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GOETHE
UEBER SEINE DICHTUNGEN.
VERSUCH EINER SAMMLUNG ALLER
AEUSSERUNGEN DES DICHTERS
UEBER SEINE POETISCHEN
WERKE
VON
DR. HANS GERHARD GRAF.
ZWEITER THEIL:
DIE DRAMATISCHEN DICHTUNGEN.
ERSTER BAND.
(DES GANZEN WERKES DRITTEB BAND.)
FRANKFURT ^/M.
Literarische Anstalt
ROTTEN tt LOENINO
1903.
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PT
^ I 66
.AS Gel
1901
o ■ •; ■»
Der Nachdruck elnzeluor Abschnitte dieses Werkes
ist ausdrücklich untersagt.
Dnick von Reinliold Malilau,
Fa. Mahlau & Waldsclimiat, Frankfurt a. M.
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Meinem Freunde
Paul von Zezschwitz
GEWIDMET.
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.JDenkeii die Himmlischen
Einem der Erdgebornen
Viele Verwirrungen zu,
Und bereiten sie ihm
Von der Frende zu Schmerzen
Und von Schmerzen zur Freude
Tief-erschütternden Uebergang,
Dann erziehen sie ihm
In der Nähe der Stadt,
Oder am fernen Gestade,
Dass in Stunden der Noth
Auch die Hülfe bereit sei,
Einen ruhigen Freund."
(Jphigenie auf Taurls* 4, l.>
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Inhalts-Verzeichniss.
Seite.
L Vorwort VII-XII
II. Veraeichniss der Quellen und Httlfsmittel . XIII— XXI
III. Erklärung einiger Zeichen und Abkürzungen . XXII
ly. Goethes Aeusserungen über:
1. Amine, Nr. 1— 2 b 1 — 3
2. Aufgeregten (Die), Nr. 3—70 . . . . 4 — 49
[Befreiung des Prometheus s. Prometheus.]
3. Belsasar, Nr. 71—76 60 — M
[Brutus s. Caesar.]
4. Bürgergeneral (Der), Nr. 76 a— 109 . 55 — 70
5. Caesar. Nr. 110-124 ...... 71-83
6. Gantate zum Reformations-Jubiläum 1817,
Nr. 125-134 84-96
7. Claudine von Villa Bella, Nr. 135— 260 a . 97 — 157
8. Clavigo, Nr. 261-340 158 — 188
9. Concerto dramatico. Nr. 341— 343 d . 189 — 192
10. Danalden (Die), Nr. 344-348 . . . .193-195
11. Egmont, Nr. 348ar-^25 196 — 279
12. Elpenor, Nr. 526-573 . . . .280-295
[Epiloge s. unter: Theaterreden.]
13. Bplmenldes Erwachen (Des), Nr. 0T4— 740 . 296 — 406
14. Erwin und Elmlre, Nr. 741— 797 c . 409 — 423
15. Falke (Der), Nr. 798-802 .... 424. 425
16. Fastnachtspiel vom Pater Brey, Nr. 802 ar—
849 426-443
(Die Tabellen und Register befinden sich
am Schluss des Zweiten Thelles.)
^^^^
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D..
/le Gi-uiulsUtze, nach denen die Epischen Dichtungen, als
Erster Theil des Werkes, bearbeitet wurden, haben sich in
allem Wesentlichen bewährt; indem ich auf ihre Darlegung
im Vorwort zu Band 1 verweise, möchte ich hier nur ein paar
Einzelnheiteu hervorheben, durch die der Zweite Theil sich in
der Behandlung vom ersten unterscheidet.
1. Der an sieh selbstverständliche Grundsatz: Jede Aeus-
seining unter diejenige Dichtung zu stellen, auf welche sie
sich bezieht, ist im Ersten Theil, meiner üeberzeugung nach,
zu streng durchgeführt insofern^ als Stellen, an denen Goethe
einzelne Gruppen oder ganze Reihen von
Dichtung (.'U, überblicliend, bespricht, auch solche, wo dless
In schönem Zusammenhange und mit künstlerischer Absicht
geschieht, jenem starren Princip zu Liebe (mit wenigen Auß-
nahmen) in ihre einzelnen Bestandtheile aufgelöst worden sind.
Zwar geben Verweisungen nacb vorwärt» und rückwärts In
solchen Fällen den Zusammenhang in die Hand, doch Ist die
ruhige Betrachtung durch die Mühe des Nachschlagend beein-
trächtigt.
Dieser Uel)elstand ist jetzt beseitigt dadurch, dase so-
woIj] die hier in Betracht kommenden Stellen aus «Dichtung
und Wahrheit*, aus den ,Tag- und Jahres-Heften' und anderen
Schriften, als auch die nackten chronologischen Uebersichten,
die Entwürfe zur Eintheilung der Gesammtausgaben u. s. w.,
von ganz vereinzelten Fällen abgesehen, stets unter diejenige
Dichtung eingeordnet sind, die nach dem Alphabet die erste
Stelle einnimmt, mit Verweisungen auf sie bei allen übrigen
Dichtungen unter dem betreffenden Datum. So ist überall der
Zusammenhang gewahrt, der Ueberblick nirgends gestört.
2. Anfänglich erschien es rathsam, von den A e u s s e -
rungen Goethes über die Drucklegung der
fünf Sammlungen seiner Schriften und Werke
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VHI VORWORT.
und von dem daran sich Anschliessenden dasjenige» was sich
nicht auf einen einzelnen Band, sondern auf die Ausgaben als
Ganzes und auf einzelne Gruppen und Lieferungen von Bän-
den bezieht, In einem Anhang zu vereinigen, als eine kleine Ge-
schichte der Oe8ammtausgat>en in Goethes Aeusserungen. Im
Verlauf der Arbeit stellte sich Jedoch mehr und mehr das Un-
thunliche dieser Absicht heraus. Besonders im Hinblick da-
rauf: 6aL8Sj weil eine Aeusserung über eine Gruppe von Bänden
sich Ja doch stets mit auf Jede einzelne in diesen Bänden ent-
haltene Dichtung bezieht, die Geschichte dieser Dichtung un-
vollständig bleibt, wenn unter ihr Jene allgemeine Aeusserung
nicht mit eingereiht wird. Der frühere Plan wurde daher auf-
gegeben, die auf die Gesammtausgaben als Ganzes bezüg-
lichen, ausserordentlich zahlreichen AeusBerungen ganz bei
Seite gelegt, und die Aeusserungen ül)er einzelne Gruppen und
Lieferungen von Bänden stets unter diejenige Dichtung einge«
ordnet, die nach dem Alphabet die erste Stelle einnimmt, mit
Verweisungen auf sie bei allen übrigen Dichtungen unter dem
betreffenden Datum.*
3. Die von vornherein nicht zu ahnende, geschweige zu
überblickende Fülle des Stoffes und der ganz unerwartet grosse
Umfang, den das Werk durch sie gewinnen musste, macht für
alle erläuternden Beigaben knappste Be-
schränkung zur Pflicht. Leider musste dieser Noth wen-
digkeit manches zum Opfer fallen, was von vielen Seiten als
besonders willkommen begrüsst worden ist: so zum grossen
Theil die Briefe und Antworten von Goethes Correspondenten,
femer Besprechungen und Aehnliches, worauf Croethe sich
in seinen Aeusserungen bezieht, Uebersichten und Anderes
mehr; statt dessen findet man jetzt meist nur bibliographische
Hinweise oder kurze Andeutungen des Inhalts.
Die gleiche Nothwendigkeit hatte zur Folge: 1. dass über
Personen, auch über wenig bekannte, meist nicht an Ort
und Stelle Auskunft gegeben, sondern für sie ein für allemal
auf das PersoneurRegister verwiesen wird; 2. dass die in den
Dramatischen Dichtimgen enthaltenen L y r i k a nicht, wie bei
den Epischen Dichtungen geschehen, mitbehandelt, sondern
nur in so weit berücksichtigt sind, als Goethe ihrer mit Be-
zug auf die betreffende dramatische Dichtung gedenkt: alle
^) Dieses Verfahren ist schon bei Band 8 des Ersten Theils versuchs-
weise eingeftihrt worden; das in Band i des Ersten TheUs Fehlende wird
nachgetragen werden in einer sämmtliche Nachträge und Berichtigungen
enthaltenden Abtheilong am Schluss des ganzen Werkes.
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VORWORT. IX
andern Aeusserungen über sie bleiben dem DHtten Tüeile vor-
behalten; 3. dass bei den Ueber sichten der Drucke,
soweit diese mit anderen Dichtungren in einem Bande vereinigt
erscheinen, dii^e Dichtungen nicht mehr angegeben sind» son-
dern für sie ein für allemal auf Tabelle 3 lam Schluss von
Thell 2) verwiesen wird, die eine Uebersicht der Vertheilung
der Dramatischen Dichtungen In den .Schriften', ,Neuen Schrif-
ten* und »Werken* enthält.
Zu den im Vorwort des Ersten Theils S. VIII dargelegten
Grundsätzen über die chi*ouologische Anordnung, an denen
auch fernerhin streng festgehalten wird,' kommt noch eine
kleine Ergänzung (sie gilt schon für Thell I): die bei den
Tagebuch-Vermerken von mir eingeführten Unterscheidungen
von: Früh, Morgens, Vormittags, Vor Mittag können auf den '
ersten Blick pedantisch erscheinen. Man wolle Jedoch beden-
ken, dass Goethe ein Frühaufsteher war, dase für Ihn der Tag,
das helsst: die Arbelt Sommei*s um vier Uhr, Winters um fünf
Uhr begann (er dlctirte oft schon vom Bett aus), und dass er
um zwei Uhr zu speisen pflegte; die stehende Bezeichnung
„Morgens" oder „Vormittags'* wäre somit zwar bequem, aber
ziemlich unbestimmt gewesen. So sind, In dem Streben nach
möglichst genauer Zeltangabe, annäherungsweise die Unter-
scheidungen versucht worden:
Früh = 4r-8 (5-8) Uhr. i Mittags = 2-3 Uhr.
Morgens = S— 10 Uhr. j Nachmittags = 3—6 (3-6) Uhr.
Vormittags = 10-12 Uhr. | Abends = 5-8 (6-8) Uhr.
Vor Mittag = 12-2 Uhr. 1 Nachts = 8—11 Uhr.
Noch eine Einzelbemerkung sei hier angeschlossen. In
erhöhtem Masse stellte sich bei den Vorarbeiten für Thell II
die Noth wendigkeit heraus: den Text der .Gespräche* durchweg
einer sorgfältigen Vergleichung mit den Orlglnaldrucken zu
unterziehen und ihn mit diesen in genauere Ueberelnstlmmung
zu bringen. Diese Bemerkung soll keineswegs einen Tadel ent-
halten gegen das unschätzbare Werk, mit dem Woldemar Frel-
') Dem Wunsche nach noch mehr Verweisungen von denjenigen
Stellen, auf die gewisse späte Aeusserungen sich beziehen, nach den Stellen
hin, wo diese Aeusserungen chronologisch eingeordnet werden mnsaten, ist
80 weit thnnlich nachgekommen; doch findet die Möglichkeit solcher Ver-
weisungen eine gewisse Gränze an druck-technischen Schwierigkeiten. Uebrigens
wird man an der Hand des Begisters (das gerade mit Rücksicht auf solche
unvermeidliche Lücken in den Verweisungen bis in's Einzelnste gegliedert
worden i5t) alles Zusammengehörige leicht finden können.
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VORWORT.
heiT vou Biederniaun uns beschenkt hat;^ es wird hier uur
nochmals (vgl. Epos 1, XV'I unter »Gespräche*) ausdrücklich
hervorgehoben, um die nicht seltenen Abweichungen unsres
Textes von dem der ,Oespräche' zu begründen. Diese durch-
gehende Nachpi-üfung bezieht sich nicht nur auf die seltenen,
durch W. V. Biedermann zum Theil überhaupt zum ersten Male
wieder an*8 Licht gezogenen Quellen-Drucke, sondern erstreckt
sich gleichermassen auf die Uauptquellen. Für Eckermanns
»Gespräche mit Goethe* erschien es, nach eingehender Prü-
fung, Pflicht: durchweg auf den Text der ersten Original-Aus-
gabe zurückzugehen.
Von Theil II wurden folgende Dichtimgen, obgleich sie
dramatische Foi*m haben, ausgeschlossen.
1. Anekdote zu den Freuden des jungen \Vei*theis,
sie ist bereits im Zusammenhang mit ,Werther* behandelt wor-
den (s. das Register Epos 2, 1143 Sp. 2 unter 2).
2. Erste Erzeugnisse der Stottemheimer Saline,
3. Erste Walpurgisnacht,
4. Idylle,
5. Rinaldo,
(J. Zelters siebzigster Geburtstag.
Diese Dichtungen werden, da Goethe sie unter die Lyilka
eingeordnet hat, in Theil III behandelt, und zwar 2 imd 6
unter den Gedichten an Personen, 3 unter den Balladen, 4 und
5 in der Grui)pe ,Cantaten*.
Die Bearlieitung des Zweiten Theils bot mancherlei be-
sondere Schwierigkeiten, welche durch die ausserordentlich
grosse Zahl der dramatischen Dichtungen (nahe an 100, gegen
23 epische) noch erhöht wurden.
Für den umfangreichsten und schwierigsten Abschnitt
freilich, für ,Faust*, war ich, und das möchte ich dankbar be-
tonen, in einer verhältnissmässig glücklichen Lage. „Vorgän-
1) Ein Ttieil der Abweictiunfren wenigsteni mag auf Grundsätzen be-
ruhen, die V. Biederniaon bei der Redaotion der ,,0e8prftche** glanbte befolg«n
EU mttssen; mauclie Uiiffenauigkeiten, Auslasanngen u. a. m. sind offenbar
durch Jene ^Beschleunigung der Herausgabe** verschuldet, deren der ehr-
würdige Greis selbst in seinem «Vorgreifenden Nachwort' sn Band 7 (8. VII.)
mit Bedauern gedacht hat Möchte der Verlag der ,6esprftohe' recht bald
von diesem einzigartigen, monumentalen und, nächst dem, was Goethe selbst
geschrieben hat, wichtigsten Werke der Goethe* Litteratur eine n«^ne Auflage
veranstalten, die uns den Text in durchaus fcereinigter Gestalt darbietet und
alles das am gehörigen Ort eingereiht enthJUt, was seither theils noch von
W. V. Biodennann selbst, theils von Anderen nachgetragen worden ist, sowie
mögliehst vollständig das, was sonst noch nachzutragen wäre.
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VORWORT. XI
ger gehabt zu haben ist imuier yortheUhaft'% sagt Goethe,'
„Wir sehen nufwerksamer, i^enn von uns gefordert wird zu
sehen, was Jene gesehen halben, und es ist immer schon genug,
wenn einer sieht, was der andere sah, ob er es gleich yielleicht
anders sieht. Was da« Denken und Meinen betrifft, so ist über
solche Gegenstände ohnehin keine Uebereinsthnmung zu er-
warten**. Die Wahrheit dieses, auf Geologisch-Mineralogisches
bezüglichen, Wortes durfte ich erproben an Jenem „Berge**,
als welchen Goethe den ,Faustus* gelegentlich bezeichnet im
Vergleich zu dem .Hügel** ,Ta880* (17HS Fobi-uar 16, s. 124, 10).
Den trefflichen Arl)eiten, die früherhin diesem höchsten Schatze
deutscher Dichtung von zahlreichen ausgezeichneten For-
schem gewidmet worden sind, haben sich In Jüngster Zeit
zwei Werke geseilt, denen das vorliegende In hohem Gi-ade
verpflichtet ist: Otto Pniowers Buch ,Goethcs Faust Zeugnisse
und Excurse zu seiner Entstehungsgeschichte* (18Ö9), und das
grosse (hoffentlich nur vorei*st zweibändige) Werk Jacob Mi-
nors ,6oeth(n} Faust Entstehungsgeschichte und Erklärung*
(1901). An der Hand der „Zeugnisse** des erstgenannten Wer-
kes (über dessen Verwandtschaft mit dem vorliegenden und
seine Verschiedenheit von ihm auf das im Vorwort aum Ersten
Theil S. VII Gesagte zu verweisen ist) konnten meine Samm-
lungen auf ihi'e Vollständigkeit hin geprüft, konnten aus ihm
ergänzt oder berichtigt werden, seine „Excurse** ergaben man-
chen Gewinn im Einzelnen, wovon die den ,Faust* enthaltenden
Bogen Zeugnis» ablegen. Zu leichterer Ueberslcht für die Be-
nutzer beider Werke ist am Schluss Jeder Nummer nacli der
Quellenangabe auch die entsprechende Nummer oder Seite von
Pniowers Werk angeführt; fehlt dieser Hinweis, so hat Pnio-
wer die betreffende Stelle nicht aufgenommen.
In Folge der ausserordentlichen Fülle des Stoffes mussten
die für den Zweiten Theil vorgesehenen beiden Bände in Je
zwei Abtheilungen zerlegt werden. Da Jedoch aus der Beziffe-
rung der Band-Unterabtheilungen für das Citiren Unbequem-
lichkeiten erwachsen, und weil es sich als nicht praktisch er-
wiesen hat, die Seitenzahlen durch zwei starke Bände durch-
laufen zu lassen, so werden die vier Abtheilungen nicht mit
1 (1), 1 (2), 2 (1), 2 (2) bezeichnet, sondein als Band 1-4; die
Nummern laufen durch, während die Seitenzählung mit Jedem
Bande neu beginnt.
Wie bei den früheren Bänden, so durfte ich micli auch
>> In dem Aufsatz »Der Ksinmerberg l)«i Eger* (Nat. W. 9, 77. t-10).
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XII VORWORT.
weiterhin werthvolier Unterstützung von vielen Seiten er-
freuen, so vor allem durch die drei Haupt-Institute für die
Gk)ethe-For9chung: das Goethe-National-Museum, das Goethe-
und Schiller-Archiv und die Grossherzogliche Bibliothek zu
Weimar; es ist mir ein lebhaftes Bedürfniss, dafür auch an
dieser Stelle den Herreu Geiieimen Hofräthen Paul von Bo-
j a n o w B k 1 , Carl R u 1 a n d und Bernhard S u p h a n meinen
ergebenen Dank auszusprechen. Der Director des Grossher-
zoglichen Staats-Archivs in Weimar, Herr Geheimer Hofrath
Dr. Burkhardt verpflichtete mich zu besonderem Danke
dadurch, dass er mir gestattete, die Nachträge im Handexem-
plar seines Werkes ,Das Repertoire des Weimarischen Theaters
unter Goethes Leitung', sowie die, zu einem mehrbändigen
Corpus vereinigte, Sammlung seiner auf Goetlie und Goethes
Zeit bezüglichen Veröffentlichungen zu benutzen. Mannlch-
farlie schätzeuswerthe Mittheilungen verdanke ich den Herren
Professoren und Doctoren Max Ohristlleb (Frelstett In
Baden), Hermann C o 1 1 1 1 z (Bryn Mawr bei Philadelphia),
Max F r i e d l a e n d.e r (Berlin), A. G e r b e r (Richmcmd, In-
diana), Otto Heuer (Frankfurt am Main), Albert Leltz-
m a n n (Jena), Carl Schüddekopf (Weimar), Julius
Wähle (Weimar). Johannes W a 1 1 h e r (Jena).
Und so sei auch dieser zweite Theil der nachsichtigen Be-
urtheilung der Gelehrten, wie dem Wohlwollen und der Neig-
ung aller Goethe- Verehrer freundlich empfohlen.
Weimar, am 22. März 1903.
Dr. Hans Gerhard Graf.
-^^s^^
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Verzeichniss
DEB
WICHTIGSTEN QUELLEN UND HÜLFSMITTEL.
Alt = For8ch«ng6n zur neaeren Litteraturgeschichte. Hsg. von Dr. Frans
Mimcker, . . V. Stadien xur Entstehungsgeschichte von Goethes Diebtang
and Wahrheit. Von Dr. Carl AU. . . Mttnchen 1898. Carl Haashalter,
Verlagsbachhandlong.
ArohlT f. Ij. = Archiv für Litteratnrgeschichte . . Band 1 flg. Leipzig
1870 flg.
Berichte dFDH. = Berichte des Freien Deatschen Hochstiftes za Frank-
furt a. Main. Hsg. vom Akademischen Gesamt- Aosschass. Neae Folge.
Band 1 flg. Jahrgar g 1885 flg. Frankfurt am Main. Drack von
Gebrüder Knaner.
Bemasrs = . . Michael Bernays über Kritik and Geschichte des Goetheschen
Textes. Berlin, Ferd. Dümmler's Verlagsbuchbandlang . . 1886.
Biedermann OF. = Goethe-Forschungen von Woldemar Freiherr von
Biedermann.
[L] Frankfurt a/M. Literarische Anstalt Rütten 4 Loening 1879.
[IL] Keae Folge. . . Leipzig, F. W. t. Biedermann. 1666,
[III.J Auderweite Folge. . . Leipzig F. W. v. Biedermann 1899.
Biedermann: 6. -Dresden = Goethe and Dresden. Von Woldemar Frei-
herrn von Biedermann. Berlin, Gastav Hempel 1875.
Biedermann : G.-Leipzig = Goethe and Leipzig. . . . Von Woldemar Frei-
herm von Biedermann. Theil 1. 2 . . Leipzig: F. A. Brock bans. 1865.
Bielsoho-wsky == Goethe Sein Leben and seine Werke von Dr. Albert
Bielschowsky In zwei BAnden Band 1 . . Dritte durchgesehene Auflage
München 1903 C. H. Beck'sche Verlagibuchhandlung Oskar Beck.
Böttiffer = Literarische ZustAnde and Zeitgrenotsen. In Bchildemngen aus
Karl Aug. Bdttiger's handschrifüichem Nachlasse. Hsg. von K. W.
Böttiger, . . Bündchen 1. 9. Leipzig: F. A. Brockhaas. 1888.
Boiflseröe = Salpiz Boisseröe. Band 1. 9. Stuttgart. Cotta'scher Verlag
1869. - Band 9 enthAlt den Briefwechsel mit Goethe.
Bonoke = Wort und Bedeatong in Goethes Sprache Von Ewald A. Boucke . .
Berlin Verlag von Emil Felber 1901 (Auch unter dem Titel : Litterar-
historische Forschungen hsg. von Dr. Josef Schick . . und Dr. M. Frh.
V. Waldberg . . XX. Heft . .).
Br. = Goethes Briefe Band 1-26 . . Weimar Hermann Böhlau 1887—1993.
(Au?h unter dem Titel: Goethes Werke Hsg. im Auftrage der Gross-
herzogin Sophie von Sachsen IV. Abtheilung Band 1—96 . . .)
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XIV VERZEICHXISS DER QUELLEN.
Braun = Goethe im Urtbeile seiner Zeit^nossen. Zeitongskrittken, Berichte,
Notizen, Goethe und seine Werke betreffend, aus den Jahren [I.] 177S -
I7«ß ([H.l 1787-1801. [III.] 1802-1812), gesamnielt und hsg. von Julius
W. Braun. Eine Erganzunf; zu allen Ausgaben von Goethes Werken.
Berlin. Verlag von Friedrich Luckhardc 1888-1885. (Auch unter dem
Titel: Schiller und Goethe im ürtheile ihrer Zeitgenossen. . . . Zweite
Abtheilung: Goethe. Baud 1-3 . .)
Briefe BS. = Göthe's Briefe, worunter viele bisher ungedmckte. Mit ge-
schiohtlichen Einleitungen und Erläuterungen. . . . Band 1-3. Berlin.
Allgemeine Deutsche Verlags- Anstalt. J. [I86ö • 65.] — Band 8 in
zwei Abtheiluugren.
Briefe D. = Goethe's Briefe in den Jahren 1768 bis 1882 Hsg. von Dr.
Heinrich Döring. . . Leipzig, Julius Wunder's Verlagsmagazin. 18S7.
Briefe St. — Goethe-Briefe Mit Einleitungen und BrISuternngeu Hsg. von
Philipp Stein Band 1-S . . Berlin 1902 Verlag von Otto Eisner.
Briefe vdH. = Goethes Briefe Ausgewählt und in chronologischer Folge
mit Anmerkungen hsg. von Eduard von der Hellen Band 1. 2. Stutt-
gart J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger G. m. b. H. O. J. 11901 f.]
Briefe an Friedrich ▼. Stein = Briefe von Goethe und dessen Mutter
an Friedrich Freiherrn von Stein. . . Hsg. von Dr. J. J. H. Ebers und
Dr. August Rahlert. Leipzig, Weidmännische Buchhandlung. 1846.
Briefe an LieipslKer Freunde = Goethe's Briefe au Leipziger Freunde.
Hsg. von Otto Jahn. Zweite vermehrte Auflage. . . I^ipzig, Druck und
Verlag von Breitkopf und Hftrtel. 1867.
Briefe und Auftötse Briefe und Auftätze von Goethe auR den Jahren
1766 bis 1786. Zum erstenmal hsg. durch A. Scholl. Zweite Ausgabe.
Weimar, Landes-Industrie-Comptoir. 1857
Briefe von und an Ooethe = Briefe von und an Goethe. Desgleichen
Aphorismen und Brocardioa. Hsg. von Dr. Friedrich Wilhelm Riemer, . .
Leipzig, Weidmann'sche Buchhandlung 1846.
Bnrkhardt I = Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes
Leitung 1791-1817. Bearbeitet und hsg. von Dr. C. A. H. Burkhardt .
Hamburg und Leipzig Verlag von Leopold Voss 1891. (Auch unter
dem Titel: Theatergeschicbtliche Forschungen. Hsg. von Berthold
Litzmann . . L)
Bnrkhardt n = Beilage zum XIV. Bande der, Chronik des Wiener Goethe-
Vereins', Nr. 7-8. C. A. H. Burkhardt : Zur Kenntnis! der Goethe-
Handschriften. iL Chronologisches Verzeicbniss der Dictat-Arbeiten
und Reinschriften. Wien, 1899. Druck der k. k. Graphischen Lehr-
und Versuchsanstalt . .
Oaroline = Caroline. Briefe an ihre Geschwister, ihre Tochter Auguste,
die Familie Gotter, . . nebst Briefen von A. W. und Fr. Schlegel u. a.
Hsg. von G. Waitz. Band 1. S. . . . Leipzig Verlag von S. Hirzel. 1871.
Charlotte Schiller = Charlotte von Schiller und ihre Freunde. Band
1-S. . . . Stuttgart. J. G. Cotta'scher Verlag. 1860—1885.
Ohari. Sohiller-Knebel = Briefe von SchiUer's Gattin an einen vertrauten
Freund. Hsg. «ron Heinrich Dttntzer. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1856.
Chronik dWOV. = Chronik des Wiener Goethe-Vereins. Band i flg.
Wien 1886 flg. Verlag des Wiener Goethe- Vereins. 4*.
Oollin Goethes Faust in seiner ältesten Gestalt. Untersuchungen von J.
Collin. Frankfurt a. M. Literarische Anstalt Rütten & Loening 1896.
Oreisenaoh = Die Btthuengeschichte des Goethe*schen Faust Von Wilhelm
Creizenaeh. Frankfurt a'M. Literarische Anstalt Rtttten k Loening. 188L
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VBRZEICHMSS DER QUELLEN. XV
DftntBer: Abhandlungren = Abhandlungen zu Goethes Leben und Werken
von Heinrich DUntzer. Band 1. 2. Leipzig^, Ed. WarHgrs Verlag (Ernst
Hoppe) 1885.
Düntser: Charlotte v. Stein = Charlotte von Stein, Ooethe's Freundin.
Ein Lebensbild . . von Heinrich Dfintzer. Band 1. 2. Stuttgart. Verlag
der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1874.
Düntser: Erläuterungen = Erläuterungen zu den Deutschen Klassikern.
Erste AbtheQung: Erläuterungen zu Goethes Werken. 6 (Götz v. B.,
6. Aufl. 1900). 7 (Egmont, 6. Aufl. 1898). 8 (Clavigo u. Stella, 2. Aufl.
1878). 10 (Tasso, 5. Aufl. 1898). U (Iphigenie. 7. Aufl. 1899). 11 [!] (Natür-
liche Tochter, 2. Aufl. 1874). 12 (Faust I, 6 Aufl. 1899). 18/14 (Faust II,
5. Aufl. 1900). 17 (Prometheus u. Pandora, 1874). 19—21. 21 [!j. 22/28.
24. 24/26 [!]. 26-80 (Lyrische Gedichte, 3. Aufl., 1896-1898). 84-36 (Dich-
tung u. Wahrheit, 1881). Leipzig, Ed. Wartig's Verlag Ernst Hoppe.
Düx&taer: Frauenbilder = Frauenbilder ans Goethe's Jugendzeit . . Von
H. DOntzer. . . Stuttgart u. Tübingen. J. G. Cotta'scher Verlag. 1852.
DAntser: Freundesbilder = Freundesbilder aus Goethe's Leben. Studien
zum Leben des Dichters. Von H. Dfintzer. . . . Leipzig, Dyk'sche
Buchhandlung. 1853.
Düntser: Freundeskreis = Aus Goethe's Freundeskreise. Darstellungen
auB dem Leben des Dichters. Von Heinrich Dfintzer. Braunschweig,
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 18G8.
Düntser: Goethes Leben = Goethes Leben von Heinrich Dilntzer. . .
Zweite durchgesehene, . . Auflage. Leipzig. Fues's Verlag (R. Belsland)
1883.
Düntaer: Goethe und Karl August = Goethe und Karl August. Studien
zu Goethes Leben von Heinrich Dfintzer. Zweite nenbearbeitete und
vollendete Auflage. Drei Theile in einem Bande. Leipzig Verlag der
Dyk'schen Buchhandlung. 1888.
Düntser: Maskenzfige = Goethes Maskenzüge. In ihrem Zusammen-
hange dargestellt und erläutert von Heinrich Düntzer. Leipzig, Ed.
Wartigs Verlag (Ernst Hoppe). 188<{.
Düntser: Neue Studien ^ Neue Goethestudien. Von Heinrich Düntzer.
Nttrnberg. Bauer und Raspe. (Julius Merz.) 1861.
Düntser: Schiller und Goethe = Schiller und Goethe Uebersichten und
Erläuterungen zum Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Von
Heinrich Düntzer. Stuttgart. J. G. Cotta'scher Verlag. 1859.
Düntser: Zur Goetheforschung = Zur Goetheforschung. Neue Beiträge
von Heinrich Düntzer. Deutsche Verlags - Anstalt. Stuttgart, Leipzig,
Berlin, Wien. 1891.
Düntser: Studien = Zu Goethe's Jubelfeier. Studien zu Goethe's Werken
Von Heinrich Dfintzer. . . . Elberfeld und Iserlohn. Julius HSdeker. 1849.
Bokermann = Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens.
Von Johann Peter Eckermann. Sechste Auflage. Mit einleitender Ab-
handlung und Anmerkungen von Heinrich Düntzer. . . . Theil 1—3.
Leipzig: F. A. Brockhaus. 1885. — In Theil 3 hat Eckermann Goethes
Gespräche mit Sorot eingefügt
Bokermann Q. = Dasselbe Werk, hsg. von Ludwig Geiger. Drei Teile
in einem Bande, . . Leipzig. Max Hesse'» Vertag. O. J. [1902.]
BpoB -- Theil 1 des gegenwärtigen Werkes.
Faust la = Goethes Faust in ursprünglicher Gestalt nach der Göchhausen-
sehen Abschrift hsg. von Erich Schmidt. Fünfter Abdruck. Weimar
Hermann Bdhlaus Nachfolger 1901.
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XVI VBRZEICHNISS DER QUELLEN.
Taust Ib = Dentßche Litteraturdenkmale des 18. Jahrbanderts in Neadracken
hs^. von Bernhard Beaffert 5 FaoBt ein Fra^^ment von Goethe Heil-
bronn Verlag von Gebr. Henninger 1882.
Fau8t-D = GAethe's Fanst. Erster and zweiter Theil. Zum erstenmal voll-
stftndig erläutert von Heinrich Düntzer. . . . Zweite, vermehrte und
verbesserte Auflage. Leipzig, Dyk'sche Buchhandlung. 1857.
Faust-Ij = Faust Eine Tragödie von Goethe. Mit Einleitung und erklären-
den Anmerkungen von G. von Loeper. Zweite Bearbeitung. Theil 1.2.
Berlin, 1879. Verlag von Gustav Hempel. (Bernstein und Frank.)
Faost-S = Faust von Goethe, kit Einleitung und fortlaufender Erklärung
hsg. von K. J. echröer. Theil 1 Vierte, Theil 2 Dritte, durchaus revi-
dierte Auflage. Leipzig, O. R. Reisland. 1898. 1896.
Fiseher = Goethes Faust Von Kuno Fischer. Vierte, durchgesehene und ver-
mehrte Auflage. Band 9. Entstehung, Idee und Composition des goethe-
schen Faust Heidelberg. Carl Winter's Universitätsbuchhandlung. O. J.
[1902.] (Goethe-Schriften von Runo Fischer. 7.)
Förster = Kunst und Leben. Aus Friedrich Förster's Nachlass. Hsg. von
Hermann Kletke. Berlin. Verlag von Gebrüder Paetel. 1878.
Fran Rath = Frau Rath. Briefwechsel von Katharina Elisabeth Goethe.
Nach den Originalen mitgetheilt von Robert Keil. . . . Leipzig: F. A.
Brockhaus. 1871.
WnkXL Rath- Anna Amalla = Briefe von (Goethes Mutter an die Hersogin
Anna Amalia. Neu hsg. und eiiäutert von K. Heinemann. . . Leipzig
1889. Verlag des Litteraritchen Jahresberichts Artur Seemann.
G.-Bettina = Goethes Briefwechsel mit einem Rinde. Seinem Denkmal
Theil 1. 2. . . . Beriin, bei Ferdinand Dümmler. 1885.
G.-Brentano = Goethes Briefwechsel mit Antonie Brentano 1814-1821. Hsg.
von Rudolf Jung. Weimar Hermann Böhlaus Nachfolger. 1896. (Auch
unter dem Titel: Schriften des Freien Deutscheu Hochstiftes in Frank-
ftirt a, M. VIL . . .)
O.-Oarlyle = Goethe's und Carlyle's Briefwechsel. Berlin. Verlag von
Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung). 1887.
O.-OaruB = Götbe. Zu dessen näherem Verscändniss von C. G. Carus. Bei-
gegeben ist eine Reibe [19] bisher ungedruckter Briefe Gdthe*s an den
Herausgeber. Leipzig, iBi^i. August Weichardt
O.-Oonta = <}oethe*s Unterhaltungen mit Carl Friedrich Anton von Conta. . .
mitgetheilt von Bernhard Suphan. (Sonderabdmck aus der «Deutschen
Rundschau', Jahrg. 28 Heft 2 S. 227 - 243, November 1901.)
Q.-Bicli8tädt = Goethes Briefe an Elchstädt. Mit Erliuterongen hsg. von
Woldemar Freiherrn von Biedermann. Berlin Gustav HempeL 1872.
Q.-Fahlmer = Briefe von Goethe an Johanna Fahimer. Hsg. v. L. Urlichs
. . Leipzig Verlag von S. Hlrzel. 187A.
Q.-Frommann = Das Frommannsche Haus und seine Freunde. Von F. J.
Frommaun. Zweite vermehrte Auflage. Jena, Druck und Verlag von
Fr. Frommann. 1872.
O.-Göttlinff =^ Briefwechsel zwischen Goethe und R. (Mttling in den Jahren
1824—1831. Hsg. und mit einem Vorwort begleitet von Runo Fischer.
München. Verlagsbuchhandlung von Fr. Baasermann. 1880. — (Die
zweite Ausgabe, 1B89, ist nur Titelanflage.)
O.-Qrüner = Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und
dem Rathe Grflner. Leipzig, Verlag von Gustav Mayer. 185S.
Q.-Humboldt = Goethe's Briefwechsel mit den Gebrüdem von Humboldt
(1795—1832.) Im Auftrage der von Goethe*8chen Familie hsg. von F. Th.
Bratranek. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1876. (Auch unter dem Titel:
Neue Mittheilungen aus Johann Wolfgang von Goethe's handschrift-
lichem Nachlasse. Theil 3. . . .)
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VBRZEICHNISS DER QUELLEN. XVII
O.-Jacobi = Briefwechsel zwisohen Goethe and F. H. Jacobi hsg. von Max
Jacobi. Leipzig, Weidmann'sche Baohhandlaag. 1846.
Q.-BZarl-Aa£rust — Briefwechsel des OroMbenog^s Carl August von Sachaen-
Weimar- Eisenach mit Goethe in den Jahren von 1776 bis 1828. Neue
Ausgabe. Band 1. 2. . . . Wien 1873. Wilhelm Braumüller . .
G.-Kasrser = Goethe und der Komponist Ph. Chr. Kayser. Von G. A. H.
Burkhardt. . . Leipzig. Verlag von Pr. Wilh. Grunovr. 1879.
G.-Kestner ^ Goethe und Werther. Briefe Goethe*», meistens aus {seiner
Jugendzelt, mit erläuternden Dooumenten. Htg. von A. Kestner, . .
Stuttgart und Tübingen. J. G. Cotta'scher Verlag. 1854.
O.-Knebel = Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel. (1774-1832.)
Theil 1. 2. Leipzig: F. A. Brookhaus. 1851.
Q.-La-Roohe = Briefe Goethe's au Sophie von La Roche und Bettina
Brentano nebst dichterischen Beilagen hsg. von G. von Loeper. Berlin.
Verlag von Wilhelm Hertz. (Bessersche Buchhandlung.) 1879.
G.-Marla Paulowna = Zum 24. Juni 1898. Goethe und Maria Paulowna
Urkunden hsg. im Auftrage des Erbgrossherzogs Wilhelm E^st von
Sachsen Weimar Hermann Böhlaus Nachfolger 1898.
Q.-Meyer = Freundschaftliche Brief« von Goethe and seiner Frau an Nloolaus
Meyer. Aus den Jahren 1800—1831. Leipzig, Hermann Härtung. 1866«
Q. -Reinhard — Briefwechsel zwischen Goethe und Reinhard in den Jahren
1807 bis 1839. Stuttgart und Tübingen. J. G. Cotta'scher Verlag. 1860.
Q.-Roohllt8 = Goethes Briefwechsel mit Friedrich Rochlitz. Herausgeber:
Woldemar Freiherr von Biedermann. . . . Leipzig. F. W. v. Bieder-
mann. 1887.
Q.-Sohubarth = Briefe Goethe's an K. E. Schubarth. Mitgetheilt von
Prof. Hermann Hettner (in der «Deutschen Rundschau' Jahrg. 9 Heft 1
S. 23—40, October 1876).
Q.-8ohult8 = Briefwechsel zwischen Goethe und Staatsrath Schulu. Hsg.
und eingeleitet von H. Düntzer. Neue wohlfeile Ausgabe. . . . Leipzig,
Dyk'sche Buchhandlung. O. J. [1860.]
Q.-8oebeok = Erinnerungen an Moritz Seebeck . . Nebst einem Anhange:
Goethe und Thomas Seebeck. Von Kuno Fischer. . . Heidelberg. Carl
Winter's Universitätsbnchhandlung. 1886.
Q.-8teln = Goethes Briefe an Frau von Stein Hsg. von Adolf Scholl
Dritte umgearbeitete Auflage besorgt von Julius Wähle. Band 1. i • •
Frankfurt a. M. Literarische Anstalt Rtttten & Loening. 1899. 1900.
Q.-Stember£r = Ausgewählte Werke des Grafen Kaspar von Stemberg.
Erster Band. Briefwechsel zwischen J. W. v. Goethe und Kaspar Graf
V. Stemberg. (1820—1832.) Hsg. von August Sauer, . . Prag 190t.
J. G. Calve'sche k. u. k. Hof- und Universit&ts • Buchhandlung. (Josef
Koch.) (Auch unter dem Titel: Bibliothek Deutscher Schriftsteller aus
Böhmen. . . Band 13.)
G.-Stolber£r = Goethe's Briefe an die Grftfln Auguste zu Stolberg, ver-
witwete Gräfin von BemstoriT. Zweite Auflage, mit Einleitung und An-
merkungen. Leipzig: F. A. Brockhaus. 1881.
G.-Willemer = Briefwechsel zwischen Gtoethe und Marianne von Willemer
(Suleika). Hsg. mit Lebensnachrichten und Erläuterungen von Th.
Creizenach. Zweite, vermehrte Auflage. Stuttgart Verlag der J. O.
Cotta'schen Buchhandlung. 1878.
Q. -Zelter = Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796
bis 1832. Hsg. von Dr. Friedrieh Wilhelm Riemer, . . Theil 1—6, . . .
Berlin, 1833. 1834. Verlag von Duncker und Humblot.
II
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XVIII VERZEIOHXISS DER QUELLEN.
Oedlohte Chrt». = Ooethe's Gedichte. Theil 1*8. Kit Einleitung and
Anmerkungen von O. von Loeper. Berlin, 188S— 1884. Terlair von
Gustav Hempel. . . (Auch unter dem Titel: Goethe's Werke. Band 1-8. . .
Zweite Ausgabe. . .)
Genast = Aus dem Tagebuche eines alten Sohauspielers. Von Eduard
Genast Theil 1-4. Leipzig, Voigt k Gfinther. 1862—66. (Theil 1
und 2: Zweite Auflage.) - Theil 1 8. 75-187 enth< die Mittheilungen
Anton Gknasts.
Qespr&ohe = Goethes Gespräche. Herausgeber: Woldemar Freiherr von
Biedermann. Band l-lo: . . Leipzig. F. W. v. Biedermann. I88f— 9(f.
OJ. = Goethe-Jahrbuch. Hsg. von Dr. Ludwig Geiger. Band 1 flg. Frank-
furt a/M. Literarische Anstalt Bütten k Loening. 1880 flg.
Ooedeke = Grondrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen
von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete Auflage. Band 1 flg. . . .
Dresden. Verlag von Ls. Ehlermann. M.DOCO.LXXXIV. flg.
Goethes Taffebüoli0r = aoetli9%Ta|;ebUeher deri#c)is ersten Weimarischen
Jahre (1776-1789) iu le%bSf)er^f»e8talt herausgegeben und sachlich er-
läutert von Heinrioli^DiMitzer. Leipzig. Verlag der Dyk'schen Buch-
handlung. 1889.
Grlnun = Goethe Vorlesungen gehalten an der KgL Universität zu Berlin
von Herman Grimm. Vierte, . . Auflage. Berlin Verlag von Wilhelm
Hertz (Bessersche Buchhandlung.) 1887.
Herders Nachläse = Aus Herders Nachlass. Herausgegeben von Heinrieh
Dttutzer und Ferdinand GottfHed von Herder. Band 1-8. ... Frank-
ftirt a. M. Meidinger Sohn und Comp. 1856. 1857. (Auch unter dem
Titel: Aus Herders Nachlass. Ungedruckte Briefe von Herder und
dessen (^ttin, Goethe, Schiller, . . .)
Herders Reise nach Italien = Herders Reise nach Italien. Herders
Briefwechsel mit seiner Gattin, vom August 1788 bis Juli 1789. Hsg.
von Heinrich Dttntzer" nild Ferdinand GottfHed von Herder. Giessen,
1869. J. Ricker'sche Buchhahdlang.
Hirsel = Salomon Hirzels Verzelchniss einer Goethe-Bibliothek mit Nach-
trägen und Fortsetzung hsg. von Ludwig Hlrzel. Leipzig Verlag von
S. Hirzel 1884.
Holtei = Vierzig Jahre von Karl von Holte!. Band 1—6. . . . Zweite Auflage.
Breslau, Verlag von Eduard Trewendt. 1859.
Humboldt - Jacobi = Briefe von Wilhelm von Humboldt an Friedrich
Heinrich JacobL Hsg. und erläutert von Albert Leitzmann . . Halle a. d. &
Max Niemeyer. 1898.
Jahrbuch dFDH. = Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 190S f.
Frankfurt am Main. Druck von Gebrüder Knauer. O. J. [1902 f.]
Karl AufiTUSt - Knebel ^ Briefe des Heraogs Karl August von Sachsen-
Weimar-Eisenach an Knebel und Herder. Hsg. von Heinrieh Düntser.
Leipzig, Bd. Wartigs Verlag (Ernst Hoppe). 1883.
Kell = Corona Schröter. Eine Lebensskizze mit Beiträgen zur Geschichte der
Genie-Periode. Von Robert Keil. . . Leipzig Verlag von Veit k Comp.
1875. (Auch unter dem Titel: Vor hundert Jahren. Mittheilungen ttber
Weimar, Goethe und Corona Schröter. . . Zweiter Band. . .)
Knebel-Henriette = Aus Karl Ludwig von Knebels Briefwechsel mit seiner
Schwester Henriette (1774^1818). Ein Beitrag zur deutschen Hof- und
Litteraturgeschichte. Hsg. von Heinrich Dflntzer. Jena, Druck und
Verlag von Friedrich Mauke. 1858.
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VERZEICHNISS DER QUELLEN. XIX
Knebels Naohlass I = K. L. von KnebeFs literarischer Naohlass and
BrlefwechaeL Hsg. von K. A. Vanihagen von Ense und Tb. Hundt . .
Band 1— a. Zweite unveränderte Ausgabe. Leipzig, Oebrftder Reichen-
bach. 1840.
Knebels Naohlass n = Zur deutschen Literatur und Geschichte. Unge*
druckte Briefe auf Knebels Naohlass. Hsg. Ton Heinrich Dfintser.
Bändohen 1. S. Nflmberg. Bauer und Raspe. (Julius Herz.) 1858.
Merok I = Briefe an Johann Heinrich Merek von Goethe, Herder, Wieland
und andern bedeutenden Zeitgenossen . . hsg. von Dr. Karl Wagner,
. . Darmstadt, Verlag von Johann Philipp Diehl. 1885.
Merok n = Briefe an und von Johann Heinrich Merck. . . hsg. von Dr.
Karl Wagner. . . . Darmstadt, Verlag von Johann Philipp DiehU 1838.
Merok 111 = Briefe aus dem Freundeskreise von Goethe, Herder, Höpftaer und
Merck. . . hsg. von Dr. Karl Wagner. . . . Leipaig, Ernst Fleischer. 1847.
Meyer = Goethe. Von Richard M. Meyer. . . Band i- 8. . . Berlin. Ernst
Hoftanann & Co. 1895. (Auch unter dem Titel: Geisteshelden. (Filhrende
Geister.) Eine Sammlung von Biographieen. Hsg. von Dr. Anton Bettel-
heim. Band 13—16. . .) — Die Seitenzahlen laufen durch Band 1—8.
Minor = Goethes Faust Entstehungsgesohichte und Erklärung von J. Minor. .
Band 1. 2 . . Stuttgart 1901 J. G. Cotta'sohe Buchhandlung Nachfolger . .
Morris = Goethe-Studien von Max Morris. Band 1. S. Zweite veränderte
Auflage. Berlin. Verlag von Conrad Skopnik. 190S.
Müller = Goethes Unterhaltungen mit dem Kanzler Friedrich von Mttller,
Hsg. von C. A. H. Burkharde Zweite stark vermehrte Auflage. Stuttgart
1898. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
Nat. W. = Goethes Naturwissenschaftliche Schriften Band l— .1(1). 6—12 . . .
Weimar Hermann Böhlau 1890—1897. (Auch unter dem Titel: GoeÜies
Werke Herausgegeben im Auftrage der Grosshenogin Sophie Ton
Sachsen IL Abtheüung Band 1—5(1). 6-12).
Natorw. Oorrespondens == Goethe's NaturwissenBchafilicfae Correspondenz.
(1812—1882.) Im Auftrage der von Goethe'ichen Familie hsg. von F.
Th. Bratranek. Band 1. 3. Leipzig: F. A. Brookhaus. 1874. (Auch
unter dem Titel : Neue Mittheilungen aus Johann Wolfgang von Goethe's
handschriftlichem Nachlasse. Theil 1.2...)
Neae Sohriften = Goethe's neue Schriften. Band 1—7. Berlin. Bei Johann
Friedrich Unger. 1792—1800.
Pasqa6 Goethe's Theaterleltung in Weimar. In Episoden und Urkunden
dargestellt von Ernst Pasqu6. Band 1. S. Leipzig Verlagsbaohhandlung
von J. J. Weber. 1863.
Fniower = Goethes Faust Zeugnisse und Excurse zu seiner Entstehungsge-
schichte von Otto Pniower . . . Berlin Weidmannsche Buchhandlung 1899.
Reiohardt = Job. Friedrich Reichardt Sein Leben und seine Werke.
Dargestellt von H. M. Schletterer. Band 1. Augsburg. Verlag von J. A.
Schlosser's Buch- &. Knnsthandlong. 1865. — Enthält auch Reichardts
Selbstbiographie.
Riemer^ Mittbeilnngen über Goethe. Aus mttndlichen und schriftlichen, ge-
druckten und ungedruckten Quellen. Von Dr. Friedrich Wilhelm Riemer,
. . Band 1. 2. Berlin, Verlag von Duncker und Humblot 1841.
Rlemer-Frommaiin =:r Ans dem Goethehause. Briefe Friedr. Wilh.
Riemers an die Familie Frommann in Jena. (1803-1824.) Nach den
Originalen hsg. von Dr. Ferdinand HeitmAller. . . . Stuttgart 1 892. Ver-
lag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
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XX VERZEICHNISS DER QUELLEN.
Sohaefer ~ Historisebes und systematisches Verzeichnis sämtlicher Ton-
werke zu den Dramen BcbiUers, Goethes, Shakespeares, Kleists und
Körners. . . . von Albert Sohaefer. Leipzig. Verlaer von Karl Merse-
bOTffer. 1886.
Soherer = Auft&tze über Goethe von Wilhelm* Scherer. Berlin Weidmann-
sche Buchhandlung 1886.
Schüler- Ootta = Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta Hsff. von Wilhelm
Vollmer . . . Stutt^rart VerUg* ^er J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1876.
Sohlller-Humboldt = Briefwechsel zwischen Schiller und Wilhelm von
Humboldt Dritte vermehrte Ausgabe mit Anmerkungen von Albert
Leitzmann . . . Stuttgart 1900 J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger . .
Schiller- Köm er ^~ Briefwechsel zwischen Schiller und Körner. Von 1784
bis zum Tode Schillers. Mit Einleitung von Ludwig Geiger. Band 1—4.
[Band 4. Mit Anhang: Briefwechsel zwischen Schiller und Uuber.]
Stuttgart Verlag der J. '6. Cotta'schen Buchhandlung Nachfolger.
O. J. [18 8J.
Schillers Br. = Schillers Briefe. Usg. und mit Anmerkungen versehen von
Fritz Jonas. Kritische Gesamtausgabe. Band 1-7. Deutsche Verlags-
Anstalt. Stuttgart. Leipzig, Berlin, Wien. O. J. [18U2-1897.]
Schillers W. = Schillers Werke. Hsg. von Ludwig Bellemiann. Kritisch
durchgesehene und erläuterte Ausgabe. Band 1--14. Leipzig und Wien.
Bibliographisches Institut O. J. [1895—1897.]
Schmidt - Charakteristiken von Erich Schmidt. Reihe [1.] 2. Berlin Weid-
manusche Buchhandlung 1886. 190i.
Scholl = Goethe in Hauptzügen seines Lebens und Wirkens. Gesammelte
Abhandlungen von Adolf Scholl. Berlin Verlag von Wilhelm Hertz
(Bessersche Buchhandlung) 1882.
Schriften = Goethe's Schriften. Band 1-8. Leipzig, bei Georg Joachim
Göschen. 1787—1790.
Schubarth = Zur Beortheilung Goethe^s, mit Beziehung auf verwandte
Litteratur und Kunst Von Schubarth. Band 1. 2. Zweite, vermehrte
Auflage. 1890. Verlag von Josel Max in Breslau. Wien, bey Karl
Gerold.
SdOG. = Schriften der Goethe-Gesellschaft . . . Band 1 flg. Weimar. Ver- •
lag der (Goethe-Gesellschaft 1885 flg.
Soret s. Eckermann.
Strehlke = Goethe's Briefe. Verzeichniss unter Antrabe von Quelle, Ort,
Datum und Anfangsworten. . . Hsg. von Fr. Strehlke. Theil l-ü. . .
Berlin, 1888—1884. Verlag von Gustav Hempel. (Bernstein und Frank.)
Telchmann = Jobann Valentin Teichmann's, . . literarischer Nachlass, hsg.
von Franz Dlngelstedt Stuttgart, Verlag der J. G. Cotta'schen Buoh-
handlung. 1863.
T^rb. = Goethes Tagebiicher Band 1—13 . . . Weimar Hermann Böhlau
1887—1903. (Aach unter dem Titel: Goethes Werke Hsg. im Auftrage
der Grossherzogin Sophie von Sachsen IlL Abtheilung Band 1-13 .. .)
Vo^rel = Goethe in amtlichen Verhältnissen. Ans den Acten, . . dargestellt
von . . Dr. C. Vogel, . . Jena. Fr. Frommann. 1S34.
Von und an Herder ~ Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus
Herders Nachlass. Hsg. von Heinrich Dttntier und Ferdinand Gottfried
von Herder. Band 1-3. .. . Leipzig, Dyk'sche Buchhandlung. 1861. 186S.
Vossbriefe = Goethe und Schiller in Briefen von Heinrich Voss . . Brief-
anszüge, in Tagebuchform zeitlich geordnet und mit Erlftuterungen
hsg. von Dr. Hans Gerhard OräC . . . Leipzig. Druck und Verlag von
Philipp Reclam Jun. O. J. [1896. Universal-Bibliothek 3581. 3532.]
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VERZEICHNIS» DER QUELLEN. XXI
W. ^ Goethes Werke Hsir* ün Auftrage der Orossherso^ia Sophie von Sachsen
Band 1 flg. Weimar Hermann Böhlau lb87 flg.
Welssenfleis = Goethe im Sturm und Drang von Richard WeissenfeU.
Band 1. Halle. Max Niemeyer. 1894.
Werke Ootta^ = Ooethe's Werke. Band 1—12. (IS.) Tübingen, in der
J. G. OoUa'schen Buchhandlung. 1M6-1808. (1810.)
Werke Ootta' = Goethe's Werke. Band 1-20. Stuttgart und Tübingen
in der J. G. OotU'schen Buchhandlung. 1815- 181t).
Werke Ootta> = Ck>ethe*s Werke. VoUst&ndige Ausgabe letzter Hand.
Band i— 40. Unter des durchlauchtigsten deutschen Bundes schützenden
Privilegien. Stuttgart und Tübingen, in der J. 6. Ootta'schen Buch-
handlung. 1887—1830. (Sogenannte „Taschen- Ausgabe**.)
Werke N. = Goethe's nachgelassene Werke. [Hsg. von Riemer und
Eckermann.] Band 1—20. Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta'schen
Buchhandlung. 18S2— 1842. (Auch unter dem Titel: Goethe's Werke.
Vollständige Ausgabe letzter Hand. Band 41-60. . . .)
Werke Q. = Goethe's poetische und prosaische Werke in Zwei B&uden.
[Hsg. von Riemer und Eckennann.] Band 1 (1. 2). 2 (i. t). Stuttgart
und Tübingen. Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung. 1836. i8;iT. 4*'
WH. — Ctoethe's Werke. Nach den vorsüglichsten Quellen revidirte Ausgabe.
Theil 1—36. . . . Berlin. Gustav Hempel. O. J. [1868—187».]
WK. = Goethes Werke Theil 1- 86 . . Berlin und Stuttgart, Verlag von
W. Spemann. O. J. (1884 flg.] (Auch unter dem Titel: Deutsche-Kational-
Litteratur Historisch kritische Ausgabe. . . hsg. von Joseph Kürschner
Band 82—117 . .)
Wolff = Pius Alexander Woltt'. Ein biographischer Beitrag zur Theater-
und Literaturgeschichte von Max Martersteig. . . . Leipzig, Verlag von
L. Fornau. 1879.
Wolso^reii = Literarischer ^achlass der Frau Caroline von Wolzogen.
Band 1. 2. Leipzig. Druck und Verlag von Breitkopf und Härtel.
1848—184».
Zanper = Studien über Goethe. Von J. St Zauper. B&ndchen l. 2. . . .
Neue durchgesehene und vermehrte Auflage. [B&ndchen 2 trägt diese
Bezeichnung nicht] Wien. Druck und Verlag von Carl Gerold. 1840.
(Bändchen i auch unter dem Titel: Grundzüge zu einer deutscheu
theoretisch-praktischen Poetik aus Goethe's Werken entwickelt von J. St.
Zauper. . . . ; Bändchen 2 auch unter dem Titel : Aphorismen moralischen
und ästhetischen Inhalts, meist in Bezug auf Goethe. Aus meinem
Tagebuche. Von J. St. Zauper. Nebst Briefen Goethe's an den Ver-
fasser. . . .)
Zeitaohrlft fdA. = Zeitschrift für deutsches Alterthum und deutsche
Litterator . . Band 19 flg. . . Berlin 1876 flg.
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XXII EIRKLARUNQ DBR ABKÜRZUNGEN.
Erklärung
EINIGER Zeichen und Abkürzungen.
. . ; . . . ; . . . . = Zwei Punote deuten an, duss ein oder mehrere Worte,
drei, das« ein oder mehrere Sttze, vier, dast ein oder mehrere Absätze
ausgelassen sind ; ttberspringrt der Text mehrere Seiten, so ist das durch
eine Zeile von Pnncten angedeutet.
* = als erledigt gestrichen (in Goethes Agenda). Das von der Weimarer
Ooethe-Ausgabe in den Listen der Postsendungen als Zeichen für
Paokete angewendete * ist, um Verwechselungen voraubengen, durch
das Wort „Packet** ersetst
( ) — Die runde Klanuner findet sich im Text nur, wo auch die Quelle sie
hat. In Zahlengruppen bei Citaten, wie: 2 (i), 78 u. s. w. beseichnet
die in < ) geschlossene Zahl die Unterabtheilnng des betreffenden Bandes.
][ ] = Alle Znsätze des Herausgebers innerhalb des Textes sind in eckige
Kiaminem geschlossen, ebenso alle ergänzten Datirungen; eine nach
links offene Klammer vor der Monatsangabe bedeutet, dass auch das
Jahr ergänzt ist
[Nr. 77.—] I _ Derartige Hinweise zu Anfang und zu Ende des Textes zeigen
[— Nr. 640.] / ~ an: dass die betreffende Kr. unmittelbar vorhergeht oder
unmittelbar sich ansohliesst. 8ie sind der Kurse halber eingefOhrt und
nur dann gesetzt, wenn es sich aus irgend einem Grunde empfiehlt, das
unmittelbar Vorhergehende oder sich Anschliessende bei der Betrachtung
heranzusiehen.
? = Ein Frageaeichen vor dem Datum deutet an, dass die Beziehung der
betreffenden Stelle auf die Dichtung zweifelhaft ist. [? ? ?] bedeutet.
Monat, Tag und Ort sind unbekannt.
= das astronomische Zeichen der Sonne ; von Goethe in seinem Tagebuch
fCir den Namen der Frau von Stein benutzt
3 und C = (l<u astronomische Zeichen des Mondes; von Goethe in seinem
Tagebuch für den Namen der Herzogin-Mutter Anna Amalia benutzt
% -^ das astronomische Zeichen des Planeten Jupiter; von Ck>ethe in seinem
Tagebuch fOr den Namen des Herzogs Karl August benutzt.
Cursivdruck ^ ist angewendet, wo das Original lateinische Schrift hat.
B. B. - Bure Ezoellenz.
8p. = Spalte.
UffD. = unter gleichem Datum.
V. = Vw».
Das Format ist stets 8*^, wo nichts Anderes angegeben ist.
^^^^^
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Amine.
HandMchfiften: sind nicht bekannt.
Drucke: sind nicht vorhanden.
1767.
5 Mai 15, Leipzig. 1
Grüsse die kleine Runckel, und sage ihr, sie sollte
ja meine ,Amine* nicht lesen, wie ich nicht wollte, dass
Brevillier sie hätte und spielte, weil gar nichts dran
ist. Apropos, ich will Dir hier ein unvollendetes Schä-
10 ferspiel schicken, das lest, aber ich muse es wieder ha-
ben, . .^
An a Schwester. — Br. 1, 96, 8—13.
' Dieses „unvollendete SehUferspiel" ist dasjenige, welches
später den Titel ,Die Laune des Verliebten* erhielt Die Art,
16 wie Goethe hier von ihm spricht, bei unmittelbar vorher-
gehender Erwähnung seiner ,AmIne*, gibt mir die Gewiss-
heit, die durch Goethes Erziihlung in «Dichtung und Wahr-
heit* Buch 7 (8. ,Laune des Verliebten* 1811) bestätigt wird:
da SS das Frankfurter Seh R ferspiel .Amine*
20 und das Leipziger Schäferspiel zwei ganz
verschiedene Dichtungen sind, die (so weit wir
das beurtheilen können, da ,Amine* nicht erhalten ist) nur den
Namen Amine für die weibliche Hauptgestalt und den Cha-
rakter des Schäferspiels gemeinsam haben. Vgl. unter
26 ,Laune des Verliebten* Text und Erläuterungen der Jahre
1767 und 1768, sowie die überzeugende Darlegung von
Orftf, 6o«the über 8. Dichtungen T. II, B. 1. 1
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AMINE. 1767
October 12^ Leipzig. 2
Solltest Du Brevillieren sehen, so sag ihm doch, er
würde mir das grösste Vergnügen machen, wenn er mein
Schäferspiel [,Amine^] in's Feuer schmisse, oder es Dir
gäbe, da Du denn das Nemliche damit machen kannst, 6
er sollte auch dafür, sobald mein itziges [,Die Laune
des Verliebten*] fertig wäre, eine recht schöne Abschrift
davon bekommen, das könnte er hernach spielen, wie
er wollte. Einer von den klügsten Streichen, den ich
gemacht habe, war, dass ich so viel als mpglich von lo
meinen Dingen^ die mich jetzt prostituiren würden,
mit aus Prankfurt genommen habe;^ Und doch ist
nicht alles weg, die , Amine' und die , Höllenfahrt*^ sind
zurückgeblieben und haben mir schon manchen Aerger
gemacht. Die eine spielen die guten Leute und machen is
sich und mich lächerlich, die andre drucken sie mir in
eine vermaledeite Wochenschrift, und noch dazu mit
dem J. W. G. Ich hätte mögen toll darüber werden.*
An 8. Schwester. — Br. 1, 114, 5—21.
Hubert Roetteken (Vierteljahrschrift für Litteraturge- so
Bchidite [1890] 3, 184—186); diesem tritt Richard Weissen-
fels bei (8. Weiseenfels 1, 417 Erl. 9), während Eduard von
der Hellen (Briefe vdH. 1, 40 Brl. 5) sich der von Lud-
wig Geiger (GJ. 7, 149) und Jakob Minor (Zeitschrift für All-
gemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte 95
[1886] 3, 656) ausgesprochenen Meinung anschllesst, dass
die .Laune des Verliebten* nur eine Umar-
beitung der , Amine' sei; ebenso Bielschowsky, der
in Goethes obiger Ausdrucks weise ein „Versteckspielen'* sieht,
„das jeder Junge Autor, insbesondere aber der junge Goethe so
liebte" (Bielschowsky 1, 498 zu S. 82); auch Briefe St. 1, 53.
• Vgl. Nr. 74. — Z. 3—7 spricht für die Richtigkeit von 1, 19-21.
• .Poetische Gedanken über die Höllenfahrt Jesu Christi. Auf
Verlangen entworfen von J. W. G.', gedruckt 1766 (W. 37,
4-9). 85
• Die „grosse Verachtung des Schreibsais von Hause", von
der Goethe 53. 15 f. spricht, bezieht sich zwar auch auf
,AmineS doch stehen Nr. 75. 76 richtiger unter .Belsazar*.
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1809 AMINE.
1809.
UNaeh. October 10, ?] — s. Nr. 75. 2a
1812.
][März, April, Weimar, Jena, oder Mai, Juni, Karlsbad.] 2b
s. Nr. 76.
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Die Aufgeregten.
CBreme von Bremenfeld'; ,Die Zeichen
der Zelt*.)
Handschriften: 1. Axifzug 1. 2 und 4, von Schreiberhand, mit
Correcturen Riemers. Aufzug 3, so weit Goetlie ihn aus- &
geführt hat, das heisst: der Anfang des ersten Auftritts
(Grespräeh zwischen Gräfin und Hofrath) findet sich in
Aufzug 4 Auftritt 7 (eingeschoben nach W. 18, 68, 11).
Aufzug 5 fehlt
2. Aufzug 1—4, von der Hand zweier Schreiber, von lo
Goethe eigenhändig durchcorrigirt Aufzug 5 fehlt. Nach
dieser Handschrift wurde die nicht bekannte Vorlage für
den ersten Druck hergestellt — Vgl. GJ. 17, 280.
Erster Druck: 1817, Werke Cotta' 10, 317—395 unter dem Titel:
»Die Aufgeregten. Politisches Drama in fünf Acten*. 16^
Diente als Druckvorlage für die Ausgabe letzter Hand.
Zweiter Druck: 1817. im ei-sten Ergänzungs^bande der, 13 Bände
umfassenden, Ausgabe der Werke Cotta*. mit der Be-
zeichnung: Band 14 Erste Ausgabe, S. 225—303; Titel wie
im ersten Druck. Voraufgehen: ,Was wir bringen. Fort- 2o
Setzung*, Theaterreden 1—6. 10—12, Maskenzüge 2-9. 11.
12, Karlsbader Gedichte, ,Des Epimenides Erwachen*,
,Das Neueste aus Plundersweilem*, »Satyros*, , Epilog zu
Schillers Glocke*; es folgen: ,Pandora* und ,Dle guten
Weiber*. Vgl. Nr. 16. «iv
DritUr Druck: 1828, Werke Cotta* 15, 1—77; Titel wie im
ersten und zweiten Druck.
Weimarer Ausgabe : 1895, W. 18, 1-76 und 392—408. Titel wie
im ersten bis dritten Druck. Am Anfang des Bandes; es
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1701 DIB AUFGEREGTEN. 6
(Weimarer Auagabe.]
folgen: »Das Mäddien von OberkircbS »Unterbaitungen
deutscher Ausge wanderten*, »Die guten WelberS »NovelleS
»Der Hausball*, »Reise der Söhne Megaprazons*.
« Neuerdings ist eine Ergänzung des Bruchstückes erschie-
nen unter dem Titel: ,Goethe. Die Aufgeregten. Politisches
Drama in fttnf Akten. Ergänzende Bearbeitung von Felix von
Steoglin. Berlin. Verlag von Alexander Duncker» . . 1807*.
1791.
10 ?März 20» Weimar. 3
Ich gehe sehr piano zu Werke/ vielleicht kommt
doch für's Publicum und für mich etwas heraus. We-
nigstens wird mir's Pflicht, diesen Theil naber zu stu-
diren, alle Jahre ein Paar spielbare Stücke zu schreiben.
16 Das üebrige mag sich finden.*
An P. H. Jacobi. — Br. 9, 253, 18-23.
?Mai 30» Weimar. 4
Ich werde selbst einige Stücke schreiben, mich da-
rinne einigermassen dem Geschmack des Augenblicks
« nahem und sehen, ob man sie [die Schauspieler] nach
und nach an ein gebundenes, kunstreicheres Spiel ge-
wöhnen kann.*
An J. F. Relcbardt — Br. 9» 263» 23-264, 1.
?Jull 4» Weimar. 5
S6 Ich . . werde mehr Veranlassung finden für das Thea-
ter zu arbeiten als bisher.'
An Göschen. — Br. 9» 276, 22—24.
* Bei der Gründung und Einrichtung des Hoftheaters zu Wei-
mar» das am 7. Mai 1791 eröffnet wurde.
80 * Bei den »»spielbaren Stücken" (man muss» im Hinblick auf
Z. la 25 und 6» 3 doch wohl lesen »»ein paar" statt »»ein
Paar**) Ist zu denken an die »Aufgeregten*» den »Bürgergene-
ral* und den »Grose-Cophta*» nicht aber an das »Mildehen von
Oberkirch*.
85 • Vgl. Nr. 3 nebet Brt.
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DIB AUFGEREGTEN. 1792
1793.
Jnll 29. Weimar. 6
Ich schreibe jetzt wieder ein paar Stücke, die sie
nicht aufführen werden/ es hat aber nichts zu sagen,
ich erreiche doch meinen Zweck durch den Druck, in- 5
dem ich gewiss bin, mich auf diesem Wege mit dem den-
kenden Theil meiner Nation zu unterhalten, der doch
auch nicht klein ist.
An J. F. Reichardt. - Br. 9, 323, 27—324, 4.
ISOft. 10
] [Januar 18? Jena.] 7
[Zu 1784—1802. — Schema.]*
Uebemahme des Weimarischen Theaters [1791].
Die politischen Begebenheiten, von der Halsbandge- i6
schichte an, sich bei mir dramatisch ausbildend
[1784— 1802].«
^ Vgl. die unmittelbar vorhergehende Aeussening ,Gross-
Cophta' ugD.; wegen der in Frage kommenden Stücke vgl.
5, 30-34. 90
— Die Niederschrift der »Aufgeregten* erfolgte nach 16, 23.
26, 22 erst im Jahre 1703, aus dem keine Zeugnisse über ihre
Entstehungszelt vorliegen. Sachlich gehören in diese Zeit
und sind hier zu vgl. die Nummern 29. 30. 35. 37.
' Das Schema, dem das Folgende eutnommen ist, wird in 25
W. 40, 402 f. als ein raralipomenon zu dem Aufsatze ,Wei-
marisehes Hoftheater. Februar 1802' (datirt vom 15. Februar
1802) mitgetheilt; doch scheint es mir weit weniger diesem
zu Grunde zu liegen, als etwa den entsprechenden Stellen in
den ,Tag- und Jahres^Heften* oder der ,Gampagne in Frank- ao
reich', wie wir denn auch über die in obigem Schema ge-
nannten Dichtungen in Jenem Aufsatze nichts gesagt finden.
Vgl. das Schema zur »Campagne* (Nr. 29).
• Ausser dem »Groas-Gophta', den Goethe selbst nennt, und
den »Aufgeregten* kommen hier noch in Frage: »Bürger- S6
gencral*, .MUdchen von Oberkirch* und .Natürliche Tochter*
(vgl. Nr. 9).
Den von uns auf das »Mädchen von Oberkirch* bezogenen
Tagebuchvermerk 1806 Februar 24 (Tgb. 3» 119, 28) bezieht
Düntzer (Zur Goetheforschung S. 148*) auf die »Aufgeregten*. 40
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1802 DIB AUFGBRBGTBN. 7
• ][JaDaar 18? Jena.] [7]
Grosse Vorliebe für die Form der Italienischen Oper.
Vorzüge dieser Form.
Frühere Bearbeitung der ,Claudine von Villa Bella*
6 und ^Imire*, in dieser Form [1787].
Der ,Gross-Cophta' als Oper [1791].
Die ,TJngleiehen Hausgenossen' [1789]^
^Scherz, List und Eache*, früher [1784].
10 W. 40. 402. 1. 5-403, 3.
September 30 und Oetober 1, Jena. 8. 9
(September 30.) Nach Tische ein neues Trauerspiel
[,Das Mädchen von Oberkirch'], durchgesprochen, das
16 Goetihe in Petto hat.'^.
(Oetober 1.) Die Stücke: ,Cophta', der ,Bürgergene-
ral', das unvollendete im Manußcript (,Die Aufgereg-
ten'), die yNatürliche Tochter' und diess letzte in Petto
machen eine Suite, die einen innem Bezug auf sich
20 (das hcisst imter einander) und auf Goethes Bildung
haben, auf das, was ihn in der Zeit interessirte und
beschäftigte, und würden zusammen ein eigenes Ganze
machen.
Mit Riemer. — Riemers Tagebuch (Deutsche Revue
85 12 (1). 282).
1812.
November 12, Jena. 10
^[In dem briefllich mitgetheilten Entwurf zur Verthei-
' Der Ausdruck „ein neues Trauerspiel" Ist zweideutig: neu
80 entstanden? vgl. das unter .Mädchen von Oberkirch* über
die wahrscheinliche Zeit der Entstehung Gesagte, oder neu
für Riemer?
— Im ältesten biographischen Schema, das Ende 1809 ent*
stand, werden die »Aufgeregten' nicht angeführt
8ft « Wegen der Anordnung der Werke Cotta* kommen für uns In
Betracht:
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8 DIE AUFGEREGTEN. 1812
[N*Tember 12, Jeim.) [10]
lung der Werke in der zweiten Cottaschen Gesammt-
ausgabe hcisst es unter:].
Band 4. Die Laune des Verliebten.
Die Mitschuldigen. 5
l>ie Geschwister.
Mahomet.
Töncred.
Elpenor. Fragment.
(B 1814: Festspiele: lo
Epimenides Erwachen.
Pandora [vgl. Z. 22].
Vorspiel 1807.
Paläophron.)
Band 5. Götz von Berlichingen. ib
Egmont
Stella.
Clavigo.
Band 6. Iphigenia auf Tauris.
Torquato Tasso. »
Die natürliche Tochter.
Pandora. (B. 1814: durchgestrichen
[vgl. Z. 12].)
A. eine Inhaltsübersicht (Concept) aus dem Jahre 1812, von
der eine Abschrift 1812 November 12 an Gotta abging; 95
B. Aenderungen und Zusätze, die Goethe in A später, 1814
und zum Theil wohl auch schon 1813 (vgl. Nr. 11),
eigenhändig angebracht hat;
C. die endgültige Inhaltsübersicht, die 1815 Februar 20 an
Gotta abging (Br. 25, 20O-202) und dann in der ,Ankün- so
digung einer neuen Ausgabe von Goethes Werken' im
Intelligenzblatt zum Morgenblatt 1816 Nr. 1 veröffent-
licht wurde (W. 41 (l), 83-85).
In unserer Nr. 10 wird A mitgetheilt, und, zu leichterer
üeberslcht, an den betreffenden Stellen die Aenderungen und 86
Zusätze von B, in runden Klammem mit der Bezeichnung
B 1814, vermerkt Die üebersicht G s. Nr. 15.
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1812 DIB AÜFGBBEOTBN.
(NoTember IS» J^n«.] [10]
Band 7. Claudine von Villa Bella.
Erwin und Elmire.
Jery und Bätely.
» Lila.
Die Fischerin.
Scherz^ lost und Bache.
Der 2^uberflöte zweiter Theil.
(B 1814: Was wir bringen.
10 „ „ „ Fortsetzung.)
Band 8. Faust.
Puppenspiel. Jahnnarkt von Plunderswei-
lem.
Daß Neueste von Plundersweüem. [Neu.]*
u Fastnachtsspiel.
Satyros, oder der vergötterte Waldteufel.
[Neu.]
Bahrdt.
Parabeln.
M Legende.
Lili's Park.
Hans Sachs.
Künstlers Erdewallen.
(B 1814: Karisbader Gedichte.
96 Ilmenau.
Johanna Sebus.)
Epilog zu Schillere Glocke [= Theater-
reden 9].
Die Geheimnisse.
^ Der Zusatz [Neu.] bedeutet, das» die betreffende Zeile in
der Druck- Vorlage roth unterstrieben ist, zum Zeichen, dass
die genannte Dichtung zum erstenmal in die «Werke' auf-
genommen ist; nach Br. 28, 465 f. rührt die Unterstreichung
„wohl" von Cotta her (warum nicht von Goethe selbst? der
»ich schon bei den Werken Cotta* dieses Ivennzeichens be-
dient hatte, 8. Epos 1, 176, 31).
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10 DIE AUFGEREGTEN. 1812
[November 19, Jena.] [10]
Band 9. Der Gross-Cophta.
Der Triumph der Empfindsamkeit.
Die Vögel.
Der Bürgergeneral. &
Gelegenheitsgedichte. Vermehrt.^ (B 1814:
durchgestrichen und dafür am Rande ein-
gesetzt:
Breme von Bremenfeld [= Die Aufge-
regten]. 10
Fragment.)^
Hier entsteht nun die Frage, ob . . .
Ferner ob man die völlige Umarbeitung des
,Götz* und ,Eomeo und Julie^ [Neu] is
für das Theater. Ob man
mehrere angefangene und unvollendete Stücke
[Neu]/
von denen die Biographie Rechenschaft geben wird,
gleichfalls aufnehmen wolle? 2a
Eh möchten diese zusammen auch noch vier Bände
geben, so dass im Ganzen diese Ausgabe aus einund-
zwanzig Bänden bestünde. Allee dieses vorschlagsweise
zu weiterer einsichtiger Priifung hingelegt.
An Cotta. — Br. 23, 133, ^-134, 28. 135, 20. 136, 1—10. sft
466, und W. 41 (1), 488, 12 f. 22 f. 29 f. 439, 3 f.
» [Neu.]
• Da das Wort „Fragment*' hier in einer Zeile für sich steht,
so bezieht es sich wohl nicht auf die .Aufgeregten* (die ja
auch in keinem Druck als Fragment bezeichnet sind), son- so
dem auf das ,Mädchen von Oberkirch*; bezöge e» sich auf
die »Aufgeregten*, so würde es, wie bei ,Elpenor* geschehen
(a 8, 9), unmittelbar angeschlossen sein (vgl. 23, 25 f.).
' Bei dieeen Stücken ist in erster Linie zu denken an die
«Aufgeregten*, vielleicht auch an das .Mädclien von Oberkirch* 85
und «Nausikaa*.
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1813 DIE AUFGERBGTEN. 11
1818.
Mäiz 10. Weimar. 11
[Morgens]. Aussonderung der neuen poetischen
Sachen^ welche in die Werke kommen sollen.^ Anderes
B dahin Gehörige berichtigt.
Tgb. 6, 22, 28-23, 2.
181%.
Juli 17, Weimar. 12
[Morgens] ,BreD^^ von Bremenfeld* Revision.*
10 Tgb. 6. 119, 4 f.
181S.
] [Januar 7, Weimar.] 13
Eine neue Ausgabe meiner Schriften [Cotta*] be-
schäftigt mich, in welche ich manches Mittheilbare, Un-
16 gediTickte aufnehmen möchte; . .'
An G. H. L. Nicolovius. — Br. 25, 134, 9-12.
Januar 16. Weimar. 14
Eine frische Ausgabe meiner Werke [Cotta*]^ die ich
so eben vorbereite, wird manches Neue bringen.*
20 An Schelling. — Br. 25, 159, 18 f.
Februar 20, Weimar. 15
*Inhalts-Verzeichniss
der zwanzig Bände Qoethischer Werke.
Band 1—4
25 Band 5. Laune des Verliebten.
Die Mitschuldigen.
^ Ausser den 9, 14. 17. 10, 6. 15. 18 als „neu** bezeichneten und
von Goethe hinzugefügten Dichtungen kommen in Frage:
Maskenzttge 2. 5. 11. 12 und Theaterreden 10—12. ,Epi-
30 menides Erwachen' liLommt hier nicht in Betracht, da seine
Entstehung später fällt
* Für den ersten Druck.
' Ungedruckt war von den dramatischen Dichtungen, ausser
den ,Aufgeregten', nur »Satyros*.
36 * Vgl. Z. 88f.
• Vgl. 8, 29-88.
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12 DIE AUFGEREGTEN. 1815
(Februar 90, Weimar.] [15]
[Band 6 FortaeUung.]
Die Geschwister.
Mahomet.
Tancred. 5
Theatralische Gelegenheits-Gedichte.*
Band 6. Gtötz von Berlichingen.
Egmont.
Stella.
Clavigo. 10
Band 7. Iphigenie auf Tauris.
Torquato TasAO.
Die natürliche Tochter.
lilpenor.
Band 8. Claudine von Villa Bella. w
Erwin und Elmire.
Jery und Bätely.
lik.
Die Fischerin.
Scherz, List und Bache. »
Der Zauberflöte 2. Theil.
Maskenzüge [2. 4—9. 11. 12].
Karlsbader Gedichte.
Des Epimenides Erwachen.
Band 9. Faust. 26
Puppenspiel.
Fastnachtsspiel.
Das Neueste von Plundersweilem.
Pater Brey.
Satyros. so
Bahidt.
Parabeln.
Legende.
' «Paläophron und Neoterpe*, .Vorspiel 1807*, »Was wir brin-
gen*, Theaterreden 1-«. 10—12. 35
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1816 DIB AUFGEREGTEN. 13
[Febnuur 20, Weimar.] (15]
(Band 9 Forueisung.]
Hans Sachs.
Mieding.
5 Künstlers Erdewallen.
Künstlers Apotheose.
Epilog zu Schillers Glocke [= Theater-
reden 9].
Die Geheimnisse.
10 Band 10. Der Gross-Cophta.'
Der Triumph der Empfindsamkeit.
Die Vögel. Der Bürgergeneral.
Die 2Jeichen der Zeit [= Die , Auf geregten*].
Band 11. Reineke Fuchs.
16 Hermann und Dorothea.
Achilleis.
Pandora.*
Band 12 — 20. . .
An Cotta. - Br. 25, 200, 1—3. 22-202, 13. - Und ,An-
20 kündigung einer neuen Ausgabe von Goethes Werken'. —
W. 41 (1), 83. 22-85, 14.
December 6, Weimar. 16
'Nun benutzte man den 14. [Band], welcher in der
neuen Ausgabe diesen Boman enthält, um dasjenige
25 ' Trat im Druck an die Uim sachlich zukommende Stelle, vor
den ,Bürgergenerar.
* In der Handschrift, nach der die, für Cotta bestimmte, Rein-
schrift gefertigt ist, findet sich nach „Pandora" ein Frage-
zeichen, das später wieder gestrichen worden ist, ein Be-
30 weis, dass die Einonlnung dieser Dichtung fortgesetzt
Schwierigkeiten machte (vgl. 8, 12. 22).
• Goethe fand Cottas Absicht „sehr billig, dass man den Be-
sitzern der ersten Ausgabe [Werke Cotta^] dieselbe nach der
neuen zu complettiren erleichtere" (Br. 26, 175, 10 f.). und
85 that Vorschläge ftlr die Binrichtun^r der Ergänzungsbände.
Zu den zwölf Bänden der Werke Cotta» waren 1810 als Band
13 die ,Wahlverwandt8chaften* gekommen.
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14 DIE AUFGEREGTEN. 1816
(December 6, Weimar.] [16]
nachzubringen, was in die vorhergehenden Bände einge-
schaltet worden. Es gäbe zwar nur ein schwaches Bänd-
chen, aber die Zahl würde doch erfiQlt.* Ich würde für
eine schickliche Eedaction sorgen, wodurch etwas Ge- 5
fälliges entstünde; . .
An Cotta. — Br. 26. 177. 19—25.
1816.
Mal 2. Weimar. 17
[Morgens] Der zehnte Theil meiner Werke [Cotta*, lo
redigirt].
Tgb. 5, 227, 16 f.
Mai 3. Weimar. 18
[Vormittags] Den zehnten Band meiner Werke
[Cotta*] redigirt. . . . [Nachmittags] Am zehnten i5
Band fortgefahren.
Tgb. 5. 227. 23. 26.
][Mai zwischen 7 und 9, Weimar.] 19
*(Hier findet sich eine Lücke, welche wir durch Erzäh-
lung ausfüllen. . . . Vielleicht bedauert man, dass der ao
Verfasser die Schwierigkeiten einer solchen Scene nicht
zur rechten Zeit zu überwinden bemüht war.)
,Die Aufgeregten* Aufzug 3 Auftritt 1. — W. 18, 47,
13 f. 49. 7-9.
^ Band 14 ist mit seinen 393 Seiten von fast gleicher Stärke 86
wie die übrigen Bände. Ja stärker als einige derselben; seinen
Inhalt s. 4, 19—26. — Von den Binsehaltungen der neuen
Ausgabe fehlt in diesem Ergänzungsbande nur das , Vorspiel,
1807*.
* In der Zeit vom 7. Mai bis 23. Juni, während der Vorbe- so
reituug ftlr den ersten Druck, entstanden, so dürfen wir als
gewiss annehmen, die kurzen Angaben über den Inhalt der
unausgeführten Theile: In Aufzug 2 zu Anfang von Auftritt
4, sowie in Aufzug 3 und 6. Für uns kommt nur die im
Obigen mitgetheilte Bemerkung am Sehluss von Aufzug 3 in 15
Betracht.
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1816 DIE AUFGEREGTEN. 16
Mai 7, Weimar. 20
[Früh]. Die ,Aufgeregten^ Lustspiel, durcharbeitet.^
Tgb. 5. 228, 22.
Mai 8. Weimar. 21
5 [Vormittags] An den ,Aufgeregten^
Tgb. 5. 229, 5.
Mal 9. Weimar. 22
[Vormittags], Die .Aufgeregten' nochmals durchge-
gangen.
10 Tgb. 6, 229, 10 f.
Mai 31, Weimar. 28
[Vormittags] Schluss der ,Aufgeregten' conigirt.
Tgb. 6, 237, 9,
Juni 10, Weimar. 24
16 ♦Fünfter Act ^Aufgeregtem
♦»Aufgeregten' Abschrift.
♦An Riemer.
Agenda 1816 Juni 10. - Tgb. 5, 314, 7-9.
so Juni 23, Weimar. 25
[Früh] Schluss der .Aufgeregten'.
Tgb. 5, 244, 26.
Juli 4, Weimar. 26
[Vormittags] Interpunction des zehnten Bandes
86 meiner Werke [Cotta^]^
Tgb. 5, 249, 12 f.
Juli 8, Weimar. 27
[Morgens] Nebenstehende Sendung an Cotta bewerk-
stelligt. An Cotta Paquet zehnter Band meiner
•0 Werke [Cotta^]. inliegend . .
Tgb. 5, 250, 17—19.
18111.
März [Anfang], Weimar. 28
[In dem chronologischen Verzeichniss der Werke,
86 das, zwischen dem 6. Februar und 5. März 1819 entstan-
* Vgl. 14, 30 f.
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16 DIB AUFGEREGTEN. 1819
(März [Anfttng], Weimiur.] [28]
den, mit dem Datum „Weimar. März 1819" am Schluss
von Band 20 der Werke Cotta* erschien (die kleinen
Ungenanigkeiten desselben werden bei den einzelnen
Dichtungen berichtigt), heisst es unter dem Jahre]. »
1769: Die ,LÄune dee Verliebten'; die ,Mit8chuldi-
gen'.
1769 bis 1775: . .; ,Götz von Berlichingen*; ,Clavigp';
,Stella'; »Erwin und Elmire'; ,Claudine von Villa
Bella'; ,Fau8t'; die Puppenspiele; ,Prolog zu lo
Bahrdt'; . .
1775 bis 1780: ,Lila'; die ,Geschwister'; ,Iphigenia';
,Proserpina'; ,Triumph der Empfindsamkeit'; . .;
,Jery und Bätely'.
1780 bis 1786: JBlpenor'; die ,V^1'; ,Scher^ List i6
und Bache'; . .
1787 und 1788: . .; ,Iphigenia*, ,Egmont', ,Tas8o' um-
gearbeitet und abgeschlossen; ,Claudine von
Villa Bella', ,Erwin und Elmire' in, reinere
Opemform gebracht. ao
1789: Der ,Gross-Cophta'; die ,Ungleichen Hausge-
nossen', unvollendet; . .
1793: . .; der ,Bürgergeneral*; die , Aufgeregten'; . .
1799: . .; Plan zur ,Natürlichen Tochter'.
1800: ,Paläophron und Xeoterpe'; . . m
1802: ,Was wir bringen', Vorspiel.
1803: Der ,Natürlichen Tochter' erster Theil abge-
schlossen, Entwurf der beiden andern; . .
1804: . .; ,Götz von Berlichingen' für's Theater; . .
1808: ,Pandora', erster Theil; . . ao
1810: Die »Romantische Poesie', Maskenzug, ausge-
legt in Stanzen; russischer Völkerzug, begleitet
von Liedern; . .
1813: . .; Epilog zum ,E68ex'; . .
1814: . .; Vorspiel für Halle, Todtenopfer für Heil 85
[= ,Waß wir bringen. Fortsetzung'].; ,Epimeni-
des Erwachen'; . .
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1819 DIB AUFGBRBGTBN. 17
[Min [Anfang], Weimar.] [28]
1818: . ., der Abdruck . . der Festgedichte bei An-
wesenheit Ihre der Kaiserin Mutter Majestät in
Weimar . . Terzieht sich bis in's Jahr 1819.
ft Summarische Jahreefolge Goetheseber Schriften. —
WH. 29. 323-326.
1832.
][März 11, Weimar; oder schon 1820?] 29
Schema.^
10 [Zu 1789—1803.]
Weimarisches Theater.
Theihiahme daran.
Conversationston.
15 Iffland und Kotzebue.
Andere Schriftsteller.
Eigene Arbeiten brauchbarer Art wünschenswerth.
Noch Bäume genug zwischen oben genannten Auto-
so ren.
Meine ersten Stücke, der Weltgeschichte gewidmet
[,Götz^, ,Egmont^, gingen zu sehr in's Breite.
Meine neuem^ den innem Menschen darstellend
[,Iphigenie', ^Torquato Tasso*]^ waren zu sehr in's
26 Enge gezogen.
Ich war zu einer mittlem Technik gelangt^ mit der
ich ganz gut umzugehen wusste.
Vergreifen im Stoflf.
Antheil an den nächsten Weltbegebenheiten,
io Halsbandsgeschichte in der zweiten Hälfte Ton 1786.
Gewaltsame Wirkung der ersten Nachricht.
Interesse [an]. Cagliostros wirklichen Zuständen.
Manifestation der hohem Betrügerei mit der Hals-
baudsgeschichte.
86 ^ Vgl. das Schema Nr. 7 und die Ausführung Nr. 80.
Grfif, Goethe ttber s. Dichtungen T. n, B. l. 2
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18 DIB AUFGEREGTEN. 1822
)[Män 11, Weimar; oder schon 1820?] [»]
Verwandeln in's Drama.
Und zwar als Oper.
Mancherlei Wechsel des Versuches.
Endlicher Entschluss als Schauspiel. 6
Misslingen der Wirkung.
Ursache.
Eigensinniges Beharren auf demselben Wege.
Das Vorausgesehene ward erfüllt.
Die Königliche Autorität so gut als vernichtet. lo
Heimliches Umherschleichen dergleichen Versuche in
Deutschland.
Verständige Menschen enthalten sich kaum den ßei-
zen der Klapperschlange.
Die Allerschlechtesten suchen dabei ihren Vortheil. i*
Trauriger Blick nach Mainz.
Untergang einer der ersten und ältesten Städte von
Deutschland vorauszusehen.
Durch Individuen welcher Art verursacht.
Conception des ,Bürgergenerals*. ao
Veranlassung.
Schauspieler Beck, den Schnaps in den ,Zwei Billets'
trefflich spielend.
Malcolm! im gleichen den Vater.
Der ^Stammbaum' hervorgesucht.^ 96
So entstand der ,Bürgergenerar.
Vorstellung von der grössten Schönheit.
Mantelsäckchen der Emigrirten.
Im Ganzen grosse Sorgfalt und Wahrheit.
Das Publicum verstummt wie vor dem ,Cophta^ so
Gesinnimg der Freunde.
Wie man sich hilft.
,NatÜTliche Tochter^.
Schema zur ,Gampagne In Frankreich* (letzter Ab-
schnitt). — W. 38, 868, 17—369, 32. 35
8. 58. 8 f.
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1822 DIE AUFGEREGTEN. 19
][März zwischen 12 und 16, Weimar.] 30
[Zu 1789—1803.]. Von solchen Studien bildender
Kunst^ fühle ich mich denn doch gedrungen wieder zum
Theater zurückzukehren und über mein eigenes Ver-
6 hältniss an demselben einige Betrachtungen anzustel-
len, welches ich erst zu vermeiden wünschte. Man sollte
denken, es sei die beste Gelegenheit gewesen, für das
neue Theater* und zugleich für das deutsche überhaupt,
als Schriftsteller auch etwas von meiner Seite zu leisten:
10 denn genau besehen lag zwischen oben genannten Au-
toren' und ihren Productionen noch mancher Baum,
der gar wohl hätte ausgefüllt* werden können; es gab
zu natürlich einfacher Behandlung noch vielfältigen
Stoff, den man nur hätte aufgreifen dürfen.
15 Um aber ganz deutlich zu werden, gedenk' ich mei-
ner ersten dramatischen Arbeiten, welche, der Weltge-
schichte angehörig, zu sehr in's Breite gingen, um büh-
nenhaft zu sein [,Grötz^, ,Egmont*].; meine letzten, dem
* Wio Goethe sie nach der Rttckkebr aus der Gampagne im
so Winter 1792 auf 1793 mit Meyer betrieb.
* Das Hoftheater in Weimar, eröffnet am 7. Mai 1791.
' „Iffland und Kotzebue . . ihre Stücke, natttrllch und fass-
lich, die einen gegen ein bürgerlich rechtliches Behagen, die
andern gegen eine lockere Sittenfreiheit hingewendet; beide
S5 Gesinnungen waren dem Tage gemäss und erhielten freudige
Theilnahme; . . Schröder, Babo, Ziegler, glücklich energische
Talente, lieferten bedeutenden Beitrag; Bretzner und Jün-
ger, ebenfalls gleichzeitig, gaben anspruchslos einer beque-
men Fröhlichkeit Raum. Ilagemann und Hagemeister, Ta-
80 lente, die sich auf die Llinge nicht halten konnten, arbeiteten
gleichfalls für den Tag und waren, wo nicht bewundert, doch
als neu geschaut und willkommen. Diese lebendige, sich Im
Cirkel herumtreibende Masse suchte man mit Shakespeare.
Gozzi und SchUler geistiger zu erheben . . ." (W. 33. 251,
95 14—252, 2.) Hier kommen hauptsächlich die beiden zuerst
genannten (die auch schon im Schema mit Namen aufgeführt
sind, a 17. 15) in Betracht.
* Sämmtliche Drucke haben „ausgeführt' '.
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20 DIE AUFGEREGTEN. 1822
][M&n zwischen 13 und 16, Weimer.] [SO]
tiefsten innem Sinn gewidmet [Jphigenie*, »Torquato
Taseo^]^ fanden bei ihrer Erscheinung wegen allzu
grosser Gebundenheit wenig Eingang. Indessen hatte
ich mir eine gewisse mittlere Technik eingeübt, die et- s
waÄ massig Erfreuliches dem Theater hätte verschaffen
können; allein ich vergriff mich im Stoff, oder vielmehr
ein Stoff überwältigte meine innere sittliche Natur, der
allerwiderspenstigste, um dramatisch behandelt zu wer-
den. 10
Schon im Jahre 1785 erschreckte mich die Hals-
bandsgeschichte wie das Haupt der Gorgone. Durch
dieses unerhört frevelhafte Beginnen sah ich die Würde
der Majestät untergraben, schon im voraus vernichtet,
und alle Folgeschritte von dieser Zeit an bestätigten 15,
leider allzu sehr die furchtbaren Ahnungen. Ich trug
sie mit mir nach Italien und brachte sie noch geschärf-
ter wieder zuriick. Glücklicherweise ward mein ,Tasso*
noch abgeschlossen, aber alsdann nahm die weltge-
schichtliche (Jegeriwari; meinen Geist völlig ein. »
Mit Verdruss hatte ich viele Jahre die Betriigereien
kühner Phantasten und absichtlicher Schwärmer zu ver-
wünschen Gelegenheit gehabt und mich über die unbe-
greifliche Verblendung vorzüglicher Menschen bei sol-
chen frechen Zudringlichkeiten mit Widerwillen ver- 25
wundert. Nun lagen die directen und indirecten Fol-
gen solcher Narrheiten als Verbrechen und Halbver-
brechen gegen die Majestät vor mir, alle zusammen
wirksam genug, um den schönsten Thron der Welt zu
erschüttern. so
Mir aber einigen Trost und Unterhaltung zu ver-
schaffen, suchte ich diesem Ungeheuern eine heitere
Seite abzugewinnen, und die Form der komischen Oper,
die sich mir schon seit längerer Zeit als eine der vor-
züglichsten dramatischen Darstellungsweisen empfoh- ss
len hatte, schien auch ernstem Gegenständen nicht
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1822 DIE AUFGEREGTEN. 21
][März zwischen 12 und 16, Weimar.] [80]
fremd, wie an ,Köiiig Theodor^ zu sehen gewesen.*
Und so wurde denn jener Gegenstand rhythmisch be-
arbeitet [,Der Gross-Cophta^ als Oper], die Composition
6 mit Reichardt verabredet, wovon denn die Anlagen eini-
ger tüchtigen Bass-Arien bekannt geworden; andere
Musikstücke, die ausser dem Context keine Bedeutung
hatten, blieben zurück, und die Stelle, von der man sich
die meiste Wirkimg versprach, kam auch nicht zu
10 Stande. Das Geistersehen in der Krystallkugel vor dem
schlafend weissagenden Gophta sollte als blendendes
Final vor allen glänzen.
Aber da waltete kein froher Geist über dem Ganzen,
es gerieth in Stocken, und um nicht alle Mühe zu verlie-
16 ren, schrieb ich ein prosaisches Stück, zu dessen Haupt-
figuren sich wirklich analoge (Gestalten in der neuen
Schauspieler-Gesellschaft vorfanden, die denn auch in
der sorgfältigsten Aufführung das Ihrige leisteten.
Aber eben desswegen, weil das Stück ganz trefflich
ao gespielt wurde, machte es einen um desto widerwärti-
gem Effect. Ein furchtbarer und zugleich abgeschmack-
ter Stoff, kühn und schonungslos behandelt, schreckte
jedermann, kein Herz klang an; die fast gleichzeitige
Nähe des Vorbildes liess den Eindruck noch greller
26 empfinden; und weil geheime Verbindungen sich un-
günstig behandelt glaubten, so fühlte sich ein grosser
respectabler Theil des Publicums entfremdet, so wie das
weibliche Zartgefühl sich vor einem verwegenen Liebes-
abenteuer entsetzte. .
90 Ich war immer gegen die unmittelbare Wirkimg mei-
ner Arbeiten gleichgültig gewesen und sah auch diess-
mal ganz ruhig zu, dass diese letzte, an die ich so viel
Die Oper ,11 Re Teodoro In Venezia* von Glambattista Castl
gedichtet, von Giovanni Paeslello 1784 componlrt, hatte
Goethe 1785 kennen gelernt.
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22 DIB AUFGEREGTEN. 1822
][H&n zwiMhen U and 16, Weimar.] [SO]
Jahre gewendSet, keine Theilnahme fand; ja, ich ergötzte
mich an einer heimlichen Schadenfreude, wenn gewisse
Menschen, die ich dem Betrug oft genug ausgesetzt ge-
sehen, kühnlich versicherten, so grob könne man nidit 5
betrogen werden.
Aus diesem Ereigniss zog ich mir jedoch keine Lehre;
das, was mich innerlich beschäftigte, erschien mir im-
merfort in dramatischer Gestalt, und wie die Halsbands-
geschichte aJß düstre Vorbedeutung, so ergriff mich lo
nunmehr die Revolution selbst als die grässlichste Er-
füllung; den Thron sah ich gestürzt und zersplittert,
eine grosse Nation aus ihren Fugen gerückt und nach
unserm unglücklichen Feldzug offenbar auch die Welt
schon aus ihren Fugen. i5
Indem mich nun diess Alles in Gedanken bedrängte,
beängstigte, hatte ich leider zu bemerken, dass man im
Vaterlande sich spielend mit Gesinnungen unterhielt,
welche eben auch uns ähnliche Schicksale vorbereiteten.
Ich kannte genug edle Gemüther, die sich gewissen Aus- to
sichten und Hoffnungen, ohne weder sich noch die Sache
zu begreifen, phantastisch hingaben; indessen ganz
schlechte Subjecte bittem Unmuth zu erregen, zu meh-
ren und zu benutzen strebten.
Als ein Zeugniss meines ärgerlich guten Humors liese u
ich den ,Bürgergeneral^ auftreten, wozu mich ein Schau-
spieler verführte, Namens Beck, welcher den Schnaps
in den ,Beiden Billets^ nach Florian mit ganz individuel-
ler Vortrefflichkeit spielte, indem selbst seine Fehler
ihm dabei zu Statten kamen.^ Da ihm nun diese Maske so
so gar wohl anstand, brachte man des gedachten kleinen,
durchaus beliebten Nachspiels erste Fortsetzung, den
,Stammbaum^ von Anton Wall, hervor, und als ich nun
auf Proben, Ausstattung und Vorstellung dieser Klei-
* Vgl. 57, 26. 67, 2-7. SS
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1822 DIB AUFGEREGTEN. 23
KMftrz Ewischen 12 und 16, Weimar.] [80]
nigkeit ebenfalls die grösste Aufmerksamkeit wendete»
so konnte nicht fehlen, dase ich mich von diesem närri-
schen Schnaps so durchdrungen fand, dass mich die
5 Lust anwandelte, ihn nochmals zu produciren. Diese ge-
schah auch mit Neigung und Ausführlichkeit; wie denn
das gehaltreiche Mantelsäckchen ein wirklich französi-
scheß war, das Paxd auf jener Flucht eilig aufgerafft
hatte.^ In der Hauptscene erwies sich Malcolmi als
10 alter wohlhabender, wohlwollender Bauersmann, der sich
eine gesteigerte Unverschämtheit als Spass auch einmal
gefallen lässt, unübertrefiElich, und wetteiferte mit Beck
ia wahrer natürlicher Zweckmässigkeit. Aber verge-
bens, das Stück brachte die widerwärtigste Wirkung her-
16 vor, selbst bei Freunden und Gönnern, die, um sich und
mich zu retten, hartnäckig behaupteten: ich sei der
Verfasser nicht, habe nur aus Grille meinen Namen und
einige Federstriche einer sehr subalternen Production
zugewendet.*
20 Wie mich aber niemals irgend ein Aeuseeres mir
selbst entfremden konnte, mich vielmehr nur strenger
in's Innere zurückwies, so blieben jene Nachbildungen
des Zeitsinnes für mich eine Art von gemüthlich tröst-
lichem Geschäft. Die ,XJnterhaltungen der Ausgewan-
95 derten*, fragmentarischer Versuch, das unvollendete
Stück, ,die Aufgeregten',* sind eben so viel Bekenntnisse
* Vgl. 68, 25-69. 7.
» Vgl. 60, 14—20, und dagegen 56, 30-34. 57, 9. 20. 58, 37 f. 59,
24. 59, 34. Zum richtigen Verständniss des Ausdrucks „wider-
80 wärtigste Wirkung" (Z. 14) vgl. GJ. 19, 244.
* Diese Stelle bietet besondere Schwierigkeiten. Den Aus-
druck „fragmentarischer Versuch" beziehen wir, mit
Düntzer, nicht auf die , Unterhaltungen deutscher Ausgewan-
derten', sondern auf die ,Reise der Söhne Megaprazone' (vgl.
S6 Epos 1, 186, 27—37, wo Z. 10 nach „Stück" ein Komma ein-
zusetzen ist). Aber auch die Worte „das unvollendete Stück",
die auffallender Weise von dem folgenden Titel
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24t DIB AUFGEREGTEN. 1822
][Mftrz zwischen 12 and 16, Weimar.] [80]
dessen, was damals in meinem Busen vorging; wie auch
späterhin ,Hermann und Dorothea* noch aus derselhigen
Quelle flössen, welche denn freilich zuletzt erstarrte.
Der Dichter konnte der rollenden Weltgeschichte nicht s
nacheilen und musste den Abschluss sich und andern
schuldig bleiben, da er das Eäthsel auf eine so entechie-
dene als unerwartete Weise gelöst sah.
Campague in Frankreich 1792. — W. 33, 260, 23—266, 4.
März IMitte?], Weimar. 81 lO
Oeuvres dramatiques de J. W. Goethe Tome II. Paris
1822. [Verehrt:] Vom Herausgeber.^
Bücher- Vermehrungsliste 1822. — Tgb. 8, 318.
durch ein Komma getrennt sind, möchten wir,
gerade mit Rücksicht hierauf und auf den Ausdruck „eben 16
so viel Bekenntnisse" nicht auf die , Aufgeregten' beziehen
(zu denen sie scheinbar ebenso gehören, wie „fragmentari-
scher Versuch" zu »Unterhaltungen der Ausgewanderten'),
sondern auf das Bruchstück das ,Mädchen von Oberkirch*
(vgl. 10. 11. 28-^). 80
* Von dem Werke ,Oeuvres dramatiques de J. W. (Goethe,
traduites de rallemand; pr6c6d6e8 d'une notice biographique
et Uttdraire sur Goethe' erschien zuerst: Paris, A. Bob4e,
Ödlteur, M. DCCC. XXI.
Tome 3: ,Goetz de Berlichingen', 25
»Iphigenie en Tauride',
»Clavljo*,
,Le8 compllces';
Goethe empfing ihn 1822 im Januar (s. Nr. 328); sodann:
Paris, A. Bobße, Mlteur, M. DCCC. XXII. ^
Tome 2: ,Le Tasse',
,Egmont',
,Stella',
,Les r6v(^t^';
Goethe empfing ihn 1822 im März; dann: Paris, A. Bob^, u
Mlteur, M. DCCC XXIII.
Tome 4: ,Fau8t',
,La manle du sentiment',
,Le frdre et la soeur*,
,Le Citoyen g^n^ral' [!], 40
,Jery et Baetely*;
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1822 DIE AUFGEREGTEN. 25
Juni 10, Weimar. 32
. . von auswärts ereignet sich mir Wünschenswerthes;
die Franzosen übersetzen meine dramatischen Arbeiten/
und ich muss eine Befreiung von Vorurtheil, eine Höhe
ihrer Ansichten bewundem.
An K. F. V. Reinhard. — G.-Reinhard S. 214.
1828.
][März 81, Weimar.] — s. .Natürllclie Tochter* ugD. 38
(, Bedeutende Fördemiss durch e. einziges geistr. Wort*.)
10 Goethe empfing ihn 1823 im Februar (s. Nr. 101); endlich:
Paris, A. Sautelet et Cie, libraires-Mlteurs, M. DCOC XXV.
Tome 1: , Notice sur la vle et les ouvrages de Goethe*,
,Le Grand-CophteS
,La fille naturelle*;
15 Goethe empfing ihn 1826 am 31. Juli (s. ,Gross-Cophta* ugD.).
Alle vier .Bände befinden sich noch heute in Goethes
Bibliothek.
Gleichzeitig mit Band 1 erschienen Band 2—4 in zweiter
Auflage (als solche aber auf dem Titel nicht bezeichnet):
20 Paris, A. Sautrfet et Cie, libraires-Mlteurs, M. DCCC XXV);
das ganze Werk wurde 1826 von Ampdre im ,Globe* ange-
zeigt, worauf dann Goethe seine Mittheilungen in , Kunst und
Alterthum* machte (vgl. 32, 2).
Die weder auf dem Titel noch im Werke namhaft gemach-
u ten Uebersetzer sind Stapfer, Gavagnac und Margu6r6 (letz-
tere beiden Namen nach Goedeke 4, 688); Stapf er unterzeich-
net in Band 4 das ,Avertissement du traducteur* mit: Albert
S ♦ ♦ ♦, und in Band 1 die ,Notice* mit: Albert S r.
Er nennt Im Avant-propos zu Band 1 die üebersetzung der
80 Dichtungen Schillers von de Barante, und sagt sodann: „On
va dire qu'll est fächeux pour Goethe, que Tinterpröte de son
rival n'ait pas 6t6 le slen. L'auteur de la ,Notice sur sa vle
et ses ouvrages* sent mieux que personne combien, en effet,
toute comparalson de notre traduction avec celle de Schiller
35 nous seralt d6favorable; aussi tient-il ä n'en prendre que
sa part legitime, en ne s*avouant icl responsable que de trois
pidces seulement: ,Le Gomte d*Bgmont*, ,Goetz de Ber-
lichingen* et ,Le Docteur Faust*.**
» Vgl. Nr. 81.
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26 DIE AUFGEREGTEN. 1^3
April 18, Weimar. 34
Zugleich denk' ich mich noch einer andern Schuld zu
entledigen, und dem Uebersetzer meiner dramatischen
Werke gleichfalls zu antworten, was ich schon längst
versäumt habe.^ 5
An K. F. V. Reinhard. — G.-Reinhard S. 228.
][Juli 1? Eger?] 35
[Zu 1789 — 1795.] Einem thätigen productiven Geiste,
einem wahrhaft vaterländisch gesinnten, und einheimi-
sche Litteratur befördernden Manne wird man es zu lo
Gute halten, wenn ihn der Umsturz alles Vorhandenen
schreckt, ohne dass die mindeste Ahnung zu ihm
spräche, was denn Besseres, ja nur Anderes daraus er-
folgen solle. Man wird ihm beistimmen, wenn es ihn
verdriesst, dass dergleichen Influenzen sich nach 16
Deutschland erstrecken, und verrückte, ja unwürdige
Personen das Heft ergreifen. In diesem Sinne war , d e r
Bürgergeneral^ geschrieben, ingleichen , d i e
Aufgeregten^ entworfen, sodann die ,Unter-
haltungen der Ausgewanderten ^ Alles so
Productionen, die dem ersten Ursprung, ja sogar der
Ausführung nach, meist in dieses und das folgende Jahr
[1793 und 1794] gehören. [— Nr. 102.]
Tag- und Jalires-Hefte, 1793. — W. 35, 24, 4—18.
] [Juli zwischen 19 und 22, Marienbad.] 36 25
[Zu 1816.]. Der neunte und zehnte Band [der Werke
Cotta^] ward revidirt;^ . .
Tag- und Jalires-Hef te, 1816. - W. 36, 107, 10 f.
* Band 4 der »Oeuvres dramatiques* war Im Febniar 1823
an Goethe gelangt; seine Antwort erfolgte erst 1826 und so
1827, durch die beiden in ,Kunst und Alterthum* veröffent-
lichten Aufsätze (vgl. Nr. 31 und 101).
' Bas heisst: druckfertig gemacht.
— In der, 1823 im August für den ehemaligen König von
Holland, Louis Bonaparte, entworfenen, tabellarischen Ueber- 36
Sicht der ,Ouvrages po6tiques de Goethe* (s. Nr. 243)
fehlen, bezeichnender Weise, sowohl die »Aufgeregten*, als
auch der ,Bürgergeneral*.
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1824 DIB AUFGEREGTEN. 27
182«.
Januar 4, Weimar. 37
[Nachmittags.], „In religiösen Dingen, in wissen-
schaftlichen und politischen, überall machte es mir zu
5 schaffen, dass ich nicht heuchelte, und dass ich den
Muth hatte, mich auszusprechen, wie ich empfand."
„Und nun gar in politischen Dingen! Was ich da
für Noth und was ich da zu leiden gehabt, mag ich
10 gar nicht sagen. Kennen Sie meine , Auf geregten*?"
Erst gestern, erwiderte ich [Eckermann], habe ich
wegen der neuen Ausgabe Ihrer Werke [Cotta'] das
Stück gelesen und von Herzen bedauert, dass es unvoll-
endet geblieben. Aber wie es auch ist, so wird sich
16 jeder Wohldenkende zu Ihrer Gesinnung bekennen.
„Ich schrieb es zur Zeit der französischen Revolu-
tion", fuhr Goethe fort, „und man kann es gewisser-
massen als mein politisches Glaubensbekenntniss jener
Zeit ansehen. Als Repräsentanten des Adels hatte ich
20 die Gräfin hingestellt und mit den Worten, die ich ihr in
den Mund gelegt, ausgesprochen, wie der Adel eigent-
lich denken soll. Die Gräfin kommt soeben aus Paris
zurück, sie ist dort Zeuge der revolutionären Vorgänge
gewesen und hat daraus für sich selbst keine schlechte
25 Lehre gezogen. Sie hat sich überzeugt, dass das Volk
wohl zu drücken, aber nicht zu unterdrücken ist, und
dass die revolutionären Aufstände der unteren Klassen
eine Folge der Ungerechtigkeit der Grossen sind. Jede
Handlung, die mir "unbillig scheint, sagt sie, will ich
so künftig streng vermeiden, auch werde ich über solche
Handlungen Anderer in der Gesellschaft und bei Hofe
meine Meinung laut sagen. Zu keiner Ungerechtig-
keit will ich mehr schweigen, und wenn ich auch unter
dem Namen einer Demokratin verschrieen werden
86 sollte!^
* Vgl. die fast gleichlautenden Worte In Aufzug 8 Auftritt 1
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28 DIB AUFGEREGTEN. 1824
(Jannar 4, Weimar.] [ST]
;„Ich dächte", fuhr Goethe fort, „diese Gresinnung
wäre durchaus respectabel. Sie war damals die meinige
und ist es noch jetzt. Zum I^hne dafür aber belegte
man mich mit allerlei Titeln, die ich nicht wieder- &
holen mag."
Man braucht nur den ,Egmont' zu lesen, versetzte
ich, lun zu erfahren, wie Sie denken. Ich kenne kein
deutsches Stück, wo der Freiheit des Volkes mehr das
Wort geredet würde als in diesem. lo
„Man beliebt einmal", erwiderte Goethe, „mich nicht
so sehen zu wollen wie ich bin, und wendet die Blicke
von allem hinweg, was mich in meinem wahren Lichte
zeigen könnte. Dagegen hat Schiller, der, unter uns,
weit mehr ein Aristokrat war als ich, der aber weit is
mehr bedachte, was er sagte, als ich, das merk«
würdige Glück, als besonderer Freund des Volkes zu
gelten. Ich gönne es ihm von Herzen und tröste
mich damit, dass es anderen vor mir nicht besser ge-
gaugen. so
Es ist wahr, ich konnte kein Freund der franzö-
sischen Revolution sein, denn ihre Greuel standen mir
zu nahe und empörten mich täglich und stündlich,
während ihre wohlthätigen Folgen damals noch nicht
zu ersehen waren. Auch konnte ich nicht gleichgültig ss
dabei sein, dass man in Deutschland künstlicher
Weise ähnliche Scenen herbeizuführen trachtete, die
in Frankreich Folge einer grossen Nothwendigkeit
waren.
Ebenso wenig aber war ich ein Freund herrischer so
Willkür. Auch war ich vollkommen überzeugt, dass ir-
gend eine grosse Revolution nie Schuld des Volkes ist,
sondern der Regierung. Revolutionen sind ganz unmög-
(W. 18, 45, 19— 46, 9), und zu 27, 25 f. die Worte Egmonts au
Alba (Aufzug 4): „Zu drücken sind sie; nicht zu unter- 86
drücken" (W. 8, 267, 17 f.).
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1824 DIE AUFGEREGTEN. 29
[Januar 4, Weimar.] [37]
lieh, sobald die Regierungen fortwährend gerecht und
fortwährend wach sind, sodass sie ihnen durch zeitge-
raässe Verbesserungen entgegenkommen und sich nicht
5 so lange sträuben, bis das Nothwendige von unten her
erzwungen wird.
Weil ich nun aber die Revolutionen hasste, so nannte
man mich einen Freund des Bestehenden.
Das ist aber ein sehr zweideutiger Titel, den ich mir
10 verbitten möchte. Wenn das Bestehende alles vortreff-
lich, gut und gerecht wäre, so hätte ich gar nichts da-
wider. Da aber neben vielem Guten zugleich viel
Schlechtes, Ungerechtes und Unvollkommenes besteht^
so heisst ein Freund des Bestehenden oft nicht viel
15 weniger als ein Freund des Veralteten und Schlechten."
Mit Eekermann. — Gespräche ö, 9—18 (Eckermann 3^
80-32).
1885.
Mai 28, Weimar. 3»
20 E. W. den neunten und zehnten Band [der Werke
Cotta'*] hiebei übersendend . . .
Mit . . angelegentlicher Bitte in dem begonnenen
Geschäft mit gleicher Geneigtheit fortzufahren^ . .
An Göttling. — G.-Göttling S. 7 f.
25 1826.
Februar 1, Weimar. 3^
[Aus der ,Anzeige von Goethes sämmtlichen Werken,^
Vollständige Ausgabe letzter Hand.']
^Band 4: Gedichte, vierte Sammlung:
30 Pestgedichte; . . Dramatisches; . . .
» Göttling sah, seit Ende Januar 1825, Goethes Werke, für
die , Vollständige Ausgabe letzter HandS ia grammatischer
und metrischer Hinsicht durch und erliielt zu dieser Arbeit
die Bände der letzten Gesammtausgabe (Ootta*), Je zwei und
S6 zwei, von Goethe zugeschickt.
Am 12. Juni sandte Gattung beide Bände durchgesehen
zurück.
* Die Anordnung der Werke Cotta» hat während des Druck»
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80 DIE AUFGEREGTEN. 1826
[Febraar 1, Weimar.] [89]
Band 6: AeltereTheaterstücke: Die Laune
des Verliebten [7]; Die Mitschuldigen [7];
Die Geschwister [7].. . . . Vorspiele und
dergleichen: Paläophron und Neoterpe [11 J; »
Vorspiel 1807 [H].; Was wir bringen,
Lauchstädt [11]; Was wir bringen, Halle
[11]; Theaterreden [11].
Band 7: GrössereneuereStücke: Götz von
Beriichingen [8].; Egmont [8]; Stella [10]; lo
Clavigo [10].
Band 8: Grössere ernste Stücke: Iphigenia
in Tauris [9] ;. Torquato Tasso [9]; Die na-
türliche Tochter [9].; Elpenor [10].
Band 9: Opern und Gelegenheitsgedich- i6
t e : Claudine von Villa Bella [10].; Erwin
und Elmire [10]; Jery und Bätely [11];
Lila [11]; die Fischerin [11].; Scherz, List
und Rache [11]; Der Zauberflöte zweiter
Theil [11]; Maskenzüge [13]; Karisbader ao
Gedichte; Des Epimenides Erwachen [13]..
Band 10: Symbolisch-humoristische Dar-
stellungen: Faust [12] ; Puppenspiel
[13].; Fastnachtsspiel [13] ;i Bahrdt [13];
Parabeln; Legende; Hans Sachs; Mieding; 2ß
Künstlers Erdewallen [13]; Künstlers Apo-
theose [13]; Epilog zu Schillers GJiocke [13];
die Geheimnisse.
manche Aenderun^en erfahren (Juli-September 1827), die aus
einer Verglelchung des hier folgeuden Verzeichnisses mit 90
Tat>clle 8 ersichtlich werden, zur Bequemlichb:eit des Lesers
aber auch hier durch Beifügung der endgültigen BandKahl
in [] unmittelbar nach dem betreffenden Titel angedeutet
worden sind.
^ Den nicht angeführten »Satyroe* begriff Goethe hier wohl 36
mit unter ,Fastnachtsspier, wie er es schon in Band 9 der
Werke Cotta' gethan hatte.
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1826 DIE AUFGEREGTEX. 81
[Februar 1, Weimar.] [S9]
Band 11: Symbolisch - satirische Thea-
terstücke: Triumph der Empfindsam-
keit [14]; Die Vögel [14]; Der Gross-Cophta
6 [14].; Der Bürgergeneral [14]; Die Aufge-
regten [15]; Unterhaltung der Ausgewan-
derten. (Letzteres, obgleich nicht eigentlich
dramatisch, hat man hier angefügt, weil es
im Sinne der drei vorhergehenden geschrie-
10 ben ist imd das grosse Unheil unwürdiger
Staatsumwälzung in lebhaftem Dialog vor
die Seele bringt.)
Band 12: Epische Gedichte und Verwand-
tes: Reineke Fuchs; Hermann und Doro-
15 thea; Achilleis; Pandora [40].
Band 30 bis 33. (In diesen Bänden wechselt eine grosse
Mannigfaltigkeit des Inhalts und der Form.
. . . Die Becensionen in den ,Frankfuri^r
Anzeigen^ vom Jahre 1772 geben Anlass, die
80 friihen ernsteren und muthwilligen Pro-
ductionen einzuleiten;^ . . Vielleicht fände
man Baum, friihere Studien, zum Beispiel
zu ,Q<)tz von Beriichingen', ,Iphigenia^ und
sonst,* zu belehrender Unterhaltung vorzu-
95 legen.)
WH. 29, 350-353.
* So weit diese nicht schon in Band 10 im Anschluss an .Faust*
Platz finden sollten; also .Prometheus* und ,Götter, Helden
und Wieland*, die in Band 33 der Werke Cotta* den ,Recen-
80 sionen* von 1772 folgen; wegen des ,Satyros*, den man auch
hierher setzen Icönnte, vgl. 30, 35—37.
* Bei dem „und sonst** ist vor allem an die ersten Fassungen
von ,Brwin und Elmire* und ,ClaudIne von Villa Bella* zu
denken, die in die Nachgelassenen Werke Aufnahme fanden.
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S2 DIE AUFGEREGTEN. 1826
][Mal 8? Weimar.]» 40
TJebersetziing meines Theaters.*
Neuere Wirkungen meiner Arbeiten in Frankreich.
Veranlassung dazu.
Siehe Le Olobe, Tom. III. No. 55. 1826.'' 6
Offenbar sind es die Anti-Claseiker, denen meine
ästhetischen Maximen imd die danach gearbeiteten
Werke als Beispiel sehr gelegen kommen. Sie gehen
daher sehr verständig zu Werke imd behandeln glimpf-
lich, was ihnen nicht munden will. lo
Einzelnheiten (zur französischen Litteratur). — WH.
29, 665.
Mai 12, Weimar. 41
Eine Eecension der Uebersetzung meiner dramati-
schen Arbeiten* hat mir auch viel Vergnügen gemacht. i6
Verhalt' ich mich doch selbst gegen meine Productio-
nen ganz anders als zur Zeit, da ich sie concipirte. Nun
bleibt es höchst merkwürdig, wie sie sich zu einer frem-
den Nation verhalten und zwar so spät, bei ganz verän-
derten Ansichten der Zeit. 20
An K. F. V. Reinhard. — G.-Reinhard S. 270.
^ Vielleicht später; jedenfalls nicht vor Anfang Mai 1826, denn
Nr. 55 des »Globe* war erst am 29. April 1826 erschienen; für
Mai 8 spricht der Tagebucheintrag unter diesem Datum:
„Einiges dictirt über mein Verhältniss zu fremden Littera- 26
toren und Litteratm^n" (Tgb. 10, 189, 15—17), wozu gerade
Kr. 55 des .Globe' sehr wohl die Veranlassung geben konnte.
« Vgl. 24. 21-25, 88.
» Vom 29. April; hier und in Nr. 64 vom 20. Mai 1826 des
Pariser Journals ,Le Globe* 3, 294 f. 341—343 besprach Am- ao
p^re, in seinem Anfsatz ,Histoire du th^tre de Goethe*, die
24, 21 genannte Uebersetzung. Von diesem Auf satze Ampdres
machte Goethe einen Auszng, den er, frei in's Deutsche über-
tragen, in .Kunst und Alterthum* 5 (3), 131—145 und 6 (1),
94-111 (1826 und 1827) veröffentiichte (s. Nr. 45 und vgL S5
Nr. 59).
* Vgl. Z. 5.
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1826 DIE AUFGEREGTEN. 33
Mal 25. Weimar. 42
[Vormittags] Dr. Sulpiz Boisser^e. lieber einen Auf-
satz im ,61obe^ Auch fand sich in No. 64 der zweite
Artikel der ßeoension der Uebersetzung meiner Thea-
6 terstücke.^
Tgb. 10, 196, 4—7.
Mal 26, Weimar. 43
[Morgens] Die Recension meiner Schauspiele im
,Globe' No. 55 und 64.^
10 Tgb. 10. 196. 15 f.
Mal 29. Weimar. 44
[Morgens] Dr. [Sulpiz] Boisser^e die Rezension der
Uebersetzung meiner dramatischen Werke im ,(Jlobe^^
Tgb. 10, 197, 24-26.
15 ] [Zwischen Mal 31 und August 6, Weimar.] 45
[In dem 32, 32 — 35 genannten Auszuge, nach einer
längeren allgemeinen Betrachtung Ampdres über Goe-
thes dichterische Eigenart, fährt (loethe fort:]
Hier betrachtet nun der wohlwollende Recensent das
20 körperliche und sittliche Missgeschick und die daraus
entstandene Hypochondrie eines jungen Mannes, die
sich hart und niedrig in den , Mitschuldigen^,
edler und freier im, Werther*, tiefer aber, bedeuten-
der und weitausgreifender im , Faust' manifestirt:
25 „Die Unbilden, welche der ersten Liebe des Dichters folg-
ten, hatten ihn in düstere Niedergeschlagenheit geworfen,
welche noch durch eine epidemische Melancholie remietirt
ward, damals unter der deutschen Jugend durch Verbreitung
Shakespeares yeranlasst. Eine schwere Krankheit trat noch
80 ssu dieser verdriesslichen Sinnesart hinzu, woraus sie viel-
leicht entstanden war. Der Jüngling verbrachte mehrere
Jahre In solchen Leiden, wie die ersten Fehlrechnungen des
Lebens, die Schwankungen einer Seele, die sich selbst sucht,
gar oft einer glühenden Einbildungskraft zu fühlen geben,
86 ehe sie für ihre Thätigkeit den Zweck gefunden hat, der ihr
gemHss ist. Bald aufgeregt, bald entmuthigt. vom Mysticis-
» Vgl. 32. 5. 29-36.
erilf, Go€the Aber s. Dichtongen T. n, B. 1.
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34 DIE AUFGEREGTEN. 182G
][ZwiMhen Mai 31 and Aagrost 6, Weimar.] [45]
muB sich zum Zweifel wendend, wandelbar in seineu Stu-
dien, seine Neigungen selbst zerstörend, gereizt durch die
Gesellschaft, erdrückt durch die Einsamkeit, weder Ener-
gie fühlend zu leben, noch zu sterben: so war er in eine 5
schwarze Traurigkeit gefallen, einen schmerzlichen Zustand,
aus dem er sich erst durch die Darstellung des ,W e r t h e r *
befreite, und der ihm den ersten Gedanken an , F a u s t *
eingab.
„Aber indessen das wirkliche Leben, wie es die gegen- lo
wärtige Societät bestimmt und geordnet hat, Ihn durch sein
ganzes Gewicht erdrückte, freute sich seine Einbildungs-
kraft, in Jene Zeiten freier Thätigkeit zu flüchten, wo der
Zweck des Daseins klar vorlag, das Leben stark und einfach.
Es schien dem melancholischen, entmutbigten Jüngling, dass 15
er bequemer unter dem Harnisch des Krief^smannes gelebt
hätte, besser in der festen Burg des Ritters; er träumte sich
das alte Deutschland mit seinen eiseiiien Männern und rohen,
freisinnigen, abenteuerlichen Sitten. Der Anblick gothischer
Gebäude, besonders des Doms zu Strassburg, belebte nun 90
völlig für ihn Jenes Zeitalter, das er vermisste. Die Ge-
schichte, welche der Herr von BerÜehingen mit eigner Hand
schrieb, bot ihm das Muster, das er suchte, und gewährte
ihm den Grund seiner Dichtung. Und so entstand in seinem
Kopfe das Werk, das Deutschland mit Entzücken auf ua hui 95
und für ein Familienbild erkannte.
„', G ö t z von BerÜehingen* ist ein Gemälde oder
vielmehr eine weitgreifende Skizze des sechzehnten Jahr-
hunderts; denn der Dichter, welcher erst die Absicht hatte,
es auszubilden und in Verse zu bringen, entschied sich, sol- 30
ches in dem Zustand, wie wir es besitzen, herauszugeben.^
Aber jeder Zug ist so richtig und fest. Alles ist mit so
grosser Sicherheit und Kühnheit angedeutet, dass man glaubt,
einen der Entwürfe des Michel Angelo zu sehen, wo einige
Meisselhiebe dem Künstler zureichten, um seinen ganzen Ge- 85
danken auszudrücken. Denn wer genau hinsehen will, findet.
Es muss auffallen, dass Goethe die irrige Angabe über einen
„in Versen" geplanten ,(5ötz* nicht gestrichen hat. Dor
eigentliche „Skizzo" erschien erst nach Goethes Tode, 1833,
sechzig Jahre nach der Buchausgabe, die der Ueberaetzung 40
in den »Oeuvres dramatlques* zu Grunde Hegt.
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182« DIE AUFGEREGTEN. 35
][Zwi80hen Mai 31 und Aa^ust 6, Weimar.] [46]
dass Im ,Götz* kein Wort sei, das nicht treffe; Alles geht
auf die Hauptwirkung los, Alles trägt dazu bei, die grosse
Gestalt des hinsterbenden Mittelalters zu zeigen. Denn man
« kann sagen, das Mittelalter sei eigentlich der Held dieses
wunderlichen Dramas; man sieht es leben und handeln,
und dafür interessirt man sich. Das Mittelalter athmet ganz
und gar in diesem Götzmitder eisernen Hand; hier
ist die Kraft, die Rechtlichkeit, die Unabhängigkeit dieser
10 Epoche; sie spricht durch den Mund dieses Individuums, ver-
theidigt sich durch seinen Arm, unterliegt und stirbt mit
Ihm."
Nachdem der Recensent den , C 1 a v i g o ^ beseitigt
und mit möglichster Artigkeit das Schlimmste von
16 , S t e 1 1 a ^ gesagt hat/ gelangt er zu der Epoche, wo
der Dichter, in die Welt, in's Geschäft eintretend, eine
Zeit lang von aller Produetion abgehalten, in einem ge-
wissen mittlem Uebergangsznstand verweilt, im geselli-
gen Umgang die düstere Rauheit seiner Jugend verliert
•30 und sich unbewnsst zu einer zweiten Darstellungsweise
* „II faut avouer, qu'on tombe de blen haut en passant de
cet ^tonnant ouvrage [,Götz*] aux drames bourgeois de
Goethe tels que ,Clavijo* et .Stella*. ,ClaviJo* fut le fruit
d*un pari auquel donnörent lieu les mßmolres de Beaumar-
-25 chais; II renferme des seines fll^es avec une grande habi-
let6; rintentlon de Goethe parait avoir 6t6 surtout do mot-
tre sous la forme dramatique un drame qui l'avalt fortement
frapp6, et il faut convenir qu'il Ta fait avec talent. Pour
,StellaS la conception en est r^voltante, et on aurait beau
Ä) Jeu pour traiter tout l'ouvrage avec s6v6rlt6: il me semble
plus curleux d'observer dans cet #cart möme la nature du
g6nie de Goethe, toujours ouvert Ä Timpression de ce qul
Tentoure. II 6tait devenu l'ldole du public allemand. et 11
semble avoir voulu servir le public selon son goüt, au lieu
^ de chercher d, satisfalre le sien. Cetto faiblesse atteste
la facilit6 et, si Ton peut dire ainsi, la complalsance de son
talent. Et peut-ötre, pour que ce poöte, appel^ Ä presque
tout reprodulre, eüt accompli le cercle de sa destinöe, ötait-il
n^cessaire qu*il eüt ime fols le triste m^rlte d'exceller daiiJ*
^ un d^testablo genre** (,Le Globe* 3. 295V
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36 DIB AUFGEREGTEN. 1826
[Zwiachen Mfti 31 und An^st 6, Weimar.] [45]
vorbereitet, welche der wohlwollende Referent mit eben
80 viel Ausführlichkeit als Geneigtheit in der Folge be-
handelt.
,,Eine Reise nach Italien kcmnie kein gleichgültiges -Ereig- &
niss in dem Leben des Dicliters bleiben. Aus einer Atmo-
spliUre, die schwer und trüb gewlssermassen auf ihm lastete,
wie sie einen kleinen deutschen Girkel umwölken mag, unter
den glücklichen Himmel von Rom, Neapel, Palermo versetzt,
empfand er die ganze poetische Energie seiner ersten Jahre, lo
Den Sttirmen entronnen, die seine Seele vei-wirrten, ent-
wichen dem Kreis, der sie zu verengen strebte, fühlte er sich
zum ersten Mal im Besitz aller seiner Kräfte und hatte seit-
dem an Ausdehnung und Heiterkeit nichts mehr zu gewin-
nen. Von dem Augenblicke an ist er nicht bloss entwerfend, is
und wollte man auch seine Gonceptionen nicht alle in gleichem
Grade glücklich nennen, so wird doch die Ausführung, wo-
nach man vielleicht in der Poesie wie in der Malerei den
Künstler am sichersten misst stets für vollkommen zu hal-
ten sein. 20
„Nach dem Bekeuntniss aller Deutschen findet sich dieses
Verdienst im höchsten Grade in zwei Stücken, welche sich
unmittelbar auf diese Epoche seiner Laufbahn beziehen, in
, T a s s o ' nemlich und ,-Iphigenien*. Diese beiden
Stücke sind das Resultat einer Vereinigung des Gefühls der s»
äussern Schönheit wie man sie in der mittägigen Natur und
den Denkmalen des Alterthums findet, von einer Seite, und
von der andern des Zartesten und Allerfeinsten, was in dem
Geiste des deutschen Dichters sieh entwickeln mochte. So
wird Im , T a s 8 o ' ein geistreicher Dialog angewendet, in so
Schattirungen, wie Plato und Euripides pflegen, eine Reihe
von Ideen und Gefühlen auszudrücken, die vielleicht unserm
Dichter allein angehören. Die Charaktere der Personen, Ihre
ideelle Beziehung, der Typus, den eine jede dai*stellt — man
fühlt, dass er diess nicht allein in der Geschichte von ss
Ferra ra gefunden hat: man erkennt die Erinnerungen, die
er von Hause mitbrachte, um sie in den i>oetischen Zeiten
des Mittelalters und unter dem sanften Himmel von Italien
zu verschönern. Mir scheint die Rolle des Tasso gänzlich
bestimmt zu einer bewundernswürdigen Nachbildung der 40
Verwirrungen einer Einbildungskraft, die, sich selbst zum
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1826 DIE AUFGEREGTEN. 37
][Zwi8cheii Mai 31 und Angnst 6, Weimar.] [46]
Raube gegeben, an einem Worte sich entflammt» entmuthigt,
verzweifelt, an einer Erinnerung festhält, sich für einen
Traum entzückt, eine Begebenheit aus Jeder Aufregung
6 macht, eine Marter aus jeder Unruhe; genug, welche leidet,
genlesst, lebt in einer fremden, unwirklichen Welt, die aber
auch ihre Stürme hat, ihre Freuden und Traurigkeiten. Eben-
so zeigt sich Jean Jacques in seinen ,ReyerienS und so hatte
der Dichter sich lange gefunden; und mir seheint, er selbst
10 spricht au» dem Munde des Tasso, und durch diese Iiarmoni-
sehe Poesie hört man den ,W e r t h e r * durch.*
„,Iphigenie' ist die Schwester des ,Tasso*; diese
Beiden haben eine Familienähnlichkeit, die sich leicht er-
klärt, wenn man weiss, dass sie beide zu gleicher Zeit ge-
15 schrieben sind, und zwar unter dem Binfluss des italienischen
Himmels. Da er aber in ,IphigenienS statt der Stürme eines
kleinen Hofes, die majestätischen Erinnerungen der Familie
des Tantalus zu schildern hatte und, anstatt der Qualen des
Wahnsinns der Einbildungskraft, das Schicksal und die Fu-
20 rien, hat er sich zu einer grossem poetischen Höhe erhoben.
In diesem Werk, welches die Deutschen und der Autor selbst
für das vollendetste seiner dramatischen Gompositionen hal-
ten, verhüllen sich ohne Widerrede die Gefühle einer völlig
christlichen Zartheit und einer ganz modernen Foitbildimg
25 unter Formen, dem Alterthum entnommen; aber es wäre
unmöglich, diese verschiedenen Elemente harmonischer zu
verbinden. Es sind nicht nur die äussern Formen der grie-
chischen Tragödie mit Kunst nachgeahmt; der Geist der an-
tiken Bildkunst, in durchaus gleichem Leben, beseelt und
30 begleitet mit ruhiger Schönheit die Vorstellungen des Dich-
ters. Diese Conceptionen gehören ihm und nicht dem
Sophokles, das bekenne ich; aber ich könnte ihn nicht ernst-
haft darüber tadeln, dass er sich treu geblieben. Und was
haben denn F6n61on und Racine gethan? Wohl ist der Cha-
35 rakter des Alterthums in ihren Werken genugsam einge-
druckt; aber hat auch der Eine dort die EHf ersucht der
Phädra gefunden, der Andere die evangelische Moral, welche
durch den ganzen ,Telemach* durchgeht? Unser Dich-
^ Im Original: „ . . il me semble que c'est lui qui parle par
40 la bouche du Tasse; et dans cette po^sie si haniionieuse, si
d^licate, il y a du Werther" (,Le Globe* 3, 342).
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38 DIE AUFGEREGTEN. 1826
] [Zwischen Mai 31 und Aagnst 0, Weimar.] [46}
ter nun hat wie sie gehaudelt; es war keineswegs in seiner
Art, sich Yöllig in der Nachahmung eines Modells zu ver-
gessen; er hat von der antiken Muse sich eindringliche Ae-
cente zugeeignet; aber um den Grundsinn seiner Gesänge ihm ^
einzuflössen, waren zwei lel>endige Musen unentbehrlich:
seine Seele und seine Zeit.
„,Egmont' scheint mir der Gipfel der theatralischen
Laufbahn unsers Dichters; es ist nicht mehr das historische .
Drama wie , G ö t z ', es ist nicht mehr die antike Tragödie i<^
wie , I p h i g e n i e ', es ist die wahrhaft neuere Tragödie,
ein Gemälde der Lebensscenen, das mit der Wahrheit des
erstem das Einfach-Grandiose der zweiten verbindet. In
diesem Werke, geschrieben in der Kraft der Jahre und der
Fülle des Talents, hat er vielleicht mehr als irgendwo das i^
Ideal des menschlichen Lebens dargestellt, wie ihm solches
aufzufassen gefallen hat. Egmont, glücklich, heiter, verliebt
ohne entschiedene Leidenschaft, der Süssigkeit des Daseins
edel geniessend, mit Lebenslust dem Tode entgegengehend —
diese ist Egmont, der Held des Dichters. aa
„Nun gibt es aber ein Werk unsres Dichtei's, nicht nur
keinem sonst vorhandenen vergleichbar, sondern auch abge-
sondert von seinen eigenen zu betrachten. Es ist der
, F a u s t *, die seltsame tiefe Schöpfung, das wunderliche
Drama, in welchem die Wesen Jedes Ranges vortreten: vom 25^
Gott des Himmels bis zu den Geistern der Fiustemiss, von
dem Menschen bis zum Thiere und tiefer bis zu Jenen unge-
stalteten Geschöpfen, welche, wie Shakespeares Galiban, nur
der Einbildungskraft des Dichters ihr scheussliches Dasein
verdanken konnten. lieber dieses sonderbare Werk wäre gar »
sehr viel zu sagen; man flndet der Reihe nach Musterstücke
Jeder Schreibart: von dem derbsten Possenspiel bis zur er-
habensten lyrischen Dichtung; man findet die Schilderungen
aller menschlichen Gefühle, von den widerwärtigsten bis zu
den zärtlichsten, von den düstersten bis zu den allersüsse- S5
sten. Indem ich mich aber von dem historischen Standpunct,
auf welchen ich mich beschränke, nicht entfernen dai*f und
nur die Person des Dichters in seinen Werken suchen mag,
so begnüge ich mich, den , F a u s t * als den vollkommen-
sten Ausdruck anzusehen, welchen der Dichter von sich selbst 4a
gegeben hat. Ja, dieser , F a u s t *, den er in seiner Jugend
erfasste. Im reifen Alter vollbrachte, dessen Vorstellung er
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1826 DIE AUFGEREGTEN. 39
][ZwiBcheii Mai 31 and August 6, Weimar.] [45]
mit sich durch alle die Aufregungen seines Lebens trug, wie
Camoäns sein Gedicht durch die Wogen mit sich führte, die-
ser .Faust' enthält ihn ganz. Die Leldenfichaf t des Wis-
6 sens und die Marter des Zweifels, hatten sie nicht seine
jungen Jahre geängstigt? Woher kam ihm der Gedanke, sich
in ein übernatürliches Reich zu flüchten, an unsichtbare
Mächte sich zu berufen, die ihn eine Zeit lang in die Träume
der Illuminaten stürzten und die ihn sogar eine Religion
10 erfinden machten? Diese Ironie des Mephistoplieles, der mit
der Schwäche und den Begierden des Menschen ein so frev-
les Spiel treibt, ist diess nicht die verachtende, spottende
Seite des Dichtergeistes, ein Hang zum Verdriessl ichsein, der
sich bis in die frühesten Jahre seines Lebens aufspüren
15 lässt, ein herber Sauerteig, für immer in eine starke Seele
durch frühzeitigen Ueberdruss geworfen? Die Person des
Faust besonders, des Mannes, dessen brennendes, unermüde-
tes Herz weder des Glücks ermangeln noch solches geniessen
kann, der sich unbedingt hingibt und sich mit Misstrauen be-
20 obachtet, der Enthusiasmus der Leidenschaft und die Muth-
losigkeit der Verzweiflung verbindet, ist diess nicht eine be-
redte Offenbarung des geheimsten und erregtesten Theiles
der Seele des Dichters? Und nun, das Bild seines innem Le-
bens zu vollenden, hat er die allerliebste Figur Margarethens
25 hinzugestellt, ein erhöhtes Andenken eines Jungen Mädchens,
von der er mit vierzehn Jahren geliebt zu sein glaubte, deren
Bild ihn immer umschwebte und Jeder seiner Heldinnen
einige Züge mitgetheilt hat. Diess himmlische Hingeben
eines naiven, frommen und zärtlichen Herzens contmstirt be-
80 wundemswürdig mit der sinnlichen und düstem Aufspannung
des Liebhabers, den in der Mitte seiner Liebesträume die
Phantome seiner Einbildungskraft und der Ueberdruss seiner
Gedanken verfolgen, mit diesen Leiden einer Seele, die zer-
knirscht, aber nicht ausgelöscht wird, die gepeinigt ist von
35 dem nubezwinglichen Bedürfniss des Glücks und dem bittem
Gefühl, wie schwer es sei, [es?] zu empfangen und zu ver-
leihen.
„Da der Dichter niemals etwas schrieb, ohne dass man
gewissermassen den Anlass dazu in irgend einem Gapitel
40 seines Lebens finden könnte, so treffen wir überall auf Spuren
der Einwirkung gleichzeitiger Begebenheiten oder auch Er-
innerungen derselben. Zu Palermo ergreift ihn das geheim-
nissvolle Schicksal des Cagliostro, und seine Einbildungs-
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40 DIE AUFGEREGTEN. 182«
J [Zwischen Mai 81 and Angrnst 6, Weimar.] [46]
kraft, von lebhalter Neugierde getrieben, kann diesen wun-
derbaren Manu nielit loslassen, bis er ihn dramatisch gestal-
tet, um sich selbst gleichsam ein Schauspiel zu geben. So
entstand der ,Gross-Cophta*, welchem das berüchtigte ^
Abenteuer des Halslmndes zu Grunde liegt Bei'm Lesen die-
ser übrigens sehr unterhaltenden Komödie erinnert man sich,
dass der Dichter einige Zeit zu ähnlichem Wahn hinneigte,
wie der ist, den er entwickelt; wir sehen einen enttäuschten
Adepten, der die gläubige Exaltation der Schüler sowie die lo
geschickte Marktschreierei des Meisters darstellt, und zwar
wie ein Mann, der die eine getheilt und die andei-e nahe ge-
sehen hat. Man muss geglaubt haben, um so treffend über das
zu spotten, woran man nicht mehr glaubt.
„In den kleinen Komödien l)ei Gelegenlielt der franzö- 16
sischen Revolution [, Der Bürgergeneral', ,Die
Aufgeregten*] wird man keine übersichtliche Würdig-
ung dieses grossen Ereignisses erwarten, vielmehr nur einen
Beleg, wie sich die augenblicklichen Einflüsse desselben in
des Dichters Gesichtskreis lächerlich und widerwärtig dar- 20
stellten. Diesen Eindruck hat er auf eine sein- heitere Weise
im , Bürgergeneral' f estgelialten.
„,Jery und Bätely*, anmuthige Skizze einer Alpen-
landschaft, ist als eine Erinnerung einer Schweizerwandrung
anzusehen. Nun aber betrachten wir den , Triumph der 85
Empfindsamkeit', ein Possenspiel in Aristophanischer
Manier, als einen Ausfall des Dichtere gegen eine Dichtart,
die er selbst in Gang gebmcht hatte. Dieses Stück ist eins
von denen, welche zu der, nach meiner Denkweise wenig-
stens, sehr übertriebenen Meinung der Frau von Staöl An- so
lass gegeben, dieser trefflichen Frau, welche sonst über un-
sem Dichter einige bewundernswürdig geistreiche Seiten ge-
schrieben hat, und die ihn zuerst [V] in Prankreich durch
einige freie Uebersetzungen voll Leben und Bewegung be-
kannt machte. Frau von Sta§l sieht in ihm einen Zauberer, sö
dem es Vergnügen macht, seine eigenen Gaukeleien zu zer-
stören, genug, einen mystificirenden Dichter, der irgend ein-
mal ein System festsetzt und. nachdem er es geltend gemacht,
auf einmal aufgibt, um die Bewunderung des Publicums irre
zu machen und die Gefälligkeit desselben auf die Probe zu 40
stellen. Ich aber glaube nicht, dass mit einem so leicht-
sinnig hinterhaltigen Gedanken solche Werke wären hervor-
zubringen gewesen. Dergleichen Grillen können höchstens
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1826 DIE AUFGEREGTEN. 41
] [Zwischen Mai 31 and Angiut 6, Weimmr.] [45]
Geistesspiele und Skizzen des Talents veranlassen, mehr
(Mler weniger auffallend; aber ich würde sehr verwundert
sein, wenn aus einer solchen Quelle etwas stark Erfasstes
6 oder tief Gefühltes hervorginge. Solche Eulenspiegeleien ge-
slemen dem Genie nicht. Im Gegentheil glaube ich gezeigt
zu haben, dass der Dichter in Allem, was er hervorbrachte,
seiner Innern Regung gefolgt sei, wie in Allem, was er malte,
er das nachbildete, was er gesehen oder empfunden hatte.
30 Mit sehr verschiedenen Fähigkeiten begabt, musste er in
einem langen Leben durch die entgegengesetztesten Zustände
hindurchgehen und sie natürlich in sehr von einander unter-
schiedenen Werken ausdrücken.
„Auch will ich, wenn man es verlangt, wohl zugeben, daas,
16 indem er den ,Trlumph der Empfindsamkeit' nach dem
,Wertlier*, die ,Iphlgenie* nach dem »Götz* schrieb, er wohl
lächeln konnte, wenn er an diese Verletzung ausschliess-
licher Theorien dachte, an die Bestürzung, in welche er Jene
Menschen werfen würde, die in Deutschland gewöhnlicher
20 sind als anderwärts und immer eine Theorie fertig hal)en,
um sie an ein Meisterwerk anzuheften. Al)er ich wiederhole:
ein solches Vergnügen kann wohl seine Werke begleitet, aber
nicht veranlasst haben; die Quelle war In Ihm, die Vei*8chie-
denhelt gehörte den ITm.stUnden und der Zeit.
26 „Um nun die dramatische Laufbahn unsers Dichters zu
beschliessen, haben wir von ,Eugenlen, der natür-
lichen Tochter*, zu reden, wovon die erste Abthellung
allein erschienen ist. Hier gehören die Personen keinem
Land an, keiner Zeit; sie heissen König, Herzog, Tochter,
80 Hofmeisterin. Die Sprache übertrifft Alles, was der Dichter
Vollkommnes In dieser Art geleistet hat. Aber* es scheint.
* Nach diesem „Aber** hat Goethe folgende Stelle des Ori-
ginals ausgelassen: „ . . mals, comme dit M. Albert Stapfer,
auteur de la spirituelle notlce qul pr^c^de cette traducilon,
35 11 n*y faut chercher ni Int^röt dramatlque, nl moeurs, ni
caractöre« veritables; c'est un simple jeu d'lmaglmitlon sans
but et sans lögle fixe, ime sorte de promenade fantastlque
dans des r^gions Inconnues, parml des creatures d*une autre
Stoffe que nous. Peut-Ötre que les habltants de Sa turne sen-
40 tent et s'expriment alnsl: le contraire au molns n'est pas
prouv6.
II semble, . .** (,Le Globe* 3. 343.)
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42 DIE AUFGEREGTEN. 1826
llZwischen Mai 31 und Anerast 6, Weimar.] [46]
wenn man die , natürliche Tochter* liest, dass der
Dichter kein Bedürfniss mehr empünde, i^ich mitzu; heilen,
und im Gefühl, dass er Alles gesagt habe, nunmehr aufgibt,
seine Gefühle zu malen, um sich in Erdachtem zu ergehen. 5
Man möchte sagen, dass er, müde, das menschliche Leben
ferner zu betrachten, nun In einer imaginären Welt leben
möchte, wo keine Wirklichkeit ihn beschränkte und die er
nach Belieben zurechte rücken könnte.
„Also zurückschauend finden wir, dass der Dichter seine lo
dramatische Laufbahn mit Nachahmung des Wirklichen im
,(TÖtz von Berlichingen' anfängt, durch eine falsche Dichtart,
ohne sich viel aufzuhalten, durchgeht — wir meinen das
bürgerliche Drama, wo das Herkömmliche ohne Hochsinn
dargestellt wird; nun erhebt er sich in ,Tphigenien* und ,Eg- i6
mont' zu einer Tragödie, welche, ideeller als seine ersten
Versuche, noch auf der Erde fusst, die er endlich aus den
Augen verliert und sich in das Reich der Phantasien begibt
Es ist wunderbar, dieser Einbildungskraft zuzusehen, die
sich erst so lebhaft mit dem Schauspiel der Welt abgibt, 20
sodann sich nach und nach davon entfernt. Es scheint dass
die Freude an der Kunst mit der Zeit selbst über das Ge-
fühl dichterischer Nachahmung gesiegt habe, dass der Dich-
ter zuletzt sich mehr in der Vollkommenheit der Form ge-
fiel, als in dem Reichthum einer lebendigen Darstellung. Und 26
genau besehen, Ist die Form im .Götz* noch nicht entwickelt
sie herrscht schon in ,Iphigeuien*, und in der »natürlichen
Tochter* ist sie Alles.
„Diess ist die Geschichte des Theaters unsers Dichters, und
studirte man seinen Geist in andern Dichtarten, die er ver- 80
sucht hat, würde man leicht auf den verschiedenen Linien
die Puncte Üuden, welche denen, die wir auf der unsem an-
gedeutet hal)en, entsprechen; man würde , Werther* .Götz*
gegenüber, , Hermann und Dorothea* zur Seite von ,Iphige-
nien' finden, und die »Wahlverwandtschaften* würden sehr 86
gut als Gegenstück zur .natürlichen Tochter* gelten.
„Stimmt man uns bei, betrachtet man Goethes litternri-
schen Lebensgang als Reflex seines innem sittlichen Lebens,
so wird man eingehen, dass zu dessen Verständniss nicht eine
Uebersetzung einzelner Stücke erforderlich gewesen, sondern 40
das Ganze seiner theatralischen Arbeiten; man wird fühlen,
welches Licht dadurch über diesen Theil seiner Bemühungen
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1826 DIE AUFGEREGTEN. 43
][ZwUchen Mai 31 and August 6, Weimar.] [45]
und seiner übrigen Werke fallen müsse. Diese ist der Zweck,
den Herr Stapf er auf eine merkwürdige Welse erreicht; er
hat in einer gelstreichen und ausführlichen Notiz mit Fülle
5 und Wahl die vorzüglichsten Ereignisse des Lebens unseres
Dichters gesammelt und zusammengereiht, in Fragmenten
aus seinen Memoiren und In einer Anzahl Uebersetzimgen
seiner kleinen Gedichte; diese Mittel erhellen und yeryoU-
ständlgen sich wechselsweise. Ihm ist man in dieser Samm-
10 lung die Uebersetzung des »Götz*, »Egmout* und , Faust*
schuldig, drei Stücke des Dichters, welche am schwersten
In unsere Sprache zu übertragen sind; Herr Stapf er hat
sich Jedoch talentvoll in diesem Falle bewiesen; denn indem
er zwischen die Nothwendigkeit, etwas fremd zu scheineu,
15 und die Gefahr, Inexact zu sein, sich gestellt fand, so hat er
muthig das Erste vorgezogen; aber dieser Fehler, wenn es
einer ist, sichert uns die Genauigkeit, welche alle Die beruhi-
gen muss, die vor allen Dingen vom Uebersetzer fordern,
die Physiognomie und den^ Charakter des Autors überliefert
20 zu sehen. Die übrigen Theile der Uebersetzung sind nach
denselben Prlnciplen durchgeführt, und der Platz in unsem
Bibliotheken Ist diesem Werke angewiesen zwischen dem
Shakespeare des Herrn Guizot und dem Schiller des Herrn
Barante."
25 WH. 29, 683-691.
Mai 31, Weimar. 46
[Morgens] Aus dem ,Globe^ einjen Theil der Recen-
sion meiner dramatischen Werke übersetzt.^
Tgb. 10. 198, 20-22.
80 Juni 2, Weimar. 47
Früh ... an der Uebersetzung aus dem ,Glob€^^
Tgb. 10, 199, 15 f.
Juni 3, Weimar. 4S
[Früh] Dictirt an der Uebersetzung aus dem ,Globe^^
55 Tgb. 10, 190, 26.
^ „den** fehlt in den Drucken, wohl unabsichtlich (das Ori-
ginal hat „ . . transmettre la phjsionomie et le earactöre de
son auteur**).
» Vgl. 32, 5. 29-86.
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44 DIE AUFGEREGTEN. lS2ii
Juni J. AA'eimar. 49
[Früh] Einleitung zu dem übersetzten Auszug der
Kecension des .Globe* Xr. 55 und 64.^
Tgb. 10, 200, 12 f.
Juni 10, Weimar. 50 6
Abends Prof. Riemer. Die französische Kecension
meiner dramatischen Werke durchgegangen.*
Tgb. 10, 203, 2-4.
Juni IG, Weimar. . 51
Atends Prof. Riemer. Uebersetzung der französi- lo
sehen Recension.'
Tgb. 10, 205, 12—14.
Juli 5, Weimar. 51
[Früh] Die Recension aus dem ,Globe' durchgesehen,
. das Mundum angefangen.* i6
Tgb. 10, 212, 23 f.
][Juli 18. 19, Weimar.] 53
Die dem ersten Theile jener Uebersetzung meiner
dramatischen Werke vorgesetzte Notiz, meine Lebens-
ereignisse und schriftstellerische Laufbahn betreffend,* 90
durfte ich bei dieser Gelegenheit auch nicht ausser Acht
lassen.
Jene Recension, deren Auszug wir oben [Kunst und
Alterthum 5 (3), 131 — 145; s. Xr. 45] mitzutheilen an- 2s
gefangen, . . Rec<msion und Notiz sind übereinstim-
mend, nicht gleichlautend, und für mich gerade in dem
Augenblick höchst bedeutend, da es mir zur Pflicht ge-
worden, mich mit mir selbst, meinem Geleisteten und
Vollbrachten, wie dem Verfehlten und dem Versäumten 30
zu beschäftigen.
Kunst und Alterthum 5 (3), 171. 174. — WH. 29, Ö92 f.
* Vgl. 32, ß. 29—86. Vielleicht betrifft auch der Ta^ebuch-
vermerk vom 5. Juni die selbe Arbeit: „[JbMlh] Verschiedene
einleitende Vorworte zu einzelnen Artikeln von Kunst und 35
Alterthum" (Tgb. 10, 200, 24 f.).
» Vgl. 32, 5. 29- 36 und 25, 12.
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1826 DIB AUFGEREGTEN. 45
Juli 18, Weimar. 54
[Früh] Notiz über mein Leben und Schriften von
Stapfer vor der Uebersetznng meiner dramatischen Ar-
beiten. . . . [Nachmittags] Vorarbeit auf morgen früh.
5 Die Notiz über mein Leben von Stapf er vor der Ueber-
setzung.^
Tgb. 10, 218, 22-24. 219, 3—5.
Juli 19, Weimar. 55
[J^Yüh] Stapfers Notiz geendigt. TJeberlegung, was
10 darauf zu sagen.^
Tgb. 10, 219, 7 f.
August 1, Weimar. 5G
Mittag für uns. Las den Schluss der französischen
Recension übersetzt.*
15 Tgb. 10, 224, 7 f.
AugU8t 6, Weimar. 57
[AbendB?] Completirung der französischen Ueber-
setzung meiner theatralischen Werke.*
Tgb. 10, 227. 2 f.
Febi-uar 20, Weimar. 58
[Früh] Den elften Band vorgenommen und absol-
virt.^
Tgb. 11. 23, 20.
25 Mai 3, Weimar. 59
Die höchst gelungene Uebersetzung der dramatischen
Werke Goethes von Stapf er hat in dem zu Paris erschei-
nenden ,Globe^ des vorigen Jahres durch Herrn J. J.
^ Vgl. 25, 12. 32. 5. 29-36 und Nr. 53.
30 ' Vgl. 25, 12 und Nr. 53.
• Vgl. 32, 20—36. 42, 29-43, 24.
* Vielmehr wohl des Auszugs aus seiner deutschen Uebersetz-
ung von Ampöres Besprechung der ,Oeuvres dramatlques*.
vgl. 32. 29—36 und Nr. 45.
36 " Die Druekvorlage für Band 11 der Werke Cotta', dessen In-
halt 8. 31, 2—7.
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46 DIE AUFGEREGTEN. 1827
(Mai 3, Weimar.] [59]
AmpÄre eine Beurtheilung gefunden, die nicht weniger
vortrefflich ist, und die Goethen so angenehm berührte,
dass er sehr oft darauf zurückkam und sich sehr oft mit
grot^ser Anerkennung darüber ausliess.^ s
„Der Standpunct des Herrn Ampere", sagte er, „ist
ein sehr hoher. Wenn deutsche Reccnsenten bei ähn-
lichen Anlässen gern von der Philosophie ausgehen und
bei Betrachtung und Besprechung eines dichterischen
Erzeugnisses auf eine ^eise verfahren, dass dasjenige, lo
was sie zu dessen Aufklärung beibringen, nur Philo-
sophen ihrer eigenen Schule zugänglich, für andere
Leute aber weit dunkler ist als das Werk, das sie er-
läutern wollen, selber, so benimmt sich dagegen Herr
Ampere durchaus praktisch und menschlich. Als einer, i5
der das Metier aus dem Grunde kennt, zeigt er die
Verwandtschaft des Erzeugten mit dem Erzeuger und
beurtheilt die verschiedenen poetischen Productionen als
verschiedene Früchte verschiedener Lebensepochen des
Dichters. so
„Er hat den abwechselnden Gang meiner irdischen
Laufbahn und meiner Seelenzustände im Tiefsten stu-
dirt und sogar die Fähigkeit gehabt, das zu sehen, was
ich nicht ausgesprochen und was, so zu sagen, nur zwi-
schen den Zeilen zu lesen war." »s
Mit Eckermann. — Gespräche 6, 118 f. (Bckermaun 3.
109 f.).
Juni r>, Weimar (Gartenhlluschen). 60
[Früh] Die dritte Sendimg meiner Werke aus der
Stadt holen lassen.^ so
Tgb. 11, 67, 12 f.
" Vgl. 24, 21 u. Nr. 46. Stapfer und Ampere waren zur Zeit
dieses Gespräches in Weimar.
* Band 10—14 der Werke Cotta', die als Dnickvorlage dienen
sollten für Band 11—15 f= Lieferung 3) der Werke Cotta', 35
geniäas dem für dieselben ursprünglich geplanten Inhalt
wie er 31, 2—15 nachzusehen.
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1827 DIE AUFGEREGTEN. 47
Juni 30, Weimar. 61
[Früh] Die Correctur der dritten Sendung meiner
Werke weiter gefördert und einigen Nachtrag zu der
zweiten gefördert.^
5 Tgb. 11, 78, 1-3.
Juli 3, Weimar. 62
[Früh] An der Correctur der nächstfolgenden Bände
meiner Werke,^ sowie an der Uebersicht des Ganzen
gearbeitet.
10 Tgb. 11. 79, 8-10.
September 17, Weimar. 63
[Früh] Abeendungen nach Stuttgart und Augsburg
vorbereitet in Bezug auf die Herausgabe meiner Schrif-
ten [s. Nr. 64. 65].
15 Tgb. 11. 111, 14—16.
September 18, Weimar. 64
Anbei sende die Eintheilung der verschiedenen poe-
tischen Arbeiten in die fünf Bände der dritten Liefe-
nmg [Band 11 — 15 der Werke Cotta*]; das Meiste ist
90 nun schon in Ihren Händen, das Original zum 14. und
15. Bande folgt nächstens. Die beiden ungedruckten
* Wegen Lieferung 3 s. 46, 34—37; den ursprünglieb geplanten
Inhalt von Lieferung 2: Band 5—9 der Werke Cotta', die
als Druckvorlage für Band 6—10 der Werke Cotta* dienen
U soUten, 8. 30, 2—28.
• Die 46, 34—37 angegebenen Bände.
— In den folgenden Wochen uDd Monaten vollzog sich
die UmordnuDg des Inhalts mehrerer Bünde der Werke Colta*,
deren Ergebnlss die in [] beigefügten Bandzahlen in Nr. 39
80 deutlich machen. Folgonde Tagebuchvermerke kommen hier
in Betracht (Tgb. 11. 84, 1—3. 6 f. 88, 3 f.):
Juli 12: „[Brief an] Hn Reichel nach Augsburg. Enthal-
tend die Zustimmung zu der veränderten Bände-
ElntheUung."
M Juli 13: „Beschäftigung mit der abgeänderten Eintheilung
meiner Werke."
Juli 21: „ . . über die neue Ordnung der Werke nachge-
dacht."
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48 DIB AUFGEREGTEN. 1827
[September 18, Weinuur.] ]«4]
Anfügungen zum 12. und 15. Band sende später.* . . .
Haben Sie bei der von mir intentionirten Eintheilnng
noch irgend etwas zu erinnern, so bemerken Sie solches
gefällig. *
An Reichel. — GJ. 2, 304.
September 21, Weimar. 65
[Früh?] Nebenstehendes: . . . [Brief und Sendung
an] Hn Factor Reichel, Packet enthaltend die letzten
Bände [14 und 15] der dritten Lieferung [der Werke lo
Cotta»].*
Tgh. 11, 113, 3—5.
Juni 28, Weimar. * 66
[Morgens?] Der Buchbinder brachte die dritte liefe- i6
rang [Band 11 — 15 der Werke Cotta*] eingebunden.
Tgb. 11, 237, 18 f.
October 20, Weimar. 67
[Abends? Sendung an] Hn Prof. Qöttling die dritte
Lieferang [Band 11 — 15] meiner Werke [Cotta*], m
Jena.*
Tgb. 11, 2ö3, 13 f.
> Wegen der neuen Eintheilung vgl. Nr. 39 und 47, 27—88. Die
ungedruekten Anfttgungen waren fttr Band 12 V. 4613—6036
von ,FauRt*, das heisst: vom zweiten Tbell die ergten Scenen 35
des ersten Acts, bis zu den Worten:
„Wie's oft geschieht, mir widerlichst mlssfailt"
in der Scene »Lustgarten*; ftlr Band 15 die .Novelle*.
* Band 15 Jedoch vorerst noch ohne die »Novelle* (s. Epos 1,
237, 21). Am 13. März 1828 schrieb Reichel au Goethe wegen so
vorgenommener Verbesserung einiger Ungenauigkelten in der
Druckvorlage der »Aufgeregten* für Band 15 (s. W. 18, 393 f.);
dieser wurde Ostern 1828 in Lieferung 3 der Werke Ootta"
ausgegeben.
* Diese Sendung muss liegen geblieben sein, denn Band 11 36
ging, nach Tgb. 11, 2Ö5, 7 f., erst am 25. October, Band 12-
15, wie Nr. 68 beweist, erst am 8. November an Göttling ab,
und zwar zur Revision f(ir den Druck der sogenannten
,Octav-Au8gabe*.
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1828 DIE AUFGEREGTEN. 49
Novetnber 8. Weimar. 66
E. W. erbalten hiebei die übrigen vier Bändehen
[12 — 15] der dritten Lieferung [der Werke Cotta*],
um sie nach Gelegenheit gefällig zu berücksiehtigen; . .^
5 An Göttling. — G.-Göttling S. 62.
Februar 9, Weimar. 69
Sehr ungern ersuche E. W. die Revision der noch
übrigen Bändchen [13 — 15] der vorigen [dritten] Lde-
10 ferung [der Werke Cotta'] zu fördern; der zwölfte Band
der Octavausgabe ist schon abgedruckt^ und die Setzer
lechzen nach den folgenden. Eönnt^ ich nur den drei-
zehnten Band indessen haben, so wäre jenes Bedürfniss
einigermassen gestillt.
15 An Göttling. — G.-Göttllng S. 73.
März 8, Weimar. 70
[Vor Mittag?] Nebenstehendes abgesendet: [an]
Hn Factor Beichel nach Augsburg fünfzehnten Band
[der Werke Cotta»] revidirt.*
20 Tgb. 12, 34, 28- 35, 2.
* Vgl. 48, 38 f.
' Als Druckvorlage für die ,Octav-Au8gabe'.
Orttf, Goethe fiber s. Dichtungen T. U, B. 1.
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B e 1 s a z a r.
Handschriften: Nur die 51, 34 f. genannten zwanzig Verse in
Goethes Brief an seine Schwester sind bekannt (im
Goethe- und Schiller- Archiv).
Erster Druck: 1886, in Goethes Brief an Cornelia, GJ. 7, 11 f. »
Weimarer AuBgabe: 1887, Br. 1, 25, 5—26, und 1896, nnter dem
Titel ,Ver8nch einer poetischen Ausarbeitung Belsazars',
W. 37, 49.
1765.
October 30, Leipzig. 71 10
Das beste Trauerspiel-Mädchen sah ich nicht mehr.^
WeDn Ihr nicht noch vor Eurer Abreise erfahret, was
sie van »Belsazar^ denkt, so bleibt mein Schicksal un-
entschieden. Es fehlt sehr wenig, so ist der fünfte Auf-
zug fertig. In fünffüssigen Jamben. w
Die Versart, die dem Mädchen wohl gefiel,
der ich allein, Freund, zu gefallen wünschte.
In Frankfurt Ende September, vor seiner Abreise nach Leip-
zig. Unter dem Mädchen vermuthet Düntzer (Goethes Leben
S. 66) eine Schauspielerin und hält sie für die „W.", deren 90
Goethe in seinem Briefe an Moors vom 1. October 1766 ver-
ächtlich gedenkt (Br. 1, 61, 2); vgl. auch Schröer WK. 6. VIII,
der unter „Belsazar*' (Z. 13) Goethe selbst versteht (Goethe
nenne sich hier Belsazar, „wie er später in Wetzlar Götz ge-
nannt wurde")- >&
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1766 BBLSAZAR. 51
[October SO, Leipzig.] [71]
Die Versart, die der grosse Schlegel selbst
und meist die Kritiker für's Trauerspiel
die schicklidisteii und die bequemsten halten.
6 Die Versart, die den meisten nicht gefällt,
Den meisten, deren Ohr sechsfüssige
Alexandriner noch gewohnt. Freimd, die,
die isfs, die ich erwählt, mein Trauerspiel
zu enden. Doch was schreib' ich viel davon.
10 Die Ohren gellten dir gar manchesmal
von meinen Versen wieder, drum, mein Freund,
erzähl' ich dir was Angenehmeres.
An Riese. — Br. 1, 16, 19- 17. 11.
December 7, Leipzig. 72
15 Ich schreibe jetzt von meinem ,Bel8azer^.
Fast ist der letzte Aufzug auch so weit
Als wie die andern sind.^ Doch wiss' du das:
In Versen, wie hier die, verfertigt* ich
Die fünfte Handlung. Dieses, Schwester, ist
90 Das Versmass, das der Brite braucht, wenn er
Auf dem Kothurn im Trauerspiele geht.
Jetzt steh' ich still, und denk' den Fehlem nach.
Den Fehlem, die so häufig sind, wie hier
Studenten sind. Da denk* ich nach, und die
36 Verbessr' ich. Dir schick' ich vielleicht einmal
Etwas davon,* wie auch von dem, was ich
Sonst noch in Verton schrieb. . . .
^ Qoetbe denkt an Johann Elias Scblegel, auf den das Gesagte
80 aber weniger als auf desBen Bruder Johann Heinrieh Schle-
gel passt (vgl. auch v. Loepers Bemerkung WH. 21, 255).
• Das heisst: fast fertig (übereinstimmend mit 50, 14 f.).
* Er erfüllte diese Zusage noch im selben Briefe, indem er
der Schwester die ersten zwanzig Verse (Alexandriner) des
36 Trauerspiels abschrieb, und zwar unter der 52, 2 f. mitge-
theilten Ueberschrift Diese Ueberschrift (der Ton liegt in
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52 BELSAZAR. 1765
[December 7, Leipsi^.] [TS]
Versuch einer poetischen Ausarbei-
tung Belsazars.
Erster Aufzug, Erster Auftritt.
»
An seine Schwester. — Br. 1, 24, 14— 26. 25, 5 f.
1767.
Mal 11, Leipzig. 73
Du bist begierig, etwas von meinen Trauerspielen zu
wissen, und darauf muss ich Dir sagen, dass ich bisher lo
auf nichts als auf die Plane* gedacht, weil ich die Aus-
führung für meine noch zu schwachen Schultern un-
möglich fülile. Mein ,Belsazer* ist zu Ende, aber ich
muss von ihm sagen, was ich von allen meinen Riesen-
Arbeiten sagen muss, die ich als ein ohnmächtiger i5
Zwerg unternommen habe.
An seine Schwester. — Br. 1, 90, 9—16.
ihr doch wohl auf dem Worte „poetischen*') scheint mir zu
beweisen^ dass die Tier Aufzüge, die Goethe, mehr oder weni-
ger fertig, mit nach I^eipzig brachte, nicht poetisch au8ge- 20
arbeitet, sondern in Prosa geschrieben waren. Wären sie in
Alexandrinern abgefasst gewesen, so hätte es keinen Sinn,
dass Goethe Ck)melien, der sie doch gewiss belumnt waren,
jetzt 20 Verse abschreibt mit der ausdrttelclichen Bemerlcung
„Versuch einer poetischen Ausarbeitung". Letztere beschäf- »
tigt ihn zur Zelt; auf sie, nicht auf das neue Versmass der
fünffüselgen Jamben beziehe ich auch die Worte 51, 22—25.
Dttntzers Beliauptung (Goethes Letten 8. 56): Aufzug 1—4
seien „abwechselnd in Alexandrinern und fünffüssigen Jam-
ben geschrieben", die auf 51, 5—9 beruht, scheint mir »0
nach dem Gesagten unhaltbar; aber auch sonst nimmt man,
so viel ich sehen kann, keine erste Fassung in Prosa an
(vgl. WH. 21. 25Ö, Weissenfels S. 36).
' ,Der Thronfolger Pharaos" (von dem Goethe im unmittelbar
Folgenden spricht), vielleicht auch ,Isaber. ,Selima* und w
,Ruth*, biblische Dichtungen, über deren Form wir nichts
wissen (vgl. 58. 2. 26 f.).
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1767 BELSAZAR. 53
October 12, Leipzig. 74
,Belsazer', .Isabel^ ,Huth*, ,SelimaS ppppp haben
ihre Jugendsünden nicht anders als durch Feuer büssen
können.*
» An seine Schwester. — Br. 1, 115, 1—3.
1809.
lENacb October 10, ?] 75
[Zu 1765 — 1767. — Im ältesten biographischen Sche-
ma, das Goethe während des letzten Vierteljahres 1809
10 für ,Dichtung und Wahrheit' zu entwerfen begann,
heisst es unter]
1765: ... Madame Boehme. Lässt das, was ich hoch-
schätzte, nicht gelten. Klärt mich auf. Ver-
achtung des modernen Deutschen. Aber auch
15 alles dessen, was ich gethan. Des Schreibsais
von Hause . . *
W. 26. 355, 15—18.
1812.
][März, AprU, Weimar, Jena oder Mai, Juni, Karlsbad.] 76
90 [Zu 1765—1767.] Diese Geschmacks- und Urthcils-
ungewissheit' beunruhigte mich täglich mehr, so das»
ich zuletzt in Verzweiflung gerieth. Ich hatte von mei-
nen Jugendarbeiten, was ich für das Beste hielt, mit-
genommen, theils weil ich mir denn doch einige Ehre
» dadurch zu verschaffen hoffte, theils um meine Fort-
* Vgl. 52, 12—15. Unter dem langen Etcetera verbirgt sich wohl
auch der Plan zum ,Thronfolger Pharaos*. Genaueres über
den Zeitpunct dieser Verbrennung wissen wir nicht; ver-
muthUch fand sie im August 1767 Statt, am 28. oder kurz
vorher (vgl. wegen der Lyrika Br. 1, 97).
Sachlich gehören hierher Nr. 75. 76.
' Die Ausführung dieses Schemas bringen die letzten Absätze
von Buch 6 in ,Dichtung und Wahrheit', von denen hier nur
der Schluss (Xr. 76) in Betracht kommt.
• Vgl. Z. 12—16.
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54 BELSAZAR. 1812
][MSrz, April, Weimar, Jeoa oder Mai, Juni, Karlsbad ] [7t]
schritte desto sicherer prüfen zu können; aber ich be-
fand mich in dem schlimmen Falle^ in den man ge-
setzt ist, wenn eine vollkommene Sinnesänderung ver-
langt wird^ eine Entsagimg alles dessen, was man bis- 5
her geliebt und für gut befunden hat. Nach einiger
Zeit und nach manchem Kampfe warf ich jedoch eine
so grosse Verachtung auf meine begonnenen und ge-
endigten Arbeiten, dass ich eines Tages Poesie und
Prose, Plane, Skizzen und Entwürfe sämmtlich zugleich lo
auf dem Küchenherd verbrannte,^ und durch den das
ganze Haus erfüllenden Rauchqualm unsere gute alte
Wirthin in nicht geringe Furcht imd Angst versetzte.
Dichtung und Wahrheit Theil 2 Buch 6. — W. 27, 68,
10-27. 16
* Von dramatlBchen Dichtungen kommt hier, ausser den 53,
2. 27 genannten „Jugendsünden", noch die in Frankfurt zu-
rflckgelasscne .Amine' in Betracht, auf die €k>ethe gleich-
falls eine „grosse Verachtung** geworfen hatte (s. Nr. 2);
sodann das Heldengedicht ,Joseph*, s. Epos 1, 200—205. «o
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Der Bürgergeneral.
Handschriften: Eine voUstündige Reinschrift von Scbreiber-
band (vgl. OJ. 16, 266 f.).
Erster Druck: 1793, anonym, unter dem Titel ,Der Btirger-
5 general. Bin Lustspiel in einem Aufzuge. Zweite Fort-
setzung der beiden Billets. Berlin. Bei Jobann Friedrieb
ünger.' 1793.*
Zweiter Druck: 1808, Werke Cotta* 9, 257—316. Titel wie in
Druck 1.
10 Dritter Druck: 1817, Werke Cotta* 10, 257—816. Titel wie In
Druck 1. 2.
Vierter Druck: 1828, Werke Cotta» 14, 261-307. Titel wie in
Druck 1—3.
Weimarer Ämgahe: 1894, W. 17, 251-308 und 395-398. Titel
16 wie in Druck 1—4; Stellung wie in Druck 4 (vgl. Tabelle 3).
Uebersicht der Aufführungen unter
Goethes Theaterleitung.
1. 1793 Mai 2 in Weimar.
2. „ ,. 29 in Weimar.
20 3. „ Juni 27 in Lauchstädt
4. n August 24 in Erf^irt.
5. „ December 81 in Weimar.
6. 1794 September 5 in RudolBtadt
7. 1800 November 12 in Weimar.
25 8. 1801 November SO in Weimar.
?Marz 20, *''•*•
». 1803 JoU Sl in Laaeluttdt
la
„ Allgast 22 in Badolttadt
11.
„ Oötober 16 in Weimar.
12.
1808 Joli 28 in LaachstAdt.
13.
„ October 24 in Weimar.
14.
1804 Mai 16 in Weimar.
15.
„ Angntt 13 in Laachstidt.
16.
1805 Januar 16 in Weimar.
?Mai 30, \ Weimar. — s. Nr. 3—5.* 76 a— c
?Juli 4.
80 * Nr. 3—5 kommen, obgleich nicht unmittelbar auf den ,Bttr-
gergeneral' bezüglich, hier doch in Betracht; denn, wenn
auch das Auftreten des Schauspielers Beck als Schnaps die
Veranlassung zur Niederschrift des Stücks gewesen ist (vgl.
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66
DER BURGERGENERAL.
1793
1798.
*Mai 17. Frankfurt 77
Nächstens erhältst Du wunderliche Dinge, ich bin sehr
.2
An F. H. Jacob!. — Br. 10.
4 f.
Nr. 102), so ist doch zu bedenken, dass die beiden kleinen
Lustspiele, welchen Goethe die Idee zu dem seinigen ver-
dankt (vgl. 57, 26. 58. 8 f.). bereits vom Juli 1791 an wiederholt
vom Weimarer Hoftheater aufgeführt worden waren.
^ Die Dichtung entstand 1798 Innerhalb drei bis acht Tagen lo
(vgl. 58. 19. 69, 23 f.). und zwar nach dem 16. April, wo Beck
zum ersten Male in Weimar den Schnaps spielte, und vor dem
27. April; denn an diesem Tage liquidirt der Schreiber schon
..für Abschrift des .Bürgergenerals* für's Theater", ebenso
am 30. April .,f ür 14 Bogen und 12 Bogen .Bürgergeneral' " 15
(Burkhardt US. 5). '^hon am 2. Mai fand, in Goethes Gegen-
wart (vgl. 59, 10 f.), die erste Aufführung Statt, in folgender
Besetzung (für 1793 nach Genast 1, 302):
so
Pers on en.
179»
Mai 2.
1802
October 16.
1808
October M.
Btfie .........
Demmer.
Vohs.
Malcolmi.
Becker.
Beck.
Weyrauch.
MiUer.
Haide.
Malcolmi.
Cordemann.
Becker.
Spitseder.
Maas.
Unzelmann.
Malcohni.
Cordemann.
Becker.
Spitseder.
05rge
M&rten
Der Edelmann ....
Schnaps
Der Bichter
M
Goethes Name ist weder bei dieser ersten, noch bei den
späteren Vorstellungen auf dem Theaterzettel genannt
Ueber die Aufführung vgl. 22, 33—23, 19. 68, 30-69, 7 u.
Genast 1, 93; Ludeeus erzShlt als Augenzeuge, dass „dieses so
kleine Lustspiel und besonders die Scene, wo der Btirgergene-
ral die Zubereitung einer fetten Milch benutzt, um eine Er-
klärung der französischen Revolution zu geben, jedesmal mit
dem grössten Beifall aufgenommen wurde. Wenn aber ein
paar Jahre darauf der ,Bürgergeneral* wieder auf dem Thea- 86
ter erschien und kein Glück mehr machte, so lag die Ursache
daran, dass es ein Gelegenheitsstück war. welches mit dem
Veriauf der Zelt auch sein Interesse verloren hatte" (,Aua
Goethes Leben. Wahrheit und keine Dichtung. Von einem
Zeitgenossen (W. C.) Leipzig, Hermann Härtung. 1849* S. 51). 40
Sachlich gehören hierher Nr. 102. 107. sowie 22, 25—23, 19.
« „fleissig" bezieht sich wohl auf die Vorbereitung für den
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17Ö8 DER BÜRGERGENERAL. 57
Mai 28, Frankfurt. 78
Hierbei folgt ein Schauspiel, dem ich guten Empfang
wünsche.
6 Gib das Lustspiel nicht aus der Hand.^
An F. H. Jacobl. — Br. 10, 60, 8 f. 11.
Juni 6, Lager bei Marienbom. 79
Ich freue mich, wenn der ,Bürger-GeneraF Sie unter-
halten hat,' Tuid wenn ich so glücklich gewesen bin,
10 in dieser ernsthaften Sache leicht und anmuthig 25u
scherzen, (leben Kenner dem Stückchen Beifall und
schreiben ihm einigen ästhetischen Werth zu, halten
Wohlgesinnte es auch moralisch und politisch nützlich^
so kann, es mir desto angenehmer sein, wenn es zum
1* Schiboleth dient, thörige oder tückische XJnpatrioten in
Deutschland zu entdecken.
An Bertuch. — Br. 18. 48, 18-49, 4.
Juni 7, Lager bei Marienbom. 80
Der Beifall, den Du meinem , Bürgergeneral'
80 gibst,* ist mir viel werth. So ein alter Praktikus ich bin,
weiss ich doch nicht immer, was ich mache, imd diessmal
besonders war es ein gefährliches Unternehmen. Bei
der Vorstellung nimmt sich das Stückchen sehr gut aus.
Da Du die vorhergehenden Stücke nicht kennst, musa
2ö ich Dir Auskunft geben. ,Die beiden Billets*
sind ein Nachspiel nach dem Französischen, von einem,
der sich Anton Wall nennt, ich weiss nicht, ob er so
Druck, der noch im Mai begann (vgl. Br. 10, 379 zu 73. 9), —
oder auf ,Reineke Fuchs'?
^ Dieselbe Abschrift, deren Goethe 59, 15 wieder gedenkt
• Wohl in der zweiten Auffühnmg, am 29. Mal.
• In Jaeobis (ungedruektem) Briefe vom 3. Juni (vgl. auch
59, 12).
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58 DER BÜRGERGENERAL. 17Ö8
[Juni 7, Lmger bei ICarienborn.] [80]
heiset.* Darin spielen Böse, Görge, Schnaps.
Derselbe Autor schrieb eine Fortsetzung , D e r
Stammbaum ^ in welcher zu genannten Personen
der alte Martin hinzukommt. Da nun diese Stücke, s
besonders das erste, ziemlich beliebt sind und die Cha-
raktere schon bekannt, ich auch keine £zposition
brauchte, so nahm ich die Figuren als Masken, und that
noch den Eichte r und den Edelmann hinzu,
hielt mich aber so, dass das Stück auch ohne die Yorigen lo
bestehen kann.
An F. H. Jacobi. — Br. 10, 73, 4-22.
Juni 7, La^er bei Marienboni. 81
^Dem ,Bürgergenerar wünscht' und hofft^ ich Euren
Beifall, und ist mir um so lieber, dass Ihr es gut zuerst 15
habt spielen sehen. Die kleinen Productionen haben den
Vortheil, dass sie fast eben so geschwind geschrieben als
erfunden sind. Von dem Moment, in dem ich die erste
Idee hatte, waren keine drei Tage verstrichen, so war
^ Goetlie hielt sich in diesen Angaben an das, was das Titel- so
blatt des, 1782 erschienenen, Stückes besagt: ,Die beiden
Billets. Nachspiel in Einem Aufzuge. Nach dem Französi-
schen bearbeitet von Anton- WalL Leipzig, im Verlage der
Dykischen Buchhandlung. 1782'. Verfasst wurde das Lust-
spiel J^es deux billets' 1779 von dem Fmnzosen Florian; 25
Christian Leberecht Heyne, der sich des Pseudonyms Anton-
Wall (nicht Anton Wall) bediente, übersetzte es und ver-
fasste, im engen Anschluss daran, selbst das Lustspiel ,Der
Stammbaum', das mit der Bezeichnung .Erste Fortsetzung
der beiden Billets' 1791 in Leipzig erschien. So konnte Goethe 80
sein Stück als »zweite Fortsetzung der beiden Billets* bezeich-
nen (auch die erste scenische Anweisung — W. 17, 253, 1 —
nimmt noch auf diesen Zusammenhang Bezug). Vgl. 18, 20—
'26 und 22, 25-38.
* Herders Frau schreibt am 2. Juni ausffihrlich an Goethe 86
über den Eindruck der Aufführung am 29. Mai, der sie mit
ihrem Manne beigewohnt und die sie beide „auf's höchste
erfreut und erbaut" hatte (GJ. 8, 28 f.).
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17d3 DBR'BUROERGENERAL. 59
[Juni 7, Lager bei Marienborn.] [81]
es fertig.* Ich hoffe, es soll mich weder ästhetisch noch
politisch reuen^ meiner Laune nachgegeben zu haben.'
An Herder und dessen Frau. — Br. 10, 75, 6—14.
6 Juli 7, Lager bei Marienbom. 82
Hier sende ich einen ,Bürgergeneral^ Das Stück thut,
wie ich höre,' gute Wirkung. Es ist mir lieb, dass ich
mich nicht verrechnet habe.
10 Den ,Bürgergeneral' habe ich vor meiner Abreise in
Weimar spielen lassen, er nimmt sich sehr gut aus. Es
freut mich, dass er bei Dir die Probe hält.*
An F. H. Jacobi. — Br. 10, 88, 1-3. 91, 4-6.
Juli 19, [Lager bei Marienbom.] 83
15 Schicke doch das Manuscript vom ,BürgergeneraP der
Fürstin [Gallitzin],'^ Du erhältst einen gedruckten von
Frankfurt«
An F. H. Jacobi. — Br. 10. 97, 9—11.
* Nach 69, 23—25 entstand das Stück in acht Tagen.
so * Auch Meyer schrieb (am 14.?): das Stück habe „der kleinen
Zahl Menschen von gutem Greschmax^ zum Entzücken ge-
fallen, auch bei dem grösseren Publicum Erfolg gehabt** (GJ.
6, 52). — Der Druck war inzwischen beendet, das Buch er-
schien etwa Mitte Juni. Goethes Mutter erhielt am 25. Jum
85 vom Verleger zwölf Exemplare zugeschickt, verlieh davon
eins an Willemer, behielt sechs bis zur Rückkehr des Sohnes
aus dem Feldlager bei sich und sandte am 8. Juli die fünf
übrigen Exemplare durch Bansa an Goethe (SdGG. 4, 19,
15—18. 21, 18-21. 23, 5—7). Dass dieser aber schon am 7.
so Juli das Buch in Händen liatte, beweist Z. <>.
• Vgl. Z. 20-22 und 58, 35-38.
♦ Vgl. 57, 20 f.
* Vgl. 57, 2; die Fürstin dankt für die Handschrift von
Eutin aus, am 23. August; die Dichtung habe „allen hier
S6 einen überaus vergnügten Abend gemacht", Stolberg wün-
^ sehe eine Abschrift nehmen zu dürfen (GJ. 3, 280).
• Durch Frau Rath? Goethe hatte, wie er scheint, vergessen,
dass er selbst dem Freunde schon ein Exemplar geschickt
hatte (vgl. Z. 6).
40 — Nach seiner Heimkehr, in der zweiten Hälfte Augusts,
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eO DER BÜRGERGBNERAL. 1793
tOctober oder November, Weimar.] 84
December.
cf 24 ,Uebereilung' und ,Bürgergeiieral'.^
Tgb. 2, 82, 10.
1802. 5
] [Januar 18? Jena.] — s. 6, 15—17. 85 f. 84a
October 16, Weimar. 86
Vielleicht mögen Sie, dass ich heute Abend nach der
Komödie mit Ihnen nach Hause gehe, . .^
An Schiller. — Br. 16, 126, 18 f. lo
verschickte Goethe noch mehrere Exemplare; so nach Zttrich
an Barbara Schulthess, die am 29. October dankt (s. GJ. 13,
18), nach Gotha an Frau von Frankenberg, und an den Prin-
zen August von Gotha, der, in seiner ironisch spass^iden
Art, am 8. September dankt und die Yermuthung. aufstellt, ift
„dass kein Anderer, als Herr Professor Immanuel Kant, In
Königsberg, dieses witzige Werk abgefasst haben kann** (GJ.
6, 48 f.). Vielleicht ist auf diesen Bilef des Prinzen Goethe»
irrige Erzählung von der Übeln Aufnahme seines Lustspiels,
In der ,Gampagne in Frankreich* (s. 23, 14 f.), zurückzuführen 20
(vgl. Suphans Bemerkungen GJ. 6, 50—53 und Düntzer in
WK. 22, 188 Erl. 1 und 2).
* Goethes Tagebuch des letzten Vierteljahrs 1793 enthält eine
Aufstellung des Theater-Spielplans für diese drei Monate,
theilweise mit Kennzeichnung der Wochentage durch die i5
entsprechenden astronomischen Zeichen, wie hier das des
Planeten Mars für Dienstag, den 24. December. Die Auf-
führung fand erst am 81. December Statt; auch ging nicht
Schröders Lustspiel ,Die Uebereilung* vorauf, sondern ,Die
Batführung* von Jünger. 30
— Nach sieben Jahren erst, 1800 November 12, wurde das
Stück in Weimar wieder gespielt; der Schreiber liquidirt am
28. November 1800 „für Rollen aus dem ,Bürgergeneral*, für
das Theater** (Burkhardt II S. 7).
* Es wurden ,Die Brüder* von Terentius, darauf der .Bürger- 35
general* gegeben (Besetzung der Rollen s. 56, 21—26). Der Aus-
druck „wieder** in Schillers Brief von 1805 (s. 61. 30) und
Goethes Erwiderung „Ich dachte schon** (s. 62, 2) legen die
Vermuthung nahe. das8 beide schon an diesem Abend, nach
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1802 DER BURGERGEXERAL. 61
December 2, Weimar. 86
Nachdem ich sein [Karl Unzelmanns] Talent hie
lind da versucht hatte, kam ich auf den einfachen Ge-
danken, ihm den Gürge in den , Beiden Billets*
6 zu geben, den soll er nun auch im , Stammbaum^
und im , Bürgergeneral* machen, wobei manches
zu lernen ist.^
An Friederike ünzelmann. — Br. 16, 150, 8—12.
1808.
10 October 24, Weimar. 87
[Abends] . . im Theater. ,Bürgergeneral'.^
Tgb. 3, 84, 22.
180S.
] [Januar 17, Weimar.] 88
15 *Den ,Bürgergeneral* will ich ehestens vornehmen. Ich
der Vorstellimg. über den in den angeführten Briefen be-
rührten Punet gesprochen haben.
* Der Sohn der Adressatin hatte am 29. November als Görge
in den ,Beidc-n Billets* debtitlrt; im .Bfirgergenerar spielte
30 er den (löige in Weimar zuerst am 24. October 1803, wo
Goethe ihn sah (vgl. Nr. 87).
' Besetzung s. 56, 21—26 und vgl. Nr. 80. Vorher ging das Lust-
spiel von Sievers ,Die komisehe Ehe oder sie werden ihre
eigenen Nebenbuhler*.
25 * Der Vorstellung am 16. Januar (der letzten unter Goethes
Theaterleitung), bei der man vorher die , Mitschuldigen* gab,
konnte Goethe wegen Unpässliehkeit nicht beiwohnen, war
daher Schillern besonders dankbar für dessen Anwesenheit
(s. Br. 17, 242, 13 f.). Dieser schrieb Tags darauf:
so »»Bei dem ,Bürgergenerar ist mir wieder [vgl. 60, 37]
die Bemerkung gekommen, dass es wohlgethan sein würde,
die moralischen Stellen, besonders aus der Rolle des Edel-
manns, wegzulassen, so weit es möglich ist. Denn da das
Interesse des Zeltmoments aufgehört hat, so liegt es glelch-
S5 sam ausserhalb des Stücks.
Das kleine Stück verdient, dass man es in der Gunst er-
halte, die ihm widerfährt und gebührt, und es wird sich
recht sehr gut thun lassen, ihm einen rascheren Gang zu
geben" (Schillers Br. 7, 204).
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62 DER BÜRGBROENERAIi. 1806
(Jmnaar 17, Weimar.] [88]
dachte schon die dogmatische Figur des Edelmanns ganz
herauszuwerfen; allein da müsste man einen glücklichen
Einfall haben, am Schluss die widerwärtigen Elemente
durch eine Schnurre zu yereinigen, damit man den 6
Dens ex machina nicht nöthig hätte. Das müsste man
denn gelegentlich bedenken.*
An SchlUer. — Br. 17, 243, 7—13.
Mai 1, Weimar. 89
Unterzeichneter hat die Absicht, seine Schriften neu lo
herauszugeben [Werke Cotta*], und zwar sollte von
keiner vollendeten Prachtausgabe, vielmehr von einer
säubern und geschmackvollen Handausgabe mit deut-
schen Lettern die Bede sein. Enthalten würde dieselbe
alles, was von meinen ästhetischen Arbeiten einige Dauer is
verdient. Manches Ungedruckte'* ist hinzugefügt.
Zu vertheilen wären in zwölf Bände folgende Werke,
ungefähr folgender Massen:'
Band 1—3: . . .
Band 4: Die Laune des Verliebten. ao
Die Mitschuldigen.
Die Geschwister.
Mahomet.
Tankred.
Elpenor. Fragment. 26
* Wegen „leb da<^te schon" (Z. 2) vgl. 60, 38. Von einer
Umarbeitung Goethes ist nichts belcannt. In Schülers Nach-
lass findet sich das, vielleicht aus dieser Zeit stammende,
Schema eines zweiactigen Lustspiels, dessen Hauptfigur
Schnaps sein sollte (s. Schillers Werke 10. 292—294, und vgl. 90
Rieraer 2, 619 f.). Ob sich 69, 19—21 etwa auf dieses Schema
bezieht, ist ganz ungewiss.
* In der Handschrift ist es roth unterstrichen (vgl. 64, 6),
im Folgenden durch Sperrdruck kenntlich gemacht.
* Die später eingetretene Verschiebung der Bände 8—10 ist 86
durch Beifügung der endgtiltigen Bandzahl in [] bemerklich
gemacht.
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1805 DER BÜR6EROBNERAL. Ö3
[Mai 1, Weimar.] [89]
Band 5: Götz von Berlichingen.
Egmont.
Stella.
6 Clavigo.
Band 6: Iphigenia.
Tasso.
Eugenie [Die natürliche Tochter].
Band 7: Claudine.
10 Erwin und Elmire.
Jery und Bätely.
Lila.
Scherz, List und Rache.
Zauberflöte. Zweiter Theil.
ift Fragment.^
Band 8 [9]: Cophta.
Triumph der Empfindsamkeit.
Vögel.
Bürgergeneral.*
so Was wir bringen.
Band 9 [10]: . . .
Band 10 [8] : »Faust. Fragment, umdieHälfte
vermehrt.
Puppenspiel. Vennehrt.
26 Andere analoge Gedichte, ältere \md
neuere.
• Hierauf hat Goethe im Concei)t ,Fi8cherln* eingeschaltet,
die Im Druck nach ,LUa* Ihre Stelle fand.
• Im Concept hat Goethe hierauf eingeschaltet: „Theater-
•0 reden. Vorspiele. Masken".
• Von Ende September 1805 bis Mal oder Juni 1806 war
Goethe Willens, diesen Band als den vierten der ersten Liefe-
rung einzuordnen (vgl. »Paust* 1805 September 30, an Cotta).
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6
64 DER BÜRGERGENERAL. 1805
[Mai 1, Weimar.] [«»)
Band 11. 12: ...
Wie die Lieferungen einzutheilen und was sonst noch
weiter zu verabreden wäre, ist fernerer Ueberlegung an-
heimgiegeben.
Das Neue ist rotli unterstrichen.
An Cotta. — Br. 19, 13, 13—15. 28.
1806.
Februar 24, Weimar. — s. Nr. 543. 89a
October 24, Weimar. — a 136, 30- 187, 3. 89t) lO
December 9, Weimar. — s. 140, 2. 89c
1807.
März 13, Weimar. 90
[Morgens] Den neunten Band meiner Schriften
[Werke Cotta^] eingesiegelt.* «
Tgb. 3, 198, 8.
Mal 7, Weimar. 91
Ueberhaupt* habe ich bei Herausgabe meiner Werke
[Cotta*] sehr lebhaft gefühlt^ wie fremd mir diese
Sachen geworden sind, ja dass ich fast kein Interesse »
mehr daran habe. Das geht soweit, dass ich, ohne
freundliche treu fortgesetzte Beihülfe,' diese zwölf Bönd-
chen gar nicht znsammengebracht hätte. Jetzt haben
wir sie aber meist hinter uns und bis auf Einen [Band
10] kommen sie diese Tage sämmtlich*' in Cottas Hände. «5
* Die Dmckvorlage für alles in Tabelle 3 unter Werke Cotta*
Band 9 Angeführte, ausser ,Triumpb der Empfindsamkeit*
und ,Vögel* (vgL 138. 2-6).
• VgL das unmittelbar Vorhergehende unter Xr. 565.
• Durch Riemer (früher auch Heinrich Voss, vgl. Epos 1, so
173, 13-15).
* Das heiset: Band 9, wie er seit MHrz 18 bereit lag (vgl.
Nr. 90), sowie Band 11 und 12, die Ck>ethe am 8. Mai Cottan
persönlich einhändigte (vgl. W. 18, 415).
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1807 DER BÜRGBRGENBRAL. 65
[Mai 7, Weimar.) [91]
Da mag nun weiter aus uns werden, wae will, so wäre
doch soviel gerettet.^
An Zelter. — Br. 19, 323, 6-14.
Anglist 7, Karlsbad. 92
[Xachmittags] Packet mit den zwei letzten Lieferun-
gen meiner Werke [Cotta^ Band 5 — 12].
Tgb. 3, 369, 19 f.
10 ISO».
Oetober 1, Jena. — s. 7, 16 f. 93
][Nach Oetober 10, ?] 94
[Zu 1803. — Im ältesten biographischen Schema
heisst es unter]
16 1803: .. . ,BürgrgeneraP?2
W. 26, 362, 22.
181».
November 12, Jena. — s. 10, 5. 96
181S.
so Februar 20, Weimar. — s. 13, 12. 96
1816.
Mai 2. 3, Weimar. — s. Nr. 17. 18. 96 a. b
JuU 4. 8. Weimar. — s. Nr. 26. 27. 96 c. d
' In Erinnerung der Gefahr, die Goethes Manuscrlpten im Oc-
36 tober 1806 gedroht hatte (vgl. W. 35, 269, 16—18).
* Wollte Goethe der (letzten von ihm besuchten?) Auiftthrung
am 24. Oetober 1808 (s. Nr. 87) gedenken und etwa im An-
schluss daran von seiner, auf Schillers Veranlassung geplan-
ten Umarbeitung sprechen? und deutet das Fragezeichen viel-
80 leicht auf Goethes Ungewissheit ob dieser Plan in das Jahr
1803 oder später (1805) zu setzen war? vgl. Nr. 85. 88.
Orftf, Goethe Aber s. Dichtangen T. II, B. 1. 6
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66 DER BÜRGBRGENERAL. 1815
1819.
März [Anfang]. Weimar. — s. 16, 23. 07
1822.
][März 11, Weimar.] — [Zu 1793.] s. Nr. 29. 98
][März, zwischen 12 und 16, Weimar.] — [Zu 1793.] 99 8
B. 18. 20-81.
1823.
] [Januar, zwischen 10 und 19, Weimar.] 100
[Zu 1806.] Die projectirte neue Ausgabe meiner
Werke [Cotta*] nöthigte mich sie sämmtlich wieder lo
durchzugehen, und ich widmete jeder einzelnen Produc-
tion die gehörige Aufmerksamkeit, ob ich gleich bei
meinem alten Vorsatze blieb nichts eigentlich umzu-
schreiben oder auf einen hohen Grad zu verändern.
Tag- und Jahres-Hefte 1806. — W. 35, 247, 15—20. 15
Februar [vor 17], Weimar. 101
»Oeuvres dramatiques de J. W. Goethe. Tome IV.
Paris 1823. [Verehrt] Durch die Verlagshandlung.^
Bücher-Vermehrungsliste 1823. — Tgb. 9, 824.
][März 81, Weimar.] — s. ,NatürUche Tochter* ugD. 101a to
(,Bedeutende Fördemiss durch e. einz. geistreiches Wort*.)
][Jull 1? Eger?] 102
*[Zu 1793.] ,Der Bürgergeneral' ward ge-
gen Ende von 1793 in Weimar aufgeführt.' Ein im
Fach der Schnäpse*höchst gewandter Schauspieler, m
Beck, war erst zu unserm Theater getreten, auf dessen
Talent und Humor vertrauend ich eigentlich die Bolle
schrieb.^
» s. 24, 87-41.
- Das unmittelbar Vorhergehende (Nr. 85) ist hier nachzu- so
lesen.
' Das war für Weimar aber schon die dritte Aufführung,
vgl. 55. 22.
* Vgl. 22, 25-51; im Fach der „Schnäpse**, insofern Becl« die
Rolle des Dorfbarbiers Schnaps in den ,Beiden BiUets* und 86
deren Fortsetzungen von Heyne und (Goethe spielte.
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1823 DER BÜRGERGENERAL.
)[Juli 1? Eger?] [102]
Er und der Schauspieler Malcolmi gaben ihre Rollen
auf's Yollkommenste; das Stück ward wiederholt, aber
die Urbilder dieser lustigen Gespenster waren zu furcht-
5 bar, als dass nicht selbst die Scheinbilder hätten be-
ängstigen sollen.
Tag- und Jahres-Hefte 17Ö3. — W. 35, 24, 19-28.
][JuIi zwischen 19 und 22. Marienbad.] 102 a
- [Zu 1816.] 8. Nr. 36.'
10 1825.
Mai 28, Weimar. — s. Nr. 38. 102 b
1826.
Februar 1, Weimar. — s. 31. 5. 102 c
][Mai 8? Weimar.] — s. Nr. 40. 102 d
15 Mai 12. 25. 26. 29, Weimar. — s. Nr. 41^44. 102 e— h
] [Zwischen Mai 31 u. August 6, Weimar.] — s. 40, 15. 103
Mai 31, .
Juni 2-4. 10. 16, Uveimar. - s. Nr. 46-52. 103 a— g
Juli 5, I
20 ][Juli 18. 19, Weimar.] — s. Nr. 53. 103 h
Juli 18. 19. Weimar. — s. Nr. 54. 55. 103 1. k
August 1, Weimar. — s. Nr. 56. 104
August 6, Weimar. — s. Nr. 57. 106
106
1827.
26 Februar 20. Weimar. — s. Nr. 58.
Mai 3. .
Juni 6. 30.
Juli 3,
Weimar. — 8. Nr. 59—65.
September 17. 18. 21.
30 Juni 28,
1828.
Oetober 20,
Weimar. — s. Nr. 66-68.
November 8,
Für August 1823 vgl. 26, 34-38.
IWi a— g
106 h- k
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es DER BÜRGERGENERAL. 1828
December 16, Weimar. 107
[Nach Tische.] Wir kamen sodann auf den ,Bürg6r-
general*, wovon ich [Eckermann], erzählte, dass ich
dieses heitere Stück in diesen Tagen mit einem Englän-
der gelesen, und dass in uns beiden der lebhafte Wunsch *
entstanden, es auf dem Theater zu sehen. Dem Geiste
nach, sagte ich, ist darin nichts veraltet, und im Einzel-
nen der dramatischen Entwickelung ist darin kein Zug,
der nicht für die Bühne gedacht wäre.
„Eß war zu seiner Zeit ein sehr gutes Stück", sagte lo
Goethe, „und es hat uns manchen heiteren Abend ge-
macht. Freilich, es war trefflich besetzt und so vortreff-
lich einstudirt, dass der Dialog Schlag auf Schlag ging,
im völligsten Leben. Malcolmi spielte den Märten, man
konnte nichts VoUkommneres sehen." i*
Die Bolle des Schnaps, sagte ich, erscheint mir nicht
weniger glücklich; ich dächte, das Repertoire hätte nicht
viele aufzuweisen, die dankbarer und besser wären. Es
ist in dieser Figur wie im ganzen Stück eine Deutlich-
keit, eine Gegenwart, wie sie das Theater nur wünschen 20
kann. Die Scene, wo er mit dem Felleisen kommt und
nach einander die Sachen hervorbringt, wo er Märten
den Schnurrbart anklebt und sich selbst mit Freiheits-
mütze, Uniform und Degen bekleidet, gehört zu den vor-
züglichsten. «*
„Diese Sc«ne", sagte Goethe, „hat in früherer Zeit
auf unscrm Theater inmier viel Glück gemacht. Es kam
dazu noch der Umstand, dass das Felleisen mit den
Sachen ein wirklich historisches war. Ich fand es nem-
lich zur Zeit der Revolution auf meiner Reise [Herbst so
1792] an der französischen Gränze, wo die Flucht der
Emigrirten durchgegangen war, und wo es einer mochte
verloren oder weggeworfen haben. Die Sachen, so wie
sie im Stück vorkommen, waren alle darin; ich schrieb
danach die Scene, und das Felleisen mit allem Zubehör 35
spielte nachher, zu nicht geringem Vergnügen unserer
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1828 DER BÜRGERGENERAL. 69
(December 16, Weimar] [IO7J
Schauspieler, immer mit, so oft das Stück gegeben
wurde."
Die Frage, ob man den ,Bürgergeneral^ noch jetzt mit
5 Interesse und Xutzen sehen könne, machte noch eine
Weile den Gegenstand unserer Unterhaltung.
Mit Eckermann. — Gespräche 6, 363 f. (Eckermann 2,
32 f.)
ISS».
10 Februar 4, Weimar. 108
^[Mittags.]. „Wenn Genasts hier bleiben, so schreibe
ich Euch zwei Stücke, jedes in einem Act imd in Prosa:
das eine von der heitersten Art> mit einer Hochzeit
endend, das andere grausam und erschütternd, so dass
15 am Ende zwei Leichname zurückbleiben. Das letztere
rührt noch aus Schillers Zeit her, und er hat auf mein
Antreiben schon eine Scene davon geschrieben. Beide
Sujets habe ich lange durchdacht, und sie sind mir so
vollkommen gegenwärtig, dass ich jedes in acht Tagen
20 dictiren wollte, wie ich es mit meinem ,Bürgergeneral*
gethan habe."^
Thun Sie es, sagte ich [Eckermann], schreiben Sie
die beiden Stücke auf jeden Fall; es ist Ihnen nach den
jWanderjahren* eine Erfrischimg und wirkt wie eine
«6 kleine Reise. Und wie würde die Welt sich freuen, wenn
» Das unmittelbar Vorhergehende s. Jphigenie auf T.* ugD.
^ Vgl. dagegen 58, 18— 59, 2. — Obgleich das gerade stattgehabte
Gastsi)iel Eduard Genasts und seiner Frau zur lebensläng-
lichen Anstellung derselben in Weimar führte, hat Goethe
30 keines der beiden Stücke ausgeführt. Die Nennung des ,Bür-
gergenerals* hat zu der Annahme verleitet: unter dem hei-
tern Stück sei das von Schiller sehematislrte Lustspiel ge-
meint (s. 62, 32), und statt „letztere" Z. 19 sei „erstere** zu
lesen; doch bleibe diese Vermuthung dahingestellt, ebenso
35 wie die Deutung des tragischen Stückes auf das sogenannte
«Trauerspiel in der Christenheit*, vgl. Archiv f. L. 10, 127 f.
und die Anmerkungen Eckermann 2, 252 (dagegen) und
E( kermann-G. S. 634 (dafür).
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70 DER BÜRGERGENERAL. 1829
[Febraar 4, Weimar.] [108]
Sie dem Theater noch etwas zu Liebe thäten, was nie-
mand mehr erwartet!
„Wie gesagt," fuhr Goethe fort, „wenn Qenasts hier
bleiben, so bin ich gar nicht sieher, dass ich Euch nicht 5
den Spass mache. Aber ohne diese Aussicht w^äre dazu
wenig Reiz, denn ein Stück auf dem Papiere ist gar
nichts. Der Dichter muss die Mittel kennen, mit denen
er wirken will, und er muss seine Rollen denen Figuren
auf den Leib schreiben, die sie spielen sollen. Habe ich lo
also auf Genast und seine Frau zu rechnen, und nehme
ich dazu La Roche, Herrn Winterberger und Madame
Seidel, so weiss ich, was ich zu thun habe, und kann der
Ausführung meiner Intentionen gewiss sein."
Mit Eckermann. — Gespräche 7, 6 f. (Eckermanu 2, 41.) 16
Februar 9, Weimar. — s. Nr. 69. 108a
Februar 17, Weimar. 109
[Vormittags] Erhielt von Göttling den vierzehnten
Band [Werke Cotta'] durchgesehen.^
Tgb. 12, 25. 5 f. ao
^ Für den enfsprechendeD Band der Octav-Ausgabe.
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Caesar.
(»Julius Caesar*; , Caesars Tod*; .Brutus*.)
Handschriften: Nur ganz wenige Bructistüel^e, aus der Zeit
von (loethes erster Beschäftigung mit dem Stoff, am
6 Schluss eines Notizenheftes, mit dem Titelblatt ,Ephe-
merides. Was man treibt, Heut diess und morgen das.
1770*, das Goethe sieh im Januar 1770 in Frankfurt an-
gelegt hatte und in Strassburg in der ersten Hälfte (oder
dem ersten Viertel?) des Jahres 1771 beendete; die Stel-
10 kn der , Ephemerides*, die Scholl (Briefe und Aufsatz«
S. 138 f.) gleichfalls auf ,Cäsar* beziehen möchte: W. 37,
95, 26 f. 90, 18-20. 98, 9—15 fallen noch in die Zelt vor
Goethes Abreise nach Strassburg, in den März 1770.
Erster Druck: 1846, in der ersten Ausgabe der «Briefe und
15 Aufsätze* S. 139 f.
Weimarer Ausgabe: 1S9(}, W. 37, 113, 21-25. 114, 3—9. 11—19,
am Schluss der , Ephemerides*, und selbstständig W. 37,
115 f.
Ueber die muthmassliche Gestalt des ei'sten Planes (1770
so —1771) und dessen spätere Wandelungen vgl. Briefe und Auf-
sätze 8. 137—140; Biedermann GP. II, 164—174 und GF. III,
55—59; Eduard von der Hellen .Goethes Anteil an Lnvatera
Physiofrnomi sehen Fragmenten* (Frankfurt ajM. Literarische
Anstalt Bütten & Loendng. 1888) 3. 207-217; W. 38, 257 f.;
36 weiterhin SchöU S. 56, Welssenfels S. 2.')6f., Meyer S. 384,
Bielschowsky 1, 248 f.
1778.
?October 18, Frankfuit. 110
Ein schöner neuer Plan hat sich in meiner Seele anf-
30 gewickelt zu einem grossen Drama. Ich will nur erst
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72 CAESAR. 1773
[?Octob«r 16, Frankftirt.] [110]
zusehen^ ob ich au8 dem Lob und Tadel des Publieums^
was lernen kann.
An Johanna Fahimer. — Br. 2, 111, 21—24.
?] [November zwischen 10 und 18, Frankfurt.] 111 6
Der Toms ist angelegt; nun nur noch Flamme und
Wind&toss; aber das hängt von den Göttern ab.^
An Boie. — Er. 2, 122, 1 f.
?]December 25, [Frankfurt] 112
Ich bin auch Zeit her" fleissig gewest, hab' viele lo
kleine Sachen gearbeitet, und ein Lustspiel mit Ge-
sängen [,Erwin und Elmire*] ist bald fertig, auch einige
ansehnlichere Stücke in Grund gelegt, und nun wird
drüber studirt.*
An J. C. Kestner. — Br. 2, 113, 19—22. ,5
• Ueber ,Götz von Berl Ichingen', der vier Monate vorher er-
schienen war. — Die Beziehung der Stelle Ist fraglich. Dtint-
zer (Goethes Leben S. 190) deutet sie auf ,Caesai**, fügt aber
doch hinzu: |,oder ,Egmont' **; in G.-Fahlmer S. 31 und im
Register Br. 7, 476 wird sie dagegen auf ,MahometS in GJ. 20
17, 210 auf ,Faust* bezogen, während Schmidt II, 133 sie
auf »Prometheus* deutet.
' Diese nur in einem Schreiben Boies an Bürger erhaltene
Stelle aus einem, wie es scheint, verlorenen Briefe deutet
Daniel Jacoby (GJ. 12, 247) auf »Caesar*, doch dürften dem 26
die Worte „scheint sich zu bilden" (73, 3 f.) widersprechen;
lieber möchte ich an ,Prometheus* denken, in dessen Kreis
Bild und Ausdruck am besten passen würden (doch braucht
Goethe den Vergleich gern, vgl. Epos 2, 725, 15. 726, 8). Wein-
hold (,Heinrich Christian Boie. Beitrag zur Geschichte der so
deutschen Literatur im achtzehnten Jahrhundert*, Halle 1868,
S. 187) bezieht die Aeusserung auf ,Stella*, Düntzer (Goethes
L»eben S. 192) auf ,Egmont*; im Register Br. Band 7 ist sie,
so viel ich sehe, überhaupt nicht aufgenommen.
• Seit er nicht an Kestners geschrieben, October 31. 35
• Nach Schmidt II, 133 hat Goethe hier „vornehmlich »Prome-
theus* und ,Faust* im Sinne**. Vielleicht auch schon ,Egmont*?
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1774 CAESAR. 73
177».
]JuDi 1, [Frankfurt] 113
Mein ,Cä sar^, der Euch nieht^ freuen wird, scheint
sich auch zu bilden.*
6 An Schönborn. — Br. 2, 172, 15—17.
Juni 28, zwischen Frankfurt und Wiesbaden. 114
[Morgens, wahrend der Fahrt. Goethe sprach:] Von
seinem Julius Caesar% einem neuen weitläufigen Drama.
[Wiesbaden.], Ass neben Goethe zu Mittag. . . .
10 Goethe sprach von einigen seiner Dramen.
Ällt Lavater. — SdGG. 16. 292. 8 f. 25. 29 (Lavaters Tgb.).
Juni 29. zwisclien Scliwalbacli und Nassau. 115
[Morgens, während der Fahrt, sprach:] Goethe von
seinem ,Julius Caesar* —
15 Mit Lavater. — SdGG. 10, 294. 4 (Lavaters Tgb.).
1775.
Februar 4, Frankfurt. 116
Er sagte mir [dem Prinzen]^ dass er jetzt an zwei
* Für das „nicht'* der Handschrift hat die Weimarer Ausgabe
90 „einst" eingesetzt mit dem Bemerken: „Unsere Emendation
liegt graphisch und dem Sinne nach näher als „recht" oder
„auch". Dtintzer setzt neuerdings (mit Scholl und v. Bieder-
mann) „recht" ein (Zeitschrift für deutsche Philologie 31,
98 f.), während er früher das „nicht freuen" damit erklärt
26 hatte, dass »Caesar* „kein vaterländischer StoflC" war (Stu-
dien S. 118, Erl. 2 zu S. 117), später damit, dass Goethe den
Gegenstand „nicht im Sinne der Freiheitsfreunde behandelt"
(Goethes Leben S. 204), beides wohl unter der Annahme, dass
Schönborn bei seinem Gespräch mit Goethe im October des
90 Jahres den Plan in diesem Sinne gemissbilligt habe (worüber
Schönborns .Aufzeichnungen über erlebtes', Kiel O. J. [1870]
nichts enthalten). E. v. d. Hellen vermuthet neuerdings,
Goethe habe schreiben wollen „nicht wenig freuen" (Briefe
vdH. 1, 171 f.), während in Bielschowsky 1, 249 und 510
85 das „nicht" aufrecht erhalten wird.
' „auch", wie neuerdings „einige Plane zu grossen Dramas"
[,Faust*, s. diesen ugD., ,Maliomet*, , Prometheus*], von denen
hier deutlich ,Cäsar* als ein Plan aus älterer Zeit unter-
schieden wird.
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74 CAESAR. 1775
(Febnuir I, Frankfurt.] [116]
Stücken arbeite: ,Der Tod Julius Caesars', ein Trauer-
spiel,^ und eine Oper [,Erwin und Ehnire'].
Mit dem Prinzen Karl August von Sachsen-JVleiningen.
— Gespräche 8, 241/ 5
* Nacli den erlialtenen Bruclistücken ist auzunebmen, dass
Goethe ursprüngUch nicht nur die Katastrophe Caesars dar-
stellen wollte, sondern, im Gegensatz zu Shakesi>eare, gerade
auch die Entwicklung, das Herankommen des Helden.
* Aus den von Ludwig Beehstein herausgegebenen ,Mitthei- lO
lungen aus dem Leben der Herzoge zu Saehsen-Meiningen
und deren Beziehung zu Männern der W'isseuBohaft', Halle
1856, S. 83 f. (nicht verglichen, Titel nach GJ. 10, 142).
— Bei seinem Aufenthalt in Zürich, im Juni und Anfang
Juli 1775, besprach Goethe mit Lavater die Fortsetzung von 16
dessen ,Physiognomisehen Fragmenten*, für die er dann in
der zweiten Hälfte des Jahres 1775 (wahrscheinlich im Sep-
tember) unter anderen Beiträgen auch die Auslegung der
Tafeln 4—7 ;n Band 2, Brutus und Cäsar darstellend,
verfasBte (W. 87, 355—358). Diese beiden geistsprühenden ao
Auslegungen mussten, als nicht unmittelbar auf Goethes
Dichtung bezüglich, von unserm Text ausgeschlossen blei-
ben, sind aber wichtig für die Erkenntnis» der Gestalt, zu
der Goethes Plan sich in dieser Epoche ausgebildet hatte
(vgl. die Ausführungen v. d. Hellens imd v. Biedermanns an w
den 71, 21 f. angeführten Orten, auch Br. 5, 87, 4—9). Auf die
Brutus darstellende Tafel der ,Phjsiognomischen Fi-agmente*
möchte ich auch die Notiz Tgb. 1, 140, 2 beziehen (s. ,Götz
V. B.* 1782 FelKOiar 26), nicht, wie Düntzer (Goethes Tage-
bücher S. 236) will, auf Herders, 1774 erschienenes, Drama 30
»Brutus*.
Ob Goethe bei seinem Besuch in Zürich mit Bodmer über *
seinen Plan gesprochen hat, wissen wir nicht, doch ist es
wahi'scheinlich, da Cäsar Gegenstand eines ihrer Gespräche
war; Bodmer schreibt an Schinz 1775 Juni 15: 35
., E r [Goethe] hat Brutus und Cassius für
niederträchtig erklärt, weil sie den Cäsar
ex Insidiis, von hinten, um das Leben ge-
bracht haben. Ich sagte, dass Cäsar sein Leben
durch nichts Anderes gethan, als die Kepublik, seine 40
Mutter, getödtet, und die meiste Zeit durch falsche Wege"
(G.L 5, 192).
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1775 CAESAR. 75
[Februar 4, Frankfurt.] [116]
— Das Gerücht, Goethe arbeite au einem »Julius Cae»ai*
vorbreitete sich immer mehr; und so brachte der, von
Reichard herausgegebene ,Theater-Kalender auf das Jahr
s 1775' (Gotha, Ettinger) Im ,Verzeichni88 der jetzt lebenden,
deutschen Theater-Schriftsteller* S. 119 unter „Goetlie** die
Bemerkung: „Soll an einem ,Doctor Faust* und einem
Trauerspiel, , Julius Caesar', arbeiten**; gleichlautend im
Jahrgang 1776; von 1777 bis 1786 lautet die Notiz: „Ver-
10 schiedene ungedrucl^te Schauspiele, ,I)octor Faust', , Julius
Caesar*, . . /*
Das, gleichfalls von Reichard herausgegebene, »Theater-
Journal für Deutschland vom Jahre 1777* (Gotha, Ettinger)
brachte in Stücli 3 S. 13—21 „Scenen aus ,Julius Cäsar*, einem
t5 Srlinuspiel von Mssr**, das heisst: Meissner, mit der Be-
merlvuug: „(Der Verfasser dieser Scenen war einst Willens,
einen ,Cäsar* mit Benutzung des Shakespeares zu verfertigen.
Die wichtige Nachricht, dass Goethe auf einen denke,
schreckte Ihn ab. Hier sind nur einige Scenen davon, . . .)**
20 Daraufhin schiieb Merck in seiner Anzeige dieses Jahrgangs
des ,Theater-Joumals* (im ,Teutschen Merkur vom Jahr 1778*
S. 84 f. des ersten Vierteljahrs): „Den Anfang macht eine
Probe von einem Drama ,C}isar* genannt, das Hr Meissner
desswegen nicht fortsetzen will, weil er geh<)i*t, dass G.
26 [Goethe] auch an einem »Ciisar* arbeite. Gerade als wenn es
nur Einen Weg nach Paris gebe, und Goetht^s und Meissners
.Cäsar* desswegen einander Im Wege stünden. Aus der Probe
erhellet Indessen, das8 der Verfasser eine wahre Selbster-
kenntniss besitze**.
30 An Schiller schreibt Goethe 1795 December 26: „Ein paar
Producte, wie die hierbei kommenden Schiiften sind, dürfen
Ihnen nicht unbekannt bleiben, vielleicht sind sie noch nicht
zu Ihnen gelangt. Den Theater-Kalender bitte mir bald wie-
der zurück** (Br. 10, 354, 12—15); Schiller antwortet Decem-
35 ber 29: ..Der Theater- Kalender enthält gewaltig viel Na-
men und blutwenig Sachen. Ich für mein Thell bin Ich übri-
gens gut weggekommen: aber In welcher Gesellschaft er-
blickt man sich da! Ihnen wird ja ein ,Juliv8 Caeactr^ gross-
müthlg zugeschrieben, den Sie dem Publicum wohl schuldig
40 bleiben werden** (Schillers Briefe 4, 375 f.). Die Herausgeber
der Briefe sagen beide, ebenso Düntzer (Schiller und Goethe
S. 88 zu Brief 138): Relchards Theater - Kalender si»i ge-
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76 CAESAR. 1775
[Februar 4, Frankfurt.] [116]
meint; nun kann es aber der Reiehardsehe von 1795 oder
1796 nicht sein, denn nur bis 1786 wird in ihm Goethes
,Oaesar* genannt; anzunehmen: Goethe habe Schillern einen
der alten Jahrgänge 1775—86 geschickt, ist auch nicht mög- &
lieh, denn wa^ sollte Schiller damit? Goethes Worte lassen
auch entschieden darauf schliessen, dass es sich um littei'a-
rische Nova handle, die zu Schiller „vielleicht noch nicht ge-
langt'* waren; es muss also ein andrer Kalender gemeint
sein, als der Reiehardsehe (auf den auch Schillers Worte 75, lo
36 f. gar nicht passen wollen). Die 1795 und 1796 zu Wien und
zu Mannheim ei-schieneueu Theater- Kalender waren mir lei-
der nicht erreichbar.
— 1803, am 1. und 8. October, veranstaltete Goethe in
AVeimar Aufführungen vou Shakesi)eares ,Julius Caesar*, zu 16
denen er für die Rolle des Poeten Cinna „ein Dutzend ge-
reimte Vei^se** gedichtet hatte, die bis jetzt nicht bekannt
sind (Br. 16, 337, 15 f.), und, wie es scheint, einen Epilog
geplant hatte, von dem wir nur zwei Zeilen kennen (W. 13
(2), 240). Hier folge eine chronologische Zusammenstellung 20
derjenigen Aeusserungen Goethes über Shakespeares Tra-
gödie, die, möglicher Weise, etwas Licht werfen können auf
die Art, wie er selbst den Gegenstand behandelt haben würde
(eingefügt sind gleichzeitig ein paar Aeusserungen Über den
geschichtlichen Cäsar, zu gleichem Zwecke): 25
[1771, vor October 14.] — „ . . . Ich schäme mich oft vor
Shakespearen, denn es kommt manchmal vor, dass ich bei'm
ersten Blick denke, das hätt' ich anders gemacht! Hinten
drein erkenn* ich, dass ich ein armer Sünder bin, dass aus
Shakespearen die Natur weissagt, und dass meine Menschen 30
Seifenblasen sind, von Romanengrillen aufgetrieben** (,Zum
Shakespearestag*, W. 37. 134, 9—15).
[1771 zweite Hälfte oder 1772 Anfang.] — Was der
Verfasser zur Yertheidigung von Shakespeares ,Caesar* sagt,
scheint uns auch nicht ganz richtig. Er glaubt, Shakespeare 3?»
habe Brutus zum Helden des Stücks machen wollen, dess-
wegen sei Cäsar zu stolz. Caesar ist, wie er sein soll. Ein
Mensch, der zehn Jahr lang Stetigkeit genug hat, auf einen
einzigen Endzweck zu arbeiten, und diesen Endzweck dahin
ausführt dass er sich eine Krone durch die Freiheit und 40
die Ruhe des Vaterlands und der Welt erkauft, der darf
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1775 CAESAR. T7
][iiach November 7, Weimar, oder später.] 117
Dem, ihn zwanzig Jahre später besuchenden Gräter
erzählte Wieland, es sei wahrhaft bewundernswürdig
GesiUDungen aussein, die Stolz athmen; allein Grösse der
5 Seele wird man nie in diesem Geschöpf Shakespeares ver-
kennen, wer sie zu fühlen vermögend ist** (Besprechung des
Werkes ,\'ersuch über Shakespeares Genie und Schriften, in
Verglelchung mit den Dramatischen Dichtern der Griechen
und Franzosen. Uebersetzt von Eschenburg. Leipzig 1771*,
10 In Nr. 22 der »Frankfurter gelehrten Anzeigen* vom 17. März
1772; venputhlich von Goethe, W. 38, 338, 102—112).
1803 October 27. — „Ueberhaupt bin ich mit dem Stücke
[Shakespeare« , Julius Caesar*] noch immer in einer Art von
Conflict, der sich vielleicht nie lösen kann. Bei der unend-
15 lieh zarten Zweckmässigkeit dieses Stücks, in die man »ich
so gern versenkt, scheint kein Wort eutlK^hrlich, so wie man
nichts vermisat, was da« Ganze fordert, und doch wünscht
man, zur äussern theatralischen Zweckmässigkeit, noch hie
und da durch Nehmen und Geben nachzuhelfen. Doch liegt,
20 wie bei Shakespeare überhaupt, Alles schon in der Giiind-
anlage des Stoffs und der Behandlung, dass. wie man irgend-
wo 9ü rücken anfängt, gleich mehrere Fugen zu knistern an-
fangen und das (Janze den Einsturz droht** (an A. W. Schle-
gel, Br. 16, 387, 18-338, 1).
25 [Zwischen 1805 und 1809.] — „ . . wie wenig selbst die
Besseren [Römer] l)egriffen, was Regieren heisst, sieht man
an der abgeschmacktesten That, die jemals begangen wor-
den, an der Ermordung Caesars** (Zur Farbenlehre, histori-
scher Theil, Abtheilung 2 Nachtrag, Nat-W. 3, 127, 25—28).
80 [1813 März.] — „Im , Caesar' bezieht sich alles auf den
Begi'iff, dass die Bessern den obersten Platz nicht wollen
eingenommen sehen, weil sie irdg wähnen, in Gesammtheit
wirken zu können** (.Shakespeare und kein Ende!* I, W. 41
(1), 57. 9-12).
35 [Zwischen 1815 und 1827.]
„Und wenn man auch den Tyrannen ersticht,
Ist immer noch viel zu verlieren.
Sie gönnten Cäsani das Reich nicht
Und wussten's nicht zu regieren.**
40 (Zahme Xtnien IV: V. 942-945, W. 3, 295.)
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78 CAESAR. 1775
][nach November 7, Weimar, oder später.] [117]
gewesen, wie Goethes Genie sieh damals* bei jeder Ge-
legenheit offenbart habe. Er habe nicht nur die schön-
sten Gedichte, sondern ganze Dramen improvisirt. Na-
mentlich erinnere er sich, wie sie eines Tages davon ge- 5
sprochen, welch herrliches Stück ,Cäsar^ geben
könne. Goethe habe sofort angefangen, die Personen
zu charakterisiren, und eine Scene des Stücks nach der
andern vom Anfange bis zu Ende des Dramas vorge-
tragen. Wenn man die Stücke, die er so improvisirt, lo
hätte aufschreiben können, würde die Welt einige er-
halten haben, die noch bewundernswürdiger wären, als
seine bekannten.^
Mit Wieland. — Gespräche 10, 13."
[Zwischen 1819 und 1822 beschäftigte Goethe sieh einge- 16
hend mit den Werken Mantegnas, dessen grossen «Triumph-
7A^s Julius Cäsars' er schon 1803 bei der Insoenlrung von
Shakespeares Tragödie benutzt hatte, doch enthält sein 1823
in Kunst und Alterthum veröffentlichter Aufsatz über dieses
Hauptwerk des Künstlers keine hieher gehörige Bemerkung.] 80
1824 November 24. — „Die römische Geschichte", sagte er
[zu Eckermann], „Ist für uns eigentlich nicht mehr an der
Zeit. Wir siDd zu human geworden, als dass uns die Trium-
phe des Cäsar nicht widerstehen sollten" (Gespräche 5, 109).
1824 November 25. — „Diese Verschwöningsgeschlchten 26
alle, die den früheren Dichtern im Kragen staken, sind im
Grunde nichts als revolutionäre Schwärmereien, gewöhnlich
ist der Ermordete gerade der Beste oder Unentbehr-
lichste" (Gespräche 5, 111; Müller S. 164).
Vgl. auch die Worte Erichthos am Eingang der ,Classi- so
sehen Walpurgisnacht*, gedichtet 1830 Janunr (Faust II: V.
7018-7024. W. 15, 110 f.).
* Während der ersten Jahre in Weimar.
' In Georg Müllers Reisetagebuch für seinen Freuud Häfely
heisst es. während seines Besuches in Weimar, 1780 S5
October 13: „Goethe soll an einem Werk über die zwölf er-
sten Caesars arbeiten. (Diess hab* ich hier gehört)" (.Aus
dom Herder'schen Hause. Aufzeichnungen von Johann Ge-
or;r Müller. (1780—82.) Herausgegeben von Jakob Baechtold.
Berlin. Weldmannsche Buchhandlung. 1881* S. 76). 40
• Auch schon Gespräche 8. 393 (beidemal mit kleinen Unge-
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1808 CAESAR. 79
1808.
October 6. Weimar. 118
^ . . auf das Trauerspiel zurückkommend, sagte er
[Napoleon].: „Das Trauerspiel sollte die Lehrschule
5 der Könige und der Völker sein; das ist das Höchste,
was der Dichter erreichen kann. Sie zum Beispiel doll-
ten den Tod Cäsars auf eine vollwürdige Weise, gross-
artiger als Voltaire, schreiben. Das könnte die schönste
Aufgabe Ihres Lebens werden. Man müßste der Welt
10 zeigen, wie Cäsar sie beglückt haben würde, wie alles
ganz anders geworden wäre, wenn man ihm Zeit ge-
lassen hätte, seine hochsinnigen Pläne auszuführen.
Kommen Sie nach Paris! Ich fordere es durchaus von
Ihnen. Dort gibt es grössere Weltanschauung, dort
15 werden Sic überreichen Stoff für Ihre Dichtungen fin-
den.«
Jedesmal, wenn er über etwas sich ausgesprochen
hatte, setzte er hinzu: „Qu'en dit Monsieur Ooet?"^
Mit Napoleon. — (bespräche 2, 223.
so nauigkelten); aus Gräters Papieren im , Weimar- Album. Blät-
ter der Erlnneruncf an Carl August und seinen Musenhof.
Eine geschlelitllclie Schilderung von August Diezmann. . .
Leipzig, Voigt & Günther. 1860* S. 34 Brl.
^ Das Gespräch fand nicht, wie man nach den »Erinnerungen
25 aus den Kriegszelten von 1806—1818. Von Friedrich von
MüUer, . . [Herausgegeben von Adolf SchöU.] Braunschwelg,
Druck und Verlag von Friedrich Vleweg und Sohn. 1851*,
denen S. 240 das Folgende entnommen ist, glauben müsste,
am 2. October In Erfurt Statt, sondern in Weimar am 6. Oc-
80 tober Abends nach einer Vorstellung von Voltaires Tragödie
,La mort de Cesar*; Goethes eigene Angaben schwanken, s.
82, 3 f. 12-16.
* Also wird Napoleon auch hier diese Frage gestellt haben.
Goethes Antwort aber Ist nicht bekannt; nach 83, 12 f. wUl
S5 es scheinen, als habe er sich verpflichtet jene, nach des
Kaisers Ansieht „schönste Aufgabe" seines Lebens zu lösen;
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80 CAESAR. 1810
1810.
Juni 27, Karlsbad. 119
Ob ich . ., da ich so viel andere Dinge vorhabe, mich
wieder zu theatralischen Arbeiten, wobei weder Freude
noch Genuss, noch Vortheil zu erwarten ist, wenden
möchte, glaub' ich .schwerlich. Mehrere Plane und Halb-
ausarbeitungen bedeutender Stücke liegen da, und wer-
den wohl immer liegen, wie die zwei letzten Theile der
,natürlichen Tochter^, und eine Tragödie aus der Zeit
versucht hat Goethe diese Lösung jedenfalls (s. 82, 16—18), lo
doch kennen wir von diesen Versuchen bis jetzt nichts.
Von Obigem nur wenig abweichend lauten Napoleons Worte
in der Erzählung von Lowes (auf Müllers .Erinnerungen* be-
ruhend?): „After speaklng magnlloquently of tragedy, Na-
poleon told him he ought to wrlte a ,Death of Caesar', 15
but in a grander style than the tragedy of Voltaire. ,Ce
travail pourrait devenlr la prlnclpale tÄche de votre vie.
Dans cette trag^die 11 faudrait montrer au monde, commeut
C^sar aurait pu faire le bonheur de rhunianlt^, si on lui
avait lalss^ le temps d*executer ses vastes plans' " (Gespräche so
2, 225 f., ,The Life and Works of Goethe: . . Second edltion, . .
By G. H. Lewes*, Leipzig: F. A. Brockhaua 1858, 2, 319 f.
Zur Herzogin Luise sagte Napoleon nach der Vorstellung
von Voltaires Dichtung: „Etrange piftce ce »C^sar*! Piöce
r6publicaine! J'espöre que cela ne fera aucun effet icll" 25
(SdGG. 6. 242.)
Nach 81, 13. 82, 4. 16. 83, 4 sollte das von Napoleon gefor-
derte Stück den Titel ,BrutU8* erhalten.
Sachlich gehören hierher Nr. 120—124.
Vgl. auch »Goethe und Napoleon. Eine Studie von Andreas 30
Fischer* (zweite Auflage, Frauenfeld. J. Huber. 1900) S. 109,
wo eine Stelle in Goethes Brief vom 4. December 1808 (an
M. V. Eybenberg, Br. 20, 234, 4--8), die ich jedoc'h glaube
durchaus auf die Kunst und Ait der französischen Schau-
spieler beziehen zu müssen^ auch mit auf den von Napoleon 35
geforderten »Cäsar* gedeutet wird und auf Goethes „Lust zu
der grossen Aufgabe**.
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1810 CAESAR. 81
[Juni 27, Karlsbad.] [119]
Karls des Grossen.* Sollte das Berliner Theater den ob-
gemeldeten Vorsehlag, die dritte Eepräsentation zum
Benefiz des Autors zu geben, eingehen,^ so könnte man
5 eher seine Massregeln darnach nehmen und einen Theil
seiner Zeit auf dramatische Arbeiten verwenden. Ab-
gerissen kann man dergleichen nicht unternehmen. Ich
ziehe jetzt den Boman allem Andern vor, weil einen
dabei alles begünstigt, was beim Theater dem Autor
10 nur zum Nachtheil gereicht." Könnte man die unter-
nommenen Arbeiten nach und nach vom Stapel lassen,
so würde der, durch einen sehr hohen und bedeutenden
Theaterkenner [Napoleon], mir aufgetragene, ,Brtttufi*
wohl auch mit flott werden;* dagegen ich jetzt befürch-
15 ten muss, dass alle diese Dinge bei mir, wie bisher,
stocken und nicht zum Ende gelangen.
An Kirma — Br. 21. 335, 28—336, 22.
1821.
Februar 20, Weimar. 1*^0
80 [Zu 1808 September Ende, October Anfang.] Das
Gespräch kam von dem für morgen angekündeten Trau-
erspiel ,CäBar8 Tod^ auf die Erfurter Periode im Jahre
1808, die Goethe sehr lebhaft schildern half.°
Mit Fr. V. Müller u. Coudray. — Gespräche 4, 80 f.
25 (Müller S. 59.)
^ 8. .Tragödie . .' Ausser dem Genamiten kommen etwa noch in
Frage ,Das Mädchen von Oberkirch* und «Nausikaa*, schwer-
lich ,Mahomet* und , Prometheus*.
* Vgl. »Götz von Berlichingen* ugD. (an Kirms).
80 • Goethe arbeitete zur Zelt an den ,Wanderjahren* (vgL ESpos
2. 910. 9).
* Vgl. 82. 3-5. 15 f.
* Am 21. Februar wurde In Weimar, ,,zum ersten Mal** auf-
geführt: .Der Tod Cäsars. Trauerspiel In drei Aufzügen
86 aus dem Französischen des Voltaire* (Graff spielte Cäsar,
Durand Brutus).
OrSf, Goethe über s. Dlchtangen T. II, B. 1. 6
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82 CAESAR. 1S22
Juli 27 Abends, Eger. * 121
[Zu 1808 October 6.] ,^s Napoleon in Erfurt war,
wünschte er^ ich möchte ein Trauerspiel ,Brutus' schrei-
ben. Der Qrossherzog schickte desshalb eine Estafette »
an mich.^ Der Gegenstand war mir za heiklich, daiier
unterliess ich es/^
Mit Grüner. — G.-Grüner S. 86 (fehlt in den .Ge8i»rä-
eben').
1828. 10
] [Januar 24, oder 1825 Ende März, Weimar.] 122
[Zu 1808 October 6.] Die zu Erfurt versammelten
Monarchen kommen nach Weimar. ,Julius Cäaar^ von
Voltaire, wird von französischen Schauspielem aufge-
führt, ich werde bei dieser Gelegenheit aufgefordert, i6
einen ,Brutu8^ im anderen Sinne' zu schreiben. Nach
einigen Vorstudien findet man Bedenken weiter zu ge-
hen.*
Mit Napoleon. — Morris 1, 205.
^ Offenbar von Grüner falsch verstanden; die Estafette ao
brachte die Einladung des Herzogs an Goethe, nach Erfurt
zu kommen, um den Vorstellungen der französischen Schau-
spieler beizuwohnen; femer vgl. Nr. 122.
• Vgl. 79, 6-9.
* Die ganze Stelle war ursprünglich für das Jahr 1808 der 25
,Tag- und Jahres-Hefte* bestimmt, wurde dann ausgeschal-
tet (in der Absicht, den Gegenstand „später zu erwähnen**)
und fehlt demnach im Druck, wo es statt ihrer am Schluss
des Abschnittes 1808 heisst: „Der im September erst in der
Nähe versammelte, dann bis zu uns heranrückende Oongress 30
zu Erfurt ist von so grosser Bedeutung, auch der Einfluss
dieser Epoche auf meine Zustände so wichtig, dass eine be-
sondere Darstellung dieser wenigen Tage wohl untemomruon
werden sollte*' (W. 36. 41, 28—42, 5).
Zu „aufgefordert** (Z. 15) hat Riemer am Rande bemerkt 86
„Napoleon zu nennen**; das Wort ,, Vorstudien** (Z. 17) ist ge-
strichen und dafür am Rande von Riemer gesetzt „Vorar-
beiten** (s. Morris 1, 206-207).
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1824 CAESAR. 88
1824.
] [Februar 15? Weimar.] 128
^[Zu 1808 October 6.] Gelegenheit zur AuflEorderung
einen ,Bnitus* zu schreiben.
5 Biographische Binzelnheiten: Unterredung mit Napo-
leon. 1808. - W. 30. 444.
1827.
August 80, Weimar. 124
[Zu 1808 October 6.] [Mittags.] Ich [Kanzler Mül-
10 1er]. regte Goethe sehr auf, über Napoleon seine Ideen
niederzuschreiben.* . . . Der Sohn erzählte, dass der Va-
ter dem Kaiser habe versprechen müssen, einen besseren
,Tod Cäßars* zu schreiben.'
Mit Fr. Y. MttUer u. Goethes Sohn. — Müller S. 206.
15 ^ In Goethes .Skizze* seiner Unterredung mit Napoleon heisst
es unter dem 6. Octob^ lakonisch: ,. Abends .Tod des Cä-
sars*" (W'. 36. 276, 17). Zu dieser Stelle hat ein Entwurf
der .Skizze* am Rande die folgende Bemerkung.
• » VgL Epos 2, 660, 29-661, 24.
so • Vgl. 79. 34-80, 11.
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C an t a t e
zum Jubiläum der Reformation 1817.
Handschriften: 1 1. Erste Goncepte von Schema 1 und Schema 2
in den Concepten der Briefe an Zelter vom 14. Novem-
ber und 10. December 1816; von Schreiberhand, mit &
eigenhändigen Verbesserungen Goethes.
2. Abschrift von Schema 1, unter Zelters musikalischen
Papieren (in Berlin?).
8. Abschrift von Schema 2, mit Zusätzen und Ver-
besserungen, unter Zelters musikalischen Papieren (in lo
Berlin?).
4. Abschrift der unter 3. angeführten Abschrift von
Schema 2, von Schreiberhand, mit eigenhändigen Verbes-
serungen (roethes (vgl. 91, 7 f.).
5. Drei kleine Bruchstücke in Versen (zugehörig zu 15
den »2, 18. 24. 28 f. charakterisirten Theilen), Concept der
Ausführung, von Goethes eigener Hand.
Erster Druck: 1833, Schema 1 G. -Zelter 2, 350 (doch ist hier
irrthümlich die Beilage als selbstständiger Brief behan-
delt, der in Brief Nr. 273 genannte „Beiliegende EntwurT* 20
als Brief Nr. 274 bezeichnet); Schema 2 G.-Zelter 2.
859-562.
1894, die Bruchstücke der Ausführung W. 16, 577 f.
Weimarer Ausgabe: 1894, W. 16, 570—578, nach den in Band 18
der Werke Gotta* enthaltenen Dichtungen (s. Tabelle 8); 2»
mit ,Schillers Todtenfeier* zu einem „Anhang" von einzig
hoher Bedeutung vereinigt, der aber hinter den kritischen
Apparat der „Lesarten" versteckt ist
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1816 CANTATE. 85
181«.
November 8, Weimar. 125
^[Vormittags] Luthers Monument. Zelters Cantate
zu diesem Zweck. Luthers Vorreden zu den biblischen
Büchern.*
Tgb. 5, 284, 22—24.
^ Am 4. November sehrieb Zelter an Goethe flber ein Luther-
Monument, für das in Berlin eine grosse Summe deponirt
worden war; der Eingang dieses Briefes (geschrieben am 2.
10 oder 3. November) lautet: ,,Schon eine Weile trage ich mich
mit dem €^edanken: zu dem bevorstehenden Refonuations-
feste [31. October 1817] eine Musik zu machen, die sich viel-
leicht aus lauter Lutherischen DicUa zusammensetzen liesse.
Du bist wohl so gut mir hierüber Deine Gedanken wissen
15 zu lassen, wenn Du nicht gar der Mann bist, der allein so
etwas zu beschaffen unterrichtet und ausgestattet wäre.
Wenn gleich schon an die Sache gedacht ist und besprochen
wird, so fürchte ich den alten Leichtsinn wie ttberaU; und
ganz zuletzt geht die Sache bloss in's Kritische, wo nicht gar
30 in*s Theatralische über, wo sich denn Herr vonKotzebue
bereit findet, ein Ei auszubrüten, das nicht rund und nicht
eckigt ist. . . .
. . 4. November . . Staatsrath Schultz, den ich mit dem
25 Anfange dieses Briefes bekannt machte, hatte sein Wohlge-
faUen an dem Gedanken'' (G.-Zelter 2, 380-382).
* Mit ihnen hatte Goethe sich, wie das Tagebuch 1816 zeigt,
neuerdings wieder beschäftigt, im Zusammenhang mit seinen
orientalischen Studien:
30 August 21: „Bibel. Buch der Könige. . . . Psalmen. Ver-
gleichung mit neuerer Orientalischer Poe«
ale."
„ 22: „Psalmen. Luthers Vorreden. VergL Neuere
Orientalische Poeierie.
36 Luther.
Ein Prophet wird genennet der seinen Ver-
stand von Gott hat, ohne Mittel."
„ 28: „Jesaias".
September 3: „Bibel. Esdnu Nehemia. Judith. Job."
40 „ 7: „Buch Samuelis" (Tgb. 5, 265, 26 f. 266, 3—7.
10. 268, 18 f. 269, 6 f.). Z« beacliten sind femer die Vermerke:
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86 CANTATB. 1816
November 10. Weimar. 126
[Früh] Allerlei Expeditionen. . . . Bezügliches auf
Luther an Zelter.^
Tgb. ö, 288, 7-0.
November 11, W^mar. 12T 5
[NachmittagB], Zelter Notizen von Berlin [?]••••
[Abends] Luthers Denkmal. Jubiläum des Reforma-
tionsfestes u. d. g.
Tgb. 6. 285. 19. 22 f.
November 14. Weimar. 128 lo
Beiliegenden Entwurf sende im Concept. Er ist zwar
sehr eilig, ja übereilt, allein zu Anbise und Anregung
genug. Setze Deine Gedanken und Forderungen gleich
daneben und sende die Blätter zurück, so wird sich
alles geschwind gestalten. 15
[Entwurf.]
^Um die freundliche und aufregende Unterhaltung
nicht stocken zu lassen, sag' ich ein Wort zu jenem
Vorsatz, dem ReformationjBrJubiläum eine Gantate zu ao
widmen; im Sinne des Händelßchen ,Mes8ia8*, in wel-
Oetober 24: „Reformationsfest von Tenzel und Cjprtau.**
November 4: ,,Cypiian und Tenzel über die Reformation."
„ 5: „Tenzels Reformatione-Geschichte."
„ 6: „Reformations-Gescbichte" (Tgb. 5, 280, as
13 f. 283, 2. 17 f. 284, 7; vgl. auch die Notiz vom 4. Novem-
ber 1806: „Nachmittag Luthers Verherrlichung von Hummel
mit Meyer durchgegangen, und anderes auf Luthers Leben
und Charakter Bezügliches besprochen", Tgb. 3, 178, 9—12).
* Wohl der Entwurf (Schema 1) nebst Erläuterung 86, 18— 88, so
86, den €k>ethe vermuthlich an diesem Tage, Luthers Geburts-
tag, schon abschicken wollte, dann als „übereilt" (Z. 12)
zurückbehielt, am 14. November aber doch abschickte (86,
18—88, 85 wäre demnach vielleicht richtiger unter November
10 gestellt worden). sft
* Das Folgende (bis 88, 35) vielleicht schon am 10. geschrieben,
vgl. Z. 80-82.
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1816 CANTATE. 87
[Korember 14, Weimar.] [136]
eben Du so wohl eingedrungen bist/ würde sieb es
wobl am besten scbicken.
Da der Hauptbegriff des Lutherthums sehr würdig
5 begründet ist, so gibt er schönen Anlass sowohl zu
dichterischer als musikalischer Behandlung. Dieser
Grund nun beruht auf dem entschiedenen (Gegensatz
von Gesetz und Evangelium^ sodann auf der
Vermittelung solcher Extreme. Setzt man nun, um auf
10 einen höheren Standpunct zu gelangen, anstatt jener
zwei Worte, die Ausdrücke: Nothwendigkeit und
Freiheit, mit ihren Synonymen, mit ihrer Ent-
fernung und Annäherung, so siehst Du deutlich, dass
in diesem Kreise alles enthalten ist, was den Menschen
16 interessiren kann.
Und so erblickt denn Luther in dem alten und
neuen Testament das Symbol des grossen sich immer
wiederholenden Weltwesens. Dort das Gesetz, das
nach Liebe strebt, hier die Liebe, die gegen das
90 Gesetz zurückstrebt und es erfüllt, aber nicht aus
eigener Macht und Gewalt, sondern durch den Glauben;
und zwar durch den ausschliesslichen Glauben an den
allverkündigten und alles bewirkenden Messias.
Aus diesem Wenigen überzeugt man sich, wie das
26 Lutherthum mit dem Papetthum nie vereinigt werden
kann, der reinen Vernunft aber nicht widerstrebt, so-
bald diese sich entschliesst, die Bibel als Weltspiegel
zu betrachten; welches ihr eigentlich nicht schwer fallen
sollte.
80 Diese Conceptionen in einem singbareii Gedichte
auszusprechen, würde ich mit dem Donner auf Sinai,
mit dem: Du sollst! beginnen; mit Christi Aufer-
stehung aber, und dem: D u w i r s t ! schliessen.
Zu mehrerer Erläuterung meines Plans setze die
85 Polgenreihe des Ganzen hieher.
* Vgl. G.-Zelter 2, 302 f.
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88 OANTATE. 1816
(Norember 14, Weimar.] [138]
[Schema 1.]
Erster Theil.
1. Die Gesetzgebung auf Sinai.
2. Das kriegerische Hirtenleben, wie es uns das Buch 6
der Richter, Ruth u. s. w. daxstellt.
3. Die Einweihung des Tempels Sölomonis.
4. Das Zersplittern des Gottesdienstes, der sich auf
Berge und Höhen wirft.
5. Die Zerstörung Jerusalems, und in (Jefolg derselben lo
die Gefangenschaft zu Babel.
6. Propheten und Sibyllen, den Messias ankündigend.
Zweiter Theil.
1. Johannes in der Wüsten, die Verkündigung auf-
nehmend. 16
2. Die Anerkennung durch die drei Könige.
3. Christus erscheint als Lehrer und zieht die Menge
an sich. Einzug in Jerusalem.
4. Bei drohender Gefahr verliert sich die Menge; die
Freunde schlafen ein; Leiden am Oelberg. ao
6. Auferstehung.
Hält man die beiden Theile gegeneinander, so er-
scheint der erste absichtlich länger, und hat eine ent-
schiedene Mitte, woran es jedoch dem zweiten auch
nicht fehlt ^
Im ersten Theile parallelisiren Nr. 1 und 5: Sinai
und die Zerstörung, die Zeit der Richter und der Baals-
dienst; Nr. 2 und 4: idyllisch enthusiastisch, die Ein-
weihung des Tempels als höchster Gipfel u. s. w.
Im zweiten Theile würde sich das Morgendliche, der so
Sonnenaufgang in Nr. 1 imd 5 steigend ausdrücken.
Nr. 2 und 4 sind im Gegensatz. Nr. 3. Einzug in
Jerusalem, miöchte die freie, fromme Volksfreude, wie
die Einweihung des Tempels die fürstlich priesterlidie
Begränzung des Gottesdienstes ausdrücken. 86
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1816 CANTATE. 80
[KoTembcr 14, Weimar.] [188J
Tausend andere Verhältnisse werden Dir beim ersten
Anblicke einfallen. Diese Dinge dürfen nicht historisch,
sondern lyrisch verknüpft werden; jedermann kennt
5 das Ganze und wird sich auf Flügeln der Dichtkunst
gern aus einer Begion in die andere versetzen lassen.
Der Text bestünde aus biblischen Sprüchen, bekann-
ten evangelischen Liedern, dazwischen Neugedichtetes,
und was sich sonst noch finden würde. Eigene Worte
10 Luthers möchten kaum anzuwenden sein, da der treff-
liche Mann durchaus dogmatisch-praktisch ist; so auch
sein Enthusiasmus. Doch ist es Deine Sache, Dich in
den Schriften selbst umzusehen. Vor allen Dingen lies
die ganz unschätzbare Vorrede zu dem Psalter. Femer
16 die Vorreden und Einleitungen in die übrigen bibli-
schen Bücher. Wahrscheinlich triffst Du hier auf an-
wendbare Stellen, zugleich durchdringst Du Dich vom
Sinn der ganzen Lehre, deren Geschenk wir feiern
wollen.
so Vielleicht ist's hier am Platze, zu dem Obgesagten,
den Katholicismus betreffend, ein Wort anzufügen. Bald
nach ihrer Entstehung und Verbreitung litt die christ-
liche Eeligion durch sinnige und imsinnige Ketzereien,
sie verlor ihr ursprüngliches Reine. Als sie aber gar
26 rohe Völker und verderbte Gesittete* bändigen und be-
herrschen sollte, waren derbe Mittel nöthig; nicht Leh-
ren, sondern Dienst bedurfte man. Der einzige Mittler
zwischen dem höchsten Qott des Himmels und den
Erdemenschen war nicht genug u. s. w., was wir alle
80 wissen; und so entstand eine Art von heidnischem
Judenthum, das noch bis auf den heutigen Tag lebt und
webt. Das musste alles in den Gemüthem umgeworfen
werden, desshalb bezieht sich das Lutherthum einzig
auf die Bibel. Luthers Verfahren ist kein Gteheimniss,
86 * Wohl zu lesen: „gesittete" [Völker].
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90 CANTATB. 1816
[Norember 14, Weimar.] [138]
und jetzt, da wir ihn feiern sollen, thtm wir es nur als-
dann im rechten Sinne, wenn wir sein Verdienet aner-
kennen, darstellen, was er seiner Zeit und den Nach-
kommen geleistet hat. Dieses Fest wäre so zu begehen^ 5
daßs es jeder wohldenkende Katholik mitfeierte. Doch
davon ein andermaL^
Baue Dir, wenn mein Plan gefallt, selbst etwas auf,
theil^ es mit, und ich will eingreifen. Soviel, wo nicht
zuviel für diessmal.* lo
An Zelter. — G.-Zelter 2, 347—853.
^ Vgl. den bald hierauf entstandenen Aufsatz Goethes, den
Suphan GJ. 16, 3—12 veröffentlicht und, mit Einschluss un-
serer ,Cantate* und des Luther-Monuments, besprochen hat
* Zelter antwortet November 23: „Dein lieber Brief vom 14. 16
macht mir grosse, grosse Freude. Der Entwurf hat mich
ganz in Besitz genommen, gleich beim ersten Lesen. Nun
habe ich ihn schon viele Male wieder nachgelesen und meiner
Phantasie stellt sieh schon der brennende Busch dar, den
ich nach meiner Weise zu illuminiren gedächte. 20
Da« Buch der Richter und das Buch Ruth ist wieder durch-
gelesen^ auf Verbindung und Absonderung gedacht, doch
Bauen ohne Steine habe ich nicht gelernt Du, mein Lieb-
ster, musst mir nun die Materialien in Natuiu anweisen, da-
mit nicht etwas Anderes entstehe, als wir wollen: kurz ich 26
mues in Bewegung kommen.
Sei nun so gut und thue dessgleiclien und sende mir so-
gleicli einen Anfang, damit ich an die Arbeit komme, zu
der ich Lust habe. Vielleicht wäre es möglich, etwas zu
Stande zu bringen, was nachher auch in Eure dortigen 30
Kunstzwecke passte.
Die Vorrede zum Psalter kenne ich noch gar nicht, werde
sie aber sogleich herbeischaffen. Unter Lutherischen Dictis
verstehe ich. so wie Du, biblische Sprüche. Könnte man eins
oder mehrere seiner Kirchenlieder gebrauchen, auch gut. Du 85
hast vollkommene Freiheit, und ich werde mich nach Dir
richten, so gut ich kann.
Von dem Entwürfe schreibe ich die Theile auf die folgende
Seite, da ich das Ganze zum Unterrichte behalten muss.
Brauchst Du es jedoch ganz, so will ich*s in Abschiift nach- ^o
senden" (G.-Zelter 2. 353 f.).
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1816 CANTATE. 91
December 6, Weimar. 129
[Morgeufe] Schema [2] der Cantate zum Reforma-
tionsfeste [s. Z. 29—94, 22],
Tgb. 5. 292. 1 f.
6 December 10, Weimar. 180
Hier sende . . das Schema zur grossen Cantate weiter
entwickelt, lasfif es auch in Dir femer aufblühen. Eine
Abschrift hab' ich zurückbehalten.
10 Der Componist wird die Beziehungen aller Theile
unter einander auf's genauste erwägen, und sich von
dem Donner auf Sinai immer Steigerungen vorbehal-
ten, welche durch Abwechselung zu erreichen sind.
Ich habe, nach Anleitung des Händelischen Alexan-
16 der-Festes, statt des dortigen Einen Timotheus, mehrere
Sprecher aufgeführt, welche theils bloss recitirend,
theils in Gesang übergehend, theils mit dem Chor wett-
eifernd gedacht werden können, wie man sich im Gange
der Beschäftigung überlegen wird.
20 Die Sprechenden sind meist Männer, es lassen sich
aber auch, wenn es nöthig wäre, Frauen substituiren.
Vor allen Dingen wünscht' ich zu erfahren, wie etwa
die Hauptstimmen zu vertheilen sind und an welchen
Stellen man eigentliche Arien einschaltete, zu welchen
25 man biblische imd andere fromme Sprüche alsdann um-
bildete, damit sie noch kenntlich wären und zugleich
rhythmisch bequemer.
[Schema 2.]
Erster Theil.
30 Symphonie.
Zum Schluss Donner auf Sinai.
Zudringendes Halbchor. (Volk.)
Ee will in der Nähe sehen, was da vorgeht.
Abhaltendes Halbchor. (Leviten.)
M Das Volk wird von Sinai zurückgedrängt und betet an.
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Ö2 CANTATE. 1816
[Deeember 10, Weimar.] [130]
Sprecher (AÄron).
Leitet das Ereigniss ein, erwähnt des Abfalls zum
goldnen Kalbe.
Das Volk demüthigt sieh und empfängt das Gesetz. 6
Sprecher (Josua).
Zug durch die Wüste.
Eroberung des Landes.
Kriegerische Hirtenchöre, im Sinne derer meiner ,Pan-
dora^ 10
Sprecher (Samuel).
Den schwankenden Zustand zwischen Priesterthum
und Königthum aussprechend.
Beharren des Königs und des Volkes bei dem Begriff
des einzigen National-Gottes. is
Salomons Begierungeantritt.
Frauenchöre.
Sulamith, die (Jeliebteste in der Feme.*
Priesterchöre.
Einweihung des Tempelß. «o
Chöre aller Art.
Sprecher (Elias).
Die Abweichung gegen Baal vorbereitend.
Dienst auf Höhen und im Freien.^
Chöre des Volks, das zur Heiterkeit früheren freiem S6
Himmelslebens zurückkehrt.
Muntere Festlichkeit, mincler religiös.
Chöre der Priester Baals, pfaffenartig mit Härte und
Rohheit imponirend.'
^ Diese und die fc^gende Zeile fehlen in der ersten Nieder- ao
Schrift von Schema 2; das erste der erhaltenen Bruchstacke
gehört hierher (V. 1—10).
' Zu dieser und der folgenden Zeile gehört das zweite der er-
haltenen Bruchstticlie (V. 11—18).
• Hierzu gehört das dritte der erhaltenen Bruchstücke (V. 19— 86
22).
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1816 CANTATE. 98
[D«oember 10, Weimar.] [130]
Sprecher (Jona/»).
Drohungen.
Grosse Feindesmassen in der Feme weissagend.
5 Herandringen des Feindes.
Beängstigung.
Untergang des Beichs^ gewaltsam.
(Jefangenschaft. Lieblich lamentabel.
Sprecher (Jesaiaß).
10 Rettung und künftiges Glück verkündend.
Chöre, es dankbar aufnehmend, aber im irdischen Sinne.
Propheten und Sibyllenchöre, auf das Geistige und
Ewig^ hindeutend.
Schlieest glorios.
15 ZweiterTheil.
Symphonie.
Sonnen- Auf gang.
Das Lieblichste der Morgenluft.
Ländlich, nicht hirtlich.
90 Weite Einsamkeit.
Sprecher (Johannes).
Die Verheissung aufnehmend.
Den Geburtsstem erblickend als Morgenstern.
Die Annäherung der Könige vorbereitend.
25 Zug der drei Könige.
Es ist kein Widersprach, wenn hier Janitscharen-
Musik gebraucht wird; denn diese ist uns ja über
den Oxus hergekonmien. Besonders würde sie er-
freulich sein bei Ankunft des dritten Königs^ der
30 immer als etwas wild vorgestellt wird. (Diese Scene
müsste der Abwechslung wegen entschieden drama-
tisch sein.)
Abzug der Könige in die Feme.
Sprecher (Christus).
36 Tritt auf, lehrend.
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»4 CANTATB. 18ia
[Deoember 10, Weimar.] [180
Chor aufmerksam^ aber schwankend.
Gesteigerte Lehre. ^
Andrang und Beifall des Volks, immer im irdischen
Sinne. 5
Christus steigert seine Ijehre in's Geistige.
Das Volk missversteht ihn immer mehr.
Einzug in Jerusalem.
Sprecher (drei Apostel).
Furcht vor Gtefahr. lo
Christus: tröstend, stärkend, ermahnend.
Einsames Seelenleiden.
Höchste Qual.
Sprecher (Evangelist).
Kurze Erwähnung des physischen Leidens. u
Tod. Auferstehung.
Chor der Engel.
Chor der erschreckten Wächter.
Chor der Frauen.
Chor der Jünger. lo
Das Irdische fällt alles ab, das Geistige steigert sich
bis zur Himmelfahrt und zur Unsterblichkeit.^
An Zelter. — G.-Zelter 2, 858-802.
December 11, Weimar. 181
[Brief] An Professor Zelter nach Berlin, 25
zweites Schema der biblischen Cantate eingelegt [s.
Nr. 130].*
Tgb. 5, 208, 18-20.
* Brief und Schema gingen erst am 11. ab (vgl. Nr. 131).
* Aus Zelters Antwort vom 15.: „Das Schema der Cantate so
ist ganz nach meinem Sinne, Du brauchst Dich daher nicht
zu geniren und kannst geben, was Dir fliesst Arien, Chör^,
Recitative und dergleichen formiren sich selber, ja sie müssen
sieh selber formiren, wenn das Ganze verständlich ohne ge-
mein werden soU. 86
Die Ouvertüre war schon disponirt, doch kann ich sie
nicht schliessen. bis ich den Anfang des Stücks habe. Der
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1816 CANTATE. 95
Deceuiber 25, Weimar. 132
[Früh] N'ebenstehendes. . . . Brief an Zelter
(wegen der Cantate) [s. Nr. 133].
Tgb. 5. 2Ö7. 11 f.
6 Deeember 28, Weimar. 183
Deinen werthen, mit meinen Vorschlägen überein-
stimmenden Brief habe erhalten, vorerst aber zu mei-
nen übrigen Papieren gelegt; denn wie ich weiter ein-
greifen kann^ seh^ ich nicht klar. Wären wir beisam-
10 men^ dann würde es sich geschwinder ergeben. Nun
aber lastet die Witterung zugleich mit einer Menge
Einzelnheiten auf mir, dass ich, wenn ich mir auch ein
glücklicheres Jahr denke als das vorige, nicht weiss,
wie ich fertig werden will.
15 Doch kommt zu solchen Dingen manchmal ein ganz
unvermutheter Anstoss, darauf wollen wir hoffen und
vertrauen.*
An Zelter. — G.-Zelter 2, 368.
Sinn und Geist besteht in den von Dir selbst augegebeueu
ao Gegensätzen: Du sollst! — Du wirst! . . .
Aus dem Donner auf Sinai könnte man Töne der zehn Ge-«
böte vernehmen lassen, die sich nachher durch die Worte
selber erklärten. Wären wir nur näher zusammen, man kann
ja nicht alles schreiben. . . .
95 Den Unterschied zwischen Chor und Halbchor würde ich
iu vier einzelne Stimmen gegen den ganzen Chor setzen, wenn
er als contrastirend bestehen soll. Ausserdem ist eine weib-
liche Solopartie fast nothwendig, um eine ordentliche SJlnge-
rin zu beschäftigen und allenfalls zwei" (G.-Zelter 2, 304 f.).
80 > Dieser „AnRtoss" kani leider nicht. Weder Zelters Mitthei-
lung und verhüllte Mahnung am 12. Januar 1817: „Die Lnt-
herschen Vorreden, besonders zum alten und neuen Testa-
ment, habe mit grosser Erbauung wieder gelesen", noch seine
Anfi-age am 11. Februar: „Hast Du wohl schon etwas über
85 nnsem Lutherus ausgedacht? damit ich einen Anfang
hätte", noch auch seine Klage am 4. März, auf die Nachricht
hin, dass Goethe Kotzebues Schauspiel ,Der Schutzgeist* für
die Weimarische Bühne bearbeite: „Schade nur. dass mein
Luther dadurch um sein armes Leben kommt" (G.-Zelter
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96 OANTATB. 1828
— - ■ — — *
1828.
][JuU 19-22, Marienbad.] 134
[Zu 1816.] . . ein Lied für das Berliner Künstlerfest
geschrieben, wogegen eine beabsichtigte grosse Cantate
zum Lutherfest, wegen Mangel an Zeit und Aufmunte-
rung/ bald nach der Conception, aufgestelltem Schema
und geringer Bearbeitung^ liegen blieb, und für die Aus-
bildung verloren giog.
Tag- und Jahres-Hefte, 1816. — W. 36, 107, 21—27.
2, 377. 380. 890), yermochten, Goethe zur Weiterführung des lo
Planes zu bringen. Wenn er auch 1817 immer die Beden*
tung des Jahres gegenwärtig behielt, wie manche Brief- und
Tagebuch-Stellen beweisen (G.-Rochlitz S. 174, G.-Voigt S. 874,
Briefe von und an Goethe S. 112, G.-Knebel 2, 229, Tgb. 6,
37, 12 f.), so gestalteten sich poetisch doch nur Elleinigkeiten, 15
wie daB Bpigramm ,Dem 31. October 1817* (W. 3, 140).
Vgl. 95, 9-17.
• Vgl. 84, 15.
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Claudine von Villa Bella.
I. Erste Fassung: als Schauspiel.
Handschriften: sind nicht bekannt — Im Voi-wort des Neu-
drucks ,Göthe*8 Singspiele Claudine v. Villa Bella und
6 Erwin. In ihrer ursprünglichen Gestalt herausgegeben
von Dr. Heinrich Döring. Arnstadt, 1843. Druck und
Verlag der Fr. Faustischen Hofbuchhandlung* sagt der
Herausgeber am Schluss: der Abdnick sei „genau be-
sorgt nach einer Handschrift vom Jaliro 1776 aus dem
10 Nachlass eines Freundes in Darmstadt**; auch diese
Handschrift scheint verschollen.
Erster Druck: 177t>, unter dem Titel ,Claudiue von Villa Bella
Ein Schauspiel mit Gesang von J. W. Göthe. Berlin bey
August Mylius 1776*.
16 Himburg nahm die Dichtung, noch im selben Jahr, in
Theil 3 seiner unrechtmässigen Sammlung von ,D. Goe-
thens Schriften* auf, wo ihr ein, von Berger nach Chodo-
wieckis Zeichnung gestochenes, Kupfer beigegeben war
(zu Pedros Worten „Qufile deine liebe Seele nicht!" W.
20 38, 179, 8). Goethe schloss die erste Fassung von seinen
Werken aus, plante aber noch die Aiifnahme in die Aus-
gabe letzter Hand (vgl. 31, 21-25. 32—34).
Zweiter Druck: 1842. Werke X. 17. 135-204.
Weimarer Ausgabe: 1897, W. 38, 107—194 und 478-480. am
26 Schluss der „vorweimarischen Jugenddichtuugen**, nach
,Concerto dramatico*, ,Götter, Helden und Wieland*,
, Anekdote zu Werthers Leiden*, »Hanswursts Hochzeit*,
,Ewige Jude*, ,Ktinstlers Vergötterung*, ,Erwin und El-
mire* (erste Fassung).
Graf, Goethe über s Dichtungen T. 11, B. 1. 7
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98 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1775
II. Zweite Fassung: als Singspiel.
Handschriften: 1. eine in Italien, 1787 December und 1788
Januar und Anfang Februar, entstandene Niederschrift
des Ganzen, kleineren Theils erste Niederschrift, grösse-
ren Thells Reinschrift, mit nachträglichen Verbesserungen 6
(die in den ersten Druck aufgenommen sind).
2. eine Abschrift von der Hand eines unbekannten
Schreibers, in Italien genommen von der unter 1. genann-
ten Handschrift, bevor in dieser eine Anzahl Verbesse-
rungen angebracht waren, die in den ersten Druck über- lo
gegangen sind; sie ging 1788 am 26. Januar (Aufzug 1. 2)
und 9. Februar (Aufzug 3) von Rom aus nach Weimar
ab. Die Vorlage für den ersten Druck, als welche dieee
Abschrift nicht gedient hat, ist unbekannt.
Erster Druck: ITSS, Schriften 5, 199—324. Gleichzeitig gab 16
der Verleger den selben Druck (die Signatur der Bogen
,<3k>ethe*8 W. 5. B.' ist entfernt) als Einzelausgabe heraus
unter dem Titel: «Glaudine von Villa Bella. Bin Sing-
spiel. Von Goethe. Ächte Ausgabe. Leipzig, bey Georg
Joachim Göschen, 1788*. (Wegen des Cartons In diesem ao
Druck vgl. Nr. 189 nebst Brl.)
Zweiter Druck: 1808, Werke Cotta» 7, 1-86.
DritUr Druck: 1816, Werke Cotta« 8, 1—86.
Vierter Druck: 1827. Werke Cotta« 10, 197-285.
Weimarer Ausgabe: 1892, W. 11, 197—283 und 417-423. Vor- «5
hergehen ,Blpenor', ,ClavigoS ,Stella*; es folgen ,Erwin
und Elmire*, »Befreiung des Prometheus*, Bruchstücke
einer Tragödie [aus der Zeit Karls des Grossen]. Aus
fremden Sprachen (Dramatische Bruchstücke).
Unter Goethes Theaterleitung fand nur Eine AuflTührung 30
des Singspiels Statt: 1795 Mai 30 in Weimar.
1775.
] [April, etwa 10., Frankfurt.] 135
Ein gut Wort findt eine gute Statt. Bin doch gleich
nach Haus gangen, hab' ,Claudinen' ausgegraben.* 86
Das zur Nachricht, . .
An Johanna Fahimer. — Br. 2. 254, 7—9.
^ Auf ein „gut Wort", eine Aufforderung der Adressatin hin?
Der Ausdruck „ausgegraben** beweist, dass die Dichtung,
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1775 t'LAUDINE VON VILLA BELLA. 99
April 14, Frankfurt. 136
Ich habe allerlei gethan, und doch wenig. Hab' ein
Schauspiel bald fertig, . . .^
An Knebel. - Br. 2. 265. 3 f.
5 ?][Mal erste Hälfte, Frankfurt.] 137
Von meiner Fresco-Malerei wirst eh'stens sehen, wo
Du Dich ärgern wirst, gut gefühlte Natur neben scheuss-
lichem Locus communis zu sehen.*
An Herder. — Br. 2, 263, 1--3.
10 Juni 4, Emmendingen. 138
'Hier schick' ich, lieber Knebel, ,Claudinen'; lesen
vor längerer Zelt (schon 1774) begonnen, eine ganze Weile ge-
ruht hatte; so weisen auf 1774 auch die Angaben 143, 17 f.
» Wird von Strehlke (WH. 9, 44), Urlichs (G.-Fahlmer S. 78),
16 Düntzer (Goethes Leben S. 23G) u. a. auf ,Claudlne' bezo-
gen, auf »Stella' dagegen im Register Br. 7, 477 und Briefe
vdH. 1, 200; beides ist möglich, jedenfalls aber betrifft der
Ausdruck „allerlei getban", wie Nr. 135 beweist, auch mit
,Claudlne*.
so ' Die von Düntzer (Goethes Leben S. 240) behauptete Bezie-
hung erscheint sehr zweifelhaft.
• Nach Düntzers Vermuthung (Freundesbilder S. 424) schickte
Goethe eine Abschrift der ,01audine' im Mai oder schon
April an seim« kranke Schwester nach Emmendingen. Jetzt
96 war er, Mitte Mai Frankfurt verlassend/ in Karlsruhe mit
Knebel zusammengetroffen; mit diesem mag Goethe über
die Dichtung gesprochen und Knebel sich in seinem ,.Brief-
lein** (Br. 2, 266, 2 f.) die Handschrift für kurze Zeit ausge-
beten haben, um sie dem, gleichfalls In Karlsruhe weilenden
30 Herzog (richtiger Erbprinzen) Karl August vorzulesen.
Wilmanns dagegen nimmt an: Goethe habe die Handschrift
bei seiner Abreise mitgenommen, um sie „den Freunden, die
er unterwegs besuchte, mitzutheilen, Merck in Darmstadt,
seiner Schwester In Emmendingen", und scheint sogar
36 anzunehmen, dass Mercks Wort „Dein Bestreben, deine un-
ablenkbare Richtung Ist, dem Wirklichen eine poetische Ge-
stalt zu geben" (Dichtung und Wahrheit Buch 18) durch eine
Vorlesung der .Claudlne* veranlasst worden sei. (Im neuen
Reich (1878) 1. 481. 499).
40 Beide Annahmen sind möglich; bei der von Wilmanns
bliebe sehr auffallend, dass Goethe bei seiner Anwesenheit
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100 CLAÜDINB VON VILLA BELLA. 1776
[Jnni i, Emmendingen.] [188]
Sie's unserm Herzog zur freieD Stunde, und dann bitte
ich sie wieder zurück an meine Schwester hieher mit
dem Postwagen zu senden. Nicht abgeschrieben! Ich
bitte gar schön. 5
An Knebel. — Br. 2, 265, 24- 266, 2.
August 1, Frankfurt 139
Schicken Sie mir ,Claudinen* zurück!*
An Knebel. — Br. 2, 272, 14 f.
1776.
Mai 12, Weimar. 140 lO
Je vous envoie ma ,Claudine*/ puiö.se-t-elle vous faire
in Karlsruhe Knebeln die Handschrift nicht gleich dagelas-
sen bat
^ Vgl. Nr. 138. — Wie sehr man während der ersten Monate
nach Goethes Ankunft zu Weimar in der Claudinen-Sphäre i&
lebte, zeiget folgende Stelle aus Goethes Brief an den Hei-zog
Karl August Waldeck Deeember 25: „Der Abi»ud gestern
ward mit Würfeln und Karten vervagabundet. . . . [Deeem-
ber 26.] So auch der ganze heutige Tag! . . . Nach Tisch ram-
melten sich Rugantino [Auffallend erscheint hier schon die, 20
erst in der zweiten Fassung eingeführte Namensform, statt
der ursprünglichen: Crugantino.] und Basko, nachdem wir
vorher unsre Imagination spazieren geritten hatten, wie*« sein
möchte, wenn wir Spitzbuben und Vagabunden wären, und
um das natürlich vorzustellen, die Kleider gewechselt hatten. 26
Kraus war auch gekommen und sah in Bertuchs weissen
Tressen-Rocke und einer alten Perrucke des Wildmeisters wie
ein verdorbener Landsc^reiber, Einsiedel in meinem Frack
mit blauem Krägelchen wie ein verspielt Bürschcheuv, und
ich in Kalbs blauem Rock mit gelben Knöpfen, rothem «o
Kragen und vertrotteltem Kreuz und Schnurrbart wie ein
Capital-Spllzbube nus** (Br. 3, 11. 11—14. 12. 1-12).
— Während der Besuches der Brüder Stolberg in Weimar
(Ende November bis Anfang Deeember 1775) hat Goethe, wie
es scheint, mit ihnen auch Über ,Claudine* gesprochen; we- 36
nigstens erkundigt Lieutenant von Byern sich bei Knebel
1776 Februar 18: „Aurons nous bientot ,Claudine*, le ,Comte
Egmont* ou le .Doeteur Faust*, comme les Stolbergs m*ont
dlt que Goethe y travaille?" (Knebels Nachlas« II 1, 53.)
* Den ersten, eben erschienenen, Druck. 40
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1776 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 101
(Mai 18, Weimar.] [140]
passer un moment agr6able! Dans ma vie d'auteur
(hors cela un triste mutier) j'ai 6t6 assez heureux pour
reneontrer et appr6cier beaucoiip d'honnetes gens, beau-
5 coup de belles ämes parmi lesquelles j'aime k vous clas-
ser. Pour celles-lä particuli^rement j'aime k d6crire ee
qui me va le plus ä l'esprit et au eoeur.^
An H. L. V. Oberklrch, geb. v. Waldnev. — Br. 3, 59, 1—7.
Mal 12, Weimar. 141
10 Abends ,Claudinen* gelesen.^
Tgb. 1. 12, 20.
1779.
September 7, Weimar. 142
Weil doch jeder auf sich zurückkehrt, so hoff' ich, er
1» [Kammerherr von Wedel] soll künftig den Crugantino
spielen, so haben wir die ganze ,Claudine* besetzt."
An Ch. V. Stein. — Br. 4, 58, 20—22.
1785.
Deeember 23, Weimar. — s. »Scherz, List und Rache* 143
ao ugD. (an Kayser.)
1786.
Januar 23, Weimar. 144
Von ,Claudinen' bliebe auch* nur, was an der Fabel
artig und interessant ist. Dem Vater würde ich mehr
«5 dumpfen Glauben an daa Geister- und Goldmacher-
Wesen geben, wie er in unsem Zeiten herrschend ist.
> Vgl. 114. 6 f. 115, 2-6.
* Das heisst doch wohl: vorgelesen (der Frau v. Stein?).
* Das deutet auf eine (etwa für Ettersburg geplante) Auffüh-
lo rung, von der sonst nichts bekannt ist Eine der ersten Büh-
nen, die das Schauspiel gaben, war das Hofburgtheater zu
Wien 1780 Juni 13 (vgl. Chronik dWGV. 16, 2), als Singspiel
mit der Musik von Ignaz von Beecke (nach Schaefer S. 90).
* Vgl. das unmittelbar Vorhergehende unter ,Erwin und El-
85 mire* (Nr. 766).
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102 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1786
[Januar 23, Weimar.] [144)
Den Basko zu einem klugen mystischen Marktschreier
und Betrüger machen. Crugantino behielte seinen Cha-
rakter, eben so Claudine und Pedro. Die Nichten wür-
den charakteristischer und stufenweise subordinirt, auch *
in die Intrigue mehr eingeflochten. Die Vagabunden,
die man durch Nachahmung so ekelhaft gemacht hat,*
würde ich durch eine neue Wendung aufstutzen, sie
machten da« männliche Chor, ein weibliches wollte ich
auch noch anbringen pp. Wenn Sie Zeit und Lust ha- la
ben, lesen Sie doch das Stück, sagen Sie mir, was Ihnen
bezüglich auf Musik darinnen gefällt und missfällt, vier
Augen sehen mehr wie zweie. Auch ist mir drum zu
thun, dass ich. in beiden Stücken [,C1.* und ,Erwin und
Elmire'] nichts wegwerfe, was Ihnen lieb ist. In ,Clau- i^
dine' würde ich den Sebastian wegwerfen, den Pedro
thätiger machen, und wir haben immer noch Leute ge-
nug.»
Da ist denn allerlei zum Nachdenken und auf Jahre
hinaus Arbeit.» «►
An Kayser. — Br. 7, 168, 12—160, 5.
][Junl 28, Weimar.] 145
Ihnen sind die Ursachen bekannt, welche mich end-
lich nöthigen, eine Sammlung meiner sämmtlichen
Schriften, sowohl der schon gedruckten, als auch der 2^
noch ungedruckten, herauszugeben.
Von der einen Seite droht wieder eine neue Auflage,
welche, wie die vorigen, ohne mein Wissen und Willen
veranstaltet zu werden scheint^* und jenen wohl an
* „Dass «oethe hier auch Schillers .Räuber* Im Sinne hat, so
darf man vermuthen" (Br. 7, 321 zu 168, 21).
• Zu diesen Aenderungsplänen vgl. 114, 5—7. 115, 2—14. 118,
83—36, und Biedermann GP. I S. 33.
• Vgl. auch das unmittelbar Folgende, unter .Scherz, List und
Rache*. 8S
* Von 1775 an waren bis Jetzt erschienen: drei Auflagen von
»Goethens Schriften* In Berlin (bei Hlmburg), femer Je eine
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1786 CLAIJDINE VON VILLA BELLA. 103
][Jaiii 28, Weimar.] [146]
Druckfehlern und andern Mängeln und Unschicklich-
keiten ähnlich werden möchte; von der andern Seite
fängt man an, meine ungedruckten Schriften, wovon ich
5 Freunden manchmal eine Copie mittheilte, stückweise
in's Publicum zu bringen.*
Da ich nicht viel geben kann, habe ich immer ge-
wünscht, das Wenige gut zu geben, meine schon bekann-
ten Werke des Beifalls, den sie erhalten, würdiger zu
10 machen, an diejenigen, welche geendigt im Manuscripte
daliegen, bei mehrerer Freiheit imd Müsse den letzten
Fleiss zu wenden, und in glücklicher Stimmung die un-
vollendeten zu vollenden. Allein diess scheinen in mei-
ner Lage fronmie Wünsche zu bleiben; ein Jahr nach
16 dem andern ist hingegangen, und selbst jetzt hat mich
nur eine imangenehme Nothwendigkeit zu dem Ent-
schluss bestimmen können, den ich dem Publice bekannt
gemacht wünschte.
Sie erhalten in dieser Absicht eine Vertheilung mei-
90 ner sämmtlichen Arbeiten in acht Bänden.*
Band 1: . . .
Band 2: Götz von Berlichingen.
Die Mitschuldigen.
in Karlsruhe, Frankfurt (und Leipzig) und Reutlingen; jetzt
26 wurde für 1787 wieder eine in Karlsruhe vorbereitet
* Von dramatischen Dichtungen kommen hier nur ,Iphigenie
auf Tauris* und .Prometheus* in Betracht, von denen Thelle
1786 ohne (Joethes Wissen veröffentlicht worden waren (vgl.
unter den betr. Dichtungen).
80 • Wegen der später geänderten Vertheilung, deren Möglichkeit
Qoethe andeutet (104, 25), und die im Folgenden durch Bei-
fflgong der endgültigen Bandzahl in [] kenntlich gemacht ist,
vgL Tabelle 8. Ausgeschieden wurden nachträglich ,Blpe-
nor' und ,Fischerin', dagegen neu aufgenommen «Künstlers
86 Brdewallen*, «Künstlers Apotheose*, »Prolog zu den neuesten
Offenbarungen Goethes* und »Scherz, List und Rache*.
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104 CLAUDINB VON VILLA BELLA. 178«
][Juni 28, Weimw.l fl45|
Band 3: Iphigenie [auf Tauris].
Clavigo.
Die Geschwister.
Band 4: Stella. 6
Der Triumph der Empfindsamkeit.
Die Vögel.
Band 5: Claudine.
Erwin und Elmire.
Lila [6]. 10
Jery und Bätely [7].
Die Fischerin [ausgeschieden].
Band 6: Egmont, unvollendet [5].
Elpenor, zwei Acte [ausgeschieden].
Band 7: Tasso, zwei Acte [6]. i5
Faust^ ein Fragment.
Moralisch politisches Puppenspiel [8].
Band 8: . . .
Von den vier ersten Bänden kann ich mit Qewissheit
sagen, dass sie die angezeigten Stücke enthalten wer- ao
den; wie sehr wünsche ich mir aber noch so viel Baum
und Ruhe, um die angefangnen Arbeiten, die dem
sechsten und siebenten Bande zugetheilt sind, wo nicht
sämmtlich, doch zum Theil vollendet zu liefern, in wel-
chem Falle die vier letzten Bände eine andere Qestalt n
gewinnen würden. Das üebrige werden Sie nach Ihrer
gefälligen Zusage gütigst besorgen.
Ankündigung der »Schriften* für Bertuch und Göschen.
— Br. 7, 234. 10-236, 16.
Juli 6, Weimar. 146 so
Wieland geht die Sachen auch' fleissig durch, und so
wird es mir sehr leicht, wenigstens die vier ersten Bände
[der Schriften] in Ordnung zu bringen, die vier letz-
ten [s, Z. 8 — 18] werden mehr Mühe machen.^
An Ch. V. Stein. — Br. 7. 237, 6-^. 15-18. 85
» Gleich Ilerdem, vgl. Epos 2, 551, 25—27.
• Am 24. Juli verliess Goethe Weimar und traf in Karlsbad
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1786 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 105
September 2, Karlsbad. 147
Die vier ersten Bände [der Schriften] sind endlich in
Ordnung, Herder hat mir unermüdlich treu beigestan-
den;^ zu den ^ier letzten [s. 104, 8 — 18] bedarf ich Müsse
5 und Stimmung, ich habe die Sache zu leicht genommen
und sehe jetzt erst, was zu thun ist^ wenn es keine Su-
delei werden soll. Dieses Alles und noch viele zusam-
mentreffende Umstände dringen und zwingen mich in
Gegenden der Welt mich zu verlieren, wo ich ganz un-
10 bekannt bin, ich . . hoflfe von dieser etwas sonderbar
scheinenden Unternehmung das Beste.
An den Herzog Karl August, — Br. 8. 12. 15—25.
September 2. Karlsbad. 148
Da ich noch eine kleine Eeise vorhabe^ und nicht be-
15 stimmt weise, wann ich nach Hause zurückkehre, so habe
ich den Kammer-Calculator Seidel in Weimar, . . unter-
richtet und ihm . . die nöthigen Aufträge gegeben. Es
hat derselbe den ersten und zweiten Band [der Schrif-
ten] in zugesiegelten Packeten schon in Händen, und
20 wird Ihnen selbigen gegen Erlegung des vierten Theils
des honorarii aushändigen. . . .^
Die zwei folgenden Bände [3. 4] können um Michae-
lis, wenigstens bald nach Michaelis abgeliefert werden,
und Sie möchten solche alsdenn vielleicht noch nicht
26 einmal brauchen. Wegen der vier letztem [5 — 8] haben
wir bis Ostern Zeit, und es wird sich davon reden lassen.
Gegen Neujahr werd' ich schon sagen können, wie es
am 27. Juli ein; sachlieli gehört hierher und in den August
die Erzählung am Schluss des ersten Abschnitts der ,Italie-
80 nlschen Reise' (WH. 24, 15; hier unter Jphlgeaie auf Tauris*
1814 [April 10]).
* Herder war gleichzeitig mit Goethe in Karlsbad.
* Tags darauf reiste Ooethe nach Italien ab.
* Alan erwartet: „selbige". — Göschen an Beituch. October
36 2: «.Empfangen Sie von Seideln gegen Bezahlung der 500
Tlmler das Manuseript [von Band 1. 2]" (GJ. 2. 309 f.).
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106 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1786
[September 2, Karlsbad.] [148]
damit werden kann. Ich habe keine sonderliehe Lust,
die Stücke wie sie angezeigt sind, unvollendet hinzuge-
ben, weil man denn doch am Ende wenig Dank davon zu
erwarten hat. Genug, was an mir liegt, um auch die 6
vier letzten Bände interessant zu machen, soll gewiss
nicht fehlen.
An Göschen, — Br. 8, 14, 18-15, 1. 6-17.
December 12, Rom. 149
Nun* soll es über die andern Sachen, endlich auch lo
über ,Fau8t* hergehn. Da ich mir vornahm, meine Frag-
mente drucken zu lassen, hielt ich mich für todt; wie
froh will ich sein, wenn ich mich durch Vollendimg des
Angefangnen wieder als lebendig legitimiren kann.^
An d. Herzog Karl August. — Br. 8, 83, 5—10. 16
December 16, Rom. 150
Setzest Du nun dazu, dass ich gezwungen bin, an
meine übrigen Schriften' zu denken, und zu sinnen, wie
ich sie enden und stellen will, und dass ich dadurch ge-
nöthigt werde, in tausend vergangne Situationen meines so
Lebens zurückzukehren, und dass das alles in wenigen
Tagen auf mich zudringt in der merkwürdigsten Stadt
der Welt, die allein hinreicht, einen Ankömmling ver^
wirrt zu machen, so wirst Du denken können, in wel-
cher Lage ich mich befinde. Ich denke nun auch nicht 26
auf die nächste Stunde, ich will so hingehn, das Noth-
wendige thun und tragen, was ich muss, und abwarten,
wie sich das alles entwickelt.
An Ch. V. Stein. — Br. 8, 94. 17—28.
* Nach der nahe bevorstehenden VoUendung der ,Iphigenie so
auf Taurls*.
» Ausser den in der Ankündigung (s. Nr. 145) ausdrücklich
als ..Fragmente" bezeichneten Dichtungen kommen hier auch
die in Betracht, für die eine Umarbeitung geplant war, wie
.Claudlne* und .Erwin*. S6
• Band 3 (ausser Jphigenie auf Tauils*) und 4—8 der .Schrif-
ten*.
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1787 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 107
1787.
] [Januar 13, Rom.] — s. Nr. 383. 150a
Januar 13, Rom. 151
Nun geh' ich an die vier letzten Bände [5 — 8 der
5 Schriften], um, was ich als Stückwerk versprochen, we-
nigstens als anscheinendes Gkmze zu liefern. Ich brauche
dazu viel Geduld und Zusammennehmens, in einer frem-
den Welt, wo mich alles aus mir herauszieht und mich
an sich lockt.
10 An Kajser. — Br. 8, 129, 3—8.
Februar 2. Rom. 152
Man unternimmt nur zu viel! und ich darf an meine
vier letzten Theile [Band 5 — 8 der Schriften] nicht
im Ganzen denken, so möchte mirs seh windlich werden.
15 Ich muss sie einzeln angreifen und so wird's gehn.V
An Ch. V. Stein. — Br. 8, 159, 16—19.
Febniar 6, Rom. 153
Die vier letzten Bände [5 — 8 der Schriften] werden
mir noch manche Sorge machen, doch ich arbeite sie
20 gerne aus, und jetzt* mit freierem Gemüth. Ich hoffe,
man soll künftig meinen Sachen das TJltramontane an-
sehen.'
An Kayser. — Br. 8. 175. 26-176, 2.
] [Februar, vor 16., Rom.] 154
25 ^Goethes Schriften. Erster bis vierter Theil.
Schon zu der Zeit, da ich den Entschluss fasste, meine
sämmtlichen Schriften dem Publico vorzulegen, wünsch-
» Wenig verändert Jn die .Italienische Reise* aufgenommen,
8. 142. 7-10.
30 ■ Nach Vollendung der ,Iphigenie auf Tauris*, vgl. daselbst
ugD. das unmittelbar Vorhergehende.
' Vgl. .Iphigenie in Delphi* 1786 October 18 (Tgb.).
* Die folgende Erklärung an das Publicum ging am 24. Fe-
bruar nach Weimar ab (s Nr. 290) und wurde in den
85 Schriften Band 4 vorgedruckt mit der Bemerkung „Diese«
Blatt wird l)ei'm Binden weggeschnitten" (vgl. W. 40, 437).
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108 CLAUDIXE VON VILLA BELLA. 1787
[Febraar, vor 16, Roin.J [164]
te ich den vier letzten Bänden eine andre als die ange-
zeigte Gestalt geben zu können.^
Die Möglichkeit, diesen Wunsch auszuführen, hat sich
über mein Em^arten gezeigt, und ich darf jetzt hoffen, 6
dass ich wenigstens keine ungeendigten Stücke,
keine Fragmente dem Publice werde mittheilen
dürfen.
Ich werde die Müsse, die mir gegönnt ist, zum Dien-
ste derer anwenden, die an meinen Arbeiten einiges Ge- lo
fallen haben können, und bitte nur dagegen um eine
verlängerte Frist, deren Dauer ich zwar nicht bestim-
men, wohl aber versichern kann, dass ich jeden freien
Augenblick nutzen werde, um den fünften und sechsten
Band aufs baldigste in die Hände des Publicums zu lie- 15
fem. von Goethe.*
W. 40. 101.
Februar 20, Rom. 155
Die vier ersten Bände [der Schriften] sind nun bei
Ihnen,' und ich wünsche zu dem Unternehmen Glück. 20
Wie ich ,lphigenien* umgeschrieben habe, um sie einer
guten Aufnahme würdiger zu machen, so bin ich nun
beschäftigt, auch den vier letzten Bänden [5 — 8]. eine
andre Gestalt zu geben. Herr General-Superintendent
Herder wird Ihnen ein Blättchen [s. Nr. 154] schicken, 25
wodurch Sie das Publicum von meinem Vorsatze benach-
richtigen können. Gegenwärtig arbeite ich an ,Tasso^
dann soll .FjgmonV folgen. Wenn ich es nur irgend
> Vgl. 104, 21-26.
* Sachlich gehört unter Febi-uar 16: Nr. 231. io
■ Göschen an Bertuoh Januar 21: ..Gestern erhalte ich von
Seidel das Mamiscript zu Goethe, 4. Band, mit dem Bedeu-
ten, der 3. Hand würde an Sie abgeliefert werden, sobald
die ,Iphlgenie* vollendet wäre. Innerhalb 14 Tagen wird das
geschehen . ."; März 18: „Das Manuscript zu Goethes 3. t5
Band ist richtig eingegangen** (GJ. 2, 401 f.).
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1787 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 109
(Februar 20, Kom.J [165]
zwingen kann, sollen Sie auf Michael wieder zwei Bände
[5. 6] haben. Das Publicum wird gerne warten. Wenig-
stens habe ich von allen Enden her Zuruf, dass ich die
5 Stücke endigen soll.
Meine Eeise gibt mir neuen, und, wenn ich mein Le-
ben und meine Lebensart betrachte, unendlichen Stoff,
mit dessen Verarbeitung ich auch nicht säumen werde.
So scheint es mir gleich jetzt, dass wir statt 8 Bänden
10 10 haben werden, doch davon lässt sich noch nichts sa-
gen und man schweigt besser davon.
Haben Sie die Güte von denen mir zukommenden
Exemplaren
6 an meine Mutter Frau Rath Goethe in Frank-
15 fürt am Main,
Ein schön gebundnes^ und fünf rohe,
1 an Herrn Rath und Archivarius Kestner in Han-
nover,
3 nach Rom an Herrn Tischbein incontro dl Pa-
20 lazzo Rondanini zu spediren.
St. 10.
Doch bitte ich wegen der letzten soviel wie möglich
' Sorge zu tragen, dass die Fracht nicht so hoch
komme. . . .
25 ... Den Rest der mir zukommenden Exemplare
schicken Sie unter meiner Adresse nach Weimar.
An Göschen. — Br. 8, 198. 2— 199, 10. 16 f.
Mai [29,] Neapel.* 156
Anfangs September bin ich hoffentlich in Frankfurt;
30 kann ich alsdann einige Zeit bei meiner Mutter bleiben,
um meine vier letzten Bände [5 — 8 der Schriften] in
^ Der Einband fiel jedocli niclit so schön aus, wie späterhin
für Band 5, bei dem, wie Goethes Mutter an Unzelniann
schreibt, „Herr Göschen sich mUchtig angegriefen" (Frau
35 Rath S. 284).
* Wegen des Datums vgl. Epos 2. 737, 27—30.
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110 CLAUDIXE VON VILLA BELLA. 1787
[Mai [29,] Neapel.] [166]
Ordnung zu bringen, meine Reisebeobachtungen besser
auszuführen, vielleicht an ,Wilhelm^ und einigen neuem
Ideen zu arbeiten, so werde ich mich sehr erleichtert
finden, denn einmal müssen diese Arbeiten doch hinter »
mich.
An den Herzog Karl Augusi. — Br. 8. 225, 3—10.
Juni 8, Rom. 157
Ich muss nun mit Gewalt an die vier letzten Bände
[5—8 der Schriften], und wie ich Dir schon schrieb, lo
müssen sie in Ordnung sein, eh' ich zu Euch zuriick-
kehre, auch haben sich neue Sujets zugedrängt/ die ich
ausführen muss, denn das Leben ist kurz; . .
An Ch. V. Stein. — Br. 8. 231, 18—22.
August IL Rom. 158 15
Noch eine andre Epoche denke ich mit Ostern zu
schliessen:^ meine erste (oder eigentlich meine zweite)
Schriftsteller-Epoche. ,Egmont* ist feri^ig, und ich hoffe
bis Neujahr den ,Tasso^, bis Ostern ,Faust' ausgearbeitet
zu haben, welches mir nur in dieser Abgeschiedenheit ao
möglich wird. Zugleich, hoffe ich, sollen die kleinen
Sachen, welche den fünften, sechsten und siebenten
Band [der Schriften] füllen, fertig werden und mir bei
meiner Rückkehr in^s Vaterland nichts übrig bleiben,
als den achten zu sammeln und zu ordnen. Somit werde 25
ich auch dieser Verbindlichkeit los und kann an etwas
Neues, . . gehn, . .
Dass ich meine älteren Sachen fertig arbeite, dient
mir erstaunend. Es ist eine Eecapitulation meines Le-
bens und meiner Kunst, und indem ich gezwimgen bin, so
mich und meine jetzige Denkari;, meine neuere Manier,
* Jphigenie in Delphi* und .Xausikaa'.
* Vorher hat Goethe ei-zHhlt von den Beiiiilluiiigen. sein ..eig-
nes kleines Zelchentalentchen auszubilden": ..Bis Ostern
werde Ich es so weit gebracht haben, um alsdann für mich 35
weiter gehen zu können" (Br. 8. 240, 10. 241. 1 f.).
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1787 CLAUDINB VON VILLA BEIaLA. 111
[August 11, Rom.] ^^^^j
nach meiner ersten zurückzubilden, das, was ich nur ent-
worfen hatte, nun auszuführen, so lern' ich mich selbst
und meine Engen und Weiten recht kennen. Hätte ich
ft die alten Sachen stehen und liegen lassen, ich würde
niemals so weit gekommen sein, als ich jetzt zu reichen
hoffe.
An den Herzog Karl August. — Br. 8, 241, 10—242, 4.
August 15, Rom. 159
10 Ks thut mir leid, dass Chodowiecki Sie übel versorgt
hat,* umsomehr als meine Exemplare [der Schriften
Band 1. 2] darüber zurückgeblieben sind, welches mir
in mehr als einer Betrachtung höchst unangenehm ist.
Lassen Sie Sich durch nichts abhalten, die folgenden
15 Bände [3. 4]. zugleich mit denen zu spediren, die in's
Publicum gehn. ,Egmont* ist fertig, was sonst noch zum
fünften Bande gehört, will ich auch gleich vornehmen.
Es wäre mir lieb, wenn er bald herauskäme. Das Pu-
blicum ist durch den vierten schon an's Vereinzelnen
90 gewöhnt, und da ich ein ansehnlich Stück Arbeit mehr
gebe, als ich versprochen, wird man mir auch nachsehn.
Hätte das Publicum unsre Ausgabe ein wenig mehr fa-
vorisirt, so könnte ich zehn, ja zwölf Bände und noch
dazu mit mehr Bequemlichkeit liefern; allein wir wei-
ss len es diesfmal dabei bewenden lassen. Mit unsrer Na-
tion soll der Schriftsteller nicht aUein uneigennützig,
er soll auch grosemüthig sein. Sie würden denken, mir
eine ungeheure Summe für ein Stück zu bezahlen, wenn
sie mir nur meine baare Auslagen ersetzten, die ich habe
80 machen müssen, um die Studien dazu zu sammeln.
Von Madame Angelica [Kauffmann] will ich sehen,
vor erst eine Zeichnung zum fünften Bande zu erhal-
ten. . . .
Sobald der fünfte Band abgegangen ist, mache ich
35 mich an ,Ta88o', ,Faust' soll schliessen. . . . Ich hoffe
* Vgl. Göschens Briefe an Bertuch GJ. 2, 400—403.
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112 CLAUDINB VON VILLA BELLA. 1787
[Aa^TUSt 16, Rom.] [169]
die Exemplare für Rom' werden abgegangen sein, wo
nicht, so bitte ich sie auf's geschwindeste zu spediren.
An Göschen. — Br. 8, 246, 12—247, 10. 18 f. 22—24.
] August 18, Rom. — s. Nr. 399. 160 5
September 6, Rom. — ». Nr. 402 (letzter Satz). 160a
]September 8. [Rom.] 161
[Brief an] Frau Schulthess um ,Claudine*.2
BrieftabeUe 1787. — Br. 8. 420. 25.
September 11, Rom. 162 lo
Bringen Sie die Partitur [von ,Scherz, List und
Rache*] mit . . Auch, allenfalls die Bücher, um die ich
die Schulthess bat, nur ,Claudine* wünscht' ich schnel-
ler.»
An Kayser. — Br. 8. 256, 24—26. 15
September 22, Rom. — s. 168, 26 f. 163
Oetober 1, Frascatl. 164
Die zwei Sommermonate durfte man kaum aus dem
Hause; ich habe indess an meinen Schriften gearbeitet;*
vier Bände [1 — i] werden ihre Aufwartung gemacht ao
haben, die übrigen [5 — 8]. sollen folgen.
An Sehnauss. — Br. 8, 264, 22—265. 1.
Oetober 5, Albano.* 165
Meine Schriften [Band 1 — 4], mögen nun gehen, ich
will treulich fortfahren. Die vier Kupfer zu den letz- 26
ten Bänden [5 — 8] sollen hier werden.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter
obigem Datum). — WH. 24, 414.
' Vgl. 109, 19 f.
' Der Brief ist unbekannt. Handelt es sicli um eine Hand- 30
Schrift oder um den Druck von 1776 (etwa mit Randbemer-
kungen Kaysers, die dieser in Folge von Goethes Aufforde-
rung 102, 10—13 gemacht haben könnte)?
• Vgl. Nr. 161 und 169.
* Vgl. Nr. 419. 86
"" Wegen der chronologischen Einordnung von Stellen aus
(loethes .Italienischer Reise*, so weit sie den Abschnitten über
Neapel, Sicilien und den zweiten Aufenthalt in Rom ange-
hören, vgl. das Epos 2, 557, 29—558. 29 Gesagte.
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1787 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 118
Oetober 24, Rom. 166
Meine Werke [Band 1 — 4]. werden ihre Aufwartung
gemacht haben, die übrigen Bände [5 — 8] sollen folgen,
wie sie nadi und nach herauskommen.
5 An J. C. Kestner. — Br. 8, 276, 10—12.
][Octol)er 27, Rom.] — 167
8, Nr. 406 und »Scherz, List u. Rache* ugD. (an Kayser).
Oetober 27. Rom. 168
Der Best des fünften Bandes [der Schriften: ,Clau-
10 dine' und ,Erwin und Elmire'] mit der Kupferplatte soll
durch Deine Hände gehen,^ und Du gibst ihn nicht als
gegen baare Bezahlung aus. Der Contract besagt's, und
man muss keine Complimente machen.
An SeideL — Br. 8. 283, 5-9.
16 Oetober 27, Rom. 169
Ich habe doch schon geschrieben, dass Kayser her-
kommt? Ich erwarte ihn in einigen Tagen mit der nun
vollendeten Partitur unserer Scapinereien [,Scherz, List
und Rache*]. Du^ kannst denken, was das für ein Fest
se sein wird! Sogleich wird Hand an eine neue Oper ge-
legt [,Gros6-Cophta'], und ,Claudine* mit ,Er-
w i n * in seiner Gegenwart, mit seinem Beirath verbes-
sert.'
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter
26 obigem Datum). — WH. 24. 420.
November 8, Rom.* 170
Leider muss ich jetzt die bildende Kunst ganz zuriick-
^ Während .Egmont'. das Hauptsttiek von Band 5, an Herder
abgegangen war. Wegen der Platte vgL Nr. 406.
30 " Wahrscheinlich Herder.
■ Kayser traf, nach Burkhardts Meinung (G.-Kayser S. 40
Erl. 3.), am 29. oder 30. Oetober in Rom ein, wo er fast ein
halbes Jahr mit Goethe zusammen war (vgl. 114, 27—30).
* Die Brieftabelle In Goethes römischem Notizbuch verzeich-
36 net Briefe unter November zuerst am 10., nicht am 3.; dar-
nach wftre die „Woche", von der Goethe im Eingang seines,
in der «Italienischen Reise* den November eröffnenden, Brie-
Graf, Ooetlie Aber s. Dichtnogren. T. II, B. 1. 8
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114 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1787
[November S, Rom.] [170]
setzen; denn sonst werde ich mit meinen dramatischen
Sachen nicht fertig, die auch eine eigene Sammlung und
ruhige Bearbeitung fordern, wenn etwas daraus werden
soll. ,Claudine' ist nun in der Arbeit, wird, so zu 8
sagen, ganz neu ausgeführt und die alte Spreu meiner
Existenz herausgeschwungen.^
Italienische Reise, Zweiter römlBcher Aufentlialt (unter
obigem Datum). — WH. 24. 434.
November 24. Rom. 171 lo
KAysers Ankunft, und bis wir uns ein wenig mit ihm
in häusliche Ordnung setzten,^ hatte mich einigermassen
zurückgebracht; meine Arbeiten stockten. Jetzt geht
es wieder, und meine Opern [,Claudine^ und ,Erwin und
Elmire*] sind nahe, fertig zu sein. i»
Italienische Reise. Zweiter römischer Aufenthalt (uiter
obigem Datum). — WH. 24, 436.
] [November, Rom?]' 172.
, Erwin und Elmire^, sowie , C 1 a u d i n e
von Villa Bella' sollten nun auch nach Deutsch- ao
land abgesendet werden; ich hatte mich aber durch die
Bearbeitung ,Egmonts' in meinen Forderungen ge-
gen mich selbst dergestalt gesteigert, dass ich nicht über
mich gewinnen konnte, sie in ihrer ersten Form dahin
fes spricht (..Kayser ist angekommen, und Ich habe drüber fls
die ganze Woche nicht geschrieben"), die Zeit vom 4. bis 10.
November, und Kaysers Ankunft wäre etwa in den ersten
Tagen des Monats erfolgt, was auch mit den Angaben in
Nr. 171 und WH. 24, 434 (unter 10. November) mehr tiber-
einetimmen will. so
* Vgl. Nr. 144 und 115. 2-6.
" ..Kayser ist nun da, . . . Tischbein kommt von Neapel zuiiick,
und da rouss Beider Quartler und alles verändert werden;
doch bei unsem guten Naturen wird alles in acht Tagen wie-
der im Gleis sein" (Ital. Reise 1787 Nov. 10. WH. 24. 434). Sö
• Wegen der Datlrung vgl. Epos 2. 557, 29— 558, 2!). Das Fol-
gende stammt sicher aus den Jnhren 1815, 181« oder gar
erst 1829.
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1787 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 115
J[Noveinber, Rom?] (17«1
ZU geben.^ Grar manchem Lyrische, das sie enthalteji,
war mir lieb und werth; es zeugte von vielen, zwar thö-
rig, aber doch glücklich verlebten Stunden, wie von
* Schmerz und Kummer, welchen die Jugend in ihrer un-
berathenen Lebhaftigkeit ausgesetzt bleibt.^ Der pro-
saische Dialog dagegen erinnerte zu sehr an jene fran-
zösischen Operetten, denen wir zwar ein freundliches
Andenken zu gönnen haben, indem sie zuerst ein hel-
lo teres singbares Wesen auf unser Theater herüberbrach-
ten,* die mir aber jetzt nicht mehr genügen wollten,
als einem eingebürgerten Italiener, der den melodischen
Gesang durch einen recitirenden und declamatorischen
wenigstens woUte verknüpft sehen.
16 In diesem Sinne wird man nunmehr beide Opern be-
arbeitet finden; ihre Compositionen* haben hie und da
Freude gemacht, und so sind sie auf dem dramatischen
Strom auch zu ihrer Zeit mit vorübergeschwommen.
Gewöhnlich schilt man auf die italienischen Texte,
ao und das zwar in solchen Phra^n, wie Einer dem An-
dern nachsagen kann, ohne was dabei zu denken; sie
sind freilieh leicht und heiter, aber sie machen nicht
mehr Forderimgen an den Componisten und an den
Sänger, als inwieweit Beide sich hinzugeben Lust haben.
25 Ohne hierüber weitläufig zu sein, ennnere ioh an den
Text der , heimlichen Ileirath': man kennt den
* .Egmont* wird hier genannt, weil mit ihm die beiden Sing-
spiele Band r. der Schriften bilden sollten: in seinen ..Forde-
rungen gegen sieh selbst** hatte Goethe sich schon und vor
80 allem durch die Umarbeitung der Jphigenie auf Taurla* „ge-
steigert".
* Dieses Lyrische aber, das grossentheils beibehalten wurde,
gehörte vor allem zu dem. was Goethe als „alte Spreu seiner
Existenz heraussuschwingen" beabsichtigte, vgl. 114. 6 f.
36 » Vgl. Dichtung und Wahrheit Buch 17 (W. 29. 42. 21—44, 3)
und V. Loepers Anmerkungen in WH. 23, 158—161.
« Von Reichardt,
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116 CLAÜDINB VON VILLA BELLA. 1787
] (November, Rom?] [171]
Verfasser nicht, aber es war einer der Gteschicktesten,
die in diesem Fache gearbeitet haben, wer er auch mag
gewesen sein.^ In diesem Sinne zu handeln, in glei-
cher Freiheit nach bestimmten Zwecken zu wirken, war b
meine Absicht, und ich wüsste selbst nicht zu sagen, in-
wiefern ich mich meinem Ziel genähert habe.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Be-
richt, November). — WH, 24, 438 f.
December 8. Rom. 178 lo
,Claudine* und ,Erwin* halten mich länger auf, als ich
dachte, ich will sie nun gut machen in ihrer Art> beson-
ders, da es die ersten Singspiele sind, die in meiner
neuen Ausgabe [Band 5 der Schriften] vorkonmien.
An den Herzog Karl August. — Br. 8, 30Ö, 11—14. i^
][Dei*ember 8, Rom.] 174
Ich bin fleissig. ,Claudine* und ,Erwin* kommen bald.^
An Seidel — Br. 8, 307, 10 f.
1788.
Januar 10, Rom. 175 20
, Erwin und Elmire* kommt mit diesem Brief;
möge Dir [Herder] das Stückchen auch Vergnügen ma-
chen! Doch kann eine Operette, wenn sie gut ist, nie-
mals im Lesen genugthun; es muss die Musik erst da-
^ ,11 matrimonio segreto', Text von Bertati, Musik yon Oima- ^
rosa (in Weimar zuerst 1776 September 16 auf dem Lieb-
habertheater aufgeführt).
* Zwei Briefe Goethes an Frau v. Stein, vom 8. und 16. De-
cember, sind nicht bekannt; dass er ihr in einem derselben
aus ,Claudlne* die Verse 379-382 (W. 11, 216) geschickt hat, 30
zeigt ein Brief der Empfängerin an Charlotte v. Lengefeld
vom 28. December, in dem es heisst: ,Jm letzten Brief
schickte er mir aus seiner umgeschmolzenen ,Claudine* einen
Vers; hier ist er:
Liebe schwärmt auf allen Wegen, 35
(Charlotte SchUler 2, 260.)
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1788 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 117
■■■ -
[jAiraar 10, Rom.] [175]
zukonuneiiy um den ganzen Begriff auszudrücken^ den
der Dichter sich vorstellte. ,Claudine* kommt bald
nach. Beide Stücke sind mehr gearbeitet^ als man ihnen
ft ansieht, weil ich erst recht mit Kaysem die Qestalt des
Singspiels studirt habe.
Wenn es mit Fertigung meiner Schriften unter glei-
chen Constellationen fortgeht, so muss ich mich im
10 Laufe dieses Jahres in eine Prinzessin verlieben, um den
, T a 8 8 S ich muss mich dem Teufel ergeben, um den
, F a u s t ^ schreiben zu können, ob ich mir gleich zu
Beidem wenig Lust fühle. Denn bisher ist's so gegan-
gen: um mir selbst meinen ,Egmont* interessant
16 zu machen, fing der römische Kaiser mit den Braban-
tem Händel an,^ und um meinen Opern einen Grad von
Vollkommenheit zu geben, kam der Züricher K a y s e r
nach Rom. Das heisst doch ein vornehmer Rö-
mer, wie Herder sagt, und ich finde es recht lustig,
90 eine Endursache der Handlungen und Begebenheiten zu
werden, welche gar nicht auf mich gerichtet sind. Das
darf man Glück nennen! Also die Prinzessin und den
Teufel wollen wir in Geduld abwarten!
Hier kommt aus Rom abermals ein Pröbchen deut-
scher Art und Kunst, , Erwin und Blmire^ Es
ward eher fertig als ,Claudine^; doch wünsch' ich
nicht, dass es zuerst gedruckt werde.'^
Du wirst bald sehen, dass Alles aufs Bedürfniss der
lyrischen Bühne gerechnet ist, das ich erst hier zu stu-
diren Gelegenheit hatte: alle Personen in einer gewis-
sen Folge, in einem gewissen Mass zu beschäftigen, dass
* VgL 148, 2-6 und Nr. 389.
* Das belsst: die angesetzte Reilienfolge in Band 5 der Schrif-
ten: ,EgmoDtS ,Glaudine\ »Erwin und Elmlre* sollte durchge-
16 führt werden.
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118 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1788
[Jaouar 10, Rom.] [175}
jeder Sänger Euhpuncte genug habe etc. Es sind hun-
dert Dinge zu beobachten, welchen der Italiener allen
Sinn des Gedichts aufopfert; ich wünsche, dass es mir
gelungen sein möge, jene musikalisch theatralischen Er- s
fordern isse durch ein Stückchen zu befriedigen, das
nicht ganz unsinnig ist. Ich hatte noch die Bücksiclit,
dass sieh beide Operetten doch auch müssen lesen las-
sen, dass sie ihrem Nachbar , E g m o n t ^ keine Schande
machten. Ein italienisch Opembüchelchen liest kein lo
Mensch, als am Abend der Vorstellvmg, und es in e i n e n
Band mit einem Trauerspiel zu bringen, würde hier zu
Lai^de für ebenso immöglich gehalten werden, als dass
man Deutsch singen könne.
ItaJienisolie Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter is
obigem Datum). — WH. 24, 462 f.
Januar 19, Rom. 17G
Die beiden ersten Acte ,Claudinens* sind heute auch
fertig geworden. Ich lasse sie nun abschreiben, und
nächsten Sonnabend, den 26., sollen sie abgehen. Sie ao
können also, wenn alles in der Ordnung auf der Post
geht, den 11. Februar bei Euch sein. Sage das Herdem,
damit er seine Massregeln darnach nehme. Der dritte
Act soll sobald als möglich folgen.
Es ist schwer, so ein Werkchen, nach erkannten Ge- 2&
setzen, mit Einsicht und Verstand und zugleich mit
Leichtigkeit und Laune zu machen. Es geht viel Zeit
darüber hin.
Der dritte Act von ,Claudinen* wird ganz kurz wer- so
den, es ist schon, wie Ihr sehen werdet, eine so grosse
Masse Musik in den beiden ersten, dass man im letzten
haushältisch zu Werke gehen muss. Leider habe ich
vielen poetischen Stoflf wegwerfen und der Möglichkeit
des Gesanges aufopfern müssen. 35
An Ch. V. Stein. — Br. 8, 322, 1-11. 324, 12—17.
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1788 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 119
Januar 25. Rom. 177
Damit^ brachte ich Xovember und Deceraber hin und
eehrieb indessen ,Erwin und Elmire*, auch die Hälfte
von ,Claudinen*. . . .
6
Ich habe die Summe, welche ich Ihrer Güte . . danke,
. . nach Abzug dessen, was mir meine fortgehende Wirth-
schaft kostet, auf die Beise verwendet, dabei noch tau-
send Thaler, welche mir die vier ersten Bände meiner
10 Schriften eintrugen, verzehrt. . . . Daß Osterquartal und
den Betrag des fünften Bandes hatte ich zu meiner
Kückreise bestimmt . . Auch will ich gern, wenn Sie
mir Ihre Güte continuiren, was mir dieses Jahr von
meinen Schriften einkommt, fernerhin anwenden . .
16
^Dann hofifte ich auch, meine Schriften [Band 6 — 8]
mit mehr Müsse und Ruhe zu endigen, als in einem
Lande, wo alles einen ausser sich ruft.
An d. Herzog Karl August. — Br. 8, 329, 9—11. 332, 8—
20 13. 23-25. 27—333. 1. 334, 14—16.
Januar 26, [Rom.] 178
Diese ganze Woche ist auf ,Claudinen* gewendet wor-
den, und heute bin ich herzlich müde und habe das
Schreiben satt. Geniesse die beiden Acte mit Herders'
« und lass sie Dir statt des heutigen Briefes sein. Schreibt
mir bald, wie es Euch gefällt, auch wie ,Erwin' gefallen
hat. Ihr müsst immer denken, dass diese Stücke gespielt
und gesungen werden müssen, zum Lesen, auch zum
blossen Aufführen hätte man sie viel besser machen
80 können und müssen.
An Ch. V. Stein. — Br. 8, 336. 13-22.
> Studium der Antiken und Zeichnen nach antiken Köpfen.
* „Ich wiederholt' nochmals: dase, wenn Sie . . mich nöthig
finden sollten. Ich auf Jeden Wink zu kommen bereit bin.
^ Gar manches macht mir den Rückweg nach Hause reizcLd.
. . .•* (Br. 8. 334, 2-5).
• Vgl. Nr. 179.
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120 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1788
Januar 27, Rom. 179
NB. den 27. [Januar]^ die zwei Acte [1 und 2J von
,Claudinen' an Herder. Ein Einschluae an Frau von
Stein [s. Nr. 178], . .
Brieftab^le 1788. — Br. 8, 421. 6
Februar 2, Rom. Iqq
So viel, als möglich war, habe ich meine Studien fort-
gesetzt; auch ist ,Claudine' gerückt, und wenn
nicht alle Genii ihre Hülfe versagen, so geht heute über
acht Tage der dritte Act an Herdem ab, und so wäre lo
ich den fünften Band [der Schriften] los.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter
obigem Datum). — WH. 24, 471.
Februar 9, Rom. 181
Hier ist der dritte Act ,Claudinen6'; ich wün- is
sehe, dass er Dir [Herder] nur die Hälfte so wohl ge-
fallen möge, als ich vergnügt bin, ihn geendigt zu ha-
ben. Da ich nun die Bedürfnisse des lyrischen Theaters
genauer kenne, habe ich gesucht, durch manche Auf-
opferungen dem Componisten und Acteur entgegen zu 20
arbeiten. Das Zeug, worauf gestickt werden soll, muss
weite Fäden haben, und zu einer komischen Oper muss
es absolut wie MarU gewoben sein.' Doch habe ich bei
dieser, wie bei , Erwin', auch für^s Lesen gesorgt.
Genug, ich habe gethan, was ich konnte. 25
. . . Ich habe nichts Näheres nun, als meine drei letz-
ten Theile [Schriften Band 6 — 8] zu endigen.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter
obigem Datum). — WH. 24, 472.
Februar 9. Rom. 182 30
. . auf heute musste ich den Schluss meines fünften
Bandes^ völlig in Ordnung setzen, er geht mit diesem
* Nach: 27. berichtigt die Weimarer Ausgabe: [28.], wohl mit
Rücksicht auf 118. 20.
■ Aue Zwirn oder Leineugam gewebter Stoff mit weiter qua- 35
dratlscher Oittemng (genannt nach dem französischen Ort,
wo er zuerst hergestellt wurde).
■ Der Ausdruck „Schluss" darf nicht in-e führen; es handelt
sich nur um Aufzug 3 von ,Claudine*.
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1788 CLAÜDINB VON VILLA BELLA. 121
rFebniar 9, Rom.] [183]
Briefe ab. Ich wünsche ihm, wenn er Ostern erscheint,
auch Ihren Beifall.
An C. G. Voigt. — Br. 8. 340. 16-20.
5 Februar 9, Rom. 183
Auf kein Festin (so nennen sie die Redouten) bin ich
gekommen; ich bin fleissig, was nur mein Kopf halten
will. Da der fünfte Band [der Schriften] absolviri; ist,
will ich nur einige Kunststudien durcharbeiten, dann
10 gleich an den sechsten gehn.^
Italienische Reise, Zweitei* römischer Aufenthalt (unter
obigem Datum). — WH. 24. 472.
Februar 9. Rom. 184
Ee ist mir angenehm, dass Sie wegen der verschie-
15 denen Mängel unserer Ausgabe [der Schriften]^ einige
Auskunft geben. Ich glaube gern, dass Ihnen manches
selbst ]\lis8vergntLgen gemacht hat, und weiss recht gut,
dass bei einem solchen Unternehmen sich manche Hin-
demisse in den Weg legen.
90 Ich halte mir ein Exemplar [von Band 1 — 4], in wel-
ches ich, wie die Zeit erlaubt, hineinscliaue, um alle
Druckfehler, AuslassuDgen, und was mir sonst vor-
kommt, zu corrigiren und zu notiren. Es ist dieses
eine gute Vorarbeit zu einer künftigen Ausgabe.'
w Heute geht der letzte Act ,Claudinens' an Herrn Her-
der ab. Leider kann ich nur, und das knapp genug, den
fünften Band zur Ostemiesse bringen. Als ich, nach
geendigtem ,EgmontS die beiden Singspiele ,Erwin* und
,Claudine' durchsah, um mit kleinen Correcturen nach-
80 zuhelfen, sah ich gar bald, dass ohne völlige Umarbei-
timg aus beiden Stücken nichts werden könne. Ich ent-
^ Des Lriedes „Cupido, loser, eigeusinniger Knabe*' gedenkt
Goethe im gleichen Abschnitt, doch nicht mit Bezug auf
,Claudine* (wie in Nr. 257 und 258).
85 " Vgl. 169, 15-30.
• Vgl. dagegen 138. 19-25.
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122 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1788
[Februar 9, Rom.] [184J
schloss mich dazu und werde erst in dem Augenblicke
fertig. Das Publicum wird, hoffe ich, zufrieden sein, in
diesem Bande nicht allein ,Egmont' ak ein Ganzes, son-
dern noch dabei zwei neue Singspiele zu finden. Von 5
den Skizzen der ersten Ausgabe ist nur der Name und
einige Liedchen übriggeblieben.
Der folgende [6.] Band wird wahrscheinlich ,TaÄ8o',
,Lila*, ,Jery und Bätely' und die ,Fischerin' enthalten.
Mit diesen Stücken geht es mir nicht besser als mit ob- lo
genannten Operetten. Ich muss sie ganz neu arbeiten,
wenn sie in Gesellschaft der vorigen Bände sich
nicht schämen sollen. So wird man aus einem in^s
andre geführt. Die schwerste Arbeit, die mir bevor-
steht^ ist ,Faust^ Doch eins nach dem andern. 15
Die ,Vermischten Gedichte* zum letzten Bande habe
ich auch schon gesammelt und meist zusammengeschrie-
ben; doch will auch dieser achte Band wohl ausgedacht
und ausgeziert sein.
Die Kupfer zu den drei folgenden Bänden [6 — 8] 20
hoffe ich auch hier stechen zu lassen. Wenn's möglich
ist, so lass' ich sie bald und alle nach einander machen,
denn Herr lips hat einen Ruf nach Florenz erhalten.
Für die beiden Platten zum dritten und fünften Bande
erhält Herr Lips acht Carolin oder französische Louis- ^
d'or. Wollen Sie wegen der zwei Vignetten zur ,Iphi-
genie* noch etwas zulegen, so wird es ihn freuen. Künf-
tig will ich auch für die Titel- Vignetten hier sorgen las-
sen, damit alles mehr Einheit habe.
Wollen Sie das Geld für Herrn Lips zugleich mit dem »o
Betrag des fünften Bandes an den Kammercalculator
Seidel auszahlen, so kann ich Herrn Laps hier befriedi-
gen.
Ich sehne mich recht nach der Vollendung unserer »
Ausgabe der acht Bände, um alsdann an neue Arbeiten
zu gehen.
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1788 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 123
[Februar 9, Rom.] (184]
Allem Iirthuni auszuweicheu notire ich nochmals:
Der fünfte Band,
wozu das Titel-Kupfer schon in Herrn Herders Händen
5 ist, enthält:
,Egmont*,
,Claudine von Villa Bella^
,Erwin und Elmire^
An Göschen. — Br. 8, 341. 16-342, 24. 343. 1—15. 23—
10 25. 344. 5—11.
Februar 9. Rom. 185
Mit der heutigen Post geht an Herrn Herder der
dritte Act ^Claudinens' ab. Der ganze fünfte Band [der
Schriften] ist nun in seinen Händen. Mache nun Deine
15 Sache mit Göechen und sorge, dass Du das Geld gegen
den letzten Theil des Manuscripts gleich erhaltest. Gib
es nicht eher aus der Hand, Du brauchst Dich nur auf
Deinen Auftrag zu beziehen.
20 Du wirst von Göschen auch noch, ausser dem stipu-
lirten Gelde für den fünften Band, eine Summe für die
Kupferstiche erhalten.^ . . . Wenn das Geld Ostern hier
ist, so ist es gut.
An Seidel. - ßr. 8, 344. 13-19. 346, 4^-^. 9 f.
26 * Vgl. 122, 24—32. Seidel erhielt Goethes Brief am 25. Febniar,
schickte an diesem Tage die beiden ei-sten Aufzüge von ,Clau-
dine' an Göschen ab und empfahl besondere Aufmerksam-
keit beim Satz dieser Dichtung. ..damit Verse. Arien und
Handlungen wohl unterschieden werden"; nicht ohne gleich*
30 zeltig zu bemerken: ..Gewiss werden Sie Sich mit mir über
die neuen niedlichen Sachen freuen, die der Herr Geheimerath
in die .Claudine' gebracht hat. Auch glaube ich. man sieht
es dem Stücke an. dass es in der Gesellschaft eines Musikers
umgearbeitet ist, von dessen Talenten wli* noch sehr viel er^
36 warten können" (GJ. 10, 146 f.); vgl. auch GÖschens Brief
an Bertuch vom 27. Februar, der den eben erfolgten Empfang
von Goethes Brief (s. Nr. 184) und von .Claudine* Aufzug 1
und 2 meldet (GJ. 2, 406).
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124 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1788
Februar 9, [Rom.] 186
[Brief an] Herder mit dem dritten Act ,Claudine'
[ö. Nr. 181].^
Brieftabelle 1788. — Br. 8, 421.
] Februar 16, Rom. 187 6
Ich habe zeither fleissig an meinen Operibus fort ge-
boeselt und getüftelt. ,Erwin*, ,Claudine', ,LdlaS ,Jery'
ist alles in bester Ordnung. Auch meine kleinen Ge-
dichte so ziemlich. Nun steht mir fast nichts als der
Hügel ,Ta88o* und der Berg ^Faustus^ vor der Nase. Ich lo
werde weder Tag noch Nacht ruhen, bis beide fertig
sind. Ich habe zu beiden eine sonderbare Neigung und
neuerdings wunderbare Aussichten und Hoffnungen.
Alle diese Becapitulationen alter Ideen, diese Bearbei-
tungen solcher Gegenstände, von denen ich auf immer u
getrennt zu sein glaubte, zu denen ich fast mit keiner
Ahndung hinreichte, machen mir grosse Freude. Dieses
Summa Summarum meines Lebens gibt mir Muth und
Freude, wieder ein neues Blatt zu eröffnen.
... So viel weiss ich, dass ich subito, wenn die acht 90
Bände [der Schriften] absolvirt sind, den ,Wilhelm* aus-
schreibe . .
An den Herzog Karl August. — Br. 8, 347, 19—348, 5.
8-10.
][Män 15, Rom.] 188 »
Was ,Claudinen' betrifft, so fehlen Dir einige Data,*
das Stück ganz richtig zu beurtheilen. Habe ich eine
fette Oper gemacht, so ist mein Zweck erreicht
Du bist eben ein prosaischer Deutscher und meinst, ein
Kunstwerk müsse sich verschlingen lassen wie eine Au- so
ster. Weil Du die Verse nicht zu lesen verstehst, denkst
Du, es solle niemand in Versen schreiben.
» Vogel llquidlrt für Abschrift von ,Claudlne von Villa Bella*
Aufzug 1. 2 am 18. Februar, Aufzug 3 am 20. März (s. Burk-
hardt TI S. 5). »
• Vgl. 120. 18-23.
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1788 CL AUDI NE VON VILLA BELLA. 125
][Wirz 15, Rom.] [188]
Wäre dieee »Claudine* componirt und vorgestellt, wie
sie geschrieben ist, so solltest Dn anders reden. Was
Musikus, Acteur, Deeorateur dazu thun müssen, und
ft was es überhaupt heisst: ein solches Ganze von seiner
Seite anzulegen, dass die übrigen mitarbeiten und
mitwirken können, kann der Leser nicht hdnzuthun
und glaubt doch immer, er müsse es können, weil es ge-
schrieben oder gedruckt ist.
10 An SeideL — Br. 8, 854, 20-355, 10.
März 21, Rom. 189
Bei der Benennung der Personen zu ,Claudinen* ist
ein Irrthum vorgefallen. Statt:
Pedro von Castellvecchio, unter dem Namen
15 Sebastian von Eovero, soll es heissen:
Pedro von Castellvecchio, unter dem Namen
Pedro von Eovero.
Wäre es zu spät, das Blatt Umdrucken zu lassen, so
wünschte ich, dass eine kleine Note, am Ende des Ban-
20 des [6], das Publicum davon unterrichtete, weil dieser
Irrthum Einfluss auf das Stück hat.*
Da ich übrigens nach Deutschland wieder zurück-
kehre, so wird sich wegen der übrigen Bände [6 — 8]
in der Nähe besser verhandeln lassen.
35 An Göschen. — Br. 8, 863, 1—14.
April 5, Rom. 190
Wenn der Druck des fünften Bandes [der ,SchriftenT
geendigt sein wird, ersuche ich Sie sogleich:
Ein Exemplar desselben in roth Saffian gebunden,
90 wie die vier ersten waren, sodann
Vier brochirte Exemplare an Herrn Hofrath Reiflfen-
* Das schon gedruckte Blatt (auf dem überdless fehlerhaft:
Robero stand) konnte noch umgedruekt werden; in Folge
dessen findet sich in Band 5 der Schriften, wie auch in der
85 Einzelausgabe (vgl. Ö8. 17) an dieser Stelle ein Carton (vgl.
Epos 1. 238. 28).
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12(^ CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1788
[April 5, Rom.J [190J
stein mit der fahrenden Post zu senden, wohlgepackt
und mit Wachstuch umgeben.
Ich bitte zu sorgen, dass alle fünf Exemplare mit 5
guten Kupfern versehen seien.*
An Göschen. — Br. 18, 27, 15-21. 28. 5 f.
Juli 15, Weimar. 191
Ich habe auf die Ankunft der sämmtlichen Exem-
plare [der Schriften Band 5] gewartet, um Ihnen zu 10
schreiben. Sie sind nun endlich, leider sehr spat, ange-
kommen. Auch haben sich verschiedne Irrthümer in
Absicht auf die Qualität der Exemplare gefunden, wel-
che ich nicht weitläuftig auseinander setzen, sondern
nur so viel sagen will, dass ich gegen ^ier gebundne und w
drei auf holländisch Papier gedruckte rohe Exemplare,
welche ich entweder Herrn liCgations-Rath Bertuch ein-
händigen oder Ihnen gerade zurück schicken kann, sieben
rohe Exemplare auf ordinär Schreibpapier sobald als
möglich zu erhalten wünschte. 90
An Göschen. — Er. 9. 1, 17—2, 7 (nebst den Berich-
tigungen Br. 18. 110).
Juli 21. Weimar. 192
. . ich habe nun die beste Unterhaltimg mit meinen
entfernten Freimden, da ich meine Schriften ausarbeite. »
^ Durch Reiffenatein wurden dann die Exemplare an die
Freunde in Rom vertheUt; so dankt Angelica Kauffmann am
13. August, Bury schreibt am 5. September: ^Ihren lieben
.Egmont* benebst denen Opern habe ich in der [Sixtinischen]
Capelle gelefsen; Rugantino und die Farfarellen haben mir lo
viel Vergnügen gemacht" (SdGG. 6, 52. 54 f.); die „Farfarel-
len'* beziehen sieh nicht, wie SdGG. 5, 230 zu Brief 24 ver-
muthet wird, auf die Vagabunden, sondern auf Basoos Worte
zu Rugantino (V. 409 AT.):
„Du bist besessen. Farfarellen sind 35
Dir in den Leib gefahren! Was? Du willst
Ein Mädchen rauben? . ."
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1788 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 127
[Juli 21, Weimar.J [199]
. . sobald ich die acht Bände vom Stapel habe, soll »Wil-
helm^ dian^ . .
An F. H. Jacobl. — Br. 9, 4, 11 f. 14 f. 4, 10—15.
5 September 1, Weimar. — s. «Fastnaohtspier ugD. IdS
(an GöscheD.)
1789.
April 6, Weimar. 194
Eeichardt schreibt mir: er werde mich ehestens be-
10 suchen und seine Composition der ,Claudine^ mitbrin-
gen. Wenn er mich nur das Vergnügen, das ich dabei
empfinden kann, nicht allzu theuer bezahlen lässt.^
An den Herzog Karl August — Br. 9, 102, 1-^.
Juni 15, Weimar. 196
15 Für Ihren Besuch wie für Ihre Briefe danke ich Ihnen
später,^ aber nicht minder aus gutem Herzen und wün-
sche zur bevorstehenden Aufführung ,Claudinens' das
beste Glück. Dass Sie meine Jamben vor der prosaischen
Päulniss verwahrt haben,* ist mir sehr angenehm. Ich
20 ^ Dieses üble Vorurtheil fand Goethe nicht bestätigt, als er
Reiehardt Ende des Monats in Weimar persönlich kennen
lernte (vgl. dagegen Schillers Briefe 2, 283. 2851). Vom 28.
April bis 5. Mai war Reiehardt in Weimar und wohnte bei
GU)ethe; Caroline Herder schreibt an ihren Mann Mai 1:
25 „Den Reiehardt, der es von ihm [Goethe] verlangt, hat er
zu sieh in's Haus genommen. Er componirt die ,Glaudine',
die ich in Gesellschaft bei ihm gehört habe, worunter nur
einiges gut ist, Goethe aber alles hübsch findet'*, und Mai 4:
„Den Nachmittag hörten wir abermals .Claudine*; morgen
80 geht Reiehardt fort. Goethe hat ihn über Erwarten gut auf-
genommen, doch aber nichts Anders als Musik mit ihm ab-
gehandelt" (Herders Reise nach Italien S. 347. 356); vgl. Nr.
197, und Düntzer: Aus Goethes Freundeskreise S. 177 f.
' Statt „später" möchte man „spät" lesen (wie Reiehardt 1,
86 531 auch gesetzt ist), oder annehmen, dass die Worte „als
ich wünschte" oder dgl. ausgefallen sind.
* Also wurden die Jamben gesprochen? und nicht in Prosa auf-
gelöst wie 1795 in Weimar (s. 131. 14—17) und 1799 in Berlin
(vgl. Reiehardt 1, 620).
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128 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1789
[Juni 16, Weimar.] [116]
möchte wissen, wie sich diese Art KnBstverständige die
Kunst vorstellen. Empfehlen Sie den Dialog desto mehr
den Acteurs, besonders den Actricen. Sie sollen so artig
sein^ und besonders in der eisten Scene und in der 5
Scene mit Bugantino recht sich angreifen. Wenn Sie
es am Platz finden, so geben Sie Claudinen in meinem
Namen einen recht schönen Kranz von künstlichen Blu-
men, den sie in der ersten Scene aufsetzt imd Lucinden
ein recht Junkermässiges Porte6pee von breitem Band, 10
wie es zu ihrer Kleidung im letzten Acte passt; so eine
Kleinigkeit thut manchmal wohl und vermehrt den gu-
ten Willen. Ich will Ihnen gern die Auslage ersetzen,
oder sonst wieder dienstlich sein.
Eath Kraus^ führt die Gerüste nach meinen Entwür- 15
fen aus, ich hoffe sie noch die^e Woche abzuschicken.
Wenn nur der Deeorateur sie schicklich zu placiren
weiss. Sonst habe ich abwesend nichts zu erinnern. Be-
sonders da Sie auf die Kleidungen schon aufmerksani
sind. Nur aber und abermal empfehle ich Ihnen die »
Jamben.'
An J. F. Reichardt - Br. 9, 128. 23- 129, 22.
Juni 29, Weimar. 196
Glück zu ,Claudinen'. Die Arie ist zu dem P^ndzweck
recht gut, ich getraue mir nichts da die Worte sehr be- S5
deutend sind, andre unterzulegen.* Das ist der Vortheil
des metrischen Dialogs, dass der Componist leicht eine
harmonische Stelle herausheben und sich zueignen kaim.
Arbeiten Sie die ,Claudine* recht zusammen, dass es ein
* Sind hier die Worte „wie möglich" ausgefallen? 30
* Goethe schreibt hier, wie öfters: Krause.
' Die nicht bekannten Briefe Goethes an Reichardt voiu 22.
und 25. Juni (Br. 9, 388) betrafen gewiss, zum Theil wenig-
stens, die Composition von ,Claudine*.
* Die von Reichardt zweimal compouirten Verse 908—919 »
(„Liebliches Kind!")?
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1789 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 129
[Juni 29, Weimar.] [166]
braves Gknze werde. . . und lassen bald wieder von Sich
hören.^
An J. F. Reichardt — Br. 9, 136, 10—17.
5 October 18. Weimar. 197
Zu Anfange des Jahrs . . trug [Eeichardt] mir den
grössten Theil der componirten ,Claudine' vor.^ Ehestens
schicke ich einiges davon an Frau Schulthess.^
An Kayser. — Br. 9, 158, 14—17.
10 1790.
October 25, Weimar. 198
Ich danke Ihnen, dass Sie Sich meiner emancipirten
Kinder annehmen, ich denke nicht mehr an sie. Machen
Sie damit, was Ihnen gut däucht, es wird mir lieb und
16 recht sein.*
* Auch der zweimal gebrauchte Ausdruck „Vagabund" in der
Nachschrift des Briefes (Br. 9, 136, 20. 137, 1) spielt auf ,Clau-
dlne' an.
20 Reichardts Briefe über die Aufführung fehlen; sie fand
Statt am 29. Juli bei Hof und am 3. August im Theater,
„mit grossem Beifalle'* (Schubarts »Vaterlandschronik von
1789' Nr. LXII vom 4. August S. 511); vgl. auch Reichardt
1. 618-620 und Schäfer S. 99.
25 * Vgl. 127, 22-29.
* Das geschah wohl schon Tags darauf (vgl. Br. 9, 389 unter
October 19).
Ueber eine Aufführung in Weimar, unter Bellomo, in der
ersten Hälfte Decembi'rs 1789 finde ich nichts, doch scheint
30 eine solche geplant gewesen zu sein, denn Schiller schreibt an
Charlotte v. Lengefeld und ihre Schwester, December 8:
„Wenn auf den Sonnabend [12.] .Claudine von Villa Bella*
gegeben wird, so wär*s möglieh, dass ich den Abend hin-
käme, . . . Vergesst nur nicht, mich wissen zu lassen, wann
35 die ,Claudine' gegeben wird" (Schillers Briefe 2. 400). Hängt
mit dieser geplanten Aufführung etwa Reichardts Besuch In
Weimar Ende November zusammen? (Vgl. Br. 9. 164, 19—21.)
* Ob Goethe bei seinen „emancipirten Kindern" nur an die
„Singspiele" dachte, wie Br. 9, 369 angenommen wird, bleibe
Graf, (Goethe über 8. Dichtungen. T. II, B. 1. 9
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130 CLAUDINB VON VILLA BELLA. 1790
(October 86, Weimar.] [196]
Auf ,Jery und Bätely' verlange ich sehr, wie auch
auf die andern Sachen.
An J. F. Reichardt. — Br. 9, 234, 22— 235, 3. 9 f.
1791. »
März 10, Weimar. 199
Um die Partitur des Te Deum, ingleichen ,Claudine*
und ,Erwin^ und ,Jery*, wenn das letzte Stück compo-
nirt ist, ersuche ich Sie und zugleich um Nachricht, wsä
ich Ihnen für die Abschriften schuldig werde. Schicken lo
Sie mir so bald als möglich die vier Stücke.*
An J. F. Reichardt — Br. 9, 247, 9—13.
Mai 30, Weimar. — s. ,Erwin und Elmire' ugD. 200
(an Reichardt.)
Juli 4, Weimar. 201 15
Meine ersteren [die ,Schriften^] habe ich nicht ausser
Augen gelassen und corrigire ein Exemplar,^ wie es mir
dahin gestellt Wahrsoheinlich hatte Reichardt ihm über
seinen grossen Plan geschrieben: alle seine Com Positionen
zu Dichtungen Goethes In einer, auf « Theile berechneten, 20
Ausgabe uuter dem Titel , Musik zu Goethes Werken* zu ver-
öffentlichen; es sollten enthalten (nach Reichardt 1, 617 f.)
Thell 1: Lieder im Volkston und höhere Gesänge;
Theil 2: .Ei-wln und Elmire*, Ciavierauszug;
Thell 3: »Claudine von Tilla Bella', Ciavierauszug; 26
Thell 4: ,Lila' und »Jei-y und Bätely*. Ciavierauszug;
Theil 5: Musik zu ,Iphigenie auf Tauris*. ,Torquato Tasso*,
,Götz von Berlichingeu*. ,Clavigo*, ,Egmont\ Ciavierauszug;
Theil 6: Musik zu ,Triumph der Emi)findsomkeit'. .Vögel*
und „zum grossen ,Faust*.** so
Der Plan verwirklichte sich nicht; es erschienen unter dem
Titel ,Mu8ik zu Groethes Werken* nur drei Bände (1. , Erwin
und Elmlre*, 2. Lyrische Gedichte, 3. ,Jery und Bätely*).
* Goethe plante ihre Aufführung an dem zur Zeit Im Ent-
stehen begriffenen Hoftheater zu Weimar; vgl. ,Brwin und 85
Eloiire* 1791 Mai 30 (an Reichardt).
* Dieses Exemplar ist Goethen, wie 133. 9 f. beweist, einige
Jahre später abhanden gekommen.
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1791 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 131
{Juli 4, Weimar.] [aoi]
die Zeit erlaubt, um von meiner Seite bereit za sein,
wenn eine neue Ausgabe für nöthig oder räthlieh ge-
halten würde.
6 An Göschen. — Br. 9, 277, 12—16.
1792.
Juli 29, Weimar. — s. »Groes-Cophta* ugD. 202
(an Reichardt)
1795.
10 Mai 16, Weimar. 203
Die nächsten vierzehn Tage halten mich die Proben
von ,Claudine^ fest.^
An SchiUer. — Br. 10, 259, 9 f.
' Für diese, am 30. Mai Statt findende Aufführung hatte Vul-
15 pius Ende 1794, wie die Tlieaterrechnungen erweisen, selt-
samer Weise „den Dialog der .Claudine* aus Versen in Prosa
umgeändert** (Vierteljahrsehrift für Litterat Urgeschichte
(1890) 3. 478).
Schiller sehrieb an Goethe Mai 21: „Ich Hess Sie durch
20 Herrn Geming bitten, mich den Tag wissen zu lassen, wo
,Glaudine* gespielt wird" (Schillers Briefe 4, 177), konnte dann
aber, wegen Krankheit seiner Frau, nicht nach Weimar kom-
men. Nach Düntzer (Schiller und Goethe S. 71) liess Goethe
„am 27. durch Meyer Hufeland und die Seinigen, so wie
25 dessen musikalische Freunde und Loder nebst Frau zu dieser
VorsteUung . . einladen".
Nach dem Theaterzettel, auf dem das Stück als „Oper**
bezeichnet, sowie €k)ethe als Verfasser und Reichardt als
Componist genannt sind, war die Besetzung folgende:
30 Alonzo Maloolmi.
Claadine Matiiek.
Luclnde Weyrauclu
Pedro von CasteUvecchio Benda.
Carlos TOD Castellvecchio (Rugantino) . . Weyraaoh.
85 Basco Oatto.
Ein Kind Oatto.
Der Zettel bemerkt auch: „Die gedruckten Gesänge dieser
Oper sind an der Gasse für 1 Groschen zu haben.** — Wegen
der Aufführung vgl. Nr. 204. 205; zu Goethes ürtheil über die
40 Musik 155, 8-15.
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132 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1795
Juni 2. Weimar. 204
^Auf Goethes Frage an Ijatrobe: „Nun, wie hat es
Ihnen denn gefallen?" und Latrobes Antwort: Ihr Or-
chester ist äusserst brav, erwiderte Goethe: „Ja, sehen
Sie, es ist gewiss im Einzelnen recht schlecht gegangen; 6
denn niemand war in der Rolle; indessen geben sie uns
doch hier das Aeusserste, was sie haben, und wenn man
das sieht, hat man immer Vergnügen. Ganz verhunzen
können sie es nicht, und mich hat der fünfte* Act sehr
überrascht; ich habe gar nicht geglaubt, dass er so lo
viel Zusammenhang und so viel Theatralisches hat; und
Benda (der in Berlin war) singt doch wenigstens."'
Mit Latrobe. — Gespräche 1. 170 f.
December 21, Weimar. 205
,Claudine' ist auf geführt,*, und ich habe mit Vergnü- i6
gen Ihre Arbeit bei den Proben und der Aufführung
wieder genossen, leider trafen so viele Umstände zusam-
men, dass das Publicum über diese Production zweifel-
haft blieb, und ich eine günstigere Constellation abwar-
ten muss, um das Stück wiedergeben zu können.*^
An J. F. ReichanJt — Br. 10, 351, 4-9.
20
* ,Aus dem Naehlass Varnhagen's von Ense. Briefwechsel
zwischen Rahel und David Veit. Erster Theil. Leipzig: F. A.
Brockhaus. 1861*, S. 144 helsst es in einem Briefe Veits vom
4. Juni 1795: „Die ,Claudine* ist, bis auf das (wie es heisst) 2:>
äusserst gute Orchester, und bis auf die Gruppirungen, die
eingesetzt werden, äusserst miserabel gelungen und gespielt
worden. Der Rugantino singt wie ich. und spielt vollkommen
die Rolle wie ein liederlicher Barbiergeselle. Goethe [viel-
mehr Vulpius, vgl. 131, 14—17] hat das Stück in Prosa gesetzt 30
und verkürzt; dabei ist aber gar nichts Merkwürdiges. Die
Stelle „Wer dichtet nicht, dem diese Sonne" u. s. w. [V. 888 ff.]
ist geblieben, und unser Rugantino hat sie mit einer Art von
dummem Hohngelächter, mit Spass vermischt, hergeplärrt"
(hieran schliesnt sich unmittelbar das Obige). 35
' Irrig für: dritte.
» A'gl. Nr. 205.
* Vgl. Nr. 203 und 204.
* Diese „Constellation" ereignete sich nicht.
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1797 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 133
1797.
August 21, Frankfurt 206
Man gibt sonst den Autoren Schuld, da^s sie eigene
Schriften am liebsten lesen, und was werden Sie sagen,
6 wenn ich Sie ersuche, mir in der Forsferschen Auction
die zwei Sammlungen meiner Schriften, sowohl die ältere
als die neuere, zu kaufen? Es versteht sich, dass sie
um einen leidlichen Preis weggehen und die 10 Bände
nicht über 8 Gulden kommen. Ich habe schon seit meh-
10 reren Jahren kein Exemplar meiner Schriften im Hause,
und ich habe jetzt besondere Ursache, sie wieder ein-
mal von neuem durchzusehen, . . . Meine Mutter
wird die Auslage mit Dank ersetzen.^
An Sömmering. — Br. 12, 251, 1—10. 14 f.
16 * Uebereinstlmmend vermerkt da« Brief verzeichnlss von 1797
unter August 21: „[Nach] Mainz [an] Hofrath Sömmering,
Wegen Erstehung meiner altem und neuem Schriften in
Forst ers Auction*' (Br. 12, 466). Bei der Versteigerung wur-
den für 8 von den 10 Bänden 9 Gulden 30 Kreuzer geboten,
80 so dass» Croethes Auftrag gemäss (Z. 8 f.), Sömmering sie nicht
erstehen Isonnte; doch erwarb er die 2 übrigen; er schreibt
an Goethes Mutter September 16: „ . . ich habe für Ihren
Wolf die beiden Bände seiner Schriften für 2 Gulden 21
Kreuzer aus Forsters Bücher-Sammlung gesteigert, die Sie
25 gestern durch's Marktschiff erhalten haben werden" (Brief
im Goethe- und Schiller- Archiv). Diese beiden Bände (sie
kamen wohl mit dem Weihnaehtspacket der Mutter, s. SdGG.
4, 144, 22 f. 146, 11 f., in Goethes Hände) sind Band 4 vmä 5
aus der Titelaufiage, die Göschen 1790, beim Erscheinen von
30 Band 6 und 7 der ,SchriftenS von den früher erschienenen
Bünden 1—5 und 8 veranstaltete; beide Bände befinden sich
noch heute in Goethes Handbibliothek, sie sind erkennbar
1. an ihrem genau übereinstimmenden Einband, der von den
andern in Goethes Bibliothek vorhandenen Ausgaben dich
35 unterscheidet, und 2. durch die noch darin befindlichen, ein-
geklebten Nummerzettel, mit denen bei Auctionen die Bücher
versehen zu werden pflegen: in Band 6 ist der Zettel ganz
erhalten und trägt die Katalog-Nummer 24, in B^nd 4 (dem
das Titelblatt fehlt) ist er. bis auf einen unverkennlmren Rest,
40 herausgerissen (der mir nicht zugängliche Katalog der For-
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134 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1802
] [Januar 18? Jena.] — s. 7, 2—5. 207
1805.
Mai 1, Weimar. — ». 63, 18. 208
Februar 24. Weimar. — s. Nr. 543. 208a
Juni 20, Jena. 209
Wenn ich van Karlsbad glücklich wieder ziirück-
komme, . . sollen alsdann die nächsten vier Bände [4 — 7
Werke Cotta*] bald nach einander im Manuskripte ab- lo
geben. ^
An Cotta. — Br. 19. 140. 23-141, 2.
?Juli 17, Karlsbad. 210
[Morgens] . . mich mit meinen Schriften beschäf-
tigt, . . * 15
Tgb. 3, 141, 4 f.
?Juli 29, Karlsbad. 211
[Früh] Weder getrunken, noch gebadet, also mit Cor-
rectur der Schriften* den Morgen zugebracht.
Tgb. 3. 148, 23 f. 20
sterschen Auetion wird für diesen Band wohl die Nummer
23 haben).
Welche Ausgabe der ,Schriften* und wie viele Bände der
,Xeuen Schriften* jene 8 Goethen entgangenen Auctlousbände
enthalten haben, bleibt vorerst unbestimmbar (vgl. Seufferts S5
Annahme W. 19, 345).
Die ganze Brief stelle war hier einzureihen, da Band 5 ,Glau-
(line* enthUlt (wegen des sonstigen Inhalts beider Bände s.
Tabelle 3).
* Wegen des zu Lieferung 2 gehörigen Bandes 8 s. 64, 28—30. so
* Und zwar (wie In Nr. 211. 212) für Band 4—7 der Werke
Cotta* ; wegen Band 8 vgl. 64, 28 f., wegen der von Goethe
den meisten Bänden der Werke Cotta* zu Grunde gelegten
Göschenschen Ausgabe In vier Bänden vgl. 138, 19—35.
* Vgl. Z. 31 f. 3»
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1806 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 135
?JuIi 31. Karlsbad. 212
[Vormittag] Einige Beschäftigung mit Revision mei-
ner Schriften.*
Tgb. 3. 149, 26 f.
ft August 18, Jena. 213
Es liegt auch in dem Packete ein Verzeichnisse der
Stücke, welche in die vier Bände [5 — 8] der zweiten
Lieferung [der Werke Cotta*] kommen. Der vierte
[Band 8], worin ,Faust^ befindlich, ist schon in Ihren
10 Händen. Die drei ersten [Band 5 — 7] erhalten Sie hof-
fentlich noch vor Michael, so daee, wenn Sie es räthlich
finden, die acht Bände hinter einander fortgedruckt wer-
den können.
16 Die glückliehe Ankunft des Packets wünsche bald zu
erfahren, . .
An Cotta. — Br. 19, 176. 22-176. 3. 15 f.
August 19, Jena. 214
Die zwei ersten Lieferungen [der Werke Cotta^] ent-
» halten, wie folgt:
Erste Lieferung.
Band 1 — 3: früher abgeschickt.*
Band 4: Laune des Verliebten
Mitschuldigen.
25 Geschwister.
Mahomet.
Tancred.
Elpenor, folgt bald.
* Vgl. 134. 31 f.
30 • 8. Nr. 214.
• Die hier rechts stehenden BenierkungeD sind von Goethe
eigenhändig beigeschrieben (im Original stehen sie links Ton
der Uebersicht).
gegenwärtig
abgeschickt.
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136
CLAUDINE VON VILLA BELLA.
1806
vor Michael
hoffentlich
abzii3chicken.io
[August 19, Jena.] [2li]
Zweite Lieferung.
Band 5: Götz von Berlichingen.
Egmont.
Stella.
Clavigo.
Band 6: Iphigenie.
Tas80.
Eugenie [Natürliche Tochter].
Band 7: Claudine.
Erwin und Elmire.
Jery und Bätely.
LUa.i
Scherz, List und Eache.
Zauberflöte, zweiter Theil i6
[s. Anhang II].
Band 8: Faust. | „ ^ . _
^ . , I Herrn Cotta m Weimar
Puppenspiel. ) ..,
übergeben.
PP. )
Laufzettel an Cotta. — Br. 19, 505 f. 20
?September 2, Weimar. 216
[Vormittags?] An meinen Schriften corrigirt.^
Tgb. 3, 168. 4 f.
October 24, Weimar. 216
Mit der montägigen [27. October] fahrenden Post l>5
geht nicht allein ,Elpenor^ an Sie ab, sondern es folgt
auch der ö., 6. u. 7. Theil meiner Werke [Cotta^]. Der
8. ist schon in Ihren Händen. Sie können desewegen,
wenn es Ihre Convenienz ist, mit dem Druck sogleich
fortfahren, ja ich denke, in weniger Zeit das Uebrige* 30
* Die im Druck von Band 7 auf ,LIla* folgende .Fischerin*
fehlt hier noch.
* Für Band 5—7 der Werke Cotta*, vielleicht kommt auch ,B1-
l>enor' in Betracht.
' Fttr die dramatischen Dichtungen kommt nur noch der In- 35
hnlt von Band 9 in Betracht.
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1806 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 137
[October 24, Weimar.] [216]
dergestalt bereit zu halten, dass weiter kein Aufenthalt
eintreten soll.
5 ... Mit der montägigen Abeodpost berichte ich noch-
mals den Abgang des oben gemeldeten Packets und bitte
mir nach dessen Ankunft, zu meiner Beruhigung, bal-
dige Antwort aus.^
An Cotta. — Br. 19, 218. 12—19. 219, 12—16.
10 OetoT)er 26, Weimar. 217
^Hierbei folgen [Werke Cotta*]:
Eest der ersten Lieferung:
,Elpenor^ Ein Fragment,
zum vierten Bande gehörig.
15 Zur zweiten Lieferung:
Band 5: Q?ötz von Berlichingen.
Egmont.
Stella.
Clavigo.
20 Band 6: Iphigenie.
Tasßo.
Eugenie [Natürliche Tochter].
Band 7: Claudine.
Erwin und Elmire.
25 Jery und Bätely.
Lila.
Die Fißcherin.
Scherz, List und Bache.
Zauberflöte.
30 Band 8: ,Faust' und Zubehör.
Ist schon in Herrn Cottas Händen.
^ Goethe berichtete zwar am 27. „nochmals** (s. Nr. 218), hatte
auch am 26. schon einen Laufzettel abgefasst (s. Nr. 217);
da daa Packet aber erst am 8. December abging, so wurde
86 der Brief (Nr. 218) gar nicht abgeschickt, sondern ein neuer
geschrieben (Nr. 222), und der Laufzettel (Nr. 217) mit der
inzwischen nöthig gewordenen Aendening abgesandt.
» Erst am 9. December abgeschleißt, vgl. Z. 32-^7 u. 139, 25. 34.
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138 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1806
[October 26, Weimar.] [217J
Da man die Tier Oosdbenschen Bände nicht zerreissen
wcSie, m fol^n auch schon durchgesehen für die dritte
Lieferung:
[Band 9:] Triumph der Empfindsamkeit.
Die Vögel.
Laufzettel an Cotta. — Br. 19, 512 f.
October 27, Weimar. 218
Aus der Beilage [Nr. 217] werden Sie, mein werthe- lo
ster Herr Cotta, ersehen, was heute früh mit der fahren-
den Post abgegangen ist.* Ich wünsche, das8 diese
Sendung glücklich in Ihre Hände gelangen möge, und
erbitte mir baldige Nachricht desshalb.
Da wir uns von dem ersten Schrecken erholt,' fährt 15
jedes in seiner gewohnten Arbeit fort, und ich will es
von meiner Seite nicht fehlen lassen. Sie hören bald
mehreres von mir.
* Goethe benutzte als Druckvorlage für die Mehrzahl der
Bände seiner Werke Cotta' nicht die Originalausgabe seiner 20
.Schriften* (obgleich er ein Exemplar derselben für künftige
Heiuusgabe schon 1788 zu verbessern angefangen hatte,
vgl. 121, 20—24), sondern den als „Geringere Ausgabe" von Gö-
schen 1787 und 1791 in vier Bänden veranstalteten Nach-
druck; dieser enthielt von dramatischen Dichtungen in 25
Band 1: ,Götz*;
Band 2: «Mitschuldigen*, »Iphigenie*, ,ClavIgo% »Geschwi-
ster*, ,Stella*, »Triumph der Empfindsamkeit*,
, Vögel*;
Band 3: .Egmont*. »Claudine*, .Erwin und Elmire*, ,Tasso*. so
,LUa*;
Band 4: ,Faust*, ,Jery und BUtely*. ,Scherz, List und
Rache*, »Neueröffnetes Puppenspiel*, »Prolog zu
Bahrdt*, , Künstlers Erdewallen* und »Künstlers
Apotheose*. 36
(Vgl. G J. 16, 261 und W. 17, 356. 19. 344 f.)
» Vgl. dagegen 137, 32—37.
* Am 14. October Schlacht bei Jena.
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1806 CLAÜDINB VON VILLA BELLA. 139
(October 27, Weimar.] ^ms^
Zu der abgegangenen Sendimg mache ich nur noch
die Bemerkung, dass, weil ich die vier Giöschenfichen
Bände nicht zerreissen wollte, einige Stücke, wie
5 , die Mitschuldigen*, , die Geschwister*,
, Faust* und Zubehör etc. noch einmal kommen.^
Diese gelten aber nicht; sondern der Abdruck geschieht
nach den Manuficripten, die schon in Ihren Händen sind.
An Cotta. — Br. 19, 511 f.
10 October 28. Weimar. 219
Die zweite Lieferung ist auch schon durchcomgirt
und liegt parat,* um mit dem ersten Postwagen abzu-
gehen. Fahren Sie fort, mir die Aushängebogen zu
schicken, damit ich von dem Fortgange der Arbeit im-
15 mer benachrichtigt werde.
An Cotta. — Br. 19, 219, 21— 220, 1.
December 8, Weimar. 220
An Cotta zweite Lieferung, Tübingen.^
Tgb. 3. 181. 24 f.
ao December 8. Weimar. 221
[Sendung an] Cotta, [nach] Tübingen zweite Liefe-
rung.'
Tagebuchnotizen 1806. — Br. 19. 543.
December 9, Weimar. 222
52 Beiliegendes Verzeichnisse' enthält umständlicher, was
gestern den 8. December an Sie, mein werthester Herr
Cotta, abgegangen. Die zweite Lieferung kommt Ihnen
also nunmehr zu Händen, und auch ein Theil der drit-
* Vgl. die Uebersieht 138, 27-35, und ,Ge8chwi8ter* 1806 Au-
30 gust 20 (Tgb.).
« Vgl. Nr. 217.
* Den Inhalt ». 137, 16—29.
* Der Br. 19, 515 abgedruckte Laufzettel, vom 8. December
datirt; er stimmt wörtlich überefn mit dem vom 26. Oeto-
85 ber (s. Nr. 217), von dem nur, wegen der Inzwischen erfolgten
AbsenduDg des »Elpenor*, die diesen betreffenden Zellen (137,
12—14) gestrichen sind, und auf den hier verwiesen werden
kann.
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140 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1806
[December 9, Weimar.] [222]
ten.^ Das Uebrige wird nun auch besorgt.^ Wenn das
Packet ankommt, bitte ich um gefällige Nachricht.
An Cotta. — Br. 19. 243, 10-22.
1807. 5
Januar 23, Weimar. 223
Haben Sie doch ja die Gefälligkeit, mir anzuzeigen,
wann die von mir den 8. December abgesandte zweit-e
Lieferung angekonunen.' Ich bin gewiseermassen un-
ruhig, davon in Ihrem letzten Briefe nichts zu lesen, lo
Ich entschliesse mich daher, eiaen Laufzettel nachzu-
schicken, damit die Sache in Gang komme.
Indem ich Ihren vorletzten Brief nochmals durch-
sehe, so kann ich doch vermutheu, dass das Packet in
Ihren Händen ist. Doch bitte ich um ausdriickliche i»
Nachricht.
An Cotta. — Br. 19, 266, 10-18.
August 30, Karlsbad. 224
Ich wünsche bei meiner Rückkunft* bald . . zu ver-
nehmen, wie es mit der zweiten Lieferung meiner Werke 90
[Cotta^ Band 5 — 8] steht, und wann Sie solche auszu-
geben gedenken.
An Cotta. — Br. 19, 405, 19-22.
December 16. Jena, 225
'Endlich dadite ich auch die zweite Sendung meiner 25
Werke an Sie abgehen zu lassen; sie ist aber bei mir
selbst noch nicht angekonmien, nicht einmal in voll-
ständigen Aushängebogen, sonst hätte ich die einst-
weilen geschickt, inso^'ern sie etwas Neues enthalten.
An Zelter. — Br. 19, 475, 3—7. 80
» Vgl. 138. 2-6.
* Das heisst: von dramatischen Dichtungen das für Band 9
Bestimmte (ausser dem 138, 5 f. Genannten).
* Den Inhalt der Sendung s. 137, 16—29.
* Nach Weimar; sie erfolgte am 11. September. 35
* Goethe führt das Folgende an als einen weiteren Grund
seines lanpeu Schweigens, das er im unmittelbar Vorherge»
henden schon zu begründen versucht.
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1808 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 141
1808.
Augu«t 7. Karlßbftd. — s. Nr. 92. 225a
18113.
][Mai zweite oder Juni erste Hälfte? Karlsbad?] — 226
6 [Zu 1773—1775.] s. 173, 22 f.
November 12, Jena. — s. 9, 2. 227
1814.
][Apiil 10, Weimar, oder Mal 14, Berka.] — 227 a
s. ,Iphigenie auf Tauris* ugD. (ItaJ. Reise.)
10 ][Mai 24. Berka.] 228
Auf die an mich, mein werthester Herr Musikäirec-
tor, gerichtete Frage verfehle nicht zu erwidern, dass,
indem ich den Dialog von ,Claudine* rhythmisch be-
handelte, allerdings meine Absicht gewesen, dem Com-
16 ponisten Gelegenheit zu geben, nach italienischer Weise
recitativisch zu verfahren. Vielleicht möchte jedoch,
wenn dieses Ihre Absicht ist, der Dialog hie und da zu
verkürzen und nur das beizubehalten sein, was zum Ver-
ständniss der Handlung nöthig ist und zugleich der
20 Musik Vortheile bietet; welches ein einsichtiger Com?
ponist am besten beurtheilen kann. Ich wünsche Glück
zu Ihrem Unternehmen und hoffe, mich in der Folge
selbst daran zu vergnügen.^
An Polzelli. — Br. 24, 288, 1—13.
25 Mai 24, Berka. 229
[Brief] An Musikdirector Polzelli nach Wien wegen
,('laudine' [s. Xr. 228].
Tgb. 5. 109, 4~6.
1815.
30 «Februar 20, Weimar. — s. 12, 15. 230
] [April, oder 1816 Juli Mitte, Weimai-.] 231
[Zu 1787 Februar 16, Rom.] Hier folgt das Verzeich-
niss, wie die Exemplare [von Band 1 — 4 der Schriften],
* lieber diese Composition, die Schaefer nicht anführt, scheint
36 sonst nichts bekannt
' Wegen eines vielleicht 1815 Anfang Februar stattgehabten
Gesprächs mit Eberwein vgl. 144, 9. 29—32.
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142 CLATJDINE VON VILLA BELLA. 1815
][Apiil, oder 1816 JaU Mitte, Weimar.] [2S1]
die ich von Göschen zu erwarten habe, unter die Freunde
vertheilt werden sollen;^ denn ob es mir gleich ganz
gleichgültig ist, wie das Publicum diese Sachen betrach-
tet, so wünscht' ich doch dadurch meinen Freunden eini- »
ge Freude bereitet zu haben.
Man unternimmt nur zu viel. Denke ich an meine vier
letzten Bände [5 — 8] im Ganzen, so möchte mir schwin-
delnd werden; ich muss sie einzeln angreifen, und so
wird es gehen.^ lo
Hätte ich nicht besser gethan, nach meinem ersten
Entschluss diese Dinge fragmentarisch in die Welt zn
schicken, und neue Gegenstände, an denen ich frischem
Antheil nehme, mit frischem Muth und Kräften zu un-
ternehmen ? u
Italienische Reise, Rom (Rom, 16. Februar [1787]). —
WH. 24. 160.
1816.
][? ? ?1» 232
I.
[Zu 1774. 1775.] Abenteuer mit liü . . . Offenbach, ao
Operette nach dem Französischen. Marchand. Hand-
werks-Sujets. ,Milchmädchen*. ,Boettcher^ Andre in
Offonbach. ,Claudine'. ,Ervi'iu und Elmire'.
» Vgl. Nr. 166, 22. 39- 167, 30.
* Fast wörtlich aus dem Briefe vom 2. Februar an Ch. v. S5
Stein (8. Nr. 152).
■ Im Folgenden sind drei, zu Buch 17—19 von »Dichtung und
Wahrheit* gehörende Schemata vereinigt, da Ihre sichere Da-
tirung doch nicht mr)glich ist; I gehört wohl noch in die Zelt
vor 1816, II 1816 (oiler 1830), III 1830 (oder 1825). so
Vgl. die Ausführungen in »Dichtung und Wahrheit* (W. 29,
42, 21— 44, 8) und v. Loepers Anmerkungen WH. 23. 158—161.
sowie unter »Erwin und Elmlre* 1830; zu dieser Dichtung ge-
hört das unter II mitgetheilte Schema ausschliesslich, ist
aber zu bequemerer Vergleichung mit I und III hier eingeord- 15
net.
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1816 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 143
][? ? ?] [23«]
II.
[Zu 1774. 1775.] . . . Das Lied: „Ihr verblühet, süsse
Boßen" gehört hier her. Nach der ersten^ Ausgabe hatte
5 dieser Zustand nicht wenig Einfluss. Die herrliche Ro-
manze von Goldsmith, welche in ,Erwin und Elraire* dra-
matisirt worden, hatte uns früher herzlich gerührt.
Aber sanft, weil sie befriedigend endigte. Später, wo
wir eine Auflösung der Verhältnisse befürchten mussten,
10 waren es schmerzliche Töne zu Begleitung meines ge-
fürchteten Schicksals.
III.
[Zu 1774. 1775.] . . . Das Lied Erwins: „Ihr ver-
blühet, süsse Rosen" gehört hierher, wie über-
15 haupt ,Erwin und Elmire* ganz nach der ersten Ausgabe.
Auf das Sauer-Süsse von ,S t e 1 1 a" hatte dieser Zu-
stand nicht wenig Einfluse. ,Claudine von Villa Bella^
war früher fertig geworden,^ als ich, im Gegensatz von
den Ilandwerkß-Opern, romantische Gegenstände zu be-
90 arbeiten trachtete und die Verknüpfung edler Gesin-
nungen mit vagabundischen Handlungen als ein glück-
liches Motiv für die Bühne betrachtete, das zwar in spa-
nischen Gedichten nicht selten ist, aber uns neu war zu
jener Zeit, jetzt aber oft gebraucht, ja verbraucht wor-
96 den. Andr6 componirt ,Erwin und Elmire*. „I h r v e r -
blühet, süsse Rosen" entlockte Lili manche
Thräne. Die herrliche Romanze von Goldsmith, welche
hier dramatisirt worden, hatte uns gerührt, aber sanft,
weil sie befriedigend endigte. Jetzt aber sehen wir nun
30 eine völlige Auflösung des Verhältnisses vor uns.
Schemata zu , Dichtung und Wahrheit* Buch 17—19. —
W. 29, 209, 10-13. 213, 30—36. 216, 2-17.
Dttntzer verbessert wohl richtig: „Auf die erste" (WK. 20,
159 zu Z. 15). vgl. auch Z. 15.
Vgl. 98. 39—99, 13.
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144 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1816
Februar 13, Weimar. — s. 180, 29. 232 a
Februar 23, Weimar. 283
[Früh] Nebenstehende Briefe und Expeditionen:
. . Brief an Concertmeister Eberwein nach ßndolstadt
[s. Nr. 234], Paqnet retour.^ 5
Tgb. 5. 209, 12. 15 f.
Februar 24, Weimar. 234
Nach dem Wenigen, was Sie mir, mein werthester
Herr Concertmeister, bei unserer Unteirednng^' mitge-
theilt, wie Sie bei Composition der ,Claiidine* zu Werke lo
gegangen, musste mir der Wunsch entstehen, mit Ihnen
und Ihrer Arbeit näher bekannt zu werden.
Leider hat sich indessen der Fall ereignet, dass bei
der Aufführung des ,Epimenide8' durch ungeschickte
ürtheile und misswollendes Betragen so viel Verdriess- i6
lichkeit entstanden,' dass ich ein Gelübde gethan, keine
neue Composition auf einen meiner Texte hier sobald
aufführen zu lassen, damit nicht etwa abermals die
Gastfreundschaft gegen einen fremden Componisten,
so wie der mir schuldige Respect verletzt werde. Es 20
thut mir sehr leid, dass ich durch diesen Umstand ver-
hindert bin, durch Theilnahme an Ihrer Arbeit meinen
guten Willen, so wie die günstige Meinung zu bethäti-
gen, die ich von Ihren Talenten hege.*
An Traug. Max. Eberwein. — Br. 26, 270, 4—20. 26
^ Der Brief Ist vom 24. datirt (die Notiz Tgb. 5. 209, 25: „Bx-
pedienda und Briefe" wird sich demnacli wohl mit auf obige
Sendung beziehen).
' Fand dieses Gespröch etwa 1815 zwischen 3. und 6. Februar
Statt, wo Eberwein vermuthlich (Goethes Tgb. nennt Ihn 30
nicht) zur Aufführung von seines Bruders Musik zu ,Pro8€r-
plna* nach Weimar gekommen sein wird?
' Vgl. Nr. 726.
• Wie aus Z. 5 zu schliessen, sandte Goethe mit diesem
Briefe die Partitur zurück. Aufgeführt wurde das Stück mit 35
Eberweins Musik zum erstenmal am 25. September 1816, un-
ter Leitung des Componisten, Im fürstlichen Hoftheater zu
Rndolstadt (vgl. Sehaefer S. 100).
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1816 CLAUDINB VON VILLA BELLA. 146
Man 11, Weimar. 235
Indem E. W. vermelde, dass heute der 7. xind 8.
Band meiner Werke [Cotta^] mit der fahrenden Post
abgeht, wodurch also die 2. Sendung^ geschlossen ist^
6 schicke zugleich einiges für's Morgenblatt . . .
Gefällige baldige Nachricht der Ankunft des Packets
mir erbittend.
An Cotta. — Br. 26, 287, 6—9. 13 f.
März 11, Weimar. 236
10 [Früh] Briefe und Expeditionen. Sendung an
Cotta nach Stuttgart: den siebenten und achten Band
meiner Werke. Avisbrief [s. Nr. 235].
Tgb. 5. 214. 8-5.
März 25. Weimar. 237
15 E. W. danke verbindlichst, dass Sie mir die Ankunft
des Packetes sogleich melden wollen.'
An Cotta. — Br. 26, 307, 21—23.
October 15, Weimar. 288
[Vormittags] Ankunft der zweiten Lieferung meiner
2ü Werke [Cotta' Band 5—8].
Tgb. 5, 278, 18.
November 14. Weimar. 289
[Abends] Für mich. Meiner Werke [Cotta*] zweite
Lieferung [Band 6 — 8] durchgesehen.
25 Tgb. 5, 286, 11 f.
December 5, Weimar. 240
[Vormittags] Anmeldung des Pressburger Capell-
meisters Herrn Kienlen, Compositeur der ,Claudine^*
Tgb. 5, 291, 22 f.
3ö * Die DruckLvorlage für Band 5—8 der Werke Cotta».
* Das heisst: „liaben melden wollen"; wegen des Pacicets s.
Nr. 235. 236.
■ December 7: „[Vormittags] Capellmeister Kienlen aus
Pressburg** (Tgb. 5, 292, 15 f.). Die Handschrift des Tgb.
35 hat, wie die Weimarer Ausgabe auch beibehält, beidemal die
falsche Namensform: Kühnlen (wohl Hörfehler des Schrei-
bers). Johann Christoph Kienlen war (nach F6tis ,Biogra-
Gräf, Goethe ttber 8. Dichtungen. T. n, B. 1. 10
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146 CLAÜDINB VON VILLA BELLA. 1819
1819.
][Febniar 14, Weimar.] 241
Von 1769 biß 17 7 5.
Fernere Einsicht in^s Leben. Ereigniss, Leidenschaft,
Genuas und Pein. Man fühlt die Nothwendigkeit einer »
freiem Form und schlägt sich auf die englische Seite.^
So entstehen ,Werthei^, ,G(>tz von Berlichin-
gen^ ,Egmont^ Bei einfacheren Gegenständen
wendet man sich wieder zur beschränkteren Weise:
,ClavigoS ,StellaS , Erwin undElmire^, lo
,Clandine von Villa Bella ^ beide letztere
prosaischer Versuch mit Gesängen durchwebt. Hieher
gehören die Lieder an Belinden und L i 1 i , deren
manche, so wie verschiedene Gelegenheitsstücke, Epi-
steln und sonstige gesellige Scherze verloren gegangen.* i6
Inzwischen geschehen kühnere Griffe in die tiefere
Menschheit; es entsteht ein leidenschaftlicher Wider-
wille gegen missleitende, beschränkte Theorien; man
widersetzt sich 4em Anpreisen falscher Muster. Alles
dieses und was daraus folgt, war tief und wahr empfun- so
phie universeUe des musiciens . . Deiuüdme Edition* 6, 27) 1808
CapeUmeister In Pressburg gewesen, hatte dann in Berlin,
Paris. Wien (1816) und Posen, hier als Leiter der fürstlich
RadziwiUschen Capelle, gewirkt und war zur Zelt Muslk-
dlrector am Theater zu Augsburg, für das er .Claudlne' com- 26
ponirt hatte. Gewiss wurde in der Tuterhaltung mit Goethe
auch von diesem Werke gesprochen.
Nach Schäfer S. 100 wurde das Stück mit Kienlens Musik
zuerst im königlichen Schauspielhaus zu Potsdam 1818 April
30 aufgeführt; in Berlin fanden (nach GJ. 9. 287) 1818 vier 30
Aufführungen Statt (vgl. das Textbtichlein ,Arien und €re-
sänge des Singspiels: Clnndine von Villa Bella, in drei Ak-
ten; von GÖthe. Musik vom Kapellmeister Kienlen. Berlin,
1818*, sowie Teichmann S. 126).
* Im Gegensatz zur „französischen", während der Epoche 85
1764—1769, s. «Laune des Verliebten* ugD. (Tag- u. Jahres-
Hefte.)
• A'gl. .Sie kommt nicht!* und ,Concerto dramatico*.
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1819 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 147
](Pebruar 14, Weimar.] [3il]
den, oft aber einseitig und ungerecht ausgesprochen.
Nachstehende Productioneo ; , Pauste die Puppen-
spiele, , Prolog zu Bahr dt* sind in diesem
6 Sinne zu beurtheilen;^ sie liegen jedermann vor Augen.
Dagegen waren die Fragmente des , ewigen Juden^
imd , Hanswursts Hochzeit' nicht mitzuthei-
len. Letzteres erschien darum heiter genug, weil die
sämmtliehen deutschen Schimpfnamen in ihren Cha-
10 rakteren persönlich auftraten. Mehreres dieser frechen
Art ist verloren gegajigen;^ ,Götter, Helden und
W i e 1 a n d ' erhalten.
Bis 1780.
15 An allen vorgemeldeten, nach Weimar mitgebrachten,
unvollendeten Arbeiten konnte man nicht fortfahren;
denn da der Dichter durch Anticipation die Welt vor-
weg nimmt, so ist ihm die auf ihn losdringende, wirk-
liche Welt imbequem und störend; sie will ihm geben,
20 was er schon hat, aber anders, das er sich zum zweiten-
male zueignen muss.
1787bisl78 8.
[Zu 1786—1790.] Die vier letzten Bände [5—8 der
25 Schriften] sollten . . nur meistens angelegte und un-
vollendete Arbeiten enthalten; auf Herders Anregung
jedoch wird deren fernere Bearbeitung unternommen:
Von Ausführung des Einzelnen findet sich viel in den
zwei Bänden* der ,Italienischen Reiset ,1 p h i g e n i e'
so ward abgeschlossen noch vor der sidlianischen Fahrt.
* Auch »Prometheus* und ,Satyros* gehören hierher.
' Vgl. »Unglück der Jacobis*.
* 1816 und 1817 ei-schienen; der dritte, gleichfaUs viel ..Aus-
führung des Einzelnen" enthaltende Band »Zweiter römischer
85 Aufenthalt* kam erst 1829 heraus.
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148 CLAÜDINE VON VILLA BELLA. 1819
][Febramr 14, Weimar.] [341]
Als ich, bei meiner Rückkehr nach Rom, ,Egmont'
bearbeitete, fiel mir anf, in den Zeitungen lesen zu müR-
Ben, dass in Brüssel die Scenen, die ich geschildert, sich
fast wörtlich erneuerten,^ so dass auch hier die poetische »
Anticipation wieder* in Betracht kam. In die eigentliche
italienische Opemfonn und ihre Vortheile hatte ich
mich, bei meinem Aufenthalte in dem musikalischen
Lande, recht eingedacht und eingeübt; desshalb tmter-
nahm ich mit Vergnügen, ,Claudine von Villa lo
B e 1 1 a ^ metrisch zn bearbeiten, ingleichen , E r w i n
und Elmire^ und sie dem Componisten zn freudi-
ger Behandlung entgegen zu führen. Nach der Büdc-
kehr ans Italien im Jahre 1788 wurde ,T a s s o' erst ab-
geschlossen, aber die Ausgabe bei G<)schen dem Publi- i5
cum vollständig überliefert.
Tag- UDd Jahres-Hefte, Von 1769 bis 1775. 1787 bis
1788. - W. 35. 4. 12-5, 13. 24-6. 5. 10, 1-22.
März [Anfang], Weimar. — s. 16, 18-20. 242
] [Januar, zwischen 10 und 10, Weimar.] — s, Nr. 100. 242a
August zwischen 11 und 21, Marlenbad. 243
[In der, für den ehemaligen König von Holland Louis
Bonaparte entworfenen, tabellarischen TJebersicht der
,Onvrages po^tiques de Goethe^ heisst es nnter] %s
1769: yVAmant capricievafy pastorale en nn acte;
yles Complices^, com^die en trois actee;
touß les deux en vers alexandrins.
^ Vgl. 117, 14—16 und Nr. 389. Die Stadt - BevoUmächtigten
Brüssels schrieben auch damals an die Stände: „sie würden so
sich erinnern, dass die Abreise Margarethens von Parma un-
ter PhlUpp II. in fihnUchem Falle die Ursache des Verder-
bens dieser Lande gewesen" sei (WH. 24. 832 zu S. 365).
» Wie vorher 147, 17—21 und Epos 2, 938, 12-939, 9.
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1823 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 149
[August swisohen 11 and 21, Marienbad.] [843]
1769—1776: . . .
,Götz de Berlichingen^y trag6die, hars des rfegles;
yClavigo', tragMie, ] , , . ,
^, „ . . .,. J Selon les regles;
6 ßtelWy tragWie, J * '
yClaudine^ Opera;
JErvin et Elmir^, Opera;
yFausfy Tableau hasard^ du monde et des
moeiuB^ en forme dramatique;
10 Mainte petite production comique et satyrique.^
1776 — 1780: ^Elpenor^, trag6die, fragment;
JjBs Oiseaux^ piöce satyriqne^ dans le sens
d'Aristophane;
ylAW, Opera;
16 yFrire et 8oeur\ pifeee sentimentale en un acte;
Jphigenie en Taurtde% trag^die en einq actea,
tont-ä-fait seien les r^glee;
,Pro8erpine% melodrame en un acte;
20 ^ery et Bätely^ Opera suisse.
1786—1788:
yEgmonf, trag^die, hors des r^les;
,Le Tasse^ tragMie, selon les rögles.
1789: ,Le Orand-Cophte^ comödie en einq actes;*
25
1800—1806:
yPälaeophron et Neoterpe% com6die en masques,
pour une f^te;
^ Vgl. Tabelle 1 unter diesem Zeitraum.
30 * Die den folgenden Jahren angehörenden Dichtungen .Auf-
geregten' und ,Bttrgergenerar sind (ob mit Absicht?) nicht
genannt
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160 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1823
[Anenst zwischen 11 und 81, Marienbad.] [M8]
[1800—1805 Fortsetzung.]
Plusieure petites pifeces.^
,La fille naturelle^ tragMie en cinq actes; 5
1807:
^Pandore^ drame mythologique-all^goriqTie.
1810. 1811: Plusieurs po^sies d^occasion.^
10
1814: yLe Reveil d'Epimmide^ grande pifece all6-
garique.'
1819:
Hufiieurs po^siee* pour de grandes f§tes don- i»
ntes pendant la pr^sence de S. M. Plm-
p6ratrioe m^re de t. 1. R.
GJ. 15, 17—19.
1825. 90
Mai 7, Weimar. 244
E. W. die Bände 7 und 8 [der Werke Cotta«] hiebei,
mit wiederholtem Dank für die bisherigen Bemühun-
gen, übersendend, . . *
An GöttUng. — G.-Göttling 8. 7. ^b
Mai 7, Weimar. 245
[Früh?] Nebenstehendes expedirt: [Brief an] Hn
Prof. Dr. Göttling nach Jena [s. Nr. 244], mit sieben-
tem und achtem Band meiner Werke [Cotta*].
Tgb. 10, 52. 14-16. 30
* VgL Tabelle 1 unter diesem Zeitraum.
* GJ. 15, 18 gehört die vor ,Le Reveil . .* stehende Jahreszahl
1818 eine Zeile höher, vor „Plusieures Ba Hades''.
* Darunter Ma4akenKug 14, der aber noch in da« Jahr 1818
fällt 35
' Vgl. 29, 81-86.
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1826 CLAUDINB VON VILLA BELLA. 151
1826.
Februar 1. Weimar. — s. 30, 16. 31, 22—25. 32-34. 246
ISÄT.
Januar 27, Weimar. 247
6 Die letzte Abtheilimg der ^Zahmen Xenien^ die noch
zum vierten Theil gehören, geht diese Woche ab. So-
dann bereite idi die zweite Sendung/ die auch schon
zum Einpacken fertig liegt. Eß ist mir ein wunder-
bares Gefühl, wie auch dieses Qeechäf t zuzuriidcen an-
10 fängt, und wie man das vor Augen sieht, was man nicht
zu erleben glaubte.
An S. Boisserde. — Boisser^ 2, 465.
Februar 17, Weimar. 248
[Morgens] Die neue Lieferung meiner Ausgabe* noch-
15 mals durchgesehen und theilweise eingepackt.
Tgb. 11, 22, 15—17.
Februar 18. Weimar. 249
[Morgens] Fernere Correctur der zweiten Sendung.*
Tgb. 11. 22, 26 f.
ao Februar 19, Weimar. 250
Abends für mich. Die Absendung der nächsten
Sammlung* durchgedacht.
Tgb. 11, 23, 17—19.
März 12, Weimar. 251
25 [Vormittags] John die zweite Sendung* einzupacken
übergeben.
Tgb. 11, 32, 18 f.
* Die Druckvorlage für Band 6—10 der Werlce Cotta» in der
. ursprünglichen Anordnung (& 30, 2—28).
80 * s. Z. 28f. Am selben Tage wiederholte Goethe in einem
Briefe an Boiaser^e das schon Z. 7 f. Gesagte: „ . . die
zweite [Lieferung] liegt zum Einpacken bereif' (Boisserße 2,
466).
• Lieferung 2. s. Z. 28 f.
t6 * 8. Z. 28 f.; schon am 17. Februar war ein Theil eingepackt
worden (s. Nr. 248).
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152 CLAUDINE VON VILLA BELLA. XS27
April 4, Weimar. 252
[Früh?] Nebenstehendes: An Hn von Cotta die fünf
]^ände der zweiten Lieferung.^
Tgb. 11, 41, 23 f.
August 8, Weimar. 263 5
[Abends? An] Hn Rector Müller nach Friedberg, die
jClaudine' abgesendet.^
Tgb. 11, 96, 13 f.
October 24. Weimar. 254
[Vormittags] Kam die Completirung der zweiten Lie- lo
ferung von Augsburg an/ auch der erste Band voll-
ständig.
Tgb. 11, 128, 8-10.
Oetober 26, Weimar. 266
[Vormittags] Dem Buchbinder [Bauer] die zweite is
Lieferung meiner Werke [Cotta' Btmd 6 — 10], . . über-
geben.*
Tgb. 11, 128, 14—16.
» s. 161, 28 f.
* lieber diese Angelegenheit scheint sonst nichts l>ekannt; ein 20
Goncept yon Goethes Brief (falls ein solcher die Sendung be-
gleitet hat) ist im Goethe- und Schiller-Archiv nicht vorhan-
den.
* Die Aushängebogen von Band 6. 8 und 10 der Werke Cotta*;
Band 7 und 9 war schon am 15. August eingetroffen (s. unter 25
diesem Datum die .Geschwister*).
* Angeschlossen seien hier folgende Erwähnungen dieser Bände
6-10:
1827, December 4: „Die Exemplare der zweiten Lieferung
ausgepackt und an die verschiedenen Interessen- so
ten vertheilt. Auch Bauern vierzehn Exemplare
zum Heften gegeben" (Tgb. 11. 144, 13—16);
„ December 31: „Die zweite Lieferung an Ihro König-
liche Hoheiten mit kleinen Gedichten" (Tgb. 11,
156, 8-10); 35
1828, Januar 11: „Zweite Sendung meiner Werke verthei-
lend" (Tgb. 11, 163. 6 f.);
„ Januar 25: „Nebenstehendes abgesendet: [Brief an]
Hn Grafen Stemberg mit der zweiten Lieferung,
Prag" (Tgb. 11, 169, 28- 170. 1). 40
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1828 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 153
1828.
August 15, Domburg. 256
Abends . . Später ,Claudine von Villa Bella*^^ und , Er-
win und Elmire* gelesen.*
6 Tgb. 11. 262. 26-28.
1829.
April 5, Weimar. 257
Dann sprachen wir von seiner italienischen Beise^ und
er sagte mir [Eckermann], dass er iq einem seiner Briefe
10 aus Italien ein Lied gefunden, das er mir zeigen wolle.*
Er bat mich, ihm ein Packet Schriften zu reichen, das
mir gegenüber auf dem Pulte lag. Ich gab es ihm,
es waren seine Briefe aus Italien; er suchte das (le-
dicht und las:
IS „Cupido, loser eigensinniger Knabe!
Du batst mich um Quartier auf einige Stunden.
Wie viele Tag* und Nächte bist du geblieben!
Und bist nun herrisch und Meister im Hause geworden!
20
Von meinem breiten liager bin ich vertrieben;
Nun sitz' ich an der Erde, Nächte gequälet;
Dein Muthwiir schüret Flamm' auf Flamme des Herdes,
Verbrennet den Von-ath des Winters und senget mich Armen.
Du hast mir mein Gerilthe vei-stellt und verschoben;
Ich sueir. und bin wie blind und Irre geworden.
2s Du lärmst so ungeschickt, ich fürchte, das Seelcfaen
Entflieht, um dir zu entfliehn. und räumet die Hütte.**
Ich freute mich sehr über diess Gedicht, das mir
vollkommen neu erschien. „Es kann Ihnen nicht fremd
sein,'^ sagte Goethe, „denn es steht in der ,Claudine
30 von Villa Bella^, wo es der Eugantino singt.^ Ich
* Nach „gelesen" folgen in der Handschrift des Tgb. zwei
leere Seiten.
* In der .Italienischen Reise' finden wir das Lied nicht in einem
Briefe, sondern zu Anfang des „Berichts" über den Januar
36 1788 (8. WH. 24, 465).
^ Aufzug 2 Vers 650-653. 662-065. 678-681.
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154 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1829
[ApriJ 5, Weimar.] [SS7]
habe es jedoch dort zerstückelt, so dase man darüber
hinauslieset und niemand merkt, was es heissen will.
Ich dächte aber, es wäre gut! Es drückt den Zustand
artig aus und bleibt hübsch im Gleichniss; es ist in *
Art der Anakreontischen. Eigentlich hätten wir dieses
Lied, und ähnliche andere aus meinen Opern, unter
den ,Gedicliten* wieder sollen abdrucken lassen, damit
der Componist doch die Lieder beisammen hätte." Ich
fand dieses gut und vernünftig, und merkte es mir für lo
die Folget
Goethe hatte das Gedicht sehr schön gelesen; idi
brachte es nicht wieder aus dem Sinne, und auch ihm
schien es femer im Kopfe zu liegen. Die letzten
Verse: w
,,Dti lärmst so ungeschickt, ich fürchte, das Seelchen
Entflieht, um dir zu entfllehn, und räumet die Hütte"
sprach er noch mitunter wie im Traume vor sieh hin.
Mit Bckermann. — Gespräche 7, 49 f. (Bckermann 2, 69 f.)
April 8, Weimar. 258 20
Gestern Abend . . habe ich [Eckermann] die ,Claudine
von Villa Bella* gelesen und mich sehr daran erbauet.
Es ist so gründlich in der Anlage, und so verwegen,
locker, frech und froh in der Erscheinimg, dass ich den
lebhaften Wunsch fühle, es auf dem Theater zu sehen. 26
„Wenn es gut gespielt wird", sagte Goethe, „macht es
sich gar nicht schlecht." Ich habe schon m Gedanken
daa Stück besetzt, sagte ich, und die Rollen vertheilt.
Herr Genast müsste den Rugantino machen, er ist für
die Rolle wie geschaffen; Herr Franke den Don Pedro, so
denn er ist von einem ähnlichen Wuchs, und es ist gut,
wenn zwei Brüder sich ein wenig gleich sind; Herr La
Roche den Basco, der dieser Rolle durch treffliche Maske
lind Kunst den wilden Anstrich geben würde, dessen sie
* VgL Nr. 259. 36
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1829 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 155
[April 8, WeliDitr.] [258]
bedarf. „Madame Eberwein", fuhr Goethe fort, „dächte
ich, wäre eine sehr gute Lucinde, und Demoiselle
Schmidt machte die Claudine." Zum Alonzo, sagte ich,
6 müssten wir eine stattliche Mgur haben, mehr einen gu-
ten Schauspieler als Sänger, und ich dächte, Herr Oels
oder Herr Graif würden da am Platze sein. Von wem ist
denn die Oper componirt, und wie ist die Musik? „Von
Reichardt", antwortete Goethe, „und zwar ist die Musik
10 vortrefflich. Nur ist die Instromentirung, dem Ge-
schmack der früheren Zeit gemäss, ein wenig schwach.
Man müflste jetzt in dieser Hinsicht etwas nachhelfen
und die Instrumentirung ein wenig stärker und voller
machen. Unser Lied: Cupido, loser eigensinniger Knabe
16 etc. ist dem Componisten ganz besonders gelxmgen."*
Es ist eigen an diesem Liede, sagte ich, dass es in eine
Art behaglich träumerische Stimmung versetzt, wenn
man es sich recitirt. „Es ist aus einer solchen Stimmxmg
hervorgegangen", sagte Goethe, „und da ist denn auch
20 mit Recht die Wirkung eine solche."
Mit Eckermann. — Gespräche 7, 67--09 (Eekermann 2,
81 f.).
18SO.
December 17. Weimar. 259
26 Mittag Dr. Eckermann, welcher die Sammlung der auß
den Opern ausgezogenen und ausrangirten Lieder
brachte.^
Tgb. 12. 345. 11—13.
^ Goethe nennt das Lied ..unser**, da er mit Eckermann schon
30 am 5. April (s. Nr. 267) und am 6. über dasselbe gesprochen
hatte.
* Eckermanns Gespräche enthalten Über diese Unterhaltung
nichts. Die Sammlung der Lieder (vgl. 154, 6—11) wurde In
Band 7 der .Nachgelassenen Werke' aufgenommen unter dem
36 Titel ,Lieder für Liebende*, mit der gewiss noch von Goethe
selbst herrührenden Bemerkung: „Für die Zwecke des Com-
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156 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 1831
1831.
Jutti 7, Weimar. 260
. . ich finde mich in dem Falle, . . mancherlei poeti-
ponisten und Sängers neu zusammengestellt'' (W. 5 (1), 3);
es sind« alphabethlsch nach den Dichtungen und den Lied- &
Anfängen geordnet, folgende Lieder:
I. ,C1 a u d i n e von Villa Bella'.
1. nCupido, loser eigensinniger Knabe!'' (Aufzug 2.)
2. „Es erhebt sich eine Stimme" (Aufzug 1).
3. ,Jn dem stillen Mondenscheine'* (Aufzug 2). lo
4. „Lebet wohl, geliebte Bäume!" (Aufzug 2.)
5. „Mit Mädchen sich vertragen" (Aufzug 1).
IL ,E r w i n und E 1 m i r e'.
6. „Ein Schauspiel für Götter" (Aufzug 1 Auftr. 1).
7. „Höret alle micli, ihr Götter" (Aufzug 1 Auftr. 2). 16
8. „Hörst du, er hat geschworen" (Aufzug 1 Auftr. 2).
9. „Ihr verblühet, süsse Rosen" (Aufzug 2 Auftr. 1).
10. „Mit vollen Athemzügen" (Aufzug 2 Auftritt 6).
11. „Nein, nein, ich glaube nicht" (Aufzug 1 Auftr. 1).
12. „Sie liebt mich!" (Aufzug 2 Auftritt 8.) 20
13. „Sieh mich, Heil'ger, wie ich bin" (Aufzug 2 Auf-
tritt 8).
14. „Welch ein Lispeln, welch ein Schauer" (Aufzug
2 Auftritt 1).
15. „Wie schön und wie herrlich, mm sicher einmal" 25
(Aufzug 1 Auftritt 1).
HL ,J e r y und B ä t e 1 y*.
16. „Endlich! endlich darf ich hoffen!" (W. 12, 28.)
17. „Es rauschet das Wasser" (W. 12. 7).
18. „Es war ein fauler Schäfer" (W. 12, 12). 30
19. „Nicht so eilig, liebes Kind!" (W. 12, 16 f.)
IV. ,L i 1 a*.
20. „Auf, aus der Ruh! auf, aus der Ruh!" (Aufzug 4.)
21. „Feiger Gedanken" (Aufzug 2).
V. ,S c h e r z , L i s t u n d R a c h e'. S5
22. „Gern in stillen Melancholien" (Aufzug 2).
23. „Nacht, o holde! halbes Leben!" (Aufzug 4.)
VI. .Der Zauberflöte zweiter Thell*.
24. „An der Seite der Gellebten" (W. 12, 213).
25. „Schauen kaun der Mann und wählen!" 40
(W. 12, 200.)
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1831 CLAUDINE VON VILLA BELLA. 157
[Juni 7, Weimar.] (360]^
sehe, litterarische, naturhistorische Schriften als Sup-
plement zu meinen bisher herausgegebenen Werken
[Cotta*] zu arrangiren.^
An Marianne Willemer. — G.-Willemer S. 306.
September 16, Weimar. — s. Nr. 848. 260 a
Die Worte »»ausgezogenen undausrangirten** (155, 26>
bedeuten wohl: dass Eckermann bereits aus den sämmtllcben«
den Singspielen entnommenen Liedern eine Auswahl des ihm
10 passend Scheinenden zu einer Gruppe vereinigt, ,,ausraiigirt'*
hatte. Thatsächlich enthält die Gruppe »Lieder für Liebende'
nur einen Tbeil der in den Singspielen befindlichen Lieder.
^ Die 20 Bände des Nachlasses, die sich während des ersten
Jahrzehnts nach Goethes Abscheiden, unmittelbar an die 40
15 Bände der Werke Ootta' anschlössen, brachten, zum Theil
noch auf Goethes eigene Anordnung, in Band 1. 2 und 17
(Werke Cotta' Band 41. 42. 57) von dramatischen Dichtungen,,
darunter auch blosse Schemata und Bruchstücke, folgende
(die Zahlen in geben Band und Seite der Werke N. an):
20 1. Claudine y. Villa Bella (erste Fassung, 17, 143—218);
2. Erwin und Elmire (erste Fassung, 17, 101—141);
3. Faust, zweiter Theil (Band 1);
4. Faust, Paralipomena (17, 264—282);
5. (beschichte Gottfriedens von Berllchingen (2, 1—231);
25 6. Götz von Berllchingen (für die Bühne bearbeitet, 2,
233—450);
7. Hanswursts Hochzeit (17, 257—263);
8. Iphigenie auf Tauris (in Prosa, 17, 25—99);
9. Natürliche Tochter (17, 295—304);
30 10. Nausikaa (17, 309-320);
11. Neueröffnetes Puppenspiel (2 ältere Scenen aus dem
,Jahrmarktsfeflt*, 17, 253—256);
12. Pandora (17. 305-308);
18. Tragödie aus der Zeit Karls des Grossen (17, 283—294);
36 14. Ungleichen Hausgenossen (17, 219—252);
15. Wette (17, 1—23).
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C 1 a V i g 0.
Handschriften: sind nicht bekannt.
Erster Druck: 1774, unter dem Titel ,Claviga. Ein Ti-auerepiel
von (}dthe. [Holzschnitt- Vignette: zwei nackte Knäbchen
(nach W. 11, 397 sind es ,,Engers dann aber jedenfalls 5
flügellose) sitzen im Gespräche unter einem Palmbaum,
von dem das eine Früchte pflückt; im Hintergrund eine
Cumuluswolke.] Leipzig, in der Weygandschen Buch-
handlung. 1774'.
Es gibt sechs unter einander verschiedene Drucke, lo
vgl. Bemays S. 46—65.
Zweiter Druck: 1787, Schriften 3, 137—248.
DriUer Druck: 1807, Werke Cotta» 5, 375—451.
Vierter Druck: 1816, Werke Cotta* 6, 381-^58.
Fünfter Druck: 1827, Werke Cotta« 10. 49-124. 16
Weimarer Ausgabe: 1892, W. 11, 47—124 und 897—406; wegen
der Stellung vgl. 98, 25—29.
Uebersicht der Aufführungen
I. unter Bellomo in Weimar:
1. 1786 Febraar 3. | 4. 1787 November 19. 20
2. ^ März 8. 1 5. 1789 Man 10.
8. 1786 Februar 16. | 6. 1791 Februar 7.
l.*21792 Januar 7 in Weimar.
2. 1808 „ 22 in Weimar.
3. „ Aprü 26 in Weimar.
4. „ Aogiut 11 in Lanchstädt.
6. . • 24 in Rndolstadt.
II. unter Goethes Leitung:
6. 1804 Januar 21 in Weimar.
7. 1806 März 1 in Weimar.
8. 1806 „ 16 in Weimar.
9. 1809 „ 8 in Weimar.
[1817 April 23, — vgl. Nr. 326.]
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1774 CLAVIGO. 159
Mal 28, Frankfurt. 261
Sobald einige Dinge* von mir, die fertig liegen, ge-
druckt sind, schick* ich sie Ihnen, oder meld' es wenig-
5 stens, . .
An Klopstoek. — Br. 2. 162. 20-22.
]Junl 1, [Frankfurt] 262
Dann' hab' ich ein Trauerspiel gearbeitet ,C 1 a v i -
go*, moderne Anekdote dramatisiit mit möglichster
10 Simplicität und Herzenswahrheit; mein Held ein xmbe-
stimmter, halb gross, halb kleiner Mensch, der Pendant
zimi Weisungen im ,Qötz^, vielmehr Weislingen
selbst in der ganzen Rundheit einer Hauptperson; auch
finden sich hier Scenen, die ich im ,Götz', imi das Haupt-
16 Interesse nicht zu schwächen, nur andeuten konnte.*
An Schönbom. — Br. 2, 171, 25-172, 6.
Juni 22, [Frankfurt.] 268
Was ich drucken lasse ist: ,Die Leiden des
jungenWerthers', Geschichte, und , C 1 a v i g o ',
90 ein Trauerspiel. Das sind zwar nur Titels, ist unterdess
zur Nachfrage.
An Boie. — Br. 2. 170, 3—5.
?Juni 28, Wiesbaden. — s. 73, 10. 264
' Die im Register Br. 7, 470 (mit einem ?) auf ,Clavlgo* be-
iß zogene SteUe aus Goethes Brief an Kästner vom 15. Septem-
ber 1773 8. Anhang I; sie kann sich, wie Nr. 311 beweist, un-
möglich auf ,Clavigo* beziehen (ebenso wenig kann, wie im
Register geschehen, Br. 2, 162. 18 und 171, 16 auf das Stück
bezogen werden).
30 Sachlich gehören in den Mai 1774 Nr. 308. 309. 311. 380.
385. 336. 338.
' ,Werther* (vgl. Epos 2, 504. 28) und von den dramatischen
Dichtungen jedenfalls ,Clavigo\ vgl. Z. 8 f.
• Nach den »Leiden des Jungen Werthers*.
85 * Besonders die Darstellung des Sohmerzes der verlassenen
Geliebten.
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160 CLAVIGO. 1774
JuU 16, Ems. 265
^[Abends.] . . ass mit Goethe auf meinem Zimmer zu
Nacht. ,Clavigo^, der Hauptsache nach, ohne den Tod,
eine wahre Geschichte; und sogar die Namen der Per-
sonen wahre Namen — 6
Mit Lavater. — 8dG6. 16, 301, 30—33 (Lavaters Reise-
Tagebuch).
] [August] 14, [Frankfurt.] 266
Schick doch Jxmg einen ,Clavigo*.-
An F. H. Jacobi. — Br. 2, 183, 15 f. lo
?] [August Mitte, Frankfurt.] 267
Schick^ mir mit Messgelegenheit all meine Schreibe-
reien zurück.'
An Lavater. — SdGG. 16, 36, 3 f.
] [August 20? Frankfurt] 268 u
Hat Hohenfeld einen ,Clavigo*?
An Sophie v. La-Roche. — Br. 2, 185, 16 f.
* Den Tag über hatte Lavater, mit dreimaliger Unterbrechung,
das Stück gelesen (s. SdGG. 16, 300, 30—32. 35), und zwar in
der Handschrift, der Druck erschien erst einige Wochen spR- 20
ter; vgl. Z. 22—33 und Nr. 267.
* Am 13. war Goethe von seiner Rheinreise zurückgekehrt,
auf der er Jacobi kennen gelernt hatte. „Da In diesem Briefe
sonst einer Sendung der Exemplare des ,Glayigo' nicht Er-
wähnung geschieht, auch nicht anzunehmen ist, dass Goethe 25
solche bereits nach Düsseldorf mitgebracht, wo Ja sein Freund
Jung nicht leer ausgegangen, auch eine briefliche Erörterung
über das Stück [vgl. Nr. 269] durch mündlichen Austausch
der Ansichten ersetzt worden sein würde, so muss er zu Ems
wenigstens einen Theil der Freiexemplare oder die Nachricht so
von der Ankunft derselben erhalten, und von hier aus sofort
einige Exemplare an Jacobi gesandt oder die Uebersendung
derselben durch seine Eltern veranlasst haben'' (Düntzer:
Freundesbilder S. 137 f.).
Jacobi folgte wohl Goethes Aufforderung; jedenfalls hatte S6
Jung das Stück bereits gelesen, als Jacobi Goethen antwor-
tete, wie aus dessen Erwiderung 162, 11 f. hervorgeht
* Nach Funck war unter diesen vielleicht auch die Z. 18—20
genannte Handschrift des .Clavigo* (vgl. SdGG. 16, 390 zu
36, 4). 40
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1774 CLAVIGO. 161
lAugust 21, [Frankfurt] 269
Dass mich nun die Memoires des Beaumarchais, de cet
avanturier frangois, freuten, romantische Jugendkraft
in mir weckten, sich sein Charakter, seine That mit
5 Charakteren und Thaten in mir amalgamirten, und so
mein ,Clavigo^ ward,* das ist Glück, denn ich hab* Prende
gehabt drüber, und was mehr ist, ich fordre das kri-
tischste Messer auf, die bloss übersetzten Stellen^ abzu-
^ In dem Goethe sich selbst nicht mir in Clavigo darstellte,
10 sondern auch in Carlos und Beaumarchais, wie er es früher
in Weisungen und Götz, später in Faust und Mephisto-
pheles, in Tasso und Antonio gethan hat
' Aus der vierten der Denkschriften, die Beaumarchais in der
ersten Hälfte Februai-s 1774 veröffentlicht hatte unter dem
16 Titel: ,Quatriöme memoire ä consulter pour Pierre- Augustin
Caron de Beaumarchais, Ecuyer, Conseiller-Secr^taire du
Roi, Lieutenant-G6ni6ral des Chasses &c. Accusö de corrup-
tlon de Juge, contre M. Goezman^ juge, accus6 de suboma-
tion et de faux; Mme Goezman, et le sleur Bertrand, accu-
20 s^s; les sieurs Marin, gazetier; d'Amaud-Baculard, eonseiller
d*ambassade; et consorts* (nach WH. ö, 120, mit Verbesse-
rungen nach Band 3 S. 323 der ,Oeuvres complötes*, Paris
1809). Eine Uebersetzung des. hier allein in Frage kommen-
den, Abschnitts dieser vierten Denl^schrift, der den Titel führt
26 ,Ann^ 1764. Fragment de mon Voyage d'Espagne'. gaben:
1. Friedrich Heinrich Jaoobi im ,Teut8chen Merlcur* 7 (2),
153—213, vom August 1774, unterzeichnet: W. S. J., ohne in
seinem Vorbericht Goethes Dichtung zu nennen;
2. ein Anonymus in dem selbst ständigen Büchlein ,Die
80 wahre Geeehichte des Clavigo. Aus dem Französischen der
Memoiren des Hei-m von Beaumarchais übersetzt Hamburg,
in der Heroldisohen Buchhandlung. 1774*; in der Vorrede,
die den Beifall hervorhebt, dessen Goethes Dichtung sich er-
freue, heisst es S. 5: „Ueberdem wird man hieraus das Ver-
86 dienst des Herrn Goethe um sein Stück näher bestimmen
können, da ich, wo er bloss übersetzt hat seine Worte ganz
beibehalten habe" (das ist Jedoch nic^t genau durchgeführt).
Die übersetzten Stellen in Act 2 u. 4 (W. 11, 63—78. 113. 24—
114, 5) sind in WK. 8, 369-379 namhaft gemacht - Vgl.
40 auch 176, 20-22. 187, 17—21.
Grfif, Goethe über s. Dichtangen. T. U, B. 1. 11
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1Ö2 OLAVIGO. 1774
[Aoffost 21, [Frankftirt] [869]
trennen vom Ganzen^ ohn' es zu zerfleischen, ohne tödt-
liche Wunde (nicht zu sagen der Historie) sondern der
Structur, Lebensorganisation des Stücks zu versetzen!
Also — Was red' ich über meine Kinder, wenn sie leben, 6
80 werden sie fortkrabeln unter diesem weiten Himmel.
Aber wer auch für's Publicum Kinder machte! Damit
er hörte, que ce cul est tire enpartiedu Huron de Mr.
de Voltaire.^ . . .
10
Jung* ist nicht der erste, der zweifelt, ob das Stück
von mir ist? Immer zu. Ich hoffe auf gute Tage wieder
eins zu machen, und wieder so ohne Rücksicht, ob's
schaden möge meinem Euhm oder aufhelfen pp.
An F. H. Jacobi. - Br. 2, 187, 8-22. 188, 17-20. 15
] [August Ende, Frankfurt.] 270
Hier den Franzosen auf den Deutschen. Heut oder
morgen gibt's noch ,Clavigos'.'
An Jobanna Fablmer. — Br. 2, 193. 21—23.
1775. 20
März 21. [Frankfurt] 271
An Cannabich ist ,Clavigo^ fort.*
An F. H. JacoW. — Br. 2. 247, 7 f.
^ In dessen satiriscber Erzählung ,L*Ing6uu'.
* VgL Nr. 206. 26
* Das belsst: Exemplare zum Yertbeilen; ein Exemplar des
„Deutseben" «roetbes .Clavigo*) hatte sie schon; hiermit
sondte er ihr den „FFanzosen.'S worunter doch wohl das 161,
16 genannte französische Original zu verstehen ist, oder, wie
Urlichs (G.-Fahlmer S. 57 Erl. 3) vermuthet, die TJebersetz- so
ung JacoblB (s. 161, 26 f.).
* Goethes Briefe an Cannabich In Mannheim sind nicht be-
kaimt. Jacobi, der ihn während seines Aufenthaltes in Mann-
heim (Febmar 1775) gesehen haben wird, hatte vermuthUch,
bei seiner Rückreise über Frankfurt, Ende Februar oder An- 35
fang März mit Goethe von dieser Angelegenheit gesprochen.
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1779 CLAVIGO. 163
1779.
December 22 und 23, Mannheim. 272
Den 21. [December] kamen Goethe und der Herzog
von Weimar hier [in Mannheim] an. ... Den 22. war
6 Goethe zu Ehren freier Eingang für jedermann, und
,Clavigo*. Er Hess um 4 Uhr vor der Komödie mich
[Iffland] zu sich bitten. „Liegt Ihnen etwas daran",
sagte er, „so versichere ich Ihnen meine ganze Bewun-
derung. Mit 80 viel Wahrheit und Delicatesse sah ich
10 seit Ekhof nicht spielen.^ Folgen Sie meinem ßath:
spielen Sie entweder, oder: immer das Aeusserste, das
niedrigst Komische und höchste Tragische. ... ich wun-
dere mich, dass Sie so jung sind imd Resignation genug
haben. Alte zu spielen. Wenn ich vierzehn Tage da-
15 bliebe, so wollte ich Ihretwegen den ,Cid^ von Corneille
umarbeiten, so gefallen Sie mir. Adieu. Ich empfehle
Ihnen den Carlos." Ich sprach ihn den Tag nach ,Cla-
vigo' [23.] bei Herrn von Dalberg, und er war mit mei-
nem Carlos sehr zufrieden. Ein bissehen zu geschwinde
«0 wäre ich gewesen, meinte er.
Mit Iffland. — Gespräche 1. 61.«
1781.
VJanuar 25. [Weimar.] 273
Der schönen Gräfin hab' ich das Trauerspiel ge-
u schickt.*
An d. Herzog Karl August. — Br. 5, 40. 14 f.
^ Goethe hatte am 13. Januar 1778, bei der Aufführung von
Cumberlands .Westindier*, die in Weimar bei Hofe veran-
staltet wurde, neben Ekhof mitgewirkt (vgl. Riemer 2, 55 f.).
so Bei der ersten AnfTühruDg des ,Clavigo* In Gotha, am 16. März
1776, spielte Ekhof den Saint George; Goethe scheint dieser
Vorstellung nicht beigewohnt zu haben, während die Her-
zogin Louise von Weimar anwesend war (vgl. auch Schwei-
tzers Brief G.T. 2, 386 f. und den Gothaer ,Theater-Kalender
85 auf das Jahr 1778' S. 4, Schluss des Aufsatzes ,.Kelne Rolle
Ist klein").
' Aus Ifflands Brief an se'nen Bruder vom 29. December 1779,
Westermanns Deutsche Monatshefte (September 1869) 26. 592.
■ Gräfin Louise v. Werthem - Xeunheilingen. Nach dem Re-
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164 CLAVIGO. 1782
178«.
März 2, [Weimar.] 274
Hier schick* ich das französische deutsche Theater.
Vou8 y trouveres une tragedie d'un Mr. Ooethe, qui s'est
acquis une grande renommie par ses ecrits . .* s
An Ch. V. Stein. — Br. 6, 274, 5-8.
1785.
März 4, [Weimar.] 275
Heute Abend bringt mich die leidige Probe des ,Cla-
vigo^ lim ein paar gute Stunden mit Dir.^ la
An Ch. V. Stein. — Br. 7. 20, 14 f.
1786.
•][Juni 28, Weimar.] - 8. 104, 3. 276
gister Br. 7, 470 ist die Beziehung sicher; E. t. d. Hellen be-
merkt mit Recht unter Hinweis auf Br. 5, 210, 8 f., es i»
brauche „kein Drama Goethes gewesen zu sein, das der Her-
zog für seine Freundin erbeten zu haben scheint'* (Briefe
vdH. 2, 47 Erl. 2).
^ ,NouTeau thßätre allemand. [Auf dem Schutztitel folgt hier
noch der Zusatz: ,ou recueil des plöces Qui ont paru avec 20
succ^ sur les Th^Atres des Capitales de TAUemagne*.] Par
M. Frledel, Profeseeur en survivance des Page» de la grande
Ecurie du Roi. Paris. M. DCC. LXXXII'; in Band 1 folgt
auf eine Histoire abregt du th^tre allemand und Lessings
.Emilia Galotti* Goethes .Clavijo*; Band 3 (nicht 2) enthält «*
Weisses ,Atr6e et Thyeste*, Wezeis .Le voilÄ prls! le voilä
pris!* und Goethes ,Stella, drame pour les ämes almantes*.
Der Ausdruck „une tragedie" (Z. 4) lässt vermuthen, dass
Goethe nur Band 1 oder 1 und 2, nicht auch Band 3 schickte.
« Vgl. 158, 21 (Aufführung 2). y^
' Nur ganz entfernt bezieht sich auf ,Clavigo* Goethes Brief
an Ch. V. Stein 1786 Januar 26, au» Gotha: „Der Theater-
Kalender, den ich gelesen, hat mich fast zur Verzweiflung ge-
bracht; Du kannst Dir da^ Elend denken, Secken-
dorffs Prolog des Improvisators Vulpius Lob-Gedichte auf 3S
Herrn Kunst [Goethe schreibt Irrthtimlich: Kurz] . . machen
die Gedichte aus" (Br. 7, 170, 17 f. 171, 20-24); Reichardts
Kalender auf 1786 enthält S. 13 f. einige Verse von (Goethes
späterem Schwager ,An Herrn C. F. K. Kunst als Clavigo.
Weimar 1785*. 40
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1786 CLAVIGO. 165
Juli 6, Weimar. — s. Nr. 146. 276a
August 27, [Karisbad.] 277
Mehr [von Zeichnungen] soll folgen und noch mehr,
sobald ich meine vier Bände [1 — i der Schriften] ein-
5 gesiegelt habe. . . .
Ich bleibe noch acht Tage und so lang hab' ich noch
zu thun; Herder hilft mir treulich,'^ noch wird an ,Iphi-
genien^ viel gethan. Es macht sich, und ich hoffe, es soll
leidlich werden.
10 ... Eh' ich von hier weg gehe, schreib' ich Dir noch
und hoffentlich mit freier Seele, dass alles abgetfaan ist.^
An Ch. V. Stein. — Br. 8. 8, 16 f. 21—9, 3. 9-11.
]AugU8t 30, [Karlsbad.] 278
Sonst sind wir fleissig, Herder hilft treulich, und bis
16 den Sonnabend [2. September] ist alles [Schriften Band
1 — 4] fertig; mir wird recht wohl sein, wenn ich im
Wagen sitze.' Zuletzt ward's zu toU, das Pensum war zu
gross.
An Ch. V. Stein. — Br. 8. 9, 24— 10, 4.
so September 1, [Karlsbad.] 279
Die vier ersten Bände [der Schriften] recht auszu-
putzen hat noch viele Mühe gemacht; sogar ,Iphigenien'
nehm* ich noch auf die Beise mit. Herder hat sehr
treulich geholfen, . .
85 • An Oh. V. Stein. — Br. 8, 11, 9-11.
September 2, Karlsbad. — s. 105, 2-~4. 279 a
September 2, Karlsbad. — 8. 105, 22-25. 280
] [September 2, Karlsbad.] 281
3. Bringt Dir Vogel 4 versiegelte Packete mit, worin
80 die vier ersten Bände meiner Schriften bis auf einige
» Vgl. 105, 8. 32.
' Als Vorlage für den zweiten Dnu^ benutzte (voethe nicht
die Originalausgabe, sondern den fehlerhaiften Himburg-
schen Nachdruck in Theil 2 von ,D. Goethens Schriften* (Ber-
85 lin 1775).
* Auf der Reise nach Italien, vgl. 105, 33.
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166 CLAVIGO. 1786
][Bept«mber 2, KarUbad.] [281]
Ausnahmen^ enthalten sind, die zwei ersten Bände gibst
Dil an Göschen, sobald er sie verlangt, gegen die ersten
100 Louisd'or hin, . ^
An Seidel. — Br. 8, 17, 5-9. 5
September 2, Karlsbad.' 282
Ich bin auch sehr fleissig gewesen, und die vier ersten
Bände meiner Schriften sind in Ordnung.
An Fr. v. Stein. — Br. 8, 21, 17—19.
1787. 10
Januar 13, Rom. — 283
8. ,Iphigenie auf Taurls* ugD. (an Kayser.)
Januar 25, Rom. 284
. . habe die Güte, nun die letzte Hand an meine Werk-
lein zu legen,* . . 15
An Herder. — Br. 8. 151. 24—162, 1.
Februar 6, Rom. — 285
8. 4pbigenle auf Tauris* ugD. (an Kayser.)
Februar 17, Rom. — 286
8. Jpbigenle auf Taurls* ugD. (an €h. v. Stein.) ^q
] Februar 17, [Rom.] 287
Mit der nächsten Post schicke ich ein Verzeichnis«,
wie die Exemplare meiner Werke [Schriften Band 1^ — 4]
ansgetheilt werden sollen, die mir GMischen zu geben
hat.' Deine Frau mit Frau von Stein wird sich der Dis- «5
tribution annehmen. •
An Herder. — Br. 8, 188, 25-28.
^ Zu Band 1 die ,Zueignung an's deutsche Publicum* (Tgl.
Epos 1, 57 Nr. 129. 130); zu Band 3 Jphigenle auf Tauris*.
' Diesen, auf ein besonderes (lediglich die »Schriften* betreffen- so
des) Blatt geschriebenen Bemerkungen fügte Goethe, gleich-
falls am 2. Septeinber, einen Brief an Seidel bei, in dem es,
übereinstimmend mit 165. 29 f., heisst:
„NB. Die vier ersten Bände meiner Schriften
bringt auch Vogel mit" (Br. 8, 19, 3 f.). 35
■ Zur Datirung vgl. Br. 8, 390 zu Nr. 2505.
* Durchsicht der Druckvorlagen und Ueljerwachung des
Drucks der Schriften Band 1—4 (theilweise schon geschehen).
• Dieses Verzeichniss, abgesandt am 24. (vgl. Nr. 290), wird im
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1787 CLAVIGO. 167
Februar 20, Rom. -- s. 108, 19 f. 109, 12-26. 288
Februar 20. Rom. 289
Frau von Stein und Frau Herder werden be&timmen,
wie die ankommenden Exemplare meiner Schriften
6 [Band 1 — 4] ausgetheilt werden sollen.* Laßs sie nach
ihrer Anweisung durch S u t o r n herumtragen, überall
mit einer Empfehlung.
An Seidel. — Br. 8. 201, 12-16.
IFebruar 24, [Rom.] 290
10 [Brief an] Frau von Stein, eingeschlossen an Her-
dem die Erklärung an's Publicum [s. Nr. 154], inglei-
chen wie die Exemplare [der Schriften Band 1 — t] aus-
getheilt werden sollen.^
Brieftabelle 1787. — Br. 8, 419. 10-12.
16 Wesentlicben übereingestimmt haben mit folgender Liste, die
sich in einem Notizheft Goethes aus dieser Zeit findet:
„W em Exemplare bestimmt sin d.**
[14.] 3 SeideL
[16.] Hof^ath Voigt.
[16.] Bertaeli.
[17.] Fraa v. Selutrdt.
[18.] CtöchhAiueD [FrL t.]
[19—21.] die 8 Hofdamen [Prao y.
Wedel, FrL v. Waldner,
Frl. T. BiedeMl].
[39.] Sehröfter [Cerona].
[28.] 6 Matter.
[94.] 1 Kestner, Hannover.
[36.] 8 Born.
[1.] Herzog [Karl Angast].
[2.] Heraogio, Regierende [Loife].
90 [&] Hersogin Matter [Anna Amalia].
[4.] Prinz Constantin.
[6.] Herder.
[6.] Die Kinder [Herders].
[7.] Fraa v. Stein.
36 [d.] FriU [v. Stein].
[9.] WieUnd.
[10.] Knebel.
[11.] V. Fritsch.
[19.] Sehnaass [ChrUt. Friedr.].
SO [18.] Schmidt [Joh. Christoph].
Erich Schmidt ffigt hinzu: „1788 wurden in Rom be^
schenkt: AngeUca (ein ExemiHar in rothem Saffian wie be
kannt [vgl. Nr. 299]), Reiffenstein, Hackert, „des Herrn Sena-
tors Excellenz" (Principe Abondio Rezzonico), Lips. Ausser
S6 den Genannten «riod noch Folgende bedacht: Miss Gore, Frau
Schulthess, Frau Bohl, Frau v. Staff, Frau ▼. Lichtenberg,
Frau V. Imhoff. Goethe verfügte Über 40 Freiexemplare. Ein
Exemplar auf hoUändischem Papier in Saffian . . erhielt
Herder, ausser einem Exemplar auf Schreibpapier, „aus Kr-
40 kenntlichkeit" vou Göschen*' (SdGG. 2, 443 f. zu 848, 9).
* Vgl. Z. 17-80 und 166, 26 f.
• Vgl. Z. 17-30.
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168 CLAVIGO. 1787
Mai 25, Neapel. 291
Mich verlangt von der Ausgabe der vier ersten Theile
[Band 1 — i der Schriften] zu hören.*
An Ch. V. Stein. — Br. 8, 218, Of.
Juli 14. Rom. 2d2 ^
Sagen Sie mir ein Wort über naeine Schriften [Band
1 — 4]. Ee freut mich gar sehr, in der Feme einen Wi-
derklang zu höreiL*
An Kayser. — Br. 8, 238, 7—9.
August 11. Rom. — 8. Nr. 158. 292a lO
August 15, Rom. — a 111, 14—16. 298
September 11. Rom. 294
Bringen Sie doch auch ein Paar Exemplare von mei-
nen Werken [Schriften Band 1 — 4] mit.*
An Kayser. — Br. 8, 257, 8 f. 16
September 22, Rom.« 295
Heute war mir ein sehr merkwürdiger Tag. Briefe
von vielen Freunden, von der Herzogin Mutter, Nach-
richt von meinem gefeiten Geburtsfeste und endlich
meine Schriften [Band 1 — 4]. 20
Es ist mir wirklich sonderbar zu Muthe, dass diese vier
zarten Bändchen, die Resultate eines halben Lebens,
mich in Rom aufsuchen. Ich kann wohl sagen: es ist
kein Buchstabe drin, der nicht gelebt, empfunden, ge-
nossen, gelitten, gedacht wäre, und sie sprechen mich 26
nun alle desto lebhafter an. Meine Sorge und Hoffnung
ist, dass die vier folgenden nicht hinter diesen bleiben.
Idi danke Euch* für Alles, was Ihr an diesen Blättern
* Göschen an Bertuch Juni 20: „Seidel soll künftige Woche
Goethens Freiexemplare haben" (GJ. 2, 408). ao
* Diese Briefstelle wird Br. 8, 399 als .«unmittelbarer Eiuacbub**
bezeichnet.
* VfL 118. 81- 114, 80.
* Wegen der Datirung vgl. Epos 2. 557, 29— 558, 29.
* Herdem. an den der Brief ursprünglich gerichtet war, der 35
sich Jetzt an die Weimarer Freunde insgesammt wendet.
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1787 CLAVIGO. 169
(September 92, Rom.] [295]
gethan habt, und wünsche Euch auch Freude bringen zu
können. Sorgt auch für die folgenden mit treuen Her-
zen!
5 Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (un-
ter oWgem Datum). — WH. 24, 3Ö9.
September 28. Fraacati. 2M
Haben Sie doch die Güte, Miss Gore ein Exemplar
meiner Schriften [Band 1 — 4] zu schicken.
10 An den Herzog Karl August — Br. 8. 262, 16 f.
October 1, Fraacati. — s. 112, 20. 296 a
October 5. Albano. — s. Nr. 165. 296 b
October 24, Rom. — s. Nr. 166. 296 c
] [October 27, Rom.] 297
16 Ich kann nicht sagen, dass der Anblick der drei Exem-
plare meiner Schriften [Band 1 — 4], welche zur rechten
Zeit^ in Eom anlangten, mir grosses Vergnügen verur-
sacht hatte. Das Papier scheint eher gutes Druckpapier
als Schreibpapier, das Format schwindet bei'm Beschnei-
so den gar sehr zusammen, die Lettern scheinen stumpf,
die Farbe ist wie das Papier ungleich, so dass diese
Bände eher einer ephemeren Zeitschrift als einem Buche
ähnlich sehen, das doch einige Zeit dauern sollte. Von
ohngefahr war ein Exemplar der Himburgischen Aus-
85 gäbe hier, welches gegen jene wie einem Dedications-
Exemplare ähnlich sah.* Diess ist nxm aber geschehen
und nicht zu redressiren. Auch finde ich in einigen
Stücken, die ich durchlaufen, Druckfehler und Auslas-
sungen, kann aber nicht entscheiden, ob es am Manu-
80 Scripte oder am Corrector liege.
^ Vgl. 168, 16-20.
* Von Hlmburgs dritter Sammlung heisHt es bei Bemays S.
23 f. Anm. 22 mit Recht: „Die Ausstattung muss man im
Sft Ganzen eine schickliche nennen; sie hätte bei manchen der
späteren rechtmässigeo Ausgaben zum Vorbild dienen dür-
fen".
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lü
170 CLAVIGO. 1787
]fOctober S7, Rom.] [397]
Sie haben nach dem Contracte das Recht, zugleich
mit dieser Ausgabe eine bessere auf holländisch Papier
zu machen; Sie schreiben mir, dass Sie nun die 4 ersten
Bände noch einmal setzen lassen und nach und nach
mehrere Exemplare wollen abdrucken lassen. Ich sehe
dieses als jene bedungne Ausgabe an und erwarte die
stipulirten Exemplare. Zugleich auch die Zahl der über-
haupt abgedruckten und abzudruckenden Exemplare. Ich
gedenke Sie, da hierüber nichts bedungen ist, nicht ein-
zuschränken, es ist dagegen aber auch billig, dass diese
Auflage sich nicht in's unbestimmte erweitre.^
Richten Sie es doch, bei dem neuen Abdruck der vier
ersten Bände, so ein, dass die Liste der Pränumeranten i5
vor den vierten Band kommt,^ und lassen die Excom-
munication des Nachdruckers weg, die mir vor der ,Zu-
eignung* sehr unerwartet aufgefallen ist.
An Göschen. — Br. 8, 277, 9 —24. 278, 7—18. 280, 24-28.
October 27, Rom. 298 so
Lass die sechs Exemplare [Schriften Band 1 — 4] nur
liegen, ich habe keinem auswärtigen Freunde eines ge-
geben. Wie viele müsste ich da austheilen!
An Seidel. — Br. 8, 282, 18-20.
October [29?], Rom.« 299 26
Das Sa#ianexemplar [der Schriften Band 1 — i] ist
angelangt; ich haV es der Angelica [B^auffmann] ge-
geben.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Oc-
tober, Correspondenz, unter October 27). — WH. 24. 421. so
* Zu diesem Absatz vgl. die Briefe von Bertuch an Göschen
November 19, Seidel an Göschen December 17 (Br. 8, 409 f.),
und Göschen an Bertuch November 22 und 28 (GJ. 2, 404—
406).
= Statt vor Band 1, wo jetzt das „Verzeichnlas der Subscri-
benten" stand.
* Wegen der Datirung vgl. WH. 24, 870.
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1788 CLAVIGO.
171
1788.
Januar 25, Rom. — s. 119, 9.
299a
Februar 9, Rom. - s. 121, 20-24.
300
1789.
5 'Juni 22, Weimar. —
301
s. »Torquato Tasso' ugD. (An Göschen.)
1791.
'Juli 4, Weimar. — s. Nr. 201. 302
180S.
10 Mai 1, Weimar. — s. 68, 5. 303
1806.
Februar 24, Weimar. — b. Nr. 543. 303 a
Juni 20, Jena. — s. Nr. 209. 303 b
?Juli 17. 29. 31, Karlsbad. — s. Nr. 210—212. 303 c— e
15 August 18, Jena. — s. Nr. 213. 303 f
August 19, Jena. — s. 186, C. 304
?September 2, Weimar. — s. Nr. 215. 304 a
Oetober 24, Weimar. — s. Nr. 216. 304 b
October 26, Weimar. — s. 137, 19. 305
«0 October 27. 28. \ „, , .. «.« «^^
December 8. 8. 9. I '^''''^^'' ' '- ^'' ^^^222. 305 a-e
1807.
Januar 28, Weimar. — s. Nr. 223. 305 f
August 30, Karlsbad. — s. Nr. 224. 305 g
25 December 16, Jena. — s. Nr. 225. 305 h
* Wegen der Gespräche zwischen Goethe, Moritz und Herder»
Frau ün Winter 1788 auf 89 s. 224, 25- 225, 30.
' Am 7. Februar 1791 spielte Heinrich Beck aus Mannheim
als Gast in Weimar den Carlos (vgl. Br. 9, 239, 26—28).
80 — Die Notiz 1804 Juli 20: „[Brief an] von Meyer, Frank-
furt: Antikritik" (Tgb. 8, 106, 26 f.) hat wohl nichts zu thun
mit der glänzenden Aufführung in Frankfurt am 14. Juli,,
über die Goethes Mutter am 20. Juli dem Sohne enthusiastisch
berichtet: „ . . . ein einstlmlges ablautlren und bravo inifen
85 entstand zum Exempel wie Beaumarschais die neue untreue
von Calvigo erfährt . . . Herr von Meyer ist gantz entzückt
dass das PuppUcum Geschmack am grossen und schönen ge-
windt" (SdGG. 4, 262, 26-263, 2. 5-7).
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172
CLAVIGO.
laes
1808.
März 16, Weimar. 306
Abends Hofrath Meyer. Ira Theater ,Clavigo'.'
Tgb. 3. 823. 8f
August 7, Karlsbad. — s. Nr. Ö2.- aoo a »
1800.
März 8. Weimar. 307
Abends .Clavigo^'
Tgb. 4, 15, 13.
1813. 10
][Mai zweite oder Juni erste Hälfte? KailsbadV]' 308
[Zu 1765 — 1775.]. . . Bei meinem Leipziger Aufent-
' Mit folgender Besetzung der Rollen (diejenigen der ersteu
Auffflhrung unter Goethes Theaterleitung, bei der der Dich-
ter gewiss anwesend war, imd der in Nr. 307 erwähnten ^ind U
beigefügt):
Personen.
179t
Janaar 7.
1808
Wkn 16.
1809
MinsS.
Clavigo
Carlos
Beaumarchais .
Marie a . . . .
Sophie Guilbert
Guilbert ....
Buenco
Saint George . .
Bedienter ....
Liner.
Krttger.
Domaratius.
Mattstedt.
Gatto.
MalcolmL
Becker.
Benda.
Amor.
Wolff.
Becker.
Haide.
Sille.
Wolfl:
MalcolmL
Deny.
Unzelmann.
?
Wolff.
Becker.
Haide.
Wolfi-.
Bngels.
Malcolmi (?).
Deny (?).
Unzelmann (?).
?
Tu der Theaterzettel-Sammlung der Grossherzoglichen Bi-
bliothek zu Weimar fehlen die Zottel vom 7. Januar 1792 und
8. März 1800; unter letzterem Datum ist ein zweites Exemplar to
des Zettels vom 16. März 1808 eingeklebt, auf dem das fal-
sche Datum mit Tinte berichtigt ist; dass Jedoch auch die
Besetzung theilweis eine andre war, ergibt sich aus Genast 1,
301 (wo aber unter 1809 die Namen der Darsteller des Guil-
bert, Buenco und Saint George fehlen; es waren wohl die sei- »
ben wie 1808).
• Die sachlich zu 1808 October 2 geh($rigen Zeugnisse über
Goethes Gespräch mit Napoleon s. unter Nr. 331.
» Die Besetzung der Rollen s. Z. 11>— 27; vjjl. auch Knebel-Hen-
riette S. 359.
* Vielleicht schon im November 1810 geschrieben (vgl. Alt S
40
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1812 CLAVIGO. 173
][Mai zweite oder Juni erste Hüfte? Karlsbad?] [80B]
halt lernte ich das Bedeutende des StofEs und das Con-
eise der Behandlung immer mehr schätzen. . . . Die
.Laune des Verliebten* und die ,Mitechuldigen* geben
5 einen Begriff, wie ich mir in dem knaj^n Alexandriner
gefiel und wie ich auf das Zimmerwerk der französischen
Theaterstücke aufmerksam gewesen.
Tendenz nach dem Wahren der Begebenheit, der Em-
pfindung^ der Beflexion und Forderung einer Unmittel-
10 barkeit. . . . Diese Aufmerksamkeit auf's Bedeutende in
einer grossem Welt- und Erfahrungsbreite setzte mich
in den Stand, nach einigen Jahren mannichfaltigen Le-
bens, die grossem Arbeiten aufzustellen, in welchen alle
Theile interessant waren, und wo das Ganze, ungeachtet
15 seiner anscheinenden Willkürlichkeit, noch immer in
einer fasslichen Einheit erschien, indem ich mich aus
der niedem, mechanischen, einengenden Technik zur
höheren emporgearbeitet hatte. In diesem Sinne ent-
standen ,Werther*, ,Götz von Berlichingen* und
20 ,Egmont^
Systole zu kleineren fasslichen Productionen beson-
ders für's Theater. ,Clavigo', ,Stella^ Tendenz zur
Oper. ,Claudine* und ,Elmire^
Zu Dichtung und Wahrheit TheU 2 Buch 7. — W. 27,
25 395, 2-4. Cy~n. 15-26.
] [Zwischen 1812 October und 1813 Mai.] 309
[Zu Herbst 1771 bis Mai 1774.] . . zu der Zeit, als
der Schmerz über Friederikens Lage mich beängstigte,
suchte ich, nach meiner alten Art, abermals Hülfe bei
30 der Dichtkunst. Ich setzte die hergebrachte* poetische
Beichte wieder fort, um durch diese selbstquälerische
59). — Diese halb Schema tischen, halb ausgefühlten Aufzeich-
nungen scheinen später im zweiten und dritten Abschnitt
der .Tag- und Jahres-Hefte* benutzt worden zu sein (vgl.
»5 Nr. 241 und unter ,Laune des Verliebten* 1819 B^ebruar 14).
* Vgl. besonders ,lAune des Verliebten* (unter 1811).
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174 CLAVIGO. 1812
[Zwischen 1812 October und 1813 M*L] [800]
Büssiing einer innem Absolution würdig zu werden. Die
beiden Marien in ,Göt« von ßerlichingen^ und ,Clavigo*,
und die beiden schlechten Figuren, die ihre Liebhaber
spielen, möchten wohl Resultate solcher reuigen Be- 5
trachtungen gewesen sein/
Dichtung und Wahrheit Thell 3 Buch 12. — W. 28,
120, »-18.
November 12. Jena. — s. 8, 18. 310
181S. io
] [September zwischen 7 und 23. Weimar.] 311
[Zu 1774, Januar bis Mai.] *Weil nun bei
' Vgl. »Götz V. Berlicbingen' 1773 October (an Salzmann).
* Im umnitt^bar Vorhergehenden erzählt Goethe, dass in
einer „Gesellschaft von jungen Männern und Frauenzim- is
mem'\ an deren heiteren. Jeden Freitag Al>end stattfinden-
den Zusammenkünften er gern Theil nahm, Rath Kresp^,
der humoristische Gesetzgeber dieses frohen Kreises, be-
stimmt habe: bei Jeder Zusammenkunft soUe den Damen,
durch das Loos, für den Abend ein Herr zugewiesen werden, ao
und zwar nicht wie bisher als Liebhaber, sondern als Gatte,
damit man bei Zeiten lerne, wie Eheleute sich gegenseitig
zu betragen haben. „Hier", fährt Goethe in seiner Erzählung
fort, „traf es sich nun wunderbar genug, dass mir das Loos
gleich Yon Anfang eben dasselbe Frauenzimmer [Anna Si- S5
bylla Münch] zweimal bestimmte, ein sehr gutes Wesen, ge-
rade Yon der Art, die man sich als Frau gerne denken mag.
Ihre Gestalt war schön und regelmässig, ihr Gesicht ange-
nehm, und in ihrem Betragen waltete eine Ruhe, die von der
Gesundheit ihres Körpers und ihres Geistes zeugte. . . . Wie 80
uns nun aber das Loos zum dritten Male zusammenbrachte,
so erklärte der neckische Gesetzgeber feierlichst: der Himmel
habe gesprochen, und wir könnten nunmehr nicht geschieden
werden. Wir Hessen es uns beiderseits gefaUen, und fügten
uns weichselsweise so hübsch in die offenl>aren Ehestands- 36
pflichten, dass wir wirklich für ein Muster gelten konnten.
Da nun, nach der allgemeinen Verfassung, die sämmtliehon für
den Abend vereinten Paare sich auf die wenigen Stunden mit
Du anreden mussten. so waren wir dieser traulichen Anrede
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1813 CLAVIGO. 175
][8epteinb6r zwischen 7 und 33, Weimar.) [Sil]
jeder unserer geselligen Zusammenkünfte etwas
Neues vorgelesen werden mußste, so brachte ich
eines Abends^ als ganz frische Neuigkeit^ das Me-
6 moire des Beaumarchais gegen Clavigo im Original
mit.^ Ee erwarb sich sehr vielen Beifall; die Bemer-
kungen, zu denen es auffordert, blieben nicht aus, und
nachdem man viel dariiber hin und wider gesprochen
hatte, sagte mein lieber Pari:ner: Wenn ich deine 6e-
10 bieterin und nicht deine Frau wäre, so würde ich dich
ersuchen, dieses Memoire in ein Schauspiel zu verwan-
deln, es scheint mir ganz dazu geeignet zu sein. — Da-
mit du siehst^ meine Liebe, antworiiete ich, dass Gebie-
terin und Frau auch in Einer Person vereinigt sein kön-
w nen, so verspreche ich, heut über acht Tage den Gegen-
stand dieses Heftes als Theaterstück vorzulesen, wie es
jetzt mit diesen Blättern geschehen. Man verwunderte
sich über ein so kühnes Versprechen, und ich säumte
nicht es zu erfüllen. Denn was man in solchen Fällen
20 Erfindung nennt, war bei mir augenblicklich; und gleich,
als ich meine Titular-Gattin nach Hause führte, war ich
still; sie fragte, was mir sei? — Ich sinne, versetzte
ich, schon das Stück aus und bin mitten drin; ich wün-
sche dir zu zeigen, dass ich dir gerne etwas zu Liebe thue.
25 Sie drückte mir die Hand, und als ich sie dagegen eifrig
küsste, sagte sie: du musst nicht aus der Rolle fallen!
durch eine Reihe von Wochen so gewohnt, dass auch In der
Zwischenzeit wenn wir uns begegneten, das Du gemÜthUch
hervorsprang. Die Gewohnheit Ist aber ein wunderliches
30 Ding: wir beide fanden nach und nach nichts natürlicher
als dieses Verhältnlss; sie ward mir immer werther. und ihre
Art mit mir zu sein zeugte von einem schönen ruhigen Ver-
trauen, so dass wir uns wohl gelegentlich, wenn ein Priester
zugegen gewesen wäre, ohne vieles Bedenken auf der Stelle
35 hätten zusammengcben lassen'* (W. 28, 345. 8— ir>. 24— ,340. 16).
» Vgl. 161, 15.
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176 CLAVIGO. 1813
](8epteinber zwischen 7 und 28, Weimar.] [Sil]
Zärtlich zu sein, meinen die Leute^ schicke eich nicht
für Ehegatten. — Lass sie meinen, versetzte ich, wir
wollen es anf unsere Weise halten.
Ehe ich, freilich durch einen grossen Umweg, nach 6
Hause kam, war das Stück schon ziemlich herangedacht;
damit diess aber nicht gar zu grosssprecherisch scheine,
so will ich gestehen, dass schon bei'm ersten und zwei-
ten Lesen der Gegenstand mir dramatisch, ja theatralisch
vorgekommen,^ aber ohne eine solche Anregung wäxe lo
das Stück, wie so viele andere, auch bloss unter den mög-
lichen Geburten geblieben. Wie ich dabei verfahren, ist
bekannt genug. Der Bösewichter müde, die aus Eache,
Hass oder kleinlichen Abeichten sich einer edlen Natur
entgegensetzen und sie zu Grunde richten, wollt' ich in i5
Carlos den reinen Weltverstand mit wahrer Freund-
schaft gegen Leidenschaft, Neigung und äust?ere Be-
drängniss wirken lassen, um auch einmal auf diese Weise
eine Tragödie zu motiviren. Berechtigt durch imsem
Altvater Shakespeare, nahm ich nicht einen Augenblick ao
Anstand, die Hauptscene und die eigentlich theatrali-
sche Darstellung wörtlich zu übersetzen.^ Um zuletzt
abzuschliessen, entlehnt' ich den Schluss einer englischen
Ballade,' und so war ich immer noch eher fertig, als der
* Das heiast doch wohl: seine Phantasie hatte sich, sofort 25
nach der ersten Leetüre (vielleicht also schon Ende Februar)
des Stoffes, als eines durch und durch dramatischen, be-
mächtigt; das Trauerspiel lag seither in seinem Geiste bereit,
es bedurfte nur des äusseren Anstosses, um die Elemente ssu-
sam mensch iessen zu lassen. Dieser Anstoss erfolgte bei Ge- 30
legenheit des Maria ge-SpIels, wie. wenige Monate vorher, für
den zweiten Theil des ,Werther* durch den Bericht über Je-
rusalems Selbstmord.
» Vgl. 161, 7—162, 4. 187, 17—21; wegen Shakespeare vgl. 187.
13—15. 35
• Mag nun Goethe hier wirklich au die englische Ballade .Lucy
and CoUln* von Tickel gedacht haben, die (nach Düntzer WK.
19. 328 schon 1773 in einer Bearbeitung von Eschenburg er-
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1813 CLAVIGO. 177
][September zwischen 7 und 23, Weimar.] [Sil]
Freitag herankam.^ Die gute Wirkung, die ich bei^'m
schienen) Herder naelimals unter dem Titel «Röschen und
Kolin' in seine Volksliedersammlung aufnahm, oder aber an
5 das deutsche ,Lied vom Herren und der MagdS da« €U>ethe
selbst im Elsass aufgezeichnet und Herdeiii im Manuscript
mitgetheilt hatte (vgl. W. 38, 241—243. Herders Nachlass 1,
159 und Dtintzer: Erläuterungen 8, 24 f.), — keinenfalls hat
Goethe aus einem der beiden Gedichte den ganzen „Schluss**
10 entlehnt (wie man nach Obigem denken sollte), sondern nur
das, beiden Liedern gemeinsame, Hauptmo-
tiv; der treulose Verlobte begegnet dem Leichenzug der
verlassenen Geliebten und stirbt an ihrem Sarge: während
in der englischen Ballade der Hochzeitzug des inzwischen
15 wieder verlobten Ungetreuen dem Sarge begegnet, und der
Bräutigam durch die Wucht seiner Reue, Verzweiflung und
Gewissensangst auf der Stelle getödtet wird, stirbt im deut-
schen Volksliede der Treulose, indem er sich selbst mit einem
Messer ersticht; Glavigo dagegen vertheidigt sich am Sarge
20 Marlens gegen den Angriff ihres Bruders und wird von die-
sem tödtlich verwundet Dem (Jebot Clavigos an die Träger
„Haltet!** und dem Abwerfen des Leichentuches entspricht
im deutschen Llede die Strophe:
„Halt still, halt stUl, ihr Todtenträher,
25 Lasst mich die Leich' beschauen.
Er hüb den Ladendeckel auf,
Und schaut* ihr unter die Augen**.
* Hiernach hat Goethe an mehreren Tagen der fraglichen
Woche an der Dichtnng gearbeitet (vgl. 183, 14 f. 186, 18 f.);
30 wäre sie an Einem Tage zu Papier gebracht, so wtlrde Goethe
das vermuthlich hier erzählt haben. Auf welche „Tragödie von
5 Acten** aber, wenn nicht auf ,Clavigo*, kann sich folgende
Stelle aus Frau v. Steins Brief an Knebel vom 16. October
1819 beziehen? „Vom Goethe wurde mir gestern [15. Oc-
85 tober] ein tour de force erzählt, das beinahe unglaublich ist,
ich weiss aber nicht, in welchem Jahr. Er habe sich ein
paar mal Über die Stime gefahren, die Hände gerieben, in der
Stube auf und ab gegangen, und so von 4 Uhr Nachmittags
bis Abends um 10 Uhr eine ganze Tragödie von 5 Acten sei-
40 nem Schreiber aus dem Kopf fertig dietirt es sei aber nur
einmal gegeben worden [ ?] ; was für ein Stück, soll ich noch
Grftf, Goetiie über 8. Dichtungen. T. II, B. 1. 12
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176 CLAVIGO. 1S13
[September zwifchen 7 und 23, Weimar.] [311]
Vorlesen erreichte, wird man mir leicht zugestehen.^
Meine gebietende Gattin erfreute sich nicht wenig da-
ran, und es war, als wenn unser Verhältnise, wie durch
eine geistige Nachkommenschaft, durch diese Produc- 5
tion sich enger zusammenzöge und befestigte.
Mephiatopheles Merck aber that mir zum ersten Mal
hier einen grossen Schaden. Denn als ich ihm das Stück
mittheilte, erwiderte er: Solch einen Quark musst du
mir künftig nicht mehr schreiben; das können die An- 10
dem auch.^ Und doch hatt^ er hierin Unrecht. Muse
erfahren" (Knebels Naehlass II 2, 177). Da Goethe am 15. Oc-
tober nicht in Weimar war, mues das „Vom Goethe** (177, 84)
bedeuten „über Goethe**, nicht etwa „von Ihm selbst erzählt**.
* Dass die Vorlesung Freitag den 20. Mal 1774 Statt gefunden, 15
Goethe also sein Versprechen der Freundin am 13. Mai ge-
geben habe, ist von Dttntzer (Frauenbilder S. 227) sehr wahr-
scheinlich gemacht worden. Unter den Zuhörern befanden
sich, ausser Goethes ,.Gattln**, vermuthlieh deren Schwester
Susanne MÜnch, Krespel und dessen Schwestern, einige Töch- ao
ter des Kaufmanns Gerock, Hom, Riest». Passavant, Kayser
und Andere (vgl. WH. 22, 4()4--467; Düntzer: Frauenbilder
S. 208—229 und dessen Erläuterungen 8, 3 f.).
■ Geschah diese Erwiderung mündlich, so kann das Gespräch
nicht vor Mitte Juni 1774 Statt gefunden haben, zu welcher S6
Zelt Merck erst aus der Schweiz zurückkehrte.
„Die starken Worte erklären sich aus den anderwärts und
höher gerichteten Erwartungen Meroks und der elgenthüm*
liehen Erziehungsmethode, die er gegenüber seinem jungen
Freunde anwandte. ... Er erwartete einen ,Faust*, ,Prome- so
theus*, ,Cae8ar*, und statt dessen kam ihm der Dichter mit
einem ,Clavigo*. Er musste befürchten, dass, wenn er die-
sem Producte Beifall schenkte, Goethe bei der Lust und
Leichtigkeit seines Schaflfens und den zahllosen Motiven, die
sich ihm aufdrängten, eine Schaar ähnlicher kleinerer Stücke 35
folgen lassen und die Ausführung der grossen In's Unab-
sehbare vertagt würde. . . . Einigermaaaen mag aber auch
Freund Merck sein Oonterfei, das er in Carlos unmöglich ver-
kennen konnte, verdrossen haben'* (Bielschowsky 1, 242); vgl.
auch Meyer S. 113 f.. Schmidt 1. 106 und WH. 22. 468. WK. 40
19, 328.
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1813 CLAVIGO. 179
][September zwischen 7 und 2S, Weimar.] [Sil]
ja doch nicht alles über alle Begriffe hinausgehen^ die
man nun einmal gefasst hat; es ist auch gut^ wenn
manches sich an den gewöhnlichen Sinn anschliesst.^
» Hätte ich damals ein Dutzend Stücke der Art geschrie-
ben, welches mir bei einiger Aufmunterung ein Leichtes
gewesen wäre, so hätten sich vielleicht drei oder vier da-
von auf dem Theater erhalten. Jede Direction, die ihr
Kepertorium zu schätzen weiss, kann sagen, was das
10 für ein Vorth^l wäre.^
Durch solche und andere geistreiche Scherze ward
unser wunderliches Mariage-Spiel wo nicht zum Stadt-,
doch zum Pamilien-Mährchen, das den Müttern unserer
Schönen gar nicht unangenehm in die Ohren klang.
15 Auch meiner Mutter war ein solcher Zufall nicht zu-
wider: . . .
Dichtung u. Wahrheit Theil 3 Buch 15. — W. 28, 346,
17—349. 8.
20 ] [April 10. Weimar, oder Mai 14, Berlau] — 312
[Zu 1786 Ende Juli, August.] s. Jphigenie auf Tauris* ugD.
(Ital. Reise.)
1815.
Februar 20. Weimar. — s. 12, 10. 313
25 ] [April, oder 1816, Juli Mitte, Weimar.] 313 a
— [Zu 1787 Februar 16.] s. 141, 32- 142, 6.
November 27, Weimar. 314
Cotta:
30 *Sechster Band.'
Agenda 1815. — Tgb. 5, 307, 9. 18.
» Vgl. die Beiworte 182, 3.
^ Vgl. 185, 24-29.
35 * Als Druck vorläge für Band 6 der Werke Cotta' diente Band 5
der Werke Cotta^ (dieser jedoch nicht in der ersten, sondern
in der zweiten Auflage dieser Ausgabe, vgl. W. 13 (2). 114);
die Sendung ging erst 1816 Januar 8 ab, vgl. Nr. 317—319.
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180 CLAVIGO. 1815
December 25, Weimar. 815
Cotta:
,Waß wir bringen* [Fortsetzung],
Sechster Band«^
Agenda 1815. — Tgb. 5, 308. 15. 19-21. ^
1816.
Januar 5. Weimar. 316
[Vormittags] ,Clavigo' durchgesehen [für Band 6 der
Werke Cotta^].
Tgb. 5, 190. 3 f. 10
Januar 8. Weimar. 817
[Abends ?] Paquet an Cotta, Meiner Werke sechs-
ten Band:^ . . ,Was wir bringen* [Portsetzung].
Tgb. 5, 190, 26.
Januar 8. Weimar. 318 is^
[An] Cotta, Stuttgart (Meiner Werke sechsten Band:'
. . ,Wa8 wir bringen* [Fortsetzung]).
Tagebuchnotizen 1816. — Br. 26, 437.
Januar 10, Weimar. 319
E. W. erhalten durch den Postwagen den sechsten »
Band meiner Werke.* Hinzugefügt ist: ,Wa8 wir
bringen* [Fortsetzung] in reinlicher corrigirter Ab-
schrift, zum fünften Band [der Werke Cotta-] gehörig.*
An Cotta, — Br. 26, 215, 13—17.
Februar 13, Weimar. 320 25^
E. W. Brief vom 22. Januar meldet nichts von der
Ankunft meiner Sendung vom 8. ej., welche ausser dem
6. Band meiner Werke noch einiges Andere enthielt.*
Der Rest der Sendung" liegt bereit. Ich will nur noch
' Vgl 179, 35-38. 30
* Vgl. 179, 35 flg.
* Auf diesen Brief bezieht slcli die Notiz des Tagebuchs Ja-
nuar 10: „An Cotta Nachricht des Paquet», . ." (Tgb. 5,
200, 8 f.).
* Vgl. Nr. 317 und Epos 2. 935. 14 f. 3»
* Das heisst: der zweiten Lieferung der Werlce Cotta', nem-
lieh die Druck vorläge für Band 7. 8.
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1815 CLAVIGO. 181
(Febnutr 13, Weimar.] [SSO]
den ,E p i m e n i d e 8^ wie er hier gespielt worden,
hinzufügen.
An Cotta. — Br. 26, 263, 8—13.
» Februar 22, Weimar. 321
[Abends ?] Laufzettel nach Stuttgart wegen dem
sech&ten Band meiner Werke.^
Tgb. 5, 200, 8-10.
Februar 22, Weimar. 322
10 [An] Cotta, Stuttgart (Laufzettel wegen dem sech-
sten Band meiner Werke.*
TagebuchnotizeiÄ 1816. — Br. 26, 438.
Februar 26, Weimar. 323
Da ich noch keine Nachricht erhalten, ob das unterem
15 8. Januar von hier abgegangene Packet, den 6. Band
meiner Werke imd einiges für den Damencalender ent-
haltend,^ bei Ihnen angekommen, so haV ich einen
Laufzettel* fortgeschickt, um von dieser Ungiewissheit
befreit zu werden, . .
^ An Cotta. — Br. 26, 271, 11—16.
April 14, Weimar. 324
*'Fahre ja fort mit Deinen Theater- Recensionen.
» Vgl. Nr. 319.
* Vgl. Nr. 317 und Epos 2, »35, 14 f.
« ' Vgl. Nr. 321. 322.
* Zelter an Goethe, April 4: „Eben komme ich aus ,C 1 a v i g o*.
Ein fremder Schauspieler, Julius, von Breslau hat sich
den Beaumarchais zugeeignet, doch nicht bezwungen. Ein
Retter, Rächer muss eine klingende Stimme haben. Da«
30 Stück ging überhaupt weder recht auseinander noch recht
zusammen, und ist doch ein glattes Stück, was sieh leicht
wegspielen sollte. Doch ich fürchte, es fehlt an Aufsicht bei
den Proben, Ja mir füllt oben nicht einmal einer ein. der sie
führen sollte. . . . Erst Jetzt fällt mir's ein darüber nachzu-
S6 denken: was dem Trauerspiel .Clavlgo* die gefällige Hal-
tung gibt und sich Respect verschafft, ohne viele Umstände.
Ich kann*s einmal nicht ausstehen, das« Menschen-Blut ver-
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182 CLAVIGO. 1815
[April 14, Weimar] [3S4)
Ee mag freilidi bei Euch wunderlich aussehen, wenn
man über ein so nacktes und herkömmliches Stück,
wie ,Clavigo^, nicht Herr werden kann.^ Femer ist es
eine rechte deutsche Art, zu einem Gedicht oder sonsti- 5
gen Werke den Eingang überall, nur nicht durch die
Thüre zu suchen. Ich habe Zeit meines Lebens Ge-
legenheit genug gehabt, mich zu verwundern, dass voll-
kommen gebildete Personen ästhetische oder höhere sitt-
liche Zwecke durchaus nicht anzuerkennen wissen. Ich 10
möchte keinen Vers geschrieben haben, wenn nicht tau-
send und aber tausend Menschen die Productionen läsen
und sich etwas dabei, dazu, heraus oder hinein dächten.
An Zelter. — Br. 26, 338, 10-22.
October 15, Weimar. — s. Nr. 238. 324 a i^
November 14, Weimar. — s. Nr. 239. 324 b
1817.
Februar 13, Weimar. 325
[Früh] Rollen des ,Clavigo' vertheilt.*
Tgb. 6, 12, 28. 20
gössen werde, wemi's nicht was Grosses gilt, und daher war
mir das bürgerliche Trauer^iel verdächtig. Diese Handlung
ist so kei'li, ganz ruhig neben der allgemeinen Geschichte vor-
bei zu gehn und für sich allein etwas vorzustellen. Bin ver-
unglückter Liebeshandel bringt zwei Hauptpersonen um's 2&
Leben, deren Charakter sonst nicht zu retten wäre. Die übri-
gen Personen leben, weil eine solche Ehre zu gross wäre für
sie, und es würde ein Fehler sein^ wenn noch ein Hund
umkommen müsste*' (G.-Zelter 2, 231—233).
^ Im Jahre 1807 hatte von Conta sich auch über eine schlechte so
Clavigo- Vorstellung (in Wien) brieflich gegen Goethe beklagt
(s. GJ. 22, 21).
Wegen der Ausdi-Ücke „nackt" und „herkömmlich** vgl.
179, 3 f.
• Zwei Monate spfiter. am 13. April, trat Goethe von der 1^1- 36
tung des Hoftheaters zurück; immerhin wird die Besetzung
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1819
CLAVIÜO.
183
1819.
][ Februar 14, Weimar.] — s. 146, 8—10.
Mfirz [Anfang], Weimar. — s. 16, 8.
326
327
1833.
6 Januar [1?], Weimar. 328
Oeuvres dramatiques de J. W. Goethe, traduite de
rAUemand. [Tome III.] Paris 1821. [Verehrt:] Vom
TJebersetzer.^
Bücher- Vermehrungsliste 1822. — Tgb. 8, 317.
10 183S.
] [Januar, zwischen 10 und 19, Weimar.] — s. Nr. 100. 328 a
August zwischen 11 und 21, Marienbad. — s. 149, 4. 329
Ortober 11, Weimar. 330
[Abends.] Er sprach über die schnelle, nur achttägige
16 Bearbeitung des ,Clavigo^, . .*
Mit Fr. von Müller. — Gespräche 4, 289 (Müller S. 116).
18$^^.
?] [Februar 15, Weimar.]* 331
[Zu 1808, October 2. Napoleon sagte:] Ihr habt Trau-
20 erspiele* geschrieben.
der Rollen bei der zunächst folgenden Vorstellung, am 23.
April, die noch von Goethe angeordnete gewesen sein:
25
30
Personen.
1817 1880 |{
April 28. November 9. |
Clavigo
Gels.
Deny.
Haide.
Lortzing.
£ngeU.
Lortaing.
Holdermann.
Durand.
Agricola.
?
Seydelmann.
Durand.
Genast
Seidel.
Gels.
Engst
Franke.
GStze.
Xitschl&e.
Oftrlot ..... .
Beaumarchais
Marie Beanmarchais ....
Sophie Guilbert
Onilbert
Baenoo
Saint George
Bedienter des Clavigo ....
Bedienter des Carlos ....
35 Wegen der YorsteUung im Jahre 1830 s. Nr. 340.
' Vgl. 24, 21—29.
« Vgl. 176, 24— 177, 2. 28 f. 18«, 18 f.
• Wegen der DaUrung vgl. Epoe 2, 660, 29—661. 24.
* Dttntzer bemerkt hierzu (WK. 25. 300): „Napoleon hatte wohl
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184 CLAVIGO. 1824
?][Febniar 16, Weimar.] [S81]
Ich antwortete das Nothweiidigste.*
Hier nahm Dam das Wort, der, um den Deutschen,
denen er so wehe thun musste, einigermassen zu schmei-
cheln, von deutscher Litteratur Notiz genommen; . . 6
Er sprach von mir wie etwa meine Gönner in Berlin
mochten gesprochen haben, wenigstens erkannf ich da-
ran ihre Denkweise und ihre Gesinnung.
Mit Napoleon. — Bio^n^phlsche Binzelnheiten: Unter-
redung mit Nai>oleon. 1808. — W. 36, 272, 2—11. lo
April 23, Weimar. 332
. . . Ich erbitte mir in der Folge einmal Ihre Gegen-
wart, um Band für Band abzuschliessen. Fünfter imd
sechster folgen hierbei.* »
An Göttling. — G.-Göttling S. 6.
Februar 1. Weimar. — s. 30, 11.' 333
von seiner Jphigenie' gehört'S obgleich gerade diese kein
„Trauerspiel" ist; es dürfte eher an .Clavlgo' und ,Stella* 20
zu denken sein, die beide schon 1782 französisch erschienen
waren (vgL Nr. 274).
• Ob Goethe hierbei einzelne Dichtungen genannt hat, und
welche, ist nicht bekannt.
Kanzler Müller erzählt in seinen ,Erinnenmgen' auch nur: S5
„ . . [Napoleon] ging alsbald zu der Frage nach Goethes
Trauerspielen über, wobei Daru Gelegenheit nahm, sieh näher
über sie auszulassen und überhaupt Goethes dichterische
Werke zu rühmen, namentlich auch seine Uebersetzung des
»Mahomet* von Voltaire** (Gespräche 2, 221). 30
• VgL 29, 31-35.
• A p r 11 5: „In den sechsten Band meiner Werke eingeschaut**
(Tgb. 10, 180» 26 f.) Ist kaum auf Werke Cotta'' zu beziehen,
sondern (wegen Tgb. 10, 180 22 f.: „Revision des Dlvans**)
auf die Ausgabe letzter Hand. 35
April 13: „Tlecks , Dramaturgische Blätter* 2. Bändchen**
(Tgb. 10. la^. 2 f.): hier ist vermuthlich gemeint: zwei Bänd-
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Weimar. — s. Nr. 41—44. 333 b— e
Weimar. — s. Nr. 4i;— 52. 334 a— jf
1826 CLAVIGO. 185
][Mal 8, Weimar.] — s, Nr. 40. 333 a
Mai 12,
Mai 25,
Mai 26,
b Mai 21), }
][Mai 31— Au^rust 6, Weimar.] — s. 35. 13. 21—28. 334
Mai 31,
Juni 2,
Juni 3,
10 Juni 4,
Jmii 10,
Juni 16,
Juli 5,
][Jiüi 18. 19, Weimar.] - s. Nr. 53. 334 h
15 Juli 18.1 „, , xr =r^ «IT o«.. ^
, ., ,/ } Weimar. — s. Nr. 54. 55^ 334 i. k
Juli 19, 1
Juli 2«, Weimar. 335
[Abendß.] „In den neunziger Jahren", fuhr Goethe
fort, „war die eigentliche Zeit meines Theater-Interesses
20 schon vorüber, und ich sehrieb nichts mehr für die
Bühne, ich wollte mich ganz zum Epischen wenden.
Schiller erweckte das schon erloschene Interesse, und
ihm und seinen Sachen zu Liebe nahm ich am Theater
wieder Antheil. In der Zeit meines ,Clavigo' wäre es mir
26 ein Leichtes gewesen, ein Dutzend Theaterstücke zu
sehreiben; an Gegenständen fehlte es nicht, und die
Production ward mir leicht; ich hätte immer in acht
Tagen ein Stück machen können, und es ärgert mich
noch, dass ich es nicht gethan habe."*
30 Mit Eckermann. — Eclcormann 1, 176.
eben, nicht: zweites; das Werk war eben erscliienen (Bres-
lau, im Verlage von Josef Max und Komp. 1826;. Goethe er-
hielt es vielleicht durch den Verleger im Auftrage des Ver-
fassers (ein darauf beztiglieher Brief Tiecks oder Goethes ist
85 nicht bekannt, die Bücher- Vermehrungsliste für 1826 blicht
leider mit Anfang April ab), jedenfalls sind beide Bändohen,
mit Goethes Ex-libris versehen, in seiner Bibliothek vorhan-
den. Band 1 enthält S. 177—185 eine bedeutende Besprech-
ung des »Clavigo* und einer Darstellung desselben am Hof-
40 theater zu Dresden.
' Vgl. 170, 5—10. — Diese Stelle iso wie der ganze Abschnitt
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186
CT^AVIGO.
1826
A "^"l* «• 1 ^'«"n«- - «• ^-f- ««• 5'-
August 6.
335 a. b
1827.
Januar 27,
Februar 17,
ft
Februar 18,
Februar 19.
Weimar. - s. Nr. 247-252.
335 c-h
März 12,
April 4,
Mal 3, Weimar. — s. Nr. 58.
335 i 10
October 24,
October 25,
Weimar. — s. Nr. 254. 255.
335 k. 1
1828«
Mfirz 11, Weimar. * 336
„Ich hatte in meinem Leben eine Zeit^ wo ich tag- i6
lieh einen gedruckten Bogen von mir fordern konnte,
und es gelang mir mit Leichtigkeit. Meine ,Ge8chwi&ter*
habe ich in drei Tagen geschrieben/ meinen ,Clavigo*,
wie Sie wissen, in acht."^
Mit Bckermann. — Gespräche 6, 281 (Eekermann 3, 161). so
October 9, Weimar. 337
Abends Tiecks Vorlesung und Abendessen bei mei-
ner Tochter.*
Tgb. 11, 289, 1-3.
April 10, Weimar. 388
,,Ich habe . . das neue Epos von Egon Bbert* gelesen.
. . Das ist nun wirklich ein recht erfreuliches Talent,
aber diesem neuen Gedicht mangelt die eigentlidie poe-
Tom 26. Juli bei ISckermaim) fehlt seltsamer Weise in v. so
Biodermamis Sammlung der »Gespräche'.
» Vgl. .Geschwister* 1776 October 2G-29 (Tgb.).
* Vgl. 176, 24-177, 2. 28 f. 183. 14 f.
* Goethe war bei beidem nicht anwesend; Tieck las .Clavigo*
(vgl. die ausführliche Schilderung bei Eckermann 2, 20 f.). 35
* ,Wlasta. Böhmisch-nationales Heldengedicht in drei Büchern*,
Pmj;, 1821), (\nlve (Titel nach Kaysers Bücher-Lexikon).
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1829 CLAVIGO. 187
[April 10, Weimar.] [838]
tische Grundlage, die Grundlage des Realen. Lajidschaf-
ten, Sonnen-Auf- und Untergänge, Stellen, wo die äus-
sere Welt die seinige war, sind vollkommen gut imd
5 nicht besser zu machen. Das Uebrige aber, was in ver-
gangenen Jahrhunderten hinauslag, was der Sage ange-
hörte, ist nicht in der gehörigen Wahrheit erschienen,
und es mangelt diesem der eigentliche Kern. . . .
. . Ebert . . hätte sich sollen an die Ueberlieferung
10 der Chronik halten, da hätte aus seinem Gedicht etwa»
werden können. Wenn ich bedenke, wie Schiller die
Ueberlieferung studirte, was er sich für Mühe mit der
Schweiz gab, als er seinen ,Tell* schrieb, und wie Shake-
speare die Chroniken benutzte und ganze Stellen daraus
16 wörtlich in seine Stücke aufgenommen hat,^ so könnte
man einem jetzigen jungen Dichter auch wohl derglei-
chen zumuthen. In meinem ,Clavigo* habe ich aus den
Memoiren des Beaumarchais ganze Stellen.^^ E& ist
aber so verarbeitet, sagte ich [Eckermann], dasa man
ao es nicht merkt,* es ist nicht stoflfartig geblieben. „So ist
es recht," sagte Goethe, ^, wenn es so ist."
Goethe erzählte mir sodann einige Züge von Beau-
marchais.
Mit Eckermann. — Gespräche 7, 76 f. (Eckermann 2, 88 f.)
stt November 8, Weimar. 389
[Mittags] . . Biemer zu Tische. Wir gingen die Dra-
mas von 1773 und 1774* durch und hatten sonst noch
angenehme litterarische Unterhaltungen. Blieben bis
spät zusammen.
30 Tgb. 12, 150, 26-151, 2.
» Vgl. 17«, 19-22.
• Vgl. 161, 7-- 162, 4. 176, 20-22.
• Vgl. 161, 7- 162, 4.
• Vgl. unter diesen Jaliren Tabelle I; von den dort genannten
86 dramatischen Dichtungen kommen hier wohl hauptsilchlich
in Betracht «Prometheus' und .Götter, Helden und Wieland*,
deren Aufnahme in die Werke Cotta* besprochen worden sein
mag.
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188 CLAVIGO. 1830
IHSO.
?Januar 31, Weimar. — 339 a
8. »Götz V. Berllchlngen* ugD. (mit Soret.)
November 8, Weimar. 340
[Vormittags] Der Schauspieler Seydelmann von
Stuttgart, welcher Gastrollen hier zu geben gekomniöQ
war, besuchte mioh auf Anmeldung Prof. Kiemers.^
Tgb. 12, 328, 17—19.
* Die erste Rolle, in der Seydelmuuii gastirte, war Carlos im
»Clavigo* (Vgl. 183, 26 und Genast 2, 289 f.), am 9. Novem- lo
ber; auf Goethes Trauei-npiel folgte an diesem Abend noch
die ein-actige Posse ,Der Ehrgeiz in der Küche' nach dem
Französischen. In einem andern Stücke Goethes trat Seydel-
mann bei diesem Gastspiel nicht auf.
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Concerto dramatico.
Handschriften: Eine Reinschrift von Goethes eigner Hand, aus
dem Nachlass F. H. Jacobis; gegenwärtig im Besitz von
Alexander Meyer Cohn in Berlin. Diese Handschrift
5 wurde, nach WH. 5, 241, in einem Facsimlle bekannt ge-
macht (wann?); später wurde nach ihr die Dichtung ge-
druckt in dem Werk: ,Aus F. H. Jacobi's Nachlass. . . .
Herausgegeben von Rudolf Zoeppritz. Zweiter Band. Leip-
zig, 1869* S. 267-272.
10 Erster Druck: 1772 December oder 1773 Januar (?), unter dem
Titel: ^Coneerto dramatico campoHo dal Sigr, Dottore
Flamminio detto Panurgo secando' (vgl. Nr. 342). Von die-
sem Druck ist kein Exemplar bekannt.
Weimarer Auegabe: 1897, W. 38, 3—9 und 425. Wegen der
15 Stellung vgl. 97, 24—29.
177 ft.
] [December Ende? Frankfurt?]» 341
Aufzuführen in der Darmstädter Gemeinschaft der
Heiligen.®
ao Vorbemerkung. — W. 38, 3.
* Die Entstehungszeit der Dichtung ist nach W. 38, 425 „spä-
testens Mära 1773". nach WH. 5, 241 der Winter 1772 auf 73,
nach Wilhelm Scherer (,Au9 Goethes Frühzeit*, Straasburg
1879, S. 15) Februar 1773; obige Zeitbestimmung Ist mit Rück-
26 Sicht auf Nr. 342 gewählt.
' Zu der „Gemeinschaft der Heiligen" in Darmstadt, deren Mit-
telpunct Merck war, gehörten ausser Goethe vor allem Her-,
ders Braut Caroline Flachsland (unter dem Namen „Psyche"),
Fräulein von Roussillon („Urania") und Fräulein von Ziegler
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190 COXCERTO DRAMATICO. 1778
1778-
V][Jauuar 8. Frankfurt.] 342
Da ist ein Impressum komikum.^ Ein Exemplar Kiel-
maimseggen . . das andere etwa Schneidern.
An J. 0. Kästner. — Br. 2, 53, 9—11. &
1818.
] [April, Weimar, Mal, Juni, Teplitz.] 348
[Zu 1772 — 177Ö.] . . mehr als alle Zerstreuungen des
Tags hielt den Verfasser von Bearbeitung und Vollen-
dung grösserer Werke die Lust ab, die über jene (Jesell- lo
Schaft gekommen^^ alles was im Leben einigermassen
Bedeutendes vorging, zu dramatisiren. Was dieses
Kunstwort, (denn ein solches war es, in jener produc-
(,.Iiila*'); weitere MitgUeder s. WH. 22, 296-299, vgl. auch Xr.
343. Das ,Concerto* ist, wie aus dessen ersten Versen bervor- 16
geht, eine lustige Antwort Goethes auf einen gemeinsam ge-
schriebenen Brief der DarmstÜdter.
* Wenn hierunter das »Concerto* zu verstehen ist (wie in der
Weimarer Ausgabe Br. 7, 470 bestimmt angenommen wird,
während ebenda W. 38. 425 der Druck von 1869 als „erster* 2o
bezeichnet Ist), so werden wir als den ersten Di-uck dieses
„Impressum" anzusehen haben, das Goethe vermuthlieh zu
Neujahr 1773 oder Sylvester 1772 veranstaltete.
— Scherer bezieht (an dem 189, 23 f. angeführten Ort) fol-
gende Stelle aus Goethes Brief an Kestner vom 11. Februar 25
1773 auf das ,Concerto*: „Eh'ster Tage schick' ich Euch wie-
der ein ganz abenteuerlich novum'* (Br. 2, 64, 5 f.), die aber
wohl mit Br. 7, 470 auf den .Brief des Pastors zu ♦ ♦ ♦ an
den neuen Pastor zu ♦ ♦ ♦, Aus dem Französischen* gedeutet
werden muss; „wieder" mag Goethe hier im Hinblick auf das so
vier Wochen früher gesandte , Concerto* geschrieben haben.
* In den ersten Drucken von ,Dlchtung und Wahrheit* steht:
„gekommen war", doch ist das „war** In der Ausgabe letzter
Hand aus Gründen des Wohlklangs („war, alles was**) gestri-
chen worden; die Wiedereinsetzung des Wortes in der Wel- sft
marer Ausgabe erscheint unberechtigt
Unter der „Gesellschaft** sind sowohl die Darmstädter „Ge-
meinschaft der Heiligen** als auch die Frankfurter Freunde
zu verstehen.
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1813 COXCERTO DRAMATICO. 101
][AprU, Weimar, Mai, Jaoi, Teplitz] [343]
tiven Gfesellschaft) eigentlich bedeutete, ist hier ausein-
ander zu setzen. Durch ein geistreiches Zusammensein
an den heitersten Tagen aufgeregt, gewöhnte man sich,
6 in augenblicklichen kurzen Darstellungen alles dasjenige
zu zersplittern, was man sonst zusammengehalten hatte,
um grössere Compositionen daraus zu erbauen. Ein
einzelner einfacher Vorfall, ein glücklich naives, ja ein
albernes Wort» ein Missverstand, eine Paradoxie, eine
10 geistreiche Bemerkung, persönliche Eigenheiten oder
Angewohnheiten, ja eine bedeutende Miene, und was
nur immer in einem bunten rauschenden Leben vor-
kommen mag, alles ward in Form des Dialogs, der Ka-
techisation, einer bewegten Handlung, eines Schauspiels
1* dargestellt, manchmal in Prosa, öfters in Versen.
An dieser genialisch-leidenschaftlich durchgesetzten
TJebung bestätigte sich^ jene eigentlich poetische Denk-
weise. Man liesö nemlich Gegenstände, Begebenheiten,
Personen an und für sich, so wie in allen Verhältniss^i
20 bestehen, man suchte sie nur deutlich zu fassen und
lebhaft abzubilden. Alles Urtheil, billigend oder miss-
billigend, sollte sich vor den Augen des Beschauers in
lebendigen Formen bewegen. Man könnte diese Produc-
tionen belebte Sinngedichte nennen, die ohne Schärfe
25 und Spitzen, mit treffenden und entscheidenden Zügen
reichlich ausgestattet waren. Das ,Jahrmarktsfest' ist
ein solches, oder vielmehr eine Sammlung solcher Epi-
gramme. Unter allen dort auftretenden Masken sind
wirkliche, in jener Societät lebende Glieder, oder ihr we-
80 nigstens verbimdene und einigermaßsen bekannte Per-
sonen gemeint; aber der Sinn des Eäthsels blieb den
meisten verborgen, alle lachten, und wenige wuseten,
dass ihnen ihre eigensten Eigenheiten zum Scherze dien-
ten. Der ,Prolog zu Bahrdts neuesten Offenbarungen*
86 * Das heisst nicht: erwies sich, offeut>arte sieb, sondern: be-
stärkte sich, erstarkte zur Dauer (wurde „steti^r").
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1Ö2 CONCERTO DRAMATICO. 1813
][Apri], Weimar, Mai, Juni, Teplitx.] [843]
gilt für einen Beleg anderer Art; die kleinsten finden
sich imter den gemischten Gedichten/ sehr viele sind
zerstoben und verloren gegangen, majiche noch übrige
lassen sich nicht wohl mittheilen. Was hiervon im Druck 6
erschienen, vermehrte nur die Bewegung im Publicum,
und die Neugierde auf den Verfasser; was handschrift-
lich mitgetheilt wurde, belebte den nächsten Kreis, der
sich immer ei^weiterte. Doctor Bahrdt, damals in Gies-
sen, besuchte mich, scheinbar höflich und zutraulich; er lo
scherzte über den ,Prolog^, und wünschte ein freundli-
ches Verhältnisa Wir jungen Leute aber fuhren fort
kein geselliges Fest zu begehen, ohne mit stiller Schaden-
freude uns der Eigenheiten zu erfreuen, die wir an an-
dern bemerkt und glücklich dargeetellt hatten.^ 15
Dichtung u. Wahrheit Theil 3 Buch 13. — W. 28, 235,
8—237, 7.
1816.
][l)ecember 20V Weimar.] — 8. Nr. 844. 343 a
1819. 20
] [Februar 14, Weimar.] — s. 146. 14 f. 343 b
1881.
September 16, Weimar. — s. Nr. 848. 343 c
][naeh September 16, Weimar.] — s. Nr. 849. 343 d
* In den Abtheilungen ,Kun8t*, »Parabolisch* und .Epigram- ^
matisch*.
* Ausser den beiden Dichtungen, die Goethe mit Namen an-
führt (191, 26. 34), kommt von Dramatischem für das hier
Gesagte In Betracht:
1. Anekdote zu den Freuden des jungen Werthers, so
2. Concerto dramatlco,
3. Fastnachtsplel vom Pater Brey,
4. Hanawursts Hochzeit,
5. Satyro0>
6. Unglück der Jacobis. 35
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Die Danaiden.
Handschriften: sind nicht bekannt
Drucke: sind nicht vorhanden.
1797-
6 'Mai 20, Jena. 344
[Früh] Die ,Flehenden' des Aeschylus.*
Tgb. 2, 68, 21.
Mai 21, Jena. 345
Nähere Betrachtung der ,Flehenden'^ und Ueberle-
10 gung eines zweiten Stückes.
Tgb. 2, 68, 25—27.
1800.
] [Juli oder August, Weimar oder Jena.] 346
*Von musikalischen Dramen, an deren Ausführung
16 * Goethe war neuerdings durch Wilhelm t. Humboldt zur Be-
schäftigung mit den Tragödien des Aesehylus angeregt wor-
den (Tgl. Tgb. 2, 62, 11. 24. 63. 6. 11. 66, 7; G.-Humboldt S. 28
und GJ. 9, 78-80).
* „Abends bei Schiller, Fortsetzung des Gesprächs über de»
30 Aristoteles .Dichtkunst* und die Tragödie überhaupt" (Tgb.
2, 08, 22—24); am 19. Nachmittags war Goethe nach Jena
gekommen und hatte Abends Schillern besucht
» Vgl. Nr. 344.
^ Zelter an Goethe, 1800 Januar 30: „ . . . Man sagte hier vor
25 einiger Zeit, dass Dieselben [E. Hochw.] eine ernsthafte
musikalische Oper gedichtet hätten. Vielleicht bin ich falsch
berichtet, allein wie wollte ich mich freuen, wenn ich Sie zu
einem so yerdienstlichen Werke vermögen könnte! Und welch
eine angenehme Arbelt würde die Composition einer solchen
Orftf, Ooetlie Ober 8. Dichtungen. T. II, B. 1. 13
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194 DIE DANAIDEN. 1800
][Jali oder Augrast, Weimar oder Jena.] [346]
ich noch denken möchte, liegen nur zwei Anfänge unter
meinen Papieren.^ Zu einem komisch heroischen, der
zweite Theil der ,Zauberflöte*, zu einem tragischen, die
,Danaiden^; doch würde ich kaum Lust und Muth eins 6
oder das andere auszuführen finden, wenn ich nicht einer
Composition und Aufführung versichert und mit dem
Theater, auf welchem sie zuerst aufgeführt werden
sollten, in unmitiielbarer Verbindung stünde, lun den
ersten Eintritt durch Benutzung aller individuellen und lo
localen [Verhältnisse*] recht brillant zu machen.
An Zelter. - Br. 15, 337 f.
1801.
Mai 29. Weimar. 347
In einem frühem Briefe, auf den ich Ihnen leider i6
die Antwort schuldig geblieben,* fragen Sie an, ob
nicht etwas, das einer Oper ähnlich sieht, sich unter
meinen Papieren befinde?
Von einem zweiten Theil der ,Zauberflöte* wer-
den Sic die ersten Scenen in dem nächsten Wilmanni- ao
sehen Taschenbuehe finden, zu einem ernsthaften Sing-
stücke, die ,D a n a i d e n', worin, nach Art der älteren
griechischen Tragödie, der Chor als Hauptgegenstand
erscheinen sollte, hatte ich vor einigen Jahren den Ent-
wurf* gemacht; aber keins von beiden Stücken werde 26
ich wohl jemals ausführen. Man müsste mit dem Com-
Oper für micli sein! . . ." (G.-Zelter 1, 12.) Hierauf erwiderte
Goethe das Obige, schickte Jedoch den Brief nicht ab, son-
dern antwortete erst fast ein Jahr später (s. Nr. 347), nach-
dem Zelter ihm am 15, April 1801 abermals geschrieben hatte 80
(übrigens ohne des Opern-Planes nochmals zu gedenken).
* Demnach war der „Entwurf" (Z. 24 f.) niedergeschrie-
ben; 1809 erinnerte Goethe sich desselben nicht mehr oder
Riemers Angabe 195, 13 f. ist unrichtig.
• Man könnte auch ergänzen „Vortheile" oder „Umstände", ss
• Vgl. 193, 24.
* „Nichts im Nachlass und auch sonst keine Spur" (Br. 15,
352 zu 232, 15); Tgl. Z. 2 f.
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1801 DIE DANAIDEN. 195
[Mai 29, Weimar.] [347]
ponirften zu^mmenleben und für ein bestimmtes Thea-
ter arbeiten, sonst kann nicht leicht aus einer solchen
Unternehmung etwas werden.
5 An Zelter. — Br. 15, 232. 6-20.
1809.
August 29, Jena.' S48
[Vor Mittag.] Bei Goethe. Aus Schlegels Vorlesun-
gen vorgelesen. Was A. W. Schlegel am Aeschylus ta-
10 delte, dass sein Chor meist die Hauptperson ist, findet
Goethe ebenso zu loben und als das Eechte. Zu den
ßupplices^ hat er früher das dritte Stück der Trilogie
erfunden und im Kopfe ausgeführt, aber nichts aufge-
schrieben.*
15 „Das ist eben das Vortreffliche, dass aus der Masse
des Chors (den Danaiden), der überein gesinnt ist, eine,
die Hermione, als der Gegensatz, heraustritt."*
Mit Riemer. — Gespräche 2, 276 (Riemers Tagebuch,
Deutsche Revue 12 (1). 280).
20 ^ Der Tagebuehvermerk unter August 29: „Einige Vorlesungen
von Sehleger* (Tgb. 4, 57, 6 f.) beweist, dass die Datirung
August 20 bei Riemer 2, 621 und 638 irrig ist.
* Vgl. dagegen 194, 2 f. 24 f.
• Der in Frage kommende Tadel Schlegels findet sich in der
S5 vierten Wiener Vorlesung (1808), s. , August Wilhelm und
Friedrich Schlegel In Auswahl herausgegeben von Dr. Oskar
F. \A'alzel* (Stuttgart O. J.) S. 15 Z. 36 bis S. 16 Z. 26. Dass
Schlegel von Goethes Plan wusste, darauf deutet folgende
SteUe im Schema seiner Berliner »Vorlesungen über schöne
30 Litteratur und Kunst*: „Hiketides veimiithlich das mittelste
[Stück] einer Trilogie: Das 1. in Bgypten. — Das 3. die »Da-
naiden*. (Goethes Unternehmung. Seine Meinung über die
Trllogien.)" (Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19.
Jahrhunderts 18, 339, 22—24.)
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E g m n t.
Handschriften: 1. Eiue Abschrift von Goethes eigner Hand;
im Besitz der Königlichen Bibliothek zu Berlin. (Ein Fac-
slmile der ganzen Handschrift Im Goethe- u. Schiller-
Archiv zu Weimar; eine verkleinerte Nachbildung des b
Titels, des Personen-Verzeichnisses und der ersten Seite
s. WK. 8, 412 und 422.)
2. Eine Reinschrift von Schreiberhand, mit Verbesse-
iniugen Horders; im Goethe- und Schi Her- Archiv; sie liegt
dem ersten Druck zu Grunde, für den Jedoch auch die lo
unter 1. genannte Handschrift zu Rathe gezogen worden
ist.
Erster Druck: 1788. S(hriften 5, 1—198. Beide, den Band
schmückende, Kupfer beziehen sich auf ,Egmont': 1. das
Titel-Kupfer, nach einer Zeichnung Angellca Kauffmanns i&
gestochen von Lips in Rom: Clärchen vor Egmont knie-
end (Aufzug 3 Schluse); 2. die Rupf er- Vignette auf dem
Titelblatt, gestochen von Geyser nach einer Zeichnung
Oesers: Egmont liegt träumend auf dem Ruhebett, Clär-
eben, als Genius über ihm schwebend, senkt den Kranz so
über sein Haupt herab (Aufzug 5 Schluss).
Der gleiche Druck erschien auch selbstständig, ohne
die Bogennorm „Goethe*s W. 5. Bd.**, unter dem Titel
.Egmont. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Von Goethe.
Ächte Ausgabe. Leipzig, bei Georg Joachim Göschen, 26
1788*.
Göschen selbst veranstaltete mehrere unrechtmässige
Nachdrucke, von denen hier nur der 1791 in Band 3 der
vierbändigen Ausgabe von ,Goethos Schriften* erschienene
in Betracht kommt, weil Goethe ihn dem Druck in der 30
ersten Cotta sehen Ausgabe der Werke zu Grunde legte.
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1773
EGMONT.
197
Zweiter Druck: 1807, Werke Ootta^ 5, 100-306.
Driüer Druck: 1816, Werke Cotta* 6, 169-305.
Vierter Druck: 1827, Werke Cotta» 8, 167—300.
Weimarer Äuagäbe: 1889, W. 8, 171—305 und 340-364; vorher
5 geht ,Götz . . Ein Schauspiel*.
Uebersicht der Aufführungen
I. unter Bellomo in Weimar:
1791 März 81.
10
15
30
II. unter Goe
1. 1796 April 26 in Weimar.
S. 1806 Mai 31 in Weimar.
8. „ JnU 17 in Lanchsiädt.
i. 1807 JnU 80 in Lauehstädt
5. n Ao^nist 11 in Leipzig.
6. n AnguBt 16 in Leipzig.
7. ^ October 28 iu Weimar.
8. 1808 Juli 2 in Lanchfltftdt.
9. 1809 Januar 18 in Weimar.
10. M Mai 10 in Weimar.
11. . October 25 in Weimar.
thes Leitung:
12. 1810 Februar 7 in Weimar.
13. „ Juli li In LauchstXdt.
14. , October 81 in Weimar.
15. 1811 AugUBt 6 in Halle.
16. 1812 Juni 27 in Halle.
17. 1818 December 1 in Weimar.
18. 1814 Januar 29 in Weimar.
19. , Juni 28 in Halle.
20. n December 26 in Weimar.
21. 1816 Januar 18 in Weimar.
1778.
*?October 18, Frankfurt. — s. Nr. 110.
?] [November zwischen 10 und 18, Frankfurt.] —
s. Nr. 111.
25 ?] December 25, [Frankfurt.] — s. Nr. 112.
177*-
?]Juni 1, [Frankfurt.] — s. ,Fau8t* ugD. (an Schönbom.)
348 a
348b
349
850
80
85
' Die Beziehung der Nrn. 848a— 351 auf ,Egmont* ist ganz frag-
lich; sie sind hier nur der Vollständigkeit wegen aufgeführt,
und weil sie von einigen Forschem für ,Bgmont* in Anspruch
genommen werden (vgl. die zugehörigen Erläuterungen). Dass
die innere Gestaltung des Stoffes schon lange vor dem
Herbst 1775, schon 1778 l>egonnen hat, wird bezeugt durch
die Stelle in ,Dichtung und Wahrheit* Buch 17: „Man wusste,
dass Ich noch andere Puncte jener 2Seitgeschichte [15. und
16. Jahrhundert] mir in den Sinn genommen hatte . ." (W. 20,
72, 28 f.); die eigentliche Arbeit und der Anfang der Nieder-
schrift fällt nach Nr. 485. 512 und 524 in den Herbst 1775,
woran irgend zu zweifeln kein ausreichender Grund vorliegt.
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198 EGMONT. 1774
?December 23, Frankfurt. . 351
Ich zeichne mehr, als ich sonst was thue, liedere auch
viel. Doch bereit' ich alles, um mit Eintritt der Sonne
in den Widder^ eine neue Production zu beginnen, die
auch ihren eignen Ton haben soU.^ b
An Boie. — Br. 2, 220, 11—15.
1775.
?][October 18, Frankfurt] 352
Ich hab^ allerlei geschrieben, das Dir eine gute Stunde
machen soll — Sind aber doch allzumal Sünder imd !•
mangeln des Kuhms, den wir vor unsrer Mutter Natui
haben sollten.
An Bürger. — Br. 2, 302, 24—27.
1776.
] [Januar 29? Weimar.] 363 i&
Wir* haben heute viel Guts gehandelt über der Ver-
gangenheit und Zukimft — Geht mir auch wie l^argre-
then von Parma: ich sehe viel voraus, das ich nicht
ändern kann.*
An Ch. T. Stein. — Br. 3, 22, 4r-7. so
* Das heisst: 1775 Im letzten Drittel des März, zur Zeit der
Frühlings-Tag- und Nacht-Gleiche, die Goethen stets heilig
war (vgl. eins seiner letzten Worte, am 22. März 1832, Ge-
sprädie 8, 162).
* Die Stelle wird im Register der Weimarer Ausgabe gar nicht 25
berücksichtigt, von Düntzer (Erläuterungen 7, 2 und Goethes
Leben S. 224) auf ,Egmont' bezogen; nach Briefe vdH. 1, 188,
29 „Beziehung unbekannt".
* Goethe und der Herzog Karl August.
* Aufzug 1 (Scene: Palast der Regentin), Machiavell: „ ... 30
Hab* ich nicht alles voraus gesehen?*' Regentin: „Ich sehe
auch viel voraus, ohne es ändern zu können" (W. 8, 186, 6—9).
Goethes Bemerkung lässt doch wohl darauf schliessen, dass
Frau V. Stein die Scene schon kannte. Jedenfalls wird Goethe
die bis dahin niedergeschriebenen Scenen (vgl. 279, 17 f.) der 35
Freundin und nueh bei Hofe vorgelesen haben, so daas die
Nachricht von ihrem Vorhandensein in weitere Kreise drang.
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1778 EGMONT. 199
1778.
April 12, Weimar. 354
,Egmont^ war mir wieder in Sinn gekommen.
Tgb. 1, 64, 21.
6 ?][Mai 14J.Wörlltz. 355
^Und nun bald in der Pracht der königKchen Städte,
im Lärm der Welt und der KriegBriistnngen. Mit den
Menschen hab' ich, wie ich spüre, weit weniger Verkehr
als sonst. Und ich scheine dem Ziele dramatischen We-
10 sene* immer näher zu kommen, da mich's nun immer
näher angeht, wie die Grossen mit den Menschen, und
die Götter mit den Grossen spielen.
An Oh. T. Stein. — Br. 3, 223, 12-19.
[December, tof 5, Weimar.] 356
16 Schrieb einige Scenen* an ,Egmont^
Tgb. 1, 72. 9.
December 5, Weimar. 357
[Morgens] Alba imd Sohn.*'
Tgb. 1. 72. 11.
30 December 13, Weimar. 358
Früh Monolog Albas.*
Tgb. 1, 73, 12.
Reichards ,Theater-Kalender' führt demzufolge in den Jahr-
gängen 1777—81 miter Goethes „ungedruclsten Schauspielen**
35 auf: ,Die VogeLwiese*, nnd behält diesen Titel auch in den
Jahrgängen 1782—86 bei, die daneben noch ein Stück ,Graf
Egmont* verzeichnen (vgl. G J. 15, 262 f.). Vgl. auch 100, 36—89.
* Vom 10. Mai bis 1. Juni begleitete Goethe den Herzog Karl
August auf einer Reise nach Leipzig, Wörlitz, Potsdam und
80 Berlin.
' Vgl. Epoe 2, 710, 17 f. 711, 23. 30 f.
* Wie nach Nr. 357 und 358 zu vermuthen die ersten Scenen
von Aufzug 4: 1. Strasse (Jetter, Zimmermeister. Soest, Van-
sen), 2. Der Culenburgische Palast (Silva, Gomez, Ferdinand,
86 Alba). W. 8, 244-257, 19.
* In Aufzug 4, vor Albas Monolog.
* Im 4. Aufzug.
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200 BGMONT. 1779
1779.
Mai 26, [Weimar.] 359
Mein ,Egmont^ rückt doch, ob ich gleich den 1. Juni
nicht fertig werde.^
An eil. V. Stein. — Br. 4, 39, 4 f. 5
Juni 15, Weimar. 300
[Nachmittags] . . an ,Egmont' geschrieben.
Tgb. 1, 87, 2.
Juni 24, [Weimar.] 361
Gestein Abend hab' ich noch eine Scene in ,Egmont' lo
geschrieben, die ich kaum wieder dechiffriren kann.^
An Ch. V. Stein. — Br. 4, 43, 8-10.
September 7, Weimar. 362
Ich schicke Ihnen, was von ,Eginont^ fertig ist, und
alle nLeine andre Sachen, heben Sie mir sie auf.' u
An Oll. V. Stein. — Br. 4. 58, 4 f.
November 9, Leukerbad. 363
Bei Zeiten aus Siders mit % allein, nach dem Lenker
Bad; schöne Aussicht in's Wallis, beschwerlicher Weg;
schrieb eine Scene am ,Egmont^ Besonders trefflicher ao
Anblick nach Inden hinein; böser Felsgang. . . . daa
Bad " — Gang gegen die Gemmi. Zurück. . Essen, Ge-
spräch, geschrieben pp.*'
Tgb. 1, 102, 12-17.
^ Nach Auffüliruug der Jpliigenie' (April 6) ,,sagte Goetlie Frau 86
V. Stein die Vollendung des ,Egmont' bis zum 1. Juni su";
worauf diese Behauptung Düntzers (Erläuterungen 7, 6) sich
gründet, weiss ich nicht G.-Stein 1, 533 Brl. 1 zu S. 165
heisst es zu obiger Stelle: „Er hatte wohl früher gehofft, bis
zur Zeit von Merckg Ankunft [Ende Mai] damit zu Ende zu so
kommen".
« Am 13. Juli reiste Merck wieder ab (vgl. Tgb. 1, 87, 20—88,
2!); €k>ethe wird mit ihm über ,Egmont' gesprochen haben.
Am 26. Juli schreibt Frl. v. Göchhausen an Merck, von Et-
tersburg aus: „Den Tag Ihrer Abreise trauerte selbst die 85
Natur; die Herzogin war still, und ich blieb allein bei ihr.
Goethe hatte mir seinen .Egmont' und die »Vögel* zum Vor-
lesen da gelassen, aber's woUt's nicht thun" (Merck 1, 168).
• Während der Reise in die Schweiz, die Goethe am 12. antrat
* Düntzer vermuthet, „in der sehmalen und niedrigen Stube 40
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1780 EGMONT. 201
1780.
März 16, Weimar (Gartenhänschen). 864
[Vonnittags] . . spazieren, an ,Egniont^ geschrieben.^
Tgb. 1, 111, 10 f.
5 April 3, Weimar. 365
Von Dramas und Romanen ist auch Verschiedenes in
Bewegung.*
An Merck. — Br. 4, 202, 14 f.
Mal 14, [Weimar.] 306
10 Meine Schriftstellerei subordinirt sich dem Leben,
doch erlaub' ich mir, nach dem Beispiel des grossen
Königs, der täglich einige Stimden auf die Flöte wandte,
auch manchmal eine Uebung in dem Talente, das mir
eigen ist. Geschrieben liegt noch viel,^ fast noch ein-
16 mal so viel, als gedruckt, Plane hab' ich auch genug,
zur Ausführung aber fehlt mir Sammlung und lange
des kleinen Bretterhauses in Leukerbad habe ihn die Aus-
führung der ersten G^efängniss-Scene angezogen, die er schon
auf dem bösen Felsgang nach luden überdacht habe'* (Goethes
30 Tagebücher S. 176): damit zusammen hängt Düutzers weitere
Vermuthung, dass die obige Bemerkung an falschem Orte
stehe und zwischen die Worte „das Bad** und „CJang gegen
die Gemmi*' gehöre, dass also Goethe die Scene Jedenfalls
erst in Leukerbad schrieb, nicht, wie es nach Tgb. seheint,
35 auf dem „beschwerlichen Weg**. Allerdings Ist In dem Reise-
brlefe »Leukerbad, den neunten, am Fuss des Gemmit>erges',
in dem Goethe den „treffliehen Anblick nach luden hinein*'
genau beschreibt (s. W. 19, 267, 22— 268, 7). ebensowenig wie
im Tgb. die Rede von einer Einkehr, während welcher Goethe
w die Scene hätte niederschreiben können; die erste und ein-
zige längere Rast zwischen Siders und Leukerbad fand, wie
es scheint, In Inden statt (vgl. W. 19, 268, 18—22).
* Dttntzer vermuthet: an Aufzug 5 (Goethes Tagebücher S. 187).
■ ,Egmont* und »Torquato Tasso*. wegen der Romane vgL
86 Epos 1, 286, 29 f.
' Von dramatischen Dichtungen kommen hier und bei den
„Planen" (Z. 15) vor allem in Betracht: .Egmont*. .Faust*,
»Geschwister*. .Iphlgenle*, .Toi-quato Tasso*.
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202 EGMONT. 1780
[Mai 14, [Weimar.]] [366]
Weile. Verschiednes hab' ich für's hiesige Liebhaber-
Theater, freilich meist eonventionsmäßeig ausgemünzt.^
An J. C. Kestner. — Br. 4, 221, 19-28.
1781. 5
Deeember 12, Wilhelmsthal. 367
. . es geht mir wohl, ich mag die Menschen leiden,
und sie mich, ich bekümmre mich um nichts und
schreibe Dramas. Mein ,Egmant^ ist bald fertig, und
wenn der fatale vierte Act nicht wäre, den ich hasse lo
und nothwendig umschreiben muss, würde ich mit diesem
Jahr auch dieses lang vertrödelte Stück beschliessen.*
An Ch. V. Stein. — Br. 5, 239, 12-17.
?December 17, [Weimar.] 368
Schick mir, was ich bei Dir habe.^ 15
An Ch. V. Stein. — Br. 5. 241, 12.
178Ä.
Mörz 16, Dornburg. 369
Xun will ich über den ,Egmont* und ho£f^ ilin end-
lich zu zwingen. 20
An Ch. V. Stein. — Br. 5, 280. 23 f.
][MHrzl7,] Domburg. 870
Ich bin ganz leise fleissig, ich möchte nun ,Egmont'
so gar gerne endigen, und seh^ es möglich.
An Ch. r. Stein. — Br. 6, 282, 3—5. 35
Mäi-z 20. [Weimar.] 371
[Früh.] Mein ,Egmont^ ist die einzige frohe Aussicht
auf die acht Tage,* das Einzige, was ich zwischen mein
^ ,Jery und Bätely', ,Llla', ,Trinmph der Empfindsamkeit',
.Vöger. 30
' Seit dem 6. war Goethe von Weimar abwesend. Er schrieb
zur Zeit wahrscheinlich am 5. Aufzug. Im Mai schon hatte
Tobler an Lavater gemeldet: „Seine «Befreiung von Holland'
bis an den letzten Act fertig — politisch voll herrlicher Ge-
danken** rSdOG. 16. 3.56, 30-32). 36
" Vgl. Nr. 362.
* Goethe war seit dem 14. März in Recnitirungsgeechäften
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1782 EGMONT. 203
[Marx 20, [Weimar.]] [371]
Verlangen zu Dir einschieben kann, dass es mir nirht
schmerzlich wird.
An Ch. V. Stein. — Br. 5, 283, 7-10.
6 ]März 20, Buttstädt. 372
[Nachmittags.] Nun will ich mich hinsetzen und
einen alten Geschichtschreiber^ durchlesen, damit ,Eg-
mont^ endlich lebendig werde, oder auch, wenn Du willst,
dass er zu Grabe komme. . . .*
10 Abends. Ich habe gelesen, ausgezogen und geschrie-
ben. Den ersten Tag, dass ich von Dir weg bin, will es
nie recht gehn, . . .
Zum ,Egmont' habe ich Hoffnung, doch wird's lang-
samer gehn, als ich dachte. Ee ist ein wunderbares
16 Stück. Wenn ich's noch zu schreiben hätte, schrieV ich
es anders, und vielleicht gar nicht. Da es nun aber
da steht, so mag es stehen, ich will nur das Allzuauf-
verrelst geweseu, am 19. Abends nach Weimar gekommen,
reiste jetzt, am 20. Morgeus, zu gleichem Zweck wieder ab,
20 kehrte aber schon nach fünf Tagen zurück, und begab sich
am 29. Milrz abermals auf die Reise.
* Zwei der, von Goethe für seine Dichtung benutzten, Quellen-
werke sind die folgenden:
1. ,Famiani Stradae romani ^ societnte Jesv de hello belglco
26 decades dna? Ab excessv Caroli V. Imp. iisq; ad Initium Prce-
fecturse Alexandii Farnesii Parm» Placentiseque Ducis III.
ad annvm 1678 continvatae . . M. DC. LI. Francofvrti ad
Moenvm. Sumptibus Johannis BeyerlS 4^
2. ,Eygentliehe vnd vollkommene historische Beschreibung
80 dess Niderländischen Kriegs: . . Durch Emanuel von Meteren
Erstlich in NiderlJindi8<»her Spraach beschrieben, nun aber
in Hochteutsch vbersetzt. . . In zwey Theil . . Ambsterdam
Gedruckt bey Johan Jansons. Anno M. DC. XXVIIS 2'.
Wie aus Nr. 373 zu schliessen, ist hier das Werk Strndas
35 gemeint, das Goethe nach Br. 18, 99 zu 2208 a in dem Mainzer
Druck von 1661 benutzte.
* Das hier Ausgelassene ist Epos 2, 711 unter Xr. 1146 nachzu-
lesen.
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204 EGMONT. 1782
](Mära 20, Buttstidt] [378]
geknöpfte, Studentenhafte der Manier zu tilgen suchen,
das der Würde des Gegenstands A\dderspricht.
An Ch. V. Stein. — Br. 5. 284, 14-17. 23—26. 285, 3-9.
März 22, Kalbsried. 373 ft
Im S t r a d a , der den alten Xiederländisehen Krieg
geschrieben hat/ finden sich gar treffliche Schilderungen
von Personen, die ich Dir übersetzen will.
An Ch. r. Stein. — Br. 5, 287, 13-15.
April 6 Morgens, Gerstungen; 374 lo
Am ,Egmont' ist nichts geschrieben, die Zerstreuung
lässt^s nicht zu.
An Ch. V. Stein. — Br. 6, 297, 21 f.
] [April] 6 Abends, Tiefenort. 375
*Noch ein Wort vom ,PilatußM Wenn unser einer n
seine Eigenheiten und Albernheiten einem Helden auf-
flickt und nennt ihn Werther, Egmont, Tasso, wie Du
willst, gibt es aber am Ende für nichts, als was es ist,
so geht's hin und das Publicum nimmt insofern An-
theil dran, als die Existenz des Verfassers reich oder 20
arm, merkwürdig oder schal ist, und das Mährchen
bleibt auf sich beruhen. Nun findet HaJis Kaspar diese
Methode des Dramatisirens (wie sie's nennen) allerliebst
und flickt seinem Christus auch so einen Küttiel zu-
sammen und knüpft aller Menschen Geburt und Grab, as
A und 0, und Heil und Seligkeit dran, da wird's ab-
geschmackt, dünkt mich, und unerträglich.*
An Ch. V. Stein. — Br. 6, 299, 12-24.
> Vgl. 203, 24.
* Vgl. die Erläuterung Epos 2, 542, 28-38. 30
• Am 12. war Goethe in Moiningeu. von wo er Frau v. Stein
mitthellt er wohne daselbst bei Herrn v. Bibra; dieser lieprlei-
tete ihn zwei Tage spHter nach Barchfeld (Br. 5. 306, 24. 310,
20 f.). Ob bei dieser Gelegenheit von , Egmont* die Rede ge-
wesen ist, und in welclier Weise, bleibt dahingentellt. Jeden- S6
falls ka nn .Egmont* tromont sein (violloioht nnoli .Torquato
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1782 EGMONT. 205
Mai 6, Weimar. 376
Sie erhalten hier einen Versuch, den ich vor einigen
Jahren gemacht habe, ohne dass ich seit der Zeit so viel
Mnsse gefunden hätte, um das Stück so zu bearbeiten,
5 wie es wohl sein sollte.^ Legen Sie es, wie et ist, Ihrem
Herrn Vater vor, imd dann bitte ich Sie, recht auf-
richtig und ausführlich zu sein und mir umständlich zu
meldien, was er darüber sagt. Mir ist eben so wohl um
sein Lob, als um seinen Tadel zu thun. Ich wünsche zu
10 wissen, von welcher Seite er es ansieht.
Ich füge nur eine Bitte hinzu, dass Sie die Abschrift
nicht aus den Händen geben mögen, und erwarte sie bald
wieder zurück.*
An Jenny v. Voigta — Br. 5, 321, 1—13.
16 Tasse* oder »Elpenor*), wenn Schiller ein Jahr später, 1783
Juni 15, von Bauerbach aus an Reinwald schreibt: „Gestern
habe ich Herrn von Bibra (ich meine den Oberhofmeister)
kennen gelernt. ... Er hat . . mich ernstlich zu sich ge-
beten, wo er mir auch Goethes Trauerspiel lesen wird*' (Schil-
20 lers Br. 1, 133 und 479).
* ,Egmont*, nach Düntzers Vermuthung (Erläuterungen 7, 8),
die, gegründet auf Justus Mosers, des Vaters der Adressa-
tin, Urtheil über ,Götz* (vgl. diesen Erl. zu 1781 Juni 21),
sehr viel Wahrscheinlichkeit hat; nach Strehlke 2, 361 war
26 es eine Abschrift der »Iphigenie*; mibestimmbar ist die Be-
ziehung der Stelle nach dem Register der Weimarer Ausgabe,
während Minor (, Entstehungsgeschichte und Stil des Egmont'
in den ,Grenzboten* 1883 42 (1), 361—370) sie gleichfalls auf
.Egmont' bezieht.
so 3 Schon am 4. März hatte Goethe gesehrieben: „Ihrem Herrn
Vater schick' ich eh'stens von meinen Sachen. Ein Ver-
zeichniss davon bin ich selbst nicht wohl im Stande zu fer-
tigen, es sind so viele Kleinigkeiten" (Br. 5, 276, 17—20);
hiemach scheint Goethe ursprünglich die Abpicht gehabt zu
36 haben, nur kleinere Dichtungen zu schicken.
— Wenn Ludecus über Goethe an Knebel sehreibt, 1782 No-
vember 25: „Er hat die Herzogin [Anna Amalia] mit dem
ersten Heft seiner URgedruckten Sachen zu Ihrem Geburts-
tag [October 24] beschenkt" (Knel)els Nnchlass II 1, 115),
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206 EGMONT. 1785
1785.
*December 5, Weimar. 377
Schon vor einigen Jahren habe ich das Werk Famiani
Stradae de hello belgico^ von der Universitäts-Bibliothek
zu Jena entlehnt^ dessen erste Dekas mir von Händen s
gekommen. Ich schicke also hier die zweite Dekas und
die erste von einer andern Edition, mit Bitte solche eins-
weilen hinzustellen, bis ich mich im Stand finden werde,
das Exemplar gehörig zu completiren, oder ein comple-
tes, gegen Austauschung des gegenwärtigen, der Aka- lo
demischen Bibliothek zu überreichen.
An Joh. Gottfr. Müller. — Br. 18, 25. 4—12.
1786.
Januar 23, Weimar. 378
Hast Du etwa meinen ,EgmontS die ,Vögel' oder sonst w
etwas von meinen dramatischen Schriften? Die be-
nannten Sachen fehlen mir und noch mehr.'
An Ch. V. Stein. - Br. 7, 1G2, 14-17.
so bleibt dahingestellt, ob sieh Seenen aus ,Egmont' darun-
ter befunden haben (wegen der sonst in Frage kommenden 20
dramatischen Dlchtimgen vgl. Tabelle I).
* Goethe an Ch. v. Stein, 1785 März 3: „Ichhabeesoft
gesagt und werde es noch oft wiederholen:
d i e Causa finälis der Welt und Menschenhändel
istdiedramatlsehe Dichtkunst [vgl. Epos 2, 710, 25
40— 711, 23]. Denn das Zeug ist sonst absolut eu
nichts zu brauchen. Die Gonferenz [mit dem
Herzog Karl August] von gestern Abend ist mir
wieder eine der besten Seenen werth" (Br. 7,
19, 18—20, 1). Wenn die Stelle sich auch schwerlich auf so
,Egmont' bezieht, so Ist sie doch wegen 221, 13—27 hier zu
beachten (die Conferenz bezog sich wahrscheinlich auf diplo-
matische Verhandlungen wegen des ..Ftirstenbundes", vgl.
G.-Stein 2, 555 Eri. 2 zu S. 144 und Briefe vdH. 2, 188, 25).
« VgL 203, 24. 15
» Goethe wünschte die Dichtungen wohl zurück, um sie zum
Vorlesen mit nach Gotha zu nehmen, wohin er am 24. reiste
(vgl. G.-Stein 2. 197).
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1786 EGMONT. 207
?Januar 26, Gotha. 379
Des Abends wird gelesen/ und man seheint mit mir
zufrieden, ....
. . . Ich lese nun meine Sachen hier vor und schäme
ö mich von 'Herzen, indem man sie bewundert, und darf
nur gegen den Prinzen [August] meine Herzensmeinung
sagen,
Ich komme wohl erst Sonntag [29.] Abends; da mich
der General-Superintendent [Koppe] so geduldig an-
10 hört, denn er ist' alle Mittag und Abend da, so muss ich
auch so höflich sein und ihn hören.
An Ch. V. Stein. — Br. 7, 172, 1—4. 10-13.
][Junl 28, Weimar.] — s. 104. 13. 21-26. 380
Juli 6. Weimar. — s. Nr. 146. 380 a
16 September 2, Karlsbad. — s. Nr. 147. 380 b
September 2, Karlsbad. — s. 106, 25— 106, 7. 380 c
December 12, Rom. — s. Nr. 149. 380 d
December 13, Rom. — 381
8. »Iphigenle auf Tauris* ugD. (an d. Familie Herder.)
20 December 14, Rom. — s. Nr. 150. 382
1787.
] [Januar 13, Rom.] 383
Nun geht's an ,Egmont^ und die andern Sachen,* ich
will nichts in Stücken geben.
25 An Seidel. — Br. 8. 125, 25 f.
Januar 13. Rom. — s. Nr. 151. 383 a
Januar [13,] Rom. 384
. . nun* werd* ich gleich den ,Egmont^ endigen, dass
er wenigstens ein scheinbares Ganze mache.
80 An den Herzog Karl Augrust. — Br. 8, 136, 23 f.
* Was Goethe bei Hofe vorlas, kann nur nach Nr. 878 ver-
muthet werden.
* Die für Band 5—8 der »Schriften* bestimmt waren, vgl. Nr. 151.
* Nach Vollendung der ,Iphlgenie auf Taurls*.
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208 EGMONT. 1787
Januar 20, Rom. 385
Ich habe Hoffnung ,Egmont^, ,Taßso', ,Faust* zu endi-
gen, . .
An Ch. V. Stein. — Br. 8. 143, 19 f.
Januar 25, Rom. 386 5
Nun wird an ,Egmont* bald gearbeitet werden, sobald
ich nur erst eine rechte Bresche in die Römische Ge-
schichte gearbeitet habe.
An Herder. — Br. 8, 152, 14—16.
Februar 2, Rom. — s. Nr. 152. . 386 a lO
Februar 6, Rom. — s. Nr. 153. 386 b
] [Februar vor 16, Rom.] — s. Nr. 154. 386 c
Februar 20, Rom. — s. 108, 23— 109, 5. 387
Mai [29,1 Neapel. — s. Nr. 156. 387 a
Juni 8, Rom. — s. Nr. 157. 387 b 15
Juli 6, Rom.» 388
,E g m n t' ist in der Arbeit, und ich hoffe, er wird
gerathen. Wenigstens hab' ich immer unter dem Machen
Symptome gehabt, die mich nicht betrogen haben. Es
ist recht sonderbar, dass ich so oft bin abgehalten wor- 20
den, das Stück zu endigen, und dass es nun in Born fer-
tig werden soll. Der erste Act ißt in's Reine und zur
Reife; es sind ganze Scenen im Stücke, an die ich nicht
zu rühren brauche.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Juli, 25
Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 363.
Juli 9, Rom. 389
Ich bin fleissig, mein ,E g m n t^ rückt sehr vor. Son-
derbar ist's, dass sie eben jetzt in Brüssel die Scene spie-
len, wie ich sie vor zwölf Jahren aufschrieb; man wird so
Vieles jetzt für Pasquill halten.^
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Juli.
Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 366.
' Wegen der Datirung vgl. Epos 2, 557, 29— 558, 29. — Nr. 394
wird von Düntzer in den Anfang Juli gesetzt, vgl. 210, 29—31. 36
' Vgl. 117. 14-16. 148, 2—6. 271, 4—9.
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1787 EGMONT. 209
Juli 14, Rom. 390
Ich arbeite an ,Egniont*, ich hoffe, auch Ihnen zur
Freude.
An Kayser. — Br. 8, 238, 4 f.
5 Juli 17, Rom. 391
,E g m n t* ist schon bis in den vierten Act gediehen;
ich hoffe, er soll Euch^ Freude machen. In drei Wochen
denke ich fertig zu sein, und ich schicke ihn gleich an
Herdem ab.
10 Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Juli,
Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 366.
Juli 30, Rom. 392
^Montag den 30. Juli blieb ich den ganzen Tag zu
Hause und war fleissig. ,E g m o n t* rückt zum Ende,
16 der vierte Act ist so gut wie fertig. Sobald er abge-
schrieben ist, schick' ich ihn mit der reitenden Post.
Welche Freude wird mir's sein, von Euch zu hören, dass
Ihr dieser Production einigen Beifall gebt! Idi fühle
mich recht jung wieder, da ich das Stück schreibe;
20 möchte es auch auf den Leser einen frischen Eindruck
machen!
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Juli,
Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 370.
August 1, Rom. 393
25 Der vierte Act von ,E g m o n t* ist fertig; im nächsten
Brief hoff' ich Dir* den Schluss des Stückes anzukündi-
gen.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (August,
Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 380.
30 1 [August 4? Rom.r 394
Gestern, nach Sonnenuntergang . . war ich in der
* Den Freunden in Weimar.
^ Nach Düntzer sind das Folgende „Offenbar Tagebuchbemer-
kungen, die aber an Frau v. Stein gesandt wurden" (WH.
35 24, 835 Erl. 93).
* Frau V. Stein?
* „Das Datum hier aus der Notiz über ,Egmont' und der Brief-
tabelle vermuthet Frau v. Stein ist als Adressatin wahr-
Gräf, Goethe Aber 8. Dichtungen T. II, B. 1. 14
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210 EGMONT. 1787
][Aii«riut 4? Rom.] [S94J
Villa Borghese. . . . Auf eben dem Spaziergange machte
ich Anstalten, ,Egmont^ zu endigen. Wenn ich dran
komme^ geht es geschwind.
An Ch. V. Stein (?). — Br. 8, 239, 13—15. 19-21. s
Auarust 11, Rom. 395
^Egmont^ ist fertig und wird zu Ende dieses Mo-
nats abgehBn können. Alsdann erwarte ich mit Schmer-
zen Euer Urtheil.
ItalieniBche Reise, Zweiter römischer Aufentlialt (August, lo
Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 381.
August 11, Rom. — 8. Nr. 158. 396
August 14, Rom. 397
Nun unterdess, bis wir uns sprechen/ bis wir an die
neue Oper [,Gross-Cophta^] gehn und überhaupt ge- i5
meinsam weiter schreiten^ will ich Ihnen etwas zusen-
den, womit Sie sich vielleicht beschäftigen. Ich meine
den ,Egmont* im Manuscripte. Er kann auf dem
Wege nach Deutschland bei Ihnen durchgehn. Wollten
Sie alsdann etwa die Symphonie, die Zwischenacte, die ao
Lieder und einige Stellen des fünften Acts, die Musik
verlangen, componiren,^ so könnte man es gleich mit der
Ausgabe anzeigen, man gewöhnte sich, Ihren Namen
mit dem meinigen zu sehen, und es gab' uns vielleicht
scheinlicher als Herder" (Br. 8, 406 zu Nr. 2599). Die Stelle 26
ist von Goethe nicht in den ,Zweiten römischen Aufent-
halt* aufgenommen worden; Riemer hat sie daselbst erst
1837 in den Werken Q. 2 (2), 391, mit der Bezeichnung „Ohne
Datum", zwischen August 1 und 11 eingefügt Dttntzer (Er-
läuterungen 7. 9) setzt den Brief einen Monat früher an, 30
Anfang Juli 1787.
» Vgl. 113. 31. 114. 27.
■ Nach Nr. 412 hatte Kayser schon 1784 die Composition be-
gonnen. Statt „Symphonie" (Z. 20 und 216. 26. 221, 9) ist uns
heute die Bezeichnung „Ouvertüre" geläufiger (vgl. .Auf Mie- 85
dings Tod* V. 74: „Es ward gepocht [Zeichen des Beginns
der Vorstellung], die Symphonie fiel ein"); vgl. 91 30. 93. 16.
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1787 EGMONT. 211
[August U, Rom.] [397]
für die Oper eine Einleitung. Es kommt alles darauf
an, wenn Sie das Stück sehen werden. Damit hätten
Sie eine Weile etwas Bestimmtes zu thun, das Ihnen auf
5 ein oder die andre Weise fruchten müsste. Und es
würde die Frage sein, wie bald Sie so eine Arbeit zu lie-
fern getrauten? und ob man sie gleich mit dem fünften
Bande [der Schriften] in's Publicum schicken könnte?
dass Ihre Composition gleich auf allen Theatern Fuss
10 fasste, denn ich glaube, ,Egmont' wird gleich gespielt
werden. Wenigstens hie und da.
Ich hoffe, in 14 Tagen kann das Stück von hier ab-
gehn und also halb September bei Ihnen sein.
An Kayser. — Br. 8, 244, 1—23.
15 August 15. Rom. — s. 111, 16. 31—35. 398
jAugust 18, Rom. 399
Ich bin sehr fleissig. ,Eginont^ ist fertig! was noch
in den fünften Band [der Schriften] kommt, wird auch
zu«;erichtet.
20 An Seidel. — Br. 8, 254, 11 f.
September 1, Rom. 400
Heute, kann ich sagen, ist ,E g m o n t^ fertig gewor-
den;^ ich habe diese Zeit her immer noch hie und da
daran gearbeitet. Ich schicke ihn über Zürich; Jenn ich
25 wünsche, dass Kayser Zwischenacte dazu, und was sonst
Ton Musik nöthig ist, componiren möge.^ Dann \^^nsch'
ich Euch Freude daran.
ItaUeniscbe Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Sep-
tember, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24,
80 393.
September 5, Rom. 401
Ich nniss an einem Morgen schreiben, der ein fest-
licher Morgen für mich wird. Denn heute ist ,Eg-
m o n t' eigentlich recht völlig fertig geworden. Der
35 * Vgl. dagregen Z. 33 f.
* Vgl. Nr. 397.
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212 BGMONT. 1787
[Beptember 5, Rom.] [401]
Titel und die Personen sind gesehrieben und einige
Lücken, die ich gelassen hatte, ausgefüllt worden; nun
freue ich mich schon zuna voraus auf die Stunde, in
welcher Ihr ihn erhalten und lesen werdet. 5
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Sep-
tember, Gorrespondenz, unter obigem Datum). — WH. 24,
894.
September 6, Rom. 402
,E g m o n t^ geht mit diesem Brief ab/ wird aber 10
später kommen, weil ich ihn auf die fahrende Post gebe.
Recht neugierig und verlangend bin ich, wai^ Ihr dazu
sagen werdet. Vielleicht wäre gut, mit dem Druck bald
anzufangen. Ee würde mich freuen, wenn das Stück so
frisch in's Publicum käme. Seht, wie Ihr das einrichtet; 15
ich will mit dem Best des Bandes^ nicht zuriickbleiben.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Sep-
tember, Gorrespondenz, unter obigem Datum). — WH. 24,
395.
September 11, Rom. 403 20
Ich schicke nun ,Egmont* nicht über Zürich.^ Eine
Abschrift hab' ich hier.
An Kayser. — Br. 8, 257, 6—8.
1 September 15. [Rom.J 404
[Sendung] An Herder ,Egmont* . .* 25
Brteftal)elle 1787. — Br. 8, 420, 28.
' Die Al>sendung erfolgte jedoch, wie Nr. 404 beweist, erst
am 15. September (trotz dieses unzweideutigen Zeugnisses
und obgleich aus Nr. 403 zu schliessen ist, dass ,Egmont' am
11. noch nicht abgeschickt war, wird W. 8, 344 und in 30
Düntzers Erläuterungen 7, 11 behauptet: das Manuscrlpt sei
am 0. abgegangen).
' Band 5 der Schriften, »Claudine von Villa Bella* und , Erwin
und Klmire*.
» Vgl. 210. 18 f. 211, 12 f. 3^
' Das Manuscrlpt war, nach Minor, Goethes eigenhändige 196,
2 angeführte Niederschrift („Eine Cople behielt er indessen
in H.'inden; es ist vielleicht dieselbe, welche später Angelica
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1787 EGMONT. 213
October 1, Prascatl. — s. Nr. 1Ö4. 404 a
October 3, Frascatl. 406
Die heissen Monate hab' ich der stillen Betrachtung,
der Arbeit zu Hause und dem ,Egmont' gewidmet, der
6 jetzt wohl bei Herdern angekommen sein wird. Mich
verlangt Eure Meinung darüber zu hören.
• An Knebel. — Br. 8, 267, 13—17.
October 5, Albano. — s. Nr. 165. 405 a
October 24, Rom. — s. Nr. 166. 405 b
10 ] [October 27, Rom.] 406
,Egmont^ ist schon in Deutschland, vielleicht schon in
Ihren Händen. ,Claudine^ und ,Erwin^ sollen bald folgen.
Den sechsten Band [der Schriften] kann ich auch ver-
sprechen, melden Sie mir nur den letzten Termin, wenn
16 Sie das Manuscript haben müssen, \mi auf Ostern mit
dem Druck fertig zu sein.
Madame Ajigelica [Kauflfmann] hat mich mit einer
gar schönen Zeichnung zum fünften Bande begünstigt.'
20 Herr Lips hat sie auch bereits gestochen und schon im
Probedruck verdient seine Arbeit allen Beifall. Sobald
er fertig ist, werde ich ihn befriedigen und meine Aus-
lage anzeigen. Die Platte soll mit ,Claudinen' ankom-
men.*
26 An Göschen. — Br. 8, 278, 1-6. 279, 15—21.
Kauffmann besase'S Minor W. 8, 344); nach Düntzer (Erläu-
terungen 7, 11 f.) behielt Goethe die eigene Handschrift bei
sich, sandte eine „reinliche Abschrift** davon nach Weimar,
und sehenkt(^ eine weitere Abschrift an A. Kauffmann (vgl.
30 219, 21 f.).
Herder Hess von dem tibersandten Manuscript die 196, 8 f.
genannte Abschrift durch Vogel anfertigen, der am 12. De-
cember 1787 für diese Arbelt („Inclusive 2 Buch Papier ä
3 Groschen**) 2 Thaler 18 Groschen empfing (s. Vogels Qult-
36 tung W. 8, 346).
* Das hier Ausgelassene ist unter ,S<4ierz, List und Rache*
nachzulesen.
^ Vgl. 196. 15—17.
* Die Platte ging schon früher ab (s. Nr. 418). Vgl. aucü Gö-
*o sehen an Bertuch November 28 und December 22 GJ. 2, 406 f.
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214 EGMONT. 1787
October 27, Rom. 407
,Egmont^ wird nun angelangt sein, er ist an Herrn
Herdem abgegangen.^
An Seidel. — Br. 8, 283, 3—5.
October 27. 29 (?), Rom. 408 ö
Ich erwarte mit Verlangen Nachricht, dass ,Egmont*
angelangt nnd wie Ihr ihn aufgenommen. ...
[October 29?]^ Die Ankunft ,Egjnonts' erfreut und
beruhigt mich, und ich verlange auf ein Wort darüber, lo
das nun wohl unterwegs ist.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Octo-
ber, Correspondenz, unter October 27). — WH. 24, 420 f.
November 8, Rom. 409
Die Aufnahme meines ,E g m o n t* macht mich glück- i6
lieh, und ich hoffe, er soll bei'm Wiederlesen nicht ver-
lieren; denn ich weiss, was ich hineingearbeitet habe,
und dass sich das nicht auf einmal herauslesen lässt.
Das, was Ihr daran lobt, habe ich machen wollen; wenn
Ihr sagt, dass es gemacht ist, so habe ich meinen End- ao
zweck erreicht. Es war eine unsäglich schwere Aufgabe,
die ich ohne eine ungemessene Freiheit des Lebens und
des Gemüths nie zu Stande gebracht hätte. Man denke,
wafi das sagen will, ein Werk vornehmen, was zwölf
Jahre früher geschrieben ist,' es vollenden, ohne es um- 25
zuechreibeu. Die besondem Umstände der Zeit haben
mir die Arbeit erschwert imd erleichtert. . . .
In der ersten Hälfte Octobers wird die Handschrift bei Her-
der angekommen sein; Frau v. Stein an Sophie v. Schardt,
October 19: „Sage Herders, ich bat' mir den ,Egmont* zu m
schicken" (,Zwei Bekehrte. Zacharias Werner und Sophie von
Schardt. Von Heinrich Düntzer. Leipzig Hahn'sche Verlags-
buchhandlung. 1873' S. 341); Frau v. Stein verlieh dann die
Handschrift welter an Charlotte v. Lengefeld, an die sie No-
vember 4 schrieb: „Ich bitte um den ,Egmont' zurück" (Char- S6
lotte Schiller 2, 260).
' Wegen der Datlrung vgl. WH. 24, 870.
• Vgl. 267. 14 f.
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1787 EGMONT. 215
[November 3, Rom.] [409]
Was Du^ von Clärchen sagst, verstehe ich nicht gaiiz,
und erwarte Deinen nächsten Brief. Ich sehe wohl,
dass Dir eine Nuance zwischen der Dirne und der Göt-
5 tin zu fehlen scheint. Da ich aber ihr Verhältniss zu
Egmont so ausschliesslich gehalten habe; da ich. ihre
Liebe mehr in den Begriff der Vollkommenheit des Ge-
liebten, ihr Entzücken mehr in den Genuss des Unbe-
greiflichen, dsiss dieser Mann ihr gehört, als in die
10 Sinnlichkeit setze; da ich sie als Heldin auftreten lasse;
da sie im innigsten Gefühl der Ewigkeit der liebe ihrem
Geliebten nachgeht und endlich vor seiner Seele durch
einen verklärenden Traum verherrlicht wird: so weiss
ich nicht, wo ich die Zwischennüance hinsetzen soll, ob
16 ich gleich gestehe, dass aus Nothdurft des dramatischen
Pappen- und Lattenwerks die Schattirungen, die ich
oben hererzähle, vielleicht zu abgesetzt und unverbun-
den oder vielmehr durch zu leise Andeutungen verbun-
den sind; vielleicht hilft ein zweites Lesen, vielleicht
20 sagt mir Dein folgender Brief etwas Nälieres.'
Angelica hat ein Titelkupfer zum ,Egmont* ge-
zeichnet,* Lips gestochen, das wenigstens in Deutsch-
land nicht gezeichnet, nicht gestochen worden wäre.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (No-
25 vember, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24,
433 f.
November 10, Rom. 410
Dass mein ,Egmont^ Beifall erhält, freut mich
herzlich. Kein Stück hab' ich mit mehr Freiheit des
30 Gemüths und mit mehr Gewissenhaftigkeit vollbracht
als dieses; doch fällt es schwer, wenn man schon Ande-
» Herder? (an ihn ist nach Dtintzer WH. 24, 878 der Brief
gerichtet.)
* Vgl. Nr. 417.
36 » Vgl. 196, 15-17. 213. 18 f.
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210 EGMONT. 1787
[November 10, Rom.] [410]
res gemacht hat, dem Leser genugzuthim; er verlangt
immer etwas, wie das Vorige war.^
Italienische Reise, Zweiter i-ömiscber Aufenthalt (No-
vember, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 5
435.
November 17, Rom. 411
,Egmont^ ist nun in Weimar. Ich habe grosse Freude
an der Art, wie ihn die Freunde aufgenommen haben.
Auch Ihnen und Ihresgleichen darf er sich, hoffe ich, 10
präsentiren, denn ich möchte nun nichts mehr schrei-
ben, was nicht Menschen, die ein grossem und bewegtes
Leben führen und geführt haben, nicht auch lesen dürf-
ten und möchten.
An d. Herzog Karl August. — Br. 8, 292, 19—25. 15
] [November? Rom?]= 412
[Kayser] . . hatte schon vor Jahren [1784], indem er
,Scherz, List und Rache* zu componiren imter-
nahm, auch eine zu ,E g m n t' passende Musik zu lie-
fern begonnen.* Ich hatte ihm von Eom aus gemeldet, 20
das Stück sei abgegangen und eine Copie in meinen
Händen geblieben.* Statt weitläufiger Correspondenz
darüber ward räthlich gefunden, er solle selbst unver-
züglich herankommen, da er denn auch . . sehr bald bei
uns eintraf ....** 25
Die Symphonie zu ,E g m o n t' brachte er mit, und so
belebte sich von dieser Seite mein ferneres Bestreben,
* Die gleiche Erfahrung hatte Goethe zehn Jahre fiüher mit
,Clavigo* gemacht, und sollte sie zehn Jahre später mit »Wil-
helm Meisters Lehrjahren* abermals machen (vgl. Epos 2, 30
780, 37-40. 1051, 25 f.).
* Die Abfassung dieser Stelle fällt wohl sicher ganz in das
Jahr 1828 oder 29 (ebenso Nr. 417).
* Nach Nr. 897 scheint es, als ob Kaj^ser erst 1787 von
Goethe zur Composition aufgefordert worden sei. 36
* Vgl. Nr. 403.
» Vgl. 113, 31. 114. 27 f.
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1787 EGMONT. 217
J[November? Rom?J [412]
welches gegenwärtig mehr als jemals aus Xotliwendig-
keit und Liebhaberei gegen das musikalische Theater
gerichtet war.
6 1 •. . .
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (Be-
richt, November). — WH. 24, 437 f.
December 8, Rom. 413
Wenn Sie wieder zu Hause sind, bitte ich einen Abend
10 am Camin meinem ,P]gmont' zu widmen; kannte er Sie
wieder in einer Tannröder Stimmung, welche meinem
,Wühelm* so günstig war,^ antreffen, so würde ich mich
recht glücklich fühlen. Ks ist gar tröstlich für den
Dichter, der sich's denn doch sauer werden lässt, wenn
15 so eine Arbeit gleich das erste Mal ihre Wirkung nicht
verfehlt. Ich hoffe, er soll Ihnen neu sein und zugleich
alte Erinnerungen anmuthig anschlagen.
.... Kayser . . . componirt alles, was an Musik zum
,Egmont' nöthig ist, und seine Studien darüber sind mir
20 sehr unterrichtend.'
An d. Herzog Karl August. — Br. 8, 305, 1-10. 28- 306, 2.
j [December 8, Rom.] 414
Die gute Meinung, die man von meinem Gehirne in
Weimar hat,* hoffe ich auf die Art zu widerlegen, wie
26 Sophokles eine ähnliche Anklage* ablehnte: er schrieb
seinen ,0edipu8 auf Kolonus^ imd ob ich gleich meinen
,Egmont^ nicht mit jenem Meisterstücke vergleichen
will, so wird. doch schon dieses Stück hinreichend sein,
das Publicum zu überzeugen, dass ich noch bei Sinnen
so bin.
An Seidel. — Br. 8, 308, 7-14.
* Das hier Ausgelassene ist 114, 19—115. 2 nachzulesen.
« Vgl. Epos 2, 735, 20-22. 35 f.
» Vgl. Nr. 412.
86 * Vgl. Düntzers bedenkliche Vermuthung WH. 24, 89(5 Amu. 4.
• Dass er vor Alter kindisch geworden sei und nicht mehr im
Stande, sein Vermögen zu verwalten, vgl. da« 195, 15 f. ange-
führte Werk S. 21 Z. 32-36.
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218 EGMONT. 1787
Deoember S, Rom. 415
Wie sehr es mich ergötzt, dass Dir mein Liedchen*
gefallen hat» glaubst Du nicht, wie sehr es mich freut,
einen Laut hervorzubringen, der in Deine Stimmung
triflPt. Eben das wünscht' ich ,E g m o n t e n^, von dem 6
Du so wenig sagst, und eher, isss Dir daran etwas weh
als wohl thut. 0, wir wissen genug, dass wir eine so
grosse Composition schwer ganz rein stimmen können;
es hat doch im Grunde niemand einen rechten Begriff
von der Schwierigkeit der Kunst, als der Künstler selbst, lo
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (De-
cember, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24,
447.
][December 29, Rom.] 416
Hier das Titelkupfer zum fünften Band [der ,8chrif- i6
ten^*
An C. G. Voigt. — Br. 8. 319, 13.
][December? Rom?]* 417
Schon die ersten Briefe aus Weimar über ,E g m o n t*
enthieltön einige Ausstellungen über dieses und jenes;* ao
hiebei erneute sich die alte Bemerkung, dass der unpoe-
tische, in seinem bürgerlichen Behagen bequeme Kunst-
freund gewöhnlich da einen Anstoss nimmt, wo der
Dichter ein Problem aufzulösen, zu beschönigen oder
zu verstecken gesucht hat. Alles soll, so will es der be- 25
hagliehe Leser, im natürlichen Gange fortgehen; aber
auch das Ungewöhnliche kann natürlich sein, scheint
es aber demjenigen nicht, der auf seinen eigenen An-
sichten verharrt. Ein Brief dieses Inhalts war ange-
kommen; ich nahm ihn und ging in die Villa Borghese; so
da muset' ich denn lesen, dass einige Scenen für zu lang
gehalten würden. Ich dachte nach, hätte sie aber auch
* Wahrscheinlich das Lied „Cupido, loser eigensinniger Knabe!*'
• Vgl. 196. 15—17. 213, 18 f. 215, 21—23.
• Vgl. 216, 82 f. 35
* Vgl. Nr. 409.
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1787 EGMONT. 219
][December? Rom?] [417]
jetzt nicht zu verkürzen gewusst, indem so wichtige Mo-
tive zu entwickeln waren. Was aber am meisten den
Freundinnen^ tfidelnswerth schien, war das lakonische
5 Vermächtniss, womit Egmont sein Clärchen an Ferdi-
nand empfiehlt.
Ein Auszug aus meinem damaligen Antwortschrei-
ben wird über meine Gesinnungen und Zustande den
besten Aufschluss geben.
10 „Wie sehr wünscht' ich nxm, auch Euern Wunsch er-
füllen, und dem Vermächtniss Egmonts einige Modi-
fication geben zu können! Ich eilte an einem herrlichen
Morgen mit Euerm Briefe gleich in die Villa Borghese,
dachte zwei Stunden den Gang des Stücks, die Charak-
15 tere, die Verhältnisse durch und konnte nichts finden,
was ich abzukürzen hätte. Wie gerne möcht' ich Euch
alle meine Ueberlegungen, mein pro und contra schrei-
ben! Sie würden ein Buch Papier füllen, und eine Dis-
sertation über die Oekonomie meines Stücks enthalten.
20 Sonntags kam ich zu Angelica, und legte ihr die Frage
vor. Sie hat das Stück studirt und besitzt eine Ab-
schrift davon. Möchtest Du doch gegenwärtig gewesen
sein, wie weiblich zart sie Alles aus einander legte, und
es darauf hinausging, dass das, was Ihr noch mündlich
25 von dem Helden erklärt wünschtet, in der Erscheinung
implicite enthalten sei. Angelica sagte: da die Erschei-
nung nur vorstelle, was in dem Gemüthe des schlafenden
Helden vorgehe, so könne er mit keinen Worten stärker
ausdrücken, wie sehr er sie liebe imd schätze, als es
30 dieser Traum thue, der das liebenswürdige Geschöpf
nicht zu ihm herauf, sondern über ihn hinauf hebe. Ja,
es wolle ihr wohl gefallen, dass der, welcher durch sein
* Frau v. Stein, Charlotte v. Lengefeld und Caroline Herder
(?); auf erstere bezieht sich Jedenfalls das später folgende
35 „Du" (Z. 22).
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220 EGMONT. 1787
J[Deceinbor? Koui?j ' [417]
ganzes Leben gleichsam wachend geträumt, Leben und
Liebe mehr als geschätzt, oder vielmehr nur durch den
Genuss geschätzt, dass dieser zuletzt noch gleichsam
träumend wache, und uns still gesagt werde, wie tief s
die Geliebte in seinem Herzen wohne, und welche vor-
nehme und hohe Stelle sie darin einnehme. Es kamen
noch mehr Betrachtungen dazu: dass in der Scene mit
Ferdinand Clärchens nur auf eine subordinirte Weise
gedacht werden konnte, Tim das Interesse des Abschieds lo
von dem jungen Freunde nicht zu schmälern, der ohne-
hin in diesem Augenblicke nichts zu hören noch zu er-
kennen im Stande war."
Italienlselie Reise, Zweiter römisclier Aufenthalt (Be-
richt, DtHrmbei). — WH. 24, 457 f. 15
1788.
Januar 10, Rom. — s. 117, 14-16. 118. 7—14. 417 a
Januar 12. [Rom.] 418
[Sendung an] Herder mit ,Erwin und Elmire^ und
der Kupferplatte zu ,Egmont*. 20
Brieftabelle 1788. — Br. 8. 421, 21 f.
Januar 25, Rom. 419
. . mit Hackert, . . war ich vierzehn Tage in Tivoli,
dann sperrte mich die Hitze zwei Monate in das Haus,
ich machte ,Egmont' fertig . .^ 25
An d. Herzog Karl August. — Br. 8, 328, 21—24.
Februar 9, Rom. — s. Nr. 182. 419 a
Februar 9, Rom. — s. 121, 8. 419 b
Febniar 1), Rom. 420
Kayser geht auch- als ein wackerer Künstler zu so
Werke. Seine Musik zu ,E g m o n t* avancirt stark.
Noch habe ich nicht alles gehört; mir scheint jedes dem
Endzweck sehr angemessen.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufentlialt (Fe-
bruar, Correspondenz, unter obigem Datum). — WH. 24, 473. 35
^ Hierzu die im selben Briefe entlmltene. ol)en 119. 10—12 wie-
dergegebene Aeusserung.
* Wie Angelica Kauffmann als Malerin.
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1788 EGMONT. 221
IFebrnar 16, Rom. 421
Das Kupfer zu ,Egmont* ist von Angelica gezeichinjt,
von Lipo gestochen. Es freut mich, wenn es Ihnen ge-
fällt. Ich kann die Stunde nicht erwarten, bis Sie ,Kg-
5 mont^ gelesen haben, und ich Ilire Meinung drübtr
vernehme.^
An tl. Herzog Karl August. — Br. 8, 349, 23—27.
Februar 16, Rom. 422
Herr Kayser componirt die Symphonie, die Lieder
10 und Zwischenspiele zu ,Egmont^
An Friedrich v. Stein. — Br. 8, 351, 28—352, 1.
März 28, Rom. 42:5
*Ihr Brief, mein bester Fürst und Herr, in welcheiu
Sie mir Ihre Gedanken über ,Egmont' eröffnen, hat das
15 Verlangen nur vermehrt, mich mit Ihnen über solche
und andre Gegenstände mündlich zu unterhalten. Be-
merkungen wie die, welche Sie mir schreiben, sind zwar
für den Autor nicht sehr tröstlich, bleiben aber docli
dem Menschen äusserst wichtig, und wer beide in sich
20 nie getrennt hat, weiss solche Erinnerungen zu schätzen
imd zu nutzen. Einiges, was Ihnen nicht behagte, liegt
in der Form und Constitution des Stücks und war nicht
zu ändern, ohne es aufzuheben. Andres, zum Beispiel
die Bearbeitung des ersten Acts, hätte mit Zeit und
25 Muflse* wohl nach Ihren Wünschen geschehen können.
Noch andres, wie zum Beispiel die Aeuseerung Machia-
vellens, war mit einem Federstrich ausgelöscht.* Es war
» Vgl. Nr. 423.
' Knebels Tagebuch März 10: „Abends aufs Herzogs Zimmer.
30 ,Egmont* gelesen" (G.-Stein 2, HOT Anm. 5 zu Seite 309).
• Vgl. dagegen 214. 21—23.
* Bedeutet das: „ist ausgelöscht worden" oder ..wäre ausge-
löscht [auszulöschen] gewesen"? Erstere Auffassung be-
griindet v. d. Hellen (Briefe vdH. 2, 323, 1): „Da Machia-
86 Teil in der einzigen kurzen 8cene [Aufzug 3], die er ausser
derjenigen Im ersten Acte hat, nichts sagt» woran der Her-
zog Anstoss nehmen konnte, ist anzunehmen, dass Goethe auf
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222 EG MUNT. 17S8
[März 28, Rom.J [428]
ein schweres unternehmen, ich hätte nie geglaubt, es
zu vollenden, nun steht das Stück da, mehr, wie es sein
konnte, als wie es sein sollte.
Gewiss auch konnte kein gefährlicherer Leser für das 5
Stück sein als Sie. Wer selbst auf dem Puncto der
Existenz steht, um welchen der Dichter sich spielend
dreht, dem können die Gaukeleien der Poesie, welche
aus deih Gebiet der Wahrheit in^s Gebiet der Lüge
schwankt, weder genug thun, weil er es besser weise, 10
noch können sie ihn ergötzen, weil er zu nah steht und
es vor seinem Auge kein Ganzes wird. Doch alles sei
auf die guten Stunden aufgespart, die ich mir neben
Ihnen verspreche.
An d. Herzog Karl August — Br. 8, 366, 9—366, 12. 15
April 5, Rom. - s. Nr. 190. 423 a
Mai 24, Mailand. 424
Ich höre von fem und kann es ohne das vennuthen,
dass mein ,Egmont' in alle Welt ausgangen ist. Ich
wünsche;, dass er auch gedruckt meinen Freunden Freude 20
des Hei-zogs Wunsch eine Aeussei'ung Machiavells im ersten
oder dritten Acte wirklich gestrichen hat", fügt aber doch
hinzu: „Es müsste denn sein, dass der Herzog eine auf ihn
zielende Spitze in Machiavells Worten [Aufzug 1] sah: , . .
wenn ihr auch immer mit meinen Diensten zufrieden wart, 25
habt ihr doch selten meinem Rath folgen mögen* ** (unter
Hinweis auf 206, 27-29 und Br. 5, 236, 13-24. 7, 85, 4-21).
Dagegen ist zu bemerlien, dass, wenn Goethe eine Aeusserung
Machiavells nachträglich wirklich gestrichen hätte, entweder
dieser Strich sich in den Handschriften (oder in einer der- 30
selben) vorfinden müsste, oder doch wenigstens eine Bemer-
kung Goethes in einem Briefe an Herder, Bertuch oder Gö-
schen, durch die die Weglassung der Worte im Druck auge-
ordnet wurde. Der Druck des .Egmont' übrigen« war um
diese Zeit Jedenfalls schon so weit vorgeschritten, dass ohne 35
einen Carton, der sich nicht vorfindet, kaum wäre zu helfen
gewesen. (Schon am 25. Februar hatte Seidel bei Göschen
angefragt, „wie weit es mit dem Drucke d€^ ,Egmonts' ge-
kommen ist, und wie viel Bogen er gegeben hat" GJ. 10, 147.)
Vgl. auch WH. 24. 947 Anm. 3. 40
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1788 EGMONT. 22:i
[Mai 24, MaUand.] [434]
mache^ die ihm^ da er als Manuficript kaiu^ eine gute
Aufnahme gönnten.
An Knebel. — Br. 8, 376, 22—26.
6 Juli 16, Weimar. — s. Nr. 191. 424 a
Juli 21, Weimar. 425
Mich freut sehr, dass Dir an ,Egmont* manches ge-
fäUt, . .^
An Fr. H. Jacobi. — Br. 9, 4. 10 f.
10 September 1, Weimar. — 425 a
B. .Pastnachtspiel' ugD. (an Gösclien.)
][nacli September 20, Weimar?] 426
^Meine [Schillers] Eecenßion von ,Egmont' hat viel
Lärm in Jena und Weimar gemacht, und von der Expedi-
16 tion der ^Allgemeinen Litteratur-Zeitung^ sind sehr
schöne Anerbietungen an mich darauf erfolgt. Goethe
hat mit sehr viel Achtung und Zufriedenheit davon ge-
sprochen.*
Mit ? — Gespräche 1, 105 (Schillers Br. 2, 132).
ao ^ Das unmittelbar Folgende Ist unter Nr. 192 nachzuleseu.
Jacobis Aeusserungen sind nicht bekannt; ein paar Stimmen
der römischen Freunde, wie sie in Briefen während der
nächsten Monate an Goethe gelangten, s. 126, 28—30 und
SdGG. 5, 52. 72.
35 * Schiller an Kömer 1788 Mai 7: „Ich habe nun zwanzig Stück
lleoenseuda aus Jena [für die daselbst erscheinende »Allge-
meine Litteratur-Zeitung*] erhalten, worunter auch Goethes
,Egmoiit' sich befindet*'; das war wohl der gleichzeitig er-
schienene Einzeldruck (vgl. 196, 22—26), denn am 15. schreibt
80 SchiUer, gleichfaUs an Kömer: „Goethes fünften Theil [der
Schriften] habe ich vor einer Stunde unter anderen Recen-
sendis aus Jena erhalten. Ich freue mich auf die Recension
des ,Bgmont'; jetzt habe ich nur einen Blick hineinwerfen
können und schon viel Vortreffliches entdeckt", imd meldet
85 ihm am 1. October, die Recension stehe in der ,AUgemeinen
Litteratur-Zeitung* (SchUlers Br. 2, 60. 63. 122 f.); und zwar
erschien sie hier als Anzeige von Goethes Schriften Band 5,
anonym, in den Nummern 227 a und 227 b vom 20. September,
Band 3 Spalte 769-778.
40 • So Schiller an Körner October 20, trotzdem erkundigt er sich
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224 EGMONT. 1788
Octobor 1, Weimar. 427
In der ,Litteratur-Zeituiig^ steht eine Recension mei-
nes ,Egmonts', welche den sittlichen Theil des Stücks
gar gut zergliedert. Was den poetischen Theil betrifft,
möchte Recensent andern noch etwas zurückgelassen 5
haben.^
An d. Herzog Karl August. — Br. 9, 37, 7—11.
October 9, Weimar. — 428
8. ,Fastnachtsplel* ugD. (an Göschen.)
] [November 16, Jena.] 429 lo
Es freut mich, dass Dir ,Egmont' zum zweiten Male
gefällt. Das Stück ist so oft durchgedacht, dass man es
auch wohl öfters wird lesen können.*
An Friedrich v. Stein. — Br. 9, 59, 18—20.
am 22. brieflich bei Bertuch: „Schreiben Sie mir doch mit 15
ein paar Worten, wie Goethe die Recension des ,Egmont* in
der A. L. Z. aufgenommen hat, wenn Sie etwas davon ge-
hört haben" (Schillers Br. 2, 135). — Wegen Goethes „Zu-
filedenheit" mit der Besprechung vgl. Nr. 427.
^ VgL 223, 25—39 und das Urtheil von Herders Frau Z. 23 f. 20
^ — Cai-oline Herder an ihren Maun, November 23: „Die Lit-
teratur-Zeitungen habe ich . . durchgeblättert und darin eme
Recension über Goethes »Egmont* gefunden, die zur Hälfte
gut, zur Hälfte aber schief ist" (Herders Reise nach Italien
S. 181), vgl. dazu Nr. 427; femer berichtet sie an Herder, 25
December 25, über den Verkehr mit Karl Philipp Moritz,
der sieh während des Winters 1788 auf 89 zwei Monate in
Weimar aufhielt (vgl. Epos 2, 565): „ . . wir kamen auf
Goethes Werke; da sagte er mir, wie er durch das Stu-
dium der Perspective darauf gekommen sei, den Mittelpunct 30
in einem Stück aufzusuchen; den müsse man nun nicht am
Ende des Stücks, sondern in der Mitte suchen, so wie alle
Radien vom Mittelpunct ausgehen und sich in den Anfang
und Ende verlieren. So ist In .E g m o n t* der Mittelpunct die
Scene, da Clärchen vor Egmont kniet und fragt: „Bist du 35
der Egmont pp.", und er antwortet: „Nein, der Egmont
bin ich nicht pp., dein Egmont bin ich", und Clärchen: „So
lass mich sterben! Die Welt hat keine Freuden auf diese."
Hier sei der höchste Punct des Stücks. BrundClärchen.
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1789 EGMONT. 225
1789.
April 17, Weimar. 430
Was Sie über meinen ^Egmont^ sagen, ist ganz richtig,
und unterschreibe ich in Allem Ihren Ausspruch.^
6 An A. V. Klein. — Br. 18, 37, &-8,
•
Politik i8t ihm nichts gegen diese» Verhältniss; an dieser
Scene hängt nun sein Tod und Clärchens freiwilliger Tod. . . .
Mich dünkt, es sei eine gute und leichte Art, die Sache, wo-
rauf es ankommt, zu suchen. Er selbst hat hier nur erst den
10 gltlcklichen Fund durch das Studium der Perspective gethan^
und ist selbst darüber in seiner gehaltenen GemOthsart sehr
zufrieden, weil Goethe ihm Recht gibt. . . . In ,C1 a v i g o'
ist der Mittelpunct die Scene, da Glavigo sagt: „Brich der
Pflanze die Krone pp." [Act 4, Garlos zu Glavigo: „ . .
16 brich du einer Pflanze das Herz aus, . .", W. 11, 96, 27 f.;
vgl. dazu Schmidt 2, 112 Anm. 1.] Gollision der politischen
Grösse und der Weichheit des Herzens ist der Gegenstand
des Stücks. Don Montag [December 22] war nun wieder
die Rede davon, und wir frugen nach dem Mittelpunct in
20 ,(t ö t z von B e r 1 i c h i n g e u*; den sollten wir aber selbst
aufsuchen, sagte er; er hätte ihn auch gefunden, und es
Goethe gesagt; da hätten sie zusammen sehr gelacht" (Ge-
spräche 1, 113 und Herders Reise nach Italien S. 203 f., vgl.
auch daselbst S. 228).
26 Diese Mittheilungen werden bestätigt und ergänzt durch
das, was Klischnig in dem Epos 2, 565, 30—33 angeführten
Werk über Jenes Suchen nach dem Lebenspunct der Dich-
tungen sagt, wo es zum Schluss ausdrücklich heisst: „Er
[Moritz] theilte seine Gedanken dem Herrn von Goethe
80 mit, dieser ermunterte ihn, darüber etwas auszuarbeiten".
Schiller missbilligte diese Art der Betrachtung sehr entschie-
den, vgl. seinen Brief an Caroline v. Beulwitz, 1789 Januar 3,
in dem es auch heisst: „ . . Moritz rechnet den ,Egmont*^
sogar unter diese vollendeten Producte, welchen Goethe
85 selbst hoffentlich nicht für vollkommen hält'* (Schillers Br.
2, 200).
* Die Echtheit des Briefes, an der schon der Bau des obigen
Satzes zweifeln lässt, steht nicht fest; „Bernhard Suphan,
dem Michael Bernays beistimmt, denkt an selbstständige
40 Coneipirung durch Philipp Seidel in Goethes Auftrag** (Br.
18, 100 zu 2743 a).
Grftf, Goethe über 8. Dichtniigen T. H, B. 1. 16
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226 EGMONT. 1789
Juni 22, Weimar. — 431
8. jTorquato Tasso* ugD. (an Göschen.)
1791.
Juli 4, Weimar. — s. Nr. 201. 432
•
170tt. 5
[September zwischen 14 und 20, Weimar.] 433
Er hat mich [Schiller] gebeten, seinen ,Egmont^ für
das Weimarische Theater zu corrigiren, weil er es selbst
nicht wagt, und ich werde es auch thun.
Mit Schiller. — Gespräche 1, 153 (Schillers Br. 4, 19 f.: lo
an Chart. Schiller, September 20).
1796.
[März, vor 28, Weimar.] 434
Vor Beginn des [Ifflandschen] Gkistspiels war eine
Leseprobe des ,EginontS welche fünf Stunden dauerte w
und die Goethe mit einer Anrede eröffnete, die dem
Sinne nach Folgendes sagte: „Es wird bald ein Meister^
unter uns stehen, den ich hauptsächlich berufen habe,
um Euch durch ihn zu beweisen, wie gut Kunst und
Natur sich vereinen lassen. Lauscht seiner Darstellung 20
mit aller Aufmerksamkeit; aber seid nicht schüchtern
als Mitwirkende, zeigt ihm, dass unser Streben
ebenfalls ein hohes, edles ist, und seine Zufriedenheit
wird uns nicht fehlen". Nun las er jedem Schauspieler
einige Stellen der darzustellenden Bolle vor," um durch 25
Ton und Haltung den Charakter anzudeuten, wie er ihn
» Vgl. 163, 8-10.
* Die Darsteller s. 229, 24-40. Noch am 2. April stand die
Besetzung der Rollen nicht endgültig fest, und auch nach dem
4. scheinen noch Verschiebungen stattgefunden zu haben, so
Tgl. die drei Schreiben Ifflands in den «Briefen an Schiller.
Herausgegeben von L. Urlichs. Stuttgart. Verlag der J. G.
Cotta'schen Buchhandlung. 1877* S. 256—258, und die ur-
sprünglich geplante Besetzimg (229, 26). nach der Ifflnnd
den Alba spielen sollte. 35
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1796 EüMONT. 227
[März, vor 28, Weimar.] [434]
aufgefasst wünsche. Die Becker- Neumann und Vohs als
Clärchen und Brackenburg trafen schon im Lesen das
Eichtige und waren in der Darstellung selbst ausgezeich-
5 net. Beck als Vansen war treulich. Goethe las den Eg-
mont, und abgesehen davon, dass sein Vortrag etwas zu
markirt war, habe ich [Anton Genast] nie den Egmont
so darstellen sehen, wie er ihn las; Iffland stand
weit hinter der Auffassung Goethes zurück.^ Noch am
10 nächsten verkörperte in späterer Zeit Gels Goethes
Intention.
Mit den DarsteUern des , Egmont*. — Genast 1, 96 f.
(fehlt in den »Gesprächen*.)
März 30, Weimar. 435
ij ^Älit dem grössten Vergnügen sehe ich . . der Bear-
beitung und Aufführung ,Egmonts^ entgegen. Es isi
das Eigenste, was mir hätte begegnen können, dass ein
Stück, auf das ich in mehr als einer Hinsicht längst Ver-
^ Vgl. dazu Schillers Urtheile über Iffland als Schauspieler in
20 Briefen an Goethe 1798 April 24 und Mai 4 (Schülers Br. 5,
369 f. 377).
' Ifflands Gastspiel In Weimar begann am 28. März und schloes
(mit ,Egmont*) am 25. April; am 30. März, also schon in Wei-
mar, schrieb Iffland an Goethe: „Ich freue mich kindlich auf
25 Egmont, obschon ich mich fürchte, neben dem Ideal einfacher
Grösse zu stehen, das Sie geschaffen hal)en. Nachsicht ist
die Eigenheit eines grossen Mannes. Darauf baue ich, so wie
auf meinen vollen Willen, Ihnen Vergnügen zu machen**
(SdGG. (i, 104). Hierauf erwiderte Goethe am gleichen Tage
so das Obige. Merkwürdiger Weise ist dieser Brief Goethes we-
der in der Weimarer Brief-Ausgabe abgedruckt, noch In
Strehlkes Verzeichnlss angeführt, auch findet sich an beiden
Stellen keine Bemerkung über etwaige Unechtheit des Origi-
nals, das (wie Diezmann S. 4 des 228, 4 f. genannten Werkes
35 angibt) sich „In dem Weimarschen Theaterarchiv** befindet.
Nach Diezmanns Druck ist der Brief mitgetheilt in der bei
Hempel erschienenen Ausgabe von Schillers Werken 16, 412 f.,
ebenso in der .Deutschen National-Litteratur* 124, 244 (=
Schillers Werke Band 7. 244).
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228 EGMONT. 1796
[Uän 30, Weimar.] [435]
zieht gethan habe,* mir durch Schillern und Sie so un-
erwartet wiedergeschenkt wird.
An Iffland. — ,Goethe*8 EgmoDt für die Bühne bearbei-
tet von Schiller. Stuttgart und Augsburg. J. G. Cotta'scher 5
Verlag. 1857* S. 5.
April 18, Weimar. 436
Er [IflTknd] wird noch eine Woche bleiben und zu-
letzt ,Egmont* aufführen. Schiller, der auch schon diese
Zeit hier ist> hat das Stück dergestalt bearbeitet, dass lo
die Vorstellung möglich wird.^
An H. Meyer. — Br. 11, 54, 5-8.
April 21, Weimar. 437
Auch liegt die Anzeige' zu ,Egmont* bei, wozu ich,
' In Hinsicht sowohl auf die AuffUhrbarkeit, als auf den ein- i&
stimmigen Beifall der Freunde.
* Schiller war am 23. März gekommen, wohnte bei Goethe
und fuhr am 20. April nach Jena zurück, kam aber am 25.
zur Aufführung herüber. Seine Bearbeitung wird Anfang
April der Hauptsache nach l)eendet gewesen sein (nach 2o
Düntzers Erläuterungen 7, 15(> am 3.); wegen der von ihm
vorgenommenen Streichungen, Scenenverschiebungen, Aen-
derungen und Zusätze vgl. die Einleitung August Diezmanns
in dem Z. 4—6 angeführten Druck, sowie die Dnicke In
den wichtigsten Ausgaben von Schillers Werken (es bleibt 25
zu beklagen und schwer zu verstehen, dass in der von TiUd-
wig Bellermann herausgegebenen, zur Zeit wohl vollständig-
sten und besten Ausgabe von »Schillers Werken* die Bear-
beitung ,Egmont8' nicht zu finden ist); feiner vgl. auch die
eingehende Darstellung in »Schiller als Dramaturg. Beiträge so
zur deutÄchen Litteraturgeschichte des achtzehnten Jahrhun-
derts von Albeil Küster. Berlin. Verlag von Wilhelm Hertz.
(Bessersche Buchhandlung.) 1891' S. 2—10.
(xoethes wirkliche Ansicht über Schillei-s Bearbeitung er-
kennt man deutlich aus Nr. 441; vgl. femer Nr. 452. 453. 495. S5>
511. 513. 519. 521. — Die Bearbeitimg für die Mannheimer
Bühne von 1804 kommt für uns hier nicht in Betracht.
* Das heis8t: die Handschrift des Theaterzettels für die Auf-
führung am 25. April; ursprünglich waren zwei Aufführungen
geplant, und zwar für den 20. und 21., wie aus Schillers Brief 40
an Körner vom 10. hervorgeht (Schillers Br. 4, 440).
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1796
EGMONT.
229
10
(Apra 21, Weimar.] [4S7]
nach Standes Gebühr, die Titulaturen zu setzen bitte.
Ich wünsche das Blatt durch den Boten wieder zurück
zu erhalten.
Die guten Wirkungen unserer vierwöchentlichen
Abenteuer werden wir erst nach einiger Zeit der Ruhe
und Sammlung empfinden.
Leben Sie recht wohl und haben Sie nochmals Dank
für den treuen Beistand.^
An Schiller. — Br. 11, 57, 18-26.
April 25, Weimar. 438
[Abends im Theater] ,Egmont^^
Tgb. 2, 43, 1.
15
SO
^ Schiller antwortete am gleichen Tage: „Das Personen- Ver-
zeichnis« von ,Egmont' folgt hier speclficirt und tltullrt zu-
rück.
. . . Montag [25.] Abends, noch voll und trunken von der
Repraesentation des ,Egmont', sehen wir uns wieder" (Schü-
lers Br. 4, 443), also nicht schon während der Zwlschenacte?
vgl. 262, 17-29.
' Die in [] vorangestellten Namen zeigen die ui'sprünglich von
Goethe geplante Besetzung (nach S. 6 f. des 228, 4—6 ange-
führten Werkes):
ao
36
40
I> erRonen.
1796 AprU 25.
Egmont
Oranien
Alb«
[Vohs.J
[Malcolm!.]
[Iffland.]
[Becker.]
[Halde.]
[Hof.]
[Veitheim.]
[Leissring.]
[Schau.]
[EUenstein.]
[Weyrauch.]
[Benda.]
[Beck.]
[OeoastJ
[Gatte]
[ ? 1
[ ? 1
Iffland, als Gast.
Malcohni.
Graff.
Leissring.
Veitheim.
Schall.
Vohs.
Becker.
Beck.
EUenstein.
Gatto.
Haide.
Weyrauch.
Genast
Benda.
Becker [-Neumann].
Beck.
Ferdinand
Oomez
Silva
Brackenburg
Richard
Vanion
Buyck
Ruygum
Soest
Jetter . . . . ^ . . .
Zimmermeister ....
Seifensieder
Clärchen
Ihre Mutter
lieber die Aufführung vgl. K. A. Böttigers ,Ent Wickelung
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230 EGMONT. 1796
] [April 26. Weimar.] 439
'Von Ihrem herzlichen Antheil an der gestrigen Auf-
führung war ich überzeugt und ich freute mich, Sie
gegenwärtig zu wissen. Warum kann man doch nicht
oft solche ernsthafte Versuche machen? und wie weit s
würde man durch Wiederholung, Uebung, XJrtheil und
Empfindung geleitet werden!
Wie gern trüge ich manchmal etwas von meinen frü-
heren Werken vor, wie gern etwas von dem, was mich ge-
genwärtig beschäftigt, denn was bildet schneller, was lo
muntert reiner und lebhafter auf, als freundschaftliche
Theilnahme, und dass es nicht geschah, nicht geschieht,
sollte die Ursache bloss in einer trüben Vorstellungsart
des Ififlandischen Spiels in vleraehn Darstellungen auf dem
Weimari sehen Hoftheater Im Aprillmonath 1796. . . . Leipzig, 15
bei G. J. Göschen. 1796' S. 352-376 (dazu Wähle SdGG. 6,
106 f.). Auf dem Theaterzettel, von dem man ein Facsimile
in Schillers Werken (Berlin u. Stuttgart, Verlag von W.
Spemann O. J.) 7, 249 findet, ist weder Goethes noch Schil-
lers Name genannt, es heisst da: „Mit höchster Erlaubniss 20
wird . . auf dem Hof -Theater in Weimar aufgeftihret: Eg-
mont Ein Trauerspiel in drei Aufzügen"; auch über den Ver-
fasser der Musik, und eine solche wird schwerlich gefehlt
haben, verlautet auf dem Zettel nichts; war es die Kayser-
sche? vgl. Nr. 412; über ihren Verbleib habe ich nichts in 25
Erfahrung bringen können; die von Reiehardt, coniponirt
1791, wurde (nach Reiehardt 1, 618) zuerst in Berlin 1801 auf-
geführt
Bei den späteren Aufführungen ist die Dichtung auf dem
Theater-Zettel meist als „Trauerspiel", bisweilen auch als so
„Schauspiel" bezeichnet, immer aber wird die Zahl der Auf-
züge mit „fünf" angegeben (nicht wie hier mit „drei").
Ueber die Frage, ob Goethe der Vorstellung beigewohnt
habe oder nicht vgl. 262, 2—4. 17—29.
' Charlotte v. Kalb hatte sich am gleichen Tage, brieflich, S6
enthusiastisch über die Vorstellung ausgesprochen und den
Wunsch geäussert: die Dichtung einmal von Goethe vor-
lesen zu hören (s. GJ. 13, 55 f.).
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1796 EGMONT. 281
][April 96, Weimar.] [439]
Über gewisse Verhältnisse liegen? . . . haben Sie tausend
Dank für Ihr freundliches Wort.*
An Chan. V. Kalb. — Br. 11, 58, 1—13. 16 f.
5 17»7.
August 21, Franlif urt. — s. Nr. 206. 439 a
December 15, Jena. 440
*An Madame Unzelmann, Berlin, ,Egmont*
10 übersendet.
Tgb. 2, 314, 23 f.
^ In der Antwort der Adressatin, die unmittelbar oder kurz
darauf erfolgte, heisst es unter anderm: „Ich habe IflFland
gesagt, wie Sie ihn lobten, wie einzig Sie ihn erkennen und
16 lieben — das wusste er so noch nicht — - glauben Sie mir,
über die besten Menschen muss immer ein Dritter den an-
dern die Augen öffnen — und er wurde sehend — und seine
Seele wurde es, heiter, und er dankte mir, wie er mir noch
nie gedankt hatte" (GJ. 13, 58).
20 — Eine Aeusserung Goethes über ,Egmont' (wohl über die
Weimarer Aufführung) aus den folgenden Monaten scheint
uns verloren, sie stand in einem Briefe an Marianne v. Ey-
benberg, wie aus deren Schreiben an Goethe vom 3. August
1796 hervorgeht: „ . . Sie wollen mir über den ,Egmont' et-
25 was schreiben und das nächstens, wie Sie in Ihrem letzten
Briefe versprechen" (GJ. 14, 30 f.).
* Zu 1798: Wegen der von manchen Forschem auf Christiane
Beckers theatralische Rollen bezogenen (also auch auf Ihre
Darstellung des Clärchen i^l ,Egmont*, der Marianne in den
80 »Geschwistern* und der Nichte im .Gross-Cophta* zu beziehen-
den) Verse 99 f. in der Elegie »Euphi-osj'ne* vgl. Theaterreden
8 unter [1798, Juni 12. 13, Jena].
' Friederike Unzelmann in Berlin hatte Goethen am 11. No-
vember 1800 brieflich um die SchiUersche Bühnen-Bearbeitung
35 gebeten, da sie bei ihrer nächsten Benefiz- Vorstellung das
Clärchen spielen wolle; Goethes zusagende Antwort vom 22.
November (vgl. Tgb. 2, 314, 7) Ist nicht bekannt; auf sie
folgte am 3. December ein Dankschreiben der Künstlerin (vgl.
SdGG. 6, 124 f., GJ. 12, 284 und Br. 15, 336 zu 4330).
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282 EGMONT. 1800
December 16, Jena. 441
Sie erhalten, . ., mit vielem Dank für Ihren zweiten
gefälligen Brief/ das Exemplar ,E g m o n t s"^, wie er,
durch Herrn Ifflands Gegenwart, bei uns möglich ge-
worden." 6
Ich habe einen Augenblick hineingesehen, um zu über-
legen, was man etwa zu Gunsten einer Vorstellung noch
daran thun könnte; allein ich erschrak über die Arbeit,
die man unternehmen müsste, um etwas daraus zu
machen, wofür man allenfalls stehen dürfte. lo
Nehmen Sie ihn also freundlich auf, wie er ist, und
machen Sie daraus das, was der Autor, zu seiner Zeit,
nur andeuten konnte. . . haben Sie die Güte, mir das
' Manuscript gelegentlich zurückzuschicken.^
An Friederike Unzelmann. — Br. 15, 160, 1—14. 15
Mal 1. Weimar. — s. 63, 3. 442
1806.
Februar 24, Weünar. — s. Nr. 543. 443
Mai 27, Weimar. 444 ao
[Vormittags?] Auf dem Theater wegen ,Egmont*.
Tgb. 3, 129, 10.
][Mai 29? Weimar.]* 445
Ein ander Mal sollte ,Egmont^, nach Schillers Ein-
richtung für die Bühne, gegeben werden. Der Meister 25
^ Vgl. 281, 38.
* Vgl. Nr. 435-438 und 440.
* Es ging am 28. April 1801 nacli Weimar zurticli, vgl. den
Scliluss von A. W. Schlegels Brief an Goetlie von diesem Tage
(SdGG. 13, 106). Die Aufführung, bei der Iffland nicht Bg- ao
mont, sondern Oranlen spielte, fand, mit Reichard ts Musik,
am 25. Februar 1801 Statt, vgl. SdGG. 6. 125. 13, 103 (nnd
838 va Brief 63), sowie Teichmann S. 67 und Genagt 1, 127.
* Der Tag ist mit Rücksicht auf Xr. 446 angesetzt. Auch das
Jahr ist nicht ganz gewiss; unter 1796 die Stelle einzureihen, 36
wie in den Gesprächen 8, 167 geschehen, ist unstatthaft da
der (234, 3 genannte) Schauspieler Oels erst 1803 nach Wei-
mar kam; überdiess wird Goethe 1796 bei den ersten Pro-
ben (vgl. 233, 2) schwerlich gefehlt haben, oder, falls er nicht
anwesend war, so haben jedenfalls Schiller und Iffland die 40
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180G EÜMONT. 233
][Mai 29? Weimmr] [446]
war behindert, den ersten Proben davon beizuwohnen.
Dem Eegisseur Genast blieb die Leitung derselben über-
lassen. Die Schauspieler beklagten sich im Stillen, dass
» sie noch nicht wüssten, wie sie die Volksscene, wodurch
die Tragödie eingeleitet wird, im Sinne des Dichters
darstellen sollten. Endlich erscheint Goethe in der
Probe. Als er das Gewirre sah, worin die Schauspieler
sich nothdürftig bewegten, rief er: „Halt!" ging auf
10 die Bühne und ordnete die Stellung der zunächst Be-
schäftigten. Damit die Scene an Abwechselung ge-
winne, Hess er den Seifensieder von der linken Seite
her auftreten und sich an einen Tisch setzen, der be-
sonders für ihn servirt wurde. Vansen hingegen er-
15 hielt die Weisung aus dem Hintergrunde aufzutreten.
Da merkte man > es deutlich, wie durch diese kimst-
gemässe Gruppirung den Schauspielern das Verständ-
niss aufging und nun Sicherheit in ihre Leistungen kam.
erste Volksscene sogleich angeordnet Gegen das von mir
20 vermuthete Jahr 1806 spricht allerdings zunächst auch der
Name Oels, da dieser* Künstler erst von 1807 an den Egmont
darstellte, 1806 wurde die Titelrolle von Halde gegeben, wäh-
rend Oels den Braekenburg spielte. Auf 1807 aber passt wie-
derum nicht die Unsicherheit der Darsteller über Goethes
25 Absichten bei der ersten Volksscene, während dieser Um-
stand »ehr für 1806 spricht, wo, nachdem das Stück 10 Jahre
lang nicht gegeben worden, die fmgliehen Rollen fast durch-
weg neu besetzt waren (1807 dagegen waren die Darsteller
der Bürger, mit Einer Ausnahme, die gleichen wie 1806);
80 femer spricht gegen 1807: dass Goethe während der Pro-
ben Im Juli in Karlsbad war imd über die Proben im Oc-
tober Goethes Tgb. schweigt, dagegen spricht für 1806:
sowohl Nr. 444 und 446, als auch Goethes Abwesenheit wäh-
rend der ersten Proben (Z. 2), die man zwischen Mai 16
86 und 20 setzen möchte, wo Goethe in Jena war.
Karl El)erwein hat seine Erinnerungen an Goethe als Thea-
terdirector im hohen Alter veröffentUcht, und wenn er dabei:
Oels geschrieben haben sollte, statt: Haide, so wäre dieser
Irrthum um so begreiflicher, als Oels von 1807 an dauernd der
40 Darsteller Egmonts blieb, während Haide die Rolle nur zwei-
mal gespielt hatte im Jahre 1806, zu einer Zeit, wo Eberwein
noch nicht 20 Jahre alt war.
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234
EGMOXT.
1806
J[Mai 2»? Weimar.) [445J
In der Scene zwischen Herzog Alba (Graff) und
Egmont (Oels^) bemerkte Groethe: „Lieber Graff, Ihre
Gesticnlationen wären ganz gut, wenn sie dabei nicht
das Gesicht verdeckten, das man nur in besonderen s
Fällen dem Zuschauer verbergen soll. Spielen Sie
statt mit dem rechten Arme mit dem linken, so bleibt
Ihr Gesicht frei und Ihre Mimik geht dem Publicum
nicht verloren. Auch ist es angemessener, die Worte,
welche Alba an Egmont, der zu seiner Linken steht, lo
richtet, mit der linken Hand vorzugsweise zu unter-
stützen." Graff verneigte sich und sagte: „Sehr wohl,
Excellenz!"
Mit den Darstellern des ,Egmont*. — Gespräche 8, 167 f.
(Karl Eberwein: ,Goethe als Theatei-director* in ,Europa. 16
Chronili der gebildeten Welt für das Jahr 1856. Herausge-
geben von F. G. Kühne. Leipzig . . 1856* Xr. 17 Sp. 477 f.)
Mai 29. Weimar. 446
Abends Probe von .Kgniont*.
Tgb. 3. 129. 14 f. 20
Mai 31. Weimar. 447
Vorstellung von ,Egmont^^
Tgb. 3. 129. 18 f.
' Statt „Oels" ist, nach dem in der vorhergehenden Erl. Gesag-
ten, wohl ..Haide'* einzusetzen. 25
* Die Rollenbesetzung war folgende:
1606
1807
1809
1813
1819
Personen.
Mai 31.
Aug. 11. 16.
Januar 1&
Dec. 1.
März 27.
Egmont . .
Haide.
Oels.
Oels.
Geis.
Geis.
Uranien •
Malcolml.
Malcolm!.
MalcolmL
Haide.
Haide.
Albm . . .
Graff.
Graff.
Graff.
Graff.
Graff.
Ferdinand .
Wolff.
Loruing.
Lortzing.
Durand.
Durand.
Richard . .
Lortzing.
Strobe.
Stromeyer.
Wlzl.
Strdber.
Gomez. . .
Strebe.
Morhardt.
Unzelmann.
Molke.
Molke.
flilva . . .
Deny.
Deny.
Deny.
Deny.
Pistor.
Brackenbnrg
Oels.
Wolff.
Wolff.
Wolff.
Deny.
Vansen . .
Becker.
Becker.
Becker.
Unzelmann.
Hunnius.
Buyck . . .
Genast
Genast.
Genast.
Genast.
Holdermann.
Ruysnm . .
Eilenstein.
Eilenstein.
Eilenstein.
Eilenstein.
Agricola.
fioest . . .
Jetter . . .
Zimmermann
Werner.
Reinhold.
Haide.
Triebler.
Uschmann.
Unzelmann.
Unzelmann.
Strobe.
Lortzing.
Lortzing.
Dirzka.
Dirzka.
Röpke.
Malcolmi.
Schnitze.
Seifensieder
Rötsch.
Rötsch.
?
Mayer.
Lenke.
Clärchen. .
Wulff.
Wolff.
Wolff.
Wolff.
Jagemann.
Ihre Mutter.
Beck.
Beck.
Beck.
Beck.
Holdermann.
30
40
45
VgL 245, 35—246. 19. — Als Nr. 445 a ist die versehentlich
ausgelassene Aeusserung aus den .Gesprächen* 8, 169 einzii-
schaUen.
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180t> EGMONT. 2;i5
Jimi 20, Jena. — s. Nr. 209. 448
Juli 4. Karlsbad. 449
[A^or Mittag] ,Egmiont^ erster Act.^
Tgb. 3. 184, 16 f.
5 ?Jull 17. 1
?Juli 29,1 Karlsbaü. — s. Nr. 210-212. 449 a-c
?Jull 81, 1
August 18, Jena. — s. Nr. 213. 440 d
August 19, Jena, — s. 136, 4. 450
10 ?September 2, \
l Weimar. — s. Nr. 215. 216. 450 a. b
October 24, J
October 26, Weimar. — s. 137, 17. 451
October 27, .
, "l^eimar. — s. Nr. 218. 219. 451 a. b
0(-tober 28,
l We
15 November 12, Weimar. 452
Um endlieh doch auch etwas zu sagen, fasste ich
[Schütze] mir ein Herz^'und äusserte gegen Goethe, da
man seines ,Egmonts^ erwähnte, dass die Lichterschein-
ung Clärchens zuletzt dem Stück erst eine höhere Be-
20 deutung gäbe, indem sie das Verdienst Egmonts um die
ganze Nation der Niederländer in seinen Polgen aus-
spräche. Schiller hatte sich, wie bekannt, gegen die
Erscheinung erklärt. Goethe lobte mich über mein Lob
und sagte, dass er das Stück auch nicht ohne die Er-
25 scheinung sehen möchte.*
Mit Steph. Schütze. — Gespräche 2, 130 (.Weimars Al-
bum zur vierten Silcularfeier der Buchdruckerkunst am 24.
Juni 1840. Weimar, gedruckt in der Albrecht'sehen privil.
Hofbuchdruckerei* O. J., S. 186).
30 * Wahrscheinlich Durchsicht für den Druck In Band 5 der
Werke Cotta*; so vielleicht auch in Nr. 449 a— c. 450 a [= 210
-212. 215].
* Schütze war an diesem Abend zum erstenmal mit Goethe
zusammen (bei Johanna Schopenhauer; ausser Ihm und Goethe
85 waren noch anwesend Femow. Heinrich Meyer und Ridel).
• Vgl. 236, 7-10. 33—36. 261, 16-21. 265, 30~ 266, 3.
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236 EGMONT. 1806
December 8, »
Deceml)er 8, Weimar. ~ s. Nr. 220—222. 452 a— c
December 9, I
[December 24, Weimar.]» 453
Zugleich bedauerte er, dass es nicht möglich gewesen 5
sei, mich [Schmidt] während meines Aufenthalts sei-
nen ,Eigmont^ sehen zu lassen. Ich hätte dabei abneh-
men können, auf welche sinn- und effectvolle Art Clär-
chens Erscheinung am Schlüsse, die er nun beschrieb,
plastisch bewirkt würde.* Ich fragte ihn hierauf, ob lo
das Stück noch mit den Abänderungen in Weimar ge-
geben würde, wie sie mir von IfTlands Gastspiel her, der
1796 den Egmont als Gast gab, erinnerlich waren. Goethe
fragte, worin sie bestanden hätten. Ich erwähnte nur
die eine, dass nemlich bei der Unterredung Egmontß mit 15
Ferdinand im Kerker, im fünften Act, auch Alba im
weiten schwarzen Gewände mit der Capuze über den
Kopf herabgezogen und dem Henkerschwert an der
Seite gegenwärtig gewesen sei, und dass dann Egmant
bei einem Ausbruch seines Unmuths (es war bei der 20
Rede: „Und ich falle ein Opfer seines (Albas) niedrigen
Hasses, seines kleinlichen Neides. Ja, ich weiss es und
darf es sagen, der Sterbende, der tödtlich Verwundete
kann es sagen, mich hat der Eingebildete beneidet, mich
wegzutilgen hat er lange gesonnen imd gedacht") noch »
die Worte hinzugefügt habe: „Ja, ich darf es sagen,
und wenn Herzog Alba selbst es hören sollte", womit er
Alba die Capuze vom Gesicht herabriss und dieser in
seines Nichts durchbohrendem Gefühle dastand. „Ja,"
erwiderte Goethe, „ich erinnere mich, dass es damals so
» Tgb. 3, 183. 21 vom 24. December: ..[Vormittags] Schmidt
von Wien iu Theaterangelegenheiten."
* Diese Ersch«*inung war bei der Auflftthning von 1706 den
Zuschauem nicht „plastisch" sichtbar gemacht, sondern von
Iffland nur pantomimisch angedeutet worden, vgl. das 229, 85
42 f. genannte Wrrlj S. 30«— 373, sowie 2<;i. IG f. 205, 30 f. u.
Nr. 452.
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180(] . EGMONT. 2:J7
[Deceniber 24, Weimar.] [458}
SO arrangirt war und zwar von Schiller selbst.* In
* Diese Ei-zählung stimmt übei-ein mit dem, was Böttij^er al»
Augenzeuge alsbald nach der Aufführung berichtet hat: „Man
b könnte vielleicht zweifeln, ob die Mummerei, In welcher nach
einer Umilnderung des Stüciss, wie es hier aufgeführt wurde,
Alba selbst mit der Wache in*8 Gefüngniss eintritt, und dann
am Ende [?] von dem auf ihn eindringenden Egmont durch
Wegreissiing des schwai-zen Casquets entlarvt wird, ob dic-
lo ser ganze Theaterstreich im stolzen Charakter des unbieg-
samen Alba gedacht sei. Viele fanden ihn unwahi-scheiulich.
Doch dem sei, wie ihm wolle. Der Schauspieler hatte nur
die ihm gegebene Vorschrift [also doch die Voi-schrift Schil-
lers!] zu befolgen, und so war die Art, wie Iffland den
15 schwarz verkappten Alba mit verwundender Rede angriff und
mit jedem Worte einen Dolch in die Binst stiess, voll male-
rischer Wirkung, . ." (S. 363— 36« des 229, 42 f. genannten
Buches.)
Ein anderer Augenzeuge, Anton Genagt, berichtet: „ . . da»
20 an und für sich schon Grelle wünschte er [Schiller] öfters
noch greller hervorgehoben. Dass Alba Im ,Egmont* im fünf-
ten Act als Henker mit grossem rothen Mantel und tief in's
Gesicht gedrücktem Hut erscheinen musste, geschah auf seine
Anordnung", wozu Eduard Genast bemerkt: „Emil Palleske,
26 . . ist falsch berichtet worden, wenn er . . anführt, dieser
Thentercoup stamme von Goethe oder Iffland: thatsächllch
ist er von Schiller; und unser Veteran Graff, der der erste
Dai-steller des Alba war und ihn noch in den dreissiger Jah-
ren spielte, Hess sich diesen Theatercoup weder von der In-
30 tendanz, noch von der Regie nehmen und erwiderte stets:
, Schiller hat es so gewollt!* Goethe war damit einverstanden
und beide wussten recht gut, was sie thaten" (CJenast 1,.
112 f.).
Die Angaben des älteren Genast stehen, was den „rothen"^
35 Mantel und den „Hut** betrifft, mit den Erzählungen Schmidts
und Böttigers in Widerspruch und beruhen in diesen Punc-
ten wohl auf Irrthum oder Fngenauigkeit des Erzählers; da-
gegen bestätigen sie die Berichte Böttigers und Schmidts,
ebenso Goethes Worte zu Pouqu^ (s. 261, 26—29) in dem, wo-
40 rauf es hier ankommt (und wir müssen es als nicht bestreit-
bare Thatsache, die uns freilich wie eine unbegi-eifliche Ge-
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238 EGMONT. 18CM5
[December 24, Weimar.] [458]
Schillersche Stücke hätt' es auch wohl gepaust; allein
schmacksverirrung erscheint, liinnehmeu) : Alba-Üraff ist als
Vermummter Im Gefängniss erschienen, Egmout-Iffland bat
ihm mit eigener Hand die Verhüllung vom Angesicht gerls- 5
sen. Möglich bleibt immer, dass Schiller sich zu dieser An-
orduung (die, was Albas Erscheinen im Kerker betrifft, in
Nr. 513 durch Goethe ausdrücklich bestätigt wird) erst durch
Iffland hat bereden lassen^ denn in Schillers Bearbei-
tung steht von alle dem kein Wort. In der Büh- lo
nenanweisung vor der Gefängniss-Seene (sie folgt bei Schiller
unmittelbar Egmonts erstem Monolog und Einschlafen, wess-
halb die auf den Schlaf Egmonts bezüglichen Vorschriften
gestrichen sind) hat Schiller nach „begleitet von Gewaflfne-
ten." hinzugefügt: „Ein Vermummter im Hintergrunde**; so- 15
dann nach Egmonts Worten: „Bringst du den Henker auch
mit es zu vollziehen?'* schreibt Schiller vor: „(Er sieht den
Vermummten an, der näher tritt.)"; auch in den nächstfolgen-
den Worten Egmonts bringt Scliiller eine Vorschrift an, zu-
gleich ist ein kleiner Satz gestridien: „So ziemt es euch und «o
euerm schändlichen Beginnen! In Nacht gebrütet und in Nacht
vollführt. (Auf den Vermummten die Augen heftend.) — Tritt
kühn hervor, der du dias Schwert verhüllt unter dem Man-
tel trägst; hier ist mein Haupt, . .** Weiter geschieht des Ver-
mummten keinerlei Erwähnung; am Schluss des Auftritts 25
heisst es, genau wie im Original: „Silva mit dem Gefolge
geht ab. Es bleibt Ferdinand und zwei Fackeln**, so dass
bei den 236, 21—25 von Schmidt angeführten Worten Eg-
monts zu Ferdinand der Vermummte gar nicht mehr auf der
Bühne ist (man muss also annehmen, dass bei der Auffüh- 90
ning entweder der Vermummte nicht mit Silva abging, son-
dern blieb, oder dass Egmonts Worte vor Silvas Abgang ver-
legt wurden). Wir sehen: das Erscheinen eines Vermumm-
ten oder doch einer Gestalt mit verhülltem Sehwerte war
schon von Goethe angenommen, wenn auch nicht in der 85
Bühnenanweisung aufgeführt; Schiller fügte nur scenische
Vorschriften über diese stumme Person hinzu. „Wie man
sieht, findet sich durchaus keine Andeutung, dass dieser
Vermummte, den Schiller eingeführt hat [vgl. aber Z. 33—
86] imd der nur den Henker Vorstellen kann, Alba seilet 40
sein sollte. . . . Wohl möglich, dass Iflfland diese Seltsamkeit
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1806 EGMONT. 239
[December 24, Weimar.] [453]
das ist mein Gtenre nicht." Diess ganz seine eigenen
Worte.
Mit H. Schmidt. — Gespräche 2, 124 f. (»Erinnerungen
6 eines weimarisehen Veteranen aus dem geselligen, literaii-
schen und Theater-Leben. . . . Von Heinrich Schmidt. Leii>-
zig: F. A. Broclchaus. 1856* S. 160 f.)
1807.
[Januar 2, Weimar.]* 454
10 Bei'm Abschied von Weimar drang ich [Schmidt]
mit der wiederholten Bitte in Goethe . ., in diesem Som-
mer nach Wien zu kommen, . . Er sagte die Erfüllung
der Bitte halb zu, sowie er auch versprach, einige seiner
Stücke* für Wien bearbeitet zu schicken.
15 Mit H. Schmidt — In dem Z. 4—7 angeführten Werke
S. 163 (fehlt In den .Gesprächen*).
Januar 23, Weimar. — s. Nr. 223. 454 a
erdachte, um „Effect zu machen** und Schiller wie Goethe
ihm nachgaben, so viel wenigstens ist gewiss, dass bei den
30 nachfolgenden Aufführungen dem Vermummten das Casquet
nicht abgerissen wurde, sein Gesicht also immer bedeckt
blieb** (Dlezmann S. 116 Anm. 1 des 228, 4—6 genannten
Druckes). Der Ansicht, dass Iffland Schuld sei, sind unter
andern auch Düntzer (Erläuterungen 7, 161) und Schrüer
as (WK. 8, 508); vgl. auch die bei Hempel erschienene Ausgabe
von Schillers Werken 16, 417 f.
* Datirt nach Tgb. 3, 185, 5 vom 2. Januar: „War der Junge
Schmidt von Wien zu Tische"; da Schmidt, im Tgb. weiter-
hin nicht genannt, angibt, er sei „nur sechs Tage" in Wei-
30 mar geblieben (an dem Z. 4—7 genannten Ort S. 159; dass
die Angabe nicht ganz genau ist, beweist Tgb. 3, 183, 21.
185, 5), so wird die Datlrung wohl richtig sein.
' Der Ausdruck „die verlangten Stücke** 240, 2 lässt bei-
nahe vermuthen, dass Goethes mündliches Versprechen am
86 2. Januar nur allgemein gehalten war und verabredet wurde:
Schmidt solle von Wien aus die dort gewünschten Stücke
nennen, was dann geschehen sein wird; doch mag, im An-
sehluss an das Gespräch über ,Bgmont* (s. Nr. 453) dieser so-
gleich schon in Aussicht genommen worden sein: vgl. Nr. 456.
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240 EGMONT. 1807
März 27, Weimar. 455
Die verlangten Stücke^ lasse ich abschreiben und
werde mir ein Vergnügen machen, damit zu dienen.
An H. Schmidt. — Br. 19. 200, 5 f.
April 3, Weimar. — 455 a 5
8. ,Götz V. BeriichiDgen* ugD. (an H. Schmidt.)
Mai 3, Weimar. 456
Sie erhalten, werthester Herr Schmidt, durch Herrn
Haide, den ich Ihnen nicht zu empfehlen brauche, drei
Stücke: ,EgmontS ,Stella' und ,DaÄ ßäthsel*. Ich 10
wünsche, dass etwas davon brauchbar sein möge.*
An H. Schmidt — Br. 19, 320, 1—4.
Mal 4, Weimar. 457
Drei Theaterstücke: ,Egmont^ ,Stella^, »Käthser an
Herrn Heinrich Schmidt nach Wien abgeschickt durch i&
Herrn Haide.*
Tgb. 3. 207. 19-21.
Mai 4. Weimar. 458
[Brief und Sendung an] Schmidt, [nach] Wien: Thea-
terstücke [s. Nr. 456]. 20
Tagebuchnotizen 1807. — Br. 19, 544.
August 28, Karlsbad. 459
Indem ich Ihnen, mein werthester Herr Müller,
Ihre Vorlesungen zurückschicke,* möchte ich diese Hefte
* Vgl. Z. 10, ausser den dort genannten drei Stücken noch S6
,(4ötz von Berlichingen*, vgl. diesen unter 1807 April 3 (an
H. Schmidt).
* Vgl. Nr. 455. ,Da8 Räthsel*, Lustspiel in einem Aufzug von
Karl Wilhelm Contessa.
» Vgl. Nr. 456. so
* Goethe hatte sie handschriftlich vier Wochen vorher in Karls-
l>ad erhalten, seit dem 29. Juli sieh mit ihnen beschäftigt
(Tgb. 3, 249, 27) und am 10. August über sie an Frau v.
Stein geschiieben: „Auch habe ich . . meln*ere der Müller-
schen Vorlesungen erhalten, worin manche zwar sonderbare, 35
aber doch immer heitere und freie Ansicht zu finden ist"
(Br. 19, 386, 18—21); sie erschienen gedruckt in ,Adam Mül-
lers vermischten Schriften über Staat, Philosophie und Kunst.
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1804 EGMONT. 241
[August 28, Weimar.] {459]
gern mit etwas Freundlichem und etwas Bedeutendem
begleiten. Das erste wird mir leicht, das zweite im
gegenwärtigen Augenblicke schwer; doch können Sie
5 ja selbst wissen, was ich Ihnen auf beide Weise zu
sagen hätte. Der Schauspieler fühlt nicht lebhafter,
dass er eines wohlwollenden Zuschauers bedarf, als
wenn er eben abtreten will, der Dichter, wenn das
Stück zu Ende geht; und so will ich gern bekennen,
10 dass es mich sehr freut, an Ihnen einen wohlwollend
Theilnehmenden zu wissen und zu hinterlassen. Die
Welt thut ihr Möglichstes, uns gegen Lob und Tadel
gleichgültig zu machen; aber es gelingt ihr denn doch
nicht, und wir kehren, wenn wir günstige und zu-
15 gleich im Ganzen mit unsem Ueberzeugungen zusam-
mentreffende Urtheile vernehmen, immer gar zu gern
aus unserer Resignation zum Genuss zurück.
An Adam MttUer. — Br. 19, 401, 16-402, 9.
August 80. Karlsbad. — s. Nr. 224. 459 a
20 September 21. Weimar. 460
^Die gute Aufnahme meiner Stücke hat mir eine
Zweiter Theil. Wien 1812, In der Camesina'schen Buchhand-
lung* S. 1—260 unter dem Titel ,üeber dramatische Kunst.
(Vorlesungen geh. zu Dresden 1806.)*; hier ist S. 26—81. 149 f.
25 163 f. von ,Egmont*, S. 154 von ,ProserpIna* die Rede. Die
»Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur,
von Adam H. Müller* hatte Goethe schon 1806 kennen ge-
lernt (vgl. Tgb. 8, 126, 12 f., SdGG. 14, 327 f., G.-Stein 2, 635
Anm. 4 zu S. 387); auch diese beschäftigen sich mit ,Egmont*
30 (Zweite Auflage, Dresden 1807, S. 182—185), femer mit ,FaHSt*
(S. 168. 170) und »Torquato Tasso* (S. 166. 178-182).
* Bei dem Gastspiel der Weimarischen Hofsehauspieler in
Leipzig 1807 Mai 24— Juli 5 und August 4—31 wurden von
Goethes dramatischen Dichtungen gespielt:
1. Egmont (Aagnst 11. 16) ;
t. Götz (Juni SO) ;
S. Iphigeuie (Mai 29, Juni 20,
Au^st 81);
4. J«ry u. Bätely (August 18) ;
6. Lmnne des V. (Augrust 29);
6. Mitschuldigen (Mai 28, Aug. 29) ;
7. Natürliche Tochter (Aug. 26);
8. Stella (Juni 12, Aug. 24);
9. Torquato Tasso (Juni 8, Aug. 4).
40 Das Fehlen des ,01a vigo* kann auffallen, es war aber wohl
veranlasst durch Rochlitzens briefliche Aeusserung an Kirms
Graf, Goethe über s. Dichtnngen T. n, B. 1. 16
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242 EGMOXT. 1804
[September 21, Weimar.] [MO]
besonders angenehme Empfindung gemacht. Ich dachte
wohl, daes sie auch einmal Epoche haben könnten, aber
nach der Lage des deutschen Theaters glaubte idx's
lacht zu erleben. Artig ist es, dass sogar das kleine 5
Sdiäf erspiel [,Lftune des Verliebten^], das ich 1768 in
Leipzig schrieb, auch noch auftauchen musste und gut
empfangen ward.
An Rochlitz. — Br. 19, 413, 19-25.
September 21» Weimar. 461 lo
[Morgens*?] Nebenstehende Briefe abgesendet. An
Hn fiath Rochlitz nach Leipzig (wegen der Thea-
tersache). . . . [s. Nr. 460.]
Tgb. 8, 277, 18-20.
September 29, Weimar. 462 i&
Morgens Wolff wegen einiger Theaterangelegenheiten,
welcher die Beurtheilung der Weimarischen Hofschau-
spieler in Dycks ,Bibliothek der redenden und bilden-
den Künste^ 4. Bandes 1. Stück mitbrachte.^
Tgb. 8, 280, 8~12. 30
(etwa von Anfang Mai): „Durch Goethes und SchiUers Werke
würde Ihre Gesellschaft vorzüglich Glück machen; die ersten
hat man, den ,Clavigo' ausgenommen, gar nicht, . . auffüh-
ren sehen" (SdGG. 6. 288 f.).
Rochlitz berichtet über das Gastspiel ausführlich an Goethe 96
in Briefen Mai 80, Juli 4 (Goethes Antwort auf diesen s.
»Götz V. Berllchingen' unter 1807 Juli 27) und August 30;
in letzterem Briefe, auf den Obiges die Antwort, werden die
beiden Vorstellungen des ,Egmont* eingehend besprochen (s.
G.-Rochlitz S. 59—62). Vgl. auch Nr. 462; die Besetzung der lo
Rollen s. 234. 29-^5.
* Die genannte, in der Dyckschen Buchhandlung zu Leipzig
erscheinende, Zeitschrift brachte in 3 (2). 403—442 ein ano-
nymes »Schreiben an Herrn Prof. M. in Br. Ueber einige Vor-
stellungen der Weimarischen Hofschauspieler zu Leipzig*, 86
sodann in 4 (1), 46—100, ebenfalls anonym, ein »Zweites Schrei-
ben über einige Vorstellungen der Weimarischen Hofschau-
Bpieler*. Der Anonymus bewundert Wolff (Brackenburg) als
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1804 EGMONT. 243
October 28. Weimar. 463
Abends ,Egmont^*
Tgb. 3, 200, 4 f.
Deceniber 16, Jena. — s. Nr. 225. 463 a
5 1808.
August 7, Karlsbad. — s. Nr. 92. 463 b
October 16, Weimar. 464
Herrn Schmidt danke in meinem Namen für die ge-
fallige Aufnahme im Theater. Biete ihm die Manu-
10 Scripte von ,Götz^, ,Egmont^ ,Stella^ an, sie hätten sie
längst gern gehabt.^
An Christiaue. — Br. 20. 183, 19—22.
„einzig auf allen deutschen Theatern", erkennt auch Frau
Wolff (Clärchen) an, doch sei sie, waa das Aeussere Ijetreffe,
15 nicht mit Christiane Becker zu vergleichen, ihre Scenen mit
Brackenburg seien erschütternd gewesen; Oels (Egmont)
spiele „ganz in dem Sinne des Dichters", Haide habe „ä la
Schiller", „heldenmässiger" gespielt [Egmont 1806], Oels
spiele „ä la Goethe"; Malcolmi (Oranlen) sei viel zu alt für
20 die Rolle, habe einen „viel zu weichen und bürgerlichen Ton";
Graff (Alba) „ein wenig gar zu pathetisch", „orgelmässiges
Betonen der Silben" (d. h. Predigerton); Lortzing (Ferdinand)
wird gelobt (vgl. auch GJ. 23, 132), die Volksscenen werden
bewundert. Der Recensent schlägt vor; das Stück nicht ,Bg-
36 mont* zu betiteln, sondern , Albas Ankunft in den Niederlan-
den', da Egmonts Charakter nicht die Handlung des Stücks
bewirke, lieber das Gastspiel vgl. Nr. 460, die Besetzung
der Rollen s. 234, 29--15.
* Goethe scheint der Vorstellung nicht l)eigewohnt zu hal>en
30 (ini Tgb. folgen die Worte: „War ich mit Hofrath Meyer zu
Hause"). Die Rollen waren besetzt wie am 11. August, s. 234,
2^—45. mit Ausnahme von Richard (Stromeyer), Soest (Hess)
und Jetter (Strobe).
■ Goethes Frau befand sich zur Zeit in Frankfurt, um den
36 Nachlass seiner, am 13. September entschlafenen, Mutter zu
ordnen. Schmidt war ein Mitglied des aus sieben Personen
bestehenden Directorlums des Frankfurter Nationaltheaters
(vgl. SdGG. 4, 383 zu 168, 14).
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244
BGMONT.
180»
1800.
Januar 18, Weimar. 465
Abends ,Egmont^*
Tgb. 4, 6, 28 f.
Mai 5, Jena. 46G ^
Mittwoch könnte allenfalls ,Egmont^ gegeben werden;
sie waren ja schon darauf vorbereitet.*
An Christiane. — Br. 20, 325, 7—9.
] [nach October 10, ?] 467
[Zu 1773—1778.] lo
8.
Eigner Verlag. Druck desselben.
Klopstock. Lavater.
{,Berlichingen^
,Werther'.
Bekannt, gesucht i*
werden.
10. Rückkehr [aus
der Schweiz].
jEgmont'. »Stella^ 20
11
,Lila^ ^Triumph der [Empfind- Stoffartige Wir-
samkeit*] . ,Mitschuldigen^ kung.
Schema zu .Dichtung und Wahrheit*. — W. 29, 251, 25
5-7. 13. 252. 7.
» Die Besetzung der Rollen s. 234, 29-45. Die Aufführung war
schon für Ende December geplant gewesen (vgl. Riemer-
Frommann S. 137).
* Es geschah so; in der Vorstellung am Mittwoch 10. Mai so
spielte Unzelmann zum erstenmal den Vansen (Becker war
Ostern 1809 abgegangen), der neu angestellte Moltke den Go-
mez; sonst blieb die Besetzung der Rollen wie am 18. Januar
(8. 234, 29-45). Goethe war zur Zeit nooh in Jena. Nacli Zacha-
rias Werners Brief an Goethe vom 22. August dieses Jahres 8^
(SdGG. 14, 39 f.) möchte man als sicher annehmen, dass
Werner einer der Vorstellungen, am 10. Mai oder 18. Januar,
beigewohnt habe, sein Tagebuch enthält nichts darüber.
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1809 EGMONT. 245
October 25. Weimar. 468
Abends Vorstellung von ,Egmont^^
Tgb. 4. 73. 8 f.
1810.
5 ][Mai Ende, Karlsbad, oder aus späterer Zeit.] 469
[Zu 1775.] Dämonisches, ,Egmont'. . . .
. . . Conception des Dämonischen. Conception ,Eg-
montfi^ . . .
Schemata zu »Dichtung und Wahrheit* Buch 20. — W.
10 29. 247.
October 31, Weimar. 470
Abends Vorstellung von ,Egmont^^ Nach derselben
zu Frau von Berg.
Tgb. 4, 163. 25 f.
15 ] [November 1, Weimar, oder später?] 471
•Im ,Egmont' sei die Partie des griechischen Chors
' Die Besetzung der RoUen wie Mai 10 (vgl. 244, 30—34).
' Die Besetzung der Rollen wie 1809 Mai 10 (vgl. 244, 30—34).
nur wurde der Zimmermann nicht von Röpke, sondern von
20 Frey gespielt.
• Riemer erzählt über .Egmont': „Das Stück wieder in seiner
ersten Gestalt, mit geringer Aenderung auf die Bühne zu brin-
gen, machte ich mit meinem Freunde Pius Alexander Wolfl
einen Entwurf, der Goethen keineswegs missfiel; er blieb aber
25 liegen durch die Gewalt der Zeitumstände des Krieges, und
den Abgang des Freundes zur Berliner Bühne. Nur eins sei
erlaubt hinzuzufügen aus Goethes Betrachtungen über den
Chor" (Riemer 2. 551), hierauf folgt das Obige.
Da Wolff und Riemer, nahezu gleichzeitig, im Spätsommer
30 und Herbst 1803 nach Weimar gekommen sind, so bildet diese
Zeit bei der Datirung die Grenze nach rückwärts, wie WolflPs
Weggang von Weimar, 1816 Ende März, die Grenze nach vor-
wärts. 1810 November 1 ist mit Rücksicht auf 240, 30 f. an-
genommen, vgl. aber 254, 31—36, Nr. 504 und Riemers Angabe
85 „oder später" (246, 31); überdiess ist zu sagen: das Nächstlle-
gende wäre die Annahme, der Gedanke einer neuen schonen-
deren Bühnen-Bearbeitung sei beiden Männern gekommen
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246 BGMONT. 1810
] [November 1, Weimar, oder später?] [471]
unter die zwei Liebenden, unter Clärchen und Albas
Sohn vertheilt. Diese stellten denselben vor; das eigent-
liche Volk sei, wie gewöhnlieh, ohne Theilnahme.^
Mit Riemer (und P. A. Wolflf?). — Gesprilche 8, 188 (Rie- b
mer 2, 552).
November 1, Weimar. 472
Bei Tische ITeberlegung [mit Riemer], ob man ,Bg-
mont* nicht ganz spielen solle.^
Tgb. 4, 164, 2 f. 10
][Juni 25. Kailsbad.j 473
"Die mir zugedachte Musik zu ,Egnxont' werde ich
unmittelbar oder bald nach dem Eindruck der ersten Auf-
fülirung, die sie erlebten, das heisst 1806 Mai 31; danach und is
mit Rücksicht auf die „Gewalt der Zeitumstünde" (245, 25),
wobei an die Katastrophe vom 14. October 1806 zu denken
wäre, möchte (^roethes Aeusserung 1806 zwischen Juni und
Anfang October anzusetzen sein.
* In Schillers Bearbeitung hatte das Volk als Chor einfe ao
Bereicherung an typischen, wenn auch stummen. Grestalten
erfahren, indem Schiller den vorhandenen Figuren des Krä-
mei's Soest, des Schneiders Jetter, des Zimmermeisters und des
Seifensieders noch hinzufügte: „Fabrikant, Bäcker, Barbier,
Metzger, Lastträger, drei Fischweiber**, mit der Bemerkung: 25
„sprechen nur im Chor und machen den Auflauf** (S. 7 des
228, 4—6 genannten Druckes).
■ Das heisst: nicht in Schillers abkürzender Bearbeitung. Rie-
mer berichtet unter gleichem Datum: „Bei Tisch Ueberieg-
ung, ob man ,Egmont* nicht unabgekürzt geben sollte? Ich so
habe um die Zeit oder später einen Entwurf gemacht, wie
die Seenen folgen sollten, und die Herzogin von Parma blieb
wie Im ersten Original" (Riemer 2, 715). Vgl. Xr. 471 und
Nr. 495. 504. 521.
• Beethoven scbrieb 1811 Februar 10 an Bettina Brentano: S5
„ . . ich bin eben Im Begriff, ihm [Goethe] selbst zu schrei-
ben wegen ,Egmont', wozu ich die Musik gesetzt und zwar
bloss aus Liebe zu seinen Dichtungen, die mich glücklich
machen, . .** (GJ. 1, 374), dann zwei Monate später, April
12, an Goethe: „Sie werden nächstens die Musik zu ,Eg- 40
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1811 BGMONT. 247
][Jani 26, Karlsbad.] [478]
wohl finden, wenn ich nach Hause komme^ und bin
schon im voraus dankbar: denn ich habe derselben
bereits von mehrem rühmlich erwähnen hören; und
5 gedenke sie auf unserm Theater zu Begleitung des
gedachten Stückes diesen Winter geben zu können, wo-
durch ich sowohl mir selbst, als Ihren zahlreichen
Verehrern in unserer Gegend einen grossen G^nuss zu
bereiten hoflfe.^
10 An Beethoven. — Br. 22, 116, 10—18.
niont* von Leipzig durch Breitkopf und Härtel erhalten, die-
sen herrliehen ,£gmontS den ich, indem ich ihn eben so warm
als ich ihn gelesen, wieder durch Sie [B. schreibt durchweg:
sie] gedacht, gefühlt und in Musik gegeben habe — ich wün-
15 sehe sehr Ihr Urtheil darüber zu wissen, auch der Tadel wird
mir für mich und meine Kunst erspriesslich sein und so gern
wie das grösste Lob aufgenommen werden — -** (»Neue Beetho-
veniana von Dr. Theodor Frimmel. Neue Ausgabe mit zwei
uugedruckten Briefen Beethovens an Goethe, . . Wien,
20 C. Gerolds Sohn 1890* S. 350). Diesen Brief, auf den Nr. 473
die Antwort ist, Hess Beethovens Freund v. Oliva dem Dich-
ter am 2. Mai 1811 übergeben, als er sich bei ihm in Weimar
zum Besuch anmeldete (vgl. Tgb. 4, 202, 7 f. 394) ; zehn Tage
später, Mai 12, trat Goethe seine Reise nach Karlsbad an,
25 * Ob Goethe bei seiner Rückkehr nach Weimar (Juli 27) Beet-
hovens Mnsik, wie der Verleger sie ihm im Auftrag des Com-
l>oni8ten schicken sollte, vorgefunden hat, steht dahin. Goe-
thes Tagebuch gedenkt ihrer erst 1812 Januar 23 (s. Nr. 474),
ob dieses aber die in Rede stehende Sendung des Verlegers
30 ist. bleibt mindestens zweifelhaft, denn Beethoven schreibt
an Breitkopf und Härtel 1812 Januar 28: „ . . bitte ich . .
mit dem Briefe an Goethe zugleich den ,Egmont' (Partitur)
zu schicken" (8. 353 f. des Z. 17—20 genannten Buches), wozu
Frimmel bemerkt: dieser Auftrag könne sich „auf eine Ab-
35 schiift der ganzen Partitur beziehen oder (wahrscheinlicher)
auf die gestochene Ausgabe der Ouvertüre allein, da die
Gesänge und die Entreaete damals noch nicht gestochen wa-
ren". In Goethes Sammlungen findet sich nichts mehr von
diesen Notenheften. — Zu den „mehrem" (Z. 4) vgl. SdGG.
40 17, 166, 20—26. 169, 26—28. — Die erste Vorstellung in Weimar
mit Beethovens Musik fand, wie es scheint, erst 1814 Januar
29 Statt (vgl. Nr. 491).
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248 EGMONT. 1812
1812.
Januar 23, Weimar. 474
[Abends] van Beethovens Musik zu ,Egniont^^
Tgb. 4, 255, 6.
Februar 13, Weimar. 475 5
"Sehr grossen Dank bin ich Ihnen zunächst für das
Fragment aus dem Werke der Frau von Staül schuldig.
Ich hatte davon gehört, es war uns auch versprochen;
aber ohne Ihre freundliche Sendung würde ich es bis
jetzt noch nicht gesehen haben. Da ich mich selbst lo
ziemlich zu kennen glaube, so finde ich einige recht
gute Apergüs darin, und ich kann es um so mehr
nutzen, als sie mir das Alles, und zwar noch derber und
lebhafter, in's Gesicht gesagt hat.^
An K. F. V. Reinhard. — Br. 22, 268, 15-23. 15
Februar 20, Weimar. 476
[Vormittags] Herr von Boyneburg.* Vortrag der
» Vgl 247, 25-41.
• 1811 Deeember 15 notirt Goethe: „Brief von Reinhard mit
. . Fragment von Frau von Stahls Wevk ütK?r die deutsche 20
Litteiatur'* (Tgb. 4, 246, 27—247, 1). In ihrem Buche ,De
l'Allemagne', das gedruckt erst Ende 1813 erschien, bespricht
Frau V. Staöl von den dramatischen Dichtungen: ,EgmontS
,Fau8t*, »Götz*, »Iphigenie*, »Natürliche Tochter* und ,Tor-
quato Tasso*. Welche Theile davon das hier in Rede stehende 25
handschriftliche „Fragment" enthalten hat (Reinhards Brief
führt im Einzelnen nur die „kleinem Gedichte" au, s. G.-
Reinhard 8. 121), weiss ich nicht; aus Goethes Worten (oben
Z. 13 f.) möchte man schliessen, das» die Besprechung ,Eg-
monts* (an dem besonders der Schluss getadelt wird) und so
der , Natürlichen Tochter* dabei gewesen sei (vgl. Nr. 492,
auch Br. 23, 221, 7—16 und Epos 2, 92«, 23— 930, 32).
» Bei ihrem Aufenthalt in Weimar 1804.
* Wohl der selbe, über den der Herzog Karl August 1805 Juli
27, von Wilhelmsthal aus, an Goethe schrieb: „Gestern Hess 35
sich ein Landskind, ein Junger von Boyneburg von Stedt-
feld auf dem Ciavier zur grossen Freude der Grossfürstin
hören. Der Mensch gehört gewiss unter die 01a sse der Mei-
ster dieser Kunst" (G.-Karl August 1, 308).
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1812 EG MO NT. 249
[Februar 20, Weimar.] [476]
Beethovenschen Composition zu ,Eginont'. Speiste der-
selbe mit uns. Xach Tische Fortsetzung der Musik.
Tgb. 4, 258, 25—28.
9 [März 6? Weimar.] 477
'Die Zeichnung zum ,Egmont^ von Naeke ist aller-
liebst: Goethe, dem ich [Falk] sie zeigte, und der das
Bemühen Naekes auf's dankbarste anerkennt, äusserte
bloss den Wunsch, dass es dem jungen genievollen und
10 gemüthlichen^ Künstler gefallen möge, ihm die Sachen,
ehe sie fertig, und im Umriss zuzuschicken, wo liebe-
volle Erinnerungen eines freundlichen Mannes kleinen
Irrthümem zuvorkommen und oft mit ein paar Strichen
abhelfen können. So zum Beispiel an der Lage der Hand
16 des Clärchen im ,Egmont' hat der junge Künstler in
der Unschuld seines Herzens kein Aergemiss genommen:
Gk)ethen fiel diess sogleich auf, und der hiesige fran-
zösische (Jesandte [Saint Aignan], der die Zeichnung von
* Brockhaus, dessen »Urania. Tasclieubucli ftir Damen' im Jahr-
20 gang 1812 Kupfer zu den , Wahl verwandt scliaften* (nach
Zeichnungen von Dähling) gebraclit hatte, liam Anfang
Januar 1812 nach Weimar und legte Goethen einige für den
folgenden Jahrgang l>e8timmte Dai-stellungen nach Scenen
aus ,Egmont*, .Faust* und /ForQuato Tasso* vor, zumeist
26 Zeichnungen des Künstlers Naelvo in Dresden (vgl. »Faust* un-
ter 1812 Januar Anfang und April o). Da Goethe den Wunsch
äusserte: auch die übrigen Zeichnungen nach und nach, wie
sie fertig würden, zu sehen, schickte Broekhaus sie an den
ihm befreundeten Falk, der die Blätter dann Goethen vorlegte,
80 vgl. »Friedrich Arnold Brockhaus. Sein Leben und Wirken . .
geschildeil von seinem Enkel Heinrich Eduard Brockhaus*
(Leipzig: F. A. Brockhaus. 1872) 1. 275—277; ebenda ist die
oben als Nr. 477 mitgetheilte Stelle ans Falks Brief an Brock-
haus vom 24. April 1812 abged nickt.
S5 Die Datirnng des Gespriichs mit Falk ist ungewiss; Goethes
Tagebuch (4, 261, 12) vermerkt unter März 0: „Abends bei
Falk**; v. Biedermann datirt „Mitte April**.
* In den .Gesprächen* ist inig gedruckt „gemüth vollen".
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260 EGMONT. 1S12
[März 6? Weimar.] [477]
ungefähr sah und ungemein damit zufrieden war, be-
merkte unverabredet: qiie cetait hors de la convenance.^
Mit Falk. — Gespräche 8, 313.
Mai 13, Karlsbad. 478 t
[Friih] Nebenstehende Briefe ajustirt. ... an Au-
gust von Goethe, Auftrag an Hofkammerratli
Kinns wegen der Theatermanuscripte.^
Tgb. 4, 28i, 5. »-11.
Mai 14, Karlsbad. 479 10
Was die Exemplare von ,Götz von Berlichingen* so
wie von ,Egmont' für München betrifft, so überiasse ich
das Arrangement desshalb^ ganz Ihrer Beurtheilimg, da
' Falk setzt hinzu: ,,Elne jede Kritik muss einem so liebenden
zarten Gemülh wie das von Naeke nicht besser vorkommen 15
als den Blumen ein Nachtfrost. Suchen Sie es ihm nur
beizubringen, dass diese Bemerkungen von Männern herrüh-
ren, die sein schönes Bestreben mit Liebe zu umfassen aurs
allerbeste geneigt sind und die sieh nie ein öffentliches lieb-
loses Wort gegen ihn erlauben würden'* (an dem 249, 30 ge- ao
nannten Ort 1, 276 f.; ebenda wird gesagt, dass Falk die Er-
läuterungen zu den in der , Urania* erschienenen Abbildungen
zu Goethes Werken verfasst habe, was in der Bibliographie
bei Goedeke 5, 549 f. nachzutragen ist).
Naekes Zeichnungen zu ,Egmont* ei*schienen In der ,Ui-a- 25
nia* erst 1815, und zwar sind folgende Scenen dargestellt:
1. (Gestochen von Jury.) Aufzug 3: Egmont wirft den Man-
tel ab. Clilrchen staunt vor der „spanischen** Tracht.
2. (Gestochen von Schwerdgeburth.) Aufzug 3: Egmont,
sitzend, umfängt mit der (kaum sichtbaren) Rechten Clär- 30
chen, die auf einem Schemel kniet und sich mit dem linken
Arm auf die Armlehne des Stuhles stützt, indess ihre Rechte
in der Linken Egmonts ruht. I>er naive Beschauer kann au
der I^age der Hand unmöglich Aergemiss nehmen.
3. (Gestochen von Jury.) Aufzug 5: Clärchen, auf Wolken sö
thronend, erscheint dem schlafenden Egmont, In der Rechten
den Kranz, in der Linken den Stab mit dem Freiheitshute.
' A'on .Egmont* und ,Götz*. vgl. Nr. 479 und 482.
• Statt der, von Goethe selbst eingesetzten Worte: „ich das
Anangement des»halb** hat das Concept urspHinglich: „die 40
Forderung für selbige**.
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1812 EGMONT. 251
[Mai 14, Karlsbad ] [479]
Ihnen die vorwaltenden Verhältnisse am besten bekannt
sind. Ich werde die gefällig übernommene 3emühung
jederzeit mit aufrichtigem Dank erkennen.
5
Herr Hofkammerrath Kinns übernimmt gefällig den
Auftrag, die Exemplai-e von ,Götz' und ,Egmont' bereit
zu halten.^
An Iffland. — Br. 23, 18, 6—11. 19, 5—7.
10 Mai 14, Karlsbad. 480
[Vormittags Brief] An Herrn Generaldirector Iffland
nach Berlin wegen der Abschriften von ,Berlichingen^
imd ,Egmont* [s. Nr. 479].
Tgb. 4. 284. 20-23.
15 ]|Moi zweite oder Juni erste Hälfte? Karlsbad?] 481
- 8. 178, 8-20.
Juui 22, Karlsbad. 482
Was meine Stücke betrifft, so hat Herr Generaldirec-
tor Iffland das Geschäft gefällig übernommen, solche den
20 Theatern, welche sie wünschen, zukommen zu lassen.*
Da er mit allen Bühnen in Connexion steht, so wird die
Sache dadurch sehr erleichtert. Entschuldigen Sie mich
also bestens, dass ich durch diese getroffene Verpflich-
tung mich an der unmittelbaren PMüllung jener Wün-
2.-) sehe gehindert sehe.*
An Sara v. Grotthuss. — Br. 23, 35, 28—30, 7.
November 12, Jena. — s. 8, 16. 483
[vor December 9, Weimar.] 484
An die Schauspielerin Amalie Wolff, geb. Malcolmi.
Zum 10. December 1812.*
Erlaubt sei dir, in mancherlei Gestalten
Das junge Volk und die ehrwürd'gen Alten
Zum Besten, wie es dir beliebt, zu halten:
30
* Zur Sache vgl. Nr. 482.
35 « Vgl. Nr. 479.
* Der von GJoethe hiermit beantwortete Brief der Adressatin
scheint nicht bekannt (vgl. GJ. 14, 123).
* Zum 'Geburtstag der Künstlerin (nach v. Loeper verfasste
Goethe das Gedicht im Namen seines Sohnes und Caroline
40 TTlriehs, vgl. WH. 3, 331 ♦ ♦ ♦).
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262 EGMOXT. 1812
(vor Docember 9, Weimar.] [484]
Und Phädra, wüthend, leidenschaftlich gross,
Elisabeth, so lieb- als schonungslos;
Messinas Fürstin, fest, wenn das Geschick bricht,
Jungfrau, gestählt, nur gegen Liebesblick nicht; 6
Clärchen zuletzt,^ die jeden so verführt,
Dass er den Kopf, wie Belgiens Held, verliert.
Der Wechsel bilde dein beglücktes Eeich,
i^Ieibst du nur uns, den Freunden, immer gleich.
W. 4, 242. 10
1813.
] [April 4, Weimar, und später.] 485
[Zu 1775 Herbst, bis Ende October.]
Man hat im Verlaufe dieses biographischen Vortrags
umständlich gesehen, wie das Kind, der Knabe, der
Jüngling sich auf verschiedenen Wegen dem Ilebersinn- is
liehen zu nähern gesucht, . . .
Er glaubte in der Natur, der belebten und unbeleb-
ten, der beseelten und unbeseelten, etwas zu entdecken,
das sich nur in Widersprüchen manifestirte und dess-
halb unter keinen Begriff, noch viel weniger unter ein ao
Wort gefasst werden könnte. Es war nicht göttlich, denn
es schien unvernünftig; nicht menschlich, denn es hatte
keinen Verstand; nicht teuflisch, denn es war wohlthä-
tig; nicht englisch, denn es liess oft Schadenfreude mer-
ken. Es glich dem Zufall, denn es bewies keine Folge; 25
es ähnelte der Vorsehung, denn es deutete auf Zusam-
menhang. Alles, was uns begränzt, schien für dasselbe
durchdringbar; es schien mit den nothwendigen Ele-
menten unsres Daseins willkürlich zu schalten; es zog
die Zeit zusammen und dehnte den Raum aus. Nur im 30
I^nmöglichen schien es sich zu gefallen und das Mög-
liche mit Verachtung von sich zu stossen.
' A. WolfT gab das Clärchen zum erstenmale 1800 Mal 81.
dieser Rolle waren die genannten aus Sohillerschen Dramen
siinimtlich vorangegangen. 35
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1813 EftMONT. 25a
J[Apri] 4, Weimar, und später.] (486)
Dieses Wesen, das zwischen alle übrigen hineinzutre-
ten, sie zu sondern, sie zu verbinden schien, nannte ich
dämonisch, nach dem Beispiel der Alten und derer, die
5 etwas Aehnliches gewahrt hatten. Ich suchte mich vor
diesem furchtbaren Wesen zu retten, indem ich mich
nach meiner Gewohnheit hinter ein Bild flüchtete.^
Unter die einzelnen Theile der Weltgeschichte, die
ich sorgfältiger studirte, gehörten auch die Ereignisse,
10 welche die nachher vereinigten Niederlande so berühmt
gemacht. Ich hatte die Quellen fleissig erforscht^ und
mich möglichst unmittelbar zu imterrichten und mir
alles lebendig zu vergegenwärtigen gesucht. Höchst dra-
matisch waren mir die Situationen erschienen und als
15 Hauptfigur, um welche sich die übrigen am glücklich-
sten versammeln Hessen, war mir Graf Egmont auf-
gefallen, dessen menschlich ritterliche Gross« mir am
meisten behagte.
Allein zu meinem Gebrauche musste ich ihn in einen
ao Charakter umwandeln, der solche Eigenschaften besass,
die einen Jüngling besser zieren als einen Mann in
Jahren, einen Unbeweibten besser als einen Hausvater,
einen Unabhängigen mehr als einen, der, noch so frei
gesinnt, durch mancherlei Verhältnisse begränzt ist.^
25 Als ich ihn nun so in meinen Gedanken verjüngt und
von allen Bedingungen losgebunden hatte, gab ich ihm
die imgemessene Lebenslust, das gränzenlose Zutrauen
zu sich selbst, die Gabe, alle Menschen an sich zu ziehen
(attrattiva)* und so die Gunst des Volks, die stille Neig-
30 * Zu dem hier und im Folgenden über das „Dämonische" Ge-
sagten vgl. besonders Goethes Gespräche mit Eckennann
1828 März 11. Oetober 23. 1829 März 24, December G, i^-Sl
Februar 28, März 2. 8. 18. 30; vgl. auch WH. 23, 222 f.
* Vgl. 203, 7. 24-36.
3j » Vgl. Nr. 517, auch dagegen 271. 2 f.
* Von dem „humoristischen Helligen" Philipp Neri erzählt
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254 EGMOÄT. 1813
][April 4, Weimar, and später.] [485]
iing einer Fürstin, die ausgesprochene eines Naturmäd-
ehens, die Theilnahme eines Staatsklugen zu gewinnen,
ja selbst den Sohn seines grössten Widersachers für sich
einzunehmen. &
Die persönliche Tapferkeit, die den Helden auszeich-
net, ist die Base, auf der sein ganzes Wesen ruht, der
Grund und Boden, aus dem es hervorsprosst. Er kennt
keine Gefahr, und verblendet sich über die gröeste, die
sich ihm nähert. Durch Feinde, die uns umzingeln, lo
schlagen wir uns allenfalls durch; die Netze der Staats-
klugheit sind schwerer zu durchbrechen. Das Dämoni-
sche, was von beiden Seiten im Spiel ist, in welchem
Conflict daß Liebenswürdige untergeht und das Gehasste
triumphirt, sodann die Aussicht, dass hieraus ein Drittes 15
hervorgehe, das dem Wunsch aller Menschen entsprechen
werde, dieses ist es wohl, was dem Stücke, freilich nicht
gleich bei seiner Erscheinung, aber doch später und zur
rechten Zeit^ die Gunst verschafft hat, deren es noch
jetzt geniesst. Und so will ich denn auch hier, um ao
mancher geliebten Leser Willen, mir selbst vorgreifen,
und weil ich nicht weiss, ob ich so bald wieder zur Rede
gelange, etwas aussprechen , wovon ich mich erst viel
später überzeugte.*
Goethe In der .Italienischen Reise*: „Auch ward ihm eine 25
entschiedene Anziehungsgabe, welche auszudrttelsen die Ita-
liener sich des schönen Wortes attratUva bedienen, kräftig
verll^en. die sich nicht allein auf Menschen erstreckt, son-
dern auch auf Thiere" (WH. 24. 336); vgl. auch Goethes
Aeussenmg tlber Lord Byron Gespräche 8, 42. 80
* Zur ersten Aufnahme vgl. Nr. 40&— 411. 417. 423; xuuer der
„rechten Zeit" möchte ich nicht 1796 und Schillers Theilnahme
verstehen» sondern die Zeit vor den Freiheitskriegen, als
Beethovens ebenbürtige Musik sich der Dichtung gesellte
und man Anstalten machte, diese in Ihrer ursprünglichen S5
Gestalt auf die Bühne zu bringen (vgl. 245, 21—35).
* Dieser letzte Satz, so auch das Folgende bis 256. 11.
scheint aus ganz späten Tagen zu stammen, aus der Zeit
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1818 EGMONT. 266
][April 4, Weimiur, und später.] [4S5]
Obgleich jenes Dämonische sich in allem Körperlichen
und UnkörperUchen manifestiren kann, ja bei den Thie-
len sich auf's merkwürdigste ausspricht, so steht es vor-
* zügUch mit dem Menschen im wunderbarsten Zusam-
menhang und bildet eine der moralischen Weltordnung,
wo nicht entgegengesetzte, doch sie durchkreuzende
Macht, so dass man die eine für den Zettel, die andere
für den Einschlag könnte gelten lassen.
10 Für die Phänomene, welche hierdurch hervorgebracht
werden, gibt es unzählige Namen: denn alle Philosophien
und Religionen haben prosaisch und poetisch dieses
Bäthsel zu lösen und die Sache schliesslich abzuthun ge-
sucht, welches ihnen noch fernerhin unbenommen
15 bleibe.
Am furchtbarsten aber erscheint dieses Dämonische,
wenn es in irgend einem Menschen überwiegend hervor-
tritt. Während meines Lebensganges habe ich mehrere
theils in der Nähe, theils in der Feme beobachten kön-
M nen.* Es sind nicht immer die vorzüglichsten Menschen,
weder an Qeist noch an Talenten, selten durch Herzens-
güte sich empfehlend; aber eine ungeheure Kraft geht
von ihnen aus, und sie üben eine unglaubliche Gewalt
über alle Geschöpfe, ja sogar über die Elemente, und wer
t5 kann sagen, wie weit sich eine solche Wirkung erstrecken
wird? Alle vereinten sittlichen Kräfte vermögen nichts
gegen sie; vergebens, dass der hellere Theil der Men-
schen sie als Betrogene oder als Betrüger verdächtig
machen will, die Masse wird von ihnen angezooren. Sel-
80 der Gespräche mit Eokermann über das Dämonische und über
Napoleon, etwa März 1831.
* Unter den „mehreren" (womit Z. 29— 256. 2 in Widerspi-ucb
steht) Bind zu verstehen: Napoleon. Friedrieh der Grosse,
Grossherzogr Karl August. Lord Byron, und in weiterem Ab-
85 stand: Cagiiostro, I^avater, Merck.
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256 EGMONT. 1818
][AprU 4, Weimar, and später.] [405] *
ten oder nie finden sich Gleichzeitige ihreis Gleichen/
und sie sind durch nichts zu überwinden, als durch das
Universum selbst, mit dem sie den Kampf begonnen;
und aus solchen Bemerkungen mag wohl jener sonder- k
bare, aber ungeheure Spruch entstanden sein: Nemo
contra deum nisi deus ipse.^
Von diesen höheren Betrachtungen kehre ich wieder
in mein kleines Leben zurück, dem aber doch auch selt-
same Ereignisse, wenigstens mit einem dämonischen lo
Schein bekleidet, bevorstanden.^
. . . Ein in Karlsruhe zurückgebliebener Cavalier [Kam-
merjunker von Kalb], welcher einen in Strassburg ver-
fertigten Lahdauer Wagen erwarte, werde an einem be- 15
stimmten Tage in I-^ankfurt eintreffen, ich solle mich
bereit halten, mit ihm nach Weimar sogleich abzureisen.
. . . nachdem ich überall Abschied genommen und den
Tag meiner Abreise verkündet, sodann aber eilig ein-
* Diese Worte (die dem 255, 18—20 Gesagten geradezu wider- 20
sprechen) beweisen, dass Goethe von Zeitgenossen hier eigent-
lich nur Napoleon im Sinne hat.
* Goethe benutzt dieses Wort als Vorspruch für Theil 4 von
»Dichtung und Wahrheit* (vgl. Riemer 1, 396 f. imd WH.
23, 131). 25
* Bei den „seltsamen Ereignissen'' denl^t Goethe hier zunächst
an sein Yerhältniss zu Lili Schönemann und dessen Lösung
im selben Augenblick, da, scheinbar ganz zufällig, sich das
Verhältnis« zum Weimarisehen Hof knüpfte; und dass hier
mehr als ein blosser „dämonischer Schein*' zu beobachten 30
sei, zeigt Goethes Aeussenmg zu Soret 1830 März 5 (Gespräche
7, 236).
— Im unmittelbar Folgenden eraählt Goethe: wie seine
Lage in Frankfurt, nachdem der Versuch, sich von Lili zu
trennen fehlgeschlagen, immer schmerzlich-peinlicher wurde, 35
wie ihm daher die Einladung des jungen Herzogs Karl Au-
gust nach Weimar doppelt willkommen gewesen; Folgendes
sei mit ihm verabredet worden.
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1813 EGMONT. 257
][April 4, Weimar, und später.] [48S]
gepaxjkt und dabei meiner nngedruckten Schriften^
nicht vergessen, entartete ich die Stunde, die den ge-
dachten Freund im neuen Wagen herbeiführen und mich
6 in eine neue Gegend, in neue Verhältnisse bringen sollte.
Die Stunde verging, der Tag auch, und da ich, um nicht
zweimal Abschied zu nehmen und überhaupt, um nicht
durch Zulauf und Besuch überhäuft zu sein, mich seit
dem besagten Morgien als abwesend angegeben hatte,
10 so musste ich mich, im Hause, ja in meinem Zimmer still
halten und befand mich daher in einer sonderbaren Lage.
Weil aber die Einsamkeit und Enge jederzeit für mich
etwas sehr Günstiges hatte, indem ich solche Stunden
zu nutzen gedrängt war, so schrieb ich an meinem ,Eg-
16 mont* fort und brachte ihn beinahe zu Stande.^ Ich las
ihn meinem Vater vor, der eine ganz eigne Xeigung zu
diesem Stück gewann, und nichts mehr wünschte, als es
fertig und gedruckt zu sehen, weil er hoffte, dass der
gute Euf seines Sohnes dadurch sollte vermehrt werden.
ao Eine solche Beruhigung und neue Zufriedenheit war ihm
aber auch nöthig: denn er machte über das Aussenblei-
ben des Wagens die bedenklichsten Glossen. Er hielt
das Ganze . . nur für eine Erfindung, . .
Ich selbst hielt zwar anfangs am Glauben fest, freute
26 mich über die eingezogenen Stunden, die mir weder von
Freunden noch Fremden, noch sonst einer geselligen
Zerstreuung verkümmert wurden, und schrieb, wenn
auch nicht ohne innere Agitation, am ,Egmont* rÜÄtig
fort. Und diese Gemüthsstinmiung mochte wohl dem
so Stück selbst zu Gute konmien, das, von so viel Leiden-
schaften bewegt, nicht wohl von einem ganz Leiden-
schaftslosen hätte geschrieben werden können.
So vergingen acht Tage und ich weise nicht, wie viel
drüber, imd diese völlige Einkerkerung fing an mir be-
86 » Vgl. Tabelle 1.
« Vgl. 279, 2.
Grif, Goethe Aber 8. Dichtnngeii. T. II, B. 1. 17
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268 EGMOXT. 1813
] [April 4, Weimar, UDd später.] [486]
schwerlich zu werden. Seit mehreren Jahren gewohnt,
unter freiem Himmel zu leben, gesellt zu Freunden, mit
denen ich in dem aufrichtigsten, geschäftigsten Wechsel-
Verhältnisse stand, in der Nähe einer Geliebten, von der 5
ich zwar mich zu trennen den Vorsatz gefassi, die mich
aber doch, so lange noch die Möglichkeit war, mich ihr
zu nähern, gewaltsam zu sich forderte, — alles Dieses
fing an mich dergestalt zu beunruhigen, dass die An-
ziehungBkraft meiner Tragödie sich zu vermindern und 10
die poetische Productionskraft durch Ungeduld aufge-
hoben zu werden drohte. . . •
Noch einige Tage verstrichen und die Hypothese
meines Vaters gewann immer mehr Wahrscheinlichkeit,
da auch nicht einmal ein Brief von Karlsruhe kam, wel- 15
eher die Ursachen der Verzögerung des Wagens angege-
ben hätte. Meine Dichtimg gerieth rn^s Stocken, und
nun hatte mein Vater gutes Spiel bei der Unruhe,
von der ich innerlich zerarbeitet war. Er stellte mir
vor: die Sache sei nun einmal nicht zu ändern, mein 90
Koflfer sei gepackt, er wolle mir Greld und Credit geben,
nach Italien zu gehn, ich müsse mich aber gleich ent-
schliessen aufzubrechen. In einer so wichtigen Sache
zweifelnd und zaudernd, ging ich endlich darauf ein:
dass, wenn zu einer bestimmten Stunde weder Wagen 95
noch Nachricht eingelaufen sei, ich abreisen, und zwar
zuerst nach Heidelberg, von dannen aber . . durch Qrau-
bündten oder Tirol über die Alpen gehen wolle.
1
. . . Der Wagen stand vor der Thür; aufgepackt war; so
der Postillon liess das gewöhnliche Zeichen der Unge-
* Goethe reist nach Heidelberg; seine Erzählung verweilt bei
der dort gepflegten Geselligkeit und den Planen, die De-
moiseUe Delph für seine Zukunft nährte. Da trifft die Nach-
richt ein, dass der Kammerjunker von Kalb, verspätet In ss
Frankfurt angekommen, seiner warte, und Goethe bricht un-
verweilt dahin auf.
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1813 EGMONT. 259
]r April 4, Weimar, und später.] [486]
duld erschallen; ich riss mich los; sie [Demoiselle Delph]
wollte mich noch nicht fahren lassen und brachte künst-
lich genug die Argumente der Gegenwart alle vor, so
« dass ich endlich leidenschaftlich und begeistert die
Worte Egmonts ausrief:
„Kind! Kind! nicht weiter! Wie von unsichtbaren
Geistern gepeitscht, gehen die Sonnenpferde der Zeit
mit unsere Schicksals leichtem Wagen durch; und uns
10 bleibt nichts als, muthig gefasst, die Zügel festzuhalten,
und bald rechts, bald links, vom Steine hier, vom Sturze
da, die Eäder wegzulenken.^ Wohin es geht, wer weiss
es? Eriunert er sich doch kaum, woher er kam."*
Dichtung und Wahrheit Theil 4 Buch 20l — W. 29,
15 173, 12-15. 26-177, 21. 181, 18-22. 182, 2-27. 183, 8-184,
1. 27—185, 15. 192, 7-21.
April 4, Weimar. 486
[Früh] Biographisches. Conception des Dämonischen
und jEgmonts* [s. Nr. 485].
20 Tgb. 5, 30, 4 f.
December 1, Weimar. — s. 260, 4—11. 487
December 1, Weimar. 488
[Abends] ,Egmont'.*
Tgb. 5, 86, 3.
25 December 3 und später, Weimar. 489
**Zwei Tage darauf [3. December] traf ich [Fouque]
* »Dichtung und Wahrheit' hat ungenau: „al>zulenken**.
' Aufzug 2 (Egniouts Wohnung), Worte Egmonts zu seinem
Secretär. Vgl. WH. 23, 231 Anm. 752.
^ • Die Rollenbesetzung s. 234, 29—45; Goethe war nicht anwe-
send, vgl. Nr. 489.
* Die nicht durchweg ganz genauen Zeitangaben der Quelle
,Göthe und Einer seiner Bewundrer. Ein Sttick Lebensge-
schichte von Friedrich Baron de la Motte Fouqu^. Berlin.
35 Verlag von Alexander Duncker. 1840* S. 25—28 können nach
Tgb. 5, 86, 2 f. 8 f. berichtigt werden, wo es heisst:
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aeO EGMONT. 1813
[D«eember 8 nnd spiter, Weimar.] [489)
mit Goethe bei . . Johanna Schopenhauer zusammen, im
heiter erlesnen Kreise zum Abendessen eingeladen.
Tags vorher^ hatte ich einer Aufführung des ,Egmont^
beigewohnt, ohne den Dichter dieses mir vorzüglich ^
theuem Meisterwerkes unter den Zuschauern zu er-
blicken. Hatte er mir ja auch gleich am ersten Abend
geäussert, er gedenke nicht hinzugehn, mir aber den
Besuch sehr empfohlen, mit dem Beisatze: „Sie werden
viel Gutes sehn, wenn ich auch die Aufführung nicht un- lo
bedingt loben kann."
. . . Bald kam das Gespräch auf die gestrige Aufführ-
ung des ,Egmont*. Ich rühmte die Darstellung des Clär-
chen durch Madame Wolff, in dem Sinne, wie ich es i^
nachher durch ein in Weimar noch zurückgelassnes Ge-
dicht also aussprach:
Egmonts Liebchen, Egmonts Clärchen,
Wundersam gestaltet Kind,
Leicht imd rosig, wie ein Mährchen. 20
Ach, und doch so tief gesinnt!
Egmonts Heldin, Egmonts Fahne,
Schürend heil'ge Preiheits-Gluth,
Dann im Tonfall,* gleich dem Schwane,
Sinkend in die dunkle Fluth! 2*
December 1: „[Nachmittags] Geh. Reg. Rath v. MtiUer,
Hr v. LarMotte Fouquß. [Abends] ,Egmont'.
December 3: „[Abends] Bei Mad. Schopenhauer. La-Motte
Fouquß, Heincke".
Fouqu6 berichtet (a, a, O. S. 24): „Als ich am Abende mei- so
ner Ankunft zu Ooethe ging, fand ich Hn v. Müller bei ihm,
den Jetzigen Kanzler**; es war vielmehr Nachmittags vor Be-
ginn der Egmont-Aufführung, über die man sprach (s. Z. 26 f.).
^ Vielmehr zwei Tage vorher, am 1. (s. Z. 26 f.). Die Datirung
in den ^Gesprächen* 8, 108 und 110 ist zu berichtigen. 85
' Anspielung auf Beethovens Musik? (der Theater-Zettel nennt
diese zum erstenmal 1814 Januar 29.)
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1813 EGMONT. 261
iDecember S and spftter, Weimar.] [4M]
Egmonts GtöttiB^ Egmonte Sonne I
Ja, auch mir nach heisser Schlacht
Ward zu Theil die Heldenwonne,
5 Dich zu schauen in Deiner Pracht.
Goethe hat sich späterhin über diese Verse sehr zu-
frieden geäussert,^ als richtig die drei Phasen seines Clär-
chens bezeichnend, und erwiderte mir auch auf meine da-
maligen Mittheilungen: allerdingjs könne jene Gestaltung
10 der liebe, des Heroismus und der Verklärung nie schö-
ner dargestellt werden, als durch die von mir mit so
vielem Recht bewunderte Künstlerin.
Indem ich nun während des heitern Gespräches über
,Egmont^ vorzüglich auch die letzte Erscheinimg Clär-
16 chens als tröstende Freiheits-Göttin hervorgehoben
hatte, sagte Goethe lächelnd: „Ja, und stellen Sie sich
vor, just das wollte man mir früherhin abdisputiren,
wenigstens für die theatralische Darstellung. Und so-
gar mein lieber Schiller war mit dabei, und liess als
90 damaliger Lenker der hiesigen Schauspiele die Er-
scheinung bei der Aufführung auch wirklich fort."*
Wie war denn das möglich? fragte ich staunend.
Konnte er denn irgend Andres an die Stelle setzen?
Denn so ganz im Hinabsinken erlöschen konnte doch
35 nun einmal der Schluss nicht.
„Ei nun," — entgegnete Goethe, — „er liess den
Alba während der Publication des Urtheils verlarvt zu-
gegen sein. Egmont aber riss ihm die Larve ab, sagte
ihm viele harte Dinge, und dann erst ging es zum Tode."*
90 Eure Excellenz konnte das unmöglich mit ansehn,
sagte ich.
* Gegen Johanna Schopenhauer? oder Fr. v. MÜUer (bei dem
Fouqu^ damals wohnte)?
» Vgl. 235, 2a-26. 236, 7-10. 33-36. 265, 30-266, 3.
35 • Vgl. Nr. 453 nebst Erl.
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262 EGMONT. 1813
[December 3 und später, Weimar.] l*89l
,,Zufällig war ich damals jußt in Ilmenau," erwiderte
er. „Aber Sie haben Kecht, mitangesehn hätt^ ich es
auf keine Weise."^
Mit de La-Motte Fouqu6 (urid' Fr. v. Müller oder Jo- 5
hanna Schopenhauer?). — Gespräche 3, 110—112.
181^.
Januar 28, Weimar. 490
Morgen ist Mittagstafel, Abends Schauspiel, wahr-
scheinlich jEgmont^" 10
An J. F. H. Schlosser. — Br. 24, 126, 4 f.
Januar 29, Weimar. 491
[Abends] ,Egmont^*
Tgb. 5, 94, 14.
] [April 10, Weimar, oder Mai 14, Berka.] — 491a i^
[Zu 1786.] s. ,Iphigenie auf Tauris* ugD. (Ital. Reise.)
* Das beruht auf Irrthum, oder — kam dem Dichter Jene Ge-
schmacklosigkeit, die ihn am 25. April 1796 sein Interesse
für Ifflands Spiel und sein Verhältniss zu Schiller als un-
vermeidliches Uebel gelassen hinnehmen Hess, jetzt so unge- 20
heuerlich vor, dass er, Augenzeuge von ihr gewesen zu sein,
bewusst in humoristischer Anwandlung abläugnete? Zeug-
nisse dafür, dass Goethe am 25. April 1796 in Ilmenau ge-
wesen wäre, fehlen, so viel ich sehen kann, gänzlich; freilich
fehlen auch alle urkundlichen Belege, dass er der Aufführung 9&
selbst beigewohnt hat; doch verbieten innere Gründe, sowie
Nr. 435, daran zu zweifeln, — oder sollten Schillers Worte
229, 17 f. doch dafür zeugen, dass Goethe der Vorstellung
fem blieb? (etwa auch 236, 13 f.?)
" Zu Ehren der Anwesenheit der Kaiserin von Russland. 30
• Der Theater-Zettel kündigt an: ,Egmont. Trauerspiel in fünf
Aufzügen von Goethe. Die Ouvertüre und die Musik zu den
Zwischenacten von Beethoven*; die Besetzung der Rollen wie
1813 December 1 (s. 234, 2^-45).
Wenn Martersteig in Wolff S. 79 über diese Vorstellung S6
schreibt: „es wurde ,Egmont* in der oben [daselbst S. 751
erwähnten Bearbeitung von Wolff und Riemer aufgeführt",
so erscheint das im Hinblick auf 245, 24—26 als Irrthum;
Riemer würde auch schwerlich unterlassen haben, der Auf-
führung zu gedenken. 40
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1814 BGMONT. 263
Mai 29, Berka. 492
Seine Unznfriedeiiheit über der Frau von Stael TJr-
theile über seine Werke brach lebhaft hervor. . . . Die
Stael habe alle seine, Goethes, Productionen abgerissen
5 und isolirt betrachtet, ohne Ahnung ihres inneren Zu-
sammenhangs, ihrer Genesis.^
Mit Fr. V. Müller und Riemer. — Gespräche 3, 129
(MtiUer S. 8 f.).
December 23, Weimar. 493
10 Expedienda d. 23. December 1814.
Beethoven ,Egmont^^
Agenda 1814. — Tgb. 5, 305, 1. 15 f.
December 26, Weimar. 494
16 [Abends Vorstellung von] ,Egmont^*
Tgb. 5. 145, 15.
1815.
] [Februar, zwischen 3 und 21, Weimar.]* 496
Die Gegenwart des vortrefflichen If fland (1796)
20 gab Gelegenheit zu Abkürzung ,Bgmonts^, wie das
Stück noch bei uns und an einigen Orten gegeben wird.
Dass auch** Schiller bei seiner Redaction grausam ver-
fahren, davon überzeugt man sich bei Vergleichung
* Vgl. Nr. 475 nebst Brl.
25 » Nach „Beethoven" ist das Wort „Abdru[ck?]** gestrichen.
Dem Vermerk fehlt das Zeichen, mit dem Goethe das Er-
ledigte in der Agenda zu versehen pflegt.
■ Der Theater-Zettel nennt Beethovens Musik nicht, doch darf
man wohl annehmen, dass sie seit 1814 Januar 29 bei allen
30 Vorstellungen gespielt worden ist (auf dem Zettel vom 23.
Juni 1814 ist sie genannt). Die Besetzung der Rollen wie
1813 December 1 (s. 234, 29—45), mit Ausnahme von Richard:
Genast d. j., Soest: Uhlich und Seifensieder: Uschmann.
* Goethes Vermerk 1813 Mai 17: „Deutsches Theater sehe»
36 matislrt" (Tgb. 5, 46, 27) soll sich nach WK. 30, 755 auf den
Aufsatz beziehen. Er erschien 1815 April 10. 11 Im ,Morgen-
blatt für gebildete Stände' Nr. 85. 86.
* Das „auch" ist sehr auffallend, man erwartet eher „aber".
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264 EGMONT. 1816
]P?'ebniar, zwUdken 3 und 31, Weimar.] [496]
nachstehender Scenenfolge mit dem gedruckten Stücke
selbst. Die persönliche Gegenwart der Begentin zum
Exempel vermisst imser Publicum ungern;^ und doch
ist in Schillers Arbeit eine solche Consequenz^ dass man s
nicht gewagt hat, sie wieder einzulegen, weil andre
Missverhältnisse in die gegenwärtige Form sich ein-
schleichen würden.
Egmont.
Erster Aufzug. jo
Auf einem freien Platz Armbrustschiessen. Bei
Gelegenheit dass einer von Egmonts Leuten durch den
besten; Schuss sich zum Schützenkönige erhebt, seine
Gesundheit so wie die Gesundheiten der Herrschaften
getrunken werden, kommen die öffentlichen Angele- 15
genheiten zur Sprache, nebet den Charakteren der höch-
sten und hohen Personen. Die Gesinnungen des Volks
offenbaren sich. Andre Bürger treten auf; man wird
von den entstandnen Unruhen unterrichtet. Zu ihnen
gesellt sich ein Advocate, der die Privilegien des Volks 90
zur Sprache bringt; hieraus entstehen Zwiespalt imd
Händel; Egmont tritt auf, besänftigt die Männer und
bedroht den Eabulisten, Er zeigt sich als beliebter und
geehrter Fürst.
ZweiterAufzug. 95
Egmont und sein Geheimschreiber, bei dessen Vorträ-
gen die liberale, freie, kühne Denkart des Helden sich
offenbart. Hierauf sucht r a n i e n seinem Freunde
Vorsicht einzuflössen, aber vergebens, und, da man die
Ankunft des Herzogs Alba vernimmt^ ihn zur Flucht 30
zu bereden, abermals vergebens.
Dritter Aufzug.
Die B ü r g e r in Furcht des Bevorstehenden; der Ra-
bulist weissagt Egmonts Schicksal, die spanische Wache
tritt auf, das Volk stiebt aus einander. 35
» Vgl 246, 28-33. 269, 2—4, und Nr. 521.
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1816 EGMONT. 265
][FelNniar, ■wifefaen 8 and 21, Weimar.] [495]
In einem bürgerlichen Zimmer finden wir Clärehen
mit ihrer Liebe zu Egmont beschäftigt. Sie sucht die
Neigung ihres Liebhabers Brackenburg abzuleh-
ft nen; fahrt fort in Freud' und Leid an ihr Verhältniss
mit Egmant zu denken; dieser tritt ein, und nun ist
nichts Anders als Liebe und Lust.
Vierter Aufzug.
Palast. Albas Charakter entwickelt sich in seinen
10 Massregeln. Ferdinand, dessen natürlicher Sohn,
den die Persönlichkeit E^monts anzieht^ wird, damit
er sich an Grausamkeiten gewöhne, beordert, diesen ge-
fangen zu nehmen. Egmant imd Alba im Gespräch,
jener offen, dieser zurückhaltend und zugleich anrei-
15 zend. Egmont wird gefangen genommen. Brackenburg
in der Dämmerung auf der Strasse; Clärehen will die
Bürger zur Befreiung Egmonte aufregen, sie entfernen
sich furchtsam; Brackenburg, mit Clärehen allein, ver-
sucht sie zu beruhigen, aber vergeblich.
» FünfterAufzug.
Clärehen in ihrem Zimmer allein. Brackenburg bringt
die Nachricht von Vorbereitung zu Egmont« Hinrich-
tung. Clärehen nimmt Gift, Brackenburg entfernt sich,
die Lampe verlischt, Clärchens Verscheiden andeutend.
85 Qefängniss. Egmont allein. Das Todesurtheil wird
ihm angekündigt. Scene mit Ferdinand, seinem jungen
Freunde. Egmont allein, entschläft. Erscheinung Clär-
chens im eröffneten Hintergrunde; Tronmieln wecken
ihn auf, er folgt der Wache, gleichsam als Befehlshaber.
30 Wegen der letzten Erscheinung Clärchens sind die
Meinungen getheilt; Schiller war dagegen,* der Autor
^ Schon 1788 hatte Schiller sich in den Schlussbemerkungen
seiDer Recension (vgl. Nr. 426) entschieden dagegen erkläre;
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266 EGMONT. 1815
] [Februar, zwischen 8 und 21, Weimar.] [495]
dafür; nach dem Wunsche des hiesigen Publicmns darf
sie nicht fehlen.
Heber daa deutsclie Theater. — W. 40, Ol, 8— 94, 2.
Februar 20, Weimar. — s. 12, 8. 496 5
] [April oder 1816 Juli Mitte, Weimar.] — 496 a
[Zu 1787 Februar 16.] s. 142, 7—15.
November 6, Weimar. 497
^Ich läugne nicht, dass eine Schilderung jenes ge-
selligen Vereins, von Palamedes Hand, mir sehr er- lo
wünscht wäre, und wenn auch der Prinz von Gavre^
etwas parodirt werden niüsste. Am Liebchen war nichts
auszusetzen.
An S. Boisserße. — Br. 26, 137, 22—138, 2.
November 27, \ 16
I Weimar. — s. Nr. 314. 315. 497 a. b
December 25,
Clärcliens Ei'sclieinuDg sei zwar ein „sinnreiclier EjfnfaH",
aber ein, die sinnUche W^alirlieit des Stückes mutliwlUig
zerstörender „Saltomortale in eine Opemwelt".
* S. Boisserße an Goetlie October 27: „ . . da Sie gerne etwas 20
Ausftilirlicties über Mannlieim wissen wollen, muss icli Ihnen
von Frau und Kindern erzählen, die um einen Entschlafenen
trauern, vor allen von einer bedauerungswürdigen Mutter,
die sich nicht zu fassen weiss und jedem sagt: ,Aeh, wenn
Sie es nur gesehen hätten! da sass er, da sass sie; es war wie 26
Egmont und Clärchen*.
Diess Bild, ganz nach dem Leben, darf als ein Muster un-
serer Zeit, in Ihrer Sammlung nicht fehlen^ Von dem Töch-
terchen und ihren Uebungen in allen Stellungen der Jung-
frau Maria sage ich nichts, denn das hübsche Kind ist Ihnen 30
gewiss noch vollkommen gegenwärtig'* (Boisser^e 2, 69 f.).
Goethe war am 30. September in Mannheim gewesen und
hatte den Mittag bei der Familie v. Stryck zugebracht. Sollte
das Obige und Goethes Antwort sich auf scherzhafte Er-
lebnisse daselbst beziehen? 36
" Die Regentin zu Machiavell (Aufzug 1): „Graf Egmont freut
ihn sich nennen zu hören; . . Warum nennt er sich nicht Prinz
von Gaure, wie es ihm zukommt?" (W. 8, 190, 11—15.)
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1815 BGMONT. 267
December 26, Weimar. 4Ö8
[Vormittags] ^gmont'.^
Tgb. 5, 197, 14.
5 Januar 8. 181«.
Januar 8,
Januar 10,
Februar 13,
Februar 22.
10 Februar 22.
Februar 26,
October 15. •
• * Weimar. - s. Nr. 238. 239. 498 h. i
.Weimar. — s. Nr. 317—323. 498 a— g
November
14,1
1818.
16 März 5, Weimar. 499
Heute besuchte ich [Müller] Goethen, der sehr genial
Friesen [ J. P. Fries], das Skelet eines Tigers nannte und
seine Vorahndungen des Unheils aus der Wartburg-
feier erzählte. „Quiconque rassemble le peuple, F6meut,"
20 rief er nach Retz mehrmals aus. Gegen Voigt habe
ihm die Missbilligung der Eriaubniss zur Wartburgfeier
schon auf den Lippen gesessen, er habe sie verschluckt,
um mich nicht zu compromittiren ohne Erfolg. . . .
„Ich habe im 22. Jahre* den ,Egmont* geschrieben und
25 bin seitdem nicht stille gestanden, sondern diese An-
sichten über Volksbewegung immer fori^ mit mir sich
durchleben lassen. Nun weiss ich wohl, woran ich bin;*
meint Ihr, der ,Egmont^ sei nur ein ... . gewesen, der
mir entschlüpft^ oder man müsse mich erst trepaniren,
30 um den Splitter aus dem Gehirn zu ziehen?"
Mit Fr. von MüUer. - Gespräche 3, 300 (Müller S. 23).
» Durchsicht für Band 6 der Werke Cotta'.
* Daa wäre 1771; solche Zeitangaben dürfen Jedoch oft genug
nicht wörtlich genommen werden; vgl. 1Ö7, 31—88. (Auf 22
36 Jahre gibt Goethe sein Alter gelegentlich auch für die Ent-
stehungszeit »Werthers* an, s. Epos 2, 654, 4.)
• Vgl. G.-Zelter 2, 416 f.
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268 EGMONT. 1819
1819.
] [Februar 14, Weimar.] — [Zu 1773-1788.] 500
8, 146, 8. 148, 2S,
J[ Februar 14. Weimar.] 501
[Zu 1771 — 1782.] . . wurde^ manche Zeit und Mühe 6
auf den Vorsatz, das Leben Herzog Bernhards
zu. schreiben, vergebens aufgewendet. . . . Für mich
war diese Bemühung nicht unfruchtbar; denn wie das
Studiiun zu ,Berlichingen^ und ,Egmont* mir tiefere
Einsicht in das fünfzehnte und sechzehnte Jahrhundert lo
gewährte, so musste mir diessmal die Verworrenheit des
siebzehnten sich, mehr als sonst vielleicht geschehen
wäre, entwickeln.
Tag- und Jahre».Hefte [1775] Bis 1780. — W. 35, 6,
2a-25. 7. 9--14. li
März [Anfang], Weimar. — s. 16, 17.' 502
März 27, Weimar. 503
[Abends] Die Kinder aus ,Egmont^ Kanzler von
Müller. Gräfin Lina von Egloffstein.'
Tgb. 7, 30, 10 f. »
][Juli 28, Weimar.] 504
[Zu 1812?]'*' Jene genaunten, immer thätigen Freunde
[Wolff und Riemer] entwarfen gleichfalls^ den Ver-
* Während des Jahres 1780.
* Es fällt auf, dasB .Egmont' nur unter dea Jahren 1787|88 »'
genannt wird, nicht 1775.
' Dass die beiden Letztgenannten, ausser Goethes Sohn und
Schwiegertochter, sich am Gespräch tlber die Vorstellung be-
theiligten, beweist des Kanzlers Aufzeichnung unter gleichem
Datum: „Mit Line bei Goethe, deren Enthusiasmus für Eg- 30
mont [,Egmont'?] recht liebenswürdig war" (Müller S. 37).
Diese Aufführung war die erste, seitdem Goethe die Lei-
tung des Theaters niedergelegt hatte; die Besetzung d^ Rol-
len hatte mannichfache Aenderungen erfahren, s. 234, 29-45.
* Wegen des Jahres vgl. 245, 29—246, 19. 16
' Wie sie auch den Plan zu einer Aufführung des , Faust'
machten (s. diesen ugD.).
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1819 EGMONT. 269
]|JuU 28, Weimar.] [6041
such einer neuen Redaetion des ,Egmont' mit Wieder-
herstellung der Herzogin von Parma, die sie nicht ent-
behren wollten.^
5 Tag- und Jahres-Hefte, 1812. — W. 36, 75, 6-9.
1821.
»] [? ? Weimar.] — s. ,Pau8f ugD. (mit Fr. Förster.) 504 a
1822.
][März 11, Weimar.] — s. 17, 21 f. 505
10 ][März zwischen 12 und 16, Weimar.] — s. 19, 15-18. 506
März [Mitte?], Weimar. — s. Xr. 31. 506 a
1828.
] [Januar zwischen 10 und 19, Weimar.] — 506 b
[Zu 1806.] 8. Nr. 100.
16 ] [Januar zwischen 10 und 19, Weimar.] 507
[Zu 1806.] ,Götz von Berlichingen* kam wieder an
die Reihe, nicht weniger ,Egmont^'
Tag- und Jahres-Hefte, 1806. — W. 35, 246, 11 f.
August zwischen 11 und 21, Marienbad. — s. 149, 22. 508
20 J[ ? ? ? ] 509
[Zu 1814.] Auf dem Theater sah man die ,S c h u 1 d'
von M ü 1 1 n e r. . . .
Die Lösung dieser Aufgabe bewirkte mehrere treff-
liche Vorstellungen von ,R o m e o und J u 1 i e^ ,E g -
25 mont^,WallensteinsLager^ und ,T o d^*' Alle
* Vgl. 264, 3 f., Nr. 521 und zu der ganzen Angelegenheit Nr.
471. 472 nebst Brl.
* Bine Aeusserung aus dem Jahre 1820, die Begleitung zu
Clärchens Lied „Die Trommel gerühret !** betreffend, s. in
30 Theil 3 (Die lyrischen Dichtungen).
* Vgl. Nr. 447. und .Götz* unter 1806 Januar 25.
* Die Vorstellungen von ,Egmont* (Januar 29, s. .Nr. 491) und
von ,Romeo und Julia' (Januar 22) gingen beide der Auf-
führung von Müllners ,Schuld' (Januar 31) voran; das Ge-
35 sagte passt also strenggenommen nur auf .Wallenstein' (,La-
ger* Mörz 10, ,Tod* April 80).
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270 EGMONT. 1823
)[???] [509J
Eollenveränderungen, die in diesen Stücken vorfielen,
wurden benutzt zu sorgfältigen Didaskalien, um geübte
und ungeübte Schauspieler mit einander in Harmonie
zu setzen. »
Tag- und Jahres-Hefte, 1814. — W. 36, 87, 18 f. 24—88, 4.
182^.
Januar 4. Weimar. — s. 27, 25 f. 28, 7—14. 510
][???]» 511
[Zu 1796.] Zum grössten Vortheil derselben [der lo
Weimarischen Bühne] trat Iffland im März und April
vierzehnmal auf. Ausser einem solchen belehrenden,
hinreissenden, unschätzbaren Beispiele wurden diese
Vorstellungen bedeutender Stücke Grund eines dauer-
haften Repertoriums und ein Anlass, das Wünschens- w
werthe näher zu kennen. Schiller, der an dem Vor-
handenen immer fest hielt, redigirte zu diesem Zweck
den ,E g m n t^, der zum Schluss der Ifflandischen
Gastrollen gegeben ward, imgefähr wie er noch auf
deutschen Bühnen vorgestellt wird.* 20
Tag- UDd Jahres-Hefte, 1796. — W. 35, 62, 25- 63, 8.
1825.
Januar 10, Weimar. ^ 512
Goethe fragte darauf Herrn H.,* was er von deut-
scher Litteratur gelesen habe. Ich habe den ,Egmont^ 26
gelesen, antwortete dieser, und habe an dem Buche so
viele Freude gehabt, dass ich dreimal zu ihm zurückge-
kehrt bin. . . .
Das Gespräch lenkte sich auf den ,Egmont^, und
Goethe sagte darüber Folgendes: „Ich schrieb den ,Eg- so
* Vielleicht schon 1819 oder 1820 geschrieben.
» Vgl. Nr. 433-439. 453. 495.
• Den von Eckermann nicht ausgeschriebenen Namen des
englischen Ingenieur-Officlers finden wir in Tgb. 10, 5, 2
unter obigem Datum: „[Abends] Kam Eckermann mit 86
Capltain Hutton".
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1825 EGMONT. 271
[Janaar 10, Weimar.] [512]
mont' im Jahre 1775, also vor fünfzig Jahren. Ich hielt
mich sehr treu an die Geschichte^ und strebte nach mög-
lichster Wahrheit. Als ich darauf zehn Jahre später in
5 Eom war, las ich in den Zeitungen, dass die geschilder-
ten revolutionären Scenen in den Niederlanden sich
buchstäblich wiederholten.^ Ich sah daraus, dass die
Welt immer dieselbige bleibt, und dass meine Darstel-
lung einiges Leben haben musste."
10 Mit Eckermann und Hutton. — Gespräche 5, 125 f. (Eck-
ermann 1, 127 f.)
Januar 18, Weimar. 618
•„Schillers Talent war recht für's Theater geschaffen.
Mit jedem Stück schritt er vor und ward er vollendeter;
16 doch war es wunderlich, dass ihm noch von den ,Eäubem*
her ein gewisser Sinn für das Grausame anklebte, der
selbst in seiner schönsten Zeit ihn nie ganz verlassen
wollte. So erinnere ich mich noch recht wohl, dass er
im ,Egmont^ in der Gefängnissscene, wo diesem das
90 Urtheil vorgelesen wird, den Alba in einer Maske und in
einen Mantel gehüllt im Hintergrunde erscheinen liess,
um sich an dem Effect zu weiden, den das Todes-Urtheil
auf Egmont haben würde. Hiedurch sollte sich der Alba
als unersättlich in Rache imd Schadenfreude darstellen.
38 Ich protestirte jedoch, und die Figur blieb weg."*'
Mit Eckermann. — Gespräche 5. 137 f. (Eckermann 1, 137.)
April 23, Weimar. — s. Nr. 332. 513 a
' In Bezug auf die politischen Vorgänge; über die. von der
Ueberlieferung abweichende, ganz freie Behandlung der Per-
30 sönlichkeit Egmonts vgl. 253, 19—254, 5. 273, 3—274, 5.
» Vgl. Nr. 389, sowie 117, 14—16. 148, 1-6.
• Eine im gleichen Gespräch kurz vorhergehende Aeusserung
über , Egmont* ist in ihrem Zusammenhang belassen worden,
8. ,Fau8t* ugD.
36 * Ausgenommen bei der ersten Vorstellung 1796, vgl. Nr. 453.
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272 EGMONT. 1826
December 25, Weimar. 514
„Man kann über Shakespeare gar nicht reden, es ist
alles unzulänglich. . . .
Er ist gar zu reich und zu gewaltig. Eine productive
Natur darf alle Jahr nur ein Stück von ihm lesen, 5
wenn sie nicht an ihm zu Grunde gehen will. Ich that
wohl, dass ich durch meinen ,6ötz von Berlichingen'
und ,Egmont^ ihn mir vom Halse schaffte, . ."*
Mit Eckermaim. ~ Gespräche 5, 257 f. (Eck ermann
1, 159 f.) 10
1826.
Februar 1, Weimar. — s. 30, 10. 516
][Mai 8? Weimar.] — s. Nr. 40. 515 a
Mal 12. 25. 26. 29, Weimar. — s. Nr. 41-44. 515 b--e
] [Zwisclien Mai 31 u. August 6, Weimar.] — s. 38, 8—20. 516 l^
Mai 31, I
Juni 2—4. 10. 16, | Weimar. — s. Nr. 46—52. 516 a— g
Juli 5. )
][Juli 18. 19, Weimar.] — s. Nr. 53. 516 h
Juli 18. 19, I ^.^^^^^ __ g ^-r. 54-57. 516 i-m ^
August 1. 6, 1
1827.
Januar 27, Weimar. — s. Nr. 247. 516 n
Januar 31, Weimar. 517
„Manzoni . . fehlt weiter nichts, als dass er selbst s»
nicht weiss, welch' ein guter Poet er ist^ imd welche
Eechte ihm als solchem «ustehen. Er hat gar zu viel
Respect vor der Geschichte imd fügt aus diesem Grunde
seinen Stücken immer gern einige Auseinandersetzungen
* — Nebenbei sei bemerkt, dass Goethe 1825 in eiuem Gespräch so
mit Friedrich Förster gesagt haben soll: „ . . Negationen
des Lebens und ,der freundlichen Gewohnheit des Daseins*,
um mich meiner eignen Worte zu bedienen" (Gespräche 5,
262, Förster S. 185); der Zusatz klingt doch recht ungoe-
lliiF^ch, wenn auch der Dichter Egmonts Worte: „Süsses Sft
Leben! schöne freundliche Gewohnheit des Daseins und Wir-
kens!'* (Aufzug 5) oft genug, als seiner eigenen Natur höchst
gemäss, im Gespräch angeführt haben mag.
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1827 EGMONT. 273
[J«naar 81, Weimar.] [517]
hinzu, in denen er nachweist, wie treu er den Einzeln-
heiten der Geschichte geblieben. Nun mögen seine Facta
historisch sein, aber seine Charaktere sind es doch nicht,
6 so wenig es mein Thoas und meine Iphigenia sind. Kein
Dichter hat je die historischen Charaktere gekannt, die
er darstellte, hätte er sie aber gekannt, so hätte er sie
schwerlieh so gebrauchen können. Der Dichter muss
wissen, welche Wirkungen er hervorbringen will und
10 danach die Natur seiner Charaktere einrichten. Hätte
ich den Egmont so machen wollen, wie ihn die Ge-
schichte meldet, als Vater von einem Dutzend Kindern,
so würde sein leichtsinniges Handeln sehr absurd er-
schienen sein. Ich musste also einen andern Egmont
18 haben, wie er besser mit seinen Handlungen und mei-
nen dichterischen Absichten in Harmonie stände; und
diess ist, wie Clärchen sagt, mein Egmont.^
„Und wozu wären denn die Poeten, wenn sie bloss
die Geschichte eines Historikers wiederholen woUtenl
20 Der Dichter muss weiter gehen und ims wo möglich
etwas Höheres imd Besseres geben. Die Charaktere
des Sophokles tragen alle etwas von der hohen Seele
des grossen Dichters, so wie Charaktere des Shakespeare
von der seinigen. Und so ist es recht, und so soll man
2» es machen. Ja Shakespeare geht noch weiter und macht
seine Römer zu Engländern, und zwar wieder mit Recht,
denn sonst hätte ihn seine Nation nicht verstanden.
^ Vielmehr Egmont sagt zu Clärchen (Aufzug 3, Schluss): „Das
ist dein Egmont". Zur Sache vgl. 253. 19—254, 5. 271, 2—4
80 und die betreffenden SteUen in Schiller» Recension. Dieselbe
Ueberzeugung, die Goethe hier ausspricht, hatte Eckermann
selbBt, scbon vor dem persönUchen Bekanntwerden mit Goe-
the, nachdrücklich vertreten in seiner Schrift »Beiträge zur
Poesie mit besonderer Hinweisung auf Goethe* (Stuttgard,
» in der Cottaischen Buchhandlung. 1824 S. 82—87), die er,
im Mai 1823, im Manuscript an Goethe geschickt hatte.
Orftf, Goethe ttl»er 8. DichtUDgen. T. n, B. 1. 18
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274 BGMONT. 1827
[Januar 31, Weimar.] [517]
„Darin," fuhr Goethe fort, „waren nun wieder die
Griechen so gross, dass sie weniger auf die Treue eines
historischen Pactums gingen, als darauf, wie es der
Dichter behandelte."
Mit Eckermann. — Gespräche 6, 47 f. (Eckermann 1, 225 f.)
Februar 17.
Februar 18,
Weimar. — s. Nr. 24S— 252. 517 a— e
10
Februar 19,
März 12,
April 4.
Mai 3, Weimar. — s. Nr. 58. 517 f
October 24. i ^^^^^^ _ ^ ^^ 254. 255. 517 g. h
October 25, )
December 29, Weimar. 518 i6
E. W. erhalt^i in beigehendem Packet das Ihnen ge-
widmete Exemplar der zweiten Lieferung [Werke Cotta*
Band 6 — 10], die Ihnen wie die erste so vieles verdankt.
Beigefügt sind in duplo [Band] 7. 8. 9 . ., da Sie dann
die Güte hätten, das zu Bemerkende an die Seite zu be- ao
merken, wodurch das Geschäft einigermaßsen erieiehtert
würde.^
An Göttiing. — G.-Göttling S. 22.
1828.
] [Februar oder März, Weimar.] 519 25
Seine Pietät für Schiller war eine so innerlich tiefe,
dass man davon wahrhaft ergriffen werden musste. Ich
[Holtei] hatte, als über ,Egmont^ gesprochen wurde,
einst die Bearbeitung, die Schiller für's Theater unter-
nommen, zu tadeln gewagt und mein Erstaunen geäus- so
sert, dass sie noch immer auf der Weimarischen Bühne
gelte. Den Blick des Alten werd' ich nie vergessen, mit
dem er mich anblitzte imd fast grimmig sagte: „Was
wiset Ihr, Kinder! Das hat unser grosser Freund besser
verstanden, als wir."* 85
Mit K. V. Holtei. — Gespräche 6, 267 (Holtei 4, 75*).
» Vgl. 49. 22 und Nr. 520.
* Vgl. aber Nr. 472. 495. 504. 521. Holtei las während dieser Zeit
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1828 EGMONT. 275
März 24. Weimar. 520
[Morgens] Die von Göttling corrigirte kleine Aus-
gabe angesehen, weil sie fortzuschicken ist.^
Tgb. 11. 196, 28- 197, 1.
ö 1829.
Februar 19. Weimar. 521
Wii^ sprachen . . viel über ,Egmont^, der am Abend
vorher, nach der Bearbeitung von Schiller, gegeben
worden,' und es kamen die Nachtheile zur Erwähnung,
10 die das Stück durch diese Redaction zu leiden hat.
Es ist in vielfacher Hinsicht nicht gut, sagte ich
[Eckermann], dass die Regentin fehlt; sie ist vielmehr
dem Stücke durchaus nothwendig. Denn nicht allein,
dass das Ganze durch diese Fürstin einen höheren, vor-
15 nehmeren Charakter erhält, sondern es treten auch die
politischen Verhältnisse, besonders in Bezug auf den
spanischen Hof, durch ihre Dialoge mit Machiavell
durchaus reiner und entschiedener hervor.
„Ganz ohne Frage", sagte Goethe. „Und dann ge-
20 winnt auch Egmont an Bedeutung durch den Glanz,
den die Neigung der Fürstin auf ihn wirft, so wie auch
Clärchen gehoben erscheint, wenn wir sehep, dass sie,
flfelbst über Fürstinnen siegend, Egmonts ganze Liebe
allein besitzt. Dieses sind alles sehr delicate Wirkungen,
25 die man freilich ohne Gefahr für das Ganze nicht
verletzen darf."*
einmal in Jena »Egmont* vor „für irgend einen wohlthätigen
Zweck, vor grosser Versammlung von Damen. Professoren
und Studenten" (Holtei 4, 52).
80 * Werke Cotta* Band 1—9, als Dnickvorlage für die »Oetav-
Ausgabe*; vgl. Nr. 518.
' €U)etbe, sein Enkel Wolfgang {S% Jahre alt) und £}ckermann.
• Die Besetzung der Rollen von Egmont Oranien und Alba
war dieselbe wie 1819 Mftrz 27 (s. 234, 29—45); Durand spielte
35 den Brackenburg, die vierzehnjährige (?) Caroline Lortzing
das Clärchen, Seidel den Vansen.
• Vgl. Nr. 472. 495. 504. 517.
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276 EGMONT. 1829
[Februar 19, Weimar] [521]
Auch will mir scheinen, sagte ich, dass bei den vielen
bedeutenden Männerrollen eine einzige weibliche Figur,
wie Clärchen, zu schwach und etwas gedrückt erscheint.
Durch die Hegentin aber erhält das ganze Gemälde mehr 6
Gleichgewicht. Dass von ihr im Stücke gesprochen wird,
will nicht viel sagen; das persönliche Auftreten macht
den Eindruck.
„Sie empfinden das Verhältniss sehr richtig*^, sagte
Goethe. „Als ich das Stück schrieb, habe ich, wie Sie lo
denken können, alles sehr wohl abgewogen,^ imd es ist
daher nicht zu verwundem, dass ein Ganaes sehr em-
pfindlich leiden muss, wenn man eine Hauptfigur her-
ausreisst, die in's Ganze gedacht worden und wodurch
das Ganze besteht. Aber SchiUer hatte in seiner Natur i6
etwas Gewaltsames; er handelte oft zu sehr nach einer
vorgefassten Idee, ohne hinlängliche Achtung vor dem
Gegenstande, der zu behaiideln war.*^
Man möchte auf Sie schelten, sagte ich, dass Sie es
gelitten uild dass Sie in einem so wichtigen Fall ihm so ao
unbedingte Freiheit gegeben.
„Man ist oft gleichgültiger als biUig^^, antwortete
Goethe. „Und dann war ich in jener Zeit mit anderen
Dingen tief beschäftigt.® Ich hatte so wenig ein Inte-
resse für ,Egmont^ wie für das Theater;* ich Hess ihn 26
gewähren. Jetzt ist es wenigstens ein Trost für mich,
das« das Stück gedruckt dasteht, und dass es Bühnen
gibt, die verständig genug sind, es treu und ohne Ver-
kürzimg ganz so aufzuführen, wie ich es geschrieben,""
Mit EiCkermann. — Gespräche 7. 22—24 (Eckermaim 2, so
51-^).
^ ,,Goethe hat Allee künstlerisch und t^eise abgewogen, nicht
aber Schiller In der bekannten Recenslon'S hatte Bckermann
1823 in seiner 273, 38—35 angeführten Schrift (S. 83) gesagt.
■ Vgl. dagegen Nr. 619. u
» Arbeit an »WUhelm Meisters T-«ehrjahren* und Uebersetzung
der ,Vita dl Benvenuto CeUlnl*.
* Vgl. dagegen Nr. 435.
• Hierzu hatte Beethovens Musik nicht unwesentlich beige-
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1829 EGMONT. 277
Februar 19, Weimar. 522
Mittag Dr. Eckermann und Wolf chen. . . . Mit beiden
die gestrige Auflführung ,Egmonts^ betreflfend [s. Nr.
621].
6 Tgb. 12, 26, 8 f. 11 f.
November 16, Weimar. G23
Abends Vorlesung des ,Egmont^ bei meinen Kindern.*
Tgb. 12, 154, 1 f.
10 '] [Zwischen November und 1831, März, Weimar.] 524
[Zu 1773 bis 1775 October.] Nachdem ich im ,Götz
von Beriichingen' das Symbol einer bedeutenden Welt-
tragen, da dieser das Original zu Grunde liegt, nicht Schil-
lers Bearbeitung, in welcher die Scenenfolge und Acteinthei-
^g luDg eine andre ist.
Düntzer theilt zu diesem Gespräche mit (Eckermann 2,
256 f. zu S. 52): „In Sorets Nachlass findet sich der Ent-
wurf eines Briefes an Goethe von demselben 19. Februar,
worin es heisst, Soret theile Eclcermanns Unzufriedenheit mit
2Q Schillers Einrichtung des gestern gegebenen ,Egmont', wo-
nach Eckermann schon früher diese Aeusserung über die
Schillersche Bearbeitung gethan und Goethe darüber mit
Soret gesprochen haben muss. Eckermann hatte ,Egmont*
schon einmal gesehen, Goethe aber seine Aeusserungen da-
25 rüber nur zum Theil gebilligt. In Bezug darauf äusserte
Soret. Schillers Aendeningen seien doch bedeutender, als
Goethe gemeint, namentlich könne man die Streichung der
Regentin nicht billigen, die auf Albas Erscheinen vorbereite;
auch die Verlegung von Scenen u. a, schade dem Verständ-
80 nisse des Stückes**.
* Eine ausführliche Schilderung dieses Abends, wo mit ver-
theilten Rollen gelesen wurde, der Lesenden und der Zu-
hörenden gibt Eckermann, der unter den letzteren war, Tags
darauf in einem Briefe an Auguste Kladzig, s. Chronik d-
35 WGV. 11, 49 f. (1897); Goethe selbst wird von Eckermann
nicht erwähnt und war wohl auch nicht anwesend. (Im Da-
tum von Eckermanns Brief muss es übrigens, nach Goethes
Tagebuch, nicht 16. heissen, sondern 17.)
' Bei einer Unterhaltung über merkwürdige Eigenschaften und
40 Gewohnheiten der Thiere, die nach Försters Erzählung 1830
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278 EGMONT. 1830
][Zwi8chen November und 1831, Mira, Weinuur.] [684]
epoche nax^h meiner Art abgespiegelt hatte^ sah ich
mich nach einem ähnlichen Wendepunct der Staatenge-
schichte sorgfältig um. Der Aufstand der Niederlande
gewann meine Aufmerksamkeit. In ^Götz^ war es ein &
tüchtiger Mann^ der untergeht in dem Wahn: zu Zeiten
der Anarchie sei der wohlwallende Kräftige von einiger
Bedeutung. Im ,Egmont* waren es festgegründete Zu-
stände, die sich vor strenger, gut berechneter Despotie
nicht halten können. Meinen Vater hatte ich davon lo
auf das lebhafteste unterhalten, was zu thun sei, was
ich thun wolle, dass ihm diess so unüberwindliches Ver-
langen gab, dieses in meinem Kopf schon fertige Stück
auf dem Papiere, es gedruckt, es bewundert zu sehen,*
Hatt' ich in den frühem Zeiten, da ich noch hoffte, i6
Lili mir zuzueignen, meine ganze Thätigkeit auf Einsicht
und Ausübung bürgerlicher Geschäfte gewendet, so traf
es gerade jetzt, dass ich die fürchterliche Lücke, die
mich von ihr trennte, durch Geistreiches und Seelenvol- •
les auszufüllen hatte.^ Ich fing also wirklich ,Egmont* ao
zu schreiben an, und zwar nicht wie den ersten ,Gätz
von Berlichingen' in Reih' und Folge, sondern ich griff
nach der ersten Einleitung gleich die Hauptscenen an,
ohne mich um die allenfallsigen Verbindungen zu be-
(Mai oder Juni) In grösserer GeseUschaft in Goethes Gai'ten 25
am Park Statt fand, war Goethe anwesend. „Von der Weis-
heit des Eleplianten wie von den Schelmereien und Listen
Reinekes wurde manches mir [Förster] noch Unbekannte
mitgetheilt und nicht unerwähnt gelassen, dass Egmont dem
Herzog Alba bemerklich mache, wie es leicht sei, eine Herde 90
Schafe zu treiben, wie man aber dem edlen Ross seine Ge-
danken ablernen müsse" (Förster S. 226 f.); ob das Letz-
tere von Goethe selbst erwähnt wurde, oder ob er, faUs es
von einem Andern vorgebracht worden, etwas dazu äusserte,
wird nicht gesagt 35
> Vgl. 257. 15-23.
* Vgl. 268, 5-8.
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1830 EGMONT. 279
] [ZwiBchen November and 1831, Man, Weimar.] [684]
kümmern. Damit gelangte ich weit, indem ich bei mei-
ner läsalichen Art zu arbeiten von meinem Vater, es
ist nicht übertrieben, Tag und Nacht angespornt wurde,
5 da er das so leicht Entstehende auch leicht vollendet zu
sehen glaubte.^
So fuhr ich denn am ,Egmont^ zu arbeiten fort, und
wenn dadurch in meinen leidenschaftlichen Zustand
einige Beschwichtigung eintrat^ so half mir auch die
10 Gegenwart eines wackem Künstlers [Kraus] über man-
che böse Stunden hinweg, . . .
Dichtung und Wahrheit Theil 4 Buch 19. 20. — W. 29,
162, 6-163. 7. 167, l-ö.
1881.
15 ] [Zwischen März und October, Weimar.] — 526
[Zu 1774. 1775.] — s. ,Götz* ugD. (Dichtung u. W. Buch 17.)
* Zu dem Ausdruck „gelangte ich weit" (Z. 2) vgl. die Worte
257, 15: „brachte ihn l)einahe zu Stande". Dass unter der „ers-
ten Binleitung" (278, 23) nicht nur die Volksscene des L Auf-
80 zugs gemeint sei, sondern auch der, ihr folgende, Auftritt der
Regentin, lässt Nr. 358 vermuthen. Statt „Hauptscenen" (278,
23), wie in der Handschrift steht, haben die Druclce (Werke N.
Band 8, von Eckermann und Riemer besorgt): „Hauptscene";
dass erstere Lesart richtig sei, dafür spricht deutlich auch der
25 Ausdruck „die allenfallsigen Verbindungen", vgl. Düntzera
Erläuterungen 7, 5; WK. 20. 162, 13; WH. 23, 217; GJ. 12,
249 und Jakob Minors Aufsatz ,Entstehungsge8chichte und
Stil des Egmont* in den »Grenzboten* 1883, 42 (1), 361—370.
Zu dem Ausdruck „lässlich" (Z. 3), der hier keineswegs
30 gleichbedeutend ist mit „nachlfissig", vgl. Boucke S. 115 f.
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E 1 p e n r.
I. Erste Fassung: in Prosa.
Handschriften: Abschrift beider Aufzüge von Scbreiberhand
(vgL 285, 25—28), mit dem Titel: ,Elpenor. Ein
Schauspiel'. „Correcturen von Goethes Hand finden 5
sich Dicht"; dagegen hat Herder (wahrscheinlich 1786)
„mit Tinte einige wenige Correcturen und Umstellungen
vorgenommen" und „an mehreren Stellen durch perpen-
dlculare Bleistiftstriche eine Elnthellung In Verse ange-
deutet", auch Riemer hat (wahrscheinlich 1806) „einige lo
Aenderungen mit Bleistift notirt, namentlich einige Worte
mit Tinte [?] unterstrichen und ein NB an den Rand ge-
setzt" (Zamcke W. 11, 368 f.).
Die Prosa - Fassung ist weder von Goethe selbst, noch
von den durch ihn beauftragten Herausgebern seines 15
Nachlasses veröffentlicht worden. — Wegen der obigen
Bezeichnung „Erste Fassung" vgl. 284, 33—39.
Weimarer Ausgabe: 1892, W^. 11, 368—396, als Paralipomenon,
nach den „Lesarten" der zweiten Fassung.
II. ZweiteFassung: In Versen. ao
Händschriften: Niederschrift Riemers, mit dem Titel: ,Elpe-
nor. Ein Trauerspiel. Fragment*; mit Rie-
mers Verbesserungen; letztere sind bei der Drucklegung
berücksichtigt worden.
Die Druckvorlage, der Goethe „eine eingehende Redac- 95
tion" widmete, Ist nicht bekannt; ihr „lag zweifelsohne
edne Abschrift der letzten Rlemerschen Herstellung zu
Gmnfle" (Zamcke W. 11, 363). Vgl. Nr. 545 und GJ.
13, 265.
Erster Druck: 1806, Werke Cotta' 4, 315—360, unter dem Titel so
.Elpenor. Ein Trauerspiel Fragment*.
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1780 ELPENOR. 281
Zweiter Druck: 1816, Werke Catta* 7, 371—41«; Titel wie im
ersten Druck.
Dritter Druck: 1827. Werke Cotta* 10, 1-47; Titel wie in
Druck 1 und 2.
5 Weimarer Ausgabe: 18Ö2, W. 11, 1-4Ö und 361—867. Den übri-
gen Inhalt des Bandes s. 98, 25—29.
Neuerdings ist eine Ergänzung des Bruchstückes erschie-
nen unter dem Titel: ,Elpenor Trauerspiel Fragment Ton
Goethe Fortsetzung III. bis V. Aufzug von Wi^demar Frhr.
10 von Biedermann Leipzig F. W. v. Biedermann 1900*.
?][JulI Ende, Weimar.] 526
Gestern ging ich so zeitig weg, weil ich ein neu Drama
im Kopf hatte, davon ich den Plan zusammen trieb.^
16 An Ch. V. Stein. — Br. 7, 266. 6—8.
17S1.
August 11, Weimar. 527
,Elpenor^ angefangen.^
Tgb. 1, 180. 1.
90 August 19, [Weimar.] 528
Schon den ganzen Morgen bin ich Dir nah, meine
Beste, und hätte geschrieben und geschickt, wenn mich
nicht die Geister an mein neues Stück geführt hätten.
Die zweite Scene wird heute wohl fertig. Adieu, ich
85 bleibe und wohne in Deiner Liebe, und es ist mir schön,
dass Deine Phantasie mich mit dem Oncle* zusammen-
schmilzt.
An Ch. V. Stein. — Br. 5, 183, 20- 184. 2.
^ Wie die Datirung des Briefehens, dem diese Aeusserung an-
80 gehört, so ist auch die sachliche Beziehung zweifelhaft. Von
mehreren Forschem auf »Torquato Tasso* gedeutet (vgl. die-
sen, unter 1780), von anderen als vorerst unbestimmbar er-
klärt, wird die Stelle durch v. Biedeinnann für ,Elpenor* In
Anspruch genommen, und zwar mit besondrer Betonung des
S6 Ausdrucks „zusammen treiben'' (Biedermann OF. III S.
63-65).
* Dem widerspricht Nr. 526 (vorausgesetzt dass dessen Be-
ziehung auf ,Elpenor' richtig) nicht, denn unter „angefangen"
Ist jedenfalls der Beginn der Niederschrift zu verstehen.
10 • ..Beziehung imbokannt. sofom nicht doch eine Anspielung
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282 ELPENOR. 1781
August 19. Weimar. 529
Prüli an ,Elpenor'.^
Tgb. 1, 181, 2.
1783.
][ November zweite Hälfte? Weimar.] 530 6
. . ich krame meine alten Papiere durch, sondre und
sehe, was zu thun ist.
Des Mensehen Wesen ist mühselig —
doch überwiegt das Leben alles,
wenn die liebe in der Schale liegt.^ lo
An Ch. V. Stein. — Br. 7, 289. 8-12.
auf die der Adreseatin noch nicht genau bekannte Handlung
des ,Elpenor* vorliegt" (Biiefe vdH. 2, 75 zu Z. 13); vgl. da-
gegen die G.-Stein 1, 590 Erl. 2 zu S. 344 angeführten Mög-
lichkeiten, von denen die letzte, dase „Oncle" sich auf einen 16
Oheim der Frau v. Stein beziehe, die grösste Wahrschein-
lichkeit hat, zu deren Verstärkung mir auch beizutragen
scheint, dass Goethe Tags darauf, am 20. August, an Gh. v.
Stein schreibt: ..Heute früh hab* ich gehausvatert. wie Du
mich haben willst" (Br. 5. 184. 5 f.). 30
» VgL 281, 24.
— Zwischen August 30 und September Mitte schrieb der
Schweizer Tobler von Weimar aus an Lavater: „Wir wären
fort, wenn die Herzogin niedergekommen wäre. . . . Alle
Stunden hofTt man den Knall der Ganonen zu hören. Goethe 36
arbeitet in der Hoffnung eines Prinzen am neuen Stücke •—
und wenn das geschieht [d. h.: wenn das erwartete Kind ein
Knabe und damit der Erbprinz sein sollte], so bleib* ich bis zur
Aufführung hier; Knebel muss auch dabei sein. Sonst aber
[d. h.: wenn das Kind ein Mädchen sein sollte] gehn wir so
gleich nach der Niederkunft. . . . [Nach dem 10. September,
wo die Geburt eines todten Mädchens erfolgt war:] Und nun
ist all das Erwarten hier abermal getäuscht! Knebel wird*s
gesagt haben und Goethes Stück mit in der Geburt erstickt
— das mich in der That fast mehr reut, als die Princessln . ." 85
(SdGG. 16, 369, 3-10. 360, 8-11.)
* Zur Datlrung. bei der auch das Jahr nicht sicher ist, vgl.
Br. 6, 96. 12—18. — Ob in der Sammlung „ungedruckter
Sachen", die Goethe zum 24. October 1782 der Herzogin-Mutter
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1783 ELPENOR. 283
1788.
?Februar 7, [Weimar.] 531
Mein Vorsatz, zu Hause zu bleiben, wird wohl nicht
ausgeführt, denn schon verlangt mich. Dich zu sehen,
5 Wenn ich es nur einen Augenblick könnte, wollte ich
gerne wieder an meine Arbeit gehn.^
An Ch. V. Stein. — Br. 6, 127, 10-14.
?Februar 17, Weimar. Ö32
Du wirst Dich auch mit uns über die Ankunft eines
10 gesunden und Wohlgestalten Prinzen . . gefreut haben.^
. . . Wir haben uns in keine grosse und kostspielige Feier-
lichkeiten ausgelassen, doch ist alles rege, besonders
rühren sich alle poetische Adern und Quellen, gross und
klein, lauter und unrein, wie Du Dich einmal, wenn Du
15 die Mutter besuchst, durch den Augeschein überzeugen
kannst.'
An Mercl£. — Br. 6. 128, 1^-16. 19-129, 2.
geschenltt liatte (vgl. 206, 37—39), auch ,Elpenor* enthalten
war, weise ich nicht. Die hier von Goethe wörtlich angefflhrte
ao Stelle (nur statt „in der** hat das Original „in seiner**) findet
sich in Antiopes Rede am Schluss des ersten Aufzugs (W. 11,
389, 22 f. und ebenda S. 33 Vers 747 f.); sie beweist, die Rieh-
tiglieit obiger Datining vorausgesetzt, dass damals Aufzug 1
schon geschrieben war; das Citat mochte der Freundin schon
25 bekannt, vielleicht von ihr und ihm als geflügeltes Wort häu-
fig unter einander gebraucht worden sein, — wo nicht, so
könnte man aus ihm leicht auf eine erneute Arbeit an der
Dichtung um diese Zeit schllessen, in der man abermals der
Niederkunft der Herzogin entgegen sah. Am 2. Februar 1783
30 wurde der Erbprinz geboren. (AufTallend ist, dass Goethe
den Satz schon so in Verse abtheilt, wie er später in der
zweiten Fassung erscheint)
» An welche? ,Elpenor* ist doch das Wahrscheinlichste; die
Herausgeber nennen keine Beziehung (vgl. Düntzer: Goethe
36 u. Karl August S. 188 das zum 1. März Gesagte und Bieder-
mann GF. III S. 65 f.).
« Vgl. 282. 25-34.
» reber Wielands und Herders Cantaten vgl. Br. 6. 132, 4—8.
29—133, 4. Goethe hatte „Den 15. Februar 1783, gegen Mor-
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284 ELPENOR. 1783
März 1, [Weimar.] 533
Heut früh schrieb ich an meinem Stücke.
An Ch. V. Stein. — Br. 6, 131. 8 f.
März 2, [Weimar.] 534
An meinem Stück haV ich gearbeitet. Es zieht sich 5
in^s Weite, und kriegt mehr Körper. Ich werde aber auf
keine Weise feri;ig.^
An Ch. V. Stein. — Br. 6. 131, 22—132, 2.
März 3, [Weimar.] 585
Ich hatte gehofift, das Stück, dessen Anfang Du 10
kennst, auch noch bis zum Ausgange der Herzogin*
feriig zu schreiben, es ist aber unmöglich. Der alte
Plan war fehlerhaft," und ich musste es von vorne an
neu imiarbeiten. Ich fahre sachte dran fori^ und ich
denke, es wird ja nicht zu spät kommen. 15
An Knebel. — Br. 6, 133, 5—10.
März 5, [Weimar.] 536
Mit Freuden meld' ich, dass meine zwei ersten Acte
gen" zur »P^eler der Geburtsstunde des Erbprinzen Carl Fried-
rich von Sachsen- Weimar* ein Gedicht von vier Strophen ge- 90
Bungen (W. 4, 222); doch ist bei Obigen auch an ,Elpenor* zu
denken. („Augeschein" 283, 15 in Grimms Wörterbuch nicht
angeführt)
Goethes Mutter dankt der Herzogin-Mutter am 24. März für
die Uebersendung jener Cantaten und schreibt: „Mich ver- 25
langt sehr auf meines Sohns Drama — Der Himmel gebe aeln
Gedeihen, dass auch Er, zur Verherrlichung dieser frohen
Zeit, etwas Leib und Seele erfreuendes hervor bringen möge!"
(Frau Rath-Anna Amalia S. ;101; vgl. auch ebenda S. 99.)
* Bis zum Kirchgang der Herzogin am 9., vgl. Z. 11 f. — Sach- so
Uch gehört in diese Zeit 287, 6 f. und Nr. 569.
» Vgl. Z. 29; „auch", wie Herders und Wielands Dichtungen,
die rechtzeitig fertig waren.
• Von diesem „alten", dem ursprünglichen Plane haben wir
bis heute keinerlei Kenntniss; doch darf als gewiss angenom- 85
men werden, dass in Ihm die Dichtung auch als Schauspiel,
nicht als Trauerspiel gedacht und dass sie nicht in Versen,
sondern in rhythmischer Prosa geschrlel>en war. Diese „erste
Fassung" ist bei der 280, 2 gewählten Bezeichnung ausser
Acht gelassen; vgl. auch Nr. 569 nebst Erl. 40
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1783 ELPENOR. 285
[llärz 6, [Weimar.] [536]
fertig sind, mich verlangt. Dir zn lesen, was Du noch
nicht gehört hast.
An Ch. V. Stein. — Br. 6, 13Ö, 1-3.
6 ?Aprü 20, [Weimar.] 537
Adieu, Beste, ich will zu schreiben versuchen.^
An Ch. V. Stein. — Br. 6, 152, 19.
178«.
] [Juni 28, Weimar.] — s. 104. 14. 538
10 Juli 6, Weimar. — s. Nr. 146. 538 a
„ ^ ^ „ lKarl8l>ad. — s. 105. 4-7. 25— 106, 7.' 538 b. c
September 2, I
December 12,
December 16,
1787.
?] [Februar, vor 16., Rom.] — s. Nr. 154. 538 f
September 2,
2,
^' l Rom. — 8. Nr. 149. 150. 538 d. e
6, )
16
1798.
Juni 24, Weimar. 539
Da ich gar nichts bei mir habe, sondern alles in Jena
30 zurückgeblieben ist^* so musste ich mich in meine alten
* Vielleicht an ,Elpenor*, nach dor Vermuthung Düntzers
(Goethe u. Karl August S. 190); man könnte auch an »Wil-
helm Meisters Lehrjahre' denken, was Bpes 2, 717 ausser
Acht gelassen ist.
26 — Zum Jahre 1783 vgl. noch 204, 31— 205, 20. — Im Herbst
1784 (nach W. 11, 368 Ende September, nach Burkhardt II
S. 4 im October) liquldirt Vogel „für Abschrift von 18 Bogen
,Elpenor* ** (vgl. 280, 3—13). Diese Abschrift wird am
26. October zur Stelle gewesen sein, unter dem Knebels Tage-
30 buch vermerkt: „Mittags nach Tiefurt. Wieland. ,Elpenor*
von Goethe gelesen" (G.-Stein, zweite Auflage, 2, 593 Anm.
5 zu S. 222; in der 3. Auflage dieses Werkes ist die Stelle wohl
nur irrthümllch ausgefallen); helsst das: von Goethe vor-
gelesen, oder: Goethe« ,Elpenor* gelesen? Wurde etwa auch
35 schon am 16. October ,Elpenor* gelesen, unter dem Knebel in
seinem Tagebuch bemerkt: „ . . In die Komödie; von da zu
Goethe. Herder, Frau v. Stein da. Vorgelesen" (G.^Stein 2,
547 Anm. 1 zu S. 118).
' Dazu vgl. 280, 6—10. 287, 8.
40 • Goethe war am Abend vorher, nach dreiwöchigem Aufent-
halt in Jena, für einige Tage nach Weimar zmückgekehrt.
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286 ELPENOR. 17J*8
[Jani 24, Weimar.] [ftMJ
Papiere zTirückziehen und habe allerlei gefunden, äaa
wenigstens iaJs Stoff uns zunächst noch dienen kann.
Ich schicke die französische ßomanze.^ ... In das
andere beiliegende Manuscript mochte ich gar nicht hin- s
einsehen, es mag ein Beispiel eines unglaublichen Ver-
greifens im Stoffe, und weiss Gott für was noch anders
ein warnendes Beispiel sein. Ich bin recht neugierig,
was Sie diesem unglücklichen Product für eine Nativi-
tät stellen.- lo
An Schiller. — Br. 13, 194. 4-8. 12—17.
^ Die Handschrift des Gredichts „En manteau, manteau saus
chemlse'S das Goethe, am 16. Juni in Jena, als Ballade ,Der
Müllerin Verrath* nach seiner Weise frei in's Deutsche über-
tragen hatte. 16
' Das helsst: Groethe (der annahm, Schiller wisse, dass er der
Verfasser, vgl. 287, 2 f.) wünschte vor allem zu erfahren: in
welche Epoche seines I-^ebens (nativitus lat. = Geburt, Ge-
burtstunde, Stand der Gestirne zur Zeit der Geburt) Schiller
die Entstehung des Bruchstückes setzen würde, vielleicht so
auch: was Schiller etwa über dessen zukünftiges Schicksal,
Fortsetzung oder Umgestaltung des Stoffes, dächte.
Schiller erwidert Juni 25: „ . . das Drama folgt zurück,
ich habe es gleich gelesen und bin in der That geneigt, gün-
stiger davon zu denken, als Sie zu denken scheinen. Es er- 25
innert an eine gute Schule, ob es gleich nur ein dllettantls^ches
Product ist, und kein Kunsturthell zulässt. Es zeugt von
einer sittlich gebildeten Seele, einem schönen und gemässigten
Sinn und von einer Vertrautheit mit guten Mustern. Wenn
es nicht von weiblicher Hand Ist, so erinnert es doch an eine so
gewisse Weiblichkeit der Empfindung, auch Insofern ein
Mann diese haben kann. Wenn es von vielen Longueurs und
Abschweifungen, auch von einigen, zum Thell schon ange-
strichenen, gesuchten Redensarten befreit sein wird, und wenn
besonders der letzte Monolog, der einen unnatürlichen Sprung 85
enthält, verbessert sein wird, so lässt es sich gewiss mit In-
teresse lesen.
Wenn ich den Autor wissen darf, so wünsche ich, Sie nenn-
ten mir ihn" (Schülers Br. 5, 391 f.).
Auffallend bleibt, dass Schiller, dem Goethes »Iphigenie* 40
und .Torquato Tasso* vertraut waren, hier Goethen als den
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1708 ELPENOR. 287
][Juiii 28, Weimar.] 540
Zufälliger Weise, oder vielmehr weil ich voraussetzte,
Sie wüssten, dass ,Elpenor* von mir sei, sagte ich es
nicht ausdrücklich im Briefe, nun ist es mir um so
6 viel lieber, da dieses Product ganz rein auf Sie gewirkt
hat. Es können ohngefähr 16 Jahre sein, dass ich diese
beiden Acte schrieb, nahm sie aber bald in Aversion und
habe sie seit 10 Jahren gewiss nicht wieder angesehen.^
Ich freue mich über Ihre Klarheit und Gerechtigkeit,
10 wie so oft schon, also auch in diesem Falle. Sie be-
schreiben recht eigentlich den Zustand, in dem ich mich
Verfasser nicht erkennt, auch nicht einmal aus dem Zusam-
menhang von Goethes Brief erräth: dass die Elpenor-Hand-
schrlft eben zu dem ,,aUerlei" (286, 2) gehört, das Goethe jetzt
15 in seinen „alten Papieren'' gefunden und das, nach Goethes
Meinung, ihnen beiden „wenigstens als Stoff ::unäch8t noch
dienen" könne (vgl. auch 286, 5: „mochte nicht hineinsehen*'!)
Sicher scheint nach Schillers Brief, dass bei dem unter
,Faust* 1794 [September etwa 16 oder 17, Weimar] mitge-
90 theilten Gespräch keinenfalls auch an ,Blpenor' gedacht wer-
den darf (was uach Goethes Worten vom 28. Juni, oben Z. 2 f „
sehr wohl möglich scheinen könnte).
Zu Schillers Urtheil vgl. J. Minors Bemerkungen In der
Chronik dWGV. (1898) 12, 41.
86 In der Handschrift, die Schiller gelesen hat, waren einzelne
„gesuchte Redensarten" angestrichen (vgl. 286. 34); da
nun von den beiden uns bekannten Handschriften die Rie-
mersche der Zeit nach überhaupt nicht in Frage kommen
kann (vgl. 290, 28—34), in der Abschrift von 1784 aber weder
80 die Striche Riemers, aus den gleichen Gründen, in Betracht
kommen, noch überhaupt sich in ihr Striche bei ,. gesuchten
Redensarten" vorfinden, so muss Schiller die Dichtung (falls
jene Striche nicht später entfernt worden sind) aus einer
nicht erhaltenen oder bis heute unbekannten Handschrift ken-
85 nen gelernt haben. Vielleicht hat Goethe 1805 abermals die
gleiche Handschrift Schillern gegeben (vgl. 288, 26—36), und
sie ist, nach dessen bald darauf erfolgtem Tode nicht wieder
an Goethe zurück gelangt, verloren gegangen.
* Zuletzt in den Jahren 1786—1788. während der Arbeiten für
40 die Ausgabe der .Schriften*; vgl. auch 280, 5—8.
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288 ELPENOR. 17Ö8
][Jani 28, Weimar.] [MO]
befinden mochte, und die Ursache, warum das Product
mir zuwider war, läset sich nun auch denken.^
An Schiller. — Br. 13, 195, 22— 196, 10.
Mai 1, Weimar. — s. 62, 25. 541
September 30, Weimar. — 542
8. »Faust* ugD. (an Cotta), erste Zeile.
^Februar 24, Weimar. 543 lO
Den Inhalt der künftigen Bände [2 — 12 der Werke
Cotta^] durchgesehen und berechnet. Revolutions-Stück
[,Mädchen von Oberkirch^], ,Elpenor^.
Tgb. 3, 119, 27 f.
^ VgL 293. 7—13. — Schmer erwidert Juni 28: „Die Nach- i6
rieht, dass der ,Elpenor* von Ihnen «ei, hat mich wirklich
übeiTatJcht, ich weiss nicht, wie es kam, dass Sie mir gar
nicht dabei einfielen. Aber eben weil ich unter bekannten
und wahlfähigen Namen keinen dazu wusste, so war ich sehr
neugierig auf den Verfasser, denn es geh(^rt zu denen Wer- m
ken, wo man, über den Gegenstand hinweg, immlttelbar zu
dem Gemüth des Hervorbringenden geführt und getrieben
wird. Uebrigens ist es für die Geschicdite Ihres Geistes und
seiner Perioden ein schätzbares Document, das Sie ja in
Ehren halten müssen" (Schillers Br. 5, 398 f.). 95
— Noch einmal, im drittletzten seiner auf uns gekommenen
Briefe, gedenkt Schiller der Dichtung, indem er sein Schrei-
ben an Goethe vom 24. April 1805 mit der Bitte schlieset:
„Vergessen Sie nicht, mir den ,Elpenor* zu schicken'* (Schü-
lers Br. 7, 238). Hieraus geht hervor, dass beide kurz vorher so
über die Dichtung gesprochen hatten; in welchem Sinne und
wann diess geschah, wissen wir nicht, eben so wenig, ob (joe-
the, als er Tags darauf Schillern besuchte (vgl. Schillers Br. 7,
240, an Kömer April 25), ihm die Handschrift mitbrachte oder
ob zwischen beiden am 25. April die Rede von ,Elpenor* ge- n
wesen ist. Vgl. Kettner in den ,Preussischen Jahrbüchern*
(1891) 67. 156 f. und Schlösser im ,Buphorion* (3895) 2, 601 f.
* Tgb. 3, 117, 21—23 vom 6. Februar scheint rieh nur auf un-
gedruckte L 7 r i k a zu beziehen.
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1806 ELPBNOR. 289
?März 12, Weimar. 544
[Abends?] Monumenti inediti^ mit Riemer und Meyer.
Tgb. 3, 121, 21 f.
] [Zwischen März 12 und September vor 30, Weimar.]* 545
5 Das Stück war ursprünglich in der sogenannten poe-
tischen^ das heisst rhythmischen Prosa^ wie auch die erste
,Iphigenia^, und zwar in fortlaufendem Context geschrie-
ben; als aber Goethe die AuBgjabe in 8. besorgte* und
mir [Riemern] das Manuscript zur Durchsicht gab, be-
10 wog ich ihn, den grösstentheils schon jambisch hin-
schreitenden Text vollends in Verse abzutheilen. Er
überliess jedoch, da er fast kein Interesse mehr daran
hatte,* die Arbeit mir, der sie, als seine erste der Art,
noch furchtsam und vielleicht zu ängstlich gewissenhaft
16 ausführte, in der Meinung, es sei so wenig als möglich
durch Zusätze oder Weglajssung daran zu ändern; daher
denn hie und da Verse mit zu viel oder zu wenig oder
gar keinen Füssen unterlaufen. Goethe war indess da-
mit zufrieden, und so ward das Manuscript zum Druck
so abgesendet^
Mit Riemer. — Riemer 2, 625 (fehlt in den ,(}esprächenO.
Juni 20, Jena, — s. Nr. 209. 545 a
?Jull 17.
?Jull 29. \ Karlsbad. — s. Nr. 210-212. 545 b-d
25 ?JuU 31,
^ Von dramatischen Dichtungen kommen ausser ,E.* in Betracht:
die ,Aufgeregten<, .Faust*, .Götter, Helden und Wleland*,
,Laune des Verliebten', ,Mädehen von Oberkirch*, ,NausikaaS
»Prometheus* und ,Der Zauberflöte zweiter Thell* (wegen
80 ,Satyros* vgl. diesen unter 1807 November 8 und 1808 Jan-
uar 11).
» Die Datirung stützt sich auf Nr. 544 und das 290, 28—33 Ge-
sagte. Suphan setzt Riemers Arbelt In den Februar 1806
(8, GJ. 13, 265).
35 ' „in 8.** kann nur helssen: in Octav-Format; was das aber
bedeuten soll, weiss Ich nicht, da alle von Goethe selbst be-
sorgten Ausgaben der Werke, mit einziger Ausnahme der
Taschen-Ausgabe in 16* (1827— ÄO), in 8* erschienen sind.
• Vgl. 286, 4-10. 287, 7. 288, 2 f. 293, 7-13.
40 • Vgl. Nr. 559.
GrSf, Goethe Aber f. Dlchtongen. T. II, B. 1. 19
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200 ELPENOR. 1806
August 18, Jena. 546
Mit der fahrenden Post geht der vierte Band meiner
Werke [Cotta^] an Sie ab. Eß fehlt daran nur noch
,Blpenor^, ein Fragment, welches ich mit der reitenden
bald nachschicke. [ — Nr. 213.] 5
An CJotta, — Br. 19, 175, 19-22.
August 19. Jena. — s. 135, 28. 547
August 19, Jena. 548
[Morgens] Wurden abgesandt: . . [Brief] A n C o t -
t a , wegen Abeendung des vierten Bandes [s. Nr. 546] . lo
. . . Einige Eevision, den vierten Theil meiner Schriften
[Werke Cotte^] betreffend.
Tgb. 3, 160, 16-18. 161, 1 f.
August 19, Jena. 540
[Brief an^ Cotta, [nach] Tübingen: wegen Absen- u
düng des vieri^n Bandes [der Werke Cotta^ s. Nr. 546].
Tagebuchnotlzen 1806. — Br. 19, 542.
August 27, Jena. 550
[Morgens] ,Blpenor^ Anfang.^
Tgb. 3, 165, 4. 90
August 28, Jena. 551
Friih am ,Elpenor' fortgefahren.^
Tgb. 3, 165, 23.
?September 2, Weimar. — s. Nr. 215. 551 a
September 30, Jena. 552 a&
Da ich noch einige Zeit hier bleibe, so wünsche ich,
Sie schickten mir die beiden Exemplare von ,Elpe-
* Vorbereitung für den ersten Druck. Entweder lag Riemers
Bearbeitung schon vor, und Goethe begann Jetzt deren Durch-
sicht, oder Goethe fing an, die Prosa-Fassung durchzus^en, so
hatte Jedoch „fast kein Interesse mehr daran** (s. 289, 12),
überliesB desshalb Jetzt Riemern die Bearbeitung, die dieser
dann bis Ende September lieferte. Für Letzteres scheint mir
Nr. 552 entschieden zu sprechen; die Durchsicht der Riemer-
schen Redaction begann Goethe dann Anfang October (s. 86
Nr. 553) und führte sie, unterbrochen durch die Kriegsun-
ruhen, erst Ende dieses Monats zum Abschluss (s. Nr. 558).
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1806 BLPENOR. 291
(September 30, Jena.] [ft52]
n r^ und was Sie allenf alls schriftlich dazu notirt
haben.^
An Riemer. — Br. 19, 194, 2—6.
ö Oetober 1, Jena. 553
^Elpenor'.*
Tgb. 3, 172, 9.
Oetober 20, Weimar. 554
In den ersten ruhigen Stunden* erhalten Sie das
10 Fragment ,Elpenor^ zur ersten Lieferung [Werke Cotta^
Band 1—4].
An Cotta. — Br. 19, 205, 18-20.
Oetober 24, Weimar. — s. Nr. 216. 555
Oetober 25. Weimar. 556
15 [Früh] ,Elpenor^ und die ,Fischerin'.*
Tgb. 3, 176, 3.
Oetober 26, Weimar. — s. 137, 11—14. 557
Oetoljer 26, Weimar. 558
[Vormittags] Letzte Redaction des ,Elpenors' vor
«0 Absendung desselben. Ingleichen ,2iauberflöte^ und
,Fische^in^ Einpacken der zweiten Lieferung.*
Tgb. 3. 176, 8-11.
Oetober 27, Weimar. — s. Nr. 218. 558 a
Oetober 27. Weimar. 559
«5 ,Elpenor^ mit der reitenden Post abgeschickt.*
Tgb. 8, 176, 17 f.
Oetober 28, Weimar. 560
Da die fahrende Poet noch nicht abgeht,^ so schicke
ich den ^ 1 p e n o r' einstweilen mit der reitenden.
80 An Cotta. — Br. 19, 219, 20 f.
' Vgl. 290, 28-37; die „beiden Exemplare** sind die S. 280
beschriebenen Handschriften; das von Riemer etwa auf be-
sonderen Blättern dazu „Notirte** ist nicht bekannt
• Vgl. 290, 34-37.
85 • VgL 290, 36 f. und Nr. 561.
• Wegen ,ElpeDor* vgl 290, 34—37; die .Fiscberln* wurde für
Band 7 der Werke Cotta* durchgesehen.
• Den Inhalt der Sendung s. Nr. 217.
• Vgl. 280. 25-29.
40 ^ Vgl. 136, 25 f., und Nr. 559.
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2»2 BLPENOR. 1806
December 26, Weimar. 561
In den schlinunsten Stunden^ wo wir um alles besorgt
sein mussten, war mir die Furcht, meine Papiere zu
verlieren, die peinlichste, und von der Zeit an schick*
ich zum Drucke fort, was nur gehn will.^ 5
An Zelter. — Br. 19. 254. 1—4.
1807.
Januar 23, Weimar. 562
Die Aushängebogen [der Bände 1 — 4 Werke Cotta^]
sind bei mir nach und nach angelangt. Den ersten, lo
dritten und vierten Theil habe ich vollständig, . . .
Diese Bände ganz ernstlich durchzusehen hat sich noch
keine Zeit gefunden; beim flüchtigen Durchblick zeigte
sich manches, das aber hingehen mag.
An Cotta. — Br. 19, 266, 24-26. 267, 1-3. 15
?Februar 26, Weimar. 563
Mittags über Tisch von unvollendeten und projec-
tirten Gedichten und Dramen Goethes.
Mit Riemer (und Goethes Sohn?). — Riemers Tagebuch
(Deutsche Revue 11 (1), 61 f.). 20
Mfirz 16, Weimar. 564
[Nachmittags?] Kam die erste Lieferung meiner
Schriften [Cotta^ Band 1- — 4] von Tübingen an; . .*
Tgb. 18, 1Ö9, 1 f.
^ So das in Nr. 217 und 559 Angeführte. 25
■ Wegen der Versendung der Freiexemplare, die hier in <3k)ethe8
brieflichen Aeusserungen nicht näher verfolgt werden kann,
und wegen einiger andrer die erste Lieferung betreffender
Bemerkungen vgl Br. 19, 285, 2-5. 288, 1—7. 309, 2-6. 345,
8. 430, 3—6. 446, 3. 480, 12 (?). Das Tagebuch vermerkt (Tgb. 90
3. 201. 23 f. 205, 18-21);
März 28: „Meiner Werke erste Sendung an Zelter. . . durch
Hn Geh. Reglerungs^Rath Müller."
April 17: „Zwei Exemplare der ersten Lieferung meiner
Schriften, auf Schreibpapier, an Mme Schlosser 85
und Mme Stock nach Frankfurt"
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1807 ELPENOR. 293
Mai 7, Weimar. 565
^Dass Ilmen mein ,Blpenor' Freude gemacht hat,
ist mir höchst angenehm und der Zweck dieser Blätter
nun schon erreicht. Doch ist vielleicht bei dem Bei-
6 fall, den Sie meinem Fragmente schenken, Ihre Nei-
gung zu mir und meinem Wesen als mitwirkend an-
zusehen: denn ich gestehe gern, dass ich diese Arbeit
selbst nicht mehr beurtheilen kann. Wenn etwas in's
Stocken geräth, so weiss man immer nicht, ob die
10 Schuld an uns oder an der Seche liegt. Gewöhnlich
aber wirft man eine Abneigung auf etwas, das man
nicht vollenden kann, als auf ein Ding, das uns wider-
strebt und das wir nicht Herr werden können.^
An Zelter. — Er. 19, 822, 18—328, 5.
K 1812.
November 12, Jena. — s. 8, 0. 566
1815.
Februar 20. Weimar. — s. 12, 14. 567
^ Zelter hatte in seinem Briefe vom 23.|25. April für die vier
90 ersten Bände (vgl. 292, 32 f.) gedankt, sodann am 30. April
ausführlieh über den „unendlich schönen'* ,Elpenor* geschrie-
ben, s. O.-Zelter 1, 254. 256 f.
• Vgl. 286, 4-10. 287, 7. 288, 2 f. 280, 12. — Zelter kam in seinem
Briefe vom 17. Mal nochmals auf ,Elpenor* zurück, s. G.-
2» Zelter 1, 262 f.
In Fr. V. Schlegels Besprechung der ersten Lieferung von
Goethes Werken Cotta* (Goethe gedenkt ihrer brieflich ge-
gen K. F. V. Reinhard, a Br. 20, 91, 20) wird ,Blpenor* nur
kurz besprochen und seine Verwandtschaft mit dem Geist
80 und Stil der ,Iphigenie' betont (s. Braun 8, 201); aus zeitge-
nössischen Briefen seien hier nur die Worte Caroline v.
Schellings angeführt: „Was sagen Sie denn zu Goethes
Fragment »Blpenor*? Liegt nicht alle seine Anmuth und Er-
habenheit darin, und lebendiger noch wie in Jphigenien'?
85 Der schöne Knabe ist frisch wie Morgenthau. Wenn er das
noch vollendete'' (1808 Ai>ril 18, der Adressat ist unbekannt,
G.T. 18. 119).
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294 ELPENOR. 1816
Februar 13, Weimar. — s. 180, 29. 567 a
Mäi'z 8, Weimar. 568
[Morgens] ,Elpenor*.*
Tgb. 5. 211, 19. 6
März 11. 25,
October 15, , Weimar. — s. Nr. 236—239. 508 a—U
November 14,
1819.
][ Februar 14, Weimar.] 569 lo
[Zu 1783.] Die zwei Acte von ,E 1 p e n o r* wurden
1783 geschrieben.*
Tag- und Jahres-Hefte, [1780] Bis 1786. - W. 35. 9. 24.
Milrz £ Anfang], Weimar. — s. 16, 15. 570
1823. 15
] [Januar, zwischen 10 und 19, Weimar.] — s. Nr. 100. 570 a
August zwischen 11 und 21, Marienbad. — s. 149, 11.' 571
1825.
Mal 7. )
*^ . ^ Weimar. — s. Nr. 244. 245. 571 a. b
Mai 7, ) 90
182«.
Februar 1, Weimar. — s. 30, 14. 572
1827.
Januar 27,
Februar 17. 18,
Mfirz 12,
April 4,
October 24. 25,
Weimar. — 572 a— g **
8. Nr. 247-240. 251. 252. 254. 255.
* Durchsicht für den Druck in Band 7 der Werke Cotta'.
* Vgl. Nr. 533—636; Goethe läset bei dieser Angabe unerwähnt, so
dass die Arbelt von 1788 nur eine Umarbeitung und Fortfüh-
rung des schon 1781 Begonnenen war.
* Statt der Jahrzahl 1780 war doch wohl 1785 beabsichtigt (das
erste Jahrzehnt in Weimar; nach 1775 wäre [Herbst] zu
ergänzen gewesen, ebenso 16, 8. 12 und 149, 2). n
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1828 ELPENOR. 205
][? ? Weimar.] * 578
Sein . . ,Elpenor* hatte mich . . vor kurzem beschäf-
tigt; ein Ausdruck meiner Bewunderung veranlaaete
5 Goethe zu den Worten: „Auch ich habe eine Vorliebe
für dieses Fragment^ auf diesem Wege hätte ich fort-
fahren sollen, wenn ich den Deutschen ein Theater hätte
schenken wollen. Aber wie der Mensch denn so Vieles
anfängt und so Weniges vollendet!"*
10 Mit A. von Malütz. — Gespräche 6, 369.
' Aus dem Aufsatz «Einige Minuten mit Goethe* von A. v.
Maltitz, in der ,Abend-Zeitung auf das Jahr 1840S Nr. 220 vom
23. September, Sp. 1831, Jahrgang 24 Band 3. Leider ist der
Schlusssatz von Goethes Worten in den ,Ge8prächen* ausge-
15 lassen, auch der Titel des Aufsatzes entstellt angegeben.
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Epimenides Erwachen.
JSandschriften: 1. Abschrift des ersten, von Goethe nach Berlin
gesandten (Jetzt TerschoUenen) Manuscripts, von unbe-
kannter Hand; in der Bibliothek des Königlichen Thea-
tere zu Berlin unter der Aufschrift »Epimenides. Dlrigir- 5
buch Nr. 1.*
2. Handschrift der Partitur in 2 Bänden; in der Biblio-
thek dea Königlichen Theaters zu Berlin (auf Goethes
Wunsch im Novemljer 1815 nach Weimar geschickt, vgl.
Nr. 696 f.). 10
3. Handschrift des zur Partitur (2.) gehörigen Textes;
in der Bibliothek des Königlichen Theaters zu Berlin un-
ter der Aufschrift ,Des Epimenides Erwachen. Festspiel
in Einem Act von Herrn von Göthe. Soufleurstimme*.
4. Vereinzeltes: 15
a. Die ausgeschriebenen Rollen der Muse und der
Einigkeit; im Besitz des Königlichen Theaters zu Berlin.
b. V. 210—217 und neun Verse, an deren Stelle spä-
ter V. 843--'854 traten, von Caroline Uhrichs Hand (vgl.
W. 16. 547 f.). 20
c. V. 220—287 in der für die Aufführung in Weimar
bestimmten Fassung, von Goethes Sohn geschrieben.
d. Abschrift der Zelterschen Gomposition des Chors
„Vorwärts!"; nach W. 16, 530 „in Goethes Notensamm-
lung" (?). 15
Erster Druck: 1815, unter dem Titel ,Des Epimenides Erwa-
chen. Ein Festspiel von Göthe. Berlin, bei Duncker und
Humblot. MDCCCXV.* Dem Titelblatt gegenüber, auf
der Rückseite des Schutztitels steht: „Die Musik zu die-
sem Festspiel ist vom Herrn Capellmeister Bernhard so
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EPIMENIDBS ERWACHEN. 2Ö7
Anselm Weber, welcher dieselbe besonders heraus-
geben wird;" S. 1 und 2 enthält das Verzeichniss der Per-
sonen (ohne die Namen der Schauspieler). Nach dem Titel-
blatt ist diesem Druelse beigeheftet ein erläuterndes ,Vor-
6 wort an die Zuschauer des Festspiels: Des Epimenides Er-
wachen*, unterzeichnet: K. L. [= Karl Levezow], es um-
fasst XIV Seiten (wobei das ei-ste, nur den Titel ent-
haltende, Blatt mitgezählt ist) ; dieses Vorwort scheint auch
einzeln verkauft worden zu sein, und zwar in einem, dem
10 eben genannten ganz ähnlichen, doch von verschiedenem
Satz abgezogenen Drucke, der leicht kenntlich daran ist,
dass er nur XII Seiten zählt (das Titelblatt ist nicht mit
gezählt). In Goethes Handexemplar findet sich der letzt-
genannte Druck des Vorworts, und zwar nicht vom, son-
15 dern am Schluss eingeheftet.
Der erste Druck wurde in einer Ausgabe auf Velin-
papier und in einer geringeren Ausgabe hergestellt; diese
war dazu bestimmt, als Opemtext-Büchlein verkauft zu
werden, wesshalb bei ihr im Personen- Verzeichniss die
20 Namen der Berliner Schauspieler angegeben sind.
Eine Wiedergabe des ersten Dnickes findet man In
WH. 11 (1), 153-203.
Zweiter Druck: 1816, Werke Cotta= 8. 421-476, in der für die
Aufführung in Weimar hergestellten Form und Einthei-
26 lung in zwei Aufzüge, mit den unter Nr. 724 mitgetheil-
ten beiden Strophen; diesen folgt das Personen- Verzeich-
niss (unter der Bezeichnung „Mitwirkende"), in dem, aus-
ser den 402, 4—24 genannten Personen und Namen der
Weimarer Schauspieler, angegeben ist:
80 »Regie Genast.
Toukünstler B. A. Weber.
Decorateur Beather.
Berlin, den 30. März 1815.
W Weimar, den 30. Januar 181«.**
Wegen der letzteren ungenauen Angabe vgl. Nr. 718.
— Am 13. Februar 1816 veranstaltete B. A. Weber in
Leipzig eine Aufführung seiner Musik: bei dieser Gelegen-
heit erschien ein Büchlein, ohne Angabe von Ort und Jahr,
40 unter dem Titel »Des Epimenides Erwachen, von Göthe.
Von dem Verfasser für's Concert eingerichtet. Musik von
B. A. Weber* (nach W. 16. 532). Ueber diese Einrichtung
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2Ö8 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
durch Goethe ist sonst nichts bekannt, und die kurzen
Angaben des Inhalts, die, an Stelle der in diesem Druck
ausgelassenen Thelle der Dichtung, eingeschoben sind
(übersichtlich wiedergegeben bei Biedermann: Goethe und
T^lpzig 2, 194— 1Ö8), machen keinesweg» den Eindruck, 6
als ob sie wirklich von Goethe selbst herrührten.
DritUr Druck: 1828, Werke Cotta* 13, 261—316; wie im zwei-
ten Druck.
Weimarer Ausgabe: 1894, W. 16. 331—381 und 493—554; wie
Im zweiten und dritten Druck. lO
— Einzelnes, zum Teil schon vor dem ersten Druck
erschienen:
1. 1814 das Chor-Lied „Brüder, auf! die Welt zu befi-elen!"
(V. 773—820) In der Sammlung ,Das envaxrhte Europa', Berlin,
bei Achenwall und CompagnJe 1814, 2 (5), 86 f., und im ,Mor- 15
genblatt* Nr. 275 vom 17. November.
2. 1815 die In Goethes Aufsatz angefühlten Stellen, s. Nr. 662.
3. 1816 der „Schluss^Chor* auf der Rückseite der Weimarer
Theater-Zettel (vgL 401. 26-^1).
Uebersicht der Aufführungen unter 90
Goethes Theaterleltung.
1. 1816 Februar 7 in Weimar.
2. n „ 10 in Weimar.
S. . October 19 in Weimar.
18141. 36
Mai 17, Berka. 574
'„Der Antrag ist ehrenvoll; allein die Zeit scheint mir
* Iffland an Kirms Mal 6, von Berlin aus: „S. M. der König
[FHedrlch Wilhelm III.] wird, wie man glaubt, in vier Wo-
chen, vielledeht früher, vielleicht später, in Begleitung des »o
Kaisers Alexander hierher kommen. Ich wünsche
sehr, dass etwas, der Zelt und des Gregenstandes würdig, als
Einleitung gegeben werden möchte. Nichts Ist natür-
licher, als dass der Gedanke mich zuerst dahin führt, durch
Ihre gütige Verwendung zu erforschen und zu erfragen: ob 86
HeiT von Goethe sieh entschliessen würde, sein Genie für
diese Sache wirken zu lassen. Die Art und Welse, wie er
diess geschehen lassen wollte, müsste natürlich seiner Phan-
tasie ganz und gar überlassen bleiben. Die Gegenwart
des Kaisers und die Feier dieser seltnen 40
Freundschaft würde allerdings die Ausführung sehr
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1814 EPIMBNIDBS ERWACHEN. 299
[Mai 17, Berka.] [674)
ZU kurz ZU sein, um denselben ehrenvoll ausführen zu
können, besonders da ich hier in dem kleinen Land-
städtehen über die Kräfte einzelner Mitglieder des Ber-
6 liner Theaters keine Ansicht haben kann; ich will es
indessen überlegen, in zwei Tagen sollen Sie meine
Enjschliessung hören".
Mit Klrm». — WH. 11 (1), 109 f. (aus einem Briefe von
Klrms an Iffland? — Fehlt in den »GesiH'äclien'.)
10 Mai 17, Berka. 575
[Nachmittags] Hofkammerrath Kinns. Antrag Iff-
lands [s. Nr. 574],
Tgb. 5, 107, 22 f.
Mai 18, Berka. 576
15 E. W. kann ich nicht verbergen, dass der freundliche
und ehrenvolle Antrag des Herrn Generaldirector Iff-
land mich in eine peinliehe Lage versetzt. Wie gern ich
Gelegenheitsgedichte bearbeite, habe ich oft gestanden,
und wie geschwind ich mich zu einem solchen Untemeh-
20 men entschliesse, davon mag zeugen, dass ich mich so
eben mit einem kleinen Vorspiel [,Wa6 wir bringen.
Fortsetzung*] beschäftige, nach dem Wunsch der Bade-
erleichtern. Da es Jedoch nicht positiv gewiss anzunehmen
ist, ob der Kaiser mitkommt, und da der Kaiser Franz
25 in dieser Sache so grossen Ausschlag gegeben hat, so ist es
allerdings nothwendig, seiner auf deutsche Welse zu
gedenken und des Kronprinzen von Schweden zu
erwähnen. Doch, was sage ich diess Dem, der es so gut wie
irgend Jemand übersieht; die Art und Weise, wie diess Stück
30 geführt sein soll, wird uns heilig und werth sein, wie sie
Herr von Goethe auch belieben wird. Die Länge des Stücks
hängt ganz von seiner Disposition ab. Für uns ist es genug,
wenn dadurch ein Raum von zwanzig Minuten ausgefüllt
wird* (WH. 11 (1). 108 f.).
36 Dieses Sehreiben, an dessen Ende Iffland noch bemerkt,
,,da8S der König sich nicht gerne angeredet sehe, es müsste
denn am Schlüsse sein** (WH. 11 (1), 109), wurde Gocthen
am 17. Mai von Kirms persönlich mitgetheilt.
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300 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
(Hai 18, Berka.] [576]
direetion in Halle, welche etwas Zeitgemässes, das sich
zugleich auf den verewigten Keil bezöge, vor kurzem ver-
langt hat.
Wie weh es mir also thun muse, eine einzige Gelegen- 6
heit, wie die, welche sich von Berlin darbietet, zu ver-
säumen, bedarf keiner Worte. Ich habe die Sache seit
vierund2wanzig Stunden, nach allen Seiten, durchge-
dacht und finde sie nicht ausfülirbar. Vier Wochen
sind ein gar zu kurzer Termin; sie wären es nicht, wenn lo
ich mich in Berlin befände, oder wenigstens von dem
dortigen Theater und den äusseren Verhältnissen früher
persönliche Kenntniss genommen hätte.
Die Wirkung nach Halle und in Halle wird mir
leicht, es geschieht durch unsere Schauspieler, deren is
Fertigkeiten ich kenne, und für die also, mit einigem
Geistesaufwand, wohl solche Bollen zu schreiben sind,
welche Gunst erwerben. Von Lauchstädt her lässt sich
manches anknüpfen, in Halle selbst habe ich persön-
liche Verhältnisse, und sodann ist es wohl erlaubt, das ao
Ganze überhaupt leichter zu nehmen.
Die Aufgabe für Berlin ist gross, und ich erkenne
in ihrem ganzen Werth* die Ehre, die man mir er-
zeigt, zu glauben, da^s ich sie zu lösen im Stande sei.
Ich habe den grossen Umfang, der gefordert werden ss
kann, schnell durchgedacht; aber ich darf keine Erfin-
dung wagen ohne genügsame Zeit und hinreichende
Kenntniss. Damit aber dieses nicht eine blosse Aus-
flucht scheine, so erbiete ich mich, eine ähnliche Arbeit
durchzudenken, die, bei einem bevorstehenden Friedens- so
feste auf einem so würdigen Schauplatz, wenn sie
glückt, mit Ehren erscheinen dürfte.
Hierzu aber wäre nöthig, dass der Herr General-
director irgend einem geistreichen Mann den Auftrag
» „in ihrem ganzen Werth", im Coneept von Goethe eigenhän- S5
dig geschrieben über die gestrichenen ursprünglichen Worte
„mit Bescheidenheit" (Br. 24, 886).
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 301
[Mai 18, Berka.] [576]
gäbe^ sich mit mir in Bapport zu setzen und mich mit
den Persönlichkeiten der Schauspieler und Sänger,
den Rollen, worin sie am meisten gefallen und was
5 man sonst noch für nothwendig hielte, bekannt zu
machen.
Hierauf würde ich die Erfindung gründen und mich
darüber, auch abwesend, mit den dortigen einsichtigen
Männern vorläufig berathen und so getroster an die
10 Ausführung gehen können.
Ich bitte dieses, mit Versicherung eines aufrichtigen
Dankes und wahrhafter Verehrung, dem Herrn General-
director mitzutheilen.^
An Kinns. — Br. 24, 277, 4—279, 5.
16 Mal 18, Berka. 577
Der Aufenthalt ist hier sehr angenehm, und bis jetzt
äusserst stille; da ich mir mancherlei^ zu thun vorge-
nommen habe, so ist diese mir höchst erwünscht.
An Knebel. — Br. 24, 279. 10-13.
ao ?Mai 18, Berka. 578
[Nachmittags] Vorspiel.*
Tgb. 5, 108, 1.
Mai 19, Berka. 579
[Abends?] Vorepiel für Berlin. . . . [Brief an] Ge-
25 heimehofrathKirms wegen Halle, Expeditionen
wegen Ifflands Antrag [s. Xr. 576 und 580].
Tgb. 5. 108. 6. 8 f.
Mai 20, Berka. 580
Haben E. W. etwa schon, nach dem Inhalte meines
30 gestrigen Briefes [s. Nr. 576], Herrn Qeneraldirector
Iflfland mein Zweifeln und Zaudern gemeldet^ so haben
Sie die Güte, dem verehrten Mann baldigst anzuzeigen,
^ Der Brief ging am 19. ab (vgl. Nr. 579); daraus eri^lärt sich
die Bezeichnung „gestriger Brief" Z. 80.
36 » Vgl. 299, 21 f. 300, 22-82.
• Vielleicht ist »Was wir bringen. Fortsetzung* gemeint.
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802 BPIMENIDES ERWACHEN. 1814
(Mmi 90, Berka.] [580]
Aass mir aein Antitig allzu schmeichelhaft gewesen, als
dass ich nicht hätte alle meine Kräfte hervorrufen und
einen Versuch machen sollen, wie sein Verlangen zu er-
füllen wäre. Nun ist mir ein Gedanke beigegangen, der 6
mir der Ausfühnrng nicht unwerth scheint. In einigen
Tagen soll der p]ntwurf abgehen; wird er gebilligt, so
können Kleider, Decorationen, Instrumentalmusik,
durchaus vorbereitet werden. Die Gesänge schickte ich
zuerst, sodann den Dialog. Da alles, was zu sprechen lo
ist, unter viele Personen vertheilt wird, so macht sich
keine Bolle stark, sie sind alle Tage zu lernen. Mehr
sage ich nicht. Wäre meine gestrige Erklärung schon
abgegangen, so bitte von der gegenwärtigen eiligen Ge-
brauch zu machen.* w
An Kirms. — Br. 24, 284, 1-19.
Mal 20. Berka. 581
[Nachmittags] Spazieren mit Uli [Caroline Ulrich].
Erzählung des Plans zum Vorspiel.
Tgb. 5, 108, 14 f. jo
Mai 21, Berka. 582
[Vormittags] Vorspiel für Berlin.
Tgb. 5, 108, 18.
^ Diesen Brief sandte Klrms an Iffland, der am 28. Mai er-
widerte: „Seit langer Zeit . . tiabe ich keine solche reine, 85
kindliche Freude empfunden, als die war, welche mir ge-
schenkt wurde, da ich den zusagenden, liebevollen Brief des
Heri'n von Goethe an Sie erhielt. Seit Luthers Refor-
mation ist kein so hohes Werk, dünkt mich, geschehen,
als die jetzige Befreiung von Deutschland. 30
... Es gibt keine höhere Feier als die, dass der erste
Mann der Nation über diese hohe Begeben-
heit schreib t", imd gab gleichzeitig „zu Goethes Infor-
mation eine genaue Charakteristik seines für das Stück in
Betracht kommenden Schauspieler- und Sänger-Peraonals" 15
<G. V. Loeper. WH. 11 (1). 111 f.); vgl. 300, 33- 301. 6. 352, 29 f.
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1814 EPIMENIDE8 ERWACHEN. 303
Mai 22. Berka. 583
[Programm.]^
,De8 Epimenides Erwache n^
Der Anlass zu diesem Titel ist die bekannte Fabel,
6 dass Epimenides, ein weiser, von den Göttern begünstig-
ter Mann, durch sonderbare Schickung, eine ganze Le-
bens-Epoche verschlafen und dadurch die Erhöhung sei-
ner geistigen Seherkraft gewonnen habe.
Erste Decoration.
10 Ein prächtiger Säulenhof; im Grunde ein tempelähn-
liches Wohngebäude, mit den Coulissen durch Hallen
und andern architektonischen Prunk verbunden. Die
Mittelthüre des Gebäudes ist durch einen Vorhang ge-
schlossen.
16 Der Vorhang theilt sich. Epimenides erscheint
und drückt in einem Monolog seine Freude über einen
reichen und vollkommen gesicherten Wohlstand aus.
Zwei Knaben treten zu ihm, den Entschluss der
Götter meldend. Er misstraut ihnen und überzeugt sich,
ao dass ihm sein Lebensende ge weissagt wird; ergibt sich
darein, und ungeachtet der Versicherung der Genien,
dass Schlaf hier buchstäblich gemeint sei, beharrt
er auf seinem Gedanken und nimmt von der Welt Ab-
schied. Er steigt, begleitet von den Knaben, die Treppe
26 hinauf, und als die Vorhänge sich öfifnen, sieht man ein
^ Eine Reinschrift dieses Programms wurde am 24. Mai nacli
Berlin abgesandt (vgL Nr. 589); sie Hegt dem Druck in WH.
11 (1), 135—150 zu Grunde (vgl. W. 41 (1), 412 Anm. 1); sie
weicht mehrfach ab von den im Goethe- und Schiller- Archiv
so vorhandenen drei Handschriften: einem Concept, einer Rein-
schrift und einem, inhaltlich der ausgeführten Dichtung am
nächsten stehenden, gedrängten Auszug. Im Folgenden ist
nach W. 16 der Wortlaut der in Weimar befindlichen Rein-
schrift gegeben. Vgl. durchweg die Beschreibung der ausge-
86 führten Dichtung in dem für das , Morgenblatt' bestimmten
Aufsatze (s. Nr. 662); femer vgl. 352, 20—27.
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804 BPIMENIDES ERWACHEN. J814
[Mai 23, Berka.] [6Mj
prächtiges Lager, über demselben eine wohlerleuchtete
Lampe. Er besteigt es; man sieht ihn sich niederlegen
und einschlafen.
Dieses Alles kann von einer sanften, lieblichen, s
einschläfernden Musik begleitet sein.
Sobald der Weise ruht, schlieseen die beiden Knaben
zwei eherne Pforten-Flügel, die herauswärts aufgehen
und bisher für einen Theil der Decoration gehalten wer-
den konnten.^ lo
Li diesem Augenblick hört man von ferne donnern^
zugleich ertönt kriegerische Musik, und in demselben
Nu werden, wo möglieh, sämmtliche Lampen durch gelb-
rothes Glas verdeckt, so dase über das ganze Theater
ein rother Brandschein verbreitet ist. la
Hierauf kommt, im Chor singend, ein Armeezug, wel-
chen der Dämon des Kriegs und der Zer-
störung, von den grössten Männern, die zu haben
sind, umgeben, in der Kleidung, die sich der eines rö-
mischen Imperators nähert, auftritt' 20
Mit dem Costüm des Heeres ist es folgenderge-
stalt gemeint: es werden nemlich die sämmtlichen
Völker vorgestellt, welche zuerst von den Bömem
bezwungen und dann als Bundesgenossen gegen die
übrige Welt gebraucht wurden. Die sämmtlichen 25
südliehen, südöst- imd südwestlichen Völker der
alten Welt können hier vorgestellt werden, insofern
* Hierzu hat Meyer (Im Concept) bemerkt: „Es wird viel-
leicht zweckmässig sein, wenn die ehernen Pfortenflügel mit
den bekannten Bildern des Schlafs und des Todes geziert so
sind, auch wäre vielleicht durch wohlriechend Rauchwerk
das Einschlafen des Epimenides noch feierlicher zu machen'*
(W. 16, 495 zu Z. 12-14), vgl. 326, 19-22. 331, 12—14.
* Der gestörte Satzban fordert statt „auftritt** etwa „anführt**,
oder statt „welchen** (Z. 16 f.) „mit welchem**. Meyer be- 36
merkt hierzu (im Concept): „Der sogenannte Mars oder Aga-
memnon im Gapitolinischen Museum könnte hier zum Muster
gebraucht werden*' (W. 16, 495 zu Z. 19-22), vgl. 331, 15—17.
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 305
[Mai 22, Berka.] [688]
sie auffallende Trachten führten, z. B. die Numidier,
Mohren, Aegypter, Kretenser, Maeedonier, Thraeier,
Lusitanier, Spanier, Gallier, Germanen n. dergl.
5 Gelehrte Fretmde werden hierüber die beste Aus-
kunft und Kupferwerke den ersten Anlass geben.^
Denn es ist nicht die Meinung, dafis man sich genau
an das überlieferte Costüm halte, sondern bloss das
Motiv davon hernehme, wonach ein theatralischer
10 Effect aufarbeitet werden kann.
Um das Bunte und Zusammengetriebene eines
solchen Heeres anzudeuten, dürften von jeder Art
nur zwei sein, und so rangirt, dass die entgegenge-
setztesten Rguren beim Zuge hinter einander, und
15 beim Frontmachen neben einander stünden.
Von der Kleidung des Kriegs-Dämons gilt eben
dasselbe; sie soll nur an den römischen Imperator
erinnern. Gelb, (Jelbroth, Schwarz und Gold, und
was sonst noch Gewaltsames der Art in Glanz und
20 Farbe aufzubringen, das durch den rothen Schein
noch erhöht würde, wäre empfehlenswerth.*
Der Gesang, womit der Chor auftritt, wäre viel-
leicht der kriegerische aus ,P a n d o r a^, den ich zu
vorläufiger TJeberlegung sogleich beilege.^
25 Das Chor ist abgezogen, die kriegerische Musik ver-
hallt, der Dämon des Kriegs ist im Begriff, zu folgen,
* Meyer bemerkt dazu (Im Concept): „Die wunderlichen
Goetüme, welche man auf Etrorlschen Denkmalen antrifft,
dürften bei dieser Scene zu benutzen sein" (W. 16, 496 zu Z.
so 10 f.), vgl. 331. 18-20.
* Vgl. Goethes Bemerkungen über die „sinnlich-sittliche Wir-
kung" des Gellwotb in § 774—776 des Didaktischen Theils
seiner »Farbenlehre* (Nat W. 1, 818 f.), ebenso beim Folgen-
den die entsprechenden Paragraphen über Blau und die an-
35 dem in Frage kommenden Farben.
* Zwei Strophen aus dem Ohor-Lied der Krieger in «Pandora*
(„Der Ruf des Herrn", V. 900-915).
Grif, Goethe 3ber s. DichtuDgeD. T. 11, B. 1. 90
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306 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[Mai 22, Berka.] [58S]
als ihm der Dämon der List und Zwietracht
mit seinen Gesellen in den Weg tritt.
Dieser erinnert durch Kleidung und Betragen an
einen Staats- und Hofmann des 16. Jahrhunderts/ 5
sowie seine Gesellen gleichfalls die Civilmänner, die
Gelehrten und Hofleute der damaligen Zeit nach-
bilden. Pagen dürften nicht fehlen. Es wäre sehr
artig, wenn diese letztem aus kleinen Kindern be-
stünden, so wie die Riesen, die noch auf dem Thea- lo
ter sind, den Dämon des Kriegs umgeben.
In dem Augenblick, da diese zweite Sippschaft ein-
tritt, verschwindet der feurige Schein.
Könnte man durch einen geschickten Mechanis-
mus gleich an die' Stelle der rothgelben Gläser blaue, is
mit einigen violetten untermischt, vor die Lampen
bringen, so würde der Gegensatz noch gewaltsamer,
ja ängstlich werden.
Der Dämon der List wäre in Silberstoflf und Blau,
doch auch wohl mit schwarzer Pelzverbrämung ge- so
kleidet, so wie sein Gefolge auch in diesem Ton zu
halten wäre. Violett, was bei Nacht nicht ganz
grau wird, würde den Doctoren, vielleicht noch bes-
ser den Pfaffen zieren; wie es denn an Geistlichen
nicht ganz fehlen darf. Ja, es wäre vielleicht zu 2&
wagen, dass man schöne und wohlgekleidete Frauen
mit in's (Jef olge brächte.
Alles Dieses sei der Einsicht und dem Geschmack
einer angesehenen Direction überlassen. Möchte
man mir hierüber, so wie über das anderweitige so
Detail einige Nachricht geben, Entschlüsse und
^ Randbemerkung Meyers dazu (im Concept): „Questenberg
aus dem ,WaUenstein' mit der unteu geforderten Abiinderuug
der Farben seiner Kleidun??" (W. 16. 497 zu Z. 1—3), vgl.
827, 4; mit Rücksielit auf das daselbst Gesagte möchte S5
man ol)en lesen: 16. und 17. Jahrhunderts.
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 307
[Mai 22, Berk«.] [5eS]
Wünsche mittheilen, so würde dadurch die Ausfüh-
rung noch gesteigert werden können.
Obgleich die beiden Dämonen, wie es sich bald offen-
6 hart, nicht in dem besten Verhältnisse stehen, und einer
sich immer wirksamer und mächtiger zu sein dünkt, als
der andre, so fühlen sie doch die Nothwendigkeit, sich
zu verbünden, und nach abgeschlossenem Vertrag folgt
der Dämon des Kriegs seinem Heere auf dem Fusse.
10 Man hört ein fernes Abdonnern.
Will man diesen Moment mit schicklicher Musik
begleiten, so dass der Dämon der List, von den Sei-
nigen umgeben, in nachdenklicher Stellung verhar-
ren kann, indess die Seinigen, bedeutend gruppirt,
15 gleichfalls zu überlegen scheinen, so müsste es von
guter Wirkung sein. Zuletzt ist eine allgemeine
Stille beabsichtigt, damit der Dämon, wenn er zu
sprechen anfängt, sich der voUkommnen Aufmerk-
samkeit erfreuen könne.
20 Das Gefolge tritt zu beiden Seiten; er steht in der
Mitte, etwas rückwärts, so dass er sie bequem anreden
kann.
Auch hier würde es einen guten Effect thun, wenn
die Gruppen, wie sie bisher im Hintergrunde bei-
26 sammen gestanden,, sich auflösten, einander durch-
kreuzten und die Verhältnisse wechselten, um hier-
durch die Versatilität der diplomatischen Einwir-
kungen symbolisch darzustellen.
In einer Bede sendet der Dämon die Seinigen in alle
30 Welt; sie zerstreuen sich nach imd nach, indem sie einen
heimlichen (besang pian, piano anstimmen und sich ein-
zeln an die Coulissen bis in die Tiefe des Theaters stellen.
In dem Augenblick, dass der Gesang endigt, sind sie alle
auf einmal verschwimden, um den Gegensatz mit
85 den Kriegsgefährten auszudrücken, welche sich in Masse
entfernt hatten.
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308 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[Mai 22, Berka.] [588]
Der Dämon bleibt allein; er geht schon freier und
leidenschaftlicher heraus, überhebt sich über den Kriegs-
gott, ist Beiner Wirkung viel gewisser als jener, und in-
dem er sich einem geschickten Ingenieur vergleicht^ be- s
schreibt er die Wirkung seiner Abgesandten wie die eines
unterminirten Terrains; verachtet die alte Vorstellung
der Zwietracht als eines gewaltsamen Wesens und spricht
die wahre moderne Zwietracht aus, die Solutionem Con-
tinui,^ 10
Zweite Decoration.
Der Dämon ist seiner Sache gewiss; auf seinen Wink
und Hauch stürzt die ganze, bisher bestandene Architek-
tur zusammen. Alles, was im Hintergrunde steht, das
tempelartige Wohngebäude, die Hallen und sonstigen is
Pracht stellen stürzen wirklich zusammen, der Giebel ist
geborsten, doch so, dass die ehernen Pforten jetzt eine
Felsenhöhle zu schliessen scheinen. Alles war dergestalt
vorbereitet, dass eine schöne Ruine erscheint.
^ ,,Die Auflösung des Zusammenhanges, die Zerstörung der 20
Entwicklung" (G. v. Loeper, WH. 11 (1), 138 ♦); ob diese Ueber-
setzung des Ausdi-ucks das von Goethe Gemeinte ganz er-
schöpft, Ist zweifelhaft. Die Herkunft des auffäUigen latei-
nischen Kunstausdrueks nachzuweisen (und ein termiuus tech«
nicus ist „solutio contlmii" offenbar), war mir leider nicht 25
möglieh. Nur so viel scheint, nach den freundlichen Mitthei-
lungen ausgezeichneter Fachmänner, gewies: dass er weder
der Kunstsprache der älteren Musik angehört (Goethes gleich-
zeitiger reger Verkehr mit dem musikkundigen Badeinspec-
tor Schütz in Berka, vgl. 322, 10, und die Bestimmung des so
Festspiels für die Composition legte mir diese Vermuthung am
nächsten), noch derjenigen der älteren Gec^ogie und Bergbau-
kunde (wohin die Ausdrticke „Ingenieur", „Terrain" und die
entspi-echenden Verse 303—316 der ausgeführten Dichtung zu
deuten scheinen), noch deijeuigen der Alchymie, der älteren 35
Jurisprudenz oder The<rfogie (sollte vielleicht die alte Bau-
kunst in Frage kommen?).
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 309
[Mai 22, BerkiL] [588J
Die Coulissen könnten, als Buinen gemalt, vorge-
schoben werden, welches um so leichter geschehen
kann, als der Zuschauer auf die Bewegung der Mitte
6 aufmerksam ist. Nur bemerke ich, dass nicht das
mindeste Grüne auf dem gaiöen Theater erscheine.
Da man die Architektur der ersten Decoration aus
buntfarbigen Steinen zusammen setzen, ja mit Erz
und andern glänzenden Metallen verzieren kann, so
10 lässt sich denken, dass auch diese Ruine schön colo-
rirt erscheinen könne.
Der Dämon der List erfreut sich schweigend über sein
Unwerk. Zu ihm tritt der DämonderSklaverei.
Dieser müsste an einen alten theatralischen Zau-
16 berer erinnern, z. B. an Qozzis Sinadab. Ueber ein
braunes Gtewand hätte er ein goldnes, vielfach ver-
schlungenes Netz gezogen. Uebrigens könnte er,
auf orientalische Weise, mehrere Kleider stufen-
weise übereinander tragen, mit Shawl und Turban
20 an die asiatische Despotie erinnern.
Er tritt zu dem Dämon der List und dankt ihm für
die vortrefflich geleisteten Dienste und für die Grün-
dung seines Eeiches. Der Schweigsame würdigt ihn kei-
ner Antwort, dergestalt, dass der andre fortfälirt, sich
26 übermüthig darzustellen. Endlich ergrimmt der Dämon
der List, behandelt jenen verächtlich und sich als den
einzigen Herrscher und entfernt sich.
Der tyrannische Dämon nimmt sich zusammen,
schwört jenem ewiges Verderben und befestigt sich in
30 sich selbst.
Dritte Decoration.
Auf sein (Jebot übergrünt sich die Ruine: Epheu
rankt sich auf, Sträuche treten hervor, Moos und Gras
bedeckt die horizontalen Lasren des Gesteins. Hinter
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310 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[Mai 22, Berka.] [588]
jener Tempelwohnung steigen Cypressen, ja ein ganzer
Wald hervor.
Hier würden der Architekt und der Landschafts-
maler sich verbinden, um einen überraschenden und *
angenehmen Effect hervorzubringen. Es ist durchaus
darauf zu sehen, dass die Heiterkeit, welche der
Buine allenfalls noch geblieben ist, völlig verdun-
kelt werde. Ob man der Beleuchtung etwas ent-
ziehen will, bleibt den Meistern anheimgestellt. lo
Die Liebe tritt auf. Sie findet sich einsam in der
Welt, sie wendet sich zu diesem würdig scheinenden
Mann, der sie foltert und ängstigt.
Der Glaube tritt auf, auch mit Glauben an ihn.
Jener bringt sie in Verzweiflung und verläset triumph- i5
irend die beiden. Sie bleiben trostlos.
Da man die Liebe als die jüngste, den Glauben
als die mittlere Schwester gedacht hat, so werden
die Damen sich in Form und Farbe theilen. Ich
wünschte, dass die Liebe an eine Schäferin, der ao
Glaube an eine Vestale erinnerte, doch immer nur
im Allgemeinsten, da im Besondem hier aller Spiel-
raum gelassen ist.
Zu den jammernden Schwestern tritt die Hoff-
nung bewaffnet auf. 25
Sie erinnert an Minerva. Ich wage nicht zu be-
urtheilen, ob die Schauspielerin an Gestalt und Be-
tragen der Höchstseligen Königin [Luise] ähnlich
sein darf, ob man ihr einen blauen Schild geben
und in einem Stemenrande die Chiffre der Königin, ao
gleichfalls durch Sterne bezeichnet, anbringen
kann; ich bitte mir hierüber nähere Bestimmung
aus. Indessen kann ich, indem sie ihren Schwestern
zuspricht, einstweilen versuchen, im Namen der
Verklärten zu reden.^ 35
» Vgl. 327, 15^-18. 29-34, und A. Sauer in SdGG. 17, LX f.
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 311
[Mai 23, Berka.] [Wt]
Die beiden Genien treten zwischen sie hinein. In die-
sem Fünfgespräche wird daß Xächstkünftige angedeutet.
Die drei Frauen bestimmen sich zur Thätigkeit. Die
6 Hoffnung steigt über die Ruinen der einen Seite, liebe
und Glaube auf die Trümmern der andern Seite. Die
Knaben sind indess wieder an die eherne Pforte gelangt.
Oben stehend begrüssen sich alle noch mit pantomi-
mischem Abschied.
10 Ich wünschte diese Handlung, wozu sich die Spie-
lenden Zeit nehmen werden, durch ein unsichtbares
Chor begleitet, wozu die Verse bereit sein sollen.
Die Genien eröffnen die Pforten und bleiben halb
versteckt hinter ihnen stehen. Das Chor verhallt; man
15 sieht den p]pimenides liegen, wie er eingeschlafen.
Zu seinem Erwachen, Heraus- und Herabtreten,
zu seiner Verwunderung, sich nicht mehr zu erken-
nen, wäre eine analoge ahndungsvolle Instrumental-
musik wünschenswerth.
20 Endlich tritt er hervor und äussert seine Gefühle. Es
ist dunkel geworden; er glaubt sich in der Wüste; die
Genien mit Fackeln treten herunter. Er befragt fcie,
aber sie legen den Zeigefinger auf den Mund. Sie leuch-
ten ihm nach der einen Seite des Theaters, wo er alte
26 Basreliefe wiedererkennt; sie leuchten ihm auf die andre^
wo er eine bekannte Inschrift aus glücklichen Tagen
findet. Wehklage über das unübersehliche Unglück.
Die Genien eröffnen den Mund und kündigen die auf-
gehende Sonne an. Das Theater erhellt sich von hinten
30 hervor.
Kriegerische Musik. Epimenides wird von den Kna-
ben vrieder auf die Höhe vor der Pforte geführt. Sie
löschen ihre Fackeln aus.
Die kriegerische Musik nähert sich.
85 Ich wünsche, dass man das Thema einer Melodie
nehme, die in Berlin beliebt ist und den Enthusias-
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312 EPIMBNIDBS ERWACHEN. 1814
[liai 22, Berka.] [668]
muß der Masse schon erregt hat. Dem Componisten
bleibt es überlassen, sie nach Belieben und Einsicht
zu variiren. Ich erbitte mir hierüber einige Nach-
weisung, ß
Die Hoffnung, von einer Seite, führt ein Heer über
die Buinen herein.
Dieses Heer würde die nordöstlichen und nörd-
lichen modernen Nationen darstellen, welche so
costümirt sind, dass sie einen guten theatralischen lo
Effect machen. Das russische Eeich bietet sehr
schöne und hier sehr schickliche Kleidimgen. Von
Oestreich nähme man die Kroaten in ihrer alten
Tracht, Slavonier und Illyrier, Ungarn; die Ulanen
würden gleichfalls gut thun, ob ich gleich durchaus is
auch hier wünschen würde, dass man sich von der
Wirkliclikeit entfernte und durch eine glückliche
Kunst den theatralischen Forderungen annäherte.
Die ungarischen Magnaten wären nicht zu verges-
sen. Ob man den Polen die Ehre erzeigen will, auch 20
einige in ihrer alten Tracht auftreten zu lassen,
stelle anheim.
Ueberhaupt erbitte ich mir, wenn diese Gegen-
stände mit den Kunstkennern und Meistern durch-
gedacht worden, mir [so] das Nähere mitzutheilen. 2b
Die Schweden haben jetzt schon eine Tracht, die
sie auszeichnet. Wollte man auch auf diese anspie-
len, so würde es wohl glücken. Was die Preussen
betrifft, so wünschte ich, dass sie in der Ordens-
kleidung der Johanniter aufträten, mit dem bekann- 30
ten weissen Stemkreuz.
Indem dieser Zug über die Ruinen herangelangt ist,
tritt auf der anderen Seite in der Höhe Liebe und
Glaube, gefolgt von hülfreichen Frauen, hervor. Diese
tragen goldne Trinkgefässe, goldne Becher, andre die ss
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1814 EPIMENIDBS ERWACHEN. 313
[Mai 22, Berka.] [683]
buntesten Körbe mit Blumen und Früchten, andre halten
Lorbeerkränze in die Höhe, ja sie können bunt umwun-
dene Stäbe tragen, an welchen alle Arten Kränze schwan-
5 kend hangen.
Wie dieses weibliche Chor erscheint, entsteht ein
Doppelchor, und dem Componisten ist überlassen,
einzurichten, dass das zweite zartere mit dem ersten
heroischen glücklich wechsele, und dass beide sich
10 in eins verschuielzen; wozu die Musik alle Mittel in
Händen hat.
Von den Panieren, welche die Krieger schwingen,
wird noch zu reden sein. Ich würde nicht zu den
Wappen rathen. Die drei schwarzen Adler zeichnen
15 sich nicht genugsam von einander aus. Schickliche,
einfache Symbole würden sich ja wohl finden lassen.
Um anzudeuten, dass dieses Heer aus grössern
Massen zusammengesetzt sei, könnte man vier, ja
sechs und mehrere, soviel der Kaum erlaubt, von
20 jedem Schnitt und Farbe, vorführen.
AVährend dieses Auftrittes bleibt die Mitte frei,
dass man den Epiraenides und die beiden Knaben
immer sieht. Dem Künstler sei überlassen, das
Wiedererkennen der Seinigen, seine Freude, sein
2s Entzücken pantomimisch auszusprechen.
Zuletzt wünschte ich, dass er mit beiden Kindern
auf die Knice fiele und sich im Gebet zu sammeln
schiene.
Vierte Decoration.
30 Denn in diesem Augenblick wird durch einen glück-
lichen Mechanismus das Gebäude wiederhergestellt, die
Vegetation verschwindet, und alle Gegenwärtigen sind
bemüht, bei Bäumung des Schuttes, bei Wiederaufrich-
tung der Säulen scheinbar Hand anzulegen. Die übrige
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314 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[Mai 22, Berka.] [58S]
Decoration kajin wieder die erste sein, oder, wenn es die
Zeit und der Aufwand erlaubt, eine noch prächtigere.
Was das tempelartige Gebäude betrifft, so
wünschte ich, dass das schwarze eiserne Kreuz, mit 6
der hellen Einfassung, im Giebel in einem trans-
parenten Felde erschiene. Oben auf der Giebel-
spitze stünde der Triumphwagen Tom Brandenbur-
ger Thore, ein schönes Kind, als Victorie, hielte
die Zügel; auf den beiden Akroterien stünden die lo
beiden Knaben, die bisher dem Epimenides minis-
trirt. Dieser steht aus seiner betenden Stellung
nicht eher auf, als bis die Verwandlung des Thea-
ters völlig geschehen ist. Indem er sich erhebt, kann
ihm ein prächtigeres Gewand von ein paar Ako- i6
luthen umgelegt werden, dass er als Hoherpriester
erscheine.
Alles hat sich indessen rangirt, Epimenides, mit den
zwei neuen Akoluthen, welche Jünglinge sind, tritt her-
vor und dankt den Göttern. 20
Der Glaube spricht etwas Schickliches dem Kaiser
von Russland;
Die Liebe dem Kaiser von Oestreich;
Die Hoffnung dem König in Preussen.
Die Ordnung, wie dieses geschehen soll, hängt 95
von ßeurtheilung ab, der ich mich nicht imterziehe,
doch wünschte ich es voraus zu wissen, indem diese
oder jene Stellung der Anreden auf die Behandlung
einen verschiedenen Einfluss hat.
Epimenides reassumirt alles Dreies und fügt etwas w
Schickliches für den Kronprinzen von Schweden hinzu.
Hier könnte die Stellung und Gruppirung der
Schauspieler sich dergestalt verändern, dass Frauen-
zimmer und Mannspersonen sich mischten und eine
Art von bunter Reihe machten. Wie man die Stan- s*
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 315
[Mai 32, Berka.] [58S]
darten, Thyrsus- und andere in die Höhe ragende
Zierstäbe mit Kränzen verknüpfen, und was man
sonst thnn will, um den Anblick zu verherrlichen,
5 ist alles am Platze.
Dass ein Schlusschor das Ganze beendige, daran
ist wohl kein Zweifel. Vielleicht erzeigt man den
Sängern auch die Artigkeit, dass man einen Jeden
ein Couplet singen und das Chor einfallen lässt.
10 Diese Couplets könnte man zu allerlei Complimen-
ten brauchen, deren man noch manche schuldig ist,
z. B. den Freiwilligen, dem Frauen- Verein, den
ausdauernden Patrioten, ausgezeichneten Kriegern,
und 80 manchen Andern, worüber mir nähere Wei-
15 sung erbitte. Das Chor dazwischen würde immer
die Einigkeit der Monarchen preisen, durch welche
ein so grosses Werk vollbracht worden.
Der Engländer habe ich nicht erwähnt, doch darf
auch denen ihr Antheil nicht fehlen.
20 Und wie manches Andre mag ich noch übersehen
haben, was sich aus diesem ungeheuren Thema ent-
wickeln läset. Ich bitte daher um gefällige Mit-
theilung von allem und jedem, was diese Unterneh-
mung fördern und was dabei zu bedenken sein
25 möchte.
Eine Bemerkung wegen der Decoration über-
haupt will ich hier nicht verschweigen. Obgleich
Epimenides in und vor dem Tempel nicht spricht,
sondern nur durch Gebärden interessirt, so darf er
30 doch nicht allzu weit hinten stehen, imd man braucht
doch zu der grossen Menge die ganze Tiefe des
Theaters.
Man könnte daher die Hallen, wodurch diese
Tempelwohnung sich mit den Coulissen verbindet^
35 anstatt sie in einer Linie mit dem Tempel zu füh-
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316 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[Mai 22, Berka.] [583]
ren, rückwärts nach dem Grunde zu gehen lassen.
Zusammengestürzt würden sie alsdann eine Art
Brücken bilden, worüber die Krieger und Frauen
heranzögen. — b
Doch ich fürchte, schon zu viel Eulen nach Athen
gebracht zu haben, und erbitte dem Gegenwärtigen
eine günstige Aufnahme, balde gefällige Entschlies-
sung und nähere Bestimmung.
W. 16, 4^4-506. 10
Mai 22. Berka. 584
Das Vergangene und Gegenwärtige^ durchzudenken
werde ich auf die sonderbarste Weise veranlasst; der
Generaldirector Iffland verlangt von mir ein Vorspiel
zur Feier der königlichen Wiederkunft. Es will sich ib
nicht recht ziemen es abzuschlagen, und doch ist es eine
bedenkliche Aufgabe, man muss indessen sehen, was
allenfalls zu thun ist.
An C. G. V. Voi^ — Br. 24, 285. 7-13.
Mai 22, Berka. 585 so
[Früh] Vorspiel für Berlin.
Tgb. 5, 108, 22.
Mai 23. Berka. 586
Das Ich ist diessmal in ziemlich guten Umständen
und würde, wie eine epikurische Gottheit leben, wenn ss
nicht das Nicht-Ich mit Anmuth und Unmuth mich in
meine Einsamkeit verfolgte. Ich habe beinahe so viel
Händel auf dem Halse, von guter und schlechter Sorte,
als der Marschall von Bassompierre, welcher einer
Tochter aus grossem Hause ein Kind gemacht hatte, so
eine sehr gefährliche Ehrensache ausbaden sollte und
sragleich im Fall war, von seinen Creditoren in den
„das heisst: Napoleons Herrschaft und Sturz" (G,
v. Loeper in WH. 11 (1), 124).
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1814 EPIMEMDES ERWACHEN. 317
[Mfti 38, Berka.] [bU]
Schuldthurm geführt zu werden.^ Dieses Alles hat er,
wie er schreibt, durch die Gnade Gottes, vergnüglich
überstanden, und so hoff' ich, soll es mir auch ergehen.
5 An Knebel. - Br. 24, 286, 12-287, 1.
Mai 23, Berka. 587
[Vormittags] Eiemer Abschrift des Programms.^
Tgb. 5, 108, 27 f.
Mal 24, Berka. 588
10 Aus ein paar Blättern,^ welche Herr Geheime Hof-
rath Kinns übersendet, haben Sie, verehrter Mann,
gesehen, dass Ihr freundlicher und ehrenvoller Antrag
mich erst erschreckt, dann aber aufgeregt hat. Hiebei
folgt nun das versprochene Programm zu dem Vor-
15 spiel [s. Nr. 583], über welches ich mir Ihren einsich-
tigen Bath erbitte. Findet es Beifall, so können Deco-
rationen, Kleider und Instrumentalmusik einstweilen be-
sorgt werden. Die Chöre sende zunächst^ wie ich denn
den ersten, für die Krieger, schon beilege.* Der Dialog
20 folgt sodann, wo nicht auf einmal, doch theilweise, und
60 hoffe ich, soll alles zur rechten Zeit beisammen sein.
Mehr sage ich nicht, damit diese Sendung sogleich ab-
gehen könne. Xehmen Sie meinen Dank für das mir
erwiesene Vertrauen und erhalten mir Ihre Gewo-
25 genheit.
An Iffland. — Br. 24, 287, 4-19.
* Anspielung auf den Schluss von Goethes Ballade ,Ritter
Curts Brautfalut*:
„Widersacher, Weiber. Schulden,
30 Ach! kein Ritter wird sie los.**
(Vgl. Epos 1, 328, 12.)
* 9. Nr. Ö83. — Das unmittelbar yorhergehende Wort „üeber-
legong" scheint sich auf eine von Goethes 8ohn durch einen
Boten übersandte Nachricht unbekannten Inhalts zu be-
86 ziehen.
* Vgl. Nr. 576 und 580.
* Vgl. 305, 22-24.
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818 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
Mai 24, Berka. 589
[Früh] Nebenstehende Expeditionen. [Brief] An
I f f 1 a n d nach Berlin, das Programm zum Vorspiel
[s. Nr. 588 und 583], . . . Entschluss, die Vorspiele ge-
meinsam zu fertigen.^ b
Tgb. 5, 109, 3 f. 12 f.
Mai 25, Berka. 590
[Friih] Vorspiel. . . . [Später] Vorspiel.
Tgb. 5, 109, 15 f.
Mai 29, Berka. 591 lo
Eiemer musste den für Halle entworfenen Prolog
und das Iiobsi)iel auf Beil [,Was wir bringen. Fortsetz-
ung*] vorlesen. Auch von dem unternommenen Stück
zu des Königs von Preussen Empfang in Berlin wurde
gesprochen. i5
Mit Fr. V. Müller u. Riemer. — Gespräche 3, 130 (Mül-
ler S. 9).
Mal 30, Berka. 592
Tausend Dank, mein Werthester, für bisherige Assis-
tenz. Ich höre das Beste von unseren Decorationen, so
Nim eine abermalige Bitte: wir haben doch unsere Dä-
monen im ,Don Juan* nach einem Muster auf einer
antiken Vase in dem Millinischen Werke verfertigt Mö-
gen Sie mir ein paar solcher Teufelchen, die im Gegen-
satz von Genien, Camillen,^ Knaben aus der ,Zauber- s»
flöte* ahndiiii^svoll und prächtig ausgestattet wären, er-
finden, redigiren und sich selbst einander wieder entge-
* ,EpImenides Erwachen*, bei dessen Entstehung Rieraer und
Meyer vielfach berathend Theil nahmen (vgl. Nr. 592 und
601, und das 303, 30 genannte Concept in W. 10. 493 mit 30
H l)e5ieichnet). und .Was wir bringen. Fortsetzung*, dessen
Ausführung Goethe zum grössten Theil Riemern anvertraute.
* „Camlllus** und ,,Camilla", lateinische Bezeichnung für „Kna-
ben und Mädchen, welche theils zur Administrtruug bei den
Opfern gebraucht wurden, theils als Novizen ihre r^ehrjahre 85
vor ihrem Eintritt in die priesterlichen Würden hier durchzu-
machen hatten" (Joseph Kehrein: Fremdwörterbuch S. 304).
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 319
[Mai 30, Berka.] [592]
gensetzen, so geschähe mir ein grosser Dienst; Gold
und selbst Juwelen müssten nicht gespart sein. Ver-
zeihen Sie, aber es ist ein sehr wichtiger Punct in meiner
5 Arbeit für Berlin. Eine ungeheuere Last, die ich mir auf-
gelegt habe, sie wird aber auch abgesetzt werden, um
wie gewöhnlich neue Lasten aufzuhocken.^
An H. Meyer. — Br. 24, 294, 4-19.
Mai 30, Berka. 593
10 [Früh] Vorspiel.
Tgb. 5, 109, 27.
Mai 31. Berlta. 594
Abends am Berliner Vorspiel geschrieben. . . . [Brief
an] ^I e y e r wegen Dämonen [s. Nr. 592] . .
16 Tgb. 5, 110. 7. 9 f.
Juni 2, Berka. 595
Nachmittag am Vorspiel dictirt.
Tgb. 5. 110. 15.
Juni 3, Berka. 596
20 Früh am Vorspiel dictirt.
Tgb. 5. 110. 16.
Juni 4, Berka. 597
[Früh] Am Vorspiel gearbeitet.
" Tgb. 5, 110, 18 f.
25 ?Juni 5. Berka. 598
[Früh] Dictirt.
Tgb. 5, 110. 24.
?Junl 7, Berka. 599
[Früh] Dictirt.
80 Tgb. 5. 111, 10.
Juni 8, Berka. 600
Früh am Vorspiel gearbeitet. Mittags vorgelesen.
Tgb. 5. 111. 14 f.
Juni 9, Berka. 601
35 Es waren wohl sehr fruchtbringende Tage, die wir
zusammen zubrachten.^ Haben Sie Dank für so gute
* Der Brief ging erst am 31. ab, vgl. Nr. 594.
• wahrend der ersten Juni- Woche nennt Goethes Tagebuch
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320 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[Juni 9, Berka.] [601]
Assistenz, ohne die ich mich in der grössten Verlegen-
heit befunden hätte.* Ich muss aber Ihren Beistand
nochmals anrufen, denn Epimenides naht sich seinem
Erwachen.^ Das Stück ist so gut wie fertig, aber frei- ö
lieh die letzte Hand anzulegen wage ich kaum allein;
ich stehe noch zu nahe dran. Könnten Sie daher Sonn-
tags [12.] mit den Frauenzimmern herauskommen, so
würde ich dadurch sehr gefördert sein; zu Beschleu-
nigung aber sende die zweite Abtheilung, die nun zu- lo
sammenhängt, zu gefälliger Durchsicht und einstweiliger
Interpunction, die ich theils ganz weggelassen, theils
nur mit Bleistift angegeben habe.
Die mit Bleistift geschriebenen Anmerkungen sind
vorerst nur zur allgemeinen Notiz. Ich kann hoffen, i5
dass, bis Sie herauskommen, auch der Anfang fertig
sei, und Sie alsdann alles mit hinein nehmen, um durch
irgend eine leserliche Hand die Abschrift machen zu
lassen. Sobald dieses fertig ist, wollte ich sie Iffland
durch eine Eetaffette schicken, um mich also auch von 20
dieser Schuld zu erledigen.
An Riemer. — Br. 24, 297, 14— 298, 11.
] [Juni 9? Berka.]» 602
Damit mein metallisches Wesen recht geläutert und
Riemern am 4., 5. und 6.; am 6. Nachmittags war Riemer mit 25
Goethes Frau und Anderen nach Weimar zurtick gereist (vgl.
Tgb. 5, 111, 4 f.), besuchte aber schon am Nachmittag des 9.
(mit Meyer und dem Kanzler Müller) Goethe wieder in Berka;
Jedenfalls ist obiger Brief nebst dem In ihm genannten Manu-
script vor Riemers Ankunft abgesandt worden, sonst hätte so
Goethe die Zusammenkunft für den Sonntag (Z. 7 f.) gewiss
mündlich mit Riemer abgemacht und ihm gleich die Hand-
schrift (Z. 10) mitgegeben.
> Wegen des Vorspiels für Halle (vgl. 318, 31 f.).
• In Aufzug 2 Auftritt 5 (Auftritt 19 des Ganzen nach dem 35
Berliner Druck).
• Das Datum des, nur in einem undatirten Concept vorliegen-
den. Briefes ist so gut wie gewiss. Wolf war am 7. in Berka
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1814 BPIMBNIDBS ERWACHEN. 321
][J(mi 9? Berka.] [608]
gediegen werde, bin ich abermak wie [in] eine neue
Oesse geworfen, wo die gewaltigsten Blasebälge mich
anfauchen. Qeheimerath Wolf ist seit mehreren Tagen
6 hier, und dieser wundervolle Mann nimmt mich unter
den Ämbos der Kritik, da mich die Flammen der Poesie,
aus denen mein Festspiel hervorgeht, schon flüssig ge-
nug geschmolzen hatten. Wie sehr hätte ich Sie zu uns
gewünscht,^ denn da wird alles aufgeregt, was man be-
10 sitzt) und einem ein noch ungeheurer Beichthum aufge-
drungen; bald weiss ich nicht mehr, wie ich schleppen
soU.
An H. Meyer. — Br. 24, 390.
Juni 9, Berka. 603
16 [Früh] Dictirt . . . [Sendung an] Riemer, die
zweite Abtbeilimg vom Berliner Vorspiel [s. 'St. 601].^
Tgb. 5, 111. 17. 28 f.
?Junl 10, Berka. 604
[Früh]. Kctirt.»
20 Tgb. 5, 111, 25.
eingetroffen; da Meyer am 9. Naclimittags nach Berka kam,
brauchte der Brief nicht abgeschickt zu werden; vielleicht
wurde er es doch, wie der an Riemer (vgl. 320, 29 f.), und Ist
nur nicht auf uns gekommen.
26 * Am 8., unter dem Goethe vermerkt: „Geheimerath Wolf.
Ueber's antike Theater, besonders das griechische*' (Tgb. 5,
111, 15 f.).
' Obgleich der Vermerk Aber diese Sendung den S c h 1 u s s der
Tagebuchnotizen des 9. bildet, wird das 320, 25—83 G^esa^
80 doch zutreffen.
• Dass die für Sonntag den 12. von Ck>ethe gewünschte Zu-
sammenkunft und Arbelt mit Riemer (vgL 320, 7—9) Statt
gefunden hat, beweist das Tagebuch vom 12.: „[Morgens]
Die Frauenzimmer von Weimar zurück und Riemern mltge-
85 bracht"; dieser blieb bis zum 16. früh Jn Berka (Tgb. 5, 112^
3 f. 26), »o dass für den 13., 14. und 15 eifrige Arbelt am
,Eplmenldes' und gemeinsame Berathung darüber anzuneh-
men ist.
Hierher gehört auch folgende Mittheilung Riemers: „Ck>e-
Gr2f, Goethe fiber s. Dichtmigen T. n, B. 1. 21
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322 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
VJunl 14, Berka. 605
[Früh] Dictirt
T^b. 5, 112, 14.
Juni 15, Berka. 606
^Vor allen Dingen mufie ich Ihnen, verehrter Mann, s
the arbeitete eben an seinem ,Epimenides' und liess zum
Behuf seines gegenständlichen und anschaulichen Dichteos,
das zur Anfertigung eines opemartigen Dramas des musika-
lischen Elements bedurfte, von dem dortigen ausgezeichneten
Pianisten und Organisten, dem Badeinspector Schütz, sich lo
mehrere Muslkstücke, meist Bachische Sonaten vortragen
[vgl. W. 36, 80, 21—23], die er mit ganz besonderem Ausdruck
und ungemeiner Fertigkeit wiederzugeben verstand" (Ge-
spräche 3, 136, aus Riemer 1, 266). Demnach kommen liier
mittelbar folgende Tagebuchvermerke vom Jimi in Betracht 15
(Tgb. 5, 111, 27 f. 112, 6--8. 11 f. 18 f. 24 f. 113, 9 f. 26. 114, 7):
10: „Abends . . Der Badeinspector auf dem Ciavier ge-
spielt von Mozart*'.
12: „Abends . . Der Badeinspector Glavier gespielt".
13: „Abend der Badeinspector von Bach gespielt". so
14: „Abends . . Der Organist spielte Glavier".
16: „Abends . . Der Organist die Bachischen Sachen ge-
spielt".
17: „[Abends] Der Organist auf dem Ciavier vorgespielt".
20: „Abends Bachische Sonaten durch Schütz". ss
21. „Abends der Organist".
' Iffland an Goethe Juni 2: „Mit der grössten Freude habe ich
am 31. Mai den Aufsatz [s. Nr. 583] erhalten, . . . Ich weiss
nicht, wie ich zu dem schiefen Gedanken gekommen bin,
selbst noch eine kleine Weile nach der Durchlesung, in der so
Person des Epimenides die Anspielung auf unsernKönig
zu suchen. Ich sah nachher bald, dass hievon keine Bede
war, noch sein konnte. Gleichwohl ist es noch immer andern
Lesern ebenso gegangen, nicht aber meinem Schwager, dem
Herrn Legations-Rath Greuhm und Herrn Staatsrath ühden. ss
Da sich aber nun beweist, dass dieser Missgriff eine Mög-
lichkeit ist, so will ich lieber das Lächerliche meines Fehlers
bekennen, damit Sie gleich Anfangs durch ein paar bestimmte
Pinselstriche, zum Besten der Einfältigen geführt, vor diesem
Abwege, der schädlich werden könnte, sichern. . . . Die P o - io
1 e n könnte man, glaube ich, ohne Anstand vergessen haben.
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 323
[Juni 15, Berka.] [606J
den aufrichtigsten Dank abstatten, dase Sie mir Ge-
legenheit geben^ und zwar eine so würdige, der Nation
auszudrücken, wie ich Leid und Freude mit ihr empfun-
5 den habe und empfinde. Wenn dieses zuvörderst vor
Ihrem Könige, Seinen höchsten Gästen und den werthen
Berlinern, unter denen ich so viel Gönner und Freunde
zähle, geschieht^ so ist es ein imerwartetes Glück. Möge
der Beifall, den Sie dem Entwurf gegönnt, auch der
10 Ausführung zu Theil werden.
Denen Herren Uhden, Weber, Bumat,^ imd wer sonst
sich meiner erinnert, und an diesem Vorhaben theilneh-
men mag, empfehlen Sie mich schönstens, . .*
An Iffland. — Br. 24. 209, 4-17.
16 Juni 15, Berka. 607
[Bemerkungen.] ^
Hierbei folgen einige Bemerkungen, sowohl bezüglich
auf dasjenige, was mir in der letzten Sendung* mitge-
theilt worden, als auch, was sich weiter nöthig macht.
20 Die allgemeinste stehe voran.
Der Erwähnung der Engländer kann man sich in der
That nicht entziehen. Desto mehr Umstände treten zusam-
men, die es geschehen lassen können, dass man der Schwe-
den nicht eben allzu weltläuftig gedenke, obschon es wahr-
36 scheinlich unrecht ist"; am 4. Juni sodann thellt Iffland
Goethen mit, dass die Aufführung für die Tage vom 20. bis
24. Juli geplant sei (WH. 11 (1), 112 f.).
* „Prof. Bumat war der Berliner Decorations-Maler, an dessen
Stelle jedoch der Decorations-Maler Winkler aus Dresden die
80 Decoratlonen für den ,EpimenIde8* übernahm" (WH. 11 (1),
114*).
• Mit diesem Briefe ging Nr. 607 und ein fertiger Theil der
Dichtung ab. am 16.? (vgl. Nr. 608.)
• Mit Nr. 606 am 16. (?) nach Berlin gesandt: nach dieser Ab-
36 Schrift in WH. 11 (1), 145—150, hier nach der von Goethe
zurückbehaltenen Reinschrift wiedergegeben.
* Ifflands Brief an Goethe vom 2. Juni, s. 322, 27— 323, 25.
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324 EPIMBNIDBS ERWACHEN. 1814
[Juni 15, Berka.] [607]
Ich fühle wohl, dass ich in der Entfernung bei ver-
schiedenen Angaben in einen doppelten Fehler fallen
kann, einmal, daes mich die Eänbildnngskraft verleitet,
über das Mögliche hin&ns zu gdm, sodann aber, dase ich &
mir dasjenige, was auf einem grossen Theater möglich
ist, nicht vergegenwärtigen kann. In beiden Fällen bleibt
das Verengen oder Erweitem den sach- und ortkundi-
gen Männern anheim gestellt.
Bei einem gewissermassen mysteriösen Werke, wie die- lo
ses, hat man freilich darauf zu sehen, daas keine fal-
schen Deutungen gemacht werden; damit man also nicht
etwa hinter dem Epimenides den König suche.^ wird
Epimenides in der ersten und zweiten Scene, erst allein,
sodann mit den Qemen, sich, sein Schicksal und seine i»
Personalität exponiren. Allein man könnte noch weiter
gehen und die Sache unter dem Volke vorbereiten. Der
Titel und der Inhalt des Stücks kann kein Qeheimniss
bleiben; daher wird jedermann fragen: was ist denn der
Epimenides?* Da könnte man denn auf irgend eine ao
schickliche Weise, zu welcher ein öflfentliches Blatt wohl
Gelegenheit anbietet, Folgendes imter das minder ge-
lehrte Publicum bringen:
„Epimenides, einer Nymphe Sohn, auf der Insel
Kreta geboren, hütete die väterlichen Heerden. 2&
Einst verirrte er sich bei Aufsuchung eines ver-
lornen Schafs und kam in eine Höhle, wo er vom
Schlaf überfallen wurde, der vierzig Jahre dauerte.
Als er wieder aufwachte, fand er alles verändert;
doch ward er wieder von den Seinigen anerkannt, so
Die Nachricht dieses Wunderschlafes verbreitete
sich über ganz Griechenland, man hielt ihn für
einen Liebling der Q<)tter im.d verlangte von ihm
' Vgl. 822, 28-40.
* Wie awch geschah, vgl. 384, 32—86. 3»
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 325
[Juni 15, Berka.] [607]
Rath und Hülfe. Bei einer wüthenden Pest flehten
ihn die Athenienser an, dass er ihre Stadt reini-
gen und auseöhnen sollte. Die Kretenser sollen ihm
ö auch als einem Gott geopfert haben. Einige zählen
ihn, statt des Perianders, unter die sieben Weisen."
Folgendes könnte man hinzufügen:^
„In der neuen Dichtung nimmt man an, dass die
Götter den weisen und hülf reichen Mann zum zwei-
10 tenmal einschlafen lassen, damit er eine grosse Un-
glücks-Periode nicht mit erlebe, zugleich aber auch
die Gabe der Weissagung, die ihm bisher noch ver-
sagt gewesen, erlangen möge."
Brächte man auch dieses Andre nur abschriftlich un-
16 ter die Gebildetem, so würde sich mancher nach dem
mythologischen Lexikon umsehn und darin noch andere
Dinge von diesem Weisen erfahren, wodurch jene erste
mögliche Deutung völlig beseitigt würde.
Es ist wirklich eine Wohlthat, die man einem grossen
20 Publicum erzeigt, wenn man es, zu seinem Besten, auf-
klärend bearbeitet.
Ich war in Rom, als Abbate Monti seinen ,Aristodem^
wollte vorstellen lassen.^ Ich wohnte einer Vorlesung*
bei imd war unter denen, welche zweifelten, dasp daß
26 Stück greifen könne, weil die Italiener den Selbstmord
für die grösste Absurdität halten und sich nicht in die
Lage setzen können eines Königs von Sparta, der sich
aus Gewissensbissen entleibt. Die Wohlwollenden wur-
den daher einig, sowohl die alte Mythe als die neue Be-
80 arbeitung in allen Gesellschaften zur Sprache zu brin-
> Diese Zeile ist srestrtehen (vgl. W. 41 (1), 412). Das Vorher-
gehende (324, 24— 325, 6) wurde von Levezow im Vorwort zum
ersten Dnielv wiedergegeben.
* ^'gl. Epos 2. 563, 24—37. 646, 3—18.
86 • Die Abschrift für Berlin hat: „Vorstellung" (WH. 11 (1), 146).
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826 BPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[Juni 15, Berka.] [a07]
gen, ja sogar unter die Menge, welche jenes Theater ge-
wöhnlieh besuchten [so], einen günstigen Einfluss zu ver-
breiten. Vielleicht hätte auch ohnediess das Stück,
welches sehr gut geschrieben und trefflich aufgeführt, 5
nicht weniger von Nipoten begünstigt worden, sein
Glück gemacht; aber wir Andern bildeten uns ein, durch
unsere freundliche Einwirkung so viel beigetragen zu
haben, dass der Beifall einstiraniig und leuchtend war.
Herrn Staatsrath Uhden theilnehmend zu wissen,^ ist 10
mir unendlich angenehm. Wenn er meinen ersten Ent-
wurf [s. Nr. 583] mit Neigung aufgenommen, so wird
er dem gegenwärtigen Carton seine Theilnahme nicht
versagen; denn freilich Licht, Schatten, Farbe und Hal-
tung wird nur erst unter der Leitung einer meisterhaf- 15
ten Direction so durch unzählig grössere und kleinere
Mittel in das Bild gebracht werden.
Wenn man den Tempel unerschüttert stehn lässt, kann
es auch seine gute Deutung haben. Die ehernen Flügel-
thüren würden in zwei grosse und vier kleine Felder ge- ao
theilt, die zwei grösseren Hessen die bekannten Bilder
des Schlafs und Todes sehen.'
Das abwechselnde Licht bleibt ganz einer einsichtigen
Technik anheim gestellt.
Die Erscheinung der Diplomaten betreffend, bemerke 25
ich Folgendes: sie haben einzeln nicht zu sprechen, noch
zu singen; sie bilden bloss den Singe-Chor des Listigen
Dämons und einen Figuranten-Chor. Das Verschlingen
dieses listigen Geleits in die abmarschirende Colonne
und die dadurch entstehende Eetardation bei retardir- so
tem Tempo ist eine schöne Aufgabe für den Componist
und Ballet-Meister. Die Damen, welche an Adelheid von
Walldorf [in ,Götz^], Gräfin Terzky und andere erinnern
» Vgl. 822, 85. 828, 11.
* Nach Meyers Vorseblag, s. 304, 28—32. S6
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 327
[jBDi 15, Berka.] [tOT]
werden^ wäiea von Tänzerinnen vorzustellen. Die Män-
ner mittleren Alters erinnerten an Weißlingen [im
yGötz']^ die älteren an Qnestenberg.^ Zu den Doetoren
5 würden englische Portraits vortrefiQiche Kleidung lie-
fern. Die Geistlichen müssten an Eichelieu und Maza^
rin erinnern, wenn man auch nicht gerade die Kühnheit
hatte, sie als Cardinäle und Bischöfe darzustellen.^ Die
Pagen wünschte ich besonders klein und niedlich und
10 füge die Bemerkung hinzu, dass ich (Tielleicht aus Ge-
wohnheit, mit beschränkten Mitteln zu wirken) bei die-
sem Stücke nicht auf lauter neue Kleider gerechnet
habe, sondern eine unendliche Theater-Garderobe in Be-
wegung zu setzen dachte.
16 Die Anspielung, unter der Gestalt der Hoffnung die
höchstselige Königin vorzustellen, habe ich so leicht" als
möglich behandelt; das Aeussere sei einsichtiger Beur-
theilung anheimgegeben.*'
So bin ich gleichfalls vollkommen einstimmig, dass
20 man den neuesten Cavallerie-Anzug benutze, statt der
alten Johanniter, die mir in der Einbildungskraft edler
vorschwebten.*
* Vgl. Meyers Bemerkung 306, 32—34.
' In Weimar hatte man diese Kühnheit, wie das Rollen- Ver-
25 zeichniss beweist, nach dem Gels, als erster Dämon der List,
in der Gestalt eines Cardinais erschien (vgl. 402, 7 und
W. 16. 333, 11).
* Die Abschrift für Berlin hat: „leise** (WH. 11 (1), 147).
* Auf Goethes Aeusserung 310, 26—35 hatte IflHand am
30 2. Juni erwidert: „Eine zu nahe Hinführung vor diess
Bild k()nnte, besonders bei dem König, eine unbesiegbare
Wehmuth erregen, und die Möglichkeit des Gedankens nicht
erregen zu wollen, Messe an einer der höchsten
Schönheiten gleichgültig vorübergehn" (WH. 11 (1),
86 104 •).
' Vgl. Ifflands briefliehe Bemerkungen vom 2. Juni über den
312, 28—31 naclizulesenden Vorschlag Goethes, in WH. ll
(1). 104 ♦ ♦.
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828 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814
[Joni 15, Berka.] [607]
Die Polen sind mit Stillschweigen übergangen. Die
Engländer h&ben ihren Platz g^funden.^
Den Vorschlag, das Stück in Berlin drucken zu lassen,
finde ich den Umständen sehr gemäss und gebe einer 6
ansehnlichen Qeneraldirection ganz anheim, wie sie mit
denen Herren Duncker und Humblot desswegen con-
trahiren will.* Ich von meiner Seite sage zu, diese Ar-
beit vor künftigen Ostern nicht wieder abdrucken zu
lassen. Mein Vorschlag wäre eine schöne Quartaus- lo
gäbe, wozu man in der Folge die Theatercostüms, welche
in Berlin so treflflich gearbeitet werden, anbinden liesse.
Sodann würde ich zu einer Ausgabe in Taschenformat
rathen, welche um so geschmackvoller ausfallen kann,
weil die Zeilen kurz sind und man nur wenige wird 15
brechen müssen.
Nun will ich auch noch einiges in Bezug auf Compo-
sition hinzufügen, wenn es sich auch im Gnmde schon
von selbst verstünde, oder man darüber dort anders
dächte. Alles bleibt zuletzt doch immer den Ausführen- ao
den anheim gestellt, und ich werde durchaus Alles ge-
nehmigen.
Es liegt in diesem Stücke eine gewisse Disproportion,
wodurch es sich aber von den gewöhnlichen loslöst. Die
Theile der drei Dämonen sind so gehalten, dass jeder für 25
* Vgl. 322, 40— 323, 22. Im Coneept folgte hier noch: „Die
Schweden habe ich aus dem Mundum herausgelassen, aber
ein Blatt eingelegt, wie man ihrer aUenfalls beliebig geden-
ken könnte'*, das ist gestrichen, und von €k>ethe eigenhändig'
geändert: „WiU man die Schweden übergehen, so habe ein 80
Blatt eingelegt, wie man die Lücke zudecken könnte'' (W.
16, 511 zu Z. 2).
' „Duncker hatte durch Iffland von Goethes ,E/ erfahren
und am 4. Juni (Goethe ersucht, das Stück verlegen zu dür-
fen** (Br. 24. 393 zu 308, 22); vgl. 353, 10—12. 35
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 320
[Jani 16, Berka] [807]
sich eine Art Monodram ausmacht^ zugleich aber in's
Vorhergehende und Folgende eingreift.
Wir haben zur Ausführung dessen, was hier durch
5 Worte geleistet wird:
1. Beine Becitation ohne Accompagnement; die Stan-
zen der Muse und einen Theil der Rolle des Epimenides,
sowie die Stanzen, welche die Hoffnung spricht. Doch
hängt es vom Componisten ab, noch mehrere Stellen
10 bloss recitirend vorüber gehn zu lassen.^
2. Kecitation mit mehr oder weniger Begleitung oder
sogenJannte melodramatische Behandlimg. Dieses wür-
de der Fall bei dem Kriegsgotte und theilweise bei den
beiden andern Dämonen sein.
15 3. Bedtativ mit mehr oder weniger Begleitung: der
gröeste Theil der Partien der List und Sklaverei. Die
Partie des Letzteren [der Dämonen], welche sehr stark
ist, wäre nach der Möglichkeit der Kräfte des Sängers
zu behandeln. Von vom herein* sei alles massig, nur das
ao Bedtativ:
„So haVicheuch dahingebracht"
[Aufzug 1 Auftritt 14, Vers 503—513] und die Arie:
„Aufgeregte Höllenbilder"
[Aufzug 1 Auftritt 15, Vers 550 — 559] müssen die
26 grösste Gewalt haben, die auf einmal bei dem:
„Doch ich wittre Grabesduft"
[Vers 560] gebrochen erscheint, da denn von da aus
stufenweis ein neues, emporstrebendes und gewinnendes
Leben angeht.
80 * Da der letzte Satz („Doch . . lassen*) in WH. 11 (1), 148
fehlt, scheint Goethe ihn In die für ICfland bestimmte Ab-
schrift nicht aufgenommen zu haben.
* Das helsst: in den ersten Auftritten (vgl. GJ. 15, 252—256),
ebenso 333, 17. 334, 2 f.
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SSO EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814
(Jani 16, Berka] [607]
Uebrigens ist in dem Stück selbst mit rother Tinte
einiges angedeutet^ aber kein Vorschlag, noch viel weni-
ger Vorschrift^ sondern nur Andeutungen, weil ich an
die Massigkeit der italienischen Opern und an die in 5
ihnen sorgfältig beobachtete Vertheilung der Stimmen
durch's Ganze nach dem, was die Sänger physisch lei-
sten können, gewöhnt bin, daher bei dieser freien und
in gedachtem Sinne rücksichtslosen Arbeit immer einige
Sorge habe, dass die Partien den Sängern lästig werden lo
könnten.
Sobald als ich die Chaxakterisation der verschiedenen
Talente des Berliner Theaters erhielt,^ dachte ich so-
gleich es auch nochmals durch und fügte mehr ausge-
sprochene und benannte Personen hinzu, als im Pro- i5
gramm stehen. Wie ich mir nach diesem Anlass die Aus-
theilung gedacht, lege ich bei, ohne jedoch etwas vor-
schreiben zu wollen.
Nun erscheint aber noch ein Hauptbedenken. Ich
konnte nemlich wegen Kürze der Zeit, und weil mich «o
andere, bisher zurückgesetzte, Geschäfte drängen, kein
Manuscript für den Druck fertig machen. Die gegen-
wärtige Ausarbeitung, ob sie gleich hie und da von dem
Programm [s. Nr. 583] abweicht, muss doch aus demsel-
ben supplirt werden: denn es fehlen selbst darinne Be- «ö
merkungen, die in das Theaterexemplar einzuschalten
sind; sodann aber enthält es wieder Stellen, die sich
bloss aufs Theater-Arrangement und auf den Acteur
beziehen. Dieses Alles zu sondern, ist mir, wie gesagt^
unmöglich. Vielleicht hätte Herr Staatsrath TJhden die «o
Gefälligkeit, dieses Geschäft zu unternehmen, welches
dadurch erleichtert werden könnte, wenn man schnell
nach dem gegenwärtigen Exemplar eine andre Abschrift
Vgl. 300. 33-301. 6. 302, 33-35. 352, 29 f.
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1814 EPIMBNIDBS ERWACHEN. 381
[Juni 15, Berka.] [607]
machen Ueaee^ aus derselben wegstriche^ was da« lesende
Pnblicmn nicht angeht^ und ans dem Programm^ was zur
Deutlichkeit der Handlung nöthig ist^ hinzufügtet Ja
6 es kann der Fall kommen^ dass man bei der Vorstellung
einige Veränderung beliebt^ wie zum Beispiel, dass der
Tempel nicht zusammen stürzt, dergleichen wäre denn
auch nach Massgabe der Umstände zu verändern.^
Einige Zeichnungen, wie die Genien und Dämonen
10 allenfalls zu costümiren, liegen bei, wenigstens zur Ver-
anlassung.*
Wenn Bpimenides sich niederlegt, wünschte ich, dass
die Genien unter der Pforte räucherten, damit er gleich-
sam in einer Opferwolke verschwände.*
15 Das Costüm des Eriegsdämons könnte dem sogenann-
ten Mars oder Agamenmon im capitolinischen Museum
nachgebildet werden.
Femer Hessen sich, um das barbarische Heer recht
auffallend zu machen, die wunderlichen Costüms be-
20 nutzen, die man auf etrurischen Monumenten antrifft.
Die Lücken, welche im Text geblieben sind, und um
derentwillen ich die Sendung nicht aufhalten wollte,
sollen bald ausgefüllt sein. Sie sind überhaupt nur re-
citirend und halten also den Componisten nicht auf.
26 ^ Hiernach folgen, von Goethes eigner Hand geschrieben, im
Concept die Worte: „Noch eine Bemerkung stehe hier die
rhythmische Behandlung des Stücks betreffend. Man könnte
tadeln, daas die Silbenmasse nicht genugsam varilrt sind.
Ich habe aber bei einem Stück, welches allgemein wirken
30 soll, nicht künsteln, sondern mich vielmehr der bekanntesten
und leichtesten Silbenmasse bedienen wollen, da es ohnehin
von dem Componisten abhfingt, denselben Rhythmus lu ver-
schiedenen Tactarten zu behandeln" (W. 16, 513 zu Z. 22^.
* Vgl. Xr. 592. 594.
85 * Dnn'li Meyor angeregt, vgl. 304. 31 f.; ebenso die beiden
folgciulen An>Misungen. vgl. 304. 34—30. 305, 27—29.
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332 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[Juni 15, Berka.] [007]
Sollte im Emzelnen etwas zu bedenken sein, so sei
Ihnen jede Veränderung anheimgegeben; wollen Sie
mir jedoch, da wir Zeit haben, einige Nachricht geben:
so stehe ich auch hiezu recht gern zu Diensten.^ 6
W. 16, 507—514.
Juni 16, Berka. 608
[Abends?] Die Rolle für Berlin mit dem Vorspiel.*
Tgb. 5, 113, 4 f.
?Juni 17, Berka. 609 lO
[Früh]. Dictirt.«
Tgb. 5, 113, 6.
Juni 20. Berka. 610
Nächstens mehr! Ich bin diese Tage durch eine allzu-
kühn übernommene Arbeit so festgehalten, dass ich mich ift
nicht umsehen kann.
An J. F. H. Sehloflöer. — Br. 24, 302, 12-14.
Juni 21, Berka. 611
Sie erhalten, mein werthester Herr Professor, hier-
bei die erste Abschrift des ,Epimenide s',*' zugleich ao
» Wegen der Lücken (331, 21 f.) vgl. 333, 30—334, 10.
Die Antwort Ifflands vom 21., in der dieser den Besuch
des Componisten, des Capellmeisters B. A. Weber, ankündigte,
liess Weber sofort nach seinem Eintreffen in Berka, am 24.
Abends, Goethen einhändigen (vgl. WH. 11 (1), 114 f.); vgL 25
353, 20-26.
* „Abgesendet*' wird man ergänzen dürfen nach 353, 13—16
(vgl. W. 16, 507*). Ausser dem bis dahin Vollendeten ent-
hielt das Packet auch die Bemerkungen Nr. 607.
* Am Morgen des 18. fuhr Goethe nach Weimar und kehrte so
erst am 20. früh nach Berka zurück; bei den Zusanmienkünf-
ten mit Meyer und Riemer, deren das Tagebuch am 18. und
19. gedenkt, wird das Gespräch sich auch mit ,Eplmenlde8'
beschäftigt haben.
* Nicht bekannt, daher audi der Inhalt der einzelnen Blätter, 8&
wie sie 334, 4—10 aufgeführt sind, nicht näher angegeben
werden kann.
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 33S
[Juni 21, Berka.] [611]
auch die Acten, worin sich das Programm [s. Nr. 583]
befindet. Mögen Sie wohl beide gegen einander halten
und überlegen, inwiefern man ein Exemplar für den
6 Druck daraus redigirte.^
Noch eine andere Ueberlegung aber gebe ich Ihnen
anheim. Bei flüchtiger Durchsicht des Programmß
bemerke ich, isss ich manche Motive, die es nicht ent-
hält, bei der Ausführung gefunden und gebraucht,
10 andere aber fallen lassen. Wollten Sie bedenken, ob
man vielleicht von den letzteren einige noch aufnähme,
zum Beispiel dass man die Ergebung des Epimenides in
den Willen der Götter^ und seinen Abschied von der
Welt etwas umständlicher behandelte. Hierbei aber habe
16 ich nur, wie bei andern ähnlichen Stellen, das Beden-
ken, dass das Stück ohnehin schon stark aufgequollen
und man alle Ursache hat, vom herein die Exposition
und die Bntrten der Dämonen lakonisch zu halten,
weil es sich hinterwärts ohnehin weiter ausspinnt, be-
'20 sonders wenn die Mädchen kommen, wie denn auch schon
der Dämon der last nicht kurz abgethan werden konnte.
Uebersehen Sie das mit freierm Blick, als mir jetzt
möglich ist.
Die raschen Wendungen und der Lakonismus der
25 ,Zauberflöte^ sind in dem gegenwärtigen Falle
sehr nachahmungswerth, auch habe ich sie vor Augen
gehabt, doch neigt sich meine Art und Weise immer zur
Ausführlichkeit.
30 Was die für Berlin abzuschreibenden Stellen betriflft,
welche in dem dorthin abgesendeten Exemplar als
Lücken geblieben,' bemerke ich vorläufig Folgendes.
* Vgl. 330, 19-831. 4.
• VgL 303. 20-24.
36 • Vgl. 331. 21 f.
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884 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814
[Juni 21, Berka.] [611]
Ich habe, der mehreren Deutlichkeit Willen, von vom
herein das Manuscript foliirt.
1 und 2 haben sie dort,
2 b und 3 wäre abzuschreiben. &
4 und 5, obgleich ein Theil davon schon in Ber-
lin ist, könnte des Contextes wegen gleichfalls
abgeschrieben werden;
6 bis 10 aber fiele weg.
11 und 12 würde wieder abgeschrieben. lo
Von da an war in jenem Manuscript keine Lücke
mehr. Jedoch braucht man sich mit dieser Abschrift
nicht zu eilen, es ist Zeit, bis wir uns gesprochen und
mündlich berathen haben; soviel nur vorläufig.^
An Riemer. — Br. 24, 303, 17—305, 9. 15
Juni 21, Berka. 612
[Früh] Das Vorspiel fertig gemacht. An Riemer ge-
schrieben [s. Nr. 611].
Tgb. 5. 114, 4 f.
Juni 22, Berka. 618 20
[Abends?]. Das Berliner Vorspiel an Riemer.'^
Tgb. 5, 114, 11.
Juni 23, Weimar. 614
Soviel mir das Berliner Theater bekannt geworden,
wünsche die vorstehende Besetzung.^ 25
Eigenhändige Bemerkung auf einem Blatte, das die
Vertheilung der Rollen an die Schauspieler des Berliner
Hoftheaters enthält. — W. 16, 525.
Juni 24. Berka. 615
Er nahm uns [Weber und Duncker] noch am Abend 30
sehr freundlich imd liebreich auf. . . . Die erste Zusam-
* Brief und Handschrift ging am 22. ab, s. Nr. 613.
« VgL Nr. 611.
• Das Blatt „hat Weber wohl mit nach Berlin genommen'*
(W. 16. 525). vgl. 337, 35-38. 35
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 335
[Jnni 84, Berk».] [615]
menkiuift wurde auf Sonnabend [25.] früh 8 Uhr ver-
abredet.
Mit B. A. Weber. — WH. 11 (1), 116 (Weber an Bsper-
6 stedt, Juni 26. — Fehlt in den ,Gespräclien*).
Juni 24, Berka. 616
Mittags 2ielter. . . . Abends der CapeUmeister Weber
und der Hofrath Duneker, beide aus Berlin.^
Tgb. 5, 114, 18-20.
10 Juni 25, Berka. 617
Wir [Goethe und Weber] blieben von dieser Stunde
[8 Uhr Morgens] bis 12 Uhr eingeschlossen beisammen.
Ich [Weber] kann Ihnen nicht beschreiben, . . mit^wel-
cher Aufmerksamkeit er aUe meine Bemerkungen an-
15 hörte, mit welchem kindlichen Gemüth er meine ge-
wünschten Abänderungen auf der Stelle niederschrieb,*
wie ihn die musikalische Ansicht, die ich ihm von dem
Ganzen gab, begeisterte, und auf neue Ideen brachte,
wie erstaunt und erfreut er zugleich war, als ich ihm
io sagte, das Stück solle im grossen Opemhause gegeben
werden. . . . „Hätte ich das gewusst, dass meinem Stück
die Ehre, im Opemhaujse gegeben zu werden, widerfah-
ren sollte, wafi hätte ich noch machen wollen," rief er
einige Male aus. Nach dieser Conferenz spielte ich ihm
26 das Wenige vor, was ich schon gemacht hatte, und was
seinen ganzen Beifall erhielt. Eine zweite Conferenz
wurde auf den Nachmittiig verabredet.'
Mit B. A. Weber. — WH. 11 (1), 115 und 108 (W^eber
an Esperstedt, Juni 26; Z. 13—18 wörtlich auch an Iffland,
80 Juni 26. — Fehlt in den .GeeprächenO.
' Wegen des Vorlegers Duneker vgl. 328, 4—8 und Nr. 625.
• Vielleicht gehört Nr. 618 zu dem am 25. Morgens Niederge-
schriebenen; vgl. auch 353. 27— 354, 3.
• In W>ber8 Brief heisst es weiter: „Wie wir vom Tische
35 aufstanden, so kamen Grelehrte und Künstler aus Weimar,
mit denen er sich wieder einschloes, . . [vgl. Tgb. 5, 114,
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EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
][Juni zwischen 25 und 30, Berka oder Wedmar.]^ 618
Einzuschiebendes Stück.^
Demoiselle Schmalz.
Kurzes Becitativ und Arie mit Chor
Im Charakter der Beharrlichkeit
Schmalz, Rebenstein, Gern*
zu drei, in Gebet und frommen
Wunsch einfallend.
Hieran schliesst der obige Chor,
Den Text des Terzettes wiederholend. lo
Arie: ,,Auf geregte HöUenbilder*^
mit dem männlichen Beim in der zweiten Zeile.^
In der 19. Scene noch eine Stanze
der Hoffnung,
In der 23. Scene, am Schluss: i*
Sämmtliche Chöre:
„Und nun vor allen"
In das Silbenmass des Marsches
„Brüder auf! die Welt zu befreien"
umzuschreiben. «o
Grosse malerische Gruppe zum Schluss.
Schlusschor, nach der gegebenen Melodie.
Einzelnes Blatt. — W. 16, 615 f.
28—26.] . . . Aus meiner Conferenz wurde nichts" (WH. U
(1), 116). 25
Zu dem Eindruck des von Weber Vorgespielten auf €k>ethe
vgl. 340. 29-341, 2.
* Wegen des Datums vgl. 335, 15 f. 32 f.
* Die Ausführung a W. 16, 549-^51; vgL 339. 16 f. 29-34.
» Die den Dreien zugedachten Rollen: Beharrlichkeit, Jugend- «o
fürst, Eplmenides.
* Beide Zellen sind durchgestrichen, „offenbar zum iSeichen,
dass dieser Punct erledigt war. Da er allein durchstrichen
ist, Bo möchte ich daraus schliessen. dass er zuerst eriedigt
wurde" (Fielitz in W. 16, 515). 86
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1814 BPIMBNIDBS ERWACHEN. 337
Juni 26, Berka. 619
Mittags mit Zelter und den beiden Berlinern [Weber
und Ihincker]. . . . Abends die Berliner.
Tgb. 5, 114, 22 f. 26.
Juiii 20. Berka. 620
Heute früh war ich [Weber] wieder mit ihm und dem
Herrn Prof. Biemer . . von 8 bis 11 Thr zusammen.*
Er war noch mehr vom Enthusiasmus ergriffen wie
gestern. Da er wünscht, dass ich seine Ideen klar imd
deutlich mitbringen möchte, um nach seinem Sinne
mit Ihnen [Bsperstedt] . . in Berlin alles einrichten
zu können, so bat er mich inständigst, in Berka zu blei-
ben, bis ich ein ganz vollkommenes Exemplar gleich
mitnehmen könnte. Ich erwiderte, in Weimar so lange
16 zu bleiben, einige fertige Stücke mitzunehmen und dort,
weil ich keinen Augenblick zu verlieren hätte, gleich
anzufangen, zu componiren, . .*
Mit B. A. Weber. — WH. 11 (1), 115 (Weber an Esper-
stedt, Juni 26. — Fehlt in den .Gesprächen*).
10
ao * Riemer war (laut Tgb. 5, 114, 22) am 25. Abends nach Berka
gekommen; am Morgen des 26. nennt Goethes Tagebuch ihn
nicht (vgl. Nr, 621), sondern nur: „Mittags Riemer und Zelter.
. . . Abonds Zelter und Riemer" (Tgb. 5, 114, 28— 115, 2).
* Weber fJihrt unmittelbar fort: „was diesen Augenblick, wie
26 dieser Brief geendet ist, geschiehet Nun bringt Herr von
Goethe diesen Nachmittag mit Herrn Prof. Riemer wieder in
diesem Geschäfte zu. Morgen [27.] früh bringt mir Letzterer,
von Berka kommend, wieder einige Stücke zum Componiren
mit Da das Ganze, — was den musikalischen Theil betrifft,
30 — beinahe ganz umgestürzt worden ist, so glaubt Herr von
Goethe, vor Mittwoch [29.] Abend nicht mit Herrn Riemer
fertig zu sein. Donnerstag [30.] früh fahre ich nach Berka,
und hole das Ganze nach einer nochmaligen Durchsicht [vgl.
dagegen Nr. 622. 623]. — Freitag [Juli 1] nach Weimar zu-
36 rück, und . . nach Berlin, Die Besetzung ist meister-
lich. Vorläufig: Bpimenides: Herr Gern — Die Hoffnung:
Madame Schroeck — Der Dämon der List: Herr Blume — Der
Jugendfürst: Herr Reben«tein; das Uebrige ist meistens ge-
Orif, Qoeth» Aber s. Dicbtooffen T. II, B. 1. 22
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838 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1814
Juni 26, Berka. 621
Früh der Capellmeister Weber* und Duncker, welche
nach Weimar gingen.
Tgb. 5, 114, 27 f.
Juni 29. Weimar. 622 5
Früh . . Weber.*
Tgb. 5, 115, 11.
Juni 30, Weimar. 623
Früh letzte Berathung mit Capellmeister Weber.*
Verreiste derselbe mit Duncker. lo
Tgb. 5, 115, 14 f.
Juli 1, Weimar. 624
. . ich habe die letzten vier Wochen in grossem
Drange nnd mancherlei Unruhe verlebt; . .
An V. Leonhard. — Br. 24, 806, 7 f. 15
Juli 5, Weimar. 625
E. W. Wunsch gemäss> habe den Unterlassenen Auf-
satz^ ausgefüllt uaid unterzeichnet^ ich genehmige den-
selben in allen Hauptpuncten^ nur zu dem am Schlüsse
Hinzugefügten kann ich mich nicht verstehen^ um so so
weniger, als mir der darin erwähnte Fall gar nicht denk-
bar ist." Mit nächster Poet soll der Anfang des Manu-
blleben. — Die Kuppel auf dem Tempel fällt weg, und bleibt,
wie HeiT Staatarath Uhden gesagt" (WH. 11 (1), 115 f.). We-
ber componlrte, wie er im gleichen Brief erzählt, von Goethes ^
Sohn (den er am 26. Nachmittags in Weimar kennen lernte)
eingeladen, in Goethes Haus, an dessen „Fortepiano"; vgL
864, 4-11.
» Vgl. Nr. 620.
• Vgl. 854, 12-18. 80
* Deren Inhalt zu ersehen aus 854, 12—22.
* Gewiss den Entwurf zu einem Vertrag wegen des Verlags
des ersten Druclses, vgl. Z. 10.
• „Für den Fall, dass durch unvorhergesehene Hindernisse die
Dunckersche Ausgabe erst 1815 In den Buchhandel komme, 35
sollte ausgemacht werden, dass Goethe eine zweite Aus-
gabe erst zu Michaelis 1815 erscheinen lassen dürfe'* (Br. 24,
894ZU 309. If.); vgl. 889, 18 f.
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 339
[Juli 5, Weinutr.] [625
Scripts abgehen, damit Sie den Druck beginnen können.
Das Uebrige sende baldmöglichst^ das dem Herrn Ca-
pellmeister Weber Zugesagte soll alsdann auch erfolgen!
6 Ich wünsche^ dasa Sie beiderseits Ihres hiesigen Aufent-
halts mit Zufriedenheit und Vergnügen gedenken mö-
gen, . .
An K. F. W. Duncker. — Br. 24. 306, 21—300. 10.
JuU 7, Weimar. 626
10 Dieselben erhalten hierbei den Anfang des Pestspie-
les, die Fortsetzung und der Schluss werden nächstens
erfolgen. Ihr Anerbieten der vierzig Louiad'or acceptire
hiermit und verspreche, dase vor Jubilate 1815 keine
weitere Ausgabe durch mich veranstaltet werden soll;*
15 . . Einige Bemerkungen habe ich auf dem zweiten Blatte
hinzugefügt. Beiliegendes Blatt^ bitte Herrn CapeU-
meister Weber zu übergeben.
Bemerkungen.
1) Die Auftritte werden nicht wie im Manuscript ge-
30 schehen mit arabischen Zahlen sondern ausgeschrie-
ben gedruckt:
nicht 1 Auftritt
sondern Erster Auftritt.
2) Zum Titelkupfer würde ich die Minerva in drohen-
25 der Stellung vorschlagen.*
Titel und Personen [-Verzeichniss] kommt nach.
An K. F. W. Duncker. — Br. 24, 809, 18—810, 9.
' Vgl. Nr. 626.
' Diese« Blatt ist nach Br. 24, 894 (zu 809, 22) „nicht erhalten'*;
30 nach W. 16, 552 dagegen erhielt Weber unter dem 7. Juli die
Ausfflhnmg des „Binzuschiebenden Stücks" W. 16, 549-551
(vgl. Nr. 618), über die der Componist sich dann in Briefen
vom 23. Juli, 8. September und 18. December gegen Goethe
äusserte (vgl. W. 16, 552 und unten Nr. 645).
85 • Ein Titelkupfer wurde nicht beigegeben.
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340 BPIMBNIDES ERWACHEN. 1814
]fJuli 7, Weimar.] 027
'Für den an mich ergangenen, so ehrenvollen An-
trag, hab' ich alle Ursache meinen lebhaftesten Dank
abzutragen, wobei mir sehr angenehm ist, dass ich
Ihren Wünschen, wo nicht unmittelbai^ doch mittel- s
bar entgegenzukommen im Stande bin.
Es hat nemlich vor einigen Monaten die angesehene
Generaldirection des Berliner Theaters von mir ein
Festspiel verlangt zur Feier der Ankimft ihres Königs
und seiner höchsten Gäste. Ich habe diese Gelegenheit lo
benutzt, um alles zur Sprache und Darstellung zu brin-
gen, was in den Gemüthem seit so vielen Jahren vor-
ging, und was sich nun in diesen letzten Zeiten so glück-
lich entfaltet hat. Mein Bemühen nichts zurückzulassen,
was man fordern und erwarten könnte, hat jenes Stück i*
zu einer solchen Vollständigkeit gebracht, dass ich,
wenn ich ein neues fertigen sollte, mich nur wiederholen
müsste. Mein stiller Wunsch, diese Arbeit nicht nur
für Berlin, sondern für das ganze Vaterland, nicht nur
für den Augenblick, sondern auch für die Zukunft un- 20
temommen zu haben, scheint sich durch Ihren Antrag
der Erfüllung zu nähern.
Jenes Drama ist dergestalt eingerichtet, dass ganz
reine Bedtation, Recitation mit melodramatischer Be-
gleitung, Recitativ, Cavatine, Arie, Duett-, Terzett und »
Chor mit einander abwechseln, so dass die vorzüglichsten
Schauspieler sowohl, als die Sänger darin ihre Talente
entwickeln können.
Herr Capellmeister Weber arbeitet an der dazu
nöthigen Composition, welche, nach denen mir bekannt so
^ ..Liebleh bat Goethe in einem Brief vom 28. Juni um ein
Stück, das an aUen deutschen Bühneji an Jedem 18. October
zur Feier der Leipziger Schlacht aufgeführt werden sollte"
(Br. 16. 3Ö4 zu 810, 10f.>; vgl. 354, 2(^35.5. 5. Liebichs
Bitte wurde unterstützt durch ein Schreiben der Frau v. ss
Grotthus an Goethe, vgl. Nr. 628.
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 341
J[Jali 7, Weinuir.] [027]
gewordenen Musterstücken, von grosser und schöner
Wirkung sein muss.
Das Stück wird gleich nach der Aufführung gedruckt
ö erscheinen, und Sie werden alsdann selbst urtheilen, ob
es werth sei, ein Saecularstück zu werden, und ob es
Ihren "Wünschen entspreche.
Haben Sie alsdann die Güte, mir ganz offen Ihre Mei-
nung zu sagen, und erhalten mir bis dahin Ihr freund-
10 liches Andenken.^
Au K. I.iebich. - Br. 24, 310, 10—311, 25.
Juli 7, Weimar. 628
^Ihr lieber theilnehmender Brief, verehrte Freundin,
ist mir kurz nach Herrn Liebichs zutraulichem Schrei-
15 ben' übergeben worden. Auch Ihnen danke ich für das
Vertrauen, das Sie zu mir hegen. Um Ihnen nun zu-
gleich die Lage, in der ich mich befinde, bekannt zu
machen, folgt hier eine Abschrift der Antwort an Herrn
Liebich [s. Nr. 627], worüber ich mir, wenn das Stück,
20 wie zu hoffen, Anfangs Augusts in Ihren Händen ist,
Ihre freundschaftlichen Gedanken erbitte.
Hier, . . was ich in Erwiderung Ihres theilnehmenden
Schreibens geschwind absenden will. Dass ich so lange
* Am 29. Juli bat Liebich brieflich um eine Abschrift des Fest-
26 Spiels und sprach den Wunsch aus, „zugleich Im Namen des
Landesgouvemeurs Grafen v. Kolowrat, Goethe möge etwaige
nöthig erscheinende Aendemngen selbst vornehmen" (GJ. 14,
126 zu Brief Nr. 80), femer theilte er in diesem Briefe mit:
„dass sein Capellmelster Karl Maria von Weber nach Berlin
30 gereist sei, um sich mit B. A. Weber zu verständigen" (Br.
25. 351 zu 28, 9).
* Das Folgende Ist die Antwort auf einen Brief der Adressa-
tin vom 30. Juni, in dem sie den Antrag des Theaterdirectors
Liebich eifrig befürwortet, s. GJ. 14, 66 f. und vgl. Nr. 627
85 nebst Erl.
» Vgl. 340. 31.
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342 BPIMENIDBS ERWACHEN. 1814
[JoU 7. Weinur.J [628]
geschwiegen . ., werden Sie mir gewiss verzeihen, wenn
Sie bedenken, dafis Vorgemeldetes* alles in sechs Wochen,
unter mancher äussern Unruhe, fertig werden musste.
Möchten Sie das Werklein bei seiner Erscheinung mit »
Gunst aufnehmen.
An S. V. Grotthus. — Br. 24, 312, 1—18.
Juli 7. Weimar. 629
[Nachmittags?] Nebenstehende Expeditionen. An
Duncker und Humblot das Festspiel zur Hälfte to
[s. Nr. 626]. [Brief] AnDirectorLiebich nach
Prag wegen eines Säcular-Spieles [s. Nr. 627]. [Brief]
An Baronesse von Grotthus nach Dresden
wegen desselben [s. Nr. 628].
Tgb. 5, 116, 22-27. 16
Juli 8, Weimar. 630
[Vormittags] Riemer, Festspiel für Berlin corrigirt.
. . . [Nachmittags?] Hofrath Meyer, Biemer, Bürger-
meister Kuhn, Hofrath Sartorius, denselben die Hälfte
des Festspiels vorgelesen. ao
Tgb. 5, 117, 6-10.
Juli 9, [Weimar.] 631
In diesen Tagen, in welchen ich mehr als billig be-
schäftigt war, . . . Mein Festspiel für Berlin ist, Gott
sei Dank, fertig; es hat mir zuletzt die meiste Qual 25
gemacht: denn bis so ein gebomes Kind getauft wird,
ist der Umständlichkeiten kein Ende.
An Knebel. - Er. 24, 312, 21 f. 313, 12-15.
Juli 9, Weimar. 632
[Vormittags] Die Abschrift des Festspiels für Ber- ao
lin geendigt.
Tgb. 5. 117. 18 f.
Wie es der Adressatin in der beigelegten Abschrift von Goe-
thes Sehrell»en an Liebleh (s. Nr. 627) bekannt wurde.
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1814 BPIMBNIDES ERWACHEN. 343
Juli 10, Weimar. 633
Mittags Sartoriuß. Blieb derselbe, und ich las ihm den
Schluss des Berliner Festspiels.
Tgb. 5. 117. 21—23.
6 Juli 11, Weimar. 684
[Vonnittags] Mit Riemer das Festspiel völlig redigirt.
Tgb. 5, 117, 28- 118, 1.
Juli 12, Weimar. 635
Sie erhalten hier, mein werthester Herr Duncker, den
10 SchlusB des Festspiels nebst dem Titel; ich wünsche,
dass es glücklich ankommen möge . .
Inliegendes [s. Nr. 636] bitte Herrn Capellmeister
Weber zu übergeben.
An K. F. W. Duncker. — Br. 24, 313, 18-20. 22 f.
16 Juli 12. Weimar. 636
E. W. verfehle nicht die Abschrift eines Briefes aus
Prag und meiner darauf ertheilten Antwort zu über-
senden,^ damitj wenn irgend Etwas diese Sache betref-
fend an Dieselben gelangte, Sie davon vorläufig unter-
20 richtet seien.
. . in TJeberzeugung, dass unser Geschäft einen glück-
lichen Fortgang nehme . .
An B. A. Weber. — Br. 24, 314, 1-6. 8 f.
JüU 12, Weimar. 637
25 [Friih] Riemer. Revision der Abschrift für Berlin.
. . . [Nachmittags] Riemer, Revision. . . . [Briefe] A n
Duncker nach Berlin, Schluss des Festspiels einge-
schlossen [s. Nr. 635]. An Capellmeister We-
ber [s. Nr. 636], Copie des Briefs von Liebich und
30 meiner Antwort. (Ging erst Donnerstags [14.]. ab.)
Tgb. 6. 118, 8. 10-16.
Juli 19, Weimar. 638
. . das projectirte Vorspiel für Halle war noch nicht
fertig, als ich mich verführen liess, ein Festspiel für
35 > Wegen des Briefes aus Prag vgl. 340, 31—36, Goethes Ant-
wort s. Nr. 027.
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844 BPIMBNIDBS ERWACHEN. 1814
[Jali 19, Weimar.] [t38]
Berlin zu unternehmen, welches bei Ankunft des Kö-
nigs und seiner höchsten und hohen Gäste aufgeführt
werden soll. Dieses hat mich auf 8 Wochen beschäftigt
und mir um so viel Zeit mehr geraubt, als Herr Capell- 5
meister Weber von Berlin ankam, um sich mit mir über
die Composition imd Auflführimg zu berathen.^
An CottÄ, — Br. 24, 319, 9—17.
August 29, Wiesbaden. 639
Ihre treulichen Auszüge und Nachrichten,'* . . sind zu 10
rechter Zeit glücklich antgekommen. Ihre Bemühungen
erkenne ich dankbar.
» Vgl. Nr. 616 ff. Weber, am 3. Juli wieder in Berlio einge-
troffen, hatte erklärt: „bis zum 21. Juli, zu welcher Zeit man
der Rückkehr des Königs entgegensah, den ,Prolog, wie er 15
componlrt werden muss', nicht liefern zu können. Er erhielt
fernere Frist, wovon die Berliner Theater-Commission, in
Abwesenheit des in Reinerz die Cur gebrauchenden Iffland,
unter dem 21. Juli Goethe Kenntniss gab: ,Da die Behörden
benachrichtigt wurden, dass die eigentlichen Feierlichkeiten 20
bis nach dem Wiener Gongress ausgesetzt bleiben sollten, so
ist dadurch die nöthige Müsse gewonnen, zu der Anfangs Oc-
tober d. J. erwarteten Ankunft des Kaisers von Russland MaJ.
in Berlin oder zu dem dann zu feiernden Friedensfeste oder
zur Rückkehr des Königs von Wien bei Gelegenheit der 26
grossen Feierlichkeiten den herrlichen Prolog, den wir E. E.
verdanken, vollständig und ganz würdig auf die Bühne brin-
gen zu können' " (WH. 11 (1), 115—117). Dieses Schreiben
traf am 29. Juli in Weimar ein (vgl. 355, 19— 356, 20), Goethe
war am 25. abgereist und begab sich über Frankfurt nach so
Wiesbaden und in den Rheingau und kehrte erst am 27. Oc-
tober nach Weimar zurück. Die Seinigen und Riemer hielten
ihn indess über alles, so auch über die Berliner Festspiel-
Angelegenheit auf dem Laufenden, vgl. Nr. 639, sowie 356,
19 f. und Br. 25. 19, 21-23. 349. 86
• Vgl. Z. 32-35. 356, 19 f.; für ,Bpimenides* kommt hier, ausser
dem Z. 17—28 angeführten Schreiben der Theater-Commis-
sion ein Brief in Betracht, den, wie aus Z. 13 f. zu schlies-
sen ist, Riemer von Berlin aus erhalten hatte (von Weber?).
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 345
[Augast 29, Wiesbaden.] [939]
Was die edlen Berliner betriflEt, so ist mein Vorsatz,
ganz stillzuschweigen und zu erwarten, was sie vorneh-
men. Schreibt man von dorther wieder an Sie, so ant-
5 Worten Sie, ich habe eine Rheinreise gemacht imd wei-
ter nichts von mir hören lassen; die Sache ist so ver-
wickelt und das Volk so schlecht, dass nichts daran zu
sehlichten und zu curiren ist. Es mag alles liegen biß
nach dem Congress, worauf so viel verwiesen ist. Wei-
10 tor möclit' ich kaum etwas sagen. . . .
Wegen TJebich weiss ich nichts zu sagen. ^ Vielleicht
hört man, was Maria Weber in Berlin ausgerichtet hat.
Durch jene böse Verzögerung wird nun wahrscheinlich
auch ein fernerer Gebrauch vereitelt. Uebrigens kommt
16 mir mein Dedain du sitcces^ hier abennals wohl zu
Statten.
An Riemer. — Br. 25, 27. 8-19. 28, Ö-14.
] [October ? . ?] 040
Was haben wir nicht für Kränze gewunden!
30 Die Fürsten, sie sind nicht gekommen;
Die glücklichen Tage, die himmlischen Stunden,
Wir haben voraus sie genommen.
So geht es wahrscheinlich mit meinem Bemühn,
Den lyrischen Siebensachen;'
26 Epimenides, denk' ich, wird in Berlin
Zu spät zu früh erwachen.
' Vgl. 341. 24-30.
' Dieser Ausdi-uck der Frau v. StaSl, den Goethe auch sonst
gelegentlich anführt findet sich In Theil 2 Capitel 7 Ihres
30 Werkes ,De TAUemagne*: ., . . on apergoit le dMaln du snccds
dans Goethe, ä un degr6 qui platt singuUdrement, alors m6me
qu'on sMmpatiente de sa n^gligence" (,Oeuvre« complötes de
Mme la ba rönne de Sta^l, publikes par son Als; . . Paris, 1820*
10, 240).
86 * RedactioD einer Sammlung von Festgedichten verschiedener
Verfasser zur Feier der sich hins^gemden Rückkehr des Her-
zogs Karl August
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346 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
](October ? , ?] [640
Ich war von reinem Gefühl durchdrungen;
Bald schein^ ich ein schmeichelnder Lober:
Ich habe der Deutschen Juni gesungen/
Daß hält nicht bis in October.- 5
Zahme Xenlen IX (V. 878—889, Nachläse). — W. 5 (1), 148.
October 31, Weimar. 641
Melde mir . . was, nach Deiner Ansicht, ,Epimenide8*
für Gebärden schneiden wird, wenn er erwacht.^
An Zelter. — Br. 25, 66, 12. 15 f. 10
* Erster Friede zu Paris, geschlossen am 30. Mal.
* lifland hatte den 19. October für die erste Aufführung des
,Eplmeiildes*, als Jahresfeier der Sehlacht bei Leipzig, be-
stimmt, war aber unerwartet am 22. September gestorben;
auch wäre der Componlst bis zum 19. October mit der Musik i&
noch nicht fertig geworden (vgl. WH. 11 (1), 117); so wurde
die Vorstellung abermals auf unbestimmte Zeit verschoben.
* Zelter, der in Wiesbaden längere Zelt mit Goethe zusammen
gewesen war, antwortet November 8: „üeber den ,E p 1 m e -
n 1 d e 8* weiss ich erst seit gestern von der Wlttwe I f f - ao
land (denn von allen Andern deckt Jeder seine Haut), dass
die Ursache einzig und allein am Oomponisten liegt, der nicht
fri-tig geworden Ist, wie ich gleich vermuthet hal)e da er
niemals Zeit hat ~ Zeit zu haben. . . .
. . . Haben sie Dir denn das Stück bezahlt? — Weber, 25
den ich fragrte, wusste es nicht, und es wäre mir daran ge-
legen, es zu wissen.
Auf meinen nächtlichen Reisen hat es nicht an Zeit ge-
fehlt, allerlei Remlniscenzen aus dem ,Epimenlde8* zu-
sammenzufügen. So hatte sich das Liedchen: „Vorwärts! so
Hinan!" in meinem Gehirne krjstallisirt und melodlsirt.
wie ich denn auch Dein Manuscrlpt selbst oft genug vor Au-
gen gehabt habe. Mit diesem Llede wollte ich Dich über-
rasc^hen [bei Goethes Rüclskehr von seiner Rheini-eise, 27. Oc-
tober], d. h. Eure Choristen in Weimar sollten es Dir vor $5
Deiner Thüre vorsingen. Nun geschah^s, dass Fürst Blü-
cher sich zum 11. October zur Singakademie anmelden Hess,
und ich wusste nichts Besseres zu thun, als ihn mit diesem
Llede zu bewirthen, das Ihm Freude gemacht hat, da es so
wahrhaftig und fein gegeben Ist. Auch haben es 181 Stimmen 40
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1814 EPIMENIDES ERWACHEN. 347
November 21, Weimar. 642
Femer ißt das „Vorwärts" angekommen,^ es
scheint aber diess nicht der Wahlspruch Euerer Anstal-
ten zu sein.
5 An Zelter. — Br. 25, 88, a-5.
December 12, Jena. 643
[Vormittags]. Knebel, ,Epimenides*.^
Tgb. 5, 142, 14 f.
December 13, Jena. 644
10 [Vormittags] Bei Knebel, zweite Hälfte des ,Epime-
nides*.
Tgb. 5, 142, 27.
December 21, Weimar. 645
E. W. Schreiben vom 13. December hat mir sehr viel
16 Vergnügen gemacht, weil ich daraus ersehe, dass Sie
nicht ermüden, Ihr grosses und liebenswürdiges Talent
einer Arbeit zu widmen, die wir, unter so schönen Vor-
bedeutungen, gemeinsam begonnen und fortgeführt ha-
ben. Ich zweifle nicht im mindesten, dass die Müsse,
20 die Ihnen durch den Aufschub geworden, dem Werke
sehr vortheilhaft sein werde, und ich freue mich schon
zum voraus, sowohl aufs Ganze, als auf die Stellen,
deren so genialische als sorgfältige Behandlung Sie mir
so frisch und energisch gesungen, dass dem Alten die Thrä-
25 nen entlaufen sind [vgL W. 16, 530 unter J*]. Darüber ist
nun Freund Web<'^r aus seinem I^ger aufgestört, und ich
werde zu thun haben, um ihn wieder gut zu machen. Viel-
leicht klagt er Dir sein Leiden selber, denn er hat mir sein
Manuseript geliehen, um es S c b u 1 1 z vorzulesen, und glaubt,
30 ich habe die Verse aus seinem Manuscripte abgeschrieben"
(G.-Zelter 2, 139 f.); nlit diesem Briefe schickte Zelter wohl die
Abschrift seiner Composition, die sich nach W. 16, 530 noch
in Goethes Notensammlung befindet (vgl. Nr. 642).
» Vgl. 346, 28—847, 2.
35 • Wie aus Nr. 644 zu schliessen, las Goethe die erste Hälfte
des Festspiels vor. Vgl. Knebels Brief an Frl. v. Böse vom
12. Januar 1815 (Knebels Naehlass I 3, 23).
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348 EPIMENIDES ERWACHEN. 1814
[December 21, Weimar.] [«46]
andeuten. Was die Arie der Demoiselle Schmalz^ be-
trifft, so füge ich die Veränderung bei, so wie auch,
wie allenfalls das Chor eintreten könnte. Ich glaube,
dass sowohl zur Wiederholung der einzelnen Sätze nun- 6
mehr die Gelegenheit gegeben ist, wie ich denn kaum
zu bemerken brauche, dass das Chor mit den Worten
beharret!
Nähret, Nähret I^
ohne die ganzen Zeilen zu wiederholen, eintreten und lo
die Solostimme tragen kann.
Die Arie direct an den König zu richten, halte ich
nicht für räthlich, weil es ohne sie schon etwas Schmerz-
liches ist, sich an solche Vergangenheit erinnern zu
lassen, wenn es auch nur indirect und im Bilde geschieht. 15
Zugleich bemerke, dass Herr Director Iffland mich aus-
drücklich vor einer solchen Anrede an den König ge-
warnt hat.' üebrigens glaube ich, dass demungeachtet
die Arie heroisch und prächtig behandelt werden könne,
indem es ja nur von E. W. abhängt» die schmerzlichen «o
und gleichsam niederdrückenden Stellen mit Kraft und
Indignation zu behandeln. Dergleichen Umsetzungen
des Charakters, wo der Componist gleichsam dem Dich-
ter zuwider arbeitet, thun oft die grösste Wirkung. Das
Schluss-Chor sende sobald möglich, es soll auf die mir 26
mitgetheilte Melodie* genau passen.
So kann ich denn auch zuletzt nicht verschweigen,
dass ich das Sujet einer grossen Oper [,Der Löwen-
stuhl*]^ welches ich schon lange mit mir herumtrage,
diesen Sommer schematisirt und dergestalt disponirt so
* Als Darstellerin der Beharrlichkeit, vgl. Nr. 618 und die
Stelle aus Webei-s Brief W. 16, 552 und 526; vgl. 357. 15—18.
« 8. W. 16, 550.
* Vgl. 299, 36 f. 381, 27-31 und die Verse selbst W. 16. r>49.
* Die Weber Goethen „in Berka vorgespielt" und die Goethe S5
„gutgehelssen" (W. 16, 526); vgl. 335. 24—26.
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1814 BPIMENIDBS ERWACHEN. 349
[December 21, Weimar.] [Mb]
habe, dass es nur einer Berathimg mit E. W. bedarf,
um ungesäumt an die Ausführung zu gehen. Wie sehr
wünschte ich, persönlich das Gelingen unserer gemein-
5 samen Arbeit in Berlin zu erleben und alsdann zugleich
das gedachte neue Unternehmen anzuschliessen.
Das ,Erwachen des Epimenides' kann man
am füglichsten ein Festspiel nennen, indem es das
erste Mal zu einem bedeutenden Feste gegeben wird,
10 und, wenn es Gunst erlangt, nur an Festtagen wieder-
holt werden kann.
Ad B. A. Weber. - Br. 26, 105. 1-106. 26.
] [December 26? Weimar.] — s. 8, 11. 646
December 27, Weimar. 647
16 Aus einem Briefe des Capellmeister Weber* sehe ich,
dass sie denn doch noch den Epimenides aus seinem
Todtenschlafe zu erwecken die Absicht haben, . .
An Zelter. — Br. 26. 119, 3-5.
1815.
20 Januar 5. Weimar. Ö48
Abends Niebeckers. ,Epimenides^ gelesen.
Tgb. 5. 146, 14 f. Ö48
] [Januar 7, Weimar.] — s. Nr. 13. 648 a
Januar 16, Weimar. — s. Nr. 14. 648 b
25 Januar 30. [Weimar.] 649
Wie schlecht sich die Berliner gegen mich aufführen,
ist kein G^heimniss.*
An Kinne. — Br. 26, 188, 16 f.
] [Februar 2, Weimar.] 650
30 Es hätte mir nichts Angenehmeres begegnen können,
als aus Ihrem Briefe* zu ersehen, dass Sie Sich noch un-
ermüdet mit der Ausbildung unserer gemeinsamen Ar-
> Vom 13. Decf^mber, vgl. Nr. 645.
• Vgl. 346. 2-10.
M • Vom 24. Januar, vgl. 857, 19-26.
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860 EPIMENIDES ERWACHEN. ISIC
[Februar 2, Weimar] [tSOJ
beit beschäftigen. Ich zweifle nicht, dase das Werk da-
durch immer mehr gewinnen wird. Geben Sie mii- aber
doch gefällig einige Auskunft über eine Stelle im ,Mor-
genblatt*, wo von Berlin aus gemeldet wird, dass in 5
Gefolg einer Königl. Cabinetsordre auf dem Theater
nichts^ was sich auf die nächsten Umstände bezöge, er-
scheinen, und also auch mein Stück nicht aufgeführt
werden solle.^
Da nach E. W. Aeuseerungen dieses ein leeres Ge- 10
rücht zu sein scheint^ so verfehle nicht» drei Strophen
Schlußschor^ zu schicken, die ich schon früher gesendet
hätte, wenn ich sie nicht den letzten Augenblicken recht
anzupaf^sen die Abeicht gehabt. Indessen glaube ich,
sie werden so ganz zweckmässig und singbar sein. 16
An B. A. Weber. — Br. 26. 185, 1—18.
Februar 20, Weimar. — ft. 12, 24. 651
März 4, Weimar. 652
[Vormittags]. ,Epimenides^ spukte.*
Tgb. 6, 162, 2. jo
• In Nr. 802 des .Morgenblatts' vom 19. December 1814 heisst
es auf Seite 1208, in den ,Oorrespondenz-Nachrichten\ unter
Berlin 22. November: „In einer Cabinetsordre hat der König
mit seinem anerkannt sarten Sinne alle Schauspiel-Prologe
und Zeitspiele untersagt, welche auf eine fremde Nation S5
hassende Beziehungen haben. — Das herrliche Vorspiel von
Goethe, welches wir erhofften, wird, da es zu einem schon
entschwebten Augenblicke nicht bis zur Aufführung gestaltet
war, der Sage nach, auch liegen bleiben; doch der wahrschein-
liche Abdruck, durch den gefeierten Dichter veranstaltet, 80
tröstet einigei*massen".
• Strophe 1, 2 und 4 des Schluss-Chors, vgl. W. 16. 526. 554.
• Tgb. hat: „spuckte". Bezieht sich wohl auf wiederauftau-
' chende Gerüchte, dass das Festspiel in Berlin nicht auf-
geführt werden würde (vgl. Z. 21—31), in Folge dessen Goethe n
dann unverweüt zur Abfassung des »Pro-Memwria* (Nr. 658)
schritt.
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1815 EPIMEMDES ERWACHEN. 351
März [zwischen 4 und] 6, Weimar. 653
^Geschichtserzählung.
Biuer Königlich Preussischen verehrten Theater-In-
tendanz wird, unter den vielen Angelegenheiten, welche
6 Sie beschäftigen, nachstehende nicht als die geringste
erscheinen, desshalb man sich eine geneigte Aufmerk-
samkeit auf den Vortrag derselben wohl versprechen
darf.*
(1814, 7. Mai.) Nach glücklich geendigten Kriegs-Er-
10 eignissen Hess der verewigte Iffland, im Frühlinge des
vergangenen Jahres, seinen Wunsch nach Weimar gelan-
gen, dass Unterzeichneter irgend eine Art Theatralischer
Einleitung zu jenen Festen geben möge, die man der
Rückkehr der Monarchen und ihrem Aufenthalte in Ber-
16 lin bereitete. Es sei hinreichend, wenn ein ßaum von
20 Minuten ausgefüllt würde. Als Honorar offerirte er
200 Bthr. ohne auf den Druck des Werkes Anspruch zu
machen.
(17. Mai.) Ich befand mich damals in Berka und er-
90 hielt den Brief nur späte,^ und da ich gerade mit einer
andern, höchst nöthigen Arbeit [,Was wir bringen. Fort-
setzung*] beschäftigt war, und den grossen Umfang des-
sen, was gefordert werden konnte, schnell überblickte.
* Das Folgende setzte Goethe zuniiclist auf als ein ,Pro-Me-
26 morla' (vgl. 358, 14; die W. 16, 517 gebrauclite Bezeicli-
nung „Bescliwerdeschrift" dürfte zu starlc und niclit In Goe-
tlies Sinne sein) an die Intendanz des Könlglielien Theaters
zu Berlin, sandte es Jedoch, als die Aufführung des Fest-
spiels für Ende März (durch einen am G. März eingetroffenen
80 Brief Duucliers) in sichere Ausöicht gestellt wurde, nicht ab,
sondern ordnete, nach Streichung des ersten und der beiden
letzten Absätze, die Blätter als ,GeschlcbtBerzählung' ein in
sein Bündel ,Acta Des Epimenides Erwachen und dessen
Herausgabe betreffend*.
85 * Dieser Satz ist gestrichen.
• Vgl. Nr. 574. 575.
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352 EPIMENIDES ERWACHEN. 1816
[Hfirz [zwischen 4 und] 6, Weim&r.] [653]
zugleich auch meine Unbekanntsehaft mit dem Berliner
Theater und Publicum bedachte, so lehnte ich den An-
trag ab, versprach aber, um meine Bereitwilligkeit zu
zeigen, eine ähnliche Arbeit für das zu erwartende Frie- s
densfest, und erbat mir hiezu einen Aufsatz, der mich
mit den Talenten der Berliner Schauspieler bekannt
machte.
(18. Mai.) Dieser Brief [s. Nr. 576] war kaum abge-
gangen, als ich die Sache nochmals überlegte, und, in- lo
dem mir der Gedanke beiging, die bedeutenden Weltver-
hültiiisse zusammen zu stellen, auf die Weise, wie ich
sie nachher unter dem Titel ,De8 Epimenides
Erwachen* bearbeitet habe, so entschloss ich mich,
imgesäimit an's Werk zu gehen, übertrug das -frühere i5
Geschäft [,Was wir bringen. Fortsetzung*] einem Freun-
de [Kiemer], imd sendete einen Brief [s. Nr. 580]. ab,
worin ich die Uebemahme der angetragenen Arbeit er-
klärte (19. Mai).i
Der erste Entwurf zu obgenanntem Stücke war bald 20
aufgestellt, und die ländliche Einsamkeit kam mir wohl
zu Statten, so dass {22. Mai) ein ausführlich Ptogramm
[s. Nr. 583], worin nicht nur das Stück in allen seinen
Theilen entwickelt, sondern auch das Hauptsächlichste,
was wegen Decoration imd Garderobe vorläufig zu be- 25
porgon wäre^ umständlich aufgezeichnet ward, sogleich
abging (24. Mai).
Herr Iffland hatte indess meine Zusage erhalten, be-
zeugte seine Zufriedenheit darüber und theilte eine
Schilderung des Berliner Theater - Personals mit^ (28. 30
Mai).
^ Mu88 heisseii: 20. Mai; der Irrthum konnte leicht kommen,
da Goethes Tagebuch nur am 19. (nicht am 20.) einen Brief
an Kirms wegen ,Epimenide8' Terzelchnet, e. Nr. 570 (Tgl.
dagegen W. 16, 519 zu Z. 1).
' Vgl. 300, 38-301. «. 302, 33-85. 330, 12 f.
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 353
[März [zwischen 4 aad] 6, Weimar.] [658]
Indessen war dai> Ilauptprogranim selbst [s. Nr. 583]
angekommen, Herr Iffland meldete den Empfang des-
selben, so wie den Beifall, den er sowohl, als andere Ken-
ner der Arbeit gegönnt (4. Juni).^ Femer spricht er von
Anstalten, die er trifft, die Aufführung vorzubereiten
und zu beschleunigen. Wie denn zwei Decorateure, von
Dresden und Weimar,^ verschrieben worden. Er em-
pfiehlt sogleich' möglichste Förderung.
10 (eodem.) Die Herrn D u n c k e r und H u m b 1 o t mel-
den sich zum Verlag des Stückes, welche Herr Director
Iffland empfiehlt.'*'
Ich beschäftigte mich nun, im wörtlichen Sinne, Tag
und Nacht, mit der Arbeit, so dass sehr bald der grösste
1* Theil des Stückes, und zwar alles Lyrische, nach Berlin,
durch Estafette, abgehen konnte*^ (16. Juni).
Ich fügte noch einen weitläufigen Aufsatz [s. Nr. 607]
hinzu, wie ich mir, jedoch unvorgreiflich, manches Ein-
zelne der Composition und Ausführung gedacht.
«0 (21. Juni.) Hierauf bezeugte Herr Staatsrath Uhden
mir einen sehr schmeichelhaften Beifall, (eodem) dess-
gleichen Herr Iffland, welcher zugleich meldet, dass
die Herren Weber und D u n c k e r nach Weimar ab-
gehen würden.
26 (24. Juni.) Sie konamen in Berka an, das Stück wird
gelesen und in allen seinen Theilen durchgesprochen,
alles Bedenkliche und Zweifelhafte beseitigt (25. ejus-
» Genauer wilre: 2. und 4. Juni, vgl. 322, 27. 323, 25.
^ Im Schema zu dem ,Pro-Memoria* heisst es unter Juni 5:
30 „Berufung de» Hofmaler» Winkler aus Dresden zu diesem
Zwecke" (W. 16, 519 zu Z. 16); der Deooratlonsmaler aus
Weimar war Beuther (vgl. Tag- und Jabres-Hefte 1815, W.
36, 101, 4).
» Hr»rfehler für „zugleich"? (W. 16, 519 zu Z. 17.)
35 * Vgl. 328. 4-8. 33-35.
■ Vgl. Nr. 608.
Oräf, Goethe ttber s. Dichtungen. T. II. B. 1. 23
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354 EP1MEXIDE8 ERWACIIEX. 1815
[März [zwischen 4 oad] 6, Weimar.] [•»$]
dem), nicht weniger verschiedenes auf Anregung des
Herrn Goniponisten verändert und supplirt.
Beide Herrn gehen nach Weimar (26. ejusdem) mit
dem Vorsätze des Herrn Capellmeisters, einige bespro- 5
chene llauptßtellen sogleich zu componiren, und daa
TJebrige noch genauer durchzudenken. Hierzu wird
ihnen von den Meinigen alle Erleichterung verschafift»^
so dass Verschiedenes^ zu meiner Bewunderung und
Freude, fertig ist, als ich nach Weimar zurückkehre lo
(28. Juni).
Hierauf nahm man den wichtigsten Punct der Bera-
thung vor, wie nemlich das Stück durch das Berliner
Personal besetzt werden sollte, femer wurde deutlich
auseinander gesetzt^ wo eine reine Eecitation und De- w
clamation Statt finden sollte, femer wo melodramatische,
recitativische oder melodische Behandlimg anzuwenden
wäre (29. und 30. Juni).
Wegen einiger einzulegender Singstücke wurde alles
auf's genauste besprochen, und nichts mehr war zu ver- ao
handeln übrig geblieben, als beide Herrn abgingen
(30. Jimi Nachmittag).
(5. Juli.) Kurz darauf bestätigte ich die Ueberein-
kunft mit Herrn Duncker wegen des Verlags [s. Nr.
625]. 25
Zu eben der Zeit lief ein Schreiben des Herrn Direc-
tor Liebich zu Prag ein, welcher ein National-Schauspiel
verlangte, zur Feier des 18ten October für genannte
Stadt und ganz Deutschland. Ich lehne den Antrag ab
[s. Nr. 627], mit dem Vermelden, daßs ich, in einem so
Stück für Berlin, den (Gegenstand dergestalt erschöpft
zu haben glaubte, dass mir eine zweite Bearbeitung des-
selben unmöglich sei. Zugleich ersuche ich ihn, sich
mit Herrn Capellmeister Weber in Verhältniss zu setzen,
» Vgl. 838. 24-27. 8ö
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 355
[März [swischen 4 und] 6, Weimar.] [65S]
Erkundigung einzuziehen, und zu beurtheilen, ob viel-
leicht jenes Stück zu seinem Zwecke dienlich sein könne
(6. Juli). Hiervon wird Herr Capellmeister Weber un-
5 temchtet (12. Juli [s. Nr. 636]). Eine Abschrift des
Festspiels an Herrn Duncker geht ab (eodem),^ damit
solchee sogleich bei der AuflFührung in Druck erscheinen
könne.
Und nun erst, nachdem ich mich vollkommen über-
10 zeugt, dass von meiner Seite alles, was zu Begründung
des (Jeschäfts zu leisten war, geschehen, gehe ich nach
Wiesbaden (25. Juli).
Dort vernehme ich sehr bald, dass Diro Königliche
Majestät in Berlin angekommen, die grossen Feierlich-
15 keiten stattgefunden, dass aber mein Festspiel zurück
gelegt worden, und man dagegen zwei andere Prologe,
sowohl auf dem Opern- als Stadt-Theater, aufgeführt
habe.
Indessen war ein Schreiben der Berliner Theater-Di-
20 rection (vom 3. Juli*) in Weimar angekommen, des
Inhalts, dass die eigentlichen Feierlichkeiten bis nach
dem Wiener Congress ausgesetzt bleiben sollten, wo-
durch nöthige Müsse gewonnen würde, jenes Theater-
' Genauer: 7. und 12. Juli, vgl. Nr. 626. 629. 635 und 637.
26 ' Nach W. 16, 621 zu Z. 9 ist dieses Sclireiben vom 3. „nlciit
vorhanden", es kann aber, wie aus 344, 13—28 hervorgeht, nur
das Schreiben vom 21. Juli gemeint sein (am 3. war Weber
Ja erst nach Berlin zurückgekehrt); oben (Z. 20) ist also statt
3. zu lesen: 21. In dem (863, 29 genannten) Schema zum ,Pro-
30 Memoria' heisst es zu Juli 23: „Gapellmeister Weber meldet
seine glückliche Nachhausekunft und seine fleissige Arbeit am
Stücke. Herr Duncker macht einige Bemerkungen wegen des
Verlags. NB. Diese sämmtllehen Briefe kommen an einem
Tag, nemlicli den 29. Juli in Weimar an" (W. 16, 521 zu Z.
35 2^-28), vgl. 356, 15-20. Nach W. 16, 621 sind die Briefe
Webers und Dunckers „nicht vorhanden, doch von Riemer
excerplrt In einem Bericht nach Wiesbaden vom 3. August".
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356 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815
[Mttrz [zwifchen 4 and] 6, Weim&r.] [65S]
Stück würdig auf die Bühne zu bringen und zwar, ent-
weder zur Ankunft I. M. des Russischen Kaisers, in An-
fang Oetobers, oder zur Feier des Friedensfestes, oder
zur Rückkehr des Königs von Wien. Die Arbeiten blie- &
ben bis dahin ausgesetzt.
Diej^es konnte mir um so weniger unangenehm sein,
als die Sache dadurch nach meinem ersten Gedanken
eingeleitet wurde, und ich selbst eine solche Arbeit für
ein späteres Fest bestimmt hatte. Auch konnte ich lo
wohl einsehen, dass Herr Capellmeister Weber bei sei-
nem Weimarischen Aufenthalt die vermehrte Arbeit,
welche das Stück erforderte, genau bemerkt haben
werde, und ich ergab mich um so eh'r darein, als ein
Brief des Herrn Capellmeister (vom 23. Juli) seinen ib
fortdauernden Eifer mir umständlich darlegte, und zum
Zeugnis« desselben noch einige Veränderungen zu Gun-
sten des Componisten von dem Dichter verlangte. Vor-
gedachte beide Briefe waren auf Einen Tag (29. Juli)
in Weimar angekommen, und wurden mir nachgesendet. 2»
Die Sache gewinnt jedoch ein ganz anderes Ansehen,
als ich die statt des ,Epimenides* gegebenen Vorspiele
erhalte,^ woraus sogleich auffallend ersichtlich ist, dass
beide Verfasser meine Erfindung benutzt, und was musste
ich denken, als man mir aus Berlin schreibt, dass die 2&
von mir genau bestimmte und zu meinem Stücke fertige
* DuBcker hatte am 9. August 1814 an Goethe l>orIchtet ..ül>er
die Aufführung der »Astraea* von Herklots iui Opemhauwe
[mit Musik von Weber, August 3], wo die Idee mit dem Sie-
ges wagen des Brandenburger Thors [vgl 314, 7—10] und dem 30
AiiflMiu des PrachtgebJtudes aus Goethes »Epimenlde«* ent-
lehnt sei, sowie über den im Schausplelhnuse gesprochenen
I*rolog Kotzebues, bei dessen Schlüsse man das Brandenbur-
ger Thor mit seinem erneuten Sehmuck erblickt habe. Duncker
schickt auch ein Exemplar der »Astraea* mit** (W. 16, 522 ss
zu Z. 1); vgl. auch Tgb. 5, 126, 26 unter August 19: „Berliner
Zeitung".
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181.-) EPIMENIDES ERWACHEN. 357
[Mänt [zwischen 4 und] 6, Weimar.] [658]
Haupt- und Schluss-Decoration bei einem dieser Vor-
spiele gebraucht, und die Wirkung eines mit so vieler
Sorgfalt bearbeiteten Werks nicht etwa nur verspätet,
ö sondern sogar zerstört und vielleicht^ vernichtet wor-
den. Ich entschliesse mich, da meine Freunde sich hier-
über sehr leidenschaftlich äussern, wie es meinem Alter
und Erfahrung geziemt, zu schweigen und die Sache
abzuwarten.^
^0 (3. September.) Herr Capellmeister Weber gibt in
einem Schreiben zu erkennen, dass er noch immer eifrig
an der Arbeit beschäftigt sei, und verlangt Auskunft
über gewisse Stellen.' In meiner Abwesenheit antwor-
tet ihm ein Freund [Riemer].
15 (13. December.) Herr Capellmeister wiederholt seine
Anfrage, und wünscht eine Veränderung in der für DIU
Schmalz bestimmten Arie. (21. December:) Ich sende
ihm die Veränderung [s. Nr. 645].
(1815, 24. Januar.) Er bezeugt darüber seine Zufrie-
20 denheit und verlangt das Schluss-Chor, welches wir, auf
eine von ihm schon früher geschriebene Melodie verab-
redet hatten, und das ich erst zuletzt absenden wollte,
wenn die Auffühnmg wirklich bestimmt wäre, damit
man wenigstens dem Schluss-Chor die tVischheit des
25 Augenblicks anmerkte.
(30. Januar.*) Ich sende jedoch denselben ab, und
erbitte mir zugleich einige Auskunft, über eine Stelle
im ,Morgenblatt' [s. Xr. 650].
In demsellx^n war nemlich von Berlin aus gemeldet,
30 dass eine ('abinets-Ordre I. M. des Königs eingegangen
* „vieHelcht** ist von Goethe eigenhändig übergeschrieben.
' Vgl. 345, 2—9; unter den „Freunden" (Z. 6) ist vor allen Rie-
mer zu verstehen (vielleicht auch Zelter?).
» Vgi. die SteUen aus Webers Brief W. 16, 546 f. 548. 552.
S6 * Vielmehr: 2. Februar, vgl. Br. 25, 421 unter diesem Datum.
— Von „Ich sende" bis zum Sehluss von Goethe gestrichen.
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358 EPIMEMDES ERWACHEN. 1815
[März [zwischen 4 and] 6, Weimwr.] [658]
sei, wornach, bei Höchst Ihro Rückkunft die zu veran-
staltenden Festlichkeiten nichts enthalten sollten, was
sich auf die Zeitverhältnisse bezöge, und dass also auch
mein für das Berliner Theater gearbeitete Stück nicht b
aufgeführt werden könne, wogegen zu wünschen sei,
dass ich das Publicum durch den Druck desselben ent-
schädigen möge. Auf diese Anfrage habe ich bis auf
den heutigen Tag keine Antwort erhalten, und es wird
mir desswegen vergönnt sein, mich unmittelbar an eine lo
verehrte Intendanz zu wenden.
W. IC, 518—523.
Mäi-z 6, Weimar. 654
[FrühJ. Promemoria [s. Nr. G53] nach Berlin.^ . . .
[Nachmittags] Brief von Duncker.^ [Abends] In Ge- i6
danken beschäftigt.
Tgb. 5, 152. 7. 9 f.
März 7, Weimar. 655
[Früh] Absendungen vorbereitet.^
Tgb. 5, 152, 11. 20
Mäi-z 8, Weimar. 656
Der Ben' Geheime Hofrath Kinns hat mir E. W.
Brief*' sogleich zugestellt, und ich verfehle nicht zu er-
widern, dass mir der Inhalt desselben sehr angenehm
war, so soll denn doch zuletzt das nur zu sehr verspätete 25
Werk seine Darstellung erleben.
Das übersendete Manuscript folgt hiebei wieder zu-
rück; die Veränderung der Arie und das Schlusschor*
* Der Ausdruck „nach" darf nicht irreführen, steht hier im
Sinne von „für" (vgL 351, 24-34). 30
* In dem der Verleger, unter Beifügung des Drucljmanuscripts,
bat: „die inzwischen entstandenen Aenderungen und Nach-
träge einzufügen" (W. 16, 532), vgl. Nr. 656.
' Darunter Jedenfalls auch den Brief und das Druckmanu-
ßcript für Duncker, vgl. Nr. 656. 85
* Vom 28. Februar, Goethe empfing ihn am 6. März, vgl. Z. 15.
» Vgl. 348, 2—26 357, 15—18. 361, 28- 362, 11 u. W. 10, 532. 554.
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 359
[Man 8, Weimar.] [666]
sind hinzugefügt, und es möchte nun auch dem Druck
kein weiteres Hindemiss entgegenstehen.
Dem Sinne des vorjährigen Contracts gemäss^ rücke
6 ich gern den Termin Ihres Verlag-Rechts bis auf Michael
des gegenwärtigen Jahrs. Wollen Sie mir über die zuge-
sagte Summe [von vierzig Louisd^or]* eine Assignationt
auf Leipzig senden, so werde ich's dankbar erkennen.
Von Königlicher Direction ist noch nichts an mich
10 gelangt; geschieht es, so werd' ich auch Ihres Wunsches
gedenken, dass von Seiten des Theater-Eendanten kein
Textbuch verkauft werde, und dieses Gresuch mit Grün-
den unterstützen. Könnten Sie es aber nicht einleiten,
dass Ihre Ausgabe an der Porta verkauft würde,*
15 wie es ja mit italienischen Opernbüchem geschieht,
welche nicht zerstückelt^ sondern ganz, mit Recitativ
und aJlem abgedruckt werden.
Sollte sich der Rendant nicht mit gewissen Procen-
ten begnügen?*'
20 Eine Anzahl Exemplare des ,Epimenides^ darf ich
wohl von Ihrer Gefälligkeit erwarten, mögen Sie mir
vorläufig ein paar Aushänge-Bogen schicken, damit ich
Druck und Format kennen lerne. Lassen Sie ja den
Mattre en page^ recht wachsam sein, damit die Abthei-
25 » Vgl. Nr. 625.
• Statt der nach 339, 12 ergänzten [] hat die Handschrift
eine Lücke.
' Das geschali dann auch, und zwar sowohl in Berlin als in
Weimar (vgl. 297, 17-20. 368, 34-364, 29).
30 * Dieser Satz ist in der Handschrift von Goethe am Rande
beigefügt, statt des durchgestrichenen: „EMn Ausflug nach
Berlin wird mir kaum möglich, doch gebe ich nicht alle
Hoffnung auf" (W. 16, 390 zu 223, 1 f.); dazu vgl. 361, 15—26.
• Gewiss Hörf elller für: Metteur en pages (so heis^t in der
35 Buchdruckerkunst derjenige Schriftsetzer, der die von ande-
ren Setzern zeilenweis gesetzte Schriftmasse in Seiten und
Columnen umbricht, den Bogen schliesst, und für die richti-
ge und geschmackvolle Vertheilung des Satzes sorgt).
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360 EPIMEMDES ERWACHEN. 1815
[Min 8, Weimar.] [9U]
lungon geschmackvoll werden, und die Strophen nicht
zersplittert.
An K. F. W. Duncker. — Br. 25, 222, 1—223, 9.
März 8, Weimar. 65T 6
Uebrigens scheint sich allerlei Angenehmes ereignen
zu wollen. Die Berliner schreiben, dass sie den ,Epime-
nides^ den 30. März aufführen werden, zu Ehren der Ein-
nahme von Paris, dieser Gedanke wäre denn ganz gut,
wenn nicht wieder etwa« Albernes dazwischen kommt, lo
An Christiane. — Br. 25, 223, 18-23.
März 8, Weimar. 658
Möchten E. W. Beikommendes [s. Nr. 656] mit der
heutigen reitenden Post an Herrn Duncker abgehen
laseen; ich würde es selbst thun, wenn ich nicht is
wünschte und hoffte, dass Sie ihm ein freundlich Wort
hinzufügen würden; es ist immer gut, mehrere Con-
nexionen zu erhalten. Ich habe, was er wünscht^ zum
Manuscript hinzugefügt, und schick' es ihm zurück mit
der Zusage seines Verlag-Rechts bis Michael dieses 20
Jahrs.
Wollten Sie zugleich die Anfrage hinzu thun, ob man
bald nach der Aufführung eine Abschrift der Partitur
für Weimar erhalten könnte, so hört man, wa.s sie sagen,
und besonders würde der neue Decorateur f Beuther] 25
seine Kunststücke dabei zeigen können.
An Kirms. — Br. 25, 224, 18-225, 7.
März 8, Weimar. 659
[Früh] Abwendungen. ...AnDuncker den ,Epi-
menides' [s. Nr. 656]. so
Tgb. 5, 152, 15.
März 11, Weimar. 660
Nun habe ich auch einen Brief von dem Graf Brühl
als Königlichen Theater-Intendanten, worin er mir
meldet, dass ,Epimenides^ zur Feier des Jahrestags der S5
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 3G1
[März 11, Weimar] [660]
Einnahme von Paris gegeben werden soUe.^ Ich habe
ihm zu diesem Zweck noch einiges hinzureimen müssen,*
und 80 kommt denn dieses langbearbeitete und verscho-
6 bcne Werk auch endlich zu Stande.
An Christiane. — Br. 25, 231, 21—28.
Mftrz 12, Weimar. 661
Wie wird sich, verehrter Herr und Freund! der alte
Epimenides erfreuen, wenn er, nach langem Schlafe, die
10 Augen aufthut und den rüstigen, jungen, wackem Mann
zur Seite sieht, dem er seinen Spielraum verdankt. Da
er ohnehin redselig ist, hoff' ich, wird er es an guten
freundlichen Worten der Erkenntlichkeit in seinem und
meinem Namen nicht fehlen lassen.
15 Vor allen Dingen muss ich aber aussprechen, wie
leid es mir thue, Ihrer lieben Einladung* nicht folgen
zu können. !Meine Gesundheit erlaubt mir wohl, ja sie
nöthigt mich, im Sommer eine Badereise zu thun, Win-
ter und Frühjahr halten sie** mich dagegen zu Hause.
so Wäre ich aber auch in Versuchung gerathen, in diesem
ausserordentlichen Falle eine Ausnahme zu wagen, so
würde ich doch durch ein freudiges Ereigniss abgehalten
werden, welches uns bevorsteht, indem unser gnädigster
Herr auf den 2. Oster-Feiertag [27. März] angekündigt
ȧ ist. Verzeihen Sie also mein Aussenbleiben und lassen
mir die Hoffnung eines fröhlichen Wiedersehns.
Aber auch aus der Feme will ich gern nach Ihren
Wünschen mitwirken. Die verlangte Strophe folgt hier-
' Graf Brühl hatte Goethen am 28. Februar „zur Aufführung
so des »Epimenides* nach Berlin eingeladen** (Br. 25. 392 zu
233. 4). Goethes Reise und Aufenthalt in Berlin sollte „auf
königliche Kosten** Statt finden (vgl. Telehmann S. 110).
'' A^gl. Z. 28^-362. 11.
• Vgl. Z. 29-32.
86 * Man erwartet nur: halten (oder in Z. 17 f.: Meine Gesund-
heit9verhilltn!ss( erlauben . .. oder ähnlich).
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362 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815
[März 12, Weimar.] [661]
bei,^ sie entsprang ganz natürlich durch die Bestimmung,
die Sie dem Stück gegeben. Es wird dadurch am Schlufiee
wieder belebt, wenn, obechon in einer so kurzen Zeit,
manches darin veraltet sein sollte. Doch die Sache &
bleibt jung und neu, und Sie werden schon bei der Auf-
führung alles in Eins zu verschmelzen wissen.
Da ich vermuthe, dass Epimenides zugleich auch Sän-
ger ist, denn Herr Capellmeister Weber meinte, die RoUe
sollte Herrn Crem zu Theil werden,^ so habe ich ihm lo
das beiliegende Schluss-Recitativ gleichfalls zugedacht.
Seine beiden Priester mögen ihm assistiren und sie zu
drei das Chor einleiten.' Wie viel reicher könnte man
freilich dergleichen Dinge ausstatten, wenn man gegen-
wärtig wäre, von allen Mitteln unterrichtet, deren man i5
sich bedienen dürfte. Es soll mich um unserer Aller
Willen freuen, wenn das Ganze geräth, und durch Ihre
Vorsorge soviel Beifall erhält, um zur Permanenz zu
gelangen.
Ihrer Amtsführung traue ich das Beste zu, und weis- ao
sage ihr Glück.^' Das Theaterwesen ist ein Geschäft,
das vorzüglich mit Grossheit behandelt sein will, eben
weil ee fast aus lauter Kleinheiten besteht, von denen
zuletzt eine grosse Wirkung gefordert wird. Jene Klein-
lichkeiten, Verschränkungen und Verfitzungen zu beseiti- S5
gen, zurechtzulegen und durchzuhauen ist freilich ein
' Strophe 3 des Schluss-Chors (V. 071—078). die sich auf den
30. März 1815 als den Jalirestag des Einzugs in Paris be-
zieht, an dem das Festspiel In Berlin aufgeführt werden sollte
(Vgl. WH. 11 (1), 202 ♦ ♦ ♦).
* Vgl. 337, 85 f.: statt Gems spielte aber Beschort die Rolle.
■ Vers 947—954, die, gleich Strophe 3 des Schluss-Chors, Im
ersten Druck fehlen.
* Graf BHthl war, nach Ifflands Tode, im Januar 1815 zum
Generalintendanten der Königliehen Schauspiele ernannt
worden.
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1815 EPIMENIDES EUWACHEN. 363
[März 12, Weimv.] [661]
unangenehmes Geechäft, es ist aber nicht undankbar,
weil zuletzt das Gute und Bechte wie von selbst ent-
springt.
6 Und nun komme ich noch mit ein paar Bitten hinter-
drein, die erste, dass Sie die Besetzung der Rollen des
,Epimenides^ mir gefälligst senden, sodann aber jemand
anstellen wollen, der mir eine baldige freundliche Nach-
richt von der Aufführung und deren Wirkung, einiger-
10 massen umständlich, ertheilte.
Xachschriftlich.
Herr Duncker, dessen Verlagsrecht auf den ,Epime-
nides* bis Michael dieses Jahrs, wie billig war, verlän-
16 gert habe, erwähnte schon bei unserer ersten Ueberein-
kunft eines Umstandes, wegen dessen er mich um Inter-
cession bat; er wiederholt gegenwärtig sein Ansuchen,^
und ich nehme mir die Freiheit Folgende« zu bemerken.
Es ist überall herkömmlich, daßs die Opembüchelchen
20 gedruckt werden, die italienischen durchaus mit Arien
und Recitativ, und von den deutschen nur der eigent-
liche Gesang, weil bei uns die Prosa den Platz des Reci-
tativs vertritt; dergleichen Abdrücke entweder zu Gun-
sten der Gasse selbst, oder irgend eines Angestellten sind
25 löblich, ja nöthig.
Nur tritt beim ,Epimenides^ der Fall ein, dass die
Grenzlinie zwischen dem Abzudruckenden und Auszu-
lassenden wohl schwer zu ziehen sein möchte, vielmehr
müsste ich voraussehen, dass beinahe das ganze Stück
80 abgedruckt werden müsste, freilich zum Schaden des ein-
heimischen Verlegers.
'Da ich überzeugt bin, dass eine verehrte Intendanz
» Vgl. 359, 4-6. 376. 21-24.
■ Statt dieses letzten Absatzes heisst es Im Biief-Concept: „Bei
86 uns ist dieser Verkauf des Büchelcbens kein Acddens eines
Subalternen, es wird eine besondei-e Rechnung drüber ge-
führt, und von dem Ueberschuss machen wir manchmal kleine
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364 EPIMEXIDES ERWACHEN. 1815
[März 12, Weimar.] [661]
hierin alle mögliche, den Umständen gemässe Billigkeit
würde obwalten lassen, so hab' ich diese Nachschrift
nur hinzugefügt, um mein Herrn Duncker desshalb ge-
thanes Versprechen dadurch zu lösen. 6
An d. Grafen K. F. M. P. v. Brühl. — Br. 25. 232. 2(^-
234, 24. 235, 1-26.
] [März 15. Weimar.]' 6«^
,De8 Epimenides Erwache n^
Ein Festspiel. lo
Aufzuführen, Beriin, den 30. März 1815.
(Von Goethe.)
Dieses Stück ward auf Anregung des verewigten I f f -
1 a nd schon im Mai 1814 geschrieben; die erste Absicht
Geschenke an Untergeordnete, die es verdienen. Dadurch er- 16
reichen wir den doppelten Zweck, dass es ganz In unsem
Händen bleibt, und dass uns die Empfangenden Jedesmal
für das Geschenk dankbar sind, anstatt, dass für ein Acci-
dens, zu dem man ein für allemal ein Recht erworben liat,
nur von gebildeten Mensehen Dankbarkeit zu erwarten ist. 90
Käme also der Fall bei uns vor, so wäre die Sache leicht
zu entscheiden, ich würde den Verleger veranlai*.sen, eine
Partie Exemplare mit dem Beding eines gewissen Rabatts
in Commission zu geben, da es denn von uns abliiuge, ob wir
dem Publicum das Heftchen um den verminderten Preis 25
überlassen wollten, welches wohl nöthig sein möchte, weil
man die Büchelchen wohlfeil zu kaufen gewohnt ist; unsere
Oasse gewönne zwar nichts hierbei, aber der Zweck würde er-
reicht Was jedoch an Ihrem Platze thulich ist. kann ich
nicht entscheiden, ich habe mich dieses Vortrags und dieser so
Vorsprache entledigen wollen, um mein Versprechen gegen
den wackem Mann zu erfüllen" (Br. 25, 302 zu 235. 22—28).
' Die Datirung nach Nr. 663; vielleicht wurde der Aufsatz am
15. nur abgeschlossen, sodass die Tagebuehvermerke vom 10.
(„Abschriften, Vorarbeiten"), 13. („Fortgefahren an den fort- $6
zusendenden Arbeiten") und 14. «„Fortgefahren wie gestern")
möglicher Welse mit auf ihn zu beziehen sind; er erschien
in Nr. 75 und 76 des , Morgenblattes für gebildete Stände*
vom 29. und 30. März (letzteres der Tag der Uraufführung in
Berlin), S. 297—209. 301—303; wegen der am Kopf beider 40
Nummern des Morgenblattes stehenden Verse vgl. 390. 20 f.
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 365
IPtfärz 15, Weimar.] [662]
ging nur auf einen Prolog, eine grössere Ausdehnung
jedoch war Ursache, dass es nicht zu den Feierlichkei-
ten im Juli dienen konnte. Herr Capellmeister Weber
s benutzte die ihm gegebne Frist und suchte den musika-
lischen Theil auf das fleissigste zu vollenden, imd so
war der Aufschub dem Stück günstig, von welchem wir
dem Publicum nähere Kenntniss zu geben gedenken.
Die antike Fabel, welche demselben zu Grunde liegt,
10 ist folgende:
Epimenides, einer Nymphe Sohn, . . .^
Der Schauplatz ist ein prächtiger Säulenhof; im
Grunde ein tempelähnliches Wohngebä,ude; Hallen an
der Seite. Die Mittelthür des Gebäudes ist durch einen
15 Vorhang geschlossen.
Die Muse tritt auf und prologirt, begleitet von zwei
Genien als Knaben, welche trophäenartig die Attri-
bute sämmtlicher Musen tragen.
Muse.
20 In tiefe Sklaverei lag ich gebunden
Und rings umher ist keine Spur des Alten.
Sie führt die Darstellung eines glücklichem Zustandes
durch und schliesst:
«5 So ging es mir! Mög* es euch so ergehen,
Xach hartem äusserm Kampf den innem Frieden.
Epimenides, von der Muse vor ihrem Abgang
angekündigt, tritt aus dem Gebäude die Treppen herun-
90 ter imd exponirt in einem Monolog seine Schicksale und
seinen Zustand.
Zwei Genien in Jünglingsgestalt nehmen ihn sin-
gend in die Mitte.
» Hier foljfirt wörtJIcb das 824, 24— 325, 6. 8—13 Nachzulesende.
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866 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815
][Mftn 16, Weimar.] [662]
Genien.
Wandelt der Mond und bewegt sich der Stern,
Junge wie Alte, sie schlafen wohl auch. 5
Sie laden ihn zum zweiten Schlaf; er misstraut ihnen,
vermuthet, dass ihm sein Tod angekündigt werde, doch
ergibt er sich drein; sie begleiten ihn zur Thür des tem-
pelartigen Gebäudes, wo man eine beleuchtete Lager-
stelle erblickt. Man sieht ihn sich niederlegen und ein- 10
schlafen. Die Genien verschliessen die Thür.
Unter Donner und roher kriegerischer Musik zieht
ein Heereszug heran, ein wildes Lded singend, im Co-
stüm der sämmtlichen Völker, welche von den Bömem
zuerst bezwungen und dann als Bundesgenossen gegen I6
die übrige Welt gebraucht worden.
Der DämondesKriegs tritt auf, entfaltet seine
Denkweise, ertheilt seine Befehle; jene ziehen ab. In
demselben AugenbKcke tritt der Dämon der List
mit seinem Gefolge herein. Sie sind costümirt wie die 20
Hof- und Staatsmänner des sechzehnten Jahrhunderts.
Der Kriegsdämon wird einen Augenblick aufgehalten,
doch ungeduldig läset er sich vernehmen:
Dämon des Kriegs.
Verweile du, ich eile fort! 95
Mit blutigen Zügen, meine Schrift.
(Rasch ab.)
Der Dämon der List, mit den Seinigen allein, unter-
hält sich mit ihnen selbstgefällig über ihre heimliche so
Macht:
Dämon der List.
Der Kriegesgott, er wüthe jetzt.
Es sei ein ewig Wiederbaun! S5
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 367
][Mftrz Ift, Weimar.] [668]
Sodann gibt er dem Gefolge den Auftrag, das herr-
liche, vor aller Augen stehende Gebäude zu untergraben
und zu zerstören. Sie verbreiten sich einzeln über die
5 ganze Bühne und verschwinden auf einmal. Der Dämon,
allein bleibend, lauscht und fürchtet beinahe selbst die
Wirkung seiner Gebote. Er weicht von einer Seite,
deren Einsturz ihm zu drohen scheint, zur andern; zu-
letzt, nachdem er, in der Mitte stehend, die Worte ge-
10 sprechen:
Ein Wink, ein Hauch den Bau zu Grunde stösst,
Wo sich von selbst das Feste lös't,
stürzt das Ganze zusammen und zeigt eine majestätische
Ruine.
16 Der Dämon der Unterdrückung tritt auf
ohne Gefolge, im Costüm eines orientalischen Despoten;
der listige beträgt sich ehrerbietig, ja imterthänig, der
Sklavenfürst' übermüthig. Er freut sich an den Ruinen
und verliert sich betrachtend zwischen denselben.
20 Der Listige, allein geblieben, verbirgt seinen Dünkel
nicht länger, erklärt sich als Herrn jener Beiden.
Ihr brüstet euch, ihr unteren Dämonen,
Dich Sklavenfürsten will ich wecken!
25 Er entfernt sich; der Dämon der Unterdrückung aber
tritt auH den Ruinen wieder hervor.
Dämon der Unterdrückung.
Es ist noch allzu frisch, man könnt' es wieder bauen;
so Als Jahrhunderte zumal.
In diesem furchtbaren Elysium wird seine Einbil-
dungskraft auf schöne Frauen geleitet, deren Liebkosun-
gen er sich ausbildet. Man hört in der Ferne den heitern
Gesang einer Mädchenstimme; es ist die Liebe, die
86 sich in Gestalt einer zierlichen Xymphe nähert.
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368 EPIMEMDES ERWACHEN. 1815
][Män 16, Weimar.] [6«2]
Liebe.
Ja, ich schweife schon im Weiten
Dämon derUnterdrückung. &
Wie? was hör' ich da von weiten?
Und sie sind noch immer so! —
In einem Zweigesang sucht der Dämon die Liebe zu
ge\\nnnen. Der Glaube kommt in Gestalt einer wür- lo
digen Vestale, leidenschaftlich bewegt, imd wirft sich
der Schwester trostlos an die Brust; da diese aber im
heitern Gesänge fortfährt, ergiesst sich der Glaube in
Vorwürfen; die Liebe beharrt auf ihrem heitern Sinn,
die Schwestern entzweien sich, und der Dämon sucht is
dieses zu seinem Vortheil zu benutzen.
Unter dem Schein, beide zu vereinigen, schmeichelt
er beiden. Er liebkos't die Liebe und legt ihr Armbän-
der an zum Andenken, dem Glauben einen köstlichen
Brustschmuck. Kleine Dämonen bringen schwere Ket- ao
ten und hängen sie heimlieh in das Geschmeide fest.
Die Schwestern fühlen sich gemartert, der Dämon
triumphirt:
Dämon der Unterdrückung.
So hab' ich euch dahin gebracht 25
Was hilft das alles andre mir.
Die Hoffnung erscheint oben auf der Ruine mit
Helm, Schild und Speer. Er sucht sie gleichfallß zu
kirren, allein sie hebt den Speer gegen ihn auf und steht so
in drohender Gebärde.
Der Dämon glaubt sich von Nebel und Wolken um-
hüllt, die auf ihm lasten. Eine ungeheure Vision bedroht
ihn; nur als die Hoffnung ihre ruhige Stellung wieder
einnimmt, ermannt er sich. 86
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1816 EPIMBNIDBS ERWACHEN. 369
][Min Ift, Weimar.] [etS]
Dämon der Unterdrückung.
Du biegst das Knie, vor dem sich tausend borachen;
5 Der musß sie nicht in Fesseln schlagen.
Liebe und Glaube, gefesselt^ verzweifeln, Hofbiung
tritt heran und spricht ihnen zu, die Genien eilen herbei
und nehmen ihnen die Ketten ab, zugleich mit dem
gefährlichen Schmuck.
^^ Genien-
Immer sind wir noch im Lande,
Wirke nun das eigne Heil.
Die Hoffnung wendet sich zum Glauben und richtet
1* ihn auf, die Liebe springt von selbet vom Boden, die
Schwestern umarmen sich.
Hoffnung.
Denn wie ich bin, so bin ich auch beständig:
90 So müssen sie noch meinen Namen stammlen.
Dann entwickelt sie den gegenwärtigen Zustand der
Dinge, schildert die geheimen Verbindungen, den unter-
grabenen Boden, die Einigkeit der (Jesinnungien und
schliesst:
25 Hoffnung.
Von Osten rollt. Lauinen gleich, herüber
So wirkt das All in glücklicher Verkettung.
Die Himmelsechwestem eilen zu ihren Geschäften.
80 Hoffnung.
Nun begegn' ich meinen Braven
Liebe.
Kommt^ zu sehn, was unsre frommen
u
OrSf, Ooethe Aber 8. Diehtnnreii. T. n, B. 1.
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370 BPIMBNIDES ERWACHEN. 1815
)[M&rz 15, Weimar.] [663]
Q 1 a u b e.
Denn der liebe Hülf ^ und Leben
Sie die Furcht, die sie empfinden. *
Sie entfernen sich mit den Genien, ein unBichtbares
Chor deutet auf das Erwachen des Epimenides, die
Genien eröffnen die Pforten, Epimenides erwacht. Es
ist finster, er tritt herunter, ungewiss, wo er sich befinde.
Es erscheint ein Komet. Epimenides ahnet Unheil, in- lo
dem er sich in der Wüste findet. Die Genien treten auf
mit Fackeln und führen ihn schweigend in den Ruinen
umher. Er erkennt noch eine halb erhabene Arbeit, das
häusliche Glück vorstellend. An der andern Seite zeigt
sich ihm eine Tafel mit unleserlicher Inschrift, er kann i6
sie noch auswendig. Er fühlt sich in der höchsten Noth.
Epimenides.
Nein, kniee nicht! Sie hören dich nicht mehr;
Genien. »
Komm mit! Den Ohren ist's ein Traum;
Den Augen selbst wirst du nicht glauben.
Es wird plötzlich Tag. Die Hoffnung, den Jugend-
fürstenan der Seite, führt über die Ruinen ein Heer
herein, welches, so weit die ästhetische Symbolik es er- 9s
lauben darf, die verschiednen neuem, in dem letzten
Kriege verbündeten Völker bezeichnet.
Chor.
Brüder, auf, die Welt zu befreien!
so
Und das alles, das Werk ist gethan.
Glaube und liebe mit den Frauen und L a n d b e -
wohnernan der andern Seite.
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1816 EPIMBNIDES ERWACHEN. 371
][MAn 15, Weimar.] [6«8]
Chor.
Und wir kommen
ft Höh'rem Leben.
Hierauf unter einem allgemeinen Chor steigt durch
scheinbar physische Anstrengung, so wie durch geistige
Mitwirkung der Palast wieder verherrlicht in die Höhe,
ein Theil der Vegetation bleibt und ziert.
10 Epimenides.
(Nach oben.)
Wie selig euer Freund gewesen,
Priester.
16 Tadle nicht der Götter Willen,
Wirst du, wie die Folgezeit.
Glaube, liebe und Hoffnung, ihren gegenwärtigen
Zustand erhebend, wenden sich einzeln an die verbünde-
so ten Monarchen.
Epimenides.
Die Tugenden, die hier ein kräftig Wirken
(Er führt eine bisher verborgen gebliebene Verschleierte her*
25 vor und schlägt Ihr den Sehleier zurück.)
Einigkeit.
Der Geist, der alle Welten schafft,
Epimenides.
so Und wir sind alle neugeboren.
Und ist auf ewig nun erfüllt.
Allgemeines Chor. Durch Vereinigung der Krieger
tmd Einheimischen geschieht der Uebergang zum Ballet,
S6 welches die Freude dos Wiedersehens, Erkennens, Fin-
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372 BPIMDNIDBS BRWAGHEN. 1815
= ~ — ^
KMIrz Ift, Weimar.] [682]
dens in den mamüchf altigsten Familieneoenen anmnthig
ausdrückt. Grosse Gruppe.
Epimenides, zwei Priester.
Epimenides. &
Ich sehe nun mein frommes Hoffen
Vergangnes fühlen, Zukunft schaun.
Des Schlueschors letzte Strophen.
Gedenkt unendlicher Gefalir, la
Entzücken flamm' hinan!
W. 41 (1), 35-61.
MMrz 15, Weimar. 663
[Früh] Anzeige des ,Epimenide8^ für Stuttgart [s. i^
Nr. 662]. . . . [Brief] An Grafen Brühl wegen
,Epimenides' [s. Nr. 661].
Tgb. 5, 153, 10-12.
Man 17. Weimar. 664
[Nachmittags Sendung an] Dr. Cotta, ^Epimeni- ao
des^ zum ,Morgenblatt*.*
Tgb. 5, 163, 16 f.
April 1, Weimar. 666
[Früh] ,Epimenide8^ von Berlin, mit Zeitungen
u. 8. w.* u
Tgb. 5, 154, 24.
April 3, Weimar. 666
[Nachmittags] ,Epimenides* kam an.*
Tgb. 6, 155, 6.
> Der Aufsatz, a Nr. 662. aa
' Das helsst wohl: Ankunft der Aushängebogen des ersten
Drucks (wegen Bintreffens der ersten fertigen Bzemplare
▼gl. Nr. 669), sowie von Zeitungen, die Anzeigen der FestYor-
Stellung entbieten (vgl. Br. 26, 888 zu 267, 1) und Angabe
Aber die Besetzung, durch Duncker gesendet (vgl. 376, 11—16). gfr
' Fielitz vermutbet, es handle sich um Aushängebogen (s. W.
16, 531 *); fertige Bzemplare des ersten Drucks können nadi
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1815 BPIMENIDES ERWACHEN. 373
April 5, Weimar. 667
,Epiinenides^ ist am 30. März endlich in Berlin er-
wacht, gerade zu rechter Zeit, um dasselbige, was sich
die Deutschen bisher so oft in dürrer Prosa vorgesagt^
5 symbolisch zu wiederholen, dass sie nemlich viele Jahre
das Unerträgliche geduldet, sich sodann aber auf eine
herrliche Weise von diesem Leiden befreit. Jedermann
wird hinzufügen, dass neue Thatkraf t nöthig ist, um das
Errungene zu schützen und zu erhalten. Von der Auf-
10 f ührung selbst hab' ich noch keine Nachricht, aller vor-
läufiger Bericht aber deutet auf den besten Willen und
die zweckmäfisigsten Anstalten. Mir scheint, unsei»^
Karl Brühl habe zeigen wollen, was man leisten könne.
Die Besetzung der Rollen*' isft ohne Tadel. Am Uebri-
15 gen arbeiten sie schon beinahe 11 Monate (vom 7. Mai
vorigen Jahrs war Ifflands Brief datirt, in welchem er
mir den Antrag thut') und in solcher Zeit, dächt' ich,
könnte man was vor sich bringen. Ich hoffe, sie werden
mit Absendung von Exemplarien nicht allzulangsam
ao und nicht allzukarg sein. Ich hoffe, Dir bald eins zu
senden. So muss uns denn doch zuletzt etwas ernstlich
Gesäetes und Gepflanztes unvermuthet entgegen kei-
men.
An Knebel. — Br. 25, 261, 12-252, 10.
35 April 5. Weimar. 668
[Brief an] Major von Knebel, Ankiindigung
des ,Epimenide6' [s. Nr. 667].
Tgb. 5. 166, 14.
373, 18—21 nicht gemeiikt sein, auch an die Ankunft des Auf-
80 Satzes im Morgenblatt ist kaum zu denken.
* Vgl. 389. 3 f. und 386. 24. 36.
» 9. 402. 4-24.
* Vom 7. Mal 1814 war Ifflands vertraulicheB Schreiben an
Kirms, dem lag ein, vom 6. Mai datirtes, zweites Schreiben aA
36 Kirms bei. das dieser Goethen zeigen sollte, vgl. 296, 28.
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374 BPIMENIDES ERWACHEN. 1815
April 6, Weimar. 669
[NachmittagB] Sendung von Berlin, Duncker und
Weber.^
Tgb. 6. 156. 16.
] [April 7, Weimar.] 670 5
Ew. Durchlaucht für die erste Nachricht des aufge-
führten ,Epinienidee^ unterthänigst dankend lege das
Werklein selbst zu Füssen, wie ich es so eben erhalte.
Ob man gleich dem gemeinen Menschenverstand ge-
mäss wohl sagen könnte, der weise ManTi hätte früher lo
aufwachen oder länger schlafen sollen, so muss man sich
doch in die Schickungen ergeben, die so über grosse,
wie über kleine Dinge walten. Mag doch der poetische
Prophet den Deutschen abermals bildlich darstellen das
Ungeheure, das sie gelitten, wovon sie sich befreit, und w
was sie zum zweitenmal wieder gewinnen sollen.*
An d. Herzogin Luise. — Br. 25, 254, 17— 255, 4.
April 7, Weimar. 671
[Vormittags] ,Epimenides' an Serenissimam' und
Geheimen Rath von Voigt. »
Tgb. 5. 155, 19 f.
* Vier Frei-Bxemplare des Festspiels und Nachrichten über
dessen Aufführung (vgl. Nr. 672. 673 und W. 16, 531 ♦). Bios
dieser Exemplare dürfte das noch Jetzt in Goethes Biblio-
thek befindliche Handexemplar des Dichters sein, in dem 3&
dieser eigenhändig einige Aenderungen eingetragen hat, und
zwar: S. 17 (V. 224) ist der Druckfehler „voll" in „von" ver-
bessert; S. 38 iflFt vor „Sechzehnter Auftritt" die neue Einthei-
lung „Zweiter Aufzug" eingesetzt und der Auftritt als „Er-
ster" bezeichnet (dem entsprechend S. 47 f. bei Auftritt 19 80
und 20 am Rande mit rother Tinte die Zahlen 5 und 6 bei-
gesehrieben); S. 51 über (V. 745) „Hast du ein gegründet
Haus" die Worte „Unsichtbares Chor", über (V. 753) „Dä-
monen seid ihr, keine (^nien!" der Name „Epimenides", vgl.
femer über Goethes Handexemplar 297, 13—15. — Wegen 86
des übrigen Inhalts der Sendung vgl. Nr. 672. 673.
* Anspielung (ebenso 376, 8—13) auf das am 25. März ge-
schlossene Bündniss gegen Napoleon, der am 20. in Paris ein-
gezogen war. Die Antwort der Herzogin s. GJ. 23, 40.
» Vgl. Nr. 670. 40
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 375
April 9, Weimar. 672
E. W. gefällige baldige Nachricht^ von der guten Auf-
nahme des ^Epimenides^ erkenne ich dankbarlichgt^ und
wünsche eine solche Wendung der Zeitläufte, dass unsere
6 Arbeit auch in Zukunft erfreuen könne. Ich läugne
nichts dass ich der so geluijigenen Aufführung beiwohnen
und mich bei soviel Pracht und Kunst vorzüglich auch
Ihrer Composition hätte erfreuen mögen.
An B. A. Weber. - Br. 25, 255, 8-16.
10 April 9, Weimar. 678
Die beiden letzten Sendungen, welche mir die Nach-
richt von der bevorstehenden imd wirklichen Aufführ-
ung des ,Epimenides' zugleicli mit den Aushängebogen
nnd einigen Exemplaren in die Hände lieferten,* erkenne
15 ich dankbar, so wie ich auch die Bemühungen, das Stück,
sowohl durch Zeitungs- Artikel, als durch ein Vorwort,*
beim Publicum einzuführen, gar sehr zu schätzen weiss.
Herrn Professor Levezow bitte für seine wohlgesinnte
imd wohlgedachte Darstellung auf das allerschönste zn
20 danken.
Was Ihren erneuerten Wunsch wegen abermaliger
Verlängerung des Termins Ihres Verlagsrechts*' betrifft,
werde ich mich billig finden lassen, und keine nene Aus-
gabe so leicht übereilen. Soviel für dieesmal, damit
25 wenigstens ein vorläufiges Wort mit heutiger Post an Sie
gelange.
An K. F. W. Duncker. — Br. 25, 256, 20- 257, 11.
April 9, Weimar. 074
[Morgens Briefe an] Capellmeister Weber, Duncker,
30 Berlin, ^Kpimenides' [s. Nr. 672. 673].
Tgb. 5, 155, 27 f.
» Vgl. Nr. 669.
« Vgl. Nr. 665 und 669.
» Von Levezow, vgl. 297, 3—15. 376, 20-25.
35 * „BUi Ostern 1816 oder mindestens bis Endo 1815'* (Br. 25,
398 zu 257, 7), vgl. 359, 4-6. 363, 13-17.
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876 BPIMBfNIDES ERWACHEN. 1815
▲prll 18, Weimar. 675
Eß wird nun bald jährig, dass der verewigte Iffland
mich zu ein^n Festspiele aufforderte.^ Bedenkt man,
wie sohneil es geschrieben, durch moncheriei Hinder-
nisse aber verspätet worden, so dass es erst jetzt, in dem &
sonderbarsten Augenblicke erscheint, so könnte man ge-
neigt sein, auch hierin eine Schickung zu sehen, welche
in kleinen, wie in grossen Dingen waltet. Denn wemi
das Stück, nach seiner ersten Bestimmung, den Deut-
schen, was sie gelitten, bildlich vortragen, imd ihnen so- lo
dann zu dem errungenen Heil Glück wünschen sollte,
so mag es jetzt aussprechen, welchen grossen Werth das-
jenige habe, was sie zum zweitenmal erkämpfen müssen.*
Mit aufrichtigem Dank erkenne ich, was manche
Monate daher, zur Aufführung des Stücks vorbereitet iß
worden, freue mich und bewimdere herzlich, wie eine
einsichtige, thätigie Intendanz zuletzt alle Strahlen in
einen Brennpunct zu der grossen und herrlichen Wir-
kung versammelte.
So ist mir auch höchst schätzbar und hat meinen ao
ganzen Beifall, was E. W. zu Gimsten dieser Angelegen-
heit mitwirken mögen. Die Absicht des wohlgelungenen
Vorworts' in seinen drei Theilen ist dem Endzweck voll-
kommen gemäss und konnte nicht verfehlen, eine schnel-
lere, günstigere Aufnahme zu bewirken. S6
Denn auch ich bin vollkommen der Meinung, dass
man alle Ursache hat, das Publicum vorzubereiten, so-
bald man etwas unternimmt, dessen Bahn ausserhalb
des gewöhnlichen Gleises liegt. So klein unser Weima-
risches Publicum ist, und eher zu übersehen, so habe to
ich doch niemals verfehlet, bei den mannichfaltigen und
oft seltsamen Versuchen, die wir mit fremden und un-
^ Vgl. 296. 28—299, 38.
• Die gleiche Betrachtang in ähnlichen Worten 374, 16. 37.
• Vgl 297. 3-15.
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1816 EPIMENIDES ERWACHEN. 377
[April 18, Weimar.] [676]
gewohnten Dingen gemacht, durch schickliche Vorberei-
tung und Einleitung einem neuen Gegenstand vorher
die nöthige Gunst zu verschaffen/ Viel schwerer ist es
6 freilich, wenn man es mit einer grossen, nicht durchaus
gebildeten Masse zu thun hat. Indess kommt es hier-
bei, wie bei allem Guten und Hechten, darauf an, das»
die Unternehmenden einen freien redlichen Willen und
eine treue unbefangene Erkenntniss zeigen; so wird das
10 Publicum gewiss^ (mich E. W. eigener Worte zu bedie-
nen,) „sich auch den Eindrücken des Besten und Voll-
kommenen gern und freudig überlassen, wenn es ihm
nur von reinen Händen und mit Liebe und Sorgfalt
gepflegt, dargeboten wird."
16 In Dresden hat man solche IVIittheilungen herauszu-
geben angefangen, wodurch manches Gute bewirkt wer-
den kann. Meine Absicht ist, auf dem Wege des ,Mor-
genblattes* etwas Aehnliches zu thun, und besonders
auch darzulegen, wie manches auf dem Weimarischen
20 Theater stattfinden konnte, was auf andern Bühnen
eben so gut gelingen müsste, wenn man die nöthigen
Vorbereitungen und Einleitungen nicht versäumte.*"
Sollte nun im Gefolge dessen, was bei dieser letzten
Gelegenheit geschehen, fernerhin eine solche Vorbere-
86 ^ Hier ist unter andern an Goethes erläuternden Aufsatz zu
dem, in italienischer Sprache aufgeführten, Singspiel .Agnese'
zu erinnern, der zur Bequemlichkeit des Publicums auf die
Rückseite des Theaterzettels gedruckt wurde (1813 Januar
30, vgl. »Weimarische Zeltung* 1900 December 22). Ueber
80 das Fremdartigste dieser „ungewohnten Dinge" freilich, die
Einführung der antiken Masken bei der Aufführung von ,Pa-
läophron und Neoterpe* 1800 und der .Brüder* des Terentius
1801, ebenso über Schlegels ,Jon* sprach Goethe sich erst
nach der Darstellung öffentlich aus (vgl. den Aufsatz ,Wei-
35 marlsches Hoftheater* W. 40, 72—85).
* Vgl. Goethes Betrachtungen ,üeber das deutaebe Theater*,
die, unmittelbar vor obigem Briefe, am 10. und 11. April Im
, Morgenblatt* erschienen waren.
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878 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815
(April 13, Weimar.] [i7ft]
dimg mit dem Publicum auch in Berlin stattfinden, so
würden die trefflichen Absichten des neuen Herrn In-
tendanten dadurch gewiss 3ehr gefördert.
Lassen Sie mich nun, nach diesen Betrachtungen, 6
dankbar auf die so genaue und unbewundene Eelation
von der Aufführung unseres Festspieles^ hinblicken.
Diese freundliche Klarheit und billige Gerechtigkeit
thut wohl, indem sie unterrichtet und uns den grossen
Comp] ex eines angefüllten Schauspielhauses vor Augen lo
stellt, wo Bühne, Parterre und Logen in ewiger Wech-
selwirkung begriffen, ein grosses belebtes Ganze dar-
stellen, das vielleicht das Höchste ist, was K\inst und
Kunstliebe zu Stande bringen und genieseen kann. Ich
müsste in's Einzelne gehen, wenn ich aussprechen wollte, i6
wie sehr mich das so scharfe als zarte L^rtheil erfreut
und befriedigt hat.
Höchst nothwendig war es freilich, dass der unerwar-
teten Wendung der Dinge gedacht, und hoffnungsreiche
Trostworte aus dem Munde des Kretensischen Sehers 9o
vernommen würden. Es hätte diese Ermuthigung nicht
bosser ausgedruckt werden können, als es durch E. W.
geschehen ist.*
Mögen Sie mich des Herrn Intendanten Hochgeb.
zum angelegentlichsten empfehlen, und mir in Ihrem u
werthen und geistreichen Kreise ein geneigtes Andenken
* In dem, auf Veranlassung des Grafen Brühl geschriebenen
(vgl. WH. 11 (1), 120 ♦), Briefe Levezows vom 3. April.
• ,.Im März 1815 sehreibt Duneker an Goethe, er sei Veran-
]a438ung gewesen, dase Graf Brühl den Prof. Levezow veran- so
lasst habe, zum Hinweis anf die augenblickliche politische
Situation (Napoleons Rückkehr von Elba) eine Strophe ein-
zulegen und schickt dieselbe mit". Fielitz in W. 16. 553 ♦, wo
auch die neun, dem Epimenides in den Mund gelegten, nach
dessen Worten „Und Ist auf ewig nun erfüllt" (V. 931) ein- 36
geschalteten Verse mitgetheilt sind.
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1815 BPIMBNIDES ERWACHEN. 379
[April 13, Weimar.] [67ft)
erhalten, so werden Sie einen meiner liebsten Wünsche
erfüllen, dem freilich ein zweiter sich sogleich lebhaft
anschliesst, dass ich nemlich so viele vorzügliche Män-
5 ner in Person, theils zum erstenmal, theils in Rücker-
innerung voriger guter Zeiten begrüseen und verehren
möchte.
Sollten femer E. W. Anlass nehmen können, der
sämmtlichen Künstler-Gesellschaft für den Ernst imd
10 die Liebe zu danken, welche Sie meinem Stück widmen
wollen, so würde ich, w^gstens zum Theil, mich von
einer Schuld erledigt fühlen, deren Umfang mir durch
E. W. genaue Nachricht sehr deutlich und anschaulich
geworden.
16 An J. A. C. Levezow. — Br. 25, 258, 3— 261, 18.
April 13, Weimar. 676
[Früli] Briefe. [An] Prof. Levezow, Berlin, ,Epime-
nides' [s. Nr. 675].
Tgb. 5, 156, 13.
20 April 17, Weimar. 677
Da Du, mein lieber schweigsamer Freund, gerade zur
rechten Zeit die Zähne von einander thust, so soll Dir
das bisherige Versäumniss von Herzen verziehen und
überdiess der schönste Dank gesagt sein. Schon waren
26 mir verständige und ausführliche Nachrichten von der
Auflführung des ,Epimenides^ zugegangen,^ nun kommst
Du aber mit kühner Feder, das Tüpfchen auf das i,
das Häkchen über^s u zu setzen, und nun wird mir die
Schrift erst vollkommen lesbar.^
80 * Vgl. 375. 2 f. 11—13. 378, 5-7.
» Zelter an Goethe März 31 und April 1: „Endlich und gestern
ist der ,BpImenides* glücklich vom Stapel gelaufen. Die
Wirkung war bedeutend und, trotz der Verwöhnung unsros
Publicums, der Verspätung des Stücks und mancher kleinen
85 Umstände, deren Anordnung überall den Dichter selbst ver-
langt haben würde, hat es getroffen; Ja es erschien wie eine
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380 EPIMEMDES ERWACHEN. 1815
(April 17, Weimar.] [677]
Alles benüit darauf^ dass ein solches Stück ein
Ihitzend mal hintereinander gegeben werden könne.
prophetische Vision und zugleich wie eine Probe de» Exem-
pels. Man hatte geglaubt, . . 6as Stück werde auf die neue- &
sten Tage nirgend passen; eine gute Stimmung von yom
herein war nicht zu erwarten; ich selber war verlegen und
hatte mich In's Orchester gesdilichen, um zwischen dem Tliea-
ter und dem Publicum im Freien zu sein. Der Anfang verzö-
gerte sieh, das volle Haus ward unruhig und mir bange. lo
Die Ouvertüre kam: Weber hat entweder nicht Zeit ge-
habt oder er hat tiedacht, dass die Muse selbst die Ouver-
türe spricht; kurz er hat einen massigen, würdigen, wiewohl
etwas lugubren Eingang zum Stücke gemacht, der sich sehr
wohl ausnahm. Die erste Stanze schon, etwas breit, aber i5
gut gesprochen, erregte stille Bewegung, und beim Abgange
der Muse bemerkte ich an mir selber und im Hause eine
bessere Stimmung, die durch das heitere Lied der Genien voll-
kommen ward.
Der Dämon der Unterdrückung, etwas affectuos, doch klar to
und fest gesprochen; seine Bestechung der Liebe und den
Glaubens, wie der unselige Zustand verlorner Freiheit und
Unschuld, und die endliche Befreiung durch die Hoffnung,
machen eine tief eindringende Scene. Die beiden Tugenden
duckten sich wie getretene Hühner und, wie gesagt: mich u
hat die Scene in ungeheure Bewegung gesetzt Und gefühlt
haben sle's alle, Gott sei Dank! wenn sie's auch nie erken-
nen; es ist ein Griff in die Natur menschlicher Yerderblich-
keit (mors stupebü et natura) y den sie rasend Übel nehmen
würden, wenn sie den Generalbass wüssten. so
. . 1. A p r i 1 . . Gestern Abend war die erste Wiederholung
des ,Epimenides'. Hatte das Stück gestern den gewöhnlichen
BeifaU eines guten Stücks, so war heute der Hof darin, der
gestern fehlte. Ein bedeutender Theil des Publicums sähe es
heute zum zweiten Male und die Aufnahme war vcm vom- 36
herein wärmer, vorbereiteter, und die gestrige Aufführung wie
eine Generalprobe zu betrachten. Weber ist über allen Aus-
druck vergnügt Er hat mit grosser Anstrengung arbeiten
müssen, weil der Graf Brühl ihn drängte, und man erwartete
eine mühselig kalte zusammengestoppelte Musik. Hat er 40
manches verfehlt. Ja manches zu gut machen wollen, so sind
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1815 EPIMEMDES ERWACHEN. 381
[AprU 17, Weimar.] [677)
Vergegenwärtige man sich die Elemente, aus welchen
eine solche Vorstellung zusammengesetzt ist, und man
ihm dagegen Hauptmaseen zur Bewunderung gelungen. Die
5 Scene mit dem Brandschein auf dem Theater ist vollkommen.
Er hat vieles auf sogenannte melodramatische Art componirt
und ganz vorztlglich, zu welcher Art er überhaupt viel Ge-
schick hat Mit der List hat er sich viel undankbare Mtthe
gegeben, und dadurch ist diese Person zu lyrisch geworden.
10 Das Schlecken und Sehleichen, was er ausdrücken woUte,
geht dadurch in Empfindsamkeit über, dass er sich zu lange
damit aufhält und den Gang des Stücks hindert; übrigens ist
diese Lrist ein wahrer Dämon für jeden Componisten. Die
Chöre, welche bei uns einen Apparat haben, wie nur grosse
15 Theater haben können, machten sich, besonders durch das
Auftreten der verschiedenen Völkerschaften, sehr imposant,
am meisten für das Auge. Unserer ersten Sängerin hat Weber
eine grosse Prachtarie mit concertirendem Chor gegeben, die
ganz zuletzt ein opus ist, v Das Stück spielt hier 2^ Stunde,
20 doch ward es in beiden Tagen besonders dadurch aufgehalten,
dass eine unendliche Menge Kraftphrasen und Sentenzen in
langen Pulsen beklatscht und berufen worden, wesshalb die
Spieler so lange innehalten müssen. Manchmal schien's, als
wenn die Menge sich in zwei Chöre bildete, um diess und
25 jenes hier oder dort zu beklatschen; dann vereinigte sich
wieder alles und kurz, ich habe meine Lust daran gehabt
Am ersten Tage liessen die Schauspieler das, was sich auf
die Person des Königs bezieht [vgl. W. 16, 549 zu V. 9011,
aus, weil der König alle solche Beziehungen verbeten, ja
30 verboten hat: diess hat jedoch gestern gesprochen werden
müssen, und der Beifall war wüthend. Dazu gekommen ist
noch gestern, dass am Schlüsse, wo sich die allgemeine
Gruppe bildet, über dem Frontlspice des Tempels sich der
Triumphwagen des Brandenburger Thores erhebt und auf-
35 stellt Unter den sprechenden Personen hat sich Bpimenides
durch Zusammenhang, Deutlichkeit, Ruhe und Würde her-
vorgethan; die Liebe ward schön gesungen, weniger gut
gesprochen. Die List: ein schlanker, schöner, glatter, läng-
licher ducksamer Courtlsan, ausnehmend gut und reinlich ge-
40 snngen, der Kerl hat eine Zunge wie eine Specknudel. Die
Aufführung selbst war weit mehr im Ganzen, als ehegeetem.
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382 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815
[April 17, Weimar.] [677]
wird an einer glücklichen Ausführung beinahe ver-
zweifeln,
1. DieArbeitdesDichtersalß Grundlage, der
durchaus hier immer den äussern Siim beschäfti- 6
gen und zugleich den ionem anregen will, der vom
Zuschauer verlangt, dass er jeden Augenblick
schaue, merke und deute.
2. Der Componist, der das Gedicht begleiten,
tragen, heben und fördern soll, und auch diese lo
seine Pflicht mehr oder weniger erfüllt.
3. Das Orchester, das die Intention des Capell-
meisters vollkommen ausführen soU.
4. Schauspieler und Sänger, die an dem
ihnen in die Hand gegebenen Leitfaden sich durch w
so manche Gefährlichkeit hindurch zu winden ha-
ben, jeder einzeln seine Pflicht thun, und doch auf
die übrigen merken soll.
5. Gedenken wir der Kleidung, die auch nicht
gleich passt und bequem ist. 20
6. So mancher kleinenEequisiten, auf die so-
viel ankommt.
7. Der Decoration, deren Erfindung zum Gan-
zen stimmen, an deren Verändrung nichts stocken
soll. 25
8. Und nim dann ein Publicum aus so vielen
Ständen und Culturen zusammengesetzt, das, wenn
Die Leute spielten freier, runder, geistiger. Das Auftreten
der Hoffnung ist von grosser Gewalt. Diese Scene hat mich
wieder tüchtig angepackt, wiewohl sie noch nicht vollkom- 30
men gegeben wird. Sie ist der geheime Leib, woran alle
Glieder festgesetzt sind; — In Ruhe, aber ungeheuer.
Mir ist der ,Epimenide8* ein rechtes Pflaster auf die Wun-
den gewesen, die mir Tags vorher der verruchte .Vier und
zwanzigste Februar* wie mit Fleischerbeilen geschlagen hat" 3$
(G.-Zelter 2, 150-154).
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1816 EPIMENIDES ERWACHEN'. 383
[April 17, Weimar.] [677J
gleich mit gutem Willen, doch nur kalt und unvor-
bereitet heran kommt, und dem man gar nicht übel
nehmen kann, wenn es im gegenwärtigen Fall mit
Unglauben, und in der schlechtesten Stimmung der
Welt sich versammelte.
Wieviel Dutzend zinnerne Teller gehörten dazu, \mi
die refractären Ingredienzien einer solchen Glocken-
speise zu schmelzen, (vid. C e 1 1 i n i II. Th. pag. 176.)^
10 Bei öfterer Wiederholung ist es ganz etwas Anders,
da entstehen ohne Blasebalg und Flammen, ohne Kunst
und Vorsatz, die zartesten Wahlverwandtschaften, wel-
che jene abgesondert scheinenden Glieder auf die gefäl-
ligste Weise zu einem Ganzen verbinden. Von der
16 handelnden Seite mehr Sicherheit imd Gelenkigkeit, er-
worben durch Uebung, gestärkt durch Beifall, getragen
durch lebendige Ein- und Uebersicht des Ganzen. Von
der schauenden Seite Bekanntschaft, Gewohnheit, Ge-
fallen, Vorurtheü, Enthusiasmus, und wie die guten
30 Geister alle heissen mögen, ohne die uns die Ilias und
Odyssee selbst nur ein todtes Gerüste bleiben würde.
Daher kommf s nun, dass bei lebhafteren Nationen
die Stücke, die einmal gegriffen haben, in^s Unendliche
wiederholt werden können, weil die Schauspieler das
S5 Stück und das Publicum die Schauspieler immer mehr
durchdringen, ferner auch ein Stadt-Nachbar den andern
aufregt, in^s Theater zu gehen, und das allgemeine
Wochengespräch zuletzt die Nothwendigkeit hervor-
bringt, dass jeder die Neuigkeit gesehen habe. So er-
80 lebte ich in Rom, dass eine Oper, ,Don Juan* (nicht der
Mozartische),* vier Wochen, alle Abende gegeben
» W. 44, 212, 17-23.
* ,11 Convito dl pletra, ossla 11 Don Giovanni* von Francesco
Gardi erschien im gleichen Jahre, wie Mozarts ,Don Juan',
85 1787.
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384 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1815
[April 17, Weimar.] [677J
wurde, wodurch die Stadt so erregt ward, daae die letz-
ten Krämers-Familien, mit Kind und Kegel in Parterre
und Logen hauseten, und niemand leben konnte, der den
Don Juan nicht hatte in der Hölle braten, und den Gou- 5
vemeur, als seligen Geist, nicht hatte gen Himmel fah-
ren sehen.
Diess Alles sage ich Dir, mein PVeund, mehr zum
Schwätzen, denn ich spreche zu einem Wissenden, . . .
Dasß Du die Achse, worauf sich mein Stück herum- lo
dreht, (doch, wie ich hoffe, ohne Knirschen und Knar-
ren,) so fest gehalten und tief empfunden, freut mich
sehr, ob es gleich Deiner Natur ganz gemäss ist. Ohne
diese furchtbaren Ketten wäre das Ganze eine Albern-
heit. Dass dieses Exempel an Frauen statuirt wird, macht is
die Sache läselicher, und zieht sie in's Gebiet der Rühr-
ung; doch wollen wir nichts weiter davon reden, sondern
die Wirkung den Göttern anheim stellen.
... Da wir die Berliner zum Nachdenken und zum so
Calembour^ gebracht haben, so wollen wir's eine Weile
dabei bewenden lassen.
An Zelter. — Br. 25, 265, 14-268, 10. 15—24. 270, 11—18.
April 17, Weimar. 678
[Nachmittags] Von Duncker ,Epimenide8^, zwölf «*
Exemplare. Brief des Grafen Brühl. . . . [Brief] A n
HnZelter, ,Epimenides*, . .
Tgb. 5, 157, 3f. 6f.
April 22, Weimar. 679
. . beiliegendes Heft,* das, einer glücklichen Epoche «o
angehörend, durch ein seltsames Geschick bis in die
* Zelter erzHblt in seinem insEwischen auch eingetroffenen
Briefe vom 11. April, man beschäftige sich auf mancherlei
Art mit der Auslegung des Festspiels; „Einer hat das Stfick
I — wie — menen — Sie — desB? genannt, welches voll- »
kommen Berlinisch herauskömmt" (G.-Zelter 2, 166).
* Erster Druck des Festspiels.
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1815 EPIMBNIDES ERWACHEN. 385
[April 22, Weimar.) [67»]
jetzige verspätet worden, empfiehlt sieh gleichfalls einem
wohlwollenden und einsichtigen Urtheil.
An Bichfftädt — Br. 25. 277, 18-21.
5 April 22, Weimar. 680
Man weißs wahrlich nicht, woran man besser thut, ob
sich über die Zustände aufzuklären, oder sich darüber zu
verdüstern. Ja, beides will nicht gelingen: wer sollte
sich die Kräfte, die jetzt wieder in Bewegung sind, und
10 ihre Wirkungen klar machen können, und wer könnte
jetzt im Dunkeln, und Trüben verweilen, da jeder Tag
die Wolken, die er bringt, wieder auseinander reisst?
Epimenides selbst würde diessmal nicht in einem heil-
samen Schlunmier verharren können.
16 Und so folgt denn hier das Werklein, das vor kurzem,
als ich Dlr's vorlas, noch ein besseres Ansehn hatte ;^
es mag denn als ein seltsames Docimient einer so merk-
würdigen Epoche in der Geschichte der deutschen Poe-
sie seinen Platz einnehmen.
20 An Knebel. — Br. 25, 278, 10—24.
April 22, Weimar. 681
[Früh] Nebenstehende Briefe und Expeditionen. . .
[An] Geh. HofrathBichstädt, mit . . ,Epime-
nides^ [s. Ifr. 679]. An Major von Knebel, mit
26 ,Epimenide8* [s. Nr. 680].
Tgb. 5, 15T, 24—27.
] [April 27, Weimar.] 682
Obgleich, mein verehrter Freund, beikommendes Ge-
dicht noch vor acht Wochen ein besseres Ansehn^ hatte
ao als jetzt, wo es eher zu trauriger Betrachtung, als zu
* Der selbe Ausdruck Z. 29; wegen der politischen Anspielung
vgl. 374, 37- SO und wegen der Vorlesung am 12. und 13. De-
cember 1814 s. Nr. 643 f.
* Der gleiche Ausdruck wie Z. 16 f., und im Folgenden die
35 selben, durch die neuesten politischen Ereignisse Yeranlass-
teo, Betrachtungen wie in Nr. 670.
OrSf, Gt>ethe über s. BichtiiDgen. T. II, B. 1. 2S
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886 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1815
][April 27, Weimar.] [482]
frohen Gefühlen Veranlassung gibt, so will ich es doch
übersenden, da man in diesen bedenklichen Zeiten das
Denken doch einmal nicht unterlassen kann, und dann
hat doch die Poesie immer etwas Versöhnendes, wenn *
sie uns mehr zum Ueberschauen, als zu einer besondem
Theilnahme auffordert. Uebrigens ist es auch nicht un-
zeitig, dass die Nation öfters daran erinnert werde, was
sie verloren hatte, was sie eroberte und jetzt zum zwei-
tenmal wieder erringen soll. lo
An V. Trebra. — Br. 25, 286, 1—12.
April 27, Weimar. 683
[Abends? Brief an] von Trebra, ,Epimenide8^
[s. Nr. 682].
Tßb. 5, 158, 28. 15
April 29, Weimar. 684
Indem ich ein Packet . . überschicke, entschuldige ich
mich, dass ich kein Exemplar des ,Epimenide8* für imsere
theure Prinzess [Caroline] ablassen konnte. Meine Ber-
liner Papierfreunde haben sich nicht zum freigebigsten «o
erwiesen.^
An Knebel. — Br. 25, 289, 1—7.
Mai 1. Weimar. 685
Das hätte Paläophron* wohl nicht denken sollen, dass
er nach so langen Jahren abermals ein Festspiel seines **
^ Nach 874, 2 f. 22 und 384, 25 f. waren von Duncker nur
16 Bxemplare an (}«ethe geschickt worden! Der Prinzesain
Caroline hatte vermuthllch Knebel in seiner (nicht bekannten)
Antwort auf Nr. 680 gedacht; sie hatte sich den Druck von
Berlin kommen lassen (vgl. Charlotte Schiller 1, 709 und G.- BO
Knebel 2. 170).
Charlotte Schiller wird eihs der ersten Exemplare von Goe-
the ertialten haben; sie schreibt schon am 15. April hoch-
erfreut über die Dichtung an Knebel, und offenbar auf d^-en
T^ecture hin (s. Charlotte Schiller-Knebel S. 191. 203). 86
• Das helsst: Graf Brühl, der bei der ersten Aufführung von
Goethes .Paläophron und Neoterpe* (1800 October 31) die
Rolle gefq;)ielt hatte.
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 387
[Mai 1, Weimar.] [685]
Dichters, durch persönlichen Einfluss begünstigen, und
ihm einen entschiedenen Beifall erringen werde.
Schon ward ich, durch die Berliner Zeitung, aufmerk-
« sam, wie man das Publicum auf dieses problematische
Stück, sehr wohlbedacht, vorbereitet habe. So kam mir
auch das Vorwort bald zu Händen. Einzelne gute Nach-
richten gingen ein, bis denn zuletzt, durch Ihre Vor-
sorge, Herr Professor Levezow von allem Vorgegangenen
10 und Geleisteten umständlichst unterrichtete,^ und mich
dadurch möglichst an Ort und Stelle versetzte. Und
so will ich denn gern gestehn, dass, ob ich gleich nie-
mals grosses Verlangen trug, einer Vorstellung meiner
Stücke beizuwohnen, ich mir doch, um dieses nicht zu
15 versäumen, Fausts Mantel recht sehnlich gewünscht
habe.
Ueberzeugen Sie Sich, mein trefflicher Freund! dass
ich den gefühltesten Dank desshalb in meinem Herzen
verwahre, und solchen, insofern es in meinen Kräften
10 steht, auch in der Folge theilnehmend zu bethätigen
wünsche, wie ich denn überhaupt allem, was Sie im Ein-
zelnen des Stücks, bei allenfalls wiederholter Auffüh-
rung anordnen werden, zum voraus meinen unbedingten
Beifall zusichere.^
26 Wie glücklich die höhere Stelle, welche Sie bekleiden,
auf Theater und Publicum wirken muss, ist gar nicht
zu berechnen, diess zeigt der einzelne Fall, wo Sie höch-
sten Orts einige Bedenklichkeiten sogleich mit wenigen
Worten auflösen und zurechtlegen konnten. '
80 * Vgl. 378, 5-17.
• VgL die Briefe de« Grafen Brühl vom 10. und 12. April (WH.
:il <1). 118. 120).
• Graf Brühl an Goethe, April 10: „Der Kronprinz war wahr-
haft entzückt darüber [über die Aufführung] . . Bloss das
35 Erscheinen eines modernen Kriegsheers zwischen antiken
Formen hat ihn ein wenig gestört; doch gab er sich auch sehr
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888 EPIMBNIDES ERWACHEN. 1815
[Mai 1, Weimar.] [«86)
Und gerade ist dieses der Puncto atif welchen ich Sie
im Stillen Ihre Aufmerksamkeit zu richten bitte. Man
hat die höheren Forderungen der Poesie, die sich eigent-
lich auf dem Theater nur symbolisch oder allegorisch s
aussprechen können, der Tragödie und Komödie durch-
aus verkümmert, und alles, was nur einigermassen die
Einbildungskraft in Anspruch nimmt, in die Oper ver-
wiesen, und auch hier hat sich die Prosa des Trauer-
und Lustspiels, ja des Dramas nach und nach einge- lo
schlichen, dass die Geister selbst oft die prosaischsten
Figuren von der Welt sind.
Diese Eichtung, in welcher sich Autoren, Schauspie-
ler, Publicum wechselsweise bestärken, ist nicht zu än-
dern, ja ihr nicht gerade entgegenzuarbeiten; aber sie i^
zu lenken und zu leiten geht doch an, und wenn man es
auch nur im Einzelnen thut; hierzu habe ich früher die
Masken, später die spanischen Stücke gebraucht. Es
ist aber immer eine Gefahr dabei.
so
Herr Geh. Hof-Rath Kinns gibt mir Nachricht, dass
Sie, verehrter Freund, den Beifall, den Sie meiner Ar-
beit gaben, auch noch, zum Ueberfluss, durch goldene
Zeugnisse bekräftigen wollen, wofür ich den verbind-
lichsten Dank erstatte.^ ss
An d. Grafen K. F. M. P. v. Brühl. — Br. 25, 290, 28—
292, 19. 294. 21-25.
Mai 1, Weimar. 680
[Abends? Brief an] Graf Brühl, Antwort, Dank
pp., Berlin [s. Nr. 685]. so
Tgb. 6, 159, 13 f.
bald zufrieden, als ich ihm bemerlibar machte, dass bei alle-
gorischen Darstellungen dieser Art die Verschiedenheit der
Costüme den Reiz des Ganzen vermehre und ö&s Bild viel
farbiger und unterhaltender mache" (WH. 11 (1). 120 ♦). 86
» Vgl. Nr. 688.
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1815 EPIMBNIDE)S ERWACHEN. 389
][Mai 17, Weimar.] 687
Zuvörderst . . ersuche ich, mir vom Theater von Zeit
zu Zeit Nachricht zu geben, denn da ich mit dem Grafen
Brühl, den ich als Knaben gekannt, in gutem Verhält-
5 nisse stehe, da es durch seine Bemühung, mit dem ,Epi-
menides^ so gut abgelaufen, so möchte ich ihm gern
etwas zu Liebe thun, und überhaupt mit dem Berliner
Theater im Einverständniss bleiben. Es bedarf nur eini-
ger Anregung, und ich arbeite wohl wieder eine Zeit-
10 lang für die Bühne, und dann ist denn doch Berlin
der einzige Ort in Deutschland, für den man etwas zu
unternehmen Muth hat. . . .
Seit einiger Zeit habe ich gerade so viel Humor,
15 Aufsätze in*s ,Morgenblatt* zu geben; damit Du aber
nicht lange zu suchen brauchst, bezeichne ich Dir die
Nummern und wünsche, dass Du sie aufsuchest.
No. 69. . . .
„ 75 und 76. Anzeige von ,Epimenides Erwachen^^
20
. . schreibe mir bald, besonders das Theater betreffend.
Ich habe wieder einmal einigen Glauben, es sei möglich,
gerade in diesem S^eitpuncte etwas dafür zu wirken, und
wenn der auch nur ein halbes Jahr hält, so ist immer
S6 inzwischen etwas geschehen. Sind wir doch diesem Glau-
ben und dieser Beharrlichkeit wenigstens das Weima-
rische Theater schuldig.
An Zelter. — Br. 25, 328, 3—14. 329, 9-13. 15. 334, 1—8.
Mai 20, Weimar. 688
30 Anliegend finden Sie die vom Herrn Geheime-Hof-
rath Kinns verlangte Quittung oder vielmehr eine In-
terims-Quittung; ich stelle solche dankbar aus, mit der
Bitte, sie bei sich zu verwahren, bis ich von Frankfurt
her auf gedachte Summe eine Assignation sende, welche
35 gefällig zu honoriren bitt«.^
» s. Nr. 662.
* Vgl. 388, 21-25. Goethes Abreise von Weimar erfolgte am
24. Mal.
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390 BPIMENIDES ERWACHEN. 1815
[Mai 20, Weimar.] [688]
[Beilage.] Die von Königlich Preu&sischer Hochan-
sehnlichen Oher - Theater - Intendanz mir zugedachten
zweihundert und fünfzig Thaler, in Golde, als Honorar
für das Festspiel ,E p i m e n i d e s^, acceptire hiemit ^
dankbar und quittire darüber vorläufig; mir vorbehal-
tend, gedachte Summe, von Frankfurt am Main aus,
durch Äseignation von Königlicher Haupttheater-Casse
zu erheben, welche Anweisung sodann als förmliche ei-
gentliche Quittung zu betrachten wäre. la
An d. Grafen K. F. M. P. v. Brühl. — Br. 25, 341, 20—25.
342, 1-9.
Mai 30, WiesbadeD. 689
[Abends? Sendimg an] Major von Luck [nach
Mainz] ,Epimenides^ i5
Tj?b. 5, 163, 26.
Juni 15, Wiesbaden. 690
Sehr angenehm ist es mir, dass meine Mittheilungen
in's ,Morgenblatt' mit Ihren Wünschen übereintrefEen,
und dass der Herr Redacteur den Aufsätzen für gute 20
Nachbarschaft sorgt.^ Hierbei folgt abermals ein Bei-
* Von den bis dahin erscliienenen „Mittheilungen" kommen hier
nur in Betracht: der oben (Nr. 662) wiedergegebene Aufsatz
über ,Epimenides* und der, am 8. Juni In Nr. 136 des Morgen-
blattes erschienene, über .Proserplna*. Die „gute Nachbar- 2S
schaff* kann sich nicht auf die, diesen Aufsätzen Goethes
folgenden, kleinen Artikel beziehen, sondern nur auf die als
eine Art Motto vorangestellten Verse, wie deren am Kopf
jeder Nummer des Morgenblattes standen; über dem Anfang
des Eplmenldesr Aufsatzes finden wir folgende Zeilen aus Stro- so
pbe 1 und 3 der Ode ,Das Gegenwärtige* von Klopstock:
„Eliinals verlor mein fliegender Blick in des Lebens
Künftiflres sich, and ich schnf dann, was mir Wunsch war,
Fast zur Wirklichkeit.
— - Nun erlebt' ich, was sich S6
t^ber Gewünschtes erhob.**
Die Nummer vom 30. März hat folgende Verse, die einem
Gedicht von Johann Heinrich A'oss angehören sollen:
„Heiterkeit und Trübe
Mischte Oottes Liebe, 40
Dass sich Oeist und Herz
Männlich himmelwärts
Von dem Staub erhübe.*
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 391
[Juni 15, Wiesbaden.] [690]
trag/ nächstens noch einiges, das sich anschliesst. Auch
etwas Freundliches will ich auf die Nachricht von der
Aufiführung des ,Qotz^ in Dresden erwidern.^
6 Bei der jetzigen Stimmung der Theater ist es der
Mühe werth, fördernd einzugreifen. Ich habe noch man-
ches im Sinne, wie man nach und nach immer mehr
in's Ganze wirken kann. In Berlin hat man. ,E p i -
menides' zu drittenmal aufgeführt.^ Kosten und
10 Sorgfalt, welche darauf verwendet worden, stehen im
Gleichgewicht und geben einen Massstab für Folgendes.
Zugleich gehen ab:
1).. 2)..
16 3) a) zu Schillers und Ifflands Andenken;
b) Nachspiel zu den ,Hagestolzen^*
An Cotta. — Br. 26, 11, 7—20. 24. 27 f.
Juiii 16, Wiesbaden, 691
'Die abermalige Recension des ,Epimenides* verdanke
20 ' s. Z. 16 f.
* Vgl. »Götz V. Berllehingen* unter 1815 Juni 9 (Tgb.).
* Vgl. Z. 27—20.
* Das Druckmanuscript des Aufsatzes ,Zu Schillers und Iff-
lands Andenl^en' und des diesem sich anschliessenden ,Nach-
25 Spiels', erschienen im , Morgenblatt* 1815 Juni 26 und 27 (vgl.
Anhang II).
* Zelter an Goethe, Juni 1: „So eben ist der ,Eplmenides'
zum drittenmale aufgeführt worden, um die gestern erfolgte
Anliunft unsers Königs zu feiern.
30 Was sich immer glücklicher exponirt, ist die Musik, die
reich an fleissigen und glücklichen Stellen ist. Die Ouvertüre
ist ganz richtig sehr ernsthaft, imd das Lied der Genien
schwebt so kindlich und heiter dahin, wie sich denn die drei
ersten Auftritte natürlich an einander fügen. Epimenides
35 [Beschort] sprach mit Ruhe, Deutlichkeit und Anmuth.
Die Feuerscene dee 6. Auftritts, welche schon wirksam war,
hat sich noch verbeaaert, wiewohl der Kriegsdämon [Mat-
tausch] des Guten fast zu viel thut: ein braver, geistvoller
Schauspieler, der den Wallenstein und Götz beifällig spielt,
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392 KPIMENIDES ERWACHEN. 1815
[Juni 16, Wiesbaden.] [691]
Dir höchlich. Das Resultat, daei mir entgegentritt,
möchte ich so ausdrücken: Es gebricht im Ganzen an
doch sich leicht übernimmt. Die Musik dieses Auftritts ist
ganz vorzüglich und vereinigt sich sehr gut mit dem Gesänge ^
des Heereszugs.
Wären die drei Dämonen, welche freilich nicht beisammen
erscheinen, etv^as gruppenhafter durch die Musilc geworden,
so würde ich sie völligem men nennen. Die List hat hübsche
Musils; der Schauspieler [Blume] ist ein Naturalist von schö- lo
ner Gestalt und Stimme, glatter Sprache, und führt die Partie
gut, nur ist sie zu lang; auch der Fischer [als Dämon der
Unterdrückung] hat sich wirklich orientalisch und stellt einen
überhebenden, trotzigen, verzagten, verzogenen, sichern, tap-
ferh Tyrannen recht gut dar. lö
Etwas näher zusammengerückt sind die drei Tugenden,
doch ist noch manches zu wünschen, und die Freiheit, welche
aus der Erlösung entstehen soll, hat keine recht brillaute
Musik, sonst müsste die Scene von grosser Wirkung sein.
Vom 19. Auftritte [Aufzug 2 Auftritt 5] an, wo alles Auf- 20
lösung der vorigen Räthsel sein soll, wird getrödelt und will
sich nicht abwinden.
Das Lied des Epimenides [V. 745—752: „Hast du ein ge-
gründet Eta,us"] Hesse ich lieber sprechen, da er im ganzen
Stücke welter nicht singt Wie wäre es denn, wenn* s hinter 25
der Scene von einigen Altstimmen gesungen und vom Epi-
menides nur gehört würde? Mich deucht, so wäre es ein
gutes Gegenstück zu dem entgegenstehenden Augenbilde, und
Epimenides könnte dann schnell einfallen und redend fort-
fahren« 80
Die Kometenscene will mir auch noch nicht recht dünken.
Er hat keinen Anschein des Ungeheuern und correspondirt
nicht mit der Erde. Ich dachte, die Scene sollte eine ähn-
liche Wirkung haben, wie die Feuerdecoration. Der blosse
lichte Streif am Horizonte ist nicht hinlänglich und würde 35
kaum bemerkt werden, wenn Epimenides nicht sein Dasein
verkündete.
Der 21. Auftritt [Aufzug 2 Auftritt 7] könnte sich mehr he-
ben, wiewohl die verschiedenen Völkerschaften zu Fuss imd
Pferde einen Imposanten Eindruck machen. Da auf dem 4o
Theater eine sehr starke Musik ist, so wäre es besser, wenn
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1816 EPIMBNIDES ERWACHEN. 393
[Juni 16, Wiesbaden.] [691]
EinbildungskTBft und Gefühl, und da muss bald ein-
mal üebertreibung, bald Ermangelung eintreten. Auch
dieses gäbe sich bei öfterer Wiederholung: denn was
5 die Menschen nicht erfinden können, das entdecken sie
doch. Kannst Du es einleiten, dass die Inschrift,
wenn sie Epimenides nicht recitirt, hinter der Scene
von Geistern gesungen wird, so ist viel gewonnen.^ Sie
bringen das Stück doch gelegentlich wieder, und viel-
10 leicht lässt sich ihm künftig eine selbetständige Form
geben.*
Au Zelter. — Br. 26, 13, 21— 14, 8.
Jiül 15, Wiesbaden. 692
Da nun der Feldzug so glücklich vorwärts schreitet*
16 und das Beste zu erwarten ist, so wünsche ich, dass
auch bei uns Epimenides erwache und uns Freude bringe.
Wollen Sie wohl mit Herrn G^heimehofrath Kinns
überlegen, wie man sich mit Herrn Capellmeister Weber
in Verhältniss setzt, um gegen billige Vergütung die
30 Partitur zu erlangen. Besetzen können wir das Stück
sehr gut, Herr Beuther wird uns an Decorationen nichts
fehlen lassen, und Ihre Sorgfalt würde über das Ganze
das Orchester schwiege, um die Theatennusik abzulösen und
die Wirkung von Zeit zu Zeit zu erfrischen, welche betäu-
25 bend ist und etwa dadurch lästig wird.
Die Bravourarie ist eine eigentliche Concertarie und gehört
als solche recht gut hieher, doch ist sie trennend, ja zer-
schneidend, und müsste wenigstens von einer vollkommen
schönen Stimme gesungen werden. Mamsell Einigkeit [FrL
30 Maas] weiss nicht, was sie sagt und drückt und dehnt nach
Ihrer alten Art, und darunter leidet das Stück gerade da, wo
es triumphiren soU" (G.-Zelter 2, 187—189).
* Diese Einrichtung wurde bei der Aufführung in Weimar ge-
troffen, da GraCP, der Darsteller des Epimenides, nicht Sän-
35 ger war (vgl. WH. 11 (1), 190).
• Zelters Antwort vom 26. Juni s. G.-Zelter 2. 197—199.
■ Am 7. Juli zweite Einnahme von Paris durch die Verbündeten.
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3^ EPIMENIDES ERWACHEN. 1815
[Jiüi 15, Wiesbaden.] [603]
« hinaii&lielfen. Denken Sie doch darüber! Ich wünschte
es zum achtzehnten October zu geben. Es scheint lange
hin, will aber vorbereitet sein.
An A. Genast — Br. 26. 38, 13—26. 5
Juli 16, Wiesbaden. 693
[Abends? Brief] An Genast, [wegen] ,Epinieni-
des^ [s. Nr. 692], . .
Tgb. 5, 170, 17 f.
October 15. Weimai-. 694 10
^Wäre mein kleiner Aufsatz über gemeinschaftliche
Arbeiten für's Theater,^ besonders in Fallen, wo Ge-
legenheitsgedichte verlangt werden, E. W. zur Zeit be-
kannt gewesen, als Sie die Fortsetzung des ,Epimenide6^
unternahmen, so hätten Sie keinen Augenblick in Zwei- 10
fei stehen können, dass mir nicht ein solches Werk
höchst angenehm sein würde. Denn auch diese Arbeit
kann als eine gemeinsame angesehen werden, wenn der
zweite Dichter den Faden da aufnimmt, wo ihn der erste
gelassen hat; das erste wird als Exposition angesehn, das ao
zweite als Folge und Schluss, wie es denn in dem gegen-
wärtigen Falle ganz eigentlich gefordert wurde."
An J. A. C. Levezow. — Br. 26, 101, 11—23.
October 23, Weimar. 695
Freilich dient solchen Berathungen,*' zu schneller und »
vollkommener Entscheidung, am meisten die persönliche
* Levezow hatte das, von Ihm zur Feier des Sieges bei Water-
loo verffls.ste, Festspiel ,Des Epimenides Urtheir, nach dessen
Aufführung in BerUn am 16. Juli, mit Brief vom 21., an Groe-
the geechickt (Br. 26, 374 zu 101, 19). »
* ,IJeber die Entstehung des Festspiels zu Ifllands Andenken';
erschien erst 1816 März 18 im , Morgenblatt* (vgl. besonders
AV. 41 (1), 91, 5-19).
■ Am 29. October erkundigt Goethe sich brieflieh bei Zelter
nach der Wirkung von .Des Epimenldes Urtheil* (Br. 26. 124, S5
24 f., vgl. G.-Zelter 2. 204).
* Hier Im Interesse des Blücher-Denkmals für Rostock.
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 305
(October 23, Weimar.] [696]
Gegenwart; wie ich noch vor einiger Zeit zu meiner
grössten Zufriedenheit erfahren, als eine ansehnliche
Berliner Theater-Intendanz Herrn Capellmeister Weber
5 veranlasste, sich nach Weimar zu begeben, um wegen
Composition und Aufführung des sehr verwickelten
Festspiels ,Epimenides^ mit mir gemeinschaftlich
Eath zu pflegen.^ In wenigen Tagen war die Sache ge-
ordnet und bestinmit, so dass es nachher keiner wei-
10 tem Correspondenz bedurfte, . ?
An V. PreeD. — Br. 26, 115, 13—23.
November 11, Weimar. 696
Zuvörderst also eröffne meinen Wunsch des ,Epi-
menides Erwachen^ zum 30. Januar, als dem Qe-
15 burtstag unserer verehrtesten Grossherzogin Königlichen
Hoheit, auf unserem Theater zu geben, und ersuche E.
W. desshalb, mir die Partitur anzuvertrauen. Da wir
noch zehn Wochen vor uns sehen, so haben wir Eaum
genug, um mit sorgfältigem Bedacht dieses Festspiel
20 unseren kleinen Eäumen schicklich anzupassen. Haben
wir nach erhaltener Partitur die Stimmen unserer Sän-
ger und sonstige Mittel berechnet, so erlauben Sie, dass
ich weiter anfrage und um gefälligen Kath und Mitwir-
kung bitte.
25 ... bitte . . Herrn Professor T^evezow schönstens zu
grüssen, dessen glücklicher und wohlausgeführter Ge-
> Vgl. Nr. 615-623.
^ A'ieneieht dachte Goethe auch bei folgender Aeussermijc mit
an ,Epimenldes*: „Ich billige sehr, dass der Künstler sieh
30 in seiDem IJutemehmen nicht Irre machen lasse; doch habe
ich selbst in maDchen Fällen und Ftlchera die Vortheüe ge-
meinsamer Berathung erprobt. Kunstfreuude sind eine Art
von Vorpublicum; liommen sie mit dem Künstler überein,
so worden sie, wenn das Werk erscheint, demselben eine
36 Sehutzwehr gegen so manche unerfreuliche Urtheile, die in
einer ungebildeten und wogenden Menge nicht fehlen können"
(an J. G. Schadow, 1815 November 12, Br. 20. 144, 17—25).
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396 EPIMEXIDES ERWACHEN. 1815
(November 11, Weimar.] [6f«J
danke den ,Epimenide8* fortzusetzen mich höchlieli er-
freut hat.^
An B. A. Weber. — Br. 26, 146, 18— 147, 5. 12—16.
November 28. Weimar. 697 6
E. W. verfehle nicht zu benachrichtigen, dass Herr Ca-
pellmeister Weber die Partitur des ,Epinienides' gesen-
det hat, ich übergebe solche sogleich Herrn Capellmei-
ster Müller, bespreche die Sache mit Herrn Genast und
Beutlier, worauf denn eine genaue Note alles Erfor- lo
derlichen erfolgen soll, damit wir am 30. Januar unserer
verehrten Grossherzogin ein würdiges Opfer darbringen
mögen. Wir können dieser schwierigen Vorstellung um
desto mehr Aufmerksamkeit schenken, als wir nicht für
die Geburtstage unserer jungen Herrschaften zu sorgen w
haben, ja den ,Epimenides' zu dem Geburstage Ihro
Kaiserlichen Hoheit wiederholen können, wie ich denn
hiebei E. W. gefällige Assistenz hiedurch in Anspruch
nehme.
An Kinns. — Br. 26, 162, 15- 163, 6. 20
Noveiuljer 28, Weimar. 698
E. W. übersende sogleich die angelangte Partitur des
,Epimenides' mit dem Ersuchen, solche baldigst durch-
zugehen, damit das Geschäft überlegt, entschieden und
arrangirt werden könne. Da ich ohnehin verschiedene 25
Aenderungen in dem Stück zu machen gedenke,* die
sich auf Erleichterung und größsere Wirkung auf un-
serem Theater beziehen, so wünsche, dass E. W. von
Ihrer Seite auch daran gefällig denken mögen; auch
wird eine gemeinsame Verabredung zu veranstalten in so
den nächsten Tagen wohlgethan sein. Zu diesem wichti-
gen Werke die beste Gesundheit und frohe Laune wün-
schend.
An A. E. Müller. — Br. 26, 163, 8-20.
* Vgl. 394, 27- 30. Weber schickte am 21. November die Parti- 35
tur. ncl)st brieflichen Bemerkungen dazu (vgl. W. 16, 528 f.).
• Vgl. W. 16. 533 zu der mit E^ bezeichneten Handschrift.
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1815 EPIMENIDES ERWACHEN. 397
November 28. Weimar. 699
E. W. benachrichtige hierdurch, dass die Partitur des
^pimenides^ angelangt ist und sogleich Herrn Capell-
meister übergeben worden, ich wünsche nun auch mit
6 Urnen diese wichtige Sache baldigst zu überlegen, be-
sonders wegen der allenfallsigen Veränderung, welche
die Aufführung dieses schwierigen Stücks auf unserem
Theater erleichtern könnte, an welchem ich eine schon
gewohnte Theilnahme bestens empfehle.
10 An A. Genast. — Br. 26, 164, 1—9.
November 28, Weimar. 700
E. W. verfehle nicht hierdurch dankbar zu benach-
richtigen, dass die Partitur des ,Epimenide8^ glücklich
angelangt ist und mir schon, insofern ich sie zu lesen
15 verstehe, grosses Vergnügen gemacht hat. Sie ist so-
gleich an Herrn Capell - Meister Müller eingehändigt
worden, der sich gewiss alle Mühe geben wird, eine
glückliche Aufführung vorzubereiten, wie es denn an
uns Allen nicht fehlen soll. Die Abwesenheit der Frau
20 von Heygendorff macht ein Hindemiss, worüber wir denn
uns hinaushelfen müssen, vielleicht kommt diese treff-
liche Sängerin und Schauspielerin bis dahin wieder zu-
rück.^ Was ich in der Sache noch für Wünsche hege,
davon schweige vorerst und hoffe Dieselben von metner
25 Dankbarkeit wegeö dieser Mittheilung thätig zu über-
zeugen.
An Ö. A. Weber. - Br. 26, 164, 11— 166, 3.
November 28, Weimar. 701
Der Herr Capell-Meister Weber hat die Gefälligkeit
30 gehabt, die Partitur des ,Epimenide8^ mir zu übersenden.
Das Stück soll den 30. Januar, als den Geburtstag un-
serer verehrten Grossherzogin, aufgeführt werden. Hie-
^ Für sie waren Jedenfalls die Rollen der Muse und der Hoff-
nung gedacht; beide gab dann Amalie Wolff, nach deren
36 Weggang von Weimar, in der dritten Aufführung, Jene die
llollo der Hoffnung spielte.
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398 EPIMENIDES ERWACHEN. 1815
[November 28, Weimar.] [701]
bei verlangt denn sowohl der Hof, als das Publicum den
Text. Möchten E. W. mir anzeigen, wieviel Exemplare,
* um welchen Preis? Sie uns überlassen könnten, so bliebe
Ihr Verlagsrecht ungestört, welches ich denn auch da- 5
gegen noch weiter als Ostern zugestehen wollte.^ Ich
darf nicht hinzufügen, dass wir nichts dabei gewinnen,
die Exemplare auch nur unsem Zuschauem austheilen
werden.
An Duncker u. Humblot. — Br. 26, 165, 13—24. 10
November 28. Weimar. 702
[Morgens] Berathung mit Genast über ,Epimenides'.
. . . [Nachmittags] ,Epimenide8^
Tgb. 6. 198. 20.
November 29. Weimar. 708 15
[Morgens] Mit Beut her ,Epimenides^
Tgb. 5. 193, 22.
Deeember 6, Weimar. — s, Nr. 16. 703 a
1816.
Januar 10, Weimar. 704 20
[Vormittags] ünzelmann wegen ,Epimenides*.
Tgb. 6, 200, 6 f.
?JaDuar 11, Weimar. 705
Da wir die schöne Stimme des Herrn Eduard Genast
noch in Reserve haben: so sollten wir die Blätter nicht 25
nur beibehalten, sondern dem Priester-Liede mehr Ex-
tension geben.* •
An Kinns. — Br. 26, 217, 1-4.
Januar 17, Weimar. 706
Ew. Königliche Hoheit geruhen auf Nachstehendes 30
gnädigst zu reflectiren:
» Vgl 375. 21-24. 35.
* Die Beziehung im Allgemeinen ist docb wohl sicher; was
ist mit den beizubelialtenden „Blättern" gemeint? Als „Lied"
des Priesters (die Rolle ist auf dem Theater-Zettel nicht ge- 36
nannt) kann nur V. 863—872 („Tadle nicht der Götter WiUen",
Aufzug 2 Auftritt 9) bezeichnet werden.
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1816 EPIMEMDES ERWACHEN. 399
[Janoar 17, Weimar.] [706]
1)
8) Die Auflführung des ^Epimenides^ zum 30. Januar
wird, hoffe ich, gelingen und nicht unangenehm sein.
6 Capellmeister Weber kommt einige Tage früher.^
An d. GTOB&herzog Karl Augrust. — Br. 26, 225, 18 f.
227, 1-«.
Januar 21, Weimar. 707
[Vormittags] ,Epimenides' erste Abtheilung Singpro-
10 be. . . . [Nachmittags] ,Epimenides^ zweite Abtheilung.
Tgb. 5. 201, 22 f. 25.
] [Januar 23 oder später, Weimar.] 708
Goethe überwachte das Ganze mit unermüdlichem Ei-
fer und war bei den Proben äusserst sorgsam, besonders
16 was die Gruppirungen betraf. Alle Augenblicke donner-
te er ein „Halt!" den Darstellenden zu; dann hiess es:
„Madame Eberwein — gut!" „Madame Unzelmann,
mehr vor!" — „Herr WoLff, den Kopf mehr lauernd
nach rechts gebogen, sonst gut!" — „Herr Gels — sehr
20 gut!" — „Der darauf Folgende — schlecht!" und nun
begann die Auseinandersetzung. Es war eine Eigenheit
Goethes, den Schauspieler, mit dem er unzufrieden war,
niemals bei seinem Namen zu nennen; man konnte diese
nun nehmen, wie man wollte, als Eücksicht oder Kran«
26 kung.
Bei dem Siegerzug trat zuerst Blücher mit der preus-
sischen Armee auf, dann Schwarzenberg an der Spitze
der Oesterreidier, dann Wittgenstein mit den Russen und
80 endlich kam Wellington mit den Engländern. Jede die-
ser Armeen bestand, ausser den Peldmarschällen und
einigen Adjutanten, aus zehn Mann Statisten — . .
. . Das Ganze war nach unsem Verhältnissen würdig
in Scene gesetzt und machte sich gut. Goethes Ausspruch
86 * Die Randbemerkung des Grossherzogs lautet: „Glück zu!"
(G.-Karl-August 2, 64.)
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400 EPIMENIDES ERWACHEN. 1816
[Janaar 28 oder ipäter, Weimar.] [706]
Über Comparserie war: „Die Wirklichkeit, die aus Hun-
derttausenden besteht, kann auf einem so engen Baume,
wie die Bühne bietet, doch nicht verkörpert werden; ob
man da 10 oder 100 Mann erscheinen lädst, bleibt sich &
gleich, man möge sidi die andern dazu denken".*
Mit den DarsteUem des .Epimenides*. — Gespräche 8,
261 f. (6ena4st 1, 248 f. 246.)
Januar 28, Weimar. 709
[Nachmittags oder Abends] Probe ,Bpimenides^ ers- lo
ter Act.^
Tgb. 5, 202, 7 f.
Januar 25, Weimar. 710
[Nachmittags?] Probe vom ,Epimenides* zweiter
Theil.^ Kamen Abends Capellmeister Weber und Direc- u
tor Schadow.'
Tgb. 5, 202, 14r-16.
Januar 26, Weimar. 711
[Vormittags] Capellmeister Weber . . bei mir. . . .
[Nachmittags oder Abends] Ganze Probe vom ,Epime- ao
nides^
Tgb. 5, 202, 17-19.
Januar 27, Weimar. 712
Director Schadow und Capellmeister Weber sind hier.
Die Proben vom ,Epimenides^ gehen rasch und gut, doch 26
wird uns die Trauer um die höchstbedauerte Erbgross-
herzogin von Mecklenburg*' wohl die Aufführung des
Mittwochs [31.] verkümmern.'
An Knebel. — Br. 26, 284, S-12.
» Vgl. 406. 8-11. 30
• Vgl. Nr. 7aS.
• Schadow wegen des Modells zum Blücher-Denkmal für Ro-
stock. — Wegen der Liquidationen über Abschriften der Soio-
und Chor-Stimmen, sowie der Partitur vgl. Burkhardt-II S. 11
nnter 1816 Januar 25. 29, Februar 12. 28. 8&
• Prinzessin CJaroline war am 20. Januar gestorben.
» Gleichzeitig überschickte Goethe »Des Epimenides ürthell*
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1816 EPIMBNIDBS BRWAGHBN. 401
Januar 27, Weimar. 718
[VormittagB] Berathungen mit Capellmei&ter Weber.
Tgb. 5, 202, 25.
Februar 1, Weimar. 714
5 [VormittagB] Capelbneister Weber Abschied genom-
mien.^ . . . Um vier Uhr Probe dee ^pimeoideß*.
Tgb. 5. 204, 4 f. 7.
Februar 2, Weimar. 716
Vier Uhr Probe ,Epimenide8*.
10 Tgb. 5, 204, 12 f.
Februar 4, Weimar. 716
Abends [Probe der] Heereszüge und Chöre aus ,Epi-
mienides^
Tgb. 6. 204, 28 f.
15 Februar 6, Weimar. 717
[Nachmittags oder Abends]. Hauptprobe auf den ,Epi-
menides*.
Tgb. 5, 206. 7.
Februar 7, Weimar. 718
20 [VormitJtagB] Capelbneister Weber. . . . [Abends]
Vorstellung dee ,Epimenides*.*
Tgb. 6. 206. 9. 12 f.
von Levezow in Correctur-Bogen, die dieser am 20. Goethen
gesandt hatte (vgl. G.-Knebel 2. 184).
25 * Am Tage der Aufführung war Weber anwesend (vgl. Nr. 718).
* Der Theater-Zettel kündigte an (mit Weglassung des Ar-
tikels): .Epimenides Erwachen. Festspiel in zwei Aufzügen,
von Gtoethe. Musik von Capellmeister Weber*, mit der Bemer-
kung: .»Die Berliner Ausgabe des Gedichtes ist an der Gasse
30 für 4 gr. zu haben." Auf der Rückseite finden sich die vier
Strophen des .Schluss-Ghors' abgedruckt. In die folgende
Uebersicfat ist auch die Berliner Besetzung aufgenommen; die
einzelnen Dämonen der List, die auf dem Theater-Zettel nicht
aufgeführt werden, sind nach dem Yerzeichniss der ,.Mit-
85 wirkenden" W. 16. 883 ergfinzt.
Oräf. Goethe ttber e. Dichtangen. T. II, B. 1. 26
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402
EPIMBNIDES ERWACHEN.
1816
[FebroAr 7, Weimar.]
[7181
Personen«
Berlin 1815
M&n 30.
1816
Febr. 7. 10.
1816
October 19.
Dämo-
nen der
List
Prolog: die Muse
Wortführer: Epimenides. .
Dämon des Krieges . . . ,
[Cardinal]
[Diplomat] . . . .
[Hoftnann] . . . .
[Dame]
[Jurist]
[Lustige Person] . .
[Dämon der Unterdrückung.
Chorführer: Jugendfürst
Chor der Tugenden:
Glaube
Liebe
Hoffnung
[BeharrUchkeit]
Einigkeit
Begleitende :
[Priester]
Zwei Genien
Maas.
Beschort
Mattausch.
Blume
[als einsi-
ger Dämon'
der List]
Fischer.
Stümer.
Bethmann.
Eunike.
Schröck.
[SchmaU.]
Maas.
[Gern. Lemm.)
Düring.
LeiBt.
Wolff.
Graff.
Halde.
Oeh).
Wolff.
Deny.
Engels.
Lortzing.
Unzelmann.
Stromeyer.
Moltke.
Eberwein.
Unselmann.
Wolff.
[gestrichen.]
Lortsing.
[fehlen.]
Beck d. J.
Riemann.
Engels.
Graff.
Haide.
Oels.
Durand.
Deny.
[fehlt]
Lortzing.
Unzelmann.
Stromeyer.
Moltke.
Eberwein.
Unxelmann.
Jagemann.
[gestrichen.]!
Lortzing.
[fehlen.]
L. Beck.
Rie
10
15
SO
Ueber die Wirkung des Festspiels und seiner Musik vgl. 25
380, 11—382, 32. 391, 30-303, 29 und Ch. Schillers Brief vom
14. Februar an Knebel (Charlotte Schiller-Knebel S. 249—251);
Knebel antwortet ihr am 16.: „Sie sehen mit wohlgefälligen
Augen und hören auch so. Andere waren nicht so zufrieden.
Die Musik wollte ihnen nicht recht an's Herz gehen, und dann so
fanden sie, dass manches in der Allegorie zu fein und daher zu
unbestimmt für den anschauenden Sinn sei. . . . Zuletzt aber
die Mischung von moderner Tracht und Sitte mit der antiken
that ihnen gewaltig weh — und auch das kann ich mir den-
ken. Wir wollen also nur das Stück fleissig lesen, das so viel M
Vortreffliches und Gemtithllches enthält. . . . Ich glaube,
wenn man den alten Hermann hätte auftreten lassen und
das nordische Unzeug, hätten manche mehr Gefallen daran
gehabt . .** (Charlotte Schiller 3, 364.) Unter den „Anderen"
(Z. 29) sind wohl Frommanns und Grlee zu verstehen; jeden- 40
falls schreibt Gries an Abeken, März 8: „ . . Goethes »Epi-
menides* machte auf dem Theater eine langwellige Erschein-
ung. Ich hal>e nie ein Stück gesehen, das mit so grossen Zu-
rtistungen so wenig ausrichtete; darüber Ist nur Eine Stimme.
Aber freilich ist auch die Musik (von Weber aus Berlin, der 46
selbst zugegen war) sehr mittelmässlg, und die Ballete, die
Cavallerie, die in B. [Berlin] das Stück auf den Beinen hiel-
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,1816 EPIMENIDES ERWACHEN. 4<)3
Februar 8 [?], Weimar. 719
Heute Abend^ wird ,Epimenides* aufgeführt, es ist
daher ein sehr unruhiger Tag.
An S. Boiseer^e. — Br. 26, 250, 13 f.
5 Februar 10, Weimar. 720
Sie haben, . . durch Beurlaubung des Herrn Capell-
Meister Weber uns so eine besondere Gefälligkeit erzeigt
und Anla^js zu so manchem Guten gegeben, dass ich ihn
nothwendig als Friedensboten an Sie entlassen muss.*
10 ... Herr Capell-Meister Weber wird von unsem hie-
sigen Zuständen und Exhibitionen Rechenschaft geben.
Sowohl er, als Director Schadow, haben ims sehr an-
genehme und lehrreiche Stimden verschafft.
Herrn Prof. Levezow haben Sie die Güte für das
16 Uebersendete* . . schönstens zu danken, . .
An d. Grafen v. Brühl. — Br. 26, 252, 21-25. 253, 6-11.
Februar 10. Weimar. 721
Abends in der zweiten Vorstelhing des ,Epimenides\*
Tgb. 5, 206, 7 f.
20 Februar 13, Weimar. - s. 180, 2^- 181, 3. 722
?Februar 14, Weimar. 723
[Vormittiigs] Revidirt den Schluss des achten Theils
meiner Werke.*^
Tgb. 5. 207, 14.
25 ten, fehlten uatUrlich in W. [Weimar] ganz. Es wird schwer-
lich wieder aufgeführt werden, . ." (ungedruekt; die Veröffent-
lichung der Briefe Griesens an Abeken wird von mir rorbe-
reitet); vgl. auch GJ. 6, 125.
* Da am 8. (Datum des Briefes) keine Aufführung Statt
30 fand, muss man annehmen, das» der Brief schon am 7. ge-
schrieben wurde.
■ „Durch das Engagement des Ehepaars Wolff und den durch
Brühl vereitelten Versuch, Dlle. Düring für das Weimarer
Theater zu gewinnen, war eine Verstimmung eingetreten" (Br.
35 2*;. 405 zu 252, 24).
• Vgl. 401, 23 f. und WH. 11 (1), 119*, letzten Satz.
* Wegen des Theater-Zettels und der Besetzung vgl. 401. 2Cif.:
diessmal waren auf dem Zettel auch die Vornamen des Com-
ponisten: Bernhard Anselm angegeben, um der Verwechslung
40 mit Karl Maria v. Weber vorzubeugen.
• Vgl. Nr. 320 und 725.
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404 BPIMSNIDBS BRWAGHBN. 1816
] [Februar 16, Weimar.] 724
^Den Frieden kann das Wallen nicht bereiten:
Wer alles will, will sich vor allen mächtig,
Indem er siegt, lehrt er die andern streiten;
Bedenkend macht er seinen Feind bedäxditig; »
So wachsen Kraft und List nach allen Seiten,
Der Weltkreis ruht von Ungeheuern trächtig,
Und der Geburten zahlenlose Plage
Droht jeden Tag als mit dem jüngsten Tage.
Der Dichter sucht das Schicksal au entbinden, lo
Das, wogenhaft und schrecklich ungestaltet,
Nicht Mass, noch Ziel, noch Richte weiss zu finden
Und brausend webt, zerstört und knirschend waltet.
Da faset die Kunst in liebendem Entzünden,
Der Masse Wust, die ist sogleich entfaltet^ i^
Durch Mitverdienst gemeinsamen Erregens,
Gesang und Rede, ainnigen Bewegens.
W. 16, 331 f.
Februar 15, Weimar. 726
[Nachmittags] Verbindung des ,Epimenides* mit dem »
Vorhergehenden [in Band 8 der Werke Cotta*. — s.
Nr. 724].
Tgb. 5, 207. 21 f.
Februar 18, Weimar. 726
Einer Grossherzoglichen Theater-Commission ist ge- a^
wiss noch erinnerlich, dass, eh' unser Theater auf dem
hohen Grade der Bildung stand wie gegenwärtig, Schau-
spieler sich manchmal erdreisteten, über aufzuführende
oder aufgeführte Stücke missbilligend zu sprechen und
dadurch die wohlgesinnten Glieder der Gesellschaft^ ja so
' Vgl. Nr. 725 (wonach obige Datirung); der erste Vers knüpft
unmittelbar an den letzten Vers des siebenten der „Im Na-
men der Bürgerschaft von Karlsbad" verfassten GJedichte an
(,Ihro der Kaiserin Ton Frankreich Majestät*):
„Der alles wollen kann, will auch den Frieden" 35
(W. 16, 329); vgl. SdGG. 17, LXII. 368.
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1816 BPIMBNIDBS ERWACHEN. 405
[Fehrnar 18, Weimar.) (TMJ
das Publicimi irre zu nmchen. Durch diensame Bemer-
kung ward endlich dieses Uebel völlig getilgt, so dass
mir wenigstens keine Spur mehr davon vorgekommen ist.
5 Nun aber seheint sich diese Roheit im Orchester ein-
zufinden, indem ich, von vielen Seiten, hören muss,
dass Glieder der Capelle, im höchsten Grad der Unver-
schämtheit, gegen ,Des Epimenides Erwachen* und des-
sen Musik leidenschaftlich auftreten, so dass man nicht
10 weiss, ob man über Gemeinheit oder Dünkel sich mehr
verwundem solle.^ Lässt man ein solches Verfahren
ungeahndet, so hängt es in der Zukunft von solchen sinn-
losen Menschen ab, ein, mit so vielem Bedacht, Sorg-
falt, Mühe und Kosten zu Stande gebrachtes Werk zu
16 verschreien und dessen Wiederholung zu verhindern.
Die Sache betrifft mich so nah, dass ich Grossherzog-
licher Commission die Massregeln desshalb völlig über-
lassen muss, nur das erkläre ich, dass keine auf meinen
Text neu componirte Oper hier am Orte jemals aufge-
20 führt werden kann, damit mir dieser schöne und wichtige
Theil unserer theatralischen Darstellungen nicht noch
mehr Verdruss errege, als bisher schon geschehen ist.
Grossherzoglicher Commission, wie obgedacht, die
desshalb räthlichen Verfügungen nach Ueberzeugung,
25 auch ohne meine Concurrenz, zu geneigter Ausfertigung
überlassend.
An d. Hoftheater-Commission. — Br. 26, 265, 12— 266, 26.
Februar 24, Weünar. — s, 144, 13—24. 727
März 2, Weimar. 728
«0 Diesen Winter blieb ich meist zu Hause, und hätten
nicht verschiedene theatralische Uebungen mich aus
meinem Winkel genöthigt, die Besuche einiger Fremden
meine Einsamkeit belebt, so hätte ich für einen indischen
Büssenden gar wohl gelten können.
85 An d. Gräfin Const. v. Frttsch. — Br. 26, 282, 2—6.
* Vgl. 144. 13-21.
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406 EPIMENIDES ERWACHEN. 1816
März 7. Weimar. 729
[Abends?] Prof. Riemer. . . . Eecension des ,Epi-
inenides^^
Tgb. 5, 212 25 f.
März 11, Weimar. — s. Nr. 235. 729 a 5
März 11, Weimar. 730
^Ee soll mich freuen, wenn die beiden Berliner Freun-
de^ uns ein gutes 2jeugni3S geben. ,Epimenide8^ hat sich
in solcher Beschränkung auch ganz gut ausgenommen,
wir folgten auch hier unserer alten Maxime des Symbo- lo
lisirens^ wo der Kaum keine Wirklichkeit erlaubt.*
An Zelter. — Br. 26, 416.
März 11, I
März 25. l Weimar. — s. Nr. 236-238. 730 a— c
Oeiober 15, ) j^
October 18, Weimar. 731
Hauptprobe des ,Epimenides^ von zehn bis ein Uhr.
Tgb. 5, 279, 3 f.
October 19, Weimar. 732
[Abends] Aufführung des ,Epimenides*. Frau Hof- 20
rath Kestner und Coudray in der Loge.*
Tgb. 6, 279, 7—9.
October 20, Weimar. 733
[Morgens] Mit Genast über ,Epimenides*.
Tgb. 5. 279. 10. 26
November 14, Weimar. — s. Nr. 239. 733 a
* Um welche Besprecliung es sieh handelt, weiss ich nicht; die
»Jenaische Allgemeine Litteratur-Zeitung* und das »Morgen-
blatt' (da« 1815 in Nr. 106 eine Receusion des Stücks gebracht
hatte) enthalten, so viel ich sehen kann, nichts über die Auf- 30
fühmng, auch die ,Heidelbei*ger Jahrbücher^ nicht, für die
B. R. Abeken eine Besprechung plante, aber nicht vollendete.
* Das Folgende ündet sich nur im Concept des Briefes, nicht
in dessen Reinschrift.
* Weber und Schadow, vgl. 400. 15 f. 35
* Vgl. 399. 33—400. 6..
» Das heisst: in Goethes Theater-Loge. Wegen der Besetzung
und des Theater-Zettels s. 401, 26— 402, 24.
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1819 EPIMBNIDES ERWACHEN. 407
1819.
März [Anfang], Weimar. — s. 16, 36 f. 734
1828.
][???] 735
5 [Zu 1814.] Unsere Schaußpielergesellschaft sollte . .
auch diessmal der Gunst gemessen, in Halle den Sommer
durch Vorstellungen zu geben. Der wackere E e i 1 , dem
die dortige Bühne ihre Entstehung verdankte, war ge-
storben; man wünschte ein Vorspiel, das zugleich als
10 Todtenfeier für den trefflichen Mann gelten könnte; ich
entwarf es [,Was wir bringen. Fortsetzung^] beim Früh-
lingsaufenthalte zu Berka an der Um. Als ich aber,
durch Iffland unerwartet aufgefordert/ das ,Brwa-
chendesEpimenides' unternahm, so wurde jenes
16 durch Eiemer nach Verabredung ausgearbeitet. Capell-
meister Weber besuchte mich wegen der Composition
des ,Epimenides^, über die wir uns verglichen.^
Tag- und Jahres-Hefte, 1814. — W. 36, 88, 20-89, 4.
][JuU 17. 19, Marienbad.] — [Zu 1815.] 736
20 • s. .Proeerpina* ugD. (Tag- u. Jahre&-Hefte. 1815.)
August zwiscben 11 und 21, Marienbad. — s. 150, 11 f. 737
18»».
^^* '' \ AVelmar. - s. Xr. 244. 245.* 737a. b
Mai 7, I
25 1836.
Februar 1, Weimar. — s. 30, 21. 738
September 20, Weimar. 739
Indessen ich nun, wie ein wachender, nicht erwachter
Epimenides die vorübergezogenen Lebensträume durch
80 1 A^gl. Nr. 574.
» Vgl. Nr. 615-^23.
• Am 22. Mai saiidte Göttling beide Bände zurück, wegen eines
dabei brieflich geäusserten Bedenkens vgl. W. 16, 541 zu
V. 463.
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406 BPIMBNIDES BRWACHEN. 1826
[September 90, Weimar.] [790]
den: Flor einer bewegten Gegenwart beruhigt schaue/
reißt Freund Müller in der Welt umher, . .
An K. F. T. Belnliard. — O.-Reinhard S. 275.
Januar 27,
1837.
s
Februar 17. 18. 19.
März 12,
Weimar. - s. Nr. 247-252.
739 a-f
April 4.
September 18. Weimar. — 8. Nr. 64.
789g 10
1838.
»Juni 28. %
October 20. Weimar. - ». Nr. 66-68.
739 h-k
November 8,
182».
15
Februar 9, Weimar. — s, Nr. 69.
7391
Februar 14, Welma
r.
740
[Früh] Kam der dreizehnte Band [Werke Cotta']
revidirt von Prof. Qöttling an.*
Tgb. 12. 23, 11 f. 80
* Goetlie denkt hierl>ei offenbar an seine dichterische Behand-
lung der Bpimenide9-Sage (wesshalb die Stelle im Text zu
geben war). An Ernst Meyer schreibt Goethe mit Bezug auf
Pflanzen-MorphiHogie 1829 Juni 26: „ . . machen Sie mich
aufmerksam auf das, was in diesem Felde Jetzt vorgeht; Idii 35
komme als ein Bpimenldes hinein*' (GJ. 5, 165 f.), und schon
vierzig Jahre früher vergleicht Goethe sich einmal mit dem
kretischeo Schläfer, nach der Rückkehr aus Italien 1788
schreibt er an Knebel, October 25: „Ich bin hier [in Weimar]
fast ganz allein. Jedermann findet seine Gonvenienz, sich so
zu isoliren, und mir geht es nun gar wie dem Eplmenides nach
seinem Erwachen** (Br. 9, 43, 20—22).
' 1828 Januar 28 billigt Goethe In einem (ungedruckten) Brief
an Reicht die Verbesserung eines von diesem am 10. Januar
brieflich namhaft gemachten Druckfehlers im dritten Druck ss
V. 801 (Tgl. W. 16, 689).
• Vgl. Nr. 69.
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Erwin und Elmire.
I. Erste Fassung: als Schauspiel.
HandichrifUni 1. Die Partitur von .Erwin und Elmire Oper
[in 2 Acten] von Goethe componirt von Anna Amalla
5 Herzogin zu Sachsen Welmar-Eisenach etc.*; in der Gross-
herzoglichen Bibliothek zu Weimar.
2. Das Soufflirbuch zu 1, bezeichnet als ,Le souffieur*;
enthält die Stichworte und den Text der Lieder.
3. Neun Blätter „von einer Hand des 19. Jahrhunderts'*
IQ (W. 38, 462), mit der Aufschrift ,Erwin und Elmire. Schau-
spiel mit Gesang von Göthe. Musik von A. A. H. z.
S. W. B.* (worauf die In Nr. 745 wiedergegebenen Verse
folgen); in der Bibliothek des Hoftheaters zu Weimar.
Ebenda befindet sich ein Exemplar des ersten Druckes mit
15 ^^handschriftlichen Anmerkungen" (R. M. Werner in W.
38, 463).
Erster Druck: 1775. unter dem Titel ,Ei*win und Elmire ein
Schauspiel mit Gesang. . . . [Folgen die in Nr. 745 wieder-
gegebenen vier Verse.]* in der Monatschrift Jrls. Zweyter
90 Band Düsseldorf 1775* (Stück 3, März) S. 161-224.
2koeiter Druck: 1775, vom Satz des ersten Drucks, nach Ver-
besserung einzelner Druckfehler und Aenderung der Sei-
tenzahlen, in 50 EiXemplaren besonders abgedruckt: auf
dem Titelblatt Ist nach den Versen hinzugefügt: Frank-
26 fürt und Leipzig, 1775.
Ausser dieser anonymen Sonderausgabe erschien, gleich-
falls mit der Bezeichnung: Frankfurt und Leipzig, 1775,
ein Druck mit dem Zusatz: von J. W. Göthe. auf dem
TitelUatt (nach den Versen).
80 — Nachdem Im Jänner-Stück des ,Teutschen Merkurs
vom Jahr 1776* S. 9 f. zwei ,Neue Arien zur ersten Scene
in Erwin und Elmire* (unterzeichnet: G.) erschienen wa-
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410 ERWIN UND ELMIRE.
ren, wurden am 15. Mai 1776 bei Glüsing in Weimar,
als Teixtbüchlein für die Aufführung, in 500 Exemplaren
;;edruckt: »Arien und Gesänge aus der Operette Erwin und
Elmire. [Holzsehnittvignette: Altar und opferndes Mäd-
chen.] Weimar 1776'. (Der Irrige Ausdruck „Damach" in 6
W. 38, 461 ist nach dem eben Gesagten zu berichtigen.)
Vgl. die Grenzboten 1873 3. 5.
Ebenfalls 1776, ohne Angabe des Jahres erschien , Erwin
undElmire, ein Schauspiel mit Gesang, von GOETHE; in
Musik gesetzt, . .von Andr^. Offenbach am Mayn, bey lO
dem Verfasser, . .* (vgl. Andres „Nachricht** vom 7. Au-
gust 1775 bei Braun 1, 122).
Dritter Druck: 1842, Werke N. 17, 101—141 (Werke Cotta'
Band 57).
Weitnarer Ausgabe: 1897. W. 38, H9— 106 und 469-477 (wegen i»
der Stellung vgl. 97, 24—29).
II. Zweite Fassung: als Singspiel.
Handschriften: 1. Niederschrift von (voethes eigner Hand, wäh-
rend des Aufenthaltes in Italien. Herbst 1787 entstanden
(vgl. GJ. 13. 266 f.). 20
2. Abschrift von der Hand eines Schreibers; nach ihr
wahrscheinlich wurde die nicht bekannte Vorlage für den
ersten Druck hergestellt.
— Die von R. M. Werner (W. 11, 426) im Hinblick auf
121, 28—30 als Paralipomenon zur zweiten Fassung ange- 25
sehenen Verse haben mit dieser gewiss nichts zu thun,
sondern beziehen sieh auf eine, etwa von einem der
Freunde in Rom (Angelica Kauffmann?) entworfenen oder
ausgeführten, bildlichen Darstellung (was Werner auch
für möglieh hält). 30
Erster Druck: 1788, Schriften 5, 325—388. Gleichzeitig gab der
Verleger den selben Druck (die Signatur der Bogen ,Goe-
the's W. 5. B.* ist entfernt) als Einzelausgabe heraus unter
dem Titel: .Erwin und Elmire. Ein Singspiel. Von Goethe.
Ächte Ausgabe. Leipzig, l>ey Georg Joachim Göschen, 36
1788*.
Zweiter Druck: 1808, Werke Cotta* 7, 87—132.
Dntter Druck: 1816, Werke Cotta' 8, 87-132.
Vierter Druck: 1827, Werke Cotta« 10, 287—332.
Weimarer Ausgabe: 1892. W. 11. 28.5-330 und 4 24 44 0; wegen *o
der Stellung vgl. 98. 25—29.
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1773 ERWIN UND ELMIRE. 411
Uebersicht der Aufführungen im
Herzoglichen Liebhaber-Theater zu Weimar.
1. 1776 Mai 24.
S. ^ Juni 4.
8. f, Juni 10.
4. ^ September 10.
5. . November 21.
6. 1777 Februar 26 (?).
7. „ Mine 1.
8. 1778 Februar 28.
9. . Februar 27.
1778.
?] [November Ende, Frankfurt.] 741
10 Ich habe gar keine Zeit, meine Sinnen zu sammehi,
und habe dazu ein Stückchen Arbeit^ angefangen, stricte
für Sie und alle lieben Seelen, die Ihnen gleichen, nicht
zur Nahrung, doch aber hoflP ich zur Ergötzung.
Auf F&sanacht könnt's anmarschiren, wenn die Sterne
16 nicht gar grob zuwider sind.
An Elisabeth Jacobi. — Br. 2, 128, 8-Ä
IDecember 25, [Frankfurt]* 742
[Nr. 112. — ]. Obiges Lustspiel* ist ohne grossen Auf-
wand von Qeist und Gefühl, auf den Horizont unsrer
20 Acteurs und unsrer Bühne gearbeitet. Und doch sogen
* Nach dem Register Br. 7, 477 unbestimmt; nach E. v. d. Hel-
len mit Nr. 803 auf ,E. u. E.' zu beziehen (Briefe vdH. 1, 152,
27. 164, 15). Die Möglichkeit, dass dos „Stückchen Arbelt"
das „versprochne Fassnachtsstiickel'' (s. 427, 7), und hier
26 wie in Nr. 743 dos .Fastnachtspiel von Pater Brey* gemeint
sei, scheint offen zu bleiben, vgl. besonders die Ausführungen
Scherers G J. 1, 87 f.
' Im December schickt Goethe das Liod „Auf dem Dorf und
in der Stadt" an Johanna Fahimer („Anbei sende das I^ied-
30 lein unter den l)ekamiten Bedingnissen", Br. 2, 131, 7 f.), das
er später in ,E. u. B.* eingelegt hat (s. W. 88, 92 f.); ob es aber
für das Stück gedichtet wurde, ist ganz ungewiss. Auf das
selbe Lied werden in G.-Fahlmer S. 47 und wohl auch im Re-
gister Br. 7, 470 bezogen die Worte: „Hier ist eine Romanze"
35 in Goethes Brief an Joh. Fahimer von Ende Januar 1774
(Br. 2, 141, 7).
■ Vgl. den Ausdruck „komische Oper" 442, 6.
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412 ERWIN UND ELMIRE. 1773
][Deeember 25, [Fraakftirt] [742]
die Leute,' es wären Stellen drin, die sie nicht prästiren
würden. Dafür kann ich nachher nicht.
Ihr soUt's im Manuscript haben.
An J. C. Keotner. — Br. 2, 113, 23— 114. 4. s
?]December 31, [Frankfurt.] 748
Auf Fassnacht bleibt^s dabei kommt was angefahren.*
An E]iaal>eth Jacobt — Br. 2, 138, 9.
*JuU 20, zwischen Andernach und Bonn. 744 u
Groethe las uns [Lavater und Schmoll] aus seiner ,E1-
mireS einer Operette, . .
Mit Lavater. — SdGG. 16. 313, 6 (Lavaters Tgb.).
?] [August Mitte, Frankfurt] — s. Nr. 267. 744 a
1775. 16
] [Januar, oder Februar Anfang, Frankfurt?] 745
Den kleinen Strauss, den ich dir binde,
• Pflückt' ich aus diesem Herzen hier.
Nimm ihn gefällig auf. Belinde,
Der kleine Strauss, er ist von mir.** 20
Gedichte (Nachläse), An Personen. — W. 4, 202.
^ Mitglieder der Marcbandschen Theater-Gesellschaft in Frank-
furt.
* Vgl. 411. 14 f, 23—27.
* Worauf Dttntzers Behauptung (Goethes Leben S. 207) sich 26
gründet: Goetlie habe bei seiner Rückfahrt von Ems nach
Frankfurt am 30. Juni 1774 ,Erwln und Elmire' „im Wagen
fast zu Ende geführt", weiss ich nicht (vgl. aber Br. 2, 183,
19 f.). -— Lavater hatte, wie es scheint, von Frankfurt nach
Ems eine Handschrift des Stückes mitgenommen; sein Tage- 30
buch vermerkt unter Juli 12: „Ich erhielt einen Brief . . von
Goethe . . . Eine Beilage aus einer Operette. Ich las . . Groethes
Operette" (SdGG. 16, 296. 30—35); oder schickte Goethe die
Handschrift jetzt als BeUage zu seinem (nicht bekannten)
Briefe? 85
* Widmungsstrophe an Lili Schönemami (Belinde) für den
Druck von ,E. u. E/ (vgl. 409, 16—19.)
— SachUch gehört in diese Zeit Nr. 232 und 797. — F. H.
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1775 ERWIN UND ELMIRE. 413
?Janiiar 18, Frankfurt — 745 a
8. »Faust* ugD. (an Knebel.)
Februar 4, Frankfurt — s. Nr. 116. 740
] [Februar zwischen 10 und 12, Frankfurt.] 747
6 Hier das beigehende Gesiegelte ist für Rosten. Es
enthält fünf Bogen Operette. Spediren Sie^s doch un-
verzüglich, wenn nicht mit andern Sachen — gleich
allein — mit der reitenden.^ Hier sind auch einige
Bogen Abschrift. Wenn Sie ja copiren wollen, copiren
10 Sie nicht mehr als die erste Scene für Georgen, etwa
die zweite noch.
An Johanna Fahimer. — Br. 2, 232, 12—18.
?Februar 13, Frankfurt. — 747 a
a ,Stella' ugD. (an Aug. zu Stolberg.)
16 ] [Februar Mitte, Frankfurt] 748
Ich schreib' an der Operette. Sobald Sie können,
schicken Sie mir — Oder vielmehr schicken Sie mir den
zweiten Bogen, den Sie haben, nur auf eine Stunde,
dase ich den kann ausschreiben lassen.^ Dann können
20 Sie ihn behalten, so lang Sie wollen.
An Johanna Fahimer. — Br. 2, 235, 7—12.
Jacob! an Wieland, 1775 März 22: „Da fäUt mir eben ein,
dasB Goethe an demselben Abend, da er die ,Freuden Wer-
thers' erhielt [etwa Ende Januar 1775, als Jacobi bei Goethe
M in Frankfurt war, vgl. Epos 2, 523, 16—19. 633, 22—26], die
Arie in ,Erwin und Elmire* machte:
Ein Schauspiel für Götter etc. [W. 38, 89, 19-90, 6.]
Es ist nicht zu sagen, wie wenig empfindlich er über Kritik
ist** (,Frledrich Heinrich Jacobi's auserlesener Briefwechsel.
80 In zwei Bänden. Leipzig, bei Gerhard Fleischer. 1825*, 1, 205).
* Statt „reitenden** (Poet) hatte Goethe erst „fahrenden** ge-
schrieben. — Rost (= Wilhelm Heinse), mitthätig bei der Her-
ausgabe der Zeitschrift ,Iri8*, an J. G. Jacobi Februar 21:
„Jetzt hab* ich zween Bogen Correctur vor mir liegen. In
35 Goethens Operette Komma, Kolon, Semikolon und Punctum
zu machen, Ausruf ungszeichen In Fragezeichen zu verwan-
deln^ zz in tz** (W. 38. 420).
Ob die beiden folgenden Sätze sich mit auf ,E. u. B.* be-
ziehen, ist zweifelhaft.
*o « Die einzelnen Rollen für eine Aufführung? (vgl. 415, 12—30.)
Im ersten Druck umfasst die Dichtung genau 4 Bogen.
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414 ERWIN UND ELMIRE. 1775
Februar 17, Frankfurt. 749
. . fleissig war ich eben nicht zeither. Die Prühlings-
luft, die so manchmal schon da über die Charten herweht,
arbeitet wieder an meinem Herzen, und ich hoffe, es
löst sich aus dem G^würge wieder was ab. Habe lieb, s
was von mir kommt. ^
An Bürger. — Br. 2. 237, 12-16.
?MärB [7, Offenboch.] — 749 a
8. »Stella' ugD. (an Aug. zu Stolberg.)
März 21, [Frankfurt] 750 10
Danke Dir für alles, ,Er w in^, G el d pp. ... Du
wirst nun wohl Abdrücke von den Arien* haben . .
An F. H. Jacobi. — Br. 2, 246, 17. 247. 5 f.
][Mär8 80. Frankfurt.] 751
Hier ,E r w i n^' i6
An Johanna Fahimer. — Br. 2, 251, 1.
][Mal 16, Mannheim.]' 752
. . wenn ,Erwin^ aufgeführt wird, bitt' ich doch um
eine Relation. Denn eine Farce gibt's doch. — Und ob
Lili drin war? Und sonst.* 20
An Johanna Fahimer. — Br. 2, 264, 3—6.
Mal 24, bei Strassburg. 758
Hoffe von der Vorstellung , Erwins' — , kein Wort als
Autorl ^*
An Johanna Fablmer. — Br. 2, 264, 14 f. 25
][Junl 5, Emmendingen.] 754
Danke herzlich, liebe Tante, für die Nachricht des
herrlichen Tragirens, ... Sie haben's sehr lebhaft ge-
* Den ersten und den letzten Satz dürfen wir jedenfalls mit
auf ,E. u. E.* beziehen; im Uebrigen ist wohl mehr an ,Stella' 30
(und ,Faust'?) zu denken.
* Beziehung zweifelhaft.
* Wahrsoheinlloh, wie in Nr. 750, Exemplare des Sonderab-
drucks aus der .Iris*.
* Am 15. hatte Goethe mit den Grafen Stolberg und Haugwitz S5
Beine Roise nach der Schweiz angetreten.
* Vgl. Nr. 753. 754.
* Vgl. Nr. 752. 754.
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1775 ERWIN UND ELMIRE. 415
][Juni 5f Emmendüigren.] l^^]
fühlt, und sehr dramatisch erzählt. Mir war's lieber,
als die Vorstellung selbst.^
An Johanna Fahimer. — Br. 2, 266, 8 f. 13—15.
6 177«.
Mai 16, Weimar. 755
Probe ,Khmre^2
Tgb. 1, 13, 1.
Mai 24, Weimar. 756
10 [Abends Vorstellung von] ,Erwin und Ehnire^*
Tgb. 1, 13, 13 f.
^ Dass es sich hier um die gleiche Vorstellung handelt, wie in
Nr. 752 und 758, also um ,E. u. E.*, ist nicht zu bezweifeln.
Weniger gewiss scheint es, ob eine Liebhaber-Aufführung in
16 Groethes Freundeskreise gemeint ist, oder die erste öffent-
liche Vorstellung durch die Marchandsche Truppe. Die letz-
tere fand nach E. Mentzels Darlegungen nicht Ende Mai
Statt, sondern erst am 13. September («Festschrift zu Goethes
150. Geburtstagsfeier dargebracht vom Freien Deutschen
90 Hochatift. Frankfurt a, M. Druck und Verlag von Gebrüder
Knauer 1899* S. 176 f.). Die von Mentzel vorgebrachten
innem und äussern Gründe haben viel für sich, nur
dürfte durch den Ausdruck des Theater-Zettels vom 13. Sep-
tember (ein Facsimile davon findet sich a. a. O.): „Eine gantz
26 neue Original -Operette^^ nicht ganz imbedingt erwiesen sein,
dass das Stück an diesem Tage zum ersten Male gegeben
wurde. Wenn durch etwa künftig noch zu Tage tretende Zeug-
nisse endgültig bewiesen werden sollte, dass es sich in Nr.
752—754 um eine Liebhal)er-Aufführung handelt, so würden
30 auch die Worte 413, 17—19 verständlicher werden.
Die Besetzung der Rollen bei der Frankfurter Vorstellung
vom 13. September 1775 war muthmasslich folgende: Olym-
pia Frau Urban, Elmire Frau Brochard, Bemardo Herr Mar-
chand, Erwin Herr Huck (der Zettel nennt die Namen der
86 Darsteller nicht); voran ging Lessings Lustspiel ,Die Juden*.
' Die Vorstellimg wurde wegen des Todes der Grossfürstin
(Schwester der Herzogin Luise) verschoben; die im Tgb. nicht
verzeichnete Hauptprobe fand am 23. Statt. Wegen des bei
dieser Gelegenheit ausgegebenen Druckes s. 410, 1—5.
40 ■ Mit der Musik der Herzogin-Mutter Anna Amalia (vgl. SdGG.
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416 BRWIN UND ELMIRE. 1776
Juni 4, Weimar. 757
[Abends Vapstellung von] »Erwin xmä Elmire'. (Je-
witter.^
Tgb. 1, 13. 24.
Juni 7. [Weimar.]« 758 5
Hier ein ,Erwiri'.' Schicken Sie das Ihrige der Wer-
them. . . . Meiner Schwester möchf ich eine Abschrift
der neuen Melodie schicken.
An Ch. V. Stedn. — Br. 3, 76, 3 f. 7 f.
Juni 10, Weimar. 759 lO
[Abends Vorstellung von] ^Brwin und Elmire^*'
Tgb. 1, 14, 15.
1777.
Januar 6, Weimar. 760
[Abends] Bei Musäus. zur ,Elmire' Probe des ,Tutore^ i»
[von Goldoni].*
Tgb. 1, 30, 14 f.
11, 134 f. zu Nr. 13 und G.-Stein 1, 490 Anm. 2 zu S. 37); die
Rollent>esetzuDg soll nach dem »Berliniselien Litterarlschen
Wochenblatt' vom 3. August folgende gewesen sein: Olympia ao
Frau Wolf, Elmlre Frau Steinhart, Bernardo ?, Erwin Herr
Seidler (nach Braun 1, 290).
» VgL 415, 40-416, 22 und Goethes Tagebücher S. 22.
• Das Datum Ist nach G.-Steln 1, 490 (Anm. 4 zu S. 37) be-
richtigt 86
• Doch wohl nicht der (G.-Stein 1, 490 vermuthete) Himburg-
sche Nachdruck in zweiter Auflage von 1776, sondern ein
Bzemplar dee 410, 1—6 beschriebenen Druckes der Arien
und Gesänge; die beiden neuen Lieder für die Rollen von
Blmire und Olympia (W. 38, 465 f.) hatte die Herzogin-Mutter so
ebenfalls componirt; eine dieser Compositionen mag im Fol-
genden (Z. 7 f.) gemeint seiB.
• Vgl. 415, 40— 416, 22. — Der weiteren Aufführungen in dieeem
Jahre gedenkt da« Tgb. nicht (wegen der vom 21. Novemoer
vgl. die ,Ge8chwi8ter* ugD.). 86
• Die nachlässige Interpunction des Tgb. ist beibehalten; nach
Keil S. 119 hielt Goethe bei Musäus mit Corona Schröter eine
Probe ab für die nächste Aufführung, in der Corona die Bl-
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1777 ERWIN UND ELMIRE. 417
März 1, [Weimar.] 7Ö1
Einmal wollt' ich kommen zum zweiten Act, will
aber reiten.
An Ch. V. Stein. — Br. 3, 138, 2 f.
5 Mära 1, Weimar. 762
[Abends Vorstellung von] ,Erwin und Elmire*.^
Tgb. 1, 34, 24.
1778.
Februar 27, Weimar. 763
10 [Abende Vorstellung von] ,Erwin und Elmire^
Tgb. 1, 63, 1.
1783.
] [Februar oder März erste Hälfte, Weimar.] 764
^Im Possenspiel regt sich die alte Zeit,
16 Gutherzig, doch mit Ungezogenheit.
Und oftmals liehen Wärme, Leben, Glanz
Dem armen Dialog — Gesang und Tanz.
Des Camevals zerstreuter Flitterwelt
20 Ward sinnreich Spiel und Handlung zugesellt.
Dramatisch selbst erschienen hergesandt
Drei Könige aus fernem Morgenland;
Und sittsam bracht' auf reinlichem Altar
Dianens Priesterin ihr Opfer dar.
25 ,Auf Mledings Tod* V. 155 f. 159-166. - W. 16, 138 f.
1785.
December 23, Weimar. — 765
s. ,8cherz, List und Rache* n^D. (an Kayser.)
mire singren sollte; Dtintzer liest (Goethes Tagebücher S. 62):
80 „Zur Elmire.** und denkt an Zusätze, die Goethe fttr die
nächste Aufführung gemacht oder geplant habe.
» Vgl. 415, 40; Corona Schröter spielte die Elmire (vgl. 416, 37);
als Gast war Herzog Ferdinand von Braunschweig anwesend.
* In dieser poetischen Schilderung de« Repertoires der Wei-
as marisehen I.iebhaberbühne (bis Januar 1782) beziehen sich
Z. 17 f. auch auf (loethes eigene Singspiele, vgl. zu dem Aus-
druck „armer Dialog** das 418, 29 f. über ,E. u. E.* Gesagte.
Oräf, Goethe über 8. Dichtongen. T. n, B 1. 27
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418 ERWIN UND ELMIRE. 1786
1786.
Januar 23, Weimar. 766
Mit ^Ei-win und Blmire' habe ich vor, statt Mutter
und Bemardo noch ein Paar junge Leute einzuführen,
die auf eine andre Weise in liebesrXJneinigkeit leben, b
also zwei Intriguen, die sich zusammenschlingen und
am Ende beide sich in der Einsiedelei auflösen. Vom
Gegenwärtigen bliebe nichts, als die singbarsten Stücke,
die Sie auswählen könnten.^
An Kayser. — Br. 7, 168, 5—11. lo
][Junl 28, Weimar.] — s. 104, 9. 767
JuU 6, Weimar. — s. Nr. 146. 767 a
September 2, Karlsbad. — s. 105, 4—7. 25— 106, 7. 767 b. c
December 12. 16, Rom. — s. Nr. 149. 150. 767 d. e
1787. 16
] [Januar 13, Rom.] — s. Nr. 383. 767 f
Januar 13, \
™ X. « ., Ro»»- — s. Nr. 151-153. 767 g-i
Februar 2. 6, j
] [Februar vor 16. Rom.] — s. Nr. 154. 767 k
Februar 20, Roui. — s. 108, 23 f. 109, 2 f. 767 1 ao
Mai [29], Neapel. — s. Nr. 156. 767 m
Juni 8, Rom. — s. Nr. 157. 767 n
August 11. 15, Rom. - s. 110, 21—23. 111, 16-18. 767 o. p
] August 18, Rom. — s. Nr. 399. 767 q
September 6, Rom. — s. 212, 16. 767 r 25
September 14, Rom. 768
,Erwin und Eliuire^ ist zur Hälfte schon umgeschrie-
ben. Ich habe gesucht, dem Stückchen mehr Interesse
xmd Leben zu verschaffen,^ und habe den äusserst plat-
ten Dialog ganz weggeschmissen. Es ist Schülerarbeit so
oder vielmehr Sudelei.' Die artigen Gesänge, worauf
sich Alles dreht, bleiben alle, wie natürlich.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter
obigem Datum). — WH. 24, 397.
* Unter Kaysers »Gesängen mit Begleitung des Clavlers*, die 36
schon 1777 erschienen, finden sieh vier Lieder aus ,B. u. B.*
(vgl. SdGG. 11, 135 unter Nr. 17 und G.-Kayser S. 10 Anm. 3).
« Vgl. Nr. 766.
• Vgl. 417, 17 f.
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1787 ERWIN UND ELMIRE. 419
October 1, Frascati. — s. Nr. 164. 768 a
October 12, Gastel Gandolfo. 769
,Erwin und Elmire^ ist so gut als fertig; es kommt
auf ein paar schreibselige Morgen an; gedacht ist Alles.
6 Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter
dem Datum: „Castel Gandolfo, den 8. October, eigentlich den
12."). — WH. 24. 416.
October 24, Rom. — s. Nr. 166. 769 a
] [October 27, Rom.] — a 213, 12. 770
10 October 27,
..I
X. « «^ . Rom. — 8. Nr. 168-171. 770 a—d
November 3. 24,
] [November, Rom?] — s. Nr. 172. 770 e
December 8, Rom. — s. Nr. 173. 770 f
][December 8, Rom.] — s. Nr. 174. 770 g
16 1788.
Januar 10, Rom. 771
^Bei ,E r w i n^ muss ich noch bemerken, dase Du^ das
trochäische Sylbeninass, besonders im zweiten Act,' öfter
finden wirst; es ist nicht Zufall oder Gewohnheit, son-
20 dem aus italienischen Beispielen genommen. Dieses
Sylbenmass ist zur Musik vorzüglich glücklich, und der
Componist kann es durch mehrere Tacte und Beweg-
ungsarten dergestalt variiren, dase es der Zuhörer nie
wiedererkennt. Wie überhaupt die Italiener auf glatte,
25 einfache Sylbenmasse und Rhjrthmen ausschliesslich
halten.
Italienische Reise, Zweiter römischer Aufenthalt (unter
obigem Datum). — WH. 24, 463.
Januar 12, [Rom.] — s. Nr. 418. 772
90 Januar 26, Rom. — s. 119, 2 f. 773
Januar 26, [Rom.] — s. 119, 25—30.* 774
* Das unmittelbar Vorhergehende. Nr. 175, bezieht sich gleich-
falls auf »Erwin*.
* Herder.
85 ■ Vgl. Dtintzers Anmerkung WH. 24. 911.
* Knebels Tagebuch Januar 29: „Nachmittags bei Frau v.
Stein. .Erwin* ** (G.-Stein 2. 607 Anm. 5 zu S. 309). — Vogel
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420 ERWIN UND BLMIRB. 1788
Februar 9, Rom. — s. 120, 28—25. 775
Februar 9, Rom. — a Nr. 182. 183. 186. 775 a— c
Februar 9, Rom. — & 121. 28. 123, 8. 776
] Februar 16, Rom. — a 124, 7. 777
April 5. Rom. — 8. Nr. 190.» 777 a »
Juli 15. 21, Weimar. — ». Nr. 191. 192. 777 b
September 1, Weimar. — s. 430, 4—7. 777 c
Februar 28, Weimar. 778
Ihre Bearbeitung von ,Elmiren^ freut mich sehr,^ und lo
wünschte, Sie hier bei mir schon am Claviere zu sehen.
An J. F. Relchardt — Br. 9, 181, 14—16.
October 25, Weimar. — s. Nr. 198. 778 a
1791.
März 10, Weimar. — s, Nr. 199. 779 15
Mal 30, Weimar. 780
Die Partitur von ,Envin und Ehnire* ist in meinen
Händen. Daß Geld dafür, . . werde ich Ihnen nächstens
überschicken. Die Aufführung jenes Stücks, so wie der
,Claudine^ wird wohl bis auf künftigen Winter anstehen 20
müssen.'
An J. F. Relchardt — Br. 9, 268, 5-10.
Juli 4. Weimar. — s. Nr. 201. 78Cra
1792.
Juli 29, Weimar. — s. ,6ro8S-Cophta' ugD. (an Relchardt) 781 25
llquldlrt Februar 9: für Abschrift von 18 Bogen ,B. u. B.\
März 20: für Abschrift von ,E. u. E.* „zum zweiten Male,
zur Muslim bestimmt" (BuiiLhardt II S. 4 f.).
' Zwischen Nr. 190 und 191 ist als Nr. 190 a unter: Juni 20 oder
80, Weimar, die versehentlich ausgefallene Stelle SdGG. 5, 80
228 Nr. 1 einzuschalten.
' Reichardts Brief darüber ist nicht bel^annt.
• Zu einer Aufführung von .E. u. E.* kam es nicht, wegen ,Clau-
dine* vgl. 98, 30 f.
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1793 ERWIN UND EliMIRE. 421
1798.
November 18, Weimar. 782
Haben Sie Dank für ,Erwin und ElmireS . .^
An J. F. Relehardt — Br. 10, 128, 19 f.
5 1796.
Juni 14, Weimar. 783
*Alß Vortrab schicke ich hier verschiedene Kleinigkei-
ten, die ich, der bequemen üebersicht Willen, sogleich
in verschiedene Päcktchen separirt habe.
10 ... Nr. 4. Ein Monstrum dbsurdiiatis, woran Sie wohl
den jungem Göchhaußen erkennen werden.' Das
Schlimmste ist, dass in der Idee etwas Wahres liegt.
An C. G. Voigt. — Br. 11, 96, 1^-22. 97, 13—15.
1797.
15 August 21, Frankfurt. — s. Nr. 20G. 783 a
1802.
] [Januar 18? Jena.] — 8. 7, 2—5. 784
1805.
Mai 1, Weimar. — s. 63, 19. 785
20 1806.
Februar 24, Weimar. — s. Nr. 543. 785 a
Juni 20, Jena. — s. Nr. 209. 785 b
* Band 1 von Reichardts ,Musik zu Goethes Werken* (die
Widmung an Goethe a Reichardt 1, 617 f. und Düntzer:
25 Freundeskreis S. 187); über die Wirkung der Aufführung in
Berlin vgl. Reichardt 1, 621-624.
• Böttiger an Wieland Juni 6: „Jetzigen Freitag [10.] wird
man die Herzogin mit ,Erwln und Blmlre' ttberraschen, wobei
die Oöchhausen die Theaterdirectlon hat, und die Wolfskeel
80 zur grossen Augenweide unserer Plsistratlden als Erwin eine
Belnklelderrolle spielen wird" (GJ. 4, 324); Wielands Antwort
hierauf vom 15. Juni s. Böttiger 2, 155.
' „Bitte um üeberlassung des Theaters zu einer Llebhaber-
Aufftthning von ,E. u. E.', mit Belschluss eines Bntr^Billets"
35 (Br. 11, 321).
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422 ERWIN UND ELMIRE. 1806
?Juli 17. 29. 31, Karlsbad. — s. Xr. 210-212. 785 c-e
August 18, Jena. — s. Nr. 213. 785 f
August 19. Jena. — s. 136, 11. 786
?September 2, \ ,„
r. * K^ nA \ Weimar. ~ s. Nr. 215. 216. 786 a. b
October 24, j g
October 26, Weimar. — s. 137, 24. 787
October 27. 28, 1 ^ . ^, «.« .^^
December 8. 9. I ^"*^^'*- - ^- ^^- ''^^- '^' ^"^
1807.
Januar 23, Weimar. — s. Nr. 223. 787 f lO
August 30, Karlsbad. — s. Nr. 224. 787 g
December 16, Jena. — s. Nr. 225. 787 h
1808.
August 7, Karlsbad. — s. Nr. 92. 787 i
1812. 15
][Mal zweite oder Juni erste Hälfte? Karlsbad?] — 788
s. 173. 28.
November 12, Jena. — s. 9, 3. 789
181^.
] [April 10. Weimar, oder Mai 14, Berka.] — 789a 20
[Zu 1786 Ende Juli, August] s. »Iphigenie auf T.' ugD.
(Ital. Reifee.)
1815.
Februar 20. Weimar. — s. 12, 16. 790
][AprU, oder 1816 JuU Mitte, Weimar.] — 790 a 25
[Zu 1787 Februar 16.] s. 142, 7—10.
1816.
][? ? ?] -s. Nr. 232.
791
Februar 13, Weimar. — s. Nr. 320.
791a
Mäi-z 11. 25, X
80
October 15, l Weimar. - s. Nr. 236-239.
791 b-e
November 14, >
1819.
] [Februar 14, Weimar.] — s. 146, 8-12. 148, 6-13. 792
März [Anfang], Weimar. — s. 16, 19 f. 793 85
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1823 ERWIN UND ELMIRE. 423
1828.
] [Januar, zwischen 10 und 19, Weimar.] — 793 a
[Zu 1806.] 8. Nr. 100.
Augüst zwischen 11 und 21, Marienbad. — s. 149, 7. 794
^ 1825.
Mai 7, Weimar. — s. Nr. 244. 245. 794 a. b
1826.
Febmar 1, Weimar. — s. 30, 16 f. 31, 21—25. 795
1827.
10 Januar 27,
Februar 17. 18. 19,
März 12.
April 4,
OctolH>r 24. 25.
Weimar. — s. Nr. 247—252. 795 a— h
254. 255.
15 1828.
August 15, Dornburg. — s. Nr. 256. 796
1829.
April 6, Weimar. — s. 154, 6-^11. 796 a
1880.
20 ] [zwischen November 9 und 1831 Januar 21, Weimar.] 797
[Zu 1773—1775.] ^Die Oper ,Erwin und Elmire' war
aus Goldsmiths liebenswürdiger, im ,Landprediger Ton
Wakefield' eingefügter Romanze* entstanden, ^e uns'
in den besten Zeiten vergnügt hatte, wo wir nicht ahne-
25 ten, dass uns etwas Aehnliches bevorstehe.
Dichtung und Wahrheit Theil 4 Buch 19. — W. 29, 160,
19-28.
December 17, Weimar. — s. Nr. 259. 797 a
1881.
80 Juni 7, Weimar. — s. Nr. 260. 797 b
September 16, Weimar. — s. 442, 6 f. 797 c
* Unmittelbar vorher führt Goethe Erwins Lied „Ihr verblü-
het, süsse Rosen!" im Wortlaut an.
^ Die Ballade von Edwin und Angelina (Burchell liest sie vor,
86 Capitel 8).
" Goethe und Llli.
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Der Falke.
HandMchriften: Bruchstück eines Gesprächs des Helden (Fe-
derlgo?) mit seinem Freunde Horatio (nach B. Schmidts
Vermuthung); Concept von Goethes Hand.
Weimarer Ausgabe: 1897, W. 38, 493, 1-14, Nr. 24 der „Späne**. 5
1776.
August 8. Ilmenau. 798
[Früh.] Heut will ich auf den Hermaimsteiii, . . .
Ich hab' an meinem ,Falken* geschrieben, meine Gio-
vanna* wird viel von Lili haben, Du erlaubst mir aber lo
doch, dass ich einige Tropfen Deines Wesens drein
giesse, nur so viel es braucht um zu tingiren. Dein Ver-
hältnisß zu mir ist so heilig sonderbar, dass ich erst
recht bei dieser Gelegenheit fühlte: es kann nicht mit
Worten ausgedrückt werden, Menschen können^s nicht i5
sehen. Vielleicht macht mir's einige Augenblicke wohl,
* Der Name weist unzweideutig auf die litterarische Quelle,
der Goethe den Stoff entlehnte: Boccaccios Novelle vom Fal-
ken im ,Decamerone*, wo Federigos Geliebte Monna Giovanna
helset. Im gleichen Jahre 1776 wurde der Gegenstand von ao
einem Anonymus als Lustspiel l)ehandelt auf die Bühne ge-
bracht (in Anlehnung an Hagedoms gereimte Erzählung ,Der
Falke*, die Ihrerseits auf La Fontaines Wiedergabe von Boc-
caccios Novelle zurückgeht), vgl. ,Boccaccios Novelle vom
Falken und ihre Verbreitung in der Lltteratur. . . . Von «5
Rudolf Anschütz. Erlangen, Verlag von Fr. Junge. 1892* (Er-
langer Beiträge zur englischen Philologie, XIII) S. 12—19 und
den Aufsatz von K. Bartsch In der ,Gegenwart* (1876) 9, 109 f.
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1776 DER FALKE. 425
[August 8, Itmeoau.] [798]
meine verklungenen Leiden wieder als Drama zu
verkehren. . . .
[Nachmittags.] . . . Von meinem Morgen auf dem
» Hennannstein sollst Ehi was sehen, vielleicht auch was
lesen.^
An Ch. V. Stein. — Br. 3, 93, 24. 94, 7—17. 20—22.
August 10, Ilmenau. 799
Einsiedeln vom ,Falken' erzählt.
10 Tgb. 1. 19, 13 f.
August 11, Ilmenau. 800
[Früh] Zu Hause. Den Vortrag des ,Falken' erfun-
den, gleich zur Probe geschrieben.
Tgb. 1, 19, 15 f.
16 August 12, [Ilmenau.] 801
Ich hab' am ,Falken' geschrieben und hoffe, was zu-
sammen zu bringen.
An Ch. V. Stein. — Br. 3, 96, 18 f.
August 12. Ilmenau. 802
20 Den ganzen Tag zu Hause. Am ,Falken^ geschrieben.*
Tgb. 1. 19. 20 f.
^ Dass Goethe an diesem Tage nicht am »Falken* weiter
schrieb, ist nach der (am Abend geschriebenen) Fortsetzung
des Briefes wahrscheinlich: „Ich hab' heute den ganzen Tag
26 für Dich gezeichnet, . ." (Br. 3, 94, 24 f.)
* Am 14. kehrte Goethe nach Weimar zurück; er wird hier
mit Frau v. Stein öfters von seinem .Falken* gesprochen ha-
ben; und wenn Goethe am 18. September von Weimar aus an
die in Kochberg Weilende schreibt: „Was ist denn Ihr Falke
80 für eine Art?** (Br. 3, 112, 7 f.). so darf man annehmen, dass
Frau V. Stein mit Bezug auf seine Dichtung ihm von einem,
in ihren Besitz gelangten, lebenden oder ausgestopften Falken
geschrieben habe.
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Fastnachtspiel vom Pater Brey.
Handschriften: sind nicht bekannt.
Erster Brack: 1774, unter dem Titel ,Ein Fastnachtsspiel, auch
wohl zu tragieren nach Ostern, vom Pater Brey dem fal-
schen Propheten. Zu Lehr Nutz und Kurzweil gemeiner *
Oristenheit, insondei's Frauen und Jungfrauen zum gold-
ueu Spiegel', auf S. 61—96 des Werljes .Neueröfnetes mo-
ralisch-politisches Puppenspiel. Et prodesse volunt et de*
leetare Poetae, Leipzig und Frankfurt 1774*; aufgefasst
als Bestandtheil des ,Pupi>en8pielsS und dessen Schluss lo
bildend, während vorangehen: ,Prolog% ,Des Künstlers
Brdewallen* und das .Jahrmarktsfest zu Plunderswellem*.
ZtoeiUr Brack: 1789, Schriften 8, 67—90. (Wegen des Titelkup-
fers und der Vignette vgl. 432, 19—36). Ob die Dichtung
hier, nebst dem »Prolog zu Bahrdt*, von Goethe als ein Be- 15
standtheil des »Puppenspiels* aufgefasst worden ist, wie
im ersten Druck, oder nicht, muss dahingestellt bleiben,
da die typographische Einrichtung hierüber nicht belehrt
und Band 8 der Schriften kein Register hat; dass das
.Fastnachtspier (Goethes Schreibung «Fastnachtsspiel* Ist »
im Text durchaus beibehalten worden) von den Freunden
des Dichters als nicht wesentlich zum »Puppenspiel* ge-
hörend angesehen wurde, dafür scheint 435, 27 f. zu
sprechen.
Britter Brück: 1808, Werke Cotta» 8, 273—289. 25
Vierter Brück: 1817, Werke Cotta' 9, 280-805; das Register
fasst »Pater Brey* und ,Satyroe* als Gruppe unter dem
Titel , Fastnachtsspiel* zusammen, was jedoch in der
Druckeinrichtung nicht zum Ausdruck kommt; ebenso in
Druck 5. 90
Fünfler Brück: 1828, Werke Cotta» 13. 57—74; vgl. Druck 4.
Weimarer Ausgabe: 1894, W. 16, 57—73 und 412 f.; die Stellung
wie in Druck 4 und 5; das Register fasst ,Pater Brey*
und ,Satyros* nicht als Gruppe zusammen.
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1773 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 427
?] [November Ende, Frankfurt.] — s. Nr. 741.» 802 a
?]December 81, [Frankfurt.] — s. Nr. 743. 802 b
177^.
5 ?] [März, Frankfurt,] 803
. . . Sagen Sie Mamachen [Elisabeth Jacobi]> dass das
versprochne Fasenachtstüclcel nicht ausbleiben soll. Ich
bin fleissig gewest, nur ist noch nichts produdbel, und
ein bisschen früher und später thut doch in der Welt
10 nichts^ wo das gar nicht so manchmal einem das
Nachsehn lä^st.^
An Johanna Fahimer. — Br. 2, 153, 5—10.
?Juni 27. Frankfurt 804
[Mittags.] . . Goethe recitirte auswendig mit der na-
16 türlichsten Declamation Satyre auf Verschiedne. . . .
[Nachmittags.] Er suchte die Satyren und fand sie
nicht*
Mit Lavater. - SdGG. 16, 290, 5 f. 10 f. (Lavaters Tgb.)
1786.
20 ] [Juni 28, Weimar.] — s. 104. 17. 805
JuU 6, Weimar. — s. Nr. 146. 805 a
September 2, Karlsbad. — s. lO.'), 4—7. 25— 106, 7. 805 b. c
1787.
Januar 13, \ ^ ^. .^. ..„ ^^^ , ,
«. t:, u. « o Rol»- — s. Nr. 151-153. 805 d-f
25 Februar 2. 6, )
Mai [29,] Neapel. — s. Nr. 156. 805 g
Juni 8. I ^^^ _ g ^,^ j^^ ^^^ 21-23. 805 h. l
August 11, )
October 1, Frascati. — s. Nr. 164. 805 k
30 October 24, Rom. — 8. Nr. 166. 805 1
* SachUch gehören in die Zeit der Entstehung Nr. 343. 839. 844.
845. 848. 849.
« Vgl. Nr. 741 and 743 nebst Erl. Nach Briefe vdH. 1, 164, 15
ist ,Erwln und Elmlre' gemeint; im Register der Br. fehlt Jede
36 Angabe einer Beziehung.
■ Von Satyren in dramatischer Form kommen femer In Frage:
,Götter, Helden und Wieland*, ,Jahrmarl£tsfest* und ,Satyros*.
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428 FASTNACm SPIEL VOM PATER BREY. 1788
1788.
Januar 25, Rom. — s. 119, 16—18. 806
März 1, Rom. — s. »Faust* ugD. (Ital. Reise.) 806 a
März 21, Rom. — s. 125. 22—24. 806 b
April 5, Rom. 807 ö
Das Gedicht auf Miedings Tod hätte ich mit Freuden
in der ,Pandora^ gesehen, wenn nicht meine Absicht
wäxe, Michael den sechsten und achten Band [der
,Schriften*] herauszugeben* und Ostern mit dem sie-
benten, welcher den »Faust* und also die grosse Giran- lo
deP enthält, zu schliessen.
An Bertuch. — Br. 8, 369, 1—6.
AprU 5, Rom. 808
Da ich in der Hälfte Juni wieder in Weimar einzu-
treffen hoffe, so werden wir wegen der übrigen Bände i5
[6 — 8 der ,Schriften*] Abrede nehmen können. Ich
wünschte Michael den sechsten und achten Band
herauszugeben und Ostern mit dem siebenten zu schlies-
sen.*
Doch davon mündlich weiter. 2o
An Göschen. — Br. 18, 27, 22—28, 3.
Juli 15, Weimar. 809
Ehe ich von Eom abging*' imd selbst auf der Keise
suchte ich zwei Bände [der ,Schriften'], den sechsten
und achten/ dergestalt voruzbereiten, dass solche noch 25
* Und für Band 8 war ,Auf Miedings Tod' bestimmt. Den bei
Göschen von 1787--89 erschienenen Almanach »Pandora oder
Kalender des Luxus und der Moden* gab Bertuch neben
seinem , Journal des Luxus und der Moden' heraus.
* Girandola. das Hauptstück des grossen Feuerwerks, das am 30
Fest von St. Peter und Paul In Rom von der Engelsburg aus
abgebrannt zu werden pflegte.
* Vgl. Z. 9-11.
* Die Abrels.? erfolgte am 22. AprÜ, die Ankunft In Weimar
am 18. Juni. 85
* Von dei-en Inhalt kommt »Torquato Tasso* hier am meisten
in Betracht, vgl. diesen unter 1788 April 14 (Ital. Reise).
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1788 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 429
fjiüi 16, Weimar.] [809]
auf Michael erscheinen sollten; allein ich fand mich
nach meiner Ankunft hierher von so mancherlei Zer-
streuungen umgeben, dass ich in nichts weiter geruckt
6 bin, und fürchte, dass ich vor einigen Monaten nicht in
die Lage kommen möchte, nur einen Band zu endigen,
dessen Ausgabe auf Michaelis nicht mehr besorgt wer-
den könnte. Indessen werde ich mein Möglichstes thun,
denn es ist mir sehr viel daran gelegen, dass ich die
10 übemommne Verbindlichkeit einmal los werde.
Für die Titel-Kupfer und Vignetten zu denen übrigen
Bänden [6 — 8] will ich sorgen, zum sechsten sind sie
sehr gut gerathen.
An Göschen. — Br. 9, 2, 11—25.
15 August 12, Weimar. 810
Mein achter Band [der Schriften] ist bald zusammen-
geschrieben. Wenn ihn Wieland durchgesehn hat, er-
hältst Du ihn, eh^ er nach Leipzig geht, er soll auf
Michael herauskommen.
20 An Ch. V. Stein, — Br. 9, 10, 20-23.
September 1, Weimar. 811
Der acht/C Band [der Schriften] ist meist beisammen,
ich lasse ihn nochmal abschreiben und gehe ihn durch.
An dem Titelkupfer wie an der Vignette wird in Rom
26 gearbeitet, wenn wir sie nur zeitig erhalten. Ich will
die Platten auf der reitenden Post kommen lassen.
Schreiben Sie mir den letzten Termin, wenn Sie das
Manuscript haben müssen.
Die kleinen 2ieichnungen von Herrn Rath Kraus^
30 werden nicht wohl angebracht werden können. Die
Einrichtung, die ich dem Bande gegeben, leidet keine
Zwischen-Kupfer, und die Kupfer zum Titul erhalten
wir, wie gesagt, von Rom.
» Wie 128, 31.
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4ao FASTNACHTSriEL VOM PATER BREY. 1788
[September 1, Weimar.] [811]
Ich werde mit dem Manuscript ein Verzeichniss
schicken, wie ich die Abgabe der Exemplare künftig er-
warte. Das letztemal^ ist wieder zu meinem und Ihrem
Schaden nnd zu niemandes Nutzen allerlei versehen s
worden. Die Exemplare, die ich zurückgebe, hat Herr
Eath Bertuch.
. . . schreiben Sie mir, wann das Manuscript ankommen
muss, damit ich mich darnach richte.
An Göschen, — Br. 18, 28, 9—29, 2. 8—10. lo
September [2 oder 3,] Weimar. 812
In meinen Schriften bin ich nur wenig vorgeriickt.
Der achte Band ist beinahe zusammen. Wieland hat
ihn gegenwäriig in der Bevision. Es sind noch einige
Kleinigkeiten dazu gekommen, das Uebrige kennst Du.* is
An Herder. — Br. 9. 18, 26—19, 2.
September 19, Weimar. 813
Ich lebe sehr still hin und bin fleissig. Der achte
Band [der Schriften] ist bald zusammengestoppelt, dann
soll es an ,Tasso' gehn. 20
An d. Henogin Anna Amalla. — Br. 9, 25, 15—17.
September 22, TWelmar.] 814
Mein achter Band [der Schriften] ist in Ordnung.
An Herder. — Br. 9, 83, 5 f.
September 24, Weimar. 815 «3
Hier kann ich endlich den Anfang des achten Bandes
[der Schriften] übersenden. Das Uebrige ist nun alles
fertig und wird nach und nach folgen. Dieser Band
wird nicht stark, es kann also nicht schaden, wenn be-
sonders das gegenwärtige ,Puppenspiel^ so viel es sich 30
» Bei Band 3. vgl. Nr. 191.
' Mit Ausnahme von .Künstlers Apotheose', die nicht lange
nach obigera Briefe erst, wo nicht ganz gedichtet, so doch
vollendet wurde (vgl. daselbst unter 1788 September 19, an
Karl August). 35
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1788 FASTXACHTSriEL VOM PATER BREY. 431
[September 24, Weimar.] [816]
flcbickeii wiü, weitläuftig gedruckt wird. Der Rest ist
meistentheils schon Seite für Seite eingetheilt.^
Gleichfalls hat der Setzer bei g^enwärtigem JPup-
6 penspiel* mit TJeberlegiing zu handeln. Besonders was
mit grösseren Buchstaben, was mit kleinren zu drucken
ist, dass alles wohl in die Augen falle. Das Manuscript
wird wenigstens zu keinem Fehler verleiten, man kann
aber hie und da dem Leser noch mehr zu Hülfe kommen.
10 Lassen Sie doch einen klugen Corrector auch darauf
sehen.
Uebrigens hoffe ich, dass dieser Band an Mannich-
faltigkeit ersetzen soll, was ihm an Bogenzahl, beson-
ders gegen den fünften, abgeht.
16 Die Kupfer von Eom werden auch nicht aussenbleiben.
Leben Sie wohl und melden mir den Empfang.
An Göschen. — Br. 18, 29, 23—30, 19.
September 28. Weimar. 816
' Ich hoffe, das ,Pupj)enspieP ist 'glücklich angelangt,^
20 das Uebrige kann folgen, sobald Sie es verlangen.
Schicken Sie mir doch jedesmal 2 Aushängebogen.
Ich erinnre mich nicht, ob ich schon im letzten Briefe
solches verlangt habe.
An Göschen. — Br. 18, 30, 22—26.
26 October 9. Weimar. 817
Hier schicke ich zugleich die Platten zum achten,
gegenwärtigen Bande. Das Titelkupfer ist eine sehr
* Wenn Goethe die nächstfolgende Manuscript-Sendang (am
9. October) mit der brieflichen Anweisung begleitet: „Hierbei
80 folgt die Fortsetzung des Manuscripts. Ich habe dabei zu
l>emerken, dass diese Gedichte Seite für Seite abgedruckt
werden müssen . ." (Br. 18, 31, 16—18), so geht daraus hervor,
dass 430, 80, ebenso auch oben Z. 4 f. und Z. 19 unter dem
Ausdruck „Puppenspiel" das »Fastnachtsplel* und
36 der »Prolog zu Bahrdt* mit Inbegriffen sind,
dass also diese beiden Dichtungen am 24. September mit an
Göschen abgeschickt wurden.
* Vgl. die vorhergehende Erl.
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432 FASTNACHTSPIELr VOM PATER BREY. 1788
[October 9, Weimar.] [817]
reizende Composition, sollte die Vignette ein wenig zu
hoch sein, so kann man von der Platte so viel ab-
nehmen,^ Von beiden ersnche ich Sie mir eine An-
zahl guter Abdrücke auf schön Papier, wie von dem 5
Kupfer zu ,Figmont*^ baldigst machen zu lassen. Auch
Herr Lipe hat sich sehr wohl gehalten. Die Platten
zum sechsten Band^ sind auch in meinen Händen. Für
alle vier habe ich Herrn Lips 24 Ducaten bezahlt, wel-
che ich mir zu ersetzen bitte. lo
An Göschen. — Br. 18, 32, 10-20.
October 25. Weimar. 818
Der achte Band [der Schriften] ist indess auf dem
Sprunge. Ein Summa Summanmi so mancher Empfin-
dungen eines ganzen Lebens ist ein wimderlich Ding, 16
und es konnte noch viel bunter aussehn, ich musste
zu viel weglassen.*'
An Knebel — Br. 9, 44, 14-18.
^ V&B dem Titel gegenüber stehende Kupfer ist von Lips nach
einer Zeichnung Angelica Kauffmanns gestochen: Am Rand ao
eines Waldes, überzweigt von seinen Aesten, steht auf einem
Postament die Büste Goethes (die erste Trippeische dl^ite
als Vorbild); auf sie den begeisterten Blick gerichtet steht
davor, an das Postament gelehnt, die Muse der Tragödie, als
solche durch Keule und tragische Maske zu ihren Füssen 86
kenntlich; seitwärts zur Linken die komische Muse, sitzend,
in anmuthiger Gruppe mit Eroe scherzend, der knieend ihr
die mit der Rechten über das Haupt erhobene Maske zu ent-
reissen strebt.
Die Vignette auf dem Titelblatt (der Name des Stechers, 30
Lips. scheint auf der Platte vorhanden gewesen, dann aber
ausgeschabt worden zu sein) stellt eine Muse (?) dar, die, an
ein schlichtes Postament gelehnt, den Blick sinnend abwärts
gerichtet, mit der Rechten eine auf dem rechten Oberarm
ruhende Keule hält (die besondere Beziehung auf den Inhalt 86
des Bandes vermag ich nicht anzugeben).
» Vgl. 196. 14—17. 213, 18—21.
• Vgl. unter ,Llla* und ,Torquato Tasso* die Beschreibung der
betreffenden Drucke in den »Schriften*.
* Die „Summa summarum" bezieht sich gewiss mehr auf die 40
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1788 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 433
December 8, Weimar. 819
Ich habe die Bogen F. G. H. meines achten Bandes
[der Schriften] vor einiger Zeit in duplo erhalten, die
vorhergehenden aber sind nicht angekommen.^ Haben
6 Sie die Güte, Sich zu erkundigen, wo sie geblieben sind.
Zugleich überschicke ich den Ueberrest des Manu-
scriptö^ und ersuche Sie um Nachricht des Empfangs,
wie auch um Auskunft wegen obenstehenden Punctes.
Die Abdrücke der Platten" erwarte ich auch sehnlichst.
10 An Göschen. — Br. 18. 34, 19—35. 2.
December 15, Weimar. 820
Die Außhänge-Bogen [der Schriften Band 8] bis M
sind angelangt,** haben Sie die Güte, von Zeit zu Zeit die
übrigen zu senden.
16 An Göschen. — Br. 18, 35, 11 f.
December 27, Weimar. 821
Es versteht sich von selbst, imd ich glaube es auch
geschrieben zu haben, dass der Band, welchen wir gegen-
wärtig heraußgeben, der achte ist.*^ Ee wird wohl
90 nicht nöthig sein, dem Publice über diess Hinterst-zu-
f orderst etwas zu sagen.
Haben Sie die Güte, mir die Exemplare, welche ich
zu erhalten habe, so schnell als möglich zu schicken,
allenfalls die brochirten voraus. Schicken Sie mir aber
26 Sammlung der ,Vennlschten Gedichte*, als auf die ihr voran-
und nachgestellten dramatischen Dichtungen.
* Bogen A— E (= S. 1—80) reichen bis zu V. 186 des »Fast-
nachtspiels* („Ich furcht*, es kommt der jüngste Tag") ein-
schliessUch, Bogen F— H (= S. 81—128) von da bis zu dem
80 Liede ,Mit einem gemalten Band' einschliesslich.
* »Künstlers ErdewaUen*, ,Künstler8 Apotheose* und die .Ge-
heimnisse*.
* Vgl. 432, lfr-36.
* Mit Bogen M beginnt die zweite Sammlung der ,Vermisch-
36 ten Gedichte*.
* Ein Zweifel konnte allenfalls entstehen, weil Band 8 vor
Band 6 und 7 erscheinen sollte.
Graf, Goethe ftber i. Dichtungen. T. II, B. 1. 28
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434 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 1788
[December 27, Welm*r.l [821]
alle Exemplare, ich will die Vereendmig nach Rom und
Frankfurt selbst besorgen.
An Exemplaren wünsche ich zu erhalten, wie auf
der andern Seite geschrieben ist 5
. . . Ich erwarte die Abdrücke mit Verlangen.
Gebundene
Saffian Holländisch Papier Ex. 3
Engl. Blind hoU. Papier — 2 lo
Engl. Band Ord. Papier — 9
Ex. 14
Brochirte
Sämmtiich ord. Papier 28
Ex. 42 15
An Göschen, — Br. 18, 35, 18-36, 20.
December 27, Weimar. 822
. . der achte Band [der Schriften] ist bald gedruckt;
ich schicke das erste Exemplar gleich an Angelica^ da-
mit Ihr es bald habet. so
An Herder. — Br. 9, 68, 2—4.
1789.
] [Januar Ende, Weimar.] 823
. . blicken [Sie] in den achten Band meiner Schriften,
der bald anlangen wird. »
An H. Meyer. — Br. 9, 74, 26 f.
Februar 2. Weimar. 824
. . hier . . das Titelkupfer zimi achten Bande [der
Schriften].^
An F. H. Jacobl. — Br. 9, 78, 4. 30
Februar 2, Weimar. 825
Bald erhaltet Ihr wieder einen Band [8.]. meiner
Schriften, . .
An d. Grafen F. L. zu Stolberg. — Br. 9. 79, 11 f.
» Vgl. 432, 19-29.
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1789 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BRBY. 435
Februar 9, Weimar. 826
•^Mit Goethe habe ich [Caroline Herder], mich am
Montage [9.] über die Leonore im ,Pater Brey' ausge-
sprochen. Ich frag ihn, ob ich diese Person so ganz ge-
6 wesen wäre? „Bei Leibe nicht!" sagte er; ich solle nicht
so deuten. Der Dichter nehme nur so viel von einem
Individuum^ als nothwendig sei^ seinem Gegenstand Le-
ben und Wahrheit zu geben; das übrige hole er ja aus
sich selbst^ aus dem Eindruck der lebenden Welt. Und
10 da sprach er gar viel Schönes und Wahres darüber. Auch
dass wir den ,Tasso^ der viel Deutendes über seine
eigne Person hätte, nicht deuten dürfen, sonst wäre das
ganze Stück verschoben u. s. w. Kurz, ich war völlig
befriedigt, da ich mir ihn so ganz als Dichter denke.
16 Er nimmt und verarbeitet in sich aus dem All der
Natur (wie es Moritz nennt), in das ich auch gehöre,
und alle andre Verhältnisse sind dem Dichter unterge-
ordnet.^
Mit Herders Frau. — Gespräche 1, 115 f. (Herders Reise
nach Italien S. 249 f.)
20
* Caroline Herder seheint von Goethe die Aushängebogen von
Band 8 der Schriften zur Ansicht erhalten zu haben; sie
schreibt an ihren, in Italien weilenden, Mann am 16. Januar
1789: „Goethens Gedichte [d. h. Band 8 der Schriften] sind
26 noch nicht ganz fertig [gedruckt] ; ich habe sie zwei Tage ge-
habt, aber gleich wieder zurückgeschickt, es war ein Stachel
für mich drinnen« Der ,Brey* ist nach dem , Plundersweiler
Jahrmarkt' gedruckt; es hat mir sehr weh gethan, dass er's
nicht weggelaseen hat Ich kann in den nächsten vier Wochen
80 nicht mit ihm leben; er ist mir fatal" (Herders Reise nach Ita-
lien S. 224). Die Verstünmung dauerte nicht ganz so lange;
schon am 4. Februar war sie mit Goethe zusammen (vgl.
Dtintzer: Goethe u. Karl August S. 321 f.) und hatte mit ihm
am 9. (nicht am 8., wie die ,Gesprftche* datlren) folgende I-n-
36 terhaltung, die ihrem Briefe an Herder vom 13. Februar ent-
nommen ist
' „Das sehe ich Jetzt deutlich", fährt Caroline Herder fort, „und
ich sehe ihn täglich mehr in seinem eigentlichen Licht. Er
ist eben ein glücklich Begünstigter von der Natur".
40 Herder Hess in seiner Antwort vom 7. MHrz diese Entschnl-
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43(5 FASTXACHTSPIEL VOM PATER BUEV. 1789
März 2, Weimar. 827
Meine Schriften achter Band sind nach Bom.^
An Herder. — Br. 9, 94, 11.
April 17, Weimar. 828
Den achten Theil meiner Schriften haben Sie nun 5
auch wohl erhalten.* Das Ihnen eigentlich gehörige
Exemplar habe ich an Jagemann zur Bibliothek gegeben.
An d. Herzogin Anna Amalia. — Br. 9, 106, 21—24.
Juni 22, Weimar. — 828 a
8. .Torquato Tasso* ugD. (an Göschen.) lo
1791.
Juli 4, Weimar. — s. Nr. 201. 828 b
1805.
Mai 1, Weimar. — s. 68, 24. 828 c
September 30, Weimar. — 829 16
8. »Faust* UgD. (an Cotta.)
1806.
Februar 24, Weimar. — s. Nr. 543. 829 a
März 1, Weimar. 830
[Früh] Vierter [8.]. Band meiner Werke [Cotta^] so
mit Riemer.^
Tgb. 3, 120, 12.
digung nicht gelten und hielt den Druck solcher „jugendlichen
Fratzen und Spässe" für ungehörig (Herders Reise nach Ita-
lien S. 273); vgl. besonders Wilhelm Scherers Aufsatz ,Sa- 26
tyros und Brey* im GJ. 1, 92—94, Rudolf Haym in ,Herder
nach seinem Leben nnd seinen Werken' 1, 528—531 und Dünt-
zer: Abhandluugen 2, 141—292.
^ Herder an seine Frau März 7: „Goethens Gedichte sind hier
angekommen; er hat ein Exemplar noch ohne Titel an die so
Angelica [Kauffmann] geschickt" (Herders Reise nach Italien
S. 273).
* Die Herzogin- Mutter befand sich zur Zelt in Rom. Wegen
der Absendung von Band 8 nach Rom vgl. Nr. 827 und 434, 2 f. ;
Schütz dankt am 4., Bury am 22. April, Angelica KaufTmann 35
am 23. Mal, s. SdGG. 5, 155. 167. 169.
» Vgl. 63. 31-33.
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1806 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 437
?März 8, Weimar. 831
[Früh?] Fernere Durchsicht mit Eiemer.^
Tgb. 8, 121, 10.
April 27, Weimar. 832
5 Zugleich wünschte zu erfahren, ob ich das Manuscript
zum 4. [8.] Bande [der Werke Cotta^]. nach Leipzig
senden, oder es hier behalten soll, um es Ihnen bei Ihrer
Rückreise zuzustellen; welches letzte mir soviel lieber
wäre, da es mir ausser der Sicherheit noch die Hofibiung
10 gewährte, Sie wiederzusehen.*
An Ctotta, — Br. 19, 128. 7—12.
August 18, Jena. — s. 135. 8-10. 838
August 19, Jena. — s. 136, 17—19. 834
October 24, Weimar. — s. 136, 27 f. 835
15 October 26. Weimar. — s. 137. 30 f. 836
October 27, Weimar. — s. 139. 2—8. 837
1807.
August 30, Karlsbad. — s. Nr. 224. 837 a
December 16, Jena. — s. Nr. 225. 837 b
20 1808.
August 7, Karlsbad. — s. Nr. 92. 837 c
November 12, Jena. — s. 9, 15. 838
1813.
25 ] [April, Weimar, Mal, Juni, Teplitz.] 839
[Zu 1772 September.] '^Nicht lange war ich allein
* Wie In Nr. 880 von Bd..4 [8] der Werke Cotta^? vgl. 68, 31—33.
' Das Letztere geschah Im Mai zu Weimar, vgl. 136, 17—19.
■ Goethe besuchte, imchdem er Wetzlar am 11. September ver-
lassen hatte, die Familie v. La-Roche in Thal-Ehrenbreitsteln,
wo er ein Zusammentreffen mit Merck verabredet hatte. Dasa
bei diesem „Congress" auch Leuchsenring erschienen oder
gar dazu „beechleden" sei (438, 4), beruht nach Dtintzers
Angaben in WK. 19, 159 f. zu Z. 16 ff. auf freier Erfindung,
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438 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 1813
[April, Weimar, Mai, Juni, Teplitx.] [8S9)
der Gaßt im Hause. Zu dem Congress, der hier theils
im aoidstißchen^ theils im empfindsamen Sinne gehalten
werden sollte, war auch Leuchsenring beechieden, der
von Düsseldorf heraufkam. Dieser Mann, von schönen 5
Kenntnissen in der neuern litteratur, hatte sich auf
verschiedenen Eeisen, besonders aber bei einem Aufent-
halte in der Schweiz, viele Bekanntschaften, und da er
angenehm und einschmeichelnd war, viele Gunst erwor-
ben. Er führte mehrere Schatullen bei sich, welche den 10
vertrauten Briefwechsel mit mehreren Freimden ent-
hielten: denn es war überhaupt eine so allgemeine Offen-
herzigkeit unter den Menschen, dass man mit keinem
Einzelnen sprechen, oder an ihn schreiben konnte, ohne
es zugleich als an mehrere gerichtet zu betrachten. Man 15
spähte sein eigen Herz aus imd das Herz der andern,
und bei der Gleichgültigkeit der Regierungen gegen eine
solche Mittheilung, bei der durchgreifenden Schnellig-
keit der Taxisschen Posten, der Sicherheit des Siegels,
dem leidlichen Porto, griff dieser sittliche und littera- ao
rische Verkehr bald weiter um sich.
Solche Correspondenzen, besonders mit bedeutenden
Personen, wurden sorgfältig gesammelt und alsdann, bei
freundschaftlichen Zusammenkünften, auszugsweise vor-
gelesen; und so ward maa, da politische Discurse wenig 26
Interesse hatten, mit der Breite der moralischen Welt
ziemlich bekannt.
. . . Merck, zugleich kalt und unruhig, hatte nicht lange
jene Briefwechsel mit angehört, als er über die Dinge, so
von denen die Eede war, so wie über die Personen und
ihre Verhältnisse, gar manchen schalkhaften Einfall
da Leuchsenring sich damals in der Schweiz aufhielt; Goethe
hatte ihn Anfang 1772 durch Merck in Frankfurt kennen ge-
lernt 86
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1813 PASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 439
][AprU, Weimar, Mai, Juni, Teplltz.] [839]
laut werden lieee, mir aber im Stillen die wunderlich-
sten Dinge eröflEnete, die eigentlich darunter verborgen
sein sollten. Von politischen Geheimnissen war zwar
5 keineswegs die Eede, auch nicht von irgend Etwas, das
einen gewissen Zusammenhang gehabt hätte; er machte
mich nur auf Menschen aufmerksam, die ohne sonder-
liche Talente mit einem gewissen Geschick sich persön-
lichen Einfluss zu verschaffen wissen, und durch die Be-
10 kanntschaft mit vielen aus sich selbst etwas zu bilden
suchen; und von dieser Zeit an hatte ich Gelegenheit»
dergleichen mehr zu bemerken. Da solche Personen ge-
wöhnlich den Ort verändern und als Eeisende bald hier,
bald da eintreffen, so kommt ihnen die Gunst der Xeu-
lö heit zu Gute, die man ihnen nicht beneiden noch ver-
kümmern sollte; denn es ist dieses eioe herkömmliche
Sache, die jeder Reisende zu seinem Vortheil, jeder Blei-
bende zu seinem Nachtheil öfters erfahren hat.
Dem sei nun, wie ihm wolle, genug, wir nährten von
90 jener Zeit an eine gewisse unruhige, ja neidische Auf-
merksamkeit auf dergleichen Leute, die auf ihre eigne
Hand hin und wieder zogen, sich in jeder Stadt vor An-
ker legten, und wenigstens in einigen Familien EinflusB
zu gewinnen suchten. Einen zarten und weichen dieser
36 Zunftgenoseen habe ich im Pater Brey, einen andern
tüchtigem und derbem, in einem künftig mitzutheilen-
den Fastnachtsspiele, das den Titel führt: ,Satyro8, oder
der vergötterte Waldteufel^ wo nicht mit Billigkeit, doch
wenigstens mit gutem Humor dargestellt.^
80 Dichtung und Wahrheit Thell 3 Buch 13. — W. 28, 178,
3-179, 2. 184. 28-186, 6.
] [April, Weimar, Mal, Juni, Teplltz.] — s. Nr. 343. 839 a
* Wegen der Modelle zum Pater Brey und Satyros, sowie zu
den übrigen Personen dieser beiden „Fastnachtspiele" vgl.
86 Nr. 826 und die 43f.. 25—28 angegebene Litteratur.
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440 FASTNACHTSPJLEL VOM PATER BREY. 1814
1814.
] [April 10. Weimar, oder Mai 14, Berka.] — 839 b
s. ,Ipliigenie auf Tauris* ugD. (Ital. Reise.)
1815.
Februar 20, Weimar. — s. 12, 27. 840 »
] [April, oder 1816 Juli Mitte, Weimar.] — s. 142, 7—10. 840 a
1816.
März 25, Weimar. 841
Der neunte Band [der Werke Cotta^]^ ,Fau8t' und
Consorten enthaltend, folgt bald. lo
An Cotta. — Br. 26. 307. 23 f.
AprU 19, Weimar. 842
[Früh] Neunten Band meiner Werke [Cotta^]. cor-
rigirt.
Tgb. 5, 224, 18. 15
Mai 11, Weimar. 848
Paquet an Cotta nach Stuttgart, neunter Band
meiner Werke [Cotta^]..
Tgb. 5. 229, 27 f.
][December 20? Weimar.] 844 20
[Zu 1773 — 1775.] Geheimes Archiv wunderlicher Pro-
duetionen.^ ,Faußt5. ^Hanswursts Hochzeit^ ,Ewiger
Jude'. Invectiven und Widerstreit im Innern. Rhyth-
mus. Reim. Quantität. Poetische Prosa.^ . . .
Schema zu , Dichtung und Wahrheit* Buch 18. — W. s§
29, 225.
* Vgl. im Tagebuch vom 15. Juni 1775 den Ausdruck: „Pri-
vat-Archiv des Dichters" (Tgb. 1, 3, 18).
■ Die Weimarer Ausgabe liest: „Goetz. Prosa", was, nach
Düntzers Vermuthung (WK. 17, XXXV Anm. t), im Hin- 30
blick auf den Ausdruck „Poetische Prosa" in dem W. 29, 225
zunächst folgenden Schema Z. 3 f. 12, sowie unten 442, 4
Irrthum ist — Die Ausführung des Schemas s. unter Nr. 849,
sowie unter den genannten Dichttuigen; sie ergibt, dass, trotz
dem Ausdrucke „Geheimes Archiv" (der übrigens in der 86
Ausführung eingeschränkt ist, s. 443, 11 f.), hier und in Nr.
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1819 FASTNACHTSPIE L VOM PATER BREY. 441
1819.
] [Februar 14, Weimar.] - s. 146, 16—147, 5. 845
Mitrz [ADfanj?], Weimar. — s. 16, 10. 846
1828.
5 ] [Januar, zwischen 10 und 19, Weimar.] — s. Nr. 100. 846 a
][Juli zwischen 19 und 22, Marienbad.] — 846 b
[Zu 1816.J - s. Nr. 36.
182S.
Mai 28, Weimar. — s. Nr. 38. 846 c
10 1826.
Februar 1, Weimar. ~ s. 30, 24. 847
1827.
Januar 27, »
Februar 17. 18. 19,
« März 12, \ ^'^»°^a^ • - s- -^'r. 247-252. 847 a-f
April 4. J
September 18, Weimar. — s. 47, 17—20. 48, 3—5. 847 g
1828.
Juni 28, I
20 October 20, I Weimar. — s. Nr. 66—68. 847 h— k
November 8,
1829.
Februar 9, i _ .
Februar 14, I ^^*°^*"- "" '• ^^^- ^' ^^- ^^^- ^
2ö ?November 8, Weimar. — s. Nr. 339. 847 n
848. 849 von dramatischen Dichtungen ausser ,Faust' imd
«Hanswursts Hochzeit* in Betracht kommen:
1. Anekdote zu den Freuden des jungen Werthers.
2. Coneerto dramaüco.
30 3. Fastnachtspiel vwn Pater Brey.
4. Götter, Helden und Wieland.
5. Künstlers Erdewallen.
6. Neueröffnetes Puppenspiel.
7. Prolog zu Bahrdt
35 8. Satjrros.
9. Unglück der Jacobis.
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442 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 1831
18S1.
September 16, Weimar. 848
[Zu 1773—1775.] Paralipomena zu [Buch]. XVIII.
. . . Eeim. Rhythmik. Quantität. Poetische Prosa.^ Beim-
lose Gedichte. Knittelverse. Begünstigen mancherlei Un- 6
arten. Bemühungen um die komischen Opern mit pro-
saischem Dialog.* Geheimes Archiv.' »Fauste ,Hans-
wurstö Hochzeit^ ,Ewiger Jude^ Invectiven und Wider-
streit im Innern. . . .*'
Schema zu .Diebtung und Wahrheit* Buch 18. — W. lo
29, 226.
] [nach September 16, Weimar.] 849
[Zu 1773 — 1775.]. Um . . einen Boden zu finden, wo-
rauf man poetisch f uBsen, um ein Element zu entdecken,
in dem man freisinnig athmen könnte, war man einige i»
Jahrhunderte zurückgegangen, wo sich aus einem chao-
tischen Zustande ernste Tüchtigkeiten glänzend hervor-
thaten, und so befreundete man sich auch mit der
Dichtkunst jener Zeiten. Die Minnesänger lagen zu weit
von uns ab; die Sprache hätte man erst studiren müssen, 20
und das war nicht unsre Sache: wir wollten leben und
nicht lernen.
Hans Sachs, der wirküch meisterliche Dichter, lag
uns am nächsten. Ein wahres Talent, freilich nicht wie
jene Eitter und Hofmänner, sondern ein schlichter Bür- 25
ger, wie wir uns auch zu sein rühmten. Ein didaktischer
Realism sagte uns zu, und wir benutzten den leichten
Ehythmus, den sieh willig anbietenden Reim bei man-
chen Gelegenheiten. Es schien diese Art so bequem zur
Poesie des Tages, und deren bedurften wir jede Stunde. 30
» Vgl. 440. 2^-«3.
* Die erste Fassung von ,Erwln und Elmire* (vgl. den Aus-
druck „Lustspiel" für diese Dichtung 411. 18) und .Claii-
dine von Villa Bella*.
• Vgl. 440. 21—23. 27 f. w
"• Wegen der in Betracht kommenden dramatischen Dichtungen
8. 441, 26-36.
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1831 FASTNACHTSPIEL VOM PATER BREY. 443
][Daeh September 16, Weimar] [849]
Wenn nun bedöutende Werke, welche eine Jahre
lange, ja eine lebenslängliche Aufmerksamkeit und Ar-
beit erforderten,^ auf so verwegenem Grunde, bei leicht-
6 sinnigen Anlässen mehr oder weniger aufgebaut wur-
den, so kann man sich denken, wie freventlich mitunter
andere vorübergehende Productionen sich gestalteten,
zum Beispiel die poetischen Episteln, Parabeln und In-
vectiven aller Formen, womit wir fortfuhren, \ms inner-
10 lieh zu bekriegen und nach aussen Händel zu suchen.
Ausser dem schon Abgedruckten ist nxir weniges da-
von übrig; es mag erhalten bleiben.^ Kurze Notizen mö-
gen Ursprung und Absicht denkenden Männern etwas
deutlicher enthüllen. Tiefer Eindringende, denen diese
15 Dinge künftig zu Gesicht kommen, werden doch geneigt
bemerken, dass allen solchen Excentricitäten ein redli-
ches Bestreben zu Grunde lag. Aufrichtiges Wollen
streitet mit Anmassimg, Natur gegen Herkömmlichkei-
ten, Talent gegen Formen, Genie mit sich selbst, Kraft
20 gegen Weichlichkeit, unentwickeltes Tüchtiges gegen
entfaltete Mittelmässigkeit, so dass man jenes ganze Be-
tragen als ein Vorpostengefecht ansehen kann, das auf
eine Kriegserklärung folgt und eine gewaltsame Fehde
verkündigt. Denn genau besehen, so ist der Kampf in
«ö diesen fünfzig Jahren noch nicht ausgekämpft, er setzt
sich noch immer fort, nur in einer hohem Region.'
Dichtung und Wahrheit Theii 4 Buch 18. — W. 29, 83,
7—84, 25.
* ,FaustS vielleicht auch der ,Ewige Jude'.
30 > Die hier in Betracht kommenden Dichtungen in dramati*
scher Form s. 441, 26—36.
• Zeugnisse für diesen fortgesetzten „Kampf** finden wir In
den »Zahmen Xenien* und in einzelnen Versen des zweiten
Theiles vom .Faust*.
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