung  anfängt,  um  darch 
rechtzeitige  Abwechselung  Schaden  zu  verhüten.  Bei  Hand- 
arbeiten, wo  öfterer  Stellungswechsel  möglich  oder  sogar  ge- 
boten ist,  darf  diese  Grefahr  geringer  geschätzt  werden,  als 
gerade  beim  Klassenunterricht,  besonders  beim  Schreiben,  und 
deshalb  erscheint  mir  die  von  Herrn  Gobtze  beabsichtigte 
Neuerung  nichts  weniger  als  empfehlenswert. 

Gute  Subsellien  mit  richtiger  Haltung,  dazu  freie  Be- 
wegung in  genügend  langen  Unterrichtspausen  geben  jedenfalle 
zu  geringeren  Schädigungen  und  Bedenken  Anlals,  namentlioh 
dann,  wenn  eine  und  dieselbe  Sitzhaltung  nicht  zu  lange  ein- 
gehalten, sondern  durch  Aufstehen  beim  Antworten  u.  dergL 
gelegentlich  unterbrochen  wird. 


157 


2.ut  Derfammlttttgen  ttttb  ^txtintn. 


Ans  der  Vereinigimg  fftr  SchnlgeBimdheitspflege 
des  Berliner  Lehrervereins. 

Von 
E.  Hbetel, 

städtischem  Lehrer  in  Berlin. 
(Sohlals.) 

Sitzung  am  28.  August  1894.  Der  Schriftführer 
Hertsl  beantwortete  die  Frage:  „Welche  Anforderungen 
stellt  die  Schulgesundheitslehre  an  die  Schul- 
h[ücher?^  Die  Ausführungen  des  Vortragenden  gipfelten  in 
folgenden  Sätzen:  Da  das  Lesen  einen  bedeutenden  EinfluJb 
auf  das  Sehorgan  der  Schulkinder  ausübt,  so  ist  es  nötig,  dals 
die  Sehullesebücher  besonderen  hygienischen  Anforderungen 
entsprechen.  Diese  beziehen  sich  auf  a.  die  Oröfse  der  Buch- 
staben, b.  die  Zwischenräume  zwischen  den  Buchstaben  und 
Wörtern  (die  Approche),  sowie  die  Zwischenräume  zwischen  den 
Zeilen  (den  DurchschuGs),  c.  die  Länge  der  Zeilen  und  d.  die 
Art  des  Papiers.  Dementsprechend  sind  folgende  Thesen  auf- 
zustellen :  a.  die  Oröüse  des  Druckes  sei  nicht  gerioger  als  die 
des  Korpusdruokes.  Der  Fibeldruck  beginne  mit  einer  Höhe 
des  n  von  5  mm  und  vermindere  sich  bis  zu  einer  solchen 
von  2  mm.  Die  Form  der  Buchstaben  sei  möglichst 
einfach,  b.  Die  Approche  zwischen  den  Buchstaben  eines 
Wortes  betrage  0,75  mm,  zwischen  zwei  benachbarten  Wörtern 
mindestens  2  mm.  Der  Durchschufs  sei  nicht  geringer,  als 
2,5  mm.  c.  Die  Zeile  habe  ungefähr  eine  Länge  von  100  mm. 
Zu  beiden  Seiten  des  Druckes  bleibe  ein  genügend  breiter, 
weilser  Band.     d.  Das  Papier  sei  gleichmäfsig  weiis,  mit  einem 


168 

schwaolieii  Ton  ins  Gelbliclie.  Es  enthalte  mögliolist  wenig 
HolzstofiP,  habe  genügende  Stärke  und  sei  wenig  glänzend. 

Mit  diesen  Forderungen  des  Referenten  war  die  Yersamm- 
lung  einverstanden. 

In  derselben  Sitzung  rezensierte  Herr  Jakke  die  Tafeln 
für  „Die  erste  Hilfe  bei  Unglücksfällen"  von  Max 
EscHNEB.^  Nach  eingehender  Besprechung  des  Werkes  kam 
der  Recensent  zu  dem  Urteil:  „Esghkebs  Tafeln  für  die  erste 
Hilfe  bei  Unglücksfällen  werden  dem  Unterricht  im  Samariter- 
dienst, vor  allem  aber  der  hygienischen  Unterweisung  in  unseren 
Schulen  vortreiBPliche  Dienste  leisten  können  und  sind  deshalb 
zur  Anschaffung  und  zu  recht  regem  Gebrauche  bestens  zu 
empfehlen." 

Sitzung  am  25.  September  1894.  Lehrer  Suck 
sprach  über  »Die  Gesundheitslehre  im  Seminar- 
unterrioht^  und  kam  dabei  zu  der  Forderung:  „An  allen 
Seminarien  ist  der  Unterricht  in  der  Hygiene  und  besonders 
in  der  Schulhygiene  als  obligatorischer  Unterrichtsgegenstand 
einzuführen  und  der  Nachweis  des  erworbenen  Wissens  bei 
den  Prüfungen  zu  verlangen.^  Für  die  Reform  des  Seminar- 
unterrichts nach  der  hygienischen  Seite  hin  sind  hauptsächlich 
zwei  Faktoren  mafsgebend:  1.  die  hygienischen  Einrichtungen 
des  Seminars,  2.  der  Betrieb  des  Unterrichts. 

Die  Vereinigung  machte  die  Forderung  des  Referenten  zu 
der  ihrigen. 

An  diesen  Vortrag  schlofs  sich  die  Behandlung  eines 
Themas  aus  dem  Gebiete  der  allgemeinen  Hygiene,  indem 
Herr  Janke  über  Thee  und  Theebereitung  sprach. 

Sitzung  am  30.  Oktober  1894.  Professor  Maas 
erstattete  ein  Referat  über  Vereinfachung  der  Schrift 
und  des  Schreibunterrichts.  Im  zweiten  Teile  desselben 
legte  derselbe  die  von  ihm  herausgegebene  Universal- 
schreibschule vor. 

Darauf  folgte  die  Fortsetzung  des  in  der  vorigen  Sitzung 


^  Verlag  voz?  F.  E.  Waohsmath  in  Leipzig. 


159 

gehaltenen  Vortrages  von  Herrn  Janke.  In  derselben  yer- 
breitete  sich  der  Redner  über  Znsätze  znm  Thee,  Yer- 
fälsohungen  und  Ersatzmittel  desselben. 

Sitzung  am  20.  November  1894.  Auf  Wunsch  der 
Vereinigung  gab  Herr  Janke  ein  Korreferat  zu  dem  MAASschen 
Vortrage  in  der  Oktobersitzung.  Der  Vortragende  unterzog 
dabei  die  Universalsohreibschule  einer  eingehenden  Be- 
lenohtung. 

Auiserdem  legte  Herr  Janke  zwei  hygienische  Objekte 
der  Versammlung  vor:  Wolfes  Lampenschirm  „Augen- 
8ohutz^  und  die  EiscHEBsche  Schreibspirale.  Der 
Lampenschirm  ist  in  vielen  Beziehungen  empfehlenswert.  Da- 
gegen lautete  das  Urteil  über  die  Schreibspirale  nicht  günstig. 

In  der  Generalversammlung  am  18.  Dezember 
beschäftigte  sich  die  Vereinigung  mit  Vereinsangelegenheiten. 
Fflr  das  nächste  Jahr  wurde  Herr  Janke  zum  Vorsitzenden 
wiedergewählt.  Da  der  bisherige  Schriftführer  Hjsrtel  eine 
Wiederwahl  ablehnte,  trat  Herr  Sügk  an  dessen  Stelle. 


Jabresbericht  des  Vereins  fttr  gesundheitsgemäfse 
Eriiehong  der  Jagend  in  Berlin. 

Von 

O.  Janke, 

städtischem  Lehrer  in  Berlin. 
(Fortsetzung.) 

^Über  das  Sonnenlicht  und  seine  Bedeutung  für 
unsere  Gesundheit^  sprach  in  der  vierten  Versamm- 
lung der  Schreiber  dieses  Berichtes.  Er  führte  besonders 
aus,  weshalb  und  in  welcher  Weise  den  Kindern  der 
Groisstädte  die  Wohlthaten  der  direkten  Sonnenbestrahlung  zu 
teil  werden  mülsten. 


160 

In  der  fünften  Versammlnng  hielt  der  Speoialarzt 
für  Hantkraukheiten  Dr.  Blaschko  einen  lehrreichen  Vortrag 
üher  „Die  Hantpflege  im  jugendlichen  Alter^. 
Nachdem  derselbe  die  wichtigsten  Funktionen  unserer  Haut 
besprochen  hatte,  wies  er  auf  die  Notwendigkeit  einer  rationellen 
Hautpflege  hin,  bei  der  ein  doppelter  Zweck  zu  erftLilen  ist, 
nämlich  die  Reinhaltung  der  Hautoberflftche  von  Staub  und 
darin  enthaltenen  Keimen  und  die  Abhärtung.  Bei  der  Haut- 
pflege im  ersten  Lebensjahre  werden  vielfach  zwei  Fehler 
gemacht.  Der  eine  besteht  in  dem  übermäfsigen  Grebrauch  von 
Seife,  die  noch  dazu  häufig  gefälscht  ist.  Den  zweiten  bildet 
die  zu  hohe  Temperatur  des  Wassers.  Das  Bad  wird  gewöhnlich 
mit  einer  solchen  von  28 — 30^  B.  genommen,  was  nur  fftr  die 
ersten  Wochen  richtig  isi  Später  soll  man  tiefer  herunter- 
gehen. Sehr  bald  reicht  eine  Temperatur  von  22®  aus,  nnr 
mufs  das  Bad  dann  yon  kürzerer  Dauer  sein.  Rationell  ist 
nicht  minder,  es  bei  25®  zu  belassen,  dann  abör  eine  kalte 
Übergielsung  anzuschliefsen,  um  das  Kind  an  Temperatar- 
schwankungen zu  gewöhnen.  Für  die  Abhärtung  empfiehlt 
der  Redner  auch  das  Barfafsgehen.  Ein  wesentlicher  Faktor 
der  Hautpflege  im  jugendlichen  Alter  sind  aber  die  Schul- 
bäder, deren  weitere  Verbreitung  im  Interesse  einer  gesundheitB- 
gemäüsen  Erziehung  der  Jugend  dringend  gefordert  werden  muls. 

Die  sechste  Versammlung  war  die  G-eneral- 
yersammlung,  die  statutenmälsig  im  letzten  Monate  des 
Vereinsjahres  stattfinden  mufs.  Direktor  Schwalbe  lehnte 
wegen  Überlastung  mit  Arbeit  die  Wiederwahl  zum  ersten 
Vorsitzenden  ab,  verblieb  aber  im  Vorstande.  An  seiner  Stelle 
wurde  Schulrat  Professor  Dr.  Euleb  zum  Leiter  des  Vereins 
gewählt.  Aus  dem  Vorstande  schieden  weiter  aus  Frau  Sanitätsrat 
Schwerin  wegen  vieler  Vereinsarbeit  und  Frau  Professor 
Anöbbstbin  und  Lehrer  SneaEBT  wegen  Kränklichkeit.  Den 
Herren  Dr.  Jacusiel,  Dr.  Sommebfeld,  Gutzmann  und  Janks 
wurde  das  Mandat  erneuert.  Neugewählt  wurden  Frau  Dr. 
WüBM,  Frau  Kaufmann  Meyebhof  und  BureauvoiBteher 
Pagenkemfeb. 


161 

Der  Verein  zählte  am  Schlosse  des  Yereinsjahres  über 
20O  Mitglieder.  Die  Jahreseinnahme  betrag  641  JK.,  die  Aus- 
gabe 445  ü. 

Innerhalb  des  Vereins  bestehen  drei  Sektionen.  1.  Die 
fiislanfsektion  (Leiter:  Lehrer  WASSBRMAim,  jetzt  Turn- 
lehrer Thiede).  Am  Anfange  des  vorigen  Winters  erliels 
dieselbe  in  hiesigen  Zeitungen  folgenden  Aufruf:  „Schenkt 
armen  Kindern  Schlittschuhe!  Der  bekannte  Pädagog  Guts- 
HüTS  nennt  das  Schlittschuhlaufen  eine  Bewegung,  die  alles 
übertrifft,  was  Bewegung  heiilst.  Leider  kann  nur  ein  kleiner 
Teil  der  groisstädtischen  Jugend  sich  diesem  Körper  und  Geist 
kräftigenden  Vergnügen  hingeben.  Vielen  Familien  fehlen 
die  Mittel,  den  Kindern  Schlittschuhe  anzuschaffen  und  das 
Eintrittsgeld  zu  den  Eisbahnen  zu  erschwingen.  Der  Verein 
fär  gesundheitsgemäise  Erziehung  der  Jugend  betrachtet  es 
als  eine  seiner  nächsten  Aufgaben,  möglichst  vielen  Knaben 
und  Mädchen  das  Schlittschuhlaufen  zu  ermöglichen.  Er  bittet 
deshalb  Familien,  welche  Eanderschlittschuhe  Übrig  haben, 
diese  dem  Verein  zur  Verfügung  zu  stellen.^  Turnhallen  in 
Teischiedenen  Stadtgegenden  waren  als  Sammelstellen  bestimmt. 
Infolge  dieser  Aufforderung  erhielt  die  Sektion  über 
600  Paar  Schlittschuhe.  Von  diesen  wurden  450  Paeire  an 
bedürftige  Gemeindeschüler  verteilt;  die  übrigen,  im  Spätwinter 
eingelieferten  sind  in  Verwahrung  genommen  und  harren  noch 
ihrer  Bestimmung.  Die  Verteilung  vollzog  sich  in  folgender 
Weise:  Jedem  Bektor  ging  ein  Anschreiben  zu  mit  der  Bitte, 
der  Sektion  die  Zahl  der  für  die  Schule  erforderlichen  Schlitt- 
schuhe anzugeben.  Es  wurden  über  2000  Paare  erbeten;  doch 
konnten  nur  40  Schulen  mit  je  5 — 20  Paaren  bedacht  werden. 
Die  Schulleiter  erhielten  die  verlangten  Schlittschuhe  gegen 
Quittung  und  wurden  ersucht,  dieselben  während  des  Sommers 
vom  Schuldiener  aufbewahren  zu  lassen.  Das  Ziel  ist,  nach 
und  nach  an  jeder  Schule  ein  kleines  Depot  von  30 — 50  Paaren 
einzurichten.  Aus  den  seitens  des  Vereins  bereitgestellten 
Kitteln  wurden  für  65  M.  Eintrittskarten  zum  Eislauf  gekauft 
und  verteilt;  sonst  aber    lieis    es   sich   die  Sektion   angelegen 

8«lnilg«aimdlMltopflefe  vm.  11 


162 

sein,  den  Kindern  ermäXsigte  Preise  oder  freien  Eintritt  auf 
den  versoliiedenen  Eisbahnen  zu  ver8clia£Pen.  Die  Eisbahn- 
pächter zeigten  dabei  durchweg  das  grölste  Entgegenkommen. 
Besonders  hat  sich  Herr  Siegebt  nm  die  Förderung  dieser 
Sektion  verdient  gemacht. 

(Schlafs  in  No.  4.) 


Gegen  fiberreicUiche   Ernähnmg  der  Jugend. 

Ans  dem  Verein  ffir  innere  Medizin  in  Berlin. 

In  einem  im  Berliner  Verein  fQr  innere  Medizin  gehaltenen 
Vortrage  änfserte  Professor  Dr.  N.  Zuntz  nach  der  ^Dtsch.  med. 
Wochenschr. "  :  Was  ich  mehr  der  Erwägung  wert  halte,  sind  die 
Folgen  eines  Zuviel  auf  dem  Gebiete  der  Ernährung  in  der  froheren 
Jugend.  Vielfach  begegnet  man  dem  W^unsche,  die  Kinder  in  den  ersten 
Lebensjahren  zu  möglichsten  Prachtexemplaren  herausszumAsten,  und 
kein  Alter  ist  ja  mehr  geeignet,  übemährt  zu  werden,  als  die  ersten 
Lebensjahre.  Aber  es  zeigt  sich  hier,  wie  so  vielfach,  dafs  ein 
vorzeitig  flberanstrengtes  Organ  leicht  versagt  zu  einer  Zeit,  wo  man 
grOlsere  Anforderungen  an  dasselbe  stellen  möchte.  Allerdings  ist 
gewife,  dals  knappe,  unzureichende  Ernährung  in  den  ersten  Alters- 
jahren die  Emährungsorgane  dauernd  schädigt  und  darum  später 
nie  nachgeholt  werden  kann.  Nach  dieser  Richtung  liegen  Aber- 
zeugende  Erfahrungen  der  Tierzttchter  vor,  welche  gezeigt  haben, 
dafs  man  bei  Tieren  im  ersten  halben  Lebensjahre  nicht  ungestraft 
knappe  Ffltterung  einführt,  dafs,  wenn  man  in  der  Saugzeit  nicht 
fOr  reichliche,  zweckmäßige,  eiweifsreiche  Ernährung  sorgt,  am 
besten  durch  lange  Darreichung  von  Muttermich,  nachher  durch 
keine  Fütterungsart  die  Tiere  zu  kräftigen  Leistungen  aufgezogen 
werden  können» 

Weiter  haben  ebenfalls  die  Erfahrungen  der  Tierzttchter  gelehrt, 
dass  man  in  der  folgenden  Periode,  etwa  bis  zum  iBintritt  der 
Pubertät,  durch  eine  intensive  Emähruug,  spedell  durch  eine  s^ 
eiweifsreiche  Kost,  einen  Zustand  erreichen  kann,  der  dem  Züchter 
vielfach  erwünscht  ist,  den  man  als  Frühreife  bezeichnet,  den  Zu- 
stand sehr  rascher  Entwickelung  des  Organismus  mit  frühzeitigem 
Eintritt  der  Geschlechtsreife.  Bei  Rindern  z.  B.,  die  man  zu  Milch- 
kühen erziehen  will,  kann  dies  sehr  zweckmäfsig  sein,  bei  Menschen 
aber  ist  nichts  unerwünschter,    als  wenn    wir  durch   die  Ernährung 


163 

einen  frObzeitigen  Eintritt  der  Geschlechtsreife  erzielen,  weil  wir 
mit  der  raschen  Entwickelang  des  Körpers  nicht  eine  gleich  rasche 
Entwickelnng  des  Geistes  bewirken  können,  and  weil  wir  so  za  dem 
Resultate  kommen,  dass  in  einem  schon  voll  entwickelten  Körper 
sich  ein  noch  allza  kindlicher  Geist  befindet.  Dadurch  entsteht  ein 
Müsrerh&ltnis,  welches  die  harmonische  Aosbildong  des  Menschen 
wesentlich  schädigt,  and  ich  bin  allerdings  der  Meinung,  dals  dies 
Mibverhftltnis  zwischen  körperlicher  and  geistiger  Entwickelnng 
vielfach  dadurch  erzeugt  wird,  dafs  man  schon  in  frUhen  Stadien 
des  Lebens,  etwa  zwischen  dem  sechsten  und  zwölften  Lebensjahr, 
eine  allzu  intensive,  das  Wachstum  anregende  Emfthrung  anwendet, 
einmal  überreichlich  eiweifshaltige  Nahrung,  dann  solche  Mittel, 
welche  anregend  auf  den  Appetit  und  die  Verdauung  einerseits  und 
andererseits  auf  die  Entwickelnng  des  Geschlechtsapparates  einwirken 
ud  damit  die  Frflhreife  noch  mehr  fördern. 

Von  diesen  Gesichtspunkten  aus  ist  übermäifiige  Fleischzufahr 
als  nicht  erwünschtes  Reizmittel  zu  erachten,  in  noch  höherem 
Malse  die  yerschiedenen  Genufsmittel  aus  der  Reihe  der  Alkaloide, 
wie  Thee,  Kaffee  u.  s.  w.  Am  allerbedenklichsten  nach  der  erwähnten 
Richtung  hin  ist  aber  der  Alkohol  in  jeder  Form,  was  übereinstimmt 
mit  der  7on  den  meisten  Kinderärzten  geteilten  Auffassung,  dafs 
eine  regelmälsige  Darreichang  von  Spirituosen,  in  welcher  Form  es  auch 
sei,  bei  Kindern  nicht  zu  empfehlen  ist,  und  dafs  die  Alkoholica 
allenfalls  als  Stimulantien  bei  daniederliegender  Ernährung  bedeutungs- 
YoU  sind.  Zu  den  Reizmitteln  gehören  auch  die  Gewürze,  Pfeffer, 
Zimmet,  besonders  Vanille.  Durch  Vermeidang  aller  dieser  Mittel 
kann  man  eine  langsamere,  aber  stetigere  Entwickelnng  des  Organismus 
erzielen. 

DafQr  sprechen  auch  die  Resultate  der  grofsen  Statistik  über 
Entwickelnng  der  Kinder,  welche  Axel  Key  auf  dem  Berliner 
internationalen  Kongreß  Yorlegte.  Ich  verweise  auf  die  von  ihm 
mitgeteilten  vergleichenden  Tabellen  über  das  Wachstum  der  Jugend 
der  wohlhabenden  und  der  ärmeren  Stände.  Diese  Tabellen  zeigen, 
daß  der  Effekt  der  reichlicheren  und  anregenderen  Ernährung  in  den 
wohlhabenden  Ständen  sich  änfsert  in  einem  erheblich  grölseren 
Gewicht  und  einem  stärkeren  Längenwachstum  kurz  vor  der  Pubertäis- 
entwickelong,  am  ausgesprochensten  im  16.  Lebensjahre  bei  den 
Knaben,  im  13.  and  14.  bei  den  Mädchen,  da&  dann  aber  trotz 
der  Fortdauer  der  bescheideneren  Ernährung  in  den  ärmeren  Ständen 
diese  vollkommen  nachholen,  was  sie  versäumt  haben,  so  dass  z.  B. 
in  den  auf  Amerika  bezüglichen  Zahlen  etwa  im  18.  bis  1^.  Jahre 
fast  völlige  Gleichheit  eingetreten  ist.  Denn  in  der  männlichen 
Gmppe  findet  sich  hier  ein   ganz  geringes  Minus  bei  den  Ärmeren, 

11* 


164 

in  der  weiblicheQ  dagegen  ein  kleines  Pins,  d.  h.  der  Wachstoms- 
trieb  ist  so  stark,  dafs  er  die  minder  gnte  Ernfthnmg  und  den 
Mangel  an  Reizmitteln  kompensiert. 

Wenn  wir  also  anf  allzu  üppige  Ernfthrong  verzichten,  wenn 
wir  wenigstens  in  der  Auswahl  der  Kost  die  Verhältnisse  bei  den 
ärmeren  Ständen  nachzuahmen  suchen,  so  werden  wir  als  wesentlichen 
Erfolg  der  verzögerten  Körperentwickelung  erreichen,  dafe  die 
Pubertät  nicht  zu  frOh  eintritt.  Ebenso  werden  wir  der  Bleichsocht 
und  anderen  Ernährungsstörungen  in  der  späteren  Zeit,  namentlidi 
bei  dem  weiblichen  Geschlecht,  am  besten  dadurch  vorbeugen,  dab 
wir  aus  der  Diät  der  für  die  ganze  Zukunft  so  entscheidenden 
Wachstumsperiode  alle  Reizmittel  fernhalten  und  einfache  Ernährung 
mit  Milch,  Brot,  Butter,  mäfsigen  Fleischmengen  u.  s.  w.  einfiähren. 


kleinere  Miütiinn^tn. 


AngeneBtzfiBdiugeB  in  Schulen.  Bei  den  von  mir  beob- 
achteten akuten  Schulepidemien  in  Gymnasien,  so  schreibt  Professor 
SOHMiDT-RiMPLEB  in  der  j^Berl.  kHn.  Wochschr,"^  handelte  es  sich 
nie  um  ägyptische  Augenentzündung  (Trachom),  sondern  um  folli- 
kuläre Bindehautentzündung  oder  Schwellungskatarrh.  Trachom- 
affektionen in  Schulen  dürften  allein  in  Gegenden  vorkommen, 
welche  von  dieser  Krankheit  durchseucht  sind,  aber  nur  selten  ah 
akute  Epidemie.  So  habe  ich  im  Jahre  1892  in  den  Dorfschulen 
des  Kreises  Heiligenstadt,  wo  schon  seit  vielen  Jaliren  die  ägyptische 
Augenkrankheit  herrscht,  unter  919  Schülern  46  trachomatöse,  also 
rund  5%  gefunden,  daneben  56  Schüler  mit  follikulärer  und  79 
mit  einfacher  Bindehautentzündung.  In  Heiligenstadt  selbst  fanden 
sich  in  den  städtischen  Schulen  und  dem  Schullehrerseminar  unter  1 151 
Schülern  28  trachomatöse  =  2,4%,  daneben  72  mit  follikulärer 
und  63  mit  einfacher  Bindehautentzündung.  In  dem  Gymnasium 
waren  unter  203  Schülern  nur  1  trachomatöser,  hingegen  25  mit 
follikulärer  und  7  mit  gewöhnlicher  Bindehautentzündung.  Es  ist 
hieraus  klar  ersichtlich,  wie  die  Zahl  der  Trachome  sich  in  den  ge- 
bildeten und  besser  situierten  Ständen  verringert;  durch  gröfsere 
Reinlichkeit,  Aufmerksamkeit,  bessere  Wohnnngsverhältnisse  u.  s.  w. 
wird  die  Übertragung  der  Krankheit  vermieden.  Hingegen  ist  die 
follikuläre  Bindehautentzündung  in  den  höheren  Schulen  durchaus 
nicht  geringer,  als  in  den  niedrigen.  Zu  dem  gleichen 
Resultat   kam    ich    durch    meine  früheren  Untersuchungen  in  Oym- 


165 

• 

nasieQ,  Bealgymnasien  nnd  Frogymnasien  der  ProYinz  Hessen-Nassau: 
unter  1662  Schfllem  fand  sich  ein  einziger  mit  Trachom;  hingegen 
459,  d.  h.  27%)  hatten  FoUikelhildangen,  wobei  allerdings  auch 
die  vereinzelt  auftretenden  Bläschen  mitgezählt  wurden. 

Über  miterirdiselie  Kinderarbeit  in  Italien  mit  besonderer 
Bfleksicht  auf  die  Schwefelminen  Siciliens  berichtet  das'  Minen- 
inqiektorat  (Ispettorato  delle  miniere).  Danach  wirkt  diese  Arbeit 
aniserordentlich  nachteilig  auf  die  Gesundheit  ein,  und  der  köiper- 
liohe  Zustand  der  betreffenden  Kinder  ist,  besonders  in  der  sidlia- 
nisdien  Provinz  Caltanisetta,  tief  bedauernswert.  Hier  wurden,  wie 
Professor  M088O  berichtet,  in  den  Jahren  1881 — 1884  3672  junge 
«solfnrari''  militärärztlich  untersucht,  aber  nur  203  von  ihnen 
diensttauglich  befunden.  Ebenso  gesundheitsschädlich,  wie  die 
Scfawefelminen  Siciliens,  sind  die  Braunkohlenbergwerke  in  Umbrien, 
Toskana,  Sardinien,  Piemont  und  der  Lombardei,  die  Blei-  und 
Zinknunen  Sardiniens,  die  Eisenminen  der  Insel  Elba,  die  Marmor- 
bergwerke  gewisser  Alpengegenden  und  die  Pozzolanagruben  in  der 
römischen  und  neapolitanischen  Gampagna.  Und  doch  werden  hier 
alljährlich  immer  wieder  tausende  von  Kindern  unter  der  Erde  be- 
schäftigt! 

0^  KQrpergewieht  der  Stadt-  nnd  Landkinder.  Mayeb 
hat  fUar  Bayern  festgestellt,  dafs  auf  eine  Körperlängeneinheit  — 
1  bayrischer  Fu&  —  in  den  Städten  20,17  Pfund  und  auf  den 
Dörfern  20,54  Pfimd  Körpergewicht  Men,  dafs  also  die  Land- 
bewohner yerhältnismälsig  schwerer  sind,  als  die  Städter.  Dieser 
Satz  gut  auch  für  Kinder  nach  Wägun^en,  die  im  Jahre  1889  von 
Professor  Dr.  Emil  Sohmidt  an  Schulkindern  des  Kreises  Saalfeld 
vorgenommen  sind.  Die  Stadtkinder  beider  Geschlechter  haben  auf 
allen  Altersstufen  ein  durchschnittlich  um  0,7  kg  geringeres  Körper- 
gewicht, als  die  Landkinder.  Die  ersteren  nehmen,  namentlich 
während  der  Schulzeit,  weniger  an  Gewicht  zu,  als  die  letzteren; 
beide  treten  nämlich  fast  gleich  schwer  in  die  Schule  ein,  die 
Landkinder  verlassen  dieselbe  aber  schwerer,  als  die  Stadtkinder. 

Ana  dem  amtlichen  Leitfaden  für  das  Schnltornen  in 

Fraikreiell.  Vor  kurzem  ist  in  Frankreich,  wie  die  „Manatsschr.  f. 
d.  Titmwes,^  mitteilt,  vom  Unterrichtsministerium  ein  Leitfaden  für 
das  Schulturnen  herausgegeben  worden,  der  über  die  augenblick- 
liche Gestaltung  des  Turnunterrichts  in  Frankreich  Auskunft  gibt. 
Interessant  ist  das  Vorwort,  in  welchem  vom  Wert  und  von  der 
Methode  der  Leibesübungen  gesprochen  wird.  Es  lautet:  Von  jeher 
hat  die  leibliche  Erziehung  bei  den  Kulturvölkern  in  hohem  Ansehen 
gestanden.  In  unseren  Tagen,  wo  alles  Arbeiten  ein  so  fieberhaftes, 
die  Gehimthätigkeit  aufs  höchste  gesteigert  ist  und  die  Sitzarbeiten 


166 

so  zahlreich  sind,  erweist  sie  sich  als  das  einzige  Mittel,  um  heim 
Menschen  das  Gleichgewicht  der  physiologischen  Funktionen  wieder 
herzustellen.  Far  ein  Land,  wie  das  unsrige,  welches  vielleicht 
noch  auf  lange  Zeit  hin  zu  fortwährender  Wachsamkeit  unter  den 
Waffen  verarteilt  ist,  erscheint  sie  als  eine  vaterländische  und  heilige 
Notwendigkeit.  In  unseren  Schulen  endlich,  in  denen  das  Kind  durch 
so  viele  Unterrichtsgegenst&nde  heunruhigt  und  unter  so  vielen  Ge- 
stalten in  seinem  Recht  auf  seihständige  Bewegung  beschränkt  wird, 
ist  sie  das  geeignete  Heilmittel  für  das,  was  man  Überbttrdung 
genannt  hat,  das  notwendige  Gegengewicht  gegen  eine  Verstandes- 
arbeit,  welche  mancher  ttbermäfsig  findet,  die  sicherste  Grundlage 
jeder  gesunden  und  männlichen  Erziehung.  Aus  diesem  Grunde  hat 
der  Gesetzgeber  sie  unter  die  Unterrichtsmittel  mit  gleicher  Berech- 
tigung wie  die  intellektuelle  und  moralische  Erziehung  aufgenommen. 
Zwei  Methoden  streiten  sich  um  die  Ehre,  dieser  Notwendigkeit 
einer  kräftigen  leiblichen  Erziehung  zu  genügen.  Die  eine,  welche 
man  die  klassische  Methode  nennen  könnte,  empfiehlt  das  im  eigent- 
lichen Sinne  sogenannte  Turnen,  welches  in  geordneten  Bewegungen 
und  in  Übungen  an  Geräten  besteht.  Die  andere,  in  Wirklichkeit 
ältere,  die,  nachdem  sie  bei  uns  aufser  Gebrauch  gekommen  war, 
jetzt  wieder  überzeugte  Vertreter  gefunden  hat,  rühmt  die  Wohlthaten 
der  freien  Spiele  und  der  in  frischer  Luft  betriebenen  Kraft-  und 
Geschicklichkeitsühungen.  Diese  beiden  Methoden  haben  jede  ihre 
Yorteile;  aber  jede,  für  sich  allein  betrieben,  reicht  nicht  aus,  um 
das  gesteckte  Ziel  zu  erreichen,  welches  in  der  harmonischen  Ent- 
Wickelung  aller  physischen  und  moralischen  Kräfte  zur  Erreichung 
praktischer  Brauchbarkeit  besteht.  Mit  seinen  verwickelten  Geräten 
und  seinen  schwer  auszuführenden  Übungen,  die  leicht  in  eitle  Kraft- 
stückchen ausarten,  mit  seinen  eintönigen  Unterrichtsstunden,  seinen 
so  schlecht  ausgefüllten  langen  Ruhepausen  und  mit  seinen  starken 
Anforderungen  an  die  Aufmerksamkeit  der  Schüler  macht  das  Turnen, 
80  wie  es  heute  in  unseren  meisten  Schulen  gelehrt  wird,  aus  einer 
Zerstreuung  Langeweile  und  aus  einer  Anstrengung,  die  nützlich  sein 
sollte,  eine  unfruchtbare  Ermüdung.  Es  ist  eine  Unterrichtsstunde 
mehr  zu  so  vielen  hinzu,  und  der  Schüler  findet  dabei  weder  Ver- 
gnügen noch  wahren  Vorteil.  Auf  der  anderen  Seite  würde  es  ein 
Irrtum  sein,  zu  glauben,  da(s  die  freien  Spiele  vollständig  eine  wohl 
geleitete  Turnstunde  ersetzen  könnten.  Wenn  sie  den  unvergleich- 
lichen Vorteil  haben,  da(s  sie  in  frischer  Luft  ausgeführt  werden, 
dafs  sie  den  Eifer  und  Ehrgeiz  der  Schüler  wecken,  dais  sie  ihre 
Selbstthätigkeit  fördern  und  sie  an  schnelles  und  energisches  Handda 
gewöhnen,  so  haben  sie  den  Nachteil,  dals  sie  unvereinbar  sind  mit 
den  Unregelmäfsigkeiten  der  Jahreszeiten  und  dais  sie  viel  Zeit  und 


167 

Raam  erfordern.  Überdies  liegt  ein  grolser  Mangel  der  freien  Spiele 
in  ihrer  ünzulftnglichkeit  and  in  der  Art  und  Weise  ihres  Betriebes. 
Sie  sind  unznlftnglich;  denn  in  einer  Spielstande  wiederholen  sich 
gewisse  Maskelth&tigkeiten  sehr  yielmal,  während  andere  nicht  minder 
wichtige  Oberhanpt  nicht  geflbt  werden  oder  nur  sehr  unvollständig. 
Überdies  bildet  in  den  freien  Spielen  jeder  Schaler  selbständig  seine 
natflriichen  Fähigkeiten  aus;  er  geht,  wohin  er  gerade  Lust  hat,  und 
indem  er  sich  bemüht,  sich  in  den  Übungen  auszuzeichnen,  für  die 
er  besonders  beanlagt  ist,  yemachlässigt  er  die  übrigen.  Es  kommt 
sogar  vor,  dafk  in  den  freien  Spielen  die  kühnsten  und  kräftigsten 
sich  alle  VorteOe  dieser  Übungen  aneignen,  während  die  schwächsten 
und  minder  entschlossenen  sich  entweder  beiseite  halten  oder  An- 
strengungen machen,  die  ihre  Kräfte  übersteigen  und  gerade  dadurch 
gefthrlich  sind.  Bei  dem  freien  Spiel  liegt  ein  Mangel  der  Be- 
wegungen auch  in  der  Art  ihrer  Ausführung.  Denn  da  sie  nicht  im 
Toraos  bestimmt  sind,  so  können  sie  nicht  jeden  Augenblick  vom 
Lehrer  verbessert  werden.  Sie  werden  zu  sehr  überstürzt  und  arten 
bisweilen  in  Unordnung  aus.  Der  Schüler  vernaohlässigt  seine  Haltung 
ond  seinen  Oang.  Er  geht,  läuft,  springt  nach  eigenem  Gutdünken, 
ohne  seine  Kräfte  zu  schonen  und  ohne  den  festen  Willen,  den 
grülsten  Vorteil  daraus  zu  ziehen.  Er  beutet  nicht  die  Vorzüge  aus, 
die  ein  methodischer  Turnunterricht  ihm  sicher  gewähren  würde,  der 
ihn  verpflichtet,  vemunftgemäis  und  stufenweis  die  Erziehung  seiner 
Bew^pmgen  vorzunehmen.  Mit  einem  Wort,  die  freien  Spiele  sind 
eine  vorzügliche  Ergänzung  des  eigentlichen  Turnens,  aber  für  sich 
allein  würden  sie  nicht  sowohl  hinsichtlich  der  Erziehung  der  Be- 
wegungen als  des  praktischen  Nutzens  Erfolge  zu  erzielen  vermögen. 
Ebenso  ist  es  mit  der  Handfertigkeit,  die  trotz  ihres  unbestrittenen 
Nntzois  eine  wirkliche  Turnstunde  zu  ersetzen  nicht  im  stände  sein 
würde.  Jede  Art  von  Handarbeit  ist  in  der  That  die  besondere 
Anwendung  gewisser  Bewegungen,  und  man  weifs,  da(s  dieselben 
Muskelthätigkeiten,  lange  Zeit  wiederholt,  endlich  eine  Ursache  der 
MUsbüdnng  werden  können.  Die  Wahrheit  liegt,  wie  fast  immer,  in 
der  Mitte  zwischen  beiden  Systemen,  und  die  Lösung  der  Aufgabe 
besteht  darin,  dafis  man  jedem  von  ihnen  das  Beste  entnimmt,  dafs 
man  sie  vereinigt,  indem  man  sie  dessen  entkleidet,  was  sie  Über- 
triebenes oder  Willkürliches  haben. 

Wider  das  Korsett  eröffnet  Professor  SoHWEKiNaEB  in  der 
„B^ffieia"  einen  Feldzug.  Nach  dem  Arzt  von  Hajbn,  so  schreibt 
er,  hätte  die  englische  Königin  Elisabeth  das  Korsett  eingeführt,  um 
ihre  Miisgestalt  weniger  auffällig  zu  machen.  Wir  brauchen  uns 
hier  mit  der  Frage  nicht  weiter  zu  beschäftigen,  wie  aus  dem  alten 
Brusttuch  im  Laufe  der  spanischen  und   anderer  Moden   allmählich 


' 


168 

dos  Korsett  entstanden  ist,  and  ob  es  dem  schiefen  Waehse  der 
Elisabeth  von  England  oder  der  Katharina  von  Medici  sein  Dasein 
verdankt.  Es  ist  immer  dieselbe  Geschichte:  die  Eitelkeit  erfindet's, 
die  Modenarrheit  nnd  Nachäfferei  macht's  allgemein,  einerlei,  ob  das 
Ding  nnn  Pektorale,  Schnttrleib,  Korsett,  Krinoline  oder  col  de  Paris 
heilst.  Als  Hamlet  seine  Ophelia  wegen  des  Schminkens,  T&nzelns 
nnd  Trippeins  abkanzelt,  da  redet  er  vom  Korsett  freiUch  nicht, 
aber  das  beweist  noch  nichts  gegen  von  Haen,  denn  anch  hente 
pflegt  man  im  Theater  nicht  gerade  die  Modelaster  zu  geUseln,  mit 
denen  die  Damen  in  den  Logen  behaftet  sind.  Eine  Korsettlitteratar 
gibt  es  eigentlich  kanm,  obwohl  die  Korsettfraf^e  nach  den  ver- 
schiedensten Richtnngen  wichtig  und  interessant  ist  Genau  vor 
hundert  Jahren,  1793,  erschien  eine  Schrift  „Über  die  Wirkungen 
der  Schnürbrnst*^  von  Theodob  SÖMMEBina,  der  schon  fünf 
Jahre  früher  ^Über  die  Schädlichkeit  der  Schnürbrust''  ge- 
schrieben hatte.  Seitdem  hat  nur  noch  der  Münchener  Professor 
RüDiNGEB  einen  wertvollen  Beitrag  zur  Korsettfrage  geliefert,  aber 
anch  er  hat  sich  auf  die  anatomischen  Wirkungen  des  Schnürens 
beschränkt  Für  uns  handelt  es  sich  aber  nicht  um  das  Schnüren. 
Was  kann  sich  eine  Frau  denn  wegschnüren?  Wenn  wir  die 
Grenzen  weit  stecken,  doch  höchstens  einige  Cenümeter.  Das  ist 
aber  schliefslich  eine  Lappalie  gegen  die  Thatsache  des  selbst  etwa 
8  bis  10  Centimeter  auftragenden  Korsetts,  die  uns  in  ihren  inneren 
Wirkungen  hier  einen  Augenblick  beschäftigen  soll.  Aus  der  Fülle 
von  Leiden,  bei  denen  das  Korsett  eine  nicht  unbedeutende  Bolle 
spielt,  ergibt  sich,  ohne  dafs  man  zunächst  specieller  auf  die  Art 
der  Behandlung  einzugehen  braucht,  bei  wie  vielen  Frauen  der 
drückende  Panzer,  überhaupt  jeder  beengende  Druck  durchaus  ver- 
pönt werden  muls,  ehe  ein  rationelles  Heilverfahren  begonnen 
werden  kann.  Es  wäre  unsmnig,  in  der  Entfernung  des  Korsetts 
etwa  ein  Allheilmittel  zu  erblicken.  Oft  gelingt  es  aber  doch^  nur 
durch  die  Beseitigung  des  von  jenem  Panzer  ausgeübten  Druckes 
die  lästigsten  Erscheinungen  von  Magen-  und  Leberschmerz  aller 
Art  und  namentlich  von  der  so  häufigen  und  gefürchteten  Migräne 
zu  verbannen.  Unter  allen  weiblichen  Modenarrheiten  ist  das  Korsett 
die  gefährlichste,  das  Korsett  an  sich,  nicht  nur  das  übermäGsige 
Schnüren.  Wer  das  ftlr  Übertreibung  hält,  der  mag  sich  durch  die 
Geschichte  der  Dachauer  in  Oberbayem  und  der  schwäbischen  Be- 
völkerung belehren  lassen.  Die  Dachauerinnen  trugen  Mieder  — 
in  München  sieht  man  sie  noch  manchmal  auf  den  Maskenfesten  — , 
die  sehr  hoch  hinaufgingen.  Da  trat  dann  allmählich  ein  Schwund 
der  Brüste  ein,  die  Bäuerinnen  konnten  ihre  Kinder  nicht  nähren, 
und  weil  sie  Ammen,  sterilisierte  Milch  und  andere  Surrogate  nicht 


169 

bequem  zur  Hand  hatten,  starb  das  alte  Dadumer  Geschlecht  nach 
imd  nach  ans,  nnd  es  konnte  nnr  durch  importierte  Frauen,  die  an 
das  Dachauer  Korsett  nicht  gewöhnt  waren,  gerettet  werden.  Das 
ist  ein  absichtlich  grell  gewähltes  Beispiel,  aber  es  zeigt,  wohin  die 
Widematflrlichkeit  in  der  Kleidung  führt.  Ein  Haupthindernis,  das 
der  natflrlichen  Entwickelung  im  Wege  steht,  ist  jeder  Druck  auf 
die  Brust,  den  Magen,  die  Leber,  den  Bauch  und  die  Eingeweide, 
mag  dieser  Druck  nun  durch  einen  Schusterriemen,  durch  zu  enge 
Hosen,  durch  ein  Taillenband  oder  durch  ein  Korsett  verursacht 
werden.  Derselbe  wirkt  der  Natur  entgegen,  er  behindert  die 
Funktionen  der  wichtigsten  Organe  und  schafft  nicht  nur  bleibende 
anatomische  Veränderungen,  wie  die  Schnürbrüste,  den  Schnürbrust- 
korb und  die  Schnürleber,  sondern  er  bewirkt  auch  innere  Störungen 
schädlichster  Art.  Natürlich  ist  es  dann  nicht  so  leicht,  die  wahre 
Ursache  festzustellen,  weil  stets  noch  andere  mitwirkende  Momente, 
je  nach  der  individuellen  Veranlagung  und  den  äufseren  Verhältnissen, 
existieren.  Der  Druck  des  Riemens  oder  des  Korsetts  braucht  nun 
aber  nicht  immer  und  überall  die  gleich  schädliche  Wirkung  zu 
flben,  namentlich  da  nicht,  wo  er  vor  dem  Magen  oder  der  Leber 
noch  ein  schützendes  Fettpolster  findet.  Ausnahmslos  aber  wird  er  da 
sdiädlich  wirken,  wo  er  den  zarten  Körper  der  heranwachsenden 
Jugend  trifft,  durch  seine  beständige  Wiederkehr  die  falschen  Rippen 
znsammenprefst  und  die  Frauen,  im  Gegensatz  zu  den  Männern,  die 
mehr  mit  dem  Bauche  atmen,  an  ein  Oberrippenatmen  gewöhnt. 
Das  alles,  es  kann  nicht  oft  genug  wiederholt  werden,  bewirkt  nicht 
nur  ein  übermäCsiges  Schnüren,  sondern  schon  die  Thatsache  des 
vorhandenen  Drucks.  Eine  der  wichtigsten  gesundheitlichen  Auf- 
gaben ist  die,  dafür  zu  sorgen,  dafs  der  Flüssigkeitsstrom  im  Körper 
unbehindert  vor  sich  geht.  Jeder  Druck  staut  denselben,  und  wie 
die  Frucht  da,  wo  sie  gedrückt  worden  ist,  sofort  eine  faulige  Stelle 
bekommt,  weil  die  Säfte  stocken,  so  tritt  auch  beim  Menschen  natur- 
gemäß durch  den  Druck  eine  organische  Störung  ein,  die  sich  mehr 
oder  minder  empfindlich  äufsert,  je  nachdem  das  Individuum  mehr 
oder  weniger  ifst  und  trinkt,  blutreich  oder  blutarm,  dick  oder 
dann,  stark  oder  schwächlich  ist.  Die  Cirkulation  des  Blutes  wird 
gehemmt,  und  so  entstehen  unter  sonst  dafür  günstigen  Verhältnissen 
Bflckenschmerzen,  Kälte  der  Hände  und  Füfse,  Krampfadem, 
Hämorrhoiden  u.  s.  w.  Die  bedeutsamen  Verrichtungen  der  Brust 
und  des  Leibes  werden  unterbunden,  der  Magen  wird  vorgetrieben 
und  gezwungen,  die  Säfte  länger  als  wünschenswert  zu  bewahren, 
die  Bancheingeweide  werden  zum  Teil  bis  in  den  Brustkorb  hinein- 
geschoben, und  dann  verwundert  man  sich,  wenn  der  so  verunstaltete, 
Tag  ftr  Tag  in  eine  widematOrliche  Lage   hineingezwängte  Körper 


170 

allen  erdenklichen  Ejrankheiten  anheimfällt.  Die  Franen  and  Mädchen, 
welche  flher  Kopfschmerzen,  Migräne,  Bleichsacht,  Milzstechen, 
gestörte  Yerdanang,  rote  Nasen,  Aasschläge,  Brast-,  Magen-  and 
Bttckenschmerzen  klagen,  sollten  zanächst  einmal  mit  aller  Energie 
and  anter  Verzicht  aaf  die  BOcksichten  einer  in  ihren  ästhetischen 
Wirknngen  übrigens  aach  noch  sehr  zweifelhaften  Eitelkeit  sich  die 
Panzeraniform  abgewöhnen,  dem  Körper  seinen  Baam  zar  natflrlichen 
Entwickelang  geben  and  das  Tragen  eines  Korsetts  immer  nar  als 
einen  vorübergehenden  Ansnahmezastand  betrachten,  der  anter  keinen 
Umständen  zar  Gewohnheit  werden  darf.  Dann  werden  sie  bemerken, 
wie  die  Natar  sich  selbst  hilft,  wenn  man  ihr  nicht  die  Wege  ver- 
stopft. Wie  viele  Franen  klagen  heute  nicht,  namentlich  in  gewissen 
Jahren,  über  allzn  beschwerliche  and  entstellende  Verfettung  des 
Leibes,  der  Brast  and  der  Hüften.  Sie  branchten  nar  ihre  Huid 
za  betrachten,  am  za  sehen,  wie  die  dnrch  Binge  gedrückten  Finger 
dicker  als  die  anderen  sind,  dann  würden  sie  vielleicht  erkennen, 
dafs  mit  dem  Drack  aaf  die  Brast,  den  Leib  and  die  Hüften  auch 
eine  Ursache  der  Verfettung  gegeben  ist.  Wenn  man  die  Frauen 
und  Mädchen  glücklich  zum  Verzicht  auf  das  Korsett  gebracht  hat, 
dann  klagen  sie  gewöhnlich  über  Bückenschmerzen  and  Schwäche, 
weil  die  natürliche  Muskulatur,  wie  nach  einem  Gipsverband,  ohne 
genügenden  Blutzu-  und  Abflufs  und  ohne  Übung  verkümmert  ist 
Auch  hört  mau  häutig  den  jammernden  Buf:  „Ich  friere  ohne 
Mieder!^  Ja,  sie  frieren,  weil  sie  sich  mit  den  Bücken-  und  Bauch- 
muskeln keine  wärmende  Bewegung  machen;  dafs  sie  aber  durch 
das  Schnüren  des  Magens  und  durch  die  Blutstockungen  kalte 
Hände  und  Fübe  bekommen  haben,  davon  wollen  sie  meistens 
nichts  wissen. 


9a0es9ef4ii(^tlt(^es. 


Orfindnng  eines  Ssterreiehisehen  Sehnlmnsenms  mit  Ab- 
teilnng  ftr  Schulhygiene.  Man  schreibt  uns  aus  Wien:  In  der 
„Zeiischr.  /.  d.  österr,  VolksschtUwes."^  besprach  der  Wiener  Bezirks- 
schulinspektor Professor  Dr.  Kabl  Stejskal  seinen  ausführlichen 
Plan,  anläfslich  des  fünfzigjährigen  Begierungsjubilänms  des  Kaisers 
von  Österreich  ein  Beichsschulmuseum  zu  errichten,  und  stellte  am 
21.  November  1894  im  Bezirksschulrate  der  Stadt  Wien  folgenden 
Antrag:  In  Erwägung,  dafs  Wien  als  k.  k  Beichshaupt-  und 
Residenzstadt    derzeit    weder    eine    grobe    öffentliche    Lehrmittel- 


171 

«unmlirag,  noch  eine  pädagogische  Centralbibliothek  besitzt,  während 
fast  alle  anderen  Hanptstädte  der  europäischen  Kolturstaaten,  sowie  yiele 
kleine  ProTinzstädte  des  In-  und  Auslandes  derartige,  den  örtlichen  Be- 
dflrfnissen  entsprechende  Sammlungen  aufweisen;  in  weiterer  Erwägung, 
da&die  Errichtung  eines  Lehrmittelmuseums  schon  darum  erstrebenswert 
ist,  weil  es  nur  sothunlich  erscheint,  einerseits  SchQler,  Lehramtszöglinge, 
Eltern  und  andere  an  Schul- und  ErziehungsfragenBeteiligte  mit  den  zweck- 
entsprechendsten Schulgeräten  und  Lehrmitteln  vertraut  zu  machen, 
andererseits  Erfindern,  Fabrikanten  und  Verlegern  die  sofortige  Aus- 
stellung ihrer  neuesten  Erzeugnisse  zu  ermöglichen;  in  fernerer  Er- 
wägung, daCs  von  seiten  der  Wiener  Lehrerschaft  seit  Jahren  ver- 
geblich die  Vereinigung  der  gegenwärtig  in  Wien  bestehenden 
kleinen  Bezirkslehrerbibliotheken  zu  einer  grolsen  Centralbibliothek 
angestrebt  wird,  die  k.  k.  Universitäts-  und  k.  k.  Hofbibliothek 
aber  fllr  eine  Reihe  von  pädagogischen  Arbeiten  nur  ganz  unzuläng- 
liche Behelfe  bieten ;  in  endlicher  Erwägung,  dafs  durch  die  Errich- 
tung eines  grolsen,  mit  einer  pädagogischen  Bibliothek  verbundenen 
Schnlmuseums  die  Anregung  zu  neuen  Ideen  und  neuen  Arbeiten 
geboten  wäre  und  so  die  Fortentwickelung  des  österreichischen 
Erziehungs-  und  ünterrichtswesens  ganz  besonders  und  nachhaltig 
gefördert  werden  könnte,  erlauben  sich  die  Unterzeichneten  dringlich 
zu  beantragen,  der  löbliche  Bezirksschulrat  richte  an  den  hoch- 
löblichen  k.  k.  niederösterreichischen  Landesschulrat  die  Bitte, 
dersdbe  wolle  beim  hohen  k.  k.  Ministerium  für  Kultus  und  Unter- 
richt die  Errichtung  eines  k.  k.  österreichischen  Museums 
fflr  Erziehung  und  Unterricht  in  Wien  befttrworten  und  alle 
ihm  geeignet  erscheinenden  Schritte  veranlassen,  damit  das  gedachte 
Schulmuseum  im  Jahre  des  fänüzigjährigen  Regierungsjubiläums 
Seiner  Migestät  unseres  Kaisers  seiner  Bestimmung  übergeben  werden 
kann.  Dieses  Schulmuseum  soll  enthalten:  1.  eine  Abteilung  fttr 
Schulhausbau;  2.  eine  Abteilung  fär  Schulgesundheitspflege;  3.  eine 
Abteilung  fttr  Krippe  und  Kindergarten;  4.  ein  Musterschulzimmer; 
5.  eine  Abteilung  für  Schuleinrichtung;  6.  ständige  Lehrmittel- 
anssteUnngen  fllr  Volks-  und  Mittelschulen,  eventuell  auch  fttr  andere 
Schnlkategorien;  7.  eine  Abteilung  fttr  erziehliche  Knabenhandarbeit; 
S.  eine  Abteilung  für  Turnen  und  Jugendspiele;  9. — 11.  je  eine 
Abteilung  fär  den  Blinden-,  Taubstummen-  und  Schwachsinnigen- 
mterricht;  12.  eine  pädagogische  Centralbibliothek.  Mit  der 
Schaffung  eines  solchen  grofsen  Instituts  wflrde  das  österreichische 
ÜBterrichtswesen  einen  mächtigen  Schritt  nach  vorwärts  thun. 
Welchen  au&erordenUichen  Nutzen  solche  Anstalten  gewähren,  ersehen 
wir  aus  der  von  A.  Bsubisb,  Direktor  des  Mus^e  p^dagogique 
in    Paris,    veröffentlichten    Broschttre:      M^moires    et    documenü 


172 

scökures,  pubUis  par  le  musee  p^dagogique,  2.  s^rie,  fascicide 
No.  16.  Bereits  Yor  20  Jahren  hat  das  österreichische 
Unterrichtsmimsteriom  die  Ahsicht  gehabt,  ein  grofses  Reichssdinl- 
mnsenm  zn  gründen,  und  wurde  hierzu  fOr  das  Jahr  1874  als 
Nachtragsforderung  ein  Posten  von  10  000  fl.  in  das  Budget  ein- 
gestellt. Obwohl  der  Abgeordnete  Professor  Dr.  Alois  EoaEB, 
welcher  den  ersten  Plan  zur  Errichtung  eines  grolsen  Reichsschnl- 
museums  entwarf,^  sehr  warm  im  österreichischen  Abgeordnetenhanse 
hierfür  eintrat,  scheiterte  die  Angelegenheit  hauptsächlich  darum, 
weil  kein  detailliertes  Projekt  vorlag.  Bezirksschulinspektor 
Dr.  Kabl  Stejskal  hat  nun  mit  grolser  Sachkenntnis  die  Idee 
von  Eggeb  wieder  aufgenommen.  Sein  Antrag,  gestützt  auf 
eine  sehr  ausführliche  Begründung,  sowie  auf  einen  gründlich 
ausgearbeiteten  Voranschlag  der  Kosten  und  Angaben  zur  Be- 
deckung derselben,  wurde  von  dem  Wiener  Bezirksschulräte 
einstimmig  angenommen.  Mit  Rücksicht  auf  das  rege  Interesse, 
welches  die  Schulbehörde,  die  Lehrerschaft  und  die  übrigeii 
beteiligten  Kreise  daran  hegen,  steht  zu  erwaiten,  dafs  das 
geplante  Projekt  zur  Ausführung  gelangt.  Gegenwärtig  bestehen 
folgende  Schulmuseen  und  pädagogische  Fachbibliotheken:'  1.  Daa 
Mus6e  scolaire  national  zu  Brüssel,  Staatsanstalt;  2.  das  Dansk. 
Skolemuseum  zu  Kopenhagen;  3.  die  schwäbische  permanente 
Schulausstellung  zu  Augsburg;  4.  das  deutsche  Schulmuseum  in 
Berlin;  5.  das  städtische  Schulmuseum  in  Berlin;  6.  das  Schul- 
museum zu  Braunschweig;  7.  das  Museum  des  Cassianeums  zu 
Donauwörth;  8.  die  Sammlung  von  Lehrmitteln  im  Kgl.  sächsischen 
Ministerium  für  das  ünterrichtswesen  zu  Dresden;  9.  die  Abteilung 
für  Pädagogik  an  der  Stadtbibliothek  zu  Hamburg;  10.  das 
Schulmuseum  der  Freunde  des  vaterländischen  Erziehungs-  und 
Unterrichtswesens  in  Hamburg;  11.  das  Museum  für  Yolksschulwesen 
zu  Hannover ;  12.  das  Schulmuseum  zu  Hildesheim ;  13.  das  Thürin- 
ger Schulmuseum  zu  Jena;  14.  das  Schleswig-Holsteinische  Schul- 
museum zu  Kiel;  15.  das  Schulmuseum  des  Königsberger  Lehrer- 
vereins   zu    Königsberg;     16.    die    pädagogische    Centralbibliothek 


^  Industrie  und  Schule  in  Österreich»  Ein  österreichisches  SduU- 
museum,    Wien,  1874,  Alfred  Holder. 

'  Man  vergleiche  auch  die  vom  Direktor  der  Pädagogischen  Central- 
bibliothek (Comeniasstiftung)  zu  Leipzig  verfafste  Schrift:  Die  pädago- 
gischen Bibliotheken,  Schulmtiseen  und  ständigen  Lehrmittelaiusstelhtngen 
der  Welt  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Pädagogischen  Central- 
UbUothek  (Comemusstiftung)  eu  Leipzig.  Leipzig,  Zangenberg  and 
Himly. 


173 

(GomeniQsstiftang)  zu  Leipzig;  17.  die  Lehrmittelausstellung  des 
Lehrerrereins  der  Provinz  Sachsen  zu  Magdeburg;  18.  die  perma- 
nente Ansstellnng  des  Kreismagazins  von  Oberbayem  für  Lehrmittel 
ond  Schnleinrichtangsgegenstftnde  za  München;  19.  das  mecklen- 
bniigische  Volksschnlmnsenm  za  Rostock;  20.  die  Abteilang  III  für 
Ldirmittel  an  der  Kgl.  wttrttembergischen  Gentralstelle  für  Gewerbe 
und  Handel  zu  Stattgart;  21.  Soath  Eensington  Maseum,  Edaca- 
tional  Division,  za  London;  22.  Le  Mas^e  p^dagogiqae  et  la  biblioth^qae 
centrale  de  Tenseignement  primaire  za  Paris;  23.  Nederlandsch 
Schoofanoseom  za  Amsterdam;  24.  Schoolmaseam  za  Rotterdam; 
25*  die  ständige  Lehrmittelaasstellang  za  Bozen;  26.  die  perma- 
nente Lehrmittelaasstellang  za  Graz;  27.  die  ständige  Lehrmittel- 
aosstellong  des  deutschen  Landeslehrervereins  in  Tirol  zu  Innsbruck; 
28.  Orsz&gos  Tanszerrnuzeum  zu  Budapest;  29.  Museo  pedagogico 
monicipal  zu  Lissabon;  30.  das  pädagogische  Museum  für  Militär- 
schalen  zu  Petersburg;  31.  Pedagogiska  Biblioteket  zu  Stockholm; 
92.  die  schweizerische  permanente  Schulausstellung  zu  Bern;^ 
33.  Mns6e  p^dagogique  zu  Freiburg;  34.  Exposition  scolaire  per- 
manente du  canton  de  Neuchätel  zu  Neuenburg;  35.  das  Pesta- 
lozzianum  zu  Zürich;^  36.  Museo  Pedagogico  zu  Madrid;  37.  Mus^e 
pMagogique  zu  Tokio;  38.  Educational  Museum  in  Toronto; 
89.  The  United  States  Bureau  of  Education,  Library  and  Museum 
Division,  zu  Washington;  40.  Museo  Escolar  Kadonal  zu  Rio  de 
Janeiro;  4i.  das  Schulmusenm  zu  Melbourne.  Diese  Aufzählung 
ist  nicht  etwa  als  eine  vollständige  zu  betrachten;  dieselbe  soll  nur 
zeigen ,  daCs  nicht  aüein  die  meisten  Kulturstaaten  Europas,  sondern 
anch  einige  Staaten  der  übrigen  Weltteile  in  ihren  Hauptstädten 
Schalmuseen  und  pädagogische  Fachbibliotheken  besitzen.  Möge 
somit  die  Thätigkeit  Dr.  StejbkaIiS  von  Erfolg  begleitet  sein  und 
das  Jahr  1898  das  österreichische  Schulwesen  mit  der  geplanten 
Anstalt  beglflcken. 

Interaalionaler  Kongrefs  Ar  das  KindervroU  in  Florenz. 

Das  Wiener  Lokalkomitee  des  im  nächsten  Jahre  zu  Florenz  statt- 
findenden internationalen  Kongresses  für  das  Wohl  der  Kinder,  so 
sehreibt  die  jtAUg.  med.  Ceniraletg.^  ^  hat  sich  bereits  konstituiert. 
Zorn  Präsidenten  wurde  Hofrat  Professor  Dr.  Hermann  Wiber- 
HOFBB,   zum   Yicepräsidenten    Professor   Dr.  Aloys    Monti,    zum 


'  Vergl.  Katalog  der  Schweizerischen  permanenten  Schulausstelhtng  in 
Bern.    2.  Aufl.    Bern,  1891. 

'  VergL  Statuten  und  Beglements  für  das  Pestälogtfianum.  Zürich,  1892. 
Neuneehnter  Jahresbericht  des  Pestaloeeianums  in  Zürich,  Umfassend  das 
Jahr  1893     Zürich,  1894. 


174 

SebriftfQhrer  Dr.  Demetmo  Galatti  gewählt.  Über  den  Zweck 
des  Kongresses  teilte  Professor  Monti  unter  anderem  folgendes  mit: 
Es  sei  allgemein  bekannt,  dafs  die  Versorgung  der  Kinder  fast  in 
ganz  Europa  yorwiegend  der  privaten  Wohlth&tigkeit  anbeimfalle,  so 
dafe  der  Kindheit  seitens  des  Staates  und  der  Gemeinden  nicht  jener 
Schutz  zu  teil  werde,  der  notwendig  sei,  um  die  zukünftige  Gene- 
ration physisch  und  geistig  kr&ftig  heranzuziehen.  Der  Hauptzweck 
des  Kongresses  bestehe  darin,  das  Interesse  der  humanitären  und 
staatlichen  Faktoren  für  jene  das  geistige  und  leibliche  Wohl  der 
Kinder  betreffenden  Fragen  wachzurufen,  die  daselbst  zur  Erörte- 
rung und  Entscheidung  gelangen  würden.  Eine  specielle  Aufgabe 
des  Wiener  Lokalkomitees  sei  die  Schilderung  der  Vorzüge  und 
Mängel  der  einheimischen  Institutionen,  um  auf  diese  Weise  eine 
gleichmäisige  Erledigung  der  Angelegenheit  zu  erzielen.  Nach  einer 
lebhaften  Diskussion,  in  der  die  grofse  Schwierigkeit  der  Arbeit 
allseitig  betont  wurde,  beschlofs  man,  je  nach  Bedarf  zu  Sitzungen 
zusanmienzutreten.  SchlieGslich  wurden  auf  Antrag  Professor  Montib 
die  Referate  in  folgender  Weise  verteilt:  1.  Kinderspitäler:  Dr. 
GNÄNDiNasR  und  Dr.  Untebholzkeb  ;  2.  Taubstummen wesen: 
Direktor  Lehfelp;  3.  Blinde,  geistig  zurückgebliebene  Kinder  und 
Idioten:  Direktor  Helles ;  4.  Versorgung  der  skrofulösen  und 
rhachitischen  Kinder,  Kinderhospitäler  und  Kinderasyle:  Professor 
Monti ;  6.  Ferienkolonien  und  Kindergärten:  Dr.  Galatti; 
6.  Waisenpflege  und  kommunale  Kinderversorgung:  Magistrats- 
sekretär Kienast. 

Über  die  Einffihrung  hy^enischen  Unterrichts  in  die 
Volksschale  sprachen  im  Berliner  Lehrerverein  Dr.  Th.  W^eyl 
und  unser  Mitarbeiter,  Herr  0.  Janke.  Dieselben  stellten  dabei 
nach  der  j^BerL  klin.  Wochschr.'^  folgende  Thesen  auf:  1.  Die 
Verbreitung  hygienischer  Kenntnisse  durch  die  Schule  entspricht  den 
Interessen  des  Individuums  und  des  Staates.  2.  Der  hygienische 
Untericht  hat  sich  auf  die  wichtigsten  Gebiete  der  privaten  nnd 
öffentlichen  Gesundheitspflege  zu  erstrecken.  3.  In  der  Gegenwart 
sind  in  der  Volksschule  die  hygienischen  Belehrungen  im  AnschlulB 
an  das  Schnlleben  und  an  die  übrigen  Lehrgegenstände  der  Schule 
zu  geben.  4.  Es  ist  zu  prüfen,  ob  in  Zukunft  der  Unterricht  in 
der  Hygiene  die  Stellung  eines  selbständigen  Unterrichtsgegenstandee 
auf  der  Oberstufe  der  Volksschule  erhalten  soll.  5.  In  die  Fort- 
bildungsschule ist  die  Hygiene  als  Unterrichtsgegenstand  schon  jetzt 
einzufahren.  6.  In  die  Seminarien  ist  die  Hygiene  als  obligatorischer 
Unterrichtsgegenstand  aufzunehmen. 

SchnUiy^enisches  ans  dem  k.  k.  obersten  Sanil&tsrat  in 

Wien.      In    der    Sitzung    des    k.  k.    obersten    Sanitätsrates    vom 


175 

26.  Jaoaar  1895  gelangten,  wie  wir  dem  y^Österr.  Samtätswes."^ 
eDtnehmen,  unter  anderen  nachstehende  Gegenstände  znr  Beratung: 
Erstattung  eines  Fachgutachtens  über  die  Zweckmäfsigkeit  der 
Bereithaltnng  yon  Rettangskasten  in  Volks-  und  Mittel- 
schulen, sowie  die  Brauchbarkeit  des  dem  obersten  Sanitätsrate  vor-* 
gelegten  Probeexemplares  eines  derartigen  Rettungskastens  mit  einer 
dazugehörigen  Belehrung  in  Form  einer  Wandtafel.  Referent  namens 
des  hierfOr  eingesetzten  Specialkomitees  war  der  Obersanitätsrat  Pro- 
fessor Dr.  WEI0H8BLBAÜM.  Zum  Schlüsse  wurden  auf  den  Initiativ- 
antrag des  Obersanitätsrates  Professor  Dr.  Gbubeb  verschiedene  Mifs- 
st&nde  in  den  Einrichtungen  einzelner  Unterrichtsanstalten  besprochen, 
welche  den  Bemühungen  der  k.  k.  Schulbehörden,  dem  Hange 
der  Trunksucht  schon  durch  die  Schulerziehung  und 
den  Schulunterricht  entgegenzutreten,  Schwierigkeiten  zu 
bereiten  geeignet  sind. 

Sektion  ffir  Sehnlgesnndheitspflege  im  Leipziger  Lehrer- 

yereiD«  Die  Abteilung  für  Schulgesundheitspflege  des  Leipziger 
Lehrervereins  hielt  am  9.  November  v.  Js.  ihre  erste,  konstituierende 
Sitzung  ab.  Nachdem  die  Versammelten  sich  darüber  ausgesprochen 
hatten,  dals  die  Gründung  einer  selbständigen  Abteilung  für  Schul- 
hygiene unbedingt  notwendig  erscheine,  da  andere  Sektionen,  auch 
die  bestehende  für  Naturwissenschaften,  nicht  in  der  Lage  seien,  den 
schnlhygienischen  Fragen  die  gehörige  Würdigung  zu  teil  werden  zu 
lassen,  erfolgte  die  Konstituierung  und  die  Wahl  eines  Bureaus. 
2^  Vorsitzenden  wurde  unser  geschätzter  Mitarbeiter,  Herr  Metbigh, 
zum  Schriftführer  Herr  Sghübbbt  gewählt.  Das  Arbeitsgebiet  der  neu- 
gegründeten  Abteilung  charakterisierte  Herr  Metbich  nach  folgende 
Gesichtspunkten:  1.  Einrichtung  des  Schulhauses,  der  Schulzimmer, 
der  Schulutensilien.  2J.  Unterrichtshygiene  (Lehrplan,  Lektionsplan 
n.  8.  w.).  3.  Pädagogische  Anthropologie.  4.  Verhältnis  von  Sdiule 
ond  Haus.  5.  Die  ärztliche  Beaufsichtigung  der  Schulen.  6.  Methoden- 
lehre für  die  hygienischen  Untersuchungen.  7.  Litteratur.  Mit  der 
Aufstellung  eines  genaueren  Planes  wird  sich  die  nächste  Ver- 
sammlung befassen.  Die  Sitzungen  der  neuen  Abteilung  sollen 
monatlich  stattfinden. 

Kurse  für  Lehrer  und  Lehrerinnen  in  den  Jngend-  und 
Velkaspielen  ffir  1895.  Auch  für  das  Jahr  189Ö  sind  von  dem 
Centralausschufs  zur  Förderung  der  Jugend-  und  Volksspiele  wiederum 
in  allen  Teilen  Deutschlands  20  solcher  Kurse  in  Aussicht  ge- 
lunnmen,  und  zwar  für  Lehrer  an  folgenden  Orten:  Altena 
im  Mai  (Oberlehrer  Dr.  Schnell);  Barmen  13.  bis  18.  Mai 
(Oberbürgermeister  W^egnbb  und  Oberturnlehrer  Sohböteb^; 
Berlin    im    Mai    (Professor    Egeleb,     Friedrichstrabe     229); 


176 

Bonn  26.  Mai  bis  1.  Jani  (Dr.  med.  F.  A.  Schmidt); 
Brann schweig  27.  Mai  bis  1.  Joni  (Gymnasialdirektor  Dr. 
EoiiDEWEt);  Breslau  29.  bis  31.  Mai  (Obertnmlehrer  Krampb); 
Danzig  im  September  (Oberlehrer  Dr.  Bosbünb);  Frankfurt 
a/M.  24.  Mai  bis  1.  Juni  (Tuminspektor  Weidenburch);  Görlitz 
27.  August  bis  1.  September  (Gymnasialdirektor  Dr.  Eitneb|; 
Hadersleben  16.  bis  20.  April  (Gymnasialoberlehrer  Doicksb); 
Karlsruhe  im  Laufe  des  Sommers  (Direktor  Alfbeb  MaxtIi); 
Königsberg  i.  Pr.  23.  bis  29.  Juni  (Stadtschuhrat  Dr.  Tbibukait); 
Mttnchen  5.  bis  12.  Juni  (Kgl.  wirklicher  Bat  Webeb);  Stutt- 
gart im  Sommer  (Professor  Kessleb).  Fttr  Lehrerinnen  werden 
nachstehende  Kurse  stattfinden:  Barmen  27.  Mai  bis  1.  Juni 
(siehe  oben);  Berlin  4  Tage,  £nde  Juni  oder  Anfang  Juli  (siehe 
oben);  Bonn  4.  bis  7.  Juni  (siehe  oben);  Braunschweig  4.  bis 
8.  Juni  (Tuminspektor  A.  Hebmann);  Breslau  8.  bis  13.  April 
(siehe  oben);  Königsberg  i.  Pr.  23.  bis  29.  Juni  (siehe  oben). 
Die  eingeklammerten  Namen  sind  die  deijenigen  Herren,  an  welche 
die  Anmeldung  zu  richten  ist.  Dieselbe  ma^  thunlichst  3  Wochen 
^or  Beginn  der  Kurse  erfolgen.     Letztere  sind  kostenfrei. 

Ver^ftniig  eines   Sehnlmädchens   mit  Stechapfelsavem. 

In  dem  ^  Jahrb.  f,  Einderhlkde.  u.  phys.  Ereiehg,*^  berichtet  Dr. 
F.  H.  Fbiebmann  über  folgenden  Fall.  Ein  neunjähriges  Schul- 
mftdchen  hatte  eine  unbekannte  Frucht,  die  ihr  geschenkt  worden 
war,  gegessen.  Nach  kaum  einer  Stunde  klagte  sie  über  Schmerzen 
in  den  Beinen,  der  Blick  ¥mrde  stier,  und  es  trat  Bewulstlosig^eit 
ein.  Auf  ärztlichen  Bat  wurde  Brechweinstein  genommen.  In  dem 
Erbrochenen  fanden  sich  30  kleine  Kerne,  die  jedoch  verioren 
gingen.  Mit  auf  das  höchste  erweiterten,  völlig  reaktionslosen 
Pupillen,  140  Pulsschlägen  in  der  Minute,  schreckhaften  Halln- 
cinationen,  aber  normaler  Temperatur  kam  das  Mädchen  in  die 
Leipziger  Kinderklinik.  Hier  wurde  zuerst  die  Diagnose  auf  Atropin- 
Tergiffcung  gestellt,  bis  nach  zwei  Tagen  durch  Ricinusöl  eine  gro&e 
Menge  der  charakteristischen  Samen  von  Datura  Stramonii  abging. 
Patientin  genas.  Zur  sicheren  Diagnose  dieser  Vergiftungsart  be- 
nutzt man  übrigens  den  Umstand,  dafs  Atropin,  der  wichtigste 
Bestandteil  des  Stechapfelgiftes,  zum  gröfsten  Teil  unverändert  in 
den  Urin  übergeht.  Man  träufelt  daher  einer  Katze  solchen  Urin 
in  den  Bindehautsack  eines  Auges.  Es  tritt  Pupillenerweiterang 
ein,  und  zwar  schon  bei  einem  Gehalt  von  1  :  130  000  Teilen 
Harn;  weder  Kokain  noch  Homatropin  geben  eine  ähnliche  Wirkung. 

Eine  nachahmenswerte  Verordnung  in  Be£ag  auf  dj» 
feilbieten  von  Blumen,  StreichhSlzern  and  sonstigen  Yerkavfii- 
gegenständen  durch  schulpflichtige  Knaben  nud  MSdchen  hat 


177 

nach  dem  ytKnabhori'^  die  Polizeibehörde  in  Forst  i.  L.  erlasse. 
lUumch  dttrfea  schulpflichtige  Knaben  nach  Sonnenuntergnng  die  im 
§  59  der  Gewerbeordnung  bezeichneten  Gegenstände  nicht  mehr  ver- 
kanfen;  M&dchen  anter  16  Jahren  sollen  die  erwähnten  Gegenstände 
weder  nach  Sonnenuntergang,  noch  von  Hans  zu  Hans  feilbieten. 
Ferner  dflrfen  Kinder  unter  14  Jahren  nur  bis  10  Uhr  abends  mit 
Keg^an&eteen  in  öffentlichen  Lokalen  beschäftigt  werden;  den 
Wirten  und  deren  Stellyertretem  ist  eine  nanüiafte  Strafe  fOr  etwaige 
Obertretangen  angedroht. 


a^ 


2lttitlic^e  Detfügititgtii. 


Zwei  Erlasse  des  k.  k.  niederOsterreieliisebeB  Lrades- 
seknlrates,  Z.  4918,  betreffend  die  Bek&mpfang  der  Trunksueht 

durf  h  die  Sehule. 

An 
die  Direktionen  der  Lehrer-  und  Lehrerinnenbildungsanstalten. 

I. 

Anläßlich  des  Erscheinens  der  vom  Osterreichischen  Verein 
gegen  die  Trunksucht  herausgegebenen,  preisgekrönten  Studie  von 
ViKTOB  vonKeaüs:  „Wie  kann  durch  die  Schule  dem  zur 
Unsitte  gewordenen  Mifsbrauche  geistiger  Getränke 
entgegengewirkt  werden?*^  wird  die  Direktion  aufgefordert, 
im  Einvernehmen  mit  dem  ärztlichen  Docenten  Ober  die  zweckmä&ige 
Unterweisung  der  Zöglinge  in  der  Frage  der  Gemeinschädlichkeit  des 
ICi&brauehes  geistiger  Getränke  im  Sinne  der  §§  55,  69  und  70, 
Punkt  9  des  Organisationsstatnts  vom  31.  Juli  lb86,  Z.  6031,  den 
Lehrkörper  zur  Beratung,  beziehungsweise  Beschlufsfassung  zu  ver- 
anlassen, vornehmlich  rttcksichüich  des  Anteils,  den  die  einzelnen 
ünterrichtsgegenstände  an  der  Besprechung  dieser  fttr  den  zukünftigen 
Lehrer  wichtigen  Angelegenheit  zu  nehmen  haben. 

Wien,  am  6.  Dezember  1894. 

(Gez.)   KlBIiMANNSEGG. 

n. 

An 
die  k.  k.  Bezirksschulräte  Niederösterreichs. 

Der  Bezirksschulrat  wird  auf  das  Erscheinen  der  vom  öster- 
rddiisehen  Vereine  gegen  Trunksucht  herausgegebenen,  preisgekrönten 

B«lialffl«imdlieit*pfleff«  VIIL  12 


178 


Stodie  von  YiKTOB  ton  Kraus:  „Wie  kann  dnrch  die  Schale 
dem  znr  Unsitte  gewordenen  Mifsbranche  geistiger 
Getränke  entgegengewirkt  werden?**,  Preis  50  kr.,  in 
Partien  billiger,  Verlag  Ton  Karl  Oraeser,  Wien,  1895,  aafmeitoam 
gemacht.  Bei  diesem  Anlasse  wird  der  Bezirksschnlrat  anfgefordert, 
ttber  die  Abwehr  der  Tmnksncht  in  Bezirkslehrerkonferenzen 
periodische  Vorträge  and  Besprechungen  zu  veranlassen  nnd  anf  die 
Verbreitung  der  populären  Schriften  Aber  Trunksucht  und  ihre 
Folgen  in  den  Bezirks-  und  LokaUehrerbibliotheken  zu  achten. 
Gleichzeitig  ist  durch  den  Bezirksschulrat  den  Lehrern  in  geeigneter 
Weise  die  Verpflichtung  nahe  zu  legen,  in  der  Angelegenheit  der 
Bekämpfung  der  Trunksucht  durch  gutes  Beispiel  den  Eltern  Ihrer 
Schüler  voranzugehen.  Sollten  Lehrpersonen  durch  ihre  persönliche 
Haltung  der  Forderung  eines  stets  nttchtemen  Auftretens  in  und 
aufser  der  Schule  nicht  vollkommen  gerecht  werden,  so  wären  sie 
unter  dem  Hinweise  anf  die  Bedeutung  ihrer  Wirksamkeit  mit  aller 
Strenge  auf  den  Weg  der  Pflicht  zurückzufahren;  im  Falle  wieder- 
holter Außerachtlassung  diesbezüglicher  Vorschriften  wäre  jede  auf 
den  Milsbrauch  geistiger  Getränke  zurückgehende  Ausschreitung  mit 
aller  Strenge  zu  ahnden. 

Wien,  am  6.  Dezember  1894. 

(Gez.)  KiELMANNSEaa. 

VerfBgmig  der  k.  k.  Statthalterei  von  BShmen  wegMi 

Lüfliing  der  Schalr&ame. 

Die  k.  k.  böhmische  Statthalterei  hat  dem  k.  k.  Landesschul- 
rat  eröffnet,  daüs  aus  der  Mehrzahl  der  von  den  Bezirkshaapt- 
roannschaften  gelieferten  Jahresberichte  über  die  sanitären  Verhältnisse 
der  Bezirke  im  abgelaufenen  Jahre  1893  und  nicht  minder  aus  dm 
Reiserelationen  der  k.  k.  inspizierenden  Amtsärzte  hervorgeht,  dab 
im  allgemeinen  die  hygienischen  Verhältnisse  der  Schulhäoser  in 
stets  fortschreitender  Besserung  begriffen  sind,  dafs  jedoch  nahem 
in  allen  Schulen  die  Lüftung  der  Schulräume  beinahe  alles  zu 
wünschen  übrig  läfst,  indem  nur  in  höchst  seltenen  Fällen  die 
Bestimmungen  der  Medizinalverordnung  volle  Durchführung  erfahren, 
wodurch  alle  Vorteile,  die  eine  nach  modernen  Grandsätzen  gebaute 
Schule  bieten  sollte,  zunichte  gemacht  werden.  Mit  Rücksicht  anf 
die  Zunahme  der  Tuberkulose,  sowie  einiger  Augenkrankheiten  unter 
den  Schulkindern  ist  dringend  darauf  zu  sehen,  dafs  die  bezüglichen 
Bestimmungen  der  Ministerialverordnung  auch  thatsächlich  durch- 
gefnhrt  werden.  Das  Haupthindernis  einer  entsprechenden  Lüftnng 
besteht  in  der  Heizperiode   zumeist   darin,   dafs  der  Schulleiter  mit 


179 

einem  gewissen  Betrage  für  die  Beheizung  der  Schnlräome  vom 
Ortascholrate  pauschaliert  ist.  Es  mag  in  manchen  FftUen  dieses 
Pauschale  gering  bemessen  sein.  Thatsache  ist,  dafis  znmeist  das 
Bestreben  seitens  der  Schulleiter  obwaltet,  mit  dem  Heizmaterial 
aber  Gebflhr  zu  sparen  und  die  Heizw&rme  von  Vormittag  thunlichst 
fflr  den  Nachmittag  aufzusparen,  bei  welchem  Bestreben  natürlich 
die  Lüftung  zu  Mittag  entfällt.  Aus  gleichem  Grunde  wird  vielfach 
anch  des  Morgens  und  des  Abends  zu  wenig  gelüftet.  Die  That- 
sache, dab  aber  auch  dann,  wenn  nicht  geheizt  wird,  faat  allerwftrts 
80  traurige  Beobachtungen  mit  dem  Lüften  der  Schulräume  gemacht 
werden,  beweist,  dafs  das  Verständnis  für  die  Notwendigkeit  und 
die  Vorteile  einer  ordentlichen  Lüftung  der  Schuhräume  noch  viel  zu 
wenig  in  die  Lehrerkreise  eingedrungen  ist. 

Bescheid  des  Bezirksschulrates 
itf  k.  k.  Beichskanpt-  und  Residenzstadt  Wien,  betreffend 

die  Verhfitnng  der  Weiterrerbreitnng 
IbertraglMurer  Krankheiten   bei   den  Impftingen  in  Schnlen. 

Wien,  am  5.  November  1894. 

An  sämtliche  SchuUeitungen. 

Anlftislich  der  £ingabe  eines  Ortsschulrates,  worin  gegen  die 
Errichtung  von  Impfstationen  für  die  allgemeine  öffentliche  Impfung 
in  den  Tumsälen  der  Schulgebäude  Vorstellung  erhoben  wird,  hat 
der  Bezirksschulrat,  in  voller  Erkenntnis,  dafs  die  derzeitige  Vor- 
nahme der  öffentlichen  Impfung  in  Schullokalen  strengen  hygie- 
nischen Anforderungen  nicht  entspricht  und  demnach  im  Interesse 
der  Schulhygiene  die  Verlegung  der  Impfstationen  von  den  Schulen 
angestrebt  werden  mufs,  bei  dem  umstände,  dals  derzeit  keine  zur 
Durchführung  der  öffentlichen  Impfung  geeigneten  Lokalitäten  vor- 
handen sind,  beschlossen,  das  Wiener  Stadtphysikat  zu  ersuchen,  bis 
rar  radikalen  Behebung  dieses  Übelstandes  jene  Vorkehrungen  zu 
treffen,  welche  bei  Vornahme  der  Impfung  in  den  Tumsälen,  sowie 
in  den  Schulen  überhaupt  der  Entstehung,  bezw.  Weiterverbreitung 
übertragbarer  Krankheiten  vorzubeugen  im  stände  sind. 

Hiervon  wird  die  Schulleitung  zufolge  h.  o.  Beschlusses  vom 
31.  Oktober  1894  in  Kenntnis  gesetzt. 

Vom  Bezirksschulräte  der  Stadt  Wien. 
Der  Vorsitzende-Stellvertreter 
(Gez.)  Dr.  Reisch. 


180 


Antliches  Formular  flr 
an  der  Realsehule  bei  St.  Johann  in  Strafsbnrg  i.  E, 

Der  Schüler  der Klasse, '. hat 

ans  Gesundheitsracksichten  um  Dispensation  vom  Tnnranterrichte 
nachgesucht  und  sich  anf  Ihr  ärztliches  Gutachten  hemfen.  Die 
nnterzeichnete  Direktion  ersucht  Sie  daher  ergehenst,  die  nachstehenden 
Fragen  beantworten  zu  wollen.  Die  Zelt,  fttr  welche  die  Dispen- 
sation erforderlich  scheint,  wollen  Sie  freundlichst  genau  beatinunen, 
die  Angabe  auf  unbestimmte  Zeit  vermeiden;  über  die  Frist 
eines  Jahres  aber  —  es  sei  denn,  dafs  ein  ganz  klarer  Fall  vor- 
liegt —  nicht  hinausgehen. 

Der  Direktor 
der  Realschule  bei  St.  Johann 

An 

den  praktischen  Arzt, 

Herrn  Dr.  med 

zu 


Frafe: 


Antwort: 


1.  Ana  welchem  Grande  ist 
die  DiBpensation  not- 
wendig? 


2.  Auf  wie  lange? 


3.  Soll  sich  die  Dispensation 
erstrecken 

nur    anf   die    Frei- 

übangen, 
nur  auf  die  Gerat- 

übuDgen, 
oder  auf  alle  Tum- 
Übungen? 


.,  den. 


189 


Der  praktiaehe  Arkt: 


181 


^ttftnaittn. 


Der  frahere  österreichische  ünterrichtsminister  Freihbrr  ton 
GlUTBCH  wurde  znm  Mitglied  des  Herrenhauses  ernannt. 

Der  ärztliche  Lokalyerein  Nürnberg  hat  den  nm  die  Hygiene^ 
bodnrerdioiten  Gefafiimrat  Dr.  VOK  KiotscHBirSTBiNBB  in  München 
einstimmig  znm  Ehrenmitgliede  gewählt. 

Dem  Proyinzialscfanlrat  Dr.  Pilqbr  in  Berlin  und  dem  Real- 
gynnasiaUirektor  Dr.  Hbilbrmann  in  Essen  wurde  der  Charakt^ 
ab  Geheimer  Regierungsrat,  dem  Assessor  beim  Mediziaalkollegium 
der  ProTinz  Sachsen,  Oberstabsarzt  I.  Klasse  Dr.  Sohattbnbsrg 
in  Magdeburg,  der  Charakter  als  Medizinalrat  verliehen. 

Der  Progymnaaaldirektor  Dr.  Baltzee  in  Schwetz  hat  den 
Bang  eines  Rates  IV.  Klasse  erhalten. 

Dr.  J.  F.  ROORON,  ärztlicher  Schuünspektor  des  Xm.  Arron- 
dissements  von  Paris,  wurde  zum  Offizier  des  öffentlichen  Unterridita 
eaannt. 

Unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Dr.  W.  Mateb,  praktischer  Arzt 
in  Fürth,  ist  zum  Ersatzmann  des  ärztlichen  Kollegiums  zur  Erstattung 
▼on  Obergatachten  in  Unfallversichemngsangelegenheiten  für  Mittel- 
franken  gewählt  worden. 

Es  erhielten :  den  Adler  der  Ritter  des  Königlichen  Hausordeos  von 
Mienzojlem  der  Geheime  Regierungsrat,  Provinzialschulrat  Wend- 
LAKB  in  Hannover,  die  Schulräte,  Seminardirektor  Klose  in  Lieben- 
thal und  Regiemngsrai  Dr.  Ross  in  Wiesbaden,  sowie  der  Gymnasial- 
direktor Dr.  Schultz  inCharlottenbuig;  den  roten  Adlerorden  III.  Klasse 
mit  der  Schleife  der  Geheime  Regierungsrat  beim  Reichsgesundheitsamt, 
Pralessor  Dr.  Sbll  in  Berlin,  der  Direktor  des  Provinzialechul- 
keBq^Bms,  Geheimer  Regierungsrat  Dr.  BlBDBNWEa  in  Hannover, 
der  Regiemngs-  und  Schuhrat  BOOKLER  in  Potsdam^  der  Gymnasiid- 
direktor  Dr.  Stahlbbbo  in  Hagen  i.  W. ;  den  roten  Adlerorden 
in.  Klasse  der  Regiemngs^  und  Schnhrat  Badbb  in  KObi,  die 
Kreissehulinspektoren  Schwalbe  in  Posen  und  Dr.  Wbhbhahk  in 
Hannover«  die  Direktoren  Dr.  Wittich  in  Kassel  und  Dr.  ThomA 
in  Köln;  den  roten  Adlerorden  lY.  Klasse  der  Regiemngsrat  beim 
Reiehsgeanndheitsamt  Dr.  Petbi  in  Berlin,  der  Regiemngs-  und 
MedizinaliEt  Dr.  Ritter  in  Osnabrück;  den  Verdienstorden  vom 
heffigen  Michael  IV.  Klasse  der  Gymnasialdirektor  Dr.  Westbr- 
xatkr  in  Erlangen,  der  Lycealrektor,  geistlicher  Rat  Dr.  D aller 


182 

in  Manchen,  der  Rektor  der  Realschule  Wollingeb  in  Freising; 
das  Ritterkrenz  des  St.  Josephordens  der  inspizierende  Amtsarzt, 
Sanitätsrat  Dr.  Yingbnz  Slavie  in  Prag;  das  Ritterkrenz  des 
Albrechtsordens  II.  Klasse  der  Bflrgerschiüdirektor  BÖTTasB  in 
Werdan ;  den  St.  Stanislansorden  III.  Klasse  der  Direktor  der  Hand- 
werkerschnle  Kaiser  Alexander  m,  Kollegassessor  Dr.  Hbbmakm 
Wbstphalbn  in  St.  Petersburg. 

Das  bisherige  Mitglied  des  Medizinalkolleginms  der  ProviBS 
Sachsen,  Geheimer  Medizinalrat  Dr.  Hibsoh  in  Magdeburg,  ist  zum 
Regierungs-  und  Geheimen  Medizinalrat  bei  der  dortigen  König^chen 
Regierung  ernannt  worden. 

Den  durch  die  Beurlaubung  Professor  Dr.  BBHBlNas  wiederum 
verwaisten  Lehrstuhl  der  Hygiene  in  Halle  a.  S.  hat  Professor  Dr. 
E.  Habnaok  vertretungsweise  flbernommen. 

Der  Professor  der  Hygiene  Dr.  W.  Pbausnitz  in  Graz  wurde 
zum  ordentlichen  Mitgliede  des  steiermftrkischen  Landessanitttsrates 
ftur  den  Rest  des  Trienniums  1893—1895  gewählt. 

Dem  auCserordentlichen  Professor  Dr.  A.  Bubkhabdt  in 
Basel  ist  die  ordentliche  Professur  der  Hygiene  daselbst  flbertragen 
worden. 

Nachdem  der  an&erordentliche  Professor  der  Hygiene  Dr. 
FiKKLBB  in  Bonn  den  Ruf  nach  Marburg  als  Nachfolger  Professor 
K.  FbIkkbls  abgelehnt  hat,  ist  nunmehr  der  aulserordentliche 
Professor  Dr.  Alb.  Kobsbl,  Abteilungsvorstand  am  physiologischen 
Institute  in  Berlin,  als  auläerordentlicher  Professor  der  Hygiene  dort- 
hin berufen  worden. 

Professor  Dr.  Anqebmann  in  Meifsen  wurde  zum  Direktor 
des  Gymnasiums  in  Planen  i.  Y.,  Professor  Dr.  M.  Zöllbb  ib 
Mannheim  zum  Direktor  des  Realgymnasiums  daselbst  befördert. 

Der  Seminaroberlehrer  Stbubb  zu  Löbau  i.  S.  hat  daa  Di- 
rektorat des  Sendnars  in  Borna  erhalten. 

Oberlehrer  Dr.  Ruskb  am  Realgjrmnasium  in  Neifise  und  Rektor 
Rzbsbitzbk  an  der  3.  Stadtschule  in  Posen  sind  zu  Kreisachnl- 
Inspektoren  ernannt  worden. 

OiüBBPPB  Saoabblli,  frflher  Assistent  am  hygienischen  laatitttte 
in  Rom,  folgt  einem  Rufe  nadi  Montevideo. 

Der  durch  seine  hygienischen  Arbeiten  bekannte  Direktor  des 
statistischen  Bureaus  in  Budapest  Jobbph  Köböbi  feierte  vor  einiger 
Zeit  das  Jubiläum  seiner  fftnAmdzwanzigjährigen  Amtsthätigkeit. 

Am  19.  Dezember  v.  Js.  beging  der  um  die  GrOndung  voa 
Kinderheilstätten  an  den  deutschen  Seekfisten  besonders  verdioite  Ge- 
heime Medizinalrat  Dr.  Mbttbnhbimbb  in  Schwerin  seinen  aieben- 
Geburtstag. 


183 

Es  sind  gestorben:  der  Professor  der  Arzneimittellehre  und 
Gesundheitspflege  Dr.  Stbohl  in  Straisbnrg,  der  Stadtschnlrat  Dr. 
KxuBSSN  in  Krefeld,  die  Gyninasialdirektoren  J.  Ammank  in 
Brachsal  und  Dr.  Friokb  in  Lingen,  der  Direktor  der  Hnmboldt* 
acfanle  Dr.  G.  Vbith  in  Frankfurt  a.  M.,  der  Schaldirektor  Wineleb 
in  BrOnn,  der  Rektor  der  Realschule  Dr.  Fb.  Ramslbb  in  Tübingen, 
der  Seminardirektor  a.  D.  Schalrat  Kühn  in  Kötzschenbroda,  der 
Besirksschnlinspektor  a.  D..  Schalrat  Gbuhl  in  Chemnitz,  die  Kreis- 
acholinspektoren,  Schnlrat  SohbOtbb  in  Ohlaa  and  Dr.  Jonas  in 
K<Hntz. 


fitieratnr. 


Besprechnngen. 

Dr.  Thsodob  Altsohul,  k.  k.  Sanitätsrat.  Die  Fraee  der 
Oberbtrdias  «igerer  SehBljniceBd  tob  SrBtliclierstaBd. 
pukto.    Wien,  1894.    Moritz  Perles.    (44  S.  Gr.  8^) 

Diese  Abhandlang  ist  gleichzeitig  in  der  „  Wiener  meäUmisehen 
Wotliemsdtnfi'*  erschienen.  Man  merkt  deatlich  die  gnte  Absicht, 
die  Pädagogen  gOnstig  za  beeinflassen,  allein  der  Grandsatz,  „die 
Schale  sei  das  Gebiet  des  Pftdagogen,  die  Hygiene  jenes  des 
Arztes''  (S.  5),  wird  nicht  befolgt.  Der  Verfasser  fiUlt  öfter  in 
dtak  Fehler,  den  Schalmftnnem  darein  za  reden  and  noch  daza 
bekamite  Forderangen  aafeastellen,  woraber  sie  lächelnd  zar 
Titgesordnang  Bbei^ehen  werden.  Die  Mahnnng:  „sie  sollen 
beim  Unterricht  eine  Abwechselong  eintreten  lassen*"  (S.  14) 
heilst  offene  Thüren  einrennen,  denn  es  dürfte  wenig  Pikdagogen 
mehr  geben,  die  von  dieser  Grandregel  nicht  Kenntnis 
bitten.  Was  soUen  ferner  an  dieser  Stelle  Ratschläge  ttber 
das  Individaalisieren  in  der  Schale?  »Der  Unterricht  soll 
jedem  Individaam  angepalst  sein,  keinem  Darchschnitt,  der  in 
Wirklichkeit  nicht  besteht^,  —  das  ist  schneller  gesagt,  als  darch- 
geftüirt  Wenn  der  Lehrer  seine  Anforderangen  bei  den  minder 
Begabten  ^wesentlich  herabstimmen^  soU,  so  wird  er  sie  bald  filr 
die  ganze  Klasse  herabstimmen  mttssen,  and  wohin  kftme  er  dann 
Bdt  seinem  Pensam,  and  wenn  es  noch  so  redadert  w&re?  Femer 
▼eriaagt  der  Yerfssser  kategorisch:  «Der  Lehrer  soll  die  Indiridnalitit 
seiner  Schiller  genan  kennen  and  seine  Anforderangen  danach 
riditen".  Das  wftre  ja  sehr  schön,  wo  sind  denn  aber  die  Legionen 
jener    idealen,    f&r    ihren    Bernf   so    ganz   yorzflglich    gedgneten 


184 

Sehnlmänner?  Wer  sich  im  Leben  nur  etwas  umgesehen  hat, 
wei(s  doch,  wie  selten  diese  Primaqnalitftten  in  allen  Beraftartea, 
also  anch  unter  den  Lehrern  vorkommen.  Hfttte  man  lauter  so 
vortreffliche  Menschen,  so  wftre  den  Mängeln  der  Schnle  bald  ab» 
geholfen.  Auf  Seite  25  kommt  andi  noch  die  Methodik  des  Unterrichts 
an  die  Reihe.  Da  stehen  z.  B.  die  Worte  Die6tebweg8  :  „Das 
Kind  ist  nach  psychologischen,  inneren,  geistigen  Gesetzen  nator- 
gem&Ts  anzuregen  und  zu  entwickeln  u.  s.  w.''  Das  klingt  ja^  gans 
herrlich,  aber  müiste  doch  genauer  ausgeführt  werden.  Dazu  fehlt 
jedoch  einem  Arzt  die  nötige  Autorität,  das  sind  interne  Fragen 
der  Pädagogen.  Mit  solchen  fragmentarischen  Ausrufen  ist  nichts 
zu  erreichen. 

Was  die  hygienischen  Erörterungen  betrifft,  so  mögen  sie  viel- 
leicht Ärzten,  die  noch  niemals  der  Frage  der  Überbürdung  näher 
getreten  sind,  manche  Anregung  bieten,  schon  um  deswillen,  weil 
fast  alle  die  mannigfachen  Klagen  erwähnt  und  durch  Litteraturangabes 
noch  belegt  sind,  allein  die  Darlegung  ist  doch  zu  fiflchtig,  um 
wirksam  zu  sein.  Überdies  wird  über  wertvolle  Untersuchungen, 
welche  gerade  auf  dem  Gebiete  der  Überbürdungsfrage  neue 
Bahnen  beschreiten,  ganz  mit  Unrecht  abfällig  geurteilt,  wie 
z.  B.  über  Kbaepblins  Broschüre:  j^Über  die  geistige  Arbeit'^} 
Andere,  aber  doch  verwandte  Angaben,  z.  B.  jene  BuBOBBaTBiKB, 
werden  dagegen  mit  Wärme  betont.  So  sehen  wir  das  Urteil  des 
Verfassers  bedenklich  hin-  und  herschwanken. 

Kaum  hat  er  die  Überbürdnng  der  Kinder  durch  die  Schule 
festgestellt,  so  schwächt  er  die  Thatsache  wieder  ab.  Denn 
Seite  35  springt  er  auf  das  Thema  über  von  der  Schuld  des 
Elternhauses,  die  offenbar  übertrieben  wird.  Wie  viele  Elten 
sehen  nicht  die  traurigen  Folgen  der  Überbürdung  vor  Augen, 
ohne  doch  helfen  zu  können,  weil  jeder  Versuch  an  dem 
unerschütterlichen  Gang  der  Gesetzesmaschine  und  der  Gewalt  der 
Rektoren  scheitert!  Sanitätsrat  Altsohul  scheint  in  seiner  Pnuda 
bisher  nur  unvernünftigen  Eltern  begegnet  zu  sein  oder,  was  noch 
schlimmer  ist,  er  kennt  all  diese  Dinge  nur  aus  einseitigen 
Berichten.  Das  wird  fast  sonnenklar,  wenn  man  das  Mittel 
Oberlegt,  das  er  zur  Abhilfe  vorschlägt.  Da  hat  irgend  ein 
Querkopf  den  Vorschlag  gemacht,  man  solle  in  der  ElementMVchule 
den  Kindern  Unterricht  in  der  Gesundheitslehre  geben.  Das  fehlte 
gerade  noch!  Aber  so  abenteuerlich  der  Vorschlag,  er  wird  von 
unserem  Verfasser  mit  Wärme  aufgenommen,  denn  er  meint,  die 
Kinder  würden  dann  den  Eltern  die  hygienischen  Erzidbungsregeln 
beibringen.     Das  dürfte  eine  schöne  Hygiene  werden  1 

*  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1894,  No.  8  u.  9,  8.  618—622.    D.  Red 


185 

Dbr  Yoreehlag,  die  L^irer  in  den  Gnindregeln  der  Hygiene 
20  nnterweisen,  birgt  einen  verstilndigen  Kern,  obwohl  auch  dieses 
Beginn«!  nach  meiner  Ansicht  den  erwarteten  Erfolg  durchaus  nicht 
haben  wird.  Was  helfen  hygienisch  noch  so  gebildete  Lehrer,  wenn 
der  Junge  über  seine  Nervenkrftfte  hinaus  angestrengt  wird  ?  Das 
wird  denselben  Effekt  haben,  wie  so  manche  andere  HeilmitteL 
Die  beste  Schulbank  hilft  nicht  gegen  den  krummen  Rücken  und 
die  Verderbnis  der  Augen,  wenn  der  Schüler  zu  lange  darin  sitzen 
nrais.  Auch  die  hygienisch  geschulten  Lehrer  werden  nichts  bessern, 
solange  nicht  eine  Reduktion  der  Unterrichtsstunden  stattfindet,  das 
FachlehFersystem  aufgegeben  und  weniger  yerlangt  wird.  Man  hat- 
•08  den  Mittelschulen  Universitäten  im  kleinen  gemacht.  Aus  eigener 
Überlegung  wird  nicht  abgerüstet,  so  bleibt  schliefslich  nur  die  Hoff-* 
song  anf  irgend  einen  gewaltsamen  Eingriff. 

Unser  Autor  bringt  zum  Schluis  die  Überbttrdung  der  Lehrer 
Mch  noch  aufs  Tapet.  Wir  möchten  ihm  dringend  raten,  sich  das 
Bichste  Mal  doch  einige  Beschränkung  aofeulegen,  wenn  er  etwas 
mehr,  als  in  dieser  Schrift  erreichen  will. 

Professor  der  Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte 
Dr.  med.  J.  Kollmann  in  Basel. 

Dr.  Karl  Weffzel,  Rektor.  Zur  Sehulgesnndheitspflege. 
Dreizehnter  Jahresbericht  der  städtischen  höheren  Mädchenschule 
in  Ulm  a.  D.  für  das  Schuljahr  1890—91.  Uhn,  1891.  J.  Ebner. 
(Ö4  8.  8^) 

Die  Teilnehnier  der  achten  Hauptversammlung  des  Deutschen 
Vereins  flär  das  höhere  Mädchenschnlwesen  in  Stuttgart  1882  werden 
sich  noch  mit  Freuden  des  gediegenen  Vortrages  des  Dr.  Weitzsl 
Aber  den  Unterricht  in  der  Litteratnrknnde  erinnern.  Derselbe 
Mann,  der  uns  damals  als  der  einsichtige  Lehrer  entgegentrat,  be- 
gegnet uns  heute  als  der  sorgsame  Schulleiter. 

Es  ist  seit  etwa  dreifsig  Jiüiren  in  deutschen  Schulen  gewife 
manches  für  die  Gesundheitspflege  gethan;  aber  nur  zu  leicht  ge- 
sdiieht  eSt  dais,  nachdem  bei  der  Begründung  oder  Reorganisatioii 
TOD  Lehranstalten  neue  Einrichtungen  zur  Bebütung  und  Förderung 
der  Gesondheit  der  Schüler  getroffen  sind,  nachher  die  darauf  ge- 
richtete Aufmerksamkeit  in  dem  Gedanken  wieder  erlahmt,  zuletzt 
blieben  Unterricht  und  Erziehung  doch  die  Hauptsache  für  die 
Schde,  und  man  dürfe  das  fördernde  Mittel  nicht  zum  Selbstzweck 
machen.  In  Rektor  Weitzel  sehen  wir  dagegen  einen  Schulmann, 
der  auch  im  Laufe  der  Jahre  in  der  Fürsorge  für  das  leibliche 
Wohl  seiner  Pflegebefohlenen  nicht  ermattet  ist.  Er  kann  sich  auf 
das  Gutachten    der  Strafsburger   ärztlichen  Kommission  von   1884 


186 

dafür  berufen,  „dab  fftr  die  weite  Yerbreitang  der  Frauenkrankbeiteii 
nicht  allein  oder  aach  nur  an  erster  Stelle  die  höheren  Mftdchensdraleii 
verantwortlich  zn  machen  seien^;  er  möchte  anch  nicht  abwfigen, 
welchen  der  an  der  Erziehung  beteiligten  Faktoren  die  meiste 
Schuld  beizumessen  sei;  er  will  nur  an  dem  Beispiel  seiner  Anstalt 
darthun,  ,,wa8  von  der  Schule,  und  zwar  von  einer  höheren 
Mädchenschule,  in  der  Gesundheitspflege  erstrebt  worden  ist  und  er- 
strebt werden  kann". 

In  dem  Gedanken,  dafs  eine  Schulgesundheitspflege  eine 
Schulkrank  he  itslehre  voraussetze,  d.  h.  die  Auüstellung  be- 
stimmter Krankheitsgruppen,  wie  sie  der  Schule  nachweisbar  zur 
Last  fallen,  hat  er  den  Versuch  gemacht,  „für  jedes  Jahr  eine 
Obersicht  der  Krankheitserscheinungen  seiner  Schfllerinnen  anzu- 
fertigen.^ Zu  dem  Ende  hat  er  1.  einen  Fragebogen  für  jede 
ScfaQlerin  zur  Feststellung  nennenswerter  Abweichungen  vom  Normal- 
befinden  wfthrend  eines  Schuljahres  ausgegeben  und  2.  von  den 
Klassenlehrern  in  besonders  dafftr  angelegten  Heften  Auüseich- 
nungen  über  jede  Erkrankung,  bezw.  deren  Art  und  Dauer  machen 
lassen. 

Die  Ergebnisse  dieser  durch  zehn  Jahre  hindurch  gelahrten 
Erhebungen  finden  sich  in  zwei  Tabellen,  einer  mit  den  Au&eichnungen 
nach  Jahren,  der  anderen  mit  solchen  nach  Klassen,^  niedei^^. 
Es  sind  43  verschiedene  Krankheiten,  in  12  Krankheitsgruppen 
zusammengefalst,  beobachtet  worden.  Von  Aufstellungen  Aber  das 
Vorkommen  der  Rückgratsverkrflmmung  ist  abgesehen, 
weil  es  hier  an  der  unbedingt  erforderlichen  Unterstützung  von 
Seiten  des  Hauses  fehlte.  Am  Schlüsse  der  Bemerkungen  über  diese 
Tabellen  gibt  der  Verfasser  folgendes  Urteil  ab:  „Nach  jahrelanger 
Beschäftigung  mit  den  Fragen  und  Kenntnisnahme  von  der  naeh- 
gerade  unheimlich  angewachsenen  Fachlitteratur  können  wir  als  Laien 
die  Überzeugung  nicht  unterdrücken,  dab  das  bis  jetzt  gesammelte 
statistische  Material,  die  Untersuchung  der  Augen  und  Ohren  aus- 
genommen, nicht  hinreicht  zu  einem  objektiven  Nachweis  der 
dem  Besuch  der  Schule  zur  Last  fallenden  Gesundhettsstörangen  bei 
Mftdchen  und  dafs  ferner  ein  beweiskräftiges  Material  nur 
in  den  Fällen  zu  gewinnen  sein  wird,  wo  direkte  ärzt- 
liche Untersuchung  in  grofsem  Umfange  sich  ermög- 
lichen läfst.'' 

Die  wichtigste  Aufgabe   der  Schule   bleibt   es,   den   mOglldiea 


^  Der  norddentsohe  Leser  hat  sich  su  vergegenwärtigen»  dab  in 
Süddeutschland  die  Bezeichnung  der  Klassen  nicht  bei  der  obenten, 
sondern  bei  der  untersten  mit  I  beginnt. 


187 

Gttimdlieitsstönmgeii  der  Jugend  durch  ihre  Einrichtungen  zu- 
vorzukommen. Wenn  Rektor  Weitzel  uns  nun  diejenigen  der 
Dfauer  höheren  Mädchenschule  vorführt,  so  wird  man  sagen  müssen, 
dab  hier  geschehen  ist,  was  von  einer  sorgsamen  Verwaltung  nur 
geleistet  werden  kann  rücksichtlich  des  Spielplatzes,  des  Gebäudes, 
der  Gewährung  des  nötigen  Luftraumes,  der  Heizung,  der  Reinheit 
der  Luft  von  Staub  und  Kohlensäure  u.  s.  w.  In  letzterer  Be- 
aehung  ist  dieÄufserung  bemerkenswert:  ,»Das  Beste  ist  nach  unserer 
Ansicht,  nach  jeder  Stunde  auf  einige  Minuten  die  Fenster  zu 
Mben."  An  psychrometrischen  Untersuchungen  und  Luftprflfnngen 
hat  es  nicht  gefdilt.  Yon  Schulgeräten  sind  Subseliien  nach 
KuNZEschem  System  in  neun  Gröfsen  gewählt.  Al^ährlich  werden 
die  Schülerinnen  gemessen  und  bei  einem  Wachstum  von  je  8  cm 
in  eine  höhere  Pultordnung  verwiesen;  auch  hierüber  finden  sich 
Tabellen  geführt. 

In  Rücksicht  auf  die  Körperhaltung  ist  die  Frage,  ob 
Kurrentschrift,  ob  Steilschrift,  berührt,  aber  nicht  zur  £nt- 
aeheidui^  gebracht. 

Die  Behütuug  der  gesunden  Schülerinnen  vor  Ansteckung  durch 
MitBchülerinnen,  in  deren  Häusern  ansteckende  Krankheiten  aus- 
gebrochen sind,  erscheint  nicht  auCser  acht  gelassen. 

Auch  auf  die  innere  Schul  Verfassung,  sofern  sie  den 
Forderungen  der  Gesundheitspflege  gerecht  zu  werden  hat,  ist  endlich 
noch  ein  Blick  geworfen,  auf  die  Unterrichtszeit,  die  freien  Nach- 
nittage  (3),  die  Pausen,  die  häusliche  Arbeitszeit;  in  allem  ist  das 
verständige  Malshalten  anzuerkennen. 

Von  den  Unterrichtsgegenständen  werden  das  Turnen  und 
die  Gesundheitslehre  als  in  gesundheitlicher  Beziehung  heilsam 
wirkend  erwähnt.  Besonnen  vnrd  über  die  letztere  geurteilt: 
»Wir  haben  auch  in  diesem  Unterricht  stets  vieles  erreicht,  aber 
danadi  den  gröfseren  oder  geringeren  Einflufa  auf  ein  yemünfüges 
qiiteres  Leben  zu  ermessen,  möchte  sehr  gewagt  sein." 

Nach  seinem  Gesamtinhalt  ist  der  Au&atz  von  Wbctzbl  allen 
den  Kollegen  angelegentlich  zu  empfehlen,  die  den  Forderungen  der 
Gesundheitspflege  gleich  emsüich  nachkommen  woUen. 

Direktor  der  Cädlienschule  Kabl  Wöbcken  in  Oldenburg. 

H.  Chb.  NtJSSBAUM,  Architekt  und  Privatdocent  an  der  technischen 
Hochschule  in  Hannover.  OSnstigste  Lage  der  Seholriiuier. 
Separatabdmck  aus  dem  „Qtsimdheitsmgmieur*' ^  1894,  No.  16. 
München,  1894.    R.  Oldenburg.    (4  S.  4^) 

Die  Frage,  nach  welcher  Himmelsrichtung  hin  Schubämmer  mit 

flurer  Fensterfnmt  am  besten  angelegt  werden  sollen,  ist   dermalen 


188 

ato  noch  nicht  gelöst  za  betrachten,  sondern  steht  seitens  der  Lehrer- 
schaft nnd  der  Scholhygieniker  in  lebhafter  Diskussion.  VoUatändig 
diametrale  Ansichten  —  Nordlage  oder  Sfldlage  —  befcftaipfen  sieh 
gegenseitig  mid  werdea  dadurch  wohl  nach  nnd  nach  eine  Kiäning 
der  Angelegenheit  herbeiführen. 

Leider  kommt  der  ausführende  Architekt,  wie  ich  ans  eigener 
Erfahrung  weifs,  nicht  allzuhänfig  in  die  Lage,  dieser  Frage  seine 
besondere  Aufmerksamkeit  schenken  zn  können,  denn  gewökiiUek 
sind  der  Bauplatz  und  die  Hauptfront  gegeben,  meist  anch  die  Ans* 
vMibe  des  Platzes  und  noch  hitofiger  die  Mittel  zur  Ausftlhnnig  des 
Baues  beschränkt,  so  dals  in  Bezug  auf  die  Situierung  der  Schulzimmer 
nur  ein  geringer  Spielraum  bleibt. 

Womöglich  befolgt  der  Bauleiter  indes  die  alte,  you  Tedunkem 
wohl  allgemein  als  richtig  anerkannte  Regel,  yon  Lehrrimmem  die 
Sonnenlage  auszuschliefsen.  Ich  spreche  wi^er  aus  eigener  £r&fanuig, 
und  zwar  als  Lehrer,  wenn  ich  behaupte,  dafs  fttr  Schulzimmer, 
namentlich  aber  für  ZeichensAle,  direktes  Sonnenlicht  unbedingt 
sch&dlich  ist,  da  es  die  Augen  der  Schüler  blendet,  überhaupt  ein 
unruhiges,  ungleichmäfsiges  Licht  im  Räume  Terbreitet.  Werden 
aber  die  Sonnenstrahlen  durch  Fenstervorhfinge  abgehalten,  so  genügt 
das  im  Lehrzimmer  herrschende  Licht,  namentlich  in  den  entfernt 
von  der  Fensterwand  liegenden  Partien,  nicht  zum  Zeichnen, 
Schreiben  und  Lesen  und  wirkt  daher  augenverderbend. 

Das  Schulzimmer  soll  also  eine  solche  Lage  erhalten,  dafe 
direkte  Sonnenstrahlen  in  dasselbe  entweder  überhaupt  nicht  oder 
nur  ganz  kurze  Zeit,  dann  aber  womöglich  nicht  während  der 
üblichen  Unterrichtszeit  eindringen  können.  Um  aber  trotz  einer 
solchen  Lage  die  Klasse  genügend  hell  zu  erhalten,  vergrölsere  man 
die  Fenster,  ordne  sie  bis  knapp  unter  die  im  Verhältnis  zur  Tiefe 
des  Raumes  genügend  hochgelegene  Decke  an  und  wähle  die  Trakt- 
tiefe  überhaupt  nicht  bedeutend.  Eine  jeder  Jahreszeit  entsprechende 
Erwärmung,  sowie  gehörige  Lüftung  und  Trockenheit  der  Lehr- 
zimmer läikt  sich  mit  den  heatigen  Mitteln  der  Technik  ohne 
besonders  grofisen  Kostenaufwand  leicht  erreichen,  und  man  ist  dies- 
bezüglich nicht  auf  den  günstigen  EinfluCs  der  Sonnenstrahlen  an- 
gewiesen. 

Diese  eben  ausgesprochene  Ansicht  vertritt  nahezu  völlig  gleich- 
artig Docent  H.  Ghb.  Nussbaitm  in  einer  im  ^Q^mndkeitsmffmiemr*  y 
1894,  No.  16,  erschienenen  Abhandlung.  Derselbe  knüpft  an  eine 
fftr  den  Bürgerausschuls  zu  Freiburg  i.  Br.  bestimmte  Vortage  an, 
welche  Grundsätze  für  die  Lage  der  Schnlzimmer  aufstellt,  deren 
Begründung  er  als  nicht  zutreffend  bezeichnet  Insbesondere  bekämpft 
er  die  in  der  erwähnten  Eingabe  enthaltene  Forderung,  dab  während 


189 

4er  Viiterrichtsstiinden  nicht  nur  die  licbtgebende  Fläche,  sondem 
der  Eanm  selbst  von  der  onnittelbaren  Bonnenstrahlong  getroffen 
werden  soll,  „weil  viele  Kinder  gezwungen  seien,  ihr  Leben  in 
dumpfen  Gassen  au  yerbringen  und  ihnen  daher  in  den  Schulzimmern 
ein  sonniger  Aufenthalt  geboten  werden  müsse'^.  Die  Wohlthat 
der  Besonnung  der  Jugend  kann  doch  wohl  nicht  im  Schulzimmer 
erreicfat  werden;  für  diesen  Zweck  sind  Spiel-  und  Tumpl&tze  yor- 
handen,  welche  nur  ausgiebig  benutzt  werden  sollen,  wie  nicht 
ninder  möglichst  oftmalige  Exkursionen  ins  Freie  sehr  empfohlen  werden 
aoAssen.  Gewisse  Vorteile,  welche  die  Sfldlage  bietet,  werden  ebenso, 
wie  manche  Nachteile  der  Nordlage,  anerkannt.  Gleichwohl  muls 
totzterw,  da  sich  die  M&ngel  derselben  durch  die  Art  der  AusfQhmng 
und  Einrichtung  der  Schulgebftude  völlig  beheben  lassen,  der  Vorzug 
gegeben  werden. 

Professor  Karl  A.  Romstobfeb, 
Architekt  in  Gzemowitz. 

Ebnst  S.  Reynolds,  M.  D.  Lond.    Primer  of  Hy^ene.    50 
woodcuts.   London,  1894.   Macmillan  and  Co.   (176  S.  8^  Sh.  1.) 

Der  Zweck  des  Buches  ist,  Schulkinder  und  überhaupt  solche, 
welche  keine  oder  sehr  geringe  Kenntnis  der  Hygiene  besitzen,  mit 
den  widiügsten  Sätzen  derselben  vertraut  zu  machen.  Es  werden 
daher  die  grofsen  und  kleinen  Faradten  des  Menschen,  Lufk,  Wasser 
NabiUDg,  persönliche  Gesundheitspflege,  Hygiene  der  Wohnung  und 
Verhütung  der  Infektionskrankheiten  nacheinander  behandelt. 

Die  Sprache  ist  einfach  und  dem  kindlichen  Begriffsvennögen 
angepalst;  am  Schlufee  eines  jeden  Kapitels  finden  sieh  eine  Reihe 
fon  Fragen.  In  dieser  Beziehung  erinnert  die  kleine  Schrift  an  den 
Kakehismus  der  Q^esundheüslehre  von  Tbzoska.  Die  Aufgabe,  die 
sie  sich  gestellt  hat,  erfüllt  dieselbe. 

Professor  Dr.  med.  L.  Ingebuann  in  New  York. 


Bibliographie. 

Admoid   vegetaUons   in   (Mdrm,      The  Brit.  Med.  Joum.,    1895, 

Jan-  19,  1777,  9. 
Block.     Hauswniseihafl^ehe  Uiüenioeismg  armer  Mädchen.    Fadag. 

Bl.  f.  LehrerbiWg.  u.  Lehrerbüdgsaust.,  1894,  VI,  688—596. 
Central-  oder  Eineelheming  in  den  Hamburger  Sehulen?  Gsdhtsing., 

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190 

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Janke,  0.     Wider  die  SteOschrift.     Pädag.   Bl.  f.  Lehrerbildg.  a. 

Lehrerbüdgsanst.,  1894,  VI,  561—577. 
Kästner.    Über  die  Heieungsanlagen  der  neueren  Leipziger  Schulen, 

Gsdhtsing.,  1891,  105  ff. 
Knillino,  Rud.     Lber  die  geistige  Ermüdung  unserer  Schulkinder, 

Neu.  Bahn.,  1895,  I,  43—47. 
Krause,  Wilh.     Hinaus  eum  Spiel!    Eine  reichhaltige  Sammhmg 

von  Bewegungsspielen.      Mit  Zagmndelegong   der  Bestimmangen, 

die  in  dem  Erlab  des  Königlich  prenfeischen  Unterrichtsmimsters 

Yom    27.  Oktober  1882    aosgesprochen   sind.     2.  Anfl.     Beriin, 

1893,  Plahn. 
LüBBEN,  K.  H.      Die   körperliche   Eniwickelung    der   Schulkinder. 

Thttring.  Korrspdzbl.,  Weimar,  1893,  XXJI,  53. 
Marschall,  F.     FootbaU.     The  Rugby  game.     London,  1894. 
Medical  officers  of  heaUh  and  pübUc  elementary  schools.    The  Brit. 

Med.  Jonrn.,  1894,  Octob.  20,  1764,  878. 
^HL,    H.      Der  pädagogische    Wert    des    Spiels   und    Ausflugs. 

Unterrztg.  d.  Neu.  fr.  Presse,  1893,  6.  September. 
Mental  overwork  in  school  children.    New  York.  med.  Jonrn.,  1894, 

December  1,  835,  698. 
Meter,  Ebcil.      Über    Verletzungen   beim    unterrichte    in   Bapp- 

arbeiten,  deren  Verhütung  und  Häking,     Bl&tt.   f.   Knabhdarbt., 

1895,  I,  10-12. 
MiOHAlLOW,  N.  F.    [Pöckenimpfimg  in  den  städtischen  Elementar- 
schulen Moskaus.]     Shnrn.  mssk.  obscht.  ochran.  narodn«  sdraw., 

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Rbukauf,  A.     Abnorme  Kinder  und  ihre  Pflege,     Pftdag.  Magas., 

hrsggb.    V.    Friede.    Mann,    Heft   29.      Langensalza,     1894, 

H.  Beyer  &  Söhne.     Gr.  8®.     A  0,25. 


191 

RoTGB,  Josiah.  Wie  unterscheiden  sich  gesunde  und  krankhafte 
GeistesmiStände  heim  Kinde?  Aus  dem  EDglischen  flbersetzt 
von  Ghb.  Ufer.  Pftdag.  Magaz.,  hrsggb.  y.  Fribdr.  Mann, 
Heft  44.  Langensalza,  1894,  H.  Beyer  &  Söhne.   Or.  8®.  M.  0,35. 

RüOKSRT,  Alois  Jos.  Die  Steilschrift  des  deutschen  und  lateinischen 
AJ^^bets  und  der  Ziffern.  Bearbeitet  nach  pftdagogisch-hygienischen 
Gnmds&tzen  mit  methodischer  Anleitong  zom  Takt-  and  Schnell- 
schreiben fbr  Schulen  and  znm  Selbstanterrichte  behafs  Aneignang 
einer  schönen,  dentlichen  Handschrift.  Würzbarg,  1892,  J.  Staa- 
dinger.     8^ 

Salzmann,  Lbon.  Die  Schndlphotographie  als  Hilfsmittel  eur 
Methodik  des  Tumunterriehis.  Mit  Taf.  Progr.  d.  2.  dentsch. 
Obergymnas.  in  Brttnn.     Brttnn,  1894.     4^. 

SCHILLSB,  Herm.  Die  Forderungen  der  Schulhygiene  in  betreff 
der  zeitlichen  und  methodischen  Gestaltung  des  Unterrichts, 
Rhein.  Blatt,  Frankfurt  a.  M.,  1894,  II.     Jd  1,50. 

SoHMirr,  E.  Le  traivaü  manud  scolaire:  mode  d^enseignement. 
Rbt.  pM.  Beige,  Bmxelles,  1893. 

St^iool  boards  and  bUmd  and  deaf  cMdren.  The  Brit.  Med.  Joom., 
1894,  Jane  30,   1748,  1428. 

Sdiooi  eolonies  in  Drance.  The  Brit.  Med.  Joom.,  1894,  Septem- 
ber 16,  1769,   607. 


Bei  der  Redaktion  eingegangene  Schriften. 

A  few  foot-baU  ^casualiies'' ,   Med.  News,  1894,  December  1,  1142, 

617—618. 
Bock,  Ehil.     Beitrag  eur  Statistik  der  Ruresichtiglceit.    D.  österr. 

Sanitätswes.,  1895,  IV,  37—39. 
Der  Handarbeitsunterricht  für  Knaben  in  der  Schweie.      Stand  im 

¥\ri0^aihr  1893,    Bearbeitet  vom  Archivbareaa  des  Pestalozzianams 

in  Zflrich.     Bern,  1893,  E.  Stftmpfli  A  Co. 
Eigkth  annual  report  of  the  commissioner  of  labor,  1892.  Industrial 

education.    Washington,  1893,  Government  printing  office. 
FooibaU  impetigo,    The  Brit.  Med.  Joam.,  1895,  Jan.  5,  1775,  38. 
6RÖ8Z,  JuL.     Wann   sollen    wir   den  Kindern  Spirituosen    verab- 

reiehen?    Wien.  klin.  Rnndsch.,  1895,  V,  69—71. 
Jankb,  0.     Die  BeieucMung  der  Schuleimmer,    Langensalza,  1894, 

Beyer  A  Söhne.     iL  0,26. 
Lausch.     Spiele   im  Freien   fär   die   Jugend,     5.   Anfi.   von  M. 

Thubm.     Wittenberg,  1894,  Herros^.     JK>.  1. 
Mabtin,  G.     Influence  des  exerdces  physigues  dans  la  prophyUme 


192 

de  la  mifopie  scolaire,     Echo  mM.,  Toulouse,  1894,  2.  s.,  YIII, 

145;  157;  169. 
Medkal  offioers  to  demmUury  sckools,    The  Brit.  Med.  JoQrn.,  1894, 

September  22,  1760,  664. 
NOYBR.     B€tra€^timgm    Über    eine    naturgemäße    und   praktißche 

Ordnung  der  Ferien  und  der  ünterridii80eU.  8fldwe8tdt9ch.  Schulbl., 

1894,   Vm,  178—180. 
KUBSBAOM,  H.  Chb.     Oiknsügste  Lage  der  Si^iubnmmer.  Gsdhtsing., 

1894,  XVI,  253—266. 
Ophthalmia  at  the  Hackney  Union  schools,    Brenhoood.     The  Brit. 

Med.  Joum.,  1894,  1745,  1258. 
Opitz,  £mil.     Die    neueren    Einrichtungen    für    HobdbankarbeU. 

Vortrag,    gehalten    vor    der    Kursleiterkonferenz    des    Danziger 

Handfertigkeitskongresses.     Bl&tt.    f.    Knabhdarbt.,    1894,    Vin, 

156—161  ff. 
Smith,  Noble.    Gycling  and  ils  dangers.    The  Brit.  Med.  Jonm., 

1894,  Octobw  27,  1765,  934—936. 
Snell,  Simeon.     Histary  of  an  atUbreak  of  Ophthalmia  in  a  good 

class    boarding   schooly    unth   remarks.     The  Brit.  Med.  Jonrn., 

1894,  November  17,  1768,  1104—1107. 
SODBB  und   Plübbb.     StatisOeche  Aufnahme,  befy'effend  Heäkurse 

des  Vereins  isur  Heilung  stotternder  und  hochgradig  stammdmder 

Volksschüler  eu  Hamburg,      Med.-p&d.  Monatsschr.   f.   d.  gsmt. 

Sprachhlkde.,  1894,  XI,  324—349. 
SOUTHABD,  W.  F.     School  chüdrcn^s  eyes;   a  plea  for  the  exami-- 

nation  of  everg  chUd^s  eges,  u>hen  commencing  to  attend  schooi. 

Jonm.  Amer.  med.  Assoc,  Chicago,  1894,  XXIII,  383 — 387. 
SteOschreibheft  No.  1  und  2  (deutsche  Schrift).   3,  und  4.  Sd^ul- 

jähr.     Mit    1    Abbild.     2.   Aufl.   Strafsbnrg   1894,    Strafeburger 

Druckerei  und  Verlagsanstalt.     Gr.  8^.     Je  M.  0,10. 
SzENES,  SiGiSMUiirB.     ZuT  Statistik  der  Taubstummheit.    Intemia. 

klin.  Rundsch.,  1894,  XXXVUl,  1360—1363. 
Taübenbpbck,  Elisabeth.     Unsere  Ballspiele.     Jahresbericht  der 

städtischen  höheren  Mädchenschule  zu  Crefeld.     Crefeld,  1892. 
Tatlob  Bissel,  Mabt.     A  manuel  of  hygiene.  New  York,  1894, 

The  Baker  und  Taylor  Co.    $  2. 
The  Hackney  barrack  school  scandal.  The  Brit.  Med.  Jonm.,  1894, 

June  23,  1747,  1378. 
The  loeal  government  board  and  the  district  schools.  The  Brit.  Med. 

Jonm,,  1894,  June  9,  1745,  1266. 
The   medical  and  sanitary  inspection  of  schools.     The  Brit.  Med. 

Joum.,  1894,  December  22,  1773,  1450. 


5|- 


»1 


L.W  _^, 


l_ 


•  •• 


'•• 


•  ••  • 

•  •• 


•  ••• 


Vin,  Jahrgang.  1895.  No.  4 


<i^rti|tiialabl^anbtttti9ett. 


Die  Steilschrift  wfthrend  der  letsten  Anf  Jahre. 

Von 

Dr.  med.  Paul  Schubert, 

Augenarzt  in  Nürnberg. 

(Mit  «iBcr  Tafel.) 

(Fortsetzung  und  Sohlufs.) 

Weitaus  die  umfangreiohsten  Messungen  sind  die  in 
Mflnohen  an  5948  Kindern  der  1.  bis  4.  Klasse  vorgenommenen. 
Sb&0SL  hat  daraus  die  bemerkenswerte  Erkenntnis  geschöpft, 
dab  die  Körperhaltung  im  allgemeinen  im  Laufe  der  vier  ersten 
Schuljahre  sich  bessert,  vorwiegend  dadurch,  dals  die  gerade 
Sohulterhaltung  häufiger  wird,  was  er  in  der  Kräftigung: 
des  Körpers  und  in  der  grölseren  Schreibübung  begründet 
glauht. 

Die  Zunahme  gerader  Kopf-  und  Schulterhaltung  ist  aus 
der  umstehenden  nach  Seggels  Zahlen  angelegten  Tabelle  5  er- 
siohtlioh. 

Die  Gesamthaltung  zeigt  gleichfalls  ansteigende  Besse- 
nmg  bei  Steil-  und  Schrägschrift.  Sie  findet  sich  bei  Seggel 
nicht  nach  Schuljahren,  sondern  nach  den  drei  Untersuchungs- 
jähren  geordnet,  was  jedoch  nahezu  auf  dasselbe  hinauskommt, 
da  im  ersten  Jahre  nur  1.  und  2.  Klassen,  im  zweiten  Jahre 

8€k«lcwuidh«IUpfl«ge  VUI.  13 


t\ 


194 


Tabelle  5. 

Gerade  Kopf-  und  Schnlterhaltung, 
nach  Schu^ahren  geordnet. 


Kopfhaltung 


absolut  gerade  relativ  gerade 


absolut  gerade  relativ  gerade 


b«1 

Schrtg- 

■ohrift 


2,2% 
3,7, 

*,7, 


bei 
BteU- 
■ehrift 


21,57o 

31,2  n 

40.0  „ 
38,3, 


•  bei 
Schrtff- 
■ebrlft 


Schulterhaltung^ 


bei 
Btell- 
■ehrift 


8,8»/^ 
16,6  „ 
17.6  „ 
20,8  „ 


26,9*/o 
80,9  „ 
86,8, 
88,2» 


M 
Sehrlg- 
Mhitft 


13,17o 
19,3« 
27,7« 
27,9, 


bei 

Stell- 

Mhrift 


60,8V# 

65.1 « 
68,0  „ 

72,U 


Sehrlf- 
•ohrlft 


46^A 

62,4« 

58.6, 

61.2  „ 


1.,  2.  und  3.  Klassen,  im  dritten  Jahre  nur  4.  Klassen  unter- 
sucht wurden: 

Tabelle  6. 

Gerade  Kopfhaltung  in  Verbindung  mit  gerader  Schulter- 
haltung. 

bei  Steilschrift  bei  Schrägschrift 

Im  1.  Untersuchungsjahr  16,6  Vo.  im  1.  Untersuchungsjahr  4.0 Vo 


2. 

3. 


24.7  „ 
29,6  ^ 


2. 

3. 


12,4 
14,2 


Obgleich  also  die  gute  Gesamthaltung  bei  Schrfigschrift 
sich  im  4.  Schuljahre  gegen  den  Anfang  um  das  Dreifache 
gebessert  hat,  erreicht  sie  noch  nicht  ganz  die  Höhe,  mit 
welcher  die  Steilschreiber  in  die  ersten  Schuljahre  eingetreten 
sind,  und  wird  noch  im  4.  Schuljahre  um  mehr  als  das 
Doppelte  übertroffen. 

Nur  eine  Ausnahme  von  der  klassen weisen  Besserung 
der  Körperhaltung  konnte  Seggel  feststellen,  und  gerade  diese 
Ausnahme  ist  überaus  lehrreich.  Es  zeigte  sich  nämlich,  dafs 
die  Linksneigung  des  Kopfes  bei  der  Schrägschrift  mit  den 
Schuljahren    nicht    ab-,    sondern    zunimmt   und  nur   bei    der 

^  Aus  den  absoluten  Zahlen  der  Tabelle  la  des  Miinohener  Be- 
richtes berechnet. 


J 


195 

Steileehrift  sich  gleiohmftlBig   mit   der   übrigen  Körperhaltung 

beesert.  Seqgel  sagt  auf  Seite  14:  „Die  (bei  Sohrftgsohrift) 
80  häufige  und  mit  dem  Alter  der  Schüler  sogar  etwas  zu- 
nehmende Linksneigung  des  Kopfes  muCs  eine  bestimmte 
Ursache  haben.  Man  wird  hierbei  zu  der  Anschauung 
Schuberts  gedrängt,  nach  welcher  das  Auge  des  Schreibenden 
der  Zeile  folgt  und  hierbei  durch  das  WuND-LAMANSKTsche 
Gesetz  in  seiner  Bichtung  bestimmt  wird.^  und  weiter  &hrt 
er  auf  Seite  18  fort:  „Bei  An&ngem  im  Schreiben  folgt 
allerdings  das  Auge  nicht  der  Zeile,  der  kleine  ABO -Schütze 
beschäftigt  sich  noch  zu  sehr  mit  den  einzelnen  Buchstaben, 
fafst  deshalb  den  Ansatzpunkt  des  Grundstriches  sowohl  als 
den  des  Haarstriches  auf  der  vorgezeichneten  Liniatur  jedes- 
mal ins  Auge  und  folgt  dem  Zuge  des  Striches  mit  dem  Blicke. 
Hat  aber  der  Schüler  einmal  einige  Übung  erlangt  ^  so  wird 
sieher  zunächst  dem  Worte  und  dann  der  Zeile  die  vorher 
den  einzelnen  Buchstaben  gewidmete  Aufmerksamkeit  zuge- 
wendet. Der  Beweis  hierfür  würde  erbracht  werden 
können,  wenn  Linksneigung  des  Kopfes  bei  Schräg- 
schrift prozentuarisch  von  der  1.  zur  4.  Klasse  zu-, 
bei  Steilschrift  abnimmt  und  die  Rechtsneigung 
des  Kopfes  sich  umgekehrt  verhält.  Dies  ist  aber 
in  der  That  der  Fall,  denn  nach  Tabelle  3  erhielt  ich: 

Linksneigung  d.  Kopfes  Eechtsneigang  d.  Kopfes 

b«l  bei  b«l  bei 

Stellschrift      Sohrtgsehrift      StelUehrlft      Sobrlgichrlft 

1891  in  den  1.  u.  2.  Klassen      31,8  Vo,        29,87o,        10,8 7o,        10,07« 

1892  „      1.,  2.  u.  3.  Klassen  28,8  „  35,4  „         13,7  „  8,7  „ 
1898  in  der  4.  Klasse  ....  23,6  „          37,8  „         19,0  „           8,6  „    *" 

Die  Abweichungen  von  Kopf  und  Schulter  nach  links 
oder  rechts,  die  man  als  asymmetrische  Körperhaltungen  zu- 
sammenfassen  kann,  gefährden  yorzugsweise   die  Wirbelsäule. 

Neben  der  Seitwärtsneigung  kommt  noch  die  Vor- 
beugung des  Kopfes  und  Rumpfes  in  Betracht,  welche  in 
Kürzung  des  Abstandes  zwischen  Auge  und  Schrift  zum 
ziffemmäiisigen  Ausdruck  kommt  und  bei  Entstehung  der 
Kurzsichtigkeit    eine    wichtige    Rolle    spielt.       Während    der 

13* 


196 

theoietiflohen  Yorberatung  über  die  Steilschrift  im  vorigen 
Jahrzehnt  war  von  diesem  kurzweg  -als  Arbeitsabstand  zu 
bezeichnenden  Mab  nnr  insofern  die  Bede,  als  es  bei  Rechts- 
lagen häufig  für  die  beiden  Augen  des  Schreibenden  yerschieden 
ist.  Ein  Einfiuls  der  geraden  oder  schrägen  Mittenlage  auf  die 
Gröfse  des  Abstandes  beider  Augen  von  der  Schrift  wurde  rem 
theoretischen  Standpunkt  meines  Wissens  von  niemandem  be- 
hauptet und  kam  nur  insofern  in  Betracht,  als  bei  starker 
Linksneigung  des  Kopfes  die  strafiFe  Haltung  schneller  verloren 
geht  und  damit  sekundär  eine  Näherung  der  Stirn  an  das  Heft 
erfolgen  kann.  Man  durfte  daher  gespannt  sein,  was  die 
Erfahrung  in  den  Steilschriftklassen  in  dieser  Hinsicht  lehron 
würde. 

Matebs  Untersuchungen  in  Fürth  zeigten  ein  schwankendes 
Verhalten.  Im  ersten  und  zweiten  Kurs  war  der  Arbeits- 
abstand bei  der  Steilschrift  um  eine  Kleinigkeit,  dafür  aber 
im  3.  Kurs  bei  der  Schrägschrift  nicht  unerheblich  beseer. 
Die  Messungen  erstreckten  sich  aber  nur  auf  374  Kinder. 

Bei  den  Nürnberger  Untersuchungen,  welche  1408  Kinder 
umfaisten,  zeigte  sich  bei  Gruppierung  der  Klassen  mit  ver- 
schiedener Schriftrichtung  nach  gleichen  Schulbänken  und  naeh 
gleicher  Helligkeit  des  Schulzimmers,  dals  in  jedem  dieser  Fälle 
der  Arbeitsabstand  bei  Steilschrift  wesentlich  gröfser,  als  bei 
Schrägschrift  war. 

SsaGEL  hat  diesen  Abstand  nahezu  6000  mal  gemessen 
und  folgende  Zahlenreihen  gefunden.  Es  betrug  der  Arbeits- 
abstand in  Centimetem: 

Tabelle  7. 

u  •  ax  -1    u  -A.    u  •  a  1.  '*^^\.  -Ä    DifFerenz  su  Gunsten 
bei  Steilschnft    bei  SohragBchnft        der  Steüschrift 

1.  Schuiyahr  24,6  19,2  6,4 

2.  „  28,6  24,4  4,2 

3.  „  30,1  27,9  2,2 
4         „                     30,1                      27,1  3,0 

Die  Züricher  Kommission  fand  einen,  wenn  auch  nicht 
sehr  erheblich    besseren    durchschnittlichen  Arbeitsabstand    für 


197 

Sleilsebrift,  fttgt  aber  die  Bemerkung  hinzu,  AsSb  in  dieser 
BeBiebnng  die  Sohreibdisoiplin  von  grösserer  Wichtigkeit  sei, 
als  die  fieftlage  und  Schrifbriohtnng. 

Ein  gewisser,  wenn  anoh  nicht  sehr  durchgreifender  ESnfiuls 
der  geraden  Mittenlage  auf  den  Arbeitsabetand  scheint  demnach 
Toriwnden  zu  sein,  doch  ruht  die  hygienische  Bedeutung  der 
Sfeiilsohrift,  wie  dies  you  Anbeginn  immer  betont  wurde, 
TOTsugsweise  in  der  Minderung  der  asymmetrischen  Schreib- 
haltung, ist  also  vorzugsweise  auf  orthopädischem  und  erst  in 
zweiter  Linie  auf  augen&rztlichem  Gebiete  zu  suchen. 

Die  zahlreichen  Unterfiragen,  welche  in  den  genannten 
Öutachten  und  Berichten  über  die  Körperhaltung  der  Kinder 
in  den  KontroUklassen  aufgeworfen  und  zum  Teil  zifEemmftlsig 
beantwortet  wurden,  können  hier  nicht  alle  gewürdigt  werden. 
Zum  Teil  fordern  sie  ja  wohl  den  Widerspruch  heraus,  wie 
B.  B.  jene  Forderung  der  Züricher  Kommission,  dafe  die  Steil- 
sehrift  eine  neue  Bankform  mit  vergrölserter  Differenz  brauche, 
mit  anderen  Worten,  eine  Bank,  bei  welcher  das  Pult  dem 
Auge  mehr  als  bisher  genähert  werde.  In  der  Hauptsache 
aber,  dals  die  Kinder  bei  gerader  Mittenlage  eine  geradere 
und  vor  allem  eine  mehr  symmetrische  Haltung  bewahren, 
sind  alle  Outaehten  und  Messungen  einig.  Die  Mttnchener 
Kommission  hat  die  Einhelligkeit  der  Ergebnisse  so  über- 
zeugend auf  sich  wirken  lassen,  dafs  sie  die  Untersuchungen 
über  die  Körperhaltung  beim  Sehreiben  für  abgeschlossen  er- 
klärt und  nicht  fortzusetzen  gedenkt. 

Den  baymsehen  Untersuchungen  über  Steilschrift  wurde  die 
Aufgabe  gestellt,  nicht  nur  dem  unmittelbaren  Einflufs  auf  die 
Sdneibhaltung,  sondern  auch  dem  weitergehenden  auf  Yer- 
hfitang  von  Wirbelsäulenverkrümmung  und  Kurzsichtigkeit 
naekzuibzsohen.  Es  sind  daher  in  München  und  Nürnberg  seit 
1890  alle  den  senkrecht-  und  schrägschreibenden  Kontroll* 
klassen  angehörenden  E[inder  in  jedem  Schuljahr  einmal  von 
Chirurgen  und  Augenärzten  untersucht  worden,  und  dies  soll 
bis  zum  7.  Schuljahre  fortgesetzt  werden. 

Eine  Statistik  der  Veränderungen,  welche  mit  Auge  und 


198 

Wirbelsäule  an  ein  und  derselben  Generation  während  des 
Besuches  der  Volksschule  vor  sich  gehen,  ist  an  sich  eine 
dankbare  Aufgabe,  denn  trotz  der  überwältigend  zahlreichen 
Myopieuntersuchungen  sind  solche  fortlaufenden  Beobachtungen 
derselben  Kinder  noch  nicht  in  genügender  Zahl  vorhanden 
und  fehlen  für  die  Bückgratsverkrümmungen  noch  vollständig. 
Nur  mufs  dagegen  Verwahrung  eingelegt  werden,  das  Er- 
gebnis als  einen  Malsstab  für  Wert  oder  Unwert  der  Steil- 
schrift anzusehen.  Welche  schwerwiegenden  Bedenken  dem 
entgegenstehen,  hat  Mayeb^^  schon  beim  Beginn  der  Unter- 
suchungen mit  aller  wünschenswerten  Klarheit  ausgesprochen. 
Weder  ist  die  Schrägschrift  die  einzige  Ursache  von  Sohief- 
wuchs  und  Kurzsichtigkeit,  noch  beschränkt  sich  andererseits 
ihr  Eiinfluls  auf  Wirbelsäule  und  Auge.  Die  Besorgnis  er- 
regenden Verdrehungen  und  Krümmungen  der  Kinder,  welche 
noch  immer  in  allen  Kulturstaaten  die  Schreibthätigkeit  in 
Schule  und  Haus  begleiten,  bilden,  auch  abgesehen  von  jenen 
beiden  Organen,  einen  schweren  hygienischen  Mifsstand,  welcher 
während  der  5000 — 6000  Schreibstunden,  die  man  dem  Unter- 
richtsgang der  Volksschule  nachrechnet,  zweifellos  die  Oi^ane 
der  Brust-  und  Bauchhöhle  unter  ungünstige  Arbeits- 
bedingungen setzt,  wenn  sich  dies  auch  nicht  mit  Zollstab 
und  Tabelle  nachweisen  läJst.  Für  die  Wirbelsäule  ist  die 
Bhachitis  als  fibiuptquelle  aller  hochgradigen  und  vieler 
geringeren  Verkrümmungen  nachweisbar,  daneben  darf  aller- 
dings, wie  insbesondere  Schenk  gezeigt  hat,  eine  gewohnheiis- 
gemälse  und  stets  in  gleichem  Sinne  eingenommene  schlechte 
Schreibhaltung  als  Ursache  vieler  statischer  Skoliosen  an- 
gesehen werden.  In  Bezug  auf  die  Kurzsichtigkeit  ist  daran 
zu  erinnern,  dals  aus  theoretischen  Gründen  nur  stärkere 
Belastung  des  rechten  Auges  (Anisometropie)  der  Schrägschrift 
zur  Last  gelegt  wurde,  und  auch  dies  nur  für  das  Schreiben 
mit  Bechtswendung  des  Blickes,  also  für  die  Rechtslagen. 
Dafs  die  Steilschrift  gegen  stärkere  Annäherung  der  Augen 
an  die  Arbeit  nicht  schützt,  wurde  schon  gesagt.  Sollte  es 
sich    gleichwohl    zeigen,    dafs,  wie    es    nach    den    genannten 


199 

Hessimgen  den  AnBohein  hat,  der  seukrechten  Schreibweiae 
ein  günstiger  EinfloiB  auf  die  Vergröberang  des  Arbeits- 
äbstandes innewohnt,  so  würde  ihr  auch  innerhalb  dieser 
Ghrenzen  eine  vorbeugende  Wirkung  auf  die  Entstehung  der 
Eorzsiohtigkeit  zugesprochen  werden  müssen.  Ob  freilich 
diese  Wirkuog  in  einer  bestimmten  UntersuchuDgsreihe 
statistisch  zum  Ausdruck  kommt,  hängt  so  sehr  von  der  Mit- 
wirkung der  zahbeichen  anderen  Myopie  erzeugenden  Faktoren 
ab,  dads  sich  bestimmte  Erwartungen  nicht  aussprechen  und 
aoB  dem  Untersuchungsergebnis  zwingende  Bückschlflsse  weder 
im  positiven  noch  im  negativen  Sinne  ziehen  lassen.  Findet 
sich  bei  den  steilschreibenden  Kindern  keine  Minderung  der 
Myopie  im  Vergleich  zu  den  schrftgschreibenden  Altersgenossen, 
80  kann  gleichwohl  die  senkrechte  Schreibweise  auf  die  Ent- 
stehung der  Kurzsichtigkeit  hindernd  eingewirkt  haben,  aber 
von  anderen  Einflüsseo,  wie  erbliche  Belastung,  dunkle  Schul- 
zimmer, schlechte  Bänke,  mangelhafte  Beleuchtung  beim  An- 
fertigen der  Hausaufgaben,  äugen  verderbliche  Nebenbeschäftigung 
im  Eltemhause,  überboten  worden  sein.  Zeigen  andererseits 
die  Steilschreiber  günstigere  Myopieprozente,  so  wäre  es  sehr 
gewagt,  diesen  Gewinn  ohne  weiteres  der  Steilschrift  gut- 
zuschreiben. Nur  sehr  grofse  Zahlenreihen  vermögen  hierüber 
in  Zukunft  vielleicht  einigen  AufschluTs  zu  geben. 

Die  Münchener  Augenuntersuchung  erstreckte  sich  auf 
7158  Schüler  und  wurde  von  den  Herren  SsaaEL  und  Oelleb 
vorgenommen.  Sie  ergab  ein  deutliches  Überwiegen  der  Kurz- 
flichtigkeit  in  den  Schrägschriftklassen.    Der  Prozentsatz  betrug: 


Tabelle  8. 

bei  Steilschrift 

bei  Schrägschrift 

Im  1.  Schuljahr 

2.7 

2,9 

w      *•             n 

8,8 

5.5 

1»      3.             „ 

6,9 

9,0 

n      4.            „ 

8,8 

14,8 

Die  Erwägungen  und  die  Zahlengruppierung,  mit  welchen 
•ioh  Sbooel  im  III.  Münchener  Bericht  vor  Trugschlüssen 
SU  schützen  sucht,  möge  man  daselbst  nachlesen. 


200 

Die  Nürnberger  üntersucihuBgen  Ifissen  einen  wesentUolien 
Untereeliied  zwischen  beiden  Gmppen  nicht  hervortreten. 
Da  die  Befunde  noch  nicht  veröffentlicht  sind,  so  eei  die 
Tabelle  nebenstehend  angefügt: 

Es  dürfte  znnächst  auffallen,  dafe  die  Prozente  der  Kux^ 
sichtigkeit  im  allgemeinen  in  Nürnberg  erheblich  kleiner  sind, 
als  in  München.  Das  rührt  davon  her,  daÜB  dort,  um  alle 
nieht  zur  Steilschriftfrage  gehörenden  Einflüsse  thunlichst  aua- 
zuechalten,  sämtliche  Kinder  mit  angeborener  oder  erworbener 
Sohwachsichtigkeit,  z.  B.  die  mit  Homhautflecken  und  Astig- 
matismus behafteten,  von  der  Untersuchung  ausgeschlossen 
und  damit  eine  groise  Anzahl  von  Kurzsichtigen  auCaer  Rech- 
nung gelassen  wurden.  Femer  war  man  hier  genötigt,  aulaer 
den  Gruppen  mit  reiner  Steilschrift  und  reiner  Sohrfigsohrift 
eine  dritte  Abteilung  für  jene  Kinder  zu  bilden,  welche  im 
Laufe  der  Schulzeit  abwechselnd  bald  in  Steilschrift-,  bald  in 
Sehrfigschriftklassen  unterrichtet  worden  waren.  Diese  Kinder 
kommen  in  der  1.  Klasse  nicht  vor,  hingegen  besuchte  eine 
Anzahl  von  ihnen  die  5.  Klasse,  so  dals  die  vier  Jahrginge 
dieser  Omppe  sich  auf  das  2.  bis  5.  Schuljahr  erstrecken. 

Wenn  man  einen  Unterschied  aus  den  Nürnberger  Unter- 
suchungen entnehmen  will,  so  ist  er  nicht  zwischen  Steil-  und 
Schrägschreibem,  sondern  zwischen  diesen  und  den  Eondem 
mit  wechselnder  Schreibtechnik,  und  zwar  zu  Ungunsten  der 
letzteren  zu  finden.  In  der  That  befinden  sich  diese  Eänder, 
die  in  zartem  Alter  von  einer  Schreibart  zur  anderen  übw- 
gehen  müssen  und  daher  in  keiner  heimisch  werden,  unter 
ungünstigen  Bedingungen  und  weisen  nicht  selten  schlechte 
Schriften  und  schlechte  Haltung  auf. 

Die  Nürnberger  Schiefwuchsuntersuchungen  sind  aus 
besonderen  hier  nicht  näher  zu  bezeichnenden  Gründen  zwar 
alljährlich  an  allen  Schülern  der  Kontrollklassen  vorgenommen, 
aber  bisher  noch  nicht  zusammengestellt  und  bekannt  gegeben 
worden. 

In  München  ist  auch  dieser  Teil  der  Untersuchungen  sa 
Gunsten  der  Steilschrift  ausgefallen,  insofern  die  Steilschrift- 


201 


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202 

klassen  24  Vo,  die   Sobrägsohriftklassen  aber  34  Vo  Skolioaen 
anfvreisen. 

Mit  wie  groJaer  Vorsicht  man  auch  die  Beziehungen  der 
Steilschrift  zu  Kurzsichtigkeit  und  Sohiefwnchs  beurteilen  mag, 
über  die  Schreibhaltung  haben  die  Schulversuche  der 
letzten  fünf  Jahre  folgendes  mit  Sicherheit  gelehrt: 

1.  in  theoretischer  Hinsicht, 

dafs  durch  schräge  Zeilentührung  ein 
Zug  auf  Kopf  und  Schulter  in  der  Rich- 
tung nach  links  und  unten  ausgeübt  wird; 

2.  in  praktischer  Hinsicht, 

a.  dafs  das  Schreiben  bei  gerader  Mittenlage 
des  Heftes  in  der  Schule  irgend  welcher 
Schwierigkeit  nicht  begegnet, 

b.  dafs  durch  diese  Heftlage  die  schiefe 
Schreibhaltung  sowohl  der  Häufigkeit,  als 
dem  Grade  nach  wesentlich  vermindert  wird. 

Die  Steilschrift  hat  also  ihre  Probe  bestanden.  Saohe 
der  Behörden  wird  es  nun  sein,  auf  diese  Prüfungsergebniase 
nicht  mit  einem  zaudernden 

„Ja,  —  aberl'^, 
sondern  mit  einem  thatkräftigen 

„Ja,  —  also!** 
zu  antworten. 


seit  1890.' 

I.  Pädagogische  Litteratur. 

'  Ambros,  östcfreichische  SchuUeitungy  1892,  No.  4,  5  und  13. 

*  Ambros,   IHe  senkrechte  Schrift     Wien,  1892,  Pichler's   Witwe 
u.  Sohn. 

'  Anonymus,  Schriftneigung  tmd  Schriftart    Königsberg,   1893, 
J.  H.  Bohn. 

*  Anonymus,  Bheiniach-westf^,  Schuheitung,  1892,  No.  34  und  36. 


^  Über  die  ältere  Litteratur   bis  1890  yergl.  Sohubibt^   HefÜage 
und  Schriftrichhmg,    Hamburg,  1890,  Leopold  Voss. 


203 

*  Anonymus,  Allgem.  deutsche  Lehrerzeitungy  1892,  No.  82. 

*  Baohlkr,    Programm    der   städtischen   hofieren    Töchterschule  su 
Qmbinnen,  1892/93. 

'  Batb,  Pädagog.  Zeitung,  1891,  No.  30. 

*  Batb,  Steäe  Lateinschrift.  2.  Auflage.  Wien,  1891,  Pichler's 
Witwe  u.  Sohn. 

*  Bayb,  Tageblatt  der  Naturfarschervers,  in  Wien,  1894,  S.  93. 
^  BBAKKMAmr,  Evangel  Schulblatt,  1893,  No.  3. 

^^  DiETBiOH,  SchuMiU  der  Prov.  Sachsen,  1892,  No.  28-~29. 

^'  Rlm,  Die  deutsche  Steüschrift.    Bielefeld,  1893,  Helmioh. 

"  Pbibs,  Frankfurter  Schuheitung,  1893,  No.  7—9. 

**  QüGLKB,  Kotelmanns  Zeitschrift,  1893,  176—179. 

»  Hacbbl,  Freie  Schulzeitimg,  1891,  No.  28—29. 

"  Haüftvoobl,  Freie  Schulgeitung,  1891,  No.  6. 

"  Hbkze,  Deutsche  Lehrerzeitung,  1892,  No.  31—32. 

*»  Hbikz,  Tharinger  Schulblatt,  1892,  No.  22. 

<*  HBBTE^  Pädagog.  Zeitung,  1891,  No.  30. 

^  Hbbtbl,  Hygieia,  1892,  V.  Jahrg.,  Heft  5. 

"  Höhn,  Schweizerische  Lehrerzeitung,  1891,  No.  13—14. 

**  HoFMANv,  Schlesische  Schulzeitung,  1892,  No.  39. 

**  Hbitnikgsbn,  Schleswig-Holsteinsche  Schulzeitung,  1892,  No.  31. 

^  Jajtke,  f.,   Preußische  Schulzeitung,  1893,  No.  27. 

"  jAincB,  0.,   Blätter  f  d,  Schulpraxis,  1892,  No.  2. 

••  Jahbe,  0.,   Blätter  f  d.  Schulpraxis,  1893,  No.  1. 

*'  Jaitkx,  0.,  Körperhaltung  und  Schriftrichtung,  Langensalza,  1893, 
Beyer  u.  Söhne. 

**  Eelleb,  Saddeutsche  Blätter  f.  höhere  Unterrichtsanstalten,  1893, 
No.  7. 

**  Letebtih  (Stockholm),  Bericht  in  Kotelmanns  Zeitschrift,  1894, 
8.425. 

^  Lanobvbbüoh,  Schteswig-HolsteinscJie  Schulzeitung,  1892,  No.  4. 

'^  LöHB  und  Ebbst,  D<ks  physiologisch  richtige  Schreiben.  Trier, 
1390,  Stephanus. 

^  Lukas,   Hin  Beitrag  zw  Schreibfrage.    Salzburg,  1891,  Eerber. 

»  Mbtbb,  W.,    Oldenburg.  Schulblatt,  1892,  No.  600-002. 

**  Heissnbb,  Steilschrift    Würzen,  1892,  Eiesler. 

**  Pbtbbsbk,  Schleswig-Holsteinsche  Schulzeitung,  1890,  No.  37  bis 
1891,  No.  1. 

»•  PiBiTSCH,   Die  Volksschule,  1893,  No.  23—27. 

•'  Pfbivbb,  Vortrag  in  einer  Lehrerkonferenz  des  VIIL  Wiener 
Bezirks. 

^  BoTsoH,  Jahresbericht  der  Tetschner  Schulanstalten,  1891/92. 

**  BvoKEBT,   Die  Steilschrift    Würzburg,  1892,  SUudinger. 


204 

*•  BuojDBBT,    Offener  Brief.    Würzburg.  1893,  Staudinger. 

"  V.  Sallwüek,  Pädagog,  Blätter,  1893,  No.  8. 

^'  SpEBLiiiG,  ^0.  Jahresbericht  über  die  höhere  Schuk  für  Mäddun 
9u  Leipeig,  1892. 

^^  ScBMARJE,  SMeewig-Hoisteinsche  SehuUeiiung.  1890,  S.  329  und 
385. 

^  SoHAPPifANN,  Bheiniech-westfäl  Schulgeilung,  1892,  No.  48. 

^  SoHABFF,  Begleitwort  eum  ersten  Teil  von  Schar ffe  SchreSbsdwk. 

*^  BcBMiDTBAUBB,  Zeitschrift  f.  Erziehimg  tiind  Unterricht^  1892, 
No.  2,  9  und  10. 

^  ScHjfiDmoBB,   Kaihoi.  Schuheitung,    Donauwörth,  1893,  No.  49. 

^'  SoHinEiDBB,  Chbist.,  Die  Schrift  und  der  SdireibuinUrritht 
Sammlung  pädagogischer  Vorträge,  1892.    Bielefeld,  1892,  Helmioh. 

*^  SoHiLLBB,   Kotamanns  Zeitschrift,  1892,  8.  351. 

*^  Stbobaubb,   du  Volkeschule,  1890,  No.  24. 

^  Staüdigl,   Kotehnanns  Zeitschrift,  1891,  S.  351—353. 

*^  THOBAin),   Freie  SchuUeitmg,  1891,  No.  1. 

^^  üuc,  Programm  d.  höh.  Töchterschule^  1890/91. 

**  Waltbbhöfeb,  Lehrerzeitung  f  Thüringen  u.  MitteldeuteiMmd, 
1892,  No.  7. 

^  WiBsiUNN,    Schweizerische  Lehrerzeitung,  1891,  No.  18. 

'^'^  WüKDEBLiOH,  Wegweiser.    Qotha,  1893,  Thienemann. 

**  WuBDBBLioH,  Bayer.  Lehrerzeitung,  1891,  No.  22,  Beilage. 

*'  ZiBscHi,  Kathol  Schulzeitung  f  Norddeutschland,  1891,  No.  3 
und  No.  18. 

^  Züricher  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  Schulsynode  von  1B9II 
Wulfingen,  1882,  Bertschinger-Hug. 

<^  ZimiEBiiANK,   Kotehnanns  Zeitschrift,  1893,  S.  348  u.  452. 


II.  Ärztliohe  Litteratur 
mit  EinsoUufs  der  Kommiasionsgataoliten. 

^  T.  BBU88,  Wiener  khn.  Woehensehr.,  1890.  Yerhandlung  der 
k.  k.  Oeselltebafit  der  Ärzte  zu  Wien,  Sitzung  am  28.  Novbr.  1890. 

«>  CoHN,   Die  Schule  der  Zukunft.    Hamburg,   J.  F.  Biohter,  1890. 

*■  SoHUBBBT,  Über  BefUage  und  Schriftrichtung.  Hamburg,  1890, 
Leopold  Voss. 

^  HoFFA,  Lehrbudi  der  orthopädischen  Churwrgie.  Stuttgart»  1891, 
Snke,  S.  368—372. 

^  ScHUBBBT,  Flugblatt  des  Vereins  f  öffentl.  Qesundheitspfkß^  it 
Nürnberg.  Hamburg,  1891,  Leop.  Voss.  (Abdruck  aus  KiMmanns  Zeit- 
schrift, 1891,  S.  23.) 


205 

^  SoHBiTK,  Steilschrift  oder  Schrägschrift  ?  Wiesbaden,  18913ergmaan. 
**  Gutachten  des  k.  k.  Oberst.   Sanitätrats.      Separatabdrack    ans 
^Das  österr.  Sanitätswesen*',    Wien,  1891,  Alfred  Holder. 

*'  y.  VoiT,  Gutachten  des  k.  bayer.  Obermedizinalansohnsses. 
München,  med.  Wöcfiensehr.,  1891,  No.  13. 

^  Abbbhs,  Untersuchungen  Über  die  Bewegungen  des  Auges  beim 
Sdtreiben.    Inauguraldissert.    Rostock,  1891,  Carl  Boldt. 

**  CoHN,  Jahresber.  der  schUs.  QeseUschaft  für  vaterlOnd.  KuHur., 
1891,  69.  Bd.,  S.  50. 

^*  Sitiungsbericht  über  die  IV.  Sektion  des  internat.  Kongresses 
f.  Hygiene  und  Demographie  zu  London;  Vorträge  von  Kotelmaw  und 
Jaouok.    Referat  in  Kotelmanns  Zeüschrift,  1891,  S.  680—688. 

'^  SoHUBBBT,   Vortrag  in  der  ophthalmolog.  Gesellschaft  zu  Heidel- 
berg.   Bericht  der  Gesellsch,  1891,  S.  115—124. 
^*  Bbbuk,  Diskussion.    Ebendas,  8.  126—140. 
'*  Eulbnbbbg  und  Bach,  Schulgesundheitslehre.  Berlin,  1891,  Heine. 
^*  Schbbibbb,    Vortrag    im     Lehrerverein     „Diesterweg'^.       Neue 
pddagog.  Zeitung,  1891,  XVI.,  No.  2. 

T*  Sohubbbt,   Bayrische  Lehrereeüungy  1891,  Januar. 
'*  FüCHS,     Zeitschrift  für    d<is  Österreich.    Volksschuhoesen^   1891, 
H.  Jahrg.,  S.  351. 

"  ToLDT,   Ebendas. 

^  KüHKEB,  Gesundheit  Zeitschr.  f  öffentl  u.  private  Hygiene^  1891, 
XVI,  No.  23,  S.  357. 

"  KoTBLMANir,    Vortrag  auf  dem  VII.  internat.  Kongreß  f.  Hyg. 
%.  Demogr.,  1891. 

*  Hbbtbl,  Kotelmanns  Zeitschrift,  1891,  S.  672—675. 
•*  Xrvo,   Korrespondembl  der  sächs.  ärztlichen  Kreis-  u.  Beeurks- 
ureine,  1892. 

••  KoTELMAHK,   ÄrztUches   Vereinsblatt,  1892,  No.  245   und  redak- 
tionelle Berichte  in  dieser  Zeitschrift,  1892,  S.  30  und  278. 
••  Fuchs,  Kotelmanns  Zeitschrift»  1892,  S.  137—139. 
••  Laqubüb,  Kotelmanns  Zeitschrift,  1892,  S.  347. 
•*  GoHN,   Hebm.,   Lehrbuch  der  Hygiene   des  Auges.    Wien,  1892, 
Urban  u.  Schwarzenberg,  S.  441—449. 

••  Schubert,   Blätter  f.  d.  Schulpraxis,  1892,  No.  10. 
•*  SoHüBEBT,   Freie  Schuheitung,  1892,  XVIII,  No.  13. 
••  Schubert,   Zeitschr,  f  d.  österr.  Volksschulwesen,  1892,  I.  Jahrg., 
Heft  11. 

**  Basel.    Kommissionshericht   an    das    Ergiehungsdepartement    des 
Kmtons  Basel-Stadt    Basel,  1892.    (Sonderabdruck.) 

•*  Hatbb,   München,  med.    Wochenschr,    1892,   No.  21.     (Schreib- 
baltongsmessung.) 


206 

*'  Schubert,  Münthen.  med,  Wochenachr.,  1892,  No.  21.  (Sohreib- 
lialtangBxnessuiig.) 

*'  Seooel,  München,  med,  WocJienschr.y  1892,  No.  28.  (Schreib' 
haltungsmeMung.) 

*>  BuKOKHABD,  ZeUscHr.  f.  arihqp&d,  Chirurg.,  1892,  11.  Bd.  (Schreib- 
baÜangsmesflang.) 

^  Nörnberger  SteilBohriftkoinmissionabericht.  Kotdmanns  Zeitschrift, 
1892,  S.  427.    (Alphabet-  und  Liniaturentwurf.) 

®'  Mittelfränkische  Ärztekammer.  Sitsungsprotokoüf  1892,  S.  30, 
8.  71—75  und  S.  79—80  und  Besprechung  derselben  in  Koidmanns 
Zeitschrift,  1893,  S.  282-288. 

^  Westfälische  Ärztekammer.  Bericht  über  die  3,  SUstung  am 
29.  Aprü  1892  in  Münster, 

^  Gklpke,  Wie  soü  unsere  Schuf  jugend  schreiben  9  Karlsruhe,  1892,EMif. 

*^  EoTBLMAW,  Redaktioneller  Bericht  in  der  Zeitschr.  f.  Schul- 
gesdhtspflg.,  1893,  8.  95—97,  347—349  und  494—495. 

^  Sbgoel,  n.  Bericht.  MüncTien,  med,  WocJienschr.,  1893,  No.  18. 
(Schreibhaltungsmessung.) 

^^  V.  Stellwao-Cariok,  Ällgem,  Wien.  med.  Ztg.,  1893,  XXX  VIL. 
Jahrg. 

101  Züricher  Kommissionsbericht,  erstattet  an  die  Stadtsohulpflego 
Zürich.     Zürich,  1893,    Friedr.  Schulthefs.    (Schreibhaltungsmetsungen.) 

><^*  SoHusoHNT,  Beferat  in  Kotehnanns  Zeitschrift,  1893,  S.  371  bis  372. 

^^  BiTZMANV,  Korrespondenzbl  f.  schtceie.  Ärzte,  1893,  Jahrg.  XXIU. 

^^  Mikulicz  und  Cohk,  Besichtigung  Wiener  Schulen.  Beferat  in 
Kotehnanns  Zeitschrift,  1893,  S    97. 

^^^  Schubert,  Pädagog.  Blätter  f.  Lehrerbildung,  1893,  Heft  1. 

'^  Seggel,  III.  Bericht.  Münclien.  med.  Wochenschr,,  1894,  No  4. 
(Schreibhaltungsmessungen.) 

^^'  Sitsungsbericht  über  die  VI,  S^tion  des  intemat,  Kongresses  f. 
Hyg.  u,  Demogr,  eu  Budapest  1894.  Vorträge  von  Bayr,  Sohübsbt, 
GiRARD  und  Karpati  und  Diskussionsanteil  von  Dollinger. 

^^  Sitsungsbericht  der  Naturforscherversammlung  zu  Wien,  1694. 
Diskussionsanteil  von  Max  Grubbr. 

>••  Edel,  Vortrag.  Beferat  im  ärztl.  Vereinsblatt,  1894,  No.  289, 
S.  564,  These  11. 

*^^  Hertsl,  Axel,  Aus  der  pädagog.  Gesellschaft  zu  Kopenhagen. 
Kotehnanns  Zeitschrift,  1894,  S.  151. 

^^^  Kämmerer,  Über  die  Anforderungen  an  eine  gute  Schulbank. 
Beferat  in  Kotdmanns  Zeitschrift,  1894,  S.  225. 

^^*  Kgl.  ProvinzialsohulkoUegium  zu  Hannover.  Gutachten  an  das 
preufs.  Kultusministerium.  Beferat  in  Kotelmarms  Zeitschrift,  1894, 
S.  297—298. 


207 


I  m.  Anfserdentsclie  Litteratur. 

'^'  Javal,  L'^criture  droite  et  r^criture  pench^.  Bevue  pidagogique, 
1898,  tome  23,  p.  497. 
!  ^^  Javal,   EsMi    8ur    la  Physiologie   de  Tecriture,    Paris,  Aloide 

!         Picard  et  Kaan. 

^"  CoLUHEAü,   Vhygiene  a  Tieole,    Paris,  Baillidre  et  fils. 

^^*  CoMBE,  Direction  des  ^coles  de  Lausanne.  Extraü  du  rapport 
pristtUt  par  la  municipatliti  an  Conseil  comtnunai  pour  Fannie  1891, 
p.  40-41. 

^^^  CoMBE,  Extrait  du  rapport  de  geation  de  la  mwUcipaUU  de  Lom- 
wme  au  Ckmseü  communal  pour  TannSe  1893y  p.  78—83. 

^''  BüBKHAM,  Outiines  of  school  Hygiene.  Worcester,  Mass.  Be- 
printet  firom  tbe  Pedagogical  Seminary,  yol.  II,  No.  1,  cap.  XII:  Writing. 

*^*  Jackson,    Upright  versus  sloping  toriting,    London. 

^^  Jackson,  Hanäwriting  in  relation  to  hygiene.  VII.  Internat 
Congress  of  Hyg.  and  Demography. 

'"Jackson,  The  iheory  cmdprcLcUceofhandwriting.  London,  1893, 
Sampaon  Low,  Marston  &  Comp. 

''^  State  of  Maine.  Vn.  Annual  Report  of  the  State  Board  of 
Health.  Angosta,  1892,  Borleigh  k  Flynt.  Sehool  Hygiene,  by  Toimg, 
p.  195-202. 

^^  HIkonson  •  Hansen,  Norsk  sholeUdende,  1893,  No.  15.  Steil- 
akrift  eller  lodret  staaende  skoleskrift,  p.  229—232. 

'**  HIkonson  -  Hansen,  Nwsk  skoUtidende,  1893,  No.  16.  Steil- 
•krift  —  nyt,  p.  250—252. 

^'*  Möller,  Sophie,  Indheretning  om  en  reise  til  München  for  ai 
ttudere  hygiene^  p.  48—46.    Kristiania. 

^**  Qean,  Kristiania  borger-og  realskole,  Skoleaaret  1891/92.  Re- 
ferat in  Kotümanm  Zeitschrift,  1892,  S.  46. 

>"  Jensen,    Om  lodret  Hurtigskrift    Kopenhagen,  1893,  Erslevs. 

***  Hbrtbl,  Azbl,  Lodret  eller  skraa  Skrift.  Kopenhagen,  1892, 
Sorensen.    Referiert  in  Kotelmanns  ZeiUchrift,  1894,  S.  403. 

*^  Fbanoes,   Naputak  o  uporahi  tuprawioga  pisma.    Agram,  1892. 

^^  BöNOBBFi  ±B  KiRPiTi,  JjB  dUoträs,  Budapest,  1892.  Mit  zwei  Ab- 
handhmgen  von  Professor  Fodob  in  Budapest  und  Dr.  Sohübert  in  Nürnberg. 

»"  Sack,  HEJtOCTATKH.  Moskau,  1893. 

IV.  Fibeln  für  senkrechte  Schrift. 

Letebueh  f.  österr.  aUgem.  Volksschulen.  Von  Dr.  Kabl  KüMMer.  Steil- 
aohrift  von  Eman.  Bayb.  Wien,  1892,  k.  k.  Schulbticherverlag.  Preis 
Kr.  25. 


208 

Lesdmeh  /.  österr.  aUgem.  Volkaschulm,    Von  Vogl  und  Branet.    Steil- 

scbrift  von  Eman.  Batr.     Wien,  1892,  k.  k.  Schulbücherrerlag.  Preis 

Kr.  20. 
St^eiblesefibel  f,  d.  österr,  aUgem,  Volksschule.    Von  Joseph  Heimbioh. 

Ausgabe  für  Steilschrift.    Wien  und  Prag,    1891,   F.  Tempsky.    Preis 

£r.  26. 
Schreiblesefibel  f.  Volksschiden.    Von  J.  M.  Sohustbr.    Felixdori^  Nied. 

Österr.,  1891,  Selbstverlag.    Preis  Kr.  40. 
Fibel    Von   G.  Sghlimbach.    Ausgabe   B  für  Steilscbrift  von  A.  Wuh- 

deruch.    Gotha,  1893,  Thienemann. 
Erstes  Schulbuch.  Von  Schulze  und  Gigobl.  Ausgabe  B  für  Steilschrift. 

Gotha,  1893,  Thienemann. 
Deutsche  Fibel.     Von   J.  Dorn.     Steilschrift   von   H.  Zische.    Breslau, 

1892,  Franz  Görlich. 
Sehreiblesefibel.    Von  C.  Metbr.    Steilschrift    von    Thormählbn.    Ham- 
burg, 1898,  Berendsohn.    Preis  Mk.  0,60. 
Steilschriftfibel.    Von  Ludwig  Waoner.    Oldenburg,  1893,  Schulze. 
Föc6tnica  za  pucke  hkole  u  Hruaiskqj  i  Slavon^i.    Agram,  1893. 
Magyar  Ä-B-C.    Dr.  Gööz.  Budapest,  1893,  Lampel. 
La  lecture  enseigrUe  par  Vicriture.    Par  Javal.    Paris,  Aleide  Picard  et 

Kaan. 

y.  Sohreibschuleii  und  Hefte  mit  Yordruck, 
sowie  Alphabete  für  senkrechte  Sehrift 

Schar ffs  Schreibschule.  Je  6  Hefte  fiir  deutsche  und  lateinische  Scbrift. 

Flensburg,  Huwaldsche  Buchhandlung.    Preis  des  Heftes  Mk.  0,15. 
J.  Katjff,   Die  gerade    Schrift   bei  gerader   Körperhaltung.     Malmedy 

(Bheinpreulsen),  Selbstverlag. 
C.  Adlers  Schreibhefte  f.  Steilschrift.  12  Hefte.  Hamburg,  Adler,  Grofse 

fieichenstr.  15. 
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schriftkommission des  Vereins  f.  Öffentl.  Gesundheitspflege  zu  Nürnberg. 

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£.  Hertel,    Steilschriftalp?Mbet.    Berlin,  Elsasserstr.  14a,  Franz  Otto. 
Eoths  Steilschrifthefte.      Giessen,     Emil   Roth.     Ausgabe  B.   Mit   Vor- 

schrift;en  in  senkrechter  Schrift,  je  7  Hefte  für  deutsche  und  lateinieohe 

Schrift. 
KooH,   Die  Steilschrift.     Kaiserslautem,   Aug.  Gotthold.     Preis   Mk.  1. 

(Liniatur  augenverderblich  I) 
BvoKEBT,   Lernhefte  füir  deutsche   Steilschrift.     Würzbnrg,   Standing«» 

Buchhandlung. 
ThobmIlbv,   Frl.,  Deutsches  und  latein.  Alphabet.  Hamburg,  SelbstverUig. 


209 

WiiSMAinr,  Bentscke  und  latem.  Alphabete.    Winterthar,  Selbstverlag. 
Bäte,  Emav.,  ÜbungshefU  f,  d.  SteOachrift    Je  6  Heae  für  deutsche  u. 

Utein.  Solirift.    Wien,  Pichlers  Wittwe  u.  Sohn. 
BiTB,  Ekah.,   Schriftformmi  f.  d,  deutsehe  u,  laiein,  SteiUehrift.    Wien, 

1894,  k.  k.  Schulbuohenrerlag.    Preis  Er.  25. 
HiOKiL,  Schar  ff 8  SchuU  für  die  österr,  aUgem.  Volksschule.  6  Hefte  für 

denteohe   Schrift.    Wien  und   Prag,   Tempsky.    Preis  Er.  10  für  das 

Heft 
JiOBB,  Lehrgang  der  Steüsehrift    Wien   bei  Msnz   und  Leipzig  •  Berlin 

bei  Klinkhardt.  Preis  Mk.  3.     (Ein   für  Steilsohrift   unzweckmftfsiges 

Format  yon  30  cm  Länge  u.  14  cm  Höhe.) 
SoHWAiOHOFXB,    ^eOschriftoorlagen,     Wien,    Pichlers   Witwe   u.   Sohn. 

12  Blatt.    Preis   Er.  40.    (Ähnliches   Format  wie  bei   JIgbb:   23  cm 

breit  n.  13  cm  hoch.) 
AvBEos,    Übungshefte  fitr  senkrechte  Schrift     Wien,  Pichlers  Witwe  u. 

Sokn. 
VuDA,   Allo-irae.    Budapest,  Lampel.     In   ungarischer  und  deutscher 

Sprache.    Preis  Er.  40.    (Langes  Format:  24  cm  lang.  15  cm  hoch.) 
Beform-irka.    Budapest,  Joseph  Bigler.    4  Hefte. 
Modsgeres  Mintak  az  dUo  ir  aehog,    Budapest,  Joseph  Bigler.  10  Blätter 

in  Ungar.  Sprache. 
Steiiskrift.    Thobsek  og  Wano.  Eristiania,  Halvorsen  k  Larsen.  5  Hefte. 
DAiriELeav,   Lodrette  Skrift    Eopenhagen,  N.  C.  Boms  Verlag. 
SranoiB,  Loviai,   Lodret  Skrift    Eopenhagen,  Bielefeldts  Yerlag. 
Josnr,  Lodret  Hurtigskrift.   Eopenhagen,  Jacob  Erslevs  Verlag. 
FeavobS,   Pisanka,    (Hefte.) 
FeahobS,   Normalalfabet.  (Blätter.)  Beides  in  deutscher  Sprache  (deutsche 

und  latehiiBohe  Schrift),   in  ungarischer,  tschechischer,  kroatischer  u. 

serbisaher  Sprache  u.  Sdirift  (cirilische  Schrift.)    Agram. 
Jaoesoks  Syslam  of  upright  penmanship.  London,  Sampson  Low.  22  Hefte. 
IMs  Pence  2. 


8«ko]ftMi]idiMitspfl«ff«  vni.  14 


210 


Eine  Ferienfafswandemng  mit  Schftlem  an  den  Bhein. 

Von 

FHiiiiPP  Zimmermann, 

städtisohem  Lehrer  in  Frankfdrt  a/M. 

Habe  ich  früher  aus  gesundheitlichen  Rücksichten  fär 
meine  Schüler  und  aus  der  Notwendigkeit,  den  abstrakten  Unter- 
richt durch  die  sinnliche  Anschauung  zu  ergänzen,  häufig  Tages- 
touren mit  meiner  Klasse  unternommen,^  so  wagte  ich  in 
den  letzten  Herbstferien  zum  erstenmal  eine  Fuisreise  durch 
das  Gebirge  an  den  Rhein,  die  mehrere  Tage  dauerte.  Die 
Erfahrungen,  welche  ich  dabei  gemacht,  sind  die  denkbar 
günstigsten  und  erstrecken  sich  sowohl  auf  den  Unterricht, 
als  auch  ganz  besonders  auf  Gefühls*  und  Willensbildung  der 
Schüler. 

Nachdem  mir  einige  wohlhabende  Frankfurter  Bürger  und 
Freunde  der  Jugend  in  dankenswerter  Weise  die  Mittel  zur 
Verfügung  gestellt  hatten,  konnte  ich  mit  meiner  kleinen 
Schar,  den  16  bravsten  und  fleifsigsten,  dabei  unbemittelten 
Schülern  meiner  Klasse,  in  der  ersten  Woche  der  Herbstferien 
ausrücken.  Der  Rhein  war  das  Endziel  unserer  Fufsreise,  die 
vorerst  durch  das  Taunusgebirge  ging.  Welch  eine  Freude, 
welch  ein  Jubeil  Mit  der  Eisenbahn  fuhren  wir  nach  Wies- 
baden. Das  war  der  Ausgangspunkt  unserer  Wanderfahrt. 
Wir  besichtigten  die  Parkanlagen  und  den  weltberühmten 
Kochbrunnen.  Diese  Augen  der  Verwunderung,  als  wir  vor 
dem  heifsen,  qualmenden  Sprudel  standen,  der  hier  freigebig 
der  leidenden  Menschheit  seine  heilkräftigen  Wasser  spendet! 
Es  ging  weiter  das  herrliche  Nerothal  entlang  auf  den  Schläfers- 
kopf (460  m).     Hier  wurden  wir  für  die  Mühen  des  Aufstieges 


>  Vergl.  diese  Zeitschrift  1891,  No.  10,  S.  627—630. 


211 

reiohlioli  belohnt  mit  einem  prftohtigen  Ausblick  auf  den  Rhein, 
Wiesbaden,  Biebrioh,  Mainz  und  Oppenheim,  wo  das  Silber- 
band  des  Rheinstroms  in  dem  Nebel  der  Feme  zu  yersoh  winden 
schien.  ESs  geht  weiter  zur  Hohen  Wurzel  (618  m),  und  der 
Rundblick  wird  durch  den  breiten  Rücken  des  Donnersberg, 
sowie  die  Höhen  des  Hundsrück  und  der  Eifel  noch  vermehrt. 
Ich  mufs  hier  eines  herrlichen  Augenblickes,  eines  warmen 
Sonnenstrahles  für  ein  Lehrerherz,  gedenken:  Als  wir  auf 
unserem  Wege  nach  diesen  beiden  Höhepunkten  durch  einen 
prftohtigen  Buchenbestand  schritten,  das  grüne  Blätterdach  über 
uns,  die  Baumriesen  um  uns  und  dicht  daneben  den  murmelnden 
Baoh  im  tiefen  Thal,  da  fing  halblaut  ein  Junge  an,  fOr  sich 
Torzutragen: 

„Horch,  wie  es  in  den  Wipfeln  rauscht! 
Horch,  wie's  im  stillen  Thale  lanscht! 
Dir  schlägt  das  Herz,  da  merkst  es  bald, 
Der  liebe  Gott  wohnt  auch  im  Wald. 
Dein  Auge  zwar  kann  ihn  nicht  sehen, 
Doch  fühlst  du  seines  Odems  Wehen. ^ 

Und  bald  trug  die  ganze  Schar  im  Chor  die  zweite  Strophe 
der  Eferschen  Dichtung  „Wo  wohnt  der  liebe  Gott?"  mit 
offenbar  tiefem  Verständnis  und  Empfinden  yor.  In  Langen- 
Schwalbach,  einem  in  reizender  Thalmulde  des  nördlichen 
Taunus  gelegenen,  yillenreichen  Badestädtchen,  übernachteten 
wir,  und  der  nächste  Morgen  fand  uns  bereits  um  7  ühr 
marschbereit  zur  Fortsetzung  unserer  Reise. 

Der  zweite  Tag  brachte  uns  in  das  arme  Oebirgsthal  der 
Wisper,  eines  kleinen  Nebenflusses  des  Rheins.  Eröffnete  sich 
gestern  unseren  Blicken  von  den  Höhen  des  vorderen  Taunus 
eine  weite  Landschaft  voll  von  Städten  und  Dörfern,  welche  die 
Mutter  Natur  mit  allen  Gütern  dieser  Erde  —  Wald,  Wiese, 
Wasser,  Wein,  Weizen  —  fast  verschwenderisch  bedacht  hat, 
so  hatten  wir  heute  eine  Gebirgslandschaft  vor  uns,  die  an 
Gaben  der  Natur  und  Erträgnissen  des  Bodens  ebenso  arm, 
wie  sie  an  Naturschönheiten  reich  und  üppig  ausgestattet  ist. 
Trafen  wir  doch  auf  einer  Wegstrecke  von  nahezu  7  Stunden 

14* 


212 

doroh  daa  Wiaperthal  aA&er  einigen  kleineren  Mfthlmflhlen 
nur  ein  einziges  armes  Gebirgsdl^rfdbien,  Grerolstein,  am  Fuiae 
der  Ruine  Gerolstein,  wo  ich  für  meine  Jungen  noch  nicht 
einmal  ausreichende  Milch  bekommen  konnte.  Zu  beiden 
Seiten  des  Thaies  nichts  als  Berge  und  Berge,  die  oft  von 
dem  Thalgrunde  bis  au  400  m  jah  emporsteigen  und  nur 
spHrlieh  mit  Wald  bewachsen  sind,  und  das  Thal  selbst  an 
manchen  Stellen  so  eng,  dals  Bach  und  VerkehrastralSie  sich 
hart  aneinanderdrängen.  Oft  erweitert  sich  das  Thal,  und 
wir  blicken  in  ein  tannenumsänmtes  Seitenthälchen  mit  saftigem, 
iwimmt^eia  Wiesengrttn.  Weiter  und  weiter  ging's  d«m 
Bbeine  zu,  ohne  der  Müdigkeit  zu  achten,  die  sich  naeh 
6  Stunden  Marsches  unangenehm  fühlbar  machte.  Da  grülat 
endlich  die  Ruine  Nollich  von  der  Höhe,  und  Lorch,  sowie 
Vater  Bhein,  das  ersehnte  Ziel  meiner  kleinen  Wanderer, 
waren  erreicht.  Da  standen  wir  vor  ihm,  dem  Tielumstrittenen 
Strome  des  lieben  Vaterlandes,  von  Rebenhügeln  und  Burgen 
umrahmt,  „genau  so,  wie  in  unserem  Lesebuche^,  sagte  ein 
Junge.  Da  war  keine  Müdigkeit  mehr  wahrzunehmen,  hell 
leuchteten  die  Augen,  Freude  strahlte  aus  jedem  Angeaioht. 
„Der  Rhein,  der  Rhein^,  hörte  ich  immer  wieder  voll 
Staunen  und  voll  Rührung.  —  »Und  wie  breit  er  istl^  —  •>  Wi® 
schnell  er  flieJsti^  —  „Welch  schönes  Wasserl"  —  n^^^ 
drüben  Häuser,  ein  Dorf,  eine  Stadtl"  —  „Ein  Dampfisohiffl^ 
—  „Noch  einsl^  —  „Dort  drüben  die  Eisenbahn!^  In  dem- 
selben Augenblick  saust  dicht  hinter  unserem  Rücken  ein 
Schnellzug  mit  zwei  Lokomotiven  rheinaufwärts  an  Lorch 
vorüber,  der  jetzt  aller  Aufmerksamkeit  auf  sich  zog.  Da 
gab's  zu  sehen  und  zu  bewundem,  zu  fragen,  zu  besprechen, 
zu  denken. 

„und  ernst  in  all  die  Herrlichkeit 
Die  Borg  hemiederschant 
Und  spricht  von  alter  starker  Zeit, 
Die  auf  den  Feb  gebaut.^' 

Nie  werde  ich  den  Eindruck  vergessen,  den  der  über- 
rasdbiende  Anblick   des  Rheins  bei  Lorch   auf   meine  Schüler 


213 

gweht.  Man  nnxlB  solche  herrlichen  Augenblicke  mit  erleben 
nnd  mit  empfinden  mit  einem  Herzen  voll  Liebe  znr  Jagend, 
und  man  möchte  mit  Faust  aosmfen:  ^Verweile,  Augenblick, 
da  biet  ao  schön  1*^  Die  vorssOf^liche  Au&ahme,  die  wir  überall 
fittden,  und  die  idi  wesentlich  dem  musterhaften  Betragen 
meiaer  aohninoken  Büisohchan  acusofareibe,  gestaltete  die  Abende- 
siiAi  an  wahren  festen.  Lieder  und  Yaterländisehe  Gedichte 
folgten  auieinaader  nnd  asogen  oft  zahlreiche  Gtoste  an. 

Den  dritten  Tag  gelangten  wir  zu  dem  neu  errichteten 
BMehsffdenkmale  bei  Caub.  Wir  schauten  ihr  lange  ine 
Angesicht,  der  derben  volkstümlichen  Heldengestalt,  gedachten 
der  greisen  Zeit  des  VölkerfrühliDgs  im  Jahre  1813,  der 
Dichtungen  „Blücher  am  Rhein''  von  Auausx  Kopisch  und 
„Ein  Wort  von»  alten  Blücher''  von  Hesekibl  und  besuchten 
seine  im  Stile  des  vorigen  Jahrhunderts  erhaltene  damalige 
Wohnung  im  ersten  Stock  des  Ghisthanses  „Zur  Stadt  Mannheim'^. 
Das  Unglück  der  Stadt  Oaub,  sein  Bergrutsch  in  den  sieb^ 
ziger  Jahren,  gab  Veranlassung,  über  Schieferlagerungen  und 
Formation  der  rheinischen  Sehi^ergebirge  za  reden.  Li  Caub 
Uafaen  wir  uns  ttbonetzen  und  maisehierten  auf  dem  linken 
Bheinufer  sfcromaxifwärts  bis  Bingen.  Alldeutsohlands  Ehren- 
denhmal,  die  Germania  auf  dem  Niederwald,  war  am  dritten 
Tage  unser  Reiseziel.  Gegen  6  Uhr  erreichten  wir  dasselbe. 
Vom  G-lanze  der  Abendsonne  umfloesen,  stand  dieses  einzige 
Kunatwerk  in  seiner  ganzen  BiesMihaltigkeit  ehrfuxohtgebietend 
ver  uiB.  Es  Ift&t  sich  wiederum  nicht  beschreiben^  welchen 
Eindmok  das  Nationaldenkmal  auf  naiv  empfindende  Jungeu 
macht,  denen  tief  in  der  Brust  die  Liebe  zum  Yaterlaude  und 
dessen  GköJse  wurzelt.  Links  vor  uns  die  allegorische  Figur 
de»  Krieges,  rechts  die  des  Friedens,  in  der  Mitte  der  Helden- 
kaiser  WHiHBLM*  L  mit  seinen  Paladinen  und  da  unten  der 
RhsuistriMn,  zu  dessen  tnnestem  Hüter  wir  jeden  deutsehen 
Knaben  ermehen  sollen.  Dazu  kommt  ein  patriotischer  Saagv 
ein  vaterlftndisehes  Gtodicht,  eine  kurze  von  Herzen  kommende 
und  zu  Herzen  gehende  markige  Ansprache,  —  xmd  die  Schüler 
haben  in  20  Minuten  eine  Lektion  deutscher  Geschichte  und 


214 

eohter    Vaterlandsliebe   empfangen,    der  10  andere  Gesohichts- 
stunden  in  dem  Sohnlsaale  nicht  gleichkommen. 

Am  vierten  und  letzten  Tage  traten  wir  unseren  Marsch 
durch  das  wunderschöne  Bheingau,  die  wein-  und  obstreichen 
Orte  Rüdesheim,  Geisenheim,  Winkel,  Östrich  und  Hallgarton 
an.  Es  war  ein  herrlicher  Sonntagmorgen.  Halbveischleiert 
spiegelte  sich  die  Sonne  mit  ihren  Strahlen  auf  der  Silberflftohe 
des  Rheins,  tiefer  Friede  lag  über  der  Natur;  nur  die  Kirchen- 
glocken riefen  ringsum  die  Gläubigen  zu  andächtigem  Gebete. 
Ach,  wie  empfanden  wir  da  die  Wahrheit  des  Dichterwortes: 

„Des  Sonntag^  in  der  Morgenstund', 
Wie  waiidert*8  sich  so  schön 
Am  Rhein,  wenn  rings  in  weiter  Rand' 
Die  Morgenglocken  gehnl*'  * 

Der  Besuch  eines  Höhenpunktes,  der  Hallgartor  Zange, 
mit  einer  wunderbaren  Aussicht  auf  das  ganze  Rheingau  von 
Mainz  bis  Bingen  bildeto  den  Schlufs  unserer  viertägigen 
Wanderfahrt;  das  Ende  des  schönen  Ausflugs  war  da.  Von 
Eltville  fuhren  wir  am  Abend  mit  der  Eisenbahn  nach  Frank- 
furt zurück,  wo  ich  meine  glückseligen  Touriston  untor  lautom 
Jubel  ihren  Eltom  und  Geschwistom  gesund  und  wohlbehalton 
wieder  überliefern  konnte. 

Den  Gewinn,  den  diese  Exkursion  fdr  den  Unterricht 
gehabt  hat,  kann  ich  heute  erst  ermessen,  nachdem  ich  sehe, 
wie  Heimatkunde  und  ganz  speciell  geographische  Begriffe 
und  yaterländische  Geschichte  sich  auf  die  unmittelbare  An- 
schauung gründen  und  kein  leeres  Wortgeklingel  mehr  sind, 
wie  diesbezügliche  Dichtungen  ganz  anders  empfunden  werden, 
als  früher,  und  wie  endlich  die  Liebe  zum  Vaterland,  die  An- 
hänglichkeit an  Kaiser  und  Reich  durch  solche  Wanderfahrten« 
geweckt  und  genährt  werden.  Und  der  kameradschaftliche 
Sinn,  das  Gefühl  gegenseitiger  Verantwortlichkeit  und  Zu- 
sammengehörigkeit, die  bei  solchen  Ausflügen  in  den  Herzen 
der  Jugend  erwachen,  führen  zu  Tugenden  hin,  die  in  unserer 
Zeit  nicht   hoch    genug   geschätzt    werden    können.     Ja,   ich 


215 

stelle  den  formalen  Bildungswert  soloher  Klassenwanderungen 
nooh  höher,  als  den  materialen,  und  lebe  für  mein  Teil  der 
fekenfesten  Überzeugung,  dab  mit  ihrer  grölseren  Verbreitung 
nicht  allein  ein  gutes  Stück  Schulhygiene  verwirklicht,  sondern 
aueh  dem  Vorwurfe,  der  Unterricht  der  modernen  Schule  sei 
2n  abstrakt  und  aussohlieislich  Bücherweisheit,  am  erfolgreichsten 
begegnet  werden  wird.  Ich  kann  daher  hier  nur  meinen  herz* 
liebsten  Dank  den  Gebern,  besonders  einer  Frankfurter 
IVeimaurerloge,  aussprechen,  die  meinen  kleinen  Touristen 
und  mir  diese  reinen  Naturfreuden  bereitet  haben. 


^UB  DerfanttttUngen  tttrb  Vereinen. 


Jahresbericht  des  Vereins  ffir  gfesimdheitsgemäbe 
Endehnng  der  Jagend  in  Berlin. 

Von 

O.  Janke, 

städtischem  Lehrer  in  Berlin. 
(Schlufs.) 

Zu  den  Sektionen  des  Vereins  gehört  : 

2.  die  Schwimmsektion.  (Leiter:  Oberlehrer  Dr. 
Ebbsebitbb.)  Im  Dezember  1893  verband  sich  der  Central- 
anssohuls  für  Schulsohwimmen  mit  der  zu  bildenden 
Sdiwimmabteilxmg  unseres  Vereins,  da  beide  die  gleichen 
Ziele  erstreben.  Es  wurden  zunächst  6  Biegen,  darunter 
1  fbr  Mftdohen,  5  für  Schüler  aus  den  Gemeindeschtüen, 
Bealschulen  und  Gynmasien  gebildet,  zu  deren  Leitung 
sich  freiwillige  Kräfte  erboten.  Durch  mannig&che  Um- 
stände yeranlalst,  war  es  nicht  möglich,  weitere  unbezahlte 
Schwimmlehrer  und  Sohwimmlehrerinnen  zu  gewinnen,  so 
dals    sich    der    Vorsitzende    yeranlalist    sah.    Unterrichtende 


216 

gegen  Zahlung  einer  beeoheidenen  EntBohftdigang  beianziuiehan. 
Eb  konnten  nun  noch  weitere  4  Biegen  eingetiohtet  werden. 
Inageeamt  haben  80  Schüler  zu  eehwimm^i  ange&ngiHi,  yon 
denen  cirka  26%  Freiflohwinuner  wnzden.  Die  Sektion  be- 
stritt das  Schwimmlehrgeld,  während  die  Schiller  in  der  Begel 
das  Eintrittsgeld  zu  den  Badeanstalten  zahlen  mn/sten.  Die 
Bean£9ichtigang  der  Schwimmriegen  hatten  Schnlrat  Dr.  Küppbbs 
nnd  Frau  Professor  Angebstein  übernommen.  Der  Verein 
hat  besbhlossen,  während  des  Winters  das  Schwimmen  aus- 
zusetzen, dagegen  im  Frühjahre  dasselbe  wieder  rechtzeitig 
beginnen  zu  lassen.  Besonders  schwierig  war  die  Gewinnung 
von  Badeanstalten  mit  billigen  Preisen.  Die  städtischen  Yol^s- 
badeanstalten  lielsen  Schwimmriegen  überhaupt  nicht  zu.  Nur 
einzelne  Privatanstalten  stellten  angemessene  Forderungen. 
Die  meisten  wollten  von  einer  Ermäfsigung  nichts  wissen.  So 
verlangte  die  Verwaltung  eines  groüsen  Bades  für  je  eine  Biege 
von  10  Schülern,  bezw.  Schülerinnen  280  M. 

3.  Die  Sektion  für  die  Musterung  der  schul- 
pflichtigen Kinder.  (Leiter:  Prakt.  Arzt  Dr.  Jacusiel.) 
Eine  Beihe  von  Ärzten  und  Pädagogen  beteiligte  sich  an  den 
Arbeiten  dieser  Abteilung,  die  zunächst  darauf  hinausgingen, 
einen  allseitig  erwogenen  Fragebogen  aufzustellen.  Nachdem 
dies  geschehen  war,  wurde  in  die  Ausarbeitung  einer  Denk- 
schrift eingetreten,  welche  die  Begründung  der  Fragen  ent- 
halten sollte.  Der  Sektion  kam  es  namentlich  auch  darauf 
aU)  schon  im  voraus  Ärzte  zu  gewinnen,  die  si(^  znr  kosten- 
freien Übernahme  der  Musterung  bereit  fitoden.  Infolgso  einer 
diesbezüglichen  Anregung  hat  der  Staadesverein  der  Ärste  in 
der  Friedriohstadt,  der  ungefähr  90  MügUeder  zählt,  eiur 
stimmig  beschlossen:  1.  zu,  erklären,  dafs  die  Musterang: 
der  schulpflichtigen  Jugend  in  Beriin  notwendig  erschemt, 
da  sie  allein  geeignet  ist,  den  Bodm  zu  schaffen,  auf 
welchem  ersprielslichie  Malsregeln  für  die  Ghssuadung  der 
Schüler  und  d«r  Schulen  sich,  entwickln  könnaa;  2.  ntiaiw 
Mitgliedern  zu  empfehlen,  mk  an  diesen  Müsteimngflaiii 
sobald  dieselben  ins  Leben  treten,  nach  MaJ^be  ihrw  Kräfte- 


217 

und  des  Bedarfis  zu  beteiligen.  Andere  Ärztevereinigangen 
werden  aller  Wahrsclieinliclikeit  nach  diesen  BeechlüSBen 
sich  aneclilielsen. 

Obwohl  der  „Verein  fbr  gesnndheitsgemftfse  Erziehnng 
der  Jngend^  seine  Thfttigkeit  bisher  anf  Berlin  beschrankt 
bat,  80  haben  sich  doch  schon  in  mehreren  Stfidten  Dentsch- 
knds  gleiche^  Beetrebnngen  bemerkbar  gemacht,  wie  dies  in 
yersehiedenen  Anfragen  über  die  hiesigen  Einrichtungen,  in 
Gfesachen  um  Überlassung  von  Drucksachen  u.  s.  w.  kund  ge- 
worden ist. 

Nur  bescheidene  Früchte  sind  es,  die  unser  Verein  im 
eisten  Jahre  seines  Bestehens  gezeitigt  hat;  ab«r  aller  Anfuig 
ist  schwer,  und  erst  aus  einer  Summe  von  Erfahrungen  heraus 
I  lassen  sich  die  besten  Wege  zur  Erreichung  höherer  Ziele  er^ 
kesnen.  Wer  fortbauen  will,  dem  werden  vielleicht  unsere 
Erfidirungen,  die  gern  zur  Verfügung  stehen,  einigen  Nutze» 
bieten  können. 


INe  Thfttigkeit  des  Ortsturnlehreirereins  ra  HaimoTer 

im  Jalire  1894. 

Von 

G.  Elsnbb, 

Lehrer  an  der  Knabenbürgersebnle  IX.  in  Bannover. 

Im  Jahre  1894,  dem  siebenzehnten  seit  dem  Bestehen 
dee  Vereins,  fanden  9  V^sammlungen  statt,  die  durchschnittlich 
von  14  Teilnehmern  besucht  waren.  Sämtliche  Sitzungen 
wurden  in  dem  gerilumigen  Lehrerzimmer  der  Bürgerschule  I 
abgehalten;  sowohl  dieses  Zimmer,  wie  die  zu  der  genannten- 
Schule  gehörende  Turnhalle  sind  dem  Vereine  seit  Jahren  27U 
kostenfreier  Benutzung  überlassen. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  belief  sich  im  Vorjahre  auf  39. 

Praktische    Übungen    aus    dem    Schulturnen,    zu    denen 


218 

jedesmal  eine  größere  Anzahl  Knaben  oder  Mädchen  erschien, 
fanden  an  drei  Abenden  statt;  zweimal  wurden  Jtigendspiele 
vorgeführt. 

Die  gröfseren  VortrSge  knüpften  sich  an  die  Namen 
GuTS-MuTHS  {^Crymnastik  für  die  Jugend^,  1793)  und  Vikth 
(„  Versuch  einer  Encjfklopädie  der  Leibesübungen*^ ,  1794  und  1795). 

Eingehend  besprochen  wurden  auch  zwei  neue  Erschei- 
nungen, das  vom  Mlinohener  Turnlehrer  verein  herausgegebene 
y^TiMm-  und  Spidbuch  für  Volksschulen^  und  die  vom  Stadt- 
tuminspektor  Böttoheb  besorgte  Neuausgabe  des  j^VoUcstum- 
huches*^  von  Ravbnstbin.  Beide  Werke  gelangten  zur  An- 
schaffung für  die  Yereinsbibliothek. 

Über  den  ersten  deutschen  Kongrefs  für  Jugend-  und 
Yolksspiele,  über  das  achte  deutsche  Turnfest,  über  die  ftinf- 
zehnte  Versammlung  des  nordwestdeutschen  Turnlehrervereins 
berichteten  Yereinsmitglieder,  die  an  jenen  Versammlungen 
teilgenommen  hatten. 

Die  Angelegenheiten  des  deutschen  Tumlehrervereins 
veranlaisten  noch  mehrfetche  Verhandlungen,  bis  schlielslich 
der  Ortstumlehrerverein  mit  Stimmenmehrheit  seinen  Beitritt 
erklärte. 

Durch  regelmäfsige  Berichte  wurden  die  Mitglieder  mit 
den  vom  Verein  gehaltenen  Zeitschriften,  den  „Jahrbüchern 
der  deutschen  Tumkunst*^  und  der  „Zeits(hrift  für  SckuHgesund- 
heitspflege^  bekannt  gemacht. 

In  der  Sitzung  vom  22.  Januar  d.  J.  gelangte  der  bis- 
herige Vorstand  (1.  Vorsitzender:  Seminarlehrer  Martbk, 
2,  Vorsitzender:  Hauptlehrer  Gaube,  Schriftführer:  Lehrer 
ELS19ER,  Kassenführer:  Lehrer  Quietmbter)  mit  Ausnahme 
des  Schriftführers,  der  eine  nochmalige  Wahl  ablehnte,  ein- 
stimmig zur  Wiederwahl;  an  Stelle  des  letzteren  trat  Lehrer 
Bbntb.  In  derselben  Versammlung  wurde  der  Turnlehrer 
Franz  Wilrelm  Metz  zum  Ehrenmitgliede  des  Vereins 
ernannt. 


219 


Thesen  Aber  die  iirctiiehe  Schnlanfsicht, 
atfjgestellt  im  kollegialen  Verein  der  Ärzte  der  Friedrich- 

Wilhelmstadt  zn  Berlin. 

In  dem  genannten  Ärzteverein  hielt  Dr.  Alexander  Edel  yor 
einiger  Zeit  einen  Vortrag:  Der  heutige  Stand  der  Schul- 
arztfrage,  zugleich  ein  Beitrag  zur  Lösung  derselben. 
Redner  fafete  seine  Ausführungen  in  folgende  Thesen  zusammen: 

1.  Über  die  Notwendigkeit  der  Anstellung   von  Schul&rzten   kann 
ein  Zweifel  wohl  nicht  bestehen. 

2.  Eine  ärztliche  Schulaufsicht  ist  ohne  die  Mitwirkung  der  Lehrer 
nicht  durchführbar. 

Wir  Ärzte  sind  selbst  in  der  gewöhnlichen  Praxis  nicht  im 
Stande,  den  Familien  eine  kontinuierliche  Aufsicht  angedeihen  zu 
lassen;  wir  können  uns  nicht  zu  jeder  Zeit  von  dem  Gesundheits- 
zostande  der  einzelnen  Mitglieder  überzeugen,  sondern  wir  müssen 
uns  darauf  verlassen,  dafs  Mütter  oder  Pfleger  es  merken,  wenn 
ein  Kind  weniger  heiter  ist,  als  sonst,  wenn  es  schläfrig  ist,  wenn 
es  eme  Bötung  hat,  die  ihm  für  gewöhnlich  nicht  eigen  ist,  wenn 
es  hastet,  wenn  es  sich  heils  anfühlt.  Und  da  eine  Mutter  all- 
mählich mehr  oder  weniger  lernt,  eine  Indisposition  oder  eine  be- 
ginnende Krankheit  zu  erkennen  und  dem  sie  besuchenden  Arzte 
ihre  Beobachtung  mitzuteilen,  warum  sollte  der  Lehrer,  der  die 
Kinder  seiner  Klasse  t&glich  vor  Augen  hat,  nicht  bemerken,  ob 
em  Kind  weniger  aufmerksam  ist,  als  sonst,  ob  seine  Augen  fieber- 
haft glänzen,  ob  es  hustet,  ob  es  schläfrig  und  träge  ist?  Ein 
Lehrer,  der  ein  guter  Pädagog  ist,  wird  schon  den  Unterschied 
wissen,  ob  die  Unlust  zum  Anlassen,  die  Schläfrigkeit  eines  Kindes 
krankhaft  oder  von  Faulheit  diktiert  ist,  ebenso  wie  er  wissen  muls, 
ob  ein  Kind  seiner  Klasse  den  Anforderungen  des  Schulunterrichts 
za  genügen  im  stände  ist,  oder  nicht. 

Um  nun  die  Lehrer  in  den  Stand  zu  setzen,  den  Schularzt  in 
der  Aufsicht  zu  unterstützen,  stelle  ich  als  dritte  These  auf: 

3.  Die   Schulhygiene    mufs   ein    offizieller  Lehr-    und    Examens- 
gegenstand werden,  wie  die  Pädagogik  im  allgemeinen. 

Es  soll  also  auf  den  Seminarien  sowohl,  wie  auf  der  Universität 
die  Hygiene  der  Schule  in  den  Lehrplan  ex  officio  aufgenommen 
werden,  wie  ja  auch  die  Juristen  forensische  Medizin  hören  müssen. 
Wenn  dann  die  jetzt  amtierenden  Lehrer  durch  geeignete  Vorträge 
anterrichtet  und  die  jetzt  studierenden  Philologen  auf  der  Universität 
mit  dieser  Materie  vertraut  gemacht  worden  sind,  so  wird  es  mög- 
lich sein,  in  den  menschlichen  Grenzen  eine  ärztlich  hygienische 
Sdudaufsicht  unserer  Jugend  zukommen  zu  linsen. 


220 

Zar  weiteren  DarchfQbroiig  der  Einrichtong  stelle  ich  als 
sonstige  Thesen  auf,  dabei  auf  die  städtischen  Schulen  Berlins 
Bezog  nehmend: 

4.  In  jeder  Schnlkommission  mafs  ein  unbesoldeter  Arzt  Sitz  nnd 
Stimme  haben. 

5.  Bei  jeder  Schnlinspektion  mflssen  besoldete  Schnläczte  angestellt 
werden,  je  nach  der  Gröfse  der  ihr  unterstellten  Schalen  einer 
oder  mehrere. 

Fttr  die  Thfttigkeit  dieser  beiden,  natfirlich  in  kollegialer  Weise 
einander  in  die  Hände  arbeitenden  Ärzte  möchte  ich  folgenden 
Modns  vorschlagen:  Dem  in  der  Schnlkommission  sitzenden,  also 
anbesoldeten  nnd  zum  Hanskaratoriam  gehörenden  Arzte  untorstehen 
alle  hygienischen  Fragen,  die  das  Schalhaas  als  solches  b^reffen, 
also  Baaplan  mit  Grand-  nnd  NachbarverhUtnissen,  Heizung,  Veiir 
tilation,  Klosetts,  Pissoirs,  Treppen,  Korridore,  Turnhallen  und  die 
Reinigung  des*  Hauses.  Es  ist  dabei  zu  verlangoi,  dafs  die  Fuls- 
böden,  Wftnde,  Tische,  Bänke,  Treppen,  Korridore,  Klosetts,  Pissoirs 
und  Turnhallen  jeden  Tag  gereinigt-  werden.  Dafe  sich  Air  diesen 
unbesoldeten  Dienst  Ärzte  gern  bereit  erklären,  hat  sich  in  BredaiL 
gezeigt,  wo  sieh  eine  grofse  Zahl  von  solchen  der  Konmiune  zur 
Verfügung  gestellt  hat,  aUerdings  vergeblieh. 

Dem  besoldeten  Schularzte  unterstehen  alle  Fragen,  welche  dia 
Einwirkung  der  Schule  auf  das  Individuum  betreffen,  Schädigungen, 
die  hervorgebracht  werden  durch  das  Zusammenströmen  so  vieler 
Kinder  aus  den  verschiedensten  Haushaltungen,  durch  SubselUenf 
durch  schlechte  Beleuchtung,  durch  Leiden  der  Augen,  der  Ohren 
und  der  geistigen  Fähigkeiten.  Er  hat  darauf  zu  achten,  dafis  nicht 
mehr  Kinder  in  den  Klassenzimmern  sitzen,  als  den  Anforderungen 
der  Hygiene  entspricht,  dafs  in  den  Zwischenstunden  gelflftet,  daCs 
die  Temperatur  an  einem  im  Zimmer  hängenden  Thermometer  ab- 
gelesen und  danach  reguliert  werde  a.s.  w. 

Um  die  Durchführbarkeit  der  Aufgaben  des  Schularztes  zu 
sichern,  stelle  ich  als  6.  These  auf: 

6.  Jedes  Kind  hat  bei  seinem  Schuleintritt  neben  dem  Tauf-  und 
Impfscheine  ein  ärztliches  Zeugnis  beizubringen,  in  wachem 
über  die  Konstitution  im  aUgemeinen,  über  die  bestandenen 
Kinderkrankheiten,  über  die  Wirbelsäule,  die  Augen  und  Ohren 
im  besonderen  berichtet  ist. 

Dieses  Zeugnis  wird  durch  die  Hausärzte  leicht  zu  beschaffen 
sein,  und  diejenigen  Familien,  welche  die  Kosten  eines  solchen  Zeng^ 
nisses,  für  das  ein  Normalpreis  festgesetzt  wird,  nicht  bestreitai  können, 
erbauten  dasselbe  von  dem  Armenarzte  ihres  Bezirks.  Kinder,  die 
trotzdem  ohne  Attest  sind,  müssen  vom  Schularzt  untersucht  werdeoi. 


221 

Auf  diese  Weise  wird  die  Forderong  'der  Ärzte,  date  jedes 
bei  der  AnfoaliBie  in  die  Schule  nntersaeht  werde,  ohne  grobe 
Kasten  von  selten  des  Btaates  oder  der  Eominane  befriedigt  werden 
können.  Die  Ei^bnisse  der  ftratlichen  Zeugnisse  mOssen  bei  dem 
Kitionale  des  betreffenden  Kindes  vermerkt  weiden.  Erkrankt  ein 
Kind  an  einer  Krankheit,  die  dnrch  die  Verordnung  vom  14.  Juli 
1864  den  Ausschlufs  desselben  aas  der  Klasse  nötig  macht,  so 
mnb  dem  beamteten  ScholarBte  sofort  Mitteüong  gemacht  werden, 
namentlich  wegen  der  etwaigen  Scfalie&ung  und  Desinfektion  des 
Efaesenzimmers  etc.,  Aber  die  er  zu  verfftgen  hat. 

In   einem  regelmftbigen  Turnus   hat   sich   der  Schularzt   auch 
wihrend  des  Unterrichts  Ton   dem  Aussehen  der  Kinder,   der  £bd- 
taag  und  nach  dem  Berieht  des  Klassenlehrers  von   der  Einwirkung 
der  Schule  auf  Augen  und  Ohren  zu  flberzeugen,  seine  Wahrnehmungen 
mit  dem  Ergebnis  der  ersten  Untersuchung  zu  vergleichen  und  Yer- 
iademngen  zu  notieren,  femer   zu   prüfen,    ob   die  Subsellien   der 
GrOfte  der  Kinder  entsprechen.     Wird  der  Schularzt  durch  richtige 
Beobachtimgen  seitens  der  Kkssenlehrer  unterstützt,  so  kann  er  gut 
bd  2  Standen  tftgUcher  Arbeit  5—6  Klassen  besuchen,  da  ihm  ja 
der  grOfste  Teil  der  von  anderen   geforderten,    sehr   zeitraubenden 
Erstnntersuchungen  abgenommen  ist.     Bedmen  wir  für  100  Klassen 
stftdtischen    Patroaats   einen   besoldeten  Schularzt,    so    wären   etwa 
84  Schulftrzte  anzustellen,  wenn  verlangt  wird,  dab  ein  monatlicher 
Tmins  bei  den  ärztlichen  Besuchen  innegehalten  werde. 
7.  Fflr  den  Dienst  der  Schulärzte  sind  Fragebogen  auszuarbeiten. 
Die    fschgem&Tse    Beantwortung    derselben,    welche    die    Be- 
herrschung   der    ganzen    Hygiene    erheisdit,    ist    der   beste 
Befilhiguagsnachwels  filr  das  Amt  des  Schularztes. 


Cb^r  den  Bau  und  die  innere  Einrichtung  Undlicher 

Sclmlgebftnde  rom  gesundheitlichen  Standpunkte  aus. 

Vortrag,  gehalten  in  der  XI.  Hauptversammlung 

des  preufsischen  Medizinalbeamtenvereins. 

Der  preuCrische  Medizinalbeamtenverein  hielt  seine  XI.  Haupt- 
versammlung in  Berlin  unter  dem  Vorsitze  des  Medizinalrats  I^p- 
MUND  ab. 

In  derselben  sprach,  wie  die  y,Mänch.  med,  Woehensdvt.^ 
■itteflt,  Kreisphysikus  Dr.  LANaBHHASTB  aus  Celle  über  den  Bau 
und  die  innere  Einrichtung  ländlicher  Schulgebäude  vom 
gesundheitlichen  Standpunkte  aus.    Im  Gegensatz  zu  anderen 


222 

Bimdesstaaten  hat  in  Prenfsen  der  Medizinalbeamte  auf  die  Schnlbanten 
80  gat  me  gar  keinen  Einflnfs,  und  es  entstehen  infolgedessen  häufig 
Milsgriffe,  dnrch  welche  die  Gesondheit  der  Schulkinder  gefthrdet  wird. 
Namentlich  bei  der  Wahl  der  Banplätze  kommen  oft  verhängnisTolle 
Fehler  vor,  die  nnr  dnrch  Begotachtnng  von  seiten  der  Ereisphysiker 
vermieden  werden  können.  Von  hoher  Wichtigkeit  ist  eine  ausreichende 
Gröfse  dieser  Schnlbanplätze,  welche  ermöglicht,  die  verschiedenen  Bau- 
lichkeiten in  genügender  Entfernung  voneinander  zu  halten,  da  der  land- 
wirtschaftliche Betrieb  des  Lehrers  die  Anlage  einer  Janchgrube  and 
einer  Düngerstätte  erfordert«  Auch  mufs  ein  weiter  Spielplatz  freieste 
Körperbewegung  in  den  Unterrichtspausen  und  eine  gedeihliche 
Gestaltung  des  Turnunterrichtes  gestatten.  Im  übrigen  ist  bei  der 
Wahl  des  Baugrundstückes  auf  leichte  Zugänglichkeit  des  Schulhauses 
und  auf  Vermeidung  störender  Nachbarschaft  Bedacht  zu  nehmen, 
doch  bleibt  die  erste  und  wichtigste  Bücksicht  immer  diejenige  auf 
freien  und  ungehinderten  Lichteinfall  in  die  Fenster  des  Schul- 
zimmers. Für  den  ländlichen  Schulbau  in  Preulsen  sind  die  im 
Kultusministerium  ausgearbeiteten  fünf  Entwürfe  für  einfache 
ländliche  Schulhäuser  vom  18.  November  1887^  mafsgebend| 
welche  änfeerst  segensreich  gewirkt  haben.  Dieselben  enthalte 
besonders  für  die  Lage,  welche  der  Fensterwand  der  Schulstube  zu 
geben  ist,  sehr  genaue  und  brauchbare  Vorschriften. 

Die  Erfahrung,  dafs  sehr  oft  Erkrankungen  in  der  Lehrer- 
familie die  Schliefsung  der  Schulen  erforderlich  machen,  gebietet 
dringend  vollständige  Trennung  der  Lehrerwohnung  von  den  Schul- 
räumen. Es  ist  daher  unter  allen  Umständen  ein  eigener  als  Ein- 
gang fUr  die  Schulkinder  und  als  Garderoberaum  dienender  Flur 
zu  verlangen  und  jeder  Grundrifs  zu  verwerfen,  der  dieser  Forderung 
nicht  entspricht. 

Den  hygienisch  wichtigsten  Teil  der  Klasse  bildet  die  Fenster- 
wand. Der  die  Gesundheit  befördernde  Einfluls  des  Lichtes  i^  ein 
mannigfacher,  und  es  zeugt  von  Einseitigkeit,  nur  die  Gefahr  der 
Schulkurzsichtigkeit  zu  betonen.  Viel  wichtiger  erscheint  der  belebende, 
die  körperliche  und  geistige  Spannung  erhöhende  Einflufs  des  Sonnen- 
lichtes. Von  Bedeutung  für  die  Schulen  ist  ferner  die  bakterien- 
tötende Kraft  des  letzteren  und  vor  allen  Dingen  der  enge 
Zusanunenhang,  welcher  allerwärts  zwischen  Licht  und  Reinlichkeit 
besteht.    ^ 

Zu  ernsten  hygienischen  Bedenken  gibt  auch  in  neueren  Schulen 
gewöhnlich  der  Fufsboden  Anlafs.  Es  wird  zu  leichtes,  schlecht 
ausgetrocknetes    Holz   verwendet,    so  dafs  bald  Ritzen   und  Spalten 


«  8.  diese  ZeiUcbrift,  1888,  No.  11,  S.  438—448.    D.  Red. 


223 

entstehen,  welche  direkt  in  den  Fehlboden  fahren.  Solcher  Fafs- 
boden  ist  weder  durch  trockenes  Ansfegen  noch  dnrch  feuchtes 
Auswischen  gründlich  zn  reinigen,  da  der  Staub  und  die  in  ihm 
enthaltenen  Spaltpilze  sich  ans  den  Ritzen  gar  nicht  entfernen 
lassen. 

Zur  Verhfltung  der  Tuberkulose  sollen  nach  den  YerfQgungen 
der  Behörden  in  allen  Zimmern  mit  Wasser  gefällte  Spucknäpfe 
stehen.  Erfahnmgsgemäfs  werden  dieselben  aber  von  den  Schul- 
kindern fast  gar  nicht  benutzt,  da  dieselben  äuTserst  selten  an  Aus- 
wtai  leiden.  Unter  2400  Tom  Redner  untersuchten  SchOlem  und 
Schülerinnen  litten  nur  fttnf  an  Husten  und  Auswurf.  Da  die  auf 
dem  Fufsboden  aufgestellten  wassergeflülten  Näpfe  zur  Durchnässung 
desselben  und  zu  anderen  Unzuträglichkeiten  führen,  werden  vielmehr 
tuberkulöse  Kinder  vom  Schulbesuche  auszuschliefsen  oder  ihnen 
andere,  zweckmäfsigere  Speigefäfse  an  die  Hand  zu  geben  sein. 

Auch  die  Aborte  zeigen  vielfach  arge  und  bedauerliche  Mifs- 
stände.  Es  fehlt  meist  an  einer  dichten  Abortgrube,  an  genügender 
Beleuchtung  und  infolgedessen  an  Sauberkeit.  Für  ländliche  Ver- 
hältnisse wird  nur  ausnahmsweise  das  Tonnensystem,  eventuell  in 
Verbindung  mit  Torfstreu  in  Frage  kommen. 

Was  die  Brunnen  anbetrifft,  so  ist  darauf  zu  achten,  da(s  sie 
sowohl  von  der  Abortstelle  und  dem  Düngerplatze,  als  auch  von 
dem  Eüchenabflufs  genügend  entfernt  liegen.  Offene  Zieh-  und 
Windebrunnen  und  durchlässige  Herstellung  des  Brunnenkessels  sind 
mistatthaft;  als  die  zweckmäfsigste  Konstruktion  empfehlen  sich 
Abessinier-  oder  Kesselbrunnen  aus  Cement. 

Vortragender  stellt  schliefslich  folgende  Thesen  auf,  welche  von 
dem  Vereine  einstimmig  angenommen  werden: 

1.  Auf  dem  Gebiete  der  Schulgesundheitspflege  treten  erhebliche 
Mängel  zu  Tage,  denen  zum  Teil  schon  auf  dem  Boden  der 
jetzigen  Medizinalverfassung,  namentlich  dnrch  vermehrtes 
Heranziehen  der  Medizinalbeamten,  abgeholfen  werden  kann. 

2.  Bei  einem  geplanten  Neubau  oder  gröfseren  Umbau  von 
Schulhäusem-  müfste  zunächst  ein  vorläufiger  Grundrifs  mit 
Lageplan  und  mit  Angaben  über  die  in  Aussicht  genommene 
Wasserversorgung,  Entwässerung  und  Abortanlage  eingereicht 
werden.  Diesen  vorläufigen  Bauplan  und  das  Baugrundstück 
müfste  der  Physikus  auf  die  gesundheitlichen  Beziehungen  hin 
zu  begutachten  haben,  wobei  namentlich  eine  genaue  Prüfung 
der  Grund-  und  Trinkwasserverhältnisse  notwendig  wäre. 

3.  Die  Besichtigung  des  fertiggestellten  Neubaus  durch  den 
Physikus,  um  denselben  in  Bezug  auf  die  Beziehbarkeit  zu 
begutachten,     ist   wünschenswert,    aber    nicht    annähernd    so 


224 


wichtig,  wie  die  Untenuchiuig  des  Baagnmdstückes  yor  In- 
«agriffiELahme  der  Banarbeitea. 
4.  Die  ftlnf  Entwürfe  für  einfache  ländliche  Schal- 
gebäude  und  die  zugehörigen  Erläaternngen  vom 
18.  November  1887  sind  einer  Abänderong  und  ErgänzoQg 
bedürftig,  wobei  auch  auf  Schnlhftuser  geringeren  Umfangs 
Bflcksicht  zu  nehmen  ist.     Es  ist  namentlich 

a.  die  Mindesthöhe  der  Schalzimmer  aaf  3,75  m,  für  gröbere 
Zimmer  aaf  4  m  festzusetzen ; 

b.  die  Zeicfanung  einer  Fensterwand  mit  genügend  groCser  Glas- 
flache zu  entwerfen. 

c.  Die  Entwürfe  sind  durch  Zeichnungen  einfachei*,  aber 
den  hygienischen  Anforderungen  entsprechender  Abort- 
gebäade  zu  erg&nzen;  besonders  muls  eine  genügende  Be- 
leuchtung der  Aborte  und  Pissoirs  mit  Nachdruck  gefordert 
werden. 

d.  Die  Vorschrift  in  den  Erläuterungen,  wonach  der 
Flur,  welcher  dem  Schülerverkehr  dient,  zweckmälsig  ancfa 
als  gewöhnlicher  Zugang  zur  Lehrerwohnung  benutzt  werden 
kann,  ist  dahin  abzuändern,  dafs  unter  allen  Umständen 
ein  eigener  Eingang  für  die  Schüler  zu  schaffen  ist,  welcher 
in  keinerlei  Verbindung  mit  der  Lehrerwohnung  steht  und 
welcher  zugleich  als  Grarderobenraum  dient. 

e.  Der  Trinkwasserversorgung  ist  gröfsere  Beachtung  zu 
schenken,  als  dies  bisher  gewöhnlich  geschieht.  In  die 
Erläuterungen  sind  genauere  Vorschriften  über  die 
Herstellung  der  Brunnen  aufzunehmen.  Dem  definitiven 
Bauplan  ist  eine  eingehende  Beschreibung  der  geplanten 
Brunnenanlage  beizufügen,  deren  Ausführung  in  geeigneter 
Weise  zu  überwachen  ist. 

f.  Es  sind  Bestimmungen  zu  treffen,  dals  nur  geölte,  gefimibte 
eder  gestrichene  Fufsböden  zur  Anwendung  kommen  dürfen. 

5.  In  die  Physikatsregistratur  ist  von  jedem  Schulgebäude  des 
Kreises  eine  genaue  Beschreibung  einzuliefern,  wozu  ein 
geeignetes  Formular  zu  verwenden  ist. 


kleinere  MHttiinn^tn. 


über  die  Sterblielikeit  im  schulpflichtigen  Alter  «chreibt 

Dr.  Fbikdbioh    Psesl   in   der  „Internat   kkn.    Bund^ch.*^:    Die 


225 

abnehmende   Mortalität   and   Sterbenswahrscheinlichkeit  dauert,   wie 
in  der  Zeit  vom  2.   bis  6.  Lebensjahre,    so   anch   noch   im   schul- 
pflichtigen Alter   fort,    ist    aber  günstiger  bei  den  Knaben,    als  bei 
den  MAdchen.     Von  1,2%  im  7.  Lebenq'ahre  fällt  die  Sterblichkeit 
aof  0,4  Vo   im    14.  Lebensjahre.     Während    ferner    die    Sterbens- 
Wahrscheinlichkeit  im  7.  Lebensjahre  derart  ist,  dafs  unter  80  Kindern 
ein  Todesfall  zu  erwarten  steht,  ist  erst  unter  232  yierzehnjährigen 
Knaben  oder  unter   200  ebenso   alten  Mädchen   das  Gleiche   anzu- 
nehmen.    Das  ungünstige  Verhältnis  bei  den  Mädchen   erklärt   sich 
zom  Teil    aus    ihrem    schwächeren    Körperbau,    ihrem    frühzeitigen 
Angehaltenwerden  zu  häuslichen   und  anderen  Arbeiten,    sowie  dem 
Eintreten    der  Menstruation    oft    schon    im    12.  I^ebensjahre^   alles 
Umstände,  welche    die  Widerstandskraft   schwächen   und   Krankheit 
nnd  Tod  veranlassen   können.     Den   günstigsten  Stand    erlangt    die 
Sterblichkeit  und  Sterbenswahrscheinlichkeit  mit  beendetem  15.  Jahre. 
Die  Mortalität  der  Knaben  beträgt  um  diese  Zeit  kaum  0,4%,  ihre 
Sterbenswahrscheinlichkeit  1  :  244,  wogegen  bei  den  Mädchen  beides 
wie  früher   bleibt.     In   den  nun   folgenden   Jahren    der   t^ubertäts- 
entwickelung,    also  vom   15.  bis   zum   20.  Lebensjahre,    nimmt  die 
Sterblichl^eit  stetig  zu,  bis  auf  0,5,  ja  0,8  Vo  und  dementsprechend 
auch  die  Sterbenswahrscheinlichkeit,    indem   sie   bei  den  Jünglingen 
Ton  1  :  210  auf  1  :  130,  bei  den  jungen  Mädchen  von  1  :  160  auf 
1  :  126  steigt.     Die    größere    Sterblichkeit    der    letzteren    ist    yor 
allem  auf  die  Tuberkulose  zurückzuführen,  welche   zahlreiche  Opfer 
unter  ihnen  fordert.     Ob  die  angeführten  Zahlen  übrigens  allgemeine 
Gültigkeit    beanspruchen   können,   müssen    erst   fortgesetzte   weitere 
Untersuchungen  lehren.     Die  Statistik  Dr.  Presls  gründet  sich  nur 
auf  die  Resultate  der  in  den  Jahren  1880  und  1890  in  Österreich 
Torgenommenen  Volkszählungen. 

Psycliisclie  Stdrimgeii  bei  Kindern,  Von  J.  Moses  rührt 
eine  Inauguraldissertation  her:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Ätiologie 
und  Chnese  psychischer  Störungen  im  EmdescUter.  Der  Arbeit 
liegen  42  Fälle  zu  Grunde,  die  in  der  Strafsburger  psychiatrischen 
Klinik  zur  Beobachtung  gekommen  sind.  Dieselben  verteilen  sich  auf 
23tKnaben  und  19  Mädchen.  Bemerkenswert  ist  der  Einflufs,  den  das 
Geschlecht  auf  die  Entstehungszeit  der  kindlichen  Psychosen  ausübt, 
insofern  dieselben  bei  den  Knaben  bis  auf  einen  Fall  im  ersten 
Lebensdecennium  begannen,  während  die  Mehrzahl  der  Mädchen 
jenseits  dieser  Altersperiode  erkrankte.  Der  Verfasser  macht  in 
Übereinstimmung  mit  anderen  Autoren  das  Herannahen  der  Pubertät 
fbr  diese  Zunahme  der  Geisteskrankheiten  bei  Mädchen  nach  dem 
10.  Lebensjahre  verantwortlich.  Unter  den  Ursachen  spielt  die 
Erblichkeit  mit   26,2%  die  Hauptrolle.     Als    weitere   ätiologische 

8«h«]g«iuidh6it«pfleg6yiII.  15 


226 

Momente  liefsen  sich  Epilepsie,  Hysterie  nnd  Veitstanz  konstatieren. 
Hirnhautentzündung  war  in  drei  Fällen  als  Veranlassung  anzusehen, 
Kopfverletzung  in  einem  Falle.  Einmal  schien  die  häufige  Dar- 
reichung von  Mohnsaft  die  Ursache  für  abnorme  psychische  Zustände 
abgegeben  zu  haben.  In  einem  Fall  wurde  Überbttrdung  in  der 
Schule  als  Ursache  beschuldigt. 

Ein  Fall  von  hysterischer  Mahrnngsverweigerung  bei 
einem  elfjährigen  SchnlmSdchen  wird  von  A.Kissel  in  „Medicinsk. 
Ohosrenje"'  mitgeteilt.  Durch  Zurückweisung  jeglicher  Speise  magerte 
das  Mädchen  rasch  ab  und  gelangte  zu  dem  extremsten  Grade  der 
Schwäche.  Sein  Gewicht  betrug  nur  noch  22  Kilogramm.  Im 
Hospital  wurde  es  isoliert  und  gewaltsam  gefüttert,  worauf  voll- 
ständige Heilung  eintrat. 

Schnlferien  in  Hellas.  In  der  Griechischen  Geschichte  von 
Dr.  K.  S.  Roth  findet  sich  auf  Seite  181  folgende  Bemerkung: 
Dieselbe  gehässige  Gesinnung  gegen  Perikles,  welche  seine  Gegner 
bei  der  Verfolgung  des  Phidias  leitete,  liefs  sie  auch  den  Anaxagoras 
als  Gottesleugner  vor  Gericht  ziehen.  Der  Philosoph,  welchen  sein 
Freund  nicht  mehr  im  stände  war,  zu  halten,  verliefe  Athen  und 
verbrachte  seine  letzten  Tage  in  Lampsakus  an  der  asiatischen  Seite 
des  Hellesponts,  geehrt  von  den  Bürgern  dieser  Stadt.  Als  die 
Vorsteher  von  Lampsakus  ihn  fragten,  womit  sie  ihm  geftllig  sein 
könnten,  antwortete  er:  wenn  man  nach  seinem  Tode  alljährlich 
den  Monat,  in  dem  er  gestorben,  den  Kindern  zum  Spielen  frei 
gebe.  Dieser  sein  Wunsch  wurde  erfüllt.  Noch  im  3.  Jahrhundert 
n.  Chr.,  also  700  Jahre  später,  hatte  die  Jugend  von  Lampsakus 
Ferien  in  dem  Monat,  in  welchem  Anaxagoras  gestorben  war. 

Anfmf  des  Ceulralanssehnsses  znr  FSrdemng  der  Jngend- 
nud  Volksspiele  an  die  deutsche  Studentenschaft;.  Kommilitonen! 
Zur  Mitarbeit  an  einem  vaterländischen  Werke  richten  wir  unseren 
Ruf  an  die  deutsche  Studentenschaft.  Ihr  für  ideale  Bestrebungen 
empfänglicher  Sinn  und  ihre  Vaterlandsliebe  haben  noch  immer  jeder 
patriotischen  Mahnung  offenes  Ohr  und  warmes  Herz  entgegengebracht. 
Als  im  Beginn  unseres  Jahrhunderts  dem  korsischen  Froherer  das 
deutsche  Reich  stückweise  zugefallen  und  bei  Jena  auch  dessen 
letztes  Bollwerk  in  Trümmer  gegangen  war,  da  erstrebten  treue 
deutsche  Männer  gegenüber  dem  Mangel  an  deutschem  Vaterlands- 
geiühle,  gegenüber  dem  Verfall  der  alten  deutschen  Kraft  die  Wieder- 
geburt des  deutschen  Volkes,  und  vor  aUem  war  es  F&iedbich 
Ludwig  Jahn,  der  die  Jugend  auf  den  Turnplatz  rief,  um  durch 
Hräftigende  Leibesübungen  und  durch  Willenszucht,  sowie  durch  die 
Pflege  echten  deutschen  Volkstums  ein  neues  Geschlecht  heran- 
zuziehen.     Begeistert    folgte    allen    voran    die    deutsche   Studenten- 


227 

Schaft  diesem   patriotischen  Rufe,  und  ihr  Vorbild   wirkte   mächtig 
anregend  auf  die  gesamte  wehrfidiige  deutsche  Jugend.    Kommilitonen ! 
Heute  gilt  es  nicht  einen  äufseren  Feind  zu  bekämpfen;  denn  nach 
aufsen    steht    das    geeinte  deutsche    Reich,     dank    unserer    grolsen 
Geistes-    und  Kriegshelden,   so   ruhmreich    und    machtvoll    da,    wie 
noch  nie  im  Laufe  der  Jahrhunderte.    Unserem  Vaterlande  sind  aber 
heute  gefUirliche  innere  Feinde  erwachsen,  und  unter  diesen  ist  es 
Tornehmlich   ein  Feind,'   der  am  Marke    unseres  Volkslebens   zehrt 
und  so  manchem   anderen  Feinde  den  Boden   bereitet,  das   ist   der 
entnervende  Einflufs  des  modernen  Kulturlebens.     Schon  die  Jugend 
wird,  um  sie  auf  die  Höhe  der  Kultur  ihrer  Zeit  zu  führen,  durch 
den   langjährigen   Unterricht    in    der  Schule   und    durch    die  flber- 
vriegende  Inanspruchnahme  der  geistigen  Organe,   trotz   der   vielfach 
Terbesserten  Schuleinrichtungen,  in  der  freien  körperlichen  Entwicke- 
Inng  zurückgehalten.     Im    späteren    Leben    wirken   Beschäftigungs- 
nnd'  Lebensweise,    wie  sie  durch   unsere  Kulturverhältnisse    bedingt 
werden,    leidenschaftliche  Kämpfe    im   öffentlichen  Leben   und    eine 
Abermäfeige   Genufssucht,    die    beinahe    alle  Volksschichten  ergriffen 
hat,  weiter  gesundheitsstörend    ein.     So   zeigt    sich    fast    allgemein, 
je  nach  der  Widerstandskraft  des  Einzelnen,  eine  mehr  oder  minder 
grofse   nervöse   Hast  und   Unruhe,   welche   die  Volkskraft   und   die 
Volksfreudigkeit  bereits  in  hohem  Grade   vermindert  hat.     Es  sind 
dies  Zeichen  einer  beginnenden  körperlichen  Entartung  unseres  Volkes. 
Was  ihm  fehlt,  das  ist  der  Ausgleich  aller  dieser  schädlichen  Ein- 
fiflsse  durch  regelmäfsige  Leibesflbungen  und  durch  Einfachheit  der 
Sitten.     Seit  Jahn  ist  diese  Mahnung  oft    genug    an  das  deutsche 
Volk   gerichtet    worden,    und    unausgesetzt    wirken    Staatsbehörden, 
Schulverwaltungen,   Ärzte,   Volksfreunde,  die    deutsche   Tumerschaft 
und  andere  gleichgerichtete  Vereinigungen  auf  eine  Hebung  der  leib- 
lichen und   geistigen  Gesundheit  im  Volke    hin;    aber   noch    immer 
verharrt  die   grofse  Masse  jenem  entnervenden  Einflüsse   gegenüber 
in  schlaffer  Trägheit-,   noch  immer  fehlt  unserem  Volke  jene  starke 
und  lebendige  Neigung,  welche  regelmäfsige  Leibesübung  als  ein  gern 
befolgtes  Pflichtgebot  erachtet.     Auch  wir   vereinigen  uns  mit  allen 
diesen  Vorkämpfern  zu  dem  gleichen  grofsen  Werke,  und  es  zeigen 
SDch  bereits   die   ersten    Anzeichen    dafür,    dafs   diesem  Mahn-  und 
Weckrufe   Folge   geleistet  wird.     Schon   wendet  man   unserem  Be- 
streben, die  Jugend-  und  Volksspiele  allgemeiner  zu  pflegen  und  zu 
einer  lebendigen  Volkssitte  zu  machen,   mehr   und  mehr  Beachtung 
zu.     Auch    einige  Verbindungen    und  Vereine    an    deutschen  Hoch- 
schulen haben  hiermit  begonnen.    Aber  es  sind  doch  nur  die  ersten 
AnfiUige  auf   diesem  wichtigen  Gebiete.     Wir  richten  unseren   Ruf 
jetzt  auch  an  die  deutsche  Studentenschaft,  dais  sie,  den  hellenischen 

15* 


228 

Jünglingen  nacheifernd,  den  Körper  zum  starken  Träger  einer  ge- 
sunden Seele  gestalte,  um  dadorch  der  eigenen  Jogendfriscbe  oAd 
Kraft  sich  zn  erfreuen  and  den  grofsen  Aufgaben  gewachsen  zu 
sein,  die  Beruf,  Familie  und  Vaterland  dereinst  an  sie  stellen  werden. 
Wir  richten  diesen  Ruf  an  Euch,  Kommilitonen,  besonders  auch 
deshalb,  damit,  wie  einst  Eure  Väter  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts 
dem  äufseren  Feinde,  so  Ihr  jetzt  dem  inneren  Feinde  des  Vater- 
landes gegenüber  in  der  Erhebung  zu  leiblicher  und  geistiger  Frische 
wieder  der  gesamten  erwachsenen  Jugend  vorangeht;  damit  Ihr  mit- 
arbeitet an  dem  heiligen  Werke,  die  gesunde  Zukunft  des  Vater- 
landes zu  sichern,  und  damit  Ihr,  als  dereinstige  geistige  Führer 
der  Nation,  durch  das  eigene  Beispiel  und  durch  unmittelbare  An- 
spomung  auch  zu  Führern  auf  dem  Gebiete  der  leiblichen  Wieder- 
geburt unseres  Volkes  werdet.  Gern  bieten  wir  Euch  die  Hand 
zur  Aufnahme  dieser  Bestrebungen.  Schon  seit  1890  sind  von, ans 
in  allen  Teilen  Deutschlands  achttägige  Kurse  eingerichtet,  die  bisher 
Yomehmlich  zur  Heranbildung  von  Lehrern  für  die  Jugendspiele  an 
^en  Schulen  dienten.  Die  Zahl  der  in  diesen  Kursen  Ausgebildeten 
beträgt  gegenwärtig  nahe  an  2400.  Aber  auch  für  die  Studierenden 
der  Friedrich  Wilhelms-Üniversltät  in  Berlin  ist  auf  unsere  An- 
regung mit  Unterstützung  des  preufsischen  Unterrichtsministermms 
und  des  Rektors  derselben  im  Jahre  1894  ein  vierzehntägiger 
Kursus  in  den  Jugend-  und  Volksspielen  abgehalten  worden,  den 
wir  als  einen  ersten,  aber  verheifsungsvollen  Anfang  bezeichnen 
können.  -  Möchten  alle  anderen  deutschen  Hochschulen  folgen^ 
Überall  wird  sich  in  der  Studentenschaft  oder  dem  Lehrkörper  der 
Hochschulen  ein  für  diese  Bestrebungen  begeisterter  Mann  finden, 
der  es  unternimmt,  Vertreter  aller  Studierenden,  welcher  Verbindung 
oder  welchem  Vereine  sie  auch  angehören  mögen,  um  sich  zu 
scharen,  um  gemeinsam  mit  ihnen  die  erste  Einübung  der  geeig- 
netsten Volksspiele  vorzunehmen.  Solche  Lehrgänge,  bei  deren 
Durchführung  wir  Euch  mit  Rat  und  That  zur  Seite  stehen  wollen, 
bilden  den  Weg,  um  die  Spiele  in  die  Verbindungen  hineinzu- 
tragen oder  um  freie  Vereinigungen  für  dieselben  zu  schaffen.  Ja, 
wir  hegen  das  Vertrauen  zur  deutschen  Studentenschaft,  dafs,  wenn 
sich  in  ihr  erst  die  Erkenntnis  von  der  grofsen  vaterländischen 
Bedeutung  dieser  Bestrebungen  Bahn  gebrochen  hat,  gerade  sie 
hervorragend  zur  wirksamsten  Bekämpfung  jenes  inneren  Feindes 
unserer  Zeit  beitragen  wird.  Kommilitonen!  Eure  Arbeit  wird  ein 
Verdienst  um  das  Vaterland  sein.  Unsere  Zeit  bedarf  eines  an 
Leib  und  Seele  gesunden  Volkes,  wenn  das  in  schwerer  Zeit  Er- 
rungene erhalten  werden,  wenn  der  Fortschritt  und  die  weitere 
Entwickelung    der    Kultur     gewahrt,     wenn     die    Zukunft    unseres 


229 


Vaterlandes  gesichert  sein  soll.  Pro  patria  est,  dnm  ludere 
Tidemnr! 

Das  fraBiSsiselie  Seehospix  für  skroftilSge  und  rhaehitiseke 
Kinder  in  Banjnls  wird  von  GHinoN  in  „V Union  m^.*"  be- 
schrieben. Dasselbe  nimmt  Kinder  und  jnnge  Leute  im  Alter  yon 
14  bis  18  Jabren  fllr  unbestimmte  Zeit  auf;  Schwindsüchtige  sind 
jedoch  ausgeschlossen.  Die  Anstalt  besitzt  200  Betten,  welche  in 
luftigen  Schlafsälen  zu  18 — 20  stehen.  Leider  fehlt  ein 
Isolierpavillon.  Die  meisten  der  aufgenommenen  Pfleglinge  leiden 
an  Skrofulöse,  einige  an  Rhachitis,  bezw.  Anämie.  Der  Erfolg  der 
Kor  ist  im  allgemeinen  ein  sehr  guter;  es  werden  fast  72  Prozent 
der  Skrofnlösen,  darunter  viele  mit  chirurgischer  Tuberkulose,  und 
aDe  Kinder  mit  beginnender  Rhachitis  geheilt. 

Betriebskosten   versekiedener  Heixsysteme  in  Scknlen. 

Der  Yerwaltungsbericht  der  Stadt  Mainz  fUr  die  Zeit  vom  1.  April 
1893  bis  Ende  Mftrz  1894  enthalt  eine  Tabelle  mit  vergleichender 
Zusammenstellung  der  unmittelbaren  Betriebskosten  der  Heizungen  in 
den  gröfseren  Schulhäusem  der  Stadt: 


Schulgebfinde 

Z«hl  d«r 
B«trielM- 

AnsmaA 
dergehttls- 
tan  RAnmc 

obm 

Vorbraaeh 
ftB  Koblta 
oder  Coaks 

Ctr. 

OeMmt- 

kott«n  tt 

Brenn- 

materUl 

Hk. 

1  ebm  fe- 
helstan 
BaimiM 

pro  Hels- 

perloda 

kostot 

Mk. 

Ffirttenbergerhofschnle 
(Schachtofenfeuernng) 

156 

4395 

600 

647,70 

14,8 

Biigrab8ohale(Niederdnick* 
dampf-,  zum  Teil  Gasheizg.) 

168 

4835 

1080  und 
6437  date 

1242,60 
772,40 

41,8 

Hokstraüsenscbale 
(Nicderdruckdampfheizg.) 

167 

16018 

2170 

2462,00 

16,4 

Karmeliterklosterschnle 
(gewöhnliche  Öfen) 

155 

4157 

1000 

1083,20 

26,1 

Scholstralaenschale 
(Wannwaaser-  n.  Luffcheizg.) 

155 

8697 

1600 

1440,40 

16,5 

LeibnizstrafseDBchule 
(gewohnliche  Öfen) 

148 

2045 

275 

820,45 

15,7 

Höhere  Mfidohenschule 
(Naederdmokdampfheizg.) 

153 

5560 

875 

1019,46 

18,4 

Summen 

1087 

50416 

7622 

8988,24 

Mittelwert 

21,4. 

230 

Beim  Ausmafs  der  geheizten  R&ame  sind  alle  Lokale,  deren 
Temperator  auf  4~  ^^  ^*  gebracht  wurde,  voll,  die  übrigen  geringer 
geheizten  Räume  nur  reduziert  in  Rechnung  gebracht.  Die  in  der 
Eisgrubschule  gemachten  Versuche  mit  Gasheizung  ergaben  bei  einem 
Selbstkostenpreise  Ton  10  Pfennigen  für  1  cbm  Gas  einen  Betrag 
von  60  Pfennigen  per  1  cbm  Heizraum  und  Heizperiode.  Sieht 
man  von  diesen  Versuchen  mit  Gasheizung  ab,  so  ergeben  sich  als 
Mittelwerte  der  Brennmaterialkosten  für  1  cbm  geheizten  Raum  und 
Heizperiode  bei  der  Ofenheizung  18,9  Pfennige,  bei  der  Central- 
heizung  17,1  Pfennige.  Kabl  HmTBAGEB. 

Die  Schulaborte  in  Frankreich.  Unser  verehrter  Mitarbeiter, 
Herr  Dr.  MAxaENOT  in  Paris,  hielt  in  der  dortigen  Gesellschaft 
für  öffentliche  Medizin  und  Gesundheitspflege  einen  Vortrag  über 
die  Einrichtung  der  Schulgebäude,  wobei  er  auch  auf  die  Aborte 
zu  q>rechen  kam.  Gelegentlich  der  Diskussion  bemericte  Herr 
Napia.8  nach  „Le  Frogr,  m6d,"^ :  Gewöhnlich  befinden  sich  in  unseren 
Schulen  Aborte  nach  türkischer  Art,  die  keine  Sitzvorrichtnngen, 
sondern  nur  einen  steinernen  Fufsboden  mit  kleinen  runden  Löchern 
zur  Au&ahme  der  Fftkalien  haben.  Durch  diese  Einrichtung  erzieht 
man  die  Kinder  zur  Unsauberkeit.  Es  ist  vielmehr  ein  Sitz  mit 
möglichst  geringer  Berührungsfläche  zu  fordern.  Nur  ein  solcher, 
nicht  ein  Abort  ä  la  turque  ermöglicht  gehörige  Reinlichkeit.  Bei 
letzterem  bilden  sich  schlechte  Gewohnheiten  aus,  die  dann  auch  in 
guten  Aborten  beibehalten  werden. 

Znr  Frage  der  Rohlenoxydprodnktion  dnrch  das  Anersche 

Oaaglflhlicht,  so  ist  ein  Gutachten  überschrieben,  das  Professor 
Renk  dem  Rektor  der  Universität  Halle  erstattet  hat.  Aus  der 
französischen  Zeitschrift  „Za  lumih'e  elecirigue*^  war  die  Mitteilung 
in  deutsche  Zeitungen  übergegangen,  Professor  Gb^^hant  in  Paris 
habe  bei  Untersuchung  der  Verbrennungsgase  von  Argand-  und 
Auerbrennem  gefunden,  dafs  erstere  nicht  eine  Spur  von  Kohlen- 
oxydgas  enthielten,  die  der  Auerbrenner  aber  beträchtliche  Mengen 
dieses  giftigen  Gases  und  überdies  noch  eine  ebenso  grofse  Menge 
nicht  giftigen  Grubengases.  Die  mittelst  sehr  empfindlicher  Methoden 
bestinmiten  Quantitäten  von  Kohlenoxyd  sollten  1  Teil  auf  4500  Teile 
Verbrennungsgas  betragen  haben.  Dem  gegenüber  konnte  Professor 
Renk  durch  chemische  und  Tierversuche  nachweisen,  da(s  in  den 
Verbrennungsprodukten  des  Auerbrenners  keine,  wenigstens  keine 
nachweisbaren  Mengen  Kohlenoxyd  enthalten  sind.  Er  wandte  dabei 
unter  anderem  auch  die  Methode  v.  Fobobs  an,  welche  auf  Ab- 
sorption des  Koblenoxyds  durch  Blut,  Vertreibung  des  Gases  ans 
dem  Blute  und  Absorption  durch  Palladiumchlorürlösung  beruht  und, 
wenn  mit  allen  Kautelen  ausgeführt,  noch  den  Nachweis  von  1  Teil 


231 

Kohlenoxyd  auf  20000  Teile  Luft  mit  Sicherheit  gestattet.  Jeden- 
falls sind  vom  hygienischen  Standpunkte  die  aus  den  Zahlen 
Gri^hants  gezogenen  Schlufsfolgernngen,  der  Auerhrenner  bedrohe 
die  menschliche  Gesundheit  und  müsse  daher  aus  allen  Wohnräumen 
▼erbannt  werden,  mit  Entschiedenheit  zurückzuweisen. 


Sagesgefc^tttitltdies. 


Der  TU.  internationale  Kongrefs  fBr  Hygiene  und  Demo- 
graphie in  Madrid.  In  Spanien  geht  man  mit  der  Absicht  um, 
fOr  den  im  Jahre  1897  in  Madrid  stattfindenden  hygienischen  Kon- 
grefs  nicht  weniger  als  sechs  Sprachen,  nämlich  das  Spanische, 
Portugiesische,  Deutsche,  Französische,  Englische  und  Italienische 
als  offizielle  Kongrefssprachen  zuzulassen.  Dem  Erfolge  der  Ver- 
sammlung, 80  bemerkt  die  „Hyg.  Rundsch.^  mit  Recht,  wird  diese 
Auferstehung  des  Turmes  von  Babel  gpwils  nicht  forderlich  sein. 
Übrigens  dürfte  es  sich  empfehlen,  möglichst  frühzeitig  zugleich 
gegen  das  gewählte  Jahr  1897  eoergischen  Einspruch  zu  erheben, 
da  in  demselben  Jahre  auch  der  internationale  medizinische  Kongrefs 
in  Moskau  stattfinden  soll.  Am  besten  würde  der  Madrider  KongreCs 
auf  1898  hinausgeschoben.  Wie  verlautet,  verharren  die  Spanier 
indessen  bei  dem  Jahre  1897. 

Bespreehnng  sehnlhygienischer  Fragen  im  ftrztlicheu 
kollegialen   Verein   der  Friedrieh  -  Wilhelmstadt   zu  Berlin. 

Der  genannte  Verein  hat,  wie  wir  in  der  „Dtsch.  med,  Wochschr."^ 
lesen,  sämtliche  Berliner  ärztlichen  Bezirks-  und  Standesvereine  auf- 
gefordert, Delegierte  zu  entsenden  in  eine  Kommission,  welche  über 
verschiedene  Schulfragen  verhandeln  soll.  Eine  Sitznung  dieser 
Scbolreformkommission  fand  am  26.  Januar  unter  dem  Vorsitz  des  Dr. 
Habtmann  statt.  Die  Mitglieder  erklärten  sich  zunächst  gegen 
die  Zulassung  der  Realschulabiturienten  zum  medizinischen  Studium. 
Zur  Behandlung  in  späteren  Sitzungen  wurde  noch  eine  ganze  Reihe 
anderer  Punkte  in  Aussicht  genommen,  für  die  erst  durch  Besprechung 
in  den  Vereinen  das  nötige  Material  gesammelt,  resp.  gesichtet 
werden  soll.  Da  es  sich  dabei  um  Fragen  von  grofser  allgemeiner 
Wichtigkeit  handelt,  so  ist  jede  sachkundige  Mitarbeit  erwünscht.  Es 
wird  verhandelt  werden  über  die  Notwendigkeit  der  Anstellung  von 
Schulärzten,  über  die  neu  eingeführte  sogenannte  Abschlufsprüfimg, 
über  die  Überfüllnng  der  Schulklassen,  über  die  an  Privatschulen  zu 


232 

stellenden  hygienischen  Mindestforderungen,  über  die  Ordnung  der 
Unterrichtspansen,  über  das  Mafs  der  hänslichen  Arbeiten,  über 
Freigabe  der  Schulhöfe  zu  Spielen,  über  Tnmfahrten  nnd  Förderung 
der  Jugendspiele,  über  die  Festsetzung  der  Stundenpläne  (in  manchen 
Schulen  beginnt  der  Unterricht  morgens  mit  Turnen  oder  mit  Hand- 
arbeiten] u.  s.  w.  Bezüglich  der  Musterung  der  Schulkinder,  welche 
Yon  anderer  Seite  angestrebt  wird,^  verhielt  man  sich  in  der  Kom- 
mission ablehnend,  weil  der  Verein,  welcher  sich  mit  dieser  Frage 
befafst,  unter  sachkundiger  ärztlicher  Leitung  steht  und  daher  allein 
erspriefslich  arbeiten  kann. 

Vergfinstigung  fnr  die  franzSsischen  Schnlärzte.  Der 
^Sem.  mid,^  entnehmen  wir,  dafs  die  ärztliche  Gruppe  des  franzö- 
sischen Parlaments,  deren  Vorsitzender  Herr  Labb^  ist,  folgenden 
Antrag  in  demselben  eingebracht  hat:  1.  Die  Ärzte  und  Hilfsärzte 
aller  Lyceen  und  Colleges  sollen  als  Beamte  angesehen  werden. 
2.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  sind  sie,  was  das  Schulgeld  f&r 
ihre  Kinder  betrifft,  den  Professoren  gleichzuachten  und  daher 
von  der  Zahlung  desselben  für  das  Extemat  zu  befreien.  Der 
Minister  des  öffentlichen  Unterrichts,  dem  dieser  Vorschlag  durch  die 
Herren  L^on  Labb^,  Cobnil,  Lannelongüe  und  PiDEBiBOU 
überbracht  wurde,  erwiderte,  dafs  er  persönlich  nichts  in  der  Sache 
thnn  könne.  Doch  werde  er  sich  nicht  widersetzen,  dais  bei  dem 
Budget  des  öffentlichen  Unterrichts  ein  Amendement  zur  Beratung 
gelange,  wonach  ein  Kredit  für  die  erwähnte  Befreiung  vom  Schul- 
geld zu  gewähren  sei.  Der  im  Interesse  der  Schulärzte  gestellte 
Antrag  ist  übrigens  abgelehnt  worden. 

Der  nengegrfindete  Verein  fBr  Sffentliche  Gesnndlieitg- 
pflege  in  Frankfurt  a.  M.  hat  sich  nach  dem  Vorbild  der  in 
Berlin,  Hamburg,  Hannover,  Magdeburg,  Nürnberg  u.  s.  w.  bestehenden 
Vereine  zur  Aufgabe  gestellt,  einen  Mittelpunkt  für  hygienische 
Bestrebungen  zu  bilden.  Der  Vorstand  besteht  aus  den  Herren 
Sieb,  Dr.  Homeyeb,  Dr.  W.  Hakaüeb,  Dr.  NoeedlinGeb  und 

C.    W.    KÖNITZBB. 

Zum  Schutze  der  Schulkinder  gegen  Diphtherie«  Pro- 
fessor Löffleb  aus  Greifswald  legte  als  Referent  des  deutschen 
Komitees  zur  Erforschung  der  Diphtherie  dem  internationalen  Kon- 
gresse für  Hygiene  und  Demographie  in  Budapest  unter  anderem 
folgende  Thesen  vor:  1.  Als  eines  der  wirksamsten  Mittel  g^en 
die  Verbreitung  der  Diphtherie  ist  eine  zuverlässige  Schntzimpfong 
der  in  der  Umgebung  des  erkrankten  Individuums  befindlichen  Per- 
sonen, namentlich    der  Kinder,    anzusehen.     Nachdem  die  Unschftd- 


'  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1894,  No.  4,  S.  218—219.    D.  Bed. 


238 

lichkeit  des  BEHBiNGschen  Heilserums  durch  zahlreiche  iDJektionen 
zu  Heil-  und  Immunisierungszwecken  festgestellt  ist,  erscheint  es 
wünschenswert,  die  Schutzkraft  desselben  durch  möglichst  ausgedehnte 
Anwendung  in  Familien,  eventueU  auch  in  Schulklassen,  in  welchen 
Diphtherief&lle  vorgekommen  sind,  weiter  zu  erforschen.  2.  Bei 
jedem  Falle  von  Diphtherie  ist  die  Desinfektion  obligatorisch  durch- 
zuführen. Dieselbe  hat  sich  auf  alle  von  dem  Kranken  benutzten 
Gegenstände,  sowie  auch  auf  den  Kranken  und  das  Krankenzimmer 
zu  mbrecken.  3.  Rekonyalescenten  von  Diphtherie  sind  nicht  eher 
nun  freien  Verkehr,  Kinder  nicht  eher  zum  Schulbesuche  wieder 
zuzulassen,  als  bis  durch  die  bakteriologische  Untersuchung  das  Ver- 
schwinden der  Bacillen  konstatiert  ist  und  der  Genesene  sich  in 
einem  warmen  Bade  mit  Seife  gründlich  gereinigt,  sowie  reine  Wäsche 
imd  Kleidung  angelegt  hat. 

Yerwatrloste  Kinder  in  Prenfsen*  Der  preufsische  Minister 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten  ver- 
(yffentlidit  eine  Nachweisung  deijenigen  verwahrlosten  Kinder,  welche 
in  der  Zeit  vom  1.  Oktober  1878,  dem  Tage  des  Inkrafttretens  des 
Gesetzes  vom  13.  März  1878,  bis  zum  31.  März  1894  in  Zwangs- 
erziehung untergebracht  gewesen  sind,  bezw.  welche  sich  an  dem 
letztgenannten  Tage  noch  in  Zwangserziehung  befunden  haben.  Die 
Zahl  derselben  betrug  in  ganzen  23252.  Davon  sind  inzwischen 
widerruflich  entlassen  476,  gemäls  §  10,  No.  2  des  Gesetzes  vom 
13.  März  1878  unvriderruflich  entlassen  2229,  verstorben  612, 
anderweit,  insbesondere  durch  Eintritt  des  Endtermins  der  Zwangs- 
erziehung, in  Abgang  gekonmien  9214,  so  dafs  am  31.  März  1894 
noch  10722  in  Zwangserziehung  verblieben.  Von  diesen  Kindern 
waren  untergebracht  in  Familien  5509,  in  den  vom  Kommunal- 
▼erbande  eingerichteten  Anstalten  1261,  in  Privatanstalten  3952. 
Die  Ausgaben,  welche  aus  der  Pflege  aller  in  Zwangserziehung  be- 
findlichen Kinder  im  letztverflossenen  Etatsjahre  erwachsen  sind, 
betrugen  1467  290  Mk.,  und  zwar  für  den  Kommunalverband 
733936  Mk.,  ftlr  den  Staat  733354  Mk.  Die  Verpflegungskosten 
steDten  sich  pro  Kopf  für  die  Dauer  eines  Jahres  bei  der  Unter- 
bringung in  Familien  auf  ungefähr  150  Mk.,  bei  der  Unterbringung 
in  Anstalten  aber  beträchtlich  höher. 

Poekenimpfang  in  den  stXdlischeii  Elementarschnlen  Mos- 
kau. Unter  dieser  Überschrift  veröffentlicht  N.  F.  Michailow 
in  „8hum,  nsssk.  ohschi.  ochran,  narodn,  sdratvija'^  einen  Aufsatz, 
dem  wir  folgendes  entnehmen.  Im  Herbste  1891  wurde  in  Moskau 
angesichts  der  drohenden  Pockengefahr  eine  allgemeine  Eevaccination 
der  Zöglinge  der  Elementarschulen  vorgenommen.  Aus  dem  hierbei 
gesammelten  Material  ergab  sich,  wenn  man  dasselbe  in  vier  Gruppen 


234 

■ 

zerlegte,  folgendes.  Die  erste  Gruppe  enthielt  Kinder,  welche  im 
ersten  oder  zweiten  Lebensjahre  znm  ersten  Male  geimpft  worden 
waren.  Bei  ihnen  nahm  der  Erfolg  der  Revaccination  mit  dem 
steigenden  Alter  ab.     Es  zeigten  sich  nämlich: 

bei  8jährigen  unter  1008  Revaccinierten  43,3%  Erfolge, 

.  9  .  r,  1804  „  41,9  , 

„  10  „  „  1981  „  43,5  „ 

.  11  .  .  1576  „  40,1  „ 

1»  12  „  ,*  939  jy  36,6  „         ^ 

.,  13  „  „  •-)78  „  38,8  „         „ 

„  14  „  ,  157  „  27,4,, 

Das  Geschlecht  hatte  keinen  EinfluTs  auf  das  Ergebnis.  Dagegen 
war  die  Eörperkonstitution  von  Bedeutung,  denn  es  gaben  Erfolge: 

kräftig  entwickelte  Kinder 33,9% 

Kinder  von  mittlerem  Körperbau 39,7  „ 

schwache  Kinder 41,0  „ 

Die  Zahl  der  sich  entwickelnden  Pusteln  erwies  sich  unabhängig 
vom  Alter  und  Geschlecht.  Zu  der  zweiten  Gruppe  gehörten  die  Kinder 
ohne  Imp&puren,  200  an  Zahl.  Diese  gaben  85%  Erfolge.  Die 
dritte  Gruppe  bildeten  solche,  welche  vor  höchstens  5  Jahren  zum 
ersten  Male  geimpft  waren.  Ihrer  waren  228,  und  die  Bevaccination 
hatte  bei  11,8%  derselben  deutliche  Wirkung.  Bei  der  vierten 
Gruppe  endlich,  den  Kindern,  welche  die  natürlichen  Pocken  über- 
standen hatten,  schlug  die  Wiederimpfung  in  34,6%  der  Fälle  an. 
Ablehnung  von  Yolksschnlbldern  in  Dresden.  Man  schreibt 
uns  aus  Dresden:  Ein  Antrag  auf  Einrichtung  von  Bädern  in  den 
hiesigen  Elementarschulen  wurde  kürzlich  von  der  maßgebenden 
Behörde,  dem  Rat  und  den  Stadtverordneten,  abgelehnt,  da  man 
die  Einrichtung  von  Yolksbrausebädern  plant,  die  dann  den  Elementar- 
schulkindern unentgeltlich  zugänglich  gemacht  werden  sollen.  So 
wird  voraussichtlich  das  Ehrlichsche  Stift  die  einzige  Volksschule 
mit  Schulbad  in  Dresden  bleiben. 

Über  die  Ffirsorge  für  geistesschwache  Kinder  in  Nieder- 
Österreich  bringt  die  ^^Wien.  Ztg.^  folgendes:  Der  Bericht  des 
österreichischen  Landtages  wegen  Errichtung  einer  Anstalt  für 
geistesschwache  Kinder  im  Anschlüsse  an  die  Landesirrenanstalt  zu 
Kierling-Gugging  bei  Wien  gibt  die  Zahl  der  geistesschwachen 
Kinder  (Idioten)  in  Niederösterreich  mit  540  an,  von  denen  man 
die  Hälfte  als  in  Privatpflege  befindlich  annimmt,  so  dafs  ungefähr 
für  270  Unterkunft  zu  schaffen  wäre.  Von  letzteren  sind  50  im 
Asyl  „StephaniestiftuDg'^  in  Biedermannsdorf  und  im  Piusinstitute  unter- 


235 

gebracht.  Der  Landesausschufs  wird  daher  beauftragt,  in  der  nächsten 
Session  die  auf  die  Organisation  der  zn  errichtenden  Anstalt  für 
geistesschwache  Kinder  bezughabenden  Anträge  zu  stellen. 

Der  Einflufs  des  Turnens  auf  die  kSrperUche  Entwieke- 
Ivig  ist  von  Dr.  H.  Fetzeb  an  17  Eleven  der  Königlichen  Tum- 
lehrerbildungsanstalt  in  Stuttgart  untersucht  worden.  Die  Messung 
der  Exkursionsweite  des  Brustkorbes  beider  Atmung  ergab  fur 
die  Exspiration  8  mal  eine  Zunahme,  4  mal  unveränderten  Wert 
and  4  mal  Abnahme.  Bei  der  wichtigeren  Inspiration  gestaltete 
sich  das  Verhältnis  noch  günstiger,  insofern  sich  bei  14  Eleven 
Zunahme,  bei  1  gleicher  Wert  und  nur  bei  1  Abnahme  konstatieren 
liels.  Der  Rückgang  ist  blofs  ein  scheinbarer.  Alle  Kursisten  haben 
oämlich  zunächst  an  Fett  verloren.  Das  Ergebnis  der  Messung  des 
Brostnmfanges  mubte  daher  durch  die  Verringerung  des  Brustfettes 
in  negativem  Sinne  beeinflulst  werden.  Während  nun  bei  den  meisten 
im  Verlauf  der  Übungen  körperlich  wieder  aufgebaut  wurde,  verblieb 
bei  einigen  der  Körper,  insonderheit  aber  der  Brustkorb,  magerer. 
Da(s  dies  wirklich  der  einzige  Grund  ist,  beweisen  die  Resultate 
mit  dem  Spirometer,  bei  welchen  nur  Zunahmen  aufzuweisen  waren. 
Was  die  Akromialschulterbreite  betrifft,  so  zeigten  bei  ge- 
wöhnlicher Stellung  5  Kursisten  eine  Zunahme,  7  gleiche 
Werte,  5  eine  Abnahme,  bei  zurückgelegten  Schultern  10 
eine  Zunahme,  3  gleiche  Werte,  3  eine  Abnahme.  Diese  Zahlen 
dürfen  unbedingt  als  sehr  günstig  bezeichnet  werden.  Es  ist  nämlich 
wohl  zu  bedenken,  dafs  schon  eine  bedeutende  Entwickelung  der 
Brnstkapadtät  dazu  gehört,  bis  gerade  in  dem  oberen  Brustgürtel 
eine  Steigerung  der  Mafse  gefunden  wird,  dafs  also  der  Umfang 
des  Brustkorbes  bei  In-  und  Exspirationsstellung  infolge  seiner  weit 
leichteren  Federung  schon  längst  eine  erhebliche  Vergröfserung 
gezeigt  haben  kann,  ehe  die  MaTse  der  weniger  elastischen  oberen 
Brustöffnung  auch  nur  etwas  zunehmen.  Ferner  kommt  gerade  hier 
die  Fettabnahme  sehr  in  Betracht,  sowie  endlich  die  Thatsache, 
dafe  es  sehr  viel  heiüsen  will,  wenn  Individuen,  die  meist  schon 
ihre  Militärzeit  hinter  sich  haben  und  vielfach  auch  schon  zuvor 
tornerisch  thätig  gewesen  sind,  überhaupt  noch  Steigerungen  in  den 
Maben  der  Akromialweite  aufweisen.  Eng  an  die  bisherigen  Er- 
gebnisse schlieCsen  sich  die  spirometrischen  Resultate  an.  Nach 
denselben  ist  bei  sämtlichen  Eleven  während  der  Dauer  des  Kurses 
die  Lungenkapacität  gewachsen,  bei  einzelnen  sogar  in  recht 
beträchtlichem  Grade.  Die  Atmungsmuskeln,  sowohl  die  Hilfs- 
mnskeln  für  die  Inspiration,  als  auch  diejenigen,  welche  die  Luft- 
auspressung  neben  der  federnden  Kraft  des  Thorax  besorgen,  sind 
demnach    durch    die    turnerischen    Übungen    zur    gröfseren    Kraft- 


236 

estfaltang  beraDgebildet  worden,  für  den  Unterricht  wieder  ein 
gutes  Zeugnis.  Bei  mehr  als  der  Hälfte  der  Kursisten  waren 
anftnglich  gröfsere  oder  geringere  Anstände  in  Bezug  auf  die 
Herzthätigkeit,  namentlich  die  Funktion  der  Herzklappen,  zu 
notieren.  Es  blieben  aber  bei  keinem  Störungen  zurück,  sämtliche 
Differenzen  haben  sich  im  Laufe  des  Kurses  ausgeglichen,  und  das  Herz 
hat  bei  allen  seine  normale  Funktion,  Festigkeit  und  Resistenzfähigkeit 
wiedererlangt.  Ohne  Zweifel  ist  dies  den  konsequenten  und  nie  in 
übertriebener  Weise  durchgeführten  Marsch-  und  Laufschrittübungen 
zuzuschreiben,  denen  als  ergänzender  Faktor  sich  das  syatematische 
Baden  und  Schwimmen  zugesellte.  Die  Zahl  der  Pulsschläge 
wies  während  der  Ruhe  bei  10  Eleven  eine  Abnahme  auf,  bei 
3  gleiche  Werte,  bei  3  eine  Zunahme,  während  der  Bewegung 
(Laufschritt)  bei  15  eine  Abnahme,  bei  1  gleiche  Werte,  bei  0  eine 
Zunahme.  Das  Erfreulichste  stellen  die  Abnahmen  der  Pulszahlen 
bei  der  Bewegung  dar,  denn  sie  beweisen  eine  erhöhte  Widerstands- 
fähigkeit des  Herzens  gegen  den  Reiz  gesteigerter  Inanspruchnahme 
aufs  deutlichste.  Was  die  Qualität  des  Pulses  anlangt,  so  liefe 
sich  bei  der  letzten  Untersuchung  in  keinem  Falle  etwas  Anomales 
konstatieren.  Bei  der  Körperlänge  war  von  vornherein  zu  er- 
warten, was  auch  eintraf,  dafs  sich  keine  nennenswerten  Schwan- 
kungen ergeben  würden,  dagegen  kann  es  bei  dem  Körpergewicht 
nur  angenehm  berühren,  dafs  eher  Zunahmen  als  Abnahmen  zu  ver- 
zeichnen waren,  zumal  die  Zunahmen  nicht  sowohl  auf  Fettentwicke- 

« 

lung,  als  auf  erhöhtem  Anbau  der  Muskulatur  beruhten. 

Bnderfibnngen  des  deutschen  Kaisers.  Kaiser  Wilhelms 
Interesse  für  den  Rudersport  ist  bekannt.  Derselbe  hat  sich  von 
dem  praktischen  Arzte  Dr.  Eweb  in  Berlin  einen  Zinunerruder- 
apparat  bauen  lassen,  an  dem  er  täglich  Muskelttbungen  vorzu- 
nehmen pflegt.  Eine  Beschreibung  dieses  Apparates  findet  sich  in 
unserer  Zeitschrift,  Jahrgang  1889,  No.  7,  S.  354.  Über 
den  wohlthätigen  Einflufs  der  so  betriebenen  Ruderübungen  auf  sein 
Befinden  hat  sich  der  Kaiser  wiederholt  anerkennend  ausgesprochen, 
so  gelegentlich  seines  Besuches  der  Berliner  Regatta. 

Die  gymnastischen  Wettkämpfe  anf  der  Pariser  Ansst^Ilug 

im  Jahre  1900«  Der  französische  Handelsminister,  so  lesen  wir 
im  yfBuUet.  tnSd.*^,  hat  soeben  eine  Kommission  eingesetzt,  um  das 
allgemeine  Programm  für  den  Wettkampf  in  körperlichen  Übungen 
festzustellen,  welcher  während  der  allgemeinen  Weltausstellung  von 
1900  in  der  Gegend  von  Vincennes  stattfinden  soll.  Obgleidii  die 
Kommission  75  Mitglieder  zählt,  befindet  sich  doch  nur  ein  einziger 
Arzt,  Dr.  Minart,  Ehrenvicepräsident  des  französischen  Radfahrer- 
vereins, darunter. 


237 
Handarbeitsunterricht  im   Karismher  Oymnasinm.    Das 

Gymnasinin  in  Earlsrahe,  so  wird  in  den  „Südwestdeuf&ch.  Schul- 
hläft."  berichtet,  erfreut  sich  bereits  der  Pflege  des  jüngsten  Zweiges 
der  körperlichen  Erziehung,  des  Handfertigkeitsunterrichts.  Durch 
das  freundliche  Entgegenkommen  der  städtischen  Verwaltung  ist  es 
den  Schülern  ermöglicht,  an  freien  Nachmittagen  sich  in  der  Papp-, 
Metall-,  Hobelbank'  und  Schnitzarbeit  uneDtgeltlich  auszubilden. 
Und  dem  so  oft  erhobenen  Vorwurf  gegenüber,  im  Gymnasium  ver- 
lören die  jungen  Leute  Sinn  und  Verständnis  für  das  reale  Leben, 
ist  die  Thatsache  bezeichnend,  da&  in  Karlsruhe  das  Gymnasium 
▼on  allen  Schulen  am  Orte  die  weitaus  gröfste  TeUnelimerzahl  zu 
den  Handfcrtigkeitskursen  entsendet. 

Barmer  Ferienkolonie  fSr  arme,  kranke  nnd  schwäch- 

Behe  Schulkinder.  Dem  Vorstande  des  Vereins  für  Ferienkolonien 
Barmens  wurden  nach  dem  „Centralbl.  f,  aUg,  Qsdhtspflg,^  im  letzten 
Berichtsjahre  370  unbemittelte  Kinder  angemeldet  und  von  diesen 
165,  welche  minder  krank  waren,  ffXv  die  in  den  Sommerferien  ein- 
zurichtenden Stadtkolonien  zurückgestellt.  Die  übrigen  ^05  machten 
eine  vierwöchentliche  Kur  im  Solbade  Königsbom  durch.  Das  dem 
Verein  gehörige  Kinderkurhaus  vermag  90 — 100  Patienten  aufzu- 
nehmen. Um  dasselbe  möglichst  vielen  Kindern  nutzbar  zu  machen, 
wurde  es  schon  anfangs  Mai  mit  dem  Beginn  der  wärmeren 
Witterung  geöffnet,  und  so  konnten  bis  Mitte  Oktober  in  5  aufeinander- 
folgenden Kurzeiten  5  Kolonien  eingerichtet  werden.  Zugleich  war  es 
dadurch  möglich,  die  in  die  Ferien  fallende  vierte  Kurzeit  ausschließlich 
ftr  zahlende  Kinder  zu  bestimmen  und  auch  noch  127  auswärtige 
Schüler,  namentlich  aus  Remscheid  und  Lennep,  gegen  Entschädigung 
in  die  Kolonien  aufzunehmen.  Es  wurden  im  Kurhause  im  ganzen 
429  Kinder  verpflegt.  Die  Erfolge  waren  224  mal  sehr  gute, 
32  mal  befriedigende,  7  mal  blieben  sie  aus. 


2.wüi^t  tlerfugungett. 


Erlafs  des  KSnigUeh  prenfsisehen  Unterriehtsministers 

wegen  Erwerbung  nnd  Pflege  einer  gnten,  anch  fKr  die 

l7giene  des  Anges  wichtigen  Handsehrift  dnreh  die  Schiller 

h](herer  Lehranstalten. 

Berlin,  den  5.  Januar  1895. 

In  Würdigung    der  Wichtigkeit,    welche    eine    gute,    leserliche 
Handschrift  fdr  d&s  praktische  Leben  hat,   ist   die  Schule  bemüht, 


238 

auf  die  Pflege  einer  solchen  auch  über  die  Zeit  des  eigentlichen 
Schreibunterrichtes  hinaas  bei  ihren  Zöglingen  hinzuwirken.  Leider 
aber  entsprechen  die  Erfolge,  wie  auch  die  ReYisionsbemerkungen 
zu  den  deutschen  Abiturientenaufsfttzen  von  Ostern  1894  beweisen, 
noch  nicht  fiberall  der  aufgewendeten  Mfihe. 

Indem  ich  die  Aufmerksamkeit  der  Königlichen  Provinzialschul- 
koUegien  auf  diese  Thatsache  hinlenke,  mache  ich  insbesondere  darauf 
aufmerksam,  dafs  in  vielen  Fällen  eine  auf  den  unteren  und  mittleren 
Stufen  erworbene  gute  Handschrift  auf  der  oberen  Stufe  bereits 
wieder  verloren  geht.  Liegen  auch  die  Grttnde  dafür  unzweifelhaft 
zu  nicht  geringem  Teil  in  der  Flfichtigkeit  der  Jugend,  so  wird  die 
Schule  doch  bemüht  sein  müssen,  nach  wie  vor  gegen  die  daraus 
erwachsenden  Vernachlässigungen  anzukämpfen.  Viel  vermögen  die 
Lehrer  zu  deren  Beseitigung  dadurch  beizutragen,  dafs  sie  jede  Ver» 
lockung  zur  Flüchtigkeit,  z.  B.  durch  zu  rasche  Diktate,  meiden 
und  dafe  sie  keinen  Aufsatz  oder  keine  Reinschrift  aus  den  Händen 
der  Schüler  annehmen,  in  welchen  Flüchtigkeit  und  UnordenÜichkeit 
der  Schrift  zu  rügen  sind. 

Indem  ich  die  Königlichen  ProvinzialschulkoUegien  veranlasse, 
die  ihnen  unterstellten  Lehrerkollegien  bei  Anerkennung  ihrer  bis- 
herigen Bemühungen  nach  Vorstehendem  mit  Weisung  zu  versehen, 
erwarte  ich  in  den  betreffenden  Verwaltungsberichten  von  1895  und 
1896  eine  Äufserung  darüber,  ob  und  inwieweit  etwa  der  steno- 
graphische Unterricht  auf  die  Handschrift  der  daran  teilnehmenden 
Schüler  Einflufs  übt. 

Der  Minister  der  geistlichen  u.  s.  w.  Angelegenheiten. 

(Gez.)  B088E. 

An 
sämtliche  Königliche  ProvinzialschulkoUegien. 
ü.  II.  3064. 

Verordniiiif^  des  Regierangsrates  des  Kantons  SehaflhaiiseBy 
betreffend  die  Yerhfitnng  der  Weiterverbreilnng  ansteckender 

Krankheiten  durch  Schulen. 

1.  Den  Vorschriften  nachfolgender  Verordnung  sind  alle  öffent- 
lichen und  Privatschulen,  Kleinkinderschulen,  sowie  die  kirchliche 
Kinderlehre  nntersteUt. 

2.  Die  Schulbehörden  und  Greistlichen  haben  für  richtige  Hand* 
habung  der  Vorschriften  zu  sorgen. 

3.  Die  Ärzte  sind  verpflichtet,  von  jedem  Seuchenfalle  der 
Schulbehörde,  eventuell  dem  betreffenden  Geistlichen  oder  Lehrer 
Anzeige  zu  machen. 


239 

4.  Der  Schulbesuch  und  der  Besuch  der  Kinderlehre  sind 
yerboteii : 

a.  bei  Keuchhusten  dem  Patienten; 

b.  bei  Scharlach  und  Diphtherie  dem  Kranken,  sowie  dessen 
schulpflichtigen  Wohnungsgenossen,  sofern  nicht  die  vollständige 
Absonderung  des  Kranken  ärztlich  bescheinigt  ist; 

c.  bei  Masern  nur  auf  besonderes  Verlangen  des  Arztes  und 
bei  Ixysartigen  Epidemien. 

5.  Besuche  von  Kindern  in  den  mit  Ansteckung  behafteten 
Häusern  sind  nicht  gestattet,  diejenigen  Erwachsener  möglichst  zu 
beschränken. 

Den  Eltern  oder  deren  Vertretern  liegt  die  Pflicht  ob,  allftllige 
Besuche  Ton  Kindern  abzuweisen  und  Erwachsene  auf  den  Aus- 
bruch der  ansteckenden  Krankheit  aufmerksam  zu  machen. 

Die  Ärzte  können,  wenn  es  nötig  erscheint,  zur  Vermeidung 
der  Ansteckungsgefahr  den  Verkehr  mit  den  kranken  Kindern  und 
ihren  Wohnungsgenossen  noch  in  strengerem  Grade  einschränken. 
Von  solchen  besonderen  Mafsnahmen  haben  sie  den  Bezirksarzt 
sofort  in  Kenntnis  zu  setzen. 

6.  Bricht  in  der  Familie  eines  das  Schulhaus  bewohnenden 
Lehrers  Scharlach  oder  Diphtherie  aus,  so  ist  der  Kranke  entweder 
sofort  auszulogieren  oder  die  Schule  fttr  so  lange  zu  schliefsen,  bis 
die  in  Artikel  9  geforderten  Bedingungen  erfOllt  sind. 

Dieselbe  Mafsregel  hat  auch  einzutreten,  wenn  in  einer  das 
Schulhaus  bewohnenden  Privatfamilie  Scharlach  oder  Diphtherie  aus- 
bricht, sofern  nicht  besondere  Verhältnisse  die  Ansteckungsgefahr 
als  ausgeschlossen  erscheinen  lassen. 

7.  Erkrankt  jemand  in  der  Familie  eines  auüser  dem  Sehul- 
banse  wohnenden  Lehrers  oder  dessen  Kostgebers  an  Scharlach  oder 
Diphtherie,  so  darf  der  Lehrer  den  Unterricht  nur  erteilen,  wenn 
die  Tollständige  Absonderung  gemäfs  Artikel  4  Torhanden  ist. 

8.  Bei  starker  Überhandnähme  einer  ansteckenden  Kinder- 
iürankheit  kann  der  Bezirksarzt  die  Schliefsung  der  Schulen  far 
kflnere  oder  längere  Zeit  anordnen.  Von  einer  solchen  Mafsregel 
ist  jedoch  dem  Schulinspektorate  zu  Händen  der  Erziehungs*  und 
Sanitätsdirektionen  unverzüglich  Mitteilung  zu  machen. 

9.  Der  Wiederbesuch  der  Schule  ist  dem  Kranken  und  seinen 
schulpflichtigen  Mitbewohnern  gestattet,  wenn  die  Heilung  und  die 
richtige  Desinfektion  durch  ein   ärztliches  Zeugnis  bescheinigt  sind. 

10.  Anordnung  und  Überwachung  der  Desinfektion  ist  in  Privat- 
hänsem  Sache  des  behandelnden  Arztes,  in  Schulgebäuden  ebenfalls 
eines  Arztes. 

11.  Zuwidei  handeln   gegen  diese  Verordnung    wird    gegenüber 


240 

allen  Fehlbaren  mit  Bnfsen  von  5  bis  100  Fr.  bestraft.  Treffen 
Yoraussetzangen  des  Strafgesetzes  za,  so  werden  die  Schuldigen  dein 
Strafrichter  tiberwiesen. 

Die  Ärzte,  Schulbehörden,  Lehrer  und  Geistlichen  sind  unter 
eigener  Verantwortlichkeit  verpflichtet,  von  den  ihnen  zur  Kenntnis 
gelangenden  Übertretungen  Anzeige  zu  machen. 

YerAgiing  des  Bezirksschulrates  der  Stadt  Wien  becttgliek 
Heizung,  Lfiftung  and  Reinigung  der  Schnizimmer. 

Bezirksschulrat  der  k.  k.  Beichshaupt-  und  Residenzstadt  Wien. 

G.  Z.  8449. 

An  sämtliche  Schulleitungen. 

Mit  Hinweis  auf  den  §  al.  2  der  „Schluiäbestimmungen"  des 
Erlasses  des  Herrn  Ministers  für  Kultus  und  Unterricht  vom  9.  Juni 
1873,  Z.  4816,  und  in  Befolgung  des  Auftrages  des  hochlöblichen 
k.  k.  niederösterreichischen  Landesschulrates  vom  4.  Dezember  1894, 
Z.  12101,  wonach  der  Bezirksschulrat  im  Einvernehmen  mit  dem 
Wiener  Magistrate  mit  allem  Nachdrucke  darauf  zu  dringen  hat, 
daCs  in  den  Schulhäusern  fär  eine  ausreichende  Reinigung  und 
Lüftung  Sorge  getragen  werde,  wird  die  Schulleitung  im  Sinne  der 
Bestimmungen  des  §  21,  22  und  23  der  eingangs  citierten  hohen 
Hinisterialverordnung  eindringlichst  auf  die  ihr  zukommende  Obsorge 
fOr  entsprechende  Heizung,  Laftung  und  Reinigung  der  Lehrziramer 
aufmerksam  gemacht  und  aufgefordert,  alles  zu  veranlassen,  was 
geeignet  wäre,  einer  Überheizung  oder  schlechten  Lüftung  der 
Lehrzimmer  vorzubeugen.     Insbesondere  hat  sie 

1.  die  „Vorschriften  fttr  Helzungs-  und  Lüftungs- 
betrieb  in  den  Schulen  der  Stadt  Wien^^  in  der  nächsten 
Lokalkonferenz  unter  genauer  Bezugnahme  auf  alle  an  der  Schule 
vorhandenen  Heizungs-  und  Lüftungsvorrichtungen  selbst  zu  be- 
sprechen oder  durch  eine  Lehrperson  besprechen  zu  lassen,  wobei 
Anträge  zum  Schutze  der  Kinder  und  Lehrer,  wofeme  den  gerügten 
Mängeln  nicht  von  selten  der  Schulleitung  abgeholfen  werden  kann, 
mittelst  Eingabe  an  die  zuständige  Bezirkssektion  zu  leiten  sind ; 

2.  die  Lehrpersonen  zu  ersuchen,  um  8  Uhr,  10  Uhr  vor- 
mittags und  2  Uhr  nachmittags  die  Temperatur  des  Lehrzimmers 
auf  einer  im  Lehrzimmer  aufzuhängenden  Tabelle  (siehe  Musterform 
auf  Seite  241)  zu  verzeichnen  und  sämtliche  von  den  Klassenlehrern, 
bezw.  Klassenvorständen  unterzeichneten  Tabellen  am  Ende  der 
Heizperiode  an  die  zuständige  Bezirkssektion  einzusenden; 

3.  dafür    zu    sorgen,    dafs    die    Vorschriften,    betreffend    das 


241 


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16 


242 

öffoen  der  Fenster  nach  dem  Unterrichte  behnfe  der  nötigen  Lüftiing 
der  Lehrzimmer,  genau  erfüllt  werden,  und  im  Falle  yorkommender 
NichterfQlInng  dieser  Vorschriften,  sowie  nachl&sdger  Reinigung  der 
Lehrzimmer,  einschliefslich  der  Tnms&le,  nnnachsichtlich  die  Anzeige 
an  die  zuständige  Bezirkssektion  zu  erstatten. 

Die    erforderlichen    Tabellen    sind    in    kurzem  Wege  bei  dem 
zuständigen  Ortsschulrate  zu  beheben. 

Vom  Bezirksschubate  der  Stadt  Wien,  am  21.  Dezember  1894. 

Der  Vorsitzende-Stellvertreter. 
(Gez.)  Dr.  Reisch. 


{lerfonalien. 


Bei  dem  Königlich  preufsischen  Ministerium  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten  ist  der  Geheime  Regienmgs- 
und  vortragende  Rat  von  Chappüis  zum  Geheimen  Oberregierungsrat 
und  der  Regiemngsrat  Schwabtzkopff  in  Düsseldorf  zum  Ge- 
heimen Regierungsrat  und  vortragenden  Rat  ernannt  worden. 

Die  Obersanitätsräte,  Hofrat  Professor  Dr.  Ed.  Albert  and 
Hofrat  Professor  Dr.  Hebm.  Freiherb  von  Widebhofer  in  Wien, 
haben  eine  Berufung  als  lebenslängliche  Mitglieder  in  das  österreichische 
Herrenhaus  erhalten. 

Der  Charakter  als  Geheimer  Regiemngsrat  wurde  unserem  ver- 
ehrten Mitarbeiter,  Herrn  Dr.  Vogt,  früher  Direktor  des  Friedrich- 
gymnasiums in  Kassel,  und  dem  Regierungsrat  im  Kaiserlichen 
Gesundheitsamte  G.  Röckl  verlieben. 

Der  ständige  Sekretär  des  deutschen  Vereins  für  öffentliche 
Gesundheitspflege,  Sanitätsrat  Dr.  Spiess  in  Frankfurt  a.  M.,  hat 
den  Titel  eines  Geheimen  Sanitätsrats  erhalten. 

Die  Gesellschaft  der  Ärzte  des  Nowgorodschen  Gouvernements 
wählte  unseren  geschätzten  Mitarbeiter,  Herrn  Professor  der  Hygiene 
Dr.  EBI8MAI4N  in  Moskau,  die  deutsche  Gesellschaft  f&r  öffentliche 
Gesundheitspflege  in  Berlin  den  Professor  der  Hygiene  Dr.  von 
Fodor  in  Budapest  zum  Ehrenmitgliede. 

Zum  Offizier  der  französischen  Akademie  wurde  Frau  Piqson, 
Vorsteherin  der  Schulen  der  Salpetri^re  in  Paris,  ernannt. 

Dem  im  Königlich  preufsischen  Ministerium  der  geistlichen  u.  s.  w. 
Angelegenheiten  angestellten  Landbauinspektor  Ditmar  ist  der 
Charakter  als  Baurat  verliehen  worden. 


243 

Unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Regierangsrat  Dr.  Gauster, 
Direktor  der  Landesirrenanstalt  in  Wien,  wnrde  in  den  nieder- 
österreichischen  Landessanitätsrat  fQr  das  Trienninm  1895 — 1897 
berufen. 

Es  sind  verliehen  worden:  dem  Professor  Pasteub  nnd  dem 
Professor  Roux  in  Paris,  ersterem  das  Grofskrenz,  letzterem  die 
Kommandeorinsignien  des  belgischen  Leopoldordens;  dem  Direktor 
des  hygienischen  Institutes  in  Greifswald,  Professor  Dr.  Löffleb, 
das  Offizierkreuz  der  französischen  Ehrenlegion;  dem  Provinzial- 
schulrat,  Geheimen  Regierungsrat  Tbosiek  in  Magdeburg,  das 
schwarzburgische  Ehrenkreuz  n.  Klasse;  dem  Geheimen  Ober- 
regiemngsrat  und  vortragenden  Rat  im  Königlich  preufsischen  Mini- 
sterium der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten 
VON  Bbbmen  der  rote  Adlerorden  II.  Klasse  mit  Eichenlaub;  den 
Geheimen  Oberregierungsräten  und  vortragenden  Räten  in  demselben 
Ministerium  Hegel  nnd  Weveb  der  rote  Adlerorden  III.  Klasse 
mit  der  Schleife;  dem  Regierungs-  und  Schulrat  Baüeb  in  Köln, 
dem  Gymnasialdirektor  Dr.  Holstein  in  Wilhelmshaven,  dem  Real- 
gymnasialdhrektor  Dr.  Junge  in  Magdeburg,  dem  Geheimen  Re- 
gierungsrat  und  vortragenden  Rat  im  Königlich  preufsischen  Kultus- 
ministerium TON  Moltke,  dem  Regierungsrat  beim  Provinzial- 
sehulkollegium  Dr.  Magbb  in  Koblenz,  dem  Schulrat  und  Kreis- 
schnlinspektor  Schwalbe  in  Posen,  dem  Regierungs-  und  Schulrat 
Spbbbeb  in  Breslau,  dem  Schulrat  und  Seminardirektor  Dr.  Tyszka 
in  Alfeld,  dem  Direktor  des  Leibnizgymnasiums  Dr.  FbiedlÄndeb 
in  Berlin,  dem  Direktor  des  Realgymnasiums  Dr.  Wittich  in  Kassel, 
dem  Direktor  der  städtischen  höheren  Mädchenschule  Wenzel  in 
Hagen  und  dem  Direktor  Thome  in  Köln  der  rote  Adlerorden 
lY.  Klasse;  dem  Direktor  der  städtischen  Oberrealschule  Dr.  Acebb- 
MAKN  in  Kassel,  dem  Gewerbeschuldirektor  a.  D.  Dr.  Wiecke  in 
Berlin  und  dem  Kreisschulinspektor  Schbeieb  in  Oppeln  der  Kronen- 
orden ni.  Klasse;  dem  Regierungs-  und  Schulrat  Dr.  Ross  in 
Wiesbaden  und  dem  Schulrat  und  Seminardirektor  Klose  in  Lieben- 
thal der  Adler  der  Ritter  des  Königlichen  Hausordens  von  Hohenzollern. 

Der  Deputierte,  Herr  Poincabi^,  ist  zum  französischen  Minister 
des  öffentlichen  Unterrichts  und  der  schönen  Künste  an  Stelle  des 
Herrn  Leygues  ernannt  worden. 

Professor  Dr.  Albebt  Kossel,  der  ursprünglich  die  hygienische 
Professur  in  Marburg  flbemehmen  sollte,  erhielt  nach  dem  plötz- 
lichen Ableben  von  Professor  KÜLZ  den  Lehrstuhl  der  Physiologie 
daselbst. 

Dr.  B.  Febmi  hat  sich  als  Privatdocent  fttr  Hygiene  in  Rom 
habilitiert. 

16* 


244 

Der  Professor  am  Homboldtgymnasiam  in  Berlin  Dr.  Mbusel 
wnrde  zum  Direktor  des  Köllnischen  Gymnasiums  daselbst,  der  Pro- 
fessor Dr.  Biese  in  Saarbrücken  zum  Gymnasialdirektor  in  Essen, 
der  Professor  am  Kaiser  Wilhelmgymnasium  Dr.  ÜEBaiCANN  in 
Hannover  zum  Gymnasialdirektor  in  Lingen,  der  Gymnasiallehrer 
DÖDSRLEIN  am  Progymnasium  in  Memmingen  zum  Direktor  dieser 
Anstalt  befördert. 

In  gleicher  Eigenschaft  sind  versetzt  worden:  der  Gymnasial- 
direktor Kern  in  Frankfurt  a.  0.  an  das  Luisengymnasium  zu 
Berlin,  der  Gymnasialdirektor  Dr.  Menge  in  Sangerhausen  nach 
Wittstock,  der  Gymnasialdirektor  Dr.  Bbock  in  Königsnütte  nach  Geb. 

Der  Gymnasialprofessor  BaEüEB  in  Montabaur  wurde  zum  Real- 
gymnasialdirektor  in  Wiesbaden,  der  Professor  Held  an  der  Real- 
schule in  Diez  zum  Direktor  dieser  Anstalt,  der  Professor  Kuqel 
in  Gotha  zum  Direktor  der  Gewerbeschule  in  Eisenach,  der  kom- 
missarische Kreisschulinspektor  Dr.  Jonas,  der  Gymnasialoberlehrer 
Spilling  und  der  Seminaroberlehrer  Sachse  zu  Kreisschulinspektoren, 
der  Lehrer  an  der  4.  Bürgerschule  in  Leipzig  Rögeb  zum  Direktor 
der  27.  Bezirksschule  daselbst  ernannt. 

An  dem  neuen  Lyceum  Gar  not  in  Paris  ist  Dr.  Alphohse 
Delage  als  Arzt,  Dr.  de  Molenes  als  Hilfsarzt  angestellt  worden. 

Der  Realgymnasialdirektor  Dr.  Hsilebmann  feierte  sein  fünfzig- 
jähriges Dienstjubilftum,  aus  welchem  Anlals  ihm  der  Charakter  als 
Geheimer  Regierungsrat  verliehen  vmrde. 

Der  Professor  der  Hygiene  an  der  Universität  Dorpat  Dr.  Bern- 
hard KÖRBER  hat  nach  Ansdienung  von  30  Jahren  die  gesetzliche 
Entlassung  als  Professor  erhalten. 

Unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Wirklicher  Staatsrat  Dr. 
Alexander  von  Wirenius  Excellenz  in  St.  Petersburg,  wurde 
auf  sein  Ansuchen  als  Direktor  des  Kinderasyls  der  GroCsftrstiji 
Alexandra  Nikolajewna  verabschiedet. 

Es  sind  gestorben:  in  München  der  Königlich  bayrische  Unter- 
richtsminister Dr.  VON  MÜLLER,  in  Dresden  der  Königlich  säch- 
sische Obermedizinalrat  Dr.  Franz  Wilh.  Koe&ner,  in  Genf  der 
Präsident  des  dortigen  internationalen  Kongresses  für  Hygiene  und 
Demographie  im  Jahre  1882  Dr.  H.  Gl.  Lombard,  in  Paris  der 
hervorragende  französische  Kliniker  Düjardin-Beaümetz,  der  auch 
regen  Anteil  an  hygienischen  Fragen  nahm  und  Mitglied  des  fran- 
zösischen Sanitätsrates  war,  gleichfalls  in  Paris  Dr.  REaNAULD, 
Honorarprofessor  an  der  medizinischen  Fakultät  daselbst  und  Mit- 
glied des  beratenden  Komitees  für  Gesundheitspflege  in  Frankreich, 
in  Aurich  der  frühere  dortige  Gymnasialdirektor  Dr.  DRAEGhEB,  in 
Kiel  der  Gymnasialdirektor  a.  D.  Dr.  H.  Keck,  in  Königsberg  i.  Pr. 


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246 

der  Realschnldirektor  Ekdmann,  in  Brieg  der  KreiBschulinspektor 
Schidrat  £beb8TBIN,  in  Leipzig -Gohlis  der  Scholdirektor  Lotze, 
in  Kflsnacht  der  P&dagog  H.  Wbttbteim. 


fttterotnr. 


Besprechungen. 

F.  KROEeEB.  Wer  keut  die  Wunder  seines  Ich?  £ine  Schnl- 
frage.     Berlin,  1894.     Hirsch wald.    (32  S.  Gr.  8^.) 

Diese  Broschttre  ist  die  Arbeit  einer  hochgebädeten  Fran, 
welche  fttr  die  VeraUgemeinerong  des  hygienischen  Unterrichtes  und 
die  obligate  PrOfinng  in  der  Gesondheitslehre  an  allen  Schalen, 
Lehrer-  und  Lehrennnenbildnngsanstalten  eine  Lanze  bricht.  Wir 
Hygieniker  von  Fach  und  insbesondere  jene  anter  ans,  die  als 
Leiter  des  Gesondheitswesens  ganzer  Staaten  berafen  sind,  die 
modernen  Frmngenschaften  der  Gesandheitslehre  ans  der  Theorie 
in  die  Praxis  zu  ttbertragen,  nehmen  jede  kompetente  Mitarbeiterschaft 
dankbar  an,  trotzdem  können  wir  jedoch  einige  Forderongen  der 
geehrten  Verfasserin  nicht  gat  heüsen. 

Frau  KuOBOEB  klagt  darüber,  dafs  in  der  Schale  die  Kinder 
nicht  aber  den  Bau  nnd  die  Bestimmung  der  Organe  des  eigenen 
Körpers  belehrt  werden.  Die  Klage  ist  vielleicht  zu  allgemein 
gehalten.  Allmählich  wird  in  den  meisten  Kultnrstaaten  die  Gesundheits- 
lehre auch  in  die  Volksschulen  eingeführt,  entweder  als  selbständiger 
Unterrichtsgegenstandy  oder  mit  dem  naturgeschichtlichen  Unterricht 
vereinigt,  oder  es  werden  in  das  Lesebach  einzelne  Kapitel  der 
Gesundheitspflege  aufgenommen,  die  dem  Lehrer  Gelegenheit  bieten, 
den  Stoff  weiter  zu  entwickeln.  Damit,  dafe  Lehrer  und  Lehrerinnen 
die  Kinder  Hygiene  lehren,  ist  jedoch  nur  ein  Teil  unserer  Aufgabe 
erfollt  Die  Beeinflussung  der  intem,  die  Beobachtung  der  Regeln 
der  Gesandheitslehre  im  Hause  ist  nicht  minder  wichtig.  Allerdings 
wird  auch  hier  die  Schule  mit  der  Zeit  helfen.  Ich  sage  mit  der 
Zeit,  denn  die  Erkenntnis  dessen,  was  dem  Volke  not  thut,  dringt 
nur  nach  nnd  nach  in  die  Massen,  und  wir  wären  Frau  Kboegeb 
zu  besonderem  Danke  verpflichtet,  wenn  sie  nicht  mit  Professor  Ebib- 
MAN17  in  Moskau  darauf  verzichten  wollte,  sich  auch  mit  den  Fraueu 
des  Volkes  zu  befassen,  „die  in  krasser  Unwissepheit  hinleben,  ohne 
eine  Ahnung  von  der  grofsen  Bedeutung  ihres  natürlichen  Berufes 
zu   haben^.    Im  Vaterlande   der   Frau  Kboegeb   stehen    die  Ver- 


246 

hältnisse  anders,  sXs  in  jenem  meines  hochverehrten  Kollegen  Eris- 
ILLNN;  was  in  Rofeland  hente  noch  nicht  möglich  ist,  dtlrfte  in 
Deutschland  schon  jetzt  thunlich  sein.  Frau  RBOEaEB,  der  die 
nötige  Begabung  dazu  nicht  fehlt,  sollte  deshalb  einen  Schritt  weiter 
gehen  und  die  hygienische  Erziehung  der  armen  Mädchen  und 
Frauen  dadurch  beschleunigen  helfen,  dals  sie  den  Haushaltungs- 
schulen eine  gröfsere  Wichtigkeit  beimifst  und  in  denselben  der 
Hygiene  einen  bedeutenderen  Platz  einräumt.  Die  Wohlhabenden 
haben  die  Hygiene  minder  nötig,   als  die  Armen  und  Unwissenden. 

Die  geehrte  Verfasserin  wünscht  mit  Ebismank,  dafs  auch  die 
Lehrer  der  Volksschulen  an  Universitäten  gebildet  werden.  Das 
sind  Ideale,  deren  Verwirklichung  in  kurzer  Zeit  ebensowenig  zu 
gewärtigen  ist,  wie  jene  des  Wunsches,  dafs  an  der  Elementarschule 
ein  Arzt  Hygiene  lehre  und  dafs  in  den  Mädchenschulen  eine  Ärztin 
diese  Rolle  übernehme. 

Frau  Kboegeb  wird  mir  wohl  erlauben,  hier  meine  Ansicht 
über  die  Ärztin  auszusprechen,  die  mit  der  ihrigen  nicht  überein- 
stimmt. Ich  sehe  mich  dazu  durch  den  Ausspruch  der  geehrten 
Verfasserin  veranlafst,  dafs  durch  den  Unterricht  in  der  Hygiene 
manches  Mädchen  Anregung  erhalten  würde,  sich  dem  Berufe  einer 
Ärztin  zu  widmen.  Die  Familie  ist  das  Fundament  des  Staates, 
die  moderne  Oivilisation  hat  allen  Anlafs,  die  Heiligkeit  derselben  zu 
wahren,  somit  das  Weib  nicht  ihrem  natürlichen  Berufe  zu  ent- 
fremden, sie  mehr,  als  notwendig  ist,  zum  selbständigen  Broterwerb 
hinzutreiben.  Es  liegt  sicher  Mangel  an  Logik  darin,  wenn  wir 
einerseits  durch  die  Industriegesetzgebung  im  Interesse  der  Familie 
und  der  Kindererhaltung  das  Weib  gegen  Überbürdung  schützen, 
ihr  zu  gewissen  Zeiten  das  Arbeiten  in  Fabriken  verbieten  und  anderer- 
seits Mädchen  zum  medizinischen  Studium  auffordern.  Glabstone 
äufserte  einmal,  dafs  er  den  Mann  als  den  gröfeten  Wohlthäter 
seines  Landes  preisen  würde,  welcher  eine  Erfindung  ersönne,  die 
es  jeder  Familienmutter  möglich  machte,  etwas  zu  verdienen,  ohne 
den  häuslichen  Herd  verlassen  zu  müssen.  Ich  will  zugeben,  dafs 
man  besonders  begabten  Mädchen,  welche  die  erforderiiche  Vor- 
bildung genossen,  die,  statt  Suppe  zu  kochen  und  Strümpfe  zu 
stopfen.  Griechisch  und  Mathematik  getrieben  haben,  die  Thüren  der 
Universität  nicht  verschliefsen  soll.  Es  ist  aber  nicht  notwendig,  dafs 
eine  Ärztin  die  Mädchen  Hygiene  lehre,  und  wir  wollen  nicht  damit 
warten,  bis  wir  über  eine  genügende  Zahl  von  Medizinerinnen 
verfügen. 

Die  Autorin  hält  die  weiblichen  Ärzte  für  unentbehrlich,  weil 
viele  Mädchen  und  Frauen  Scheu  tragen,  sich  bei  gewissen  Krank- 
heiten männlichen  Ärzten  anzuvertrauen.     Die  Zahl  dieser  von  falscher 


247 

Scham  IrregefQhrten  verringert  sich  aber  allmählich.  Es  ist  Sache 
des  gebildeten  Arztes,  sich  das  Vertrauen  seiner  Patientinnen  in  dem 
Habe  za  erwerben,  als  es  fttr  seine  Zwecke  notwendig  ist. 

Der  geschätzten  Verfasserin  scheint  es  unbekannt  zu  sein,  dafs 
in  einigen  Staaten  (Frankreich,  Rumänien  etc.)  bereits  weibliche  Schul- 
inspektoren  f&r  gewisse  Fächer  der  Mädchenschulen  bestehen,  sonst 
wflide  sie  vielleicht  die  Forderung  fallen  gelassen  haben,  dais  im 
obersten  Schulrate  eines  jeden  Staates  eine  Frau  Sitz  und  Stimme 
liabe.  Eine  Dame  von  Wissen  und  Herz,  wie  Frau  Kboeger,  kann 
ja  nicht  fttr  die  Frauenemancipation  schwärmen. 

Wir  wflnschen,  dafs  das  Schriftchen  der  Frau  Kboegeb  in 
jenen  Kreisen  viel  gelesen  werde,  welche  der  Belehrung  ttber  die 
hier  behandelte  Frage  besonders  bedürftig  sind,  und  hoffen,  dafs 
dieser  Erstlingsarbeit  bald  eine  andere  folgen  werde.  Die  geehrte 
Verfasserin  möge  uns  gestatten,  ihr  die  Haushaltungsschulen  als 
dankbaren  Stoff  fttr  ihr  Studium  zu  empfehlen. 

Professor  der  Hygiene  und  Sanitätspolizei,  Obersanitätsrat 

Dr.  med.  J.  Felix,  Generaldirektor  des  Gesundheitswesens 
des  Eünigsreichs  Rumänien  in  Bukarest. 

Sxtrait  du  rapport  de  gestion  de  la  miuielpaliM  de  Lausanne 
an  conseil  eommimä  pour  rannte  1893.  Direction  des 
ieoles.  Service  m^dieal.  Extrait  da  rapport  pr^senM  par 
M.  le  Dr.  Combe,  midecin  des  ^coles.  Lausanne,  1894. 
Imprimerie  Lucien  Vincent.     (104  S.  8^.) 

^Der  Magistrat  von  Lausanne  veröffentlicht  alljährlich  einen 
Bericht  ttber  den  moralischen  und  materiellen  Stand  der  städtischen 
ünterrichtsanstalten.  Die  Frage  der  Schulhygiene  nimmt  darin  einen 
hervorragenden  Platz  ein.  Dieser  Teil  des  Berichts  fttr  das  Jahr 
1893,  der,  wie  schon  frtther,  von  Dr.  Cobcbe,  einem  anerkannten 
Fachmann,  abgefafst  wurde,  ist  besonders  interessant. 

Der  Genannte  gibt  zunächst  eine  Statistik  der  Krankheiten, 
Ton  welchen  die  Schttler  während  des  Schuljahres  befallen  wurden. 
Die  Gesamtzahl  der  Erkrankungsfälle  betrug  2381,  638  mehr  als 
im  Yoijahr,  und  264  im  Durchschnitt  auf  den  Monat.  Der  Ge- 
nmdheitszustand  ist  demnach  kein  gttnstiger  gewesen. 

Dann  folgt  eine  Übersicht  der  ansteckenden  Krankheiten,  die 
bei  den  Schulkindern  vorgekommen  sind. 

Bei  Besprechung  der  Masern  untersucht  der  Verfasser  die  in- 
fektiOse  Natur  derselben  und  zieht  seinerseits  den  Schlufs,  den  heute 
&st  alle  Kliniker,  die  sich  mit  Kinderkrankheiten  beschäftigen,  an- 

^  Ana  dem  Französischen.     D.  Red. 


248 

genommen  haben,  „dafs  die  Masern  ansteckend  sind  wfthrend 
der  Invasionsperiode,  wenn  sich  nur  erst  Katarrhe  der 
Augen,  der  Nase  and  der  Luftröhre  ohne  Auswurf  (?) 
zeigen*'.  Hieraus  ergibt  sich  die  bedeutende  Schwierigkeit  fOr  die 
Verhütung  dieser  Krankheit.  Der  Autor  folgert  aus  seinen  Beob- 
achtungen femer,  dafs  die  Ansteckung  vier  Tage  nach  dem  ErschehMii 
des  Ausschlages  aufhört,  und  verlangt,  dafe  man  die  Absperrungszeit 
der  Masemkranken  verkürze,  indem  man  sie  von  drei  Wochen  auf 
zwei  herabsetzt.  Die  Geschwister  der  Masemkranken  müssen  w&hrend 
desselben  Zeitraumes  von  der  Schule  ausgeschlossen  bleiben.  Soll 
man  w&hrend  einer  Masemepidemie  zeitweilig  die  Schule  schUefsen? 
Dr.  COMBE  macht  einen  Unterschied  zwischen  Stadt-  und  Laad- 
sdiulen.  Während  er  für  eine  Spermng  der  Landschulen  ist,  hAlt 
er  sie  bei  den  Stadtschulen  für  schädlich.  In  diesen  trägt  die 
Schliefsung  zu  einer  Fortpflanzung  der  Krankheit  bei ,  indem  die 
Kinder  während  der  freien  Zeit  erst  recht  miteinander  verkehre». 
In  den  Dörfern  ist  das  letztere  der  geringen  Kinderzahl  wegen  weniger 
zu  fürchten.  Im  Falle  einer  Epidemie  sind  die  Feete,  welche 
mehrere  Dörfer  vereinigen,  und  die  Zusammenkünfte  von  Stadt-  und 
Dorfkindem  zu  untersagen. 

Das  Scharlachfieber  wütet  seit  fünf  Jahren  in  Lausaime^ 
nicht  als  Schul-,  sondern  als  Stadtepidemie.  Nach  d«n  Verfasser 
hat  die  Fortdauer  der  Krankheit  trotz  der  angewandten  prophylakti- 
schen Mittel,  der  Desinfektion  der  infizierten  Wohnungen  u.  s.  w., 
ihren  Gmnd  in  der  ungenügenden  Absonderung  der  Scharlachkranken, 
einer  Absonderung,  die  sechs  Wochen  dauern  mufs,  also  bis  zum 
Ende  der  Abschuppung. 

Der  Bericht  meldet  nur  vier  Diphtheritisfiüle  in  einer  Schule. 
Die  in  dem  betreffenden  Dorfe  vorgekommenen  Erkrankungelt  sind 
sehr  viel  zahlreicher  gewesen  und  haben  den  Tod  mehrerer  Kinder 
herbeigeführt.  Da  einer  der  Söhne  des  Lehrers  an  Diphtherie 
erkrankt  war,  wurde  die  Schule  für  einen  Tag  geschlossen  und  sorg- 
fältig desinfiziert.     Infolgedessai  ist  kein  weiterer  Fall  aufgetreten. 

Die  Pocken  haben  sich  in  den  Schulen  Lausannes  seit  nenn 
Jahren  nicht  gezeigt.  Kein  Kind  wird  in  eine  Schule  aufgenommen, 
wenn  es  nicht  ein  ärztliches  Attest  vorlegt,  dafs  es  mit  Erfolg  geimpft 
ist.  Aber  Dr.  Combe  sagt  uns  nicht,  ob  die  Revaccination  an- 
geordnet ist  und  in  welcher  Weise  sie  ausgeführt  wird. 

Im  Jahre  1893  wurden  aufserdem  12  Fälle  von  Keuch- 
husten, 54  Fälle  von  Mumps  und  13  gutartige  Fälle  von  Rose 
gezählt. 

Der  Keuchhusten  ist  in  Lausanne  endemisch,  doch  scheint 
er  aUmählich  abzunehmen. 


249 

SoU  man  die  Kinder,  die  eine  Geschwulst  der  Ohrspeicheldrüsen 
(Mmnps)  haben,  ans  der  Schnle  fortschicken?  Gewifs!  Und  im  Fall 
einer  Schnlepidemie  mnfs  die  infizierte  Klasse,  wie  bei  den  Masern 
ond  ans  denselben  Grttnden,  zeitweilig  geschlossen  werden.  Die 
Sehlieisimg  hat  drei  Wochen  zu  dauern. 

Der  Berichterstatter,  dem  wir  eine  vortreffliche  Studie  über  die 
Influenza  in  den  Lehranstalten  Lausannes  während  des  Schu]|jahres 
1889 — 1890  verdanken,^  widmet  dieser  Krankheit  einen  bedeutenden 
Tefl  seiner  Arbeit.  Seit  1889  begegnet  man  ihr  jedes  Jahr  in  den 
Schulen;  1893  wurden  601  Fälle  gezählt.  Fttr  Dr.  Coube  ist  die 
infektiöse  Natur  der  Influenza  unleugbar.  Die  Ansteckung  geschieht 
durch  unmittelbare  Übertragung.  „Es  scheint  erwiesen,  *"  sagt  der 
Verfasser,  „dafe  die  Infektion,  wie  bei  den  Masern,  im  Stadium  der 
Yorzeiehen  sich  vollzieht.  **  Die  Schliefsung  einer  Schnle  wegen 
Influenza  erscheint  völlig  unntttz. 

Bei  Besprechung  der  ansteckenden  Krankheiten  hebt  der  Autor 
hervor,  wie  sehr  sich  in  Lausanne  die  Einrichtungen  für  die  An-* 
meidung  derselben  verbessert  haben.  Er  hat  in  den  Bureaus  des 
Rathauses  eine  grofse  Wandtafel  anbringen  lassen,  die  in  so  viele 
Felder  eingeteilt  ist,  wie  es  Klassen  gibt;  jedes  dieser  Felder  trägt 
den  Namen  einer  der  Klassen  der  städtischen  Knaben-  oder  Mädchen- 
schulen, bezw.  einer  gemischten  Dorfschule.  Nahe  bei  der  Tafel 
st^en  kleine  Kasten,  die  Fähnchen  von  verschiedener  Farbe  ent- 
halt^; jede  Farbe  entspricht  einer  der  Infektionskrankheiten.  Es 
genagt  also,  dafs  die  Beamten  jedesmal,  wenn  sie  eine  Meldung  er- 
balten, ein  Fähnchen,  das  der  angezeigten  ansteckenden  Krankheit 
entspricht,  in  das  Feld  der  betreffenden  Klasse  setzen.  Der  Schularzt 
braucht  so  täglich  nur  einmal  in  das  Bureau  zu  kommen  und  kann 
dann  mit  einem  Blick  den  Gesundheitszustand  der  Schulen  über- 
s^nen. 

Dem  Kapitel  über  die  ansteckenden  Krankheiten  folgt  eine 
Reihe  von  statistischen  Angaben  über  die  nicht  ansteckenden,  nämlich 
die  Erkrankungen  der  Verdanungs-  und  Atmnngsorgane,  des  Herzens, 
der  Augen,  der  Ohren,  des  Nervensystems  u.  s.  w.  und  schliefslich 
die  chirurgischen  Affektionen. 

Hinsichtlich  der  Lungentuberkulose,  die  Dr.  Gombe  für 
^Aschieden  übertragbar  hält,  fordert  er,  dafs  man  sie  zu  den  Krank- 
heiten rechne,  welche  die  endgültige  Ausschliefsung  von  der  Schule 
fDr  das  daran  erkrankte  Kind  nötig  machen. 

Man  findet  femer  in  dieser  Studie  einen  sehr  interessanten 
Abschnitt  über   die  Einführung  der  Steilschrift  in  den  Schulen. 


^  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1890,  No.  9,  S.  505—522.    D.  Red. 


250 

Der  Verfasser  ist  yon  dieser  Neuerung  Tollkommeii  befriedigt.  Die 
senkrechte  Schrift  begünstigt  eine  bessere  Haitang,  verhindert  dxd 
ungesunde  Verkrümmang  des  Rückgrates  und  bildet  ein  vorzügliches 
Mittel,  am  der  Knrzsichtigkeit  der  Schüler  vorzubeogen. 

Zum  Schlafs  fordert  der  Berichterstatter  die  Schaffang  einer 
besonderen  Klasse  für  zurückgebliebene  Kinder. 

Alle,  die  sich  mit  Schulhygiene  beschäftigen,  werden  diese 
Arbeit  mit  Nutzen  lesen,  da  sie  sich  besonders  durch  die  Klarheit 
der  Darlegung  und  die  statistischen  Mitteilungen  über  sämtliche  in 
Schulen  vorkommenden  Krankheiten  auszeichnet. 

Die  Gewohnheit,  einen  jährlichen  Bericht  über  den  Gesundheits- 
zustand eines  Schulbezirkes  zu  veröffentlichen,  ist  an  und  für  sich  vor- 
trefflich. Überall  sollten  die  Schulärzte  sie  nachahmen.  Das  würde 
gewiüs  dazu  beitragen,  die  Fortschritte  der  Schulhygiene  zu  vermehren. 
Ärztlicher  Schulinspektor  Dr.  med.  Pebrachon  in  Paris. 

Dr.  Wilhelm  Bode,  Geschäftsführer  des  deutschen  Vereins  gegen 
den  Mifsbrauch  geistiger  Getränke.  Zum  Schatz  iiBserer 
Kinder  vor  Wein,  Bier  und  Branntwein.  Eine  Sammlung 
von  Gutachten  über  die  Einwirkung  der  geistigen  Getränke  auf 
die  leibliche,  geistige  und  sittliche  Gesundheit  der  Kinder.  Hildes- 
heim, 1894.  Gebr.  Gerstenberg.     (47  S.  8».  iL  0,40.) 

Die  zahlreichen  Publikationen,  mit  denen  der  rastlos  thätige 
deutsche  Verein  zur  Bekämpfung  des  Milsbrauchs  geistiger  Getränke 
als  emsiger  Förderer  gesunder  Mälsigkeitsbestrebungen  gegen  die 
Alkoholpest  und  ihre  Verbreiter  seit  Jahren  zu  Felde  zieht,  haben  in 
jüngster  Zeit  durch  die  obige  Schrift  eine  wertvolle  Bereicherung  erfahren. 
Ist  das  viele  Trinken  über  den  normalen  Durst  hinaus  schon 
an  sich  eine  gesundheitlich  und  wirtschaftlich  tief  beklagenswerte 
Erscheinung,  so  ruft  die  überhandnehmende  Unsitte,  unsere  Kinder- 
welt unter  dem  Scheine  einer  rettenden  Heil-  und  Kräftigungs- 
methode den  Krallen  des  Trinkteufels  zu  überliefern,  doppelt  laut 
nach  Abhilfe.  Es  war  daher  ein  treffliches  Unternehmen  von  selten 
Dr.  BoDEs,  sich  die  Urteile  zahlreicher  Autoritäten  auf  diesem  Ge- 
biete zu  verschaffen  und  sie  in  seinem  Büchlein  zu  vereinigen. 

Unter  den  siebzig  Gutachten  rührt  die  Mehrzahl  von  Ärzten 
her,  welche  zum  Teil  in  den  hervorragendsten  Stellungen  als  Lehrer 
an  Kliniken,  als  Vorstände  von  grofsen  Heilanstalten  u.  s.  w. 
Gelegenheit  hatten,  auf  dem  besprochenen  Gebiete  eingehende  Studien 
zu  machen.  Eine  kleinere  Zahl  stammt  von  anerkannten  Pädagogen, 
endlich  zwei  von  Militärs,  das  eine  von  dem  bekannten  Oberst- 
lieutenant TON  Knobelsdobff,  das  andere  von  unserem  ruhm- 
bedeckten MOLTKE. 


251 

Alle  mit  Ausnahme  eines  einzigen,  welches  die  Gefahr  nur  in 
dem  AUzaviel  erblickt,  vereinigen  sich  in  rückhaltsloser  nnd  an- 
bedingter Yemrteilnng  der  Verabreichung  geistiger  Getränke  an 
Kinder.  Die  meisten  lassen  den  Alkohol  in  mäfsigen  Gaben  nar 
als  ein  in  den  H&nden  des  vorsichtig  ordinierenden  Arztes  zulässiges 
Mittel  .gelten,  einzelne  sprechen  ihm  auch  in  dieser  Verwendung 
besonderen  Wert  ab.  Dr.  Bobe  hat  ganz  recht,  wenn  er  in  seiner 
instinktiven  Einleitung  die  Unsitte  kommunaler  Verwaltungen  geifselt, 
welche  Alkoholika  zum  „Wohle''  ihrer  Pfleglinge  selbst  an  Waisenkinder 
Yenbfolgen.  Ausgehend  von  Dr.  Demme,  der  die  bedeutungsvollsten 
StArongen  in  dem  Nervensystem  der  Kinder  durch  Spirituosen  sich 
ToDaehen  sah  und  die  Ursachen  der  zunehmenden  Nervosität  weniger 
in  den  nachteiligen  Einflflssen  des  Schullebens,  als  in  der  ganz 
vnzweckm&fisigen,  von  Vergnfigungssucht  getragenen  Lebensweise 
unserer  Jugend  sucht,  bespricht  er  die  Wirkung  des  Alkoholgenusses 
«nd  legt  dar,  wie  sich  auf  diese  Weise  ein  Bedürfnis  nach  häufiger 
Erregwag  und  Betäubung  als  verhängnisvoUes  Erbe  des  Mamies  aus 
der  Jugendzeit  einstellt. 

Was  nun  die  einzelnen  Stimmen  der  Fachmänner  anbelangt, 
80  können  wir  selbstverständlich  aus  der  Fülle  des  Stoffes  nur  ein- 
2ehie  markante  urteile  herausgreifen.  Dr.  Eraemeb  in  München  sagt 
sehr  richtig :  „Die  alten  Trinker  bessern  wir  nicht,  bei  den  Kindern 
mftssen  wir  anfangen.*'  Professor  Hensch  in  Berlin  meint:  „Ge- 
sunde Kinder  bedürfen  überhaupt  keiner  Spirituosen  Getränke.^ 
Dr.  Jacusibl  in  Berlin  beklag  bei  dem  vorhandenen  Schaden  eine 
wissenschaftlich  nicht  zu  rechtfertigende  Nachgiebigkeit  der  Ärzte 
gegenüber  unverständigen  Eltern.  Der  pädagogische  Schriftsteller 
Janke  in  Berlin  wendet  sich  gegen  die  Unsitte  in  der  Familie, 
wekfae  die  in  der  Schule  arbeitenden  Kräfte  nicht  zu  beseitigen 
Fennögen,  und  gegen  die  Methodik,  mit  der  unsere  Jugend  zum 
Alkoholismus  erzogen  wird.  Geheimrat  Laehb  wundert  sich  darüber, 
dsfs  wir  die  groben  Kinder  in  Afrika  vor  dem  Gift  sorgsam  zu 
behüten  suchen,  ohne  unserer  eigenen  kleinen  Kinder  zu  achten. 
Otto  von  Leixnkk  behauptet,  wer  Kindern  Bier,  Wein  oder  gar 
Schnäpse  gebe,  mache  sich  eines  Verbrechens  an  Geist  und  Körper 
der  Jugend  schuldig.  Er  sieht  in  der  überhandnehmenden  Trunk- 
sucht geradezu  eine  Gefahr  für  den  Bestand  des  Reiches.  Der  in 
seinen  Urteilen  so  mafsvolle  Moltke  erklärt  den  Alkohol  als  einen 
der  grOfsten  Feinde  Deutschlands  und  bedauert,  dafs  der  Mifsbrauch 
desselben  im  hohen  Ma&e  stattfinde.  Möbius  -  Leipzig  befürchtet 
sof  diesem  Wege  die  langsame,  aber  sichere  Entartung  der  Rasse. 
Professor  Rein  in  Jena  schliefet  sein  Gutachten  mit  dem  Satze : 
^Was    namentlich    durch   übermäßigen    Biergenufs    in    der    Jugend 


252 

unserem  Volke  an  geistiger  Kraft  nnd  Wirksamkeit  yerloren  gebt, 
ist  nicht  zu  sagen.  **  Professor  Schmidt  in  Frankfurt  leitet  ans 
seiner  Praxis  den  Satz  ab,  dafs  alkobolgeniefsende  Kinder  besonders 
zn  Erkftltnugen  neigen.  SiEGERT-Berlin  bestätigt  auf  Grand  seiner 
dreüsigj&brigen  Lebrererfahrong,  dafs  dieselben  zn  den  schl&frigsten 
nnd  nntflcbtigsten  Schtilem  geboren.  Professor  Thomas  in  Frdbmng 
nennt  Alkohol  in  jeder  Gestalt,  auch  als  leichtes  Bier  oder  leichter 
Wein,  ein  Gift  f^r  die  Jugend.  Ihm  schliefet  sich  Medizinalrat 
TuGZBK  in  Marburg  an,  der  nicht  eindringlich  genug  vor  Dar- 
reichung von  Spirituosen  in  irgend  welcher  Form  an  gesunde  Kinder, 
sowie  an  erkrankte  ohne  bestimmteste  ärztliche  Verordnung  warnen 
kann.  Professor  Zuntz -Berlin  vermag  nicht  zu  glauben,  dab  ein 
denkender  Arzt  den  in  der  Laienwelt  so  weit  verbreiteten  (Hanben 
teile,  Wein  und  Bier  seien  als  regelmäfsige  Stärkungsmittel,  nament- 
lich far  schwache  Kinder,  geeignet. 

Wir  haben  zur  Klarlegung  der  in  den  Gutachten  niedergelegten 
Anschauimgen  wohl  genügende  Proben  beigebracht.  So  bleibt  vns 
nur  noch  übrig,  dem  gewissenhaften  Arzte,  dem  denkenden  Päda- 
gogen, sowie  allen  besorgten  Eltern  eindringlich  die  Lektüca  ^ron 
BODEs  Schrift  zn  empfehlen.  Wir  begrüfsen  bei  diesem  Anlafs  die 
immer  mehr  erstarkende  Meinung,  daCs  man  der  Trunksucht  wirksam 
nur  durch  die  Schule  beizukommen  vermag.  Die  von  Bodb  auf- 
geworfene Frage  ist  in  der  That  eine  ungemein  wichtige,  und  es  ist 
gut,  dafs  das  deutsche  Volk  Einblick  gewinne  in  die  seinem  ehren- 
vollen Bestände  drohenden  Gefahren.  Auch  wir  schliefsen  uns  dem 
Wunsche  des  Verfassers  an,  dafs  die  wachsende  Erkenntnis  von  der 
Gefährlichkeit  des  Alkohols  von  Mann  zu  Mann  wandere  „zum 
Schutze  unserer  Jugend  und  zum  Segen  des  Vaterlandes^. 
Reichsratsabgeordneter  Professor  Dr.  phil.  Viktor  von  Kraus 

in  Wien. 

Henry  W.  Hubbarb,  a  Member  of  the  medical  Staff  of  the  Stainers' 
Homes  for  Deaf  and  Dumb  Children.  Deaf-Mntism:  a  Brief 
Aeeennt  ef  the  Deaf  and  Dumb  Bunan  Raee,  fron  tte 
Earliest  Ages  te  the  Präsent  Time.    London,  1894.    (12  S. 

Kl.  8^     6  d.) 

Die  kleine  Schrift  ist  der  Wiederabdruck  eines  zuerst  in  der 
Zeitschrift  yfLeisure  Hour*^  unter  dem  gleichen  Titel  verOfentlicfatm 
Aufsatzes.  Sie  behandelt  den  Ursprung  und  das  Wesen  der  Taub- 
stummheit, sowie  die  Art  und  Weise,  in  der  sich  dieselbe  fort^ 
während  erhält.  Ebenso  wird  die  während  der  letzten  drei  Jahr- 
hunderte gegen  dieses  Leiden  gerichtete  Behandlung  angefllhrt.  Dabei 
macht  der  Verfasser  mit  Recht  darauf  aufinerksam,   wie  durch  das- 


253 

selbe  nicht  nur  der  Geist,  sondern  auch  der  Körper  der  Betreffenden 
ia  seiner  £iitwickeliing  eine  Henunung  erfährt;  in  Sparta  wurden 
deshalb  die  taubstummen  Kinder  durch  Aussetzen  getötet. 

unter  den  Ursachen  der  Taubstummheit  finden  wir  vor  allem 
die  Yerwandtenehen  und  die  Erblichkeit  angeführt. 

Sehr  ausführlich  sind  die  verschiedenen  Unterrichtsmethoden 
ftr  Taubstumme  besprochen,  die  in  Frankreich  gebräuchliche  Zeichen- 
sprache, die  in  Deutschland  übliche  Lautsprache  und  die  kombinierte 
Methode.  Als  Ziel  soll  dabei  dem  Lehrer  vorschweben,  die  Nicht- 
roUsinnigen  in  den  Stand  zu  setzen,  mit  den  YoUsinnigen  auf  dem 
Gebiete  der  Wissenschaften,  der  freien  Künste,  der  Industrie  und  de3 
Handels  soviel  als  möglich  zu  konkurrieren. 

Wenn  die  kleine  Arbeit  auch  nichts  wesentlich  Neues  bietet, 
80  ist  sie  doch  geeignet,  über  die  wichtigsten  Punkte  der  Taub- 
stommenbildung  das  gröfsere  Publikum  aufzuklären. 

Professor  Dr.  med.  William  Smith  in  London. 


sa^Baassiss^:^ai^H^^ 


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Schrift.     17.  Aufl.     Gleisen,  1894,  £mU  Roth.     JL  0,60. 
Nbsterof,  W.  G.     [Zur  Frage  von  der  psychischen  Entwickdung 

der  Lernenden  und  von  den  psychischen  Übungen  in  den  Schulen.] 

Shum.  nissk.  obscht.    ochran.  narodn.  sdraw.,  1893,  Juni — Juli. 
Neswizei,    A.   A.      [Untersuchungen    über   die    hygienischen    Ver- 

hältnisse  in  den  Volksschulen  des  Kreises  Krementschug.]     Westn. 

obscht.    gigieny,    ssudebn.    i.    prakt.    mediz.,    1893,    Augnst  bis 

September. 
Noteworthy   rules   for  school  hygiene.      The  Sanit.  Inspect.,  1894, 

Nov.  and  Dec.,  XV  and  XVI,  100—101. 
NouvEL,  Mathilde.      Leitfaden   für   die  Hand   der  Schülerinnen 

beim  HaushaMungsunierricht  in  Volks-  und  einfachen  FortbUdungS" 

schtUen,  nach  praktischen  Erfahrungen  bearbeitete     Mit  4  Abbild. 

Breslau,   1894,  Ferd.  Hirt.     M.  0,75. 
Öffentliche    Bedürfnisanstalten    für    Kinderspielplätjse.      Gsdhtsing., 

1894,  XXIV,  400. 


265 


Bei  der  Redaktion  eingegangene  Schriften. 

Alexander,  R.     Die  Desinfekiionspraxis.     Mit  3  Abbild.    Berlin, 

1894,  Schoetz.     8^     ü.  1. 
B^CON,    6.  'yf.     ChUdren,    iheir    health,    trainmg    and    educaUon, 

With  valnable  hints  for  yonng  and  old.    2.  edit.    London,  1894, 

Bacon.     8^     Sh.  6. 
BiCK,  Karl.    Ercktnektomie  (Lannelongues  OperaUan)  für  Mikro^ 

cephaUe  und  IdioUe.  Prag.  med.  Wochschr.,  1894,  XL,  51 1—51 2  ff. 
Bishof,  S.  S.     Eye-stram  headache.     Med.  Ballet.,    1895,   XYIT, 

1,  10  ff. 
BI88ELL,    Mary  T.     AiMeUcs   for   eity   girls,     Pop.   Sc.   Month., 

New  York,  1894—95,  XLVI,  145—153. 
Chkrtik.     B^aiemeni  et  auires  difauts   de  prononciation.     Paris, 

1894,  Soci^t^  d'^ditions  scientifiqaes. 

I>B  Fischer,  0.  Studio  intorno  alle  deviaeioni  deUa  colonna  verte- 
bräle  (scoHasi).  Riv.  veneta  di  sc.  med.,  Venezia,  1894,  XXI, 
160—174. 

EemroN  Wabren,  Lillie.  Defectwe  speech  and  deafness.  New  York, 

1895,  Edgar  S.  Werner. 

Fbiedrighb,  6.     Die  Störungen  der  Sprache.     Hannov.  Schalztg., 

1894,  XXX— XXXIV. 
Harvet,  P.  f.    The  perUs  of  footbaU,    The  New  York  Med.  Jonm., 

1894,  September  29,  826,  406—407. 
HBRSCHBiiL,  Geo.     On  cycling  as  a  cause  of  heart  disease.     The 

Lancet,  1895,  3731,  540—542. 
Hetmann.     Was  ist  Stottern?    Dtsch.  Med.-Ztg.,  1894,  LXXXII, 

917—918. 
JOAL.     On  respiration  in  singing.    Translated  and  edited  by  R.  A. 

Wolfenben.    lUnstrated.    London,  1 895,  F.  F.  Rebman.    Sh.  5. 
Klein,  Chr.     Das  Baden  in  den  öffentlichen  Badeanstalten,     Ein 

Wort  an  Gesnnde  nnd  Kranke.    Hagen,  1894,  Bntz.  8^  ü.  0,30. 
Koch,   J.  L.  A.     Das  Nervenlehen    des  Menschen    in  guten  und 

hösen  Tagen,     Ravensburg,  1895,  Maier.     8^.     JL  3. 
Kohlbausch  nnd  Märten.     Tumspide  nebst  Anleitimg  zu  Wett- 

kämpfen  und  Tumfährten  für  Lehrer,    Vorturner  und  Schiller 

heiherer  Lehranstalten,     5.  Aufl.     Hannover,    1895,  Karl  Meyer. 

JL  0,75. 
Larsen,  Mich,  nnd  Trier,  H.    Über  den  Alkohol  und  seine  Wir- 

hangen.     Mit  VnterstüUfung    der   dänischen  Staatsregierung   für 

die  SchuUehrer  Dänemarks  herausgegeben  von  dem  dänischen  Ent- 

hdltsamkeitsbund    „Afhöldsamfundet".      Übersetzt    von    Edyard 

Frandbbn.     Wien,  1894,  A.  Schnlze.     Gr.  8<^.     JL  0,60. 


266 

Labson,  Ad.  Das  Gedächtnis.  Berlin,  1894,  Gaertner.  Gr.  8®. 
M.  1,40. 

MÄHS,  F.    Körperliche  tbungen  der  Mädchen.    Pädag.,  1894,  XII. 

New  iises  for  harr  ach  schools.  The  Brit.  Med.  Journ.,  1895, 
February  23,  1782,  438. 

Niaa,  Mabianke.  über  den  Handarbeitsunterricht  vom  hjfgieniscken 
Standpunkte.     Frauenwerke,  1895,  II,  10 — 11. 

NOBTH,  Thomas.  CycUng  and  iis  dangers.  The  Brit.  Med.  Jonrn., 
1894,  October  13,   1763,  845. 

NOTTEB,  J.  L.  and  Firth,  R.  H.  Hygiene.  Longman^s  Elemen- 
iary  Science  Series.     London,   1894,   Longmans.     8^.     Sh.  3,6. 

NoüYEL,  Mathilde.  Leitfaden  für  die  Hand  der  SchÜlermnen 
beim  Haushaltungsunterricht  in  Volks-  und  einfachen  Fortbildungs- 
schulen. Nach  praktischen  Erfahrungen  bearbeitet.  Mit  4  Abbild. 
Breslau,  1894,  F.  Hirt.     Gr.  8^     M.  0,75. 

Ommenbobn,  C.     Zur  Frage  des  HaushcUtungsunterrichts.     Berlin, 

1894,  C.  Ulrich  &  Co.     it  0,30. 

OphtheUmia  in  metropolitan  pauper  schools.     The  Brit.  Med.  Joorn., 

1895,  March  2,  1783,  494—495. 

OSBORN,  S.    Premiers  secours  ä  donner  aux  malades  et  aux  blesses, 

Traduction  par  Aigre.     Paris,  1894,  Bailli^re  et  fils. 
Pawel,  Jabo.     Die  Liegestützübungen  als   Freiübimgen  und  ihre 

Verwendung  im  Schulturnen.  Ztschr.  f.  Turn,  und  Jgdspl..  1894, 

XVI,  245—251. 
PlbfiiEB.     Hggihhe    alimentaire   des   enfants    durant   la  santS,    les 

maladies  et  la  convalescence.  Bruxelles,   1894.     16^.     Fr.  3,50. 
PiSGHL,  K.     Eeport   on  exammations  of  the  eges  of  1900  schooln 

chüdren  of  the  public  schools  of  San  Francisco.     Jonm.  Amer. 

med.  Assoc,  Chicago,  1894,  XXUI,  405—407. 
Programma   di   educagiane   fisica  neUe  scuole.     La  Palestr.  marz., 

Venezia,  1894,  25.  Maggio,  V.  ff. 
Bapport  van  de  Commissie  over  de  oorzaken  van  blindheit  en  doof- 

stomheid    in    Nederland.      [Bericht    der   Kommission    über    die 

Ursachen  der  Blindheit  und  Taubstummheit  in  HoUand.]  Weekblad, 

1894,  I. 
Raymond,  Paul.     Les  colonies  scolaires  de  vaeances.     Le  Progr. 

m6d.,  1894,  25.  Aoüt,  XXXIV,  126—127. 
Reighabd.     Heimng  mit  Leuchtgas  und  der  Karlsruher  Sckuhfen. 

Journ.  f.  Gasb.  u.  Wass.,  1890,  2  ff. 
Renk.     Zur  Frage  der  KohlenoxydprodükUon  durch  das  Auersche 

Gasgmiicht.     Gsdhtsing.,  1894,  XX,  324—327. 


|eitf4nfl  fit  ^(linliiefnnblieitsyf ^^^^ 

Vin.  Jahrgang.  lÜÜ  No.  5. 


(Driginalab^anMititseii. 


Berufswahl  und  Sehkraft. 

Von 

Dr.  med.  F.  Kattffmann, 
Augenarzt  in  Ulm. 

Allen  Augenärzten  begegnet  es  in  ihrer  Praxis  gar  oft, 
dalfi  sie  Leute  in  Bemfsarten  thätig  finden,  für  welche  die> 
selben  sich  wegen  der  schlechten  Sehkraft  ihrer  Augen  nicht 
eignen.  Ebenso  kommt  jedem  Ophthalmologen  eine  Anzahl 
Ton  Verletzungen  und  Unglücksfilllen  zu  Gesicht,  welche  mit 
grolser  Wahrscheinlichkeit  nicht  entstanden  wären,  wenn  der  Be- 
treffende ein  gutes  Sehvermögen  gehabt  hätte,  oder,  richtiger 
gesagt,  wenn  er  mit  seinem  schlechten  Gesichte  nicht  einen  so 
schwierigen  und  gefahrvollen  Beruf  erwählt  hätte.  Denn  dafs 
ein  Arbeiter,  welcher  eine  für  seine  Beschäftigung  unzuläng- 
liehe  Sehkraft  hat,  Verletzungen  seiner  Augen  sowohl  als 
seines  Körpers  überhaupt  in  erhöhtem  Mause  ausgesetzt  ist, 
versteht  sich  von  selbst ;  diese  Grefahr  erscheint  namentlich  bei 
allen  maschinellen  Betrieben,  ferner  bei  Feuerarbeitem,  Eisen- 
diehem,  Mechanikern  u.  dergl.  aulserordentlich  grofs.  Daher 
ist  es  ein  Unding,  wenn  ein  hochgradig  Schwachsichtiger  oder 
ein  Einäugiger  einen  solchen  für  sein  Sehorgan  und  sein  Leben 
gefahrvollen  Beruf  sich  erwählt. 

Aber  abgesehen  von  den  Verletzungen,  besteht  für  einen, 
der  mit  sehr  schwachen  Augen  eine  Thätigkeit  ausübt,  welche 
tn  die    Sehkraft   bedeutende    Anforderungen  stellt,    auch  die 

8ehalc«ra]i41i«tttpfler«  VIII.  17 


268 

Gefälir,  dafs  durch  Überanstrengung  und  MÜBbrauoh  ein  früh- 
zeitiger Verfall  seines  Sehvermögens  eintritt,  der  es  ihm  un- 
möglich macht,  seine  Aufgabe  ganz  oder  auch  nur  teilweiae  zu 
erfüllen. 

Die  Zahl  derer  aber,  welche,  weil  sie  bei  der  Berufiiwahl 
auf  ihre  Schwachsichtigkeit  nicht  Rücksicht  genommen  haben, 
in  eine  solche  mifsliche  Lage  kommen,  ist  nicht  gering.  Oft 
sind  diese  Leute  übler,  als  die  Verletzten  daran,  insofera 
letztere  eine  hohe  ünfallrente  beziehen,  während  ersteren  nur 
eine  niedrige  Livaliditätsunterstützung  in  Aussicht  steht.  Wenn 
die  Situation  eines  Mannes,  welcher  wegen  Versagung  der 
Sehkraft  seinem  Berufe  nicht  mehr  oder  nicht  mehr  vollständig- 
vorstehen  kann,  in  allen  Fällen  eine  betrübende  ist,  so  wird  dieser 
Zustand  natürlich  noch  besonders  hart,  sobald  es  ihm  nicht 
möglich  war,  aufser  der  Invaliditäts-  und  Altersrente  sich  noch 
sonst  etwas  zu  erübrigen.  Wie  grofs  ist  da  der  Januner  und 
die  Besorgnis  für  die  Zukunft,  und  doch  muüs  man  sich  sagen, 
dafs  manche  von  ihnen  in  glücklicherer  Lage,  in  besseren, 
gesicherteren  Verhältnissen  sein  könnten,  wenn  bei  der  Berufs- 
wahl die  geringe  Leistungsfähigkeit  ihrer  Augen  mehr  beachtet 
worden  wäre. 

Ja,  auch  diejenigen  sind  schon  schlimm  genug  daran, 
welche  wegen  unzureichenden  Sehvermögens  zunächst  eine  harte 
Lehrzeit  durchzumachen  haben,  da  die  Folgen  ihres  Leidens 
ihnen  leicht  als  Unachtsamkeit  und  Ungeschicklichkeit  aus- 
gelegt werden.  Sie  gehören  auch  später  nie  zu  den  flotten 
Arbeitern,  und  in  den  besten  Jahren,  wo  sie  Meister  werden 
sollten,  müssen  sie  sich  immer  noch  mit  geringem  Lohne  be- 
gnügen, ja,  manchmal  anstatt  Meister  Tagelöhner  werden. 

Bereits  1856  schrieb  Ablt  in  Wien:  „Eine  besondere 
Rücksicht  auf  die  Augen  ihrer  Kinder  sollten  die  Eltern  bei 
der  Bestimmung  des  künftigen  Berufes  nehmen.  Die  Lage 
eineä  jungen  Mannes,  welchem  die  Augen  den  Dienst  ver* 
sagen,  kann  unter  Umständen  noch  peinlicher  sein,  als  die 
eines  völlig  Blinden.  Und  in  solche  Lage  würde  mancher 
nicht  gekommen  sein,    wenn   er  bei  der  Standeswahl  auf  sein 


269 

Gesicht  Rücksicht  genommen  hätte.  Augen,  welche  am 
Graviertiseh,  in  der  ühnnacherwerkstätte  n.  dergl.  binnen 
wenig  Jahren  nnterliegen  müssen)  können  beim  Betriebe  der 
Landwirtschaft,  der  Gkürtnerei  und  ähnlicher  Geschäfte  durch 
die  ganze  Lebenszeit  vollkommen  genügen.  Wer  ein  gesundes 
Auge  hat,  mag  nach  Belieben  wählen,  wer  schwach-  oder  kurz- 
sichtig ist,  oder  wessen  Augen  sehr  zu  Entzündungen  geneigt 
sind,  der  vergegenwärtige  sich  so  genau  als  möglich  die  An* 
forderungen,  welche  der  eben  zu  erwählende  Beruf  an  seine 
Sehkraft  wahrscheinlicherweise  stellen  wird,  und  die  ver- 
schiedenen Schädlichkeiten,  welche  diese  oder  jene  Arbeit  für 
seine  Augen  notwendig  mit  sich  bringt.^ 

Wie  ist  es  aber  noch  heute?  Trotzdem  der  Schulknabe 
jedes  Vierteljahr  an  den  schwersten  Augenerkrankungen  zu  leiden 
hatte,  trotzdem  man  sieht,  dais  diese  Leiden  Schwächung  der 
Sehkraft,  oft  auch  äuTserlich  sichtbare  Veränderungen  am  Auge 
oder  dessen  ümgebui^  gesetzt  haben,  ja  sogar,  wenn  schwere 
Verletzungen  des  Sehorganes  stattgefunden  haben  oder  ein  Auge 
yerloren  gegangen  ist,  bedenkt  man  bei  der  Berufswahl  nicht, 
ob  auch  die  Sehkraft  für  feine  und  mit  Gefahren  verbundene 
Arbeiten  jetzt  und  später  ausreicht.  Die  Jugend  selbst  rechnet 
weder  mit  ihren  Kräften,  noch  geizt  sie  damit,  nicht  denkend, 
dafe  ein  Nachlassen  derselben  eintreten  könnte.  Beim  Auge 
aber  verringert  sich  die  Leistungsfähigkeit  ohnehin  schon  sehr 
bald,  die  Accommodation  bereits  in  den  zwanziger  Jahren. 
So  wird  der  Beruf  denn  mit  Freude  und  Eifer  ergriffen,  und 
hat  der  Meister  über  imgenügende  Arbeit  zu  klagen,  so  gibt  man 
dem  Mangel  an  Übung  die  Schuld.  Hier  ist  Aufklärung  nötig! 
Es  ist  ja  gewiis,  es  lernt  sich  viel,  wenn  man  ernstlich 
will,  und  Übung  macht  den  Meister,  aber  seine  Grenzen  hat 
das  doch. 

Auch  bei  den  Mädchen  der  niederen  Volksklassen  steht 
es  nicht  viel  besser,  als  bei  den  £lnaben.  Mit  grofsen,  un- 
heilbaren Hornhauttrübungen  behaftet,  kaum  Vs  der  nor- 
normalen  Sehschärfe  besitzend,  kurzsichtig  im  aüerhöchsten 
Gbade  und  von  schweren,   fortschreitenden  Augenleiden  heim- 

17* 


260 

gesucht,  wollen  sie  Näherinnen,  Stickerinnen,  Weberinnen 
n.  dergl.  werden.  Eine  Verheiratung  und  damit  die  Aufgabe 
des  Berufes  und  die  Beschäftigung  mit  Hausarbeiten  ver- 
hütet  ja  oft  den  weiteren  Verfall  der  Sehkraft,  yorausgeeetzt, 
dafs  die  Ehe  nicht  so  ausfallt,  dafs  der  Mann  nichts  nach. 
Hause  bringt,  als  einen  guten  Appetit,  und  die  Frau  sich 
dann  bei  der  Erwerbsarbeit,  zu  der  ihre  Augen  nicht 
taugen,  doppelt  abmartern  muis.  Es  sollte  selbstverständUoh 
sein,  daCs  man  Mädchen,  deren  Augen  in  der  Schule  beim 
Handarbeitsunterrichte  leicht  ermüden,  nicht  einen  Beruf  er- 
greifen läfet,  der  hohe  Anforderungen  an  das  Sehorgan  stellt. 

Schwachsichtige  arbeiten  fortwährend  unter  analogen  un- 
günstigen Bedingungen,  wie  der  Normalsichtige  sie  nur  bei 
mangelhafter  Beleuchtung  hat,  d.  h.  die  Arbeit  erfordert  bei 
ihnen  andauernd  eine  gespannte  Aufmerksamkeit,  und  das 
Auge  selbst  ist  zu  erhöhter  Thätigkeit  gezwungen,  da  die 
Gegenstände  demselben  näher  gebracht  werden  müssen.  Diese 
erhöhte  Thätigkeit  birgt  alle  jene  Bedingungen  in  sioli, 
welche  die  Veranlassung  zur  Entstehung  oder  zum  Fort- 
schreiten von  Kurzsichtigkeit  werden  können,  mag  man  nun 
der  Theorie  der  anhaltenden  Accommodation  und  Konveigenz, 
oder  derjenigen  der  Rollmuskelarbeit,  oder  endlich  deijenigen 
der  Nervenzerrung  den  Vorzug  geben.  Bei  Schülern  ist  dies 
um  so  bedenklicher,  als  es  sich  um  junge,  noch  nicht  yöllig 
erwachsene  Individuen  handelt.  Femer  führt  übermäüsige  An- 
strengung der  Augen  bei  Schwachsichtigen  und  besonders  bei 
Leuten,  deren  Augen  ungleiche  Brechkraft  und  Sehschärfe  haben, 
aber  auch  zu  Augenzittern  (Nystagmus)  und  Sohielstellung. 
Zu  angestrengte  und  anhaltende  Nahearbeit  gibt  endlich  zu 
Blutlaufistörungen  im  Auge,  zu  Bindehautkatarrh  und  unter 
gewissen  Bedingungen  vorzeitig  zu  einer  Augenschwäche  AnUüb, 
wie  sie  sonst  nur  bei  leicht  ermüdenden  oder  bejahrten  Per- 
sonen  vorkommt  (Asthenopie  und  Presbyopie). 

Man  glaube  nicht,  dafs  allein  unter  den  Kurzsichtigen  sich 
viele  Schwachsichtige  finden,  vielmehr  trifft  man  die  Schwaoh- 
sichtigkeit   bei  demjenigen   Brechungszustand  des  Auges,    der 


261 

Übersichtigkeit  genannt  wird,  fast  noch  häufiger  an,  was 
ich  hier  noch  besonders  betonen  möchte.  So  hat  Schmbot- 
RiMPiiEB  3420  Schülerangen  anf  ihre  Sehschärfe  untersucht 
und  dabei  folgendes  ermittelt:  Es  hatten  Sehschärfe  <C  ^1%  nnter 
den  Normalsichtigen  2%;  nnter  den  Kurzsichtigen  mit  einer 
Myopie  von  1 — 3  Dioptrien  6%,  mit  einer  solchen  von  3 — 6 
Dioptrien  9Vo,  mit  einer  solchen  von  >>  6  Dioptrien  19%; 
imter  den  Übersichtigen  mit  einer  Übersichtigkeit  von  •<  3  Diop- 
trien 24%,  mit  einer  solchen  von  >  3  Dioptrien  50%;  unter 
den  Astigmatikem  47%. 

Nehmen  wir  ferner  hinzu,  dals  nach  De  Haak  die 
Sehschärfe  vom  40.  Lebensjahre  an  ohnehin  stetig  abnimmt 
und  dals  Schön  nach  seiner  neuesten  VeröflPentlichung  die  Ent- 
Wickelung  von  Astigmatismus,  fiomhautentzündung,  ja,  von 
grauem  und  grünem  Star  mit  pathologischer  Accommodation 
und  Konvergenz  der  Augen  in  Zusammenhang  bringt,  so  liegt 
Grund  genug  vor,  hochgradig  Schwachsichtige  zu  warnen, 
einen  Beruf  zu  ergreifen,  dessen  Ausübung  hohe  Anforderungen 
an  die  Leistungsfähigkeit  der  Augen  stellt.  Die  Berufswahl 
erfolgt  aber  in  den  meisten  Fällen  —  von  den  Ausnahmen 
wird  später  die  Bede  sein  —  nach  persönlichen  Neigungen 
und  Fähigkeiten,  und  man  darf  daher  von  Vorschlägen  und 
Mafsregeln,  welche  diese  Selbstbestimmung  beschränken  wollen, 
nicht  allzuviel  Erfolg  erwarten;  sie  können  nur  die  Form 
einee  guten  Bates  haben,  und  weiter  beabsichtige  ich  auch 
nicht  zu  gehen. 

Aus  den  zahlreichen  Untersuchungen  von  Schulkindern 
auf  Kurzsichtigkeit  und  Sehschärfe  haben  weitere  Elreise  Ver- 
anlassung zur  Belehrung  in  Bezug  auf  die  Berufswahl  nicht 
genommen.  Diese  Thatsache  mag  zum  Teil  darin  begründet  sein, 
dals  die  Augenprüfungen  meistens  mehr  in  wissenschaftlichem 
Interesse  vorgenommen  wurden.  Die  Hauptursache  davon  ist 
aber  die,  dafs  Untersuchungen  von  Gelehrtenschulen  ein  greises 
Publikum  wenig  berühren,  insbesondere  jene  Stände  nicht,  aus 
welchen  die  Arbeiter  der  Industrie,  des  Handwerks,  der 
Fabriken   hervorgehen.      Untersuchungsergebnisse    der   Volks- 


262 

and  Bttrgerschalen  würden  siokerlich  weitere  Kreise  inter- 
essieren, und  ich  glanbe,  daiSs,  wenn  man  die  Schüler  der 
genannten  Schulen  auf  ihre  körperlichen  Gebrechen  und  ün- 
Eulftnglichkeiten  aufmerksam  machte,  manches  Gute  in  Bezug 
auf  die  Berufswahl  gestiftet  werden  könnte.  Doch  will  ich 
hier  nur  schildern,  wie  nach  meiner  Meinung  von  Seiten  der 
Schulau&ichtsbehörden  auf  Schwachsichtige  eingewirkt  werden 
müfste.  Von  anderer  Seite  mögen  dann  vielleicht  Yorschlfige 
beigebracht  werden,  was  in  betreff  sonstiger  Gebrechen  bei 
Schülern  in  der  gedachten  Absicht  etwa  geschehen  könnte. 

Die  Notwendigkeit,  die  Zöglinge  der  niederen  Schulen  auf 
ihre  Schwachsichtigkeit  zu  untersuchen  und  aufmerksam  ea 
machen,  geht  aus  dem  umstände  hervor,  dafs,  wie  Oohk  in 
Breslau  und  Qelpke  in  Karlsruhe  gefunden  haben,  sich  in 
den  niederen  Lehranstalten  mehr  Schwachsichtige  befinden,  als 
in  den  höheren.  So  fand  Cohn  mit  Hornhauttrübungen  behaftet 
in  den  Volksschulen  2,5  Vo,  in  den  Mittelschulen  4,4 Vo,  in  den 
höheren  Töchterschulen  1,5%,  in  den  Realgymnasien  0,8%,  in 
den  Gymnasien  1,5%.  Er  setzt  hinzu:  „fast  alle  Fälle  hatten 
zu  Kurasichtigkeit  geführt  *'.  Gelpke  ermittelte  in  den  EUementar- 
schulen  unter  10832  Augen  1013  sehschwache,  d.  i.  9,3%, 
darunter  380,  die  es  durch  Homhautflecken  geworden  waren. 
Überall  zeigt  sich,  dafs  die  Schulen,  welche  vorzugsweise 
von  Kindern  der  ärmeren  Bevölkerung  besucht  werden,  mehr 
Schwachsichtige,  insbesondere  mehr  an  Hornhauttrübungen 
Leidende,  aufweisen,  nnd  Hornhauttrübungen  sind  ja  fast  immer 
ein  unheilbares  Leiden. 

Mein  Vorschlag  geht  deshalb  dahin,  den  von  den  Volks- 
und  Bürgerschulen  abgehenden  Schülern  und  Schülerinnen  ein 
Zeugnis  über  ihre  Sehschärfe,  einen  Sehschein,  auszustellm. 
Derselbe  könnte  da,  wo  ein  allgemeines  Schulzeugnis  er- 
teilt wird,  demselben  angefügt  werden  und  sollte  auch  noch 
einen  Fingerzeig  enthalten,  welche  Berufisarten  von  hochgradig 
Schwachsichtigen  zu  meiden,  bezw.  zu  wählen  sind.  Der 
Breohzustand  der  Augen,  d.  h.,  ob  Normalsichtigkeit,  Kurz- 
sichtigkeit,  Weitsichtigkeit,  oder  Astigmatismus  vorliegt,  kann. 


263 

wenn  der  Untersucher  sich  die  Zeit  zu  dieser  Bestimmung 
nehmen  will,  in  besonderen  Fällen  angeführt  werden.  Denselben 
genau  dem  Grade  nach  auszudrücken,  ist  jedoch  überflüssig. 
Allgemeine  Angaben,  wie  gering,  hochgradig  kurzsichtig  oder 
weitsichtig,  genügen,  und  dürfte  die  jüngst  zu  neuem  Ansehen 
gelangte  Skiaskopie  dem  untersuchenden  die  Arbeit  wesentlich 
erleichtern.  Auch  ob  äuisere  Augenerkrankungen,  z.  B. 
Homhautflecken,  oder  innere  die  Schuld  an  der  Sehschwache 
tragen,  könnte  in  einzelnen  Fällen  angegeben  werden,  doch 
halte  ich  solche  Angaben  nicht  für  absolut  nötig;  wer  sich 
hierüber  unterrichten  wiU,  mag  mit  seinem  Kinde  zum  Augen- 
arzte  gehen.  Wichtig  ist  es,  dafs  die  Mitteilimgen  in  leicht- 
▼eistftndlicher,  volkstümlicher  Weise  gemacht  werden,  damit 
die  Kinder  sowohl  als  auch  die  Eltern  und  Lehrherren  sich 
danach  richten  können;  mit  der  Mitteilung  des  G-rades  der 
Kuizsichtigkeit  u.  s.  w.  wissen  Laien  nichts  Bechtes  anzufangen, 
da  sie  ihnen  zu  gelehrt  und  zu  wissenschaftlich  ist. 

Ich  würde  raten,  drei  Bezeichnungen  zur  Charakterisierung 
des  Sehvermögens  zu  gebrauchen:  1.  gut  für  eine  Sehkraft  bis 
zu  Vt  der  normalen  herab;  2.  genügend  für  V< — Vs  der  nor- 
malen Sehschärfe;  S.  ungenügend  für  die  noch  geringeren 
Grade.  Bei  dieser  Einteilung  würden  die  hohen  Grade  von 
Astigmatismus  und  Kurzsichtigkeit,  welche  vielfach  Neigung 
2Qm  Fortschreiten  und  zu  krankhaften  Veränderungen  des 
Auges  zeigen,  sich  wohl  hauptsächlich  in  der  zweiten  Gruppe 
finden  und  in  der  dritten  Gruppe  die  nur  noch  zu  groben 
Arbeiten  tai^lichen  Augen.  Was  die  erste  Gruppe  anlangt, 
so  ging  ich  von  der  Ansicht  aus,  dafs  man  mit  Sehschärfe  ^/s 
noch  jeden  Beruf  aufnehmen  kann.  Wer  nur  ein  Auge  od^ 
nur  ein  gebrauchs&higes  Auge  hat,  sollte  auch  bei  voll- 
kommener Sehkraft  dieses  einen  Auges  zur  zweiten  Gruppe 
gestellt,  wenn  aber  das  eine  Auge  eine  irgendwie  verminderte 
Sehschärfe  hat,  als  mit  ungenügender  Sehkraft  behaftet  be- 
zeichnet werden. 

Wie  nun  die  Lehrherren  in  grofsen  Betrieben  schon  jetzt 
die  Lehrlinge  je  nach  den  Fähigkeiten  zu  der  einen  oder  anderen 


264 

Thätigkeit  verwenden,  so  werden  dieselben  in  Znkimfl;  auch 
auf  den  Sehschein  Rüoksioht  nehmen  und  dem  nen  eintretenden 
Lehrlinge  die  Arbeit  anasnchen,  für  welche  seine  Sehkraft  aus- 
reicht. Die  nötige  Übung  in  der  Beurteilung  des  Falles  dürften 
sie  sich  schnell  aneignen  und  selbst  Ausdrücke,  wie  äuisere, 
innere  Augenerkrankung,  Hornhautflecken  u.  dergL  bald  ver- 
stehen. Die  Meister  des  Handwerks  aber,  die  Tischler-, 
Schlossermeister  u.  s.  f.,  werden,  wenn  sich  die  Sehscheine  erst 
einmal  eingebürgert  haben,  es  bald  vorziehen,  nur  sehtüchtige 
junge  Männer  einzustellen. 

Es  liegt  nahe,  anzunehmen,  dafe  mancher  junge  Mann 
wegen  aUzu  ängstlicher  Rücksicht  auf  seine  ungenügende  Seh- 
kraft nicht  den  Beruf  ergreifen  und  sich  nicht  die  Stellung 
erringen  werde,  welche  er  vermöge  seiner  sonstigen  Fähig- 
keiten einzunehmen  berechtigt  ist.  Dem  gegenüber  läTst  sich 
zunächst  anführen,  dafs  ein  hochbegabter  junger  Mann,  wel- 
cher mit  Leib  und  Seele  gern  Soldat  wäre,  nicht  Offizier 
werden  kann,  wenn  sich  bei  der  Musterung  ein  geringer  Plattfuls, 
ein  Kropf,  oder  sonst  ein  unbedeutender  Fehler  herausstellt. 
Auch  die  Kandidaten  für  den  Eisenbahn-,  Post-  und  Forstdienst, 
sowie  für  manche  andere  Anstellungen  in  öffentlichen  Diensten 
haben  Zeugnisse  über  ihren  normalen  körperlichen  Zustand 
beizubringen,  und  selbst  von  der  Anstellung  als  Geistlicher 
schliefsen  in  manchen  Ländern  gewisse  körperliche  Gebrechen 
aus.  Ausserdem  steht  nichts  im  Wege,  dafs  ein  junger  Mensch, 
der  in  der  Lehrzeit  sich  gröberen  Arbeiten  widmete,  später,  wenn 
er  die  nötigen  Fähigkeiten  besitzt,  zu  feineren  Beschäftigungen 
übergeht;  dann  ist  er  aber  auch  älter  geworden,  und  ioh  möchte 
die  Augen  insbesondere  während  der  Jugend  geschont  sehen, 
da  in  dieser  Zeit  die  Gefahren  für  dieselben  am  gröisten  sind. 

Damit  jedoch  die  Schüler  nicht  erst  beim  Abgange  von 
der  Schule  über  die  Leistungsfähigkeit  ihrer  Augen  unter- 
richtet werden,  wo  es  schon  manchem  schwer  fallen  würde, 
sich  einem  vielleicht  längst  gewünschten  Berufe  nicht  widmen 
zu  können,  sollten  die  Knaben  wenigstens  zweimal  auf  ihre 
Sehkraft  untersucht  werden,   das   erste  Mal  im  elften  Lebens- 


265 

jalure,  das  zweite  Mal  beim  Abgange  von  der  Schule.  Dann 
könnten  die  sohwachsicbtigen  elfjährigen  Schüler  auf  ihren 
körperlichen  Mangel  aufmerksam  gemacht  und  zu  leichteren 
Berufsarten,  wie  die  Landwirtschaft  u.  dergl.,  hingelenkt  werden. 
Mir  ist  dies  in  meiner  Praxis  schon  öfter  geglückt,  stets  zum 
Wohle  der  Betreffenden.  Sodann  halte  ich  die  erste  Unter- 
sachung  im  elften  Lebensjahre  auch  deshalb  für  wichtig,  weil 
für  die  Zulassung  zur  regelmä&igen  Pabrikarbeit  als  mindestes 
Alter  bestimmt  ist  in  Deutschland,  Frankreich,  den  Nieder- 
landen,  Schweden  und  Norwegen  das  zwölfte,  in  Osterreich 
und  Dänemark  das  zehnte  Lebensjahr. 

Femer  ist  die  Einteilung  der  Schüler  nach  ihrer  Seh- 
schärfe so  gewählt,  dals  allzu  groise  Härten  dabei  möglichst 
vermieden  sein  dürften.  Der  Gruppe  3  sind  allerdings  viele 
Gebiete  der  Thätigkeit  verschlossen,  aber  daran  ist  wohl  nicht 
die  Einteilung  schuld.  Ich  habe  daher,  um  diesen  Schwach- 
sichtigen zu  zeigen,  wie  grois  das  Feld  ist,  auf  dem  sie  sich 
noch  bethätigen  können,  ziemlich  ausführlich  die  Berufsarten, 
welche  für  sie  passen,  in  dem  Schema  auf  Seite  268 — 269  an- 
geführt; so  sehen  sie,  dafs  sie  doch  nützliche  Glieder  der  mensch- 
lichen Gesellschaft  werden  können.  Zu  sehr  vielen  Berufs- 
arten taugt  allerdings  ein  schon  in  der  Jugend  mit  nur 
75  Sehschärfe  ausgestatteter  Knabe  nicht.  Auch  Zehenpeb 
setzt  in  seinen  Tabellen  zur  Berechnung  der  Einbulse 
an  Erwerbsfähigkeit  bei  Herabsetzung  der  Sehkraft  auf 
Vö  an  beiden  Augen  diese  Einbufse  auf  33 — 78  Prozent 
fest.  Nur  kurz  berühren  möchte  ich,  dals  hochgradig 
Schwachsichtige  oft  auch  in  der  geistigen  Entwickelung  zurück- 
bleiben und  dadurch  wohl  gleichfalls  für  manche  Berufs- 
arten nicht  geeignet  erscheinen.  So  führt  Peblia  in  seinem 
Leitfaden  der  Hygiene  des  Auges  auf  Seite  84  an,  dals 
Gelpke  in  Karlsruhe  unter  den  guten  Schülern  nur  6,7  ^/o, 
imter  den  schlechten  22%  Schwachsichtige,  und  zwar 
meist  an  skrofulösen  Augenkrankheiten  Leidende  gefunden 
habe. 

um  übrigens  zu  erreichen,  dafs  die  Schwachsichtigen  nicht 


266 

wie  gebrandmarkt  erscheinen,  ist  es  nötig,  dafs  alle  Schüler 
einen  Sehschein  erhalten. 

Für  Mädchen  hfttten  die  Zeugnisse  auch  noch  Bedeutung 
bei  ihrem  späteren  Eintritt  in  Handarbeitsschulen.  Die 
Gruppe  2  sollte  die  schwersten  Fächer  in  diesen  Schulen 
meiden,  wobei  die  Einteilung  der  Handarbeiten  nach  Cohh, 
Hygiene  des  Auges,  Seite  469  zu  Grunde  gelegt  werden 
könnte.  Die  Gruppe  3  wäre  nicht  oder  nur  bedingt  kuzu* 
lassen,  jedenfalls  dürften  diese  Mädchen  nicht  systematisch 
und  anhaltend  mit  schwierigen  Nahearbeiten  beschäftigt 
werden. 

Die  Sehscheine  der  Knaben  würden  wohl  das  Aus- 
hebungsgeschäft etwas  erleichtem,  auch  der  Kranken-  und 
namentlich  der  Invaliditäts-  und  Unfallversicherung  Nutzen 
bringen,  indem  frühzeitige  Invalidität  durch  Augensohwäohe 
seltener  einträte  und  manche  Verletzungen  weniger  oft  vor« 
kämen. 

Am  meisten  aber  sollen  die  Sehscheine  ihre  Wirkung 
zum  Besten  der  arbeitenden  Klasse  entfalten,  und  ich  glaube, 
sie  würden  bald  nicht  mehr  als  Eingriff  in  die  persönliche 
Freiheit,  sondern  als  Wohlfahrtseinrichtung  empfunden  werden, 
denn  die  Hygiene  und  das  Streben  nach  Verhütung  von 
Ejrankheiten  und  Unfällen  ist  bereits  Gemeingut  aller  Volks- 
klassen  geworden. 

Als  Anhang  möchte  ich  hinzufügen,  dafs  an  den  Gymnasien, 
Realgymnasien  und  höheren  Töchterschulen  die  ne  u  eintretenden 
Zöglinge  auf  ihre  Sehkraft  untersucht  und  diejenigen,  deren 
Sehschärfe  sich  geringer  als  Vft  der  normalen  erwiese,  womöglich 
nicht  aufgenommen  werden  sollten.  (?  D.  Red.)  Ich  bin  zu  dieser 
Forderung  gekommen  durch  einige  traurige  Fälle  aus  meiner 
Praxis.  Sehschärfe  Vs  macht  ja  auch  militärfrei,  und  was 
ist  zu  hoffen  von  einem  eventuellen  Studium  für  Augen, 
welche  schon  in  so  früher  Jugend  nur  Vs  Sehschärfe  habea? 
Auch  die  Wissenschaftliche  Deputation  für  das  Medizinalwesea 
in  PreulBen  wünscht  in  einem  Gutachten  vom  24.  Oktober  1888  : 
„Der  Arzt  soll  jeden  einzelnen  zum  erstenmal  in  die  Schule 


267 

Bmtretenden  besiolitigeii  und  die  etwa  vorhandenen  Mängel 
feststellen.'* 

Wie,  wo  und  von  wem  sind  die  gedachten  Unter- 
snohnngen  yorznnehmen?  Von  den  Prüfangen  an  höheren 
Lehranstalten  abgesehen,  möchte  ich  die  Arbeit  zwischen 
Lehrer  nnd  Arzt  geteilt  sehen.  Wenigstens,  solange  die 
Ton  CoHK  geforderten  Schulärzte  noch  nicht  vorhanden  sind, 
sollten  die  Lehrer  zur  Unterstützung  der  Ärzte  beigezogen 
▼erden.  Es  könnten  dieselben  die  YoruntersuchuDg  ausführen 
—  vorausgesetzt,  dab  der  Arzt  nicht  freiwillig  die  ganze 
Untersuchung  übernehmen  will  — ,  indem  sie  allen  Eündem, 
welche  Sehsdiärfe  >  V> — 1  haben,  also  der  Gruppe  1,  das 
Zeugnis  selbst  ausstellten  und  nur  die  eigentlich  Schwach- 
sichtigen dem  Arzte  zuwiesen.  Die  Zahl  der  letzteren  beträgt 
nach  den  bisher  angestellten  Untersuchungen  etwa  Vs  der  Ge- 
samtzahl. In  den  Dorfechulen  brauchten  sogar  nur  diejenigen 
Kinder  untersucht  zu  werden,  welche  sich  einem  Handwerk 
oder  der  Eabrikarbeit  widmen  wollen. 

Über  das  Vorgehen  bei  solchen  Untersuchungen  will  ich 
den  in  dieser  Richtung  aufserordentlich  erfahrenen  Professor 
OoHN  sprechen  lassen:  „Nehmen  wir  die  Klasse  zu  50  Schülern 
an.  Man  hängt  da  eine  Lesetafel  an  die  Wand;  jedes  Kind 
tritt  6  m  von  derselben  entfernt  an,  sieht  hin  und  liest 
3 — 4  Haken  oder  Buchstaben.  In  10  Minuten  sind  diejenigen 
Kinder  gefunden,  welche  ganz  normal  sehen,  und  die  Ametropen 
ausgeschieden.  In  einem  Vormittage  also  ist  diese  Vorprobe 
bei  1000  Kindern  beendet.  Man  kann  dieselbe  auch  so  gut, 
wie  die  Körpermessungen,  von  einem  Lehrer  machen  lassen.^ 
Erleichtert  wird  die  Untersuchung  dadurch,  dafsman  es  schon  mit 
älteren,  verständigeren  Kindern  zu  thun  hat.  Jedes  Kind  hält 
sein  Formular  mit  dem  von  ihm  selbst  aufgeschriebenen  Namen 
in  der  Hand,  so  dais  die  Eintragung  bei  Normalsichtigen  sofort 
gemacht  werden  kann.  Übereinstimmend  hat  ja  auch  Hjbbtel 
im  Berliner  Lehrerverein  vorgeschlagen:  „Behufs  Feststellung 
der  Sehschärfe  der  Schulkinder  sind  dieselben  sowohl  beim 
Eintritte  in  die  Schule,  als  auch  in  bestimmten  Zwischenräumen 


268 

während  der  Schulzeit  zu  untersuchen;  für  den  Lehrer  ist 
zu  dieser  Untersuchung  die  CoHNsche  Hakentafel  zu  empfehlen/^ 
Zur  Prüfung  der  Schwachsichtigen  dürfte  für  den  Arzt  ein 
kleiner  Kasten  mit  6  Gläsern,  bezw.  Lorgnetten  ausreichen. 
Die  nötigen  Konkavgläser  wären  —  2,  —  4,  —  8  Dioptrien, 
welche  bei  Kurzsichtigen  nacheinander,  bezw.  kombiniert  zu 
probieren  wären;  eine  Kurzsichtigkeit  von  über  14  Dioptrien 
in  diesem  Alter  wird,  wenn  auch  mit  guter  Sehschärfe  gepaart, 
mit  vollem  Recht  in  Gruppe  3  verwiesen.  Die  Serie  Konvex- 
gläser  könnte  sein  +  IV«,  +  3,  -|-  6  Dioptrien.  Die  Ästig- 
matiker  würden  bei  dieser  Art  der  Untersuchung,  ihnen  selbst 
nicht  zum  Nachteil,  meist  in  die  Gruppe  2  kommen.  Hat 
der  Arzt  Zeit  und  Lust,  so  kann  er  sich  die  Augen  auch 
noch  ansehen  und  kurze  Bemerkungen,  wie  äuisere,  innere 
Augenerkrankung,  Homhautflecken,  Lidentzündung  u.  s.  f.,  ein- 
tragen, doch  ist  dies  für  unseren  Zweck  nicht  unbedingt  nötig. 
Es  folgt  hier  das  Schema  eines  solchen  Sehscheines: 

Knabenvolksschule  Ulm. 

Sehschein 

für  Karl  Maier,  14  Jahre  alt,  aus  Ulm. 


1.  Sehkraft  {  i-  i       \  genügend. 


2.  Ursache  der  Sehschwäche 


a.  äufsere  Augenfehler:  Homliaut- 
trübungen. 

b.  innere   Augenfehler:   fortschrei- 
tende Kurzsichtigkeit. 

Dr.  Kauffmann. 


1.  Bei  nur  „genügender  Sehkraft"  sollten  Beru&arten, 
welche  sehr  hohe  Anforderungen  an  die  Augen  stellen, 
nicht  gewählt  werden,  wie  die  als  Graveur,  Lithograph, 
Uhrmacher,  Zeichner,  Beinschnitzer,  Retoucheur — Stickerin, 
Liniiererin,  Spitzenarbeiterin. 

»  Zeitschrift  für  Schulgesundheiispflege,  1893,  No.  4,  S.  208. 


269 

2.  Bei  „ungenflgender  Sehkraft^  oder,  wenn  man  nur  ein 
gebrauchsfähiges  Auge  hat,  sollte  man  nicht  einen 
Beruf  wählen  als  Feuerarbeiter  irgend  welcher  Art, 
Mechaniker,  Schriftsetzer,  Schneider,  Musiker,  Schreiber, 
Klavierbauer,  Dachdecker  —  Näherin,  Spinnerin,  Buch- 
halterin. 

Es  ist  dagegen  ratsam,  sich  in  diesem  Falle  zu  be- 
schäftigen als  Landwirt,  Gärtner,  Bäcker,  in  Gastwirtschaften, 
Molkereien,  Käsereien,  Fettwaaren-,  Malz-,  Zucker-,  Ci- 
chorienfabriken,  in  Landesprodukten-,  -Rohprodukten-,  Eisen-, 
Brennmaterialienhandlungen,  in  Ziegeleien,  in  Wasch-  und 
Bleiehanstalten,  bei  Pferde-  und  Viehzucht,  in  der  Forst- 
wirtschaft und  bei  der  Flösserei  —  in  Küche,  Haus- 
haltung und  Landwirtschaft. 

Den  Distriktsärzten  wäre  für  die  Thätigkeit  der  Unter- 
suchung ein  fixes  Honorar  auszusetzen.  In  der  Stadt  dürften 
Physikus  und  Augenarzt  mit  vereinten  Kräften  diese  nicht 
allzu  groDse  Arbeit  bewältigen.  In  Universitätsstädten  könnten 
noch  Assistenten  und  Praktikanten  beigezogen  werden.  Bei 
der  Einfachheit  der  Untersuchungen  liefsen  sich  dieselben 
wohl  stets  in  den  Schullokalitäten  vornehmen,  und  der  Arzt 
wäre  nur  selten  veranlaist,  ein  Kind  zu  sich  nach  Hause 
kommen  zu  lassen. 

Ich  habe  gewagt,  die  Sehscheine  vorzuschlagen,  trotzdem 
iek  mir  bewuTst  war,  dafs  von  Seiten  der  Schule,  der  Behörden,  der 
Miam  und  Ärzte  Einwendungen  dagegen  erhoben  werden  können. 
Sagt  doch  beispielsweise  v.  Hifeel  :  „Alle  Forderungen,  welche 
regelmälfiige,  nur  von  Specialärzten  ausführbare  Untersuchungen 
der  Schüler  erstreben,  sind  unerfüllbar  und  sollten  daher  von 
vornherein  gar  nicht  gestellt  werden^.  Die  Prüfungen  auf 
Schwaohaichtigkeit  wären  allerdings  regelmälsige,  aber,  wie 
ich  gezeigt  habe,  von  jedem  Arzte  ausführbare.  Und  wenn  die 
Vornahme  der  vielen  anderen  vorgeschlagenen  Untersuchungen 
der  Schulkinder,  bei  welchen  ein  Dutzend  von  Fragen  be- 
antwortet werden    muls,  möglich  ist,    wenn  selbst  die  wieder- 


270 

holte  Besichtigung  der  Zähne  der  Kinder  durchgeführt  werden 
BoU,  80  glanhe  ich,  dafs  sich  die  vorgedachte  Untersachimg 
anch  noch  ansfbhren  läfst. 

Und  einigen  Nutzen  verspreche  ich  mir  doch  von 
dieser  Mahnung  an  Eitern,  Vormünder,  Kinder  und  Lehr- 
herren; gerade  die  krassesten  Falle  von  falscher  Berufswahl 
dürften  doch  seltener  werden.  Ich  erkenne  an,  was  ein 
hochangesehener  Herr  mir  schreibt:  ^Die  Beru&wahl  ist 
in  der  Begel  keine  reine  Yerstandesoperation.  Neigung 
und  Greschick  nach  der  einen  oder  anderen  Richtung 
hin  —  wenn  dergleichen  vorhanden  ist  —  müssen  doch 
wohl  in  erster  Linie  berücksichtigt  werden,  dann  aber 
anch  der  Beruf  des  Vaters,  der  den  Kindern  sehr  oft  un- 
gewöhnliche, nicht  zu  unterschätzende  Vorteile  veraoha£Pt, 
endlich  noch  tausend  andere,  gar  nicht  au&ählbare  Vorteile, 
die  aus  zufälligen,  persönlichen  Beziehungen  hervorgehen.^ 
Doch  glaube  ich,  daJB  gerade  in  Arbeiterkreisen,  die  hier  in 
erster  Linie  in  Betracht  kommen,  die  angezogenen  Vorteile 
nicht  so  schwerwiegend  sind,  denn  von  verwandtsohafitlichen 
Beziehungen  ist  hier  oft  nicht  viel  zu  erwarten,  und  die 
Berufswahl  ist  leider  hier  in  der  That  meist  reine  Verstandes* 
Operation,  und  zwar  öfter  eine  solche  der  Eltern,  als  der  Kinder. 
Erstere  fähren  ihre  jungen  Söhne  und  Töchter  derjenigen  Be- 
schäftigung zu,  bei  welcher  diese  sogleich  möglichst  viel  ver» 
dienen,  weil  sie  den  Verdienst  oft  zur  Erhaltung  der  nach- 
geborenen Kinder  dringend  bedürfen.  Neigung  und  Geschick 
haben  übrigens  auch  bei  der  durch  die  Sehscheine  gezogenen 
Beschränkung  noch  Raum,  sich  zu  entfalten,  und  Vorteile  aus 
zuftlUiger  persönlicher  Beziehung  zu  gewinnen,  ist  keineswegs 
ausgeschlossen. 

Ich  hoffe,  im  Vorhergehenden  gezeigt  zu  haben,  dafe 
eine  Ermahnung  zu  reiflicher  Überlegung  bei  der  Wahl  des 
Berufes  auch  in  Bezug  auf  die  Sehkraft  notwendig  und  er- 
spriefslich  ist,  wenn  es  mir  auch  nicht  möglich  war,  durch 
Zahlen  statistisch  zu  erhärten,  wieviel  Unglück  durch  das 
Ergreifen  eines  Berufes,   zu  welchem  der  körperliche  Zustand 


271 

nicht  taugt,  herbeigeführt  wird.  Auch  glaube  ich,  dafis  bei 
dem  YOJgezeigten  Wege  die  Mühe  und  der  in  Bewegung  zu 
setzende  Apparat  nicht  so  grofs  sind,  dafs  sie  in  keinem  Ver* 
hältnisee  zu  dem  Erfolge  stehen.  Es  heilst  natürlich  auch  hier: 
schnell  gedacht  imd  schwer  gethan,  aber  es  ist  Pflicht  jedes 
Arztes,  zu  trachten,  wie  er  menschliches  Elend  verringem  und 
Sehftdigungen  der  &eeundheit  verhüten  könne,  getreu  dem 
Wahlspruche  meines  verstorbenen  Lehrers  Ablt:  „Primum 
medici  est  humanitas.^ 


Nochmals  meine  Steh-  und  Sitzschulbank. 

Von 

Dr.  phil.  W.  Götze, 

Direktor  der  Lehrerbildungsanstalt  fär  Knabenhandarbeit  in  Leipzig. 

Ln  vorletzten  Hefte  der  Zeitschrift  /ür  Schuigesundheitspfiege 
sind  von  Herrn  Dr.  Dornblüth  in  Rostock  gewichtige  ärzt- 
liche Bedenken  gegen  die  von  mir  vorgeschlagene  Steh-  und 
Sitzscdiulbank  geltend  gemacht  worden,  die  es  mir  wünschenswert 
erscheinen  lassen,  die  verehrte  Redaktion  dieser  Zeitschrift  um 
das  Wort  zur  Verteidigung  meiner  Idee  zu  bitten. 

Es  unterliegt  auch  mir  keinem  Zweifel,  daüs  das  Stehen 
anstrengender  ist,  als  das  Sitzen;  ich  bekämpfe  dies  letztere 
daher  auch  keineswegs  an  und  für  sich,  namentlich  nicht, 
wenn  ordentlich,  d.  h.  gerade  und  ohne  Einengung  des  Brust- 
korbes und  des  Unterleibes  gesessen  wird.  Wogegen  ich  zu 
Felde  ziehe,  ist  nur  die  übermäfsig  lange  Dauer  des  Schul* 
eiizens  ohne  Wechsel  in  der  Körperstellung,  6  bis  7  und  an 
löheren  Schulen  bis  zu  8  Stunden  am  Tage.  Und  zu  den  in 
der  Schule  abgesessenen  Stunden  kommt  dann  noch  die  Zeit, 
ip^elehe  die  so  bewegungsfrohe  Jugend  zu  Hause  über  den 
Schulaufgaben    weiter    hockt.      Was   sind   im    Verhältnis   zu 


272 

diesen  Sitzstonden  die  kurzen  Patisen  zwischen  den  Lektionen? 
Das  Aufstehen  der  Schüler  beim  Antworten  ist  eine  sehr 
sporadische,  gleichsam  nur  zuftllige  und  nur  einzelnen  Zög- 
lingen gewährte  Erleichterung.  Eis  gibt  aber  bekanntlich  auch 
Unterrichtsstunden,  wo  die  Wohlthat,  einmal  aufzustehen, 
keinem  einzigen  der  Schüler  zu  teil  werden  kann,  weil  eben 
keiner  gefragt  wird,  z.  B.  in  den  höheren  Schulen  bei  den 
zusammenhängenden  Darstellungen  des  Lehrers  in  der  G^ 
schichte,   der  Litteraturgeschiohte,   der   Beligionslehre   u.  s.  w. 

Und  können  denn,  so  frage  ich,  die  Kinder  in  der  Volks- 
schule bei  dem  Schreibunterrichte  ohne  Einengung  des  Unter- 
leibes sitzen?  Müssen  denn  nicht  die  langanhaltenden 
Schreibübungen,  bei  denen  der  Unterleib  dauernd  zusammen- 
geprefst  und  keineswegs  durch  gelegentliches  Aufstehen  beim 
Antworten  ein  Wechsel  der  Körperstellung  herbeigeführt  wird, 
zu  Cirkulationsstörungen  Veranlassung  geben?  Beweisen  da- 
gegen nicht  die  vielen  G-elehrten,  Beamten  und  Comptoiristen, 
welche  auf  ärztlichen  Bat  am  Stehpulte  schreiben,  dals  dieae 
Stellung  gerade  beim  Schreiben  die  dem  Körper  dienlichere  ist? 

Ein  sehr  wichtiger  G-rund  gegen  das  anhaltende  Sitzen 
ist  ja  in  der  Thatsache  gegeben,  dafs  die  Kinder,  je  länger 
sie  sitzen,  um  so  geneigter  werden,  eine  krumme  Haltung 
einzunehmen.  Darin  liegt  ohne  Zweifel  eine  grobe  G«£ahr 
für  bleibende  Bückgratsverkrümmungen. 

Wie  ich  mich  nun  aber  nicht  gegen  das  Sitzen,  ins- 
besondere nicht  gegen  das  richtige  Sitzen,  erklärt  habe,  denn 
meine  Schulbank  ist  ja  vollkommen  für  diese  KörpersteUnng 
der  Kinder  mit  eingerichtet,  ebensowenig  spreche  ich  für  ein 
anstrengendes,  langes  Stehen,  am  wenigsten  fdr  ein  fireiee 
Stehen  ohne  Stütze.  Nach  meinem  Vorschlage  sollen  die 
Kinder  in  halber  Grätschstellung  mit  gestreckten  Beinen  so 
in  der  Bank  stehen,  daüs  sie  die  Mitte  der  beiden  Unterarme 
auf  die  Vorderkante  der  Tischplatte  auflegen  und  eine  gerade, 
aufrechte  Körperhaltung  einnehmen.  Auf  diese  Weise  wird 
der  Oberkörper  durch  die  Arme  gestützt,  und  der  Unterleib 
ist  von  aller  Einengung  befreit.     Dafs   auch  das  Stehen    er- 


273 

m&dety  ist  mir  wohl  bekannt,  und  ich  bin  weit  davon  entfernt, 
diese  Körperhaitang  als  die  allein  richtige  zo  empfehlen. 
Man  mag  ihre  Dauer  immerhin  nur  auf  kurze  Zeit  bemessen; 
vielleicht  Iftfet  man  eine  Erlasse  nicht  Ifinger  als  10  Minuten 
sieh  Tom  Sitzen  erholen.  Das  mögen  die  Schulärzte  und 
Sohulhygieniker  entscheiden.  Da  binnen  zwei  Sekunden  die 
Umwandlung  meiner  Bank  für  den  Steh-  oder  Sitzunterricht 
ToUzogen  werden  kann,  so  ist  kein  Hindernis,  die  Schüler 
wAhrend  des  Unterrichts  die  Körperstellung  so  oft  wechseln 
zu  lassen,  wie  es  ihrer  Gesundheit  am  zuträglichsten  ist.  Ich 
trete  also  fär  den  Wechselunterricht  ein  und  habe  meine 
Auigabe  lediglich  darin  gesucht,  mit  den  einfachsten  tech- 
nischen Mitteln  eine  wohlfeile  Schulbank  zu  schaffen,  die  es 
gestattet,  dab  die  Kinder  zeitweise  das  Sitzen  unterbrechen 
und  dem  Gange  des  Unterrichts  im  Stehen  folgen.  Wie  eine 
in  der  Gemeinnützigen  Gesellschaft  zu  Leipzig  mit  Schülern 
öffentlich  angestellte  Probe  bewiesen  hat,  ist  technisch  dieses 
Problem  gelöst. 

Zugleich  hat  damit  aber  auch  eine  ganz  andere  Frage 
ihre  Lösung  gefunden.  Auf  den  in  Brusthöhe  der  Schüler 
emporgezogenen  Schultischen  kann  ohne  weiteres  Hand- 
fertigkeitsbeschäftigung,  insbesondere  die  Arbeit  der  sogenannten 
Vorstufe,  femer  Papparbeit,  Kerbschnitzerei  und  Modellieren 
betrieben  werden,  was  auf  Sitzbänken  geradezu  unausführbar 
wäre.  Wer  aber  die  ganz  erheblichen  Schwierigkeiten  kennt, 
die  sich  der  Einrichtung  besonderer  Schülerwerkstätten  ent- 
gegenstellen, und  wer  wie  ich  nach  fünfzehnjährigen  praktischen 
Erfahrungen  an  Tausenden  von  Ejiaben  ein  begeisterter  Freund 
der  erziehlichen  Knabenhandarbeit  geworden  ist,  der  weils 
auch  aus  diesem  Grunde  die  Stehschulbank  zu  schätzen. 

Wenn  sodann  im  Eingange  seiner  Darlegung  Herr  Dr. 
DoBNBLüTH  behauptet,  dals  eine  grofse  Verbreitung  der  neuen 
Schulbank  schon  durch  ihren  hohen  Preis  ausgeschlossen  sei, 
so  weils  ich  nicht,  auf  welche  Angaben  er  diese  Behauptung 
gründet.  Thatsächlich  liegen  die  Dinge  so,  dals  die  Preis- 
differenz zwischen  einer  allein   zum  Sitzen  eingerichteten  und 

8ehalcwandlMltopfl6f6  VIII .  18 


274 

der  Ton  mir  fbr  den  WechBelxiniemohi  Torgeschlageneii  Scinil- 
bank  nicht  mehr  als  8  bis  3,60  Hark  beträgt.  Nimmt  man 
die  Daner  einer  fest  gebanten  Bank  anf  drei  SohtLlergenaraticmen, 
also  anf  3  X  8  ==  24  Jahre  an,  so  beträgt  die  Preisdflffimns 
Air  eine  Schülergeneration  höchstens  1,80  Mark  und,  da  die 
Bank  zwei  Plätze  hat,  fär  jeden  Schüler  nicht  mehr  als 
60  Pfennige.  Es  ergibt  sich  also,  daüs  man  durch  Mehr- 
anfwendnng  ron  50  bis  60  Pfennigen  einen  Knaben  wätktend 
seiner  ganzen  Schnlzeit  nnd  darüber  hinans  von  den  tfblen 
Folgen  des  danemden  Sitzens  freihalten  kann. 

Entgegen  der  Anschauung  des  Herrn  Dr.  Dobitbl^h  sind 
mir  gerade  ans  ärztlichen  Kreisen  ron  Männern,  auf  deren 
Ansi<äit  ich  unbedingten  Wert  lege,  so  energisch  zustimmende, 
aufmunternde  Urteile  zugekommen,  dafis  ich  an  der  Hofihung 
festhalte,  es  werde  sich  allmählich  doch  zum  Wohle  der 
deutschen  Jugend  etwas  gegen  das  übermäfsig  lange  Schul- 
dauersitzen ausrichten  lassen. 

Im  letzten  Grunde  bekämpft  Herr  Dr.  Dobitblüth  aber 
auch  nicht  den  Wechselunterricht,  für  den  ich  eintrete,  sondern 
vielmehr  etwaige  Schädigungen,  die  der  Jugend  durch  zu 
lange  anhaltendes  Stehen  ebenso,  oder  in  noch  höherem  Qrade 
zugefügt  werden  könnten,  wie  es  jetzt  durch  die  sitzend« 
Lebensweise  geschieht,  zu  der  das  Kind  vom  sechsten  Jahre 
an  gezwungen  wird.  Sollte  ein  solcher  Yersuch  unternommen 
werden,  der  Gesundheitspflege  zuwider  das  junge  Gesohlecht 
in  dem  Sinne  zu  schädigen,  wie  es  Herr  Dr.  DoknblüTh 
fürchtet,  so  würde  er  mich  im  Kampfe  gegen  einen  derartigen 
Milsbrauch  an  seiner  Seite  finden.  Ebenso  bin  ich  mit  ihm  völlig 
einverstanden,  dafa  er  „gute  Sabsellien  mit  richtiger  Haltung, 
dazu  freie  Bewegung  in  genügend  langen  Unterrichtspausen'', 
fbr  notwendig  hält.  Wenn  er  aber  am  Schlüsse  seiner  Dar- 
stellung selbst  fordert,  dafs  ^eine  und  dieselbe  Sitzhaltung 
nicht  zu  lange  eingehalten"  werden  dürfe,  sondern  dab  sie 
„durch  Aufstehen  beim  Antworten  u.  dergl.  gelegentlich 
tmterbrochen*'  werden  müsse,  so  trenne  ich  mich  von  ihm 
insofern,    als   ich    solche  zuftUigen  und   gelegentiichen  unter' 


275 

tosehmgcp,  zumal  da  foe  in  manchen  Cntemohtsstnnden  gw 
■iaht  YOrkoMmen,  fär  imgenügend  halte,  nnd  ak  ich  meüa, 
iiiBe  Ton  ihm  seihst  gewünsehte,  gesunde  ünterhrechong  ilsr 
Süihaltii&g  müsse  regelmftfsig  allen  Schülern  zu  gute 
hsiMaen.  Das  Mittel  xn  disosm  Zweeke  ist  eben  die  tob  mir 
▼oigesehhigene  Steh-  imd  Sitzsohnlhanh. 


:A««  l)erfawiKl«ii|cti  ititl  ^tttintn. 


M*^ 


■iiM  arae  Thaorie  ftber  die  Bntstahiuig  der  l^opie. 

Ans  den  Yerhandlnngen  des  Vereines  deuteoher  Ärste 

in  Prag. 

Bericht  tob 

Dr.  med.  Thbo]>ob  Altbchitl, 

k.  k.  Sanitfttirat  in  Png^. 


In  dier  am  16.  Noremher  1894  abgehaltenen  Siteung  des 
geaaimten  Yereinee  hielt  der  Prefessor  der  Angenheilknnde 
Dr.  Schnabel  einen  überaus  interessanten  nnd  stilvoUeBdeten 
Yertiag  über  Myopie. 

Bedner  hat  in  Gemieinsdiaft  mit  Dooent  Dr.  IsmoE 
HntBNHBSEB  19  myopische  Angen  anatomiseh  und  histologisok 
cüigriiend  nnteirsncht  nnd  in  allen  Fällen  angeborene  Yer- 
indenuigen  in  der  Form  nnd  Insertion  des  Chorioidalüberznges 
gefonden,  die  er  als  Teranlassendes  Moment  der  KurzÄehtigkeit 
ansehen  zn  können  glanbt. 

Er  gibt  Tetemt  einen  geschichÜichen  Überbliok  über  die 
Blelinng  der  Ophthalmologen  znr  My^^iefrage  nnd  behandelt 
besoBdem  eingehend  die  ersten  Untersnohnngen  AbiiTs  über 
das  Staphyloma  postionm.  Man  habe  sich  gewöhnt»  die 
Myopie  als  eine  Erkrankung  aufisufassen,  die  ron  jedem  Aage 

18* 


276 

erworben  werden  könne,  wenn  dasselbe  über  Qebfllir  an- 
gestrengt werde.  Das  sei  aber  vollständig  anriohtig,  das 
Staphyloma  posticnm  komme  überaus  selten  vor,  und  die  Knrz- 
siohtigkeit  stelle  kein^  Erkrankung,  sondern  eine  Bildungs- 
anomalie dar.  Die  ophthalmoskopischen  Befunde,  der  siohel- 
formige  und  der  ringförmige  Conus,  hätten  mit  dem  wahren 
Staphyloma  posticnm  gar  nichts  zu  thun.  Die  Sichel  im 
ophthalmoskopischen  Bilde  entstehe,  wenn  der  Chorioidalübeisng 
nicht  vollständig  sei,  der  Bing,  wenn  der  Querschnitt  der  Seh- 
nervenendigung  im  Verhältnisse  zum  Durchschnitte  des  Chorioidal- 
ringes  ungewöhnlich  verbreitert  erscheine.  Diese  anatomischen 
Substrate  fanden  sich,  eines  oder  das  andere,  in  sämtlichen 
untersuchten  Augen. 

Man  habe  mit  groisem  Pathos  von  den  bedeutenden  Ge- 
fahren gesprochen,  welche  durch  den  Schulbesuch  fbr  das  Auge 
der  Rinder  entständen  und  der  Schule  die  Schuld  an  der 
Entstehung  der  Myopie  und  der  Steigerung  derselben  zu- 
geschrieben, beides  mit  vollem  unrechte.  In  der  Schule  werde 
nur  dasjenige  Kind  myopisch,  welches  jene  angeborenen  Ver- 
änderungen in  dieselbe  mitbringe,  und  ein  Übergang  geringerer 
Grade  von  Kurzsichtigkeit  in  höhere  infolge  der  Schularbeiten 
könne  gar  nicht  eintreten,  weil  auch  der  Grad  der  Myopie 
in  den  angeborenen  anatomischen  Veränderungen  schon  vorher- 
bestimmt sei. 

Da  die  schulhygienischen  Maisnahmen,  welche  man  zur 
Verhütung  der  Kurzsichtigkeit  anempfohlen  habe,  die  ana- 
tomische Veränderung  nicht  beheben  könnten,  so  erscheine  es 
sehr  zweifelhaß;,  ob  dieselben  überhaupt  Berechtigung  besäfiseh. 
Im  übrigen  sei  ein  mäisiger  Grad  von  Kurzsiohtigkeit  sogar 
ein  Glück,  und  Schnabel  selbst  würde  gern  etwas  darum 
geben,  wenn  er  in  seiner  Jugend  myopisch  geworden  wäre, 
weil  er  dann  jetzt  als  Presbyop  des  störenden  Brillengebraaohes 
bei  Ausführung  von  Operationen  entraten  könnte.  Das  myopiaeke 
Auge  sei  kein  krankes  Auge,  es  entstehe  nicht,  sondern  es  sei 
durch  anatomische  Bildungsanomalien  von  vornherein  als  solches 
präformiert. 


277 

Auf  welche  Weise  die  KnrzBichtigkeit  in  die  Eiseheinung 
trete,  und  wodurch  die  gefundenen  Anomalien  Myopie  er- 
MDgten,  darüber  könne  man  nnr  Hypothesen  aufstellen.  Eine 
derartige,  ihm  selbst  plausibel  scheinende  Hypothese,  die  sich 
allerdings  nicht  greifbar  demonstrieren  lasse,  sei  jene,  dafs  es 
im  normalsichtigen  Auge  ein  ganz  bestimmtes  Verhältnis  des 
Lftngenwachstums  desselben  zu  den  Brechungsverhältnissen 
gebe.  Dieses  Verhältnis  sei  bei  der  myopischen  Anlage  ver- 
ftndert.  Dabei  müsse  die  Länge  des  Augapfels  nicht  etwa  melk* 
bare  Anomalien  darbieten,  nur  das  Verhältnis  des  Wachstums 
zu  den  durch  dasselbe  bedingten  Veräaderungen  in  den  licht- 
brechenden  Medien  sei,  wie  erwähnt,  als  anormal  anzusehen, 
mid  dieses  könne  vielleicht  durch  die  gefundenen  anatomischen 
Bildungsfehler  zu  stände  kommen.  Das  sei  allerdings  nur 
eine  Theorie,  aber  eine  solche,  welche  die  thatsächlichen  Ver- 
hältnisee  bei  der  Myopie  vollständig  zu  erklären  vermöge. 

Die  schwerwiegenden  Momente,  welche  der  Vortragende 
gegen  die  von  der  Schulhygiene  bisher  empfohlenen  Verhtttungs- 
malisregeln  vorbrachte,  veranlafsten  den  Erstatter  dieses  Berichtes, 
dieselbe  in  Schutz  zu  nehmen  und  die  von  Professor  Sohnabbl 
angefahrten  Gregengründe  kritisch  zu  beleuchten.  Wegen  der  vor- 
gerOekten  Stunde  war  dies  erst  in  der  folgenden  Sitzung  möglich. 

Referent  erklärte,  die  überaus  wertvollen  anatomischen 
Untersuchungen,  welche  gewils  das  volle  Interesse  aller  Fach- 
genossen  wachrufen  würden,  nicht  in  die  Diskussion  ziehen, 
sondern  sich  nur  gegen  die  schulhygienischen  Anschauungen 
des  Vortragenden  wenden  zu  wollen.  Er  befbrchte  nämlich, 
dalis  die  Publikation  des  Vortrages,  welcher  die  schulhygieni- 
Sflhen  Forderungen  zur  Verhütung  der  Myopie  als  fast  über- 
fiüsaig  hinstelle,  von  Laienkreisen  und  gewissen  Gemeinde- 
vertretungen zu  dem  Hinweise  benutzt  werden  könnte,  nach 
dem  Ausspruche  eines  hervorragenden  Gelehrten  werde  die 
KuTBsichtigkeit  durch  die  Schule  weder  erzeugt,  noch  ge- 
steigert, und  es  sei  also  nicht  erforderlich,  den  kostspieligen 
Anforderungen  der  Schulhygieniker  zu  genügen.  Hier  gelte 
der  Ausspruch:  Principüs  obstat 


278 

Der  H«rf  Vortragend«  kat  angefahrt,  4afi  mtm  mit  groisein 
Pathos  Ycm,  den  bedeatenden  Gtefiabrea  des  SekvUbesoohes  für 
die  Sehkraft  der  Sehöler  gesproohMi  habe.  Daoüt  erwftlnt  er 
eine  Zeit»  die  bereits  glüokUoh  überwunden  ist  Es  ist  rioMg, 
dals  in  den  achtziger  Jahren  von  Seiten  vieler  OphthalmolegeBi, 
die  der  Lehre  Ooh&kb  von  der  Ehitstehnng  der  Sehulmyopi« 
snstimmten,  die  Gefahren  der  letzteren  übendiAitzt  wwrden. 
aber  die  eigentlichen  Schnlhygieniker  haben  sich  dieses  Fehlere 
nieht  schuldig  gemacht,  und  Büdner  selbst  hat  gelegeotiiah 
eunes  Vortrages  auf  dem  internationalen  Kongresse  zn  BerUa 
über  die  Schularztfrage  bereits  erwähnt,  dals  dieselbe^  welche 
doch  auch  in  einem  Teile  mit  den  schalhygienischen  Forder 
rangen  zur  Verhütong  der  Myopie  zosammenfilUt,  deshalb  eo 
wenig  geklfirt  erscheine,  weil  sie  bisher  mehr  vom  speeift- 
listischen,  als  von  allgemeinen  Qesichtspankten  aas  behimdelt 
worden  sei,  and  weiter:  „Nnn  sind  aber  die Sohalkindenragea 
nnd  die  Myopie  gar  nicht  der  Angelpunkt,  am  den  sich  die 
ganze  Frage  dreht,  weit  wichtigere  Aa%aben  erwachsen  dea 
Sehalarzie^  u.  s.  w. 

Aber  wenngleich  man  der  Schulmyopie  heute  nicht 
jene  fiihrende  Bolle  innerhalb  der  Schulschttden  zn^ 
wie  früher,  so  geht  dennoch  aus  dem  riesigen  statistiseheo 
Material,  welches  durch  die  Untersuchungen  gewonn«i  wurde 
(nahezu  200000  SchuUdnderaugen),  unzwMfelhaft  hervor,  dalk 
die  Zahl  der  Kurzsichtigen  mit  der  Höhe  der  Klassen  sa- 
nimmt  und  dals  auch  der  Ghrad  der  Kurzsichtigkeit  mit  der 
Dauer  des  Schulbesuches  ansteigt.  Ejs  hat  nicht  an  Gegnt 
gefehlt,  welche  diese  Zunahme  als  eine  zufällige  ansahen, 
z.  B.  V.  Hippel,  der  es  für  ,,erwiesen''  hält,  dals  sieh  unter 
vor  absolviertem  Examen  Ausgetretenen  unverhftltnismifciy 
viele  Emmetropen  und  relativ  wenige  Myopen  befinden,  wo- 
durch ein  starkes  Wachsen  der  Prozentverhftltniase  der  Myopie 
in  den  obersten  Klassen  mit  Notwendigkeit  bedingt  ist  Dieaem 
Aussprache  tritt  aber  SoHMinisKDfPii]»  entgegen  and  wider- 
legt denselben  nicht  nur  durch  entgegengesetzte  üateisaeinngflb- 
ergebnisse,    sondern    auch    dureh   eine    sachliche   Kritik    der 


279 

HiPPiLaohw  „Zablea,  die  an  sich  zu  klein  sind,  um  beweis- 
kiftftig  2u  aein'',  was  ftbrigens  y.  Hippel  selbst  zugibt  Aber 
selbst  diese  den  Anschauungen  Professor  Schnabels  verwandte 
Ansicht  V.  SawvLß  hindert  den  letzteren  nicht,  mit  allem  Nach- 
dniflbe  «a  erkllUen,  dals  ,es  ihm  durchaus  fem  liege,  die  Ber 
deutung  der  Nahearbeit  für  das  Entstehen  und  Fortschreiten 
der  Myopie  zu  unterschätzen^.  Er  behauptet  nur,  dals  sie 
Biohi  allein  die  hohen  Prozentsätze  der  Kurzaidbitigkeit  in  den 
oberen  Blassen  reranlasse.  Dalis  aber  der  Grad  der  Kurz- 
Ofihtigifeeit  Ton  SJasse  zu  Klasse  steigt,  erkennt  v.  Hippel  an, 
obvoiU  es  ihm  früher  nicht  über  jedem  Zweifel  erhaben  schien. 
Denelbe  gelangt  zu  dem  Schlüsse,  dais  trotz  bester  schul- 
hf gieniaoher  Einrichtungen  ein  nicht  unbetrtfchilicher  Teil  d^r 
Sehfller  während  der  Schulzeit  myopisch  wird.  Den  Qrund 
hierfilr  sucht  er  in  den  schlechten  hygienischen  Verhältnisse« 
des  Hauaes.    Trotzdem  erklärt  er :  „Durch  Befolgung  richtiger 

kygieniaoher  Grundsätze läist   sich   die  Häufigkeit   der 

Myopie  erheblich  yerriDgern,  der  Grad  derselben  in  der  über- 
groiaan  Mehrzahl  der  Fälle  in  mälsLgen  Grenzen  halten  und 
iine  Herabsetzung  der  Sehschärfe  meiatens  vermeiden«*^ 

STZLIJN&  hat  bekanntlich,  gestützt  anf  anatomische  Cnter- 
•oahnngan,  die  Theorie  aufgestellt,  dafs  die  Schulmyopie  auf 
Chaipäkonohie  beruhe;  die  Schnlkurzsichtigkeit  sei  eine  durch 
Wachstum  unter  Muakeldruok  entstandene  unschuldige  De- 
fenaation  des  Auges,  die  wohl  Beschwerden  yerursachen 
könne,  ahar  keine  wirklich  krankhafle  Veränderung  bedinge 
and  nach  ToUendetem  Körperwachstum  nicht  weiter  fort- 
•ohreite. 

Prc^esser  Sohvabel  ist  anf  anderem  Wege  zu  ähnlichen 
anf  die  Schulhygiene  bezüglichen  Schlüssen  gekommen,  wie 
BirsLhnxa^  dessen  Theorie  unter  den  Ophthalmologen  gewichtige 
CUjgnar  fand;  namenüich  hat  Sohmidt  -  BjypTiTüB  in  einer 
wiedeifcoten  Polemik  gegen  STiLUNa  dessen  Theorie  be- 
kämpft 

Aker  irata  dieser  ISiieoEie  hat  letzterer  zugegeben,  daCs  die 
Sdiuljoyopie  infolge  anhaltender  Nakearbeit,  sgpeeiell  des  Lesens 


Ö80 

imd  Schreibens»  entstehe,  und  die  Bekäkapfong  derselben  be- 
fürwortet, wenn  man  anch  die  Erwartungen  nieht  sn  hoch 
spannen  dürfe. 

Nnn  liegt  aber  für  die  Schulhygiene  die  Hauptfrage  nicht 
darin,  ob  die  Kurzsichtigkeit  ein  auf  angeborener  Form- 
yeränderung  basierter  Zustand  sei,  oder  nicht  —  darüber 
mögen  die  Ophthalmologen  entscheiden  — ^  sondern  darin,  da& 
durch  die  Schule  und  die  Nahearbeit  die  Kurzsichtigkeit 
häufiger  in  die  Elrscheinung  tritt  und  wahrscheinlich  auch  mit 
Zunahme  dieser  Schädlichkeiten  höhere  G-rade  erreicht.  Ist 
das  der  Fall,  dann  ist  man  yerpflichtet,  gegen  diese  Nachteile 
prophylaktisch  Torzugehen.  Ob  hierzu  die  bisherigen  schul- 
hygienischen  Forderungen  ausreichen,  oder  ob  andere  und 
schärfere  Vorbeugungsmabregeln  notwendig  werden,  ist,  soyiel 
Wahrscheinlichkeit  es  auch  hat,  dais  die  bisherige  Prophylaxis 
eine  Verminderung  der  Kurzsichtigkeit  in  den  Schulen  herbei- 
zuführen geeignet  ist,  für  den  Kern  der  Sache  eben&Us  nicht 
von  Belang. 

Professor  Schnabel  behauptet  allerdings,  dab  die  gewöhn- 
liche Schulmyopie  sogar  ein  erwünschter  Zustand  sei,  weil 
dann  im  vorgeschrittenen  Alter  die  Presbyopie  gleichsam  para- 
lysiert werde,  und  würde  eine  grobe  Geldsumme  opfern»  wenn 
er  myopisch  wäre,  weil  das  Femsehen  ohne  Brille  nicht  so 
nötig  sei,  wie  das  Nahesehen  ohne  Olas.  Darauf  ist  aber  zu 
erwidern,  dais  von  den  Millionen  Kindern,  welche  die  Schule 
besucht  haben  und  noch  besuchen  werden,  nicht  viele  in  die 
glückliche  Lage  kommen,  Operateure  zu  werden,  für  welche 
allerdings  ein  geringer  Grad  von  Myopie  vielleicht  erwünscht 
sein  mag;  denn  bei  sehr  vielen  Beru&arten,  wie  der  Militärdienst, 
der  Beruf  des  Forstmannes,  des  Technikers,  des  Landwirtes, 
des  Eisenbahnbeamten,  ganz  zu  schweigen  von  den  in  der 
Industrie  beschäftigten  Arbeitern,  mub  gerade  der  un- 
bewaffnete Blick  in  die  Feme  als  ein  Vorzug  empfunden 
werden. 

Dazu  kommt  aber  auch  noch  ein  statistisches  Moment. 
Mehr  als  die  Hälfte  der  Menschen  erreicht  nämlich  nicht  das 


281 

Alter,  in  welohem  man  preebyopifioh  wird.  Diese  sollen  also 
die  Last  der  Myopie  und  die  Nachteile  des  beständigen  Brillen- 
tngens  als  eine  Wohlthat  empfinden,  weil  sie,  wenn  sie  nicht 
80  firüh  sterben  würden,  einmal  für  die  Nahearbeit  keine  Brille 
brauchten,  und  kann  man  endlich  wirklich  den  Grad  der 
Sohnlmyopie  sich  bestellen,  dals  er  ausnahmslos  in  vor* 
geschrittenem  Alter  dem  Znstande  der  Presbyopie  vorgezogen 
SU  werden  yerdient? 

Man  mnfs  gewiJs  Sohmipt-Bimpleb  recht  geben,  wenn  er, 
nachdem  er  den  oben  erwähnten  Einwurf,  der  also  ebenfalls 
sdion  früher  von  anderer  Seite  vorgebracht  wurde,  widerlegt 
hat,  betont:  y,Die  Kurzsichtigkeit  ist  und  bleibt  ein  abnormer 
Zustand,  ein  mehr  oder  weniger  groüses  Übel.^ 

Die  von  Professor  Schnabel  gefundenen  Veränderungen 
können  möglicherweise  die  Ursache  der  Schulmyopie  sein, 
aber  auf  diese  Möglichkeit  hin,  die  keine  Gewilsheit  ist,  glaube 
ich,  ist  man  nicht  berechtigt,  die  schulhygienischen  Mafsnahmen 
als  minder  wichtig  hinzustellen  und  in  deren  Unterlassung 
keinen  schwerwi^nden  Nachteil  fQr  die  Bekämpfung  der 
Sohulmyopie  zu  erblicken.  Auch  Stilling  hat,  und  zwar  auf 
Grund  von  10000  teils  eigenen,  teils  fremden  Messungen 
eine  anatomische  Theorie  gegründet,  die  dennoch  nicht  von 
allen  Ophthalmologen  als  richtig  befanden  worden  ist. 

Redner  bittet  den  Vortragenden ,  bekannt  zu  geben,  welche  An- 
sichten er  über  die  STiLLiKGsche  Theorie  habe,  ebenso  ob  er  glaube» 
dafe  nicht  auch  andere  ätiologische  Momente  der  Kurzsichtigkeit 
neben  den  von  ihm  supponierten  wahrscheinlich  seien. 

Die  Forderungen  der  Schulhygiene  würden  allerdings 
auch  dann  zu  Recht  bestehen  bleiben,  wenn  die  Untersuchungen 
von  Sohnabel-Hebbnheibbb  mit  den  daraus  gezogenen  Schluls- 
folgerungen  als  für  alle  Fälle  von  Myopie  zutreffend  befanden 
würden.  Denn  die  Schulmyopie  stelle  einen  Index  dar,  der 
uns  auf  das  Vorhandensein  von  Schulschäden  hinweise,  die 
nicht  nur  den  Augen,  sondern  auch  der  Gesimdheit  der  Schüler 
überhaupt  gefährlich  werden  könnten. 

(FortMtzung  imd  SobliÜB  in  No.  6.) 


Die  Bebef iffenie. 
Ans  dem  ■stnritistoriseli-iiiedmitisehes  Yerem  n  BeiMbefif. 

In  dem  genannten  Vereine  sprach,  wie  die  „Münch.  med. 
'Wochschr.**  berichtet,  am  8.  Jannar  d.  Js.  Professor  Dr.  Kbapslin 
ttyer  die  den  Jugendalter  eigentflnliclie  Geisteskrankheit  der  Hebe- 
yhrenie. 

Dieselbe  ist  recht  hänfig,  entsteht  meist  in  der  Entwickelnogs- 
Periode,  und  zwar  entweder  plötzlich  und  stürmisch,  oder  unbemerkt 
and  sdileichend.  Die  Intelligenzstömng  dabei  ist  gekennzeichnet 
durch  die  schwere  Beeinträchtigung  des  Urteils  bei  erhaltenem  6e- 
dftditajs.  Was  das  Gemflt  anbetrifft,  so  begegnet  man  einer  aM- 
HjlliA  waehsenflen  8tan|Kf heit  uid  Glekhgtttigkeit  neben  gelegevtr 
Wbfm  AnäUen  you  Gereiztheit  ond  Erregung.  Nach  Ablauf  im 
Erankheitsprozesaes  bleibt  meist  typischer  Schwachsinn  mit  den 
Gefbhle  des  Wohlbefindens  zurCLck.  Zugleich  besteht  auf  dem  Gebiete 
des  Willens  völliger  Yeriust  der  zum  Arbeiten  erforderlichen  Energie. 
Binfig  sind  Zwangsbewegungen,  am  anffiülendaten  das  blöde  lippiadw» 
Lacken. 

Das  Leiden  ist  nicht  erblich,  und  Professor  KbäpwTiTN  ist 
geneigt,  einen  ^  bestimmten  Zusammenhang  desselben  mit  der  Ge- 
schlechtsentwickelung anzunehmen. 

Das  wesentliche  Unterscheidungsmerkmal  von  der  progreesifea 
Paralyse  liegt  darin,  dafe  die  Hebephreme  in  der  zweiten  HUAe 
des  dritten  Lebea^ahrzehnts  zum  Stillstand  kmnmt  und  nur  die 
fsychieche,  nicht  die  körperliche  LeistungsMigkeit  vernichtet. 


Bin  YerbudliLMteii  für  Sehnlen. 
Vertrag,  gekalten  in  irjBtlicken  Yereim  jbh  Elbeifeld. 

Der  Elberfäder  Aizteverein  hielt  am  5.  Febniar  d.  Js. 
Süiamg  ab,  in  welcher  Herr  Maktzbl  folgendes  auaillhrte:  Die 
JJptwendigkeit,  durch  Überweisung  von  Verbandkasten  an  die  Schnlen 
den  Lehrern  eine  zweckmäßige  erste  Hilfeleistung  in  solchen  Fftllen 
zu  ermöglichen,  wo  Schtiler  in  den  Unterrichtspausen,  beim  Tumei 
e.  8.  w.  Yerwundnegen  defoatragen,  ist  anscheinend  in  der  Littefiiv 
aedi  nugends  betont   worden.^ 

Vor  einiger  Zeit  berichtete  die  Tagespresae,  dab  ein  SchtUer, 
dem  ein  Griffel  ins  Auge  gedrungen  und  darauf  vom  Lehrer  der 
Tafelschwamm  auf  die  Wunde  gedrückt  war,  an  Blutvergiftung  zu 


*  Doch;  vergl.  diese  Zeitschrift  1892,  No.  10,  S. 416-426.    D.  Red. 


Gnmde  gegangen  sei.  In  Elberfeld  wurde  einem  Knaben  die  Eopf- 
wimde,  die  er  sich  beim  Spiel  in  der  Pause  zugezogen  hatte,  von 
einigen  Mttschfllem  unter  der  Wasserleitung  mit  einem  unreinen 
Lappen  ausgewaschen,  worauf  sich  ein  Er3rsipel  entwickelte,  das 
glflcklicherweise  gflnstig  verlief. 

Durch  diese  Fälle  angeregt,  hat  die  städtische  Sanitätskommission 
Bu  Elberfeld  beschlossen,  sämtliche  städtischen  Schulen  mit  einem  ein- 
gehen Yerbandkästchen  auszurüsten.  In  einem  verschlieCsbaren  Blech- 
kisten fon  20  cm  Länge,  10  cm  Hohe  und  Breite  befinde»  sich 
^6  aoMimatgagebänsche  und  10  ungestärkte  Oazebinden.  H<^fitiiü^b<* 
YerbandstOcke  sind  stilisiert  und  einzeln  verpackt.  Au&ardeoi  e«i- 
laut  im  S^äatcben  noch  ein  dreieckiges  Yerbandtnch.  Im  Deckel 
to  Kastens  ist  lotgende  GebrauchsajiweisuDg  festgeklebt,  von  d^ 
jeder  Lebrer  eiiaen  Abdruck  erhält: 

1.  Wer  eine  Wunde  verbinden  will,  muls  vorher  seine  Hände 
grtadMcli  mit  Seife  waschen. 

2.  Sodann  nehme  er  ein  oder  mehrere  Päckchen  SuUümatgaze 
Iii3  dor  ümlriUlung,  drtteke  sie  auf  die  Wunde  und  wickele  um  den 
verktaten  Körpertcdl  eine  Binde. 

8.  Bei  ^(ylseren  Verletzungen  der  Arme  und  Hände  lege  man 
•DfaUeftlich  das  kranke  Glied  in  das  dreieckige  Tuch,  dessen  lange 
Z^fsl  vm  den  Hab  geführt  und  im  Nacken  zusammengekootet  werden. 

4.  FOr  jede  nicht  ganz  geringftgige  Verletzung  ist  baldigst 
lisffidie  Hufe  in  Anspruch  zu  nehmen. 

6.  Das  Beinjgen,  Auswaschen  und  Desinfizieren  der  Wunden 
|oU  stets  dem  Arzte  aberlassen  bleiben. 

6.  Keine  Wunde  darf  mit  unreinen  Gegenständen  oder  mit  den 
Fingam  berfthrt  werden. 

Dieee  Gebrauchsanweisung  setzt  voraus,  dafs  die  grofee  Mehr- 
mU  4er  Lehrer  mit  den  Grundsätzen  des  Samaritertums  noch  nicht 
veitiaal^  ist.  Wenn  erst,  wie  v.  Esmabch  wflnscht^  der  Samariter- 
tuilArrieht  in  die  oberen  Khissen  aller  Schulen  eingefiUurt  sein  «icdy 
fbum  mag  eine  solche  Anleitung  äherfl(U»ig  sein.  Einatweilen  aher 
iit  sie  ebenaa  berechtigt,  wie  der  Verzicht  auf  die  Beigabe  irgend 
&ßm  fltksajgen  Antiseptikums,  das  in  der  Band  des  Laien  leider 
häQ%  mehr  Schaden  als  Nutzen  stiftet.  Der  Satz:  „Da9  Beinigen, 
Auswaschen  und  Desinfizieren  der  Wunden  soll  stets  dem  Arzte  Über- 
lüWftn  bleiben"  kann  allerdings  ledigiich  fUr  städtische  Schulen  volle 
<Minng  bdbaupten,  weil  nur  in  grölseren  Städten  ärztliche  Hil& 
stets  schnell  zu  erreichen  ist.  Für  Landschulen  dttrfte  die.  Aufnahme 
eines  Mittels  zur  HorsteDung  antiseptischer  Lösung  in  den  Verband- 
kasten und  die  Edanbnis  fOr  den  Lehrer,  diese  Lösmg  zur  Wund- 
desinfektion zu  verwenden,  vielleicht  doch  das  klwnere  Übel  sam. 


284 


Jlitteil«iii)eii* 


Eine  V^lksseknle  in  Rom.  Bei  Gelegenheit  des  XI.  inter^ 
nationalen  medizinischen  Kongresses  in  Rom  hesnchte  nnser  geschUzter 
Mitarbeiter,  Herr  Professor  Dr.  R.  Blasxüs  ans  Brannschweig,  eine  in 
der  Nähe  der  Thermen  des  Diokletian  neu  erbaute  Elementarschale,  von 
der  er  in  der  „Dtsck,  Vieri^ahrsschr.  f.  OffU.  OemnöMspft.**  folgende 
Beschreibnng  gibt:  Die  Schale  zeichnete  sich  dnrch  helle,  Inftige, 
schöne  Klassenzimmer  ans.  Bei  den  Schnlbftnken  waren  die 
jetzigen  hygienischen  Anforderangen  erfQllt.  Die  Knabenabteilong  stand 
anter  Leitang  eines  Direktors,  die  Mftdchenabteilang  anter  deijenigei 
einer  älteren  Lehrerin.  Die  Schfderinnen  hatten  in  denselben  Klassen 
gleichmäbiges  KostOm,  jede  ihren  Namen  Yom  anf  der  Taille  auf- 
gestickt. Da  die  Schalzeit  nicht  dnrch  eine  Mittagspaase  getrennt 
ist,  bringt  sich  jedes  ELind  einen  mit  seinem  Namen  bezeichneten 
FrflhstQckskorb  mit  in  die  Schale.  Dieser  wird  aaf  dem  Korridore 
neben  den  Httten  u.  s.  w.  der  betreffenden  Kinder  an^gehängt  and  dann 
zar  FrflhstQckszeit  in  das  Lehrzimmer  hineingeholt.  Einige  Klassen 
Oberraschten  wir  gerade  beim  Frflhstflck  and  erfreaten  ans  an  der 
masterhaften  Ordnnng  der  Kinder  beim  gemeinschaftlichen  Essen  and 
an  dem  vortrefflichen  Appetit.  Die  Methoden  des  Unterrichts 
schienen  ähnliche  zn  sein,  wie  bei  ans;  wenigstens  mauste  man  das 
aas  den  Tafeln  and  Bildern  schliefsen,  die  an  den  Wänden  hingen 
and  sehr  nnseren  nach  FROBBSLscher  Methode^  angefertigten  Bildern 
ftlr  den  Anschanongsanterricht  glichen.  Schalgeld  wird  in  den  Yolka- 
schalen  der  Stadt  Rom  nicht  bezahlt,  der  Unterricht  ist  frei.  Aniser- 
ordentlich  gefiel  mir  eine  Einrichtang,  die  ich  in  nnseren  Schalen 
bisher  nicht  gesehen  hatte.  In  jeder  Klasse  war  nämlich  eine  greise 
Tafel  aasgehängt,  anf  der,  wie  nachfolgend  verzeichnet,  alle  Krank- 
heiten anfgefnhrt  standen,  die  dnrch  Ansteckang  in  die  Schale  über- 
tragen and  dort  eventaell  weiter  verbreitet  werden  können.  Es  ist 
daranf  angegeben  1.  Name  der  Krankheit,  2.  Daner  der  Inkabatioaa- 
zeit,  3.  Symptome,  4.  Wahrscheinliche  Daner  der  Obertragbaikeit 
des  Anstednmgsstoffes. 


'  Wir  haben  sahlreiobe  FnöBiLtche  Kindergarten  in  Italieo,    be* 
sonders  in  Sicihen,  angetrofien.    D.  Red. 


285 


Krank- 
hfliten 


Inkiibfttions- 
periode 


Krapp 


8—5  Tage 


Symptome  der  Initial-  and 
AnsbüdnngBperiode 


Heiserkeit;  bellender  Hosten; 
schnarohende  geränsohyoUe 
Atmung,  verlängerte  pfeifende 
Inspiration ;  bleiches  lividee 
Aussehen. 


WAhrsohein- 
Le  Dauer  der 

jbar- 
keit 

Kontagiums 


40  Tage  ron 

dem  &ginne 

der  Krankheit* 


DiiOi- 
theritis 


4—7  Tage 


Halsschmerzen,  in  verschiedenen 
FäUenHalsentzündung;  Schlund 
gerötet ;  Mandeln  entsiindet  und 
auf  ihrer  inneren  Oberfläche 
gelblich  weiise  Flecken,  die, 
fest  an  der  Schleimhaut  haftend, 
dem  Abkratcen  und  Qurgeln 
widerstehen. 


Desgl. 


Pocken 


10—14  Tage 


Ziehende  Schmerzen  im  ganzen 
Körper,  namentlich  in  der 
Lendengegend;  Übelkeit;  Kopf- 
schmerzen; Flecken,  wie  Aus- 
schlag,besonders  an  der  inneren 
Schenkelgegend  j  dann  Ausbruch 
kleiner  roter  Flecken  am  Kinn, 
auf  den  Wangen,  der  Stirn,  dem 
Halse  u.  s.  w.,  welche  sich  in 
Papeln  und  Pusteln  verwandeln. 


Desgl. 


Soharlaoh 


4—7  Tage 


Halsschmerzen  und  mehr  oder 
wenige^  starke  Rötung  des 
Halses,  verbunden  mit  flecken 
von  gelblich  weifser  Farbe; 
hohes  Fieber;  nach  ein  oder 
zwei  Tagen  unzählige  kleine 
rote  Fleckchen  auf  dem  Halse, 
der  Brust  und  im  Gesicht, 
welche  sich  sehr  bald  vereini- 
gen und  grofse  scharlachrote 
Flächen  bUden. 


Kaaem 

odsr 

Roteb 


10—12  Tage 


Häufiges  Niesen;  Rötung  der 
Augen,Thränen ;  Husten,  rauhe 
heisere  Stimme;  nicht  selten 
Halsschmerzen ;  mäisiges  Fie- 
ber; am  dritten  oder  vierten 
Tage  auf  der  Stirn  und  den 
Wangen  gelblich  rote  Flecken 
oder  Punkte,  flach  oder  erhaben, 
mit  dazwischen  befindlicher 
gesunder  Haut. 


Desgl. 


28  Tage  vom 

Anfangs* 

Stadium  der 

Krankheit  an. 


S«6 


Srtttk- 
heiten 


VarioeUen 


Waaseiv 


Inknbations- 
periode 


10—14  Tage 


Symptome  der  Initial-  und 
Anebildnngsperiode 


GKedencbmenen ;  mSisiges  Fie- 
ber; kleine  rote  Flecken,  haupi- 
•Sdüich  amBampfe,  imOeeiont, 
auf  der  behaarten  Eopfhant, 
in  deren  Mitte  sich  Blasen  yon 
Linsengrolise  bilden,jrefSlIt  mit 
einer  dnrchnchtigenFinssigkeit. 


Waihrschein- 
äokeDanar^ 
Übertragbar- 

keii  des 
Kontaginmfl 


20  Tage  Tom 

Anmngs- 
Stadium  der 
baaUieii 


GMchts- 
rose 


Nicht  genan 
cn  bestmunen 


Rötung  der  Hant,  dann 
stSrkereRotung  mitfiintEnndang 
and  HitKe;  m&isiges  Fieber; 
N«8e,  Backen,  Ohrea  and  Kopf- 
haut sind  Lieblingsaitz  aer 
Krankheit;  auf  der  geröteten 
Haut  erheben  sich  hfiufig  Blasen, 
die  mit  Serum  oder  Biter  ge- 
fallt sind. 


5  Tage  naoh 
der  Heilung. 


Keuch- 
husten 


10—12  Tage 


Anfangs  Hustenschauer,  wie  die 
einer  einfachen  Erkaltung,  dann 
stärkere  Hustenanfalle,  unter- 
brochen durch  tiefes  yer- 
längertes  fferäuschyoUes  Ein- 
atmen ;  häimg  Nasenbluten  und 
Erbrechen;  von  einem  Husten- 
anfalle zum  anderen  sind  Pausen, 
kursere  oder  längere,  aber 
immer  in  der  Nacht  künere 
Pausen. 


20  Tage  nach 

Aufhören  der 

charakteriati- 

schen  Husten- 

aniäUe. 


Parotitis 
(Mumps) 


14—16  Tage 


Schnelle  Anschwellung  einer 
Backe,  dann  der  anderen,  die 
sich  auf  die  benachbarten  Teile 
bis  zur  Basis  des  Halses  hinab 
ausdehnt;  bei  der  sich  ent- 
wickelnden Krankheit  häufig 
Fieber,  begleitet  von  Erbrechen 
und  Nasenbluten. 


20  Tage  Tom 

Anfangs- 
stadinm  der 
Krankheit 


Dysen- 
terie 


»—10  Tage 


Häufige  Dejektionen  eiterigen 
Schleimes  mit  geronnenem 
Blute,  begleitet  von  Leib- 
schmerzen und  schmerzhaftem 
Dringen;  yielfach  Fieber. 


28  Tage  vom 

AnfingB- 
stadium  der 
Krankheit 


Krank- 

Inkobationa- 
periode 

Syraptonifl  der  Initial-  nnd 
Anibil  dnngaperiode 

Wahriohein- 

keit  Aa 
Kontagituua 

Cholera 

3  Tage 

riger    Exkrement«,    die    ohne 
Schmenen      abg^en,      dann 
ehanücterirtiKhe      Beiiwaaaer- 
atSUe;     hEoSgee     Brbreoben; 
Bobmenen     in     den    Waden; 
boble  Stimme;  kalte  Extremi- 
täten. 

Naoh  dem 
Aufhören  der 
Epidemie. 

ÜDter- 

leibe- 

21  Tage 

Zange;    ErMshöpfnn^;     ängat- 
liohea    Anseehen;      in      vielen 

40  Tage  vom 

Attfangi- 
ttadiam  der 
SraBUteitaA. - 

LnnDen- 
Khvind- 

Die  >pe- 

cillen  setzen 
üob   an  «nar 

SteUe  feet, 
mfen    eine 
VwletBung 
de.  Orga«. 

■tören  deaeen 
FnaktioD. 

Häufiger   Huaten    mit    Auwnrf 
Robmercen. 

Kann  immer 
die  Quelle  von 

Aniteokimgen 
lein  durch  die 

ExpaUsn- 
tionen,  «>4M 
ipecüiachen  Ba' 

"SS- 
■& 

Augenent- 
rfndnng) 

Ohnelnkoba- 
tionaieit    80- 
tald  der  Pa- 
rant  neb  fett- 
geaetrt  hat, 
Termahrt  er 
Bioh,  und  Ton 
da  ab  ent- 
wickelt dob 
dieKnnkhait. 

RötnD|   der   inneren   Aogenlid- 
aohleunhant   nnd   det    Bandea 
der    Angenlider,    die     hünfig 
naefa    dem    Sehlsfen    verklebt 
lind ;  aaeh  Bätang  de>  Weiben 
im  Auge  (der  Solerotica). 

Bia  BOT  roU- 
Btändigen    Hei- 
lung. 

Scabiea 
(Kritje) 

Boiwiokelong  tob  Bläaehen,  be- 
gleitet   von    heßigem    Jucken, 

fläoben,   am  Handgelenke  nnd 
am  Torderen  Teile  de«  ünter- 
armea;    ipiiMr  entwickeln  aioh 
Beulen    ukd    Wanden    durah 
daa  heft%e  Erateea  wegen  de« 
JnokenB. 

»»gl. 

288 


Krank- 
heiten 

Inkabations- 
periode 

Symptome  der  loitiai-  and 
Ausbildungaperiode 

Wahrwdkem- 
liehe  Danar  der 
Übertragbar- 
keit des 
Kontaguuna 

Famo 

— 

Furchen     siehende    tchwefelfar- 
bige  Schorfe  aof  den  behaarten 
Kopfteilen,  die  beim  Grolser- 
werden  die  Form  kleiner  aus- 
gehöhlter Scheiben,  wie  Näpf- 
chen,   annehmen;    die   Haare, 
entförbt    und   zart  geworden, 
brechen  leicht  ab,  je  mehr  die 
Scheiben  sich  yergroüsem,  die, 
wenn  sie  sich  vereinigen,  den 
grolseren   Teil   der  behaarten 
Kopfhaut  einnehmen  können. 

Desgl. 

Herpes 
tonaorant 

Bundliche  oder  ovale  schuppige 
Flecken  von  roter  Farbe,  auf 
denen  die  Haare  haften  oder 
vielmehr    mit    staunenswerter 
Genauigkeit    ein    wenig   über 
der     Haarbasis     abgebrochen 
sind   (2  oder  3  mm  über  der 
Hautoberfläohe).    An  der  Peri- 
pherie   der  Flecken  sind    die 
Haare  zart,  zerbrechlioh,*glanz- 
los,  grau  und  aschfarben.  Beim 
Zunehmen  der  Krankheit  kann 
die  ganze  behaarte  Kopfhaut 
angegriffSsn  werden. 

Deagl. 

Alopecia 
areata 

Kleine  runde  Flecken  von  hell- 
brauner Farbe  (wie  Kaffee  mit 
Milch),   deren  Oberfläche  sich 
leicht  abschuppt  und,  sich  ver- 
ffröfsemd,    verschiedene    Aus- 
dehnung annehmen  kann,  von 
Pfennig-    bis    zu  Thalennröfse 
und   noch   mehr.     Die  Haare, 
die  sofort  die  Widerstandskraft 
und    Farbe    verlieren,    fallen 
^nzlich  aus,  anstatt,   wie  bei 
Herpes  tonsurans,  abzubrechen, 
und    hinterlassen  eine  weiche 
wenig  beschädigte  weiüse  Haut. 
Später   kann   die  Krankheit 
sich    auch    auf    den    Augen- 
brauen entwickeln. 

Desgl. 

289 


Krank- 
heuen 

Inknbations- 
Periode 

Symptome  der  Initial-  und 
Ausbildungsperiode 

Wahrschein- 
liche Dauer  der 
Übertragbar- 
keit des 
Kontagiums 

Impetigo 
con- 
tagiosa 

— 

Krusten  von  gelblicher  oder  gelb- 
grüner  Färbung,   welche    die 
Haare  in  sich  festkleben  lassen, 
ohne  wesentliche  Veränderun- 
gen an  ihnen  heryorzurufen. 

Desgl. 

Möllns- 

cun 

oonta- 

gioeam 

— 

Ganz  kleine   weiche  und  durch- 
sichtige Knoten,  die  kaum  aus 
der  Haut   des    Gesichtes,  des 
Halses,    der   Uand    oder   des 
Unterarmes  henrorragen.    Die 
Knoten    erreichen,   indem    sie 
sich    ausdehnen,     die    Grölse 
einer  Erbse,  selten   mehr  und 
zeigen  im  Gentrum  eine  Aus- 
höhlung.   Von  den  Seiten  zu- 
sammengedrückt ,     lassen     sie 
einen   konsistenten  weifslichen 
Stoff  austreten. 

Desgl. 

Anhang.     Krankheiten,  ansteckend  durch  Nachahmung. 


Epilepsie. 

Das  Kind  erbleicht,  stölst  einen  Schrei 
ans  und  verliert  die  Besinnung.  Die 
Muskeln  werden  starr,  die  Atmung  wird 
nnterdrflckt,  die  Empfindung  ist  auf- 
gehoben. Dann  beginnen  Kriünpfe  mit 
abwechselnder  Anspannung  und  Er- 
schlaffung der  Muskeln,  w&hrend  der 
Kranke  schwer  zu  leiden  scheint.  Das 
Gesicht  wird  bläulich,  der  Kranke 
knirscht  mit  den  Zähnen,  Schaum,  der 
häufig  blutig  ist,  tritt  vor  die  Lippen. 
Nach  einigen  Minuten,  selten  nach 
einigen  Stonden.  hören  die  Erschei- 
nungen allmählich  auf,  es  folgt  ein  tiefes 
gerftuschYoUes  Atmen.  Der  Kranke 
weils  später  von  dem  Anfalle  nichts. 


Wenn  man  auch  nicht  mit  allen  hier  gemachten  Angaben  ttber 
Inknbationszeit  und  wahrscheinliche  Dauer  der  Übertragbarkeit  des  An- 

Sohnlffwaadlwltipitofe  YIII.  19 


Chorea  (Veitstanz). 

Krampfartige  unwillkflrliche  Zu- 
sanmienziehungen  der  Muskulatur, 
die  aus  unzusammenhängenden  Be- 
wegungen der  Streckung,  Beugung, 
Abduktion  und  Adduktion  bestehen, 
mit  zuweilen  unsicheren  tanzenden 
Bewegungen,  fratzenhaften  Yer- 
zerrungen  des  Gesichtes,  Drehungen 
dea  Halses,  andauernder  Muskel- 
unruhe. Es  kann  auch  nur  ein 
einzehies  Glied  den  &amp£ui£Edl 
zeigen  oder  eine  Körperseite. 


290 

stecknngsstoffes  übereinzustimmen  braucht,  so  ist  der  Oedanke,  eine  der- 
artige Erankheitstafel  in  den  Schnlklassen  ansznh&ngen,  doch  vortrefflich. 
Bei  uns  in  Braonschweig  hat  man  den  st&dtischen  Schnllehrem  auf- 
getragen, Kinder  mit  ansteckenden  Krankheiten  ans  den  Klassen  za 
entfernen,  man  hat  aber  nicht  dafOr  gesorgt,  dab  dieselben  die 
Krankheiten  auch  erkennen.  Solange  man  keine  SchnlUrzte  allgemem 
angestellt  nnd  den  Lehrern  keine  Ausbildong  in  der  Schulhygiene 
hat  zu  teil  werden  lassen,  sollte  man  wenigstens  in  allen  Klassen 
ähnliche  Tafeln,  wie  die  italienischen,  anbringen,  damit  die  Lehrer 
sich  notdflrftig  über  die  ansteckenden  Schulkrankheiten  orientieren 
können. 

Zur  Frage  von  der  psychischen  Entwickelung  der  Lernen- 
den nnd  Yon  den  physischen  Übungen  in  den  Schulen  ist  ein 

Aufsatz  überschrieben,  den  unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Kollegien- 
rat Br.  W.  G.  Nbsteroff,  in  „Shum,  russk.  obscht.  ochran.  narodn. 
sdrauija"^  veröffentlicht.  Der  Verfasser  hebt  hervor,  dals  die  psy- 
chische Entwickelnng  der  Lernenden  beeinträchtigt  wird  nicht  nnr 
durch  die  noch  öfter  vorkommende  Überbürdung,  sondern  auch  durch 
das  herrschende  System  für  die  Beurteilung  von  Schülerleistungen. 
Infolge  des  Brauches,  jede  Leistung  durch  Nummern  zu  censieren, 
entsteht  eine  geistige  Anspannung  und  schliefslich  eine  psychische 
Depression,  welche  schädigend  auf  die  körperliche  Entwickelnng 
einwirkt.  Bezüglich  der  gymnastischen  Übungen  verlangt  Nesteboff, 
dafs  sie  nicht  schematisch  und  zwangsweise  betrieben  werden, 
sondern  in  einer  Art,  welche  einem  jeden  die  Wahl  der  Be- 
wegung nach  Geschmack  und  Bedürfnis  ermöglicht.  Bis  zur 
Pubertät  seien  Bewegungsspiele,  Sport  und  Marschttbungen  zu  be- 
treiben, später  aufserdem  noch  die  verschiedenen  Arten  v<m  Gerftt- 
tumen.  Die  sogenannten  Freiübungen  will  er  aus  dem  allgemeinen 
Programm  ausgeschlossen  und  nur  als  Heilgymnastik  streng  indivi- 
dualisiert angewandt  wissen.  Das  psychische  Wohlbefinden  der  Schüler 
gilt  ihm  in  allen  Fällen  als  höchster  Mafsstab. 

Erklärung  fBr  die  HSnfigkeit  der  Rhachitis  bei  Beayoli- 
taniscken  Kindern  in  Amerika.  Alle  Ärzte  der  Vereinigten 
Staaten  sind  von  der  groisen  Häufigkeit  der  Rhachitis  bei  den 
Kindern  der  italienischen  Eingewanderten  überrascht.  Die  Ursadie 
davon  sucht  man  gewöhnlich  in  der  Armut,  der  ünreinlichkeit,  den 
ungesunden  Wohnungen  und  der  schlechten  Ernährung  der  Betreffenden. 
Dr.  Ibying  SN0V7  gibt  nun  eine  andere  Erklärung,  unter  seiner 
Klientel  befanden  sich  200  Kinder,  die  noch  nicht  drei  Jahre  alt 
waren,  und  zwar  108  italienische  und  92  von  anderer  Nationalität. 
Von  den  ersteren  waren  70 — 76%  rhacfaitischf  von  den  letiteren  nnr 
11—12%.    Dr.  Snow  führt  dies  darauf  zurück,  dab  die  i1 


291 

luider  bisher  in  einem  sonnigen  Klima  gelebt  haben,  das  den 
Rhafhltiwios  ansschlielist,  jetzt  aber  ihre  Tage  in  einem  nebelreichen 
Lande  verbringen,  wekhes  denselben  begttnstigt. 

Z«M  Schmix  der  Kindenugen  vor  VerietEungen  ndt 
^ielgewehreiu  In  dem  „Cmtraibl.  f.  prakt,  ÄugMkde^  want 
IWessor  HiBSCHBE&e  eindringlich  vor  den  Kindergewehren,  welche 
nach  Art  der  alten  Gewehre  mit  Zündhütchen  abgefeuert  werden. 
Yen  den  letzteren  können  beim  Schieisen  Stückchen  Knpfer  in  das 
Alge  eindringen,  was  zu  den  schlimmsten  Verletzungen  des  Seh- 
«gans  gehört.  Solche  UnfUle  ereignen  sich  zwar  am  häufigsten 
bei  Schfllem,  welche  kupferne  Zündk^>8eln  durch  Aufschlagen 
■it  einem  Stein  oder  Hammer  knallen  lassen;  sie  kommen  aber 
ancb  beim  Hantieren  mit  schlecht  konstruierten  Kindergewehren 
for.  HlBSOHBSBO  richtet  deshalb  eine  Aufforderung  an  die  Hauf- 
Inte,  in  Familien,  wo  ein  derartiges  Spielzeug  von  Kindern  yer- 
wendet  wird,  auf  dessen  Abschaffung  zu  dringen.  Es  seien  nur 
wiche  Kindergewehre  zu  dulden,  welche  einen  Remingtonverschlsb 
bttitien,  so  dals  die  Zündhutpatrone  in  geschlossener  Kammer  liegt. 
Sehielsflbnngen  der  Knaben  soUten  auÜBerdem  nur  unter  Au&icht 
von  Erwachsenen  stattfinden. 

Über  die  Einwirkung  der  gebriueUielisteii  Mudwlaaer 
aaf  die  ZAhnsabatau  stellt  Hbfblxann  in  der  „Dtsch.  Mediß- 

Ml§.*',  1894,  No.  47  folgende  Sätze  auf:  Die  Prüfung  eines  Mund- 
wsflocfo  auf  Schädlichkeit  hat  nach  zwei  Sichtungen  hin  zu  erfolgen, 
Dtaüich  ob  und  in  welchem  Grade  es  die  Zahnsubstanz  löst  und  ob 
CS  dieselbe  färbt.  Stark  dentinlösend  wirken  alle  Mundwässer, 
welche  saure  Stoffe  enthalten,  wie  Salicylsänre,  Benzoesäure,  Sac- 
charin n.  s.  w. ;  schwächer  lösen  das  Dentin  Eukalyptusmundwasser, 
Ean  de  Pierre,  Eau  de  Botet;  frei  von  jeder  lösenden  Wirkung  anf 
die  Zahnsnbetanz  ist  das  ganz  neutral  reagierende  Odol.  Eine  grofse 
Firbkraft  besitzen  Eukalyptusmundwasser,  Eau  de  Pierre,  Eau  de 
Bolot;  nicht  färbend  wirkt  Odol.  Letzteres  verdient  also  trotz  der 
starken  Reklame,  die  dafür  gemacht  wird,  immerhin  Empfehlung. 
Wuderugen,  Tnnfiüu^n  und  SehUerreiaei.  Unter 
diesem  Titel  veröffentlicht  unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Gymnasial- 
direktor Dr.  G.  Hebgel,  in  der  „Österr.  MiitekcM»^  einen  Auftatz, 
der  die  in  den  Werken  von  Th.  Bach  und  K.  Fleibchmann  über 
Tnmfahrten  enthaltenen  praktischen  Winke  kurz  und  übersichtlich  zu- 
sammenfalst.  1.  Wahl  der  Ausflüge.  Märsche  in  die  Umgebung 
des  ständigen  Aufenthaltsortes  sind  das  Regelmäfsige,  weitere  Schüler- 
reisen  lassen  sich  immer  nur  in  geringerer  Zahl  ausführen.  Man  stelle 
SB  Beginn  des  Scfauliahres  die  projektierten  Ausflüge  und  Übungsmärsche 
mter   folgenden  Gesichtspunkten  zusammen:   A.  Übungsmärsche: 

19* 


292 

(Marschzeit  fOr  einen  halben  Tag  2 — 6  Standen;  nicht  immer  ist 
eine  Rast,  noch  seltener  der  Besnch  eines  Gasthauses  notwendig; 
Nachtmärsche  nur  mit  Knaben  ttber  12  Jahren),  a.  An  welchem 
Tage?  (Auch  im  Winter  und  bei  minder  günstiger  Witterong.) 
Innerhalb  welcher  Zeit?  (Angabe  der  Zeit  der  Rückkunft.)  b.  Strecke 
nach  Kilometern.  (Natürlich  wird  nicht  die  Luftlinie  gemessen.) 
c.  Mit  welcher  Klasse  oder  Abteilang?  d.  Wie  oft  und  wie  lange 
Dauerlauf?    B.  Ausflüge:    1.  Halbtägige   (4  Stunden  Marschzeit). 

2.  Ganztägige  (8  Stunden  Marschzeit).  3.  Mehrtägige  (5—14  Tage, 
auf  je  3  Marschtage  zu  je  8  Stunden  Marschzeit  folgt  ein  Rasttag). 
Bei  jedem  der  Punkte  1 — 3  sind  wieder  zu  beachten  die  Punkte 
a — d,  femer  e.  Wo,  wann  und  wie  lange  Rast  (beziehungsweise 
Mittagessen,  Nachtmahl,  Nachtlager)?  f.  Strecken,  welche  nicht  za 
Fuls  zurückgelegt  werden,  g.  Besichtigung  von  Sehenswürdigkeiten, 
h.  Beiläufige  Kostenberechnung.  Der  Abmarsch  täglich  möglichst 
früh  (5  Uhr),  Eintreffen  im  Nachtquartier  etwa  8  Uhr,  die  Rasten 
gewöhnlich  nicht  unter  3—4  Wegstunden.  2.  Erste  Vorberei- 
tungen. Die  auf  mehrere  Tage  projektierten  Ausflüge  werden  den 
Schülern  zu  Beginn  des  Schu^ahres  bekanntgegeben  unter  den  all- 
gemeinen Gesichtspunkten:  Zeit  und  Dauer  des  Ausfluges,  Ziel, 
Kostenüberschlag,  damit  sich  dieselben  bei  Zeiten  zur  Reise  ent- 
schliefsen  und  das  nötige  Reisegeld  zusammensparen  können.  (In 
Deutschland  haben  die  Schüler  an  vielen  Orten  ihre  eigenen  Reise- 
Sparkassen.)  Zur  Teilnahme  an  gröfseren  Reisen  können  nur  diejenigen 
zugelassen  werden,  welche  sich  an  den  Yorangehenden  Übungsmärschen 
beteiligt    und    sich    die    nötige    Marschfilhigkeit    erworben    haben. 

3.  Weitere  Vorbereitungen.  1.  Entwurf  eines  detaillierten  Reise- 
planes und  eines  Kostenvoranschlages  mit  Rücksicht  auf  die  Zahl  der 
Teilnehmer.  2.  Einleitung  der  Abmachungen  mit  den  Wirten  (Be- 
sitzern von  Sehenswürdigkeiten  u.  s.  w.),  der  Fahrpreisermäfsigungen. 
(Leider  haben  wir  hier  in  Osterreich  noch  keinen  Tarif  für  die  Be- 
förderung von  Gesellschaften  und  Schülerabteilungen  wie  in  Deutsch- 
land.) 3.  Vorlage  des  unter  1.  genannten  Entwurfes  an  die  Eltern 
der  teilnehmenden  Schüler  unter  einmaligem  Beischlusse  der  in  dieser 
Zeitschrift,  1894,  No.  6,  S.  372—375,  abgedruckten  MitteUnag 
„An  das  Elternhaus." 


Saj|es9tf4lt(^tH4ief* 


Der  IX.  internationale  Kongrefs  (Br  Hygiene  nnd  DeHi%- 
grapUe  in  Madrid  wird,  wie  jetzt  festgesetzt  ist,   in  der  Woche 


293 

▼om  11.  bis  18.  Oktober  1897  stattfinden.  Der  Mitgliedsbeitrag 
beträgt  fftr  Herren  25  Pesetas  (Francs),  für  Damen  10  Pesetas. 
Studenten  haben  freien  Zutritt  zn  den  Verhandlungen.  Die  für  den 
Kongrefs  zugelassenen  Sprachen  sind  trotz  vielseitig  ausgesprochener 
Wünsche  nicht  verringert,  sondern  im  Gegenteil  noch  vermehrt 
worden;  denn  es  sollen  auch  Mitteilungen  in  lateinischer,  sowie  in 
jeder  anderen  gebräuchlichen  europäischen  Sprache  entgegengenommen 
werden.  Referate  müssen  vor  dem  11.  August  1897  in  die  Hände 
des  „Secretario  general  del  IX.  Congreso  de  Higiene*'  zu  Madrid 
gelangt  sein. 

Die  XX.  Versammliiiig  des  dentsehen  Vereins  fBr  Sffent- 
lieke  Gesnndlieitspflege  wird  vom  11.  bis  14.  September  d.  Js. 
in  Stuttgart  tagen.  Aus  der  jetzt  endgültig  festgesetzten  Tages- 
ordnung heben  wir  folgende  Vorträge  hervor:  Mittwoch,  den 
11.  September:  Hygienische  Beurteilung  von  Trink-  und  Nutzwasser. 
Referent:  Geheimer  Medizinalrat  Professor  Dr.  FLÜGGE-Breslau. 
Donnerstag,  den  12.  September:  Gasheizung  im  Vergleich  zu  anderen 
Einzelheizsystemen.  Referent:  Hofrat  Professor  Dr.  Meidinoeb- 
Karlsruhe.  Freitag,  den  13.  September:  Schädlichkeit  der  Kanal- 
gase und  Sicherung  unserer  Wohnräume  gegen  dieselben.  Referent: 
Professor  Dr.  Kabl  FBAENKEL-HaUe  a.  S.  und  Stadtbaurat  W.  H. 
LiNDLEY  in  Frankfurt  a.  M.  Alles  Nähere  über  die  Versammlung 
wird  den  Mitgliedern  zugleich  mit  den  von  den  Referenten  auf- 
gestellten Thesen  oder  Schlufssätzen  Mitte  August  bekannt  gegeben 
werden. 

Hygienischer  Kongrefs  in  Bordeaux  1895.  Der  Verwaltungs- 
rat der  Gesellschaft  für  öffentliche  Gesundheitspflege  in  Bordeaux 
bat  nach  „X«  Frogr,  mdd,^  in  seiner  letzten  Sitzung  beschlossen) 
bei  Gelegenheit  der  nächsten,  vom  Mai  bis  November  1895  dauernden 
Ausstellung  daselbst  einen  nationalen  hygienischen  Kongrefs  zu  ver- 
anstalten. Eine  Kommission,  bestehend  aus  den  Herren  Dr.  Layet, 
Dr.  Maübiac,  Oberingenieur  G^nebd  und  dem  städtischen  Tierarzt 
Baillet,  ist  mit  den  Vorbereitungen  des  Kongresses  beauftragt 
vrorden. 

Eine  internationale  HygieneanssteUnng  zn  Paris  soll  nach 

dem  ytBüUei,  nUd."'  in  diesem  Jahre  auf  dem  Marsfelde  im  Palast 
der  „Freien  Künste^  stattfinden.  Die  Eröffnung  derselben  ist  auf 
den  15.  Mai,  der  Schluls  auf  den  18.  September  festgesetzt.  Prä- 
sident der  Ausstellung    ist  der  bekannte  Hygieniker,  Professor  Dr. 

BBOUABDEIi. 

Über  die  Notwendigkeit,  von  Diphtherie  geheilte  Kinder 
T#r  ikrem  Wiedereintritt  in  die  Sehnle  anf  LQfflersclie  BaciUen 

vntersnelien,    äufserte   Herr   Seyestbe    in    Paris    nach    „Le 


294 

Frogr,  m^d."'  kürzlich  folgendes:  Es  ist  bekannt,  welche  hervor- 
ragende  Rolle  die  Isoliemng  and  die  Desinfektion  bei  der  Be- 
kämpfong  der  Diphtherie  spielen.  Dank  der  Bakteriologie  ist  es 
möglich,  sehr  bestinimt  anzugeben,  ob  ein  Rekonyaleecent  noch 
LösTLEBsche  Bacillen  mit  sich  trftgt  oder  nicht.  Diese  können 
noch  wochenlang  nach  der  Genesung  bei  demselben  vorkomnwn. 
Ehe  man  an  Diphtherie  erkrankt  gewesene  Kinder  wieder  zor  Scfanle 
und  überhaupt  zum  öffentlichen  Verkehre  zulä&t,  sollte  daher  die 
Schleimhaut  ihrer  Nase  und  ihres  Rachens  einer  wiederholten  Unter* 
suchung  auf  Bakterien  unterzogen  werden.  Zu  dem  Zwecke  si&d 
an  den  Krankenhäusern  bakteriologische  Laboratorien  und  au&erdem 
besondere  S&le  für  Rekonvalescenten  von  Diphtherie  einzurichtem. 
Dieser  Forderung  hat  sich  auch  die  (Gesellschaft  für  öffentliche 
Medizin  und  Gesundheitspflege  in  Paris  angeschlossen.  Mit  Rück- 
sicht hierauf  sind  von  der  französischen  Post  folgende  Vorschriften 
für  die  Versendung  diphtheritischer  Membranen  an  bakteriologische 
Institute  getroffen  worden:  1.  Die  Flasche,  welche  die  Membranen 
enthält,  mufs  von  dickem  Glase  und  sorgfaltig  mit  Kork  und  Wachs 
verschlossen  sein.  2.  Sie  ist,  dicht  mit  Watte  umgeben,  in  eine 
Metallkapsel  zu  stecken  und  diese  wieder  durch  eine  hölzerne  Kiste 
zu  schützen.  3.  Jede  Sendung  soll  die  AuÜBchrift  „Diphtheritische 
Membranen^  tragen.  4.  Dieselbe  darf  nur  an  das  Institut  Pastear 
oder  ein  sonstiges  bekanntes  Laboratorium  für  bakteriologische 
Untersuchungen  gerichtet  sein. 

Die  Erfolge  der  obligatorischen  Impfting  und  Wieier- 
inpftug  in  Ungarn.  Professor  von  Fobok  in  Budapest  hat 
flür  die  Besucher  des  Vni.  internationalen  Kongresses  für  Hygiene 
und  Demographie  daselbst  einen  Aufsatz  über  die  wichtigsten  sanit&ren 
Einrichtungen  und  Verhältnisse  seiner  Heimat  veröffentlicht,  dem  wir 
folgendes  entnehmen:  Die  glänzendsten  Resultate  vermag  Bndi^st 
und  ganz  Ungarn  in  betreff  der  Bekftmpfung  der  Blattern  auf- 
zuweisen. Die  Impfung  war  schon  früher  daselbst  allgemein  ein- 
gefohrt,  das  Gesetz  von  1887  jedoch  ordnete  ausser  der  obligm- 
torischen  Impfung  auch  die  Wiederimpfung  im  zwölften  Lebensjahre 
an.  Für  das  dadurch  erzielte  Resultat  sprechen  die  nachstehenden 
Zahlen: 

An  Blattern  starben  in  Ungarn  in  den  Jahren: 

1886  1887  1888  1889 

"  w  '  ^  u  * 

vor  der  obligatorischen  Vaccination    nach  der  oblieatoriBchan  Vacoination 

und  Revaccination  und  iGlevaccination 

2477  1760  102  115  Personen. 

Während  in  dem  benachbarten  Österreich,  wo  die  Revaccination 
noch   nicht  obligatorisch  ist,    die  Blattemmortalität   in  den  Jahreo 


295 

1886  bis  1889  von  1005  auf  1180  stieg,  sank  sie  in  Ungarn  seit 
EinfahniBg  der  obligatorischen  Yacdnation  und  Revaccination  plötz- 
lich auf  den  swanzigsten  Teil.  Speciell  in  Bndapest  betrag  die  2^ahl 
der  an  Variola  Gestorbenen  von  1887  bis  1893:  376,  14,  0,  0, 
2,  4,  6. 

Mekti^a  tob  29  Stndeiiteii  mit  Typhiis  nach  dem  de- 

nsge  Yon  Aasten«  In  einem  College  Middletowns  in  den  Ver- 
einigten Staaten,  so  schreibt  die  r,ÄUg.  med,  Centraletg,*^^  erkrankten 
29  Studenten  innerhalb  kurzer  Zeit  an  Unterleibstyphus.  Als 
Infektionsquelle  dieser  kleinen  Endemie  konnte  der  Oenuls  von 
Ansteni  nachgewiesen  werden.  Weitere  Nachforschungen  ergabent 
daft  dieselben  längere  Zeit  in  einer  Sülswasserbucht  aufbewahr, 
worden  waren,  in  deren  N&he  ein  Kanal  mflndete,  der  um  jene 
Zeit  mit  den  Fäkalien  zweier  Typhuspatienten  verunreinigt  war. 

ÄBAening  dea  Alters  fttr  den  Begmn  der  Kinderarbeit 

in  EBgland«  Der  Wert  des  Schulunterrichts  fttr  die  Jugend  wird 
audi  in  England  immer  weiter  erkannt,  und  so  mehren  sich  dort 
jetzt  die  Stimmen,  welche  eine  Hinaufechiebung  des  Alters  fttr  den 
Beginn  der  Kinderarbeit  in  Fabriken  und  Werkstätten  fordern. 
\SL  Deutschland  und  Frankreich  beträgt  dasselbe  14  Jahre,  in  anderen 
Ländern  12,  in  England  nur  11  Jahre.  y^The  La/ncei^  weist  mit 
Recht  darauf  hin,  daüs  industrielle  und  merkantile  Interessen  in 
dieser  Frage  nicht  allein  den  Ausschlag  geben  dttrfen.  Sie  werden 
auch  wenig  geschädigt,  wenn  das  Kind  statt  mit  dem  11.  erst  mit 
dem  14.  Lebensjahre  in  die  Fabriken  eintritt,  da  es  in  diesem  Lebens- 
abschnitt doch  nicht  viel  zu  leisten  vermag.  Fttr  die  Aneignung  von 
Kenntnissen  und  die  gesamte  Erziehung  hingegen  ist  gerade  diese 
Periode  von  aufserordentlicher  Wichtigkeit. 

IKe  Yerbreitnug  von  Infektionskranklieiten  dnreh  SeUefer- 

tlfefal  in  Sehnlen.  In  Perth,  so  berichtet  y^TheBrit.MeA.Jmm.*', 
hielt  kürzlich  Dr.  Febouson  eine  Reihe  populärer  Vorträge  ttber 
Gesundheitspflege.  Bei  dieser  Gelegenheit  wies  er  auf  eine  Gewohn- 
heit der  Schulkinder  hin,  welche  leicht  zur  Verbreitung  der  Tuber- 
kulose beitragen  kann.  Dieselben  reinigen  nämlich  ihre  Schiefer- 
tafdn  in  sehr  primitiver  Weise,  indem  sie  die  Hand  mit  Speichel 
benetaen  und  ttber  die  Fläche  hinfahren.  So  wandert  die  Hand 
wiederholt  vom  Munde  zur  Tafel  und  umgekehrt.  Es  ist  nun  aber 
klar,  dals,  wenn  ein  Kind  an  Tuberkulose  leidet,  durch  den  ge- 
schilderten Vorgang  Tuberkelbacillen  auf  die  Schiefertafel  und  von 
da  auf  ein  anderes  Kind  ttbertragen  werden  können,  welches 
hinterher  dieselbe  Tafel  benutzt.  Verwechselungen  der  Schiefertafeln 
nftmUcfa  kommen  in  anzischen  Schulen  aufserordentlich  oft  vor,  da 
aum  hier  nicht  streng  darauf  hält,  dafe  jeder  Schttler  seine  eigene 


296 

Tafd  benutzt.  Noch  leichter  als  die  Tuberkulose  kann  die  Diphtherie 
auf  die  gedachte  Art  weiter  verbreitet  werden,  da  der  Erreger  der- 
selben, der  bereits  öfter  erwähnte  LÖFFLEBsche  Bacillus,  eine  sehr 
lange  Lebensdauer  besitzt. 

Angebliche  Ungesnndheit  der  Sehnlen  toh  Genevilliers 
wegen    Nachbarschaft    der  Rieselfelder   yon   Paris.    Infolge 

einer  Aufforderung  des  französischen  Unterrichtsministers,  so  berichtet 
y^Le  Proffr.  mM,^,  hat  der  Pariser  Polizeipräfekt  den  Gesundheitsrat 
der  Seine  von  den  Klagen  in  Kenntnis  gesetzt,  die  der  Stadtrat 
yon  Genevilliers  über  gewisse  Unzuträglichkeiten  für  die  Schulen 
von  Gr^sillons  und  Villeneuve-la-Garenne  erhebt.  Diese  Unzuträglich- 
keiten sollen  von  der  Nachbarschaft  der  Felder  herrfihren,  auf 
welche  das  schmutzige  Abflufswasser  der  Stadt  Paris  geleitet  wird. 
Ein  von  Herrn  L^on  Colin  als  Berichterstatter  des  Gesundheitsrates 
abgefafstes  Gutachten  in  der  fraglichen  Angelegenheit  hat  folgenden 
Wortlaut:  1.  Die  Ableitung  des  Kanalwassers  der  Stadt  Paria  auf 
die  an  die  Schulen  von  Gr^sillons  und  Villeneuve-la-Garenne  an- 
grenzenden Felder  bringt  der  Gesundheit  der  Schttler  keine  Gefahr. 
Allerdings  ergeben  sich  daraus  einige  Unbequemlichkeiten  für  das 
Lehrpersonal  der  letzteren  Schule,  die  gute  Gesundheit  desselben 
beweist  jedoch,  dafs  keine  wirkliche  Ursache  .für  irgend  welche 
Schädigung  vorliegt.  Es  wäre  freilich  zweifellos  beäser  gewesen 
und  ist  noch  jetzt  besser,  um  die  Schule  eine  Schutzzone  von  etwa 
30  Meter  Breite  frei  zu  halten  und  diese  auf  der  Seite  der  Riesel- 
felder mit  Bäumen  zu  bepflanzen ;  aus  der  Unterlassung  dieser  Mafe- 
regel  sind  indessen  bisher  nicht  irgend  welche  Nachteile  erwachsen. 
Von  Wichtigkeit  ist  die  Frage,  ob  die  gezogene  SchluCsfolgerong 
auf  die  genannten  beiden  Schulen  beschränkt  bleiben  mufs,  oder 
yerallgemeinert  werden  darf.  Wird  doch  die  immer  weitere  Aus- 
breitung der  Rieselfelder,  besonders  in  der  Nähe  von  Paris,  zukünftig 
auch  anderswo  ähnliche  Verhältnisse  schaffen.  An  Stelle  der 
ursprünglich  mehr  theoretischen  Auseinandersetzungen  zwischen  An- 
hängern und  Gegnern  des  Rieselsystems  kann  man  heute  thatsächliche^ 
unter  jedermanns  Augen  gewonnene  Gründe  vorbringen,  welche  so 
sicher,  wie  Laboratoriumsexperimente,  die  Unschädlichkeit  der  Riesel- 
anlagen für  die  Bevölkerung  von  Gennevilliers  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  beweisen.  Andererseits  darf  man  jedoch  nicht  zu  weit- 
gehende Schlüsse  aus  dem,  was  für  die  Schulen  behauptet  vnirde, 
ziehen.  Bei  letzteren  handelt  es  sich  um  Kinder,  die  nur  einige 
Stunden  des  Tages  in  den  Klassen  zubringen  und  sich  außerdem 
in  einem  Alter  befinden,  wo  die  in  diesem  Fall  zu  fürchtende 
Krankheit,  der  Typhus,  nur  selten  vorkommt.  Wenn  die  Schul- 
kinder gesund  bleiben,  so  folgt  daraus  noch  nicht,  dals  das  Gleiche^ 


297 

anch  mit  zwanzig-  bis  fünfändzwanzigjährigen  IndiTidnen,  z.  B. 
Soldaten,  der  Fall  sein  mofs,  deren  Kasernen  in  der  Nälie  von 
Rieselfeldern  liegen;  denn  hier  kommt  nicht  ein  nnr  mehrsttLndiger 
Ulglicher  Aufenthalt,  sondern  ein  solcher,  der  Tag  nnd  Nacht  währt, 
in  Betracht.  2.  Andererseits  haben  sich  bei  der  Untersnchnng 
der  erwähnten  beiden  Schulen  gewisse  Verunreinigungen  der 
atmosphärischen  Luft  ergeben,  welche  jedoch  nicht  von  den  Riesel- 
feldern, sondern  von  Schmutzhaufen  herrühren.  Auch  befanden  sich 
die  öffentlichen  Wege  in  einem  sehr  schlechten  Zustande,  und  auf 
mehreren  daran  anstofsenden  Feldern  herrschte  grofse  Unreinlichkeit. 
—  Diese  Sätze  des  Herrn  Colin  wurden  von  dem  Gesundheitsrate 
einstimmig  angenommen. 

Seminar  IBr  Handarbeitsnnterricbt  in  Jena.  Ein  an- 
gesehener Kreis  von  thüringischen  Männern  der  verschiedensten  Berufe- 
arten geht  mit  dem  Plane  um,  die  Gründung  einer  Lehrstätte  für 
Handarbeitsunterricht  in  Jena  herbeizuführen.  Dieselbe,  für  ganz 
Thüringen  bestimmt,  soll  sich  eine  allmähliche  und  freiwillige  Aus- 
gestaltung dieses  Unterrichts  nach  seiner  erziehlichen  Seite  in  be- 
ständiger Fühlung  mit  dem  pädagogischen  Universitätsseminar  in 
Jena  zur  Aufgabe  machen.  Man  hofft  für  diesen  Zweck  auf  Unter- 
stützung durch  öffentliche  und  private  Mittel.  Die  geplante  Ein- 
richtung will  übrigens  keinenfalls  ein  blofses  Konkurrenzunternehmen 
der  in  Leix>zig  bestehenden  grofsen  deutschen  Anstalt  werden,  wie 
denn  zum  Ausdruck  dessen  die  beiden  Hanptvertreter  des  deutschen 
Vereins  für  Knabenhandarbeit,  die  Herren  E.  von  Schencken- 
BOBFF  und  Direktor  Dr.  W.  Götze,  von  dem  thüringischen  Komitee 
als  Ehrenmitglieder  kooptiert  worden  sind. 

Rundschreiben  des  deutschen  Tarnlehrerrereiiis,  be- 
trelTend  die  Beinhaltnng  der  Schnlturnhallen.    Der  geschäfts- 

fahrende  Ausschufs  des  deutschen  Turnlehrervereins  hat  unter  dem 
20.  Dezember  v.  Js.  an  alle  Förderer  des  Schulturnens,  insbesondere 
an  die  deutschen  Turnlehrervereine,  folgendes  Schreiben  gerichtet: 
Wie  bekannt,  wird  in  neuerer  Zeit  den  Anforderungen  der  persön- 
lichen und  allgemeinen,  der  häuslichen  und  öffentlichen  Gesund- 
heitspflege ein  besonderes  Augenmerk  zugewendet,  was  auch  auf  dem 
Gebiete  des  Turnunterrichts  zur  Freude  der  Turnlehrer  nicht  ohne 
Nachwirkung  geblieben  ist.  So  wurde  an  den  höheren  Lehranstalten 
der  preufsischen  Monarchie  eine  Erweiterung  der  Tumzeit  durch- 
geführt und,  wie  man  hoffen  darf,  damit  eine  allgemeine  Ver- 
mehnmg  der  Turnstunden  angebahnt.  Und  während  zahlreiche  Ärzte 
und  Pädagogen  der  Hygiene  des  Unterrichts  und  der  Schuleinrichtungen 
ernste  Forschungen,  eingehende  Untersuchungen  widmen,  um  mehr 
und  mehr  die  sicheren  Grundlagen   für   die  Aufstellung  bestimmter 


298 

Fordenmgen  zu  gewinnen,  legen  hohe  staatliche  Unterrichtsbehörden 
und  einsichtige  Yerwaltnngsorgane  zahlreicher  Schnlgemeinden  bereits 
Hand  ans  Werk,  am  hygienische  Verbesserungen  beim  Jogend- 
nnterricht,  insbesondere  bei  den  Leibesttbangen,  einzuführen,  zn 
erweitem  und  zu  befestigen.  Hierbei  hat  die  Aufinerksamkeit  der 
Behörden  naturgemftfs  sich  besonders  auf  die  Turnhallen  und  ihre 
Reinhaltung  gerichtet.  Durch  Geldopfer  und  gewisse  Anordnungen 
wird  ihrerseits  darauf  hingewirkt,  dafs  die  Staubentwickeluug  in  den 
Turnhallen,  dieses  Hindernis  für  die  gesundheitlichen  Wirkungen  des 
Turnens,  auf  ein  möglichst  geringes  Mafs  eingeschränkt  werde.  An- 
gesichts solcher  Bemühungen  darf  eine  Vereinigung  von  Bemfs- 
genossen,  wie  sie  der  deutsche  Turnlehrerverein  darstellt,  nicht 
mflfsig  bleiben,  und  der  unterzeichnete  Ausschuß  hat  demgemäfa 
beschlossen,  znn&chst  solche  Materialien  zu  sammeln,  durch  welche 
eine  Obersicht  der  gebräuchlichen  Methoden,  Mittel  und  Aufwendung^ 
znr  Reinhaltung  der  Turnhallen  gewonnen  werden  kann.  Im  Verfolg 
dieser  Absicht  unterbreitet  der  nachgeoannte  Ausschnfs  den  Zweig- 
yerbänden,  bezw.  Mitgliedern  des  deutschen  Turnlehreryereins,  sowie 
allen  Fachgenossen  und  Freunden  der  schulhygienischen  Bestrebungen 
die  untenstehenden  Fragen  mit  der  ergebenen  Bitte,  sich  an  der 
Beantwortung  derselben  nach  Kräften  beteiligen  und  auch  auf  solche 
Erfahrungen,  Vorschriften  u.  s.  w.,  welche  in  unseren  Fragen  etwa 
unberflcksichtigt  geblieben  sind,  hinweisen  zu  wollen.  —  Die  betreffenden 
Fragen  lauten  folgendermafsen :  1.  Sind  in  betreff  der  Reinigug 
und  Reinhaltung  der  dortigen  Turnhallen  allgemeine  oder  besondere 
Vorschriften  erlassen?  2.  Wie  lauten  dieselben?  3.  Wie  werden 
sie  ausgeführt?  4.  Welche  Erfahrungen  hat  man  damit  gemacht? 
5.  Wird  ohne  besondere  Vorschriften  im  angedeuteten  Sinne  gewirkt, 
wie  und  mit  welchem  Erfolge?  6.  Wer  beaufsichtigt  im  einzelnen 
die  Reinlichkeitsverhältnisse  der  Turnhallen?  7.  Welche  ungefähren 
Kosten  erwachsen  jährlich  aus  der  Durchftthrung  der  genannten 
Mafsnahmen?  8.  Wie  stark  sind  in  der  Regel  die  turnenden  Ab- 
teilungen? 9.  Wie  stark  ist  die  durchschnittliche  Benutzung  <tor 
Turnhalle  täglich  a.  nach  Stunden?  b.  nach  der  Zahl  der  Turnenden? 

Jvgendspiele  am  KtaiglleheB  Realfi^nuuisiiira  sn  Broaberg. 

Der  „Ztschr.  f,  Tt*m.  u.  Jtigdspl.'*  entnehmen  wir,  dafs  in  Bromberg 
ein  Yon  schützendem  Wald  im  Norden  und  Osten  begrenzter  Platz  fär 
die  Spiele  der  Realgymnasiasten  gewonnen  worden  ist.  Sechs  Lehrer, 
darunter  drei  Ordinarien  und  der  Turnlehrer  der  Anstalt,  haben  je 
eine  Klasse  oder  Parallelklasse  übernommen,  so  da&  im  Laufe  dee 
letzten  Sommers  mit  fast  allen  Klassen  bis  Untersekunda  einschließ- 
lich ein  ziemlich  regelmäßiger  Spielbetrieb  eingerichtet  werden 
konnte.     Für  Obersekunda  und  Prima  werden   die  künftigen  Jahr- 


299 

gänge  die  Spielneigong  mitbringen.  Wie  zu  erwarten  war,  hat  die- 
selbe unter  den  Schillern  rasch  zugenommen,  so  dafe  jetzt  auch 
solche  auf  dem  Platze  sich  einfinden,  welche  anifangs  sich  abweisend 
rerhalten  hatten,  und  schon  etwa  300  Knaben  wöchentlich  spielen. 
Eines  besonders  regen  Besuches  haben  sich  die  Sonnabende  zu  er- 
freuen; die  Zahl  der  Spieler  an  diesem  Tage  ist  bereits  auf  200 
gestiegen.  Es  werden  Yorzugsweise  Schleuderball,  Schlagball,  Tum- 
ball  und  Sauball,  femer  von  den  mittleren  Klassen  Fufsball  mit 
greisem  Eifer  geflbt.  Aniser  den  Leitern  finden  sich  öfter  auch 
andere  Mitglieder  des  Lehrerkollegiums  ein,  wohnen  den  Spielen  bei, 
oder  Tcrsuchen  sich  wohl  selbst  mit  den  Anwesenden  im  Schleuder- 
ball und  Fuisball. 

FerienipariergiDge   von  Erlaiger  Volksschflleni.     Der 

Vorstand  des  Vereins  für  Volkserziehung  in  Erlangen  trat  im  Vereine 
mit  Bürgermeister  Dr.  von  Schuh  im  Sommer  1886  der  Frage 
der  Errichtung  Ton  Ferienkolonien  näher.  Finanzielle  Schwierigkeiten 
hielten  jedoch  vorderhand  von  der  Verwirklichung  dieses  Gedankens 
ab,  dagegen  wurde  die  Veranstaltung  von  Ferienspaziergängen  be- 
schlossen. Sie  haben  den  Zweck,  ärmere  Volksschüler  bei  gutem 
Wetter  hie  und  da  einen  Tag  lang  in  die  Umgebung  der  Stadt  zu 
fuhren,  durch  Lehrer  beaufsichtigen  und  unterhalten,  sowie  einfach, 
aber  gut  verköstigen  zu  lassen.  Diese  Anregung  fiel  auf  guten 
Boden.  Noch  im  Herb^  1886  konnten  zwölf  Spaziergänge  aus- 
geführt werden.  .  Seitdem  wurden  jedes  Jahr  derartige  Ausflüge 
veranstaltet.  Der  inzwischen  gewählte  erste  Bürgermeister  Dr.  Klippel 
nahm  sich  ebenfalls  dieser  humanitären  Einrichtung  mit  warmer 
Hingebung  an.  Auch  im  verflossenen  Jahre  fanden  daher  acht 
Ferienspaziergänge  unter  der  Leitung  des  Vorstandes  des  Volks- 
erziehungsvereins Dr.  Gbassmtjlleb  statt.  Als  Führer  der  Kinder 
wurden  die  Lehrer  Holzinger  und  Mümmleb  gewonnen.  Der 
Zndrang  zu  den  Spaziergängen  war  ein  sehr  grofser.  Unter  Berück- 
sichtigung der  zur  Verfügung  stehenden  Mittel  —  die  Spenden  be- 
tragen 265  Mark  —  konnten  353  Knaben  und  Mädchen  der 
protestantischen  und  katholischen  Schulklassen  I — IV  zur  Teilnahme 
2»gelassen  werden.  Die  Verköstigung  eines  Kindes  kam  auf  63  Pfg. 
pro  Tag  zu  stehen.  Die  Spaziergänge  gingen  meist  in  die  schönen 
Waldungen  des  Ratsberges  mit  Besuch  der  umliegenden  Orte,  wo 
dann  Rast  gemacht  wurde,  um  die  Kinder,  nachdem  sie  unterwegs 
Anschauungsunterricht  genossen,  auch  körperlich  zu  stärken  und  zu 
laben.  Die  Ausflüge  währten  von  vormittags  8  Uhr  bis  abends  gegen 
7  Uhr. 

Baden  and  SehwimmeB  der  Schfiler  in  Frankftirt  a.  M. 

In  Frankfurt  a.  M.  haben  sich  im  Schuljahre  1892—93  am  Baden 


300 

und  Schwimmen  3144  Schüler  der  Bürgerschulen  beteiligt,  von 
welchen  2225  Schwimmunterricht  erhielten  und  1075  sich  zu  Frei- 
schwimmern ausbildeten.  Die  Schüler  wurden  je  dreimal  wöchentlich 
von  ihren  Lehrern  in  die  Schwimmanstalten  geführt.  Der  Schwimm- 
unterricht ist  Massenunterricht.  Das  Ziel,  dals  jeder  die  Schule  ver- 
lassende Schüler  das  Schwimmen  erlernt  habe,  wird  fast  durchgängig 
erreicht  Die  Ausgaben  dafür  bestreitet  die  städtische  Kasse ;  sie  be- 
trugen 12140  Mark.  Brausebäder  wurden  in  der  Franksteiner- 
und Willemerschule  23  778,  in  der  zu  Michaelis  1892  eröfiheten 
Glauburgschule  3421,  zusammen  27199  im  Berichtsjahre  abgegeben. 
Beide  Schulen  sind  Bürgerschulen  mit  Knaben-  und  Mädchen- 
abteilungen. Der  Wasserverbrauch  stellte  sich  in  der  erstgenannten 
Anstalt  auf  13,  in  der  anderen  auf  31,25  Liter  pro  Bad. 

Einderheilstätte  in  Arcachon.  Wie  y^Le  Brog.  mSd."  be- 
richtet, hat  der  Stadtrat  von  Bordeaux  500  Francs  für  eine  Stiftung 
zu  Ehren  des  Präsidenten  Cabnot  bewilligt.  Diese  Summe  soll 
dazu  verwendet  werden,  kranke  Kinder  in  das  Sanatorium  nach 
Arcachon  zu  senden. 


Hmüi^t  Derfft0tin$ett* 


£rlaf8  des  k.  k.  Ssterreiehischen  Ministers  fBr  Knltns 
und  Unterricht,  betreffend  die  Schnlgesnndheitspflege  an  dem 

Mittelsehulen. 

Wien,  den  12.  März  1895. 

In  dem  Erlasse  vom  15.  September  1890  wurden  jene  Mittel 
zur  Förderung  der  körperlichen  Ausbildung  der  Jugend  bezeichnet, 
welche  aulser  dem  Betriebe  des  Turnens  erforderlich  sind,  um  die 
physische  Erziehung  der  Jugend  an  den  Mittelschulen  zu  kräftigen. 

Die  auf  diesem  Gebiete  seither  erzielten  erfreulichen  Resultate, 
welche  durch  das  opferwillige  Zusammenwirken  von  Schulbehörden, 
Gemeinden  und  Schulfreunden  zu  stände  gekommen  sind,  bestärken 
mich  in  der  Hoffnung,  dafs  auf  dem  betretenen  Wege  noch  weitere 
Erfolge  zu  erwarten  stehen  und  dafs  die  Erziehung  in  dieser  Rich- 
tung eine  den  Anforderungen  der  Zeit  entsprechende  Ergänzung 
erfahren  werde. 

Während  die  bezogene  Verordnung  sich  die  Aufgabe  stellte, 
Einrichtungen  zu  schaffen,  durch  welche  den  von  Ärzten  und  Päda- 


301 

gogen  vielfach  ausgesprochenen  Klagen  über  die  Hintansetzung  der 
körperlichen  Ansbildong  der  Mittelschuljugend  allm&hlich  Rechnung 
getragen  werden  sollte,  war  das  Ministerium  durch  eine  Reihe  von 
Matsnahmen,  betreffend  die  Herabmindemng  der  Zähl  der  schriftlichen 
Arbeiten,  die  Unterrichtsmethode  in  der  lateinischen  und  griechischen 
Sprach«,  sowie  die  Maturitätsprüfung,  namentlich  durch  die  Yer- 
ordnuiig  vom  24.  Mai  1892,  bestrebt,  die  Oröfee  der  von  der 
Jugend  zu  bewältigenden  Schreib-  und  Lernarbeit  herabzumindern, 
um  ihr  für  die  körperlichen  Übungen  die  erforderliche  Mufse  zu 
gewähren. 

Der  Inhalt  der  Gesundheitspflege  bei  der  heranwachsenden 
Jugend  ist  jedoch  mit  den  bezogenen  Anordnungen  keineswegs  er- 
schöpft, vielmehr  bleibt  die  schwierige  Aufgabe  ftbrig,  die  aus  dem 
Schulbesuche  selbst  und  aus  dem  vielstOndigen  täglichen  Aufenthalte 
in  den  Schulräumen  heiTorgehenden  schädlichen  Einflüsse,  soweit 
für  einzelne  Erscheinungen  dieser  Art  nicht  schon  besondere  Yer- 
filgungen  erlassen  worden  sind,  energischer  als  bisher  zu  bekämpfen. 
Die  in  der  angedeuteten  Richtung  wichtigen  Verhältnisse  wahr- 
zunehmen, ist  in  erster  Linie  der  Lehrer  berufen;  deshalb  obliegt 
jedem  an  einer  öffentlichen  Mittelschule  wirkenden  Erzieher  die 
ernste  Verpflichtung,  mit  den  Grundsätzen  der  Schulhygiene  und  den 
Fortschritten  in  derselben  sich  bekannt  zu  machen.  Nur  dann  ver- 
mag er  die  ihm  anvertraute  Jugend  nach  Zulab  der  Verhältnisse 
vor  gesundheitlicher  Schädigung  zu  bewahren. 

Hierbei  verkenne  ich  die  Verschiedenheit  der  äul^eren  Be- 
dingongen  und  die  minder  günstige  Beschaffenheit  vieler  Schulgebäude 
nicht.  Die  ünterrichtsverwaltung  ist  zwar  darauf  bedacht,  bei 
Herstellung  neuer  Schulgebäude  bessere  sanitäre  Vorbedingungen  zu 
schaffen,  doch  kann  diese  mit  greisen  finanziellen  Opfern  verbundene 
Aufgabe,  wie  es  in  der  Natur  der  Sache  liegt,  nur  nach  und  nach 
bewältigt  werden. 

Nichtsdestoweniger  bleibt  selbst  bei  weniger  zweckmäßigen 
Schulgebäuden  für  die  verständnisvolle  Handhabung  der  Schulhygiene 
dem  Lehrkörper  noch  ein  weiter  Wirkungskreis  übrig.  Insbesondere 
werden  die  Direktionen  beauftragt,  in  dieser  Hinsicht  auf  folgende 
Momente  ihre  stete  Fürsorge  zu  richten: 

1.  Das  direkte  oder  von  einer  gegenüberliegenden  Wand 
reflektierte  Licht  ist  durch  geeignete  Handhabung  der  Rouleaux, 
die  ohne  Musterung  und  mattgrau  sein  sollen,  abzuhalten.  Bei 
künstlicher  Beleuchtung  handelt  es  sich  sowohl  um  ausreichendes, 
als  auch  um  ruhiges  Licht.  Das  Flackern  wird  durch  passende 
Vorrichtungen  zu  vermeiden,  bei  Beleuchtung  der  Schultafel  der 
Schutz  gegen  Blendung  zu  beachten  sein.     Die  Verwendung  offener 


302 

GasflammeD  eignet  sich  für  die  Schnlzimmer  nicht.  Die  Leochtkörper 
müssen  sich  in  einer  angemessenen  Entfemnng  von  den  Köpfen  der 
Schüler  befinden,  damit  die  nachteilige  Einwirkung  der  Wärme- 
Strahlung  hintangehalten  werde. 

2«  Die  Temperatur  in  den  Schulzimmem  soll  in  der  Heiz- 
periode zwischen  13  nnd  16  Grad  R^anmnr  bleiben.  Zn  diesem 
Behnfe  ist  die  Bedienung  der  Heizvorrichtongen  sorgfiUtig  zn  über- 
wachen, sowie  in  jedem  Schnlzimmer  ein  Thermometer  an  passender 
Stelle,  wo  es  die  mittlere  Temperatur  des  Zimmers  anzuzeigen  ver* 
mag,  anzubringen.  Die  Regulierung  der  Temperatur  hat  durch 
zweckentsprechende  Handhabung  der  Heizungs-  und  Yentilations- 
apparatej  mit  deren  Einrichtung  sich  vertraut  zu  machen  jeder 
Ldirer  yeipfiichtet  ist,  zu  geschehen,  oder  durch  das  öffiien  der 
Fenster.  Letzteres  kann  jedoch  w&hrend  des  Unterrichtes  zur 
Winterszeit  nur  mit  vorsichtiger  Vermeidung  direkter  Einwirkung 
kalten  Luftstromes  auf  die  in  der  Nfthe  sitzenden  Schüler  —  etwa 
durch  aeitweilige  ö&ung  eines  oberen  inneren  und  eines  unteren 
Aufseren  Flügels  —  ausgeführt  werden. 

3.  Einen  Gegenstand  fortgesetzter  Aufinerksamkeit  seitens  der 
Direktion  wie  der  einzelnen  Lehrer  muls  die  Beschaffenheit  der 
Luft  in  den  Schulzimmem  bilden.  Sie  soll  sich  in  ihrer  Mischung 
stets  möglichst  wenig  von  jener  der  Auijsenluft  unterscheiden,  was 
nur  durch  fleükige  Erneuerung  der  Schulzimmerluft  erreicht  werden 
kann.  Hierfür  reichen  erfahrungsgemäb  die  Yentilationsvorrichtongen 
in  der  Regel  nicht  aus,  weshalb  das  öffnen  der  Fenster  im  Sommer 
mindestens  während  der  Unterrichtspausen,  im  Winter  w&hrend  eines 
entsprechenden  Teiles  derselben  bei  Entfernung  aller  Schüler  ans 
dem  Zimmer,  sowie  auch  nach  dem  Unterrichte  durch  eine  der 
Aulkentemperatur  angemessene  Zeitdauer  unbedingt  notwendig  er- 
scheint. Da  die  nassen  ÜberrOcke  und  Schirme,  im  Schulzimmer 
abgelegt,  zur  Verschlechterung  der  Luft  in  demselben  beitrage, 
wird  die  Direktion  diesem  Übelstande  zu  begegnen  bestrebt  sein, 
sei  es  durch  Bestimmung  einer  eigenen  Lokalität  für  die  Garderobe 
der  Schüler,  sei  es  durch  Aufstellung  von  Garderobeschränkea  in 
den  Korridoren. 

4.  Die  häufig  schlechte  Haltung  der  Schüler  bei  Schreib-  und 
Zeichenarbeiten  erfordert  eine  unermüdliche  Wachsamkeit  des  Lehrers. 
Von  grofser  Wichtigkeit  fOr  die  Erzielung  richtigen  Sitzens  ist  die 
Beschaffenheit  der  SubseUien.  Wenn  es  auch  aus  finanziellen  Rück- 
sichten nicht  überall  thunlich  erscheint,  ältere,  vfeniger  zweckmftlsige 
Bänke  gegen  neue,  den  hygienischen  Anforderungen  entsprechende 
zn  vertauschen,  so  wird  es  doch  jedem  mit  den  Anforderungen  an 
die  Schulbank    vertrauten    Direktor    in    kurzer   Zdt    gelingen,    die 


303 

störendsten  Übelstände  teils  durch  Yerbesserangen  an  den  Bänken, 
teils  durch  sorgsame  Verteilung  derselben  in  den  Schnlzimmem  zu 
beseitigen.  Fur  Schiller,  welche  nm  mehr  als  12  Gentimeter  in  dar 
Gröfee  sich  unterscheiden,  sind  besondere  Banknommem  erforderlich. 
Namentlich  ist  die  Höhe  der  Bank,  welche  der  Länge  des  Unter- 
schenkels zn  entsprechen  hat,  die  Breite  des  Sitzbrettes,  die  Hdhe 
des  Tischrandes  und  die  sogenannte  Distanz  zn  beachten. 

Vielfältige  ärztliche  £rfahrangen  haben  konstatiert,  dais  das 
Schiefisitzen  der  Schaler,  besonders  in  den  Unterklassen,  zu  Rfldc- 
gratsYerkrflmmnngen  fährt,  die  vorgebeugte  Haltung  die  Lnnges- 
thätigkeit  beeinträchtigt  nnd  das  andauernde  Zunahesehen  selbst  bei 
gesunden  Augen  Myopie  erzeugt.  Jeder  Lehrer,  welcher  solche  be- 
klagenswerten Folgen  bei  der  seiner  Obsorge  anyertrauten  Jugend 
sieh  gegenwärtig  hält,  wird  gewiCs  aus  allen  Kräften  bestrebt  sein, 
seUechte  Angewöhnungen  der  Schüler  nicht  aufkommen  zu  lassen, 
und  bei  Wahrnehmung  einer  anomalen  Erscheinung  auf  ärztliche 
Beratung  dringen.  Die  Schultafel  soU  entsprechend  grols,  nach  der 
Höhe  yerschiebbar  und  zu  den  Augen  der  Schtller  thunlichst  passend 
gestellt  sein.  Auch  bei  Aufstellung  der  Wandkarten  kommt  die 
Schonung  der  Augen  in  Betracht. 

5.  Auf  die  Reinlichkeit  des  ganzen  Schulgebäudes,  demnach 
der  Schulzinmier,  Korridore,  Stiegen,  des  Vestibüls  und  der  Anstandsorte, 
ist  stete  Soi^alt  zu  Terwenden.  In  dieser  Beziehung  zähle  ich 
auf  die  Energie  der  Direktionen  gegenfiber  dem  Dienerpersonal. 
Ausreichend  grofee  Scharreisen  und  Matten  zur  Reinigung  der  Schuhe 
dürfen  nicht  fehlen;  die  Schtller  müssen  konsequent  angehalten 
werden,  derselben  sich  zu  bedienen  und  sich  die  Reinigung  der 
Beschuhung  zur  Gewohnheit  zu  machen. 

Die  Fufsböden,  Stiegen  und  Korridore  erfordern  zur  Beseitigung 
des  unvermeidlichen  Staubes  wöchentiich  ein  mehrmaliges  nasses 
Aufwischen  und  öfteres  Scheuern  im  Jahre.  Fttr  die  Reinhaltung 
der  Holzfnlsböden  ist  das  Tränken  derselben  mit  heifsem  Leinöle 
von  Vorteil.  Zur  Verminderung  der  Gefahr  der  Verbreitung  von 
Infektionskrankh^ten  erscheint  es  wichtig,  das^  Ausspucken  der 
Schüler  auf  die  Fufsböden  möglichst  zu  bekämpfen,  zu  welchem 
Zwecke  in  jedem  Schulzimmer  eine  hinreichende  Anzahl  von  Spuck- 
nl^fen  anzubringen  sein  wird.  Auch  die  häufige  Reinigung  der 
Fenster  wird  schon  durch  die  Rücksicht  auf  die  Stärke  der  Be- 
leuchtung der  Zimmer  geboten  sein. 

Zur  Verminderung  der  Stauberzeugung  werden  auch  möglichst 
reine  Abwischvorrichtungen  für  die  Schultafel  beitragen,  und  es 
empfiehlt  sich  zu  demselben  Zwecke  die  Benutzung  von  mit  Papier 
flberUebter  Kreide. 


304 

6.  Die  Klassenyorstände  haben  die  Mängel  des  Gehörs  und  der 
Augen  der  Schüler,  wo  ihnen  fachmännische  Information  erwünscht 
ist,  durch  Empfehlung  ärztlicher  Beratung  wahrzunehmen  und  bei 
der  Bestimmung  der  Sitzordnung  dieselben  thunlichst  zu  berücksichtigen. 

7.  Die  Schule  ist  verpflichtet,  die  ihr  anvertraute  Jugend,  so- 
weit es  in  ihrer  Macht  liegt  und  ihre  Aufgabe  es  zuläfst,  nicht 
bloDs  vor  physischen  Gebrechen  und  gesundheitlichen  Störungen  zu 
bewahren,  sondern  auch  in  dem  Betriebe  geistiger  Arbeit  solche 
Einrichtungen  zu  treffen,  welche  die  Gefahr  der  Überbürdung  mög- 
lichst fernhalten.  In  dieser  Beziehung  wird  bei  Verfassung  des 
Stundenplanes  auf  eine  zweckmäüsige  Verteilung  der  Gegenstände 
fOr  die  Wochentage,  sowie  auf  die  richtige  Aufeinanderfolge  an  jedem 
einzelnen  Tage  die  thunlichste  Rücksicht  zu  nehmen  sein. 

Das  von  der  Schule  Geforderte  wird  als  geringere  Belastung 
empfunden,  wenn  eine  wohlthuende  Abwechslung  in  der  Beschäftigung 
der  Schüler  zwischen  anstrengender  Denkarbeit  und  vorwiegend  auf 
Anschauung  beruhender  Beobachtung  oder  receptiver  Thätigkeit 
herbeigefährt,  wenn  femer  anhaltende  Inanspruchnahme  der  Augen 
(zum  Beispiel  Schreiben  und  Zeichnen  in  unmittelbarer  Folge)  hint- 
angehalten wird. 

Unter  denselben  Gesichtspunkt  stellt  sich  die  bestehende  An- 
ordnung, betreffend  die  Notwendigkeit  gleichmäfsiger  Verteilung  der 
schriftlichen  Ausarbeitungen  zu  Hause  und  in  der  Schule,  und  es 
müfete  insbesondere  als  pädagogischer  Fehlgriff  bezeichnet  werden, 
mehr  als  eine  Schularbeit  an  demselben  Tage  zu  verlangen. 

8.  Um  bei  Aufführung  von  neuen  Gebäuden  für  Mittelschulen 
in  der  AusfQhrung  eines  Bauprojektes  die  Verwirklichung  möglichst 
günstiger  sanitärer  Vorbedingungen  zu  sichern,  wird  angeordnet,  dafs 
jedem  zur  Leitung  und  Überwachung  eines  solchen  Baues  bestellten 
Komitee  ein  womöglich  hygienisch  gebildeter  Arzt  als  Mitglied  bei- 
gezogen werde.  Diese  Anordnung  gilt  sowohl  für  die  Gebäude  der 
Staatsmittelschulen,  als  für  die  in  anderer  Verwaltung  stehenden 
Lehranstalten  gleicher  Kategorie. 

Dey  Minister  für  Kultus  und  Unterricht. 
(Gez.)  RiTTEB  VON  Mabbtski. 

Yerffl^ng  des  KQniglich  preursuiehen  UnterrichtsmiiListen 
bezAglich  des   Hanshaltiuissiiiitemehts  fBr  M&dchen. 

Berlin,  den  10.  Februar  1895. 

Aus  dem  Bericht  der  Königlichen  Regierung  vom  24.  Januar  d.Js. 
habe  ich  ersehen,  dafs  der  dortige  Magistrat  die  Einführung  des 
hauswirtschafUichen  Unterrichts  für  die  ersten  Klassen  der  städtischen 


r 


305 

Hfldcbenschalen  in  den  darch  meinen  Erlafs  vom  9.  M&rz  1894  — 
ü.  m.  A.  546  —  vorgesehenen  Grenzen  beabsichtigt. 

Ich  trage  um  so  weniger  Bedenken,  zur  AnsfUhrnng  dieses 
Planes  meine  Genehmigang  zu  erteilen,  als  ich  den  erziehlichen 
Wert  dieses  Unterrichts  für  die  Mädchen  der  niederen  Yolksklassen 
Yoll  anerkenne  nnd  in  den  Bestrebungen  auf  diesem  Gebiete  ein 
wirksames  Mittel  zur  Befestigong  eines  geordneten  Familienlebens  in 
den  Arbeiterkreisen  erblicke. 

Allerdings  mnfs  ich  im  Interesse  der  Ziele,  welche  die  Volks- 
schule erstrebt,  daran  festhalten,  dafs  die  Arbeit  derselben  durch 
Yeranstaltongen,  die  auf  die  praktische  Ausbildung  der  Jugend  ge- 
richtet sind,  keinerlei  Einschränkung  erfährt  und  insbesondere  die 
Torgeschriebene  Unterrichtszeit  zu  Gunsten  dieser  Bestrebungen  nicht 
verkürzt  wird. 

Ich  billige  es  daher,  dals  die  schulplanmäfsigen  Lehrstunden 
von  9 — 12  Uhr,  vrelche  an  einem  Tage  der  Woche  für  den  haus- 
wirtschafüichen  Unterricht  in  Anspruch  genommen  werden  sollen, 
nicht  in  Wegfall  kommen,  sondern  im  Rahmen  des  Nachmittags- 
unterrichts eine  andere  geeignete  Stelle  im  Lektionsplan  der  be- 
treffenden Schulen  erhalten. 

Schliefslich  veranlasse  ich  die  Königliche  Regierung,  dem  dortigen 
Magistrat  für  den  neuen  Beweis  der  sorgfältigen  und  opferwilligen 
Pflege,  die  er  dem  städtischen  Schulwesen  angedeihen  läfst,  meine 
ToDe  Anerkennung  auszusprechen. 

Der  Minister  der  geistlichen  u.  s.  w.  Angelegenheiten. 

(Gez.)  Bosse. 

An 
die  Königliche  Regierung 

zu  Posen. 
U.  in.  A.  261. 

Zur  Bewilligung  des  Eintritts  in  die  Volksschnle 

ffir  Kinder  luter  6  Jahren. 

Ans  dem  Rundschreiben  des  Bezirksschulrates  der  k.  k. 

Beichshanpt-  nnd  Residenzstadt  Wien,  G.  Z.  605S. 

An  sämtliche  Schulleitungen. 

Hinsichtlich  des  Rechtes  der  Ortsschulräte,  Kindern,  welche  bei 
Beginn  des  Schuljahres  das  sechste  Leben^ahr  noch  nicht  vollendet 
haben,  den  Eintritt  in  die  Volksschule  zu  bewilligen,  wei:den  die 
Ortsschulräte  mit  Hinweis  auf  die  bestehenden  Normalbeschlüsse 
ersucht,  darauf  zu  achten,  dafs  auch  in  jedem  einzelnen  Falle  der 
Bestimmung   des    §  2   der   Schul-   und  Unterrichtsordnnng,    wonach 

SdnilfMimdhettfpflega  VHI.  20 


306 

diese   BewiUigong   nnr    fftr   Kinder    erteilt    werden     darf,    welche 
physisch  nnd  geistig  reif  sind,  genau  Rechnnng  getragen  wird. 

Vom  Bezirksschulräte  der  Stadt  Wien,  am  20.  Septemher  1894. 

FUr  den  Vorsitzenden: 
(Gez.)  PaEYEB. 

Bekanntmaehiug  des  Schnlytrstandes  der  Stadt  Zürich 
ther  die  Erholnngsstation  ffir  Schnlkiiider  auf  dem  Schwttrig. 

Die  Eltern  schulpflichtiger  Kinder  der  Stadt  werden  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dafs  die  Erholungsstation  Schw&hrig  hei  Grais, 
Kanton  AppenzeU,  Eigentum  der  Ferienkolonien  der  Stadt  Zürich, 
nunmehr  das  ganze  Jahr  geöffiiet  ist  und,  soweit  der  Platz  reicht, 
jederzeit  erholungshedflrftige  Kinder  im  schulpflichtigen  Alter  aufiünunt 
mit  Ausnahme  solcher,  welche  an  Skrofulöse  oder  an  einer  an- 
steckenden Krankheit  leiden. 

Das  Kostgeld  beträgt  Fr.  2  pro  Tag.  HierfQr  erhalten  die 
Pensionäre  Kost,  Logis  und  elterliche  Pflege;  sie  stehen  unter  be- 
ständiger AuÜBicht,  und  es  wird  ihnen,  sofern  es  ihr  Gesundheits- 
zustand erlaubt,  Schulunterricht  erteilt,  wodurch  die  Möglichkeit 
geboten  ist,  den  Aufenthalt  auch  über  die  Schulferien  hinaus  aus- 
zudehnen, ohne  dafs  für  die  Kinder  dadurch  hinsichtlich  ihres  weiteren 
Fortkommens  in  der  Schule  Nachteile  entstünden. 

Die  Anstalt  wird  anfangs  April  laufenden  Jahres  eröffnet;  es 
können  somit  auch  schon  während  der  Frühlingsferien  Kinder  auf- 
genommen werden. 

Anmeldeformulare  und  Prospekte  sind  auf  der  Kanzlei  des 
Schulwesens  und  bei  den  Schulhausvorständen  zu  beziehen. 


Ptxfouüixtn. 


Die  Regierungs-  und  Medizinalräte  Dr.  Gbcn  in  Hildesheim 
und  Dr.  Hoelker  in  Münster  wurden  zu  Geheimen  Medizinalräten 
befördert. 

Der  Direktor  des  Gymnasiums  in  Plauen,  Professor  Dr.  BüSCH, 
hat  den  Titel  Oberschulrat  erhalten. 

Der  ungarische  Ltandesverein  für  Hygiene  ernannte  aus  Anlafo 
des  vni.  internationalen  Kongresses  für  Hygiene  und  Demographie 
in  Budapest  folgende  unserer  Mitarbeiter  zu  Ehrenmitgliedem :  Pro- 
fessor Dr.  Angblo  Celli  m  Rom,  Dr.  Fbancis  Wabneb  in  London, 


307 

Professor  Dr.  Leo  Bübgebstbin  in  Wien,  Professor  Dr.  Julius 
Kbattbb  in  Graz,  Eommnnalarzt  Axel  Hebtel  in  Kopenhagen, 
Professor  Dr.  Mat  Gbubeb  in  Wien,  Dr.  Mangenot  in  Paris, 
Professor  Dr.  Hyacinth  Kübobn  in  Seraing-Lttttich,  Dr.  Paul 
Schubebt  in  NOmberg,  Professor  Dr.  Hermann  Cohn  in  Breslau, 
Generaldirektor  Professor  Dr.  Pagliani  in  Rom,  Professor  Dr. 
Ebismann  in  Moskau,  Oberarzt  Dr.  Süssmann  in  Hermannstadt 
und  den  Herausgeber  dieser  Zeitschrift. 

Der  Landessanitätsreferent  Dr.  Gustav  Ivakics  in  Prag  hat 
den  Orden  der  eisernen  Krone  HI.  Klasse,  der  Bealschuldirektor 
Debbe  in  Bremen  und  der  Rektor  Heintzeleb  in  Stuttgart  den 
roten  Adlerorden  IV.  Klasse,  der  Professor  am  Ludwigsgymnasium 
La  Roche  in  München  das  Ritterkreuz  IV.  Klasse  des  Verdienst- 
ordens vom  heiligen  Michael  und  der  Oberlehrer  am  Vitzthumachen 
Gymnasium  Dr.  Giesing  in  Dresden  das  Ritterkreuz  des  Mecklen- 
burg-Schwerinschen  Greifenordens  erhalten. 

Es  wurden  ernannt :  der  Ministerialrat  und  Beyollmftchtigte  zum 
Bundesrat  Rttteb  von  LA2n>MANK  zum  Königlich  bayrischen  Kultus- 
minister, Herr  Bebthelot  zum  Viceprftsidenten  und  Herr  Liabb 
zum  Sekretär  des  Obersten  Rates  fOr  den  öffentlichen  Unterricht  in 
Frankreich,  der  auÜBerordentliche  Professor  der  Kinderheilkunde  an 
der  milit&r-medizinisdien  Akademie  in  St.  Petersburg  Dr.  Bybtbow 
zum  ordentlichen  Professor,  der  Privatdocent  Dr.  Bubnow  in 
Moskau  zum  ordentlichen  Professor  der  Hygiene  in  Dorpat,  der 
Dhrektor  des  ton  SALDEBNschen  Realgymnasiums  in  Brandenburg  a.  H. 
Dr.  HoGHHEiM  zum  ProYinzialschulrat,  der  Oberlehrer  am  Kadetten- 
corps, Professor  Dr.  Goetze  in  Dresden,  zum  Studiendirektor,  der 
Regimentsarzt  Dr.  Schöeeb  zum  ständigen  aulserordentlichen  Mitglied 
des  niederösterreichischen  Landessanitätsrates,  der  Direktor  der  Real- 
schule Dr.  QüiEHL  in  Kassel  zum  Direktor  der  Oberrealschule 
daselbst,  der  Gymnasialprofessor  Fischeb  in  Mors  zum  Direktor 
des  Gymnasiums  in  Saarbrflcken,  der  Gymnasialprofessor  Dr.  Maxi- 
lOLiAN  ZÖLLEB  in  Mannheim  zum  Direktor  des  Realgymnasiums 
daselbst,  der  Kreisschulinspektor  Dr.  Qubhl  zu  Strasburg  i.  Wpr. 
zum  Seminardirektor  in  Rheydt,  der  Direktor  KsösiNa  in  Pillan 
zum  Direktor  des  Realprogymnasiums  in  Schlawe,  der  Lehrer  an  der 
Realschule  L.  Hilbebband  in  Memmingen  zum  Direktor  dieser 
Anstalt,  der  Lehrer  Dr.  Hummel  zum  Direktor  der  11.  Bürger- 
schule in  Leipzig. 

Dr.  Ludwig  CsatIby  und  Dr.  Bj^la  RIkosi  sind  in  die 
Schulsektion  des  ungarischen  LandesYereins  für  Hygiene  gewählt  worden. 

Dr.  Th.  Weyl  habilitierte  sich  an  der  technischen  Hochschule 
in  Charlottenburg  als  Priyatdocent  für  Hygiene. 

20» 


308 

Die  Zeitschrift  fdr  Schulgesondlieitspflege  kot  den  Tod  eines  ihrer 
Mitarbeiter,  des  Direktors  der  niederösterreichischen  Landesirrenaastidt, 
Herrn  Regiemngsrat  Dr.  Moritz  Gauster  in  Wien,  sro  beklagen. 
Der  Verstorbene  worde  1828  daselbst  geboren  nnd  war  hervorragend  als 
praktischer  Psychiater.  Er  hat  sich  namentlich  durch  Einfthmng 
eines  neuen  Systems  der  Erbauung  und  Einrichtung  von  Irren- 
hftosem,  sowie  der  Irrenpflege  und  aufserdem  durch  mehrere 
psychiatrische  Schriften  verdient  gemacht.  Auch  der  Schulhygiene 
wandte  er  sein  Interesse  zu,  indem  er  nicht  nur  ein  Handbach 
derselben  verfafete,  sondern  auch  Yortrftge  über  dieselbe  fflr  Lehrw 
hielt.  Bei  seinem  Tode  war  er  durch  das  Vertrauen  der  Änste  Wiens 
Präsident  der  dortigen  Ärztekammer. 

Aufserdem  sind  verstorben:  der  vortragende  Rat  im  Königlich 
preuCsischen  Ministerium  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medisinal- 
ang^egenheiten,  Geheimer  Obermedizinalrat  Dr.  Schönfelb  in 
Berlin,  der  frtthere  Direktor  des  Gymnasiums  zum  Grauen  Kloster 
daselbst,  Professor  Dr.  theol.  et  phil.  Fhibd&ich  Hofmank,  der 
Arzt  des  Gymnasiums  zu  Starobelsk  in  Rufsland  Xaver  Kajlaoo 
nnd  der  Rektor  Anders  in  Strehlen. 


fiütxatnt. 


Besprechungen. 

Dr.  MAK0ENOT,  M6decin-inspecteur  des  ^coles  de  la  ville  de  Paria. 
L'examett  indiTidnel  et  le  billetin  aanitaire  dee  ^lien. 

Extrait  de  la  „BevuectHygi^ne*",  1894.  Paris,  1894.    G.  Masaon. 

(12  S.     8^)» 

Die  gegenwärtig  in  Krait  stehende  Verordnung  über  die  ärzt- 
liche Inspektion  der  Pariser  Schulen  schreibt  vor,  daCs  wenigstens 
einmal  monatlich  jeder  Schüler  einzeln  und  genan  in  Bezug  auf  den 
Zustand  der  Zfthne,  der  Augen,  der  Ohren,  sowie  auf  Konstitutions- 
anomalien vom  Schularzt  untersucht  werden  solle.  Diese  Vorschrift 
wurde  jedoch  nicht  strikt  durchgefllhrt,  konnte  es  überhaupt  niefait 
werden. 

Da  die  genannte  Verordnung  revidiert  und  die  schid&iztliche 
Orgamsation  geändert  werden  soU,  so  beschäftigt  sich  der  Verfasser 
adt  der  Frage,  wie  jene  Schuluntersuchungen,  deren  Nützlichkeit  und 


>  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1895,  No.  1,  S.  39—40.    D.  Red. 


309 

Notwendigkeit  anfiser  Zweifel  steht,  nnd  welche  in  anderen  Städten, 
wie  Brüssel  nnd  Stockholm,  bereits  existieren,  znkfijiftig  am  besten 
nnd  zweckmäÜBigsten  eingerichtet  werden  können.  Er  stellt 
zunächst  den  Grundsatz  auf,  dals  dieselben  ausschlielslich  im  Inter- 
esse und  zum  Vorteile  des  einzelnen  Schttlers  zu  geschehen  haben. 
Ausgeschlossen  werden  daher  alle  rein  wissenschaftlichen  oder 
statistischen,  z.  B.  anthropologischen,  auf  praktische  Zwecke  nicht 
abzielenden  Untersuchungen,  deren  Wichtigkeit  und  Bedeutung  im 
flbrigen  nicht  geleugnet  wird,  welche  sich  jedoch  wegen  Mangel  an 
Zeit  nnd  zuverlässigem  Untersuchungspersonal  schwerlich  regelmäCsig 
durchfahren  lassen. 

Die  Untersuchungen  soUen  femer  möglichst  einfach  eingerichtet 
sein,  zu  viel  zu  verlangen  erscheine  unzweckmäfsig.  Man  möge  sich 
ffOac  gewöhnlich  auf  die  Feststellung  der  Beschaffenheit  der  Augen, 
Ohren  und  Zähne,  sowie  allfälliger  Konstitntionsanomalien  beschränken. 
Nur  da,  wo  es  in  praxi  sich  leicht  bewerkstelligen  lasse,  sei  auch  die 
Bestimmung  des  Körpergewichts  und  der  Körperlänge  vorzunehmen. 
Diese  £inzeluntersuchungen  würden  am  besten  nur  zweimal  jährlich 
ausgeführt  und  die  gewonnenen  Resultate  auf  einem  für  jedes  Kind 
aufznstellenden  Zettel  verzeichnet. 

Gegen  den  letzten  Vorschlag  könnte  eingewendet  werden,  dafs  eine 
Verletzung  des  ärztlichen  Geheimnisses  dadurch  möglich  sei.  Dieser 
Einwand  ist  jedoch  grundlos,  da  laut  obigem  Programm  nur  solche 
Verhältnisse  der  Schtüer  in  Frage  kommen,  bei  welchen  die  Eltern 
sich  kaum  beunruhigen  dürften.  Die  Eintragung  von  Kurzsichtigkeit, 
Weitsichtigkeit,  Ohrenentzündung,  adenoiden  Wucherungen  im  Nasen- 
rachenräume und  dergl.  wird  wohl  keine  Opposition  veranlassen.  Be- 
züglich der  Konstitutionsanomalien,  wie  Skrofulöse,  Rhachitis,  könnte 
man  nötigenfalls  sich  bestimmter  Zeichen  oder  Zahlen,  die  nur  für 
die  Arzte  verständlich  wären,  bedienen.  Übrigens  soll  von  der  Unter- 
suchung deijenigen  Kinder  Umgang  genommen  werden,  deren  Eltern 
oder  VormtUider  dagegen  Einspruch  erheben.  Verfasser  meint, 
dats  die  einzige  Krankheit,  welche  die  Befürchtung  einer  Verletzung 
des  ärztlichen  Geheimnisses  begründen  könnte,  die  Syphilis,  bei 
Sohnlkindem  nicht  oder  nur  aufserordentlich  selten  zu  finden  sei. 
Kinder  mit  angeborener  Syphilis  stürben  oder  würden  geheilt,  bevor 
sie  das  schulpflichtige  Alter  erreichten;  erworbene  Syphilis  aber  komme 
bei  Schülern  fast  niemals  vor. 

Die  Vorteile  des  individuellen  Gesundheitszettels  der  Schüler 
sind  klar.  Derselbe  gestattet  nicht  nur  die  Kontrolle  über  Besserung 
oder  Verschlimmerung  der  aufgezeichneten  Anomalien,  sondern  auch 
die  Möglichkeit,  vorbeugende  und  heilende  Mafsregeln  für  das  be- 
treffende Kind  in  der  Schule   zu   ergreifen,    z.  B.   Darreichung  von 


310 

Jodeisensirap,  bezw.  Leberthran,  Behandlung  leichterer  Krankheitsfälle, 
Yerordnong  geeigneter  Brillen  u.  s.  w. 

Um  die  Frage  zu  beantworten,  welche  Zeit  eine  solche  Einzel- 
Untersuchung  erheischt  und  welches  Verfahren  dabei  am  zweck- 
mftfeigsten  ist,  unternahm  MANGhENOT  selbst  die  PrAfong  einer 
Mädchenschule  in  Paris  mit  6  Klassen  und  312  SchOlerinnen. 
Jedes  Mädchen  erhielt  eine  Karte  mit  folgenden  Rubriken:  Name, 
Alter,  Begabung,  Konstitution,  Augen,  Ohren,  Zähne,  Körpergewicht, 
Körperlänge.  Die  ersten  drei  Rubriken  wurden  von  den  Lehrerinnen 
ausgefflllt.  Die  Kinder  kamen  der  Reihe  nach,  jedes  mit  dem  Zettel 
in  der  Hand,  zum  Arzte,  welcher  dabei  Haltung,  Gang,  Aussehen 
beobachtete  und  die  Konstitution  durch  Betrachtung  des  (resichts 
und  Untersuchung  des  Halses  ohne  Auskleiden  bestimmte.  Mittelst 
Leseprobe  und  Taschenuhr  wurden  erheblichere  Störungen  des  Gesichts 
und  Gehörs  erkannt,  worauf  Zähne  und  Rachen  zur  Untersuchung 
gelangten.  Eine  Lehrerin  schrieb  sofort  auf  den  Zettel  die  ge- 
wonnenen Ergebnisse  auf.  Unterdessen  hatte  eine  andere  Lehrerin 
Körpergewicht  und  Körperlänge  bestimmt  und  eingetragen.  Für  die 
Untersuchung  einer  Klasse  von  50 — 55  Kindern  genügten  60 — 70  Mi- 
nuten. 

Die  Resultate  waren  folgende:  von  den  Kindern  zeigten  sich 
lymphatisch  162,  skrofulös  49,  rhachitisch  2,  völlig  frei  von  Kon- 
stitntionsanomalien  101.  Sehstörungen  fanden  sich  bei  35,  Hart- 
hörigkeit bei  29,  schlechte  Zähne  bei  185. 

Die  Mädchen  mit  Gehör-  und  Sehstörungen  wurden  nachträg- 
lich einer  speciellen  Untersuchung  unterzogen.  Dabei  fanden  sich 
3  Hypermetropen ,  3  Myopen,  3  Astigmatiker,  darunter  2  mit 
hypermetropischem  Astigmatismus.  Von  diesen  erhielten  6  sofort 
geeignete  Brillen  auf  Kosten  der  Schulkasse. 

Es  wurde  femer  konstatiert,  dais  auch  hier  fast  aUe  als  wenig 
intelligent  bezeichneten   Kinder  körperliche  Abnormitäten   darboten. 

Professor  der  Schulhygiene  Dr.  med.  Karl  Girabd  in  Bern. 

Dr.  Adriano  Gabbini.  Eyoluione  de!  senso  eromatico  iiella 
infanzia.  Memoria  letta  il  18.  marzo  1894  airAccademia  d'Agri- 
coltura,  Arti  e  Oommercio  di  Verona.  Verona,  1894.  Stabilimento 
tipo-lit.  G.  Franchini.     (104  S.  .8®.) 

Als  Referent  vor  Jahren  die  von  Geigeb  aufgestellte  Theorie 
der  allmählichen  Entwickelung  des  Farbensinnes  beim  Menschen- 
geschlechte  aufs  neue  aufnahm  und  auszubauen  versuchte,  erhob  sich 
von  den  verschiedensten  Seiten  der  erheblichste  Widerspruch  gegen 
dieses  Beginnen.  Besonders  waren  es  die  Ultradarwinianer,  welche 
sich  meiner  Theorie  gegenüber  durchaus  ablehnend  verhielten. 


311 

DerGnmd  f&r  diese  Thatsache,  welche  um  so  mehr  auffaUen  mufstey 
als  doch  gerade  der  Darwinismus  die  allmähliche  Entwickelung  unserer 
körperlichen  und  damit  anch  geistigen  Beschaffenheit  lehrt,  lag  nun 
aher  keineswegs  im  Danrinismns  selbst,  sondern  einfach  darin,  dafs  die 
jeder  experimentellen,  wie  wissenschaftlichen  Begrttndnng  entbehrenden 
Spekulationen  der  ültradarwinianer  durch  jene  Theorie  stark  er- 
schüttert wurden.  Die  phantastischen  Spekulationen,  welche  die 
ültradarwinianer,  Cabüs  Stebns  (Ebnst  Kbaube)  an  der  Spitze, 
Aber  die  biologische  Aufgabe  der  Farben  im  Tierreiche  ersonnen 
hatten  und  nun  als  wahre  Wissenschaft  predigen  wollten,  mufste 
durch  die  Theorie  einer  allmählichen  Entwickelung  des  mensch- 
lichen Farbensinnes  einen  gewaltigen  Stols  erleiden,  und,  um  diesen 
2u  parieren,  wurde  der  Feldzug  gegen  jene  Theorie  eröffnet. 

Dieser  von  Garüs  Stebne  mit  besonderer  Erbitterung  gefochtene 
Kampf  schien  sich  gegen  mich  entscheiden  zu  wollen,  als  einzelne  Phi- 
losophen, wieMABTT,  und  Philologen,  wie  Yegkbnstebt,  gleichfalls  die 
allmähliche  Entwickelung  des  Farbensehens  bekämpften.  Allerdings 
konnten  die  genannten  beiden  Autoren  als  unparteiische  Richter 
kaum  gelten,  indem  ihnen  in  erster  Linie  offenbar  daran  lag,  för 
die  in  allen  Sprachen  nun  einmal  vorhandenen  chromatischen  Eigen- 
artigkeiten eigene  Theorien  aufzustellen;  und  da  sich  ihre  Theorien 
auf  anderem  Boden  bewegten,  als  die  meinige,  so  war  ihr  Kampf 
gegen  die  letztere  mehr  ein  Kampf  fCLr  ihre  eigenen  Interessen,  als 
filr  die  Wahrheit.  Die  Art  und  Weise  aber,  in  welcher  Maety 
und  Ebkst  Kbaüse  den  Kampf  fahrten,  konnte  auf  den  Namen 
einer  wissenschaftlichen  Auseinandersetzung  leider  am  allerwenigsten 
Anspruch  erheben,  und  so  wurde  jede  weitere  Antwort  meinerseits 
bald  genug  unmöglich.  Ich  konnte  auf  die  Weiterftlhrung  des 
Streites  um  so  eher  verzichten,  als  ich  auf  das  festeste  von  der 
Wahrheit  meiner  Theorie,  wie  ich  sie  zuletzt  in  den  PBEYEBschen 
physiologischen  Vorträgen  niedergelegt  hatte,  überzeugt  und  der 
Ansicht  war,  die  betreffende  Lehre  werde  schließlich  durch  sich 
selbst  zum  Siege  gelangen. 

Wie  richtig  diese  meine  Ansicht  war,  beweist  die  vorliegende 
Arbeit  von  Gabbini.  Nachdem  vor  mehreren  Jahren  bereits  Pbbyeb 
in  einer  sehr  umfassenden  experimentellen  Arbeit  den  Nachweis  ge- 
liefert hatte,  dafs  das  Kind  den  Farbensinn  nicht  mit  auf  die  Welt 
bringe,  sondern  denselben  auf  Grund  einer  allmählichen  Entwickelung 
erst  erwerben  müsse,  veröffentlicht  jetzt  Gabbini  eine  höchst  sorg- 
fiütige  Studie,  welche  keinen  Zweifel  mehr  darüber  aufkommen  labt, 
dab  der  Farbensinn  nicht  als  fertiges  Geschenk  dem  Kinde  bei  der 
Geburt  in  die  Wiege  gelegt  wird.  Vielmehr  hat  dasselbe  nicht 
weniger    als    die    ersten   5  bis  6  Jahre   seines  Lebens    nötig,    um 


312 

diesen  Sinn  und  die  sprachliche  Yerkörperong  desselben  anszabilden, 
resp.  zu  beherrschen.  Und  der  Ton  Gabbini  gefandeae  Entwickelnngs- 
gang  erinnert,  wenigstens  in  seinen  Hauptzflgen,  nicht  allein  lebhaft 
an  den  von  mir  für  das  Menschengeschlecht  geschilderten,  sondern 
er  ftllt  in  den  meisten  Pnnkten  mit  demselben  vollstftadig  za- 
sammen.  Wenn  daher  das  allgemeine  Entwickelungsgesetz  der  Phylo- 
genie  nnd  Ontogenie  nicht  darchlOchert  werden  soU,  so  bleibt  jetzt 
nichts  anderes  mehr  ttbrig,  als  sich  zu  dem  Gestftndnis  zn  beqnemen, 
dals  die  Theorie  der  allmählichen  Entwickelnng  des  Farbensinnes 
bei  der  Menschheit  nun  einen  experimentellen  Beweis  durch  die 
Untersnchnngen  des  kindlichen  Farbensinnes  gefonden  hat.  Aller- 
dings wird  dies  Geständnis  den  Herren  Mabty,  Ebnbt  B[ratj8E, 
Yeckenstedt  n.  a.  recht  schwer  fallen,  aber  sie  werden  angesichts 
der  physiologischen  Thatsachen  für  ihre  philosophischen  Spe- 
kulationen wohl  nicht  mehr  allzuviel  willige  Gläubige  finden. 

Nachdem  wir  die  allgemeine  Bedeutung,  welche  die  Gabbutx-* 
sehen  Untersuchungen  beanspruchen  dürfen,  im  vorstehenden  er- 
örtert haben,  wollen  wir  nun  auch  die  wichtigsten  Einzelheiten  jener 
Untersuchungen  namhaft  machen. 

Das  Kind  besitzt  zunächst  nur  den  Lichtsinn;  der  Farben- 
sinn beginnt  erst  mit  dem  16.  Lebensmonat  sich  zu  regen,  und 
zwar  mit  dem  Erkennen  des  Rot.  An  die  Kenntnis  dieser  Farbe 
schliefst  sich  die  des  GrfLn,  Gelb,  Orange,  Blau,  Violett.  Das 
Empfindungsvermögen  fttr  Farben  entwickelt  sich  zunächst  in  den 
centralen  Netzhautpartien  und  erst  später  in  den  peripheren.  Dabei 
scheinen  die  Knaben  wenigstens  ein  Jahr  früher  in  den  vollen  Besits 
des  Farbensinnes  zu  kommen,  als  die  Mädchen,  während  die  letzteren 
wieder  eher  Blau  und  Violett  richtig  zu  percipieren  vermögen,  als  die 
Knaben. 

Denselben  Entwickelungsgang,  wie  der  Farbensinn,  nimmt 
auch  die  Farbenbezeichnung,  doch  fällt  die  volle  Ausbildung  beider 
nicht  sofort  zusammen.  Vielmehr  pflegt  noch  ein  volles  Jahr  nach 
der  beendeten  Entwickelnng  des  Farbensinnes  zu  verstreichen,  ehe  das 
Kind  es  gelernt  hat,  die  Farbenbezeichnungen  mit  seinen  Farben- 
empfindnngen  in  Einklang  zu  setzen  und  sie  richtig  zu  gebrauchen. 
Professor  der  Augenheilkunde  Dr.  med.  H.  Magnus  in  Breslaa. 

Klaba  Hessling,  Vorsteherin    einer   höheren  Mädchenschule   und 
Leiterin    eines    Kursus    zur   Ausbildung    von  Turnlehrerinnen   w 

Beriin.    Das  Mtdehentanien  in  der  Sehnle.    Ein  Wegweiser 

zur  Erteilung  eines  methodischen  Turnunterrichts  nebst  Lehr-  und 
Wochenstoffplänen.  Mit  139  Fig.  Berlin,  1894.  Hermaim 
Heyfelder.  (396  S.  8^) 


313 

Frftfüein  Klaba  Hesbling  hat  die  Summe  ihres  Könnens  und 
ihrer  Erfahmngen  im  Tnmsaal  in  dem  genannten  Bnche  gesammelt. 
Geht  dasselbe  auch  in  vielen  Dingen,  insbesondere  in  den  mehrfach 
reeht  wertvoUen  Sätzen  ttber  die  Gestaltung  und  den  Betrieb  des 
Mftdchentumens,  sowie  über  die  Eingliederung  desselben  in  den 
allgemeinen  Schulunterricht  von  norddeutschen,  oder  richtiger  von 
Berliner  Schulverhältnissen  aus,  weifs  es  auch  anscheinend  wenig 
?on  dem,  wie  der  Mädchentumnnterricht  au&erhalb  Preulsens 
organisiert  ist  und  gehandhabt  wird,  so  enthält  es  doch  eine  lange 
Reihe  erfreulicher  Proben  einer  tüchtigen,  denkenden  und  begeisterten 
Lehrkraft.  Und  wenn  wir  in  Süddeutschland  auf  viele  kleine,  nied* 
liehe  Sächelchen,  die  das  Buch  bringt,  Verzicht  leisten,  so  müssen 
wir  doch  zugestehen,  dafs  uns  die  Verfasserin  für  den  Unterricht 
80  manchen  bedeutungsvollen  Wink  gibt  und  auf  so  manche  inter- 
essante Einzelheiten  aus  dem  Seelenleben  und  den  Gepflogenheiten  der 
Schulmädchen  hinweist,  so  dafs  wir  schon  um  dessentwiUen  dem 
Werke  einen  hohen  Wert  beilegen. 

Der  Übungsstoff,  den  das  Fräulein  in  ihrem  Buche  bearbeitet,  ist 
aulserordentlich  reichhaltig  und  gut  gegliedert,  seine  Beschreibung  klar 
und  allgemein  verständlich,  wenn  vielen  von  unseren  Tumlehrerinnen 
anch  einzelne  Berliner  Ausdrücke,  wie  Fischen,  Engeltragen,  Ballfangen 
mit  Schere  oder  Tulpe  u.  a.,  nicht  sofort  geläufig  sind.  Die  Bemerkungen 
sind  aber  charakteristisch  und  mögen  deshalb  ruhig  passieren. 

Dafs  sich  so  viele  Turngeräte  aufgeführt  finden,  die  beim  Mädchen- 
tumen  zur  Benutzung  kommen  sollen,  mag  den  Neid  vieler  Turn- 
lehrer und  Tumlehrerinnen  erregen,  weil  ihnen  zu  Hause  kein 
solcher  Überflufs  an  Geräten  zur  Verfügung  steht.  Es  ist  unseres 
Erachtens  aber  auch  gar  nicht  notwendig,  dafs  ein  Mädchentumsaal 
solche  reiche  Ausstattung  aufweist.  Derartigen  Aufwand  kann  sich 
wohl  die  Beichshauptstadt  erlauben,  die  nicht  in  gleichem  Bange 
stehenden  Städte  des  Reiches  sind  meist  schon  zufrieden,  wenn  sie 
den  Mädchentumsaal  nur  mit  der  notwendigsten  Einrichtung,  mit 
Leitern,  Stangen,  Rundlauf,  Barren,  Hanteln  oder  Stäben,  Bällen, 
langem  Schwingseil,  Springvorrichtung  und  Spielgeräten,  versehen 
können.  Welches  sind  aber  die  Haupt-,  welches  die  nebensächlichen 
Turngeräte?  Oder  haben  die  in  dem  HsssLiNGschen  Buche  auf- 
gefthrten  alle  den  gleichen  Wert?  Und  sind  alle  aufgezählten 
Übungsgmppen  von  derselben  Bedeutung?  Wir  sind  gewöhnt,  den 
Btabübung^  einen  viel  ausgedehnteren  Spielraum  zu  gewähren,  weil 
¥rir  denselben  einen  greisen  Einflufs  auf  Körperhaltung  und  Körper- 
entwiekelung  beimessen,  dagegen  schätzen  wir  die  Beugestützübungeii 
der  Mädchen  am  Barren  nicht  halb  so  hoch,  wie  das  in  Berlin  der 
Fall  zu  sein  scheint. 


314 

Die  VerfasseriB  stellt  Lehrpläne  f&r  nenn-,  bezw.  zehnklaasige 
Schulen,  für  ein  sechs-  und  ein  vierklassiges  Turnen  auf.  Mit  diesen 
Lehrplänen  können  wir  uns  im  grofsen  einverstanden  erklären,  nur 
wollen  wir  die  Turnstunden  für  die  jüngeren  zwei  Jahrgänge  (neunte 
und  achte  Klasse)  nicht  so  ernsthaft  gestaltet  sehen,  sondern  lassen 
hier  nur  das  Spiel  und  einen  spielartigen  Betrieb  des  Unterrichtes 
gelten. 

Dais  das  Buch  übrigens  auch  dem  Bewegungsspiele  warm  das 
Wort  redet,  haben  wir  mit  Vergnügen  wahrgenommen.  Ob  die  ge- 
gebenen Vorschriften  über  die  Portionen,  in  denen  das  Spiel  gereicht 
werden  soll,  freilich  eingehalten  werden  oder  eingehalten  werden 
können,  bezweifeln  wir  nach  unserer  Erfahrung. 

Was  die  geehrte  Verfasserin  bezüglich  der  Erteilung  des 
Mädchentumunterrichtes  sagt,  was  sie  von  den  Tumlehrerinnen 
fordert,  was  sie  ihnen  gelegentlich  in  Beispielen  zeigt,  unterschreiben 
wir  dagegen  mit  Vergnügen.  Diese  Forderungen  und  Winke  gehen 
o£Eenbar  aus  langjähriger,  stets  beobachtender  und  überlegender 
Unterrichtspraxis,  aus  einem  wahren  Lehrerinnengemüte  und  schöner 
Berufsbegeisterung  hervor.  Oft  sind  es  goldene  Worte,  die  hier  mit 
Ernst  und  Nachdruck  als  die  Quintessenz  einer  echten  und  rechten 
Lehrthätigkeit  geboten  werden. 

Für  geübte  Mädchenturnlehrer  und  Turnlehrerinnen  ist  das 
Buch  eine  reiche  Fundgrube  von  Anregungen  uad  Belehrungen,  für 
Anfänger  und  Anfängerinnen  ein  zuverlässiger,  liebenswürdiger 
Führer  zu  sicheren  Unterrichtserfolgen.  Wir  können  dasselbe  daher 
allen,  welche  Mädchentumunterricht  erteilen  und  das  Wesen  des* 
selben  kennen  lernen  wollen,  aufs  allerwärmste  empfehlen. 

Königlicher  Rat  6.  H.  Webeb  in  München. 

Dr.  med.  L.  Mehleb  und  Joseph  Hess,  ehem.  Oberlazarettgehiife 
der  Armee.  Anleitung  znr  ersten  Hilfeieistnng  bei  plSts- 
liehen  ünjOUlen.  Mit  26  Abbüd.  Frankfurt  a.  M.,  1894. 
H.  Bechhold.     (97  S.     12^     Gebd.  M.   1,80.) 

Gleich  den  übrigen  Anleitungen  dieser  Art  will  vorliegendes 
Büchlein  belehren,  ^wie  bei  plötzlichen  Unfällen  am  besten  die  erste 
und  nötigste  Hilfe  zu  leisten  ist;  es  soll  nicht  den  Arzt  ersetzen, 
sondern  zeigen,  wie  bis  zu  seiner  Ankunft  zu  handeln  und  was  als 
schädlich  für  den  Verunglückten  zu  unterlassen  ist^. 

Um  diesen  Zweck  zu  erreichen,  wird  im  ersten  Teile  (Seite9 — 27) 
der  Bau  des  menschlichen  Körpers  besprochen.  „Die  kleiaea 
anatomischen  und  physiologischen  Kapitel  sollen  den  Leser  mit  dem 
aUemötigsten  Wissen  ausrüsten,  um  den  Grund  mancher  Mafsnahmen 
zu   erkennen  und   zu   verstehen.^     Dafs   aus  diesen   Zweigen    der 


315 

Menscheokimde  bei  einem  so  beschränkten  Raame  nur  die  be- 
scheidensten Wissenselemente  geboten  werden  können,  ist  selbst- 
Tcrstftndlich.  Der  genannte  Teil  hat  danun  auch  nor  Bedeutung  f&r 
diejenigen  Leser,  welche  bis  dahin  mit  dem  menschlichen  Körper 
Dodi  nicht  irgendwie  vertraut  gewesen  sind.  Dazu  begehen  die 
Ver&sser  noch  den  Fehler,  über  alle  Teile  unseres  Organismus, 
auch  über  solche,  deren  Kenntnis  für  die  erste  Hilfe  kaum  not- 
wendig ist,  z.  B.  die  Hamorgane,  die  Verdauungsorgane  vom  Magen 
abwärts  und  fast  alle  Sinnesorgane,  kurze  Belehrungen  zu  geben. 
Statt  aber  über  vieles  nur  Mangelhaftes  zu  bieten,  hätte  von  dem 
Notwendigen  Ausführlicheres  gegeben  werden  sollen. 

Der  zweite  Teil  (Seite  28 — 93)  handelt  von  der  ersten  Hilfe- 
leistung. Berücksichtigt  werden  alle  häufiger  vorkonmienden  Unfälle, 
bezw.  Unglücksfälle.  Praktisch  und  mir  neu  ist  die  Einrichtung 
des  Inhaltsverzeichnisses,  bei  welchem  unter  den  meisten  Kapitel- 
flberschriften  sogleich  die  allemotwendigsten  Hilfsthätigkeiten  folgen. 
Beispielsweise  steht  unter  „Vergifteten  Wunden:  a.  durch  Gifte: 
Schnüre  das  Glied  oberhalb  ab  und  brenne  die  Wunde  aus.  Schicke 
sofort  zum  Arzt!  b.  durch  Bienen-  oder  Homissenstich :  Salmiak- 
geist auf  den  Stich  und  kalte  Umschläge.^  Jeder  Unglücksfall  wird 
nach  Wesen,  Kennzeichen  und  den  erforderlichen  Maisnahmen  be- 
sprochen. 

Eine  schärfer  durchgeführte  und  klarer  hervortretende  Disposition 
wäre  empfehlenswert  gewesen ;  namentlich  hätten  die  einzelnen  Thätig- 
keiten  des  Laien  durch  fetten  Druck  oder  auf  andere  Weise  im 
Texte  mehr  hervorgehoben  werden  müssen,  damit,  wenn  das  Buch 
bei  einem  Unfall  noch  etwa  zur  Hand  genommen  werden  mufs,  eine 
sofortige  Orientierung  möglich  ist. 

Die  Darstellung  ist  einfach  und  auch  dem  Laien  völlig  ver- 
ständlich. Zur  Veranschaulichung  sind  26  instruktive  Abbildungen 
eingefügt  Im  Texte  wäre  jedoch  an  manchen  Stellen  eine  kor- 
rektere Sprache  notwendig  gewesen.  So  heilst  es  z.  B.  auf  Seite  59 : 
^Ein  weiteres  Kennzeichen  einer  Verrenkung  ist  die  veränderte 
Form,  welche  in  den  meisten  Fällen  sehr  (?  Recens.)  sichtbar  ist, 
yresm  man  mit  dem  entsprechenden  gesunden  Gelenke  der  anderen 
Körperhälfte  vergleicht.^  Hier  fehlt  in  dem  mit  ^wenn^  be- 
ginnenden Satze  das  Objekt. 

Das  seitens  des  Verlegers  gut  ausgestattete  Buch  hat  ein  hand- 
liches Format,  so  dals  man  es  bequem  in  der  Tasche  tragen  kann; 
die  Deckel  sind  mit  Lederüberzug  versehen.  Der  Preis  von  Jü  1,80 
bei  97  Seiten  Duodezformat  muis  als  ziemlich  hoch  bezeichnet  werden. 

Städtischer  Lehrer  0.  Janke  in  Berlin. 


816 


Bibliographie. 

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Toronto,   1894,  IX,  96—112. 
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Being    an    amplificaUon    of  Edwards's    catechiam   of    hygiene. 

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March  30,  1787,  715—716. 
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in  der  Haushaltungskunde,     Jena,  1892,  6.  Fischer.     iL  2. 
FiTTSCHEN,    H.      Die    Bealsdmle    in    Hohmfelde-Hamburg.     Mit 

Abbild.     Bangewerksztg.,  Berlin,  1893,  1249  ff. 
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573—574. 
Hint&äoeb,  M.  und  K.     Die  Oberrealschtde  in  Essegg.     Mit  Taf. 

AUgem.  Bauztg.,  Wien,  1891,  88  ff. 
HuBEB,  Jos.     Gesundheiislekre.     Ein  Leitfaden  für  den  UnterriM 

in  der  Fortbildungsschule.  Zürich  und  Leipzig,  1895,  Th.  Schröter. 

Gr.  8^    M.  1. 
Hutchinson,   W.     The  physiology    of  eductdion.     Omaha  Glinic, 

1894—95,  vn,  353-370. 
Ihme.      Das    Friedrichskollegium    in    Königsberg.      Mit    Abbild. 

Centralbl.  d.  Banverwaltg.,  Berlin,  1891,  59  ff. 
ImbecHe   and   epüepHc   ckildren    in   workhouses.     The  Brit.  Med. 

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Keoel.     Die   Lateinschule   in  Fritzlar.     Mit  Abbild.     Centralbl. 

d.  Banverwaltg.,  Berlin,  1894,  380  ff. 


317 

Knauf,  H.  C.     J^aktisches  Handlmch  für  den  SprachunterridU  in 
der    Taubstummenschule.      Berlin,    1895,    E.  Sicker.     6r.    8^. 
Ä  1,2b. 
KmaHT,  6.  H.     Schoolroom  vmtüatum  as  an  investmmt.   Pop.  Sc. 

Month,  New  York,  1894—95,  XLVI,  393—396. 
K(«iiAAVBOH,    Chb.      Die    dritte    Turnstunde.      Monatsschr.  f.  d. 

Tnrnwes.,  1895,  n  n.  III. 
KosMOWSKi,  W.     Über  Gewicht  und  Wuchs  der  Kinder  der  Armen 
in  Warschau.     Jahrb.   f.  Kinderhlkd.,   Leipzig,   1894,    XXXIX, 
70-76. 
Ebaokowizeb,  H.     Das  k.  k.  Obergf^mnasium  in  Eremsmünster. 
Mit  Taf.     AUgem.  Banztg.,  Wien,  1891,  24  ff. 

Laubbnt,  A.  Les  his  de  la  croissance  et  VSducaUon  physique. 
M6d.  inf.,  Paris,  1894,  I,  619;  667. 

ILlul,  AIiFB.  Asideitung  f^  den  Tumunierridit  in  Knabenschulen. 
n.  Teil:  Die  Drei-  und  Ordnungsübungen,  sowie  die  Übungen 
mU  Handgeräten,  ßr  die  eingelnen  Schulklassen  eusammengesteUt 
5.  Anfl.     Earlsrohe,  1895,  G.  Brann.     Gr.  8®.  M.  3,40. 

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Ketsch,  A.  Spielbuch  für  Mädchen  im  Alter  von  6—16  Jahren. 
Auswahl  von  Lauf-,  Sing-  nnd  Rnhespielen  fOr  Schule,  Volks- 
spielplatz and  Familie.    Hannover,  1895,  C.  Meyer.  12^.  iL  1,50. 

Oluvibr,  A.  [über  eu  erstrebende  Änderungen  in  den  Verord- 
nungen von  1882  und  1887,  betreffend  die  Dauer  der  Isolierung 
in  Schulen  für  an  anstechenden  Krankheiten  leidende  KMer.] 
6«net.  de.  Facad.  de  m6d.,  Paris,  1893,  XXX,  150. 

Ophihahma  in  a  high  dass  school.  The  Brit.  Med.  Jonm.,  1895, 
Jan.  5,  1775,  16. 

Fädagogisek-liUerarisches  Jahrbuch  des  ersten  Wiener  Ferienkolonien-, 
SpiMT'  und  Ühterstüt0ungsvereine8  für  Kinder.  17.  Jahrg.  (1893 
bis  1894.)    Wien,  1894.  Gr.  8<^.     M.  2,60. 

Ban^per  palace  schools.  Deputation  to  the  locallGoTemment  Board. 
The  Brit.  Med.  Jonm.,  1894,  Jnly  21,  175,  149—150. 

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PISOHL,  Kaspab.  Beport  of  an  examination  of  the  eyes  of  1900 
school  chüdren  of  the  public  schools  of  San  Francisco.  Jonrn. 
Amer.  med.  assoc.,  1894,  September. 

Beformaterg  schools  and  excq^tional  chüdren.  The  Brit.  Med.  Jonrn., 
1894,  Jnly  21,  1751,  147. 

RflNK,  Fbibdb.  Die  neue  Beleuchtung  der  ümversitätsauditorien 
in  Baue  a.  S.     BerUn,  1894,  Ang.  Hirschwald.     4^     i(.  1. 


318 

Reich,  M.  [  WissenschaftUch-poptUäre  optische  Hygiene  der  Augen 
für  Pädagogen,  Lehrer,  Studenten,  Ärate  und  GMnldete  Über- 
haupt]    Mit  zahlr.  Holzsdm.     St.  Petersburg,  1893,  C.  Ricker. 

SCHÖPPA,  M.  Knahenhandarbeit  im  preufsischen  VolkssehUaehrer^ 
Seminar.     Bl.  f.  Knabhdarbt.,  1894,  X,  193—195  ff. 

SchuJhaiMhauvorschrifteny  dann  neue  Baupläne  für  Schulhäuser  nebst 
Erläuterungen.  Mit  3  Taf.  Elagenfart,  1894,  Kleinmayr.  Or.  8^. 
M.  0,84. 

Selbach,  J.  J.  Becess  in  (he  pubUc  schools.  Northwest  Lancet, 
St.  Paiü,  1894,  XIV,   181—184. 

Short  school  hours  and  long  hoUdaiys.  The  Brit.  Med.  Joam., 
1894,  Jnly  14,  1760,  93. 

SlLFVBBSKlöLD,  P.  Om  ungdomens  fria  Ukar  [Über  Ferien  der 
Schulend].     HelsoYännen,  Stockholm,  1894,  IX,  107;  117. 

Stangenbbrg  E.  Bidrag  tiU  kännedomen  om  UUständet  hos  vära 
skolbams  hörseiorgan,  nasa  og  svaig  [Beitreig  0ur  Kenninis  des 
VerhcUtens  von  Ohr,  Nase  und  Rachen  hei  unseren  SchuUdndem]. 
Hygiea,  Stockholm,  1894,  LVI,  223—279. 

Stege,  M.  Über  Art  und  Maß  der  Strafen  in  Mädchenschulen, 
Lehrerin,    1894,  XI. 


Bei  der  Redaktion  eingegangene  Schriften. 

Abens,    C.     Quantitative    Staubbestimmungen   in    der    Lufl   nehsi 

Beschreibung  eines   neuen  Staubfängers.     Wflrzbnrg,  1894.    8^; 

Arch.  f.  Hyg.,  München  nnd  Leipzig,  1894,  XXI,  326 — ^358. 
Clouse,  0.  M.     Prevention    of  pertussis.     Transact.  of  the   Obia 

med.  Soc.,  J894,  114—121. 
COHN,  Hebm.     über   künstliche  Beleuchtung  nebst  Vorzeigung  der 

neuen  Hrabowskischen  Reflektoren  für  Oberlicht  und  SeUenUdkf. 

Jahresber.   d.    schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Knlt.  1893.     Breslau, 

1894,  LXXI,  1.  Abt.,  hyg.  Sekt.,  1—6. 
Damain.     Discussion  sur  Vusage  de  la  bicyclette  au  point  de  vue 

de  Vhjfgihte.     Rey.  dTiyg.,  Paris,  1894,  XVI,  965—977. 
FiLATOW,   N.     Vorlesungen   über   akute   Infektionskrankheiten    im 

KindesaUer.  Ans    dem  Russischen  von  L.  Polonsky.    1.  Liefet^. 

Wien,    1894,    J.    Safdf.     Gr.  8^.     iL  1. 
Frankfürt.   Wettbewerb  für  den  Neubau  eines  Gymnasiums  daseXbsL 

Mit  Abbild.  Centralbl.  d.  Banverwaltg.,  Berlin,  1893,  309  n.  320. 
GÄRTNER,  A.     Fr4cis   d^hggi^ne  publique  ei  priv4e.  Tradaction  de 

MM.  Vandbrrtraeten  de  Bmxelles  et  Hakqxtet  de  Vilvorde. 

Bmxelles,  1894,  Lamertin. 


319 

6e9tmdheit$hüch1ein,      OememfafsUche   Anleiiung   ewr  Qesundheits- 

pflege.     Bearbeitet  im  Kaiserlichen  Gestuidheitsamt.     Mit  Abbild. 

ü.  1  Taf.     Berlin,  1894,  Springer.     8^    Jt  1. 
GBXHAirr,  N.     Recherches  comparaUves  sur  la  veniäaUon.     Compt. 

rend.  soc.  de  biol.,  Paris,  1894,  10.  s.,  I,  691—693. 
HeaUh  and  oMeHcs.    Med.  News,  1895,  March  30,   1159,  361. 
Keatschmeb,    Fl.    und    Wieneb,    E.      Ch^tmdsüge    einer  neuen 

Bestmmungsmethode  der  Kohlensäure  in  der  Luft,    Monatsheft. 

f.  ehem.,  Wien,  1894,  XV,  7,  429  ff. 
Kbuse,  W.     tjber  die  hygienische  Bedeutung  des  Lichtes.     Ztschr. 

f.  Hyg.  n.  Infektskrkhtn.,  1895,  XIX,  2,  313—333. 
Lasobde   y   Winthütssen,    Fbancisco.      Lecciones   de   higiene 

privada    y  pubUca     [Vorlesungen  über   private   und   öffenükhe 

Hygiene].     Sevilla,  1894,  Diaz  y  Garballo.     8<^. 
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Lan£  Notteb,  J.  and  Fibth,  R.  H.     Hygiene.     London,    1894, 

Longmans,  Green,  and  Co.    8^.    3  s.    6d. 
Lanoebhans.      Bau   und    innere   Einrichtung    ländlicher    Sckul- 

geMtude  vom  gesundheitlichen  Standpunkt  betrachtet  Sonderabdnick 

ans  dem  Bericht  Ober  die  XI.  Hanptversammlnng  des  prenfsischen 

MedizinalbeamtenYereins  am  23.  und  24.  April  1894.  Berlin,  1894. 
Laüb.     Das  EÖnigUche  Ctymnasium   in  Sigmaringen.     Mit  Abbild. 

Centralbl.  d.  Banverwaltg.,  Berlin,  1893,  101  ff. 
Les  dangers  du  vHociphde.     Le  Pr(^.  m^d.,  1894,  XXXYII,  176. 
LÜBBEBT,    A.     nnd    Bbäutigam,    J.      Über   das   Äuersche   Ons- 

glÜhUcht   unter    besonderer  Berücksichtigung   der   VerbrennungS" 

Produkte  desselben.  Pharmac.  Centralhall.,  1894,  XXXyi,519— 524. 
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MiCHEii-DANSAC,    A,     V4gSiaUons   adSnMes.     Ann.    de   mal.    de 

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M088O.     La   faUgue    inteUectueOe    et   physique.      Avec   13   gray. 

Broxelles,  1894.     12^     Fr.  2,50. 
MuHiiHAUBBEB,    H.      Jahresbericht    t^er    das    IHderidanum    0U 

DavoSj    Schulsanatorium.       16.   Schn^ahr:  1893 — 94.      BaTOS, 

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320 

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tmd  Mundhygiene.  Vortrag.  Dtsch.  Mediz.-Ztg.,  1894,  LXXXXII, 

1039—1041. 
Boü^  SteUsehrifthefte.  Giefeen,  1894,  Emü  Roth.  Deutsch:  8  Hefte, 

Latein:  8  Hefte  zn  je  JK  0,10. 
ROTOE,  J.     Ment(U  defect  cmd  disorder  firam  the  teacher's  point  of 

View.  Edacat.  Rev.,  New  York,  1893. 
Saintok,    R.     De   la   scoliaee   tardive  des  jeunes   gar^ons.     Rev. 

d'orthopaed.,  Paris,  1894,  V,  360—366. 
Schenk,    F.     Über    die    hUrperUche    Erziehung    unserer    Jugend, 

Korrespdzbl.    f.    Schweiz.    Arzt.,    1894,    15.  November,    XXH, 

727—729. 
SOHBBK,  G.     Die  Heüwirhimg   der  Höhen-,   See-   und    Waidhtft. 

Berlin,  1894,  Brieger.     Gr.  8^     Jü  0,50. 
SCHEYEN,  B.  VON.   Unsere  Endben  und  ihre  Spiele.     Ein  Wort  til 

Eltern,  Lehrer  nnd  Freunde  der  Jagend  nebst  Beschreibong  der 

beliebtesten  Knabenspiele.     3.  Aufl.  Berlin,  1894,  L.  Oehmigke. 

Gr.  8^     Jlt  0,60. 
SOHÖNLANK,     AmatiTK.       LehrpUm    fOr    den    Tunmnkrricht    in 

Mädchenschulen   nebst  DarsUHbmg  eines    Schauturnens.     Berlin, 

1894,  Nicolai.     Gr.  8^     Ä  1,60. 
SCHÖPPA,  M.     Knabenhandarbeit  im  preufsischen  7olkssdwflMrer' 

Seminar.     Päd.   Bl.    f.  Lehrerbildg.   n.  Lehrerbüdgsanst.,   Gotha, 

1894,     m,     265—273;     Blfttt.     f.     Enabhdarbt.,    1894,    XT, 

217—221. 
SCHUBBBT,  Paul.    Hüfssehu^  f.  schwadhsinmge  Kinder.    Mftnch. 

med.  Wochenschr.,  1^94,  XLH,  827—829. 
The  unnecessary  dangers  of  footbdU.  The  Brit.  Med.  Joom.,   1894. 

September  15,  1759,  605. 
UffA  Sabthotj,  Jüan.    El  congreso  atUHco  de  Paris.    [Der  Pariser 

athleiische  Kongreß].     Bolet.  de  la  instit.  lib.   de  ensnz.,  1894, 

31  de  Agosto,  413,  250—251. 
Upright  writing.    The  Sanit.  Inspect.,   1894,   Sept.  a.  Octob.,  YII, 

15  u.  16,  87—88. 
Yalübe,  £.    Des  ophihalmes  dans  les  4coles.     Union  m6d.,  1894, 

765—768. 
VoißiN,  JüLES.     L'idioUe.     Avec  17  fig.     Paris,  1898. 
Wbhbhann,  Kabl.     Gedanken  und  Erfahrungen  iiber  Turnen  und 

Spielen.     Monatssehr.  f.  d.  Tnmwes.,  1894,  IX. 
Webnich  A.  nnd  Wehmeb,  R.    Lehrbuch  des  öffenÜifAen  Cheeund- 

heOswesens.     Stattgart,  1894,  F.  Enke.     Gr.  8^     M  18. 


|eitf(||ttfl  fit  S(l|]ilgef]iii)i||eit0y)le|t 

HBCaaaBai^BBSK9eaBBBnea^sssaBa*aaaBiBaaBaBB^BB:maHiBsa^a^BBBB^i^B8aa3ia3Kaa^^iB^saa^M=aB^ 

Vm.  Jahrgang.  1895.  No.  6. 


Professor  Angelo  Mossob  urteil  ttber  das  deutsche 

Schulturnen. 

Kritisch  beleuchtet 

von 

Dr.  med.  F.  A.  Schmidt, 

prakt  Ant,  Mitglied  des  Aassohnases  der  deatBohen  Taniertoh»ft  in  Bonn. 

y  OTBchiedeDe  Arbeiten  des  geschätzten  Tnriner  Physiologen, 
welche  wichtige  Fragen  der  Schulhygiene  betre£fen,  sind  in 
den  letzten  Jahren  auch  in  deutscher  Sprache  erschienen. 
Hier  ist  zuvörderst  das  treffliche  Buch:  „Dia  Ermüdimg"^ 
(Leipzig,  1892,  S.  flirzel;  übersetzt  von  J.  Glikzbb)  zu  nennen, 
eine  Schrift,  die  jeder  Jugenderzieher  kennen  und  beachten 
sollte.  Wir  haben  in  derselben  für  das  Gebiet  des  Schul- 
turnens eine  beweiskräftige  Unterstützung  der  schon  früher  ge- 
stellten Forderung  geftmden,  dals  ftLr  Art  und  Methode  der 
Leibesübungen  der  Schuljugend  ein  Unterschied  zu  machen 
ist,  je  nachdem  man  geistig  frische,  oder  durch  eine  Anzahl 
unmittelbar  vorhergegangener  Lehrstunden  psychisch  ermüdete 
Schüler  vor  sich  hat.  Nur  in  ersterem  Falle  sind  Übungen, 
welche  die  Aufmerksamkeit  anspannen  und  schwierigere  Koor- 
dinationsaufgaben stellen  —  also  Ordnungsübungen,  zusammen- 
gesetzte Freiübungen  in  vielen  Zeiten,  Gteschicklichkeitsübungen 
au  den  Geräten  —  am  Platze.  Im  letzteren  Falle,  d.  h.  bei 
geistig  schon  ermüdeten  Schülern,   ist  den  Leibesübungen  ein 

SehvlfMimdheiUpfleflr«  VIII.  21 


322 

mehr  erholender  Charakter  zu  geben.  Marsch-,  Lauf-,  Spring- 
übungen und  namentlich  Spiele  sind  dann  zu  bevorzugen. 
Die  neuesten  grundsätzlichen  Anweisungen  für  das  Mädchen- 
tumen  in  Preufsen  tragen  dieser  Forderung  bereits  Rechnung. 
Ein  kleinerer  Aufsatz  Mossos:  „Über  die  Ausbildung  des 
weiblichen  Körpers*'  (Educazione  fisica  della  donna, 
1892)  erschien  im  Aprilheft  1893  der  von  R.  Flbibchsb  her- 
ausgegebenen y^Deutschen  Bevue^  (S.  113  ff.).  Was  diesen  sonst 
sehr  beachtenswerten  Aufsatz  entstellt,  ist  der  Umstand,  dals 
der  Verfasser  hier  das  deutsche  Mädchentumen  angreift,  ohne 
zureichende  Kenntnis  von  dessen  Methode  und  deren  Aji- 
wendung  zu  besitzen.  So,  wenn  er  in  Absatz  lU  (a.  a.  O.  S.  118) 
behauptet:  „Die  deutsche  G^ymnastik,  welche  ftLr  die  Soldaten 
erfunden  worden  ist  (II),  hat  auf  die  Bedürfnisse  der  Frau 
keine  Rücksicht  genommen*',  und  wenn  er  an  die  Spitze  den 
Satz  stellt:  „Es  ist  ein  Irrtum  der  Turnlehrer,  dals  sie  die- 
selbe Methode  und  dieselben  Gerätschaften  für  beide  Geschlechter 
brauchen."  Möge  es  sich  Mosso  gesagt  sein  lassen,  dafs  er 
sich  hier  von  Leuten,  welche  das  deutsche  Mädchentumen  nur 
vom  Hörensagen  kennen,  hat  irrefiihren  lassen.  In  Deutschland 
wenigstens  findet  —  das  sind  für  unsere  Turnlehrer  und  Tum- 
lehrerinnen  durchaus  selbstverständliche  Dinge  —  eine  ganz 
andere  Methode  Anwendung  beim  Mädchentumen,  als  beim 
Knabentumen,  ebenso  wie  beim  Mädchentumen  zum  Teil 
andere  Geräte  und  an  diesen  wieder  andere,  dem  weiblichen 
Geschlechte  angemessene  Übungen  die  bevorzugten  sind.  Die 
beim  Mädchenturnen  mit  Vorliebe  angewendeten  Geräte,  wie 
Rundlauf,  wagerechte  Leiter,  Schwebekante,  Schrägstangen  und 
ähnliche,  sind  für  das  Knabentumen  entbehrlich;  Geräte,  wie 
reichhohes  und  niederes  Reck,  niedriggestellter  Barren,  Schaukel- 
ringe, finden  zwar  im  Knaben-,  wie  im  Mädchenturnen  Ver- 
wendung, aber  in  letzterem  höchstens  mit  einem  andersartigen, 
sehr  beschränkten  Übungsstoff;  Geräte  endlich,  wie  Pferd, 
Bock,  Spmngtisch,  Kasten  werden  selbstredend  nur  beim 
Knabentumen  benutzt.  Es  sind  mithin  offene  Thüren,  die 
Mosso  hier  eingerannt  hat. 


323 

Das  neueste  Bucli  Mossos:  „Die  körperliche  Ereiehung  der 
Jugend^  ^  fahrt  die  in  jenem  Aufsatz  vertretenen  Anschauungen 
über  die  physiologisch  richtige  Art  der  leiblichen  Erziehung  des 
weiteren  durch.  Dals  wir  in  der  Schrift  mannigfache  Be- 
lehrung und  Anregung  finden  würden,  liels  der  Name  des  be- 
währten Forschers  von  Yornherein  erwarten.  Und  in  der  That 
gewinnen  wir  durch  das  Lesen  derselben  manche  neue  Aus- 
blicke und  die  Aufforderung,  Dinge  erneut  zu  prüfen,  welche 
wir  nach  dem  Recht  der  äewohnheit  als  unverbrüchlich  fest- 
stehend erachteten.  Weil  dem  so  ist,  gilt  uns  Mossos  Buch 
als  eine  wichtige  Erscheinung  auf  dem  Gebiete  der  Litteratur 
der  Leibesübungen,  als  eine  Erscheinung,  an  der  wir  nicht 
achtlos  vorübergehen  dürfen.  Ln  Gegenteil  steht  zu  erwarten» 
da(s  dasselbe  noch  zu  manchem  fruchtbringenden  Meinungs- 
austausch Gelegenheit  geben  wird.  Dabei  wird  indes  der  Yer- 
fiisser  sich  nicht  wundem  dürfen,  wenn  bei  xms  der  lebhafteste 
Widerspruch  gegen  die  herbe  Kritik  laut  wird,  welche  er  an 
dem  deutschen  Turnen  oder  vielmehr  an  dem,  was  er  für 
deutsches  Turnen  hftlt,  ausübt.  Nicht,  als  ob  wir  der  An- 
schauung lebten,  das  Turnen  bei  uns  stehe  in  seiner  heutigen 
Art  der  Anwendung  über  aller  Kritik  erhaben  da.  Durchaus 
nicht.  Die  leibliche  Erziehung  der  Jugend  ist  eine  so  wichtige 
Sache,  dafs  die  Aufdeckung  von  Mängeln  in  der  gegenwärtigen 
Form  dieser  Erziehung  und  Vorschläge  zu  einer  besseren  Ge- 
staltung derselben  von  jedem  einsichtigen  Freunde  der  Jugend 
und  des  Volkes  nur  hoch  aufgenommen  werden  können. 

Wenn  man  aber  einer  Sache  Mängel  vorwirft,  so  mufs 
man  dieselbe  auch  gründlich  kennen.  Leider  scheint  dies  bei 
Professor  A.  Mosso  in  diesem  Falle  nicht  zuzutreffen.  So 
erregt  es  schon  MiJstrauen,  wenn  er  in  dem  Kapitel  über 
„Die  Entwickelung  des  Turnens^  zwar  von  Jahn  tmd  Guts 
MuTHS  spricht,   aber  den   eigentlichen  Schöpfer  des  heutigen 

^  Ahgslo  Mosso,  Professor  der  Physiologie  an  der  Universität  zu 
Tonn:  Die  körperliche  Ernehung  der  Jugend,  Übersetzt  von  Johanka 
GuKZBK.  Hamburg  und  Leipzig,  1894.  Leopold  Voss.  (157  S.  8®. 
Ml  3.—.) 

21* 


324 

Sohultumens  in  Deutschland,  Adolf  Spibbs,  nicht  einmal 
nennt.  Wir  müssen  femer  ganz  bestimmt  der  Behauptung 
wideisprechen,  dafs  das  deutsche  Turnen  einen  Stillstand  in 
seiner  Entwiokelung  schon  länger  erfahren  habe,  weil  „es  sich 
S5U  einer  Methode  für  die  Körpererziehung  als  ungenügend  e^ 
wiesen  hat."  Dieser  Satz  hfttte  seine  Berechtigung,  wenn  die 
Unterstellung  Mossos  zu  Recht  bestände,  da&  unser  Turnen 
lediglich  oder  ganz  vorzugsweise  Geräteturnen  sei.  Nein,  Beck 
und  Barren  sind  zwar  für  das  deutsche  Turnen  charakteristisdi, 
aber  sie  machen  beileibe  nicht  das  System  aus.  Marschieren, 
Laufen,  Springen  u.  s.  w.,  femer  Wanderungen  und  Spiele  sind 
TOD  Anfang  an  als  dem  deutschen  Turnen  wesentlich  zugehörig 
betrachtet  worden.  Weshalb  diese  Übungen  und  Bethätigungen 
gegenüber  den  Ordnungs-,  Frei«  und  Geräteübungen  des  Schul- 
turnens lange  Zeit  in  den  Hintergrund  getreten  waren,  das  des 
weiteren  auszuführen,  ist  hier  nicht  der  Ort.  Genug,  dals  die 
Bewegung  für  die  Spiele  in  Deutschland  keineswegs,  wie  Mosso 
anzunehmen  scheint,  das  gegenwärtige  Schulturnen  einschränken 
oder  gar  verdrängen,  sondern  dasselbe  lediglich  ergäozen, 
in  geeigneter  Weise  erweitern  will. 

Allerdings  ist  auch  über  den  Betrieb  des  Schulturnens 
im  engeren  Sinne  die  Kritik  bei  uns  rege.  Mit  Erfolg  ist  in 
den  letzten  zehn  Jahren  dafdr  gekämpft  worden,  dafs,  wenn 
irgend  möglich,  das  Schulturnen  im  Freien  und  nicht  im  ge- 
schlossenen Saale  stattfinden  solle.  Es  hat  eine  erhöhte  Pflege 
des  Marschierens  und  Laufens  Platz  gegriffen;  die  Wert- 
schätzung von  Übungen,  welche  wenig  Bewegung  erfordern,  aber 
Aufmerksamkeit  und  Gedächtnis  allzusehr  belasten,  wie  kom- 
plizierte Ordnungsübungen  und  Beigen,  ist  gesunken.  Auok 
umfang  und  Art  des  Geräteturnens  sind  nicht  ohne  Bekämpfung 
geblieben.  Die  Methode  des  Schultumens  hat  sich  mithin  in 
Deutschland  durchaus  nicht  „stationär'^  erwiesen,  wenn  attoh 
die  gewünschte  Umformung  im  einen  oder  anderen  manoliem 
nicht  schnell  oder  nicht  radikal  genug  vor  sich  geht. 

Einwendungen  gegen  die  Art  unseres  Schultumens,  wenn 
sie  von  einem  Manne  kommen,   der,   wie  Angelo  Mosso,    bIa 


325 

henrorragender  Physiologe  mit  den  Lebensvorgängen  im  mensdi- 
lioken  Körper  besonders  vertrant  ist,  werden  wir  gerne  ohne 
Voreingenommenheit  prüfen.     Wir  vermissen  aber  diese   Un- 
be&ngenbeit  des  Urteilens  bei  A.  Mosso  nicht  nnr,   sondern 
«ach  bei  seinen  Gewährsmftnnem  F.  Lag&akgb  und  Dbmbnt, 
wenn  sie  das  schwedische  Turnen»  dessen  Bedentang  für  heil- 
gymnastische  Zwecke  gerade  in  Deutsdiland  gern  und  willig 
von  allen  Eachmftnnem  anerkannt  wird,   auch  fiir  die  ezzieh- 
Uehe  Gymnastik  als  dem  deutschen  System  überlegen  anpreisen. 
Denn  die  betreffende  Sache  ist  bei  uns  längst  praktisch  erprobt. 
Der    mit     behördlicher     Unterstützung     angestellte     Versuch 
der  iünfährung  schwedischer  Gymnastik  in   das  Schulturnen 
Preubens   ist  so   kUglich  gescheitert,    die   ausgeklügelte  Art 
des  dürftigen  Übungsstoffes   hat  sich   für  eine  bewegungsfrohe 
Jugend  als  so  langweilig  erwiesen,   dals  hier  niemand  an  eine 
Wiederholung  eu  denken  wagt.    Wir  finden  in  Moseos  Aus- 
führungen durchaus  keine  hinreichenden  Gründe,  welche  uns 
veranlassen  könnten,  Beck,  Barren,  Binge  und  Pferd  mit  der 
schwedischen  Bippenwand  und  dem  Schemel  zu  yertausohen, 
geschweige  denn  die  Plattform  der  Franzosen,   oder  gar  nach 
HoBSOB  Yoisohtag    ^  Steinhaufen '^y    ,,yorragende   Sparrenköpfe  ^ 
und  „Giebelbalken''  in  unsere  Tnmstätten  einzuführen.  Wollten 
wir  an  solchen  primitiTen  Geräten  von  Turnstunde  zu  Turn-» 
stunde,  von  Schuljahr  zu  Schuljahr  unsere  Jugend  immer  die- 
selben Übimgen  ausführen  lassen,  ja,  dann  würde  in  der  That 
die  Turnstunde  zur   „langweiligsten  von   allen  Schulstunden^, 
was   sie   heute   in   Deutschland   trotz  Bub0BR8THIN   nie   und 
nimmer  ist;  denn   wie  könnte    es    sonst    möglich    sein,    dals 
Hunderttausende  junger  Leute  bei   uns^,  dalis  vor   allem   ein 
groDser,   stetig  wachsender  Bruchteil  der  studierenden  Jugend, 
die  doch  vor  ihrer  üniversitätszeit  neun  lange  Jahre  hindurch 
dieee   ^^langweiligste   aller  Schulstunden"  genossen  hat,  regel- 
m&Iisig  und  mit  Begeisterung  turnerischen  Übungen  obliegen? 


*  Die  „deutsebe  Tamerschaft"  zahlt  allein  über  eine  halbe  Million 
Kitglieder. 


326 

Mit  Behagen  gibt  Mosso  das  Scheltwort  Lagrakges, 
der  das  dentsehe  Turnen  als  ein  „Affentnmen^  bezeichnet, 
wieder.  Nun,  es  mag  ja  manche  Beck-  und  Leiterübung  an 
die  Kletterkünste  erinnern,  welche  der  Affe  in  den  Bäumen 
des  Urwaldes  erprobt.  Solche  Kletterkünste  sind  aber  zuweilen 
auch  für  den  Menschen  nicht  zu  yerachten.  Schon  mehr  als 
ein  deutscher  Turner,  der  als  Feuerwehrmann  bei  einem 
Brande  bestrebt  war,  Leben  und  Ghit  seiner  Mitmenschen  zu 
retten,  hat  trefflichen  G-ebrauch  davon  machen  können.  Das 
Klettern  an  der  schwedischen  Bippenwand  ist  aber  auch  ein 
„Affentumen^,  nur  mit  dem  unterschied,  dals  es  an  die 
Künste  erinnert,  welche  der  arme  Affe  in  Gefangenschaft  an. 
der  Bippenwand  seines  Käfigs  auszuüben  reichliche  Mufise 
findet. 

Mosso  rühmt  dem  schwedischen  Turnen  nach,  dals  es 
sich  auszeichne:  1.  durch  Einfachheit  und  Natürlichkeit  der  Be- 
wegungen, 2.  durch  Bezugnahme  auf  Physiologie  und  Hygiene. 

Was  ersteren  Punkt  betrifft,  so  hören  wir  weiter,  dafs 
das  deutsche  Turnen  Gewicht  lege  auf  die  mit  besonderem 
Nachdruck  in  Pausen  und  ruckweise  ausgefährten  Bewegungen, 
während  die  schwedische  Gymnastik  dieselben  langsam  und 
in  möglichst  grolser  Ausdehnung  ausführen  lasse.  ^Es  ist  dem- 
nach nicht  die  energische  Zusammenziehung  des  Muskels,  sondern 
die  Ausdehnung  der  Muskelthätigkeit,  die  man  in  Schweden 
zu  erreichen  sucht.  ^  Und  solche  Muskellogik  soll  das  richtige» 
das  physiologische  Princip  für  die  leibliche  Erziehung  der 
Jugend  sein?  Ist  es  doch  Mosso  selbst,  der  es  als  eine 
Einseitigkeit  bezeichnet,  die  Entwickelung  der  Muskeln 
als  Zweck  der  Gymnastik  zu  betrachten  l  G^nau  dasselbe  ist 
auch  unsere  Überzeugung,  um  so  weniger  ist  aber  zu  ver- 
stehen, weshalb  die  „langsame  Ausdehnung  der  Muskel* 
thätigkeit^,  ja  selbst  die  trockene  und  für  erziehliche  Gymnastik 
doch  gänzlich  unbrauchbare  Widerstandsgymnastik  von  Mosso 
so  gerühmt  und  dem  deutschen  Turnen  entgegengestellt  wird. 
Ist  nicht  unser  erstes  Ziel  beim  Schulturnen  die  Beherrschung 
des  Körpers,   die  Erziehung  zu  Anstelligkeit,  Geschicklichkeit 


L    327 

Schlagfertigkeit,  Mut?  Die  G-eschiokliolikeitsübungen  des 
deatschen  Turnens  in  ihrer  reichen  F&Ue  sind  hierzu,  wie 
kaum  irgendwelche  anderen  geeignet.  Wie  aber  jene  wertvollen 
Eigenschaften  und  gymnastischen  Ziele  durch  „langsame  Aus- 
dehnung der  Muskelthätigkeit^  oder  gar  durch  Widerstands- 
bewegungen erreicht  werden  sollen,  das  muis  uns  Mosso  noch 
erst  verraten. 

Derselbe  rühmt  dem  schwedischen  System  weiter  „Natür- 
lichkeit der  Bewegungen"  nach.  Sind  denn  aber  alle  natür- 
lichen Bewegungsarten  mit  langsamer  Kontraktion  der  Muskeln 
verbunden?  Oder  kommen  nicht  eine  ganze  Aeihe  „natur- 
gemäfser"  Bewegungen,  wie  der  Schlag,  der  Stofs,  der  Wurf, 
der  Sprung,  ja  auch  der  Lauf  und  ähnliche,  nur  durch  ruck- 
weise energische  Muskelzusammenziehung  zu  stände?  Ein 
gymnastisches  System,  welches  nur  langsame  und  in  möglichst 
groiser  Ausdehnung  vollzogene  Muskelbewegungen  gelten  lassen 
will,  wäre  ebenso  unnatürlich  und  falsch,  wie  ein  solches, 
welches  nur  in  Pausen  mit  möglichst  greisem  Nachdruck  und 
ruckweise  ausgeführte  Bewegungen  bevorzugte.  Letzteres  be- 
hauptet zwar  Mosso  vom  deutschen  Schulturnen,  ein  jedes 
neuere  Handbuch  für  dasselbe  kann  ihn  aber  belehren,  dafs 
er  im  Irrtum  ist  und  dals  ein  groiser  Teil  der  Frei-,  wie  der 
G-erätübungen  bei  uns  gerade  eine  langsame  Ausführung 
verlangt. 

Was  aber  die  Bezugnahme  auf  Physiologie  und  Hygiene 
in  der  schwedischen  Gymnastik  betrifft,  so  darf  wohl  auf  das 
herbe  Urteil  verwiesen  werden,  welches  ein  berühmter  Fach- 
genosse Mossos,  Du  Bois  Betmond,  seiner  Zeit  über  LiNa 
gefällt  hat  („  Über  das  Barrentumen  und  die  sogenannte  rationelle 
Ghfmnastik.^  Berlin,  1862).  Es  heiist  dort  unter  anderem: 
„Ein  Blick  in  seine  (nämlich  Linos)  Schriften  genügt,  um  zu 
erkennen,  dafs  man  es  darin  mit  einem  Ausläufer  jener  ver- 
rufenen Naturphilosophie  zu  thun  hat,  welche  ein  Yierteljahr- 
kundert  lang  die  deutsche  Wissenschaft  in  Schmach  getaucht 
hielt.  Nur  ein  Halbgebildeter,  dem  willkürliche  Konstruktionen, 
eine  hohle  Symbolik,  ein  dürrer  Schematismus,  eine  pedantische 


328 

Terminologie,^  ein  paar  anatomisoh-physiologisohe  Brocken  als 
tiefe  Wissensohaft  erscheinen,  und  dem  die  Schnitzer  entgehen, 
kann  sich  dadurch  imponieren  lassen.  Wer  einen  Begriff  daron 
hat,  womm  es  sich  in  der  Wissenschaft  handelt,  wird  nnr  mit 
grofser  Überwindung  jene  Schriften  nach  den  wertvollen  Einzel- 
heiten durchsuchen,  die  man  erwarten  sollte,  wo  ein  wohl- 
meinender, obschon  verwirrter  Enthusiast,  wie  LiNa,  dessen 
Leben  in  einem  bedeutenden  Gegenstande  aufging,  seine  Er- 
fahrungen sammelt  und  niederlegt^  u.  s.  w.  So  der  deutsche 
Physiologe.  Gerne  sei  zugegeben,  dais  die  Nachfolger  Likghs 
von  jenen  Vorwürfen  nicht  getroffen  werden.  Aber  ein  System 
erziehlicher  Gymnastik,  welches  dem  deutschen  überlegen  wäre, 
haben  sie  uns  nicht  gegeben. 

Das  zeigt  sich  vor  allem  an  dem  Beispiel,  welches  Mosso 
zur  Kräftigung  der  Bauchmuskeln  so  warm  empfiehlt.  Diese 
Übung,  welche  an  deutschen  Geräten  genau  so  ausgefkLhri 
werden  kann,  wenn  ein  Kind  sich  auf  den  Book  setzt  und 
die  Fülse  unter  eine  Sprosse  der  senkrechten  Leiter  steckt, 
um  den  Bumpf  hintenüber  zu  senken  und  wieder  aufzurichten, 
erfordert  ganz  unbedingt,  dafis  sie  von  dem  Lehrer  oder  der 
Lehrerin  überwacht  wird.  Was  soll  aber  bei  einer  Turn- 
stunde herauskommen,  wo  von  50  oder  60  Kindern  ein 
jedes  nach  der  Beihe  mit  Unterstützung  der  Lehr- 
person diese  an  sich  ja  zweckmälsige  Übung  vornimmt? 
Was  machen  denn  derweilen  die  anderen  59  Kinder?  Sollen 
sie  müfsig  herumstehen  und  gaffen?  Und  weiter,  was  thun 
wir  mit  der  einen  schönen  Übung,  wo  jedes  Kind  alljährlich 


^  Mosso  macht  sioh  wiederholt  über  unsere  Tarnsprache  lustig. 
Nun,  wenn  in  zahlreichen  Turnstunden  eine  Reihe  von  Schu^ahren 
hindurch  vielfache  Übungen,  von  leichteren  zu  schwereren  fortschreitend, 
Torgenommen  werden  sollen,  so  müssen  doch  alle  diese  Übungen  benaanl 
oder  beschrieben  werden  können!  Was  sagt  aber  Mosso  zu  den  eiit> 
setsUohen,  an  chinesische  Wortbildung  erinnernden  Wortungetümen  der 
schwedischen  Heilgymnastik?  Findet  er  etwa  „Bechtsfaustlinksstreok« 
rechtsgangst ehend'*  oder  „FalUinksdrehlinksstreckrechtshüftfestreitsitzend" 
oder  „Linksnackenrechtshüftfestlinkshüftstützstehend'^  schön? 


329 

an  bundert  Tnrnstanden  hat?  Soll  sie  jedesmal  gemacht 
werden,  oder  doch  so  und  so  oft  im  Monat?  Denn  das  müJste 
sie  doch,  wenn  thatsächlioh  eine  Siftrknng  der  Bauchmuskeln 
damit  ersielt  weiden  soU.  Ein  derartiges  Verfahren  hiefse  ja 
die  ödeste  Langeweile  bei  der  Turnstunde  in  Permanenz 
erklären I  Nein,  mögen  solche  Übungen  ftlr  heilgym- 
nastische Zwecke  noch  so  gut  ersonnen  sein  —  im  yor- 
liegenden  Falle  sind  es  übrigens  nicht  einmal  die  Bauchmuskeln, 
sondern  der  Ileo- Psoas,  welcher  vorzugsweise  angestrengt 
wird — ,  fär  die  erziehliche  Gymnastik  kommen  wir  mit 
wenigen  dürftigen  Formen  nicht  aus.  Wir  brauchen  die  ge- 
rühmte Bewegungsform  auch  nicht.  Mosso  behauptet  zwar 
schlankweg:  „Es  gibt  in  der  deutschen  Tumordnung  keine 
emzige  Übung,  die  dazu  diente,  die  TJnterleibsmuskeln  zu 
starken  und  zu  entwickeln,  und  dies  ist  eine  fühlbare  Lücke.  ^ 
Darauf  antworten  wir:  Es  gibt  allerdings  „keine  einzige^ 
solche,  wohl  aber  hunderte.  Soll  ich  nur  aus  dem  Gfebiete 
der  Freiübungen  erinnern  an  Rumpfbeugen  vorwärts,  rückwärts 
und  seitwärts,  an  Rumpfdrehen,  an  Rumpfkreisen  und  andere 
Übungen,  die  in  viel  mannigfaltigerem  Grade  quere  wie  schiefe 
Bauchmuskeln  üben,  als  es  die  eine  von  Mosso  so  gepriesene 
Übung  thut?  Doch  es  hie&e  einen  groJsen  Teil  des  gesamten 
Tumstoffss  ausschreiben,  wollte  ich  alle  die  vielen  Übungs- 
formen des  deutschen  Turnens  hier  anführen,  welche  besonders 
auf  die  Unterleibsmuskeln  einwirken. 

Vielleicht  bietet  sich  später  Gelegenheit,  auf  diese 
und  andere  Vorwürfe,  welche  Mosso  gegen  das  deutsche 
Turnen,  namentlich  auch  gegen  den  Barren,  erhebt,  zurück- 
zukommen. Allerdings  die  Zustände,  welche  nach  seiner  Be- 
schreibung im  italienischen  Schulturnen  herrschen,  erklären 
einen  grolsen  Teil  seines  Zorns.  Indes,  wenn  beispielshalber 
eine  Stadt,  wie  Mailand,  solche  elenden  Tumräume  hat,  wie 
Mosso  einen  solchen  (S.  79)  beschreibt,  so  legt  er  zu  Unrecht 
dies  dem  Systeme  des  deutschen  Turnens  zur  Last.  Oder  will 
er  uns  glauben  machen,  dafs  dieser  Tumstall  auch  nur  um 
ein    Haar    besser   wäre,    wenn   statt   Reck   und   Barren    dort 


330 

Rippenwand  und  Schemel  in  Gebrauch  ständen?  Und  wenn 
es  in  Italien  nach  Mossos  Versicherung  Turnlehrer  gibt,  welche 
„im  Oberrock  und  in  Handschuhen"  Turnunterricht  erteilen,  es 
„unter  ihrer  Würde  halten,  die  Turngeräte  anzufassen",  und 
„einen  Teil  des  Jahres  Experimente  mit  dem  Dynamometer 
und  Spirometer"  vornehmen,  so  sind  das  für  uns  unmögliche 
Karrikaturen,  für  die  auf  deutscheu  Turnplätzen  keine  Originale 
aufzutreiben  sind.  £s  wäre  nur  zu  wünschen,  dais  Mosso,  sollte 
er  nochmals  seinen  Wanderstab  gen  Norden  setzen,  sich  ein 
echtes  deutsches  Schulturnen  gründlich  anschaute.  Er  braucht 
nicht  einmal  weit  hinauf  zu  uns.  Wenn  er  bei  dem  Alt- 
meister Direktor  Alfbed  Maul  in  Karlsruhe  vorspricht  und 
unterwegs  etwa  noch  in  Basel  sich  das  dortige  Tum-  und 
Spielleben  ansieht,  so  wird  er  finden,  dals  unser  Schul- 
turnen viel  mehr  seinen  Anschauungen  entspricht,  als  er 
heute  glaubt,  und  dsSs  dasselbe  vor  allem  nicht  nach  dem 
manchmal  allerdings  nach  Athletik  und  Akrobatik  schmeckenden 
G-erätetumen  beurteilt  werden  darf,  welches  in  Tumgesellschaften 
erwachsener  junger  Leute  betrieben  wird. 

Wir  haben  im  vorstehenden  offen  Professor  Mossos 
Urteil  über  das  deutsche  Turnen  kritisiert.  Man  würde 
aber  eine  durchaus  falsche  Vorstellung  von  seinem  Werke 
erhalten,  wenn  man  nicht  auch  die  vielen  Lichtseiten  desselben 
beachten  wollte.  Gleich  der  Eingang  enthält  eine  fesselnde 
Darstellung  der  körperlichen  Erziehung  zur  Zeit  der  Re- 
naissance in  Italien  und  bringt  höchst  interessante  Nachrichten 
über  den  damals  im  klassischen  Lande  der  Ballspiele  üblichen 
Spielbetrieb.  Auch  die  farbenreiche  Schilderung  der  Körper- 
ausbildung an  den  Schulen  und  Universitäten  Englands  wird 
von  jedem  mit  Vergnügen  gelesen  werden.  Ein  weiteres,  sehr 
interessantes  Kapitel  handelt  von  der  militärischen  Schulung 
und  den  jetzt  wohl  glücklich  überwundenen  „bataillons 
scolaires".  Endlich  hat  der  Verfasser  in  den  letzten  Ab- 
schnitten „Der  Tornister"  und  „Die  Märsche"  eine  Reihe  be- 
deutsamer  Beobachtungen,  die  er  selbst  als  Militärarzt  anstellen 
konnte,  eingeflochten,  imd  wir  fühlen  uns  in  der  Betonung 
der  Wichtigkeit  des  Marsches,   wie  des  Dauerlaufes  durchaus 


331 

mit  ihm  eina.  Ällea  in  ftllem:  Das  Bach  Mossob  darf  von 
nisioaiidem  übeiaehsn  werden,  der  sich  mit  der  Fra^  der 
körperlichen  Emehung  der  Jugend  beeohaftigt.  Wir  edieunen 
Beine  Bedeatong  rückhaltlos  an,  aach  da,  wo  wir  ans  mit 
den  Aasflihrongen  des  Antora  in  scharfem  Widerspruch 
befinden. 


Die  Schule  für  sehwachBiiuiiffe  Kinder  in  Wien, 
18.  Bezirk  (Wfthring). 


Direktor  Ehahcbl  B&tb  ia  Wien. 

Die  Schule  (üx  schTachBicnige  Eander  in  Wien,  Anastasins- 
Grrfingasse  No.  18,  worde  am  19.  Oktober  1886  aaf  Anregung 
des  k.  k.  Bezirksscbnlinspektors  Max  Hintbkwaldner  mit  zwei 
Klassen  gegründet,  im  Jahre  1887  zn  einer  dreiklaesigen  und 
1889  za  einer  rierklassigeD  (mit  Inbegriff  der  Vorsohnle)  er- 
weitert. Sie  steht  gegenwärtig  imter  der  Leitung  des  be- 
wahrten Fachmannes  Hans  Hiu). 

Die  DnteTriohtBzeit  dauert  in  der  Vorschole  von  9 — 12, 
in  der  ersten  Eiasse  von  8'/» — 12,  in  der  zweiten  und  dritten 
Klasse  von  8V»— 12V»  Uhr. 

Für  jedes  einzelne  Kind  ist  ein  aosgefilllter  ärztlicher 
Fragebogen  und  ein  Standeshauptblatt  vorhanden.  Letzteres 
enthält  das  Nationale  desselben  und  anJäerdem  folgende 
B,ubriken,  in  welche  auch  die  jährlichen  Veränderungen  ein- 
getragen werden: 


Si  1 


1 

if 

Mg 

veriuuisQ 
den  Eltern, 

nnd  anderen 
Personen 

1 

HS 

J 

1 

332 

Seit  der  Grründniig  der  Ansialt  haben  603  Kinder  die* 
selbe  besucht.  Davon  wurden  40  in  die  OffentHohe  Yolks- 
schule,  und  zwar  teils  in  die  zweite  Klasse  (zweites  Sohaljahr)^ 
teils  in  die  dritte  Klasse  abgegeben.  Von  diesen  erreichten 
einzelne  die  fünfte  Klasse,  ein  Schüler,  welcher  beim  Eintritt 
in  die  Schwachsinnigenabteilong  nicht  sprechen  konnte,  sogar 
die  zweite  Klasse  der  Bürgerschule. 

Im  Schuljahre  1893—94  wurde  die  Anstalt  von  80  Zög- 
lingen, 53  Knaben  und  27  Mädchen,  besucht. 

Von  denselben  rückten  vor: 

aus  der  Vorschule  in  die  erste  Klasse 11  Kinder,. 

„      „    ersten  EJasse  in  die  zweite  Klasse  ....  10       „ 
„      „    zweiten  Klasse  in  die  Unterabteilung  der 

dritten  Klasse 10       „ 

„      „    Unterabteilung  der  dritten  Klasse   in   die 

Oberabteilung  derselben 9       „ 

Aus  der  Oberabteilung  der  dritten  Klasse  wurden  in  die 
dritte  Klasse  der  Volksschule  2  Kinder  versetzt.  Dagegen  traten 
4  Kinder  wegen  Nichtbildungs&higkeit  aus  der  Anstalt. 

Der  Unterricht  ist  für  Knaben  und  Mädchen  gemeinsam. 

Um  den  Bau  der  Schule  hat  sich  der  städtische  Bauamts- 
ingenieur Karl  Bitter  Schlag  von  Sgharhblm  wesentliche 
Verdienste  erworben.  Die  Klassen  haben  Baum  für  24  Schüler. 
In  jeder  Klasse  befindet  sich  ein  Schirmständer.  Die  Fenster- 
vorhänge  sind  auf  wagerechten  Stangen  angebracht  und  nach 
seitwärts  verschiebbar. 

Besonders  erwähnenswert  ist  das  Vorhandensein  eines 
eigenen  Reinigungszimmers,  welches  durch  Telegraphenleitung 
mit  den  einzelnen  Lehrzimmem  in  Verbindung  steht  Eüue 
besondere  Wärterin  besorgt  daselbst  den  Dienst.  Dieses  Zimmer 
enthält  unter  anderem  einen  Gasofen  zur  Ehrwärmung  des  Wassers, 
Badewannen,  Dusche,  Waschbecken  und  Schwämme. 

Eine  kleine  Hausapotheke  nebst  Verbandzeug  ist  gleiohfSBLUa 
vorrätig. 

Femer  erfreut  sich  die  Anstalt  einer  Schülerbibliothek, 
und    das   Lehrpersonal    sieht    sehr    darauf,   dais    die    Kinder 


383 

don  Inhalt  des  gelesenen  Bibliotheksbuohes  auch  erfafst 
haben. 

Ein  besonderes  Interesse  bieten  die  Handarbeiten  der  Knaben 
imd  Mftdchen,  ebenso  die  Lehrmittel.  So  hat  man  z.  B.  zur 
AnBbildung  des  Geruchssinnes  Fläschohen,  in  denen  sich  ver- 
sohiedene  Biechstoffe  anf  Baumwolle  befinden.  Zur  Unter- 
statznng  Yon  Erzählungen  dienen  Soenenbilder.  Als  solche 
seien  angeführt:  1.  Bild:  Ein  Knabe,  unter  einem  Baume 
stehend,  erblickt  ein  Vogelnest;  2.  Bild:  Der  Knabe  klettert 
auf  dem  Baum;  3.  Bild:  Der  Knabe  befindet  sich  auf  dem 
Baume  und  streckt  die  Hand  nach  dem  Yogelneste  aus; 
4  Bild:  Der  Blnabe  fUlt  vom  Baume  herab. 

Hervorragende  Bedeutung  fOr  eine  Schwachsinnigenschule 
besitzt  natürlich  der  Lehrplan,  und  wir  teilen  denselben  daher 
ToUstftndig  mit: 

Lehrplan  der  Vorschule. 

Anschauung.  Kenntnis  der  Farben:  weils,  schwarz, 
rot,  grün,  gelb,  blau,  braun.  Die  Schul-,  Wohnungs-,  Tisch- 
und  Küchengeräte.  Die  wichtigsten  Handwerksgeräte.  Die 
Kleidungsstücke.  Die  Teile  des  menschlichen  Körpers.  Die 
bekanntesten  Obstgattungen  in  Bezug  auf  Farbe,  G-eschmack 
und  OrOJjse.     Die  gewöhnlichsten  Zierblumen. 

Qymnastik  der  Sinne.  Ausbildung  des  Gesichts-, 
Gehörs-,  Geruchs-,  Geschmacks-  und  G^fÜhlssümes. 

A.  Gesichtssinn.  1.  a.  Übungen  mit  Farbentafeln, 
Nennen  der  Farben,  b.  Üben  der  Begriffe:  rechts,  Unks, 
oben,  unten,  senkrecht,  wagerecht,  Mitte,  hart,  weich,  eckig, 
rund,  lang,  kurz.  c.  Aufiuchen  derselben  an  Kleidungsstücken 
und  Naturgegenständen.  Zählen  bis  5,  Kenntnis  der  Zahlen- 
Jbilder  bis  5.  2.  Übungen  bezüglich  der  Längenmafse :  5  Stäb- 
chen Ton  6 — 18  cm  Länge.  Bestimmung  derselben  ihrer  Gröfse, 
Bichtang,  Entfernung  und  Zahl  nach.  S.  Übungen  mit  dem 
Typenbrette:  a.  Aus-  und  Einlegen  der  Typen,  b.  Dasselbe  auf 
Grund  der  Vorzeichnung  derselben  auf  der  Schultafel.  4.  Ziehen 
▼on    senkrechten,   wagerechten  und   schrägen  Linien  auf  der 


334 

Wand-   nnd  Schiefertafel  mit  Bäoksiclit  anf  die  Vorübungen 
zum  Schreiben. 

B.  G^ehörssinn.  1.  Übungen  betreffend  die  verschiedenen 
Empfindungen  des  Gehörs  im  allgemeinen,  als  Ellirren,  Geräusch, 
Stimmen;  femer  in  Bezug  auf  a.  Nähe,  Entfernung,  b.  Richtung, 
c.  rücksichtlich  ihrer  Natur  und  d.  ihres  Ursprunges.  2.  Unter- 
scheidung des  Metall-  und  Glasklanges.  3.  Unterscheiden  der 
Töne  ihrer  Höhe  und  Tiefe  nach. 

C.  Geruchssinn.  1.  Wohlriechend,  übelriechend.  2.  Er- 
kennen des  Greruohes  der  bekanntesten  Zierblumen.  (Hierzu 
Mäschchen  mit  den  bezüglichen'  Stoffen.) 

D.  Geschmackssinn.  Entwickelung  deeselben:  suis,  sauer, 
bitter,  salzig.    (Kosten  bezüglicher  Flüsisigkeiten  u.  s.  w.) 

E.  Gefühls-  und  Tastsinn.  1.  Übungen  über  die  Ver- 
schiedenheit der  Schwere.  Üben  der  Begriffe:  schwer,  leicht, 
mittelschwer.  2.  Übungen  über  die  Verschiedenheit  der  Wärme. 
Üben  der  Begriffe:  kalt,  warm,  lau.  3.  Übungen  über  die 
Verschiedenheit  der  Körperoberfläohen.  Üben  der  Begriffe: 
glatt,  rauh. 

Sprechübungen.  Entwickelung  der  einzelnen  Laute, 
Sprechen  yon  einfachen  und  zusammengesetzten  Wörtern, 
Sprechen  von  einfachen  kurzen  Sätzen,  Memorieren  kleiner 
Gedichte  auf  Grundlage  von  Scenenbildem. 

Manuelle  Fertigkeit,  a.  öfinen,  Schliefsen.  b.  Aus- 
und  Einräumen  von  Gegenständen,  c.  Übungen  mit  dem 
T3rpenbrette.  d.  Ziehen  von  wagerechten,  senkrechten  und 
schrägen  Linien.     (Siehe  A.  4.) 

Gesang,      a.    Versuchsweises   Nachsingen    eines    Tones. 

b.  Nachsingen  eines  yorgesungenen  oder  vorgesprochenen  Tones. 

c.  Singen  eines  sehr  einfachen  Liedchens. 

Turnen.  1.  G^hen:  a.  einzeln,  b.  hintereinander,  o.  neben- 
einander. 2.  Treten:  a.  mit  dem  linken,  b.  mit  dem  rechten, 
c.  mit  beiden  Füisen  im  Wechsel  am  Oi*te.  3.  Sitzen  und 
Au£9tehen.  4.  KreisschlieJsen.  6.  Gehen  und  Laufen  nach 
einem  bestimmten  Ziele.  6.  Fangen.  7.  Bewegungen  mit 
den   Armen :    Ausstrecken,  Einziehen,  und  zwar  a.  nach  oben» 


335 

b.  nach  imteii,  c.  Dach  vome,  d.  nach  hinteD,  e.  nach  rechts, 
links,  f.  Aufheben  und  Senken  der  Arme,  des  rechten,  des 
linken,  bezw.  beider  Arme,  g.  Schlielsen  und  Öffiien  der 
Hände,  Händeklatschen,  Händefalten,  h.  Armekreuzen  (nach 
Tome),  i.  Armeschwingen.  8.  Bewegungen  mit  dem  Kopfe 
und  Racken:  a.  Nicken,  b.  Drehen  des  Kopfes  nach  rechts, 
links,  sich  bücken,  sich  aufrichten. 

Lehrplan  der  ersten  Klasse. 

Mit  der  ersten  Klasse  beginnt  der  Volksschulunterricht. 

Lesen  und  Schreiben.     Bis  zu  den  G-rolsbuchstaben. 

Anschauungsunterricht.  Eingehende  Wiederholung 
des  Stoffes  aus  der  Vorschule. 

Sprechübungen.  Reine  und  deutliche  Aussprache  der 
einzelnen  Laute  auf  Grundlage  der  Fibel.  Sprechen  von  ein- 
fachen Wörtern  mit  zusammengesetztem  An-  und  Auslaut. 
Sprechen  von  kurzen  Sätzen.  Nachsprechen  von  gr5Ü9eren 
Sätzen.  Memorieren  von  Sprüchen  und  Gedichtchen  aus  der 
Fibel. 

Rechnen.  Zu-  und  Wegzählen  im  Zahlenraum  von  1 — 10 
mündUch  und  schriftlich 

Formenarbeiten.  Stäbchenlegen.  Erbsenarbeiten,  die 
einfachsten  Übtmgen.     Täfelchenlegen  (Mosaik). 

Gesang.  Nachsingen  von  Tönen  nach  Höhe  und  Tiefe, 
Länge  und  Kürze,  Stärke  und  Schwäche.  Singen  sehr  ein- 
facher Liedchen,  deren  Texte  dem  Lese-  und  Liederbuch  ent- 
nommen sind. 

Turnen.  Bilden  einer  Stirn-  und  Flankenreihe.  Auf- 
lösen und  Wiederherstellen  derselben.  Richtung  der  Stim- 
und  Flankenreihe.  Gewöhnlicher  Stand.  Stampfen  Links  und 
rechts.  Treten  links  und  rechts.  —  Beindrehen  in  die  Schlufs- 
stellong  und  wieder  in  den  Stand.  Heben  in  den  Zehenstand 
und  Senken.  Kopfdrehen  rechts,  links  und  zurück.  Vor-  und 
Seitbeben  der  Arme  und  Senken.  Yorhochheben  und  Seit- 
hochheben der  Arme  und  Senken.     Rückheben  der  Arme  und 


336 

Senken.    Handstütz  anf  den  Hüften  und  Strecken  der  Arme. 
Händeklappen.    Heben  nnd  Senken  der  Schultern. 
Tarnspiele.     Fangen  und  Kreisschlielsen. 

Lehrplan  der  zweitem  Klasse. 

Lesen.  Die  groüsen  Buchstaben.  Die  Leseübungen  über 
Dehnung,  Schärfang  und  die  mehrfachen  Aus-  und  Anlaute 
bis  zu  den  Lesestüoken.  Abschreiben  der  Schreibschrift. 
Planmälsiges  Abschreiben  des  Q^druckten.  Freischreiben  von 
einzelnen  mehrsilbigen  bereits  gelernten  Wörtern. 

Anschauungsunterricht.  Die  Handwerker,  die  Haus- 
tiere, Waldtiere,  Vögel,  Fische,  Bäume,  Amphibien,  Insekten, 
Blumen,  Gemüse,  Feldfrüchte.  Inhalt:  Stoff,  Zweck,  Form, 
eventuell  Verfertigung. 

Sprechübungen.  Einprägen  der  fünf  Sinne  und  der 
Monate.  Anwendung  des  bestimmten  und  unbestimmten  Ar- 
tikels. Die  Thätigkeiten  und  Eigenschaften  der  Ansohauungs- 
objekte.  Einfache  Übungen  im  Beschreiben.  Die  drei  Haupt- 
zeiten in  der  Ein-  und  Mehrzahl. 

Rechnen.  Eingehende  allseitige  Behandlung  des  Zahlen- 
raumes 1 — 10  mündlich  und  schriftlich. 

Formenarbeiten.  Stäbchenlegen.  Einfache  Formen. 
Zeichnen  dieser  Formen  auf  die  Schiefertafel.  Erbsenarbeiten. 
Leichte  Flach-  und  Baumformen  aus  gleich  langen  Stäbchen. 
Flechten.     Elementarübungen  von  zweifarbigen  Mustern. 

Gesang.  Singen  Ton  Liedern,  deren  Text  dem  Lese- 
oder Liederbuohe  entnommen  ist. 

Turnen.  Kopfwenden  links  und  rechts.  Armhebeu 
links  und  rechts,  Armhochheben,  Armdrehen,  Armschwingen 
links  und  rechts,  Waghalte  der  Arme  vor-  und  seitwärts, 
links  und  rechts,  Handübungen,  Schulterheben,  Hüftstütz 
und  Schulterheben  rückwärts,  Rumpfbeugen,  Bildung  einer 
Stirn-  und  Flankenreihe,  Fulsdrehen,  Fufswippen,  Zehenstand, 
Vor-  und  Seitwärtsstellung,  Stampfen  nach  bestimmten  Zeiten, 
Treten  aulser  Takt,  Treten  im  Takt,  Neben-  und  Hinterreihen, 
Taktgehen   am  Ort   und   yom  Ort,    Ghtnglinien,    Stampfgang, 


S37 

Zehengang,  Zweierreihen,  Hüpfen  auf  beiden  Beinen,  Yiertel- 
drehnng.  Laufen  aniaer  Takt,  Taktlanfen.  Spiele:  Haschen, 
Schlaglanfen,  Plumpsack  einlegen,  Fang-  nnd  Zielball. 

Handarbeiten.  (Siehe  den  besonderen  Lehrplan  ftir 
dieselben  auf  Seite  840.) 

Lehrplan  der  dritten  Klasse. 

Sprachunterricht. 

Lesen.  Li  der  Unterabteilung:  Behandlun|f  der  Lese- 
stüoke  in  der  Fibel.  Lautrichtiges  Lesen  mit  genauer 
Beachtung  der  Satzzeichen.  Wort-  und  Sacherläuterungen. 
Wiedergabe  des  Gelesenen  nach  gestellten  Fragen.  Memo- 
rieren passender  Musterstücke.  In  der  Oberabteilung:  Be- 
handlung der  Lesestücke  im  Lesebuch  der  zweiten  Yolkssehul- 
klasse.  Lesen  der  deutschen  und  lateinischen  Druckschrift  mit 
genauer  Beachtung  der  Satzzeichen.  Wort-  und  Saoh- 
erlftuterungen.  Wiedergabe  des  Gelesenen  nach  gestellten 
Fragen.     Memorieren  passender  Masterstücke. 

Orthographie.  Li  der  Unterabteilung  ist  dieselbe 
im  ATigrtMnfii  an  das  Lesebuch  zu  erteilen.  Die  Dehnung  und 
Schfirfimg  ist  nur  insofern  durchzunehmen  als  die  diesbezüglichen 
Wörter  in  der  Fibel  eine  Besprechung  nötig  machen.  Nieder 
schreiben  einzelner  Wörter  mit  Angabe  der  Silben  und  Buch- 
staben. Die  Grofsschreibung ,  und  zwar  a.  der  Hauptwörter, 
b.  der  Wörter  am  Anfange  des  Satzes,  c.  nach  Punkt,  Frage- 
und  Rufzeichen.  Selbstlaute,  Mitlaute  (Bein-,  Um-,  Zwielaute). 
Wörter  xmd  Silben.  In  der  Oberabteilung  sind  ortho- 
graphische Übungen  mit  Bücksicht  auf  Dehnung  und  Schärfang, 
kleine  Diktate  und  Buchstabierübungen  vorzunehmen. 

Sprachlehre.  Der  Lehrstoff  fällt  zusammen  mit  dem- 
jenigen der  zweiten  Volksschulklasse  (zweites  Schuljahr)  auf 
Grund  des  Lehrganges  für  Volksschulen  in  Wien.  Laut- 
und  Silbenlehre:  Selbstlaute,  Mitlaute,  An-  und  Auslaut 
ein-  und  mehrsilbiger  Wörter.  Satz-  und  Wortlehre:  Der 
reine,    einfache  Satz,   Satzgegenstand,  Satzaussage;   a.  Haupt- 

SehalffwvndhaiUpflere  VITI.  22 


338 

wort  (Arükeli   Gesohleoht,   Zahl),  b.  Zeitwort  (Person,   Zahl, 
drei  Hauptzeiten),   c.  persönliches  Fürwort,  d.  Eigenschaftswort. 

Aufsatz  üb  nngen*  Mündliche  und  schriftliche  Bear- 
beitung des  grammatischen  und  orthographischen  Stoffes: 
1.  Niederschreiben  von  Personen-  und  Tiemamen,  Namen  von 
Dingen  in  Zimmer,  Haus,  Garten,  Feld  und  Wald.  2.  Zu  gege- 
benen Dingen  Thätigkeiten  suchen.  3.  Zu  gegebenen  Dingen 
Eigenschaften  suchen.  4.  Übungen  im  Übertragen  der  Sätze 
aus  der  Einzahl  in  die  Mehrzahl  und  umgekehrt.  5.  Kleine 
Beschreibungen  in  einfachster  Form  nach  gestellten  Fragen. 

Anschauungsunterricht.  Die  zu  besprechenden  Ob- 
jekte sind  nach  den  Jahreszeiten  zu  ordnen  und  der  Torhandene 
Lehrstoff  im  Lesebuch  ist  entsprechend  zu  erweitem. 

Ln  Herbste:  Wohnstube,  Küche,  Keller,  Stall,  Scheune, 
Wohnhaus,  Dorf,  Gturten,  Feld,  Wald.  Herbstarbeiten  in 
Garten  und  Feld:  Flachs,  Hanf,  Obsternten,  Weinlese. 
Fischfang,  Bach,  Fluis,  See,  Teich.  Vögel:  Botkehlchen, 
Star,  Sperling.  Jagd:  Hase,  Hirsch,  Beb,  Fuchs.  Natur- 
erscheinungen. 

Im  Winter:  Haustiere.  Vögel:  Babe,  Elrähe,  Amsel. 
Sinneswerkzeuge  des  Menschen.  Stadt,  Markt,  Hafen.  Hand- 
werker.    Christfest.     Naturerscheinungen. 

Im  Frühling:  Frühlingsarbeiten  in  Gtirten  und  Feld. 
Gemüsebau.  Die  bekanntesten  Frühlingsblumen.  Die  be- 
kanntesten Obst-  und  Waldbäume.  Maikäfer.  Frösche. 
Naturerscheinungen. 

Im  Sommer:  Arbeiten  in  Garten  und  Feld.  Heuernte, 
Gretreideemte,  Getreidearten.  Himmelskörper.  Himmelsgegenden. 
Naturerscheinungen.  Sommerblumen.  Biene,  Fliege,  Mücke, 
Schmetterlinge,  Spinne,  Bingelnatter,  Kreuzotter. 

Bechnen.  In  der  Unterabteilung:  Erweiterung  des 
Zahlenraumes  von  10  bis  50.  Allseitige  Behandlung  dieser 
Zahlen  schriftlich  und  mündlich.  In  der  Oberabteilung: 
Erweiterung  des  Zahlenraumes  von  50  bis  100.  Allseitige 
Behandlung  dieser  Zahlen  schriftlich  und  mündlich.  ]^ach 
Möglichkeit  ist  der  Zahlenraum  auch  über  100  auszudehnen. 


339 

Femer  werde  schriftliches  Addieren,  Suhtrahieren  und  Mnlti- 
plizieren,  soweit  es  die  Zeit  gestattet,  vorgeführt  und  ein- 
geüht.     Münzen,  Malse,  G-ewichte. 

Formenarbeit.  1.  Ringelegen:  Übnngen  mit  ganzen 
nnd  halben  Kingen,  Zeichnen  dieser  Formen.  2.  Falten: 
Leichte  ein-  nnd  zweifarbige  Formen.  3.  Ansschneiden: 
Schneiden  von  Streifen,  Scheiben  nnd  Zierformen,  letztere 
nach  Schablonenzeiohnnngen.  4.  Ansnähen :  Einfache  Übnngen 
mit  den  gebräuchlichsten  Nähstichen.  Diese  Arbeiten  sind  für 
zwei  Schuljahre  berechnet,  Bingelegen  und  Ausnähen  für 
das  erste,  Falten  und  Aussehneiden  für  das  zweite  Jahr. 

Zeichnen.  Zeichnen  von  einfachen  Formen,  denen  die 
senkrechte,  wagerechte  und  schiefe  Linie  zu  Grunde  liegt. 
Stigmen  von  1 — 2  cm  Entfernung. 

Schreiben.  Die  kleinen  und  groüsen  Buchstaben  in 
genetischer  Reihenfolge  nach  den  Schriftformen  der  Fibel. 

Gesang.  Nachsingen  von  Liedern,  deren  Text  dem 
Lese-  oder  Liederbuche  entnommen  ist. 

Turnen.  Die  wichtigsten  Kopf-,  Arm-,  Kumpf-  und 
Beinthätigkeiten  (tiefe  Kniebeuge  und  Hocke).  Taktgehen, 
Taktlaufen.  Schrittarten:  Zehengang,  Fersenhebegang,  Nach- 
stellung, Schrittwechselgang.  Ordnungsübungen:  Neben-  und 
Hinterreihen,  Bildung  von  Zweierreihen,  Neben-  und  Hinter- 
reihen im  Gehen,  Ziehen  auf  verschiedenen  Ganglinien, 
Vierteldrehung  im  Stehen  und  Gehen,  Halbdrehung  im  Stand. 
Stabfibungen:  Leichte  Übungen  mit  einem  Stab.  Lang-, 
Schwungseil :  Durchlaufen,  Laufen,  Hüpfen  auf  beiden  Beinen 
mit  Zwischenhupf  im  umschwingenden  Seile,  Laufsprung 
über  das  rnhig  gehaltcDe  und  über  das  gegenschwingende 
Seil.  Kletterstangen  für  Knaben:  Kletterschlufs,  Klettern  an 
einer  Stange  und  an  zwei  Stangen  im  Seit-  und  Qnerhange, 
Hangarten  mit  Beinthätigkeiten.  Wagerechte  Leiter:  Hangeln 
mit  verschiedenen  Gri£Pen.  Schwebebaum:  Auf-  und  Ab- 
steigen vorwärts,  Schwebestand,  Gehen  mit  Seitstellschritten, 
Gehen  vorwärts.  Spiele :  Katze  und  Maus,  Blindekuh,  Ball- 
werfen, Ballspiele,  Drei  Mann  hoch. 

22* 


340 

Handarbeiten.  (Siehe  den  naohfitehenden  Lehrplan 
fiir  dieselben.) 

Über  den 

Lehrplan  der  weibliehen  Handarbeiten 

heilst  es: 

Die  Einhaltung  des  normalen  Lehrplanes  setzt  eine  nor- 
male Entwiokelnng  der  geistigen  Fähigkeiten  des  Kindes 
yorans,  welohe  jedoch  bei  sohwachsinnigen  Kindern  nicht  vor- 
handen ist,  so  daTs  ein  Festhalten  an  dem  Normallehrplan  ^ 
nnmögUch  wird.  ThatsäcUioh  wnrde  auch  mit  keinem  von 
den  Zöglingen  ein  normales  Besultat  erzielt.  Der  Unterricht 
kann  bei  den  ungleichen  Anlagen  femer  nicht  Massen- 
Unterricht  sein,  und  ebensowenig  können  die  dem  Normal- 
lehrplane  beigegebenen  Andeutungen  über  Beginn  und  Voll- 
endung der  einzelnen  Handarbeiten  beachtet  werden.  Der 
Hauptwert  ist  auf  praktische,  gut  verwendbare  und  unentbehrliche 
Gregenstände  zu  legen.  Bei  den  einzelnen  Handarbeiten  ist  eine 
leichte,  anschauliche  Darstellung  derselben  von  grö&ter  Be- 
deutung, und  sind  daher  immer  Muster  zu  wählen,  die  sich  an 
der  Schultafel,  Masche  für  Masche,  gut  vorzeichnen  lassen;  ebenso 
dürfen  keine  greisen  Anforderungen  an  das  Bechentalent  der 
Kinder  gestellt  werden. 

Häkeln  auf  der  ersten  Stufe.  1.  Lätzchen.  2.Strumpf- 
bänder.  1.  Am  Lätzchen  ist  die  Luftmasche,  die  feste  Masche 
mit  Einstechen  in  die  ganze  Masche  in  hin-  und  zurückgehenden 
Beihen  zu  lehren.  Das  Lätzchen  ist  aus  weilser  Baumwolle 
No.  6  in  Bechtecksform  herzustellen  und  mit  Luftmasbhenbogen 
von  roter  Baumwolle  zu  umhäkeln.  2.  Die  Strumpfbänder 
sind  aus  Baumwolle  No.  6  in  Längsreihen  zu  häkeln,  jedoch 
mit  Eiinstechen  in  die  halbe  Masche  und  mit  Anwendung  der 
einfachen  Stäbcheumasche.    Einfassung,  wie  bei  dem  Lätzchen. 


^  Ltihßrgcmg  f&r  den  Unterricht  in  toeildichen  Ha$idarbeitm  an  den 
VoUcs-  und  Bürgerschulen  für  Mädchen  in  Wien,  Genehmigt  mit  dem 
Erlasse  des  h.  k.  k.  niederösterreichischtn  Landesschulrates  vom 
17.  Juli  1892,  Z.  5911.  Wien,  1892,  im  Selbstverlage  des  Bearksschulrmtea. 


841 

Stricken  auf  der  ersten  Stufe.  Pulswärmer.  Dieselben 
werden  der  Lftnge  naoli  aus  Baumwolle  No.  8  gestrickt,  und  ist 
daran  das  Anschlagen  (Aufeohleifen),  die  glatte  Masche  und  die 
Kettenmasche  su  lehren.  Das  Zusammenstrioken  bleibt  meistens 
der  Lehrerin  überlassen.  Als  Abschluis  sind  einige  Beihen  fester 
Haschen  und  leichte  Spitzen  in  weiüser  oder  roter  Baumwolle 
auszuführen.  Breite:  30  Maschen,  Länge:  nach  der  GröJse  des 
arbeitenden  Blindes. 

Häkeln  auf  der  zweiten  Stufe.  Einsatz.  Ziel:  An- 
wendung der  Stäbohenmasche  in  Verbindung  mit  der  Lufbociasche 
an  einem  Nutzgegenstande.  Dazu  wird  das  einfadiste,  leichteste 
Muster  gewählt,  welches  an  der  Schultafel  rasch  und  anschaulidiy 
Masche  fftr  Masche,  sich  yorzeicbnen  labt  Baumwolle: 
No.  10 — 12.  Anschlag:  54  Maschen.  Länge:  fbr  ein  kleines 
Polster. 

Stricken  auf  der  zweiten  Stufe.  Lätzcben.  Ziel: 
Erlernung  der  vedcehrten  Masche.  Das  Lätzchen  wird  aus 
weifter  Baumwolle  No.  8  auf  einem  Anschlage  von  32  Maschen 
ausgeftthrt  und  mit  leichter  Spitze  umrandet. 

Häkeln  auf  der  dritten  Stufe.  Musterband  im  An- 
Schlüsse  an  den  Einsatz.  4—6  Mustor  einfachster  und  leich- 
tester Art.  Keine  Bttsdbelmasche  und  keine  Doppelstäbohen. 
Baumwolle:  No.  12,  Anschlag:  58  Maschen.  Als  Umrandung 
werden  einige  Beihen  Lufbnaschenbogen  ausgefOhrt. 

Stricken  auf  der  dritten  Stufe.  Strümpfe.  Das  Band« 
oben  wird  durch  einige  Reihen  verkehrter  Maschen  ausgeführt. 
Baumwolle:  No.  12. 

Häkeln  auf  der  vierten  Stufe.  Jäckchen.  Baum- 
wolle:   No.   12.      Anschlag:  221  Maschen. 

Stricken  auf  der  vierten  Stufe.  Musterband.  Das- 
selbe enthält  drei  Piquö-  und  drei  durchbrochene  Muster,  und 
2war  je  ein  quergestreiftes,  ein  längsgestreiftes  und  ein  versetztes. 
Die  Muster  müssen  sich  an  der  Tafel  vorzeichnen  lassen. 
^oUe:  No.  16.  Anschlag:  44  Maschen.  Dasselbe  wird  mit 
zwei  Reihen  fester  Maschen  und  einigen  Luftmasohenbogenreihen 
umrandet. 


342 

Sticken.  Merktuoh.  Dasselbe  wird  auf  starkem  gelb- 
lichem Kongrefsstoff  in  der  Glrölse  von  40  cm  im  Quadrate 
mit  roter  Stickbaumwolle  No.  16  ausgefäbrt.  Es  erhält  als 
Umrandung  zwei  gerade  Reihen  und  zwischen  dieeen  eine 
Zickzacklinie.  Dann  die  einfachsten  geraden  Grrolsbuohstabeii 
zweier  Alphabete,  die  Ziffern,  Jahreszahl  und  Namen  der 
Schülerin;  wenn  möglich,  deren  Monogramm. 

Für  Knaben. 

Lätzchen,  Strumpfbänder,  Pulswärmer,  wie  oben.  Hosen* 
träger  und  Waschlappen.  Dann  je  nach  Anlagen  und  Fähig- 
keiten Lampenteller  und  Oylinderhütchen  aus  weifser  und 
roter  Baumwolle  No.  6,  Socken  aus  weiliser  Baumwolle 
No.  6—8,  Geldbeutel  aus  Häkelgarn  in  Farben,  gestrickte 
Fäustlinge  aus  Schafwolle,  gehäkelte  Shawls  und  Mützen  ans 
Berliner  Wolle.     (Tunesischer  Häkelstich.) 

Vom  Beginn  des  Schuljahres  1895--96  an  ent&Ut  der 
Unterricht  der  Knaben  in  weiblichen  Handarbeiten,  imd  wird 
an  dessen  Stelle  der  Handfertigkeitsunterricht  (Papparbeiten) 
eingeführt. 

Allgemeine  Onmdgfttze 
Ar  den  Unterricht  der  Schwachsinnigen. 

Lehrgegenstände  sind  hauptsächlich:  Beligion,  Lesen, 
Sprachlehre,  Anschauungsunterricht,  B<echnen,  Schönschreiben, 
Zeichnen  und  Turnen. 

Religion.  Zweck  und  Ziel  des  Baligionsunterrichtes  ist 
die  religiös-sitÜiche  Bildung,  den  Kindern  zur  Ahnung  des 
Göttlichen  zu  verhelfen,  sie  mit  den  wichtigsten  Wahrheiten 
der  christlichen  Religion  bekannt  zu  machen,  ihnen  ihre 
Pflichten  gegen  Gott  und  Menschen  zum  Verständnis  zu 
bringen,  überhaupt  ein  religiöses,  sittliches  Bewulstsein  in 
ihnen  zu  erzeugen  und  sie  womöglich  zum  Empfange  des 
heiligen  Altarsakramentes  fähig  zu  machen. 

Anschauungsunterricht.  Derselbe  soll  an  Gegen- 
ständen und  deren  Bildern  die  Aufmerksamkeit  des  Kindes 
erregen,    sein   Auge    üben,    seine   Beobachtungsgabe    schärfen. 


343 

sein  Urteil  erwecken,  seinen  Vorstellnngskreis  erweitern,  seiner 
Phantasie  und  seinem  Nachahmungstriebe  Nahrung  geben  und 
ihm  namentiioh  zur  Ausbildung  des  Sprachvermögens  be- 
hilflich sein. 

Deutsche  Sprache.  Der  Unterricht  im  Deutschen  ver- 
folgt einen  doppelten  Zweck:  a.  Lesen  mit  Geläufigkeit,  Ver- 
ständnis und  Ausdruck  und  dadurch  Aneignung  des  Gelesenen ; 
b.  Fähigkeit  im  mündlichen  und  schriftlichen  Ausdruck.  Er 
begreift  in  sich  Lesen  mit  Bechtschreiben  und  Sprachlehre, 
sowie  schriftliche  Arbeiten. 

Rechnen.  Durch  den  Bechenunterricht  sollen  die  Kinder 
befUiigt  werden,  die  einfachsten  Aufgaben,  welche  dem  Ge- 
biete des  täglichen  Gebrauches  angehören,  möglichst  einsichtig 
und  sicher  berechnen  zu  können. 

Schönschreiben.  Zweck  des  Schönschreibunterrichtes 
ist,  den  Kindern  eine  einfache,  aber  deutliche,  wohlgefällige 
Handschrift  zu  geben  und  diese  mit  Sicherheit  und  Schnellig- 
keit anwenden  zu  lehren.  Geübt  werden  die  deutsche  Kurrent- 
schrift, die  Satzzeichen  xind  die  Ziffern. 

Zeichnen.  Übungen  im  Zeichnen  verschiedener  Formen, 
denen  die  gerade  Linie,  das  Dreieck,  das  Viereck  zu  Grunde 
liegen.  Anwendung  dieser  Formen  auf  Gebilde  einfachster 
Art.     Diktatzeichnen. 

Formenarbeiten.  Der  Unterricht  im  Formenarbeiten 
hat  die  Aufgabe,  die  Hand  der  Kinder  zu  üben  und  ihnen 
Lust  und  Liebe  zur  Arbeit  einzupflanzen. 

Gesang.  Durch  den  Gesangunterricht  sollen  die  Kinder 
be&higt  werden,  Volks-  und  volkstümliche  Lieder  (Kinder-, 
Natur-,  patriotische  Lieder)  einstimmig  richtig,  wohltönend  und 
mit  deutlicher  Aussprache  der  Worte  aus  dem  Kopfe  zu  singen. 

Turnen.  Der  Turnunterricht  soll  die  leibliche  Ent- 
wickelung  fördern,  die  Kraft,  Ausdauer  und  Gewandtheit  des 
Körpers  vermehren,  vornehmlich  aber  den  Sinn  für  Anstand, 
Ordnung  und  Gehorsam  pflegen  und  Frische  des  Geistes,  Ent- 
schlossenheit des  Willens  und  Besonnenheit  wecken  und  fördern. 

Die  Jugendspiele  werden  besonders  gepflegt. 


344 


lint  Derfttntmltttiieti  «nb  ^tttintn. 


Die  Mitlichen  Verkrftmmniiffen  des  Bttekgrata 

und  deren  Verhfttnng. 

Vortrag, 
gehalten  im  Berliner  Verein  &ü[  gesnndheitsgemäfse  Erziehung. 

Von 
Dr.  med.  Leopou)  Eweb, 

dirigierendem  Arzt  eines  Institats  für  Itassage  nnd  Orthopftdie  in  BerÜn. 

Über  die  Verkrümmungen  des  fiüokgrats,  besonders  die 
seitlichen,  ist  schon  unendlich  oft  gesprochen  und  noch  mehr 
geschrieben  worden.  Zahlreiche  Mittel  sind  zu  ihrer  Ver- 
hfltnng  vorgeschlagen,  so  dafis  Idealisten,  die  von  der  Widmung 
des  gesprochenen  oder  geschriebenen  Wortes  überzeugt  sind» 
erwarten  könnten,  Individuen  mit  derartigen  Gebrechen  ge- 
hörten zu  den  grölsten  Seltenheiten.  Das  ist  aber  durchaus 
nicht  der  Fall.  Wir  finden  trotz  der  grofsen  Fortschritte  auf 
allen  Gebieten  der  Medizin,  trotz  der  besseren  Erkenntnis  von 
dem  Wesen  der  Erkrankung  und  trotz  aller  Vorschläge,  die 
zur  Beseitigung  des  Übels  dienen  sollen,  keine  Abnahme  des- 
selben. Der  Ausspruch  Tissoxs,  eines  berühmten  Arztes  des 
vorigen  Jahrhunderts,  daÜB  von  100  jungen  Mädchen  90  ver- 
wachsen seien,  trifft  heute  noch  zu,  wenn  wir  dasselbe  Material, 
nämlich  Töchter  wohlhabender  Eltern,  in  Betracht  ziehen« 
Wenn  nun  auch  in  den  weniger  gut  situierten  Familien  die 
Zahlen  nicht  ganz  so  grols  sind,  so  erreichen  sie  doch  immer 
noch  eine  erschreckende  Höhe,  so  dafs  sich  allen  denen,  die 
ein  Herz  für  ihre  Mitmenschen  haben,  die  Frage  aufdrängt: 
Lädt  sich  denn  gar  nichts  thun,  dem  Übel  abzuhelfen  oder 
seine  Entstehung  zu  verhüten? 

Wenn  ich  auch,  wie  vorher   bemerkt,  auf  die  Wirkung 


345 

yon  Vorirftgen  im  allgemeinen  niolit  Wel  gebe»  so  liegt  doch 
in  unserer  Versammlnng  die  Sache  anders.  Ich  sehe  hier  eine 
groüse  Anzahl  ron  Lehrern,  die  schon  durch  die  Zugehi^rigkeit 
zu  diesem  Vereine  ihr  Interesse  für  die  Gesundheit  der  ihnen 
anvertrauten  Schüler  und  Schülerinnen  beweisen.  Aus  dem- 
selben Grunde  hoffe  ich  auch,  daCs  die  anwesenden  Damen  und 
übrigen  Herren  Yielleicht  das  eine  oder  andere  aus  diesem 
Vortrage  beherzigen  und  in  ihrer  Familie,  bei  ihnen  Nahe- 
stehenden, oder  den  ihrer  Obhut  übergebenen  Zöglingen  ver- 
werten werden.  Ich  bringe  manchen  von  Ihnen,  nament- 
lich den  Ärzten,  nichts  Neues,  aber  auch  schon  Bekanntes 
wiederum  im  Zusammenhange  zu  hören,  kann  nur  von 
Nutzen  sein. 

Verkrümmungen  des  Bückgrats  können  aus  mannig£Ekchen 
Ursachen  entstehen  und  sind  je,  nach  der  Art  ihrer  Ent- 
stehung, auch  verschieden.  Bis  zu  MonaAaNi  (1761)  nahm 
man  an,  dab  es  sich  in  allen  Fällen  um  eiae  Verrenkung  der 
Wirbelsftule  handle,  während  diese  gerade  überaus  selten  vor- 
kommt. Pott  war  es  dann,  der  1779  darauf  hinwies,  dafs 
Verkrümmungen  bestimmter  Art  durch  einen  auf  Tuberkulose 
oder  Skroftüoee  beruhenden  Eiterungsprozeis  in  den  Wirbeln 
und  den  mit  ihnen  verbundenen  Geweben  erzeugt  werden. 
Die  nach  ihm  genannte  PoTTSche  Kyphose,  die  in  einem  nach 
hinten  oder  nach  hinten  und  einer  Seite  gerichteten 
Höcker  besteht,  kann  nicht  verhindert  werden  und  muiis,  wenn 
sie  ausgebildet  und  der  sie  bedingende  Prozeb  zum  Still- 
stand gekommen  ist,  ein  Noli  me  tangere  für  die  Behand- 
lung sein. 

Auf  die  Verkrümmungen,  die  unter  dem  Einflüsse  gewisser, 
gewerblicher  Thätigkeiten  oder  im  Alter  auftreten,  desgleichen 
anf  diejenigen,  welche  gichtische  Prozesse  zur  Grundlage  haben, 
gehe  ich  hier  nicht  ein,  ebensowenig  auf  die,  welche  infolge 
von  Brustfellentzündung,  Lungeneiterung,  durch  Gkschwülste, 
Verbrennung  und  Narbenzusammenziehuog  am  Brustkorb  oder 
dnroh  Verletzung  entstanden  sind.  Vielmehr  wende  ich  mich 
sofort  zu  denjenigen,  welche  ohne  eine  der  soeben  angeführten 


348 

Bohulhygienisohe    Fordernngen,     die  mit   der  Verhütung   roa 
Krankheiten  nichts  zu  thnn  hätten. 

Referent  möohte  aber  an  dieser  Stelle  noch  hinzufügen» 
dafs  man,  rein  statistisch  genommen,  nicht  berechtigt  ist, 
aus  19  Fallen,  selbst  wenn  in  samtlichen  derselben  gewisse 
anatomische  Veränderungen  gefunden  wurden,  den  ätio- 
logischen Zusammenhang  der  letzteren  mit  der  Myopie  zu 
erschlie&en.  Dazu  sind  die  Zahlen  zu  klein,  es  kann  sich 
dabei  um  ein  sehr  häufiges  Vorkommnis  handeln,  das  zu- 
fälligerweise in  den  19  untersuchten  Fällen  stets  vorhanden 
war,  das  aber  vielleicht  bei  einer  weiteren  Serie  von  Unter- 
suchungen nicht  so  ausnalunslos  angetroffen  wird.  Auf  die 
Möglichkeit  hin  —  die  nicht  geleugnet  werden  soll  — ,  dafii 
die  gefundenen  anatomischen  Veränderungen  immer  die 
Ursache  der  Myopie  bilden,  die  ganzen  bisher  gewonnenen 
sohulhygienischen  Er&hrungen  als  irrig  zu  bezeichnen,  scheint 
dem  fi.eferenten  nicht  berechtigt,  und  deshalb  kann  die  Schul- 
gesundheitspflege das  vernichtende  Urteil  des  bekannten 
Ophthalmologen,  trotzdem  oder  gerade  weil  es  von  so  ge- 
wichtiger Seite  kommt,  nicht  ruhig  und  ohne  Widerspruch 
hinnehmen. 


Über  Absondenuig  und  Desinfektion  bei  Hasen. 
Diskussion  in  der  Pariser  Akademie  der  Medizin. 

Auf  Anlab  eines  Gutachtens  der  Akademie  der  Medizin  zu 
Paris  über  die  obligatorische  Anzeige  der  Infektionskrankheiten 
entspann  sich  nach  dem  „KorrspcUfbl,  f.  8chw».  Äret**  eine  leb- 
hafte Diskussion  darttber,  ob  die  Masern  als  Infektionskrankheit 
ebenfalls  anzuzeigen  und  bei  denselben  ähnliche  Mafsregehi,  wie 
bei  Scharlach,  Diphtherie  u.  s.  w.,  zu  ergreifen  seien.  Die  Kom- 
mission der  Akademie  war  fttr  Anzeige,  der  bekannte  Kinderarzt 
Gbancheb  dagegen,  und  seine  zahlreichen,  in  einer  meistere 
haften  Rede  auseinandergesetzten  Gründe  fanden  die  Zustimmung  der 
Akademie,  welche  den  fraglichen  Artikel  verwarf. 

Die  Inkubationszeit  der  Masern  pflegt  ziemlich  konstant  zu 
sein ;  zehn  Tage  braucht  gewöhnlich  der  Keim  vom  Augenblicke  der 
Ansteckung    bis    zum  Ausbruche    der   fieberhaften    Symptome    und 


349 

katarrhalischen  Erscheinungeii.  Der  Ausschlag,  das  einzig  charakte- 
ristische Zeichen,  zeigt  sich  erst  drei  oder  Tier  Tage  später.  Während 
dieser  ganzen  Zeit  bleiht  das  maserokranke  Kind  in  Bertthning  mit 
Geschwistern  und  Frennden  und  wird  erst  abgesondert,  nachdem  die 
Diagnose  durch  das  ausgebrochene  Exanthem  gesichert  ist.  Diese 
Absonderung  bleibt  aber  meist  erfolglos;  nach  und  nach  werden  die 
flbrigen  Geschwister  ergriffen,  und  die  Krankheit  verbreitet  sich  un- 
aosgesetzt  weiter.  Das  Kind  ist  eben  zu  spät  isoliert  worden.  Zu 
dner  Zeit,  wo  die  Diagnose  noch  nicht  gestellt  werden  kann,  am 
ersten  Tage  der  Inyasionsperiode,  sind  die  Masern  schon  ansteckend, 
und  nach  gewissen  Autoren  hört  in  vielen  Fällen  ihre  Virulenz  mit 
dem  Erscheinen  des  Hautausschlages  auf.  Im  Ctogensatz  zu  dem, 
was  noch  vieUach  angenommen  wird,  sind  es  nicht  die  Abschuppungen 
der  Oberhaut,  welche  am  meisten  zur  Verbreitung  der  Masern  bei- 
tragen, sondern  hauptsächlich  die  katarrhalischen  Absonderungen  der 
entzflndeten  Schleimhäute.  Einimpfungsversuche  haben  die  Gefährlich- 
keit dieser  Absonderungen  au&  klarste  nachgewiesen. 

Wie  vollzieht  sich  nun,  um  darauf  näher  einzugehen,  die  An- 
steckung mit  Masern?  Sie  kann  eine  direkte  oder  indirekte  sein. 
Die  direkte  Ansteckung  ist  weitaus  die  häufigste,  während  die  in- 
direkte durch  infizierte  Personen  oder  Gegenstände  viel  seltener 
vorkommt.  Den  Grund  davon  bildet  die  allem  Anscheine  nach  sehr 
geringe  Lebensffthigkeit  des  Masemkontaghims.  SeVbbtbe  z.  B. 
glaubt,  daTs  die  Dauer  der  Virulenz  zwei  bis  drei  Stunden  nicht 
überschreite ;  andere  nehmen  einen  etwas  längeren  2^itraum  an.  Im 
allgemeinen  aber  sind  die  Autoren  Aber  die  schwache  Lebenskraft 
des  Masemgiftes  einig. 

Aus   dem  Angeführten  ergibt  sich,   dafs  die  Absonderung  der 
Masemkranken  zur  richtigen  Zeit  nicht  durchzuftOiren  ist  und  erst 
dann  erfolgt,  wenn  dieselben  nicht  mehr  oder  nur  in  geringem  Grade 
fbr  ihre  Umgebung  zu  fürchten  sind.     Die  in  den  grolsen  Kinder- 
krankenhäusern vorgenommenen  Massenisolierungen  haben   bis  jetzt 
keine    günstigen  Resultate   ergeben.     Die  Morbidität   innerhalb   der 
Spitalbevölkerung  nahm  nicht  ab,  während  im  Gegenteil  die  Mortalität 
unter   den   in   grOlseren   Räumen    gemeinschaftlich   untergebrachten 
masemkranken    Kindern    bedenklich    wuchs.      So    stieg   z.  B.    im 
«Höpital  des  enfants  malades**  die  Masemsterblichkeit  welche  vor  der 
Isolierung  27— 387o   betrug,    auf  40— 487oy   sobald  die  Massen- 
abaonderung   streng   durchgeftlhrt  wurde.     Die  Ursache   dieses    un- 
gflnstigen  Erfolges  liegt  in  den  Komplikationen  der  Masern,  ganz  be- 
fionders  in  der  Bronchopneumonie.     Bei  Massenabsondemngen  erhöht 
sich    in   sehr  bedeutendem  Grade  die  Empfänglichkeit  für  letztere 
Krankheit.     Denn  wird  ein  Masemkranker  in  einem  Räume  unter- 


350 

gebracht,  in  welchem  bereits  zahlreiche  Kinder  mit  Bronchopnenmonie 
liegen,  so  läuft  er  groCse  Gefahr,  auch  davon  befallen  zn  werden, 
ja  derselben  zn  erliegen.  In  einer  Priyatwohnnng  ist  bei  genügender 
Pflege  diese  Gefahr  hinge  nicht  so  grob,  was  anch  die  weitaus 
besseren  Erfolge  der  Masembehandlnng  in  der  Stadtpraxis  gegenüber 
denen  in  der  Spitalpraxis  erkl&rt,  selbst  wenn  man  Ton  den  Fällen 
absieht,  welche  schon  mit  Komplikationen  behaftet  in  das  Krankenhans 
gebracht  werden. 

Wenn  aber  bei  den  gewöhnlichen  unkomplizierten  Masern  eine 
Absonderung  erfolglos  ist,  weil  sie  zu  spät  vorgenommen  wird,  und 
eine  Desinfektion  der  Gegenstände  in  Anbetracht  der  geringen 
Lebensfähigkeit  des  Masemkontagiums  nicht  notwendig  erscheint,  so 
gestaltet  sich  die  Frage  anders,  sobald  die  Masern  mit  Broncho- 
pneumonie verbunden  sind.  In  diesen  Fällen  ist  eine  Isolierung  der 
Kranken,  sowie  die  Desinfektion  der  infizierten  Bänmlichkeiten  und 
Gegenstände  dringend  erforderlich.  Die  Virulenz  der  Pneumoniekeime 
ist  verschieden;  sie  kann  aber  durch  wiederholte  Übergänge  von 
einem  Masemkranken  auf  den  anderen  hochgradig  gesteigert  werden. 

In  Anbetracht  der  grolsen  Neigung  der  Masemkranken  zu 
Bronchopneumonie  mufs  man  selbst  in  den  anscheinend  gutartigsten 
Fällen  vermittelst  richtiger  hygienischer  Maferegeln  den  Ausbruch  dieser 
gefährlichen  Komplikation  zu  verhindern  suchen.  Durch  häufige 
Reinigungen  der  Nasenhöhle,  des  Mundes  und  des  Rachens  mit 
Borsäurelösung  oder  anderen  unschädlichen  keimtötenden  Mitteln, 
durch  sorgfältige  Lttftung  der  Krankenzimmer  ist  in  dieser  Beziehung 
viel  zu  erreichen.  Die  erwähnten  prophylaktischen  Mafsnahmen 
aber  sollten  um  so  regelmäfsiger  vorgenommen  werden,  als  sie  sich 
selbst  unter  den  ungünstigsten  Verhältnissen  leicht  durchführen 
lassen. 

Resolution  des  internationalen  zahnärztlichen  Kongresses  in 
Kopenhagen,  betreffend  die  Zahnpflege  der  Jugend. 

Auf  dem  genannten  Kongresse  stellte  Zahnarzt  FencheIj  aus 
Hamburg  an  der  Hand  der  Arbeiten  des  School-Committee  oft  the 
British  Dental  Association,  deren  Vorsitzender  Dr.  Leo  CüNNiNaHAM 
ist,  folgendes  fest: 

1.  Die  Zahnverderbnis  bei  Schulkindern  beträgt  in  civilisierten 
Ländern  nirgends  unter  80%,  steigt  aber  bis  auf  98,5%. 

2.  Mit  dem  Älterwerden  der  Kinder  nimmt  die  Prozentzahl 
der  schlechten  Zähne   zu.     Gesunde  Gebisse   fanden  sich   im    Alter 

von  10—12  Jahren    von  13—15  Jahren 
bei  armen  Kindern  11,7  7o  14,3  Vo 

bei  reichen  Kindern  8,1  7o  0,9  Vo. 


\ 


351 

Der  KoDgrels  nahm  daher  folgende  von  dem  Vortragenden  vor- 
geschlagene Resolution  an: 

Der  in  Kopenhagen  tagende  internationale  zahnärztliche  Kongrefis 
ist  der  Ansicht,  daTs  die  Zahncaries  hei  allen  civilisierten  Völkern 
eisen  so  progressiven  Charakter  angenommen  hat,  dab  sie  dringende 
Gegenma&regeln,  namentlich  im  Eindesalter,  erheischt. 

Der  Kongrefs  empfiehlt,  in  allen  civilisierten  Ländern  Kom- 
missionen zu  bilden,  welche  es  sich  znr  Aufgabe  machen,  die  Zahn- 
verhältnisse der  betreffenden  Bevölkemng  und  womöglich  deren  Be- 
ziehungen zum  allgemeinen  Gesondheitszostande  statistisch  festzustellen 
und  die  Behörden,  welchen  die  Überwachung  der  Gesundheits- 
pflege ihrer  Länder  obliegt,  darauf  aufmerksam  zu  machen,  unter 
gleichzeitigem  Hinweis  auf  die  zur  Bekämpfong  der  Zahncaries  ge- 
eigneten Mafsregeln. 

Als  solche  Maisregeln  empfiehlt  der  Kongrefs  in  erster  Linie 
die  Aufklärung  des  Volkes  Ober  geeignete  Zahnpflege  und  die  Zu- 
gänglichmachung  unentgeltlicher  zahnärztlicher  Hilfe  fttr  die  Kinder 
der  unbemittelten  Klassen. 


ftletnere  intttetlttn0e!i. 


Die  Nasenkrankheiten   der   Selmlkinder.     Unter   dieser 

Überschrift  veröffentlicht  unser  geschätzter  Mitarbeiter,  Herr  Dr. 
Maximilian  BBEsaEN  zu  Frankfurt  a.  M.,  in  der  „Münch,  med. 
Wochschr.^  einen  Aufsatz,  dem  wir  folgendes  entnehmen.  Die 
verbreitetsten  Nasenkrankheiten  der  Kinder  sind  der  Msche  und 
der  Stockschnupfen  mit  allen  ihren  gelegentlich  auftretenden  Neben- 
erscheinungen. Mit  dem  Stockschnupfen  etwa  auf  gleicher  Stufe 
stehen  Hypertrophie  der  Rachenmandel  und  hochgradige  Ver- 
größerung der  Gaumenmandeln.  An  frischem  Schnupfen  leidet 
hin  und  wieder  wohl  jedes  Kind.  Meist  und  solange  er  nicht 
sehr  oft  auftritt,  ist  er  von  keiner  besonderen  Bedeutung.  Er  kann 
eine  solche  aber  doch  auch  in  Einzelfällen  gewinnen,  wenn  er 
sich  lange  hinauszieht,  mit  Krustenbildungen  und  Blutungen 
einhergeht.  Die  Kmstenbildungen  kommen  meist  an  den  Nasen- 
löchern vor.  Durch  die  Verschleppung  der  Absonderungsflttssigkeit 
in  die  Umgebung  entstehen  leicht  Pusteln,  und  man  sieht  zuweilen 
Lippen  und  Wangen  in  ekzematöser  Weise  erkrankt  und  mit  Borken 
bedeckt.     Abgesehen   davon,  dafs  diese  Erkrankung  schon  an  sich 


352 

sehr  übel  ist,  birgt  sie  auch  noch  eine  grofse  Gefahr  fttr  die  spätere 
Gesundheit  in  sich.  Solche  Falle  sind  es  zweifeUos  hftnfiger,  als  im 
allgemeinen  noch  angenommen  zn  werden  scheint,  in  denen  spftter 
Lnpns  der  Nase,  Wangen  oder  Lippen  auftritt.  Längst  ist  die  ab- 
geheilte Erkrankung  der  Haut  rergessen,  und  doch  hat  sie  die 
Eingangspforte  für  das  Tuberkelgift  abgegeben.  In  gleicher  Weise 
kommt  bei  solchen  Kranken  auch  Rotlauf  zu  stände,  indem  von 
den  Wunden  und  Einrissen  der  in  der  Umgebung  der  Nase  und  In 
ihren  Öffnungen  befbdlichen  entzündeten  Haut  aus  die  Ansteckung 
erfolgt.  Für  besonders  wichtig  zur  Beurteilung  des  Aussehens  der 
Kinder,  welche  an  einem  mit  Kmstenbildung  einhergehenden  Nasen- 
leiden erkrankt  sind,  halte  ich  die  dabei  stattfindenden  sehr  häufigen 
kleinen  Blutungen,  weil  diese  schädigend  auf  die  roten  Blut- 
körperchen wirken  und  so  die  Blutbeschaffenheit  durch  Verminderung 
der  Sanerstoflträger  empfindlich  herabsetzen.  Bei  der  sogenannten 
Blutarmut  der  Kinder  mufs  deshalb  auch  auf  die  gewöhnlich  wenig 
beachteten  häufigen  kleinen  Nasenblutungen  die  Aufinerksamkeit 
Tomehmlich  gerichtet  werden.  Die  Dauerform  der  Nasenentzündung 
geht  wohl  ausnahmslos  aus  der  frischen  Form  herror,  sei  dies  nun 
ein  gewöhnlicher,  aber  besonders  heftiger  Schnupfen,  oder  sei  es, 
dafs  ein  solcher  öfter  sich  wiederholt,  oder  sei  es,  dals  gelegentlich 
einer  infektiösen  Allgemeinerkrankung,  wie  Masern,  Scharlach, 
Diphtherie,  Typhus,  Pocken  u.  dergl.,  eine  Nasenentzündung  mit 
oder  ohne  Erkrankung  Ton  Nebenhöhlen  der  Nase  sich  einstellt  und 
nach  Ablauf  der  Hauptkrankheit  nicht  wieder  yerschwindet.  Von 
den  Dauerformen  der  Nasenentzündung  ist  die  häufigste  diejenige 
der  Verschwellung  der  Schleimhaut.  Die  Nasenatmung  wird  dadurch 
bald  mehr,  bald  weniger  behindert  und  vielfach  fast  ganz  aufgehoben. 
Das  letztere  ist  hauptsächlich  während  der  Nacht  der  Fall,  wogegen 
bei  Tage  abwechselnd  eine  von  beiden  Nasenhälften  für  die  Luft 
noch  leidlich  durchgängig  bleibt.  Befindet  sich  nun  im  Bereiche  der 
mittleren  Muschel  keine  bemerkenswerte  Schwellung,  oder  ist  die 
Nase  an  sich  oder  durch  Unregelmäfsigkeiten  der  Nasenscheidewand 
nicht  verengt,  so  dafe  nicht  leicht  Kopfschmerz  sich  geltend  macht, 
so  dauert  es  oft  lange,  bevor  das  Nasenleiden  als  solches  erkannt 
wird.  Man  kann  dieses  aber,  abgesehen  von  Besichtigung  des 
Naseninnem,  leicht  dadurch  feststellen,  da(s  man  mehrmals  täglich 
abwechselnd  die  beiden  Nasenlöcher  schlielsen  und  durch  das  jedes- 
mal offene  einige  Male  ein-  und  ausatmen  läfst;  dabei  wird  ganz 
sicher  jede  Behinderung  der  Nasenatmung  als  solche  wahrgenommen. 
Es  ist  dies  gerade  bei  Kindern  von  gröfster  Bedeutung,  weil  eine 
gesunde,  für  ihre  Zwecke  leistungsfähige  Nase  eine  wichtige  Schutz- 
vorrichtung gegen  das    Eindringen  schädlicher  Stoffe,   insbesondere 


35S 

der  so   gefürchteten   Krankheitspilze,    in    die  Rachenhöhle  und   die 
Loftwege  abgibt.     Diphtherie-  und  Tnberkelpilze  werden  von  einer 
gesonden,    nicht  verschwoilenen   Nase   rasch   wieder   ausgeschieden, 
wahrend  bei  beständiger  oder  häufiger  Mundatmung  dieselben  an  sehr 
geeignete,   dem  Wachstume    und    der  Vermehrung   förderliche  Orte 
im  Halse   gelangen.     Die   bei  Verlegung   des   Nasenluftweges    not- 
wendige Mundatmung  führt  aber  auch  zur  Verflachung  des  Atmens, 
zur  nngenägenden   Auslttftung   der   Lungen   und    bedingt    dadurch 
deren  schwache  Entwickelung,  ein  Umstand,  der  für  die  Ansiedelung 
Ton  Tuberkelpilzen   gleichfalls   sehr    günstig   ist.     Die    Behinderung 
des  Nasenluftweges    hat   femer   bei    yielen   Kranken   ein   heftiges 
Schneuzen  zur  Folge,  um  dadurch  den  Luftdurchtritt  durch  die  Nase 
za  erzwingen.     Damit  aber  wird  nicht  nur  das  Trommelfell  unter 
einen  häufig  wiederholten  starken  Druck  gesetzt,  sondern  auch  des 
öfteren  Schleim  in   die  Ohrtrompete    und   das  Mittelohr  befördert, 
so  da(s  auch  dort  die   Schleimhaut    erkrankt.     Besonders   deutlich 
ist   dies   bei   frischen  Entzündungen   der  Nasen«  und   Bachenhöhle 
zu  beobachten;  gerade    im    Gefolge  heftiger   Schneuzversuche  treten 
in   solchen  Fällen    oft   frische   Entzündungen   des  Mittelohres    auf, 
welche  schwere,  mit  Übertritt   der  Entzündung  in  die  Schädelhöhle 
endigende  Ohrenleiden  im  Gefolge  haben  können.     Die  Wirkungen 
der  Verschwellung  der  Nase  werden  in  nicht  seltenen  Fällen  durch 
eine  mehr  oder  weniger  hochgradige,  meist  einseitige  Verkrümmung 
and  Verdickung  der  Nasenscheidewand  wesentlich  yergröisert.     Sind 
diese,  wenigstens  in  ihrer  Anlage,  auch  häufig  angeboren,  so  erfahren 
sie  durch  äufsere  Gewalteinwirkung,  wie  Fallen  auf  die  Nase,  oft  noch 
eine  Verstärkung,  besonders  wenn  nicht  sofort  eine  sachTorständige 
Behandlung     des    verletzten     Naseninneren     stattfindet.       Polypen- 
bfldung,  die  allerdings  stets  mit  Verschwellung  der  Nasenschleimhaut 
einhergeht,  kommt  bei  jüngeren  Schulkindern  nicht  häufig  vor,  doch 
immeiiiin    häufiger,    als   jetzt   noch   gemeinhin   angenommen    wird. 
Während  nun  bei  der  Verschwellung  und  Verstopfung  der  Nase  die 
Absonderung  aus  dieser  oft  recht  unbedeutend  ist,  treten  bei  gleich- 
zeitig    vorhandener    Eiterung     die     durch     diese    hervorgerufenen 
Störungen    ganz    erheblich    in   den  Vordergrund.     Nicht    nur,    dais 
Nase  und  Hals  beständig  von  Eiter  oder  eiterigem  Schleime  berieselt 
werden,  es  bilden  sich  auch  Eiterkrusten,  die,  besonders  in  der  Nase, 
zu  häufigen  Blutungen  führen.    Oft  sitzen  die  Krusten  in  der  letzteren 
ganz  Yome  an  der  Scheidewand,  wo  sie  mit  dem  Finger  leicht  er- 
reicht werden  können.     Die  Kinder  verletzen  sich  alsdann   mit  den 
Nägeln  die  Schleimhaut,  so   dafs  immer  neue,  gröisere  Krusten  sich 
bilden.     Durch  fortgesetztes  Loskratzen  dieser  vertieft  sich  die  be- 
treffende Stelle  der  Scheidewand  mehr  und  mehr,  so  dafs  selbst  eine 

SehuIgMiindiieitspflege  VIII.  23 


854 

DaroblOcheraBg  eintreten  kann.  Am  meisten  steigern  sich  die  Nasen* 
beschwerden,  wenn  die  eiterige  Absondemng  zu  groften  knollen- 
artigen Knuten  sich  ansammelt  und  flUer  Gerach  sich  lünzngeBellty 
d.  h.  wenn  das  Bild  der  Stinknase  entsteht.  Während  in  den  Fftllen 
gewöhnlicher  Naseneiterang  niemals  eine  gleichseitige  Yerschwdliing 
der  Nasenschleimhant  fehlt,  ist  dies  im  Yerianfe  der  Stinknase  meist 
der  Fall.  Dennodi  tritt  bei  ihr  zeitweise  eine  behinderte  Nasen* 
atmung  ein,  nnd  zwar  jedesmal  so  lange,  als  die  angeh&nften  und 
eingedickten  Eitermassen  die  Nasenwege  yerstopfen;  mit  ihrer 
Beseitigung  yermindem  sidi  oder  schwhiden  anch  die  oft  heftigen 
Kopfschmerzen,  schwächt  sich  der  dvchdringende  ttble  Oeroch  ab, 
nnd  yerlieren  sich  zeitweise  noch  mancherlei  andere  örtliche  Be* 
schwerden.  Bei  allen  Danerformen  der  Nasenentzflndmig  ist  meist 
anch  das  Ange  nicht  beschweidefrei,  sei  es,  dass  es  h&nfig  thrftnt» 
sei  es,  dals  es  lichtempfindlich  ist,  leicht  ermüdet,  schmerzt  and 
dorch  Fnnkensehen  u.  dergl.  gestört  wird.  In  solchen  Fftll»  hilft 
keine  augenfirztliche  Behandlang;  der  Gnmd  des  Übels  mafis  im 
Nasenleiden  beseitigt  werden.  Bei  VergrOlserang  der  Rachenmandel 
fehlt  niemals  Nasenyerschwellnng.  Die  Beseitigung  jener  bewirkt 
aber  noch  keine  YollstAndige  Freflegong  des  Nasenloftweges.  Obgleidi 
sofort  eine  gewisse  Erleichterong,  auch  wohl  etwas  Abschwellong 
der  Nasenschleimhaut  eintritt,  so  macht  sich  doch  sehr  rasch  das 
Greftlhl  noch  bestehender  Behinderung  der  Nasenatmung  wieder 
geltend.  Auch  auf  die  Ohren  hat  die  Vergröfserung  der  Rachen- 
mandel ungflnstigen  Einfluis,  indem  durch  Schwellung  der  Schleim- 
haut der  Ohrtrompete  diese  unwegsamer  wird  nnd  das  Mittelohr 
der  notwendigen  Auslttftung  ermangelt,  wodurch  das  Trommelfell  in 
eine  dauernd  eingezogene  Stellung  gelangt  und  Schwerhörigkeit 
entsteht  Die  Yerlegung  des  Nasenluftweges  durch  hochgradige  Ver- 
gröfserung der  Rachenmandel  oder  durch  sehr  starke  Yerkrammong 
der  Nasenscheidewand  bedingt  aber  auch  bedeutende  Entwickelungs- 
hemmungen  am  Gesichtsschädel  bei  Kindern.  Bekannt  sind  der  kurze 
Schläfendnrchmesser  und  das  dabei  in  die  Länge  gezogene  Geeicht, 
weniger  bekannt  die  ungleichmäfsige  Stellung  der  Zähne  und  die 
starke  Yertiefung  und  Yerschmälemng  des  harten  Gaumens.  Bei 
beträchtlicher  Yerlegung  der  Nase  durch  einseitig  sich  geltend 
machende  Yerkrflmmnng  der  Nasenscheidewand  wird  die  Schiefstellnng 
der  Zähne  und  die  Yertiefung  des  harten  Gaumens  auch  einseitig 
beobachtet.  In  solchen  Fällen  fehlt  niemals  eine  ungleiche  Gröfse 
der  Augenhöhlen  und  Augen  mit  ihren  Folgen  f&r  die  Sehiähigkeit 
Die  Beengung  des  Nasenluftweges  durch  starke  YergröÜBerung  der 
Gaumenmandeln  verdient  deshalb  besondere  Beachtung,  weil 
gerade   die   letzteren   Eingangspforte   und    Entwickelungsboden    für 


365 

gefiUurliche  EraaUieitakeime  um  so  Mchter  abgeben,  je  mehr  di^ 
NaseoatmuDg  durch  Mundatmuiig  ersetzt  werden  mulis.  Kinder  mit 
hAafig«n  Balsentztindangea  sind  stets  Mondatmer.  Ich  glaube,  so 
scbliebt  Dr.  Bsbsgsjs  seinen  An&atz,  dafs  auch  bei  dieser  sehr 
knappen  Darstellung  die  bisher  noch  so  vielfach  verkannte  Be- 
deutung der  Nasenkrankheiten  für  die  Entwickelung  und  Lernfähigkeit 
der  Schulkinder  jedermann  genügend  deutlich  in  die  Augen  springen 
wird.  £s  wftre  sehr  wünschenswert,  dafs  allerorts  auf  diese  Verh&ltnisse 
die  Au£nerksamkeit  deijenigen  Kreise  gelenkt  würde,  die  einerseits 
die  Pflicht,  andererseits  den  Wunsch  haben,  die  Kinder  vor  ab- 
wendbarem Schaden  durch  frühzeitiges  ärztliches  Eingreifen  zu 
bewahren. 

Über  die  Alkoholfrage  in  ihrem  Yerlülltiiis  zur  Jagend 
ud  zur  Schnle  hielt  Professor  Fo&el  in  Zürich  vor  einiger  Zeit 
einen  Vortrag,  in  welchem  er  folgende  Daten  anführte:  Professor 
Demme  studierte  die  Nachkommenschaft  von  10  kinderreichen 
Familien,  bei  welchen  der  Vater  und  zum  Teil  auch  die  Vorfahren 
Trinker  waren,  sowie  von  10  anderen  Familien,  deren  Ascendenz, 
ohne  enthaltsam  zu  sein,  doch  nüchtern  lebte.  Die  erste  Gruppe, 
diejenige  der  Trinker,  erzeugte  57  Kinder.  Von  diesen  starben  12 
an  Lebensschwäche  bald  nach  der  Geburt;  36  waren  anormal,  und 
zwar  litten  an  Idiotismus  8,  an  Krämpfen  und  Epilepsie  13,  an 
Taubstunamheit  2,  an  Trunksucht  mit  Epilepsie  oder  Veitstanz  5, 
an  körperlichen  Mifsbildungen  3,  an  Zwergwuchs  5;  nur  9  ent- 
wickelten sich  körperlich  und  geistig  gesund.  Von  diesen  letzteren  war 
bei  7  der  Vater  trunksüchtig  gewesen ;  die  Mutter  und  die  väterliche 
Ascendenz  hingegen  zeigten  bei  denselben  keine  Trunksuchtsanfälle, 
während  von  den  37  Kindern,  deren  Vorfahren  oder  Mütter  gleichfalls 
trunksüchtig  waren,  nur  2  normal  blieben.  Die  zweite  Gruppe, 
diejenige  der  Nüchternen,  erzeugte  61  Kinder.  Davon  starben  3 
an  Lebensschwäche  und  2  an  Magen-  und  Darmkatarrh  bald  nach 
der  Geburt,  2  weitere  erkrankten  an  Veitstanz,  und  2  hatten  körper- 
liche MiCsbildungen;  50  dagegen  entwickelten  sich  vollständig  normal. 

Die  Kosten  einer  Schnlepidemie  von  Scharlach.  Hebbert 
Pbck,  Medizinalbeamter  des  Landbezirkes  Ormskirk  in  England, 
gibt  in  seinem  Jahresberichte  für  1894  die  Kosten  an,  welche  durch 
eine  Schulepidemie  von  Scharlach  entstanden  sind.  Es  waren  im 
ganzen  72  Fälle  dieser  Krankheit  vorgekommen,  die  sämtlich  in 
der  Schule  ihren  Ursprung  genommen  hatten.  Über  52  derselben 
konnte  der  Verfasser  nähere  Erkundigungen  bei  den  behandelnden 
Ärzten  einziehen,  und  aus  diesen  ergab  sich,  dafs  die  Kosten  für 
Doktoren,  Apotheker,  Wärterinnen  u.  s.  w.  mehr  als  £  95  betrugen. 
Dies  ist  allein  der  pekuniäre  Verlust.     Dazu  aber  kamen  3  Todes- 

28* 


356 

fUle  nnd  manche  Sorge  und  Not,  namentlich  andi  dadurch  ver« 
anlafst,  dab  arme  Eltern  ihrem  Verdienste  nicht  nachgehen  konnten. 
Dr.  Pegk  fordert  daher,  dafs  in  dem  Bezirke  Ton  Ormskirk  ein 
Isolierhospital  fftr  infektiöse  Kranke  errichtet  werde.  Die  aof  diese 
Weise  entstehenden  Ausgaben  würden  reichlich  aufgewogen  durch 
die  Beschränkung  der  ansteckenden  Krankheiten  auf  ihren  ur- 
sprünglichen Herd. 

Zur   Temperatur   der   Bäder   f&r    die   Jugend    ftuTsert 

sich  Professor  Dr.  Ebnst  BbüCke  in  einem  Yon  der  „Internat 
Min.  Btmdsch.'^  veröffentlichten  Aufsatze:  Wie  behütet  man 
Leben  und  Gesundheit  seiner  Kinder?  folgendermafsen. 
Im  7.  Lebensjahre  dürfen  schon  die  kalten  Bäder  beginnen,  nachdem 
das  Kind  vorher  ärztlich  untersucht  ist.  Es  können  Anomalien  Yor- 
handen  sein,  die  bisher  zu  keinen  besonderen  Störungen  Veranlassnng 
gegeben  haben,  die  aber  dennoch  die  Anwendung  kalter  Bäder  Yer- 
bieten.  Ich  verstehe  unter  letzteren  für  dieses  Alter  Bäder  im 
Freien,  die  von  der  Sonne  auf  20^  C.  =  16^  R.  oder  höher  er- 
wärmt sind.  Solche  Bäder  sind  auch  die  besten  für  das  Schwimmen- 
lernen,  da  man  die  Kinder  länger  in  denselben  lassen  kann,  als  in 
kälteren.  Sie  sind  endlich  auch  die  geeignetsten,  um  bei  grofser 
Sommerhitze  abzukühlen;  der  gewöhnliche  Glaube,  dals  kältere 
Bäder  hierzu  passender  seien,  ist  falsch.  Mit  wachsendem  Alter 
nimmt  übrigens  die  Widerstandskraft  gegen  kühlere  Bäder  zu,  er- 
reicht früher  oder  später,  zwischen  dem  11.  und  16.  Lebensjahre, 
ihren  Höhepunkt,  um  dann  kürzere  oder  längere  Zeit  auf  demselben 
zu  bleiben  und  endlich,  je  nach  der  Konstitution  und  je  nach 
der  Lebensweise,  wieder  zu  sinken.  Ich  sage  je  nach  der  Konstitution 
nnd  je  nach  der  Lebensweise.  Es  scheint,  dafs  der  reichliche 
Genu&  von  gegorenen  Getränken  die  Widerstandsfthigkeit  schwächt; 
schon  bei  den  alten  Römern  galt  das  Ausbleiben  •  junger  Leute  vom 
den  kalten  Flnfsbädem,  welche  sie  sonst  besucht  hatten,  für  ein 
Zeichen,  dafs  sie  sich  dem  Trünke  und  der  Völlerei  ergaben.  Wie 
lange  darf  man  in  der  Zeit  der  vollen  Widerstandsfähigkeit  im 
Herbste  fortbaden?  Wie  weit  kann  die  Temperatur  des  Wassers 
gesunken  sein,  ehe  man  die  regelmäßigen,  wenn  auch  nicht  täglichen 
Bäder  aussetzt?  Ich  entsinne  mich,  dafs  in  Stralsund  Schüler  des 
Obergymnasiums  noch  bei  10^  R.  Wassertemperatur  in  der  See 
badeten.  Man  sprang  ins  Wasser,  machte  einige  Schläge  und  beeilte 
sich,  wieder  herauszukommen,  sich  rasch  abzutrocknen  und  sich 
zu  bekleiden.  Das  hatte  für  die  meisten  keine  üblen  Folgen. 
Einer  oder  der  andere  aber  bekam  einen  Schnupfen  oder  Schmerzen 
beim  Schlingen,  und  dies  war  denn  auch  für  die  übrigen  das  Signal 
zum  Abbruch  der  Saison.    Es  waren  freilich  früher  auch  Fälle  vor* 


367 

gekommen,    in    denen    ein    Gymnasiast,    wie    das    auch   anderswo 
geschehen  ist,    im  Winter   ein  Loch  ins  Eis  hieb    nnd  durch   das- 
selbe ins  Wasser  stieg«   Einen  solchen,  von  dem  es  mir  von  Leuten, 
die  ihn  in  der  Jagend  gekannt  hatten,  erzählt  worden  ist,  habe  ich 
sp&ter  als  Mann  von  etwa  50  Jahren  gesehen  und  kann  bezeugen, 
dafs  er  davon  keinen  bleibenden  Schaden  genommen  hatte.   Es  sind 
ja  auch  zahlreiche  Fälle  bekannt,  in  denen  Leute  durch  Einbrechen 
des  Eises   ins  Wasser  fielen,    viele  Minuten    darin   lagen,    bis   sie 
herausgezogen  werden   konnten,   und   ohne  Krankheit  davonkamen. 
Aber  ich   halte    doch    dergleichen   eiskalte   Bäder   fOr  Ausgeburten 
eines    frevelhaften  Übermutes.     Bäder   unter   14^  R.  =  17,5^  C. 
soll   man   auch   mit  älteren  Knaben   nicht   aufsuchen,    sobald  man 
besser  temperierte  finden  kann;   und  wenn  man   solche  aufsucht,  so 
soll  man  sie   nur   sehr  kurze  Zeit   in   denselben    verweilen   lassen. 
Das  wird  freilich    manchem  als  zu  weichlich    erscheinen,    aber  die 
Ansichten  der  Ärzte   haben  sich  in  diesem  Punkte   in  neuerer  Zeit 
geändert.     In  den    englischen  Nordseebädem    wird  von    den  ener- 
gischen und  abhärtungsfrendigen  Landesangehörigen  im  Herbste  noch 
bei   ziemlich  tiefen  Temperaturen   gebadet.     Nun  fanden  vor  einer 
Reihe  von  Jahren  dortige  Ärzte  im  Urin  einzelner  solcher  Badegäste 
Eiweils  und  stellten  fest,    dafs  es  wieder  verschwand,  nachdem  die 
Bäder    eingestellt    waren.     Ich  will   nun    den   günstigsten  Fall   an- 
nehmen, dafs  die  Erscheinung  nur  Folge  der  stark  veränderten  Blut- 
verteilung  und  des  dadurch   bedingten   höheren  Blutdruckes   in  den 
Nierengefälsen  war;   aber  der  Abgang   von  Eiweifs  mit   dem  Harn 
bleibt  doch   an    und  fOr  sich    etwas   so  Unhygienisches,    dalis    kein 
Arzt  es  verantworten  wird,  denselben  mutwillig  hervorzurufen.     Bei 
kalten  Bädern  mulB  man  also  von  Zeit  zu  Zeit  den  Harn  auf  Eiweifs 
untersuchen   lassen   und,  falls  solches    in  demselben    erscheint,  die 
Bäder  sogleich  einstellen.     Aufserdem  hat  man  zu  beachten,  ob  die 
Knaben  im  Wasser  über  Frost  klagen   und  nach  dem  Bade  schwer 
und  erst  durch  angestrengte  Bewegung  wieder  warm  werden.   Solche 
Knaben    soll  man  nur  kurze  Zeit  im  Wasser  lassen,    eventuell  die 
Bäder  ganz  aussetzen.   Ich  sage  solche  Knaben,  denn  für  Mädchen 
eignen  sich  Bäder    von  so   tiefer  Temperatur    überhaupt   nicht.     In 
dem  Alter,  in  welchem  die  Knaben  die  gröfste  Widerstandsfähigkeit 
erlangen,    kann    man    bei  'den    Mädchen    schon   den    Eintritt    der 
Mannbarkeit    erwarten,    und  das  bedingt    ganz    besondere  Vorsicht. 
In  dieser  Zeit  sollte  man  dieselben  nie  unter  20^  C.  =  16^  R.  baden 
lassen,  und  wenn  die  Periode   einmal  eingetreten  ist,   so  mufs  man 
schon  zwei  Tage  früher,   als  sie  wieder   zu  erwarten  ist,   und  noch 
drei  Tage,    nachdem   sie    vollständig    verschwunden   ist,    die  Bäder 
aussetzen.     Durch   unzeitige  oder  zu  kalte  Bäder,  ja  durch  blo&es 


368 

Fnfswaschen  ist  beim  weiblichen  Greschlechte  schon  viel  Unheil  an- 
gerichtet worden. 

Der  Einflnrs  des  Badfahrens   auf  das  Herz  wird  von 

GEOBaE  Hebschel  in  „The  Lancet"  besprochen.  Das  Bicycle- 
fahren  ist  deshalb  gefährlicher,  als  mancher  andere  Sport,  woü  es 
öfter  in  Yersnchnng  ftlhrt,  die  Eörperkrftfte  ttberrnftfeig  in  Ansprach 
zn  nehmen.  So  bei  dem  forcierten  Schnellfahren,  dem  Bergaaf- 
fahren  u.  s.  w.  Zu  warnen  sind  nur  diejenigen  Radfahrer,  welche 
den  Sport  zn  ihrem  Vergnügen  betreiben,  denn  die  professionellen 
Renner  opfern  einfach  ihre  Gesundheit.  Die  schädlichen  Folgen, 
welche  die  Übertreibung  bei  den  Bicyclisten  für  das  Herz  mit  sich 
bringt,  sind  mehrfacher  Art.  Zunächst  einfache  YergrOfsernng  des 
Herzmuskels.  Hat  dieselbe  nicht  allzu  lange  bestanden,  so  kann  sie 
sich  wieder  zurttckbilden.  Im  entgegengesetzten  Falle  wird  nach 
dem  Aussetzen  der  sportlichen  Übungen  das  Herz  für  die  nunmehr 
geringeren  Arbeitsleistungen  sich  geradeso,  wie  beim  Athleten,  zu 
grofs  erweisen;  es  wird  zu  Störungen  in  seiner  Thätigkeit,  zn 
Klappenfehlern  oder  zu  Herzfleischdegeneration  kommen.  Eine  zweite 
Gruppe  von  Radfahrern  erkrankt  an  akuter  Erweiterung  des  Herzens. 
Ihr  sind  besonders  ältere  Personen  unterworfen,  deren  Herz  nicht  im 
Stande  ist,  die  geforderte  Mehrleistung  aufzubringen.  Der  Ausgang 
kann  entweder  Genesung  oder  Bildung  eines  Klappenfehlers  sein. 
Die  Klappenfehler  verlaufen  dann  in  der  gewöhnlichen  Weise.  Endlich 
beobachtet  man  eine  Reihe  von  leichteren  Störungen  des  Herzens, 
die  sich  als  rein  funktionelle  bezeichnen  lassen:  Herzklopfen,  Kurz- 
atmigkeit, Empfindung,  als  ob  das  Herz  plötzlich  stille  stehe,  ein 
GefQhl  der  Schwere  in  der  Magengrube,  unterbrochene  Herzthätig- 
keit,  Herzbeklemmung.  So  kann  dieser  Sport,  der  gewifs  zu  den 
gesundesten  gehört  und  mit  Recht  auch  von  vielen  Schülern  gepflegt 
wird,  verderblich  wirken.  Als  Yerhtttungsmittel  hiergegen  sind  zu 
empfehlen:  1.  der  Gebrauch  niedriger  Transmissionsräder;  2.  auf- 
rechte Körperhaltung  während  der  Fahrt ;  3.  entsprechende  Nahrung 
bei  derselben  und  Vermeidung  von  Muskelgiften,  wie  Beef-tea; 
4.  Vermeidung  von  Kola-  und  Cocaprftparaten,  welche  das  Geftdil 
der  Ermüdung  verhindern  sollen;  5.  sofortige  Unterbrechung  der 
Fahrt,  wenn  Kurzatmigkeit  oder  unangenehme  Empfindungen  in  der 
Brust  eintreten. 


I 


359 


Cit0es9ef4|i(^tH(^es« 


Die  LekrerbilduiigsaiistBlt  des  deHtschea  Vereins  Ar 
Knabettiandarbeii  ia  Leipiig  soll  nach  den  „BL  f.  Shabhdarbt "" 
unter  Belassong  der  seitherigen  Anfiängskorse  von  1896  ab  zn  einer 
Centrallehrerbüdnngsanstalt  aosgebant  werden.  Der  Rat  der  Stadt 
Leipzig  macht  das  Anerbieten,  ein  Gebäude  hierfür  nach  den  vom 
deutschen  Verein  anzugebenden  Bedürfnissen  zn  bauen,  nnd  es 
wurde  ein  Vertragsentwurf  hierüber  von  dem  Vorstande  des  Vereins 
angenommen.  Auch  in  diesem  Jahre  werden  übrigens  wieder  eine  Anzahl 
Ton  Kursen  zur  Ausbildung  von  Lehrern  des  Arbeitsunterrichtes  in  der 
Leipziger  Anstalt  stattfinden.  Den  Teilnehmern  an  denselben  stehen 
folgende  Fächer  zur  Wahl:  Arbeiten  in  der  Vorstufe  des  Hand- 
fertigkeitsunterrichts, Papparbeit,  Hobelbankarbeit,  ländliche  Holz- 
arbeit, Holzschnitzerei,  Metallarbeit,  Formen  in  Thon  und  Plastilina, 
Obst-  nnd  Gartenbau,  Glasbereitung  beim  Herstellen  von  physi- 
kalischen Apparaten.  Der  erste  Kursus  wird  vom  27.  Juni  bis 
31.  Juli  abgehalten,  der  zweite  vom  1.  August  bis  4.  September, 
der  dritte  vom  5.  September  bis  9.  Oktober.  Anmeldungen  sind 
zu  richten  an  Direktor  Dr.  W.  Götzb  in  Leipzig,  An  der  Pleifse  2  E, 
der  auch  jede  nähere  Auskunft  erteilt. 

Allgeraeine  Ansatellniig  f&r  Sport,  Spiel  nnd  Turnen  in 
Berlin«  Vom  1.  Juni  bis  31.  August  d.  Js.  soll  im  alten  Reichs- 
tagsgebäude zu  Berlin,  wie  die  y^Btsch.  lumjsig.**  berichtet,  eine 
Ausstellung  für  Sport,  Spiel  und  Turnen  stattfinden,  die  einen  recht 
bedeutenden  Umfang  anzunehmen  verspricht  und  gewils  auf  das  leb- 
hafteste Interesse  aller  Freunde  der  Leibesübungen  rechnen  darf. 
Welche  Vielseitigkeit  die  Ausstellung  zeigen  wird,  ist  aus  nach- 
stehendem Gruppenverzeichnisse  zu  ersehen.  Gruppe  1,  Turnen: 
Geräteturnen,  Tumspiele,  Heilgymnastik;  Gruppe  2,  Fechten; 
Gruppe  3,  Wassersports:  Rudern, Segeln, Schwimmen;  Gruppe  4, 
Radfahren;  Gruppe  5,  Touristik:  Wandern, Bergsteigen u.s.w.; 
Gruppe  6,  Rasen-  und  Gartenspiele:  Lawn-Tennis,  Cricket, 
Base-Ball,  Foot-Ball,  Golf,  Croquet,  Boccia,  Kegelspiel,  Rollschuh- 
laufen u.  s.  w. ;  Gruppe  7,  Wintersports:  Eislaufen,  Eissegeln, 
Schneeschuhlaufen,  RennwoLQaufen;  Gruppe  8,  Reiten  und 
Fahren;  Gruppe  9,  Jagd-  und  Schiefssport  (auch  Bogen- 
8cfaie(sen  u.  a.),  Angelsport;  Gruppe  10,  Luftschiffahrt 
(auch  Flugapparate);  Gruppe  11,  Zimmerbewegungsspiele: 
Billard   u.  a.;     Gruppe    12,    Sporthekleidung    aller    Art; 


360 

Gruppe  13,  Sportlitteratur :  Bücher,  Zeitschriften, Karten u. s.w.; 
Grnppe  14,  Verschiedenes.  Vorsitzender  des  engeren  Komitees 
ist  Dr.  Gebhabdt,  dem  Priyatdocent  Dr.  Rbinhabdt  nnd  Graf 
SCHULENBUBG,  fflJls  dicsc  die  Wahl  annehmen,  zur  Seite  stehen 
werden.  Dieses  Komitee  wird  durch  einen  erweiterten  Ansschnis, 
welcher  das  Recht  der  Znwahl  besitzt,  in  seinen  Beratungen  nnd 
Arbeiten  unterstützt.  Die  Gruppe  Turnen  vertreten  im  Ausschusse 
Rechnungsrat  Baueb,  Professor  Eckleb,  Taubstummenlehrer  Pülweb, 
Studiosus  Pfbifeb,  städtischer  Tumwart  Schböeb,  Tumgerftte- 
fabrikant  Zahk  und  Dr.  Eweb;  letzterer  wird  der  heilgymnastischen 
Abteilung  vorstehen.  Als  Ehrenförderer  der  Ausstellung  haben  ihre 
Mitwirkung  Schulrat  Professor  Dr.  Euleb  und  Gymnasialprofessor 
Wagneb  zugesagt.  Professor  Dr.  Ed.  Angebstein  soll  noch  als 
Ehrenförderer  gewonnen  werden.  Das  Komitee  beabsichtigt,  während 
der  Ausstellung  durch  belehrende  Vorträge  den  Wert  und  die  Bedeutung 
des  Turnens,  Spiels  und  Sports  in  weiteren  Kreisen  bekannt  zu  machen, 
sowie  auch  durch  turnerische  Sport-  und  Spielfeste  den  körperlichen 
Übungen  eine  gröCsere  Volkstümlichkeit  zu  verschaffen. 

Die  jfingste  Influenzaepidemie  in  Wien  mit  besonderer 
Rflcksicht  anf  die  Scholjngend.  Auch  in  diesem  Jahre  hat  wieder 
eine  Influenzaepidemie  in  Wien  geherrscht.  Wie  „D.  österr.  Sanität»- 
toes.**'  berichtet,  fiel  der  Beginn  derselben  auf  Ende  Februar,  der 
Höhepunkt  auf  Mitte  März,  während  das  Erlöschen  auf  Ende  März 
zu  verlegen  ist.  Das  Symptomenbild  setzte  sich  auch  diesmal  aus 
den  bekannten  Erscheinungen  zusammen.  Bei  weitem  überwiegend 
waren  Katarrhe  der  Schleimhaut  der  Atmungswege,  die,  öfter  Ton 
einem  Schüttelfrost  eingeleitet,  mit  mäfsigem  Fieber,  heftigem 
Kopfweh,  Schmerzen  im  Kreuz,  im  Rücken  und  in  den  Extremitäten 
einhergingen ;  dabei  bestand  hochgradige  Abgeschlagenheit  mit  Tölligem 
Appetitmangel.  Das  plötzliche  Auftreten  und  die  rasche  Steigerung 
der  Krankheit  waren  Ton  einem  ebenso  raschen  Abfall  gefolgt,  nur 
blieb  fast  stets  während  der  Rekonvalescenz  eine  auffallende  Mattig- 
keit bei  sonstigem  Wohlbefinden  zurück.  Die  nervös-gastrische  Form 
trat  nicht  primär,  sondern  meist  sekundär,  und  zwar  fast  aus- 
schlieljslich  bei  Kindern  auf.  In  einzelnen  Fällen  standen  jedoch 
die  nervösen  Erscheinungen  im  Vordergrund,  es  kam  zu  Trigeminus- 
neuralgien,  Migräne,  Himhautreizung  und  Delirien.  Eine  Übertragung 
von  Person  zu  Person  wurde  nicht  mit  Sicherheit  beobachtet,  da- 
gegen das  fast  gleichzeitige  Erkranken  von  Individuen,  die  sich  unter 
denselben  äufseren  umständen  befanden.  So  kamen  in  der  bekannten 
Erziehungsanstalt  des  k.  k.  Theresianums  18  Fälle  bei  den  Zög- 
lingen vor.  Im  übrigen  trat  die  Influenza  unter  den  Schulkindem 
sehr   selten    auf,    wie  dies  fast  allgemein  von  den  Ärzten  hervor- 


361 

gehoben  wurde.  Es  machte  sich  auch  in  der  That  gar  kein  Einflnifl 
der  Krankheit  auf  den  Schulbesach  geltend,  and  Schulschlielsangen 
wurden  nicht  erforderlich;  ebensowenig  traten  Erkrankungen  in  den 
städtischen  Waisenhftasem  auf.  Eelatiy  öfter,  jedoch  meist  leicht 
erkrankten  die  Kinder  nnter  fünf  Jahren;  bei  ilmen  handelte  es  sich 
in  der  Regel  nm  Erscheinungen  Ton  selten  des  Magens  und  Dann- 
kanals. 

Erriehtung  eines  Lehrerheims  in  Schreiberhan  im  Biesen- 

gebirge«^  Zu  Hirschberg  in  Schlesien  beschloß  eine  Yon  zahhreichen 
Vereinen  beschickte  Lehrerversammlnng  die  Errichtung  eines  deutschen 
Lehrerheims  in  Schreiberhau.  Zugleich  wurde  die  Gründung  einer 
zweiten  ähnlichen  Anstalt  ün  Westen  Deutschlands  angeregt. 

Die  hygienisehe  Abteilung  der  Schweixerisclien  Landes- 
ansstellnng  in  Genf  1896  wird  durch  die  Gruppe  37  gebildet. 
Zu  ihr  gehört,  was  sich  auf  Unterricht,  Sanit&tsgesetzgebung,  Boden, 
Luft,  Wasser,  Wohnhaus,  Kleidung,  Hautpflege,  Leibesübungen,  Er- 
nährung, Bekämpfung  der  Infektionskrankheiten,  Hygiene  des  Kranken, 
Gesundheitspflege  des  Kindes,  Schul-,  Gewerbe-,  Mflitär-  und  Verkehrs- 
bygiene  bezieht.  Anmeldungen  sind  an  den  Präsidenten  der  Gruppe  37, 
I^fessor  Dr.  Yinoent  in  Genf,  oder  an  den  Yicepräsidenten,  Di- 
rektor Dr.  Schmidt  in  Bern,  zu  richten. 

Nordamerikaniseke  Gesetzesyorlage  wegen  Absehafhing 
der  Lebensverrichernng  von  Kindern  nnter  10  Jahren.    In 

den  Legislaturen  der  Staaten  Massachusetts  und  Kew  York  ist,  wie  wir 
der  j,  Manch,  med.  Wochschr.^  entnehmen,  eine  GesetzesTorlage 
eingebracht  worden,  welche  die  LebensTcrsicherung  von  Kindern 
unter  10  Jahren  yerbietet.  Die  Notwendigkeit  eines  solchen  Ver- 
botes hat  sich  dadurch  ergeben,  dafs  das  Yersichertsein  der  Kinder 
fast  immer  einen  deletären  Einfluis  auf  dieselben  austtbte ;  die  Yer- 
sicherungssunmie  war  geradezu  eine  Prämie  für  die  Beseitigung  des 
yersioherten  Kindes.  Das  Gesetz  soll  demnach  eine  verbrecherische, 
wie  es  scheint,  jedoch  häufig  geflbte  Mafsnahme  abstellen. 

Tod  eines  Knaben  dnreh  ünTorsiclitigkeit  eines  Fort- 
bUdungssehfilers  beim  Steinstofsen.  Die  „Bisch.  Tumetg.^ 
schreibt:  Vor  einiger  Zeit  übte  sich  ein  fünfisehigähriger  Fortbildungs- 
sditüer  in  einer  Stralse  von  Leipzig-Anger-Crottendorf  im  Heben 
eines  Ziegelsteins,  den  er,  wie  er  es  wahrscheinlich  von  Erwachsenen 
gesehen  hatte,  erst  einige  Male  hoch  stemmte,  ehe  er  ihn  in  die  Weite 
stiefs.  Schlieislich  warf  er  den  Stein,  ohne  sich  dabei  vorher 
ordentlich  umgesehen  zu  haben,  und  traf  unglücklicherweise  einen  in 
der  Nähe  stehenden  zehnjährigen  Knaben  so  an  den  Kopf,  dafe  dieser 


^  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1893,  No.  9,  S.  616—517.    D.  Red. 


362 

bewoMos  hinfiel  and,  ohne  wieder  zu  sich  gekommen  zn  sein,  nach 
Yerlaaf  weniger  Minuten  starb.  In  Leipzig  sieht  man  jetzt  öfter 
sehr  jugendliche  „Athleten^  in  ganz  planloser,  thörichter  und  leicht- 
sinniger Weise  mit  Hanteln,  Gewichten  und  Steinen  auf  freien  Pl&tzen, 
in  Gftrten  u.  dergl.  ohne  jede  Anfisicht  hantieren.  Möchten  die 
jungen  Leute  sich  lieber  einem  Tumyerein  anschliebai,  um  dort  zu 
lernen,  ihre  überschüssigen  Kräfte  zu  ihrem  Nutzen  und  ohne  Gefahr 
für  andere  zu  gebrauchenl 

Eine  Stiftung  ffir  FerienkoloBien  in  Drontheim.  Der 
Generalkonsul  Schwedens  und  Norwegens  in  Wien,  Karl  Neupeldt, 
der  Yor  etwas  über  dreifsig  Jahren  als  GroMändler  in  Drontheim 
ansässig  war,  hat  dieser  Stadt  die  Summe  von  10000.  Kron^i  als 
Legat  geschenkt,  dessen  Zinsen,  von  dem  11.  Dezember  1894  an 
gerechnet,  für  den  Aufenthalt  armer  Kinder  auf  dem  Lande  während 
der  Sommermonate  angewendet  werden  sollen.  Von  Herrn  Neufeldt 
ist  auch  früher  bei  mehreren  Gelegenheiten  in  gleich  aufopfernder 
Weise  gezeigt  worden,  dafs  er  ein  warmes  Herz  für  seine  norwegischen 
Landsleute  hat.  M.  K.  Hakonson-Hansen. 

Wie  y«rhftlt  sich  das  Kind,  freigelassen,  im  Sehnlhofe  nmi 
beim  Nachhansegehen?  Auf  diese  Frage  antwortete  Professor 
Dr.  Ranke  zu  München  kürzlich  in  einem  über  das  Spiel  nach 
seiner  physiologischen  Bedeutung  gehaltenen  Vortrage:  Es  tobt  und 
tollt,  bewegt  alle  seine  Glieder  möglichst  auf  einmal  und  energisch; 
es  schreit,  lärmt,  schlagt  und  rauft.  Darin  liegt  ein  Natui^esetz 
verborgen.  Die  Natur  selbst  strebt  die  Schädlichkeiten  der  Lebens- 
führung auszugleichen  durch  Anreizung  zum  gegenteiligen  Verhalten. 
Man  mufs  nur  den  Arbeitern  zusehen,  wie  sie  ihre  freie  Zeit  ge- 
nieisen,  welche  Vergnügungen  sie  aufsuchen:  Maurer  die  Ruhe, 
Schneider  den  Tanz.  Ganz  analog  verhält  sich  das  Kind,  und  es 
gelingt  ihm  rasch,  die  Schulschädlichkeiten  zu  beseitigen.  Sehen 
Sie  sich  die  nach  Hause  eilenden  Kinder  an,  die  roten  Gesichter, 
die  heifsen  Backen  unter  den  freudestrahlenden  Augen;  wie  vor- 
trefflich sorgen  sie  durch  Geschrei  für  energisch  gesteigerte  Atmung/ 
wie  ist  jetzt  jede  Faser  in  Spannung,  und  nun  zählen  Sie  die  Herz- 
schläge und  Atemzüge.  Wie  suchen  die  Kinder  durch  energisches» 
männliches  Auftreten  und  gute  Haltung  einander  zu  imponieren. 
Diese  Selbsth^luDg  des  Kindes  von  den  Schulschädlichkeiten  hat  die 
Pädagogik  nachzuahmen.  Sie  hat  alle  die  Heilmomente,  die  hier 
geboten  werden,  zu  benutzen,  ohne  die  eventuellen  Schädlichkeiten, 
welche  ans  dem  ungezügelten  Treiben  ungezogener  Jungen  sich  er- 
geben können.  Das  Turnen  dient  zum  grolsen  Teil  diesem  Zweck. 
Durch  gesteigerte  Muskelaktion  und  methodische  Bethätigung  der 
Muskelleistungen  mit  möglichst  allen  Körperteilen  werden  viele  der 


363 

SchalschftdliGhkeiten  bekämpft,  aber  erst  das  Tarnspiel  ersetzt  dem 
Kinde  alles  das,  was  ihm  die  Lust  der  freien,  selbstgew&hlten  Bewegung, 
aber  letztere  nicht  ganz  ohne  Gefahren,  gewährt.  Das  Tnmspiel 
Binfs,  wo  möglich  1.  im  Freien  stattfinden;  2.  unter  Gesang  und 
Geschrei,  Hurrarufen;  3.  unter  voller  Bethätigung  des  Bewegungs- 
tiiebes,  auch  des  Triebes  zum  Schlagen;  4.  zur  Freude  der 
Spielenden. 

Das  neue  Gtbäude  der  Bealsehiito  in  zu  HannoTen 

(ffierzu  Tafel  H,  HI,  IV.)  Das  in  den  Jahren  1 893—94  errichtete, 
an  der  Tellkampfstrafse  gelegene  Gebäude  der  Realschule  III  in 
Hannover  ist,  wie  wir  dem  jüngsten  Jahresberichte  der  Anstalt  ent- 
nehmen, ein  einfacher,  aber  geschmackvoller  Ziegelrohbau  von  drei 
Stockwerken.  Ein  steinerner,  wappenhaltender  Löwe  bildet  die 
Bekrönung  des  Hauptgiebels.  Der  durch  den  Haupteingang  in  den 
«twas  vorspringenden  Mittelbau  Eintretende  gelangt  znierst  in  eiüe 
Eingangshalle,  deren  Kreuzgewölbe  durch  zwei  Säulen  getragen  wird, 
and  von  da  Aber  eine  breite  siebenstufige  Treppe  in  den  Flur  des 
Erdgeschosses.  (Siehe  Tafel  IL)  Die  Rückseite  des  Mittelbaues 
wird  in  allen  drei  Stockwerken  durch  das  Treppenhaus  eingenommen, 
das  mit  einem  ein&chen  Tonnengewölbe  abschlielät  und  ausreichendes 
Licht  von  dem  Schulhofe  her  erhält.  Von  jedem  Geschofs  aus  führt 
eine  3  m  breite  Mitteltreppe  nach  oben,  teilt  sich  in  halber  Höhe 
in  zwei  Seitentreppen  von  2  m  Breite  und  mündet  so  auf  den  fol- 
genden Flur.  Dem  Eingang  gegenüber  liegt  der  Hauptausgang  nach 
dem  Schulhof,  zu  dem  von  dem  Flur  aus  zwei  ebenfalls  siebenstufige 
Treppen  hinabführen.  Rechts  von  diesem  Ausgange  befindet  sich  die 
20  m  lange  und  10  m  breite  Turnhalle,  die  im  Gebäude  selbst  Platz 
gefunden  hat,  aber  auch  vom  Hofe  aus  durch  einen  besonderen  Ein- 
gang erreicht  werden  kann.  Ein  kleiner  Nebenraum  dient  zur 
Aufbewahrung  einiger  Geräte  und  als  Ankleideraum  für  die  turnenden 
Knaben.  Geht  man  den  Flur  des  Erdgeschosses  nach  links  entlang, 
so  kommt  man  an  vier  Klassenzimmern  vorbei  zu  einem  zweiten 
Ausgang  nach  dem  Scfaulhof.  Er  führt  zugleich  zu  den  Abort- 
anlagen, die  sich  an  der  Seite  des  Schulgebäudes  entlangziehen 
und  durch  einen  geschlossenen  Vorraum  mit  ihm  in  Verbindung 
stehen.  Den  Rest  des  Erdgeschosses  nimmt  die  Wohnung  des  Schul- 
vogts ein.  Das  erste  Obergeschofs  (siehe  Tafel  HI)  enthält  das 
Direktor-  und  das  Lehrerzimmer,  fünf  Klassenräume  und  die  über 
der  Turnhalle  liegende  und  daher  in  ihren  Abmessungen  mit  dieser 
übereinstimmende  Aula.  Die  nötige  Höhe  für  dieselbe  (6,96  m)  ist 
dadurch  erreicht,  dafs  man  sie  bis  zur  halben  Höhe  des  zweiten 
Obergeschosses  durchfQhrte.  Der  im  Renaissancestil  gehaltene,  hell- 
farbige Saal  mit  seinen  grofsen  Bogenfenstern  macht  einen  überaus 


364 

freundlichen  Eindmck.  An  der  rechten  Schmalseite  der  Aula  steht 
vor  einer  gemalten  Wandnische  eine  farbige  Nachbildimg  der 
Hannovera,  die  am  Erweitemngsbaa  des  alten  Rathauses  Platz  ge- 
fanden hat.  Bflsten  des  Kaisers  und  der  Kaiserin  schmücken  neben 
ihr  die  Wand,  von  der  Decke  hängen  zwei  grobe  Gaskronen  in 
kunstvoller  Schmiedearbeit  herab,  ein  Podium  mit  Harmonium  und 
Lesepult,  sowie  geschnitzte  Stflhle  aus  Eichenholz  vervollstftndigen 
die  Einrichtung.  Das  zweite  Obergeschofs  (siehe  Tafel  lY)  enthalt 
je  ein  Unterrichtszimmer  für  Naturbeschreibung,  Physik  und  Chemie, 
zwei  Sammlungs-  und  Arbeitsräume  für  die  letzteren  beiden  und 
noch  drei  Klassenzimmer.  Eine  einfache  Treppe  ffthrt  weiter  hinauf 
zu  den  Bodenräumen  und  in  halber  Höhe  zum  Zeichensaal,  der 
mit  einem  kleineren  Nebenzimmer,  welches  als  Singzimmer  benutzt 
wird,  zusammen  die  Gröfse  der  Aula  hat.  Ober  der  er  liegt.  Das 
Bodengeschofs  endlich  enthält  au&er  den  eigentlichen  Bodenräumen 
in  dem  Vordergiebel  die  Büchersammlung  der  Anstalt.  Die  Klassen- 
zimmer haben  alle  eine  Höhe  von  4,35  m  und  eine  Länge  von  8,5,  bezw. 
9  m  bei  einer  Breite  von  7  m.  Die  Erwärmung  geschieht  durch 
Centralluftheizung,  deren  4  Luftkammem  und  Heizanlagen  im  Keller- 
geschofe  untergebracht  sind.  Die  Temperatur  wird  durch  besondere 
Signalthermometer  reguliert,  welche  bei  zu  grofeer  oder  zu  geringer 
Erwärmung  einen  im  KeUer  angebrachten  elektrischen  Signu« 
apparat  in  Bewegung  setzen.  Als  Sitzbank  für  die  Schüler  wurde 
die  sogenannte  Hannoversche  Schulbank  (Habbies  -  Spellicamn) 
gewählt,  und  zwar  in  zweisitziger  Ausfährung.  Die  Kasseler  Schall* 
tafel,  der  KÖNiasche  Kartenschoner,  sowie  ein  erhöhter  Sitz  für  den 
Lehrer  vervollständigen  die  Einrichtung  der  Klasse.  Das  Zeichen 
zum  Beginn  und  Schlufs  des  Unterrichts  wird  durch  elektrische 
Glocken  gegeben,  die  auf  jedem  Flur  angebracht  sind.  Die  Gränge 
haben  eine  Länge  von  42  m,  eine  Breite  von  3^/s  m.  Ihr 
Licht  erhalten  sie  durch  das  Treppenhaus  und  durch  grolse  Fenster, 
die  an  beiden  Enden  angebracht  sind.  Der  Bodenbehig  besteht 
aus  hellen  und  dunklen  Mettlacher  Fliesen,  die  Decke  ist  gewülbt 
Trinkwasser  ist  auf  jedem  Flur  vorhanden.  Das  Schulgebäude  ist 
ein  sogenanntes  zweiseitiges,  d.  h.  die  Klassenräume  sind  auf  beide 
Seiten  eines  Mittelganges  verteilt.  Die  Treppen  sind  in  Eisen  aus- 
geführt; ihr  Belag  besteht  an  den  Seiten  aus  Stein,  in  der  Mitte 
aus  sogenanntem  Steinholz  (Xylolith).  Die  Kosten  des  Baues  und 
der  inneren  Einrichtung  betragen  300  000  iL 

KSatners  Schnltafel  aus  Glas,  Köstners  Reformschultafel- 
aktiengesellschaft in  Augsburg  bringt  demnächst,  wie  wir  der  y^Kathol. 
Schuljstg.^  entnehmen,  eine  aus  zwei  eng  miteinander  verbundenen 
Glasscheiben  bestehende  Schreibtafel  auf  den  Markt,  welche  auf  den 


365 

ersten  Blick  von  einer  Schiefertafel  kaom  zu  unterscheiden  ist. 
Diese  in  vielen  Staaten  patentierte,  nicht  teore  Glastafel  nutzt  sich 
wegen  der  Härte  des  Materials  nicht  ah,  erhftlt  dem  Kinde  angeblich 
eine  leichte,  flüchtige  Hand  und  erleichtert  so  den  Übergang  zum 
Schreiben  mit  der  Feder,  während  sie  gleichzeitig  an  eine  zarte 
StifUbhmng  als  Vorbereitung  zum  Zeichnen  gewöhnt.  Die  Liniatur  liegt 
unter  der  mattierten  Glasfläche  und  bleibt  deshalb  unverändert. 
Einige  tausend  Tafeln  sind  schon  seit  8 — 10  Monaten  in  Grebrauch 
und  sollen  sich  gut  bewährt  haben.  Köstnebs  Reformtafel  wird 
vorläufig  nur  in  dunkler  Schieferfarbe  geliefert,  soll  aber  in  kurzem 
auch  in  beliebigen  Farben,  wie  blau,  grttn,  rot  n.  s.  w.,  angefertigt 
werden;  weijse  Tafeln  werden  mit  Bleistift  beschrieben  und  mit 
Gummi  abgewischt.  —  uns  scheint  diese  Erfindung,  soweit  wir  nach 
der  Beschreibung  urteilen  können,  wenig  praktisch  zu  sein.  Zunächst 
ist  Glas,  falls  es  sich  nicht  etwa  um  Jenaer  Hartglas  handelt, 
ein  f&r  Schulkinder,  namentlich  jflngere,  viel  zu  zerbrechliches 
Material.  Sodann  verstehen  wir  nicht,  welchen  Zweck  blaue,  grttne 
oder  gar  rote  Tafeln  haben  sollen.  Für  das  Auge  am  zuträglichsten 
sind  noch  die  weifsen  Tafeln,  welche  mit  Bleifeder  beschrieben 
werden,  aber  auch  bei  diesen  hebt  sich  die  graue  Schrift  nicht  ge- 
nügend von  dem  Untergrunde  ab,  und  das  Wegwischen  der  letzteren 
mit  Gummi  ist  jedenfalls  ziemlich  umständlich. 

Noeh  einmal  die  angebliche  Gefihrliehkeit  des  Aner- 

aelieil  easgUUlelits.  Wie  wir  in  No.  4,  1895,  Seite  2S0— 231 
unserer  Zeitschrift  mitteilten,  wollte  Professor  Gb^hant  in  Paris 
gefunden  haben,  dab  die  Yerbrennungsgase  von  Auerlicht  beträcht- 
liche Mengen  des  giftigen  Kohlenoxydgases  enthielten.  Nach  dem 
^Gsdhtsmg,^  hat  nun  inzwischen  der  Genannte  der  französischen 
Akademie  der  Wissenschaften  einen  Bericht  über  seine  weiteren 
Untersuchungen  erstattet,  der  allerdings  anders  lautet,  als  der 
erste.  Hiemach  nämlich  hat  der  Pariser  Physiolog  ermittelt, 
daCs  die  Gefährlichkeit  des  Aunnschen  Gasglflhlichtes  keineswegs  in 
dem  Mabe  besteht,  wie  aus  dem  ersten  Berichte  vielleicht  ge- 
schlossen werden  könnte,  sondern  dais  dasselbe  nicht  mehr  Gefahren 
in  sich  birgt,  als  das  gewöhnliche  Gaslicht,  in  dessen  Yerbrennungs- 
produkten  ebenfalls  häufig  Spuren  von  Kohlenoxydgas  nachgewiesen 
worden  sind.  Gb^bhant  führte  seinen  neuen  Versuch  in  der  Weise 
aus»  dais  er  einen  kräftigen  Hund  sieben  Stunden  lang  in  einen 
hermetisch  geschlossenen  Raum  einsperrte,  in  welchem  ein  AuEBsches 
Gasglühlicht  brannte.  Nach  Verlauf  dieser  Zeit  wurden  in  100  ccm 
Blut  dieses  Tieres  0,15  ccm  Kohlenoxydgas  nachgewiesen.  Diese 
geringe  Menge  des  giftigen  Gases  entspricht  einem  Verhältnis  von 
0,0003%  Kohlenoxydgas  in  der  umgebenden,  dem  Atmungsprozesse 


366 

dienende  Luft  uid  ist  daher  ab^olot  obae  (Gefahr  für  die  Gesund'* 
heit.  Damit  siad  woU  alle  Zweifel  sentreut,  und  der  nieder* 
österreiohisolie  Landessanitfttsrat  eiUärt  daher  mit  Recht,  dafe  yq9 
hygieiiacber  Seite  gegen  die  Yerwendang  des  AuEBschen  QasglQh^ 
lichtes  ein  Einwand  nicht  zu  erheben  sei. 


!X»tli^(  )Qerftt0]tQ9en. 


AllerhSchster  Erlafs,  betreffend  die  Hebniig  des  Rudersports 

an  den  hSheren  Schalen  Berlins. 

Nachdem  der  Ton  Mir  zur  Hebnng  des  Rudersports  an  den 
höheren  Lehranstalten  Berlins  gestiftete  Wanderpreis,  bestehend  in 
einer  silbernen  altgotischen  Kanne  nunmehr  fertiggestellt  worden 
ist,  lasse  Ich  Ihnen  denselben  hierneben  zugehen.  Um  den  bei  den 
Schttlerregatten  interessierten  Kreisen  Gelegenheit  zur  Besichtigung 
des  Preises  zu  geben,  wünsche  Ich,  dals  derselbe  einige  Zeit  im 
Kunstgewerbemuseum  ausgestellt  werde.  Zugleich  veranlasse  ich  Sie, 
Mir  wegen  der  näheren  Bestimmungen  für  das  die^äbrige  Wettrudem 
demnächst  Vorschläge  zu  machen. 

Berlin,  den  27.  Januar  1895. 

(Gez.)  Wilhelm  R. 

An 
den  Minister  der  geistlichen  u.  s.  w.  Angelegenheiten. 

Ausschreiben  des  Ktniglieh  prenfsiscken  IlBterriebtsmimsters 
fttr  das  Wettmdern  der  ScbÜer  hftherer  Lehranstalten  Berliiia 

in  Jahre  1895. 

Berlin,  den  21.  März  1895. 

Infolge  der  von  Seiner  Msjestät  dem  Kaiser  und  König  mittelst 
Allerhöchsten  Erlasses  vom  16.  März  d.  Js.  erteilten  Genehmigang 
ermächtige  ich  das  Königliche  Provinzialschulkollegium  auf  Aexi 
Bericht  vom  6.  Februar  d.  Js.,  das  beiliegende  Ausschreiben  für 
das  Wettrudem  der  Schüler  höherer  Lehranstalten  Berlins  ia 
Jahre  1895  alsbald  zu  erlassen. 

Über  den  Verlauf  des  Wettrudems  sehe  ich  dem  Berichte  des 


367 

Königlichen  ProYinzialschalkollegiiiins  bis  zum   15.  Jnli  d.  Js.  ent* 
gegen. 

Der  Minister  der  geistlichen  n.  s.  w.  Angelegenheiten. 

(Gez.)  Bosse. 
An 
das  Königliche  Provinzialschalkolleginm 

ZQ  Berlin. 
U.  n.  643. 


Ausschreiben 
fflr  das  Wettrudern  der  Schüler  höherer  Lehranstalten 

Berlins  im  Jahre  1895. 

§  1- 

Das  Wettmdem  findet  am  15.  Juni  1895  nachmittags  in 
Gronau  statt     Die   zu  durchfahrende  Strecke  beträgt  ca.  1200  m. 

§2- 

Die    Zulassung     erfolgt    durch     das  Königliche    Provinzial- 

schulkollegium  für  die  Mark  Brandenburg.  Der  Meldungsschlufs  ist 

auf  den  15.  Mai,  der  Nennungsschlufs  auf  den  1.  Juni  festgesetzt. 

§3. 

Zugelassen  werden  Rudervereinigungen  an  den  höheren  Lehr- 
anstalten Berlins,  deren  Satzungen  vom  ProTinzialschulkollegium 
gq>rüft  und  genehmigt  worden  sind.  Sie  dürfen  nur  starten  in  vier- 
rienügen  Halbauslegergigs  (vergl.  Alinea  3,  §  3  der  Wettfahrten- 
bestimmungen des  deutschen  Ruderverbandes),  deren  Minünalbreite 
am  NuUspant,  tou  Aufsenkante  zu  Aufsenkante  gemessen,  0,85  m 
beträgt,  deren  Maximallänge  in  der  Wasserlinie  10  m  nicht  über- 
schreitet, deren  Kiel  durchweg  3  cm  vorsteht,  deren  Klinkerplanken 
in  der  Mitte  4  mm  vorspringen  und  in  regelrechter  Weise  verlaufen, 
bei  denen  ein  Faden,  auCsenbords  herumgelegt,  sämtliche  Planken 
berührt,  und  deren  Gewicht  0,4  des  Gewichts  der  Mannschaft  ein- 
schlielslich  des  Steuermanns  beträgt.  Für  geringfügige  Abweichungen 
von  diesen  Bestinunungen  kann  vom  Schiedsrichter,  bezw.  von  einem 
seinerseits  damit  betrauten  Sachverständigen  eine  entsprechende 
Mehrbelastung  angeordnet  werden. 

§4- 
Der   von   Seiner   Majestät   dem   Kaiser   und   König   gestiftete 
Pokal  ist  ein  Wanderpreis  und   geht  in  die  Verwahrung  deijenigen 


368 

Schule  über,  welcher  die  siegende  Mannschaft  angehört.     Der  Preis 
wird  in  der  Aula  der  betreffenden  Schale  aufgestellt. 

§5- 
Die  Amter  des  Starters,   Zielrichters,   Zeitnehmers  '«besetzt  der 

Vorstand    des  Berliner  Regattavereins.     Als  Schiedsrichter   fangiert 

der  Vorsitzende  des  Berliner  Regattavereins,  Herr  G.  Büxenstein. 

Proteste  können  nar  von  den  Direktoren,  bezw.  in   deren   Auftrage 

Yon  den  Protektoren,    niemals    von    den    Schülern    selbst   bei    dem 

Schiedsrichter  angebracht  werden. 

Erlars  des  Ktniglich  italieniselien  Ministeriiims  des  OffentlicheB 

Unterrichts 
bezfiglich  der  Infektionskrankheiten  in  Schulen. 

1.  £3  ist  bekannt,  dafs  das  h&ufige  Zusammenkommen  vieler 
Menschen  an  einem  und  demselben  Orte  in  verschiedener  Weise  die 
Verbreitung  von  Infektions-  und  parasitären  Krankheiten  begtinstigt. 
Die  Gefahr  ist  gröber  in  Schulen  als  anderswo,  einmal  wegen  des 
zarten  Alters  der  Zöglinge  und  sodann,  weil  die  Räume  nicht  immer 
den  Anforderungen  der  Hygiene  gemäls  gebaut  und  gehalten  sind.  Es 
erscheint  daher  von  gröfster  Wichtigkeit,  die  besonderen  Merkmale 
der  Infektionskrankheiten,  sowie  die  einfachsten  Mittel,  um  deren 
Verbreitung  zu  verhindern,  gründlich  zu  kennen. 

Die  übertragbaren  Krankheiten,  welchen  die  Kinder  besonders 
unterworfen  sind,  lassen  sich  in  zwei  Gruppen  einteilen. 

Die  erste  davon  umfafst  diejenigen  Krankheiten,  welche  sich 
durch  Fieber  und  andere  schwere  Symptome,  wie  Kräfteverfall, 
heftiger  Kopfschmerz  u.  s.  w.,  äufsem  und  die  Schüler  verhindern,  die 
Schule  zu  besuchen.  Hierher  gehören  hauptsächlich:  Diphtheritis  und 
Krupp,  Scharlach,  Masern,  Keuchhusten,  Blattern  und  Wasserblattem, 
Mumps,  Rose,  typhöses  Fieber  und  Ruhr. 

Die  zweite  Gruppe  schliefst  diejenigen  Krankheiten  ein,  welche  dem 
Schüler  den  Besuch  der  Schule  gestatten,  aber  ihn  zum  Gegenstande  der 
Gefahr  für  die  anderen  mit  ihm  in  Berührung  kommenden  Schüler 
machen.  Hier  sind  zu  nennen:  die  Tuberkulose  m  ihren  verschiedenen 
Formen,  als  Tuberkulose  der  Lunge,  der  Drüsen,  der  Knochen  (Skrofeln), 
der  Haut  (Lupus)  und  der  Eingeweide,  die  ansteckenden  Augen- 
entzündungen,  Grind,  Krätze  u.  s.  w. 

2.  Vorbeugungsmittel  oder  Schulprophylaxe  bei  akuten  In- 
fektionskrankheiten : 

Die  fundamentale  Mafsregel  dieser  Verhütung  ist  zunächst  der 
Ausschlufs  derjenigen  Schüler  und  Lehrer  vom  Schulbesuche,  in 
deren  Familien  solche  Krankheitsfälle  vorgekommen  sind. 


369 

Ansschüelsangeii  von  der  Schule: 

A.  Jeder  Schüler,  bei  dem  die  ersten  Symptome  einer  akuten 
Infektionskrankheit  oder  auch  nur  der  Verdacht  auf  eine  solche  in 
die  Erscheinung  treten,  mu&  unverzüglich  aus  der  Schule  entfernt 
und  zu  seiner  Familie  mit  der  Aufforderung  zurückgeschickt  werden, 
ihn  ärztlich  untersuchen  zu  lassen. 

B.  In  allen  übrigen  Fällen  wird  der  Ausschluß  vom  Schul- 
besuche durch  die  Anmeldung  irgend  eines  Falles  von  akuter  In- 
fektionskrankheit des  Schülers  oder  eines  Mitgliedes  seiner  FamiliCi 
sei  es  bei  dem  Schulvorstande,  sei  es,  wo  eine  Schulleitung  vorhanden, 
bei  dem  Schulvorsteher  oder  dem  Lehrer  begründet. 

Die  Anzeige  bei  dem  Schulvorstande  oder  dem  Lehrer  mu£s 
seitens  der  städtischen  Behörde  erfolgen,  welcher  die  Ärzte  bereits 
verpflichtet  sind,  jeden  Fall  einer  in  ihrer  Praxis  vorkommenden 
Infektionskrankheit  zu  melden. 

Es  wird  die  Aufgabe  der  städtischen  Behörde  sein,  zu  er- 
mitteln, ob  der  Befallene  eine  Schule  besucht  und  ob  sich  in  dessen 
Familie  Geschwister,  welche  gleichfalls  die  Schule  besuchen,  befinden, 
in  welchem  Falle  sofortige  Anzeige  bei  der  betreffenden  Schulleitung 
zu  erfolgen  hat. 

C.  Jeder  von  einer  akuten  Infektionskrankheit  betroffene  Schüler 
oder  Lehrer  wird  nicht  eher  wieder  in  die  Schule  zugelassen,  als 
bis  jedwede  Gefahr  einer  Übertragung  der  Krankheit  ausge- 
schlossen ist. 

um  daher  wieder  in  die  Schule  einzutreten,  erscheint  die  Vor- 
zeigung eines  ärztlichen  Zeugnisses  nötig,  aus  welchem  sowohl  die  voll- 
ständige Genesung  des  Erkrankten,  als  die  erfolgte  Desinfektion 
seiner  Person,  sowie  seiner  Kleidungsstücke,  seiner  sonstigen  infizierten 
Gegenstände  und  seiner  Wohnung  hervorgeht,  entsprechend  den  Ge- 
setzen bezüglich  der  verschiedenen  Infektionskrankheiten. 

Auf  jeden  Fall  müssen  vom  Beginne  der  Krankheit  bis  zur 
Wiederaufoahme  in  die  Schule  nach  Diphtherie,  Krupp  und  Scharlach 
wenigstens  6  Wochen  verstrichen  sein,  4  nach  Masern,  6  nach 
Blattern,  3  nach  Windblattem,  3  nach  Mumps,  6  nach  typhösem 
Fieber  und  4  nach  Ruhr.  Bei  Cholera  währt  der  Schulausschlufs 
die  ganze  Dauer  der  Epidemie  hindurch  und  bei  Keuchhusten 
noch  3  Wochen,  nachdem  die  charakteristischen  Hustenanfälle  ver- 
schwunden sind. 

D.  Konmit  ein  Fall  von  einer  der  angeführten  Krankheiten  in 
der  Familie  eines  Schülers  oder  Lehrers  vor,  so  müssen  die  Be- 
treffenden von  der  Schule  ausgeschlossen  werden.  Die  Wieder- 
zolassung  darf  erst  nach  Ablauf  einer  Zeit  erfolgen,  welche  der 
wahrscheinlichen  Inkubationsdauer  der  Krankheit  entspricht, 

S«hiilg«timdheit«pfl«ffe  VIII.  ^4 


370 

a.  wenn  der  Erkrankte  ans  der  Familie  entfernt  worden  ist  und 
die  nötigen  Desinfektionen  vorgenommen  sind; 

b.  wenn  strenge  Mabregeln  f&r  die  Absondemng  des  Kranken 
nnd  die  Desinfektion  seiner  Wohnung  getroffen  sind,  so  dafs 
jede  Berührung  einer  anderen  Person  mit  ihm  oder  seinem 
Pfleger  und  die  Möglichkeit  einer  Übertragung  der  Krankheit 
aasgeschlossen  ist. 

E.  Sollten  die  beiden  Torhergehenden  Bedingungen  nicht  befolgt 
worden  sein,  so  wird  die  Ausschliefsnng  von  der  Schule  immerhin 
so  weit  ausgedehnt  werden  müssen,  als  die  wahrscheinliche  Dauer  der 
Inkubationsperiode  der  Krankheit  beträgt. 

Diese  Periode  wird  folgendermafsen  festgesetzt:  für  Diphtheritis 
oder  Krupp  7  Tage,  für  Scharlach  6,  flLr  Masern  10,  für  Keuch- 
husten 10,  für  Blattern  12,  ftlr  Wasserblattem  14,  für  Mumps  16, 
für  typhöses  Fieber  21,  für  Ruhr  8,  für  Cholera  3. 

(Fortsetzung  in  No.  7.) 

Ruüdsehreibeii    des   KQniglieli   prenfsiacheH  Ministers    der 

geistlichen,  Unterrichts-  und  HedicinalangelegeBlieiteii  wegea 

Einrichtung  Ton  Kursen  in  den  Jugend-  und  Volksspielen 

an  den  Uniyersititeu  Ar  die  Studierenden. 

Berlin,  den  5.  Februar  1895. 
Der  Centralausschufs  zur  Förderung  der  Jugend-  und  Volks- 
spiele in  Deutschland  beabsichtigt  nach  einer  mir  gemachten  Mit- 
teilung, an  den  sämtlichen  Universitäten  Kurse  in  den  Jugend-  und 
Volksspielen  für  die  Studierenden  ins  Leben  zu  rufen,  wie  dies  im 
vorigen  Jahre  mit  schönem  Erfolge  an  der  hiesigen  Universität 
bereits  geschehen  ist,  und  wird  zu  dem  Zwecke  den  Herren  Rektoren 
der  Universitäten  einen  Aufruf  an  die  Studentenschaft  übersenden.^ 
Die  in  Rede  stehenden  Bestrebungen  des  Centralaussdiusses  finden 
meinen  vollen  Beifall.  Ich  entspreche  daher  der  mir  von  demselben 
vorgetragenen  Bitte,  den  Herren  Rektoren  die  Förderung  dieser 
Kurse  anzuempfehlen,  gern  und  ersuche  demgemäfs  Ew.  Hoch- 
wohlgeboren  ergebenst,  den  Herrn  Rektor  der  dortigen  Universität 
hiervon  zu  verständigen. 

Der  Centralausschufs  hat  mir  zugleich  mitgeteilt,  dais  für  die 
an  der  dortigen  Universität  eventuell  zu  stände  kommenden  Kurse 
der  Knrsleiter  kostenfrei  gestellt  werden  wird. 

An 
die  sämüichen  Herren  Universitätskuratoren. 

Der  Minister  der  geistlichen  u.  s.  w.  Angelegenheiten. 
(Gez.)  Bosse. 

'  Yergl.  diese  ZeitMhrift  1896,  No.  4,  8.  226--239.    D.  Red. 


371 


Verfilgiiiig  der  Berliner  Schaldepatatioiiy 
betreffend  fiesnndlieitslehre  in  den  stidtiselien  Schulen. 

Die  wachsende  Aosbreitnng  einer  verständigen  Gesundheitspflege 
hat  schon  jetzt  fär  alt  nnd  jung  sehr  wohlthätige  Folgen  gezeitigt. 
Den  £rzieheni  der  Jugend  muls  es  am  Herzen  liegen,  sich  mit  den 
gesicherten  Erfahrongen  anf  diesem  Gebiete  bekannt  zu  machen 
ond  die  daraas  gewonnenen  Regeln  ihren  Zöglingen  eindringlich  zu 
empfehlen.  Eine  reiche  Litteratnr  Aber  Gesmidheitslehre  ist  ent- 
standen, und  die  wichtigeren  Schriften  stehen  im  städtischen  Schul- 
museum  zur  Yerfaguag.  Gerne  anerkennen  wir,  dais  Lehrervereine, 
wie  viele  einzelne  Lehrer  von  der  Wichtigkeit  des  Gegenstandes 
durchdrangen  und  eifrig  bemüht  sind,  die  gewonnene  Erkenntnis  für 
ihren  Wirkungskreis  zu  verwerten.  Dagegen  vermögen  wir  dem  von 
manchen  Seiten  ausgesprochenen  Verlangen,  die  Gesundheitslehre  als 
besonderen  Lehrgegenstand  in  den  Gemeindeschulen  zu  behandeln^ 
nicht  zuzustinunen.  Die  Erfahrung  anderer  Länder  hat  gezeigt, 
dafe  ein  Unterricht,  der  schon  in  den  ersten  Schuljahren  Lebenslehre 
und  Gesundheitspflege  behandelt,  nur  unter  ganz  besonders  günstigen 
Verhältnissen  einen  dem  Zeitaufwand  entsprechenden  Erfolg  hat. 
Bei  der  Behandlung  der  in  unseren  Volksschulen  heimischen  Lehr- 
g^enstände,  der  Religion,  der  Naturgeschichte,  der  Physik,  auch 
bei  der  Besprechung  der  Lehrstücke  findet  sich  für  den  Lehrer, 
der  danach  sucht,  häufig  geeignete  Gelegenheit,  die  dem  Bildungs- 
grade der  Zöglinge  angemessenen  Gesundheitsr^geln  deutlich  zu 
machen  und  zur  Nachachtung  zu  empfehlen.  In  allen  Stunden  läfist 
sich  die  gesundheitsgemäfse  Körperhaltung  herbeiführen.  In  der 
Sorge  für  reine  Luft,  richtige  Temperatur,  für  ausreichende  Be- 
lenchtung  und  Reinlichkeit  der  Klassen  können  unsere  Vorkehrungen 
darch  die  umsichtige  Hilfe  der  Schulleiter  und  Lehrer  wesentlich 
nnterstfltzt  werden. 

In  solcher  Weise  ersuchen  wir,  der  Gesundheitspflege  in  der 
iiemeindeschule  lebhaftes  Interesse  zuzuwenden,  wie  dies  zu  unserer 
Befriedigung  schon  vielfach  geschehen  ist. 

Ein  f&r  Erwachsene  geschriebenes,  im  höchsten  Grade  sach- 
verständiges, von  dem  Kaiserlichen  Gesundheitsamt  bearbeitetes 
n&esundheitshüMein^ ,  welches  wir  den  Bibliotheken  der  einzelnen 
Schulen  zugesandt   haben,  empfehlen  wir   zur   gründlichen  Lektüre. 


24' 


372 


))erfoiiolutt. 


Es  erhielten  den  Charakter:  als  Geheimer  Begieningsrat  die 
Provinzialscbnlrftte  KANNEaiESSEB  in  Gassei  and  Dr.  Rothfüohs 
zn  Münster  i.  W. ;  als  Hofrat  der  Vorsitzende  des  Landessanitftts- 
rates  för  Tyrol  nnd  Vorarlberg,  Professor  a.  D.  Dr.  Anton  EbiiBB 
TscHUBTBCHENTHALEB  VON  Helmheim  ;  als  Geheimer  Sanitfttsrat 
unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Sanitätsrat  Dr.  Dübb  in  Hannover ; 
als  Professor  der  durch  seine  wissenschaftlichen  Leistungen  auf  dem 
Gebiete  der  Kinderheilkunde  bekannte  Sanitätsrat  Dr.  Biedsbt  za 
Hagenau  i.  E.  und  der  Direktor  der  Bealschule  Dr.  LoosE  in 
Meifsen;  als  Schulrat  der  Direktor  des  Lehrerseminars  Dr. 
SCHWEBDTNEB  in  Annaberg,  der  Bezirksschulinspektor  Dr.  Böhmr 
in  Rochlitz  und  der  Direktor  der  Taubstummenlehranstalt  Weiss- 
WEiLEB  in  Köln. 

Verliehen  wurde:  die  gro&e  goldene  MedaiUe  für  Wiasenschaffc 
dem  vortragenden  Rat  im  Königlich  preuisischen  Ministerium  der 
geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten,  Geheimen 
Oberregierungsrat  Dr.  Althoff;  der  von  Professor  Tiedemann 
gestiftete  Preis,  bestehend  in  einer  gro&en  silbemen  Medaille  und 
einer  namhaften  Geldsumme,  von  der  SENOKENBEBOschen  GeseQ- 
Schaft  zu  Frankfurt  a.  M.  dem  Erfinder  des  Heilserums  gegen 
Diphtherie,  Professor  Dr.  Behbing  in  Marburg;  das  Grofskrenz 
des  italienischen  Mauritius-  und  Lazarusordens  dem  Geheimen 
Medizinalrat,  Professor  Dr.  R.  Vibchow  in  Berlin;  das  Ritterkreuz 
1.  Klasse  des  Königlich  sächsischen  Verdienstordens  unserem  ge- 
schätzten Mitarbeiter,  Herrn  Geheimen  Medizinalrat  Professor  Dr. 
BiBCH-HiBSCHFELD  in  Leipzig,  und  dem  Rektor  des  Vitzthumschen 
Gymnasiums,  Professor  Dr.  Bebnhabd  in  Dresden;  der  Königlich 
preufidsche  Kronenorden  IL  Klasse  dem  Regierungs-  und  Schulrat 
a.  D.,  Geheimen  Regierungsrat  Dr.  Haupt  in  Merseburg;  der  rote 
Adlerorden  IH.  Klasse  mit  der  Schleife  dem  Gymnasialdirektor  a.  D. 
Sghmelzeb  in  Hamm  und  dem  Direktor  des  Berger-Realgymnasiums 
Dr.  Geist  in  Posen;  der  Kaiserlich  russische  weifte  Adlerorden 
dem  Direktor  des  Kinderhospitals  des  Prinzen  von  Oldenburg,  Leib- 
Pädiater  Geheimrat  Dr.  Rauchfusb  in  St.  Petersburg. 

Es  sind  ernannt  worden:  der  Professor  der  Hygiene  Dr.  A. 
J.  SsüBAKOW  zum  Rektor  der  Universität  Tomsk;  der  Medizinal- 
inspektor Dr.  Dujabdin-Beaümetz  als  Nachfolger  Dr.  ColiiIKs 
zum    Generalmedizinalinspektor     und    Präsidenten    des    technischen 


373 

Komitees  fOr  den  Gesondheitsdieiist  in  Paris;  Dr.  Babb  znm  Pro- 
fessor der  Hygiene  an  der  medizinischen  Fakultät  in  Lyon;  der 
Oberlehrer  am  Karlsgymnasinm,  Professor  Dr.  Egelhaaf  in  Statt- 
gart, znm  Rektor  dieser  Anstalt ;  der  Gymnasialoberlehrer,  Professor 
Dr.  Benecke  in  Bochum  zum  Direktor  des  Gymnasiums  in  Hamm ; 
Dr.  BoTH  zum  Direktor  des  Gymnasium  Josephinum  in  Hildesheim; 
der  Gynmasialoberlehrer  Dr.  Kbamm  in  Bonn  zum  Direktor  des 
Progymnasiums  in  Saarlouis;  Professor  Hamann  zum  Direktor  des 
Andreasrealgymnasiums  in  Berlin;  der  Oberlehrer  am  Elisabeth- 
gymnasium Dr.  WiEDEMANK  in  Breslau  zum  Direktor  der  eyan- 
gelischen  Realschule  I  daselbst;  der  Oberlehrer  an  der  Oberreal- 
schule Dr.  L.  YOLKMANN  in  Breslau  zum  Ereisschulinspektor  in 
Briesen;  unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Oberlehrer  am  Real^ 
gymnasium  Dr.  Hebmann  Hahn  in  Hamburg,  zum  Ereisvertreter 
der  deutschen  Tumerschaft  auf  vier  weitere  Jahre;  Dr.  Righaed 
Klunzingeb  zum  k.  k.  Sanitätsassistenten  mit  der  Dienstzuweisung 
bei  der  Bezirkshauptmannschaft  Steyr;  Dr.  Geobge  Nuttal  zum 
Assistenten  am  hygienischen  Institute  der  Universität  Berlin. 

In  gleicher  Eigenschaft  wurden  versetzt:  der  aufserordentliche 
Professor  der  Hygiene  an  der  Universität  Halle  Dr.  Behbing 
an  die  Universität  Marburg;  der  Direktor  der  Realschule  in 
Quedlinburg  Dr.  Habnisch  an  die  Realschule  in  Kassel;  der 
Seminardirektor  Biel  in  Borna  an  das  Seminar  in  Pirna;  die 
Kreisschulinspektoren  Platsch  von  Gostyn  nach  Ostrowo  und  Dr. 
HoFFMANN  von  Schönsee  nach  Konitz. 

Herr  Privatdocent  Dr.  Roese,  der  zu  unseren  Mitarbeitern 
zählt,  hat  seine  Lehrthätigkeit  an  der  Hochschule  zu  Freiburg  i.  B. 
aufgegeben  und  ist  nach  München  übergesiedelt. 

Yor  kurzem  feierte  der  G3rmnasialarzt  J.  J.  Goldbtein  in 
Berdjansk  das  fOnfundzwanzigjährige  Jubiläum  seiner  ärztlichen 
Thätigkeit. 

Es  sind  gestorben :  die  Gymnasialdirektoren  Professor  Dr.  Hein- 
rich Sghneideb  in  Pforzheim,  Dr.  Kunze  in  Lissa  und  Schmidt 
in  Dillenburg;  die  Oberrealschuldirektoren  Cbampe  in  Halberstadt 
and  Kbügeb  in  Saarbracken ;  der  Inspektor  a.  D.  des  Pädagogiums 
der  Franckeschen  Stiftungen  Dr.  Schulz  in  Halle;  der  Kreis- 
schulinspektor Beckeb  in  Mors;  der  Arzt  der  Realschule  Dr.  G. 
KüDKOWSKi  in  Tiflis;  der  italienische  Pädagog  Dr.  Canici  und  der 
Rektor  OLTBOaGE  in  Osnabrück. 


374 


txttttatut. 


Besprechungen. 

Ministero  delC  istnmone  pubhlica,  Estratto  dal  Boüettino  nfficiale 
del  29  marzo  1894.  Dottore  Gostantiko  Gorini  in  Paria. 
Contribnto  alla  questione  dei  banchi  da  scnola  a  proposito 
della  esposkione  internazionale  d'igiene  dell'  Hävre  1893. 

Relazione  a  S.  E.  il  Ministro.     Roma,   1894.     Tip.  Elzeviriana. 

(23  S.  Gr.  8®). 
Dieser  Bericht/  welchen  der  Verfasser  nach  seinem  Besache 
der  internationalen  Hygieneausstellnng  in  H&vre  dem  Minister  des 
öffentlichen  Unterrichtes  in  Italien  abgestattet  hat,  bezieht  sich  auf 
einen  Gegenstand,  welcher  heate  in  Wahrheit  von  hervorragender 
Wichtigkeit  ist.  Es  handelt  sich  nämlich  um  die  verwickelte  und 
schwierig  zu  entscheidende  Frage  der  Schulbänke. 

Dr.  GosiNi  föhrt  im  ersten  Kapitel  an,  da(s  zahlreiche  Schul- 
bankmuster auf  den  Ausstellungen,  welche  1867  in  Paris,  1873  in 
Wien,  1878  in  Paris  stattfanden,  vorgelegt  wurden.  Dasselbe  war 
bei  der  seitens  der  Stadt  Frankftirt  a.  M.  im  Frühjahr  1884  aus- 
geschriebenen internationalen  Konkurrenz  der  Fall.  Trotzdem  aber 
ist  kein  Muster  als  vollkommen  anzusehen.  Die  Ursache  hiervon 
liegt  dem  Verfasser  zufolge  in  der  Thatsache,  dals  bei  der  Kon- 
struktion einer  Schulbank  nicht  immer  die  elementaren  Grundregeln 
beobachtet  werden,  welche  die  Anatomie  und  Physiologie  in  Bezug 
auf  die  Haltung,  die  der  Schüler  beim  Sitzen  einnehmen  soll,  auf- 
gestellt haben. 

Aus  diesem  Grunde  studiert  GrORiNi  die  verschiedenen  Stellungen 
des  Schülers  beim  Sitzen.  Gewöhnlich  erschöpfen  sich  die  Muskel- 
kräfte desselben  weniger,  wenn  er  die  normale  Sitzlage  nach  vom 
innehält,  die  durch  drei  Stützpunkte,  die  beiden  Sitzknorren  und 
das  Steilsbein,  gebildet  wird.  Im  Gegensatz  hierzu  steht  die  Sitzlage 
nach  hinten,  bei  welcher  Ergänzungsstützpunkte,  wie  die  Schenkel, 
in  Wirksamkeit  treten  und  der  Schüler  didier  Muskelkräfte  zu  Hilfe 
nehmen  mufe.  Diese  erlahmen  allmählich,  so  dafs  derselbe  sich  genötigt 
sieht,  mit  seinem  Rumpfe  nach  vom  zu  sinken  und  sich  entweder 
mit  diesem  oder  mit  den  Ellbogen  an  dem  Tische  zu  stützen. 


^  Aus  dem  Italienischen  von  B.  C.  Rooskn. 


375 

Indem  der  Verfasser  daher  die  erstere  Stellung  als  die  geeig- 
neiste und  am  wenigsten  ermüdende  bezeichnet,  geht  er  dazu  über, 
die  haHptsflehlichsten  Erfordernisse  einer  rationellen  Schulbank  zu  be- 
sprechen. Eßerbei  gibt  er  die  Dimensionen  des  Sitzes,  des  Tisches 
und  der  Bflckenlehne  an  und  stellt  als  Grundsatz  fQr  die  beste 
Konstruktion  eines  Subselliums  hin,  dafe  letzteres  sich  dem  Schüler 
und  nicht  dieser   sich  jenem  anpasse. 

Demgemäfs  behandelt  er  in  einem  anderen  Kapitel  die  ver- 
schiedenen Banksysteme,  welche  unter  dem  zwiefachen  Qesichtspunkte 
der  Hygiene  und  der  Pädagogik  zulässig  sind,  beschränkt  sich  jedoch 
dabei  auf  die  mit  fester  und  die  mit  beweglicher  negativer  Distanz. 

Er  prüft  den  Wert  eines  jeden  dieser  Systeme  und  kommt  zu 
dem  Ergebnis,  dafs  die  ersteren,  nämlich  die  mit  festen  Teilen,  nicht 
nur  die  einfachsten  und  billigsten  sind,  sondern  auch  in  hygienischer 
und  pädagogischer  Hinsicht  allen  Anforderungen  völlig  genügen. 

Weiter  berichtet  er  über  die  hauptsächlichsten  (Jnzuträglich- 
keiten  der  Bänke  mit  beweglicher  negativer  Distanz,  unter  welchen 
ünzuträglichkeiten  besonders  die  der  zu  greisen  Kostspieligkeit,  der 
bedeutenden  Raumerfordernis  und  der  naheliegenden  Möglichkeit 
einer  Verletzung  zu  erwähnen  sind. 

Nur  einen  Fehler  sehreibt  er  den  Bänken  mit  fester  negativer 
Distanz  zu,  nämlich  den,  dafs  sie  den  Schüler,  um  aufrecht  stehen 
zu  können,  zwingen,  aus  der  Bank  herauszutreten. 

Als  Muster  einer  solchen  Bank  erwähnt  er  das  Modell  von 
Buchner  mit  zwei  Sitzen  und  einer  festen  negativen  Distanz 
von  ö  cm. 

Betreffs  der  Wahl  von  Bänken  mit  veränderlicher  negativer 
Distanz  zieht  er  die  Systeme  mit  beweglichem  Tische  vor,  jedoch  muis 
die  Distanz  derartig  sein,  dafs  der  Schüler  bequem  zu  schreiben 
vermag. 

Der  letzte  Teil  des  Berichtes  ist  ebenfalls  wichtig,  da  der  Ver- 
fasser in  demselben  die  Muster  der  Bänke,  welche  in  Frankreich 
üblich  sind,  vorlegt.  Es  nimmt  wunder,  dafs  dort  die  Subsellien  mit 
fester  Null-  und  selbst  mit  geringer  positiver  Distanz  mehrstenteils 
in  Gebrauch  sind,  während  man  in  Amerika,  England,  Deutschland, 
Österreich  und  der  Schweiz  die  mit  starker  negativer  Distanz  und 
die  zweisitzigen  gewöhnlich  eingeführt  findet.  Dr.  GORINI  bedauert, 
dafs  dieser  Zustand  der  Dinge  bei  den  Franzosen  anhält,  ungeachtet 
des  klaren  Gutachtens  einer  besonderen  schulhygienischen  Kommission, 
die  im  Jahre  1882  ernannt  wurde.  Zuletzt  hat  die  städtische  Ver- 
waltung von  Paris  eine  Änderung  der  Bänke  eingeführt,  durch 
welche  der  Sitz  beweglich  gemacht  worden  ist,  was  indessen  Un- 
zuträglichkeiten nicht  ausschb'efst.     Lobenswerter  sind  diejenigen  mit 


376 

festen  Teilen,  jedoch  ist  die  Rückenlehne  zu  hoch,  indem  der  sakro- 
lombare  Teil  der  Wirbels&ole  ohne  Stütze  bleibt. 

Zum  Schiasse  erwähnt  der  Verfasser  die  besseren  Banl^noster. 
für  höhere  und  gewerbliche  Schulen,  welche  er  auf  der  Ausstellung 
in  Hävre  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  Von  diesen  sind  vier 
beachtenswert.  Zunächst  eine  Bank  mit  einem  vermittelst  Träger  sich 
hebenden  und  senkenden  Tische  von  20^  Neigung  und  mit  einem 
Sitze,  dessen  Bückenlehne  sich  nach  Belieben  demselben  nähert 
oder  von  ihm  entfernt.  Eine  zweite  ist  die  „table-banc  hygi^nique 
fixe*^,  dazu  bestimmt,  fehlerhafte  Haltungen  der  Wirbelsäule  zu  ver- 
bessern, und  mit  einem  Schutzapparat  gegen  Kurzsichtigkeit  versehen, 
welcher  keine  gröfsere  Annäherung  der  Augen  an  das  Buch  als  auf 
25—33  cm  zuläfst.  Ein  drittes  Muster  bildet  „la  table  hygidnique 
ä  ^levation  facultative,  manuelle  ou  automatique",  im  Jahre  1888 
von  A.  FtBiRT  in  Paris  erfunden;  sie  hat  einen  vom  Tische  unab- 
hängigen Sitz,  den  man  nach  Wunsch  heben  oder  herablassen  kann. 
Die  letzte  Bank  endlich  ist  das  „pupitre  hygi^nique,  syst&me 
Mauchain^  mit  bewe^icher  Bank  und  beweglichem  Tisch,  welches 
allen  Körpergröfsen  sich  anpaCist  und  den  Schülern  gestattet,  ebenso 
bequem  zu  stehen,  wie  zu  sitzen.  Die  Beweglichkeit  desselben  ist 
vermittelst  eines  Yiertelkreises  von  Eisen  ermöglicht,  der  mit  Zähnen 
versehen  ist;  in  diesen  greift  ein  Holzteil  ein,  welcher  gestattet,  den 
Tisch  in  der  gewollten  Lage  zu  befestigen. 

Einderarzt  Dr.  med.  Antonino  Carini  in  Palermo. 

Dr.  med.  6.  Bboesike,  Prosektor  am  Königlichen  anatomischen  Institut 
und  vortragender  Arzt  an  der  KöniRlichen  Tumlehrerbildungsanstalt 

zu  Berlin.    Der  menschliche  KSrper,  sein  Baa,  seine  Ver- 
richtnngen  nnd  seine  Pflege,  nebst  einem  Anhang :  Die  erste 
Hilfe  bei  plStzlichen  Unfftllen.  Mit  besonderer  Berücksichtigung 
des    Turnens    gemeinfafslich    dargestellt.     Mit  116   z.  Teil    färb. 
Abbild.     Berlin,  1894.   fl.  Kornfeld.  (458  S.   Gr.  8^   M,  8.) 
Das  Buch  soll  zunächst  den  Schülern    der  Tumlehrerbildungs- 
anstalt   statt   diktierter  (!)    Hefte    dienen    und   ihnen    beim   Nach- 
stndium    helfen,    sodann    aber    auch    Jedem  Gebildeten    dasjenige 
geben,    was    ihm    die  moderne    Wissenschaft    über    seinen  Körper 
Wissenswertes  und  Interessantes  bietet  **. 

Bei  aller  Anerkennung  der  klaren  Darstellung,  die  durch  gute, 
wenn  schon  etwas  kleine  Abbildungen  reichlich  unterstützt  wird, 
fürchte  ich  doch,  dafs  Verfasser  teils  zu  viel,  teils  zu  wenig  bietet. 
Zu  viel,  weil  die  anatomischen  Einzelheiten  nach  meiner  Erfahrung 
weder  genügendes  Interesse  einflöfsen,  noch  überhaupt  auf  solche 
Art  gelernt  werden  können,  auch  von  den  Zöglingen  der  Turnlehrer- 


377 

bildungsanstalt  nicht,  oder  doch  nur  ganz  ausnahmsweise;  zn  wenig, 
weil  die  Gesondheitspflege  wohl  maochmal  etwas  breitere  Ans- 
f&bmng  und  tiefere  Begrflndang  erfordert  hätte,  om  bei  den 
Lesern  volle  Teilnahme  nnd  genügendes  Verständnis  hervorzurufen. 
Die  Hygiene,  die  sich  an  Ebismanns  mit  Recht  empfohlenes,  treff- 
liches Buch  anlehnt,  entspricht  flbrigens  dem  heutigen  Stande  unseres 
Wissens,  und  „die  erste  Hilfe*'  ist  im  Texte  und  in  den  Abbildungen 
vorzüglich  gelungen. 

Sollte  das  Buch  eine  zweite  Auflage  erleben,  was  bekanntlich 
nicht  blols  von  seinem  Werte  abhängt,  so  wünsche  ich,  dals  der 
geehrte  Verfasser  einigen  Einzelheiten  seine  Aufinerksamkeit  zuwende. 
So  ist  es  doch  wohl  zu  viel  behauptet,  wenn  Jede  Zelle  ein  durch- 
aus selbständiger  kleiner  Organismus''  genannt  wird  (S.  6).  Dafs 
die  glatten  Muskeln,  wo  sie  nur  in  genügender  Menge  vorhanden 
sind,  grobe  Kraft  entwickeln  können,  beweist  der  Uterus.  Eine 
indirekte  Einwirkung  auf  manche  chatten  Muskeln  steht  übrigens 
dem  Gehirn  sehr  wohl  zu.  Nicht  die  Talgdrüsen  „hat  man**  als 
Mitesser  bezeichnet  (S.  41),  sondern  ihren  Inhalt. 

„Der  erste  Schritt  zur  Reinhaltung  des  Körpers  besteht  in 
häutigem  Wechseln  der  Leib-  und  Bettwäsche''  (S.  45)  ist  wohl 
um  so  weniger  wörtlich  zu  nehmen,  als  es  gleich  darauf  heilst :  „Jeder 
gebildete  Mensch  weils,  dafs  im  Interesse  der  Reinlichkeit  häufige 
Waschungen  des  ganzen  Körpers  notwendig  sind."  Geradezu 
unrichtig  ist,  da(s  kalte  Waschungen  und  Bäder  die  Haut  gegen 
Temperatureinflüsse  weniger  empfindlich  machen,  „weil  hierbei  dem 
Körper  bedeutende  Wärmemengen  entzogen  werden" ;  denn  nicht 
letzteres,  sondern  die  Übung  der  Hantmuskeln  bewirkt  die  Ab- 
härtung. „Dals  es  selbstverständlicherweise  sich  nicht  empfiehlt, 
unmittelbar  nach  dem  Essen  zu  baden",  sollte  nicht  blols  „betont", 
sondern  auch  erklärt  werden. 

Dals  die  Skoliosen  „durch  eine  einseitige  Schwäche  der  Mus- 
kulatur" entstehen,  ist  eine  ganz  veraltete  und  längst  widerlegte 
Ansicht.  Auch  was  über  rhachitische  und  andere  Verkrümmungen 
der  unteren  Extremitäten  gesagt  wird,  entspricht  nicht  unserer 
Kenntnis  der  Belastungsdeformitäten,  die  auch  beim  Bäckerbein 
und  Plattfofs  wesentlich  in  Frage  kommen. 

Hindemisse  überwindet  man  auch  in  der  Angst  nicht  „spielend" 
(S.  132),  sondern  durch  ungewöhnliche  und  sonst  unmöglich 
scheinende  Anstrengung.  Bei  der  wiederholten  Ausführung,  dafs  die 
quergestreiften  Muskeln,  mit  Ausnahme  des  Herzens,  nur  durch 
Willensimpulse  in  Bewegung  gesetzt  werden,  hat  Verfasser  die  auto- 
naatischen  und  Reflexbewegungen  vergessen;  S.  138  führt  er  neben 
jenen  Impulsen  nur  elektrische  und  mechanische  Reize  auf.   Ebenso  sind 


378 

bei  Besprechung  der  Atmung  die  Elasticität  der  Danngase  and  auch 
diejenige  der  Lungen,  die  doch  für  die  Ausatmung  so  wesentlich  in 
Betracht  kommen,  gar  nicht  erwähnt. 

Ich  verzichte  auf  weitere  Einzelheiten,  möchte  aber  meinerseits 
scharf  betonen,  dafs  derartige  für  Laien  bestimmte  Werke  noch  viel 
sorgfältiger  stilisiert  und  redigiert  sein  sollten,  als  wissenschaftliche ; 
denn  den  Lesern  populärer  Bücher  ist  es  nicht  möglich,  Irrtümer 
und  falsche  Ausdrücke  zu  berichtigen  oder,  wie  der  Fachmann,  mit 
Kopfschütteln  zu  übergehen.  In  wissenschaftlichen  Journalen  finden 
wir  nicht  weniger  als  in  politischen  Zeitungen  oft  die  deutsche  Sprache 
erheblich  mißhandelt,  wie  z.  B.  das  wie  nach  einem  Komparativ 
geradezu  herrschend  wird,  obwohl  meines  Wissens  die  alte  Schul- 
regel ^Gröfser  als,  aber  ebenso  grolis  wie**  noch  nicht  aufgehoben 
ist.  Dergleichen  verletzt  jedes  einigermafsen  entwickelte  Sprach- 
gefühl und  sollte  in  gemeinverständlichen  Darstellungen  aus  wissen- 
schaftlichen Gebieten  aufs  sorgföltigste  vermieden  werden. 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  vorzüglich.  Vom  Preise  heilst 
es  in  der  Vorrede,  dafs  er  nicht  übertrieben  sei;  weitere  Angaben 
darüber  vermisse  ich. 

Praktischer  Arzt  Dr.  med.  F.  Dornblüth  in  Rostock. 

C.  Nabbel,   Ancien  M^decin-Acljoint  de  rH6pital  Pourtales.     Be- 

eherches  sur  Feelairage  natnrel  dans  les  icoles  de  Nen* 

ehateL  Dissertation  inaugurale,  pr6sent6e  ä  la  Facult^  de 
M^decine  de  Beme  pour  Tobtention  du  grade  de  Docteor  en 
M6decine.  Vevey,  1894.  Imprimerie  A.  Roth.  (64  S.  8<>.) 
^Welchen  Einflufs  übt  eine  ungenügende  Schulbeleuchtung? 
Je  dunkler  ein  Arbeitsplatz  ist,  desto  mehr  mufs  das  Auge  der 
Schrift  genähert  werden,  und  diese  Annäherung  führt  zur  Kurz- 
sichtigkeit. ^  Dieser  Ausspruch,  den  Professor  Cohk  vor  28  Jahren 
gethan  hat,  geniefst  jetzt  allgemeine  Anerkennung.  Überall  streben 
die  Schulärzte  danach,  dem  Auge  des  Schülers ,  welcher  einen 
wesentlichen  Teil  seiner  Wachstumsperiode  in  der  Schule  zuzubringen 
hat  (in  der  Schweiz  etwa  9(X)0  Stunden),  das  nOtige  Licht  zu  ver- 
schaffen. In  manchen  Ländern  sind  schon  günstige  Resultate  auf 
diese  Weise  erzielt  worden.  Flobschütz  hat  in  den  Koburger 
Schulen  eine  wesentliche  Abnahme  der  Myopie  von  21%  auf  15% 
beobachtet,  was  er  der  Verbesserung  der  Lichtverhältnisse  zuschreibt. 
Von  CoHN,  SEaGEL  und  mehreren  anderen  sind  dieselben  erfreu- 
lichen Beobachtungen  gemacht  worden. 

Auch  den  Einflufs  ungenügender  Beleuchtung  der  Schulzimmer 
auf  die  Haltung  der  Kinder  dürfen  wir  nicht  unerwähnt  lassen, 
denn  schlechtes  Licht  bewirkt  nicht  nur  eine  Annäherung  des  Auges 


379 

an  die  Bacher,  sondern  auch  eine  Erflmmang  der  Wirbebänle  find 
infolgedessen  eine  nnyollkommene  Entwickelnng  der  Brost. 

Die  Schulhygiene  hat  also  Ursache  genng,  sich  mit  diesem 
Gegenstande  zu  beschäftigen  und  eine  genflgende  Helligkeit  schlecht 
beleuchteter  Schnlzimmer  anzustreben. 

Allgemein  wird  allerdings  die  Grundanfordemng  erhoben,  dats 
solche  Räume  ein  ausreichend  helles,  möglichst  gleichmäfisig  auf  alle 
Arbeitsplätze  verteiltes  Licht  erhalten  sollen,  allein  die  zur  Durch- 
fbhrung  dieser  Anforderung  nötigen  Bedingungen  sind  noch  nicht 
allseitig  angenommen. 

Die  ersten  Arbeiten,  welche  sich  mit  diesem  Gegenstände  be- 
schäftigten, wulsten  nur  von  der  Zahl  der  Fenster,  von  ihrer  Höhe 
und  Breite  zu  reden  —  allerdings  wichtige,  aber  wenig  präcise 
und  bestimmte  Ansprüche. 

Dann  wurde  das  richtige  Verhältnis  zwischen  Fenster-  und 
Bodenfläche  gesucht  und  ziemlich  allgemein  in  Deutschland  und 
Frankreich  angenommen,  dafs  die  Beleuchtung  eine  gute  sei,  wenn 
die  Fensterfläche  den  fänften  Teil  der  Bodenfläche  ausmache.  Einige 
Orte,  Lausanne  z.  B.,  yerlangen  noch  mehr ;  in  dieser  Stadt  ist  das 
Verhältnis  von  1  :  4  gewählt  worden. 

Aber  auch  das  genflgte  nicht,  denn  mit  der  grofsen  Fenster- 
fläche allein  ist  es  nicht  gethan.  Überall  findet  man  Schulen  in 
engen  Strafeen,  wo  die  gegenüberstehenden  Häuser  und  Bäume  den 
gröisten  Teil  des  Lichtes  wegnehmen,  ja,  wo  die  Schüler  von  ihrem 
Platze  aus  kein  Stück  Himmel  zu  sehen  bekommen,  so  dafs  trotz 
der  greisen  Fensterfläche  die  Beleuchtung  eine  sehr  mangelhafte  ist. 

So  mnfste  Javal  in  Paris  den  Satz  aufstellen,  dab  der  Ab- 
stand eines  Schulhauses  Yon  den  gegenüberliegenden  Häusern  doppelt 
so  grols  sein  solle,  wie  die  Höhe  dieser  Häuser.  So  muAte  femer 
die  firanzösische  Kommission  bestimmen,  da(s  jedes  Kind  von  s^em 
Platze  aus  ein  Stück  Himmel  Ton  0,36  m  Höhe  zu  sehen  im  stände  sei. 

Alles  das  aber  war  nur  Notbehelf.  Erst  mit  der  Erfindung 
des  WEBEBschen  Photometers  1883  kam  die  Tageslichtfrage  der 
Schulen  aus  den  Anfängen  heraus,  und  jetzt  erst  konnte  man  ein 
bestimmtes  Mafs  festsetzen  und  angeben,  wie  viele  Meterkerzen 
Helligkeit  ein  Schulplatz  haben  müsse.  Professor  Cohn  hat,  nach 
seinen  bahnbrechenden  Untersuchungen  in  den  Breslauer  Schulen, 
als  geringste  Helligkeit  eines  Arbeitsplatzes  eine  solche  yon  10  Meter- 
kerzen gefordert,  eine  Zahl,  die  jetzt  von  den  meisten  Forschem 
angenommen  ist.  Diese  photometrische  Methode  ist  jedoch  um- 
ständlich. Auch  sind  die  Resultate  verschieden  und  wenig  vergleich- 
bar bei  heiterem  und  bedecktem  Himmel;  nur  bei  trübem  Wetter 
sollte  daher  das  Lichtminimum  festgestellt  werden. 


380 

So  kam  man  dazu,  eine  einfachere  Methode  za  wfthlen,  wdche 
sich  begnügt,  das  von  jedem  Platze  ans  sichtbare  Stack  Himmel  za 
messen;  denn  die  Helligkeit  eines  Platzes  hängt  wesentlich  von  der 
Gröfse  des  Himmelsstückes  ab,  welches  denselben  beleuchtet.  Diese 
Messung  ist  sehr  erleichtert  worden  durch  die  Konstruktion  des 
Raumwinkelmessers  Ton  Leonhabd  Weber.  Mit  dem  genannten 
Apparate  hat  Cohn  festgestellt,  dafe  an  Plätzen,  welche  weniger  als 
50  Quadratgrade  Raumwinkel  zeigten,  bei  trübem  Wetter  weniger 
als  10  Meterkerzen  Helligkeit  vorhanden  waren.  Daher  wählte  er 
als  Minimum  des  Raumwinkels  für  einen  Schülerplatz  50  Quadrat- 
grade. 

Die  letzte  Methode  hat  Dr.  Nabbel  benutzt,  um  seine  sehr 
fleifisigen  und  interessanten  Untersuchungen  in  den  Neuenburger 
Schulen  anzustellen,  deren  Resultate  wir  kurz  zusammen&ssen 
wollen. 

I.  Ancien  Gymnase  mit  16  Klassen. 

a.  Verhältnis  zwischen  Fensterfläche  und  Bodenfiäche: 

Erdgeschoß  1  :  8 
I.  Stock        1  :  17. 

b.  Raumwinkelmessung: 

Erdgeschofs  50 7o    der   Plätze   haben    ungenügende 

Beleuchtung 
I.  Stock        63%    der  Plätze    haben    ungenügende 

Beleuchtung. 

IL  College  de  la  Promenade  mit  22  Klassen. 

a.  Verhältnis  zwischen  Fensterfläche  und  Bodenfläche: 

Erdgeschofs  1  :  5,4 
I.  Stock        1  :  7 
n.  Stock       1  :  8. 

b.  Raumwinkelmessung: 

Erdgeschofs  27%  haben  ungenügende  Beleuchtung 

I.  Stock       16%      „ 

n.  stock      10%      „  „  „  . 

III.  College  de  Terreaux  mit  22  Klassen. 

a.  Verhältnis  zwischen  Fensterfläche  und  Bodenfläche: 

Erdgeschofs  1  :  9,6 
I.  Stock  1  :  9,1 
n.  Stock       1  :  10. 

b.  Raumwinkelmessung: 

Erdgeschofs  64%  haben  ungenügende  Beleuchtung 

I.Stock       24%      „ 

IL  Stock      21 7o      «  „  - 


381 

rv.  NouYeaa  College  mit  15  Klassen. 

a.  Yerliftltiiis  zwischen  Fensterflftche  und  BodenflAche: 

1  :7. 

b.  Ranmwinkelmessnng : 

9,9%  haben  angenttgende  Belenchtang. 

Wenn  Dr.  Nasbel  diese  Besoltate  als  sehr  wenig  befriedigend 
bezeichnet,  so  können  wir  ihm  nnr  beistimmen.  Jedoch  mttssen  wir 
herroiheben,  dab,  „wenn  man  anch  den  Ranmwinkel  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  als  Mab  der  Helligkeit  gelten  lassen  kann,  doch 
die  Norm  \on  50  Qnadratgraden  als  ICinimam  keine  allgemein 
gflltige  Bedeutung  beanspruchen  kann^.  (Ebismajin.) 

Schon  GiLLEBT  wandte  sich  gegen  diese  Norm,  „weil  erstens 
die  Leuchtkraft  eines  Stackes  des  Himmelsgewölbes  unter  dem  EinfluCs 
des  Sonnenstandes  groben  Schwankungen  unterworfen  sei  und  weü 
zweitens  die  Helligkeit  eines  Platzes  nicht  nur  von  dem  dhrekten 
Himmelslichte,  sondern  auch  Ton  dem  reflektierten  abhAnge.  Durch 
den  Raumwinkel  werde  nur  das  erstere  gemessen,  w&hrend  unter 
ümstftnden  das  letztere  bei  weitem  überwiege**.^ 

£bi8MANn  in  Moskau  hat  diese  Behauptungen  durch  sehr 
exakte  Messungen  bestätigen  können,  indem  er  folgende  Thatsachen 
feststellte.  Die  mittlere  Helligkeit  bei  einem  Raumwinkel  von  10  bis  20 
Quadratgraden  übertraf  das  geforderte  Helligkeitsminimum  Ton  lOMeter- 
kerzen  um  das  Drei-  bis  Vierfache.  Bei  einem  Raumwinkel  von  5  bis 
10  Graden,  ja  selbst  bei  voUstftndiger  Abwesenheit  des  unmittelbaren 
Himmelslichtes  erreichte  die  durchschnittliche  Papierhelligkeit  noch 
das  verlangte  Mindestmab.' 

Die  Raumwinkelmessung  reicht  also  nicht  aus,  um  eine  Beleuchtung 
als  ungenflgend  zu  erkl&ren. 

Wie  dem  audi  sei,  mOssen  wir  zugeben,  dab  die  Tages- 
beleuchtung in  den  Schulen  Neuenbürgs  eine  wenig  befriedigende  ist, 
und  es  yerdient  nur  Lob,  dab  der  Verfasser  sich  scharf  über  diesen 
Zustand  ausspricht.  Wir  sind  überzeugt,  dab  seine  Arbeit  und 
seine  Mühe  nicht  verloren  gehen,  sondern  dab  der  Gemeinderat  und 
die  Schulbehörde  Neuenbürgs  alles  thun  werden,  um  dem  gerügten 
Übelstande  ein  Ende  zu  madien. 

Schularzt  Dr.  med.  Combe  in  Lausanne. 


^  S.  diese  Zeitschrift,  1894,  No.  2,  S.  91.    D.  Red. 
*  Ebendas.    D.  Red. 


382 


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|eitf(lfnft  fit  <Silinl(efitn)i!iett0y^^^^ 


VIIL  Jahrgang.  1895.  No.  7. 


(l^riginatab^iiMitiijett. 


Zur  Kritik 
des  deutschen  Turnens  Yom  physiologischen  Standpunkt. 

Offenes  Antwortsolireiben 
an  Herrn  Dr.  med.  F.  A.  Schmidt  in  Bonn. 

Von 
Dr.  med.  Anoelo  Mosso, 

Ftt)fe86or  der  Physiologie  an  der  Universität  Tarin. 

Rom,  den  12.  Jnni  1895. 
Sehr  geehrter  Herr  Kollege! 

Ihre  Kritik  meines  Baohes  ^Die  körperliche  Er- 
ziehung der  Jugend^  erhielt  ich  hier  in  Rom,  und  ich 
beeile  mich,  Ihnen  fär  die  freundliche  Beurteilung  desselben 
zu  danken.  Zugleich  aber  möchte  ich  mir  gestatten^  auf  einige 
Ihrer  Einwände  der  Reihe  nach  zu  erwidern. 

Zuerst  sagen  Sie,  ^es  errege  schon  Miistranen,  daCs  ich 
zwar  Yon  Jahn  und  Guts  Muths  spreche,  aber  den  eigent- 
lichen Schöpfer  des  heutigen  Schulturnens  in  Deutschland, 
Adolf  Spiess,  nicht  einuial  nenne^.  Dies  geschah  aber  nur, 
weil  es  nicht  in  meiner  Absicht  lag,  eine  volLständige  Geschichte 
des  Turnens  zu  geben.  Wie  hätte  ich  es  sonst  unterlassen, 
Spibss  anzufahren,  der  Reck  und  Barren  instinktmälsig  bei- 
seite schob  und  die  Gbrätübungen  zurücktreten  lieüs?  Nach- 
dem   ich   von   Guts   Muths  und   Jahn   als  den   beiden  Be- 

8«]iii]gitnBdh«lttpfl«ff«  VIII.  25 


386 

gründem  der  deutschen  Tarnkunst  gesprochen,  machte  ich  gleich 
einen  Sprung  zu  den  neuesten  Schriftstellern  auf  dieeem  Gebiet. 

Der  zweite  Einwand,  den  Sie  erheben,  ist,  dafe  ieh  das 
deutsche  Tomen  nicht  kenne.  Ich  mufs  darauf  erwidern,  dals 
ich  mein  Buch  zunächst  für  Italien  schrieb.  Ich  sprach  darin 
von  dem  deutschen  Turnen  in  dem  Sinne,  wie  dasselbe  bei 
uns  geübt  wird.  Als  ich  hörte,  dals  meinem  Werke  die  Ehre 
widerfahren  sollte,  durch  den  Verlag  des  Herrn  Voss  in 
Hamburg  deutsch  veröffentlicht  zu  werden,  hatte  ich  den  leb- 
haften Wunsch,  dasselbe  fdr  diesen  Zweck  zu  überarbeiten. 
Aber  dazu  hätte  ich  eine  Reise  nach  Deutschland  machen 
müssen,  und  da  mir  dies  damals  nicht  möglich  war,  lielis  ich 
es  lieber  so,  wie  es  für  italienische  Leser  bestimmt  war.  Denn 
den  Geist  der  deutschen  Tumkunst  glaube  ich  aus  den  sie 
behandelnden  Schriften  genügend  zu  kennen,  und  ihn  wollte 
ich  wissenscbaftlich  bekämpfen. 

Alle,  die  nach  Rom  kommen,  studieren  bei  uns  die  grie- 
chischen Kunsterzeugnisse,  denn  die  Römer  hatten  ja  keine 
nationale  bildende  Kunst.  Die  griechischen  Originale,  welche 
die  Modelle  bildeten  für  die  sämtlichen  Werke,  die  heute  in  Rom 
sind,  waren  sicher  noch  schöner  und  vollkommener,  als  diese 
Kopien,  die  wir  bewundem.  Ähnlich  ist  es  mir  wohl  mit  dem 
deutschen  Tumen  ergangen.  Ich  habe  die  modernen  Turn- 
lehrer Deutschlands  nicht  in  Thätigkeit  gesehen,  ich  habe  nicht 
die  Originale  studiert,  aber  die  Nachahmung,  wie  sie  durch 
deutsche  und  schweizer  Tummeister  im  Süden  Europas  ver- 
breitet wurde,  kenne  ich  gut. 

An  dritter  Stelle  glauben  Sie  betreffs  der  schwedischen 
Gymnastik  mir  widersprechen  zu  müssen.  Ich  mufs  dazu 
gleich  bemerken,  dafs  Sie  mehr  in  meiner  Darstellung  gefanden 
haben,  als  ich  hineinlegen  wollte.  Ich  bin  durchaus  kein 
solcher  Bewunderer  der  schwedischen  Turnkunst,  dab  ich  sie 
an  Stelle  der  deutschen  setzen  möchte.  Ich  wünschte  nur, 
dafs  einzelne  Übungen  derselben  sich  in  unseren  Turnhallen 
einbürgerten. 

Die    Anerkennung     der    schwedischen    Gymnastik     von 


387 

niiBerer,  der  Physiologen,  Seite  ist  fireüich  anch  ein  irenig 
bedingt  dnrdi  die  Erkenntnis,  daCs  kein  anderes  Volk  so  sehr, 
wie  die  Schweden,  sich  bemühte,  bei  der  Ansbildnng  des 
Körpers  den  Lehren  der  Wissenschaft  zu  folgen.  Man  kann, 
wie  Sie  es  thnn,  den  Wert  der  schwedischen  Gymnastik  in 
Frage  stellen,  aber  auch  Sie  werden  gewiis  mit  uns  die  treff- 
liche Ordnung  anerkennen,  mit  der  die  Schweden  im  Laufe 
jeder  Stunde  alle  Organe  des  Körpers  in  den  physiologischen 
Grenzen  zu  üben  suchen« 

Aber  es  scheint  mir  weniger  an  der  Zeit  zu  sein,  über 
die  kleinen  Vorzüge  der  einzelnen  Methoden  zu  streiten.  Man 
kann  auf  verschiedenen  Wegen  zum  Ziele  gelangen,  wenn  nur 
der  Bifer  und  das  Streben  ein  reges  ist.  Jedes  Volk,  ja  jede 
Provinz  einer  und  derselben  Nation  mag  ihre  eigengeartete 
Turnschule  haben.  Athen  und  Sparta  waren  kaum  weiter  als 
Berlin  und  Dresden  voneinander  entfernt,  und  doch  welcher 
Unterschied  zwischen  der  körperlichen  Erziehung  in  diesen 
beiden  griechischen  Staaten!  Li  Sparta  hat  sie  militärische 
Richtung;  ihr  einziger  Zweck  ist,  den  Körper  für  Anstren- 
gungen und  Strapazen  abzuhärten  und  die  Jugend  vorzubereiten, 
zum  Ruhme  des  Vaterlandes  zu  sterben.  In  Athen  dagegen 
ist  ebenmäfaige  Entwickelung  des  Körpeis,  Würde  und  Anmut» 
die  Eurythmie,  das  höchste  Ziel  der  Leibesausbildung. 

Unsere  wichtigste  Aufgabe  ist,  allgemein  das  Gefühl  der 
Verpflichtung  zur  Ausbildung  des  Körpers  zu  verbreiten,  und 
alle  müssen  wir  dahin  wirken,  dais  die  Leibesübungen  eine 
Hauptaufgabe  der  Erziehung  werden.  Die  antike  Kunst  läfet 
uns  in  einem  treuen  Spiegel  die  ganze  Leidenschaft  erkennen, 
welche  das  Volk  damals  für  Gymnastik,  für  Kraft  und  Ge^ 
wandtheit  hatte.  Li  diesen  Tagen  erst  stand  ich  wieder  vor 
der  Wettläuferin  im  vatikanischen  Museum  —  verzeihen  Si^ 
diese  Abschweifang,  aber  mich  drängt  dazu  der  überwältigende 
Eindruck,  den  in  mir  immer  wieder  dies  Beispiel  vollendeter 
Ausbildung  des  weiblichen  Körpers  bei  dem  gröfeten  Kultur- 
volke der  Geschichte  zurückläfst.  Pausakias  erzählt  uns  von 
den  Wettläufen  der  Jungfrauen  in  Olympia,  und  wir  sehen  das 

26» 


388 

Mädchen  vor  uns  stehen,  nicht  als  ob  vierandzwanzig  Jahr« 
hnnderte  verflossen  wären,  seit  es  Beifall  erntete  bei  den  Festen 
in  Griechenland.  Wer  versenkte  sich  femer  nicht  schon  be- 
mmdemd  in  den  Diskuswerfer  Mtboks,  der  sich  in  so  vielen 
Wiederholungen  in  den  römischen  Museen  findet?  Die  Leibes- 
übungen der  Jugend  waren  der  unerschöpfliche  Quell,  aus  dem 
die  griechischen  Künstler  ihre  Inspirationen  schöpften,  und 
das  Volk  betrachtete  mit  StoUs  diese  Kunstwerke,  die  ihm. 
darstellten,    was  es  täglich  in  Wirklichkeit  vor  Augen  hatte. 

Die  deutsche  Tumknnst  mit  allen  ihren  Tumpläteen  hat 
meines  Wissens  bis  heute  noch  keinen  Künstler  begeistert. 
Die  jetzigen  Völker  empfinden  nicht  so  glühenden  Enthusiasmus, 
wie  die  Alten,  für  die  Wettkämpfe  der  Jugend  in  Gewandtheit, 
Ausdauer  und  Kraft. 

Orsnz  besonders  hat  gerade  Spibss  dazu  beigetragen,  das 
Turnen  weniger  beliebt  zu  machen.  Er  legte  solches  Gewicht 
auf  dief  unbedingte  Unterordnung  des  einzelnen  und  der 
Massen,  dafs  die  Gymnastik  darüber  ihren  Wert  als  Erholungs- 
mittel verlor.  Es  war  die  von  ihm  und  seinen  Nachfolgern 
ausgebildete  Systematik,  welche  auch  fär  das  Gtedftchtnis  die 
ganze  verwickelte  Technik  der  Gkrätübungen  schwierig 
gestaltet  hat.  Namentlich  die  SpiBSSsohen  Ordnungsübungen 
erscheinen  der  Jugend  südlicher  Völker  geradezu  unerträglich. 
Vielleicht  hat  Spibss  das  Turnen  am  allermeisten  geschädigt, 
indem  er  die  fröhliche  Freiheit  daraus  entfernte,  welche  nötig 
ist,  damit  die  Knaben  die  Leibesübungen  lieb  gewinnen.  Den 
Sprung  und  das  Laufen  hat  er  zu  sehr  vernachlässigt.  Wir 
müssen  zum  Ursprung,  zu  den  Idealen  von  Guts-Müthb  und 
Jahn  zurückkehren,  aus  dem  deutschen  Turnen  alles  entfernen, 
was  den  physiologischen  Anforderungen  widerspricht,  und  den 
volkstttmlichen  Spielen  mehr  Baum  gönnen. 

Mit  Vergnügen  las  ich  in  Direr  Besprechung,  dals  Sie  viel- 
leicht später  einmal  Gelegenheit  nehmen  wollen,  auf  mein 
Buch  zurückzukommen.  Ich  danke  Ihnen  im  voraus  fOr  die 
neue  Ehre,  die  Sie  mir  zu  erweisen  gedenken.  Wenn  ea 
nicht   zu   anraaCsend   ist,    möchte   ich   Sie   bitten,    Ihre  Auf- 


389 

xnerksamkeit  dann  beeoodeis  auf  den  pkysiologisohen  Teil  meiner 
Schrifi;  und  anf  meine  Kritik  des  deutschen  Tnmene  vom  Stand- 
punkte dee  Physiologen  ans  zu  richten.  Eine  der  wichtigsten 
Fragen  ist  die,  ob  die  überm&fsige  Übung  der  Arme,  wie  sie 
den  Hauptteil  des  Gerätturnens  ausmacht,  der  Ausbildung  zu 
einem  guten  Soldaten  mehr  nützlich  oder  mehr  schädlich  sei. 
Verhandeln  wir  zunächst  über  diesen  Punkt  Ich  bitte  Sie, 
der  Sie  Arzt  sind,  mit  Ihren  Kollegen  meine  Ansicht  in  Er- 
wägung zu  ziehen,  dals  die  heutige  Tumkunst  nicht  genügt, 
junge  Leute  für  die  Beschwerden  des  Militärdienstes,  fiir  Dauer« 
märsohe  und  Tomistertragen,  vorzubereiten.  Es  würde  mich 
fireuen,  wenn  Sie  eine  hierauf  bezügliche  Diskussion  eröffiieten, 
in  der  ich,  wenn  nötig,  auch  mehr  auf  Einzelheiten  eingehen 
könnte  betrefiTs  der  Mängel  einiger  Übungen,  welche  heute  auf 
deutschen  Turnplätzen  im  Schwange  sind.  Ich  gestehe,  dais 
ich  auch  befriedigt  sein  werde,  wenn  ich  auf  Grund  dieser 
wissenschaftlichen  Kritik  mich  bewogen  fahlen  sollte,  einige 
meiner  Urteile  über  die  deutsche  Tumkunst,  die  Ihnen  allzu 
hart  erschienen,  zu  modifizieren  oder  ganz  zurückzuziehen. 
Ich  bin  mit  herzlichen  GrüTsen 

Ihr  sehr  ergebener 

A.  Mosso. 


Das  Ehrlichsche  Stift  in  Dresden  mit  besonderer 
Bttcksicht  auf  die  schulhygienischen  Einrichtungen 

desselben. 

Von 

Konrad  Schubebt, 

Lehrer  an  der  höheren  Mädchenschule  zum  Frauenschutz  in  Dresden. 

(Mit  3  Plänen.) 

Dem  Pädagogen,  der  England  durchreist,  fallen  yor  allem 
die  grofsartigen  Sohulstiftungen  auf,  die,  mit  reichsten  Mitteln 
ausgestattet,   ihren  Zöglingen   alle   fbr   das  Gelingen  der  Er- 


390 

liehnng  unerlälsliohen  hygienischen  Wohlthaten  bieten.  Bei 
nns  in  Deutschland  gesohieht  es  nnr  selten,  dab  zu.  Sohnl- 
zweoken  Stiftungen  gemacht  werden.  Dies  ist  sehr  zu  bedauern, 
da  gerade  solche  Anstalten  vorbildlich  für  alle  anderen  werden 
können.  Das  öffentliche  Schulwesen  hat  bei  der  hochgradigen 
Bevölkerungszunahme,  besonders  der  greisen  Städte,  Mühe,  die 
Forderungen  der  Hygiene  zu  erfüllen,  ohne  dabei  den  Steuer- 
zahlern unerschwingliche  Lasten  aufzuerlegen.  Wie  gern  zum 
Beispiel  würde  man  hier  in  Dresden  jeder  Volksschule  einen  aus- 
reichenden Spielplatz  zur  Verfügung  stellen,  aber  bei  dem  hohen 
Bodenpreise  von  durchschnittlich  26  Mark  für  den  Quadrat- 
meter lassen  sich  die  für  den  Kopf  erforderlichen  8  Quadrat- 
meter nicht  schaffen.  Wie  gern  würde  man  Schulgftrten  ein- 
richten, in  denen  die  Kinder  Beete  zur  Selbstbearbeitung 
erhalten  könnten,  aber  auch  dies  ist  aus  dem  angefahrten 
Grunde  nicht  möglich.  Leider  haben  die  finanziellen  Erwfigungen 
in  Dresden  auch  zu  der  Einrichtung  von  wahren  Schulkasemen 
geführt,  in  deren  einer  bis  2000  Kinder  unterrichtet  werden, 
was  man  nicht  nur  vom  pädagogischen,  sondern  auch  vom 
hygienischen  Standpunkte  außerordentlich  bedauern  mufs. 

Um  so  erfreulicher  ist  es,  wenn  neben  den  öffentlichen 
Unterrichtsanstalten  gut  eingerichtete  Schulstiftungen,  Vereins- 
und Privatschulen  bestehen.  Man  sollte  sich  ja  hüten,  solchen 
Schulen  Schwierigkeiten  in  den  Weg  zu  legen  und  alles  Heil 
von  den  Staats-  und  Stadtschulen  zu  erwarten.  Wie  viel  An- 
regung gerade  von  Anstalten,  wie  Schnepfenthal,  Keilhau, 
Weinheim  (Bendeb),  Jena  (Stot)  und  anderen,  besonders  auch, 
was  die  Körperpflege  dei  Jugend  anlangt,  ausgegangen  ist, 
weils  ein  jeder.  Fast  alle  der  physischen  Ausbildung  dienenden 
Einrichtungen  sind  zunächst  in  Privatanstalten  oder  durch 
Vereine  erprobt  und,  nachdem  dort  ihre  Brauchbarkeit  erwiesen, 
in  die  öffentlichen  Schulen  eingeführt  worden.  So  war  es 
einst  mit  dem  Turnen  und  den  weiblichen  Handarbeiten,  so 
ist  es  jetzt  mit  dem  Handfertigkeits-,  dem  Koch-  und  Haus- 
haltungsunterricht. Eis  erscheint  unbedingt  nötig,  dab  eg 
Schulen  gibt,   an  denen  man  experimentieren  kann.     Der  ge- 


391 

wiesene  Weg  ist  der,  dab  die  mit  den  üniTersitätsaeiniQiuiea 
yerbimdenen  Übimgis<^iüen  solche  Eixperimente  anstellen  uad 
Mittel  besitzen,  alle  vorgeeohlagenen  Neueningen  anf  ihre 
Branohbarkeit  hin  zn  prüfen.^  Unsere  Staats- und  Stadtsohnlen 
sind  zn  sehr  in  den  Bnreankratismns  hineingeraten,  dem  ein- 
zehien  Lehrerkollegium  ist  zu  wenig  Freiheit  gelassen,  und 
dasselbe  rerlttiist  sieh  durchweg,  auch  in  Kleinigkeiten,  auf  die 
Anordnungen  der  Sohulbehörde. 

Deshalb  ist  es  mit  Freude  zu  begrülsen,  daiis  es  nooh 
Schulen  gibt,  die  mit  ihren  Besonderheiten,  sei  es.  der  Orga- 
nisation, sei  es  der  Leitung,  sei  es  der  pekuniären  Mittel,  aus 
dem  Bahmen  der  Allgemeinheit  heraustreten  und  so  manches 
zu  erreichen  im  stände  sind,  was  die  Staats-  und  Stadtschulen 
in  ihrer  Gesamtheit  aus  rerschiedenen,  hauptsächlich  finanziellen 
Gründen  nicht  leisten  können. 

Eine  solche  Schule  ist  das  EHBUCHSche  „Q^stifl;^  in 
Dresden.  Ln  Jahre  1 743  begründete  Johahn  Gsobgb  EnnLiCH, 
ein  Dresdener  Senator,  seine  Schulstiftung,  indem  er  ihr 
40  Hektar  Grundbesitz  und  einige  Gebäude  im  Gesamtwert 
von  30000  Thalem  vermachte.  Sie  sollte  eine  Armenschule 
sein.  Schon  damals  bestimmte  er,  daüs  die  Schülerzahl  jeder 
Erlasse  35  nieht  übersteigen  dürfe,  eine  von  auJserordentlichem 
pädagogischen  Scharfsinn  zeugende  Anordnung,  die  auch  heute 
noch  streng  eingehalten  wird. 

Was  nun  an  anderen  Stellen  beklagt  werden  muis,  die 
beträchtliche  Steigerung  des  Bodenwertes,  ist  hier  gerade 
äuborst  segensreich  geworden.  Das  Stiftsland  muiste  infolge 
der  Vergröberung  der  Stadt  nach  Osten  hin  nach  und  nach 
veräulsert  werden,  da  es  innerhalb  hoher  Häuserreihen  weder 
fbr  gärtnmsche,  noch  für  landwirtschaftliche  Zwecke  zu  be- 
nutzen war.  Ende  1892  betrug  der  Grundbesitz  noch  immer 
mehr  als  28  Hektar,  das  Barvermögen  aber  1 968  431  Mark, 
der  Wert  der  Gebäude  gegen  300000  Mark.     Die    gesamte 


*  Die  einzige  derartig  organisierte  Anstalt  bildet  die  Übangsschnle 
in  Jena;  leider  ist  sie  allzu  karglich  ausgestattet. 


392 

Zinseneinnalime  belief  sich  Bach  dem  Hanshaltplane  £ür  1893 
trotz  des  bedenteDden  Sinkens  des  ZiDsfnlses  auf  88 115  Mark. 

Die  Anstalt  ist  eine  höhere  Volksschule  mit  Sprach- 
nnterricht  und  enthält  5  £naben-  und  5  Madchenkksseu,  in 
denen  250  zehn-  bis  fünfzehnjährige  Kinder  von  13  Lehrkräften 
unterrichtet  werden.  Die  Schüler  gehören  bedürftigen  Familien 
an,  viele  sind  Voll-  oder  Halbwaisen,  und  sie  erhalten  deshalb 
Unterricht,  Schulutensilien  u.s.w.  unentgeltlich.  Bedingung 
fär  die  Au£aahme  sind  aulser  der  Bedürftigkeit  gute  Censuren. 

Durch  ihre  reichen  Mittel  ist  die  Schule  zu  einer  wahren 
Musteranstalt  in  gesundheitlicher  Beziehung  geworden,  und 
Schulmänner,  die  sich  für  Hygiene  interessieren,  sollten  nicht 
versäumen,  bei  einem  Besuche  Dresdens  die  EHBiiiOHsche 
Stiftung  zwischen  der  Blochmann-  und  Oomeniusstrasse  in 
Augenschein  zu  nehmen.  Die  letzten  Ostern  bilden  insofern  einen 
wichtigen  Abschnitt  in  der  Geschichte  der  Anstalt,  als  das 
neugebaute  Intematsgebände  zur  vollen  Benutzung  kam. 

1.  Der  Schulgarten  liegt,  wie  aus  dem  Situationsplan 
auf  Seite  401  ersichtlich,  innerhalb  eines  Strafsenvierecks, 
welches  blofs  an  einer  Seite  eine  geschlossene  Häuserreihe  auf- 
weist, nach  den  drei  anderen  Seiten  aber  ganz  frei  ist;  nur 
wenige  Schritte  nach  Südosten  dehnt  sich  der  2  Quadrat* 
kilometer  umfassende,  mit  herrUdhem  Laubwald  bestandene 
Königliche  Qrofse  Garten  aus.  So  muls  die  Lage  für  eine 
Grolsstadt  als  aufserordentlich  günstig  bezeichnet  werden.  Die 
Entfernung  vom  Centrum  der  letzteren  beträgt  etwa  15  Mi- 
nuten, und  die  Schulwege  für  die  Externen  halten  sich  daher 
im  allgemeinen  in  diesem  Mittel.  Der  Schulgarten  hat  ein 
Area]  von  10900  Quadratmetern  und  war  im  Besitz  der  Stiftung 
seit  ihrer  Gründung;  davon  sind  abzuziehen  1660  Quadrat- 
meter für  drei  Gebäude,  die  Schule,  das  Litemat  und  die 
Turnhalle. 

Der  eigentliche  Spielplatz,  mit  Kies  beschüttet,  von 
Bäumen  beschattet  und  mit  Turngeräten  besetzt,  umfaTst 
3940  Quadratmeter.  Zweimal  in  der  Woche  finden  nach- 
mittags von  5—6  Uhr  hier  Spielstunden    aufser  dem  Tum- 


393 

unterrioht  statt,  anschlieiSsend  an  den  von  3 — 5  Uhr  liegenden 
Nachmittagsunterricht  (4  Nachmittage  sind  schulfrei),  und  zwar 
gesondert  für  Knaben  und  Mftdchen.  Wenn  das  Gras  ge- 
schnitten ist,  dürfen  auch  die  grofsen  Grasplätase  mitbenutzt 
werden.  An  den  Spieltagen  werden  mögliehst  wenig  Schul- 
arbeiten aufgegeben.  Im  Winter  wird  der  Spielplatz  in  eine 
Schlittschahbahn  umgewandelt,  die  von  allen  Kindern  an 
schulfreien  Nachmittagen  befahren  werden  darf. 

Der  Garten  dient  zugleich  dem  naturwissenschaftlichen 
und  dem  Kochunterricht.  Die  Bäume  und  Strftucher  sind  alle 
mit  Namentäfelchen  versehen,  die  Giftpflanzen  mit  Schutz- 
vorrichtungen. Einer  der  Lehrer  hat  mit  Hilfe  der  Schüler 
ein  kleines  Bassin  für  Beobachtung  von  Algen,  Sumpf-  und 
Wasserpflanzen,  sowie  von  Wassertieren,  femer  eine  Felspartie 
zur  Kultivierung  von  Flechten,  Alpenpflanzen  u.  drgl.  geschaffen» 
um  zeigen  zu  können,  wie  das  Wachstum  von  der  mineralogischen 
Beschaffenheit  des  Bodens  abhängt  Übrigens  befindet  sich 
nur  wenige  Minuten  vom  Schulgarten  der  groise  botanische 
Garten  der  polytechnischen  Hochschule  mit  umfangreichen  G^ 
wächshäusem,  der  die  Anschauung  von  ausländischen  Pflanzen 
den  Schülern  vermittelt 

Ein  Teil  des  Schulgartens  enthält  die  Kinderbeete.  Jedes 
dem  Internat  angehörige  Kind,  von  Ostern  an  50,  später  100, 
erhält  ein  solches.  Alljährlich  findet  eine  Prämüerung  des 
schönsten  Knaben-  und  des  schönsten  Mädchenbeetes  statt,  und 
zwar  durch  Beschlufs  der  beetepfiegenden  Kinder  selbst.  Die 
Kochschülerinnen  ziehen  aufeerdem  auf  besonderen  Beeten  die 
wichtigsten  Küchengewächse. 

Endlich  befindet  sich  noch  im  Ghurten  ein  Glashäuschen 
auf  EiBengestell  für  die  Winterfütterung  der  Vögel.  Übrigens 
lielse  sich  bei  den  reichen  Mitteln  der  Stiftung  auch  dem  von 
Dr.  O.  W.  Bbxeb  in  seinem  Buche  ^Die  Naturwissen- 
schaften in  der  Erziehungsschule^  vertretenen  Gedanken 
nähertreten,  einige  Tiere,  wie  Eichhörnchen  u.  s.  w.,  zu  halten, 
um  dieselben  lebend  beobachten  zu  köimen. 

Anhangsweise  sei  hier  noch  erwähnt,  dais  auch  die  Idee 


394 

der  Sclmlreise  ihre  Yerwirkliohung  gefanden  hat.  Es  sind 
für  einen  eintägigen  Ansflug  aller  Kinder  jährlich  400  Mark 
ausgesetzt.  Diese  Ausflüge  werden  nach  einem  bestimmten 
Turnus  unternommen,  so  dals  jedes  Kind  in  den  fünf  Jahren 
seiner  Zugehörigkeit  zum  EHBiJOHSchen  Stift  die  landsohaftlioh 
schönsten  und  gesohichtiich  interessantesten  Punkte  der  Um- 
gebung Dresdens  kennen  lernt,  namentlich  die  sächsische  Schweiz, 
Meifsen,  Tharandt,  Moritzburg,  Wesenstein  und  Pirna. 

2.  Das  Schulhaus  ist  so  gebaut,  dals  nach  den  drei 
Sonnenseiten  die  Lehrzimmer  liegen,  nach  der  Kordseite  da- 
gegen die  Aula,  der  Zeiohensaal,  das  Direktor-,  das  Sammlungs- 
zimmer und  die  Bibliothek. 

Die  Blassen,  mit  LiCKBOTHschen  Bänken  yerseheUi  haben 
alle  linksseitiges  Licht  und  eine  solche  Grö&e,  dals  auf  ein 
Kind  etwas  über  6  cbm  Luftraum  entfallen.  Die  Q-rundfläche 
derselben  beträgt  je  35  Quadratmeter,  also  pro  Kind  1,4  Qua- 
dratmeter. Nach  dem  sächsischen  Schulgesetz  vom  26.  April  1873 
ist  auf  ein  Kind  2,5  cbm  Klassenraum  zu  rechnen,  nach  den 
preussisohen  allgemeinen  Bestimmungen  Tom  15.  Oktober  1872 
auf  einen  Schüler  0,6  Quadratmeter  Flächenraum. 

Selbstverständlich  sind  auch  sämtliche  Bestimmxmgen  der 
Tom  sächsischen  Kultusminister  von  Gebbeb  am  3.  April  1873 
erlassenen  Verordnung,  die  gesundheitliche  Anlage  und  innere 
Einrichtung  der  Schulgebäude  betreffend,  streng  innegehalten, 
ja,  darüber  hinaus  noch  manche  hygienische  Neuerungen  ein- 
geführt 

Die  Klassenzimmer  werden  durch  Mantelöfen  geheizt,  in 
welche  unter  dem  Fufsboden  liegende  Luftkauäle  ausmünden. 

Besondere  Sorgfalt  ist  auf  die  Einrichtung  des  Zeichensaals, 
der  Handfertigkeitswerkstätte  und  des  Nadelarbeitszimmers  ver- 
wendet. Li  ersterem  Baume  sind  gute  Vorrichtungen  zur 
Aufstellung  der  Körpermodelle  vor  jedem  Platz  angebracht. 
Handfertigkeitsunterricht  genielsen  die  4  oberen  Knabenklassen 
(12.  bis  15.  Lebensjahr)  in  8  Abteilungen  von  12 — 13  Knaben, 
und  zwar  in  Papparbeit,  Kerbsohnitt,  Tischlerei  (an  6  Hobel- 
bänken) und  ThonmodeUieren.     Für    die  Materialien   werden 


395 

jfthrlioli  250  Mark  yerausgabt.  Im  Nadelarbeitssoal  sind  aulser 
den  entspreohenden  LiCKBOTHSohen  Snbsellien  6  Nähmasobinen 
anfgestellt.  Dort  erhalten  besonders  die  Madoben  der  Fort* 
bildnngs-  oder  Hanshaltongsklasse  (9.  Sohnljabr)  Unterriebt 
im  Masebinennilhen,  Wäecbeznsebneiden,  Weiüssticken  n.  s.  w. 
Ebenso  erlernen  sie  Plätten,  Mangeln  nnd  Kooben  in  den  dazn 
bestimmten  Bäumen  des  Internats. 

Die  Lehrmittelsammlnng  ist  reiob  ausgestattet;  zur  Er- 
neuerung und  Vervollständigung  derselben  sind  jäbrliob  230  Mark 
ausgesetst. 

Im  Souteirain  befindet  siob  eine  Badeeinricbtung. 

Der  glasüberdeokteLicbthof  dient  zur  Au£Dabme  der  Mäntel, 
Kopfbedeckungen  u.  s.  w.  in  verscbliefsbare  Drabtsobränke. 

Die  Aborte  mit  Scbwemmkanalisation  sind  als  An- 
bauten an  die  Schule  ausgefflhrt,  aber  vom  Korridor  aus  zu* 
gänglioh. 

Die  Beleuchtung  der  Anstalt  geschiebt  jetzt  noch  durch 
Gus;  in  den  Klassen  befinden  sich  SiEMENSsche  Begenerativ- 
brenner.  Nach  der  Inbetriebsetzung  des  städtischen  Elektricitäts- 
werkes  wird,  ToraussichtUch  noch  in  diesem  Jahre,  Grlüblicht 
eingerichtet,  das  bei  greiser  Helligkeit  wenig  Wärme  und  keine 
Verbrennungsprodukte  erzeugt. 

Die  Gesamtkosten  des  Schulgebäudes  für  250  Kinder 
belaufen  sich  auf  240  000  Mark. 

3.  Das  Internatsgebäude,  41  m  lang  und  19,36  m 
tief,  ist  bestimmt  zur  Au&ahme  von  50  Kindern,  je  25  ver- 
waisten Knaben  und  Mädchen,  welche  die  Stiftsschule  besuchen. 
Es  wurde  am  1.  Oktober  1894  mit  25  Kindern  belegt  und 
befindet  sich  seit  Ostern  dieses  Jahres  in  voller  Benutzung. 
Damit  ist  ein  von  dem  Stifter  Ehblich  in  seiner  Fundations- 
nrkunde  ausgesprochener  Wunsch  der  Verwirklichung  um  ein 
groises  Stack  näher  gerückt.  Er  sagt  daselbst:  ^Wie  denn  dieses 
mein  sehnlicher  Wunsch,  dafs  mit  der  Zeit  sämtliche  100  arme 
Kinder  mit  Kost,  Kleidung,  Wohnung  und  Zucht  völlig  ver- 
sorget und  ein  besonder  Waislenhausf  daraus  werden  möge.^ 
Man  hatte    mit   der   Inangrifihahme  dieses   Wunsches  warten 


3»6 

müBseD,  bis  der  Reservefonds  der  Stiftimg  durch  Azealverlcftiife 
und  Zinseszins  auf  die  erforderliche  Höhe  gebracht  war. 

Das  neue  G-eb&ude  ist  unstreitig  das  besteingeriohtete 
Internat  Sachsens  und  hat  einen  Kostenaufwand  von  2&0  000  Mark 
erfordert.  Bei  der  1892  ausgeschriebenen  Konkurrenz  erhielt 
unter  16  Bewerbern  Architekt  Sghebz  den  Preis. 

um  die  aus  hygienischen  und  pädagogischen  Gründen 
gleich  verwerflichen  grolsen  Schlafsäle  zu  vermeiden  und  eine 
möglichste  Annäherung  an  das  Familienleben  zu  erreichen, 
zer£ftllen  die  Kinder  in  4  Gruppen  von  je  12,  resp.  13  unter 
je  einem  Erzieher,  bezw.  einer  Erzieherin.  Zu  diesem  soge- 
nannten Familienprinzip  hatte  der  Direktor  der  Stiftung  geraten, 
nachdem  er  im  Auftrage  der  aus  der  Kgl.  Superintendentur 
Dresden  xmd  dem  Bat  der  Stadt  bestehenden  Inspektion  ähn- 
liche Musteranstalten,  wie  in  Halle  die  FEAKOKBBchen  Stiftungen, 
in  Hamburg-Hom  das  Bauhe  Haus  und  in  Berlin  die  Anstalt 
am  TJrban,  das  Johannesstift  und  das  Bummelsburger  Waisen- 
haus besucht  hatte. 

In  das  jetzige  Erziehungshaus  werden,  wie  bemerkt,  Knaben 
undMädchen  zugleich  aufgenommen,  indessen  dürfte  in  absehbarer 
Zeit  das  Anwachsen  des  Vermögens  es  gestatten,  ein  zweites  Er- 
ziehungshans zu  bauen,  so  dafs  dann  dieses  50  Knaben  und 
jenes  50  Mädchen  aufnehmen  wird* 

Entsprechend  dem  Familienprinzip  gestaltet  sich  der  neben* 
stehende  Grundrüs  des  ersten  Stockwerks,  das  die  Wohn-  und 
Schlafräume  für  die  Kinder  enthält;  es  ist  jetzt  die  westliche 
Hälfte  desselben  für  die  Knaben,  die  östliche  für  die  Mädchen 
bestimmt. 

Wie  aus  diesem  GrundriJs  erhellt,  liegen  vor  allem  die 
Schlafzimmer  sehr  günstig,  da  sie  über  Eck  durchlüftet  werden 
können;  auch  haben  sie  alle  Sonne,  wenn  auch  Schlafraum 
3  uTir  am  frühesten  Morgen  und  nachmittags.  Indem  der 
Waschraum  sich  offen  anschlieist,  ist  der  Kubikinhalt  der 
Schlafräume  auf  geschickte  Weise  um  ein  bedeutendes  ver- 
mehrt. Da  die  Höhe  der  Bäume  4,20  m  beträgt,  so  ergibt 
sich  mit  Hinzunahme  des  6  m  tiefen  Waschraumes  ein  Luft- 


897 


kabnfl  ron  20 — 22  obm  fär  jedes  Kind.  Anoh  bei  den  aller* 
günstigsten  Wohnungsverbfiltnissen  wird  man  pro  Kopf  nicbt 
mebr  Lnftranm  znr  Verfügung  baben.  Dnrob  vorzügliobe 
TentilationBeinricbtungen  wird  genügend  frische  Luft,  welcbe 
rermittelst  Sprttbapparat  angefencbtet,  resp.  im  Winter  vor- 
gewftrmt  ist,  zugeführt. 

Die  Kinder  schlafen  in  LANGBNBECKSchen  Bettstellen  mit 
dreiteiligen,  gegen  Ungeziefer  und  Fenersge&hr  imprägnierten 
Bolshaarmatratzen.      Zwei    nebeneinanderstehende    Bettstellen 


fgn. 


_  7.10  m     ^ 
SMöT- 


Ersfer  Stock. 


WoAn*  dl/n. 
räum  /. 


I— .i^a^.— ^»—r 


Korridor    H 


Treppen ' 
haus. 


i 


SchJsr. 

nam2. 


\    r-TT-Tp 


Wohn-     ^ 


I  Korridor    l£rz/Wier[ 


? 
3 


o 
o 


V/ohn- 
räum  y 


\ 


Schlaf- 
räum  3. 

'   '   '  ' 


flind^  durch  ein  hohes  engmaschiges  Gitter  voneinander  getrennt. 
Für  je  zwei  Kinder  ist  ein  festeingelassenes  Waschbecken  mit 
Wasserleitung  vorhanden. 

In  dem  zwischen  zwei  Schlafräumen  befindlichen  Zimmer 
schläft  die  diensthabende  Au&ichtsperson;  die  betreffenden 
Thüran  sind  mit  Olasfenstem  versehen. 

Den  vier  Schlafräumen  entsprechen  die  vier  Wohnzimmer 
ftar  je  eine  Kinderfamilie,  jedes  mit  46,20  qm  G-rundfläche.  In 
denselben  stehen  drei  Tische  mit  je  vier  Plätzen,  alle  mit  links- 
seitigem, bei  den  2,70  m  hohen  Fenstern  sehr  günstigem  Licht- 
einfall.   Die  Wände  der  Zimmer  sind  mit  verschiedenfturbigem 


w: 


398 

Anstrich  rerselien  und  mit  sinnigen  Sprüchen  versiert,  nm 
Eintönigkeit  zn  Termeiden  nnd  dem  ästhetischen  Bedürfnis 
Rechnung  zu  tragen.  Der  Erzieher,  der  aniser  der  Schulzeit 
stets  mit  den  Kindern  zusammen  ist,  hat  seinen  Sckraibtisoli 
vor  den  Tischen  der  Kinder  stehen.  An  den  Wftnden  befindet 
sich  für  je  ein  Kind  ein  zweiteiliger  geräumiger  Schrank  für 
Kleider,  Stiefel,  Hüte,  Bücher  und  Spielsachen. 

Die  Klosets  besitzen  einen  bequem  zu  lüftenden  Vorraum, 
sind  mit  starker  Wasserspülung  versehen  und  absolut  geruchlos ; 
dem  Wasser  ist  ein  gut  desinfizierendes  Mittel  beigemischt. 

Das  zweite  Stockwerk  des  Erziehungshauses  enthält  in 
der  östlichen  Hälfte  die  helle,  geräumige,  circa  300  qm  Grund- 
fläche besitzende  Wohnung  des  Direktors  der  Stiftung.  In 
der  anderen  Hälfte  sind  zunächst  die  vier  Privatzimmer  für 
die  zwei  Erzieher  und  die  zwei  Erzieherinnen  untergebracht 
Die  beiden  westlichen  flckräume  bilden  die  Krankenzimmer 
mit  vorläufig  je  zwei  Betten,  durch  eine  Thür  mit  je  einemi 
Erzieherzimmer  in  Verbindung  gesetzt.  An  jedem  Bette  ist 
eine  elektrische  Klingel  angebracht.  Die  beiden  Kranken- 
zimmer sind  durch  einen  ärztlichen  Untersuchungsraum  getrennti 
in  welchem  sich  auüaer  einem  Schreibtisch  eine  gut  eingerichtete 
Hausapotheke,  Verbandzeug,  Instrumente,  Fieberthermometer, 
Hygrometer  etc.,  sowie  eine  Waschvorrichtung  befinden. 

Der  Hausarzt  des  Internats,  gegenwärtig  Dr.  med.  Reiche, 
ist  zugleich  Schularzt.  £iT  ist  gegen  ein  jährliches  Honorar  zu 
regelmäbigen  Besuchen  des  Internats  und  zur  Untersuchung 
der  neuaufzunehmenden  Kinder  verpflichtet  Auch  die  Extemcfa 
werden  von  ihm  auf  Kosten  der  Stiftung  behandelt.  Endlidl 
wird  sein  Gutachten  in  allen  hygienischen  Angelegenheiten  der 
Schale  und  des  Internats  eingeholt. 

Eine  breite  Ghranittreppe  mit  starken  eisernen  GreländerA 
verbindet  die  Stockwerke  und  führt  auch  hinunter  zum  Erd- 
geschoXs.  Dieses  dient  verschiedenen  Zwecken.  Es  liegen  dort 
die  Wohnungen  der  festangestellten  Kochlehrerin,  die  zugleich 
Wirtschafterin  ist,  des  Hausmanns  und  des  Küchenmädohens, 
dann  zwei  Badezimmer   mit   fünf  Wannen   und  Duschen  für 


399 

firwachsene  und  Kinder,  ein  gröifleres  Nähzimmer  fCur  die 
Mädchen  mit  Nähmaechine,  einem  Binnreich  konstruierten  Platt« 
ofen  nnd  seche  Plättbrettern,  endlioh  das  grofse  Wäsehezimmer 
mit  einem  seohsteiligen  Biesenscbranke  zor  Aufbewahrung  der 
Wäsche. 

Der  Hauptraum  des  Erdgeschosses  ist  der  Speisesaal  für 
100  Kindermund  deren  Erzieher.  Er  erstreckt  sich  durch  die 
ganze  Tiefe  des  Hauses,  ist  also  19,36  m  lang  und  liegt  am 
westliclien  Ende.  Von  ihm  gelangt  man  durch  einen  direkten 
Ausgang  in  den  schönen  Stiftsgarten,  so  dals  die  Kinder  nach 
eingenommener  Mahlzeit  sofort  dorthin  sich  begeben  können. 
Neben  dem  EJssaal  liegt  das  Anriohtezimmer  mit  dem  Speisen- 
aufzug. 

Letzterer  stellt,  abgesehen  ron  einer  besonderen  Treppe, 
die  Verbindung  mit  der  dem  Speisesaal  an  Qröise  gleichenden 
KUcbe  her,  welche  im  Souterrain  liegt.  Diese  dient  zugleich 
als  Unterricbtsraum.  Ein  groiser  und  sechs  kleine  Herde  sind 
in  ihr  aufgestellt.  Hier  lernen  je  zwei  Mädchen  der  Fort- 
bildungsklasse das  Kochen  unter  Leitung  der  Kocblehrerin. 
Es  ist  dies  die  erste  Kochschule  der  Stadt  Dresden.  Die 
Mädchen  stellen  einfache  Kost  her.  Das  gekochte  Essen  be- 
kommen sie  selbst  und  die  Litematskinder.  Da  für  ein  Kind 
täglich  für  Frühstück,  Mittag,  Abendbrot  nur  60  Pfennige  aus- 
gesetzt sind,  so  versteht  es  sich  von  selbst,  dals  blofs  schlichte 
Hausmannskost  gekocht  werden  kann.  Nur  diese  entspricht 
auch  dem,  was  die  Mädchen  aus  dem  Volke  dereinst  im  eigenen 
Haushalte  brauchen  können.  Ein  besonderer  Vorzug  liegt  noch 
darin,  dais  die  Kochschülerinnen  nicht  mehr  schulpflichtig  sind. 
Das  Kochen  schon  für  schulpflichtige  Mädchen  einzuführen, 
also  in  den  Volksschulunterricht  einzugliedern,  hat  seine  grofsen 
Bedenken.  Das  Interesse  ist  sieber  bei  den  Mädchen  nach 
Beendigung  der  Schulzeit  für  alle  wirtschaftlichen  Dinge  ein 
regeres.  Die  Kochschülerinnen  erhalten  auch  Unterweisung 
über  den  Nährwert  der  einzelnen  Spesen  und  müssen  ein 
Haushaltungsbucb  mit  genauer  Kostenangabe  der  verschiedenen 
Gerichte  führen.    Nach  dem  Essen  waschen  sie  an  dem  sechs- 


400 


teiligen  Aufwasohtiech  auf  und  bringen  die  Küohe  wieder  in 
Ordnnng.  Zn  jedem  der  Herde,  die  von  allen  Seiten  zngftngUoh 
sind,  da  sie  Ranohnnterftthrang  haben,  gehört  eine  kleine  Küchen* 
einriohtnng.  Der  Kochraam  ist  ringsum  bis  zu  Manneehöhe  mit 
weiisen  Steingutflieeen  verkleidet,  und  der  FnCsboden  besteht  aus 
Mettlacher  Platten,  so  dafs  die  gröfste  Sauberkeit  ermöglicht  wird. 

Im  Kellergesohoüs  liegen  femer  alle  die  Räume,  welche 
der  Heizung  und  Ventilation  dienen.  Die  Wohnzimmer  er- 
halten durch  Warmwasserheizung,  die  Schlaf-  und  Badezimmer 
durch  Niederdruckdampfheizung  die  entsprechende  Temperatur. 
Die  hierzu  erforderlichen  Kesselanlagen,  die  Luftkammem,  in 
denen  während  des  Winters  die  Luft  vorgewärmt,  und  der 
Sprühapparat,  mittels  dessen  dieselbe  angefeuchtet  wird,  befinden 
sich  hier.  Die  Lüftungseinrichtungen  für  alle  Bäume  des 
Hauses,  in  denen  auiserdem  nach  Begkebs  Patent  Fenster- 
ventilationen angebracht  sind,  werden  vom  Keller  aus  durch 
den  Heizer  bedient. 

Auch  der  Putzraum,  in  welchem  die  Kinder  ihre  Stiefel 
und  Kleider  selbst  zu  reinigen  haben,  ist  recht  praktisch  ein- 
gerichtet. 

Aufser  den  sonst  erforderlichen  Wirtschaftsgelassen,  wie 
Waschhaus  mit  Wäschemangel,  Grerätekammem,  Kohlenkeller, 
Yorratsräume  u.s.w.,  ist  besonders  noch  zu  erwähnen  das 
schöne,  geräumige,  mit  Steingutfliesen  ausgelegte  Bassinbad, 
in  dem  8 — 10  Eonder  gleichzeitig  baden  können,  eine  in 
sanitärer  Hinsicht  freudig  zu  begrüfsende  Einrichtung.  Alle 
2&0  Kinder  der  Stiftsschule  nehmen  hier  nach  einem  festen 
Turnus,  die  Internen  jede  Woche,  die  Externen  alle  14  Tage  ein 
Bad.  Letztere  gehen  zu  diesem  Zwecke  während  geeigneter  Schul- 
stunden abteilungsweise  unter  Aufsicht  des  Erziehers,  bezw. 
der  ESrzieherin  von  der  Schule  nach  dem  Erziehungshause, 
zwischen  denen  jetzt  noch  ein  bedeckter  und  geschützter  Ver- 
bindungsgang  fehlt;  diese  Verbindung  wird  aber  zugleich  mit 
dem  zweiten  Erziehungshause  hergestellt  werden. 

Zur  Zeit  ist  der  Situationsplan  des  ganzen  Grundstückes 
folgender: 


I 


l 


N 


Zeilschrift  /ür  SehulgMundheitspflege  1895. 


6| 

Erd 


VerUs  von  Leo  pold  Voi 


; —ammm^ kxEB 


SchulvoqU. 


jeschoss. 


n  llaaibarr  (und  LelpdK)- 


ZeiUckrifi  für  Schutgeaundlieilapflege  1895. 


I,  Geschos 


V«il»g  von  Leopold  Toi 


■  In  HawbDiK  (nnd  Letpilg). 


i 


w  V    ^     » 


402 


Später  gestaltet  er  sioh  durch  den  Neubau  etwas  anders; 
die  Turnhalle  wird  weggerissen  und  in  das  zweite  Erziehungs- 
haus miteingebaut  (vergL  den  Zukünftigen  Situationsplan  auf 
dieser  Seite).  Dann  werden  auch  die  drei  Gebäude  durch  kurze 
überdeckte  Gänge  leicht  in  Verbindung  gebracht  werden  können. 

Was  endlich  die  Feuersicherheit  des  neuen  Erziehungs- 
hauses betrifft,  so  ist  dieselbe  auf  alle  Weise  gewährleistet;  in 
jedem  Stockwerk  befinden  sich  40  m  Schlauch  und  die  zu- 
gehörigen Hydranten. 

Im  Mauerwerk  liegeu  zahlreiche  Eisenkonstruktionea,  alle 
Mauerecken  sind  durch  abgerundete  Eckeisen  geschützt. 


Zukünftiger  Situationsplan . 


«•••«•«  4 


Khäbenemekiiiffshäus. 


"-V 


Die  Folsböden  in  den  Korridoren  und  Zimmern  bestehen 
teils  aus  Stampfbeton  mit  Linoleumbelag,  teils  aus  eichenem 
Riemenparkett,  in  Asphalt  verlegt,  teils  aus  Meitlacher  Platten. 

Im  Treppenhause  ist  eine  Uhr,  die  mit  einem  elektrischen 
Läutewerk  von  ZACHASU-Leipzig  in  Verbindung  steht;  dasselbe 
kann  auf  jede  beliebige  Stunde  und  Viertelstunde  hausordnungs- 
gemäfs  eingestellt  werden  uud  zeigt  an  je  zwei  Stellen  im  Er- 
ziehungshause und  in  der  Schule,  aufserd^m  an  einer  Stelle  im 
Stiftsgarten  die  Zeit  an. 

So  ist  alles  geschehen,  um  den  Zöglingen  nach  dem 
GoETHESchen  Spruch  „Für  unsere  Kinder  ist  das  Beste  gut 
genug"  ein  mustergültiges  Heim  zu  schaffen.  Sie  fühlen  sich 
denn  auch  in  den  hohen,  gesunden  Räumen  der  Schule  und 
des  Alumnats  aufserordentlich  wohl. 


403 

Möehten  doch  aneh  in  unserer  Zeit  sieh  schulfvenndliche 
begüterte  Mensohen  finden,  die  ähnliche  Stiftungen  ins  Lebes 
ruf»nl  Leider  erwartet  unser  G^eschleokt  alles  vom  Staate, 
und  doeh  ist  dieser  oft  nioht  im  stände,  den  Forderungen  der 
hygienischen  Pftdagogik  zu  entsprechen;  denn  niemand  wird 
verkennen,  dafs  der  Fortschritt  in  dieser  Beziehung  zum  greisen 
Teil  davon  abhangig  ist,  dafs  ausreichende  finanzielle  Mittel 
zu  Gebote  stehen.  Dm  so  mehr  muÜB  man  das  Andenken 
eines  Mannes  ehren,  der  schon  vor  150  Jahren,  in  einer  Zeit» 
in  welcher  die  hygienischen  Verhältnisse  unserer  Schulen  aufr 
traurigste  bestellt  waren,  weitvorausschauenden  Blicks  ftir  das 
leibliche  und  damit  zugleich  für  das  geistige  Wohl  der  Kinder 
gesorgt  hat.  Mit  Beoht  ziert  auch  das  EnnLiCBBche  Stift  der 
Spruch,  den  der  grofse  Philanthrop  A.  H.  Fbancke  als  Inschrift 
far  seine  Stiftungen  wählte: 

Fremdling,  was  du  hier  blickst,  hat  Glaube  und  Liebe  bereitet; 
Ehre  des  Stiftenden  Sinn,  glaubend  und  liebend  wie  er. 

Aihaig: 
iBstruktieB  des  Scknlarztes  fBr  das  Ehrlichsche  „fiestift^. 

Der  Schularzt  hat  zu  beobachten: 

1.  die  Dienstordnung  für  die  Schulärzte  an  den 
städtischen  Volksschulen  zu  Dresden,  erlassen  vom 
Dresdener  Bäte  am  12.  Dezember  1893.  Dieselbe  enthält 
12  Paragraphen  mit  folgendem  Inhalt: 

In  §  1  wird  die  Aufgabe  der  Schulärzte  dahin  festgestellt, 
dafs  sie  den  Gesundheitszustand  der  Schulkinder  in  den  ihnen 
überwiesenen  Schulen  überwachen  und  den  Sohulaussohuib 
(Schulvorstand)  in  der  Inspektion  der  Sohulgrundstücke  und 
•gebäude,  nicht  minder  auch  den  Stadtbezirksarzt  bei  der  ge- 
sundheitspolizeilichen Beaufsichtigung  der  Schulen  unterstützen 
sollen.  Letzterer  hält  mindestens  vierteljährlich  einmal  mit  den 
Schulärzten  gemeinsame  Besprechungen  ab. 

Die  Schulärzte  müssen  nach  §  2  wenigstens  jeden  Monat 
einmal   ihre   Schulen    besuchen,    mit   dem  Direktor   über   die 

26* 


404 

allgemeinen  Gresandheitsverliältniase  Büokspraohe  nehmen  und 
auf  die  richtige  Handhabung  aller  fdr  die  Gesundheit  der 
Iiehrer  und  Schüler  getroffenen  Einrichtungen  und  Anordnungen 
achten.  Auch  haben  sie  an  den  alljährlich  ssum  Zwecke  der 
Aufstellung  der  InstandhaltungSTorschläge  stattfindenden  Be- 
gehungen des  Schulgrundstückes  teilzunehmen. 

Besonders  wichtig  und  erfreulich  ist  femer  die  Bestimmung 
des  §  3,  dals  die  Schulärzte  die  neueintretenden  Schüler 
daraufhin  zu  prüfen  haben,  ob  ihre  körperliche  Beschaffenheit 
und  ihr  Gesundheitszustand  beim  Schulunterrichte  eine  besondere 
Berücksichtigung  erfordern,  z.  B.  Beschränkung  des  Unterrichts, 
Ausschliefjsung  von  einzelnen  Fächern  (Turnen),  Anweisung 
eines  besonderen  Sitzplatzes,  Vormerkung  fär  den  Heilkursus 
der  Stotterer  u.  s.  w. 

Auch  müssen  sie  auf  Antrag  des  Direktors  oder  auf  An- 
ordnung der  Schulbehörde  einzelne  Kinder  untersuchen,  wenn 
es  sich  handelt  um  Befreiung  vom  Unterricht,  um  zweifelhafte 
Berechtigung  der  Schulversäumnis,  um  Zuweisung  zur  Schwach- 
sinnigenabteilung,  um  Feststellung  von  ansteckenden  Ejank- 
heiten,  wie  ägjrptische  Augenentzündung  u.  dergl. 

In  §  5  wird  des  Genaueren  der  amtliche  Weg  für  die 
Mitteilungen  der  Ärzte  festgelegt.  Es  ist  gewÜB  richtig,  dals 
eine  direkte  Anweisung  des  Arztes  an  die  Lehrer  nicht  erfolgen 
darf,  sondern  daiSs  diese  der  Schulbehörde  vorbehalten  bleibt; 
nur  so  werden  Kompetenzkonflikte  yermieden. 

Di®  §§  6—12  enthalten  die  Angaben  über  Führung  der 
Begistrande,  über  Eingabe  eines  Berichts,  die  alljährlich  im 
Januar  erfolgen  soll,  über  ürlaubserteilung  und  Vertretung, 
über  das  Jahreshonorar,  die  Dauer  der  Anstellung  (jedesmal 
auf  drei  Jahre  mit  dreimonatlicher  Kündigung)  und  etwaige 
Enthebung  vom  Amte. 

Dieser  Verordnung  hat  auch  der  Stiftsarzt  nachzukonunen, 
nur  dals  an  die  Stelle  des  Schulaussohusses  die  Inspektion  der 
Stiftung  tritt. 

Aulserdem  ist  2.  noch  eine  besondere  Dienstanweisung 
für  den  Stiftsarzt  erlassen,   betreffend  die  ärztliche  Beauf- 


405 

siohtigimg  und  Behandlung  der  im  Erziehnngshanse  befind- 
lichen Kinder.  Er  hat  sich  bei  diesen  an  zwei  Tagen  der  Woche 
SQ  einer  bestimmten  Zeit  einzustellen,  dabei  über  ihren  Gesundt 
heitszustand  Erkundigungen  einzuziehen,  Erkrankte  zu  unter- 
suchen und  ärztlich  zu  beraten,  wfihrend  der  Dauer  der  Elrank- 
heit  zu  behandeln  und  so  oft,  als  er  dies  in  gewissenhafter 
und  treuer  Berufserfüllung  fQr  nötig  hält,  auch  auTserhalb  der 
regelmäfsigen  Visitenzeiten  zu  besuchen.  Aufserdem  ist  er  ver- 
pflichtet, unyerweilt  das  Erziehungshaus  dann  au&usuohen, 
wenn  dies  vom  Direktor  in  dringlichen  Fällen  verlangt  wird. 
Auch  mufs  er  mit  ärztlichem  Rate  und  ärztlicher  Hilfe  den- 
jenigen Zöglingen  des  Hauses  beistehen,  welche  mit  Ge- 
nehmigung oder  auf  Geheils  des  Direktors  ihn  in  seiner  Woh- 
nung darum  angehen. 

Bei  ansteckenden  oder  schweren  Krankheiten  erfolgt  die 
sofortige  Überfährung  des  Patienten  ins  Krankenhaus,  und  der 
Anstaltsarzt  hat  alle  erforderlichen  Mafsnahmen  zur  Verhütung 
der  Verschleppung  des  Ajuteckungsstoffes  zu  treffen. 

Weitere  Paragraphen  bestimmen  die  Führung  eines 
Krankenbuches  und  dessen  Einrichtung,  die  Art  der  Aufsicht 
im  Krankenzimmer  und  über  das  Pflegepersonal,  die  Anordnung 
besonderer  Krankenkost  bei  der  Wirtschafterin. 

Der  letzte  Paragraph  endlich  legt  dem  Stiftsarzt  die 
wichtige  Verpflichtung  auf,  die  im  Erziehungshause  für  die 
Zöglinge  bereiteten  Speisen  ab  und  zu  auf  ihren  Nährwert  zu 
prüfen. 


406 


iXtts  ^txfanmiun^tn  uttb  Deretttett. 


Der  hygienische  Unterricht  in  den  Schnlen. 

Autoreferat  einea  in  der  Geaeilsohaft  für  Verbreitung  yon 

Volksbildung  gehaltenen  Vortrages. 

Von 

Dr.  med.  Th.  Wktl, 
Privatdocenten   der  Hygiene   an   der   technischen  Hochschule 

in  Berlin -Charlottenburg. 

Die  XXV.  Generalversammlnng  der  Qesellscliaft  für  Ver- 
breitung von  Volkebildung  femd  in  Verbindung  mit  der  Haupt- 
versammlung des  Verbandes  Nordwest  am  18.  und  19.  Mai  d.  Js. 
in  Hamburg  statt.  Nach  Erledigung  geschäftlicher  Angelegen- 
heiten wurde  in  die  Verhandlungen  eingetreten.  Das  vierte 
Thema  betraf  den  hygienischen  Unterricht  in  den  Schulen, 
worüber  der  erste  RefercDt,  Dr.  med.  Th.  Wetl,  nachstehendes 
ausführte : 

Die  Hygiene  ist  auf  einer  gröfseren  Zahl  von  Gebieten 
BU  gewissen  abschlieieenden  Ergebnissen  gelangt,  welche  einen 
bedeutenden  Einflufs  auf  das  Leben  der  Völker  auszuüben  im 
stände  sind.  Hierher  gehört  zunächst,  dafs  sich  die  soge- 
nannten Infektionskrankheiten  durch  geeignete  Vor- 
beugungsmafsregeln  zum  Teil  vermeiden,  zum  Teil 
aber  in  ihrer  Ausbreitung  begrenzen  lassen.  Nur  wo 
Unwissenheit,  Nachlässigkeit  und  Schmutz  regieren,  finden 
diese  Ejrankheiten  einen  günstigen  Nährboden. 

Weiterhin  sind  durch  Verbindung  zwischen  Hygiene  und 
Technik  die  gewerblichen  Unfälle  und  die  gewerb- 
lichen Vergiftungen  beschränkt,  ja  aus  einzelnen 
Betrieben    vollständig   verbannt    worden.      So    bilden 


407 

die  früher  bo  geffirohteie  Phosphomekroee  der  Knochen  und 
die  AnilinTergifitiuig  in  Deutschland  jetzt  seltene  Krankheiten, 
nachdem  die  wissenschaftlichen  Errungenschaften  der  Arbeiter- 
hygieae  durch  Geftetz  für  das  gewerbliche  Leben  zwingende 
QtÜtigkeit  «rihalten  haben. 

Vidlig  klargelegt  ist  auch  die  Wirkung  der  grofsen 
Volksgifte,  von  denen  ftLr  Deutschland  besonders  der 
Alkohol  in  Betracht  kommt.  Letzterer»  den  man  den  Trost 
der  Armen  genannt  hat,  yergtölsert  die  Sterblichkeit  aller 
Lebensalter.  Sein  Mißbrauch  prädisponiert  zu  Kinderlosigkeit^ 
flu  Verbrechen  und  Irrsinn;  namentlich  sind  fast  alle  jugend- 
lichen Verbrecher  entweder  Trinker  oder  Kinder  aus  Trinker- 
ehen. 

Verdorbene  Nahrungsmittel  schädigen  zwar  vorzugs- 
weise das  Kindesalter,  aber  auch  die  höheren  Lebensalter 
leiden  unter  einer  schlechten  Nahrungsmittelkontrolle.  Trichi- 
nose wild  nur  in  solchen  Oegenden  beobachtet,  in  welchen 
die  barbarische  Sitte,  halbrohes  Scdiweinefleisch  zu  essen,  sich 
erhalten  hat. 

Wie  die  täglich  geübte  Nahearbeit  in  Schule,  Haus 
und  Gewerbe,  wie  dunkle  Schulklassen  und  Arbeitsräume  das 
Auge  schädigen,  wie  fidsche  Subsellien  zu  schiefer  Körper- 
haltung führen  und  angeborene  Verkrümmungen  des  Bückgrats 
verschlimmern,  haben  Hygieniker  und  Ärzte  gleichfalls  nach- 
gewiesen. 

Auch  darüber  herrscht  kein  Zweifel  mehr,  dals  die  Nach- 
wirkuQgen  der  mittelalterlichen  Scholastik,  die  Ausschreitungen 
des  Humatiismus,  durch  ttbermäfsige  Anspannung  der 
geistigen  Fähigkeiten  unt^  Vernachlässigung  körperlicher 
Bew^gungwi  dem  kindlichen  und  ebenso  dem  ausgewachsenen 
Körper  Nachteil  bringen. 

Diese  Errungenschaften  der  Hygiene  aber  dürfen  nicht  das 
Bigentum  der  Ärzte  und  einiger  höher  Qebildeten  bleiben,  sie 
müssen  den  weitesten  Kreisen  des  Volkes  zugänglich  gemacht 
werden^  Dies  ist  zu  fordern,  nicht  weil  die  betreffenden  Kennt- 
nisse Eur  allgemeinen  Bildung  oder  zum  guten  Tone  gehören, 


408 

sondern  weil  die  Befolgung  hygienischer  Lehren  nur  von  den- 
jenigen erwartet  werden  kann,  welche  in  denselben  erzogen 
sind.  Die  Verbreitung  dieser  Lehren  soll  daher  der 
Schule  übertragen  werden,  um  so  mehr,  als  gerade  das 
£jnd  durch  Nichtbefolgung  hygienischer  Grundsätze  am  meisten 
geschädigt  wird.  Was  die  Presse  fiir  den  Erwachsenen,  das 
ist  die  Schule  für  den  Heranwachsenden.  Das  Individuum 
hat  das  gleiche  Literesse,  wie  der  Staat,  an  der  Verbreitung 
hygienischer  Bildung.  Wer  die  Ghesetze  der  Hygiene  erftlllt, 
schützt  sich  und  die  Seinen.  Wenn  der  Staat  für  die  Ver- 
breitung hygienischer  Grundwahrheiten  sorgt,  so  erzieht  er  sieh 
gesunde  Bürger  und  damit  gesunde  Soldaten. 

(Fortsetcung  und  Schlafs  in  No.  8.) 


Die  seitlichen  Verkrümmungen  des  Bttckgrats 

und  deren  Verhtttiing. 

Vortrag, 
gehalten  im  Berliner  Verein  für  gesundheitsgem&be  Erziehung. 

Von 
Dr.  med.  Leopold  Ewbb, 

dirigierendem  Arzt  eines  Institnis  fcir  Massage  und  Orthopädie  in  Berlin. 

(Fortsetzung.) 

Das  Sind  wird,  wenn  wir  von  solchen  absehen,  die  vor 
ihrer  Geburt  von  Rhachitis  des  Brustkorbes  be&Uen  waren, 
immer  gerade  geboren  und  bleibt  gerade,  solange  es  im  Steck- 
kissen getragen  wird.  Wenn  es  sich  aufzurichten  beginnt, 
entsteht  ein  nach  hinten  konvexer  Bogen  der  Brustwirbelsäule, 
denn  die  Rumpfmuskulatur  ist  noch  zu  schwach,  um  den 
Stamm  aufrecht  zu  tragen.  Fängt  femer  das  Kind  an,  den 
Kopf  zu  heben,  so  bildet  sich  ein  Bogen  der  Halswirbelsäule 
mit  der  Konvexität  nach  vom.  Eine  dritte  Krümmung  in  der 
Lendengegend    macht   sich   beim  Aufrechtstehen   imd  Ghehen 


409 

bemerkbar,  denn  dann  stellt  sich  das  Becken  steil,  d.  h.  es 
senkt  sich  nach  vom  und  unten,  und  demselben  muis  die  mit 
ibm  verbundene  Lendenwirbelsäule  folgen,  so  dafs  sie  einen 
mit  der  Konvexität  nach  vom  gerichteten  Bogen,  eine  sogenannte 
Lordose,  bildet.  Diese  drei  Verkrümmungen  treten  bei  dem 
einen  mehr,  bei  dem  anderen  weniger  hervor,  gleichen  sich 
aber  im  Liegen  wieder  aus  und  werden  erst  im  6.  bis  8.  Jahre 
dauernd;  übrigens  sind  sie  in  keiner  Weise  schädlich. 

Die  seitlichen  Verkrümmungen  des  Bückgrats,  die  den 
Namen  Skoliosen  führen,  kommen  meistens  erst  mit  dem  6.  Lebens- 
jahre zur  Wahrnehmung.  Zeigen  jüngere  Kinder  ein  derartiges 
Leiden,  so  läüst  sich  immer  mit  Sicherheit  feststellen,  dafs 
Rhaohitis,  d.  h.  englische  Krankheit,  voraufgegangen  war. 

Zahlreich  sind  die  Ursachen,  die  man  für  das  Auftreten 
der  Skoliose  anführt  Begünstigend  wurden  gefanden:  allgemeine 
Körperschwäohe,  Schwäche  der  Gelenkbänder  und  Muskeln, 
Knochenerkrankungen  und  erbliche  Anlage.  Was  die  letztere 
betrifft,  so  wird  man  hierüber  aus  leicht  begreiflichen  Gründen 
nicht  immer  sichere  Auskunft  erlangen  können.  Jedoch  ver- 
mochte ExTLENBUBG  festzustellen,  dafs  unter  261  skoliotischen 
Madchen  69,  also  23%,  Töchter  skoliotischer  Eltern  waren; 
bei  67  waren  die  Mütter  skoliotisoh  und  nur  bei  2  der  Vater. 

Ich  füge  den  begünstigenden  Ursachen  noch  eine  hinzu, 
und  zwar  eine  solche,  die  ich  fär  sehr  wichtig  halte,  deren 
rechtzeitige  Erkennung  vielen  Verkrümmungen  vorbeugen 
könnte,  nämlich  die  Verkürzung  eines  Beins.  Es  ist  hierauf 
bei  weitem  nicht  genug  geachtet  worden,  denn  die  Ungleichheit 
der  unteren  Extremitäten  (meistens  ist  das  linke  Bein  kürzer 
als  das  rechte)  findet  sich  viel  häufiger,  als  man  bisher  an- 
nahm, wenn  auch  amerikanische  Chirurgen,  namentlich  Taylob, 
die  mehr  als  70%  aller  Skoliosen  auf  diesen  Umstand  zurück- 
führen, zu  weit  gehen.  Um  zu  erkennen,  ob  beide  Beine  gleich 
lang  sind,  mufs  man  die  Kinder,  spätestens  im  6.  Lebensjahre, 
völlig  entkleidet  auf  einen  hölzernen  Stuhl  oder  auf  eine  Fufs- 
bank  stellen  und  nachsehen,  ob  die  Analfalten  beiderseits  in 
gleicher  Höhe  stehen.     Das  sind  Falten,  die  von  dem  groben 


410 

Gesttüsmuskel  mit  der  flinterseite  des  Oberschenkek  gebildet 
werden.  Sind  beide  Beine  gleich  lang,  so  befinden  sich  die 
Falten  gleich  hoch;  ist  aber  ein  Bein  kürzer,  so  steht  die 
Falte  dieser  Seite  tiefer.  Der  Höhenunterschied  ist  gleich  der 
Differenz  der  Beinlängen.  Bei  Verkürzung  eines  Beins  rnnft 
nun,  um  Hinken  zu  vermeiden,  sich  die  betreffende  Becken- 
hälfte senken.  Die  Folge  davon  ist,  dafs  die  Lendenwirbelsäule 
sich  mit  ihrer  Konvexität  nach  dieser  Seite  hin  richtet  und 
dafs  so  eine  der  gewöhnlichsten  Verkrümmungen  ihren  Anfang 
nimmt,  die  dann  mit  den  Jahren  naturgemäfs  sich  immer 
stärker  entwickelt. 

Hier  kann  man  durch  rechtzeitige  Untersuchung  das 
Leiden  verhüten  und,  solange  es  noch  in  seinem  Beginne  ist, 
zurüokbilden.  Man  hat  nur  nötig,  den  Stiefel  der  kürzeren 
Seite  um  so  viel  zu  erhöhen,  als  der  Längenunterschied  der 
beiden  Beine  beträgt.  Ich  lasse  in  den  Stiefel  zwischen  Brand- 
und  Gehsohle  eine  Zwischenlage  hineinarbeiten.  Das  einfache 
Unterlegen  einer  Sohle  hat  sich  nicht  so  bewährt.  Aus  ästhe- 
tischen  Gründen  soll  man  den  Unterschied  nicht  durch  ver- 
schieden hohe  Absätze  auszugleichen  suchen.  Nur  dann,  wenn 
die  Sohle  zu  dick  werden  würde  (ich  habe  Unterschiede  an 
sonst  gesunden,  nicht  durch  Operation  verkürzten  Beinen  bis 
zu  3  cm  gefunden),  verlege  ich  den  kleineren  Teil  der  Er- 
höhung auf  den  Absatz. 

Als  sonstige  Ursachen  für  die  Verkrümmung  der  Wirbel- 
säule werden  angeführt: 

1.  zu  festes  Wickeln  der  kleinen  Kinder, 

2.  zu  feste  und  zu  steife  Sohnürleibchen, 

3.  zu  enge  Kleidung, 

4.  schlechte  Haltung,  bewirkt  durch: 

a.  Anlegen  des  Säuglings  stets  an  dieselbe  Brust, 

b.  Führen  des  Kindes  stets  an  derselben  Hand, 

c.  Stehen  der  Kinder  vorwiegend  auf  einem  Bein, 

d.  beständiges  Binden  der  Kinder  auf  einen  Stuhl, 

e.  zu  hohen  oder  zu  niedrigen  Tisch  beim  Schreiben, 
Essen  u.s.w., 


411 

f.  krummea  Liegen  während  des  Schlafes, 

g.  Tragen  der  Sohulbttolier  immer  unter  demselben  Arm, 
h.  Hoherhalten  der  einen  Schulter, 

5.  Muskelkrämpfe, 

6.  Krampf   der    Bänder,    welche    die    Wirbelkörper    zu- 
sammenhalten, 

7.  Schwere  der  Leber, 

8.  ungleiche  Muskelwirkung, 

9.  ungleiche  Belastung  der  Wirbelsäule. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  zu  untersuchen,  ob  alle  diese 
Angaben  richtig  sind.  Aber  gesetzt,  sie  wären  es,  so  würde 
es  doch  zwecklos  sein,  mit  denjenigen  Punkten  uns  zu  be* 
schäftigen,  auf  die  wir  keinen  Einflufs  auszuüben  im  stände 
sind.  Aber  wir  wollen  vorläufig  überhaupt  die  Ursachen  der 
Verkrümmungen  beiseite  lassen  und  einmal  ein  skoUotisches 
Mädchen  im  Qeiste  betrachten. 

(Fortsetzang  in  No.  8.) 


Bramsehweigisehe  Landschulen  in  hygienischer  Beziehung. 
Nach  einem  Bericht,  erstattet  im  ärztlichen  Landesverein 

Brannschweig. 

In  der  yierten  Yersammlnng  des  ärztlichen  Landesvereins  Braun* 
schweig  hielt  Dr.  Olof  Habtmann  ans  Ottenstein  einen  im 
^Manatsbh  f.  öffü,  Gsdhispfl^  veröffentlichten  Vortrag:  „Hygiene 
and  Sanitätspolizei  auf  dem  Lande^,  dem  wir  folgendes  ent- 
nehmen. 

Bei  Privatgebänden  ist  es  immer  nur  in  beschränkten  Grenzen 
möglich,  die  Befolgung  anerkannter  Forderungen  der  Hygiene  durch- 
zusetzen. Anders  liegt  es  mit  öffentlichen  Gebäuden,  bei  denen 
eben  wegen  ihres  öffentlichen  Charakters  der  Staat  die  Pflicht  hat, 
auf  DmrchfAhmng  aller  im  Sanitätsinteresse  erlassenen  Vorschriften 
za  dringen.  Leider  aber  besitzen  wir  in  manchem  Dorfe  noch 
Schalgebäude,  auf  welche  die  Errungenschaften  der  Hygiene  gar 
nicht  oder  in  ganz  ungenügender  Weise  Anwendung  geftinden  haben. 
Gerade  flb*  unsere  ländlichen  Verhältnisse  halte  ich  die  Fordening 
einer  sanitätspolizeilichen  Beaufsichtigung  der  Schulen  durch  Medizinal- 
beamte ftlr  durchaus  berechtigt. 


412 

Es  ist  zunächst  zu.  konstatieren,  dajjs  allmählich  mit  den  älteren, 
völlig  anhygienischen  Schnlgebänden  anfgeränmt  wird.  Es  ist 
aber  auch  zn  fordern,  daCs  der  Medizinalbeamte  eine  Kontrolle  ansfibe, 
nicht  blofs  eine  einmalige  bei  Nenbanten,  sondern  anch  eine  fort- 
laufende in  Bezug  auf  die  Einrichtung  der  Klassenzimmer  und  den  Ge- 
sundheitszustand der  Schüler.  Bezüglich  der  Neubauten  gestatten 
Sie  mir,  eines  Falles  Erwähnung  zu  thun,  wo  zwar  das  Klassen- 
zimmer allen  billigen  Anforderungen  entspricht,  wo  aber  das  eine 
Zimmer  des  Lehrers  gerade  an  der  durch  den  gegenüberliegenden 
Berg  verdunkelten  Seite  ein  einziges  Fenster  hat;  die  nach  der  frei- 
liegenden Seite  hin  das  Zimmer  abschliefsende  Aufsenwand  enthalt 
statt  des  erforderlichen  Fensters  nur  die  im  Mauerwerk  markierten 
Konturen  eines  solchen.  Eine  nachträgliche  Einsetzung  des  Fensters 
lehnte  der  Gemeinderat  einfach  ab  mit  der  Motivierung:  „Wenn  der 
Baumeister  da  ein  Fenster  hätte  haben  wollen,  würde  er  es  auch 
wohl  angebracht  haben!'* 

Was  sonst  die  Beschaffenheit  eines  solchen  ländlichen  Schul- 
hauses anbetrifft,  so  glaube  ich,  Ihnen  am  besten  dienen  zu  können, 
wenn  ich  Ihnen  das  Ottensteiner  Schulgebäade  schildere.  Dasselbe 
liegt,  von  allen  Seiten  durch  die  Ortsstrafsen  begrenzt,  mit  seiner 
Vorderfront  am  Marktplatz,  der  in  den  Zwischenpausen  von  den 
Schulkindem  zugleich  als  Spielplatz  benutzt  wird.  Das  Gebäude  ist 
von  Fachwerk  und  ein  zweiteiliges,  indem  je  eine  Hausthür  links 
und  rechts  von  der  das  ganze  Haus  durchsetzenden  Zwischenwand 
zunächst  auf  einen  Flur  führt,  in  welchen  vorne  die  Thüren  zu  den 
Wohnräumen  der  beiden  Lehrer  münden.  Ganz  hinten,  neben  den 
Eingängen  zu  den  Küchen  sind  die  Thüren  der  Klassenzimmer.  Die 
Kinder  müssen  also  denselben  Hauseingang  zu  ihrer  Erlasse  benutzen, 
der  dem  Lehrer  für  seine  Privatwohnung  zu  Gebote  steht;  ebenso 
unterliegt  der  Flur  der  gemeinsamen  Benutzung. 

Die  ziemlich  geräumigen  Klassenzimmer  selbst  liegen  nach  der 
Hinterfront  zu  und  empfangen  ihr  Licht  durch  Fenster,  die  im  Ver- 
hältnis zur  Zimmergröfse  entschieden  zu  klein  sind.  DerSchlufe  der 
Fenster  läfst  auch  für  geringe  Ansprüche  viel  zu  wünschen  übrig; 
ich  konstatierte  einmal  Spalten  von  1  cm  Breite.  Die  an  dem 
betreffenden  Fenster  sitzenden  Kinder  leiden  also  entschieden  nicht 
Mangel  an  frischer  Luft.  Für  absichtliche  Ventilationszwedce  dienen 
viereckige  Öffnungen  über  den  Fenstern  nahe  unter  der  Decke, 
welche  durch  Blechschieber  nach  Belieben  geschlossen  werden  können, 
falls  nicht  eine  Spatzenfamilie  den  VerschluCs  schon  vorher  besorgt 
hat.  Die  innere  Einrichtung  der  Klasse  ist  eine  ganz  verkehrte,  indem 
das  Licht  von  rechts  her  durch  drei  Fenster  und  von  hinten  her 
durch    ein    Fenster   einfällt.     Die  Tische    und    Bänke    sind    selbst* 


413 

Terstftndlich  recht  alt  and  haben  schon  manche  Generation  ttber 
sich  gesehen;  Ton  Distanz  und  Differenz  ist  da  also  gar  nichts  zn 
sagen.     Kleiderhaken  finden  sich  an  den  Wänden  der  Schnlzimmer. 

In  dem  linken  Flügel  fOhrt  eine  nicht  gerade,  sehr  schmale 
Holztreppe  nach  oben,  wo  sich  anfser  Privatrftumen  des  Lehrers 
noch  ein  gleichfalls  ongenflgendes  ünterrichtszimmer  befindet. 

Eine  Lflftnng  der  Klassen  kann  ja  in  den  Zwischenpansen  dorch 
öffiien  der  Fenster  erfolgen;  aber  da  das  Gebäade  mit  der  Hinter- 
front direkt  an  der  Stralse  liegt  und  unter  den  Klassenzimmern  die 
Stallongen  für  das  HaasYieh  der  Jjehrer  sich  befinden,  so  ist  es, 
namentlich  im  Sommer,  gerade  keine  bessere  Luft,  welche  durch  die 
offenen  Fenster  hineinströmt,  und  es  wird  da  leicht  der  Sicherheit 
wegen  die  Lüftung  ganz  onterlassen.  Dicht  unter  den  Klassen- 
fenstem  befinden  sich  ferner  zwei  Abort-  und  eine  Küchenausgub- 
grube,  und  mit  deren  Ausdünstungen  vermischt  sich  der  Dunst  des 
Mistes,  der  aus  Platzmangel  im  Keller  aufbewahrt  werden  mu£9. 

Dab  auch  die  FubbOden  in  den  Zimmern  nicht  zweifelsohne 
sind,  will  ich  nur  nebenbei  erwähnen.  Die  Reinigung  erfolgt  zwei- 
mal wöchentlich^  indem  erst  mit  einem  Haarbesen  der  Staub  hübsch 
aufgewirbelt  und  dann  mit  einem  Tuche  naTs  aufgenommen  wird; 
eine  Stande  nach  solcher  Reinigung  läfst  sich  sehr  schön  in  dem 
Staube  auf  den  Tischen  schreiben.  Dafs  alle  Yierte^ahre  ordentlich 
gescheuert  wird,  betrachten  die  Lehrer  als  eine  nicht  zu  unter- 
schätzende Errungenschaft. 

Ein  Abort  für  die  Kinder  ist  vor  Jahren  denn  auch  gebaut; 
Ton  dem  Zustande  aber,  in  welchem  ich  das  ganze  Innere  zuweilen 
gesehen  habe,  will  ich  lieber  schweigen. 

Dals  in  diesen  Klassen  die  Aufmerksamkeit  der  Kinder  stets 
eine  ganz  ungeteilte  ist,  erscheint  ja  selbstrerständlich;  denn  die 
Schnlklassen  liegen  nach  einer  sehr  belebten  Strafse  hinaus,  die  fast 
allmorgentlichf  abgesehen  von  so  und  so  viel  rasselnden  Fuhrwerken, 
Yon  dem  zur  Weide  getriebenen  Vieh  passiert  wird;  blökende  Rinder 
and  Schafe  sorgen  mit  Schweinen  und  schnatternden  Gänsen  für 
angenehme  Abwechselung. 

Dafis  endlich  die  Lehrer  für  ihren  Bedarf  weder  einen  eigenen 
Brunnen,  noch  einen  Fub  breit  Hofraum  haben,  da  hinein  haben 
sie  sich  längst  fügen  müssen. 

Ähnlich,  wenn  auch  bei  weitem  nicht  so  schlimm,  sieht  es  noch 
mit  manchen  anderen  Schulhäosem  auf  dem  Lande  aus.  Ich  will 
mich  jedoch  nicht  in  weitere  Einzelheiten  yeriieren;  das  frappanteste 
Beispiel  aus  meinem  Physikatsbezirk  habe  ich  Ihnen  vorgeführt. 

So  sehen  wir,  dais  gegen  die  einfachsten  Grundsätze  der  Hygiene 
oft  in  erheblicher  Weise  gesündigt  wird.     Die  Lehrer,  bei   denen 


414 

ja  das  Interesse  für  diese  Fragen  rege  wird,  dringen  oft  genug  anf 
Abhilfe;  aber  der  Gemeinderat  ist  ein  schwerfiüliger  Apparat,  nnd 
80  bleibt  alles  beim  alten.  Anders  würde  die  Sache  sein, 
ivenn  bei  Gelegenheit  einer  in  regehn&fsigen  Zeitabstftnden  vorzu- 
nehmenden Schnlvisitation  seitens  des  Medizinalbeamten  anch  dem 
Lehrer  die  Möglichkeit  gegeben  w&re,  seine  Ansicht  über  etwaige 
Mifsstände  auszusprechen.  Wenn  der  Physikus  darflb^  an  die  Ober- 
behOrde  berichtet,  so  ist  durch  das  Eingreifen  der  letzteren  eine 
Garantie  für  die  Beseitigung  der  Mftngel  gegeben,  soweit  das  eben 
Menfichenmacht  kann.  Der  fortlaufenden  Kontrolle  dessdben  wttrd^ 
also  zu  unterstellen  sein  die  innere  Einrichtung  der  Klassen,  die 
etwaige  ÜberfDllung  der  Räume,  die  Yentilations-  und  Heizungsanlagen, 
die  Spielpl&tze,  die  Aborte  u.  s.  w.  Femer  halte  ich  es  für  asfaeT' 
ordentlich  wünschenswert,  dafs  dem  Physikus  auch  die  Beaufsichtigung 
des  Gesundheitszustandes  der  Sdiulkinder  übertragen  werde.  Glück« 
licherweise  haben  wir  auf  dem  Lande  von  den  sogenannten  Schill«* 
krankheiten  ja  weniger  zu  spüren,  als  in  der  Stadt,  aber  hin  und 
wieder  kommen  doch  solche  Fälle  vor.  AuDserdem  handelt  es  sidi 
aber  um  gewisse  parasitäre  Erscheinungen,  bei  denen  es  darairf 
ankommt,  sie  im  Keime  zu  ersticken,  um  die  Weiterverbreitong  zu 
hindern.  Gerade  die  Reinh'chkeit  der  Schulkinder  auf  dem  Lande 
läfst  so  manches  zu  wünschen  übrig,  und  das  einfache  Nachhanse* 
schicken  wegen  solcher  „Unreinlichkeitserkrankungen''  trifft  das  Übel 
ja  doch  nicht  an  der  Wurzel.  Freilich  können  wir  an  die  Ein- 
ricbtoig  von  Badeanstalten  in  den  Landschulen  nicht  denken,  aber  es  labt 
sich  auf  diesem  Gebiete  unter  Mitwirkung  der  Lehrer  noch  sehr  vi^ 
thun.  Die  Reinlichkeit  des  Leibes,  die  dem  Kinde  auf  diese  Weise 
anerzogen  wird,  fahrt  auch  zur  Reinlichkeit  der  Bekleidung,  der 
Nahrung  und  der  Wohnstätte;  die  reinliche  Persönlichkeit  wird  ferner 
anständiger,  zur  Sittlichkeit  geneigter  und  von  manchen  Roh« 
heiten  abgehalten.  Und  wenn  das  dem  Kinde  als  kostbares  Gut 
aus  der  Schule  mitgegeben  werden  kann,  hat  der  Erwachsene  nach- 
her die  günstigen  Wirkungen  in  erhöhtem  Mafse  zu  geniefsen: 
die  Reinlichkeit  fördert  die  Behaglichkeit  des  Hauses  und  dadurch 
die  Häuslichkeit.  Letztere  ist  wiederum  die  Stütze  der  Spar- 
samkeit, des  Familienfriedens  und  der  Erziehung  der  Kinder,  und 
nebenher  wächst  durch  Erhaltung  und  Sparsamkeit  der  Besitz  und 
der  Wohlstand.  Das  kann  der  Landarzt  bei  so  mancher  Familie  von 
Generation  zu  Generation  verfolgen,  und  es  ist  wahrlich  eine  schöne 
Aufgabe,  da  mitzuwirken. 

Das  Schwerere  dieser  Arbeit  würde  ja  auf  den  Schultern  der 
Lehrer  ruhen,  und  deshalb  bliebe  zu  erwägen,  ob  nicht  gerade  bei 
ihnen  das  bestehende  Interesse  an   hygienischen   Fragen   weiter  zu 


415 

pflegen  wäre,  vielleicht  durch  Betaligimg  an  einem  Unterweisongsknrs 
bei  dem  zuständigen  Physikns.  Dafi  eine  gewisse  Eifersucht  Lehrer 
and  Schnlanfisichtsorgane  abhalten  sollte,  ärztlichen  Rat  einzuholen  oder 
demselben  einen  Einfluis  zu  gestatten,  ist  do(^  wohl  nicht  zu  befftrchten 
bei  unbefangener  Wflrdigong  der  Thatsache,  dafs  auf  diese  Weise 
mancher  Übelstand  aufgedeckt  und  manche  drohende  Schädlichkeit 
Temüeden  werden  kann.  Nur  das  Ziel  darf  allen  Beteiligten  vor« 
schweben,  unseren  heranwachsenden  Kindern  unter  dem  Zwange  der 
Schule  die  Gesundheit  zu  erhalten. 

Die  einseitig  geistige  Beschäftigung  der  der  Bewegung  so  sehr 
bedürftigen  Jugend  soll  aber  nicht  nur  durch  geeignete  MaTsregehi 
kompensiert  werden,  sondern  es  ist  auch  die  volle  Körperentwiekelung 
der  Schtder  durch  Gymnastik  des  Leibes,  vor  allem  durch  obligatorischen 
Turnunterricht,  anzustreben.  Hat  man  aach  seit  kurzem  in  dieser 
Beziehung  einen  erfreulichen  Anfang  gemacht,  indem  in  den  einzelnen 
Dörfern  zweimal  wöchentlich  Turnstunden  abgehalten  werden,  so  ist 
das  doch  nur  ein  Anfang.  Zunächst  fehlt  es  den  meisten  Gemeinden 
an  geeigneten  Turnplätzen,  sowie  an  Geräten,  selbst  den  primitivsten, 
so  da£s  das  bisherige  Turnen  sich  auf  Freiübungen  beschränken 
mulste.  Femer  ist  das  Turnen  zwar  flELr  den  Sommer  und  Winter 
in  den  Schulplan  aufgenommen,  kann  aber  nur  im  Sommer  betrieben 
werden,  da  hv  den  Winter  ein  geeignetes  Lokal  fehlt.  Vielfach 
wird  ja  auch  diese  Forderung  an  der  Mittellosigkeit  der  Gemeinden 
scheitern,  aber  bei  einigermafsen  gutem  Willen,  dem  eine  Anregung 
von  oben  nachhilft,  dürfte  sich  manches  in  dieser  Beziehung  bessern 
lassen. 


kleinere  JlitteilttH|ett. 


Die  DesiBfektiün  der  Selmleii  hei  Epidemie!  wird  von 
H.  Napias  in  der  „Äw.  SHiyg.^  besprochen.  Man  ist,  so  referiert 
die  ytHyg,  Rimdsch.**  darüber,  beim  Ausbruch  einer  Epidemie  oft  zu 
leicht  bei  der  Hand  mit  der  Mafsregel  der  Schulschliefsung.  Es 
sollten  die  vielfachen  Inkonvenienzen  wohl  vor  Augen  gehalten  werden, 
welche  diese  Mafsregel  im  Gefolge  hat.  Insbesondere  Elementar- 
schulen und  Kindergärten  bilden  für  ihre  Zöglinge  wirkliche  Bewahr- 
anstalten. Während  der  Schulstunden  sind  die  Eltern,  vor  allem  die 
Mtttter,  ihrer  Kinder  ledig,  wissen  sie  in  guter  Obhut  und  können 
rahig  ihrer  Beschäftigung  nachgehen.     Schliefst   man  diese  Schulen, 


416 

80  bringt  das  aus  den  angefahrten  Gründen  die  mannigfachsten  Un- 
zukömmlichkeiten mit  sich.  Der  Schnlschlnfs  ist  deshalb  anf  die 
dringendsten  Fälle  zn  beschränken,  zumal  wir  heutzutage  über  zu- 
verlässige Hil&mittel  der  Assanierung,  Desinfektion  u.  s.  w.  verfügen. 
Es  sind  bei  diesen  Mabregeln  dreierlei  Punkte  zu  unterscheiden: 
erstens  allgemeine  hygienische  Vorkehrungen,  welche  geeignet  sind, 
die  Entstehung  einer  Epidemie  in  der  Schule  zu  verhindern,  sodann 
Vorkehrungen,  die  man  beim  Ausbruch  von  Epidemien  zu  treffen  hat, 
und  endlich  Specialmafsnahmen  bestimmten  ansteckenden  Krankheiten 
gegenüber.  Von  prophylaktischen  MaGsregeln  hebt  Verfasser  folgende 
hervor.  Es  ist  für  gutes  Trinkwasser  Sorge  zu  tragen.  Die  Ab- 
tritte dürfen  niemals  mit  den  Klassen  direkt  in  Verbindung  stehen. 
Wo  Gruben  vorhanden  sind,  müssen  sie  dicht  sein  und  möglichst 
weit  ab  von  den  Brunnen  liegen.  Während  der  Unterrichtspausen 
und  am  Schlufs  des  täglichen  Unterrichts  sollen  alle  Fenster  geöffnet 
sein.  Der  Fulsboden  ist  nicht  trocken  zu  fegen,  sondern  täglich 
feucht  aufizuwischen.  Wöchentlich  einmal  mufs  derselbe  mit  anti- 
septischer Flüssigkeit  gescheuert  werden,  zweimal  im  Jahre  auch 
die  Wände.  Auf  Reinlichkeit  der  Kinder  ist  zu  achten,  nach  jeder 
Zwischenpause  hat  sich  jedes  Kind  die  üände  zu  waschen.  Beim  Ausbruch 
einer  Epidemie  kommt  nachstehendes  in  Betracht.  Nur  im  Falle 
einer  allgemeinen  Epidemie  ist  die  Schule  zu  schlie&en,  sonst  ge- 
nügen Befreiungen  einzelner  Schüler  vom  Unterrichte  und  die  nötigen 
DesinfektionsmaCsregeln.  Jedes  fiebernde  Kind  mufs  unverzüglich  aas 
der  Schule  entfernt  werden,  ebenso  natürlich  jedes,  bei  welchem  eine 
ansteckende  Krankheit  festgestellt  ist.  Nach  Befinden  des  Schul- 
arztes können  auch  die  Geschwister  oder  Hausgenossen  eines  kranken 
Kindes  vom  Schulbesuche  ausgeschlossen  werden.  Die  Desinfektion 
der  Schule,  welche  entweder  zwischen  Vor-  und  Nachmittagsunterricht 
oder  abends  zu  geschehen  hat,  soll  folgende  Mafsregehi  umfassen: 
Boden  und  Wände  sind  mit  antiseptischer  Flüssigkeit  zu  waschen, 
Wandkarten  und  sonstige  an  den  Wänden  angebrachte  Lehrmittel 
antiseptisch  mit  einem  Zerstäuber  zu  besprengen.  Tische  und  Bänke, 
insbesondere  das  Pult  des  kranken  Schulkindes,  müssen  antiseptisch  ge- 
waschen, seine  Bücher  verbrannt  und  bei  seiner  Rückkehr  ersetzt  werden. 
Die  Familie  desselben  erhält  eine  Belehrung,  wie  sie  sich  hinsicht- 
lich der  Ansteckungsgefahr  zu  verhalten  hat.  Ihr  wird  femer  mit- 
geteilt, dafe  das  Kmd  erst  nach  mehrmaliger  Seifenwaschung  und 
nach  Desinfektion  seiner  Kleider,  bezw.  gründlicher  Reinigung  der- 
selben in  kochendem  Wasser  den  Unterricht  wieder  besuchen  darf. 
Auiserdem  hat  das  wiedereintretende  Kind  ein  ärztliches  Zeugnis  bei- 
zubringen, dafe  es  keine  Gefahr  für  seine  Mitschüler  mehr  in  sich 
schliefst;  auch  muls  die  für  die  einzelnen  Krankheitsformen  behörd- 


417 

licherseits  festgesetzte  Frist  abgelanfen  sein.  Wird  bei  allgemeinen 
Epidemien  die  ganze  Schnle  geschlossen,  so  erhält  jede  Familie 
sofort  ein  Exemplar  einer  auf  die  betreffende  Krankheit  bezüglichen 
Belehrongsschrift.  Die  Malsregeln  der  dritten  Kategorie,  welche 
gegen  die  einzelnen  Infektionskrankheiten  gerichtet  sind,  decken  sich 
natarlich  grOfstenteils  mit  den  eben  erwähnten  gegen  ansteckende 
Krankheiten  Oberhaupt.  Hervorzuheben  ist  jedoch  die  Wiederimpfung 
beim  Ausbruch  Ton  Pocken.  Bei  Scharhich  soll  die  Schule  geschlossen 
werden,  sobald  trotz  angewandter  Desinfektionsmalsregeln  in  einigen 
Tagen  mehrere  Erkrankungen  unter  den  Kindern  vorkommen.  Bei 
Masern  empfiehlt  es  sich,  die  untersten  KUissen  zu  schliefsen,  bei 
Diphtherie  wiederholte  Desinfektionen  vorzunehmen. 

Operative  Entfemiiig  einer  Erbse  aus  den  ftnfserea 
OeiiSr^^g  eines  Seholniftdehens.  In  der  ^St,  Feter sb.  med. 
Wadischr.'*  schreibt  Dr.  F.  Herbmann,  Kirchspielarzt  in  Karolen: 
Am  IS.  Februar  d.  Js.  wurde  zu  mir  ein  vierzehigähriges  Mädchen 
ans  Hehnet  bei  Fellin  gebracht,  welcher  eine  Schulgefährtin  scherz- 
weise zwei  Erbsen  in  den  linken  äufeeren  Grehörgang  gesteckt  hatte. 
Die  Entfernung  der  äuiseren  dieser  beiden  Erbsen  war  bereits  zu 
Hause  gelungen,  während  die  andere  Erbse  durch  die  Extraktions- 
Tersuche  nicht  nur  nicht  entfernt,  sondern  nur  noch  tiefer  in  den 
Oehftrgang  gedrängt  worden  war.  Bei  der  Untersuchung  konnte 
ich  die  letztere  ohne  Ohrenspiegel  gar  nicht  sehen,  erst  nach  Zuhilfe- 
nahme desselben  gelang  es  mir,  sie  zu  erblicken.  Sie  safs  ganz 
tief  im  äuiseren  Gehdrgang,  dicht  an  das  Trommelfell  geprelst.  Über 
Schmerzen  klagte  Patientin  nicht,  wohl  aber  über  Ohrensausen.  Alle 
Versuche  zur  Entfernung  des  Fremdkörpers,  wie  Einspritzen  warmen 
Wassers,  Anwendung  von  stumpfen  Häkchen,  Ohrlöffeln  u.  s.  w., 
blieben  erfolglos.  Ich  entliefs  daher  die  Schülerin  mit  der  Ver- 
ordnung, zu  Hause  recht  fleifsig  zu  spritzen  und  am  nächsten  Tage 
wiederzukommen,  falls  die  Erbse  noch  nicht  entfernt  wäre.  Tags 
darauf  kam  die  Patientin  von  neuem.  Die  Erbse  befand  sich  noch 
im  Gehörgang,  ja  sie  schien  etwas  tiefer  geräckt  zu  sein,  und  das 
Mädchen  klagte  schon  Ober  einen  leichten  Schmerz  im  Ohr.  Es 
wurde  daher  zur  Operation  geschritten  und  die  Patientin  zunächst 
chloroformiert.  Dann  führte  ich  einen  circa  2,5  cm  langen  Hant- 
flchnitt  hinter  der  Ohrmuschel  dicht  an  ihrer  Insertion,  spaltete  den 
Ohrknorpel  und  drang  zwischen  Knochen  und  Gehörgang  2  cm  in 
die  Tiefe.  Als  ich  ungefähr  an  der  Verbindungsstelle  des  knorp- 
ligen und  knöchernen  (Jehörganges  angelangt  war,  durchschnitt  ich 
den  ersteren.  Nun  hatte  ich  die  Erbse  vor  mir.  Vorsichtig  bohrte 
ich  einen  kleinen  scharfen  Haken  in  dieselbe  hinein  und  hob  sie 
heraus.      Das  nun  freiliegende  Trommelfell   war   intakt,    nur    hatte 

S«liiilc6miBdli«ltfpfl«ffe  vni.  27 


418 

sieh  eine  Wölbung  nach  innen  durch  das  staike  Anpressen  der  Erbse 
gebfidet.  Nachdem  der  Haotschnitt  mit  ftüif  N&hten  geBchtossen 
war,  desinfizierte  ich  den  Gehörgang  grllndlidi,  stopfte  ihn  mit  Jodo- 
fonngaze  voll  imd  legte  dann  einen  antiseptischen  Verteid  an. 
SiAsehn  Tage  nach  der  Operation  konnte  ich  die  Patientin  als 
genesen  ans  meiner  Behandlung  entlassen.  Andi  dieser  Fall  zeigt 
wieder,  wie  verkehrt  es  ist,  wenn  Laien  Extraktionsvandie  an 
TVemdkön^em  im  Ohre  Tomehmen,  da  letztere  meist  nw  noch  tiefer 
in  den  Gehörgang  hineingetriebai  und  so  gröbere  Opea^tsonen  not* 
wendig  werden. 

BypMtische  BekMdtaiig  4er  Onanie  bei  elMn  aeeks- 
jährigen  Knabeiii.  Im  „J^wm,  de  mSd.  de  AsTts**  berichtet 
B.  B.  SiNAM  folgenden  Fall.  Bei  einem  sechsj&hrigen  Knaben, 
der  sehr  stark  mastorbierte  und  anJserdem  einen  perv^ersen,  bös- 
artigen Charakter  hatte,  auch  h&ofig  Grimassen  schnitt,  w«vde  die 
Hypnose  mit  Erfolg  angewendet.  Im  ganzen  fanden  45  Sitasnngen 
statt.  Im  Terianfe  der  Behandlung  änderte  sich  der  Chatrakto* 
des  Betreffenden  gSnzfich.  Der  vorher  nngeberdige,  nnfügsaaie 
Knabe  wurde  gesittet  und  schamhaft;  die  Masturbation  steDle  er 
ganz  ein. 

Über  Indikatimen  ud  KontFaindikatioma  für  Seebider 
bei  Kindern  äufsert  sich  Jules  Simon  in  Paris  nach  der  „  Wim. 
med,  Pr.**^  folgendermafsen :  Das  Seebad  ist  nicht  angezeigt  bei  ner* 
vGsen  Kindern,  die  sehr  angeregt  sind,  bei  denen  die  intelligenz 
sehr  lebhaft  ist  und  die  emen  sehr  leichten  Schlaf  haben.  Bei 
diesen  erhöht  dass^be  die  Erregbarkeit,  verscheucht  den  Sdilaf  und 
macht  sie  ganz  unerträglidi.  Man  sieht  oft  bei  solchen  nach 
Gebrauch  von  Seebftdern  heftige  Zomausbrttche  und  selbst  hau- 
^ge  Krämpfe.  Auch  Kinder,  die  an  Epilepsie,  Hysterie  oder  VeitB« 
tanz  leiden,  werden  von  Seebädern  sehr  ungtinstiig  bednflnfet;  es 
treten  nicht  selten  neue  Anfälle  anf,  welche  verschwinden,  sobald 
man  die  Betreffenden  von  der  See  entfernt.  Kinder  mit  Gehirn* 
siderose  oder  Lähmungen  befinden  sich  nicht  minder  schlecht  am 
Meeresstrand,  und  zwar  selbst  dann,  wenn  sie  nicht  baden.  Solche, 
welche  an  Rheumatismus  mit  oder  ohne  Herzerkrankungen  oder  an 
sogenannten  Wachstnmsschmerzen  leiden,  dfirfen  gleicbtfolls  nicht  aas 
die  See  geführt  werden.  Auch  akute  und  chronische  Angea- 
'OntzOndungen ,  Ohrenkrankheiten,  sowie  sämtliche  Hanterkrsnkongiem 
bilden  eine  Kontraindikation  fOr  Seebäder.  Als  weitere  Gegenanzeigen 
ftlfart  SiMOK  an:  Lungentuberkulose,  welche  in  der  EntwicA^elnng 
begriffen  ist,  Emphysem,  chronische  LufbröhrenentKttnduBg,  BBsaHV« 
«che  Nierenkrankheit,  sowie  a^  schmerzhalten  Erkraninngefi  dea 
Beckens.     Angezeigt  sind   die   Seebäder  dagegen  bei   tnberka&ösea 


419 

Drttsenschwellfiii^eQy  ebeDSolchen  KnodienhanteatztUidusgeii,  tnberkn- 
lAsen  Gelenk-  und  KiiecbenerkraBkiuigea,  aber  nur  dann,  wenn 
die  Kiader  berdts  auf  Krttckea  sich  bewegen  können;  aock  Kinder 
mit  tuberknlöser  Wirbelentzflndang  dürfen  Seeanfenthalt  nehmen 
unter  der  Bedingnng,  dam  sie  liegend  gehalten  werden.  Dnrehaas 
empfehlenswert  ist  das  Verweilen  am  Meere  bei  ShachiUs,  gegen 
wekhe  es  Wander  wirkt.  Fflr  die  See  sind  üomer  geeignet 
rekonyalescente  Kinder  nach  schweren  Krankheiten,  jedoch  nicht 
nach  Scharlach,  Masern  oder  Dipfatberie,  weil  bei  diesen  eine  £r- 
kftltiiBg  leicM  zn  anangenehmen  Folgen  fuhren  kann.  Schickt  man 
ein  Kind  in  ein  Seebad,  so  sind  den  Eltern  folgende  Vorschriften 
miizogeben:  Dasselbe  mois  zunächst  &nf  bis  sechs  Tage  im  Orte 
bleiben,  ohne  zu  baden.  Das  erste  Bad  darf  kanm  länger  als 
einige  Sekunden  dauern,  am  zweiten  Tage  Pause,  am  dritten  Tage 
etwas  längeres  V^weilen  im  Wasser  und  so  fort  Aber  selbst  w&an 
die  Angewöhnung  schon  stattgefinden  hat,  soll  die  Zeit  von  fttnf 
bis  seehs  Minnten  für  die  Bäder  ni^ht  ttberschritten  werden.  Ent- 
steht während  oder  nach  dem  Bade  kdne  Beaktion,  oder  ist 
die  Erregung  eine  groDse,  so  müssen  an  Stelle  der  kalten  Bäder 
warme  treten.  Nach  dreiwöchentlichem  Gebrauche  sind  die  Bäder 
zn  sifitieren  und  dürfen  erst  nach  einer  mehrtägigen  Pause  wieder 
au|g0nommen  werden. 

Der  Wert  des  Wettlanfs  wird  von  dem  früheren  Unternchts- 
minister  «nd  jetzigen  Oberpräsidenten  der  Provinz  Westpreufsen 
VON  6068IjEB  in  einem  an  die  Berliner  Turnerschaft  gerichteten 
Schreiben  hervorgehoben.  Dasselbe  lautet:  Von  dem  Inhalt  Ihres  Be- 
richtes habe  ich  mit  grofsem  Interesse  Kenntnis  gen<Mnmen  und  daraus 
mit  Befriedigung  ersehen,  dafs  das  Turnen  in  Berlin  sich  innerhalb 
der  Tumersdliaft  noch  Auf  der  gleichen  Höbe  hält,  wie  ich  sie  oft  an^ 
zoerkenneii  Gelegenheit  gehabt  habe.  Was  die  Übungen  ajabelangt, 
so  ist  mir  als  besonders  wertv<^  die  Thatsache  erschienen,  da&das 
Wettlaufen ,  wieder  zu  seinem  Rechte  gelangt.  Ich  habe  oft  bedauert, 
dafe  die  Verlegung  des  Schwerpunktes  des  Turnens  in  die  geschlossene 
Halle  diesen  Zweck  des  Turnens  verkümm^n  liefs,  obwohl  dk 
Gymnastik  des  Laufens  eine  hohe  Bedeutung  für  die  Ausbildung 
und  Kräftigung  der  Atmungsorgaae  besitzt.  Meine  Erinnerung 
reicht  bis  in  die  Mitte  der  vierziger  Jahre  zurück,  als  ich  auf 
einem  dimsh  die  Thatkraft  eines  Bürgers,  des  Apothekers  Jahn  in 
Merseburgi  geschaffenen  Turnplätze  regehnäCaig  zu  turnen  anfing. 
Auf  die  j^laamä&ige  Ausbildung  des  Laufens,  beginnend  mit  dem 
Dauerkurf,  wurde  ein  besonderer  Wert  gelegt,  und  das  Laufen  mit 
geschlossenem  Monde  bildete  die  Grundlage  für  eine  durch  ander- 
weitige   Übungen    schwer    zu    ersetzende    Ausbildung    der    Lunge. 

27» 


420 

Laufen  mit  geöffiietem  Monde  wurde  nicht  geduldet  und  immer 
dahin  gestrebt,  alle  Übungen  möglichst  mit  geschlossenem  Munde 
auszufahren.  Das  Turnen  mit  geOffiietem  Munde  in  staubiger  Halle 
hat  schon  viel  Unheil  verursacht,  und  es  wäre  wohl  Zeit,  dals  so 
erfahrene  und  auf  medizinischem  Grebiete  so  bewanderte  Turner, 
vrie  Professor  Anoebstein,  sich  auch  mit  der  Frage  des  Atmens 
mit  geschlossenem  Munde,  der  Lungengymnastik,  des  Dauerlaufe 
(Haften  fest)  beschäftigen  möchten. 

Über  eine  typisehe  FufsbaHverletzniif^  berichtet  H.  Maag 
in  j^Hospit.  Tidende^.  Als  Arzt  an  der  Erziehungsanstalt  „Herlnfe- 
holm",  wo  die  Schnler  ein  recht  gewaltsames  Fulsballspiel  mit  grofeem 
Eifer  treiben,  sah  derselbe  eine  groise  Anzahl  von  ganz  gleichen  Knie- 
schädigungen unmittelbar  im  Anschlufs  an  das  Spiel  auftreten.  Die- 
selben bestanden  in  einer  Entzündung  des  unter  der  Kniescheibe 
gelegenen  Schleimbeutels.  Maag  sucht  die  Ursache  hiervon  in  dem 
Mifsverhältnisse  der  GrOfse  und  Schwere  des  Balles  zu  den  Muskeln 
und  Sehnen,  welche  denselben  in  Bewegung  setzen  sollen.  Der  Ball 
wird  hauptsächlich  durch  eine  starke  Zusammenziehung  des  Musculus 
quadriceps  femoris  bewegt,  welche  heftig  ruckend  am  unteren  Knie- 
scheibenband  wirkt.  Durch  Wiederholung  dieser  Einwirkung  denkt 
der  Verfasser  sich  die  Entzttndung  des  Schleimbeutels  entstanden, 
während  es  sich  nach  Th.  RovsiNa  wahrscheinlicher  um  kleine 
Blutungen  in  denselben  handelt. 

Haushaltim^schiileii  in  der  franzSsisehen  Sehweu.    Die 

„8chiü0.  BL  f.  Grsdhtspflg."'  schreiben:  FOr  die  praktische  Aus- 
bildung junger  Töchter,  welche  berufen  sein  werden,  auch  einmal 
in  eigener  Person  einem  selbständigen  Hauswesen  vorzustehen,  sind 
gut  eingerichtete  und  zweckmäßig  geleitete  Haushaltungsschulen  sehr 
wichtig,  obschon  der  Haushalt  der  Eltern  die  nächstliegende  und 
naturgemäfeeste  Schule  für  zukünftige  Frauen  sein  sollte.  Jener 
Institute  fttr  hauswirtschaftliche  Mädchenbildung  sind  in  der  Schweiz 
in  den  letzten  Jahren  immer  zahlreichere  entstanden,  ja  es  haben 
einige  Kantone  sogar  besondere  staatliche  Anstalten  ftlr  Haus- 
haltungs-  und  Kochunterricht,  sowie  alles,  was  mehr  oder  weniger 
damit  zusammenhängt,  gegründet.  Erfreulicherweise  wird  in  solchen 
unmittelbar  fär  das  praktische  Leben  und  ftb*  die  naturgemä&e  Be- 
stimmung der  Jungfrau,  als  einstigen  Hüterin  eines  eigenen  Familien- 
herdes,  bestimmten  Schulen  jeweilen  auch  der  Gesundheitslehre  ein 
Plätzchen  im  Programm  eingeräumt.  Während  nunmehr  die  deutsche 
Schweiz  mit  einer  ziemlichen  Anzahl  von  gut  organisierten  Hans- 
haltungsschulen ausgerüstet  ist,  finden  sich  diese  in  der  fran- 
zösischen Schweiz  unseres  Wissens  bisher  seltener.  Man  muls  es 
deshalb    als    einen    Fortschritt   begrüisen,    wenn  auch  in   welschen 


421 

Kantonen  solche  Anstalten  gegründet  werden.  Fräulein  Ida  Nib- 
BBKSB,  ehemalige  Vorsteherin  der  thurgaoischen  Haushaltnngsschnle, 
SchOlerin  der  Aead^mie  professionelle  in  Genf,  versendet  einen  Prospekt 
über  die  von  ihr  in  Port-Ronlant,  Neuenbürg,  ins  Leben  gerufene 
Haushaltungsschule  mit  Tochterpension.  In  demselben  sagt  sie,  dafs 
der  häufig  ausgesprochene  Wunsch  der  Eltern,  ihren  Töchtern  neben  der 
wissenschaftlichen  und  gesellschaftlichen  Ausbildung  auch  eine  um- 
fassende Kenntnis  der  häuslich-praktischen  Arbeiten  zu  verschaffen,  in  ihr 
den  Entschluls  gereift  habe,  eine  derartige  Schule  in  der  französischen 
Schweiz  einzurichten.  Vor  allem  soll  in  der  Anstalt  auf  die  Aneignung 
einer  geläufigen  französischen  Unterhaltung  und  auf  praktische  häus- 
liche Ausbildung  Wert  gelegt  werden.  Da  gerade  letzterer  Zweig 
der  Mädchenerziehung  in  den  gewöhnlichen  Instituten  des  Welsch- 
landes oft  sehr  zu  kurz  kommt,  so  ist  dem  von  Fräulein  Nusdereb 
gewagten  Unternehmen  der  verdiente  Erfolg  zu  wünschen.  In  dem 
in  firanzösiacher  Sprache  erteilten  theoretischen  Unterricht  ihrer 
Hanshaltungsschule  sollen  neben  Koch-,  Haushaltungs-  und  Lebens- 
mittelkunde auch  Musterschnitt  und  Gesundheitslehre  berücksichtigt 
werden.  Das  praktische  Gebiet  der  Töchterausbildung  in  diesem 
neuen  Institut  umfafet  die  bürgerliche  und  feinere  Küche,  Hand- 
arbeiten, worunter  auch  die  Verfertigung  eines  einfachen  Kleides, 
leichtere  Hausgeschäfte  u.  s.  w.  Das  Haus,  in  welchem  die  Anstalt 
untergebracht  worden,  besitzt  laut  Prospekt  einen  hübschen,  schattigen 
Garten,  ist  schön  am  See,  etwas  auiserhalb  der  Stadt  gelegen  und 
verbindet  so  die  Vorteile  des  Landlebens  mit  den  Annehmlichkeiten 
städtischer  Verhältnisse.  Auf  die  Erholung  der  jungen  Mädchen  in  ihren 
täg^chen  Freistunden  will  die  Anstaltsleiterin  gebührend  Bedacht 
nehmen  durch  Spaziergänge  in  der  anmutigen  Umgegend,  durch 
passende  Spiele  in  den  Gartenanlagen  und  im  Sommer  durch  Seebäder. 
Der  Pensionspreis  ist  pro  Jahr  auf  1000  Fr.  festgesetzt,  worin  der 
Unterricht  im  Französischen,  in  Koch-,  Haushaltungs-  und  Lebens- 
mittelkunde, sowie  in  den  Handarbeiten  und  überdies  die  Besorgung 
der  Wäsche  inbegriffen  ist. 


9iü^tsitföfx^iix^t9. 


GrüBdimg  eines  Vereiiis  franzSsischer  Oesnndheits- 
ingeiiieiire  lud  -arehitekten.  In  Paris  hat  sich  kürzlich  auf 
Anregung  des  Chefredakteurs  des  „GUnie  samitaire*' ,  Herrn  b^Esm^nabd, 
ein  Verein  französischer  Gesundheitsingenieure  und  -arehitekten  ge- 


422 

bfldet.  Der  Yorstand  besteht,  wie  j^Le  ISrogr.  med,^  berichtet,  ans 
folgenden  Herren :  Vorsitzender:  C.  Tollbt,  Ingenieur  and  Architekt; 
stellvertretende  Vorsitzende:  Bbchmann,.  Oberingeniear  für  Wege- 
itnd  Brflekenbav,  Vorsteher  der  Beh&rde  Akr  die  Assaniemng  der  Stadt 
Paris,  nnd  Mobin -Goustiaxtx,  diplomierter  Regienrngsbatmeister, 
Vicepr&aident  der  Kommission  zur  Übenrachimg  imgeennder  Woh- 
nungen in  Paris;  GeneralsekretSr:  £.  d'Esmj^kabd,  Civilingeniear ; 
Sekretftr:  EDMrNB  Baume,  Architekt  and  Ingenieur;  Archivar  and 
Bibliotiieksverwalter :  G.  BiCHOtr,  Oivilingeniear ;  Sehatzmeister: 
J.  ROBiN  Jan.,  Unternehmer.  Wie  Artikel  2  der  vorlfti^en  Sta- 
tuten besagt,  hat  znr  Bildung  des  Vereins  der  Gedanke  geführt, 
einen  Stand  der  G^sundheitsingenienre  und  -architekten  zu  gründen, 
deren  Name  und  Laufbahn  bisher  in  Frankreich  unbekannt  ist. 
Nach  Artikel  3  verfolgt  die  Gresellschaft  nachstehende  Ziele:  1.  die 
französischen  Ingenieure  und  Architekten  zu  vereinigen,  wekhe  sich 
d^m  Studium  der  angewandten  Hygiene  widmen;  2.  durch  gemein- 
same Arbeit  und  Verhandlung  Fragen,  die  sich  auf  die  Gesundheits- 
lehre beziehen,  aufeuhellen;  S.  jungen  Ingenieuren  und  Archüekten 
das  Studium  sanitärer  Fragen  und  der  Mittel  zu  ihrer  Durcb- 
fohrung  zu  erleichtem;  4.  die  auf  die  Hygiene  der  Städte  und 
Wohnungen  bezüglichen  Studien,  Untersuchungen  und  Arbeiten  zu 
unterstützen;  5.  mit  Hilfe  ihrer  Mitglieder  den  Fachunterricht  der 
Arbeiter  und  Gewerbetreibenden  zu  verbreiten;  6.  durch  Erfahrung 
und  Anwendung  die  Entwickelung  von  Erfindungen,  welche  das 
Gesundheitsingenieurwesen  betreffen,  zu  erleichtem;  7.  mit  allen 
Mitteln  den  Wetteifer  in  der  Anwendung  von  Erfindungen  und 
Apparaten,   welche  die  Lebensbedingungen  verbessern,  wachzurufen; 

8.  nach  Mafsgabe  ihrer  Mittel  Erfindern  neuer  Apparate,  einsichtigen 
Unteraehmem  und  geschickten  Arbeitern   Belohnungen  zu   erteilen ; 

9.  ihre  Mitglieder  Ober  die  sanitäre  Bewegung  im  Auslande  durch 
Mitteilung  aüer  geeigneten  Schriften  auf  dem  Laufenden  zu  erhalten. 
Bis  jetzt  zählt  der  Verein  bereits  80  Mitglieder  und  wird  in  kurzem 
ohne  Zweifel  noch  weiter  anwachsen. 

Die  Erziehung  nervSser  Kinder  war  das  Thema  einer  Reihe 
von  Vorträgen,  welche  Dr.  Blandford  nach  ^The  Hospital^ 
kürzlich  in  New  York  gehalten  bat.  Bei  dem  groisen  Einflufs, 
welchen  die  Vererbung  auf  die  Entstehung  von  Nervosität  und 
Geistesstörungen  hat,  sollten  psychisch  anomale  Personen  keine  Ehe 
miteinander  eingehen.  Da  aber  dies  vorläufig  nicht  zu  verhindern 
sein  wird,  so  erfordern  Kinder  aus  solchen  Ehen  besondere  Sorgfalt. 
Schon  in  der  frühesten  Jugend  muTs  man  ihnen  reichlich  Nahrung 
nnd  Schlaf  gewähren  und  jede  Art  nervöser  Erregung  von  ihnen 
fernhalten.     Hierher  gehört  vor  allem  die  Erzählung  von  Gespenster-, 


423 

R&nber-  und  fthnlichen  Qesöhichten.  Ab^r  aach  die  Lehren  der 
Religion  setzen  die  Kind»  bisweilen  in  Angst  ?or  Tod  und  Gericht 
und  stAren  die  Buhe  ihres  Gemtttes.  Namentlich  die  Nacht  wird 
eine  Zeit  des  Schreek^M  für  sie,  sie  verbergen  ihr  Gesicht  voll 
Furcht  in  den  SLissen,  haben  allerlei  Visionen,  ängstigen  sich  wegen 
nnvergebener  kleiner  Übertretungen  und  sehen  in  natürlichen  Er- 
scbeuMiBgen  dn^ende  Strafgerichte.  Anch  später  in  der  Schale  iat 
man  solchen  Kindern  besondere  Sorgfalt  schuldig,  wenn  anders  das 
Gleichgewicht  ihres  Gehirns  nicht  gestört  werden  soll.  Was  geschieht 
aber  meistens?  Sind  sie  schwachbegabt  und  bleiben  beim  Lernen  zurttck, 
80  werden  sie  bestraft ;  sind  sie  aufgeweckt  und  intelligent,  so  bilden 
sie  den  Stolz  ihrer  Eltern  und  Lehrer  und  erfahren  Überanstrengung. 
In  beiden  F&llen  findet  eine  Erregung  statt,  vor  welcher  sie  gerade 
bewahrt  Ueiben  sollten.  Dazu  kommen,  um  einen  höheren  Beruf 
ergreifen  zu  können,  die  zahlreichen  Prüfungen,  die  zu  bestehen 
sind.  Dies  fahrt  auf  einen  sehr  wichtigen  Punkt,  dafs  die  Berufs- 
wahl den  Kräften  entsprechen  mufs.  Der  Ehrgeiz  der  Eltern  in 
Yerbindung  mit  den  schlecht  geleiteten  Hoffnungen  des  Sohnes  läfst 
letzteren  oft  eine  Laufbahn  ergreifen,  fttr  welche  er  sich  keineswegs 
eignet.  Jedenfalls  mufs  er  solche  BerufBarten  vermeiden,  bei  welchen 
grofse  Yerlflste  und  starke  Enttäuschungen  eintreten  können.  Aber, 
so  fragt  Dr.  Bulndfobd,  wird  sich  ein  junger  Mann  mit  glänzenden 
Gaben  von  seinem  einmal  gefafsten  Entschlüsse  zurflckhalten  lassen? 
Und  selbst  wenn  er  es  wollte,  wie  wenig  solche  Berufsarten  gibt  es! 
EJier  wird  sich  fbr  nervöse  Knaben  mit  schwacher  Begabung  und 
geringen  Schulfortschritten  eine  passende  Beschäftigung  finden  lassen. 
Handelt  es  sich  doch  bei  ihnen  um  einen  Beruf,  fttr  welchen  keine 
grobe  Verantwortlichkeit  und  Umsicht  notwendig  ist.  Freilich  sträubt 
sich  gegen  eine  solche  Wahl  oft  der  Stolz  des  Vaters,  aber  man 
sollte  gegen  denselben  ankämpfen. 

Zur  Revision  der  in  Österreich  bestehenden  Vorschriften 
fiber  den  Ban  nnd  die  Einrichtung  von  Volksschulen.     Der 

k.  k.  oberste  Sanitätsrat  in  Wien  hielt  nach  dem  „ÖsUrr.  Sanitätswes.^ 
am  25.  Mai  d.  Js.  eine  Sitzung  ab.  Am  Schlüsse  derselben  wurde 
auf  Verlangen  des  k.  k.  Unterrichtsministeriums  eine  gutachtliche 
ÄuCsemng  erstattet,  betreffend  die  Notwendigkeit  der  Revision  der 
in  den  einzelnen  Königreichen  und  Ländern  bestehenden  Vorschriften 
über  Bau  und  Einrichtung  von  Volksschulen.  Es  handelte  sich 
dabei  namentlich  um  die  Bezeichnung  derjenigen  hygienischen  An- 
forderungen, welche  nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der  sanitären 
Wissenschaften  in  den  bezüglichen  Vorschriften  zu  berücksichtigen 
wären.  Referent  in  der  Angelegenheit  war  unser  verehrter  Mitarbeiter, 
Herr  Obersanitätsrat  Professor  der  Hygiene  Dr.  Max  Gbubeb  in  Wien. 


424 


Die  Sehschärfe  englischer  Schfiler  ist  yor  einiger  Zeit  Ton 
A.  St.  Claib  Buxton,  Arzt  des  Western  Ophthalmie  Hospital  in 
London,  untersucht  worden,  der  darüber  in  „The  Lancet'^  berichtet. 
Die  Untersuchungen  fanden  in  den  oberen  und  mittleren  Klassen 
lateinischer  Schulen,  sowie  in  Privaterziehnngsanstalten  an  zusammen 
2493  Zöglingen  statt  und  ergaben  folgendes  Resultat: 


Normal 

A 

normal 

A 

B 

C 

D 

£ 

F 

Sehsch&rfe 

Sehschärfe 

Sehsch&rfe 

Sehsch&rfe 

auf  dem 

einen  Auge 

Sehschärfe 

auf  dem 

auf  dem 

Sehsch&rfe 

auf  dem 

auf  jedem 
Auge 

—  6/6 

einenAuge 
=  6/6, 
auf  dem 
anderen 

einenAuge 
=  6/6, 
auf  dem 
anderen 

auf jedem 
Auge 

—  6/9 

einen  Auge 

=  6/9, 

auf  dem 

anderen 

=  6/12, 
auf  dem 
anderen 
=  6/12 

oder 
<  6/12 

=  6/9 

=  <6/9 

=  <6/9 

1584 
Knaben 

180 
Knaben 

108 
Knaben 

189 
Knaben 

126 
Knaben 

306 
Knaben 

=  63,54  <>/• 

=  7,22  o/o 

=  4,33  % 

=  7,58  Vo 

—  5,05  Vo 

==  12,27  Vo 

Im  einzelnen  bemerkt  der  Untersucher,  dafs  Hypermetropie 
bedeutend  häufiger  als  Myopie  vorkam  und  dafs  sich  unter  den  der 
Klasse  A  Augehörenden,  als  normal  Bezeichneten  mindestens  10  bis 
15  %  Hypermetropen  befanden,  wefche  zwar  die  Snellenschen  Probe- 
buchstaben ohne  Mühe  in  der  Feme  lesen  konnten,  aber  bei  Iftngerem 
Sehen  in  der  Nähe  asthenopische  Beschwerden  empfanden.  In 
Wirklichkeit  hatten  also  nur  etwas  mehr  als  die  Hälfte  der  Knaben 
normale  Augen.  Diese  Thatsache  wird  auch  noch  dadurch  gestützt, 
dafs  360  oder  unge^r  15  %  der  Schüler  auf  einem  Auge,  441 
oder  mehr  als  17  %  auf  beiden  Augen  astigmatisch  waren.  Die 
Astigmatiker  konnten  die  Snellenschen  Probebuchstaben,  welche 
auf  6  m  gelesen  werden  sollen,  in  dieser  Entfernung  mit  jedem  Auge 
erkennen  und  sind  daher  trotz  ihres  Brechungsfehlers  den  Normal- 
sichtigen zugezählt  worden.  A.  St.  Clair  Buxton  kommt  zu  dem 
Schlüsse,  dais  das  Sehvermögen  der  heranwachsenden  englischen 
Knaben  und  Mädchen  als  recht  mittelmäfsig  bezeichnet  werden  mnfs 
und  sich  immer  mehr  verschlechtert. 


425 
Verbot  für  u^rUeke  Sehnlkinder,  die  Hftiide  toh  Lelur- 

personen  xn  kfiSMB.  Aus  Ungam  wird  dem  ^ÄreÜ.  Hausfrd.**^ 
geschrieben:  Bei  uns  herrscht  die  Unsitte  des  Hftndekflssens, 
namentlich  in  den  Schnlen,  wo  es  Gebrauch  ist,  den  Lehrern  nnd 
Lehrerinnen  beim  Kommen  nnd  Gehen  diese  Ehrenbezeigung  zu 
erweisen.  Der  Schulstnhl  des  VI.  Bezirkes  in  Budapest  stellte  daher 
den  Antrag,  der  Magistrat  möge  das  Hfindekflssen,  das  aus  erzieh- 
lichen Rflcksichten  nicht  erforderlich,  in  sanitftrer  Beziehung  aber 
geradezu  bedenklich  sei,  yerbieten.  Der  Oberphysikus  bestätigte  die 
Auffassung  des  Schulstuhles,  das  Küssen  der  Hände,  wie  das  Kflssen 
Oberhaupt,  sei  geeignet,  der  Verbreitung  ansteckender  Krankheiten 
Torschub  zu  leisten.  Infolge  dieses  Gutachtens  erliefe  der  Magistrat 
an  die  Direktoren  der  hauptstädtischen  Schulen  ein  Cürkular,  in 
welchem  den  Lehrern  und  Lehrerinnen  untersagt  wird,  sich  noch 
weiter  von  den  Schulkindern  kttssen  zu  lassen. 

Die  Steilsekrift  auf  der  Natarforsckerversanmliuii^  in 

Wien.  Auf  der  letzten  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und 
Ärzte  in  Wien  kam  auch  die  Steilschiiftfrage  zur  Verhandlung. 
Den  Vorsitz  hierbei  fOhrte  Professor  Dr.  Max  Gsubeb.  Direktor 
Emanubl  Bayb  begrändete  den  Ton  ihm  aufgesteUten  Leitsatz: 
Die  obligatorische  Einfahrung  der  Steilschrift  in  die  Schule 
ist  eine  hygienische  Notwendigkeit.  Der  gegenwärtige  Schreib- 
imterricht  mit  Schrägschrift,  so  führte  der  Redner  unter 
anderem  aus,  erscheint  nicht  naturgemäfs,  da  das  Vorbild  auf  der 
gerade  hängenden  Schulwandtafel  mit  dem  Nachbilde  in  dem  schräg 
liegenden  Hefte  in  keiner  Harmonie  steht.  Die  steil  schreibenden 
Schaler  bewahren  eine  wesentlich  bessere  Körperhaltung,  als  die 
schräg  schreibenden.  Durch  gleichmäfsiges  Auflegen  der  Arme  sind 
die  ersteren  in  der  Lage,  die  Rackenmuskehi  (Musculi  rhomboidei) 
leicht  zu  spannen.  Doch  ist  die  Steilschrift  kein  Allheilmittel  gegen 
schlechte  Körperhaltungen;  auch  bei  ihr  mufs  der  Lehrer  thätig 
eingreifen.  Die  Gegner  sind  der  Ansicht,  dieselbe  eigne  sich  nicht 
zur  Schnellschrift ;  die  Praxis  hat  aber  dieses  Urteil  nicht  bestätigt. 
Andere  meinen,  die  Steilschrift  sei  nicht  schön,  doch  hängt  das  vom 
Geschmack  ab,  und  in  der  Schule  handelt  es  sich  vor  allem  um 
die  Gesundheit  der  Kinder.  Professor  Max  Gbubeb  stimmte  den 
Ausfahrungen  des  Vortragenden  zu.  Er  habe  sich  bei  wiederholten 
Besuchen  von  steil-  und  schrägschreibenden  Klassen  selbst  davon 
ttberzeugt,  dab  es  bei  Steilschrift  dem  Lehrer  aufserordentlich  viel 
leichter  falle,  eine  gute  Körperhaltung  der  Schaler  zu  erzielen,  als 
bei  Schrägschrift,  und  er  wOnsche  daher  lebhaft  die  EinfOhrung  der 
senkrechten  Schrift  in  die  Schule.  Die  Mitglieder  der  hygienischen 
Sektion   versammelten   sich  später  in    der  Mädchenvolksschule    des 


426 

VI.  Bezirkes,  wo  Direktor  Bayb  im  Anseblusse  an  seiBAn  Vortrag 
eine  B^nonstration  von  steil-  und  schrägschreibonden  Kindem  t^- 
anstaltote.  Unter  Fühmng  desselben  and  des  k.  k.  SchoUa^ktors 
Dr.  STBJSSJLii  besuchten  die  Gftste  der  Rdbe  nach  die  einzelnen 
Klassen.  Die  Kinder,  selbst  di^enigen,  welche  eben  erst  den 
Schreibnnterricht  begonnen  hatten,  safeen  in  tadelloser  Haltung 
während  des  Steilschreibens  da.  Einhellig  sprach  man  sich  daher 
zn  Gunsten  der  den  hygienischen  Anfordenmgen  entsprechenden  Nene* 
rang  aus.  Bei  dem  Besuche  des  Erzherzogs  Kabl  LuDWie  in  der 
mit  der  Naturforscherversammlung  yerbondenen  AossteUong  erregten 
die  Photographien  und  Schriftproben  steilschreibender  Kinder  aus 
der  eben  genannten  Schale  das  besondere  Interesse  desselben.  Er 
miteriiielt  sich  daher  aach  bei  JEbfe  mit  dem  Direktor  Bat&  über 
die  Körperhaltung  bei  Steibchrift,  sowie  Aber  hygienische  Schal- 
einrichtungen  überhaupt. 

Über  die  hygieniaeke  Zakanftssclnde.  Unter  der  Übersehrift : 
,, Wohin  wir  kommen"  bringt  „The  Times  and  Meg.*"  folgende 
Mitteilung:  öffentliche  Schule,  I.  Klasse,  anno  1905.  Lehrer  zu 
einem  neu  angemeldeten  Schüler:  „John,  hast  du  einen  Impfschein 
für  Pocken?"  „Ja,  Herr!"  --  „Bist  du  gegen  Krupp  in(&uäert?" 
„Ja,  Herr!"  —  „Bist  du  mit  Diphtheriesemm  behandelt  worden?" 
„Ja,  Herr!"  —  „Bist  du  mit  Cholerabacillen  geimpft?"  „Ja,  Herr!" 
—  „Hast  du  eine  schriftliche  Garantie,  dafs  du  gegen  Keuchhusten, 
Masern,  Scharlach,  Mumps  gefeit  bist?^  „Ja,  Herr!"  —  „Hast  du 
dein  eigenes  Trinkge&b?"  „Ja,  Herr!"  —  „Gelobst  du,  keine 
Schwämme  mit  deinem  Nachbarn  auszutauschen  und  niemals  einen 
anderen  Griffel  zu  benutzen,  als  deinen  eigenen?^  „Ja,  Herr!"  — 
„Bist  du  damit  einverstanden,  da&  wöchentlich  einmal  deine  BQchw 
mit  Schwefel  ausgeräuchert  und  deine  Kleider  mit  Chlorkalk 
beq>rengt  werden?"  „Ja,  Herr!"  —  „John,  du  besitnest  alles,  was 
die  modernen  Sanitarier  verlangen,  jetzt  kannst  du  ttber  jenen  Draht 
steigen,  einen  isolierten  Aluminiumsitz  ^nehmen  und  anfiingent 
deine  P  und  Q  zu  malen." 

Vom  Verein  Ar  Kinderheilstätten  an  den  deutschen 
Seekfiaien.  Der  unter  dem  Protektorat  der  Kaiserin  Fbiedaioh 
stehende  Verein  fOr  Kinderheilstätten  an  den  deatschen  SeekOsten 
hielt  vor  kurzem  im  Herrenhanse  zu  Berlin  unter  dem  Vorsitze  des 
Wirklichen  Geheimen  Oberregierungsrates  Dr.  Rösikg-  seine  fünf- 
zehnte Generalversammlung  ab.  Derselbe  hat  nach  dem  vom  Vor- 
sitzenden erstatteten  Bericht  im  letzten  Jahre  in  seinen  vier 
Hospizen  1385  kranke  Kinder  verpflegt,  81  mehr,  als  im  Voijahre 
and  252  mehr,  als  im  Jahre  1892.  Von  den  Kindem  waren  446 
aus    Berlin,    86    mehr,    als    im    vorigen  Jahre.      Die  Gesamtzahl 


427 

der  Yerpiegimgstage  belief  sich  auf  49771,  diejenige  der  ver- 
abfolgten Bäder  aof  24164.  Die  Betriebskosten  betrugen  154374 
Mark,  davon  worden  131 752  Maiic  durch  die  gezahlten  Pflege- 
gelder gedeckt.  Am  besuchtesten  ist  das  Kaiserin  -  Friedricbs- 
Hoq[nz  in  Nordemey  gewesen;  es  z&hlte  809  Pfleglinge,  darunter 
95  Pensionftre.  Da  der  Besuch  des  Pensionats  erheblidi  zurück- 
gegangen ist,  will  man  das  Knabenpensionat  in  ein  Mftdchenpensionat 
yerwandeln.  In  Nordemey  war  auch  eine  Winterkur  eingerichtet, 
die  von  149  kranken  Kindern  benutzt  wurde,  gegen  103  Kinder 
im  Vorjahre.  Wesentlich  unterstützt  wurde  die  Thätigkeit  des 
Vereins  durch  den  unter  Vorsitz  der  Frau  Geheimrat  Leyden 
stehenden  Franenverein,  der  für  S24  Kinder  die  Pflegegelder  zahlte. 
Die  Bilanz  vom  31.  M&rz  1895  schlofe  in  Einnahme  und  Ausgabe 
mit  911004  Mark.  Der  £tat  für  das  neue  Jahr  wurde  auf 
184900  Mark  Einnahme  und  161  226  Mark  Ausgabe  festgesetzt. 
An  Stelle  des  verstorbenen  Stadtrats  a.  D.  Hostel  trat  Stadtrat 
Dr.  Max  WEBSR-Charlottenburg  neu  in  den  Vorstand. 

Die  Yin.  Konferenz  ffir  das  Idiotenwesen  findet  vom 
17.  bis  19.  September  d.  Js.  in  Heidelberg  statt.  Fttr  den  20.  September 
ist  ein  Besuch  der  Anstalt  Mosbach  in  Aussicht  genommen.  Buch- 
händler WiNTEB  in  Heidelberg  wird  schon  jetzt  auf  Anfragen 
Auskunft  erteilen.  Psychiater,  Geistliche,  Ärzte  und  Pädagogen 
haben  die  Themata,  deren  Besprechung  sie  veranlassen  und  ein- 
leiten möchten,  oder  die  Gegenstände,  die  sie  behandelt  zu  sehen 
wiknschen,  bei  dem  Vorsitzenden  der  Konferenz,  Direktor  Dr.  Sengel- 
KAHif  in  Alsterdorf  bei  Hamburg,  anzumelden. 

EmehiiDig  tm  Kiidergftrtem  Ar  tavhstiimBe  Kinder  in 
Berlin.  In  der  „Dtsch.  med,  Wochenachr.^  lesen  wir:  Auf  die 
Anregung  von  Dr.  Th.  S.  Flatait  hat  sich  in  Berlin  ein  Verein  zur 
Errichtung  von  Kindergärten  fOr  taubstumme  Kinder  gebildet.^ 
Der  erste  derartige  Garten  ist  am  1.  April  1894  eröffnet  worden, 
und  ans  dem  vor  kurzer  Zeit  versandten  ersten  Jahresbericht  des 
Vereins  geht  hervor,  wie  wohlthätig  die  Anstalt  auf  die  bisher 
in  ihr  beschäftigten  14  Kinder  gewirkt  hat.  Dem  gemeinnfltzigen, 
einem  wirklichen  BedQrfiiis  in  anerkennenswerter  Weise  abhelfenden 
Unternehmen  ist  eine  Förderung  auch  aus  den  Kreisen  der  Lehrer 
and  Ärzte  dringend  zu  wünschen. 

Perienk#loBieE  armer  Sehvlkinder  ii  Loidan.    Wie  y^The 

Lancet'  berichtet,  hat  der  Verein  fttr  Ferienkolonien  in  London 
auch  in  diesem  Jahre  wieder  zahlreiche  Kinder  aus  den  Distrikten 
Holbom,  Glerkenwell  und  St.  Luke's  zur  Erholung  aufe  Land  geschickt. 


*  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1894,  No.  4,  S.  238.    D.  £ed. 


428 

Seit  1882  haben  sich  26  000,  im  letzten  Jahre  3014  Knaben  und 
Mädchen  dieser  Wohlthat  erfrent.  Besonders  beliebt  als  Ferien- 
anfenthalt  sind  Minster  in  Kent  und  Stokenchnrch  in  Oxfordshire; 
ersteres  war  Yon  389,  letzteres  von  260  Kindern  besocht.  Die 
Zeit,  wahrend  welcher  die  ungesunden  Höfe  und  Gassen  Londons 
mit  den  grflnen  Feldern  nnd  Heckenwegen  seiner  Umgebung  yertaoscht 
werden,  beträgt  gewöhnlich  14  Tage,  nnd  die  Kinder  kehren  nicht 
nur  erfrischt  an  Leib  und  Seele,  sondern  auch  mit  einem  durch  Natur- 
beobachtang  erweiterten  Gesichtskreis  in  die  Weltstadt  zurück. 


ümtlx^t  ^txfü^un^tn. 


Erlafs  des  Königlich  italienisclieii  Himaterianis  des  Sffentliehei 

Unterrichts 
bezüglich  der  Infektionskrankheiten  in  Schulen. 

(Fortsetsnng.) 

Unterbrechung  des  Unterrichts. 

A.  Wenn  während  eines  yerhältnismafsig  kurzen  Zeitraumes 
sich  ein  oder  mehrere  Fälle  einer  ansteckenden  Krankheit  bei  den 
Schülern  einer  und  derselben  Klasse  zeigen,  oder  wenn  hinreichender 
Grund  vorliegt,  um  die  Verbreitung  der  Krankheit  durch  den  gegen- 
seitigen Verkehr  der  Schüler  als  unausbleiblich  zu  betrachten,  soü 
zur  Schliefeung  der  Klasse  geschritten  werden. 

B.  Die  Schliefsung  wird  erfolgen,  so  oft  unter  den  Schülern  einer 
Klasse  sich  ein  erster  Fall  von  Diphtheritis,  Krupp  oder  Scharlach 
zeigt,  oder  wenn  innerhalb  eines  Zeitraumes  von  zehn  Tagen  zwei 
Fälle  von  Masern  oder  Keuchhusten  vorkommen.  Aus  denselben 
Gründen  kann  sich  auch  die  Schlielsung  der  ganzen  Schule  als  notr 
wendig  erweisen.  Diese  Mafsregel  darf  indessen  nicht  getroflfen 
werden,  ohne  vorher  die  Meinung  der  Schulbehörde,  bezw.  der 
städtischen  Sanitätsverwaltung  eingeholt  zu  haben. 

C.  In  beiden  Fällen  darf  die  Wiedereröffnung  der  Klasse  oder 
der  Schule  nur  erfolgen,  nachdem  die  Gefahr  einer  weiteren  Ver* 
breitnng  der  Krankheit  beseitigt  ist  und  die  nötigen  Desiniektioneft 
ausgeführt  sind. 

D.  Tritt  ein  Fall  von  Infektionskrankheit  in  der  Familie  einea 
Lehrers  oder  Schuldieners  auf,  welche  im  Schulgebäude  wohnen,  sa 


429 

mafs  der  Kranke  entfernt  und  die  Schale  so  lange  geschlossen 
werden,  his  die  erforderlichen  Reinigangs-  und  Desinfektionsmabregeln 
dnrchgefQhrt  sind. 

£.  Wenn  in  einem  Orte  eine  schwere  Epidemie  von  Infektions- 
krankheit herrscht,  welche  vorzugsweise  die  Schnlhevölkenmg  beftllt 
(Diphtheritis,  Scharlach,  Masern,  Eenchhnsten),  so  kann  auch  die 
SchHeüsong  sämtlicher  Schulen  des  Ortes  bis  zum  Erlöschen  der 
Epidemie  angeordnet  werden. 

F.  Was  die  Cholera,  das  typhöse  Fieber  und  die  Dysenterie 
anbetrifit,  so  hftngt  die  SchlieCsuag  der  Klassen  oder  Schulen  noch 
mehr,  als  von  der  Heftigkeit  der  Epidemie  von  den  häuslichen  Ver- 
hältnissen der  Zöglinge  ab  mit  RQcksicht  darauf,  dais  dieselben  nicht 
selten  in  der  Schule  geringere  Gelegenheit,  einer  Ansteckungsgefahr 
sich  auszusetzen,  als  in  den  eigenen  Familien  haben. 

Wiederimpfungen. 

A.  Kommt  ein  Fall  von  Blattern  unter  den  Zöglingen  einer 
Klasse  vor,  so  wird  man  zur  Wiederimpfung  aller  deijenigen  Schüler 
derselben  schreiten  müssen,  die  seit  fünf  Jahren  weder  geimpft  üoch 
wiedergeimpft  worden  sind. 

B.  Wenn  sich  wiederholte  Blattemfillle  zeigen,  so  ist  unter  den- 
selben Bedingungen  die  Wiederimpfung  der  Schtüer  der  ganzen 
Schule  vorzunehmen. 

(Fortsetzung  in  No.  8.) 


Rundschreiben 

des  KSniglich  prenfsisehen  Ministers 

der  geisflichen,  Unterrichts-  nnd  Medijsinalangelegenheiten, 

iMtreffend  Schfilerverbindnngen   an    höheren   Lehranstalten. 

Berlin,  den  26.  April  1895. 

Von  dem  Yoihandensein  dreier  Verbindungen,  an  welchen  Mit- 
glieder von  vier  höheren  Lehranstalten  der  dortigen  Stadt  beteiligt 
gewesen  sind,  habe  ich,  wie  ich  dem  Königlichen  Provinzialschul- 
koUegium  auf  den  Bericht  vom  10.  April  d.  Js.  unter  Rücksendung 
der  Anlagen  erwidere,  mit  um  so  gröberem  Bedauern  Kenntnis  ge- 
nommen, als  diese  Verbindungen  nach  mehr  als  einer  Seite  sich  als 
besonders  schlimme  erwiesen  haben.  Dies  ergibt  sich  nicht  aUein* 
aus  der  Teilnahme  sogenannter  alter  Herren,  Kaufleute  und  sonstiger 
früher  den  betreffenden  Schulen  angehörender  Personen,  sondern 
namentlich  auch  aus  dem  Umstände,  dafe  die  Verbindnngsmitglieder 
Sonnabend  bis  nach  Mittemacht  und  noch  an  verschiedenen  Tagen 


430 

der  Woche  ihre  Eneipgelage  hielten,  den  Sonntag  Yormittag  den 
Frohschoppen  widmeten  und  anikerdem  sich  auf  Ehrenwort  ^er* 
pflichtet  zu  haben  scheinen,  im  Falle  der  Entdeckung  alles  zo  le4giiea. 
Ich  bin  daher  andi  mit  den  ^on  den  LehrerkoU^ien  anerkannten 
strengen  Strafen  einverstanden. 

Was  die  beiden  Abiturieiiten  N.  vom  Lycenm  I  and  A.  vom 
Lycenm  II  betrifft,  so  konnte  dem  ersteren,  der  sciion  vor  Ent> 
decknng  der  Yerbindnngen  die  Reifeprüfung  bestand^  hatte,  das 
Reifezengnis  nicht  versagt  werden.  Ich  bin  einverstanden  damit, 
dafe  ein  das  nachtrftgliche  Betragen  des  Abkorienten  charakterisie- 
render Vermerk  in  das  Reifezengnis  anfgenommen  ist. 

Aber  obwohl  der  Fall  mit  dem  Abiturienten  A.  ftr  den  letateron 
wegen  seiner  Beteiligung  als  Leiter  einer  YerbiAdong  und  wegen 
seines  Leugnens  ungünstiger  liegt,  so  wird  doch  anch  ilan  daa  Reife- 
zeugnis nicht  vorenthalten  werden  können,  da  er  unmittelbar  vor 
Entdeckung  der  Sache  die  Reifeprüfung  unter  Entbinduig  von  der 
mündlichen  Prüfung  bereits  bestanden  hatte  und  der  Nachweis,  daft 
er  dasselbe  erschlichen  habe,  nicht  erbracht  ist.  Die  Prflftmgs- 
Ordnung  sieht  im  §  8,  No.  6  nur  bei  Benutzung  uneriaabler  Hili»- 
mittel  u.  s.w.,  w«in  die  Entdecknng  erst  nach  Vollendung  der  Prü- 
fung erfolgt,  die  Bestrafung  durch  Yorenthaltuag  des  Prüfuge» 
Zeugnisses  vor.  Es  wird  aber  auch  bei  dem  A.  eine  Bemeikung 
in  das  ihm  auszuhändigende -Prüfangszeugnis  gesetzt  werden  müssen, 
welche  den  thatsftchlichen  Hergang  enthält. 

Das  Erkenntnis  des  Oberverwaltungsgerichtes  vom  16.  April  1890 
macht  es  allerdings  schwierig,  gegen  Verbindungen,  an  welchen  auch 
Nichtschüler  teilnehmen,  in  durchgreifender  Weise  vorzugehen,  da 
die  Auslieferung  des  Inventars  der  Verbindung  und  die  Durch- 
suchung desselben  gewöhnlich  verweigert  wird,  weil  das  Inventar 
den  Nichtschttlern  gehöre.  In  dieser  Hinsicht  bin  ich  mit  dem  Vor- 
schlage des  K<)niglichen  Provinzialschulkollegiums  einverstanden,  dab 
Schüler,  welche  Verbindungen  angehören,  die  auch  Nichtschüler  zu 
ihren  Mitgliedem  zählen,  oder  welche  die  Ausliefemng  des  Ver- 
bindnngsinventars  aUehnen,  mit  den  strengsten  Strafen,  namentUdi 
mit  der  Strafe  der  Ausschliefsnng,  zu  belegen  sind. 

Hiemach  wolle  das  Königliche  Provinzialschulkolleigium  das 
Weitere  veranlassen. 

An 
das  Königliche  Provinztalschulkollegium  zu  N. 


431 

Abschrift  erliftlt  das  Königlicke  Provinzialschulkoliegiiiiii  zur 
KenntnifBiahine  und  Beochtimg  des  Sckhifspassus  vorstehender  Yer- 
ftlguiig. 

Der  Minister  der  geistlichen  n.  s.  w.  Angelegenhdten. 

(Gez.)  Bosse. 
Ab 
die  übrigen  EOui^j^icheD  ProTinzialschnlkoilegiea. 
ü.  IL  1016. 

Ans  der  YerfOfiing  der  Bnkowinaer  k.  k.  Landesregiemng 

vom  27.  Februar  189S,  Z.  VJSiy  an  alle  unterstehenden  poli- 

tiseben  itehtrden  wegen  Mafinahmea   n^^en  die  Sgyytisehe 

Angenkraakiieit  (l^aelMn),  beeendirs  in  Sehnlen. 

—  2.  Die  Schnlleitangen  sind  zu  verpflichten,  jede  unter  den 
Schulkindern  auftretende  Augenkrankheit  der  Ortsbehörde  anzuzeigen. 

—  10.  Die  Augen  der  Schulkinder  und  der  Schullehrer  sind 
vom  Gemeindearzte  und  vom  k.  k.  ßezirksarzte  gelegentlich  ihrer 
Anwesenheit  in  den  einzelnen  Gemeinden  auf  den  Bestand  infektiöser 
Augenerkrankungen  zu  untersuchen. 

Der  k.  k.  Bezirksarzt,  bezw.  der  Gemeindearzt  hat  zu  ent- 
scheiden, ob  die  als  augenkrank  befundenen  Schulkinder  am  gemein- 
schaftlichen unterrichte  teilnehmen  dürfen  oder  nicht.  Der  Besuch 
der  Schule  ist  nur  bei  Fällen  einer  Augenerkrankung  ohne  Sekretion 
gestattet.     Solche  Kinder  sind  in  der  Schule  zu  separieren. 

Alle  an  einer  infektiösen  Augenerkrankung,  insbesondere  an 
Trachom  oder  Trachomverdacht,  leidenden  Schulkinder  sind  einer 
rationellen  Arztlichen  Behandlung  zuzuführen.  Beim  Ausbruche  einer 
Trachomepidemie  unter  den  Schulkindern  ist  die  Schule  nötigenfalls 
zu  schlielsen. 

—  11.  Die  mit  Trachom  Behafteten  sind  über  die  Gefahren  der 
Trachomkrankheit,  die  notwendigen  Yorsichtsmafsregeln  behufs  Ver- 
meidung ihrer  Übertragung  auf  die  Hausgenossen  zu  belehren,  und 
ist  im  Sinne  des  §  4,  littera  a  des  Sanitätsgesetzes  vom  30.  April  1870, 
B.-6.-B1.  No.  68,  für  die  ärztliche  Behandlung  derselben  vorzu- 
sorgen. 

Populäre  Belehrung  über  das  Trachom  und  dessen 

Bekämpfung, 
nach  den  Anträgen  des  Landessanitätsrates  zur  Damachachtung  be- 
kannt gegeben  mit  dem  Erlasse  der  k.  k.  Landesregierung 

vom  27.  Februar  1895,  Z.  1762. 
Das  Trachom,  welches  auch  die  ägyptische  Krankheit  genannt 
vnrd,  hat  diesen  letzteren  Namen  aus  dem  Grunde  erhalten,  weil  es 


432 

einerseits  in  Ägypten  sehr  verbreitet  ist,  und  andererseits,  weil  zu 
Anfang  unseres  Jahrhunderts  die  dort  unter  Napoleon  kämpfende 
französische  Armee  in  auTserordenUich  heftigem  Mause  hiervon  er- 
griffen wurde  und  dieses  schwere  Augenttbel  bei  ihrer  Heimkehr  nach 
Europa  verschleppte. 

Das  Trachom  kommt  so  ziemlich  in  allen  Ländern  vor;  die 
grötste  Ausbreitung  hat  es  jedoch  unter  den  Völkern  des  Orientes, 
wo  hierfür  nur  die  Armut  der  niederen  Bevölkernngsscfaichten  und 
der  Mangel  an  Reinlichkeitssinn  verantwortlich  gemacht  werden  kann. 

Die  Merkmale  der  Krankheit. 

Die  Erscheinungen,  unter  welchen  sich  das  Trachom  äolsert, 
sind  sehr  wechselnd,  je  nachdem  man  es  mit  einer  rasch  und  heftig 
verlaufenden  (akuten),  oder  schleichenden  (chronischen)  Form  des- 
selben zu  thun  hat. 

Bei  der  akuten  Form  des  Trachoms  erscheinen  die  Augenlider 
mächtig  geschwollen,  die  Haut  derselben  von  erweiterten  Blutadern 
durchzogen. 

Die  Augenbindehaut,  d.  h.  jene  zarte  Schleimhaut,  welche  die 
vordere  Fläche  des  Augapfels  und  die  Innenfläche  der  Lider  über- 
zieht, ist  hochgradig  gerötet,  geschwellt  und  von  eiterigen  Massen 
bedeckt,  welche  bei  geschlossenen  Augen  an  den  Augenwinkeln  her- 
vortreten. 

In  diesem  Stadium  der  Krankheit  sind  die  damit  behafteten 
Personen  sehr  lichtscheu. 

Die  akute  Form,  welche  sehr  oft  zu  Erkrankungen  der 
flbrigen  Augengebilde,  der  Hornhaut,  ja  des  ganzen  Auges  fahrt  und 
dann  nicht  selten  Erblindungen  der  Augen  zur  Folge  hat,  kommt 
zum  Glttck  verhältnismäisig  selten  vor. 

Um  so  häufiger  findet  sich,  insbesondere  in  unserem  Lande,  das 
chronische  Trachom. 

Dieses  änisert  sich  in  ausgesprochenen  Fällen  durch  folgende 
Erscheinungen:  Die  Lider  sind  bedeutend  verdickt  und  infolgedessen, 
namentlich  das  obere,  schwer  beweglich.  Die  Augenbindehaut  hat 
ihre  normale  Glätte  verloren,  ist  uneben,  höckerig  geworden.  Dieses 
Aussehen  ist  bedingt  durch  zahlreiche,  dicht  gedrängte,  warzenartige 
Auswüchse,  welche  die  Innenfläche  der  Lider  bedecken,  und  welche 
dort,  wo  die  Bindehaut  vom  Lide  auf  den  Augapfel  übergeht,  die 
Form  von  sulzigen,  froschlaichähnlichen,  gequollenem  Sago  gleichenden, 
gelblich-grauen  Körnern  annehmen. 

Die  entzündlichen  Erscheinungen  des  Auges  sind  dabei  bald 
mehr,  bald  weniger  ausgesprochen. 

Während  es  Fälle  gibt,  welche  mit  Lichtscheu,  starker  Rötung 


433 

dM  Auges  und  Absonderung  aus  dem  Bindehaatsacke  yerbunden 
sind,  sind  bei  sehr  fielen  FäUen  äolserlich  keine  Entzfindnngs- 
ersdieinungen  wahrnehmbar  and  auch  keine  Beschwerden  yorhanden, 
und  werden  derartige  FäUe  erst  bei  einer  genauen  Untersnchong  des 
Anges  durch  einen  Arzt  entdeckt. 

Ein  derartiger  milder  Verlauf  der  Krankheit  ist  die  Ursache, 
warum  sie  im  Beginne  vielfach  übersehen,  bezw.  nicht  beachtet  wird 
und  warum  ärztliche  Hilfe  erst  dann  in  Anspruch  genommen  wird, 
wenn  schon  die  Krankheit  zu  einem  Grade  vorgeschritten  ist,  wo  die 
Heilung  nur  schwer  und  erst  nach  langer  Zeit  zu  erzielen  ist. 

Aus  diesem  Grunde  empfiehlt  es  sich,  jede  auch  scheinbar  noch 
so  leichte  Augenkrankheit  untersuchen  zu  lassen,  bzw.  einer  fach- 
männischen Behandlung  zuzuführen,  um  so  mehr,  als  solche 
schleichenden  Formen  des  Trachoms  unter  Einwirkung  von  verschiedenen 
Schädlichkeiten,  wie  Staub,  Schmutz,  unreines  Wasser  und  ähnliche, 
sich  verschlimmem,  akut  werden  und  die  übrigen  Teüe  des  Auges 
in  ICtleidenschafb  ziehen  können. 

Krankheitsursachen. 

Es  ist  bis  jetzt  der  Wissenschaft  nicht  gelungen,  demjenigen 
Stoff  zu  entdecken,  durch  welchen  das  Trachom  erzeugt  wird. 

Es  ist  aber  anzunehmen,  da(s  ebenso,  wie  andere  ansteckende 
Krankheiten,  z.B.  Tuberkulose,  Typhus,  Cholera  u.  a.,  auch  das 
Trachom  durch  niedrige  pflanzliche  Gebilde,  sogenannte  Bakterien, 
hervorgerufen  wird.  Sicher  ist  aber,  dafs  dieser  Ansteckungsstoff 
an  den  von  der  erkrankten  Bindehaut  abgesonderten  schleimigen  und 
eiterigen  Massen  (Sekret)  haftet  und  dals  das  Trachom  durch  diese 
auf  gesunde  Augen  übertragen  wird. 

Diese  Übertragung,  welche  wohl  seltener  direkt  durch  Gelangen 
des  Sekretes  vom  kranken  Auge  in  das  gesunde  einer  anderen  Person 
oder  unter  besonderen  Umständen  auch  verschiedener  Personen, 
z.  B.  bei  Benutzung  einer  gemeinsamen  Schlafstätte,  zu  stände  kommt, 
findet  in  der  Regel  mittelbar  durch  Gegenstände  statt,  welche  mit 
dem  Trachomsekrete' verunreinigt  sind. 

Zu  solchen  die  Ansteckung  vermittehiden  Gegenständen  sind 
zunächst  die  mit  dem  Sekrete  beschmutzten  Hände,  femer  die  von 
Trachomkranken  benutzten  Hand-  und  Sacktücher,  die  Leib-  und  Bett- 
wäsche, die  Schwämme  u. s.w.  zu  zählen;  nicht  ausgeschlossen  ist  die 
Möglichkeit,  dafs  das  eingetrocknete  Sekret  sich  dem  Zimmerstaube 
mitteilt  und  mit  diesem  auf  gesunde  Augen  gelangt. 

Diese  Art  von  Übertragung  des  Trachoms  wird  wesentlich  dort 
gefördert,  wo  die  Menschen  dicht  zusammen  wohnen,  wie  es  in 
Kasernen,  Massenquartieren  und  Arbeiterwohnungen  der  Fall  ist. 

8thttlg«saiidheltipfl«ffe  Vm.  28 


434 


Es  ist  nicht  weniger  natarlich,  dafe  dnreh  mangefiiafte 
nfthning,  kiirperiiclte  Überanstrengung  und  kanstitntioneBe  KraddieftoB, 
wie  ^rofcüose,  T^rberkalose,  herabgekommene  InAfiAien,  welche 
nicht  die  Widerstandsfthigkeit  gesnnder  nnd  gut  genflhrter  Personen 
besitzen,  leichter  erkranken,  als  die  letzteMi. 

Bemetkenswert  ist,  dafs  die  KrM&heit  yorwiegend  Personen  im 
Alter  Ton  20  bis  40  Jahren  beflttlt. 

Mafsnahmen   znr  Verhfltnng   nnd   Bek&mpfnng 

des  Trachoms. 

Den  wichtigsten  Teil  der  Mafenahmen,  welche  man  gegen  alle 
ansteckenden  Krankheiten  ergreift,  bilden  diejenigen,  welche  dahin  ge- 
richtet sind,  die  Entstehung  solcher  Krankheiten  zu  verhüten.  Von 
diesen  Maßregeln  sind  in  Bezug  anf  das  Trachom  ftbr  ans  haopt- 
sftchlich  jene  von  Interesse,  mit  deren  Mfe  der  einzelne  in  der  Lage 
ist,  sich  Yor  dieser  Krankheit  mit  Erfolg  zn  schlitzen. 

Der  erste  PUtz  unter  diesen  Schutzmafsnahmen  Ist  unbedingt 
der  Reinlichkeit  einzuräumen.  Eine  sorgftltige  Reinigung  des  Körpers, 
insbesondere  des  Gesichtes  und  der  H&nde,  welche  nicht  nur  regd- 
mftfsig  zu  einer  bestimmten  Tageszeit,  sondern  nach  Jedesmaliger 
zufälliger  oder  sonst  unvermeidlicher  Verunreinigung  stattfindet,  ist 
als  ein  sicherer  Schutz  gegen  die  Ansteckung  mit  Trachom  zu  be- 
trachten. 

Die  Ethaltung  der  Reinlichkeit  ist  aber  nicht  nur  anf  den 
eigenen  Körper,  sondern  auch  auf  unsere  Umgebung  auszudehnen.  Na- 
mentlich die  Reinhaltung  der  Wohnräume,  ihre  häufige  Ltlftung 
während  verschiedener  Tageszeiten  ist  als  ein  weiteres  Mittel  zur 
Verhütung  dieser  Augenkrankheit  zu  bezeichnen. 

Hat  das  Trachom  aber  trotzdem  in  eine  Familie  Eingang  ge- 
funden, dann  hei&t  es,  mit  allen  zu  Gebote  stehenden  Mittehi  dahin 
zu  wiiken,  dafe  der  Erkrankte  nicht  zum  Ausgangspunkte  weiterer 
Erkrankungen  werde.  Dies  läftt  sich  nur  dadurch  erreichen,  dafh 
derselbe  möglichst  von  den  Übrigen  Fämilienmitgliedeni  oder  Mit- 
bewohnern getrennt  wird,  dafe  man  ihm  eine  eigene  Lagerstätte 
zuweist,  die  von  keinem  anderen  mitbenutzt  werden  darf.  Ebenso 
muls  die  Verwendung  der  von  dem  Erkrankten  benutzten  Hand-  und 
Sacktflcher,  Badeschwämme  n.  s.  w.  sorgfältig  vermieden  und  die 
Wäsche  des  Kranken  zunächst  durch  ein  einstflndiges  Kochen  oder 
Übergiefien  mit  siedender  Lauge  desinfiziert  werden,  worauf  sie  erst 
mit  der  flbrigen  Wäsche  gewaschen  werden  kann. 

Die  vom  Kranken  zur  Reinigung  der  Augen  benutzten  Verband- 
stflcke,  wie  Leinwandläppchen,  Wattebauschen,  sind  ebfach  zu  ver- 
brennen. 


435 

Personen,  welche  teils  mit  dem  Kranken,  teils  mit  den  von  ihm 
benutzten  Wftsche-  nnd  Yerbandstflcken  in  BeiiUnmng  gdcommen 
sindy  haben  sich  jedesmal  die  Hftnde  sorgfiUtig  mit  lanem  Wasser 
und  Seife  zn  waschen,  wenn  sie  schon  nicht  in  der  Lage  sind,  si^ 
mit  Karbol-,  Lysol-  oder  anderen  Desinfektionsmitteln  zu  desinfizieren. 

Schlielslich  mnCs  aach  die  frühzeitige  Zuführung  der  Kranken 
zur  ärztlichen  Behandlung  als  ein  Schutzmittel  gegen  die  weitere 
Übertragung  des  Trachoms  angesehen  werden,  indem  sich  unter  der 
sachkundigen  Behandlung  der  ^stand  der  Aagnt  bald  bessert,  die 
Absonderung  ans  denselben  rasch  abnimmt  und  sich  damit  auch  die 
M(yglichkeit  der  Ansteckung  in  gleichem  Mabe  verringert. 

Schon  aus  diesem  Grunde  ist  es  geboten,  y^rd&chtige  Augen- 
erkrankungen Yon  Personen,  welche  teils  ans  Unwissenheit,  teils  aus 
Gleichgültigkeit  den  Zustand  ihrer  Augen  unbeachtet  lassen,  den  zur 
Überwachung  des  Gesundheitszustandes  der  Bevölkerung  berufenen 
Amtspersonen  oder  B^örden  sobald  als  möglich  zur  Kenntnis  zu 
bringen. 


pttfonalxtn. 


Oeheimrat  Professor  Dr.  von  Eshabch  in  Kiel  wurde  zum 
korreqKmdierendeB  MitgUede  der  Pariser  Akademie  der  Medizio  er- 
nannt. 

Die  Wiener  Ärztekanuner  hat  in  ihrer  Sitzung  vom  9.  Mai  d.  Js. 
dea  bisherigen  Viceprftsidenten,  Herrn  Primarius  Dr.  Heim,  der  zu 
unseren  Mitarbeitem  zfihlt,  einstimmig  zum  Prflaidenten  gewühlt. 

Dem  Regierungs-  und  Schulrat  Dr.  Bssubb  in  Goblenz  wurde 
der  Charakter  als  Geheimer  Begierungsrat,  den  KreisschnUnspektoren 
Dr.  Stkaubingeb  in  Hechingen  und  Dr.  Schmitz  in  Sigmaringen 
der  Oiarakter  als  Schulrat  verliehen. 

Es  haben  erhalten:  den  Orden  der  eisernen  Krone  HI.  Klasse 
das  mrdei^che  Mitglied  des  Landessanitfttsrates  für  Böhmen,  Pro- 
fessor an  der  deutschen  technischen  Hochschule  Dr.  Wilhelm  Ginxii 
in  Prag;  den  roten  Adlerorden  IH.  Klasse  mit  der  Schleife  der  bis- 
herige Direktor  des  Andreasrealgymnasiums  in  Berlin,  Professor 
Dr.  BOLiB  in  Sdiöneberg;  den  roten  Adlerorden  IV.  Khisse  der 
Direktor  der  stidtiBchen  Bealschule,  Profossor  Dr.  Taomi  in  Köln; 
d«a  Adler  der  Bitter  des  Königlichen  Hansordens  von  Hohenzollem 
der  Gymnasialdirektor  Dr.  Bbokhaus  in  Ostrowo;  das  Offizierkreuz 

28* 


436 

des  Sterns  von  Ram&nieii  der  Oberrealschnldirektor  Dr.  Fiedleb 
in  Breslaa;  das  Eommandeurkreoz  des  serbischen  St.  Sawaordens 
der  Professor  Dr.  A.  Lobmayeb  in  Agram  f&r  seine  pnblicistische 
Th&tigkeit  auf  dem  Felde  der  öffentlichen  Gesundheitspflege;  das 
Ritterkreuz  I.  Klasse  des  Herzoglich  brannschweigischen  Ordens 
Heinrich  des  Löwen  der  Gymnasialdirektor,  Professor  Dr.  Kou>ew£Y 
in  Brannschweig;  das  Ritterkreuz  I.  Klasse  des  Königlich  sächsischen 
Albrechtsordens  der  Bezirksschulinspektor,  Schulrat  Müshagke  in 
Döbeln,  und  der  Rektor,  Professor  Pachaly  in  Freiberg  i.  S. 

Bei  dem  Königlich  preuDsischen  Ministerium  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten  sind  ernannt  worden: 
unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Geheimer  Regienmgsrat  und  vor- 
tragender Rat  Bbanbi,  zum  Geheimen  Oberregierungsrat  und  der 
Regienmgsrat  Dr.  Fbiedbigh  Schmidt  aus  Berlin  zum  Geheimen 
Regierungsrat  und  vortragenden  Rat. 

Dr.  J.  S.  BiLiiiNas,  der  hochverdiente  Herausgeber  des  „Index 
Catalogue  of  the  Surgeon-Generals  Library*^  in  Washington  wird 
seine  Stellung  als  Kustos  der  dortigen  Bibliothek  aufgeben,  um  die 
Professur  für  Hygiene  an  der  Universität  von  Pennsylvanien  zu  über- 
nehmen. 

Der  als  außerordentlicher  Professor  der  Hygiene  nach  Marburg 
berufene  Dr.  BEHBiKa  wurde  nunmehr  zum  ordentlichen  Professor 
befördert. 

Es  sind  ernannt  worden:  Dr.  Mobeau  zum  Professor  der 
Hygiene  und  gerichtlichen  Medizin  an  der  medizinischen  Schule  in 
Alger;  der  Direktor  des  hygienischen  Institutes,  Stabsarzt  Professor 
Dr.  Bebnhabb  Fischeb  in  Kiel,  zum  Oberstabsarzt;  der  Gymnasial- 
direktor OSTENDOBF  in  Hadersleben  zum  Direktor  der  Waisen-  und 
Schulanstalt,  des  Gymnasiums  und  des  Schullehrerseminars  in  Bunzlau; 
der  Direktor  des  städtischen  Gymnasiums  Dr.  Feit  in  Ohlau  zum 
Direktor  des  Königlichen  Gymnasiums  in  Königshütte;  der  Direktor 
des  Progymnasiums  Dr.  RoaaE  in  Schlawe  zum  Direktor  des  Gym- 
nasiums in  Neustettin;  der  Gymnasialoberlehrer,  Professor  Dr.  See- 
LIGEB  in  Zwickau,  zum  Rektor  des  Gymnasiums  in  Zittau;  der 
Oberlehrer,  Professor  Dr.  Lenssek  in  Kreuznach,  zum  Direktor  des 
Realgymnasiums  in  Hagen;  der  Gymnasialoberlehrer  Matsghkt  in 
Meseritz  zum  Direktor  des  Gynuiasiums  in  Fraustadt;  der  Seminar- 
oberlehrer Dr.  DcTMDET  in  Herdecke  zum  Seminardirektor  daselbst; 
der  Oberlehrer  an  der  Oberrealschule  Dr.  Volkmann  in  Breslau, 
der  Oberlehrer  am  Progymnasium  Gbimm  in  Andernach,  der  Lehrer 
am  Prinz -Heinrichgymnasium  Wasohke  in  Schöneberg  bei  Berlin, 
der  Lehrer  an  der  Oberrealschule  Kollbach  in  Bonn,  die  Rektoren 
ScHLiCHTiNO  und  PtTDOB,  der  Seminaroberlehrer  Timm,  die  Seminar- 


437 

lehrer  Todsen  und  Stein  zu  Kreisschulinspektoren;  Dr.  Raymond- 
NOGUE  zum  ärztlichen  Schulinspektor  des  XX.  Arrondissements  Yon 
Paris;  Dr.  Dhoubdin,  Professor  an  der  medizinischen  Schule  in 
Amiens,  zum  Hilfsarzt  des  dortigen  Lyceums;  Privatdocent  der 
Hygiene,  Dr.  Kabl  Gttnthsr  in  Berlin,  zum  Kustos  des  dortigen 
Hygienemuseums  als  Nachfolger  des  Dr.  Thierfeldeb,  welcher  die 
Leitung  der  chemischen  Abteilung  des  physiologischen  Institutes  da- 
selbst an  Stelle  des  nach  Marburg  berufenen  Professor  Kossel  über- 
nimmt; Privatdocent  Dr.  Webnigke  zum  Dirigenten  des  bakterio- 
logisch-chemischen Laboratoriums  der  militärärztlichen  Bildungsanstalten 
in  Berlin. 

In  gleicher  Eigenschaft  wurden  versetzt:  der  Kreisschulinspektor 
VON  DRYGAiiSEi  ZU  Hoheusteiu  in  den  neu  eingerichteten  Kreis- 
schulinspektionsbezirk  Lyck,  Regierungsbezirk  Gumbinnen,  der  Kreis- 
schulinspektor Dr.  YOLKMANN  zu  Brieseu  in  den  neu  eingerichteten 
Kreisschulinspektionsbezirk  Exin,  Regierungsbezirk  Bromberg,  und  der 
Kreisschulinspektor  Pöhlmann  zu  Orteisburg  nach  Brieg. 

Der  Geheime  Regiemngsrat  Haupt,  Regierungs-  und  Schulrat 
in  Merseburg,  hat  die  erbetene  Pensionierung  und  gleichzeitig  den 
Kronenorden  H.  Klasse  erhalten.  Ebenso  traten  der  Direktor  des 
Gynmasiums  und  Realgymnasiums  Stahlbebg  in  Hagen  und  der 
Direktor  des  Progymnasiums  Thele  in  Saarlouis  in  den  Ruhestand. 

Verstorben  sind:  der  Geheime  Oberregierungsrat  Reichenau, 
Ehrenmitglied  des  Königlichen  Provinzialschulkollegiums  in  Berlin; 
der  hochverdiente  medizioische  Berater  des  britischen  Lokalverwaltungs- 
amtes in  London,  Sir  Geobge  Bughanan,  Präsident  des  1891  dort 
gehaltenen  internationalen  Kongresses  für  Hygiene  und  Demographie; 
Schulrat  Lanqs  in  Lübeck;  Gymnasialdirektor  a.  D.  Dr.  0.  Nase- 
HANN  in  Halle  a.  S. ;  Realgymnasialdirektor  Dr.  Cbameb  in  Mül- 
heim a.  R.;  Oberrealschuldirektor  Dr.  Meissel  in  Kiel;  der  frühere 
Direktor  der  Realschule  in  Mannheim,  Kabl  Schmezeb  in  Karlsruhe; 
der  Direktor  der  höheren  Mädchenschule  Dr.  Jakob  Kelleb  in 
Mainz;  Kreisschulinspektor  a.  D.,  Schulrat  Hoffmann  in  Trier; 
Rektor  a.  D.  Hecht  in  Breslau;  Mittelschullehrer  Adolf  Becker 
in  Hadersleben,  ein  eifriger  Förderer  des  Turnens  und  der  Jugend- 
spiele. 


438 


fittemtitr. 


BesprechnngeQ. 

Dr.  Mangenot,  MMecin-inspectear  des  Cooles  de  la  ville  de  Paris. 
Essai  d'hygitae  des  eenstnictions  scolaires.  Paris,  1895. 
G.  Masson.  (8^) 

Dr.  Mangenot  bespricht  in  diesem  Yersnche,  der  in  der 
„Bevue  ^hygüne^^  tome  XYII,  No.  2,  1895  and  als  Sonderabdmck 
bei  G.  Masson  in  Paris  erschienen  ist,  mehrere  schnlhygienische 
Fragen  von  Wichtigkeit  in  eingehender  nnd  geistvoller  Art. 

Er  betrachtet  das  Schnlhans  von  zwei  Seiten,  zuerst  als  Wohn- 
gebände,  d.  h.  als  Geb&nde,  welches  allen  Gmndbedingangen 
gesunden  Wohnens  entsprechen  muls,  nnd  sodann  als  Werkstätte 
geistiger  Thfttigkeit,  wobei  besonders  die  Sinne,  Gesicht  nnd  Geh^r, 
^berücksichtigt  werden. 

Bezfiglidi  des  Schnlwohnhanses  nnd  seines  Zubehörs 
bemerkt  der  Verfasser,  dafs  Spielhöfe  nur  bei  durchlässigem 
Boden  mit  Vorteil  bekiest  werden  können,  da(s  dieselben  aber  bei 
schlecht  oder  gar  nicht  durchlässigem  Boden  gepflastert  werden 
sollen. 

Dr.  Mangenot  empfiehlt  für  alle  Räume,  auch  f&r  die  Klassen- 
zimmer die  Herstellung  von  gepflasterten  Fufsböden  an  SteUe 
der  hölzernen  und  bemerkt,  dafs  der  Vorwurf,  solche  Pflasterongen 
mit  Asphalt  oder  Beton  seien  kälter,  als  Holzböden,    keine  Berech« 
tigung  habe.      Er  hat  Versuche  angestellt  und  weist  nach,  dals  mit 
Wachs    eingelassene    Eichenböden     genau     dieselbe    Wänneldtong 
besitzen,    wie    Pflaster.      Die   Versuche   fanden   derart    statt,    dais 
zwisdien  dem  Fufsböden  eines  Zimmers,  der  eine  Temperatur  yotl  10^ 
hatte,   und   dem    beschuhten  Fulse    ein   Thermometer    15  Minuten 
lang   gehalten   wurde.     Die  Temperatur  des  Fufses  betrug  32^,  und 
zeigte  sich,  dafs  das  Thermometer  folgendermaCsen  sank: 
bei  Eichenboden  (uneingelassen)    .     .     .auf  27^, 
bei  Eichenboden  (mit  Wachs  eingelassen)    „    23^, 
bei  Pflaster „    23^ 

Den  Vorteil  der  Pflasterung  sieht  der  Autor  in  der  geringeren 
Staubentwickelung  und  der  leichteren  Reinhaltung. 

Sehr  richtig  sind  die  Bemerkungen  über  die  Förderung  der 
Reinlichkeit    der  Schttler    durch  Anlage   von    Reinigungszimmem 


439 

«ad  BrMmbftdern«  Ftlr  letztere  empfiehlt  der  Yer&sser  die  schiftf 
wirkenden  Bransen  gegentlber  den  Tertikalen  and  macht  genaue  Yor^ 
seUfige  ftber  die  GrOlseninalse  eines  Branaebades  ftlr  SchtUer.  Per 
Baderaom  soll  eine  quadratische  Form  von  6  m  Seitenlange  erhalten 
und  xwOlf  Auskleidekabinen,  sowie  vi«r  Brausen  besitzen,  so  zwar, 
dab  immer  drei  Schnlkindergroppen  s^eicbzeitig  anwesend  sind,  die 
erste  sich  anskleidend,  die  zweite  badend  und  die  dritte  sich  an- 
Ueidend;  auf  diese  Weise  tritt  bei  der  Benutzung  der  B&der  kein 
Zeityerlust  ein. 

Bezttglich  der  Bedürfnisanstalten  entscheidet  sich  Dr. 
Makqenot  far  die  HockabortOi  welche  vom  physiologischen  und 
pathologischen  Standpunkte  aus  die  richtigsten  sind.  Um  eineVer- 
nnreinigung  zu  vermeiden,  empfiehlt  er  die  Anbringung  einer  10  cm 
hohen  stohlartigen  £rh<Vhung  aber  dem  Band  des  Brillloches  von 
einer  Form,   die  bei  der  Hockstellung  eine  Berfthrung  aosschlieist. 

Bei  der  Besprechung  der  Heizung  hat  der  Verfasser  haupt- 
sAchlich  die  grobstadtischen  Volksschulen  im  Auge  und  empfiehlt 
Niederdruckdampfheizung  mit  örtlichen  HeiskOrpem  und 
Frischluftzufuhr. 

Das  zweite  Kapitel  behandelt  das  Schalzimmer,  wobei  durch 
Vorf&hrung  schematischer  Zeichnungen  ganz  neue  Vorschlage  erstattet 
werden.  Manosnot  wül,  dab  die  Kinder  nach  jeder  Unterrichts- 
stande  die  Klassenrftnme  verlassen  und  sich  in  die  gedeckten  oder 
bei  gflnstigem  Wetter  auf  die  offenen  Spielplatze  begeben  und  da(s 
während  dieser  Zeit  durch  öffiien  aller  Fenster  der  Klassenzimmer 
und  des  angrenzenden  Korridors  eine  vollständige  Durchltlftang  statt- 
finde. Die  Zwischenwände  zwischen  den  Klassenzimmern  und  dem 
Korridor  sind  zu  diesem  Zwecke,  wie  f<dgt,  eingerichtet :  Sie  bestehen 
aus  drei  horizontalen  Teilen,  einem  oberen  1  m  hohen,  der  aus  acht 
um  horizontale  Achsen  drehbaren,  verglasten  Flflgeln  besteht,  einem 
mittleren  80  cm  hohen,  festen  Teil  und  einem  unteren  2  m  hohen 
Teil,  der  zur  Hälfte  aus  Wandflaehea,  zur  Hälfte  aus  einfiOgeligen 
Thflren  zusammengesetzt  ist,  so  dafs  immer  ein  ThflrflOgel  und  eine 
gleichbreite  Wandflache  abwechseln. 

Durch  diese  Anordnung  soll  zweierlei  errricht  werden,  erstens  eine 
vollständige  und  rasche  Durchlaftung  von  so  kurzer  Dauer, 
dafe  wahrend  der  kalten  Jahreszeit  die  Wände  nicht  auskühlen,  und 
Bweitens  eine  bessere  Beleuchtung  und  Durchsonnung  der  Schul- 
zäuner.  Die  Orientierung  derselben  hat  nur  nach  NO.  und  NW, 
m  erftrigeii,  so  dab  niemals  wfthrend  des  Unterrichts  direkte  Sonnen* 
atraUen  auf  die  linke  Fensterwand  faU«!  und  sowohl  die  Anbringung 
Toa  Schutzvorrichtungen  gegen  Sonnenlicht  ttberflttssig,  als  auch  eme 
gfObere  Hitze  wfthrend  der  Sommermonate  ausgeschlossen  ist.     Von 


440 

der  anderen  (rechten)  Seite  gelangen  durch  die  oberen  Flttgel  der 
Scheidewand  zerstreate  Lichtstrahlen  in  die  Klasse,  die  eine  Ver- 
mindening  dankler  Ecken  hervormfen  nnd  die  Belenchtnng  der  Klassen- 
räume  wesentlich  verbessern. 

Nach  den  dargestellten  Skizzen  wflrde  eine  Klasse  fftr  50  Kinder, 
pro  Ekind  1  qm  Flftchen-  und  4  cbm  Luftraum  gerechnet,  8  m  Länge 
und  6,3  m  Tiefe  erhalten.  Die  drei  Fenster  an  der  linken  Seite 
ä  2  X  2,50  m  geben  15  qm  Lichtfläche.  Das  hohe  Seitenlicht 
der  Scheidewand  gegen  den  Korridor  föllt  durch  eine  Fläche  von 
1  m  Höhe  und  8  m  Länge  =  8  qm.  Da  dasselbe  indirekt  als  zer- 
streutes Licht  einfällt,  wird  es  nur  halb  gerechnet,  das  ergibt  also 
4  qm.  Die  gesamte  Lichtfläche  pro  Klasse  wäre  somit  15  -^  4 
=  19  qm  oder  mehr  als  Vs  der  Fulsbodenfiäche. 

Die  untere  Partie  der  Scheidewand  besteht  aus  vier  festen  und 
vier  beweglichen  Teilen  von  je  1  m  Breite  und  2  m  Höhe.  Lüftet 
man  durch  ö&en  der  oberen  Flttgel  und  der  vier  Thttren,  so  wird 
eine  Fläche  von  16  qm  frei,  woraus  ersichtlich  ist,  dais  die  Durch- 
lüftung achtmal  schneller  erfolgt,  als  bei  Anordnung  einer  einzigen 
Thüre  von  2  qm  Gröfse  in  der  Scheidewand. 

Der  Grundri&skizze  in  der  Broschüre  mufis  der  Yorwurf  gemacht 
werden,  dafs  die  Flügeltrakte  mit  je  fünf  Klassen  pro  Etage  zu  lang 
sind  und  dals  die  Ecklehrzimmer  von  der  vorgeschlagenen  Anordnung 
abweichen,    indem    die  Korridorwand  keine  Fenster  enthalten  kann. 

Besser  wäre  auch  die  Anlage  zahlreicherer  Treppen. 

Es  würde  sich  sicherlich  empfehlen,  den  Vorschlag  Dr.  Mangenots 
an  einem  Pariser  Schulhausneubau  zu  erproben.  Bei  unseren  Ver- 
hältnissen dürfte  es  kaum  möglich  sein,  diesen  Versuch  vorzunehmen. 

Diplomierter  Architekt  Kabl  HiKTBlaEB 

in  Wien. 

J.  BoLLmaEB-AUEB,  Lehrer  an  der  Töchterschule  in  Basel. 
Bewegungsspiele  tfoLV  Mftdehen.  Bearbeitet  im  Auftrage  des 
Erziehungsdepartements  des  Kantons  Basel-Stadt.  Mit  34  Dlustr. 
Zürich,  1894.     Grell  FüfsH.     (96  S.  Kl.  8^  Fr.  1,50.) 

Als  ich  in  Braunschweig  im  Jahre  1892  als  Vorstandsmitglied 
des  Centralausschusses  fttr  Jugend-  und  Volksspiele  in  Deutschland 
den  ersten  Lehrgang  ftlr  Jugendspiele  der  Mädchen  eingerichtet  hatte, 
war  auch  der  Ver&sser  der  obigen  Schrift  nebst  noch  zwei  Lehrern 
aus  der  Stadt  Basel  im  Auftrage  des  um  die  dortige  Tumsache  hodi- 
verdienten  Erziehungsdirektors,  Regierungsrats  Dr.  Zütt,  ein  mir 
sehr  lieb  gewordener  Teilnehmer  an  dem  Lehrgange.  Und  heute  ist 
in  der  Schweiz  vielerorts  und  ganz  besonders  in  Basel  die  Spid- 
bewegung  im  besten  Flusse  zum  Segen  der  heranwachsenden  Jugead 


441 

beiderlei  Gescbleohte.  Miifs  es  doch  schon  als  ein  gates  Zeichen 
gelten,  wenn  eine  Schrift,  wie  die  obige,  im  Auftrage  der  Erziehnngs- 
behörde  erscheint. 

Dafs  der  Verfasser  ganz  besonders  daza  bemfen  war,  eine  solche 
Arbeit  abzufassen,  konnte  man  aus  seinem  „Handbuch  für  den 
Turnunterricht  in  Mädchenschulen''  (1890)  bereits  ent- 
nehmen. 

BoLLiNOEB-AüEB  Stellt  in  einer  mit  gutem  Verständnis 
getroffenen  Auswahl  die  Bewegungsspiele  für  Mädchen  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Wortes  zusammen  und  lädst  die  grobe  Zahl  von 
Spielen,  die  man  sonst  vielfach  in  ähnlichen  Btlchem  findet,  die  aber 
ftor  die  Zwecke  des  Spielbetriebes  so  gut  wie  nichts  bedeuten,  mit 
Recht  ganz  abseits  liegen. 

Die  kleine  Schrift  hat  im  ganzen  27  Spiele  aufgenommen, 
welche  eingeteilt  sind  in  solche,  die  gespielt  werden  können  1.  im 
Freien  (10  Spiele);  2.  im  Freien  und  im  Tumsaale  (16  Spiele); 
3.  nur  im  Tumsaale  (1  Spiel). 

Das  Ganze  ist  ttbersichtlich  und  klar  geordnet. 

Die  Einleitung  gibt  zunächst  Anweisung  über  die  „Bildung 
der  Spielparteien''.  Dem  Verfasser  stimme  ich  hier  ToUkommen  zu, 
wenn  er  empfiehlt,  dafs  die  Parteien,  nachdem  sie  einmal  festgestellt 
sind,  für  das  ganze  Jahr  Gültigkeit  haben.  Auch  die  Anweisungen, 
weldie  den  Fflhrerinnen  der  Parteien  erteilt  werden,  zumal  die 
Aufzeichnungen  der  Siege  (Punkte  u.  s.  w.)  seitens  der  Führerinnen, 
zeigen,  dab  der  Verfasser  die  Erfahrung  zu  seiner  Lehrmeisterin 
gemadit  hat. 

Weiter  enthält  die  Einleitung  eine  Beschreibung  der  wichtigsten 
Spielgeräte  und  führt  ihre  Bezugsquellen  an.  Mit  Recht  wird 
auf  die  sehr  leistungsfähige  Firma  von  Dolffs  &  Helle  in  Braun- 
schweig hingewiesen. 

Sodann  gibt  der  Verfasser  eine  gedrängte  Anleitung  über  das 
i^Fangen  und  Werfen  des  Balles''  unter  Anlehnung  an  die  Ton  mir 
herausgegebene  Schrift  „Ballübungen^  (2.  Auflage  1894).  Nicht 
oft  genug  kann  betont  werden,  daüs  für  die  grolse  Zahl  der  Ball- 
spiele,  die  doch  immer  die  wichtigsten  und  anziehendsten  auch  filr  die 
Mädchen  sind,  eine  Vorübung  im  Werfen  und  Fangen  des  Balles, 
oder,  ganz  bestimmt  gesagt,  eine  regelrechte  Schulung  in  der 
Handhabung  desselben  den  sichersten  Grund  legt  für  einen  guten 
Betrieb. 

Die  nach  der  Einleitung  folgenden  Beschreibungen  der 
▼erschiedenen  Spiele  sind  klar,  kurs  und  bestimmt.  Die  be- 
treffenden Abschnitte  tragen  die  Überschriften:  der  Spielplatz,  die 
Spielgeräte,  Zahl,  Einteilung  und  Aufstellung  der  Spielerinnen,  Spiel- 


442 

gedaoke  imd  Gang  des  Zieles.  Diese  Anordnang  hat  sehr  viel  Ar  sieh, 
denn  äe  bietet  dem  Snchenden  sdmell  eisen  Überblick  9her  dm 
Ganze  des  Spieles,  das  er  benntzen  will. 

Die  Spielregeln  sind  je  nach  der  Oröfse  nnd  BeBchaflbnheit 
des  Spielplatzes,  nach  der  Zahl  d»  Spielerinnen  vnd  nadi  der  Alien^ 
klasse,  in  welcher  sie  sich  befinden,  versdiieden  festgestellt  worden, 
und  der  Verfasser  hat  im  ganzen  anch  hierin  das  Biehtige 
getroffen. 

Die  beigegebenen  Figuren  haben,  besonders  flb*  die  Ein* 
richtung  des  Spielplatzes,  sowie  fttr  die  Aufstellung  dar  Parteien, 
grofee  Bedeutung;  sie  sind  sehr  unterriditmid.  Die  Figur  7  gibt  z.  B. 
in  hödist  gelungener  Weise  die  Ausgangshaltung  und  -Stellung  zun 
Schleuderwurf,  der  für  die  Mädchen,  zumal  beun  Grenzballspiel,  sehr 
wichtig  ist. 

Das  Gehen  auf  Stelzen  ist  wohl  eine  gute  Übung  für  das 
Balancieren  des  Körpers  auf  geringer  Sttttzflftche,  aber  es  erscheinl 
mir  ffHr  den  Zweck  der  Leibesübung  und  -bildung  ganz  un- 
wesentlich. In  einem  Buche  über  Spiele  hätte  es  füglich  fortbleiben 
können. 

Die  Schrift  sei  hiermit  allen,  welche  sich  über  die  Bewegungs- 
spiele für  Mftdchen  unterrichten  wollen,  bestens  empfohlen. 
Herzoglicher  Tuminspektor,  Gymnasiallehrer  AuausT  Hebicann 

in  Braunschweig. 

Dr.  PlAhn  und  Dr.  0.  Gbrlach.  Braiehnn^uistalten  mfti 
Handfertigkeitsunterricht.  Erziehungsanstalt  von  Dr.  Plähv, 
Realschule  zu  Waldkirch  i.  Br.  Freiburg  i.  Br.,  1894.  Fr.  Wagner. 
(17  S.  4».) 

Bei  der  gedeihlichen  Entwickelung,  in  welcher  gegenwärtig  die 
Bestrebungen  des  deutschen  Vereins  für  Enabenhandarbeit  vorwärla« 
schreiten,  ist'  es  kaum  nötig,  der  guten  Sache  der  Erziehung  zur 
Arbeit  noch  das  Wort  zu  reden.  Sie  spricht  durch  ihre  Erfolge 
deutlich  genug  fttr  sich  selbst  Audi  Behörden  und  LehrerkoUegteB, 
denen  durch  d^  Verein  Denkschriften  über  den  Arfoeitsnnterriokft 
zugesandt  worden  sind,  haben  in  der  Mehrzahl  ihre  Stellung  zur  Saite 
dahin  präcisiert,  dals  sie  sich  bereit  erklären,  die  bezüglichen  Be- 
strebungen bei  sich  bietender  Gelegenheit  wirioam  zu  unIttrstütieB. 
So  sind  yon  den  Handelskammern  zu  Landeshnt  in  ScUesien,  Mflnster, 
Sagan,  Sprottau,  Hildburghausen,  Nürnberg,  Thorn,  Köln  iu  n. 
Äu&emngen  in  günstigem  Sinne  ftlr  die  Erziehung  zur  Arbeit  ein- 
g^angen.  Das  Ministerium  zu  Anhalt  bereitet  die  Fiinftthmng  des 
Arbeitsunterrichts  in  die  Schulen  des  Landes  vor,  und  noch  rielerloi 
Kundgebungen  zu  Gunsten  der  Sache  hegen  neuerdings  tot. 


443 

So  sehr  aber  diese  Anerkennmig  fOr  den  ArbeitsnntMTickt 
spricht,  so  oft  es  wiederholt  worden  ist,  wie  yorteilhaft  derselbe  die 
Thfttigkeit  der  Schule  nnterstfltzt,  so  haben  doch  gerade  diejenigen 
ünterrichtsanstalten ,  welche  den  grO&ten  Gewinn  ans  dem  Hand- 
fertigkeitsnnterrichte  ziehen  konnten,  sich  zumeist  noch  recht  kftfil 
dagegen  veriialten.  Wenn  tie  höheren  Lehranstalten  sich  die 
Vorteile  jenes  Unterrichts  zn  nntze  machen  wollten,  so  würden  sie 
ihrem  Ziele  um  yieles  nfther  kommen.  Es  ist  andi  ihnen  oft  genng 
in  Wort  nnd  Schrift  gezeigt  worden,  wie  der  Handfertigkeitsnnterricht 
das  Erziehnngswerk  der  Schnle  fordert,  indem  er  durch  Ge« 
wOhnong  der  Schttler  an  Ordnung  nnd  Sauberkeit,  Fleib  und 
Sparsamkeit  sittlich  auf  dieselben  einwirkt,  die  Beobachtungsgabe 
schärft,  Auge  und  Hand  übt,  körperliche  Tüchtigkeit,  Geschicklichkeit 
und  Willenskraft  entwickelt.  Ebensowenig  kann  es  einem  Zweifel 
unterliegen,  dafs  derselbe  die  Schulbegriffe  in  die  anschauliche  Praxis 
umsetzt  und  die  Schüler  anleitet,  sich  selbst  für  solche  Yeranschaulichung 
die  einfachsten  HilfiBmittel  und  Vorrichtungen  zu  schaffen,  dafs 
er  femei,  neben  das  theoretische  Wissen  die  empirische  Erprobung 
stellend,  die  Entwickdung  der  praktischen  Intelligenz  fördert  nnd 
so  durch  die  Begünstigung  der  Indiyidnalitftt  des  einzelnen  ein 
wirksames  Gegengewicht  bietet  gegen  den  nivellierenden,  jegliche 
Eigenart  unterdrückenden  Zwang  des  theoretischen  Unterrichtes. 

Um  so  freudiger  ist  es  zu  begrüfsen,  wenn  eine  höhere  Schule 
den  praktischen  Beweis  für  die  Richtigkeit  jener  theoretischen  Aus- 
einandersetzungen liefert,  wie  dies  die  Erziehungsanstalt  von 
Dr.  PlAhk,  eine  Bealschule  zu  Waldkirch  i.  Br.,  gethan  hat. 
Der  letzte  Jahresbericht  derselben  yon  1894  enthält  beherzigenswerte 
Dariegungen  des  Vorstehers  Dr.  Plähn,  sowie  des  Leiters  der  prak- 
tischen Beschäftigung  der  Schüler  Dr.  0.  Grblach  über  die  Einrichtung 
und  die  Ziele  des  an  der  Anstalt  eingeführten  Handfertigkeitsunterrichts. 
Dafs  derselbe  dort  aus  yölHg  freiyrilliger  Neigung  einzelner  nach  und 
nach  sich  entwickelt  hat,  ist  Beweis  genug  für  seinen  Wert.  Ganz  be- 
sonders aber  herrorzuheben  ist  eine  Frucht  jener  Beschäftigung 
nämlich  die  weitgehende  Förderung  des  chemischen  und  physikalischen 
Unterrichtes  durch  dieselbe.  Hier  zeigen  die  Darlegungen  des 
Jahresberichtes,  wie  erst  die  praktische  Beschäftigung  gründliche 
Bekanntschaft  mit  den  chemischen  und  physikalischen  Apparaten  und 
damit  volles  Verständnis  ftlr  den  theoretischen  Unterricht  ermöglicht, 
wie  neben  der  schätzenswerten  Erholung  von  geistiger  Anstrengung 
die  Entfaltung  der  Neigungen  des  einzelnen  begünstigt,  der  Drang 
nach  Selbständigkeit  und  freier  Thätigkeit  in  die  rechte  Bahn  ge- 
leitet und  so  dem  Schulunterrichte  dienstbar  gemacht  wird.  Wer  als 
Lehrer   nur   einmal    den  Versuch    gemacht   hat,    seine   Schüler   in 


444. 

JL  JL  JL 

diesem  Sinne  znr  praktischen  Thätigkeit  anzuleiten,  der  wird  von 
ihrem  Werte  überzeugt  sein.  Und  wenn  anch  zuzugeben  ist,  dab 
in  einer  geschlossenen  Lehranstalt,  wie  in  deijenigen  zu  Waldkirch, 
der  Handfertigkeitsunterricht  bei  weitem  leichter  und  erfolgreicher 
betrieben  werden  kann,  als  in  einer  öffentlichen  höheren  Schule, 
welche  nur  während  der  Unterrichtszeit  yollen  Einflufs  auf  ihre 
Schüler  hat,  so  wird  doch  jeder  Versuch  nach  dieser  Richtung 
zeigen,  dafis  auch  die  öffentlichen  höheren  Lehranstalten  nicht 
hinter  den  Internaten  zurückzubleiben  brauchen.  Möge  das  Beispiel 
der  Eealschule  zu  Waldkirch  recht  vielseitige  Nachahmung  finden! 

Realgymnasiallehrer  Dr.  phil.  E.  HOHN  in  Eisenach. 

Oberbürgermeister  Paul  am  Ende  in  Dresden.  Die  Aufnahme 
des  hauswirtschaftlichen  Untemchts  in  den  Lehrplan  der 
Volksschule.  Sonderabdruck  aus  der  „Deutschen  Q^memde^ 
zdUmg^.  Berlin,  1894.  Selbstverlag  und  in  Kommission  von 
Wamatz  &  Lehmann  in  Dresden.     (23  S.  8^.  JL  0,80.) 

Die  Frage  nach  einer  besseren  hauswirtschaftlichen  Ausbildung 
der  weiblichen  Jugend  beschäftigt  seit  einigen  Jahren  die  weitesten 
Kreise  in  lebhafter  Weise.  Der  Verfasser,  früher  Oberbürgermeister 
in  Rudolstadt,  ist  in  Wort  und  Schrift  wiederholt  in  dieser  An- 
gelegenheit thätig  gewesen. 

In  vorliegender  Broschüre  bespricht  er  zuerst  die  Not- 
wendigkeit der  hauswirtschaftlichen  Unterweisung,  insbesondere  des 
Kochunterrichts,  von  dem  alle  diejenigen  Kreise,  für  die  er  zunächst 
Bedürfnis  ist,  nur  dann  Nutzen  haben,  wenn  derselbe  allgemein  durch- 
geführt, also  in  den  Lehrplan  der  Volksschule  aufgenommen  wird. 
Zwar  erheben  sich,  wie  das  bei  allen  Neuerungen  im  Schulwesen 
der  Fall  ist,  manche  Stimmen  gegen  diese  Aufnahme  in  die  Volks- 
schule, aber  die  vorgebrachten  Gründe  sind  nicht  immer  stichhaltig, 
so  dafs  deren  Zurückweisung  dem  Verfasser  keine  besondere  Mühe 
macht.  Den  Schlufs  der  Broschüre  bildet  eine  Darstellung  der  ge- 
schichtlichen Entwickelung  und  der  gegenwärtigen  Verbreitung  der 
hauswirtschaftlichen  Unterweisung,  sowie  eine  Beschreibung  der  für 
diesen  Zweck  geschaffenen  Schuleinrichtungen. 

Natürlich  kann  in  einem  so  kurzen  Schriftchen  nur  alles  in 
grolsen  Zügen  ausgeführt  sein;  aber  zur  allgemeinen  Orientierung- 
über  diese  wichtige  Frage  ist  es  —  und  nicht  zum  wenigsten  wegen 
seiner  Kürze  —  wohl  geeignet. 

Städtischer  Lehrer  0.  Janke  in  Berlin. 


445 


Bibliographie. 

AiiiiPOBT,  F.  Befractkm  m  schools.  Jonrn.  Am.  med.  Ass.,  Chicago, 

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the  spine.    Blostrated.    5  th.    edit.    London,    18%,    Macmillan 

&  Co.  6  8. 
BekamUmachung  der  OberschtUbeh&rde  in  Lübeck,  die  Verhinderung 

der  Ausbreiiung  ansteckender  Srat^heiten  durch  den  Schulbestu^ 

beireffend.  Vom  17.  Dezember  1894.  YerOff.  d.  Kaiser).  Grsdhtsamt., 

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Bericht  des  Komitees  für  Ferienkolonien  armer,  kränklieher  Schul- 

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sduwls.  London,  1895,  Gale  &  Felden.  2  s.  6  d. 
Cottage  sehool  homes  for  pauper  children.  The  Lancet,  1895,  Jone  1, 

3744,  1400. 
Die  wissenschaftliche  Bädagogih  u/nd  der  HandferUgkeitsunterricht. 

Bl.  f.  Knabhdarbt.,  1895,  VI,  131—133. 
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Von  einem  alten  Schnbnann.  Süddeutsch.  Bl.  f.  höh.  ünterranst., 

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Eloy,  Ch.  Le  traitemeni  mddico-p4dagogique  de  VidioOe.   Le  Progr. 

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Frequene^  ÜberfüUu/ng  und  Cberbürdung,  und  was  davon  m  halten 

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Ist  das  Veloctpedfahren  gesundheitsschädlich?  Schwz.  Bl.  f.  Gsdhtspfl., 

1895,  IX,  102—103. 
Jugend9piele.  Stäbreigen,  Spring-  und  Barrenübungen.     Mit  einem 

Stabreigenliede  und  7  Figuren.    Zürich,  1895,  Grell  Fülsli.  Fr.  1. 
Kalb,  GüST.   Der  erste  Unterricht  in  der  Knabenhandarbeit.     Für 

Schule   und   Haus   bearbeitet.     Mit  410  Abbild.  2.  Aufl.    Gera, 

1895,  Th.  Hoftnann.  8^  iL  1,25. 
Koch,  K.    Das  heutige  Spielleben  Englands.    Braunschweig,  1895, 

B.  Goeritz.  Gr.  8<>.  A  0,60. 
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wegungsspid  im  Dreien  zur  Volkssitte?   Zwei  Ansprachen.  Braun- 
schweig, 1895,  B.  Goeritz.  8^  JA.  0,75. 


446 

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Lagmeau,  6.     Du  aurmeHoge  mleUectuel  dam  ks  icoles  et  de  la 

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Lauboh,  Ebnst.  Sammbmg  beliebter  Ekidergpiae,    Leipzig,  1895, 

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Les  maladies  ^pidemigues  et  les  Scoles,  L'Hygi^niste,  Bmxelles,  1895, 

IV,  98—100. 
LiSB,  E.     Iwnepiele  für  DeutedUcmds  Jugend.    4.  Aufl.  Laagen- 

salza,  1894,  GhreMcar.  Fr.  1,60. 
Maül,  AIiFB.  TumbücMem  fOr  VoUcsachulen  ohne  Turnsaal.  Karls- 

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MxTXB,  Emil.    Lehrgang  für  die  PapparbeU.    Bl.  f.  Enablidarbt., 

1895,  IV,  94-99. 
Palhbbbg,  A.  Skolan  och  de  ^^idemiska  ^fukdamame.  [Die  Schule 

und    die    ^^idemischen   I^ankheiten.]    Finska  l&k.-8ft]l8k.  haadl., 

HeUngfors,  1895,  XXXVH,  69—88. 
PteBZ,  BERNAU).     Die  Anfänge  des  kindlichen  Seelenlebens.    Mit 

Erlaiibiiis  des  Verfassers  Übersetzt  von  Chr.  Ufer.  Pftdag  Magai., 

Langensalza,  1894,  XXXVI,  H.  Beyer  &  SOhne.  Gr.  9\  JK.  0,60. 
Piper,  H.     Vorkommende  Abnormiiäien  der  Sprachwerluieuge  bei 

schwachsinnigen^  resp.  idiotisdien  SSndem  und  dadurch  bedingte 

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Lancet,  1894,  H,  566—570. 
ROöi,  Edüardo.     Carieter  de  lehra  qrn  debe  adoptarse  como  normal 

para   ensefianMa   de   la    caligrafia    en    las   eseudas   prknarias. 

[Schriftart,  welche  beim  Sckönschreänmterrichi  in  den  Elementar^ 

schulen  ab  nortnal  angenommen  werden  mnfs.]     Bolet.  de '  «nsenz. 

prim.,  M4>nteTideo,  Abril  de  1894,  LVm,  200—245. 
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447 


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des  JF¥ühaufti^iensJ\  Helsorannen,  Stockholm,  1&95,  X,  51-— 55. 
BOTSB,  AüGUSTB.  De  la  pr^paration  des  organes  de  Ja  parole  ckee 

U  jeune  saurd-^nuet.    Paris,  1894. 
COLMAN,  W.  S.  Ä  kcUnre  an  stammering  and  o(her  impedimenis 

of  Speech,  and  ^eir  treatment  an  physiologkdl  prmciples.    The 

Lancet,  1895,  3745,  1419—1421. 
Discussicn  sur  tusage  de  la  bieydeUe  au  paint  de  vue  de  Thygihne, 

Rev.  dTiyg.,  Paris,  1895,  XVÜ,  40—49. 
DrekmdfOnfisigster  JahresbertcM  des  St.  Jasef  unenigdäk^ien  Binder» 

spüaks  in  Wien  fUr  das  Jähr  1894.    Wien,  1895,  Selbstrerlag 

der  Anstalt.  8^. 
HOÄN,  Fb.   Nervus.  Padag.  Wochbl.,  1895,  XXXH,  249— 261. 
ESSBLXB.  OefährUdkheH  des  Fufshc^fpiOs?    Sttddeatsch.  Bl.  f.  höh. 

Ünterranst.,  1895,  YIU. 
OLTirszxwBEt,  Wlabtblaw.    Rpekaphgsiatagk  der  Bprat^.   Hed.- 

pad.  Monatssdn*.  f.  d.  gsmt.  Sprachhlkde.,  1894,  X,  290—297. 
OftB,  O.  B.    Same  ideas  in  reftrence  ta  st^ob,  schaal  Jmldmgs  etc., 

flram  a  meduxd  stanipamt     Cincm.  Lascet-Günie,    1895,   n.  s., 

XXXIT,  9;  17. 
OSBOBN,  Sah.     Samantersdnukartrage.     Erste  Hüfeleisiiungen  hei 

UnglOcksptttm.    Ans   dem  Englischen.    BDt  AMfld.  ti.   1   Taf. 

Wien,  1895,  Lttech.    12*.    JH  2,30. 
PaüIi,  H.     Dr.  WaUer  Simons   Bade-  und  Sehunmmanstalt  mm 

unenigdlUchen  Chlmmch  der  Vaikssdiuffugend  m  Kömgsherg  i.  1¥. 

Monatsschr.  f.  d.  Tnmwes.,  1895,  ni. 
Pawixi,  Jabo.     Die  Jugenäspide  am  engUsti^en  Cottege  m  Etan. 

Ztschr.  f.  Tmn.  n.  Jgdspl.,  1895,  XXI,  328—329  ff. 
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3734,  772. 
Radomski,  J.     Hüftklassen  für  schwachbegcibte  Xmder.     Vortrag. 

Posen,  1895,  J.  Jolowicz.     8*     M.  0,30. 
Ro(H^,  Gbobqe  H.     Text-baak  of  hggiene.    8.  edit.     Phüade^hia, 

1894,  F.  A.  Daris  &  Co.     17  s. 
RofiENBACH,  0.    Eiarsett  und  BkiehsudU.    Stattgart,  1895,  Deatsche 

Yeriagsanstalt.     12^.     M.  0,60. 
ROSBNTHAL,    £d.     Hygihne   de  la  haudie  et  des  denis.     R^union 

semi-mensnelle  de  la  Policliaiqae.    Con^te-^rendn.    La  Policliniqne, 

BraxeDes,  1895,  15.  F^yrier,  IV,  63—71. 


448 

RossiGNOL  et  Dbghambse.     Clements  cChygi^ne  et  de  eooiechme. 

2  tomes.     Avec  56  fig.     Paris,  1894,  Baeff  et  Co.    10®.   Fr.  12. 
RÜHL,  Hugo.    EnivwhdM/ngsgeschkiMe  des  Turnens.  Leipzig,  1895, 

E.  Strauch.     Gr.  8^     JH.  1,60. 
Btchna,    Joseph.     Die   SahU>ritäisindikatoren.     Ein  Beitrag   zur 

SalnbritätBtaxation  der  St&dte.     Prag,  1894,  H.  Dominicas.     8^ 
Sand,  G.     La  myapie;    Scriture  droite^  papier   droits    carps  droiL 

Ann.  d'ocnl.,  Paris,  1893,  CK,  54. 
SCHBiBLHüBEB,  £l.     Der  SprackimterricM  in  der  Volksschule  nach 

dem  psychologischen  Verlaufe  der  Sprachaneignung,  Straubing,  1893, 

Attenkofer. 
Schmidt,    F.  A.     Der  HandferUgkeiisunterrichi   in   seiner  physio- 
logischen Bedeutung.     Monatsschr.  f.  d.  Turnwes.,  1894,  XU. 
Schmidt,  Th.  übungstabeüe  für  das  Qerättumen  an  höheren  S(^iulen, 

für  Turnlehrer  und  Vorturner  susammengesteUt.     Eoesfeld,  1895, 

Selbstverlag.     JMu  0,75. 
Schönbobn.     Die  Tum-  und  VoUcsspieie  in  ihrer  Stellung   aum 

Turnunterrichte  und  der  Spidbetrieh,     Pädag.  Blatt.,  1895,  L 
Schbanz    und  Bünkeb.     Die   ergiehliche  Enabenhandarheit,     Ge- 
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SchttijZ,  Oskab.     über  einen  neuen  Apparat  eur  ErmUtelung  des 

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der  Lehre  von  den  psychopathischen  Minderwertigkeiten  für  die 

Pädagogik,  Vortrag.  Leipzig,  1894,  E.  ungleich.  Gr.  8^  JL  0,90, 
—  Zur   Frage   der   ünterrichtshygiene,     Leipz.  Lehrerztg.,    1894, 

IX,  69—71  «f. 
Spbingeb.     Der  Knäbenhandarheitsunterricht  im  Anschlüsse  an  den 

Zeichen-  und  BaunUehreunterricht  der  Schule.    4  Hefte.    Breslau, 

1894,  Ferd.  Hirt.     M.  7,30. 
SüTHEBLAND,  J.  F.     Notes  on  first  aid.     Glasgow  and  Edinburgh, 

1894,  John  Menzies  and  Co.     32^^.     2  d. 


leitfdinfl  fit  Sil|ttlgefnnb|eit0yflef|t 

VIIL  Jahrgang.  1895.  No.  8. 


d^rijittaUb^ttilttttjttt. 


Anweisungen 

lur  Erhaltung  und  Pflege  des  Sehrermögens  der  Zöglinge 

der  Militftrersiehnngs-  und  -Bildnngsanstalten. 

Von 

Staatsrat  Dr.  med.  B.  G.  von  Medem, 
Oberarzt  am  Peterkadettenoorps  zu  Poltawa: 

In  seiner  Fürsorge  für  die  WoUfahrt  der  den  Lehranstalten 
des  Eriegsministeriums  angehörenden  Zöglinge  hat  der  Chef 
dieser  Anstalten,  Se.  Excellenz  der  General  der  Infanterie 
N.  A.  Machotik,  es  für  notwendig  erachtet,  im  Anfange  des 
Jahres  1894  eine  Eonunission  zu  dem  besonderen  Zwecke  ein- 
zusetzen, die  Ursachen  der  ungenügenden  Sehkraft  der  Zög- 
linge festzustellen  und  Mittel  imd  Wege  zur  Bekämpfung 
dieses  Übels  anzugeben. 

In  diese  Kommission  waren  folgende  Specialisten  für 
Augenkrankheiten,  bezw.  Ärzte  an  Militftrerziehimgs-  und  -Bil- 
dxmgs-anstalten  berufen:  Professor  des  klinischen  Instituts  der 
Groisf&rstin  Helena  Pawlowna  Dr.  med.  Donbebg;  Professor 
der  Kaiserlichen  medizinischen  Akademie  Dr.  med.  Bellabminow  ; 
Ehrenleibokulist  Sr.  Kaiserlichen  Majestät  Dr.  med.  Tiohomibow; 
Primararzt  der  Augenabteilung  des  Nikolaihospitals  Dr.  med. 
Lawbbntiew;  Oberarzt  des  Oharko wachen  Militärhospitals  Dr. 
med.  Bjbsch  ;  Oberarzt  des  Pagencorps  Sr.  Kaiserlichen  Majestät 
Dr.  med.  JüBaENSOHK;  Arzt  der  Nikolaikavallerieschule  Dr. 
med.   Dehiakowicz;    Oberarzt   der   ersten   Paulsmilitärschule 

•e1i«]fftnai41i«ltipiegtt  fUl.  29 


460 

Dr.  med.  Prosoboff;  Oberarzt  der  zweiten  KonBtantmmilitftr- 
Bchtde  Dr.  med.  Sekkewitsoh;  Oberarzt  des  Nikolaikadetten- 
Corps  Dr.  med.  Plinatub;  Oberarzt  des  ersten  Kadettencorps 
Dr.  med.  Kokdbatibff;  Oberarzt  des  zweiten  £[adettenoorps 
Dr.  med.  Danini;  Arzt  des  Alexanderkadettencorps  Dr.  med. 
Bmibboff;  Oberarzt  des  Peterkadettencorps  Dr.  med.  Mbdek; 
Oberarzt  des  Donschen  Kadettencorps  Dr.  med.  Basohekoff. 

Das  Prfisidiom  dieser  Kommission  war  dem  Generalmajor 
BuTOwsKT,  Beamten  für  besondere  Aufträge  bei  der  Ver- 
waltung der  Militärerzielinngs-  und  -Bildnngsanstalten,  über- 
tragen worden;  Schriftführer  der  Kommission  war  Ho&at 
Pbtroff. 

Folgende  Ausführungen  sind  ein  Auszug  aus  den  um- 
&ssenden  Arbeiten  der  Kommission,  von  Dr.  Mkt>km  im  Auf- 
trage der  Mitglieder  zusammengestellt. 

An  der  Verminderung  der  Sehkraft  der  Schüler  tragen 
hauptsächlich  die  unzweckmälsigen  Klasseneinrichtungen  schuld. 
Daher  nimmt  die  Kurzsichtigkeit  auch  bei  denjenigen«  die  sohon 
mit  dieser  Anomalie  in  die  Sdiiule  eintraten,  während  des  Be- 
suches derselben  immer  mehr  zu.  Einige  Zöglinge  sind  bereits 
erbUch  zu  Kurzsichtigkeit  veranlagt;  in  solchen  Fällen  entwickelt 
eich  das  Übel  um  so  rascher  und  in  desto  höherem  Q-rade,  je 
ungeeigneter  die  Klasseneinrichtungen  sind.  Aufserdem  ver- 
anlassen eine  Verschlechterung  anomaler  Sehkraft  bei  den 
Lernenden  auch  noch  andere  Ursachen,  z.  B.  da&  zu  spftt 
Malsregeln  gegen  dieses  Übel,  welches  schon  in  die  Schule 
mitgebracht  wurde,  zur  Anwendung  kommen,  da&  Schüler  in 
die  Anstalten  angenommen  werden,  deren  Sehschwache  un- 
ausbleiblich unter  dem  ü^nflusse  der  Anforderungen,  welche 
de  jetzige  Lehrbetrieb  an  die  Lernenden  stellt,  zunehmen 
muls  U.S.W. 

Zum  Schutze  des  Sehvermögens  der  Schüler  hat  deshalb  L 
die  ünterrichtsanstalt  für  zweckmäfeige  E^lasseneinriohtongen  su 
sorgen.  TL.  G^egen  Sehfehler,  welche  in  die  Anstalt  schon 
von  Hause  mitgebraoht  sind,  müssen  Mabregeln  getroffen  werden^ 


451 

um  die  Lernenden  vor  weiterer  Yersohleclitenuig  des  Seh- 
yermögens  zu  bewahren  und  ihnen  die  Möglichkeit  zu  geben, 
den  Anforderungen  der  Schule  und  den  Bedingungen,  unter 
welchen  sie  in  den  Militärdienst  eintreten  können,  zu  genügen. 
in.  Bei  der  ärztlichen  Besichtigung  neu  aufzunehmender 
Schäler  muis  sich  die  Aufmerksamkeit  besonders  auf  fehlerhaftes 
Sehyennögen  richten,  wobei  folgende  Funkte  klarzulegen  sind: 
Ist  das  Übel  derart,  dafs  es  sich  unausbleiblich  in  der  Schule 
Terschlimmem  wird?  Wenn  nicht,  bedarf  der  Aspirant  nur 
unyerzüglicher  ärztlicher  Hilfe?  Kann  diese  Hilfe  zu  dem 
gewünschten  Aesultate  führen,  d.  h.  wird  das  Übel  sich  so- 
weit heben  lassen,  dals  der  Schüler  den  Anforderungen  des 
Militärdienstes  entspricht? 

I.  Klasseneinrichtung. 

Unter  Klasseneinriohtung  yerstehen  wir  Lage  und  Bau 
des  Schulzimmers,  Baumyerhältnisse,  Beleuchtung,  Subsellien. 
Femer  besprechen  wir  an  dieser  Stelle  Lehrbücher,  Art  und 
Weise  der  Beschäftigung  mit  schriftlichen  Arbeiten,  Verteilung 
der  Arbeitszeit,  Freistunden,  körperliche  Übungen.  Auch  Lüf- 
tung und  endlich  Beinlichkeit  in  den  Schulräumen  sollen  hier 
zur  Erörterung  kommen. 

1.  Die  Bauart  des  Schulzimmers. 

Beim  Baue  yon  Schulhäusem  und  Arbeitsstätten  für  Schüler 
hat  man  auf  folgende  Punkte  Rücksicht  zu  nehmen: 

Ldl  einem  Musterschulzimmer  dürfen  nicht  mehr  als 
36  Schüler  untergebracht  sein.  Die  Zahl  und  Gröfse  der 
Fenster,  ihre  Iiage  nach  der  Himmelsrichtung  und  in  Bezug 
auf  den  Schreibenden,  die  Farbe  der  Wände  und  sogar  die 
Umgebung  des  Schulhauses  müssen  den  Anforderungen  einer 
guten  Tagesbeleuchtung  entsprechen.  Es  ist  nötig,  dafs  auf 
jeden  Schüler  wenigstens  6,3  m^  Luft-  und  1,6  m*  Flächen- 
raum komme.  Daher  muüs  das  Schulzimmer  8,5  m  Länge  und 
6,4  m  Breite  bei  4,2  m  Höhe  haben;  eine  grölsere  Höhe 
als  4,5  m  darf  dasselbe  zur  Vermeidung  störender  Resonanz 
nicht  besitzen. 

29* 


452 

Die  Fenster  müssen  nach  0,  S  oder  S-0  geriohtei  und 
Kum  Schutz  gegen  Sonnenstrahlen  mit  Vorhängen  aus  derher, 
ungebleichter  Leinewand  ^  versehen  sein.  Die  Fenstervorhänge 
sollen  sich  von  unten  nach  oben  auMehen  lassen  und  an  der 
Wand  über  der  Fensteröffiiung,  nicht  in  dieser  selbst  angebracht 
sein.  Am  besten  befinden  sich  die  Fenster  zur  Linken  der  Schrei- 
benden. Ihr  unterster  Band  kann  Ü,9  bis  1  m  über  dem  Fuls- 
boden  liegen.  In  letzterem  Falle,  d.  h.  bei  1  m  Höhe,  muis 
das  Fensterbrett  nach  dem  Zimmer  hin  geneigt  sein,  damit 
auch  die  in  der  Nähe  des  Fensters  stehenden  Tische  eine  aus- 
reichende Beleuchtung  erhalten.  Der  obere  Band  des  Fensters 
liege  so  nahe  als  möglich  an  der  Zimmerdecke;  jedenfalls  muis 
eine  Linie  von  diesem  oberen  Bande  nach  dem  am  weitesten 
an  der  gegenüberliegenden  Wand  stehenden  Tische  mit  der 
Horizontalen  einen  Winkel  von  nicht  weniger  als  30®  bilden. 
Die  Glasfläche  der  Fenster  soll  sich  zur  Bodenfläche  wie 
1 : 4,5  verhalten.  Die  Pfeiler  zwischen  den  Fenstern  müssen 
nach  dem  Zimmer  zu  abgeschrägt  sein,  und  zwar  um  so  stärker, 
je  dicker  die  Wände  sind.  Zugleich  müssen  sie  eine  so  geringe 
Breite  besitzen,  dals  keiner  der  Schultische  sich  im  Schatten 
befindet.  Womöglich  sollen  die  hölzernen  Fensterkreuze  duroh 
dünne  eiserne  Stäbe  ersetzt  werden.  Für  die  Gröise  und  Zahl 
der  Fenster  könnte,  den  oben  angefahrten  Grundsätzen  gemftls, 
das  folgende  Schema  dienen: 

Entfernung    der    vorderen   Wand   von     der    ersten    Fenster- 

öffiaung 1,0  m 

Breite  der  ersten  FensteröflBaung 1,5  „ 

des  ersten  Zwischenpfeilers    0,3  « 

der  zweiten  Fensteröffiiung 1,5  „ 

des  zweiten  Zwischenpfeilers 0,3  ^ 

der  dritten  Fensteröffiiung 1,5  ^ 

des  dritten  Zwischenpfeilers 0,3  ^ 


7) 
» 
7) 

n 

7) 


^  Solche  Vorhänge  lassen  zu  wenig  Licht  durch;  vergl.  diese  Z«it. 
1895,  No.  1,  S.  87--d9.    D.  Bed. 


453 

Breite  der  vierten  Fensterö&ung 1,5  m 

Entfemnng  zwischen  letzter  FensteröfiEnnng  nnd  Wand  0,6  „ 

Znsammen  8,5  m. 
Die  beste  Tagesbelenohtnng  wird  erzielt,  wenn  sich  vor 
den  Fenstern  des  Schnlgebftndes  ein  freier  Platz  befindet. 
Liegen  aber  die  Fenster  nach  einer  Straüse  zn,  so  „mnCs  der 
Abstand  der  gegenüberliegenden  Gebände  doppelt  so  groJs  sein, 
als  die  Höhe  derselben^  (Javal,  H.  Cohn);  andernfalls  sind 
die  Schnlzimmer  in  den  oberen  Stockwerken  nnterzubringen. 
Für  den  Fnlsboden  der  Klassen  eignet  sich  am  besten 
Eichenparkett. 

Die  Wände  derselben  müssen  Luftwechsel  gestatten. 
Daher  darf  nur  ihr  unterer  Teil,  etwa  auf  1,5  m  Höhe,  mit 
Ölfarbe  gestrichen  sein ;  die  Farbe  dieses  Teiles  soll  dnnkelgran, 
die  des  übrigen  Teiles  der  Wand  hellgrau,  die  der  Decke  matt- 
weiJEs  sein. 

Falls  das  Schulzimmer  keine  künstliche  Ventilation  besitzt, 
müssen  oben  in  den  Fenstern  Klappscheiben  angebracht 
werden.  Die  beste  Art  der  letzteren  sind  solche,  deren  innere 
Klappe  sich  nach  oben  und  deren  äuTsere  Klappe  sich  nach 
unten  ö£fhen  Iftlst.  Es  empfiehlt  sich  ein  Mechanismus,  der 
das  Öffiaen  beider  Klappen  zu  gleicher  Zeit  ermöglicht. 
2.  Beleuchtung. 

Das  angenehmste  und  für  das  Auge  unschädlichste  Licht 
ist  .das  Tageslicht.  Das  beste  erhält  man  in  unseren  Himmels- 
striolhen  bei  der  oben  angegebenen  Orientierimg  und  Bauart 
der  Schulzimmer. 

Alle  künstlichen  Lichtquellen  sind  dem  Auge  mehr  oder 
weniger  nachteilig.  Sie  erhöhen  auiserdem  die  Temperatur,  ver- 
brauclien  Sauerstoff  und  yerunreinigen  die  Luft  durch  Ver- 
brennungsprodukte.  Zu  denselben  gehören  Elektricität,  Gas, 
Petroleum,  öl,  Kerzen  u.  a. 

Elektrisches  Licht  kommt  dem  natürlichen  Lichte  am 
nächsten.  Es  erwärmt  die  Luft  wenig  und  verdirbt  sie  fast 
gar  nicht. 

üine  unlängst  eingeführte  und  immer  weitere  Verbreitung 


454 

findende  Art  von  Gaslicht,  das  AüEBSohe  Gku^glülilioht,  gibt 
ein  gleiohmäisigeB,  bläolich-weilses  Licht,  ähnlich  dem  elek- 
trischen. Dasselbe  erhitzt  und  verdirbt  die  Luft  mehr  als 
elektrisches,  aber  in  viel  geringerem  Ghrade  als  das  gewöhnliche 
Gaslicht  nnd  alle  übrigen  Lichtquellen. 

Öl  oder  Kerzen  gebraucht  man  wohl  in  keiner  Lehranstalt 
mehr,  und  kaum  wird  sich  die  Notwendigkeit,  zu  ihnen  zurück* 
zukehren,  herausstellen. 

Gasbeleuchtung  existiert  in  den  Militärbildungsanstalten 
auch  nicht. 

Es  bleibt  also  nur  das  Petroleum  übrig,  womit  gegen- 
wärtig diese  Anstalten  fast  ausnahmslos  beleuchtet  werden. 
Dieser  Lichtquelle  aber  sind  alle  die  oben  genannten  Nachteile 
in  hohem  Grade  eigentümlich.  Daher  müssen  sämtliche  Schul- 
räume, die  Petroleumbeleuchtung  besitzen,  mit  gut  angelegten 
künstlichen  Yentilationsvorrichtungen  versehen  sein.  Dieselbe 
Bedingung  ist  auch  bei  allen  übrigen  Lichtquellen  unerläblich, 
ausgenommen  die  Elektricität. 

Was  nun  die  richtige  Anlage  einer  künstlichen  Beleuch- 
tung betrifft,  so  muls  sie  folgende  Grundbedingungen  erfüllen: 

Als  normal  kann  eine  solche  von  50  Meterkerzen  ^  Helligkeit 
gelten.     „Wenn    wir    nun    aber    auch  50  Kerzen    als    das 

beste,    als  Ersatz   des   Tageslichtes   bezeichnen,    so   verlangen 

wir    doch    nichts    Unbilliges,    wenn    wir    als    Minimum    der 

hygienischen  Forderungen   nur   den   fünften  Teil    der   obigen 

Lichtmenge,  d.  h.  10  Meterkerzen,  aufirtellen,  bei  welchen  man 

ebensoschnell  und  ebensoweit,  wie  am  Tage,  liest^  (H.  Oohk). 

Eine  Beleuchtung,  die  eine  gröüsere  Helligkeit  als  50  Meter- 


^  „Webbb  fübxte  als  Mafs  die  Meterkerze  ein,  d.  h.  die  Helligkeit, 
welche  ein  Blatt  Papier  zeigt,  welche«  gegenäber  von  einer  1  m  ent- 
fernten Normalkerze  aufgestellt  wird.  Man  bestimmt  also  in  jedem 
beliebigen  Falle,  wieviel  Normalkerzen  (d.  h.  Spermaoetikerzeti,  von 
denen  6  auf  ein  Pfand  gehen)  1  m  von  dem  Platze  entfernt  brennen  mfissem, 
damit  sie  ihn  gleich  hell  beleuchten,  wie  er  momentan  vom  difioaan 
Tageslicht  beleuchtet  wird''.  (Lehrbuch  der  [Hygiene  des  Äugea  roA 
H.  CoHV,  1892.) 


466 

kffnen  besitzt,  ist  den  Augen  sohädlioh.  Andererseits  wirkt 
abei  eine  sa  sohwache  Belenohtnng  yiel  naehteiliger,  denn 
,i2a  hellee  Licht  können  wir  immer  mäfingen,  aber  gegen 
m  wenig  Idckt  kann  man  siek  nickt  sdittteen"  (H.  Oobv). 
Eine  Belenohtnng  nnter  10  Meterkerzen  darf  in 
keiner  gnten  Erzieknngsanstalt  geduldet  werden. 

Die  Arbeitsplätze  müssen  femer  möglichst  gleichmäßig 
beleuchtet  sein.  Nur  denjenigen  Plätzen  im  Schulzimmer,  wo 
die  Schüler  sich  nicht  beschäftigen,  gibt  man  besser  eine 
sehwäohere  Beleuchtung,  damit  das  Auge  bei  Unterbrechung 
der  Arbeit  genügende  Erholung  yon  der  fortwährenden  Beizung 
durch  Lichtstrahlen  findet.  Doch  müssen  hierbei  zu  starke 
Kontraste  vermieden  werden. 

Die  künstliche  Beleuchtung  der  Schulzimmer  soll  wenigstens 
einmal  jährlich  einer  Prüfong  unterworfen  werden.  Dieselbe 
wird  entweder  von  den  Lehrern  allein,  oder  in  Qemeinschaft 
mit  den  Ärzten  der  Anstalt  vorgenommen.  Die  Besultate  der 
Prüfangen  sind  im  Dujourjoumal  zu  vermerken.  Am  besten 
wird  die  Ldehtstärke  vermittelst  einee  Photometers  gemessen; 
dasjenige  von  Petsuschbwskt,  welches  eine  Lichtstärke  bis 
zu  14  Meterkerzen  nachweist,  genügt  für  die  betreffenden  Zwecke 
vollkommen. 

Die  beste  xmd  gleichmäfsigste  Beleuchtung  der  Schultische 
erhält  man,  wenn  man  über  denselben  eine  möglichst  grolse 
Anzahl  nicht  starker  Flammen,  welche  mit  Liehtschirmen  und 
Eontrarefiektoren  versehen  sind,  anbringt.  Letztere  dienen 
hauptsächlich  zum  Schutze  vor  der  schädlichen  Wirkung  der 
unmittelbar  aus  der  Lichtquelle  ins  Auge  fallenden  Strahlen. 
Entsprechende  Gfröfse  und  Form,  sowie  richtige  Stellung  des 
Lichtschirmes  xmd  Kontrareflektors  zu  einander  verstärken  die 
Beleuchtung  der  Pulte. 

Die  genannten  Bedingungen  sind  bei  der  hygienischen 
SohuUampe  von  Dr.  Beich  eingehalten.  Der  Brenner  liegt 
5 — 6  cm  tiefer,  als  der  untere  Band  des  Lichtschirmes,  und  ist 
von  unten  durch  einen  stark  ausgebogenen  Eontrareflektor, 
der  aus  dünnem  Milchglase  mit  glänzender  Lmenfläche  besteht, 


456 

yerdeokt.  Der  grobe  konisohe  Lichtsoliinii  aus  Eisenblech, 
welcher  innen  mit  weilser,  leicht  bläulicher  Farbe  gestrichen 
ist,  hat  folgende  Ma&e:  der  Durchmesfier  des  greisen  Elreisee 
betrfigt  1  m,  die  Höhe  20 — 22  cm,  die  obere  Öffiiung  ist  gerade 
grols  genug,  mn  den  Glascylinder  durchstecken  zu  können. 

Bei  elektrischer  Beleuchtung  ist  natürlich  die  obere  Öff- 
nung im  Lichtschirme  und  die  untere  im  Kontrareflektor  nicht 
nötig. 

Der  Abstand  des  Brenners  vom  Tische  darf  bei  Petroleum 
und  anderen  Lichtquellen,  aulser  Elektricität,  nicht  weniger 
als  1  m  betragen;  die  elektrische  Lampe,  als  die  schwächste 
Wärmequelle,  kann  viel  niedriger  angebracht  werden. 

3.  Subsellien. 

Der  Schüler  muis  gerade  beim  Unterricht  sitzen,  eine 
gerade  Haltung  aber  ist  nur  bei  rationellen  Schultischen  mög- 
lich. Für  die  Herstellung  solcher  Subsellien  gelten  folgende 
B.egeln. 

Die  Tischplatte  soll  soweit  vom  Auge  entfernt  sein,  dafis 
ein  mit  normaler  Sehkraft  begabter,  gerade  sitzender  Schüler 
flie&end  lesen,  schreiben  und  zeichnen  kann;  es  ist  dies  bei 
einem  Abstände  von  36 — 46  cm  möglich. 

Die  Bankbreite  mufs  für  die  gerade  Haltung  bequem  sein 
und  keine  Ermüdung  erzeugen;  sie  betrage  mindestens  30  cm. 
Die  Lehne  der  Bank  soll  eine  passende  Stütze  darbieten. 
Dieselbe  hat  auch  das  Becken  des  Sitzenden  so  zu  fixieren, 
dafs  das  unwillkürliche  Zurückweichen  des  Oberkörpers  un- 
möglich wird.  Zu  gleicher  Zeit  darf  sie  die  freie  Beweglichkeit 
des  Körpers  nicht  hemmen.  Wenn  der  Schüler  sitzt,  so  sollen 
seine  Fü&e  nicht  firei  in  der  Luft  herabhängen. 

Berücksichtigt  man  diese  Bedingungen,  so  ergibt  sich  im 
einzelnen  nachstehendes: 

ai  Die  Tischplatte  mulis  aus  zwei  Teilen  bestehen.  Der 
grölsere  Teil  derselben,  40  cm  breit,  habe  eine  Neigung  Ton 
1 :  6  (=  9,6^);  der  kleinere  Teil,  der  von  der  Brust  des  Schülers 
entfernt  liegt,  sei  10  cm  breit  und  horizontal. 

b.  Die  senkrechte  Entfernung  des  Tisches  von  der  Bank,  d.  h. 


467 

die  Differenz,  betrage  bei  Knaben  V^  der  KörpergrOüse,  plus 
4—6  cm  (fl.  Cohn). 

c.  Die  horizontale  Entfernung  von  Tisob  nnd  Bank  mala 
eine  negative  von  4—5  om  sein,  d.  h.  eine  senkrechte  Linie, 
vom  hinteren  Bande  des  Tisches  auf  die  Bank  geMlt,  mala 
diese  in  einem  Punkte  treffen,  der  vom  vorderen  Bande  der- 
selben 4—5  om  entfernt  ist. 

d.  Die  Bankbreite  mnis  der  Länge  der  Oberschenkel  der 
Zöglinge  gleich  sein  nnd,  wie  bereits  bemerkt,  mindestens  30  cm 
betragen  (H.  Cohn). 

e.  Die  BankhGhe  soll  soviel»  wie  die  Länge  der  Qnter- 
sohenkel,  d.  h.  V?  der  Körperlänge  des  Schülers,  betragen. 
Bei  solcher  Höhe  sind  die  Unterschenkel  im  rechten  Winkel 
zum  Oberschenkel  gebeugt,  und  der  FuGs  ruht  mit  der  ganzen 
Sohle  auf  dem  Boden  oder  dem  Fuisbrett.^ 

f.  Die  Lehne  ist  am  besten  eine  Kreuzlehne.  Sie  kann 
aus  einer  5—7  cm  breiten  Leiste  in  Ejreuzhöhe  bestehen. 
Der  Abstand  ihrer  vorderen  Fläche  vom  Tischrande  muGs  der 
Differenz  gleich  sein.  Es  ist  eine  Fortsetzung  der  Kreuzlehne 
nach  oben  bis  zum  Winkel  der  Schulterblätter  einschliefslioh 
gestattet,  doch  nur  unter  der  Bedingung,  dafs  diese  Fortsetzung 
eine  kleine  Neigung  nach  hinten  habe. 

g.  Die  Platzlänge  soll  ungeMr60cmfarjeden  Schülerbetragen, 
h.  Das  Bücherbrett  ist  in  einer  solchen  Breite  und  Höhe 

anzubringen,  daCs  es  die  Kniee  des  Schülers  nicht  berührt 

Zur  Vermeidung  der  Unbequemlichkeiten,  die  eine  Minus« 
distanz  beim  Aufstehen  verursacht,  und  um  eine  positive 
Distanz  zu  der  Zeit  benutzen  zu  können,  wenn  der  Schüler 
nur  den  Erklärungen  des  Lehrers  zu  folgen  hat,  mufe  der 
geneigte  Teil  der  Tischplatte  beim  Schreiben  hervorzuziehen, 
oder  der  Länge  nach  in  zwei  Hälften  geteilt  und  herunter- 
zuklappen sein.  Als  Modelle  solcher  Subsellien  können  Künzbs 
Schiebetisch  und  Pabows  Klapptisch  dienen. 


^  Aus  BeinliohkeitBrfloksiohten   ist  es  riohtiger,  ein  solches  nioht 
anzubringen. 


458 

Di«  SaVselUen  müssen  ans  liartem,  trockenem  Holx  xmd 
Borg&ltig  gearbeitet  sein,  so  dab  sieh  die  yersohiebbare  Tiech- 
plaAte  ohne  Mühe  handhaben  IaM,  andereneitB  aber  durch  ihre 
Sehwere  nicht  von  selbst  herabgleitet.  Die  Scharniere  dürfen 
vitki  über  die  Tischfläche  hervorragen  nnd  müssen  genügend 
dauerhaft  sein.  Die  Snbsellien  können  eine  helle  Farbe  er« 
halten,  ausgenommen  die  Oberfläche  der  Tischplatte,  die  matt- 
schwarz  sein  soll. 

Ebensoschwarz  mnls  andh  die  Wandtafel  sein. 

In  der  Klasse  sind  die  kurzsichtigen  Schüler  derselben 
ntiier  zn  setzen. 

Die  Snbsellien  müssen  dem  Wüchse  der  Zöglinge  ent- 
sprechen; zn  letzterem  Zwecke  hat  die  Anstalt  nach  meinen 
Messungen  5  yerschiedene  Gröisen  derselben  nötig. 

Einsitzige  Schulbänke  yerdienen  den  Vorzug.  Dort  aber» 
wo  sie  der  Baum  nicht  erlaubt,  sind  Bänke  mit  zwei  Plätzen 
zn  benutzen.  Subsellien,  auf  denen  eine  gröisere  Anzahl  Ton 
Schülern  sitzen  kann,  dürfen  in  den  Ellassen  nicht  geduldet 
werden. 

Den  Anstalten,  in  welchen  fär  Abendbeschäftigungen  be- 
sondere Bäume  vorhanden  sind,  können  die  von  Dr.  Mitkb- 
WITSCH  vorgeschlagenen  achteckigen  Tische  empfohlen  werden. 
Bin  solcher  Tisch  hat  1  Faden  im  Durchmesser,  und  seine 
Platte  stellt  8  gleichschenklige  Dreiecke  dar,  deren  Spitzen 
miteinander  znsammenstoJsen.  Jede  Bandseite  des  Aohteoka 
ist  IVs  Arschin^  lang.  Die  vereinigten  Spitzen  liegen  höher 
als  der  Band,  so  dafs  der  Tisch  eine  achtseitige  Pyramide 
darstelli  Die  Flächen  haben  eine  solche  Neigung,  dafii  sie 
bequeme  Arbeitsplätze  für  die  einzelnen  Schüler  bieten.  Die 
Pyramide  ist  an  der  Spitze  abgestumpft  und  bildet  eine  hori- 
zontale Ebene,  auf  der  die  Tintenftsser  Platz  finden.  Über 
diesem  Tische  hängt  in  der  Mitte  in  passender  flöhe  eine 
Lampe.  So  ist  es  möglichi  acht  Plätze  mit  einer  solchen  gleich- 
mäfsig  zu  beleuchten,  worin  eben  der  Vorzug  des  Tisches  liegt 


^  1  Arsohin  »  71  cm.    D.  Bad. 


469 

Pnlte  können  aneli  zugelassen  werden,  nm  an  ihnen  abends 
stellend  zu.  arbeiten. 

Gnte  Zugaben  zu  Sebultisohen  sind  Lesepulte.  Als  bertes 
üt  gegenwärtig  Kuokebts^  Lesepult  anerkannt.  Es  wird  an 
dem  Tische  gerade  vor  dem  Schüler  mit  Schrauben  befestigt, 
und  auf  ihm  ruht  in  beliebiger  Lage  und  Hohe  das  Buch, 
aus  welchem  derselbe  liest  oder  abschreibt. 

4.  Bücherdruck,  Papier  und  Handschrift. 

Der  Wert  der  Lehrbücher  Tom  Standpunkte  der  Hygiene 
des  Auges  hängt  ab  von  der  Güte  des  Papiers,  der  Gröise, 
Deutlichkeit  und  Schwärze  des  Druckes,  von  den  Zwischen- 
räumen sowohl  zwischen  den  Zeilen  (DurchschuTs),  als  auch 
den  einzelnen  Buchstaben  (Approche)  und  Worten,  von  der 
Vorbereitung  des  Papiers  in  den  Buchdruckereien,  vom  Trocknen 
der  Bücher,  bevor  dieselben  benutzt  werden,  und  endlich  von 
der  Zeit,  wie  lange  sie  in  Gebrauch  sind. 

Das  Papier  mulüs  überall  möglichst  gleich  dick  und  nicht 
durchscheinend  sein.  Das  Durchscheinen  des  Druckes  beruht 
auf  einem  hohen  Prozentsatze  von  Holzstoff  im  Papier.  Dieser 
läfet  sich  durch  das  Mikroskop  nachweisen  oder  auch  durch 
einen  Tropfen  schwefelsauren  Anilins,  welcher  auf  dem  Papier 
eine  bräunlichgelbe  Färbung  hervorbringt.  Das  letztere  soll 
femer  eine  weiise  Farbe  ohne  Beimischung  von  Blau  besitzen 
imd  nicht  glänzend  sein.  Die  gedruckten  Bogen  müssen  gründ- 
lioh  getrocknet  und  zwischen  Glättpappen  einer  längeren,  starken 
Fressung  ausgesetzt  werden. 

Die  Höhe  der  Buchstaben  darf  nicht  weniger  als  1,75  mm, 
die  Dicke  der  Grundstriche  nicht  weniger  als  Vs  mm,  die 
Approche  nicht  unter  0,75 — 1  mm  betragen. 

Diese  Maise  entsprechen  dem  „Oicero^druck.  Da  det^ 
selbe  jedoch  in  den  Druckereien  bald  grölser,  bald  kleiner  ist, 
80  dienen  am  besten  Bücher  mit  bestimmtem  Drucke  als  Muster, 
nämlich  für  die  unteren  Klassen  die  im  Jahre  1887  erefchi^iene, 
von  Dr.  Mebbm  ausgeftihrte  russische  Übersetzung  der  y^Bygiene 


^  Tergl.  diese  Zeitschrift  1898,  No.  6,  8.  281.    D.  fied. 


460 

des  Auges  in  den  Schulen^  von  Professor  H.  Cohn  und  für  die 
oberen  Klassen  das  ^Lehrlmch  der  franaösischen  Sprache^  toh 
MosEB,  herausgegeben  1B90. 

Die  Buchstaben  müssen  scharfe  umrisse  haben  und  tief 
schwarz  sein.  Infolge  langen  Gebrauches,  namentlich  wenn 
kein  genügendes  Trocknen  statigefnnden  hat,  und  ebenso  bei 
unachtsamer  Behandlung  der  Bücher  verwischen  sich  die  Buch- 
staben, werden  mehr  oder  weniger  grau  und  verlieren  ihre 
scharfen  Konturen.  Solche  Bücher  erfordern  eine  stärkere 
Anstrengung  der  Sehkraft,  wirken  schädlich  auf  das  Auge  und 
sind  daher  auiser  Gebrauch  zu  setzen. 

Die  Schrift  kann  entweder  steil,  oder  schräg  sein.  Bei 
steiler  Schrift  liegt  das  fleft  genau  vor  der  Mitte  des  gerade 
sitzenden  Schülers,  der  untere  B^nd  desselben  und  die  Zeilen 
verlaufen  parallel  zum  Bande  des  Tisches  und  zu  der  sogenannten 
Basallinie,  welche  die  Drehpunkte  beider  Augen  verbindet; 
die  Grundstriche  der  Buchstaben  stehen  zur  Basallinie  senk- 
recht. Dies  sind  Bedingungen,  unter  denen  der  Schüler  gerade 
sitzen  kann,  ohne  viel  erinnert  zu  werden.  DaCs  dem  so  ist, 
wird  auch  durch  die  Erfahrung  bekräftigt  und  bildet  den  Grund, 
weshalb  viele  Hygieniker  für  die  Steilschrift  eintreten. 

Von  anderer  Seite  werden  jedoch  folgende  Vorzüge  der 
Schrägschrift  hervorgehoben :  sie  ermöglicht  rascheres  Schreiben, 
das  Schreiben  selbst  ermüdet  weniger,  da  die  Buchstaben  durch 
unkompliziertere  Bewegungen  ausgeführt  werden,  und  das 
Geschriebene  ist  überhaupt  leserlicher.  Bei  der  schiefen  Schrift 
kann  freilich  der  Schüler  eine  unrichtige  Körperhaltung  an- 
nehmen, aber  das  ist  durchaus  nicht  notwendige  Folge  der- 
selben. Wenn  von  selten  des  Lehrers  nur  die  nötige  Aufsicht 
geübt  wird,  sitzt  der  Zögling  bei  der  schrägen  Schrift  eben- 
sogut, wie  bei  der  steilen.  Der  Schreibunterricht  muTs  zunächst 
dazu  dienen,  dem  Kinde  die  richtige  Haltung  beizubringen, 
und  dann  erst  ein  Schönschreibunterricht  sein.  Die  Lehrer 
und  Erzieher  sind  verpflichtet,  darauf  zu  achten,  daiis  der 
Schüler  bei  allen  schriftUchen  Arbeiten  in  und  aufser  der 
Klasse  den  Körper  gerade  halte.     Eine  falsche  Körperhaltung 


461 

während  des  Schreibens  müfiste  ebenso  als  Vergehen  gegen  die 
Disoiplin  anfgefabt  werden,  wie  es  bei  den  Elxerzierübungen 
geschieht.^ 

Als  Segeln  fdr  eine  gute  Haltung  bei  geneigter  Schrift 
können  folgende  aufgestellt  werden:  Der  Schüler  sitze  gerade, 
ohne  sich  an  der  Lehne  der  Bank  zu  stützen  und  ohne  den 
Band  des  Tisches  mit  der  Brust  zu  berühren*  Die  Schultern 
dürfen  nicht  vorgebeugt  sein;  eine  dieselben  verbindende  Linie 
muls  dem  Tischrande  parallel  verlaufen.  Beide  Ellenbogen  sollen 
symmetrisch  auf  dem  Tische  aufliegen,  das  Heft  sich  gegen- 
über der  Mitte  des  Schreibenden  befinden  und  ein  wenig  nach 
links  geneigt  sein,  wobei  die  Grundstriche  senkrecht  zum  Tisch- 
rande fallen.  Der  rechte  Vorderarm  stütze  sich  auf  den  Tisch- 
rand und  bewege  sich  mit  diesem  Stützpunkte  von  links  nach 
rechts,  um  die  Zeile  mit  der  Feder  verfolgen  zu  können.  Die 
linke  Hand  halte  das  Heft  und  schiebe  es  um  so  weiter  hinauf, 
je  mehr  sich  die  Schrift  dem  unteren  Bande  nähert. 

Die  Höhe  der  Buchstaben  darf,  nachdem  der  Schön-  und 
Schnellschreibkursus  durchgemacht  ist,  nicht  weniger  als  3  mm 
betragen.  Die  Länge  der  Zeilen  sei  in  den  unteren  Klassen 
Va  der  Breite  eines  Quartblattes,  in  den  oberen  V«  der  Breite 
eines  halben  Bogens  Schreibpapier  gleich.  Hefte  mit  Doppel- 
linien dürfen  benutzt  werden;  schräge  Bichtungslinien  und 
Linienblätter  sind  jedoch  nicht  zulässig.  Spiegelglanz  des 
Schreibpapiers  ist  schädlich;  daher  muTs  in  der  Schule  Papier 


^  Nftohdem  diese  Abhandlung  schon  geschrieben  und  dem  Vorsitzenden 
der  Kommission  übergeben  war,  habe  ich  an  dem  YIII.  internationalen 
Kongresse  für  Hygiene  und  Demographie  in  Budapest  und  an  der 
LXYI.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Wien,  wo 
unter  anderem  sehr  interessante  Vorträge  über  die  Steilschrift  gehalten 
wurden,  teilgenommen.  Bei  dieser  Gelegenheit  bin  ich  auch  der  freund- 
Hohen  Einladung  des  Herrn  Direktor  B.  Batb  nachgekommen  und  habe 
die  unter  seiner  Leitung  stehende  Volksschule,  in  welcher  die  steile 
Schrift  obligatorisch  ist,  besucht.  Dadurch  bin  ich  zu  der  Über- 
leugung  gekommen,  dais  für  Bildungsanstalten,  wie  für  die  hauslichen 
Aufgaben  die  steile  Lateinschrift  der  schrägen  entschieden  vorzu- 
nehen  ist 


462 

mit    etwas   rauher  Oberflftohe  benutzt  werden.    Es  kann  ge- 
wöhnliehes  weilses  sein,  doch  ohne  bläulichen  Schimmer. 

Die  Tinte  sei  schwarz,  die  Feder  weder  zn  spitz,  noch 
SU  hart. 

5.  Einteilung  der  Beschäftigungen. 

Arbeiten,  welche  eine  stärkere  Anstrengung  der  Augen 
yerlangen,  sind  möglichst  am  Tage  bei  natürlicher  Beleuchtung 
auszufahren.  Schreiben,  Lesen  und  grOfsere  Aufinerksamkeit  er- 
fordernde Thätigkeiten  müssen  mit  leichteren  Beschäfiigungea 
abwechseln,  damit  das  Auge  und  Gentralnenrensystem  genügende 
Zeit  zur  Erholung  finden.  Es  ist  notwendig,  dals  die  Zöglinge 
recht  lange  im  Freien  zubringen,  wo  sie  sich  im  Fernsehen  üben 
können.  Zu  diesem  Zwecke  sind  Augenmalsbestimmungm 
an  entfernten  Gtogensiänden,  Scheibensohielsen,  topographiBohe 
Arbeiten  u.  dergl.  sehr  dienlieh.  Besonders  dürfen  die  Schüler 
mit  geistigen  Arbeiten  nicht  im  Frühling,  wenn  häufigerer 
und  längerer  Aufenthalt  im  Freien  wünschenswert  ist«  über- 
bürdet werden.  Es  «oipfiehlt  sich,  wenigstens  diejenigen,  welche 
während  des  Schuljahres  Gfutes  geleistet  haben,  von  dem 
Examen  bei  der  Versetzung  aus  einer  Klasse  in  die  andere  zu 
befreien.  Die  Jahresrepetitionen  dürfen  durchaus  nioht  zu 
Prüfungen  benutet  werden. 

6.  Beschaffenheit  der  Luft. 

Temperatur  xmd  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft,  Menge  der 
Kohlensäure,  feste  in  der  Luft  schwebende  Körper,  wie  z.  B. 
Staub,  Hüls  u.  dergl.,  üben  einen  bedeutenden  Einfluls  auf 
das  Auge  xmd  überhaupt  auf  die  Gesundheit  Aer  Zöglinge 
aus.  Die  Forderungen  bezüglich  Reinheit,  Feuchtigkeitsgehalt 
und  Wärme  der  Luft  sind  in  den  Paragraphen  18  und  20  der 
Instruktion  für  die  Erzieher  in  den  Kadettenoorps  dargelegt. 
Es  bleibt  nur  noch  übrig,  auf  die  Notwendigkeit  hinzuweisen, 
die  Schüler  vor  Staub  und  Rufs  eu  schützen.  Letzterer  kann 
infolge  nachlässiger  Behandlung  der  Petroleumlampen  oder  bei 
Steinkohlenheizung  entstehen.  Als  eine  der  Staubquellen  im 
Klassenzimmer  ist  besonders  die  unachtsame  Handhabung  der 
zur  Schultafel  gehörenden  Gegenstände  heryorzuheben.    An  der 


468 

Wandtafel  mub  in  <ttnem  Netee  an  einer  langen  Schnnr  ein 
reiner,  fenohter  Sekwamm  «nd  daneben  ein  reines  Handtaeh 
kftngen,  ersterer  fsum  Abwiaohen  der  Tafel,  letzteres  zum  Säubern 
der  Hände  nach  jedem  GTebrauohe  von  Schwamm  nnd  KreiAe. 
Die  Kreidesttloke  dürfen  nicht  leicht  zerbrechlich  sein  und 
nicht  anderswo,  als  an  dem  ftlr  sie  bestimmten  Platze  auf- 
bewahrt werden. 

IL  Ärztliche  Mafsnahmen  in  den  Militärerziehungs- 
und -Bildungsanstalten  gegen  mangelhaftes  Seh- 
vermögen. 

Zöglingen  mit  anormaler  Breohkrafi;  der  Augen  werden 
Brillen,  zeitweilig  oder  beständig  zu  tragen,  verordnet.  Diese 
haben  den  Zweck,  einesteils  die  Unbequemlichkeiten,  die  mit 
ungenUgender  Sehkraft  verbunden  sind,  zu  beseitigen,  andem- 
teils  dem  Fortschreiten  des  Fehlers  soviel  als  möglich  vor- 
aubeugen.  Aulserdem  können  in  bestimmten  Fällen  zu  vorüber- 
gehendem Gebrauche  auoh  Brillen  gegeben  werden,  weldie  das 
Auge  vor  zu  grellem  Lichte  schützen. 

Folgende  Sehfehler  bedingen  das  Tragen  von  Brillen: 
A.  Beständig: 

1.  absolute  Hypermetropie  (Übersiohtigkeit); 

2.  alle  Formen  von  Astigmatismus; 

3.  verschiedene  Arten  von  Schielen  und  Schwäche  der 
Augenmuskeln ; 

4.  starke  Kurzsichtigkeit. 

6.  Zeitweilig: 

1.  akute  Erkrankungen  der  Augen,  wenn  sie  mit  Licht- 
scheu verbunden  sind  (dunkle  Schutzbrillen); 

2.  relative  Übersichtigkeit; 

3.  fakultative  Übersichtigkeit  mit  Asthenopie; 

4.  Kurssichtigkeit,  welche  sich  bis  zur  Norm  korrigieren 
labt,  wobei  das  Sehvermögen  in  die  Feme  ohne  Kor- 
rektion unter  ^  ist. 

_^  XL 

In  Fällen,  in  denen  Brillen  zum  Lesen  und  Schreiben,  oder 
Eum  Fernsehen  verordnet  werden,  sind  sogenannte  pantoskopische 


464 

Brillen  yorzuziehen.  Solche  Gl-lftser  empfehlen  sich  sowohl 
Tom  pädagogiflchen,  als  auch  vom  hygienischen  Standpunkte 
ans;  der  Zögling  wird  sie  nicht  da  gebrauchen  können,  wo  sie 
unnütz  oder  gar  schädlich  sind. 

m.  Krankheiten  der  Augen  und  Anomalien  des  Seh- 
yermögens,  welche  die  Aufnahme  in  die  Militär- 
erziehungs-    und  -Bildungsanstalten   nicht    gestatten. 

1.  Mangel  der  Lider  zum  Bedecken  des  Augapfels; 

2.  einwärts  gewachsene  Wimpern  mit  davon  abhängiger 
chronischer  Entzündung  der  Augen; 

3.  vollständige  Verwachsung  der  Lidspalte,  Verwachsung 
der  Lider  mit  dem  Augapfel  und  Verkürzung  der  Lid- 
spalte, wenn  dieselbe  am  Sehen  hindert; 

4.  Thränenfistel,  oder  Thränenfluis,  hervorgegangen  aus 
organischen  Krankheiten  des  Thränenapparates; 

5.  höhergradiges  Schielen; 

6.  Lähmung  eines  die  Lider  bewegenden  Muskels  (Ptosifl 
und  Lagophthalmus);  Lähmung  eines  oder  mehrerer 
den  Augapfel  bewegenden  Muskeln  (Strabismus  para- 
lyticus) ; 

7«  ägyptische  Augenkrankheit  (Trachom)  und  Narben  der 
Bindehaut,  welche  Augenentzündungen  verursachen. 

Anmerkung.  In  zweifelhaften  Fällen  von  Trachom 
werden  die  Aspiranten  den  Eltern  bis  zur  völligen 
Q^nesung  zurückgegeben,  doch  nicht  länger,  als  auf 
sechs  Wochen. 

8.  Für  Aspiranten,  die  in  Militärerziehungs-  und 
-Bildungsanstalten  eintreten  wollen. 

a.  Herabsetzung  der  Sehschärfe  beider  Augen  oder 
nur  des  rechten  unter  ^  (0,2)  ohne  Brillen. 

b.  Wenn  die  Sehschärfe  beider  Augen  oder  nur 
eines  Auges  weniger  als  —-  oder  0,5  beträgt,  so 
muis  die  Be&aktion  durch  Gläser,  welche  nicht 
stärker  als  d=  20  oder  dt  2,0  Dioptrien  sind, 
korrigiert  werden  können,  am  rechten  Auge  bis 


465 

auf  ^  oder  0,5  (Probebuohstaben  Ton  Snbllen, 
DoNBEBG,  TiCHOMiBOTF  tuid  Lawkbntieff),  am 
linken  Auge  bis  auf  Vxny  oder  *7lxxx  (Snellbn, 
Reich,  Lawrektieff). 
9.  Für  Kadetten,  welche  in  höhere  Lehransalten 

übergeführt  werden. 

Sehschwäche,    durch  Eefraktionsanomalien   bedingt, 

die  sich  bis  auf  -^  oder  0,4  durch  Brillen  nicht   korri- 

gieren  lassen  (Probebuchstaben  von  Snellen,  Donbbbg- 

und  Tichomiroff). 


Versuche  zur  AccUmatiBation 
der  erziehlichen  Knabenhandarbeit  in  Ungarn, 

Von 

Dr.  phil.  Viktor  Demek, 

BealschulprofeBBor  in  Nagyy&rad. 

Diese  junge  DiscipUn  der  modernen  Erziehung,  für  die 
sich  bereits,  man  kann  sagen,  die  gesamte  Kulturwelt  inter- 
essiert, ist  auch  bei  uns  nicht  mehr  ganz  neu.  Es  wurden 
nftmlich  schon  zu  Beginn  der  neunziger  Jahre  die  ersten 
Schritte  zur  Einführung  des  zunächst  theoretisch  beliebt  ge- 
wordenen Slojd  in  die  ungarischen  Schulen  gethan.  und  wenn 
man  in  Betracht  zieht,  dafs  die  moderne  Pädagogik  unsere  Schul- 
mftnner  auch  auf  sonstigen  Gebieten  sehr  in  Anspruch  nimmt,^ 
wenn  man  ferner  bedenkt,  dafs  dieser  neue  Lehrgegenstand  selbst 
in  seiner  Heimat  noch  immer  der  Vollendung  harrt,  so  kann  man 
nioht  umhin,  zu  gestehen,  dais  bei  uns  in  der  kurzen  Zeit 
aeit  den  ersten  Versuchen  gar  manches  Erfireuliche  geleistet 
worden  ist. 


^  Binheitliobe  Mittelsohole  u.  8.  w. 

SolnilgMiiiuUialUpflefe  Vm.  30 


466 

Wenn  wir  hier  von  den  Anfangsversnohen  der 
nngarisohen  Handfertigkeit  reden,  so  dürfen  dieselben  nur  anf 
die  erziekliche  Handarbeit  gedeutet  werden;  denn  die 
Knabenhandarbeit  als  Vorbildung  fOr  die  Industrie  im  all- 
gemeinen und  als  F(yrderin  der  Hansindustrie  im  besonderen 
ist  bei  uns  beinahe  so  alt,  wie  die  Bestrebungen  Yon  Olauson- 
Kaab  in  Dänemark.  Unsere  Hauptstadt  Budapest»  sowie  auch 
die  Stadt  Sopron  haben  sich  schon  in  den  siebziger  Jahren 
fbr  die  nordischen  Hausfleiisbestrebungen  auf  das  lebhafteste 
interessiert,  und  infolge  der  vielfachen  Begünstigungen  seitens 
der  Regierung,  namentlich  des  damaligen  verdienstvollen 
Kultusministers  Tb^ort,  wurde  der  y^Husflid^  in  kurzer 
Zeit  nicht  nur  in  alle  Staats-  und  in  die  meisten  konfessionellen 
Lehrerpräparandien,  sondern  auch  in  zahlreiche  Volksschulen 
eingeführt.  Ja  sogar  ein  eigenes  litterarisches  Organ  unter- 
stützte damals  diese  Bestrebungen. 

Aber  wie  in  jener  Zeit  in  seiner  Heimat,  im  Norden,  so 
wurde  auch  bei  ims  das  Hauptgewicht  auf  die  nationalökono- 
mische  Seite  dieses  neuen  ünterrichtszweiges  gelegt.  Eben  darum 
aber  konnte  derselbe  nicht  ersprieJslich  wirken.  Er  be&iste 
sich  als  Hausindustrieunterricht  nur  mit  den  praktisch  nütz- 
lichen Arbeitszweigen,  mit  dem  Stroh-  und  Korbflechten,  dem 
Bürstenbinden  und  der  Holzschnitzerei.  Selbstverständlidli 
muisten  diese  unpädagogischen  Versuche  in  die  vollständigen 
Arbeits-  und  Kunstindustrieschulen  auslaufen,  wo  sie  denn  als- 
bald auch  wirklich  angelangt  sind. 

Erst  als  auch  bei  uns  die  Einsicht  sich  geltend  machte^ 
daCs  man  in  dem  Schüler,  ehe  er  durch  seine  lüaud  sich  Brot 
verdienen  kann,  zuvörderst  Interesse,  Lust  und  Vorliebe  fili 
die  Handarbeit  erwecken  mufs,  dafs  man  ihn  ferner  voiirar 
aller  der  körperlichen,  geistigen  und  moralischen  Vorteile  teil- 
haftig machen  muTs,  welche  die  gehörig  geleitete  KniJmi^ 
handarbeit  zu  gewähren  vermag,  erst  seit  jener  Zeit  kann 
man  bei  uns  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  vom  Slojd^ 
bestrebungen  reden. 

Entschiedene  Verdienste   hat   sich   um    diese   Saohe    der 


467 

Ldiwt  und  Leiter  einer  Slojdsohule  in  Budapest,  Paxtl 
GhjrmNBEBO;,  der  den  Norden  (Schweden,  Norwegen,  Dftne- 
maxk)  und  Leipadg  bereits  öfter  besuehle,  erworben.  Zu 
Bnde  der  achtziger  Jahre  hat  er  in  der  heimatlichen  pftdago^ 
giaohen  Presse  fiär  diesen  Gtegenstand  die  BeveiUe  geblasen  und 
Bugleioh  auf  den  hygienisehen ,  pädagogischen  und  socialen 
Nutzen  dissselben  hingewiesen;  heute  kann  er  schon  auf 
errungene  Positicmen  zurückblicken. 

Seih  Verdienst  ist  es,  dais  nicht  nur  die  aUgemeine  Auf- 
serksamkeit  unserer  Pädagogen  auf  diesen  Lehrzweig  geleitet, 
■ondem  auch  das  Interesse  der  staatlichen  Schulleitung  dem^ 
selben  zugewandt  wurde.  Wie  die  Jahresberichte  der  Staats» 
oberrealschnle  in  IMva  beweisen,  sind  daselbst  seit  1892, 
wenngleich  nur  die  ersten  Anflüige  (Laubsägearbeiten  und 
BolBseknitzerei),  so  doch  Knabenhandarbeiten  yor« 
genommen  worden.  Die  gröiste  Lehrerbildungsanstalt  des 
Landes,  das  Budapester  Pädagogium,  hat  auch  bereits  den 
alten  „Husflid^  durch  den  pädagogischen  Slojd  ersetzt. 
GuTTBNBHBQS  rastlosen  Bemühungen  ist  es  femer  zuzuschreiben, 
Aab^  die  hauptstädtischen  Waisenhäuser  die  fakultative  Knaben* 
hondarbeit  mit .  wöchentlich  4  Stunden  in  ihren  Lehrplan  auf- 
genommen und  dab  auTsor  der  ungarischen  Metropole  auch 
njooh  zwei  der  ansehnlichsten  Komitate,  besonders  deren  Haupt- 
städte Debreczin  und  Arad,  die  Knabenhandfertigkeit  in  die 
Sehulen  eingeftthrt  haben.  Eben  er  ist  es  endlich,  der  auf 
dem  letzthin  in  Budapest  abgehaltenen  internationalen  Kon- 
gresse für  Hygiene  und  Demographie  durch  ausfährliche  Vor- 
Mge  £ür  die  Slojdangelegenheit  auch  in  der  ungarischen 
öffmtliehkeit  au&  beste  eintrat. 

Ein  noch  älterer  Vorkämpfer  des  Slojd  als  QaTTBNBHM^ 
aber  nieht  so  rührig,  wie  letzterer,  ist  der  Direktor  der  So- 
proner  Handfertigkeitsschule  Miohabl  Sohbanz,  der  mit  dem 
Iidirer  dieser  Schule  R.  BOnebr  diesbezüglicher  Studien 
halber  Deutsohland  und  den  Norden  zu  wiederholten  Malen 
besuabte.    Ihren    gemeinsehaftlichen   Bemühungm    ist    es    ra 

:en^  dafe  in  Sopron  neben  der  von  ihnen  geleiteten,  spedürilen 

30* 


1 


468 

Arbeitsschule  noch  eine  Mittelschule  den  Segen  des  erzieh* 
liehen  Slojd  verbreitet.  Aulserdem  bemühen  sie  sich,  auch  auf 
litterarischem  Grebiete  diesem  wichtigen  Erziehungsproblem 
Anhänger  zu  gewinnen. 

Der  Direktor  der  höheren  Staatsmädchenschule  in  Buda- 
pest W.  SzuppiLN  und  der  Budapester  Orthopäd,  Professor 
Julius  Dollingbr,  sprechen  sich  in  einem  dem  ünterrichts- 
minister  erstatteten  Berichte  über  die  körperliche  Erziehung 
der  Jugend  auch  entschieden  für  die  pädagogische  Knaben- 
handarbeit aus.  Ihr  Bestreben  geht  dahin,  den  Slojd  dem 
Turnen  und  den  Jugendspielen  näher  zu  bringen  und  beide 
womöglich  miteinander  zu  verknüpfen.  Ein  treffliches  Unter- 
nehmen, von  dem  noch  viel  Q-utes  zu  erwarten  steht  l 

Obwohl  die  Slojdbestrebungen  bei  uns  die  Frühjahrs- 
firöste  bereits  glücklich  überstanden  haben,  fehlt  es  ihnen  doch 
noch  immer  nicht  an  kühlen  Winden.  Einzelne  warnende 
Kassandrafitimmen  lassen  sich  noch  jetzt  gegen  die  Knaben- 
handarbeit vernehmen.  Ihren  Hauptangriff  richten  sie  gegen 
die  angeblich  „einseitige  Bildungskraft  des  Slojd^  und  wollen 
statt  seiner  das  Turnen  und  den  G-esang  intensiver  betrieben 
wissen.  Die  Gegner  bedenken  aber  nicht,  dafs  sich  die  eben 
genannten  Beschäftigungen  mit  der  Eiiabenhandarbeit  sehr 
wohl  vertragen.  Oder  soll  ich  mich  zum  Beweise  der  Richtig- 
keit meiner  Aussage  auf  die  fröhlich  singenden,  fleiisig  arbei- 
tenden und  körperlich,  wie  geistig  gesunden  Gewerbetreibenden 
berufen? 

Schreiber  dieser  Zeilen  versuchte  schon  zu  wiederholten 
Malen,  in  verschiedenen  Zeitschriften  und  Tagesblättern  die 
Idee  der  erziehlichen  Knabenhandarbeit  populär  zu  machen, 
und  sobald  es  war  gelingt,  die  Gesellschaft  dafür  zu  gewinnen, 
wird  sich  auch  das  ungarische  Unterrichtsministerium  der 
Sache  voll  und  ganz  annehmen  müssen. 

Zwar  betreiben  erst  einige  Schulen  und  auch  die  nnx 
probeweise  bei  uns  die  Knabenhandfertigkeit,  aber  dab  sieh 
die  ungarischen  Slojdarbeiten  auf  der  letzthin  in  Debreosin 
abgehaltenen    Schul-   und   Lehrmiitelausstellung  zeigten    und 


469 

mit  Ehren  zeigen  durften,  dals  sich  femer  bereits  eine  Landes- 
kommission zur  Förderung  des  ungarischen  Slojd  gebildet  hat, 
all  diese  Vorzeichen  verheifsen  eine  schönere  Zukunft  für 
denselben,  und  diese  wollen  wir  ho&ungSYoll  erwarten  und 
triumphierend  empfangen! 


^ns  Dtrfa»iitltttt9eii  ttn)  Dettitttn. 


Die  Sitnmgen  der  Kommission  flLr  Schulgesnndheitspflege 

in  Nürnberg. 

Von 

Dr.   phil.    (i.   AUTBNRIBTH, 
Bektor  des  Alten  GymnaBimns  in  Nfimberg. 

Vin.  Sitzung  am  4.  Dezember  1894. 

Der  Vorsitzende  Dr.  Schubert  teilt  den  Anwesenden, 
worunter  auch  der  erste  Bürgermeister  Dr.  von  Schuh,  die 
Magistratsräte  Forstbb  und  Galunger  und  der  Architekt 
Hboht,  mit,  dafs  1.  die  Eingabe  der  Kommission,  betreffend 
Bfloherdruck,  noch  beim  Kultusministerium  liege,  2.  diejenige 
über  Stottererunterricht  erledigt,  3.  die  wegen  Unterrichts  der 
Schwachsinnigen  in  Instruktion  sei.  Geheimrat  Dr.  von 
Kbbschbnstbinbr  in  München  hat  brieflich  angeregt,  die  Staats- 
regierung zu  Erhebungen  über  die  letzteren  zu  veranlassen. 

Auf  Vorschlag  des  Vorsitzenden  werden  Baurat  Wbbhr 
und  Dr.  Dlbich,  Inspektor  der  höheren  Töchterschule,  in 
die  Kommission  kooptiert. 

Dr.  Sohubbrt  hält  dann  seinen  Vortrag  über  Speisung 
unbemittelter  Schulkinder.  Er  weist  auf  die  diesbezüg- 
lichen Veranstaltungen  anderwärts  hin,  in  Deutschland,  Öster- 
reich -  Ungarn,  der  Schweiz,  Frankreich,  Belgien,  Schweden, 
England,     Dänemark,     und    vergleicht    die    Thätigkeit    der 


470 


hiesigen  Vereine  für  Volkskächen,  Wftrmestuben  nnd  Jugend- 
horte damit.  Die  Speisung  armer  Schulkinder  erheische 
anderes,  als  die  der  Erwachsenen:  1.  Man  wähle  nur  die 
wirklich  Bedürftigen  aus,  sorge  aber  ausgiebig  für  diese;  2.  die 
Speisung  erfolge  unter  Aufsicht  in  eigenen  Bäumen;  3.  diese 
seien  zweckmä&ig  über  das  Stadtgebiet  verteilt.  Im  allgemeinen 
werden  die  Einrichtungen  des  Jugendhorts  als  mustergültig 
auch  für  den  in  Bede  stehenden  Zweck  bezeichnet. 

Bei  der  allgemeinen  Debatte  findet  Bürgermeister  Dr.  VOK 
ScHüH  Anlafs,  vor  Ausartung,  d.  h.  Mifsbrauch  der  Wohl- 
thätigkeitseinrichtungen  zu  warnen;  femer  fehle  es  an  Schul- 
ärzten, welche  die  bedürftigen  und  auch  für  Bekleidung  m 
empfehlenden  Schüler  auswählten. 

Dr.  Schubert  möchte  schon  lange  das  Elapitel  der  Schul- 
ärzte nach  ärztlichen,  pädagogischen  und  administrativen 
Bücksichten  besprochen  sehen,  wobei  allerdings  die  Abgrenzung 

schwer  sei. 

Dr.  VON  Schuh    erwidert   auf  eine  Anfrage,    Armenärzte 

könnten  nicht  zugleich  Schulärzte  sein;    man  müsse  vor  allem 

Erfahrungen     sammeln,     wieviele     Schulärzte,     in     welchen 

Sprengein    u.  s.  f.    nötig  seien. 

Herr  Hecht  wünscht  Armenärzte  nur  als  beratende 
Organe,  die  Verpflegstation  im  Schulhause  selbst  und  die 
Möglichkeit,  gegen  m&Gsige  Zahlung  Speisen  zu  bekommen. 

Dr.  Schubert  empfiehlt,  Fragebogen  an  alle  Lehrer  zu 
senden,  durch  welche  über  die  unordentlich  verpflegten  und 
bekleideten  Schüler  eine  Übersicht  ermöglicht  werden  soll. 

Herr  DArr  erwähnt  auch  die  Schulbäder  als  förderlidi 
fbr  Gesundheit  und  Gewöhnung  zur  Beinliohkeit. 

Gegen  sogenannte  Familienverköstigung  erklären  sich  die 
meisten  Mitglieder,  und  man  beschlielist,  zur  demnäohstigeii 
Fortsetzung  der  Beratung  auch  den  Vorstand  des  Jugendhorte 
einzuladen. 

(Fortsetzung  und  Soblufs  in  No.  9.) 


471 


Die  «eitlichen  V6rkrtt]Bmiiiiflre&  des  Eückgrate 

und  deren  VerMtong. 

Vortrag, 
gehalten  im  Berliner  Verein  für  gesnndheitsgemäiise  Erziehung. 

Von 

Dr.  med.  Leopold  Bwbb, 
dirigierendem  Artt  eines  Instituts  fcir  Massage  und  Orthop&die  in  Berlin, 

(Fortsetzung.) 

Vielleicht  f&Ut  Ihnen  auf,  daia  ich  immer  nur  von  skolio- 
tischen  Mädchen  spreche  und  nicht  von  skoliotischen  Knaben. 
Dies  kommt  daher,  daiis  an  diesem  Leiden  das  weibliche  Ge- 
aohlecfat  bei  weitem  stärker  beteiligt  ist,  als  das  männliche. 
So  fand  EuLEKBUBa  unter  300  skoliotischen  Kindern  261  Mäd- 
oheo,  das  sind  87%.  Andere  Beobachter  geben  noch  höhere 
Prozentzahlen  an.  Nach  meinen  eigenen  Untersuchungen,  die 
ich  seit  13  Jahren  angestellt  habe,  würde  d^  Prozentsatz  etwa 
98  betragen,  also  unter  100  Verkrümmten  93  Mädchen  und 
7  Knaben  sich  befindes.  Das  richtige  Verhältnis  dürfte  dies 
aber  nicht  sein.  Von  den  Eltern  wird  die  Verkrümmung  in 
ereter  Linie  für  einen  Schönheitsfehler  gehalten,  den  sie  bei 
Mädchen  eher,  als  bei  Knaben  zu  beseitigen  suchen. 

Eine  Mutter  kommt  mit  ihrer  etwa  zwölfjährigen  Tochter 
zu  mir.  Ich  möchte  diese  doch  einmal  untersuchen,  sie  hielte 
sich  so  schlecht,  und  trotz  aller  Ermahnungen,  trotz  eines 
G^radebalters,  ja  trotz  eines  teueren  Korsetts,  das  sie  auf 
Anraten  von  Bekannten  hätte  machen  lassen,  würde  es  nicht 
besser;  jetzt  hätte  die  Schneiderin  gesagt,  ihre  Tochter  wäre 
schief.  Lächeln  Sie  nicht,  meine  Damen,  es  ist  so.  Die 
Sehneiderin  ist  oftmals  die  erste,  die  eine  Verkrümmung  bemerkt. 
Die  Taille,  welche  sie  für  beide  Seiten  gleich  zugeschnitten 
hat,  will  durchaus  nicht  passen,  da  mufs  etwas  nicht  in  Ord- 


472 

nuDg  sein.  Und  in  der  That,  es  ist  etwas  nioht  in  Ordnung. 
Das  jnnge  Mädohen  hat  eine  Verkrümmung  des  Rückgrats,  die 
schon  ziemlich  weit  vorgeschritten  ist. 

Das  sieht  der  kundige  üntersucher  auf  den  ersten  Blick, 
das  sieht  jetzt  auch,  nachdem  sie  darauf  aufmerksam  gemacht 
ist,  die  Mutter.  Allein  sie  hätte  es  schon  vor  zwei  Jahren 
oder  noch  früher  bemerken  müssen,  wenn  die  meisten  Menschen 
nicht  eine  wirkUch  bedauernswerte  Unkenntnis  alles  dessen 
besäfsen,  was  auf  den  menschlichen  Körper  Bezug  hat.  Dieser 
Vorwurf  trifft  nicht  allein  die  ungebildete  Masse.  Selbst  von 
gebildeten  Männern,  von  begabten  und  geistreichen  Frauen« 
von  Leuten,  die  in  ihrem  Berufe  und  darüber  hinaus  die  Be- 
wunderung ihrer  Mitmenschen  erwecken,  hört  man,  namentlich, 
wenn  man  als  Arzt  mit  ihnen  zu  thun  hat,  zuweilen  Äulse- 
rungen  in  Beziehung  auf  den  Körper,  seine  Organe,  oder  deren 
Verrichtung,  die  man  kaum  für  möglich  halten  würde. 

Jetzt  erkennt  die  Mutter,  daüs  beide  Seiten  des  Rückens 
grofse  Unterschiede  zeigen.  Die  Wirbelsäule,  die  beim  normal 
gebauten  Menschen  keine  Abweichung  von  der  geraden  Linie 
zeigt  (auf  die  sogenannten  physiologischen  Krümmungen  gehe 
ich  hier  nicht  ein),  ist  im  Brustteil  mit  der  Konvexität  nach 
rechts  gebogen,  im  Lendenteil  nach  links.  Diese  zweit» 
Krümmung,  auch  kompensatorische  Krümmung  genannt,  mufa 
sich  notwendigerweise  nach  der  ersten  ausbilden,  weil  sonst 
der  Körper  sein  Gleichgewicht  verlieren  würde.  In  manchen 
Fällen  findet  sich  noch  eine  mit  der  Lendenkrümmung  gleich- 
gerichtete Krümmung  des  Halsteils,  so  dafs  die  ganze  Wirbel- 
säule eine  doppelt  S<£5rmige  Gestalt  hat. 

Die  Rippen  der  rechten  Seite  zeigen  einen  zweimal  so 
groJsen  Durchmesser,  wie  die  der  linken;  ihre  Krümmung  ist 
vergröisert.  Während  die  Rippen  der  linken  Seite  abgeflacht 
sind  und  sich  gegenseitig  fast  berühren,  stehen  die  der  rechten 
Seite  weit  voneinander  entfernt.  Auf  der  Vorderseite  ist  die 
rechte  Hälfte  des  Brustkorbes  flach  oder  eingedrückt,  die  linke 
steht  vor. 

Der  in  seinem  schiefen  Durchmesser  verlängerte,   in  den 


473 

anderen  verkürzte  Thorax  gleicht  einem  Korbe,  dem  man  dnrch 
Draok  eine  elliptische  Gestalt  gegeben  hat.  Sein  Oesamt- 
nmfang  erscheint  vermindert,  seine  Höhe  ist  ihm  dnrch  die 
Yerhrümmnng  der  Wirbelsänle  zum  Teil  genommen,  nnd  auch 
sein  Fassungsvermögen  hat  dnrch  die  nach  innen  hervorragenden 
Körper  der  abgewichenen  Wirbel  eine  Verringerung  er&hren. 
Die  Schultern  folgen  den  'Wandungen  des  Brustkorbes.  Das 
rechte  Schulterblatt,  durch  die  Konvexität  der  Rippen  gehoben 
und  nach  hinten  getrieben,  vermehrt  die  Hervorragung,  das  linke 
ist  mit  den  niedergedrückten  Kippen  nach  vom  gewichen  und 
hat  eine  solche  Lage  angenommen,  dafs  sein  unterer  Winkel 
nach  innen  sieht.  Das  Schlüsselbein  der  linken  Seite  steht 
mehr  hervor,  als  das  andere,  besonders  da,  wo  es  mit  dem 
Brustbein  in  Verbindung  tritt. 

Die  weitere  Untersuchimg  ergibt  nun  folgendes:  Die 
Wirbel  und  Kippen  haben  noch  zum  Teil  ihre  Beweglichkeit 
behalten.  Später  tritt  eine  Verwachsung  ein  zwischen  den 
Körpern  der  Wirbel  auf  der  konkaven  Seite,  zwischen  den 
hinteren  Enden  der  Rippen  und  den  Wirbelkörpem,  zwischen 
dem  Halse  jener  Knochen  und  den  Querfortsätzen  u.  s.  w.  Die 
Muskeln  sind  auf  der  konvexen  Seite  im  Unterschied  von 
denjenigen  der  konkaven  Seite  verdünnt  und,  wie  man  aus 
Erfahrung  weifs,  ent&rbt;  oft  lagert  sich  Fett  in  ihnen  ab. 
Die  Verengerung  der  Zwischenwirbellöcher  auf  der  konkaven 
Seite  zieht  eine  Verminderung  des  Durchmessers  der  aus  ihnen 
hervortretenden  Rückenmarksnerven  nach  sich. 

Die  Lungen  nehmen  infolge  der  Raumverkleinerung  des 
Brustkorbes  an  Umfang  ab,  das  Herz  liegt  nach  der  linken 
Seite  verschoben,  die  groüsen  Ge&fse  der  Brusthöhle,  die  Aorta, 
die  Vena  cava  und  die  Vena  azygos  folgen  der  Verkrümmung 
in  ihrem  Verlaufe. 

Das  Fassimgsvermögen  des  Unterleibsraumes  ist  gleichfalls 
verringert,  die  Bauchwand  wird  durch  die  Eingeweide  hervor- 
gedrängt, die  Leber  oft  erheblich  gequetscht.  Diese,  die  Milz 
und  die  Nieren  zeigen  auf  ihrer  Oberfläche  Furchen,  welche  durch 
die  Eindrücke  der  Rippen  und  der  Wirbel  hervorgerufen  sind. 


474 

loh  habe  in  diesem  Beispiel  eine  ansgeprttgtere  Fonn  der 
Verkrümmung  geeohildert,  wie  sie  etwa  dem  zweiten  Stadium 
ScHmDBAGHB  entsprechen  würde,  der  folgende  Einteilung  der 
Verkrümmungen  aufstellt:  Das  erste  Stadium  bildet  naoh  ihm 
diejenige  Verkrümmung,  bei  der  ein  aktirer  Ausgleich  nooh 
möglich  ist,  d.  h.  bei  der  die  Kinder  durch  Willensanstrengung 
auf  kurze  Zeit  den  Bumpf  noch  gerade  zu  halten  yermögen. 

Das  zweite  Stadium  ist  dadurch  charakterisiert,  dals  die 
Wirbelsäule  nicht  mehr  aktiv  gestreckt  werden  kann,  aber 
noch  beweglich  ist,  und  dals  die  Krümmung  sich  durch  Zug 
ausgleichen  Ittüst. 

Im  dritten  Stadium  endlich  ist  die  Wirbelsäule  unbewegtioh. 

(FortBotEung  in  No.  9.) 


Der  hygienische  Unterricht  in  den  Schulen. 

Autoreferat  eines  in  der  GeaellBchaft  für  Verbreitung   yon 

Volksbildung  gehaltenen  Vortrages. 

Von 

0.   Janke, 
städtischem  Lebrer  in  Berlin. 

(Fortsetzung  und  Schlnfs.) 

Nach  dem  Vortrage  Dr.  Th.  Wbyls  betrachtete  der  zweite 
Beferent,  städtischer  Lehrer  O.  Janke  aus  Berlin,  die  Forde- 
rung, hygienischen  Unterricht  in  den  Schulen  zu  erteilen,  Yom 
pädagogischen  Standpunkte  aus. 

In  der  Schule  mufs  sich  jedes  Kind  dasjenige  Mab  all- 
gemeiner Bildung  aneignen,  welches  es  im  späteren  Leben 
ohne  Rücksicht  auf  seine  gesellschaftliche  Stellung  nötig  hat 
Die  Anforderungen  des  praktischen  Lebens  an  die  körperliche 
und  geistige  Leistungsfähigkeit  haben  sich  aber  im  Laufe  der 
Zeit  wesentlich  geändert.     Daher  darf  die  Schule  den  Umfang 


475 

ihres  LehrgahieteB  nicht  als  etwaa  für  alle  Zeiten  Unab&nderliohee 
betrachten,  sondern  sie  mnis  den  jedesmaligen  Bedür&uasen 
nach  Möglichkeit  Bechnung  tragen.  Ansflufs  eines  solch«! 
Bedürfnisses  ist  ohne  Zweifel  anoh  das  Bestreben,  die 
GesnndhetiBlehre,  diesen  wichtigen  Teil  allgemeiner  Büdnng, 
mm  Oegenstande  des  Unterrichts  in  unseren  Lehranstalten  sn 
machen.  Erst  wenn  neben  anderen  Fordemngen  auch  diese 
eiftült  ist,  werden  die  Kinder  in  der  Schule  in  zweckmälsiger 
Weise  für  das  spätere  Leben  vorbereitet  werden. 

Jedes  Unterrichtsfach,  das  unter  die  Lehrfächer  der  Schule 
aufgenommen  werden  soll,  muis  seine  Berechtigung  dazu  nach- 
weisen. Zunächst  sprechen  f&r  die  Annahme  der  Hygiene 
der  hohe  Wert  der  Gesundheit  und  die  grolse  Bedeutung  einer 
TemOnftigen  Gesundheitspflege.  Nicht  minder  wichtig  ist  aber 
auch  die  formale  Seite,  der  allgemein  bildende  Wert  dieses 
Lehrgegenstandes.  In  dem  neuen  Unterrichtsfaohe  finden  alle 
Interessen,  die  bei  dem  Schulunterrichte  in  Betracht  kommen 
können,  in  bester  Weise  ihre  Pflege,  so  da&  es  in  dieser  Be< 
Ziehung  den  übrigen  LehrgegcDständen  keineswegs  nachsteht; 
die  Gesundheitslehre  ist  daher  wohlberechtigt,  eine  selbständige 
Stellung  in  unseren  Schulen  einzunehmen. 

Eine  weitere  Frage  ist  die:  Für  welche  Lehranstalten 
ist  der  hygienische  Unterricht  notwendig?  Hier  mufs  als 
Hauptsatz  gelten,  dais  in  jeder  Schule  dieser  Unterricht  er 
teilt  werden  soll,  damit  jedes  Kind,  mag  es  eine  Schule 
besuchen,  welche  es  wolle,  ein  gewisses  Mais  hygienischer 
Belehrung  erhalte.  Für  die  Elementarschule  ist  die  Berück- 
sichtigung -der  Hygiene  von  besonderer  Wichtigkeit;  denn 
nur  auf  diesem  Wege  kann  das  richtige  Verständnis  einer 
gieeandheitsgemäisen  Lebensweise  in  die  weitesten  Schichten 
des  Volkes  eindringen;  fi^erade  diese  bedürfen  wegen  der  viel- 
fach ungünstigen  hygienischen  Verhältnisse,  die  hier  herrschen, 
einer  solchen  Belehrung  am  meisten.  Jedoch  auch  in  den 
y olkskreisen ,  welche  ihre  Kinder  in  die  mittleren  und 
höheren  Schulen  schicken,  thut  hygienische  Aufklärung  not. 
Unkenntnis  findet  sich  hier  nicht  minder.     Wenn   in  ärmeren 


476 

Kreisen  oft  ans  Mangel  an  Mitteln  gesündigt  wird,  so  in  den 
besser  sitnierten  Familien  hänfig  genug  ans  Überflnfs.  Erforderlich 
ist  femer  der  hygienische  Unterricht  auch  fiLr  die  Fort- 
bildungsschulen. Zunächst  kann  hier  der  Stoff  aus  der 
privaten  und  öffentlichen  G-esundheitspflege  erweitert  werden« 
weil  die  Schüler  und  Schülerinnen  über  reichere  Erfahrungen 
yerfügen;  dann  aber  wird  sich  in  den  Fachschulen  der  Unter- 
richt den  Verhältnissen  der  einzelnen  Grewerbe  entsprechend 
gestalten  lassen.  Insbesondere  muls  aber  hygienischer  Unterricht 
in  den  Töchter-  und  Haushaltungsschulen  erteilt  werden; 
denn  nur  dann,  wenn  die  Hygiene  eine  Errungenschaft,  ja 
Specialität  des  weiblichen  Greschlechtes  geworden  ist,  wenn 
die  Grundlehren  derselben  schon  in  frühester  Zeit  dem  Mädchen 
eingeprägt  sind,  wird  es  in  gesundheitlicher  Beziehung  besser 
werden. 

Der  Forderung,  dafs  der  hygienische  Unterricht  unter  die 
Lehrflächer  der  Schule  aufgenommen  werde,  stehen  die  Behörden 
und  alle  beteiligten  Kreise  durchaus  freundlich  und  zustimmend 
gegenüber.  Für  die  höheren  Schulen  haben  die  neuesten  Lehr* 
plane  schon  den  hygienischen  Unterricht  berücksichtigt;  in  den 
Volksschulen  aber  können  die  notwendigsten  Belehrungen  über 
gesundheitsgemäfses  Leben  blofs  im  Anschluis  an  die  übrigen 
Lehrgegenstände  erteilt  werden.  Da  infolge  dieses  Umstandee 
der  Umfang  der  hygienischen  Unterweisung  nur  ein  sehr 
geringer  sein  kann,  so  ist  danach  zu  streben,  dais  derselben 
die  Stellung  eines  selbständigen  Lehrgegenstandes  zugewiesen, 
d.  h.  fär  sie  auf  der  Oberstufe  der  Volksschulen  etwa  eine 
Stunde  wöchentlich  vorgesehen  werde.  Zur  Vorbereitung  der 
Aufiiahme  dieses  Lehrgegenstandes  unter  die  obligatorischen 
Unterrichtsfächer  empfiehlt  es  sich,  an  einigen  Orten  durch 
probeweise  Einführung  des  hygienischen  Unterrichts  in  die 
einzelnen  Schulkategorien  praktische  Erfahrungen  zu  sammeln, 
wie  unter  den  verschiedenen  Verhältnissen  der  Betrieb  am 
zweckmäisigsten  zu  gestalten  ist. 


477 


Znr^Verbesserimg  mangelhaften  OeliSrs  anf  einem  Ohre 

bei  Schülern. 

Ans  dem  Wiener  medizinischen  Elnb. 

In  dem  genannten  Elnb  sprach  nach  der  „Manch,  med. 
Wochsckr,''  jüngst  Dr.  Ferdinand  Alt  über  den  Ansfall  der 
Gehörsperception  anf  einem  Ohre,  der  bekanntlich  nicht  selten  bei 
Schnlkindem  vorkommt.  Sowie  beim  Schielen  allmählich  eine  mit 
Störong  des  binokularen  Sehens  yerbnndene  Herabsetzung  der  Seh- 
schärfe des  schielenden  Auges  eintritt,  welche  die  Augenärzte  als 
Schwachsichtigkeit  Yon  Nichtgebrauch  (amblyopia  ex  anopsia)  be- 
zeichnen, so  kann  auch  unter  umständen  infolge  von  Vernachlässigung 
eine  hochgradige  Schwäche  des  Gehörs  auf  einem  Ohre  eintreten. 
Der  mit  einer  katarrhalischen  oder  plastischen  Entztlndung  eines 
Mittelohres  behaftete  SchtQer  gewöhnt  sich  mit  der  Zeit  immer  mehr 
daran,  das  schlechter  hörende  Ohr  wegzuwenden  und  nur  mit  dem 
besseren  zu  hören.  So  kommt  es  schlieislich  dazu,  dais  auf  jenem 
Ohre  eine  Gehörswahmehmung  überhaupt  nicht  mehr  stattfindet, 
was  auch  objektiv  durch  Ansetzen  tönender  Stimmgabeln  vor  dem- 
selben und  am  knöchernen  Warzenfortsatze  nachgewiesen  werden  kann. 

Die  Behandlung  solcher  Fälle  ist  naturgemäfs  eine  sehr  ein- 
fache. Man  sage  den  Kindern,  sie  mögen  ihr  schlechter  hörendes 
Ohr  nicht  vernachlässigen,  sich  vielmehr  anstrengen,  es  beim  Hör- 
akte zu  benutzen.  Man  stelle  mit  denselben  fünfizehn-  bis  zwanzig- 
mal  täglich  Hörflbungen  in  der  Weise  an,  dafs  man  das  gesunde, 
bezw.  besser  hörende  Ohr  mit  Watte  oder  mit  dem  Finger  ver- 
stopfen läfst,  damit  das  gesprochene  Wort,  die  Töne  oder  Geräusche 
das  bis  dahin  gewissermafsen  ausgeschaltete  unthätige  Ohr  treffen 
and  eine  Gehörswahmehmung  erregen.  Der  Erfolg  wird  nicht 
ausbleiben. 


kleinere  J^itteilttttgeit. 


Zum  Übergang  der  Sechsjährigen  ans  dem  Hanse  in  die 
Schnle  bemerkt  unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Eonbad  Sghubebt, 
im  yfDresd.  Angeig. ^,  da(s  die  Schule  sich  bei  dieser  Gelegenheit 
an    die   Eltern   wenden   mttsse.     Zuerst   sind  Mitteilungen   physio- 


478 

logischer  Art  7on  denselben  sehr  erwünscht.    Der  Lehrer  mnb  wissen, 
ob  der  ihm  anvertraute  Schfller  schwächlichen  oder  kräftigen  Körpers, 
ob  sein  Nervensystem   normal,  ob  seine  Angen,   sein  Gehör  n.s.w. 
gesnnd  sind.    Sehr  oft  wird  der  ursächliche  Zusammenhang  zwischen 
körperlichen  Krankheiten  und  Charakterfehlem  vom  Lehrer  gänzlich 
verkannt,  weil  er  von  jenen  keine  Ahnung  hat.     Darauf  macht  Dr. 
Scholz,    der  Direktor   der  Bremer  Irrenanstalt,    in    seinem  Buche 
^Die  Charakterfehler  des  Kindes'^  aufmerksam.    Viele  dieser  Fehler, 
die  man  sich  als  rein  seelisch  vermittelt  darzustellen  gewöhnt  hat, 
entspringen  aus   dem  Übergewicht  körperlich  -  krankhafter  Zustände 
auf  psychische  Vorgänge.     Unaufmerksamkeit  ist  oft  nur  die  natfir- 
Uche  Folge  einer  übersehenen  Schwerhörigkeit,  Trägheit  nichts  anderes,, 
als  Müdigkeit  des  Gehirns  oder  Wirkung  von  mangelhafter  Ernährung 
desselben;  auch  die  unreiDlichen  Gewohnheiten  mancher  Kinder  ent» 
springen  lähmungsartigen  Zuständen  der  betreffenden  Organe.    Begriffs- 
stntzigkeit  und  mangelnde  Fassungskraft  haben  sich  in  vielen  Fällen 
als   Begleiterscheinungen    gewisser    Nasenkrankheiten   herausgestellt. 
So   sind    alle  Mitteilungen    über    die    körperliche  Entwickelung  des 
Kindes  erwünscht,  über  Knochengerüst,  Muskelbau,  Sinnesorgane  und 
Nervensystem.     Ist  die  Geburt  normal  verlaufen?     Wie   alt   waren 
die  Eltern  bei  der  Geburt  des  Kindes?     (Spätlinge  zeigen  oft  ein» 
ganz  eigenartige  Entwickelung.)   Was  für  Krankheiten  hat  das  Kind 
durchgemacht,  sind  Spuren  davon  zurückgeblieben?    Lernte  es  zeitig 
oder  spät  gehen,  sprechen?  Wie  ist  das  Schlafbedürfnis  desselben? 
Solche  und  ähnliche  Fragen  stellt  die  Schule  an  das  Haus  und  an  den, 
der  nach  dieser  Seite  hin  zu  Rate  gezogen  werden  sollte,  den  Hausant. 
Auch  Thatsachen  der  Vererbung  könnten,  soweit  sie  in  Frage  kommen, 
angegeben  werden.    Nicht  zum  letzten  ist  das  Nervensystem  wichtig; 
es  gibt  ja  leider  schon  so  viele  nervöse  Kinder,  besonders  Mädchen. 
Hier   liegt   nun    der  Übergang   vom  Physischen    zum   Psychischen. 
Die  einfache  Einteilung  der  Kindematuren,  welche  Professor  Pbbysr 
in  seinem  Werke  „Die  geistige  Entunchehmg  in  der  ersten  KindheU^ 
nebst  Anweisungen  fikr  Eltern^  dieselbe  zu  beobachten'^  gibt,  kann 
bei   jedem  Kinde   leicht   von    den  Eltern    in    Anwendung   gebracht 
werden.     Er    fragt:    Ist   die   Erregbarkeit   grois,    die  Nachwirkung 
gering  (Sanguiniker)?  Ist  die  Erregbarkeit  gering,  die  Nachwirkung 
gering  (Phlegmatiker)?  Ist  die  Erregbarkeit  grofs,  die  Nachwirkung 
grofs  (Choleriker)?    Ist    die    Erregbarkeit   gering,    die  Nachwirkung 
grofs   (Melancholiker)?    Betreffs   des   Vorstellungslebens    richtet   die 
SMiule  noch  manche  Frage  an  das  Hans.    In  welcher  Umgebung  wuchs 
das  Kind  auf?    Was  hat  es  Wichtiges  erlebt  (Todesfall,  üngiüQkBfeli; 
Brand  oder  dergl.)?    Hat  es  Reisen  gemaefat  und  welche?    Ist  m 
in  der  Umgebung  seines  Wohnortes  bekamt,  wird  es  oft  auf  Spazi 


479 

g&age  mitgenommen?  Wer  hat  sich  am  meisten  mit  demselben 
beschäftigt?  Zeigt  es  Phantasie  beim  stillen  Spielen?  Ein  Kind, 
welches  gar  nicht  spielt,  ist  geistig  und  körperlich  krank.  Hat  es 
schon  Gebete  oder  Yersdien  gelernt,  lernt  es  dieselben  leicht?  Zeigt 
es  besondere  Befthignngen  oder  Liebhabereien  nach  irgend'  einei^ 
Seite?  Fragt  es  gern  nnd  oft  „wamm**?  Hat  es  schon  Beweise 
logischen  Nachdenkens  gezeigt?  Das  Gefühlsleben  des  Kindes  entzieht 
sich  vorzugsweise  der  genaueren  Beobachtung  des  Lehrers,  weil  es 
an  und  fbr  sich  schon  schwieriger  zu  analysieren  ist,  und  weil  alle 
Änfeerungen  desselben  im  Interesse  der  Schuldisciplin  unterdrückt 
werden.  Auch  hier  können  die  Eltern  auf  Grund  ihres  sechsjährigen 
Zusanunenlebens  mit  dem  Kinde  mancherlei  Aufschluis  geben.  So 
Bind  wichtige  Fragen  fhr  die  Beurteilung  des  Gefühlslebens:  Zeigt 
das  Kind  jfthe  Überg&nge  von  Freude  und  Lust  zu  Schmerz  und 
Unbehagen?  Ist  es  im  stände,  sich  zu  wundem?  Ist  es  iLngstlich 
bei  Donner  und  Blitz,  hat  es  Nachtangst?  Der  bekannte  Psychiater, 
Professor  Ehminghaüs,  berichtet  in  seinen  „I^chisch^n  Störungen 
des  Kindesaliers*^  von  einem  Knaben,  dafs  er,  mit  Mühe  zu  Bett 
and  in  Schlaf  gebracht,  nach  ^/s  bis  1  Stunde  wieder  aufwacht, 
unter  den  Gebärden  der  Todesangst  in  die  Höhe  schnellt  und  nun 
unter  gellendem  Geschrei,  da&  man  es  Häuser  weit  hört,  nach  Vater 
und  Mutter  schreit:  „Ich  sterbe,  Papa,  teuerstes  Mamachen,  rettet 
inichl''  Ähnliche,  wenn  auch  nicht  so  krasse  Beispiele  konunen 
gewife  in  manchen  Familien  vor,  ohne  dafs  der  Lehrer  etwas  davon 
erfUurt.  Kinder  mit  erhöhter  Reizbarkeit  auf  seelischem  Gebiete 
pflegen  es  auch  auf  körperlichem  zu  sein,  d.  h.  sie  bekommen  leicht 
Fieber  und  zeichnen  sich  durch  häufige  Anfälle  von  Krankheits- 
symptomen aus.  Manche  sind  wiederum  überzärtlich,  kttssen  gern, 
also  die  Frage:  Ist  das  Kind  zu  Liebkosungen  geneigt?  Von  einem 
sech^ährigen  Knaben  berichtet  der  obenerwähnte  Dr.  med.  Scholz, 
dafs  er  viele  Monate  lang  beim  Crang  zur  Schule  unter  Händedrücken, 
Kttssen  und  Weinen  jedesmal  von  den  Eltern  Abschied  nahm  und 
beim  Weggehen  vom  Hause  noch  mehrere  Male  zurückkehrte,  um 
noch  einmal  Abschied  zu  nehmen.  Ferner  ist  die  Frage  von  Wich- 
tigkeit: Wird  das  Kind  leicht  veriegen,  leicht  rot?  Ist  es  vor- 
wiegend heiter,  oder  andauernd  niedergedrückt?  Sind  Anzeichen 
Yon  Launenhaftigkeit  zu  bemerken?  Ist  es  verträglich  gegen  Ge- 
schwister und  Spielkameraden,  neckt  es  gern?  Gibt  es  gern  ab? 
Ist  es  gegen  Tiere  mitleidig,  oder  quält  es  dieselben?  Ist  es  hitzig, 
trotzig,  stampft  es  mit  dem  Fuiäe,  wirft  es  sich  auf  den  FuCsboden? 
Weint  es  leicht?  Sagt  es  immer  die  Wahrheit?  Gehorcht  es  gut, 
oder  bedarf  es  mehrmaligen  Erinnems?  Ist  es  reinlich  in  Kleidung 
imd  Spielsachen?    Endlich  sind  auch  fOr  die  dritte  Art  der  pc^chi- 


480 

sehen  Erscheinungen,  für  die  des  Begehrens,  AnÜBchlüsse  seitens  der 
Eltern  erwünscht.  Auch  für  diese  Gruppe  bietet  die  Art  unserer 
Schule,  die  vorwiegend  Lemschule  ist,  wenig  Gelegenheit  zur  Beob- 
achtung. Die  Mutter  aber  hat  in  den  sechs  Jahren  der  vorscfaul- 
pflichtigen  Zeit  reichlich  darauf  achten  können,  wie  sich  bei  dem 
Kinde  Begehr  und  Wille  entwickeln  und  sich  in  Handlungen  umsetzen. 
Es  ist  wichtig,  zu  wissen,  ob  das  Kind  starke  Begehrlichkeit  im 
Essen  oder  Trinken  zeigt.  Ist  irgend  welche  Schw&che  der  Mus- 
kulatur und  infolgedessen  linkisches  Wesen  bei  demselben  zu  be- 
merken? Ist  es  geschickt  im  Klettern  und  Turnen?  Wie  sind  die 
manuellen  Fertigkeiten?  Ist  es  rechts-  oder  linkshändig?  Zeigt  es 
irgend  welche  Absonderlichkeiten  in  Bewegungen,  Gang  oder  der- 
gleichen? Spricht  es  leise  oder  laut?  Beschäftigt  es  sich  gern 
selbst,  womit  am  liebsten?  Bleibt  es  gern  länger  bei  einer  Sache, 
oder  will  es  bald  etwas  Neues?  Setzt  es  gern  seinen  Willen  durch? 
Ist  es  in  praktischen  Dingen  unbeholfen  oder  geschickt?  Ist  es  in 
seinen  Sachen  ordentlich?  Entschliefst  es  sich  schnell,  oder  schwankt 
es  hin  und  her?  Nimmt  es  früher  bevorzugte  Beschäftigungen  nach 
längerer  Pause  gern  wieder  auf?  Diese  Fragen,  denen  sich  natürlich 
noch  eine  grofse  Reihe  anderer  hinzufügen  lieijse,  sollen  die  Eltern 
anregen,  aus  dem  reichen  Schatz  ihrer  Erfahrungen  der  Schule  beim 
Eintritt  ihrer  £[leinen  in  dieselbe  Mitteilungen  zu  machen. 

Eine  Scholepidemie  von  hysterischem  Zittern^  beschreibt 
Fb.  Aembceb  in  seiner  Baseler  Inauguraldissertation  und  erörtert 
dabei  auch  die  Ursache  derselben.  Sie  wurde  nach  seiner  Ansicht 
wesentlich  durch  Nachahmung  erzeugt,  was  er  schliefst  1.  aus  ihrer 
konzentrischen  Ausbreitung,  2.  aus  der  Verschleppung  der  Krankheit 
von  der  zuerst  befallenen  in  andere  Klassen,  3.  aus  der  Abnahme 
während  der  Ferien  und  dem  Wiederausbruch  nach  denselben,  4.  aus 
dem  Seltenerwerden  oder  gänzlichen  Ausbleiben  der  Anfälle,  sobald 
die  Kinder  zu  Hause  behalten  wurden,  und  den  Rückfällen,  wenn 
sie  wieder  in  die  Schule  eintraten,  5.  aus  der  Thatsache,  dab  die 
Krankheit  häufig  bei  bis  dahin  gesunden  Kindern  auftrat,  wenn 
Erkrankte  in  ihrer  unmittelbaren  Nähe  Anfälle  gehabt  hatten,  und 
dafs  sofort,  wenn  ein  Kind  einen  Anfall  bekam,  derselbe  auch  bei 
anderen  Kindern  auftrat.  Die  Behandlung  der  einzelnen  Fälle  war  so 
lange  erfolglos,  bis  sie  durch  Anordnungen  unterstützt  wurde,  welche 
sich  auf  alle  Erkrankten  bezogen.  Diese  waren  folgende :  1.  Jedes  Kind, 
das  in  der  Schule  einen  Anfall  bekam,  wurde  sofort  nach  Hause 
geschickt  und  ihm  der  Schulbesuch  erst  wieder  gestattet,  wenn  es  zu 


'  Vergl.  diese  Zeitsohrifi,  1892,  No.  12,  S.  ^56— 557;  1893,  No.  4, 
S.  225-229;  1893,  No.  10,  S.  561-563;  1894,  No.  6,  S.  366-867. 


481 

Hanse  längere  Zeit  keine  Anfälle  mehr  gehabt  hatte.  2.  Geheilte 
Kinder  wnrden  in  den  ersten  drei  Wochen  nach  dem  Wiedereintritt 
in  die  Schnle  vom  Tomen,  Schreiben  und  von  den  Handarbeiten 
dispensiert  und  Überhaupt  mit  der  gröüstmöglichen  Schonung 
behandelt  3.  Man  ersuchte  die  Eltern  in  einem  Rundschreiben,  den 
Schfllem  auch  zu  Hause  eine  möglichst  schonende  Behandlung 
angedeihen  zu  lassen  und  ihnen  soviel  wie  möglich  jede  Aufregung 
und  Anstrengung  zu  ersparen.  4.  Ärmere  Kinder  wurden  auf 
Gemeindekosten  ernährt.  5.  Die  Speisung  der  Kranken  wurde  über 
die  Ferien  ausgedehnt  und  mit  Spaziergängen  und  Spielen  im  Freien 
yerbunden.  £rst  nachdem  alles  dies  längere  Zeit  konsequent  durch- 
geführt worden  war,  konnte  eine  Abnahme  der  Epidemie  festgestellt 
werden. 

Yererbuig  und  Ersiehnng.  Bei  Besprechung  der  Werke 
Gebhabd  Hauptmanns  äu&ert  sich  ein  Nervenpatholog  in  der 
jfAUg.  Zig,^  folgendermaisen  ttber  das  in  der  modernen  Litteratur 
so  viel  mifsbranchte  biologische  Gesetz  der  Vererbung :  Es  mufs  mit 
aller  Entschiedenheit  betont  werden,  dals  keine  wie  immer  geartete 
.Schädlichkeit  eine  absolut  sichere  Gewähr  für  die  Vererbung  bietet. 
Denn  immer  handelt  es  sich  bei  dieser  Übertragung  pathologischer 
Zustände  um  ein  bloGses  Können,  nie  um  ein  unvermeidliches  Müssen. 
Je  mehr  der  Schädlichkeiten  sich  häufen,  desto  wahrscheinlicher  ist 
freilich  ceteris  paribus  der  üble  Einflufs  auf  die  Nachkommenschaft ; 
aber  selbst  im  ungünstigsten  Falle  ist  noch  die  Möglichkeit 
der  Paralysierung  durch  Gegenkräfte  nicht  völlig  auszuschlieüsen. 
Als  solche  paralysierenden  Momente  wirken  z.  B.  bei  blols  ein- 
seitiger Belastung  die  volle  Gesundheit  des  anderen  Eltem- 
teils,  eine  vernünftig  geregelte  Lebensweise  und  vor  allem  eine 
zwedkentsprechende  Erziehung.  Denn  jede  Vererbung  ist  die 
Resultierende  eines  Kräfteparallelogramms,  an  dessen  einer  Seite  die 
verschiedenen  Schädlichkeiten  wirken,  während  an  der  anderen  die 
entgegenstrebenden  Heilfaktoren  ihre  Thätigkeit  entfalten.  Setzen 
wir  z.  B.  den  Fall,  wir  hätten  den  schädigenden  Einüuls  einer 
schweren  Hysterie  der  Mutter  bei  den  Kindern  zu  berechnen.  Eine 
solche  Krankheit  legt  allerdings  sehr  häufig  den  Grund  zu  allerlei 
Neurosen  bei  der  Nachkommenschaft,  allein  es  ist  sehr  wohl  möglidb, 
dals,  wenn  keine  andere  Schädlichkeit  mehr  statthat,  die  üngesundheit 
der  Mutter  durch  die  völlige  Gesundheit  des  Vaters  und  des  Stammes 
bis  zum  Versch¥miden  ausgeglichen  wird.  Würde  weiter  auch  der 
Erzeuger  selbst  zur  Belastung  beitragen,  indem  er  etwa  zur  Zeit  der 
Empfängnis  schon  Säufer  war,  dann  ist  es  freilich  sehr  wahr- 
scheinlich, da(s  auch  die  Kinder  nicht  mehr  ganz  heil  davonkonunen 
werden.  Aber  noch  immer  kann  eine  scharfsinnig  geleitete  Erziehung, 

SdMüffwoBdlMttopflef«  Vni.  81 


482 

TöUige  Trennung  von  den  Eltern  und  dauernder  Aufenthalt  in  guter 
Landluft  auch  diese  Schädlichkeiten  hannen.  Im  schwersten  Falle 
endlich,  wenn  nicht  blols  der  Vater  und  die  Mutter  neuropathisch 
sind,  sondern  auch  die  weitere  Ascendenz  ergriffen  war,  tritt  aller- 
dings nahezu  ausnahmslos  Entartung  ein,  aber  selbst  in  solchen 
verzweifelten  Fällen  ist  immer  noch  eine  aufhebende  oder  zum 
mindesten  sehr   beschränkende  Wirkung  der  Heilpotenzen   denkbar. 

Die  Überf&llong  der  Yolkssehalklassen  in  Prenfsen.  Nach 

einer  kürzlich  publizierten  Statistik,  über  welche  das  „Berl,  Tagebl." 
berichtet,  waren  im  Jahre  1891  in  Preufeen  4916476  'Volksschul- 
kinder in  82476  Klassen  untergebracht,  so  dafe  jede  der  letzteren 
im  Durchschnitt  60  Schulkinder  enthielt.  Für  diese  82476  Schul- 
klassen gab  es  aber  nur  70  950  Untemchtszimmer.  Es  muDsten  also 
11525  Zimmer  von  mehr  als  einer  Klasse  benutzt  werden.  Auch 
standen  für  die  82476  Klassen  nur  70  856  Lehrpersonen  zur  Ver- 
fügung. Von  den  4916476  Volksschulkindem  safseu  nicht  weniger 
als  1661182  in  überfOUten  Bäumen  mit  mehr  als  70,  bezw.  80 
Kindern.  Ja,  1309175  Schulkinder  befanden  sich  in  Lehrzimmem 
mit  81  bis  100,  resp.  71  bis  90  Schülern,  324821  Kinder  in 
solchen  mit  101  bis  150,  bezw.  91  bis  120  Schülern  und  27  186 
Kinder  in  solchen  mit  mehr  als  150,  resp.  120  Schülern. 

Über  die  fiewiehtsyerhältnisse  des  ESrpers  nnd  der  Or j^ane 
bei  TnberkiilSsen  im  jugendlichen  Alter  teilt  K.  Oppenheucer 
in  der  y^Münch.  med,  Wochschr.^  auf  Grund  von  305  Sektionen 
folgendes  mit:  Anfangs  laufen  das  Körpergewicht  des  gesunden 
und  dasjenige  des  schwindsüchtigen  Kindes  fast  völlig  parallel. 
Während  jedoch  beim  normalen  die  Kurve  vom  10.  bis  18.  Jahre 
steil  ansteigt  mit  dem  höchsten  relativen  Gipfel  im  15.  Jahre,  erhebt 
sich  die  Linie  beim  phthisischen  allmählich,  und  das  15.  Lebensjahr 
befindet  sich  gerade  in  der  Mitte.  Es  zeigt  also  das  Körpergewicht 
des  schwindsüchtigen  Kindes  vom  12.  bis  15.  Lebensjahre  einen 
bedeutenden  Rückstand-,  bis  zum  18.  Lebensjahre  bleibt  es  geringer, 
und  erst  von  da  an  laufen  beide  Kurven  wieder  ziemlich  parallel. 
Wenden  wir  uns  zur  Körper  länge,  so  fällt  bei  Betrachtung  der 
diesbezüglichen  Kurven  auf,  dafs  dieselben  beim  gesunden  und  beim 
phthisischen  Kinde  bis  zum  9.  Lebensjahre  nahezu  zusammenlaufen. 
Erst  im  14.  Lebensjahre  macht  sich  ein  bedeutendes  Zurückbleiben 
des  Längenmafses  beim  Phthisiker  hinter  dem  des  Normalen  geltend. 
Im  15.  Jahre  ist  die  Differenz  am  erheblichsten,  gleicht  sich  aber  in 
den  folgenden  Jahren  wieder  mehr  aus,  um  im  18.  Lebensjahre  völlig 
zu  verschwinden.  Vom  1.  bis  14.  Leben^ahre  sind  also  das 
normale  und  das  phthisische  Kind  wohl  gleich  lang,  aber  nidit 
gleich  schwer,  vielmehr  wiegt  das  phthisische  bedeutend  leichter,  ab 


483 


das  gesimde.  ÜberemBÜmmend  und  angenfUlig  ist  jedoch  das  ganz 
bedeutende  ZnrQckbleiben  sowohl  des  Gewichts,  als  anch  der  Länge 
beim  Phthisiker  zur  Zeit  der  Pabertät.  Das  Gehirn  des  schwind- 
sttchtigen  Kindes  verhfilt  sich,  was  das  Wachstom  anlangt,  Ähnlich  wie 
dasjenige  des  gesunden.  Im  Yerhftltnis  zum  Körpergewicht  ist  es 
schwerer,  als  das  des  normalen.  Noch  mehr  Interesse,  als  das 
relative  bietet  das  absolute  Himgewicht  beim  Schwindsflchtigen  im 
Vergleich  zu  dem  des  Normalen.  Dasselbe  ist  kleiner,  als  beim 
Gesunden,  und  zwar  bis  zum  16.  Leben^ahre;  von  da  an  sind  die 
Gehirne  beider  Gruppen  fast  yollst&ndig  gleich.  Bemerkenswert  ist 
endlich,  daüs  das  Herz  beim  Phthisiker  zur  Zeit  der  Pubertät 
absolut  und  relativ  zum  Körper  zu  klein  ist  und  dafs  diese  Kleinheit 
nicht  die  Folge  der  Abnahme  des  Gesamtkörpers  sein  kann.  Damit 
ist  denn  auch  der  Beweis  erbracht,  dais  ein  kleines  Herz  zur 
Tuberkulose  disponiert  und  dafs  aUe  Mittel  angewandt  werden  müssen, 
ein  solches  Herz  zu  kräftigen,  und  zwar  —  das  ist  das  punctum 
saliens  —  gerade  vor  und  während  der  Pubertätszeit. 

öflenflielie  Bedfirfilisanstalten  fBr  Kinder.  (Mit  4  Ab- 
bildungen.) Die  Bedflrfnisanstalt  der  Firma  Kulimann  &  Lina  in 
Frankfurt  a.  M.,  so  schreibt  die  jtDtsch.  Batuffg.'^,  ist  bestimmt,  in 
erster  Linie  kleineren  Kindern  zu  dienen,  wobei  nicht  ausgeschlossen 


^mm^i^m^       Mw2  W     *     "^"^  Mb»  ^^mv^p^  ■  •  «<^  ^>« 


Abbüdnog  1. 

ist,  dals  dieselbe  auch  von  grölseren  Kindern  und  selbst  von  deren 
Wärterinnen  benutzt  wird.  Sie  stimmt  in  ihrem  äufseren  Aufbau 
mit  den  öffentlichen  Bedtkrfiüsanstalten  für  Männer  Oberein,  und  ihre 
ganze  Anordnung  ist   darauf  berechnet,   gleich   diesen   der   öffent- 

31* 


484 


licheD  imentgeltlichen  Benatzang  überwiesen  zu  werden.  Es  Ukbt 
sich  nicht  leugnen,  dafe  das  Fehlen  derartiger  Anstalten  in  der  Nfthe 
stark  besuchter  Kinderspielplätze  als  ein  Mangel  bezeichnet  werden 
mnls.  Abbildung  1  zeigt  den  Gmndrils  der  Anstalt,  welche  zwei 
Eingänge  und  zwei  Nutznngsstellen  besitzt.  Man  hat  hier  keinen 
Klosettapparat  mit  Sitz  und  Brille,  sondern  nur  eine  eiserne  Gitter- 
platte. Aus  dem  Schnitt  A — B  (Abbildung  2)  ist  ersichtlich,  dafe 
sich  unter  dieser  Platte  ein  trichter- 
f5nniger  Behfllter  befindet.  Wäh- 
rend der  Benutzungszeit  ist  der  Be- 
hälter mit  Wasser  gefüllt,  das  einer 
am  oberen  Rande  angeordneten 
Wasserröhre  stetig  und  regulierbar 
entfliefet.  Der  Wasserstand  im 
Trichter  ist  durch  ein  als  Abflufs- 
rohr  eingerichtetes  syphoniertesÜber- 
laufirohr    geregelt.      Der    Trichter- 


AbbUdang  2. 


Schnitt  A— B. 


AbbUdnngf  8. 
Schnitt  C— D. 


AbbUdnn«  4.      Schnitt  E— F. 

ablauf  wird  durch  ein  mit  diesem  Überlaufrohr  verbundenes  Ventil 
geschlossen.  Will  man  den  Trichter  entleeren,  so  hat  man  nur 
nötig,  das  Überlaufrohr  auf  kurze  Zeit  hochzuziehen.  Dieses  Hoch- 
ziehen erfolgt  von  aufsen  durch  einen  Wärter  oder  Arbeiter.  Im 
allgemeinen  wird  es  genügen,  wenn  diese  Entleerung  ein-  oder  zwei- 
mal des  Tages  vorgenommen  wird.  Um  die  Anstalt  stets  rein  halten 
zu  können,  ist  ein  Wasserstutzen  mit  Schlauch  vorgesehen,  so  da(a 
der  Fulsboden  jederzeit  abgespritzt  werden  kann.  Die  im  Wasser 
zunächst  verbleibenden  Fäkalien  werden  verdünnt,  gelöst  und  zum 
Teil  schon  von  dem  Wasser  durch  den  Überlauf  mitfortgerissen; 
der  bis  zur  Entleerung  verbleibende  Rest  ist  in  Bezug  auf  Geruch 
und  sanitäre  Wirkung  unschädlich. 


485 


9.ti^tB%tf^x^iii^tt. 


Die  neae  Prfiftuig  Ar  englische  Sanititsbeamte.    Seit 

Beginn  dieses  Jahres,  so  berichtet  die  j,Zeit8chr.  f.  Meäufbeamt** , 
darf  in  £ngland,  wo  bisher  die  Eigenschaft  als  praktischer  Arzt 
genügte,  nm  das  Amt  eines  Gesnndheitsbeamten  bekleiden  zn  können, 
in  einer  Grafschaft  oder  in  einem  Bezirke  mit  über  50000  Ein- 
wohnern niemand  als  Gesnndheitsbeamter  angestellt  werden,  der 
nicht  ein  Diplom  in  der  öffentlichen  Hygiene  erworben  hat,  oder 
während  der  Jahre  1889 — 91  Gesnndheitsbeamter  in  einem  Bezirke 
Ton  nicht  weniger  als  20000  Einwohnern  oder  aber  drei  Jahre 
lang  Gesnndheitsbeamter,  bezw.  Sanitätsinspektor  im  Ministerium 
gewesen  ist.  Das  Diplom  für  öffentliche  Gesundheitspflege  wird 
gemUfs  §  21  der  Medizinalakte  yon  1886  nur  auf  Grund  eines 
besonderen,  Yon  der  ärztlichen  Prüfung  getrennten  Examens  erteilt. 
The  Royal  College  of  Physicians  of  London  und  The  Royal 
College  of  Surgeons  of  England  sind  nach  der  eigenartigen  englischen 
PrOfungsordnung  für  Ärste  berechtigt,  Diplome  für  öffentliche 
Gesundheitspflege  zu  verleihen,  und  haben  den  um  ein  derartiges 
Diplom  sich  Bewerbenden,  die  nach  dem  1.  Januar  1891  als  Ärzte 
in  das  Register  eingetragen  sind,  folgende  Bedingungen  behufs  Zu- 
lassung zur  Prüfung  bekanntgegeben:  1.  Approbation  als  Arzt, 
Wundarzt  und  Geburtshelfer  vor  zwölf  Monaten.  2.  Nach  der 
Approbation  eine  sechsmonatliche  praktische  Thätigkeit  in  einem  von 
der  Körperschaft  anerkannten  Laboratorium.  Es  werden  aber  nur 
Laboratorien  als  geeignet  angesehen,  die  einen  yon  dieser  Korporation 
genau  vorgeschriebenen  Lehrplan  über  Physik,  Chemie,  Mikroskopie 
und  Bakteriologie  in  ihren  Beziehungen  zur  Hygiene  innehalten. 
3.  Ein  Alter  von  mindestens  23  Jahren  bei  Zulassung  zum  ersten 
TeQ  der  Prüfung  und  ein  solches  von  24  Jahren  bei  Zulassung 
zum  zweiten  Teil.  Die  Prüfung  zerfällt  in  zwei  Abschnitte  und 
ist  in  jedem  Abschnitte  mündlich,  schriftlich  und  praktisch.  Im 
ersten  Teil  wird  geprüft:  1.  Physik  in  ihren  Beziehungen  zur 
Gesundheit,  und  zwar:  a.  Heizung  und  Ventilation;  b.  Wasser- 
yersorgung  und  Kanalisation;  c.  sanitäre  Bauten.  2.  Meteorologie 
in  ihren  Beziehungen  zur  Gesundheit.  3.  Chemie  unter  besonderer 
Berücksichtigung  der  Beschaffenheit  yon  Nahrungsmitteln,  Luft,  Boden 


486 

nnd  Wasser.  4.  Mikroskopische  üntersachnngen  von  Lnft,  Nahrungs- 
mitteln nnd  Wasser.  5.  Geologie  und  Boden  in  ihren  Beziehungen 
zur  Drainage  und  Wasserversorgung.  Erst  nach  hestandenem  ersten 
Teile  erfolgt  die  Zulassung  zum  zweiten  Teile  der  Prüfung.  In  diesem 
wird  examiniert  üher :  1.  Entstehung,  Entwickelung  und  Verhütung  der 
Krankheiten,  und  zwar :  a.  specielle  Pathologie  der  epidemischen  und 
endemischen  Krankheiten,  einschliefslich  der  Naturgeschichte  der 
specifischen  Krankheitsorganismen*,  h.  Einfluls  von  Klima,  Jahres- 
zeit und  Boden ;  c.  Folgen  von  schlechtem  Wasser,  yerdorhener  Luft 
und  Nahrung;  d.  Tierkrankheiten  in  Beziehung  zur  Gesundheit 
des  Menschen;  e.  EinfluDs  von  Gewerbe  und  Wohnung;  f.  Isolierung, 
Quarantäne,  Desinfektion,  Impfung.  2.  Handhabung  und  Verwaltung 
des  Gesundheitswesens,  und  zwar:  a.  gesundheitliche  Anforderungen 
an  H&user,  Dörfer  und  Städte;  b.  die  sanitäre  Einrichtung  von 
Haushaltungen,  Anstalten  und  gewerblichen  Anlagen,  einschlielslich 
des  Baues  und  der  Einrichtung  von  Krankenhäusern;  c.  die  Ver- 
hütung und  Überwachung  von  epidemischen  und  endemischen 
Krankheiten.  3.  Gesundheitsstatistik.  4.  Gresetze,  Erlasse  und 
Verordnungen,  die  sich  auf  die  Öffentliche  Gesundheit  beziehen. 
5.  Pflichten  der  Sanitätsbehörden  und  ihrer  Beamten.  Das  prak- 
tische Examen  des  zweiten  Teiles  kann  sich  auf  die  Besichtigung 
und  Begutachtung  ausgewählter  Häuser  nebst  Zubehör  erstrecken. 

Ferienkurse  fftr  Lehrer  in  Jena  linden  auch  in  diesem 
Sommer  wieder  statt.  Dieselben  umfassen  A.  Naturwissenschaften: 
Astronomie,  Physik,  Zoologie,  Botanik;  B.  Hygiene,  Psychologie  und 
Pädagogik;  C.  Sprachkurse  für  Ausländer,  Litteratur  und  Geschichte. 
Die  Vorlesungen  der  Gruppe  B  sind  folgende:  1.  Schulhygiene: 
Infektionskrankheiten  bei  den  Schulkindem,  Schulkrankheiten,  Anlage 
und  Bau  von  Schulhäusem,  Beleuchtung,  Heizung  und  Ventilation 
Yon  Schulen,  Einrichtung  der  Schulzimmer,  Subsellien,  Hygiene  des 
Unterrichts:  Hofrat  Professor  Dr.  GIrtneb.  2.  Physiologische 
Psychologie :  Parallelismus  der  physiologischen  und  psychischen  Pro- 
zesse, allgemeines  Schema  der  letzteren,  Lehre  von  den  Empfindungen, 
WEBERsches  Gesetz,  Lehre  von  den  Gefühlstönen  und  Affekten, 
Lehre  von  den  Erinnerungsbildern  oder  Vorstellungen,  Gesetze  der 
Ideenassodation,  Aufmerksamkeit,  Ichvorstellung,  Lehre  von  den 
Handlungen,  Reaktionszeiten,  Ausdrucksbewegungen,  Willensvermögen: 
Professor  Dr.  Zielen.  3.  Pädagogik:  Grundzüge  der  Lehre  Tom 
erziehenden  Unterricht  nach  ihren  ethischen  und  psychologischen 
Voraussetzungen:  Professor  Dr.  Rein.  Aus  den  geschäftlichen  Mit- 
teilungen sei  hervorgehoben,  dafs  an  den  meisten  Kursen  auch  Damen 
teilnehmen  können.  Die  Vorleäungen  beginnen  am  5.  Augast  nnd 
werden    teils    am    17.,    teils    am    25.    August    geschlossen.      Ein 


487 

Wohnungsnachweis  ist  im  Botanischen  Institut,  Erdgeschofs,  ein- 
gerichtet. Der  wöchentliche  Preis  fOr  Miete  beträgt  durchschnittlich 
10  Mark,  für  volle  Pension  25  Mark.  Anmeldungen  nehmen  entgegen 
und  nähere  Auskunft  erteilen  Professor  Detmer  und  Professor  Rein 
in  Jena. 

Die  H&fsigkeitssache  bei  den  Studenten.  Auch  an  die 
deutschen  Studenten  wendet  sich  jetzt  der  Verein  gegen  den  Mifsbrauch 
geistiger  Getränke,  und  augenscheinlich  mit  Erfolg.  Schon  vor 
einem  Jahre  hielt  der  Geschäftsführer  desselben,  Dr.  Bode,  einen 
Vortrag  vor  der  Universität  Kiel,  zu  dem  die  gröfsere  Hälfte  der 
Studenten  und  viele  Professoren  erschienen  waren.  Es  ging  da  etwas 
lebhaft  zu ;  manche  Zuhörer  hatten  sich  mit  der  Absicht  eingestellt,  Länr 
zu  machen,  aber  schliefslich  war  doch  der  Eindruck  ein  grofser  und 
bei  manchem  ein  nachhaltiger.  Dr.  Bode  hat  seitdem  auch  in  Jena 
und  Halle  vor  Studentenversammlungen  gesprochen  und  hier  keinen 
Widerspruch  gefunden;  allerdings  waren  die  Versanunlungen  kleiner. 
Am  16.  Februar  d.  Js.  traten  die  Hochschulen  Mtlnchens  in  die 
Bewegung  ein.  Eine  stattliche  Schar  Studierender  füllte  die  Aula  der 
Universität,  der  bekannte  Hygieniker,  Geheimrat  von  Pettenkofer, 
präsidierte.  Er  äufserte  unter  anderem :  Der  deutsche  Verein  gegen 
den  Mifsbrauch  geistiger  Getränke  geht  nicht  auf  „eine  Vertrocknung 
des  studentischen  Lebens  aus,  sondern  auf  einen  Kampf  gegen  die 
Versumpfung".  „Gesunder,  froher  und  fruchtbarer  wird  die 
akademische  Jugend,  welche  der  übrigen  Bevölkerung  voranleuchten, 
nicht  aber  Verführerin  sein  soll,  jedenfalls  erst  dann  werden,  wenn 
die  Bewegung  gegen  das  regelmäTsige  und  oft  übermäßige  Trinken 
auch  in  ihren  Kreisen  eine  tiefere  wird  und  sie  mitarbeitet,  den 
Boden  für  das  deutsche  Volksleben  durch  selteneres  und  mä&igeres 
Befeuchten  gesunder  und  ertragsfähiger  wieder  werden  zu  lassen". 
Die  drei  übrigen  Redner  waren  der  Hygieniker  Professor  Hans 
Buchner,  der  Nachfolger  auf  Pettbnkofers  Lehrstuhl,  der  Patho- 
loge Professor  Bollingeb,  der  nach  seinen  klinischen  Erfahrungen 
den  Alkoholmifsbrauch  tds  einen  der  schlimmsten  Feinde  des 
Menschengeschlechts  bezeichnete,  „gefährlicher  und  heimtückischer, 
als  Cholera  und  Pest  und  zum  mindesten  gleichzustellen  den  Erb- 
übeln des  Menschengeschlechts,  der  Tuberkulose  und  dem  Krebs", 
und  Professor  Max  Haüshofeb,  der  als  Volkswirt  sprach.  Pro- 
fessor Büchner  empfahl  als  Ablenkung  von  der  Kneipe  besonders 
die  körperlichen  Übungen  und  Bewegungsspiele  der  englischen 
Studenten,  die  ursprünglich  aus  dem  Italien  der  Renaissanceperiode 
stammen  und  auf  die  alten  Römer  zurückgehen,  also  eine  gute 
klassische  Tradition  darstellen.  In  demselben  Sinne  rühmte  er  auch 
die   italienischen  Studenten.     „Sie   kennen   nichts   von  Trinksitten; 


488 

ttberhanpt  ist  Italien  ganz  frei  daTon.  Das  lebensfreudigste  Volk, 
dem  man  die  anzerstörte  Heiterkeit  ttberall  dort,  wo  es  nicht  wirtr 
schafüich  geradezu  im  tiefsten  Elend  steckt,  Yom  Gesichte  abliest, 
geniefst  die  Segnungen  seiner  herrlichen  Weinknlturen  mit  angeborener 
Mä&igung.  Das  sind  gute  klassische  Traditionen,  in  Fleisch  und 
Blut  übergegangen.  Wir  aber  sind  immer  noch  in  dieser  Beziehung 
die  alten  unmäCsigen  Barbaren  geblieben.  Als  barbarisch  galt  ja 
den  alten  Griechen  und  Römern  alles  ÜbermäCsige,  Unschöne.  Ich 
aber  habe  in  Italien  immer  den  Eindruck  gehabt,  dafs  die  heutigen 
Italiener  weitaus  leistungsfthigere  Nerven  haben,  als  wir  Deutsche. 
Sie  sind  ausdauernder  bei  der  Arbeit,  ausdauernder  bei  ihren  Ver- 
gnügungen, namentlich  ihren  Spielen  im  Freien.  Immer  wieder 
mulste  ich  mir  die  Frage  vorlegen,  ob  nicht  unser  vererbter  Alko- 
holismus einen  grofeen  Teil  der  Schuld  an  diesem  Unterschiede 
trftgt?"  Von  ähnlichem  Geiste  getragen  waren  die  AusfUirungen 
Haübhofehs.  Sein  Schluiswort  lautete:  „Wer  auf  der  Höhe  des 
Lebens  steht,  weils,  dafs  die  edelste  Begeisterung,  die  wunderbarste 
Stimmung,  deren  das  Menschenherz  f&hig  ist,  mit  dem  Alkohol  nichts 
zu  thun  hat.  Es  gibt  Menschen  genug,  die  nur  dann  einer 
Begeisterung  iSMg  sind,  wenn  sie  getrunken  haben.  Aber  es  gibt 
auch  genug  andere,  welche  wissen,  dals  man  weihevolle  und  frohe 
Stunden  und  Stimmungen  haben  kann,  ohne  getrunken  zu  haben, 
und  dafs  diese  Stimmungen  nicht  verrauchen  und  nicht  mit  schnödem 
Katzenjammer  enden,  wie  jene,  die  der  Alkohol  geschaffen  hat.  Nicht 
trockene  und  öde  Nüchternheit  und  Freudlosigkeit  ist  es,  was  die 
Mä&igkeitshestrebung  lehren  und  verbreiten  möchte,  sondern  jene 
Klarheit  des  Geistes,  jene  Tüchtigkeit  des  Körpers,  jene  Spannkraft 
des  Willens,  die  den  Menschen  befähigen  sollen,  allzeit  auf  der 
Höhe  des  Lebens  zu  stehen.  Dann  wird  er  die  Begeisterung  und 
die  Freude,  die  er  im  Kampf  ums  Dasein  braucht,  nicht  mehr  im 
umnebelnden  Kneipendunst  suchen,  sondern  in  der  Schönheit  der 
Natur  und  im  Reichtum  des  Menschenherzens,  in  Kunst  und 
Wissenschaft  und  in  allem,  was  dauernde  Begeisterung  verdient!^ 

Die  Ag;iüttio]i  der  Imptgegnev  gegen  die  SchatEpockeB- 

impfting  wird  seit  einiger  Zeit  wieder  mit  besonderer  Lebhaftigkeit 
betrieben  und  scheint  insbesondere  auch  in  ärztlichen  Kreisen  neuere 
dings  mehr  Unterstützung,  als  früher  zu  finden.  Die  preufsischen 
Minister  des  Kultus  und  des  Innern  haben  sich  daher  veranlalst  ge- 
sehen, folgende,  vom  Direktor  des  Kaiserlichen  Gesundheitsamts  vor- 
geschlagenen Mafsregeln  den  zuständigen  Behörden  zur  Beachtung 
und  Durchführung  anzuempfehlen:  1.  In  deigenigen  Impf  bezirken, 
in  denen  verhältnismäfsig  zahlreiche  Befreiungen  von  der  Impfung 
stattfinden,  oder  die  Impfungen  der  Privatärzte  häufig  erfolglos  bleiben, 


489 

sind  die  Ursachen  solcher  Unzutrftglichkeiten  zu  ermitteln.  In  geeig« 
neten  Fällen  ist  gemäfs  §  2,  Absatz  2  des  Impfgesetzes  dnrch  den 
Impfarzt  festzustellen,  ob  der  Impfpflichtige  thatsftchlich  ohne  Gefahr 
fftr  sein  Leben  oder  seine  Gesundheit  nicht  geimpft  werden  kann, 
nnd  je  nach  dem  Ergebnis  dieser  Feststellnng  anzuordnen,  dafs  die 
letzte  Wiederholung  der  Impfuug  durch  den  Impfarzt  vorgenommen 
wird.  2.  Die  Angaben  ttber  sogenannte  Impfschädigungen,  deren  Ver- 
öffentlichung in  der  Tagespresse,  in  Fachzeitschriften,  Flugblättern, 
Petitionen  u.  dergl.  zur  Zeit  das  beliebteste  Agitationsmittel  der 
Impfgegner  ist,  sind  durch  die  beteiligten  Behörden  zu  untersuchen 
und  der  Thatbestand,  sowie  die  Ursache  der  behaupteten  Gesund- 
heiteschädigung in  jedem  einzelnen  Fall  mit  möglichster  Beschleunigung 
festzustellen.  Sofern  sich  die  verbreitete  Nachricht  als  unrichtig 
erweist,  ist  die  öffentliche  Berichtigung  unwahrer  oder  entstellter 
Angaben  herbeizuführen  und,  wenn  dies  angängig  und  für  das  öffent- 
liche Gesnndheitsinteresse  förderlich  erachtet  wird,  ein  strafrechüichea 
Vorgehen  gegen  die  Verbreiter  falscher  Nachrichten  zu  veranlassen. 
Mit  Rücksicht  auf  die  vielfach  noch  übliche  Unterscheidung  eines 
Impfrotlaufes  von  dem  echten  Wundrotlauf,  welche  geeignet  ist,  der 
Verbreitung  unzutreffender  Mitteilungen  über  Impfschädigungen  Vor- 
schab zu  leisten,  sind  die  Impfärzte  anzuweisen,  gewöhnliche  Haut- 
entzündungen, welche  infolge  ausnahmsweise  starker  Wirkung  der 
Lymphe  oder  hochgradiger  Empfindlichkeit  des  Impflings  um  die 
Impfyusteln  aufzutreten  pflegen,  fernerhin  nicht  mehr  in  den  Berichten 
als  Rotlauf  anzuführen,  sondern  diese  Bezeichnung  nur  auf  Er- 
krankungen an  echter  Wundrose  (Erysipel)  anzuwenden  und  die 
betreffenden  Fälle  einzeln  eingehend  zu  beschreiben.  3.  Die  prak- 
tischen Ärzte  sind  in  geeigneter  Weise  durch  Mitteilungen  in  den 
Fach-  und  Standesvereinen  oder  durch  Veröffentlichungen  der  Be- 
hörden auf  die  Bedeutung  der  Impfung  hinzuweisen,  zumal  den 
jüngeren  unter  ihnen  die  Schrecken  der  Pockenseuche  aus  eigener 
Anschauung  meist  nicht  bekannt  sind. 

Jngefldliche  Selbstmörder  in  Frankreieh.  Der  offizielle 
Bericht  der  Selbstmörderstatistik  für  Frankreich  gibt  nach  „X^on  med,^ 
für  das  Jahr  1892  folgende.  Daten  an.  Nachdem  die  Selbstmorde 
in  den  Jahren  1889  und  1890  etwas  nachgelassen  hatten,  nahmen 
sie  für  die  nächsten  Jahre  wiederum  in  dem  alten  Verhältnisse  zu. 
Von  6638  im  Jahre  1890  stiegen  sie  auf  8884  im  Jahre  1891 
nnd  auf  9285  im  Jahre  1892.  Dabei  wuchs  besonders  auch  die 
Zahl  der  jugendlichen  Selbstmörder  in  erschreckender  Weise.  Für 
1892  zählte  man  deren  87  unter  16  Jahren,  während  es  1880  nur 
55  waren.  Von  den  16  bis  21  Jahre  alten  nahmen  sich  267  im 
Jahre  1880  das  Leben,  im   Jahre   1890  dagegen  368;    bei    der 


490 

letzten  Zählang   im  Jahre  1892    aber    stieg    die   Ziffer   sogar   bis 
auf  475. 

Die  englische  Gesellschaft  zur  Yerhtttnng  Ton  Gnu- 
samkeit  gegen  Sander  hatte,  wie  wir  dem  j^Brü.  Med.  Jou/tn.^ 
entnehmen,  eine  Versammlung  ihrer  Mitglieder  auf  den  14.  Mai  d.  Js. 
nach  Mansion  Honse  in  London  berofen,  nm  über  ihre  Th&tigkeit 
im  abgelanfenen  Jahre  Bericht  zn  erstatten.  Dasselbe  ist  in  jeder 
Hinsicht  anfeerordentlich  erfrenlich  gewesen.  Die  Einnahmen  der 
Gesellschaft  übertrafen  diejenigen  des  Vorjahres  am  £  14400» 
während  die  Aasgaben  bedeatend  abgenommen  haben.  Die  Zahl 
der  untersachten  Fälle  war  am  3477  gröfser,  als  im  Yorhergehendea 
Jahre.  Besonders  günstig  aber  and  für  das  urteil  der  Agenten  der 
Gesellschaft  bezeichnend  ist  es,  dalä  nar  4%  der  Anklagen  gegen 
Eltern  wegen  grausamer  Behandlang  ihrer  Kinder  mit  Freisprechong 
endeten.  Der  Verein  hat  im  Berichtsjahre  Korporationsrechte 
erhalten.  Geklagt  wird,  dafs  manche  Juristen  das  Eltemhaos  als 
eine  Burg  ansehen,  in  die  man  auch  dann  nicht  eindringen  dürfe, 
wenn  ein  pflichtrergessener  Vater  oder  eine  unnatürliche  Matter 
darin  schalteten. 

Ein  nenes  Ferienheim  fBr  Baseler  Schfller.  In  den  letzten 
elf  Jahren  hat  der  Bealschülertumyerein  Basel,  so  schreiben  die 
„Schwff.  Bl,  f,  Chdhtspflg,^ ,  unter  Leitung  des  Turnlehrers  Ad.  GiiAIZ 
fünfmal  die  Sommerferien  auf  der  Alp  Schrina  an  den  Kurfirsten 
zugebracht.  Da  indessen  die  Ferienkolonien  immer  mehr  gewachsen 
sind,  genügten  die  primitiven  Räumlichkeiten  auf  jener  Alp  nicht 
mehr.  Der  Verein  „Ferienheim^  in  Basel  hat  deshalb  mit  der 
Gemeinde  Niederumen  im  Glarnerland  Unterhandlungen  angeknüpft, 
um  auf  der  Alp  Morgenholz,  eine  viertel  Stunde  oberhalb  Nieder- 
umen, in  einer  Höhe  von  drka  1000  m  ein  eigenes  Heim  ein- 
zurichten. Die  Unterhandlungen  hatten  Erfolg,  und  die  Baseler 
Ferienknaben  werden  nun  einen  herrlichen  Tummelplatz  erhalten, 
von  dem  aus  sich  prächtige  kleinere  und  gröfsere  Wanderangen 
unternehmen  lassen,  so  auf  den  Aubrig,  den  Rautispitz,  den  Schilt, 
den  Mürtschenstock,  den  Speer,  den  Leistkanmi  u.  s.  w.  Über  das 
geplante  Gebäude  selbst  berichtet  Herr  Glatz  in  den  „ManaisbL 
f.  d.  Schuliurn.^:  Unser  Ferienheim  wird  eine  Länge  von  14,  eine 
Breite  von  9  und  eine  Höhe  von  llVs  m  erhalten.  Längs  der 
nach  Osten  gerichteten  Hauptfagade  wird  eine  1  m  hohe  und  2Vt  m 
breite  Terrasse  und  auf  der  nördlichen  Giebelseite  eine  gedeckte 
Laube  hergestellt,  die  als  Treppenhaus  dienen  und  sämtliche  Aborte 
enthalten  soll.  In  das  Erdgeschofs  kommen  ein  heizbarer  Speise- 
saal ^  sowie  Küche  und  Keller.  Die  beiden  Stockwerke  werden  In 
zwei  grofse  und  drei  kleinere  Schlafräume  eingeteilt.   Mit  Ausnahme 


491 

der  Orund-  und  EeUermauem  wird  der  ganze  Bau  in  Holz,  mit 
Bogenaonten  gestrikten  W&nden  ausgeführt.  Das  Dach  erhält  eine 
Bedecknng  aus  Schindeln,  und  sämtliche  Aufsenwände  werden  mit 
kleinen  Schindeln  verkleidet.  Das  Gebäude  wird  sechzig  einfache 
Bettstellen  mit  Seegrasmatratze  und  Kissen  erhalten;  die  jeweiligen 
Bewohner  desselben  haben  Leintücher  und  Wolldecken  mitzubringen. 
Die  Küche  wird  mit  genügendem  Kochgeschirr  und  den  übrigen 
Gerätschaften  versehen  werden;  femer  soll  für  Tischgeschirr  und 
Bestecke,  sowie  für  aUe  diejenigen  Gegenstände  gesorgt  werden,  die 
zur  Bewohnung  des  Gebäudes  nötig  sind.  Der  Senne  auf  Morgen- 
holz liefert  den  Bewohnern  des  Ferienheims  zu  jeder  Zeit  genügend 
Milch  und  Milchprodukte.  Alle  übrigen  Lebensmittel  sind  in 
Niederumen  zu  beziehen;  der  Transport  derselben  bietet  keine 
Schwierigkeiten,  indem  der  Weg  auf  die  Alp  nicht  weit  und  auch 
bei  Regenwetter  nie  kotig  ist.  In  unsem  Sommerferien,  von  Mitte 
Juli  bis  August,  steht  das  Ferienheim  der  Baseler  Schuljugend  offen ; 
für  die  übrigen  Sonunerwochen  soll  es  den  Schlüem  anderer 
Schweizerstädte,  event.  des  Auslandes,  deren  Ferien  nicht  mit  den 
unsem  zusammenfaUen,  mietweise  überlassen  werden.  Allfällige 
Anfragen  sind  an  Ad.  Glatz,  Turnlehrer  in  Basel,  zu  richten. 

Das    erste   Berliner   Schfilerwettrndem    in   Grünau    am 

15.  Juni  d.  Js.  war  vom  Wetter  wenig  begünstigt.  Am  Vormittag 
stellte  sich  ein  kräftiger  Landregen  ein,  der  auch  am  Nachmittag 
noch  anhielt.  Trotzdem  ging  es  in  Grünau  schon  vormittags  lebhaft 
zü.  Der  Berliner  Schülerruderverein  „Friedrich  Wilhelm"  vom 
Friedrich -Wilhelms -Gymnasium  vollzog  feierlich  die  Taufe  seines 
dritten  Bootes  auf  den  Namen  Bismarck.  Im  Jahre  1892  gab  es 
in  ganz  Preuüsen  nur  zwölf  Schülerrudervereine,  gegenwärtig  zählt 
Berlin  allein  deren  acht.  Der  älteste  derartige  Verein,  derjenige  in 
Ohlau,  stammt  aus  dem  Jahre  1880.  In  demselben  Jahre  wurde 
der  Gymnasialruderverein  zu  Rendsburg  gegründet,  1882  der  in 
Neuwied.  In  Berlin  ist  der  älteste  Gymnasialruderverein  der  des 
Friedrich- Wilhelms-Gymnasiumfi,  ,,Friedrich-WUhelm^,  1884  aus  den 
Turnern  hervorgegangen.  Die  Geldmittel  wurden  dadurch  gewonnen, 
dafs  man  von  den  den  Turnplatz  in  der  Hasenheide  besuchenden 
Eltern  und  Angehörigen  der  turnenden  Schüler  ein  kleines  Eintritts- 
geld erhob.  In  der  Zeit  von  zehn  Jahren  sind  140  Schüler  im 
Rudern  ausgebildet  worden.  Von  den  übrigen  Berliner  Schüler- 
radervereinen  besteht  die  Abteilung  am  Leibniz- Gymnasium  seit 
18^2;  zwei  Schülerruderabteilungen  wurden  im  Yoijahr  gebildet,  an 
der  fSriedrich  Werderschen  Oberrealschule  und  an  der  ersten  Real- 
schule; die  anderen  fünf  Abteilungen,  die  sich  am  Sonnabend  in 
Grünau  am  Wettrudem  beteiligten,  entstanden  erst  in  diesem  Jahre 


492 

nach  der  Stiftimg  «ines  Wanderpreises,  bestehend  in  einer  altgotischen 
Kanne,  durch  den  Kaiser.  Sie  kamen  za  stände  am  Lmsen-Gymnasinm, 
dem  Lnisenstädtischen,  Königstädtischen,  Andreas-  und  Friedrichs- 
Bealgynmasinm.  Insgesamt  zählen  zor  Zeit  alle  nenn  Abteüangen 
142  aktive  Mitglieder,  Ton  denen  75  am  Wettkampf  teilnahmen. 
Den  Kaiserpreis  gewann  mit  einer  halben  Länge  das  Luisenstädtische 
Realgymnasium  in  5  Minuten  5  Sekunden  vor  dem  Andreasreal- 
gymnasium und  dem  Friedrich -Wilhelms-Gymnasium.  Dem  Rennen 
um  den  Kaiserpreis,  an  dem  von  jeder  Anstalt  nur  die  beste  Ab- 
teilung sich  beteiligen  durfte,  ging  ein  Ermunterungsrennen  für  die 
übrigen  Abteilungen  voraus.  Hierbei  gewann  in  ö  Minuten  23  Se- 
kunden das  Andreas-Realgymnasium  leicht  den  Preis.  Die  Friedrich 
Werdersche  Oberrealschule  behauptete  den  zweiten  und  das  Luisen- 
städtische  Realgymnasium  den  dritten  Platz. 

Ereissehfilertiumfeste  in  Ungarn.  Das  Königlich  ungarische 
Kultus-  und  Unterrichtsministerium  veranstaltete,  wie  die  y^Dtseh, 
Tum^Ztg,''  berichtet,  im  Sommer  d.  Js.  Kreisschttlertumfeste.  Diese 
wurden  in  Raab,  Bessterczebanya,  Debreczin  und  Groüswardein  ab- 
gehalten, und  zwar  derart,  dals  sich  an  denselben  je  drei  Lehrbezirke 
beteiligten.  In  Raab  der  Raaber,  Preisburger  und  Stuhlweilsenburger; 
in  Bessterczebdnya  der  Bessterczeb&nyaer,  Budapest  hauptstädtische 
und  Budapest  provinziale;  in  Debreczin  der  Debrecziner,  Kaschaner 
und  Szegediner  und  in  Groiswardein  der  Grofswardeiaer,  Elausen- 
burger  und  Hermannstädter.  Behörden  und  Bevölkerung  hatten 
fkberall  grofse  Vorbereitungen  getroffen,  damit  diese  SchOlertumfesto 
würdig  begangen  würden.  Für  dieses  Jahr  plant  das  Unterrichts- 
ministerium auch  die  Abhaltung  eines  sechstägigen  Spiellehrkurses, 
von  welchem  man  sich,  namentUch  in  Budapest,  viel  Erfolg  verspricht. 


2l«tli(^e  )Oetfit0iiii0ett. 


Verordnang  des  KSniglich  prenfsischen  Unterriehtsministen, 
betreffend  Einführung  eines  nenen  Leitfadens  (Br  den  Tnm- 

nnterricht  in  den  Volkssehnlen. 

Berlin,  den  1 .  April  1895. 

Der  „Neue  Leitfaden  für  den  Turnunterricht  in  den 
preufsischen  Volksschulen'',  der  durch  Erlafs  vom  1.  Augnst 
1868  eingeführt  wurde,  ist  auf  meine  Veranlassung  mit  Rücksicht  anf 


498 

die  fortschreitende  Entwickelaog  des  Tnmbetriebes  fiberhanpt  und 
insbesondere  bei  den  Yolksschnlen  einer  erneuten  Durchsicht  und,  wie 
68  sich  dabei  als  unabweislich  erwies,  einer  umfangreichen  Um- 
gestaltung unterzogen  worden. 

Das  Ergebnis  dieser  Arbeit  liegt  yor  in  dem  y^Leiifadm  für  dm 
ISiyrmmienicht  in  den  prmfaischen  Volksschulen  von  1895*^  ^  der 
jetsst  in  dem  Verlage  von  W.  Hertz  (Bessersche  Buchhandlung) 
liier  W.,  Behrenstra&e  17,  erscheint  und  unverzüglich  an  Stelle  des 
bisherigen  Leitfadens  in  Gebrauch  zu  nehmen  ist. 

Bezflglich  der  Verwendung  des  Leitfadens  ist  folgendes  zu 
bemerken : 

Der  Übungsstoff  ist  systematisch  geordnet.  Selbstverstftndlioh 
ist  also  der  Leitfaden  beim  Unterrichte  nicht  in  der  Weise  zur 
Richtschnur  zu  nehmen,  dab  etwa  die  Übungen  in  der  Reihenfolge 
vorgenommen  werden,  in  der  sie  dort  pan^aphenweise  anfgefilhrt 
sind.  Vielmehr  hat  der  Lehrer  selbst  den  Übungsstoff  so  zu  ordnen 
und  die  einzelnen  Übungen,  wo  sie  auch  im  Leitfaden  behandelt 
«ein  mögen,  von  dem  Gesichtspunkte  aus  an  die  rechte  Stelle  des 
Unterrichtsplanes  zu  bringen,  dals  sie  in  stufenm&fsiger  Folge  und 
angemessenem  Wechsel  ein  regelmätsiges  Fortschreiten  aller  Schfller 
sicdiem.  Fingerzeige  für  ein  solches  planmft&iges  Verfahren  gibt 
der  Leitfaden  selbst  —  von  den  allgemeinen  Bemerkungen  über  die 
Au^be  und  den  Betrieb  des  Turnunterrichtes  abgesehen  —  insofern, 
als  einerseits  diejenigen  Übungen,  die  sich  ausschlieislich  f(ir  die 
Oberstufe  der  Volksschule  eignen,  durch  ein  Kreuz  kenntlich  gemacht 
sind,  andererseits  vielfach  Beispiele  fftr  Verbindungen  von  Übungen 
gegeben  werden,  nach  denen  der  einzelne  Lehrer,  je  nach  der  für 
das  Turnen  verfügbaren  Zeit  und  nach  dem  Stande  der  Tumfertigkeit 
seiner  Schfller,  auch  neue  Verbindungen  und  Gruppierungen  zusammen- 
zustellen im  Stande  sein  wird.  Überall  ist  aber  auf  eine  gleichmäCsige 
und  sorgfaltige  Einübung  der  Grundformen  besonderer  Nachdruck  zu 
legen.  Die  Sicherheit  in  diesen  ist  für  die  Schule  weit  mehr  wert, 
als  ein  die  turnerische  Durchbildung  leicht  beeinträchtigendes  Vielerlei 
von  Übungen. 

Der  im  Leitfaden  gebotene  Stoff  wird  fflr  Volksschulen  üi  ein- 
fachen Verhältnissen  ausreichen,  vielleicht  hier  und  da  sogar  noch 
eüie  Beschränkung  erfahren  müssen.  Bei  günstigeren  Verhältnissen 
und  bei  gehobenen  Volksschulen  ist  aber  nicht  ausgeschlossen,  dab 
über  dessen  Grenzen  hinausgegangen  wird  und  unter  sachkundiger 
Leitung  auch  Geräte  beim  Turnunterrichte  benutzt  werden,  von  denen 
in  dem  Leitfaden  für  Volksschulen  überhaupt  abzusehen  war.  Wohl 
zu  bedenken  ist  aber,  dab  es  der  Aufgabe  der  Schule  nicht  ent- 
sprechen würde,    dabei  die  Ausbildung   einzelner   besser   beanlagter 


494 

Schüler  zu  besonderen  tnmeriscben  Leistungen  anf  Kosten  der 
Gesamtheit  bestimmend  sein  zu  lassen. 

Mit  den  Zöglingen  der  Schnllehrerseminare  ist  der  im  Lieitfaden 
enthaltene  Übnngsstoff  unter  BerQcksichtigang  der  zahlreichen  metho- 
dischen Winke  so  zn  verarbeiten,  dafs  sie  befthigt  werden,  später 
den  Tamonterricht  auf  Grund  des  Leitfadens  den  örtlichen  Ver- 
hftltnissen  entsprechend  möglichst  selbständig  zu  gestalten.  Der 
Tumbetrieb  an  den  Lehrerbildungsanstalten  selbst  darf  aber  nicht 
auf  die  im  Leitfaden  angegebenen  Übungen  beschränkt  bleiben. 

Gleichzeitig  bestimme  ich,  dals  sowohl  bei  den  höheren  Lehr- 
anstalten, bei  denen  die  Anfangsgründe  im  Turnunterrichte  durchweg 
nach  Malsgabe  des  Leitfadens  zu  behandeln  sind,  als  auch  bei  den 
Mädchenschulen,  soweit  für  den  Turnunterricht  bei  diesen  die  im 
Leitfaden  aufgeführten  Übungen  überhaupt  in  Frage  kommen,  sowie 
endlich  in  allen  staatlichen  Kursen  zur  Ausbildung  von  Tunüehrrana 
und  Tumlehrerinnen  und  in  den  Prüfungen  dieser  die  Tumspradie 
und  die  ßefehlsformen  des  Leitfadens  fortan  gleichmälsig  zur  An- 
wendung gebracht  werden.  Das  Königliche  ProvinzialschulkoUegium 
—  die  Königliche  Regierung  —  hat  das  Erforderliche  alsbald  zu 
veranlassen. 

Schliefslich  bemerke  ich,  dafs  die  obengenannte  Yerlagsbuch- 
handlung  sich  verpflichtet  hat,  die  Exemplare  des  Leitfadens,  welche 
die  Königlichen  Provinzialschulkollegien,  Regierungen  und  Kreisschid- 
inspektoren  für  sich  oder  für  die  ihnen  unterstellten  Schulen  von 
ihr  innerhalb  eines  halben  Jahres  nach  Erscheinen  des  Buches 
beziehen,  zum  Preise  von  je  0,75  JK.  zu  liefern.  Die  Beschaffimg 
des  Leitfadens  ist  für  den  dortigen  Aufsichtsbezirk  auf  Kosten  der 
betreffenden  Schulen  und  Lehranstalten  nach  Mafsgabe  des  Yor- 
stehenden  ungesäumt  in  die  Wege  zu  leiten. 

An 
sämtliche  Königliche  Provinzialschulkollegien  und  Regierungen. 


Abschrift  erhalten  Ew.  Hochwohlgeboren  zur  gefiUligen  Kenntnis- 
nahme und  weiteren  Veranlassung  bezüglich  des  dort  bestehenden 
staatlichen  Kursus  zur  Ausbildung  von  Turnlehrern. 

Der  Minister  der  geistlichen  u.  s.  w.  Angelegenheiten. 

(Gez.)  Bossu. 

An 
die  Herren  Universitätskuratoren  zu  Halle  a.  S.  und  zu  Bonn, 
ü.  m.  B.  1081.  ü.  II. 


495 


Erlafe  des  KSniglieli  italieiiisciieii  Ministeriiimg  des  Sffentlicheu 

ünterriehts 
bez&glieh  der  Infektioiiskraiikheiteii  in  Schulen. 

(Fortaeteung.) 

Schalprophylaxe  derjenigen  Infektionskrankheiten, 
welche  den  Schnlhesnch  gestatten. 

A.  Die  Grundregel  dieser  Prophylaxe  besteht  darin,  soweit  als 
möglich  den  Verkehr  der  gesunden  mit  den  kranken  Schülern  za 
Terhindem  nnd  Sorge  dafür  zn  tragen,  da(s  die  Erankheitsprodakte 
nicht  die  Verbreitung  dieser  Krankheit    begünstigen. 

6.  Sooft  der  Schüler,  sei  es  an  den  Augen,  sei  es  an  der 
Haut  oder  an  der  behaarten  Kopfhaut  eine  der  Ansteckung  ver- 
dftchtige  Krankheit  zeigt,  wird  er  aus  der  Schule  entfernt  werden 
müssen  und  nicht  eher  wieder  zugelassen  werden  dürfen,  bevor  er 
ein  ärztliches  Zeugnis  vorlegt,  welches  jegliche  Gefahr  einer  Ansteckung 
für  ausgeschlossen  erkl&rt  oder  versichert,  dafe  er  sich  in  Behand- 
lung befindet. 

In  diesem  letzteren  Falle  wird  der  Schulbesuch  von  folgenden 
Bedingungen  abhängig  gemacht':  a.  alle  vierzehn  Tage  Vorlegung  eines 
ftrztlichen  Attestes,  welches  bezeugt,  dafo  der  Schüler  sich  noch  in  Be- 
handlung befindet,  und  welches  über  den  Verlauf  der  Krankheit  berichtet; 
b.  Isolierung  des  erkrankten  Schülers  durch  Platzanweisung  auf  einer 
getrennt  stehenden  Schulbank,  welche  bestimmt  ist,  die  von  derselben 
Krankheit  befallenen  Schüler  aufzunehmen;  c.  in  grofsen  Städten, 
woselbst  die  Zahl  der  beispielsweise  an  Grind  (tinea)  oder  granu- 
löser Augenentzündung  Leidenden  beträchtlich  wäre,  sollen  besondere 
Klassen  für  solche  Kranken  erOffiaet  werden,  in  denen  dieselben 
an&erdem  behandelt  werden  können. 

C.  Die  Tuberkulose,  vorzugsweise  die  der  Lunge  oder  auch  die 
eiterige  der  Haut,  ist  eine  Krankheit,  welche,  ohne  den  Schüler  in  die 
Unmöglichkeit  zu  versetzen,  während  ihrer  ganzen  Dauer  die  Schule 
Eo  besuchen,  diesen  immerhin  zu  einem  fortwährenden  Krankheits- 
verbreiter stempelt. 

Die  Gefahr  der  Verbreitung  der  Lungentuberkulose  liegt  im 
Auswurf,  welcher  den  specifischen  Bacillus  enthält;  dieser  Badllns 
leistet  der  Austrocknung  Widerstand,  erhebt  sich  mit  dem  auf  Fufih 
böden,  Wänden  und  sonstigen  Gegenständen  befindlichen,  staub- 
ftrmigen  Auswurfe  in  die  Luft  und  kann  so  in  die  Atmungswege 
gelangen. 


496 

Es  ist  daher  notwendig,  da(s  sowohl  Schfiler,  als  Lehrer  und 
Schuldiener,  welche  an  Lnngentaherknlose  mit  Hasten  and  Expek- 
toration leiden,  Yon  der  Schale  aasgeschlossen  werden. 

Diejenigen,  welche  den  Verdacht  der  Langentaberkolose  er- 
wecken, oder  überhaupt  mit  Hasten  and  Aaswarf  behaftet  sind, 
sollen  aaf  eine  von  den  übrigen  isolierte  Bank  gesetzt  werden,  am 
die  anmittelbare  Nachbarschaft  mit  ihren  Kameraden  zu.  vermeiden. 

Eine  nnerl&isliche  Maisregel  wird  es  sein,  dieselben  za  nötigen, 
jsich  der  in  ihrem  Bereiche  befindlichen  Spacknäpfe  za  bedienen. 
Diese  dürfen  einfache  Holzkftstchen  sein,  deren  Boden  mit  einer  5 
bis  10  cm  dicken  Schicht  von  gepulvertem,  rohem  Kalke  bedeckt  ist. 

Diejenigen  Lehrer,  die  an  Hasten  mit  Auswurf  leiden,  werden 
mit  gatem  Beispiel  vorangehen  und  gewissenhaft  die  Spacknfipfe 
benutzen. 

Denn  selbst  in  dem  Auswurfe  noch  gesunder  Personen  können 
-sich  Keime  der  Lungenentzündung  befinden,  und  in  denjenigen  von 
Individuen,  die  an  Diphtheritis  oder  Angina  gelitten  haben,  erhalten 
sich  die  bezüglichen  Krankheitskeime  noch  auf  lange  hinaus,  weshalb 
es  eine  für  alle  geltende  Kegel  sein  mufs,  nur  in  die  Spacknäpfe 
zu  spucken.  Zu  diesem  Zwecke  ist  in  den  Korridoren  und  Klassen 
vermittelst  besonderer  Plakate  das  Verbot  in  Erinnerung  zu  brmgen, 
anderswohin,  als  in  die  Spucknäpfe  den  Auswurf  zu  entleeren. 

D.  Wenn  es  sich  um  Schüler  handelt,  die  von  einer  übertrag- 
baren Krankheit  befallen  sind,  so  wird  eine  besondere  Überwadiung 
son  Seiten  des  Lehrers  nötig,  um  den  Austausch  von  Gegenständen, 
wie  Bücher,  Hefte  u.  s.  w.,  zwischen  Kranken  und  Gesunden  zu  ver- 
hindern, da  dergleichen  Dinge  häufig  die  Träger  von  Infektions- 
keimen sind. 

(ForteetEong  in  No.  9.) 

EmpfeUnng  des  vom  Kaiserlichen  Gesnndheitsamte  benns- 

gegebenen  Gesnndheitsbflchleins  dnrch  dasKSniglichprenfsiseke 

Hinisterinm  der  geistlichen,  Unterrichts-  nnd  M^dizinal- 

angelegenheiten. 

Berlin,  den  7.  Februar  1895. 

In  dem  Kaiserlichen  Gesundheitsamte  ist  eine  gemeinfafsliche 
Anleitung  zur  Gtesondheitspflege  ausgearbeitet  worden  and  neuerdings 
unter  dem  Titel  ,yQesundheUsbiichlein*'  im  Verlage  von  Julius  Springer 
•hier  N.,  Monbgouplatz  3,  erschienen.  Der  Preis  beträgt  für  ein 
•kartonniertes  Exemplar  1  M,  und  für  ein  in  Leinewand  gebundoies 
Exemplar  1,26  «M;  bei  gleichzeitiger  Entnahme  von  mindestens 
20  Exemplaren  ermäisigen  sich  diese  Preise  auf  0,80  M  und  1  JH, 


497 

▼orbehaltlich  besonderer  Vereinbanuigen  mit  der  Yerlagshandlimg 
bei  Bezug  grO&erer  Mengen. 

In  dem  „OesuncO^eitsbücMein*^  ist  knrz  zusammengestellt,  was 
nach  der  neueren  Entwickelong  der  wirtschaftlichen  Verhältnisse  im 
deutschen  Reiche  jeder  Gebildete  auf  dem  Gebiete  der  Gesund- 
heitslehre und  -pflege  wissen  oder  wenigstens  jederzeit  sich  verfügbar 
halten  soll.  Der  reiche  Inhalt  ist  gut  geordnet,  und  das  beigegebene 
genaue  Inhaltsverzeichnis  ermöglicht  eine  schnelle  Auffindung  der 
einzelnen  Abschnitte.  Die  Schreibweise  ist  gemeinverständlich  und 
die  Darstellung  im  allgemeinen  in  demjenigen  Grenzen  gehalten,  die 
geboten  sind,  um  nicht  durch  die  Lektflre  des  Buches  der  Kur- 
pfuscherei Vorschub  zu  leisten. 

Das  Königliche  Provinzialschulkollegium  —  die  Königliche  Re- 
gierung —  mache  ich  auf  dies  y^Q-esundheitsbiiMein'^ ,  dessen  thunlichste 
Verbreitung  erwünscht  ist,  mit  dem  Bemerken  besonders  aufmerksam, 
dab  die  Anschafinng  desselben  sich  empfiehlt: 

1.  für  die  Bibliotheken  der  Königlichen  ProvinzialschulkoUegien, 
sämtlicher  höherer  Lehranstalten,  sowie  der  für  die  praktische 
Ausbildung  der  Kandidaten  des  höheren  Lehramts  bestehenden 
Seminaranstalten, 

2.  für  die  Bibliotheken  sämtlicher  Lehrer-  und  Lehrerinnenseminare, 
sowie  der  Präparandenanstalten, 

3.  für  die  Bibliotheken  der  Königlichen  Regierungen  und  für 
sämtliche  Lehrerbibliotheken. 

Da  bei  gröfserem  Bezüge  eine  PreiBermäfsigung  eintritt,  wird 
es  zweckmäfsig  sein,  wenn  das  Königliche  Provinzialschulkollegium 
—  die  Königliche  Regierung  —  für  den  Bedarf  seines  —  ihres  —  Auf- 
sichtsbezirkes die  Bestellungen  übernimmt  und  unmittelbar   besorgt. 

Ausdrücklich  bemerke  ich  jedoch,  da&  das  Buch  für  den  Unter- 
richt nur  insoweit  zu  verwerten  ist,  als  es  der  Vorbereitung  der  Lehrer 
auf  die  lehrplanmälsige  Unterweisung  über  die  Gesundheitspflege  zu 
Grunde  gelegt  wird;  dabei  wird  es  ersprie&liche  Dienste  leisten. 
Nicht  zu  benutzen  ist  es  aber  als  Leitfaden  für  diesen  Unterricht 
m  der  Weise,  dafs  es  sich  etwa  dabei  in  den  Händen  der  Schüler 
und  Schülerinnen  selbst  befände. 

Der  Minister  der  geistlichen  u.s.  w.  Angelegenheiten. 

(Gez.)  Bosse. 

An 
sftmtlicbeKönigliche  ProvinzialschulkoUegien  und  Königliche  Regierungen, 
ü.  n.  2680.  U.  m. 

8olmlgMiiadlieitipfl«f •  YIII.  32 


498 


Tabelle  zur  Statistik  der  Erkrankungen 

nnd  sonstigen  Dienstversänninisse  der  Lekrpersonen. 

Vom  Bezirksschulräte  der  Stadt  Wien, 

Schuljahr  1894—95. 

B.  S.  Z.  11  092  ex  1891. 

Vorbemerkungen:  Für  jede  Lehrperson,  den  Leiter 
der  Schule  mitinbegriffen,  welche  während  dieses  Schuljahres  bisher 
den  Dienst  versäumt  hat  oder  späterhin  versäumt,  ist  ein  solches 
Formular  zu  benutzen;  nur  die  Dienstversämnnisse  der  kathoUscheu 
Seelsorger  —  nicht  aber  auch  die  der  eigenen  Keligionslehrer  — 
haben  unberücksichtigt  zu  bleiben.  Fflr  jede  Dienstversäumnis, 
ob  sie  nun  einen  halben  Schultag  oder  länger  gedauert  hat,  ist 
eine  Zeile  der  nachfolgenden  Tabelle  zu  verwenden;  hat  eine 
Schnlperson  mehr  als  zehn  Dienstversäumnisse,  so  sind  die 
weiteren  auf  einer  zweiten  Tabelle  anzugeben,  nnd  ist  die  erste 
mit  A,  die  zweite  mit  B  zu  bezeichnen. 

Dienstversäumnisse  von  Aushilfslehrern  sind  dort  zu  ver- 
zeichnen, wo  diese  Lehrpersonen  jeweilig  beschäftigt  sind,  bezw. 
hospitieren;  von  Religionslehrern  einer  Sammelstation  dort, 
wo  sich  die  Sammelstation  befindet.  Unterrichtet  eine  Lehrperson 
an  zwei  oder  mehreren  Schulen  in  demselben  Gegenstande 
(in  Religion,  oder  in  weiblichen  Handarbeiten,  oder  in  firanzOsischer 
Sprache),  oder  in  verschiedenen  Gegenständen  (in  den  allgemeinen 
Unterrichtsgegenständen  und  Turnen,  Gesang,  Schreiben),  so  sind 
deren  Dienstversäumnisse  an  jeder  dieser  Schulen  zu  verzeichnen. 

Die  mindeste  Dauer  einer  zu  zählenden  Dienstversäumnis  ist 
ein  halber  Schul  tag.  Nur  halbe  Schultage  sind  in  Rechnung  zu 
ziehen,  aber  nicht  schulfreie  halbe  oder  ganze  Tage.  Ein  halber 
Schnltag  gilt  nur  dann  als  versäumt,  wenn  die  gesamte  Dienst- 
leistung an  der  Schule  während  eines  halben  Schultages  unter- 
bleibt, ob  sie  nun  eine  oder  mehrere  Stunden  betragen  hätte. 

Die  im  laufenden  Schuljahre  bisher  vorgekommenen  Dienst- 
Versäumnisse  sind  in  dieser  Tabelle  nachzutragen,  die  späterhin 
vorkommenden  sofort  einzusetzen. 

Die  Tabellen  sind  am  15.  Juli  1896  in  einem  Umschlagbogen, 
auf  welchem  die  Zahl  derselben  angegeben  ist,  dem  Bezirksschulrate 
(Centrale)  ohne  Bericht  vorzulegen. 


499 


Formular. 
Allgemeine  Volks-  und  Bttrgerschale  für  Knaben  und  Mädchen 

-Gasfe 

im Bezirke -strafte,  No. . 

-Platz 

Vor-  nnd  Zuname 
der  Lehrperson:* 


Geburtsdaten  derselben:  

Familienstand  derselben  (ledig,  yerheiratet  n.  s.  w.)  zn  Beginn   des 

Schuljahres : Falls  während  des  Schuljahres 

eine  Änderung  des  Familienstandes  vorkonmien  sollte :  Ge&nderter 
Familienstand: Datum  der  Änderung: 

Diensteigenschaft  derselben  nach  dem  Anstellungsdekrete  zu  Beginn 
des  Schuljahres: Falls  während  des  Schul- 
jahres eine  Änderung  der  Diensteigenschaft  vorkonmien  sollte : 
Geänderte  Diensteigenschaft: 

Datum  der  Änderung : 

Die  genannte  Lehrperson  unterrichtet  an  der  allgemeinen  Volksschule 

in  der  Klasse,  an  der  Bürgerschule  in  den  Gegenständen 

der  Gruppe. 

Falls  diese  Lehrperson  nicht  während  des  ganzen  Schuljahres  dem 
Lehrkörper  dieser  Schule  angehört  hat,  sei  es,  dab  sie  später 
zugewiesen  worden  (z.  B.  als  Aushil&person),  sei  es,  dals  sie  früher 
abgefangen  ist  (z.  B.  durch  Tod,  Versetsung  u.  deigl.),  ist  hier 
anzugeben:  Von  welchem  Tage  bis  zu  welchem  Tage  gehörte 
die  Lehrpenon  dem  Schulkörper  an? ~ 


^  Das  nicht  Zutreffende  ist  durchsugtreichen. 
'  Auch  der  Vorname  itt  ganz  auszuschreiben. 

82' 


ii 


Dreache  der  DieaBt- 
TenlnmniB,  ohne  Unterechied, 
ob  sie  mit,  oder  ohne  Urlaub 
aUtlgefiMideii  bat. 


Kruktieft 
(mit  genaocr 
BaMlcbnuiig 

derHlbcD.) 


SoniUge 

Unkchea 

(mit  ^n*Dei 


Die  Stallvertretimg 
hat  »emreacht* 


Unterschrift  des  Leiters  der  Schule: 


'  Du  ZntreffBD  dieaer  Ursaabe  i*t  duroh  1  gm  beniohnen. 

*  Hier  lind  m  berSokaichtigen:  Qehalt,  Dieiiit«lt«r8aulage,  Qoutiv 
geld,  Remoneratiooen  a,  äargl. 

'  Z.  B.  BenKmeration  de«  Anahilblebren  für  eine  erkrankte  Lebr- 
peraon  oder  Bemnneration  für  die  pTOTisoriBohe  Leitung  einer  Sohole,  d«ren 
Leiter  wegen  Krankheit  oder  all  Bezirkuabniiupektor  abwesend  iat. 

*  Z.  B.  bei  Beorlaubnag  einer  Lehrperwn  anter  BinftaUniig  Umr 
amtlichen  Besage,  Toranigewtct,  daft  der  StallTertreter  in  geringeroa 
Belügen  steht. 

An  nmtliohe  Bcholleitnngeii. 

Bezirksschulrat  der  k.  k.  Reichshanpt-  nnd  Resideuzstadt  Wim. 
O.  Z.  6446. 


501 

Imi  Nachhange  zu  dem  h.  a.  Dekrete  vom  24.  September  1894, 
Z.  6351,  werden  der  Schnlleitong  zehn  Exemplare  einer  „Tabelle  zur 
Statistik  der  Erkranknngen  nnd  sonstigen  Dienstversänmnisse  der  Lehr- 
personen'' mit  dem  Bemerken  flbermittelt,  dafs  hierdurch  die  mit 
dem  oben  dtierten  Dekret  hinausgegangene  Tabelle  ungültig  wird 
und  die  entsprechenden  Daten  in  die  neue  Tabelle  zu  übertragen 
sind.  Im  übrigen  wird  die  Schulleitung  auf  die  in  den  „Yot" 
bemerkungen**  gegebenen  Anordnungen  yerwiesen. 

Vom  Bezirksschulrate  der  Stadt  Wien. 
Wien,  am  15.  Mai  1895. 

Der  Yorsitzende-Stellyertreter. 
Dr.  Rbisch  m.  p. 


))erfo!ialu!i. 


Der  Kirchen-  und  Schuhrat  Eittan  in  Rudolstadt  ist  zum 
G^eimen  Schuhrat  befördert  worden. 

Den  Provinzialschulräten  Dr.  Stbodzki  in  Berlin  und  Dr. 
MÜNGH  in  Koblenz  wurde  der  Charakter  als  Geheimer  Begierungsrat 
yerliehen. 

Den  Rang  der  Bäte  lY.  Klasse  erhielten:  die  Progymnasial- 
direktoren Dr.  Mebteks  in  Brühl  und  Dr.  Eanteb  in  Pr.  Fried - 
land,  sowie  die  Bealschuldirektoren  Dr  Stoltz  in  Dortmund,  Dr. 
Tendebing  in  Elberfeld  und  Dr.  Sghboedeb  in  Naumburg  a.  S. 

Die  Gesellschaft  der  Kinderärzte  an  der  Kaiserlichen  Universität 
Moskau  ernannte  den  Professor  der  Hygiene  Dr.  Behbing  in  Mar- 
burg zum  Ehrenmitgliede. 

Den  Titel  eines  Kaiserlichen  Bates  haben  erhalten:  die  inspi- 
zierenden Amts&rzte  Dr.  Joseph  Babztoki  und  Dr.  Zdzislaus 
LiAOHOWicz  in  Lemberg,  sowie  der  Bezirksarzt  I.  Klasse  Dr.  Stephan 
KüBFÜBST  in  Mährisch- Weüskirchen. 

Den  Kreisschulinspektoren  Dr.  Büland  in  Krefeld  und  Kbeütz 
in  Düsseldorf  wurde  der  Charakter  als  Schulrat  mit  dem  Bang  der 
Bäte  lY.  Klasse  yerliehen. 

Der  Vorstand  der  Augustaschule  Dr.  Bothenbügheb  in  Cottbus 
ist  zum  Professor  ernannt  worden. 

Es  haben  erhalten:  den  Kronenorden  m.  Klasse  der  yortragende 
Bat  im  Königlich  preu&ischen  Ministerium  der  geistlichen,  Unterrichts- 
nnd  Medizinalangelegenheiten,  Geheimer  Oberregierungsiat  Dr.  Köpke 


502 

in  Berlin;  den  Kronenorden  lY.  Klasse  der  Rektor  J.  Hkrrmann 
in  Königsberg  i.  Pr.;  den  Orden  der  eisernen  Krone  m.  Klasse 
die  k.  k.  Landessanit&tsreferenten,  Statthaltereirat  Dr.  Robebt  Schobfl 
in  Brunn,  Regiemngsrat  Dr.  Basil  KlüOZKNKO  in  Czemowitz  und 
Regiemngsrat  Dr.  Ferdinand  Illing  in  Troppan;  das  Rittorkreu 
I.  Klasse  des  Oro&herzoglich  Sachsen- Weimarischen  Haosordens  der 
Wachsamkeit  oder  vom  weifsen  Falken  der  Professor  der  Hygiene, 
Hofrat  Dr.  Gärtner  in  Jena;  das  Ritterkreuz  I.  Klasse  des  Herzoglich 
Brannschweigischen  Ordens  Heinrich  des  Löwen  der  Gynmasialdirektor 
Dr.  Dauber  in  Braonschweig;  das  Ritterkreuz  H.  Klasse  desselben 
Ordens  unser  yerehrter  Mitarbeiter,  Herr  Professor  Dr.  KooH  in 
Brannschweig;  das  Offizierkreuz  des  französischen  Ordens  der  Ehren- 
legion und  das  Ehrenkreuz  des  Grofsherzoglich  Mecklenburgischen 
Greifenordens  der  Professor  der  Hygiene  Dr.  Behring  in  Marburg; 
das  Ritterkreuz  des  Franz-Joseph-Ordens  der  inspizierende  Amtsarzt 
Dr.  Salomon  Spitzer  in  Brunn;  den  roten  Adlerorden  lY.  Klasse 
der  Gymnasialdirektor  Fischer  in  Wiesbaden,  der  Realgymnasial- 
direktor Breuer  ebendaselbst  und  der  Stabsarzt  a.  D.,  städtischer 
Tumwart  Professor  Dr.  Angerstein  in  Berlin ;  das  goldene  Yerdienst- 
kreuz  mit  der  Krone  die  Bezirksärzte  Dr.  J.  Bbdnarsei  in  Nad- 
woma,  Dr.  Karl  Werner  in  Sniatyn,  Dr.  Gustav  Bielanskx  In 
Krakau,  Dr.  Alots  Löwt  in  Nisko,  Dr.  Hans  Kaan  in  Mistek, 
Dr.  Hermann  TimNaBR  in  Kotzman  und  der  Distriktsarzt  Dr. 
Adolph  Weltrubskt  von  Weltrub  in  Hohenfurth. 

Ernannt  wurden:  der  in  der  Medizinalabteilung  des  Königlich 
preufsischen  Kultusministeriums  bisher  kommissarisch  beschäftigte 
Regierungs-  und  Medizinalrat  Dr.  SOHMIDTMANN  aus  Breslau  som 
Geheimen  Medizinalrat  und  Yortragenden  Rat  in  dem  genannten 
Ministerium,  sowie  zum  ordentlichen  Mitgliede  der  Königlichen 
Wissenschaftlichen  Deputation  fttr  das  Medizinalwesen;  der  anber- 
etatsmäfsige  ältere  Medizinalbeamte  des  Medizinaldepartements, 
Staatsrat  Dr.  Engelhardt,  zum  stellvertretenden  Gouvernements- 
medizinalinspektor  von  Smolensk;  unsere  geschätzten  Mitarbeiter,  die 
Herren  Professor  der  gerichtlichen  Medizin  Dr.  R.  von  Hofmann 
und  Professor  der  Hygiene  Dr.  MAX  GRUBER  in  Wien,  zu  Stell- 
vertretem  des  Dekans  der  Wiener  medizinischen  Fakultät;  Dr. 
Sanarblli  zum  Professor  der  Hygiene  an  der  medizinischen  Fskolttt 
von  Montevideo;  der  Oberlehrer  an  der  lateinisdien  Hauptschnle  d«r 
Franckeschen  Stiftungen  in  Halle  a.  S.,  Professor  Dr.  Menge,  zum 
Oberschulrat  in  Oldenburg;  der  Regierungsassessor  Dr.  Lüdeke  zum 
Regierungsrat,  Justitiar  und  Verwaltungsrat  bei  dem  Provinzialschul- 
kollegium  in  Magdeburg;  der  Regierungs-  und  Schulrat  Dr.  Kunr 
in  Arnsberg,  der  Kirchenpropst  HANSEN  in  Garding  und  derSenüBar- 


503 

lehrer  VO0T  zu  Ereisschnlinspektoren;  der  Oberlehrer  am  Sophien- 
gymnasimn,  Professor  Dr.  Diblitz  in  Berlin,  zum  Direktor  dieser 
Anstalt;  der  Oberlehrer  am  Kaiser  Friedrichsgymnasiom,  Professor 
Dr.  Langsborf  in  Frankfurt  a.  M.,  zum  Direktor  des  Gymnasiums 
in  Dillenburg;  der  Oberlehrer  am  Gymnasium  Dr.  Zernecee  in 
Erotoschin  zum  Direktor  des  Gymnasiums  in  Hadersleben;  der  Ober- 
lehrer am  Realprogymnasium  Meissner  in  Pillau  zum  Direktor  dieser 
Anstalt;  der  Oberlehrer  an  der  2.  Realschule,  Professor  Dr.  Haus- 
knecht in  Berlin,  zum  Direktor  der  12.  Realschule  daselbst;  der 
PriTatdocent  der  Pharmakologie  und  Assistent  am  pharmakologischen 
Institute  Dr.  med.  et  phil.  J.  Brandt  in  München  zum  Hilfsarbeiter 
im  Kaiserlichen  Gesundheitsamt;  Dr.  Münro  zum  Lektor  für  Hygiene 
an  der  medizinischen  Schule  in  Glasgow;  Dr.  Jasiewicz  zum  ärzt- 
lichen Schulinspektor  des  17.  Arrondissements  von  Paris  an  Stelle 
des  Dr.  TAN  Gelder;  Dr.  Aüboter,  Hil&arzt  des  Lyceums  von 
Eoanne,  zum  Arzt  dieses  Lyceums  an  Stelle  des  verstorbenen  Dr. 
CoüTABBT;  Frau  Dr.  med.  Toürangin  zur  Ärztin  des  Lyceums 
Fteelon  in  Paris  an  Stelle  des  verstorbenen  Dr.  Düjardin-Beaümbtz  ; 
Dr.  Grsllet  zum  Hilfsarzt  des  Lyceums  in  Älger  und  Dr.  EsGALlER 
zum  Hilfsarzt  des  Lyceums  in  Alais. 

Die  Wahl  des  Professor  Beblte  am  Gymnasium  Josephinum  in 
Hfldesheim  zum  Direktor  dieser  Anstalt  ist  bestätigt  worden. 

Der  Geheime  Schulrat  Ramsaxjer  in  Oldenburg  hat  um  seine 
Pensionierung  zum  Herbst  d.  Js.  nachgesucht. 

£s  sind  gestorben:  der  Gymnasialdirektor  a.  D.,  Schulrat  Stier 
in  Dessau;  der  Gymnasialdirektor  Dr.  Kunze  in  Lissa;  die  Real- 
gymnasialdirektoren Dr.  LANaeUTH  in  Iserlohn  und  Dr.  Gramer 
in  MUlheim  a.  Rhein ;  der  Oberrealschuldkektor,  Professor  Dr.  Krtjger 
in  Saarbrücken;  der  Schulinspektor  und  Oberlehrer  am  Progymnasium 
WlNGBRATH  in  Wipperfürth ;  der  Rektor  ThannhAUSBR  in  Foerde 
und  der  durch  seine  bahnbrechenden  Untersuchungen  über  die 
adenoiden  Vegetationen  des  Nasenrachenraums  bekannte  Ohrenarzt 
H.  W.  Mbtbb  aus  Kopenhagen  auf  einer  Reise  in  Venedig. 


504 


tiiittatur. 


Besprechnngen. 

Dr.  phil.  und  med.  L.  Eotelmann,  Augenarzt  in  Hamburg.  Ober 
Schnlgesnndheitspflege.  Mit  zahlreichen  Abbildungen.  In 
Baüheistebs  Handbuch  der  Erziehungs-  und  Unterrichtslehre  ftr 
höhere  Schulen,  2.  Band,  2.  Abt.,  S.  260  bis  397.  München, 
1895.  C.  H.  Becksche  Verlagsbuchhandlung,  Oskar  Beck.  (137  S. 
Gr.  8«.) 

Der  Herausgeber  hat  auch  für  diesen  Teil  des  Handbuches,  wie 
für  einige  andere,  die  beste  Kraft  gefunden;  es  bedarf  fCbr  die 
Leser  dieser  Zeitschrift  keiner  besonderen  Anpreisung  der  Verdienste 
ihres  Herausgebers. 

Auf  einem  für  einen  so  umfassenden  Stoff  recht  bescheidenen 
Baume  hat  es  der  Verfasser  in  geradezu  musterhafter  Weise  ver- 
standen, dem  Leser  alles  Wesentliche  mitzuteilen  und  ihm  den  yielen 
Ballast,  den  die  gröiseren  Werke  über  Schulhygiene  mitschleppen, 
zu  ersparen. 

Der  erste  Abschnitt  gibt  einen  Abrifs  der  Gesdiichte  der 
Schulgesundheitspflege  in  Deutschland ;  der  Leser  wird  nicht  weniges 
darin  finden,  woran  grö&ere  Werke  achtlos  vorübergegangen  sind. 
In  den  folgenden  Kapiteln  wird  die  Hygiene  der  Schulräume  (Orien- 
tierung, natürliche  und  künstliche  Beleuchtung,  Ventilation  und 
Beinhaltung,  Heizung"  und  innere  Ausstattung  der  Schulzimmer) 
erörtert.  Wir  halten  die  Beschränkung  auf  diejenigen  Punkte  der 
Schulhygiene,  welche  der  Lehrer  selbst  zu  beachten  und  worüber 
er  einigermafsen  Verfügung  und  Macht  hat,  für  durchaus  glücklich, 
um  so  mehr,  als  es  nur  dadurch  möglich  wurde,  nichts  WesenÜiches  in 
diesen  Punkten  zu  übergehen.  Im  einzelnen  kann  ich  der  Ansicht 
des  Verfassers  nicht  beistimmen,  wenn  er  Fenster  zur  Linken  und 
zugleich  im  Rücken  der  Schüler  nur  als  Notbehelf  gelten  lassen  will. 
A.n  dem  hiesigen  Gymnasium  sind  seit  cirka  sechzehn  Jahren  gerade 
über  diese  Dinge  reichliche  Beobachtungen  gemacht  worden,  und  es 
bat  sich  keinerlei  Nachteil  dabei  ergeben.  Bei  der  Frage  der  Minus- 
distanz der  Subsellien  mufs  ich  nach  mehrjährigen  Versuchen  die 
Vorschrift  des  Prager  Stadtphysikates,  die  für  6 — 14  jährige  Schüler 
10  cm  verlangt,  fOr  am  zutreffendsten  halten.  Man  kann  sogar 
dieselbe  in  der  Vorschule  auf  12  cm  ausdehnen.  Denn  in  allen 
geringeren  Abständen   läfst   sich    eine   gerade   Schreibhaltung  nicht 


506 

erzwingen,   und   ohne  solchen  Zwang   helfen    die   hosten  An-   nnd 
Absichten  nichts. 

Noch  mehr  treten  die  Vorzüge  der  Arbeit  in  dem  zweiten 
Teile  herror,  der  die  Hygiene  der  Schiller  zum  Gegenstande  hat; 
ist  ja  doch  der  Verfasser  hier  auf  seinem  so  lange  mit  reichem 
Erfolge  gekrönten  Arbeitsgebiete.  Vortrefflich  werden  hier  nach- 
einander die  Hygiene  des  Nervensystems,  die  des  Anges  und  Ohres, 
der  Stimm-  und  Sprachorgane  nnd  des  übrigen  Körpers  entwickelt. 
Oberall  wird  vorsichtig  abgewogen,  Ideal  nnd  Wirklichkeit  geschieden, 
nnr  Mögliches  nnd  Erreichbares  angestrebt.  Ich  hebe  hier  nament- 
lich die  Behandlung  der  geistigen  Ermüdung,  die  der  Pausenfrage, 
des  Nachmittagsunterrichtes  und  der  Ferien  hervor;  der  Lehrer  wird 
hier  überall  zuverlässige  und  von  jenen  Übertreibungen  freie  Beleh- 
rung finden,  denen  man  nicht  nur  bei  Ärzten,  sondern  auch  bei  in 
der  Medizin  dilettantisierenden  Pädagogen  so  oft  begegnet.  Überall 
aus  reicher  Erfuhrung  schöpft  die  Darstellung  der  Hygiene  des  Auges ; 
vielleicht  hätten  hier  die  Gefahren  der  Hausarbeit  mit  ihren  meist 
unzureichenden  Sitz-  und  Beleuchtungsverhältnissen  noch  mehr  betont 
und  den  Lehrern  der  Kampf  dagegen  durch  methodische  Gestaltung 
des  Unterrichts  und  durch  ständige  Kontrolle  empfohlen  werden 
dürfen.  Doch  wird  auch  hier  erst  die  Verbindung  der  Ärzte, 
spedell  der  Hausärzte,  mit  der  Schule  den  rechten  Erfolg  sichern. 
Soll  aber  letztere  das  Richtige  finden,  so  muls  sie  sich  bei  der 
Medizin  Rat  holen,  und  zu  diesem  Zwecke  sei  die  Arbeit  des  Ver- 
fassers allen  Schulmännern  warm  empfohlen. 

Geheimer  Oberschuhrat  Dr.  phil.  Hebmann  Schilleb, 
0.  Professor  der  Pädagogik  und  Direktor 
des  Grofsherzoglichen  Gymnasiums  in  Gie&en. 

Dr.  med.  H.  Sghubchny,  Schularzt  und  Professor  der  Hygiene  an 
der  Kgl.  ungarischen  Staatsoberrealschule  im  V.  Bezirke  zu  Buda- 
pest. Beiträge  zur  Nervosität  der  Sehnljugeud.  Jena,  1895. 
Gustav  Fischer.     (31  S.  8^.) 

Verfasser  hat  205  Schaler  der  obgenannten  Realschule  unter- 
sucht und  bei  49,5%  derselben  Degenerationszeichen  gefunden. 
Daraus  kann  auf  die  hohe  Zahl  der  Schüler  geschlossen  werden, 
welche  mit  nervöser  Disposition  die  Realschule  besuchen.  In 
den  vier  unteren  Klassen  fanden  sich  46,4%,  in  den  vier  oberen 
57,0%,  durchschnittlich  in  der  ganzen  Schule  51,7%  mit  aus- 
gesprochenen nervösen  Symptomen  (Pupillendifferenz,  Sprach- 
störungen, Kopfschmerz  u.  s.  w.);  in  den  vier  unteren  Klassen  litten 
18,4%,  in  den  vier  oberen  46,5%  an  Kopfweh. 

Verfasser  stellt  sich  nun  die  Frage  nach  den  Ursachen  der 


606 

Disposition  und  der  Symptome  und  fahrt  hier  individuell  za  frflhen 
Beginn  des  SchnlbesncheS)  zn  groise  Schülerzahlen  pro  Klasse,  das 
Fachlehrersystem,  Mangel  an  ausgiebiger  Bewegung  in  finscher 
Luft  u.  s.  f.  an,  wobei  einzelne  illustrative  Beispiele  zeigen,  dab  der 
Autor  nicht  blofe  auf  Grund  der  vorliegenden  Litteratur,  sondern 
auch  gestützt  auf  eigene  Beobachtung  spricht. 

Seine  Ermittelungen  über  die  Schlafdauer  zeigen,  dafe  die 
nervösen  Schulbesucher  kürzere  Zeit,  als  die  anderen  schlafen,  was 
besonders  in  den  oberen  Klassen  hervortritt,  wo  der  unterschied 
Vs  (Vn.  Klasse)  bis  V«  (VUI.  Klasse)  Stunden  ausmacht. 

Von  102  Schülern  der  Anstkit,  welche  zu  Hanse  geistige 
Getränke  geniefsen,  sind  58  nervös,  44  nicht  nervös. 

Naturgemäb  schliefet  Dr.  Sghusghny  seine  Arbeit  mit  der 
Frage  der  Abhilfe.  In  erste  Linie  stellt  er  hier  rationelle  Erzie- 
hung und  Ernährung.  Es  wäre  zu  wünschen,  dafs  die  Eltern  bei 
der  Aufnahme  der  Kinder  in  die  Schule  eine  diesbezügliclie 
orientierende  Anleitung  erhielten,  dafe  die  Lehramtskandidaten  eine 
Prüiung  in  der  Schulgesundheitspflege  abzulegen  hätten  und  dafs  die 
Schüler  unter  gleichzeitiger  Entlastung  von  einem  ünterriehtsgegen- 
stande,  welcher  geistige  Zierde  ist,  die  notwendige  Belehrung  in 
hygienicis  erhielten.  Femer  verlangt  der  Autor  thunlichste  Yer* 
minderung,  bezw.  in  den  unteren  Klassen  Abschaffung  des  Fachlehrer- 
systems, wesentliche  Verringerung  der  Hausarbeit  und  Yermehnmg, 
resp.  weitere  Ausgestaltung  der  Körperübungen  in  der  Schule,  Yer- 
gröfserung  der  bisher  in  den  ungarischen  Schulen  üblichen  Pansen 
von  je  zehn  Minuten  vor  der  zweiten,  dritten  und  vierten  Stande 
auf  fünj^ehn  Minuten,  vor  einer  fünften  Stunde  auf  zwanzig  Minuten, 
Förderung  des  Intematssystems  u.  a.  m. 

Dies  in  Kürze  der  Inhalt.  Wir  können  die  durchaus  sachliche 
und  in  der  Kritik  bestehender  Verhältnisse  mafsvolle  Arbeit  von 
ScHüSGHinr  jedem,  der  sich  für  Schulhygiene  interessiert,  nur 
bestens  empfehlen;  sie  bietet  dengenigen,  der  dem  Gegenstände  bis- 
her nicht  näher  getreten  ist,  eine  Übersicht,  dengenigen,  der  ihn 
kennt,  neues  Material.  Während  die  Litteratur,  welche  dch  mit 
Überbürdung  befafet,  bekanntlich  ins  Endlose  gewachsen  ist,  ver- 
fligen  wir  noch  über  relativ  wenig  exaktes  Beobachtungsmaterial. 
Zu  diesem  einen  wertvollen  Beitrag  geliefert  zu  haben,  ist  ein  Ver- 
dienst ScHüSCHKYs.  Die  Herbeischaffung  exakten  Stoffes  setzt  Fadi- 
kenntnis  und  mühsame  Arbeit  voraus,  nur  auf  Grund  thatsächlicher 
Daten  aber  wird  man  im  stände  sein,  Theorien  aufzubauen  und  die 
Schulung  in  bestmöglicher  Weise  auszugestalten. 

Aus  diesem  Grunde  wünschen  wir,  dafs  auch  andere  ungarische 
Schulärzte    dem  Beispiele  Schuschnys  folgen   mögen.     Diese  amt- 


607 

liehe  SteUung  ist,  wie  keine  andere,  geeignet,  dieebeztlgliche  Studien 
anf  einem  nicht  leicht  zugänglichen  Gebiete  zu  machen.  Vielleicht 
entschliefet  sich  der  Verfasser  dazu,  seine  Arbeit  fortzusetzen;  aof 
eine  Reihe  von  Jahren  aasgedehnt,  wttrde  das  Material  mit  den 
wachsenden  Zahlen  immer  beweiskräftiger  werden. 

Oberrealschnlprofessor  Dr.  phil.  Lbo  Bubgebstbin 

in  Wien. 

£.  VON  SCHENOKENDOBFF  in  Görlitz  und  Dr.  med.  F.  A.  Schmidt 
in  Bonn,  Vorsitzende  des  Centralausschusses  zur  Förderung  der 
Jugend-  und  Volksspiele  in  Deutschland.  Allgemein  nnter- 
riehtende  HitteiliiBgen  rar  EinfBhniiig  in  die  Jngend-  und 
Yolksspiele.    Leipzig,  1895.  B.  Voigtländer.   (16  S.  4<>.  Ä  0,30.) 

Die  Vorsitzenden  des  äufserst  rtthrigen  Centralausschusses  zur 
Förderung  der  Jugend*  und  Volksspiele  in  Deutschland,  die  Herren 
E.  TON  ScHSNCKEKDORFF  Und  Dr.  med.  F.  A.  Schmidt,  haben 
in  obiger  Schrift  eine  Arbeit  herausgegeben,  welche  grofse  Beachtung 
yerdient.  In  derselben  kommen  fast  alle  leitenden  Persönlichkeiten 
des  Centralausschusses  zum  Wort  und  besprechen  in  gedrängter  Form 
theoretische  und  praktische  Spielangelegenheiten. 

Zunächst  weist  Dr.  med.  F.  A.  SCHBnBT  mit  warmen  Worten 
auf  die  segensreichen  physischen  Einwirkungen  des  Spieles  hin. 

Dann  macht  Oberbflrgermeister  Wittino  darauf  aufmerksam, 
wie  die  Jugend  und  auch  das  reifere  Alter,  und  zwar  beider  Ge- 
schlechter, gerade  in  grofsen  Städten  des  Bewegungsspieles  zu  leib- 
licher und  geistiger  Förderung  bedürfen. 

Es  folgt  ein  kurzer  historischer  Abrifii  ttber  die  heutige  Be- 
wegung für  Volksspiele  aus  der  Feder  des  Herrn  von  Schenokisn- 
D0BF7,  in  dem  hauptsächlich  das  Wirken  des  Centralausschusses 
diarakterisiert  wird.  Sodann  findet  sich  ein  Hinweis  darauf,  dab 
die  heutige  Spielbewegung  in  mächtigster  Weise  durch  allgemeine 
Kongresse  gefördert  werden  kann,  wie  die  erste  derartige  Zusammen- 
kunft im  Februar  1894  bewies.  Hier  hat  sich  auch  gezeigt,  mit 
welchem  Verständnisse  und  Interesse  die  Ministerien,  insbesondere 
das  preu&ische,  der  ganzen  Bewegung  folgen. 

Professor  Dr.  H.  Raybt  gibt  einen  Überblick  ttber  die  Spiele 
im  Auslande. 

Hieran  schliefst  sich  wohl  der  wertvollste  Teil  der  Schrift, 
nämlich  eine  Reihe  von  Ratschlägen,  wie  bei  der  Einfährung  von 
Jugendspielen  zu  verfahren  ist.  Dafür  gibt  Gymnasialdirektor  Dr. 
Ettneb  zunächst  Winke  allgemeiner  Natur,  und  Dr.  med.  F.  A. 
Schmidt  schliefiBt  diesen  eine  gröCsere  Zahl  von  Leitsätzen  an, 
die,    auf  dem  Boden  einer  reichen  Erfahrung  erwachsen,  für  die 


508 

praktische  Einfühnmg  als  von  grOCster  Bedentnng  bezeichnet  werdea 
mttssen. 

Über  die  Bezugsquellen  der  Spielgerftte  und  die  Eost^  des 
Spieibetriebes  gibt  Tarninspektor  Hebmank  sehr  schätzbare  Anf- 
schlüsse,  und  die  verbreitetsten  Spielbücher  werden  von  Oberlehrer 
Dr.  Schnell  mit  Sachkenntnis  in  E&rze  besprochen. 

Da  sich  nun  femer  Dr.  Eitneb  und  Hebmank  darüber  yer- 
breiten,  welche  Spiele  fttr  Knaben  und  welche  für  M&dchen  zweck- 
mäOsig  sind,  so  kann  gesagt  werden,  dafs  alles  vorhanden  ist,  was 
zu  einem  brauchbaren  Handbttchlein  dieser  Art  gehört. 

Die  Schrift  enthält  aufserdem  noch  eine  Anzahl  lesenswerter  Auf- 
sätze mehr  allgemeiner  Natur  über  die  Bedeutung  der  Spiele;  aber 
der  Hauptwert  liegt  ohne  Zweifel  in  den  praktischen  Winken.  Alles 
Wichtige  ist  so  passend  und  kurz  zusammengestellt,  dais  das  kleine 
Buch  jedem  empfohlen  werden  kann,  der  sich  für  die  Sache  in- 
teressiert.    Möchte  es  ihr  viele  neue  Freunde  erwerben! 

Oberlehrer  Dr.  phil.  Theobob  Schmidt  in  Breslau. 

Gustav  Behnke,  Stadtbaurat  zu  Frankfurt  a.  M.  Die  Oasofen- 
heiznng  fftr  Schulen.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Archi- 
tektur. Ergänzungshefte  zum  Handbuch  der  Architektur.  No.  1. 
Mit  7  Abbildungen.  Darmstadt,  1894.  Arnold  Bergsträlser.  (24  S. 
Gr.  8^     Ä  1,60.) 

Die  bezeichnete  Schrift  ist  als  erstes  Ergänzungsheft  zu  dem 
lY.  Teile  des  bekannten  Handbuchs  der  Architektur  von  Dubm^ 
Ende,  Schmitt  und  Wagneb  erschienen.  Sie  behandelt  eine  in 
den  letzten  Jahren  geradezu  brennend  gewordene  Frage. 

In  der  Anlage  derCentralheizungen  ftür  Schulen,  von  denen  nament- 
lieh  die  sich  immer  mehr  entwickelnde  Dampfheizung  eine  besondere 
Verbreitung  genofs,  beginnt  sich  eine  rückläufige  Bewegung  geltend  zu 
machen  in  Anbetracht  der  grolsen  Kosten  der  ersten  Einrichtung 
und  der  später  erforderlichen  Reparaturen.  Man  kommt  mehrfach 
auf  die  ungleich  billigere  Einzelheizung  mit  Ofen  zurück,  die  ja  auch 
den  Vorzug  der  Unabhängigkeit  besitzt  und  jederzeit  gestattet,  einzehie 
Bäume  allein  zu  erwärmen,  ohne  das  ganze  System  in  Thäügkeit 
zu  setzen. 

Als  etwas  Neues  erregt  namentlich  die  von  Karlsruhe  aus- 
gegangene Gasheizung  die  Aufmerksamkeit  in  weiteren  Kreisen.  Sie 
stammt  aus  dem  Jahre  1887,  in  welchem  die  ersten  Versuche  mit 
einem  neuen,  von  mir  und  Gasdirektor  Reiohard  konstruierten, 
als  „Karlsruher  Schulgasofen^  bezeichneten  Ofen  angestellt  wurden. 
Dieselben  befriedigten  in  dem  Grade,  dafs  für  die  Folge  alle  neuen 


509 

fit&dtischen  Schalen,  die  Kunstgewerbeschole  and  verschiedene  andere 
Oebände  Earlsmhes  mit  diesen  Gasöfen  versehen  wurden^. 

Banrat  Behnke  in  Frankfdrt  a.  M.,  der  sich  für  die  neue 
Heizart  sehr  interessiert,  richtete  in  der  dortigen  nenen  sechzehn- 
klassigen  ühlandschole  gleichfalls  die  Karlsroher  Öfen  ein  nnd 
berichtet  non  n&heres  über  die  ganze  Anlage;  zugleich  teilt  er  die 
Dienstanweisong  für  den  Schnldiener,  sowie  die  Vorschriften  für  die 
Handhabong  der  Öfen  und  die  Kontrolle  des  Betriebes  mit. 

Das  Gas  ist  ja  an  sich  ein  sehr  kostspieliger  Brennstoff,  nach  meinen 
Berechnungen  fftnf-  bis  siebenmal  so  teuer,  als  Steinkohlen  oder  Coaks. 
Es  gestattet  jedoch,  die  Wftrme  in  geeigneter  Weise  in  viel  höherem 
Grade  auszunutzen,  als  es  bei  der  Centralheizung  mit  festen  Brenn- 
stoffen möglich  ist;  auch  kann  durch  Zudrehen  der  Leitung  der  Konsum 
bis  auf  Null  eingeschränkt  werden,  wenn  die  Wärme  nicht  mehr 
gebraucht  wird.  Berflcksichtigt  man  alles  miteinander,  geringes  Anlage- 
k^)ita],  geringe  Bedienung,  geringe  Unterhaltungskosten,  so  zeigt  sich, 
dafs  die  (jasheizung  im  Betriebe  nicht  teurer  ist,  als  die  Central- 
heizung. Beeqtke  stellt  darflber  zum  Schlufs  den  Vergleich  mit  einer 
Mitteldruckwasserheizung  an,  wenn  solche  fOr  die  ühlandschule  zur 
Anwendung  gekommen  wäre.  Dieselbe  würde  sich  auf  25000  Mark 
gestellt  haben,  während  die  GasofenanUige  nur  14000  Mark  gekostet 
hat.  Die  jährlichen  Ausgaben  sind  im  ersteren  Falle  auf  4760,  im 
letzteren  auf  4679  Mark  berechnet. 

Wir  können  die  Schrift  von  Bbhkke  angelegentlichst  allen  denen 
8iim  Studium  empfehlen,  welche  sich  für  die  Schulheizung  inter- 
essieren, besonders  wenn  sie  selbst  in  die  Lage  kommen,  zu  raten 
oder  bestimmend  auf  die  Wahl  eines  Heizsystems  einzuwirken. 

Professor  an  der  technischen  Hochschule, 
Hofrat  Dr.  phil.  Heinhich  MElDiNaEB  in  Karlsruhe. 


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des  Gymnasiums  in  Sigmaringen,  1894.  4^. 


^  Kiberes  darüber  bei  Behnkb  nach  der  badisohen  Gtowerbeseitong, 
1894,  8.  166. 


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nisten auf  dem  Gebiete   der  Leibeseri^iehung.     Monatsschr.  f.  d* 

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RiEHM.    Ein  kurzes  Wort  gegen  iberschäteung  des  Turnens.  Progr. 

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ROBEBTS,  Chablbb.     Trcotment   of  fkmctional   curvatures   of  Ae 

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12—13. 
RüETE,  Ad.  nnd  £nogh,  K.     Bakteriologische  Lufiuniersuchungen 

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XXI,  492—494;  XXH,  517—519. 
SABChENT.     Fhysical    traiining   versus   atMeticism.     Bost  med.  and 

snrg.  Jonm.,   1895,    June  6  and  Med.  News,  1895,  Jnne  22, 

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511 


Schnabel,  J.  nnd  Hebbnheiseb,  J.  Staphiyloma  posiicum,  Conus 
und  Myopie.    Berlin,  1895,  Kornfeld,     A  2,80. 

SCHÖNBOEN.  Die  Tum-  und  Volksspiele  in  ihrer  Stellung  zum 
Turnunterricht  und  der  ^ielbetrieb.  Päd.  Bl.  f.  Lebrerbildg.  u. 
Lehrerbüdgsanst.,  1895,  I,  30—40. 

Schools  and  disease  suppression,  The  Brit.  Med.  Jonm.,  1895, 
Mai  11,  1793,  1053. 

SCHBANZ,  M.  und  BÜNKEB,  J.  R.  Die  erziehliche  Knabenhandarbeit. 
Geschichtliche  Entwickelong,  gegenwärtiger  Stand  und  Ziele  der- 
selben. Wien,  1895,  A.  Pichlers  Witwe  u.  Sohn.   Gr.  8^.  Ä  1,20. 

SCHEEEBEB,  P.  tbcT  die  StcUschrift.  Verhdlgn.  d.  Ver.  f.  öfW. 
Gsdhtspflg.  in  Magdeburg,  1893,  XIX— XX,  11. 

SCHEOETEB,  R.  Der  Gartenbau  in  den  Schullehrersemmaren  und 
Volksschulen.  Ein  Handbuch  für  Seminaristen  und  Yolksschul- 
lebrer.  Mit  55  Abbild.  Wittenberg,  1895,  R.  Herros6.  Gr.  8^. 
JK.  1. 

SCHBÖTEB,  W.  Vierter  Bericht  Über  W.  Schröters  Unterrichts- 
und  Erziehungsanstalt  für  geistig  zurückgebliebene  Kinder  in 
Dresden-Neustadt.     Dresden,  1894,  Selbstverlag. 

ScHTTLiiEBTJS,  Jos.  Der  Volksschulgarten  nach  seiner  Anlage^  wirt" 
schaftHchen  und  pädagogischen  Ausnutzung.  Hermannstadt,  1895, 
W.  Krafft.     Gr.  8^     M.  2. 

Schultz,  A.  Die  landwirtschafüiche  Ausbildung  der  unbemittelten 
Mädchen  auf  dem  Lande.    Bl.  f.  soc.  Prax.,    1893,    I,   2,  53. 

Seouin,  £.  Bapport  et  mimoires  sur  VSducation  des  enfants 
normaux  et  ancrmaux.     Paris,  1895,  Fölix  Alcan.     8^.     Fr.  5. 


Bei  der  Redaktion  eingegangene  Schriften. 

BUEOSTADT.     Schul-  Und  Volksbrausebad.   Mit  Abbild.  Gsdhtsing., 

Berlin,  1894,  101. 
Ck>BNET,  G.     Die  Prophylaxis  der  Tuberkulose  und  ihre  Besidiaie, 

Sonderabdr.  a.  d.  Berl.  klin.  Wochschr.,  1895,  XX. 
Dakzigeb,  £.     Was  kann  die  Schule  und  besonders  der  Lehrer 

mir  I\5rderung  der  Mäfsigkeüssache  thun?  D.  Yolksschulfrd.,  1895, 

Y— vm. 

EtTTKEB.  Vorsehläge  zur  zweckmäfsigen  EinridUung  der  Jugend- 
^nele.     Rhein.-westfU.  Schulztg.,  1895,  XYO— XYIU. 

Fontana,  A.  G.  Manuel  de  gymnasUgue.  Paris,  1895,  Sod^tö 
d'Mitions  sd^ntifiques. 

Genbstb.  £cole  normale  ä  Lyon.  Avec  pl.  La  Sem.  des  Construct., 
Paris,  XYm,  502;  512. 


1 


612 

GÜNDEL,  A.     Über  das  Wesen  und  die  ereiehUche  Beihandlung  des 

Schwachsinns.     Pftdag.,  Leipzig,  1895,  VU. 
Häusliche  SOwUarheiten.    Eathol.  Scholztg.,  1895,  XXIV,  186—187. 
Hermann,  Aua.  Spiele  der  Mädchen.  Zeitschr.  f.  weibl.  Bfldg.,  1895,  Y. 
Himmel,  J.     Schule  der  SchwimmhunsL     Wiea,   1895,  W.  Braa- 

mttUer.  Ji.  2,40. 
Janke,  0.     Die  Qesundheitslehre  im  Lesebuch,     D.  Bl.  f.  erzidil. 

ünterr.,  1895,  I— VÜI. 
Kalb,  G.     Die  Sndbenhandarbeit  in  threr  Anpassung  an  ländUd^ 

Verhältmsse.     Lehrerzt«.  f.  Thüring.,  1895,  I— II. 
Oppebmann,  H.  W.     Aufgabe  und  Bebrieb  des  Turnunterrichts  im 

Lehrerseminar.     Monatsschr.  f.  d.  Tnmwes.,  1895,  I. 
Pabkes,  Louis  C.   Hygiene  and  pubUc  heaWi.  4.  edit.  Bliistrated. 

London,  1895,  H.  E.  Lewis.  10  s.  6  d. 
Pawel,  Jaeo.     Die  LiegesiüUfübungen  als  Qerätübungen  und  ihre 

Verwendung  im  Schultumen.     Ztschr.  f.  Tum.  a.  JgdspL,  1895, 

V,  65— 68  ff. 
Beinicke.  Neubau  des  Gymnasiums  in  Bonn.  Wi  Abbild.  Centralbl. 

d.  Banverwaltg.,  Berlin,  1890,  131. 
SCHÄPPI,  J.     Die  Organisation  des  hauswurischaftUchen  und  beruf-- 

liehen  Unterrichts    in    unsem    Mädchenschulen.     Zflrich,    1895, 

E.  Speidel.  iL  0,80. 
ScHMiD-MoNNABB.     Über  klimatische  Erholungskuren,  insbesondere 

den  Einflufs  der  Ferienkolonien  auf  kranke  Kinder,    Sonderabdr. 

aas  der  Zeitschr.  f.  Krkpflg.,  1895,  VI. 
Schmidt,  F.  A.     Die  volksgesundheilUehe  Bedeutung  der  Jugend- 

und  Volksspiele.     Scholbl.  d.  Prov.  Sachs.,  1895,  YL 
Schnell,  H.     Über  wiirttembergisches  und  badisches  SchuUumem. 

Ztschr.  f.  Turn.  u.  JgdspL,  1895,  IE,  33  ff.;  IV,  52—54. 
Schubert,  Paul.      Über    SteHschrift.     Neue   Bahn.,    1895,   VI, 

308—312. 
Schwimmen  und  Schwvmmapparate.     Schwz.  Bl.  f.  Gsdhtspflg.,  1895. 

XIV,  166—167. 
Sethibbt,  R.    Ftauderei  über  die  häuslichen  Schulaufgaben.  Gesdht, 

1895,  X,  154  ff. 
Shuttlewobth,  G.  £.    Mentaüy  defident  children;  tkeir  ireatmeni 

and  training.     London,  1895,  H.  E.  Lewis.  4  s. 
Smith,  Eubtace.    Adenoid  growths  in  children.    The  Lancet,  1895, 

May  25,  3743,  1298—1300;  June  8,  3745,  1460. 

Berichtigung. 
In  Heft  5,  Seite  318,  Zeüe  13  von  oben  ist  ,»freie  Spiele^ 
statt  q  Ferien^  zu  lesen. 


Iritfidtifl  fit  Si||ilg(M|eil9|jleft. 

VIIL  JahrgangT  lÜÜ  No.  9. 


(DrijjittalabJiattMttnDett. 


Hein  zum  Sitzen  und  Stehen  eingerichtetes  Schnlpnlt 
mit  aufklappbarem  Tischblatt,  Sitz-  und  FnAbrett. 

Von 
Gymnasiallehrer  August  Hebmani^, 

Herzoglichem  Tominspektor  in  Braonsohweig. 

(Mit  2  Figuren.) 

Die  von  Dr.  phil.  W.  Götze  zu  Leipzig  in  No.  12,  1894, 
dieser  Zeitschrift  veröflPentlichte  Abhandlung  über  „Eine 
nene  Steh-  nnd  Sitzschnlbank^  tritt  in  ausführlicher  und 
böchst  zutreffender  Begründung  gegen  die  den  Körper  schädi- 
gende andauernde  Beschäftigung  der  Schuljugend  im  Sitzen 
ein«  Ich  stimme  den  Ausführungen  des  geehrten  Verfassers 
Toll  und  ganz  zu  xmd  kann  mit  ihm  nur  wünschen,  daJs  man 
endlidi  Einrichtungen  treffe,  um  das  zu  lange  anhaltende  Sitzen 
der  Schüler  mit  Rücksicht  auf  ihre  Gesundheit  zu  unter- 
brechen. 

Herr  Dr.  Götzb  hat  nun  durch  die  Konstruktion  seiner 
Steh*  und  Sitzschulbank  dieses  Problem  zu  lösen  gesucht,  und 
er  bemerkt  auf  Seite  668:  „Soweit  mir  bekannt  ist,  hat  man 
in  Deutschland  überhaupt  noch  nicht  den  Versuch  gemacht, 
ein  Schulbanksystem  zu  schaffen,  wie  ich  es  im  Sinne  habe.^ 

Dieser  Satz  yeranlafst  mich,  zunächst  mitzuteilen,  dais  ich 
schon  im  Jahre  1882  „ein  Airbeitssteh-  und  Sitzpult  für  Schulen^ 
hergestellt  habe,  welches  sich  1883  auf  der  allgemeinen  deutschen 

8«bnlgMimdh«Itapflegtt  YHI.  33 


514 

Ausstellung  für  Hygiene  und  Rettungswesen  in  Berlin  befand 
und  seitdem  im  dortigen  Schulmuseum  aufbewahrt  wird. 

Ich  habe  aber  in  neuerer  Zeit  an  diesem  Pulte  einige 
durchgreifende  Verbesserungen  vorgenommen  und  trete  nun- 
mehr mit  meiner  Erfindung  in  dieser  Zeitschrift  vor  die 
Öffentlichkeit. 

Bevor  ich  meine  Einrichtung  näher  beschreibe,  halte  ich 
es  für  nötig,  kurz  die  Grundsätze  anzuführen,  welche  mir  bei 
der  Lösung  des  Problems  die  Richtung  gaben. 

1.  Tisch  und  Bank  dürfen  durch  die  anzubringenden  Vor- 
richtungen nichts  von  ihrer  Festigkeit  und  Dauerhaftigkeit 
verlieren. 

2.  Tisch  und  Bank  müssen  als  ein  Ganzes  zusammengefügt 
sein. 

3.  Die  für  das  Sitzen  nach  der  Körperlänge  festzustellenden 
Maise  für  Differenz,  Distanz,  Sitzhöhe,  Lehnenhöhe  und 
Lehnenform  dürfen  nicht  durch  die  Vorrichtungen  für 
das  Stehen  beeinträchtigt  werden,  und  umgekehrt  soll 
ein  bequemes  Stehen  und  die  hierfür  richtige  Pulthöhe 
nicht  durch  jene  Verhältnisse  eine  Benachteiligung  erfahren. 

4.  Die  Umwandlung  der  Sitzvorriohtung  in  ein  Stehpult 
und  umgekehrt,  sowie  der  für  diese  Zwecke  nötige 
Mechanismus  muis  einfach  und  dauerhaft  sein  und  die 
ganze  Veränderung  sich  für  die  Schüler  in  kürzester  Zeit 
vollziehen. 

Mein  neues  Subsellium  schliefst  sich  eng  an  die  von  isir 
seit  1863^  konstruierten  und  im  Laufe  der  Zeit  verbeeserten 
Schulbänke  und  -tische,  welche  sich  nicht  nur  bei  uns 
zu  Lande,  sondern  auch  an  vielen  anderen  Orten  bewährt 
haben,  an« 

Die  wesentlichsten  Eigentümlichkeiten  dieser  Seholbänke 
sind  folgende: 

1.  Die  von  mir  zuerst  mitgeschaffene  Minusdiataaz,  bei 


^  Yergl.  die  Schrift:  Die  Sitgemrü^Uv/ngen  in  Schule  und  Haus  und 
die  SckufbanJ^rage  von  A.  HxiaiAirK.   Braimschweig,  1868.    2.  Avil.  18791 


I 


515 

welcher  die  innere  Tischkante  die  vordere  Bankkante  tun 
5  cm  überragt. 

2.  Eine  42  bis  48  cm  breite  Tischplatte  mit  einer  Nei- 
gung von  1 :  7,  deren  innere  Hälfte  (22  cm)  aufklappbar, 
also  beweglich  eingerichtet  ist  und  auch  mittelst  eines 
Steilers  zu  einem  Lesepulte  hergerichtet  werden  kann. 

3.  Eine  zweckmässig  geformte  Kreuzlehne,  welche  zuerst 
Ton  Fahbneb  eingeführt  und  später  auch  von  Dr.  H. 
MEYEB-Zürich  und  anderen  als  die  geeignetste  Lehne  an- 
erkannt worden  ist. 

4.  Eine  nach  der  Körpergröise  berechnete  Differenz,  unter 
welcher  man  bekanntlich  den  Höhenunterschied  zwischen 
Tisch  und  Bank  versteht. 

5.  Eine  Bank,  deren  Sitzbrett  eben,  aber  so  geneigt  ist,  dais 
die  Hinterkante  desselben  mindestens  2  cm  tiefer  liegt, 
als  die  Vorderkante,  und  deren  Höhe  nach  der  Unter- 
schenkellänge berechnet  ist. 

Die  Punkte  1  und  2  ermöglichen  nicht  nur,  dafs  die 
Tischplatte  die  notwendige  Breite  bekommt,  sondern  dafs  auch 
die  Sitzbank  ergiebig  breit  wird  (bis  40  cm  für  die  Oberstufen 
höherer  Schulanstalten)  und  daDs  femer  ein  bequemes  Ein-  und 
Ausgehen,  wie  Au&tehen  stattfindet.  Eine  Nulldistanz  mit 
fester  Tischplatte  lälst  letzteres  beides  nicht  zu. 

Die  zurückklappbare  Tischplatte  bleibt  aber  nach  meinen 
Erfahrungen  ohne  Frage  der  einfachste  imd  sicherste  Mecha- 
nismus für  die  Erreichung  jener  Zwecke,  vorausgesetzt,  dals 
alles  dazu  Nötige  gut  und  aus  bestem  Materiale  hergestellt  ist. 

Die  Kreuzlehne,  welche  Punkt  3  berührt,  halte  ich 
erfahrungsmäfisig  für  die  zweckmäßigste  Schulbanklehne,  denn 
sie  stützt  nicht  nur  in  beeter  Weise  den  beweglichsten  Teil 
des  Rückgrats,  sondern  gestattet  auch  ein  Überbiegen  nach 
hinten  mit  Vwmehrung  der  Lendenwirbelkrfimmnng,  welohe 
in  regelrechter  Gestaltung  dem  Menschen  die  ihm  eigenartige 
schöne  und  edle  Haltung  verleiht  Diese  Teno&ehrte  Lenden- 
wirbelkrümmung trägt  dann  durch  ihre  federnde  Spannung  den 
gansen  oberm  Bumpf,  und  damit  ist  allein  die  Möglichkeit 

33» 


516 


geboten,  die  gesamte  Wirbelsäule  za  entlasten  und  den  beim 
Sitzen  ermüdeten  Bücken  ausruhen  zu  lassen.  Eine  Kreuz- 
leime,  in  ricbtiger  Höbe  angebraobt,  gestattet  aucb,  die  zurück- 
gezogenen  Ellenbogen  darauf  zu  stützen,  so  dafs  die  Sitzenden, 
wenn   sie   nicht   in   der  Schreibbeschäftigung   sind,    hierdurch 


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f. 


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den  Sohultei^ürtel  feststellen  und  damit  den  ganzen  Brustkorb 
enuasten  können;  auf  diese  Weise  heben  sie  auch  die  so 
schädlichen  Zusammenpressungen  der  ünterleibsorgane  auf. 

Alle  diese  Vorzüge  fallen  bei  einer  Rückenlehne,  ob 
sie  eine  durchgehende,  oder  Einzellehne  ist,  fort,  und  aulserdem 


517 


ttihtt  diemlbe  noch  viele  Nachteile  mit  sieb,  auf  die  hier  ein 

EogeKen  der  Baum  fehlen  würde. 

Punkt  3  iat  heutzutage  allgemein  anerkannt.    (?  D.  Red.) 
Zu  Punkt  4  bemerke  ich  noch,  dafe  ich  eine  möglichst 

breite  Sitzbank,    welche   tbunliohst    den    ganzen  Obetschenke 


Es-s. 


bis  zur  Kniekehle  unterstützt,  zu  einem  richtigen  Sitzen  fiir 
sehr  notwendig  halte.  Qfinzlich  überflQssig  ist  es,  die  Sitz- 
bretter auszuschweifen,  denn  dabei  geht  die  hintere  wieder 
etwas  aufsteigende  Bankfläohe  doch  für  das  Sitzen  verloren. 

In  welcher  Weise  ich  nun  mein  Schulpult  für   den  Steh- 
und  Sitzunterricht  im  Anschlufs   an  die  im   obigen   kurz  ent- 


618 

wickelten  Grandsätze  gebaut  habe,  will  ich  mit  Hilfe  der  aaf 
Seite  516  und  517  beigegebenen  Zeichnungen  erläutern: 

Die  Figur  1  gibt  in  der  Seitenansicht  das  zum  Sitz- 
Unterricht  dienende  Schulpult,  und  Figur  2  zeigt  dasselbe  im 
Vertikalquerschnitt  für  den  Stehunterricht  umgewandelt.  Die 
Malsverhältnisse  sind  für  eine  Körpergröfse  von  176  cm,  die 
Gröise  eines  normalen  Erwachsenen,  gezeichnet. 

Die  ganze  Höhe  des  Pultes  ist  von  vornherein  für  die 
Sieharbeit  berechnet  und  beträgt  z.  B.  für  jene  Körpergröüse 
bei  A  120  cm. 

Die  Tischplatte  ist  in  ihrem  dem  Sitze  zugekehrten 
Teile  22  cm  breit  und  aufklappbar.  Starke,  absolut  ebene 
NuJsbänder    vermitteln    diese  Eigenschaft. 

Das  darunter  befindliche  Bücherbrett  C  besitzt  eine 
Neigung  nach  der  Aufsenkante  des  Tisches  hin. 

Das  unten  angebrachte  Fufsbrett  B,  welches  für  den 
Sitzenden  den  Fuisboden  ersetzt,  ist  nach  dem  Sitzenden 
zu  geneigt.  Es  befindet  sich  für  die  oben  angenommene  Körper- 
gröfse im  Mittel  SO  cm,  also  in  doppelter  Höhe  einer  normalen 
Treppenstufe,  über  dem  Fufsboden.  Nur  um  so  viel  ist  also 
das  ganze  Subsellium  höher,  als  wenn  es  allein  für  das  Sitzen 
gebaut  wäre.  Der  vordere  Teil  des  Fufsbrettes  ist  mit  dem. 
anderen  an  den  Tischwangen  fest  eingezapften  Teile  ebenfalls 
durch  sehr  starke,  völlig  ebene  NuJsbänder  verbunden  und  lälst 
sich  mithin  aufklappen.  Dieses  Fufsbrett  stützt  sich,  wenn 
es  heruntergeklappt  ist,  auf  die  seitlichen  Leisten  J  und  lehnt 
sich  nach  dem  Aufklappen  gegen  die  Knaggen  K. 

Die  Bank  E,  die  mit  einer  Kreuzlehne  F  versehen  ist, 
enthält  einen  seiner  ganzen  Breite  nach  aufklappbaren  Sitz  6, 
welcher  mit  den  Lehnenstützen  durch  starke  Winkelbftnder 
verbunden  ist.  Für  das  Stehen  weist  das  Sitzbrett  einen 
Wulst  H  (Fig.  2)  auf,  welcher  dabei  die  Kreuzlehne   vertritt 

Die  Umwandlung,  um  vom  Sitzen  zum  Stehen  zu  kommen, 
vollzieht  sich  rasch  und  höchst  einfach  folgendermafsen: 

Auf  1  klappt  dei  Sitzende  den  beweglichen  Teil  der  Tisch- 
platte auf  und  erhebt  sich  zugleich,  auf  dem  Fuisbrett  stehend, 


519 

welches  für  diesen  Zweck  absolut  stark  gebaut  ist.  Auf 
2  schlägt  er  den  Sitz  zurück.  Auf  3  tritt  er  vom  Fuisbrett 
auf  den  Boden  und  stöüst  zugleich  den  Vorderteil  des  Fufs- 
brettes  mit  einem  Fufse  in  die  Höhe.  Auf  4  klappt  er  die 
Tischplatte  wieder  in  die  Schreiblage  zurück,  oder  er  bringt 
sie  mittelst  eines  seitlich  angebrachten  Stellers  L  (Fig.  2)  in 
die  durch  Punkte  angedeutete  Stellung  als  Lesepult. 

Will  der  Schüler  vom  Stehen  zum  Sitzen  übergehen,  so 
nimmt  er  folgende  Handhabungen  vor: 

Auf  1  klappt  er  die  Tischplatte  auf.  Auf  2  klappt  er 
mit  dem  Fuise  das  Fuisbrett  herunter  und  stellt  sich  auf  das- 
selbe. Auf  3  schlägt  er  den  Sitz  herunter  und  setzt  sich  auf 
denselben.  Auf  4  bringt  er  die  Tischplatte  wieder  in  die 
Sohreiblage.  Die  ganze  Umwandlung  nimmt  nur  wenige 
Sekunden  in  Anspruch.  Dabei  ist  kein  Geräusch  bemerkbar, 
denn  die  Bankwangen  sind  auf  ihren  oberen  Kanten,  ebenso 
die  Knaggen  K  und  die  Leisten  J  mit  Gummistreifen  belegt. 

Ich  sollte  meinen,  es  gäbe  keine  einfachere,  dauerhaftere 
und  zuverlässigere  Konstruktion,  um  die  Frage  der  Abwechselung 
zwischen  Sitz-  und  Steharbeit  in  der  Schule  zu  lösen.  Wenn 
ich  auch  hier  keinen  eingehenden  beurteilenden  Vergleich 
zwischen  meinem  und  dem  Dr.  GOTZESchen  Subsellium  an- 
stellen will,  so  kann  ich  doch  nicht  imihin,  zu  bemerken,  daüs 
mir  die  GöTZBsche  Konstruktion  mit  der  hoch  zu  hebenden 
Tischplatte  nebst  den  dazu  nötigen  Metallfedem  nicht  auf  die 
Dauer  diejenige  Festigkeit  aufzuweisen  scheint,  die  man  an 
Schultische  und  Schulbänke  stellen  muiis.  Diese  Verstellbarkeit, 
auf  Mut  und  Feder  beruhend,  wird  bei  längerem  Gebrauche 
versagen.  Staub  und  anderer  Schmutz  sorgen  schon  dafür. 
Ich  habe  im  Jahre  1873  bereits  eine  ähnliche  Vorrichtung 
bei  meinem  verstellbaren  Arbeitstische  für  das  Haus  in  Ver- 
wendung genommen.  Dabei  hat  sie  sich  bewährt,  denn  ein 
Verstellen  mit  Bücksicht  auf  das  wachsende  Kind  wird  nur 
alle  Jahre  zur  Notwendigkeit. 

Die  drei  festen  Verbindungen  zveisohen  den  Tischwangen, 
bestehend  in  Tischplatte,  Bücherbrett,  Fuisbrett,  bedingen  eine 


520 

vollständige  Festigkeit  meines  Schnltisclies«  Ffir  die  Bank 
übernimmt  dieses  die  Lehne  dnroh  ihre  Stützen  nnd  die  nnter 
diesen  angebrachte  Querleiste. 

Zum  Schlüsse  bemerke  ich  noch,  daCs  meine  Erfindung 
den  Schutz  des  Kaiserlichen  Patentamtes  genie&t  und  unter 
No.  36922  in  die  Gebrauchsmusterrolle  eingetragen  ist. 

Der  Preis  für  ein  zweisitziges  Sitz-  und  Stehpult  betrfigt 
40  Mark. 


Die  hygienischen  Untersuchungen  in  einer  AnjEahl 
höherer  Schulen  Norwegens. 

Von 

M.  E.  HIeokson  •  Hansen, 

Lehrer  und  Observator  in  Drontheim.^ 

Die  in  der  Überschrift  genannten  Untersuchungen,  über 
welche  ich  für  die  Leser  dieser  Zeitschrift  wiederholt 
berichtet  habe,*  sind,  wie  man  sich  erinnern  wird,  in  den 
Jahren  1891  und  1892  ausgeführt  worden.  Nach  Abschluls 
derselben  wurde  das  gesammelte  Material  der  Bearbeitung 
unterzogen,  und  die  Resultate  liegen  nun  seit  Beginn  des 
Winters  1894/95  der  Öffentlichkeit  vor.  Die  Publikation  um- 
falst  ein  Heft  in  Kleinfolio,  XVIII  -4"  1^1  Seiten,  nebst  einer 
Beihe  graphischer  Zusammenstellungen  der  Daten,  welche  in  den 
41  Tabellen,  die  den  Text  bilden,  enthalten  sind.'    Zwar  ist  das 


^  Dentech  von  OberrealBchulprofessor  Br.  Leo  Bubqerstein  in  Wien. 

*  S.  diese  Zeitschrift  1892,  No.  4,  S.  180;  1893,  No.  7  und  a 
S.  3%— 403;  1894,  No.  4,  S.  210—212. 

'  Der  Tollständige  Titel  lautet :  Büag  6  tU  Fcralag  om  en  forandret 
Ordning  af  den  h0jere  ÄlnUnskole :  Under80gel8er  om  Sundhedstüstandm 
ved  norske  hfijere  Outte^g  Pigeskoler  samt  Failerakoler  (üdfffrU  %1B91 
og  1892).    Kristiania,  1894.   Ein  französisches  Besame  findet  sich  Seite  YL 


521 

Werk,  welches  damit  den  für  Schnlhygiene  Interessierten  vor- 
gelegt wird,  nicht  yon  überwältigendem  Umfang,  aber  es  reicht 
doch  ans,  nm  zn  zeigen,  dafs  der  Gesundheitszustand  der 
Jugend  der  höheren  Schulen  Norwegens  in  allen  wesentlichen 
Beziehungen  dasselbe  oder  ein  ähnliches  Bild  gibt,  wie  in  anderen 
Ländern,  wo  er  Gegenstand  einer  um  vieles  eingehenderen 
Untersuchung  geworden  ist.^  Aus  der  Arbeit  selbst  scheint 
auch  hervorzugehen,  dafe  für  die  Plananlage  derselben  der 
Gesichtspunkt  maCsgebend  war,  Parallelen  mit  anderswo  ge- 
sammelten Erfahrungen  zu  ziehen,  soweit  Material  hierfür 
bereits  vorlag. 

Meinem  Versprechen  gemäfs  werde  ich  in  den  folgenden 
Zeilen  die  Resultate  der  Untersuchungen  über  den  Gesundheits- 
zustand an  den  16  höheren  Knaben-  und  Mädchenschulen, 
sowie  an  den  Volksschulen  in  verschiedenen  Teilen  Nor- 
wegens kurz  referieren.  In  Bezug  auf  die  Anordnung  dieser 
Untersuchungen  verweise  ich  auf  meine  vorläufige  Mitteilung 
im  vorigen  Jahrgange  dieser  Zeitschrift,  No.  4,  S.  210 — 212. 
fiier  sei  nur  hinzugefügt,  dafs  dieselben  1546  Schulbesucher, 
und  zwar  930  Knaben  und  616  (618)  Mädchen,  umfafsten.  Die 
gesamten  Untersuchungen  betrugen  3797.  Davon  entfallen 
2457  auf  die  Knaben,  1340  auf  die  Mädchen.  Es  wurden 
derart  nicht  sämtliche  Schulbesucher  allen,  d.  h.  drei  Prü- 
fangen  xinterworfen.  Einer  der  Gründe  hierfür  war  der  Aus- 
tritt einer  Anzahl  Mädchen  aus  den  höheren  Klassen  vor  Ab- 
schluis  der  Untersuchung. 

Wie  oben  angedeutet,  liegen  die  Ergebnisse  eigentlich  nur 
in  Gestalt  eines  Tabellenwerkes  vor.  Dieses  ist,  den  Geschlechtern 
entsprechend,  in  zwei  Abteilungen  gebracht.  Die  vier  ersten 
Tabellen  für  jedes  Geschlecht  bieten  eine  Übersicht  über  die 
körperliche  Entwickelung,  indem  Länge  und  Gewicht  für 
die  verschiedenen  Altersklassen  angegeben  werden.  In  den 
folgenden    Tabellen    führe    ich    die    hierhergehörigen   Durch- 


^  Wie  sich  aus  dem  Folgenden  ergibt,  dürften  die  Dinge  in  Nor- 
wegen doch  günstiger  liegen.    D.  Übers, 


522 


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623 

Schnitts  werte  der  ersten  der  drei  Untersuchungen  an;  ich  stelle 
die  entsprechenden  Werte  aus  den  Nachbarländern  und  andere 
daneben,  da  derartige  Zahlen  durch  de&  Vergleich  erst  ihre 
besondere  Bedeutung  erhalten. 

Wie  aus  Tabelle  I  auf  Seite  522  zu  ersehen,  übertrifft  die 
Länge  der  norwegischen  Mädchen  im  12.  und  den  nächst- 
folgenden drei  Lebensjahren  die  Länge  der  gleichaltrigen  Knaben. 
Erst  im  16.  Lebensjahre  ändert  sich  das  Verhältnis  zu  Gunsten 
der  Knaben.  Die  MaTsangaben  anderer  Autoren  —  aus- 
genommen die  QuETELETs^  —  zeigen  ein  ähnliches  Verhalten 
der  beiden  G-eschlechter,  nur  ist  der  Zeitpunkt,  in  welchem 
das  Wachstum  eine  Änderung  er&hrt,  wie  man  sieht,  nicht 
genau  derselbe.  Diese  Verschiedenheit  springt  besonders  ins 
Auge,  wenn  man  die  Beihen  tOi  die  beiden  Nachbarländer, 
das  Flachland  Dänemark  und  das  Bergland  Norwegen,  in 
Vergleich  zieht. 

Aber  auch  in  anderer  Beziehung  erregen  die  Längenmalse 
der  norwegischen  Kinder  im  Vergleiche  mit  den  entsprechenden 
Mafsen  anderer  Länder  Aufmerksamkeit:  die  norwegischen 
Kinder  sind  durchweg  grö&er,  vor  allem  im  eigentlichen 
Alter  der  Schulpflicht.  Besonders  auf&llend  tritt  der  Unter- 
schied beim  Vergleiche  mit  den  italienischen  Zahlen  Paglianis 
hervor. 

Werfen  wir  nun  einen  BUck  auf  das  andere  Moment, 
welches  über  den  Körperzustand  und  dessen  Entwickelungsgang 
bei  den  Kindern  AufschlulB  gibt,  nämlich  das  Körpergewicht, 
wobei  ich  die  Mittelwerte  aus  den  erwähnten  Tabellen  nehme 
and  daneben  die  entsprechenden  Werte  der  Nachbar-  und 
anderer  Länder  in  analoger  Weise,  wie  es  bei  der  Körper- 
länge geschehen  ist,  stelle.  Dieser  Vergleich  ist  ebenso  lehrreich, 
wie  der  vorhin  gebotene.  Steht  man  etwa  nicht  hier,  wie 
früher,  vor  den  Ergebnissen  tiefgreifender  nationaler  Eigen- 
tümlichkeiten? 


^  QüETBLBT  untersuchte  blofs  zehn  Kinder  jeder  Altersklasse  und 
edes  Geschlechtes.     Diese  wurden  ausgewählt  als   solche,  die  er  für 
normal  gebaut  hielt 


524 


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625 

Die  Zahlen  in  Tabelle  11  geben  zu  äbnlioben  Be- 
merkungen Anlais,  wie  sie  bei  Tabelle  I  gemacht  wurden. 
Die  norwegischen  Kinder  sind  fast  durchgehends  schwerer,  als 
die  des  Auslandes.  Über  die  Gewichtsverhältnisse  der  beiden 
Geschlechter  ist  zu  bemerken,  daiB  der  Yorsprung,  den  das 
weibliche  Geschlecht  in  der  Pubertätsperiode  und  darüber 
hinaus  aufweist,  sich  bezüglich  seines  zeitlichen  Verlaufes  in 
den  skandinavischen  Ländern  ganz  gleich  verhält. 

Es  scheint  fast,  als  ob  die  physische  Entwickelung  der 
heranwachsenden  Generation  durch  die  Mühen  und  Eigen- 
tümlichkeiten überhaupt,  welche  das  Bergland  mit  sich  bringt, 
begünstigt  werde.  Diese  Entwickelung  gewinnt  natürlich  durch 
den  Eifer,  mit  dem  die  norwegische  Jugend  allerlei  körper- 
liche Übungen  betreibt.  Es  findet  sich  auch  genug  Licht  und 
sauerstofieiche  Luft  unter  Norwegens  Himmel. 

Ist  aber  die  Schuljugend  hier  gesunder  und  kräftiger,  als 
in  anderen  Ländern?  Wir  wollen  sehen,  was  Tabelle  III  auf 
Seite  526  und  527  darüber  sagt.  Die  Zahlen  in  dieser  Tabelle 
sind  zweien  von  den  elf  Tabellen  über  den  Gesundheitszustand 
und  die  Krankheiten  der  Schüler  im  Kommissionsberichte  ent- 
nommen. Zum  Vergleich  stelle  ich  einige  von  den  voll- 
ständigeren Angaben  aus  Schweden  und  Dänemark  daneben. 

Ich  will  nicht  auf  eine  genauere  Betrachtung  der  in 
Tabelle  III  angeführten  norwegischen  Elrankenprozente  ein- 
gehen, welche  sich  auf  Elinder  der  Mittelschulen  von  der 
vierten  Klasse  aufwärts  beziehen.  Ist  doch  die  Anzahl  der  unter- 
suchten zum  Teil  zu  klein,  als  dafs  man  aus  dem  gefundenen 
Besultate  irgend  einen  sicher  begründeten  allgemeinen  Schlufs 
ziehen  könnte.  Ich  darf  aber  gewÜB  sagen,  dais  die  B«ihen 
von  Norwegen  an  der  Seite  jener  von  Schweden  und  Dänemark 
die  Konturen  des  wirklichen  Ejrankheitsbildes  einigermalsen 
richtig  angeben.  Mit  Bücksicht  auf  die  Tabelle  dürfte  es  wohl 
zutreffend  sein,  die  oben  aufgestellte  Frage,  ob  die  norwegische 
Schuljugend  gesunder  und  kräftiger  sei,  als  die  anderer  Länder 
bejahend  zu  beantworten. 

Als  Mangel  macht    sich   bei    der  Zusammenstellung  der 


526 


Tabelle  IIL 


NorwegiBche  Kommission         1  Sohwedisohes  Komitee 


Klassen 


4.  Klasse  Mittel- 
scliule 

7.  Klasse  Mittel- 
schule   

6.  Klasse  Mittel- 
sohole 

8.  Klasse  Mittel- 
schule  

6.  Klasse  Mittel- 
schule   

9.  Klasse  Mittel- 
schule   

4.-6.  Klasse 
Mittelschule . . 

7.-9.  Klasse 
Mittelschule . . 

1.  Lateinklasse . 

1.  Realklasse  . . 

1.  Klasse  Gym- 
nasium   

10.  Klasse  Gym- 
nasium   

Gemeinschaft- 
liche Schulen: 

4.  Klasse  Mittel- 
schule   

6.  Klasse  Mittel- 
schule  

6.  Klasse  Mittel- 
schule  

Knaben 

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'S 


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16,9 

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— 

— 

— 

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22,0 

42,4 

46,9 

58,1 

— 

— 

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45,6 


Höhere 
Schulen^ 


Gemein- 
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Linie 


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17 
18 
19 
20 
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37,6 
38,0 
37,4 
36,6 
34,7 
38,6 
40,5 
36,9 

32,9 
26,7 
25,8 
31,7 
38,6 
38,6 


3 


28,6 
50,0 
47,6 
55,7 
59,7 
64,8 
64,4 
68,1 
63,9 


62,5 

68,5 
60,3 
60,0 
90,9 
60,0 


Zusammen^  |  86,1  |  61,7 


*  Anlk«r  dtn  TolIUASiigeB  hOh«r«n  8ehial«ii  hat  Sohwedtta  «neh  AafUmMlg«  ittd  dr«i' 

dl«M  liliraiirttlUn  Uiw.  tanwhalb  89,7-2«A  S2A-8e,9,  40,2-29.5  und  liit  ewIÄcli  42jS^ 
•  DI«  KlaaMiiiioinmw  gUt  blolk  fOr   die  Knabca.   *  Dm  Alter,  d.  b.  ▼«rlebta  Jahr«,    gut 


Krankenprozente. 

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10 

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32,0 

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33 

12 

6 

11 

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14 

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16 

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41,9 

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528 

skandinavischen  ZifPemreihen  der  Umstand  bemerkbar,  da&  die 
norwegischen  Angaben  nicht  nach  dem  Alter  der  Kinder  gruppiert 
sind.^  Man  kann  aus  diesem  Grunde  zu  keiner  klaren  Vor- 
stellung über  den  Verlauf  der  Krankheitskurve  auf  den  yer- 
schiedenen  Altersstufen  kommen. 

Es  erübrigt  noch,  zu  ermitteln,  welche  Ejrankheitszustände 
die  hervorragendste  Bolle  im  Leben  der  norwegischen  Schul- 
jugend spielen,  und  welches  ihre  Hiäufigkeit  ist.  um  zur 
Kenntnis  etwa  vorhandener  Verschiedenheiten  dieser  ELäufigkeit 
in  den  drei  skandinavischen  Ländern  zn  kommen,  nehme  ich 
in  Tabelle  IV  auf  Seite  530  und  531  auch  die  statistischeii 
Nachweise  für  Schweden  und  Dänemark  auf. 

Obwohl  die  Krankheitsstatistik  der  drei  nordischen  Länder 
in  mehreren  Beziehungen  nicht  gleichartig  ist,  so  daCs  eine 
streng  durchgeführte  Vergleichung  sich  von  selbst  verbietet, 
so  gibt  die  Tabelle  IV  doch  einige  Stützpunkte,  auf  welche 
eine,  wenn  auch  nur  summarische  Beurteilung  der  Morbi- 
ditätsverhältnisse  der  Schuljugend  in  jenen  Ländern  basiert 
werden  kann. 

Bezüglich  Norwegens  sehen  wir,  dals  häufigerer  Kopf- 
schmerz die  erste  Bolle  im  Kränklichkeitsregister  sowohl  der 
Knaben,  als  der  Mädchen  spielt.  Unter  den  Mädchen  ist  dieses 
Leiden  doppelt  so  stark  verbreitet,  wie  unter  den  Knaben. 
Die  Zahlen  von  Dänemark  und  Schweden  zeigen,  daCs  auch 
hier  der  Kopfschmerz  eine  hervorragende  Stelle  einnimmt,  in 
Hebtbls  Kopenhagener  Ziffern  sogar  den  ersten  Platz,  wie  in 
Norwegen.  Einen  eigentümlichen  Eindruck  macht  die  That- 
sache,  dalis,  während  in  Norwegen,  ganz  wie  in  Schweden,  das 
weibliche  Geschlecht  am  meisten  dem  Kopfschmerz  unterworfen 
ist,  in  Dänemark  das  männliche  diesem  Leiden  den  gröüsten 
Tribut  entrichtet. 

Weiter  erkennen  wir,  dais  die  Skrofulöse  bei  der  Jugend 


^  Falls  das  ürmaterial  noch  existiert,  entschlieüsen  sich  vielleicht 
die  Bearbeiter  zu  einem  diesbezüglichen  sehr  wünschenswerten 
Nachtrag.    D.  Übers. 


529 

der  höheren  Schulen  Norwegens  eine  weit  geringere  Verbrei- 
tung besitzt,  als  bei  der  Jugend  der  Nachbarländer.  Die 
Mädchen  sind  aber  auch  hier  durch  dieses  Leiden  stärker 
belastet,  als  die  Knaben,  welches  Verhältnis  übrigens,  wie  den 
Tabellen  zu  entnehmen  ist,  bei  allen  Leidenszuständen  im 
norwegischen  Teil  der  Statistik  hervortritt. 

Ferner  ist  zu  bemerken,  dafs  Blutarmut  und  Bleich- 
sucht, sowie  Nervosität  und  Nervenleiden  auch  in  Nor- 
wegen  zu  den  häufigsten  Jugendleiden  zählen.  Doch  haben 
die  Nachbarländer  bei  beiden  Geschlechtem  mehrfach  höhere 
Ziffern  hierfür  zu  verzeichnen. 

Dab  Verdauungskrankheiten  ein  so  hohes  Prozent 
aufweisen,  wirkt  einigermaCsen  überraschend. 

Bückgratsverkrümmungen  würden  vermutlich  bei 
wiederholter  Untersuchung  etwas  geringere  Zahlen  ergeben  haben. 

Von  den  übrigen  Tabellen  in  dem  Werke  der  norwegischen 
Kommission  über  den  Gesundheitszustand  der  Jugend  behandeln 
zwei  die  tägliche  Arbeitszeit,  drei  den  Unterricht  aufserhalb 
der  Schule,  zwei  die  chronischen  Krankheiten,  zwei  ätiologische 
Momente,  elf  die  statistischen  Verhältnisse  der  verschiedenen 
Schulklassen,  eine  Wirbelsäulendeformitäten  in  einigen  Mädchen- 
schulen und  eine  den  Eintritt  der  Menstruation  nach 
Altersklassen.  Diese  letzte  Tabelle  gibt  für  618  Schülerinnen 
folgende  Daten  an.  Die  Periode  trat  ein  im  12.  Lebensjahr 
bei  0,87o,  im  13.  bei  2,97o,  im  14.  bei  15,47o,  im  15.  bei 
16,57o,  im  16.  bei  7,37o,  im  17.  bei  1,1%  und  im  18.  bei 
0,3 Vo  der  Gesamtzahl.  Im  Alter  von  11 — 17  Jahren  waren 
also  zusammen  44,3%  meustruiert  und  unter  diesen  im  Alter 
von  13—14  Jahren  31,97o. 

Die  Frage  nach  den  Ursachen  der  vorgefun denen 
Kränklichkeit,  besonders  danach,  ob  der  Schule  irgend  eine 
Schuld  daran  zu&llt,  konnte  die  Kommission  nicht  beantworten. 
Ein  Blick  auf  die  Krankenprozente  und  die  Arbeitszeit  gibt 
uns  keinen  aufklärenden  Wink  hierüber.* 


^  Bei  den  Knaben  hat  die  5.  Mittelschnlklasse  das  grölste  Kranken- 
prozent, während  die  6.  Klasse  die  grolste  tägliche  Arbeitszeit,  nämlich 
Sehiiig«iii]idiMftfpfl6ir«  vm.  34 


530 


Tabelle  lY.     Krankheiten  and  ihre 


Land 


Schalart 


Geschlecht 


9 

m 
O 

2 

2 

00 


Ö    -g 


B 


I  'S 

a  'S 


n 


PQ 


s  1 


Nor- 
wegen 


Schwe- 
den 


Dane- 
mark 


Nor- 
wegen 


{ 


Höhere  Schulen 

Höhere  vollklass. 
Schulen 

Fünfklassige 
Schulen 

Dreiklassige 
Schulen 

Höhere  Schulen 

Kopenhagens 

„sonstige*'' 

Schulen 

„Sonstige" 

Schulen  der 

Inselstädte 

„Sonstige'' 

Schulen 
der  Städte 

Jütlands 

Höhere  Schulen 

Kopenhagens 

nach 

Axel  Hertel 


} 


Knaben 
Madchen 


Knaben 


Höhere  Schulen 


Madchen 

Knaben 
Mädchen 

Knaben 
Mädchen 


Knaben 
Mädchen 


Knaben 
Mädchen 

I  i  Maxim. 

jl  Klasse 

|r  Maxim. 
3 1  Klasse 


1,6 
2,1 

2,7 
3,2 

2,4 
6,0 

27,4 
21,0 

23,8 
25,9 


16,9 
15,6 


18,0 
17,0 

3,1 

1.  Real- 
klasse 

7,6 

6.  Klasse 


4,7 
20,5 

12,7« 
18,4 

17,7 
oo,o 

28,3 
37,6 

22,2 
26,9 


23,2 
46,2 


12,0» 
31,0 

5,6 

5.  Mittel- 
schulkl. 

40,3 

6.  Klasse 


4,3 
10,1 

2,0» 
2,6 

1,6 
6,5 

7.1« 
4,9 

7,4 
9,3 


7,9 

4,6 


19,0» 
12,0 

5,4 

1.  Beal- 
klasse 

17,7 
6.  Klasse 


'  Die  B0ekgratsT6rkrfimmii]ig«&  liiid  blolli  nach  «iner  d«r  drei  UntanaehiuigMa, 
lieh  der  Tom  Dezember  1891,  anfefahrt. 

*  Die  eehwedleohe  SUtlstIk  bat  hier  blolli  Blelcbaneht 

*  Die  •ohwediaehe  Btatiatlk  bat  hier  nur  NerToiltat. 

*  Dleae  Zahlen  geben  Maxim«  nnd  Mhalma  der  Krankenproaeate  dnroh  alle 
an.  Unter  Krankheiten  dee  Verdaunnftapparatei  alad  hier  angeführt  »Krankhetten  des 
Ifagene  nnd  Darmkanalea**,  unter  chronltehen  Brnatlelden  ,KrankhelteB  der  Longe,  LvA- 
rthre  and  dea  Herseni.** 


531 


Häofigkeit  nach  Prozenten. 


• 

Häufiger 
auftretender 
Kop&chmerz 

Öfteres 
Nasenbluten 

Krankheiten 

des 

Verdaunngs- 

apparates 

Chronische 
Brnstleiden 

Neigung 

zu 
Katarrhen 

BQokgrats- 
Ver- 
krümmungen* 

Andere 

chronische 

Leiden. 

16,1 
32,7 

3,3 

4,1 

6,« 
12,6 

0,5 
1,4 

4,6 

7,9 
17,9 

3,1 

13,5 

6,2 

Y 

" 

— 

1,5 

' 

14,6 

5,8 

0,6- 
2,8* 

0,4— 
4.8* 



1,3 

1    6,1- 
(  15,9* 

9,6 

6,4 



1.0 

86,1 

6,8 







10,8 

8,9 

20,1 
19,8 

— 







— 

22,1» 
16.7 

20,5 
15,7 

— 





• 

26,6 
22,2 

23,4 
16,8 

— 







28,6 
16,8 

24,0 
22,0 

7.0 
4,0 





1,0 
4,0 

10,0*0 
5,0 

'•  20,0 

6.  Mittel- 
schnlkl. 

3,8 

5.  Mittel- 
Bchulkl. 

8,4 

4.  Mittel- 
schulkl. 

1,3 

1.  Latein- 
klasse 



9,8 

1.  Latein- 
klasse 

2,8 

5.  Mittel- 
schulkl. 

37,1 
6.  Klasse 

9,2 
4.  Klasse 

16,3 
10.  Klasse 

8,1 
6.  Klasse 

12,3 
9.  Klasse 

25,0 
10.  Klasse 

6.3 
7.  Kinase 

*  •Bonttim*'  Seliideii  sind  die  Schalen  mit  Ausnahme  der  Volksschulen. 

*  In  der  d&nisohea  Statistik  ist  diese  Rubrik  ttbersehrieben -nervöse  Leiden". 
7  Hat  in  der  dänischen  BUtlstlk  die  Überschrift  .Sonstige  Krankheiten*. 

>  Hat  bei  Axbl  Hbbtkl  (a.  a.  O.)  die  Überschrift  ^Bleichsucht**. 

*  Ebendaselbst  flbersohrieben  ^Nervosität**. 

>*  Ebendaselbst  flberschriebcn  ^Andere  Krankheiten*. 

34* 


532 

Das  von  der  Kommission  gesammelte  Material  wurde  von 
Sanitätshauptmann  Dr.  med.  A.  L.  Fage  und  Oberarzt  J.  K. 
Hald  bearbeitet,  welche  hierbei  nachstehende  zwei  Fragen  zu 
beantworten  hatten.  Die  abgegebene  Antwort  lasse  ich  beide 
Male  auf  die  betreffende  Frage  folgen. 

1.  Frage:  Welche  Aufklärungen  gibt  die  angestellte 
Körperuntersuchung  über  den  Gesundheitszustand  bei  der 
Bevölkerung  der  höheren  Schulen  in  einer  gewissen  Altersphase 
(12.  bis  J6.  Jahr)? 

Antwort  ad  1:  Der  Gresundheitszustand  der  Besucher 
unserer  höheren  Schulen  kann  nicht  als  ungünstig  und  die 
körperliche  Entwickelung  im  ganzen  nicht  als  gehemmt  bezeichnet 
werden.  Das  Verhalten  unserer  Schulkinder  scheint  in  dieser 
Hinsicht  günstiger  zu  sein,  als  dasjenige  der  Schuljugend  in 
imseren  beiden  Nachbarländern. 

Bei  den  weiblichen  Schulbesuchern  zeigt  sich  im  ganzen 
eine  grölsere  E^ränklichkeit,  als  bei  den  männlichen.  Doch 
kann  ein  verhältnismäfsig  greller  Teil  der  vorgefundenen 
Leidenszustände  nicht  als  ausreichend  erklärt  werden,  um  die 
betreffenden  Individuen  als  krank  zu  bezeichnen,  wenn  auch 
deren  Arbeitskraft  durch  die  bezüglichen  Zustände  in  höherem 
oder  geringerem  Grade  geschwächt  sein  mag. 

2.  Frage:  Kann  irgend  ein  bestimmter  Einflufs  auf  den 
Gesundheitszustand  der  Schuljugend  seitens  des  Elternhauses 
oder  der  Schule   statistisch  nachgewiesen  werden? 

Antwort  ad  2:  Auf  die  Frage,  inwieweit  die  erwähnten 
Leidenszustände  durch  das  Schulleben  selbst  verschuldet  sind, 
kann  eine  bestimmte  Antwort  nicht  erteUt  werden.  HinsichtUch 
der  Mädchen  läfst  sich  eine  verhältnismäisig  groljse  Zahl  der  bei 
ihnen  vorkommenden  Krankheitssymptome  auf  Eigentümlich- 
keiten der  weiblichen  Natur  zurückführen,  und  liegt  insofern  die 
Schuld  aulserhalb  der  Schule;  man  darf  jedoch  annehmen,  dafs 

2  Standen  42  Minuten  bis  3  Standen  30  Minuten,  beutst  Unter  den 
Mädchen  finden  wir  in  der  9.  Klasse  das  höchste  E[rankenpro£ent,  in 
der  6.  Klasse  die  höchste  Arbeitszeit,  nämlich  2  Standen  40  Minuten  bis 
2  Stunden  56  Minuten. 


533 

sich  jeoe  Symptome  während  des  Schullebens  stärker  entwickeln 
und  mithin  die  Mädchen  für  angestrengte  Schularbeit  minder 
geeignet  sind. 


2.n»  Derfamtnltttijjeti  nnb  tiereinen. 


Die  Sitzungen  der  Kommission  fftr  Bchulgesundheitspflege 

in  Nürnberg. 

Von 

Dr.   phil.    G-.   AUTBNRIBTH, 

Rektor  des  Alten  Gymnasiums  in  Nürnberg. 

(FortsetzuDg  und  Schlufs.) 

IX.  Sitzung  am  12.  Februar  1895 
gemeinsam  mit  dem  Ausschusse  des  Vereins 

Jugendhori 

Der  Vorsitzende  Dr.  Schubert  hebt  zunächst  die  Bedenken 
hervor,  welche  die  Speisung  armer  Schulkinder  in  den  Wärme- 
stuben hervorriefe  bezüglich  1.  der  Auswahl  wirklich  Bedürf- 
tiger, 2.  der  hygienischen  Einrichtungen  daselbst,  3.  der 
sittlichen  Geftlhrdung  der  Kinder,  4.  der  örtlichen  Lage  der 
Wärmestuben;  dagegen  scheine  eine  Speisung  in  den  Lokalen 
des  Jugendhorts  sich  weit  mehr  zu  empfehlen.  Durch  Schulrat 
Dr.  Olauning  seien  inzwischen  die  nötigen,  früher  angedeuteten 
Erhebungen  gepflogen  und  in  einer  Übersicht  zusammengefaist 
worden,  welche  nunmehr  in  einzelnen  Exemplaren  zur  Ver- 
teilung gelangte.  Unter  den  15785  Schülern  und  Schülerinnen 
der  Nürnberger  Volksschulen  befinden  sich  danach 
170  =  1,1%,    welche  ungenügendes   Frühstück,    d.h.    kaltes 

oder  überhaupt  keines  erhalten, 
92  =  0,58%,  welche  im  Eltemhause  kaltes  Mittagessen, 
40  =  0,25  Vo,   welche  aufser  dem  Elternhause  kaltes  Mittag- 
essen oder  Kaffee  bekommen, 


534 

317  =  2%»  welche  sich  in  benachbaxten  Wärmestuben  speisen 

lassen, 
416  =  2,6 Vo)  welche  an  Kleidern, 
532  =  3,3  Vo,  welche  an  Schuhwerk  Mangel  leiden. 

Die  Not  sei  also  hierorts  nicht  so  grofs,  wie  man  viel- 
fach befürchtete;  in  den  Jagendhorten  beftnden  sich  übrigens 
295  Knaben,  von  denen  276  in  obigen  Tabellen  mitgezählt 
seien.  Erfreolicherweise  habe  inzwischen  der  erste  Bürger- 
meister Dr.  VON  SoHüH  Schnlwärmestuben  eingerichtet  und  ein 
Ungenannter  75  Mark  zu  diesem  Zwecke  gespendet. 

Was  hat  nun  zur  Beseitigung  der  noch  Torhandenen  Not- 
stände zu  geschehen?  Zuvor  ein  Überblick  über  das,  was 
anderwärts  geschieht. 

I.  Frühstück. 
In  Berlin    sind  die  Gemeindeschulrektoren  durch  Privatmittel 
in  den  Stand  gesetzt,   täglich    6000—7000  Portionen 
Butterbrot  mit  Milch  im  Schulhause  zu  verteilen; 
in  Leipzig  wird  täglich  um  10  Uhr  Milch   an  einige  Hundert 

Kinder, 
in  Breslau  jährlich  circa  57000  Frühstücksportionen, 
in  Kiel  täglich  früh  Milchsuppe  an  470  Kinder, 
in  Bern  täglich   früh   Milch  und  Brot   an    59%    aller  Frei- 
schüler durch  den  Hausmeister  verteilt; 
ähnlich  in  St.  Gallen  und  Zürich. 

n.  Mittagskost. 
In  Stuttgart  bestehen  für  einen  Teil  der  notleidenden 
Schulkinder  Freitische  in  wohlthätigen  Familien,  für  die  Mehr- 
zahl Suppenanstalten  in  Sohulhäusem.  Solche  Anstalten  finden 
sich  auch  in  München,  Hamburg,  Altena,  Basel.  Den  all- 
gemeinen Volksküchen  aber  werden  arme  Kinder  in  London» 
]6rüS8el,  Birmingham  und  Kopenhagen  zugewiesen.  Speise- 
marken für  Schulküchen  werden  an  bedürftige  Kinder  in 
Aachen,  Genf,  Paris  und  Stockholm  abgegeben.  Als  ein 
ideales  Ziel  müfsten  solche  Schulküchen  gelten,  welche  Unter- 


535 

weisungsanstalten  für  die  lernende  und  Speiseanstalien  für  die 
notleidende  Jagend  zugleich  w&ren. 

IlL  Abendessen. 

Abendbrot  wird  in  den  hiesigen  Jngendhorten  verteilt; 
Nachrichten  von  auswärts  fehlen. 

Für  Nürnberg  dürften  nun  folgende  Grundsätze  aufzustellen 
Bein :  1 .  die  Obsorge  für  bedürftige  Kinder  mufs  geordnet  und 
planmäCdg  bethätigt  werden,  2.  die  zu  unterstützenden  müssen 
Borgftltig  ausgewählt  und  3.  auf  einen  längeren  Zeitraum 
unterstützt,  4.  die  Kinder  von  den  Erwachsenen  getrennt,  5.  die 
Speiseräume  über  die  ganze  Stadt  verteilt  werden. 

In  der  Debatte  bemerkt  zunächst  der  erste  Bürgermeister 
Dr.  VON  SoHUH,  die  Tabellen  seien  instruktiv  für  die  hiesigen 
socialen  Verhältnisse,  leider  aber  nicht  nach  Geschlechtem 
geschieden  (Errichtung  von  Mädchenhorten  ?) ;  doch  biete  es  greises 
Interesse,  dafs  96%  aller  Volksschüler  im  Hause  und  normal 
und  nur  4%  aufser  dem  Hause,  jedoch  immerhin  genügend 
verpflegt  würden.  Man  müsse  also  vorsichtig  sein,  um  nicht 
durch  groben  Zulauf  eine  künstliche  Verschlechterung  der 
Verhältnisse  herbeizuführen.  Daher  sei  zunächst  eine  aufser- 
ordentliche  Thätigkeit  nicht  nötig,  wohl  aber  die  richtige 
Form  des  Eingreifens  zu  suchen.  Man  wende  sich  also  an 
die  Klassenlehrer;  Schaffung  neuer  äufserer  Anstalten  würde 
die  Verhältnisse  der  Stadt  ungünstig  erscheinen  lassen;  im 
Anschluis  an  die  Schulwärmestuben  werde  sich  etwas  bieten 
lassen. 

Oberlandesgerichtsrat  Papellibr  stimmt  dem  Vorredner 
bei  und  weist  darauf  hin,  wie  Volkskaffeeschenken  und  Volks* 
küchen  billige  und  gute  Nahrung  darböten.  Es  erscheine 
eigentlich  nur  nötig,  dafs  man  für  Frühstück  und  Mittagessen 
den  Kindern  Volksküchenmarken  verschaffe,  und  dies  sei  Sache 
des  Vereins  für  öffenÜiohe  G^undheitspflege  durch  Erhöhung 
der  Mitgliederbeiträge  oder  Erwerbung  weiterer  Mitglieder 
rermittelst  öffentlichen  Aufrufs ;  er  sei  sofort  bereit,  beizutreten. 

Bankier  E.  Gohn    äufsert   sich  ähnlich    und  glaubt,    der 


536 

wirklich  HiuigTige  werde  auch  einen  weiteren  Weg  zur  Wftrme- 
stube  nicht  scheuen. 

Schulrat  Dr.  GlaOnikg  bemerkt,  dafs  die  Schulwftrme- 
stubeu  von  den  Lehrern  beaufsichtigt  und  die  nötigen  Auf- 
zeichnungen von  denselben  gemacht  würden;  sie  hfttten  schon 
bedauert,  dafs  nicht  Suppenmarken  verteilt  werden  konnten. 

Armenpflegsohafisrat  öallingb&  möchte  die  Schulhaus- 
meister mit  Abgabe  eines  Frühstücks  betraut  sehen,  da  an 
die  Kaffeebuden  Kinder  kaum  sich  herandrängen  könnten. 
Einen  öffentlichen  Aufruf  will  er  aber  wegen  Erweckung  von 
Begehrlichkeit  vermieden  wissen. 

Oberlandesgerichtsrat  Papbllibb  bemerkt  nebenbei,  dals 
die  Volksküchen  mit  Schaden  arbeiten,  daher  billigere  Preise 
wohl  nirgends  möglich  seien. 

Lehrer  Wunderlich  Iftlst  durch  den  Hausmeister  seiner 
Schule  einem  Kinde  ein  warmes  Frühstück  reichen  und  wäre 
für  erweiterte  Befugnisse  nach  Herrn  GALUNGBas  Vorschlag. 

Der  Vorsitzende  findet  es  am  besten,  wenn  ein 
gesondertes  Komitee  mit  gesonderter  Kasse  dieser  Au^be 
sich  imterziehe;  ob  die  bestehenden  Wärmestuben  für  Schul- 
kinder zweckdienlich  seien,  erscheine  ihm  sehr  fraglich. 

Herr  Papbllier  würde  weit  lieber  die  Kinder  mit  Marken 
in  Volksküchen  senden,  wo  besseres  Publikum,  Aufsicht  und 
bessere  Einrichtungen  seien. 

Bürgermeister  Dr.  von  Schuh  ist  nicht  ohne  weiteres 
dafür,  jedenfalls  aber  für  einen  Ausschufs  für  Schüler- 
verpflegung, der  diese  und  ähnliche  Fragen  beraten  und 
erledigen  solle. 

Nach  verschiedenen  Bedenken  rät  der  Vorsitzende, 
doch  einen  soldien  Ausschulk  heute  noch  zu  bilden,  der  sieh 
ja  durch  Kooptation  erweitem  könne. 

Herr  E.  Cohn  schlägt  vor,  alle  Anwesenden  sollten  ihren 
Beitritt  zu  solchem  Ausschuis  sofort  erklären.  Dies  geschieht, 
und  zugleich  wird  gewählt  als  erster  Vorsitzender:  erster 
Bürgermeister  Dr.  von  Schuh,  zweiter  Vorsitzender:  zweiter 
Bürgermeister  TAüblbr,  Kassierer:    Magistratsrat  G-ALUNaBB» 


537 

erster  Sohriflfährer:  Scliulrat  Dr.  Glaüninö,  zweiter  Schrift- 
führer: Lehrer  A.  DIrb,  Vorstand  des  Bezirkslehrervereins. 
Vorläufig  soll  die  Presse  keine  Mitteilung  hiervon  erhalten. 

Architekt  Wbber  empfiehlt,  zunächst  auch  Freitische  in 
Familien  zu  ermöglichen. 

Bürgermeister  Dr  von  Schuh  meint,  erfahrungsgemäfs 
g^ben  Familien  lieber  einen  Beitrag;  das  beste  sei  eben  oft 
nicht  erreichbar. 

Mit  Dank  an  die  Anwesenden  schliefst  der  Vorsitzende 
die  Sitzung. 


Die  seitlichen  Verkrftmmungen  des  Bückgrats 

and  deren  Verhfitimg. 

Vortrag, 
gehalten  im  Berliner  Verein  für  gesundheitsgemäfse  Erziehung. 

Von 
Dr.  med.  Leopold  Eweb, 

dirigierendem  Arzt  eines  Instituts  für  Hassage  und  Orthopädie  in  Berlin. 

(Fortsetzung.) 

Fragen  wir  uns  nun,  woduroh  ist  das  Übel  hier  entstanden, 
und  wie  entsteht  es  im  allgemeinen?  Woher  kommt  es,  dafs 
Kinder  vor  dem  sechsten  Lebensjahr  kaum  jemals  eine  Ver- 
krümmung zeigen,  es  müfste  denn,  wie  vorher  bemerkt, 
Hhaohitis  voraufgegangen  sein?  Und  in  diesen  Fällen  ist  die 
Form  der  Krümmung  eine  andere,  charakteristische;  es  besteht 
die  sogenannte  C-förmige  Skoliose,  d.  h.  die  ganze  Wirbelsäule 
bildet  wegen  zu  grofser  Weichheit  der  Knochen,  infolge  der 
Belastung  von  oben  her,  einen  greisen  Bogen  nach  einer  Seite. 
Die  Bückgratsverkrümmung  f&llt  zusammen  mit  dem  Schul- 
besuch,    und   man   hat   von   verschiedenen    Seiten   behauptet, 


538 

dafs  dieselbe  lediglich  eine  Schalkrankheit  sei,  bedingt  durch 
die  Schädlichkeiten,  denen  die  Kinder  in  der  Schule  ausgesetzt 
seien.  Ich  will  nun  zwar  nicht  behaupten,  daCs  die  letztere 
in  dieser  Beziehung  unschuldig  ist,  aber  ein  mindestens  ebenso 
grolSser  Teil  der  Schuld  trifit  das  Haus.  Beide  Faktoren, 
Schule  und  Haus,  reichen  sich  die  Hand  und  üben  im  Verein 
miteinander  ihren  schädlichen  Einfluls  aus. 

Wenn  dem  so  wäre,  könnte  man  nun  einwerfen,  mülsten 
aber  doch  alle  die  Schule  besuchenden  Kinder  eine  Verkrümmung 
davontragen.     Warum  geschieht  dies  nicht? 

Ebenso,  wie  es  Erwachsene  gibt,  die  sich  ungestraft  den 
verschiedensten  Schädlichkeiten  aussetzen  können,  gibt  es  auch 
Kinder,  deren  Körper  so  widerstands&hig  ist,  dals  alle  auf  sie 
einwirkenden  schädigenden  Momente  ihnen  nichts  anhaben. 
Leider  sind  derartige  Kinder  —  ich  habe  hier  namentlich  die- 
jenigen Berlins  im  Sinne  —  in  der  Minderheit,  die  Mehrheit 
ist  jenen  nachteiligen  Einflüssen  nicht  gewachsen,  aber  ohne 
ihre  Schuld.  Man  hat  unser  Zeitalter  das  nervöse  genannt 
und  mit  Recht.  Das  Drängen  und  Hasten  nach  Erwerb,  das 
Jagen  nach  Genuis,  das  unhygienische  Verhalten  beider  Ge- 
schlechter in  den  Jugendjahren  hat  ein  Stammmaterial  ge- 
züchtet, dem  kräftige,  widerstandsfähige  Kinder  nicht  entsprielsen 
können.  Nun  kommt,  namentlich  bei  den  wohlhabenderen 
Familien,  noch  das  Bestreben  hinzu,  ihren  schwächlich  ge- 
borenen  und  kränklich  heranwachsenden  Söhnen  und  Töchtern 
durch  möglichst  gute  Pflege,  wie  sie  dieselbe  verstehen,  zu  BUlfe 
zu  kommen.  Da  muis  das  zwei-  oder  dreijährige  Eänd  möglichst 
viel  Fleisch  essen,  kräftige  Beefsteaks,  roh  oder  gebraten,  denn 
„Fleisch  gibt  Kraft, ^  „nur  beileibe  kein  Brot  oder  gar  Karto£feln.^ 
Zum  Frühstück  und  zu  Mittag  ein  Gläschen  schweren  Weins, 
denn  „der  thut  gut^.  Alles  Widersprechen  des  Arztes,  wenn 
derselbe  hiervon  überhaupt  Kenntnis  erhält,  nützt  nichts. 
Denn  das  mufs  die  Mutter  besser  wissen,  oder,  wenn  diese 
nicht,  die  Groismutter,  die  das  erbärmliche  Aussehen  der  Sander 
lediglich  dem  Umstände  zuschreibt,  dals  dieselben  nicht  kräftig 
genug  ernährt  werden.     Was  für  Erwachsene  palst,  palst  aber 


539 

nioht  für  die  »Jugend.  Was  jenen  zuträglich  ist,  weil  ihre  Ver- 
dauungswerkzeuge die  erforderliche  Arbeit  leisten  können , 
kann  dieser  nioht  nur  nicht  nützen,  sondern  direkt  schaden. 
Denn  die  schweren  Speisen,  die  von  den  Verdauungssäften 
nicht  aufgelöst  werden,  bleiben  im  Magen  liegen,  gehen  ent- 
weder in  Fäulnis,  oder  in  Gärung  über,  bringen  allerlei  Be- 
lästigungen und  Störungen  im  Organismus  hervor  und  werden 
Tor  allem  nicht  ins  Blut  aufgenommen,  was  man  von  einer 
zweckentsprechenden  Nahrung  verlangen  muis. 

Mit  6,  beziehungsweise  7  Jahren  kommt  das  Kind  in  die 
Schule,  und  hier  sind  es  verschiedene  Umstände,  welche  die  Ent- 
stehung des  Schiefwuohses  begünstigen.  Der  vorgeschriebene  Bil- 
-dungsgang  macht  es  den  Lehrern  zur  Pflicht,  in  gegebener  Zeit 
ihren  Schülern  ein  bestimmtes  Mafs  des  Wissens  beizubringen. 
Sei  unseren  heutigen  Verhältnissen  kann  aber  selbst  in  der 
Yolksschule,  welche  in  dieser  Beziehung  noch  am  günstigsten 
.gestellt  ist,  dieses  Ziel  nicht  erreicht  werden,  ohne  dafs  drei 
Stunden  und  länger  hintereinander  unterrichtet  werden  muls, 
in  den  höheren  Schulen  oft  sogar  fünf.  Während  dieser  Zeit 
sitzen  die  Kinder  auf  ihren  Bänken  und  sind  mehr  oder  weniger 
geistig  angestrengt.  Nun  findet  man  häufig  die  Ansicht  aus* 
gesprochen,  Sitzen  sei  ein  Buhen  des  Körpers,  während  es 
doch  eine  überaus  anstrengende  Thätigkeit  ist.  Denn  die- 
jenigen Muskeln,  welche  den  Rumpf  aufrecht  zu  erhalten  haben, 
müssen  in  ununterbrochener  Anspannung  sein,  und  gerade  dies 
ununterbrochene  Anspannen  ermüdet  sehr  bald.  Das  Kind 
kann  nicht  anhaltend  gerade  sitzen,  die  Bumpfmuskeln  er- 
lahmen, imd  der  Körper  sinkt  zusammen,  soweit  die  Bänder- 
anordnung der  Wirbelkörper  es  gestattet.  Ein  Lehrer,  der 
Strafen  verhängt,  wenn  ein  Kind  nicht  anhaltend  gerade  sitzt, 
Ihut  unrecht,  weil  er  etwas  Unmögliches  von  ihm  verlangt. 

Man  hat  ja  in  neuerer  Zeit  diesem  Umstände  in  etwas 
B.echnung  getragen  und  die  Bänke  so  konstruiert,  dais  der 
Bumpf  in  der  Lendengegend  gestützt  werden  kann.  Diese 
Stütze  erleichtert  das  Aufrechtsitzen,  ohne  doch  ein  Zusammen- 
sinken in  der  zweiten,  oder  in  späteren  Stunden  zu  verhüten. 


540 

Die  Überanstrengung  der  Rückenrnnsknlatiir  ftlirt  zu  einer 
Schwächung  derselben,  und  diese  Schwächung  ist  ein  begün- 
stigendes Moment  für  die  Yerkrünunung.  Denn  wie  sollen 
die  schon  wenig  widerstandsfilhig  in  die  Schule  gekommenen 
Kinder  mit  ihren  kraftlosen  Ruckenmuskeln  den  sidi  täglich 
wiederholenden  Schädigungen  entgegenarbeiten?  Schili>bach 
hat  als  eine  dieser  letzteren  den  Umstand  bezeichnet,  dab  die 
Mädchen  beim  Niedersetzen  ihre  Kleider  unter  einen  Sitz- 
höcker zusammendrängen:  „Die  Bänke  stehen  in  den  Schulen 
meist  so,  daCs  auf  der  linken  Seite  die  Fenster,  auf  der  rechten 
der  Grang  zum  Eintreten  sich  befindet.  Die  Mädchen  gehen 
also  mit  der  linken  Seite  voraus  zwischen  Bank  und  Tisch 
und  haben,  wenn  sie  zum  Sitzen  gekommen  sind,  unter  der 
linken  GesäCshälfte  die  Röcke  glattgezogen  und  einfiich,  unter 
der  rechten  doppelt  und  dreifach  zusammengefaltet.^  Es  ist 
ja  denkbar,  dafs  unter  tausend  Fällen  von  RückgratsyerkrümmuD^ 
auf  diese  Weise  einer  oder  zwei  zu  stände  kommen,  mehr 
aber  wird  man  wohl  kaum  zugestehen  können,  zumal  ja  hei 
allem  Sitzen  aulserhalb  der  Schule  gar  keine  Veranlassung 
vorliegt,  die  Röcke  unter  dem  einen  Sitzhöcker  zusanunen- 
zuschieben. 

Die  Hauptschuld  an  den  Verkrümmungen  trägt  nach  dem 
Urteil  aller  derer,  welche  berechtigt  sind,  in  dieser  Angelegenheit 
mitzusprechen,  die  Haltung  beim  Schreiben  und  Zeichnen. 
Bei  beiden  Thätigkeiten  ist  ein  ruhiges  Sitzen  nötig,  so  dafs 
die  Druckverhältnisse  in  den  einzelnen  Teilen  der  Wirbelsäule 
längere  Zeit  dieselben  sind.  Bedenken  wir  nun,  wie  bei  diesen 
Thätigkeiten  die  Schulkinder  von  der  normalen  Haltung  abweichen, 
wie  sie  stundenlang  nach  vom  und  nach  der  Seite  gekrümmt 
dasitzen,  dafs  sich  femer  diese  naturwidrige  Haltung  Tag  filr 
Tag,  jahraus,  jahrein  wiederholt,  dals  die  Grewebe  des  Körpers 
dem  sich  täglich  wiederholenden  Drucke  und  Zuge  nachgebenr 
so  kann  es  uns  nicht  wunder  nehmen,  dafs  Verkrümmung 
die  Folge  ist.  Man  führt  auf  die  Haltung  der  Schüler  beim 
Schreiben  auch  die  grölsere  Häufigkeit  der  rechtsseitigen 
Rückenkrümmung  zurück.     EüLENBUBa  fand  unter  300  Ver- 


541 

krümmten  277  rechtsseitig  Skoliotische,  Lonsbale,  Wundarzt  des 
gröfsten  orthopädischen  Instituts  in  London,  unter  170  146  und 
Adams  an  derselben  Anstalt  unter  569  470.  Diese  Erklärung 
hat  viel  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  denn  alle  anderen  Gründe, 
die  angegeben  worden  sind,  und  mit  deren  Aufzählung  ich 
Sie  nicht  ermüden  will,  halten  einer  unbefangenen  Kritik 
nicht  stand. 

Die  schlechte  Haltung  wird  angenommen,  selbst  wenn 
die  Anordnung  des  Sitzes  und  die  Entfernung  von  Sitz  und 
Schreibfläche  eine  annähernd  oder  vollständig  richtige  ist,  wie 
viel  mehr  aber,  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist  Besitzt  der 
Tisch  eine  zu  groise  Höhe,  so  wird  das  Kind  genötigt,  den 
rechten  Ellenbogen  und  die  rechte  Schulter  zu  erheben,  der 
Bücken  steht  nach  der  rechten  Seite  hervor,  oder  mit  anderen 
Worten  die  Brustwirbelsäule  biegt  sich  mit  ihrer  Konvexität 
Bach  rechts.  Ist  der  Tisch  zu  niedrig,  so  heben  sich  Ellen- 
bogen und  Schulter  der  linken  Seite,  und  ein  Ansbiegen  der 
Bmstwirbelsäule  nach  links  ist  die  Folge.  Diesen  Ver- 
krümmungen der  Brustwirbelsäule  folgen  dann  die  sogenannten 
kompensatorischen  Krümmungen  der   Lenden-,   respektive  der 

Halsgegend. 

(Fortsetzung  in  No.  10.) 


Sehnlhygienisches  vom  Creschäftsansschurs  der  Berliner 

ärztliclien  Staudesvereine. 

In  der  Sitzung  des  genannten  Ausschusses  am  30.  November 
v.  Js.  verlas,  wie  wir  der  „Dtsch.  med.  Wochschr."^  entnehmen, 
der  Vorsitzende,  Herr  Becher,  ein  Schreiben  des  ärztlichen  Vereins 
der  Friedrich- Wilhelmstadt,  worin  eine  gemeinsame  Beratung  sämt- 
licher ärztlicher  Vereinigongen  Berhns  über  einige  die  Schale  be- 
treffende Fragen  angeregt  wird. 

Bezüglich  der  Schulhygiene  sei  es  wünschenswert,  dahin  zu 
wirken,  dafs  in  allen  Schulen  zwei  Nachmittage  für  körperliche 
Übungen,  und  zwar  im  Sommer  fQr  Turnspiele,  im  Winter  für  Eis- 
laufen u.  s.  w.,  bestimmt,   die  Schulhöfe  in  der  schulfreien   Zeit  für 


1 


542 

Spiele  der  Jagend  freigegeben  nnd  in  keiner  Schnle  mehr  als  sechs 
Standen  Unterricht  an  einem  Tage  erteilt  wttrden.  Femer  sei  die 
Prüfung  zur  Erlangong  der  Berechtigong  zom  einjährigen  Dienst 
wieder  abzuschaffen  oder  za  ändern,  da  dorch  die  Anforderangen 
derselben  die  körperliche  and  geistige  Entwickelang  der  Schaljagend 
geschädigt  werde. 

In  einer  allgemeinen  Besprechung  fanden  diese  Sätze  meist 
die  Zustimmung  der  Versammlung,  und  man  beschlofs,  die  Vereine 
aufzufordern,  Abgeordnete  zu  den  bezüglichen  Beratungen  zu  ernennen. 

Der  betreffenden  grofsen  Kommission  soll  auch  anheimgegeben 
werden,  die  Frage  der  Einrichtung  hygienischer  Unterrichtskurse 
für  Lehrer  und  der  körperlichen  Musterung  der  Jugend  bei  ihrem 
Eintritt  in  die  Schule  zu  verhandeln. 

Gegen  letztere,  für  welche  seit  einiger  Zeit  von  einem  hiesigen 
Verein  mit  grofser  Wärme  Propaganda  gemacht  wird,  erhob  sich 
mannigfacher  Widerspruch,  weil  man  sie  einerseits  für  schwer  durch- 
führbar hielt,  andererseits  sich  keinen  rechten  Nutzen  davon  ver- 
sprechen konnte  und  endlich  auch  die  Eonsequenzen  fürchtete, 
welche  ein  erster  Schritt  auf  diesem  Wege  nach  sich  ziehen  würde. 


Hleinere  Mititünn^tn. 


Gesandheitsregeln  für  die  Schuljugend  sind  vom  Seminar- 
lehrer H.  W.  Oppebmann  in  Alfeld  a.  d.  Leine  nach  älteren  Vor- 
bildern znsammengestellt  und  in  je  einem  auf  Pappe  geklebten 
Exemplar  in  den  Unterrichtsräumen  der  Übungsschulen,  der  Prä- 
parandenanstalt  und  des  Seminars,  sowie  auf  den  Wohnstuben  der 
Seminaristen  aufgehängt  worden.  Für  die  notwendige  Erläuterung 
und  Einschärfung  sorgen  der  Tum-  und  der  naturkundliche  Unterricht. 
Obgleich  nach  unserer  Ansicht  einzelne  Sätze  teils  vom  hygienischen, 
teils  vom  pädagogischen  Standpunkte'  anfechtbar  sind,  so  geben  wir 
doch  die  Regeln  hier  vollständig  wieder:  I.  Allgemeine  Körper- 
pflege. 1.  Frische  Luft  und  Sonnenlicht  sind  für  die  Eriialtong 
der  Gesundheit  unentbehrlich;  darum  gewähre  ihnen  freiesten  Zutritt 
zu  den  Wohn-  und  Schlafräumen.  2.  Suche  dich  abzuhärten,  indem 
du  täglich  den  ganzen  Körper  mit  kaltem  Wasser  wäschst  oder  ihn 
nafskalt  abreibst.  Nimm  womöglich  jede  Woche  ein  lauwarmes 
Reinigungsbad.  3.  In  der  warmen  Jahreszeit  bade  fleifsig  im  offenen 
Wasser,  am  besten  dann,   wenn  die  Badcstelle  von   der  Sonne  be- 


543 

schienen  wird.  Bleibe  aber  höchstens  10  Minuten  im  Wasser,  reibe 
nach  dem  Bade  die  Hant  mit  dem  Handtnche  nnd  erwärme  dich 
hierauf  dnrch  einen  Spaziergang.  Wenn  möglich,  so  setze  an 
sonnigen,  windstillen  Tagen  den  unbekleideten  Körper  nach  dem  Bade 
der  Luft  und  den  Sonnenstrahlen  aus.  4.  Bewege  dich  viel  und 
lebhaft  im  Freien  (Spielen,  Turnen,  Schwimmen,  Eislaufen,  Arbeiten 
im  Garten).  5.  Hflte  dich  vor  einseitiger  Abkühlung  des  Körpers 
durch  Zugluft,  besonders,  wenn  du  erhitzt  bist.  Setze  dich  über- 
haupt keinem  zu  raschen  Temperaturwechsel  aus.  6.  Beim  Heizen 
des  Zimmers  vermeide  das  Glflhendwerden  der  Ofenplatten.  Die 
Zimmerwärme  darf  -f-  19^  0.  nicht  übersteigen.  Im  geheizten  Zimmer 
wähle  deinen  Platz  so,  dafs  du  weder  der  strahlenden  Ofenwärme, 
noch  dem  freien  Luftzuge  am  Fenster  ausgesetzt  bist.  7.  Damit 
die  Luft  im  geheizten  Zimmer  nicht  zu  trocken  werde,  stelle  ein 
Gefäls  mit  Wasser  auf  den  Ofen,  so  dafs  das  Wasser  verdunstet, 
aber  nicht  siedet.  8.  Kleide  dich  nicht  zu  warm;  der  Kopf  sei 
nur  leicht  bedeckt,  der  Ha^s  blofs.  Vermeide  enge  Halskragen  und 
steife  Vorhemden.  Schntlre  keinen  Körperteil  ein  durch  Gürtel, 
Strumpfband  oder  Korsett.  9.  Die  Schuhsohlen  müssen  genau  nach 
dem  Fufse  geformt,  die  Absätze  breit  und  niedrig  sein;  das  Ober- 
leder mufs  an  der  inneren  Fufsseite  höher  sein,  als  an  der  äufseren. 
10.  Wechsele  die  Kleider  häufig,  besonders  die  Leibwäsche.  Feuchte 
Kleidungsstücke  ersetze  möglichst  bald  durch  trockene.  Die  Füfse, 
den  Unterleib,  die  Achselhöhle  und  den  Rücken  halte  besonders 
warm.  11.  Halte  Mund  und  Rachen  rein,  indem  du  morgens,  abends 
und  auch  nach  der  Mahlzeit  mit  frischem  Wasser  gurgelst  und  die 
Zähne  bürstest.  12.  Sei  mäfsig  im  Essen  und  Trinken.  Vermeide 
verdorbene,  unverdauliche  Speisen  und  Leckereien;  gewöhne  dich 
dagegen  an  einfache  Kost,  an  regelmäßige  und  möglichst  an  nur 
drei  Mahlzeiten  täglich.  Geniefse  Speisen  und  Getränke  nicht  eis- 
kalt, aber  auch  nicht  so,  dafs  sie  mehr  als  blutwarm  sind.  Us 
langsam  und  kaue  gut.  Meide  starke  Reizmittel  (z.  B.  scharfe 
Gewünse,  viel  Salz,  alkoholische  Getränke).  Fleisch  geniefse  nicht 
in  rohem  Zustande.  13.  Unmittelbar  nach  der  Hauptmahlzeit  und 
nach  überstandener  Krankheit  hüte  dich  vor  geistiger  Anstrengung. 
Lies  nicht  während  des  Essens.  14.  Gehe  früh  zu  Bett  und  stehe 
früh  auf.  Störe  deine  Nachtruhe  nicht,  indem  du  unmittelbar  vor 
dem  Zubettgehen  dich  körperlich  anstrengst  oder  geistig  aufregst. 
n.  Pflege  der  Atmungswerkzeuge.  1.  Atme  mit  geschlossenem 
Munde;  der  Mund  dient  zum  Sprechen  und  Essen,  die  Nase  zum 
Atmen.  2.  Halte  die  Nase  immer  rein;  schnaube  nie  mit  einem 
trompetenartigen  Tone,  sondern  stets  erst  die  eine,  dann  die  andere 
Nasenbälfte  aus.     3.  Hüte  dich   vor    dem  Einatmen  von   staubiger 


544 

oder  übelriechender  Luft.  Vermeide  das  Aufwirbeln  von  Staub  im 
Zimmer  und  im  Freien.  4.  Arbeite  im  Sommer  thnnlichst  bei  offenen 
Fenstern.  Bei  ungünstiger  Witterung  und  im  Winter  erneuere  die 
Zimmerluft  mehrmals  täglich  durch  gleichzeitiges  Ö&en  der  Thüren 
und  Fenster.  5.  Da  auch  nach  kräftigem  Ausatmen  noch  eine  gro&e 
Menge  Luft  in  den  Lungen  zurückbleibt,  so  suche  durch  langes 
Tiefatmen  in  guter  Luft  (täglich  etwa  50  mal)  einen  möglichst  gründ- 
lichen Austausch  von  Kohlensäure  und  Sauerstoff  zu  bewirken. 
6.  Beim  Tiefatmen  strecke  die  Wirbelsäule  und  hebe  die  Schultern 
(Hüftstütz),  während  du  die  Brust  nach  vom  drückst  und  den  Unter- 
leib einziehst.  7.  Namentlich  nach  anhaltendem,  lautem  Sprechen 
oder  Singen  bewahre  den  Kehlkopf  vor  kalter  Luft.  8.  Vermeide 
alles,  was  die  Herzthätigkeit  beeinträchtigen  kann,  z.  B.  den  über» 
mäfsigen  Genufs  aufregender  Getränke,  heftige  Gemütsbewegungen, 
Erkältungen,  zu  schnelles  Laufen,  zu  enge  Kleidung.  9.  Nütze  deine 
freie  Zeit  zu  lebhafter  Bewegung  in  Mscher  Luft  aus  und  suche  die 
Muskeln  des  Brustkorbes  und  des  Unterleibes  zu  stärken  durdi  ma(s- 
yoUe  körperliche  Thätigkeit.  10.  Spucke  nicht  auf  den  Fufeboden 
oder  in  dein  Taschentuch  aus.  IIL  Pflege  der  Augen.  1.  Meide 
alle  Überanstrengung  der  Augen;  blicke  nicht  zu  anhaltend  auf  nahe 
und  kleine  Gegenstände.  Wenn  du  Ermüdung  der  Augen  spürst, 
so  ruhe  ein  wenig  aus  und  sieh  ins  Freie.  Nach  schwerer  Krank- 
heit schone  die  Augen  längere  Zeit.  2.  Nähere  deine  Augen  nicht 
zu  sehr  der  Arbeit,  sondern  lais  sie  etwa  35  cm  von  derselben 
entfernt  bleiben.  3.  Lies  und  schreibe  nicht  in  der  Dämmerong 
oder  bei  schlechter  Beleuchtung;  fertige  feine  Arbeiten  nicht  im 
Zwielicht  an.  4.  Bei  Tage  wähle  deinen  Platz  so,  dafs  du  von  ihm 
aus  ein  Stück  Himmel  sehen  kannst  und  das  Fenster  zur  linken 
Hand  hast.  5.  Meide  grelles  Licht.  Sieh  darum  nicht  direkt  in 
die  Sonne,  in  die  Flamme,  auf  stark  glänzende  Gegenstände,  auf 
helle,  von  der  Sonne  beschienene  Flächen.  6.  Auch  unruhig  flackerndes 
Licht  schadet  den  Augen;  darum  lies  nicht  beim  Gehen  oder  Fahren 
oder  bei  offener  Flamme.  Auch  das  Lesen  beim  Liegen  ist  den 
Augen  schädlich.  7.  Stelle  die  Lampe  etwa  V^  m  weit  von  dir 
ab  und  etwas  zur  linken  Hand  und  bedecke  sie  nicht  mit  einem 
dunklen  Schirme;  Cylinder  und  Milchglaskuppel  müssen  stets  auf 
der  Arbeitslampe  sein.  8.  Schreibe  nur  mit  tiefschwarzer  Tinte 
und  auf  scharfe,  tiefblaue  oder  schwarze  Linien.  Benutze  kein 
Linienblatt,  sondern  gewöhne  dich  frühzeitig  daran,  ohne  Linien 
gerade  zu  schreiben.  9  Starke  Hitze  und  Kälte  sind  den  Angen 
nachteilig,  ebenfalls  Zugluft,  zu  schneller  Temperaturwechsel  und 
Rauch.  10.  Dringt  Staub  oder  dergleichen  ins  Auge,  so  reibe  es 
nicht,  höchstens   streiche  mit   einem  Finger  sanft    auf   dem   oberen 


&45 

Lid  Ton  der  Schläfe  nach  der  Nase  zu  oder  ziehe  das  obere  Lid 
Aber  das  untere,  um  den  Gegenstand  zu  entfernen;  gelingt  dir  es  so 
nicht,  so  gehe  bald  zum  Arzt.  11.  Bei  eintretenden  SehstOrungen 
und  Augenleiden  frage  eben  Arzt  um  Rat;  er  allein  kann  ent- 
scheiden, ob  du  eine  Brille  brauchst,  ob  du  sie  dauernd  oder  nur 
beim  Schreiben  oder  blols  beim  Blick  in  die  Feme  benutzen  mufst  und 
welche  Nummer  zu  wählen  ist.  lY.  Pflege  der  Ohren.  1.  Halte 
die  GehOrgftnge  recht  rein,  besonders  auch  frei  von  yerhärtetem 
Ohrenschmalz.  2.  Verletze  das  Trommelfell  nicht  dadurch,  dafs  du 
mit  spitzen  Gegenständen  in  den  Ohren  bohrst  oder  feste  Körper 
(z.  B.  Bohnen)  hineinsteckst.  3.  Bewahre  die  Ohren  vor  starken 
Erschütterungen.  (Schlage  nicht  dagegen!  Schreie  nicht  hinein!)  Die 
schädliche  Wirkung  eines  starken  Schalles  auf  das  Trommelfell  kannst 
du  durch  ö£fhen  der  Mundhöhle  abschwächen.  4.  Ist  ein  fremder 
Körper  in  das  Ohr  gedrungen,  so  muls  er  durch  vorsichtiges  Aus- 
spritzen mit  lauwarmem  Wasser  entfernt  werden.  Am  besten  ist 
es,  in  solchen  Fällen  zum  Arzte  zu  gehen.  5.  Dringt  ein  Insekt 
in  das  Ohr,  so  neige  den  Kopf  nach  der  entgegengesetzten  Seite 
und  träufle  so  lange  öl  in  den  betreffenden  Gehörgang,  bis  das 
Tierchen  tot  ist.  6.  Vermeide  alles,  wodurch  Erkrankungen  der 
Nasenrachenschleimhaut  hervorgerufen  werden  (Erkältungen,  Schnupfen), 
weil  diese  sich  leicht  auf  das-  innere  Ohr  verbreiten.  V.  Haltung 
bei  den  hSuslichen  Arbeiten.  1.  Setze  dich  so,  dals  das  Licht 
von  der  linken  Seite  her  auf  die  Arbeit  fällt.  2.  Beim  Lesen  sitze 
mit  gestrecktem  Oberkörper,  lehne  dich  mit  dem  Rücken  (Kreuz) 
an  die  Stuhllehne  und  halte  das  Buch  mit  beiden  Händen  schräg 
auf  dem  Tische  fest.  3.  Benutze  beim  Schreiben  keinen  runden, 
sondern  einen  viereckigen  Tisch.  4.  Rücke  den  Stuhl  so  weit  an 
den  Tisch  heran,  dals  die  vordere  Stuhlkante  ein  wenig  unter  die 
Tischplatte  reicht,  dals  aber  der  Oberkörper  bei  aufrechter  Haltung 
nicht  die  Tischkante  berührt.  5.  Der  Stuhl  muls  so  hoch  sein,  dafs  bei 
aufrechter  Haltung  des  Oberkörpers  und  bei  herabhängenden  Armen 
die  Tischplatte  in  Höhe  der  Ellenbogen  sich  befindet.  Ist  dein  Stuhl 
zu  niedrig,  so  lege  ein  Kissen  auf.  Mädchen  müssen  darauf  achten, 
da(s  die  Kleider  gleichmäfsig  auf  der  Sitzfläche  verteilt  sind.  6.  Die 
Fflfse  stelle  mit  der  ganzen  Sohle  auf  den  Boden  und  etwas  aus- 
einander. Wenn  die  Füfse  den  Boden  nicht  erreichen,  so  benutze 
eine  Fulsbank.  7.  Schlage  die  Beine  nicht  übereinander  und  ziehe 
die  Füfse  nicht  unter  den  Sitz.  8.  Setze  dich  so,  dafs  die  Brust 
gleichlaufend  mit  der  Tischkante  ist  und  schiebe  den  Körper  so  weit 
auf  den  Sitz,  dafs  die  Oberschenkel  bis  zur  Mitte  aufliegen  und  der 
untere  Teil  des  Rückens  die  Stuhllehne  oder  ein  derselben  vor- 
gelegtes  Kissen    berührt.     9.    Halte   den  Oberkörper    aufrecht  und 

Sehulffetimdhdtspfleg«  VIII.  35 


546 

lafs  die  Oberarme  in  loser  Berühnmg  mit  demselben  bleiben.  10.  Die 
Unterarme  lege  in  der  Nähe  der  Ellenbogen  auf  den  Tisch,  halte 
mit  der  linken  Hand  das  Heft  fest  und  schiebe  dasselbe  während 
des  Schreibens  so  weit  auf  den  Tisch,  dafs  die  Unterarme  in  der 
Nähe  der  Ellenbogen  aufliegen  bleiben.  11.  Lege  das  Heft  so  tot 
die  Mitte  des  Körpers,  dafs  die  Grundstriche  der  Schrift  senkrecht 
zur  Tischkante  stehen.  12.  Halte  die  Feder  so,  da&  die  drei  ersten 
Finger  leicht  gewölbt,  aber  nicht  geknickt  sind.  Die  Spitze  des 
Mittelfingers  mufs  etwa  3  cm  von  der  Federspitze  entfernt  bleiben 
und  der  Halter  am  Knöchel  des  Zeigefingers  liegen.  Das  Hand- 
gelenk darf  den  Tisch  nicht  berühren,  daram  mufst  du  den  vierten 
und  fünften  Finger  etwas  einziehen,  damit  diese  der  Hand  als  Stfltze 
dienen. 

Beiträge  zur  sogenannten  Schnlmyopie  sind  von  Professor 
Dr.  K.  HOOR  zu  Klausenburg  in  der  „Wien.  med.  Wochschr.*^  ver- 
öffentlicht worden.  Schon  aus  den  Untersuchungen,  welche  derselbe  vor 
etwas  über  drei  Jahren  als  damaliger  Vorstand  der  Augenabteilung 
des  Garnisonsspitales  in  Budapest  vornahm,  ergab  sich,  dals  unter 
87  Wehrpflichtigen  mit  einer  Kurzsichtigkeit  von  1 — 20  Dioptrien 
bei  49,  also  bei  56,3%,  der  schädliche  Einflufs  irgend  einer  Nahe- 
arbeit ausgeschlossen  werden  mufste,  dafs  femer  in  37  F&llen,  d.  i. 
bei  42,5%,  eine  Vererbung  der  Myopie  nahezu  sicher  stattgefunden 
hatte  und  dafs  endlich  die  höchsten  Grade  von  Kurzsichtigkeit  mit 
Komplikationen  von  Netzhaut-  und  Aderhautaffektionen^  Glaskörper- 
trübungen u.  s.  w.  fast  ausschliefslich  bei  solchen  Leuten  gefunden 
wurden,  welche  ihre  Augen  für  Nahearbeiten  nie  in  Anspruch  ge- 
nommen, zum  gröfsten  Teil  überhaupt  keine  Schule  besucht  hatten. 
Vom  Januar  1891  bis  zum  September  1894  hat  nun  Professor 
HooR  in  der  oben  erwähnten  Stellung  abermals  96  myopische  Wehr- 
pflichtige untersucht  und  dabei  ermittelt,  dafs  sich  unter  denselben 
nur  36  befanden,  welche  längere  Zeit  hindurch  die  Schule  besucht 
hatten,  mochte  dies  nun  eine  Bürgerschule,  ein  Gymnasnim,  eine 
Handelsakademie,  eine  Universität  oder  ein  Polytechnikum  gewesen 
sein.  Bei  den  übrigen  60  Untersuchten  war  der  Schulunterricht 
als  veranlassendes  Moment  der  Myopie  vollkommen  ausgeschlossen, 
ebenso  wie  jede  andere  Nahearbeit,  da  dieselben  Landleute,  Kuh-, 
Schafhirten  u.  s.  w.  waren.  Es  stellte  sich  demnach  der  Prozent- 
satz deijenigen,  bei  welchen  von  einer  Arbeits-,  Schul-  oder  An- 
passungsmyopie keine  Bede  sein  kann,  auf  62,5%.  Bechnet  man 
zu  den  96  Myopen  der  zweiten  Gruppe  die  bereits  früher  aus- 
gewiesenen 87  Kurzsichtigen  dazu,  so  ergibt  sich,  dafs  unter  den 
183  Myopen  bei  110  die  Kurzsichtigkeit  nicht  durch  irgend  eine 
Nahearbeit  veranlafst  war.    —   Damit  bestätigt  der  Autor  nur,  was 


547 

bereits  länger  bekannt  ist,  dafs  es  eine  Form  der  Kurzsichtigkeit, 
die  sogenannte  perniciöse  Myopie ,  gibt,  welche  mit  der  Schnle 
nicht  in  ursächlichem .  Znsammenhange  steht.  Auch  dafs  diese 
Form  unter  Landleuten,  Hirten  u.  s.  w.  relativ  häufig  vorkommt, 
kann  nicht  ttberraschen,  da  die  gewöhnliche,  durch  Nahearbeit  ent- 
standene Myopie  bei  denselben  infolge  ihrer  Beschäftigung  selten 
ist.  Wenn  aber  der  Verfasser  aus  seinen  Ermittelungen  den 
Schlufs  zieht,  „dafs  die  stärkere  oder  geringere  Verbreitung  der 
Kurzsichtigkeit  bei  den  verschiedenen  Nationen  durchaus  nicht  der 
Schule  zur  Last  gelegt  werden  darf",  so  geht  er  damit  zu  weit, 
da  durch  hunderttausende  von  Untersuchungen  festgestellt  ist,  dafs 
die  Zahl  der  Kurzsichtigen  in  den  Schulen  mit  den  höheren  An- 
forderungen derselben  zunimmt. 

Über   die  BehaBdlung  jünger   und   alter  Psychopathen 

schreibt  der  bekannte  Professor  der  Psychiatrie,  Dr.  A.  Fobel  in 
Zürich,  im  „Korrspndzbl.  f.  Schweiz.  Are t^  :  An  verfehlten  Existenzen 
infolge  mangelhafter  Himanlage,  Psychopathie  u.  dergl.  fehlt  es 
bekanntlich  heutzutage  nicht.  Eine  groise  Zahl  solcher  Fälle  werden 
irrtflmlicherweise  mit  dem  Schlagwort  „Neurasthenie^  abgefertigt, 
in  Bäder  und  Kurorte  herumgeschickt,  bis  sie  ihr  bischen  Hab  und 
Gut  verbraucht  haben  und  oft  verzweifelt  mit  ihrem  verpfuschten 
Dasein  dem  ratlosen  Arzte  gegenOberstehen.  Bekanntlich  erzielt 
man  in  Irrenanstalten  durch  landwirtschaftliche  Beschäftigung,  so- 
gar oft  durch  zwangsmäfsige  Anwendung  derselben  im  Anfang,  die 
besten  Heilresultate,  besonders  bei  chronischen  Fällen.  Das  kommt 
einfach  daher,  dals  abnorme  und  schwache  Gehirne  dem  intensiven 
einseitigen  geistigen  Kampf  ums  Dasein  von  heute  nicht  gewachsen 
sind,  während  sie  bei  einer  mehr  harmonischen  und  natürlichen  Lebens- 
weise, starker  Muskelthätigkeit,  Nachahmung  des  Urzustandes  der 
Menschheit  sich  viel  leistungsfähiger  erweisen,  sich  erholen  und 
sogar  ihr  Leben  selbst  Msten  können.  Dem  kranken  oder  minder- 
wertigen Organ  darf  man  nur  die  geringste  und  einfachste  Arbeit 
zumuten.  Zwar  hat  die  Medizin  diese  Thatsache  vielfach  erkannt 
und  gesucht,  ihr  gerecht  zu  werden,  doch  begeht  man  meistens 
den  Fehler,  teure  Kuren  zu  empfehlen,  nach  deren  Beendigung  der 
Patient  in  die  alte  Lebensweise,  etwas  gestärkt,  aber  mit  erleichterter 
Börse  zurückkehrt,  so  dafs  alles  bald  wieder  beim  alten  ist.  Auch 
hat  man  Apparate  zur  Erzeugung  gleichmäfsiger  Körperbewegung, 
z.  B.  den  Ergostaten  von  Gabtneb,  erfunden,  die  vor  allem  zweck- 
lose Arbeit  und  tödliche  Langeweile  erzeugen.  Man  vergifst  den 
psychischen  Faktor,  der  darin  besteht,  dafe  der  Mensch  erst  Freude 
hat,  wenn  er  für  einen  Zweck  arbeitet,  mit  seiner  Thätigkeit  etwas  aus- 
richtet, Geld  verdient  und  dafs  femer  die  Hebung  des  Gemütes,  das 

35* 


548 

Gefühl  für  seine  Zukunft  zu  sorgen,  enorm  wichtige  Heilfaktoren  sind. 
Von  diesem  Gesichtspunkte  ausgehend,  erachte  ich  in  solchen  Fällen 
eine  definitive  Änderung  der  Lebensweise  filr  angezeigt.  Dieselbe 
besteht  vor  allem  im  Verlassen  geistig  anstrengender,  mit  Sorgen 
und  Risiko  verbundener  Berufsarten,  die  so  wie  so  fiberfOUt  sind 
und  zu  einem  immer  gröfseren  nichtsnutzigen  Proletariat  Ton  Litte- 
raten, Kaufleuten,  Commis  u.  s.  w.  führen  —  daf^  resolutes  Über- 
gehen zum  landwhrtschaftlichen  Beruf,  zur  Gärtnerei  oder  zu  einem 
Handwerk.  Dadurch  habe  ich  selbst  in  verzweifelten  Fällen  recht 
gute  Resultate  erzielt;  ich  habe  sogar  schon  vornehme  Damen  mit 
Erfolg  zur  Bauemarbeit  geschickt.  Eine  landwirtschaftliche  Schale 
für  Psychopathen  wäre  eine  gute  Sache.  Der  Besuch  einer  solchen 
würde  sich  nicht  zum  wenigsten  auch  für  Schüler  empfehlen,  welche 
neuropathisch  belastet  sind,  oder  bereits  an  ausgesprochener  Neurasthenie 
leiden.  Jedenfalls  aber  sollten  Knaben  mit  anormalem  und  schwachem 
Gehirn  nicht  in  höhere  Lehranstalten  eintreten. 

Zur  Prophylaxe  der  Masern  ist  ein  Aufsatz  überschrieben, 
den  R.  Caspab  in  der  „Vierte^ahrsschr.  f.  gerichü.  Med.  u.  öfß. 
Sanitätswes."^  veröffentlicht.  Dem  Verfasser  stand  für  seine  Unter- 
suchungen das  Aktenmaterial  der  Königlichen  Regierung  in  Stettin, 
umfassend  die  Jahre  1882  bis  1893,  zur  Verfügung.  In  diesen 
12  Jahren  wurden  rund  37000  Erkrankungen  an  Masern  mit  1090 
=  drca  37o  Todesfällen  gemeldet.  Die  Mortalität  schwankte  in 
den  einzelnen  Jahren  zwischen  1,2  und  7,1%,  bei  der  Epidemie 
einer  Ortschaft  stieg  dieselbe  sogar  auf  40%.  Caspab  ver- 
wirft die  absichtliche  Infektion  gesunder  Kinder  mit  Masern  nnd 
weist  in  prophylaktischer  Beziehung  unter  anderem  auf  die  Gefahren 
des  auf  dem  Lande  häufigen  Umzugs  der  Familien,  sowie  der  ye^ 
waltung  der  Postagenturen  durch  Lehrer  hin. 

Heredität  nnd  Idiotismus  ist  der  Titel  einer  Arbeit,  die 
Martin  W.  Barb  in  „The  Journ,  of  nerv,  and  ment  diseases*^, 
1895,  No.  6  veröffentlicht.  Statistische  Zusammenstellungen,  von  yer- 
schiedenen  Verfassern  ausgeführt,  zeigen  den  schwerwiegenden  Ein- 
flufs  der  erblichen  Belastung  bei  der  Entstehung  des  Idiotismus. 
Durchschnittlich  fanden  die  Autoren,  dafs  45 — 50%  der  Idioten 
Ton  nervenkranken  Eltern  abstammen;  32%  der  letzteren  (nach 
Babb  nur  18 7o)  waren  dem  Trünke  ergeben;  7%  der  idiotischen 
Kinder  (nach  Babb  3%)  hatten  Eltern,  welche  miteinander  in 
Blutsverwandtschaft  standen. 

Die  Sprache  eines  tauben  nnd  blinden  yierEelmji&hrigei 

Mädchens.  Dr.  P.  Soxsino  in  Pisa  schreibt  an  den  Heransgeber 
von  „The  Lancei"^ :  Ich  erinnere  mich,  dafs,  als  ich  1872  die 
Blindenanstalt   von    Lausanne    besuchte,    mir    ein    vierzehigähriges 


549 

M&dcfaen  gezeigt  warde,  welches  taub  geboren  war  nnd  in  sehr 
frühem  Alter  sein  Gesicht  infolge  von  Pocken  verloren  hatte.  Nichts- 
destoweniger hatte  es  gelernt,  viele  Worte  hinreichend  deutlich  zu 
sprechen,  indem  es  seine  Hand  auf  den  Kehlkopf  des  vorsprechenden 
Lehrers  legte.  Man  erzählte  mir  noch  von  ähnlichen  Fällen,  in 
welchen  Taube  und  zugleich  Blinde  zu  sprechen  verstanden,  und 
besonders  von  einem  blind  und  taub  geborenen  Zögling  der  Anstalt, 
der  nicht  nur  sprach,  sondern  auch  ein  sehr  geschickter  Drechsler 
geworden  war. 

Zur  Übertragimf;  von  Infektionskrankheiten  dnrch  Hefte 

und  Bflcher.  Wir  haben  wiederholt  darauf  hingewiesen,  dafs  Fälle 
von  Scharlach  und  Diphtherie  vorgekommen  sind,  bei  denen  die 
Krankheit  wahrscheinlich  durch  Bflcher  aus  öffentlichen  Bibliotheken 
entstanden  war.^  Diese  bei  ihrem  Bekanntwerden  vielfach  an- 
gezweifelte Thatsache  hat  nach  der  „New  York,  med.  Monatsschr.^ 
kflrzlich  Bestätigung  gefunden  durch  eine  von  dem  russischen  Arzt 
Dr.  TsoüSKOLiAVSKi  veröffentlichte  Arbeit.  Der  Genannte  stellte 
an  Heften,  die  noch  nicht  benutzt  und  an  Büchern,  welche  soeben 
der  Druckerei  entnommen  waren,  eingehende  bakteriologische  Unter- 
suchungen an  und  fand,  dafs  die  noch  nicht  in  Gebrauch  gewesenen 
Schriftwerke  von  Mikroben  meist  frei  waren.  Dagegen  ergaben  die 
Untersuchungen  von  Heften,  welche  in  Hospitälern  in  Benutzung 
gewesen  waren,  und  von  Büchern,  die  sich  in  den  Händen  von 
Kranken  befunden  hatten,  das  Vorhandensein  von  durchschnittlich 
45  Bakterien  auf  einem  Raum  von  einem  Quadratcentimeter  Papier- 
fläche. Wenn  nun  zwar  mit  Bestimmtheit  angenommen  werden  darf, 
dafs  die  gröfsere  Anzahl  derselben  unschädlich  ist,  so  können  sich 
doch  gefährliche  Krankheitserreger,  wie  Tuberkelbacillen,  darunter 
befinden.  Auch  ist  der  Einwurf,  dafs  die  dem  Papier  anhaftenden 
Mikroben  nach  einiger  Zeit  keine  Gefahr  mehr  bringen,  hinfällig, 
denn  erwiesenermafsen  behalten  einzelne  Arten  von  Bakterien  ihre 
Ansteckungsfähigkeit  noch  Monate  hindurch.  Die  vielen  Schülern 
eigene  Gewohnheit,  vor  dem  Umwenden  einer  Buchseite  die  Finger- 
spitzen mit  Speichel  zu  befeuchten,  sollte  daher  nicht  allein  aus 
ästhetischen  Gründen,  sondern  auch  aus  gesundheitlichen  Rücksichten 
bekämpft  und  ebenso  die  Lektüre  solcher  Bücher  widerraten  werden, 
welche  von  irgend  einem  ansteckenden  Kranken  benutzt  worden  sind, 
es  sei  denn,  dafs  eine  gründliche  Desinfektion  derselben  statt- 
gefunden hat. 


»  Vergl.  diese  Zeitschrift  1892,  No.  12,  S.  557-558  und  1895,  No.  2, 
S.  108—109. 


550 

Die  neue  Beleachtung  der  UniversitätsaiiditorieB  ii 
Halle  a.  S«,  welche  nach  den  Angaben  von  Professor  Renk  ein* 
gerichtet  ist,  besteht  nach  der  „Hyg.  Eundsch,*^  in  einer  kombi- 
nierten, möglichst  aber  indirekten  Beleuchtung,  wobei  das  Auerlicht 
als  Leuchtquelle  dient.  Die  Beleuchtungskörper,  von  Milchglaskugek 
umgeben,  befinden  sich  60 — 70  cm  unter  der  Decke,  Tom  oberen 
Gylinderrand  an  gemessen.  Aus  Gründen  der  Feuersicherheit  wurde 
kein  geringerer  Abstand  gewählt,  obwohl  man  bei  indirekter  Be- 
leuchtung einen  um  so  günstigeren  Effekt  erhält,  je  höher  man  den 
Beleuchtungskörper  aufhängt,  während  der  Effekt  der  direkten  Be- 
leuchtung bekanntlich  ein  um  so  besserer  ist,  je  mehr  die  Lampen 
der  beleuchteten  Fläche  genähert  werden.  AuTser  den  allgemeinen, 
auch  von  Professor  Rubneb  bestätigten  Vorzügen  des  Auerlichts, 
wie  geringer  Leuchtgaskonsum,  geringe  Luftverunreinigung,  geringe 
Wärmeproduktion,  konstatiert  Professor  Renk  auf  Grund  der  von 
ihm  angestellten  Versuche  folgende  besonderen  Vorteile  der  neu 
eingerichteten  Beleuchtung:  1.  Dieselbe  erzeugt  auf  den  Subsellien 
eine  um  rund  50%  gröfsere  Helligkeit,  als  die  alte  Beleuchtnng. 
2.  Die  Helligkeit  ist  auf  allen  Plätzen  in  sämtlichen  Auditorien  gröDser 
als  10  Meterkerzen,  entspricht  daher  der  wichtigsten  Forderung  der 
Hygiene  vollauf,  während  sie  es  bei  der  alten  Beleuchtung  nicht 
that.  3.  Die  neue  Beleuchtung  erhellt  die  Auditorien  in  allen 
Teilen,  während  früher  nur  die  unteren  Teile  der  Säle  hell  beleuchtet 
waren.  4.  Die  hohe  Aufhängung  der  Lampen  und  die  UmhflUnng 
der  Flammen  mit  Kugeln  aus  Überfangglas  verhindert  das  Hinein- 
sehen in  das  Licht,  während  früher  Lehrer  und  Schüler  durch  die  zn 
tief  angebrachten  Flammen  geblendet  wurden.  5.  Das  an  die  Wand- 
tafel Geschriebene  kann  ohne  Störung  gelesen  werden,  wogegen  dies 
früher  selbst  aus  geringer  Entfernung  oft  nicht  möglich  war,  da 
die  Tafel  von  der  Beleuchtung  nicht  getroffen  wurde.  6.  Der  auf 
weifsem  Papier  erzeugte  Schatten  der  schreibenden  Hand  ist  ver- 
schwonmien  und  daher  wenig  störend;  die  alte  Beleuchtung  entwarf 
dagegen  scharf  abgegrenzte  Schatten  und  an  vielen  Plätzen  sogar 
eine  Mehrzahl  solcher  von  verschiedener  Intensität,  die  sich  beim 
Schreiben  sehr  störend  erwiesen.  7.  Bei  der  hohen  Aufhängung 
der  Lampen  ist  jeder  fühlbaren  Wärmestrahlung  vorgebeugt. 

Griffel  ans  Bein  sind,  wie  die  „Ehein.'tcestfäl.  Sckuüii^.'' 
berichtet,  von  August  Agtha  in  Berlin,  Bremerstrafse  62,  her- 
gestellt worden.  Dieselben  zerbrechen  nicht,  wie  die  Schiefergriffel, 
brauchen  nicht  angespitzt  zu  werden,  und  es  soll  sich  leichter  und 
deutlicher  als  mit  dem  Schieferstift  auf  der  Schiefertafel  damit 
schreiben.  Der  Preis  beträgt  3  Pfennige  pro  Stück.  Ob  sie  sich 
besser  bewähren  werden,  als  die  seiner  Zeit  so  sehr  gepriesenen 
Aluminiumgriffel,  bleibt  abzuwarten. 


551 


9a$esj$efd)t(t)tH(^e9. 


Die  zwanzigste  VersammluBg  des  dentschen  Vereins  für 
Sffentliche  flesnndheitspflege  findet  vom  11.  bis  14.  Sep- 
tember d.  Js.  in  Stattgart  statt.  Aus  der  Tagesordnung  heben  wir 
folgende  Vorträge  hervor:  1.  Hygienische  Beurteilung  von 
Trink-  und  Nutzwasser;  Referent:  Geheimer  Medizinalrat  Pro- 
fessor Dr.  FLÜGGE-Breslau,  2.  Gasheizung  im  Vergleich  zu 
anderen  Einzelheizsystemen;  Referent:  unser  verehrter  Mit- 
arbeiter, Herr  Hofrat  Professor  Dr.  MEiDiNGEB-Earlsruhe.  Die  von 
Geheimrat  Flügge  aufgestellten  Schlufssätze  lauten  folgendermafsen: 

1.  Die  bis  jetzt  übliche  hygienische  Begutachtung  der  Wässer  lediglich 
auf  Grand  der  chemischen,  bakteriologischen  und  mikroskopischen  Unter- 
suchung   eingesandter  Proben   ist   fast  in  allen  Fällen  verwerflich. 

2,  Die  einmalige  Prüfung  eines  Wassers  auf  seine  hygienische 
Zulässigkeit  als  Trink-  oder  Brauchwasser  muls  vor  allem  durch 
Besichtigung  und  sachverständige  Untersuchung  der  Entnahmestelle 
und  der  Betriebsanlage  erfolgen.  In  manchen  Fällen  liefert  diese 
Prüfung  allein  bereits  eine  Entscheidung.  Meistens  ist  eine  Er- 
gänzung durch  grobsinnliche  Prüfung  des  Wassers,  sowie  durch  die 
Eisen-  und  Härtebestimmung  wünschenswert;  selten  ist  eine  weiter* 
gehende  chemische,  bakteriologische  oder  mikroskopische  Untersuchung 
zur  Sicherung  der  Resultate  erforderlich.  Bei  Neuanlagen  von 
centralen  Grundwasserversorgungen  mufs  man  sich  mit  besonderer 
Sorgfalt  von  der  Keimfreiheit  des  betreffenden  Grundwassers  ver- 
gewissem. 3.  Zur  fortlaufenden  Kontrolle  von  Wasserversorgungen, 
deren  Anlage  und  Betrieb  bekannt  ist,  eignet  sich  die  bakteriologische, 
zuweilen  auch  die  chemische  Analyse  einwandfrei  entnommener 
Proben.  Die  hygienische  Bedeutung  auffälliger  Resultate  der  Analyse 
ist  meist  nur  aus  einer  wiederholten  Besichtigung  und  Untersuchung 
der  Versorgungsanlage  zu  entnehmen. — Die  Thesen  Hofrat  Meidingebs 
sind  nachstehende:  1.  Das  Steinkohlengas  ist  bei  uns  für  gleiche 
Wärmeentwickelung  fünf-  bis  siebenmal  so  teuer,  wie  Steinkohlen, 
oder  Goaks  und  doppelt  so  teuer,  wie  Holz.  Guten  eisernen  Öfen  mit 
Dauerbrand  gegenüber  kommt  die  Gasheizung  in  entsprechendem 
Verhältnis  teurer.  2.  Ein  Gasofen  kann  nicht  mehr  Wärme  ent- 
wickeln, als  frei  brennende  Flammen;  bei  nicht  abziehenden  Ver- 
brennungsprodukten   kann    derselbe    somit    nur   die   Bedeutung   der 


562 

Dekoration  oder  Garnitur  zum  Schatze  gegen  Brand  haben.  Der 
Ofen  kann  jedoch  die  Verteilung  der  Wärme  in  Bezug  auf  Decke 
und  Fufsboden  modifizieren.  3.  Bei  vollständiger  Verbrennung  des 
Gases  kann  das  Ausströmen  seiner  Verbrennungsprodukte  aus  dem 
Ofen  in  die  Wohnräume  an  sich  als  ebenso  unbedenklich  angesehen 
werden,  wie  das  offene  Brennen  der  Leuchtflammen.  Für  deren 
Abführung  in  den  Kamin  sollte  gleichwohl  Vorsorge  getroffen  sein, 
namentlich  in  den  Fällen,  wo  längere  Zeit  hindurch  geheizt  wird, 
und  gröfsere  Mengen  Gas  gebrannt  werden.  4.  Die  schätzenswerten 
Eigenschaften  der  Gasheizung  bestehen  nächst  ihrer  Reinlichkeit  ins- 
besondere in  der  Raschheit  ihrer  Wirkung  und  in  ihrer  yorzüglichen 
Regulierbarkeit;  ihre  Mehrkosten  gegenüber  der  Heizung  mit  festen 
Brennstoffen  können  sich  dadurch  bedeutend  mindern,  in  gewissen 
Fällen  fast  verschwinden,  namentlich  im  Vergleich  mit  Holzheizung. 
5.  Einem  Gasofen  kann  nur,  wenn  er  ganz  aus  Eisen  beigestellt  ist, 
Berechtigung  zugestanden  werden.  6.  Glühende  Heizwände  sind  bei 
Öfen  jeder  Art  als  hygienisch  durchaus  unbedenklich  anzusehen. 
7.  Es  ist  bei  Öfen  irgend  welcher  Art  unstatthaft,  Vorzüge  einer 
besonderen  Art  der  Wärmeabgabe  allgemein  geltend  zu  machen: 
grofse,  wie  geringe  Strahlung,  grolse,  wie  geringe  Luftheizung  können 
je  nach  Umständen  angenehm,  bezw.  vorteilhaft,  aber  auch  das 
Gegenteil  sein.  Von  einer  günstigen  Cirkulation  der  Luft  in  Wohn- 
räumen bei  der  Heizung  kann  man  nicht  sprechen.  —  Aufser  den 
Vorträgen  finden  noch  verschiedene  Besichtigungen  statt:  so  solche 
des  Schwimmbades,  der  Anlagen  der  Badgesellschaft  und  einzelner 
Schulen  Stuttgarts.  Femer  werden  Pläne,  Modelle  und  Schriften 
über  Einrichtungen  und  Anstalten  zur  Förderung  der  öffentlichen 
Gesundheitspflege  in  Württemberg  ausgestellt.  Endlich  ist  ein  Aas- 
flug nach  Tübingen  und  Bebenhausen,  sowie  auf  Einladung  des 
Königs  Wilhelm  IL  ein  Besuch  des  Schlosses  Wilhehna  in  Aussicht 
genommen. 

Eine  ärztliche  Untersnchnng  der  Schttler  des  Kommiinal- 
nntergymnasiums  in  Anssig  hat  nach  dem  jüngsten  Berichte  der 
Anstalt  während  des  Schuljahres  1894 — 95  stattgefunden.  Die 
Prüfung  des  Gehörorganes  wurde  in  der  Weise  vorgenonunen, 
dafs  zunächst  die  anamnestischen  Daten  zur  Erhebung  gelangten. 
Dann  wurden  die  Ohren  mit  dem  Spiegel  untersucht  und  die  Hör- 
weite für  die  ühr  und  für  die  Flüstersprache  festgestellt,  letzteres 
indem  die  Schüler  vorgesprochene  Zahlen,  Worte  (nach  den  drei 
Gruppen  von  Wolf)  und  kleine  Sätze  nachsprechen  mufsten. 
Schliefslich  fand  eine  sorgfftltige  Inspektion  der  Nase,  des  Nasen- 
rachenraumes und  der  Rachenhöhle  statt.  Das  Ergebais  ist  aus  den 
folgenden  beiden  Tabellen  ersichtlich: 


553 


Klaase 


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16 


6 


Ansabl  der  uBtersachteii 
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Kieht  normal  hörend 

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1 

7 

4 
2 

— 

Summa 

66 

52 

8 

6 

— 

Bei  der  Untersnchong  der  An  gen  wnrden  der  Brechznstand 
nnd  die  Sehscbftrfe  mittelst  der  SüiTELLENschen  Probebnchstaben, 
etwaige  Farbenblindheit  mit  den  psendoisochromatischen  Tafeln  von 
SnLLiNGh,  krankhafte  Veränderungen  des  Augenhintergrundes,  be- 
sonders des  Sehnerven,  der  Netz-  und  Aderhaut,  mit  dem  Augen- 
spiegel festgestellt.  Über  das  Resultat  gibt  die  erste  der  umstehenden 
Tabellen  Aufischluls: 


554 


Klasse 

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38 
28 

28 
22 

6 
4 

2 

2 

2 

3 
5 

1 
1 

2 
3 

2 
2 

1 

1 
1 

1 

1 
1 

2 

1 

1 

1 

2 
1 

Samina 

66 

50 

10 

4 

2 

8 

2 

5 

4 

3 

1 

2 

1 

2 

2 

1 

1 

1 

3 

Was    die  Beschaffenheit   der   Zähne    anbetrifft,    so    ergab    die 
Untersuchung  derselben  folgendes: 


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versehene  Zftbs 

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Schäler  mit  v 
ergriffenen 

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Zahn 

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66 

— 

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15 

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— 

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182 

162 

Endlich  sei   anch   noch    die  Tabelle   über   den    allgemeinea 
Gesundheitszustand  der  Schüler  angeführt: 


1 

31 

1 

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1 

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1    1      1 

Sehnlhygieiiisehe  AnaBtelliing  im  mediziniscben  Waren* 
baiue  zu  Berlll.  Die  „Blech.  Ärgte-Z^."  schreibt:  Hygienische 
Separatansstellimgen  beabsichtigt  das  medizinische  Warenhans  zu 
Berlin  demnächst  in  den  Kreis  seinec  ThlLügkeit  einznbezieheii. 
Auf  allen  Gebieten  der  Hygiene  werden  nnansgexetzt  wichtige  Ver- 
besseningen  ersonnen  and  Neneinrichtnngen  getroffen,  welche  aber 
der  Arztewelt  nnd  dem  LaieDpnblikmn  nicht  genügend  znr  Kenntnis, 
geschweige  denn  znr  Anschaonng  gelangen,  weil  es  bisher  an  einer 
Stelle  fehlte,  welche  die  Vermittelimg  hierfür  fiberaommen  hatte. 
Dies  beabsichtigt  nnnmehr  das  medizinische  Warenbans  zo  thnn. 
£s  sollen  nacheinander  die  wichtigsten  Gebiete  der  praktischen 
Hygiene  berOcksichtigt  werden.  Die  Heranziehung  von  kompetenten 
Sachverständigen  nnd  Fabrikanten  wird  dem  Warenhause  seine 
^ofgabe  wesentlich  erleichtem.  Die  rAumlicbe  Beschränknng  gestattet 
freilich  nicht,  grobe  Gegenstände  anders,  als  in  instruktiven  Modellen, 
bezw.  Zeichnungen  darzubieten;  bei  einer  kritischen  Zusammenstellung 
durfte  dies  aber  auch  vor  der  Hand  genügen.  Es  ist  zunächst  eine 
lüeine  Separataosstellniig  auf  dem  Gebiete  der  Schulhygiene  ins  Auge 
gefaTst,  welche  voraussichtlich  am  1.  Oktober  d.  Js.  eröffnet  werden 
kann.  Ein  vorifiuliger  Arbeitsausschnls,  bestehend  aus  den  Herren 
Dr.  Abthub  Habtmanb,  Privatdocent  Dr.  Pbobkaubb,  Dr.  Robebt 
KüTNEK  nnd  Direktor  Oskab  Uaac,  hat  sich  konstituiert.  Anfser- 
dem  ist  ein  weiteres  Komitee  in  der  Bildung  begriffen,  dem  unter 
imderen  unsere  geschätzten  Mitarbeiter,  die  Herren  Professor  Dr. 
Leo  BtmoEBSTEiN  in  Wien  und  Lehrer  0.  Jank£  in  Beriin, 
ferner  Geheimrat   Dr.  Becheb,   Oberstabsarzt  Dr.   Siarckeb,   Dr. 


556 

Beelt,  Dr.  SiLEX  and  der  Heransgeber  dieser  Zeitschrift  angehören. 
In  der  ersten  Sitznng  des  Komitees,  welche  am  4.  Jnli  stattfand, 
iinirde  beschlossen,  alle  Fabrikanten  der  in  Betracht  kommenden 
Grebiete  zur  Mitwirkung  aufzufordern.  Der  Eintritt  in  die  Ausstellung 
soll  unentgeltlich  sein,  und  auch  von  den  Ausstellern  für  den  Baum 
keine  Platzmiete  erhoben  werden.  Es  ist  also  mit  der  Veranstaltung 
kein  unmittelbares  geschäftliches  Interesse  yerknüpft,  sondern  dieselbe 
¥nrd  als  eine  gemeinnützige  Sache  betrachtet.  Alle  diesbezüglichen  An- 
fragen und  Zuschriften  sind  zu  richten  an  die  Schulhygieneausstellung 
im  medizinischen  Warenhause,  Berlin  N.,  Friedrichstrafse  108. 
Der  YereiiL   der  ärztlichen  Schnlinspektoren   Englands 

besuchte,  wie  wir  dem  „Brit  Med,  Joum,^  entnehmen,  am  18.  Juli  d.  Js. 
Haileybury  College.  Die  Einladung  dazu  war  von  dem  Direktor  der 
Anstsdt,  Bev.  £.  Ltttelton,  ausgegangen,  der  Ehrenmitglied  des 
Vereines  ist.  In  der  Schule  angekommen,  wurde  die  Gesellschaft, 
darunter  auch  der  Vorsitzende  derselben  Dr.  Eüstasiüs  Smith, 
von  den  Anstaltsärzten  Dr.  Shelly  und  Dr.  Horatiub  Savoby, 
sowie  von  einem  Teile  der  Lehrer  und  dem  Schatzmeister  empfangen. 
Zunächst  ging  es  in  die  Küche  und  den  Speisesaal,  wo  gerade  die 
Schüler  ihr  Mittagsmahl  einnahmen.  Sodann  wurden  sämtliche  Ge- 
bäude und  das  Grundstück  besichtigt,  wobei  die  Vorrichtung,  durch 
welche  man  dem  Wasser  seine  Härte  benimmt,  besonders  interessierte. 
Das  letztere  stammt  aus  einer  200  Fufs  tief  in  Kalkboden  befind- 
lichen Quelle.  Auch  die  Erdklosetts,  das  offene  Schwimmbad,  da» 
Waschhaus,  das  Hospital,  das  Isolierhaus  für  ansteckende  Kranke, 
sowie  einer  der  Schlafsäle  mit  den  anstofsenden  Baderäumen  wurde 
besucht.  Eine  ausgezeichnete  Neuerung  sind  die  Trockenzimmer,  in 
welche  die  Kleider  der  Knaben  nach  dem  Fulsballspiel  oder  nach 
Begenwetter  gebracht  werden.  Der  ganze  Besuch  war  nicht  nur 
erfreulich,  sondern  auch  aufserordentlich  lehrreich.  Nachdem  das 
Eis  einmal  gebrochen  ist,  hofft  der  Verein,  auch  von  anderen  Schulen 
emgeladen  zu  werden,  was  diesen  selbst  nicht  am  wenigsten  zu  gute 
kommen  würde. 

Die  Steilschrift  in  Holland.  Die  von  der  Niederländischen 
Gesellschaft  für  Beförderung  der  Heilkunde  eingesetzte  Kommission 
zur  Untersuchung  der  Steilschrift  hat  ihren  Bericht  in  No.  20,  1895, 
des  „  Weekblad  van  het  Nederlandsch  Tüdschrift  voor  Qeneeskunde^ 
veröffentlicht.  Sie  schlägt  vor,  die  Gesellschaft  möge  sick  im 
Princip  zu  Gunsten  der  Steilschrift  aussprechen  und  bei  den  be- 
treffenden Behörden  dahin  wirken,  dafs  durch  Versuche  in  Schulen 
die  praktische  Brauchbarkeit  dieser  Schrift  geprüft  werde,  um,  wenn 
dieselben  günstig  ausfallen,  sie  als  allgemeine  Schreibweise  empfehlen 
zu  können. 


657 

Denkmal  (Br  Wilbelm  Meyer«  In  der  vorigen  Nammer 
unserer  Zeitschrift  teilten  wir  nnter  y^Personalien^  mit,  dals  der 
foerfllunte  Ohrenarzt  Dr.  Hans  Wilhelm  Meyek  ans  Kopenhagen 
aof  einer  Reise  in  Venedig  gestorben  sei.  Er  war  es,  der  zuerst 
darauf  hinwies,  daCs  eine  VergrOfserong  der  im  Nasenrachenraom 
gelegenen  Drflsen,  welchen  er  den  Namen  ^Adenoide  Vegetationen^ 
beilegte,  eine  häufige  Ursache  teils  Ton  Taubheit,  teils  von  behinderter 
Nasenatmung  und  infolgedessen  von  Kopfschmerz  und  ünfthigkeit, 
geistig  zu  arbeiten,  sei.  Diese  Entdeckung  bildet  einen  der  wich- 
tigsten Fortschritte  in  der  Praxis  der  modernen  Medizin.  Alljährlich 
werden  Tausende  von  Personen,  darunter  nicht  zum  wenigsten  Schul- 
kinder, durch  die  operative  Entfernung  der  vergröfserten  Drüsen 
von  lebenslänglicher  Taubheit  oder  den  drückenden  Folgen  der 
Nasenverstopfung  geheilt.  Mit  Recht  sagt  daher  „The  Brit.  Med, 
Joum.^,  da(s  wir  unter  den  Zeitgenossen  keinem  mehr,  als  dem 
Dr.  H.  W.  Meter  für  die  Entwickelung  eines  gesunden  Geistes 
in  einem  gesunden  Leibe  bei  dem  heranwachsenden  Greschlechte  ver- 
danken. So  hat  sich  denn  in  London  ein  Komitee  zur  Errichtung  eines 
Denkmals  in  Kopenhagen  für  den  Verstorbenen  gebildet  Das  Patronat 
desselben  hat  die  Prinzessin  von  Wales,  bekanntlich  eine  Landsmännin 
Dr.  Meyebs,  übernommen.  Vorsitzender  des  Komitees  ist  der  bekannte 
Laryngologe  Dr.  Felix  Semon  in  London,  zu  den  Mitgliedern 
gehören  unter  anderen  Dr.  J.  Russell  Reynolds,  Präsident  des 
„Royal  College  of  Physicians^  und  Chkistopheb  Heath,  Präsident 
des  „Royal  College  of  Surgeons''.  Auch  in  anderen  Ländern,  z.  B. 
in  Deutschland,  sind  ähnliche  Komitees  in  Bildung  begriffen.  Die 
Stadtbehörde  von  Kopenhagen  hat  beschlossen,  sobald  die  Mittel 
Ar  die  Statue  oder  Büste  beschafft  sind,  einen  würdigen  Sockel 
dazu  zu  liefern. 

Eine  Sehfllerreise  nach  der  ehemaligen  rSmisehen  Kolonie 

Carnantnm.  Die  ^Zischr.  f.  Tum.  u.  Jgdspl,^  schreibt:  Am  4. 
und  5.  Juni  d.  Js.  unternahmen  100  Schüler  des  zweiten  deutschen 
Staatsgymnasiums  in  Brunn,  geführt  von  Direktor  Hobak  und 
10  Lehrern,  denen  sich  Professor  Dr.  Bobmaitn  von  der  Wiener 
Universität  als  wissenschaftlicher  Cicerone  anschlofs,  einen  Ausflug 
nach  Camuntum.  Es  ist  das  bekanntlich  eine  alte  römische  Kolonie 
an  der  Donau,  welche  im  Jahre  251  n.  Chr.  von  den  Quaden  zer- 
stört wurde,  und  deren  Reste  sich  bei  dem  Fledcen  Petronell  in 
Niederösterreich  befinden.  Die  Fahrt  erfolgte  über  Wien,  von  da 
aus  mit  dem  Postschiffe  bis  Deutsch- Altenburg  und  Petronell,  wo 
die  Ausgrabungen,  das  Museum  des  Vereins  „Camuntum^  und  die 
Sammlungen  des  Fbeihebbn  vok  Ludwigstobff  und  des  Grafen 
ABENSPEBa-TBAiTN  eingehend  besichtigt  wurden.     Der  erstere  ver- 


558 

teilte  .zar  Erinnerong  200  altrömische  Münzen  unter  die  Schüler. 
Die  Rückfahrt  fand  von  Petronell  über  Brack  an  der  Leitha  und 
Wien  statt.  Der  in  Mähren  zum  ersten  Mal  gemachte  Versuch,  die 
halbtägigen  Schülerfahrten  an  Gymnasien  nach  reichsdeutschem  Muster 
zu  mehrtägigen  Studienreisen  zu  erweitern,  hat  sich,  dank  der  um- 
sichtigen Leitung  der  Brünner  Schule  und  des  harmonischen  Zu- 
sammenwirkens aller  bei  dem  Unternehmen  beteiligten  Persönlichkeiten, 
als  durchführbar  und  nachahmenswert  erwiesen. 

Ferienkolonien  in  den  Vereinigten  Staaten«  £ine  interessante 

Erweiterung  erfährt  unser  Ferienkoloniewesen  in  Amerika.  Eine  Wohl- 
thätigkeitsgesellschaft  in  New  York,  die  sich  damit  befalst,  die  Lage  der 
ärmeren  Klassen  zu  yerbessem,  trifft  Vorbereitungen,  um  ihren  Schütz- 
lingen Sommeraufenthalt  in  Kurorten  und  auf  dem  Lande  zu  gewähren. 
Der  Verein  hat  ein  Heim  gegründet,  das  während  des  Sommers  etwa 
sechzig  Kinder  aufiiimmt,  deren  Durchschnittsaufenthalt  vierzehn 
Tage  beträgt.  Im  Anschluls  an  das  Kinderheim  besteht  ein  Haus 
für  Frauen,  die  sich  nach  einer  Krankheit  in  der  Rekonvalescenz 
befinden.  Die  dritte  Abteilung  des  wohlthätigen  Werkes  wird  als 
Oceangesellschaft  bezeichnet  und  dient  dazu,  Frauen  und  Kinder, 
die  eines  Erholungstages  bedürfen,  auf  dem  Wasserwege  nach  einer 
der  Seeheilstätten  zu  befördern.  Bei  ihrer  Ankunft  daselbst  em- 
pfangen sie  eine  Mahlzeit,  und  es  wird  ihnen  Gelegenheit  geboten, 
ein  Seebad  zu  nehmen.  Um  denjenigen,  welche  für  das  gute  Werk 
Beiträge  liefern,  ein  persönliches  Interesse  für  die  Sache  zu  verleihen, 
sind  die  Gesamtansgaben  in  einzelne  Posten  zerlegt  worden,  die, 
wenn  es  von  dem  Geber  gewünscht  wird,  den  Namen  desselben 
tragen  soUen.  So  gehören  350  Dollars  dazu,  einer  Gesellschaft 
von  1000  Personen  einen  Tag  den  Aufenthalt  im  Freien  zu  gewähren. 
Der  Spender  kann  den  Namen  bestimmen,  den  diese  Einrichtung 
erhalten  soll.  50  Dollars  kostet  ein  Zimmer  in  der  Kinderheilstfttte, 
das  den  Namen  des  Spenders  trägt,  25  Dollars  ein  Bett  dasellisty 
10  Dollars  genügen,  um  ein  Kind  vier  Wochen  lang  im  Heim  ver- 
pflegen zu  lassen. 

BlitcseUag  in  einer  Schule.    Wie  die  ^Sath.  SdndBtg^ 

berichtet,  traf  am  11.  Juni  d.  Js.  bei  einem  nachmittägigen  Gewitter 
ein  Blitzschlag  das  Schulhaus  in  Neusalz  a.  0.  In  der  engen  Sdiul- 
Stube  waren  95  Kinder  beisammen,  als  der  Blitz  durch  den  Giebel 
in  dieselbe  einschlug.  Eine  wahre  Panik  entstand,  die  Schulkinder 
drängten  schreiend  nach  dem  Ausgange.  Nur  mit  Mühe  konnte  der 
Lehrer  verhüten,  dafe  die  fallenden  von  den  folgenden  getreten 
wurden.  Als  die  Mehrzahl  das  Zimmer  verhissen  hatte,  zeigte  sich 
erst,  welches  Unheil  der  Blitz  angerichtet  hatte.  Etwa  25  Kinder 
lagen  mehr  oder  weniger  stark  betäubt   unter   den  Bänken.     Zorn 


559 

Olttcke  erholten  sich  jedoch  die  meisten  bald  wieder.  Leider  mufste 
aber  der  die  Kinder  heraustragende  Lehrer,  der  in  dem  Augenblicke 
ntir  von  seiner  vor  Schreck  selbst  halberstarrten  Frau  unterstützt 
wurde,  bald  erfahren,  dafs  auch  ein  Menschenleben  dem  Ereignis  zum 
Opfer  gefallen  war.  Ein  zehnjähriger  Schulknabe  war  erschlagen^ 
während  ein  Mädchen  bis  zum  Abend  besinnungslos  blieb.  Der 
Schrecken  und  die  Verwirrung  wurden  bei  dem  ganzen  Vorgänge 
um  so  mehr  gesteigert,  als  der  Blitz  auch  gezändet  und  das  Haus 
in  Brand  versetzt  hatte.  Es  gelang  jedoch  den  schnell  herbeigeeilten 
Dorfbewohnern,  das  Feuer  zu  löschen. 

Vergebliche  Anfstellnng  von  Spncknäpfen  in  der  Berliner 
Uniyersität.  Nachdem  der  bacilläre  Ursprung  der  Tuberkulose  fest- 
gestellt war,  hat  bekanntlich  6.  Cobnbt  den  Nachweis  geführt,  dafe 
nur  da  Bacillen  vorhanden  sind,  wo  der  Auswurf  unzweckmälsig, 
d.  h.  nicht  in  Spucknäpfe,  die  mit  Wasser  oder  einer  desinfizierenden 
Flüssigkeit  gefallt  sind,  entleert  wird.  Vibohow  hebt  nun  das 
geringe  Verständnis  selbst  des  gebildeten  Publikums  für  die  Verhütung 
der  Schwindsucht  hervor  und  kennzeichnet  den  Mangel  an  Reinlich- 
keit durch  die  von  ihm  während  seines  letzten  Rektorates  an  der 
Berliner  Universität  gesammelten  Erfahrungen,  wo  trotz  zahlreicher 
Spucknfipfe  und  diesbezüglicher  Bekanntmachung  dieselben  von  der 
sedierenden  Jugend  nicht  benutzt  wurden.  Nicht  viel  anders  dürfte 
es  sich  mit  den  in  Schulen  aufgestellten  Spucknäpfen  verhalten,  worüber 
nähere  Auskunft  aus  pädagogischen  Kreisen  erwünscht  sein  würde. 


Unüi^t  Derfttgttn^ett. 


Mitteilang  des  KSniglich   prenfsisehen  Unterrichtsministers, 
betreffend  die  FSrdernng  freiwilliger  Spielständen   an  den 

höheren  Lehranstalten. 

Berlin,  den  I.März  1895. 

Auf  den  Bericht  vom  7.  Februar  d.  Js.  ervndere  ich  dem 
Königlichen  Provinzialschulkollegium,  dafs  ich  mit  demselben  auf  die 
Forderung  freiwilliger  Spielstnnden  neben  den  allgemein  verbind- 
lichen Turnstunden  grofsen  Wert  lege,  dafs  ich  aber  besondere 
Mittel  für  Leitung  der  Spielstunden  zu  meinem  Bedauern  nicht  zu 
gewähren  vermag.  Dies  schliefst  indessen  nicht  aus,  da(s  an  staat- 
lichen,   staatlich    unterstützten    oder   verwalteten  Anstalten,  wo   die 


560 

Kassen  die  Mittel  zur  Remmierienmg  der  Leiter  von  Spielstonden 
besitzen,  im  Einzelfalle  eine  Yergütong  daffir  bei  mir  beantragt 
werden  kann.  Nichtstaatlichen  Patronaten  bleibt  selbstredend  dber- 
lassen,  die  Spielstanden  neben  den  Tnmstnnden  in  gleicher  Weise 
zu  vergüten. 

Der  Minister  der  geistlichen  n.  s.  w.  Angelegenheiten. 

Im  Auftrage:  (Gez.)  de  la  Gbodc. 
An 
das  Königliche  Provinzialschalkollegiam  zu  N. 
U.  IL  5311. 

Erlafe  des  KSniglich  italienischen  Ministerinms  des  ffffentliekei 

Unterrichts 
bezflglieli  der  Infektionskrankheiten  in  Schulen. 

(Fortsetzong.) 

4.  Desinfektionen. 

A.  Die  regelrecht  ausgeführte  Desinfektion  ist  eines  der  notwendigen 
Mittel,  um  die  Gefahr  einer  Verbreitung  der  ansteckenden  Krank- 
heiten zu  beseitigen,  welche  von  der  Infektion  der  Räume,  Gerite 
und  Schnlgegenstände  ihren  Ausgang  nehmen. 

Die  Desinfektion  erweist  sich  folglich  als  nOtig: 

a.  in  den  mit  der  Schule  verbundenen  Wohnungen,  wenn  in 
der  Familie  der  Lehrer  oder  der  Schuldiener,  die  darin  wohnen, 
ein  Fall  von  einer  der  obengenannten  akuten  InfektionskrankheiteB 
festgestellt  ist; 

b.  in  einer  oder  mehreren  Klassen,  wenn  dieselben  infolge  des 
Auftretens  einer  akuten  Infektionskrauldieit  unter  den  Schülern  ge- 
schlossen worden  sind; 

c.  bei  den  Schulbänken  an  den  Stellen,  wo  4icjenigen  Schäle 
abgesondert  sitzen,  deren  ansteckende  Krankheiten  unter  den  froher 
angegebenen  Bedingungen  mit  dem  Schulbesuch  verträglich  sind. 

B.  Die  anzuwendenden  Desinfektionsmittel  sind  folgende: 
a.  saure  Lösungen  von  Sublimat,  nämlich 

eine  schwache  Lösung  nach  folgender  Formel: 

Hydrargyr.  bichlorat.  corrosiv.  2,0 

Acid.  hydrochloric.  5,0 

Aq.  fontan.  1000,0; 
eine  starke  Lösung  in  dieser  Zusammensetzung: 

Hydrargyr.  bichlorat.  corrosiv.  5,0 

Acid.  hydrochloric.  10,0 

Aq.  fontan.  1000,0; 


561 

b.  Kalkmilch   im  Yerh&ltnis    yon    1  Teil   Ätzkalk   auf   2  Teile 
Wasser ; 

c.  Pulver  von  Ätzkalk. 

C.  Die  Regeln  zur  Ausfühnmg  der  Desinfektion  von  Gegen- 
ständen sind  folgende: 

a.  fOr  die  Wände: 

Wo  immer  Auswurf  anklebt,  sollen  dieselben  abgekratzt  werden, 
nachdem  sie  vorher  mit  einer  starken  SublimaÜOsung  abgewaschen 
sind ;  in  allen  Fällen  hat  man  sie  mit  Kalkmilch  zu  tünchen ; 

b.  für  die  Fufsböden: 

Zweimaliges  Scheuem  mit  einer  starken  Sublimatlösung,  wobei 
Sorge  getragen  werden  mu&,  dafs  diese  gut  in  die  Spalten  und 
Kitzen  des  Fufsbodens  eindringt;  nach  der  regehrecht  vorgenommenen 
Desinfektion  reichliche  und  anhaltenc^  Lüftung; 

c.  fQr  die  Möbel,  Bänke,  Tische  u.  s.  w. : 

Sorgfältige  Abwaschung  mit  einer  schwachen  Sublimatlösung 
und,  nachdem  diese  getrocknet,  mit  gewöhnlichem  Wasser;  während 
der  warmen  Monate  oder,  wenn  es  sonst  thuulich  ist,  können  die 
Möbel  auch  durch  Aussetzen  an  der  Sonne  während  der  Tage,  an 
welchen  die  Schule  geschlossen  bleibt,  desinfiziert  werden; 

d.  für  die  Bücher,  Hefte  u.  s.  w.: 

Entweder  verbrenneo,  oder  der  Sonne  aussetzen; 

e.  für  den  Auswurf: 

Vorschriftsmäßige  Verpflichtung,  sich  der  Spucknäpfe  zu  be- 
dienen, welche  ungelöschten  Kalk  enthalten;  dieselben  müssen  min- 
destens alle  14  Tage  ausgeleert  werden,  und  in  der  Zwischenzeit 
sind  neue  Schichten  ungelöschten  Kalkes  in  diejenigen  Näpfe  zu 
schütten,  die  viel  benutzt  worden  sind.  In  die  Spucknäpfe  wird 
beim  Ausleeren  so  viel  Wasser  gegossen,  dafs  Kalkmilch  entsteht  und 
diese  in  die  Klosetts  gegossen. 

f.  für  die  Aborte: 

Da  Kalkwasser  sich  als  gutes  Desinfektionsmittel  für  den  Inhalt 
der  Latrinen  bewährt  hat,  so  ist  es  geraten,  solches  so  häufig  als 
möglich  in  dieselben  hineinzugiefsen,  was  durch  die  regelmäfsige 
Reinigung  der  Spucknäpfe  erzielt  wird;  auf  diese  Weise  lälst  sich  in 
den  zahlreichen  Schulen  eine  fast  tägliche  Desinfektion  sämtlicher 
Aborte  vornehmen. 

Es  ist  davor  zu  warnen,  die  Kalkmilch  in  solche  Bohren 
hineinzugielseD,  welche  siphonartig  umgebogen  sind,  da  der  Kalk 
sich  am  Grunde  festsetzen  und  den  Siphon  auf  diese  Weise  ver- 
stopfen könnte. 

In  Fällen  von  typhösem  Fieber,  Buhr  oder  Cholera  soD,  wenn 
der  Verdacht  vorliegt,  dafs  die  infizierten  Dejektionen  in  die  Schul- 

SehalffMundhelUpflege  VIII.  36 


562 

aborte  gelangt  sind,  die  obengenannte  Desinfektion  mit  Kalkmilch 
nm  so  reichlicher  angewendet  werden,  nnd  wird  man  aolserdem  die 
Desinfektion  der  Sitzbretter  vermittelst  einer  schwachen  Sublimat- 
lösnng  vornehmen. 

D.  Sind  eine  oder  mehrere  Klassen  aus  den  oben  angefahrten 
Gründen  geschlossen  worden,  so  darf  die  Schulbehörde  die  Wieder- 
eröffnung nur  gestatten,  wenn  die  Stadtverwaltung  zuvor  die  not- 
wendigen Desinfektionen  hat  ausführen  lassen. 

(Fortsetzung  und  SchluiB  in  No.  10.) 

Bescheid  des  KSniglieh  prenfsischen   Ministers   der   geist- 
liehen  n.  s.  w.  Angelegenheiten    fiher   die  Zniiehnng    der 
Kreisphysiker   bei  Schliefsnng    der  Schulen    anläfslich  des 
Ausbruches  ansteckender  Krankheiten. 

Berlin,  den  7.  Februar  1895. 

Auf  den  gefftlligen  Bericht  vom  3.  Januar  d.  Js.  erwidere  ich 
£w.  Hochwohlgeboren  ergebenst,  dafs  durch  die  fOr  die  Entscheidung 
über  die  Schliefsung  von  Schulen  angeordnete  Zuziehung  des  Kreis- 
physikus  die  Entsendung  desselben  an  Ort  und  Stelle  nicht  un- 
bedingt in  allen  Fällen  vorgeschrieben  und  nur  insoweit  geboten  ist, 
als  nach  dem  Ermessen  der  Behörden  die  besonderen  Umstände  des 
gegebenen  Falles  eine  derartige  vorgängige  Information  des  Kreis- 
physikus  erfordern,  wie  solches  in  der  Regel  bei  den  unter  No.  7 
der  Verfttgung  vom  14.  Juli  1884  —  M.  d.  J.  IL  7800,  M.  d.  g. 
Angel.  U.  ma  18424,  U.  II.  2449  M.  5092/84  —  vorgesehenen 
Fällen  der  Fall  sein  wird. 

Ein  Recht,  die  Entsendung  an  Ort  und  Stelle  in  jedem  Falle 
zu  fordern,  ist  den  Kreisphysikem  durch  die  Bestimmungen  der 
vorbezeichneten  VerfOgung  nicht  zugestanden. 

Der  Minister  der  geistlichen  u.  s.  w.  Angelegenheiten. 

In  Vertretung:  (Gez.)  von  Weyrauch. 
An 
den  Königlichen  Regierungspräsidenten  zu  N. 

VerfB^nn;  des  Bezirksschulrates  der  Stadt  Wien  weigei 
Ermittelnn;  der  schwachsinnigen  Kinder  in  den  dortigem 

Volks-  nnd  Bflrgerschnlen. 

•H^  1895. 

B.  S.  R. 
An  sämtliche  Leitungen  der  Volksschulen  und  der  Volks-  and 

Borgerschulen  in  Wien. 

Im  Anschlüsse  erhält  die  SchuUeitung Stück  Fragebogen 

mit  dem  Auftrage,    in  dieselben   die  an   der  Anstalt   etwa   befind- 


563 

liehen,  nach  dem  Urteile  der  Lokallehrerkonferenz  zweifellos 
als  schwachsinnig  zu  betrachtenden  Kinder  einzutragen  nnd  die 
auf  dieselben  bezüglichen,  in  dem  Bogen  enthaltenen  Fragen  mit 
möglichster  Genauigkeit  zu  beantworten. 

Der  Bezirksschulrat  macht  darauf  aufmerksam,  dafs  in  diese 
Fragebogen  nur  die  wirklich  als  schwachsinnig  zu  bezeichnenden 
Kinder,  die  ohne  einen  ganz  speciellen,  ihrem  Geisteszustände 
angepaßten  Unterricht  auch  nicht  die  allemotwendigsten  Kenntnisse 
sich  anzueignen  vermögen,  aufzunehmen  sind.  Solche  Kinder,  die 
nur  sehr  schwach  be^igt  sind,  fflr  welche  also  ein  gewöhnlicher 
Nachhilfeunterricht  genügen  würde,  um  sie  im  Laufe  der  8  Schul- 
jahre wenigstens  mit  den  notwendigsten  Kenntnissen  vertraut  zu 
machen,  sind  in  diese  Fragebogen  nicht  aufzunehmen. 

Die  ausgefüUten  Fragebogen  sind  längstens  binnen  8  Tagen 
zuversichtlich  anher  einzusenden. 

Bezirksschulrat  der  Stadt  Wien 

am  20.  April  1895. 

Der  Vorsitzende-Stellvertreter. 

(Gez.)  Dr.  Reibch. 


Direktion    ,       Knaben-    Volks      ,   ,     .     ,,^.  ^    .  , 

-;— : der   zT—rr —  =- schule   m  Wien,    ....  Bezirk, 

Leitung  Madchen-  Bürger 

-Strafte 


-OftMe     No. 


-Platz 


Fragebogen. 

1.  Name,  Religion  und  Geburtsdaten  des  Kindes,  welches  nach 
dem  Urteile  der  Lokallehrerkonferenz  zweifellos  als  schwach- 
sinnig bezeichnet  werden  mufs. 

2.  In  welcher  Klasse  (eventuell  auch  Abteilung)  befindet  sich 
dasselbe  gegenwärtig? 

3.  In  welchem  Jahre  hat  dasselbe   den  Schulbesuch  begonnen? 

4.  Name,  Stand  und  Wohnort  der  Eltern  oder  deren  Stell- 
vertreter. Hftusliche  Verhältnisse  derselben,  soweit  sie  der  Schule 
bekannt  sind. 

5.  Besondere  Wahrnehmungen,  welche  bezüglich  des  Kindes 
von  seinen  Lehrern  (Lehrerinnen)  bisher  gemacht  worden  sind. 

6.  Worden  in  den  Schuljahren  1888/89—1894/95  schwach- 
sinnige Kinder  wegen  ihres  Gebrechens  als  schulbesuchsunffihig  von 
der  Anstalt  entfernt?  (Eventuell  sind  die  Namen  dieser  Kinder,  der 

86* 


564 

Name,    Stand    und   damalige    Wohnort    der   Mtern   derselben  an- 
zugeben.) 

7.  Etwaige  Bemerkungen  der  Schulleitung. 

Wien,  am   . .  .  .April  1895. 


Direktor.     Oberlehrer.     ProYisorischer  Leiter. 


^txfonainn. 


Die  Seminardirektoren  Molbehn  in  Berlin,  Büb^el  in  Boppard, 
BOHNENSTÄDT  in  Delitzsch,  Rossmann  in  Drossen,  Wieackes  in 
Erfurt,  Bbeitspbecheb  in  Franzburg,  Urlatjb  in  Pr.- Friedland, 
Castens  in  Hadersleben,  Yelten  in  Kempen,  Yanse  in  Liegnitz, 
NoACK  in  Neuzelle,  Hoffkann  in  Neu-Ruppin,  Feige  in  Soest, 
Kbeymeb  in  Trier,  Rössleb  in  Wunstorf  und  der  Kreisschulinspektor 
Reinokens  in  Bonn  haben  den  Charakter  als  Schuhrat  erhalten. 

Dem  Bezirksarzt  Dr.  Eduabd  CebmIk  in  Hohenmauth  wurde 
der  Titel  eines  Kaiserlichen  Rates,  dem  mit  den  Funktionen  eines 
Schularztes  betraut  gewesenen  praktischen  Arzt  Dr.  Steueb  in  Breslau 
der  Titel  Sanitätsrat  verliehen. 

Es  haben  erhalten:  den  Königlich  preufsischen  Kronenorden 
II.  Klasse  der  Vorsitzende  des  badischen  Oberschulrats,  Geheimrat 
Dr.  Abnspeboeb  in  Karlsruhe,  und  der  Regierungs-  und  Geheime 
Medizinalrat  Dr.  Wolff  in  Merseburg;  das  Ritterkreuz  II.  Klasse 
des  Königlich  s&chsischen  Albrechtsordens  der  Bezirksschuldirektor 
a.  D.  Hempel  in  Leipzig-Gonnewitz ;  den  roten  Adlerorden  IV.  Klasse 
die  Direktoren,  Professor  Bbeüeb  und  Professor  Dr.  Fischbb,  beide 
in  Wiesbaden,  sowie  der  Gymnasialdirektor  a.  D.  Dr.  HuNS  in 
Meppen. 

Ernannt  wurden :  der  Rektor,  Oberstudienrat  Dr.  von  Pi«anck 
in  Stuttgart,  zum  Ministerialdirektor;  der  Seminardirektor,  Schuhrat 
F.  MÜHiiMANN  in  Berlin,  zum  Regierungs-  und  Schulrat  in  Merse- 
burg; der  Gymnasiallehrer  Dr.  Geobo  Kebsohensteineb  in  München 
zum  städtischen  Schulrat  daselbst;  der  aufserordentliche  Professor  der 
Hygiene  Dr.  Ditmab  Finkleb  in  Bonn  zum  ordentlichen  Professor; 
der  Professor  am  Karlgymnasium  Dr.  Egelhaaf  in  Stuttgart  zum 
Rektor  dieser  Anstalt;  der  Gynmasialprofessor  Dr.  Lbüpfeb  in 
Kreuznach  zum  Realgymnasialdirektor  in  Hagen  i.  W.;  der  Subrektor 
Schmidt  an  der  Lateinschule  in  Amorbach   zum  Rektor  des  Pro- 


565 

gymnasiums  in  Schwabach;  die  Subrektoren  Hellfbitzsgh  an  der 
Lateinschnle  in  Germersheim,  Spies  an  der  Lateinschale  in  Grün- 
stadt and  MONNINGEB  an  der  Lateinschale  in  Dinkelsbühl  bei 
Umwandlang  dieser  Anstalten  in  Progynmasien  zu  Rektoren  derselben; 
der  ordentliche  Lehrer  Dr.  Wilhelm  Lahm  am  Gjrmnasinm  in 
Lanbach  zam  Direktor  der  Kealschale  in  Gemsheim;  der  Oberlehrer 
an  der  Lndwigsschale  Gbeisl  in  München  zum  Kreisschalinspektor; 
der  Seminarlehrer  WEDia  in  Heiligenstadt  zum  kommissarischen 
Kreisschalinspektor  in  Rybnik;  Dr.  Huöuenin  zam  ärztlichen  Schul- 
inspektor des  19.  Arrondissements  von  Paris  an  Stelle  des  Herrn 
IjEjaüne;  Dr.  Alphonse  Delage  zum  Arzt  des  Lyceams  Carnot 
in  Paris. 

Der  Kreisphysikus  Dr.  Schlegtendal  in  Lennep  ist  mit  der 
Wahrnehmung  der  Geschäfte  des  Medizinalrates  bei  der  Regierung 
in  Aachen  betraut  worden. 

Als  Privatdocenten  für  Hygiene  habilitierten  sich  Dr.  Mabtin 
Hahn,  Assistent  des  hygienischen  Institutes  in  München,  an  der 
dortigen  Universität  und  Dr.  G.  Tbbni  an  der  Universität  Pisa. 

Der  Geheime  Regierungs-  und  Provinzialschulrat,  Professor 
TsCHAKBBT  in  Breslau,  Direktor  des  dortigen  Seminars  für  höhere 
Schulen,  tritt  in  den  Ruhestand. 

Der  Direktor  der  grofsen  Stadtschule  (Gymnasium  und  Real- 
gymnasium) Dr.  J.  KiPPEB  in  Rostock  ist  gestorben. 


£Hitxainx. 


Besprechungen. 

I>r.  WOLDEMAB  GOETZE,  Direktor  der  Lehrerbildungsanstalt  des 
deutschen  Vereins  für  Knabenhandarbeit  zu  Leipzig.  Der  Hand- 
fertigkeitsiuiterricht  an  den  Lehrerseminaren.  Vortrag, 
gehalten  auf  dem  XII.  deutschen  Kongrefs  für  erziehliche  Knaben- 
bandarbeit zn  Danzig  am  16.  Juni  1894.  Leipzig,  1894. 
J.  C.  Hinrichs.     (32  S.  Gr.  8^.  JH.  0,60.) 

Die  vorliegende  Schrift  soll  der  Propaganda  für  die  Einführung 
des  Handfertigkeitsunterrichtes  in  den  deutschen  Lehrerseminaren 
dienen  und  ist  für  diesen  Zweck  sehr  geschickt  abgefafst.  Der 
um  den  in  Rede  stehenden  Unterrichtszweig  aufserordentlich  verdiente 
Verfasser   sucht   die  Notwendigkeit  der  gedachten  Einführung  durch 


566 

den  Nachweis  zu  begründen,  dafs  dieselbe  das  beste  Mittel  für  die 
allgemeine  Durchführung  des  Handfertigkeitsunterrichtes  an  der 
Volksschule  sei  und  dafs  sie  in  den  Seminaren  sowohl  zum 
Zwecke  der  Erholung,  als  auch  wegen  ihres  Nutzens  fOr  die 
harmonische  Ausbildung  der  körperlichen  und  geistigen  Kräfte, 
sowie  als  wichtiges,  besonders  für  die  Zöglinge  eines  Internates  ge- 
eignetes Erziehungsmittel  nicht  entbehrt  werden  könne.  Er  empfiehlt 
ferner  die  praktische  Bethfttigung  der  Zöglinge  von  Lehrerseminaren  in 
Handarbeit,  damit  dieselben  in  den  Stand  gesetzt  werden,  sich  zweck- 
mäfsige  Lehrmittel  für  den  Healienunterricht  selbst  anzufertigen,  mit 
denen  sie  diesen  Unterricht  anschaulicher  und  lebensvoller  gestalten 
können,  und  damit  sie  die  sonst  nicht  selten  vorkommende  Scheu 
vor  dem  Experimentieren  verlieren. 

Der  Verfasser  meint  auch,  durch  die  Vermittelung  einer 
gewissen  Handfertigkeit  dem  künftigen  Lehrer  Interesse  und  Ver- 
ständnis für  das  Leben  und  dessen  praktische  Aufgaben  mitzugeben, 
und  glaubt,  dafs  derselbe  mit  vermehrtem  Können  in  dieser  Richtung 
in  der  Achtung  des  Publikums  steigen  werde.  Aufserdem  wird  die 
Notwendigkeit,  dafs  der  Lehrer  an  Fortbildungsschulen  seinen  Unter- 
richt dem  praktischen  Bedürfnisse,  der  Aufgabe  und  den  Interessen 
der  in  denselben  unterrichteten  Lehrlinge  anpasse,  vom  Autor  fOr 
seine  Anschauung  ins  Feld  geführt. 

Hierauf  sucht  er  zu  erweisen,  dafs  es  möglich  sei,  den  Arbeits- 
unterricht als  neues  Fach  in  den  Lehrplan  der  Seminare  einzufügen, 
und  benutzt  dafür  zuvörderst  die  Aufzählung  aller  jener  Länder, 
in  denen  diese  Aufnahme  bereits  geschehen  ist,  sowie  die  Angaben, 
in  welcher  Weise  der  genannte  Unterricht  überhaupt  betrieben  wird. 
Es  wird  da  angeführt  Frankreich,  in  dessen  91  Lehrerseminaren 
der  Handfertigkeitsunterricht  obligatorisch  sein  soll.^    Auch  über  den 


^  Diese  Angabe  bedarf  wohl  in  einer  Beziehung  einer  Richtig- 
stellung. Der  Verfasser  sagt  am  Schiasse  von  Seite  9,  dafs  man  zwar  von 
diesem  Lande  wenig  direkte  Nachrichten  habe,  aber  über  die  Schweiz 
her,  sowie  durch  Eowalewski  und  Stadtrat  Wbiobrt  aus  Berlin  orien- 
tiert sei,  und  meint,  dafs,  da  durch  das  Gesetz  vom  28.  März  1882  der 
Handfertigkeitsunterricht  far  alle  Arten  von  Volks-  und  Bürgerschulen 
in  Frankreich  obligatorisch  geworden  sei,  er  folgerichtig  auch  auf  den 
Lehrerseminaren  pflichtmäfsig  getrieben  werden  müsse.  In  den  Knaben- 
volksschulen sind  auch  thatsäcfalich  durch  die  Verordnung  vom  18.  Ja- 
nuar 1887  wöchentlich  zwei  oder  drei  Stunden  und  in  den  E^naben- 
bürgerschalen  wöchentlich  vier  Stunden  dem  Handarbeitsunterrichie 
(Holz-  und  Eisenarbeit)  gewidmet.  Neben  diesem  Unterrichte  existieren 
noch     eigene    Handarbeitsschulen     für     Lehrlinge     (Cooles    manuelles 


567 

Handarbeitsunterricht  für  Lehrer  oder  Lehramtszöglinge  in  Belgien, 
Holland,  Dänemark,  Schweden,  Norwegen,  Finnland,  Rnfsland, 
Österreich^-Ungam,  Bnmänien,  Bulgarien,  der  Schweiz,  England,  den 
Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika,  sowie  an  einigen  Seminaren 
Deutschlands  werden  eingehende  Nachrichten  gegeben. 

Sodann  befafst  sich  der  Verfasser  mit  der  Widerlegung  der 
Gründe  gegen  die  Einführung  dieses  Unterrichtsfaches  an  den  Lehrer- 
seminaren. Er  ist  der  Ansicht,  dafs  den  letzteren  Zeit  genug  zum 
Betriebe  des  Handarbeitsunterrichtes  bleibe,  wenn  man  nur  den 
Gedächtniskram  aufs  äuCserste  einschränke  und  alles  Wissenswerte 
in  der  Unterrichtszeit  selbst  vermittle,  so  dafs  der  häusliche  Fleifs 
för  die  selbständige  Aneignung  neuen  Stoffes  niemals  in  Anspruch 
genommen  werde,  wenn  man  den  Handarbeitsunterricht  in  das 
Winterhalbjahr,  wo  der  Gartenbau,  das  Botanisierengehen  und  das 
Schwimmen  ausfällt,  verlege,  und  wenn  man  alternativ  für  diejenigen 
Lehramtszöglinge,  welche  musikalisch  schwach  oder  gar  nicht  bean- 
lagt und  daher  vom  Musikunterrichte  zu  dispensieren  sind,  den 
Betrieb   des  Handfertigkeitsunterrichtes   eintreten  lasse.     Die  Sache 


d'apprentiasage),  för  Knaben  von  mindesteoB  13  Jahren,  oder  für  solche, 
welche  mit  dem  certificat  d^^tndes  primaires,  das  die  Kinder  vom  weiteren 
Besuche  der  Volksschule  befreit  und  schon  nach  dem  11.  Jahre  erworben 
werden  kann,  ausgerüstet  sind.  An  den  öcoles  normales  primaires, 
d.  h.  den  Seminaron  für  Volksschullehrer,  können  nach  dem  Dekret  vom 
Id.  Jinner  1878,  Art.  67,  auf  Vorschlag  des  Bektors  der  Akademie,  die 
dem  preolsischen  ProvinzialschulkoUegium  entspricht,  Handwerksmeister 
mit  Zustimmung  des  Ministers  unter  dem  Tite)  „Hilfslehrer  für  Handarbeit^ 
gegen  ein  von  demselben  festzustellendes  Honorar  angestellt  werden. 
Der  Unterricht  ist  also  nur  fakultativ  für  die  betreffenden  Anstalten. 
Dagegen  ist  er  thatsächlich  obligatorisch  an  den  zwei  Lehrerbildungs- 
anstalten für  BürgersohuUehrer  und  Professoren  an  Lehrerbildungs- 
anstalten zu  Saint -Cloud  und  Fontenay-aux- Böses,  welche  aber  keine 
strengen  Internate  sind,  da  sie  auch  externe  Zöglinge  aufnehmen. 

*  Bezüglich  der  Lehrerbildungsanstalten  Österreichs  scheint  der 
Verfiuser  der  Meinung  zu  sein,  dafs  dieselben  eine  gleiche  Ginrichtung, 
wie  die  deutschen  Lehrerseminare,  besälsen.  Sie  sind  jedoch  ans- 
Bchliefslioh  Externate  (mit  Ausnahme  des  einen  der  beiden  vom  Lande 
Niederösterreich  erhaltenen  und  als  Privatanstalten  mit  Offentlichkeits- 
recht  angesehenen  Lehrerseminare,  nämlich  de^enigen  zu  St  Polten ;  das 
in  Wiener  Neustadt  ist  gleichfalls  Extemat),  und  es  trifft  daher  rück- 
aiobtlich  derselben  nicht  alles  zu,  was  Dr.  Gobtze  über  den  erziehlichen 
und  Besohaftigungswert  des  Handarbeitsunterrichtes  bemerkt. 


568 

dieses  Unterrichtes  erscheine,  was  auch  die  Gegner  einwenden  mögen, 
schon  spruchreif,  und  der  deutsche  Verein  fdr  Enabenhandarbeit  sei, 
nachdem  man  auf  den  yerschiedenen  Kongressen  nnd  dnrch  die 
Fachzeitschriften  hinreichend  ins  Klare  gekommen,  nicht  im 
mindesten  in  Verlegenheit  Aber  die  Ansknnft,  welche  er  anf  jede 
allenfalls  erfolgende  Anfrage  zu  geben  habe.  Der  Autor  fOigt  auch 
zum  Schlüsse  einen  Plan  der  allgemeinen  Verteilung  des  Lehrstoffes 
fUr  die  Präparandenschulen  und  Seminare  bei. 

Vieles  von  dem  Gesagten  ist  ganz  richtig,  wenn  auch,  wie  es 
in  der  Natur  einer  propagandistischen  Schrift  liegt,  der  Stoff  nur 
einseitig  behandelt  ist,  und  alles  dafür  Sprechende  hervorgehoben, 
das  dagegen  Sprechende  in  den  Hintergrund  gedrftngt  wird. 
Ungerecht  aber  erscheint  es  mir,  dafs  in  der  Anmerkung  an! 
Seite  29  gewissermaßen  ein  kleiner  Seitenhieb  auf  die  Seminar- 
direktoren abMt,  indem  ihnen  nachgesagt  wird,  dafs  sie  sich 
ziemlich  gleichgültig  gegen  diesen  Unterrichtszweig  verhalten.  Ich 
erachte  mich  für  verpflichtet,  darauf  kurz  zu  bemerken,  dab  es 
doch  nicht  angeht,  dieselben  ganz  ungehört  zu  verurteilen.  Sie 
haben  nicht  unrecht,  wenn  sie  sich  gegen  die  überhastete  EinfÜhrong 
eines  neuen  Unterrichtsgegenstandes  in  den  Lehrplan  ihrer  Anstalten 
etwas  reserviert  verhalten.  Denn  der  Unterrichtsbetrieb  und  die 
praktische  Ausbildung  der  ZOglinge  an  einer  Lehrerbildungsanstalt 
machen  dieselbe  zu  einem  so  komplizierten  Organismus,  dab  der 
Direktor  einer  solchen  Anstalt,  der  überall  ein  wachsames  Auge 
haben  soll,  mit  Angst  der  Inanspruchnahme  seiner  Aufmerksamkeit 
für  ein  neues  Fach  entgegensehen. muiOs,  weil  er  weils,  daCs  er  die 
Zeit  dafür  nicht  etwa  seiner  Erholung  —  denn  diese  gibt  es  für 
ihn  nur  während  der  Ferien  — ,  sondern  anderen  Dingen,  die  sie 
dringendst  erfordern,  entziehen  müfste.  Die  Seminardirektoren  müssen 
sich  auch  sagen,  dafs  die  Extensität  der  Ausbildung  unter  allen 
Umständen  eine  Verminderung  der  Intensität,  eine  Verflachung  bei 
den  Zöglingen  mit  sich  bringen  würde.  Von  den  LehramtszögUngeh 
wird  ja  ohnedies  schon  jetzt  nahezu  Unmögliches  verlangt.  Wo  gibt 
es  eine  Anstalt,  in  der  17 — 18  Unterrichtsgegenstände  zu  bewältigen 
sind?  Jedes  dazukommende  Fach  vermehrt  die  Schwierigkeit  ftlr 
Lehrer  und  Schüler.  Es  ist  leicht  verlangt,  dais  aller  Wissensstoff 
im  Unterrichte  selbst  vollkommen  angeeignet  werden  soll,  aber  man 
mufs  dann  auch  die  Zeit  dazu  geben  und  nicht  glauben,  da(s  in  den 
wenigen  Unterrichtsstunden,  die  jetzt  zur  Verfttgung  stehen,  alles 
das,  was  gedächtnismäüsig  eingeprägt  werden  mufs,  auch  wirklich 
eingeprägt  werden  kann.  Man  vermag  wohl  durch  den  blofsen  Unter- 
richt das  richtige  Verständnis  zu  erzielen,  aber  die  Einübung  und 
Anwendung   des  Gelernten  kann  nicht  immer  in  den  Lehrstundea 


569 

selbst  geschehen,    weil  dann  auch  die  Selbstthätigkeit   des  Zöglings 
nicht  YoUkommen  in  ihre  Rechte  treten  würde. 

Das,  was  der  Verfasser  über  eine  bedingte  Wahlfreiheit  zwischen 
der  Beschäftignng  mit  Musik  oder  mit  Handarbeitsnnterricht  sagt, 
kann  vollkommen  gebilligt  werden,  ebenso  die  Meinung,  dais  eine 
Entlastung  der  Lelmuntszöglinge  in  einem  oder  dem  anderen  Gegen- 
stande möglich  wäre.  Aber  da  müssen  die  Regierungen  die  Sache 
in  die  Hand  nehmen,  eine  Revision  der  Lehrpl&ne  einleiten  und  bei 
dieser  genau  erwägen,  welchen  von  den  vielen  Forderungen,  denen 
ein  Lehrerseminar  bei  der  Ausbildung  seiner  Zöglinge  nachkommen 
soll,  mit  einiger  Aussicht  auf  Erfolg  auch  Rechnung  getragen  werden 
darf.  Sie  müssen  entscheiden,  welchen  Lehrgegenständen  das 
Hauptgewicht  beizulegen  ist,  und  ob  namentlich  der  Handarbeits- 
unterricht wichtiger  und  wesentlicher  erscheint,  als  eines  oder  das 
andere  der  jetzt  betriebenen  Unterrichtsfächer.  Aber  einen  neuen 
Gegenstand  so  ohne  weiteres  in  einen  fertigen  Lehrplan  hinein- 
zudrängen, das  schadet  der  Anstalt  und  auch  dem  neuen  Gegen- 
stande selbst.  Sehen  wir  doch  aus  den  Auseinandersetzungen  des 
Verfassers  über  den  Betrieb  des  Handarbeitsunterrichtes  in  den  ver- 
schiedenen Ländern,  dafs  dieser  Unterricht  eigentlich  nicht  viel 
anderes  leistet,  als  die  Pflege  eines  ziemlich  oberflächlichen 
Dilettantismus.  Sollen  die  Lehrer  in  allen  Fächern  auf  eine  ähn- 
liehe Stufe  gestellt  werden?  Aber  selbst  zugegeben,  es  sei  mit 
Sicherheit  zu  erwarten,  dafs  weit  mehr  geleistet  werde,  so  mufs  man 
immerhin  bedenken,  dafs  eine  ausgezeichnet  zubereitete,  vortreffliche 
Speise  von  höchstem  Nahrungsgehalte  für  jemanden,  der  bereits  voll- 
kommen gesättigt  ist,  nur  dazu  dienen  kann,  ihm  den  Magen  zu 
verderben.  Man  soll  also  mit  der  Verabreichung  dieser  Speise 
warten,  bis  der  Magen  au&ahmsfähig  geworden  ist,  in  unserem  Falle 
bis  zu  einer  Revision  der  Lehrpläne. 

Hierbei  spricht  auch  noch  ein  anderer  Umstand  mit,  der  bisher 
keine  Erwähnung  gefunden  hat,  der  aber  für  diese  Zeitschrift  als 
der  wichtigste  zu  erachten  ist.  Es  muis  vom  Standpunkte  der 
Scfaulgesundheitspflege  erörtert  werden,  ob  angesichts  der  28  bis 
80  obligaten  Lehrstunden  (an  österreichischen  Lehrerbildungs- 
anstalten —  an  deutschen  Lehrerseminaren  werden  es  gewils  nicht 
weniger  sein),  denen  sich  doch  mindestens  täglich  eine  oder  zwei 
Übungsstunden  für  die  gepflegten  Fertigkeiten,  sowie  eine  oder  die 
andere  Lemstunde  zu  Hause,  bezw.  im  Internate  anschliefsen,  die 
Zöglinge  genötigt  werden  dürfen,  noch  etwa  drei  Stunden  wöchent- 
lich in  einem  geschlossenen  Räume  zuzubringen,  der  naturgemäß 
wegen  der  daselbst  vorgenommenen  Hantierungen  —  trotz  sorg- 
fältiger Reinhaltung   —    stauberfüllte  Luft   enthalten   wird.     Dort 


570 

müssen  die  Zöglinge  überdies  in  sitzender,  vorgebeugter  Stellang, 
wie  sie  die  vielgerühmten  Papparbeiten,  das  Modellieren,  Holz- 
schnitzen  n.  dergl.  verlangen,  längere  Zeit  verharren.  Soll  darin 
vielleicht  eine  Erholung  durch  Abwechselung  in  der  Art  der  Arbeit 
gelegen  sein?  Im  Sommer  und  bei  guter  Witterung  wül  man  den 
Seminaristen  wohl  die  Möglichkeit,  ins  Freie  zu  kommen,  wahren, 
aber  dafür  sollen  sie  bei  schlechtem  Wetter  und  zur  Winterzeit 
Handarbeiten  treiben.  Sie  werden  dann  im  Winter,  wo  sie  kaum 
Zeit  genug  auftreiben  können,  ihre  notwendigsten  Arbeiten  bei 
Tageslicht  fertig  zu  bringen,  und  wo  schon  während  der  Schulzeit 
künstliche  Beleuchtung  in  Anwendung  gebracht  werden  mufs,  offenbar 
auch  bei  künstlicher  Beleuchtung  in  der  durch  dieselbe  hervor- 
gebrachten Hitze  und  der  durch  sie  verdorbenen  Luft  ihre  Papp- 
arbeiten, Kerbschnitzereien  u.  s.  w.  ausführen,  vielleicht  auch  noch 
zeichnen,  modellieren  oder  feine  geographische  Reliefs  ausarbeiten. 
Mufs  sich  nicht  die  Schulgesundheitspflege  dagegen  aussprechen? 

Obige  Bemerkungen  sollen  nicht  etwa  zum  Behufe  des  Kampfes 
gegen  die  Einführung  des  Handarbeitsunterrichtes  an  Lehrerseminaren 
geschrieben  sein,  denn  der  Idee  wohnt  ein  entschieden  guter  und 
tüchtiger  Kern  inne.  Dieselben  können  auch  angesichts  des  gering 
bemessenen  Raumes  für  diese  Besprechung  nicht  darauf  Ansprach 
machen,  die  Frage  zu  erschöpfen  oder  eine  Polemik  gegen  die  wert- 
volle Schrift  Dr.  Goetzbs  zu  führen.  Sie  wollen  nur  auch  auf  die 
Kehrseite  der  Medaille  aufmerksam  machen  und  zeigen,  dafs  die 
Direktoren  der  Lehrerseminare  wohl  Grund  haben,  nicht  unbedacht 
in  die  Angelegenheit  hineinzuspringen,  sondern  dieselbe  sorgftltig  and 
allseitig  zu  erwägen,  damit  eine  solche  Einführung,  wenn  sie  vor- 
genommen wird,  auch  wirklich  zum  Vorteile  der  Seminare,  der  durch 
sie  herangebildeten  Lehrer  und  der  Volksbildung  gereiche. 

Direktor  der  k.  k.  Lehrerbildungsanstalt 
Joseph  Gügler  in  Wien. 

Professor  Dr.  Viktor  von  Keaüs,  Reichsratsabgeordneter  in  Wien, 
Wie  kann  durch  die  Schnle  dem  znr  Unsitte  gewordenen 
Hifgbranche  geistiger  Getränke  entgegengewirkt  werden? 

Preisgekrönte  Studie,  herausgegeben  vom  österreichischen  Vereine 
gegen  Trunksucht.  Wien,  1895.  Karl  Graeser.  (42  S.  8®. 
60  kr.) 

In  erfreulicher  Weise  ist  man  in  letzter  Zeit  daran  gegangen, 
wohl  besonders  aui  die  Anregung  hin,  welche  der  Berner  Kinder- 
arzt, Professor  Demme,  gegeben  hatte,  dem  Alkoholismus  in  seinem 
Beginne  entgegenzutreten  imd  demgemäfs  ein  Verständnis  für  seine 
unheilvollen  Konsequenzen  schon  den  Kindern  zu  erwecken.     Ist  bei 


571 

yerschiedenen  f^  diesen  Zweck  bestimmten  Publikationen  auch  nichts, 
als  der  gute  Wille  des  Verfassers  zu  loben,  so  verhält  sich  das  in 
erfreulicher  Weise  anders  bei  der  uns  vorliegenden  Veröffentlichung. 

Nachdem  der  Verfasser  im  allgemeinen  zutreffend  über  die  Gemein- 
schädlichkeit der  „durch  den  Alkohol  in  allen  seinen  Formen'^  ge- 
zeitigten Trunksucht  gesprochen  hat,  geht  er  zu  den  Mitteln 
ihrer  Abwehr  über.  Hier  räumt  er  mit  Recht  der  Schule  einen 
Hauptplatz  ein  und  will  zunächst  den  Einfiufs  des  Lehrers  nach 
vier  Kichtungen  hin  sich  entfalten  sehen:  1.  durch  das  lebendige 
Beispiel  der  eigenen  Person  und  seines  Familienlebens;  2.  durch 
die  bildende  und  aufklärende  Einwirkung  auf  die  Schulgemeinde, 
insbesondere  auf  die  Eltern  der  ihm  nahestehenden  Kinder;  3.  durch 
positiTc  Bethätigung  an  den  Mäfsigkeitsbestrebungen  und  4.  durch 
das  lebendige  und  aneifemde  Wort  in  der  Schule.  Hierzu  gehört, 
dais  der  Lehrer  bei  seiner  Ausbildung  über  die  wissenschaftliche 
Bedeutung  des  Alkoholkonsums  aufgeklärt  werde,  und  gibt  Dr. 
VON  Kbaus  Material  hierfür  an  die  Hand  mit  dem  Hinweis  auf  die 
(Quellen.  In  eminent  praktischer  Weise  zeigt  er  femer,  bei  welchen 
Gelegenheiten  der  Lehi'er  während  des  Unterrichtes  auf  die  Mäfsig- 
keitsbestrebungen Bezug  nehmen  kann. 

Sehen  wir  von  einigen  kleineren  Irrtümern,  die  hauptsächlich 
das  medizinische  Gebiet  betreffen,  ab  (beispielsweise  würde  der 
„erfahrene  Arzt**,  den  Verfasser  auf  Seite  15  citiert,  wenn  er  in 
der  angeführten  Weise  vorginge,  als  ganz  gefährlicher  Charlatan  zu 
bezeichnen  sein),  so  stehen  wir  nicht  an,  zu  behaupten,  dafs  die 
Arbeit  zu  den  besten  gehört,  welche  aus  Laienkreisen  und  —  gestehen 
wir  es  offen  —  vielfach  auch  aus  Ärztekreisen  über  diesen  Gegen- 
stand geschrieben  sind.  Ja,  es  erfüllt  uns  mit  einem  gewissen  Neide» 
dafs  man  in  Österreich  schon  so  weit  voranist,  während  bei  uns  noch 
Schriften  preisgekrönt  werden,  denen  jedes  Verständnis  der  vor- 
liegenden Dinge  mangelt,  und  deren  Verbreitung  in  Jugendkreisen 
geradezu  die  Freude  am  Alkohohl  grois  ziehen  mufs. 

Wir  wünschen  der  Schrift  die  gröistmöglichste  Verbreitung  und 
dem  Verfasser,  der  —  auch  ein  schätzbarer  Vorzug  seiner  Arbeit  — 
ohne  jeden  Fanatismus  und  ohne  jedes  pastorale  Pathos  vorgeht, 
indem  er  dasselbe  m  viel  überzeugenderer  Weise  durch  Sachkenntnis 
ersetzt,  weiteren  Erfolg  auf  dem  eingeschlagenen  Wege. 

Dirigierender  Arzt  Dr.  med.  A.  Smtth 
in  Schlofe  Marbach  am  Bodensee. 


672 

A.  Hermann,  Tarninspektor  in  Braanschweig.  Reigen  fBr  das 
Schulturnen.  2.  yermehrte  Auflage.  Mit  144  Fignren.  Berlin, 
1894.  R.  Gaertner.  (140  S.  Kl.  8^  Ä  2,50.) 
Im  Jahre  1887  veröffentlichte  Tuminspektor  Aügüst  Hermann 
in  Brannschweig  eine  kleine  Sammlung  selbstgeschaffener  Reigen,  and 
schon  jetzt  folgt  eine  zweite  Anflage  dieses  Reigenbachleins,  die  um 
acht  weitere,  ebenfalls  selbst  zusammengestellte  Reigen  vermehrt  ist. 
Es  bildet  dies  den  besten  Beweis  fdr  die  Brauchbarkeit  des 
Werkchens,  das  einer  langjährigen  Praxis  seine  Entstehung  verdankt 
und  bald  auch  diejenigen  als  Freunde  gewinnen  wird,  die  nicht  von 
der  seit  Jahren  schon  herrschenden  Reigenwut  angesteckt  sind.  Ich 
bekenne  gern,  dafs  ich  mich  zu  den  letzteren  zähle,  obgleich  ich 
unter  Spiessens  Leitung  meine  turnerische  Ausbildung  erworben 
habe,  der  aber  selbst  als  eigentlicher  Schöpfer  der  Tanz-  und  Lieder- 
reigen niemals  übertriebenen  Gebrauch  davon  in  seinem  Unterricht 
machte.  Einfache  und  gut  ersonnene  Reigen  jedoch,  wie  man  die 
HEBMANNschen  beinahe  durchweg  nennen  kann,  sind  stets  willkommen 
und  werden  gerne  von  selten  der  Turnlehrer,  namentlich  der  Mädchen- 
tumlehrer,  Verwendung  finden. 

Es  ist  recht  schwer,  sich  durch  blofses  Lesen  und  nur  von  der 
Einbildungskraft  unterstützt  ein  zutreffendes  Bild  eines  Reigens  zu 
verschaffen.  Man  mufs  eben  probieren,  vielleicht  hier  und  da  etwas 
abändern,  wogegen  der  Verfasser  vermntlich  nichts  einzuwenden  hat, 
und  auf  diese  Weise  das  Geeignetste  herausfinden.  Im  ganzen 
wiederholen  sich  ja  auch  in  den  verschiedenen  Reigenbüchem  die  zn 
den  Reigen  verwendeten  Ordnungsfiguren  und  Schrittweisen,  und  man 
kann  schon  befriedigt  sein,  wenn  ein  stufenmäfsiger  Aufbau  vom 
Leichteren  zum  Schwereren  sich  findet.  Und  das  ist  bei  den  HSR- 
MANNschen  Reigen  der  Fall.  Fflr  den  ersten  Reigen,  den  ich  zu 
den  Treffern  zähle,  ist  der  einfachen  und  leicht  fafslichen  Sanges- 
weise ein  munterer  Text  beigegeben,  und  die  Aufstellung  im  Kreise 
erscheint  für  kleine  Mädchen  als  die  geeignetste,  da  das  jüngere 
Kind  sich  im  Kreise  am  wohlsten  fühlt.  Die  nächstfolgenden  Reigen 
erfordern  bereits  mehr  Ordnungsfertigkeit,  so  z.  B.  der  zweite  Reigen 
das  Schwenken  von  Zweier-  und  Viererreihen,  der  dritte  das 
Gehen  im  Kreuz,  der  vierte  Einviertelwindungen  von  Viererflanken- 
reihen u.  s.  f. 

Bei  dem  sechsten  und  siebenten  Liederreigen,  in  welchem  das 
Schottischhüpfen  Verwendung  findet,  steht  Seite  19  eine  Fufsnote, 
die  ich  nicht  unterschreiben  möchte.  Der  Verfasser  spricht  dort 
von  einer  ^einfachsten  Form  des  Schottischhüpfens^,  wobei  nach 
dem  dritten  Tritte  eines  Schrittwechselschrittes  ein  leichtes  Hopsen 
ausgeführt   werden    soll.     Hiemach   ist   aber    die    erste   Bewegung 


573 

—  in  Torliegendem  Falle  seitw&rts  links  —  gar  kein  Schottischhapf , 
sondern  nur  ein  Schrittwechselschritt,  nnd  ein  Schottischhnpf  wird 
erst  seitwärts  rechts  ansgefohrt,  nachdem  vor  dem  ersten  Tritt 
rechtshin  ein  Hopsen  links  erfolgt  ist.  Ich  weüs,  da(s  ich  mich  hier 
«ach  mit  der  Ansicht  meines  Freundes  Wassmannsdosfe  in  Wider- 
spruch befinde;  aber  eine  einfachere  und  schwerere  Form  des 
Schottischhttpfens  gibt  es  nicht,  man  mü&te  denn  gerade  das  be- 
kannte „Doppelschottisch ^  als  solche  annehmen.  Wer  Schottisch 
tanzt  und  links  beginnt,  wird  vorher  auf  dem  rechten  Bein  hopsen; 
umgekehrt  entsprechend.  Doch  schadet  das  der  Brauchbarkeit  des 
Beigens  nicht. 

Den  Reigen  No.  11  hätte  ich  als  Liederreigen  für  Mädchen 
wohl  kaum  zur  Bearbeitung  gewählt,  und  zwar  des  Textes  halber. 
]klir  behagt  das  Trinken  des  „funkelnden  Weines''  und  das  „Juvi- 
YaUera''  aus  Kinder-  und  Mädchenmund  nicht.  Dagegen  ist  der 
Liiederreigen  No.  12,  vom  Verfasser  selbst  komponiert,  in  jeder  Be- 
ziehung zu  empfehlen.  £benso  wird  für  den  leichten,  duftigen  Beigen 
No.  14  und  den  Eanonbalbreigen  No.  25,  beide  komponiert  von 
Lehrer  G.  Kbone  in  Braunschweig,  jeder  Turnlehrer  dankbar  sein. 

Von  dem  Wert  und  der  Brauchbarkeit  der  HEBMANKschen 
Xteigensammlung  überzeugt,  wünsche  ich  derselben  die  weiteste  Ver- 
breitung.        GroDsherzoglicher  Turninspektor  Fekdinand  Mabx 

in  Darmstadt. 

Fletcher  Beach,  M.  B.  Lond.  The  treatment  and  education 
of  mentally  feeble  children.  London,  1895.  Pitman  and 
Sons.     (32  S.  8^) 

In  dem  kleinen  Buche  fafst  Dr.  Fletcher  Beach  die  Resultate 
seiner  zwanzi^ährigen  Erfahrung  in  der  Behandlung  schwachsinniger 
Kinder  zusammen.  £r  betont  namentlich,  wie  wichtig  es  ist,  zuerst 
die  körperlichen  Fehler  solcher  Kinder  zu  beseitigen,  bevor  man  an 
ihre  intellektuelle  nnd  sittliche  Ausbildung  geht.  Unter  diesen 
Körperfehlem  spielen  die  adenoiden  Wucherungen  im  Nasenrachen- 
räume eine  wichtige  Bolle.  Auch  die  übrigen  körperlichen  und 
geistigen  Mängel,  die  man  in  derartigen  Fällen  antrifft,  werden  von 
dem  Verfasser  kurz  aufgezählt  und  sodann  die  verschiedenen 
Behandlungsarten  unter  folgenden  Gesichtspunkten  betrachtet:  1.  Beob- 
achtung der  allgemeinen  hygienischen  Forderungen;  2.  Anwendung 
der  Grundsätze  der  Medizin  bei  der  Behandlung  der  Anomalien 
dieser  Patienten;  3.  Besserung  der  körperlichen  Mängel  und  Un- 
vollkommenheiten ;  4.  Erziehung  und  Ausbildung  der  sittlichen  und 
intellektuellen  Anlagen  und  Fähigkeiten.  Was  den  letzten  Punkt 
anbetrifft,   so  bekämpft  der  Verfasser  die  von  Lannelongüe  ein- 


674 

p^efuhrte  chirurgische  Behandlung  idiotischer  und  mikrocephalischer 
Kinder  vermittelst  der  Kraniektomie.^  Er  stellt  sich  vielmehr 
auf  die  Seite  von  Boübneyille,  welcher  an  SteUe  dieser 
Operation  die  medizinisch-pädagogische  Behandlung  setzt,  wie  sie 
in  der  Anstalt  Bicetre  in  Paris  geübt  wird.^  Auch  auf  die  Er- 
folge, die  durch  Verabreichung  von  Schilddrttsenextrakt  bei  Kretins 
erreicht  worden  sind,  weist  der  Autor  hin.  Zum  Schlüsse  betont  er, 
wieviel  darauf  ankommt,  Fälle  von  Schwachsinn  möglichst  frOh  zu 
behandeln,  da  eine  jede  Verzögerung  den  Erfolg  der  Therapie  zweifel- 
haft macht. 

Professor  Dr.  med.  L.  Ingebmann  in  New  York. 


Bibliographie. 

Altschul.  Der  achte  internationale  hygienische  Kongrefs  in  Buda- 
pest vom  1.  bis  9,  September  1694.  VI,  Sektion  für  ScM- 
gesundheitspflege.  Dtsch.  Vierteljahrsschr.  f.  öfftl.  Gsdhtspfl.,  1895, 
ü,  264—276. 

Baldwin,  J.  M.  Mental  development  in  the  chUd  and  the  race: 
metkods  and  processes.  With  17  fig.  and  10  tab.  London,  1895, 
Macmillan.  8^.  10  s. 

Basaldüa,  Casio.  Besumen  de  mis  conclusiones  sobre  la  ense^ama 
de  los  trabajos  manuaHes  en  la  escuela  primaria,  [!Zusammenfassung 
meiner  Schlüsse  über  den  Handfertigkeitswnterricht  in  der  Elementar- 
schule,]    Bolet.  de  ensenz.  prim.,  1894,  LXV,  315—320. 

Blunk,  P.  Schon  wieder  die  Überbürdung  der  Schüler,  Ztschr. 
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CofiN,  R.  Über  Sprachstörungen  und  deren  Behandlung.  Wien, 
med.  Wochschr.,  1895,  XXX,  1308—1311  ff. 

Country  holidays  for  poor  children,  The  Lancet,  1895,  Jnly  20, 
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Der  Kochunterricht  ein  pädagogischer  Modeartikel,  Allg.  deutsch. 
Lehrerztg.,  1894,  XVn. 

BoBEBS,  M.  Die  Bekämpfung  des  Stotterübels  in  den  Schulen. 
Erläuterungen  zu  den  Wandtafeln  von  Dobebs.  Wittenberg,  1895, 
R.  Herros^.  Gr.  8^  M,  0,40. 

DoNALDSON,  Henry  H.  La  educaciön  del  sistema  nervioso.  [Die 
Erziehung  des  Nervensysems.]     Bolet.  de  la  inst.  lib.  de  ensenz.^ 


>  Vergl.  diese  ZeUsduift,  1894,  No.  2,  S.  95.    D.  Red. 

*  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1894,  No.  5,  S.  289—290.    D.  £ed. 


576 

1895,  31   de  Marzo,    420,    73— 77  ff.    u.    Educat  Rev.,    New 

York,  1895,  February. 
EVLEB,  Kabl.     Frofessor  Angela  Mosso  und  das  deutsche  Turnen. 

Dtsch.  Tnrn-Ztg.,  1895,  XXVII,  566— 569  ff. 
Freter.     Hygienische  Bemerkung  mir  Frage  der  Masturbation  der 

Kinder.     Ztschr.  f.  Medizbeamt,  1895,  VIII,  192—193. 
Gaebtiq,    W.      Ist    der    Handfertigkeitsunierricht    als    Klassen^, 

Gruppen^,  oder  Einzelunterricht  zu  erieUen?     Vortrag,    ßlfttt.  f. 

Knabhdarbt.,  1895,  vm,  173— 177  ff. 
Gebmain,  A.  G.     De  Venseignement  des   travaux  du  manage  dans 

les  icoles  primaires  de  fUles  et  Us  ecoles  normales   dUnstitutrices. 

Rapport  pr^sent^  ä  M.  le  Ministre  de  Fint^riear  et  de  Pinstraction 

publique.     Braxelles,  1895. 
Glaseb,  Ernst.     Bericht  über  die  seit  1689  in   der  Stadt  Gotha 

abgehaltenen  Heilkurse   für   stotternde   Volksschüler.     Med. -päd. 

Monatsschr.  f.  d.  gsmt.  Sprachhlkde.,  1895,  VII  u.  VHI,  218—234. 
GOEPEii.     Über  die  dauernden  Erfolge  der  Ferienkolonien.     Dtscb. 

Vierteyahrsschr.  f.  öffü.  Gsdhlspög.,  1895,  n,  302—312. 
GuTTMANN,  Max.     Beiträge  zur  körperlichen  Erziehung  in  Öster- 
reich vom  Jahre  1894.     Ztschr.  f.  Tom.  u.  Jgdspl.,   1895,   VI, 

89— 90  ff. 
Hausmann,  Jul.     Eine  Turnstunde  in  der  ersten  Blasse  am  k.  k. 

Staatsgymnasium  in  Prag-Kleinseite.     Ztschr.  f.  Tom.  u.  Jgdspl., 

1895,  Vin,  116—119. 


Bei  der  Redaktion  eingegangene  Schriften. 

ArnoüLB,  J.     Nouveaux  iUments  d^hygi^ne,    3e.  ^dit.  Paris,  1895, 

J.  B.  Bailli^re  et  fils.  8^  Fr.  20. 
BARBERi.,  Faustino.     La  ensehanza  dd  sordo  mudo  por  el  mdtodo 

oral  puro.    [Der  Taubstummenunterricht  nach    der   reinen  Laut- 

Sprachmethode.]     Valencia,  1895,  M.  Alufre. 
Bbokmann.     liäirerseminar  in  Bagnit.     Mit  Abbild.   Centralbl.  d. 

Baaverwaltg.,  Berlin,  1894,  532. 
BoHN,  0.     SMagbaU  und  Barlauf.     Regeln  nnd  Winke.     BerUn^ 

1895,  K  Gaertner.  32«.  iL  0,25. 
Bürger  nnd  Keil.     TurnhaiUe  zu  Beichenberg.     Mit  Abbild.     I>. 

Bautechn.,  Wien,  1894,  371. 
Caspeb,  Rbinhabd.     Zur  Prophylaxe  der  Masern.  Vierte^ahrsschr. 

f.  gerichtl.  Med.  n.  öffU.  Sanitfttswes.,  1895,  April. 
Ghebyin.     Comment  on  guSrit  le  b4gaiement.    Paris,  1895,  Soci6t^ 

d'^ditions  scientifiqnes. 


576 

CoBBAL  T  Maibä,  Manttal.  Htgtefie  vehcipScUca;  preceptas  can- 
s^os  y  reglas  higiSnicas  que  debe  prdcUcar  el  i^ue  manfe  en 
velompedo,  [Badfahrerhygiene;  Vorschriften^  Baischläge  und  kp- 
giemsche  Begeln,  welche  di^emgen  hefölgen  müssen^  die  rad- 
fahren.]    Madrid,  1894,  J.  Fernandes.  8^. 

Dangers  et  mSrites  de  la  bicycleiie.  Jonrn.  de  möd.  et  chir.  prat., 
Paris,  1894,  LXV,  753—757. 

Egbebt,  Seneca.  Lectures  on  hygiene  and  samtaUon.  Philadelphia, 
1894,  Franklin  Printing  Co. 

ESMABGH,  Fb.  von.  I>ie  erste  Hufe  bei  plöteUchen  UngUlcksfaUen. 
Ein  Leitfaden  für  Samariterschulen  in  6  Vorträgen.  12.  Aufl. 
Leipzig,  1895,  F.  C.  W.  Vogel.  M,  1,80. 

Fleischeb,  M.  Isradiiisches  Wcdsenihaus  im  XIX,  Bezirke  van 
Wien.     Mit  Abbüd.  D.  Bantechn.,  Wien,  1894,  499;  519. 

Glas,  Ludwig.  Statistische  Aufnahme  über  die  Ausbreitung  der 
Jugend-  und  Volksspiele  in  Deutsch-Österreich.  Ztschr.  f.  Tnra. 
u.  Jgdspl.,  1895,  n,  21—25. 

GoDTFBiNG.  Statistisches  über  die  ersten  zehn  H^tkurse  für  stot- 
temde  und  stammelnde  Volks-  und  Mittelschüler  in  Kiel.  Med.- 
päd.  Monatsschr.  f.  d.  gsmt.  Sprachhlkde.,  1895,  VII  u.  VHI, 
240—250. 

Hammond,  G.  M.  The  vnfluence  of  ihe  bicycle  in  health  and  in 
disease.     Med.  Rec,  New  York,  1895,  XLVH,  129—133. 

Habtley.  Technical  school  and  library  Widnes.  1  pl.  The  Boild., 
London,  1894,  H,  294. 

Kohlbausch,  Chb.  Jugendr  und  Volksspiele  und  -Feste.  Dtsch. 
Turn-Ztg.,  1895,  XVI,  325—327. 

LiEBMANN,  Alb.  Stottern  und  Stamtneln.  Ihre  Ursachen,  Ver- 
hütung und  Heilung.     Berlin,  1895,  H.  Steinitz.  8^.  ü.  1. 

Meden,  von  deb.  Laum-Tennisturniere.  Berlin,  1895,  Verlag  des 
„Spiel  nnd  Sport". 

The  hygiene  of  literary  work.  The  Brit.  Med.  Joum.,  1895, 
Jan.  12,  1776,  93—94. 

The  hygiene  of  mountain-cUmbing.  The  New  York  Med.  Jonrn., 
1894,  Octob.  27,  830,  533. 

The  tnanagement  of  the  infectious  diseases  of  children  in  Faris. 
The  Brit.  Med.  Jonrn.,  London,  1894,  II,  993;  1075. 

The  oral  instruction  of  the  deajf.  The  Lancet,  1895,  April  20, 
3738,  1001. 

The  perlls  of  footbaU.     The  Lancet,  1896,  March  16,  3733,  691. 

Thiel,  0.  Übungstafeln  für  Stotterer.  Nach  A.  GüTzmann  zu- 
sammengestellt.    Breslan,  1894,  £.  Morgenstern.     Jü  1,20. 


3ritf(linfl  fit  S(||]il|ef]inb|eit0|i^^^^^ 

VIII.  Jahrgang.  lÜÜ  No.  10  u.  11. 


(DrtjittaUb^anMttttgeii. 


Die  BehvlgeBOiidheitspflege  in  Japan. 

Offener  Brief  an  den  Herausgeber  dieser  Zeitschrift. 

Von 

Dr.  med.  M.  Mtahtma, 
Professor  der  Schulhygiene  und  Mitglied  des  Kaiserlich  japanischen 

Unterrichtsministeriums  in  Tokio. 

Herrn  Redakteur  Dr.  med.  et  phil.  L.  KoteiiMakn 

Hamburg. 

Durch  Gegenwärtiges  möchte  ich  mir  gestatten,  Ihnen 
einige  Mitteilungen  tlber  die  Blinder-  und  Schulhygiene  in 
Japan  zu  machen. 

Wahrend  meiner  Studienzeit  an  der  Kaiserlich  japanischen 
Universität  in  Tokio  beschäftigte  ich  mich  eingehend  mit 
diesem  Zweige  der  Wissenschafl;  und  wurde  im  Jahre  1889 
von  der  dortigen  medizinischen  Fakultät  graduiert.  Nach  Ab- 
solTiemng  der  Universität  trat  ich  sofort  als  Kandidat  der 
Profeesorwürde  dem  höheren  Kursus  (DaigakuXn)  zur  Erforschung 
der  Kinderhygiene  bei.  Im  Herbste  1891  betraute  mich  das 
E^aiserliohe  Unterrichtsministerium  mit  der  Angabe,  eine 
Grundlage  für  die  Schulhygiene  in  Japan  zu  schaffen.  Zu 
diesem  Zwecke  reise  ich  jetzt  jährlich  ungefUir  zwei  Monate 
im  Lande  herum,  um  mich  über  die  Schulzustände  vom  medi- 
zinischen Standpunkte  aus  zu  orientieren.  Das  Unterrichts- 
ministerium stand  meinen  Arbeiten  und  Vorschlägen  stets  sehr 
wohlwollend  gegenüber,  obwohl  die  Inhaber  dieses  Ministeriums 
mehrmals  wechselten,  und  veröffentlichte  1894  die  erste  »Ver- 

SehBiiiiuwiiitttfpflf  vm.  37 


678 

fägnng  No.  6  über  Sohnlhygiene,  bezw.  Körperpflege  der  Sohnl- 
kinder^.  Seit  März  dieses  Jahres  unterriobte  ich  als  Professor 
der  Sohulbygiene  in  der  obersten  Klasse  der  höheren  Lehrer- 
scbnle  (Kötö-Shiban-gakkö)  zu  Tokio. 

Bisher  bin  ioh  der  erste  nnd  einzige  Arzt  in  Japan,  der 
sich  speciell  mit  der  Erforschung  der  Schnlgesnndheitspflege 
befafst  hat.  Es  ist  mir  jedoch  eine  Genugthnnng,  sagen  za 
können,  dais  fast  alle  meine  Satschläge  fdr  das  körperliche 
Wohl  der  Kinder  Einverständnis  nnd  Billigung  seitens  unserer 
Pädagogen  gefanden  haben  nnd  so  Aussicht  fQr  eine  schnelle 
Weiterentwickelung  der  Schulhygiene  in  Japan  vorhanden  ist. 
Schon  jetzt  existieren  in  Tokio  (seit  1893),  Kobe  (seit  1894) 
und  in  einigen  Provinzen  besondere  Schulärzte,  wenngleich 
dieselben  noch  nicht  allen  Ansprüchen  genügen  dürften.  Be- 
sonders der  kürzlich  beendete  Krieg  gegen  China  hat  die 
allgemeine  Aufmerksamkeit  auf  die  Wichtigkeit  der  Schulhygiene 
und  deren  heilsame  Bedeutung  für  die  Gresundheit  und  Körper- 
entwickelung    der  Jugend   gelenkt. 

Zum  Schlüsse  gestatte  ich  mir,  Ihnen  nachstehend  einige 
von  mir  verfaiste  Arbeiten  zu  nennen,  damit  Sie  einen  Einblick 
in  die  kinder-  und  schulhygienische  Litteratur  Japans  ge- 
winnen : 

1.  Mutterpflichten  (Haha-no-tsutome).  2  Bände.  T.Auf- 
lage. Das  Buch  ist  der  Mutter  S.  M.  des  Kaisers 
gewidmet  und  sowohl  von  diesem,  als  von  I.  M.  der 
Kaiserin  zweimal  durchgelesen  worden. 

2.  Yaccinationslehre.     Mit  Abbildungen.     1  Band. 

3.  Schulhygiene.     1  Band. 

4.  Bericht  über  die  Untersuchung  der  schul- 
hygienischen Zustände  in  Japan.  I.  Provinz 
K  y  ü  s  h  ü :  Regierungsbezirke  Nagasaki,  Fukuoka,  Kuma- 
moto,  Olta  und  Kagoshima;  U.  Provinz  Ou:  Re- 
gierungsbezirke Fukushima,  Miyagi,  Iwate,  Aomori  und 
Akita;  III.  Provinzen  Shikoku  und  Sanyo: 
Regierungsbezirke  Tokushima,  Kagawa,  Ehime,  Köchi, 
Hiroshima  und  Yamaguchi.     1  Band. 

Die  letzte  Arbeit  habe  ich  mir  erlaubt,  Ihnen  zuzusenden. 


579 

Dieselbe  ist  sswar  japanisch  gesohrieben,  ich  hoffe  jedoch,  dafs 
Sie  GFelegenheit  finden  werden,  sich  über  den  Inhalt  derselben 
zu  unterrichten.^ 

Hochachtungsvoll 

Dr.  M.  MiSHiMA, 
ein  treuer  Leser  Ihrer  Zeitschrift. 


Abbildungen  ftr  den  hygienischen  Unterricht  in  Schulen. 

Von 

Otto  Jankb, 

BtädtiBchem  Lehrer  in  Berlin. 

Die  von  einzelnen  Seiten  ausgehenden  Bemühungen,  der 
hygienischen  Unterweisung  eine  grOlsere  Berücksichtigung  im 
Rahmen  des  Schulunterrichts  zn  verschaffen,  finden  Zustimmung 
in  immer  weiteren  Kreisen,  so  dals  die  Hoffnung  berechtigt 
ist,  das  neue  Lehrfach  werde  sich  innerhalb  einer  nicht  zu 
langen  Frist  die  Stellung  eines  selbständigen  Lehrgegenstandes 
in  nnseren  Schulen  erwerben.  Die  hygienischen  Belehrungen 
schweben  aber  in  der  Lnft,  wenn  sie  nicht  in  einer  dem  kind- 
lichen Verständnisse  angemessenen  Weise  begründet  werden. 
Hierzu  ist  unter  anderem  ein  entsprechendes  Wissen  von  dem 
Bau  und  dem  Leben  des  menschlichen  Körpers  erforderlich, 
um  dieses  Wissen  auf  möglichst  vollkommenem  Wege  dem 
Schüler  zu  übermitteln,  läfst  sich  Anschauungsmaterial  nicht 
entbehren.  Zu  demselben  gehören:  1.  Abbildungen,  2.  Nach- 
bildungen in  Gips,  Papiermache  u.  s.  w.,  3.  Präparate  von 
Teilen  des  menschlichen  Körpers. 

Bei  dem  Unterrichte  über  den  menschlichen  Körper  bilden 
f&r  Schulen  die  Abbildungen  die  wichtigsten  Voran- 
schaulichungsmittel. 

Präparate    von    Teilen    des    menschlichen    Körpers    sind 

^  Wir  haben  xme  bemüht,  ein  Beferat  darüber  zu  bringen.  D.  Bed. 

87* 


580 

zu  teuer,  als  dafs  ihre  Anschaffung  für  die  Lehranstalten  all- 
gemein möglioh  sei.  Oft  genug  sind  auch  die  Details  der 
Objekte,  z.  B.  des  Auges  und  Ohres,  so  klein,  dafs  sie  nicht  von 
allen  Schülern  gleichzeitig  gesehen  werden  können;  die  Be- 
nutzung derartiger  Präparate  beim  Klassenuntenicht  erfüllt  daher 
nicht  immer  den  beabsichtigten  Zweck.  Da  es  zum  genauen 
Betrachten  der  feineren  Einzelheiten  notwendig  ist,  die  Präparate 
den  Kindern  in  die  Hand  zu  geben,  so  werden  femer  die- 
jenigen Objekte,  die  nicht  unter  Glas  aufbewahrt  sind,  nur 
zu  bald  beschädigt  sein. 

Nachbildungen  aus  Gips,  Papiermacbö  u.  s.  w.  kosten 
gleichfalls  ziemlich  viel.  Zwar  wird  es  sich  ermöglichen  lassen, 
einzelne  dieser  Veranschaulichungsmittel,  welche  wichtige  Or- 
gane des  menschlichen  Körpers  darstellen,  zu  beschaffen;  aber 
eine  yoUständige  Kollektion  derselben  zu  erwerben,  ist  far 
Schulen  ausgeschlossen.  Bei  diesen  Präparaten  geht  es  auch 
an,  die  kleineren  Teile  der  Organe  in  vergrölsertem  Hab- 
stabe iLachzubilden ;  aber  so  grois  wird  derselbe  doch  selten 
genommen  werden  können,  dals  bei  einer  Klasse  von  40  bis  60 
Schülern  auch  von  den  entferntesten  Sitzen  aus  alles  genau 
gesehen  werden  kann.  Wegen  der  Zerbrechlichkeit  des  zur 
Anfertigung  benutzten  Materiales  stellt  sich  zuweilen  die  Net- 
wendigkeit  heoraus,  innerhalb  eines  Modells  die  kleinsten  Partieen 
in  einem  gröfseren  Mafssiabe  auszufiüLhren,  als  er  für  das  Gkmze 
angenommen  ist,  so  dafs  dadurch  ein  falsches  Bild  von  den 
Qröisenverhältniasen  entsteht.  Soll  dieser  Fehler  nicht  ein- 
treten, so  muls  eine  zweite  Nachbildung  der  betreffenden 
kleinen  Teile  angefertigt  werden,  was  wiederum  Kosten  ven 
ursacht. 

So  bleibt  als  wesentlichstes  Anschauungsmittel  für  den 
Unterricht  der  Schüler  in  der  Anatomie  des  menschlichen 
Körpers  nur  die  Abbildung  übrig.  Sollen  die  Abbildungen 
ihrer  Aufgabe  völlig  entsprechen,  so  müssen  dieselben  so  grols 
sein,  dais  auch  die  Details  von  allen  Schülern  einer  Klasse 
erkannt  werden  können.  Ist  dies  für  die  Hauptabbildung  nicht 
möglich,  so  kann  der  betreffende  kleinere  Teil  als  Neben- 
abbildung gegeben  werden;  sonst  aber  mufs  die  Kreidezeichnung 


581 

an  der  Wandtafel  aushelfen.  Damit  die  Kinder  jedoch  in  den- 
jenigen Fftllen,  wo  ein  yergröliserter  Mafsstab  angewendet  ist, 
einen  Anhalt  für  das  Mals  der  vorgenonunenen  Vergrölsemng 
erhalten,  empfiehlt  es  sich,  das  Bild  des  Gegenstandes  in  natür- 
licher Grölse  daneben  zn  stellen. 

Wenig  Torteilhaft  ist  es,  wenn,  wie  es  ans  Ersparnis* 
rücksichten  geschieht,  mehrere  Objekte  anf  einer  Tafel  dar- 
gestellt sind,  weil  dnrch  eine  derartige  Vereinigung  nur  zu 
leicht  die  Aufmerksamkeit  des  Kindes  von  dem  zur  Betrachtung 
stehenden  Gegenstande  abgelenkt  und  den  übrigen  Abbildungen 
zugewendet  wird.  Selbst  wenn  man  letztere  yerdeckt,  so  wird 
die  Neugierde  der  Schüler  sich  doch  oft  darauf  richten  und 
zu  erfahren  suchen,  was  das  verschleierte  Bild  wohl  sein  mag. 
Das  Ideal  ist  also:  Auf  jeder  Tafel  ein  Objekt.  Allen- 
falls könnte  man  noch  die  Abbildung  eines  Organs  und  Sonder- 
abbildungen seiner  einzelnen  Teile  auf  derselben  Tafel  für  zu- 
lässig erklären. 

Der  Streit,  ob  die  Abbildungen  für  den  Elassenunterricht 
schwarz  oder  farbig  gehalten  werden  sollen,  ist  zu  Gunsten 
der  letzteren  Meinung  entschieden.  Das  Objekt  soll  in  der 
Farbe,  die  es  in  der  Natur  hat,  dargestellt  sein. 
Ein  farbiges  Bild  wird  die  Augen  der  Schüler,  die  am  liebsten 
noch  an  dem  Auf&lligen  haften,  auch  eher  anziehen,  als  ein 
schwarzes.  Elndlich  gibt  jenes  dem  Kinde,  das  die  dargestellten 
Gegenstände  meistens  noch  nicht  in  natura  gesehen  hat,  eine 
richtigere  Anschauung  von  dem  wirklichen  Aussehen  des  be- 
treffenden Objektes. 

Die  Abbildungen  müssen  nach  Möglichkeit  auch  den 
Forderungen  der  Schönheit  entsprechen.  Zu  grelle 
Farben  sind  nicht  zu  gebrauchen;  namentlich  ist  darauf  zu 
achten,  dals  die  Darstellungen  nicht  durch  zu  reiche  Ver- 
wendung der  Farbe  des  Blutigroten  absto&end  wirken.  Jeden- 
falls ist  es  besser,  im  Notfalle  ein  wenig  von  dem  Richtigen 
abzuweichen,  zu  idealisieren,  als  einen  verletzenden  Eindruck 
hervorzurufen.  In  gleicher  Weise  wird  man  auch  bei  der 
Darstellung  der  geö&eten  Brust-  und  Bauchhöhle  alles  zu 
vermeiden  suchen,  was  die  Wirkung  des  Grausigen  hervorrufen 
könnte;  Kinder  sind  in  dieser  Beziehung  sehr  empfindlich. 


582 

Die  Abbildungen  dürfen  ferner  nichts  enthalten,  was  das 
Schamgefühl  zu  yerletzen  im  stände  ist.  Der  ganz  nackte 
Körper,  selbst  das  Feigenblatt  kann  schädlich  wirken,  indem 
dadurch  bei  gröfseren  Schülern  die  Sinnlichkeit  angeregt  wird. 

Eine  weitere  wichtige  Frage  bei  den  anatomischen  Ab- 
bildungen ist  die  nach  der  absoluten  Richtigkeit  der- 
selben. Der  Forderung,  alles  genau  so  darzustellen,  wie  es  die 
Natur  bietet,  treten  nämlich  bei  den  Anschauungsmitteln  f&r 
den  Sohulgebrauch  zwei  gewichtige  Q^ründe  entgegen.  Erstens 
muiis  in  der  Schule  der  Stoff  aus  der  Anatomie  auf  das 
AUernotwendigste  beschränkt  werden,  so  dals  vieles, 
was  bei  absoluter  Richtigkeit  der  Abbildung  zu  sehen  ist,  dodi 
nicht  zur  Erörterung  gelangen  würde.  Zweitens  sollen  die 
Abbildungen  zur  Klassenanschauung  benutzt  werden;  in- 
folgedessen müssen,  wie  schon  öfter  erwähnt,  manche  Körper- 
teile stark  vergröiBert  zur  Darstellung  kommen.  Wird  diesen 
von  pädagogischer  Seite  vorgebrachten  G-ründen  Rechnung  ge- 
tragen, so  darf  ein  für  den  Elementarunterricht  bestimmtes 
Bild  nicht  mehr  enthalten,  als  der  Schüler  sich  zu  eigen 
machen  soll;  femer  muls  es  einfach  im  ümrÜB  und  klar  und 
verständlich  in  der  Zeichnung  sein.  Diese  Forderungen  sind 
aber  nur  zu  erfüllen  durch  Vereinfachung  des  anatomischen 
Bildes  und  durch  schematische  Wiedergabe  desselben.  Entspricht 
die  so  gewonnene  Zeichnung  auch  nicht  völlig  der  Wirklich- 
keit, so  wird  doch,  wie  die  Freunde  dieser  Anschauung  be- 
haupten, der  hieraus  möglicherweise  entspringende  Nachteil 
reichlich  aufgewogen  durch  die  dem  kindlichen  Fassungs- 
vermögen angepafste  gröiSsere  Verständlichkeit,  aus  der  sieh 
eine  festere  Einprägung  des  Gehörten  und  Gesehenen   ergibt 

Der  Schematisierung  gegenüber  ist  aber  doch  zu  bedenken, 
dafs  wir  durch  dieselbe  dem  Kinde  ein  falsches  Bild  bieten, 
welches  es  häufig  zeitlebens  nicht  berichtigen  wird.  Ein  leider 
allgemein  verbreitetes  Beispiel  solcher  Schematisierung  ist  die 
in  allen  Leitfäden  und  auch  auf  manchen  anatomischen  Ab* 
bildungen  vorkommende  Veranschaulichung  des  Blutkreislaufes: 
in  der  Mitte  das  Herz,  oben  der  kleine  und  unten  der  grolse 
Kreislauf.     Welche  Vorstellung  mufs   das  Kind  durch  solche 


583 

DarBtelluDg  von  dem  BluÜauf  erhalten  1  Sieht  man.  das  Schema 
als  notwendig  an,  so  sollte  doch  wenigstens  das  richtige  Bild 
daneben  gestellt  werden;  aber  das  geschieht  häufig  nicht.  Auch 
gegen  die  Vereinfachung  der  Abbildungen  durch  Weglassang 
von  Einzelheiten  und  Hervorhebung  des  Wesentlichen  sind 
ähnliche  Bedenken  zu  erheben.  Wo  soll  die  Q-renze  sein? 
Der  eine  Lehrer  hält  dies,  der  andere  jenes  für  wichtig  genug, 
um  seine  Erörterungen  darauf  zu  richten.  Ein  durch  solche 
Schematisierung  und  Vereinfachung  erzeugtes  fedsohes  Wissen 
muis  überdies  das  hygienische  Wollen  und  Thun  benachteiligen. 
Sind  z.  B.  bei  dem  Auge  die  Häute  so  stark  gezeichnet,  dais  sie 
ein  Viertel  von  dem  Durchmesser  des  Augapfels  einnehmen,  oder 
erscheint  das  Trommelfell  so  dick,  dals  es  bei  Reduzierung 
auf  die  natürliche  Qröise  einige  Millimeter  stark  ist,  so  muis 
doch  die  Behauptung,  dafs  diese  mehr  oder  minder  zarten 
Häute  leicht  verletzt  werden  können,  recht  thöricht  erscheinen. 
Ich  meine  daher,  das  richtige  Abbild  mufs  unter  allen  Um- 
ständen dem  Kinde  vorgeführt  werden.  Hält  man  es  aber  in 
Bücksicht  auf  das  kindliche  Auffassungsvermögen  für  notwendig, 
schematisch  vereinfachte  Abbildungen  zu  bieten,  so  darf  neben 
diesen  das  richtige  Bild  in  gleichem  Malsstabe  nicht  fehlen. 

Weitere  Forderungen  an  die  Abbildungen  beziehen  sich 
auf  die  äuüsere  Ausstattung.  Sie  sollen  auf  Leinwand  gezogen, 
mit  Bandeinfassung  versehen  sein  und  Ösen  zum  Aufhängen 
haben.  Zweckmäfsig  sind  auch  kleine  Bollstäbe  am  oberen 
und  unteren  Ende.  Eine  derairtige  Ausstattung  erleichtert  die 
Aufbewahrung  und  erhält  die  Abbildungen  lange  Zeit  in 
gutem  Zustande. 

Von  den  Darstellimgen  für  den  hygienischen  Unterricht 
mögen  in  diesem  Artikel  die  nachstehenden  besprochen  werden: 

1.  Anatomische  Abbildungen  für  den  Schulunter- 
richt. Auf  Veranlassung  des  Kgl.  Sächsischen  Mi- 
nisteriums des  Kultus  und  öffentlichen  Unterrichts 
herausgegeben  vom  Kgl.  Sächsischen  Landes- 
medizinalkollegium  durch  Dr.  A.  Fiedleb,  Geheimen 
Medizinalrat.  Nach  der  Natur  gezeichnet  von 
M.  Kbaktz   und  F.  Foedisch.    6.  verbesserte  Auf- 


584 

läge.   Verlag  von  C.  C.  Meinhold  &  Söhne  in  Dresden. 
Preis  9  Mark. 

Dies  sind  4  Doppel  tafeln,  jedes  der  8  Blätter  im  Format 
von  62  :  50  om.  Es  enthält  Tafel  1 :  Das  menschliche  Skelett; 
2:  Die  Muskeln  des  menschlichen  Körpers;  3:  Die  Eingeweide 
der  Brost  und  des  Unterleibes ;  4 :  Gehirn,  Bückenmark,  Schftdel- 
dnrchschnitt  in  senkrechter  Bichtnng,  Ohr  nnd  Ange.  Das 
Werk  entspricht  demnach  —  mit  Ausnahme  von  Tafel  4  — 
der  Forderung,  auf  jeder  Vorlage  nur  einen  Gegenstand  zur 
Anschauung  zu  bringen.  Abgesehen  von  Auge  und  Ohr,  findet 
sich  alles  in  natürlicher  Gröise  dargestellt.  Vereinfachung  und 
Schematisierung  ist  thunlichst  vermieden;  nur  bei  einzelnen 
Partieen  ist  eine  Hervorhebung  des  Wesentlichen  durch  An- 
wendung eines  Mafsstabes  erfolgt,  der  gegenüber  dem  der  ganzen 
Zeichnung  ein  wenig  gröfser  erscheint.  Das  Kolorit  wirkt 
künstlerisch  schön,  sowohl  in  Bezug  auf  die  einzelnen  Farben- 
töne, als  auch  was  die  Harmonie  der  Farben  anbelangt.  Die 
Naturtreue  hat  zwar  hierunter  etwas  gelitten,  jedoch  betrifft 
die  Abweichung  nicht  die  Grundfarbe,  sondern  allein  Nuancen 
derselben.  Die  Auswahl  des  Stoffes  kann  im  allgemeinen  als 
richtig  gelten ;  nur  wird  die  Darstellung  wichtiger  Partieen  des 
Blutkreislaufes  und  des  Nervensystemes  vermilst.  Für  den 
Bluilauf  sehen  wir  blols  Teile  der  Gefebe  bei  der  Lunge,  dem 
Herzen,  der  Leber  u.  s.  w.  in  der  geöffiaeten  Brust-  und  Bauch- 
höhle; aber  die  weitere  Verzweigung,  namentlich  der  Verlauf 
der  G^ftlise  am  Halse,  am  Kopfe  und  in  den  Gliedmaisen, 
fehlt  vollständig.  Hiervon  muCs  das  Kind  aber  auch  etwas  e^ 
fahren.  Insbesondere  ist,  da  gerade  an  diesen  Körperteilen  Ver* 
letzungen  der  Blutgef&ise  am  leichtesten  vorkommen,  eine 
Kenntnis  des  betreffenden  Aderverlaufes  zur  Ausführung  der 
ersten  Hilfeleistung  notwendig.  Auch  gewisse  hygienische  Vor- 
schriften lassen  sich  erst  verstehen,  wenn  man  diese  Zweige 
des  Gefälssystems  kennt,  so  z.  B.  Vermeidtmg  enger  Kragen, 
Verbot  der  Einschnürung  der  Waden  durch  Strumpfbänder, 
Nachteile  engen  Schuhwerkes  u.  s.  w.  Ziffern  innerhalb  der 
Zeichnungen  weisen  auf  ein  kleines  Druckheft  hin,  in  welchem 
die  deutschen  und  lateinischen  Namen  der  betreffenden  Körper- 
teile stehen. 


585 

Dies  Vorlagenwerk  erfreut  sich  wegen  seiner  Vorzüge 
allgemeiner  Beliebtheit,  wofür  schon  das  Erscheinen  der 
6.  Auflage  spricht.  Die  obersten  Sohulbehörden  haben  es 
wiederholt  fOr  Weltausstellungszwecke  ausgewählt.  Ver- 
sehiedentlioh  ist  es  auch  durch  Medaillen  und  Diplome  aus- 
gezeichnet worden.  Für  England,  Belgien,  Böhmen,  Dänemark, 
Rdbland,  Schweden,  Norwegen  sind  besondere  Ausgaben  mit 
Text  in  den  betreffenden  Sprachen  erschienen. 

Nach  meinem  Urteile  bilden  die  FiBDLEBschen  Wandtafeln 
eines  der  besten  Veranschaulichungsmittel  für  den  Schul- 
gebrauch. 

2.  Anatomischer  Atlas  üb  er  den  makrosk  epischen 
und  mikroskopischen  Bau  der  Organe  des  mensch- 
liehen Körpers.  Zum  Unterricht,  sowie  zum  Selbst- 
gebrauch. Von  Professor  Dr.  Wbnzbl.  Original- 
zeiehnung  auf  Stein  yon  F.  Fobdkoh.  Erste  Ab- 
teilung: Die  Sinnesorgane.  Verlag  von  C.  0.  Meinhold 
ft  Söhnein  Dresden.  Preis  20  Mark.  Tafelerklärung 
1  Mark. 

Zu  diesem  Vorlagen  werke  gehören  11  Tafeln  oder  13  Blatt 
grolis  Boyalformat  (50  :  65  cm).  Es  enthält  1.  Heft:  Sehorgan. 
5  Blatt.  Tafel  1:  Durchschnitt  des  Augapfels  und  des  in 
Thätigkeit« befindlichen  Accommodationsapparates;  2a  und  2b: 
Übersichtstafel  des  gesamten  Sehapparates;  3:  Bau  des  Accom- 
modationsapparates; 4:  Bau  der  Netzhaut.  2.  Heft:  Gehör- 
organ. 4. Blatt.  Tafel  5  a  und  5b:  Übersicht  des  Gehörorgans ; 
6:  Cortisches  Organ  im  Durchschnitt  und  in  der  Flächen- 
ansicht; 7:  Ampulle,  halbzirkelförmige  Kanälchen.  3.  Heft: 
Gefühls-,  Greschmacks-  und  Geruchsorgan.  4  Blatt.  Tafel  8: 
Durchschnitt  der  Haut;  9:  Haar,  Nagel;  10:  Durchschnitt  der 
Zunge,  Geschmacksbecher;  11:  Nasendurchschnitt,  Nasen- 
schleimhaut. Bei  Bearbeitung  dieser  Tafeln  waltete  das 
Beetreben  ob,  die  Organe  und  ihre  Bestandteile  nicht  blols 
genau  nach  der  Natur,  sondern  auch  in  derjenigen  Anordnung 
darzustellen,  welche  als  die  geeignetste  anerkannt  wurde,  um 
ihren  Bau  und  ihre  Verrichtungen  klar  und  leicht  zum  Ver- 
ständnis zu  bringen.    Zur  Erhöhung  des  Wertes  der  Vorlagen 


586 

als  Lehrmittel  ist  der  Farbendrack  derartig  angewendet,  d&ls 
Teile  von  gleichartigem  Bau  in  derselben  Farbe  gehalten  smd, 
wobei  jedoch  wichtige  Verschiedenheiten  in  der  Anordnung 
oder  der  Funktionierung  dieser  Teile  nicht  blols  durch  die 
Zeichnung,  sondern  auch  durch  die  Farbengebung  angedeutet 
werden.  Letztere  erscheint  künstlerisch  schön.  Der  MaÜBstab  iflt 
so  grofs  gewählt,  dals  die  Einzelheiten  der  Abbildungen  auch 
in  stark  besetzten  Klassen  deutlich  erkannt  werden  können. 
Natürlich  erweist  sich  derselbe  auf  den  einzelnen  Tafeln  ver- 
schieden. Dieser  umstand  hat  jedoch  bei  dem  Werke  keine 
Bedenken,  da  dasselbe  wissenschaftlichen  Zwecken  dient.  Es 
ist  nicht  für  den  Unterricht  in  den  Elementen  der  Anatomie, 
also  für  Volksschulen  bestimmt,  sondern  für  solche  Anstalten, 
die  eine  eingehendere  Behandlung  der  Anatomie  und 
Hygiene  gestatten,  wie  Gymnasien,  Bealgymnasien,  Bealschulen, 
Präparandenanstalten  und  Lehrerseminare.  Für  diese  Schulen 
bildet  es  aber  ein  vorzügliches  Anschauungsmittel^  ja  das  beste 
über  die  Sinnesorgane  überhaupt.  Ferner  darf  es  als  treffliche 
Eirgänzung  zu  allen   übrigen  Abbildungen  empfohlen  werden. 

Der  bekannte  Anatom,  Professor  Hybtl  in  Wien«  urteilt 
über  diese  Vorlagen  folgendermaüsen:  ^Wenzels  Tafeln  sind 
mit  Sachkenntnis  und  Fleifs  entworfen  und  in  lobenswert» 
Manier  korrekt  und  formschön  behandelt.  Sie  erfüllen  deshalb 
die  Anforderungen,  auf  Baalschulen  und  Gymnasien  dem 
gesundheitlichen  Unterricht  als  Grundlage  zu  dienen,  besser  als 
irgend  ein  anderes  mir  bekanntes  Bilderwerk,  und  ist  ihre 
Würdigkeit,  in  weiteren  Kreisen  empfohlen  zu  werden,  durch 
ihr  eigenes  Verdienst  hinlänglich  begründet.'' 

Diese  Tafeln  bilden  aber  auch  für  das  Selbststudium  einen 
vortrefflichen  mikroskopischen  Atlas,  der  besser  als  viele  der 
bisherigen  mikroskopischen  Zeichnungen  im  stände  ist,  über 
den  Bau  und  die  gegenseitige  Lage  der  Teile  in  den  Organen 
zu  orientieren.  Es  werden  hier  nämlich  nicht,  wie  bei  den 
gebräuchlichen  Abbildungen,  blofs  kleine  Teile  ohne  ihre 
Beziehung  zur  Umgebung  in  stärkerer  Vergröfserung  vorgefahrt, 
sondern  es  findet  immer  ein  ganzes  Organ  mit  seinen  Bestand- 
teilen   Darstellung.      Wer   sich   für  das  Specialstudium  diese 


587 

Abbildungen  beschaffen  kann,  —  die  Hefte  werden  anoh 
einzeln,  aber  zu,  erhöhten  Preisen  abgegeben,  erstes  Heft  10  Mark, 
zweites  8  Mark,  drittes  8  Mark  —  der  wird  yon  denselben  aufe 
höchste  befriedigt  sein. 

Die  Tafelerklärong,  62  Seiten  gr.  8^  umfassend,  enthält 
eine  knrzgefedste  wissenschaftliche  Belehrung  über  den  Bau 
und  die  Verrichtung  der  dargestellten  Organe. 

Zu  bedauern  ist  nur,  dafs  yon  diesem  wertvollen  Yorlagen- 
werke  keine  weiteren  Abteilungen  erschienen  sind. 

3.  Schematiscbe  Darstellung  des  menschlichen 
Körpers.  Für  Bürger-,  Volks-  und  Mädchenschulen 
entworfen  und  gezeichnet  von  Joseph  EIliea.  4  Tafeln 
in  Farbendruck.  Verlag  von  0.  G.  Meinhold  &  Söhne 
in  Dresden.     Preis  5  Mark. 

Die  Tafeln  haben  ein  Format  von  62  :  88  cm.  Es  enthält 
Tafel  1 :  Das  Skelett  und  die  wichtigsten  Muskeln,  welche  zur 
Erhaltung  der  aufrechten  Stellung  mitwirken ;  die  Eopfinuskeln; 
die  Knochen,  Bänder  und  Muskeln  des  Beines;  einige  Knochen, 
Bänder  und  Muskeln  des  Armes;  Durchschnitte  eines  Schneide-, 
Eck-  und  Backenzahnes.  2:  Einen  Längsdurchschnitt  durch 
die  Mitte  des  menschlichen  Körpers;  einen  Längsdurchschnitt 
durch  die  Mitte  des  Kopfes;  Haupt-  und  Nebenorgane  der 
Verdauung.  3:  Den  Blutkreislauf;  die  Adern  am  Kopfe  und 
am  Halse;  die  Lunge  und  das  Herz;  die  Bronchialästchen; 
ein  Lungenbläschen  mit  seinen  Blutgefälsen ;  die  Haargefäfse; 
den  Lauf  des  Blutes  in  den  Adern;  die  Blutkörperchen.  4:  Das 
Gehim  und  das  Rückenmark;  Auge;  Ohr;  Nase;  Zunge; 
Haut.  Mit  diesen  Tafeln  sollte  ein  für  den  elementaren 
Unterricht  bestimmtes  Lehrmittel  geschaffen  werden.  Es  war 
darum  eine  Beschränkung  des  Stoffes  notwendig;  auch  mufsten 
die  Bilder  einfach  im  ümriis  und  leicht  verständlich  in  der 
Zeichnung,  wie  in  der  Farbengebung  sein.  Die  Darstellungen 
sind  daher  durch  Weglassung  von  Einzelheiten  und  durch 
Hervorhebung  des  Wesentlichen  sehr  vereinfacht.  Die  Schemati- 
sierung tritt  stark  hervor,  was  ja  auch  bei  dieser  Veröffent- 
lichung in  der  Absicht  lag.  Die  Farbengebung  entspricht 
nicht  immer  der  Natur;  es  sind  zuweilen  ganz  andere  G^rund- 


588 

färben,  als  es  eigentlich  sein  mübten,  angewandt  fiienn 
wurde  der  Heransgeber  dnrch  die  Absicht  geleitet,  yermittelst 
lebhaften  Kolorits  die  Abbildung  anf  den  ersten  Blick  ver- 
ständlich zn  machen.  Die  Answahl  des  Stoffes  ist  zweck- 
entsprechend und  völlig  ausreichend  für  die  Bedürfhisse  ein- 
facherer Schulen.  Aber  auch  für  den  einleitenden  Unterricht 
auf  den  höheren  Lehranstalten  sind  die  Tafeln  wohl  brauchbar. 
Nur  halte  ich  es  für  notwendig,  dafs  in  jedem  Falle  neben 
und  nach  diesen  schematisohen  Darstellungen  auch  naturriohtige 
Abbildungen  benutzt  werden.  Um  auf  einer  geringen  Zahl 
von  Tafeln  möglichst  viele  Gegenstände  zur  Anschauung  zu 
bringen  und  dadurch  den  Preis  des  Werkes  thunlichst  zu 
erniedrigen,  mulste  jede  Tafel  mehrere  Abbildungen  aufnehmen. 
Es  ist  aber  darauf  geachtet,  dab  nach  Möglichkeit  nur  ver- 
wandte Objekte  vereinigt  wurden.  Ein  beigegebenes  Druokheft 
enthält  die  deutschen  Namen  der  in  der  Zeichnung  durch 
Ziffern  bezeichneten  Teile. 

4.  Nahrungsmitteltafel  von  Fbitz  ELallb.  Mit  er- 
läuterndem Text  für  den  Lehrer.  S.Auflage«  Verlag 
von  J.  F.  Bergmann  in  Wiesbaden.    Preis  3  Mark. 

Ein  wichtiges  Kapitel  des  hygienischen  Unterrichtes  ist 
die  Lehre  von  der  zweckmälsigen  Ernährung  und  von  den 
Nahrungsmitteln.  Sollen  die  Kinder  ein  bescheidenes  Ver- 
ständnis für  die  Nahrungsstoffe  gewinnen,  die  mit  den  einzelnen 
Speisen  aufgenommen  werden,  so  müssen  sie  Art  und  Menge 
der  wesentlichsten  Nährstoffe  in  den  gewöhnlichsten  Nahrungs- 
mitteln kennen  lernen.  Für  diese  Belehrung  bietet  Kallbs 
Nahrungsmitteltafel  ein  gutes  Hilfsmittel.  Dieselbe  gibt  den 
Gehalt  an  Nährstoffen  in  je  1  kg  von  35  der  wichtigsten 
Nahrungsmittel  an.  Die  Daistellungsmethode  ist  die  allgemein 
angewandte,  bei  welcher  jeder  Nährstoff  durch  eine  bestimmte 
Farbe  bezeichnet  wird.  Es  werden  jedoch  nur  Eiweifsstoffs 
(rot),  Fett  (gelb)  und  Stärkemehl  (blau)  berücksichtigt.  Neben 
der  schematischen  Darstellung  sind  die  Stoffmengen  auch  noch 
in  Grammen  angegeben.  Da  gleichfalls  der  Tagesbedarf  eines 
mittelkräftigen  Mannes  schematisch  vorgeführt  ist,  so  kann  das 
Kind  schon  auf  den  ersten  Blick  ungefähr  erkennen,  wie  weit 


589 

jedee  einzelne  Nahrungsmittel  diesem  Bedür&iflse  entspricht; 
bei  eingehenderer  Betrachtung  läftt  sich  der  Nahrungswert 
ganz  genau  berechnen.  Ich  habe  diese  Tafel  schon  längere 
Zeit  beim  Unterrichte  gebraucht  und  mich  dadurch  von  ihrer 
erfolgreichen  Verwendbarkeit  überzeugt.  Zwei  Wünsche  aber 
bleiben  mir:  Die  Tafel  müTste  gröfser  sein;  das  Format  von 
45 :  72  cm  genügt  für  vollere  Klassen  nicht.  Auch  der  Preis 
könnte  etwas  geringer  sein.  Der  erläuternde  Text  spricht  in 
Kürze  von  der  Notwendigkeit  einer  Belehrung  über  die  Er- 
nährung, Ton  dem  Gebrauch  der  Tafel  und  Ton  den  wichtigsten 
Forderungen  an  eine  zweckentsprechende  Kost. 

5.  Der  Mensch,  oder  wie  es  in  unserem  Körper 
aussieht,  und  wie  seine  Organe  arbeiten.  Leicht- 
fafsliche  Körper-  und  Lebenslehre.  Von  Dr.  Ebbn- 
HÖCH,  Oberstabsarzt.  Mit  zerlegbaren  Abbildungen. 
4.  Auflage.  Verlag  von  J.  F.  Schreiber  inEfslingen 
bei  Stuttgart.     Preis  1,50  Mark. 

Das  Werk  ist  nicht  für  den  Klassengebrauch,  sondern 
für  den  Einzelunterricht  bestimmt.  Der  ümrifs  des  mensch- 
lichen Körpers  und  die  Formen  seiner  wichtigsten  Organe  sind 
in  festerem  Papiere  ausgestanzt.  Diese  Formen  sind  beider- 
seitig entsprechend  der  Farbe  und  dem  Bau  des  betreffenden 
Organs  koloriert  und  zugleich  so  übereinandergelegt,  dafs  man 
sie«  mit  der  vorderen  Seite  unseres  Körpers  beginnend  und 
bis  zur  Bückwand  fortschreitend,  aufklappen  kann.  Auf  diese 
Weise  erhält  man  ein  annähernd  richtiges  Bild  von  der  Lage 
der  Organe  im  Körper.  Auch  über  den  Bau  derselben  orien- 
tieren diese  Nachbildungen,  wenigstens  soweit  dies  bei  den 
meisten  Organen  nach  der  äuiseren  Ansicht  möglich  ist,  ebenso- 
gut, wie  die  Zeichnungen  anderer  Werke.  Ein  kurzer  Text, 
16  Seiten  Lexikonformat  umfassend,  gibt  die  erforderlichen 
Erläuterungen  zu  den  Abbildungen;  au&erdem  befinden  sich 
noch  fünf  Zeichnungen  im  Texte.  Ich  muls  das  Büchlein  als 
für  Schüler  recht  brauchbar  bezeichnen;  es  sollte  öfter  als 
Geschenk  nicht  nur  von  Eltern,  sondern  auch  von  Schulen 
gröfteren  Schülern  gegeben  werden. 


über  die  dnrobgefUirte  Impftmg  und  Wieder 
der  Schulkinder  in  16  Btftdti«shen  Belinlen  ' 


Direktor  Ehuttjel  Bayb 
in  Wien. 
Bei  der  groCsen  Bedeatnng  der  Impftmg  fOr  die  I 
Sohnlkind 


Fatimpfong 

Beaeonoi. 

-§1 

Con  diesen  Scbiileru 

El 
waren 
daher 

Hiervon 
imrden  K«impft 

der 
SohBlen 

f*lB|  Itiind 

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lUbu 

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MSdchen 
Enftben 

2874     3151     IM        89        50 
2967     2469     898        47        58 

24 
18 

•  1  i 
«1- 

as 

21 
36 

Sammft 

6881 

6610  1  527 

86 

108 

42 

8|    I 

68 

67 

691 

bei  dem  Umstände,  dab  in  ^ist  allen  Enltarländern  gefletzliohe 
Bestimmimj^  die  Lehrer  znr  aktiven  Teilnahme  bei  der 
Impfung  der  Sohfller  Terpfliobten,  dürfte  folgende  Tabelle  ttber 
den  ZmpfzuBtand  der  Kinder  in  den  16  Btftdtiscben  Sobalen 
eines  Wiener  Bezirkes  anob  für  weitere  Kreiee  von  Interesse 


im  Jabre  1S92. 


AnmerkntiK,  in  welcher  die  in  dieser 
Tabelle  aiu^wieMuen  TerhältiÜMe  je 
naob  OmatüiadeD  ftoänklären,  eveatnell 

durch  Angabe  der  andenreitisBn 

Eruheinnngen,  welohe  bei  den  Schfiler- 

impftiogen  wuirgaDOiiunen  wurden,  cn 

erg&nien  tind. 


075 
692 

316 
326 

130 

77 

4 
9 

460 
311 

609 

sei 

- 

767 

641 

207 

13 

761 

990 

592 

Von  6331  Schnlkindem  sind  demnach  6137  (=  96,9%) 
als  geimpft  ausgewiesen,  und  2war  duroh  Vorlage  des  Impf- 
zeugnisses 5610,  durch  amtsärztliche  Konstatienmg  von  Impf- 
narben 527.  Mit  Einschlufs  von  86  Kindern,  welche  die 
natürlichen  Blattern  überstanden  haben,  betrug  die  Zahl  der 
Nichtgeimpften  194  (=  37o),  abzüglich  jener  nur  108.  Erst- 
impfungen wurden  52,  darunter  5  bei  Kindern,  welche  die 
Blattern  durchgemacht  hatten,  vorgenommen,  in  42  FäUen  mit 
Erfolg,  in  8  Fällen  erfolglos.  Bemerkt  muls  werden,  dals 
alle  ohne  Erfolg  Geimpften  als  nicht  geimpft  eingestellt  sind.  Von 
1767  Bievaccinationsbedürftigen  wurden  amtlich  revaooiniert 
761  (mehr  als  ein  Drittel),  541  mit  Erfolg,  207  erfolglos.  Ln 
ganzen  gelangten  812  Kinder  zur  amtlichen  Impfung  (mehr  als 
ein  Achtel  der  Gesamtziffer).  Eine  nicht  unbeträchtliche  Zahl 
dürfte,  wie  sich  künftig  erweisen  wird,  durch  die  hausänst- 
lichen  Impfungen  zuwachsen,  da  viele  Eltern,  welche  die 
Impfung  in    der  Schule  ablehnten,   erstere  zusagten. 

An  der  Impfung  beteiligten  sich  4  Imp&rzte.  Die  sehr 
grofse  24ahl  der  Impfungen,  einschlie&Uch  527  Konstatierungen 
von  Impfaarben  mit  Ausstellung  der  Imp&cheine  (zusammen 
1339  Amtshandlungen)  konnte  nur  dadurch  erreicht  werden, 
dalSs  die  Impfung  keineswegs,  wie  vorgeschrieben,  auf  die 
schulfreien  Nachmittage  beschränkt  blieb,  sondern,  wo  die 
Einwilligung  der  Schulleiter  erfolgte,  auch  um  10  Uhr  vormittags 
und  4  ühr  nachmittags  unmittelbar  nach  Schluis  der  Si^ule 
vorgenommen  wurde. 


59S 


:Xits  Derfantmlttitge«  nnh  ^tttintn. 


Bericlit  über  die  Sitnngen  der  Abteilung  fttr  Bcliiil- 
gesnndheitspflege  im  Leipsiger  Lefarenrerein. 

Von 

W.    SOHÜBEBT, 

Lehrer  an  der  20.  Bezirkaschnle  zn  Leipsig-Gohlii. 

1.  Sitzung  am  9.  November  1894. 
Konatitniernng  der  Vereinigung  und  vorläufige 

Angabe  ihres  Arbeitsgebietes: 

1.  Einrichtung  des  Schulhauses,  der  Schulzimmer,  der 
Schulutensilien  n.  ä. ; 

2.  ünterrichtshygiene  im  engeren  Sinne; 

3.  Pädagogische  Anthropologie; 

4.  Verhältnis  z¥dschen  Schule  und  Haus; 

5.  Die  ärztliche  Beaufsichtigung  der  Schulen; 

6.  Methodenlehre  für  ärztliche  Untersuchxmgen; 

7.  litteratur. 

Die  Sitzungen  sollen  monatlich  stattfinden. 

2.  Sitzung  am  5.  Dezember  1894. 

Dr.  Spitzneb  spricht  über  das  Gebiet  der  Schul- 
gesundheitspflege  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  pädagogischen  Aufgaben  in  demselben. 

Den  in  der  vorigen  Sitzung  angeführten  Punkten  werden 
als  gleich  bedeutsam  noch  hinzugefügt: 

8.  Die  physische  Erziehung; 

9.  Die  Vorbildung  des  Lehrers  in  der  Hygiene. 

Als  wichtigste  schulhygienisohe  Fragen  f&r  die  Pädagogik 
bezeichnet  der  Vortragende:  Untersuchungen  über  den  Grad 
der  Bildungsfikhigkeit  der  Kinder,  Beobachtung  rein  psychischer 
Fehler  derselben,  Wechselwirkung  zwischen  Körper  und  Geist 

8«h«lgMimdheltfpfl«f«Vni.  38 


594 

und  anderes  zu  Punkt  2  (Unterrichtshygiene  im  engeren  Sinne) 
Gehöriges. 

3.  Sitzung  am  30.  Januar  1895. 

Herr  Meyrich  behandelt  das  Thema:  Die  Gesundheits- 
censur  der  eintretenden  Schulkinder. 

Dieselbe  ist  notwendig,  da  viele  Faktoren  zu  der  geistigen 
Befähigung,  respektive  Nichtbefähigung  der  Schüler  beitragen, 
die  der  Lehrer  weder  selbst  erkennen,  noch  erfragen  kann. 
Ohne  jene  Censur  werden  also  zahlreiche  noch  ungeeignete 
Elemente  der  Schule  zugeführt.  Sie  muJs  vom  Haus-  oder 
Schularzt  vorgenommen  werden  und  den  Lehrern  über  die 
wichtigsten  Punkte  hinreichenden  Aufschluis  geben. 

Die  Versammlung  erklärt  sich  für  energischen  Betrieb 
dieser  Angelegenheit. 

Herr  Meybich  brachte  sie  infolgedessen  einige  Zeit  später 
vor  das  Plenum  des  Vereins. 

Inzwischen  hat  eine  oberflächliche  Untersuchung  der 
Elementarschüler  durch  die  Schulärzte  stattgefunden. 

4.  Sitzung  am  27.  Februar  1895. 

Dr.  ScHüiiZE  trägt  vor  über  Methoden  der  Kohlen- 
säurebestimmungen  in  den  Schulzimmern. 

Es  werden  mehrere  Methoden,  besonders  die  mit  der 
FBANKEschen  Bürette,  demonstriert  und  sdiliefslich  die  Petten- 
KOFEBSche  als  die  geeignetste  bezeichnet.  Weitere  Vorführungen 
sollen  später  folgen. 

5.  Sitzung  am  20.  März  1895. 

Herr  König  behandelt  die  Hausaufgaben. 

Hausaufgaben  sind  aus  pädagogischen  Gründen  nötig,  eine 
Übertreibung  derselben,  wie  sie  durch  die  StofiUberfälle  der 
gegenwärtig  bestehenden  Lehrpläne  häufig  bedingt  wird,  ent'- 
spricht  weder  den  pädagogischen,  noch  den  hygienischen  Ge- 
setzen. Sie  sind  daher  nur  in  mäfsigem  Um&nge,  dem 
Durchschnitte  der  Begabung  entsprechend  und  an  schulfreien 


595 

Naohmittagen  zu  erteilen  Tmd  müsaeii  nach  der  individuellen 
Leifltongs&liigkeit  dee  einzelnen  beuiteilt  werden. 

Die  ättfiieret  lebhafte  Debatte  aohlols  mit  der  Annabme 
folgender  Besolutionen:  Vom  hygieniflohen  Standpunkte  aufi 
haben  aioh  die  Hauflau^abiMi  fsa  riehten  naoh  den  geifitigen, 
körperlichen  und  sooialea  Yerhftltniaien  der  Kinder.  Da  nun 
die  Untersuchungen  über  die  geistige  FasBungekraft  derselben 
noch  nicht  als  abgeschlossen  bezeichnet  werden  können,  so 
will  die  Abteilung  für  Schulgesundheitspfiege  die  endgtUtige 
Sntseheidung  über  das  Mais  und  die  Art  der  Hausau%aben 
vertagen,  hält  es  aber  filr  ihre  Pflicht,  an  der  Lösung  ätsr 
Frage  übw  die  Leistungsfthigkeit  des  Kindes  mitzuarbeiten. 

Bei  Stellung  der  Hausaufgaben  ist  zunftchst  das  Wesen 
der  Arbeit  in  Betracht  zu  ziehen. 

6.  Sitzung  am  8.  Mai  1895. 

Zuerst  spricht  Dr.  G-ündel  über  Schwachsinn  und 
Blödsinn. 

Man  unterscheidet  Blödann  (Fatuitttt),  Schwachainn  (Im- 
becillitat)  und  Schwaohbefiüdgung.  Der  Blödsinnige  ist  einer 
inneren  Bildung  nicht  &hig,  zu  praktischer  Arbeit  nicht 
zu  erziehen  und  kann  höchstens  zu  einfachen  Thätigkeiten 
dressiert  werden.  Eäne  Heilung  desselben  ist  unmöglich.  Der 
Schwachsinnige  hingegen  bietet  noch  Aussicht  auf  Weiter- 
entwickelung,  nur  setzt  dieselbe  später  ein,  schreitet  langsamer 
vor  und  erreicht  vorzeitig  ihr  Ende.  Das  Bildungsziel  ißt 
demnach  ein  bescheidenes,  nämlich  das  Leben  innerhalb  der 
Familie,  die  Methode  gründet  sich  noch  mehr  als  bei  Normalen 
anf  Anschauimg  und  Gewöhnung.  I^tantasie  kann  nur  selten, 
gleichsam  als  Surrogat  verwendet  werden. 

Darauf  fcdgt  der  Vortrag  des  Dr.  Spitznbb:  Das  Kind 
in  der  Hekonvalescenz. 

Die  Arbeit  in  der  Schule  wird  vielfach  durch  die  B.ekon- 
TfJeeceaz  einzelner  gestört ;  denn  diese  erzeugt  in  verschiedenen 
Fülen  eiaa  länger  andauernde  körperliche  Schwäche,  verbunden 
mii  Unfohigkeit  zu  geistiger  Arbeit,  Mangel  an  Selbstzucht,  ja 

88* 


596 

bisweilen  selbst  intellektueller  und  moraUsoher  Verödimg.  Der 
Lehrer  ist  hier  Imingen  unterworfen,  und  es  wflre  rfttüdh, 
wenn  Jäekonvalescenten  auf  Wnnsoh  desselben  dem  Sehnlant 
zur  Untersuchung  überwiesen  würden,  damit  beide  gemeinsam 
feststellen,  ob  das  Kind  wieder  am  ünterriidite  teikiehmen  soQ 
und  speoiell,  ob  und  wieweit  ihm  zugemutet  werden  darf,  das 
Versäumte  nachzuholen. 

In  der  Debatte  wird  die  Führung  von  Individualitäten- 
listen  empfohlen. 

Die  Abteilung  für  Schulgesundheitspflege,  welche  im 
Herbste  y.  Js.  begründet  wurde,  steht  g^enwärtig  unter  der 
Leitung  des  Herrn  Metbich,  zählt  18  ständige  Mitglieder  und 
erfreut  sich  fortgesetzt  einer  regen  Beteiligung  Yon  Gibrten. 


Die  seitliclien  Verkrftmmnngen  des  Bttckgrats 

und  deren  Verhtttimg. 

Vortrag, 
gehalten  im  Berliner  Verein  fOr  gesundheitsgemäise  Erziehung. 

Von 
Dr.  med.  Leopold  Eweb, 

dirigierendem  Arzt  eines  Instituts  für  Massage  und  Orthopädie  in  Berlin. 

(Fortsetzung.) 

Hiermit  ist  die  Schuld,  welche  die  Schule  an  unserem 
Leiden  trägt,  erschöpft,  und  nun  kommt  das  Haus,  nicht  etwa 
um  die  dort  begangenen  Fehler  auszugleichen,  sondern  um  sie 
zu  verstärken. 

Beim  Knaben  ist  die  Sache  nicht  so  schlimm.  Die 
Eltern  sind  meist  zufrieden,  wenn  er  seine  Schulau^ben 
erledigt  hat;  nachher  kann  er  sich  im  Freien  tummeln,  wenn 
das  Wetter  nicht  gar  zu  schlecht  ist,  oder  er  spielt  im  Hanse 


597 

henun,  um  dem  ihm  innewohnenden  Drange  nach  Bewegung 
za   genügen. 

Ln  Mftdchen  ist  dieser  Drang  ebenfalls  Yorhanden»  loh 
habe  mioh  davon  seit  Jahren  tberzengt  nnd  finde  meine 
Überzengong  nodh  tttglioh  bestätigt.  Für  die  mir  zur  Be« 
handlung  übergebenen  Töohter  ist  eine  Anzahl  Yon  Tum- 
apparaten  aufgestellti  an  denen  sie  sioh  in  den  Pausen  naoh 
jeder  orthopädisohen  Übung  beschäftigen  können,  Sohwebe-  und 
festes  B.eck,  sohrfige  Leiter,  Schwingeleiter,  Kletterstrick  u.s.w. 
Und  zu  meiner  Freude  sehe  ich,  dals  alle  Mädchen  im  Alter 
von  7  bis  17  Jahren  fortwährend  in  Bewegung  sind.  Hier 
hangeln  sie  an  der  Leiter,  da  suchen  sie  sich  am  Beck  hoch- 
zuziehen, hier  schwingen  zwei,  und  dort  sucht  eine  den  Strick 
zu  erklimmen.  JSs  kommt  sogar  vor,  dals  ich  einschreiten  und 
sagen  muis:  ^Nun  genug  1^  da  die  Bewegung  nicht  bis  zur 
Ermüdung  gehen  darf. 

Aber  ^für  ein  Mädchen  schickt  es  sich  ja  nicht,  umher- 
zutollen". Fein  sittsam  mufs  es  zu  Hause  sitzen,  nachdem 
es  am  „Arbeitstisch'',  an  welchem  gemeinsam  der  sechs-  und 
der  yierzehnjährige  Bruder,  die  acht-  und  die  ftln&ehnjährige 
Schwester  ihre  Schularbeiten  anfertigen,  die  seinigen  beendet 
hat.  Denn  es  soll  jetzt  Klavier  geübt  werden,  wobei  ein 
Sessel  ab  Sitz  dient,  der  allen  Anforderungen  der  Hygiene 
geradezu  Hohn  spricht.  Das  geht  so  Tag  für  Tag,  jahraus, 
jahrein,  zur  Qual  des  Kindes  und  zur  Qual  der  Hausgenossen. 
Von  musikalischem  Verständnis  ist  meist  keine  Spur  vorhanden, 
aber  „es  gehört  zur  Bildung,  zum  feinen  Ton,  dab  ein  junges 
Mädchen  Klavier  spielt'',  und  nach  der  Ansicht  der  Tanten 
und  der  Groismama  spielt  Eischen  „entzückend'' •  Würde  man 
einen  ehrlichen,  sachverständigen  Musiker  um  sein  Urteil  fragen, 
so  würde  er  sagen:  „Schade  um  jeden  Groschen,  den  Sie  für 
Musikunterricht  ausgeben,  schade  um  jede  Minute,  die  das 
Elind  am  Klavier  zubringt". 

Ich  will  zugestehen,  dab  es  Ausnahmen  gibt,  dab  manches 
junge  Mädchen  wirklich  musikalisches  Qehör  und  Verständnis 
besitzt,    dab   es   auch  nach   der   Versicherung   von   Kennern 


598 

gtit  spielt.  Lohnt  es  sich  aber,  go  zahllose  Stojiden  za  opiem, 
damit  die  Betreffenden  später,  wenn  sie  Franeni  wenn  sie 
Mütter  geworden,  im  günstigsten  Falle  alle  Vierteljahr  einmal 
das  Instrament  öffnen  tmd  eine  halbe  Stünde  spielen?  leh  kenne 
eine  ganze  Anzahl  Fiunen,  bei  denen  das  eben  Gesagte  zatrifft. 

Ist  die  Übungsstande  beendigt,  so  geht  es  an  die  Hand- 
arbeit. „Ein  ordentliches  Mädchen  darf  ja  nie  mülsig  sein.*^ 
Ich  bin  sehr  dafür,  dais  die  jnngen  Mädchen  sieh  Fertigkeit 
im  Stricken,  Nähen  n.s.w.  erwerben,  es  kann  dies  anoh,  ohne 
die  Gesundheit  zu  schädigen,  bewirkt  werden.  Aber  da  kommen 
die  Geschenke,  die  Handarbeiten,  die  zu  allen  Geburtstag«!, 
besonder^  aber  zu  Weihnachten,  anzufertigen  sind.  Wochen- 
lang vor  dem  Feste  sitzen  die  jungen  Mädchen,  oft  bis  in  die 
Nacht  hinein  und  rerderben  sich  Augen  und  Bücken,  um 
dem  Onkel  ein  Paar  Pantoffel  zu  sticken,  über  die  er  sieh  sehr 
freut,  und  die  er  dann  zu  den  übrigen  drei  unbenutzt  in  der 
Garderobe  stehenden  Paaren  stellt  Oder  die  Tante  muls 
einen  Brotbeutel  zu  Weihnachten  erhalten.  Sie  hat  deren  erst 
sechs,  jetzt  kann  sie  doch  jeden  Tag  der  Woche  einen  anderen 
nehmen. 

Von  den  engen  Kleidern  und  von  den  Schnürleibern, 
wdohe  die  Atmung  erschweren,  die  Ausbildung  der  Lunge 
verhindern  und  die  Bückenmuskeln  schwächen,  will  ich  gar 
nicht  sprechen;  das  wäre  rollständig  vergeblich,  denn  gegen 
die  Herrschaft  der  Mode  nützt  kein  Kampf. 

(Fortsetztmg  und  SchlufB  in  No.  12.) 


Über  Henbesehwerden  der  jungen  Mädchen 
lar  Zeit  der  GeseUeehtsreife. 

Ans  dem  ärztlichen  Verein  in  Prag. 

In  einer  der  diesjährigen  Sitzungen  des  ärztlichen  Vereins  zu 
Prag  trog  Professor  Dr.  E.  KtdCH  ans  Marienbad  nach  der  „Pest 
meä.-chirurg,  Presse*^  folgendes  vor:  Um  die  Zeit  der  Gesdüeohts* 
reife  treten   bei  jnngen  Mädchen   mehrfache  Herzbeschwerden  auf» 


599 

welche  gich  in  bestinmite  Grappen  einteilen  lassen.  Die  am  häufigsten 
vorkommende  Form  ist  das  nervöse  Herzklopfen,  welches  seine  Ab- 
hängigkeit von  den  sexaellen  Vorgängen  dadurch  bekundet,  dais  ea 
mehrere  Wochen,  zuweilen  viele  Monate  vor  dem  ersten  Eintreten 
der  Menstruation  in  stürmischer  Weise  sich  zeigt,  noch  hinterher 
fortdauert  und  erst  kurze  Zeit  nach  der  regelmäßigen  Wiederkehr 
der  Periode  aufhört.  Das  Herzklopfen  tritt  zuweilen  täglich,  zu* 
weilen  in  Pausen  von  mehreren  Tagen  auf,  ohne  jeglichen  besonderen 
Aiüafs.  Zugleich  mit  den  Herzbeschwerden  gehen  bei  diesen  übrigens 
weder  blutarmen,  noch  sonst  kranken  Mädchen  Störungen  im  Gebiete 
der  Verdauung  einher,  der  Appetit  ist  vermindert,  die  Digestion 
Terzögert,  der  Stuhlgang  träge;  zuweilen  besteht  Brechreiz  und  starke 
Gasansammlung  in  den  Därmen.  Bemerkenswert  sind  auch  andere 
gleichzeitig  auftretende  nervöse  Symptome :  die  jungen  Mädchen  ver- 
lieren ihr  bis  dahin  munteres  Wesen,  werden  in  sich  gekehrt,  haben 
keine  Lust  zur  Arbeit,  schlafen  unruhig,  sind  leicht  gereizt  und 
halten  sich  für  krank. 

Die  Herzbeschwerden  rühren  nicht  von  irgend  welcher  organi- 
schen Veränderung  des  Herzens  her,  sondern  haben  zweierlei  Ur- 
sachen. Die  eine  liegt  in  Vorgängen  der  Psyche,  welche  sich  um 
diese  Zeit  in  dem  kindlich  empfänglichen,  hochgradig  sensiblen 
Individuum  abspielen.  Der  zweite  Grund  ist  in  den  Entwickelungs- 
Vorgängen  des  Eierstockes  und  des  Uterus  zu  suchen,  durch  welche 
reflektorisch  ein  Reiz  auf  die  Herznerven  ausgeübt  wird. 

Eine  andere  Gruppe  von  Herzbeschwerden,  welche  in  diesem 
Lebensabschnitte  zur  Beobachtung  kommt,  betrifft  Mädchen,  bei 
denen  das  Erscheinen  der  ersten  Menstruation  sich  auffallend  ver- 
zögert hat,  mit  18,  19,  20  Jahren  noch  nicht  eingetreten  ist,  oder 
sich  Unregelmäfsigkeit  der  menses  bekundet,  so  dafs  dieselben  einmal 
sich  zeigen,  dann  mehrere  Monate  vollständig  ausbleiben,  oder  das 
Menstrualblut  eine  sehr  blasse  Farbe  besitzt  und  sehr  spärlich  auf- 
tritt. Hier  ist  es,  abgesehen  von  der  Grundursache  des  Eintritts 
der  Geschlechtsreife,  die  chlorotische  Blutbeschaffenheit,  auf  welche 
sich  die  Herzbeschwerden  zurückführen  lassen. 

Eine  dritte  Form  von  Herzleiden,  weitaus  seltener  als  die 
beiden  geschilderten,  wird  bei  jungen  Mädchen  beobachtet,  welche 
kurze  Zeit  vor  dem  Erscheinen  der  ersten  Menstruation  in  ganz 
rapider  Weise  gewachsen  sind.  Diese  Mädchen  sind  nicht  anämisch, 
nicht  nervös,  aber  auffallend  mager  und  lang.  Die  subjektiven 
Beschwerden  beziehen  sich  auf  Herzklopfen,  ein  Gefühl  von  Vollsein 
in  der  Brust  und  Kurzatmigkeit,  doch  der  objektive  Befund  ist  ein 
anderer,  bemerkenswerter:  es  sind  die  Zeichen  der  Hypertrophie, 
besonders  der  Hypertrophie  des  linken  Ventrikels,  vorhanden. 


600 

Da  es  sich  in  diesen  Fällen  nicht  am  Mädchen  der  arbeitendoi, 
sondern  der  besitzenden  Stände  handelt,  bei  denen  von  Über- 
anstrengung des  Herzens  durch  zu  angreifende  körperliche  Thftti^eit 
nicht  die  Rede  sein  kann,  so  mufs  als  Ursache  für  die  Hypertrophie 
angenommen  werden,  dafs  die  Geschlechtsreife  einen  Sturm  im 
Gefäüsgebiete  hervorruft,  welcher  besonders  dann  erhöhte  Widerstände 
ftlr  die  Arbeit  des  Herzens  schafft,  wenn  noch  andere  nachteilige 
Momente  hinzukonmien.  Diese  sind  ein  sehr  rasches  Wachstum  des 
Körpers,  femer  das  Tragen  von  Panzermiedem,  welche,  namentiich 
wenn  sie  nicht  mit  Rflcksicht  auf  das  Eörperwachstum  hinlänglich 
oft  geändert  werden,  durch  Druck  in  der  Oberbauchgegend,  Hoch- 
stellung des  Zwerchfelles,  Hemmung  der  Atembewegungen  dem 
pulsierenden  Herzen  solche  Hindemisse  bieten,  dab  auf  die  Dauer 
eine  Hypertrophie  seiner  Muskulatur  herbeigeführt  wird. 


Die  körperlichen  Übimsen  im  Lichte  der  HygieM. 

Verhandlungen  der  Zürcher  Gesellschaft  für  wissenschaft- 
liche  Gesundheitspflege. 

Professor  E.  Zsghokke  referierte,  wie  wir  dem  „JSÜnrespdrM. 
f.  Schwde,  Ärgt,"'  entnehmen,  über  die  körperlichen  Übungen 
im  Lichte  der  Hygiene,  und  zwar  in  der  Art,  dats  er  an  der 
Hand  einer  historischen  Skizze  über  das  Turnen  alle  die  Zide, 
welche  die  Tumerei  seit  je  verfolgt  hat,  zusanunenstellte,  um  hernach 
diejenigen,  welche  sich  als  erreichbar  und  wünschenswert  erwiesen 
haben,  anzuführen. 

Derartiger  Tumziele  ergab  sich  eine  ansehnliche  Zahl,  und  Referent 
teilte  sie  ein  zunächst  in  solche,  welche  hauptsächlich  die  körper- 
liche Gesundheit  und  Entwickelung  berücksichtigen,  wie 
gleichmäßige  Muskel-  und  Skelettausbildung,  Muskelschulung  zu  hohen 
Leistungen  (Athletik,  Sport),  Anregung  der  inneren  Eörperorgane 
(Gesundheitstumen)  und  Heilung  specifisch  abnormer  Zustände 
(Heilgymnastik). 

Eine  zweite  Grappe  umfaCst  di^enigen  Bestrebungen,  welche 
mehr  auf  das  Centraine rvensystem  Einfluss  zu  üben  suchen, 
nämlich  einerseits  Entlastung  von  Geistesarbeit,  andererseits  Ver- 
Tollkommnung  gewisser  cerebraler  Funktionen  und  Hebung  seelischer 
Eigenschaften  (Mut,  Geistesgegenwart,  Disciplin  u.  s.  w.). 

In  eine  dritte  Grappe  brachte  der  Vortragende  jene  Tumziele, 
welche   eine   Vorbereitung    und  Befähigung    des  Menschen 


601 

für  gewisse  Thätigkeiten  einschliefsen ,  wie  allgemeine  An- 
stelligkeit, Wehr-  und  Löschdienst,  Schwimmen,  Rudern  n.  s.  w. 

Je  nach  diesen  Zielen  richtet  sich  im  allgemeinen  der  Tam- 
betrieb;  doch  sind  ftr  letzteren  aach  noch  andere  Faktoren  mafs- 
gebend,  namentlich  Alter,  Konsütntion,  Geschlecht,  lokale  Ver- 
hftltnisse  n.  s.  w. 

Als  anstrebenswerte  Tnrnzwecke  ergaben  sich:  1.  Muskel- 
bethfttigung  behufs  Anregung  der  vegetativen  Organe  des  Körpers, 
2.  Ablenkung  von  specifischer  Oeistesarbeit,  3.  Förderung  von  Mut 
und  Selbstbeherrschung  und  gleichzeitige  Vorübung  zum  vater- 
ländischen Wehrdienste.  Hierzu  ist  aber  nach  Zschokke  kein 
pedantischer  Drill  und  keine  SpiBSSsche  Schule  notwendig.  Be- 
wegungsspiele ersetzen  vorteilhaft  die  bisher  betriebenen  Freiübungen, 
welche  das  Turnen  langweilig  und  wenig  ergiebig  gestalten.  In 
dieser  Beziehung  schliefst  sich  Referent  den  Anschauungen  von  Pro- 
fessor Mosso  und  von  Dr.  Schenk  an  und  befürwortet  eine  Reorga- 
nisation des  Schulturnens  im  Sinne  der  Yennehrung  und  Verbesserung 
des  bezüglichen  Unterrichtes.  Die  Turnhallen  dagegen  können  vorerst 
noch  nicht  entbehrt  werden,  wenigstens  nicht  bei  städtischen  Ver- 
hältnissen, und  zwar  wegen  Mangel  an  geeigneten  Turnplätzen,  für 
den  Fall  ungünstiger  Witterung  und  auch  für  die  Übungen  am  Abend, 
letzteres  in  Rücksicht  auf  die  freiwilligen  Vereine. 

In  der  Diskussion  bezeichnete  Professor  Wyss  die  Turnhallen 
als  ein  Übel.  Die  Luft  derselben,  so  erklärte  er,  ist  stets  von  Staub 
oder  Feuchtigkeit  erfüllt.  Die  Erwachsenen  sind  allerdings  fflr  den 
Abend  oft  auf  dieselben  angewiesen.  Es  müssen  in  Zürich  mehr 
freie  Plätze  geschaffen  werden.  Er  glaubt,  dafs  die  Freiübungen 
nach  Kommandos  doch  ihr  Gutes  haben,  indem  sie  die  Muskulatur 
stärken. 

Dr.  Frice  betont  ebenfalls  die  Notwendigkeit  von  freien  Plätzen 
für  Spiele;  dieselben  brauchen  übrigens  nicht  mitten  in  der  Stadt 
zu  li^en.  Tumspiele  sind  den  Freiübungen  weit  vorzuziehen.  Bei 
denselben  kommt  auch  das  psychische  Moment  in  Betracht,  indem 
sie  namentlich  die  Geistesgegenwart  ausbOden.  Redner  macht  den 
Vorschlag,  es  möchte  die  Gesellschaft  einen  Tumspielklnb  ins  Leben 
rufen. 

Dr.  SOHULTHESS  bedauert,  dafs  das  Turnen  in  den  Schulen 
viel  zu  sehr  als  Nebensache  getrieben  werde.  Er  hat  schon  in  einer 
früheren  Sitzung   darauf   hingewiesen,  dafs    weniger  Stunden  Schul-  | 

Unterricht  genügen  würden  und  bedeutend  mehr  Zeit  auf  Leibesübungen 
verwendet  werden  sollte.  Auch  er  glaubt,  dafs  die  Freiübungen 
nach  Kommandos  nicht  ganz  entbehrt  werden  können. 

Dr.  Eabl  von  Mubalt   hat  bereits  vor  einem  Jahre  in  der  I 


I 


^  i 


602 

Ereisschnlpflege  die  Anregung  gegeben,  es  möchten  Spielplätze  ein- 
gerichtet werden.  Der  Tomonterricht  wird  nach  seiner  Meinung  zor 
Zeit  80  erteilt»  dais  er  bei  den  Kindern  Langeweile  erzeugt  Die 
städtischen  Turnhallen  sind  zum  Teil  sehr  schlecht  und  zeichnen 
sich  nicht  durch  gute  Luft  aus. 

Dr.  Zehndeb  wttnscht,  dafs  der  Vortrag  Yon  Professor  Zschokke 
weitere  Verbreitung  finde.  Er  soll  nicht  nur  im  jfEorrespandenghlati 
für  Schweiger  Ärzte""  ^  sondern  auch  in  den  j,BläUem  fäf  6e* 
sundheüspflege^  und  namentlich  in  der  nSchiw^erischm  Tunueiiung'^ 
abgedruckt  werden. 

Professor  Zschokke  erklärt,  er  habe  durch  seine  Ausführungen 
nur  die  Anregung  dazu  geben  wollen,  daCs  in  der  Gesellschaft  die 
Tumziele  festgestellt  wflrden. 

Dr.  Ritzmann  macht  auf  den  yorteilhaften  Einflufs  des  Turnens 
auf  die  Sinnesorgane  aufmerksam.  Die  Augen,  welche  in  der 
Schule  durch  Lesen  und  Schreiben  angestrengt  werden,  ruhen  beim 
Turnen  aus. 

Professor  Lunge  meint,  dais  auch  das  schwedische  Tumea 
in  der  Schweiz  teilweise  Anwendung  finden  könnte.  Namentlich 
aber  ist  er  ein  grofser  Verehrer  der  englischen  Schulspiele,  welche 
Charakter,  Mut  und  Beobachtungsgabe  ausbilden.  Zeit  zu  den 
Übungen  ist  da,  wenn  man  nur  recht  will. 

Dr.  Hans  von  Wyss  ist  der  Ansicht,  dafs  in  den  Schweizer 
Lehrerbildungsanstalten  das  Turnen  in  ganz  anderer  Weise  gepflegt 
werden  mtUste,  als  dies  jetzt  der  Fall  ist. 

Dr.  SoHüLTHEss  wünscht,  dafs  in  der  Gesellschaft  folgende 
zwei  Fragen  erörtert  werden:  1.  Welches  ist  unsere  Stellung  in  be- 
treff der  zukünftigen  Entwicklung  des  Schulwesens?  2.  Wie  können 
wir  die  physische  Erziehung  unserer  Jugend  fördern? 

Die  Gesellschaft  beschlois,  es  seien  zum  näheren  Studium  dieser 
Fragen  zwei  Referenten  zu  bestimmen.  Es  wurden  gewählt  Professor 
Zschokke  und  Dr.  Sghülthess. 


Zur  Verbfitüng  der  Ohrenkrankheiten^  i 

bei  SchnlkiHden, 

Aus    der    medizinischen    Sektion    des    Kongresses  der 
gelehrten  Gesellschaften  in  Paris. 

Die    genannte    Sektion    hielt    nach    j,Le    Frogr.    med,^    am 
17.   April   d.  Js.    unter    dem   Präsidium   des    Herrn   Ls  BOY  DB 


603 

Mericoubt  eine  Sitzung   ab,   in  welcher  Dr.  Coubtade  ans  Paris 
ftber  die  Yerhtttong  der  Ohrenkrankheiten  nachstehendes  Yortmg. 

1.  Die  Yerringerong  der  Hörschärfe  ist  häufiger,  als  man 
glaubt;  bei  den  Erwachsenen  hat  nach  Tboeltsoh  von 
drei  Personen  inuner  eine  kein  normales  Gehör,  bei  den 
Kindern  zeigt  von  vier  oder  fünf  eines  einen  so  mangel- 
haften Hörsinn,  dals  seine  Studien  darunter  leiden.  Sehr 
häufig  setzt  man  auf  Rechnung  von  Zerstreutheit  oder 
Nachlässigkeit  den  geringen  Fortschritt,  der  nur  von  einer 
Erkrankung  des  Ohres  herrührt. 

2.  Die  bei  weitem  häufigste  Ursache  der  Taubheit  ist,  ab* 
gesehen  von  Infektionskrankheiten  oder  Gehirnleiden,  eine 
akute  oder  chronische  Entzündung  der  Nasenrachenschleim- 
haut  oder  das  Vorhandensein  adenoider  Vegetationen. 

3.  In  diesen  Fällen  muTs  die  Behandlung  nicht  nur  gegen  das 
Ohren-,  sondern  auch  gegen  das  Grundleiden  gerichtet  sein, 
um  ein  günstiges  und  andauerndes  Resultat  zu  erhalten. 

4.  Bei  Infektionskrankheiten  und  überhaupt  bei  Allgemein- 
erkrankungen darf  die  Untersuchung  des  Nasenrachenraumes 
nicht  verabsäumt  werden.  Eine  möglichst  strenge  Antisepsis 
dieser  Gegend  verhindert  oftmals  Komplikationen  von  selten 
des  Ohres. 

5.  Die  infolge  von  Entzündung  des  Nasenrachenraumes  taub 
Gewordenen  vererben  nicht  selten  auf  ihre  Nachkommen 
eine  Neigung  zu  derselben  Entzündung,  die  dann  weiter 
auf  das  Mittelohr  fortschreiten  kann.  Man  mufs  daher  bei 
Kindern  von  Tauben  die  grölste  Aufinerksamkeit  auf  Nase 
und  Rachen  richten,  um  Entzündungserscheinungen  sofort 
bekämpfen  zu  können  und  so  die  Vererbung  der  Taubheit 
zu  verhindern. 


Über  die  Notwendigkeit  einer  Mheren  Wflrdigiuig  der  Zahn- 

ud  Miudliygiene  der  Sehnljngend. 

Vortrag  im  Verein  für  innere  Medizin  zu  Berlin. 

Auf  Grund  langjähriger  Erfahrungen  stellte  Dr.  P.  Ritteb 
im  Berliner  Verein  für  innere  Medizin  folgende  Forderungen  be- 
möglich  der  Zahn-  und  Mundpflege  der  Schulkinder  auf: 

1.  AnsteUung  erfahrener  Zahnärzte  als  Schulzahnärzte  zur  Unter- 
sachung  sämtlicher  die  Gemeindeschulen  besuchender  Kinder  in  be- 


604 

stiminten  Zwischenräumen ;  jedes  Kind  soll  viermal  im  Jahre  unter- 
sucht werden.  Die  Behandlung  mufs  in  städtischerseits  zu  beschaffenden 
Lokalen  vor  sich  gehen,  wo  gleichzeitig  die  an  Lues  leidenden  Per- 
sonen zahnftrztiich  überwacht  werden  können.  Die  Eltern  sind  nach 
jeder  Untersuchung  über  den  Zustand  der  Z&hne  und  des  Mundes 
ihrer  Kinder  zu  unterrichten,  und  es  ist  ihnen  freizustellen,  die  fttr 
nötig  erachteten  Hilfeleistungen  privatim  oder  durch  die  Schulzahnärzte 
ausführen  zu  lassen  gegen  ein  ihren  Verhältnissen  entsprechendes 
Honorar. 

2.  Anstellung  von  Armenzahn&rzten  zur  Behandlung  der  Kinder 
der  Ortsarmen,  eventuell  in  deren  Behausung. 

3.  Abhaltung  von  Vorträgen  in  den  Gemeindeschulen  über  die 
Wichtigkeit  des  Kauapparates  und  die  Pflege  der  Mundhöhle. 

4.  Verteilung  von  gedruckten  Vorschriften  über  die  Zahn-  und 
Mundpflege  unter  der  gesamten  ärmeren  Bevölkerung. 


Steilschriftvorlagen  in  Frankreicli. 

Mitteilung  Professor  Jayals  in  der  Pariser  Akademie 

der  Medizin. 

Vor  zwei  Jahren,  so  erklärte  nach  „La  Fresse  wid.  Belge^ 
der  bekannte  Augenarzt,  Professor  Jayal,  in  der  letzten  SitzuQg 
der  Pariser  Akademie  der  Medizin,  hat  die  Gesellschaft  auf  mdnen 
Vorschlag  sich  für  die  Einführung  der  Steilschrift  in  die  Schulen 
ausgesprochen.  Zugleich  Ist  ein  ministerieller  Erlais  veröffentlicht 
worden,  welcher  den  Gebrauch  der  senkrechten  Schrift  bei  den 
Prüfungen  zur  Erlangung  des  Zeugnisses  der  Primärstudien  gestattet. 

Trotzdem  sind  die  Dinge  beim  alten  geblieben,  da  kein  einziger 
Verleger  den  Mut  gehabt  hat,  Vorlagen  für  Steilschrift  herauszugeben. 
Auch  ist  von  keinem  Pädagogen  die  Initiative  ergriffen  worden,  diese 
Schreibweise  in  die  Schulen  einzuführen. 

Der  Beschlufs  der  Akademie  hat  mehr  Anklang  im  Auslande, 
als  in  Frankreich  gefanden.  In  Deutschland,  Österreich  und  Däne- 
mark sind  Vorschriften  für  Steilschrift  erschienen,  und  in  der 
hygienischen  Sektion  der  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und 
Ärzte  zu  Wien  im  Jahre  1894  ist  die  Frage  ausfilhrlich  zur  Ver- 
handlung gekommen.  Merkwürdiger  Weise  berief  man  sich  für  die 
SteDschrift  auf  ihre  Verbreitung  in  Frankreich;  man  meinte,  dab 
infolge  des  Votums  der  Akademie  alle  unsere  Schulen  diese  Schreib- 
weise lehrten. 


605 

So  war  ich  denn  selbst  gezwungen,  Steilschriftvorlagen  dnicken 
zn  lassen,  welche  ich  hiermit  der  Yersammlnng  vorlege.  Der  Körper 
der  Buchstaben  ist  4  Millimeter  hoch,  der  lange  Teil  derselben 
mibt  gleichfalls  4  Millimeter,  die  Breite  der  Buchstaben  betragt 
3  Millimeter.  Biese  Mafse  entsprechen  denjenigen  des  quadrierten 
Papiers,  welches  im  Handel  üblich  ist. 


Beseheid  des  dentsehen  TnmlelirerYereüis  Aber  das  Ergebnis 
der  Bimdfrage,  die  Beinignng  der  Tnmhalleii  betreffend. 

Auf  die  vom  geschäftsführenden  Ausschusse  des  deutschen 
Tnmlehrervereins  unter  dem  20.  Dezember  v.  Js.  erlassene  Rund- 
frage, betreffend  die  Reinhaltung  der  Turnhallen,^  sind  Antworten 
ans  32  Städten,  darunter  Berlin,  Wien,  Hannover,  Wiesbaden, 
Chenmitz,  Frankfurt  a.  M.,  Basel,  Königsberg  i.  Pr.,  Danzig,  Magde- 
burg, Stuttgart,  Hamburg,  Leipzig,  Stettin,  eingegangen.  Das  hier- 
durch gewonnene  Material  ist  ein  recht  reichhaltiges.  Indem  der 
gesch&ftsführende  Ausschuls  aUen  Einsendern  hiermit  öffentlich  den 
gebflhrenden  Dank  abstattet,  teilt  er  zugleich  als  das  Hauptergebnis 
der  von  ihm  auf  Grund  obigen  Materials  angesteüten  Untersuchung 
einstweilen  nachstehendes  mit. 

Behufs  Reinhaltung  der  Turnhallen  sind  besonders  drei  Gesichts- 
punkte ins  Auge  zu  fassen: 

Einschleppung  des  Staubes, 

Entwickelxmg  und  Aufwirbelung  des  Staubes  in  der  Turnhalle, 
Entfernung  des  Staubes  aus  derselben. 

Als  Maüsregeln,  welche  in  diesen  Richtungen  sich  am  meisten 
bewährt  haben  und  im  Interesse  der  gesundheitlichen  Wirkungen  des 
Turnens  allerorts  in  Aufnahme  kommen  sollten,  sind  die  folgenden 
zu  bezeichnen: 

a.  Gegen  die  Einschleppung  des  Staubesin  dieTurnhallen. 
1.  Bei  der  Anlage  von  Turnhallen  ist  auf  Einrichtung  eines 
Vorraumes  Bedacht  zu  nehmen,  in  welchem  der  Eleider- 
wechsel  vorgenommen  werden  kann.  Derselbe  mufs  einen 
besonderen  Eingang  haben  und  grofs  genug  sein,  um  auch 
den  stärksten  in  Betracht  kommenden  Tumabteilungen 
genügenden  Platz  zu  gew&hren. 


^  Yergl.  diese  Zeitschrift,  1895,  No.  5.  S.  297—298.    D.  Red. 


606 

2.  Bei  feuchten  Witterangs-  and  WegeTerhftltnissen  gind  in 
genanntem  Yorraam  die  beim  Kommen  benatzten  Schuh« 
oder  Stiefel  mit  einer  trockenen  und  reinen  Fabbddeidaag 
zu  vertaaschen.  Zweckmäßig  sind  leichte  Lederschnhe  ohne 
Absätze,  sogenannte  Turnschuhe. 

3.  Wo  der  erwähnte  Yorraam  nicht  vorhanden  ist  und  aadi 
nicht  nachträglich  eingerichtet  werden  kann,  ist  yor  dem 
Eingange  zur  Turnhalle  mindestens  ein  gegittertes  Kratz- 
eisen Ton  1,40  m  Länge  und  30 — 40  cm  Breite,  über 
einer  Vertiefung  von  20 — 25  cm  Höhe  liegend,  anzubringen; 
dasselbe  mufs  leicht  ausgehoben  werden  können  und  aos 
Schiene  bestehen,  welche  mlBdestens  2  cm  Abstand  yqmt 
einander  haben.  Aufserdem  ist  bei  feuchter  Witt^nug 
hinter  dem  Kratzeisen  eine  zur  weiteren  Säuberung  der 
Füfse  —  namentlich  der  Fugen  zwischen  Oberleder  und 
Sohlen,  bezw.  zwischen  Sohlen  und  Absätzen  der  Stiefel 
—  dienende  Kokosmatte  von  wenigstens  1  qm  Grobe 
niederzulegen.  Bei  stark  benutzten  Turnhallen  sind  mehrere 
derartige  Matten  bereitzuhalten,  um  bis  zu  erfolgter 
Reinigung  der  eingeschmutzten  Matten  geeigneten  Ersatz 
zu  haben. 

4.  Jede  Schfllerabteflung  ist  beim  Betreten  der  Turnhalle  ron 
Turnlehrer,  wenn  die  Witternngsverhältnisse  es  erfordern, 
ernstlich  und  unnachsichtig  zur  Reinigung  der  FtLbe  an- 
zuhalten und  dabei  zu  beaufsichtigen. 

b.  Gegen  die  Staubentwickelung  in  den  Turnhallen. 

1.  Der  Fufsboden  bestehe  aas  Riemendielung  (Parkett)  von 
Kiefern-  oder  noch  besser  von  Eichenholz  und  werde 
jährlich  mindestens  einmal  nach  voraufgegangenem  Ab- 
scheuern mit  heibem  Fimib  getränkt. 

2.  Die  Sprongmatratzen  seien  oben  und  unten  mit  Leder 
bezogen.  Der  Gebrauch  derselben  werde  nach  Möglichkeit 
eingeschränkt. 

3.  Zum  Ballwerfen   benutze  man  keine  Bälle  mit  Leinwand- 

bezug. 

4.  Laufübungen  sind  in  der  Turnhalle  wenig  oder  gar  nicht 
vorzanehmen. 

c.  Gegen    den  in  den  Turnhallen  angesammelten  Staub. 
1.  Die  Turnhallen    sind  täglich    vor  dem  Gebraudi   mit  Ver- 
wendung  feuchter    Sägespäne    auszufegen.      Noch    besser 
ist    es,    den  Fufsboden    mit    einem    feuchten  Tuche    ab- 
zuwischen. 


607 

2.  Alle  Geräte,  Gesimse  etc.  sind  wöchentlich  wenigstens 
dreimal  feucht  abzuwischen. 

3.  Jährlich  Tiermal  mufs  eine  gröfsere  Reinigung  der  Turn- 
hallen, bestehend  in  Abseifen  des  Fufsbodens,  der  Fenster, 
Thüren,  womöglich  auch  der  Wände,  vorgenommen  werden. 

Eine  ausführliche  Bearbeitung  der  eingegangenen  Mitteilungen 
soü  nach  Erledigung  anderer  Aufgaben  stattfinden.  Weiteres  Material 
wird  auch  in  Zukunft  dankbar  entgegengenommen.  Sendungen 
werden  an  den  Vorsitzenden,  Professor  Dr.  Angerstein,  Berlin  S., 
Prinzenstrafse  70,  erbeten. 
Der  geschäftsführende  Ausschufs  des  deutschen  Tumlehrervereins. 

I.  A. 
(Gez.)  BcHRÖEB,  2.  Vorsitzender,  als  Berichterstatter. 


Bes^lntioB  n  ftHnsteii  des  Handfertigkeitsuiterricktes 
im  Osterreicliiselieii  Abgeordnetenliaiise. 

In  der  407.  Sitzung  des  österreichischen  Abgeordnetenhauses 
verwies  der  Abgeordnete  Dr.  Rosbr  auf  die  erziehliche  und  volks- 
wirtschaftliche Bedeutung  des  Handfertigkeitsunterrichtes,  sowie  auf 
die  Wichtigkeit  desselben  fOr  jedermann  und  ganz  besonders  für 
einzelne  gebildete  Stände,  z.  B.  (?  D.  Red.)  die  künftigen  Chirurgen. 
Der  Redner  empfahl  die  Annahme  folgender  Resolution:  „Die  Re- 
gierung wird  aufgefordert,  die  Frage  des  Handfertigkeitsunterrichtes 
zu  erwägen,  fttr  die  Heranbildung  tüchtiger  Handfertigkeitslehrer, 
die  Errichtung  von  Schulwerkstätten  und  die  gröfetmögliche  Ver- 
breitung dieses  Unterrichtsgegenstandes  Sorge  zu  tragen.^ 


ftleiitete  iltitteilit«0eti. 


Die  Refraktionsentwiekelnng  des  menscUicheii  Auges, 

so  betitelt  sich  ein  Aufsatz,  den  Dr.  Hernheisbr  in  der  „Prag, 
med.  Wochschr.*'  veröffentlicht.  Die  1920  untersuchten  Augen  von 
Kindern  im  Alter  von  8 — 14  Tagen  zeigten  alle  mit  Ausnahme 
eines  Falles  hypermetropischen  Brechzustand.  Als  durchschnittliche 
Hypermetropie  des  Auges  der  Neugeborenen  ermittelte  der  Verfasser 
2,32  Dioptrien.  Im  Alter  von  1  bis  6  Jahren  untersuchte  er  546 
Augen   und   fand  4%  myopisch,    24%  emmetropisch   und    72% 


608 

hypermetropisch.  Bei  der  üntersachung  6  bis  20jähriger  Yolks- 
nnd  Mittelschüler  bestätigte  sich  die  bereits  Yielfach  erwiesene 
Thatsache,  daüs  mit  der  Höhe  der  Klassen  der  Prozentsatz  der 
Kurzsichtigen  zunimmt.  In  einer  Knabenvolksschnle  fanden  sich 
5%,  in  den  Waisenhänsem  über  10  7o,  im  Tanbstammeninstitnte 
8%  Myopen.  Die  Hypermetropie  überstieg  immer  50%.  Was  die 
Mittelschulen  im  einzelnen  betrifft,  so  fand  Dr.  Herbnheiser  in  den 
Bealschnlen  einen  Durchschnitt  an  Myopen  von  17,25%,  bezw.  15,20%, 
in  den  Gymnasien  von  23,12%.  Die  Kurzsiditigen  stiegen  in 
einer  Bealschule  von  5,6  %  auf  41%,  in  einer  zweiten  von  13  % 
auf  35,7%  und  in  einem  Oymnasium  von  13,41%  auf  46%. 
Von  Individuen,  die  im  14.  Lebenegahre  mit  dem  Schulbesuch 
aufgehört  hatten,  oder  die  im  Alter  von  14  bis  20  Jahren  standen, 
gelangten  943  Augen  zur  Untersuchung,  von  denen  9,33  %  myopisch 
waren.  Bemerkenswert  für  den  Schulhygieniker  ist  noch,  daüs  bei 
einem  Infanterieregiment,  wo  1878  Augen  geprüft  wurden,  die 
FreiwiUigenabteilung  28%  Kurzsichtige  ergab,  wfthrend  die  Zahl 
der  Myopen  bei  der  übrigen  Mannschaft  nur  9%  betrug.  Der 
Autor  kommt  zu  dem  Schlüsse,  daüs  die  Menschen  ausnahmslOQ  als 
Hypermetropen  geboren  werden.  Mit  zunehmendem  Wachstum 
nimmt  auch  die  Achsenlftnge  des  Auges  zu.  Je  mehr  Nahearbrit 
dem  Auge  zugemutet  wird,  um  so  grö&er  ist  die  Gefahr  des 
Kurzsichtigwerdens  bei  mitgebrachter  Disposition  zu  demselben.  Mit 
dem  20.  bis  24.  Lebensjahre  erscheint  der  Brechzustand  des  Auges 
stabil.  Änderung  desselben,  besonders  eine  Befraktionszunahme  durch 
Längenwachstum  der  Augenachse,  gehört  von  da  an  zu  den  grölstai 
Seltenheiten.  Dr.  Hbrbn  heiser  hat  auch  3400  Augenhöhlen  bei  seinen 
Befiraktionsbestimmungen  gemessen ;  die  dabei  gemachten  Erfahrungen 
stehen  in  Einklang  mit  denen  Sohmidt-Bimplers  und  bestätigen 
nicht  die  STiLLiNasche  Theorie,  dats  eine  niedrige  Augenhöhle  zur 
Myopie  disponiere.  Sehr  viele  Kurzsichtige  hatten  einen  hohen 
Orbitalindex,  während  sich  bei  zahlreichen  Übersichtigen  ein  ganz 
niedriger  fand.  Die  Messungen  wurden  sowohl  an  jugendlichen,  als 
an  erwachsenen  Personen  ausgeführt.  Femer  lieb  sich  bei  Aniso- 
metropen  sehr  häufig  beiderseits  der  gleiche  Orbitalindex  nach- 
weisen. Es  fanden  sich  aber  bei  denselben  auch  nicht  wenige  Fälle, 
in  denen  der  myopische  Augapfel  einen  höheren  Index  aufwies,  als 
der  hypermetropische  oder  emmetropische. 

Zur  Sterblichkeit  der  Lehrer.  Nach  den  Erfahrungen  der 
Gothaer  Lebensversicherungsbank,  so  schreibt  die  y^Q-säht,*^,  ist  die 
Sterblichkeit  der  katholischen  Geistlichen  die  ungünstigste  und  auf 
die  grolse  Häufigkeit  Ton  bösartigen  Neubildungen,  vor  allem  aber 
von  Krankheiten  der  Kreislauforgane  mit  Gehimschlagflufs  u.  s.  w., 


609 

zorackzuftthren.  Im  Gegensatz  zu  den  katholischen  Geistlichen  er- 
scheinen die  evangelischen  als  eine  in  Bezug  auf  Lehensdauer  recht 
begünstigte  Bcrufsklasse.  Unter  den  verschiedenen  Lehrerkategorien 
ist  diejenige  der  Universitätslehrer,  wenn  man  von  den  Medizinern 
absieht,  am  besten  gestellt.  Was  die  übrigen  Lehrer,  diejenigen 
an  höheren  Schulen  und  Volksschulen,  anlangt,  so  lassen  sich  eigent- 
liche Berufskrankheiten,  wie  sie  bei  den  Ärzten  deutlich  zu  er- 
kennen sind,  nach  den  von  der  Bank  gemachten  Erfahrungen  bei 
ihnen  nicht  nachweisen  Besonders  bemerkenswert  ist  die  Abstufung 
in  der  H&ufigkeit  der  Lungenschwindsucht,  die  bei  den  Gymnasial- 
lehrern am  seltensten,  bei  den  Landlehrern  am  häufigsten  vorkommt 
und  für  letztere  das  allgemeine  Mittel  überschreitet.  Jedenfalls  hängt 
diese  Abstufung  mit  der  wirtschaftlichen  Lage  zusammen,  zumal  die 
Lungenschwindsucht  unter  den  Landlehrern  gerade  da  am  verbreitetsten 
ist,  wo  dem  Schulwesen  die  geringste  Fürsorge  in  hygienischer  und 
sonstiger  Beziehung  gewidmet  wird. 

Der  Alkoholiamiis  bei  Kindern  betitelt  sich  ein  Aufsatz  von 
Dr.  Paul  Moreau  in  den  „Annales  mdd.'^sycholog.*' ,  1895, 
Seite  337  ff.  Der  Verfasser  berichtet  über  zahlreiche  Fälle  von 
Trunkenheit,  Dipsomanie  und  AlkohoUsmus  bei  Kindern,  die  er 
selbst  beobachtet,  bezw.  aus  der  Litteratur  zusanmiengestellt  hat. 
Die  Alkoholkrankheiten  der  Kinder  entwickeln  sich  oft  unter  dem 
Einflufs  psychopathischer  Belastung,  namentlich  auch  durch  direkte 
Vererbung  des  Alkoholmiüsbrauchs  der  Eltern.  In  manchen  Gegenden 
erhalten  die  Säuglinge  einige  Tropfen  Whisky,  wenn  sie  schreien; 
Kindern,  denen  der  Durchbruch  der  ersten  Zähne  Unruhe  verursacht, 
wird  von  unverständigen  Müttern  V^Tein  zur  Beruhigung  eingeflölst. 
Wie  viele  Eltern  nehmen  femer  ihre  Kiemen  am  Sonntag  mit  in  die 
Kneipen,  geben  ihnen  Bier  zu  trinken  und  gewöhnen  sie  so  an  das 
Giftl  „On  n'arrose  pas  les  fleurs  avec  du  vin^,  sagt  J.  J.  Rousseau. 
MOKBAU  unterschätzt  die  guten  Wirkungen  des  Alkohols  bei  manchen 
Kollapszuständen  der  Kinder  nicht,  aber  er  warnt  die  Ärzte  ernstlich 
davor,  solchen  Knaben  oder  Mädchen,  in  deren  Ascendenz  Alkoholismus 
beobachtet  worden  ist,  bei  Krankheiten  jemals  irgendwelche  Spirituosen 
zu  verordnen.  Schon  oft  seien  derartige  Kinder,  die  auf  ärztlichen 
Bat  Alkohol  erhielten,  dadurch  aufs  schwerste  geschädigt  worden. 
Was  die  Trunkenheit  anbelangt,  so  beobachtete  er  bei  Kindern  eine 
^forme  massive",  bei  der  es  bald  zur  Bewußtlosigkeit  kommt,  eine 
„forme  furieuse^  und  eine  „forme  gaie^.  Letztere  ist  oft  nur  ein  leichter 
Grad  oder  das  Anfangsstadium  der  Betrunkenheit.  Wird  mehr 
getrunken,  so  kommt  es  zu  den  bekannten  Bewegungsstörungen  und 
oft  zu  gewaltsamen  Handlungen.  Eine  „forme  triste*'  hat  Verfasser 
bis  jetzt  nur  bei  AnMen  von  Dipsomanie  gesehen.     Letztere   er- 

Schulgefnnilheltfpflege  VIII.  39 


610 

wichst  meist  auf  eri>lklier  Gmadlage;  sie  waid  bei  Knabes  und 
namentlich  1>ei  Midchen  beobachtet,  bei  letzteren  zur  Zeit  der  entea 
MenstnuKtionen.  Kirschwasser,  Rom,  Eao  de  Botot  u.  def^.  wurden 
wihrend  dipsomanischer  AnftDe  ▼on  wohlerzogenen  jungen  Frtnlein 
genossen.  Delirium  tremens  Keis  sidi  schon  im  ftnften  Lebenqahie 
—  der  Fall  ist  leider  in  Deutschland  voigekoininen  — ,  Leber- 
dnhose  infolge  yon  AlfcoholinüisbrMich  bereits  im  Alter  von  SV*  Jährei 
feststellen,  ürsadie  der  Cinhose  bildete  bei  Kindern  der  hftufige 
Oennft  Ton  Gin,  Porter,  Pale-ale,  Strongs,  Kartoffelspiritus,  ja  Ton 
alkoholhaltigen  Kirschenkompots.  Oft  waren  aIkoh<ftraiike  Kinder 
nodi  mit  Epflepaie,  Hysterie,  moral  insanity  u.  s.  w.  behaftet.  Was 
die  Prognose  anbelangt,  so  ist  der  Autor  w<^  mit  guton  Rechte 
sehr  skeptisch;  das  Sprichwort:  „Qui  a  bu,  boira*  gut  nach  seiner 
Erfahrung  namentlich  beim  Alkoholmilsbrauch  der  Kinder. 

Oegeii  üt  YiykeUioB  ii  Sefcidei  wendet  sidi  ein  „Anti- 
TiTisection  for  children"  überschri^)ener  Auftate  in  den  «JinL 
Keiffs*^.  Derselbe  weist  mit  Bedit  darauf  hin,  dafe  durch  die  Vornahme 
von  Vivisektionen,  wie  sie  in  den  Schulen  der  Vereinigten  Staaten 
noch  öfter  vorkommt,  das  Nervensystem  der  Kinder  unnötig  erregt 
und  schließlich  abgestumpft  wird.  Letzteres  sollte  aber  mm  so 
mehr  vermieden  werden,  als  manche  Schüler  ohnehin  zur  Grausam- 
keit gegen  Tiere  neigen.  Nach  der  Ansicht  des  Verfassers  siad 
Vivisektionen  nur  in  Lehranstalten  fftr  Erwachsene,  namentlich  fttr 
Mediziner  und  Biologen,  zulässig. 

SexveUe   Verirmgei   im    Kuidesaltor.     Dr.  Wilhblx 

Steksl  veröffentlicht  in  den  „  Wien.  med.  Blätt.^  eine  hygienische 
Studie,  welche  auf  das  frfihe  Erwachen  des  GescMechtstriebes  bei 
maochen  Kindern  hinweist.  Letzterer  sucht  in  der  verschiedensten 
Weise,  oft  instinktiv  seine  Befriedigung.  „Wenn  die  HansiRte 
und  P&dagogen  mit  diesen  Thatsachen  vertraut  gemacht  werden, 
wenn  sie  die  Eltern  auf  die  (refahren,  die  ihren  Kindern  drohen, 
rechtzeitig  aufmerksam  machen  und  diese  Gefahren  zu  verhindern 
trachten,  so  kann  manche  Existenz  gerettet,  manches  Individuum  filr 
die  Menschheit  gewonnen  vrerden.**  Verfasser  macht  daher  folgende, 
zum  Teil  freilich  stark  anfechtbare  Vorschlftge :  1 .  Es  dQrfen  unter  keiner 
Bedingang  Kinder  verschiedenen  Geschlechtes  zusammenschlafen. 
2.  Kinder  über  vier  Jabre  sollen  nicht  das  Schlafgemach  ihro* 
Eltern  teilen.  3.  Kinder  dürfen  unter  keinen  umständen  von 
Mägden  oder  Gouvernanten  ins  Bett  genommen  werden.  4.  Die 
Kinder  verschiedenen  Geschlechts  dürfen  nie  an  dunklen  Orten  und 
nie  ohne  Aufsicht  spielen.  5.  Die  Knaben  müssen  öfter  in  der  Nacht 
auf  Erektion  untersucht  werden.  6.  Der  Anstandsort  darf  nur  vcm 
einem  Kinde  einzeln  aufgesucht  wi^-den;  ein  längeres  Verweflen  da- 


611 

adbst  ist  za  verbieten.  7.  Kinder  verschiedenen  Geschlechts  dtlrfen 
in  der  Schnle  nicht  in  einer  Klasse  unterrichtet  werden. 

Zur  Pathologie  und  Therapie  des  Sc)ireibkra«ip&9.  Bei 
genauer  Untersuchung  von  14  an  Schreibkrampf  leidenden,  zßfa  Tejl 
jugendlichen  Personen  fand  Pick,  wie  er  in  der  „  Wien.  med.  Wochschr,^ 
mitteilt,  fast  stets  in  den  Strecksehnen,  besonders  in  der  Sehne  des  ex- 
tenso|;pollicis  und  des  extensor  des  zweiten  und  dritten  Fingers,  kugelige 
Anschwellungen  von  wechselnder  Konsistenz,  bisweilen  rosenkranzartig 
angeordnet.  Dieselben  sind  vielleicht  analog  den  rheumatischen 
Exsudaten  und  werden  von  dem  Verfasser  als  das  die  Krankheit 
auslösende  Moment  bei  gleichzeitig  bestehender  nervöser  Anlage  auf- 
ge&bt.  Nach  Beseitigung  der  erwähnten  Exsudate  dureb  regel- 
SiftGüge  lAassage  verschwand  der  Schreibkrampf  in  12  unter  14  Fallen, 
bei  den  2  ungeheilten  Patienten  blieben  die  Knoten  unverändert 
bestehen. 

Über  die  Ursachen  und  kSrperliehen  Merkmale  der  Idiotie 

beriditet  Dr.  Peabge  im  rtAmer,  fned.-surg.  BtUlet*'  vom  1.  August 
1895.  Danach  wurden  von  den  Eltern  oder  deren  Stellvertretern 
als  Ursachen  der  Idiotie  der  Kinder  angegeben  1.  bei  an- 
geborener Idiotie  a.  von  väterlicher  Seite  her:  17mal 
Nervosität,  16  mal  Geistesschwäche,  10  mal  Trunksucht,  3  mal  Epi- 
lepsie; b.  von  mfitterlicher  Seite  her:  40mal  Überanstrengung 
während  der  Schwangerschaft,  30  mal  Epilepsie,  25 mal  Nerven- 
flberrei2ung,  21  mal  Geistesschwäche,  17  mal  Schwindsucht  und  Bluts- 
verwandtschaft, 11  mal  Trunksucht,  je  7  mal  Geisteskrankheit  und 
Syphilis,  5mal  Hysterie;  2.  bei  erworbener  Idiotie:  95mal 
Knderkrankheiten,  75  mal  Unglücksfälle,  25  mal  Zangengeburt,  lOmal 
Vernachlässigung,  5mal  Sonnenstich.  Von  ausgesprochenen  physi- 
schen Eigentümlichkeiten  konstatierte  Dr.  Peabce  bei  ö32 
Idioten:  schwächliche  Körperbeschaffenheit  55 (24) mal, ^  herabgesetztes 
Sehvermögen  25(20)mal,  Störungen  der  Augenmuskeln  10  (6)  mal, 
Stummheit  30  (17)  mal,  Taubstummheit  5  (2)  mal,  teilweise  Stummheit 
22  (15)  mal,  mangelhafte  Sprache  145  (95)  mal,  schlechtes  Gehör  oder 
Taubheit  31  (14) mal.  Skrofulöse  45(56) mal,  allgemeine  Lähmung 
17(15)mal,  schlechten  Gang  130(75)mal,  schlechtes  Fassen  120  (54)  mal, 
teflweise  Lähmung  180  (120)  mal,  Veitstanz  40  (23)  mal,  unwillkürliche 
Bewegungen  19(i3)mal,  Epilepsie  85(60)mal,  Mifsbildung  des  Ge- 
sichtes 20(15)mal,  des  Kopfes  29(ll)mal,  der  Beine  31(17)mal, 
der  Hände  15(8)mal,  des  Körpers  9(4)mal,  Mikrocephalie  21  (9)mal, 
Makrocephalie   25(8)  mal,    Zwerchwuchs  24  (10)  mal,    hochgewölbten 


^  Die  nicht  eingeklammerten  Zahlen  bezieben  sich  auf  Knaben,  die 
eingeklammerten  auf  Mädchen. 

39* 


612 


Gaumen  75  (47)  mal,  unregelmäfsige  Stellung  der  2^ne  oder  Kiefer 
60  (50)  mal,  Deformitäten  der  Sexnalorgane  6  (5)  mal. 

Fragebogen  Ar  die  hygienische  Untersnchnng  von  Sehnl- 

gebSnden.     Schule  zu   ;  Lehrer:  Herr ; 

jetzige  Schttlerzahl : ,  davon  Knaben ,  Mädchen  . . . .  ; 

durchschnittliche  Schttlerzahl ,  im  Sommer ,  im  Winter 

;  davon  aus   ,   aus > 

Aufgenommen  den   .  .  .  ten 189 .  .   durch 


Lage 


Sehulhaiues: 


Liegt  das  Schulhaas  an  einem  freien  Platz?       oder  in 
der  Stralaenreihe? 


Sind  Qewerbe  mit  störendem  Betrieb,  Schmiede  oder 
dergl.  in  der  Nähe? 


Bodenbeschaffenheit  des  Untergrundes: 
trocken?        Sand?        Lehm?        Moor?        oder? 


Nach  welcher  Himmeisrichtung  sieht  die  Hauptfiront  des 
Gebäudes? 


Gebaut  im  Jahre? 


Sind  die  Wände  im  ganzen  Hause  trooken? 


Besehaffenheit 

des 
Sehnlhauses: 


Bauart: 


Dach: 


massiv?   Holzschicht?  Hoizfachwerk?   Lehm- 
fachwerk? 


anders?  Fundament?  Isolierschicht  vorhanden? 


Pfannen  ? 


Schiefer? 


Strohdach? 


anders? 


Ist  das  Dach  dicht? 


Sehnlziiuier: 


Ist  ein  eigener  Vorraum  für  die  Schulkinder  vorhanden? 
Scharreisen  ? 


Ist  ein  Vorraum  zum  Aufhängen  der  Kleider  und  Mutzen 
vorhanden?  Eigener  Eingang? 


Sind    im   Klassenzimmer   Haken    zum.  Aufhängen  der 
Kleider  vorhanden? 


Wände: 


Fafsboden 


Heizung 

and 

Ventilation: 


Des  Schulzimmers  Lange?        Breite?        Höhe? 


Farbe  des  Anstrichs?    wie  oft  wird  derselbe  erneuert? 


Ist  ein  Holzpaneei  vorhanden?      wie  hoch?      Sind  die 
Wände  trocken? 


Ist  der  Fufsboden  gedielt?        geölt?        gestrichen? 
Ist  die  Dielun^  dicht?        Ist  Schwamm  vorhanden? 


Ofen:  Grundofen?    eiserner  Ofen?    eisern  mit  Kacheln? 


Heizung  von  auTsen?    oder  von  innen  ?    raucht  der  Ofen? 


Ist  das  Zimmer  stets  leicht  zu  erwärmen? 


Ist  ein  Thermometer  im  Schulzimmer? 


Heizmaterial:  Holz?        Torf?        Kohlen?        oder? 
Wieviel  Heizmaterial  wird  im  Jahr  verbraucht? 


Wie  weit  ist  der  Ofen  vom  nächsten  Sitzplatz  entfernt? 


613 


Heizmig 

Ist  ein  OfenBchirm  vorhanden?       Hat  der  Schornstein 
einen  Rauchaufsatz? 

viid 

Ist  eine  Ventilation  mit  dem  Ofen  verbunden? 

Ventilation : 

Ist  eine  Ventilationseinrichtung  vorhanden? 

1  Durch  Blechröhren?          oder? 

Zahl  der  Fenster?    an  einer  Wand?    oder  an  zweien? 

Wieviel  Fenster  liegen  nach? 

Wieviel  Fenster  liegen  nach? 

Breite  der  Fenster?          Höhe  der  Fenster? 

Höhe  der  Wand  über  den  Fenstern?    desgl.  unter  den 
Fenstern? 

Fällt  das  Licht  von  einer  Seite  her  ein?       von  links? 

Fenster: 

Fallt  das  Licht  von  zwei  Seiten  her  ein?        von  links 
und  hinten? 

Von  rechts  und  hinten?          von  links  und  vom? 

Von  rechts  und  vom?          von  rechts  und  links? 

Gesamtglasfläche? 

Wie  weit  ist   das  nächste  Gebäude  von  den  Fenstern 
entfernt? 

Hindern  Bäume,  Spaliere  oder  dergl.  den  Lichteinfall? 

Bemerkungen: 
Vorhänge  u.  s.  w. 

Zahl  der  Subsellien?         Ist  bei  allen  Bank  und  Tisch 
fest  verbunden? 

Wieviel  Gröfsenabstufungen? 

Banklänge?        Wieviel  Kinder  auf  jeder  Bank  ? 

Bankbreite  ?                  Bankhöhe  ? 

Tiscbbreite  ?                 Tischhöhe? 

Schräge  des  Tisches?      Bei  festen  Subsellien:  Distanz? 

Bei  Subsellien  neueren  Systems:  welches  System? 

Snbsellien : 

Woher  bezogen?        Für  wieviel  Kinder  im  ganzen? 

Wieviel  Kinder  auf  jedem?    Ist  die  Bank  verrückbar? 

Ist  der  Tisch  verrückbar?    Ist  Hinusdistanz  vorhanden? 

oder  herstellbar?                 Wieviel  beträgt  dieselbe? 

Breite  des  Mitteilranges?    Sind  Seitengänge  vorhanden? 

Breite  des  rechten  Seitenganges?        des  linken  Seiten- 
ganges ? 

Tiefe  des  Raumes  vor  den  Subsellien?         hinter  den 
Subsellien  ? 

War  das  Schulzimmer  gut  gelüftet? 

Reinlichkeit: 

War  das  Schulzimi 
näpfe? 

mer  gut  gereinigt?      Wieviel  Spuck- 

614 


Bronnen 

nnd 

Tri AwMser : 


Ist  ein  Schulbronnen  Torhanden? 
stets  genug  Waaeer? 


Liefert  derselbe 


Ist  das  Wasser  gat?  farblos?  geruchlos?  geschmacklos? 


Bauart  des  Brunnens:    Feldsteinkessel? 
kessel  ?  Cementringe? 


Backstein- 


Abessinier?         Ist  der  Brunnen  verdeckt?        Pompe? 


Ist   eine  Trinkwassergelegenheit   für   die   Kinder   vor- 
handen ? 


Ist  eine  chemische  Untersuchung  vorgenommen? 
bakteriologische  ? 


eme 


Resultat  der  chemischen  Untersuchung; 


Resultat  der  bakteriologischen  Untersuchung: 


Wieviel  Sitze  für  Mädchen?        wieviel  für  Knaben? 


Wieviel  für  den  Lehrerhaushalt?     Ist  eine  Abortgrab« 
vorhanden? 


Abort: 


Ist  dieselbe  cementiert? oder  sonst  gedichtet? 


Ist  ein  Lüftungsrohr  vorhanden?     Höhe  des  Sitabrettes? 


Ist  ein  Pissoir  vorhanden? 
gefangen  ?  


Wie  wird  der  Urin  auf- 


Tnmplatz: 


Gröfee  des  Schulhot'es?      Dient  derselbe  als  Spielplatz? 


Ist  ein  Turnplatz  dicht  bei  der  Schule? 
Oröfse  desselben? 


ungefähre 


Wieviel  Stuben?  Wieviel  Flüchenraum  jede? 


Wieviel  Kammern? Wieviel  Flächenraum  jede? 


Wie  ist  die  Küche? 


Lehrer- 
wohnung: 


Wie  ist  die  Speisekammer? 


Wie  ist  der  Keller? 


Hat  der  Lehrer  eigenen  Haushalt? 


Wieviel  Personen  geboren  zu  demselben? 


Wohnen  noch  andere  Personen  im  Schulhause? 


Wirtsehafts- 
riume: 


Sind  Viehställe  im  Schulhause  selbst? 


Wieviel  Vieh  hält  der  Lehrer? 


Ist  eine  dichte  Düngergrube  vorhanden? 


Ist  ein  Düngerhaufen  vorhanden?     ein  Komposthaufen? 
Wie  weit  vom  Prunnen? 


Wie  weit  liegt  der  Abort  vom  Brunnen? 


Znm  Augensclialz  bei  abendlicher  Nahearbeit.  Wer  ge- 
zwungen ist,  so  schreibt  unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  0.  Jankb, 
bei  künstlicher  Beleuchtung  zu  arbeiten,  wird  besonders  von  zwei 
Übelständen  zu  leiden  haben,  nämlich  von  der  übergrofsen  Wärme- 
strahlung und  Ton  der  Blendung.  Nicht  unbedeutend  ist  die  Hitze, 
welche  die  von  der  Flamme  ausgehenden  Wärmestrahlen  erzeugen. 
Professor    H.    Cohn    in    Breslau    hat    in    dieser    Richtung    einige 


f 


615 

Messnngen  yorgenommeii,  zu  welchen  er  eine  Gaslampe  mit  Argand« 
brenner  Yon  genau  20  Normalkerzen  Helligkeit  benatzte.  Wenn  er  bei 
einer  Zimmertemperatur  Ton  14^  G.  ein  bemfstes  Thermometer  in  10  cm 
Entfernung  Ton  dieser  Fianune  aufetellte,  bo  stand  dasselbe  nach 
10  Minuten  auf  37^  also  um  23^  höher,  als  die  Zimmertemperator. 
Bei  Petroleumflammen  ist  zwar  die  Wirkung  der  strahlenden  Wärme 
eine  geringere,  als  bei  Gasflammen,  aber  noch  immer  eiae  solche, 
dafs  sie  uns  Iftstig  wird.  In  der  Entfernung  von  0,5  ro,  in  welcher 
nach  hygienischen  Anforderungen  die  Lampe  beim  Schreiben  und 
bei  allen  feineren  Handarbeiten  stehen  soll,  yerspflrt  man  sowohl  bei 
G«B*,  ak  auch  bei  Petroleomflammen  immerhin  noch  eine  beträcht- 
liche Wärme,  die  das  Steigen  eines  in  dieser  Entfernung  aufgestellten 
Thermometers  um  mehrere  Grade  verursacht.  Nun  ist  es  aber  nidb,t 
immer  möglich,  die  Flamme  0,5  m  von  unserem  Auge  entfernt  auf- 
zustdlen;  namentlich  werden  Kurzsichtige  und  andere  Augenleidende 
die  Lichtquelle  gern  näher  haben,  um  eine  möglichst  helle  Beleuchtung 
der  Aibeitsfiäche  zu  erzielen.  Solche  Personen  haben  dann  unter 
der  Wirkung  der  Wärmestrahlung  wesentlich  mehr  zu  leiden.  Bei 
Flammen  mit  starker  Wärmestrahlung  tritt  ein  Gefühl  von  Trocken- 
heit im  Auge  ein;  die  von  der  Thräneodrase  und  der  Bindehaut 
des  Auges  gelieferte  Feuchtigkeit,  welche  den  vorderen  Teil  des 
Angapfels  bedeckt,  verdunstet  zu  schnell.  Bas  ist  nicht  nur  lästig, 
sondern  muis  auch  eine  Schädigung  der  zarten  Häute,  die  den 
vorderen  Teil  des  Augapfels  bilden,  nach  sich  ziehen.  Aber 
in  diesem  Falle  wird  nicht  blofs  das  Auge,  sondern  auch  der  Kopf 
erwärmt ;  es  tritt  Blutandrang  nach  dem  letzteren  ein,  wie  man  dies 
an  den  sich  allmählich  rötenden  Wangen  beim  Arbeiten  in  der  Nähe 
einer  Flamme  bemerken  kann.  Häufig  genug  stellt  sich  zugleich 
Kopfschmerz  ein,  der  das  Weiterarbeiten  unmöglich  macht.  Derselbe 
entsteht  nicht  nur  durch  den  Blutandrang  nach  dem  Gehirn,  sondern 
viel  öfter  noch  dadurch,  dafs  die  Augen-  und  Koptnerven  von  der 
groCsen  Wärme  übennäbig  gereizt  werden.  Wenn  auch  ein  Gesunder 
vielleicht  ohne  jede  nachteilige  Empfindung  bei  wärmenden  Flammen 
arbeiten  kann,  so  ist  es  doch  die  grofse  Zahl  der  Nervösen,  welche  infolge 
ihres  Leidens  gerade  für  diesen  Mangel  unserer  Beleuchtungsart 
besonders  empfindlich  sind.  Der  zweite  Übelstand  bei  der  kflnst- 
lichen  Beleuchtung  ist  die  Blendung.  Ein  jeder  kennt  die  unangenehme 
Empfindung  im  Auge,  welche  beim  schnellen  Übergang  aus  dem 
Dunklen  ins  Helle  und  umgekehrt,  sowie  auch  beim  Blick  auf  stark 
leuchtende  Körper  entsteht.  Wenn  überaus  helles  Licht,  so  nament- 
lich bei  Beobachtungen  der  Sonne  oder  einer  offenen  elektrischen 
BogenUunpe,  in  das  Auge  fiült,  so  treten  leicht  Verbrennungen  der 
Netzhaut    ein.      Blicken   wir  längere  Zeit  in  ein  weniger  intensives 


616 

Licht,  80  entsteht  eine  eigentfimliche  Stumpfheit  des  Auges,  die  sieb 
dadurch  kund  gibt,   dafs   wir    beim  Blick    ins  Dunkle  eine  ZeiÜani^ 
gar  nichts  sehen  können.     Gleichzeitig  mit  diesen  Erscheinungen  hst 
man  noch  Entzündungen   der  Augenschleimhaut  beobachtet,    welcke 
sich  durch  Thränen,  Stiche  im  Auge,  starke  Rötung  und  Schwellnsg 
der  Bindehaut,  Lidkrampf  mit  Lichtscheu  und  engen  Pupillen  geltend 
machen.      Wenn    nun    auch    die  schädigenden  Lichtwirkungen  beim 
Schreiben     und     Lesen     oder    bei    Handarbeiten     in     der     Begel 
nicht  so  bedeutend  sind,   so   kann  doch    die    lungere  Dauer    dieser 
Wirkungen,    wie    sie    in    den   langen    Winterabenden    eintritt,    mit 
der   Zeit    recht    nachteilig  werden.     Leichte  Leiden  der  genannten 
Art .  treten    sdsdann    fast    bei    jedem    auf.      Zur    Verhütung    der 
schädlichen  Wirkungen    unserer    Lampen    hat    man    nun    Lampen- 
schirme    der     verschiedensten     Formen     konstruiert.      Einer     der 
besten    ist    sicherlich    der    „Augenschutz^,    wie    Optiker    Wulffs 
hygienischer    Lampenschirm    genannt    wird.      Derselbe    besteht  ans 
zwei    breiten  Flächen,    die    etwa  1,5  cm  voneinander  entfernt,    am 
Rande  aber  geschlossen  sind.  Der  untere  und  obere  Rand  weisen  je 
6 — 8  Öffnungen    von   je  1  cm  Durchmesser  auf.     An  der  Lampen* 
glocke  erwärmt  sich  nun  die  innere  Seite  des  Schirmes,  gleichzeitig  aber 
auch    die    im  Zwischenräume   befindliche    Luft.     Sobald  diese  Luft 
wärmer  wird,    steigt   sie  nach  oben  und  verläfst  den  Zwischenraum 
durch  die  oberen  Löcher.    Zu  gleicher  Zeit  wird  durch  die  unteren 
Löcher   kühlere   Luft    angesogen.     Infolgedessen    erhitzt    sich    die 
änfeere  Wand    des  Schirmes   nicht.     Schon  durch   das   Gefühl   läfst 
sich    der  Unterschied    in    der  Temperatur    der    beiden  Flächen  er- 
kennen:   die   innere  Wand   ist  warm,   die  änfsere  kühl,    auch  nach 
stundenlangem  Gebrauche.     Durch  diese  Vorkehrung  wird  die  Hitse 
der  Lampe   von  dem  Kopfe  der  arbeitenden  Person  vollständig  ab- 
gehalten;  ein  auf  der  Arbeitsfläche  aufgestelltes  Thermometer  weist 
beim  Gebranch  des  Schirmes  keine  Temperatursteigemng  auf.    Derselbe 
ist  an  der  Innenseite  mit  weifsem  Glanzpapier  überzogen,  durch  welches 
die  Lichtstrahlen  so  reflektiert  werden,  dai3  sie  auf  die  Arbeitsfläche 
fallen    und   hier  eine  bessere  Beleuchtung  verursachen.     Dem  Auge 
wird  dadurch  ein  leichteres  und  weniger  anstrengendes  Sehen  ermög- 
licht.    Da  dieser  Lampenschirm  den  Teil  der  Lampenglocke  verdeckt, 
der    dem  Schreibenden    zugekehrt   ist,    so  kann  letzterer  weder  die 
Flamme,    noch    die    helle    Lampenglocke   erblicken;   jede   Blendung 
ist  also  vermieden.    Natürlich  mufs  dabei  vorausgesetzt  werden,  da/s 
der  Schirm  grofs  genug  ist,  um  die  Glocke  an  der  einen  Seite  völlig 
zu  verdecken.     Da  femer  nur   ein  Teil  der  Glocke  bedeckt  ist,   so 
wird    bei  Gebranch    dieses  Schirmes    das  Zimmer  nicht  verdunkelt; 
das  Auge  hat  also,  wohin  es  auch  blickt,  fast  immer  dieselbe  Liebt- 


I 


617 


menge;  es  ist  auch  die  für  die  Angen  beste  Anordnong  des  Sehens 
bei  Lampenlicht  vom  Dankien  ins  Helle  erzielt.  Durch  einen 
praktischen,  dauerhaften  Mechanismus  lä&t  sich  der  Schirm  höher 
oder  niedriger  an  der  Glocke  anbringen.  Der  Preis  des  „  Augen- 
schatzes ^,  der  7on  Rodenstocks  optisch-okulistischer  Anstalt,  Berlin  W., 
Leipzigerstrasse  101 — 102,  bezogen  werden  kann,  ist  ein  äufserst 
m&fsiger;  der  Schirm  ist  schon  von  1  Mark  an  erhaltlich. 

Yergleiehe  der  yersehiedenen  Belenchtnngsarten  sind  von 

Professor  Geelmuyden  im  physiologischen  Institute  der  Universität 
Christiania  angestellt  worden.  Danach  entsprechen  100  englischen 
Normalkerzen  per  Stunde: 


Bei euchtungs- 
m  aterial 


Gas  (Schnittbrenner)  .... 
„  (Argandbrenner) .... 
„  (Begenerativbrenner) 
„     (Inkandescenzbrenner) 

Stearinkerzen 

Gute  Petroleomlampe  . . . 

Elektrisches  Glühlicht . . . 


Ver- 
brauch- 
tes 
Material 


1160  1 
876  „ 
430  „ 
200  „ 
830  g 
313  . 


Erzeugtes 
Wasser 

in 
Grammen 


1044 
808 
387 
180 
847 
898 


Erzeugte 
Kohlen- 
säure in 
Grammen 


805 
683 
336 
156 
2316 
980 


Erzeugte 

Wärme 

Küo- 

gramm- 

kalorien 


Kosten 

in 
Pence 


6380 
4820 
2370 
1100 
7140 
3440 
299 


2279 

1761 

874 

403 

17  067 

687 

3  225. 


Eine  gute  Petroleumlampe  ist  demnach  besser,  als  ein  gewöhn- 
licher Schnittbrenner,  jedoch  schlechter,  als  ein  Inkandescenzbrenner. 
Beides,  Stearin  und  Petroleum,  können  Schwefel  enthalten,  der  als 
Schwefelsäure  in  die  Luft  entweicht,  so  dafs  Gas  vom  hygienischen 
Standpunkte  aus  nicht  schlechter,  als  andere  Beleuchtungsarten  ist; 
gutes  Gas  mit  Argand-  oder  Inkandescenzbrennern  verdient  sogar 
den  Vorzug  vor  Petroleum. 

Unrichtige  Fnfsbekleidmig  der  Schfiler.     Da  auch  die 

Schüler  sehr  oft  unhygienische  Stiefel,  bezw.  Schuhe  tragen,  so 
itUiren  wir  an,  was  die  „Schtos.  Bh  f,  Gsdhtspflg,^  über  diesen 
Gegenstand  schreiben.  Unter  den  mannigfachsten  Leiden,  welche 
die  Füfse  des  mit  schlecht  konstruierter  Fuisbekleidung  versehenen 
Kulturmenschen  zu  erdulden  haben,  kommt  auch  sehr  oft  eine  eigen- 
tümliche Form-  und  Richtungsveränderung  der  Grofszehe  vor.  Die 
Spitze  der  letzteren  ist  den  übrigen  Zehen  zugewendet,  steht  also 
beim  rechten  Fufse  zu  sehr  nach  rechts,  beim  Linken  zu  sehr  nach 
links.     Ihre  Längsachse    befindet    sich    in  einer  mehr  oder  weniger 


618 

starken  Abweichung   nach   der  Seite  der  Kleinzehe,    wftkrend  wUr 
gesunden  Verhältnissen  die  Innenseite  der  Orofszehe  die  geradlinige 
Yerlftngening   des    inneren  Foferandes   hydet   md  BMncbmal  sogar 
etwas   von    den  übrigen  Zehen  absteht.     Weitaus  die  meisten  FSlle 
dieser  nnnatflrlichen  Stellung  sind  durch  abnorme,  den  anatomtsohen 
Bau  des  Gelenkes  zwischen  Mittelfufsknochen  und  erstem  Glied  der 
genannten  Zehe  nachteilig  beeinflussende  Druckyerhfiltnisse  oder  mit 
anderen   Worten    durch    unpassende  Fufsbekleidang   bedingt.      Als 
solche  muis  zunächst  das  sogenannte  zweiballige,  d.  h.  das  iBr  den 
rechten   und   linken  Fufs   gleich    gearbeitete  Schuhwerk   beaeidinet 
werden.     Ein   einziger  Blick  auf  die  beiden  parallel  nebendnander 
gestellten  Fflfse   eines  Menschen   belehrt  uns,    dafe  ^ne  eriieblkhe 
Formveränderung  beide  Fttfse   unmöglich  in  eine  und  dieselbe  an- 
schlieiäende  Bekleidung  passen  können.    Noch  schlimmer  aber  ist  das 
jetzt   so    sehr   in  Mode   gekonmiene  spitze  Schuhzeug,    welches  die 
Zehen  unbarmherzig  von  beiden  Seiten  zusammenpreist.     Die  Ver- 
hütung des  dadurch  entstehenden,  in  hochgradigen  Fällen  sehr  lästig 
und   schmerzhaft   werdenden  Fufsübels   ist   ganz  in   die  EUmd  des 
einsichtigen  Schuhmachers  und  des  nicht  modesttchtigen  Schuhträgers 
gelegt.     Aber  freilich   das  Gigerltum  im  Fulsbekleidnngswesen   hat 
noch  so  wenig  aufgehört,  als  hätte  der  berühmte  Zflrcher  Professor 
der  Anatomie  Hermann  Meter  seine  Abhandlung  „Bichtige  Gestalt 
der    Schuhe"^     niemals   geschrieben.      Auf  dem    Titelblatte    dieser 
1868  erschienenen    Broschüre    finden    sich    zwei    durch    schlechtes 
Schuhzeug    verkrüppelte  Füfse    abgebildet,    an   denen   die  oben  ge- 
schilderte    Grofszehenmifsbildung    sehr    deutlich     hervortritt.       la 
dem  Texte    aber   heifst    es    unter   anderem:    ^Auf  die  Bemerkung, 
man   könne   mit  der  vorgeschlagenen  Schuhform  unmöglich  „elegant 
chaussiert''  sein,    habe   ich  zu  erwidern,    dafs  man  nur  erst  einmal 
den  Begriff  von  „elegant"  feststellen  soll.     Ein  Teil  hält  „elegant' 
für    gleichbedeutend    mit    „modisch*^.      Diese    kann   ich   nur  daraa 
erinnern,  dafs  die  Mode  schon  viele  Launen  gehabt  hat  und  dais  sie 
deren  noch  täglich  neue  zeigt.     Andere  stofsen  sich  daran,  die  Ge- 
stalt normaler  Schuhe  sei  zu  auffallend.    Es  hört  aber  etwas  auf,  auf- 
fallend   zu    sein,     wenn    es    allgemein    gebräuchlich   geworden  ist. 
Dagegen  ist  doch  ein  verkrüppelter  Fuls  recht  unangenehm  auffallend. 
Und  sollte  selbst  die  vorgeschlagene  Schuhgestalt  etwas  AufCalleides 
haben,  so  besitzt  sie  dagegen  den  Vorteil,  dafs  sie  immer  gut  sitit, 
dais  sie  beim  Gehen  die  gröfste  Bequemlichkeit  bietet,  dafs  sie  den 
Fufs    gesund    und    wohlgebildet   erhält   und  sogar  einem  schon  be- 
schädigten  FuCse   die  Möglichkeit   der  Wiederherstellung   gewählt 
Und    diese  Vorteile    dürfen    doch    auch  bei  dem  Abwägen  des  Fflr 
und  Wider  mit  unter  die  Entscheidungsgründe  aufgenommen  werden.' 


619 

Hit  HbrmäKN  Mbter  gehen  auch  heute  noch  die  angesehensten 
Gesnndheitslehrer  Hand  in  Hand.  In  semen  neuesten  „Orundsügm 
derHygieiM^  sagt  Professor  PraüskITZ  :  „Das  Schuhwerk  mnb  genan 
nach  der  Form  des  Fufses  gehildet  werden  und  die  natdrliche  Bewegung 
des  Fnises  gestatten.  Der  vordere  Teil  des  Schuhes  —  das  ist 
ganz  hesonders  wichtig  —  hat  sich  nach  der  Form  der  Zehen  zu 
richten  und  darf  diese  nicht  zusammenpressen.^  Yon  den  Er- 
wachsenen wird  wohl  noch  lange  der  Ausspruch  des  treffHchen 
Hygienikers  SONDBRBGaBR  gelten:  „Dafs  die  hohe  Eleganz  sich  von 
ilü*en  spitzen  Schuhen,  eingewachsenen  Nftgeln,  entzflndeten  Gelenken 
und  zeitweisen  Schmerzen  freiwillig  trennen  sollte,  wäre  zu  viel  ver- 
langt''j  aber  vielleicht  lassen  sich  der  Jugend  hygienische  Grundsätze 
Ober  das  Schuhzeug  einprägen,  welche  später  einmal  in  Wirklichkeit 
umgesetzt  werden. 

Naehteile   des  Korsetts.     Das   115.   und   116.   Heft  der 

YOLKHAimschett  j^Sammkmg  klinischer  Vorträge^  enthält  eine  vor- 
nehmlich  die  Wirkung  des  Korsetts  behandelnde  Arbeit  von 
E.  Mbinbrt:  ,,Über  einen  bei  gewöhnlicher  Chlorose 
des  Entwicklungsalters  anscheinend  konstanten  patho- 
logisch-anatomischen Befund. **  Verfasser  konstatierte  bei 
Bleichsüchtigen  aufser  der  stets  vorhandenen  Hämoglobinver- 
minderung im  Blute  eine  mehr  senkrechte  Lage  des  Magens, 
der  auch  an  der  kleinen  Kurvatur  verlängert  ist.  Dabei  er- 
scheint das  Querkolon  nach  abwärts  gedrängt  und  die  tiefstehende 
rechte  Niere  beweglich.  Glekarb,  der  die  Zusammengehörigkeit 
dieser  Anomalien  zuerst  erkannte,  nannte  den  Zustand  je  nach 
den  herabhängenden  Teilen  Enteroptose,  bezw.  Gastroptose,  Ne- 
phroptose u.  s.  w.  MsiNERT  hat  nun  bei  100  Mädchen  neben 
typischer  Bleichsucht  die  GLENABDsche  Krankheit  festgestellt;  er  glaubt 
daher,  dafs  erstere  Störung  nicht  ohne  letztere  vorkommt.  Sein 
Material  fand  er  in  einer  Dresdener  Dienstbotenlehranstalt,  welche 
Mädchen  vom  14.  Lebensjahre  an  aus  der  Volksschule  aufnimmt 
und  iVs  Jahre  lang  verpflegt.  Nach  ihm  erzeugt  die  Einschnürung 
des  unteren  Brustkorbes  Verdrängung  des  Magens  nach  abwärts; 
dabei  erscheint  es  gleichgültig,  ob  das  Schnfiren  durch  Korsett  oder 
Rockbänder  erfolgt.  Während  der  unterhalb  der  Rippen  sitzende 
Rockbund  ebensowenig  Chlorose  veranlafst,  wie  der  in  Nabelhöhe 
angebrachte  Riemen,  mit  dem  der  Arbeiter  seine  Beinkleider  befestigt, 
entsteht  diese  Krankheit  nach  französischen  Quellen  in  Kadetten- 
schulen durch  den  zu  hoch  getragenen  Taillengurt.  Besonders 
schädlich  zeigte  sich  das  zeitweise  getragene  orthopädische  Korsett, 
während  das  englische  gUrtelartige  und  niedrigere,  das  unterhalb  der 
Rippen  sitzt,  und  ebenso  das  erst  nach  der  kräftigen  Entwickelung 


620 

des  Brustkorbes  angelegte  den  Magen  nicht  belästigt,  sondern  nur 
das  Qnerkolon  herabdrängt.  Es  erscheint  deshalb  das  neuerdings 
in  Familienzeitschriften  als  schonend  empfohlene  möglichst  frahzeitige, 
d.  h.  vom  8.  Lebensjahre  an  erfolgende  Anlegen  eigentlicher  Korsetts 
am  verderblichsten.  Die  kein  den  Brustkorb  beengendes  Kleiduogs- 
stflck  tragenden  Völker  sollen  auch  keine  Bleichsucht  des  Entwicke- 
lungsalters  kennen;  von  den  Japanerinnen  leiden  nach  Scriba  nar 
die  europäisch  gekleideten  an  dieser  Krankheit. 


Sa$es$ef(^t(i|tlt(^eB. 


Sehulhygienisehes  ans  dem  letzten  Jahresbericht  les 
KSniglich  sftchsischen  Landesmedüinalkollegiams.  Im  Medizinal- 
bezirke Kamenz  besichtigte  der  Bezirksarzt  39  Schulen,  zum  Tefl 
wiederholt.  Die  Untersuchung  erstreckte  sich  dabei  in  der  Haupt- 
sache auf  etwaige  ÜberfQllung  der  Klassenzimmer,  Luftbeschaffenheit, 
Temperaturverhältnisse  und  Beheizungsart  derselben,  auf  Desinfektion 
und  Reinhaltung  der  Aborte,  auf  die  Instandhaltung  des  Schulinventars, 
auf  die  gehörige  Benutzung  der  vorgeschriebenen  Ventilation  bei  und 
nach  dem  Unterrichte,  auf  die  Sauberkeit  der  Schnlzimmer  und 
der  Korridordielen,  auf  die  erforderliche  Erneuerung  des  Anstriches  der 
Klassenwände,  auf  Verbesserung  der  Heizungsvorrichtungen,  auf  die 
Gesundheitsverhältnisse  der  in  den  Schulen  gerade  anwesenden 
Kinder,  sowie  deren  schulpflichtiger  Geschwister.  Es  waren  im 
Berichtsjahre  bei  diesen  Revisionen  weniger  Ausstellungen  zu  machen, 
als  im  Vorjahre.  Dieselben  betrafen  besonders  schlechte  Luftver- 
hältnisse in  den  Schulstuben,  mangelnde  Reinlichkeit  in  den  Klassen- 
zimmern, in  den  Garderoberäumen  und  auf  den  Korridoren,  abgenutzten 
Wändeanstrich,  Unreinlichkeit  der  Pissoirs  und  Aborte,  ungenügende 
oder  ganz  fehlende  Desinfektion  derselben.  Die  bezirksärztlich 
verlangten  Verbesserungen  wurden  unter  bereitwilliger  Mitwirkung 
der  betreffenden  Klassenlehrer  und  Lokalschulinspektoren  meist 
direkt  und  ohne  Weigerung  von  den  Schulvorständen  ausgefllhrt 
—  Unser  geschätzter  Mitarbeiter,  Herr  Bezirksarzt  Dr.  Hankel, 
berichtet,  dafs  im  Medizinalbezirke  Glauchau  die  Schulen  allmählich 
immer  sauberer  werden.  .  Auch  die  Aborte  zeigen  eine  unverkennbare 
Besserung.  Leider  fehlt  noch  in  vielen  Schulen  die  Einrichtung, 
dafs  die  Kinder  sich  waschen  können.  Ganz  ungenttgende  Verhältnisse 
fanden    sich    im  Seminare  zu  Waidenburg.     Schon  beim  Eintritt  in 


621 

das  Schalhans  machte  sich  «in  dumpfer,  widerlicher  Gerach  bemerkbar, 
welcher  sämtliche  Räume  durchdrang.  Die  Korridore  waren  überall 
dunkel;  auf  der  einen  Seite  werden  sie  durch  die  Wohnung  des 
Direktors,  bezw.  des  Hilfelehrers,  auf  der  anderen  durch  die  Aula, 
bezw.  die  Studierzimmer  begrenzt,  so  dafs  an  der  kurzen  Seite  sich 
keine  Fenster  befinden.  An  der  langen  Seite  liegt  in  der  Mitte  das 
Treppenhaus,  doch  hat  dies  auch  keine  Fenster,  sondern  deren  Stelle 
nehmen  die  Aborte  ein,*  welche  sich  über  die  ganze  Breite  der 
Treppe  erstrecken.  Der  Korridor  bekommt  daher  keine  frische 
Luft,  sondern  nur  den  Abortgeruch.  £s  ist  unter  diesen  Umständen 
kaum  anfüBllig,  dafs  die  Krankheiten  im  Seminare  nicht  aufhören. 
Im  Jahre  1885  mufste  dasselbe  wegen  Diphtherie,  1890  wegen 
Influenza,  1891  wegen  Scharlach,  1892  zweimal  wegen  Influenza 
und  1893  wegen  derselben  Krankheit  längere  oder  kürzere  Zeit 
geschlossen  werden.  Es  wird  nicht  anders  Abhilfe  zu  schaffen  sein, 
als  dafs  man  die  Korridore  hell  macht,  und  zwar  soweit  irgend 
zulässig  an  der  kurzen  Seite,  jedenfalls  aber  durch  Entfernung  der 
Aborte  aus  dem  Treppenhause.  Für  diese  ist  ein  eigenes  Oebäude 
im  Hofe  einzurichten,  das  mit  der  Anstalt  durch  einen  überdeckten 
Gang  in  Verbindung  stehen  mufe;  bei  dem  Internate  dürfte  auf  15 
bis  20  Schüler  ein  Abortsitz  zu  rechnen  sein.  Die  Verlegung  der 
Aborte  ist  auch  beschlossen  worden.  —  Im  Medizinalbezirke  Flöh a 
fand  der  Bezirksarzt  bei  seinen  zahlreichen  Revisionen  hinsichtlich 
der  Sauberkeit  und  Instandhaltung  der  Lehrzimmer,  Korridore,  Höfe 
und  Abtritte  befriedigende  Verhältnisse.  Die  älteren  Subselliea 
Terschwinden  mehr  und  mehr,  und  neuere,  nach  verschiedenen 
Systemen  gebaute  (zweisitzige,  viersitzige  mit  Ausschnitten  in  der 
Bank  zum  Stehen,  verschiebbare  Tischplatten)  treten  an  ihre  Stelle.  — 
Das  neue  Schulhaus  zu  Borstendorf  im  Medizinalbezirk  Flöhat 
einem  Dorfe  von  2000  Seelen  mit  Spielwarenindustrie,  enthälr 
vier  Lehrzimmer,  sowie  drei  Lehrerwohnungen  und  stellt  einen  für 
das  Land  respektabeln  Bau  dar.  Die  Klassenzimmer,  das  Carcer 
und  die  Garderoben  werden  durch  eine  Niederdruckdampfheizung 
erwärmt;  die  Heizkörper  sind  in  den  Fensternischen  angebracht. 
Einer  ausreichenden  Lüftung  hat  man  allenthalben  Rechnung  getragen. 
Der  Abort  ist  hinreichend  weit  vom  Gebäude  angelegt  und  gut 
gelüftet.  —  Bei  dem  Schulhause  zu  Königstein  im  Medizinalbezirke 
Pirna  wurde  ein  besonderes  Abortgebäude  mit  Wasserspülung  und  Desin- 
fektion mittelst  Eisenvitriol  nach  Kurlands  System  errichtet,  und  hat 
sich  die  Einrichtung  gut  bewährt ;  die  Aborte  sind  geruchlos,  und  die 
Ablassung  der  Abwässer  in  die  Bielabach  hat  zu  Unzuträglichkeiten 
nicht  gefühitt.  —  Zu  Mühlau  im  Medizinalbezirke  Rochlitz  fand  der 
Bezirksarzt    die   Kinder    in   drei  verschiedenen  Schulhäusem  unter- 


622 

gebracht,  von  denen  nur  das  eine  für  Schnlzwecke  als  genflgeml 
bezeichnet  werden  konnte,  während  die  beiden  anderen  Verhältnisse 
darboten,  welche  jeder  Gesundheitspflege  spotten.  Das  in  der  Kähe 
der  Pfarre  geleigene  Schulhans  zeigte  die  gröisten  ÜbelstAnde. 
Niedrige,  dflrftig  beleuchtete,  schlecht  ventiliertei  schmutzige,  mit 
üblem  Geruch  erfüllte,  unzweckm&fsig  beheizte  Zimmer  dienten  als 
Klassen.  Nicht  blos  gesundheitsschädlich,  sondern  lebensgefährlich 
sind  die  Abortanlagen  dieser  Anstalt.  Mit  losen  Knitteln  war  die 
Abortgrube  bedeckt,  über  welche  die  Kinder  gehen  mflssen,  am 
nach  den  Abortsitzen  zu  gehingen.  Eins  dieser  Rollhölzer  war  in 
die  Grube  gefallen,  und  lag  die  Möglichkeit  vor,  dafs  ein  Kind 
durch  die  so  entstandene  Lücke  in  die  Grube  hinabglitt  Die 
Bezirksschulinspektion  gab  der  Gemeinde  nach  Eingang  des  bezirks- 
ärztlichen  Bevisionsberichtes  unter  Strafandrohung  auf,  sofort  diese 
Übelstände  soweit  als  möglich  zu  beseitigen  und  den  Schulhaas- 
neubau, der  seit  Jahren  geplant  und  genehmigt  ist,  noch  in  diesem 
Jahre  zu  beginnen.  Mühlau  ist  ein  Schmerzensldnd  der  Bezirks- 
schulinspektion. Die  erwähnten  Übelstände  sind  seit  vielen  Jahren 
bekannt,  die  Inspektion  hat  sich  eifrigst  bemüht,  Wandel  zu  schaffen, 
die  Gemeinde  zieht  aber  den  Neubau  unter  allen  möglichen  Yorwänden 
immer  wieder  hin. 

Die  Sonderansstellnng  fBr  Schnlgesandheitspflege  in  Berlin. 

Wir  teilten  in  der  vorigen  Nummer  unserer  Zeitschrift  mit, 
dafs  das  Komitee  für  diese  Ausstellung  in  der  Bildung  begriffen  sei. 
Zu  den  bereits  genannten  Herren  sind  noch  die  nachstehenden 
hinzugekommen:  Geheimer  Medizinalrat  Professor  Dr.  Heubnxb  in 
Berlin,  Professor  Dr.  Hermann  Cohn  in  Breslau,  Professor  Dr. 
VON  E8MARCH  in  Königsberg  i.  Pr.,  Dr.  Max  Jobbph  in  Berlin, 
Professor  an  der  technischen  Hochschule  RiBTSCHSL  in  Ghariotten- 
burg,  Direktor  des  Dorotheenstädtischen  Realgymnasiums,  Geheimer 
Begierungsrat  Professor  Dr.  Schwalbb  in  Berlin,  Kreisphysikos 
Dr.  Richter  in  Marienburg,  Regierungs-  und  Medizinalrat  Dr. 
R.  WSHMER  in  Koblenz,  Oberamtsarzt  Dr.  Cameber  in  Urach  und 
Professor  Dr.  KOSSMANN  in  Berlin.  Die  Ausstellung  umfaTst  folgende 
Gebiete:  1.  Schulbänke  und  Hauspulte;  2.  Geradehalter  und  ähn- 
liche Apparate;  3.  Gegenstände  für  Sauberhaltung  der  Schulräome; 
4.  künstliche  Beleuchtung  und  SehprOfung;  5.  Heizung  und  Venti- 
lation; 6.  Klosetts  und  Schulbäder;  7.  Schultafeln,  Schreibmaterialien 
und  Schriften-,  8.  Schulmappen;  9.  hygienischen  und  naturwissen- 
schaftlichen Unterricht;  10.  körperliche  Erziehung  und  Hanstum- 
gerate.  Unter  den  Firmen,  welche  sich  bereit  erklärt  haben,  an  der 
Ausstellung  teilzunehmen,  befindet  sich  eine  Anzahl  solcher,  welche 
auf  dem  betreffenden  Gebiete  eine  leitende  SteUung  einnehmen. 


j 


623 


Seknlhygienisehe  Verhandliiiig  des  Xu.  intariudiM&laB 
nedkinisehen  Kongresses  in  Hoskan«    Die  russischen  Ärzte,  so 

schreibt  das  yfKorr^pdzbl.  f.  Schweie,  Är/ste*^,  scheinen  die  ihnen 
durch  Übernahme  des  internationalen  medizinischen  Kongresses  zu- 
gefallene Aufgabe  sehr  ernst  zn  nehmen.  Sie  möchten  denselben  zn 
«nem  Markstein  in  der  Geschichte  des  Fortschrittes  aaf  dem 
Gebiete  der  öffentlichen  Gesandheitspflege  und  der  CiTÜisation  ge- 
stalten, wie  ans  einem  von  Dr.  Idblson  an  Professor  Srlifossowsei 
und  an  den  leitenden  Ausschufs  des  Kongresses  gerichteten  offenen 
Briefe  hervorgeht.  Der  Kongrefe  soll  hauptsächlich  danach  trachten, 
grofse  Fragen  von  praktischer  Wichtigkeit  zur  Besserung  des  Zu- 
standes  der  unteren  Klassen  und  zur  Verhütung  menschlicher 
Leiden  zu  diskutieren  und  zu  lösen.  Unter  den  Fragen,  welche  in 
erster  Linie  das  Interesse  der  Kongressmitglieder  aof  sich  zu  richten 
verdienen,  befindet  sich  auch  eine  schulhygienische:  „Die  all  gemeine 
biologische  Untersuchung  der  Schulkinder.^  Von  den 
sonstigen  Themen  nennen  wir  noch:  „Der  Einflufs  des  Korsetts  auf 
dea  weiblichen  Organismus^  und  „Der  Mnflufs  der  Armut  auf  die 
Entstehung  von  Neurosen  und  Psychosen.*"  Zur  Bearbeitung  jeder 
Frage  wftre  ein  besonderer  Ausschufs  zu  ernennen,  der  sich  an  die 
Ärzte  aller  eivüisierten  Länder  wenden  und  dieselben  auffordern 
wttrde,  nach  einem  vorgeschriebenen  Plan  die  zur  Lösung  der  Frage 
notwendigen  Untersuchungen  vorzunehmen.  Dieser  Aufruf  därfte  zur 
Folge  haben,  dafs  in  der  nächsten  Zeit  zahlreiche  Arbeiten  über  die 
gestellten  Themata  erscheinen,  welche  bei  dem  Kongresse  mit  Hilfe 
eines  internationalen  Ausschusses  zur  Abfassung  eines  General- 
berichtes verwendet  werden  könnten;  letzterer  müfste  dann  als 
Grundlage  der  Diskussion  dienen.  Sämtliche  Ärzte  aller  liänder,  so 
schliefst  Dr.  Idelson,  werden  eine  gut  organisierte  Armee  bilden, 
derm  Fahne  auf  der  einen  Seite  die  Worte  „Salus  populi  suprema 
lex",  auf  der  andere  die  Inschrift  „Einer  fdr  alle  und  alle  für 
einen**  trägt. 

Der  Gesnndlieiisziistand  in  den  Londoner  Armensehnlen 

wird  von  y^The  Brit  Med,  Joum.*^  als  sehr  ungünstig  geschildert. 
Eine  Versammlung  der  Schulbehörde  von  Jjambeth  stellte  zwar  die 
Verhältnisse  als  durchaus  befriedigend  dar,  allein  der  ärztliche  Schul- 
inspektor Dr.  Rioa  erklärte,  dafs  nahezu  70  Kinder  sich  im  Isolier- 
krankenhause in  Behandlung  befänden,  dafs  einige  weitere  Fälle 
von  Mumps  und  Friesel  (chicken-pox)  vorgekommen  seien  und 
dafs  drei  Kinder  wegen  Scharlachfieber  aus  dem  Unterricht  hätten 
entfernt  werden  müssen.  Es  litten  also  ungef&hr  20  Prozent  der 
Schulbesucher  an  Krankheiten,  welche  hätten  vermieden  werden  können, 
und    die  Frage   verdient   daher  Erwägung,    ob   nicht   die   lokalen 


624 

Einrichtungen     der    Armenschulen     durch     eine    Centralbehörde   in 
hygienischer  Beziehung  zu  kontrollieren  seien. 

Kinderarbeit  in  der  prenfsisehen  Industrie.  Auch  Ar 
das  Jahr  1894  sind  von  den  prenisischen  Gewerberftten  die  Zahlen* 
über  diejenigen  in  Fabriken  beschäftigten  Arbeiterkategorien  geliefert, 
welche  unter  dem  besonderen  Schutz  der  Gewerbeordnung  stehen. 
Danach  wurden  von  jugendlichen  Arbeitern  im  Alter  von  14  bis 
16  Jahren  104  886  oder  1255  weniger  als  im  Jahre  1893  be- 
schäftigt. Ein  gro&er  Teil  derselben,  nämlich  22  856,  fUlt  auf  die 
Textilindustrie.  Nach  der  Gewerbeordnungsnovelle  vom  1.  Juni  1891 
dürfen  bekanntlich  Kinder  unter  14  Jahren  nur  dann  noch  in  Fa- 
briken arbeiten,  wenn  sie  nicht  mehr  schulpflichtig  sind.  Es  ist 
deshalb  die  Zahl  dieser  in  den  Fabriken  beschäftigten  Arbeiter- 
gruppe fast  ganz  verschwunden  und  vermindert  sieh  aliljähriicfa 
mehr.  Im  Jahre  1894  waren  insgesamt  827  derartige  Kinder 
in  Fabriken  thätig  oder  479  weniger  als  im  Jahre  1893.  Bei 
ihnen  entfällt  der  gröfste  Teil,  nämlich  219,  auf  die  Industrie  der 
Steine  und  Erden;  in  der  ganzen  chemischen  Industrie  wurde  nur 
ein  einziges  solches  Kind  beschäftigt.  Was  schlieislich  die  Bergwerke, 
Salinen  und  Aufbereitungsanstalten  Preufsens  betrifft,  für  welche  die 
genannten  Arbeiterkategorien  besonders  gezählt  werden,  so  betrug 
bei  ihnen  die  Zahl  der  im  Jahre  1894  beschäftigten  jungen  Leute 
von  14  bis  16  Jahren  10388,  die  der  Kinder  unter  14  Jahren 
62,  die  Anzahl  sämtlicher  jugendlicher  Arbeiter  demnach  10  450  oder 
2,81%  der  Belegschaft.  Von  den  jugendlichen  Arbeitern  waren 
9296,  also  fast  die  Gesamtheit,  über  Tage  beschäftigt.  Die  Zahl 
hat  gegen  das  Vorjahr  um  210  abgenommen.  Die  meisten,  nämlich 
4876,  bezw.  3111,  kommen  auf  die  Oberbergamtsbezirke  Dortmund 
und  Bonn. 

Verbreitung  der  Masern  in  den  städtisehen  Kinder 
be Wahranstalten  zu  Namnr.  Den  „  Tabl  mens,  de  la  SocUt.  ra^. 
de  nUd,  puhl,  de  Belgique"'  entnehmen  wir,  dafs  im  Juli  d.  Js.  unter 
den  Besuchern  der  städtischen  Kinderbewahranstalten  in  Namur  eine 
Masemepidemie  geherrscht  hat,  während  die  gleiche  von  Nonnen 
gehaltene  Anstalt  verschont  blieb.  Ein  kaum  geheiltes  Kind,  dessen 
Körper  sich  noch  vielfach  mit  Hautabschnppungen  bedeckt  zeigte, 
war  in  die  Anstalt  zurückgekehrt  und  hatte  auf  diese  Weise  die 
Krankheit  verbreitet;  die  Epidemie  verlief  übrigens  müde. 

Eine  Vergiftung  cvreier  Sehnlkinder  mit  Steehapfelsaaen 

wird  von  Weheli  in  dem  ^Korrspdssbl,  f.  Schwz,  Ärzte^  mitge- 
teilt. Die  Vergiftungserscheinungen  waren  im  groisen  und  ganzen 
denen  bei  Belladonnavergiftung  ähnlich  und  auf  den  Genufe  von 
Samen    und    Fruchtfleisch    von  Datura   stramonium    zurückzuführen. 


625 

Dieselben  bestanden  in  heftiger  motorischer  Unrahe  mit  schwerer 
BewofstBeüisstörung ,  lebhaften  Illusionen  und  HaUucinationen  des 
Oeedchts,  Gehörs,  Geschmacks,  Erweiterung  der  Pupillen,  Bötnng  der 
SehleunÜUite  der  Augen,  des  Mundes  und  des  Bachens,  jedoch  ohne 
anfiUlige  Trockenheit  derselben.  Beide  Kinder  im  Alter  von  6, 
bezw.  14  Jahren  grasen  unter  entsprechender  Behandlung. 

Die  MeisteraeliaftawettkSmpfe  des  AmatenratUeteiiTer- 
bandea  an  den  üniTeraitäten  Oxford  nnd  Cambridge  sind  nach 
der  jfDtßdh,  Tum-'Ztg.*^  in  diesem  Jahre  bei  prachtvollem  Welter 
auf  das  schönste  verlaufen.  10000  Menachen  verfolgton  die  Vor- 
fthnugen  mit  lebhafter  Teilnahme,  und  rauschender  Beifall  belohnte* 
die  tarefilichen  Leistungen.  Von  den  13  Siegern  des  vorigen  Jahres 
haben  7  wiederum  den  Preis  gewonnen,  4  wurden  geschlagen,  ^  be- 
teiligten aich  nicht.  Wie  ablich,  fanden  13  Wettkampfe  statt,  7  mal 
Wettläofe  über  verschiedene  Strecken,  1  mal  Wettgehen,  3  mal 
Springen  und  2  mal  Werfen.  Bei  dem  Wettlaufen  über  die  halbe 
englische  Meile  (762  m)  liefen  17  Mann.  Der  erste  erreichte  das 
Ziel  in  1  Minute  56  Sekunden;  15  L&ufer  langten  innerhalb  der 
zu  einem  Preis  erforderlichen  geringsten  Zeit  von  2  Minuten  2  Se- 
kunden an  nnd  erhielten  dafftr  y,Zeitmedaillen^.  FQr  den  Wettlaof 
Ober  100  Tards  (9 IV»  m)  braudite  der  Siegw  10  Sekunden.  Sieger 
im  Hflrdenrennen  über  120  Tards  (109  Vs  m,  10  Hindernisse,  geringste 
Zeit  17  Sekunden)  wurde  ein  Student  in  16  Sekonden;  von  10  Länfem 
erhielten  8  die  „Zeitmedaüle^.  Bei  dem  Werfen  eines  7,2  kg 
schweren  Hammers  erreichte  der  beste  40Vs  m.  Den  Preis  im 
Wettlaufen  über  eine  englische  Meile  (1524  m)  errang  bei  ^er 
vorgeschriebenen  geringsten  Zeit  von  4  Minuten  30  Sekunden  unter 
8  Unfern  mit  23  m  Vorspmng  der  Sieger  in  4  Minuten  17  Sekunden ; 
6  L&nfer  erhielten  die  „Zeitmedaille^.  Im  Stabhochspringen  (3  m 
geringste  Höhe)  endelte  der  erste  3  m,  der  zweite  sprang  2,75  m 
hoch.  In  einem  nachfolgenden  Schao^ringen  wurde  eine  Höhe  von 
3,30  m  erreicht.  Im  Wettlauf  über  Va  Meile  (381  m)  siegte  unter 
6  liUifem  mit  einem  Fufse  Vorsprang  der  beste  Lflufer  in  50  Sdnmden. 
Die  geringste  Zeit  war  52  Sekunden;  alle  erhielten  die  „Zeitr 
medaille".  Den  besten  Freihochsprung  machte  bei  einer  vorge* 
flcfariebeaen  Höhe  von  1,70  m  ein  Oxforder  Stndent;  er  sprang 
1,82  m,  der  zweite  1,79  m  hoch.  Bei  dem  Hindenüswetüanf  über 
2  MeU^  (3048  m)  wird  gleichfalls  ein  Oxforder  mit  23  m  Yor- 
sprung  in  11  Minuten  24  Sekunden  leicht  Sieger.  Für  das  Werfen 
eixies  7,2  kg  schweren  Gewichtes  sind  11  m  voiigeschriebea;  der 
Sieger  wirft  es  13,50  m,  der  nächste  13,14  m,  der  dritte  13  m  weit. 
Bei  dem  Wettgehen  üb^  4  Meilen  (6096  m)  wird  als  geringste  Zeit 
3lVt  Minuten  verlangt,     unter  7  Wettkämpfern  braucht  der  Sieger 

SeholfefOBdlMitopfleg«  VHI.  40 


626 

30  Minuten  7  Sekunden.  Deijenige,  welcher  als  erster  anlangt, 
wird  des  Sieges  verlustig  erklärt,  da  er  kurz  vor  dem  Ziele  gelaufen 
ist.  Das  geringste  vorgeschriebene  Mais  fttr  den  Freiweitspnmg  sind 
6,25  m.  Der  erste  springt  6,57  m,  der  zweite  6,48  m,  der  dritte 
6,30  m  weit.  1 1  Kämpfer  treten  zum  Schlüsse  den  Wettlauf  Aber 
4  Meilen  (6096  m)  an,  geringste  Zeit  sind  21  Minuten.  Der  Sieger 
erreicht  das  Ziel  in  19  Minuten  49  Sekunden  und  mit  etwa  73  m 
Yorsprung. 

Nächtliehe  Wandemngeii  der  GymnasiasteB  in  Kremsier 
zun  Zwecke  astronomischer  Stndien.  In  der  „Zfsehr.  f.  Tum. 
ü.  Jgdsph"'  berichtet  M.  GüTTMAim,  dafe  die  SditOer  des  Staats- 
gymnasiums in  Kremsier  abendliche  Wanderungen  behufis  astronomi- 
scher Beobachtungen  unternommen  haben.  „Wie  in  den  vier 
Torhergehenden,  so  wurden  auch  im  abgelaufenen  Jahre  im  ganzen 
46  solcher  Ausflüge  Teranstaltet.  Während  des  ganzen  Schu^ahres 
kamen  fast  allwöchentlich,  mindestens  aber  dreimal  im  Monat,  an 
sternhellen  Abenden  oder  vor  Tagesanbruch  mit  einer  kleinen 
Gruppe  von  Schülern  —  etwa  10  —  Spaziergänge  behufs  Betrachtung 
des  Sternenhimmels  zur  Ausführung.  Dadurch  prägte  sich  jedem 
einzelnen  das  Gebilde  der  gesetzmälsig  wechselnden  Erscheinungen 
so  ein,  dafs  nicht  bloüs  die  approximative  Lage  der  bedeutenden 
Fixsterne  zu  verschiedenen  Tages-  und  Jahreszeiten,  sondern  auch 
die  Bewegungsgesetze  der  Sonne,  des  Mondes  und  der  Planeten  in 
den  fundamentalsten  Zügen  bleibendes  geistiges  Eigentum  der  Schüler 
geworden  sind.^  Bei  dieser  (Gelegenheit  wurden  femer  auch  Be- 
rechnungen des  Auf-  und  Unterganges  der  Gestirne  und  Beobachtungen 
ohne  und  mit  Femrohren  angestellt.  —  So  wünschenswert  ohne 
Zweifel  eine  gewisse  Kenntnis  des  gestimten  Himmels  f%Lr  Gymnasiasten 
ist,  so  scheint  uns  des  Guten  hier  doch  etwas  zu  viel  gethan  zu  sein. 
Denn  nicht  nur,  dafs  46  Ausflüge  mit  astronomischen  Beobachtungen  und 
Berechnungen  fast  ein  vollständiges,  neues  Unterrichtsfach  repräsentieren, 
so  raubt  man  den  Schülem  durch  das  Aufstehen  vor  Tagesanbmch  auch 
einen  Teil  der  für  sie  so  nötigen  nächUichen  Ruhe.  Aulserdem  muls 
der  Elassenunterricht  notwendig  damnter  leiden,  wenn  ein  Teil  der 
Arbeitskraft  bereits  durch  nächtliche  Arbeit  verbraucht  ist. 

Das  Ende  der  Sehfilerbataillone  in  Frankreieh.  Die  Stadt 
Paris  lädst  demnächst  versteigem:  10000  Gewehre,  9000  Tornister, 
6000  Gürtel,  70  Pfeifen,  100  Trompeten,  100  Trommeln,  80  D^en 
für  Feldwebel,  100  Säbel,  mehrere  1000  Mützen,  Feldschüsseln  und 
sonstigen  Nachlafs  der  Schülerbataillone.  Welche  Begeisterung 
herrschte  nicht  vor  12  bis  15  Jahren  für  diese  Bataillone,  die  schon 
als  künftige  Sieger  gefeiert  wurden!  Nach  wenigen  Jahren  trat 
jedoch   eine  Ernüchterung  ein.     Aber   die  Behörden,  besonders  die 


627 


Radikalen^  hielten  noch  eine  Zeit  lang  krampfhaft  daran  fest,  bis 
BcUie&lich  kein  Widerstand  mehr  mdglich  war.  Die  Schtllerbataülone 
sind  seit  Jahren  verschwunden. 

Sanatorium  Ar  kencUnutenkranke  Kinder,   wie  wir  ans 

dem  nJo'wm.  des  praUciens*^  erfahren,  geht  man  in  Paris  mit  dem 
Plane  nm,  ein  besonderes  Sanatorium  fQr  kenchhostenkranke  Kinder 
anf  dem  Lande  zn  errichten.  Dasselbe  soll  einerseits  dem  Stadium 
und  der  Behandlung  dieser  Krankheit  dienen,  andererseits  durch 
Absonderung  der  Kranken  die  Ansteckung,  namentlich  in  den 
Schulen,  yerhindem. 

FranzSrische  Ferienkolonien.  Der  Stadtrat  yon  Paris,  so 
schreibt  j^Le  Progr,  m6d,^^  sendet  alljährlich  eine  grofse  Anzahl 
Schulkinder  w&hrend  der  Ferien  aufs  Land.  Auch  im  abgelaufenen 
Jahre  befanden  sich  wieder  8344  Knaben  und  Mädchen  unter  der 
Aufsicht  ihrer  Lehrer  und  Lehrerinnen  teils  am  Meere,  teils  im 
Gebirge  in  Ferienkolonien.  Über  die  erzielten  Erfolge  gibt  die 
folgende  TabeUe  AufschluDs,  deren  Zahlen  Durchschnittswerte  dar- 
stellen: 


Arrondiflsement 
von  Paris 

Geschlecht 

Gewichts- 
zunahme 

Längen- 
znnahme  in 

Zunahme  des 
Bmstum&nges 

in  Grammen 

Millimetern^ 

in  Millimetern 

2. 

Knaben 

1450 

6 

58 

Mädchen 

1337 

17 

58 

8. 

Knaben 

1062 

52 

18 

Mädchen 

1364 

66 

22 

8. 

Knaben 

1306 

66 

10 

Mädchen 

1393 

66 

20 

9. 

Knaben 

964 

14 

42 

Mädchen 

1301 

5 

80 

11. 

Knaben 

1880 

9 

34 

Mädchen 

1440 

8 

7 

12. 

Knaben 

1079 

6 

13 

Mädchen 

1106 

13 

26 

.  20. 

Knaben 

3300 

13 

14 

Mädchen 

2550 

13 

10. 

Dieselbe  Nummer  des  n^ogr,  m6d.^  meldet  femer,  dafs  ein 
Grundbesitzer  des  Departements  Ain  der  Stadt  Lyon  400  Hektare 
Land  zur  Yerfttgung  gestellt  hat,  um  daselbst  eine  Ferienkolonie  fbr 
arme,  kränkliche  Kinder  zu  errichten.  Das  geschenkte  Gut  liegt  45  Kilo- 
meter von  Lyon  entfernt  am  linken  Ufer  der  Rhone  und  umfaCst 

40* 


628 

einen  Wald,  TerschiedeaB  Wieaai,   sowie  ein  Gebinde»  das  50  bis 
60  Kolontsten  anftiebmen  kann. 

Jugendhorte  in  Bayen.  Der  Gedanke,  Kinderiiorte  zn  er- 
richten, ist  auf  den  1883  Teratorbenen  Professor  der  Philosophie 
and  Pidagogik  an  der  üniTersitftt  Erlangen  Dr.  SCHMii>*ScHWASzaN- 
BBse  anrflclaEnfUiren,  der  schon  1872  dort  die  Bildong  m 
VolksernehangsTereinen  angestiebt  hat.  im  Juli  1872  erricliteCe  er 
den  ersten  Jagendhort  in  Deatschland  anter  dem  Kamen  „Sonnen- 
blnme*'  in  Erlangm.  1876  wurde  anf  scane  Anregong  hin  eine 
ähnliche  Anstalt  in  B&amenheim  bei  Donauwörth  ins  Leben  gemÜBB, 
and  1879  erö&ete  der  Volksegriehnngsverein  in  Aagsbnrg  eine 
Erziehungsanstalt  f&r  arme  Eindery  die  nach  der  Schule  ohne  Heim 
und  Aufsicht  sind.  Im  Jahre  1881  wurde  der  Knabenhort  in 
Mflnchen  gegründet,  1885  ein  solcher  in  Nürnberg,  dem  spftter 
noch  yier  andere  daselbst  g^olgt  sind,  und  heute  trifil  man  in 
allen  grOlseren  Orten  Deutschlands  diese  für  Q^t  und  Leib  der 
Jugend  gleich  wohlthfttig  wirkende  Einrichtnng  an. 

Zum  Einwiekeln  des  SehnlfrShsticks.  Bekanntlich  bringen 
▼iele  Kinder,  namentlich  bei  ungeteiltem  unterrichte,  in  die  Schale 
ihr  Frühstück  mit.  In  Hamburg  werden  dazu  sowohl  von  den 
Mittel-,  wie  von  den  Yolksschülem  meistens  Blechbüchsen  benutzt, 
die  mit  einem  Biemen  zum  Umhängen  über  die  Brust  Tersehen 
sind.  An  anderen  Orten  begnügt  man  sich  mit  blolsem  Einschlagen 
des  Frühstücks  in  Pikier.  Es  dürfte  daher  eine  aanitftre  Verordnung 
von  Interesse  sein,  die  nach  j^Le  Progr.  mid.^  kürzlich  von  dem 
Magistrate  in  Montpellier  erlassen  worden  ist.  Danach  dürfen  Lebens- 
mittel von  den  Verkfkufem  niemals  in  ein  irgendwie  gefärbtes  Papi«r 
eingewickelt  werden.  Der  Gebrauch  von  bedrucktem  oder  beschriebenem 
Papier  ist  nur  für  trockene  Gemüse,  Wurzeln,  Knollen  und  Obst  ge- 
stattet. Alle  übrigen  Lebensmittel  sind  in  neues  weifses  oder  stroh- 
farbenes Papier  einzuwickehi.  Für  das  SchulMhstück  empfiehlt  sich 
besonders  das  seit  einiger  Zeit  in  Aufioahme  gekommene,  fOr  Fett 
undurchlässige  weiüse  Papier,  da  auf  diese  Weise  Bücher  und  Hefte 
nicht  beschmutzt  werden. 

Das  Sehnlbrausebad  zu   Itzehoe  in  SoUeswig-Holsteia. 

Die  Itzehoeer  Stadtvertretung  hat  die  Kosten  nicht  gescheut} 
um  in  ihrem  neuen  Schulhause  vor  dem  Delfthor  ein  Schal- 
brausebad einzurichten.  Dieses  Bad,  dessen  Einrichtungen  eise 
Hamburger  Firma  geliefert  hat,  wird  in  den  j,lUeh.  Nachr,^^  wie 
folgt,  beschrieben.  Die  Anlage,  untergebracht  in  einem  im  Kfiltor* 
gescbob  liegenden  Baume,  ist  in  zwei  Teile  geteilt,  in  einen 
Ankleide-  nnd  einen  Baderaum  ^  die  WasserbefördemngSFumpe 
befindet  sich  im  Windfange.     Der  Baderanm   enthält  vier  Zinkfiiüi- 


j 


629 

wanaen  von  1  m  Durchmesser,  welche  so  aofgesteUt  sind,  dals 
man  von  allen  Seiten  an  sie  herankommen  kann.  Der  Fofebodea 
unter  den  Wannen  ist  schräge  gelegt  Letztere  werden  nach  Anf^ 
Zug  eines  YentUverschlnsies  anf  den  Boden  entleert.  Zwischen 
den  Wannen  ist  der  ganze  Fnfsboden  mit  einem  Holzlattenroste 
bedeckt  Über  jeder  Wanne  befindet  sich  an  der  Decke  eine 
greise  Messingbranse«  Der  Ankleideranm  liegt  etwas  hoher  als 
der  Baderanm  und  ist  dnrch  eine  Sänle,  eine  Qaerwand  nnd  die 
Fensterwand  des  Windfanges  Ton  diesem  getrennt.  Im  Ankleide- 
raome  befinden  sich  an  der  Wand  entlang  vierondzwanzig  Banksitze 
mit  Bttckenlehne  mud  Kleiderhaken,  um  den  Mittelpfeiler  hemm 
sind  folgende  Apparate  angebracht:  1.  ein  HeiCswassererzeuger,  2.  ein 
Wassermischapparat,  3.  ein  Yentilstock  und  4.  die  erforderlichen 
Bohrleitongen.  Das  zam  Baden  nötige  Wasser  wird  einem  im  Dach- 
geschob  des  Schnlhanses  aufgestellten  Behälter  von  ungefähr  2000  Liter 
Inhalt  entnommen.  In  diesen  Behälter  gelangt  dasselbe  durch  eine 
Pompenanlage.  Die  Erwärmung  des  Wassers  geschieht  im  Heib'> 
Wassererzeuger  vermittelst  Gas.  Die  Oasheizung  lädst  sich  im 
Winter  verstärken,  um  Bade-  und  Ankleideraum  gleichzeitig  zu 
erwärmen.  Beide  Gaseinrichtungen,  die  fOr  Wasser  und  die  für 
Raumerwärmung,  können  voneinander  unabhängig  benutzt,  abgestellt 
und  geregelt  werden.  Der  Behälter  für  das  heiüse  Wasser  ist  von 
Kupfer.  Aus  ihm  tritt  dasselbe  in  den  Mischapparat,  in  welchen 
gleichzeitig  so  viel  kaltes  Wasser  eingeführt  wird,  dafe  das  dem  Ventil- 
stocke  zugefnhrte  Wasser  eine  Temperatur  von  25  bis  28^  B.  hat  Der 
Yentilstock  besitzt  vier  Abschlflsse,  entsprechend  den  vier  Wannen,  durch 
deren  Anstellen  die  Brausen  in  Thätigkeit  gesetzt,  durch  deren  Abstellen 
sie  zum  StiUstand  gebracht  werden.  Alle  zur  Badeleitung  erforder- 
lichen Handgriffe  sind  so  bequem,  dafs  sie  sehr  leicht  von  einer 
Person  ausgeführt  werden  können.  Das  Baden  der  Kinder  findet 
nicht  gegen  Ende  des  Unterrichtes  statt,  damit  dieselben  sich  nach 
Benutzung  der  Brausen  noch  wenigstens  eine  Stunde  im  warmen 
Klassenzimmer  aufhalten,  bevor  sie  in  die  kalte  Aufsenluft  treten. 
Nach  dem  Alter  werden  zeitweilig  zwölf  bis  zwanzig  Kinder  zum 
Baden  aus  der  Schulstunde  entlassen.  Sie  entkleiden  sich  auf  der 
für  sie  bestimmten  Bank,  hängen  ihre  Kleider  an  die  angebrachten 
Haken  und  treten  dann,  nach  der  Gröfse  geordnet,  zu  zwei  bis  vier 
in  eine  Wanne  des  Baderaumes.  Sind  alle  vier  Wannen  besetzt,  so 
labt  der  beaufsichtigende  Lehrer  die  Brausen  spielen,  und  die 
Kinder  reinigen  sich.  Nach  Verlassen  des  Bades  findet  das  Ab- 
trocknen und  Ankleiden  statt.  Inzwischen  ist  eine  zweite  Reihe  von 
Schülern  unter  die  Brause  getreten,  und  das  Spiel  beginnt  aufs  neue. 
Die  Kinder  müssen  namentlich  zum  raschen  Aus-  und  Ankleiden  an- 


630 

gehalten  werden  und  haben  nach  dem  Bade  das  EJassenzimmer 
oDgesänrnt  wieder  aofznsachen.  Es  ist  dann  möglich,  in  einer  Stande 
vierzig  bis  achtnndyierzig  derselben  zu  baden. 

Für  nnd  wider  die  Oasheiznng  in  Schulen.   Die  Gasheizong 

hat  kürzlich  einen  kleinen  Krieg  zwischen  den  Gegnern  and  An- 
hängern derselben  hervorgerafen.  Nach  einem  Aufeatz  von  Oslendeb, 
erschienen  in  der  „2>.  Bauetg.""^  1894,  No.  40,  sind  die  Schatten- 
seiten der  Lenchtgasheizang:  Loftverschlechterang  durch  überhitzte 
Heizflächen,  Yerseochong  der  Häoser  mit  Gas  und  hohe  Betriebs- 
kosten. Die  bis  jetzt  bekannten  Gasöfen  arbeiten  alle  mit  über- 
hitzten Heizflächen.  Der  Karlsruher  Gasschulofen  hat  4  qm  Heiz- 
fläche und  soll  ein  Zimmer  von  250 — 260  cbm  Rauminhalt  heizen, 
d.  h.  bei  strengster  Kälte  6000 — 9000  Wärmeeinheiten  abgeben, 
wenn  auf  Lüftung  vollkommen  verzichtet  wird.  Dies  ergibt  eine 
Beanspruchung  pro  1  qm  Heizfläche  von  4 :  6000—9000  =  1500  bis 
2250  Wärmeeinheiten.  Der  zweite  Nachteil  der  Gasheizung  ist  der, 
dafe  das  durch  Verlöschen,  Rohrbrüche,  Undichtigkeiten  der  durch  diese 
Heizung  bedingten  dickeren  und  längeren  Gasleitungen  in  kleineren, 
für  den  Geruch  unmerklichen  Mengen  ausströmende  giftige  Leuchtgas 
sich  der  Luft  des  Hauses  beimischt  und  dieselbe  verdirbt.  Als  Ver- 
brennungsprodukt des  Leuchtgases  entweicht  auch  Wasserdampf,  der 
sich,  und  zwar  um  so  stärker,  je  mehr  die  Wärme  der  Abgase  aus- 
genutzt wird,  in  dem  Ofen  und  besonders  in  dem  Kamin  nieder- 
schlägt. Das  Gaswasser  frifst  in  6 — 8  Wochen  millimeterstaike 
Eisenbleche  durch,  zerstört  in  9  Monaten  eine  verzinkte  Rohrleitung 
von  63  mm  Durchmesser  und  garantiert  für  die  Gasöfen  keine  allzn- 
grofee  Haltbarkeit.  An  den  Schüssen  tropft  femer  das  Wasser  in  das 
Zimmer  herab  oder  tränkt  wenigstens  den  ganzen  Kamin  und  die 
angrenzende  Mauer.  Wollte  man  die  Abgase  in  dichten  Röhren» 
die  zugleich  gegen  das  (raswasser  widerstandsfähig  sind,  abflihreii| 
so  würde  die  Gasheizung  beträchtlich  mehr  kosten,  als  die  bisherigen 
Ausführungen.  Beachtet  man  noch,  dafs  die  Zuleitungsrohre  ftlr  ein 
ganzes  Schulgebäude  in  den  Hauptsträngen  bis  zu  80  mm  annehmen 
müfsen,  so  erhält  die  Gasheizung  ein  von  einer  Dampfheizung 
wenig  verschiedenes  Aussehen;  die  Anlagekosten  sind  dann  die- 
selben, wie  die  einer  Dampfheizung.  Der  Gasverbrauch  be- 
rechnete sich  während  der  Heizperiode  1890 — 91  in  den  Karlsruher 
Schulen  für  jeden  Kubikmeter  beheizten  Raumes  auf  5,15  cbm.  Das 
ergibt  bei  250  cbm  Klasseninhalt  und  800  ünterrichtsstnnden  ffebr 
je  eine  Klasse  und  Unterrichtsstunde  1,6  cbm  Gaskonsum.  Es  stellen 
sich  demnach  die  Kosten  fttr  eine  Klasse  und  Unterrichtsstunde  fktr 
Köln  bei  einem  Gaspreis  von  10  Pfg.  für  1  cbm  auf  16  Pfg.,  fKIr 
Frankfurt  a.  M.  und  Karlsruhe  bei  einem  Gaspreis  von  12  P%.  auf 


631 

19,2  Pfg.  In  Köln  beträgt  der  Aufwand  Ab*  die  gleiche  Leistung 
bei  Ofenheizung  5  Pfg.  und  bei  Luftheizung  6  Pfg.  Sogar  wenn 
man  nur  die  Selbstkosten  berechnet,  die  in  Karlsruhe  mit  4  Pfg. 
angenommen  werden,  betragt  die  Ausgabe  pro  Klasse  und  Stunde 
noeh  6,4  Pfg.  Der  Grund  liegt  in  dem  geringen  Nutzeffekt,  der  in 
der  praktischen  Anwendung  nur  50  %  betragen  soU.  Hätte  man  in 
Karlsruhe  die  eine  Schule,  welche  während  einer  Heizperiode  fOr 
1512  Mark  Leuchtgas  verbrauchte,  statt  mit  Gas  mit  Goaks  geheizt, 
80  wären  1003  Mark  weniger  an  das  Gaswerk  zu  zahlen  gewesen. 
Heizer  und  Anzttndematerial  sind  mit  600  Mark  gut  bezahlt,  so  dab 
sich  immer  noch  eine  Ersparnis  von  400  Mark  für  die  Schule  ergeben 
hätte.  —  Auf  diese  der  Gasheizung  gemachten  Vorwürfe  antwortet 
unser  verehrter  Mitarbeiter,  Herr  Hofrat  Professor  Dr.  Meidingeb, 
in  No.  62  der  ^D.  Batuftg.^ :  Als  gesundheitsschädlich  wurden 
glühende  Wände  hauptsächlich  erklärt  wegen:  1.  Durchdringlichkeit 
ftür  Kohlenoxyd;  2.  Verbrennung  des  Staubes;  3.  Austrocknung  der 
Luft;  4.  Verzehrung  des  Sauerstoffs  der  letzteren.  Der  stärkst- 
glühende  Ofen  würde  aber  innerhalb  einiger  Stunden  den  Sauerstoff- 
gehalt der  Luft  noch  nicht  um  1  ^/o  Termindem ;  mäfeig  rotglühendes 
Eisen  verbindet  sich  überhaupt  nicht  mit  Sauerstoff.  Der  Vorwurf 
der  Austrocknung  kann  sich  höchstens  gegen  die  starke  Bestrahlung 
der  Haut  richten,  die  in  diesem  Falle  wohl  mehr  Feuchtigkeit 
abgibt.  Der  absolute  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  ändert  sich 
nicht.  Die  Kohlenoxydfrage  ist  schon  seit  Jahren  abgethan.  Der 
an  glühenden  Flächen  verbrennende  Staub  erzeugt  einen  brenzligen 
Geruch,  der  nicht  stärker  ist,  als  daTs  er  nicht  durch  einen  einzigen 
Zug  einer  Cigarre  unterdrückt  werden  könnte.  Überhaupt  verunreinigt 
eine  Cigarre  die  Luft  mit  mehr  Kohlenozyd,  als  der  durch  gltthende 
Flächen  versengte  Staub  eines  ganzen  Tages.  Letzterer  ist  hygienisch 
harmlos  (?  D.  Red.).  Die  Versengung  des  Staubes  dürfte  in  gesund- 
heitlicher Beziehung  sogar  als  nützlich  aufzufassen  sein,  denn  dadurch 
werden  zugleich  die  organischen  Keime  zahlreicher  Krankheiten  zerstört. 
Der  Grund,  da(s  eiserne  Öfen  zu  Störungen  der  Gesundheit  gef&hrt  haben, 
liegt,  wie  Verfasser  an  sonstigen  Orten  gezeigt  hat,  in  etwas  anderem, 
als  dem  Erglühen  ihrer  Wände.  Vorschriften  in  Bezug  auf  die  zulässige 
Temperatur  der  Wände  unserer  häuslichen  Heizapparate  braucht  man 
nicht  zu  machen.  Wenn  das  Material  der  Öfen  nicht  zur  Weifsglut 
gebracht  wird,  so  leidet  es  nur  wenig.  Die  Ausfütterung  mit  Cha- 
motte  begünstigt  die  Bildung  von  Kohlenoxyd.  In  dem  Hause  des 
Autors  stehen  seit  1868  Dauerbrandöfen,  die  öfters  glühen,  aber  bis 
jetzt  ist  noch  keine  gesundheitliche  Störung  zu  beobachten  gewesen. 
Die  Behauptung  Oslendebs,  der  Karlsruher  Schulofen  gebe  nur 
50%  Nutzeffekt,    entbehrt  jedes   Beweises.     Die   Regulierung   der 


682 

OftSöfOQ  ist,  da  ntur  ein  Hthn  gestellt  za  werden  brancht,  dnrchfliu 
nicht  schwieriger,  als  die  Regulierung  von  FflUMen,  Dampf- 
heixungen  n.  s.  w.  Auf  die  Vorwurfe  betreffs  der  Ansströmnng  ▼•& 
Gas,  Verseachnng  des  Haases  etc.  geht  Professor  Mbiddtckbb  nldit 
em,   sondern  verweist  auf  die   diesbezflglichen  Mitteilungen   in  4er 


Unilx^t  ))erftt|«tt|(tt. 


dea  k.  bayerisclieii  Staatsminigterinms    de« 
lueni  Ar  Kirchen-  Bnd  Sehnlanj^elegeBheiteft  gegen  den 
Zndrang  in  den  hnmanistisehen  Stadien« 

München,  19.  JnU  1895. 
No.  10207. 

Die  seit  einer  Reihe  Ton  Jahren  stetig  sich  erhöhende  Frequenz 
der  humanistischen  Gymnasien  gibt  dem  k.  Staatsministerium  Ver^ 
anlfliäsang,  der  Frage  näher  zu  treten,  ob  etwa  dem  nbennftbigen 
Zudrange  von  Schfllem  zu  den  humanistischen  Studien  dnrcb 
entsprechende  Mafsnahmen  zu  begegnen  sei.  Dab  die  Teilnahme 
zahlreicher  ungeeigneter  Elemente  am  Gymnasialunterricht  eiae 
schwere  Schädigung  der  Anstalten  und  des  Unterrichtsbetriebes  an 
denselben  in  sich  schliefet,  bedarf  wohl  keiner  besondem  Hervor- 
hebung, ebensowenig  der  Umstand,  dafs  durch  das  fortwährende 
Anwachsen  der  Gymnasien  dem  Staate  sehr  erhebliche,  stets 
zmiehmende  Lasten  auferlegt  werden.  Das  k.  Staatsministerimn 
glaubt,  dafs,  um  dieser  ttbermäCngen  Schfllerfrequenz  in  der  erforder- 
lichen Weise  entgegenzutreten,  vorerst  besondere  organisatorische 
Mafsnahmen  nicht  notwendig  erscheinen,  dais  vielmehr  durch  einen 
aag^nessenen  YoDzug  der  bereits  bestehenden  Nonnen  nach  der 
angegebenen  Richtung  eine  inunerhin  nicht  unerhebliche  Abhilfe  wird 
geschaffen  werden  können.  £8  wird  indessen  ausdrflcklich  betont, 
dafs  es  dem  k.  Staatsministerium  bei  den  nachfolgenden  ErOrtenmgea 
nur  darum  zu  thun  ist,  ungeeignete  und  unbrauchbare  Elemente  von 
der  Studienlaufbahn  ferne  zu  halten,  während  es  andrerseits  der 
bestimmte  Wille  der  k.  Staatsregierung  ist,  dafe  tftchtige  und  brauch- 
bare Sdiüler  nach  wie  vor  bei  den  Studien  gefordert  werden  sollen. 

Gemäfs  §  25,  Absatz  3  der  Schulordnung  vom  28.  Juli  1 891 
ist  als  untere  Altersgrenze  fQr  den  Eintritt  in  die  erste  Klasse  des 
Gymnasiums    das  vollendete    neunte  Lebensjahr   festgesetzt.     Es  ist 


633 

aber  eine  bekannte  firfatmingsthatsache,  6b&  Schüler  dieser  Alters- 
stufe h&nfig  die  entsprechende  Reife  und  Yorbildang  für  die 
hnmanistischen  Stadien  noch  nicht  besitzen.  Den  k.  Rektoraten 
wird  es  in  der  Mehrzahl  dieser  F&lle  möglich  sein,  dnrch  Belehrung 
der  Eltern,  Yormllnder  n.  s.  w.  zu  bewirken,  dals  die  Schüler  in 
die  unterste  Klasse  wenigstens  nicht  vor  dem  vollendeten  zehnten 
Leben^ahre  ^treten. 

Jene  Schüler,  welche  lediglich  die  Berechtigung  zum  einjfthrigen 
FreiwüMgendienst  erlangen  wollen,  um  sodann  in  einen  bürgerlichen 
Beruf  einzutreten,  werden  im  Wege  der  Belehrung  ihrer  Angehörigen 
zu  veranlassen  sein,  da&  sie  eine  Realschule  als  die  für  ihre  Zwecke 
geeignetere  Schulgattung  besuchen.  Ebenso  wird  es  sich  empfehlen, 
Jene  Schüler  der  unteren  Klassen,  deren  Angehörige  nidit  am  Orte 
des  Gymnasialsitzes  wohnen,  und  die  auch  sonst  ein  besonderes 
Interesse,  gerade  an  dem  betreffenden  Orte  ihre  Studien  zu  machen, 
niefat  nadiweisen  können,  in  der  Regel  an  die  Progymnasien  und 
LaAeüischulen  zu  verweisen.  Durch  strengere  Handhabung  der  Alters* 
^spense  werden  manche  Schüler,  die  sich  von  vomherein  unzweifel- 
haft als  zum  Studium  untauglich  erweisen,  von  dem  Eintritte  in  das 
Gymnasium  abgehalten  werden  können. 

Das  k.  Staatsministerium  wird  nach  dieser  Richtung  nicht  nur 
an  die  primär  zuständigen  k.  Regierungen,  Kammern  des  Innern, 
die  entsprechenden  Weisungen  ergehen  lassen,  sondern  auch  seinerseits 
in  den  der  ministeriellen  Zuständigkeit  vorbehaltenen  DispensföHen 
eine  angemessene  Strenge  walten  lassen,  insbesondere  die  in  der 
generalisierten  Ministerialentschliefsung  vom  23.  Juli  1893,  No.  10288 
ausgesprochenen  Grundsätze  strikte  zur  Anwendung  bringen.  Die 
k.  Rektorate  haben  sich  hiemach  bei  ihren  gutachtlichen  Anträgen 
'auf  Erteilung  von  Altersdispensen  zu  richten. 

Auch  eine  angemessene  Strenge  bei  der  Aufnahmeprüfung  in 
die  erste  Klasse  erscheint  geeignet,  eine  teilweise  Minderung  der 
Frequenz  herbeizuführen.  Wenn  auch  zu  Gunsten  der  betreffenden 
Schüler  angeführt  werden  kann,  dafs  sie  mitunter  ohne  eigenes 
Versdbulden  mit  verschiedenartiger  und  vielleicht  auch  mangelhafter 
Vorbildung  sich  zum  Eintritte  in  die  erste  Klasse  melden  und  hiemach 
eine  nachsichtigere  Beurteilung  der  Leistungen  nicht  vollständig  von 
der  Hand  gewiesen  werden  kann,  so  kann  es  doch  andrerseits  nicht 
geUnigt  werden,  dals,  wie  es  an  manchen  Anstalten  geschieht,  alle 
oder  doch  nahezu  alle  sich  mddenden  Schüler  in  die  erste  Klasse 
aufgenommen  werden.  Eine  strenge  Ausscheidung  nach  der  sechs- 
wöchentlichen  Probezeit  wird  eine  Entfemung  der  ungeeigneten 
Elemente  herbeiführen,  ohne  dafs  Härten  in  der  angedeuteten 
Beziehung  zu  befürchten  wären. 


634 

Nach  §  29,  Absatz  3  der  Schulordnong  ist  das  Yorracken 
nicht  hinreichend  befähigter  Schüler  mit  rücksichtsloser  Strenge  za 
verhindern.  Durch  genaue  Befolgung  dieser  'Vorschrift  werden 
unbrauchbare  Elemente  rechtzeitig  einem  anderen  Berufe  zugefilhrt. 
Auch  die  gewissenhafte  Beobachtung  der  Bestimmung  in  Absatz  7 
des  gleichen  Paragraphen  bezüglich  der  Zulassung  zu  den  Aufnahme- 
Prüfungen  wird  diesem  Zwecke  dienen.  Endlich  kann  die  Frage 
der  Schulgeldentrichtung  von  Bedeutung  für  die  Frequenz  der 
Anstalten  sein.  In  dieser  Bichtung  glaubt  das  k.  Staatsministerium, 
dais  namentlich  in  den  untern  Klassen  bezüglich  der  Befreiung  Yom 
Schulgelde  keine  zu  groCse  Milde  geübt  werden  sollte. 

In  §  4  der  Schulordnung  vom  23.  Juli  1891  ist  ausdrtt<Micfa 
bestimmt,  dafs  die  erwähnte  Vergünstigung  nur  jenen  Schülern  zu 
teil  werden  soll,  welche  durch  Begabung,  FleÜs  und  Fortschritte 
sich  als  würdig  erweisen  und  gegründete  Aussicht  auf  die  Fortdan^ 
ihrer  Würdigkeit  geben.  Eine  sichere  Feststellung  dieser  Verhflltnisse 
wird  bei  den  Schülern  der  unteren  Klassen  in  sehr  vielen  Fftllen 
nicht  möglich  sein,  am  wenigsten  aber  wohl  beim  Eintritt  eines 
Schülers  in  die  unterste  Klasse.  Diese  Schüler  werden  daher  in 
der  Regel  zur  Bezahlung  des  Schulgeldes  anzuhalten  sein,  ebenso 
die  Bepetenten  aller  Klassen.  Den  mit  der  Behandlung  der 
Befreiungsgesuche  befaisten  Kommissionen  ist  Yon  dieser  Anschauung 
des  k.  Staatsministeriums  besondere  Mitteilung  zu  machen«  Ob 
nicht  aulserdem  überhaupt  eine  Erhöhung  des  dermalen  zu  ent- 
richtenden Schulgeldes  veranlasst  sei,  wird  der  weiteren  Erwftgung 
vorbehalten. 

Das  k.  Rektorat  wird  beauftragt,  die  im  Vorstehenden  enthaltenen 
Bemerkungen  zur  Richtschnur  für  die  Behandlung  der  einschlftgigeii 
Fragen  zu  nehmen  und  die  im  Vollzuge  gemachten  Wahrnehmungen 
veranlafsten  Falles  jeweils  in  dem  gemäfs  §  44,  Absatz  10  der 
Schulordnung  zu  erstattenden  Jahresberichte  besonders  hervorzuheben. 
An  die  k.  Rektorate  der  humanistischen  Gymnasien. 

(Gez.)  VON  Landmann. 

Der  Generalsekretär,  an  dessen  Statt: 

Der  Oberregierungsrat  Bumm. 

VerfAgniig  des  KSniglich  nngarischen  üntemchtsmimston 
an  den  Landesonterrichtsrat,   die  Rension  des  Gymnanal- 

nnd  Realsehollehrplanes  betreffend. 

Budapest,  den  13.  März  1895. 

Es  ist   eine  wichtige  Aufgabe  der  ünterrichtsverwaltnng,    nicht 
nur   die    Befestigung    und    die    ungestörte    Wirksamkeit    der  Lehr- 


685 

einrichtimgen  zu  sichern,  sondern  auch  alle  jene  Wünsche  and 
Urteile  zur  Kenntnis  zu  nehmen,  welche  im  Interesse  der  Förderung 
des  Unterrichtes  und  der  Erziehung  in  amtlichen  Berichten,  in  Be- 
ratongen  von  Fachkreisen  and  in  Schriften  von  Schnlfreonden  zum 
Ansdrack  gelangen.  Dieselbe  mofe  auch  die  bei  der  DarchfUhrong 
des  angenommenen  Systems  gesammelten  Erfiahrangen  vor  Angen 
halten,  damit  sie  die  etwaige  Richtigkeit  der  kritischen  Bemerknngen 
konstatieren  und  die  dem  Resoltate  der  vorgenommenen  üntersachangen 
entsprechende  Richtong  des  weiteren  Fortschrittes  bestimmen  kann. 
Denn  selbst  das  aaf  Prindpien  berahende  ünterrichtssystem  ist  auf 
die  Ergebnisse  mehrjähriger  Beobachtungen  angewiesen,  wie  solche 
in  erster  Reihe  die  Professoren,  in  zweiter  gebildete  Eltern,  denen 
das  Wohl    ihrer  Kinder   am  Herzen  liegt,    machen  können. 

Wenn  wir  das  ünterrichtswesen  unserer  Mittelschulen  von  diesem 
Standpunkte  aus  betrachten,  so  sind  besonders  in  zwei  Richtungen  jahraus, 
jahrein  mit  einer  gewissen  Stabilität  kritische  Bemerkungen  zu  hören. 
Die  eine  Behauptung  ist,  dafis  unsere  Studienordnung  an  das  Gehirn 
des  Kindes  zu  grofse  Forderungen  stellt,  dafs  der  Geist  der  SchtQer 
auf  Kosten  der  körperlichen  Entwickelung  überlastet  wird;  kurz,  es 
handelt   sich  um   die  Klage  der  „Überbürdung".     Die  andere  Be-  i 

merkung   besteht  darin,    dafs  im  Lehrplane  unserer  Gymnasien  der  j 

nationale  Charakter  nicht  genügend  zur  Geltung  kommt. 

In  Anbetracht  dessen,  dafe  unsere  gegenwärtigen  Lehrpläne  und 
Instruktionen  seit  einem  Jahrzehnte  durchgeführt  sind,  finde  ich  es 
angezeigt,  dafs  diese  wichtigen  Fragen  auf  die  Tagesordnung  ge« 
setzt  werden.  Ich  thue  dies  um  so  mehr,  als  die  eben  erwähnten 
Klagen,  insbesondere  die  Überbürdungsldage,  bisher  nur  allgemein 
gebalten  und  eher  aus  der  Beobachtung  einzelner  Erscheinungen,  als 
ans  dem  Studium  aller  mitwirkenden  Faktoren  entstanden  sind. 

Meine  Amtsvorgänger  verwendeten  groise  Sorgfalt  auf  die  Ver- 
hütung der  Überbürdung.  Es  besteht  bereits  eine  ganze  Anzahl 
von  Yerfügungen,  bezw.  Einrichtungen,  die  gegen  dieselbe  gerichtet 
sind.  Als  solche  erwähne  ich  die  Lokallehrpläne,  welche  den  An- 
stalten gegenüber  den  aus  den  besonderen  Verhältnissen  entstehenden 
Schwierigkeiten  freiere  Bewegung  sichern,  die  Anstellung  von  Schul- 
ärzten und  Hygieneprofessoren  den  Unterricht  in  der  Gesundheits- 
lehre, die  Weiterentwickelung  der  verschiedenen  Zweige  der  Leibes- 
pflege, des  Turnens,  des  Spieles  u.  s.  w.,  die  Begünstigung  der 
Schülerausfiüge,  den  Erlafs,  betreffend  die  Durchführung  des  An- 
schauungsunterrichtes, insbesondere  aber  den  XXX.  Gesetzesartikel 
Tom  Jahre  1890,^  welcher  jenen  Schülern,  die  kein  besonderes  Talent 

'  Derselbe  bezieht  sich  auf  den  Enatzunterrrioht  fär  diejenigen, 
welche  den  Unterricht  in  der  griechischen  Sprache  nicht  genielsen.    Eef. 


6d6 

fflr  Sprachen  besitzen,  den  Fortschritt  in  ihren  Stodien  bedeutend 
erleichtert.  Anfserdem  mnls  ich  betonen,  dafe  unsere  Lefarplftde  und 
Instraktionen  bestrebt  sind,  eine  Erieichtening  des  Unterrichts  zar 
Geltung  zn  bringen,  und  2war  durch  gegenseitige  Beziehung  niid 
Verbindung  der  anzueignenden  Kenntnisse,  durch  Abstafongen  iai 
Unterrichte  selbst,  durch  die  Gruppierung  der  verwandten  Lehrftcher 
in  den  unteren  Klassen,  durch  das  Verlegen  des  Schwerpunktes  dei 
Unterrichts  in  die  Schule,  durch  das  Fallenlassen  der  formalistiseliea 
und  das  in  den  Vordergrundtreten  der  sachlichen  Unterweisung. 

Trotzdem  finden  sich  heute  viele,  welche  die  Mittelschulen  der 
Überbflrdung  anklagen.  Einige  erklären  das  Übel  ftr  etwas  Lokales, 
andere  fOr  etwas  Allgemeines. 

Nach  jenen  käme  Überbürdnng  nur  sporadisch  vor;  die  Ur- 
heber derselben  wären  Professoren,  die  ihren  Gegenstand  aus  dem 
harmonischen  Ganzen  des  Mittelschulunterrichtes  herausreifsen,  ihre 
SchOler  mit  zn  viel  Details  belasten,  oder  ihnen  zu  viel  schrift' 
liehe  Arbeiten  aufgeben,  was  übrigens  nur  der  ungenfigenden  Kon- 
trolle seitens  des  Anstaltsdirektors  zuzuschreiben  sein  wflrde.  An^r- 
dem  kann  nach  denselben  Beurteilem  Überbttrdung  auch  durch  Eltern 
veranlafst  werden,  welche  ihren  Kindern  zu  viel  Privatunterricht  er- 
teilen lassen,  oder  die  körperliche  Entwickelung  derselben  durch 
eine  schädliche  Erziehung  im  Hause  hindern. 

Der  andere  Teil  der  Ankläger  sucht  in  dem  System,  in  des 
Mängeln  der  staatlichen  Verfügungen  die  Quelle  des  Übds.  Man 
weist  entweder  auf  die  Masse  des  vorgeschriebenen  Unterrichtsstoffes 
und  dementsprechend  auf  den  Umfang  der  approbierten  Lehrbflcher 
hin,  manchmal  auch  auf  die  zu  gro&e  Stundenzahl,  oder  man  be- 
schuldigt das  gesetzlich  stipulierte  Maximum  der  Schtüerzahl  in  der 
Klasse,  oder  das  sogenannte  Fachlehrersystem,  oder  die  mangelhafte 
pädagogische  Ausbildung  der  Lehrkräfte,  oder  die  ungenügende,  durch 
den  Volksschulunterricht  gewonnene  Grundlage  der  Schülerkenntnisse, 
oder  endlich  es  werden  alle  diese  Faktoren  zusammen  als  Ursachen 
der  Überbürdung  erwähnt. 

Nach  jenen  entspricht  das  System,  nur  die  Durchführung  lälst 
an  einigen  Orten  zu  wünschen  übrig.  Diese  beschuldigen  das  Gesetz, 
welches  den  Professor  zum  Stellen  grofser  Anforderungen  zwingt. 

Bei  einem  derartigen  Auseinandergehen  der  Ansichten  und  der 
Mangelhaftigkeit  der  bisher  gesammelten  Daten  kann  nach  meiner 
Ansicht  die  Frage  nicht  als  entschieden  betrachtet  werden,  and 
halte  ich  es  für  höchst  wünschenswert,  dafa  dieselbe  nicht  nur  in 
allgemeinen,  sondern  auch  im  speciellen  erforscht  werde.  Insbesondere 
wäre   zum  Gegenstande  einer  grtLndlichen  Untersuchung  zu  machen, 


687 

ob  nicht  die  bei  ans  bestehenden  Lehrpläne  Grand  za  den  erwähnten 
öfteren  Klagen  geben. 

Ich  fordere  demnach  den  Landesnnterrichtsrat  anf,  derselbe 
möge  den  in  unsere  Gymnasial-  und  Rei^lschollehrpläne  aafgenommenen 
Lehrstoff  bezüglich  jedes  einzelnen  Unterrichtsgegenstandes  dnrch- 
prflfen  and  auf  Grandlage  seiner  Untersachangen  erklären: 

1.  Besteht  ein  Zaviel  in  den  Details  and  in  welchen?  Könnte 
man  nicht  an  einzelnen  Stellen  and  bei  einigen  Gegenständen  ohne 
Gefährdnng  der  allgemeinen  Büdang  and  der  Verbindung  der  Gegen- 
stände Einzelbettes  Ton  geringerer  Bedeutung  weglassen,  oder  aber 
behufe  ErleiebfteroQg  zusammenzieheni  oder  in  andere  Beziehung 
bringen,  und  welche  Einzelheiten  sind  die«? 

2.  Ist  m  mdbi  notwendig,  in  der  Beihenfolge  und  Gruppierung 
des  Unterrichtsstoffes  Modifikationen  zum  Zwecke  der  Entlastung 
eintreten  zu  lassen,  und  wenn  jat  worin  bestehen  dieselben? 

Femer  möge  der  UnterrichtsrAt  bei  dieser  Gelegenheit  auch 
Über  die  anderen  hierher  gehörigen  Fragen  ein  Urteil  abgeben,  nnd 
zwnr  1.  tber  das  anlässige  Mafe  der  wöchentUchen  Untenichts- 
stnnden,  2.  ttber  die  Sdinlbttcher,  3.  über  die  maximide  Schülerzahl  in 
den  einsdnen  Klaesen,  4,  über  die  Heranbildung  der  Lehrkräfte,  5.  Ober 
das  Fachlehrersystem,  6.  über  die  schriftlichen  Arbeiten,  7.  über 
die  PiHfungsoMnung,  8.  über  die  Einteilung  der  Unterrichtsstunden. 

Bezüglich  aller  dieser  Punkte  wolle  der  Unterricbtsrat  nach  An* 
bömng  praktischer  Sehulmänner,  die  ao&erhalb  desselben  stehen, 
erentaell  nach  Anhörung  Ton  SchnlänBten  einen  zusammenCassenden 
Bericht  erstatten  nnd  Anträge  stellen  mit  besonderer  Bücksicbt  auf 
meinen  Wunach,  dab  die  Existenz  oder  Nichtexistenz  der  Überbünlung, 
deren  Beschaffenheit  nnd  Umfang  in  Bezug  auf  unsere  Lehrpläne 
möglichst  vollständig  beleuchtet  werde* 

Das  Referat  ist  so  su  erstatten,  dafs  dasselbe  mit  den  Geaetzes- 
artikeln  XXX  vom  Jahre  1883  und  XXX  vom  Jahre  1890  nicht 
kollidiert,  da  ich  keine  Revision  oder  Erweiterung  dieser  Gesetze 
dnrch  eine  Novelle  beabsichtige,  sondern  womöglich  im  Rahmen 
nainisterieUer  Erlasse  die  nötigen  Verfügungen  treffen  möchte. 

Für    den   Minister: 
Der  Staatssekretär 

(Gez.)  ZBOilNSZKT. 


■^"••»•^^»•••ii^ 


638 


Erlafs  des  KSniglich  italieaisclieii  Ministerims  des  SffentlieheB 

Unterrichts 
bezflglich  der  Infektionskrankheiten  in  Sehnlen. 

(Fortsetzung  und  SohluHi.) 

Anweisungen,  am  der  Verbreitang  der  Infektions- 
krankheiten in  Schalen  vorzabengen. 

Um  die  oben  erwähnten  Maüsregeln  in  Anwendung  zn  bringen, 
ist  es  vor  aUem  notwendig,  dals  die  Lehrer  die  ersten  Anzeichen 
der  ahnten  Infektionskrankheiten  kennen,  damit  sie  onverzflglich  die 
der  Erkrankung  auch  nar  verdächtigen  Schttler  ans  der  Schale  ent- 
fernen können. 

Diese  ersten  Anzeichen  sind  folgende: 

Bei  Diphtherie:  Halsweh,  Schwellang  and  Schmerz  der  Hals- 
gegend, Rötung  des  Rachens,  weilse  Flecken  oder  Punkte  im  Halse, 
die  selbst  dann  nicht  verschwinden,  wenn  sie  wiederholt  geätzt  werden, 
oder  wenn  das  Kind  mit  Wasser  gegurgelt  hat.  Sobald  Diphtherie 
unter  der  Bevölkerung  auftritt,  ist  es  geraten,  jeden  Fall  von  Hals- 
schmerz als  verdächtig  zu  betrachten  und  zu  behandeln. 

Bei  Krupp:  Heisere  und  rauhe  Stinmie,  bellender  Hasten, 
schweres  und  rasselndes  Atmen. 

Bei  Scharlach:  Schluckbeschwerden,  Schmerz  oder  Geschwulst 
des  Halses,  starke  Rötung  des  Rachens,  hohes  Fieber,  nach  24  bis 
48  Stunden  rote  Flecken  auf  der  Brust  und  am  Halse. 

Bei  Blattern:  Starkes  Kopfweh,  Lendenschmerzen,  Erbrechen, 
hohes  Fieber,  malartige  Flecken,  hauptsächlich  an  der  Innenseite 
der  Schenkel  und  dem  unteren  Teile  des  Bauches. 

Bei  Wasserblattern:  Leichtes  Fieber  und  Auftreten  von 
kleinen,  auf  der  Stirn  und  Aber  den  ganzen  Leib  verbreiteten 
Bläschen. 

Bei  Masern  oder  Röteln:  Fieber,  Niesen,  rote  und  glänzende 
Augen,  Thränenfluls,  Husten,  Röte  des  Gesichtes,  am  dritten  oder 
vierten  Tage  kleine  rote,  halbmondförmige  Flecken,  die  an  der 
Stirn  beginnen. 

Bei  Keuchhusten:  Die  ersten  Anzeichen  sind  die  eines  ge- 
wöhnlichen Schnupfens  mit  Husten;  die  HustenanfiUle  treten  indessen 
bei  Nacht  heftiger,  als  bei  Tage  auf  und  rufen  häufig  Erbrechen 
hervor.  Es  folgen  in  periodischer  Wiederkehr  die  charakteristischen 
Anfälle  mit  pfeifendem,  schneidendem  Ton. 

Bei  der  Rose  (Erysipel):  Partielle  Rötung  und  Schwellaiig 
der  befallenen  Haut  mit  Fieber. 


689 

Bei  Typhus:  Fieber,  Kopfschmerz,  belegte  Zungey  Er&fte« 
verfall. 

Bei  Dysenterie:  Häufige,  spärliche,  blutige  Entleenmgen 
mit  sehr  schmerzhaftem  Stahlzwang  und  Fieber. 

Bei  Cholera:  Reichlicher,  reisschleimartiger  Durchfall,  Er- 
brechen. Zur  Zeit  einer  Epidemie  muTs  jeder  DurchM  als  ver- 
dächtig angesehen  werden. 

Bekanntmaeliiuig  dea  KSniglieh  prenfsisehen  Ministers  der 

SeistlieheBy  Unterrichts-  und  Medicinalangelegenheiten  ftber 
en  Knrsns  znr  Ausbildung  von  Tnmlehrern  im  Jahre  1895. 

Berlin,  den  1.  März  1895. 

In  der  Königlichen  Tumlehrerbildungsanstalt  hierselbst  wird  zu 
Anfang  Oktober  d.  Js.  wiederum  ein  sechsmonatlicher  Kursus  zur 
Ausbildung  von  Turnlehrern  eröffnet  werden. 

Für  den  Eintritt  in  die  Anstalt  sind  die  Bestimmungen  vom 
15.  Mai  1894  mafsgebend. 

Die  Königliche  Kegierung  veranlasse  ich,  diese  Anordnung  in 
Ihrem  Verwaltungsbezirke  in  geeigneter  Weise  bekannt  zu  machen 
und  über  die  dort  eingehenden  Meldungen  vor  Ablauf  des  Juli  d.  Js. 
zu  berichten.  Auch  wenn  Aufnahmegesuche  dort  nicht  eingehen 
sollten,  erwarte  ich  Bericht. 

Unter  Bezugnahme  auf  meine  Rundverftgung  vom  25.  April  1887 
—  U.  ni.  B.  5992  —  erinnere  ich  wiederholt  daran,  dals  jedem 
Bewerber  ein  Exemplar  der  Bestimmungen  vom  15.  Mai  1894  mit- 
zuteilen ist  und  dafs  die  anmeldende  Behörde  sich  von  der 
genügenden  Turnfertigkeit  des  Anzumeldenden  Über- 
zeugung zu  verschaffen  hat,  damit  nicht  etwa  aufgenommene 
Bewerber  wegen  nicht  genügender  Tumfertigkeit  wieder  entlassen 
werden  müssen. 

Indem  ich  noch  besonders  auf  den  §  6  der  Bestimmungen  vom 
15.  Mai  1894  verweise,  veranlasse  ich  die  Königliche  Regierung, 
die  ünterstützungsbedürftigkeit  der  Bewerber  sorg- 
fältigst zu  prüfen,  so  dafs  die  bezüglichen  Angaben  in  der  durch 
meinen  Erlafs  vom  20.  März  1877  —  U.  III.  7340  —  vorgeschriebenen 
Nachweisung  als  unbedingt  zuverlässig  bei  Bewilligung  und 
Bemessung  der  Unterstützungen  zu  Grunde  gelegt  werden  können. 

Auch  noch  im  letzten  Jahre  sind  trotz  des  wiederholten  aus- 
drücklichen Hinweises  auf  diesen  Punkt  in  einzelnen  Fällen  erheb- 
liche Schwierigkeiten  daraus  erwachsen,  dafs  die  pekuniäre  Lage 
einberufener  Lehrer  sich  hier  wesentlich  anders  auswies,  als  nach 


640 

jenen  vorj&ufigen  Angaben  bei  der  Einberolung  angenommen  werden 
durfte.  Die  betreffenden  Lehrer  sind  ausdrücklich  auf 
die  mifslichen  Folgen  ungenauer  Angaben  hinzuweisen. 

Die  Lebensläufe,  Zeugnisse  u.  g.  w.   sind  Ton  jedem  Bewerber 
zu  einem  besonderen  Hefte  vereinigt  vorzulegen. 

In    den    im   vergangenen   Jahre   eingereichten  Nachweiauigeu 
haben  wiederum  mehrere  der  anmeldenden  Behörden  in  Spalte  «Be- 
merkungen" auf  frohere  Nachweisungen,  Berichte,  den  Begleitbericht 
und  der  Meldung  beiliegende  Zeugnisse  u.  s.  w.  verwiesen.     Dieses 
ist  unzulässig.    Die  genannte  Spalte  ist  der  Überschrift  entsprechend 
kurz  und  bestimmt  auszuMlen. 
An 
sämtliche  Königliche  Eegienmgen 
und  das  Königliche  ProvinzialschulkoUegium  hier. 


•*•«■••«•««• 


Abschrift  erhält  daa  Königliche  ProvinzialschulkoUegium  nr 
Nachricht  und  gleichmäMgen  weiteren  Yeraniassnng  bezüglich  der 
zu  Seinem  Geschäftskreise  gehörigen  ünterrichtsanstalten. 

Dabei  bemerke  ich,  dafs  es  in  hohem  Mai^e  erwünscht  ist, 
eine  gröDsere  Zahl  wissenschaftlicher  Lehrer,  welche  für  Erteilung 
des  Turnunterrichts  geeignet  sind,  durch  Teilnahme  an  dem  Kumi 
dafür  ordnungsmäßig  zu  befthigea. 

Der  Minister  der  geistlichen  u.  s.  w,  Angelegenheiten. 
Im  Auftrage:  (Gez.)  KüaLBB. 
An 
sämtliche  Königliehe  ProvinzialschulkoUegien. 

ü.  ra.  B.  632. 

Fahrpreiaerm&fai^iuige]!  ffir  mittellose  kranke,  blinde,  taab- 

itumme  und  Terwaiste  Kinder, 
Au  dem  deutseben  Eäsenbalinpersonentarif. 

1.  Die  Fahrt  in  III.  Klasse  aller  Züge  zum  Militärfahrpreise  wird 
gestattet  : 

b.  kranken  Kindern  unbemittelter  Personen  zum  Zwecke  dar 
Auinabme  in  die  für  solche  Kinder  eingerichteten  besonderen 
Heilstätten; 

c.  unbemittelten  Zöglingen  der  öffentlichen  Blinden-  und  Taab- 
stnmmenaiistalten,  sowie  nnbemitteben  Pfleglingen  der  öSnU- 
liehen  Heil-  und  Pflegeanstalten  für  epil^itische  Kranke  für 
Urlaobsreisen  zum  Besuch  ihrer  Angehörigen,  oder  am 
Zwecke  der  erstmaligen  Verbiingung  in  eine  dier  genannten 
Anstalten ; 


641 

d.  onbemittelten  Taubstummeii  Ar  den  Besuch  kleinerer  Zusammen- 
künfte an  den  Taubstummenanstalten,  sowie  Taubstummen, 
welche  zum  Zwecke  ihrer  kirchlichen  Versorgung  die  An- 
stalten zu  besuchen  wünschen; 

e.  unbemittelten  Zöglingen  der  unter  Aufeicht  des  Staates 
stehenden  Waisenanstalten  für  Ferienreisen  zum  Besuche 
ihrer  Angehörigen. 

2.  Zwei  Kinder  bis  zum  vollendeten  zehnten  Leben^ahre  finden 
hierbei  Beförderung  auf  eine  Fahrkarte,  während  ein  einzelnes 
Kind  unter  zehn  Jahren  den  Tollen  Militärfahrpreis  zu  zahlen  hat. 

3.  Die  Ermäßigung  wird  sowohl  für  die  Hin-,  als  für  die  Rückfahrt 
gewährt. 

4.  Die  £^eiche  ErmäCsigung  wird  für  je  einen  Begleiter  der  unter 
la — d  aufgeführten  Personen  eingeräumt,  und  zwar  auch  zur 
Bückreise  nach  Ablieferung  der  Schützlinge  am  Bestimmungsorte, 
sowie  zur  Hinreise  behufs  Wiederabholung  der  Schützlinge. 

5.  Als  Ausweis  wird  verlangt: 

a.  von  den  unter  la  und  b  aufgeführten  Personen  eine  Be- 
scheinigung der  Ortsbehö^de  (bei  Reisen  in  die  Einder- 
heilstätten auch  des  die  Kinder  aussendenden  Vereins)  über 
die  Mittellosigkeit,  sowie  eine  Au&ahmebescheinigung  der 
Anstalt;  handelt  es  sich  um  die  Aufnahme  in  ein  Kranken- 
haus, so  kann  in  dringenden  Fällen  an  Stelle  der  letzteren 
auch  eine  Bescheinigung  des  behandelnden  Arztes  treten. 

b.  von  den  unter  Ic,  d  und  e  aufgeführten  Personen  eine 
Empfehlung  des  Vorstandes  der  Anstalt. 

Die  gleichen  Ausweise  dienen  für  die  Begleiter. 

6.  Die  Ausweise  werden  von  dem  Schalterbeamten  abgestempelt  und 
den  betreffenden  Personen  zurückgegeben,  welche  sie  dem  Fahr- 
persomal  auf  Verlangen  vorzuzeigen  haben. 

7.  Freigepäck  wird  i^ur  von  denjenigen  Verwaltungen  gewährt,  welche 
solches  in  ihr^n  Binnenverkehr  allgemein  eingeführt  haben. 


Jßtxf9nai\tn. 


Oberbaurat  Spiekeb,  der  Verfasser  der  im  Auftrage  des 
Königlich  preulsischen  Unterrichtsministeriums  ausgearbeiteten  Ent- 
würfe für  einfache  ländliche  Schnlgebäude,  ist  von  der  philosophischen 
Fakultät  der  Universität  Berlin  zum  Ehrendoktor  promoviert  worden. 

BohtdgwoBdlMltepflat«  Vni.  41 


642 


BezUsarzt  Dr.  R.  Kaak  von  Albeszt  in  Merm  eilMt  dtm 
Titel  eines  Kaiserücfaen  Rates. 

Dem  Krassdnüinspektor  Rkutckjkkb  in  Bonn  ist  der  Qianktcr 
als  Sdmlnt  ndt  dem  Rang  der  Rate  lY.  Klasse  TeiiidieD  worden. 

£$  haben  erbalten:  den  Kronenorden  ü.  Klasse  mit  Stern  der 
▼ortragende  Rat  im  Ifinisteriam  der  geisüidien,  Unterricbts-  ud 
Medizinalangelegenbeiten,  Gebeimer  Oberregienoigsrat  Dr.  Staubsb 
in  Berlin;  den  Kronenorden  IL  Klasse  der  Geheime  RegienngB- 
nnd  Oberschnlrat  a.  D.  Ebnbt  in  Baden-Baden;  den  roten  Adler- 
orden lY.  Klasse  die  Kreisschnlinspektoren,  Pbrrer  Croke  in  B&hle 
nnd  Pfarrer  zub  Nibdeh  in  Hagen,  der  Direktor  des  Dotolheen- 
stadtischen  Realgynmasinms  Professor  Thuebik  in  Berlin,  der  Medi- 
zinalassessor, Gebeimer  SanitAtsrat  Dr.  Schulz  in  Koblenz,  der 
Kreisphjrsikos  Dr.  Abbeit  in  Labian  nnd  der  znm  Kaiserlichen  Ge- 
sondbeitsamt  kommandierte  Stabsarzt  Dr.  Paitnwitz  in  Beriin. 

Oberlehrer  Dr.  Hahn  in  Hamburg  ist  znm  stelhrertretendea 
Vorsitzenden  der  deutschen  Tnmerschaft  gewflhlt  worden. 

Ernannt  wurden:  der  Geheime  Oberregiemngsrat  Dr.  L.  Abns- 
BRRGEB  zmn  Geheimen  Rat  H.  ISasse  und  Direktor  des  badischen 
Oberschulratsf  der  Landrat  Krameb  in  Thom  zum  Oberregiemngsrat 
und  Dirigenten  der  Abteilung  ftr  Kirchen-  und  Schulwesen  bei  der 
Regierung  in  Posen;  der  Regierungs-  und  Schulrat  Dr.  Kbichsl  in 
Strasburg  zum  Oberschulrat;  der  Rektor  der  Realanstalt  Jasgkb 
in  Canstatt  zum  Oberstudienrat  in  Stuttgart;  der  Regierungs-  und 
Schulrat  Dr.  Klet  unter  Belassung  seines  bisherigen  Titels  nnd 
Ranges  zum  Kreisschulinspektor;  der  Gymnasialdirektor  Wiesel  in 
Trier  zum  Direktor  des  Kaiser  Wilhehngymnasiums  in  Köln;  der 
Oberlehrer  am  Gymnasium  in  Bochum,  Professor  Dr.  Bekeceb, 
zum  Direktor  des  Gymnasiums  in  Hamm;  der  Gymnasialdirektor 
Dr.  Seebbck  in  Clausthal  zum  Direktor  des  Gymnasiums  in  CeDe; 
der  Oberlehrer  am  Friedrich  Wilhelmsgymnasinm  in  Posen,  Professor 
YOK  Sanbek,  zum  Direktor  des  Gymnasiums  in  Lissa;  der  Professor 
Lanosdobf  in  Frankfurt  a.  M.  zum  Direktor  des  Gymnasiums  in 
Dillenburg;  der  Oberlehrer  am  evangelischen  Gymnasium  Dr.  Baiosch 
in  Glogau  zum  Gymnasialdirektor  in  Ohlau;  der  Oberlehrer  am 
Gymnasium,  Professor  Dr.  Windel  in  Hameln,  zum  Direktor  des 
Realgymnasiums  in  Barmen;  der  Professor  Dr.  Goldschetdeb  am 
Gymnasium  in  Barmen  zum  Realgymnasialdirektor  in  Mfllheim  a.  Rh. ; 
der  Direktor  des  Realprogymnasiums  Dr.  Schboedeb  in  Naumburg 
a.  S.  zum  Realschuldirektor  in  Grofe- Lichterfelde;  der  Leiter  der 
Realschule  in  Amswalde  Dr.  Hörn  zum  Direktor  dieser  Anstalt; 
der  Realschuloberlehrer  Gille  in  Cottbus  zum  Direktor  der  Real- 
schule in  Ems. 


643 

Der  ungarische  Landessamifttsinspektor,  Privatdocent  der  Angen- 
heilkimde  Dr.  Schüler- Ablt  in  Budapest,  ist  zum  anfserordentlichen 
Professor  befördert  worden. 

An  der  Berliner  Universität  habilitierte  sich  Stabsarzt  Dr. 
Hedöuch  Bonhoff  als  Priyatdocent  für  Gesundheitspflege. 

In  gleicher  Eigenschaft  sind  versetzt  worden  die  Seminar- 
direktoren Dr.  Babtholome  von  Montabaur  nach  Prflm  und  Dr. 
ScHAFBB  von  Prfim  nach  Montabaur. 

Ausgeschieden  wegen  Eintritt  in  ein  anderes  Amt  im  Inlande 
ist  Dr.  Kaute,  Ereisschulinspektor  zu  Wollstein. 

Der  um  die  Hygiene  verdiente  Ministerialrat  a.  D.  Dr.  Heb- 
mann Wassebfuhb  beging  am  26.  August  d.  Js.  sein  fdnfzig- 
j&hriges  Doktoijubüäum. 

In  den  Ruhestand  getreten  sind  Gymnasialdirektor  Professor 
Dr.  Abicht  in  Oels  und  Direktor  Wagkeb  in  Ems. 

Aus  Konstanz  wird  der  Tod  des  Geheimen  Sanitätsrats  Dr. 
Ei)t7ABD  GRAF-Elberfeld  gemeldet.  Der  Verstorbene  war  wiederholt 
Präsident  des  deutschen  Vereins  fikr  öffentliche  Gesundheitspflege, 
Mitbegründer  und  Vorsitzender  des  niederrheinischen  Vereins  fär 
öffentliche  Gesundheitspflege,  aufserordenüiches  Mitglied  des  deutschen 
Reichsgesundheitsamtes  und  gehörte  der  Berliner  Schulreformkonferenz 
und  dem  Siebenerausschusse  an.  Besondere  Verdienste  hat  er  sich 
auch  um  den  deutschen  Ärztevereinsbund  erworben,  an  dessen  Spitze 
er  viele  Jahre  lang  stand.  Ebenso  bekannt  ist  seine  Thätigkeit  als 
Vicepräsident  des  preulsischen  Abgeordnetenhauses. 

Femer  sind  gestorben:  der  Realgymnasialdirektor  a.  D.,  Ge- 
beimer Regierungsrat  Dr.  Münch  zu  Münster  i.  W.;  der  Kreis- 
schulinspektor Webneb  zu  Polsnitz  i.  Schi. ;  der  Schuldirektor  a  D. 
Kittel  in  Glauchau;  der  Rektor  Goldmann  an  der  Domschule  in 
Frankfurt  a.  M. ;  die  Rektoren  a.  D.  Müllbb  in  Elbing  und  Kohl- 
badsoh  in  Lüneburg;  der  Arzt  der  Lehrerbildungsanstalt  Dr.  A. 
Faube  in  Fontenay-aux-Roses. 


£ttteratitr* 


Besprechungen. 
Professor  Dr.  med.  und  phil.  RGbiebbagh  inMttlhausen  (Elsafs).  Über 

Beziehungen  zwisehen  {geistiger  Ermfidnng  und  Empflndimgg- 

vemSgen  der  Haut.   Schnlhygienische  Untersuchungen.   Separat- 

41* 


644 

abdrack  aas  dem  Archw  für  E^giene,  Bd.  XXIY.   MfiBche»  and 
Leipzig,  1895.    B.  Oldeuboorg.     (88  S.  Gr.  8^^.) 

Verfasser  hat  einen  neaen  Weg  zar  Messong  des  Grades 
geistiger  Ermüdung  betreten:  nach  seinen  fieobachta.ngen 
setzt  Hirnermüdang  die  Hautsensibilitftt  herab.  £.  H. 
WiSBBB  hat  dnreh  Ansetzen  der  abgestumpften  Spitzen  eines  Ziikels 
bestimmt,  wie  klein  an  verschiedenen  Stdien  der  KOrperoberflftche 
die  Entfemung  zweier  gleichzeitig  die  Saat  treffender  panktftnniger 
Eindrtcke  gemadit  werden  kann,  ohne  dafs  ihre  gesonderte 
Wahrnehmung  aafhOrt.  Dabei  hat  er  das  von  einer  Nerven&ser 
durch  eine  oder  mehrere  Endigungen  versorgte  Haatgebiet  als 
anatomischen  Empfindungskreis  definiert.  Hiervon  ist  der  jAiy- 
Biologische  Empfindungskreis  zu  unterscheiden,  d.  h.  das  YorsteUiuigi- 
bUd  des  erregten  Hantgebietes  im  Bewuftoein,  welches  letztere 
derart  ein  Tastfeld  von  bestimmter  Ausdehnung  fohlt  Die 
physiologischen  Empfindungskreise  sind  erfahrungsgemäb  variabel: 
AuteerkBamkeit  verkleinert  dieselben,  daher  sie  bei  naohlaaaender 
Aufmerksamkeit,  d.  h.  bei  zunehmender  Abspannung  eine  Ter- 
grölserung  erfahren  werden.  Sonach  liegt  in  der  Prüfung 
des  Empfindungsvermögens  der  Saut  mittelst  des  Zirkeis 
als  Ästhesiometers  auch  ein  Mittel  zur  Prfllung  der 
geistigen  Ermüdung. 

Gbibsbach  untersuchte  nun  bezü^ch  der  Veigrölfieraiig  der 
Empfiadungakreise  bei  Abspaimung  des  Geistes  unter  BeobachtoBg  der 
nötigen  Yorsichtsmabregeln  sowohl  mit  scharfe^,  als  mit  abgeat^EipfteB 
Zirkelspitzen  folgende  Stellen,  uad  zwar  in  der  Querrichtung  zur  Längs- 
achse des  Kopfes,  bezw.  der  Arme :  die  Stirnsätze  (glabella),  die  Jadi- 
beinmitte,  bezw.  den  Jocbbogen  (arcus  zygomaticus)  und  den  Sdm- 
beiufortsate  (procesaus  frontalis  des  Jochbeins,  die  Nasenspitze,  den 
roten  Saom  der  Unterlippe,  den  Oaumenballen  der  rechten  Hiuid 
und  die  Kuppe  des  rechten  Zeigefingers.  An  diesen  Hautst^en 
wurde  der  gröfste  Abstand  der  Zirkelspitzen  ermittelt,  bei  dem  die  zwei 
Eindrücke  noch  als  einer  zur  Empfindung  gelangten.  Geprüft  wurden 
Schüler  der  Oberrealschule  und  der  Oberklassen  des  Gymnasiums  zu 
Mülhausen,  Lehrer  daselbst  und  ein  Oberschulrat,  welcher  Vorsitzender 
der  Prüfungskommission  ist,  ferner  Comptoirlehrlinge  mit  guter  Schul- 
bildung, Zöglinge  einer  mechanischen  Weberei  mit  theoretischem  und 
praktischem  Unterricht,  sowie  junge  in  einer  Maschinenkonstmktions- 
werkst&tte  lernende  Arbeiter.  In  der  arbeitsfreien  Zeit,  an 
Sonn-  und  Feiertagen,  gelangten  die  physiologischen,  normalen 
Sensibilitfttsverhältnisse  zur  Bestimmung.  Behufs  Studiumfi  der  Ver- 
ändeniBig  der  physiologifichen  Empfinduügskreise  wurde  vor  BegMui 
und  nach  Schlu]^  der  Arbeit  gemessen,   bei  den  Uittelscbttem  über- 


645 

hattpt  nach  jeder  Lehrstnnde,  bei  den  Kealschfllern  spedell  auch 
gelegentlich  der  schriftlichen  und  mündlichen  BefthigongsprOfiing 
znm  eii^fthrigen  Militärdienste. 

Ans  den  ziffemmflssig  angefahrten  nnd  durch  Knrven  versinn- 
lichten  Resnltaten  der  Einzelnntersachnngen  ergibt  sich  nan 
bezflglich  der  Real-  nnd  Oymnasialschttler,  dafe  der  Beginn 
des  Morgennnterrichtes  im  Sommer  um  7  Uhr  nicht  zu  billigen  ist; 
namentlich  Schiller  der  mittleren  und  oberen  Klassen  zeigten 
zu  dieser  Stunde  bereits  herabgesetztes  Empfindungs- 
vermögen. Wahrscheinlich  ist  zu  kurze  Schlafdauer  daran  schuld« 
Die  Ziffern,  welche  fttr  letztere  beigebracht  werden,  bestätigen  diese 
auf  die  Sensibilitfltsbeobachtung  basierte  Vermutung;  sie  sind 
mehrfach  entsehieden  zu  gering.  Der  Unterricht  soüte  für  die 
alteren  Schüler  um  8,  fflT  die  jüngeren  um  9  Uhr  anfangen.  Es  ist 
femer  viel  besser,  denselben  dort,  wo  es  die  bürgerlichen  Yerhftltnisse 
erlauben,  mit  gekürzten  Stunden  bis  1  Uhr  auszudehnen,  als  wissen- 
schaftliehen Nachmittagsunterricht  zu  erteilen. 

Derbesondere  Unterrichtsgegenstand  und  die  Behand- 
lung des  Lehrstoffes  sind  nicht  ohne  Einflufs  auf  die  Ermüdung; 
im  allgemeinen  ist  dieselbe  nach  den  bisherigen  Untersuchungen  beim 
Unterrichte  in  den  alten  Sprachen,  der  Geschichte  und  den  mathe- 
matisdien  Fächern  am  bedeutendsten,  und  zwar  um  so  bedeutender, 
jeroehr  Gedächtnisleistnngen  dabei  verlangt  werden. 

Die  Erholungspausen  —  im  Elsafs  nach  jeder  Lehrstunde 
üblich  —  reichen  in  sehr  vielen  Fällen  nicht  aus^  um  die  Sensi- 
bilität auf  die  normale  Höhe  zu  heben. 

Die  Herabsetzung  des  Empfindungsvermögens  erreicht  während 
des  Nachmittagsunterrichtes  häufig  ihren  höchsten  Grad.  Die 
zwastündige  Mittagspause  von  12  bis  2  Uhr  ist  zu  kurz.  Viel- 
fach war  nach  angestrengtem  Morgenunterrichte  um  2  Uhr  nach- 
mittags die  normale  Sensibilität  der  Haut  noch  nicht  zurückgekehrt. 
Da  nachmittags  die  Ermüdung  oft  noch  höhere  Grade  erreicht,  als 
vormittags  und  überdies  die  Verdauung  durch  die  geistige  Anstren- 
gung verzögert  wird,  so  ist  der  Nachmittagsunterricht  zu  verwerfen, 
um  so  mehr,  als  die  Schule  derart  dreimal  täglich  das  Gehirn  des 
Sdiülers  beansprucht,  zum  dritten  Male  nämlich,  wenn  derselbe  seine 
Hausaufgaben  macht.  Wissenschaftliche  Unterrichtsstunden  sollten  am 
Nachmittage  nicht  erteilt  werden.  Die  Gymnasiasten  sind  durch 
den  Ausfall  des  wissenschaftlichen  Nachmittagsunterrichtes  im  Vorteil, 
da  die  Erholung  bei  ihnen  einheitlicher  und  andauernder  ist. 

Die  Beobachtungen  an  Lehrern  zeigen,  wie  stark  diese 
durch  den  Unterricht  ermüdet  werden;  der  Einzelunterricht  spannt, 
wie  zu  erwarten  stand,  weniger,  als  der  Elassenunterricht  ab.    Der 


646 

PrttfiiBgsvorsitzende  zeigte  nach  dem  mehrsttindigen  EzamüdeTen 
hochgradige  Ennttdungserscheinangen. 

Die  mit  Comptoirarbeiten  beschäftigten  Kaufmanns« 
lehrlinge  weisen  eine  im  Verhältnis  zu  derjenigen  der  Gymnasial- 
nnd  Realschüler  verschwindende  Ermfldang  auf. 

Mechanische  Thätigkeit  beeinträchtigt  das  Empfindungsverm^^gen 
weit  weniger,  als  geistige.  Die  Webschüler  zeigten  nach  der 
Beschäftigung  am  Webstuhl  keine  erhebliche  Herabsetzung  der  Sensi- 
bilität, die  Volontäre  der  Maschinenfabrik  bei  ihrer  prak- 
tischen Arbeit  fast  gar  keine. 

Verfasser  schliefst  seine  Veröffentlichung  mit  einer  sehr  un- 
günstigen Kritik  über  die  Einführung  gewisser  Prüfungen. 

Da  die  Untersuchung  des  Individuums  unmittelbar  nach  den 
Leistungen  vorgenommen  werden  mufs,  deren  Effekt  beurteilt  werden 
soll,  also  z.  B.  unmittelbar  nach  Schlufs  der  Lehrstunde,  oder  mit 
anderen  Worten  überhaupt  ehe  Erholung  einzutreten  beginnt,  so 
konnte  Autor  nicht  etwa  eine  ganze  Anzahl  von  Schülern  auf  ein- 
mal prüfen.  Es  wurden  daher  aus  den  verschiedenen  Klassen  nur 
je  eiozelne  passend  gewählte,  nicht  „beste"  oder  „schlechteste*' 
Schüler  untersucht.  Trotz  der  geringen  Zahl  Untersuchter  sind  ab^ 
die  Resultate,  wie  die  Übereinstimmung  der  Sensibilitätsänderungen 
der  Individuen  bezüglich  der  einzelnen  Körperstellen  lehrt,  zweifdios 
beweiskräftig. 

Bei  öfterer  Untersuchung  desselben  Individuums  ist  anzunehmen, 
dafs  die  Übung  auf  die  Ergebnisse  nicht  ohne  Einfluls  bleibt.  Um  so 
bemerkenswerter  erscheint,  dafs  nichtsdestoweniger  die  Zunahme  der 
Ermüdung  in  Gestalt  abnehmender  Sensibilität  bei  fortschreitender 
Arbeit  auch  nach  wiederholter  Untersuchung  immer  wieder  bestimmt 
hervortritt.  Zweifelhaft  ist  allerdings,  ob  verschiedene  Experimen- 
tatoren so  wenig  verschiedenen  Druck  der  Zirkelspitzen  verwenden 
werden,  dafs  nicht  auf  diese  Weise  abweichende  Ergebnisse  in  den 
absoluten  Zahlen  zuwege  kommen.  Der  Mangel  eines  Mafsstabes  für 
den  ausgeübten  Druck  ist  wohl  die  schwache  Seite  der  vorliegende 
Methode;  es  dürfte  sich  empfehlen,  einen  Zirkel  von  bestimmtem 
Gewicht  zu  benutzen,  wobei  dieses  allein  als  Druck  wirkt. 

Wenn  auch  die  vorliegende  Arbeit  noch  nicht  gestattet,  all- 
gemein die  relative  Arbeitsleistung  mit  Sicherheit  zu  beurteilen, 
welche  durch  den  einzelnen  Unterrichtsgegenstand  bediugt  wird, 
so  zeigt  sich  andererseits  doch  klar,  dafs  das  ingeniöse  Unter- 
suchungsverfahren geeignet  ist,  in  dieser  und  anderen  hierhergehörigen 
Richtungen  allmählich  zu  sicheren  Schlüssen  zu  führen. 

Man  gelangt  vom  hygienischen  Standpunkte  immer  wieder  zu 
gewissen    dringenden    Forderungen:    nicht    zu    zeitiger    Unterrichts- 


647 

begiim  morgens,  ausgiebige  Pausen  nach  jeder  Lehrstande,  Wegfall 
des  Nachmittagsunterrichtes  in  wissenschaftlichen  Gegenständen.  Möge 
die  lehrreiche  Publikation  Griesbachs  zur  Erreichung  dieses  Zieles 
an  allen  Orten  mithelfen!  Seine  originelle  und  mühevolle  Arbeit 
bedeutet  einen  erfreulichen  Fortschritt  auf  dem  noch  wenig 
betretenen  Wege  exakter  Erforschung  der  Hygiene  des  Unterrichtes. 
Wir  dürfen  weiteren  diesbezüglichen  Yeröffentlichungen  des  Yer- 
&s8ers  mit  gespannter  Erwartung  entgegensehen. 

Oberrealschulprofessor  Dr.  phil.  Leo  BuBaERSTEiN  in  Wien. 

Robert  Zimmermann,  Oberlehrer  am  Königlichen  Seminar  Grimma  11 
in  Rochlitz.  Gesmidheitaregelii  fftr  Schnle  und  Hans.  Fest- 
gabe zur  Einweihung  des  neuen  Anstaltsgebäudes  für  das  Seminar 
Grimma  11  in  Rochlitz.  Grimma,  1895.  Gustav  Gensei.  (125  S. 
Kl.  8^  A  1.) 

Als  Lehrer  der  Anthropologie  an  genannter  Anstalt  hat  Verfasser 
ans  der  Übersiedelung  der  letzteren  in  ein  allen  Ansprüchen  der  Hygiene 
entsprechendes  Gebäude  Anlafe  genommen,  diese  Gesundheitsregeln, 
wie  er  sagt,  „systematisch  zu  ordnen  und  methodisch  zusammen- 
znsteUen,  sie  aus  Naturgesetzen  herzuleiten  und  sie  mit  steter  Bezug- 
nahme ^uf  Physik  und  Chemie,  vrie  auf  Erfahrung  und  Sitte  zu  be- 
gründen". Dies  löbliche  Ziel  ist  aber  leider  nicht  erreicht,  weder 
in  der  Anordnung,  noch  in  der  Ausführung.  Schon  die  Voranstellung 
der  Stoffzufuhr  (Yerdauung)  zwingt  zur  Vorwegnähme  und  unbegrün- 
deten Hinstellung  vieler  Behauptungen,  die  erst  später  zu  beweisen 
wären ;  Wichtiges  und  Unwichtiges,  Gleichgültiges,  Selbstverständliches 
and  Unbewiesenes,  sogar  geradezu  Falsches  kommen  in  bunter  Reihe 
nebeneinander  vor.  Verfasser  hat  wohl  viele  populäre  Bücher  ge- 
lesen, aber  ihm  fehlt  offenbar  die  wissenschaftliche  Grundbildung  in 
Physiologie  und  Hygiene,  ohne  die  man  der  Sache  nicht  Herr 
aein  kann. 

Die  an  die  Spitze  gestellten  Regeln  pflegen  so  allgemein  ge- 
halten zu  sein,  dafs  man  sehr  vielerlei  darunter  verstehen  kann.  Da 
heilst  es  z.  B. :  1.  Die  Speisen  müssen  nahrhaft  sein,  d.  h.  die  rich- 
tige stoffliche  Zusammensetzung  haben;  nötig  sei  Baumaterial  und 
Ersatzmaterial:  Eiweifs,  Fette,  Stärkemehl  (Kohlenhydrate,  Fett- 
bildner), Salze  und  Wasser,  Mengenverhältnisse  werden  aber  weder 
für  den  Bedarf,  noch  für  die  Zusammensetzung  der  Nahrungsmittel 
angegeben ;  Eiweils  dient  zum  Aufbau  und  zur  Emeuemng  der  durch 
Arbeit  zerstörten  Organe,  von  Wärme-  und  Krafterzeugung  ist  kaum 
die  Rede.  2.  Die  Speisen  sollen  verdaulich  sein,  das  sei  aber 
niemals  nach  einem  festen  MaCsstabe  zu  entscheiden,  sondern  hänge 
Ton    der  Verdauungskraft   ab.     Ganz,  apodiktisch    wird    behauptet: 


648 

Milch  ist  ftlr  Kinder  (ohne  Altersgrenze)  die  einzig  zweckmäfsige 
Nahmng;  ein  Znsatz  von  Fett  nnd  Zncker  (!)  macht  jede  Art  Kost 
schwer  verdanlich.  3.  Die  Ernährung  mnfs  eine  ansreichende  imd 
vollständige  sein,  was  durch  das  Gewicht  bestimmt  werd^;  von 
Arbeit  und  Leistungsfähigkeit  ist  wieder  nicht  die  Rede;  eine  Un- 
sitte unserer  Zeit  sei  das  viele  Essen  und  Trinken,  meistens  werde 
zu  viel  gegessen.  Ob  auch  in  Sachsen  und  in  vielen  Fabrikgegenden? 
4.  Die  Speisenmen^e  müsse  dem  Bedarfe  entsprechen,  zur  Kontrolle 
werden  die  Nohnalgewichte  angegeben.  Dann  folgt  der  schwer  ver- 
ständliche Satz :  „Das  Nahrungsbedttrfiiis  ist  nun  ein  wesentlich  ve^ 
schiedenes,  je  nachdem  die  Stoffeinfuhr  die  Ausftihr  ftberwiegt,  oder 
die  Ausfuhr  gröfser  ist,  als  die  Einfuhr.^  'Weiter  lesen  whr  bei 
Empfehlung  gemischter  Kost:  „Doch  räumt  die  Gesundheitslehre  zu 
etwa  zwei  Dritteilen  der  gemischten  Kost  den  Vorrang  ein.*  hn 
Widerspruch  mit  der  früher  gegebenen  Lehre  vom  Aufbau  nnd 
Ersatz  heilst  es  plötzlich:  „Nicht  genug  zu  schätzen  ist  die  Zufuhr 
von  Fetten  aller  Art,  wie  von  Fettbildnern  in  der  Zeit  des  Wachs- 
tums." Obst  habe  zwar  wenig  Nahrungswert,  rege  aber  aufser- 
ord.entlich  an  und  „unterstütze  namentlich  den  Stoffwechsel  im 
Geliirn".  „Bei  der  Zuckerkrankheit  kommt  es  darauf  an,  dem 
krankhaft  gesteigerten  Eiweifsverbrauch  dadurch  zu  begegnen,  ätdk 
der  Genufs  stickstoffhaltiger  Nahrungsmittel  (der  Eiweifskörper) 
möglichst  eingeschränkt  wird.** 

Es  würde  ermüdend  sein,  wie  es  mir  thatsächlich  eine  grolse 
Anstrengung  gewesen  ist,  diesen  Wust  von  Halbwahrheiten  und  Un- 
richtigkeiten Schritt  ftlr  Schritt  zu  verfolgen.  Als  Kuriositäten 
mögen  noch  erwähnt  werden,  dafs  Kartoffeln  im  Keller  den  dann 
aufbewahrten  Wein  verderben,  dafs  Nahrungsmittel  sich  TortrelFllch 
halten  in  ozonisierter  Luft  und  dafs  „ozonisiertes  Magnesiawasser 
ein  unschädliches  Mittel  ist,  Speisen  keimfrei  zu  erhalten  und  Trink- 
wasser zu  reinigen''.  Mit  der  Cholera  und  anderen  ansteckenden 
ELrankheiten  ist  Verfasser  sehr  vertraut:  „die  (allein  schädlichen) 
giftigen  Stoffwechselprodukte  haben  am  siebenten,  ächten  oder  neunten 
Tage  eine  solche  Umwandlung  erfahren,  dafs  sie  zu  einem  heilsamen 
Gegengifte  werden  und  die  Bacilleü  vernichten.  Hierauf  beruht  der 
Schutz,  den  eingeimpfte  Lymphe  gegen  die  durch  Badllen  hervor- 
gerufene Änsteckungskrankheit  gewährt.  Später  werden  die  weifsen 
Blutkörperchen  als  Phagocyten  gefeiert.  Beim  Fieber  darf  man  sich 
nicht  zum  Essen  zwingen.  Ist  der  Magen  gefüllt,  so  fliefst  ihm  das 
Blut  zu  und  vom  entzündeten  Körperteile  ab,  was  natürlicher- 
weise den  Heilprozefs  benachteiligt. 

Beim  Stoffumsatz    finden    wir  pyskrasien   und  andere  Er- 
innerungen an  den  seligen  Bock.     Dafs  durch  Angst  und  Schreck 


649 

iBine  Blntvergiftang  und  eine  Stofeersetziing  im  Gehirn  stattfinde,  ist 
nicht  eigene  Erfindung  des  Verfassers,  sondern  rührt  vom  Woll- 
JAgeb  her,  wie  eine  Anmerkung  zeigt. 

Unter  Stoffausscheidung  wird  zuerst  die  Atmung  behandelt, 
bei  welcher  die  Einatmung  schädlicher  Stoffe  durchaus  überwiegt. 
Neu  ist  der  Rat,  den  Ofenmantel  mit  einem  zugigen  Kamine  in  Ver- 
bindung zu  setzen;  wie  dann  die  Wärme  ins  Zimmer  kommen  soll, 
wird  leider  nicht  gesagt.  Von  den  Ausscheidungen  der  Lunge  und 
ihrer  Herkunft  und  Bedeutung  ist  Übrigens  eigentlich  weder  hier, 
noch  sonstwo  in  dem  Buche  die  Rede.  Mit  beneidenswerter  Sicher- 
heit Wird  Terkttndet :  „Bei  jeder  Krankheit  liegt  die  Todesgefahr  in 
der  Fieberhitze." 

Die  Leistungsfähigkeit  des  Gehirns  hängt  zunächst  von  seiner 
Ernährung  ab,  nach  stattgehabter  Gewöhnung  wird  das  Nervengewebe 
nicht  mehr  so  leicht  erregt  und  bedarf  immer  stärkerer  Reize  (aber 
die  Übung?),  um  dem  Zeitübel  der  Nervosität  zu  begegnen,  muls 
man,  soweit  dies  möglich  ist,  alle  nachteiligen  Einflüsse  vom  Gehirn 
fernhalten.  Durch  Reinfichkeit  und  sofortige  Einträufelung  einiger 
Tropfen  einer  zweiprozentigen  Höllensteinlösung  in  die  Augen  Neu- 
geborener kann  m  den  meisten  Fällen  dem  Verluste  des  Augenlichtes 
vorgebeugt  werden.  Schwarzer  Star  entsteht  öfter  durch  eine  einzige 
Blendung.  Bei  Entzündungen  der  Augen  dürfen  dieselben  nicht 
verbunden,  sondern  müssen  mittelst  eines  Schirmes  beschattet  werden. 
^Wiederholt  ist  es  vorgekommen,  dafs  Unvorsichtige,  welche  zum 
Fenster  des  Eisenbahnwagens  hinaussahen  und  die  scharfe  Luft  aufs 
Auge  längere  Zeit  einwirken  lieben,  erblindeten."  Staub  und  Ohren- 
schmalz soll  leicht  zur  Entzündung  und  Zerstörung  des  Trommelfelles 
ftdiren. 

Solche  und  ähnliche  Behauptun^n,  die  sich  unendlich  ver- 
vielfältigen liefsen,  werden  nicht  nur  Ärzten,  sondern  auch  gebildeten 
Laien  klar  machen,  ein  wie  zuverlässiger  Führer  diese  Gesundheits- 
regeln sind.  Es  mag  erlaubt  und  zuweilen  sogar  gut  sein,  aus 
zehn  Büchern  ein  elftes  zu  machen,  aber  man  soll  das  bleiben  lassen, 
wenn  man  der  wissenschaftlichen  Grundlagen,  auf  denen  es  beruhen 
mufs,  nicht  mächtig  ist.  Solchen  Unternehmungen,  deren  der  deutsche 
Büchermarkt  nur  ra  viele  aufweist,  kann  nicht  genug  entgegen- 
getreten werden,  denn  sie  sind  nicht  nur  unnütz,  sondern  geradezu 
schädlich.  Deshalb  sei  die  Ausführlichkeit  dieser  Besprechung 
verziehen. 

Praktischer  Arzt  Dr.  med.  Fr.  Dornblüth  in  Rostock. 


660 

Professor  Dr.  K.  Koch.  Die  Gesehiehte  des  FnfsbaUs  im  Alter- 
tum und  in  der  Nenzeit.  2.  vermehrte  Auflage.  Berlin,  1895. 
R.  Gaertner.     (47  S.  8®.) 

Es  ist  gewifslich  für  die  Vertreter  der  körperlichen  £rziehang 
unseres  Volkes  eine  höchst  erfrenliche  Erscheinung,  wenn  bemfene 
Männer  die  Aufgabe  zu  lösen  versuchen,  denjenigen  gymnastischen 
Betriebsformen,  welche  sich  in  unserem  gegenwärtigen  Eulturleben 
ein  weiteres  Feld  erobert  haben,  durch  geschichtliche  Forschung 
eine  festere  Grundlage  zu  sichern.  Damit  wird  zunächst  das  rechte 
Mittel  gefunden,  die  Urteile  derer  zu  klären,  welche  vorschnell  in 
aUen  den  Dingen  eine  „Modesache"  erkennen,  die  über  das  Berdch 
ihrer  Beobachtungen  hinausgehen.  Gleichzeitig  aber  wird  auch  damit 
gezeigt,  wie  durch  die  natürlichen  Lebensbedürfnisse  einem  Aufbau, 
der  neuerdings  zu  einem  gewissen  Abschluß  gekommen  zu  sein 
scheint,  im  Laufe  der  Zeit  von  mannigfachen  Generationen  Material 
zugetragen  worden  ist.  Wie  Fseihebb  von  Fichabd  dem  Lawn- 
Tennis  in  dieser  Weise  einen  Dienst  erweisen  wollte,  so  hat  es 
Professor  K.  Koch  mit  dem  FuTsball  gethan. 

Des  Verfassers  Name  bürgt  dafdr,  dafs  die  vorliegende  Auf- 
gabe mit  Sorgfalt  und  Sachkenntnis  gelöst  ist.  Der  Stoff  ist  in 
folgende  Kapitel  zerlegt:  1.  Fulsball  im  Altertum;  2.  Fuisball  im 
Mittelalter;  3.  FuTsball  zur  Zeit  der  Renaissance;  4.  FuTsball  im 
heutigen  England ;  5.  FuTsball  in  den  Ländern  mit  englisch  sprechen- 
der Bevölkerung;  6.  FuTsball  im  deutschen  Reiche  und  dessen 
Nachbarländern. 

Die  Spielgeschichte  von  der  Zeit  des  klassischen  Altertums  bis 
heute  durchwandernd,  will  EocH  den  Nachweis  liefern,  dafs  das 
BaUtreiben  mit  dem  FuTse,  die  unser  heutiges  Fulsballspiel  charak- 
terisierende Grundbewegung,  zu  allen  Zeiten  gern  gepflegt  worden  sei, 
und  man  wird  anerkennen  müssen,  dafe  er  das,  was  aus  der  Ver- 
gangenheit sich  hierüber  beibringen  läTst,  in  sorgsamer  und  gewissen- 
hafter Weise  berücksichtigt  hat.  Ob  es  indessen  allenthalben  gelungen 
ist,  die  gymnastische  Berechtigung  unseres  FuTsballs  in  seinem  eigen- 
artigen Regelaufbau  ans  der  Geschichte  darzulegen,  ist  eine  andere 
Frage.  Da(s  unser  Spiel  an  Emseitigkeit  leidet  und  in  manchen 
Punkten  noch  reformbedürftig  erscheint,  dies  gerade  erkennt  man 
aus  Kochs  Darlegungen.  Beingymnastik,  flotte  Bewegung  lautet  ja 
die  Parole  der  Gegenwart;  aber  damit  ist  nicht  gesagt,  dafs  man 
berechtigt  wäre,  den  Armen  eine  geradezu  stiefinütterliche  Stellang' 
zuzuweisen.  Kochs  Arbeit  liefert  den  Beweis,  dats  eine  solche 
Einseitigkeit  früher  weniger  zu  finden  war.  Sowohl  der  Episkyros 
des  POLLüx,  in  welchem  Mahaffy  den  Vorläufer  des  Fulsballs 
vermutet,  als  auch  das  Harpastum,  in  welchem  andere  die  Wurzeln 


651 

desselben  erkennen,  waren  Spiele,  bei  denen  znnftchst  die  Arme  in 
Thfttigkeit  traten;  sie  stehen  ihrem  Wesen  nach  dem  Schleader-| 
Faust-,  Stofsball  viel  n&her,  als  dem  FnlsbaU.  Die  Beschreibung 
des  EusTATHnrs  (S.  10)  bestätigt  diese  Behauptung:  „Und  dieser 
Kampf  wiederholt  sich  regelmäßig  überall,  wo  der  Ball  wieder  nach 
einem  Wurfe  auf  die  Erde  kommt^  .  .  .  „Am  günstigsten  war  es, 
wenn  man  ihn  gleich  aus  der  Luft  fangen  konnte^  . . .  „Sonst  war 
es  erlaubt,  ihn  mit  der  Hand  zurückzuschlagen  u.  s.  w.'^  Das  ist 
unser  Schleuderball! 

Mager  sind  die  Nachrichten  aus  dem  Mittelalter.  Die  älteste 
Erwähnung  des  Fuüsballs  fahrt  uns  in  das  Jahr  1349.  In  diesem 
Jahre  wird  es  in  einer  Verfügung  Eduards  in  als  ein  nutzloses 
Spiel  bezeichnet,  das  die  Bürger  davon  abhalte,  sich  in  der  wich- 
tigen Kunst  des  Bogenschiefsens  zu  üben.  Aus  dem  fünf- 
zehnten Jahrhundert  besitzen  wir  noch  weitere  Verfügungen  der 
englischen  und  schottischen  Könige  gegen  dieses  Spiel.  —  Wenn 
im  deutschen  Mittelalter  eines  Kamp&piels  mit  einer  Schweinsblase 
Erwähnung  geschieht,  so  besagt  das  für  das  Vorhandensein  des 
Fufsballs  nur  wenig;  es  scheint  uns  viel  natürlicher,  an  eine  dem 
Faustball  verwandte  Gattung  zu  denken. 

Sehr  interessant  ist  in  Kochs  Arbeit  der  Teil  über  Scainos 
Abhandlung  vom  Spiel  (Antonio  Sgaino,  Trattato  dd  gvuoco  deUa 
PaUa.  Venezia,  1555),  zumal  da  diese  Quelle  bisher  noch  von 
niemandem,^  auch  in  England  nicht,  benutzt  worden  ist.  Aus  derselben 
erkennt  man,  dais  in  der  Zeit  der  Renaissance  sich  ein  merklicher 
Übergang  zu  unserem  modernen  Betriebe  angebahnt  hat.  Immerhin 
sind  auch  hier  die  Grenzen  nicht  so  eng  gezogen,  wie  heute.  Aller- 
dings ist  das  Werfen  des  Balls  verboten^  aber  das  Stofsen 
(Schlagen)  mit  einem  beliebigen  Teile  des  Körpers  bildet  offenbar 
die  Hauptthätigkeit  im  Spiele ;  das  ersieht  man  erstens  aus  der  Be- 
merkung: „mit  den  Füfsen  kann  er  ihn  stofsen^,  zweitens  aus  der 
Art  der  Spieleröffinung:  „nachdem  ...  das  Zeichen  gegeben  ist, 
stO&t  einer  der  Spieler  .  .  .  den  Ball  mit  dem  Fulse.  Diese  That 
wird  als  Beginn  des  Kampfes  aufgefalst,  so  dab  es  danach  der  einen 
wie  der  anderen  Partei  erlaubt  ist,  den  Ball  zu  ergreifen,  zu 
schlagen  .  .  .  Nach  dieser  Art  anzufangen  ist  vielleicht  das 
Spiel  Fufsball  genannt 

ScblieMch  noch  eins.  Wir  gehören  nicht  zu  den  Leicht- 
gläubigen, welche  für  jede  beliebige  Zeitungsnachricht  über  „Unfälle 
beim  Fu&ball"  ein  offenes  Ohr  haben.     Da&  aber  eine  gewisse  An- 


^  Professor  Avoslo  Mosso  hat  in  seinem  Bache:  „IHe  körperUche 
Ergiehung  der  Jugend**  aus  ihr  geschöpft.    D.  Bed. 


652 

regnng   zur   Roheit   in   dem   Faüadtofs   steckt,   leint   auch  Kochs 
Untersachüng;  wir  verweisen  anf  die  Seiten  14,  21,  29,  30,  34. 

Im  vierten  bis  sechsten  Kapitel  bringt  der  Verfasser  in  fiber- 
sichtlicher Form  die  Entwickelnng  des  modernen  Spiels.  Bei  dieser 
Gelegenheit  erfieihren  wir  denn  anch,  dafs  die  Geschichte  desselben 
im  heutigen  England  nidit  weiter,  als  bis  1863  znrttckgeht.  Sowohl 
Rngby,  als  Association  finden  in  gebührender  Weise  Berficksichtigimg. 

Wir  können  das  Bnch  jedem  Spielplatzfrennde  empfehlen. 
Wenn  nnser  heutiges  FnUsballspiel,  das  seine  Wiege  in  England 
hat,  hie  nnd  da  die  Fingerzeige,  welche  die  Vorgeschichte  gibt, 
anfiier  acht  Iftfst,  so  kann  man  dem  Verfasser  der  Arbeit  daraus 
keinen  Vorwurf  machen;  er  hat  gethan,  was  er  konnte.  Übrigens 
stehen  wir  noch  immer  in  der  Entwickelnng,  und  die  Folgezeit  wird 
vielleicht  sich  dessen  mehr  bewulkt  werden,  was  Cubtius  Aber  die 
dorischen  Übungsschuleh  sagt:  „Hier  wurden  namentlich  Lauf, 
Sprung,  Ringkampf,  Diskus-  und  Speerwurf  ausgebildet.^  Hoffent- 
lich befreit  sie  die  Arme  von  der  Aschenbrödelstellung,  welche  ihnen 
der  Fnfsball  neuerdings  zugewiesen  hat. 

Gymnasialoberlehrer  H.  WlGE£imAaBK  in  Rendsburg. 

Sanitfttsrat  Dr.  £.  MabcüS  in  Frankfurt  a.  M.  Zur  neaereB  sclivl- 
hyjpemselien   Litteratnr.     Sonderabdruck  aus   der  Deutsd^em 

Viert^ahrsachriß  für  öffmUiche  Chsunäheüspfkge,  Bd.  27,  Hft: 
4,  erste  Hälfte.  Braunschweig,  1895.  Friedrich  Vieweg  nnd  S<^. 
(9  S.  Gr.  S\) 

Verfasser  bemerkt,  dals  die  meisten  schulhygienischen  Arbeiten 
sich  zerstreut  in  den  verschiedensten  Zeit-  und  Flugschriften  finden 
und  daher  von  dem  einzelnen  nur  schwer  verfolgt  werden  können. 
Aus  diesem  Grunde  will  er  den  Mindereingeweihten  über  die  be- 
zQgliche  Litteratnr  in  aller  Kürze  orientieren.  Seine  AusfÜhrnngen 
bieten  also  Ähnliches,  wie  die  schulhjgienischen  Abschnitte  in  den 
Jahresberichten  von  Uffelmann  über  die  Fortschritte  und 
Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  Hygiene,  sowie  von 
Rbthwisch  über  das  höhere  Schulwesen  Deutschlands. 
Wahrend  aber  diese  immer  nur  die  litterarischen  Erscheinungen 
eines  Jahres  berücksichtigen,  umfafst  der  Aufsatz  von  Habcub  die 
schulhygienischen  Arbeiten  des  letzten  Jahrzehnts. 

Trotzdem  hat  fast  alles  Bedeutende  Berücksichtigung  gefunden. 
So,  um  nur  einiges  anzuführen,  die  Untersuchung  von  Hbbtbl  über 
den  Gesundheitszustand  von  30000  dänischen  Schulkindem  und 
das  bekannte  Buch  Axel  Keys  über  die  schulhygienische  Enquete 
in  Schweden.  Auch  die  grölseren  die  Schulgesundheitslehre  be- 
handelnden Werke  von  EuLEKBBBa-BACH  und  v(m  Bubgbbstbik- 


653 
Netoutzet  sind  in  «U^r  Kürze   l^esprochen,    die   kleineren    von 

JaNKK,    ENGEIiHOBN,    HOFfMAKM,     DOBNBLÜTU,     RlOHTSB,     DbL- 

YJUiiiiE-BBBüCQ  n.  a.  wenigstens  angefahrt.  Endlich  werden  auch 
die  Hauptergebnisse  der  beiden  internationalen  Kongresse  fOr  Hygiene 
nnd  Demogn^hiß  in  Wien  ond  London,  soweit  sie  sich  auf  Schul- 
hygiene beziehen,  mitgeteilt. 

Aufgefallen  ist  uns,  dafs  die  so  viel  diskutierte  Frage,  ob  Steil-  oder 
Schrägschrift,  sich  init  Iceinem  Wprte  erwähnt  findet.  Der  Verfasser 
sagt  freilich  selbst,  dafs  er  bei  der  Sichtung  seines  Stoffes  wegen  des 
grolsen  Umfangs  desselben  manches  Beachtenswerte,  ja  vielleicht 
Wichtige  ttbergfingen  haben  könne. 

Als  bedai^erlich  mufs  es  bezeichnet  werden,  dals  sich  bei  den 
Namen  der  Autoren  so  zahlreiche  Druckfehler  eingeschlichen  habßn. 
Beispielsweise  ist  auf  Seite  2  Bach  statt  Back,  auf  Seite  5  Peek 
statt  Pbck,  Fletcqbb  Beach  statt  Fletschee,  Stimp^^l  statt 
STÜiiPFL,  auf  Seite  7  Netolitz^  statt  NETBOiiiTZEY,  auf  Seite  8 
GEUii:  statt  Gellebt  und  Pehbachon  statt  Psbbochok  su  lesen. 

Sehr  beherzigenswert  erscheint,  was  Verfasser  zum  Schlüsse 
seiner  i^beit  schreibt:  „Überall  ist  man,  wie  wir  sehen,  rastlos  an 
der  Arbeit,  schulhygienische  Verbesserungen  einzufahren.  Sehr  oft 
jedoch  stö&t  man  haben  und  drüben  auf  Übertreibungep,  die  immer 
der  Feind  des  Erreichbaren  sind.  Vor  solchen  Übertreibungen 
mttssen  wir  ui\s  hüteU)  wenn  wirklich  etwas  Erspriefslichee  geschaffen 
werden  soll.  Die  Ärzte  dürfen  nicht  die  Lehrer  und  die  Lehrer 
nicht  die  Ärzte  m&keln,  wir  dürfen  uns  nicht  entgegenarbeiten, 
sondern  müssen  uns  gegenseitig  unterstützen  und  belehren,  immer 
Mafs  haltend  und  immer  nur  an  das  Ausführbare  denkend.  Die 
Lehrer  dürfen  die  Hygiene  nicht  als  Hindernis  des  Unterrichts  an- 
sebeUy  und  andererseits  müssen  die  Ärzte  den  Zielen  des  Unterrichts 
und  der  Erziehung  Rechnung  tragen.  Dann,  aber  auch  nur  dann 
wer4en  wir  Einflnls  auf  die  Schulbehörden  und  auf  diejenigen  ge- 
winnen, die  wir  zur  Durchführung  unserer  Pläne  vor  allem  gewinnen 
müssen,  auf  die  Eltern  und  die  Schulkinder,  und  die  Schule  wird 
dann  auch  in  gesundheitlicher  Beziehung  sein,  was  sie  sein  soll: 
eine  Stätte  der  Vernunft  und  der  Humanität."  Möchten  diese  Worte 
bei  recht  vielen  Beherzigung  finden  I  L.  Kotelmann. 

Thomas  Chestebton,  organising  teacher  of  physical  education 
to  the  London  school-board.  Thfd  theory  of  physical  edu- 
cation in  elementary  schools.  London  and  Aldershot,  1895. 
Gale  and  Polden.     (8^.) 

Bereits    vor   vier  Jahren   hat   der  Verfasser   unter  dem  Titel: 

^Manual    of    driU    Q$id    physical    exercises^    eine    Schrift    ver- 


654 

öffentlicbt,  die  kurz  nacheinander  mehrere  Auflagen  erlebte.  In 
dem  Torliegenden  Werke  verbreitet  er  sich  nun  Ober  die  Theorie 
dieses  Gegenstandes.  Dasselbe  ist  vornehmlich  fttr  Volksschallehrer 
und  solchei  die  es  werden  wollen,  bestimmt.  Insbesondere  verfolgt 
es  den  Zweck,  Kandidaten  fttr  die  Prflfang  vorzubereiten,  welche  die 
Londoner  und  andere  Schulbehörden  in  der  Theorie  der  physischen 
Erziehung  abhalten  lassen. 

Die  ersten  achtzig  Seiten  enthalten  einen  Abrils  der  Anatomie 
und  Ph3r8iologie  des  Menschen.  Wenn  man  von  einzeben  kleinen 
üngenauigkeiten  absieht,  wird  man  denselben  als  gelungen  bezeichnen 
dürfen.  Anatomie  und  Physiologie  lassen  sich  freilich  nicht  ohne 
Anschauung  lernen.  Wir  hätten  daher  gewünscht,  dafe  der  Verfasser 
öfter  darauf  hingewiesen  hätte,  wie  sich  manches  hierher  Gehörige 
am  eigenen  Körper  beobachten  läCst.  Die  folgenden  Kapitel 
besprechen  den  Nutzen  der  Hanteln,  die  Verwendung  der  Musik  als 
Hilfsmittel  für  die  körperliche  Erziehung,  die  Bedeutung  der  Spiele 
im  Unterschiede  vom  Turnen,  die  Verkrümmungen  der  Wirbelsäule 
und  anderes.  Auch  über  das  Singen  und  Deklamieren  als  körper- 
liche Übungen  sind  einige  Seiten  aus  der  Feder  von  Kabl  Roberts 
beigefügt. 

Man  darf  sagen,  dafe  das  Werk  den  Zweck,  filr  welchen  es 
bestimmt  ist,  erfüllt. 

Professor  Dr.  med.  William  Bbownb  in  London. 


Bibliographie. 

Ä  german  school  of  coohery,   The  Lancet,  1895,  Augast  24,  3756, 

472—473. 
Bell.  Northern  Polytechmcwn,  Islington.    1  pl..   The  Buildg.  News 

and  Engineerg.  Joum.,  London,  1894,  H,  249. 
Bern.     Das    kantonale    Techmimm    bu    Burgdorf,     Mit    Abbild. 

Schweiz.  Bauztg.,  Zürich,  1894,  XI,  98. 
Bliss,  Arthur  Ames.    A  conttihuUon  to  the  study  of  deafmuUsm. 

Med.  News,  1895,  August  10,  1178,  145—149. 
Blümberger,  Friedrich.     Über  Jugendspiele.    Köln,  1894. 
Bourneville.   Assistance,  trcUtement  et  SducaUon  des  enfants  idiots 

et  arrUres,   Rapport  fait  au  Congres  national  d'assistance  publique 

(session  de  Lyon,  juin  1894).     Avec  28  figures.     Paris,   1895, 

F^lix  Alcan.     8^    Fr.  2,50. 
BuRGASS.   Beiträge  zur  Entwickelungsgeschichte  des  Schälerrudems. 

Ztschr.  f.  Tum.  u.  JgdspL,  1895,  IX,  129—132. 


655 

Crokberger,  Bernhard.   Die  Blumenpflege  in  Schule  und  Haus» 

Frankfdrt  a.  H.,  1895,  H.  Bechhold.     M.  1 . 
DuPUT.    Le   mouvement   ei  les  exereices  physiques.     Paris,  1893, 

Bailliäre  et  fils. 
Fbrstel,    H.  von.     K.   k,    Universität   in    Wien.     Taf.  5  — 15. 

AUgem.  Banztg.,  Wien,  1894,  8. 
FiGGis.     The  Norihem  Pölytechnie  InsHiute.     2  pl.   The  Archit., 

London,  1894,  U,  249. 
FieüEiRA,  Jo8^  H.   Nuevo  nUtodo  de  escritura  deredia  para  uso  de 

las  escuehs  primarias.   Serie  primera:  para  läpiz.   Idem  segonda: 

para  plnma.   6  coademos.    [Neue  Steilschrifimefhode  eum  Chbraueh 

der   Elementarschulen,]     Erste    Abteilung:    für  Bleistift.    Zweite 

Abteilung:  für  Feder.   6  Hefte].   Montevideo,  Buenos- Aires,  1894. 
Fänfjßig  Lieder  fSbr  Ausflüge  von  SchtUklassen.    Nebst  11  Jugend- 

spielen.     Ausgewählt   von    einem    praktischen    Schulmann.     Saar- 

brficken,  1895,  H.  Klingebeü.   JL  0,10. 
OoRDON,   Joseph  Claybaugh.     Notes  and  ohservations  upon  the 

äeaf.   Washington,  1894,  Volta  Bureau. 
Bealth  inspecUons  in  public  schools.     The  Brit.  Med.  Joum.,  1895, 

July  27,  1804,  250. 
HüRMANN,  Auo.     Springreifenübungen  in  planmäfsiger  Folge   für 

das  Mädcheniumen.     Monatsschr.  f.  d.  Tumw.,  1895,  IT. 
Jahresbericht  des   Vereins  deutscher   Ferienkolonien   für  arme  und 

schwächliche  Binder  der  deutschen  Schulen  Prags  pro  1893,    Mit 

1  Lichtdruck.     Prag,  1894,  Dominicus.  Gr.  8^.   M.  0,40. 
KaTiTiENBACH,    G.      Schwimmen    als    pflichtmäfsiger    Unterrichts- 

gegenständ  in  der  Schule.     Dtsch.  Tum-Ztg.,    1895,  XYII,  349 

bis  350. 
Koch,  K.     Die   Spielpflicht   an   den  Braunschweiger  Gymnasien, 

Ztschr.  f.'Tum.  u.  JgdspL,  1895,  VH,  97—100. 
Lenz.     Oröfsere  Tumfahrten  mit  älteren  Schülem,  ein  Mittel  nur 

Federung    des   Turnunterrichts,     Ztschr.    fOr   Tum.   u.  JgdspL, 

1895,  Vffl,  119-120. 


Bei  der  Kedaktion  eingegangene  Schriften. 

Babthel,  P.  0.    Beitrag  eur  Pathologie  des  Chdächtmsses,   Dissert. 

München,  1894.     S^, 
DtJBLACHER,  S.     Erste  HUfe   bei  Unglücksfällen   bis  zur  Ankunft 

des  Arztes.     Allgemein  verständlich  bearbeitet.     Mit  13  Abbild. 

Karlsruhe,  1895,  A.  Bielefeld.     12<^.    A  0,80. 


656 

HJLkonso]^-IUnsen,    M.    K.      Om   skolebad.    Med   2  figorer  og 
9  tabeller.     [Lber  SchtMäder.    Mit  2  Figuren  und  9  Tabellen.] 

Norsk  skoletidende,  1895,  26  A,  401—416. 
Henderichs.     Beschreibung    des   neuen  Schulgehäudes  [des  Qp^ 

nasiums  in  Koblene).     Progr.     Koblenz,  1895. 
HENasTEBEOK,    Th.      Die  Pflege   des  Ohres  in  Qiren  wichtfgsten 

Grundeügen  für  Haus  und  FanuHe,    Mit  4  Abbild.  Leipzig,  1895, 

W.  Schwabe.     Gr.  8®.     iL  1. 
HiKTslaEB,   E.      Volksschulhäuser  in   Dänemark  und  Schwedm, 

Dannstadt,  1895,  Bergsträlser.     iL  3. 
HiNXRlaEji,  M.  und  K.     Yolksschulhaus  m  ElagenfurU    Mit  Abbild. 

D.  Bantecbnik.,  Wien,  1894,  207:  225. 
Jasger,  H.   Zur  Ätiologie  der  Meningitis  cerebrospi$uüis  tpidemica. 

Ztschr.  f.  Hyg.,  1895,  XIX,  2,  351—370. 
Influence  of  school  in  (he  dissemnaUon  of  diseases.   The  Brit.  Med. 

Journ.,  1895,  August  17,  1807,  457. 
KiEssXiER,    Reinhou).    Dos  neue  Bealgywnaskum  (in  Gera)  und 

seine  Einweihung.     Progr.     Gera,  1895.     4^ 
KiRSCHTEN,  Walter.   Best^reibung  des  neuen  Schulgebäudes.   Wi 

1  Taf.  Progr.  d.  Realschule  in  Blankenese. 
Kleinwäghter.      Über    italiemsfihe    VoUcssckulen.      Mit    Abbfld. 

Centralbl.  d.  Bauverw.,  Berlin,  1894,  315. 
Kummerow,  EteiNRiCH.     Über  Einrichtung  und  Betrieb  des  Qijßr 

nasialsohtitgartens  in  Bromberg.    Mit  1  Plan.   Progr.    Bromtog, 

1895. 
Lewis,  Pbrcy  G.     Earlf^  scoUosis  or  euarable  eurvatures  of  S^ 

spine.   lilustrated.    London,  1895,  John  Bale  A  song.     2  8.  6  d. 
Madison  Taylor,  J.     Insane   disorders  of  chUdhood.    Aich.  of 

Pediatr.,  1894,  February. 
The  causes  of  mental  impairmeni  in  chUdren.    Amer.'  med. -svg. 

BuUet.,  1895,  July  15. 
Mewes,  R.    über  die  Bestimmung  des  Feuchtigkeitsgehaltes  der  iMfl. 

Gsdhtsing.,  München,  1895,  XVm,  17—20. 
MOORMAN,  F.  W.     Association  lufsbaU.     Ein   Handbuch  fOr  An- 
fänger mit  Regeln,  Winken,  fCLr  Spieler  u.  s.  w.  Strafisburg,  1896, 

Stralsburger  Druckerei  und  Yerlagsanstalt.  12^.  ü  0,30. 
Oppexheimer,  E.   Über  die  Qewichtsverhälinisse  des  Körpers  wid 

der  Organe    bei    Tuberkulösen   im  jugendlichen    Alter.     Mflnch. 

med.  Wochschr.,   1895,  XX,  467—471. 
Parkes,  L.  C.     Ihe   Clements  of  health,    an   introd/ucUon   to  the 

study  of  hygiene.     ülnstrated.     London,  1895,  J.  &  A.  Churchill. 

3  s.  6  d. 


Jeitfdinft  fit  Sdfnlgefnnilintatif ^^^^ 

VIIL  Jahrgang.  im.  No.  12. 


(Dristttalabtianblnttj^tn. 


Der 

Gesnndheitsztutand  der  Schftlerinnen 
in  der  Hädchenbürgerschnle  ro  Halle  a.  S. 

Vortrag, 
gehalten  im  Halleschen  Lehrerverein. 

Von 

Dr.  med.  Sghmid  -  Monnabd, 

Einderarzt  in  Halle  a.  S. 

Mit  2  Tafeln  im  Text. 

Meine  Herren  1  Die  Veranlassung  zu  meinem  heutigen 
Vortrage  ist  der  Wunsch,  Ihnen  zu  danken  für  die  freund- 
liche Beihilfe,  welche  Sie  mir  bei  meinen  Ermittelungen  über 
die  Gksundheitsyerhaltnisse  unserer  20000  Volksschulkinder 
gewähren,  und  die  Absicht,  Ihr  Interesse  an  diesem  3egen* 
Stande  wach  zu  halten. 

Das  Thema  wählte  ich,  weil  seine  Besprechung  die  Unter- 
lage zu  unserer  gemeinsamen  Arbeit  darstellt.  Ich  gehe  dabei 
▼on  der  den  Lehrer,  wie  den  Arzt  interessierenden  Beobachtung 
aus,  dafs  kränkliche,  zarte  Schulkinder,  wenn  man  sie  ganz 
oder  teilweise  auf  einige  Zeit  vom  Schulbesuche  fernhält, 
Ton  allen  möghchen  Beschwerden  und  Leiden,  Gesichtsblässe, 
Appetitlosigkeit,  Reizhusten  u.  s.  w.,  befreit  werden,  ohne  irgend 
welche  andere  Malsnahmen  in  Anspruch  zu  nehmen. 

Ziffernmäfsige  Belege,  auf  sorgfältigen  Untersuchungen 
eines   reichen  Materials   beruhend,   bringt   für   den   Kranken« 

8«hii]g«niadheitspfl6g«  VÜI.  42 


658 

bestand  in  den  Schalen  Schwedens  Professor  Axel  Eet.^ 
Dort  sind  von  den  Schnlmädchen  ans  den  wohlhabenden 
Gesellschaftsklassen  61%  ernstlich  oder  chronisch  krank; 
36%  leiden  an  Bleichsucht,  ebenso  viele  an  habituellem  Kopf- 
weh, 10%  an  Rückgratsverkrümmungen.  Das  Krankenprosent 
steigt  Ton  29  7o  im  siebenten  Lebensjahr  rasch  auf  65  7o. 

Wenn  man  erwägt,  dafs  pathologische  Anlagen  sich  mit 
Vorliebe  vererben,  so  gibt  der  hohe  Krankheitsprozentsatz  der 
künftigen  Mütter  in  Schweden  trübe  Aussichten  für  das 
kommende  Geschlecht. 

Es  erscheint  daher  nicht  mülsig,  zu  ermitteln,  wie  die 
Verhältnisse  sich  bei  uns  gestalten«  An  unseren  Schulmädchen 
bemerken  wir  nach  meinen  früheren  und  gegenwärtigen  Unter- 
suchungen folgendes: 

1.  Während  die  Knaben  im  6.  Lebensjahr  nach  ihrem 
Eintritt  in  die  Schule  sich  ebenso  weiterentwickeln,  wie  die 
Nichtschüler,  verlieren  die  Mädchen  in  den  ersten  Schul- 
monaten durchschnittlich  fast  %  kg  an  Körpergewicht. 

2.  Bei  den  schwächeren  Mädchen  dauert  dieser  Rückgang 
noch  bis  in  das  zweite  Schuljahr  und  beträgt  hier  bereits  1  kg. 
Erst  im  dritten  Schuljahr  tritt  eine  Erholung  ein. 

3.  Das  Krankenprozent  der  Mädchen  erweist  sich  am 
höchsten  im  ersten  Schuljahr  (6. — 7.  Lebensjahr,  Klasse  VIII) 
und  nimmt  dann  allmählich  ab  bis  zur  II.  Klasse  (13.  Lebens- 
jahr); über  die  I.  Klasse  fehlen  mir  Aufzeichnungen.  Ebe 
Darstellung  dieser  Verhältnisse  gebe  ich  in  Tafel  I  für  die 
Jahre  1874 — 1883,  über  welche  die  genauesten  Notierungen 
sich  finden. 

Hier  sind  nur  die  Klassen  VIII  (6.  Lebensjahr)  und  II 
(13.  Lebensjahr)  berücksichtigt,  im  ganzen  ungefähr  230  Kinder 


^  Axel  Keys  schulhygieniscJie  Untersuchungen.  In  deutscher  Be< 
arbeitung  herausgegeben  von  Dr.  Leo  Bükgerstbin  in  Wien.  Mit 
12  Kurventafeln.  Hamburg  und  Leipzig,  1889,  Leopold  Voss ;  Axel  Ket, 
Die  Pubertätsentwickelung  und  das  Verhältnis  derselben  zu  den  Krankheits- 
erscheinungen der  Schuljugend.  Vortrag,  gehalten  auf  dem  X.  inter- 
nationalen medizinischen  KongreTs  in  Berlin.    Berlin,  1890. 


659 

pro  Jahr.  Zur  Vergleiohniig  beider  Klassen  habe  ich  die  als 
Dorobsahiiitt  für  je  ein  Kind  bereohDeten  Krankheitstage  sa- 
sammengesteUt.  Es  ent^leo  auf  die  Kinder  der  ü.  Klaaae 
duTohsohnittUch  nur  V»  bis  Vs  bo  viel  Kraobentage,  wie  anf  die 
Kinder  der  YIII.  Klasse.  Die  dazwischenliegenden  Klassen 
haben  dazwischenliegende  Werte. 

Das  gleiche  Verhältnis  zeigt  sich  f(lr  die  Sdiälerinnen 
der  n.  und  VIH.  Klasse  sowohl  bei  kurzen  (ein-  bis  Yier- 
Tafel  I,  

Zahl    der  ErankheiUtage  bei  ISjährigen  (MHH)  <i»^  6jilirigen 

iHJ  Sclmlniädcheti,  auf  je  1  Eind  berechnet,  wShrend  10  Jahren. 


tägigen),    im    allgemeinen    leichten,    als    auch   bei    längeren 

(fünf-  und  mehrtägigen),  im  allgemeinen  ernsteren  Krankheiten. 

Dnter  allen  Krankheitsfällen  kommen  vor  im  Mittel: 

kürzere  Fälle 
in  der     II.  Klasse  (13jährige)  ungefHhr  807» 

.,„¥.„       (10jährige)         ,  80  „ 

„     „    VII.        „      (7— 8jährige)     ..         65—75  „ 
„     „  VIII.        „       (6jährige)  „  50—65  „  , 

42* 


660 

längere  Fälle 
in  der  VIII.  Klasse  (6jährige)        circa  40% 
,      „      VII.        „       (7-8jährige)     „     30  „ 
V.        „       (lOjährige)         „     22  „ 
.      »         II.        n       (ISjährige)        ,     20 ,  . 
Als  auffallend  häufig  und  lange  krank  waren  ver- 
zeichnet in  der  VIEL — V.  Klasse   zwischen   7  und  12%   der 
Schülerinnen,  also  etwa  Vio  derselben. 

Danach  sind  die  langdauemden  Krankheiten  in  den  unteren 
Klassen  yorherrschend,  in  den  oberen  Klassen  die  kürzeren 
Ejrankheiten. 

Todesfälle  wurden  vielleicht  in  zu  geringer  Anzahl  gebacht 
Es  entfallen: 
in  der  VIII.  Klasse  7  Todes&lle  auf  ungefifthr  1600  Schülerinnen 

=      72% 

^    „       VI.       „      6         „  „  „  360  Schülerinnen 

=  IV4% 

„     „        II.       „      0         „  „  „  600  Schülerinnen 

=  0%. 

An  und  für  sich  sind  die  Zahlen  zu  klein,  um  für  die 
Höhe  der  Sterblichkeit  sichere  Schlüsse  zuzulassen.  Doch 
entsprechen  die  kleinen  Prozentzahlen  der  geringsten  Mortalitftty 
welche  nach  den  mir  gütigst  von  Herrn  Sanitätsrat  Bisbl  zur 
Verfügung  gestellten  Sterbeziffern  der  Stadt  Halle  das  Lebens- 
alter von  6 — 15  Jahren  gegenüber  anderen  Lebensaltem  aufweist. 

Über  die  Art  der  Krankheiten  finden  sich  nur  ver- 
einzelte Feststellungen,  die  aber  doch  gewisse  Anhaltspunkte 
liefern. 

Es  treten  im  allgemeinen  drei  Gruppen  hervor: 

1.  Explosionsartig  innerhalb  zweier  bis  dreier  Tage  auf- 
tretende zahlreiche  Fälle,  die  meisten  von  nahezu  gleicher 
Dauer  (Infektionskrankheiten:  Masern,  Scharlach  etc.); 

2.  unregelmäisige,  sich  lang  hinziehende  Schulversäunmisse 
bei  schwächlichen  Kindern; 

3.  häufig  wiederkehrende  kurze  Absenzen,  namentlich  bei 
Erkrankungen  einzelner  Organe,  z.  B.  des  Ohres. 


661 

In  der  Verteilung  der  Krankheiten  auf  die  ein- 
zelnen Klassen  zeigt  sich  eine  gewisse  SegelmäTsigkeit, 

In  den  unteren  Klassen  herrschen  vor  Masern  und  Keuch- 
husten, die  oft  lange  dauern,  aber  nur  selten  zum  Tode  fiihren; 
in  den  mittleren  Scharlach  u.  s.  w.,  meist  von  kürzerer  Dauer 
und  mit  höherer  Sterblichkeit;  in  den  oberen  Bleichsucht  und 
andere  Entwickelungsstörungen  bei  solchen  Madchen,  deren 
Gewichtszunahme  nicht  gleichen  Schritt  hält  mit  dem  eben 
abgelaufenen  Längenwachstum;  diese  Störungen  geben  wiederum 
zu  längerer  Versäumnis  Anlafs. 

So  konstatierte  ich  Abmeldungen  vom  Unterricht  fiir 
drei  Monate  und  länger: 

in  32  unteren  Klassen  (VIII  und  VII)  1  pro  Klasse, 
„    16  mittleren      „        (VI  und  V)  1     „     2—4  Klassen, 

„    10  oberen  „        (11)  1    „     Klasse. 

Wir  dürfen  wohl  annehmen,  dais  in  der  Häufigkeit  dieser 
einvierteljährigeu  Abmeldungen  ein  Gradmesser  für  die  geringe 
Widerstandsf^igkeit  gegen  krankmachende  Einflüsse  im 
allgemeinen  gegeben  ist. 

In  den  unteren  Klassen  finden  sich  Abmeldungen  bei 
nicht  ganz  2%  der  Schülerinnen.  Hier  macht  sich  zunächst 
der  ungünstige  Einfluis  des  Stillsitzens  in  geschlossenen  Räumen 
geltend,  ferner  bei  manchen  die  Schwierigkeit,  dem  Unterrichte 
zu  folgen,  endlich  besonders  der  Ansturm  der  Infektions- 
krankheiten gegen  alle  diejenigen,  welche  bisher  vor  denselben 
bewahrt  geblieben  sind. 

In  den  mittleren  Klassen  sinkt  die  Zahl  der  abgemeldeten 
Schülerinnen  auf  V* — Vs  7o ;  sie  ist  hier  am  geringsten. 

In  den  oberen  Klassen  steigt  sie  wieder  auf  etwa  2%. 
Hier  wirken  die  Entwickelungsstörungen  bei  den  dreizehn- 
jährigen Mädchen  ein.  Es  ist  dies  die  Zeit  unmittelbar  nach 
ihrem  stärksten  Längenwachstum,  welches  die  Pubertätsperiode 
einleitet.  Alles  Kräftematerial  ist  zum  Aufbau  des  Körpers 
▼erwandt  worden,  und  bei  den  Schwachen  macht  sich  daher 
ein    Deficit    geltend,    wenn     weitere    Anforderungen    an    sie 


662 

herantreten,    und    wenn    die  Gewichtszunahme  nicht,  wie  bei 
gesunden  Kindern,  kräftig  einsetzt. 

Wir  haben  also  im  allgemeinen  und  abgesehen  von  der 
grölseren  Zahl  längerer  Schulversäumnisse  in  der  II.  Klasse 
eine  allmähliche  stetige  Abnahme  der  Schulversäumnisse,  die 
schon  von  den  Sechsjährigen  der  VUE.  Klasse  an  beginnt  und 
bis  zu  den  Dreizehnjährigen  der  II.  Klasse  anhält. 

Dies  steht  in  auffallendem  Gegensatze  zu  den  Schul- 
berichten aus  Schweden.'  Dort  finden  sich  bei  den  Mädchen 
(yermutlich  der  höheren  Schulen)  28,6  %  Kranke  im  7.  Lebens- 
jahr, im  13.  Jahr  aber  64,2%. 

Der  unterschied  in  der  Kränklichkeit  zwischen  den 
deutschen  und  schwedischen  Mädchen  kann  nicht  yon  der 
längeren  Arbeitszeit  herrühren,  welche  ja  nachgewiesenermafsen 
ein  höheres  Krankenprozent  bedingt. 

Soweit  ich  aus  den  nicht  immer  untereinander  überein- 
stimmenden Berichten  von  Axel  Kbt  ersehe,  arbeiten  die 
jüngsten  Schüler  Schwedens  wöchentlich  25,3 — 27,0  Stunden,* 
die  dreizehnjährigen  Schüler  ungefähr  50  Stunden  in  der 
Woche,'  was  der  bei  uns  üblichen  Arbeitszeit  entspricht.  In- 
wieweit diese  Zahlen  auf  schwedische  Yolksschulmädohen 
Anwendung  finden,  ist  nicht  ersichtlich.  Doch  entspricht  in 
Schweden  der  mit  den  Klassen  steigenden  Arbeitszeit  ein 
steigender  Krankenprozentsatz. 

Unsere  Bürgerschule  bietet  im  Jahre  1878  jedenfalls  eine 
ganz  ähnliche  Arbeitsdauer.     Dieselbe  beträgt  pro  Woche: 
bei  Kindern  im  7.  Lebensjahr  für  Schularbeit  22,  für  Hausarbeit 

2  =  24  Stunden, 
r,         „        n  13.  „  „  „  30,  für  Hausarbeit 

18  =  48  Stunden, 
wobei  die  Pausen  nicht  abgerechnet  sind. 

Da  wir  also  vermutlich  gleiche  Arbeitszeit,  aber  ein  mit 
den  Klassen  sinkendes  Krankenprozent  besitzen,  so  spricht  dies 

*  Axel  Key  a.  a.  0. 

'  Axel  Key,  Die  Pubertätsentwickelung  u.  s.  w.,  S.  66,  Tab.  20  B. 

'  Axel  Keys  schuJhygieniscke  Untersuchungen,  S.  146  and  172. 


663 

fiir  gesündere  äufsere  Schal  Verhältnisse,  oder  kräftigere  Be- 
völkening,  oder  weniger  angünstige  krankmachende  Einflüsse 
bei  ans,  als  in  Schweden.  Ja,  anser  Elrankenprozent  wird  sich, 
so  hoffe  ich,  nach  anseren  gemeinsamen  Ontersachnngen  für 
dieses  Jahr  noch  besser  gestalten,  seitdem  in  nenerer  Zeit  die 
häosliche  Arbeit  so  beschränkt  ist,  dafs  die  Dreizehnjährigen 
aaliger  32  Schalstanden  nar  noch  6  Haosarbeitsstanden 
=  38  Arbeitsstanden  wöchentlich  statt  der  früheren  48 
haben. 

Es  wäre  interessant,  an  anseren  Halleschen  Kindern  in 
verschiedenen  Schalen  mit  verschiedener  Arbeitszeit  za  ermitteln, 
ob  hier  das  Krankenprozent  entsprechend  steigt  oder  &llt. 

Die  Ursache  davon,  dafs  in  Schweden  nicht  so  günstige 
Gesandheitsverhältnisse  der  Schülerinnen  bestehen,  wie  bei  ans, 
ist  also  in  anderen  Momenten,  als  der  Arbeitszeit  za  Sachen. 
Schwerlich  in  der  Hygiene,  in  welcher  Schweden  Erhebliches 
leistet.  Über  die  körperliche  Rüstigkeit  unserer  Nation  im 
Vergleich  mit  der  schwedischen  erlaabe  ich  mir  kein  Urteil, 
obwohl  ich  annehmen  möchte,  dafs  die  in  Dentschland  darch- 
geführte  allgemeine  Militärdienstpflicht  ans  in  physischer  Be- 
ziehang  einen  Vorsprang  gewährt.  Ein  wesentlich  angünstiger 
Faktor  dürfte  in  dem  schwedischen  Klima  liegen. 

Ich  habe  darch  Einzelnntersachaagen  nachgewiesen,  dafs 
vom  Febraar  ab  bis  in  den  Jani  hinein  das  Körpergewicht 
der  Kinder,  der  Schüler,  wie  der  Nichtschüler,  stillsteht.  Es 
ergab  sich  aas  Vergleichen,  daCs  dieser  Entwickelangsstillstand 
in  die  Zeit  der  häafigsten  Krankheiten  fiel  and  dafs  letztere 
von  der  Jahreszeit  abhängig  waren,  so  zwar,  dals  der  Herbst 
die  gesündeste,  der  Winter  and  das  Frühjahr  (Mail)  die 
angesündeste  Jahreszeit  bildeten. 

Der  Einflais  der  Jahreszeit  aaf  die  G-esandheit  ist  ein 
vielfacher.  Baahe  Winde,  plötzliche  Erniedrigangen  der 
Temperatar,  besonders  bei  hohem  relativem  Feachtigkeitsgehalt 
der  Laft,  bewirken  Krankheiten,  die  Hmen  allen  bekannt  sind, 
haaptsächlich  Katarrhe.  Das  häufige  Aaftreten  der  letzteren 
im  Mai  rührt  daher,   dals  am   diese  Zeit  z.  B.   in   Halle   die 


664 

Differenz  zwisohen  Maxiinam  und  Minimum  der  Temperatur 
24^  beträgt,  während  sie  für  das  ganze  Jahr  nur  21*  ausmacht. 

llAaELsSBN,  ein  schwedischer  Arzt,  hat  sogar  die  Ab- 
hängigkeit auch  der  Infektionskrankheiten  von  der  Witterung 
wahrscheinlich  gemacht.  Nach  den  Untersuchungen  von 
Cambbbb,  einem  deutschen  Arzt,  ist  der  Stoffwechsel  im  Winter 
besonders  gering.  Weitere  hemmende  Einflüsse  niederer 
Temperatur  auf  die  Körperentwickelung  wies  der  dänische 
Pastor  Malling - Hansbn  nach,  welcher  durch  mehrjährige 
Beobachtungen  fand,  dafs  das  tägliche  Gewicht  mit  der 
Temperatur  auf  und  ab  schwankt,  also  bei  E^lte  abnimmt 
Ich  kann  dies  für  Hallesche  Kinder  nach  einer  diesjährigen 
kürzeren  Beobachtungszeit  bestätigen. 

Dauert  nun  eine  für  die  Gesundheit  wenig  günstige 
Witterung  so  lange,  wie  in  Schweden,  wo  der  Winter  sechs 
Monate  währt,  so  müssen  zwei  Momente  sich  mehr  geltend 
machen,  als  bei  uns:  erstens  die  direkt  krankmachenden 
Wirkungen,  zweitens  die  Hemmungen  der  Entwickelung  durch 
die  mehr  sitzende  Lebensweise  und  die  schlechtere  Luft  der 
Zimmer,  besonders  der  Schulzimmer. 

An  unserem  Schülermaterial  sehen  Sie  recht  deutlich  den 
angedeuteten  EinfluTs  der  Jahreszeit  (Tafel  II). 

Ich  habe  das  Schuljahr  1878—79  herausgegriffen,  über 
welches  die  meisten  brauchbaren  Notierungen  vorhanden  sind. 
Dieselben  beziehen  sich  auf  440  Schülerinnen  im  Alter  yon 
6 — 13  Jahren  und  sind  berechnet  auf  volle  Monate  mit  Aus» 
Schaltung  der  Ferien. 

Die  Kurven  sind  so  hergestellt,  dafs  sie  nicht  den 
effektiven  Krankenbestand  jedes  Monats  angeben,  sondern 
die  Zahl  der  Ejrankheitstage  in  demselben  oder  die  Ziffer  der 
Krankheitsfälle,  welche  in  dem  betreffenden  Monat 
ihre  Entstehung  gefunden  haben. 

Die  Kurve  der  Krankheitstage  zeigt  steilen  Anstieg  im 
Mai  und  in  den  Wintermonaten,  in  der  Zwischenzeit  Ab&Ile, 
von  denen  einer  auf  den  September,  den  gesündesten  Monat, 
za  liegen  kommt. 


665 


Entsprechend  verläuft  die  Knrve  der  fünf-  nnd  mehr- 
tägigen Erankheits&Ue,  ähnlich  auch  diejenige  der  ein*  bis 
viertägigen  Fälle,  die  als  Abweichung  von  den  übrigen  Kurven 
nur  einen  Anstieg  im  August  zeigt.  Dieser  ist  der  Ausdruck 
der  Magendarmerkrankungen  ^  besonders  bei  den  Schülerinnen 
der  unteren  Klassen. 

Tafel  n. 

Auftreten  der  Krankheiten  in  den  einzelnen  Monaten  bei  440  Scbn- 
lerinnen  im  Alter  von  6—13  Jahren  während  des  Schu^ahrs  1878—79. 


1878 

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1879 

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Erankheitstage. 


i.i'++4  1— 4tägige  KrankheitefSUe. 
5  und  mehrtägige  Krankheitsfälle. 


Sie  sehen,  dafs  ich  andere  Einflüsse,  vor  allem  die  der 
Witterung,  für  mächtiger  und  schädlicher  halte,  als  solche, 
die  man  einer  gesund  gebauten  Schule  anrechnen  könnte,  wenn 
ich  auch  der  Meinung  bin,  dafs  in  manchen  höheren  Lehr- 
anstalten den  Bedür&issen  des  wachsenden  Körpers  viel  zu 
wenig  Rechnung  getragen  wird  auf  Kosten  der  Gesundheit. 


666 

Obgleich  aber  unsere  Mädcbenbürgersohnle  den  Stockholmer 
Schulen  gegenüber  so  günstige  Gesundheitsverhältnisse  aufweist, 
so  werden  doch  auch  bei  uns  stets  einzelne  Eünder  sein,  welche 
in  der  Schule  G-efahr  laufen  für  ihre  körperliche  Elntwickelang. 
Bereits  Axbl  Kby  hat  ausgeführt,  dafs  während  der  Schul- 
jahre zwar  der  Verlust  an  Körpergewicht  durch  Krankheit 
nicht  so  bedeutend  ist,  wie  in  den  ei^n  Lebensjahren,  dab 
aber  auch  der  Ersatz  des  Verlorenen  um  so  langsamer  vor 
sich  geht.  Dafür  ist  eventuell  ein  Yolles  Jahr  erforderlich. 
Eine  Menge  Kinder  aber  treten  schon  kränklich  in  die  Schule 
ein,  und  wirken  nun  schädliche  Einflüsse  häufiger  auf  dieselben 
ein,  so  kommt  überhaupt  keine  Erholung  mehr  bei  ihnen  zu 
stände.  Durch  passende  Fürsorge  können  jedoch  auch  solche 
Kinder  gesunde  und  tüchtige  Menschen  werden,  und  ein  nicht 
geringer  Teil  dieser  Fürsorge  fällt  der  Schule  zu.  Hierbei 
aber  ist  eine  regelmäisig  wiederkehrende  ärztliche  Kontrolle 
unentbehrlich,  für  die  ich  in  meinen  Untersuchungen  die  Unter- 
lagen zu  geben  bemüht  war. 

Meines  Erachtens  sind  nicht  die  neueren,  hygienisch  richtig 
gebauten  Bürgerschulen  —  von  den  höheren  Lehranstalten  sehe 
ich  hier  ab  —  ein  wesentlich  gesundheitsschädliches  Moment, 
sondern  vielmehr  die  ungünstigen  häuslichen  Verhältnisse  der 
Schüler. 

Wie  schlimm  es  in  dieser  Beziehung  bestellt  ist,  das 
zeigt  sich  recht  deutiich  an  unseren  Kinderbewahranstalten, 
in  welche  die  Kinder  nach  den  Ferien  wesentlich  elender 
wiederkommen,  als  sie  vorher  waren.  Ebenso  weisen  sie  mit 
ganz  wenigen  Ausnahmen  montags  einen  beträchtlichen  GFewichts- 
verlust  gegen  sonnabends  auf,  nachdem  sie  den  Sonntag  im 
Eltemhause  zugebracht  haben. 

Andererseits  aber  fällt  der  Schulbesuch  in  eine  Zeit,  wo 
das  Längenwachstum  alle  Kräfte  des  Körpers  in  Anspruch 
nimmt,  so  dafs  selbst  die  geringen  Anforderungen  der  Bürger- 
schule bei  schwächlichen  Kindern  einen  Ausfall  erzeugen  können. 
Es  gilt  also  auch  hier,  mit  aller  Sorgfalt  über  der  Gresundheit 
des  heranwachsenden  Geschlechtes  zu  wachen. 


667 


Zur  Schulhygiene  in  Rumänien. 

Aus  dem  letzten  amtliclieu  Jahresberichte 
über  das  Sanitätswesen  des  Königreichs  Rumänien. 

Von 
Obersanitätsrat  Dr.  med.  J.  Fblix, 

Professor  der  Hygiene  und  Sanitätspolizei,  Generaldirektor  des  Gesund- 
heitswesens des  Königreichs  Bumänien  in  Bukarest. 

Eine  der  Thatsachen,  durch  die  sich  bei  uns  die  zu- 
nehmende Kultur  äu&ert,  ist  der  Fortschritt  der  Schulhygiene. 
Die  Yerbesserung  sämtlicher  hygienischer  Verhältnisse  der 
Schule  geht  mit  langsamem,  aber  sicherem  Schritte  vorwärts, 
und,  um  sie  gerecht  zu  beurteilen,  müssen  wir  auf  jene  Zu- 
stände zurückblicken,  in  denen  sich  die  Lehranstalten  vor  25 
Jahren  befanden.  DaJs  noch  heute  viele  Schnllokalitäten  den 
Anforderungen,  die  wir  stellen,  nicht  eutsprechen,  hat  einerseits 
in  der  Armut  einzelner  Gemeinden,  andererseits  in  der  rasch 
zunehmenden  Zahl  der  Schüler  beiderlei  Geschlechts  seinen 
Grund, 

Das  neue  Unterrichtsgesetz  für  Volksschulen  und  Lehrer- 
bildungsanstalten habe  ich  in  meinem  vorjährigen  General- 
berichte besprochen;  ich  habe  dort  gezeigt,  dafs  es  den 
modernen  Anforderungen  der  Schulhygiene  Becbnung  trägt. 
Dieses  Gesetz  ist  im  Jahre  1893  in  Wirksamkeit  getreten,  und 
die  Ausführungsverordnung  vom  September  1893  über  Schul- 
bauten und  Schuleinrichtungen  wird  die  hier  und  da  be- 
stehenden Mängel  beseitigen.  Um  die  sanitäre  Überwachung 
der  Schule  zu  sichern,  habe  ich  das  Nötige  veranlafst  und  in 
dem  Entwürfe  für  das  neue  Reglement  des  Sanitätsdienstes  der 
Distrikte,  sowie  in  jenem  für  den  Sanitätsdienst  der  Gemeinden 
den  Wirkungskreis  der  Distriktschefilrzte,  der  Bezirksärzte  und 
der  städtischen  Gemeindeärzte  genau  festgestellt. 


668 

Mehrere  Distriktsyertretungen  haben  es  übemommeiii  in 
armen  Dorfgemeinden  Schulen  aus  eigenen  Mitteln  zu  erbauen. 
Wenn  dessenungeachtet  in  einzelnen  Gegenden  noch  tranrige 
Zustände  herrschen,  so  liegt  die  Ursache  in  der  überaus  rasch 
anwachsenden  Schülerzahl,  die  es  sogar  notwendig  machte, 
wegen  ungenügenden  Baumes  die  Schüler  in  zwei  Grappen 
zu  teilen,  von  denen  die  eine  blofs  vormittags,  die  andere 
blois  nachmittags  Unterricht  emp&ngt.  In  einigen  in  Miets- 
häusern untergebrachten  Schulen  habe  ich  mit  Bedauern 
bemerkt,  dafs  die  Schulleiter  die  hellsten  und  geräumigsten 
Zimmer  für  ihre  Wohnung  herrichten  und  die  minder  hellen 
oder  minder  geräumigen  als  Schulräume  benutzen.  Die 
Sanitätsinspektoren  und  Präfekten  sind  angewiesen  worden, 
diesen  Unregelmälsigkeiten  zu  steuern.  AuJserdem  hat  auch 
die  oberste  Unterrichtsbehörde  Mafsnahmen  hiergegen  getroflfen. 

Der  Beinhaltung  der  Schulaborte  wird  nicht  die  nötige 
Aufmerksamkeit  geschenkt.  Will  man  die  Schüler  an  Keinlich- 
keit  gewöhnen,  so  gehört  gewifs  auch  die  Überwachung  der 
Abtritte  dazu.  AuJiserdem  stehen  dem  Lehrer  und  der 
Lehrerin  noch  andere  Mittel  zu  Gebote,  um  die  Kinder  zor 
Sauberkeit  anzuhalten:  das  Betreten  der  Schule  mit  unreinen 
Kleidern  und  Schuhen  darf  nicht  geduldet  werden.  Ein 
gewisser  Grad  von  Reinlichkeit  ist  auch  mit  der  gröfsten 
Armut  verträglich ;  verständige  Lehrer  und  Lehrerinnen  wissen, 
welche  Zugeständnisse  sie  in  dieser  Beziehung  machen  dürfen, 
und  welchen  Beinlichkeitsregeln  sich  alle  Zöglinge  ohne 
Unterschied  fügen  müssen. 

In  den  Berichten,  betreffend  sanitäre  Schulinspektionen,  finden 
wir  die  stereotype  Klage  über  Mangel  oder  UnvoUkommenheit 
der  Yentilations Vorrichtungen.  Da,  wo  sie  vorhanden  sind, 
ist  ihre  Leistung  ungenügend,  weil  ihre  Bedienung  Ver- 
ständnis und  Gewissenhaftigkeit  der  Lehrer  erfordert.  Die 
einfachsten  Ventilationsapparate,  die  Fenster,  werden  eben  zn 
wenig  benutzt.  Einerseits  schreibt  das  neue  Reglement  fSir 
Schulbauten  und  Schuleinrichtungen  vor,  dafs  in  allen  Schul- 
räumen  der  oberste  Teil  der  Fenster  um  eine  horizontale  Axe 


669 

drehbar  sein  soll,  um  fortwährend  frische  Lnft  gegen  die 
Zimmerdecke  führen  zn  können,  andererseits  sind  die  beamteten 
Ärzte  angewiesen  worden,  die  Lehrer  über  die  Notwendigkeit 
der  Lüftung  durch  Öffnen  der  Fenster  zu  belehren. 

Die  eisernen  Ofen  müssen  allmählich  aus  den  Schulen 
entfernt  werden.  Als  Übergangsmafsregel  empfehlen  wir,  daiSs 
auf  jeden  solchen  Ofen  ein  weites,  offenes,  mit  Wasser  ge- 
fülltes GeMs  gestellt  werde. 

Das  neue  ünterrichtsgesetz  räumt  den  körperlichen 
Übungen  und  insbesondere  den  Schulspielen  den  ihnen  ge- 
bührenden Platz  ein.  Wir  wünschen,  dafs  diese  Neuerung 
Ton  Lehrern  und  Lehrerinnen  gehörig  gewürdigt  werde,  dafs 
sie  die  hygienische  und  pädagogische  Bedeutung  derselben 
richtig  erfassen,  und  drücken  unsere  besondere  Befriedigung 
darüber  aus,  dafs  einer  unserer  vorzüglichsten  Turnlehrer,  Herr 
Dem.  Jonbscu,  in  der  ^^Zeitschrift  für  Gymnastik*'  ein  aus- 
führliches Programm  für  verschiedene  Schulspiele  entworfen  hat. 

Im  September  1893  hat  der  Bürgermeister  von  Bukarest 
Instruktionen  über  Hygiene  der  öffentlichen  und  privaten 
Schulen  veröffentlicht,  die  vom  städtischen  G^sundheitsrate 
Terfafst  worden  sind.  Dieselben  enthalten  unter  anderem  die 
Yorschrift:  Nach  Schlufs  der  Schule  und  Entfernung  der 
Schüler  ist  der  Fufsboden  sämtlicher  Schulräume  mit  Wasser 
zu  bespritzen  und  dann  bei  offenen  Fenstern  und  Thüren  aus- 
zukehren; jeden  Sonnabend  soll  der  Fufsboden  gescheuert 
werden.  Wir  werden  diese  Instruktionen  für  sämtliche  Schulen 
des  ganzen  Landes  etwas  abgeändert  vorschreiben  und  noch 
folgende  Begel  hinzufügen :  Der  Raum  zwischen  den  Schul- 
bänken ist  ebenfalls  täglich  mit  feuchtem  Besen  auszukehren; 
jeden  Sonnabend  sind  die  Schulbänke  von  der  Stelle  zu  rücken 
und  der  von  ihnen  eingenommene  Fafsboden  zu  scheuem. 

Was  die  Mittelschulen  anbetrifft,  so  erwarten  wir,  dafs 
das  noch  im  Stadium  des  Entwurfes  befindliche  neue  Mittel- 
Schulgesetz  die  Hygiene  in  demselben  Mafse  berücksichtigen 
werde,  wie  es  das  bereits  in  Wirksamkeit  getretene  Volksschul- 
jieeetz    thut.      Wir   bitten    den  Herrn  Untemchtsminister  von 


670 

neuem,  in  den  Erziehnngsanstalten  für  Mädchen  die  naheza 
klösterliche  Eingeschlossenheit,  das  stundenlange,  wenig  unter- 
hrochene  Sitzen  zu  verbieten.  Es  ist  vielmehr  zu  wünschen, 
dafs  in  den  Mädchenschulen  den  körperlichen  Übungen  mehr 
Zeit  eingeräumt  werde,  als  in  den  Knabenschulen. 

Einige  mit  Internaten  verbundene  Lehrinstitute  befinden 
sich  in  einem  nicht  musterhaften  Zustande.  Der  Herr  Minister 
für  Kultus  und  Unterricht  wird  die  Bemedur  mit  der  Be- 
stimmung beginnen,  daiB  in  den  staatlichen  Erziehungsanstalten 
der  Hygiene  mehr  Rechnung  getragen  werde.  Der  lehrreiche 
Bericht  über  die  Mittelschulen,  den  unser  Freund  und  Kollege, 
Professor  Dr.  C.  Istbati,  Generalinspektor  der  Mittelschulen, 
im  April  1893  dem  Herrn  Minister  überreichte,  enthält  ein 
wertvolles  statistisches  Material,  welches  die  dringende  Not- 
wendigkeit der  Beform  nachweist. 

Ein  besonderes  Augenmerk  verdienen  jene  Häuser,  in 
denen  in  den  Städten  mit  Mittelschulen  die  Zöglinge  vom 
Lande  untergebracht  sind.  Die  moralischen  und  physischen 
Zustände  sind  daselbst  nicht  immer  mustergültig.  Ich  habe 
die  städtischen  und  Distriktsgesundheitsräte  angewiesen,  den- 
selben  ihre  volle  Aufmerksamkeit  zu  schenken  und  da,  wo  es 
erforderlich  ist,  rasch  Abhilfe  zu  schaffen. 

Eine  Lücke  in  der  Organisation  unserer  Lehranstalten 
für  Mädchen  kann  nicht  stillschweigend  von  mir  übergangen 
werden.  Die  Haushaltungslehre  figuriert  nur  im  Programm 
der  staatlichen  Lehrerinnenbildungsanstalt  „  Asil  Elena  Doamna° 
und  in  der  aus  einer  wohlthätigen  Stiftung  unterhaltenen 
Specialschule  für  weibliche  Handarbeit  „Protopop  Teodor" ;  in 
beiden  genannten  Schulen  wird  jedoch  dieser  Unterricht  nicht 
eingehend  genug  betrieben.  Die  betreffende  Lücke  mufs  ans- 
gefüllt  werden.  Die  meisten  armen  Mädchen  treten  ganz  un- 
vorbereitet in  das  praktische  Leben  ein,  ohne  die  geringste 
Kenntnis  dessen,  was  sie  als  Leiterinnen  eines  Haushaltes  bedürfen. 
Ihre  Unfähigkeit,  den  Pflichten  als  Gkttin  und  Mutter  nach- 
zukommen, stört  den  häuslichen  Frieden,  lockert  die  Familien- 
bande  und  wird  nicht  selten  die  Ursache  unglücklicher  Ehen. 


671 

Mit  Seoht  haben  mehrere  Staaten  besondere  Lehrknrse  für 
Hanehaltung,  Hangwirtschaft,  Kochkunst,  Wäsohereinigen  in 
den  oberen  Klassen  der  Volksschulen,  sowie  in  den  Fort- 
bildungsschulen (Abend-  und  Sonntagsschulen)  eingeführt.  Ein 
ungesunder  Wind  weht  über  unser  Land,  die  Mode  treibt 
die  Mädchen  der  besser  situierten  Stfinde  zum  Studium 
der  klassischen  Sprachen,  der  höheren  Mathematik,  bei  gänz- 
licher Vemachlfissigung  jeuer  Kenntnisse,  deren  sie  bedürfeu,  um 
den  ihnen  von  der  Natur  angewiesenen  Beruf  zu  erfüllen. 
Wir  verlangen  die  Beseitigung  dieser  Übelstände  und  bitten 
den  Herrn  Unterrichtsminister,  er  möge  in  den  höheren  Töchter- 
schulen Haushaltungskunde,  Kochkunst,  Waschen  und  Flicken 
der  Wäsche  lehren  lassen. 


2.US  ^txfamvxlnn^tn  nn)  Heretneti* 


Die  Überbttrdungsfrage  im  Königlich  nngarischen 

Landesunterrichtsrate.  ^ 

Von 
Dr.  med.  Heinrich  Schuschny, 

Schularzt  und  Professor  der  Hygiene  in  Budapest. 

Der  Königlich  ungarische  ünterrichtsminister  Dr.  Julius 
Wlassics  hat  den  Landesunterrichtsrat  mit  dem  Studium  der 
Überbürdungsfrage  beauftragt.  Letzterer  wählte  zu  diesem 
Behufe  ein  Komitee,  und  wurden  auch  Fachmänner,  die  aufser- 
halb  des  Unterrichtsrates  stehen,  eingeladen,  an  den  Be- 
ratungen teilzunehmen.  Das  Komitee  steht  unter  dem  Präsi- 
dium des  Erzabtes  Hippolyt  Feheb,  Präsidenten  des  Unterrichts- 


»  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1895,  No.  10  u.  11,  S.  034—637.    D.  Eed. 


672 

rates.  Mitglieder  desfielben  sind:  der  reformierte  Bischof  Eabl 
Szlsz;  Dr.  Albebt  yon  Bebzeyiozt,  Staatssekretär  a.  D.  und 
Vioepräsident  des  nngarisohen  Abgeordnetenhauses ;  die  Ministerial- 
räte Dr.  JoHANK  Klamabik  und  ALEXAin>EB  VON  Leötey; 
die  Studiendirektoren  Dr.  BiLA  Ebödi  und  Eabl  Hofeb;  die 
üniversitätsprofessoren  Dr.  Gustav  Heinbigh  und  Dr.  Heikbich 
Mabczali;  der  Sohriftführer  des  Dnterrichtsrates  Dr.  Joseph 
Febengzt;  die  Qymnasialdirektoren  Flobian  Chebybn  und 
Dr.  Ebnst  von  FmlczY  (letzterer  fangierte  als  Referent); 
die  Mittelsohulprofessoren  Dr.  Bebnhabd  Alexandeb,  Emanuel 
Bbke,  Dr.  Johann  CsENasBi,  Michael  Demeozky,  Edmund 
Hankö,  Heinbich  Hobnisghbk,  Dr.  Eabl  Pozbeb,  Fbiedbich 
Biedl,  August  Sghmidt;  der  Schularzt  und  Professor  der 
Hygiene  Dr.  Heinbich  Sghusohnt  und  der  Tumprofessor 
Dr.  Joseph  Otto. 

Die  allgemeinen  Beratungen  nahmen  drei  lange  Sitzungen 
in  Anspruch.  Nach  einer  Begrüfsungsansprache  seitens  des  Präsi- 
denten und  Erledigung  einiger  Formalien  kommentierte  Referent 
Dr.  Ebnst  von  Finäczy  den  Erlafs  des  ünterrichtsministers. 
Kedner  hält  es  für  nötig,  dafs  der  Unterrichtsrat  sich  mit  der 
Überhürdung  eingehend  beschäftige.  Wir  müssen  namentlich 
die  Ursachen  derselben  erforschen  und,  indem  wir  dieser  Frage 
näher  treten,  uns  mit  ihren  einzelnen  Punkten  befassen. 
Die  Lehrbücher,  deren  Niveau  im  allgemeinen  zufrieden- 
stellend ist,  entsprechen  nicht  den  Anforderungen  der  Methodik. 
Wenn  es  auch  ein  polyglotter  Staat,  wie  Ungarn,  notwendig 
macht,  lokalen  Verhältnissen  Rechnung  zu  tragen,  so  sollte 
doch  in  den  dort  gebrauchten  Lehrbüchern  nicht  eine  solche 
Vielseitigkeit  der  Systeme  herrschen,  wie  dies  heute  der  Fall 
ist.  Es  fehlt  an  methodischen  Büchern  für  die  Lehrkräfte, 
daher  kommt  es,  dafs  in  einem  grofsen  Teile  unserer  Mittel- 
schulen ohne  System  unterrichtet  wird.  Hierin  liegt  eine  der 
Hauptursachen  der  Überhürdung.  Ferner  läfst  die  Heran- 
bildung der  Lehrer  vieles  zu  wünschen  übrig.  An  dem 
Übxmgsgymnasium  wird  nur  ein  sehr  geringer  Bruchteil  unserer 
Mittelschulprofessoren  in  den  Unterricht  eingeführt.     Auch  die 


673 

Überf&IInng  der  Klassen  trägt  zur  Überbürdnng  bei;  hier  Abhilfe 
sn  schaffen,  verursacht  aber  grofse  Kosten.  Nicht  minder  schäd- 
lich ist  die  Zunahme  des  Fachlehrersystems,  aber  auch  das  Klassen- 
lehrersystem hat  Nachteile,  es  würde  das  Niveau  der  Schule 
herabdrücken;  in  den  Staatsschulen  befindet  sich  übrigens  der 
Sprachunterricht  zumeist  in  einer  Hand. 

Dr.  Albebt  von  Berzbviozt  ist  ein  Freund  der  Einheits- 
mittelschule ;  wenn  er  trotzdem  an  den  Beratungen  teilnehme,  so 
thue  er  dies,  ohne  sich  mit  dem  heutigen  Schulplane  ein- 
verstanden zu  erklären.  Bis  zur  Verwirklichung  der  Idee  der 
Einheitsmittelschule  liefsen  sich  im  Rahmen  des  gegenwärtigen 
Schulplanes  manche  Verbesserungen  durchführen,  so  die  Herab- 
setzung des  Schülermaximums  von  60  und  darüber,  die  Er- 
richtung von  Vorbereitungsklassen  in  den  nicht  ungarischen 
Sprachgegenden,  die  Vereinigung  verwandter  Lehrgegenstände 
in  einer  Hand  in  den  unteren  Klassen,  die  Herausgabe 
passender  Lehrbücher  für  den  Schüler  und  praktischer  Anleitungs- 
werke für  den  Lehrer,  das  harmonische  Zusammenwirken  der 
Professoren,  die  Erweiterung  des  Wirkungskreises  des  Direktors, 
die  Revision  der  Lehrpläne,  die  Verbesserung  der  Heranbildung 
der  Lehrkräfte,  die  Fortentwickelung  der  Körperpflege,  die 
Systemisierung  der  Jugendspiele,  die  Hebung  der  materiellen 
Lage  der  Turnlehrer. 

Dr.  Gustav  Heinrich  weist  auf  die  mangelhaften  B«- 
sultate  des  Unterrichtes  hin.  Die  Lehrpläne  und  Instruktionen 
sind  ausgezeichnet,  aber  zu  theoretisch,  zu  ideal. 

Dr.  Moritz  KIbmän  fürchtet  nicht,  daXs  der  Erfolg  des 
Unterrichtes  unter  der  Revision  der  Lehrpläne  und  Instruktionen 
leiden  werde.  In  England  wird  fast  alljährlich  eine  solche 
Revision  vorgenommen.  Als  unsere  Dnterrichtspiäne  verfalst 
wurden,  hatten  wir  nur  wenig  Lehr-  und  Hilfisbücher.  Seit- 
dem ist  ein  grofser  Fortschritt  bei  uns  zu  verzeichnen,  so  dais 
heute  eine  Revision  keine  Schwierigkeiten  macht. 

Dr.  Bernhard  Alexander  hätte  gewünscht,  man  möchte 
nicht  nur  über  Überbürdung,  sondern  überhaupt  über  Mängel 
des  Mittelschulunterrichtes   beraten.      Die   Realschule    ist   das 

SobolcMoadlittitopflefeVni.  43 


674 

eigentliolie  Nest  der  ÜberbärduDg^  dev  SobQler  hat  liier  wenig 
freie  Naobmittage,  da.  dieee  von  ZeiebenttbimgeQ,  lateüusoheiA 
Spracbnnterricht  n.  s.  w.  in  Anspraob  genommen  sind. 

Dr.  Johann  Elaha&ik  empfieblt,  die  heutigen  Beeoltate 
der  liittelscbnle  mit  denen  vor  ewOlf  Jahren  zu  vei^leieheo. 
Eine  Bessening  kann  nicht  geleugnet  werden.  Seit  1883^ 
also  seit  dem  Inslebentreten  des  neuen  Lehrplanee,  ist  die 
hygienische  Ausstattung  der SchnlgebAude  eine  yiel  vollkommener« 
geworden,  auch  mit  dem  Umfaog  und  der  Beschaffenheit  dei 
Lehrmittel,  mit  den  Instruktionen  und  dem  Unterrichte  sind 
wir  viel  besser  daian,  als  früher.  Wir  haben  forner  die  An- 
näherung zwischen  den  Mittelschulen  der  Konfessionen,  der 
geistlichen  Orden  und  der  Nationalitäten  hergestellt.  Ver^ 
besserungen  müssen  aber  dennoch  trotz  dieser  Fortschritte  Yor« 
genommen  werden,  jedoch  auf  Grundlage  der  gemachten  E^ 
fahrungen. 

Joseph  Ferengzy  betont,  dafs  Überbürdong  nicht  nur  in 
der  Mittelschule  bestehe,  sondern  auch  bei  der  Ijehramis- 
prüfuDg. 

Michael  Demsgzkt  findet  die  Ursache  der  Überbürdong 
nicht  im  Lehrplane,  sondern  in  der  Methode  des  Unterrichtes. 
In  vielen  Schuien  besteht  der  letztere  nur  in  Aufgeben  und 
Ausfragen.  Es  ist  nicht  genügend,  wenn  der  Lehrplan  obli- 
gatorisch ist,  auch  die  Methode  mufs  es  sein.  Zur  Kontrolle 
derselben   empfiehlt   er   die  Anstellung   von  Fachinspektoien. 

Nach  Dr.  ELeinrich  Ma&czali  stellt  der  Lehrplan  nioht 
nur  an  den  Schüler,  sondern  auch  an  den  Lehrer  grofse  An- 
sprüche, denen  letzterer  nicht  immer  gerecht  werden  kann. 

Präsident  Hippoltt  Feh^r  konstatiert,  das  Komitee 
stimme  darin  überein,  dais  der  Mittelschulunterrioht  in  vieles 
Beziehungen  nicht  den  genügenden  Erfolg  aufweise.  Inde« 
er  nun  die  specielle  Debatte  eröffne,  glaube  er  einige  Fragen 
aufstellen  zu  sollen,  damit  die  Diskussion  eine  bestimmte  Ord« 
nung  erhalte.  Die-  erste  Frage  laute:  Geben  die  bestehenden 
Lehrpläne,  die  Instruktionen,  die  Lehrbücher  und  die  Stuaden* 
sahl  Veranlassung  zur  Überbürdungsklage? 


67fr 

Dr.  Mobitz  EliUiMiN  glaubt,  daCs  ein  Lehrplan  insofern 
die  Quelle  der  Überbürdnng  bilden  k<>nne,  als  an  yiel  Dnterrieht»* 
fbcher  aufgenommen  seien,  oder  derselbe  eine  zu  grols» 
Standeneahl  erfordere.  Für  Ungarn  treffe  dies  nicht  zu.  Ein 
Weglassen  ¥on  Gegenständen  sei  hier  ansgeschlossen,  da  eine 
Yerringemng  des  Lehrstoffes  die  Bildung  der  Jugend  beein- 
trächtigen würde.  Unsere  Listmktionen  müTsten  als  liberal 
besseiohnet  werden ;  denn  während  in  anderen  Staaten,  z.  B.  in 
Frankreich  imd  Österreich,  der  Unterrichtsstoff  manchmal  auf 
Stunden  eingeteilt  sei,  herrschten  bei  uns  solche  Vorschriften 
nicht;  je  nach  den  lokalen  Verhftltnissen  und  den  Hilfsmitteln 
könne   der  Professor  unterrichten,  wie    es   ihm  gut  erscheine. 

Flobzan  Chbbvsn  ist  der  Ansicht,  dab  der  Lehrplan 
sieh  bewährt  habe,  nur  einige  Verbesserungen  soUten  auf  Qrund 
der  gesammelten  ErfE^irungen  Torgenommen  werden. 

Dr.  Gustav  HKDOtioaa  bemerkt,  wenn  wir  mit  dem  Lehr^ 
plane  unzu&ieden  sind,  so  müssen  wir  solche  Modifikationen  Yor- 
nehmeu,  die  den  Erfolg  desselben  sichern.  Bei  einigen  Gegen- 
ständen ist  das  Lehrziel  zu  stark  hinaufgeschraubt  worden. 
Das  Übersetzen  des  ungarischen  Aufsatzes  ins  Lateinische  z.  R 
paust  für  die  Hochschule,  für  die  Mittelschule  genügt  das  Ver* 
ständnis  der  Klassiker.  Ebenso  geht  auch  der  weltgeschichtliche 
Unterricht  in  unseren  Mittelschulen  "zu  weit. 

Dr.  HniNfiiGH  MjlUCzaIiI  wünscht,  dals  seitens  des  Komitee» 
ausgesprochen  werde,  es  möge  nicht  weniger,  sondern  besser 
unterrichtet  werden. 

Von  Dr.  Johann  Osenoebi  wird  die  Ansicht  yertreten« 
dafs  die  Lehrpläne  und  Listruktionen  dem  Professor  eine  zu 
grofse  Latitüde  gestatteten;  die  im  Lehrplane  niedergelegten 
Principien  betreffe  der  Methode  sollten  präciser,  bestimmter 
ausgedrückt  sein. 

Dr.  Bernhard  Albxandbr  ist  ähnlicher  Meinung.  Er 
bestätigt  zugleich,  dals  der  Gymnasiallehrplan  zu  hoch  gesteckte 
Ziele  habe.  Der  RealschuUehrplan  jedoch,  der  so  viele  fakul- 
tative Gegenstände  aufweise  —  er  erinnere  nur  an  Latein  und 
Englisch  —  verursache  zweifellos  Überbürdung  der  Schüler. 

43* 


676 

Dem  gegenüber  erklftri  Dr.  Johann  Klamarik,  jedes 
Blatt  der  Lehrpläne  biete  einen  Beweie  dafär,  dafs  die  Ver- 
fasser derselben  auf  die  Y  ermeidang  der  Überbürdong  Bedacht 
genommen  hätten.  Da  der  Unterricht  jedoch  trotzdem  mit 
diesem  Übel  behaftet  sei,  so  möchten  die  Mängel  desselben  ver- 
bessert werden. 

Fbisdbioh  Bibdl  weist  auf  die  divergierenden  Ansichten 
der  Pädagogen  bezügUoh  der  Überbürdnng  hin.  Er  oitiert 
einige  Beispiele  von  zu  hohen  Anforderungen  aus  dem  Real- 
sohulplane,  so  den  geographischen  Unterricht  in  der  I.  Klasse, 
den  chemischen  in  der  IV.,  Y.  und  VI.  EQasse.*  Das  Turnen 
ist  keineswegs  die  Karbolsäure,  welche  den  Überbürdungs- 
bacillus  tötet,  nur  zu  oft  ermüdet  es  Körper  und  Geist. 

Von  Dr.  Albbbt  von  Bbrzbviozy  wird  die  Bichtigkeit  der 
BiEDLschen  Anschauungen  anerkannt.  Die  strenge  Disoiplin 
im  Turnunterricht  ermüde,  deshalb  müfsten  wir  uns  der  neuen, 
firischen  Strömung  anschliefsen,  welche  an  Stelle  der  anstren- 
genden Turnübungen  die  Spiele  setze. 

Präsident  Hippoltt  Feh^r  stellt  fest,  dais  das  Komitee 
sich  für  die  Revision  der  Lehrpläne  erkläre.  Ein  zu  ernennendes 
engeres  Komitee  wird  damit  betraut  werden,  in  die  näheren 
Details  einzugehen  und  seiner  Zeit  entsprechende  Vorschläge 
behujGs  BeschluMassung  zu  machen.  Er  ersucht  die  Komitee- 
mitglieder, sich  nunmehr  über  den  Zusammenhang  zwischen  der 
Überbürdungsklage  und  den  Schulbüchern  zu  äulsem. 

(Fortsetiung  in  No.  1,  1896.) 


677 


Die  seiilichen  Verkrftmmüngen  des  Rttckgrats 

und  deren  Verhtttnng. 

Vortrag, 
gehalten  im  Berliner  Verein  für  gesundheitsgemftlse  Erziehnng. 

Von 
Dr.  med.  Leopold  Ewbb, 

dirigierendem  Arst  eines  Institats  fcir  Masaage  and  Orthopftdie  in  Berlin. 

(SohloTs.) 

loh  komme  nun  zu  den  Mitteln,  die  man  znr  Ver- 
htttong  von  Rüokgratsverkrümmungen  yorgesohlagen  hat.  Sie 
sind  zahlreich.  loh  will  Ihre  Geduld  aber  nioht  zu  lange  auf 
die  Probe  stellen  und  in  aller  Kürze  nnr  diejenigen  erwähnen, 
die  anoh  ioh  für  richtig  und  zugleich  für  ausführbar  halte: 

1.  Man  sorge  dafür,  dab  das  Kind  von  seiner  Geburt  an 
zweckmftfsig  ernährt  und  gekleidet  werde. 

2.  Man  bringe  schwächliche  Kinder  nicht  zu  früh  in  die  ' 
Schule. 

3*  Spätestens  im  sechsten  Lebensjahre  sollten  alle  Kinder 
auf  Gleichheit  ihrer  Beinlängen  untersucht  und  für  den  Fall, 
dafs  Ungleichheit  sich  zeigt,  die  Eltern  unterrichtet  werden, 
dals  für  die  nächsten  Jahre  in  den  einen  Stiefel  eine  Sohle 
hineinzuarbeiten  ist.    (Musterung  der  schulpflichtigen  Jugend.) 

4.  Man  dehne  den  Unterricht  nicht  zu  lange  aus  und 
lasse  zwischen  den  einzelnen  Stunden  die  Kinder  sich  möglichst 
viel  Bewegung  machen. 

5.  Man  schiebe,  wenn  mehr  als  drei  Unterrichtsstunden 
hintereinander  gegeben  werden,  nach  der  zweiten  eine  Turn- 
stunde ein,  oder  lasse  Bewegungsspiele  ausführen. 

6.  Man  sorge  für  zweckmälsige  Tische  und  Bänke  in  der 
Schule  und  richtiges  Sitzen  zu  Hause. 


678 

loh  kann  mich  in  letzterer  Beziehung  den  Vorschriften 
anschliefsen,  welche  die  Hygienesektion  des  Berliner  Lehrer- 
vereins  in  ihren  Gesnndheitsregeln  für  die  Schnljogend  zp* 
sammengestellt  hat,  und  welche  lauten:^ 

a.  Setze  dich  so,  dafs  du  das  Fenster  (die  Iiampe)  zur 
linken  Seite  hast.     - 

b.  Schiebe  beim  Schreiben  den  Stuhl  so  weit  unter  den 
lüsoh,  dafs  die  Tordere  Stuhlkante  etwa  5  em  «ntar  die  Tiseb- 
platte  reicht.  Bei  gerader  Haltung  des  Oberkörpers  darf  die 
Brust  die  Tischkante  nicht  berühren. 

c.  Der  Stuhl  sei  so  hoch,  daCs  bei  herabhängenden  Armen 
die  Tisdiplatte  in  Höhe  der  Ellenbogen  sich  befindet.  Da  die 
gewöhnlichen  Stühle   zu  niedrig  sind,   so  lege  ein  Kissen  auf. 

d.  Die  Füfse  setze  mit  der  ganzen  Sohle  auf  den  Boden ; 
«rreicfast  du  denselben  nicht,  so  stelle  eine  Fulsbank  unter. 

e.  Setze  dich  so  auf  den  Stuhl,  dals  die  Brust  parallel  mit 
dw  Tischkante  ist,  und  lehne  den  unteren  Teil  des  Rüekens 
(das  Kreuz)  wahrend  des  Schreibens  fest  an,  womöglich  an  ein 
der  Stuhllehne  vorgelegtes  Kissen  (Ranzen). 

f.  Schlage  di«  Beine  nicht  übereinander,  w«der  am  Knie 
noch  an  den  Knöcheln,  und  siehe  die  Ffiise  nicht  unter  den 
Stuhl  zurück. 

g.  Lege  die  Unterarme  in  der  Nähe  der  Ellenbogen  auf 
den  Tisch,  halte  mit  der  linken  Hand  das  Heft  fest  und  schiebe 
dasselbe  während  des  Schreibens  weniger  oder  mehr  auf  den 
Tisch,  je  nachdem  du  den  oberen  oder  unteren  Teil  beschreibst. 

h.  Lege  das  Heft  so  schräg  vor  die  Mitte  des  Körpers, 
dafe  die  Grundstriche  der  Schrift  senkrecht  eur  Tisckka&te 
stehen. 

i.  Beim  Lesen  und  Lernen  schiebe  den  Stuhl  etwas  zurück, 
lehne  dich  hinten  an  und  halte  das  Buch  schri^  mit  beiden 
Händen  auf  d^m  Tische  fest. 

k.  Mädchen  haben  dafür  zu  sorgen,  daüs  die  Kleider  glei^* 
mäfsig  auf  der  Sitzfläche  verteilt  sind. 


^  Vergl.  diese  Zeüschrift,  189Q,  No.  8,  S.  ]  6^—164.    D.  £ed. 


678 

I.  Sowohl  beim  Lesen  als  beim  Schreiben  muls  das  Auge 
mindestens  äö  om  von  der  Sohiift  entfernt  sein. 

Über  die  günstigere  Wirkung  der  Steilsohrift  auf  die 
Körperhaltung  gegenüber  d^  Sehrfigsohrift  sind  die  Akten 
tiooh  nicht  geschlossen.  Die  Zahl  der  bisher  angestellten 
Untersuchungen  ist  zu  gering  (?  D.  Red.),  auch  mufs  der  Zeit- 
raum, übdr  den  sie  sich  eu  erstrecken  haben,  länger  sein. 

7.  Man  beschränke  die  häuslidien  Arbeiten  auf  das 
Mindestmais. 

8.  Man  lasse  die  Sander  sich  möglichst  viel  Bewegung 
im  frischer  Luft,   bei  schiechtem  Wetter  im  Zimmer  machen. 

9.  Schwächliche  Kind«r  dürfen  keinen  Klavierunterricht 
nehmen. 

10.  Der  Handarbeitsunterricht  sollte  auf  die  erste  Stunde 
gelegt,  oder  nach  voraufgegangener  längerer  Zwischenpause 
«rteüt  werden. 

II.  Lehrer  und  Eltern  haben  darauf  zu  achten,  da&  die 
Kinder  beim  Stehen  nicht  ein  Bein  .vor  das  andere  setiren, 
denn  dann  steht  das  Becken  schief,  und  die  Ledenwirbelsäule 
muls  sich  nach  der  tieferen  Seite  hin  neigen. 

12.  Auf  den  Turunterricht,  namentlich  in  Mädchenschulen, 
muft  mehr  Ghewioht  gelegt  und  die  Zahl  der  Turnstunden 
vermehrt  werden. 

Obwohl  die  Behandlung  der  Rückgratsverkrümmungen 
nicht  Gegenstand  meines  heutigen  Vortrages  ist,  möchte  ich 
doch  bei  dieser  Gelegenheit  ganz  kurz  auf  einen  Lrrtum  auf- 
merksam machen,  der  groÜBes  Unheil  angerichtet  hat  und  noch 
anrichtet.  Es  ist  nämlich  vielfach  die  Ansicht  verbreitet,  dafs 
Korsetts  gegen  das  Leiden  von  Nutzen  seien.  Für  sich  allein 
sind  sie  es  nie,  höchstens  in  Verbindung  mit  orthopädischer 
G^ynmafltik.  Denn  das  Korsett  schwächt  die  an  sich  nicht 
giettügend  kräftige  Rumpfmuskulatur  noch  mehr,  da  es  ihre 
Aj-beit,  den  Oberkörper  aufrecht  zu  halten,  übernimmt  und 
sie  aufser  Thätigkeit  setzt;  für  Muskeln,  zumal  schwache,  gibt 
es  aber  nichts  Schädlicheres  als  Ruhe. 


680 


Ober  periodisehe  Üntersueliongeii  des  OeBiehtsriiines 

der  Schiüjngend. 

YerhandlungeD    der    ophthalmologischen    Gesellschaft 
des  yereinigten  britischen  Königreichs. 

Pribstley  Smith  führte  in  der  genannten  Gesellschaft  nach 
dem  „Centrbl.  f.prakt  Aughlkde,*'  aus,  wie  wünschenswert  periodische 
Prüfungen  der  Sehschärfe  sämtlicher  Schulkinder  seien.  Er  yersteht 
darunter  nicht  genaue  Feststellung  des  Brechzustandes  der  Augen; 
denn  diese  sei  nur  durch  okulistisch  ausgebildete  Schulärzte  möglich,  und 
da  man  sich  noch  weit  davon  entfernt  befinde,  Schulärzte  Oberhaupt 
zu  besitzen,  so  dürfte  es  besser  sein,  nicht  zu  viel  auf  einmal  zu  er- 
streben, sondern  sich  zunächst  darauf  zu  beschränken,  dafs  jährlich 
einmal  sämtliche  Schüler  und  Schülerinnen  bezüglich  ihrer  Sehschärfe 
untersucht  würden.  Um  ein  einheitliches  Verfahren  zu  erzielen, 
seien  nur  die  SKELLENschen  Probetafeln  in  6  m  Entfernung  bei 
möglichst  heller  Beleuchtung  zu  yerwenden.  Diese  Prüfung  könne 
auch  von  gebildeten  Laien  vorgenommen  und  dadurch  leichter  ein- 
geführt werden.  Betrage  die  Sehschärfe  auf  einem  Auge  weniger 
als  Vi8,  so  möge  dies  den  Eltern  mitgeteilt  werden.  Derartige 
Untersuchungen  wurden  bisher  schon  in  483  Knabenschulen  der 
vereinigten  Königreiche  und  in  129  Mädchenschulen  Englands 
allein  ausgeführt. 

Farbensinnprüfungen  fanden  dagegen  nur  in  drei  Schulen  statt, 
und  doch  sind  diese  nicht  weniger  wichtig.  Redner  schlägt  vor, 
dieselben  mit  Holmorens  Wollbündeln  vorzunehmen,  derart,  dals 
der  Schüler  ein  rein  blafsgrünes  Bündel  erhält  ohne  Nennung  der 
Farbe  und  dazu  die  gleichen  aussuchen  mufs.  Da  Farbenblindheit, 
abgesehen  von  der  durch  Krankheit  erzeugten,  angeboren  ist,  so 
braucht  diese  Prüfung  nur  einmal  .vorgenommen  zu  werden.  Die 
Farbenblinden,  meist  Knaben,  haben  bei  der  Berufswahl  auf  diesen 
Fehler  Rücksicht  zu  nehmen. 

In  der  Diskussion  hebt  Argyll  Robertson  hervor,  daß 
durch  Schuluntersuchungen  zugleich  über  die  Refraktionsverände- 
rungen während  des  Kindesalters  Licht  verbreitet  werden  sollte. 
Er  verlangt  namentlich  Fesstellung  des  Nahepunktes,  um  Über- 
sichtigkeit und  Accommodationsanomalien  zu  entdecken. 

Nach  Holmes  Spiceb  sind  solche  Prüfungen  gerade  in  niederen 
Schulen  am  Platze,  da  hier  die  Eltern  selten  ärzüiche  Hilfe  von 
selbst  aufsuchen.  Er  fand  z.  B.  in  einer  Elementarschule  im  Ostai 
Londons    unter   500   Schülern   40  7o   mit  einer  Sehschärfe  <I  Vii 


681 

ohne  dais  diese  irgendwie  behandelt  worden  wären.  Freilich  n&hmen 
derartige  Untersachnngen  sehr  viel  Zeit  in  Ansprach. 

DOYNE  weist  auf  die  Schwierigkeit  der  Nahepunktsbestimmung  hin. 

SiHBON  SnelIj  betont  die  Bedentang,  welche  solche  PrOinngen 
fftr  die  Lehrer  haben. 


Die  Gefahren  fibermäfsiger  Sportfibnngen  fBr  Kinder. 

Mitteilnng  in  der  französischen  Gesellschaft  znr  Förderung 

der  Wissenschaften. 

In  der  Sitzung  der  Association  frangaise  poar  ravancement  des 
Sciences  zu  Gato  machte  Le  GBin)RE  anf  die  Gefahren  aufmerksam, 
welche  flbertriebene  Körperübungen  fOr  Kinder  während  der  Wachs- 
tumsperiode nach  sich  ziehen  können.  Dieselben  verdienep  in  unserer 
sporünstigen  Zeit  gewils  ernste  Beachtung,  weshalb  wir  das  Wich- 
tigste darüber  nach  „JDe  Btdlet  mSd.",  1895,  No.  64  mitteilen. 

Die  Überanstrengang  jugendlicher  Individuen  durch  Sport- 
flbungen  kann  mindestens  Fieber  hervorrufen,  bedingt  durch  einen 
za  schneUen  Zerfall  von  organischer  Substanz  und  unvollkommene 
Ausscheidung  der  ungenügend  oxydierten  Zerfallsprodukte.  Ab- 
geschlagenheit, matter  Blick,  spärlicher,  dunkler,  mit  Urateu  oder 
Phosphaten  überladener  Harn,  Appetitlosigkeit,  Muskelschmerzen 
n.  dergl.  gesellen  sich  dazu.  Gelegentlich  kann  die  Über- 
anstrengang sogar  Veranlassung  zu  einer  infektiösen  Knochenmarks- 
entzfindung  geben.  Nicht  selten  finden  sich  auch  Verdauungsstörungen 
bei  Kindern,  welche  sich  beim  Sport  überanstrengt  haben.  In  gleicher 
Weise  können  Störungen  der  Herzthätigkeit  sich  ergeben. 

Dazu  kommt,  dab  gewisse  Sportübungen  noch  ihnen  eigen- 
tümliche Nachteile  mit  sich  bringen.  So  kann  übermäfsiges  Rad- 
fahren Entzündungen  des  Knie-  oder  Hüftgelenks,  des  Psoasmnskels, 
des  Blinddarms,  der  Eierstöcke,  femer  Rflckgratsverkrümmung,  Herz- 
klopfen u.  s.  w.  verursachen.  Beim  FuCsbal^  kommen  öfter  Knochen- 
brüche und  Verwundungen,  selbst  mit  tödlichem  Ausgange,  vor* 
Rudern,  Schlittschuhlaufen,  hauptsächlich  aber  Wettlaufen  führen 
durch  Übermals  Herzklopfen,  Erweiterung  der  Herzhöhlen  und  idio- 
pathische Herzhypertrophie  ohne  Klappenfehler  herbei. 

Le  Gendrb  wies  auch  hin  auf  die  ungünstigen  sittlichen 
Folgen,  wenn  der  eigentliche  Sport  mit  seinem  leidenschaftlichen 
Wetteifer  bereits  in  die  Jugendspiele  eingeführt  wird. 

Im  Anschlüsse  an  die  Ausführungen  des  Vortragenden  besprach 
L.  H.  Petit   die  Gefahren,   welche   daraus    entstehen,    dafs    man 


«82 

Kindern  oder  Jangen  Leuten  in  der  Absicht,  sie  in  der  Rekonviksoeu 
von  gewissen  Krankheiten  schneller  zn  kräftigen  nnd  wieder  zu 
Appetit  zn  bringen,  zn  frühzeitig  körpertidie  Übungen  yerschiedener 
Art  gestattet;  diese  Gefahren  betreffen  hauptsächlich  das  Herz  nnd 
seine  Thätigkeit. 


filetnere  Mxtitiinn^tn. 


Cber  die  Gesundheit  der  Gymnasiftstem  ftn&ert  sich 
Professor  Dr.  SiCKiNOSB-Bmchsal  in  den  „Süddeutsch.  BläU.  f. 
höh.  ünierrichisanst.^  folgendermalsen :  Dafs  es  ttbrigens  auch  unter 
den  gegenwartigen  Zuständen  mit  der  Gesundheit  unserer  Gymsasial- 
jugend  durchaus  nicht  so  schlimm  steht,  wie  in  Broechflren  uad 
Tagesfolättem  von  Zeit  zu  Zeit  immer  wieder  zu  lesen  ist,  davon 
kann  sich  jeder  überzeugen,  der  gelegentlich  einmal  in  unsere 
Klassen  eintritt.  Freilich  wird  er  einige  blasse,  engbrüstige  nnd 
gebeugte  Gestalten  erblicken,  gerade  so,  wie  ihm  bei  einem  Gang 
durch  die  Natur  auch  schwache  und  veiinrüppelte  Pfläazchen  ?or 
die  Augen  treten;  die  grofse  Mehrzahl  der  Schfller  macht  dagegen 
durchaus  den  Eindruck  bltthender  Gesundheit  und  ungeschwächter 
Lebenslust.  Dem  Einwand  gegenüber,  dafs  dieser  Behauptung  die 
an  einzelnen  Anstalten  vorhandene  grofse  Zahl  der  vom  Turom 
dispensierten  Schüler  widerspreche,  ist  auf  die  Thatsache  hinzu- 
weisen: je  zielbewufster  und  erfolgreicher  der  Turnunterricht  an 
einer  Schule  erteilt  wird,  desto  geringer  ist  der  Prozentsatz  solcher 
Zöglinge.  —  In  ähnlichem  Sinne  hat  sich,  wie  wir  hinzufügen)  auch 
der  bekannte  Gymnasialdirektor  Dr.  Oskar  Jaoer  in  Köln  aos-^ 
gesprochen.  Als  der  Unterrichtsminister  vox  Gobslbb  einmal  die 
Äufserung  that,  dafs  did  Wangen  der  Gymnasiasten  sich  wieder  fi 
röten  begönnen,  erklärte  er,  dieselben  seien  niemals  blafo  gewesen, 
und  berief  sich  zum  Beweise  hierfür  auf  seinen  langjährigen  tig^ 
liehen  Verkehr  mit  Hunderten  von  Schülern. 

Die  schulhy^enisehen  VerhältRisse  im  alten  Bon  waren 
im  allgemeinen  nicht  günstig.  Den  Kindern  wurde  entweder  in 
ihren  eigenen  Wohnungen,  oder  in  denen  der  Lehrer  Unterricht 
erteilt.  Die  Hauslehrer  (paedagogi)  gehörten  bekanntlich  dem 
Sklavenstande  an.  Sie  unterwiesen  ilire  Zöglinge  nicht  nur  im 
Lesen,  Schreiben  und  Rechnen,  sondern  auch  in  den  Leibesübungen; 


688 

engleich  Obenwachten  sie  die  Spiele  derselben.  Es  war  Sitte,  dafe 
die  Hanslehrer  von  den  Schülern  domini  nnd  diese  von  den  Lehrern 
filii  genannt  wnrden,  nm  das  Respektsverhältnis  zn  wahren.  Zndem 
hatten  die  domini  anch  volle  Strafgewalt  über  ihre  Zöglingcf,  die 
sie  nicht  selten  mifebranchten,  indem  sie  die  Kinder  brann  und  blan 
schlugen  (Platttüb,  BacekiSj  Act.  III,  sc.  3).  Andererseits  sind 
anch  Beispiele  bodenloser  Zflgellosigkeit  der  (ilii  gegen  ihre  Lehrer 
überliefert.  Knaben  von  höchstens  6  oder  7  Jahren  erfrechten  sich, 
den  Tadel  ihres  Lehrers  damit  zn  beantworten,  dafs  sie  demselben 
die  Schreibtafel  an  den  Kopf  warfen  nnd  sich  noch  obendrein  bei 
Ihren  Eltern  beschwerten.  Ein  Yater  lobte  einstmals  eine  solche 
Handlung  des  Söhneliens  als  Heldenstück  und  schalt  den  Lehrer: 
„Nichtsnutziger,  alter  Kerl,  dafs  dn  den  Knaben  nicht-  wieder  an* 
rührst,  wenn  er  sich  so  wacker  benimmt**  (Plautüb,  Bacchis,  Act.  lU). 
So  ging  der  Lehrer  unter  Hohngelächter  sein^  Schüler  ab  mit 
einem  in  Ol  getauchten  Lappen  um  den  Kopf,  „als  w&re  er  wi 
Latemenstock^.  Wer  keinen  Hauslehrer  kaufen  konnte,  schickte 
seine  Kinder  einem  Privatlehrer  (magister  mercenarius)  zu,  von 
denen  viele  in  ihren  Wohnungen  unter  den  kümmerlichsten  und  un- 
hygienischten  Verhältnissen  lebten.  Der  Dichter  Martial  war  so 
arm,  dafs  er  seine  Schüler  in  einer  Dachkammer  empfangen  mufste. 
Manche  Eltern  lieben  ihre  Kinder  daher  die  tabemae  litteramm, 
liölzeme  Buden  am  Markt,  besuchen,  wo  Unterricht  im  Lesen  und 
Schreiben  erteilt  wurde  (Livius,  lib.  III,  44).  Aufser  diesen  tabemae 
gfib  es  im  späteren  Rom  noch  öffentliche  Gebäude,  in  denen  Privat- 
lehrer wirkten  (Süeton,  Oramm,  18).  Diese  Gebäude,  pergulae 
genannt,  waren  ringsum  offen  und  nur  von  oben  her  bedacht,  so 
dafs  es  an  frischer  Luft  nicht  fehlte;  an  den  Seiten  standen  Stein- 
bftnke  fQr  Schüler  und  Lehrer,  was  in  hygienischer  Beziehung 
freilich  weniger  günstig  war.  Wieder  andere  Privatlehrer  docierten 
im  Freien,  in  den  Säulenhallen,  im  Palatium  oder  im  Theater. 
Den  Kindern  der  Patricier  folgte  bei  ihrem  Gange  zur  Schule  stets 
«in  Diener  (capsarius),  welcher  ihre  Schulbücher,  Schreibutensilien 
tmd  andere  Sachen  in  einer  Kapsel  trug  (ScJETOx,  Nero  36;  JirvBNAii, 
8|at.  X,  V.  117).  Die  Schreibmaterialien  waren  den  Augen  nicht 
gerade  zuträglich.  Sie  bestanden  gewöhnlich  aus  hölzernen,  mit 
Wachs  überzogenen  Täfelchen  (Plaxttus,  Fseudolus,  Act.  I,  sc.  1), 
auf  welche  mit  einem  zugespitzten  Griffel  geschrieben  wurde.  Man 
bediente  sich  aber  auch  des  Pergaments  und  des  Papiers,  verfertigt 
aus  der  ägyptischen  Papymsstaude,  wobei  die  Stelle  des  Griffela 
das  Schreibrohr  übernahm.  Das  beste  Schreibrohr  lieferte  das  au« 
Ägypften  und  Grofsarmenien  stammende  Schilf,  welches  sehr  dicht 
und  von  einer  holzartigen,  knotigen  Rinde  umgeben  war.    Die  Tinte 


684 

bestand  aus  dem  dunkelbraunen  Saft  des  Tintenfisches,  sepia,  bei 
HORAZ   (IIb.  I,  Sat.  4,   y.  100)    loligo  genannt: 

hie  nigrae  succns  loliginis,  4iic  est 
aerngo  mera. 
Faale  oder  unbegabte  Schüler  entzogen  sich  gerne  dem  Unter- 
richte. Zu  diesem  Zwecke  bestrichen  sie  sich  die  Angen  mit  Gl 
(PersiüS,  Sat.  III,  y.  44)  und  simulierten  so  die  Krankheit  der 
Triefäugigkeit,  welche  ihrer  Ansteckungsfähigkeit  wegen  vom  Schul- 
besuche befreite.  Unbefähigten  Kindern  suchte  man  durch  eia 
medizinisches  Mitjtel  zu  helfen.  Die  Stelle  des  Nflmberger  Triditen 
▼ertrat  nämlich  bei  den  alten  Römern  die  l^ie&wurz  (Plautus, 
Fseudolitöf  Act.  III,  sc.  7),  welcher  die  Kraft  beigelegt  vrurde,  das 
Gedächtnis  zu  stärken  'und  Albernheiten  aus  dem  Kopfe  zu  treiben. 
Der  Hauptstapelplatz  fQr  diesen  Handelsartikel  war  die  Stadt  Anticyra 
(Persiüs,  IV,  16;  Gbllius,  17,  15;  OviD,  Epist  ex  Pönio  lY, 
3,  53)  in  Phocis,  wo  dieses  Kraut  auch  offizinell  zubereitet  wurde: 

Nescio  an  Anticyram  ratio  illis  destinet  omnem 
oder: 

verum  ambitiosus  et  audax 
naviget  Anticyram. 

(HoRATiüs,  Sat,  IIb.  II,  3,  y.  83  u.  166.) 

Ein   Lehrer    der    Erfinder    der   Schntzpockemmpftuig. 

Jbkner  nahm  seine  erste  Impfung  am  14.  Mai  1796  vor,  aber 
schon  im  Jahre  1791  impfte  der  holsteinische  Schulmeister  Petes 
Plett.  Als  junger  Mann  war  dieser  1790  Hauslehrer  zu  Schön- 
weide  in  Holstein  und  hörte,  dafs  dort  niemals  die  in  den  Stfilleo 
beschäftigten  Mädchen  an  Pocken  erkrankten,  wenn  sie  sich  yorber 
mit  Kuhpocken  infiziert  hatten.  Als  er  dann  zufällig  einen  Arzt  die 
echten  Pocken  einimpfen  sah  —  man  glaubte,  dafs  die  kfinstliche 
Infektion  mit  denselben  einen  milderen  Verlauf,  als  die  gewöhnhche 
nehme  — ,  kam  er  auf  den  Gedanken,  dafe  die  Impfung  mit  Koh- 
pockenlymphe  schtttzende  Kraft  haben  müfste.  Im  Jahre  1791 
wurde  Plett  Lehrer  in  Hasselburg,  und  sobald  bei  einem 
Landwirt  die  Kühe  Pocken  bekamen,  erlaubte  er  den  Schulkindero, 
ihre  Hände  mit  diesem  Pockeneiter  zu  bestreichen.  Da  ein  Erfolg 
ausblieb,  i^ipfte  er  drei  seiner  Schüler  ohne  Wissen,  bezw.  gegoi 
den  Willen  ihrer  £ltern;  er  benutzte  dazu  sein  Federmesser  und 
machte  die  Einschnitte  auf  dem  Handrücken  zwischen  Daumen 
und  Zeigefinger  mit  günstiger  Wirkung.  Ein  Jahr  später  bekamen 
die  anderen  Kinder  des  Gehöftes  die  echten  Pocken,  dagegen  bUeben 
die  drei  yaccinierten  yon  der  Krankheit  yerschont.  Später  kam 
Plett  nicht  mehr  zum  Impfen,  und  so  ist  er  als  Erfinder  der 
Schutzpockeuimpfung  yergessen  worden. 


685 

PlStzlicher  Tod  von  Schulkindern.  In  seinem  kürzlich 
erschienenen  Werke:  „La  mort  et  la  mort  subite"  bespricht  Pro- 
fessor Broüajcdel  in  Paris  auch  den  plötzlichen  Tod,  dem  keine 
beunruhigenden  Erankheitserscheinnngen  yoransgehen.  Meist  ist  der- 
selbe das  unvorhergesehene  finde  einer  akuten  oder  chronischen 
Krankheit,  die  sich  völlig  versteckt  entwickelt  hat.  Brouabdsl 
beginnt  mit  dem  plötzlichen  Tod  durch  Störungen  des  *Ereislauf- 
apparates  und  erwähnt  dabei  das  Fettherz  bei  Kindern,  von  dem  er 
60  bis  70  FfiUe  obduciert  hat.  Kinder  in  grofsen  Stftdten,  deren 
Intelligenz  ausgezeichnet,  die  im  11.  bis  12.  Jahre  Wunderkinder 
sind,  machen  im  Lernen  allmählich  keine  Fortschritte  mehr.  Auch 
körperlich  bleiben  sie  zurück,  ihre  Testikel  entwickeln  sich  nicht, 
die  ßrttste  schwellen,  sie  werden  „Fettsäcke*^  und  gehen  auf  diese 
Weise  oft  plötzlich  zu  Grunde. 

Zur  Psychologie  des  Diktats  veröffentlicht  Dr.  Kahl  eine 
aof  Experimente  gestützte  Abhandlung  in  der  ^Kath*  Zeitschr.  f. 
Er0.  u.  ühierr.'*  Danach  ist  vor  zu  langen  Diktaten  zu  warnen, 
weil  die  Ermüdung  jene  psychischen  Funktionen,  in  deren  ungestörtem 
Ablauf  die  Gewähr  fQr  richtige  Schreibung  liegt,  hemmt  oder  gänzlich 
aufhebt.  Mit  der  Ermüdung  steigt  daher  die  Fehlerzahl.  Es  mub 
aber  verhütet  werden,  dalB  die  Schüler  viele  Fehler  machen,  damit 
nicht  die  falschen  Wortbilder  sich  in  ihrem  Gedächtnisse  festsetzen. 
Die  Diktate  sollen  sich  ferner  an  bekannte  Lesestücke  anschliefsen, 
damit  eine  weitere  Hauptfehlerquelle,  die  falsche  Apperception, 
beseitigt  wird. 

Einflnfg  der  Ferien  auf  den  Gesundheitszustand  der 
Schulkinder.  Die  Ärzte  der  Lehranstalten  des  Ressorts  der 
Kaiserin  Maria  von  RuJsland  haben  interessante  Beobachtungen  über 
den  Eiuflu&  angestellt,  den  die  Ferien  auf  den  Gesundheitsznstand 
der  Lernenden  ausüben.  Die  Beobachtungen  fanden  im  Schuljahre 
1892 — 93  statt  und  erstreckten  sich  auf  40  Lehranstalten  mit  mehr 
als  9500  Zöglingen.  Wie  die  ^Now,  Wr.*^  mitteilt,  hat  der  soeben 
publizierte  ärztliche  Bericht  festgestellt,  dafe  das  bezeichnete  Lehrjahr 
infolge  der  anlälslich  der  Cholera  bis  zum  15.  September  verlängerten 
Ferien  in  gesundheitlicher  Beziehung  außergewöhnlich  günstig  ver- 
laufen ist.  Namentlich  sind  in  den  Internaten  sowohl  ernstlichere 
Erkrankungen,  als  auch  leichtere  Störungen  des  Allgemeinbefindens 
bedeutend  weniger,  als  in  den  Yoijahren  zu  verzeichnen  gewesen. 
Auch  in  pädagogischer  Beziehung  sollen  die  längeren  Ferien  einen 
befriedigenden  Einflnfs  ausgeübt  haben.  Weder  hat  sich  die  Zahl 
der  Versetzten  und  reif  Entlassenen  vermindert,  noch  ist  eine  Ver- 
ringerung des  Lerneifers  zu  konstatieren  gewesen.  Die  zuständigen 
Autoritäten  sind  von  den  Resultaten  des  Schu^ahres  1892^—93  so 


686 

befriedigt,  dafe  seit  dieser  Zeit  die  Ferien  alljUirlich  bis  zum 
1.  September  ausgedehnt  worden  sind.  Ebenso  haben  die  in  den 
beiden  letzten  Jahren  gemachten  Erfahrangen  den  Beweis  dafür  ge- 
liefert, dab  die  verlängerten  Ferien  gleich  gUnstig  anf  die  LenuHideii, 
wie  die  Lehrenden  wirken. 

Ein  amerikanisches  Urteil  fiber  die  Steilscbrift,  welches 
der  in  Boston  erscheinende  „Ämer.  Teacher^  enthält,  lautet  folgender- 
mafsen:  Die  senkrechte  Schrift  gestattet  den  Schtüern,  in  natarlicher, 
aufrechter  Haltung  vor  ihren  Pulten  zu  sitzen.  Die  beiden  Augen 
werden  gleichmäfsig  in  Anspruch  genommen,  was  fUr  das  Sehen  am 
günstigsten  ist.  Die  Handhaltung  ist  natürlicher,  als  bei  der  Schräg- 
schrift. Die  Steilschrift  liest'  sich  bequemer,  läCst  sich  leiditer 
lehren  und  erfordert  30  bis  40  7o  weniger  Raum,  als  die  SdirSg- 
Schrift.  Auch  schreibt  sie  sich  schneller  und  mit  geringerer  Anstren- 
gung. Wenn  sie  demnach  weniger  Zeit,  weniger  Arbeit,  weniger 
Baum  und  folglich  auch  weniger  Material  erfordert,  so  ist  sie  weniger 
kostbar,  als  die  übrigen  Schreibmethoden.  Endlich  gibt  sie  nicht 
leicht  zu  Störungen  in  der  Klasse  Anlafs,  insofern  die  aufrechte 
Haltung  der  Kinder  das  Plaudern  mit  den  Nachbarn  erschwert. 

Scbulb&cher  und  lufektionskrankheiten.  Unter  d 
Überschrift  schreibt  ^The  Lancei"' :  Dr.  Niyen  zu  Manchest^  lenkt 
in  seinem  hygienischen  Jahresberichte  für  1894  die  Aufmerksamköt 
anf  die  Thatsache,  dafs  in  manchen  Schulen  die  von  den  Kindern 
benutzten  Bücher  am  Schlüsse  des  Unterrichts  gesammelt,  in  ein« 
besonderen  Baume  aufbewahrt  und  am  nächsten  Tage  beliebig  wieder 
verteilt  werden  ohne  Rücksicht  auf  die  Möglichkeit  einer  dadnrdi 
entstehenden  £jrankheitsttbertragung.  Ein  Schüler  mit  den  Anfiings- 
Symptomen  von  Diphtherie  oder  Scharlach  kann  anf  dieae  Weise  aa 
einem  Tage  ein  Buch  benutzt  haben,  welches  am  folgenden  Tage 
einem  gesunden  Mitschüler  übergeben  wird.^  Himn  liegt  sicherlidi 
eine  Gefahr,  welche  die  Schulvorsteher  und  Lehrer  beachten  soUtea. 
Das  Gleiche  gilt  von  den  Überkleidern  der  Kinder,  die  in  der  Grarderobe 
gewöhnlich  nebeneinander  hangen,  aber  richtiger  durch  einen,  wenn 
auch  nur  kleinen  Zwischenraum  voneinander  zu  trenne  sind.  Auch 
bei  der  Wiederverteilung  eingesammelter  Schiefertafeln  und  Griffel* 
und  bei  dem  Gebrauch  von  Handtüchern  in  den  Wasehrftomen  hat 
man  auf  die  erwähnte  Infektionsgefahr  Rücksicht  zu  nehmen,  und 
jedes  Kind  sollte  nur  seine  eigenen  Schreibutensilien  und  sein  eigenes 
Handtuch  benutzen. 


*  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1892,  No.  12,  S.  657—658;  1895,  No.  2, 
S.  108—109;  1896,  No.  9,  S.549. 

•  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1896,  No.  6,  S.  295—296. 


687 
Sekalen  fBr  Kinder,  welche  a«  herpes  twsurftDs  leiden. 

In  „The Brit  Med.  Jaum."  vom  12.  Oktober  1895  heilst  es:  Herpes 
tonsuraQS  (rin^orm)  bildet  seiner  Anstecknogsfähigkeit  wegen  oft 
ein  ernstliches  Hindernis  bei  der  Erziehung  der  Kindor  und  wird 
daher  von  den  Lehrern  als  eine  nicht  geringe  Kalamität  angesehen. 
Bereits  auf  dem  internationalen  Kongresse  für  Hygiene  und  Demo- 
graphie zu  London  im  Jahre  1891  machte  Dr.  Malcolm  Morbis 
den  Vorschlag,  besondere  Schulen  fQr  Kinder  mit  jener  Haarkrank- 
heit zm  gründen,  in  welchen  dieselben  nicht  nur  unterrichtet,  sondern 
gleichzeitig  auch  ärztlich  behandelt  würden.  ^  Trotz  dieser  Anregung 
ist  bisher  in  England  nichts  in  der  Sache  geschehen,  obgleich  gerade 
hier  herpes  tonsurans  zi^nlich  häufig  auftritt,  ja,  nach  der  Angabe 
mancher  Ärzte  im  Zunehmen  begriffen  ist.  In  Paris,  wo  die  Krank- 
heit seltener  Torkommt,  indem  sie  unter  500  bis  600  Kindern 
jährlich  nur  eins  befällt,  wurde  1882  eine  besondere  Unterrichts^ 
anstah  für  Knaben  und  Mädchen  mit  herpes  tonsurans  dem  Hospital 
Saint  Louis  angegliedert.^  Diese  Anstalt  wird  soeben  erweitert  u^ 
ist  nach  ihrer  in  etwa  zwei  Jahren  zu  erwartenden  YoUendung  in 
Stande,  sämtliche  Kinder  der  französischen  Hauptstadt,  weldie 
an  herpes  tonsurans  oder  anderen  ansteckenden  Krankheiten  der 
behaarten  Kopfhaut  leiden,  aufzunehmen.  Man  hat  ihr  den  Namen 
des  Yerstorbenen  Professor  Lailler  gegeben,  jenes  berühmten  Haut- 
arztes, welcher  einen  greisen  Teil  seines  Lebens  der  Fürsorge  für  die 
genannten  Kranken  gewidmet  hat.  Sie  enthält  zwei  Abteilungen,  von 
denen  die  eine  für  Schüler  mit  herpes  tonsurans,  die  andere  Ar  solche 
mit  iavus  und  alopecia  areata  bestimmt  ist.  Die  Schlafsäle  besitzen 
400  Betten,  die  Klassen  haben  dagegen  500  Plätze.  Da  sich 
nämlich  manche  Mutter  nicht  gern  6  oder  7  Monate  lang,  wie  sie 
fiür  die  Heilung  jener  liOiden  nötig  sind,  von  ihren  Kindern  trennt, 
so  nehmen  einzelne  Zöglinge  nur  an  dem  Unterrichte  teil  und  ver- 
bringen die  Nacht  unter  besonderen  Vorsichtsmaßregeln  im  Eltern- 
hause.  Die  Kosten  für  das  neue  Gebäude  sind  auf  £  60  000  be- 
rechnet, von  denen  £  44  000  aus  dem  Vermögen  des  „Paris  Mutuel^ 
herrühren,  während  der  Stadtrat  £  16  000  garantiert  hat.  Eine 
Schule  für  denselben  Zweck,  aber  von  geringerer  Ausd^mung  besteht 
in  Rom.  Da  nun  herpes  tonsurans,  so  schlie&t  ^The  Brü.  Med. 
Jornn.*"  seinen  Bericht,  in  London  viel  häufiger,  als  in  anderen 
groÜBen  Städte  des  Kontinents  ist,  so  sollte  man  in  unserem  phari- 
säischen Lande  dasselbe  wie  dort  thun  und  von  den  „unpraktischen^^ 
und  „sentimentalen''  Ausländem  lernen. 


*  Vergl.  diese  Zeitschrift,  1891,  No.  10,  S.  636. 
■  VergL  diese  Zeitschrift,  1894,  No.  11,  S.  632. 


688 

Zar  BesehSftifcnog  jugendlicher  Personen  in  Tabaks- 
fabriken. Dem  „Jahresbericht  der  Grofsherzoglich  ba- 
dischen Fabrikinspektion  für  1894^  entnehmen  wir  folgendes: 
Die  mit  der  Herstellung  von  Cigarren  beschäftigten  Arbeiter  weisen  eine 
auffallend  hohe  Sterblichkeit  an  Longenerkrankangen,  vornehmlich  an 
Tuberkulose,  auf.  In  einer  Gemeinde  führte  das  Bürgermeisteramt 
den  Nachweis,  dafs  alle  in  den  zahlreichen  Cigarrenfabriken  be- 
schäftigten Leute  vor  Ablauf  des  vierzigsten  Lebensjahres  an  Schwind- 
sucht gestorben  waren.  Femer  ist  die  Gesamtsterblichkeit  eme 
ungemein  hohe  in  den  Gemeinden,  in  welchen  dieser  Gewerbszweig 
seit  lange  heimisch  ist,  was  sich  zum  nicht  geringen  Teil  auf  die 
früher  stattgehabte  Beschäftigung  der  Kinder  in  diesen  Betrieben, 
und  zwar  schon  vom  zwölften  Lebensjahre  an,  zurückfEÜiren  läfst. 
Man  erhofft  daher  allgemein  einen  günstigen  Einflu(s  von  der 
deutschen  Reichsvorschrift,  dafs  schulpflichtige  Kinder  in  derartigen 
Industrien  keine  Verwendung  mehr  finden  dürfen.  Diese  Vorschriit 
ist  um  so  erfreulicher,  als  die  grofsen  Verbesserungen,  welche  in 
den  Arbeitsräumen  der  Tabaksfabriken  stattgefunden  haben,  nicht 
ausreichend  gewesen  sind,  die  sonstigen  Mifsstände  der  Tabaks- 
üabrikation  aufzuheben. 

Eiweifs  im  Harn  jnnger  Fnfsballspieler.  A.  Macfablake 
veröffentlicht  im  ^^Med.  Becord''  einen  Aufsatz:  The  presence  of 
albumin  and  casts  in  the  urine  of  football  players.  Ver- 
fasser fand  bei  29  sonst  gesunden  jungen  Leuten  unmittelbar  nach 
dem  Fußballspiel  ziemlich  reichlich  Eiweifs  und  ebenso  regelmäfsig 
hyaline  und  granulierte  Gylinder  im  Harn;  nach  einigen  Stunden 
bereits  hatte  die  Albuminurie  bei  den  meisten  fast  ganz  aufgehört, 
Magfarlane  neigt  der  Annahme  zu,  dafs  es  sich  bei  dem  gröfseren 
Blutzuflufs  zu  den  Nieren  während  der  Anstrengung  lediglich  um  ein 
stärkeres  Abstofsen  der  Nierenepithelien  handle,  ähnlich  wie  nach 
einem  Dampfbad  die  Oberhaut,  deren  Schuppen  sich  ja  fortwährend 
unmerklich  abstofsen,  gelegentlich  in  ganzen  Fetzen  sich  ablöst. 
Trotzdem  der  Autor  daher  dieser  Form  von  Albuminurie  an  sich 
keine  Bedeutung  beilegt,  glaubt  er  doch,  junge  Leute,  die  früher 
nierenkrank  gewesen  sind,  vor  solcher  anstrengenden  Beschäftigung, 
wie  Fufsballspiel,  warnen  zu  sollen. 

Ein  Spielplatz  anf  dem  Sehnldach  in  New  York.    In  einer 

New  Yorker  Schule,  so  berichtet  die  „Dtsch.  Ztschr,  f.  ausländ, 
Unterrichtswes.''jhaXm9ai  einen  Spielplatz  auf  dem  flachen  Dache  ein- 
gerichtet. Derselbe  ist  7800  amerikanische  Quadratfnfs  grols,^ 
mit  Asphalt    gepflastert  und   vom    darunterliegenden   Stocke    ans 


^  1  amerikanischer  Fufs  :=  30,3  cm.    D.  Bed. 


i 


689 

durch  Tier  Treppen  zug&nglich.  An  der  West-,  Nord-  and  Ostseite 
genieist  er  Schatz  darch  den  Dachrahmen,  der  sich  15  Fafs  fiher 
den  Spielplatz  erhebt.  Die  Sttdseite,  156  Fois  lang,  ist  durch  eine 
Bmstwehr  and  ein  Drahtnetz  geschützt,  das  sich  in  einer  Höhe  Yon 
14  Falls  über  den  ganzen  Spielplatz  hinwegzieht.  Dasselbe  läfst 
Licht  and  Lnft  za,  yerhindert  aber  die  Kinder,  Gegenstände  anf 
benachbarte  Oebäude  and  anten  yorUbergehende  Personen  zu  werfen. 
Yon  dem  Spielplatze  ans  hat  man  eine  weite  Aussicht,  namentlich 
einen  Blick  aaf  den  Schifibverkehr.  —  Wir  haben  ähnliche  Spiel- 
plätze anf  den  Dächern  von  Londoner  Elementarschalen  gesehen, 
2.  B.  in  der  Richard  Street  School  in  Islington. 


Sages^efc^ictitü^es* 


Die  Hansaiiff^aben  der  Sehfller  vor  der  wUrttembergisehen 
Kammer  der  Abgeordneten.  Am  5.  Juli  d.  Js.  fand  die  Ver- 
handlnng  über  eine  von  Professor  Dr.  G.  Jägeb  yerfafste  Petition 
um  gänzliche  Abschaffdng  der  Hansaafgaben  in  der  württembergischen 
Kammer  der  Ahgeordneten  statt.  Die  Eingabe  hatte  folgenden 
Wortlaut:  „Ehrerbietigste  Bitte  an  die  hohe  Kammer  der  Ab- 
geordneten: Dieselbe  möge  die  hohe  Regierung  auffordern,  das 
Geeignete  zu  veranlassen,  dafs  an  sämtlichen  unter  Regierungs- 
anfsicht  stehenden  Schulen  durch  ausdrückliches  Yerbot  der  Ge- 
braach,  den  Schülern  Hausaufgaben  zu  stellen,  in  jeglicher  Form, 
auch  in  der  der  Strafaufgaben,  yoUständig  abgeschafft  wird.**  Die 
Petition  trug  ungefähr  870  Unterschriften.  Nicht  alle  diejenigen 
aber,  welche  ihre  Unterschrift  zur  Unterstützung  gegeben  hatten, 
waren  mit  den  Ausführungen  des  Petenten  einverstanden.  Auch 
Professor  Jäger  selbst  hatte  seine  Stellung  etwas  eingeschränkt, 
indem  er  in  einer  besonderen  Beilage  zu  der  Petition  sagte,  nicht 
Bämtüche  Aufgaben  sollten  sofort  abgeschafft  werden,  sondern  nur  die 
schriftlichen;  die  Memorieraufgaben  könnte  man  vorläufig  noch  be- 
lassen und  erst  nach  und  nach  beseitigen.  Aber  auch  dem  stimmten 
nicht  alle  Petenten  zu;  denn  es  fanden  sich  häufig  den  Unter- 
schriften folgende  Bemerkungen  beigegeben:  „Abschaffung  der  so- 
genannten lateinischen  und  griechischen  Argumente'',  oder  „Ab- 
schaffung der  Sonn-  und  Feiertagsarbeiten'',  „möglichste  Beschränkung 
der  Hausaufgaben",  oder  „im  wesentlichen  einverstanden".     Ebenso 

8ehii]c«muidh«itfpfl6g«  VIII.  44 


690 

teilte  die  Kammer  der  Abgeordneten  den  radikalen  Standponkt 
Professor  JÄasRs  verständigerweise  nicht.  Yielmehr  gelangten 
folgende  beiden  Antr&ge  zur  Annahme :  Die  Königliche^Staatsregienug 
wird  ersucht,  1.  darch  besondere  Yerf&gnng  anzuordnen,  welche 
Zeitdauer  auf  die  schriftlichen  Arbeiten  in  allen  Volksschulen 
des  Landes  verwendet  werden  darf,  2.  die  Kultministerialabteilang 
far  Gelehrten-  und  Realschulen  zu  veranlassen,  eine  Revision  des 
Erlasses  vom  26.  April  1883  in  der  Richtung  vorzunehmen,  dals 
eine  Beschränkung  der  auf  die  Hausaufgaben  zu  verwendenden  Zeit 
einzutreten  habe. 

Die    Sonderausstellung    fftr    Schnlgesundheitspflege    in 
Berlin  wurde  am  3.  November  unter  Teilnahme  einer  beträchtlichen 
Anzahl  von  Ärzten,  Schulmännern  und  Verwaltungsbeamtea  eröffnet. 
Namens  der  Staatsregierung  war  Geheimrat  Dr.  Pistor  vom  Kultus- 
ministerium erschienen.    Die  Eröffnungsrede  hielt  Geheimer  Sauitätsnt 
Dr.  Begheb.     Er  gab  eine  kurze  Darstellung   der  hervorragenden 
Bedeutung,  welche  die  wissenschaftliche  Hygiene   für  das  allgemeine 
Wohl  hat)   und  schilderte  dann  ausführlicher  den  Nutzen   und  den 
Wert  der  Schulgesundheitspflege  für  Staat  und  Gesellschaft.     Nach- 
dem Geheimrat  Dr.  PlsroB  kurz  ausgeführt  hatte,  dafe  die  Untenichts- 
verwaltung  stets  bestrebt  sei,  die  Schulhygiene  zu  fördern,  und  Unter- 
nehmungen   wie    die    Sonderausstellung    richtig    schätze,    fand    ein 
Rundgang  durch  die  Ausstellung  statt.     Sie  ist  in  zehn  Abteilungen 
gegliedert,  von  denen  einzelne  in  je  einem  Raum  vereinigt  sind.    Dem 
Umfange  nach  gehen  dieselben  weit  auseinander.     Am  ausgiebigsten 
ist  die  Abteilung  für  Schulbänke  und  Schulpulte  vertreten,  annähernd 
ebenso    reich    ist   diejenige  für  Schultafeln,    Schreibmaterialien   und 
Schriften.     Andere    Abteilungen     enthalten     Muster    und    Modelle 
von  .Geradehaltern,    Schulmappen,     Haus-    und     Schulturngeräten, 
von  Gegenständen  zur  Sauberhaltung  der  Schulräume,  von  Lampen, 
Reflektoren^    Lichtmefs-    und    Sehprüfungsapparaten,   von  Heizungs- 
und   Lüftungsanlagen,     Tafeln    und  Nachbildungen    für  den  hygie- 
nischen und  naturwissenschaftlichen  Unterricht  u.  a.  m.     Am  8.  No- 
vember wurde  die  Ausstellung  von  der  Kaiserin  mit  ihrem  Besuche 
beehrt,    welche    den    erklärenden   Vorträgen    Dr.  Ha&tmanns    mit 
ausgesprochener  Teilnahme  folgte.     Viele  Gegenstände  erregten   das 
besondere  Interesse  der  hohen  Frau.    Es  waren  dies  die  verschiedenen 
Formen  der  Schul-  und  Hausbänke,  die  Diagramme  unseres  verehrten 
Mitarbeiters,  Herrn  Dr.  Schubert  in  Nürnberg,  betreffend  die  Steü- 
und  Schrägschrift,  die  Seiten-  und  Oberlichtreflektoren  der  allgemeinen 
£lektricitätsgesellschaft    und   der   Firma   Siemens  &  Hai ske,    die 
Tafeln  von  Axel  Key  über  die  Verteilung  von  Sitzarbeit  und  Rohe 
in   den   einzelnen  Schu^ahren,    diejenigen   von   unserem   geschätzten 


691 

Mitarbeiter,  Herrn  Dr.  Schmid-MONNAHD,  ttber  seine  Untersuchungen 
in  üalleschen  Schalen,  von  Geheimrat  FosT  Aber  den  Gehalt  der 
Nahrungsmittel  an  Nährstoffen,  von  Geheimrat  Bietsghbl  Aber  die 
Kohlensftureanhäufung  in  der  Schulzimmerluft  bei  verschiedener  Ven- 
tilation, die  Kasten  mit  sterilem  Verbandmaterial  für  plötzliche  ün- 
glttcksfalle.  Ihre  Migestät  sprach  auch  den  Wunsch  aus,  einige 
Nummern  der  Zeitschrift  fttr  Schulgesundheitspflege  zur 
Ansicht  zugeschickt  zu  erhalten,  welchem  seitens  des  Komitees  sofort 
Folge  geleistet  wurde. 

Ein  natnrwisseDscliaftlicher  Ferienknrsus  ffir  Lehrer  an 

bSheren  Schulen  fand  in  diesem  Jahre  zu  Berlin  statt.  Die 
gehaltenen  Vorträge  waren  meist  zoologischen,  botanischen,  minera- 
logischen, physikalischen  oder  chemischen  Inhalts.  Doch  sprach  unter 
anderen  auch  Professor  Rubner  über  „Gesundheit  und  Krank- 
heit^ und  Dr.  Webnigke  ttber  „die  Verbreitung  von  Krank- 
heiten durch  die  Schule^.  Femer  wurden  Besichtigungen  des 
Museums  fttr  Naturkunde,  der  geologischen  Landesanstalt,  des  hygie- 
nischen Institutes,  des  botanischen  Museums  und  Gartens  unter 
Ftthrung  der  betreffenden  Direktoren,  sowie  ein  Besuch  der  Urania 
und  eine  geologische  Exkursion  nach  Büdersdorf  vorgenommen. 

Die  Frage  der  Schulhygiene  auf  dem  Lehrerkongrefs  in 
Bthmen«  Am  7.  und  8.  August  fand  in  Pribram  der  Lehrer- 
kongrefs der  gesamten  böhmischen  Lehrerschaft  statt.  Auf  dem- 
selben wurde  als  erster  Punkt  die  Frage  der  Schulhygiene  besprochen. 
Referent,  Lehrer  H.  Akton  Jandl  aus  Prag,  wies  unter  anderem 
auf  die  vielen  schulhygienischen  Mafsregeln,  die  im  Auslande  bereits 
durchgeführt  sind,  auf  die  hygienische  Mitwirkung  der  Lehrer  bei 
der  sanitären  Überwachung  der  Schulen  und  die  dazu  notwendige 
hygienische  Ausbildung  derselben  hin.  Femer  betonte  er  die  Not- 
wendigkeit des  Unterrichtes  in  der  Hygiene  schon  auf  den  untersten 
Stufen  der  Volksschule  und  besprach  die  vielen  Mifsstäude, 
welche  noch  bei  dem  Turnunterrichte,  namentlich  dem  der  Mädchen, 
vorkommen.  Nachdem  der  Redner  weiter  auf  den  grofeen  Wert  der 
Spiele  im  Freien  hingewiesen  hatte,  befürwortete  er  die  ärztliche 
Beaufsichtigung  der  Schulen  durch  besondere  Schulärzte.  Zuletzt 
wurde  die  Beschränkung  der  Unterrichtsstunden  und  des  Unterrichts- 
planes, sowie  die  Regelung  der  Methode  in  schulgesundheitlicher 
Richtung  gewttnscht.  Nach  reger  Diskussion  sprach  sich  die  tausend- 
köpfige Versammlung  einstimmig  fttr  die  Resolution  aus,  welche 
im  Sinne  der  von  dem  Referenten  gestellten  Anträge  vorgeschlagen  war. 

Die  diesjfthrige  Hauptversammlong  des  dentschen  Ver- 
eins fOr  Knabenhandarbeit  fand  am  5.  und  6.  Juni  in  Weimar 
statt.     Auf  die  ttblichen  Begrttfsungen  folgte  der  Hauptvortrag   des 

44* 


692 

Direktor  Dr.  Beyeb  aus  Leipzig  „Über  den  gegenwärtigen 
Stand  und  die  Ausbreitung  des  Handfertigkeitsunterricbts 
in  Deutschland^.  Der  öffentlichen  Versammlung  ging  eine  Ver- 
einsversammlung  voraus,  in  welcher  über  die  weitere  Entwicklong 
der  Lehrerbildungsanstalt  in  Leipzig  und  Aber  Organisationsfiragea 
des  deutschen  Vereins  verhandelt  wurde.  Am  zweiten  Tage  berichtete 
Direktor  Dr.  Götze  aus  Leipzig  ,,Über  die  Aufstellung  von 
Normallehrplänen  für  den  Unterricht  in  der  Hobelbank-  und 
Papparbeit'S  ^u^d  Lehrer  GABTiG^Posen  besprach  die  Frage,  ob 
der  Handfertigkeitsunterricht  als  Klassen-,  Gruppen- 
oder Einzelunterricht  zu  erteilen  sei.  Mit  der  Versamminng 
war  eine  Ausstellung  der  thüringischen  Handfertigkeitsschulen  zu 
Weimar,  Eisenach,  Apolda,  Buttstftdt,  Ruhla,  Gera,  Erfurt,  Gotha,  Rudol- 
stadt,  Frankenhausen,  Salzungen,  Gehren,  Barchfeld,  Römhild  und 
Weifsenfels  verbunden,  welche  sowohl  von  den  Teilnehmern  der 
Versammlung,  als  auch  von  einem  weiteren  Publikum  mit  gro&em 
Interesse  besichtigt  wurde.  Auch  der  Grofs herzog  von  Weimar 
beehrte  die  Ausstellung  mit  seinem  Besuche  und  nahm  die  aus- 
gelegten Gregenstände  unter  Führung  des  Abgeordneten  von  Sghbn- 
CKEKDORFF  mit  lebhaftem  Interesse  in  Augenschein.  Er  sprach 
sich  sehr  anerkennend  über  die  vorzüglich  ausgeführten  Schtüer- 
arbeiten  aus  und  wünschte  den  Bestrebungen  des  Vereins  den  besten 
Erfolg.  Der  nächstjährige  Kongrefis  wird  in  den  Pfingsttagen  in 
Altena  abgehalten  werden. 

KSrperliche  Besehäftigung   fBr   nervenkranke  Kinder. 

In  Zürich  hat  A.  Grohmann  eine  von  den  ^Schww.  BUUL  f. 
Qsdhtspftg.^  empfohlene  Anstalt  zur  Beschäftigung  von  Nervenkranken 
errichtet,  welche  auch  für  Schüler  Beachtung  verdient.  Die  Patienten 
graben  und  pflanzen  dort  in  Garten  und  Feld,  sägen  und  spalten 
Holz,  betreiben  Rohtischlerei  im  Freien  und  Feintischlerei  im  Zimmer, 
zeichnen  und  modellieren  in  Plastilina  und  Thon.  Als  günstige 
Erfolge  dieser  Thätigkeiten  werden  gerühmt:  Selbst  verwöhnte 
Individuen  passen  sich  auffallend  schnell  den  primitiven  Arbeiten 
an;  ihre  Tagesleistung  ist  bedeutend,  erzeugt  jedoch  trotzdem  nor 
eine  leichte  und  angenehme  Ermüdung;  Stimmung,  Körperkräfte» 
Schlaf  und  Appetit  werden  besser;  der  Sinn  für  einfache  Lebens- 
weise erwacht,  Leidenschaftlichkeit,  Rechthaberei  und  Empfindlichkeit 
nehmen  ab.  „Soll  ich  gleich  von  jenem  Modegigerl  zu  erzählet 
anfangen,^  so  berichtet  A.  Grohmann,  dem's  die  Erde,  d.  h.  die 
ländliche  Arbeit  so  sehr  angethan  hatte,  dafs  er  in  fänf  -Monatat 
vom  verschwenderischen  Bummler  dahin  kam,  mit  Freuden  das 
ersparte  Taschengeld  zum  Ankauf  von  Arbeitskleidem  zu  verwenden 
und  die  Entdeckung  machte:  ,,Man  fühlt  sich  dabei  wohler I**    Der 


693 

junge  Mann  war  dnrch  erbliche  Belastung,  Jngendstlnden  xmd  die 
nachteilige  Einwirkung  der  Schale,  welche  normale,  aber  nicht 
abnorme  Oehirne  günstig  beeinfluTst,  nnfthig  geworden,  den  An- 
fordenmgen  des  komplizierten  modernen  Lebens  zn  entsprechen. 
Was  für  seine  gesunden  Kameraden  und  Altersgenossen  eine  Unter- 
weisung Itlr's  Leben  bildete,  verwirrte  und  schwächte  nur  sein  un- 
zureichendes Gehirn.  Seine  Eitelkeit  und  seine  mangelnde  Einsicht 
liefsen  ihn  nun  freilich  nicht  selbst  den  richtigen  Weg  erkennen,  wie 
er  zu  wahrem  Lebensglttck  kommen  könne,  aber  ein  Arzt  wies  ihm 
den  Pfad,  und  ich  wurde  dessen  Mithelfer.  Die  Beschäftigung  mit 
der  Mutter  Erde  war  seine  Medizin.^ 

Die  Thätigkeit  der  Sehulärrte  cn  Leipzig.  In  dem 
„25.  Jahresbericht  des  LandesmedizinalkoUegiums  über 
das  Medizinalwesen  im  Königreiche  Sachsen^  heifst  es: 
In  Leipzig  berief  der  Bezirksarzt  viermal  Konferenzen  der  Schul- 
ärzte ein.  Es  wurden  in  denselben  die  schulärztlichen  Thätigkeiten 
nach  den  verschiedensten  Richtungen  besprochen  und  Mitteilungen 
der  Schulärzte  über  vorgefundene  Übelstände  und  die  zu  deren  Be- 
seitigung gestellten  oder  noch  zu  stellenden  Anträge  entgegengenommen. 
Gegenstände  besonderer  Erörterung  waren  die  Spielplätze  und  Jugend- 
spiele. Der  von  einem  Schulmanne  ausgesprochenen  Ansicht,  dafs 
letztere,  besonders  der  Fufsball,  wegen  der  leicht  vorkommenden 
Verletzungen  bedenklich  seien,  trat  man  nicht  bei,  empfahl  vielmehr 
möglichste  Förderung  derartiger  Spiele.  Der  schulärztlicherseits 
gestellte  Antrag,  dahin  zu  wirken,  dafs  die  Dispensation  vom  Turn-, 
Zeichnen-,  Sing-  und  Nähunterricht  blofs  auf  das  Zeugnis  eines 
Schularztes  erfolgen  dürfe,  wurde  zunächst  nur  für  den  Turnunter- 
richt zugelassen,  aber  auch  für  diesen  eine  Weiterverfolgung  ab- 
gelehnt, nachdem  die  \on  den  Direktoren  angestellten  Ermittelungen 
ergeben  hatten,  dafs  solche  Dispense  verhältnismäfsig  selten  nach- 
gesucht und  erteilt  werden;  sie  finden  im  Mittel  bei  3%  aller  die 
Volksschulen  besuchenden  Kinder  statt,  bei  5,8%  der  Schulkinder 
in  den  höheren  Bürgerschulen,  bei  1,8%  in  den  Bürgerschulen 
und  bei  1,6%  in  den  Bezirksschulen,  während  in  anderen 
Städten  meistens  ungleich  höhere  Prozentzahlen  vorkommen.  Vielfach 
besprochen  wurde  auch  die  Mitwirkung  der  Schulärzte  zur  Verhütung 
der  Verbreitung  ansteckender  Krankheiten  in  den  Schulen.  Im 
Laufe  des  Berichtsjahres  sind  von  den  Haus-,  bezw.  Schulärzten  zur 
Anmeldung  gelangt:  642  Erkrankungen  an  Masern,  141  an  Scharlach, 
164  an  Diphtherie,  131  an  Keuchhusten,  1  an  Genickstarre,  46  an 
Mumps,  130  an  Spitzpocken,  3  an  granulöser  Augenentzündung, 
1  an  Typhus,  1  an  Influenza,  2  an  Pemphigus.  Für  Schulkinder, 
die    an    Scharlach     oder    Diphtherie   gelitten    haben,   erhielten    die 


694 

Schulärzte  von  dem  Bezirksarzte  die  Anweisang,  in  den  Fftllen,  wo 
sie  die  Entscheidung  über  die  Wiederzulassung  zum  Unterrichte 
zu  treffen  haben,  solche  niemals  yor  Ablauf  von  sechs  Wochen  nach 
Beginn  der  Erkrankung  zu  gestatten.  Wenn  die  Hausärzte  durch 
vorgelegte  Zeugnisse  früheren  Schulbesuch  fQr  erlaubt  und  den 
übrigen  Schülern  ungefährlich  erklären,  so  können  die  Schulärzte 
dem  nicht  entgegentreten,  wie  sie  sich  denn  überhaupt  des  kolle- 
gialsten Verhaltens  gegen  die  Hausärzte  befieilBigen  sollen.  Die 
Ausschlielsung  gesunder  Schulkinder,  in  deren  Familien  oder  Woh- 
nungen ansteckende  Krankheiten  auftreten,  ist  ein  für  allemal  blofs 
bei  Scharlach,  Diphtherie  und  Pocken  vorgeschrieben,  bei  sonstigen 
ansteckenden  Krankheiten  nur  auf  Grund  allgemein  vom  Rate  auf 
Antrag  des  Stadtbezirksarztes  zu  erlassender  Anordnungen,  oder  im 
Einzelfalle  nach  Gehör  des  Schularztes.  Yor  Erlafs  der  neuen 
Schulordnung  vom  2.  Januar  1891  gehörten  auch  die  Masern  zu 
diesen  den  Ausschlufs  gesunder  Geschwister  bedingenden  Erkran- 
kungen, jetzt  nicht  mehr,  bezw.  nur,  wenn  es  bei  bösartigem  Auf- 
treten derselben  ausdrücklich  bestimmt  wird.  Die  Aufmerksamkeit 
der  Schulärzte  wurde  auch  auf  das  Desinfektionsverfahren  f)lr  die 
Klärgruben  der  Schulabtritte  und  der  Schülerpissoirs  gerichtet.  Für 
letztere  ist,  um  unnötiger  Wasserverschwendung  beim  Spülen  entgegen- 
zutreten, neuerdings  die  Einrichtung  getroffen,  dafs  wöchentlich  ein- 
bis  zweimal  Bepinselungen  der  Pissoirwände  mit  SüvKRNscher 
Desinfektionsmasse,  statt  deren  auch  Karbolsäure  oder  Karbolseife 
verwendet  werden  darf,  erfolgen.  Hierdurch  wird  ein  periodisches 
Abtöten  anhaftender  Zersetzungsorganismen  bewirkt  und  der  lästige 
Uringeruch  vermieden,  auch  wenn  die  Wasserspülungen  weniger  aus- 
giebig stattfinden. 

Zur   Hygiene    des    ünteiriGlits    in   den   frauSsisehen 

Gymnasien.  Der  französische  Unterrichtsminister  PomCARiä  hat  nach 
den  „Schwz,  Blatt,  f.  Gsdhtspflg.^  für  das  im  Herbst  beginnende  Schul- 
jahr an  alle  Gymnasiallehrer  ein  Cirkular  gerichtet,  um  sie  vor  dem 
Miisbrauch  des  gedächtnismäfsigen  Lernens  zu  warnen.  Der  Minister 
macht  namentlich  auf  die  schlimmen  Folgen  jenes  Systems  auf- 
merksam, welches  die  Schüler  zum  Auswendiglernen  langer  Seiten 
grammatischer  Regeln,  trockener  Aufzählungen  von  geographischen 
Namen  und  chronologischen  Daten  zwingt,  statt  ihr  Denkvermögen 
zu  üben  und  ihren  Geist  durch  Erklärungen  zu  entwickeln. 

Eine  Massenvergiftnng  in  einem  Pensionate  fBr  junge 
Mädchen  in  Limerick  hat,  wie  „  The  Lancet"^  mitteilt,  grofees  Auf- 
sehen erregt.  Derselben  ist  eine  achtzehi^ährige  Pensionärin  bereits 
zum  Opfer  gefallen.  Über  die  Ursache  der  Vergiftung  steht  bis 
jetzt  nichts  Sicheres  fest,  da  die  Untersuchung  durch  Sir  Chablbs 


695 

Cahebon  noch  nicht  abgeschlossen  ist.  Besondere  Aafmerksamkeit 
hat  man  dem  Znstand  der  Kflche  zugewandt.  Von  der  Verstorbenen 
ist  die  Vermntnng  ausgesprochen  worden,  dafs  ein  Ei,  welches  bei 
der  Bereitung  der  genossenen  Pfannkuchen  Verwendung  gefunden 
hatte,  nicht  frisch  gewesen  sei;  auch  waren  die  Pfannkuchen  schon 
24  Stunden  vor  dem  Essen  bereitet.  Da  damals  sehr  heifses  Wetter 
herrschte,  so  kann  es  ismierhin  eine  starke  Entwickelung  von 
Ptomainen  in  denselben  herbeigefQhrt  haben.  Dafs  die  Eierkuchen 
an  der  Vergiftung  schuld  tragen,  dafür  spricht,  dafs  nur  zwei 
Nonnen,  welche  Ton  denselben  nicht  gegessen  hatten,  gesund  geblieben 
sind.  Obgleich  die  mehr  als  70  Erkrankten  noch  nicht  aulser  aller 
Gefahr  sind,  so  hoffen  die  Ärzte  doch,  dafs  kein  weiterer  Todesfall 
eintreten  wird. 

Beitraf^  eh  SehnluntersnchungiBii  des  OehSrorgans.  unter 
diesem  Titel  bringt  das  „Arch,  f.  Ohrenhlkde^,  Bd.  39,  Hft.  1,  einen 
Anfeatz  Yon  Dr.  Ohlemai^n  in  Minden.  Der  Autor  hat,  wie  früher 
die  Augen,  so  jetzt  die  Ohren  der  Schüler  des  Gymnasiums  in 
Minden  untersucht  und  darüber  an  die  Königlichen  Behörden  Bericht 
erstattet.  Er  fand  bei  20,9%  der  Knaben  mangelhaften  Hörsinn, 
ist  also  zu  ftbnlichen  Resultaten,  wie  Bbzold  in  München,  gelangt, 
der  26%  Schwerhörige  in  Schulen  ermittelte.  Die  Beeinträchtigung 
des  Gehörs  zeigte  nicht,  gleich  der  Kurzsichtigkeit,  eine  Zunahme 
nach  den  oberen  Klassen  hin.  Der  Verfasser  möchte  die  Unter- 
suchungen möglichst  yereinfacht  wissen,  damit  jeder  beamtete  Arzt 
sie  Tornehmen  kann.  Aus  diesem  Grunde  befürwortet  er  als 
Prfifungsmittel  die  Uhr,  trotz  ihrer  anerkannten  Nachteile,  und  die 
Zahlen.  Nur  bei  verminderter  Hör&higkeit  wurde  zugleich  die 
Spiegeluntersuchung  vorgenommen.  Obwohl  auch  Nase  und  Mund- 
höhle in  die  Untersuchung  eingeschlossen  waren,  dauerte  dieselbe  bei 
356  Schülern  doch  blofs  zwei  Tage  von  7 — 12  Uhr.  Ohlemann 
betont,  dafs  derartige  Prüfungen  nicht  zum  wenigsten  für  unsere 
militärischen  Verh&ltnisse  von  Bedeutung  sind  und  dafs  sie  auch  im 
Interesse  der  Schüler  liegen,  deren  schlechtes  Gehör  oft  mit  Un- 
aufmerksamkeit verwechselt  wird. 

Blitzschlag  in  eine  Lehrercompa^^nie.  Auf  dem  Exerzier- 
platze zu  Rendsburg  in  Schleswig-Holstein,  so  berichtet  „Nach  d. 
Dienst"  vom  18.  August,  schlug  der  Blitz  in  eine  Compagnie  der 
zur  Übung  eingezogenen  Volksschullehrer,  welche  gerade  Gewehr- 
griffe übten.  Derselbe  warf  48  Mann  zu  Boden,  und  auch  die 
Korporalschaften  hinter  der  getroffenen  Abteilung,  die  etwa  zwölf 
Schritte  entfernt  standen,  fielen  mit  um.  Ein  Gefreiter  war  sofort 
tot,  ein  anderer  Lehrer  schwer  verletzt.  Die  meisten  konnten  sich 
jedoch  hinkend  oder  auf  die  Gewehre  gestützt  zur  Kaserne  begeben. 


696 

Ein  Pflegehaas  ffir  rekonvaleseeiite  Kinder  ist  von  Hern 
Richard  Donner  in  Altona  errichtet  worden.  Die  Anstalt  nimmt 
Pfleglinge  im  Alter  von  6  bis  14  Jahren,  jedoch  nur  auf  Empfehlong 
des  behandelnden  Arztes  anf.  In  Betracht  kommen  solche  Enabea 
und  Mädchen,  die  nach  ttberstandener  schwerer  Krankheit  sehr 
geschwächt  sind  nnd  kräftiger  Nahrang  bedürfen,  diese  aber  im 
Elternhanse  nicht  erhalten  können.  Begonnen  wird  mit  einer  AnzaU 
7on  Kindern  der  Cuxhayener  Ferienkolonie  —  gleichfalls  eine 
Schöpfung  des  Genannten  — ;  welche  der  Nacfapflege  bedürfen. 

Die  Mädchenhanshaltnngsschnle  zn  Nenrode  in  Sehlesiei. 

Zu  Nenrode  in  der  Grafschaft  Glatz,  so  schreibt  die  :,KaÜi.  Schulstg.'^, 
sind  auf  Anregung  des  dortigen  Ereisschnlinspektors  Dr.  SPBiNaER 
zwei  Mädchenhanshaltungsschulen  gegründet  worden,  die  zur  Zeit  von 
etwa  140  Schülerinnen  besucht  werden.  Die  Haushaltnugslebre  ist 
dem  Lehrplane  der  Volksschule  eingefügt  und  mit  den  weiblichen 
Handarbeiten  verbunden  worden.  Es  sind  also  noch  schulpflichtige 
Mädchen,  welche  an  diesen  Unterrichtsstunden  teilnehmen.  Nen- 
rode hat  in  dieser  Hinsicht  sich  an  andere  Städte,  wie  Berlin, 
Marienbnrg  und  Chemnitz,  angeschlossen,  die  mit  solcher  Einrichtong 
der  Haushaltungsschnlen  sehr  günstige  Resaltate  erzielten.  In 
Chemnitz,  einer  Stadt  mit  vorwiegender  Frauenindustrie,  hat  sich  die 
Zahl  der  in  den  Hausdienst  tretenden  Mädchen  um  40  bis  ÖO 
Prozent  gesteigert,  seitdem  hier  solche  Anstalten  errichtet  wurden; 
vorher  wandten  sich  fast  alle  aus  der  Schule  entlassenen  Mädchen 
der  Arbeiterkreise  der  Fabrikbeschäftigung  zu.  In  Neurode  werden 
die  Schülerinnen  mit  dem  Reinigen  des  Hauses,  dem  Ordnen  und 
Säubern  der  Hausgeräte,  der  Heizung  des  Ofens,  der  Pflege  der 
Zimmerblumen,  der  Instandhaltung  der  Wäsche  und  den  einaeben 
Arbeiten  in  der  Küche,  namentlich  dem  Kochen  und  Bereiten  m- 
facher  Speisen,  bekannt  gemacht. 

Pavillonbanten  fBr  Schulen  in  Lndwigshafen«  Der  Stadtrat 
von  Ludwigshafen  hat  nach  der  „Frankf^  Ztg.**  beschlossen,  mit 
dem  System  der  grofsen  Schulgebäude  zu  brechen  und  dem  Pavillon- 
ban  ieine  Gasse  zu  bahnen.  Es  wurde  ein  umfangreiches  Terrain 
von  ungefähr  15000  Quadratmetern  käuflich  erworben,  auf  dem 
sich  im  Zeitraum  von  einigen  Jahren  eine  Kolonie  von  14  einstöckigen 
und  3  zweistöckigen  Schulpavillons  mit  38  Schulsälen  erheben  soll. 
Etwa  ein  Drittel  des  gesamten  Platzes  wird  durch  die  in  gldch- 
mäfsigen  Abständen  sich  verteilenden  Gebäude  eingenommen,  volle 
zwei  Drittel  sind  für  Tum-  und  Spielplätze  bestimmt,  so  dais 
in  der  freigebigsten  Weise  für  Licht  und  Luft  gesorgt  ist.  Der 
Typus  der  neuen  Schulhäuser  ist  ein  einstöckiger,  in  einfachem 
Schmuck  gehaltener  Pavillon,    der  zwei  Schulsäle,  ein  kleines  Lehr- 


697 

Zimmer,  eine  Kindergarderobe  und  die  entsprechenden  Aborte  ent- 
halt. Die  äuCsere  Flucht  der  Bauten  ist  mit  Rasen  und  freundlichem 
Buschwerk  besetzt,  nach  der  inneren  Seite  liegen  die  Spielplätze. 
Alle  Schulzimmer,  deren  Fensterlichtung  etwa  einem  Viertel  der 
Bodenfiäche  entspricht,  empfangen  das  Licht  von  Norden  oder  Osten. 
Die  drei  unterkellerten  zweistöckigen  Bauten  enthalten  Brausebäder 
fOr  Schüler.  Die  Kosten  der  ganzen  Kolonie  sind  auf  632000  Mark 
veranschlagt,  für  eine  Stadt  von  kaum  40000  Einwohnern  eine 
immerhin  bedeutende  Leistung.  Da  Vorbilder  für  Volksschul- 
pavillons, wenn  man  von  einer  1882  in  Berlin  ausgestellten  Schul- 
baracke absieht,  bis  jetzt  in  Deutschland  nicht  vorhanden  sind,  so 
konnte  man  sich  lediglich  auf  die  eigenen  örtlichen  Erfahrungen 
stutzen,  die  man  mit  dem  Pavillonsystem  der  Krankenanstalt  gemacht 
hatte,  und  die  das  neue  System  als  sehr  empfehlenswert  erscheinep 
lassen.  Aufser  diesem  verhältnismäßig  beschränkten  Erfahrungskreis 
war  man  auf  theoretische  Empfehlungen  angewiesen,  nach  denen  aller- 
dings das  Pavillonsystem  als  das  beste  bezeichnet  und  dringend 
empfohlen  wurde.  Ohne  Zweifel  werden  die  Unterhaltungskosten  bei 
der  neuen  Art  des  Schulbaues  höher  sein,  auch  wird  besondere 
Sorgfalt  auf  den  Bau  und  die  Konstruktion  verwendet  werden  müssen, 
um  den  extremen  Witterungsverhältnissen  der  kalten  und  heifsen 
Jahreszeit  nicht  allzu  grofee  Macht  über  die,  wenn  auch  soliden,  so 
doch  schwächeren  Kleinbauten  zu  gewähren.  Auf  alle  Fälle  aber 
steDt  sich  der  Beschlufs  des  Ludwigshafener  Stadtrats  als  ein  für 
den  sanitären  Fortschritt  unserer  Volksschulen  äufserst  wichtiger  dar, 
den  jede  Gemeindevertretung  zu  berücksichtigen  haben  wird,  die  vor 
der  Aufgabe  steht,  sich  über  neue  Schulbauten  schlüssig  zu  machen. 
Die  Ludwigshafener  Anlage  ist  ein  Versuch  in  gröiserem  Stile,  dessen 
Ergebnisse  zweifellos  eine  entscheidende  Rolle  bei  allen  späteren 
bezüglichen  Beratungen  spielen  werden. 


2lnttli(^e  ^txfn^nn^tn. 


Bnndsehreiben  des  KSniglich  preufsischen  Ministers 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Hedizinalangelegenheiten 

an  die  ProvinzialschnikoUegien, 
betreffend  die  Yerhfitang  von  UnglficksfXIlen  bei  Schfilem, 

Durch  Erlafs  vom  2L  September  1892^  habe  ich  das  König- 
liche  Provinzialschulkollegium    auf  den  erschütternden   Vorfall  auf- 

^  S.  diese  Zeitschrift,  1893,  No.  7  n.  8,  S.  437—438.    D.  Red. 


698 

merksam  gemacht,  der  sich  in  jenem  Jahre* auf  einer  Gymnasial- 
badeanstalt ereignet  hatte,  dafs  ein  Schfller  beim  Spielen  mit  einer 
Salonpistole  von  einem  Kameraden  seiner  Klasse  erschossen  nnd  so 
einem  jnngen  hoffnungsreichen  Leben  vor  der  Zeit  ein  jähes  Ende 
bereitet  wurde. 

Ein  ähnlicher,  ebenso  schmerzlicher  Fall  hat  sich  vor  kurzem 
in  einer  schlesischen  Gymnasialstadt  zugetragen.  Ein  Quartaner  ver- 
suchte mit  einem  Tesching,  das  er  von  seinem  Vater  zum  Geschenk 
erhalten  hatte,  im  väterlichen  Garten  im  Beisein  eines  anderen 
Quartaners  Sperlinge  zu  schiefsen.  Er  hatte  nach  vergeblichem 
Schusse  das  Tesching  geladen,  aber  in  Versicherung  gestellt  und 
irgendwo  angelehnt.  Der  andere  ergriff  und  spannte  es,  hierbei 
sprang  der  Hahn  zurück,  das  Gewehr  entlud  sich,  und  der  Schufs 
traf  einen  inzwischen  hinzugekommenen,  ganz  nahe  stehenden  Sex- 
taner in  die  linke  Schläfe,  so  dafs  der  Knabe  nach  drei  Viertel- 
stunden starb. 

In  dem  erwähnten  Erlasse  hatte  ich  das  Königliche  Provinzial- 
schulkollegium  angewiesen,  den  Anstaltsleitern  seines  Aufsichts- 
bezirkes aufzugeben,  dafs  sie  bei  Mitteilung  jenes  schmerzlichen 
Ereignisses  der  ihrer  Leitung  anvertrauten  Schuljugend  in  ernster 
und  nachdrücklicher  Warnung  vorstellen  sollten,  wie  unheilvolle 
Folgen  ein  frühzeitiges,  unbesonnenes  Führen  von  Schufswaffen  nach 
sich  ziehen  kann,  und  wie  auch  über  das  Leben  des  zurückgebliebenen 
unglücklichen  Mitschülers  für  alle  Zeit  ein  düsterer  Schatten  gebreitet 
sein  mufs.  Gleichzeitig  hatte  ich  darauf  hingewiesen,  dafs  Schüler, 
die,  sei  es  in  der  Schule,  oder  beim  Turnen  und  Spielen,  auf  der 
Badeanstalt,  oder  auf  gemeinsamen  Ausflügen,  kurz,  wo  die  Schule 
für  eine  angemessene  Beaufsichtigung  verantwortlich  ist,  im  Besitze 
von  gefährlichen  Waffen,  insbesondere  von  Pistolen  und  Revolvern, 
betroffen  werden,  mindestens  mit  der  Androhung  der  Verweisung  von 
der  Anstalt,  im  Wiederholungsfalle  aber  unnachsichtlich  mit  Ver- 
weisung zu  bestrafen  sind.  Auch  an  der  so  schwer  betroffenen 
Gymnasialanstalt  haben  die  Schüler  diese  Warnung  vor  dem  Grebranche 
von  Schufswaffen,  und  zwar  zuletzt  bei  der  Eröffnung  des  laufenden 
Schuljahres  durch  den  Direktor  erhalten. 

Solche  Warnungen  müssen  freilich  wirkungslos  bleiben,  wenn 
die  Eltern  selber  ihren  unreifen  Kindern  Schiefswaffen  schenken,  den 
Gebrauch  dieser  gestatten  und  auch  nicht  einmal  überwachen. 

Weiter  jedoch,  als  es  in  dem  erwähnten  Erlasse  geschehen  ist^ 
in  der  Fürsorge  für  die  Gesundheit  und  das  Leben  der  Schfller  zu 
gehen,  hat  die  Schulverwaltung  kein  Recht,  will  sie  sich  nicht  den 
Vorwurf  unbefugter  Einmischung  in  die  Rechte  des  Elternhauses 
zuziehen.    Wenn  ich  daher  auch  den  Versuch  einer  Einwirkung  nach 


699 

dieser  Richtung  auf  die  Kimdgebnng  meiner  innigen  Teilnahme  an 
80  schmerzlichen  Vorkommnissen  und  anf  den  Wunsch  beschränken 
mufs,  dafs  es  gelingen  möchte,  der  Wiederholung  solcher  in  das 
Familien-  und  Schulleben  so  tief  eingreifenden  Fftlle  wirksam  vor- 
zubeugen, so  lege  ich  doch  Wert  darauf,  dafs  dieser  Wunsch  in 
weiteren  Kreisen  und  insbesondere  den  Eltern  bekannt  werde,  die 
das  nächste  Recht  an  ihre  Kinder,  zu  ihrer  Behfltung  aber  auch  die 
nächste  Pflicht  haben.  Je  tiefer  die  Überzeugung  von  der  Er- 
sprieiälichkeit  einmütigen  Zusammenwirkens  von  Elternhaus  und 
Schule  dringt,  um  so  deutlicher  werden  die  Segnungen  eines  solchen 
bei  deigenigen  hervortreten,  an  deren  Gedeihen  Familie  und  Staat 
ein  gleiches  Interesse  habeu.  Das  Königliche  ProvinzialschulkoUegium 
wolle  den  Anstaltsleitern  seines  Aufsichtsbezirkes  aufgeben,  diesen 
Erlafs  im  nächsten  Anstaltsprogramm  unter  der  Rubrik  Yll:  ^Mit- 
teilungen an  die  Schüler  und  deren  Eltern"  zum  Abdruck  zu 
bringen. 

Maf8re/i;eln  gegen  Diphtherie  und  Seharlaeh. 
Verordnung  des  tirofsherzoglieh  badiseheii  Ministeriums 

des  InnerB. 

Karlsruhe,  den  8.  Dezember  1894. 

Auf  Grund  der  §§  85  und  87  a  des  Polizeistrafgesetzbuchs 
wird  im  Einverständnis  mit  dem  GroCäherzoglichen  Ministerium  der 
Justiz,  des  Kultus  und  Unterrichts  unter  Aufhebung  der  Verordnnng 
vom  2.  August  1884,  Gesetzes-  und  Verordnungsblatt  No.  XXXQ, 
verordnet,  wie  folgt: 

§  1.  Das  Familienhaupt,  in  dessen  Wohnung  eine  Erkrankung 
an  Diphtherie  oder  Scharlach  vorkommt,  ist  verpflichtet,  a.  für  thun- 
lichste  Absonderung  des  Erkrankten  zu  sorgen,  b.  die  zu  seinem 
Hausstande  gehörenden  Kinder  vom  Besuche  der  Schule  und  der 
Kirche  abzuhalten  und  darauf  hinzuwirken,  dafs  der  Verkehr  dieser 
Kinder  mit  anderen  Kindern,  insbesondere  auf  öffentlichen  StraTsen 
und  Plätzen,  thunlichst  beschränkt  werde,  c.  die  erforderlichen  Des- 
infektionsmafsnahmen  gemäfs  der  beigedruckten  Anweisung  (Anlage  I) 
zu  bewirken. 

Die  Mafsregeln  unter  a  und  b  sind  zu  beobachten,  bis  vier 
Wochen  seit  Beginn  der  letzten  in  dem  Hausstande  aufgetretenen 
Erkrankung  abgelaufen  sind  und  eine  sorgfältige  Reinigung  des 
Kranken,  entsprechend  der  Anweisung  über  das  Desinfektionsverfahren, 
stattgefunden  hat,  oder  bis  acht  Tage  seit  der  Entfernung  des  Er- 
krankten oder  der  zum  Hausstand  gehörenden  gesunden  Kinder  aus 
der  Wohnung  verstrichen  sind. 


700 

§  2.  Bei  dringender  Gefahr  der  Weiterverbreitong  von  Diph- 
therie oder  Scharlach,  oder  wenn  die  Yorschriften  des  §  1  nicht 
befolgt  werden,  oder  wenn  die  Absondemng  nach  den  hftnsLicbeii 
Verhältnissen  nnd  der  Zahl  der  in  der  Familie  befindlichen  Kinder 
besonderen  Schwierigkeiten  unterliegt,  kann  das  Bezirksamt  die  Ver- 
bringang  des  Kranken  in  eine  Krankenanstalt  anordnen. 

Beim  Mangel  einer  Krankenanstalt  hat  die  Gemeinde  in  solchen 
Fällen  hierzu  geeignete  Räumlichkeiten  nach  Mafegabe  der  bei- 
gedruckten  Anleitung  (Anlage  II)  zu  beschaffen. 

§  3.  Der  Zutritt  zu  Leichen  der  an  Diphtherie  oder  Scharlach 
Gestorbenen  ist  thunlichst  zu  beschränken,  insbesondere  Kindern 
nicht  zu  gestatten.  Auch  zu  den  Leichenbegängnissen  dürfen  in 
solchen  Fällen  Kinder  nicht  beigezogen  werden. 

§  4.  Sofort  nach  dem  erstmaligen  Auftreten  von  Diphtherie 
oder  Scharlach  in  einer  Gemeinde  hat  die  Ortspolizeibehörde  die 
Bestimmungen  der  §§  1  und  3  dieser  Verordnung,  sowie  die  An- 
weisung über  das  Desinfektionsverfahren  bekannt  zu  machen. 

Die  Ortspolizeibehörde  hat  aufserdem,  sobald  sie  von  einer 
Erkrankung  an  Diphtherie  oder  Scharlach  Kenntnis  erhält,  dem 
Familienhaupt,  in  dessen  Hausstand  die  Erkrankung  erfolgt  ist,  die 
Beobachtung  der  in  §  1  vorgeschriebenen  Mafsregeln  schriftlich  und 
unter  Einweisung  auf  die  Strafbestimmungen  des  §  85  des  Polizei- 
strafgesetzbuchs  und  des  §  327  des  Strafgesetzbuchs  aufzugeben, 
sowie  für  genaue  Überwachung  des  Vollzugs  aller  Anordnungen  Sorge 
zu  tragen. 

§  5.  In  Volksschulen  hat  der  Vorsitzende  der  Ortsschnlbehörde 
(das  Rektorat,  beziehungsweise,  wo  ein  erster  Lehrer  durch  die 
Oberschulbehörde  bestellt  ist,  dieser),  in  höheren  Lehranstalten  nnd 
in  Privatschulen  der  Anstaltsvorstand,  Schüler  (Schülerinnen),  die 
an  Diphtherie  oder  Scharlach  erkranken,  oder  in  deren  Hansstand 
Diphtherie-  oder  Scharlacherkranknngen  eingetreten  sind,  von  dem 
Besuch  der  Schule  auszuschliefsen,  bis  das  Familienhaupt,  zu  dessen 
Hausstand  der  Schüler  gehört,  der  Schulbehörde  persönlich  od«r 
schriftlich  anzeigt,  dafe  vier  Wochen  seit  Beginn  der  letzten  in  dem 
Hausstande  aufgetretenen  Diphtherie-  oder  Scharlacherkrankong  ab- 
gelaufen sind  und  die  vorgeschriebene  Reinigung  des  Kranken  statt- 
gefanden  hat,  oder  acht  Tage  seit  Entfernung  des  Erkrankten, 
beziehungsweise  der  gesunden  Kinder  aus  der  Wohnung  verstrichen 
sind. 

Nebstdem  haben  die  in  Absatz  1  bezeichneten  Behörden  und 
Personen  die  Verpflichtong,  dafttr  zu  sorgen,  dafis  die  zu  Ziffer  le 
der  Anweisung  über  das  Desinfektionsverfahren  gegebnen  Vorschriften 
gehörig  vollzogen  werden. 


701 

§  6.  Det  Schlafs  der  Schule  soll  in  der  Regel  nur  auf  Antrag 
des  Bezirksarztes  yerfflgt  werden.  Der  Antrag  ist  zu  stellen,  wenn 
Erkrankungen  an  Diphtherie  oder  Scharlach  eine  besonders  aas- 
gedehnte Verbreitong,  oder  einen  besonders  gefährlichen  Charakter 
erlangen,  oder  in  dem  Schalgebftude  selbst  vorkommen. 

Zuständig  zur  Yerfflgong  des  Schalschlosses  ist,  aufser  dem 
Bezirksamt,  bei  Volksschulen  die  Ortsschnlbehörde,  bei  höheren  Lehr- 
unstalten  der  Anstaltsvorstand. 

Ausnahmsweise  dttrfen  an  Orten,  die  nicht  Sitz  eines  Bezirks- 
arztes sind,  die  Ortsschulbehörden,  beziehungsweise  Anstaltsvorstftnde, 
letztere  nach  zuvor  eingeholter  Zustimmung  des  Beirats,  den  einst- 
weiligen Schulschlufs  —  vorbehaltlich  der  sofortigen  Anzeige  an  den 
Bezirksarzt  und  der  Gutheifsung  desselben  —  dann  von  sich  aas 
verfügen,  wenn  wegen  aufserordentlicher  Verhältnisse  die  vorherige 
Einholung  der  bezirksftrztlichen  Äufiserung  als  eine  mit  Gefahr  ver- 
bundene Verzögerung  zu  betrachten  wäre. 

Die  Wiedereröffiiung  des  Unterrichts  darf  unter  allen  Um- 
ständen nur  nach  vorheriger  Zustimmung  des  Bezirksarztes  stattfinden. 

Lehrer,  In  deren  Hausstand  Diphtherie  oder  Scharlach  auftritt, 
sind  von  Erteilung  des  Unterrichts  auszuschlieben. 

§  7.  Kleinkinderschalen  sind  bei  Verbreitung  oder  gefährlichem 
Auftreten  von  Diphtherie  oder  Scharlach  von  der  Ortspolizeibehörde 
sofort  zu  schliefsen.  Die  Wiedereröffnung  darf  nur  mit  Zustimmung 
des  Bezirksarztes  erfolgen. 

§  8.  Die  Ortspolizeibehörden  haben  den  Ortsschulbehörden, 
beziehungsweise,  wo  ein  Rektorat  oder  ein  erster  Lehrer  bestellt 
ist,  diesem,  den  Vorständen  höherer  Lehranstalten  und  den  Vor- 
stehern von  Privatschulen  von  allen  aus  der  betreffenden  Gemeinde 
zo  ihrer  Kenntnis  gelangenden  Erkrankungen  an  Diphtherie  oder 
Scharlach  sofort  Nachricht  zu  geben. 

In  Städten  ist  zu  diesem  Behufe  auf  die  Anzeige  solcher  Er- 
krankungen alsbald  zu  ermitteln,  welche  Schulen  die  zu  dem  Haus- 
stande des  Kranken  gehörenden  Kinder  besuchen.  Auch  die  Lehrer 
sind  verpflichtet,  Erkrankungen  von  Schalem  an  Diphtherie  oder 
Scharlach,  die  zu  ihrer  Kenntnis  gelangen,  der  Ortsschulbehörde  oder 
dem  Anstaltsvorstand  anzuzeigen. 

§  9.  Bei  besonders  gefährlichem  Auftreten  von  Diphtherie 
oder  Scharlach  oder  beim  Vorkommen  mehrerer  Erkrankungen  in 
einem  Hause  kann  auf  Antrag  des  Bezirksarztes  der  Zutritt  zu  den 
Wohnungen,  in  denen  sich  Kranke  befinden,  durch  Anschlag  an 
den  Eingängen  von  der  Ortspolizeibehörde  unter  Strafandrohung  unter- 
sagt werden. 

Dem  Bezirksamt  bleibt  femer  vorbehalten,   nötigenfalls  weitere 


702 

zur  Yerhatung  der  Verbreitnng  von  Diphtherie  oder  Scharlach 
geeignete  Mafsnahmen  zu  treffen,  insbesondere  die  Abgabe  von 
Milch  und  anderen  Nahrangs-  und  Gennfsmitteln  ans  H&nsem,  in 
welchen  sich  derartige  Kranke  befinden,  zu  beschränken  oder  za 
verbieten. 

§  10.  Zum  Zweck  der  geordneten  Ansf&hrnng  des  Desinfek- 
tionsverfahrens sind  durch  die  Gemeindebehörden  hierzu  ansgebfldete 
Personen  aufzustellen,  welche  im  Bedflrfnisfall  die  vorgeschriebenen 
Desinfektionsmafsnahmen  auf  Kosten  der  Gemeinde  vorbehaltlich  des 
Ersatzes  durch  die  Beteiligten  zu  vollziehen  haben. 

Benachbarte  kleinere  Gemeinden  können  die  Bestellung  gemein- 
sam vornehmen. 

§  11.  Wenn  in  einer  Gemeinde  Erkrankungen  an  Diphtherie 
oder  Scharlach  unter  Umständen  vorkommen,  welche  eine  epidemische 
Verbreitung,  oder  den  Mangel  ärztlicher  Behandlung,  oder  genügender 
Pflege  befürchten  lassen,  so  hat  der  Bezirksarzt  sofort  an  Ort  und 
Stelle  über  die  obwaltenden  Verhältnisse  und  den  Verlauf  der  Er- 
krankungen Erhebungen  zu  veranstalten,  die  geeigneten  Belehrungen 
zu  erteilen,  sich  über  den  Vollzug  der  sanitätspolizeilichen  Sicherheits- 
maisregeln zu  verlässigen,  bei  Feststeilung  von  Mängeln  entspre- 
chende Abhilfe  zu  bewirken,  sowie  auch  die  Beseitigung  sonstiger  sani- 
tärer mit  den  Erkrankungen  im  Zusammenhang  stehender  Mifsstände 
einzuleiten. 

Während  der  Dauer  einer  Epidemie   hat  der  Bezirksarzt  den 

Besuch  der  betreffenden  Gemeinde  zeitweilig  zu  wiederholen.     Auch 

-ist   beim  ersten  Besuch    die   Mitwirkung    der    behandelnden    Ärzte 

beim  Vollzug  der  sanitätspolizeilichen  Anordnungen  nach  Erfordern 

zu  sichern. 

Beim  drohenden  oder  wirklichen  Ausbruch  einer  Diphtherie- 
oder Scharlachepidemie  ist  vom  Bezirksarzt  hierüber,  sowie  über  die 
getroffenen  sanitätspolizeilichen  Mafsnahmen  und  deren  Vollzug  als- 
bald an  das  Ministerium  des  Innern  zu  berichten.  Über  den 
Verlauf  und  das  Erlöschen  der  Epidemie  sind  weitere  Berichte  zu 
erstatten. 

§  12.  Die  Beförderung  von  Leichen  an  Diphtherie  oder 
Scharlach  Gestorbener  in  eine  dem  Sterbeort  nahe  gelegene  andere 
Gemarkung  kann,  sofern  sie  nicht  auf  der  Eisenbahn  erfolgt,  vom 
Bezirksamt  ausnahmsweise  unter  besonderen  vom  Bezirksarzt  za 
bezeichnenden  Vorsichtsmafsregeln  und  unter  der  Voraussetzung  ge- 
stattet werden,  dafs  die  Leiche  am  Bestimmungsort  unmittelbar  auf 
den  Begräbnisplatz  verbracht  wird. 

§  13.  Sämtliche  in  den  §§  1 — 12  dieser  Verordnung  enthaltenes 
Bestimmungen  gelten  auch  beim  Vorkommen  von  Krupp. 


703 


Anlage  I. 

Anweisung    Ober    das    Desinfektionsverfahren    bei   Diph- 
therie, Krupp  und  Scharlach. 

1.  Die  bei  Erkrankungen  an  Diphtherie,  Krupp  und  Scharlach 
erforderliche  Desinfektion  hat  sich  zu  erstrecken :  a.  auf  den  Kranken 
selbst,  dessen  Ausdünstung  und  Ausflüsse,  b.  auf  das  Kranken- 
zimmer, dessen  Möbel  und  sonstige  Einrichtung  und  die  yon  dein 
Kranken  benutzten  Gebrauchsgegenstände,  c.  auf  die  Personen,  die 
mit  dem  Kranken  verkehren,  d.  auf  die  Leichen  der  an  diesen 
Krankheiten  Verstorbenen,  e.  auf  die  Schul- .  und  anderen  Räume, 
in  denen  die  Erkrankten  zu  verkehren  pflegten. 

2.  Als  Desinfektionsmittel    sind  vorzugsweise    zu  verwenden: 

a.  strömender  überhitzter  Wasserdampf  in  besonderen   Apparaten, 

b.  5% ige  Karbolsäurelösung,  c.  heifse  Kaliseifenlösung,  d.  Ver- 
brennung wertloser  Gegenstände,  e.  gründliche  Austrocknung  und 
Lüftung. 

Im  einzelnen  ist  zu  beachten: 

Zu.  1  a  und  b.  Vor  allem  mufs  hinsichtlich  des  Kranken  selbst 
für  die  Erhaltung  grö&ter  Reinlichkeit  gesorgt  werden.  Der  Kranke 
ist  täglich  mit  warmem  Wasser  zu  waschen;  die  Leib-  und  Bett- 
wäsche des  Kranken  ist  möglichst  häufig  und  nach  erfolgter  Ver- 
unreinigung derselben  sofort  zu  wechseln.  Das  Krankenzimmer  ist 
täglich  durch  Aufwaschen  mit  feuchten  Tüchern  zu  reinigen,  und 
die  Luft  in  demselben  mufs  mehrmals  täglich  gründlich  erneuert 
werden. 

Ganz  besondere  Aufmerksamkeit  ist  ferner  den  Absonderungs- 
und Auswurfstoffen  des  Kranken  zuzuwenden ;  dieselben  dürfen  nicht 
mit  den  Wänden,  dem  Boden,  oder  den  Möbeln  des  Zimmers  in 
Berührung  kommen. 

Zum  Auffangen  und  Abwischen  der  Ausscheidungen  aus  Mund 
und  Käse  sind  Tücher  zu  gebrauchen,  die  täglich  mehrmals  zu 
wechseln,  jeweils  nach  dem  Gebrauche  in  5%  ige  Karbollösung  zu 
werfen  und  24  Stunden  lang  in  dieser  Flüssigkeit  zu  belassen  sind. 

Am  meisten  empfiehlt  es  sich,  zur  Remigung  der  Nase  und 
des  Mundes  Bäuschchen  von  Karbol-  oder  Salicylwatte,  oder 
Läppchen  zu  verwenden,  die  sofort  nach  ihrer  Benutzung  verbrannt 
werden. 

Werden  Spucknäpfe  benutzt,  so  sind  solche  zu  einem  Dritteil 
mit  57oiger  KarboUösung  zu  füllen;  die  Entleerung  derselben  hat  in 
den  Abtritt  zu  erfolgen. 

££b*  und  Trinkgeschirre  müssen  vor  ihrer  anderweitigen  Wieder- 
benatzung  mehrere  Stunden  in  Seifenlösung  gekocht  werden. 


704 

Speisen  and  Getränke,  insbesondere  Milch,  die  von  den  Kranken 
nicht  genossen  wurden,  aber  sich  eine  Zeitlang  in  dem  Kranken- 
zimmer befanden,  dürfen  nicht  anderweitig  aufbewahrt  oder  verwendet, 
sondern  müssen  vernichtet  werden. 

Genesene  Kranke  müssen,  bevor  sie  mit  Gesunden  wieder  ver- 
kehren, sich  in  einem  warmen  Seifenbad  oder,  falls  dies  nicht  ans- 
ftlhrbar  ist,  durch  Abwaschen  des  ganzen  Körpers  mit  warmem 
Seifenwasser  sorgfältig  reinigen,  darauf  reine  Wftsche  und  in  der 
Krankheit  nicht  benutzte  oder  desinfizierte  Kleider  anlegen. 

Leib-  und  Bettwäsche  des  Kranken,  femer  alle  sonstigen  wasch- 
baren mit  dem  Kranken  in  Berührung  gekommenen  Gegenstände, 
sowie  die  zum  Aufwaschen  des  Krankenzimmers  benutzten  Tücher 
sind,  ohne  vorher  geschüttelt  oder  ausgestaubt  zu  werden,  in  5%  ige 
KarboUOsung  mindestens  12  Stunden  lang  einzuweichen,  sodann  eine 
halbe  Stunde  lang  in  Wasser  zu  kochen  und  in  Kaliseifenlösnng 
auszuwaschen.  Steht  ein  Dampfdesinfektionsapparat  zur  Yerfügong, 
so  sind  die  Gegenstände  in  diesen  zu  verbringen 

Nicht  waschbares  Bettzeug  und  ebensolche  Kleider  sollen  gleich- 
falls in  dem  Desinfektionsapparate  behandelt,  oder  wenigstens  zweimal 
24  Stunden  lang  auCser  Gebrauch  gesetzt  und  mit  Vermeidung  des 
Schfittelns  oder  Klopfens  an  einem  trockenen,  luftigen  Ort  zur  Lüftung 
aufgestellt  werden.  Keinenfalls  dürfen  diese  Gegenstände  vor  ihrer 
Desinfektion  oder  Lüftung  trocken  aufbewahrt  oder  in  andere  Haus- 
räume  gebracht  werden. 

Wird  das  Krankenzimmer  nicht  mehr  benutzt,  so  sind  die  Fufs- 
böden,  Thüren  und  Fenster,  sowie  alle  Holzverkleidungen  und  nicht 
polierten  Möbel  in  demselben  mit  5  Voiger  Karbollösung  sorgfältig  ab- 
zuwaschen, ebenso  die  Wandflächen,  soweit  dieselben  mit  Auswurf- 
stoffen des  Kranken  besudelt  sind. 

Polierte  Möbel  jeder  Art,  insbesondere  die  Bettstätten,  Bilder 
und  Metallgegenstände  sind  mit  trockenen  Lappen,  Tapeten  und 
gestrichene  Wände  mit  frischem  Brot  trocken  abzureiben,  nachdem 
vorher  der  Fulsboden  des  Zimmers  stark  mit  Karbollösung  an- 
gefeuchtet ist. 

Alle  zu  diesen  Abreibungen  benutzten  Gegenstände  und  Stoffe 
sind  zu  verbrennen. 

Ehe  ein  Zimmer,  in  welchem  ein  an  Diphtherie  oder  Kru|^ 
oder  Scharlach  Erkrankter  verpflegt  wurde,  wieder  in  Gebrauch 
genommen  wird,  soll  dasselbe  nach  vorschriftsmäisiger  sorgfältiger 
Desinfektion  mindestens  24  Stunden  lang  mittelst  Durchzug  gelüftet 
werden. 

Zu  1  c.  Alle  Personen,  welche  mit  an  Diphtherie  oder  Krupp 
oder  Scharlach  Erkrankten  in  Verkehr  getreten  sind,   haben  sieb, 


705 

bevor  sie  wieder  mit  Gesanden  in  Bertthrnng  kommeD,  die  H&nde 
mit  5%iger  Karbollösang   oder  Seifenlösung  sorgfältig   zn  reinigen. 

Zm  Id.  Leichen  an  Diphtherie  oder  Krupp  oder  Scharlach 
Verstorbener  sollen  möglichst  rasch  nach  eingetretenem  Tode  in  die 
Leichenhalle  verbracht,  beim  Mangel  einer  solchen  aber  bis  zn  ihrer 
Beerdigung  im  Sterbezimmer  belassen  und  in  keinen  anderen  be- 
wohnten Hansranm  verbracht  werden.  Sie  sind  in  ein  in  ö%ige  Karbol- 
lösang getauchtes  Tuch  einzuhüllen  und  sobald  wie  möglich  einzusargen. 
Der  Sarg  ist  sofort  zu  schliefsen. 

Die  Beerdigung  darf  mit  besonderer  Genehmigung  des  Bezirks- 
arztes Auch  froher  als  30  Stunden  nach  dem  Tode  vorgenommen 
werden. 

Zn  le.  Sind  mehrere  Schüler,  die  das  gleiche  Schullokal  be- 
sachten, an  Diphtherie  oder  Krupp  oder  Scharlach  erkrankt,  so  mufs 
dieses  Schullokal  alsbald  desinfiziert  werden.  Zu  diesem  Zweck 
sind  die  Wände  und  Decken  mit  frischem  Brote  abzureiben,  das 
sofort  nach  der  Verwendung  zu  verbrennen  ist.  Der  Fufsboden 
wird  mit  5%iger  Karbollösung  stark  angefeuchtet,  und  ist  sodann 
mindestens  12  Standen  lang,  während  im  Ofen  Feuer  brennt,  durch 
öffnen  von  Fenster  und  Thttren  kräftiger  Luftzug  zu  erzeugen. 
Während  der  Boden  noch  nafs  ist,  sind  alle  in  dem  Schalzimmer 
befindlicben  G^enstände  mit  57oiger  Karbollösung  energisch  ab- 
zureiben. 

Aolage  IL 

Anieitang  zur  Beschaffung  von  Absonderungsräumen 
gemäfs  §2,  Absatz  2  der  Verordnung  vom  8.  Dezember  1894, 
Mafsregeln  gegen  Diphtherie  und  Scharlach  betreffend. 
Bei  der  Ermittelung  und  Eimichtung  von  Absonderungsräumen 
ist  vorzugsweise  auf  folgende  Punkte  Rücksicht  zu  nehmen: 

1.  Das  Gebäude,  in  welchem  Räume  zu  dem  Absonderungs- 
zweck bestimmt  werden,  soll  möglichst  entfernt  von  bewohnten 
Häusern  und  reinlich  gehalten  sein,  gesunde  Lage  und  trockenen 
UAtergrand  haben. 

2.  Das  Gebäude  soll,  wenn  irgend  möglich,  unbewohnt  sein; 
keinenfalls  dürfen  Kinder  in  demselben  sich  aufhalten. 

3.  In  Bezug  auf  Zahl  und  Gröfse  der  Räume  ist  darauf  zu 
halten,  daCs  jedem  Krankenbett  ein  Raum  von  in  der  Regel  2ö  cbm 
entspricht,  sowie  dafs  eine  Trennung  der  aufzunehmenden  Kranken 
nach  Geschlechtem  nötigenfalls  durchgeführt  werden  kann. 

4.  Die  Räume  müssen  hinlänglich  beleuchtet  und  gut  zu  lüften 
sein;   in  kalter  Jahreszeit  mufs  Heizungseinrichtung  vorhanden  sein. 

5.  Aufser  den  Krankenräumen  mufs  ein  geeigneter  Raum  zur 

Sehalfesandheitspfleff«  vm.  45 


706 

Unterbringimg    von    Pflegepersonal    verfügbar   sein,    ebenso,    wenn 
irgend  möglich,  eine  Küche  (Theekflche). 

6.  Die  Abortanlage  darf  nicht  benachteiligend  anf  die 
Krankenränme  einwirken. 

7.  Bas  einfache  Mobiliar  hat  zu  bestehen  ans  einem  geeig- 
neten Bett  f Qr  jeden  Kranken  nebst  erforderlichem  Weifszeng,  Wasch- 
und  sonstigem  Geschirr,  einem  Tisch  nebst  mehreren  Stflhlen.  Wenn 
möglich,  ist  das  eigene  Bett  des  Erkrankten  mitzubringen  und  fort- 
zubenutzen. 

Far  das  Pflegepersonal  sind  ebenfalls  einfache  Einrichtongs- 
gegenstände  nach  Bedarf  zu  beschaffen. 

8.  Kann  die  Kost  nicht  in  dem  Hause  beschafft  werden,  so 
ist  die  Yerköstignng  auf  andere  zweckentsprechende  Weise  sicher 
zu  stellen. 

9.  Der  Zutritt  zu  den  Krankenrftumen  ist  auf  das  Notwendigste 
zu  beschränken;  Kinder  dürfen  keinenfalls  zugelassen  werden. 

10.  Für  geordnete  Pflege  des  Erkrankten  ist  durch  Ein- 
stellung geübter  und  erfahrener  Krankenwärterinnen  sofort  Sorge  zu 
tragen;  ist  eine  solche  Wärterin  nicht  im  Orte  verfügbar,  so  ist 
die  Berufung  einer  Krankenschwester  nach  der  hierüber  bestehenden 
besonderen  Anweisung  ungesäumt  durch  den  Bezirksarzt  zu  bewirken. 

11.  Ehe  die  Räumlichkeiten  wieder  in  andere  Benutzung 
genommen  werden,'  sind  dieselben  vorschriftsmälsig  gründlich  zu 
desinfizieren. 


Beseheid  des  KSniglich  preufsisehen  üntemchtsminigters 
den    Centralanssebufs    zur    Ftrdernng    der   Ju^^end-    und 
Yolksspiele  bezfiglich  der  Anlage  von  Spielplfttzen. 

Berlin,  den  28.  Mai  1894. 

Dem  am  Schlüsse  des  gef^ligen  Schreibens  ausgesprochenen 
Wunsche,  es  möchte  von  hier  aus  den  preufsisehen  Stadtverwaltungen 
die  Förderung  der  Bestrebungen  des  Centralausschusses,  besonders 
auch  nach  der  Richtung  der  Anlage  von  Spielplätzen,  anempfohlen 
werden,  habe  ich  durch  einen  an  sämtliche  Herren  Oberpräsidenten 
gerichteten  Erlafs  vom  heutigen  Tage  gern  entsprochen,  da  ich  die 
Überzeugung  teile,  dafs  in  den  gröfseren  Städten  in  dieser  Hinsicht 
noch  viel  zu  wünschen  und  zu  erreichen  bleibt. 
Der  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinalangelegenheiten. 

(Gez.)  Bosse. 


707 


^ttfonaixtn. 


Der  ProYinzialschnlrat  Dr.  Bbthb  in  Stettin,  unser  geschätzter 
Mitarbeiter,  Herr  Professor  an  der  technischen  Hochschule  H.  Fischeb 
in  Hannover,  der  Direktor  des  Kaiser  WilheUngymnasinms  Meinbrtz 
in  Kassel  und  der  Gymnasialdirektor  a.  D.  Dr.  SCHinTZ  in  Köln 
haben  den  Charakter  als  Geheimer  Regiemngsrat  erhalten. 

Professor  Dr.  Löffler  in  Grei&wald,  der  Entdecker  des 
Diphtheriebacillns,  ist  zam  Greheimen  Medizinalrat,  der  durch  seine 
Untersuchungen  von  Ferienkolonisten  bekannte  Dr.  Goepbl  in  Frank- 
furt a.  0.  zum  Sanit&tsrat,  der  Kreisschulinspektor  Bandtkb  in 
Berlin  zum  Schulrat  mit  dem  Rang  der  Räte  IV.  Klasse  ernannt 
worden. 

Geheimer  Medizinalrat  Professor  Dr.  Robert  Koch  in  Berlin 
und  der  inzwischen  verstorbene  Professor  Loois  Pastbur  in  Paris 
wurden  vom  VI.  internationalen  tierärztlichen  Kongresse  in  Bern  zu 
Ehrenmitgliedern  gewählt. 

Die  theologische  Fakultät  der  Universität  Jena  hat  den  Direktor 
des  Gymnasiums  zu  Karlskrona  in  Schweden  Dr.  E.  A.  Wadstbin 
zum  Doctor  honoris  causa  promoviert. 

Es  erhielten:  den  Sjronenorden  IL  Klasse  der  Kaiserliche 
Ministerialrat  a.  D.  Dr.  Wasserfühb  in  Berlin  und  der  Geheime 
Regierungs-  und  Provinzialschulrat  a.  D.  Professor  Tsohakbrt  in 
Breslau;  den  Kroneuorden  III.  Klasse  der  Gymnasialdirektor  Dr. 
Hbdssnbr  in  Kassel;  den  Kronenorden  IV.  Klasse  der  Rektor  a.  D. 
RÖHR  in  Liegnitz ;  den  roten  Adlerorden  III.  Klasse  mit  der  Schleife 
der  Oberrealschuldirektor  a.  D.  Dr.  Zieken  in  Wiesbaden;  den  roten 
Adlerorden  IV.  Klasse  der  Regierungs-  und  Schulrat  Hauffe 
in  Stettin,  der  Regierungs-  und  Medizinalrat  Dr.  von  Haselberg 
in  Stralsund,  der  Gymnasialdirektor  Dr.  Koppin  in  Stettin,  der 
Seminardirektor  Prbsting  in  Köslin  und  der  Stadtschulinspektor 
a.  D.  Backhaus  in  Osnabrück;  das  Ritterkreuz  II.  Klasse  des 
Königlich  sächsichen  Albrechtsordens  der  Bflrgerschulvicedirektor 
HüNOBR  in  Annaberg. 

Der  Geheime  Medizinalrat  und  vortragende  Rat  im  Königlich 
preuisischen  Kultusministerium  Dr.  Schbodtmann,  der  Greheime 
Medizinalrat  Professor  Dr.  FLÜaaE  in  Breslau  und  der  Professor 
Dr.  RüBNER  in  Berlin  sind  als  aufserordentliche  Mitglieder  des 
Kaiserlichen  Gesundheitsamtes  bis  zum  Ablauf  des  Jahres  1896  be- 
rufen worden. 

46* 


708 

Es  wurden  ernannt:  der  ehemalige  österreichische  Unterrichts- 
minister  Dr.  Paul  Freiherb  von  Gaütsch  von  neuem  zum  k.  k. 
Minister  f&r  Eoltns  nnd  Unterricht;  der  Direktor  des  Marien- 
gymnasiums  Dr.  Meinertz  in  Posen  znm  Provinzialschnlrat  in  Breslau; 
der  Professor  an  der  Realanstalt  Weigle  in  Stuttgart  zum  Oher- 
Studienrat;  der  Rektor  des  humanistischen  Gymnasiums.  Professor 
Hasenstab  in  Kempten,  zum  Studieninspektor  der  bayerischen 
Kadettencorps;  der  Seminardirektor  Dr.  Fbeunbqen  in  Paradies 
zum  Regierungs-  und  Schulrat  in  Arnsberg;  die  auCserordentlichen 
Professoren  der  Hygiene  Dr.  P.  Canalis  in  Genua  und  Dr.  A.  Di 
Vestea  in  Pisa  zu  ordentlichen  Professoren;  der  Privatdocent  für 
gerichtliche  Medizin  und  Hygiene  Dr.  Joseph  Jacobi  in  Breslau 
zum  anfserordentlichen  Professor;  der  Direktor  des  Viktoriagymnasiums 
Dr.  HoLzwEissia  in  Burg  zum  Direktor  des  Domgymnasiums  in 
Magdeburg;  der  Gymnasialrektor  Pistneb  in  Straubing  zum  Rektor 
des  Gymnasiums  in  Kempten;  der  Progymnasialdirektor  Smolka 
in  Temessen  zum  Direktor  des  Gymnasiums  in  Schrimm;  der  Gym- 
nasialprofessor Dr.  Windeln  in  Hameln  zum  Direktor  des  Friedricbs- 
gymnasiums  in  Herford;  der  Oberlehrer  Professor  Dr.  Ruhe  am 
Gymnasium  in  Meppen  zum  Direktor  dieser  Anstalt;  der  Gymnasial- 
lehrer Dr.  R.  Lange  in  Rostock  zum  Direktor  des  Gymnasiums 
und  Realgymnasiums  daselbst;  der  Vorsteher  des  Realprogymnasiums 
Joseph  Neff  in  Yillingen  zum  Direktor  des  Progymnasiums  in 
Donaueschingen;  der  Oberlehrer  Professor  Dr.  Beyeb  am  Gymnasium 
in  Burg  zum  Direktor  des  von  SALDERNschen  Realgymnasiums  in 
Brandenburg;  der  Professor  Fbiedbich  Gbohmann  am  Realpro- 
gymnasium in  Mosbach  zum  Vorsteher  des  Realprogymnasiums  in 
Villingen;  der  Oberrealschuldirektor  Dr.  Dickmann  in  Oldenburg 
zum  Direktor  der  Oberrealsdiule  in  Köln;  der  Oberlehrer  Dr. 
Mibisch  an  der  Oberrealschule  in  Saarbrücken  zum  Direktor  dieser 
Anstalt;  der  Direktor  der  Viktoriaschule  Unbüh  in  Breslau  zum 
Direktor  der  st&dtischen  Realschule  zu  Königsberg  i.  Pr. ;  der  Ober- 
lehrer Professor  MASBEBa  an  der  Realschule  in  Düsseldorf  zum 
Direktor  der  neu  zu  eröffiienden  11.  Realschule  dort;  der  Seminar- 
direktor Skalitzky  in  Ziegenhals  zum  Seminardirektor  in  Lieben- 
thad;  die  Seminarlehrer  Altmann  und  Scholz  zu  Kreisschili- 
inspektoren; der  Professor  a.  D.  Theodob  Keller  zum  Vorstand 
der  höheren  Bfirgerschule  in  Homberg;  Dr.  Max  Nbirser  zum 
Assiatenten  am  hygienischen  Institute  in  Breslau. 

Ihren  siebenzigsten  Geburtstag  begingen  der  Grofsherzoglich 
badische  Kultusminister  Dr.  von  Sabwey  am  24.  September,  der 
frfthere  Leiter  und  Organisator  des  Kaiserlichen  Reicbsgesundheitsanles, 
Geheimer   Oberregierungsrat  Dr.  Struck,  am  9.  Oktober   und  der 


709 

im  die  Volksgesandheitspflege  and  das  Medizinalwesen  der  Schweiz 
hochTerdiente  Dr.  SoNDESBoaEB  am  22.  Oktober. 

Geheimer  Medizinalrat  Professor  Dr.  G.  Lewik,  Mitglied  des 
Reichsgesondheitsamtes,  feierte  vor  kurzem  sein  fQnfzigjAhriges  Doktor- 
jnbil&um. 

Der  Direktor  des  Realgymnasiums  in  Essen  a.  d.  Ruhr,  Geheimer 
Regierangsrat  Dr.  Heilebmann,  der  Seminardirektor  Schulrat  Klose 
in  Liebenthal  and  der  Direktor  der  städtischen  höheren  Mädchen« 
schale  Dr.  Fischer  in  Strafsburg  sind   in  den  Rahestand  getreten. 

Aus  Paris  kommt  die  Traaerkunde  von  dem  im  73.  Lebens« 
jähre  erfolgten  Hinscheiden  des  grofsen  Chemikers  und  Hygienikers 
Louis  Pastcur.  Derselbe  war  am  22.  Dezember  1822  zu  D61e 
im  Jura  als  Sohn  eines  Lohgerbers  geboren.  Er  besuchte  die 
Schalen  zu  Arbois  und  Besan^on,  studierte  in  Paris  am  College 
Saint  Louis  Physik  und  erwarb  daselbst  1847  den  Doktorgrad. 
Darauf  erhielt  er  eine  Lehrerstelle  am  Lyceum  in  Dijon  und  wurde 
bald  nachher  supplierender  Professor  an  der  Fakultät  in  Strafsburg. 
Im  Jahre  1854  folgte  er  einem  Rufe  als  Professor  der  Chemie  an 
die  neu  errichtete  Fakultät  von  Lille,  kehrte  jedoch  schon  1857 
nach  Paris  zurück,  um  die  Leitung  der  höheren  Normalschule  zu 
tkbemehmen,  von  welcher  er  nach  einiger  Zeit  zur  6cole  des  beanx  arts 
übertrat.  Alsdann  erhielt  er  1867  die  Lehrkanzel  der  Chemie  an 
der  Sorbonne  und  wurde  1882  Mitglied  des  Instituts  und  ständiger 
Sekretär  der  Akademie  der  Wissenschaften.  Damit  er  seine  Studien 
über  die  Hundswut  im  grofsen  Stile  durchführen  könne,  gründeten 
seine  Verehrer  auf  dem  Wege  der  Subskription  1886  das  nach  ihm 
genannte  Institut.  Pasteub  blieb  bis  zu  seinem  Tode  Leiter  des- 
selben und  sammelte  hervorragende  Mitarbeiter,  wie  Roüx,  Metsch- 
NIKOFF  und  Chantemesse,  um  sieh.  Schon  seit  vielen  Jahren 
kränkelte  er.  Er  erlitt  wiederholte  Schlaganfälle,  und  einem  solchen 
erlagt  er  am  28.  September  in  Garges  bei  Paris.  Bei  seinem  Be- 
gräbnis wurden  ihm  nicht  nur  von  Frankreich,  sondern  auch  vom 
Auslände  die  höchsten  Ehren  zu  teil.  Ist  er  doch  der  Bahnbrecher 
der  gesamten,  auch  für  die  Hygiene  der  Jugend  so  wichtigen  bak- 
teriologischen Forschung  geworden.  Die  moderne  Infektionslebre, 
die  Antiseptik,  unser  Wissen  über  die  Gärung,  die  neuere  Lehre 
Ton  den  Schatzimpfnngen  —  sie  alle  gehen  auf  ihn  zurück  Zwei 
Marksteine  treten  besonders  in  seiner  wissenschaftlichen  Thätigkeit 
hervor,  der  1865  unternommene  Kampf  gegen  die  generatio  aequivoca, 
welcher  zu  der  Erkenntnis  geführt  hat,  dafs  die  chemischen  und 
Iriologischen  Vorgänge  bei  der  Gärung  und  Fäulnis  durch  orga- 
nisierte Fermente  hervorgerufen  werden,  und  die  1893  aus  seinem 
Institat  und  unter  seinem  Einflüsse  hervorgegangene  Arbeit  von  Roux 


710 

Aber  die  Diphtherie  und  ihre  Bekämpfung.  So  ist  er  Mr  die  ganze 
wissenschaftliche  Welt  ein  Pfadfinder  und  Bahnbrecher  geworden, 
dessen  Verdienste  alle  Kulturvölker  jederzeit  neidlos  anerkennen  werden. 

Aufserdem  sind  gestorben:  der  Professor  der  Hygiene  an  der 
Universität  Athen  Dr.  J.  Gh.  Bambas,  Mitglied  des  obersten  SantUUs- 
rates;  der  ordentliche  Professor  der  Pädagogik  an  der  Universität 
Czemowitz  Dr.  HocHEoaEB;  der  Geheime  Regierungsrat  Professor 
Dr.  Webnioke  in  Görlitz,  früher  Direktor  der  Oberrealschnle  in 
Gleiwitz;  der  Seminardirektor  Dr.  Wittstein  in  Kubnach;  der 
Breslauer  Rektor  Lüllwitz  in  Buckau  bei  Magdeburg. 

Am  29.  Oktober  fand  auf  dem  Centralfriedhof  in  Wien  die 
EnthQllung  des  von  der  dortigen  Ärztekammer  dem  Andenken  ihres 
Präsidenten,  unseres  verehrten  Mitarbeiters,  Herrn  Regierungsrat 
Dr.  Mobitz  GaüSTeb,  gewidmeten  Grabdenkmals  statt. 


£itterattir* 


Besprechungen. 

Dr.  Leo  BunaBBSTBiN  und  Dr.  Auoust  Nbtolitzkt  in  Wien. 
Handbnch  der  SchulhygieDe.  Mit  154  Abbildungen  im  Text 
16.  Lieferung  des  Handhuehs  der  Hygiene,  herausgegeben  von 
Dr.  Thbobob  Wbtl  in  Berlin.  Jena,  1895.  Gustav  Fischer. 
(429  S.  Gr.  8^  JH  10,50.) 

Die  grofse  Summe  der  fOr  den  ärztlichen  Beruf  notwendigen 
Kenntnisse  und  die  Vertiefung  des  Wissens  auf  allen  Specialgebieten 
der  Medizin  haben  das  Bedflrfhis  geschaffen,  die  Resultate  der 
medizinischen  Forschung  in  Sammelwerken  niederzulegen,  um  dem 
durch  Berufearbeit  in  Anspruch  genommenen  Arzte  zweckmäfsige 
Quellen  zum  Nachschlagen  zu  gewähren. 

Viele  dieser  Sammelwerke  zeichnen  sich  durch  eine  weit- 
schweifige Behandlung  des  Stoffes  aus,  so  dafs  dem  Leser  zu- 
gemutet wird,  das  Punctum  saliens,  auf  welches  es  ankommt,  unter 
einer  Menge  unnfltzer  Auseinandersetzungen  ausfindig  zu  machen. 

Ganz  anders  ist  der  vorliegende  Band  des  WBYLschen  Sammel- 
werks, das  BüBGBBSTBlN-NETOLlTZKTsche  Handbuch  der  Schul- 
hygiene, abgefafst.  Hier  findet  man  keinen  unntttzen  Ballast,  h 
konzisester  Form  ist  auf  nur  410  Seiten,  zu  welchen  noch  19  Seitei 
eines  sorgfältig  ausgearbeiteten  Registers  hinzukommen,  der  gesamte 


711 

Stoff  der  modernen  Schulhygiene  klar  nnd  hestimmt  erörtert.  Ver- 
riete nicht  das  Titelblatt,  dafe  das  Buch  einen  Teil  eines  Sammel- 
werkes bildet,  80  würde  man  beim  Lesen  desselben  kanm  daraof 
kommen,  denn  es  stellt  sich  als  ein  selbständiges,  abgerundetes  Ganzes 
dar,  und  zwar  als  ein  fest  gefügter  Bau,  der  seine  Solidität  der 
Zuverlässigkeit  jedes  kleinsten  Bestandteiles  verdankt.  Mit  ge- 
diegener Sachkenntnis  und  grofsem  Geschick  ist  der  sprOde  Stoff 
gehandhabt  und  der  zufriedenstellende  Gesamteindruck  dadurch  er- 
reicht, dals  in  der  ersten  H&lfte  des  Buohes  der  Leser  nicht  allein 
durch  eine  inhaltreiche  Darstellung  der  mafsgebenden  hygienischen 
Prindpien,  sondern  auch  durch  bildliche  Wiedergabe  der  hygienisch 
zweckmäfsigsten  baulichen  und  technischen  Einrichtungen  mit  allen 
den  Faktoren  bekannt  gemacht  wird,  die  zum  Verständnis  der 
heutzutage  an  eine  wohleingerichtete  Schule  zu  stellenden  Forderungen 
notwendig  sind.  Das  alles  ist  hier  nach  sorgfältigster  Sichtung 
des  grofsen  in  der  Litteratur  vorhandenen  Materials  gegeben,  mit 
«iner  solchen  Übersichtlichkeit,  wie  sie  nur  dem  gewiegten  Praktiker 
möglich  ist,  und  wie  sie  andererseits  den  weniger  erfahrenen  Leser 
in  den  Stand  setzt,  ohne  weitläufige  Studien  das  Wesen  der  Sache 
zu  erfassen. 

Nachdem  die  erste  Hälfte  des  Buches  in  der  angegebenen 
Weise  die  zum  Verständnis  des  weiteren  erforderlichen  wissen- 
schaftlichen Daten  geboten  hat,  folgt  in  der  zweiten  Hälfte  die  Be- 
handlung der  schwierigsten  und  bislang  noch  keineswegs  allseitig  spruch- 
reifen Fragen  der  Einteilung  des  Unterrichts,  der  Überbürdung,  der 
Schulkrankheiten  n.s.  w.  Diese  Kapitel  sind  mit  absoluter  Objektivität 
behandelt  und  vertreten  mit  grofser  Bestimmtheit  die  Forderungen 
besonnener  Schulärzte  unter  genauester  Berücksichtigung  der  durchweg 
noch  sehr  neuen  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete. 

Es  ist  dringend  wünschenswert,  dafs  diese  Forderungen,  die 
sich  auf  Erhebungen  in  zahlreichen  Schulen  der  verschiedensten 
Länder  stützen,  an  ma(sgebender  Stelle  Gehör  finden.  Dazu  aber 
wäre  vor  allen  Dingen  erforderlich,  dafs  nicht  allein  Ärzte,  sondere 
auch  Schulmänner  und  einflulsreiche  Eltern  das  leicht  verständlichn 
Werk  lesen.  Wer  die  in  Betracht  kommenden  Fragen  eingehender 
studieren  will,  findet  bei  jedem  Kapitel  ein  ausführliches  Litteratur- 
verzeichnis. 

Ein  Referat  in  Form  eines  Auszuges  läfst  sich  über  dieses 
Buch  nicht  liefern,  da  in  demselben  keine  unnützen  Worte  gemacht 
werden,  weshalb  auch  eine  gekürzte  Wiedergabe  des  Inhalts 
schlechterdings  unmöglich  ist.  Es  berücksichtigt  alles  Wissenswerte 
auf  dem  Gebiete  der  Schulhygieae,  ohne  dats  es  als  Kompilation 
bezeichnet  werden   dürfte.     Der  das  Ganze    belebende    selbständige 


712 

Geist  verleiht  dem  Werke  den  Ansprach,  als  klassisch  bezeichnet 
zu  werden,  und  als  ein  solches,  das  in  keiner  Schul-  oder  Lehrer- 
bibliothek fehlen  sollte. 

Kreisarzt  Dr.  med.  C.  Stböhmbero 
in  Dorpat. 

Skrivekomiteeng  indberetning  dateret  30te  Oktober  1894 
angaaende  SkrivenudervisniBgen  i  barneskolen.  Separat* 
afdryk  af  Universitets-  og  skole-annaler  for  189ö.  [Bericht  des 
Schreibkomitees  vom  30.  Oktober  1894^  betreffend  den  Schreib- 
Unterricht  in  der  Kinderschule,  Separatabdruck  der  Uniyersit&ts- 
und  Schuljahrbücher  für  18V)5.]  Christiania,  1895.  In  Kommission 
bei  T.  0.  Br0gger.     (40  S.    Kl.  8<*.) 

Das  in  dem  Titel  erwähnte  Komitee,  bestehend  aus  Stadt- 
physikus  Bentzin  als  Präses,  den  Fränlein  Frisak  und  MöLLBR, 
den  Lehrern  Petersen  und  Trosdal,  hat  seine  Untersuchungen, 
betreffend  die  beste  Richtung  der  Schrift,  in  einer  Volksschale 
Christianias  angestellt.  Über  die  Resultate  spricht  sich  dasselbe 
folgendermafsen  aus:  Bei  den  praktischen  Versuchen  hat  sich  die 
Steilschrift  in  hygienischer  Beziehung  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
der  Schrägschrift  überlegen  gezeigt,  indem  man  bei  ihr  leichter 
eine  normale  Körperhaltung  einnehmen  und  beibehalten  kann, 
als  bei  der  Schrägschrift.  Jedoch  wurde  auch  gefunden,  dafs  die 
Schrägschrift,  richtig  durcbgefflhrt,  nicht  mit  solchen  hygienischen 
Mängeln  behaftet  ist,  dafs  dieselbe  aus  diesem  Grunde  tou  der 
Kinderschule  ausgeschlossen  werden  müfste.  Nimmt  man  indessen 
nicht  allein  Rücksicht  auf  die  Gesundheitspflege,  sondern  auch 
darauf,  dafs  die  Schreibmethode  konsequent  pädagogisch  durch- 
geführt werden  mufs,  so  ergibt  sich,  da&  die  Steilschrift  der 
Schrägschrift  vorzuziehen  ist,  weil  sie  mit  ihren  senkrechten  Grund- 
strichen in  hohem  Mafse  sowohl  die  geistige,  wie  die  körperliche 
Arbeit  der  Kinder  vereinfacht. 

Um  dies  näher  zu  beweisen,  gibt  der  Bericht  eine  ver- 
gleichende Beurteilung  der  verschiedenen  Schreibweisen,  der  Steil- 
schrift,  der  Schrägschrift  nach  Berlin -Rembold  und  der  Schräg- 
schrift mit  rechts  liegendem  Schreibhefte.  Das  Ergebnis  wird  teils 
im  Texte  entwickelt,  teils  zum  Schlüsse  in  übersichtlicher  Weise 
gegeben.  Dabei  findet  sich  hervorgehoben,  wie  schwierig  es  fär  ein 
Kind  ist,  die  schrägen  Grundstriche  genau  parallel  zu  ziehen,  ebenso 
eine  bestimmte  Neigung  des  Schreibheftes  beizubehalten.  Verlangt 
man  ein  genaues  Höhenverhältnis  zwischen  den  kurzen  und  langen 
Buchstaben,  so  dafs  z.  B.  A  und  b  zwei-  oder  dreimal  länger  als 
n  sein  sollen,    so    fällt   die  Vervielfachung    der  Länge    der   kurzen 


713 

Bachstaben  dem  Kinde  bedeutend  leichter  bei  anf  der  Linie  senk- 
rechten Strichen,  als  bei  schrftgen  Strichen. 

Als  pädagogischer  Grundsatz  mufs  gelten :  Was  der  Lehrer  an 
der  Wandtafel  vorschreibt,  soll  das  Kind  selbständig  und  naturgetreu 
auf  seiner  Tafel  oder  in  seinem  Buche  wiedergeben.  Schräge 
Striche  auf  der  Wandtafel  müssen  schräge  Striche  in  dem  Buche 
des  Kindes,  senkrechte  Striche  mttssen  senkrechte  werden.  £s  ist 
daher  pädagogisch  unrichtig,  wenn  die  Schüler  die  schrägen  Striche, 
die  auf  horizontalen  Linien  an  der  Wandtafel  vorgeschrieben  werden, 
als  senkrechte  Striche  auf  schrägen  Linien  in  ihrem  Buche  nach- 
schreiben sollen.  Auch  die  Fibeln  müssen  ganz  dieselben  Buch- 
stabenformen enthalten,  wie  diejenigen,  welche  die  Kinder  schreiben 
sollen. 

Die  Notwendigkeit  eines  sorgfältigen  methodischen  Schreib- 
unterrichts, der  in  den  meisten  Schulen  noch  fehlt,  wird  stark 
hervorgehoben,  und  die  pädagogischen,  wie  hygienischen  Regeln  für 
einen  solchen  Unterricht  finden  sich  ausführlich  dargelegt.  Die 
hygienischen  Vorschriften  sind  meist  dieselben,  welche  Sohubbrt 
angegeben  hat.  Im  Gegensatze  zu  der  Mehrzahl  der  Arbeiten, 
welche  über  diese  Frage  geschrieben  worden  sind,  hat  das  Komitee 
aber  hauptsächlich  die  pädagogische  Seite  behandelt  und  versichert 
wiederholt,  dafs  auch  in  dieser  Beziehung  die  Steilschrift  den  Vorzug 
verdient.  Kommunalarzt  Axel  Uertel  in  Kopenhagen. 

Professor  Dr.  HüGO  Rühl.  Entwickelangsgeschichte  des  Turnens. 
Leipzig,  1895.  Ed.  Strauch.  (IV.  150  S.  8^  Gebd.  JM,  1,90.) 
Wer  schon  einmal  in  die  Lage  gekommen  ist,  zusammenfassende 
Vorträge  über  die  Tumgeschichte  halten  zu  sollen,  wie  dies  ge- 
legentlich der  Yorturnerausbildungskurse  in  Vereinen  und  Gauen  und 
in  den  Turnlehrerbildungsanstalten  ja  nicht  selten  der  Fall  ist,  der 
wird  mit  dem  Schreiber  dieser  Zeilen  gewifs  auch  schon  den  Mangel 
an  einer  passenden  Darstellung  für  diesen  Zweck  empfunden  haben. 
Damit  soll  nun  keineswegs  gesagt  sein,  dafs  es  überhaupt  noch  keine 
Werke  über  Tumgeschichte  gebe,  denn  deren  besitzen  wir,  wie  sich 
jedermann  leicht  aus  dem  Handlmche  der  deutschen  Turnerschaft 
überzeugen  kann,  bereits  eine  stattliche  Zahl;  allein  zu  dem  oben 
gedachten  Zwecke  mufste  man  sich  aus  eben  diesen  Werken  immer 
erst  die  entsprechenden  Auszüge  und  Zusammenstellungen  machen, 
wollte  man  seinen  Zuhörern  weder  zu  viel,  noch  zu  wenig  bieten. 
Dieser  recht  zeitraubenden  Arbeit  ist  man  nun  nach  dem  Erscheinen 
des  vorliegenden,  in  klarem  Stile  gescbriebenen  Werkes  des  um 
die  Tumsache  verdienten  Verfassers,  welcher  seit  dem  letzten 
deutschen  Tumtage  bekanntlich  auch  Geschäftsführer  der   deutschen 


714 

Tarnerschaft  ist,  enthoben.  Dankt  es  ja  eben  dem  angedeateten 
Mangel  seine  Entstehung,  da  der  Verfasser  selbst  schon  seit  einer 
Reibe  von  Jahren  Unterricht  in  der  Tnrngeschichte  an  Tnmlehr- 
amtskandidaten  erteilt. 

Das  Buch  gliedert  sich  in  17  Abschnitte.  Von  diesen  seien 
genannt:  4.  Der  Humanismus,  5.  Die  Aufklärung  und  der  Phflan- 
tbropinismus  (Rousseau,  Basedow,  Guts  Muths,  Vibth),  6.  Pesta- 
lozzi, 7.  Friedrich  Lodwig  Jahn,  10.  Adolf  Spiess,  14.  Die 
neue  Spielbewegung  in  Deutschland,  16.  Das  Vereinstumen  und  die 
deutsche  Turnerschaft.  Dem  Ganzen  ist  dann  noch  eine  Zeittafel, 
welche  die  wichtigsten  tumgescbichtlichen  Zahlen  enth&lt,  angefügt. 

Als  besonders  bemerkenswert  mQssen  wir  hervorheben,  dals  bei 
der  Abfassung  der  einzelnen  Kapitel  neben  der  neuesten  Litteratar 
auch  durchweg  die  ersten  Quellen  aufgesucht  und  an  den  be- 
treffenden Stellen  genannt  sind,  weshalb  auch  der  Fachkundige  noch 
manches  Neue  und  Originelle  in  dem  Werke  finden  wird. 

Das  Bflchlein,  dem  die  Verlagshandlnng  eine  hflbsche  Aus- 
stattung gegeben  hat,  kann  Tumlehramtskandidaten  und  Tum- 
Tereinen,  wie  nicht  minder  allen  jenen,  welche  sich  um  das  Erziehungs- 
wesen überhaupt  kümmern  oder  zu  kümmern  haben,  auf  das  wftrmste 
empfohlen  werden.  Aufserdem  sollte  ein  Buch  dieses  oder  ähnlichen 
Inhaltes  überhaupt  in  keiner  Bücherei  fehlen.  Kommt  es  doch 
noch  vor,  dafs  der  Laie,  und  zwar  auch  der  gebildete,  aus  der 
Geschichte  des  deutschen  Turnens  kaum  mehr,  als  den  Namen  des 
„Tumyaters**  Jahn  kennt,  und  hat  einer  Heine  gelesen,  dann 
weifs  er  allenfalls  noch  ein  bifschen  mit  dem  Münchener  „Tumknnst- 
meister*"  Massmann  umzuspringen,  weil  dieser  doch  auch  ordent- 
licher Professor  der  deutschen  Sprache  und  Litteratur  an  der 
Universität,  sowie  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften  und 
des  obersten  Schul-  und  Studienrats  von  Bayern  gewesen  ist. 
Namen,  wie  Basedow,  Guts  Muths,  Spibss,  Wassmannsdorff 
tt.  s.  w.  sind  den  meisten  aber  fremd.  Und  doch'  sollte  der  £nt- 
wickelungsgang  des  auch  für  die  übrigen  Nationen  grundlegend 
gewordenen  deutschen  Turnens,  mit  dem  die  genannten  und 
noch  andere  Namen  von  gutem  Klange  innig  verquickt  sind,  einem 
jeden  Gebildeten  wenigstens  in  den  Grundzügen  geläufig  sein.  Aoch 
hierzu  zu  verhelfen,  halten  ?rir  das  vorliegende  Büchlein  für  sehr 
geeignet.  Professor  Franz  Wilhelm  in  Pilsen. 


716 

Dr.  YlKTOB  VON  WoiEOWSRT-BiSDAü,  aurserordentliches  Mitglied 
des  Königlich  preofsischen  statistischen  Bureaus.  Das  Bewegungs- 
spiel  in  der  deutschen  Yolkshygiene  und  Yolkserciehnng. 

Sonderabdrnck  aus  der  Zeitschrift  des  Königlich  preufsischen 
statistischen  Bureaus,  Jahrgang  1895.  Leipzig,  1895.  R.  Yoigt- 
Iftnder.     (63  S.    4^    M  3.) 

In  der  Erkenntnis  der  Wichtigkeit  von  Yolksspielen  und  in 
der  Einrichtung  derselben  sind  uns  Deutschen  bekanntlich  die  Eng- 
länder Yor  30 — 40  Jahren  Torangegangen.  Dem  Kenner  der 
Yerhftltnisse  drüben  ist  leicht  begreiflich,  dafs  dabei  weder  An- 
regung oder  gar  Anordnung  von  oben  her  stattgefunden  hat,  noch 
von  selten  der  Ärzte  und  Hygieniker  viel  dazu  gethan  ist.  Das 
Bedflrfhis  nach  kräftiger  Leibesbewegung  im  Freien  machte  sich 
bei  den  modernen  Kulturverhfiltnissen,  zumal  in  grolsen  Städten, 
damals  geltend;  die  an  Selbsthilfe  gewöhnten  Engländer  fanden 
unter  Anleitung  der  sogenannten  Public  school-men,  welche  von 
ihrer  Schulzeit  her  die  Spiele  kannten  und  liebten,  sehr  bald  heraus, 
wie  sie  auf  dem  Spielplatze  ihre  körperliche  und  geistige  Gesundheit 
fördern  und  sich  ihre  Arbeitstflchtigkeit  möglichst  lange  erhalten 
konnten.  Bei  uns  hat  man  seit  etwa  fünf  Jahren  —  wesentliches 
Yerdienst  hat  der  durch  Herrn  von  Sghenckendorff  begründete 
und  geleitete  Gentralausschufs  —  ernstlich  auf  diesem  Gebiete  vor- 
zugehen angefangen. 

Die  vorliegende  Schrift  bietet  eine  sehr  dankenswerte  Über- 
sicht aber  die  Fortschritte  der  Bewegung  von  1891  bis  1894  an 
der  Hand  von  statistischen  Aufstellungen,  die  von  Jahr  zu  Jahr 
vollständiger  geworden  sind.  Die  erste  Erhebung  aus  dem  Jahre 
1891  ist  noch  dürftig.  An  sämtliche  deutsche  Städte  von  8000 
und  mehr  Einwohnern  war  eine  Anfrage  in  betreff  der  Jugendspiele 
gerichtet  worden,  doch  nur  unge^r  250  hatten  eine  Antwort 
erteilt,  und  unter  diesen  berichteten  blofs  81  über  das  Bestehen 
eines  Spiellebens,  das  sich  aber  meist  auf  einen  engen  Kreis  von 
Teilnehmern  beschränkte.  Im  Jahre  1892  veranstaltete  der  Gentral- 
ausschufs zur  Förderung  der  Jugend-  und  Yolksspiele  eine  neue 
Umfrage  bei  den  Magistraten  der  Städte  von  5000  Einwohnern  und 
darüber.  Auch  der  hierauf  erfolgte  Bescheid  blieb  noch  unvollständig. 
Immerhin  teilten  371  Städte  mit,  dafis  in  ihnen  Jugendspiele  ein- 
geführt seien,  211  verneinten  diese  Frage,  und  5  Städte  standen 
im  Begriffe,  'Spielkurse  einzurichten.  Die  im  Jahre  1893  unter 
Mithilfe  der  deutschen  Tumerschaft  erzielten  Angaben  wiesen  wieder 
einen  bedeutenden  Fortschritt  auf  und  boten,  ergänzt  durch  die 
firflheren  Berichte,  ein  einigermafsen  vollständiges  Bild  von  dem 
Spielleben    in    Deutschland.      Um    nun    eine    wirklich    umfassende 


716 

Übersicht  darüber  zn  gewinnen,  verzichtete  der  CentridaasschafB  für 
1894  auf  eine  allgemeine  Erhebung,  verteilte  vielmehr  diese  anf  den 
Zeitraum  der  nächsten  5  Jahre  und  beschränkte  sie  zunächst  fär 
das  genannte  Jahr  auf  die  höheren  Schulen  und  die  ihnen  ver- 
wandten Institute,  die  Lehrerseminare  und  Präparandenanstalten. 
Damit  ward  ein  in  der  Tbat  tadelloses  Material  für  statistische 
Zwecke  gewonnen.  Auch  sachlich  war  das  Ergebnis  sehr  erfreulich, 
denn  es  trat  zu  Tage,  dalB  es  nur  ein  geringer  Bruchteil  der  höheren 
Lehranstalten  ist,  an  denen  das  Bewegungsspiel  gar  nicht  betrieben 
wird,  dafs  dagegen  an  einer  gro&en  Zahl  derselben  eifrig  und 
regelmäfsig  geübte  Spiele  stattfinden. 

Auf  die  Einzelheiten  der  Statistik  hier  einzugehen,  würde  zu 
weit  führen;  die  meisten  Angaben  finden  sich  schon  in  den  ver* 
schiedenen  Jahrgängen  des  vom  Centralausschufs  herausgegebenen 
Jahrbuchs  für  Jugend-  und  Volksspiele. 

Aber  Verfasser  beschränkt  sich  keineswegs  auf  Zahlenangaben. 
Zur  Einleitung  entwickelt  er  den  Wert  des  Bewegungsspiels  für  die 
Volkshygiene  und  Volkserziehung  und  gibt  sodann  einen  Überblidc 
über  die  Geschichte  desselben  in  Deutschland.  Von  besonderem 
Interesse  jedoch  sind  die  vielen  kleinen  Einzelmitteilungen  aus  den 
Tausenden  von  verscliiedenen  Berichten  über  die  Spielbewegung.  Durch 
eine  geschickte  Auswahl  dieser  weifs  VON  Woikow8KT-Biedau  das 
nüchterne  Zahlenmaterial  mannigfach  zu  beleben  und  erst  recht  nutzbar 
zu  machen.  Die  Erfahrungen,  welche  man  hier  und  da  bei  Einführung 
der  Spiele  gesammelt  hat,  kennen  zu  lernen,  ist  oft  von  gro&em 
Werte.  Nichts  ist  verkehrter,  als  schablonenmäTsiges  Verfahren  auf 
diesem  Gebiete.  -  Die  Erweckung  des  Spiellebens  unter  der  Jagend 
bildet  keine  leichte  Aufgabe  und  gelingt  nicht  jedem,  gelingt  auch 
nicht  immer  gleich  beim  ersten  Versuche.  Nur  wo  der  Spielleiter, 
von  wahrhafter  Liebe  zur  Jugend  erfüllt,  diese  mit  gleicher  Be- 
geisterung zu  erfüllen  weifs,  wie  er  sie  empfindet,  werden  auch  die 
gröDsten  Hindemisse  leicht  überwunden.  Aber  in  der  Praxis  muft 
man  oft  genug  auch  ohne  solchen  Leiter  auskonrnnen  und  wird  deshalb 
gern  die  anderswo  gemachten  £rf$Iu:ungen  kennen  lernen  und  be- 
nutzen wollen. 

Dafs  vom  Jahre  1894  nur  der  Bericht  über  die  höheren  Lehr- 
anstalten vorliegt,  ist  freilich  an  sich  ein  Mifsstand.  Aber  wie  der 
englische  Vorgang  zeigt,  sind  gerade  diese  Anstalten  von  größter 
Wichtigkeit  für  die  Spielbewegung.  Wie  jenseits  des  Kanals  haben 
sie  sich  nicht  minder  bei  uns  das  Verdienst  erworben,  der  ganzen 
Bevölkerung  mit  gutem  Beispiele  voranzugehen,  und  werden  auch  fBr 
die  Zukunft  als   beste   Pflanzstätte    für  die   Ausbreitung   der  Spiel- 


717 

bewegung    dienen    können.     Die  Fortschritte    der    höheren  Schulen 
anf  diesem  Gebiete  sind  also  von  allgemeiner  Bedentnng. 

Besonders  wichtig  ist  auch  die  Frage  der  Beschaffung  von 
Spielplätzen.  Nicht  weniger  als  183  Anstalten  muTsten  über  ihren 
Spielplatz  ungünstig  berichten,  zumeist  weil  seine  Gröfse  für  die 
Schttlerzahl  nicht  genügte.  Von  96  anderen  waren  die  Spielplätze 
als  gänzlich  ungenügend  bezeichnet,  und  endlich  besafsen  104  An- 
stalten gar  keinen  Spielplatz.  Die  Stadtverwaltungen  sollten  bei 
solchem  Notstande  möglichst  schnell  vorgehen.  Freilich  ist  die  Er-^ 
Werbung  von  Spielplätzen  kostspielig;  je  länger  aber  damit  gezaudert 
wird,  um  so  höher  werden  die  Preise  steigen. 

Professor  Dr.  phil.  K.  Koch  in  Braunschweig. 


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des  Handfertigkeitsunterrichts  in  Deutschland.  Blatt,  f.  Knabhdarbt., 
1895,  XI,  233— 239  ff. 

Bicyding.  Amer.  med.-surg.  Bullet,  1895,  Septemb.  1,  XVII,  1026. 

Bbanbbs,  H.  Beiträge  ssu  den  Gedanken  über  Jugendspiele.  Holz- 
minden, 1895,  C.  Hüpke.  16^ 

Cycling  andheart-disease.  Med.  News,  1895,  Septemb.  21,  1184, 325. 

Dobnblüth,  Fb.  Turnen  und  Tumspiek  der  Mädchen.  Vortrag 
in  der  Sektion  für  Kinderfaeilkonde  der  67.  Versammlung  deut- 
scher Naturforscher  und  Ärzte  in  Lübeck  am  19.  September  1895. 
Sonderabdr.  aus  d.  AUg.  med.  Centr.-Ztg.,  1895,  LXXXI. 

FOBEL,  Aua.  La  boisson  dans  nos  moeurs.  Väleur  hygiinique 
et  sociale  de  Valcool;  ses  relaUons  avec  les  moeurs  universitaires. 
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Feakke.  Die  häuslichen  Aufgäben.  Lehrerztg.  f.Thüring.,  1894,  LH. 

Gacfes-Sabbaute.  iJtude  du  corset  au  point  de  vue  de  Vhygihne 
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Gubb,  Alfbed  S.  Precepts  for  cyclists.  The  Lancet,  1895,  Octob.  12, 
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mit  der  Mädchenvolksschule,     Eberswalde,    1895,    Ad.    Lemme. 

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MuTKE,  Robert.    Die  Störungen  der  Sprache  und  deren  Beseüigung 

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XXXI,  663—664. 


Sachregister. 


Abbilduiigen  far  den  hygienischen 
Unterricht  in  Schalen  579—589. 

Abendessen  far  arme  Sohalkinder 
5S6. 

—  vgl.  Beköstigang. 

—  vgl.  Speisung. 

Aboiie  in  französischen  Schalen  230. 

—  ländlicher  Schalen  223. 

—  Reinhaitang  derselben  in  Schalen 
668. 

—  Tgl.  Abtritte. 

—  vgl.  Bedürfnisanstalten. 
Absonderangsräume  für  Diphtherie- 

ond  Scharlaohkranke  705—706. 
Abteilung  furSchalgesundheitspflege 

im  Leipziger  Lehrerverein  598  bis 

596. 
Abtritte,  Desinfektion  derselben  in 

Schulen  694. 

—  vgl.  Aborte. 

Ägyptische  Augenkrankheit,  beson- 
ders in  Schulen,  Verfügung  der  Bu- 
kowinaer Landesregierung  wegen 
Maisnahmen  gegen  dieselbe  431 
bis  485. 

—  Merkmale  derselben  287 ;  432  bis 

433. 

—  Ursachen  derselben  433 — 484. 
Alkoholismus  bei  Kindern  609— 610. 

—  Bekämpfung  desselben  durch  die 
Schale  570—571. 

—  des  Yaters,  Einflab  desselben 
auf  die  £inder  355. 

—  vgl.  geistige  Getränke. 

—  vgl.  Mäfsigkeitssache. 

—  vgl.  Trinluitten. 

—  vgl.  Trunksucht. 

SehulgMondbeltfpflege  VIII. 


Alopecia   areata,    Symptome    der 

selben  288. 
Alphabete  fär  Steilschrift  208  bis 

209. 
Anatomische  Abbildungen  für  den 

Schulunterricht    von    A.  Fiedler 

583—585. 

—  Atlas  über  den  makroskopischen 
und  mikroskopischen  Bau  der 
Organe  des  menschlichen  Körpers 
von  Wenzel  585—587. 

Anisometropie,  Orbitalindices  bei 
derselben  5 — 6. 

Anormale  Kinder,  Erlafs  der  k.  k. 
Landesregierung  in  Salzburg  be- 
züglich der  bezirksärztlichen 
Untersuchung  derselben  114 — 115. 

—  in  einer  englischen  Schule  41. 

—  vgl.  Idioten. 

—  vgl.  Schwachbegabte  Kinder. 
Ansteckende  Krankheiten,  vgl.  In- 
fektionskrankheiten. 

—  Verordnung  des  Regierungsrates 
des  Kantons  Schafthausen,  be- 
treffend die  Verhütung  der  Weiter- 
verbreitung derselben  durch 
Schulen  238—240. 

—  von  Schülern,  Anmeldung  der- 
selben in  Lausanne  249. 

Arbeitseinteilung  der  Schüler  462. 
Arbeit,  s.  Kinderarbeit. 
Arbeitszeit    der    Schülerinnen    der 

Mädchenbürgerschule  in  Halle  a.  S. 

662-663. 

—  vgl.  Hausaufgaben. 
Armen8chulenLondons,Gesandheits  - 

zustand  in  denselben  623 — 624. 

46 


722 


Ärztlicher  Bericht  über  die  Schalen 
von  Lausanne  für  das  Jahr  1893 
247—250. 

—  Schalinspektoren  in  England  556. 

—  Schalinsi>ektoren,  ygl.  Schalarzte. 

—  Stadiam  der  Fraaen   246^247. 

—  Untersachang  der  Schüler  des 
Kommunal  antergymnasiams  in 
Aussig  552 — 555. 

Atmung,  s.  Nasenatmung. 
Atmungspflege  der  Schuljugend  543 

bis  544. 
Auersches  Oasglühlicht,   angebliche 

Gefährlichkeit  desselben  3e5--d66. 

—  indirekte  Beleuchtung  der  Uni 
versitätsauditorien  in  Halle  a.  S. 
mit  demselben  550. 

—  vgl.  Beleuchtung. 

—  zur  Frage  der  Eohlenoxydpro- 
duktion  durch  dasselbe  230—231. 

Augen ,  Beeinflussung  derselben 
durch  elektrisches  Licht  36—37. 

—  der  Schüler,  Berücksichtigung 
derselben  bei  der  Sitzordnung  304. 

—  der  Schüler  des  Kommunal- 
Untergymnasiums  in  Aussig  553  bis 
554. 

—  der  Zöglinge  einer  Mädchenschule 
in  Paris  310. 

—  Entfernung  derselben  von  dem 
Schreibheft  bei  Steil-  und  Schräg- 
schrift 196—197. 

AugenentaunduBgen  in  Schulen  164 
bis  165. 

Augenfehler,  welche  die  Aufnahme 
inMilitarerziehungsanstalten  Bufs- 
lands  nicht  gestatten  464 — 465. 

Augengläser,  s.  BriUenTerordnung. 

Augen  kalifornischer  Studenten  89. 

Augenpfleffe  der  Schuljugend  544. 

Auge,  Re&aktionsentwickelung  des 
menschlichen  607—606. 

„Augenschutz",  hygienisch.  Lampen- 
schirm von  WoMf,  616—617. 

Aagen,  Untennichung  derselben  in 
der  Schule  264—265. 

Augenuntersnohungen  in  Schulen, 
wer  sie  vornehmen  soll  267. 

—  in  Schulen,  wie  sie  auscufuhren 
sind  267—268. 

Augen,  vgl.  Farbensinn. 

—  vgl.  Gesichtssinn. 

—  vgl.  Kinderaugen. 

—  vgl.  Myopie. 


Augen,  vgl.  Sehkraft 

—  vgl.  Sehschärfe. 

—  vgl.  Verletzungen. 
Ausstellung  desVIII.intemationalen 

Kongresses  für  Hygiene  und  De- 
mographie in  Budapest  89—91. 

—  für     Schulgesundheitspflege  in 
Berlin  622;  690-69L 

—  für  Sport,  Spiel  und  Turnen  in 
Berlin  359-360. 

—  hygienischeAbteüungderSchwei- 
zerischen  in  Genf  1^6  361. 

Austern, Typhusinfektion  durch  die- 
selben ^5. 


Baden    der   Schuler   in   Frankfait 

a.  M.  299-300. 
Bader  für  die  Jugend,  Temperatar 

derselben  356—358. 

—  vgl.  Schulbfidar. 

—  vgl.  Schwimmbad. 

—  vgl.  Seebäder. 

—  vgl.  Temperatur. 
Bakteriengehalt  d«r  Luft  in  Schal* 

räumen  109. 

Bauplane  für  Mittelschulen,  Begut- 
achtung derselben  durch  einen 
hygienisch  gebildeten  Amt  304. 

Ban^ätze  für  ländliche  Scbal- 
gebäude  222. 

Bau  von  Kleinkinder- und  Elementar- 
schulen, Kegeln  für  denselben  124 
bis  125. 

Bauvorschriften  für  oelerreiohisohe 
Volksschulen,  Bevision  derselben 
423. 

Bednrfiiifanstalten  för  Schulen  439. 

—  öfientliche  für  Kinder  483-484. 

—  vgL  Aborte. 

Beköstigung  armer  Schulkinder  vgi 
Suppenanstalt. 

—  vgl.  Abendessen. 

—  vgl.  Speisung. 
Beleuchtung  der  Sohitlaimmer  3(^1 

bis  302;  453-466. 

—  Einflufs  ungenagwMler  auf  die 
Augen  d7a 

—  Einflufs  ungebugendBr  aaf  die 
Wirbelsäule  878— 879. 

—  künstliche  des  Scholgebfiades 
des  Ehrlichschen  Stifts  inDresden 
395. 


723 


BeleachtanfftMafsstab  für  die  natiXi^ 
liehe  in  Schulen  379--d81. 

—  natnrliehe  der  Sohulnmmer  440. 

—  natürliche  in  den  Schulen  Ton 
Nenchatel  878—381. 

BelenohtongMurten,  Yergleiohe  der 
▼ertchiedenen  617. 

Beleuchtung,  vgl.  Anersohei  Oas- 
glühlicht. 

Beru&wahl  und  Sehkraft  367—371. 

Bewegungsspiele,  Bedeutang  der- 
selben f9r  die  Volkshygioie  and 
Volkseraiehung  715~-717. 

—  für  Mädehen  440-442. 

—  vglt  Jugendspiele. 
Bewegungrtrieb    der    Schulkinder, 

wie  sich  derselbe  auf  dem  Schul- 
hofe   und  beim  Naohhausegi^en 
äufsert  862—868. 
Blattern,  Anzeichen  derselben  638. 

—  vttl.  Pocken. 
Bleichsucht,  s.  Blutarmut. 

Blinde  Kinder,  EahrpreisermälBi- 
gungen  für  mittellose  640 — 641. 

Blitzschlag  in  eine  Lehrercompagnie 
695. 

—  in  eine  Schule  569. 
Blutarmut  norwegischerSohulkinder 

529-  530. 
Brausebad  für  Sdiüler  488-*489. 

—  vgl.  Schulbrausebad. 
Brillenyerordnnng  f3r  Schaler  463 

bis  464. 

Bronchopneumonie  bei  Masern  849 
bis  350. 

Brunnen  für  ländliche  Schalen  228. 

BmsÜeiden  norwegischer  Schul- 
kinder. 531. 

Bücher,  Übertragmig  von  Infektion»- 
lo^nkheiten  durch  dieselben  549. 

—  vgl.  Schalbibliotheksbücher. 

Caries,  Spaltpilze  in  Zfihnen  mit 
solcher  73. 

—  vgl.  Zahnfirafs. 

Cholera,  Symptome  derselben  287; 
639. 

Chorea,  s.  Veitstanz. 

Conjunctivitis  grranulosa,  s.  ägyp- 
tische Augenkrankheit. 

Dächer,  s.  Schuldächer. 

Denkmal  für  Wilhehn  Heyer  567. 


Desiderins  Erasmus  Roterodamus 
über  Jugendspiele  102--103. 

Desinüsktion  der  Schulen  bei  Epi- 
demien 415—417 ;  660—662. 

—  durch  Sonnenlicht  108. 

Desinfektionsverfahren  bei  Diph- 
therie, Krupp  und  Scharlach  708 
bis  706. 

Deutscher  Verein  ftlr  öffentliche 
Gesundheitspflege,  XX.  Versamm- 
lung desselben  in  Stuttgart  551 
bis  652. 

Dienstversäumnisse  der  Lehrper- 
Bonen  in  Wien,  Tabelle  fiür  die 
Statistik  derselben  498—601. 

Diktat,  zur  Psychologie  desselben 
685. 

Diphtherie,  Schutz  der  Sehulkinder 
gegen  dieselbe  282—288. 

—  Symptome  derselben  286;  688. 

—  unter  den  Schulkindern  von 
Lausaune  248. 

—  Verhütung  derselben  in  Schulen 

"^  Verordnung  des  Ghrofsherzogl. 
badisehen  Ministeriums  des  Innern 
zur  Bekttmpfong  derselben  699 
bis  702. 

—  von  derselben  geheilte  Kinder 
müssen  vor  ihrem  Wiedereintritt 
in  die  Schule  auf  LöÜlersche 
Bacillen  untersucht  werden  293 
bis  294. 

Diphtheritische  Membranen,  Vor- 
schriften der  franzosischen  Post 
für  die  Versendung  derselben 
294. 

Dispensationen  vomTum-,Zeichnen-, 
Sing-  und  Nähunterricht  in  Leip- 
ziger Schulen  698. 

Druck  der  Schulbücher,  hygienische 
Anforderungen  an  denselben  459 
bis  460. 

Dysenterie,  Symptome  derselben  286 ; 
689. 


Ehrlichsches  Stift  in  Dresden,  die 
schulhygienischen  Einrichtungen 
desselben  389—403. 

Eisbahnen  für  Schulkinder  94. 

Eislauf,  Förderung  desselben  bei 
der  Schuljugend  26. 

46* 


724 


Eislauf  platze  auf  den  Schulhöfen, 
Bestimmungen  des  Magistrats 
und  der  Lokalschulkommisson  in 
München  über  die  Anlage,  In- 
standhaltung und  Benutzung  der- 
selben 44—47. 

Eislaufsektion  des  Vereins  für  ge- 
sundheitsgemäfse  Erziehung  der 
Jugend  in  Berlin  161—162. 

Eislauf,  vgl.  Schlittschuhlaufen. 

—  vgl.  Wintersport. 

Eiweifs  im  Harn  junger  Fufsball- 
Spieler  688. 

Elektrisches  Licht,  EinfluTs  des- 
selben auf  die  Augen  36 — 37. 

Emmetropie,  warum  kann  sie  auch 
bei  niedriger  Augenhöhle  vor- 
kommen? 8 — 10. 

Entwickelung,  EinfluXs  des  Turnens 
auf  die  körperliche  236—286. 

Epilepsie,  Symptome  derselben  289. 

Epileptische  Kinder,  Erziehung  der- 
selben 42. 

Erholungspausen  in  Schulen  645. 

Erholungsstation  für  Schulkinder 
auf  dem  Schwäbrig,  Bekannt- 
machung des  Schulvorstandes  der 
Stadt  Zürich  bezüglich  derselben 
306. 

—  vgl.  Ferienkolonie. 

Erkrankungen  und  sonstige  Dienst- 
versäumnisse der  Lehrpersonen 
in  Wien,  Tabelle  für  die  Statistik 
derselben  498—501. 

Ermüdung  98. 

Ernährung,  überreichliche  der  Ju- 
gend 162—164. 

Erste  Hilfe  bei  plötzlichen  Unfällen 
314—315;  376-378. 

—  vgl.  Rettungskasten. 

—  vgl.  Verbandkasten. 
Erysipelas,  s.  Rose. 

Erziehung,  socialistische  u.  ethische 
im  Jahre  2000  91—92. 


Fahrpreisermäfsigungen  für  mittel- 
lose kranke,  blinde,  taubstumme 
und  verwaiste  Kinder  640—641. 

Farbensinn,  Entwickelung  desselben 
in  der  Kindheit  310—312. 

Farbensinnprüfung  bei  Schulkindern 
680. 

Farbensinn,  vgl.  Augen 


Favus,  Symptome  desselben  288. 

Feilbieten  v.  Verkanfiigegenstandeii 
durch  schulpflichtige  Kinder  176 
bis  177. 

Fenster  der  Schulzimmer  462 — 453. 

Fenstervorhänge  in  Schulen  37—39. 

Fensterwand  ländlicher  Schal- 
gebäude 222. 

Ferien,  iänfluis  derselben  auf  die 
Gesundheit  der  Schulkinder  685 
bis  686. 

Ferienfiilswanderunff  mit  Schülern 
an  den  Rhein  210—216. 

—  vgl.  Ferienspaziergänge. 

—  vgl.  Schülerreisen.  • 
Ferienheim  für  Baseler  Schuler  490 

bis  491. 

—  vgl.  Ferienkolonien. 
Ferienkolonie,  Barmer  237. 

—  in  den  Vereinigten  Staaten  558. 

—  in  Drontheim,  Stiftung  daflr 
362 

—  in  Frankreich  627-628. 

—  Kasseler  42—43. 

—  Londoner  427—428. 

—  vgl.  Erholungsstation. 

—  vgl.  Ferienheim. 
Ferienkurse  ftir  Lehrer  in  Jena  486 

bis  487. 

—  naturwissenschaftliche  in  Berlin 
für  Lehrer  an  höheren  Schulen  691. 

Ferienspaziergänge,  vgl.  Ferienfuft- 
Wanderung. 

—  von  Erlanger  Volksschülem  299. 
Ferien,  s.  Schulferien. 

Fibeln  für  Steilsohrift  207—206. 
Frühstück  für  arme  Schulkinder534. 

—  vgl.  Schulfrühstück. 
Fufsball,  Geschichte  desselben  im 

Altertum  und  in  der  Neuzeit  650 

bis  652. 
Fufsballspieler,   Eiweifs    im   Harn 

derselben  688. 
Fufsballverletzung,  typische  420. 
Fulsbekleidung  der  Schüler  617  bis 

619. 
Fufsboden  der  Klassenzimmer  438. 

—  in  ländlichen  Sehulgebäuden  222 
bis  223. 


Oarderobenräume  in  Schulen  30S. 
Garten,  s.  Schulgarten. 


725 


Gasglühlicht,  s.  AuerscheB  Gasglüh- 

licht. 
Gasheizung  für  Schulen  508—509. 

—  im  Vergleich  zu  anderen  Einzel- 
heizsysiemen  651—552. 

—  in  Schulen,  für  und  wider  die- 
selbe 680—632. 

—  vgl.  Heizung. 

Gehör  der  Schüler,  Berücksichtigung 
desselben  bei  der  Sitzordnung 
304. 

Gehörgang  eines  Schulmädchens, 
operative  Entfernung  einer  Erbse 
aus  demselben  417 — 418. 

Gehör,  Schuluntersuchungen  des- 
selben 695. 

—  -  vgl.  Ohr. 

—  zur  Verbesserung  des  mangel- 
haften auf  einem  Ohr  477. 

Geisteskrankheiten,    s.    psychische 

Störungen. 
Geistesschwache   Kinder,   Fürsorge 

für  dieselben  .in  Nieder  Österreich 

234-235. 

—  vgl.  Idioten. 

—  vgl.  Schwachbegabte  Kinder. 
Geistig  Beschäftigte,  Diätetik  und 

Lebensregeln  für  dieselben  92  bis 

Geistige  Ermüdung  bei  Lehrern 
645-646. 

—  der  Schüler,  Einflula  des  Lehr- 
stoffes auf  dieselbe  645. 

—  und  Empfindungsvermögen  der 
Haut  643—647. 

Geistige  Getränke,  Schutz  der  Kinder 
vor  denselben  250—252. 

—  vgl.  Alkoholismus. 
Gemeindeschulen  in  Berlin,  hygie- 
nische Miisstände  derselben  26. 

Geschlechtsreife  der  jungen  Mäd- 
chen, Herzbeschwerden  zur  Zeit 
derselben  598—600. 

GesellschaftyCnglische  zurVerhütung 
von  Grausamkeit  gegen  Kinder 
490. 

Gesichtssinn  der  Schu^ugend,  perio- 
dische Untersuchungen  desselben 
680-681. 

—  vgl.  Augen. 

Gesundheit  der  Gymnasiasten  682. 

—  der  Schulkinder,  Einflufs  des 
Hauses  und  der  Schule  auf  die- 
selbe 666. 


G^sundheitsarchitekten,  Verein  fran- 
zösischer 421 — 422. 

Gesundheitsbüchlein  des  Kaiser- 
lichen Gesundheitsamtes,  Empfeh- 
lung desselben  durch  den  preuXsi- 
schen  ünterrichtsminister  496  bis 
497. 

Gesundheitscensur  der  in  die  Schule 
eintretenden  Kinder  594. 

—  vgl.  Gesundheitspafs. 

—  vgl.  Gesundheitszettel. 

—  vgl.  Musterung. 

—  vgl.  Schuleintritt. 
Gesundheitsingenieure,  Verein  fran- 
zösischer 421 — 422. 

Gesundheitslehre  als  Unterrichts- 
gegenstand in  der  höheren  Mäd- 
chenschule 55—57. 

—  im  Seminarunterricht  158. 

—  in  den  städtischen  Schulen  Ber- 
lins, Verfügung  der  dortigen 
Schuldeputaüon  bezüglich  der- 
selben 371. 

—  in  der  Schule  24—25. 

—  vgl.  Hygiene. 
Gesundheitspafs    für    Schüler    39 ; 

220—221. 

—  vgl.  Gesundheitscensui^. 

—  vgl.  Musterung. 
Gesundheitsregeln    für   die    Schul- 
jugend 542—546. 

—  für  Schule  und  Haus  647  bis 
649. 

Gesundheitszettel  für  Schüler  309 
bis  310. 

—  vgl.  Gesundheitscensur. 
Gesundheitszustand  der  Schüler  des 

Kommunalunteigymnasiums      in 
Aussig  554 — 555. 

—  der  Schülerinnen  der  Mädchen- 
bürgerschule zu  Halle  a.  S.  667 
bis  666. 

—  in  den  Londoner  Armenschulen 
623-624. 

Gewicht,  s.  Körpergewicht. 

Gewichtsverhältnisse  des  Körpers 
und  der  Organe  bei  jungen  Tuber- 
kulösen 482—483. 

Goetzes  Sitz-  und  Stehschulbank 
154-156;  271—275. 

Grausamkeit  gegen  Kinder,  eng- 
lische Gesellschaft  zur  Verhütung 
derselben  490. 

Griffel  aus  Bein  550. 


726 


Qrandetrich,  Bewegungen,  mit  wel- 
chen die  Augen  denselben  be- 
gleiten liO— 141. 

Gymnastik,  Beurteilung  der  schwe- 
disdben  386-387. 

-^  vgl.  schwedische  Gymnastik. 

—  vgl.  Wettkämpfe. 
GymnasUsdie     Übungen     in     den 

Schulen  290. 

Haltung  der   Schulkinder  bei  den 

häuslichen  Arbeiten,  Regeln  für 

dieselbe  ö45-*546. 
-^  beim  Schreiben,  Kegeln  für  eine 

gute  461. 
Handarbeit  dw  SchQler,  Sohultisch 

für  dieselbe  378. 
Handarbeitsunterricht  imKarkruher 

Gymnasium  237. 
*~  Seminar  für  denselben  inJena  297. 

—  YgL  Handfertigkeitsunterrioht. 

—  vgl.  Enabenhandarbeit. 
Handfertigkeitsausstellung,      ägyp- 
tische in  Chicago  27. 

—  englische  in  Chicago  28. 

—  franjBÖsische  in  Chicago  27. 

—  russische  in  Chica|^o  27. 
Handfertigkeitsschule  in  Chicago  29 

bis  30. 

Handlertigkeittsunierricht  an  den 
Lehrerseminaren  &65 — 570. 

^  auf  der  Weltaasstellung  in  Chi- 
cago 26—30. 

^  Bedeutung  desselben  für  höhere 
Lehranstalten  443. 

— .  hygienische  Bedeutung  desselben 
121^122. 

^  in  der  Volks-  und  Fortbildungs- 
schule 120—122. 

—  in  Frankreich  566—567. 

—  Kongreis  für  denselben  in  Chi- 
cago 28—29. 

-^  Resolution  zu  Gunsten  desselben 
im  Österreichischen  Abgeordneten- 
hause 607. 

^  und  Erciehungsanstaltea  442  1»b 
AM 

—  Vgl.  Handarbeitsunterricht. 
Handkuls,  s.  Küssen  der  Hände. 
Handschrift,  ErlaTs  des  preufsischen 

Unterrichtsministers  wegen  Br- 
werbung  und  Pflege  einer  guten 
durch  die  Schüler  höherer  Lehr- 
anstalten 237—238. 


Hausarbeit,  s.  Arbeitszeit. 

—  s.  Hausaufgaben. 
Hausau%aben  der  Schulkinder  34; 

304;  594—595. 

—  Verhandlungen  über  dieselben 
in  der  württembeigisohen  Kammer 
der  Abgeordneten  689—690. 

Hausfleifsbestrebungen  in  Ungarn 
466. 

—  vgl.  Knabenhandarbeit. 
Haushaltungsschule    for    Mädchen 

zu  Neurode  in  Schlesien  696. 
-^  in  der  französischen  Schweiz  420 

bis  421. 
Haushaltongsunterrieht    ftr    Mid- 

chenjErlafs  des  preuTsiaGhen  Unter- 

richtsministers  bezüglich  desselben 

304—305. 

—  in  rumänischen  Mädchensofaulen 
670—671. 

—  vgl.  hauswirtschaftlicher  ünter^ 
rieht. 

—  vgl.  Küche. 
Hauswirtschafllicher  Unterricht,Auf; 

nähme  desselben  in  den  Lehrplan 
der  Volksschule  444. 

Hautpflege^  j  ugendliohen  AlterlGO. 

Hebephrenie  282. 

Hefte  mit  Vordruck  für  Steilschrilt 
208-209, 

Heizsysteme  in  Schulen,  Betriebs- 
kosten verschiedener  229 — 230. 

Heizung  der  neuen  Realschule  JJI 
in  Hannover  364. 

—  der  Schulzimmer,  Verfügung  des 
Wiener  Beairkssehulrates  beang- 
lich derselben  240—242. 

—  des  Internats  des  Ehrlichschen 
Stifts  in  Dresden  400. 

—  vgl.  Gasheizung. 
— •  vgl.  Temperatur. 

Herpes  tonsurantf  Schulen  für  damit 
behaftete  Kinder  687. 

—  Symptome  desselben  888. 
Herzbeschwerden  junger  Mädchen 

zur  Zeit  der  Geschlechtsreifs  698 

bis  600. 
Hills,  erste  bei  plötzlichen  Ünglnoks- 

fällen  158. 
Humanistische      Studien,       Rond- 

sehreiben  des  KgL   bayerischen 

StaatsministeriuBs     des    Innern 

gegen  den  Zudrang  zu  denselben 

632-634. 


727 


Hygiene  des  Unterrichts  in  den 
tranzösischen  Gymnasien  694. 

—  Kateohismns  derselben  fSr 
Schalen  189. 

—  Unterweisung  der  Lehrer  in 
derselben  186;  414—415. 

—  Unterweisung  der  Schulkinder 
in  derselben  245—247. 

—  vgl.  G^esundheitslehre. 

Hygienische  Abteilung  der  Schwei- 
zerischen Landesausstellung  in 
Genf  1896  361. 

—  Eongrels  in  Bordeaux  1895  293. 

—  Schäden  der  Berliner  Gemeinde- 
schulen  26. 

Hygienischer  Unterricht,  für  weltsfae 
Lehranstalten  ist  er  notwendig? 
475-476. 

—  Gründe  fllr  die  Aufnahme  des- 
selben in  die  Schule  475. 

—  in  Schulen  246-247;  406-408; 
474-476. 

—  in  Schulen,  Abbildungen  fSr 
denselben  679—589. 

—  in  Schulen,  vom  pSdag^ffiscfaen 
Standpunkt  beleuchtet  474—476. 

Hygienische  Untersuchungen  in 
nSheren  Schulen  Norwegens  620 
bis  533 

—  Zukunffcsschule  426. 
Hypennetropie  bei  Schulkindern  608. 
Hypnotische  Behandlung  der  Onanie 

bei  einem  sechsjährigen  Knaben 

4ia 

Hysterie  bei  einem  elQ  Ihrigen  Schul- 
mädchen 226. 

Hysterisches  Zittern,  Schulepidemie 
▼on  demselben  480-^481: 


Idioten,  rgl.  anormale  Kinder. 

—  Tgl*  geistesschwache  Kinder. 
Idiotenwesen V  Vm.  Konferenz  fSr 

dasselbe  427. 
Idiotie,  ESnflui^  der  Heredität  bei 
derselben  548. 

—  Ursachen  derselben  25. 

—  Ursachen  und  körperiiche  Merk- 
male derselben  611—612. 

—  Tgl.  Sehwachsimi. 

fiapeÜgo     contagiosa,     Symptome 

derselben  289. 
Impfgegner,    Agitation     derselben 

^-489. 


Imp&chäden,  angebliche  98—99. 
Impfung  der   Kinder  in  Lausanne 
248.  . 

—  der  Zöglinge  von  Lehrer-  und 
u.  Lehrerinnenbildungsanstalten, 
Verordnung  des  k.  k.  Sster- 
reichischen  Unterrichtsministeri- 
ums in  betreff  derselben  43  bis 
44. 

—  in  Schulen,  Bescheid  des  Wiener 
Bezirksschalrates,  betreffend  die 
Verhütung  derWeitenrerbreitung 
übertragbarer  Krankheiten  bei 
derselben  179. 

—  und  Wiederimpfung  der  Schul- 
kinder in  16  städtischen  Schulen 
Wiens  690—692. 

—  und  Wiederimpfung,  Erfolge 
der  obligatorischen  in  Ungarn. 
294—295. 

—  Tgl.  Pockenimpfung. 

—  vgl.  Wiederimpfungen. 
Infektionskrankheiten,    erste     An- 
zeichen derselben  638—639. 

—  erzeugt  durch  Schulbücher  686. 

—  in  Familien,  Schulbesuch  der 
gesunden  Kinder  bei  denselben 
369-370. 

—  in  Schulen,  Erlaftd.  italienischen 
Unterrichtsministeriums  bezu'gl. 
denselben  368-870;  428-429; 
496—496;  560-662;  638—639. 

—  in  Schalen,  Unterbrechung  des 
Unterrichts  wegen  derselben  428 
bis  429. 

—  Übertragung  derselben  durch 
Bücher  649. 

—  Verbreitung  derselben  durch 
Schiefertafeln  in  Schulen  295 
bis  296. 

—  vffl.  ansteckende  Krankheiten. 

—  T^hütung  derjenigen,  welche 
den  Schulbesuch  gestatten  495 
bis  496. 

—  Verhütung  ihrer  Weiterverbrei- 
tung bei  den  Impfungen  in 
Schulen  179. 

—  von  Schulkindern,  in  Leipzig 
angemeldete  693. 

Infektiös  erkrankte  Schüler,  Aus- 
sehlufs  derselben  von  der  Schule 
369. 

—  Wiedereintritt  derselben  in  die 
Schule  369;  694. 


728 


Inflaenzaepidemie  in  Wien  mit 
besonderer  Bücksicbt  anf  die 
Schuljagend  360—361. 

Influenza  unter  den  Soholkindem 
von  Lausanne  249. 

Instruktion  für  den  Schularzt  des 
Ehrlichschen  Stifts  in  Dresden 
403—406. 

Internate,  hygienischer  Zustand 
derselben  in  Rumänien  670. 

Intern atsgebäude  des  Ehrlichschen 
Stifts  in  Dresden  395—402. 

Isolierräume,  s.Absonderungsräume. 

Jugendhorte  in  Bayern  628. 

Jugendspiele  am  £gl.  Realgym- 
nasium in  Bromberff  298 — 299. 

—  Desiderius  ErasmusKoterodamus 
über  dieselben  102—103. 

—  Licht-  und  Schattenseiten  der- 
selben 166—167. 

—  Urteile  der  Leipziger  Schulärzte 
über  dieselben  693. 

—  vgl.  Bewegungsspiele. 

—  vgl.  Schulspiele. 

—  vgl.  Spiele. 

—  vgl.  Spielstunden. 

—  vgl.  Tumspiele. 

Jugend-  und  Volksspiele,  allgemein 
unterrichtende  Mitteilungen  zur 
Einführung  derselben    607—508. 

—  an  den  Universitäten,  Rund- 
schreiben des  preufsischen  Unter- 
richtsministers  wegen  Einrichtung 
von  Kursen  in  denselben  870. 

—  Aufruf  des  Centralausschusses 
zur  Förderung  derselben  an  die 
deutsche  Studentenschaft  226  bis 
229. 

—  Jahrbuch  für  dieselben  pro  1894. 
49-62. 

Jugend-  und  Volksspielkurse  für 
Lehrer  und  Lehrerinnen  176  bis 
176. 


Eeuchhustenkranke  Kinder,  Sana- 
torium für  dieselben  627. 

Keuchhusten,  Symptome  desselben 
286;  638. 

Kinderarbeit  in  der  preufsischen 
Industrie  624. 

—  in  England,  Änderung  des  Alters 
für  den  Beginn  derselben  296. 


Kinderarbeit,  unterirdisohe  in  Italien 
166. 

—  vgl.  Tabaksfabriken. 
Kinderaugen,  Schutz  derselben  vor 

Verletzungen   mit  Spielgewehren 
291. 

—  vgl.  Augen. 

Kindergärten       für       taubstumme 

Kinder  in  Berlin  427. 
Kinderheilstätten  an  den  deutschen 

Seeküsten  426—427. 

—  in  Arcachon  300. 

—  vgl.  Sanatorium. 

—  vgl.  Seehospize. 
Kinderhorte,  s.  Jugendhorte. 
Klassische  Studien,  s.  humanistisohe 

Studien. 

Kleiderablagen,  s.  Garderobenräome. 

Knabenhandarbeit,  Hauptversamm- 
lung des  deutschen  Vereins  für 
dieselbe  691—692. 

—  in  ungarischen  Schulen  467. 

—  Lehrerbildungsanstalt  des  deut- 
schen Vereins  für  dieselbe  359. 

—  vgl.  Handarbeit 

—  vgl.  Handarbeitsunterricht 

—  vffl.  Hausfleifsbestrebungen. 

—  "Versuche  zu  ihrer  Einbürgerung 
in  Ungarn  465 — 469. 

Kochschulen,   s«  Haushaltungs- 
schulen. 

Kohlenoxydproduktion  durch  das 
Auersche  Gasglühlicht  290—231. 

Kohlensäurebestimmung  in  Schal- 
zimmern,  Methoden  derselben  594. 

Kommission  für  Schulgesundheits- 

Sflege  in  Nürnberg,  bricht  über 
ie  Sitzungen   derselben  469  bis 
470;  583-537. 
Konferenz,  VIH.   für   das  Idioten- 
wesen 427. 

—  vgl.  Versammlang. 
Kongrefs,  hygienisoher  in  Bordeaux 

189Q  293. 

—  internationaler  für  das  Kinder 
wohl  in  Florenz  173—174. 

—  internationaler  für  Hygiene  und 
Demographie  in  Budapest,  Be- 
richt über  die  schulhygieniiche 
Sektion  desselben  23—25. 

—  IX.  internationaler  far  Hygiene 
und  Demographie  in  Madrid  103 
bis  104;  231;  292—293. 

—  vgl.  Versammlung. 


72tf 


Kopfschmerz,  die  Ursachen  des 
nervösen  bei  Schulkindern  58 
bis  60. 

—  norwegischer  Schulkinder  528 
bis  531. 

Kopf-  und  Schulterhaliung,  gerade 

bei   Steil-  und  Schrägschrift  193 

bis  194. 
Körpergewicht    der    Schülerinnen 

der  Mädchenbürgerschule  in  Halle 

a.  S.  658. 

—  der  Stadt-  und  Landkinder  165. 

—  norwegischer  Schulkinder  523 
bis  525. 

—  vgl.  Gewiohtsverhaltnisse. 

—  vgl.  Wägungen. 
Körperhaltung  der  Schüler  303. 
Körperlänge    norwegischer    Schul- 
kinder 521—523. 

Körperliche  Erziehung  in  Elementar- 
schulen 658—654. 

—  Übungen  im  Lichte  der  Hygiene 
600-602. 

—  in  rumänischen  Mädchenschulen 
670. 

—  vgl.  Leibesübungen. 
Körperpflege   der  Schuljugend  542 

bis  543. 

Körper,  sein  Bau,  seine  Verrich- 
tungen und  seine  Pflege  376  bis 
378. 

Körper-  und  Lebenslehre  von  Eben- 
hoch  589. 

Korsett.  Bekämpfung  desselben  167 
bis  170. 

—  Gefahren  des  orthopädischen  679 . 

—  Nachteile  desselben  619—620. 
Köstners  Schultafel  aus  Qlas  365. 
Kranke   Kinder,    Fahrpreisermäfsi- 

gung  für  mittellose  640—641. 
Krankenprozent  der  Schülerinnen 
der  Mädchenbürgerschule  io  Halle 
a.  S.  658-660. 

—  norwegischer  Schulkinder  525 
bis  528. 

Krankenzimmer  im  Internat  des 
Ehrlichschen  Stifts  in  Dresden 
398. 

Krankheiten,  Einflufs  der  Jahres- 
zeit auf  die  Entstehung  derselben 
bei  Schulkindern  663—665. 

—  vgl.  Schulkrankheiten. 
Krankheitssimulation  römischer 

Schüler  684. 


Krankheitsstatistik  der  Schulkinder 
34. 

Krankheitsverteilung  auf  die  ein- 
zelnen Klassen  der  Mädchen- 
bürgerschule in  Halle  a.  S.  661 
bis  662. 

Krätze,  Symptome  derselben  287. 

Kreisschülerturnfeste  in  Ungarn 
492. 

Krümmungen,  s.  Wirbelsäulekrüm- 
mungen. 

Krupp,  Symptome  desselben  285; 
638. 

Küche  für  den  Haushaltungs- 
unterricht  der  Schülerinnen  des 
Ehrlichschen  Stifts  in  Dresden 
399-400. 

Künstliche  Beleuchtung,  Blendung 
durch  dieselbe  615 — 616. 

—  Wärmestrahlung  bei  derselben 
614—615. 

Kursus  zur  Ausbildung  von  Tum- 
.  lehrern  im  Jahre  1895,  Bekannt- 
machung des  Kgl.  preufsisohen 
Unterrichteministers  über  den- 
selben 639—640. 
Kurzsichtigkeit  ist  ebenso  häufig 
in  den  Steil-  als  in  den  Schräg- 
schriftklassen Nürnbergs  200  bis 
201. 

—  ist  häufiger  in  den  Schräg-  als 
in  den  Steilschriftenklassen  Mün- 
chens 199. 

—  vgl.  Myopie. 

Küssen  der  Hände  von  Lehrper- 
sonen, Verbot  desselben  für  un- 
garische Schulkinder  425. 


Lampenschirm  von  Wolff  159 ;  616 
bis  617. 

Lampe,  s.  Schullampe. 

Landschulen  des  Herzogtums  Braun- 
schweig in  hygienischer  Beziehung 
411—415. 

Länge,  s.  Körperlänge. 

Läutewerk,  elektrisches  im  Inter- 
nate des  Ehrlichschen  Stifts  in 
Dresden  402. 

Lebensversicherung  von  Kindern 
unter  10  Jahren,  nordamerikani- 
sche Gesetzesvorlage  wegen  Ab- 
schaffung derselben  361. 


730 


Lehrerbildungsanstalt  des  deutschen 
Vereins  fcir  Enabenhandarbeit  in 
Leipzig  3^. 

Lehrerikeim  au  Sohreiberhau  im 
Riesengebirge  361. 

Lehrerwohnung,  Trennung  der- 
selben von  den  Sohu&äumen 
232. 

Lehrmittel  für  schwachsinnige 
Kinder  333. 

Lehrplan  der  dritten  Klasse  för 
schwachsinnige  E^inder  in  Wäh- 
ring- Wien  337—340. 

—  der  ersten  Klasse  für  schwach- 
sinnige Kinder  in  Währing-Wien 
335—336. 

—  der  ungarischen  Mittelschulen 
674—676. 

—  derVorechuleftir  schwachsinnige 
Kinder  in  Währing— Wien  333 
bis  335. 

—  der  weiblichen  Handarbeiten 
für  schwachsinnige  Kinder  in 
Währing— Wien  336—837. 

—  der  zweiten  Klasse  för  schwach- 

sinnige Kinder  in  Währing- 
Wien  336—337. 
Leibesübungen  an  den  Universitäten 
der  Zukunft  40—41. 

—  Begeisterung  der  Griechen  und 
Römer  für  dieselben  387  bis 
388. 

—  vgl.  körperliche  Übungen. 

—  vgl.  Turnen. 

Leit&den  für  den  Turnunterricht 
in  den  preussischen  Yolksschulen 
492—494. 

Lesepult  von  Ruckert  459. 

Lichtquellen,  die  Wärmestrahlung 
künstlicher  97. 

Licht,  s.  Sonnenlicht. 

—  vgl.  Beleuchtung. 

Links-  und  Beehtsneigunff  des 
Kopfes  bei  Steil-  und  Schräg- 
schrift 194—195. 

Luft  in  Schulräumen,  Bakterien- 
gehalt derselben  109. 

—  hygienische  Anforderungen  an 
dieselbe  462--463. 

Lüftung  der  Schulsimmer  302; 
439-440;  668—669. 

—  Verfügung  dw  k.  k.  Statt- 
halterei  von  Böhmen  in  betreff 
derselben  178—179. 


Lüftung  derSchulzimmer^Verfugung 
des  Wiener  Bezirksschulrates  be- 
züglich derselben  240—242. 

Lüftung,    vgl.  VentUationaanlagen. 

Lungenentzündung,  vgl.  Broncho- 
pneumonie. 


Hasern,  Absonderung  und  Desin- 
fektion bei  denselben  848—350. 

—  Ansteckung  mit  denselben  349. 

—  die  ersten  auf  den  Samoainseln 
99. 

—  Gefahr  der  Maseenabsonderung 
bei  denselben  349—360. 

—  in  den  Kinderbewahranstalten 
von  Namur  624. 

—  Symptome  derselben  285;  698. 

—  unter  den  Schulkindern  von 
Lausanne  247—248. 

—  zur  Verhütuuff  derselben  548. 
MäAigkeitssache  bei  den  Studenten 

487—488. 

—  vgl.  Alkoholismus. 
Masturbation  der  Kinder,  was  kann 

die  Schule  dagegen  thnn?  52 
bis  53. 

—  vgl.  Onanie. 

—  vgl.  sexuelle  Verirrungen. 
Matratzen,  Befeuchten  derselben  in 

Tumsälen  87—88. 

—  mit  Haarpobterung  für  das 
Schulturnen  88. 

Menstruation,  Zeit  dee  Eintritts 
derselben  bei  norwegischen  Schü- 
lerinnen 529. 

Messungen  der  Schulkinder  33  bis 
34. 

Mittagskost  für  arme  Schulkinder 
584—535. 

—  vgl.  Speisung, 
fifitteleuropftische  Zeit,   Brlafli   des 

preufsischen  Unterrichtsninisters 
wegen  Ünsulässigkeit  der  Ab- 
kürzung der  vorschriflsmälsigen 
Unterrichtszeit  in  der  Volks- 
schule anlälslich  derselben  44. 

Molluscum  contagiosum,  Symptome 
desselben  289. 

Mumps,  Schulschluls  bei  demsdben 
249. 

—  Symptome  desselben  286. 


731 


Mundwasser,  Einwirkung  derselben 
auf  die  Zahnsubstanz  291. 

Museum,  s.  Schulmuseum. 

Musterung  der  schulpflichtigen 
Jugend  95—96. 

—  Sektion  des  Vereins  fSr  gesund- 
heitsgemäfse  Erziehung  der  Ju- 
gend in  Berlin  für  dieselbe  216 
bis  217. 

—  vgl.  Gesnndheitscensur. 

—  Tgl.  Oesundheitspafs. 

—  Tgl.  Qesundheitszettel. 
Myopie,  atrophische  Sichel  bei  der* 

selben  16—18. 
^  bei  SohuUdudem  608. 

—  deletäre  10—12. 

—  die  dunklen  Punkte  in  der  Lehre 
▼on  derselben  1 — 18. 

—  die  Schule  trSgt  keine  Schuld 
an  der  Entstehung  oder  Zunahme 
derselben  276. 

—  durch  Nahearbeit  in  der  Schule 
erzeugt  280. 

—  entstanden  durch  Nahearbeit 
10-12. 

—  hängt  Yom  Verlaufe  der  Obli- 
quussehne  ab  3. 

—  hängt  von  der  Höhe  der  Troch- 
lea  ab  3. 

—  hängt  von  dmr  fiomhautkrüm- 
mung  ab  8. 

—  hängt  von  der  Waehstnmstendenz 
des  Auges  ab  4. 

—  Nachteile  derselben  280—281. 

—  Stillings  Theorie  Aber  die  Ent- 
stehung derselben  347. 

^  Theorie  von  Sohnabel  über  die 
Entstehung  derselben  275—281, 
846-348. 

—  Übergangsformen  zwischen  de- 
letärerund  Arbeitsmyopie  12 — 14. 

—  ÜberschätzungihrerGefahren  278. 

—  .vgl.  Augen. 

—  vgl.  Eurzsichtigkeit. 

—  vgl.  Schulmyopie. 

—  warum  kann  sie  sich  in  Augen 
mit  hohen  Augenhöhlen  ent- 
wickeln? 6—8. 


Naehmittagsunterricht  645. 

Nächtliche  Wanderungen  der  Gym- 
nasiasten in  Eremsierzum  Zwecke 
astronomischer  Studien  626. 


Nahrungsmitteltafel  von  Fritz  Kalle 

688—689. 
Nahrungsverweigerung,  hysterisch^ 

bei     einem     einährigen    Schul- 

mädohen  226. 
Nasenatmung,  vgl.  Atmungspflege. 

—  Wichtigkeit  derselben  ftir  Schul- 
kinder 92. 

Nasenbluten  norwegischer  Schul- 
kinder 531. 

Nasenkrankheiten  der  Schulkinder 
351-365. 

Nervenleiden  norwegischer  Schul- 
kinder 529—530. 

—  vgl  Nervosität. 

—  vgl.  neuropathisohe  Eigen- 
schaften. 

—  vgl.  peychopathische  Schüler. 
Nervöse  Disposition  von  Schülem 

506. 

—  Ursache  derselben  605—506. 
Nervöse    Kinder,   Erziehung    der- 
selben 422—423. 

—  körperliche  Beschäftigung  für 
dieselben  692—693. 

Nervosität  der  Schuljugend  505  bis 
507. 

—  Bekämpfung  derselben  506. 

—  vgl.  Nervenleiden. 
NeuluLuten  f^  ländliche   Schulen, 

Anforderungen  an  dieselben  223 
bis  224. 
Neuropathisohe  Eigenschaften,  Ver- 
.  erbung  derselben  481 — 482. 

—  vgl.  Nervenleiden. 
Normalsichtigkeit,  s.  Emmetropie. 


Ohren  der  Schüler  des  Kommunal- 
untergymnasiums in  Aussig  552 
bis  56S. 

Ohrenkrankheiten,  Verhütung  der- 
selben bei  Schulkindern  ^^2  bis 
603. 

Ohrenpflege  der  Schuljugend  646. 

Ohren,  vgl.  Gehör. 

Onanie,  hypnotische  Behandlung 
derselben  bei  einem  sechsjährigen 
Knaben  418. 

—  vgl.  Masturbation. 

—  vgl.  sexuelle  Verirrungen. 
Orientierung  der  Schulzimmer  187 

bis  189;  439—440. 


732 


Papier  der  Schulbücher,  hygienische 
Anforderungen  an  dasselbe  459. 

Parotitis,  s.  Mumps. 

Pausen,  s.  Erholungspausen. 

Pavillonbauten  für  Schulen  in  Lud- 
wigshafen 696—697. 

—  vgl.  Schulgebäude. 
Periode,  s.  Menstruation. 

Ph  otographien ,    zusammengesetzte 

für  anthropologische  Stuaien  an 

Schülern  35. 
Physische   Eigentümlichkeiten   der 

Kinder    beim    Schuleintritt    477 

bis  478. 
Pilze,  s.  Spaltpilze. 
Pissoirs,  Desinfektion  derselben  in 

Schulen  694. 
Plötzlicher   Tod  von  Schulkindern 

685. 
Pneumonie,  vgl.  Bronchopneumonie. 
Pockenimpfung  in  den  stadtischen 

Elementarschulen    Moskaus    283 

bis  234. 

—  vgl.  Impfung. 

—  vgl.  Schutzpockenimpfung. 
Pocken,  Symptome  derselben  285. 

—  vgl.  Blattern. 
Privatlehranstalten,  hygienischeVor- 

züge  derselben  390 — 391. 
Prüfung,    die    neue    für    englische 

Sanitätsbeamte  485—486. 
Psychische  Eigentümlichkeiten  der 

Kinder    beim    Schuleintritt    478 

bis  480. 

—  Entwickelung  der  Schüler,  Beein- 
trächtigung derselben  durch  die 
Schule  290. 

—  Störungen  bei  Eandern  225  bis 
226. 

Psychologie  des  Diktats  685. 
Psychopathische   Schüler,   Behand- 
lung derselben  547—548. 

—  vgl.  Nervenleiden. 
Pubertät,  s.  Geschlechtsreife. 

Radfahren,  Einflufs  desselben  auf 
das  Herz  358. 

Becknagels  Ventilationskontroll- 
apparat für  Schulen  18—23. 

—  zum  Einsetzen  in  Lüftnngskanäle 
21—23. 

—  zur  Anbringung  an  Ausström- 
gittem  20—21. 


Befraktionsentwickelung  des  mensch- 
lichen Auges  607—608. 

Reigen  für  das  Schulturnen  572  bis 
573. 

—  vgl.  Turnen. 

Beinhaltung  der  Schaltumhallen, 
Rundschreiben  des  deutschen 
Tumlehrervereins,  betre£fend  die- 
selbe 297—298. 

—  des  Schulgebäudes  303. 
Reinigung  der  Schulen  669. 

—  Verfügung  des  Wiener  Bezirks- 
schulrates bezüglich  derselben  240 
bis  242. 

Reinigungszimmer  in  der  Schule 
für  schwachsinnige  Kinder  zu 
Währing-Wien  332. 

Rekonvalescente  Kinder,  Pflegehaus 
für  dieselben  in  Altena  696. 

Rekonvalescenz  bei  Kindern  595  bis 
596. 

Respirien,  s.  Erholungspausen. 

Rettungskasten  in  Volks- und  Mittel- 
schulen 175. 

—  vgl.  erste  Hilfe. 

—  vgl.  Verbandkasten. 
Revision  des  Gymnasial-  und  Beal- 

schullehrplanes,  Verfügung  des 
Königl.  ungarischen  Unterrichts- 
ministers,  betreffend  dieselbe  684 
bis  637. 

Rhachitis,  Häufigkeit  derselben  bei 
neapolitanischen  Kindern  in 
Amerika  290—291. 

Rieselfelder  von  Paris,  Einflufs  der- 
selben auf  die  Gesundheit  der 
Schulen  in  Genevilliers  296  bis 
297. 

Rose,  Symptome  derselben  286; 
638. 

Rückgratsverkrümmungen,  Häu- 
figkeit derselben  344. 

—  norwegischer  Schulkinder  529 
bis  531. 

—  seitliche  und  deren  Verhütung 
344-346;  408-411;  471—474; 
537-541;  596-598;  677—679. 

—  Ursachen  derselben  345 — 346. 

—  vgl.  Skoliosen. 
Rudern,  vgl.  Wettrudem. 
Rudersport,  Königlicher  Erlais  zur 

Hebung  desselben  an  den  höheren 
Schulen  Berlins  366. 

—  vgl.  Sport 


733 


Buderöbungen  des  deutschen  Kaisers 
236. 

Bahr,  s.  Dysenterie. 

• 

Sanatoriam  für  keuchhustenkranke 
Kinder  627. 

—  Tgl.  Kinderheilstätte. 

—  vgl.  Schulsanatorium. 
Sanitätsbeamte,  die  neue  Prüfung 

für  englische  485—486. 

Scabies,  s.  Krätze. 

Schädelabnormitäten  bei  Schul- 
kindern 24;  40. 

Scharlach,  die  Kosten  einer  Schul- 
epidemie von  demselben  355  bis 
856. 

—  Symptome  desselben  285;  638. 

—  unter  den  Schulkindern  von 
Lausanne  248. 

—  Verordnung  des  Ghrofsherzogl. 
badischen  Ministeriums  des  Innern 
zur  Bekämpfung  desselben  699 
bis  702. 

Schematische  Darstellung  des 
menschlichen  Körpers  Yon  Joseph 
Klika  587-588. 

Schiefertafeln  in  Schulen,  Ver- 
breitung von  Infektionskrank- 
heiten durch  dieselben  295— 296. 

Schlafdauer  der  Schüler  506. 

Schlafzimmer  im  Internat  des  Ehr- 
lichen Stifts  in  Dresden  396  bis 
397. 

Schlittschuhlaufen,  praktische  An- 
leitung zu  demselben  122 — 123. 
—  vgl.  Eislauf. 

Schneeschuhlaufen  119 — 120. 

Schrägschrift,  Einflufs  derselben  auf 
die  Kopfhaltung  138—140. 

—  VoVzuge  derselben  460. 
Schreiben    der    römischen    Schul- 
kinder 683—684. 

Schreibkrampf,  zur  Pathologie  und 

Therapie  desselben  611. 
Schreibschulen  für  Steilschrift  208 

bis  209. 
Schreibspirale  von  Fischer  159. 
Schreibunterricht,      Bericht      des 

Schreibkomitees    in    Ghristiania 

über  denselben  712—713. 

—  Hygiene  desselben  461 — 462. 
Schrift  und  Schreibunterricht,  Ver- 
einfachung derselben  158 — 159. 


Schuhe,  8.  Fufsbekleidung. 
Schulärzte  470. 

—  abgelehnte  Vergünstigung  für 
die  französischen  232. 

—  Medizinalbeamte  als  solche  414. 

—  Thätigkeit  derselben  in  Leipzig 
31— 3a;  693—694. 

—  Tgl.  ärztliche  Schulinspektoren. 

—  vgl.  Schulaufsicht. 

Schularzt  für  das  Ehrlichsche  Stift 
in  Dresden,  Instruktion  desselben 
403—405. 

—  vgl.  Baupläne. 
Schulaufsicht,  ärztliche  219—221. 

—  vgl.  Schulärzte. 
Schulbäder,  Ablehnung  von  solchen 

in  Dresden  234. 

—  nordamerikanische  109. 

—  vgl.  Baden. 

—  vgl.  Bäder. 

Schulbänke  auf  der  internationalen 
Hygieneausstellung  in  Havre  374 
bis  376. 

—  in  Prankreich  375—376. 

—  vgl.  Snbsellien. 

—  von  Goetze  zum  Sitzen  und 
Stehen  154—166,  271-275. 

Schulbauten,  s.  Bau. 

—  vgl.  Sohulhaus. 
Schulbibliotheksbücher,      infizierte 

108—109. 

—  vgl.  Bücher. 

—  vgl.  Schulbücher. 
Schulbrausebad  in  Itzehoe  628  bis 

630. 

—  vffl.  Brausebad. 
Schulbücher,  hygienische  Anforde- 
rungen an  dieselben  157 — 158. 

—  und  Infektionskrankheiten  686. 
Schuldächer  als  Spielplätze  688  bis 

689. 
Schuleintritt,     Mitteilungen     über 
physische  Eigentümlichkeiten  der 
Kinder  bei  demselben  477—480. 

—  von  Kindern  unter  6  Jahren, 
Buudschreiben  desWienerBezirks- 
schulrates  bezüglich  desselben 
305—306. 

Schülerbataillone  in  Frankreich,  das 
Ende  derselben  626—627. 

Schülerreise  nach  Camuntum  557 
bis  558. 

—  vgl.  Ferienfufswanderung. 

—  vgl.  nächtliche  Wanderungen. 


734 


Schülerreise,  vgl.  TumfSahrten. 

Schülerverbindungen  an  höheren 
Lehranstalten,  Erlafs  des  preussi- 
schen  ünterrichtsministers  in 
betreff  derselben  429—430. 

Schulferien  in  Hellas  226. 

—  vgl.  Ferien. 
Schiüfrühstück,  vgl.  Frühstüok. 

—  zum  Einwickeln  desselben  628. 
Schulgarten  des  Ehrliohschen  Stifts 

in  Dresden  892—393. 
Schnlgebäude,  Bau  und  innere  Ein- 
richtung ländlicher  vom  gesund- 
heitlichen Standpunkte  aus   221 
bis  224. 

—  das  neue  der  Bealschule  III  in 
Hannover  363—364. 

—  Fragebogen  für  die  hygienische 
Untersuchung  derselben  612 — 614. 

—  in  Rumänien  668. 

—  vgl.  Pavillonbauten. 

Schulgesundheitspflege  an  den  Mit- 
telschulen, Erlafs  des  öster- 
reichischen Unterrichtsministers 
in  betreff  derselben  300—304. 

—  in  der  höheren  Mädchenschule 
185—187. 

—  504-506. 

—  in  Japan  677—579. 

—  Sektion  für  dieselbe  im  Leipolger 
Lehrerverein  175. 

—  vgl.  Schulhygiene. 
Schulhaus  des  llhrlichschen   Stifts 

in  Dresden  394—896. 

—  hygienische  Anforderungen  an 
dasselbe  438—440. 

Schulhöfe  438. 

Schulhygiene,  Handbuoh  derselben 

von  Burgerstein  und  Netolitzky 

710—712. 

—  im  alten  Bom  682—684. 

—  in  Rumänien  667 — 671. 

—  muTs  officieller  Unterrichts-  und 
Prüfungsgegenstand  für  Lehrer 
werden  219. 

—  vgl.  Schulgesundhaitspflege. 
Schum^gienische     Ausstellung     in 

Berlin  555—556. 

—  Frap;en,  Besprechung  solcher  im 
ärztlichen  kollegialen  Verein  der 
Friedrich- Wilheunstadt  zu  Berlin 
231—232. 

—  Litteratur  der  Neuzeit  652  bis 
653. 


Sehulhygienische  Mitteilnngen  aus 
dem  achten  Bericht  über  die 
öffentliche  Gesundheitspflege  in 
Bremen  104. 

—  aus  dem  Königreich  Sachsen 
620—622. 

—  vom  GeschäftsaussehuXs  der  Be^ 
liner  ärztlichen  Standesvereine 
641-542. 

—  Verhandlung  des  Xn.  inter- 
nationalen medizinischen  Kon- 
gresses in  Moskau  623. 

Schnlkrankheiten  186. 

—  vgl.  Krankheiten. 
SohuUampe,    hygienische    von  Dr. 

Reich  466—456. 

Schulmappe,  hygienische  AnfiNrde- 
rongen  an  dieselbe  92. 

Sohulmuseum,  Ghründung eines  öster- 
reichischen mit  AbteiluBg  für 
Schulhygiene  170—173. 

—  in  Europa  172—178. 
Schulmyopie,    Ursachen    derselben 

646—647. 

—  vgl.  Myopie. 
Schulpult,  vgl.  SnbeelUen. 

—  zum  Sitzen  «ad  Stehen  von 
August  Hbbmanm  513—520. 

Sohulreisen  der  Zöglinge  des  Ehr- 
liohschenStifts  inDresdend93— 394. 

—  vgl.  Turnfahrten. 
SchuTsaBatoriom    für   Mädoben  in 

Davos  101—102. 

—  vgl.  Sanatorium. 

Schulsohlulis  anläfslich  dea  Aus- 
bruches ansteckender  Krank- 
heiten, Bescheid  des  preuasisohen 
Unterrichtsministers  über  die  Zu- 
ziehung der  Sareisphysiker  bei 
demselben  662. 

—  bei  Infektionskrankheitett  428 
bis  429. 

Schulspiele  in  Rumänien  669. 

—  Todesfall  bei  demselben  41. 

—  vgl.  Jugendapiele. 
Schnltafel  303. 

—  aus  Glas  von  Köstner  366. 
Schultisch     für     Handarbeit     der 

Schuler  273. 
Schultumen,dieMetbodedeS8slbenist 
in  Deutsehlaad  nicht  stationär  324. 

—  in  Frankreich,  aus  dem  amt- 
lichen Leitfaden  für  dasselbe  166 
bis  167. 


736 


Schalturnen,  Professor  Motsos  Urteil 
über  das  deutsche,  kritisch  be- 
leuchtet 321—331. 

—  vgl,  Turnen. 

Schukimmer,  Himmelsrichtung  der- 
selben 187—189. 

—  hygienische  Einrichtung  der» 
selben  451—458. 

Schutspockenimpfung,  der  Lehrer 
Plett  der  angebliche  Elender  der- 
selben 684. 

—  Tgl.  Pockenimpfung. 
Schutzpocken,  vgl.  Pocken. 
Schwachbegabte  £inder,Behandlung 

und  Enciehung  derselben  573  bis 
574. 

—  vgl.  anormale  Schulkinder. 

—  vgl.  geistesschwache  Kioder. 

—  vgl.  Idioten. 

—  Knaben  in  England, .  Heim  für 
solche  107—108. 

Schwachsichtigkeit  bei  Hyper^ 
metropen  260—261. 

—  unter  den  Volksschulkindem  262. 

—  VenMilassung  zu  Hyopie  260. 

—  vgl.  Sehkraft. 
SohwachsinnigeSänder  in  den  Wiener 

Volks-  und  Bürfferscholtn,  Ver^ 
fügung  des  Saizirksschulrates 
wegen  Ermittelung  derselben 
562—564. 

—  Schule  für  dieselben  in  Währing- 
Wien  331—343. 

Schwachsinnigenunterricht,  all- 
gemeine Qrundaätze  für  denselben 
342-843. 

Schwachsinn  und  Blödsinn  595. 

—  vgl.  Idiotie. 

Schwedische  Gymnastik,  mit  dem 
deutschen  Turnen  verglichen  325 
bis  329. 

—  vgl.  Gymnastik. 
Schwimmbad  im  Internat  des  Bhr- 

lichsohen  Stifts  in  Dresden  400. 

—  vgl.  Bäder. 

Schwimmen  der  Schüler  in  Frank- 
furt a.  M.  29.1^300. 

—  hygienische  Vorteile  desselben  60. 
Schwimmsektion    des   Vereins    für 

fesundheitMrenMJfse  Erziehung  der 
ugend  in  ßerlin  215—216. 
Schwindfuchti  Symptome  derselben 
287. 

—  vgl.  Tuberkulose. 


Seebader,  vffl  Bäder. 

—  von  Kindern,  Indikationen  und 
Kontraindikationen  derselben  418 
bis  419. 

Seehospiz  für  skrofulöse  and 
rhachitische  Kinder  in  Banyuls 
229. 

— Kaiserin  Friedrich  inNorderney43. 

—  vgl.  Kinderheilstätten. 
Sehkraft  der  Schüler,  Ursachen  der 

Verminderung  derselben  450. 

—  Einteilung  der  Schulkinder  nach 
derselben  263;  265. 

—  schwache  bei  Knaben  259. 

—  schwache  bei  Mädchen  259—260. 

—  und  Berufswahl  257—271. 

—  Untersuchung  derselben  beim 
Eintritt  in  höhere  Schulen  266 
bis  267. 

—  vgl.  Augen. 

—  vgl.  Schwachsichtigkeit. 

—  vgl.  Sehschärfe. 

—  vgl.  Sehvermögen. 

—  welche  Beruisarten  bei  un- 
genügender zu  wählen  and  nicht 
zu  wählen  sind  869. 

Sehschärfe  englischer  Schüler  424. 

—  vgl.  Sehkraft. 

Sehschein  für  Schüler  und  Schüle- 
rinnen bei  ihrem  Abgang  von  der 
Schule  262—266. 

—  Schema  eines  solchen  268—269. 
Sehvermögen     der  ,ZÖglinge     der 

Militärerziehungsanstfdten,  An- 
weisungen zurEriialtung  undPflege 
desselben  449—465. 

—  vgl.  Sehkraft 

Selbämörder,  jugendliche  in  Frank- 
reich 489—490. 

Seminar  für  Handarbeitsunterricht 
in  Jena  297. 

Sexuelle  Verirrungen  im  Kindes- 
alter 610—611. 

^  vgl.  Masturbation. 

—  vgl.  Onanie. 

—  Warnung  der  Schüler  vor  solchen 
105—106. 

Sitzen  der  Schüler,  lange  Dauer 
desselben  271—272. 

—  richtiges  beim  Lesen  u.  Schreiben 
678-679. 

Sitzungen  der  Abteilung  für  Schul- 
ffesundheitspflege  im  Leipziger 
Lehrerverein  593—596. 


736 


Skoliose,  Diagnose  derselben  472  bis 
473. 

—  durch  die  Haitang  beim  Schreiben 
nnd  Zeichnen  hervorgerufen  540 
bis  541. 

—  durch  Einflüsse  der  Schule  hervor- 
gerufen  539 — 541. 

-^  durch  häusliche  Ursachen  hervor- 
gerufen 538-639;  596-598. 

—  Einflufs  derselben  auf  die  Muskeln 
und  Bückenmarksnerven  473. 

—  fiinflufs  derselben  auf  die  Unter- 
leibsorgane 473. 

—  Einflufs  derselben  auf  Herz  und 
Lunge  473. 

—  Einflufs  der  Steil-  u.  Schrägschrift 
auf  die  Entstehung  derselben  200 
bis  202. 

—  häufiger  bei  Mädchen  als  bei 
Knaben  471. 

—  Mittel  zur  Verhütung  derselben 
677—679. 

—  Ursachen  derselben  409 — 411; 
537—541. 

—  vgl.  Rückgratsverkrümmungen. 

—  Zeit  ihres  Auftretens  bei  Kindern 
409. 

—  zwei  Stadien  derselben  474. 
Skrofulöse  bei  norwegischen  Schul- 
kindern 528—530. 

Sonnenlicht,  Bedeutung  desselben 
für  die  Gesundheit  159. 

—  Desinfektion  durch  dasselbe 
103. 

Spaltpilze  in  cariösen  Zähnen  73. 
Spaziergänge,  s.  Ferienspaziergänge, 
Speigläser,  s.  Spucknäpfe. 
Speisung  unbemittelter  Schulkinder 
469-470;  533—537. 

—  vgl.  Abendessen. 

—  vgl.  Frühstück. 

—  vgl.  Mittagskost. 

—  vgl.  Suppenanstalt. 

Spiele,  Ausstellung  für  solche  in 
Berlin  359-360. 

—  vgl.  Jugendspiele. 
Spielplätze  717. 

—  anf  einem  Schuldach  in  New  York 
688—689. 

'<—  bei  Volksschulen  in  Dresden 
390. 

—  Bescheid  des  Kgl.  preufsischen 
Unterrichtsministers  bezüglich  der 
Anlage  von  solchen  706. 


Spielstunden,  Mitteilung  des  preuüsi- 
sehen  Unterrichtsministers,  be- 
treffend die  Förderung  derselben 
an  den  höheren  Lehranstalten  569 
bis  560. 

—  vgl.  Jugendspiele. 
Spiesssches  Tumsystem,  Beurteilung 

desselben  388. 
Sport,  Ausstellung  dafür  in  Berlin 
869-360. 

—  die  Gefahren  des  fibermäijigen 
für  Kinder  681—682. 

—  vgl.  Rudersport. 

—  vgl.  Wintersport. 

Sprache  eines  tauben  und  blinden 
vierzehnjährigen  Mädchens  548 
bis  549. 

Spucknäpfe  in  der  Berliner  Uni- 
versität 559. 

—  in  ländlichen  Schulen  223. 

—  in  Schulen  115;  303. 
Staubansammlung    in    Turnhallen, 

gegen  dieselbe  606—607. 
Staubeinschleppung  in  Turnhallen, 

Bekämpfung  derselben  605—606. 
Staubentwickelung    in  Turnhallen, 

gegen  dieselbe  606. 
Stechapfeisamen,  Vergiftung^  zweier 

Schulkinder  damit  624—625. 

—  vgl.  Vergiftung. 

Stehen  der  Schüler  beim  Uifterrioht 
272-273. 

—  längeres  schädigt  die  Schüler 
154—156. 

Steilschrift,  ärztliche  Litteratur  über 
dieselbe  138—142;  204—206. 

—  auf  der  Naturforscherversamm- 
lung in  Wien  425—426. 

—  aufserdeutsche  Litteratur  über 
dieselbe  207. 

—  ein  amerikanisches  Urteil  über 
dieselbe  686. 

—  Fibeln  für  dieselbe  207—208. 

—  Gutachten  des  Kgl.  Provinzial- 
Schulkollegiums  in  Hannover  über 
dieselbe  144—145. 

—  Gutachten  des  Obersten  Sanitäts- 
rates in  Wien  über  dieselbe 
143. 

—  Gutachten  einer  vom  Erziehungs* 
departement  des  Kantons  Basel- 
Stadt  ernannten  Kommission  über 
dieselbe  143—144. 

—  in  Holland  556. 


737 


SteilBohrift,  KommiBsiooBgutachten 
über  dieselbe  142—146. 

—  MesBungen  der  Schreibhaltuog 
bei  derselben  146—154. 

—  pädagogische  Litteratar  über  die- 
selbe 130-138;  202—204. 

—  pädagogische  Vorzüge  derselben 
136—137. 

—  Schreibschalen,  sowie  Hefte  mit 
Vordruck  und  Alphabete  für  die- 
selbe 208—209. 

—  Verhandlungen  der  Pariser  Aka- 
demie der  Medizin  über  dieselbe 
30—31. 

«—  Vorlagen  für  dieselbe  aus  Frank- 
reich 604—606. 

—  Vorzüge  derselben  249—250; 
460-461. 

—  Vorzüge  derselben  vor  derSchräg- 
Schrift  712—713. 

—  während  der  letzten  fünf  Jahre 
129—164;  193-209. 

Steil-  und  Schrägschrift,  Einflufs 
derselben  auf  die  Entstehung  von 
Eurzsichtigkeit  199—201. 

—  Einflufs  derselben  auf  die  Ent- 
stehung von  Skoliosen  200 — 202. 

—  Einflufs  derselben  auf  die  Häufig- 
keit und  den  Grad  der  Links- 
neigung-  von  Kopf  und  Schultern 
147—152. 

—  Entfernung  der  Augen  von  aem 
Schreibheft  bei  denselben  195  bis 
197. 

—  gerade  Kopf-  und  Schalter- 
haltung bei  denselben  162—154; 
193—194. 

—  Links-  und  Rechtsneigung  des 
Kopfes  bei  denselben  194—195. 

Steinstofsen,  dadurch  veranlafster 
Tod  eines  Knaben  361—362. 

Sterblichkeit  der  Kinder  in  Oster- 
reich 99—100. 

—  der  Lehrer  608—609. 

—  im  schulpflichtigen  Alter  224  bis 
225. 

Stiefel,  s.  Fufsbekleidung. 

Stotternde  Schüler  in  Breslau,  Unter- 
richtskurse für  solche  106 — 107. 

Strafroittel  für  Schulkinder  34—35. 

Standenplan  304. 

Subsellien,  hygienische  Anforde- 
rungen an  dieselben  456—458. 

—  vgl.  Schulbänke. 

Sohvigeaondheitopflefe  VIII. 


Subsellien,  vgl.  Schulpult. 

—  Verteilung  der  Schüler  in  die- 
selben 302—303. 

Sappenanstalt  in  Kassel  42 — 43. 

—  vgl.  Beköstigung. 


Tabaksfabriken,  Beschäftigung  ju- 
gendlicher Personen  in  denselben 
688. 

Taubstumme  Kinder,  Fahrpreis- 
ermäfsigungen  für  mittellose  640 
bis  641. 

Taubstummeninstitut  in  Waitzen, 
Untersuchungen  an  124  Zög- 
lingen desselben  23—24. 

Taubstummheit  252—253. 

—  in  Ungarn,  eine  wahrscheinliche 
Ursache  ihrer  Häufigkeit  24. 

Temperatur  der  Bäder  für  die  Jugend 
356—368. 

—  der  Schulzimmer  302. 

Tinea  tondens  im  Kinderseehospiz 
zu  Berck-Bur-Mer  106. 

Tisch,  achteckiger  ftlr  Internate  von 
Dr.  Mitkewitsch  458. 

Tod  eines  Knaben  durch  Unvor- 
sichtigkeit eines  Fortbildungs- 
Schülers  beim  Steinstolsen  361  bis 
362. 

Todesfall  beim  Schulspiel  41. 

—  unter  den  Schülerinnen  der  Mäd- 
chenbürgerschule in  Halle  a.  S. 
660. 

Tod,  plötzliche^  von  Schulkindern 
685. 

Trachom,  s.  ägyptische  Augen- 
krankheit. 

Trinksitten,  gegen  die  akademischen 
100—101. 

—  vgl.  Alkoholismus. 

Trink-  und  Nutzwasser,  hygienische 
Beurteilung  desselben  551. 

Trunksucht,  Bekämpfung  derselben 
durch  die  Schule  175. 

—  vgl.  Alkoholismus. 

—  zwei  Erlasse  des  niederöster- 
reichischen Landesschulrates  zur 
Bekämpfung  derselben  durch  die 
Schule  177-178. 

Tuberkulose  der  Lungen  bei  Schul- 
kindern 249. 

47 


738 


Taberkulose ,  GewichtsTerhältnisse 
des  Körpers  und  der  Organe 
bei  Kindern  mit  solcher  482 
bis  483. 

—  in  den  Volksschulen,  Verfügung 
der  Kgl.  Regierung  zu  Sig- 
maringen in  betreff  derselben 
115-116. 

—  vgl.  Schwindsucht. 

—  Verhütung  ihrer  Übertragung 
auf  Schüler  495—496. 

Tumdispensationen,  amtliches  For- 
mular für  dieselben  an  der  Real- 
schule bei  St.  Johann  zu  Strafs- 
burg i.  E.  180. 

Turnen,  Ausstellung  für  dasselbe  in 
Berlin  359—360. 

—  .der  Mädchen,  nach  anderer 
Methode  als  das  Turnen  der 
Knaben  betrieben  322. 

—  der  Schulmädchen  312—314. 

—  Einflufs  desselben  auf  die  körper- 
liche Entwickelung  235—236. 

—  Entwickelungsgeschichte  des- 
selben 713-714. 

—  Ermüdung  der  Schüler  durch 
dasselbe  676. 

—  in  den  Braunschweigischen  Land- 
schulen 415. 

—  vgl.  Entwickelung. 

—  vgl.  Leibesübungen. 

—  vgl.  Reigen. 

—  vgl.  Schulturnen. 

—  zur  Kritik  des  deutschen  vom 
physiologischen  Standpunkte  385 
bis  389. 

Tumfahrten,  praktische  Winke  für 
dieselben  291—292. 

—  vgl.  Schulreisen. 

Turnfeste   für   ungarische    Schüler 

492. 
Turnhallen  601—602. 

—  Reinhaltung  derselben  297  bis 
298 

—  Reinigung  derselben  605  bis 
607. 

Turnlehrer,  Bekanntmachung  des 
Kgl.  preufsischen  Unterrichts- 
ministers  über  den  Kursus  zur 
Ausbildung  derselben  im  Jahre 
1895  639-640. 

Tumlehrerbildungsanstalt  in  Berlin, 
Bestimmungen  bezüglich  der  Auf- 
nahme in  dieselbe  109—111. 


Tumlehrerinnen ,  Bestimmungen 
über  die  Aufnahme  derselben  in 
die  an  der  Tumlehrerbildungs- 
anstalt zu  Berlin  abzuhaltenden 
Kurse  112-114. 

Tumlehrerverein  in  Hannover, 
Th&tigkeit  desselben  im  Jahre 
1894  217-218. 

Turnspiele  601—602. 

—  vgl.  Jugendspiele. 
Turnsystem,  Beurteilung  des  Spiefe- 

schen  388. 

Turnübungen,  Wahl  derselben  je 
nach  der  psychischen  Ermüdung 
der  Schüler  321-322. 

Turnunterricht  in  den  Volksschulen, 
Brlafs  des  preufsischen  unter- 
richtsministers  wegen  ESinfuhrung 
eines  neuen  Leitfadens  für  den- 
selben 492—494. 

—  Rundschreiben  des  Erziehungs- 
rates des  Kantons  Zürich  be- 
züglich desselben  47. 

Typhusinfektion  von  29  Studenten 
nach  dem  Genüsse  von  Austern 
295. 

Typhus,  Symptome  desselben  287; 
639. 


Überbürdung  der  Schüler  59;  183 

bis  185;  304. 

—  in  den  Gymnasien  und  Real- 
schulen Ungarns  635 — 637. 

—  Schuld  des  Elternhauses  an  der- 
selben 184. 

Überbürdungsfrage  im  Kgl.  un- 
garischen Landesunterrichtsrate 
671—676. 

—  schulhygienische  üntersaohai^ 
zur  Beurteilung  derselben  33  bis 
35. 

—  Ursachen  derselben  an  den  un- 

,,  gariFchen  Mittelschulen  672 — 676. 

Überfüllung  der  Volksschnlklassen 

,^  in  Preufsen  482. 

Übersichtigkeit,  s.  Hypermetropie. 

Unglücksfälle  bei  Schülern,  Rund- 
schreiben des  Kgl.  preufsischen 
Unterrichtsministers ,  betreffend 
die  Verhütung  derselben  697  bis 
699. 


739 


Unterricht,Beffinn  des  Yormitiäffigen 
in  einem  Wiener  Bezirke  1&  bis 
105. 

—  Einfährang  des  hygienischen  in 
die  Volksschule  174. 

Ünterrichtshygiene,  s.  Hygiene  des 

Unterrichts. 
Untersuchung  der  Zöglinge   einer 

Pariser  Mädchenschule  310. 

—  von  Schülern,  regelmäfsige  308 
bis  309. 


Varicellen,  s.  Windpocken. 
Veitstanz,  Symptome  desselben  289. 
Ventilationsanlaffen     in     Schulen, 

Recknagels   Kontrollapparat  für 

dieselben  18—23. 
Ventilation,  s.  Lüftung. 
Verbandkasten  fär  Schulen  282  bis 

283 

—  vgl.  erste  Hilfe. 

—  vgl.  Bettungskasten. 
Verbindungen ,     s.    Schälerverbin- 
dungen. 

Verbrecher,  Zunahme  der  jugend- 
lichen 41. 

Verdauungskrankheiten  norwegi- 
scher Schulkinder  529—531. 

Verein  französischer  Gesundheits- 
ingenieure und  Gesundheits* 
architekten  421—422. 

—  für  gesundheitsgemässe  Sr- 
Ziehung  der  Jugend  in  Berlin, 
Jahresbericht  desselben  93 — 96; 
159-162;  215—217. 

—  für  Kinderheilstätten  an  den 
deutscheu  Seeküsten  426—427. 

—  für  öffentliche  Gesundheitspflege 
in  Frankfurt  a.  M.  232. 

—  für  öffentliche  Gesundheitspflege, 
XX.  Versammlung  des  deutschen 
293. 

Vereinigung  für  Schulgesundheits- 
pflege des  Berliner  Lehrervereins, 
Bericht  über  ihre  Sitzungen  25 
bis  26;  91—93;  157—169. 

Vererbung  neuropathischer  Eigen- 
schaften und  Erziehung  481  bis 
482. 

Vergiftung  eines  Schulmädchens 
mit  Stechapfelsamen  176. 


Vergiftung  in  einem  Mädchen- 
pensionate  zu  Limerick  694  bis 
696. 

—  zweier  Schulkinder  mit  Stech- 
apfelsamen 624—625. 

Verletzungen  von  Kinderaugen  mit 

Spielgewehren  291. 
Versammlung,  vgl.  Konferenz. 

—  vgl.  Kongrefs. 

—  XX.  des  deutschen  Vereins  für 
öffentliche  Gesundheitspflege  293. 

Verwahrloste  Kinder  in  Preufsen 
233. 

Verwaiste  Kinder,  Fahrpreis- 
ermäfsigungen  für  mittellose  640 
bis  641. 

Vivisektion  in  Schulen  gegen  die- 
selbe 610. 

Volksschule,  Beschreibung  einer 
solchen  in  Bom  284— 2SK). 

Volksschulklassen,  Überfüllung  der- 
selben in  Preufsen  482. 

Vorhänge,  s.  Fenstervorhänge. 


Wägungen  der  Schulkinder  33 — 34. 

—  vgl.  Körpergewicht. 
Wanderung,  s.  Ferienfulswanderung. 
Wandtafel,  s.  Schultafel. 
Wärmestrahlung  künstlicher  Licht- 
quellen 97. 

Waschzimmer,  s.  Beinigungszimmer. 
Wasserblattern,     Anzeichen      der- 
selben 638. 

—  vgl.  Windpocken. 

Wasser,  s.  Trink-  und  Nutzwasser. 

Wettkämpfe  des  Amateurathleten- 
verbandes  an  den  Universitäten 
Oxford  und  Cambrigde  625  bis 
626. 

—  gymnastische  auf  der  Pariser 
Ausstellung  im  Jahre  1900  236. 

—  vgl.  Gymnastik. 

Wettlauf,  Wert  desselben  419  bis 
420. 

Wettrudem  der  Schüler  höherer 
Lehranstalten  Berlins  im  Jahre 
1895,  Ausschreiben  des  preussi- 
sehen  Unterrichtsministers  für 
dasselbe  366—368. 

—  vgl.  Rudersport. 

—  von  Schülern  in  Berlin  491  bis 
492. 

41* 


740 


Wiederimpfungen  der  Schüler  beim 
Ausbruch  von  Blattern  in  der 
Schule  429. 

—  vgl.  Impfungen. 
Windpocken,  Symptome  derselben 

286. 

—  vgl.  Wasserblattem. 
Wintersport  118—120. 

—  vgl.  Eislauf. 

—  vgl.  Sport. 

Wirbelsäulekrümmungen,  physio- 
logische des  Kindes  408 — 409. 

Wirbelsäule  Verkrümmung,  s.  Sko- 
liose. 

Wohnzimmer  im  Internat  des  Ehr- 
lichschen  Stifts  in  Dresden  397 
bis  398. 


Zähne,  Bedeutung  derselben  für  die 
Ernährung  71—73. 

—  Belehrung  der  Schulkinder  über 
den  Nutzen  derselben  80 — 81. 

—  der  Schüler  des  Kommunalunter* 
gymnasiums  in  Aussig  554. 


Zähne,  Einflufs  der  socialen  Ver- 
hältnisse auf  dieselben  78 — 79. 

—  Füllung  derselben  85—87. 

—  GenuijB  kalkhaltiger  Nahrung  zur 
Verbesserung  derselben  81  bis 
82. 

—  Reinigung  derselben  82 — 85. 
Zahnerkrankungen  nehmen  mit  der 

Lebensverfeinerung  zu  74. 
Zahnfrafs  67—71. 

—  bei  Kindern  74—75. 

—  Einflufs  der  genossenen  Bi  )t- 
arten  auf  die  Häuflgkeit  des- 
selben 76. 

—  häufiger  bei  kalkarmer  als  bei 
kalkreicher  Nahrung  76—78. 

—  Ursache  desselben  68 — 71. 

—  vgl.  Garies. 
Zahnfüllungen     bei     Schulkindern 

78. 
Zahnpflege   der    Schuljugend     86; 
603—604. 

—  in  den  Schulen  65—87. 
Zahnsubstanz,  Einwirkung  derMund  • 

Wässer  auf  dieselbe  291. 


Namenregister. 


Abensperg-Traun  567. 
Abicht  648. 
Abraham,  P.  S.  717. 
Ackermann  117.  243. 
Adamkiewicz  117. 
Adams  541. 
Adler,  C.  208. 
Aemmer,  Fr.  480. 
Agnilera  104. 
Agtha,  A.  560. 
Ahrens  138  ff.  146.  205. 
Aigre  256. 
Albert,  £.  242. 
Albeszt,  R.  Kaan  y.  642. 
Alexander,  B.  672  f.  676. 
Alexander,  R.  265. 
Allora,  E.  63. 
AUport,  F.  445. 
Alonso  104. 
Alt,  F.  477. 
Althoff  372. 
Altmann  706. 
Altschnl,  Th.  183 f.  275. 

346.  674. 
Ambros  131.  202.  209. 
Ammann,  J.  183. 
Anaxagoras  226. 
Anders  (St.  Petersburg) 

116. 
Anders  (Strehlen)  308. 
Andmzos,  G.  717. 
Angermann  182. 
Angerstein,  E.  94.  360. 

420.  602.  607. 
Angerstein,  Frau  Prof. 

93.  160.  216. 


Arbeit  642. 
Arche,  A.  126. 
Arens,  G.  318. 
Arlt,  258.  271.  275. 
Arnoald,  J.  576. 
Arnsberger,  L.  642. 
Arnsperger  664. 
Ascher,  J.  382. 
Aaboyer  508. 
Auer   230.    366  f.    464. 

560. 
Autenrieth,  G.  469.  533. 


Bach  205.  662  f. 
Bach,  Th.  291. 
Bachler,  131.  203. 
Backhaus  707. 
Bacon,  G.  W.  266. 
Bänisch  642. 
Baillet  293. 
Baldwin,  J.  M.  674. 
Ball,  J.  M.  60. 
Baltzer  48.  181. 
Bambas,  J.  Gh.  710. 
Bandtke  707. 
Banfi,  G.  253. 
BarberÄ,  F.  576. 
Bard  373. 
Barnes  28.  447. 
Barr,  M.  W.  548. 
Barth,  E.  382. 
Barthel,  P.  0.  656. 
Bartholomäus  717. 
Bartholome  643. 
Barwell,  R.  445. 


Barzycki,  J.  501. 
Basaldüa,  G.  574. 
Baschenoff  450. 
Basedow  714. 
Bauer  (Berlin)  360. 
Bauer  (Köln)  181.  243. 
Baumann  40. 
Baumann,  E.  60. 
Baume,  E.  422. 
Baumeister,  A.  127.  604. 
Baumgarten,  E.  24. 
Baumgarten,  F.  105. 
Bayr,  E.  132.  136.  203. 

206  ff  331.  426  f.  461. 

690. 
Beach,  F.  108.  382.  610. 

573.  663. 
Becher  541.  656.  690. 
Bechmann  422. 
Beck,  E.  256. 
Becker,  A.  437. 
Becker,  H.  717. 
Becker,  K.  717. 
Becker  (Mors)  373. 
Beckhaus  436. 
Beckmann  675 
Bednarski,  J.  602. 
Beelte  503. 
Beely  666. 
Beetz,  K.  0.  717. 
Behnke,  G.  508  f. 
Behring  182.  233.  372  f. 

436.  501  f. 
Beke,  E.  672. 
Bell  654. 
Bellarminow  449. 


742 


Belliard  '60. 
Bender  390. 
Benecke  373.  642. 
Bennstein,  A.  717. 
Bente  218. 
Bentzin  712. 
Berg,  H.  447. 
Beringer,  J.  A.  717. 
Berün    132.  134.   138  ff. 

146.  148.  205.  712. 
Bern  654. 
Bemard,  W.  445. 
Bernhard  372. 
Berthelot  307. 
Bertram  29. 
Bertsch  509. 
Berzeviczy,  A.  v.  672  f. 

676. 
Bethe  707. 
Bettmann,  S.  383. 
Beurier,  A.  171. 
Bevis,  A.  W.  717. 
Beyer,  H.  G.  316. 
Beyer,  0.  W.  393.  719. 
Beyer    (Brandenburg) 

708. 
Beyer  (Leipzig)  692. 
Bezold  695. 
Biedenweg  181. 
Biedert  372. 
Biel  373. 

Bielanski,  G.  502. 
Biese  244. 

Biewend,  A.  B.  C.  64. 
Billings,  J.  S.  436.  717. 
BinkowBky  48. 
Binz  100. 

BirchHirscbfeld  372. 
Bishof,  S.  S.  255. 
Bissen,  M.  T.  255. 
Blandford  422  f. 
Blaschko  160. 
Blasius,  R.  284. 
Bliss,  A.  A.  654. 
Block  189. 
Blumberger,  F.  654. 
Blank,  P.  674. 
Boas,  F.  718. 
Bock  648. 
Bock,  E.  191. 
Bode,  W.  250ff.  487. 
Böckler  181. 
Böhme  372. 
Böke,  J.  127. 


Böng6r%  91.   132.   135. 

207. 
Böttcher  218. 
Böttger  182. 
Bohde  117. 
Bohn,  0.  316.  575. 
Bohnenstädt  564. 
Bollinger  487.  509. 
Bollinger-Auer,  J.  440  f. 
Bolze  435. 
Bonhoff,  H.  643. 
Bormann  557. 
Borntraeger  117. 
Borscht  47. 
Bosse  111.  114.  288.  305. 

367.    370.    431.    494. 

497.  706. 
Both  373. 
Boncek,  G.  90. 
Bourneville  574.  654. 
Bowditch    34.    35.    622. 

524. 
Boyer,  A.  447. 
Bräutigam,  J.  319. 
Brandes,  H.  719. 
Brandi  436. 
Brandt,  J.  503. 
Brandt,  M.  G.  W.  49. 
Branky  208. 
Braukmann  132.  203. 
Breitsprecher  564. 
Bremen,  v.  243. 
Bresgen,M.  68  f.  62.  126. 

351.  355.  718. 
Breucq  91.  653. 
Breuer  (Coblenz)  435. 
Breuer(Montabaur- Wies- 
baden) 117.  244.  502. 

564. 
Bridge,  N.  446. 
Brock  244. 
Broesike,  G.  376. 
Brouardel  293.  685. 
Browne,  W.  654. 
Brücke,  E.  356. 
Bruhns,  A.  382. 
Bubnow  307. 
Buchanan,  G.  437. 
Buchner  375. 
Buchner,  H.  487.  509. 
Bunker  448.  467.  511. 
Bürgel  564. 
Büxenstein,  G.  368. 
Bumm  634. 


Bunel,  M.  124. 
Burckhard    146  f.   1511 

206. 
Burgass  654.  718. 
Burger  575. 
Burgerstein,  L.184.  307. 

325.    507.    520.555. 

647.  652.  658.  710. 
Burgstädt  511. 
Burkardt,  A.  60.  182. 
Bumham  207. 
Busch  306.  ^ 
Butowsky  450. 
Buxton,A.  St.Clair382. 

424. 
Bystrow  307. 


€abot,  F.  126. 
Calleja  104. 
Callenberg  509. 
Calois  48. 
Camerer  622.  664. 
Gameron,  Ch.  695. 
GanaUs  708. 
Canici  373. 
Capdepon  104. 
Capra,  A.  104. 
Carini,  A.  376. 
Carnot  244  300. 
Garraroli,  A.  253. 
Carus  29. 

Caspar.  R.  548.  575. 
Castens  564. 
Castrillo  104. 
Celli,  A.  306. 
Cerm&k,  £.  564. 
Championnidre,  J.  383. 
Chantemesse  709. 
Chappuis,  V.  242. 
Chiron  229. 
Cherven,  F.  672.  676. 
Chervin  265.  675. 
Chesterton,  T.  445. 663. 
Chopien,  M.  T.  29. 
Chun,  A.  118. 
Clair  Buxton.  A.  St  382. 

424. 
Clauson-Kaas  466. 
Clouse,  G.  M.  318. 
Clouston,  T.  S.  718. 
Coen,  R.  574. 
Cohen  7. 


743 


Cohn,  £.  535  f. 

Cohn,  H.  37.  52.  54.  60. 

89.  141  f.  204  f.  206. 

262.  266  S.  278.  307. 

318.    378  £f.    453  ff. 

457.  460.  614.  622. 
Cohn,  Frau  95. 
Colin.  L.  296  f. 
Collin  372. 
Collineau   141.  207. 
Colman,  W.  S.  447. 
Combe.       141  f.     207. 

247  ff.  381. 
Combemale,  F.  60. 
Cornet,  G.  511.  559. 
Cornil  232. 

Corral  y  Mair&,  M.  576. 
Cotta  382.  510. 
Courtade  603. 
Coutaret  503. 
Coyne,  P.  253. 
Cramer  437.  503. 
Crampe  873. 
Crone  642. 
Croiz,  de  la  560. 
Crunberger,  B.  655.  718. 
CsatÄry,  L.  307. 
Csengeri.  J.  672.  675. 
Cunningham,  74.  350. 
Curtius  652. 


Darr,  A.  470.  537. 
DaUer  181. 
Damain  318. 
DanieUen  209. 
Danini  450. 
Danziger,  E.  511. 
Dauber  502. 
Dauphin  510. 
Davies.  A.  M.  383. 
DavilB,  S.  H.  99. 
Deamess,  J.  816. 
Debbe  307. 
Decbambre  448. 
Delage,  A.  244.  565. 
DelvaiUe  91.  658. 
Demeczky^M.  672.  674. 
Demek,  V.  465. 
Demeny  325. 
Demianowicz  449. 
Demme  251.  355.  570. 
Deshayes  718. 


Deeormeaux,  A.  J.    49. 
Detmer  487. 
Dhourdin  437. 
Dick,  A.  718. 
Dickes,  A.  und  B.    101. 
Dickmann  708. 
Dielitz  503. 
Diesterweg  184. 
Dietrich  132.  203. 
Ding.  H.  126. 
Dirckx  137 
Disraeli  31. 
Ditcham,  V.  383. 
Ditmar  242. 
Dobers,  M.  574. 
Dock,  F.  W.  383. 
Döderlein  244. 
Dollinger    141  f.    145. 

206.  468. 
Donaldson.  H.  H.  574. 
Donberg  449.  465. 
Donner,  B.  696. 
Dorn,  J.  208. 
Dornblüth,  Fr.  60.  154. 

271  ff.  378.  649.  653. 

719. 
Doyne  681. 
Draeger  244. 
Dressler,  M.  62. 
Drygalski,  v.  437. 
Du  Bois-Beymond   327. 
Dubois  de  Lavigerie  383. 
Dürr  372. 
Dujardin-Beaumetz  244. 

372.  503. 
Dukes,  C.  189. 
Dumdey  436. 
Dunker  176.  510. 
Dupuy  655. 
Durän     y     Trincheria, 

D.  J.  190. 
Durlacher,  8.  655. 
Durm  508. 


Ebenhöch  589. 
Eberstein  245. 
Eckler  175.  360. 
Eddowes,  A.  717. 
Edel  141.  190.  206.  219. 
Edison  36. 
Edwards,  J.  F.' 316. 
Egbert,  S.  576. 
Egelhaaf,  373.  564. 


Egger,  A.  172. 
Eginton  Warren,  L.  255. 
Ehrlich,J.G..389.391ff. 
Eituer50.176.507f.511. 
Elisabeth  von  England 

167  f. 
Elm  132.  203. 
Eloy.  Ch.  126.  445.  510' 
Eisner,  G.  217  f. 
Emminghaus  479. 
Ende  508. 
Ende,  P.  am  444. 
Engelhardt  502. 
Engelhom  653. 
Enoch,  K.  109.  510. 
Erasmus    Roterodamus, 

D.  102. 
Erdmann  245. 
Erismann  145. 242. 245f. 

307.  377.  381. 
Ernst  203.  642. 
Erödi,  B.  672. 
Escalier  503. 
Eschner,  M.  158. 
Esmarch,  v.  (Kiel)  283. 

435.  576. 
Esmarch,  v.  (Königsberg) 

103.  622. 
Esmenard,  d'  421  f. 
Eulenberg  205.  652. 
Eulenburg  409. 471.  540. 
Euler  50.  ICO.  360.  575. 
Eustathius  651. 
Ewer,  L.  236.  344,  360. 

408.   471.    537.    596. 

677. 
Eyssautier  382. 


Faber,  O.  126. 

Fage,  A.  L.  532. 

Fahrner  515. 

Faure  643. 

Feher,  H.  671.674.  676. 

Feige  564. 

Feit  436. 

Feiwels,  L.  91. 

Feldt  117. 

Felisch  41. 

Felix,  J.  247.  667. 

Fenchel  75.  350. 

Ferenczy,  J.  672.  674. 

Feret,  A.  376. 

Ferguson  295. 


744 


Fermi,  B.   243. 
t'erstel,  H.  v.  655. 
Fetzer,  H.  236. 
Fichard,  v.  650. 
Fiedler,  A.  583.  585. 
Fiedler  (Breelau)  436. 
Field,  W.  ö.  719. 
Figgis  G55. 
Figueira,  J.  H.  655. 
Filatow,  N.  318. 
Fin&czy,  E.  v.  672. 
Finkler  182.  5&4. 
Firth,  R.  H.  256.  319. 
Fischer  159. 
Fischer,  A.  S.  382. 
Fischer,  B.  436. 
Fischer,  H.  707. 
Fischer,  0.  de  255. 
Fischer  (Mors)  307. 
Fischer  (Stralsburg)  709. 
Fischer(  Wiesbaden)  502. 

564. 
Fischer-Des  Arts,  M.  316. 
Fittschen,  H.  316. 
Flatau,  Th.  S.  427. 
Flebbe  48. 
Fleischer,  M.  576. 
Fleischer.  R.  322. 
Fleischmann,  K.  291. 
Flemming  &  Co.  83. 
Fletcher  Beach  108. 382. 

510.  573.  653. 
Florschütz  378. 
Flügge  293.  551.  707. 
Fodor,  V.  141  f.  230.  242. 

294. 
Foedisch,  F.  583   585. 
Fontana,  A.  G.  511. 
Forel,  A.  355.  547.  719. 
Forster  469. 
Fraenkel,  K.  182.   293. 
Francke,  A.  H.  396.  403. 
Frandsen,  £.  255. 
Franges  132.  207.  209. 
FranKe  594.  719. 
Frankenberg  60. 
Frankfurt  318. 
Freund,  W.  A.  127. 
Freundgen  708. 
Freyer  575. 
Frick  601. 
Fricke  183. 
Friedländer  243. 
Friedmann,  F.  H.  176. 


Friedrich  (Leipzig)  117 
Friedrich,  Kaiserin  43. 

426. 
Friedrichs,  G.  255. 
Fries  203. 
Frisak  712. 
Fröbel  284. 
Fuchs  141  f.  205.  207. 
Fürst,  L.  127. 
Funk  254. 


(Jaches- Sarraute  383. 

719. 
Gaertig,  W.  575.  692. 
Gärtner  547. 
Gärtner,  A.  318. 
Gärtner  (Jena)  486.  502. 
Galatti.  D.  174. 
Gallaudet,  £.  M.  384. 
Gallinger  469.  536. 
Galton,  F.  86. 
Garbini,  A.  810  ff. 
Gariel  30. 
Gause  218. 
Gauster,    M.   243.   308. 

710. 
Gautier  31. 
Gautsch,  V.  181.  708. 
Gebhardt  860. 
Geelmuyden  617.  384. 
Geiger  310. 
Geissler,  A.  117. 
Geist  372. 
Gelder,  van  603. 
Gell6  663. 
Gellius  684. 
Gelpke  Ulf.  206.  262. 

265. 
Gendre,  Le  681. 
G^nerd  293. 
Geneste  611. 
Genoud,  L.  126. 
Genzmer  60. 
Gerber,  v.  394. 
Gerlach,  0.  442  f. 
Geriitz  90. 
Germain,  A.  G.  575. 
Giarre  117. 
Giesing  307. 
Giggel  208. 
Gille  642. 
Gillert  381. 


Gimeno  104. 
Gintl,  W.  436 
Girard,K.141.206.310. 
Gladstone  246. 
Glas,  L.  576. 
Glaser,  £.  61.  675. 
Glatz,  A.  490  f. 
Glauning  533.  536  f. 
Gl^nard  619. 
Q  linzer,  J.  98.  321.  323. 
Guändinger  174. 
Godtfring  576. 
Goepel  575.  707. 
Gööz  208. 
Goethe  402. 
Götz,  L.  118. 
Götze,    W.    121.     154. 

156.    271.    297.    359. 

513.  519.  565  ff.  692 
Goetze    (Dresden)    307* 
Goldmann  643. 
Goldscheider  642. 
Goldstein,  J.  J.  373. 
Goodell,  W.  118. 
Gordon,  J.  C.  655. 
Gorini,  C.  374  f. 
Gossler,  v.  419.  682. 
Gould,  M.  36. 
Gout  382. 
Gräfe  138. 
Graf,  E.  643. 
Gran  132.  207. 
Grancher  348. 
Grassmüller  299. 
Greene,  R.  720. 
Gr^hant  230  f.  319.  865. 
Greisl  565. 
Grellet  503. 

Griesbach,  H.  643  f.  647. 
Grimm  436. 
Grohmann,  A.  692. 
Grohmann,  F.  708. 
Gross  135. 
Grösz,  J.  191. 
Gruber,  M.    141  f.    175. 

206.    307.   423.    425. 

602. 
Grützner,  P.  62. 
Gruhl  48.  183. 
Grün  306. 
Gubb,  A.  S.  719. 
Gtindel,  A.  512.  595. 
Günther,  K.  437. 
Günz,  M.  718. 


745 


Gofrler  132.  203.  570. 
Guibert,  P.  -62. 
Gumpert  118. 
Guts  Muths  50.  63. 161. 

218.    323.    385.    388. 

714. 
Guttenberg,  P.  467. 
Outtmann,  M.  253. 

575.  626. 
Gutzmann,  A.   93.  126. 

160. 
Gutzmann,  H.  61.  107. 

382. 


Haac,  0.  555. 
Haan,  de  261. 
Hackel   132.   135.   203. 

209.  . 
Haen,  v.  167  f. 
Häni,  G.  23. 
Haggenmüller,  H.    382. 
Hahn,  H.  373.  642. 
Hahn,  M.  565. 
H&konson-Hansen,  M.  E. 

58.    132.    207.    362. 

520.  656. 
bald,  J.  K.  532. 
Hamann  373. 
Hammer.  H.  48. 
Hammond,  G.  M.  576. 
Hanauer  232. 
Hancock,  J.  A.  720. 
Hanke  382. 
Hankel  620. 
Hanko,  E.  672. 
Hanquet  318. 
Hansen  502. 
H&rdb,  B.  126. 
Hamack,  E.  182. 
Harnisch  373. 
Harries'Spellmann   364. 
Hartley  576. 
Hartmann,  A.  231.  555. 

690. 
Hartmann,  0.  411. 
Hartwell,    E.    M.    126. 

253. 
Harvey,  P.  F.   255. 
Haselberg,  v.  707. 
Hasenstab  708. 
Hanffe  707. 
Haupt  372.  437. 


Hauptmann,  G.  481. 
HauptYOgel    131.    134. 

203. 
Haushofer.  M.  487  f.  509. 
Hausknecht  503. 
Hausmann,  .1.  575. 
Heath,  Chr.   316.  557. 
Hecht,  437.  469  f. 
Heckert,  H.  48 
Heckmann,  W.   43. 
Hedebrand,  L.  382. 
Hefelmann  291. 
Hegar,  A.  105  f. 
Hegel  243. 
Hehir,  P.  62. 
Heidrich  jun.,  A.  89. 
Heilermann    181.    244. 

709. 
Heim  435. 
Heim,  A.  127. 
Heine  714. 
Heinemann,  J.  62. 
Heinrich,  G.,  672  f.  676. 
Heinrich,  J.  208. 
Heintzeler  307. 
Heinz  203. 
Held  '244. 
Heldmann,  E.  117. 
Heller  174. 
Hellfritzsch  565. 
Hellwig,  W.  126. 
Hebnheim,  v.  372. 
Helmrich,  V.  62. 
Hempel  564. 
Henderichs  656. 
Hengstebeck,  Th.  656. 
Henningsen  132.  203. 
Henrich,  E.  62. 
Hensch  251. 
Henze  203. 

Hergel,  G.  122. 291.  510. 
Herberich,  J.  M.  382 
Hermann,  A.    176.  253. 

442.  508.  512.  513  f. 

572  f.  655. 
Herrmann,  F.  417. 
Herrmann,  J.  602. 
Herrmann  (Lingen)  244. 
Hermheiser,  J.  275. 281. 

511.  607  f. 
Herscheli,  G.  255.  368. 
Hertel,  A.    141  f.    146. 

205ff.  307.527f.530f. 

652.  713. 


Hertel,   E.  25.  91.  92. 

132.    135.    157.    203. 

208.  267. 
Herwey,  W.  28. 
Herzog  190. 
Hesekiel  213. 
Hess,  J.  314. 
Hesse  109. 
Hessling,  E.  812. 
Heubner  622 
HeuBsner  707. 
Hey  211. 

Heymann,  F.  62.  255. 
Hibbert  J.  T.  106 
Hicks,  D.  29. 
Hiebaum,  A.  720. 
Hild,  H.  331, 
Hildebrand,  L.  307. 
Himmel,  J.  512. 
Hinterwaldner,  M.  331. 
Hin  träger,   E.    18.    90. 

125.    126.    230.   316. 

382.    440.    510.    656. 
Hinträger,  M.   90.  316. 

656. 
Hintzmann  258. 
Hippel,  V.  10.  269.  278  f. 
Hirsch,  E.  28. 
Hirsch  (Magdeburg)  182. 
Hirschberg  291. 
Hochegger  710. 
Hochheim  307. 
Höhn  132.  203. 
Höhn,  E.  444. 
Hoelker  306. 
Höpfner,  L.  62. 
Hörschelmann  117. 
Hofer,  E.  672. 
Hoffa  141.  146.  204 
Hoffmann  653. 
Hoffmann  (Breslau)  106. 
Hoffmann  (Eonitz)  873. 
Hoffmann  (Neu-Ruppin) 

564. 
Hoffmann  (Trier)  437. 
Hofinann  182.  135f.  203. 
Hofmann,  Fr.  308. 
Hofmann,  L.  62. 
Hofmann,  B.  v.  502. 
Holletschek  128. 
Holmgren  680. 
Holstein  243. 
Holyoke,  W.  C.  384. 
Holzinger  299. 


746 


fiolzweissig  708. 
Homeyer  232. 
Hood,  D.  W.  C.  384. 
Hoor,  E.   382.   546. 
Horak  657. 
Horaz  684. 
Hörn,  F.  447. 
Hörn  (Arnswalde)  642. 
Horsischek,  H.  672. 
Huber,  J.  316. 
Hübner,  W.  106. 
Hueppe  24.  109. 
Hüttemann,  P.  127. 
Huguenin  565. 
Hummel  307. 
Hüne  564. 
Hunger  707. 
Hurbard,  H.  W.   252. 
Hutchinson,  J.  190. 
Hutchinson,  W.  316. 
Hyrtl  586. 


Jackson   132.  205.  207. 

209. 
Jacobi,  J.  708. 
Jacobs  62. 
Jacuaiel    93.    95.    160. 

216.  251. 
Jäger  209. 
Jäger,  G.  253.  383.  649. 

689. 
Jaeger,  H.  38.  656. 
Jäger,  0.  682. 
Jaeger  (Gannstatt)   642. 
Jahn,  F.  L.    50.    226  f. 

323.    885.    388.    714. 
Jahn  (Merseburg)  419. 
Jandl,  A.  691. 
Jankau,  L.  384. 
Janke,  F.  132.  203. 
Janke,  0.  26.  93.   126. 

131ff.  158ff.  174.  190f. 

203.    215.    251.    253. 

315.    444.    474.    512. 

555.    579.    614.    653. 
JanuBchke,  H.  126. 
Jasiewicz  503. 
Javal    30  f.    126.    141  f. 

207  f.  379.  453.  604. 
Idelson  62a 
Jenner  684. 
Jensen  132.  207.  209. 


Jesnitzer  116. 
Jessner  127. 
Jeune  108. 
Ihme  316. 
Dling,  F.  502. 
Ingermann,  L.  189.  574. 
Joal  255. 

Johnson,  G.  E.  62.  720. 
Jonas  244. 
Jonas  (Eonitz)  183. 
Jonescu,  D.  669. 
Joseph,  M.  622. 
Istrati,  C.  670. 
Jürgensohn  449. 
Jüthner,  J.  127. 
Junge  243. 

Jungmann.  B.  37.  60. 
Juvenal  688. 
Ivanicz,  G.  307. 


Kaan,  H.  502. 

Kästner  190. 
Kahl  685. 
Kaiser  105. 
Kalb,  G.  445.  512. 
Kalle,  F.  588. 
Kallenbach,  G.  655. 
Kammerer  141  f.  206. 
Kamp  127. 
Kannegiesser  372. 
Kanter  501. 
Kappel,  D.  128. 
Karago,  X.  308. 
Karl  Ludwig  426. 
Kärm&n,  M.  673.  675, 
KarpÄti   91.    132.    135. 

206  f. 
Katharina   von    Hedici 

168. 
Kauff,  J.  208. 
Kauffmann,  F.  257. 
Kaute  643. 
Keck,  H.  244. 
Keesebiter  92.  215. 
Kegel  316. 
Keil  575. 

Keller  132.  135.  203. 
Keller,  J.  437. 
Keller,  Th.  708. 
Kempf,  A.  510. 
Kempf,  K.  118. 
Kemsief  'M.  92. 


Kenwood,  H.  108. 

Kern,  F.  118. 

Kern  (Frankfurt  a.  0.) 

244. 
Kerr,  J.  41. 
Kerschensteiner,  A.  128. 
Kerschensteiner,  G.  564. 
Kerschensteiner,  v.  181. 

469. 
Kessler  176.  447. 
Keussen  183. 
Key,  A.    34.    163.    652. 

658.  662.  666.  690. 
Kielmann  segg  177  f. 
Kienast,  174. 
Kiessler,  B.  656. 
Kipper,  J.  48.  565. 
Kirchner  6. 
Kirschten,  W.  656. 
Kisch,  E.  598.  . 
Kissel,  A.  226. 
Kittan  501. 
Kittel  643. 
Klamarik,  J.    672.  674. 

676. 
Klein,  Chr.  255. 
Kleinwächter  656. 
Klencke,  H.  62. 
Klencke,  E.  62. 
Klev  502.  642. 
Klika,  J.  587 
Klippel  299. 
Klose  181.  243.  709. 
Kluczenko,  6.  502. 
Klunzinger,  R   378. 
Knauf,  H.  C.  317. 
Knight,  G.  H.  317. 
Knüling,  R.  190. 
Knobelsdorff,  v.  250. 
Koch,  206. 
Koch,  F.  510. 
Koch,  J.  L.  A.  255. 
Koch,  K.  50. 52.  64. 445. 

502.  650  f.  655.  717. 

719. 
Koch,  R.  707. 
Köhler  117. 
König  364. 
König  (Leipzig)  594. 
Könitzer,  C.  W.  232. 
Köpke  47.  501. 
Körber,  B.  244. 
Koerner,  F.  W.  244. 
Körösi,  J.  63.  182. 


r 


747 


Köstner  864  f. 
Eohlrausch  63.  255. 
KohlrauBoh,  Chr.  128. 

317.  576. 
Kohlrausch  (Lüneburg) 

648. 
Kohstall,  F.  720. 
Koldewey  176.  436. 
KoUbach  436. 
Kollmann,  J.  185. 
Kondratieff  450. 
Konr4d,  E.  24.  40. 
Kop£f  446. 
Kopisch,  A.  218. 
Koppin  707. 
KoBsel  182.  248.  437. 
Kosmowski,  W.  317. 
Kossmann  622. 
Kotelmann,  L.  141.205f. 

307.   604.    522.   524. 

556.  577.  653. 
Kowaleski,  P.  J.  116. 
Kowalewski  566. 
Krackowizer,    H.     127. 

817. 
Kraemer  251. 
Kraepelin  184.  282. 
Kramer  642. 
Kramm  373. 
Krampe  176. 
Krantz,  M.  583. 
Kratschmer,  F.  319. 
Kratter,  J.  307. 
Kraus,  V.  v.  177  f.  252. 

570  f. 
Krause,  E.  311  f. 
Krause,  W.  190. 
Kreutz  501. 
Kreymer  564. 
Krichel  642. 
Kroeger,  F.  245ff. 
Krösing  307. 
Krone,  G.  573. 
Krotoschin  7. 
Kruger  373.  503. 
Krug  141  f.  205. 
Kruse,  W.  319. 
Kubom,  H.  307. 
Kügler  640. 
Kühkopf,  J.  90. 
Kühn,  127.  183. 
Kühner  141.  205.  384. 
Külz  243. 
Küppers  216. 


Kugel  244. 

Kullmann   &  Lina  483. 
Kummer  52.  207. 
Kummerow,  H.  656. 
Kunze  187.  457. 
Kunze  (Lissa)  378.  503. 
Kurfürst,  St.  501. 
Kutner,  B.  555. 
Kuyk,  D.  A.  128. 
Kuznitzky  90. 


Labb6  232. 

Labordey  Winthuyssen 

319. 
Laoassagne,  A.  68. 
Lachowicz,  Z.  501. 
Laehr  251. 
Lagneau,  G.  446. 
Lagrange,  F.  325  f.  384. 

720. 
Lahm,  W.  565. 
Lailler  687. 
Laisn^  388. 
Lake  42. 
Lampel,  R.  91. 
Landmann,  v.  307.  634. 
Landolt  10. 
Lane  Notier,  J.  319. 
Lange,  K.  708. 
Lange,  V.  60. 
Lange  (Leipzig)  48. 
Lange  ^Lübeck)  63.  437. 
Langenbeck  8^7. 
Langenbruch  131.  134. 

203. 
Langerhans  221.  819. 
Langguth  503. 
Langsdorf  50ä.  642. 
Lannelongue  282.   255. 

573. 
Laqueur  141.  205. 
La  Koche  807. 
Larsen,  M.  255. 
Lasson,  A.  256. 
Laufer,  F.  884. 
Laur  319. 
Laurent   A.  317. 
Lausch  191.  446. 
Layigerie,  de  383. 
Lawless,  E.  J.  63. 
Lawrentiew  449.  465. 
Lay,  W.  A.  720. 


Layet  293. 
Leclerc,  M.  28. 
Lederbogen,  F.  253. 
Leersum,  E.  C.  y.  254. 
Le  Gendre  681. 
Legroux,  A.  49. 
Lehfeld  174. 
Lejaune  565. 
Leipziger  29. 
Leixner,  0.  v.  251. 
Lenssen  436. 
Lenz  655. 
Leövey,  A.  v.  672. 
Le  Boy  de  M6ricourt 

602. 
Leudet  48. 
Leuffer  564. 
Leuttner,  E.  382. 
Levertin  132.  203. 
Lewin,  G.  709. 
Lewis,  P.  G.  656. 
Leyden  427. 
Leygues  243. 
Liard  307. 
Licht,  H.  510. 
Lickroth  91.  394  f. 
Liebig,  J.  v.  76. 
Liebmann,  A.  576. 
Lier,  E.  446. 
Lindley,  W.  H.  293. 
Ling,  327  f. 
Lion,  J.  C.  50. 
Livius  683. 
Lobmayer,  A.  436. 
Löffler  232.   243.   294. 

296.  707. 
Löhr  131.  184.  203. 
Löwy,  A.  502. 
Lombard,  H.  Ol.  244. 
Lonsdale  541. 
Loose  872. 
Lorenz  720. 
Lorenz  (Rostock)  116. 
Lorenz  (Wien)  141  ff. 
Lotze  245. 
Lovett- 108. 
Ludwigstorff,  v.  557. 
Lübben    K.  H.  190. 
Lübbert,  A.  319.  384. 
Lüdeke  502. 
Lüllwitz  710. 
Lukas  131.  203. 
Lüneburg,  G.  720. 
Lunge  602. 


48 


Luppi,  D.  128. 
Lyttelton,  E.  556. 


Haag,  H.  420. 
Haas  158  f. 
Macfarlane,  A.  688. 
Machotin,  N.  A.  449. 
Madeyski,  v,  304. 
Hadyson  Taylor,  J.  656. 
Mähr,  F.  256. 
Magrer  243. 
Maggeissen  664. 
Magnus,  Fr.  383. 
Magnus,  H.  312. 
Mahaffy  650. 
Maillot  49. 
Mairä,  Corral  y  576. 
Malling-Hansen  664. 
Manceau  383. 
Mangenot  39  f.  128.  230. 

307  f.  310.  438  ff. 
Mann,  Fr.  190  f. 
Mantzel  282. 
Mar,  H.  254. 
Marcus,  E.  652. 
Marcuse  720. 
Marczali,  H.  672.  674  f. 
Maresch,  H.  254. 
Maria  27. 
Marsch  127. 
Marschall,  F.  190. 
Märten  218.  255. 
Martenot  383. 
Martial  683. 
Martin,  G.  191. 
Marty  311  f. 
Marx,  A.  128. 
Marx,  F.  573. 
Masberg  708. 
Mafemann  714. 
Masucci  128. 
Matschky  436. 
Matthies,  G.  127. 
Mauchain  376.  ' 
Maul,  A.  176.  317.  330. 

446. 
Mauriac  293. 
May,  0.  127. 
Mayer,   W.     146.    165. 

181.    196.    198.    205. 
McHardy.  M.  M.    128. 
McKeough,  G.  T.  317. 


Meath,  Earl  of  108. 
Medem,  B.  G.  v.  449  f. 

469. 
Meden,  v.  d.  576. 
Mehl,  H.  190. 
Mehler,  L.  314. 
Mehmel  48. 
Meidinger     293.      509. 

551.  631  f. 
Meinert,  E.  619. 
Meinertz  (Kassel)  707. 
Meinertz  (Posen)  708. 
Mei&el  437. 
Meifsner  132.  203. 
Meissner  (Pillau)  503. 
Mellado  104. 
Mellinger  61. 
Menge  (Wittstock)  244. 
Menge  (Oldenburg)  502. 
Möricourt,    Le   Roy  de 

602. 
Mertens  501. 
Metschnikoff  709. 
Mettenheimer  182. 
Metz,  F.  W.  218. 
Metz  &  Knntzsch  84. 
Mensel  244. 
Mewes,  B.  656. 
Meyer.  0.  208. 
Mever,  E.  190.  446. 
Meyer,  H.  515.  618f. 
Meyer,  H.  W.  503.  557. 
Meyer,  J.  120. 
Meyer,  K.  A.  118. 
Meyer,   W.    132.    135. 

203. 
Meyerhof,  Frau  160. 
Meyrich   175.  510.  .694. 

596. 
Michael    Georgiewitsch 

116. 
Michailow  190.  233. 
Michel-Dansac,  A.   319. 
Mikulicz  141.  206. 
Miller,  S.  M.  720. 
.Minart  236. 
Mirisch  708. 
Mishima,  M.  577.  579. 
Mitkewitsch  458. 
Mittelstaedt,  A.  v.  61. 
Mittemann,  E.  718. 
Moberly  108. 
Möbins  251. 
Moeckel,  G.  L.  254. 


Möller,  K.  319. 
Möller,  S.  132.    207. 

712. 
Moldehn  564. 
Molönes,  de  244. 
Möltke  260  f. 
Moltke,  y.  (RegienmgB- 

rat)  243. 
Monninger  565. 
Monroe  27. 
Montenuis  61. 
Monti,  A.  173  f. 
Moorman,  F.  W.  656. 
Moormann  718. 
Moreau  436. 
Moreau,  F.  609. 
Morgagni  345. 
Morin-Goustiaux  422. 
Morris,  M.  254  687. 
Moser  460. 
Moses,  J.  225. 
Mosny,  E.  61. 
Mosso,  A.  98.  128.  165. 

254.  319.  321  ff.   386. 

389.    575.    601.    651. 

720. 
Blountford  718. 
Mühlhäusser,  H.  319. 
Mnhlmann,  F.  564. 
Müller,  V.  244. 
Müller,  G.  264.  720. 
Müller,  P.  128.  254. 
Müller  (Berlin)  48. 
Müller  (Elbing)  643. 
Mfimmler  299. 
Münch  (Koblenz)  501. 
Münch  (Münster)  643. 
Münz,  B.  384. 
Mummery  70.  74. 
Munro  503. 
Muralt,  K.  r.  601. 
Mnshacke  486. 
Mutke,  R.  720. 
Myron  388. 


Napias  230.  415. 

Narbel,C.128.378.380f. 
Nasemann,  0.  437. 
Nauck  383. 
Navarre  106. 
Neff,  J.  708. 
Neisser,  M.  708. 


749 


Nesteroff,   W.   G.   254. 

290. 
Keswizki,  A.  A.  254. 
Netolitzkf  653.  710. 
Netsch,  A.  317. 
Neufeldt,  K.  362. 
Neumann,  St.  67. 
Newsbolme,  A.  128. 
Niüolaus  302. 
Nieden  (Bochum)  141  f. 
Nieden,    zur    (Hagen) 

642. 
Niederer,  J.  421. 
Nigg,  M.  256. 
Nikelsen  718. 
Niven  686. 
Noack  564. 
Noble    Smith     192. 

718 
Noerdiinger  128.  232. 
Normann,  J.  128. 
North,  Th.  256. 
Nossig,  A.  128. 
Notter,  J.  L.  256. 
Nouvel,  M.  254.  256. 
Nover  192. 
NuIjBbaum,H.  Chr.l87f. 

192. 
Nuttai,  G.  373. 


Oeller  199. 
Ohlemann  695. 
Olave,  St.  718. 
Ollivier,  A.  317. 
Oltrogge  373. 
OltuBzewski,  W.  447. 
Ommenborn,  C.  256. 
Opitz,  E.  192. 
Oppenheimer,  F.  718. 
Oppenheimer,  K.   482. 

656. 
Oppermann,  H.  W.  63. 

512.  542. 
Orr,  G.  B.  447. 
Osbom,  S.  256.  447. 
Oslender  630  f. 
Ostendorf  436. 
Otto  92. 
Otto,  J.  672. 
Otto,  K.  123. 
Ottofy  75. 
Ovid  684. 


Pachaly  486. 
Pacheco,  M.  104. 
Pagenkemper  160. 
PagUani  307.  522ff. 
Palmberg,  A.  61.  446. 
Pannwitz  642. 
Paolis,  L.  de  61. . ' 
Papellier  535  f. 
Parkes.  L.  C.  512.  656. 
Parow  457. 
Pasteur  243.  707.  709. 
Paul,  H.  447. 
Pausanias  387. 
Pawel,  J.  63.  256.  383. 

447.  512.  720. 
Pearce  611. 
Peck.  H.  355  f.  720. 
PSdebibou  232. 
Pedley  75.  79. 
Peek  653. 
Perez,  B.  446. 
Parier  256. 
Perlia  265. 

Perrachon  61.  250.  653. 
Persius  684. 
Pestalozzi  714. 
Peters,  B.  384. 
Petersen  132.  135.  203. 

712. 
Petit,  L.  H.  681. 
Petri  181. 
Petroff  450. 
Petruschewsky  455. 
Pettenkofer,  v.  487.  594. 
Pfeifer  360. 
Pfeiffer  132.  203. 
Pflüger  Iff.  61. 
Pick  611. 
Pigeon  242. 
Pilger  181. 
Pinelli,  0.  61. 
Pinzke,  H.  64. 
Piper  25.  446. 
Piritsch  131.  134.  203. 
Pischl,  K.  39.  256.  317. 
Pistner  708. 
Pistor  690. 
Pizzoli,  U.  61. 
Plähn  442  f. 
Planck,  V.  564. 
Platsch  373. 
Plautus  683  f. 
Plett,  P.  684. 
Plinatus  450. 


Pluder  192. 
Pöhlmann  437. 
Poetsch  61.  718. 
Poht,  L.  68. 
Poincare  243.  t594. 
Polenz  48. 
Pollux  650. 
Polonsky,  L.  318      • 
Porter,  W.  T.  718. 
Posse,  B.  N.  63. 
Post  691. 
Pott  345. 
Pozder,  K.  672. 
Prausnitz,  W.  63.   182. 

619. 
Prentice,  Ch.  720. 
Presl,  Fr.  224  f. 
Presting  707. 
Preyer  311.  478. 
Preyer  (Wien)  306. 
Preysz,  K.  720. 
Priestley  Smith  63  680. 
EVoskaner  555. 
Prosoroff  460. 
Proust  509. 
Pudor  436. 
Pulido  104. 
Pulwer  360. 
Pulwer,  0.  720. 


Quehl  307. 
Qnetelet  522  ff. 
Quiehl  117.  307. 
Quietmeyer  218. 
Quinctilianus  102. 


Radomski,  J.  446.  447. 
Räkosi,  B.  307. 
Ram  sauer  503. 
Ramsler,  Fr.  183. 
Ranck  48. 
Bändel,  E.  61. 
Bänke  362. 
Bapmund  221. 
Bapp  116. 
Bappold,  J.  610. 
Rauchiufs  372. 
Baven,  Fr.  W.  127. 
Barenstein  218. 
Baydt,  H,  60.  507. 


750 


Raymond,  P.   127.  256. 

446. 
Raymond- Nogu4  437. 
Recknagel  18  ff.  91. 
Regnauld  244. 
Regner  400. 

Reich  318. 449. 455. 465. 
Reii^hard  256.  508. 
Reiche  398. 
Reichenau  437. 
Reimann  63. 
Reimann,  P.  48. 
Rein  137.  251.  486  f. 
Reinckens  564.  642. 
Reinhardt  360. 
Reinicke  512. 
Reisch    179.    242.   501. 

563. 
Rembold  132.  146.  712. 
Renk  230.  256. 317.  550. 
Reukaut;  A.  190. 
Reuling,  G.  319. 
Reufg,  V.  48.  141  f.  204. 
Reynolds,  E.  S.  189. 
Reynolds,  J.  R.  557. 
Ribbing,  S.  105. 
Richards  28. 
Richou,  G.  422. 
Richter  653. 
Richter,  0.  510. 
Richter  (Breslau)  117. 
Richter  (Marienburg) 

622. 
Riedl,  F.  672.  676. 
Riehm  510. 
Rietschel  622.  691. 
Rigg  623. 
Rigler,  J.  E.  91. 
Risel  660. 

Ritter  (Osnabrück)  181. 
Ritter  P.  320.  603. 
Ritzmann  141  f.  206.602. 
Roberts,  Ch.  510. 
Robertson,  A.  680. 
Robertson,  W.  446. 
Robin,  J.  422. 
Robinson  30. 
Rodriguez,  B.  48. 
Röber  117. 
Röckl,  G.  242. 
Roger  244. 
Röhr  707. 
Rose,  K.  65.  373. 
Rösing  426. 


Röfsler  564.    . 
Röstel  427. 
RogS,  E.  446. 
Rogge  436. 
Rogron  181. 
Roh§,  G.  H.  447. 
Romano-Catania  7.   16. 
Romstorfer,  E.  A.   189. 
Roosen,  B.  C.  374. 
Rosbund  176. 
Rosenbach,  0.  447. 
Rosenthal,  E.  447. 
Roser  607. 
Rofs,  M.  93. 
Rofs   (Wiesbaden)   181. 

243. 
Rossignol  448. 
Rofsmann  564. 
Roth  208.  320. 
Roth,  K.  S.  226. 
Rothenbücher  501. 
Rothfuchs  372. 
Rotsch  132.  203. 
Rousseau,  J.  J.  609.714. 
Roux  243.  709. 
Rovsing,  Th.  420. 
Royce,  J.  190.  320.  446. 
Rubner  63. 97.  550.  691. 

707. 
Ruckert  132.  135  f.  191. 

203  f.  208.  459. 
Rudkowski  373. 
Rüdinger  168. 
Rühl,  H.  49.  448.  713. 
Ruete  109.  510. 
Ruhe  708. 
Ruhland  62t. 
Ruland  501. 
Ruske  182. 
Rychna,  J.  448. 
Rzesnitzek  182. 


Sacarelli,  G.  182. 
Sachse  244. 
Sack  141  f.  207. 
Sainton.  R.  320. 
Sallwürk,  v.  137  f.  204. 
Salzmann,  L.  64.  191. 
Sanarelli  502. 
Sand,  G.  30.  448. 
Sanden,  v.  642. 
Sargent  510. 


Sarwey,  v.  708. 
Savory,  H.  556. 
Sayre,  R.  H.  446. 
Scaino,  A.  651. 
Schäfer  (Montabaur)  643. 
Schaeffer  117. 
Schäppi,  J.  512. 
Schapmann  132.  204. 
Scharff  132.    204.   208. 

209. 
Scharhelm,  v.  332. 
Schattenberg  181. 
Scheiblhuber,  E.  448. 
Schenokendorff,    v.   49. 

95.    297.    446.    507. 

692.  715. 
Schenk  147  f.  198.  205. 

320.  601. 
Scherer,    H.    120.    122. 

718 
Scherk,  0.  320. 
Scherz  396. 
Scheven,  B.  v.  320. 
Schildbach  474.  540. 
Schiller,  H.  55.  98. 138. 

191.  204.  506. 
Schlag  von  Soharhelm, 

K.  V.  332. 
Sohlegtendal  565. 
SchleuÜBner  48. 
Schlichting  436. 
Schlimbach,  G.  208. 
Schmarje  131.  204. 
Schmelzer  372. 
Schmezer,  K.  (B.?)  117. 

437. 
Sohmld  -  Monnard   612. 

657.  691.  718. 
Schmid  -  Schwarzenberg 

628. 
Schmidt,  A.  672. 
Schmidt,  E  165. 
Schmidt,  F.  A.  49.  64. 

176.  321.    886.    44a 

507.  512.  719. 
Schmidt,  Fr.  436. 
Schmidt,  0.  65. 
Schmidt,  Th.  448.  60a 
Schmidt    (Amorbach) 

564. 
Schmidt  (Bern)  361. 
Schmidt    (Dillenburg) 

378. 
Schmidt(Frankfurt)252. 


751 


Schmidt  -  Himpler    164. 

261.  278  f.  281.  608. 
Schmidtbauer  132.  204. 
Schmidtmann  116.  502. 

707. 
Schmiedinger  132.  204. 
Schmitt  508. 
Schmitt,  E.  191. 
Schmitz,  A.  117. 
Schmitz  (Köln)  707 
Schmitz  (Sigmaringen) 

435. 
Schnabel,  J.  275  ff.  846  f. 

511. 
Schneider,  Chr.  204. 
Schneider,  H.  373. 
Schneider,  M.  118f. 
Schnell,  H.  50.  64.  175 

508.  512. 
Schöfer  307. 
Schoefl,  R.  502. 
Schön  261.  719. 
Schoenberger,  W.  719. 
Scbönbom  448.  511. 
Schoenfeld  117.  308. 
Schönlank,  A.  320. 
Schöppa,  M.  318.  320. 
Scholz  708. 
Scholz  (Bremen)  478  f. 
Schranz,  M.    448.    467. 

511. 
Schreiber,  P.  141  f.  205. 
.    511. 

Schreier  243. 
Schroeder  (Naambnrg) 

501.  642 
Schröer,H.  60.  64.360. 

607.  719. 
Schröter    (Ohlau)    118. 

183. 
Schröter  (Barmen)  175. 
Schroeter,  B.  511. 
Schröter,  W.  64.  511. 
Schubert,  K.  389.  477. 
Schubert,  P.    129.  193. 

195.  202.  204  ff.  307. 

320.  469f.  512.  533. 

690.  713. 
Schubert,  W.  175.  593. 
Schuh,    y.     299.    469  f. 

534  ff. 
Schulenburg  360. 
Schuler-Arlt  643. 
SchuUerus,  J.  511. 


Schulthefs  601  f. 
Schultz,  A.  511. 
Schultz  (Charlottenburg) 

181. 
Schulz,  0.  448. 
Schulz  (Halle)  373. 
Schulz  (Koblenz)  642. 
Schulze  208.    . 
Schulze,  B.  719. 
Schulze  (Leipzig)  594. 
Schuschny,  H.    23.    89. 

Ulf.  206.  505f.  671f. 
Schuster,  J.  M.  208. 
Schuster  (Hannover)  48. 
Schuttleworth  108.  512. 
Schwaighofer  209. 
Schwalbe    (Berlin)    93. 

94.  160.  622. 
Schwalbe  (Posen)  181. 

243. 
Schwartzkopff  242. 
Schweninger  167. 
Schwerdtner  372. 
Schwerin,  Frau  93. 160. 
Scriba  620. 
Seebeck  642. 
Seeliger  436. 
Seg^ellOff.  151.  193  ff. 

199.  206.  378. 
S6guin,  E.  448.  511. 
Seibach,  J.  J.  318. 
Seil  181. 

Sellergren,  G.  28. 
Semon,  F.  557. 
Senckenberg  372. 
Sengelmann  427. 
Senkewitsch  450. 
Sevestre  293.  349. 
Seyfert,  R.  448.  512 
Shelly  556. 
Sickinger  682. 
Siegert,   W.    26.    98  f. 

160.  162.  252. 
Siegfried,  M.  64. 
Siemens  395. 
Sier  232. 
Silez  556. 

Süverskiöld,  P.  318. 
Simon,  J.  418. 
Simon,  W.  447. 
Sinani,  B.  B.  418 
Skalitzky  708. 
Sklifossowski  623. 
Slavik,  V.  182. 


Smirroff  450 
Smith,  A.  571. 
Smith,  E.  512.  556. 
Smith,  Noble  192.  718. 
Smith,    Priestley     63. 

680. 
Smith,  W.  253. 
Smolka  708. 
Snell,  S.  192.  681. 
Snellen  465.  553.  680. 
Snow,  J.  290. 
Söder  192. 
Sömmering,  Th.  168. 
Soltmann  48. 
Sommerfeld  93.  160. 
Sonderegger  619.  709. 
Sonsino,  P.  548. 
Southard  39.  192. 
Sperber  243. 
Sperlich,  K.  87. 
Speriing      132.      135. 

204. 
Spicer,  H.  680. 
Spicker  641. 
Spies  (Grünstadt)  565. 
Spiefs  242. 
Spiels,    A.     324.    385. 

388.  601.  714. 
Spiessen  572. 
Spilling  244 
Spitzer,  S.  502. 
Spitzner,   A.   448.   593. 

595. 
Springer  448. 
Springer  (Neurode)  696. 
Staecker  555. 
Stahlberg  181.  437. 
Stangenberg,  E.  318. 
Stauder  642. 
Staudigl  132.  204. 
Stegbauer  131. 134.  204. 
Stege,  M.  318. 
Stein  437. 
Steinborn,  J.  64. 
Steinhausen  48. 
Stejskal  170.  172  f.  426. 
Stekel,  W.  610. 
Stell  wag  von  Garion  141. 

206. 
Stelz  64. 
Sterne,  C.  311. 
Steuer  (Breslau)  564. 
Steuer  (Löbau)  182. 
Stier  503. 


762 


Stilling,  J.  1.  279.  281. 

347.  563.  608. 
Stimpfl  653. 
Stoltz  501. 
Stoy  390. 
Straubinger  435. 
Stremme,  L.  209. 
Strodzki  501. 
Ströhmberg,  C.  712. 
Strohl  183. 
Struck  708. 
Sturges,  0.  118. 
Stutzer  117. 
Ssudakow,  J.-372. 
Suck  158  f. 
SüiBmann  307. 
Sueton  683. 
Süvern  694. 
Sutherland,  J.  F.  448. 
Sz48z,  E.  672. 
Szenes,  S.  23.  192. 
SzuppÄn,  W.  468. 


Täubler  536. 
Taubenspeck,  £.  192. 
Taylor  409. 
Taylor  Bissel,  M.  192. 
Tendering  501. 
Temi,  G.  565. 
Thannhäuser  503. 
Thele  437. 
Thiede  161. 
Thiel,  0.  576. 
Thierfelder  437. 
Thoma  384. 
Thomas  252. 
Thome  181.  243.  485. 
Thompson,  J.  H.  384. 
Thompson  Chopien,  H. 

29. 
Thorand  131.  134.  204. 
Thormählen  208. 
Thorsen  209. 
Thurein  642. 
Thurm,  M.  191. 
Tichomirow  449.  465. 
Tiedemann  372. 
Timm  436. 
Tissot  344. 
Tittinger,  H.  502. 
Todsen  437. 
Toldt  141.  205. 


Tolödano  384. 
ToUet,  C.  422. 
Tomka,  S.  884. 
Tonrangin  508. 
Trapp,  E.  64. 
Trefort  466. 
Tribukait  176. 
Triepel,  H.  384. 
Trier,  H,  255. 
Troeltsch  603. 
Trosdal  712. 
Trosien  243. 
Trouskoliavski  549. 
Trzoska  189. 
Tschakert  565.  707. 
Tscherning  10.  17. 
Tsohoschin,  G.  A.   117. 
Tschurtschenthaler  von 

Helmheim,  A.  372. 
Tubby,  A.  H.  384. 
Tuczek  252. 
Tuke,  J.  B.  384. 
Tyszka  243. 


Ufer,  Chr.  64.    191. 

446. 
Uffelmann  652. 
Uhlmaun  384. 
Ulrich  469. 
üna  Sarthou,  J.  320. 
ünghväri  75. 
Unruh  708. 
Unterholzner  174. 
Urlaub  564. 


Vajda  209. 
Valude^  £.  320. 
Vanderstraeten  318.   . 
Vanse  564. 
Veckenstedt  311  f. 
Veith,  G.   183. 
Veiten  564. 
Vestea,  A.  di  708. 
Vieth  218.  714. 
Vincent  361. 
Virchowr,  R.  372.  559. 
Völcker,  F.  64. 
Völcker,  J.  A.  128.  254. 
Vogl  208. 
Vogt  503. 
:  Vogt  (Kaas'  1)  242. 


Voigt  98. 
Voisin,  J.  320. 
Voit,  C.  V.  143.  205. 
Volkmann  619. 
Volkmann,  L.  373.  436  f. 
Völlers,  G.  120. 


Wadstein,  E.  A.  707. 
Waetzoldt,  St.  26. 
Wagner  508. 
Wagner,  L.  208. 
Wagner  (Berlin)  360. 
Wagner  (Ems)  643. 
Walterhöfer  132.  204. 
Wang  209. 
Warner,  F.  306. 
Waschke  436 
Wasserfuhr,  H.  643. 707. 
Wassermann  161. 
Wassmaansdorff  573. 

714. 
Weber,  E.  H.  644. 
Weber,  G.  H.  176.  314. 
Weber,    L.    37.   379  f. 

454. 
Weber,  M.  427. 
Weber  (Nürnberg)  469. 

537. 
Wedig  565. 
Wegner  175. 
Wehmer,  R.  320.  622. 
Wehrhahn  181. 
Wehrii  624. 
Wehrmann,  E.  320. 
Weichselbaum  175. 
Weidenbuach  176. 
Weigert  5i56. 
Weigle  708. 
Weifs  17. 
Weifsweiler  372. 
Weitzel,  E.  185.  187. 
Weltrub,  A.  W.  7.502. 
Wendland  181. 
Wenzel  585  f. 
Wenzel  (Hagen)  243. 
Werner,  E.  502. 
Werner  (Polsnitz)  643. 
Wernich,  A.  320. 
Wernicke,  E.  117.  437. 

691. 
Wernicke  (Görlitz)  710. 
Westeruiayer  181. 
Westphalen,  H.  182. 


753 


W«tt8teUi,  H..246. 

Wever  243. 

Weyl,  Th.  89.  174.  307. 

406.  474.  710. 
Weyrauch,  t.  44. 562. 
Wickenhagen,  H.  662. 
Widerhofer,  H.  v.  173. 

242. 
Wieacker  564.. 
Wieoke  243. 
Wiedemann  373. 
Wiener,  £.  319. 
Wiesmann  132. 204.209. 
Wilhelm,  F.  714. 
Wilhelm  I.  213. 
Wilhelm  n.  236.  366. 
Windel  642. 
Windeln  708. 
Wingerath  503. 
Winkler  183. 
Winter  427.      • 
Wirenius,  A.  t.  244. 
Wirsei  642.. 


Wittenbrinck  117. 
Wittich  181.  248. 
Witting  507. 
Wittstein  710. 
Wlassics,  J.  671. 
Wöbeken,  K.  187. 
Woikowskv  -  Biedau,  y. 

49.  715f. 
Wolf  552. 

Wolfenden,  B.  A.  255. 
Wolflf  159.  616. 
Wolfif  (Merseburg)  564. 
Wollinger  182. 
Wund-Lamansky  195. 
Wunderlich    132.    135. 

204.  208.  536. 
Wurm,  Frau  160. 
Wyfs  601. 
Wyfs,  H.  V.  602. 


Young  141. 


Zachariä  402. 

Zahn  360. 
Zehender  265. 
Zehnder  602. 
Zemecke  503. 
Zettler  50. 
Zeynek,  G.  v.  116. 
Ziegler,  Th.  127. 
Zieffler  (Freiburg)  117. 
Ziehen  486. 
Zieken  707. 
Ziesch^  132.   135.  204. 

208. 
Zimmermann,  Ph.   132. 

204   210. 
Zimmermann,  B.  647. 
ZöUer,  M.  182.  307. 
Zschokke,  E.  600ff. 
Zsilinszkv  637. 
Zuntz  162.  252. 
Zutt  440. 


8«lmlgMiindhelUpflef  •  VIII. 


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