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Full text of "Goethe-Jahrbuch"

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Goethe-Jahrbuch. 

Hkrausgegeben 

VON 

Ludwig  Geiger. 

Zwölfter  Band. 


Mit  dem  sechsten   Jahresbericht 


Goethe-Gesellschaft. 


Frankfurt  vm. 

Literarische    Anstalt 

RüTTEN  &  LoENlNG. 

I89I. 


Mit  dem  Bildniss  Goethes 
N'ACH  DER  Zeichnung  von  G.  M.  Kraus  1776. 

(Vgl.  Seite  326.) 


& 


DriK-kerei   von  August   Osterrieth   in   {-ranktiirt  a.  M. 


Vorwort. 


M. 


er  Dank,  der  Ihrer  Königlichen  Hoheit  der  Frau 
Grossherzogin  Sophie  von  Sachsen  auch  an  der 
Spitze  dieses  Bandes  für  die  Gnade  auszusprechen 
ist,  dem  Jahrbuche  kostbare  Gaben  aus  den  Schätzen  des 
Goethe-  und  Schiller-Archivs  zugewendet  zu  haben,  wird 
nur  stärker,  je  häufiger  er  dargebracht  wird.  Diesmal  ist 
das  Dankesgefühl  ein  um  so  regeres,  als  die  gebotenen 
Gaben  in  ihrer  Reichhaltigkeit  und  Vielseitigkeit  jedem 
Leser  eine  ganz  besondere  Fülle  von  Anregung  und  Be- 
lehrung verschatfen.  Zum  ersten  Male  tritt  auch  das  Goethe- 
National-Museum  als  Spenderin  literarischer  Neuigkeiten 
auf.  C.  Ruland,  der  bisher  und  auch  diesmal,  mit  Genehmigung 
Seiner  Königlichen  Hoheit  des  Grossherzogs,  dem  ehr- 
erbietiger Dank  dafür  gezollt  wird,  den  künstlerischen 
Schmuck  des  Bandes  auswählte,  hat  diesmal  auch  aus  den 
im  Goethe-National-Museum  verwahrten  Handschritten  zwei 
Beiträge  geliefert. 

Nur  ein  Unterschied  besteht  zwischen  diesem  Bande 
und  seinen  Vorgängern.  Die  Fülle  des  Materials  nöthigte 
zu  Beschränkungen.  Daher  mussten  viele  zur  Aufnahme 
bestimmte  Miscellen,  der  grössere  Theil  der  Chronik,  der 
Bericht  der  Redactoren  und  Herausgeber  der  Weimarer 
Goethe-Ausgabe  für  den  nächsten  Band  zurückgelegt  werden. 
Auch  die  Bibliographie  konnte  nur  auszugsweise  dem  Jahr- 
buch   einverleibt    werden.     Da   diese    aber   einen  Aulschub 


IV  Vorwort. 

bis  zum  nächsten  Jahre  nicht  verträgt,  so  wurde  eine  Ab- 
hilfe dadurch  gesciiaff"t,  dass  dieselbe  unverkürzt,  auch  mit 
dem  vollständigen  Beitrag  G.  v.  Loepers,  als  besonderes 
Heft  u.  d.  Titel  »Bibliographie  der  Goethe-Literatur  für  1890« 
in  demselben  Verlage  wie  das  Goethe-Jahrbuch  und  zu 
gleicher  Zeit  ausgegeben  wurde.  Sie  sei  allen  denen,  welche 
sich  für  unsere  Studien  interessiren,  freundlichst  empfohlen ! 
Vielseitigen  Wünschen  entsprechend  wurde,  nach 
Umstossung  des  Bd.  X,  S.  V  erwähnten  Beschlusses,  diesem 
Bande  ein  die  beiden  letzten  Bände  umfassendes  Register 
beigegeben.  \'on  nun  an  wird,  wie  früher,  jeder  Band  ein 
Register  erhalten. 

Berlin,  15.  April  1891. 
W.  62.  Scliaperstrasse  8. 

Ludwig  Geiger. 


Inhalt 


I.    Neue  Mittheilungen.  se.te 

I.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe-  und  Schiller-Archiv. 

A.  Aus  der  Zeit  der  Spinoza-Studien  Goethes  1784—85.  Heraus- 
gegeben von  Bernhard  Suphan       5 

B.  Anzeige  des  Trauerspiels  «Bertram«  nebst  Proben  einer  Über- 
setzung (181 7).    Herausgegeben  von  Bernhard  Suphan     .       12 

1.  Einleitende    Bemerkungen   nebst   einem  Briefe  an    und 
einem  von  Goethe 12 

2.  Goethes   Aufsatz    über    »Bertram«    und    Proben   einer 
Übersetzung 22 

C.  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  von  Jakob 
(12.  April  1823  —  13.  Dez.  1826).  Herausgegeben  von  Ruin- 
hold Steig 35 

D.  Musikerbriefe.    Mitgetheilt  von  Max  Friedländer     ...       77 

a.  Briefe    an    Goethe    von    Felix  Mendelssohn  -  Bartholdy 
(1822-1831) 77 

b.  Brief  an  Goethe  von  Franz  Schubert  (1825)   ....  99 

c.  Brief  an  Goethe  von  Hektor  Berlioz  (1829)     ....  99 

d.  Briefe  aus  Goethes  Autographensammlung.  Zwei  Schrei- 
ben W.  A.  Mozarts,  April  und  Juli   1778 100 

Anmerkungen  des  Herausgebers  mit  3  Briefen  von 
Alexander,  je  einem  von  Fannv  und  Lea  Mendelssohn  an 
Goethe iio 

F.  Goethes  Tod  und  Bestattung.  Ein  Brief  von  F.  J.  From- 
mann (27.  März  1832).    Herausgegeben  von  Julius  Wähle     155 

F.  Aus  Henriettens  von  Egloffstein  Memoiren.  Weimar.  Heraus- 
gegeben von  Julius  Wähle 139 

II.  Aus  dem  Goethe-National-Museum. 

I.  Zu  Goethes  naturwissenschaftlichen  l'orschungen.  Mit- 
getheilt von   C.  Ruland.     (Mit   einem    Briefe    Goethes   an 


VI  Inhalt. 

Seite 

Seebeck,  25.   Februar  181 5   und  je  einem  Briefe  yon  Hegel. 

Schweigger,  Seebeck) 152 

2.  Das  Stammbuch  der  Frau  Rath.  Mittheiluiig  von  C".  Hül.^nü. 
(Mit  einem  Gedicht  Goethes,  30.  Sept.   1765) 175 

IL  Abhandlungen. 

1.  LiLV  V.  Kretsch.man:  Erinnerungen  von  und  an  Jenny 
V.  Pappenheim  (Freifrau  v.  Gustedt).   (Mit  Versen  Goethes 

16.  Januar  1832) 181 

2.  Rudolf  Steiner:  Über  den  Gewinn  unserer  Anschauungen 
von  Goethes  naturwissenschafthchen  .\rbeiten  durcii  die 
Pubhkationen  des  Goethe- Archivs 190 

3.  A.  BiELSCHOWSKY :  Über  Echtheit  und  Chronologie  der 
Sesenheimer  Lieder 211 

4.  H.  GiLow:  Die  Kunst  und  Technik  der  Charakterschil- 
derung in  Goethes  Diclnung  und  Wahrheit 228 

III.  Miscellen,  Chronik,  Bibliographie. 

1.  Miscellen. 

A.  Einzelnes  zu  Goethes  Leben  und  Werken. 

1.  Zu  Goethes  Egmont.    Von  Daniel  Jacoby    ....     247 

I.  Egmont  und  Shakespeares  Julius  Cäsar. 
II.  Egmont  und  Schillers  Wallenstein. 

2.  Zu  Doctor  Fausts  Fortleben  in  England.    \'on  Lud- 
wig Fränkel 2j6 

5.  Zum  Gedicht  »Wer  nie  sein  Brod  mit  Thränen  as:>i(. 

Von  Julius  Schneider 2j8 

4.  Zum  Divan.    Von  C.  Siegfried 239 

5.  Zu  Goethes  Sprüchen  in  Prosa.    \'on  F.  Jonas     .     .  239 

6.  Goethe  und  Björnslhäl  1774.  Von  Fritz  Arnheim     .  266 

7.  Wieland  an  Goethe.    Von  B.  SeutTert 267 

B.  Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  II  u.  XI     268 

2.  Chronik. 

Ludwig  V.  Urlichs.    Nekrolog  von  B.  Seullert   ....     270 

3.  BlIiLIOGRAPHlE. 

I.  Schriften. 

A.  Weimarer   (joethe -Ausgabe 275 

Rechenschal'tsbericht    G.  v.  Loepers    über    die    in    der- 
selben befolgten  Grundsätze 275 

B.  Ungedrucktes. 

1.  Schriften,  Gedichte 282 

2.  Briefe 285 


Inhalt.  VII 

Seite 

3.  Regesten 287 

4.  Neue  Ausgaben  der  Briefe  und  Gespräche     .     .     .  289 

C.  Gesammt -Ausgaben 291 

D.  Einzelschriften  und  Erläuterungen. 

1.  Allgemeines.    Bibliographisches.    Sprachliches     .     .  292 

2.  Dramen 295 

3.  Gedichte 302 

4.  Prosaschriften 304 

E.  Übersetzungen 306 

II.  Biographisches. 

A.  Allgemeines 308 

B.  Biographische  Einzelheiten 308 

C.  Goethes  Eltern,  Gattin,  Sohn,  Enkel 310 

D.  Goethes  Verhältniss   zu   seinen  Vorgängern,    Freunden 

und  Nachfolgern 310 

E.  Stellung  zur  Wissenschaft  und  Kunst 315 

F.  Notizen  von  Zeitgenossen  über  Goetlie 315 

III.  Verschiedenes. 

A.  Bilder,  Statuen  etc 321 

B.  Dichtungen   über    Goethe,    Compositionen,    Parodieen, 
Nachdichtungen  Goethescher  Werke 322 

C.  Goethe -Arcliiv  und  Goethe-National-Museum       .     .     .  324 
Anhang. 

Englisch  -  Amerikanische   Bibliographie.      Zusammengestellt 

von  H.  S.  White 327 

Register  zu  Band  XI  und  XII 329 


Sechster  Jahresbericht  der  Goethe-Gesellschaft. 
Mitglieder -Verzeichniss. 


I.  Neue  Mittheilungen. 


Goithe-Jahreucb   XII. 


I.  Mittheilungen  aus  dem  Goethe- 
UND  Schiller -Archiv. 


A.   AUS  DER  ZEIT   DER  SPINOZA  -  STUDIEN  GOETHES. 

1784—85. 

Der  Begriii'  vom  Daseyn  und  der  Vollkomenheit  ist  ein 
und  eben  derselbe;'  wen  wir  diesen  Begriff  so  weit  ver- 
folgen als  es  uns  möglich  ist  so  sagen  wir  dass  wir  uns 
das  Unendliche  dencken. 

Das  Unendliche  aber  oder  die  volständige  Existens  kan 
von  uns  nicht  gedacht  werden; 

Wir  können  nur  Dinge  dencken  die  entweder  be- 
schränckt  sind  oder  die  sich  unßre  Seele  beschränckt.  Wir 
haben  also  in  so  fern  einen  Begriff  vom  Unendlichen  als 
wir  uns  dencken  können  dass  es  eine  volständige  Existens 
gebe  welche  aufer  der  Faßungskrafft  eines  beschränckten 
Geistes  sind.^ 

Man  kan  nicht  sagen  dass  das  Unendliche  Theile  habe. 

Alle  beschränckte  Existenzen  sind  im  Unendlichen, 
sind  aber  keine  Theile  des  Unendlichen  sie  nehmen  viel- 
mehr Theil  an  der  Unendlichkeit. 

Wir  können  uns  nicht  dencken  dass '  etv^-asBeschriincktes 
durch  sich  selbst  existire,  und  doch  existirt  alles  würcklich 


'  Statt  ;  in  Hs.  Komma. 

^  Verschrieben  oder  versprochen  für  »sey«  oder  »ist«. 
5  Zuerst:   Wir  können  uns   nichts  Beschräncktes  dencken  als  denck 
dass.    Das  cursiv  Gedruckte  gestrichen. 


4  Neue  Mittheilungex. 


durch  sich  selbst,  ob  gleich  die  Zustände  so  verkettet  sind 
dass  einer  aus  den'  andern  sich  entwickeln  muss  und  es 
also  scheint  dass  ein  Ding  vom  andern  hervorgebracht 
werde,  welches  aber  nicht  ist;^  sondern  ein  lebendiges 
Wesen  giebt  dem '  andern  Anlass  zu  seyn  und  nöthigt  ■*  es 
in  einem''  bestimmten  Zustand  zu  existiren. 

Jedes  existirende  Ding  hat  also  sein  Daseyn  in  sich, 
und   so  auch    die  Uebereinstimmung   nach   der  es  existirt. 

Das  Messen  eines  Dings  ist  eine  grobe  Handlung,  die 
auf  lebendige  Körper  nicht  anders  als  höchst  unvolkommen 
angewendet  w-erden  kan. 

Ein  lebendig  existirendes  Ding  kan  durch  nichts  ge- 
messen werden  was  aufer  ihm  ist,  sondern  wenn^  es  ja 
geschehen  solte,  müde  es  den  Maasstab  selbst  dazu  her- 
geben, dieser  aber  ist  höchst  geistig  und  kan  durch  die 
Sinne^  nicht  gefunden  v/erden;^  schon  beym  Zirckel  lässt 
sich  das  Maas  des  Diameters  nicht  auf  die  Perieferie  an- 
wenden. So  hat  man  den  Menschen  mechanisch  meßen 
wollen,  die  Mahler  haben  den  Kopf  als  den  vornehmsten 
Theil  zu  der  Einheit  des  Maafes  genommen,  es  lässt  sich 
aber  doch  dasselbe  nicht  ohne  sehr  kleine  und  unaus- 
sprechliche Brüche  auf  die  übrigen  Glieder  anwenden.^ 

In  jedem '°  lebendigen  Wesen  sind  das  was  wir  Theile 
nennen  dergestalt  unzertrennlich  vom  Ganzen  dass  sie  nur 
in  und  mit  denselben  begriffen  werden  können,  und  es 
können  weder  die  Theile  zum  Maas  des  Ganzen  noch  das 
Ganze  zum  Maas  der  Theile  angewendet  werden,  und  so 
nimt"  wie   wir   oben  gesagt    haben    ein    eingeschräncktes 


'  Wohl  verschrieben  für:  dem. 

^  Statt  ;  in  Hs.  Komma. 

5  Hs.  den. 

•*  Nach  gestrichenem  in. 

>  Hs.  einen. 

<^  Corrigirt  aus  wen  (was  statt  wenn  auch  unten  vorkommt). 

'■  Corrigirt  aus  Sinnen. 

s  Statt  ;  in  Hs.  Komma. 

9  Statt  Punct  in  Hs.  Komma. 
■°  Nach  gestrichenem  de  (d.  i.  dem  oder  den). 
"  über  gestrichenem  hat. 


Aus  DER  Zeit  der  Spinoza-Studien  Goethes.  5 

lebendiges  Wesen  Theil  an  der  Unendlichkeit  oder  viel- 
mehr es  hat  etwas'  unendliches  in  sich,  wen  wir  nicht 
lieber  sagen  wollen  dass  wir  den  Begrift'  der  Existens  und 
der  Volkommenheit  des  eingeschräncktesten  lebendigen 
Wesens  nicht  ganz  faßen  können  und  es  also  eben  so  wie 
das  Ungeheure  Ganze  in  dem^  alle  Existenzen  begriffen 
sind,  für  unendHch  erklären  müßen. 

Der  Dinge  die  wir  gewahr  werden  ist  eine  ungeheure 
Menge,  die  Verhältniße  derselben  die  unsre '  Seele  ergreifen 
kan  sind  äuferst  manigfaltig.  Seelen  die  eine  innre  Krafft 
haben  sich  auszubreiten,  fangen  an  zu  ordnen  um  sich  die 
Erkentniss  zu  erleichtern,  fangen  an  zu  fügen  und  zu 
verbinden  um  zum  Genuss  zu  gelangen. 

Wir  müssen  also  alle  Existens  und  Volkommenheit  in 
unßre  Seele  der  gestalt  beschräncken  dass  sie  unßrer  Natur 
und  unßrer  Art  zu  dencken  und  zu  empfinden  angemeßen 
werden;'*  dann  sagen  wir  erst  dass  wir  eine  Sache  be- 
greifen oder  sie  geniefen. 

W^ird'  die  Seele  ein  Verhältniss  gleichsam  im  Keime 
gewahr  deßen  Harmonie  wen  sie  ganz  entwickelt  wäre, 
sie  nicht  ganz  auf  einmahl  überschauen  oder  empfinden 
könte,  so  nennen  wir  diesen  Eindruck  erhaben,  und  es  ist  der 
herrhchste  der  einer  menschlichen  Seele  zu  theile  werden  kan. 

Wen  wir  ein  Verhältniss  erblicken  welches  in  seiner 
ganzen  Entfaltung  zu  überschauen  oder  zu  ergreifen  das 
Maas  unßrer  Seele  eben  hinreicht,  dann  nennen  wir  den 
Eindruck  gross. 

^  Wir  haben  oben  gesagt,  dass  alle  lebendig  existirende 
Dinge  ihr  Verhältniss  in  sich  haben,  den  Eindruck  also 
den  sie  so  wohl  einzeln  als  in  Verbindung  mit  andern  auf 
uns  machen,   wen  er  nur  aus  ihrem"  volständigen  Dase3*n 


'  Nach  gestrichenem  \v  (Anfang  von  was). 

^  imdem  auf  der  Zeilenscheide  mit  Bindestrichen  geschrieben. 

5  Corrigirt  aus  unßre. 

■»  Semikolon  eingesetzt. 

>  Nach  gestrichenem  Wird   zurückgezogen,  um  einen  Absatz  zu 
markiren. 

6  Hiermit  beginnt  Bogen  2,    von  der  Schreiberin   selbst    beziffert. 

7  Hs.  ihren. 


Neue  Mittheilungew 


entspringt,  nennen  wir  wahr  und  wen  dieses  Daseyn  theils 
auf  eine  solche  Weise  beschränckt  ist  dass  wir  es  leicht 
faßen  können  und  in  einem  solchen  Verhältniss  zu  unßrer 
Natur  stehet  dass  wir  es  gern  ergreifen  mögen,  nennen 
wir  den  Gegenstand  schön. 

'Ein  gleiches  geschieht  wen  sich  Menschen  nach  ihrer 
Fähigkeit  ein  Ganzes,  es  sey  so  reich  oder  arm  als  es 
wolle,  von  dem*  Zusammenhange  der  Dinge  gebildet  und 
nunmehr  den  Kreiß  zugeschloßen  haben.  Sie  werden  das- 
jenige was  sie  am  bequemsten  dencken,  worin  sie  einen 
Genuss  finden  können ,  für  das  gewißeste  und  sicherste 
halten ,  ja  man  wird  meistentheils  bemercken  dass  sie 
andere  welche  sich  nicht  so  leicht  beruhigen  und  mehr 
Verhäitniße  götlicher  und  menschlicher  Dinge  aufzusuchen 
und  zu  erkennen  streben,  mit  einem  zufriedenen  Mitleid 
ansehen  und  bey  jeder  Gelegenheit  bescheiden  trotzig 
mercken  laßen  dass  sie  im  Wahren  eine  Sicherheit  gefunden 
w^elche  über  allen  ßeweiss  und  Verstand  erhaben  sey.  Sie 
können  nicht  genug  ihre  inere  beneidensw^erthe  Ruhe  und 
Freude  rühmen  und  diese  GlückseeHgkeit  einem '  jeden  als 
das  letzte  Ziel  andeuten.  Da  sie  aber  weder  klar  zu  ent- 
decken-* imstande  sind  auf  w^elchem^  Weg  sie  zu  dieser 
Ueberzeugung  gelangen,  noch  was  eigendlich  der  Grund 
derselbigen  sey,  sondern  bloss  von  Gewissheit  als  Gewiss- 
heit sprechen,  so  bleibt  auch  dem^  lehrbegierigen  wenig 
Trost  bey  ihnen  indem  er  immer  hören  muss,  das  Ge- 
müht müße  immer  einfältiger  und  einfältiger  werden,  sich 
nur  auf  einem  Punckt  hinrichten,  sich  aller  manigfaltigen 
Verwirrenden  Verhäitniße  entschlagen  und  nur  alsdenn 
könne  man  aber  auch  um  desto  sicherer  in  einem  Zustande 
sein  Glück  finden  der  ein^  frey williges  Geschenck  und 
eine  besondere  Gabe  Gottes  sey. 


•  Dritter  Bogen. 

'  Hs.  den. 

>  Hs.  einen. 

^  Hs.  endecken. 

'  Hs.  welchen. 

^  Hs.  den. 

7  Corrigirt  aus  deren  f  (.Anfang  von  freywilliges). 


Aus  DER  Zeit  der  Spinoza-Studien  Goethes.  7 

Nun  mögten  wir  zwar  nach  unßrer  Art  zu  dencken 
diese  Beschränckung  keine  Gabe  nennen  weil  ein  Mangel 
nicht  als  eine  Gabe  angesehen  werden  kan,  wohl  aber 
mögten  wir  es  als  eine  Gnade  der  Natur  ansehen  dass 
sie,  da  der  Mensch  nur  meist  zu  unvolständigen  Begriffen 
zu  gelangen  imstande  ist,  sie  ihn  doch  mit  einer  solchen 
Zufriedenheit  in  seiner  Enge  versorgt  hat. 


Bei  der  Durchsicht  einer  Masse  noch  ungeordneter 
Blätter  meist  geringeren  Werthes  brachte  mein  Arbeitsgenosse 
Dr.  JuHus  Wähle  das  Manuscript  dieser  Abhandlung  zum 
Vorschein.  Drei  zusammengehörige  Bogen ,  von  Charlotte 
von  Stein  beschrieben/  das  grösste  Schriftstück  also  von 
ihrer  Hand,  das  sich  in  Goethes  Archiv  erhalten  hat.  Aber 
das  ist  nicht  das  Wichtigste.  Die  Vermuthung  lag  nahe,  es 
sei  uns  damit  eine  von  jenen  Arbeiten  erhalten,  zu  denen 
Charlotte  dem  Freunde  ihre  Hand  lieh,  und  von  denen  er 
zusagen  pflegte:  »wir  schreiben  daran,  wir  schreiben  weiter« 
(Werke  IV,  7,  36).  Diese  Vermuthung  hat  sich  mir,  bei 
weiterem  Betrachten ,  immer  mehr  bewährt.  Ich  habe  die 
Bogen  dann  den  zwei  Archiv-Freunden,  die  das  gute  Glück 
zunächst  in  die  Goethe-Werkstätte  führte,  vorgelegt.  Beide, 
G.  v.  Loeper  und  Rudolf  Steiner ,  erklärten  sich,  auf  den 
ersten    Eindruck   hin,    unbedenklich  für  Goethes  Autorschaft. 

Eine  Überzeugung,  die  man  intuitiv  gewonnen  hat,  lässt 
sich  niemals  in  gleichem  Grade  durch  Demonstration  hervor- 
bringen. Nicht  um  diese  letztere  ist  es  mir  in  den  folgenden 
Ausführungen  zu  thun.  Sie  lassen  Raum,  vielmehr  sie  er- 
öffnen erst  die  Bahn  für  weitere  Bemerkungen.  Um  diese 
hervorzurufen,  wird  das  Anekdoton  dem  Kreise  der  Goethe- 
Genossen  vorgelegt. 

Versuchen  wir  zunächst  die  äusserliche  Entstehung  unseres 
Schriftstücks  festzustellen.  Es  trägt  deutliche  Spuren  eines 
Dictats.  Als  Niederschrift  eigener,  auch  als  freie  Wiedergabe 
fremder  Gedanken  kann  man  es  von  da  ab  nicht  mehr  be- 
trachten, wo  man  gewahr  wird,  dass  die  Schreiberin  einzelne 


'  Grobes  Conceptpapier ,  halbseitig  beschrieben  (Aktenformat),. 
der  erste  vollständig,  vom  zweiten  nur  die  Vorderseite  halb ;  der  Rest 
auf  einem  neuen  Bogen,  von  dem  das  vordere  Blatt  voll  beschrieben 
ist.  Zusammen  also  öV'a  Seiten  Halbfolio.  —  Der  Abdruck  ist  buch- 
staben-  und  strichgetreu.  Einige  nothwendige  Verbesserungen  sind 
notiert;  für  die  des  Verständnisses  wegen  eingesetzten  Kommata  ist 
zum  Unterschiede  von  den  handschriftlichen  das  rractur-Zeichen  gewählt. 


Neue  Mittheilungen. 


Worte,  die  sie  concipiert,  nicht  sogleich  verstanden  hat. 
Dies  ist  offenbar  der  Fall  in  dem  Satze:  «Das  Ungeheure 
Ganze,  indem  .  .  .«  (S.  5,  Z.  5),  wo  »indemcf  sinnlos  als  Con- 
junction  geschrieben  ist.  Verrätherisch  aber  ist  besonders  die 
Stelle :  »in  einem  Zustande  sein  Glück  finden,  der^*;?  /  ein  frey- 
williges Geschenck  ....  Gottes  sey«  (S.  6  Z.  2  v.  u.).  Die  cursiv 
gedruckten  Buchstaben  sind  in  der  Handschrift  gestrichen. 
Verbessert  ist :  »der  ein  freywilliges«  u.  s.  w.  Wie  ist  das 
wunderlich  Verschriebene  zu  erklären?  Der  Dictirende  sprach 
—  wir  müssen  hier  mit  einer  Thatsache  rechnen,  für  die  es 
manchen  ergötzlichen  Beleg  in  Goethes  Dictaten  giebt  — 
nachlässig  verschleifend:  »der  an  freywilliges  .  .  .a  Und  erst 
im  nächsten  Verfolg  seiner  Worte  konnte  die  Schreiberin 
inne  werden,  dass  das  gehörte  »deren«  nicht  gemeint  war. 
Man  betrachte  noch  eine  Wortfolge,  die  so  geschrieben  und 
in  laufender  Zeile,  also  im  Fortschreiben,  so  corrigiert  ist: 
»Wir  können  uns  nichtj'  Beschräncktes  dencken  als  dcnck 
dass  etwas  Beschräncktes  durch  sich  selbst  existire.«  Wie 
soll  man  sich  ihr  Zustandekommen  erklären  bei  der  Annahme, 
es  sei  Eigengedachtes  ruhig  concipiert?  Die  Hand  vielmehr, 
oder  auch  das  Verständniss  ist  hier  etwas  zurückgeblieben, 
oder  der  Dictierende  hat  sich  im  letzten  Moment  noch  corri- 
giert. So  erklären  sich  auch  zumeist  und  am  besten  die 
übrigen  Correcturen  des  Schriftstücks.' 

Auffallend  ist  mir  ein  Unterschied  des  Tones  in  der 
vorderen  grösseren  und  der  Schlusspartie,  die  mit  dem  Satze 
beginnt:  »Ein  gleiches  geschieht.«  Dies  Stück  kann  nicht 
in  einem  Zuge  mit  jenem  dictiert  sein.  Dort  eine  bedächtig 
Punkt  für  Punkt  fortschreitende,  auf  das  oben  Gesagte  mehr- 
mals zurückweisende  Entwicklung,  hier,  bei  aller  Ruhe  und 
Gemessenheit,  doch  ein  den  inneren  Antheil  mehr  verrathender 
freierer  Schwung.  Der  Vortrag  hat  in  jenem  grösseren  vor- 
deren Stück  —  ich  finde  keinen  anderen  Ausdruck  —  etwas 
Lateinisches.  Wäre  hier  etwa  an  eine  fremde  Vorlage  zu 
denken?  Ich  habe  vergeblich  nach  einer  solchen  gesucht, 
und  schliesslich  den  Zweifel  aufgegeben ;  das  »Lateinische« 
lässt  sich  genügend  auch  auf  anderem  Wege  erklären.  Gang 
und  Klang  von  Goethes  Sprache  vernimmt  man,  je  weiter 
man  das  Stück  liest.  Unverkennbar  seine  Redeweise  im 
Schlussstück :  »bescheiden  trotzig«  —  »Gnade  der  Natur«  — 
»der  Mensch  in  seiner  Enge.«  Aber  besonders  unverkennbar 
ist,  und  zwar  in  dem  ganzen  Stück,  seine  Vorstellungs-  und 
Denkart.   »Wie  eingeschränckt  ist  der  Mensch  bald  an  Verstand, 


'  Auch   die   Streichung  und   Wiederholung  des    »Wird«.   (S.  5>) 
Der  Dictierende  hat  den  »Absatz«  nicht  rechtzeitig  angesagt. 


Aus  DER  Zeit  der  Spinoza-Studien  Goethes.  9 

bald  an  Krafft,  bald  an  Gewalt,  bald  an  Willen«.  fAn  Frau 
V.  Stein,  den  9.  Juni  84.  \\'erke  IV,  6,  295.)  Besonders 
aber  die  Ablehnung  der  »Gläubigen«,  ihrer  »Wahrheit«  und 
ihres  »Friedens,  der  höher  als  alle  Vernunft.«  »Ich  halte  mich 
fest  und  fester  an  die  Gottesverehrung  des  Atheisten  (Spinoza) 
und  überlasse  euch  alles,  was  ihr  Religion  heisst  und  heissen 
müsst.  Wenn  du  sagst  man  könne  an  Gott  nur  glauben,  so 
sage  ich  dir,  ich  halte  viel  aufs  schalten,  und  wenn  Spinoza 
von  der  Scientia  intuitiva  spricht,  und  sagt :  Hoc  cognoscendi 
genus  procedit  ab  adaequata  idea  essentiae  formalis  quorundam 
Dei  attributorum  ad  adaequatam  Cognitionen!  essentiae  rerum ; 
so  geben  mir  diese  wenigen  Worte  Muth,  mein  ganzes  Leben 
der  Betrachtung  der  Dinge  zu  widmen,  die  ich  reichen  und 
von  deren  essentia  formali  ich  mir  eine  adäquate  Idee  zu 
bilden  hoffen  kann,  ohne  mich  im  mindsten  zu  bekiunmern, 
wie  weit  ich  kommen  werde  und  was  mir  zugeschnitten  ist.« 
Ich  führe,  statt  mancher  andern,  nur  diese  Stelle  aus  dem 
Briefwechsel  mit  Friedr.  Heinr,  Jacobi  an  (5.  Mai  86)  und 
erinnere  an  bekannte  Parallelen  aus  Briefen  an  Herder  in 
der  Italienischen  Reise  (Rom,  den  5.  und  23.  October  87. 
W.  Hempel  24,  414  fg.,  419  fg.)  besonders  an  den  wiederholten 
Protest  gegen  die  »unsinnigen  Worte:  Alles  was  lebt,  lebt 
durch  etwas  ausser  sich.«  Unser  ganzer  Aufsatz  ist  eine 
Parallele  zu  dem,  was  Goethe  in  dieser  Zeit  hier  und  dort, 
besonders  aber  im  Widerstreit  zu  Jacobi  und  seinem  »extra- 
mundanen  Gott«  sich  gedrungen  sieht,  als  sein  tV  v.m  näv\ 
nachdrücklich  zu  bekennen. 

In  seiner  Totalität  wüsste  ich  ihn  mir  nur  aus  jenen 
ernsten  Spinozastudien  zu  erklären,  zu  welchen  eben  Friedrich 
Jacobi  zuerst  durch  die  vertrauliche  Mittheilung  seines  be- 
kannten Gesprächs  mit  Lessing  und  der  übrigen  handschrift- 
lichen Stücke,  aus  denen  sich  sein  Büchlein  über  die  Lehre 
des  Spinoza  zusammensetzt,  sodann  auch  unmittelbar  durch 
sein  persönliches  Erscheinen  (September  84)  den  Weimarer 
Freunden  Goethe  und  Herder,  den  Anstoss  gab.  Ich  habe 
die  Epoche  der  näheren  Bekanntschaft  Goethes  mit  Spinoza 
früher  zum  Gegenstand  einer  besonderen  Untersuchung  ge- 
macht '  und  wiederhole  hier  nur  die  nothwendigen  geschicht- 
lichen Belege. 

Herder  an  Jacobi,  den  20.  Dez.  84:  »Goethe  hat,  seit 
du  weg  bist,  den  Spinoza  gelesen,  und  es  ist  mir  ein  grosser 
Probierstein,    dass    er    ihn    ganz  so  verstanden,    wie    ich  ihn 


'  Goethe  und  Spinoza,  1785-86.  Beitrag  zur  Festschritt  der 
zweiten  Säcularfeier  des  Friedrichs- Werderschen  "Gvmnasiums.  Berlin, 
■Weidmann,  1881.     S.  159-195. 


10  Neue  Mittheiluxgex. 


verstehe«.  Goethe  an  denselben,  den  12.  Januar  85:  «Ich 
übe  mich  an  Spinoza,  ich  lese  und  lese  ihn  wieder«.  Mit 
Herder,  der  »diesen  Sachen  auf  dem  Grunde  ist«,  hatte  er 
in  dieser  Zeit  regsten  Gedankenaustausches  »gute  Abende«. 
Genossin  dieser  Studien  aber  wird  ihm  alsbald  auch  die  Frau, 
mit  der  er  alles,  was  er  sich  aneignet,  theilen  muss,  wie  er 
alles,  was  er  hervorbringt,  ihr  zueignen  möchte.  »Ich  lese 
mit  der  Frau  von  Stein  die  Ethik  des  Spinoza«,  schreibt  er 
an  Knebel,  den  11.  November.  Auf  diese  Leetüre  also  ist 
die  Stelle  in  dem  gleichzeitigen  Briefe  an  Charlotte  (9.  Nov.) 
zu  deuten :  »Diesen  Abend  bin  ich  bei  dir,  und  wir  lesen 
in  denen  Geheimnissen  fort,  die  mit  deinem  Gemüth  so  viele 
Verwandtschaft  haben«.  Aus  Jena  bringt  er  den  Spinoza 
(ein  geliehenes  Exemplar)  lateinisch  mit,  »wo  alles  viel  deutlicher 
und  schöner  ist«.  »Morgen  Abend  komme  ich  wieder  und 
wir  setzen  unser  Leben  fort«.  (19.  Nov.)  Zu  Weihnachten 
beschert  ihm  Herder,  dem  dies  Zusammenphilosophiren  die 
grösste  Freude  macht,  einen  Spinoza  aus  seiner  Bibliothek. 
Charlotte  soll  ihm  das  Buch  am  25.  Dezember,  ihrem  Ge- 
burtstage, überreichen. 

Deinem   und  unserm  Freund   sollt  heut   den   heiigen  Spinoza 

als  ein  Freundesgeschenk  bringen  der  heilige  Christ. 
Doch  wie  kämen  der  heilige  Christ  und  Spinoza  zusammen? 

welche    vertrauliche  Hand  knüpfte  die  beiden  in  Eins  ? 
Schülerin  des  Spinoza  und  Schwester  des  heiligen  Christes 

Dein  geweiheter  Tag  knüpfet  am  besten  das  Band. 
Reich  ihm  seinen  AVeisen,  den  Du  gefällig  ihm  machtest 

und  Spinoza  sei  euch  immer  der  heilige  Christ. 

(Herders  Sämmtl.  WW.  29,  697.)  Zweierlei  bemerken  wir 
an  diesen  Versen.  Herder  bezeugt  Charlottes  verständniss- 
volles Eingehen  in  die  Lehren  des  Spinoza,  und  er  weiss, 
dass  durch  diesen  ihren  innerlichen  Antheil  Spinoza  erst 
recht  anziehend  für  Goethe  geworden  ist.  Sie  hat  ihn  dem 
Freunde  »gefällig  gemacht«.  Indem  er  ihr  Interesse  gewahrt, 
überwindet  er  den  eingewurzelten  Widerwillen  gegen  die 
metaphysische  Speculation,  und  giebt  um  ihretwillen  dem  lehr- 
haften Zuge,  der  sich  so  leicht  in  ihm  regt,  auch  auf  diesem 
Gebiete  nach,  wohin  ihn  die  Freundschaft  für  Jacobi  sicher 
nur  vorübergehend  hätte  verlocken  können.  »Du  scheinst 
uns  auch  Lust  und  Liebe  zur  Metaphysik  zurückgelassen  zu 
haben«,  hatte  er  diesem  am  3.  December  geschrieben,  aber 
offenherzig  hinzugesetzt :  »zwar  werde  ich  für  meine  Person 
wohl  balde  zur  Dichtkunst  zurückkehren«.  Nun  aber  erquickt 
es  ihn,  mehr  und  mehr  eine  Gemüthsverwandtschaft  zwischen 
ihr,  seiner  lieben  »Seelenführerin«,  und  dem  stillen,  gelassenen 


Aus  DER  Zeit  der  Spikoza-Studien  Goethes.  1 1 

Weisen  zu  bemerken,  aus  dessen  Lehren  er  selbst,  wie  er 
bekennt,  »für  seine  Sinnes-  und  Handelnsweise  sehr  heilsame 
Einflüsse  gewonnen  hat«  (an  Jacobi,  9.  Juni  85)  und  so  hält 
er  sich  zu  dem  gemeinsamen  »Heiligen«  (der  nicht  minder 
im  Herderschen  Hause  verehrt  wurde)  länger  als  er  selbst 
es  sich  zugetraut.  Bekannt  ist  es,  wie  Herder  schliesslich 
ihn  neckte,  er  lerne  all  sein  Latein  aus  Spinoza.  Und  aus 
einem  formalen  Einfluss  dieser  Leetüre  Hesse  sich  ja  wohl 
auch  das,  was  ich  oben  das  Lateinische  im  Vortrag  nannte, 
erklären. 

Wir  hatten  bis  jetzt  keinen  Maßstab,  zu  ermitteln,  wie 
tief  jene  gemeinsame  Beschäftigung  gegangen.  Nur  eine  ver- 
einzelte Spur  davon  in  einem  späteren  Briefe.  Im  September 
85  erhielt  Goethe  Jacobis  Büchlein  über  Spinoza  gedruckt, 
und  er  sendet  es  alsbald  nach  Kochberg.  So  kommt  es,  dass 
in  einem  der  nächsten  Briefe  Charlotte  wieder  auf  die  Frage 
nach  den  Endursachen  (Zweckursachen)  verfällt.  Der  Schülerin 
Spinozas  mussten  dieselben,  wie  dem  Freunde  (der  später  ein- 
mal, gegen  Zelter,  den  starken  Ausdruck  gebraucht)  »absurd« 
erscheinen.  Unser  Aufsatz  lässt  über  diese  gemeinsame  Auf- 
fassung keinen  Zweifel  übrig.  Als  »Schwester  des  heiligen 
Christes«  aber  hat  sie,  wie  es  scheint,  sich  immer  einen  Vor- 
behalt gestattet.  »Die  Endursachen  sind  dem  Gemüthe  zu 
dencken  so  nöthig«,  erwidert  ihr  Goethe  am  25.  September, 
»dass  Du  aus  den  Nichtendursachen  erst  eine  rechte  EndL^rsache 
machst«.  Unter  ihren  Papieren  fand  ich  eine  Abschrift  von 
jenem  Brief  Goethes  an  Jacobi,  5  Mai  86,  aus  dem  ich,  als 
dem  entschiedensten  spinozistischen  Manifest ,  oben  eine 
längere  Stelle  anführte. 

Wenn  also  Charlotte  dem  Freunde  als  Schreiberin  ge- 
dient hat,  so  ist  sie  ihm  doch  weit  mehr  gewesen  als  das. 
Im  Gespräch  mit  ihr  und  in  dem  Bemühen,  das  gemeinsam 
Gelesene,  auch  das  an  den  »guten  Abenden«  mit  Herders 
Besprochene  zu  verdeutlichen  und  auszulegen  haben  sich 
Goethes  Gedanken  so  geformt,  wie  sie  hier  uns  vorliegen. 
Unter  den  undatirten  Briefchen  Goethes  an  die  Freundin 
findet  sich  eins  mit  den  Worten:  »Gegen  Abend  komme  ich 
wieder  und  suche  dich  auf,  wir  wollen  zusammen  spazieren 
und  unsre  Abhandlungen  ausführen«.  (Werke  IV,  7,  277.) 
Dies  kann  sich  natürlich  auf  andre  Abhandlungen  beziehen ; 
aber  so  denke  ich  mir  auch  die  vorliegende  ausgeführt, 
nämlich  gemeinsam  durchgesprochen,  in  verschiedenen  Zeiten, 
dann  niedergeschrieben. 

Ich  möchte  über  das  Ganze  noch  dies  bemerken.  Es 
ruht  auf  jener  durch  Leibniz  bedingten  Vorstellung,  die  Goethe 
und  Herder  sich  gemeinsam  von  der  Philosophie  des  Spinoza 


12  Neue  Mittheilukgex. 


gebildet  hatten.'  Der  Verfasser  hat  es  darin  auf  metaphysische 
Speculation  als  solche  nicht  angelegt.  Sein  Zweck  ist,  sich 
ins  Klare  zu  setzen  über  »das  Principium,  aus  dem  und  durch 
das  er  —  als  Künstler  und  Naturforscher  —  arbeitet«.  (Ital. 
Reise,  23.  October  87.  Werke  24,  419  Hempel.)  So  hat  er 
es  auch  hier  mit  dem  zu  thun,  was  man  »schauen«  kann, 
und  was  darüber  hinaus  liegt,  will  er  sich  (mit  Lessing  zu 
reden)  »alles  natürlich  ausgebeten  haben«.  Von  der  Meta- 
physik kehrt  er  also  »balde  zur  Kunst  und  Natur  zurück«. 
An  Umfang  und  an  Weite  des  Bereichs  ist  keine  der  gleich- 
zeitigen Manifestationen  mit  unserm  Aufsatz  zu  vergleichen, 
und  auch  als  spontane  Aussprache  über  die  höchsten  Fragen 
unterscheidet  er  sich  von  jenen,  die  sämtlich  durch  Wider- 
spruch, widerwillig  hervorgetrieben  sind. 

B.    SUPHAN. 


ANZEIGE    DES   TRAUERSPIELS  »BERTRAM«  NEBST 
PROBEN  EINER  ÜBERSETZUNG. 


1.  Einleitende  Bemerkungen.     « 

Nebst  einem  Briete  an  und  einem  von  Goethe. 

Mit  dem  verschollenen  Drama  Maturins:  Bertram,  or  the 
Castle  of  St.  Aldobrand  (1816),  dem  Goethe,  wie  erst  jetzt 
zu  Tage  kommt,  die  Ehre  einer  Besprechung  und  partiellen 
Übersetzung  erwiesen  hat,  ist  sein  Name  litterarisch  schon 
dadurch  verknüpft,  dass  eine  im  Jahre  1818  in  Bremen  er- 
schienene Übersetzung  des  Stücks  »Bertram  oder  die  Burg 
von  Sanct  Aldobrand«  von  Dr.  C.  J.  L.  Iken  ihm  zugeeignet 
ist.  Die  Widmung,  auf  zwei  Seiten  vertheilt,  lautet:  »Dem 
höchsten  Dichter  Goethe'n  —  in  tiefster  Verehrung  vom 
Herausgeber«.     Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes    steht  das 


*  S.    das    Kapitel  »Herder    und  Goethe«    in    meiner    oben    ange- 
führten Schrift. 

^  Über  Charles  Robert  Maturins.  Goedeke,    Grundriss  III.    1532. 


Aus  UND  ÜBER  MaTURINS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  I3 

Motto :  »Die  Poesie  ist  ein  weltliches  Evangelium«.  Das 
Dedicationsexemplar  in  Goethes  Bibliothek  enthält  auf  dem 
Vorlegeblatt  von  Ikens  Hand  die  Notiz:  »Aufgeführt  in 
Frankfurt  a.  M.  im  Sept.  und  Octob.  1818«.  Auch  den 
Originaltext  hat  der  Dichter  in  einem  schönen  Exemplar  der 
siebenten  Auflage  (London  181 7)  von  Iken  erhalten  mit  der 
handschriftlichen  Widmung:  ,Goethen  |  dem  deutschen  Shake- 
spear  und  Sophokles  |  dem  Musageten  |  dem  Vermittler  des 
brittischen  |  germanischen  und  griechischen  Genius.' 

Mit  der  Zusendung  des  Manuscripts  seiner  Übersetzung 
hat  Iken  den  ersten  Annäherungsversuch  gemacht  und  so 
eines  jener  Verhältnisse  angebahnt,  bei  welchem  bewundernde 
Verehrung  auf  der  einen,  wohlwollende  Werthschätzung  auf 
der  andern  Seite  sich  zunehmend  wirksam  erwiesen,  wie  es, 
nach  zehnjährigem,  besonders  durch  die  dienstbeflissen  mit- 
theilsame Art  des  Jüngeren  aufrecht  erhaltenem  Verkehr, 
Goethe  selbst  in  einem  inhaltreichen  Briefe  an  diesen  aner- 
kennt :  »Durch  die  Mitwirkung  solcher  jüngeren  Männer  kann 
ich  allein  aufgeregt  werden,  meine  höheren  Jahre  statt  in 
Ruhe  und  Genuss,  mühsam  und  bewegt  hinzubringen«.' 

Als  wohlunterrichteter,  vielseitig  interessierter,  zum  stän- 
digen Berichterstatter  über  Kunst,  Wissenschaft  und  Leben 
in  seiner  Vaterstadt  bestens  geeigneter  junger  Mann  führt 
Iken  sich  ein,  empfohlen  durch  einen  älteren  Landsmann, 
den  von  Goethe  als  Zeichner  und  Kupferstecher  geschätzten 
Joh.  Heinr.  Menken.  Dieser  übersendet  seine  Skizzen  zu 
Radierungen  für  eine  bei  Frommann  erscheinende  Übersetzung 
von  Casti's  Fabelgedicht:  »Die  redenden  Thiere«,  dieselben, 
welche  Goethe  alsbald  im  dritten  Heft  Über  Kunst  und 
Alterthum  (S.  70  —  80)  eingehend  besprochen  hat.  Mit  Menkens 
Brief  zusammen  ist  ein  elf  Seiten  Grossquarto  langes  Schreiben 
abgegangen,  das  Iken  am  26''^"  abgeschlossen  hat;  nächst  der 
Einleitung  soll  daraus  hier  nur  das  auf  die  englische  Tragödie, 
ihren  Verfasser  und  den  Übersetzerversuch  Bezügliche  mit- 
getheilt  werden. 

Ew.  Excellenz  nehme  ich  mir  die  Freiheit,  bei  gegen- 
wärtigem Anlass  einige  Versuche  aus  dem  Gebiete  der 
Kunst  und  der  Wissenschaft  vorzulegen  und  dieselben 
Ew.  Excellenz  Beurtheilung  und  Schätzung  zu  unterwerfen, 
als  welche  ich  allein  als  den  höchsten  Richterstuhl  für  die 


^  Stücke  dieses  Briefes  vom  23.  Sept.  1827  hat  Strehlke,  Goethes 
Briefe  i,  310  nach  einer  Abschrift  in  Kanzler  Müllers  Archiv  mitge- 
theilt.     Das  Concept  in  den  Quartalheften  erhalten. 


14  Neue  Mittheiluxgek. 


Werke  des  Gemüths  so  wie  des  Wissens  anerkenne.  Indem 
ich  daher  wage,  beikommende  Arbeiten  Ew.  Excellenz  zur 
geneigten  Ansicht  zu  überreichen  und  um  die  Erlaubniss 
zu  bitten,  dieselben  den  Zeichen  der  Ergebenheit  des  Herrn 
Inspector  Maler  Menken,  meines  vortrefflichsten  und  un- 
aussprechlich geschätzten  Freundes,  anschliessen  zu  dürfen, 
—  lässt  mich  Ew.  Excellenz  unermüdete  Pflege  jeder  Art 
von  gereifteren  wissenschaftlichen  oder  Kunstwerken,  und 
Ihre  nie  erkaltende  Liebe  für  Blüthen  einheimischen  oder 
ausländischen  Geistes  auch  eine  wohlwollende  Aufnahme 
des  Gegenwärtigen  hoffen,  dessen  Lese  Ew.  Excellenz  zur 
Würdigung  darzubringen,  ich  mich  nicht  für  zu  kühn  hielt. 
So  sehr  ich  auch  die  Mängel  dieser  Versuche  einsehe,  so 
konnte  ich  doch  der  Aufforderung  meines  innigst  verehrten, 
ja  meines  einzigen  Freundes,  Herrn  Maler  Menken,  dieselben 
seiner  Sendung  hinzuzufügen  und,  obgleich  ich  nicht  die 
Ehre  und  das  Glück  habe,  Ew.  Excellenz  bekannt  zu  sevn, 
sie  dennoch  Ihnen  vorzulegen,  nicht  widerstehen.  Nur 
durch  ihn  glaube  ich  mich  daher  entschuldigt.  Wie  vieles 
noch  der  \'ollkommenheit  fehlt,  und  wenn  gleich  ich  weiss, 
wie  gross  meine  Bitte  ist,  so  wagte  ich  sie  dennoch.  Denn 
folgendes  wird  meine  Mittheilung  einigermassen  recht- 
fertigen können. 

Das  neue  Trauerspiel :  Bertram,  von  Maturin,  hatte 
in  London  einen  solchen  Ruf  verbreitet,  dass  dieser  auch 
bald  zu  uns  erschallte  und  dass  es  mir  werth  schien,  dieses 
Product  näher  kennen  zu  lernen.  Hieraus  erwuchs  eine 
Uebersetzung  einzelner  Partien,  deren  Schönheit  wol  nicht 
zu  läugnen  ist,  und  so  allmäUg  des  Ganzen.  Die  englische 
Bühne,  besonders  die  Tragödie,  hat  seit  Shakespears  Zeiten 
an  Otway  und  Rowe,  Beaumont  und  Fletcher,  Addison, 
Lee  und  Lillo,  bekanntlich  nur  sehr  wenige  und  wenig 
glänzende  Lichtpuncte,  aber  unerwarteter  Weise  zählen 
die  Engländer,  für  die  jetzige  Zeit,  auch  den  Dichter  Maturin 
zu  diesen  und  sehen  sich  im  Falle,  ihn  mit  in  dem  ge- 
weihten Kreise  aufzunehmen.  Denn  nicht  weniger  als  über 
drcissig  mal  wurde  sein  Bertram  auf  dem  Drur3'lane-Theater 
aufgeführt,  und  zwar  nacheinander,  ohne  dass  ein  andres 
Stück  dazwischen  fiel.    Dies  hörte  ich  nicht  bloss  aus  dem 


Aus    UND  ÜBER  MaTURINS  TRAUERSPIEL  BERTRAM.  I  <j 

Munde  einer  sehr  glaubwürdigen  und  kenntnissreichen  Eng- 
länderin, Mrs.  Mary  Still,  sondern  auch  die  Zeitungen  der 
Engländer  enthielten  es.  Trotz  dem  enthält  aber  dies  Drama 
bedeutende  Fehler,  wie  es  uns  scheint,  unter  denen,  ausser 
dem  etwas  schleppenden  und  mühsam  aufgeholfenen  Gange, 
besonders  eine  sehr  abstossende  Stelle  hervorsticht,  die  in 
der  Uebersetzung  jedoch,  wie  Ew.  Excellenz  zu  bemerken 
geruhen  werden,  zu  mildern  versucht  ist  und  vielleicht, 
bei  einer  Aufführung  auf  der  Bühne,  wol  gänzlich  zu 
streichen  wäre.  (Sie  kommt  am  Ende  des  IL  Acts  vor  — 
die  Schilderung  der  Armuth. ')  Über  andre  Fehler  und 
Schönheiten  erlaube  ich  mir  kein  vorgreifendes  Urtheil. 
Wie  es  sich  aber  auch  mit  diesen  verhalten  möge,  so  wird 
doch  dieses  Stück  als  Bezeichnung  der  Stufe  des  gegen- 
wärtigen Geschmacks  der  Engländer  anzusehen  seyn  und 
als  solches  immer  einiges  Interesse  behalten.  Aus  einem 
tiefen  und  unverstellten  Herzen  bricht  die  Liebe  hervor, 
Imogene  vermag  sie  nicht  zu  bezähmen,  aber  als  ein  Kleinod 
bewahrt  sie  sie  leise  und  verschweigt  sie,  bis  zu  der  sinn- 
reichen Entdeckung  gegen  eine  Freundin,  wozu  eben  wieder 
das  Gewitter,  das  schon  den  Knoten  schürzte,  —  gleich- 
falls den  Anlass  giebt.  Diese  grosse  Tiefe  des  Herzens 
fesselte  mich  bei  der  Ausarbeitung  und  erhielt  die  Ausdauer 
ungetheilt  bis  ans  Ende. 

Dies  dramatisirte  Gedicht,  wie  man  es  vielleicht  eher 
nennen  könnte,  erschien  im  Winter  1816  anonym.  Da  es 
aber  Glück  machte,  nannte  sich  der  Verfasser,  der  ein 
Geistlicher  im  nördlichen  England  oder  Schottland  seyn 
soll,  und  seitdem  hat  es  bis  zum  November  1816  die  siebente 


'  II,  3. 
hiio.  He  did  not  hear  my  father's  cry  —  Oh  heaven  — 
Nor  food,  nor  fire,  nor  raiment,  and  bis  child 
Knelt  madly  to  the  hungry  walls  for  succour 
E'er  her  wrought  brain  could  bear  the  horrid  thouglu 
Or  wed  with  him  — or—  see  thy  father  perish. 
Diese  Stelle  »wäre  wohl  ganz  zu  entfernen«,  sagt  Iken  im  Anhang 
seiner  Übersetzung  (S.  1 5),    »da  sie  die  widrige  Schilderung  einer  tiefen 
Armuth  enthält,    welche  als   kunstwidrig  in   keinem  Schauspiele   einen 
Platz  finden  sollte,  am  wenigsten  in  einer  Tragödie  vom  ersten  Range«. 


l6  Neue  Mittheilungen. 

Auflage  erlebt.  Kürzlich  ist  ein  neues  Stück  von  ihm 
erschienen,  Don  Manuel,  das  gleiche  Aufmerksamkeit  erregt 
haben  soll. 

Wenn  Ew.  Excellenz  der  deutschen  Uebersetzung  nicht 
ganz  Ihren  Beyfall  versagen,  und  insbesondere  das  Stück 
einer  Bearbeitung  in  regelmässigen  fünffüssigen  Jamben- 
versen für  werth  halten  sollten,  so  würde  dies  der  höchste 
Antrieb  für  mich  seyn,  es  auszuführen,  und  Hesse  mich 
keine  Fehlbitte  erwarten,  wenn  ich  um  die  Erlaubniss  nach- 
suche, das  Werk  in  Zukunft  Ew.  Excellenz  zuzueignen  und 
Dero  Namen  demselben  vorsetzen  zu  dürfen,  im  Fall  eine 
künftige  Herausgabe  desselben  sollte  veranstaltet  werden 
können.  Bis  jetzt  habe  ich  die  rhythmische  Prose  deswegen 
gewählt,  weil  sie  theils  den  Vortheil  gewährt,  einer  Ueber- 
setzung die  Fesseln  abzunehmen,  so  dass  sie  dem  Ohr 
angenehmer  und  mehr  als  Original  klingt.  Nur  ist  die 
Frage,  ob  auch,  indem  so  der  musikalische  Silberton  erreicht 
wird,  ob  auch  das  Auge  befriedigt  würde  und  nicht  viel- 
leicht lieber  die  Form  der  Verse  verlangt,  die  wohlthuender 
scheinen  könnte.  Doch  eben  darum  wollte  ich  anderntheils 
einmal  die  gewöhnliche  und  fast  schon  verbrauchte  Bahn 
verlassen  und  einen  Versuch  machen,  in  wie  fern  die  bis 
jetzt  noch  so  wenig  oder  vielleicht  noch  gar  nicht  ge- 
brauchte metrische  Prose  zulässig  sei.  Ich  würde  mich  sehr 
glücklich  schätzen,  wenn  ich  darüber  Urtheil  und  Ent- 
scheidung von  Ew.  Excellenz  zu  vernehmen  mir  versprechen 
dürfte. 

Indessen  weit  kostbarer  und  erfreulicher  müssen  die 
herrlichen  Zeichnungen  von  Herrn  Menken  für  Ew.  Excellenz 
seyn,  und  weit  erheblicher  als  alles  jenes, 

Goethes  Erwiederung  »An  Herrn  Job.  Heinrich  Meiikeii 
vorzUgHchen  Maler  in  Bremen«  gerichtet,  hat  folgenden 
Worlaut : 

Die  mir  übersendeten  Zeichnungen  schicke  nach  Ver- 
langen bald  möglichst  zurück  und  füge  wenige  Bemerkungen 
hinzu,  welche  jedoch  dem  einsichtigen  Künstler  hinreichen 
werden.  Gern  hätte  ich  mich  über  die  Verdienste  der  ge- 
nannten   Vorgänger    umständlicher    geäussert,    doch    dazu 


Aus  UND  ÜBER  MaTURINS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  I7 

wollte  meine  jetzt  sehr  beschränkte  Zeit  nicht  auslangen, 
doch  kann  ich  vielleicht  nächstens  diesen  mir  sehr  inter- 
essanten Gegenstand  wieder  vornehmen. 

Senden  Sie  mir  doch  auch  gelegentlich  etwas  von  den 
Bemühungen '  Ihres  Sohnes  und  geben  mir  Nachricht  von 
den  Fortschritten  Ihrer  Arbeit. 

Das  Trauerspiel  Bertram  betreffend,  so  ist  schon 
schwerer  darüber  zu  sprechen.  Die  Würdigung  des  Gehaltes, 
die  Untersuchung  in  wiefern  es  übersetzbar  sey  verlangt 
Nachdenken  und,  wenn  man  sich  darüber  unterhalten  will, 
genauen  Ausdruck.  Vielleicht  kann  ich  bald  Herrn  Iken 
darüber  meine  Gedanken  eröffnen.  Betrachtungen  dieser 
Art  greifen  freilich  nach  allen  Seiten  und  sind  schwer  zu- 
sammen zu  fassen. 

Jena  d.  19.  Juny  1817. 

Hierbei  hat  es  sein  Bewenden  gehabt.  Auf  die  zuge- 
sandten Skizzen  reagirte  Goethe  mit  jenen  alsbald  in  Kunst 
und  Alterthum  veröffentlichten  »Bemerkungen«,  welche  der 
Künstler  (wie  er  am  15.  Juli  schreibt)  »in  einem  von  innigem 
Danke  bewegten  Herzen  zu  erwägen«  verspricht.  Iken  aber 
erhält  nichts  weiter  als  jenen  knappen  Bescheid  aus  zweiter 
Hand.  Vergebens  producirt  er  sich  in  drei  weiteren,  mehr 
oder  weniger  wortreichen  und  von  Ergebenheit  triefenden 
Zuschriften.  Am  17.  Juli  »sieht  er  mit  vieler  Erwartung  der 
(in  Aussicht  gestellten)  gütigen  Beurtheilung  entgegen« ;  am 
15.  August,  nachdem  er  inzwischen  eine  gänzliche  Umarbeitung 
in  Versen  vorgenommen,  »legt  er  den  Wunsch  zu  Füssen, 
dass  jener  Versuch  eines  Verehrers  der  Musenkunst  Goethen 
von  neuem  werth  und  gewidmet  sei«,  und  im  Hinblick  auf 
die  bevorstehende  Herausgabe  »macht  er  sich  vertrauensvoll 
die  Hoffnung,  von  der  Hand  des  höchsten  Dichters  und 
grössten  Denkers  einer  Würdigung  des  Versuchs  noch  ent- 
gegensehen zu  dürfen«.  .  .  .  »Nicht  ohne  Schüchternheit  habe 
ich  es  gewagt,  ein  Gesuch  zu  erneuern,  dessen  Grösse  ich 
einsehe ;  aber  selbst  das  Wenigste  wird  mir  ein  ewig  kost- 
bares Juwel  sein.«  Am  24.  April  181 8  berichtet  er,  dass  der 
Druck  noch  ein  halb  Jahr  ausstehen  solle,  weil  das  Manu- 
script  zunächst  an  verschiedene  Bühnen  zu  Erprobung  des 
Erfolgs  abgegeben  sei.     Goethe   hat   beharrlich    geschwiegen. 


'  Zuerst :  j)Arbeiten«. 

Goethe-Jahrblcm   Xn. 


l8  Neue  Mittheilukgek. 


Es  blieb  bei  jenem  kargen  Vorbescheid  des  Briefes  vom 
19.  Juni  1817;  einige  Worte  daraus  hat  Iken  im  Anhang 
seines  »Bertram«  (S.  17)  eingeflochten,  »wie  zur  Gewähr,  dass 
sein  Versuch  sich  mit  höchster  Genehmigung  hervorwage«.' 
Der  erste  Brief  Goethes  an  Iken,  den  wir  in  den  Concept- 
heften  besitzen,  ist  vom  13.  September  1820,  und  erst  von 
dieser  Zeit  an,  als  Übersetzer  des  »Tuti  Nameh«,  ist  Iken 
sozusagen  officiell  beglaubigt  und  einer  öffentlichen  Erwähnung 
gewürdigt  worden. 

Dennoch  aber  hat,  wie  unsere  Blätter  beweisen,  jenes 
erste  Ansuchen  einen  unmittelbaren  Erfolg  gehabt,  und  die 
mittelmässige  Übersetzung  eines  dramatischen  Products  von 
sehr  zweifelhaftem  Werthe  hat  ein  Interesse  erzielt,  das  sich 
bis  zur  thätigen  Aneignung  des  Dargebotenen  steigerte. 
Goethe  hatte  in  Jena  seinen  Aufenthalt  genommen  und  fühlte 
sich  dort  in  mannigfaltig  reger  Thätigkeit  äusserst  wohl,  als 
die  Sendung  aus  dem  Norden  ankam.  Besonders  die  englische 
Litteratur  hatte  es  ihm  in  diesem  Frühling,  im  Jahre  17 
überhaupt,  angethan.  Seit  Jahr  und  Tag  war  er  auf  alles, 
was  von  und  über  Byron  erschien,  aufmerksam  (Werke  29, 
762  Hempel)  und  unlängst  erst  hatte  eine  Recension  in  der 
Quarterly  Review  dies  Interesse  erneut,  als  ihm  mit  »Bertram« 
eine  Art  Talmi-Byron  in  die  Hand  gespielt  wurde.  Wann 
und  wie  lange  er  sich  mit  dem  Drama  beschäftigt  hat,  lässt 
sich  mit  Hülfe  mehrerer  Tagebuch-Notizen,  besonders  auch 
in  Folge  des  Zufalls,  dass  zwei  bekannte  Schreiberhände  auf 
den  Blättern  erscheinen,  genau  angeben.^  Die  beiden  grösseren 
Stücke,  d.  h.  II,  3  von  Bertrams  Auftreten  an  und  IV,  2  sind 
am  13.  Juni  concipirt,  am  14.  dem  Jenaer  Schreiber,  Michael 
Färber,  zum  Kopieren  gegeben,  am  15.  einer  Durchsicht 
unterzogen,  welche  zu  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Correc- 
turen  führte :  ein  kleines  Stück,  nämlich  der  II,  3  einleitende 
Monolog  Imogines,  kam  am  20.  Juni  hinzu  —  »wenige  Verse«, 
sagt  das  Tagebuch:  diese  hat  Goethe  von  Kräuter,  den  er 
sich  wegen  Erkrankung  Färbers  am  18'^",  bei  einem  kurzen 
Besuche  von  Weimar  mit  herüber  genommen  hatte,  ins  Reine 
schreiben  lassen.  Nur  ein  paar  Zeilen  noch  hat  er  v/eiter 
im  Brouillon    skizziert,    dann   ist    ihm  offenbar   die  Lust  ver- 


»  Mit  Entlehnungen  aus  Goethe  stutzt  Iken  seine  lahme  Sprache 
hin  und  wieder  auf.  S.  21  »mächtig  Seelenflehn«  (Faust  I,  135).  S.  54. 
«Dass  ich  ihn  fassen  möcht'  in  diesen  Arm«  (Ganymed). 

^  Goethes  eigenhändiojer  Vermerk  auf  der  Mappe,  welche  die 
Blätter  enthält,  »Bertram  Dec.  Jena  1817«  ist  unrichtig.  Am  2.  Dez. 
hat  Goethe  in  Jena  nach  dem  Tagebuch  »aus  Manfred  Bezauberung 
übersetzt,  ins  Reine  dictirt.« 


Aus  UND  ÜBER  MaTURINS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  I9 

gangen.  Es  reizte  ihn  damals  (besonders  deshalb  ringt  er 
ja  auch  mit  Byron)  die  Fähigkeit  des  Deutschen  zur  Wieder- 
gabe jeglichen  schriftstellerischen  Idioms  zu  erproben.  Deshalb 
verschmäht  er  selbst  den  Unzulänglichen,  Unebenbtirtigen 
nicht,  und  befasst  sich  mit  seiner  Unart  und  Unkunst.  Wie 
Lessing  findet  er  es  als  verdienstlich,  das  Beste  aus  schlechten 
Büchern  zu  geben. 

Die  ausgewählten  Stücke  würden,  wie  das,  was  Goethe 
vom  Ganzen  urtheilt,  ohne  eine  Übersicht  über  den  Gang 
der  Handlung  nicht  verständlich  sein.  In  die  folgende  In- 
haltsangabe sind  (zum  Theil  mit  wörtlicher  Anführung  aus 
Ikens  Versuch)  die  Details  verflochten,  welche  Goethe  in  der 
einführenden  Besprechung  als  charakteristisch  verw^erthet.  Sie 
werden  mit  einem  Sternchen  ausgezeichnet,  die  übersetzten 
Partieen  durch  Sperrung  hervorgehoben. 

Act.  I,  I.  2.  Gewittersturm.  Bertrams  Schiff  scheitert 
auf  offener  See,  im  Angesicht  des  Klosters  von  St.  Anselm, 
nahe  bei  dem  Schlosse,  das  seine  einstige  Geliebte,  Imogine, 
als  Gattin  seines  Feindes,  des  Grafen  Sanct  Aldobrand  be- 
wohnt. Die  Klosterleute  schauen  vom  Ufer  aus  zu ;  wie  das 
Schiff  untergeht,  ^»fällt  der  Prior  bewusstlos  den  Mönchen  in 
die  Arme«.  3.  Gerettet  und  im  Kloster  aufgenommen  erfährt 
Bertram  vom  Prior,  wo  er  sich  befindet;  bricht  in  ohnmächtiger 
Wuth  zusammen.  4.  Schloss.  Dienerscene :  Hugo,  der  Keller- 
meister, erzählt  von  Imogines  ländlicher  Jugendzeit.  5.  Imogine 
erzählt,  weil  eine  junge  Vertraute  und  Dienerin,  Clotilde,  um 
die  bange  Nachtstunde  zu  vertreiben,  Geschichten  von  treuer 
Liebe  zu  hören  gewünscht  hat,  ihre  eigene  Liebes-  und  Leidens- 
geschichte :  Bertram,  aus  altem  Geschlecht,  heldenhaft,  erst 
bei  dem  Könige  in  hoher  Gunst,  dann  (man  erfährt  im  Ver- 
lauf des  Stücks  :  auf  Aldobrands  Betreiben)  in  Ungnade  ge- 
fallen, empört  sich,  muss  bezwungen  das  Land  räumen,  wird 
aus  Verzweiflung  Seeräuber.  Imogine ,  unter  dem  Drucke 
bittern  Elends,  folgt  dem  Grafen  Aldobrand.  Hochgeehrt  als 
seine  Gattin,  Mutter  eines  Knaben,  hängt  sie  mit  unge- 
schwächter Liebe  an  dem  Verlorenen.  »Ich  bin  ein  elend. 
doch  ein  fleckenfreies  (!)  Weib«.  Ein  Bote  des  Priors  über- 
bringt dessen  Bitte,  den  Schiffbrüchigen  Aufnahme  im  Schlosse 
zu  gönnen. 

Act.  II,  I.  Bertram  giebt  sich  dem  Prior  zu  erkennen, 
erfährt,  dass  Aldobrand  zur  Zeit  abwesend,  verräth  seinen 
glühenden  Rachedurst.  2.  Gelage  des  geretteten  Schiffsvolks 
im  Schlosse  :  Bertram,  stumm  unter  den  Seinigen  anwesend, 
verlässt  den  Saal,  Clotilde  beobachtet  ihn.  3.  Imogines 
Monolog.  Clotilde  erzählt  ihr  von  dem  unheimlichen  Ge- 
bahren  des  Fremden ;  Imogine  ist  selbst  schon  auf  ihn  auf- 
merksam geworden,  sie  lässt  ihn  zu  sich  entbieten  (!)   Erste 


20  Neue  Mittheilunge\. 


Begegnung.  (Goethe  übersetzt  die  Scene  bis  zum  Höhe- 
punkt, der  Erkennung  und  Umarmung).  Bertram  erfährt  jetzt 
erst,  dass  Imogine  Aldobrands  Gattin.  Knieend  bekennt  sie 
es  ihm  und  bittet  um  Verzeihung.  Wuthausbruch.  Sie  wünscht 
den  Tod  von  seiner  Hand.  *Ihr  Kind  »stürzt  herein  und  hängt 
sich  an  sie«.  Bertram  segnet  und  küsst  es.  (!)  Stürzt  hinweg, 
lässt  sie  ohnmächtig  liegen. 

Act.  III,  I.  Wald,  Nacht.  Aldobrand  auf  der  Heimkehr. 
2.  Kloster.  Bertram  und  Prior.  Verzweifelte  Verbrecher- 
Radotage.  Prior:  »Hochherziger  Mann,  erhaben  selbst  in  deiner 
Schuld!«  Bertram  hinaus.  Imogene  vor  dem  Prior:  »O  ich 
bin  ein  elend,  ich  bin  ein  herzzermalmtes  schuldiges  Weib«. 
Wünscht,  dass  ihr  ein  Abschiedswort  an  Bertram  zu  richten 
gestattet  sei.  Der  Prior  versagt  ihr  jeden  weiteren  Gedanken 
daran.  Imogine:  »O  er  hat  nie  geliebt!«  Ein  Mönch  ver- 
kündet die  Rückkehr  ihres  Gemahls;  durch  die  gleichzeitige 
Meldung  von  der  Heimkehr  der  Ritterbrüder  von  St.  Anselm 
abgerufen,  verlässt  der  Prior  Imogine.  Bertram  tritt  herein. 
Sie  will  ihm  entsagen  und  sterben.  Bertram :  »Nein,  es  ziemt 
sich,  dass  einander  wir  entsagen«.  Schliesst  sie  trotz  alledem 
in  die  Arme,  erlangt  von  ihr  die  »verzweiflungsvolle«  Zusage 
einer  Abschiedsstunde.  *»Das  Kind  kommt  herbeigelaufen  und 
hängt  sich  an  sie«.  »Gott  was  hab'  ich  gethan!«  Doch  will 
sie  die  Zusage  halten.  »Mein  Kind,  mein  Kind,  dein  Bild 
soll  mich  beschützen«. 

Act.  IV,  I.  Nacht.  Bertram  im  Walde  vor  dem  Schlosse. 
Die  Zusammenkunft  hat  stattgefunden.  Er  hat,  wegen  des 
dabei  Vorgefallenen,  das  Gefühl,  unter  seinen  Feind  herab- 
gesunken zu  sein.  Da  erfährt  er  durch  zwei  von  seiner  Bande, 
dass  Aldobrand  ihm  den  Untergang  bereite.  Wahnsinniger 
Wuthausbruch  ;  er  will  den  Todfeind  zum  Kampf  auf  Leben 
und  Tod  fordern.  2.  Imogine,  verzweifelnd.  »Ich  war  die 
vielgeehrte  Gattin  Aldobrandi's,  ich  bin  die  tiefverhöhnte  Buhle 
eines  Schurken«.  Zu  Clotilde :  »Begegnet  sind  wir  uns  in 
Wahnwitz,  und  in  Schuld  sind  wir  geschieden«.  Ihrem  Ge- 
mahl, der  ihr  von  dem,  was  über  Bertram,  den  Geächteten, 
verhängt  ist,  erzählt,  entdeckt  sie  in  Worten,  die  er  wegen 
Müdigkeit  (!)  nicht  versteht,  ihr  Vergehen,  und  bittet  ihn 
kniefällig  um  Verzeihung.  Aldobrand  —  geht  zu  Bette.  Sie 
wünscht,  Bertram  am  Leben  erhalten  zu  können.  Da  tritt 
Bertram  ein.  Seine  Bande  ist  ins  Schloss  eingedrungen. 
Aldobrand,  inzwischen  (trotz  aller  Müdigkeit)  zu  einem  nächt- 
lichen Kapitel  der  Anselmsritter  berufen,  verfällt  dennoch 
seinem  Schicksal :  denn  *WasserstrÖme,  durch  schweren  Ge- 
witterguss  entstanden,  nöthigen  ihn  zur  Umkehr.  Beim  Ein- 
tritt in  die  Halle  von  Bertram  niedergestossen,  verendet  er 
zu  Imogine's  Füssen. 


Aus  UND  ÜBER  MaTURIKS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  21 

Act.  V,  I.  Kloster,  Hochamt.  Imogine  stürzt  mit  ihrem 
Kinde  in  die  Versammlung  der  Ritter  und  Mönche,  klagt 
sich  im  Wahnsinn  als  Mörderin  ihres  Gatten  an.  Der  Prior, 
der  zunächst  vor  Entsetzen  *den  Mönchen  in  die  Arme  sinkt, 
spricht  den  Fluch  über  sie  aus  und  verstösst  sie.  2.  Bertram, 
der  bei  Aldobrands  Leiche  sich  eingeschlossen,  giebt  sich  den 
Rittern  und  Mönchen  gefangen,  die  unter  Führung  des  Priors 
ins  Schloss  eindringen.  3.  Sie  bringen  ihn  in  eine  Wildniss, 
wo  Imogine,  von  Wahnsinn  umnachtet,  bei  der  Leiche  ihres 
Kindes  weilt,  die  sie  in  einer  Höhle  geborgen  hat.  Sie  stirbt 
in  Bertrams  Armen.  Er  ersticht  sich.  «Ich  sterbe  keines 
Missethäters  Tod ;  des  Kriegers  Schwert  befreite  eines  Kriegers 
Seele«.  — 

Ein  Dilettant  hat  sich  zu  dramatischer  Behandlung  psy- 
chologische Probleme  aufgegeben,  die  zu  lösen  es  einer  Meister- 
hand bedarf.  Den  Schemen,  die  er  so  auf  die  Bühne  gebracht 
hat,  geben  Künstler  von  aussergewöhnlicher  Befähigung  Lebens- 
kraft. Gegenstand  und  Sprache  sagen  dem  Zeitgeschmack 
zu.  So  erklärt  sich  der  grosse  momentane  Erfolg.  Zu  dieser 
Summa,  in  welche  sich  Goethes  Urtheil  zusammenfassen  lässt, 
etwas  hinzuzufügen,  wäre  vom  Übel.  Was  er  aus  und  über 
»Bertram«  geschrieben  hat,  war  offenbar,  wie  die  späteren 
Artikel  über  Byron,  für  »Kunst  und  Alterthum«  bestimmt. 
Wenn  er  selbst  es  schliesslich  zurückgehalten  hat,  so  bleibt 
es  uns  werth  als  ein  Erweis  seines  in  jener  Zeit  besonders 
lebhaften  Antheils  an  jeder  neuen  literarischen  Erscheinung, 
seiner  Übersetzerlust  und  Übersetzerkunst.  Zu  Einzelbemer- 
kungen über  diese  wird  der  gegenübergestellte  Originaltext 
mannigfachen  Anlass  bieten. 

Über  die  Textrecension  der  nun  folgenden  Stücke  sei 
das  Erforderliche  sogleich  hier  angeschlossen. 

Handschrift €71.  A.  Einleitung:  Reinschrift  von  Michael 
Färbers  Hand.  B.  Übersetzung.  I.  Eigenhändige  Concepte. 
Auf  der  einen  Seite  eines  Halbbogens  die  Verse  II,  3b,  27  —  30, 
flüchtig,  mit  Blei,  wenige  Correcturen,  nach  Entnahme  der  Ab- 
schrift durchstrichen.  Auf  der  zweiten  Seite  oben  mit  Blei 
II,  3a,  I  —  6  (der  Anfang  des  Auftritts)  im  ersten,  mehrfach 
geänderten  Versuch,  auf  der  unteren  Hälfte  die  Fortsetzung 
dieses  Entwurfs,  v.  i  — 10.  IL  Abschriften,  i.  Reinschrift  der 
Verse  II,  3a,  1  —  8,  Kräuters  Hand,  nach  einer  nicht  erhal- 
tenen Vorlage.  2.  II,  3b  (das  grössere  Fragment,  von  Ber- 
trams Auftreten  an)  und  IV,  2,  von  Michael  Färber,  jedes 
Stück  auf  einem  besonderen  Bogen,  beide  nach  zweiten,  nicht 
erhaltenen  Concepten,  IV,  2  »ins  Reine  dictirt«  (wie  aus 
mehreren  nur  durch  Verhören  erklärbaren  Fehlern  zu  schliessen. 
In    beiden     eine    grössere    Anzahl     eigenhändiger    wörtlicher 


Neue  Mittheilungen. 


Änderungen,  wie  auch  die  Interpunction  vielfach  von  Goethe 
eigenhändig  eingetragen  und  berichtigt  ist.  Der  Text  giebt 
die  letzte  Gestalt  mit  Berücksichtigung  der  Orthographie  der 
Concepte ,  bei  deren  Entzifferung  Julius  Wähle  erwünschte 
Beihilfe  geleistet  hat.  In  den  Lesarten  zu  B  sind  mit  a  (a' 
a^  a')  die  älteren  Fassungen  der  Concepte  bezeichnet,  mit  b 
die  ersten,  durch  Correctur  beseitigten  Fassungen  der  Ab- 
schriften. Gestrichenes  ist  in  Cursivdruck  gegeben.  Die  Ver- 
theilung  der  Lesarten  unter  die  beiden  correspondirenden 
Texte  war  durch  äussere  Rücksichten  geboten,  Theilweise 
wenigstens  finden  ja  auch  die  älteren  Gestalten  ihre  Erklärung 
durch  einen  Vergleich  mit  dem  Originaltext.  Und  nur  so 
war  der  Übelstand  zu  vermeiden,  sie  abgetrennt  und  unüber- 
sichtlich in  einem  Anhang  folgen  zu  lassen. 


2.    Goethe's  Aufsatz  über  „Bertram"  und  Proben  einer 
Übersetzung. 

Das  Trauerspiel  Bertram,  ein  Resultat  neuer  englischer 
Literatur,  ist  schwer,  ja  kaum  zu  übersetzen,  ob  wir  gleich 
deutsche  Originalelemente,  Schillerische  Moors  und  Kotze- 
buische Kinder, '  die  sich  sogar  freundlich  die  Hand  reichen, 
Mönche,  Ritter,  Wasserströme  und  Gewitter,  als  alte  Be- 
kannte darinn  antreffen. 

Will  man  das  Stück  verstehen,  so  muss  man  auf  Schäke- 
spear  zurückblicken ,  der  die  fürchterlichsten  Tiefen  der 
menschlichen  Natur  himmelklar  entfaltete,  worauf  denn  in 
einer  Reihe  von  Jahren  nach  und  nach  manches  kräftige 
Talent,  bey  ermangelnder  Heiterkeit,  immer  mehr  inwärts 
arbeitete ,  Abstruses  mit  Abstrusem  koppelte.  Hiedurch 
verführt   begann   das  Publicum   wilde  Unzufriedenheit  als 


'  Bekannt  ist  das  Auftreten  der  Kinderschaar  in  dem  Schauspiel 
»Die  Hussiten  vor  Naumburg«  (1803).  Doch  liegt  es  noch  näher  an 
den  Schluss  von  »Menschenhass  und  Reue«  zu  denken:  Eulalia,  die 
»reuige  Büssende«,  die  vor  dem  beleidigten  Gatten  kniet  (wie  Imogine 
vor  Aldobrand  und  II,  3  vor  Bertram)  wird  durch  ihre  zu  rechter  Zeit 
herbeigebrachten  Kinder  vollends  mit  ihm  versöhnt.  Noch  ein  anderes 
Kind  »von  vier  bis  fünf  Jahren«  (wie  jene)  kommt  in  demselben  Stücke  vor. 


Aus  UND  ÜBER  MaTURIXS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  2^ 

würdigsten  Gegenstand  der  Poesie  höchlich  zu  schätzen, 
und  energischen  Geistern  ward  unbedingte  Huldigung  dar- 
gebracht ohne  zu  überlegen,  dass  diese  gerade  die  fähigsten 
sind  alle  Kunst  zu  zerstöhren. 

Das  neuste  enghsche  Publicum  ist  in  Hass  und  Liebe 
von  den  Dichtungen  des  Lord  Byron  durchdrungen,  und 
so  kann  denn  auch  ein  Bertram  Wurzel  fassen,  der  gleich- 
falls Menschenhass  und  Rachegeist,  Pflicht  und  Schwach- 
heit ,  Umsicht,  Plan,  Zufälligkeiten  und  Zerstörung  mit 
Furienbesen  durcheinander  peitscht,  und  eine,  genau  be- 
sehen ,  emphatische  Prose  zur  Würde  eines  tragischen 
Gedichts  erhebt. 

Übertriebenheiten,  der  englischen  Bühne  unentbehrlich, 
rasen  fieberhaft  durch  das  ganze  Stück.  Die  Heldinn  liegt 
jeden  Augenblick  auf  dem  Boden,  das  möchte  denn  in 
der  Regel  sein,  dass  aber  die  Zustände  so  toll  werden, 
den  ruhigen,  verständigen,  frommen  Prior,  den  Chorführer, 
in  Ohnmacht  zu  werfen,  scheint  doch  ein  wenig  gar  zu  stark, 
und  doch  gehört  alles  in  den  rauschenden  Waldstrom  des 
Stücks,  welches  durch  die  grossen  Naturgaben  des  Schau- 
spielers Keaii  und  durch  die  hoffnungsvolle  Anmuth  einer 
Miss  SommerviUe  verstärkt  den  Zuschauer  unwiderstehlich 
fonreissen  musste.' 

Eine  deutsche  Übersetzung  ist  nicht  unmöglich  aber 
schwer,  der  abstruse  Lakonismus  der  Sprache  ist  bey  uns 
noch  nicht  einheimisch,  man  müsste  einen  Styl  schaff"en, 
dem  man  erlaubte  sich  vieles  zu  erlauben.  Hiebei  ein 
Versuch  zu  dem  sich  der  Leser  aber  erst  heranbilden  müsste. 


'  To  those  who  have  witnessed  the  exertion  of  Mr.  Kean's  talents 
in  the  finest  characters  of  the  Drama,  it  is  unnecessary  to  say,  he  in 
this  Tragedy  had  opportunities,  of  which  the  Public  rapturously  testi- 
fied  how  well  he  knew  to  avail  himself.  —  It  were  to  neglect  a  positive 
duty  not  here  to  pay  a  tribute  to  the  Performance  of  the  part  of  Imo- 
gine,  by  a  Young  Lady,  who  will  find  it  a  noble,  perhaps  an  arduous 
task,  to  realize  all  the  expectations  which  her  successful  debüt  has 
excited.  Aus  der  kurzen  Vorrede  des  Herausgebers,  der  die  »Dramatis 
Personae«  vorangehen. 


24  Neue  Mittheilungen. 


Scene  III 

Moonlight ;  a  terrassed  rampart  of  ihe  Castle;  a  pari  of  Ihc  latter  is  seen, 
the  rest  concealed  hy  luoods. 

Imogine  alone,  she  gazes  at  the  Moon   for  some  time  and  theii 
advances  slowlv. 


Inio.  —  Mine  own  loved  light, 

That  every  soft  and  solemn  spirit  worships, 
That  lovers  love  so  well  —  stränge  joy  is  thine, 
Wh  ose  influence  o'r  all  tides  of  soul  hath  power, 
5  Who  lendst  thy  light  to  rapture  and  despair;  — 
The  glow  of  hope  and  wan  hue  of  sick  fancy 
Alike  reflect  thy  rays:  alike  thou  lightest 
The  path  of  meeting  or  of  parting  love  — 
Alike  on  mingling  or  on  breaking  hearts 
10  Thou  smil'st  in  throned  beauty.  —  Bertram  —  Bertram. 
How  sweet  it  is  to  teil  the  listening  night 
The  Name  beloved  — 


Bertram  enters  shnviy  from  the  end   of  the  stagr ;    his  aniis  folded,  his  eyes 
fixed  on  the  earth,  she  does  not  knoiv  hini. 

Imo.     A  form  like  that  hath  broken  on  my  dreams 
So  darkly  wild,  so  proudly  stern, 
Doth  it  rise  on  me  waking  ? 
Bertram  conies  to  ihe  end   of  ihe  stage,  and  stattds  withoiit   looking  at  her. 


II,  3  a  (Erstes  Fragment). 

2,  a:     alle[n]  jeder  sanften  tiefen  Seele 
hoia 
3  —  8,  a :  Wie  süss  sonderbar 

Mus  st  du  dich  freun 
Ist  dein  Be-iuusstse\n     du  gebietest 
und  selig  Erfreust  du  dich  am  Einfluss 
der  Fluth  der 

Auf  Ebben  und  Fluthen  /;/  der  bewegten  Seele 
Dein  Licht  verleihend  Entzücken  und  Verzweiflung 
De(r)m  Hoffnungs  Glanz 


Aus  UND  ÜBER  MaTURIKS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  2) 

II,  3a  (Erstes  Fragment). 

Dritte  Scene. 

Wall-Terrasse  des  Schlosses,  dessen  einen  Theil  man  sieht,  das  übrige 
durch  uralte  hohe  Bäume  versteckt. 

Imogine  allein,  sie  schaut  eine  Zeit  lang  nach  dem  Monde,  alsdann 
kommt  sie  langsam  hervor. 

Ivio. 

Mein  eigenst  liebes  Licht ! 
Verehrt  von  jedem  sanften  tiefen  Geiste 
So  recht  geHebt  von  Liebenden.    Wie  hold 
Und  selig  selbst  erfreust  du  dich  am  Einfluss 
5  Auf  Ebb'  und  Fluth  der  tiefbewegten  Seele. 
Licht  gönnst  du  dem  Entzücken,  der  Verzweiflung 
Und  spiegelst  von  der  Hoffnung  Rosenwange, 
Von  bleichen  Kummerzügen  gleich  zurück. 

II,  3b  (Zweites  Fragment). 

Bertram 

(kommt    langsam   aus   dem  Grunde,   Arme  gefaltet,  Augen   zur   Erde 
gerichtet.     Sie  erkennt  ihn  nicht.) 

Imo. 
Ein  solch  Gebild  stürmt  oft  in  meine  Träume. 
So  finster  wild,  so  ernst  gefasst  und  stolz  ! 
Regt  sich  es  jetzt  im  Wachen  auf  mich  zu? 
(Bertram  tritt  ganz  hervor  auf  die  Bühne,  und  steht  ohne  sie  anzusehen.) 


a^:     Verleihest  Licht  .  .  .  (danach  einige  unleserliche  Züge) 
Der  Hoffnung  Rosen  wange  bleichen  Kummers  Bild 
8.  a':     blassen  (corrigirt  aus  bleichen) 
In  den  Concepten  Versuche  zur  Übersetzung  von  v.  7 — 12: 
a':    Wenn  Liebe  sich  begegnet  wenn  sie  scheidet 

Auf  Herzen  die  sich  einen  [aus :  , vereinen']  die  zerbrechen 
Schaut  trohnend  lachend  deine  Schönheit.     Bertram 
O  Bertram !   Wie,    O  wie  süss    Süss  vertraut  sich 
Der  lauschenden  Nacht  der  Nähme  des  geliebten 
a*:    Den  Pfad  wenn  sie  begegnen  wenn  sie  scheiden 

Beleuchtest  beyde.     Lächlend  [bricht  ab]. 
II,  3b  (Zweites  Fragment). 

1.  b:  So  ein  Gebild  .  .  in  meinem  Traum; 

2.  b :  so  ernst  und  stolz; 


26  Neue  Mittheilungen. 


Imo.     Stranger,  I  sent  for  thee,  for  that  I  deemed 
5  Some  wound  was  thine,  that  von  free  band  might  chafe,  — 
Perchance  thy  worldly  weahh  sunk  with  yon  wreck  — 
Such  wound  my  gold  can  heal  —  the  castle's  almoner  — 
Ber.  The  wealth  of  worlds  were  heaped  on  me  in  vain. 

Imo.    Oh  then  I  read  thy  loss  —  Thy   heart   is   sunk 
10  In  the  dark  waters  pitiless;  some  dear  iriend 

Or  brother,  loved  as  thine  own  soul,  Hes  there  — 
I  pity  thee,  sad  man,  but  can  no  more  — 
Gold  I  can  give,  but  can  no  comfort  give 
For  I  am  comfortless  — 
15  Yet  if  I  could  collect  my  faltering  breath 
Well  were  I  meet  for  such  sad  ministry, 
For  grief  hath  left  my  voice  no  other  sound  — 

Ber.    (Striking  bis  heart.) 

No  dews  give  freshness  to  this  blasted  soil.  — 

Imo.  Strange  is  thy  form,  but  more  thy  words  are  stränge  — 
20  Fearful  it  seems  to  hold  this  parley  w'ith  thee. 
Teil  me  thy  race  and  country  — 


Ber.  What  avails  it? 

The  wretched  have  no  country:  that  dear  name 
Comprises  home,  kind  kindred,  fostering  friends 
Protecting  laws,  all  that  binds  man  to  man.  — 

25  But  none  of  these  are  mine;  —  I  have  no  country 
And  for  my  race,  the  last  dread  trump  shall  wake 
The  shceted  relics  of  mine  ancestry, 
Ere  trump  of  herald  to  the  armed  lists 
In  the  bright  blazon  of  their  stainless  coat, 

30  Calls  their  lost  child  again.  — 


4.5.  b:  denn  mir  schien  |  Das  wilde  Volk  erhitzt  Die  Änderung 
von  ,erhitzt'  in  ,hetzt'  erklärt  sich  daraus,  dass  Goethe  statt  ,chafe'  momentan 
gelesen  hat  .chafe'.       8.     b:   »leich  der  Castellan. 


Aus  UND  ÜBER  MaTURINS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  27 

hno. 
Ich  Hess  dich  rufen,  Fremdling,  denn  das  Volclc 
5  Das  wilde  draussen  hetzt  nur  deine  Wunde. 
Du  bist  verwundet  —  scheiterte  dein  Gold, 
Dein  weltlich  Wohl  an  unseres  Felsens  Roheit; 
Das  kann  ich  heilen  —  gleich  mein  Schatzbewahrer^  — 

Ber. 

Umsonst  auf  mich  häufte  der  Welten  Reichthum. 
Imo, 

IG  So  lese  ich  deinen  Verlust  —  dein  Herz  versank 
In  schwarzen  Wassers  Unbarmherzigkeit, 
Ein  theuerer  Freund,  ein  Bruder,  seelgeliebter 
Versank.    Das  jammert  mich,    mehr  kann  ich  nicht  — 
Gold  kann  ich  geben,  kann  nicht  Tröstung  geben, 

15  Ich  selbst  bin  trostlos!  — 

Doch  war  mein  Athem  regelhaft  zu  sammlen. 
Zu  solchem  Trauerdienst  war  ich  geschickt: 
Denn  Kummer  liess  mir  keinen  andern  Klang. 

Bei',  (auf  sein  Herz  schlagend) 
Kein  Thau  erquickte  den  versengten  Boden. 
Imo. 
20  Fremd  ist  dein  Bildniss,  deine  Worte  fremder. 
Mir  wird  es  ängstlich  dieses  Redewechseln. 
Sag  dein  Geschlecht  und  Heimath ! 

Ber.  Und  was  half  es  ! 

Elend  ist  heimathlos,  der  Name  Heimath 
Sagt  Wohnung,  Lieb',  Verwandtschaft,    treue  Freunde, 

25  Gesetz  und  Schutz;  das  bindet  Mann  an  Mann. 
Und  nichts  davon  ist  mein,  bin  ohne  Heimath, 
Und  mein  Geschlecht  —  des   jüngsten  Tags   Posaune 
Erweckt,  versammelt  eher  die  zerstreuten 
Gebeine  meiner  Ahnen,  als  Trompetenschall 

30  Zu  edlen  Waffenreihen,  unbefleckten  Schilden, 
Verlohrnen  Enkel  ruft. 


24.   b:  ,Sag  die  Wohnung'  (Hörfeliler).  25.    b:   Gesetze; 

27.    a:  Geschlecht?!   —     29.  a:   Ahnen,    Ehe  Trompeten   Schall. 
29.    30.  b:   ,als  zu  Waffenreihen  |  Trompetenschall,  zu  unbefleck- 
ten' :    dann  die  erste  Fassung  wiederhergestellt. 


28  Neue  Mittheilungen. 


Imo.  I  shake  to  hear  him  — 

There  is  an  awful  thrilling  in  his  voice,  — 
The  soul  of  other  days  comes  rushing  in  them.  — 
If  nor  my  bounty  nor  my  tears  can  aid  thee, 
Stranger,  farewell;  and  'mid  thy  misery 
35  Pray,  when  thou  tell'st  thy  beads,  for  one  more  wretched. 
Ber.    Stay,  gentle  lady,    I  would  somewhat  with    thee. 

Imogiiie  retreats  terrified. 
(Detainin:  her)    —   Thou   shalt  not   gO    — 

Imo.    Shall  not !  —  Who  art  thou  ?  speak  — 
Ber.    And  must  I  speak  ?  — 
There  was  a  voice  which  all  the  world,  but  thee 
40  Might  have  forgot;  and  been  forgiven,  — 


[Act  IV  Scene  II] 

[IlllOgineJ  Enter  Bertram. 

It  is  a  crime  in  me  to  look  on  thee  — 
But  in  whate'er  I  do  there  now  is  crime  — 
Yet  wretched  thougt  still  struggles  for  thy  safety  — 
Fly,  while  my  Ups  without  a  crime  may  warn  thee  — 
5  Would  thou  hadst  never  come,  or  sooner  parted. 
Oh  God  —  he  heeds  me  not; 

Why  comest  thou  thus,  what  is  thy  fearful  business? 
I  know  thou  comest  for  evil,  but  its  purport 
I  ask  my  heart  in  vain. 

Be7\     Guess  it,  and  spare  me.     (A  long  pause,  during  which 

she  ga^es  at  him.) 

10  Canst  thou  not  read  it  in  my  face? 

Imo.  I  dare  not ; 

Mixt  shades  of  evil  thought  are  darkening  there; 
But  what  my  fears  do  indistinctly  guess 
Would   blast  me  to  behold  —   (tums  azuay,  a  pause) 


55.  a:  zuerst:  ,Die  Seele'  dann:  ,Der  Geist  .  .  rausclit  darein  — '. 

34.  b:  Thränen.    35.  a  zuerst:  ,und  des  [deines?]  Elends  [  Gebete 

reihend';  dann:  ,In  Elends  Mitte  betend'.    Nach  36.  a:  ,Sie  entfernt  sich 


Aus  UND  ÜBER  MaTURINS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  2^ 

Imo. 

Sein  Reden  schreckt, 
Das  fürchterliche  Gellen  seiner  Stimme  ! 
Ein  Geist  vergangner  Tage  schrillt  darein  — 
Hilft  meine  Güte,  meine  Thräne  nicht 
35  Fremdling  leb  wohl.     Für  dich  im  Elend  betend 
Reih  auch  ein  fremdes  grosses  Elend  an. 

(Sie  entfernt  sich  mit  Entsetzen,  er  hält  sie  zurück.) 
Ber. 
Du  sollst  nicht  gehen. 

Imo. 
Soll  nicht?  sprich  wer  bist  du? 
Ber. 
Und  soll  ich  sprechen  —  Eine  Stimme  wars 
Die  alle  Welt  vergessen  durfte,  nur  nicht  du, 

[Act  IV  Scene  IIJ 
Bertram  tritt  ein. 
Imo. 
Verbrechen  ists  in  mir  auf  dich  zu  schauen ; 
Doch  was  ich  auch  beginne  es  ist  Verbrechen  — 
Unseliger  Gedanke  schwankt  zu  deiner  Rettung  — 
Flieh!  meine  Lippe  warnt  noch  ohne  Schuld. 
5  O !  wärst  du  nie  gekommen,  gleich  geschieden ! 

Gott!  —  er  bemerkt  mich  nicht!?  bin  ich  ihm  nichts? 
Was  bringst  du    so?    welch   schrecklich  Unternehmen? 
Ich  weiss  du  kommst  zum  Bösen;  um  den  Inhalt 
Frag  ich  mein  Herz  umsonst. 
Ber. 

Vermuths  und  schone ! 
(Lange  Pause,  vvorinn  sie  ihn  aufmerksam  ansieht.) 
lo  In  meinem  Antlitz  wärs  zu  lesen. 

Imo. 

Darf  nicht ! 
Da  dunklen  bös  gemischt  Gedankenschatten. 
Doch  was  ich  fürchtend,  unbestimmt  vermuthe 
Vernichtet  war  ich  es  zu  sehen. 

(Wendet  sich  ab.    Pause.) 


entsetzt'  (angesetzt  zu:  ,erschreckt').    37.  a:  wer  bist  du  sprich;  b:  sprich 
warum?    39.  ab:  vergässe. 

Act  IV,  2.     II.  b:  böse,  gemischte. 


30  Neue  Mittheilukgen. 


Ber.    Dost  thou  not  hear  it  in  m}-  verj-  silence? 
That  which  no  voice  can  teil,  doth  teil  itself. 

hno.  My  harassed  thought  hath  not  one  point  of  fear, 
Save  that  it  must  not  think. 

Bev.   (thrmuiiig  bis  dagger  on  the  grouiid) 

Speak  thou  for  me,  — 

Shew  me  the  chamber  where  thy  husband  lies, 

The  morning  must  not  see  us  both  alive. 

Imo.    (screavnng  and  slruggling  with  bini.) 

20  Ah!  horror!  horror!  ofF  —  withstand  me  not, 
I  will  arouse  the  Castle,  rouse  the  dead, 
To  save  my  husband ;  * 


Imo.   (faJling  at  bis  feel.) 

I  am  a  wretch  —  bat  —  who  hath  made  me  so? 
Fm  writhing  like  a  worm,  beneath  thy  spurn 
25  Have  pity  on  me,  I  have  had  much  wrong. 

Ber.    My  heart  is  as  the  steel  within  my  grasp. 

Imo.  (still  kneeling.)   Thou  hast  cast  me  down  from  light, 
From  my  high  sphere  of  purity  and  peace, 
Where  once  I  walked   in  mine  uprightness,  blessed  — 
30  Do  not  thou  cast  me  into  utter  darkness. 

Ber.  (looking  on  ber  with  pity  for  a  moment.)  Thou  fairest  flo  wer  — 

Why  didst  thou  fling  thyself  across  my  path, 


'  Es  folgen  31  Zeilen,  welche  im  Text  als  »material  Omission« 
(bei  der  Aufführung  ausgelassen)  gekennzeichnet  sind. 

17.  b:  ,Ist  es  ihm  nur'.  Die  Correctur,  eher  .allseits'  zu  lesen,  muss 
verschrieben  sein.  19.  b:  liegt.  25.  b:  ,zu  retten  den  Gemahl'.  Nach 
dieser  Zeile  hat  der  Schreiber  für  2—3  Verse  Raum  gelassen;  in  diesen 
hat  Goethe  eigenhändig  die  Worte  Bertrams:  ,So  fahre   —   Elend',  ein- 


Aus  UND  ÜBER  MaTURINS  TRAUERSPIEL  BeRTRAM.  3  I 

Bei: 
Hörst  du  es  nicht  in  meinem  tiefen  Schweigen? 
15  Was  keine  Stimme  nennt  das  nennt  sich  selbst. 

IlllO. 

Gehetzt  ist  mein  Gedanke.     Fürchtedich 
Ist  ihm  allein  dass  er  nicht  denken  darf. 

Ber.  (wirft  seinen  Dolch  auf  den  Boden) 
Sprich  du  für  mich!  — 
Die  Kammer  zeige  wo  dein  Gatte  ruht, 
20  Der  Morgen  sieht  uns  beide  nicht  lebendig. 

IniO.  (schreit  auf,  und  ringt  mit  ihm) 
O  !  Schrecken,  Schreckniss!    Auf— mich  hindere  nicht. 
Das  Schloss  erreg  ich,  Todte  rege  ich  auf 
Zu  Rettung  des  Gemahls. 

Ber. 

So  fahre  hin! 
Du  rettest  ihn  und  dich  zu  neuem  Elend. 

IfllO.  (ihm  zu  Füss(in  fallend) 
25  Ich  elend,   elend  Weib!     Durch   wen?    durch  wen?  — 
Wurmgleich  gekrümmt  vor  höhnender  Behandlung. 
Erbarme  dich !    Mir  lastet  grosse  Schuld. 

Ber.  (den  Dolch  vom  Boden  aufreissend) 
Mein  Herz  ist  wie  der  Stahl  in  meiner  Hand. 

law.  (immer  knieend) 
Hast  mich  herabgestossen  aus  dem  Licht, 
30  Aus  hoher  Sphäre  friedlich  reinen  Wandels, 
Wo  ich  einherging  offen  und  beglückt; 
Nicht  reisse  mich  zur  letzten  Finsterniss. 

Ber.   (sie  einen  Augenblick  mitleidig  ansehend) 
Du  schönste  Blume!  —  Blume?     Schön  fürwahr!  — 
Was  warfst  du  queer  dich  meinem  Schreckenspfad, 


getragen,  durch  welche  er   die  ausgelassene   lange  Stelle  des  Originals 
ersetzt. 

27.    b:  viel,  viel  habe  ich  verbrochen. 

32.    b:  stosse.     33.   b:  Zuerst  nur:  , Schönste  Blume!' 


:>- 


Neue  Mittheiluxgex. 


My  tiger  spring  must  crush  thee  in  its  way, 
But  cannot  pause  to  pity  ihee. 
Imo.     Thou  must, 
35  For  1  am  strong  in  woes  —  J  ne'er  reproaclied  thee  - 
I  plead  but  with  my  agonies  and  tears  — 
Kind,  gentle  Bertram,  my  beloved  Bertram, 
For  thou  wert  gentle  once,  and  once  beloved, 
Have  mercy  on  me  —  Oh  thou  couldst  not  think  it  - 
(Looking  up,  and  seeing  no  relenting  in  bis  face,  she  Starts  up  ivildly.) 

40  By  heaven  and  all  its  host,  he  shall  not  perish. 
Ber.    By  hell  and  all  its  host,  he  shall  not  live. 


35  Dich  quetscht  mein  Tigerschritt  in  seiner  Richtung, 
Er  stutzt  nicht  dich  zu  schonen. 

Imo. 

Doch  !  Du  musst ! 
Ich  bin  im  Jammer  stark,  dich  schalt  ich  nie, 
Ich  suche  Recht  durch  Todeskampf  und  Thränen. 
Freundlicher  Bertram!     Mein  geliebter  Bertram 
40  Einst   warst   du    freundlich,  einst  —  und  noch  geliebt 

Erbarme  dich  —  Das  konntest  du  nicht  denken. 
(Sie  schaut  auf,  und  als  sie  keine  Tlieilnahme  in  seinem  Gesicht  erblickt, 
springt  sie  wild  in  die  Höhe.) 

Beim  Himmel  und  Himmelsheer!  er  soll  nicht  sterben! 

Ber. 
Bei  Hölle  und  Höllenheer !  er  soll  nicht  leben ! 


39b:   Du  mein  geliebter 

B.   SUPHAN. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        33 

C.  BRIEFWECHSEL  ZWISCHEN  GOETHE  UND  THERESE 
VON  JAKOB. 

I. 
Halle,  den  12.  April  1824. 

Nur  mit  Zagen,  verehrtester  aller  Männer!  unternehme 
ich  es,  Ihnen  hiermit  die  Uebersetzung  einiger  serbischen 
Volksgesänge  aus  der  Sammlung  des  Herrn  VVuk  Stephano- 
witsch  Karadshitsch  zu  überreichen.  Man  sagt  mir,  dass 
Sie  dem  Gegenstand  Theilnahme  und  Aufmerksamkeit 
geschenkt;  und  so  ist  mir  die  Vorstellung,  dem  hohen 
Meister,  welchem  ich  die  schönsten  und  liebsten  Stunden 
meines  Lebens  danke,  ein  kleines  Opfer  der  herzlichsten, 
innigsten  Huldigung  darzubringen,  Sporn  und  hauptsäch- 
lichster Antrieb  bey  dieser  Arbeit  gewesen,  und  hat  mir 
wenigstens  den  besten  Willen  geliehen,  einige  Schwierig- 
keiten zu  besiegen.  Die  Güte  und  Herablassung  mit  welcher 
er  Jüngern  Verehrern  sich  geistig  um  Ihn  zu  sammeln 
vergönnt,  giebt  mir  den  Muth  zu  einem  zudrängenden 
Schritte,  den  ich  indessen  nicht  thue,  ohne  mich  vorher 
vergebens  nach  einem  Vermittelnden  umgesehen  zu  haben, 
dessen  Hand  glücklichere  Umstände  vielleicht  mehr  berech- 
tigten. Ihm  diese  Lieder  zu  überreichen.  Herr  Wuk  Steph. 
Karadshitsch  ist  schon  seit  einiger  Zeit  nicht  mehr  in 
unsrer  Stadt.  Ich  fühle  wohl,  wie  wenig  dem  Manne,  den 
ganz  Europa  feyert,  den  die  stolzesten  Dichtergeister  aller 
Nationen  als  ihren  Meister  anerkennen,  die  bewundernde 
Huldigung  eines  unbedeutenden  Mädchens  seyn  muss.  Aber 
dem  sey,  wie  ihm  wolle  —  ausserdem,  dass  das  stolze 
Bewusstseyn,  ihm  als  Deutsche  noch  näher  zu  stehen,  als 
alle  Fremde,  mich  erhebt,  sagt  mir  auch  meine  innerste 
Empfindung,  dass  Er  die  kleine  Gabe  eines  weiblichen 
Herzens  nicht  verschmähen  w4rd,  das  in  der  Hoffnung  von 
dem  geliebtesten  Dichter  ein  beyfälliges  Lächeln  zu  ge- 
winnen, eine  seiner  sparsamen  Freuden  findet. 

In  Betreff  der  Uebersetzung  selbst,  erlaube  ich  mir 
noch  folgendes  hinzuzufügen :  sie  ist  so  treu  als  irgend 
der  verschiedne  Geist  beyder  Sprachen  erlaubte,  oft  wört- 

Goethe-Jahrdlcii    XI!.  3 


34  Neue  Mittheilckgex. 


lieh,  und  nie  habe  ich  mir  verstattet,  den  einfach  rührenden 
oder  kräitigen  Charakter  des  Originals  durch  rhetorischen 
Schmuck  zu  verändern.  Ferner  bemerke  ich.  dass  ich 
mehr  die  verschiedensten,  als  die  schönsten  der  Sammlung 
ausgewählt;  unter  denen  von  dem  Stolz  der  Serben,  Marko 
handelnden  Gedichten  z.  B.  diejenigen,  die  mir  für  ihn  am 
charakteristischten  schienen;  unter  denen  auf  die  Amsel- 
felder Schlacht  bezüglichen  (be3^\veitem  der  grösste  Theil) 
das,  welches  den  Schmerz  um  den  Untergang  eines  freien 
Vaterlandes  am  entschiedensten  und  pathetischten  aus- 
spricht; unter  den  nicht-historischen  aber  diejenigen,  worin 
sich  Volkssitten  und  Glauben  oder  climatische  Eigenthüm- 
lichkeiten  am  besten  darstellen.  Eine  ähnliche  Auswahl 
unter  den  kleinern  Liedern  zu  treffen,  war  nicht  wohl 
möglich,  da  sie  meist  Einen,  höchstens  zweifachen  Charak- 
ter haben:  eine  gemässigte  herzliche  Rührung,  wechselnd 
mit  zärtlicher  Schalkheit,  Nur  äusserst  selten  spricht  sich 
in  ihnen  je  ein  leidenschaftlicher  Schmerz,  nie  aber  aus- 
gelassne  Freude,  aus.  Herr  Wuk  nennt  sie  weibliche  Lieder, 
weil  sie  meist  von  Frauen  vorgetragen  werden.  Auch  sie 
sind  fast  sämmtlich  episch ;  selbst  wenn  der  grösste  Theil 
des  Liedes  in  lyrischem  Erguss  der  Empfindung  besteht, 
nimmt  es  durch  ein  Paar  vorangesendete  \'erse,  welche 
irgend  eine  Situation  schildern,  die  Form  einer  Erzäh- 
lung an. 

Empfangen  Sie, Verehrtester  aller  Männer!  diese  Blätter 
mit  Kachsicht  aus  der  Hand  Ihrer  innigsten  Verehrerin 
und  Bewundrerin 

Therese  von   fakob. 


Dass  Ihre  gehaltvolle  Sendung  einem  eifrig  gehegten 
Wunsche  glücklich  entgegen  kommt  will  ich  nur  mein 
theures  Fräulein'  mit  wenigen  Worten  aussprechen  und 
mich  nächstens  weiter  erklären,  wie  ich  irgend  eine  Aus- 
gabe Ihrer  Bemühungen  eingeleitet   zu  sehen   hoffen   mag. 


'  »mein  theures  Fräulein«  eia^enliändig  über  der  Zeile. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Thekese  v.  Jakob.        35 


Indessen  sogleich  ein  icleiner  Auftrag  !  ob  das  Gedicht : 
Hajkunas  Hochzeit'  in  jenen  von  Wuk  Stefanowitsch 
herausgegebenen  Gedichten  steht  ist  mir  nicht  bekannt. 
Ich  theilte  Ihm^  das  Original  mit,  das  ich  mit  einer  freyern 
Uebersetzung,  welche  hier  beyliegt  schon  vor  Jahren  aus 
Ungarn  erhielt.  Hr.  Wuk  sandte  mir  dagegen  eine  wört- 
liche Uebersetzung  die  ich  hier  gleichfalls  anfüge, '  mit 
dem  freundlichen  Ersuchen:  Sie  möchten,  meine  Werthe, 
auch  hier  die  rechte  Mitte  treffen  und  mich  abermals  mit 
einer  wohlgelungenen  Arbeit  erfreuen. 

Viele  Empfehlungen  an  Hr.  Prof.  Vater  der  sich  des 
guten  Wuk    so   treulich  annahm.     Eilig.    Nächstens  mehr. 

Weimar  den  25.  April. 
1824. 

3- 

Für  die  gütige  Aufnahme  meiner  kleinen  Sendung, 
Hochverehrtester !  erlauben  Sie  mir,  Ihnen  meinen  besten 
Dank  abzustatten.  Hierbey  folgt  eine  metrische  Bearbeitung 
von  Ajkuna's  Hochzeit  —  so  gut  sie  mir  ohne  Original 
hat  geUngen  können ;  denn  leider  befindet  sich  dieses  nicht 
in  der  Wukschen  Sammlung.  Bey  der  —  fast  stereotvpischen 
Form  vieler  Stellen  und  bey  der  grossen  VVörtlichkeit  der 
Wukschen  Uebersetzung  habe  ich  es  indessen  ohne  grosse 
Schwierigkeit  beynahe  Vers  für  Vers  in  das  Serbische 
zurück  übersetzen  können,  und  so  glaube  ich  nicht,  dass 
ich  Bedeutendes  zu  corrigiren  fände,  wenn  ich  es  jetzt  noch 
mit  dem  Original  vergliche.  Ich  vermuthe,  dass  Sie  Selbst 
nicht  mehr  im  Besitz  desselben  sind,  weil  Sie  nicht  die 
Güte  gehabt,  es  mir  mitzuschicken. 

Der  Anfang  obigen  Gedichts  findet  sich  drey-  bis 
viermal,  bloss  mit  veränderten  Namen,  unter  der  Wukschen 
Sammlung.  Eben  so  bekannt  ist  mir  die  Beschreibung  des 
Mädchens.      Ganz    eigentlich    stereotypisch    sind    alle    auf 


'  eigenhändig  aus  »Die  Hochzeit  Haji<unas<'. 
^  eigenhändig  aus  »Ich  theile  Ihnen«. 
3  »anfüge«  eigenhändig  statt  »beylegec. 


36  Neue  Mittheilungen. 


Werbung,  Hochzeit  etc.  bezüglichen  Stellen.  So  auch  die 
Form  des  Dialogs  und  manches  Andre.  Das  Uebrige  war 
nicht  allzuschwierig  zu  ergänzen. 

Mit  grossem  Verlangen  sehe  ich  der  Erfüllung  Ihres 
gütigen  Versprechens,  »mir  Ihre  Meinung  bald  näher  zu 
erklären«,  entgegen,  Unterdess  scheue  ich  mich,  Hoch- 
verehrtester! Sie  mit  langen  Briefen  zu  behelligen,  und 
frage  nur  an,  ob  es  Ihnen  genehm  ist,  dass  ich  mit  diesen 
Sendungen  fortfahre?  Erlauben  Sie  mir  noch  die  kleine 
Genugthuung  zu  erwähnen,  dass  ich  diese  Uebersetzungen 
lediglich  für  Sie  niederschreibe,  und  dass  ich  das  Publikum 
dabey  nicht  im  Mindesten  im  Auge  habe. 

Mit  der  unumschränktesten  Verehrung- 
Halle, 
d.  3.  Mav  1824.  Therese  v.  Jakob. 


Sie  haben,  meine  Theuerste,  mich  durch  schnelles  Er- 
füllen eines  lange  gehegten  Wunsches  abermals  angenehm 
verpflichtet,  das  Original  folgt  hiebey  mit  andern  kleinern, 
vor  mehreren  Jahren  bey  mir  eingegangenen  Gedichten; 
ich  hielt  es  zurück,  weil  ich  glaubte  es  sey  in  der  Wuki- 
schen  Sammlung  enthalten.  Sie  werden  soviel  ich  ein- 
sehen kann,  wenig'  Gebrauch  davon  machen  können. 

Fahren  Sie  ja  in  Ihren  schönen  Bemühungen  fort  und 
seyn  Sie  überzeugt  dass  diese  Arbeit,  in  sofern  Sie  mein 
besonders  dabey  gedenken  doppelt  werth  ist,  einmal  als 
Zeugniss^  Ihres  Wohlwollens,  und  sodann  weil  ich  wünsche 
dass  diese  Nationalschätze  nur  in  Masse  vors  PubUcum 
gebracht  werden,  mit  gehörigen  topographisch -geographi- 
schen mythologisch   und    historischen'  Einleitungen,    auch 


'  ^)wenigu  eigenhändig  statt  »keinen  weitern«. 
-  »Zeugniss«  eigenhändig  aus  »Zeuge«. 

5  »topographisch — historischen«  eigenhändig  statt  »geographischen 
und  historisclien«. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        37 

mit  genügsamen  Noten,  wie  Sie  deren  schon  zweckmässig ' 
angefügt  haben.  Mögen  Sie  zuerst  alles  was  sich  auf  den 
Fürstensohn  MarJw  bezieht  mir  zu  Theil  werden  lassen ; 
so  werde  ich  auch  solches  dankbar  anerkennen.  In  wiefern 
es  möglich  wäre  einige  Zeitfolge  auch  nur  Epochenweiss 
in  diese  fabelhaft  geschichtlichen  Ueberlieferungen  zu  bringen 
würde  von  besonderer  Fruchtbarkeit  seyn. 

Ueber  manches  anzufragen,  anderes  zu  äussern  ver- 
spare mir  auf  die  Folge.*     Das  Beste  wünschend. 

Weimar  d.  11.  May  1824. 

5- 

Bey  einer  genauen  Vergleichung  des  Originals  von 
»Hajkunas  Hochzeit«  mit  meiner  Bearbeitung,  Hochver- 
ehrtester, finde  ich  nur  das  Allerunbedeutendste  zu  ver- 
ändern. Jenes,  welches  hiermit  mit  dem  ergebensten  Danke 
zurück  erfolgt,  ist  nicht  mit  serbischen  Lettern,  sondern 
mit  demjenigen  Theile  des  slavonischen  Alphabets  ge- 
schrieben, welcher  der  russischen  Sprache  angehört,  so, 
dass  fast  in  jeder  Zeile  einige  unorthographisch  geschriebne 
Worte  stehen.  Auch  auf  die  Aussprache  hat  diess  einigen 
Einfluss.  Daher  ii/aikuna;  das  slavonische  x  welches  genau 
dem  spanischen  x  entspricht,  lässt  sich  indessen  wohl  nicht 
füghch  durch  unser  H  ersetzen,  doch  ist  es  durch  den 
Sprachgebrauch  authorisirt.  (/Herzegowina,  i^aiduk  etc.) 

Sie  wünschen.  Hochverehrtester !  diese  Gedichte  nur 
in  Masse  dem  Publikum  mitgetheilt  zu  sehen.  So  ist  es 
mir  denn  sehr  unangenehm,  dass  ich  mich  zu  einem  Auf- 
satze über  die  neue  Erscheinung  im  lit.  Conversationsblatt, 
in  welchem  ich  einige  Gedichte  als  Beyspiele  angeführt, 
habe  bereden  lassen.  Schon  früher  hatte  ich  dem  guten 
Wuk ,  dem  natürlich  grade  an  der  Publicität  unendlich 
viel  liegt,  das  Versprechen  gegeben,  und  es  nun  auf  Dringen 
einiger  Freunde  erfüllt.  Der  Aufsatz  war  bereits  abge- 
druckt, als  ich  Ihr  verehrtes  Schreiben  erhielt.  Sie  wünschen 


'  »zweckmässig«  eigenhändig  über  der  Zeile. 
-  eigenliändig  statt  »in  der  Folge«. 


38  Neue  Mittheilungen. 

ferner,  zuerst  in  Besitz  der  vom  Königsohne  Marko  han- 
delnden Gesänge  zu  seyn ,  und  ich  habe  sogleich  be- 
gonnen, diesen  Theil  zu  übersetzen.  Diese  sind  indessen 
keinesweges  die  ältesten,  noch  weniger  die  schönsten  unter 
den  serb.  Volksgedichten.  Ich  hoffe  sie  Ihnen,  in  der 
Mitte  des  Junius,  wo  ich  mit  meinen  Eltern  durch  Weimar 
reise,  selbst  überreichen  zu  können.  Seyn  Sie  mir  nicht 
böse,  Verehrtester  Mann!  dass  sich  auf  die  Güte,  mit  welcher 
Sie  meine  Annäherung  aufgenommen,  schon  wieder  der 
Anspruch  auf  eine  persönUche  Bekanntschaft  gründet :  ein 
Schicksal,  das  Sie  gewiss  nur  zu  oft  erfahren  haben !  — 
Mündlich  hoffe  ich  auch  den  Rath  über  Einzelnheiten,  den 
Sie  mir  zugesagt,  zu  vernehmen.  Ich  selbst  sehe  jetzt 
schon  viel  zu  Veränderndes,  zu  Verbesserndes.  Der  gänz- 
liche Mangel  an  andern  Hülfsmitteln,  als  das  höchst  unvoll- 
ständige Wukische  Wörterbuch,  dem  eine  geringe,  halb- 
vergessne  Kenntniss  des  Russischen  nothdürftig  Beystand 
leistet,  mag  viele  UnvoUkommenheiten  entschuldigen,  die 
vielleicht  allzugrosse  Schnelligkeit,  mit  welcher  ich  die 
Sache  betrieben,  andre.  Das  Original  ist  erst  seit  Anfang 
März  in  meinen  Händen;  vorher  aber  hatte  ich  nie  an  die 
serbische  Sprache  gedacht,  auch  leider  erst  Herrn  Wuks 
Bekanntschaft  einige  Wochen  vorher  gemacht. 

Bey  fortgesetzter  Beschäftigung  mit  diesen  und  ähn- 
lichen Dingen,  darf  ich  mich  vielleicht  getrauen,  die  Lieder, 
wie  Sie  es  wünschen,  mit  historischen,  geographischen  etc. 
Anmerkungen  und  Erklärungen  zu  versehen.  Sie  chrono- 
logisch zu  ordnen,  rücksichtlich  ihres  historischen  Inhalts, 
ist  durchaus  nicht  schwierig,  da  sich  nicht  leicht  eine  Fabel 
ohne  allen  historischen  Hintergrund  darin  befindet,  und  die 
rein  erdichteten  Personen  (z.  B.  Marko)  in  den  genauesten 
Berührungen  mit  bekannten  geschichtlichen  Personen  (z.  B. 
Milosch,  Wuk  Brankowitch  etc.)  stehen ;  auch  Localitäten, 
oder  der  zu  bemerkende  Einfluss  der  Türken,  Griechen 
oder  Ungarn  oft  über  die  Zeit  Aufschluss  giebt.  Bey  weitem 
schwerer,  ja  oft  unmöglich  würde  es  aber  freylich  seyn, 
sie  nach  der  Zeitfolge  ihrer  Dichtung  zu  ordnen.  Herr 
Wuk  hat  sich  ohne  Zweifel  selbst  darüber  getäuscht :  unter 
den    sogenannten    »altern     Heldengedichten«    sind    einige 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        39 


offenbar   neu,   was    hier   nachzuweisen    viel   zu   weitläuftig 
wäre;   darunter  sind  auch    einige   vom    Königsohn  Marko. 
Ich  verharre  mit  der  unumschränktesten 
Verehrung  und  Bewundrung 

ergebenst 
Halle.  Therese  von  Jakob. 

d.  26.  May  1824. 

6. 

Ihre  liebwerthe  Erscheinung,  die  ich  so  gern  festge- 
halten hätte  ging  allzuschnell  vorüber,  nur  weniges  wurde 
besprochen,  gar  manches  blieb  zurück  und  so  war  auch 
ßeygehendes  nicht  gleich  bey  der  Hand. 

Original  und  Uebersetzung  verwahre  schon  seit  zehen 
Jahren,  ich  erfreute  mich  einzeln  der  letzteren  doch  erst 
seit  Herrn  Wuhks'  Annäherung,  seit  den  Bemühungen  der 
Herren  Grimm  und  Vater,  zunächst  aber  durch  die  Ge- 
wandtheit einer  frisch  thätigen%  zu  solchem  Zweck  wahr- 
haft berufenen  Freundin,  werden  mir  diese  schönen  Denk- 
male immer  bedeutender. 

Wahrscheinlich  sind  die  Gedichte  des  Original-Heftes 
in  die  Wuhkische  Sammlung  sämmtlich  aufgenommen,  die 
Uebersetzungen  geben  keinen  entschiedenen  Eindruck,  sie 
wirken  nicht  auf  den  eigentlichen  Geist-  und  Seelenpunct 
wo  nur  dergleichen  Dinge  gefasst  v^'erden  können;  doch 
lassen  sich  auch  die  herrhchsten^  Dinge  darunter  gewahren 
und  Marko  ist  nicht  leer  ausgegangen.  Sehen  Sie  gefällig 
die  Sammlung  durch  und  haben  bey  Rücksendung  die  Güte 
mich  darüber  aufzuklären,  auch  Nachricht  geben  Sie  ja  von 
eigener  weiterer  Fortarbeit. 

Das  angekündigte  Werk:  Chants  populaires  de  la  Grece 
moderne,  par  Fauriel,  ist  auch  erschienen  und  so  sind  die 
Nachbarn  uns  zuvorgekommen,  da  wir  Deutschen  schon 
seit  Jahren  daran   herum   tasten.     Höchst    merkwürdig   ist 


'  Hier  und  6  Zeilen  weiter  ein  ii  in  die  Namensform  eigenhändig 
eingefügt. 

^  Eigenhändig  aus  «doch  erst  da  ich  Herrn  WuiiS  Annäherung» 
der  Bemühungen  der  Herren  Grimm  und  Vater,  zunächst  aber  einer 
frisch  thätigen«. 

■'  Eigenhändig  aus  »so  herrhche«. 


40  Neue  Mittheilungen. 

es  jedoch"  für  uns  dass  gedachte  Lieder  bis  nach  Albanien 
und  Epirus,  als  in  die  Nachbarschaft  der  Serben  sich  er- 
strecken, wobey  vorläufig  bemerke  dass  sich  zu  Gunsten 
der  Letzten  sehr  viel  sagen  lässt.  Halten  Sie  Sich  also 
dazu  dass  bald  ein  paar  Bändchen  zusammen  kommen. 

Das  beyliegende  Heft  Kunst  u.  Alterthum  bringt  Herrn 
Wuhks  wörtliche  Uebersetzung ;  wie  sehr  dagegen  Ihre 
rhythmische  mich  erfreuen  musste  werden  Sie  seihst  er- 
messen. 

Weimar  d.  lo.  July  1824.^ 

7- 
Die  gütige  Theilnahme,  mit  welcher  Sie  meine  Arbeit 
beehren,  und  welcher  ich  nun  eine  so  werthe,  mir  un- 
schätzbare Gabe  verdanke,  muntert  mich  auf,  jene  viel 
weiter  auszudehnen,  als  ich  anfänglich  willens  war.  Ihrem 
Wunsche,  Hochverehrtester!  gemäss,  habe  ich  seit  meiner 
Rückkehr  meine  Zeit  ihr  fast  ausschliesslich  gewidmet, 
und  denke  hinnen  zueni^en  Wochen  genug  zusammen  zu 
haben,  einen  massigen  Octavband  zu  füllen.  Serben,  und 
ein  gelehrter  Krainer  in  Wien  haben  sich  mir  gefälligst 
zur  letzten  Durchsicht  des  Manuscripts  erboten,  und  um 
des  bedeutenden  Nutzens  willen,  welchen  ihre  Correkturen 
und  Anmerkungen  mir  verschaffen  werden,  lass'  ich  es 
gern  die  weite  Reise  machen.  Ich  fasse  mir  aber  nun  ein 
Herz,  zu  einer  zudringlichen  Bitte :  Sie  sind  es,  Hoch- 
verehrtester! der  das  Werk  in  das  Leben  gerufen;  vergönnen 
Sie  mir  demnach,  es  Ihnen  öffentlich  zu  widmen ;  nehmen 
Sie  Sich  des  Büchleins  an,  das  ich  mit  grosser  Schüchtern- 
heit in  die  Welt  sende,  unter  ein  Publicum,  das  nur  zu 
sehr  der  Autorität  bedarf,  sein  Urtheil  zu  bestimmen.  Ganz 
abgesehn  von  meiner  Uebersetzung,  bestimmt  vielleicht 
Ihr  Interesse  für  die  Lieder  selbst,  Sie,  der  mehr  als  irgend 
Einer  dem  Unbeachteten  Bedeutung  geben,  über  das  Dunkele 
Licht  verbreiten  kann,  das  Beste  für  das  Büchlein  zu  thun. 
Alle  Serben  vereinigen   sich  mit  mir   zu  diesem  Wunsche, 


'  »jedoch«  eigenhändig  über  der  Zeile. 
^  «Exp.  cod.«  Vermerk  des  Schreibers. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        41 

und  ich  trete  hier  eigentUch  auch  nur  als  ihre  Dollmetscherin 
auf.  Wäre  er  bloss  persönHch,  würde  es  mir  vielleicht 
an  Muth  fehlen,  ihn  auszusprechen. 

In  der  Hoffnung  einer  gütigen  Antwort,  bin  ich  so 
frei  Ihnen  meinen  Plan  vorzulegen,  ob  Sie  ihn  billigen, 
oder  daran  zu  andern  sey  ?  —  Bev  der  Ungewissheit,  ob, 
und  in  welchem  Grade  das  PubUkum  sich  für  die  Sache 
interessiren  wird,  scheint  mir  möglichste  Mannigfaltigkeit 
in  der  Auswahl  wesentlich.  Ich  bin  demnach  nicht  ge- 
sonnen z.  B.  alles  vom  Marko  auf  einmal  zu  geben.  Diess 
würde  allein  den  halben  Band  ausfüllen,  für  den  Helden 
ist  noch  keine  Theilnahme  vorhanden;  überdem  sind  seine 
Abentheuer  sich  einander  ähnlich,  oft  mehr  fabelhaft  als 
poetisch,  mehr  wunderbar  als  schön,  (ich  habe  jedoch  von 
ihm  allein  10  Stücke  übersetzt,  es  fehlen  noch  5,  aber  sehr 
lange.)  Es  scheint  mir  gerathen,  diese  Eintönigkeit  zu 
vermeiden,  und  aus  jedem  der  drey  Bände  einen  Theil  zu 
geben.  Ich  mache  demgemäss  drey  Hauptabtheilungen : 
i)  ältre  Heldengedichte,  2)  neuere,  3)  kleinre,  sogenannte 
Frauenlieder.  Und  dann  wieder  Unterabtheikingen :  der 
altern  in  a)  die  von  Marko,  b)  die  auf  die  Amselfelder 
Schlacht  bezüghchen,  c)  gemischten  Inhalts.  Aehnliche 
Eintheilungen  unter  den  übrigen.  Eine  historische  Ein- 
leitung müsste  dazu  dienen,  den  Leser  in  den  noch  ganz 
fremden  Kreis  der  besungnen  Helden  zu  führen,  ihn  mit 
den  mannichfachen  Beziehungen  der  Lieder  vertraut  zu 
machen ;  ein  kurzes  Vorwort  Rechenschaft  von  der  Ent- 
stehung derselben,  und  den  Grundsätzen  nach  welchen  sie 
übersetzt  worden,  geben;  an  erklärenden  Anmerkungen 
dürft'  es  nicht  fehlen,  nach  Ihrer  mündlichen  Angabe,  die 
zur  unmittelbaren  Verständniss  dienenden  unter  den  Text, 
philologische  und  historische  etc.  im  Anhang. 

Sind  Sie,  Hochverehrtester  mit  diesem  Plane  zufrieden, 
so  erlauben  Sie  mir  noch  eines  Umstandes  zu  erwähnen. 
Man  räth  mir,  das  Werkchen  in  Wien  drucken  zu  lassen, 
wo  ohne  Zweifel  für  jetzt  das  Interesse  tür  den  Gegenstand 
reger  ist  als  hier.  Allein  die  grosse  Spaltung  in  literarischen 
Dingen  zwischen  Nord  und  Süddeutschland,  lässt  mich 
für  den  Erfolg  fürchten.    Ohne  alle  Verbindungen  der  Art, 


42  Neue  Mittheilungen. 


bin  ich  verlegen,  an  wen  ich  mich  wenden  soll ;  es  giebt 
hier  mehrere  junge  Buchhändler,  welche  es  gern  unter- 
nehmen würden,  aber  da  sie  als  Anfänger  langsam  drucken 
und  fördern,  könnte  allzulange  Zeit  darüber  hingehn.  Sie 
w'erden  mir  auch  hierin  vielleicht  einen  Fingerzeig  nicht 
versagen. 

Beytolgende  Sammlung  sende  ich  Ihnen  mit  meinem 
ergebensten  Danke  zurück.  Ich  hatte  die  erste  Auflage 
noch  nicht  gesehen,  daher  war  sie  sehr  willkommen.  Die 
kleineren  Lieder  linden  sich  mit  einigen  Abänderungen 
(Namen,  Beywörter  etc.)  alle  auch  in  der  zweyten  Ausgabe, 
die  aber  statt  loo  —  400  Lieder  enthält.  Die  grössern  achte 
darunter  Haikuna's  Hochzeit,'  sind  jedoch  nicht  wieder 
autgenommen,  das  von  der  Gattin  Hassan-Agas,  weil  Wuk 
es  erst  von  einer  Serbin,  oder  Morlachin  selbst  zu  hören 
wünschte,  (er  hat  es  aus  Fortis  Reise  abdrucken  lassen,) 
Theodor  von  Halatsch,  weil  er  es  erst  nachher  als  Bruch- 
stück erkannt,  die  andern  aus  ähnlichen  Gründen.  Dem- 
ühnerachtet  habe  ich  einige  herausgesucht ,  da  es  dem 
deutschen  Publikum  gleich  seyn  kann,  ob  einzelne  Verse 
so  oder  so  lauten  und  die  Lieder  im  wesentlichen  echt- 
nationell  sind.  —  Das  kleine  Gedichtchen  welches  Sie 
besonders  bezeichnet  haben,  lege  ich  hier  bey.  Die  Fragen 
des  Ranko  sind  etwas  wunderlich,  und  lassen  sich  aut  keine 
andre  Weise  übersetzen.  In  der  zweyten  Ausgabe  heissen 
die  Liebenden,  Johannes  und  Maria,  und  erstrem  geht 
nicht    das  weisse  Papier  aus,   sondern  die  schwarze  Dinte. 

Was  die  Fauriel'sche  Sammlung  anbetrifft,  so  schreibt 
mir  Herr  von  Kopitar:  (obenerwähnter  Krainer)  Es  seyen 
dem  Hofr.  Haxthausen,  im  Jahr  1814,  100  griechische  Lieder, 
wörtlich  übersetitj  zur  Herausgabe  mit  Ihnen,  Hochverehr- 
tester! anvertraut  worden;  seit  den  10  Jahren  aber  habe 
Hr.  H.  kein  Wort  davon  hören  lassen.  Allem  Anschein 
nach  habe  F.  in  Paris,  diess,  bloss  zu  dem  angegebnen 
Zweck  aus  der  Hand  gegebne  Manuscript,  an  sich  gebracht.  — 
Ich  für  meine  Person,  weiss  gar  nichts  davon,  kenne  auch 
Herrn  H.  j^ar  nicht. 


'  »darunter  —   Hoclizeit«  am  Rande. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        43 

Dürft'  ich  Sie  wohl  ersuchen,  im  Fall  Sie  auch  den 
zweyten  Theil  der  Wukischen  Sammlung  (erster  Auflage) 
besitzen,  mir  auch  diesen  auf  kurze  Zeit  zukommen  zu 
lassen? 

In  der  freudigen  Hoffnung  einer  baldigen  und  gütigen 
Antwort  verharre  ich 

mit  unumschränkter  Verehrung 
Ihre  ergebenste 
Halle,  d.  23  Jul.  1824.  Therese  v,  Jakob. 

8. 

Ihr  letztes  Schreiben,  theuerstes  Fräulein,  hat  mir  im 
Gefolg  der  vorigen  sehr  viel  Vergnügen  gemacht;  Sie 
gehen  rasch  und  resolut  zu  Werke,  welches  ich  sehr  billigen 
muss,  indem  ich  doch  auch  meinen  Theil  an  Ihrem  Ge- 
lingen noch  weiters '  hin  zu  nehmen  gedenke.  Ihren  Vor- 
satz billige  im  Ganzen  und  Einzelnen,  ohne  das  mindeste 
dabey  zu  erinnern ;  ist  Ihre  Arbeit  beysammen  so  wünscht 
ich  solche  zu  sehen  ehe  sie  nach  Wien  geht,  um  den  Werth 
der  Gedichte  mir  nochmals  recht  einzuprägen  und  indessen 
meine  Gedanken  darüber  zu  sammeln.  Sie  und  Ihre  Freunde 
werden  das  Geschäft  schon  abschliessen  und  ich  werde 
zuletzt  sehr  gern,  im  Einklang  mit  Ihnen,  mich  gegen  das 
Publikum  erklären. 

Was  den  Druck  betrifft  wüsste  ich  mich  nicht  für  den 
Augenblick  zu  entscheiden.  Es  kommt  darauf  an  dass  Sie 
einen  billigen  Ersatz  für  Ihre  Bemühung  erhalten ;  lässt  sich 
der^  von  Wien  erwarten,  so  wäre  gegen  eine  dortige  Aus- 
gabe nichts  zu  erinnern,  besonders  da  die  Communication 
mit  dem  nordischen  Deutschland  sich  mehr  als  sonst  er- 
öffnet hat. ' 

Sollte  aber  die  Firma  Hertel  und  Breitkopf,  die'* 
ich    weiss    nicht    mit    welchen    Aussichten    sich    mit    den 


'  »noch  weiters«  eigenhändig  über  der  Zeile,  statt  des  nach  »auch« 
gestrichenen  »noch«. 

-  eigenhändig  geändert  aus  »können  Sie  den«. 

'  »besonders  —  hat«  am  Rande  vom  Schreiber  nachgetragen. 

"^  eigenhändig  geändert  aus  »Sollte  nicht  Hertel  u.  Br. ,  der«, 
worüber  zuerst  mit  Blei  »aber  es  der  Firma«. 


44  Neue  Mittheiluxgek. 


Originalien  befasst  hat,  nicht  höchst  interessirt  sevn,  diese 
UebersetzLing  in's  PubUkum  zu  bringen.'  Doch  wer  hat 
je  im  Rathe  der  Verleger  gesessen/  Lassen  Sie  uns  darüber 
in  der  Zwischenzeit  nachdenken  und  nachforschen. 

Den  2"  Thl.  der  ersten  Auflage  Serbischer  Lieder' 
besitz  ich  nicht,  sonst  würde  er  sogleich  hier  mitkommen. 

Die  griechischen  Gedichte  hat  mir  Hr.  v.  Haxthausen 
im  Jahre  1815.'^  in  Wiesbaden  zum  Theil  vorgelesen,  wo 
ich  ihn  denn  zur  Herausgabe  sehr  ermunterte,  und  Theil 
zu  nehmen  versprach.^  Da  er  mir  in  der  Folge  ganz  aus 
den  Augen  kam  rief  ich  ihn  auf  K.  u.  A.  IV.  T.  168.  S. 
worauf  er  sich  wieder  hören  liess,  und  zwar  in  einem  Briefe 
worin  er  sich  ganz  als  Herausgeber  solcher  Gedichte  legiti- 
mirt  und  qualificirt;^  auch  war  die  Rede  davon  dass  sie 
zu  Michael  vorigen  Jahrs  bey  Cotta  herauskommen  und 
der  französischen  Ausgabe  den  Schritt  abgewinnen  sollten. 
Jedoch^  dies  geschah  nicht  und  die  Erklärung  des  Räthsels 
scheint  mir  in  der  Unentschlossenheit  des  werthen  Mannes 
zu  liegen ;  ihm  schwebt  zu  vieles  vor,  er  weiss  in  seiner 
Forderung  sich  nicht  zu  beschränken  und  so  deut^  ich  mir 
ein  Zaudern  das  uns  um '  diese  bedeutende  Lieder  zu  einer 
Zeit  gebracht  hat,  wo  sie  zu  ihrem  Innern  Werth  noch 
einen  äussern  gefunden,  zu  ihrer  poetischen  Wirkung  noch 
eine  leidenschaftliche  würden  erregt  haben. 

Soviel  für  diesmal  in  Hoffhung  baldiger  frischen  Mit- 
theilung und  mit  der  Bitte  mich  Ihrem  Herrn  Vater  schönstens 
zu  empfehlen. 

Weimar  den  2.  Aug.   1824. 


'  eigenhändig  statt  »zu  verlegen«. 

^  »hat  -    gesessen«   am  Rande  statt   des   gestrichenen  »kann  die 
Geheimnisse  des  Buchhändler  Eigennutzes  ergründen«. 

5  »Serbischer  Lieder«   eigenhändig  am  Rande. 

+  eigenhändig  aus  »1816«,  wozu  am  Rande  ehi  Fragezeichen. 
>  »und  —  versprach«  eigenhändig  am  Rande. 

6  aus:  »legitimirte« ;  »und  qualificirt«  am  Rande  eigenhändig. 
"  »Jedoch«  eigenhändig  über  gestrichenem  »Auch«. 

^  »deut«  eigenhändig  über  gestrichenem  »erklär«. 
^  »um«  eisenhändig:  am  Rande. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        45 

Einige  Bemerkungen. 
Am  Schlüsse  der  Entführungs  Geschichte  der  unglück- 
seligen Mohrin,'  scheint  die  Absicht  des  Poeten  zu  seyn, 
dass  Marko  bey  Tagesanbruch,  voller  Entsetzen  über  sein 
schwarzes  grinsendes'  Liebchen,  den  Säbel  herausreisst  und 
ihr  den  Kopf  abhaut ;  wie  er  nun  wegreiten  will,  so  ruft 
ihm  der  Kopf  nach  und  fleht  ihn  an  zu  verweilen.  Ich 
würde  daher  die'  9'^  Zeile  vom  Ende  an  so  ausdrücken: 

Perlen  ■< 
Haute  nach  der  Seidenschnur  des  Halses. 

Das  Wort,  das  Sie  Gürtel  übersetzt  haben,  mag  im  Original 
wohl  jede  Schnur-  und  Faden-  und»  Riemenartige  Umgebung 
ausdrücken.  (Hier  vielleicht  gar  eine  Perlenschnur,  da  der 
FlüchtUng  sonst  so  grosse  Schätze  mitgenommen.)^  Ferner^ 
sagen  die  letzten  Zeilen  ganz  ausdrückhch  der  Kopf  habe 
gesprochen,  und  nur  ein  solches  ungeheures  Wunder  kann 
diesem  grundbarbarischen  Helden  Furcht  und  Schrecken 
einjagen  und  ein  dauernd  reuiges  Gefühl"  abtrutzen. 

Zu  dem  kurzen  Liede  das  ich  bezeichnete-^  und  das 
Sie  die  Güte  haben'"  mir  wohllautend  zurückzusenden, 
möchte  wohl  der  beste  Commentar  zu  finden  seyn  :  Hohe 
Lied  Salomonis,  zweytes  Capitel,  der  sechste  Vers. 


9- 

Ihrem  Wunsche    und  Verlangen  gemäss,   Hochverehr- 
tester !  sende  ich  Ihnen  hiermit  mein  Manuscript,  eh  es  in 


'  »der  —  Mohrin«  eigenhändig  am  Rande. 
^  »grinsendes«  eigenhändig  am  Rande. 

5  vor  »die«  ein  nicht  gestrichenes  »den«. 

^  »Perlen«   eigenhändig   über  »Seiden«    mit  {  zum   Zeichen,   dass 
beide  zur  Wahl  gestellt  werden. 

>  »Faden-  und«  über  der  Zeile  eigenhändig. 

6  Die  Parenthese  am  Rande  eigenhändig;    zuerst    »da  sie  sonst«. 

7  »Ferner«  eigenhändig  über  gestrichenem  »Auch«. 

s  Zuerst    »diesem    Helden   von   Erz   Schrecken  einjagen    und   ein 
reiches  Gefühl«  (»reiches«  merkwürdiger  Hörfehler  des  Schreibers). 
^  aus  »bezeichnet  habe«. 
'°  aus  »hatten«. 


46  Neue  Mittheilungen. 


Wien  gewesen,  obwohl  ich  nicht  läugnen  will,  dass  ich  es 
Ihnen  gern  erst  in  der  vollendetem  Gestalt,  die  es  hoffent- 
lich dort,  und  nach  abermaliger  Durchsicht  von  meiner 
Seite,  annehmen  wird,  überreicht  hätte.  Entschuldigen  Sie 
daher  einige  Lücken  und  Unsicherheiten !  —  Die  vielen  am 
Rande  stehenden  Fragen,  Zweifel  etc.  sind  für  die  Herren 
Wuk,  von  Kopitar  etc.  bestimmt,  auf  deren  Notizen  ich 
auch  warte,  die  Anmerkungen  zu  schreiben,  da  mir  viele 
Localbeziehungen  sowohl  als  einige  Spracheigenthümlich- 
keiten  selbst  noch  unverständlich  sind.  Nur  diejenigen  Be- 
merkungen hab'  ich  auf  kleinen  Zetteln  beygelegt,  die  mir 
zur  unmittelbaren  Verständniss  nöthig  schienen.  Ich  denke 
dieser  Sammlung  nun  nur  noch  das  grosse  Gedicht:  Maxim's 
Heyrath,  zuzufügen,  dessen  Uebersetzung  zu  unternehmen 
ich  ebenfalls  noch  auf  einige  mir  dazu  nöthige,  Notizen 
warte.  Mit  der  historischen  Einleitung  bin  ich  gegen- 
wärtig beschäftigt.  —  Nichts  hat  mir  mehr  Noth  gemacht 
als  die  unbeschreiblich  harten  Namen,  besonders  die  Endung 
des  Vaternamens :  ßrankowitch ,  Orlowitch  etc.  tch,  der 
serbische  Laut  klingt  gar  zu  fremdartig;  tsch,  die  russische 
Aussprache,  hat  den  Gebrauch  für  sich,  doch  ist  es  nicht 
viel  weniger  hart,  tz  klingt  altmodisch.  Ich  habe  mich 
endlich  für  das  zweyte  entschieden,  indem  ich  nur,  um 
einige  allzugrosse  Härten  zu  vermeiden  z.  B.  Merljawtsche- 
witzen  die  dritte  Form  gewählt  habe ,  bin  aber  noch 
immer  sehr  erbötig,  Rath  wegen  einer  etw^annigen  Aendrung 
anzunehmen,  Ueberhaupt  brauche  ich  wohl  nicht  zu  er- 
wähnen. Hochverehrtester!  dass  ich  für  jede  Ihrer  An- 
merkungen äusserst  erkenntlich  seyn  werde,  und  dass  ich 
Sie  ersuche,  alles  zu  streichen,  was  Ihnen  an  meiner  Ueber- 
setzung missfällt:  ich  will  denn  sehen,  ob  ich  die  Stelle 
besser  zu  Stande  bringe.  Die  grosse  Breite  der  slavischen 
Sprachen  überhaupt,  und  dieser  Gedichte  insbesondre  ist 
gewiss  oft,  da  ich  Zusätze  so  viel  als  möglich  vermeiden, 
und  doch  die  äussre  Form  beybehalten  wollte,  dem  Wohl- 
laut meiner  Uebersetzung  hinderlich  gewesen  und  hat  nament- 
lich den  Hiatus  häufig  nothwendig  gemacht.  Ohne  über- 
flüssige Beywörter  einzuschieben,  wüsst'  ich  es  nicht  zu 
ändern.    —    Nach  dem,   was  Sie  mir  in  Weimar  von  der 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  lnd  Therese  v.  Iakoh         47 

Behandlung  dieser  Gedichte  sagten,  werden  Sie  vielleicht 
finden,  dass  ich  ;^//  treu  gewesen,  dass  ich  zu  wenig  dazu- 
gethan,  kleine  Widersprüche  ins  Gleiche  zu  bringen,  Dunkel- 
heiten aufzuhellen  etc.  Ich  muss  zu  meiner  Entschuldigung 
sagen,  dass  ich  darum  so  lucnig  geändert,  weil  ich  mich 
nur  allzuoft  versucht  gefühlt  habe,  sehr  viel  zu  ändern; 
so  wie  ich  überhaupt  nicht  läugnen  kann,  dass  ich  diese 
Nationalgesänge  (besonders  die  neuern)  grossentheils  mehr 
merkwürdig  und  interessant,  als  schön  finde,  und  dass  die 
Einfachheit  der  Darstellung,  wie  lobenswerth  sie  auch  im 
Ganzen  seyn  mag,  mir  doch  nicht  selten  Trockenheit  zu 
werden  scheint.  So  wollt'  ich  denn  lieber  ganz  die  Hand 
vom  Gemälde  lassen,  als  mich  in  die  Gefahr  setzen,  sie 
eines  charakteristischen  Zuges  zu  berauben. 

Die  Bemerkung,  welche  Sie  mir  gütigst  über  »des 
Mohrenkönigs  Tochtera  zusendeten,  habe  ich  noch  nicht 
zu  einer  Aenderung  benutzt,  weil  sich,  wie  mir  es  scheint, 
dagegen  folgendes  einwenden  lässt:  durch  den  Ausruf: 
Mutter !  und  der  Hieb  war  durchgedrungen !  scheint  Marko 
sich  einigermassen  entschuldigen  zu  wollen,  indem  er  die 
Mögfichkeit  annimmt,  dass  das  Schwerdt  bloss  das  Gewand 
hätte  zerreissen  können,  und  er  also  nicht  den  abscheulichsten 
aller  Morde  begangen  haben  würde.  Er  scheint  somit  an- 
zudeuten, dass  ein  unglükliches  Verhängniss  seiner  schwarzen 
That  förderlich  gewesen,  und  dass  er  selbst  vor  dem  Ge- 
lingen erschrocken  sey.  Bey  einem  blossen  Halsschmuck 
wäre  ja  aber  wohl  das  Mr^/gelingen  unmöglich  gewesen. 
Uebrigens  heisst  pojas,  soviel  ich  weiss,  auch  nichts  als  Leib- 
gürtel; vielleicht  dachte  sich  der  Dichter  zu  dem  Kopfe 
die  ganze  Büste.  Widersprüche  der  Art  finden  sich  sehr 
häufig,  und  sind  auch  wohl  leicht  aus  der  Entstehungsweise 
dieser  Gedichte  zu  erklären.  Finden  Sie  dagegen  grade 
hierin  etwas  Störendes ,  so  kann  ich  leicht  die  ganze 
Stelle  ändern. 

Breitkopf  und  Härtel  unternehmen  jetzt  fast  einzig 
musikalische  Sachen.  Den  Verlag  des  Originals  scheinen 
sie  auch  bald  bereut  zu  haben,  da  sie  ihn,  glaub'  ich,  ganz 
und  gar  Herrn  Reimer  überlassen  haben.  Im  Verlauf  der 
Zeit,  bis  das  Manuscript  die  lange  Reise  hin  und  her  macht. 


48  Neue  Mittheilungen. 


findet  sich  vielleicht  von  selbst  eine  Gelegenheit  zum 
Druck.  Ich  gestehe,  dass  es  mir  entschieden  zuwider  ist, 
mich  darum  an  ganz  fremde  Leute  zu  wenden,  und  bey 
dem  horreur  den  die  Buchhändler  vor  allen,  nicht  von 
berühmten  Meistern,  herrührenden,  ästhetischen  Sachen 
haben,  vielleicht  mich  einer  abschläglichen  Antwort  aus- 
zusetzen. 

Für  die  Güte,  mit  welcher  Sie,  Hochverehrtester,  für 
das  Büchlein  zu  wirken  versprechen,  bin  ich  Ihnen  von 
Herzen  dankbar,  mögen  Sie  es  nun  auf  welche  Weise  Sie 
immer  wollen,  thun.  Ich  bin  weit  entfernt  Sie  zu  näherer 
Erklärung  zu  drängen,  aber  ich  muss  gestehen,  dass  mir 
der  Umstand  Ihres  gänzlichen  Uebergehens  der  Frage :  ob 
ich  es  Ihnen  widmen  dürfe?  die  Hoffnung  gegeben,  dass 
Sie  es  vielleicht  selbst  mit  einer  Vorrede  versehen  wollen. 
Wie  schön  wäre  es,  wenn  es  so  ausgestattet  in  die  Welt 
treten  dürfte ! 

Mit  unumschränkter  Verehrung  verharre  ich 

Halle.  Ihre  ergebenste 

den   15  August.  1824.  Therese  v.  Jakob. 

IG. 

Bey  Rücksendung  des  mir  anvertrauten  höchst  inter- 
essanten Heftes,  danke  auf  das  verbindlichste  dass  Sie  mir 
eine  solche  Uebersicht  des  vorliegenden  Geschäftes '  geben 
mögen.  Bewunderung  und  Theilnahme  hat  sich  nur  ver- 
mehrt. Beyliegendes  Blatt  verlangt  weiter  keinen  Einfluss 
und  will  Sie  nicht  im  mindesten  geniren;  es  zeige  Ihnen 
nur  dass  ich  so  geschwind  als  möglich  mir  nach  meiner 
Art  von  den  versammelten  Schätzen  Begriff'  und  Kenntniss^ 
zu  geben  gewünscht. 

Gehen  Sie  den  eingeschlagenen  Weg  fort,  so  kann  nur 
daraus  Erfreuliches  entstehen;  mögen  Sie  bey  der  Heraus- 
gabe meiner  freundlich  gedenken,  so  wird  es  mir  sehr 
angenehm  seyn.  Zu  einem  Vorbericht  hab  ich  nicht  Kennt- 
nisse genug,  aber   ich  bereite   mich    zu   einer  vorläufigen' 


'  Eigenhändig  ;ius  »über  das  vorliegende  Geschäft«. 

'  Zuerst  »von  den  vorliegenden  Schätzen  Uebersicht  und  Begriff«. 

?  »vorläufigen«  ei^enhändis:  über  der  Zeile. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        49 

motivirten  Empfehlung,  welche  dem  Unternehmen  wohl 
förderlich  seyn  dürfte. 

Möchten  Sie  mir  in  der  Folge  das  reine'  Manuscript 
zu  senden  so  will  ich  gern  gewisse  kleine  Bemerkungen 
mittheilen;'  sobald  die  Hauptsache  richtig  ist,  so  lässt  sich 
mit  frischem  Blick  im  Einzelnen  gar  manches  gefällige 
nachhelfen. 

Zu  dem  was  ich  über  diese  Angelegenheit  zu  sagen 
gedenke  fehlen  mir  Notizen  hie  und  da,  ich  sende  deshalb 
hier  einige  Anfragen  die  Sie  mir  nach  Ihrer  Uebersicht  des 
Ganzen  mit  Wenigem  beantworten  können.^ 

i)  An  welcher  Stelle  lag  denn  eigentlich  das  Amselfeld? 

2)  Der  Fürst  Milosch  Ohrenowitsch  welchem  Grimms 
serbische  Grammatik  gewidmet  ist,  hat  er  irgend  eine 
pohtische  Stellung  gegen  die  Türken?  Oder  ist  er  nur 
ausgezeichnet  reich  und  hohen  Standes?^ 


Wegendes  zu  übernehmenden  Verlags  derUebersetzung 
sollte  ich  denken,  derselbe  müsste  *  der  Reimerischen  Hand- 
lung zu  Berlin  höchst  angenehm  seyn,  welche  das  Wukische 
Lexicon  und  dessen  gesammelte  Volkslieder  übernommen 
hat.   Ich  will  gelegentlich  durch  Freunde  nachfragen  lassen. 

Ferner  lege  ein  Gedicht  bey,  von  Herrn  Wuk  wört- 
lich übersetzt,  und  frage  an,  ob  Sie  es  mir  zu  Liebe  wohl 
ins  Sylbenmass  bringen  möchten.  Es  ist  freylich  nicht 
geeignet  in  Ihre  Sammlung  aufgenommen  zu  werden,  aber 
doch  von  der  grössten  Charakter  Schönheit,  das  Verhältniss 


-  Eigenhändig  aus  »ein  reines«. 

^  Hiernach  gestrichen  »das  GefälHge  des  Vortrags  gewahrt  bald 
dieser  bald  jener« ;  statt  dessen  am  Rande  »sobald  —  nachhelfen.«, 
mit  gestrichenem  Schluss:  »Hierauf  noch  einige  Anfragen«. 

3  »Zu  dem  was  ich  —  können.«,  obwohl  kreuzweis  mit  Blei  durch- 
strichen, kann  doch  im  Zusammenhang  des  Briefes  nicht  fehlen.  Vor 
»zu  sagen  gedenke«  stehen,  mit  Tinte  gestrichen,  die  Worte  »vielleicht 
früher  und  vorläufig«. 

■*  »Oder  —  Standes?«  eigenhändig  nachgetragen. 

^  Zuerst  »denken,  müsste  sie«. 

Goi-.the-Jahrbuch   XII.  4 


50  Neue  Mittheilukgek. 


der'  Türken  und  Christen  klar  und  lieblich^  aussprechend; 
ich  würde  es  dankbar  in  Kunst  und  Alterthum  aufnehmen. 

Weimar  d.  8.  Septbr.  1824.' 

Serbische   Gedichte 
wären   nach   meiner  Ansicht   folgendermassen  zu   ordnen.^ 

I.  Liebesheder.  Da  sie  kurz,  kkir,  fasslich,  eingänglich 
sind,  und  das  Gemüthsleben  des  Volkes  so  mannigfaltig 
als  erfreulich  ausdrücken,  verdienten  sie  die  erste  Stelle 
und  würden,  mehr  als  irgend  eine  Einleitung  den  Charakter 
der  Nation  von  dieser  Seite  aufschliessen.  Sie  wären 
möglichst  zu  vermehren,  sodann  zu  sortiren  und  zu  ordnen, 
von  den  neckischen,  zarten  gefühlvollen  bis  zu  den  schmerz- 
lichen auf  Scheidung,  Tod  und  auf  ein  dauerndes  Verhält- 
niss  auch  nachher  hindeutend. 

II.  Familienlieder.  Da  auch  diese  höchst  mannigfaltig, 
die  Zustände  der  Familien,  die  Bezüge  ihrer  Glieder,  so 
wie  auch  mitunter  zum  Staat  und  zur  Nation  aussprechen, 
verdienen  sie^  wohl  den  zweyten  Platz.  Hier  finge  man 
umgekehrt  an  und  ginge  von  den  schmerzlichen,  traurigen, 
durch  sittlich  fromm  versöhnende,  zu  gefälligen  und  heitern, 
und  zwar  wie  folgt: 

a)  Erbauung  Skutaris. 

b)  Die  Brüder. 

c)  Todt  des  Despoten  Johannes. 

d)  Der  Findling  Simon. 

e)  Erbschafts-Theilung. 


'  Eigenhändig  statt  »zu  denc 

^  »klar— lieblich«  eigenhändig  am  Rande. 

5  »Exp.  eod.«  Vermerk  des  Schreibers. 

*  Ein  Bogen,  actenmässig  gebrochen,  von  John  mundirt,  mit  einigen 
eigenhändigen  Correcturen  und  kleinen  Zusätzen  Goethes,  der  auch 
die  Interpunction  mehrmals  eingesetzt  hat.  Die  Titel  der  Abtheilungen 
stehen  auf  den  sonst  freien  linken  Spalten  voran. 

5  »sie«  über  der  Zeile  eigenhändig. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.       5 1 

1)  Neun  Brüder,  eine  Schwester, 

g)  Asan  Aga's  Gattin, 

h)  Entfülirung  der  schönen  Ikonia. 

i)  Haikunas  Hochzeit, 

k)  Des  Prinzen  Mujo  Genesung. 

III.  Abentheuer  Marko  des  König  Sohns.  Der  nun 
einzeln  heraustretende  Held  findet  schon  ein  National- 
element worauf  er  fusst;  mit  manchen  Verhältnissen  ist 
man  durch  das  Vorhergehende  schon  bekannt,  man  ver- 
wundert sich  noch  immer  über  seine  grossen  kühnen 
Thaten,  aber  sie  befremden  nicht.  Von  diesen  Gedichten 
würden  zw^eye  weggelassen,  der  böse  Bogdan  S.  12.  denn 
hier  erscheint  Marko  seiner  unwürdig,  Wcäre  Bogdan  der 
Salan  selbst,  so  müsste  Marko  nicht  vor  ihm  fliehen.  Ferner 
bliebe  weg  des  Vaters  Säbel  S.  38.  als  Wiederholung  des 
Vorhergehenden.  Dieses  Gedicht  ist  nicht  gut  und  verwirrt 
nur  den  Eindruck  des  ersten.  Ordnen  könnte  man  sie 
ohngefähr  folgendermassen: 

a)  Marko  als  Schiedsrichter. 

b)  Er  und  die  Mohrin. 

c)  Er  und  Wuk. 

d)  Er  und  der  Mohr. 

e)  Er  und  des  Vaters  Säbel. 

f)  Er  und  die  Türken. 

g)  Todt  des  Marko. 

IV.  Staats-  und  Kriegsgeschichten.  Diese  einzelne 
mögen  abgetheilt  für  sich  stehen  bis  man  sie  etwa  schicklich 
unterbringt. 

a)  Heyrath  Lasars. 

b)  Schlacht  bei  Lossnitza. 

c)  Türkenhauptmann  Kuhn. 

V.  Schlacht  auf  dem  Amselfelde  1389.  Macht,  den 
Untergang  des  bisher  den  Türeken  widerstehenden  Reiches  ' 
auf  dem  Felde  Cassowa  vortragend,  billig  den  Schluss,  und 


'  Zuerst  »des  bisher  freyen  Reiches«;  Goethes  Correctur  am  Rande. 
Ebenda  eigenhändig   die  Jahreszahl   und  der  Zusatz   »auf  —  Cassowa«. 

4^^ 


)2  Neue  Mittheiluxgen. 


wäre  auch  erst  nach  allem  Vorhergehenden  verständlich 
und  interessant.  Man  müsste  die  Nation  in  ihrem  Werden, 
Streben  Streiten  erst  recht  gekannt  haben,  wenn  ihr  Unter- 
gang uns  zur  Theilnahme  rufen  soll.  Die  Ordnung  wie 
sie  auf  einander  folgen  giebt  sich  von  sich  selbst: 

a)  Fromme  Vorbereitung. 

b)  Auszug,  Schlacht  und  Niederlage  durch  Verrath. 

c)  Das  Mädchen  vom  Amselfelde. 

d)  Das  Haupt  Lasars. 

VI.  Die  Hochzeit  des  Maxim  Cernojewitsch.  Stünde 
als  einzelnes  Hauptgedicht  als  Zugabe  und  Abschluss  billig 
am  Ende;  man  hielte  sich  an  den  Text  wie  ihn  Prof. 
Vater  gebracht  hat.  Von  den  Varianten  die  er  in  den 
Noten  anführt  will  mir  keine  gefallen. 
Weimar  d.  2"  Septbr.  unmassgebHch 

1824.  J.  W.  V.  Goethe.' 

II. 

Halle, 
den  50  September  1824. 

Weil  Sie,  Hochverehrtester,  dem  ich  gern  in  Allem 
gefällig  seyn  möchte,  es  wünschten,  habe  ich  mich  der 
Uebersetzung,  welche  ich  hier  beylege,  unterzogen.  Un- 
kenntniss  der  deutschen  Sprache  hat  Herrn  Wuk  verleitet, 
nicht  allein  noch  viel  derber  zu  sevn,  als  der  serbische 
Sänger,  sondern  auch  manches  ganz  falsch  wiederzugeben. 
Sehr  Vieles  werden  Sie  indessen  vielleicht  auch  in  meiner 
Uebersetzung  mangelhaft  finden,  da  grade  dieses  Gedicht 
manche  kleine,  ganz  unübertragbare  Eigenthümlichkeiten 
hat.  Wenn  Sie  ihm  die  Ehre  erzeigen,  es  in  Ihrem  Kunst 
und  Alterthum  aufzunehmen,  so  muss  ich  Sie,  Hochver- 
ehrtester, dennoch  ersuchen,  mich  nicht  als  die  Uebersetzerin 
zu  nennen,  eine  Bitte  welche  Sie  gewiss  selbst  nicht  miss- 
billigen werden. 

Für  die  gütige  Theilnahme,  welcher  Sie  meine  Arbeit 
würdigen,  dank'  ich  Ihnen  auf  das  Innigste.  Gewiss  werd' 
ich  auch  nicht  die   kleinste  Ihrer  Bemerkungen  unberück- 


i)ie  zweizeilige  Unterschrift  eigenhändig. 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.         53 

sichtigt  lassen.  Alles  was  Sie  mir  sagen,  kann  mir  nur 
von  der  höchsten  Bedeutung  seyn.  Die  Anordnung,  welche 
Sie  mir  vorzuschlagen  belieben,  ist  ohne  Zweifel  viel  geist- 
reicher, als  die  bloss  chronologische.  Ich  fürchte  nur,  sie 
wird  den  Leser  etwas  verwirren  —  doch  lässt  sich  dem 
schon  anderweitig  abhelfen.  Das  Einzige,  was  mir  nicht 
einleuchtet,  ist  der  Grund  für  die  Weglassung  des  bösen 
Bogdan.  Wenn  ich  das  Meinige  thue  den  hässlichen  Helden 
Marco  berühmt  zu  machen,  ihn  beliebt  machen  zu  wollen, 
kann  mir  nicht  einfallen,  nachdem  ich  ihn  ganz  kennen 
gelernt,  nachdem  mir  die  Sänger  viel  entehrendere  Züge  von 
ihm  mitgetheilt,  als  die  Absicht  vor  Bogdan  zu  fliehen, 
die  er  überdem  ohne  Weigrung  aufgiebt.  Fliehen  doch 
auch  die  homerischen  Helden!  aber  keinen  verunehrt  eine 
so  abscheuliche,  feige  That,  wie  sie  in  einem  der  längsten, 
und  schönsten  Gedichte  erzählt  wird.  Marko  und  seine 
beyden  Freunde  Milosch  und  Relja  beschliessen  um  ein 
Mädchen  gemeinschaftlich  anzuhalten,  von  deren  Schönheit 
sie  in  der  Ferne  gehört.  Sie  soll  wählen,  welcher  unter 
den  dreyen  ihr  am  besten  gefällt.  Ihr  Bruder  empfängt 
sie  aufs  beste ;  aber  die  Jungfrau,  spröde,  eitel  und  über- 
müthig^  höhnt  sie,  und  verschmäht  alle  drey  auf  höchst 
unwürdige  Weise.  Dann  verlässt  sie  schnell  das  Gemach. 
Marko,  vor  Zorn  ausser  sich,  will  sogleich  auf  den  Bruder 
eindringen,  Milosch,  der  liebenswürdigste  und  ritterlichste 
aller  Helden  Serbiens,  wehrt  ihm  und  entwindet  ihm  den 
Säbel.  Marko  schleicht  dem  Mädchen  nach;  naht  sich  ihr 
mit  heuchlerischer  Demuth  und  bittet  sie,  wenn  sie  ihn 
verschmähe,  doch  nur  einmal  den  Schleyer  zu  lüften,  dass, 
wenn  bey  der  Heimkehr,  seine  Schwester  ihn  befrage,  er 
ihr  wenigstens  ihre  Schönheit  beschreiben  könne.  Von 
Eitelkeit  geblendet,  schlägt  die  Unglückliche  den  Schleyer 
zurück ;  Marko  ergreift  den  Dolch,  sticht  ihr  wüthend  die 
Augen  aus,  schneidet  ihr  den  Arm  ab,  und  erwidert  ihren 
Hohn.  Dann  schwingt  er  sich  auf  das  Pferd  und  reitet 
davon.  —  Mich  dünkt,  die  Serben  können  sich  bedanken,  dass 
ich  einen  solchen  Zug  ihres  Lieblingshelden  verschweige. 
Von  Milosch  Obrenowitsch  kann  ich  Ihnen,  Hochver- 
ehrtester! nur  folgendes  sagen:  Der  Bruder  desselben  war 


54  Neue  Mittheilungen. 


zur  Zeit  des  letzten  serbischen  Aufstandes,  ein  reicher 
Sauhändler,  und  trieb  demnach  eins  der  einträgHchsten 
Gewerbe,  welches  man  in  diesem  Lande  treiben  kann.  In 
den  Unruhen  war  es  ihm  daher  leicht  sich  zu  einem  Haupte 
einer  Parthey  aufzuschwingen,  und  zwar  einer,  welche  dem 
schwarzen  Georg  entgegenwirkte.  Dieser,  in  dem  etwas 
von  Römergrösse  gewesen  zu  seyn  scheint,  wollte  alles 
durch  das  Volk  —  Milosch's  Bruder  (der  Name  ist  mir 
entfallen)  scheint  das  Locale  besser  gekannt  zu  haben,  er 
herrschte  unter  den  Seinigen  auf  gewohnte  türkische  Weise, 
daher  gelang  ihm  alles  besser  als  dem  schwarzen  Georg, 
zu  dessen  Untergang  er  das  Seinige  soll  beygetragen  haben. 
Als  er  jedoch  kurz  darauf  selbst  in  einem  Gefechte  mit 
den  Türken  fiel,  war  man  um  einen  Anführer  verlegen, 
und,  weil  grade  kein  Andrer  da  war,  wählte  man  den 
Bruder  des  Gebliebnen,  einen  bis  dahin  ganz  unbedeuten- 
den Menschen.  Dieser,  klug  und  auf  seinen  Vortheil  be- 
dacht, brach  ganz  mit  den  Russen,  deren  Verfahrungsart 
er  übersah,  schloss  seinen  Frieden  mit  den  Türken,  und 
zog  sich  in  einen  beträchtlichen  Distrikt  Serbiens  zurück. 
Hier  herrscht  er  bis  jetzt  ganz  unumschränkt,  liefert  aber 
gewissenhaft  seine  Beutel  ab,  so  wie  er  auch  seine  Unter- 
thanen  dazu  anhält  ihren  türkischen  Herrn  (denn  in  Serbien 
darf  kein  Christ  Güter  besitzen,  die  Einwohner  leben  nur 
als  Mitteldinger  zwischen  Pächtern  und  Fröhnern  dort) 
ihren  Zins  zu  entrichten.  Aber  er  lässt  keinen  Türken  in 
seinen  Bezirk.  Will  ein  Kapidschipascha,  und  war  er  von 
Konstantinopel  gesandt,  über  die  Gränze,  so  wird  er  sogleich 
strangulirt,  und  der  Kopf  mit  dem  Bedeuten  dem  Sultan 
überschickt  »der  Getödtete  habe  Unruhe  stiften,  und  dem 
Interesse  der  hohen  Pforte  entgegen  wirken  wollen«.  Nur 
auf  diese  Weise,  hör'  ich,  bewahrt  er  das  eigne  Leben, 
das,  sobald  er  seinen  Bezirk  verlässt,  äusserst  gefährdet 
ist.  Der  Pascha  von  Belgrad  sucht  ihn  vergebens  einmal 
dorthin  zu  locken,  um  ihm  dann  das  Garaus  zu  machen. 
Klug  genug  ist  er  also,  aber  zum  Beschützer  der  Wissen- 
schaften, oder  wie  ihn  sonst  Hr.  Grimm  nennt,  scheint  er 
sich  wenig  zu  quahfiziren.  Erst  im  40  oder  50sten  Jahre 
lernte  er  von  Wuk,  zugleich  mit  seiner  Tochter  lesen  und 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.         55 

schreiben.  —  Die  Sitte  des  Abendlands  ist  ihm  nicht  fremd, 
aber  er  verachtet  oder  vermeidet  sie  aus  PoHtik.  Wuk 
fragte  ihn  einst,  warum  er  auf  so  schlechtem  Geschirr  und 
mit  den  Fingern  ässe,  da  er  doch,  glaub  ich,  in  Wien  andre 
Gebräuche  gern  mitgemacht.  Milosch  lächelte,  entfernte 
die  übrigen,  und  liess  von  einem  treuen  Diener  aus  einem 
Nebenhause  einen  ganzen  Kasten  voll  silberner  Geräth- 
schaften,,  Messer,  Gabeln  etc.  bringen.  Trotz  der  Unab- 
hängigkeit welche  er  zu  behaupten  scheint,  getraute  er 
sich  doch  nicht  diese  Reichthümer  sehn  zu  lassen,  aus 
Furcht,  sie  möchten  den  Türken  kund  werden. 

Aber  ich  scheue  mich.  Hochverehrtester!  Sie  mit  einem 
noch  längern  Briefe  zu  behelligen.  In  acht  bis  vierzehn 
Tagen  wird  ein  kurzer  Aufenthalt  in  Weimar  mir  vielleicht 
wieder  die  Ehre  verschaffen,  mich  Ihnen  persönlich  zu  em- 
pfehlen, wenn  nicht  etwa  die  Zeitungen  Recht  haben,  wenn 
sie  melden,  der  Herbst  werde  Sie  eine  Zeitlang  unsrer 
Gegend  entführen.  Mit  unumschränkter  Bewundrung  und 
Ergebenheit  Ihre  innigste 

Verehrerin 
Therese  v.  Jakob. 
12. 

Wie  gütig.  Hochverehrtester!  haben  Sie  mir  gezeigt, 
dass  Sie  auch  der  Entfernten  wohlwollend  gedacht  haben ! 
In  jeder  Beziehung  muss  mir  Ihr  Geschenk  werth  und  lieb, 
in  dieser  muss  es  mir  unschätzbar  seyn  !  Sicherlich  bedarf  es 
indessen  für  mich  keines  sichtUchen  Errinrungspfandes  jener 
Stunden.  Uebt  doch  die  einmal  empfundne  Gegenwart  des 
Genius  auf  einen  empfänglichen  Sinn  einen  dauernden 
Einfluss  aus  !  Manches  Wort  spinnt  sich  in  stiller  Weile 
fort,  und  bleibt  so  in  seinen  Wirkungen  unvergesslich. 
Wie  klar  ich  diess  empfinde,  nur  mit  Verworrenheit  könnt' 
ich  es  an  dieser  Stelle  aussprechen. 

Die  Sprache  der  altböhmischen  Lieder  ist  mir  nicht 
ganz  verständlich;  noch  mehr  scheint  mir  das  Neuböhmische 
von  den  heyden  slavischen  Sprachen,  die  ich  nothdürftig 
verstehe,  abzuweichen.  Eine  Vergleichung  dieser  höchst 
merkwürdigen  alten  Gedichte,   mit  den  ihnen  verwandten, 


56  Neue  Mittheilungek. 

und  doch  wiederum  so  verschiednen,  ist  mir  äusserst 
interessant  gewesen.  Frülier  schon  hätte  ich  mir  die  Freude 
gewährt  Ihnen  zu  danken,  wenn  ich  nicht  Ihnen  zugleich 
das  Resultat  meiner  Verhandlungen  mit  Cotta  melden 
wollen.  Dieser  erklärte  sich  sogleich  im  Allgemeinen  bereit 
zu  dem  Verlag  des  Werkchens;  meine  Bedingungen  aber 
haben  ihm  späterhin  missfallen.  Ganz  unerfahren  in  diesen 
Dingen,  hatte  ich  sie  lediglich  dem  Gutachten  Sachver- 
ständiger anheim  gestellt,  ohne  mir  einmal  eine  Stimme 
dabey  zu  erlauben.  Da  es  mir  nun  in  meinen  Verhältnissen 
nicht  auf  einige  Louisd'or  mehr  oder  weniger  ankommen 
kann,  so  ist  es  mir  leid  dass  sich  auf  diese  Weise  die 
Sache  wieder  zerschlagen  hat. 

Unterdess  beschäftige  ich  mich  mit  der  Uebersetzung 
der  »Hochzeit  des  Maxim  Zernojewitsch«.  Ich  freue  mich 
recht,  dass  Ihnen,  Hochverehrtester,  bis  jetzt  nur  die  Com- 
position  des  Ganzen  bekannt  ist,  und  dass  es  mir  übrig 
geblieben,  es  Ihnen  in  seinen  details  mitzutheilen,  die  mit- 
unter von  unnachahmlicher  Schönheit  sind.  Wie  charak- 
teristisch ist  z.  B.  folgende  Stelle  für  den  wilden  Muth, 
und  das  Zusammenhalten  der  Montenegriner;  der  (Älteste,) 
Führer  spricht  zum  Vater  des  Bräutigams: 

Wenn  auf  Deinem  Feste  mich  ein  Leid  trifft, 
Seys  nun  dass  ich  falle^  oder  Wunden 
Mich  auf  dieser  Hochzeit  niederwerfen; 
Schreck  und  Wehe  würde  Deiner  harren. 
Denn  Du  weisst,  die  Knaben,  die  ich  führe, 
Montenegro's  wilde  Söhne  sind  sie ! 
Eijies  Stammes,  Air  für  Einen  stehend ! 
Und  fünfhundert  folgen  meinen  Fahnen! 
Wo  ich  Weh  ruf,  rufen  Alle  Wehe! 
Wo  ich  falle,  werden  Alle  fallen! 

Auf  ähnlich  ausdrucksvolle  Weise  ist  das  Bezeichnende 
mehrerer  andern  albanischen  Stämme  ausgesprochen ;  so 
vergleicht  Ivan  Zernojewitsch  die  \'enetianer  mit  seinen 
•eignen    nächsten    Stammverwandten,    den  Podgoritzanern ; 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therhse  v.  Jakob.        57 

nachdem  er  die  prächtige  Kleidung  dieser  letztern  beschrieben, 
fügt'  er   hinzu  »alles  indessen  besitzen    die  Lateiner  auch: 

Silber  wissen  sie  mit  Kunst  zu  schmieden, 
Gold  und  Silber,  beydes  gleich  vortrefflich, 
Scharlachkleider  künstlich  anzufert'gen, 
Doch  das  Höchst'  ist,  was  sie  nicht  besitzen: 
Solche  fürstlichstolze  Angesichter, 
Solche  kühn  und  frohen  Heldenaugen, 
Als  die  Söhne  Podgoritza's  haben!«  etc. 

Etwa  in  vierzehn  Tagen  denk  ich  Ihnen  das  Ganze 
darlegen  zu  können. 

Mein  Vater  empfiehlt  sich  gehorsamst  Ihrem  gütigen 
Andenken  und  ich  verharre  mit  der  vollkommensten  Ver- 
ehrung und  Bewundrung 

Ihre  ergebenste 
Halle,  den  28  Oktober  Therese  v.  Jakob. 

1824. 

13- 

Indem  ich,  Hochverehrtester!  Ihnen  diese  letzten  Blätter 
zur  gütigen  Ansicht  überreiche,  wünsche  ich  herzlichst, 
Sie  möchten  mir  und  dem  Theil,  der  mir  davon  angehört, 
die  nemliche  Nachsicht  angedeihen  lassen,  deren  Sie  meine 
frühern  Sendungen  würdigten.  Manches  Einzelne,  Xatio- 
nelles  und  Schönes,  hat  bey  der  Uebertragung  verloren  gehen 
müssen  —  aber  auch  bey  den  kleinsten  Abweichungen  hab' 
ich  den  Charakter  des  Ganzen  im  Auge  zu  behalten  gestrebt. 

Das  Werkchen  wird  nun  Ostern  oder  noch  früher  in 
der  Rengerschen  Buchhandlung  erscheinen.  Ich  habe  dabev, 
da  sie  hier  im  Orte  ist,  den  Vortheil  die  letzte  Revision 
selbst  übernehmen  zu  können.  Ich  müsste  sonst  fürchten, 
dass  mir  die  vielen  slavischen  Namen,  fremdartigen  Wörter 
arg  entstellt  werden  möchten.  Das  Manuscript,  das  zu 
einer  Stärke  angewachsen  ist,  welche  einen  anständigen 
Band  weit  überschreitet,  denk'  ich  bedeutend  zu  beschränken, 
und  zu  verkleinern,  und  das  Uebrigbleibende  entweder  der 
Vergessenheit  zu  widmen,  oder  der  Zukunft  aufzusparen, 
wie  es  sich  fügen  will.    Mich  dünkt  aber,  das  grosse,  hier 


58  Neue  Mittheiluxgen'. 


beykommende  Gedicht  darf  bey  dem  ersten  Erscheinen 
auf  keine  Weise  fehlen.  Wie  glücklich  würde  es  mich 
machen,  wenn  Sie  mir  diess  letztre  mit  einigen  Bemerkungen 
geschmückt,  zurücksendeten !  Sie  versprachen  mir  diess 
in  Rücksicht  auf  das  Ganze,  wenn  ich  es  Ihnen  in  voll- 
ständig geordneter  Abschrift  zuletzt  noch  einmal  zusendete. 
So  wichtig  mir  diess  war,  so  hab'  ich  doch  meinem  Verleger 
kein  Wort  von  diesem  gütigen  Versprechen  gesagt,  um 
nicht,  ihm  Genüge  zu  leisten,  Sie,  Verehrtester !  drängen 
zu  müssen,  und  Ihnen  lästig  zu  fallen,  wenn  vielleicht  zur 
bestimmten  Zeit  die  Sache  Ihnen  unbequem  wäre,  und  Sie 
Sich  anders  gesonnen  fühlten.  Ich  werde  daher,  sobald 
ich  mein  Manuscript  von  Wien  zurückerhalte,  nicht  ohne 
vorherige  Anfrage  handeln. 

Ich  habe  nicht  den  Muth  den  Innhalt  meiner  Briefe 
über  einen  andern  Gegenstand  auszudehnen,  als  den  welchem 
ich  einzig  die  Freude  dieser  Correspondenz  und  den  gütigen 
Antheil  verdanke,  dessen  Sie  meine  Bestrebungen  und 
meine  Person  gewürdigt.  Je  mehr  sich  daher  die  Sache 
zum  Schlüsse  neigt,  je  lebhafter  fühl'  ich  dass  mir  diese 
Blätter  nicht  mehr  angehören,  indem  ich,  sie  dem  Publikum 
überantwortend,  sie  gleichsam  zu  einem  gemeinschaftlichen 
Besitz  mache;  und  ich  kann  nicht  ohne  herzliche  Wehmuth 
mich  der  Betrachtung  überlassen,  wie  durch  diesen  Schritt 
mir  jede  äussre  Beziehung  zu  Ihnen,  den  ich  seit  meiner 
frühsten  Jugend  aus  allen  Kräften  der  Seele  verehre,  ab- 
geschnitten wird. 

Mit  innigstempfundner  Ergebenheit 

Ihre  herzlichste 
Verehrerin 
Halle,  d.  24  Nov.  Therese  v.  Jakob. 

1824. 

14. 

Mit   vielem   abermaligen  Dank   sende   das   grosse  Ge 
dicht  zurück;  die  Uebersetsung  ist  sehr  glücklich  gerathen, 
sie  liest  sich   gut  und    glatt    und   überliefert  die  wichtigen 
Ereignisse  ganz  ohne  Anstoss.     Von  der  Trefflichkeit  des 
Gedichts   brauch   ich  nichts   zu   sagen;   es    ist   einzig   und 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.         59 

herrlich   und    enthält  wie  jedes  wahre  Gedicht   die  ganze "^ 
Poesie. 

Sollt  ich  etwas  wünschen  so  war  es  dass  Sie  beym 
Abdruck  die  Nahmen  auch  mit  deutschen  Lettern  abdrucken 
liessen ;  auch  dass  Sie  alle  Noten,  so  klein  sie  auch  seyen, 
ans  Ende  brächten,  damit  das  Auge  ganz  rein  auf  dem 
reinen  Text  verweile. 

Erhalten  Sie  die  Hauptabschrift  von  Wien  zurück  sa 
zeigen  Sie  mir  solches  gefälligst  an,  es  wird  sich  immer 
so  viel  Zeit  finden  um  Sie  fernerhin  auf  diesem  Wege 
gern  begleiten  zu  können.^ 

Hiebey  muss  ich  bemerken,  dass  im  nächsten  Stück 
V.  K.  u.  A.  ein  kurzer  Aufsatz  zur  Empfehlung  der  ser- 
bischen Lieder  sich  finden  und  wahrscheinlich  Ostern  aus- 
gegeben wird. 

Leben    Sie   recht    wohl,   empfehlen  Sie    mich   bestens 
Ihrem  Hrn.  Vater. 
Weimar  d.  4.  Decbr. 
1824. 

15. 

Ihrer  Auff'odrung  gemäss,  melde  ich  Ihnen  Hochver- 
ehrtester! dass  mein  Manuscript  bereits  seit  einigen  Wochen 
wieder  in  meinen  Händen  ist,  und  zum  Drucke  bereit 
liegt.  Es  hängt  nun  von  Ihrer  Entscheidung  ab,  ob  der- 
selbe noch  verzögert  werden  solle :  doch  wag'  ich  es  kaum 
noch  zu  hoff'en,  da  Sie  Ihre  Ansichten  des  Gegenstandes,, 
die  für  uns  Alle,  und  besonders  für  mich  von  der  höchsten 
Bedeutung  sind,  schon  in  einem  eignen  Aufsatze  nieder- 
gelegt haben,  der  wahrscheinUch  erst  später  erscheinen 
wird,  als  das  Büchlein  selbst.  Und  so  mög'  es  denn  seinem 
Schicksal  entgegen  gehn  ! 

Die  Notizen  der  gelehrten  Slaven,  welche  die  Lieder 
in  Wien  durchgesehn,  habe  ich  so  gut  wie  möglich  be- 
nutzt. Doch  weiss  ich  ihre  Ansichten  nicht  recht  mit  den 
meinen  zu  vereinbaren.  Sie  halten  so  fest  an  ihren  Sprach- 
schätzen,   dass   sie  mir   keine   Verändrung    der   Wendung, 


'  »ganze«  eigenhändig  über  der  Zeile. 

^  Eigenhändig  geändert  aus  »Wege  zu  begleiten«. 


<5o  Neue  Mittheilungek. 


auch  nicht  die  kleinste,  keine  Zusammenziehung,  kurz 
nicht  die  mindeste  Uebersetzerfreiheit  gestatten  wollen. 
Ich  glaube  Wunder  wie  treu,  gewesen  zu  seyn,  aber  ihnen 
bin  ich  immer  noch  nicht  treu  genug  gewesen,  weil  ich 
unsre  Sprache  nicht  weniger  respectirt  habe,  wie  die  ihrige. 
Sonst  haben  sie  mich,  gütig  und  gefällig  genug,  noch  mit 
einem  ganzen  Paket,  Notizen,  Erklärungen  u.  s.  w.  ver- 
sehen, so  dass  ich  Stoff  zu  einem  ganzen  zweyten  Bande 
vorräthig  hätte. 

Mit  unumschränktester  Bewundrung  und  Hochachtung 

Ihre  Verehrerin 
Halle,  d.   12.  Dez.  Therese  v.  Jakob. 

1824. 

16. 

Sehr  viel  Vergnügen  macht  mirs,  meine  Wertheste, 
dass  Ihre  Handschrift  sobald  zurückgekommen,  und  Ihnen 
manche  Aufklärung  gebracht  hat;  lassen  Sie  mit  dem  Druck 
gleich  anfangen  und  beharren  auf  dem  guten  Wege  den 
Deutschen  klar  und  angenehm  zu  seyn.  Ein  fremder  Zu- 
stand wird  ohnehin  so  leicht  nicht  gefasst,  warum  wollte 
man  es  dem  Leser  durch  Spracheigenheiten  noch  erschweren. 
Glück  auf!  daher  zum  frohen  Unternehmen. 

Was  ich  allenfalls  zu  sagen  habe  tritt  wahrscheinlich 
zu  Jubilate  auch  mit  ans  Licht  und  so  wird  ja  treue  Be- 
mühung und  wechselseitiges  Wohlwollen  auch  vom  Glück 
begünstigt  werden. 

Ihrem  Hr.  Vater  mich  angelegentlichst  empfehlend  und 
das  Beste  wünschend. 

Weimar  d.  15.  Decbr.  1824. 

17- 
Sie  haben.  Hochverehrtester!  mich  durch  das  schöne 
Geschenk  Ihrer  Güte  unbeschreiblich  erfreut  und  überrascht, 
denn  es  kam  mir  gar  nicht  in  den  Sinn  dass  Sie  an  mich 
denken  sollten,  ohne  dass  ich  Sie  eben  an  mich  erinnert 
hätte.  Der  Gedanke,  dass,  wer  an  die  Huldigung  der  ganzen 
Welt  gewöhnt  ist,  keinen  Werth  legen  kann,  auf  die  V'er- 
chrung  eines  einzelnen  unbedeutenden  Mädchen,  hat  mich 
immer  gegen   Sie,   so  in  dem  schriftlichen  als  mündlichen 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        6l 

Ausdruck  meiner  Gefühle,  äusserst  schüchtern  gemacht,  und 
wird  mich  auch  mehr  oder  weniger  so  erhalten,  wenn  auch 
nach  und  nach  die  Gewogenheit,  welche  Sie  so  gütig  sind, 
mir  manchmal  zu  zeigen,  mich  zutraulicher  und  unbefangner 
macht.  Wenn  Sie,  Hochverehrtester,  uns  in  Erzählung  und 
Lied  nach  und  nach  das  ganze  menschliche  Leben,  in  seinen 
verschiedensten  Gemüthslagen  und  Zuständen  vorführten,  — 
wie  oft  sind  mir  Faust  und  die  Lieder  eine  weltliche  Bibel 
gewesen  !  wie  oft,  in  Stunden  der  Noth  und  innern  nur 
halb  verstandnen  Angst,  hab'  ich  sie  aufgeschlagen,  und 
ein  Wort  draus  genommen,  was  meine  eignen  dunkelsten 
Gefühle  aufklärend,  sie  zur  Ruhe  sprach !  —  so  ist  das 
Verhältniss  zu  einem  superioren  und  doch  so  ganz  der 
Menschheit  angehörenden  Geiste,  mit  seinem  wunderbaren 
Gemisch  von  erhebenden  und  beengenden  Empfindungen, 
da  es  Ihnen  stets  hat  fremd  bleiben  müssen,  das  einzige, 
w^orüber  uns  die  Bilder  eines  so  reichen  und  vielgestalteten 
Lebens  keinen  Aufschluss  und  keine  Deutung  geben.  Und 
so  such'  ich  nun  den  Ausdruck  dafür  vergeblich. 

Ich  weiss  nicht,  ob  ich  bey  meinem  letzten  Aufenthalt 
in  Weimar  des  Serben  Simeon  Milutinowitsch  aus  Sarajewo 
gedacht,  der  sich  seit  einiger  Zeit  in  Leipzig  aufhält?  er 
hat  an  der  Seite  des  schwarzen  Georgs  gefochten,  und 
weiss  manche  interessante  Mittheilung  zu  machen.  Die 
Scheu,  dass  vielleicht  bereits  er  selbst,  oder  auch  Andre, 
Sie  von  seiner  Person,  und  von  seinen  Verhältnissen  zur 
jungen  serbischen  Litteratur,  in  welcher  noch  Alles  merk- 
würdig und  bedeutungsvoll  ist,  unterrichtet  haben  möchten, 
hält  mich  ab,  hier  mehr  davon  zu  erzählen.  Wunderbar 
genug  nimmt  sich  es  immer  aus,  einen  Mann  mit  einem 
so  tüchtigen  Schnurrbart  und  von  so  echt  orientalisch- 
martialischem Ansehn,  als  Grammatiker  auftreten  zu  sehen ! 

Meinem  Danke,  Hochverehrtester!  füge  ich  noch,  die 
vielleicht  überflüssige  Frage  hinzu.  Ich  darf  wohl  voraus- 
setzen, dass  Ihnen  aus  allen  Weltgegenden  Merkwürdiges 
und  Beachtenswerthes  zugesendet  werde,  doch  wäre  es 
immer  möglich,  dass  das  Stück  vom  North  American  review 
welches  den  Aufsatz:  the  life  and  genius  of  Goethe  ent- 
hält, zufällig  noch  nicht   in  Ihren  Händen  wäre.     Es  sind 


■62  Neue  Mittheilungex. 


einige  Uebersetzungen  von  Liedern  darin,  wie  ich  sie  noch 
•nie  so  trefflich  gelesen  habe.  Entschuldigen  Sie  gütigst 
mit  meinem  Eifer  Ihnen  zu  dienen,  wenn  die  Anfrage 
unnütz  war. 

Mein  Vater  empfiehlt  sich  ergebenst  Ihrem  geneigten 
Andenken.  Mit  unumschränkter  Bewundrung  und  dem 
innigsten  Danke 

die  wärmste 
Ihrer  Verehrerinnen 
Halle,  d.  13.  Dezember  Therese  v.  Jakob. 

1826. 


Goethes  Briefwechsel  mit  Therese  Albertine  Louise  von 
Jakob  tritt,  in  sich  geschlossen,  nunmehr  aus  dem  Goethe- 
und  Schiller-Archiv  vor  die  Oeffentlichkeit.  Das  Hauptwerk 
der  Schriftstellerin,  ihre  »Volkslieder  der  Serben,  metrisch  über- 
setzt und  historisch  eingeleitet  von  Talvj.  Halle,  in  der 
Rengerschen  Buchhandlung  1825«  (zweite  Lieferung  1826), 
steht  im  Mittelpunkt;  es  ist  Goethe  in  einer  poetischen  Zu- 
eignung gewidmet ;  das  Pseudonym  Talvj  ist  aus  den  An- 
fangsbuchstaben des  vollen  Namens  gebildet. 

Theresens  Briefe  sind  in  einem  Fascikel  mit  der  Auf- 
schrift „zu  den  serbischen  Liedern  gehörige  Correspondenz 
1824"  erhalten.  Die  Concepte  von  Goethes  Antworten  sind 
zum  Theil  beigeheftet,  zum  Theil  in  den  Quartalheften  vor- 
handen. Die  Concepte  sind  von  Johns  Hand  niedergeschrieben, 
von  Goethe  selbst  durchgegangen;  zwei  Briefe,  No.  4  und  6, 
waren  inhaltlich  aus  Kanzler  Müllers  Archiv  bekannt  ge- 
worden (Strehlke  I  305).  Bernhard  Sitphan  hatte  den  Text 
der  Briefe  zur  Herausgabe  hergerichtet,  und  die  textkritischen 
Noten  zu  den  Goethebriefen  (ausser  zu  No.  2.  4.  6.)  angefügt. 
Ich  habe  die  gesammten  Serbica  des  Archivs  an  Ort  und 
Stelle  einsehen  dürfen. 

Therese  von  Jakob  wurde  am  26.  Januar  1797  geboren. 
Ihr  Vater  war  Professor  der  Staatswissenschaften  in  Halle 
und  mit  Goethe  bekannt  (Tag-  und  Jahreshefte  1803  bei 
Hempel  27,  89;  und  Weimarer  Ausgabe  III  3,  73).  Er  wich 
1S06  vor  der  Napoleonischen  Herrschaft  nach  Russland  und 
lehrte  in  Charkow  und  Petersburg.  Therese  gewann  ein 
natürliches  Verhältniss  zur  russischen  Sprache,  Cultur  und 
Literatur.  Sie  kehrte  1816  mit  dem  Vater  nach  Halle  zu- 
rück und  begann  alsbald  ihre  schriftstellerische  Wirksamkeit. 
Die  Theilnahme  an  der  serbischen  Volkspoesie  war  damals 
im    Aufblühen    begriffen.      Der    Serbe    Wuk    Stephanowitsch 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        63 

Karadschitsch,  der  sich  die  Sammlung  seiner  heimatlichen  Volks- 
gesänge zur  Lebensaufgabe  gemacht  hatte,  begab  sich  im 
Jahre  1823  von  Wien  nach  Leipzig,  um  den  Druck  der  neuen 
Auflage  seiner  (zuerst  1814.  1815  erschienenen)  Volkslieder 
persönlich  zu  überwachen;  die  drei  Bände  kamen  1823.  1824 
bei  Breitkopf  und  Härtel  heraus.  Wuk  besuchte  den  ihm 
vom  Wiener  Congress  her  bekannten  Jacob  Grimm  in  Cassel 
und  machte,  von  ihm  empfohlen,  Goethe  im  October  1823 
seine  erste  Aufwartung.'  Er  verkehrte  auch  bei  dem  Lin- 
guisten Vater  in  Halle.  ^  Wuk  hat  aber  keineswegs  Theresen 
zum  Uebersetzen  seiner  Lieder  angeregt.  Sie  wurde  erst, 
wie  ich  einem  ihrer  ungedruckten  Briefe  an  Jacob  Grimm 
entnehmen  darf,  durch  Grimms  öffentliche  Empfehlung  der 
Wukischen  Leistungen  in  den  Göttingischen  gelehrten  An- 
zeigen auf  »dies  neue,  unerhellte  Feld  der  Literatur«  ge- 
führt. »Denn  obgleich  Wuk  (schreibt  sie  weiter)  in  meiner 
unmittelbaren  Nähe  lebte,  hatte  ich  doch  bis  dahin  sein  Da- 
seyn  und  sein  Treiben,  mit  andern  Dingen  beschäftigt,  fast 
ganz  ignoriert  ....  er  war  leider  schon  nicht  mehr  in  Halle, 
als  ich  die  Gedichte  zum  erstenmal  sah,  und  somit  den  ersten 
serbischen  Buchstaben«.  Sie  fing  an,  einzelne  Lieder  aus 
Wuks  Sammlung  zu  übersetzen,  und  fasste  sich  ein  Herz, 
Proben  davon  an  Goethe  zu  senden.  Dies  der  Anlass  ihres 
ersten  Briefes  vom   12.  April   1824. 

No.  I.  Der  »Vermittelnde«  hätte  Wuk  sein  können. 
Er  war,  nach  dem  Tagebuch,  am  15.  Februar  1824  wiederum 
bei  Goethe  gewesen  und  hatte  die  beiden  ersten  Bände  seiner 
serbischen  Lieder,  die  nur  zufällig  nach  dem  dritten  erschienen 
waren,  überreicht.  Therese  scheint  das  gewusst  zu  haben.  — 
Von  der  Einlage  des  Briefes  sind  ö'/-^/ Stücke  vorhanden,  sämmt- 
lich  von  der  Hand  der  Talvj  (wie  sie  hinfort  der  Kürze  halber 
genannt  sei).  Die  beiden  Marko -Lieder  stehen  nicht  in 
Tal vjs  Buche;  eine  kurze  Inhaltsangabe  genüge,  i)  »Marko's 
und  der  Wila  Geschwisterbund« :  Der  Kraljewitsche  Marko 
reitet  mit  dem  Woiwoden  Milosch  über's  schöne  Waldgebürge 
Mirotsch.  Marko  ist  müde ;  er  bittet  seinen  Gefährten,  ihn 
in  den  Schlaf  zu  singen.  Ob  des  herrlichen  Gesanges  zürnt 
die  Wila,  die  zauberische  Bergesfee.  Sie  wirft,  voll  Neid, 
dem  Sänger  einen  Wurfspiess  in  die  Kehle,  einen  in  das 
Heldenherz.  Milosch  ruft  todeswund  den  Marko.  Der  holt  auf 
seinem  guten  Rosse  Scharatz  die  Wila  ein.  Sie  erkauft  ihr 
Leben  durch  das  Versprechen,  Milosch'  Wunden  mit  Kräutern 

'  Vgl.  G.-J.  IX  20.  Die  ebenda  S.  84  geäusserten  Zweifel  sind 
aufzugeben ;  die  Thatsache  geht  auch  aus  einem  mir  vorliegenden  un- 
gedruckten Briefe  Goethes  an  Jacob  Grimm  hervor. 

^  Vater  nennt  Wuk  in  Jacob  Grimms  serbischer  Grammatik 
S.  L\'  Anm.  seinen  »Freund  und  Hauso^enossen«. 


64  Neue  Mittheilungen'. 


zu  heilen.  Ein  »Geschwisterbund«  umschHesst  von  jetzt  den 
Marko  und  die  Wila.  2)  »Der  Bundesschwester  Beystand« : 
Marko  reitet  dürstend  durch  den  Wald.  Wie  er  sich  und 
Scharatz  in  den  Fluthen  eines  Sees  tränkt,  stört  er  die 
Furtenwila  und  erregt  ihren  Zorn.  Sie  setzt  ihm  nach;  er 
wird  jedoch  durch  den  Beistand  seiner  Bundesschwester,  der 
Bergwila,  vom  Verderben  errettet.  Das  dritte  Stück :  »Das 
Mädchen  vom  Amselfelde«,  kehrt  fast  unverändert  in  Talvjs 
Buche  (I  261)  wieder.  Die  »weiblichen  Lieder«  waren  im 
ersten  Bande  der  Wukischen  Sammlung  enthalten. 

No.  2.  Goethes  Tagebuch  hat  unter  dem  25.  April  1824 
die  Eintragung  :  An  Fräulein  v.  Jakob  mit  Serbischen  Gedichten 
nach  Halle.  Das  Original  von  »Hajkunas  Hochzeit«  ist 
Wuk  wahrscheinlich  in  dem  Goethe-Briefe  vom  20.  Decem- 
ber  1823  mitgetheilt  worden  (Strehlke  I  317):  dies  ist  wohl 
das  Lied,  »worin  sich  ein  artiges  Ereigniss  hervorthut«. 
Talvjs  metrische  Uebersetzung  langte  im  folgenden  Briefe  an ; 
das  Blatt  ist  erhalten;  die  Druckgestalt  (Talvj  I  165)  weicht 
fast  gar  nicht  ab. 

No.  3.  Mit  den  Schlussworten  des  Briefes  halte  man 
zusammen,  was  Goethe  in  Kunst  und  Alterthum  1825.  V  2,  57 
(Hempel  29,  585)  über  Talvj  sagt:  »Sie  übersetzte,  ohne 
äusseren  Antrieb,  aus  innerer  Neigung  und  Gutachten  .  .  .  .« 
und  in  einem  ungedruckten  Briefe  an  Jacob  Grimm  (27.  August 
1824):  »Die  Fertigkeit  und  Ausdauer  dieses  talentvollen 
Frauenzimmers  sind  zu  bewundern«. 

No,  4.  Die  Forderung,  dass  derartige  Volkslieder  »in 
Masse«  vor  das  Publikum  treten  müssten,  wiederholt  sich 
in  Goethes  Aufsätzen  zur  serbischen  Literatur;  vgl.  Hempel  29, 
576.  590,  an  Zelter  6.  Juni   1825. 

No.  5.  Der  Aufsatz,  zu  dem  sich  Talvj  hatte  »bereden« 
lassen,  steht  anonym  mit  der  Chiffre  87  im  Literarischen 
Conversationsblatt  No.  122,  vom  26.  Mai  1824,  Talvj  zeigt 
die  drei  Bände  der  Wukischen  Volksgesänge  an  und  giebt 
als  Proben :  Erkältetes  Herz  (Talvj  I  60),  Abschied  (I  38), 
Schalkhaftes  Liebesgespräch  (I  31);  am  Schlüsse,  wie  hier, 
Betrachtungen  über  die  Möglichkeit,  die  Gedichte  historisch 
einzuordnen,  —  Wuks  »serbisch-deutsch-lateinisches  Wörter- 
buch« war  181 8  zu  Wien  erschienen. 

Der  für  die  Mitte  des  Juni  angekündigte  Besuch  ist  von 
Talvj  wahr  gemacht  worden.  Goethe  hat  unter  dem  18.  Juni 
im  Tagebuch  vermerkt:  »Um  10  Uhr  Hr.  v.  Jakob  und 
Tochter«.  Die  Uebersetzungen,  welche  Talvj  überreichte, 
werden  diejenigen  sein,  welche  noch,  in  einen  Quartband  mit 
erbsgelben  Schalen  vereinigt,  das  Goethe-Archiv  aufbewahrt. 
Sämmtlich  von  schöner  Copistenhand,  mit  eigenhändigen  Zu- 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        65 

Sätzen  und  Anmerkungen  der  Talvj  (vgl.  Brief  4,  S.  37,  und 

S.  69*) ;    wie    man   an   den    abgeschnittenen   Buchstaben  und 

Wörtern    sieht,    erst    nachträgUch    zusammengebunden.  Das 
vorderste  Blatt  trägt  die  Aufschrift 

Einige 

Serbische  Volksgesänge 

aus  der  Sammlung 

des 

Herrn  Wuk  Stephanowitsch  Karadzitsch. 

Alle  Lieder  finden  sich  in  Talvjs  Buche  wieder,  meist 
wenig  verändert,  zum  Theil  unter  anderem  Titel:  Urosch 
und  die  Merljawzen  (Wuk  II  10,  Talvj  I  175),  Des  Fürsten 
Lasar  Heyrath  (W.  II  8,  T.  II  184),  Untergang  der  Helden 
Serbiens  (W.  II  16,  T.  I  253),  Familiengeschichte  (W.  I  404, 
T.  I  160),  Die  Araberin  und  der  Königsohn  Marko  (W.  II  26, 
T.  I  197),  Der  Tod  des  Königsohnes  Marko  (W.  II  30,  T. 
I  240),  Des  Prinzen  Mujo  Krankheit  (W.  I  398,  T.  I  170), 
Es  kann  nichts  verborgen  bleiben  (W.  I  219,  T.  I  51),  Verein 
im  Tode  (W.  I  137,  T.  I  68),  Abschied  (W.  I  291,  T.  I  38), 
Glückliches  Finden  (W.  I  224,  T.  I  47),  Unerwartete  Freude 
(VV.  I  122,  T.  II  63),  Der  Hirsch  und  die  Waldfrau  (W.  I  158, 
T.  I  12),  Des  Mädchens  Bitte  (W.  I  117,  T.  I  48),  Bruder 
Schwester  Fremde  (W.  I  105,  T.  I  20),  Erkältetes  Herz 
(W.  I  118,  T.  I  60),  Wünsche  (W.  I  222,  T.  I  22),  Irdische 
Denkmäler  (W.  I  293,  T.  I  56),  Schalkhaftes  Liebesgespräch 
(W.  I  282,  T.  I  31),  Beschreibung  einer  Serbischen  Schönheit 
(W.  I  221,  T.  I  5),  Locke  mich  —  ich  komme  (W.  I  296, 
T.  I  35)- 

No.  6.  Beigehendes  »Original  und  Uebersetzung  verwahre 
schon  seit  zehen  Jahrena  —  es  kann  nur,  wie  auch  aus  Talvjs 
Antwort  hervorgeht,  an  den  ersten  Theil  von  Wuks  früherer 
Sammlung  (18 14)  gedacht  werden.  Man  vergleiche  auch  bei 
Hempel  29,  584:  »Gleich  damals  (18 14)  erhielt  ich  sie  (die 
serbischen  Volkslieder,  hundert  an  der  Zahl)  mit  einer  deutschen 
Uebersetzung«.  Jener  Band  iindet  sich  noch  unter  Goethes 
Büchern ;  vorn  folgende  handschriftliche  Widmung  Wuks : 
»Dem  Grössten  Deutschen  sendet  nebst  dem  Original  des 
Klaggesangs  von  der  edlen  Frauen  des  Helden  Hassan-Aga 
auch  die  erste  Lieferung  Serbischer  Volkslieder  ein  Slave«. 
Es  war  damals  üblich  geworden,  zu  Gunsten  der  serbischen 
Poesie  auf  Goethes  »morlackischen«  Klaggesang  von  der  edlen 
Frauen  des  Asan  Aga  hinzuweisen,  der  1778  in  Herders  Volks- 
liedern erschienen  war.  Die  »Uebersetzung«  ist  im  Archiv 
gleichfalls  vorhanden :  eine  starke  Schicht  Octavblätter,  viel- 
fach Spuren  eingehender  Beschäftigung  an  sich  tragend;  s.  auch 
zu    No.   7.    —    Jacob  Grimm    hatte    zwar   alle   Erscheinungen 

Goet»jf.-Jahrblcii    XII.  3 


GG  Neue  Mittheilungen. 


Wuks  mit  seiner  Empfehlung  begleitet.  Wenn  Goethe  aber  von 
den  »Bemühungen  der  Herren  Grimm  und  Vater«,  in  dieser 
Zusammenordnung,  redet,  so  bezieht  er  sich  ohne  Zweifel  auf 
Grimms  Verdeutschung  von  Wuks  serbischer  Grammatik,  die 
ihm  Grimm  mit  einem  Briefe  vom  8.  Mai  1824  übersandt 
hatte  (G.-J.  IX  22).  Jacob  Grimm  hatte  sie  mit  einer  (in 
den  Kl.  Schriften  8,  96  wieder  abgedruckten)  Vorrede  ver= 
sehen,  die  Goethe  seinem  grossen  serbischen  Aufsatze  zu 
Grunde  legte  (Hempel  29,  584) ;  von  Professor  Vater  war 
hinter  der  Vorrede  eine  prosaische  Uebersicht  des  merk- 
würdigsten und  längsten  Liedes,  der  Hochzeit  des  Maxim 
Zernojewitsch,  gegeben  worden.  Mit  der  artigen  Wendung 
über  Talvjs  Talent  vergleiche  man  Hempel  29,  585.  —  Fauriels 
Chants  populaires  erschienen  das  Jahr  darauf  (1825)  in  deutscher 
Bearbeitung  von  Wilhelm  Müller:  links  die  neu  griechischen 
Originale,  rechts  die  deutsche  Uebersetzung.  —  Das  beiliegende 
Heft  von  Kunst  und  Alterthum  war  des  fünften  Bandes  erstes 
Heft ;  darin  S.  84  ff.  »Der  Tod  des  Kralewitsch  Marko.  Serbisch«, 
von  Wuk;  Talvjs  rhythmische  Uebertragung  in  dem  erbsgelben 
Quartheft  und  in  ihrem  Buche  (I  240). 

No.  7.  Der  »gelehrte  Krainer«  war  Bartholomäus  von 
Kopitar,  Scriptor  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien.  Von  ihm 
sind  auch  slavische  Volkslieder  gesammelt  worden.  Wuk  hatte 
durch  ihn  die  Richtung  auf  die  Volksliteratur  erhalten.  —  »Das 
kleine  Gedichtchen,  welches  Goethe  besonders  bezeichnet 
hatte«,  ist  das  zierliche  »Liebesgespräch«  (Talvj  I  46).  An 
das  lö*"^  der  zu  No.  6  beschriebenen  Octavblätter  ist  nämlich 
ein  Zettel  geklebt,  auf  dem  von  Johns  Hand  und  von  Goethe 
selbst  unterzeichnet  die  Worte  stehen:  »Hiervon  zunächst  eine 
rhythmische  Uebersetzung  wünschend«.  Als  Probe  der  wört- 
lichen Uebersetzung  stehe  hier  der  Anfang: 

Ranko  und  Miliza. 
\\'ind  trug  Rose  übers  Feld 
Auf  des  Ranko  Zelt  trug  er  sie 
Wo  Ranko  mit  Miliza  war: 
Ranko  schreibt,  und  Miliza  stickt; 
Dem  Ranko  ging  das  weisse  Papier  aus, 
und  der  Miliza  das  gebrannte  Gold  .... 

Talvj  überträgt  folgendermassen: 

Liebesgespräch. 
Uebers  Feld  hin  trug  der  Wind  die  Rose, 
Trug  sie  nach  dem  Zelte  hin  des  Ranko. 
Ranko  war  darinnen  und  Militza, 
Ranko  schreibend,  und  Militza  stickend. 
Vollgeschrieben  waren  alle  Blätter, 
Alle  das  gebrannte  Gold  vernähet ; 


Briefw^cüsel  ZWISCHEN'  Goethe  un'd  Therese  v.  Jakob.        67 

Da  sprach  Ranko  also  zu  Militza : 

»Sage,  liebe  Seele,  mir,  Militza, 

Sage  mir,  ist  lieb  Dir  meine  Seele, 

Oder  dünket  hart  Dich  meine  Rechte  ?« 

Aber  ihm  entgegnete  Militza  : 

»Glaub'  es,  Du,  mein  Herz  und  meine   Seele, 

Theurer  ist  mir,  Ranko,  Deine  Seele, 

Als  die  Brüder,  wären's  alle  Viere, 

Weicher,  Liebster,  dünkt  mich  Deine  Rechte, 

Als  vier  Kissen,  wären's  auch  die  weichsten  la 

-Goethe  bezeichnete  (vgl.  oben  S.  45)  als  den  besten  Com- 
«lentar  das  hohe  Lied  Salomonis  2,  6 :  »Seine  Linke  liegt 
unter  meinem  Haupt;  und  seine  Rechte  herzet  mich«.'  Hier- 
mit steht  im  Zusammenhang  eine  Aeusserung  von  Goethe  gegen 
Eckermann  (r8.  Januar  1825):  »(wir  wollen)  uns  unseres  kräf- 
tigen Mädchens  in  Halle  (d.  i.  der  Talvj)  freuen,  die  uns  mit 
männlichem  Geiste  in  die  serbische  Welt  einführt.  Die  Ge- 
richte sind  vortrefflich !  es  sind  einige  darunter ,  die  sich 
dem  hohen  Lied  an  die  Seite  setzen  lassen,  und  das  will 
etwas  heissen«  —  nur  in  der  Beziehung  des  Hohen  Liedes 
auf  »einige«  Gedichte  vielleicht  nicht  richtig  aufgefasst. 

Werner  von  Haxthausen  hatte  18 14  auf  dem  Wiener 
Congress  die  neugriechischen  Volkslieder  liebgewonnen.  Er 
besuchte  deswegen  Goethe  das  Jahr  darauf  in  Wiesbaden. 
Es    heisst    darüber   in   den    Tag-    und    Jahresheften    (Hempel 

27,  216):  »(ich  nahm)  grossen  Antheil  an  griechischen  Liedern 
neuerer  Zeit,  die  in  Original  und  Uebersetzung  mitgetheilt 
wurden,  und  die  ich  bald  gedruckt  zu  sehen  wünschte.  Die 
Herren  von  Natzmer  und  Haxthausen  hatten  diese  schöne 
Arbeit  übernommen«.  In  Haxthausens  Freundeskreise  glaubte 
man,  dass  Goethe  die  Vorrede  schreiben  werde  (Jacob  Grimm 
an  Tydeman,  bei  Reifferscheid  S.  61).  Aber  trotzdem,  dass 
■Goethe  noch  1823  in  Kunst  und  Alterthum  IV  i,  168  (Hempel 
29,  562)  »den  Freund,  der  ihm  im  Sommer  1815  zu  Wies- 
baden neugriechische  Lieder  im  Original  und  glücklich  über- 
setzt vorlegte«,  ersuchte,  sich  mit  ihm  über  die  Ausgabe  zu 
verständigen,  wurde  aus  der  Sache  nichts.  Jacob  Grimm 
moquiert  sich  ein  wenig,  in  einem  Briefe  an  seine  west- 
phälischen    Freundinnen    L.    und    A.    von    Haxthausen    vom 

28.  März  1824,  über  Werners  neugriechische  Lieder,  »die 
•ohnehin  nicht  herauskommen«  (Freundesbriefe  von  Wilhelm 
und  Jacob  Grimm,  bei  Reifferscheid  S.  92). 


'  Goethe  hatte  die  Stelle  50  Jahre  früher  übertragen:  »Seine 
linke  trägt  mein  Haupt  seine  rechte  herzt  mich«  (von  Loepers  Briete 
Goethes  an  Sophie  etc.  S.   129). 


68  Xeue  Mittheilungen. 


No.  8.  »Einige  Bemerkungen«  gehören  noch  zu  Goethes 
Briefe  vom  2.  August  1824.  Die  Entführungsgeschichte  der 
unglückseligen  Mohrin  ist  der  Inhalt  des  Liedes  »Die  Araberin 
und  der  Königsohn  Marko«,  in  dem  erbsgelben  Quarthefte. 
Im  Druck  heisst  es  »Des  Mohrenkönigs  Tochter«  ;  Marko 
entsetzt  sich  so  sehr  über  das  schwarze  Mädchen  mit  den 
weissen  Zähnen,  dass  er  den  beschlagnen  Säbel  vorriss  — 

»Und  sie  hieb  in  ihren  seid(e)nen  Gürtel«. 

Weshalb  Talvj  nicht  in  Goethes  Sinne  änderte,  ergiebt  sich 
aus  dem  nächsten  Briefe,  Ueber  das  Gedicht  vergleiche  man 
auch  Goethes  Entwurf  »Volkslieder  der  Serben,  übersetzt  von 
Fräulein  von  Jakob«  (Hempel  29,  588). 

No.  10.  Betreffs  der  »motivierten  Empfehlung«  sehe 
man,  was  zu  No.  15  gesagt  ist.  —  Wegen  der  beiden  Fragen 
sei  auf  den  folgenden  Brief  und  die  Erläuterungen  dazu  ver- 
wiesen. —  Wie  Goethes  Tagebuch  bestätigt,  folgte  mit  diesem 
Briefe  Talvjs  Manuscript  zurück. 

Das  Gedicht,  welches  »das  Verhältniss  der  Türken  und 
Christen  klar  und  lieblich  ausspricht«,  hat  sich  sowohl  in 
Wuks  wörtlicher  als  auch  in  Talvjs  metrischer  Uebersetzung 
(s.  Brief  11)  erhalten.  Warum  dergleichen  Lieder  in  Talvjs 
Sammlung  nicht  aufgenommen  werden  sollten,  wusste  Goethe 
wohl  aus  mündlicher  Mittheilung.  Wir  werden  darüber  durch 
Talvjs  gewandte  Schlussbemerkung  in  der  Vorrede  zum  zweiten 
Theile  ihres  Buches  belehrt :  »Eine  vierte  Klasse  (der  serbischen 
Lieder)  gehört  zu  einer  gewissen  frivol-schalkhaften  Gattung, 
an  der  es  in  keiner  Sprache  gebricht :  derbe  Scherze,  leicht- 
fertige Liebe,  frech  entschleierte  Wünsche  —  und  wenn  es 
vielleicht  auch  in  meinem  Vaterlande  denselben  an  Freunden 
nicht  fehlen  dürfte,  so  begreift  man  doch  leicht,  dass  ich  zu 
deren  Uebertragung  weder  Beruf  noch  die  mindeste  Fähigkeit 
fühlte«.  Goethe  Hess  das  Stück,  das  Zartgefühl  der  Talvj 
schonend,  ungedruckt  liegen.  Der  poetische  Gehalt  recht- 
fertigt jetzt  noch  die  Veröffentlichung.  Zunächst  von  Wuks 
Uebersetzung  eine  Probe ;  das  Blatt  ist  von  Copistenhand 
geschrieben,  von  Wuk  selbst  durchgesehen. 

Hajkuna  Atlagitsch  und  Johann  Jungsei. 

Es  spazierte  Hajkuna  Atlagitsch; 

Auf  der  Hajkuna  wunderschöne  Kleidung : 

Ein  Kopf,  sieben  Perischani,   (Kopfschmuck) 

Ein  paar  Ohren,  zwei  Ohrgehänge, 

Ein  Hals,  drei  feine  HalsschmUcke, 

Ein  paar  Schultern, '   drei  gelbe  Röcke, 


Manuscript:  Eine  p  Schulter. 


Briki-wechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        69 

Ein  paar  Hände,  drei  Armringe, 

Ein  Herz,  drei  goldene  Gürtel : 

Auf  den  Füssen  bunte'  Hosen, 

Wie  die  Fatalen^  geschmückt  sind! 

Bis  an  die  Knie  ^^'ölfe  und  Wau  Wau, 

Von  den  Knien  kleine  Eichhörnchen, 

Und  neben  ihnen  lauter  Heldenschnurbärte, 

In  der  Mitte  des  Pascha  Delibascha, 

Um  ihn  dreissig  Delien ; 

Auf  dem  Hosenbande  zwei  Goldschmiede : 

Einer  schmiedet,  der  Andere  vergoldet. 

Spaziert  Junge '  den  neuen  Markt  hinab 

Vor  den  Gewölben  des  Johann  Jungsei  .... 

Dagegen  Talvjs  Uebertragung : 

Hajkuna  Atlagitsch  und  Junggesell 
Johannes. 

Sieh,  Hajkuna  Atlagitsch,  die  Jungfrau, 

Wie  sie  geht  in  wundersamem  Anzug ! 

Siebenfach  umwunden  ist  das  Haupt  ihr. 

In  den  Ohren  trägt  sie  Goldgehänge, 

Um  den  Hals  drey  feingeringte  Ketten : 

An  den  Armen  auch  dreyfache  Spangen, 

Unterm  Busen  drey  echtgoldne  Gürtel, 

Auf  den  Schultern  gelbe  Oberkleider, 

An  den  Füssen  bunte  Unterkleider, 

Wie  so  schelmisch  ausgeputzt  sind  diese ! 

Bis  ans  Knie  sind  Füchschen  drauf  und  Lüchschen,*) 

Vom  Knie  an,  ganz  kleine  Eichhornweibchen: 

Dicht  daneben  lauter  Heldenbärtchen, 

Von  'nem  Leibwachtpascha,  in  dem  Zwickel, 

Drum  herum,  von  dreissig  Leibsoldaten. 

Auf  dem  Tragband  zween  Goldschmiedkünstler, 

Der  vergoldet,  aber  jener  schmiedet. 

So  geht  sie  den  neuen  Markt  hinunter, 


*)  im  Original :  Wölfe  und  Wauwau.  Dem  Sänger,  der  es  offenbar 
darauf  anlegt,  zu  lachen  zu  machen,  scheint  es  hier  nur  auf  den 
komischen  Reim  in  der  Mitte  wiit^i  und  baut-i  angekommen  zu  seyn ; 
darum  wählte  er  jenes  läppische  Wort.  Der  Eindruck,  den  obiger  Vers 
im  Deutschen  macht,  ist  wenigstens  dem  des  serbischen  ähnlicher  als 
wenn  ich  es  wörtlich  übersetzen  wollte.  Ob  die  wunderlichen  Ver- 
zierungen gestickt  oder  wie  sie  sonst  angebracht  sind,  geht  aus  dem 
Liede  nicht  hervor.  Hr.  Wuk  scheint  erstres  vorauszusetzen,  darum 
übersetzt  er  himt,  gradezu  hunfgestickt.     (Talvjs  Bemerkung.) 

'  Durch  Streichung  hergestellt  aus  »buntgestickte«. 

^  Zuerst  »die  fatalen  Hosen«. 

'  Von  Goethe  mit  Blei  hergestellt  »Spaziert  Sie  die  Junge«. 


Neue  Mittheilungen. 


Vor  des  Junggesell  Johannes  Laden. 
»Helf  Dir  Gott,  mein  Junggesell  Johannes  !«   — 
))Ey,  Hajkuna  Atlagitsch  !   —  Dein  Wohlseyn  ! 
Mögst  gesund  das  neue  Kleid  zerreissen ! 
Aber  mir  erbitt'  ich  meine  Gabe !«   —  *) 

Ihm  entgegnete  das  Türkenmädchen : 
Ey,  Johannes,  soll  Dich  Gott  bewahren ! 
Was  gab'  ich  Dir  wohl  für  eine  Gabe? 
Gab'  ich  Dir  ein  schön  gesticktes  TUchlein, 
Wärs  doch  nicht  für  Dich  die  rechte  Gabe. 
Gab'  ich  Dir  'nen  feinen  Unteranzug,**) 
Wieder  wärs  für  Dich  doch  nicht  das  rechte ! 
Gab'  ich  Dir  'nen  Wink  nach  meiner  Kammer, 
Wirst  mir.  Loser !  dort  nicht  Frieden  halten. 
Allerhand  muthwill'ge  Streiche  treiben !((   — 

Ihr  erwiederte  der  Knab'  Johannes : 
»Hör,  Hajkuna,  lass  darauf  uns  wetten  ! 
LTm  Dein  Halsband  und  um  meinen  SchimmeL 
Sag  mir  nur,  wo  wir  zusammen  kommen  ? 
Ob  in  Deinem,  oder  meinem  Hause  ? 
Oder  ob  in  Beg  Atlagitschs  Garten? 
Dass  wir  eine  Nacht  zusammen  nächt'gen, 
Wer  zuerst  muthwillig  wird  von  beyden«.   — 

Flüsternd  drauf  versetzet  Hajkuna : 
»Wohl,  so  seys!  —  und  höre  Knab  Johannes! 
Abends,  wenn  die  dunkle  Nacht  herbey  kommt. 
Schleich  Dich  in  den  Garten  meines  Vaters, 
Unter  Beg  Atlagitschs  Pomeranzen. 
Harre  meiner  bey  den  goldnen  Bäumen  !«   — 

Und  das  Mädchen  gieng  nach  ihrem  Hause^ 
Sinnend  sass  der  Knab  in  seinem  Laden, 
Sinnend  ob  des  Türkenmädchens  Worte: 
»Ob  sie  kommen  werd'  am  stillen  Abend, 
Oder  an  die  Türken  ihn  verrathen  ?« 
Unterdessen  rückt  die  dunkle  Nacht  an, 
In  den  grünen  Garten  geht  Johannes, 
Unter  Beg  Atlagitschs  Pomeranzen. 
Lang  nicht  harrt  er  bey  den  goldnen  Bäumen, 
Horch !  da  rauscht  es  durch  den  grünen  Garten  l 
Durch  die  Büsche  schimmern  gelbe  Kleider, 


*)  nach  einem  türkischen,  scherzhaften  Brauche,  erhalten  die,  welche 
einen  Netigekleldeten,  ah  einen  solchen,  begrüssen,  eine  kleine  Gabe. 

**)  boschtschaluk,  ein  Geschenk,  aus  den  untern  Kleidungsstücken 
bestehend.     Ich  weiss  es  auf  keine  andre  Art  zu  übersetzen. 
(Beides  Bemerkungen  von  Talvj.) 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        71 

Klingeln  hört  er  feingeringte  Ketten, 
Rascheln  LederstrUmpfchen  und  Pantoffeln. 
Und  er  denkt :  das  Mädchen  bringt  die  Türken  ! 
Eilig  will  er  fliehen  durchs  Gesträuche, 
Doch  es  giebt  sich  kund  das  Türkenmädchen : 
»Flüchtling  !  ruft  sie,  mög  der  Fuss  Dir  brechen  ! 
Weisst  Du  nicht  mehr,  was  wir  heut  gesprochen?« 
Stehen  bleibt  Johannes,  und  ihm  nahend. 
Nimmt  die  Türkin  bey  der  weissen  Hand  ihn. 
Führt  hinauf  ihn  in  den  obern  Erker, 
Wo  das  weiche  Lager  ihrer  harret. 

Wie  ein  Lamm,  unschuldig,  schlief  der  Knab'  ein. 
Doch  das  lose  Mädchen  kann  nicht  schlafen, 
Dreht  sich  um  auf  ihrem  weichen  Lager, 
Giebt  ins  Antlitz  einen  Schlag  dem  Knaben : 
»O,  Johannes !  schlaf  Du  und  kein  Ende ! 
Thut  Dirs  etwa  leid  um  Deinen  Schimmel  ? 
Ey,  es  soll  ihn  Dir  ein  Türke  reiten ! 
Räuber  meinen  Halsschmuck  mir  vertrinken!«    — 
Als  der  Knab  Johannes  diess  vernommen. 
In  den  Arm  nahm  er  das  Türkenmädchen, 
Küsst  die  Wange  dreymal  ihr  und  viermal. 
Zählt'  es  Einer,  war'  es  wohl  noch  mehrmal ! 
Also  schlummerten  die  beyden  Kinder. 

Als  der  Knab  Johannes  jetzt  erwachte. 
Schon  beschien  den  schlanken  Thurm  die  Sonne, 
Da  erschrocken  rief  er  laut  die  Worte : 
»Auf  o  Mädchen !  schläfst  Du  Todesschlummer ! 
Schon  ins  Fenster  scheinet  hell  die  Sonne, 
Sterben  muss  ich  von  der  Türken  Händen!«   — 
Doch  das  schöne  Türkenmädchen  sagte  : 
»Fürchte  nichts,  o  lieber  Knab  Johannes! 
Wohl  ein  ganzes  Jahr  mit  seinen  Tagen 
Könnt'  ich  Dich  vor  aller  Welt  verbergen, 
Hier  in  unsrem  weissen  Haus,  Johannes, 
Dass  es  Vater  nicht  noch  Mutter  wüsste«.   — 

Und  sie  sprang  auf  ihre  leichten  Füsse, 
Oeffnete  die  Truhe  ihrer  Betten, 
Drin  mit  weichen  Kissen  ihn  bedeckend. 
All  den  Tag  schlief  in  der  Truh  Johannes, 
Bis  die  dunkle  Nacht  von  Neuem  nahte. 
Nun  versorgte  Vater  sie  und  Mutter, 
Stieg  hinauf  dann  nach  dem  obern  Erker, 
Nahm  aus  all  den  Kissen  den  Johannes, 
Ihn  mit  prächt'gem  Abendmal  bewirthend. 
Trug  sodann  viel  gelbes  Gold  zusammen. 
Stieg  hinunter  nach  dem  Erdgeschosse, 


/-^ 


Neue  Mittheilungek. 


Ihres  Vaters  Braunen  aufzuzäumen. 
Doch  Johannes  gieng  nach  seinem  Thurme, 
Sattelte  in  seinem  Stall  den  Schimmel. 
Nahm  an  Gelde  zu  sich  was  er  hatte. 
Drauf,  sich  auf  die  guten  Rosse  schwingend, 
Flohn  sie  nach  dem  ebenen  Kotari. 
Als  des  Morgens  nun  der  Morgen  anbrach. 
Sah  des  Beg  Atlagitsch  Ehgemahlin, 
Dass  im  Thurm  das  Mädchen  nicht  daheim  war ; 
Dass  im  Schatze  vieles  Gold  auch  fehle. 
Und  der  Braune  aus  dem  Erdgeschosse. 
Eilig,  einen  Brief  auf  ihren  Knieen 
Schrieb  sie  wieder,  ihn  der  Tochter  sendend : 
»Was,  o  Tochter  !  dass  Dirs  Gott  vergelte  I 
Was  verbrennst  Du  Deines  Vaters  Barthaar  ? 
Was  verschwärzest  Du  der  Mutter  Antlitz?« 
Doch  Hajkuna  schrieb  entgegnend  dieses: 
»Sprich  nicht  thöricht,  liebe  alte  Mutter! 
Wüsstest  Du,  o  meine  alte  Mutter, 
'  Wie  so  stürmisch  sind  der  Christen  Küsse, 

Meinen  Vater  liessest  Du  noch  heute. 
Freitest,  noch  als  Greisin,  einen  Christen!«   — 

Zu  Goethes  Plan  7'oih  2.  September  1824.  Dieser  Plan 
ist  der  Gewinn  eingehender  Beschäftigung  mit  den  serbischen 
Liedern.  Goethe  arbeitete  schon  am  27.  August  an  der  »vor- 
läufigen motivirten  Empfehlung«  ;  das  Tagebuch  hat  den 
Vermerk :  »An  dem  Aufsatz  über  serbische  Lieder  diktirt, 
und  die  Betrachtung  hierüber  fortgesetzt«.  Den  30.  August 
traf  Talvjs  Manuscript-Sendung  ein;  Tagebuch  vom  folgenden 
Tage:  »Die  Sammlung  serbischer  Lieder  durchgelesen  und 
durchgedacht  ....  An  den  serbischen  Liedern  fortgefahren«. 
I.  September:  »Gestrige  Betrachtungen  wieder  aufgenommen. 
Die  Lieder  schematisirt,  und  die  Abtheilungen  diktirt.  Ferner 
den  Inhalt  der  Liebeslieder  ausgezogen«.  2.  September: 
»Fuhr  fort  an  der  Betrachtung  serbischer  Lieder.  Mundirt 
den  Vorschlag  zur  Ordnung  der  Gedichte  in  duplo«.  Die 
letzte  Bemerkung  erklärt  auch,  wie  es  kommt,  dass  der  in 
einem  Exemplar  zurückbehaltene  Plan  von  Goethe  selbst 
durchgesehen  und  unterschrieben  ist. 

Talvj  Hess  ihren  ursprünglichen,  bloss  chronologisch  an- 
gelegten Entwurf  fallen  und  legte  Goethes  »ohne  Zweifel 
viel  geistreichere«  Anordnung  dem  ersten  Theile  ihres  Buches 
zu  Grunde.  Abtheilung  »I.  Liebeslieder«  sind  bei  Talvj  die 
»Kleineren  Gedichte«,  in  reicher  Anzahl,  nach  Goethes  An- 
Aveisung  an  einander  gereiht.  »II.  Familienlieder«  bei  Talvj 
»Grossere  Gedichte«.   Die  von  Goethe  vorgeschlagene  Reihen- 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        73 

folge  ist  angenommen.  Nur  hatTalvj  »Die  Hochzeit  des  Maxim 
Zernojewitsch«  vorgestellt  (vgl.  die  Briefe  12.  14);  zwischen  e 
und  f  ist  »Der  Zweykampf«  eingeschoben  worden;  die  Lieder 
g  und  h  sind  für  den  zweiten  Theil  (S.  165,  169)  zurück- 
gelegt worden.  In  der  Abtheilung  »IIL  Abentheuer  Marko 
des  König  Sohns«  hat  Talvj,  trotz  ihres  Widerspruchs  im 
elften  Briefe,  den  »bösen  (grimmen)  Bogdan«  vorläufig  preis 
gegeben;  das  Lied  ist  aber  II  222  gedruckt.  »Des  Vaters 
Säbel«  muss  in  Talvjs  Manuscript  hinter  »e)  Er  (Marko)  und 
des  Vaters  Säbel«  gestanden  haben,  es  ist  auf  Goethes  Ein- 
spruch weggeblieben;  im  ztveiten  Theile,  wo  es  S.  238  er- 
scheint, verweist  eine  Note  auf  »denselben  Stoff  von  einem 
andern  Sänger  im  ersten  Theile«.  Ferner  ist  für  den  Druck 
zwischen  a  und  b  die  »Heyrath  des  Königsohns  Marko« 
eingesetzt,  d  und  f  sind  vertauscht.  Die  drei  Stücke  von 
»IV.  Staats-  und  Kriegsgeschichten«  wurden  erst  im  zweiten 
Theile  verwendet,  die  beiden  ersteren  S.  184,  292,'  das 
dritte  unter  dem  Titel  »Knas  Iwan  Kneshewitsch«  S.  262 
(oder  S.   272?). 

No.  II.  Es  ist  schon  oben  S.  49  in  der  Note  3  darauf 
hingewiesen  worden,  dass  der  Ansatz  zu  den  beiden  Fragen, 
nach  der  Lage  des  Amselfeldes  und  der  Herkunft  des  Milosch 
Obrenowitsch,  im  Concept  durchgestrichen  ist.  Da  Talvj  auf 
die  erste  Frage  nicht  antwortet,  so  war  diese  vielleicht  doch 
nicht  in  Goethes  Briefe  enthalten.  Was  die  zweite  anlangt, 
so  hatte  Jacob  Grimm  die  von  ihm  verdeutschte  serbische 
Grammatik  mit  einigen  vornehm  -  zurückhaltenden  Worten 
(s.  die  Kleineren  Schriften  8 ,  96)  »dem  Durchlauchtigen 
Fürsten  in  Serbien  Herrn  Milosch  Obrenowitsch«  zugeeignet. 
Gewiss  nicht  in  eigner  Sache,  sondern  Wuk  zu  Liebe.  Wuk 
war  in  der  That  dem  Fürsten  Milosch  zu  Dank  verpflichtet. 
Ein  gleicher  Vorgang  spielte  sich  später  ab.  Als  Wuk,  der 
in  gedrückten  Verhältnissen  lebte,  vom  Kaiser  Nicolaus  ein 
Jahrgeld  von  hundert  Ducaten  erhielt,  schrieb  er  an  Grimm, 
es  wäre  ihm  lieb :  »wenn  er  auch  bei  der  Gelegenheit  in 
den  göttingischen  gelehrten  Anzeigen  dem  Kaiser  und  dem 
Minister  ein  Compliment  machen  möchte«  (ungedruckter 
Brief  vom  i,  August  1827).  Es  geschah.  Als  Grimm  1834 
den  vierten  Band  der  serbischen  Volkslieder  anzeigte,  liess 
er  wie  von  ohngefähr  die  Worte  einfliessen :  »einer  gross- 
artigen ihn  und  den  Geber  gleich  ehrenden  Unterstützung 
des  russischen  Kaisers  hat  er  (Wuk)  sich  zu  erfreuen« 
(Kleinere  Schriften  5,  169).  Was  Talvj  über  Milosch  berichtet, 
bedarf  nur  weniger  Bemerkungen.  Sein  Bruder  hiess  Milan. 
Der  schwarze  Georg  oder  Czerny-Georg,  eigentlich  Georg 
Petrowitsch,  musste  1813  das  Land  verlassen.  Die  Stelle 
»zum  Beschützer  der  Wissenschaften,  oder  wie  ihn  sonst  Hr. 


74  Neue  Mitthlilungen. 


Grimm  nennt,  scheint  er  sich  wenig  zu  quaUfiziren«  steht 
einigermassen  im  Widerspruch  mit  dem,  was  in  der  Vorrede 
zu  Talvjs  Buche  (S.  XLIV,  XLV)  öffentlich  gesagt  wird; 
man  vergleiche  auch  Goethe  über  ihn  (bei  Hempel  29,  592), 

Ueber  Talvjs  Besuch  hat  Goethes  Tagebuch  folgende  Ver- 
merke, 9.  October:  »Nach  Tische  Fräulein  von  Jakob«, 
10.  October:  »Um   11  Uhr  Geh.  St.  R.  Jakob  von  Halle«. 

No.  12.  Talvjs  Schreiben  stellt  sich  als  ein  Dankbrief 
dar,  für  etwas,  das  Goethe  »der  (schon  wieder  von  Weimar) 
Entfernten«  nachgeschickt  hatte.  Worin  das  Geschenk  be- 
standen hat,  weiss  ich  nicht  zu  sagen.  Es  war  aber  jeden- 
falls einer  Sendung  beigeschlossen,  von  der  Goethes  Tage- 
buch zum  16.  October  meldet:  »Frl.  \.  Jakob,  die  Königin- 
hofer  Lieder.  Halle«.  Hierauf  bezieht  sich,  was  Talvj  im 
zweiten  Absatz  über  altböhmische  Lieder  und  Sprache  sagt. 
Die  Handschrift  selbst  wird  mit  diesem  Briefe  zurückgegeben 
worden  sein.  Goethe  schrieb  von  dieser  Handschrift  in  Kunst 
und  Alterthum   1827.  VI,   197   (Hempel  29,  147). 

Ueber  die  »Hochzeit  des  Maxim  Zernojewitsch«  scheint 
beim  letzten  Zusammensein  zwischen  Goethe  und  Talvj  ge- 
sprochen worden  zu  sein.  Er  kannte  bisher  nur  Vaters  »Com- 
position  des  Ganzen«.  Die  ausgehobnen  schönen  Stellen 
stehen  in  Talvjs  Buche  I  89,  84. 

No.  13.  Das  »Uebrigbleibende«  füllte  später  den  zweiten 
Theil  von  Talvjs  Uebersetzung. 

No.  14.  Das  zurückfolgende  »grosse  Gedicht«  ist  die 
Hochzeit  des  Maxim  Zernojewitsch.  Goethe  hatte  es,  laut 
Tagebuch,  am  30.  November  gleich  nach  dem  Empfang  mit 
Riemer  zusammen  nochmals  gelesen.  An  dem  nämlichen 
Abend  war  er  auch  »den  Abschluss  des  Serbischen  Aufsatzes 
durchgegangen«.  Es  ist  derselbe,  den  das  Schlusswort  des 
Briefes  in  Aussicht  stellt,  nämlich  »Serbische  Lieder«  in 
Kunst  und  Alterthum  1825  V  2,  35  (Hempel  29,  575);  der 
Verdienste  der  Talvj  wird  darin  in  Ehren  gedacht.  Unmittel- 
bar dahinter  folgt  S.  60  »Des  Prinzen  Mujo  Krankheit«,  dem 
erbsgelben  Quarthefte  entnommen. 

No.  15,  16.  Es  darf  nicht  auffallen,  dass  die  gelehrten 
Slaven  Kopitar  und  Wuk  Talvjs  Uebersetzerfreiheit  nicht  durch- 
weg billigten.  Jacob  Grimm  urtheilte  wenig  anders.  Vater 
schrieb  am  18.  September  1825  an  Wuk  (»Die  Heimat«  1878, 
III  789):  »Im  July  war  ich  in  Kassel,  wo  der  gute  Grimm 
wenigstens  nach  dem  ersten  Anblicke  der  Uebersetzung  Ihrer 
Lieder  durch  die  Talvj  noch  nicht  ganz  zufrieden  war,  son- 
dern selbe  nicht  für  kräftig  genug  hielt,  so  dass  man  das 
Frauenzimmer  erkenne«.  Grimm  wünschte  auch  in  seiner 
öffentlichen  Besprechung  des  Buches  (Göttingische  gelehrte 
Anzeigen    1826  =  Kleinere   Schriften  4,  419),    dass   sie    sich 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakob.        yj 

näher  an  das  Original  geschlossen  hätte.  Goethe,  der  ein- 
geständlich  keinen  slavischen  Dialekt  kannte,  Hess  die  Lieder 
nur  poetisch  auf  sich  wirken.  Er  hatte  den  Unterschied 
zwischen  Grimm  und  Talvj  richtig  erfasst.  Er  war  an  seinem 
Theile  geneigt,  «den  bei  aller  Hochachtung  für  das  Original 
mit  freier  Heiterkeit  überliefernden  Vortrag  der  Fräulein  von 
Jakob  vorzuziehen«.  Denn  »das  Annähernde,  Gelenke,  Ge- 
läufige ist  das  Wünschenswerthe  des  Augenblicks«.  (Hempel  29, 

589^   590-) 

No.  17.  Zwei  volle  Jahre  liegen  zwischen  Goethes  und 
Talvjs  letzten  beiden  Briefen.  Der  Verkehr  hat  jedoch  in 
der  Zwischenzeit  nicht  geruht.  Talvj  hat  ihm  den  ersten 
Band  ihrer  Volkslieder  gesandt,  er  ihr  das  zweite  Heft  des 
fünften  Bandes  von  Kunst  und  Alterthum  verehrt.  Goethe 
schrieb  am  6.  Juni  1825  an  Zelter:  »Die  Volkslieder  der 
Serben  sind  soeben  in  einem  hübschen  Oktavband  zu  Halle 
herausgekommen.  Die  Einleitung,  ein  kurzer  Abriss  der  Ge- 
schichte des  untergegangenen  serbischen  Reichs,  ist  eine  höchst 
brav  und  kenntnissreich  gearbeitete,  genügende,  aber  unver- 
gnügliche Schilderung«.  Talvj  besuchte  Goethe  am  29.  Sep- 
tember 1826.  Nachdem  sie  ihm  am  Vormittag,  wie  das  Tage- 
buch angiebt,  ihre  Aufwartung  gemacht  hatte,  wurde  sie  mit 
ihrem  Vater  Abends  zum  grossen  Thee  geladen.  Grillparzer 
war  auch  da;  er  berichtet  in  seiner  Selbstbiographie  (Sämmt- 
liche  Werke  4.  Aufl.  XV  145):  »Gegen  Abend  ging  ich  zu 
Goethe.  Ich  fand  im  Salon  eine  ziemlich  grosse  Gesellschaft, 
die  des  noch  nicht  sichtbar  gewordenen  Herrn  Geheimeraths 
wartete.  Da  sich  darunter  .  .  ein  Hofrath  Jacob  oder  Jacobs 
mit  seiner  eben  so  jungen  als  schönen  und  eben  so  schönen 
als  gebildeten  Tochter  befand,  derselben,  die  sich  später 
unter  dem  Namen  Talvj  einen  literarischen  Ruf  gemacht  hat, 
so  verlor  sich  bald  meine  Bangigkeit,  und  ich  vergass  im 
Gespräche  mit  dem  liebenswürdigen  Mädchen  beinahe,  dass  ich 
bei  Goethe  war«.  Erst  nach  diesem  Besuche  scheint  der  zzueite 
Band  von  Talvjs  Buche  (1826  ausgegeben)  fertig  geworden 
und  bei  Goethe  eingetroffen  zu  sein;  er  wurde  1827  in  Kunst 
und  Alterthum  VI  i,  188  (Hempel  29,  589)  angezeigt.  Carl 
August,  der  auch  später  noch  für  die  serbische  Poesie  sich  lebhaft 
interessirte,  schrieb  am  24.  November  1826  an  Goethe,  »dass 
die  Serbischen  Lieder  gar  nicht  mehr  von  ihm  kämen  und 
er  alle,  täglich  etliche  davon,  lesen  müsse«.  (Briefwechsel  des 
Grossherzogs  Carl  August  mit  Goethe  II  289).  Es  kann  hier 
—  entgegen  der  Commentierung  Vogels  —  nur  an  Talvjs 
ersten  Band  gedacht  werden,  den  ihm  der  Freund  offenbar 
mitgetheilt  hatte.  Goethe  überreichte  darauf  sofort  den  (eben 
doch  wohl  erst  angekommenen)  zweiten  Band.  Und  der 
Grossherzog  schon  am  27.  d.  M. :   »Für  das  schöne  Geschenk 


76  Neue  Mittheilungen. 


Deines  Dedications- Exemplars  der  Serbischen  Lieder  danke 
ich  auf's  Allerverbindlichstea.  Goethe  selbst  verfehlte  niclit, 
die  Talvj  kurz  darauf  mit  einer  Gegengabe  zu  erfreuen.  Es 
heisst  in  seinem  Tagebuche  am  2.  Dezember  1826:  »An 
Frl.  Therese  von  Jakob,  nach  Halle,  mit  2.  Medaillen«  — 
also  wohl  mit  einigen  verbindlichen  Worten,  die  den  Con- 
cepten  der  Quartalhefte  nicht  erst  anvertraut  wurden.  Ich 
denke,  dass  die  Medaillen  dieselben  sind,  welche  Goethe  im 
Januar  1827  an  Zelter,  im  Februar  an  den  Rath  Grüner 
schickte.  Es  waren  (Briefwechsel  und  mündlicher  Verkehr 
zwischen  Goethe  und  dem  Rathe  Grüner  S.  229)  i)  das 
Brustbild  des  Grossherzogs,  2)  Goethe,  auf  der  Rückseite 
ein  aufsteigender  Adler  mit  einem  Lorbeerkranz.  Diese  beiden 
Medaillen  sind  das  »schöne  Geschenk«,  für  das  Talvj  in  dem 
letzten  Briefe  dankt. 

Simeon  Milutinowitsch  ist  der  Dichter  der  »Serbianka«, 
eines  epischen  Gedichtes,  worin  der  jüngste  Aufstand  der 
Serben  geschildert  wird.  Simeon  überreichte  es  Goethe  mit  einem 
Schreiben  vom  9.  Dezember  1826.  Goethe  that  in  dem  Auf- 
satze »Das  Neueste  serbischer  Literatur«  in  Kunst  und  Alter- 
thum  1827,  VI  I,  193  (Hempel  29,  592)  seine  Theilnahme  kund. 

13er  Briefwechsel  ist  ein  schönes  Denkmal  für  Goethe 
sowohl  wie  für  Talvj.  Er  lässt  klarer  in  die  frischen  Be- 
strebungen zu  Gunsten  der  serbischen  Volkspoesie  schauen. 
Er  bedeutet  noch  mehr  für  beide  im  menschlichen  Sinne. 
Goethe  wohlwollend,  warm  aufmunternd,  thätig  fördernd,  ins 
Grosse  wirkend ;  Talvj  voll  Zagen  sich  ihm  nahend,  durch 
seine  Theilnahme  beglückt,  von  Bewunderung  für  ihn  hinge- 
rissen, im  Aufblick  zu  ihm  ihr  Können  erhöhend.  Goethe 
liebreich  rathend  ;  Talvj  mit  Urtheil  folgend.  Im  letzten  Briefe 
bricht  das  schmerzliche  Gefühl  hervor,  dass  die  Beziehungen 
zu  Goethe  nun  bald  enden  würden.  Ob  keine  Briefe  mehr 
gewechselt  worden  sind,  wage  ich  nicht  zu  sagen.  Goethe 
erhielt  jedenfalls  noch  im  Jahre  1827  oder  1828  von  Talvj  neue 
serbische  Lieder.  Er  sagte  1828  in  Kunst  und  Alterthum 
VI  2,  324  (Hempel  29,  595):  »Genannte  Freundin  hat  uns 
ohiilängst  abermals  einige  ihrer  Uebersetzungeii  mitgetheilt, 
die  wir,  wenn  uns  der  Platz  nicht  gebräche,  gar  gern  hier 
aufführen  möchten«.  Ich  habe  aber  keine  Blätter  mehr  auf- 
gefunden. Talvj  kam  ihm  wohl  in  der  Folge  aus  den  Augen. 
Sie  ward  1828  die  Gattin  des  amerikanischen  Gelehrten 
Robinson  und  folgte  ihm  1830  in  seine  Heimath.  Goethe 
gedachte  noch  1830  in  der  Unterhaltung  mit  dem  Kanzler 
Müller  (28.  März),  als  die  serbische  Poesie  ihm  bereits  ferne 
lag,  mit  gemüthlichem  Behagen  an  die  »schöne  Zeit,  als  die 
Uebersetzuno-  der  serbischen  Gedichte    zuerst   hervortrat   und 


Briefwechsel  zwischen  Goethe  und  Therese  v.  Jakoü.        77 


wir  so  frisch  und  lebendig  in  jene  eigenthümlichen  Zustände 
hinein  versetzt  wurden«.  Talvj  hat  ihren  freundlichen  Theil 
daran. 

Über  Talvjs  weitere  Lebensschicksale  und  Schriften  findet 
sich  Näheres  in  der  Allgemeinen  deutschen  Biographie  (28,  724) 
und  im  Hamburger  Schriftsteller-Lexikon  (VI  308).  Sie  nahm 
1864,  nach  dem  Tode  ihres  Gemahls,  ihren  Aufenthalt  wieder  im 
deutschen  Vaterlande  und  starb  zu  Hamburg  am  13.  April  1870. 

Reinhold  Steig. 


D.    MUSIKERBRIEFE, 

mitgetheilt  von 
Max  Friedlaender. 


a.    Briefe  an  Goethe  von  Felix  Mendelssohn-Barlholdy. 

I.' 
Berlin  d.   I9ten  März   1822. 

Wie  soll  ich  Ihnen,  Herr  Geheimerath,  genug  für  Ihre 
Güte  danken?  Wie  hcätte  ich  mir  je  einfallen  lassen,  dass 
Sie  sich  meiner  noch  zuweilen  erinnern?  Mit  welchem 
grossen  Geschenke  beglücken  Sie  mich !  Doch  ich  bemühe 
mich  vergebens  meinen  Dank  auszusprechen,  ich  könnte 
ihn  kaum  mit  Worten  geschweige  denn  mit  Zeichen  aus- 
drücken. 

Vor  einigen  Tagen  bin  ich  einer  grossen  Gefahr  glück- 
lich entgangen,  und  zwar  auf  folgende  Art.  Meine  dritte 
Operette,  an  welcher  ich  auch  in  Ihrem  Hause  arbeitete, 
wurde  bald  nach  meiner  Zurückkunft  fertig,  und  Vater 
wollte  mir  die  Freude  machen,  sie  mit  allen  Instrumenten 
bei  uns  singen  zu  lassen.  Nach  vielen  Singproben  kam  die 
Probe  mit  Orchester,  nicht  ohne  viel  Sorgen  und  Hinder- 


'  4  Seiten  4°,  die  ersten  beiden  voll  beschrieben. 


Nhue  Mittheilukgek. 


nisse,  Freitag  den  8*^"  März  zu  Stande.  Nach  einer  Probe 
von  9  Uhr  Morgens  bis  2  Nachmittags  ging  alles  vortreff- 
Hch.  —  Den  andern  Tag,  Sonnabend,  sollte  die  Aufführang 
sein.  —  Freitag  Abend  aber,  war  bei  einem  Bekannten 
Kindercomödie,  wo  ich  auch  meine  Rolle  zu  spielen  hatte. 
In  dieser  Comödie,  im  letzten  Aufzuge  musste  ich  einen 
Degen  aus  der  Scheide  ziehn,  der  alt,  rostig  imd  schartig 
war.  Unglücklicherweise  steckte  er  nicht  ganz  in  der 
Scheide  ich  fasse  mit  der  linken  Hand  anstatt  der  Scheide 
den  Degen  und  ziehe  ihn  mir  durch  die  Hand,  die  ich 
schnell  in  die  Tasche  steckte,  und  das  Stück  noch  aus- 
spielte. Das  Blut  floss  heftig  in  die  Tasche.  Gleich  nach 
dem  Ende  zeigte  ich  die  Verwundung,  die  viel  bedeutender 
war  als  ich  gedacht  hatte;  das  Loch  war  beinahe  V2  Zoll 
tief,  und  klaffte  weit  von  einander.  Der  Wundarzt  wird 
geholt  und  erklärt  dass  nicht  die  mindeste  Gefahr  da  sei, 
näht  mir  die  Wunde  zu,  empfiehlt  mir  strenge  Ruhe,  und 
sagt,  dass  ich  dem  Arm  erst  nach  Verlauf  von  14  Tagen 
werde  aus  der  Binde  lassen  können,  und  ich  trage  ihn  auch 
heute  noch  im  Tuch.  Wäre  der  Schnitt  V*  Zoll  tiefer 
gegangen,  so  wäre  mir  der  Daumen  auf  immer  unbrauchbar 
gewesen!  Wahrlich,  ich  habe  von  Glück  zu  sagen,  und 
kann  Gott  danken. 

Mit  schwerem  Herzen  denk  ich  ans  schöne  Weimar 
zurück ;  wenn  ich  doch  noch  einmal  hinkäme !  Es  sollte 
ihrem  Flügel  nicht  sehr  angenehm  sein  mich  bei  ihm  zu 
wissen  und  mein  Getrommel  auszuhalten. 

Hätten  Sie  wohl  die  Güte  mich  Ihrem  Herrn  Sohn 
und  Ihrer   Frau  Schwiegertochter   zu  empfehlen?    Ich   bin 

Ihr  ergebner 

F.  Mendelssohn. 
2.' 

Berlin  den  24''«"  Mai  1822. 
Sie  erhalten  hierbei,   Herr  Geheimerath,   ein  Kästchen 
mit  Asias,    das   meine  Eltern   Ihnen   schicken,   da  der  Hr. 
Professor  Zelter    ihnen  gesagt    hat,    dass  Sie   auf  die  Art 


'  4  Seiten  4°,  die  ersten  2  voll  beschrieben. 


Musikerbriefe.  79 


eingemachte    Sachen    gern    ässen.      Es    sind    verschiedene 
Arten:  Limonen  und  Bambus. 

Der  Hr.  Professor  Zelter  hat  uns  auf  einige  Zeit  ver- 
lassen. Er  macht  eine  Geschäftsreise.  Seinen  Weg  nimmt 
er  über  Frankfurt  a/O.,  Celle,  Herrnhut,  Dresden  und 
Magdeburg.  Wenn  er  fortgeht,  so  verliert  auch  die  Aca- 
demie  ihre  Seele  und  ihr  Leben,  denn  er  ist  es,  der  das 
Ganze  hebt,  auch  wenn  er  nicht  dirigirt,  schon  sein  Anblick 
feuert  alles  an.     Wie  sehr  vermisse  ich  ihn  ! 

Hoffentlich  werde  ich  in  nicht  sehr  langer  Zeit  das 
Vergnügen  geniessen  mein  liebes  Weimar  wieder  zu  sehn. 
Der  Vater  will  nach  der  Schweiz,  und  da  müssen  wir  doch 
über  Weimar  reisen. 

Sind  Sie  schon  nach  Ihrem  Landhause  in  Jena  gezogen  ? 
Hr.  Professor  Zelter  sagte,  dass  es  gewöhnlich  sehr  früh 
geschähe,  und  diesmal  kommt  noch  der  herrUche  Frühling 
dazu,  denn  es  ist  hier  Sommerhitze  und  die  Kastanien 
haben  lange  abgeblüht,  das  Korn  legt  sich.  Die  Astronomen 
behaupten  der  Standpunkt  der  Erde  gegen  die  Sonne  habe 
sich  verändert,  und  es  ist  wirklich  als  wären  wir  um  einen 
Monat  weiter,  als  wir  sind.  Die  Landleute  wissen  nicht, 
wo  sie  den  reichen  Segen  lassen  sollen.  Ja  sogar  Kirschen 
soll  es  schon  geben. 

Hätten  Sie  wohl  die  Güte  mich  dem  Herrn  Kammer- 
rath  und  seiner  Frau  Gemahlinn  ergebenst  zu    empfehlen. 

Ich  bleibe  in  tiefer  Ehrfurcht,  Hr.  Geheimerath 

Ihr  ergebner 
F.  Mendelssohn. 

N.  S.  So  eben  bekommen  meine  Eltern  einen  langen 
Brief  vom  Violinspieler  Boucher.  Man  hat  ihn  in  Wien 
nicht  nach  Wunsche  aufgenommen,  und  er  schreibt  ziem- 
lich missmuthig.  Er  war  bei  Beethoven  und  hier  sind  die 
Worte,  mit  denen  er  beschreibt  wie  ihn  Beethoven  aufnahm : 
»La  reception  que  Beethoven  m'a  faite  a  etonne  non 
seulement  ses  deux  amis  qui  me  conduisirent  chez  lui, 
mais  aussi  tout  le  monde  musical  d'ici.  II  me  sauta  au 
cou  (contre   son    habitude)   en  disant :    »Goethe   m'a  ecrit 


So  Neue  Mittheilungen. 


sur  vous,  il  vous  aime,  vous  estime,  je  n'ai  pas  besoin  de 
vous  entendre  pour  vous  apprecier«  etc.  etc. 

3.' 
Ew.  Excellenz 
haben  die  Güte  gehabt,  die  Zueignung  meines  dritten 
Quartetts  anzunehmen.  Indem  ich  Ew.  Excellenz  für  die 
ausgezeichnete  Ehre  danke,  die  dadurch  mir  zu  Theil  wird, 
bitte  ich  Dieselben  dies  Quartett,  wie  auch  die  beiden 
vorigen,  als  die  ersten  Stücke  von  mir  welche  öffentlich 
erscheinen,  und  als  Zeichen  der  grössten  Ehrfurcht  zu 
empfangen. 

Indem  ich  mich  der  Gewogenheit  Ewr.  Excellenz, 
und  dem  geneigten  Andenken  Ihrer  Familie  empfehle, 
verbleibe  ich 

Ew.  Excellenz 
hochachtungsvoll  ergebenster 
Felix  Mendelssohn  ßartholdy. 
Berlin  d.  9.  Juni  1825. 

Ew.  Excellenz 
haben  die  Güte  gehabt,  die  Zueignung  meines  dritten 
Quartetts  günstig  aufzunehmen,  und  durch  Ihren  Beifall 
zu  neuen  Compositionen  mir  Muth  und  Lust  einzuflössen, 
und  mir  die  schönste  Aufmunterung  zu  geben,  die  ich  nur 
hoffen  konnte. 

Ew.  Excellenz  erlauben  mir  Ihnen  herzlich  dafür  zu 
danken,  und  Ihnen  zu  dem  gefeierten  Tage  Glück,  lange 
Fortdauer  desselben,  und  das  Beste,  was  ich  mir  ersinnen 
kann  von  ganzer  Seele  zu  wünschen.  Möge  Ew.  Excellenz 
es  mir  nicht  übel  nehmen,  dass  ich  die  Kühnheit  habe 
unter  so  vielen  mich  vorzudrängen,  und  das  auszusprechen, 
was    ich    bei  diesem  schönen  Feste   denke   und  empfinde. 


'  4  Seiten  4°,   die  erste   ganz  besonders   sauber  und   formell  be- 
schreben,  mit  breiten  Abständen.   Auf  der  4.  Seite  Adresse  und  Siegel. 
^  ebenso. 


Musikerbriefe. 


Mit  der  Bitte  mich  Ihrer  werthen  Famihe  zu  empfehlen, 
bleibe  ich 

Ew.  Excellenz 

ergebenster 

Felix  Mendelssohn  Bartholdy. 


Ew.  Excellenz 

muss  ich  vor  Allem  ersuchen,  mir  die  übergrosse  Kühnheit 
zu  verzeihen,  mit  der  ich  Sie  belästige,  aber  theils  die 
Versicherung  des  Herrn  Professor  Zelter,  theils  Ihre  lieb- 
reiche Güte  und  Nachsicht  für  mich,  haben  mir  Muth 
eingeflösst.  Ich  bin  nämlich  so  frey,  Ihnen  hiebey  einen 
Versuch  zu  senden,  welchen  ich  vor  einiger  Zeit  mit  der 
Übersetzung  eines  Terenzischen  Lustspiels  in  den  Vers- 
massen des  Originals  gemacht  habe.  Mein  Lehrer,  dem 
ich  damit  ein  Geschenk  machte,  hatte  Lust,  sie  dem  Pub- 
licum zu  übergeben,  und  das  geschah,  obwohl  es  keines- 
wegs meine  Absicht  bei  der  Arbeit  gewesen  war;  ich  wollte 
blos  zu  meiner  Übung  meine  Kräfte  daran  versuchen.  Da 
nun  der  Professor  Zelter  versprach,  dass  Ew.  Excellenz  es 
nicht  übel  nehmen  w'ürden,  wenn  ich  Ihnen  ein  Exemplar 
davon  überreichte,  so  bin  ich  so  kühn  es  Ihnen  hiebey  zu 
senden,  und  bitte  Sie  nur,  wenn  Sie  das  Werkchen  eines 
BHcks  würdigen  sollten,  nicht  zu  vergessen,  dass  es  der 
schwache  Versuch  eines  schwachen  Schülers  ist. 

Mit  der  unbegränztesten  Ehrfurcht   und  Hochachtung 
verbleibe  ich 

Ew.  Excellenz 

Ergebenster 

Felix  Mendelssohn  Bartholdy. 


Berlin  am  30.  Sept.  1826. 


'  I  Bogen  Quart,  die  erste  Seite  eng  beschrieben. 

(jOhTHt-jAHKUUJH     XII. 


82  Neue  Mittheilukgen. 


6.' 
Ew.  Excellenz 
haben  die  Güte  gehabt,  mir  durch  Herrn  Professor  Zelter 
die  zur  Feier  des  siebenten  Novembers  geschlagne  Medaille 
zu  übersenden,  und  ich  weiss  wahrlich  nicht,  wie  ich  für 
solche  Güte  und  für  dies  werthvoUe  und  ehrende  Geschenk 
mich  genug  bedanken  kann.  Jetzt,  wo  ich  nach  und  nach 
erst  erkennen  lerne,  wie  unendlich  viel  ich  dem  Professor 
Zelter  auch  dafür  verdanke,  dass  er  mir  das  Glück  Ihrer 
Nähe  verschafft  hat,  jetzt  ehrt  und  erfreut  diese  Güte  mich 
doppelt,  weil  ich  ein  Glück,  das  mir  zu  früh  beschieden 
war,  und  das  ich  damals  nur  ahnden  konnte,  nun  erst 
geniesse  und  zu  schätzen  weiss.  So  seyn  Sie  denn  meiner 
Danlcbarkeit  und  Erkenntlichkeit  versichert,  nie  werde  ich 
aufhören  die  Zeit  und  den  Mann  zu  segnen,  die  mir  ein 
Glück  verschafften,  um  das  so  viele  mich  beneiden,  und 
das  ich  so  wenig  nur  verdiene. 

Mit  der  unbegränztesten  Hochachtung  und  Ergebenheit 
verbleibe  ich 

Ew.  Excellenz 

ergebenster 
Felix  Mendelssohn  Bartholdy. 
Berlin  am  27.  Febr.  1827. 

Ew.  Excellenz 
haben  die  Güte  gehabt,  mir  zu  erlauben  von  Zeit  zu  Zeit 
an  Sie  zu  schreiben,  um  zu  berichten,  was  mir  Bedeutendes 
und  ErfreuHches  auf  meinem  Wege  begegnen  mag.  Diese 
Erlaubniss  macht  mich  nun  so  kühn,  noch  einmal  schrift- 
lich zu  versuchen,  was  mir  mündlich  nicht  mögHch  war, 
und  was  ich  immer  verschweigen  musste:  ich  möchte 
Ihnen  meinen  Dank  sagen  für  die  unvergesslichen  Tage, 
die  Sie  mir  bei  meinem  Aufenthalt  in  Weimar  geschenkt 
haben,  und  möchte  aussprechen  können,  wie  glücklich  Sie 
mich  gemacht  haben.     Freilich   muss  Ihnen    solcher  Dank 

'  I  Bogen  Q.uaii,  die  erste  Seite  beschrieben,  auf  der  vierten 
Adresse  und  Siegel. 

^  I  Bogen  Quart,  die  ersten  drei  Seiten  eng  beschrieben.  Schril't 
hier  sclion  durchaus  niännHch.     Alles  höchst  sauber  und  sorgfältig. 


Musikerbriefe. 


gar  zu  gewohnt  sein,  und  Sie  werden  es  vielleicht  un- 
bescheiden finden,  dass  ich  davon  spreche;  was  man  aber 
so  lebhaft  fühlt,  möchte  man  doch  gern  in  Worte  zu- 
sammenfassen, und  so  entschuldigen  Sie,  was  ich  gesagt. 
Auch  für  die  Empfehlungen,  die  Sie  mir  hieher  mitgegeben 
haben,  kann  ich  erst  jetzt  recht  dankbar  sein,  da  ich  zu 
meiner  Freude  und  Belehrung  die  Personen  kennen  gelernt 
habe,  denen  Sie  mich  dadurch  zugeführt.  Namentlich  ist 
Stieler  von  der  höchsten  Freundhchkeit  und  Liebenswürdig- 
keit gegen  mich ;  die  Art,  wie  er  mir  von  Ihnen  und 
den  Ihrigen  sprach,  die  Wärme  und  Freude,  die  sich  über 
sein  ganzes  Wesen  verbreitete,  je  mehr  er  sich  von  der 
mit  Ihnen  verlebten  Zeit  zurückrief,  nahmen  mich  gleich 
zuerst  sehr  für  ihn  ein,  und  seitdem  habe  ich  ihn  mit 
jedemmale  lieber  gewonnen.  Er  beschäftigt  sich  jetzt  da- 
mit, Ihren  Fischer  zu  malen,  und  erzählte  mir,  das  Bild 
entstehe  halb  aus  Opposition  gegen  jenes,  welches  auf  der 
Berliner  Ausstellung  viel  Aufsehen  gemacht  hat,  und  auf 
welchem  der  Gegenstand  gar  zu  sehr  ins  Sinnliche  gezogen 
worden  sey.  So  wahr  dies  ist,  so  weiss  ich  doch  nicht, 
-ob  es  ihm  gelingen  werde,  das  so  zu  vermeiden,  wie  er 
-es  wünscht;  denn  wenn  das  Gedicht  nur  von  einem  feuchten 
Weib  redet,  die  so  hebhch  zu  ihm  singt  und  zu  ihm  spricht, 
so  lässt  er  eine  schöne  nackte  Nymphe  aus  den  Wellen 
auftauchen,  und  der  Fischer,  den  sie  lockt,  ist  als  ein  zarter 
junger  Knabe  dargestellt.  Dieser  ist  bis  jetzt  nur  aufge- 
zeichnet und  auch  die  Nymphe  nur  angelegt,  doch  ist  ihr 
-Kopf  schon  jetzt  sehr  zierUch  und  reizend,  so  dass  man 
sieht,  dass  das  Bild  gewiss  viele  Freude  machen  wird.  Er 
will,  sobald  es  beendigt  ist,  eine  Zeichnung  davon  an 
Ew.  Excellenz  schicken,  und  sich  Ihr  Urtheil  über  seine 
Auffassung  und  seine  Wiedergabe  des  Gedichtes  erbitten. 
Ausserdem  hat  er  wieder  kürzlich  ein  Portrait  für  die 
Sammlung  der  schönen  Frauen  in  des  Königs  Cabinet 
vollendet,  und  sucht  fortwährend  unter  den  Münchener 
.Mädchen  nach  neuen  Originalen.  Er  freut  sich  gar  sehr 
mit  diesem  Auftrage  und  wirkhch  sehen  ihn  alle  Damen 
mit  besonders  freundlichen  Augen  an,  damit  er  als  Paris 
ihnen   den   Schönheitspreis   zuerkenne.     Das   lässt   er    sich 


84  Neue  Mittheiluxgen. 


denn  wohl  gern  gefallen.  —  Des  Herrn  v.  Martius  Be- 
kanntschaft entgeht  mir  leider,  da  er  auf  einige  Zeit  nach 
Gastein  ins  Bad  gereist  ist,  wohin  ihm  seine  Frau  in  diesen 
Tagen  folgen  wird. 

Für  die  Musik  ist  hier  ungemein  viel  Empfänglichkeit 
und  sie  wird  vielfältig  ausgeübt,  doch  will  mir  vorkommen, 
als  mache  fast  Alles  Eindruck,  und  als  wirkten  die  Ein- 
drücke nicht  lange  nach.  Ganz  merkwürdig  ist  der  Unter- 
schied zwischen  einer  Münchener  und  Berliner  musikalischen 
Gesellschaft :  ist  in  Berlin  ein  Musikstück  geendigt,  so 
sitzt  die  ganze  Versammlung  in  tiefer  Stille  da,  wie  die 
Richter  eines  Tribunals,  jeder  nach  einem  Urtheile  suchend, 
keiner  ein  Zeichen  der  Theilnahme  oder  seiner  Meinung 
gebend,  und  der  Spieler  ist  in  der  peinlichen  Verlegenheit, 
nicht  zu  wissen  ob,  und  in  welchem  Sinne  es  gehört 
worden  sey.  Freilich  findet  man  dafür  zuweilen,  dass  die 
Leute  sich  etwas  dabey  gedacht  haben  und  dass  sie  es 
lange  mit  sich  herumtragen  und  bewahren,  wenn  etwas 
sie  ergreift.  Hier  hingegen  giebt  es  nichts  Lustigeres, 
als  in  Gesellschaft  zu  spielen ;  die  Leute  empfangen  augen- 
blicklich Eindrücke  und  müssen  sich  auch  sogleich  wieder 
aussprechen  ;  sie  fangen  wohl  gar  mitten  in  einem  Stück 
an  zu  klatschen  oder  Beifall  zu  rufen,  und  es  ist  nichts 
Seltenes,  wenn  man  nach  dem  Spielen  wieder  aufsieht, 
dass  man  Keinen  mehr  an  dem  Platze  findet,  den  er  im 
Anfang  eingenommen,  weil  sie  zuweilen  mitten  drin  auf 
die  Finger  sehn  wollen  und  sich  ums  Ciavier  stellen,  oder 
irgend  eine  Bemerkung  einem  Andern  mittheilen  und  sich  des- 
halb neben  ihn  setzen  u,  s.  f.  Nur  glaube  ich  ist  zu  fürchten, 
dass  in  ein  Paar  Tagen  viel  von  der  Lebhaftigkeit  des 
Eindrucks  verwischt  ist.  —  Die  Oper  hier  ist,  wie  man  es 
in  Deutschland  sehr  oft  findet,  mit  den  reichsten  Mitteln 
ausgestattet  und  leistet  dennoch  nichts  Vortreffliches  damit, 
weil  ein  Geist  fehlt,  der  über  dem  Ganzen  schwebt  und 
es  leitet.  Sie  haben  die  Schechner,  eine  unserer  ausge- 
zeichnetsten Sängerinnen;  da  man  aber  ihre  Vorzüge  bis 
in  die  Wolken  erhebt  und  ihr  ihre  Mängel  verschweigt, 
so  gewöhnt  sie  sich  nach  und  nach  ans  Manieriren.  Übrigens 
scheint  es  zum  guten  Ton  zu  gehören,  die  Oper  und  über- 


Musikerbriefe.  85 


haupt  das  Theater  nach  Kräften  zu  tadeln,  und  die  Recen- 
senten  aufzumuntern,  die  sich  durch  Spotten  nnd  Krittehi 
ihr  kümmerhches  Eintagsleben  zu  gewinnen  suchen;  das 
entmuthigt  nun  die  Schauspieler,  sie  spielen  oder  singen 
mit  weniger  Lust,  die  Erbitterung  Weichst  gegenseitig,  und 
so  kommt's  dass  wohl  selten  viel  Freude  da  zu  erwarten 
sein  kann.  Es  sieht  so  müde  und  alltäglich  auf  dem 
Theater  aus,  statt  frisch  und  lebendig  und  heiter  zu  sein.  — 
Doch  freue  ich  mich  sehr  der  Zeit,  die  ich  hier  zu- 
bringe, und  sie  vergeht  mir  ungemein  rasch,  denn  es 
lebt  sich  gar  zu  gemächlich  und  bequem  mit  den  lustigen 
Südländern. 

Ew.  Excellenz  muss  ich  nun  wegen  des  langen  Briefes 
um  Verzeihung  bitten;  indess  haben  Sie  selbst  mir  erlaubt, 
Ihnen  zu  berichten  wie  die  neue  Stadt  und  die  neuen 
Umgebungen  mir  erschienen,  und  so  hoffe  ich,  dass  Sie 
meine  Ausführlichkeit  entschuldigen  werden. 

Genehmigen  Sie  die  Ehrfurcht 

mit  der  ich  bin 

Ew.  Excellenz 
ergebenster 
München  d.  16.  Junv  Felix  Mendelssohn  Bartholdy. 

1830. 

8.' 

Ew.  Excellenz 
wenn  ich  es  wage,  von  hier  aus  an  Sie  zu  schreiben,  so 
ist  es  nur,  weil  Sie  von  mir  über  jeden  Hauptpunkt  meiner 
Reise  Bericht  verlangt  haben ;  da  kann  ich  es  denn  nicht 
unterlassen,  Einiges  von  all  den  Eindrücken,  wie  sie  sich 
hier  täglich  erneuern,  an  Sie  zu  schreiben.  Vergönnen  Sie 
mir  über  so  Vieles,  was  zwischen  diesem  und  meinem  vorigen 
Briefe  liegt,  ganz  schweigen  zu  dürfen. 

Die  Wirkung,  die  dies  himmlische  Land  vom  ersten 
Augenblick  an  auf  mich  gemacht  hat,  kann  ich  nicht 
beschreiben.     Man    hatte    mir   von   dem    überraschenden, 


'  2  Bogen   Quart,    die   ersten    5V2   Seiten   sehr   eng  und    sauber 
beschrieben. 


86  Neue  Mittheilungen. 


schlagenden  Effect  erzählt,  den  Italien  hervorbringen  sollte,, 
und  das  erwartete  ich  denn  auch,  wie  ich  aber  aus  den 
öden  einförmigen  Felsreihen,  die  nach  Klagenfurt  und 
Villach  hin  die  Grenze  bilden  zum  erstenmale  in  die  Lom- 
bardische Ebene  fuhr,  wo  die  Sonne  wieder  warm  schien 
und  wo  alles  so  reich  und  voll  in  der  Natur  war,  da  wurde 
mir  nur  ganz  wohl  und  behagUch  zu  Muthe  und  als  sey  ich 
da  eigentlich  zu  Hause.  Überrascht  war  ich  nicht,  und 
was  man  mir  wie  einen  Effect  vorgestellt  hatte,  wirkte 
so  mild  und  allmälig  w^ohkhuend,  dass  ich  mich  durch 
und  durch  erquickt  fühlte.  Je  mehr  Neues  ich  seitdem 
gesehen  habe,  desto  mehr  hat  sich  mir  dies  beruhigte 
Gefühl  erneuert,  je  weniger  plötzlich  und  grell  die  Ein- 
drücke waren,  desto  tiefer  gingen  sie.  Die  ganze  heitre 
Fahrt  von  Udine  bis  Venedig  durch  die  Ebne  zwischen 
den  Bäumen  mit  Weinlaub,  den  Landhäusern,  und  den 
Gärten  hob  die  Idee  der  Fremde  mir  ganz  auf.  In  Venedig, 
traf  sich's  sonderbar,  dass  ich  keinen  Menschen  kennen 
lernte,  keine  Briefe  von  Hause  während  meines  ganzen 
Aufenthalts  erhielt,  und  wie  ich  mich  dort  so  ganz  allein 
fühlte,  so  machten  die  Gestalten  der  drei  grossen  Bilder 
von  Titian  mir  einen  unvergesslichen  Eindruck ;  die  Grab- 
legung haben  Ew.  Excellenz  dort  wohl  gesehen,  aber  die 
Praesentation  und  die  Himmelfahrt  der  Maria  nicht,  die 
letztere  ist  erst  vor  lo  Jahren  vom  Staub  und  Kerzenrauch 
befreit,  und  gleichsam  entdeckt  worden,  aber  eben  weil 
das  Bild  der  Luft  nicht  ausgesetzt  war,  soll  es  seinen  alten 
Glanz  behalten  haben,  und  wirklich  ist  eine  Farbenglut 
drin,  wie  ich  sie  nie  geahndet  hatte.  Wenn  in  der  Praesen- 
tation, wo  die  kleine  Maria  so  unbefangen  die  grosse  Treppe 
zu  den  Hohenpriestern  hinaufsteigt,  und  selbst  von  dem 
Heihgenschein,  der  sie  umgiebt  nichts  zu  ahnden  scheint, 
wenn  da  alles  so  natürlich  und  unschuldig  hingestellt  isty 
als  könne  die  ganze  Begebenheit  eben  jetzt  vor  unsern 
Augen  vorgehen,  so  ist  die  Himmelfahrt  ein  Wunderbild,, 
wo  alle  Wolken  sich  aufgethan  haben,  und  wo  die  Engel 
mit  Brausen  und  Klingen  die  Maria  umgeben  und  ihr  zu- 
jauchzen, während  es  auf  der  Erde  unter  den  Jüngern  toll 
und  wild  zugeht ;  und  die  Maria  sieht  mit  einem  Blick  hinauf^ 


Musikerbriefe.  87 


der  nur  ein  einzigesmal  hat  gemalt  werden  können,  und 
den  alle  Nachahmungen  und  Kupferstiche  so  verdrehen 
oder  vergröbern.  Schon  damals  ging  es  mir,  wie  seitdem 
oft  hier:  ich  hielt  es  für  Recht  der  wirkUchen  Musik  nach- 
zugehen, und  besuchte  Kirchenmusiken,  Opern,  u.  s.  w.,  da 
war  es  aber  leer  und  klanglos,  während  vor  diesen  Bildern, 
und  in  der  freien  Luft,  auf  dem  Wasser  alles  Ton  und  Klang 
wie  die  schönste  Musik  war.  Es  ist  ein  zu  grosses  Mis- 
verhältniss  zwischen  solchen  Werken ,  wo  der  höchste 
Ernst  und  die  volle  Begeisterung  geschaffen  haben,  und 
einer  Musik,  die  sich  nur  auf  eine  zufällige  Convenienz 
gründet,  und  wo  sich's  nur  um  Zeitvertreib  handelt;  fänden 
die  Leute  rechtes  Vergnügen  dabey,  so  möcht'  es  gut  sein, 
aber  auch  das  ist  nicht  einmal  der  Fall.  Ich  habe  viel 
Musiker  hier  kennen  gelernt,  und  keinen  darunter  den 
seine  Kunst  mehr  interessirte ,  als  irgend  ein  andrer 
Erwerb,  und  der  aus  Drang  und  mit  Ernst  dafür  lebte. 
Nur  den  Director  der  päpstUchen  Capelle,  Don  Giuseppe 
Baini  muss  ich  ausnehmen,  denn  der  componirt  fleissig, 
hält  was  auf  sich  und  seinen  Chor  und  geht  seinen  eignen 
Weg,  aber  da  er  einer  der  beliebtesten  Beichtväter  dabey 
ist,  nur  des  Abends  einige  Stunden  der  Musik  widmen 
kann,  und  daher  von  dem  was  seit  100  Jahren  in  den  andern 
Ländern  für  die  Musik  geschehen  ist,  wenig  oder  gar  nichts 
weiss,  ist  er  stehn  geblieben,  sucht  die  andren  festzuhalten, 
soviel  es  geht,  und  bringt  die  Sache  nicht  weiter.  Er  hält 
es  für  unerlaubt  ein  Instrument  in  seinem  Zimmer  zu  haben, 
und  drauf  zu  spielen,  aber  dessenungeachtet  werden  wir 
sehr  gut  mit  einander  fertig,  und  er  ist  sehr  interessant  und 
in  seiner  Art  liebenswürdig  ;  auch  ist  die  päpstliche  Capelle 
das  einzige  Institut  für  Kirchenmusik,  das  sich  hier  findet; 
sie  singen  würdige  Sachen  (meist  von  Palestrina  und  seinen 
Zeitgenossen)  und  es  ist  Gemeingeist  und  Zusammenhalten 
unter  ihnen;  leider  fangen  die  Soprane  und  Alte  an  die 
Stimmen  zu  verlieren,  Knaben  oder  Frauen  dürfen  dort 
nicht  mitsingen,  neue  Castraten  kommen,  wie  sie  sagen, 
zum  Unglück  nicht  hinzu,  da  klingt  es  denn  mitunter 
ziemUch  unrein;  aber  immer  ist  es  doch  würdige  Musik, 
wie  sie  in  die  Kirche  gehört  und  macht  einen  bestimmten 


88  Neue  Mittheilukgen. 


ernsten  Eindruck.  In  den  andern  Kirchen  sind  sie  ganz 
rasend;  ich  habe  wirklich  selbst  bei  der  Erhebung  der  Hostie 
die  Ouvertüre  aus  dem  Barbier  von  Sevilla  und  ein  ander 
mal  eine  Arie  aus  Aschenbrödel  auf  der  Orgel  spielen 
hören,  von  den  Opernarien,  die  die  Nonnen  produciren, 
gar  nicht  erst  zu  sprechen;  der  Unsinn  ist  zu  arg,  denn 
es  klingt  nicht  einmal  recht  lustig.  Mit  den  Theatern  sieht 
es  auch  betrübt  aus;  als  prima  donna  assoluta  war  eine 
Sängerinn  aus  Berlin,  Mlle.  Carl  engagirt,  sie  hatte  dort 
lange  die  untergeordnetste  Rolle  gespielt,  fiel  auch  gleich 
beim  erstenmale  complett  durch,  man  musste  an  ihre  Stelle 
eine  andre  nehmen,  die  es  eben  auch  nicht  besser  machte, 
die  Leute  langweilten  sich,  es  war  kein  Leben  und  keine 
Lust  im  Theater  zu  spüren ;  man  sagt  allgemein,  es  sey  in 
dieser  Hinsicht  in  Neapel  und  Mailand  besser,  und  man 
müsse  in  Rom  nie  eine  gute  Oper  suchen;  so  muss  ich 
es  denn  erwarten.  Es  ist  kein  Wunder,  dass  die  jungen, 
fremden  Musiker  hier  verzweifeln;  so  lange  aber  die  Gegend, 
die  Gallerien,  das  Forum  und  noch  so  einiges  hier  bleibt, 
da  giebt  es  doch  für  jeden  Menschen,  Musiker  oder  nicht, 
Unvergessliches  genug  zu  erleben.  Und  sieht  man  zu,  wne 
täglich  noch  neue  Beweise  des  alten,  mächtigen  Lebens 
erscheinen,  und  wie  Alles  das  so  sicher  und  unverloren  da 
steht,  so  hat  man  wohl  drüber  zu  denken  sein  Lebelang. 
Ich  werde  mich  stets  des  Eindrucks  erinnern,  den  mir  die 
Auffindung  eines  alten  Gebäudes  auf  dem  Forum  gemacht 
hat,  sie  waren  bei  den  Aufgrabungen  auf  Mauerwerk  ge- 
stossen,  von  dem  bisher  niemand  etwas  geahndet  hatte ; 
das  kam  nun  so  plötzlich  wieder  ans  Licht,  erwies  sich  so 
nach  und  nach  in  seiner  alten  Ordnung  und  Zw^eckmässig- 
keit,  und  hob  sich  so  sauber  und  fast  zierlich  aus  der  Erde 
wieder  hervor  —  es  machte  mir  ein  wunderliches  Gefühl. 
Die  Alterthumsforscher  sind  nun  fleissig  drüber  her,  und 
streiten  sich,  und  benennen  es,  und  bis  jetzt  heisst  es  eine 
Nebenkloake  der  Cloaca  maxima,  die  vom  Tempel  des 
Jupiter  tonans  bis  zur  Gl.  maxima  geleitet  habe.  Wo  sie 
anfängt  weiss  man  noch  nicht;  w^as  bis  jetzt  davon  zu 
Tage  liegt  ist  zwischen  dem  Bogen  des  Septimus  severus 
und  den  Säulen  des  Tempels    der  Concordia,  den  Ruinen 


Musikerbriefe.  89 


des  Jupitertempels  gegenüber,  ich  glaube,  es  soll  etwas 
drüber  geschrieben  werden,  sobald  sie  weiter  ausgegraben 
ist.  Dort  gehe  ich  denn  fast  tägHch  spazieren,  und  suche 
mir  was  Neues  unter  dem  Alten,  Unvergänglichen,  und 
komme  ich  dann  einmal  wieder  auf  eine  von  den  Gallerien, 
so  ist  es  gar  ein  prächtiger  Genuss.  Da  berührt  aber  leider 
die  Gegenwart  zuweilen  unangenehm,  weil  die  jungen 
deutschen  Maler  gar  so  handwerksplump  und  ungerührt 
ihre  ewigen  Meister  betrachten.  Ohne  den  geringsten  Respect 
fahren  sie  drüber  her,  und  behandeln  sie  wie  ihres  Gleichen, 
und  wenn  sie  mit  ihren  furchtbaren  Schnurrbärten,  ihren 
Bullenbeissern,  Sturmhüten,  langen  Locken,  die  Tabacks- 
pfeifen  im  Munde  zusammenkommen,  so  ist  für  die  einen 
der  Titian  ein  guter  Colorist,  sonst  wenig,  für  die  andern 
der  Raphael  viel  zu  affectirt  und  weichlich,  Leute  wie  Guido 
oder  Domenichino  dürfen  gar  nicht  genannt  werden.  So 
steht  auf  dem  Vatikan  ein  Bild  von  Titian,  welches  zur 
Zeit,  als  Ew.  Excellenz  sich  in  Rom  aufhielt,  im  Quirinal 
war;  das  behandeln  sie  alle  mit  der  grössten  Geringschätzung, 
und  weil  es  auf  den  ersten  Blick  etwas  geheimnissvoll 
aussieht,  so  heisst  es  nun  das  seyen  blos  unnütz  zusammen- 
gestellte Figuren  ohne  Gegenstand,  dass  sich  aber  Titian 
nicht  wohl  an  ein  grosses  Werk  ohne  Bedeutung  machen 
könne,  und  dass  es  ihm  nicht  möglich  gewesen  sey  heilige 
Bilder  ohne  Gedanken  hinzustellen,  das  vergessen  sie  ganz. 
Noch  dazu  ist  es  mir  immer,  als  könne  ich  eine  sehr  ernste 
und  tiefe  Bedeutung  darin  sehen,  denn  es  kam  mir  gleich 
das  erstemal  vor,  als  solle  es  eine  Belohnung  der  Märtyrer 
sein,  und  je  öfter  ich  es  nachher  angesehen  habe,  desto 
klarer  hat  mir  das  geschienen :  alle  die  Heiligen  unten  sind 
so  unbefriedigt  und  düster,  einige  blicken  ganz  starr  vor 
sich  hin,  der  eine  sieht  sehnsüchtig  fast  weinend  zum 
Himmel  hinauf,  und  doch  kann  er  nicht  sehen,  was  uns 
nur  gezeigt  wird,  wie  j  die  Maria  mit  dem  Kinde  schon 
über  ihnen  schwebt,  wie  das  Christkind  schon  die  Kränze 
über  ihren  Häuptern  hält,  und  wie  die  Engel  noch  neue 
Kränze  darreichen  ;  da  oben  ist  alles  Freude  und  Heiterkeit, 
unten  noch  Ungewissheit  und  Streben  und  Finsterniss,  und 
keiner  weiss  von  seiner  Belohnung;  endhch  schwebt  noch 


90  Neue  Mittheilungen. 


über  Allem  der  heil.  Geist,  und  bestrahlt  mit  seinem  Glänze 
wieder  die  Gruppe  der  Maria  —  das  scheint  mir  doch  ein 
ganz  bestimmter  Gegenstand  zu  sein.  Hört  man  aber,  wie 
standhaft  es  die  Maler  läugnen,  so  möchte  man  lieber  an 
sich  selbst  oder  gar  am  Titian  irre  werden,  wäre  nicht 
auf  dem  Capitol  gerade  jetzt  eine  Ausstellung  für  die  Ge- 
mälde der  Neueren  eröffnet :  da  sieht  man  denn  leider  wess 
Geistes  Kind  sie  sind;  die  Heiligen  sehen  so  mager  aus, 
die  Madonnen  so  kümmerlich,  selbst  die  Landschaft  so 
steif.  Doch  von  den  Franzosen  giebt  es  wunderhübsche, 
lebendige  Bilder  da,  z.  B.  ein  Hrnteabend  von  Robert, 
wo  er  den  Pachtherrn  mit  seiner  ganzen  Familie  festlich 
geputzt  auf  einem  von  zwei  Büffeln  gezognen  Wagen 
dargestellt  hat,  wie  er  seine  Befehle  ertheilt,  wie  die 
Schnitterinnen  ihm  ihre  Arbeit  zeigen,  andre  schon  Feier- 
abend machen  und  nach  einem  Dudelsack,  tanzen,  das  Ganze 
in  der  Pontinischen  Ebne  mit  den  blauen  Bergen  in  weiter 
Ferne,  von  der  Abendsonne  recht  warm  beleuchtet ;  so 
macht  es  den  heitersten  Festtagseindruck.  Auch  von  Horace 
Vernet,  dem  Director  der  Französischen  Akademie  sind 
zwei  wunderschöne  Portraits  da:  das  eine  der  General 
Gouvion  St.  Cyres,  den  er  in  der  Nacht  vor  seinem  Zelt 
von  einem  Licht  keck  beleuchtet  vorgestellt  hat,  und  um 
ihn  her  die  bivouaquirenden  Soldaten,  auf  der  Erde  liegend; 
das  andre  eine  Römerinn,  Mde.  Vanutelli,  wie  sie  am  Ciavier 
sitzt  und  sich  mitten  im  Spielen  umwendet  nach  ihrem 
kleinen  Kind,  das  eine  braune  italiänische  Amme  ihr  eben 
auf  dem  Arme  bringt.  Sonst  giebt  es  viel  tolles  Zeug  da: 
der  eine  hat  eine  Anecdote  gemalt,  die  man  sich  im  Catalog 
erst  mit  der  pointe  erzählen  lassen  muss,  der  andre  eine 
Mordgeschichte,  einer  eine  Pest,  der  andre  ein  Paar  Aus- 
sätzige; alle  mögHchen  Verbrechen  und  Krankheiten  sind 
auf  das  Lebhafteste  dargestellt,  als  ob  man  in  der  Wirk- 
lichkeit nicht  schon  genug  daran  hätte. 

Die  Bewegungen  der  ganzen  Welt  haben  sich  nun  auch 
bis  hieher  ausgebreitet,  und  eine  so  lebhafte,  bunte  Zeit, 
wie  dieser  Winter,  habe  ich  nie  erlebt.  Der  Papst  starb 
kurz  nach  meiner  Ankunft,  da  sah  ich  all'  die  grossen  Cere- 
monien  in  Set.  Peter  um  seinen  Catafalk,  dann  zogen  die 


Musikerbriefe.  91 


Cardinäle  ins  Conclave,  und  nach  50  Tagen,  während  derer 
man  keinen  Carneval  und  keinen  Papst  zu  bekommen 
meinte,  kamen  plötzlich  eines  Morgens  die  Kanonenschüsse, 
man  stürzte  aufs  Quirinal,  hörte  wie  er  angekündigt  wurde, 
dann  kam  die  Ceremonie  des  ersten  Fusskusses,  dann 
wurde  er  zum  Bischof  geweiht,  in  [der  Loggia  von  Set. 
Peter  gekrönt,  gab  dem  Volk  von  da  aus  den  Seegen, 
Abends  war  Beleuchtung  der  Peterskuppel  und  Girandola 
von  der  Engelsburg,  und  den  folgenden  Tag  fing  gar  der 
Carneval  an ;  das  tolle  Zeug  machte  mir  prächtigen  Spas, 
ich  trieb  mich  die  ganze  Zeit  auf  dem  Corso  umher,  Hess 
mich  von  den  Masken  necken,  von  den  Bekannten  mit 
Confetti  werfen,  warf  wieder  so  gut  ich  konnte,  am  giovedi 
grasso  stieg  die  Narrheit  am  höchsten,  es  gab  viele,  lustige 
Masken,  entsetzHches  Gedränge,  und  von  allen  Seiten 
Geschrei  und  Jubel.  Als  ich  am  folgenden  Carnevalstage 
in  den  Corso  komme,  wohlgerüstet  und  alle  Taschen  voll 
Confetti,  finde  ich  die  ganze  Strasse  schwarz  von  Männern, 
nirgends  eine  Maske,  keine  Dame,  kein  Wagen,  kein 
Militair,  lauter  furchtsame,  ernsthafte  Gesichter,  es  sah 
unheimlich  aus.  An  der  Strassenecke  war  das  Edict  des 
Papstes,  welches  bei  schwerer  Strafe  alle  Lustbarkeiten 
verbot,  Soldaten  mit  geladenen  Gewehren  stellten  sich  auf 
allen  Plätzen  auf,  so  wandelte  sich  das  lustige  Schauspiel 
sehr  schnell  um,  und  gegen  Abend  war  kein  Mensch  mehr 
auf  den  Strassen  zu  sehn.  Man  hatte  von  den  Unruhen 
in  Bologna  und  in  der  ganzen  Umgegend  Nachricht  erhalten, 
und  fürchtete  nun  für  Rom  ein  Gleiches;  es  kam  auch 
Abends  zu  Thätlichkeiten,  einige  junge  Leute  wollten  dem 
Militair  trotzen,  es  wurde  gefeuert,  einige  verwundet  und 
die  Unruhstifter  nach  der  Engelsburg  gebracht.  Seitdem 
erscheinen  nun  fast  täglich  neue  Edicte,  die  immer  strenger 
und  drohender  lauten,  je  bedenklicher  die  Nachrichten  von 
Aussen  her  werden,  und  je  mehr  Städte  dort  sich  zur 
neuen  Ordnung  der  Dinge  wenden:  es  sind  grössere  Aus- 
hebungen gemacht,  bei  einem  bestimmten  Zeichen  müssen 
alle  Bürger  zu  den  Waff'en  greifen,  man  hat  Gewehre  an 
die  Trasteveriner  vertheilt,  alle  Fremden  sollen  sich  bei 
ihren   Gesandten    melden    und    ausweisen,    die  Gastwirthe 


92  Neue  Mittheilungek. 


Listen  ihrer  Gäste  einreichen  und  eine  Art  Nationalgarde 
ist  errichtet;  die  Bürger  hängen  eine  grosse  Patrontasche 
mit  weissen  Riemen  über  ihren  gewöhnUchen  Frack  oder 
Überrock,  nehmen  die  Flinte  in  den  Arm,  und  beziehen 
so  abwechselnd  die  Wache ;  eine  ungeheure  Menschenmenge 
steht  immer  davor,  und  sie  freuen  sich  wenn  sie  ihre 
Verwandten  und  Bekannten  nun  auf  einmal  als  Schildwachen, 
auf  dem  Posten  stehn  sehn  können.  Zugleich  sind  einige 
Abgaben  bedeutend  erleichtert,  und  die  Ketten  des  heil. 
Petrus  in  San  Pietro  in  vincoli,  zwei  wunderthätige  Marien- 
bilder, und  der  Kopf  des  heil.  Paulus  öffentlich  ausgestellt 
und  alle  Gläubigen  aufgefordert  worden,  dahin  zu  gehn, 
und  für  Wiederherstellung  der  Ruhe  zu  beten.  Die  Eng- 
länder haben  schaarenweis  die  Stadt  verlassen,  um  der 
Revolution  aus  dem  Wege  zu  reisen,  da  aber  zu  gleicher 
Zeit  mehrere  Couriere  angefallen  worden  waren,  so  gab 
es  viel  Unschlüssigkeit  und  bange  Gesichter.  Die  deutschen 
Maler  haben  sich  sämmtlich  ihre  Schnurrbarte  abgeschoren, 
weil  sie  behaupten  die  Wuth  des  Pöbels  werde  sich  zuerst 
gegen  sie  kehren ,  und  keiner  geht  nach  Ave  Maria 
aus  dem  Hause.  Horace  Vernet  hat  seine  französischen 
Pensionairs  auf  den  Posten  gestellt,  will  sich  von  der 
villa  Medicis  herab  tüchtig  vertheidigen  im  Fall  eines 
Angriffs,  und  ist  so  recht  in  seinem  Element,  wenn  es 
bivouacs,  Schildwachen,  Kugelgiessen,  und  sonstiges  Sol- 
datenwesen giebt.  Die  Römer  selbst  aber  sehen  mir  nach 
nichts  weniger,  als  nach  einer  Revolution  aus:  die  untern 
Classen  sind  mit  dem  Papst  sehr  zufrieden ,  nament- 
lich haben  ihm  die  Trasteveriner  die  grössten  Beweise 
ihrer  Anhänglichkeit  gegeben,  Deputationen  geschickt,  und 
ihm,  als  er  neulich  ausfuhr,  die  Pferde  ausgespannt  und 
seinen  Wagen  unter  Jubelgeschrei  selbst  gezogen,  worüber 
sich  der  arme  Mann  Anfangs  so  erschreckte,  dass  er  den 
folgenden  Tag  zur  Ader  lassen  musste,  und  sich  in  einem 
Edict  zwar  sehr  bedankte,  aber  doch  dergleichen  für  die 
Zukunft  verbat;  die  Mittelklassen  haben  entsetzUche  Furcht, 
keiner  verlässt  sein  Haus  gern  Abends,  die  Läden  werden 
geschlossen,  die  Hausthüren  verrammelt  und  erst  nach 
langem  Capitulieren  geöffnet  —  da  weiss  ich  denn  eigentUch 


Musikerbriefe.  9? 


nicht,  wer  die  Revolution  liier  machen  sollte,  und  bis  jetzt 
hat  auch  wirklich  nichts  davon  verlautet.  Währenddessen 
habe  ich  also  Zeit  ruhig  in  der  Fasten  hier  zu  arbeiten 
und  fleissig  zu  componiren;  was  mich  seit  einigen  Wochen 
fast  ausschliesslich  beschäftigt,  ist  die  Musik  zu  dem  Ge- 
dicht von  Ew.  Excellenz,  welches  die  erste  Walpurgisnacht 
heisst;  ich  will  es  mit  Orchesterbegleitung  als  eine  Art 
grosser  Cantate  componiren,  und  der  heitere  Frühlings- 
anfang, dann  die  Hexerey  und  der  Teufelsspuk,  und  die 
feierlichen  Opferchöre  mitten  durch  könnten  zur  schönsten 
Musik  Gelegenheit  geben.  Ich  weiss  nicht,  ob  mirs  ge- 
lingen wird,  aber  ich  fühle,  wie  gross  die  Aufgabe  ist, 
und  mit  welcher  Sammlung  und  Ehrfurcht  ich  sie  an- 
greifen muss. 

Nach  der  heiligen  Woche  denke  ich  dann  nach  Neapel 
und  SiciUen  zu  gehen,  und  so  steht  mir  der  grösste  Genuss 
noch  bevor,  so  glückliche  Stunden  ich  auch  schon  in 
Itahen  erlebt  habe;  wie  ich  meine  Reise  dann  weiter 
richte,  weiss  ich  noch  nicht ;  es  ist  so  schwer  jetzt  etwas 
ein  Paar  Tage  voraus  zu  bestimmen,  geschweige  denn 
Monate. 

Nun    habe    ich   Ew.  Excellenz    zu   bitten ,    dies   lange 
Schreiben   nachsichtigst  entschuldigen   zu  wollen,   und  die 
unbegränzte  Ehrfurcht  zu  genehmigen 
mit  der  ich  bin 
Rom  d.  5.  März  Ew.  Excellenz 

183 1.  ergebenster 

Fehx  Mendelssohn  Bartholdy. 

9- 
Ew.  Excellenz, 
Wenn  es  mir  auch  nicht  möglich  ist,  hier  in  den  Bergen 
auf  der  Fussreise  Ihnen  zu  schreiben,  wie  ich  es  sollte  und 
irgend  etwas  Ihnen  zu  berichten,  das  Sie  nur  für  einen 
Augenblick  interessirte,  so  kann  ich  es  doch  heut  nicht 
lassen,   weil   mir  von   jeher  an  diesem  Tage    so   glücklich 


jen  Qjaart,   sehr  eng  und  sauber  beschrieben. 


94  Neue  Mittheilukgek. 


zu  Muth  war  und  weil  ich  ihn  mir  jedes  Jahr  gefeiert  habe. 
Da  möchte  ich  denn  diesmal  gar  zu  gern  Ihnen  sagen 
können,  wie  ich  mich  an  dem  Tage  immer  ganz  besonders 
freue,  dass  ich  gerade  in  dieser  Zeit  lebe  und  dass  ich 
gerade  ein  Deutscher  bin;  verzeihen  Sie  mir  deshalb,  dass 
ich  von  Ihrer  gütigen  Erlaubniss  an  Sie  zu  schreiben,  wieder 
Gebrauch  mache.  Ich  wollte  aussprechen,  wie  glücklich 
uns  alle  der  heutige  Tag  macht,  und  weiss  es  nun  doch 
nicht  zu  sagen.  Da  ich  Ihnen  aber  vor  allen  Hauptpunkten 
meiner  Reise  Bericht  erstatten  soll,  so  darf  ich  denn  frei- 
hch  die  Schweiz  nicht  auslassen,  die  von  jeher  mein  Lieb- 
hngsland  gewesen  ist.  Die  Zeit,  wo  ich  jetzt  so  ganz  allein 
zu  Fuss  in  den  Bergen  umhergestreift  bin,  ohne  jemand 
zu  kennen,  ohne  an  etwas  zu  denken,  als  an  das  was  ich 
in  jedem  Augenblick  Neues  Herrliches  sah,  die  ist  mir  wohl 
unvergesslich. 

Ich  kam  aus  dem  Lande  des  heitern  Himmels  und 
der  Wärme;  die  Schweiz  hat  sich  denn  freilich  gleich 
anders  angekündigt,  ich  hatte  Regen  und  Sturm  und  Nebel, 
musste  mich  sogar  auf  den  Bergen  oft  beschneien  lassen. 
Aber  ich  weiss  nicht,  wie  es  kam,  dass  mir  sogar  das  be- 
hagte,  und  wenn  sich  aus  den  Wolken  zuweilen  ein  Paar 
schwarze  Felshörner  erhoben,  oder  ein  ganzes  Land  im 
Sonnenschein  mitten  aus  dem  Nebel  auftauchte,  das  ist  wohl 
auch  etwas  Prächtiges.  So  habe  ich  mich  denn  durch  allen 
Sturm  nicht  abhalten  lassen  herumzusteigen,  so  viel  ich 
konnte;  der  Führer  w^ollte  zuweilen  nicht  mit^  ich  habe 
oft  gar  nichts  gesehn,  aber  ich  habe  es  doch  versucht,  und 
kam  dann  einmal  ein  schöner  Tag,  so  war  die  Freude 
doppelt.  Mir  ist,  als  bekäme  ich  hier  noch  mehr  Respect 
vor  der  Natur  und  sey  ihr  noch  näher  gegenüber,  als 
anderswo ;  das  Land  und  die  Leute  hängen  hier  eben  ganz 
allein  von  ihr  ab.  Sie  werden  von  den  furchtbaren  Über- 
schwemmungen und  Wolkenbrüchen  wissen,  die  im  Berner 
Oberlande  gewüthet  haben;  ich  war  gerade  um  die  Zeit 
dort,  und  da  war  es  schauerlich  zu  sehen,  wie  Alles,  was 
von  Menschen  herrührte,  sogar  das  Festeste,  so  leicht  und 
augenblicklich  verschwunden  war,  spurlos,  als  wäre  es  nie 
da  gewesen:  Strassen,  Brücken,  Wiesen  und  Häuser;  nach 


Musikerbriefe.  95 


drei  Tagen  war  Alles  in  der  Natur  wieder  still  und  freund- 
lich, als  sey  nichts  geschehen,  und  die  Menschen  fingen 
wieder  an  ihre  zerstörten  Arbeiten  herzustellen,  so  gut  es 
anging.  Ich  war  gerade  damals  allein  ohne  Führer  unterwegs 
am  Thuner  See,  und  seit  dem  Tage,  wo  Sie  mir  von  Ihren 
Beobachtungen  über  Wetter  und  Wolken  erzählten  habe 
ich  ein  eignes  Interesse  dafür  bekommen  und  mehr  darauf 
gemerkt  wie  es  oben  zugeht;  da  konnte  ich  genau  sehen, 
wie  sich  nach  und  nach  das  Unwetter  bildete.  Es  hatten 
sich  zwei  Tage  lang  Wolken  gesammelt,  und  endlich  am 
yteii  Abends  brach  ein  starkes  Gewitter  los,  das  die  ganze 
Nacht  durch  mit  fortwährendem  Regen  anhielt ;  am  Morgen 
war  es  aber,  als  wenn  nicht  Regen,  sondern  Wolken 
heruntergekommen  wären,  denn  so  tief  habe  ich  niemals 
die  Wolken  liegen  sehen;  sie  hatten  sich  weit  und  breit 
um  den  Fuss  der  Berge  ins  Thal  hinein  gelagert,  ganz 
weiss  und  dick,  und  der  Himmel  drüber  war  voll  schwarzem 
Nebel.  Es  regnete  eine  Zeitlang  nicht,  bis  die  Wolken 
unten  anfingen  sich  zu  bewegen  und  hin  und  her  zu  ziehen, 
da  dauerte  das  Regnen  wieder  den  ganzen  Tag  und  die 
ganze  Nacht,  aber  den  dritten  Morgen  am  9*^"  hatten  sich 
nun  erst  die  eigentlichen  Massen  gesammelt,  aus  Wolken 
und  Nebeldunst,  und  die  ganze  Breite  des  Horizonts  und 
des  Himmels  waren  davon  eingenommen;  wie  man  sonst 
Gewitter  auf  heiterm  Himmel  aufziehn  sieht,  so  thürmte 
sich  hier  ein  Wolkenheer  übers  andre  und  zog  übers  Land 
von  der  Ebne  in  Nord  Westen  in  die  südöstlichen  Berge 
hinein.  Man  konnte  das  gegenüberstehende  Ufer  des  Sees 
durchaus  nicht  erkennen;  in  den  Zwischenräumen,  während 
eine  Wolkenschicht  vorüber  war,  regnete  es  nicht,  und 
fing  dann  aus  der  nächsten  in  einem  Moment  und  mit 
unbeschreiblicher  Wuth  an.  Nun  standen  alle  Fusswege 
voll  Wasser,  Quellen  liefen  auf  den  Strassen  hin  und  her, 
die  Bergströme  rasten  ganz  toll;  sie  waren  dunkelbraun, 
es  sah  aus,  als  spränge  im  Flussbett  lauter  dunkle  Erde 
über  einander  und  wälze  sich  in  den  See,  man  konnte 
weithin  die  schwarzen  Streifen  im  hellen  See  noch  unter- 
scheiden. Die  kleineren  Brücken  waren  alle  gleich  am 
Morgen  schon  mit  fortgenommen,  an  den  grössern  steinernen 


96  Neue  Mittheilungen. 


wurden  die  Pfeiler  und  Bögen  eingerissen,  ein  Waldstrom 
brachte  Hausgeräth  und  Möbel  mit  in  den  See,  ohne  dass 
man  noch  wusste,  wo  die  Häuser  zerstört  waren;  als  ich 
in  den  folgenden  Tagen,  wo  das  Regnen  aufhörte,  ins 
Lauterbrunner  Thal  kam,  so  war  der  breite  Fahrweg  spurlos 
verschwunden,  ein  Geröll  von  Steinen,  Sand  und  hohen 
Felsblöcken  überdeckte  eine  Viertelmeile  weit  die  Stelle 
wo  er  gegangen  sein  soll.  Dasselbe  Unheil  war  an  dem 
Tage  fast  im  ganzen  Land,  auf  den  Gotthard,  in  Unter- 
waiden, Glarus  u.  s.  w.  Da  war  es  denn  zuweilen  schwer 
durchzukommen,  man  musste  oft  über  die  Berge,  weil  im 
Thal  das  Wasser  keinen  Platz  Hess;  aber  auf  den  Bergen 
war  es  dafür  dann  desto  schöner. 

Die  letzte  Woche  noch  habe  ich  in  einem  Unterw^aldener 
Kloster,  Engelberg,  zugebracht,  mehrere  1000  Fuss  über 
dem  Meer,  in  der  grössten  Einsamkeit,  wo  ich  eine  hübsche 
Orgel  und  freundUche  Mönche  fand.  Sie  hatten  niemals 
den  Namen  von  Seb,  Bach  gehört,  da  kam  es  ihnen  ganz 
curios  vor,  als  ich  ein  Paar  von  seinen  Fugen  spielte;  es 
gefiel  ihnen  aber  doch,  ich  musste  am  Festtag  den  Or- 
ganistendienst versehn,  die  Messe  begleiten  und  die  Respon- 
sorien  machen;  es  war  das  erstemal,  dass  ich  wieder  eine 
ordentliche  Orgel  unter  die  Hände  bekam,  denn  in  ItaUen 
habe  ich  keine  in  erträglichem  Zustande  gefunden,  noch 
dazu  hatten  die  Mönche  eine  hübsche  BibUothek;  Politik, 
Fremde  und  Zeitungen  kamen  da  ins  Thal  gar  nicht  hin, 
so  habe  ich  eine  frohe  Zeit  dort  zugebracht.  Auch  das 
Wetter  hat  sich  aufgeklärt  und  namentlich  heut  ist  es,  als 
wolle  die  ganze  Natur  den  Tag  feiern  und  sich  freuen; 
es  ist  der  heiterste  blaue  Himmel,  die  Berge  haben  sich 
mit  den  hellsten  Farben  geschmückt,  die  Landschaft  sieht 
ganz  festtäglich  und  froh  aus,  als  ob  sie  M^üssten  was  es 
für  ein  Feiertag  sei. 

Eben  komme  ich  aus  dem  Theater,  dem  einzigen  in 
der  ganzen  Schweiz,  wo  sie  Wilhelm  Teil  von  Schiller 
geben ;  da  jetzt  nämlich  die  Tagessatzung  hier  ist,  so 
weichen  die  Schweizer  von  ihrer  Gew'ohnheit  ab,  Heber 
gar  kein  Theater  zu  haben,  als  ein  schlechtes :  Und  weil 
es  das    einzige   im    Lande  ist,    erlauben   Sie    mir   ein  Paar 


Musikerbriefe.  97 


Worte  über  die  vaterländische  Vorstellung  zu  sagen.  Zehn 
Leute  sind  etwa  in  der  ganzen  Truppe  vorhanden  und  die 
Bühne  so  gross  und  hoch,  wie  ein  massiges  Cabinet ;  sie 
wollten  aber  doch  gern  die  grossen  Volksscenen  geben;  da 
stellten  denn  zwei  in  spitzen  Hüten  mit  Spiessen  Gesslers 
Heer  vor,  zwei  andre  mit  runden  Hüten  die  Schweizer 
Landleute,  alle  Nebenpersonen  kamen  gar  nicht  vor,  was 
sie  Wichtiges  zu  sprechen  hatten,  Hessen  sie  ohne  Um- 
stände weg  und  fuhren  ruhig  in  den  nächsten  Worten  ihrer 
Rolle  fort,  ohne  allen  Zusammenhang,  wodurch  zuweilen 
komische  Sachen  entstanden.  Einige  Schauspieler  hatten 
nur  den  Sinn  auswendig  gelernt  und  brachten  den  augen- 
blicklich in  eigne  Verse;  der  Ausrufer  des  Gessler  schlug 
sich  beim  ersten  Trommelschlag  die  Trommel  vom  Knopt- 
loch  los,  dass  sie  auf  die  Erde  fiel  und  konnte  sie  nicht 
wieder  festmachen  zur  grossen  Freude  des  freiheithebenden 
Pubhkums,  das  den  Sklaven  der  Tyrannei  sehr  auslachte, 
und  bei  alle  dem  war  das  Stück  nicht  todt  zu  machen, 
und  brachte  seine  Wirkung  hervor.  Wenn  die  wohl- 
bekannten Namen  und  die  Plätze,  die  man  den  Tag  zuvor 
gesehen  hatte,  vorkamen,  da  waren  sie  alle  selig,  stiessen 
einander  an,  und  zeigten  auf  den  pappenen  See,  den  sie 
in  der  Natur  viel  besser  sehen  konnten,  wenn  sie  aus  dem 
Hause  traten.  Am  meisten  Vergnügen  machte  aber  der 
Gessler,  weil  er  sich  sehr  ungezogen  betrug,  und  grimmig 
schrie  undwüthete;  er  sah  aus  wie  ein  betrunkener  Hand- 
werker mit  seinem  verworrenen  Bart,  der  rothen  Nase 
und  der  schiefen  Mütze;  das  ganze  Ding  war  sehr  Arkadisch 
und  ursprünglich,  wie  die  Kindheit  des  Schauspiels.  Und 
wenn  ich  dabei  nun  an  eine  Spontinische  Oper  dachte,  wo 
alles  so  täuschend,  ängstlich  nachgeahmt  ist,  wo  vierhundert 
Leute  singen,  um  ein  grosses  Heer  vorzustellen,  wo  die 
Ambosse  gestimmt  werden,  um  die  Cyklopenschmiede  an- 
schauHch  zu  machen,  wo  die  üecorationen  alle  Momente 
sich  verändern,  und  eine  immer  mehr  glänzt,  als  die  andre  — 
so  kam  mir  am  Ende  das  Luzerner  Theater  mit  seinen 
höckerigen  Seewellen  noch  natürlicher  und  täuschender 
vor,  denn  hier  konnte  die  Einbildungskraft  mit  spielen  und 
hatte  viel  zu  thun,   um  mitzukommen,   aber  dort  wird  sie 

Gokthb-Jahrducii    XII.  7 


98  Neue  Mittheilungek. 


ZLisammengepresst  und  ihr  die  Flügel  beschnitten,  mir  wird 
immer  ängstUch^und  fast  kindisch  dabei. 

Verzeihen  mir  Ew.  Excellenz  nur,  dass  ich  es  wage, 
an  Sie  solche  Kleinigkeiten  zu  schreiben,  aber  wenn  ich 
versuchen  wollte,  Ihnen  zu  sagen,  wie  mir  am  heutigen 
Tage  zu  Muth  ist,  so  wäre  es  dasselbe,  was  Sie  von  allen 
Menschen,  den  grössten  und  höchsten,  schon  so  oft  gehört 
haben,  und  es  wäre  Ihnen  noch  unbedeutender;  da  ver- 
schweige ich  es  lieber. 

Dass  ich  die  Kühnheit  gehabt  habe,  Ihre  »erste  Wal- 
purgisnacht« zu  componiren,  schrieb  ich  Ihnen  schon  von 
Rom  aus;  nun  habe  ich  sie  in  Mailand  fertig  gemacht;  es 
ist  eine  Art  Cantate  für  Chor  und  Orchester  geworden, 
länger  und  ausgedehnter,  als  ich  zuerst  gedacht  hatte,  weil 
die  Aufgabe  sich  ausdehnte  und  grösser  ward  und  mir 
mehr  sagte,  je  länger  ich  sie  mit  mir  herumtrug.  Erlauben 
Sie  mir,  Ihnen  meinen  Dank  zu  sagen  für  die  himmlischen 
Worte;  wenn  der  alte  Druide  sein  Opfer  bringt,  und  das 
Ganze  so  feierlich  und  unermesslich  gross  wird,  da  braucht 
man  gar  keine  Musik  erst  dazu  zu  machen,  sie  liegt  so 
klar  da,  es  klingt  Alles  schon,  ich  habe  mir  immer  schon 
die  Verse  vorgesungen,  ohne  dass  ich  dran  dachte.  Wenn 
ich  in  München  wohin  ich  morgen  abreise,  und  wo  ich 
mich  bis  gegen  Ende  des  Septembers  aufhalten  will,  einen 
guten  Chor  und  die  Gelegenheit  dazu  finde,  so  nehme  ich 
mir  vor,  es  dort  aufzuführen.  Das  einzige,  was  ich  hoffe 
ist,  dass  man  es  meiner  Musik  anhören  mag,  wie  tief  ich 
die  Schönheit  der  Worte  empfunden  habe. 

Dürft'  ich  Sie  bitten  an  Ottilie  und  Ulrike  meine 
herzlichsten  Grüsse  und  besten  Wünsche  zu  sagen  ?  Indem 
ich  Sie  nochmals  ersuche  mein  heutiges  Schreiben  zu  ent- 
schuldigen bin  ich 

in  unbegränzter  Ehrfurcht 

Ew.  Excellenz 
Lucern  den  28^'^'"  August  ergebenster 

1831.  Felix  Mendelssohn  Bartholdy. 


Musikerbriefe.  99 


b.  Brief  an  Goethe  von  Franz  Schubert.^ 

Euer  Exzellenz! 
Wenn  es  mir  gelingen  sollte,  durch  die  Widmung 
dieser  Composition  Ihrer  Gedichte  meine  unbegränzte  Ver- 
ehrung gegen  E.  Exzellenz  an  den  Tag  legen  zu  können, 
und  vielleicht  einige  Beachtung  für  meine  Unbedeuten- 
heit  zu  gewinnen,  so  würde  ich  den  günstigen  Erfolg 
•dieses  Wunsches  als  das  schönste  Ereigniss  meines  Lebens 
preisen. 

Mit  grösster  Hochachtung 

Ihr  Ergebenster  Diener 

Franz  Schubert  m.  p. 

c.   Brief  an  Goethe  von  Hector  Berlioz.  ^ 

Monseigneur 

Depuis  quelques  annees  Faust  etant  devenu  ma  lecture 
habituelle,  a  force  de  mediter  cet  etonnant  ouvrage,  (quoique 
je  ne  puisse  le  voir  qu'a  travers  les  brouillards  de  la 
traduction)  il  a  fini  par  operer  sur  mon  esprit  un  espece 
■de  charme;  des  idees  musicales  se  sont  grouppees  dans 
ma  tete  autour  de  vos  idees  poetiques  et  bien-que  ferme- 
ment  resolu  de  jamais  unir  mes  faibles  accords  a  vos 
accens  sublimes,  peu  a  peu  la  seduction  a  ete  si  forte,  le 
charme  si  violent,  que  la  musique  de  plusieurs  scenes 
s'est  trouvee  faite  presque  a  mon  inscu. 

Je  viens  de  publier  ma  partition  et  quelque  indigne 
qu'elle  soit  de  vous  etre  presentee,  je  prends  aujourd'hui 
la  liberte  de  vous  en  faire  hommage.    Je  suis  bien  convaincu 


'  4  Seiten  klein  Quart,  die  erste  sauber  beschrieben,  ohne  Adresse. 

*  I  Bogen  Canzleiformat,  die  ersten  1V2  Seiten  beschrieben.  Ausser- 
ordentlich sorgfältige,  wie  gestochen  aussehende  Schrift.  Alles  abge- 
zirkelt. Sogar  die  Linien  mit  Bleistift  vorgezeichnet.  —  Berlioz  hatte 
7.U  Beginn  und  Schluss  erst :  Monsieur  geschrieben,  dann :  ieur  ausradirt 
und :   eigneur  eingefügt. 


100  NeUK   iMiTTHEILUXGEN. 


que  vous  avez  recu  deja  un  tres  grand  nombre  de  com- 
positions  en  tout  genre  inspirees  par  le  prodigieux  poeme; 
j'ai  donc  tout  Heu  de  craindre  qu'en  arrivant  apres  tant 
d'autres,  je  ne  fasse  que  vous  importuner.  Mais  dans 
Tatmosphere  de  gloire  oü  vous  vivez,  si  des  suifrages 
obscures  ne  peuvent  vous  toucher,  du  inoins  j'espere  que 
vous  pardonnerez  a  un  jeune  compositeur  qui  le  coeur 
gonfle  et  l'imagination  enflammee  par  votre  genie,  n'a  pu 
retenir  un  cri  d'admiration. 

J'ai  l'honneur  d'etre,    Monseigneur,    avec   le  plus  pro- 
fond  respect 

votre  tres  humble  et  tres  obeissant  serviteur 


Hector  Berlioz 

Rue  de  Richelieu  Nr.  96  Paris 

10  avril  1829 


d.    Briefe  aus  Goethes  Äutographensammlung  :    Zwei  Schreiben 
Wolfgang  Ämadeus  Mozarts. 

Paris  ce  29.  juillet  1778.' 

Monsieur  mon  tres  eher  et  plus  eher  Amy! 
Ich  habe  ihr  schreiben  von  15'en  jully  diesen  augenblick 
erhalten  —  worauf  ich  schon  so  sehnHchst  gewartet  habe, 
und  mir  dessentwegen  so  vielle  gedancken  gemacht  habe  !^ 
—  Basta  —  nun  bin  ich  durch  ihren  schätzbaren  brief  wieder 
beruhiget  worden  —  bis  auf  den  haupt-inhalt  welcher 
mein  ganzes  geblüt  in  wallung  gebracht  hat  —  so  dass  — 
doch,  ich  will  ab-brechen  —  sie  kennen  mich,  mein 
freund,  —  sie  zweifeln  also  nicht  an  allen,  was  ich  bey 
durchlesung  ihres  Schreibens  em-pfunden  habe  —  ich  kann 
es  ohnmöglich  unterlassen,  ich  muss  ihnen  gleich  antworten, 
denn  ich  finde  es  für  sehr  nothwendig  —  Nur  muss  ich 
sie  noch  befragen,  ob  sie  mein  schreiben  von  29«"  junni 
auch  erhalten  haben?  —  ich  habe  ihnen  gleich  3  briefe 
nacheinander  geschrieben  ;  —  von  27»^^",  gerade  an  sie  addres- 


'  I  Bogen  klein  Quart,  sehr  eng  besclirieben. 


Musikerbriefe.  IOI 


sin  —  von  29ten  an  H.  Heckmann,  und  von  3««"  juUi  an 
ebendenselben;  Nun  zur  sache:  —  habe  ich  nicht  immer 
zu  ihnen  gesagt  dass  der  Churfürst  seine  Residenz  zu 
München  machen  wird?  —  ich  habe  schon  hier  gehöret 
•dass  der  graf  Seau  so  wohl  für  München  als  Mannheim 
als  indentant  confermirt  seye !  —  Nun  muss  ich  ihnen 
etwas  sehr  nothwendiges  sagen  —  und  welches  ich  ohn- 
möglich  einer  bekandten  Sprache  anvertrauen  kann  —  sie 
werden  es  schon  finden ;  —  inzwischen  wünsche  ich  — 
<ier  hof  mag  nun  nach  München  ziehen,  oder  zu  Mannheim 
verbleiben,  das  ihre  besoldung  verstärket  'wird,  und  die 
Mad.'^""'  Tochter  eine  gute  besoldung  bekommen  möchte 
—  ihre  schulden  gänzlich  bezahlt  würden,  damit  sie  doch 
alle  ein  wenig  besser  luft  schöpfen  könnten  —  es  würde 
endlich  mit  der  zeit  schon  besser  werden  —  wo  nicht?  — 
so  steht  mann  doch  so  gut,  dass  man  gedult  haben  —  die 
Zeit  abwarten,  und  sich  folglich  wo  änderst  in  bessere 
umstände  setzen  kann;  —  freund,  hätte  ich  das  geld,  was 
■mancher,  der  es  nicht  so  verdient,  so  Elendig  verschwendet; 
hätte  ich  es !  —  O,  mit  wie  viell  freuden  wollte  ich  ihnen 
helfen!  —  aber  leider;  wer  kann,  der  will  nicht,  und  wer 
will,  der  kann  nicht!  —  Nun  hörea  sie;  Ich  wollte  mich 
impegniren  (und  vielleicht  nicht  fruchtlos)  dass  sie,  diesen 
winter,  mit  ihrer  Mad.'^"^  Tochter  nach  Paris  kommen 
könnten  —  allein ;  der  umstand  ist  dieser :  M.  Le  gros 
(Directeur  von  Concert  sprituel)  mit  dem  ich  schon  von 
meiner  freundin  gesprochen  habe,  kann  sie  diesen  winter 
nicht  kommen  lassen  —  weil  schon  bereits  die  Mad.  Le 
brun  für  diese  Zeit  engagirt  ist  —  und  er  wircklich  nicht 
in  den  besten  umständen  dermalen  ist,  um  2  solche  personnen 
nach  Verdiensten  (und  wie  ich  es  nicht  änderst  :^u]iesse)  be- 
zahlen zu  können  —  mithin  ist  da  nichts  zu  verdienen  — 
auf  den  andern  winter  ist  es  aber  ganz  thunlich  —  ich 
habe  ihnen  nur  sagen  wollen  —  dass  wenn  sie  es  gar  nicht 
mehr  aus-stehen  könnten  —  gar  nicht  mehr  —  so  könnten 
sie  nach  Paris  kommen  —  die  Reise,  Tafel,  logement  holz 
und  licht  würde  sie  nichts  kosten  —  aber  dass  ist  halt 
nicht  genug.  Den  winter  würden  sie  sich  schon  durch- 
bringen können  —  denn    es   giebt   Particular  Concerte  — 


102  Neue  Mittheilungen. 


und  in  concert  des  amateurs  würde  ich  ihnen  auch  viel- 
leicht etwas  zuwegen  bringen ;  —  allein  den  Sommer 
durch?  —  dann,  für  den  andern  Winter  ist  mir  nicht  bang  — 
Da  würden  sie  gewis  für  das  Concert  sprituel  auch  enga- 

girt Basta,  schreiben  sie  mir  ihre  gedancken  darüber; 

—  ich  will  dann  sehen  alles  mögUche  zu  thun;  —  bester 
freund !  ich  schämme  mich  so  zu  sagen  ihnen  eine  solche 
Proposition  zu  machen  —  die,  nach  ihrer  Einwilligung, 
annoch  zweifelhaft  —  und  nicht  so  vorzüglich  ist,  wie  sie 
es  verdienen,  und  ich  es  wünsche  !  alleine  —  betrachten 
sie  nur  meinen  guten  willen  —  der  wille  ist  da,  —  ich 
wollte  gerne  helfen,  allein  —  ich  studiere  hin  und  her,  ob 
ich  nicht  etwas  ausfindig  machen  kann  —  dass  die  sache 
thunUch  ist;   —  warten  sie;  —   ich  will   sehen  —  wenn 

diess  geht  —  was  ich   nun  im  Kopf  habe aber  ge- 

dult  —  —  man  muss  die  sachen  niemahlen  übereilen, 
sonst  gehen  sie  krumm,  oder  gar  nicht;  —  inzwischen 
dringen  sie  i7iit  gewalt  auf  Verbesserung  ihrer  besoldung, 
und  auf  eine  gute  besoldung  für  ihre  tochter  —  thun  sie 
es  öfters  schriftlich  —  und  NB.  wenn  unsere  Heldin  bey 
hof  singen  soll  —  und  sie  keine  antwort  —  oder  aufs- 
wenigste keine  günstige  auf  ihr  angehen  unterdessen  be- 
kommen haben,  so  lassen  sie  sie  nicht  singen  —  schützen 
sie  eine  kleine  unpässlichkeit  vor  —  thun  sie  es  öfters 
so  —  ich  bitte  sie,  —  und  wenn  diess  öfters  so  geschehen 
ist,  so  lassen  sie  sie  auf  einmahl  wieder  singen  —  da  werden 
sie  sehen  was  diess  für  eine  wirckung  Thut ;  —  diess  muss 
aber  mit  aller  feinheit  und  list  geschehen;  —  es  muss 
ihnen  recht  leyd  seyn,  dass  die  Louise  just  zur  Zeit  da  sie 
sich  Producirn  soll,  unpässlich  ist  —  NB.  wenn  diess  mi- 
ausgesetit  3  oder  4  mahl  nach  einander  geschieht  —  so 
merckt  man  den  Spass  doch!  —  und  dass  ist  eben  was  ich 
will  —  und  wenn  sie  nachgehends  einmal  wieder  singt, 
so  muss  es  NB.  herauskommen  als  wenn  es  aus  gefälligkeit 
geschähe  !  sie  muss  noch  nicht  ganz  gut  seyn  —  sie  thut 
nur  ihr  möglichstes  um  den  Churf.  zu  contentiren  —  ver- 
stehen sie  mich;  —  und  unterdessen  aber  muss  sie  mit 
allen  fleiss  ganz  von  Herzen  —  und  mit  aller  Seele  singen;  — 
unterdessen  versteht  sich,  dass  sie   immer  fortfahren   ihre 


Musikerbriefe.  103 


nur  gar  zu  billige  beschwärnisse  so  wohl  schriftlich  als 
Mündlich  an  tag  zu  geben  —  und  wenn  sie  etwa,  der 
Intendant,  oder  sonst  jemand,  wo  sie  wissen  dass  es  wieder 
geschiuä:;tiuird,  fragt,  wegen  der  gesundheit  ihrer  Mad.''"= 
tochter  —  so  sagen  sie  ihm,  so  ganz  geheimnissvoll;  — 
es  ist  kein  wunder  nicht  —  das  arme  mädl  hat  eine  ge- 
müthskrankheit,  und  die  wird  hier  schwerlich  curirt  werden  — 
sie  hat  sich  mit  allen  fleiss  und  studio  auf  das  singen  be- 
geben und  darin  auch  wircklich  Progressen  gemacht,  die 
ihr  kein  Mensch  streittig  machen  kann  —  und  nun  leider 
gesehen,  dass  alle  ihre  Mühe  und  fleiss  fruchtlos,  und  die 
begierde  und  freude  seiner  Churf.  Durchl.  dienen  zu  können, 
zu  staube  geworden  —  sie  hätte  auch  ihre  ganze  freude 
zur  Musique  verlohren,  sich  negligirt,  und  das  singen 
wirckHch  aufgegeben,  wenn  ich  nicht  zu  ihr  gesagt  hätte : 
Meine  Tochter,  deine  Mühe,  und  dein  fleiss  ist  nicht  frucht- 
los ;  wenn  mann  dich  hier  nicht  belohnt,  so  wird  man  dich 
in  andern  orten  belohnen ;  —  und  das  habe  ich  auch  im 
sinn ;  —  ich  kann  es  nicht  mehr  aus-stehen  —  kann  mir 
ohnmöglich  von  meinem  kinde  einen  so  bilHgen  Vorwurf 
länger  machen  lassen ;  —  und  dann  —  wen  er  fragt  wohin?  — 
ich  lueis  noch  nicht-schmQclis  kropfeter!  das  ist  nur  wenn 
sie  glaubeten  dass  alle  Hoff'nung  verlohren  seye,  welches 
ich  aber  ohnmöglich  glauben  kann ;  denn  es  ist  ohnmöglich, 
dass  sie  der  Churf.  so  länger  sitzen  last.  —  denn,  w^enn 
er  sieht,  dass  er  sich  ihrer  Mad."'"^  tochter  nicht  bedienen 
kan,  ohne  ihr  eine  besoldung  auszuwerfen,  so  ist  er  wohl 
dazu  gezwungen,  denn  er  muss  sie  ja  haben  • —  er  braucht 
sie  nothwendig  —  wem  hat  er  denn  zu  Mannheim?  die 
d  an  zig?  —  die  wird,  so  wahr  ich  dieses  schreibe  nicht 
bleiben.  —  Zu  München?  da  hat  er  geschwind  gar  niemand.  — 
denn  ich  kenne  münchen  auswendig,  ich  war  ja  5  mahl 
dort  —  mithin  muss  er  —  er  kann  sie  nicht  gehen  lassen  — 
und  was  sie  betrift,  so  muss  ihr  hauptbeschwärnuss  immer 
seyn,  die  schulden;  —  Nun  aber,  damit  man  nicht  der 
angese^te  ist,  —  wenn  im  fall  gar  nichts  zu  thun  wäre 
(welches  ich  doch  nicht  hoff"e)  so  werden  sie  allzeit 
sehr  gut  thun,  wenn  sie  unter  der  Hand  sich  um  etwas 
gewisses   umsehen  —  aber  an  einen  hof,  versteht   sich  — 


104  Neue  Mittheilungen. 


ich  werde  mir  auch,  seyen  sie  dessen  versichert,  alle 
mühe  geben,  —  Mein  gedancken  (was  sie  thun  sollen)  ist, 
dass  sie  sich  in  der  stille  nach  Maynz  wenden  sollen  —  sie 
waren  ja  erst  dort  —  sie  werden  doch  wohl  wenigstens 
mit  einem  bekandt  seyn  der  kann  —  und  etwas  vermag,  — 
denn,  kommen  sie  mir  nur  mit  der  seilerischen  gesell- 
schaft  nicht !  —  ich  kann  nicht  leiden  dass  ihre  Mad.''-""* 
Tochter,  —  und  wenn  sie  auch  ihre  tochter  nicht  wäre  — 
wenn  sie  ein  gefundenes  kind  wäre,  so  wäre  es  mir  sehr 
leyd,  wenn  sie  mit  //;rg«  Talent  unter  die  Comedianten 
zu  stehen  kommte ;  als  wenn  sie  zu  nichts  als  so 
zum  ausflücken  gut  wäre  —  denn  die  hauptsache  bey 
der  seylerischen,  und  überhaupt  bey  allen  banden,  ist 
immer  die  Comödie  —  das  singspiell  ist  nur  da  —  um  die 
Comödianten  dann  und  wann  der  Mühe  zu  überheben 
—  öfters  gar  um  den  acteurs  zeit  und  Raum  zum  um- 
kleiden zu  geben  —  und  überhaupt  zur  abwechslung  — 
Mann  muss  allzeit  auf  seine  Ehre  sehen  —  ich  wenigstens 
sehe  allzeit  darauf  —  hier  haben  sie  meine  Meynung  von 
der  Brust  weg  —  sie  wird  ihnen  vielleicht  nicht  gefallen, 
allein,  mit  meinen  freunden  bin  ich  gewohnt  aufrichtig  um- 
zugehen —  sie  können  übrigens  thun  was  sie  wollen  — 
ich  werde  mir  niemalen  die  freyheit  nehmen  etwas  vor- 
zuschreiben —  wohl  aber  als  ein  wahrer  freund  zu  rathen  — 
sie  sehen  dass  ich  ihnen  nicht  entetirt  bin,  dass  sie  zu 
Mannheim  bleiben  sollen  —  mir  ists  ganz  lieb  wenn  sie 
nach  Maynz  kommen  —  allein  mit  Ehre  und  Reputation  — 
Mein  gott.  Meine  freude  wenn  ich  nach  Maynz  kommen 
sollte,  würde  um  vielles  schwächer  und  weniger  seyn, 
wenn  ich  ihre  Mad/''"''  Tochter  unter  den  Comödianten 
suchen  müsste  —  welches  gar  leicht  geschehen  kann.  — 
Es  ist  gar  nicht  unmöglich  dass  ich  nach  Maynz  komme  — 
Engagirt  versteht  sich;  unter  uns  gesagt,  versteht  sich  — 
Nur  ihnen.  Mein  freund,  vertraue  ich  meine  atfairen,  wie 
sie  mir  die  ihrigen  —  Nur  noch  etwas :  und  sie  könnten 
es  dulden,  mein  freund,  dass  ihre  Mad.''"^  im  nemmlichen 
Ort  unter  den  Comoedianten  agirt,  wo  die  Mad/''"^  Hell- 
muth (mit  welcher  man  gar  keine  Comparaison  machen 
kann)  am  Hof  Engagirt  ist  —  und  ihr  folglich  vorgezogen 


Musikerbriefe.  105 


[^i  p  —  liebster  freund  —  lassen  sie  diess  das  letzte  —  das 
ausserste  Mittel  seyn  —  Nun  will  ich  ihnen  alles  in  kurzen 
wiederhohlen— Mir  scheint,  (sie  müssen  mir  es  aber  nicht 
übel  nehmen)  dass  sie  gleich  durch  etwas  können  zu  boden 
geschlagen  werden  —  sie  verli ehren  gleich  allen  Muth  — 
geben  zu  geschwind  alle  Hoffnung  auf  —  sie  können  mir 

nichts  dawider  sagen,  den  ich  weis  ihre  umstände sie 

sind  betrübt,  das  ist  wahr  —  allein  lange  nicht  so  betrübt 
als  sie  sich  es  vorstellen ;  ich  weis  was  das  einem  Ehrlichen 
Manne  schmerzet  und  wehe  thut,  wenn  er  zum  schulden 
machen  gezwungen  ist  —  ich  weis  es  aus  der  Erfahrung  — 
allein,  wenn  wir  es  recht  betrachten  wollen,  wer  macht  die 
schulden?  —  sie?  —  Nein,  der  Churfürst;  wenn  sie  heute 
weg-gehen  —  aus-bleiben  —  die  schulden  nicht  bezahlen  — 
so  können  sie  nichts  billigers  thun  —  und  kein  mensch, 
der  Churf.  selbst  wird  sich  nicht  darüber  auflialten  —  doch  — 
sie  brauchen  aber  auch  dieses  nicht  —  sie  werden  ganz 
gewis  in  die  umstände  gesetzt  —  dass  sie  diese  schulden 
bezahlen  können  —  darum  rath  ich  ihnen  —  Nur  noch  gedult 
zu  haben  bis  künftigen  Winter  übers  jähr  —  unterdessen 
aber  ihr  möglichstes  zu  thun,  ihre  Situation  zu  Mannheim 
zu  verbessern  —  sich  zu  impegniren  etwa  wo  änderst  an- 
zukommen —  geschieht  etwas  von  diesen,  so  ist  es  desto 
besser,  wo  nicht,  so  kommen  sie  künftigen  winter  übers- 
jahr  Nach  Paris  —  da  stehe  ich  ihnen  wenigstens  für 
60  Louisd'or  gut  —  unter  dessen  hat  die  Louise  im  sitigen 
und  besonders  aber  in  der  action  zugenommen  —  unter 
dieser  Zeit  sehe  ich  ihr  um  eine  opera  in  Italien  um  — 
wenn  sie  nur  einmal  eine  gesungen  hat  —  dann  geht  es 
fort  —  wenn  die  Mad.  Le  brun  unterdessen  etwa  nach 
Mannheim  kommen  sollte  —  so  machen  sie  sich  beede  zu 
freunde  —  die  können  ihnen  für  London  nützlich  seyn  — 
sie  kommt  diesen  winter  hieher  —  und  da  will  schon  ich 
mich  darum  annehmen;  —  obwohl  es  mir,  wie  ich  hoffe 
dass  sie  nicht  daran  zweifeln  werden,  lieber  wäre,  wen  ich 
sie  heute  —  als  morgen  sehen  könnte,  so  muss  ich  ihnen 
doch  als  ein  wahrer  freund  misrathen  diesen  winter  auf 
solche  art  wie  ich  ihnen  geschrieben  (und  es  dermalen 
nicht  änderst  möglich  wäre)  hieher  zu  kommen.  —  Erstens 


Io6  Neue  Mittheilungen. 


wäre  es  ein  wenig  unsicher  —  dann  auch  nicht  gar  zu 
rühmhch  ohne  mindesten  Engagement  zu  kommen  —  und 
dann  sich  von  jemand  so  zu  sagen  unterhalten  zu  lassen, 
ist  sehr  trauerig  —  ja,  Mein  gott,  wenn  ich  in  so  glück- 
lichen umständen  wäre,  dass  ich  sie  in  allem  frey  halten 
könnte  —  dann  könnten  sie,  ohne  mindester  forcht  dass  es  ihrer 
Ehre  nachtheilig  seyn  würde,  hieher  kommen  —  denn  ich 
schwöre  ihnen  bey  meiner  Ehre,  dass  es  kein  Mensch,  als  sie 
und  ich,  wissen  sollte,  —  und  niemalen  erfahren  sollte  —  nun, 
da  haben  sie  meine  gedancken,  meine  Meynung,  und  meinen 
rath;  thuen  sie  was  sie  für  gut  befinden  —  Nur  bitte  ich  sie 
nicht  zu  glauben,  dass  ich  sie  etwa  von  Reisen  abhalten  wolle, 
und  zu  bereden  suche  in  Mannheim  zu  verbleiben  oder  sich 
in  Maynz  zu  engagiren,  weil  ich  hofnung  habe  vielleicht 
in  einen  von  diesen  orten  engagirt  zu  werden,  —  um  mir 
nemlich  das  Vergnügen  zu  Procuriren  sie  bald  umarmen 
zu  können  —  Nein,  sondern  weil  ich  aus  viellen  Ursachen 
gut  finde,  wenn  sie  noch  ein  wenig  warten;  ja,  bester 
freund,  wenn  ich  machen  könnte  dass  luir  in  einem  ort 
miteinand  glückfich  und  vergnügt  leben  könnten  —  das  würde 
ich  ganz  gewis  allem  vorziehen  —  das  würde  mir  das 
liebste  seyn  —  aber  seyen  sie  versichert  dass  ich  ihr  glück, 
meiner  ruhe  und  meinem  vergnügen  vorziehe  —  und  sie 
alle  glückhch  und  vergnügt  zu  wissen  —  alle  freude  auf- 
opfern —  mit  dem  vesten  vertrauen  auf  gott,  dass  er  mir 
doch  einmal  wieder  die  freude  verleyhen  wird,  die  leute 
wieder  zu  sehen,  die  ich  so  von  ganzen  Herzen  und  ganzer 
Seele  liebe  —  und  vielleicht  —  doch  noch  mit  ihnen  leben 
zu  können  —  haben  sie  also  noch  gedult,  Hebster,  bester 
freund !  —  und  sehen  sie  sich  unterdessen  immer  um  etwas 
um  —  Nun  ein  wenig  etwas  von  meinen  Sachen  —  ich 
muss  mich  hier  plagen  dass  ich  es  ihnen  nicht  genug  sagen 
kann  —  hier  geht  alles  langsam,  bis  man  nicht  recht  be- 
kandt  ist,  kann  man  mit  der  Composition  nichts  machen 
—  in  vorigen  briefen  habe  ich  ihnen  schon  geschrieben, 
wie  schwer  es  hält,  ein  gutes  Poem  zu  bekommen  —  nach 
meiner  erklärung  von  der  hiesigen  Musick  können  sie  sich 
leicht  vorstellen  dass  ich  keine  grosse  freude  hier  habe  — 
und  so   bald  möglich  (unter  uns)  weg-zukommen    trachte. 


Musikerbriefe.  107 


Hr.  Raatf  wird  leider  vor  Ende  Augusts  nicht  nach  Mann- 
heim kommen  —  er  wird  aber  alsdann  meine  sache  beireiben 

—  und  da  könnte  man  etwas  hoffen  —  geht  dieses  nicht, 
so  werde  ich  wohl  gewisser  als  nicht  nach  Maynz  kommen 

—  der  graf  Säckingen  (wo  ich  gestern  war  und  sehr  starck 
von  ihnen  gesprochen  habe)  hat  einen  brudern  alda  —  und 
er  hat  es  mir  selbst  angetragen  —  mithin  glaube  ich  dass 
es  thunlich  ist  —  da  haben  sie  nun  meine  aus-sichten,  die 
allen,  ausgenommen  dem  grafen,  ihnen  und  mir,  noch  ein 
geheimüss  sind  —  übrigens  ist,  be}'  aller  trauerigkeit  meiner 
iezigen  umstände,  nichts  wms  mich  so  schmerzt,  als  dass 
ich  nicht  im  stände  bin  ihnen  so  zu  dienen  —  wie  ich  es 
wünschte  —  das  schwöre  ich  ihnen  bey  meiner  Ehre  — 
Adieu  bester  freund,  leben  sie  wohl;  schreiben  sie  mir 
bald  —  antworten  sie  mir  auf  alles  —  auch  auf  die  vorigen 
briefe,  ich  bitte  sie  darum ;  machen  sie  meine  Empfehlung 
der  frau  gemahhn,  und  allen  ihren  angehörigen,  und  seyen 
sie  versichert,  dass  ich  alle  meine  Kräfte  anwenden  werde, 
sie  in  bessere  umstände  zu  setzen  —  wenn  ich  keinen  Vatter 
und  Schwester  hätte,  für  welche  ich  mehr  lebett  muss  als 
für  mich  —  für  dessen  unterhalt  ich  sorgen  muss  —  so 
wollte  ich  mit  gröster  freude  mein  schicksaal  gänzlich  ver- 
nachlässigen —  und  nur  ganz  allein  auf  das  ihrige  bedacht 
seyn  —  denn  ihr  wohlseyn  —  ihr  vergnügen  —  ihr  glück, 
macht  (wenn  ich  für  mich  alleine  dencken  darf)  mein 
ganzes  glück  aus  —  leben  sie  wohl  — 

dero  unveränderlicher 

Mozart. 

Parigi  li  30  di  giugho  1778.' 

Carissima  Amica ! 

La  prego  di  pardonarmi  che  manco  questa  volta  d'inviare 

le  variazioni  per    Paria  mandatami  —  ma  stimai  tanto  ne- 

cessario    il    rispondere   al    piü    presto  alla    lettera  del    suo 

sig'^  Padre,    che  non    mi    restö   poi  il  tempo    di  scriverle. 


'  2  Seiten   klein  Octav,  sehr  eng,   aber  deutlich   und   sauber  be- 
schrieben. 


lo8  Neue  Mittheilungen. 


e  perciö  era  impossibile  di  mandargliele  —  ma  lei  le  avrä 
sicuramente  colla  prossima  lettera.  Adesso  spero  che  ben 
Presto  saranno  stampate  le  mie  sonate  —  e  con  quella 
occasione  avrä  anche  il  Popolo  di  Tessaglia,  ch'  e  gia  mezzo 
terminato  —  se  lei  ne  sarä  si  contenta  —  come  lo  son 
io  —  potrö  chiamarmi  felice;  —  intanto,  sinche  avro  la 
sodisfazione  di  sapere  di  lei  stessa  l'incontro  che  avrä 
avLita  questa  scena  apresso  di  lei  s'intende,  perche  siccome 
l'hö  fatta  solamente  per  lei  —  cosi  non  desidero  altra  Lode 
che  la  sua;  —  intanto  dunque  non  posso  dir  altro,  che, 
trä  le  mie  composizioni  di  questo  genere  —  devo  con- 
fessare  che  questa  scena  e  la  megliore  ch'hö  fatto  in  vita 
mia  —  Lei  mi  farä  molto  piacere  se  lei  vuol  mettersi 
adesso  con  tutto  Timpegno  sopra  la  mia  scena  d'Andromeda 
(Ah  lo  previddi!)  perche  l'assicuro,  che  questa  scena  le 
starä  assai  bene  —  e  che  lei  sene  farä  molto  onore  —  al  piü 
le  raccomando  l'espressione  —  di  rifletter  bene  al  senso 
ed  alla  forza  delle  parolle  —  di  mettersi  con  serietä  nello 
stato  e  nella  situazione  d'Andromeda!  —  e  di  figurarsi 
d'esser  quella  stessa  persona;  —  caminando  in  questa  quisa 
(colla  sua  bellissima  voce  —  col  suo  bei  methodo  di  can- 
tare  — )  lei  diventerä  in  breve  tempo  infaHbilmente  Eccelente. 
—  la  maggior  parte  della  lettera  Ventura  ch'avrö  l'onore 
di  scriverle,  consisterä  in  una  breve  espUcazione  sopra  il 
methodo  e  la  maniera  come  desidererei  io  che  lei  can- 
tasse  e  recitasse  quella  scena  —  nuUa  di  meno  sono  ä 
pregarla  di  studiarla  da  se  frätanto  —  vedendo  poi  la 
differenza  —  sarä  questo  d'una  granutilitä  per  lei  —  benche 
son  persvasissimo  che  non  avrä  molto  a  correggere  ö  ä 
cambiare  —  e  che  farä  stessa  molte  cose  cosi,  come  lo 
desidero  —  sapendo  questo  per  esperienza  —  ä  Paria,  (Non 
so  d'onde  viene)  cha  lei  hä  imparata  da  se  stessa  —  non 
ho  trovato  niente  a  criticare  o  ä  correggere  —  lei  me 
l'hä  cantata  con  quel  gusto,  con  quel  methodo,  e  con 
quella  espressione  che  ho  desiderato  —  dunque  ho  ragione 
di  avere  tutta  la  fiducia  nella  di  lei  virtü  e  sapere  —  Basta, 
lei  h  capace  —  e  capacissima  —  solamente  le  raccomando 
(e  di  cio  la  prego  caldamente)  di  aver  la  bontä  di  rileggere 
qualche    volta    le    mie    lettere,    e    di   fare   come   io   le   ho 


Musikerbriefe.  109 


consigliato  —  e  di    esser  cena,   e  persuasa,   che  per  tutto 

ch'io  le  dico,  e  le  hö  detto,  non  hö  e  non  avro  mai  altra 

intenzione  che  di  farle  tutto  il  bene  che  mi  sia  possibile  — 

Carissima  amica!  —  spero  che  lei  starä  d'ottima  salute 

—  la  prego  di  averne  sempre  cura  —  essendo  questa  la 
miglior  cosa  di  questo  mondo;  io,  grazie  ä  Dio  stö  bene, 
toccanre  la  mia  salute,  perche  ne  hö  cura  —  mä  non  ho 
l'animo  quieto  —  e  non  l'avrö  mai  sinche  non  avro  la 
consolazione  di  essere  accertato  che  una  volta  si  ha  reso 
giustizia  al  di  lei  merito  —  ma  lo  stato  e  la  situazione 
piii  felice  per  me  sarä  in  quel  giorno  in  cui  avrö  il  sommo 
piacere  di  rivederla,  e  di  abbracciarla  di  tutto  il  mio  cuore 

—  ma  questo  e  anche  tutto  ch'io  posso  bramar  e  deside- 
rare  —  non  trovo  che  in  questo  desiderio  ed  augurio  l'unica 
mia  consolazione  e  la  mia  quieta ;  —  la  prego  di  scrivermi 
spesso  —  lei  non  si  puo  immaginare  quanto  piacere  mi 
fanno  le  sue  lettere.  La  prego  di  scrivermi  quante  volte 
che  lei  vä  dal  sig'"''  Marchand  —  di  farmi  una  piccola  dichia- 
razione  dello  studio  dell'  azione  —  che  le  raccomando 
caldamente  —  Basta,  lei  sä,  che  tutto  quel  che  tocca  lei, 
m'interessa  assai.  —  aproposito :  io  le  hö  da  fare  mille 
complimenti  d'un  signore  —  ch'e  l'unico  amico  ch'io  stimo 
qui,  e  ch'amo  assai,  perche  e  gran  amico  della  sua  casa, 
ed  hä  avuto  la  fortuna  ed  il  piacere  di  portarla  molte  volte 
sul  braccio,  e  di  bacciarla  una  centinaja  di  volte  quando  lei 
era  ancora  piccolina  —  e  questo  e,  il  sig""^  Kümli,  pittore 
deir  Elettore  —  questa  amicizia  m'hä  procurato  il  sig.  Raff, 
il  quäle  e  adesso  il  mio  stretto  amico,  e  conciösia  ch'e 
anche  il  di  lei  —  e  di  tutta  la  famiglia  Weber  —  sapendo 
pur  bene  il  sig''<=  Raaff  che  non  lo  puö  essere,  senza  di  questo; 
il  sig:  Kymli,  che  riverisce  tutti,  non  si  puö  stancare  di 
parlare  di  lei,  ed  io  —  non  posso  linirc  —  dunque  non 
trovo  altro  piacere  che  di  far  la  conversazione  con  lui  — 
ed  egli,  ch'e  vero  amico  di  tutta  la  sua  casa,  e  sapendo 
dal  sig'^  Raaff  che  non  mi  puö  fare  piü  gran  piacere  che 
di  parlare  di  lei,  non  ne  manca  mai  —  Addio,  frätanto, 
Carissima  amica!  —  sono  anziosissimo  d'avere  una  lettera 
di  lei,  la  prego  dunque  di  non  farmi  troppo  aspettare,  e 
troppo  languire  —  sperando  di  aver  ben  presto    delle    sue 


1 10  Neue  Mittheilungek. 


nuove,  le  baccio  le  mani,  l'abbraccio  di  core  e  sono  e  sarö 
sempre  il  di  lei  vero  e  sincero  amico 


WAMozart. 


la  prego  di  abbracciare  in  nome  mio  la 
sua  Carissima  sig""^  madre  —  e  tutre  le 
sue  sis:''^  sorelle. 


ZU  FELIX  MENDELSSOHN'S  BRIEFEN. 

Über  Goethe  und  Felix  Mendelssohn  Bartholdy  besitzen 
wir  eine  dankenswerthe  Schrift  von  Dr.  Karl  Mendelssohn 
Bartholdy  (Leipzig,  Hirzel,  187 1).  Der  Verfasser  —  ein  Sohn 
des  Componisten  —  konnte  aus  den  Familienpapieren  ein 
reiches  Material  verwenden. 

Viel  Schönes  über  Goethe's  Verhältniss  zu  Felix  findet 
sich  ausser  im  Briefwechsel  mit  Zelter  und  Felix'  Reisebriefen' 
noch  in  den  trefflichen  Mendelssohnbiographien  von  George 
Grove  (in  Grove's  Dictionary  of  Music  and  Musicians,  Lon- 
don 1880),  G.  v.  Loeper  (in  der  Allgemeinen  Deutschen 
Biographie)  und  S.  Hensel  (die  Familie  Mendelssohn,  Ber- 
lin  1879). 

Der  vorliegenden  Correspondenz  war  ein  längerer  Aufent- 
halt von  Felix  in  Weimar  vorangegangen.  Zelter  hatte  sich 
mit  Doris  und  seinem  »besten  Schülercf  Ende  October  1821 
bei  Goethe  angemeldet,  der  eigens  von  Jena  zurückkehrte, 
um  die  Gäste  zu  empfangen.  »Ein  guter  hübscher  Knabe, 
munter  und  gehorsam«,  so  hatte  Zelter  brieflich  seinen  Schüler 
vorgestellt,  von  dessen  genialer  Begabung  Goethe  längst  unter- 
richtet war.  Felix  blieb  sechszehn  Tage  in  Weimar.  Über 
diese  ungemein  angeregte  Zeit  liegen  ausführliche  Berichte  vor, 
welche  Karl  Mendelssohn  a.  a.  O.  S.  4 — 18  zusammengestellt 
hat.  Ich  trage  noch  nach,  dass  das  Beethoven^ sehe  Original- 
blatt, welches  Goethe  Felix  zum  Spielen  vorlegte,  die  Hand- 
schrift des  Liedes :  Wonne  der  WeJwiuth  enthält.  Da  Beethovens 


'  Felix  Mendelssohns  Briefe  haben  in  den  gedruckten  beiden  Samm- 
lungen durch  Zusätze,  Auslassungen  und  Zusammenschweissungen  so 
ausserordentlich  gelitten,  dass  sie  als  historische  Quellen  nur  mit  Vorsicht 
benutzt  werden  können.  Glücl\licher\veise  ist  Aussiclit  vorhanden,  dass 
von  berufener  Seite  in  nicht  zu  langer  Zeit  eine  kritische  Ausgabe 
veranstaltet  werden  wird. 


Musikerbriefe.  1 1 1 


Notenschrift  gerade  hier  ausserordenthch  schwer  zu  lesen  ist, 
hat  Fehx  das  Manuscript  getreu  und  sauber  copirt  (der  Schrift 
nach  zu  urtheilen  aber  nicht  bei  diesem  ersten  Besuche,  sondern 
erst  1825  oder  1830).  Original  und  Abschrift  liegen  in  Goethes 
Autographensammlung. 

Nach  Felix'  Rückkehr  richtete  sein  Vater  folgendes 
Schreiben  an  Goethe: 

Ew.  Excellenz 

haben  den  Knaben  welchen  mein  verehrter  Freund,  sein  geliebter  Lehrer 
Zelter,  Ihnen  zugeführt,  mit  einer  Güte  aufzunehmen  gewürdiget,  welche 
mich  tiefer  rührt  und  bewegt  als  ich  es  sagen  kann,  ich  kann  Ihnen 
nur  mit  dürren  Worten  dafür  danken,  aber  ich  kann  und  will  dafür 
sorgen,  dass  Felix  durch  seinen  künftigen  Wandel  sich  des  Glückes 
würdig  bezeige,  welches  ihn  mit  seinem  ersten  Schritt  in  die  Welt,  in 
die  Nähe  des  einzigen  Mannes  geführt,  der  unter  allen  Lebenden  in 
Deutschland  seine  Kindheit  adeln  konnte.  Dass  die  ihm  jetzt  nur  noch 
als  dunkle  Ahndung  vorschwebende  Wichtigkeit  der  Tage  welche  er 
in  Ew.  Excellenz  Nähe  verlebt  später  mit  voller  Klarheit  auf  Felix  den 
Künstler  einwürken  werden,  dafür  bürgt  mir  sein  Talent;  dass  er  als 
Mensch  ihrer  eingedenk  bleibe,  wird  hoffentlich  sein  Herz  ihn  stets 
lehren,  und  so  gebe  Gott !  dass  er  Ihnen  durch  das  was  er  wird,  den 
Dank  abstatten  könne  für  das  Gute  das  Sie  ihm  erwiesen. 

Ew.  Excellenz 

dankbar  und  Hochachtungsvoll  Ergebenster 

Berlin  26.  Novbr.   1821.  A.  Mendelssohn.' 

(Das  Schreiben  —  wie  die  übrigen  hier  folgenden  Briefe 
der  Mendelssohn'schen   Familie  —    ruht   im    Goethe-Archiv.) 

I.  Brief.  Felix  war  dreizehn  Jahre  alt,  als  er  den  Brief 
schrieb.  Seine  dritte  Operette  sind  ))die  wandernden  Comö- 
diante7i(i.  Das  Werk  ist  ungedruckt  geblieben.  In  der  Berliner 
Königl.  Bibliothek   befindet  sich  das  Manuscript,  welches  die 


'  Schon  1803  war  Abraham  Mendelssohn  von  Zelter  an  Goethe  als 
»brauchbarer  Correspondent«  empfohlen  worden.  Am  4.  April  1816  gab 
ihm  Zelter  ein  Einführungsschreiben  nach  Weimar  mit,  in  welchem  es 
heisst:  «Er  ist  der  zweyte  Sohn  des  Philosophen  u.  von  seinen  ersten 
Jünglingsjahren  an,  nacn  dem  Tode  des  Vaters  hat  er  sich  mein  Haus 
mit  dem  was  drinnen  war  gefallen  lassen.  Er  gehört  zu  den  Braven 
und  so  wirst  Du  ihn  aufnehmen.  Er  hat  liebenswürdige  Kinder  und 
sein  ältestes  Töchterchen  könnte  Dich  etwas  von  Sebastian  Bach  hören 
lassen.  Sie,  die  Frau,  ist  zugleich  eine  höchst  treffliche  Mutter  und 
Hausfrau,  leider  von  etwas  schwacher  Gesundheit.  Er,  der  Mann,  ist 
mir  sehr  gewogen  und  ich  habe  offene  Casse  bev  ihm,  denn  er  ist  in 
den  Zeiten  der  allgemeinen  Noth  ohne  Schaden  an  seiner  Seele  reich 
worden.« 


112  Neue  Mittheilungen. 


Überschrift  trägt:  »Komische  Oper  in  einem  Acte  von  Dr.  Casper« 
und  am  Eingang  das  Datum:  September  1821.  —  Zelter  hatte 
am  17.  März  1822  an  Goethe  geschrieben :  »FeUx  ist  brav 
und  fleissig.  Seine  dritte  Oper  ist  fertig  und  wird  nächstens 
unter  Freunden  aufgeführt  werden«. 

(Überraschend  ist  in  diesem  und  dem  folgenden  Briefe 
von  Felix  die  gewandte  Schrift,  welche  nur  in  ganz  wenigen 
Zügen  —  z.  B.  in  der  Unterschrift  —  die  Schülerhand  verräth.) 

2.  Brief.  Zelters  Inspectionsreise  wird  in  Wilhelm  Rintel : 
Carl  Friedrich  Zelter,  eine  Lebensbeschreibung  (Berlin  1861) 
S.  282  ff.  ausführlich  erwähnt.  Der  Ort  Celle,  von  dem  Felix 
schreibt,  ist  Kloster  Neuzelle  bei  Frankfurt  a/0. 

Felix  war  wohl  wie  viele  andere  Correspondenten  Goethe's 
aufgefordert  worden ,  auf  meteorologische  Verhältnisse  zu 
achten  und  gelegentlich  darüber  zu  schreiben.  1821  hatte 
Goethe  die  ersten  meteorologischen  Stationen  in  Sachsen- 
Weimar  errichten  und  1822  die  Beobachtungen  von  drei 
Stationen  zuerst  veröffentlichen  lassen,  —  Die  Zeit  vom 
September  182 1  bis  Mai  1822  war  ganz  ungewöhnlich  milde 
gewesen ,  und  die  Vegetation  hatte  sich  infolge  der  auf- 
gespeicherten Wärme  früher  als  sonst  entwickelt  (vgl.  Dr. 
G.  Hellmann,  die  milden  Winter  Berlins  seit  1720).  Der 
Standpunkt  der  Erde  gegen  die  Sonne  war  aber  natürlich 
nicht  verändert,  und  es  wird  kein  ernsthafter  Astronom  ge- 
wesen sein,  der  Felix  davon  erzählt  hat.  —  Alexandre  Boucher, 
der  berühmte  Pariser  Violinvirtuose  hatte  auf  seiner  Concert- 
reise  durch  Deutschland  Anfang  des  Jahres  1821  Weimar  be- 
rührt und  dort  grosse  Aufmerksamkeit  erregt.  Auch  Goethe 
wandte  ihm  Theilnahme  zu  (vgl.  Annalen  182 1,  Hempel  27,  781). 
Er  empfahl  Boucher  an  Zelter  (der  Brief  ist  verloren  ge- 
gangen), und  dieser  berichtete  dem  Freunde  im  Frühjahr  1821 
ausführlich  über  die  Berliner  Concerte  B.'s.  Anfänglich  hatten 
die  Überspanntheiten  des  ebenso  talentvollen,  wie  bizarren 
und  reclamesüchtigen  Virtuosen  in  Berlin  grossen  Anstoss 
erregt.  Später  errang  er  Erfolge,  zu  welchen  Goethe's  und 
und  Zelter's  Empfehlungen  sehr  wesentlich  beitrugen  (vgl. 
Zelter  an  Goethe,  8.  Juli  1821).  —  In  Wien  wandte  sich  die 
fachmännische  Kritik  noch  schärfer  gegen  Boucher  als  in  Berlin 
(vgl.  Wiener  Allgemeine  Musikalische  Zeitung,  März  1822).  — 
Über  seinen  Verkehr  mit  Beethoven  fehlen  authentische  Nach- 
richten, da  aus  den  Monaten  Februar  bis  Mai  1822  leider  keine 
Conversationshefte  Beethovens  erhalten  sind.  Was  Bouchers 
neuester,  unzuverlässiger  Biograph  Gustave  Vallat  (»Alex. 
Boucher  et  son  temps«  in  »Etudes  d'histoire,  de  moeurs  et 
d'art  musical«,  Paris  1890)  über  Bouchers  Begegnungen  mit 
Beethoven   mittheilt,    ist  romanhaft   aufgeputzt  und   muss  mit 


MUSIKKRBRIEFE.  I  I ' 


grösster  Vorsicht  aufgenommen  werden.  Übrigens  erwähnt  Vallat 
ebenfalls  die  Wirkung  von  Goethe's  Einführungsschreiben.  — 
Selbst  in  Weimar  hatte  Boucher,  der  seine  eminente  Vir- 
tuosität niemals  in  den  Dienst  reiner  Kunstübung  gestellt  hat, 
Seitens  der  Musiker  keine  Anerkennung  gefunden,  wie  aus 
einer  Correspondenz  der  Leipziger  Allg.  Mus.  Zeitung  vom 
Mai   1821   hervorgeht. 

Am  7.  und  8.  October  1822  besuchten  Abraham  und 
Lea  Mendelssohn  mit  ihren  Kindern  Goethe  in  Weimar.  Vgl. 
darüber  Goethes  Tagebuch  und  Hensel  I  S.  129.  Vor  dem 
dritten  Briefe  von  Felix  möge  hier  noch  ein  Schreiben  Abraham 
Mendelssohns  an  August  von  Goethe  Platz  finden.  Es  bezieht 
sich  auf  Goethes  schwere  Erkrankung  vom  Februar  1823  (Ent- 
zündung des  Herzbeutels),  die  den  schlimmsten  Ausgang  hatte 
befürchten  lassen: 

Ich  fürchte  keine  Missdeutung,  wenn  ich  Ihnen,  hochgeehrter  Herr 
Kammerrath!  meinen,  aller  Meinigen  innige  und  herzliche  Freude  über 
die  glückliche  Genesung  Ihres  verehrten  Herrn  Vaters  bezeuge.  Wir 
liaben  Tage  drückender  Sorge  verlebt,  und  wie  tief  müssen  Sie  alle 
gebeugt  gewesen  sein!  Gottlob!  es  ist  ja  wohl  nun  vorbey  u.  der 
Himmel  wnrd  ihn  Ihnen,  und  dem  ganzen  Vaterlande  erhalten,  damit 
denen,  die  mit  ihrem  gesunden  Verstände  gern  über  Wasser  bleiben 
möchten,  nicht  der  letzte  Anker  reisse.  Ihre  Frau  Gemahlin  wird  die 
Angst  und  Sorge  glücklich  überstanden  haben,  wir  empfehlen  uns  alle 
derselben  u.  detn  Fräulein  v.  Pogvisch  angelegentlichst,  durch  letztere 
erfahren  wir,  wenn  auch  nicht  direkt,  das  wagen  wir  nicht  zu  fordern, 
doch  durch  Doris  hoffentlich  bald  wieder  erfreuliches  über  die  fort- 
schreitende Besserung;  hat  bey  Goethe  einmal  der  Geist  die  Oberhand, 
so  wird  er  den  Körper  wohl  zur  raison  bringen. 

Mit  wahrer  Hochachtung 

Berlin,   11.  Merz   1825.  A.  Mendelssohn. 

3.  Brief.  Mendelssohns  Quartett  für  Pianoforte,  Viohne, 
Bratsche  und  Violoncello  in  H  moll,  op.  3,  war  zu  Beginn  des 
Jahres  1825  '  vollendet,  im  April  von  dem  sechszehnjährigen 
Componisten  dem  Meister  Cherubini  in  Paris  vorgespielt  und  von 
diesem  aufs  Freundlichste  beurtheilt  worden.  Die  Anerkennung 
von  solcher  Seite  mag  die  Mutter  von  Felix,  Lea  Mendels- 
sohn Bartholdy,  bewogen  haben,  sich  in  folgendem  Schreiben 
an  Goethe  zu  wenden  : 


'  Da  die  Compositionszeit  dieses  Werks  nirgends  richtig  angegeben 
ist,  so  sei  hier  erwähnt,  dass  das  Manuscript  folgende  Daten  trägt: 
das  Andante:  3.  Januar  1824,  das  Allegro  molto:  7.  October  1824,  der 
Schlusssatz  Allegro  vivace:  18.  Januar  1825.  Das  Qiiartett  ist  also  in 
Berlin,  nicht  in  Paris  entstanden  und  zu  Ende  geführt  worden.  Sieben 
Jahre  später  wurde  es  auch  in  Paris  gestochen  und  bei  dieser  Gelegen- 
heit vom  Componisten  in  einigen  Theilen  umgearbeitet. 

GoKTHE-jAHKÜLCtl    Xi).  8 


114  Neue  Mittheilungen. 


Berlin  den  9    April  1825. 

Herr  Professor  Zelter  macht  mir  Muth,  an  Ihre  Excellenz  eine 
allerunterthanigste  Bitte  zu  wagen.  Das  dritte  Q.uartett,  das  mein 
Sohn  Felix  komponirt  hat,  wird  jetzt  gestochen.  Es  würde  ihn  un- 
gemein beglücken  und  anfeuern,  wenn  Ihre  Excellenz  die  grosse  Güte 
hätten,  ihm  zu  erlauben  diesem  Werk  Ihren  Namen  als  die  grösste, 
schönste,  wohlthätigste  Empfehlung  vorsetzen  zu  dürfen.  Dem  Fürsten 
Radzivil  ist  sein  erstes,  dem  Herrn  Professor  Zelter,  Felixens  über 
alles  geliebtem  Lehrer,  sein  zweites  Q.uartett  zugeeignet. 

Wenn  Ihre  Excellenz  finden,  dass  die  ungemeine  Freundlichkeit 
und  Herablassung,  die  Sie  dem  jungen  Menschen  verschiedentlich  an- 
gedeihen  Hessen,  seine  Mutter  zu  einem  allzudreisten  Gesuch  mit  Un- 
grund  vermögen  konnte,  so  bestrafen  Sie  sie  durch  Ihr  Stillschweigen. 
Zürnen  Sie  einer  so  kühnen  Bitte  aber  nicht,  so  beglücken  Sie  eine 
ganze  Familie  durch  gnädige  Einwilligung  aufs  Höchste,  und  fügen 
allem  was  sie  Ihnen  verdankt,  noch  ganz  besondere  Gründe  der  Ver- 
ehrung und  Erkenntlichkeit  hinzu. 

Ich  habe  die  Ehre  zu  sein 

Ihro  Excellenz 

neue   Promenade  No.  7.  unterthänigste  Dienerin 

L.  Mendelssohn  Bartholdv. 

A-uf  dem  Rückwege  von  Paris  nach  Berlin  berührten 
Felix'  Vater  und  Felix  selbst  \\'eimar.  Über  diesen  Besuch 
dictirte  Goethe  in  sein  Tagebuch  (20.  Mai  1825):  »Abends 
Concert  und  Gesellschaft.  Felix  Mendelssohn  spielte  ein  Quartett 
mit  Eberwein  und  andern  Musicis«  und  am  Tage  darauf  schrieb 
er  an  Zelter,  dass  ihm  »diese  persönliche  hör-  und  vernehm- 
bare Dedication  sehr  wohlgethan  habe«. 

(An  demselben  Tage  wie  der  vorliegende  Brief  von  Felix 
traf  in  Weimar  das  Schreiben  Franz  Schuberts  an  Goethe  ein, 
welches  oben  S.  99  abgedruckt  ist.  Vergl.  Anmerkungen  S.  126,) 

Mendelssohn  empfing  zum  Dank  »ein  schönes  Liebes- 
schreiben« ,  wie  Zelter  es  nennt  (18.  Juni  1825).  Es  ist  in 
Karl  Mendelssohns  Buch  abgedruckt. 

4.  Brief.  Er  ist  undatirt  und  in  Goethes  Briefsammlung 
im  Januar  1826  eingeheftet. 

»Der  gefeierte  Tag«  ist  sehr  wahrscheinlich  der  7.  N'oveni- 
ber  182 j,  an  welchem  Goethes  fünfzigjähriges  Dienstjubiläum 
unter  allgemeinster  Theilnahme  begangen  wurde.  —  Dass  der 
Geburtstag    des  Dichters  gemeint  sei,    ist  kaum  anzunehmen. 

Wenn  Mendelssohn  s(-hreibt,  dass  Goethes  Beifall  ihm 
zu  neuen  Werken  Muth  und  Lust  eingeflösst  habe,  so  kann 
dies  durch  ein  Verzeichniss  seiner  Compositionen  aus  jener 
Zeit  ergänzt  werden,  das  von  seiner  erstaunlichen  Fruchtbar- 
keit und  seinem  Fleisse  Zeugniss  giebt: 


Ml'sikhrbriefe.  115 


Fis  moU  Capriccio  für  Pianoforte  op.  5:   23.  Juli   1825 
Partitur    der    Oper:    die    Hochzeit    des 

Camacho:   10.  August    1825 
Trompeten -Ouvertüre    in    C,    op.    loi :  Sept.-Octoberi825 
Octett    für    Streichinstrumente    op.    20:  October  1825. 
(Für  das  berühmte  Scherzo  dieses  Octetts  schwebten  ihm, 
wie  Fanny  schreibt,  Goethes  Verse  aus  dem  Faust  »Wolken- 
zug und  Nebelflor«  vor.) 

Im  August  des  nächsten  Jahres  componirte  Felix,  der 
noch  nicht  achtzehn  Jahre  alt  war,  die  Ouvertüre  zum  Sommer- 
nachtstraum. 

Am  6.  November  1825  berichtet  Zelter  (Briefw.  IV,  92) 
über  das  Octett  und  über  Felix'  Übersetzung  eines  Teren- 
zischen  Stücks  (vgl.   5.  Brief). 

5.  Brief.  Ihm  lag  bei:  ))Das  Mädchen  von  Androsa,  eine 
Komödie  des  Terentius,  in  den  Versmassen  des  Originals  über- 
setzt von  F****.  Mit  Einleitung  und  Anmerkungen  herausgegeben 
von  K.  ]V.  L.  Heyse.  (Angehängt  ist  die  9.  Satire  des  Horatius, 
übersetzt  von  dem  Herausgeber.)     Berlin,   1826. 

In  der  Vorrede  sagt  Heyse : 

»Gegenwärtige  Übersetzung  eines  der  beliebtesten  Lust- 
spiele aus  dem  Römischen  Alterthume  will  nicht  für  vollendet 
gelten ,  sondern  als  erster  Versuch  der  nachsichtigen  Be- 
urtheilung  billiger  Richter  empfohlen  sein.  Der  junge  Über- 
setzer, den  natürlicher  Beruf  und  demselben  angemessene 
Bildung  zu  einer  andern  verwandten  Musenkunst  bestimmten, 
widmete  dieser  Arbeit  wenige  Mussestunden.  Der  Heraus- 
geber fand  sie  nach  geschehener  Durchsicht  und  sorgsam 
angelegter  Feile  der  öffentlichen  Bekanntmachung  nicht  un- 
werth«.  — 

Goethe  antwortete  auf  die  Gabe  am  11.  October  1826 
durch  einige  Zeilen  an  Zelter  (Briefw.  IV,  226). 

Felix'  Lehrer,  der  ausgezeichnete  Sprachforscher  Heyse, 
ist  der  Vater  Paul  Heyses. 

Es  sei  noch  erwähnt,  dass  Terenz'  Andria  auf  Goethes 
Veranlassung  bereits  im  Jahre  1802  vom  Kanzler  Niemeyer 
in  Halle  übersetzt  und  in  dieser  Bearbeitung  Anfang  des 
Jahres  1803  in  Lauchstädt  zur  Aufführung  gebracht  worden  war. 

6.  Brief.  Die  Medaille  war  ein  Abguss  der  goldnen  Denk- 
münze, welche  der  Grossherzog  an  Goethe  zur  Feier  des  Jubi- 
läums am  7.  November  1825  gesandt  hatte;  sie  trug  die  Brust- 
bilder des  grossherzoglichen  Paars  und  des  Dichters  nebst  der 
Widmung:    »Karl  August   und   Luise  Goethen«. 

In  die  Zeit  zwischen  diesem  und  dem  folgenden  Briefe 
von  Felix  fällt  ein  Schreiben  seiner  Schwester  Fanny.  Goethe, 
der  durch  Felix  einige  Compositionen  Fannys  kennen  gelernt 
hatte  und  sehr  schätzte,  erfuhr,  dass  sie  sich  über  den  Mangel 

8* 


Il6  Neue  Mittheiluxgen. 


an  componirbaren  Texten  beklage.  Da  brachte  er  eines  Tages, 
als  Zelter  gerade  zum  Besuche  in  Weimar  war,  einige  eigens 
für  Fanny  gedichtete'  Verse  und  sagte  Zelter:  Gieb  das  dem 
lieben  Kinde.  Es  war  das  Gedicht:  Wenn  ich  mir  in  stiller 
Seele  (Hempel  IIP  355). 

(Fannys  Sohn  Sebastian  Hensel  in  Westend  bei  Char- 
lottenburg besitzt  das  Goethesche  Autogramm.  Es  trägt  das 
Datum:  d.  13.  Octbr.  1827.  Die  von  Karl  Mendelssohn  und 
nach  ihm  von  Strehlke  beigegebene  Überschrift:  An  die  Ent- 
fernte, sowie  das  Datum:  1822  sind  nicht  authentisch.  Das  Ge- 
dicht ist  seit  1837  gedruckt,  mit  der  —  wohl  nicht  legitimen  — 
Lesart :  »auserkor«  statt  »mir  erkor«  im  vierten  Verse).  Zelter 
sandte  das  Gedicht  noch  von  Weimar  aus  an  Fanny,  welche  erst 
Zelter  dankte  und  dann  folgenden  Brief  an  Goethe  richtete : 

Nicht  wagend,  Ew.  Excellenz  selbst  meinen  innigsten  Dank  dar- 
zubringen, war  ich  so  frei,  dem  Herrn  Professor  Zelter  zu  schreiben, 
und  ihm  meine  Freude  über  das  ebenso  unerwartete  als  unverdiente 
Geschenk  zu  bezeigen ;  er  ist  aber  zurückgekommen,  ohne  jenen  Brief 
empfangen  zu  haben,  und  hat  mich  zu  dem  Schritt  ermutigt,  welchen 
ich  jetzt,  auf  sein  Wort  hin  thue.  Sie  haben  mir  eine  Ehre  erzeigt, 
welche  mich  zu  stolz  machen  würde,  wenn  ich  mir  nicht  immer 
wiederholte,  ich  habe  sie  durch  nichts  verdient,  und  muss  sie  wie  ein 
andres  Geschenk  des  Himmels  betrachten,  dessen  man  sich  freuen  darf, 
ohne  sich  seiner  zu  überheben. 

Wenn  es  mir  gelänge,  die  richtigen  Töne  zu  Ihren  Worten  zu 
finden,  würde  ich  mich  vielleicht  als  eine  weniger  unwürdige  Besitzerinn 
solches  Schatzes  betrachten  dürfen,  in  welchem  Sie  mir,  mit  der  Auf- 
gabe zugleich  einen  Lohn  verliehen  haben,  den  nicht  einmal  die  glück- 
lichste Lösung  erwarten  durfte. 

Genehmigen  Ew.  Excellenz  die  Versicherung  der  Verehrung  in 
der  ich  verharre,  Ew.  Excellenz  ergebenste  Dienerinn 

Berlin,   den  2551011  Fanny  Mendelssohn  Bartholdy. 

Oktober,  1827. 

(Die  Handschrift  der  Schreiberin  zeigt  dieselben  zierlichen, 
schönen  Züge,  wie  die  ihres  Bruders.) 

»Bei  aller  Hochschätzung  des  Goethe'schen  Manuscripts 
hat  Fanny  die  Verse  nie  zu  componiren  versuchtv.  sagt 
K.arl  Mendelssohn  und  mit  ihm  die  übrigen  M. -Biographen. 
Dies  ist  jedoch  nicht  richtig.  Allerdings  war  die  Com- 
position  bisher  unbekannt  geblieben ,  und  es  scheint,  dass 
Fanny  sie  nicht  an  Goethe  direct  gesandt  hat,  da  sonst  wohl 
eine  Erwähnung  im  Tagebuch  oder  Bestätigung  des  Empfangs 
zu  finden  wäre. 

Vor  einigen  Jahren  erhielt  der  Verfasser  dieser  Notizen 
durch  den  heimgegangenen  Archivar  der  Gesellschaft  der  Musik- 


'  So  schreibt  Karl  Mendelssohn.  Herr  von  Loeper  dagegen  ist 
der  Ansicht ,  dass  das  Gedicht  aus  früherer  Zeit  herrührt  und  für 
Marianne  von  Willemer  bestimmt  war. 


Musikerbriefe.  II7 


freunde,  Herrn  C.  F.  Pohl  in  Wien,  ein  kleines  Convolut  von 
handschriftlichen  Compositionen  zum  Geschenk,  deren  Autoren 
nicht  zu  ermitteln  waren.  Unter  diesen  Autogrammen  befindet 
sich  auch  ein  kleines,  ungemein  zierliches  Blättchen  —  augen- 
scheinlich ein  Dedicationsexemplar  —  mit  einem  Liede,  dessen 
Text  die  obigen  Goethe'schen  Verse  bilden.  Eine  Vergleichung 
der  Handschriften  bestätigte,  dass  Noten  und  Textschrift  von 
Fanny  Mendelssohn  herrühren  und  aus  den  zwanziger  oder 
dreissiger  Jahren  stammen.  Somit  ist  die  Composition  des 
Gedichts  erhalten  geblieben.  Vermuthlich  hat  Fanny  das 
lÄed  statt  an  Goethe  selbst  an  seine  Schwiegertochter  Ottilie 
nach  Weimar  gesandt ;  diese  mag  es  nach  Wien  genommen 
und  es  schliesslich  mit  andern  Noten  Herrn  Pohl  geschenkt 
haben,  da  sie  wegen  des  fehlenden  Autornamens  den  Ursprung 
vergessen  hatte. 

Das  Lied  der  zweiundzwanzigjährigen  Componistin  drückt 
das  Sehnsüchtige,  Drängende  der  Verse  höchst  reizvoll  aus, 
und  ich  bedaure  es  lebhaft,  dass  technische  Gründe  der 
Reproduction  an  dieser  Stelle  entgegenstehen.  Bezeichnend 
genug  erinnert  die  Melodie  stark  an  Beethovens  Liederkreis 
»An  die  ferne  Geliebte«.  (Auch  die  Tonart  ist  Es  dur. 
Gegen  den  Schluss  zeigt  die  Composition  ein  gewisses  Nach- 
lassen statt  der  erwarteten  Steigerung.) 

Von  andern  Goethe'schen  Gedichten  hat  Fanny  com- 
ponirt:  »Wer  sich  der  Einsamkeit  ergiebt.  Gegenwart.  Blumen- 
gruss.  Im  Sommer.  Frühzeitiger  Frühling.  März.  Mai. 
Suleika  (Ach  um  deine  feuchten  Schwingen).  Wanderlied. 
Sehnsucht.  Erster  Verlust.  An  des  lust'gen  Brunnens  Rand« 
(Duett,  unter  Felix'  Namen  erschienen).  Felix  setzte  von 
Goethe  in  Musik:  »Erster  Verlust,  das  Sonett:  Die  Liebende 
schreibt,  die  beiden  Suleikalieder  (für  eine  Singstimme).  Auf 
dem  See,  Frühzeitiger  Frühling,  Die  Nachtigall,  sie  war  ent- 
fernt (Gemischte  Chöre),  Dem  Kellner,  Im  Sommer,  Solang 
man  nüchtern  ist,  Zigeunerlied  (Männerchörej  und  Die  erste 
Walpurgisnacht«  (Ballade  für  Chor  und  Orchester).  Endlich 
ist  noch  die  Ouvertüre :  Meeresstille  und  glückliche  Fahrt 
(durch  das  Goethe'sche  Gedicht  angeregt)  hier  zu  erwähnen.  — 
Für  die  Weimarer  Logenfeier  zum  Gedächtniss  Goethes  com- 
ponirte  Felix  einen  Weihgesang  von  Fr.  von  Müller  (öffnet 
euch,  geweihte  Pforten)  4  stimmig  a  capella,  welcher  unge- 
druckt geblieben  ist. 

Ende  März  1830  sollte  Felix  seine  Reise  nach  Italien 
antreten  und  vorher  noch  einen  Besuch  in  \\'eimar  machen. 
»Ich  sage  meiner  Umgebung  nichts«  schrieb  Goethe,  »damit 
die  Freude  Felix  wiederzusehn  durch  Überraschung  noch 
gesteigert  werde«.  Zelter  hatte  seinem  Schüler  einen  Brief 
(No.  718  der  G.-Z.'schen  Sammlung)    und   eine  Schinkel'sche 


Il8  Neue  Mittheilungen. 


Zeichnung  für  Goethe  mitgegeben.     Allein  am  i.  April  1830 
musste  der  Vater  nach  Weimar  melden : 

Ew.  Excel  lenz 
empfangen  einliegend  einen  Brief  u.  beikommend  eine  Rolle,  welche 
beide  Herr  Professor  Zelter  meinem  Sohne  Felix  zur  Abgabe  an  die- 
selben anvertraut  hatte.  Am  Tage  aber,  welcher  zu  seiner  Abreise 
bestimmt  war,  ist  er  an  den  Masern  erkrankt,  und  obschon  nur  sehr 
leicht  angegriffen,  dennoch  auf  wohl  sechs  Wochen  zu  reisen  verhindert. 
■  Die  gütigen  Aeusserungen  fortdauernden  Wohlwollens  für  meinen 
Sohn,  welche  in  einem  Briefe  Ew.  Excellenz  an  Herrn  Professor  Zelter 
enthalten  waren,  und  welche  dieser  würdige  Freund  uns  gleich  mit- 
theilte, waren  dem  Leidenden  ein  freundlicher  Trost  in  seiner  Ungeduld 
und  uns  allen  wohlthuend  u.  erfreulich.  Felix,  der  nicht  schreiben  darf,, 
trägt  mir  auf,  Ew.  Excellenz  seinen  innigsten  Dank  dafür  zu  bezeugen, 
u.  indem  ich  mich  dieser  Pflicht  entledige,  füge  ich  die  Versicheruno; 
der  unbegränzten  Verehrung  hinzu,  mit  welcher  ich  die  Ehre  habe  auß 
treueste  zu  verbleiben 

Ew.  Excellenz 

hochachtender  u.  ergebener  Diener 
A.  Mend.  Bartholdy. 

1  »Wie  steht  es  mit  Felix?«  fragte  darauf  Goethe  besorgt, 

»hat  er  sich  erholt,  um  uns  bald  zu  entzücken?« 

Am  20.  Mai  1830  endlich  kam  Mendelssohn  genesen 
nach  Weimar  und  verlebte  dort  eine  ausserordentlich  glück- 
liche Zeit.  Goethe's  Tagebücher  geben  davon  Kunde,  wie 
Felix  damals  den  Mittelpunkt  des  ganzen  Goethe'schen  Kreises 
bildete  und  (nach  G.'s  Worten)  »alles  mit  seiner  vollendeten 
liebenswürdigen  Kunst  erbaute«.  »Jeden  Vormittag  nahm 
Goethe  eine  Musikstunde.  Sie  bestand  darin,  dass  Felix  ihm 
Stücke  von  allen  grossen  Komponisten  nach  der  Zeitfolge 
vorspielen,  und  erklären  musste,  wie  sie  die  Sache  weiter 
gebracht  hätten.  Dazu  sass  er  in  einer  dunklen  Ecke,  wie 
ein  Jupiter  tonans  und  blitzte  mit  den  alten  Augen«. 

Durch  Schmeller  Hess  der  Dichter  ein  Portrait  von  Felix 
(Kreidezeichnung)  für  seine  Sammlung  entwerfen. 

Zweimal  musste  Mendelssohn  die  Abreise  auf  Goethe's 
Bitte  verschieben,  und  nachdem  er  am  3.  Juni  weitergefahren 
war,  mahnte  ihn  schon  fünf  Tage  später  der  Dichter,  öfters 
zu  schreiben.  »Der  Vater  lässt  Ihnen  sagen«,  schrieb  Ottilie, 
»dass  Ihr  Aufenthalt  hier  ihm  nicht  nur  grosses  Vergnügen, 
sondern  auch  dauernden  Nutzen  gewährt,  da  er  durch  Sie 
über  Vieles  klar  geworden  sei.« 

7.  Brief.  Am  8.  Juli  hörte  Zelter  von  Goethe  über  Felix' 
Brief  aus  München  und  über  den  Maler  Stieler  (G.-Z.  VI,  S.  3  fg.)  r 

»Felix  erneuert  seine  liebenswürdige  Gegenwart  durch  einen 
sehr  anmuthigen  Brief  von  München ;  er  spricht  über  jenen 
wundersamen  Ort    sehr  verständig.     Er  befreundete  sich  vor- 


Musikerbriefe.  1 19 


züglich  mit  Hofmaler  Stieler,  der,  als  er  mein  Portrait  malte, 
bey  einem  mehr  als  achtwöchentlichen  Aufenthalte  ganz  der 
Unsrige  geworden  ist.  Es  ist  anmuthig  zu  erfahren  was  ein 
solcher  Mann,  in  solcher  Zeit,  unter  solchen  Umständen,  zu 
finden  glaubte   und  sich  aneignen  mochte«. 

Über  Stieler  vergleiche  noch  G.-J.  VIII,  132—142.  Goethe 
schätzte  ihn  sehr :  »Er  ist  so  kunstreich,  als  einsichtig  klug 
und  angenehm  im  Umgang ;  auch  hat  er  von  Deutschthum 
und  Frommthun  nicht  gelitten,  da  sich  seine  Bildung  von 
älterer  Zeit  herschreibt«  heisst  es  in  einem  Brief  an  Zelter  vom 
Juni  1828.  —  Stieler's  Bild:  Der  Fischer  nach  Goethe  ist 
eigenthUmlicherweise  niemals  fertig  gestellt  worden.  Es  be- 
findet sich  jetzt  noch  in  Untermalung  im  Besitz  der  Familie 
Stieler  in  München.   — 

Im  Catalog  der  Herbstausstellung  der  Berliner  Kgl.  Aka- 
demie der  Künste  vom  Jahr  1828  steht  unter  No.  689:  Julius 
Hübiier,  Schüler  des  Prof  W.  Schadow  in  Düsseldorf:  »Der 
Fischer;  nach  der  Romanze  von  Goethe«.  Dies  ist  das  Ge- 
mälde, dem  Stieler  durch  sein  Bild  Opposition  machen  wollte. 
Es  gehört  zu  den  Hauptwerken  des  jungen  Hübner.  Das 
Original  ist  im  Königlichen  Schlosse  in  Berlin,  der  sorgfältig 
ausgeführte  Carton  dazu  befindet  sich  im  Goethe-Haus  in 
Frankfurt.  Etwas  Sinnliches  würde  heutzutage  gewiss  Niemand 
in  diesem  Kunstwerk  finden. 

Zu  den  »Fischerw-Bildern  sind  noch  Goethe's  an  Ecker- 
mann gerichtete  Worte  (Gespräche,  3.  November  1823)  zu 
vergleichen,  in  welchen  der  Dichter  bemerkt,  dass  »sich  Der- 
artiges nicht  malen  lasse«. 

Die  Bildnisse  schöner  Frauen  von  Stieler  —  in  Ol  ge- 
malt —  befinden  sich  jetzt  in  den  beiden  Spielcabinetten  des 
Festsaalbaus  (Kgl.  Residenz)  in  München.   — 

Höchst  interessant  sind  Felix'  Worte  über  die  Art,  wie 
Musik  in  München  —  im  Gegensatz  zu  Berlin  —  aufgenommen 
wird.  Jeder,  der  sich  mit  ausübender  Musik  beschäftigt  hat, 
wird  bestätigen,  dass  Mendelssohn's  Schilderung  noch  jetzt 
ebenso  zutrifft,  wie  vor  sechszig  Jahren.  Was  Felix  hier  von 
München  schreibt,  könnte  wohl  auf  ganz  Süddeutschland  und 
besonders  auch  auf  Wien  ausgedehnt  werden. 

Als  Componist  wie  als  Pianist  hatte  Felix  einen  ganz 
ausserordentlichen  Erfolg  in  München.  Sein  Erscheinen  ge- 
nügte, um  dem  Musikleben  der  Stadt  einen  neuen  Schwung 
zu  geben.  Man  vergleiche  mit  dem  vorliegenden  Briefe  von 
Felix  ein  höchst  lebendiges  Schreiben  von  Ad.  Bernh.  Marx, 
der  mit  ihm  zugleich  in  München  war  (abgedruckt  in  Hensel's  : 
Die  Familie  Mendelssohn  I  S.  313). 


120  Neue  Mittheilungek. 


Von  Münclien  aus  ging  Felix  über  Salzburg  und  AVien 
nach  Italien.  Er  durchreiste  das  Land  »mit  Goethe's  Ge- 
dichten und  drei  Hemden  im  Ränzel«.  Anfang  October  kam 
er  nach  Venedig,  am  i.  November  —  genau  44  Jahre  später 
als  Goethe  —    nach  Rom. 

8.  Brief.  Am  22.  März  1831  trug  Goethe  in  sein  Tage- 
buch ein:  »Erfreulicher  Brief  von  F.  M.«;  einige  Tage  später 
31.  März  schrieb  er  an  Zelter  über  diesen  Brief  (G.-Z.  VI, 
165  fg.  Vgl.  ferner  Eckermann's  Erwähnung  des  Schreibens, 
Gespräche  22.  März). 

Die  »drei  grossen  Bilder  von  Tizian«  sind  jetzt  in  der 
Academia  delle  belle  arte  in  Venedig.  Die  Assunta  hing 
früher  über  dem  Hochaltar  der  berühmten  Kirche  S.  Maria 
Gloriosa  dei  Frari.  Sie  war  durch  die  Wirkungen  des  Alters 
und  durch  den  Kerzendampf  angeblich  sehr  dunkel  und  u.  a.  im 
Jahre  181 7  abgeputzt  worden,  wodurch  viel  zerstört  wurde 
(Vergleiche  Crowe  und  Cavalcaselle ,  Tizian).  —  Über  die 
Himmelfahrt  und  die  Grablegung  vergl.  noch  Felix'  schöne 
A\orte  in  seinem  Reisebriefe  an  die  Familie  vom  10.  Oc- 
tober 1830.  —  Am  18.  Januar  1787  hatte  Goethe  in  Rom 
geschrieben:  »Gewiss  ist  in  Rom  alles  zu  studiren,  wer  Sinn 
und  Trieb  hätte.  Obgleich  die  Künste  würcklich  schwach 
getrieben  werden,  a)n  schwächsten  die  Musick(<..  Und  eine  Woche 
später:  »Für  einen  Musicus  ist  hier  wenig  zu  thun«.  (Schriften 
der  G.-G.  II.)  —  An  Zelter  schrieb  Felix  aus  Rom:  »Wenn  ich 
die  jungen  Musiker  hier  umhersteigen  sehe,  und  klagen,  für 
Musik  sei  doch  eigentlich  nichts  hier  zu  holen,  und  sie  hätten 
sich  ganz  andere  Vorstellungen  gemacht,  und  wie  ihre  Litanei 
dann  weiter  geht,  so  möchte  ich  sie  immer  mit  der  Nase  auf 
ein  Säulencapitäl  stossen,  denn  da  steckt  die  Musik  drin«, 
Zelter  aber  über  Felix  im  December  1830:  »In  Rom  habe 
ich  ihn  an  den  Maestro  di  Capella  del  Sommo  Pontefice, 
Bairii,  und  den  Abbate  Santini  gewiesen.  Der  Letztere,  ein 
musikalischer  Antiquar  und  Sammler,  schreibt  mir :  Oh  che 
talento  ha  questo  giovine !  che  con  piacere  nomino  il  mio 
amico ;  ben  si  puö  dire  di  lui  che  e  Monstrum  sine  vitio.K 
—  Dass  Rossinis  Barbiere  zuerst  in  Rom  1816,  seine 
Cenerentola  in  Rom  181 7  aufgeführt  worden  ist,  sei  hier 
nebenbei  erwähnt.  —  Die  Sängerin  Bertha  Henriette  Carl, 
eine  Berlinerin ,  sang  später  mit  wachsendem  Erfolge  in 
Italien,  dann  in  Madrid,  Paris,  London,  Berlin  und  Stutt- 
gart und  wurde  1841  Königl.  Preuss.  Kammersängerin.  — 
Über  die  von  Mendelssohn  erwähnten  Ausgrabungen  auf 
dem  Forum  finden  sich  Notizen  im  Bulletino  dell'  Instituto 
di  Corrispondenza  archeologica.  Herrn  Dr.  Christian  Hülsen, 
Secretär  des  Deutschen  archäologischen  Instituts  in  Rom, 
verdanke    ich    folgende   Auskunft:    Jene  Cloaca    ist    auf   dem 


Musikerbriefe.  121 


Plan  angezeigt,  welcher  Bunsens  Abhandlung:  le  forum 
Romanura  (1835)  und  der  »Beschreibung  Roms«  von  Platner 
und  Bunsen  III  Abth.  2  beigegeben  ist.  Was  Mendelssohn 
»Tempel  des  Jupiter  tonans«  nennt ,  heisst  bei  Bunsen 
T.  Saturni ;  beide  Namen  sind,  wie  wir  jetzt  sicher  wissen, 
falsch,  der  Tempel  war  dem  Vespasian  geweiht.  Dagegen 
ist  der  Concordientempel  schon  damals  richtig  benannt  gewesen. 

Das  Tizian'sche  Gemälde  im  Vatikan  ist  die  Madonna 
von  S.  Niccolö  de  Frari.  Goethe  hat  es  in  den  allerersten 
Tagen  seines  Römischen  Aufenthalts  gesehen  und  beschrieben, 
und  es  wird  nicht  ohne  Interesse  sein,  seine  Schilderung  mit 
der  von  Felix  zu  vergleichen  : 

»Noch  mehr  erstaunte  ich  vor  einem  Bilde  von  Tizian. 
Es  überleuchtet  Alle,  die  ich  gesehen  habe.  Ob  mein  Sinn 
schon  geübter,  oder  ob  es  wirklich  das  vortrefflichste  sei, 
weiss  ich  nicht  zu  unterscheiden.  Ein  ungeheures  Messgewand, 
das  von  Stickerei,  ja  von  getriebenen  Goldfiguren  starrt,  um- 
hüllt eine  ansehnliche  bischöfliche  Gestalt.  Den  massiven 
Hirtenstab  in  der  Linken,  blickt  er  entzückt  in  die  Höhe, 
mit  der  Rechten  hält  er  ein  Buch ;  woraus  er  so  eben  eine 
göttliche  Berührung  empfangen  zu  haben  scheint.  Hinter 
ihm  eine  schöne  Jungfrau,  die  Palme  in  der  Hand,  mit  lieb- 
licher Theilnahme  nach  dem  aufgeschlagenen  Buche  hin- 
schauend. Ein  ernster  Alter  dagegen  zur  Rechten ,  dem 
Buche  ganz  nahe,  scheint  er  dessen  nicht  zu  achten :  die 
Schlüssel  in  der  Hand,  mag  er  sich  wohl  eigenen  Aufschluss 
zutrauen.  Dieser  Gruppe  gegenüber  ein  nackter,  wohlge- 
bildeter, gebundener,  von  Pfeilen  verletzter  Jüngling,  vor 
sich  hinsehend,  bescheiden  ergeben.  In  dem  Zwischenräume 
zwei  Mönche,  Kreuz  und  Lilie  tragend,  andächtig  gegen  die 
Himmlischen  gekehrt;  denn  oben  offen  ist  das  halbrunde 
Gemäuer,  das  sie  sämnitlich  umschliesst.  Dort  bewegt  sich 
in  höchster  Glorie  eine  herabwärts  theilnehmende  Mutter. 
Das  lebendig  muntere  Kind  in  ihrem  Schoosse  reicht  mit 
heiterer  Geberde  einen  Kranz  herüber,  ja,  scheint  ihn  hinunter- 
zuwerfen. Auf  beiden  Seiten  schweben  Engel,  Kränze  schon 
im  Vorrath  haltend.  Über  Allen  aber  und  über  dreifachem 
Strahlenkreise  waltet  die  himmlische  Taube,  als  Mittelpunkt 
und  Schlussstein  zugleich. 

Wir  sagen  uns,  hier  muss  ein  heiliges  altes  Ueberliefertes 
zum  Grunde  liegen,  dass  diese  verschiedenen  unpassenden 
Personen  so  kunstreich  und  bedeutungsvoll  zusammengestellt 
werden  konnten.  Wir  fragen  nicht  nach  Wie  und  Warum,  wir 
lassen  es  geschehen  und  bewundern  die  unschätzbare  Kunst«.  — 

Das  Bild  war  von  Tizian  für  die  Kirche  St.  Niccolö  in 
Venedig  gemalt.  Gegen  1770  kam  es  nach  Rom,  hing  erst 
im  Quirinal,    wurde    aber    später  in  die   vatikanische  Gallerte 


122  Neue  Mittheilungen. 


gebracht,  und  hier  erduldete  es  die  barbarische  Misshandlung, 
dass  die  oben  halbrund  abgeschlossene  Fläche,  von  der  noch 
Goethe  schreibt,  viereckig  gemacht  wurde. 

Leopold  Roberfs  »Schnitter  in  den  Pontinischen  Sümpfen« 
sind  jetzt  eine  Zierde  des  Louvre. 

Mit  Horace  Vernet  war  Felix  in  freundschaftliche  Be- 
rührung gekommen.  Die  sehr  lebendigen  und  anschaulichen 
Schilderungen,  welche  er  in  den  Briefen  an  seine  Familie  von 
dem  französischen  Meister  entwirft,  sind  in  Durande's  Vernet- 
Biographie  übergegangen.  —  Aus  Eckardt's  Publication  :  David 
und  die  Familie  Mendelssohn  Bartholdy  (Leipzig  1888)  geht 
hervor,  dass  Vernet  das  Portrait  von  Felix  gemalt  und  seinen 
Eltern  als  Geschenk  gesandt  hat. ' 

Papst  Pius  VIII.  war  am  i.  December  1830  gestorben. 
Zu  seinem  Nachfolger  wurde  am  2.  Februar  1831  der  gelehrte 
Gamaldulensermönch  Capellari  gewählt,  welcher  den  Namen 
Gregor  XVI.  annahm.  Er  war  bekanntlich  gezwungen,  zur 
Bekämpfung  der  revolutionären  Bewegung  die  Österreicher 
ins  Land  zu  rufen,  mit  deren  Hilfe  der  Aufstand  denn  auch 
gedämpft  wurde. 

Über  die  Walpurgisnacht  vergleiche  die  Anmerkung  zu 
dem  folgenden  Briefe. 

Am  II.  April  1831  verliess  Felix  Rom  und  blieb  einige 
Wochen  in  und  bei  Neapel.  Nach  Sicilien  kam  er  infolge 
eines  Wunsches  seines  Vaters  —  den  Goethe  deshalb  tadelte  — 
nicht.  Über  Rom,  Florenz  und  Mailand  reiste  er  dann  nach 
der  Schweiz. 

p.  Brief.  »Den  allerliebsten  Brief  von  Felix  entschliesse 
ich  mich  durchs  Chaos  schicklichst  ans  Licht  zu  tragen«  schreibt 
Goethe  am  17.  September  1 83 1  ^  an  Zelter.  »Chaos«,  das  von 
Ottilie  gegründete  Blatt,  welches  als  Privatzeitung  im  Weimarer 
Kreise  cursirte,  erschien  an  den  Sonntagen.  Goethe  gab  selbst 
öfters  Gedichte  hinein.  Felix  schrieb  schon  von  Weimar  aus 
(Ende  Mai  1830)  von  der  »tollen  Zeitung,  die  die  Damen  unter 
sich  herausgeben  und  zu  deren  Mitarbeiter  ich  mich  aufge- 
schwungen habe«. 

Aus  dem  hier  vorliegenden  Schweizer  Briefe  war  es  die 
Stelle:  »Da  ich  Ihnen  von  allen  Hauptpunkten  meiner  Reise« 
bis :  »ursprünglich,  wie  die  Kindheit  des  Schauspiels«  (oben 
S.  94—97)  welche  das  »Chaos«  veröffentlichte  (2.  Jahrgang, 
No.  5,  6  u.  7,  unter  der  Überschrift:  Berner  Oberland^.    Der 


'  Der  General,  von  dessen  Portrait  Felix  schreibt,  heisst  Gouvion 
St.  Cyr. 

^  Das  Datum  entnehme  ich  Goethe's  Tagebuch.  Im  G.-Z. 'sehen 
Briefwechsel  fehlt  die  Zeitbestimmung. 


MUSIKEKBRIEFE.  12- 


Name  des  Autors  ist  natürlich  nicht  genannt,  als  Datum  steht 
nur:  August,  sodass  die  Beziehung  zu  Goethes  Geburtstag  ver- 
schleiert wird.  Beim  Abdruck  des  Brieffragments  sind  —  wahr- 
scheinlich von  Goethe  selbst  —  einige  kleine  stilistische 
Änderungen  angebracht  worden,  z.  B.  Ich  befand  mich  gerade 
damals  allein,  ohne  Führer,  am  Thuner  See.  Nun  hab'  ich 
seit  dem  Tage,  wo  Sie  mir  von  Ihren  Beobachtungen  etc.  etc. 

Über  die  hier  geschilderten  Naturereignisse  schreibt  mir 
Herr  Staatsarchivar  l3r.  von  Liebenau  in  Luzern  (dessen  Freund- 
lichkeit ich  auch  eine  der  später  folgenden  Notizen  verdanke) : 

»Das  Gewitter  vom  7.  August,  dem  die  Überschwemmungen 
am  8.  und  9.  August  1831  folgten,  dehnte  sich  über  die  ganze 
Central-Schweiz  aus.  Den  erheblichsten  Schaden  verursachte 
es  in  Engelberg  und  im  Canton  Uri ;  dort  schätzte  man  den 
Schaden  auf  200  000  Gulden.  Die  stürmischen  politischen 
Ereignisse  der  folgenden  Tage  (Unruhen  in  Basel)  hinderten 
die  Hilfeleistung  an  die  Unglücklichen«. 

Über  Felix'  Aufenthalt  im  Stift  Engelberg  finden  sich 
in  seinen  »Reisebriefen«  an  die  Familie  noch  interessante 
Einzelheiten.  Sein  Besuch  ist  bei  den  geistlichen  Herren  des 
Stiftes  in  der  freundlichsten  Erinnerung  geblieben,  und  be- 
sonders der  Prälat  und  der  P.  Senior,  welche  noch  durch  Augen- 
und  Ohrenzeugen  von  Mendelssohn  erzählen  hörten,  haben 
ihm  dankbares  Gedenken  bewahrt.  Der  hochw.  P.  Ambros 
Schnyder,  welcher  mir  dies  mittheilt,  fügt  noch  hinzu,  dass  die 
von  Felix  gespielte  Chor-Orgel  —  nur  14  Register  zählend  — 
noch  heute  gebraucht  wird.  «Was  würde  erst  Mendelssohn 
zu  unserer  neuen  Orgel  mit  50  klingenden  Registern  sagen  l 
Wie  prächtig  klingen  auf  ihr  seine  Sonaten  und  Präludien ! « 
schreibt  P.  Ambros. 

Tagsatzung  ist  der  bis  1848  übliche  Name  für  die  Landes- 
vertretung der  Schweiz.  Jeder  Canton  des  schweizerischen 
Staatenbundes  —  im  Ganzen  22  —  sandte  seine  Repräsentanten 
an  den  jeweiligen  Vorort.  1831  war  Luzern  eidgenössischer 
Vorort.  Sieben  Jahre  vorher  hatte  die  »Theater-  und  Musik- 
Liebhabergesellschaft  der  Stadt  Luzern«  bereits  Schillers  Teil 
mit  allen  Rollen  aufgeführt.  Während  der  Tagsatzung  aber  pro- 
ducirte  sich  die  Theater-  und  Operngesellschaft  von  Josef  Lingg 
aus  Donaueschingen,  und  zwar  auf  dem  alten  Studenten- 
theater über  der  Sakristei  der  Jesuitenkirche  (dem  jetzigen 
Staatsarchiv).  Theatervorstellungen  gab  es  damals  nicht  in 
Luzern  allein,  wie  Mendelssohn  schreibt,  sondern  auch  in 
Zürich,  Winterthur,  Schaff  hausen,  Bern ;  ja  fast  in  jedem 
grösseren  Dorfe  der  Urschweiz  wurde  in  jener  Zeit  gespielt, 
namentlich  auch  in  den  Dörfern  bei  Luzern  (in  Willisau  war 
ein  Schornsteinfeger  Theaterdirector).  Mendelssohn  hatte  wahr- 
scheinlich gehört,    dass  an  manchen  Orten    die  Aufführungen 


124  Neue  Mittheilungen. 


unterbrochen  waren,  weil  die  Bundesrevision  und  die  Wirren 
in  Basel  die  Einheimischen  entzweiten.   — 

Die  auf  Spontini  bezügliche  Stelle  in  Felix'  Briefe  Hess 
Goethe  nicht  mit  abdrucken,  weil  er  den  italienischen  Meister 
kannte  und  sehr  hochschätzte.  Jene  Oper  mit  den  Ambossen 
ist  Alcidor.  Über  die  Aufführung  des  Werks  berichtete  Zelter 
i.  J.  1825  ausführlich  an  Goethe  (IV,  S.  39  ff.),  und  zwar  wird 
€r  dem  Werthe  der  Composition  mehr  gerecht,  als  die  zeitge- 
nössische Kritik.  Die  vielgeschmähten  Ambosse  kommen  im 
Eröffnungschor  vor,  in  welchem  die  Gnomen  damit  beschäftigt 
sind,  Ketten  für  die  Welt  zu  schmieden. 

Mendelssohns  Aversion  gegen  Spontini  schrieb  sich  vom 
Jahre  1826  her,  in  welchem  er  dem  allmächtigen  General- 
Musikdirector  die  Partitur  der  Oper:  Die  Hochzeit  des  Camacho 
vorgelegt  und  nicht  ganz  die  gewünschte  Aufnahme  gefunden 
hatte.  Der  52  jährige  Maestro  und  der  17  jährige  Felix  waren 
nicht  nur  ganz  verschiedene  Naturen,  sondern  gehörten  auch 
zw  musikalischen  Gegenparteien. 

Die  erste  Walpurgisnacht  hatte  Goethe  schon  am  26.  August 
1799  an  Zelter  geschickt.  Dieser  trug  sich  lange  mit  der  Com- 
position und  bat  Goethe  13  Jahre  später  (im  November  181 2), 
ihm  etwas  Historisches  über  das  Gedicht  nachzuweisen,  worauf 
Goethe  in  seinem  Briefe  vom  3.  December  181 2  (im  Briefwechsel 
steht  irrthümlich:  November)  ausführlichste  Auskunft  über 
Entstehung  und  Bedeutung  des  Werkes  giebt. 

An  Felix  schrieb  Goethe  in  Beantwortung  des  Schweizer 
Briefes  am  9.  September  1831  (Strehlke  II,  436). 

Mendelssohn's  Composition  der  erstenWalpurgisnacht  wurde 
am  15.  Juli  1831  (die  Ouvertüre  erst  1832)  beendet  und  im 
Januar  1833  in  Berlin  aufgeführt.  Zehn  Jahre  später  arbeitete 
Felix  das  Werk  um  und  veröffentlichte  es  als  opus  60.  — 
Interessant  ist  ein  Vergleich  der  Mendelssohn'schen  Composition 
init  der  von  Carl  Loewe,  welche  vom  Jahre  1833  herrührt. 
Loewe  übertrug  bei  der  Walpurgisnacht  sein  Princip  der 
Balladenbehandlung  auf  grosse  Mittel  und  behielt  die  strophische 
Gliederung  bei.  Mendelssohn  dagegen  setzte  das  Werk  trotz 
der  Überschrift :  Ballade  doch  als  Caiitate  in  Musik,  mit 
gelegentlichem  Übergreifen  ins  dramatische  Gebiet  —  ähnlich 
wie  es  die  alte  italienische  Schule  bei  der  Cantatencomposition 
gehalten  hatte. 

In  Philipp  Spittas  klassischem  Aufsatz :  die  älteste  Faust- 
oper und  Goethe's  Stellung  zur  Musik  (Deutsche  Rundschau 
1889,  Märzheft)  wird  Mendelssohns  erste  Walpurgisnacht  die 
vollendetste  weltlich  oratorienhafte  Composition  unseres  Jahr- 
hunderts genannt. 


Musikerbriefe.  125 


Zu  Schubert" s  Briefe.  Im  Alter  von  17  Jahren  bereits 
schrieb  Schubert  seine  Compositionen  zu:  »Meine  Ruh  ist  hina 
und  zu  Schäfers  Klagehed,  zum  Nachtgesang  und  zur  Dom- 
scene  aus  Faust. 

SaUeri,  sein  berühmter  Lehrer,  hatte  ihn  in  den  Compo- 
sitionsstunden  gewarnt,  sich  mit  Gedichten  in  der  barbarischen 
deutschen  Sprache  zu  befassen,  und  ihm  dafür  die  Metastasio'- 
schen  Poesien  empfohlen.  Schubert  befolgte  den  Rath  dahin, 
dass  er  181 5  (als  Achtzehnjähriger)  u.  a.  6  deutsche  Opern 
und  Singspiele  —  darunter  Goethes  Claudine  —  und  130 
deutsche  Lieder  componirte.  Unter  ihnen  finden  wir  nicht 
weniger  als  45  Compositionen  G^ö^///^'scher  Gedichte,  welche 
meist  der  ersten  Weimarer  Periode  angehören.  Genannt 
seien :  »Rastlose  Liebe  —  ein  Gedicht,  welches  Schubert  beim 
ersten  Lesen  so  aufregte,  dass  er  in  minutenlanger  Ekstase 
war,  bis  er  (in  echt  Goethe'scher  Weise)  sich  dadurch  von 
dem  Eindruck  befreite ,  dass  er  ihn  in  künstlerische  Form 
brachte  —  Erster  Verlust,  Nähe  des  Geliebten,  Meeres  Stille, 
^^'onne  der  Wehmuth,  Heidenröslein,  Geistesgruss,  Sehnsucht, 
Liebhaber  in  allen  Gestalten,  Wandrers  Nachtlied,  An  den 
Mond«  ;  ferner  von  den  »Geselligen  Liedern«  das  Tischlied, 
Bundeslied,  Schweizerlied ;  von  den  Balladen :  »Mignon,  der 
Sänger,  der  Fischer,  der  Schatzgräber,  der  Gott  und  die 
Bajadere«  (letztere  beiden  erst  1887  veröffentlicht)  endlich  der 
»Erlkönig.« 

Das  Jahr  18 16  brachte  die  drei  Harfnerlieder  aus  Wil- 
helm Meister,  Jägers  Abendlied,  den  König  in  Thule  und 
An  Schwager  Kronos. 

An  einen  Verleger  für  diese  Compositionen  war  nicht 
zu  denken,  allein  im  intimen  Kreise  der  Genossen  hatten  be- 
sonders die  Lieder  mit  Goethe'schen  Texten  eine  so  grosse 
Wirkung,  dass  der  nächste  Freund  Schuberts  Joseph  Edler 
von  Spaun  den  Versuch  machte,  Goethes  Interesse  für  den 
Componisten  zu  erwecken.  Er  sandte  eine  mit  »1.  Heft« 
bezeichnete  handschriftliche  Sammlung  Schuberfscher  Gesänge 
nach  Weimar  und  begleitete  sie  mit  einem  Briefe  an  Goethe 
(17.  April  181 7,  bereits  abgedruckt  in  den  vom  Verfasser  dieser 
Notizen  1887  herausgegebenen  »Beiträgen  zur  Biographie  Franz 
Schuberts«). 

Eine  Antwort  auf  dieses  Schreiben  erfolgte  von  Goethes 
Seite  leider  nicht.  (Im  Briefwechsel  Goethes  mit  Zelter  wird 
weder  des  Spaun'schen  Briefes,  noch  des  Namens  Schubert 
überhaupt  Erwähnung  gethan.)  Auch  mit  der  Drucklegung 
der  acht  ersten  Liederhefte  Schuberts,  welche  der  optimistische 
Spaun  in  nahe  Aussicht  stellte,  ging  es  sehr  langsam,  ja  die  in 
dem  Briefe  erwähnten  »grösseren  Instrumentalcompositionen« 
(Schuberts  fünf  Symphonien  aus  den  Jahren  1813— 16)  wurden 


126  N'eue  Mittheilukgen. 


erst  68  Jahre  später,  im  October  1885,  publicirt.  —  Im  Jahre 
182 1  kamen  die  ersten  Werke  Schuberts  zur  Veröffentlichung. 
Schubert  wählte  den  Erlkönig  als  op.  i  und  nahm  in  die 
op.  2  —  5  weitere  1 1  Goethelieder  auf.  In  demselben  Jahre  (1821) 
setzte  er  Mahomet's  Gesang,  Johanna  Sebus  (leider  Fragment 
geblieben),  den  Gesang  der  Geister  über  den  \A'assern  und 
Grenzen  der  Menschheit  in  Musik,  ferner  aus  dem  Divan : 
■Geheimes,  Versunken.  Im  Gegenwärtigen  Vergangenes  und 
die  beiden  Suleikalieder.  —  Ganymed  trägt  das  Datum:  1817, 
Prometheus:   1819,    Willkommen  und  Abschied:   1822.   — 

Später  wagte  es  Schubert,  sich  in  dem  oben  S.  99  abge- 
druckten directen  Schreiben  an  Goethe  zu  wenden. 

Ort  und  Datum  sind  nicht  angegeben.  Der  Brief  war 
von  Schuberts  op.  19  begleitet  und  kam  am  16.  Juni  1825 
in  \\  eimar  an.  Unter  diesem  Datum  dictirte  Goethe  in  sein 
Tagebuch :  »Sendung  von  Berlin.  Quartette.  Sendung  von 
Schubart  aus  Wien  von  meinen  Lieder-Compositionena.  Mit 
der  Sendung  aus  Berlin  meint  Goethe  die  Ciavierquartette 
Felix  Mendelssohns  nebst  dem  oben  abgedruckten  Schreiben 
■  vom  9.  Juni  1825.  Wie  mag  der  ungew^andte,  in  subalternem 
Tone  gehaltene  Brief  des  Wiener  Musikers  bei  Goethe  jenen 
Zeilen  von  Felix  zur  Folie  gedient  haben!  Es  ist  sehr  Schade, 
dass  Schubert,  in  dessen  Briefen  an  Freunde  wir  oft  glück- 
lichen, ungesucht  poetischen  Ausdrücken  begegnen,  in  seinen 
■officiellen  Schreiben  stets  überaus  ungeschickt  erschien. 

Während  Mendelssohn  sofort  den  Dank  Goethes  erhielt, 
wurde  Schubert  überhaupt  keine  Antwort  zu  Theil.  Die  drei 
Compositionen,  welche  seinem  Schreiben  nach  Weimar  bei- 
lagen,  waren:  »An  Schwager  Kronos,  An  Mignon,  Ganymed«.' 
Ob  sie  sich  Goethe  durch  seine  musikalischen  Freunde  über- 
haupt vorspielen  Hess,  kann  nicht  festgestellt  werden.  Sicher 
ist,  dass  der  Dichter  in  der  Liedcomposition  eine  ganz  andere 
Richtung  liebte,  als  diejenige,  welche  Schubert's  durchcom- 
ponirte,  farbenreiche  Gesänge  »An  Schwager  Kronos«  und 
»Ganymed«  vertraten.  Dass  Goethe  auch  der  Schubert'sche 
Erlkönig  Anfangs  gar  nicht  zugesagt  hatte,  berichtet  Alfred 
von  Wolzogen  in  seinem  Werke:  »Wilhelmine  Schröder  De- 
vrient,  ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  musikalischen  Dramas« 
{Leipzig,   1863,  Seite   146). 

Das  Räthsel  des  Datums  von  Schuberts  Schreiben  an 
Goethe  —  in  Weimar  am  16/6.  1825  angekommen  —  ist 
noch  nicht  gelöst.  Schuberts  opus  19,  um  welches  es  sich 
hier  handelt,    erschien  bereits  im  Jahre    1823    und    trägt    auf 


'  Im  Goethehause  liegen  die  beiden  Dedicationsexemplare,  welche 
Schubert  gesandt  hat.  Sie  sind  schön  gebunden.  Titel  auf  Bleipapier 
mit  Golddruck. 


Musikerbriefe.  127 


den  gestochenen  Exemplaren  bereits  die  Widmung  an  Goethe. 
Die  Compositionsdaten  der  drei  Lieder  sind:  An  Schwager 
Kronos:  181 6,  An  Mignon :  2.  Februar  1S15,  Ganymed: 
Maerz   181 7. 

Selbst  mit  Schuberts  mangelndem  Selbstvertrauen  ist  es 
schwer  zu  erklären,  dass  er  das  Opus  erst  zwei  Jahre  nach 
seinem  Erscheinen  im  Druck  an  den  Dichter  gesandt  haben 
sollte.  Auch  war  der  Componist  in  der  Zeit  von  Ende  April 
bis  Anfang  October  1825  gar  nicht  in  Wien,  sondern  in  Steyr 
in  Oberösterreich,  und  es  müsste  deshalb  angenommen  werden, 
dass  er  einen  Wiener  Freund  mit  der  Übersendung  des  Briefes 
und  Packets  nach  Weimar  beauftragt  habe.  —  Dass  sich  Goethe 
bei  der  Registrirung  des  Schreibens  geirrt  hätte,  ist  bei  der 
tadellosen  Ordnung,  in  der  er  das  Tagebuch  führen  und  die 
Briefe  einheften  Hess,  nicht  recht  denkbar.  — 

^^'ir  können  ermessen,  wie  es  das  Leben  Schuberts  er- 
hellt haben  würde,  wenn  er  von  dem  grossen  Dichter,  zu 
dessen  Poesien  er  weit  über  80  Compositionen  geschaffen, 
ein  Zeichen  von  Theilnahme  erhalten  hätte. 

Berlioz.  Der  schöne  Brief  des  jugendlichen  französischen 
Componisten  war  von  zwei  Partiturexemplaren  der :  »Huit 
Scenes  de  Faust,  tragedie  de  Goethe,  traduites  par  Gerard, 
composees  par  Hector  Berlioz,  oeuvre   i.«  begleitet.   — 

Ende  der  zwanziger  Jahre  war  die  literarisch-musikalische 
Atmosphäre  von  Paris  förmlich  mit  Fauststoff  erfüllt.  Goethe's 
Werk  wurde  zu  Opern,  Melodramen,  Dramen,  Ballets'  und 
Vaudevilles  verarbeitet.  Nur  drei  Erscheinungen  seien  hier 
aufgeführt : 

Im  Herbst  1827  ward  im  Theätre  des  Nouveautes  ein 
Melodram  :  »Faust«  von  Theaulon  und  Gondelier,  mit  Musik 
von  Beaucourt,  gegeben.  Berlioz  war  damals  als  Chorist 
dieses  Theaters  engagirt. 

Aus  dem  Jahre  1828  braucht  nur  an  die  schier  unglaub- 
lichen Faustaufführungen  im  Theätre  de  la  porte  St.  Martin 
erinnert  zu  werden,  über  welche  die  Beilage  zu  Goethes  Brief 
an  Zelter  vom  6.  Januar  1829  (V  S.  146)  Ausführliches  meldet. 
(»Es  ist  der  Goethe'sche  Faust,  es  ist  Gretchen,  es  ist  Mephi- 
stopheles,  Martha,  aber  travestirt,  materialisirt,  auf  Erde  und 
Hölle  beschränkt,  alles  Geistige  verwischt«.) 

Das  folgende  Jahr  bringt  die  erste  Notiz  über  die  italie- 
nische Oper  »Faust«  von  M"'=  Bertin,  der  Tochter  des  Redac- 
teurs  der  Debats.  Die  Rolle  des  Faust  war  für  Contra-Alt 
geschrieben. 


'  Audi    Berlioz   beabsichtigte    ein   Ballet:    Faust   von   Boliain   zu 
componiren. 


128  Neue  Mittheilungen. 


Französische  Übersetzungen  des  Faust  lagen  vor  von 
Saint- Aulaire,  der  aber  die  schwierigen  St<llen  weggelassen, 
und  von  A.  Stapfer,  der  Alles,  Verstandenes  und  Unver- 
standenes, getreulich  übertragen  hatte.  Beide  waren  als  Theile 
theurer  und  umfangreicher  Sammlungen  schwer  zugänglich. 
So  war  es  im  Jahre  1828  ein  glücklicher  Gedanke  des  jugend- 
lichen Dichters  Gerard  de  Nerval,  eine  neue  bequeme  Faust- 
übersetzung erscheinen  zu  lassen.  Dies  ist  die  berühmte 
Übertragung,  welche  Nerval  das  Lob  Goethes  eintrug :  »Je 
ne  me  suis  jamais  mieux  compris  qu'en  vous  lisant«.  Ganz 
ähnlich  sprach  sich  Goethe  Eckermann  gegenüber  aus  (Ge- 
spräche 11  S.   1 15). 

Hector  Berlioz  beschreibt  in  seinen  Memoiren  (Cap.  26) 
den  ungeheuren  Eindruck,  den  er  von  dem  soeben  publicirten 
»Fausta  empfangen.  Die  Übersetzung  Gerards  ist  in  der  i.  Aus- 
gabe von  1828  zum  grösseren  Theil  in  ungebundener  Form 
abgefasst,  nur  das  rein  Lyrische  in  gebundener  Form.  Diese 
Theile  der  Dichtung,  von  denen  jeder  ein  anderes  eigen - 
thümliches  Colorit  zeigt  und  die  so  recht  Gelegenheit  boten, 
in  kleinerem  Rahmen  characteristische  Bilder  zu  entwerfen, 
klangen  in  Berlioz  zuerst  nach.  »Ich  konnte  der  Versuchung 
nicht  widerstehen,  sie  in  Musik  zu  setzen«  schreibt  er  in  seinen 
Memoiren. 

Mit  grösster  Schnelligkeit  wurde  die  Coraposition  ent- 
worfen, und  noch  vor  Ablauf  des  Jahres  1828  waren  die  acht 
Faustscenen  vollendet : 

I.  Chants  de  la  fete  de  Päques,  2.  Paysans  sous  les  til- 
leuls,  3.  Concert  des  Sylphes,  4.  Chanson  du  Rat,  5.  Chanson 
de  la  Puce,  6.  Le  Roi  de  Thule,  7.  Romance  de  Marguerite 
(Meine  Ruh  ist  hin),  8.  Serenade  de  Mephistopheles  (Was  machst 
du  mir). 

Im  April  1829  lag  die  Partitur  gestochen  vor.  Am  9. 
erhielt  Berlioz'  intimer  Freund  Ferrand  ein  Exemplar,  am 
10.  ging  das  vorliegende  Schreiben  nach  Weimar  ab.  »Tag- 
täglich« so  schreibt  Berlioz  am  15.  Juni  an  Ferrand  »erwarte 
ich  Goethe's  Antwort ;  er  hat  mich  benachrichtigen  lassen, 
er  werde  mir  schreiben,  und  thut's  nicht.  O  Gott,  wie  un- 
geduldig erwarte  ich  diesen  Brief«.  —  Der  Brief  kam  überhaupt 
nicht.  Goethe  hatte  Zelter  am  28.  April  über  die  ihm  von 
einem  Franzosen  gesandte  Faustpartitur  geschrieben  und  sie 
am  II.  Juni  mit  der  Bitte  nach  Berlin  gesandt,  ihn  ȟber 
die  im  Anschauen  so  wunderlichen  Notenfiguren  nach  Deiner 
(Zelters)  Weise  zu  beruhigen«.  Zelter  antwortet  in  ungewöhn- 
lich scharfer  Weise.  So  böse  war  er  über  das  Werk,  dass 
er  fünf  Monate  später  in  der  Correspondenz  mit  Goethe 
nochmals  darauf  zurückkam ;  eine  anerkennende  Besprechung 
der  Faustscenen    in    der    Berliner  Musikalischen   Zeitung  (aus 


Musikerbriefe.  129 


Ad.  B.  Marx'  sachverständiger  Feder)  entlockte  ihm  bittere 
Bemerkungen  über  den  Verleger  jener  Zeitung.  — 

Später  urtheilte  Berlioz  selbst  streng,  wohl  allzustreng 
über  sein  Erstlingswerk  (vergl.  darüber  seine  Memoiren),  und 
er  vernichtete  alle  ihm  erreichbaren  Exemplare.  Die  Faust- 
scenen  bilden  aber  den  Keim  seiner  Damnation  de  Faust  op.  24 
und  sind  in  diesem  grösseren  Werke  erhalten  geblieben.  Den 
Plan  einer  grossen  Faustsymphonie,  v/elchen  Berlioz  schon 
1829  fasste,  verwirklichte  er  in  einem  auch  in  Deutschland 
sehr  bekannt  gewordenen  Werke:  »Toujours  sur  l'influence 
du  poeme  de  Goethe,  j'ecrivis  ma  Symphonie  fantastiqueK, 
heisst  es  in  Berlioz'  Memoiren. 

Ich  entnehme  diese  Angaben  einem  Artikel  von  Curt 
Persius   in  der  Allg.  Musik-Zeitung,  Berlin   1887  No.   14—19. 

Es  dürfte  sich  hier  schicklich  noch  die  Notiz  beifügen 
lassen,  dass  auch  Richard  Wagner  in  frühester  Jugend  Faust- 
scenen  componirte.  J.  van  Santen-Kolff  theilte  dies,  gestützt 
auf  Briefe  von  Fräulein  Eva  Wagner  in  Bayreuth,  in  der 
Neuen  Berliner  Musikzeitung  vom  Jahre  1889  mit.  In  Wahn- 
fried in  Bayreuth  wird  das  Manuscript  verwahrt :  »Sieben 
Compositionen  zu  Göthes  Faust.  Von  Richard  Wagner  opus  5. 
Leipzig  1832.  I,  Lied  der  Soldaten.  2,  Bauern  unter  der 
Linde  (der  Schäfer  putzte  sich  zum  Tanz)  für  Tenor,  Sopran 
und  Chor.  3,  Branders  Lied.  4,  5,  Lieder  des  Mephisto  (Floh- 
lied und  Ständchen).  6,  Meine  Ruh  ist  hin.  7,  Melodram 
(Ach  neige,  du  Schmerzensreiche)«.  —  »Eine  Faustouverture« 
von  Wagner  trägt  das  Datum:   1839.   — 

Mozart.  Die  beiden  rührenden  Schreiben  Mozarts,  welche 
hier  zum  ersten  Male  gedruckt  erscheinen,  bewahrte  Goethe 
in  seiner  Handschriftensammlung. 

Das  erste  ist  an  Mozarts  nachmaligen  Schwiegervater 
Fr  idolin  Weber  in  Ma?mheim  gerichtet,  einen  Bruder  von 
Carl  Maria  von  Webers  Vater,  das  zweite  an  die  Tochter 
Fridolins,  Luise  Marie,  genannt  Aloysia  Weber. 

Über  die  beiden  Adressaten  hören  wir  am  Besten  Mo- 
zart selbst:    » —  —  Die    Arien    hat    ein    gewisser   Herr 

Weber  abgeschrieben.  Dieser  hat  eine  Tochter,  die  vortrefflich 
singt  und  eine  schöne  reine  Stimme  hat  und  erst  15  Jahre  alt 
ist.  Ihr  Vater  ist  ein  grundehrlicher  deutscher  Mann,  der  seine 
Kinder  gut  erzieht.  Er  hat  6  Kinder,  5  Mädl  und  einen  Sohn. 
Er  hat  sich  mit  Frau  und  Kindern  14  Jahre  mit  200  fl.  be- 
gnügen müssen,  und  weil  er  seinem  Dienste  allezeit  gut  vor- 
gestanden und  dem  Churfürsten  eine  sehr  geschickte  Sängerin 
gestellt  hat,  so  hat  er  nun  —  ganze  400  fl.«  meldet  Wolf- 
gang im  Januar  1778  seinem  Vater. 

Goethe-Jahrbuch   XII.  9 


130  Neue  Mittheiluxgek. 


Fridolin  Weber  war  damals,  nachdem  er  erst  Dr.  theol., 
dann  Amtmann ,  später  Violinist  und  Sänger  in  Mannheim 
gewesen,  Notencopist  und  Souffleur.  Seine  Tochter  Aloysia 
war  ein  Musiktalent  ersten  Ranges.  Mozart  berichtete  dem 
Vater  immer  enthusiastischer  über  ihre  herrliche  Stimme,  ihr 
fertiges  Clavierspiel,  ihr  verständnissvolles  Eingehen  auf  seine 
Intentionen.  Er  verkehrt  seit  Beginn  des  Jahres  1778  fast 
ausschliesslich  bei  Webers,  wird  der  Lehrer  Aloysias,  sieht 
sie  bald  von  den  besten  Fachgenossen  anerkannt,  und  der 
Zweiundzwanzigjährige  fasst  endlich  eine  innige,  tiefe  Neigung 
zu  seiner  schönen  Schülerin.  Aufs  Zartsinnigste  sucht  er  trotz 
eigener  bedrängter  Verhältnisse  die  Familie  Weber  zu  unter- 
stützen   und  wird  von    ihr    als  wahrer  Wohlthäter   gepriesen. 

In  Paris  traf  Mozart  am  29.  Juli  eine  Mittheilung  Webers, 
die  er  in  dem  vorliegenden  Briefe   beantwortet. 

Der  Inhalt  von  Webers  Brief  ist  uns  in  einigen  Zeilen 
Mozarts  an  seinen  Vater  erhalten  geblieben,  die  sich  in  der 
Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin  befinden.  Kurfürst  Karl 
Theodor  von  der  Pfalz  hatte  in  Mannheim  verkünden  lassen, 
dass  er  seine  Residenz  fortan  in  München  nehmen  werde. 
Für  Mannheim  war  diese  Botschaft  ein  Donnerschlag.  Der 
Hofmusik  wurde  mitgetheilt,  dass  es  Jedem  freistehe,  dem 
Hofstaat  nach  München  zu  folgen  oder  unter  den  bisherigen 
Gehaltsbedingungen  in  Mannheim  zu  bleiben.  Weber  ant- 
wortete :  »Bei  meinen  zerrütteten  Umständen  bin,  so  sehnlichst 
ich  es  auch  wünschte,  nicht  im  Stande,  gnädigster  Herrschaft 
nach  München  zu  folgen«.  Zu  einem  grossen  Hof-Concert 
war  Aloysia  in  Folge  von  Intriguen  nicht  herangezogen 
worden.  —  Übrigens  schien  wegen  des  bayrischen  Erbfolge- 
kriegs die  Übersiedelung  des  Hofes  wieder  fraglich  geworden 
zu  sein. 

Über  Graf  Seeau,  M'  Le  Gros  und  die  Pariser  Concerts 
spirituels  vergleiche  Otto  Jahns  grosses  Mozartwerk. 

Franziska  Lehrun,  geborene  Daiizi,  eine  höchst  bedeutende 
Sängerin,  war  ein  Mannheimer  Kind,  ihr  Vater  ein  College 
Webers  in  der  Hofmusik.  IVieland  schreibt  über  ihr  Fehlen 
bei  der  Aufführung  seiner  Oper  sehr  betrübt  an  Merck  (Wagner, 
Briefe  an  Merck  I,  S.   108.) 

Die  Seyler'sche  Gesellschaft  war  eine  der  berühmtesten 
Schauspielertruppen  jener  Zeit.  Durch  ihre  Leistungen  war 
Wieland  veranlasst  worden,  eine  grosse  Oper  (Alceste)  den 
Singspielen  an  die  Seite  zu  stellen.  —  In  den  Jahren  1777/78 
spielte  die  Gesellschaft  in  Mainz,  Frankfurt,  Cöln  und  Hanau, 
vom  October  1778  ab  auch  in  Mannheim.  Neben  dem 
Director  Seyler    waren    thätig    als   Theaterdichter:     Friedrich 


Musikerbriefe.  131 


Maximilian  Klinger,  als  Kapelldirector:  der  treffliche  Neefe, 
•der  spätere  Lehrer  Beethovens,  als  Concertmeister:  Benda, 
Sohn  des  Gothaer  Componisten.  Vgl.  Briefe  die  Seylerische 
Schauspielergesellschaft  —  —  betreffend,  Frankfurt  a/M.  1777 
{von  H.  L.  Wagner)  und  deren  Besprechung  im  Berlinischen 
Literarischen  Wochenblatt,  1777,  2.  Band,  ferner:  »Kurze 
Charakteristik  der  Seyler'schen  Schauspieler-Gesellschaft,  aus 
den  Vorstellungen  gezogen,  die  1777  in  den  Gegenden  des 
Rheins  von  ihr  gegeben  wurden«  im  Theater -Journal  für 
Deutschland,   7.  Stück,  Gotha  1778. 

Poem.  Mozart  suchte  während  der  ganzen  Zeit  seines 
Pariser  Aufenthalts  einen  guten  Operntext.  Vgl.  u.  a.  seinen 
Brief  an  den  Vater  vom  3.  Juli  1778  (Nohl's  Sammlung  S.  153). 
Pariser  Musik.  Fast  jeder  der  zahlreichen  Briefe  Mozarts  aus 
Paris  giebt  davon  Kunde,  wie  unsympathisch  ihm  die  dor- 
tigen Musikzustände  waren.  Von  den  letzteren  giebt  Otto 
Jahn's  Werk  eine  mustergiltige  Schilderung.  Anton  Raaff,  der 
berühmte  Sänger ,  hatte  Mozart  Liebesgrüsse  aus  Mannheim 
gebracht.  Graf  Sickingen,  kurpfälzischer  Gesandter  am  fran- 
zösischen Hofe ,  war  ein  kunstsinniger  Mann  und  Mozarts 
•Gönner, 

Zu  dem  italienischen  Briefe  an  Aloysia.  Die  Sonaten,  von 
deren  bevorstehender  Veröffentlichung  Mozart  schreibt,  sind 
die  sechs  Werke  für  Ciavier  und  Violine,  welche  in  Köcheis 
Verzeichniss  unter  No.  301 — 306  stehen.  Sie  waren  theils  in 
Mannheim,  theils  in  Paris  componirt,  wurden  in  Paris  gestochen 
und  der  Churfürstin  von  der  Pfalz  (GemahHn  Karl  Theodors 
in  Mannheim)  gewidmet.  Der  Stich  war  noch  nicht  ganz 
vollendet,  als  Mozart  Ende  September  1778  Paris  verliess. 
Bopoli  di  Tessaglia,  Recitativ  und  Arie  für  Sopran,  von  Mozart 
auf  einen  Text  der  Oper  Alceste  von  Gluck  componirt.  Das 
berühmte  Musikstück  steht  in  allen  Werken  über  Mozart  als 
Abschiedsgruss  des  Componisten  an  Aloysia  bezeichnet,  da 
Mozarts  Vermerk  auf  dem  Manuscript :  »Scena  per  la  Sgra. 
Weber,  Monaco  li  8.  di  gennaio  1779«  anzudeuten  schien, 
die  Arie  sei  erst  an  diesem  Tage  in  München  entstanden. 
Es  ist  höchst  interessant,  aus  dem  vorliegenden  Briefe  zu 
■ersehen,  dass  sie  schon  ein  halbes  Jahr  früher  zur  Hälfte 
vollendet  war. 

Scene  der  Andromeda,  Recitativ  und  Arie  für  Sopran, 
1778  kurz  vor  Mozart's  Abreise  von  Salzburg  componirt. 

Non  so  d'onde  viene,  Arie  (mit  Rec.)  für  Sopran,  1778  in 
Mannheim  für  Aloysia  componirt.  Vgl.  Mozart's  Briefe  vom 
28.  Februar,  7.  und  24.  März  (Nohl's  Sammlung,  Seite  128, 
«32,   138)- 

9* 


132  Neue  Mittheilungen. 


Kytnli^  Hofmaler  des  Kurfürsten  Karl  Theodor.  Vergl. 
über  ihn  Mozarts  Brief  vom  18.  Juli  an  den  Vater  (Nohl's 
Sammlung  S.  166). 

Marchand y^2x  im  Mai  1777  zum  Director  der  »Churfürst- 
lichen  deutschen  Schaubühne«  in  Mannheim  ernannt  worden, 
nachdem  kurz  vorher  Eckhof  und  Lessing  abgelehnt  hatten, 
die  Leitung  jener  Bühne  zu  übernehmen.  Vergl.  Chronik 
des  Hof-  und  National -Theaters  in  Mannheim  von  Anton 
Pichler,  Mannheim,   1879.   — 

Eine  wie  zarte,  innige  Liebe  sich  zwischen  den  Zeilen 
des  Briefes  ausspricht,  wird  wohl  keinem  der  Leser  entgehen. 
Acht  Wochen  später  erfüllten  sich  endlich  Mozarts  Wünsche 
bezüglich  der  Zukunft  seiner  Mannheimer  Freunde.  Weber 
und  Aloysia  wurden  mit  einem  nicht  unbedeutenden  Ge- 
halte an  Karl  Theodors  Hof  nach  München  engagirt,  und 
als  Mozart  von  Paris  nach  Mannheim  zurückkam,  war  die 
Übersiedelung  bereits  vollzogen.  In  München  aber,  wohin 
Mozart  Ende  des  Jahres  (1778)  eilte,  wartete  seiner  die  schmerz- 
lichste Enttäuschung.  Aloysia,  die  in  der  bairischen  Haupt- 
stadt inzwischen  die  Früchte  des  Mozarfschen  Unterrichts 
geerniet  hatte  und  eine  beliebte  Sängerin  zu  werden  begann, 
»schien  den,  um  welchen  sie  ehedem  geweint  hatte,  nicht 
mehr  zu  kennen«,  so  berichtet  uns  Nissen.  Der  ebengenannte 
Biograph  lässt  durchblicken,  dass  der  rothe  Rock  mit  schwarzen 
Knöpfen,  welchen  Mozart  nach  französischer  Sitte  in  der 
Trauerzeit  trug,  das  Missfallen  seiner  Braut  erregt  hatte. 
Dalier  denn  die  »veränderte  Gesinnung«,  wie  es  Nissen  all- 
zumilde nennt.  Aloysia  heirathete  kurze  Zeit  darauf  den 
Schauspieler  Joseph  Lange,  mit  dem  sie  in  ausserordentlich 
unglücklicher  Ehe  lebte.  Mozart,  welcher  im  Jahre  1782  durch 
die  Heirath  mit  Constanze  Weber  ihr  Schwager  wurde,  blieb 
dadurch  in  einem  gewissen  Verkehr  mit  ihr  und  schrieb  für 
sie  die  Partie  der  Constanze  in  der  Entführung  aus  dem  Serail. 

Nach  Jahren  voll  Trübsal  und  Noth  zitterte  in  Aloysia 
noch  die  Erinnerung  an  die  Zeit  nach,  in  der  sie  mit  Mozart 
verbunden  war  und  von  ihm  die  Zueignung  der  obenerwähnten 
Arie :  Popoli  di  Tessaglia  empfangen  hatte.  Auf  die  von 
Mozarts  Hand  herrührende  Singstimme  einer  für  Aloysia  im 
Jahre  1788  componirten  Arie  schrieb  sie  zum  Schlüsse:  »Nei 
giorni  tuoi  felici  pensa  qualche  volta  al  Popoli  di  Tessaglia«, 
zu  deutsch :  »In  deinen  glücklichen  Tagen  denke  zuweilen 
an   —   das  Volk  von  Thessalien«. 


Goethes  Tod  und  Bestattung.  133 

E.    GOETHES  TOD  UND  BESTATTUNG. 

Ein  Brief  von  F.  J.  Frommann. 

Jena  27.  März  1832. 
Verehrte  Frau ! 

Ich  habe  den  traurigen  Auftrag  von  Frau  von  Goethe, 
Ihnen  den  Tod  des  alten  Herrn  anzuzeigen,  den  Sie  durch 
die  Zeitungen  schon  erfaliren  haben  und  der  Ihnen  und  Ihrer 
Tochter  nicht  minder  nahe  gegangen  seyn  wird,  als  uns. 
Mit  Weimar  ist  es  nun  aus. 

Aber  das  wissen  Sie  nicht,  dass  er  diesen  letzten  Winter 
im  Ganzen  recht  gesund,  sehr  kräftig  und  munter  und  un- 
beschreiblich gut  und  freundlich  gewesen  ist.  Allwina  war 
im  Spätherbst  ziemlich  lange  bey  Ottilien,  Doris  Zelter  im 
Januar  und  Februar  —  beide  sind  ganz  entzückt  und  durch- 
drungen von  seiner  Liebe  und  Güte  und  auch  ich  habe  ihn 
noch  am  17.  Februar  so  heiter,  kräftig,  derb  und  ohne  Rück- 
halt gesehen,  dass  ich  nicht  dankbar  genug  seyn  kann. 
Ich  hatte  ihm  unter  andern  erzählt,  wie  die  vertriebenen 
Polen  hier  unter  zwei  feindseHgen  Studentenparteien,  die 
sich  beide  gegen  die  Polen  freundhch  bewiesen ,  eine 
Vereinigung  gestiftet.  Das  gefiel  ihm  sehr  und  er  versetzte 
sich  gleich  in  den  Gesichtspunkt  der  Polen,  denen  eine  solche 
Feindschaft  in  ihrer  ganzen  Erbärmlichkeit  und  Verderb- 
lichkeit erschienen  seyn  müsse,  da  sie  eben  erst  von  einem 
viel  grösseren  Schauplatz,  wo  die  Zwietracht  unberechen- 
bares Unheil  gestiftet,  hergekommen  wären.  Als  ich  ihm 
von  mehreren  kräftigen  Docenten  sagte,  die  jetzt  hier  wären, 
meinte  er :  »ja  Jena  sey  unverwüstbar,  er  habe  es  in  seinem 
Leben  dreimal  am  Boden  und  dreimal  wieder  oben  auf 
gesehen«.  —  So  sind  Alle,  die  ihn  noch  bis  den  letzten 
Tag  vor  seiner  Erkrankung  (d.  15"-""  März)  gesehen  haben, 
ganz  voll  von  dem  rüstigen  Geistesleben  in  ihm,  z.  B. 
einige  Maler  die  sich  jetzt  in  Weimar  aufhalten  und  die  ich 
am  Tag  seiner  Beerdigung  sprach.  Am  15'^"  März  war 
die  Grossherzogin  wie  gewöhnlich  bey  ihm.  Das  laute 
Sprechen  (sie  hört  schwer)  griff  ihn  an,  er  suchte  sich 
durch  eine  Ausfahrt  zu  helfen,  erkältete  sich  bey  dem  rauhen 


1.34  Neue  Mittheilungek. 


Winde,  bekam  Katarrh,  Fieber,  erkältete  sich  noch  einmal 
in  der  Nacht  und  nun  stellten  sich  Zeichen  ein,  aus  denen 
sein  Arzt,  Vogel,  sogleich  mit  Bestimmtheit  den  nahen 
Tod  voraussagte.  Am  Mittwoch,  den  21.  schien  er  sich 
zu  bessern,  so  dass  viele  an  seine  Genesung  glaubten,  den 
Donnerstag  Morgen  war  er  munterer  als  die  vergangnen 
Tage,  und  sass  in  seinem  Stuhle,  weil  er  vor  Beklemmungen 
nicht  hegen  konnte,  scherzte  mit  Ottilien,  liess  sie  mit 
ihrem  Stuhle  näher  und  immer  näher  rücken,  blickte  ihr  mit 
unbeschreiblicher  Freundlichkeit  in  die  Augen  und  drückte 
ihre  Hand,  die  er  auch  im  Tode  halb  12  Uhr  noch  festhielt. 
Eins  der  letzten  Worte,  die  er  ihr  sagte :  »Gieb  mir  dein 
Pfötchen«.! 

So  geschah  es,  dass  Ottilie  trotz  des  ungeheueren  Ver- 
lustes, gleich  nach  seinem  Tode  die  Freude  über  seine 
Güte  und  Herzlichkeit  fast  noch  stärker  fühlte,  als  die 
Trauer.  Wenigstens  war  sie  von  Anfang,  und  ist  auch 
jetzt  noch  sehr  gefasst  und  ruhiger,  als  in  glücklicheren 
Zeiten.  Sie  ist  gestern  nach  der  Beerdigung  mit  ihren 
3  Kindern,  und  ihrer  Schwester  herübergekommen  und 
recht  wohl.  Bis  Freitag  wollen  sie  bleiben,  unterdessen 
öffnen  die  Vormünder  das  Testament,  und  machen  die 
Dinge  ab,  bei  denen  ihre  Anwesenheit  unnöthig  ist.  Sie 
soll  auch  vom  Alten  mit  einer  Pension  bedacht  sein,  wird 
sich  aber  doch  wohl  künftig  sehr  einschränken  müssen. 

Hinsichtlich  der  Anstalten  zur  Beerdigung  waltete 
anfangs  einige  Unentschiedenheit  und  Ängstlichkeit,  auch 
wohl  übel  verstandene  Sparsamkeit  ob.  Doch  setzte  es 
Ottilie  und  der  Wille  der  Weimarischen  Bürgerschaft,  der 
sich  in  Deputation,  Zuschriften  u.  s.  w.  aussprach,  endlich 
gegen  den  Kanzler  Müller  und  die  Vormünder,  vielleicht 
auch  gegen  noch  höhere  Peinlichkeiten  durch,  dass  er 
feierlich  ausgestellt  und  nicht  Morgens  um  6  Uhr,  sondern 
Nachmittags  5  Uhr  beerdigt  wurde.  Die  Ausstellung  war 
gestern  von  8  Uhr  bis  i  Uhr  Nachmittags  unten  in  dem 
Raum  grade  vor  der  Hausthüre  nach  dem  Hofe  zu.  Dieser 
war  ganz  schwarz  geschlagen  und  alles  Tageslicht  ausge- 
schlossen von  dem  Raum  zwischen  der  Hausthür  und  Hof- 
thür,  auch  das  Treppenhaus  rechts  war  dunkel,  die  ^Menschen 


Goethes  Tod  UND  Bestattung.  135 

kamen  durch  den  hintern  Garten,  gingen  durch  das  Büsten- 
zimmer, ein  Eckchen  des  Esszimmers  und  die  grosse  Hauß- 
treppe  hinunter  auf  den  kleinen  Hausehren,  wo  die  Aus- 
stellung war.  Dieser  war  in  zwei  Abtheilungen  getheilt, 
der  vorderste,  wo  sich  die  Leute  aufhielten,  war  durch 
eine  Lampe  schwach  erleuchtet  und  zeigte  Goethes  Wappen 
und  eine  Inschrift  aus  Hermann  und  Dorothea:  Des  Todes 
Bild  etc.  im  Transparent.  Die  zweite  Abtheilung,  in  welche 
man  aus  dieser  durch  eine  Art  breites  Eenster  hinein  sah, 
enthielt  den  Sarg  und  darneben  zwei  Reihen  weisser 
Postamente  mit  42  Lichtern  auf  silbernen  Armleuchtern, 
zu  den  Füssen  drei  Postamente,  worauf  seine  Orden  lagen. 
Im  Hintergrunde  standen  6  Cypressen,  3  an  jeder  Seite  und 
dann  drei  höhere  Postamente,  links  mit  einem  ganzen  Stoss 
Ehren-Diplome,  von  denen  die  grossen  Siegelkapseln  zum 
Theil  herunterhingen,  rechts  mit  dem  Lorbeerkranze  aus 
gediegenem  Golde  mit  Früchten  von  grünem  Smaragd,  der 
ihm  vor  einigen  Jahren  aus  Frankfurt  verehrt  wurde,  in 
der  Mitte  mit  der  goldnen  Leyer  an  ein  Bündel  Pergament- 
rollen gelehnt,  darüber  drei  Sterne  (an  der  schwarzen  Be- 
kleidung befestigt).  In  dieser  Umgebung  nun  lag  der  auch 
im  Tode  noch  einzige  Goethe,  nicht  platt  auf  dem  Sarge, 
sondern  mehr  wie  in  einem  Bette  mit  etwas  gehobenem 
Oberleibe  und  Kopfe,  gekleidet  in  weissen  Sammet  mit 
einer  Krause  um  den  Hals,  und  grünem  Lorbeerkranze  um 
Stirn  und  Schläfe,  die  Hände  gleichfalls  frei,  wie  im  Schlafe, 
auf  der  schwarzen  Sammetdecke  Hegend,  die  Unterleib  und 
Füsse  und  den  ganzen  untern  Theil  des  Sarges  bedeckte. 
Ich  hatte  anfänglich  nicht  Lust,  Goethe  im  Tode  zu  sehen, 
da  ich  mir  dachte,  es  könnte  mir  nur  die  Erinnerung  ver- 
derben, wenn  ich  diess  Gesicht  ohne  diese  Augen  sähe, 
aus  denen  mir  noch  so  kurz  vorher  Feuer  und  Geist  ent- 
gegen gestrahlt  hatten,  doch  entschloss  ich  mich  sogar, 
mich  unter  die  Ehrenwachen  aufnehmen  zu  lassen,  die  zu 
beiden  Seiten  des  Sarges  standen.  Da  habe  ich  nun  zweimal 
eine  halbe  Stunde  gestanden,  und  mich  nicht  satt  sehen 
können,  an  den  edlen  und  schönen  Zügen,  dieser  Stirn 
und  Nase,  auf  denen  der  Ausdruck  unglaublicher  Hoheit 
und  Ruhe  lag,  —   keine   Spur   der  Verwesung.     Es  haben 


1^6  Neue  Mittheilungen. 


Einige  eine  Uebereinstimmung  der  Formen  mit  dem  Kopfe 
des  Dante  finden  wollen,  und  ich  finde  es  nicht  ungegründet, 
nur  dass  bey  Goethe  Alles  milder  ist. 

Der  Zudrang  der  Menschen,  die  die  Ausstellung  sehen 
wollten,  war  ungeheuer,  freilich  wurden  oft  solche,  die 
wirkUch  Theil  nahmen,  von  denen  zurückgedrängt,  die 
bloss  der  Neugierde  folgten;  für  die  ausgestellten  Gensdarmen 
war  die  Arbeit  nicht  klein,  doch  ging  alles  ohne  Excess 
ab.  Auch  meine  Frau  und  Schwiegermutter  kamen  noch 
glückhch  hinein.  Der  Zug  nach  dem  Kirchhofe  zeichnete 
sich  durch  grosse  Theilnahme  mehr  als  durch  Glanz  und 
Länge  aus.  Es  ging  Alles  zu  Fuss,  die  Wagen  fuhren  leer 
nach,  die  Minister  erschienen  nicht;  der  Grossherzog  schickte 
ein  Paar  Oberhofmarschälle ;  er  selbst  war  nach  Eisenach. 
Doch  ist  er  den  Abend  vor  Goethes  Tod  selbst  im  Hause 
gewesen,  um  sich  nach  seinem  Befinden  zu  erkundigen, 
und  ihn  womöglich  zu  sehen.  Letzteres  ging  nicht  mehr  an. 
Aber  unter  allen  die  in  mehr  untergeordneten  Verhält- 
nissen zu  ihm  gestanden  hatten,  den  Angestellten  bei  den 
Anstalten  unter  seiner  Direction,  solchen  die  als  Secretairs 
für  ihn  gearbeitet,  Künstlern  aller  Art,  auch  Bürgern,  vielen 
der  hiesigen  Professoren,  die  mehr  mit  ihm  verkehrt,  war  die 
aufrichtigste  und  tiefste  Trauer;  die  Mahler  waren,  als  ob 
ihr  Vater  gestorben  wäre.  Sie  sagten :  von  wem  sollen 
wir  nun  Rath  und  Aufmunterung  holen,  wer  nimmt  sich 
nun  unsrer  an.  Am  Todestag  sind  an  500  Briefe  in 
Weimar  auf  die  Post  gegeben  worden.  t;„^»,«.,xTVT 

°   ^  rROMMANN. 

Der  hier  mitgetheilte  Brief  über  Goethes  Tod  und  Be- 
stattung, eine  alte  Abschrift  des  unbekannten  Originals,  ist 
von  Professor  Thudichum  in  Tübingen  dem  Goethe  -  und 
Schiller-Archiv  geschenkt  worden.  Derartige  Briefe  sind  im 
Auftrage  von  Goethes  Schwiegertochter  von  verschiedenen 
Freunden  der  Familie  an  auswärtige  Freunde  ausgegangen. 
Der  Schreiber  unseres  Briefes  war  Dr.  Friedrich  Johannes 
Frommann,  geboren  in  ZüUichau  9.  Aug.  1797,  gestorben  in 
Jena  6.  Juni  1886  (vgl.  über  ihn  Goethe-Jahrb.  VIII,  242 — 262), 
<ier  Verfasser  des  Buches  »Das  Frommannsche  Haus  und  seine 
Freunde«.  Er  war,  laut  Goethes  Tagebuch,  am  17.  Februar  1832 
,noch  bei  Goethe  gewesen.  Professor  Thudichum  hält  für 
wahrscheinlich,  dass  der  Brief  an  eine  Frankfurterin  gerichtet 


Goethes  Tod  und  Bestattung.  137 

sei;  sein  Oheim,  in  der  Umgebung  von  Frankfurt  ansässig, 
habe  die  Abschrift  aus  dem  Originale  verbessert.  Ich  ver- 
muthe,  dass  die  Adressatin  Frau  von  Low  war,  die  Frommann 
mit  ihrer  liebenswürdigen  Tochter  Luise,  nachmals  Gräfin 
Reventlow,  in  Kiel  kennen  gelernt  und  in  Frankfurt,  sowie  auch 
auf  ihren  Gütern  besucht  hatte.  Im  Sommer  1828  waren  die 
beiden  Damen  Gäste  in  Frommanns  Elternhause  zu  Jena,  und 
statteten  mit  der  Familie  Frommann  Goethe,  der  damals  in 
Dornburg  hauste,  einen  Besuch  ab  (vgl.  Das  Frommannsche 
Haus  2.  Aufl.  53  und  Goethe- Jahrb.  II,  320  f.).' 

Ein  Bericht  Frommanns  über  Goethes  Tod  und  Bei- 
setzung für  die  Allgemeine  Zeitung  ist  wieder  abgedruckt  in 
dem  Buch  über  das  Frommannsche  Haus  S.  69  ff. ;  auch  hier 
werden  die  edlen  (dantesken)  Formen  des  Kopfes  erwähnt. 
Andere  Mittheilungen  über  denselben  Gegenstand  stimmen 
im  Wesentlichen  mit  unserem  Briefe  überein ;  so  die  Auf- 
zeichnungen des  Ober  -  Baudirector  Coudray  über  Goethes 
letzte  Lebenstage  und  Tod,  mit  deren  Veröffentlichung  Carl 
Holsten  (Heidelberg  1889)  dem  Goethe-  und  Schiller- Archiv 
zuvorgekommen  ist,  wo  schon  vor  Jahren  mit  gütiger  Ver- 
willigung  des  letzten  Besitzers  eine  Abschrift  genommen  wer- 
den konnte.  Sehr  ausführlich  ist  auch  K.  W.  Müller,  Goethes 
letzte  literarische  Thätigkeit,  Verhältniss  zum  Ausland  und 
Scheiden  S.  20  —  30  u.  79—97.  Unter  anderen  Berichten  ist 
zu  erwähnen  der  von  Carl  v.  Beaulieu-Marconnay  Goethe- 
Jahrb.  VI,  174  f.  In  neuerer  Zeit  ist  auch  ein  Brief  des  damals 
in  Weimar  lebenden  Dr.  Wilhelm  Weissenborn  veröffentlicht 
worden  (Weimar  28.  März  1832),  der  sehr  ausführlich  über 
Goethes  letzte  Tage,  Tod  und  Bestattung  handelt  und  in 
Einzelheiten  mit  unserem  Bericht  übereinstimmt ;  danach 
waren  Goethes  letzte  Worte  an  Ottilie :  »Komm  mein  Töchterchen 
und  gieb  mir  ein  Pfötchen«.  (The  fortnightly  review  Sept.  1890, 
339  ff.)  Dass  sich  Goethe  bei  einer  Spazierfahrt  nach  dem 
Besuch  der  Grossherzogin  am  15.  März  erkältet  habe  (vgl.  auch 
Vogel,  die  letzte  Krankheit  Goethes,  Berlin  1833,  S.  6),  ist 
unmöglich,  da  er  dem  Tagebuch  zufolge  an  diesem  Tage  gar 
nicht  ausgefahren  war,  was  schon  K.  W.  Müller  a.  a.  O.  S.  21 
bemerkte.  Die  wahrscheinliche  Ursache  der  letzten  Krankheit 
war  das  Hin-  und  Hergehen  zwischen  seinem  stark  geheizten, 
im    Hinterhause    gelegenen    Arbeitszimmer    und    den    kalten 


'  Einen  Dankbrief  der  Mutter  für  die  freundliche  Aufnalirne  in 
Dornburg,  voll  tiefer  Verehrung  und  Liebe  zu  Goethe  (9.  August  1828), 
sowie  ein  späteres  Billet  der  Tochter  vom  30.  Juni  183 1  mit  Erinne- 
rung an  die  Dornburger  Stunden  und  Dank  für  eine  von  Goethe  ihr 
bereitete  freudige  Überraschung  bewahrt  das  Arciiiv. 


138  Neue  Mittheilun'ge>i. 


Räumen  des  Vorderhauses  (Holsten  a.  a.  O.  S.  4).  Über  die 
trauernden  Maler  weiss  ich  nichts  zu  sagen.  Das  Tagebuch 
notirt  am  13,  März:  »Maler  Starke  die  Zeichnung  des  Pflanzen- 
abdrucks von  Ilmenau  für  Graf  Sternberg  fertigend«  und  am 
14.:     »Um  12  Uhr  Maler  '    mit    seinem    Vater,    jener 

nicht  ohne  Verdienst,  Enkel  der  Schauspielerin  Neumann«. 
Der  Enkel  der  Christiane  Neumann  ist  der  1808  zu  Weimar 
geborene  Aquarellist  Karl  Werner. 

Über  die  Aufbahrung  der  Leiche  und  die  letzten  Augen- 
blicke des  Entschlafenen  schrieb  Pauline  Hase,  die  Gattin 
des  berühmten  Theologen,  aus  Jena  am  3.  April  1832  an 
ihre  Schwester  (Unserer  lieben  Mutter  Besuch  bei  Goethe. 
Für  die  Hauschronik  der  Familie  Hase  am  26.  Juni  1889  zur 
stillen  Feier  des  60jährigen  Professorenthums  unseres  lieben 
Vaters  Dr.  Karl  August  v.  Hase.  Sonderabzug  aus  Bieder- 
mann, Goethes  Gespräche,  1889): 

»Es  war  ein  wahrhaft  schöner  und  ergreifender  Anblick, 
der  Lorbeerkranz  stand  ihm  gewiss  eben  so  schön,  als  Tasso 
und  das  faltige  weisse  Atlashemd*  oder  wie  ich's  nennen  soll, 
sah  schön  zu  dem  stillen,  gewaltigen  Gesicht. 

Preller  hat  den  Kopf  gezeichnet  und  uns  zu  copiren 
versprochen.  .  .  .  Die  Frau  von  Goethe  mag  sehr  erschüttert 
sein,  Alwyne  Frommann  war  gleich  nach  der  Todeskunde  zu 
ihr  gefahren  und  brachte  sie  mit  den  Kindern  auf  einige  Zeit 
mit  sich.  Jetzt  ist  sie  wieder  nach  Weimar  in  das  öde  ge- 
wordene Haus  gegangen.  Er  ist  in  ihren  Armen  gestorben 
und  zwar  hat  der  Atem  so  ruhig  und  sanft  aufgehört,  dass 
sie  den  Moment  des  Todes  nicht  genau  weiss,  und  noch  in 
dem  Glauben  gewesen  ist,  dass  er  ruhe  als  er  schon  ge- 
storben war. 

Er  mag  sehr  heiter  noch  gewesen  sein,  so  hat  er  vor 
seiner  letzten  Stunde  zu  ihr  gesagt:  »Nun,  Frauenzimmerchen 
gieb  mir  dein  gutes  Pfötchen«,  und  hat  sie  so  auch  immer 
festgehalten,  bis  sie  endlich  die  Leiche  hat  loslassen  müssen«. 

JULIUS  Wähle. 


^.Der  Name  fehlt  in  dem  freigelassenen  Spatium. 
*  Atlas  auch  in  allen  andern  Berichten. 


Aus  Henlriextens  '^'-  Egloffstein  Memoiren.  139 

F.    AUS   HENRIETTENS  V.  EGLOFFSTEIN  MEMOIREN. 

Weimar. 

Wir  langten  im  Herbst  1787  dort  an  und  fanden  Frau 
von  Tettau,  nebst  allem  was  ihr  angehörte  in  der  ge- 
räumigen Wohnung  vor,  welche  mein  Bruder  schon  früher 
gemiethet  hatte.  Die  Einrichtung  des  jungen  Ehepaares 
war  bereits  vollendet  und  für  die  damalige  Zeit  elegant 
zu  nennen.  Wir  fühlten  uns  bald  einheimisch  in  dem 
düstern  weitläufigen  Hause,  sowäe  überhaupt  in  Weimar, 
wozu  die  Eigenthümerin  des  Erstem,  Frau  von  Göchhausen, 
eine  höchst  w^ohlwoUende  gebildete  Matrone,  nicht  wenig 
beitrug.  Es  sey  mir  vergönnt  erst  von  dieser  zu  sprechen, 
bevor  ich  mich  an  andere  bedeutendere  Bilder  wage,  die 
sich  bei  dem  gegenwärtigen  Abschnitt  meines  Lebens  so 
mächtig  heran  drängen,  wie  die  aufsteigenden  Wolken  am 
Horizont.  — 

Frau  von  Göchhausen  gewann  vom  ersten  Moment 
unserer  Bekanntschaft  an,  mein  Vertrauen  und  bewieß  mir 
ihre  Vorliebe  durch  Rath  und  That.  Ich  lebte  bald  mehr 
in  ihren  Zimmern  als  in  den  Meinigen  und  da  sie  gerne 
von  der  Vergangenheit  sprach,  lernte  ich  aus  ihren  Er- 
zählungen die  meisten  Verhältnisse  kennen,  aus  welchen 
sich  der  nunmehrige  Zustand  von  Weimar  entwickelt  hatte. 
Es  würde  mich  zu  weit  führen,  wollte  ich  die  interessanten 
Mittheilungen  der  erfahrungsreichen  Matrone  hier  wieder- 
holen; ich  beschränke  mich  daher  und  sage  nur,  dass  ich, 
durch  den  Ueberbhck  alles  dessen,  was  die  Herzogin  Amalie 
für  Weimar  gethan,  von  Ehrfurcht  und  Bewunderung  für 
die  erhabene  Fürstin  durchdrungen  wurde,  noch  ehe  mir 
das  Glück  zu  Theil  wurde,  sie  persönlich  zu  kennen. 
Unsre  Vorstellung  am  Hof  war,  aus  Gründen  deren  ich 
mich  nicht  mehr  entsinne,  verschoben  worden,  endlich 
aber  der  Tag  anberaumt  wo  diese  für  mich  so  w'ichtige 
Begebenheit  vor  sich  gehen  sollte.  —  Mit  w'elchem  Herz- 
klopfen stieg  ich  auf  der  wohlbekannten  Treppe  im  Fürsten- 
haus zum  grossen  einfachen  Saal,  an  welchen  sich  die 
schmucklosen  Gemächer  der  regierenden  Herzogin  Louise 
reihten!     Welche   Beklommenheit!    welche   ängstliche   Er- 


1^.0  Neue  Mittheilungen. 


Wartung,  bis  die  Flügelthüren  des  Audienzzimmers  sich 
öffneten  und  ich  die  hohe,  ernste  Frau  erbHckte,  deren 
erhabne  Tugenden  in  jener  Zeit  noch  nicht  so  innig  er- 
kannt und  bewundert  wurden  ;als  späterhin !  —  Der  Ein- 
druck, den  ihre  erste  Erscheinung  auf  mich  machte,  lässt 
sich  am  besten  mit  demjenigen  vergleichen^  den  die  Ma- 
donnen Bilder  unsrer  alten  deutschen  Maler  auf  jedes  fühlende 
Gemüth  machen.  —  Reinheit  und  Majestät  sprach  sich  in 
ihrem  ganzen  Wesen  aus  und  in  den  Zügen  des  angenehmen 
Gesichtes  herrschte  die  unwandelbarste  Ruhe,  obgleich  sie 
die  Ahndung  eines  tiefen  Seelenleidens  ausdrückten.  Die 
schlanke,  ungewöhnlich  hohe  Gestalt,  der  simple  Anzug 
der  Fürstin,  die  sich  an  einen  massiv  silbernen  Tisch  lehnte, 
als  wir  ihr  der  Reihe  nach  vorgestellt  wurden,  prägte  sich 
meinem  Gedächtniss  so  tief  ein,  dass  ich  sie,  so  lange  ich 
lebe,  immer  vor  Augen  sehe,  und  nicht  ohne  Selbstgefühl 
sagen  kann,  dass  ich,  trotz  meiner  grossen  Jugend  fähig 
war,  die  merkwürdige  Erscheinung  einer  der  edelsten 
Frauen  an  w^elcher  sich  noch  die  Nachwelt  freuen  wird, 
gehörig  zu  schätzen.  — 

Kaum  war  der  ängstliche  Moment  überstanden,  so 
verkündigte  die  lebhafte  Bewegung  des  Hofpersonale  die 
Ankunft  der  Herzogin  Mutter  und  diese  trat  an  der  Hand 
ihres  Sohnes,  des  regierenden  Herzogs  Carl  August  ins 
Gemach. 

Wie  bei  den  meisten  lebhaften  und  unerfahrnen  Menschen, 
so  hatte  auch  mir  die  Einbildung  einen  Streich  gespielt, 
indem  sie  mir  das  Bild  dieser  Fürstin  mit  den  reizendsten 
Farben  malte.  Was  ich  jetzt  erblickte,  entsprach  meiner 
Erwartung  auf  keine  Weise.  Eine  kleine  unansehnliche 
Gestalt  mit  kurzem  Hals,  auf  welchem  ein  viel  zu  grosser 
Kopf  ruhte,  der  dem  verstorbenen  König  Friedrich  von 
Preussen  sprechend  ähnlich  sah,  schritt  streng  und  feier- 
licher, nur  durch  ein  unmerkbares  Nicken  des  Hauptes 
grüssend  in  den  Kreis,  der  sich  in  ehrfurchtsvoller  Stille 
rund  umher  gebildet  hatte,  und  nahm  nach  einem  kalten 
Willkommen  an  der  rechten  Seite  der  Herzogin  Louise 
Platz.  Dies  war  AmaUaü  die  v»-eltberühmte  Beschützerin 
der    Künste   und  Wissenschaften,   die  Gründerin  Weimars, 


Aus  Henriettens  v.  Egloffstein  Memoiren.  I4I 

die  Wohlthäterin  des  kleinen  Landes,    dem   sie   einen    be- 
deutenden Ruf  gegeben  hatte! 

Auf  den  Wink  ihrer  hässlichen,  missgestalteten  Hof- 
dame, Fräulein  von  Göchhausen,  Tochter  unsrer  Haus- 
wirthin, nahte  ich  mich  zitternd,  um  der  Herzogin  vorge- 
stellt zu  werden.  Als  ich  mich,  der  damaligen  allgemeinen 
Sitte  gemäss,'  der  Fürstin  die  Hand  zu  küssen,  setzten 
mich  ihre  grossen  durchdringenden  blauen  Augen  und  die 
ernste  Miene  so  sehr  in  Furcht,  dass  ich  kaum  fähig  war 
Antwort  auf  ihre  an  mich  gerichteten  Fragen  zu  geben. 
Allein  der  milde,  angenehme  Ton,  womit  diese  Fragen 
gemacht  wurden,  flösste  mir  den  Muth  ein,  die  Blicke  auf 
die  Sprechende  zu  richten  und  mit  Erstaunen  gewahrte  ich, 
wie  sehr  sich  das  starre  Angesicht,  das  mir  vorhin  so  ab- 
schreckend erschien,  plötzlich  verwandelt  hatte.  Ein  an- 
muthig,  wohlwollendes  Lächeln  schwebte  jetzt  um  den 
kleinen  Mund,  die  junonischen  Farrenaugen  drückten  nur 
Güte  und  Theilnahme  aus  und  das  Wohlgefallen,  womit 
sie  auf  mir  ruhten,  verschönerte  die  stark  markirten  männ- 
lichen Züge,  welche  ich  vor  wenig  Augenblicken  noch  so 
abstossend  gefunden  hatte.  —  Selbst  als  ich  zurückgetreten 
war,  hafteten  ihre  Blicke  immer  noch  auf  mir  und  ich 
bemerkte,  dass  sie  meine  Mutter  zu  sich  rief  um  sich  von 
mir  zu  unterhalten.  Was  die  Herzogin  äusserte,  musste 
schmeichelhaft  für  mich  seyn,  denn  das  Gesicht  meiner 
Mutter  verklärte  sich  im  Lauf  des  Gespräches,  während 
welchem  Beide  mich  immer  im  Auge  behielten. 

Was  den  Herzog  anbelangt,  so  erlaube  ich  mir  nicht 
hier  etwas  über  ihn  mitzutheilen.  Das  Urtheil  welches  ich 
damals  über  ihn  fällte,  als  ich  noch  keinen  Begriff  von  dem 
grossen  Unterschied  zwischen  dem  weiblichen  und  männ- 
lichen Verdienst  hatte,  würde  doch  nur  ein  schiefes  seyn 
und  ich  begnüge  mich  daher  damit,  zu  erklären,  dass  ich 
ihn  weder  hübsch  von  Gestalt,  noch  anziehend  von  Seiten 
des  Geistes  fand,  weil  er  etwas  verwachsen  und  zurück- 
haltend in  der  Gesellschaft  war,  aus  welcher  er  sich  so 
schnell  als  möglich  immer  zu  entfernen  suchte. 


'  Zu  ergänzen  etwa:  onäherte«  oder  «niederbeugte«. 


142  Neue  Mittheilungen. 


Auch  von  Goethen,  der  sich  leider!  bei  unserer  An- 
kunft zu  Weimar  schon  in  ItaHen  befand,  kann  ich  in 
diesem  Abschnitt  nichts  sagen.  Dagegen  lernte  ich  an  jenem 
ersten  Hoftage  Frau  von  Stein  kennen,  die  seine  und  der 
Herzogin  Louise  vertrauteste  Freundin  und  wie  man  mir 
versicherte  —  dieser  Auszeichnung  vollkommen  würdig 
sein  sollte.  Späterhin  überzeugte  ich  mich  selbst  davon. 
Der  Charakter  dieser  Frau  gehörte  unstreitig  zu  den  edelsten 
und  ihr  Verstand,  der  mir  zwar  nie  bedeutend  erscheinen 
wollte,  führte  sie  glücklich  an  den  mannichfachen  Klippen 
des  Hoflebens  vorüber,  obgleich  diese  noch  viel  gefahrvoller 
für  sie,  als  Andere  waren,  weil  die  regierende  Herzogin 
durchaus  nicht  mit  der  verwittweten  harmonirte,  weshalb 
die  Vertraute  der  Erstem,  ein  Dorn  im  Auge  der  Letztern 
seyn  musste.  Sachkundige  haben  mir  versichert,  Goethe 
habe  Frau  von  Stein  aufs  treff'endste  in  der  Leonore,  im 
Tasso,  dargestellt,  was  mir  sehr  wahrscheinlich  dünkt, 
wenn  man  annimmt,  dass  er  sich  selbst  in  jenem  grossen 
Dichter  gezeichnet  und  manche  Umstände  benutzt  hat,  die 
seine  eigne  Lage  mit  sich  brachte.  Es  lässt  sich  nicht 
leugnen,  dass  Frau  von  Stein  bei  dem  besten  Herzen  viele 
Schlauheit  und  Weltklugheit  besitzen  musste,  sonst  wäre 
es  ihr  unmöglich  gewesen,  bis  ans  Ende  ihrer  sehr  langen 
Laufbahn,  ohne  die  mindeste  Unterbrechung  eine  Stellung 
zu  behaupten,  die  sie  der  Herzogin  Louise  und  Goethen 
so  nahe  brachte,  dass  nur  der  Tod  dies  innige  Verhältniss 
lösen  konnte,  auf  welchem  selbst  jetzt  noch,  wo  ich  dies 
schreibe,  ein  undurchdringlicher  Schleier  ruht.  Goethe  allein 
vermöchte  es,  ihn  zu  lüften  —  aber  schwerlich  wird  er 
sich  dazu  verstehen,  folglich  auch  die  Nachwelt  über  eine 
Sache  nicht  klarer  urtheilen,  die  den  Zeitgenossen  des 
grossen  Mannes  stets  räthselhaft  blieb.  Dem  sey  nun  wie 
ihm  wolle,  was  auch  jener  Schleier  verhüllen  mag  —  Un- 
luürdiges  kann  es  nicht  seyn,  dafür  bürgt  die  makellose 
Tugend  der  erhabenen  Fürstin. 

Unter  vielen  bedeutenden  Personen,  die  ich  bei  meinem 
ersten  Auftritt  am  Hof  kennen  lernte,  bef:inden  sich  auch 
Herder,  Wieland  und  Knebel.  Ich  konnte  mich  in  kind- 
licher Naivetät  nicht  genug  darüber  verwundern,  so  berühmte 


Aus  Henrietteks  v.  Egloffstein  Memoiren.  143 

Leute  ganz  gewöhnlich  und  einfach  gleich  unberühmten  ' 
zu  sehen.  Desto  schneller  ging  meine  ehrfurchtsvolle  Scheu 
vor  den  hochgefeierten  Männern  in  behaghche  Zutraulich- 
keit über  und  da  sie  sich  an  meiner  Natürlichkeit,  meiner 
Jugendfrische  zu  ergötzen  schienen,  fühlte  ich  mich  in  ihrer 
Nähe  bald  frei  von  jeder  Befangenheit.  Ich  war  stolz  darauf 
ein  Mitglied  des  Kreises  zu  seyn,  den  sie  durch  ihre  Gegen- 
wart verherrhchten.  Vieles  was  ich  bis  jetzt  nur  geahndet 
hatte,  wurde  mir  plötzlich  so  anschaulich,  dass  ich  nur 
Aug'  und  Ohr  zu  öffnen  brauchte  um  rasche  Fortschritte 
in  geistiger  und  praktischer  Ausbildung  zu  machen.  Ich 
lernte  die  w^ahre  Urbanität  kennen,  die  das  gesellige  Leben 
veredelt  und  verschönert.  Meine  Offenheit,  welche  nicht 
selten  an  Grobheit  grenzte,  erschien  mir  nun  im  rechten 
Licht  und  schliff  sich  allmählig  ab,  weil  ich  das  Bedürfnis 
fühlte,  denen  ähnlich  zu  werden,  die  ich  bewundern  musste. 
Der  Wunsch,  mir  Freunde  zu  erwerben,  führte  die  Noth- 
wendigkeit  herbey,  alles  von  mir  abzustreifen,  was  verletzen 
konnte  und  bald  hatte  ich  mir  unter  der  grossen  Anzahl 
junger,  meistens  schöner  Mädchen  die  ausgezeichnetesten 
an  Kopf  und  Herz  zu  Freundinnen  erworben.  Von  allen 
Seiten  wohlthätig  angeregt,  drängten  sich  die  mannichfachen 
Keime,  die  in  mir  lagen,  kräftig  ans  Licht  und  fanden  die 
reichhaltigste  Nahrung.  Musik,  Poesie,  Kunst  und  Wissen- 
schaften öffneten  mir  die  goldnen  Pforten,  an  welchen 
meine  Blicke  schon  als  Kind  mit  Entzücken  hingen  und 
ich  sah  nun  ein  Zauberland  vor  mir,  dessen  Genüsse  alles 
zu  übertreffen  versprachen,  was  sich  meine  glühende  Fantasie 
gedacht  und  ausgemalt  hatte.  Ich  kam  mir  wie  eine  vor- 
züglich vom  Himmel  Begünstigte  vor,  denn  überall  zeigte 
sich  die  wohlwollendste  Theilnahme  an  meinem  regen 
Streben.  Die  Herzogin  Amalie,  welche,  wie  ich  sehr  richtig 
bemerkt  hatte,  seit  der  ersten  Zusammenkunft  ein  günstiges 
Vorurtheil  für  mich  gefasst,  behandelte  mich  mit  der  grössten 
Auszeichnung,  ja  ich  darf  sagen  mit  mütterlicher  Güte  und 
Nachsicht.     Ihre   Hinneigung   zur   Jugend    flösste    ihr  den 


'  Hier  ist  ein  unausgefülltes  Spatium. 


144  Neue  Mittheilungen. 


Wunsch  ein  mich  öfters  um  sich  zu  sehen,  und  da  Niemand 
die  Gabe  Vertrauen  imd  Liebe  zu  erwecken  mehr  als  diese 
seltne  Frau  besass,  so  verschwand  bald  meine  anfängliche 
Verlegenheit  und  machte  der  innigsten  Anhänglichkeit  für 
die  theure,  unvergleichliche  Fürstin  Raum  in  meiner  Seele. 
Von  nun  an  fühlte  ich  mich  frei  und  zwanglos  in  ihrer 
Nähe,  welche  einen  unbeschreiWichen  Einfluss  auf  meine 
Existenz  hatte.  Schiller  sagt:  »brauchbare  Menschen  be- 
lehren durch  das,  was  sie  thtin;  edle  Naturen  durch  das, 
was  sie  sind<.<-.^  Letzteres  war  der  Fall  bei  der  Herzogin. 
Sie  sagte  wenig  und  dennoch  elektrisirte  sie  jeden  der 
ihren  Zauberkreis  betrat.  Eine  Fähigkeit,  wie  sie  wenig 
Menschen  besitzen,  war  ihr  angeboren.  Diese  Fähigkeit 
bestand  darin,  die  Menschen  zu  durchschauen^  ihre  Eigen- 
thümlichkeit  zu  erkennen  und  ihnen  freien  Spielraum  zu 
geben,  damit  solche  sich  ungehindert  entfalten  und  im 
hellsten  Lichte  zeigen  könne.  Welcher  Vortheil  während 
ihrer  ruhmvollen  Regentschaft  für  Weimar  hieraus  erwuchs, 
vermag  eine  so  schwache  Feder  als  die  Meinige,  nicht 
darzustellen.  Ich  beschränke  mich  aus  diesem  Grund  auch 
nur  auf  das,  was  mich  selbst  anbelangt  und  flechte  in  den 
Kranz  von  Immortellen,  der  ihre  Gruft  schmückt,  ein  an- 
spruchloses Vergissmeinnicht,  das  der  reinsten  Quelle  ent- 
sprosste. 

Kaum  hatte  die  Herzogin  vernommen  dass  »eine 
Stimme  des  Wohllauts  in  mir  wohne«,^  so  sandte  sie  ihren 
Kammersänger  Grave  zu  mir,  damit  diese  Naturgabe  durch 
einen  vorzüglichen  Meister  ausgebildet  werden  möchte. 
Der  laute  Beifall  des  Künstlers  belehrte  mich  nun  erst  von 
der  seltnen  Reinheit,  von  dem  Umfang  und  der  Kraft 
meiner  Stimme,  die  sich  bei  seinem  vortrefflichen  Unter- 
richt immer  mehr  entwickelte  und  ihn  selbst  so  sehr  be- 
geisterte, dass  er  der  Herzogin  die  Versicherung  gab,  es 
könne  eine  zweite  Mara  aus  mir  werden.  Sie  bestand 
nunmehr  darauf  mich  singen  hören  zu  wollen,  und  da 
meine  Ängsthchkeit  ihr  nicht  entging,  bestimmte  sie  einen 


'  Unsichere  Anführung  des  bekannten  Distichons. 
^  I  Samuel. 


Aus  Henriettens  v.  Egloffstein  Memoiren.  145 

Abend  dazu,  an  welchem  niemand  bei  ihr  vorgelassen 
werden  sollte,  als  ich  und  Grave.  Dieser  sprach  mir  Muth 
ein,  den  ich  allerdings  gar  sehr  bedurfte,  und  wählte  unter 
den  Arien,  die  ich  nach  seiner  Methode  bereits  einstudirt 
hatte,  den  bekannten  rührenden  Gesang  der  Sonnenjungfrau 
Gera  von  Naumann  componirt.  Als  der  Moment  herbei- 
kam, wo  ich  von  Grave  auf  dem  Fortepiano  accompagnirt, 
singen  sollte,  führte  mich  die  Herzogin  liebkosend  ans 
Instrument  und  setzte  sich  dann  so,  dass  ich  sie  nicht 
sehen  konnte,  was  meine  Beklommenheit  unendlich  er- 
leichterte und  als  Beweis  dienen  kann,  wie  sehr  meine 
Beschützerin  auf  die  Lagen  und  Zustände  der  Individuen 
mit  welchen  sie  verkehrte,  Rücksicht  nahm  und  solche  zu 
erleichtern  verstand.  Fünf  und  vierzig  Jahre  sind  seit 
jenem  Augenblick  vergangen  und  noch  steht  die  ganze 
Umgebung  von  damals  mir  deutlich  vor  Augen.  Das  ein- 
fache, liebe  grüne  Zimmer  der  Herzogin,  nur  schwach 
beleuchtet,  schwamm  im  traulichen  Halbdunkel  vor  meinen 
Blicken,  wenn  ich  sie  vom  Notenblatt  erhob,  während 
Grave  das  lange  Ritornel  der  Arie  spielte,  und  als  die 
letzten  Töne  desselben  verhallten  begann  ich  mit  zitternder 
Stimme :  »Darf  ich  nicht  zu  klagen  wagen  ?  Darf  ich  Arme 
jung  und  schwach,  sagen,  hören  ohne  Zagen,  was  dein 
Mund  so  grausam  sprach  ?  —  Ach,  mein  Herz  kennt  die 
Gefahren,  kennt  die  Heiligkeit  der  Pflicht  —  aber  dieses 
Herz  verwahren  —  ach,  das  kann,  das  kann  ich  nicht.«  — 
Diese  klagenden  Worte  passten  so  wunderbar  aui  den 
Zustand  in  welchen  ich  mich  eben  befand,  dass  sie,  ver- 
bunden mit  der  einfachen,  rührenden  Composition  den 
lebhaftesten  Eindruck  auf  die  feinfühlende  Herzogin  machten. 
Sie  überhäufte  mich  mit  Liebkosung  und  Lob,  das  aus 
dem  bewegten  Herzen  strömte  und  versicherte,  nie  etwas 
gehört  zu  haben,  was  so  harmonisch  auf  ihre  Empfindung 
eingewirkt,  als  der  Gesang,  der  für  meine  momentane 
Lage,  für  mein  Alter  und  meine  jugendliche  Stimme  wie 
gemacht  war.  Letztre  wurde  eben  so  sehr  gepriesen,  als 
die  Methode  des  Meisters,  der  in  kurzer  Zeit  mich  über 
alle  Erwartung  gefördert  und  einen  Grund  gelegt  hatte, 
auf  welchem  nur  fortgebaut  werden  dürfe,  um  eine  grosse 

GotTHE-jAHRBVCH     XII.  '0 


146  Neue  MrrxHtiLüKGEN. 


Sängerin  aus  mir  zu  machen.  Einige  nachfolgende,  mit 
mehr  Sicherheit  vorgetragene  Arien,  gaben  der  hohen  Zu- 
hörerin  diese  Überzeugung.  Das  kleine  Conzert  welches 
mit  einem  schönen  italienischen  Duett  zwischen  mir  und 
Grave  endigte,  schien  die  Herzogin  über  jeden  Ausdruck 
ergötzt  zu  haben  und  es  wurden  mir  neue  Lobsprüche  er- 
theilt,  als  mein  Lehrer  bemerkte,  die  italienische  Aussprache 
sey  mir  so  geläufig,  dass  er  selbst  noch  von  mir  lernen 
könnte.  Ich  musste  erzählen  durch  welchen  Zufall  ich 
eines  solchen  ausgezeichneten  Unterrichts  in  jener  Sprache 
theilhaftig  geworden  und  wurde  aufgemuntert  mich  ferner 
darin  zu  üben,  wozu  die  Bibliothek  der  Fürstin  mir  be- 
hülflich  seyn  würde,  wie  der  Bibliothekar  Jagemann,  dem 
ich  besonders  empfohlen  werden  sollte. 

Berauscht  von  Freude  über  den  günstigen  Erfolg  dieses 
Abends,  verliess  ich  die  theure  Fürstin  und  ruhte,  wie  ein 
siegreicher  Held,  auf  den  errungnen  Lorbeeren. 


'  Zum  erstenmal  in  meinem  Leben  sollte  ich  Theil  an 
einem  Aufzug  nehmen,  der  zum  30.  Januar,  dem  Geburts- 
tag der  Herzogin  Louise,  auf  der  Maskerade  zu  erscheinen 
bestimmt  war.  Die  neun  Musen,  vom  Apoll  angeführt, 
wollten  der  hohen  Frau  ein  Gedicht  überreichen,  was  dieser 
Apoll  selbst  gedichtet  hatte.  Die  schönsten  Mädchen  wurden 
hierzu  auserwählt  und  man  hatte  mir  die  Ehre  erzeigt, 
mich  darunter  zu  zählen.  Da  ich  wegen  meiner  Grösse 
und  Eigenthümlichkeit  zur  Melpomene  passte,  ertheilte 
man  mir  diese  Rolle  und  ich  that  mir  nicht  wenig  darauf 
zu  Gute,  am  Abend  des  Tages  im  Salon  der  Herzogin 
Amalie,  wo  wir  uns  versammelten,  die  grössten  Lobsprüche 
über  mein  Costüm  ,  so  wie  über  die  geschmackvollen 
Verzierungen  desselben  zu  vernehmen.  Herr  von  Einsiedel 
(welcher  den  Apollo  vorstellte)  mit  einem  für  weibliche 
Reize  höchst  empfänglichen  Herzen  begabt,  wusste  nicht 
welcher  Muse  er  zuerst  huldigen  sollte  und  gerieth  dadurch 
ir.    solche    Zerstreuung,    dass    er,    als  wir    vom  Palais    aus 

*  Dieser    Abschnitt,    wie   der  letzte,    aus    dem    folgenden  Kapitel 
ausgehoben. 


Aus  Henriettens  v.  Egloffstein  Memoiren.  147 

nach  dem  Schauspielhaus  gefahren  und  im  Begriff  waren 
den  Redoutensaal  zu  betreten,  das  Wichtigste  —  nehmUch 
das  auf  Band  gedruckte  Gedicht  an  die  Herzogin  —  ver- 
gessen hatte.  Weder  er,  noch  wir  andern,  wussten  wo 
es  geblieben  war,  und  da  wir  ohne  dasselbe  nicht  erscheinen 
konnten,  noch  wollten,  verbreitete  sich  die  höchste  Be- 
stürzung unter  der  kleinen  Heerde,  die  ihren  verlegenen 
Hirten  fragend,  scheltend,  klagend  umringte.  —  Sein  »Halten 
zu  Gnadena  wurde  überschrieen ,  seine  beleibte  Gestalt 
nach  allen  Seiten  hingedreht  um  zu  erforschen,  ob  das 
vermisste  Band  nicht  irgend  wo  hängen  geblieben  —  und 
noch  jetzt  kann  ich  nicht,  ohne  Anwandlung  zum  Lachen 
zu  fühlen,  daran  denken,  wie  der  sonderbare  Mann  sich 
mitten  unter  uns  ausnahm.  Seine  hohe,  aber,  wie  gesagt, 
beleibte  Figur  war  in  weissen  Atlas  gekleidet  —  was  schon 
an  sich  als  ein  Verstoss  gegen  das  Costüm  des  Apollo 
betrachtet,  werden  konnte,  und  erschien  daher  noch  weit 
stärker.  Eine  Perücke  von  hellblonden  lockigen  Haaren 
stach  gegen  seine  dunkle  Hautfarbe,  seine  schwarzen  Augen- 
braunen und  seine  Stumpfnase  so  mächtig  ab,  dass  man 
sich  kaum  des  Lachens  enthalten  konnte,  wenn  man  ihn 
ohne  seine  schöne,  jugendliche  Maske  sah.  Dabei  schnupfte 
er  ununterbrochen  Taback,  was  er  immer  that,  wenn  er 
verlegen,  oder  zornig  war,  und  fuhr  [bald]  mit  der  einen, 
bald  mit  der  andern  Hand,  nach  der  Gegend  hin,  wo  im 
gewöhnlichen  Anzug,  jetzt  aber  keine,  Taschen  waren. 
Aus  diesem,  theils  tragisch,  theils  komischen  Zustand  er- 
löste uns  plötzlich  sein  Bedienter,  der,  ohne  auf  den  Befehl 
des  Herrn  zu  warten  in's  Palais  gelaufen  war  und  nun  mit 
dem  flatternden  Band  von  dort  zurückkehrte.  Sogleich 
bewegte  sich  der  Zug  vorwärts,  und  als  er  feierlich  den 
Saal  betrat,  ahndete  Niemand  wie  unaesthetisch  sich  eben 
noch  die  holden  Musen,  nebst  ihrem  Apoll  benommen 
hatten.  Das  Gedicht  wurde  ehrfurchtsvoll  überreicht,  gnädig 
aufgenommen  und  die  heiligen  Neun  flogen  bald  darauf 
im  lustigen  Wirbeltanz  zerstreut  umlier.  —  An  diesem 
Abend  sah  ich  zum  erstenmal  die  berühmte  Schröter, 
Schauspielerin,  Kammersängerin,  Gelehrte  und  Freundin 
der  ausgezeichnetsten  Männer  jener  Zeit.    Eine  sehr  hohe, 


148  Neue  Mittheilungen. 


schlanke  Gestalt  in  acht  griechischem  Costüm  zog  mitten 
im  Tanz  meine  Blicke  an  und  als  ich  meinen  Tänzer  be- 
fragte, wer  diese  Person  sey,  nannte  er  mir  ihren  Nahmen. 
In  Hinsicht  ihrer  bedeutenden  Schönheit,  die  sich  noch 
lange  erhielt,  ihrer  vielseitigen  Kenntnisse  und  ihres  philo- 
sophischen Geistes,  durfte  man  die  Schröter  mit  der  Ninon 
vergleichen.  Übrigens  war  sie  gerade  das  Gegentheil  von» 
dieser;  denn  trotz  der  Leidenschaft,  die  sie  so  vielen  Männern 
einflösste,  konnte  sich  keiner  ihrer  Gunst  rühmen  und 
selbst  der  Neid  ihr  nichts  böses,  oder  irgend  eine  Schwach- 
heit nachsagen.  Ihre  Haltung  war  stolz  und  edel,  wie  ihr 
Charakter,  die  Züge  ihres  Gesichtes,  obgleich  nicht  regel- 
mäßig schön,  brachten  doch  dieselbe  Wirkung  hervor,  und 
wer  sie  in  ihrer  Jugendblüthe  gekannt  hatte,  versicherte^ 
sie  sey  unwiderstehlich  reizend  gewesen.  Bis  auf  einen 
Anflug  von  theatralischer  Würde,  welche  zur  Zeit,  als  icl> 
sie  kennen  lernte,  schon  in  Steifheit  und  Pedanterie  über- 
gegangen war.  Goethe,  Knebel,  Einsiedel,  ja  selbst  der 
Herzog  und  andere  merkwürdige  Männer  sollen  ihre  An- 
beter gewesen  seyn.  Der  Erste  hat  sie  in  einem  seiner 
Gedichte  verewigt,  sonst  würde  man  vielleicht  jetzt  nicht 
mehr  wissen  dass  sie  existirt  und  eine  so  grosse  Rolle 
in  Weimar  gespielt  hat.  Schade,  sehr  Schade  ist  es,  dass 
Corona  Schröter  weder  Memoiren,  noch  eine  aufrichtige 
Selbstbiographie  hinterliess,  da  sie  unstreitig  zu  den  wunder- 
barsten weiblichen  Naturen  gerechnet  werden  kann. 


Da  ich  späterhin  wieder  auf  Weimar  zurückkomme 
und  mich  mit  gereifter  Vernunft  über  die  dortigen  Ver- 
hältnisse aussprechen  werde,  so  will  ich  mich  in  diesem 
Abschnitt  nicht  weiter  darüber  auslassen,  sondern  nur  noch 
eines  Umstandes  erwähnen,  der  dort  stets  derselbe  blieb 
und  mir  deshalb  höchst  charakteristisch  erschienen  ist. 
Weimar  war  reich  an  gebildeten.  Hebenswürdigen  und  geist- 
vollen Frauen  so  wie  an  einzelnen  gelehrten  Männern,  der 
übrige  Theil  dieses  Geschlechts  war  aber  nicht  nur  noch 
ungehobelt,  sondern  auch  durchaus  imliebensivürdig  zu 
nennen.   Demohngeachtet  litt  die  Geselligkeit  nicht  dabev. 


Aus  Henriettens  v.  Egloffstein  Memoiren.  149 

Die  weiblichen  Individuen  ersetzten  was  den  männliclien 
abging  und  benutzten  diese  gleich  Statisten,  die  wie  auf 
dem  Theater  figuriren  und  alle  Lücken  ausfüllen  mussten. 
Traf  es  sich,  was  allerdings  häufig  geschah,  dass  Reisende 
sich  längere  Zeit  in  Weimar  aufhielten,  deren  Persönlich- 
keit und  geistige  Bildung  anziehend  war,  so  wurde  ihnen 
die  Ehre  zu  Theil,  eine  interessante  Gastrolle  zu  spielen. 
Natürlich  schmeichelte  den  Meisten  solche  Auszeichnung 
und  brachte  sie  dahin  ihre  Dankbarkeit  durch  Huldigung 
der  Frauen  an  den  Tag  zu  legen.  Beide  Theile  befanden 
sich  sehr  wohl  dabei.  Die  Fremden  bekamen  eine  höhere 
Meinung  von  ihrem  werthen  Ich,  und  die  weimarischen 
Damen  Verehrer,  oder  Anbeter,  die  ihren  Ruf  weit  umher 
verbreiteten.  Was  mich  betraf,  so  behagte  mir  der  gesellige 
Zustand  nur  desto  mehr,  weil  ich  hier  von  der  Zudring- 
lichkeit der  Männer  verschont  blieb  und  mich  freier  und 
sorgloser  in  dem  Kreis  bewegen  konnte,  wo  Frauen  das 
Regiment  führten,  ohne  es  jedoch  zu  missbrauchen. 

Die  vorstehenden  Aufzeichnungen  über  Weimar  aus  den 
Memoiren  der  Freifrau  Henriette  von  Beaulieu-Marconnay, 
geb.  von  Egloffstein,  sind  einem  starken  Hefte  in  Grossquart 
entnommen,  das  mit  dem  ganzen  Nachlass  des  Kanzlers  von 
Müller  in  den  Bestand  des  Goethe-Archivs  übergegangen  ist. 
Es  ist  nur  eine  Abschrift  und  bietet  auch  nur  einen  Theil 
der  weit  ausgesponnenen,  aus  reicher  Erfahrung  schöpfenden 
Lebenserinnerungen  der  interessanten  Frau.  Die  Schilderung 
ihres  zweiten  Aufenthalts  in  Weimar  von  1795  bis  1804,  die 
Freiherr  von  Beaulieu-Marconnay  mit  einem  kurzen  Lebens- 
abriss  der  Schreiberin  in  seinem  Buche  Anna  Amalia,  Carl 
August  und  der  Minister  von  Fritsch  S.  221  —  237  und  im 
•6.  Bande  des  Goethe  -  Jahrbuchs  S.  59  —  82  mittheilte,  stand 
wahrscheinlich  nicht  in  den  Heften,  die  Henriette  ihrem  und 
ihres  Gatten  Carl  von  Beaulieu  -  Marconnay  langjährigem 
Freunde  v.  Müller  mit  folgendem  (undatirten)  Billet  übersandte : 
»Sie  erhalten  anbey  die  verlangten  Hefte,  mein  theuerster, 
nachsichtsvoller  Freund ;  denn  wären  Sie  es  nicht,  nimmer 
würde  ich  mich  dazu  verstanden  haben,  Ihnen  diese  allzu- 
fiUchtig  hingeworfnen  Erinnerungen  aus  meinem  Leben  mit- 
zutheilen.  Wer  jedoch,  wie  Sie,  die  Gemüthszustände  und 
die  äussere  Verhältnisse  kennt,  unter  denen  ich  oft  erliege, 
der  wird  über  die  mangelhafte  Schmiererey  hinweg  sehen 
und    sich    an   das    eingemischte    Gute    halten.     Es    wäre    ein 


150  Neue  Mittheilungen. 


grosser  Gewinn  für  meine  Kinder,  wollten  Sie,  soweit  es 
möglich  ist,  die  vielen  Schreibfehler  etc.  verbessern.  Ich 
wiederhole  nochmals  die  dringende  Bitte,  diese  Hefte  niemand 
als  höchstens  Ihre  theure  Gattin  lesen  zu  lassen  —  ich  muss 
zu  viel  über  den  Charakter  meines  ersten  —  verklärten  — 
Gatten  sagen,  was  ich  nicht  von  Uneingeweihten  beurtheilen 
lassen  will  —  daher  ist  es  nothwendig  meine  Mittheilung 
geheim  zu  halten«. 

Eine  interessante  geistvolle  Deutung  des  Helena-Actes 
sendete  Henriette  Juni  1827  an  Müller.  Dieser  zeigt  die 
Zeilen  Goethe,  der  von  der  Originalität  und  Zartheit  dieser 
Gedanken  überrascht  ist.  »Ein  solcher  Leser  entschädigt  für 
tausend  alberne  Dunst-  und  Plattköpfe.  Aber  sie  ist  auch 
aus  unserer  guten  Zeit,  hat  unsere  ganze  Bildungsperiode  mit 
durchgemacht,  und  da  müsste  es  schlimm  sein,  wenn  Kraft 
und  Schönheit  in  einem  solchen  Individuum  vereint  nicht  ein 
besseres  und  höheres  Urtheil  als  alle  Immermanne,  Tiecke 
und  Raupachs  unserer  neuen  Zeit  haben  wollte.  Ja  wenn 
diese  Frau  sich  nicht  so  sehr  in  (sie!)  der  Welt  verschlossen 
hätte  —  da  hättet  Ihr  erst  sehen  sollen,  zu  welchem  Gipfel 
weibliche  Kraft  aufzusteigen  vermag«.  (Mittheilungen  über 
Goethe  und  seinen  Freundeskreis  aus  ....  Aufzeichnungen 
des  Gräflich  Egloffstein'schen  Familienarchivs  zu  Arklitten. 
Hrsg.  von  Dembowski.  Lyck  1889.  S.  27  f;  auch  Biedermann, 
Goethes  Gespräche  6,  162  f.) 

Eine  Frau,  über  die  sich  Goethe  mit  solcher  Anerkennung 
äusserst,  darf  hier  wohl  zu  Worte  kommen  ;  und  so  sei  auch 
das,  was  Goethe  Anlass  zu  jenem  Lob  gegeben  hat,  aus  einer  Ab- 
schrift Müllers,    in  seinem  Nachlass  gefunden,  hier  mitgetheilt. 

»Vom  Schönheitssinn  und  von  der  Kraft  erzeugt,  tritt 
das  Genie  des  Meistersängers  fessellos  und  unbezähmbar  in 
die  Welt.  Es  strebt  und  schwebt  und  reisst  sich  aus  der 
Tiefe  los,  verschmäht  der  Erde  Grund  mit  leichten  Füssen 
zu  berühren,  ergreift  im  Wirbeltanz  das  Feuer  als  sein  liebstes 
Spielzeug,  steigt  von  Fels  zu  Fels  bis  zu  dem  höchsten  Gipfel 
der  Begeisterung,  und  einen  flüchtigen  Moment  von  ihr  im 
Äther  fortgetragen,  stürzt  er,  wie  Ikarus  zur  Erde  nieder, 
verschwindet  dann  und  lässt  nur  sein  Gewand  —  die  Aussen- 
seite  seines  Geistes  —  in  der  Hand  der  Überlebenden  zurück. 
Die  Mutter  folgt  dem  Kind  —  dies  ist  das  grösste,  schmeichel- 
hafteste Lob  —  und  ihr  Gewand  bleibt  in  der  Hand  der 
Kraft  die  es  festzuhalten  vermag  und  der  es  zum  Wolken - 
wagen  sich  gestaltet  und  ihn  aufwärts  trägt.  Euphorion  ist 
untergegangen  —  Faust  lebt  noch  —  und  möge  der  Vater 
noch  lange  nach  seinem  Schöpfling  auf  dem  Wolkenwagen 
des  Schönen  und  Erhabenen  fort  schweben,  um  uns  durch 
seine  Kraft  zu  erfreuen  und  zu  beglücken«. 


Aus  Henriettens  v.  Egloffstein  Memoiren.  151 

Frau  von  Beaulieu  hatte  nicht  gewollt,  dass  diese  Nieder- 
schrift Goethe  zu  Gesichte  komme.  Sie  schrieb  an  Müller : 
»Mein  Urtheil  über  die  göttliche  Helena  war  nur  für  Sie 
bestimmt  und  wer  hiess  es  Ihnen,  dem  Meister  solches  Zeug 
vorschwatzen  ?  —  Wenn  er  es  gütig,  mild  und  freundlich 
aufgenommen,  zeigte  er  sich  nur  als  das  was  er  ist:  ein 
Geist  höherer  Art  —  aber  was  ich  sagte  wird  darum  nicht 
besser,  es  bleibt  immer  nur  ein  unzusammenhängendes  Bruch- 
stück meines  tiefen  Empfindens,  für  welches  mir  die  Worte, 
wie  Sie  wissen,  immer  fehlen.  Könnte  ich  meine  Brust  er- 
schliessen  und  dem  sprudelnden  Quell  freien  Lauf  geben, 
dann  —  ja  dann  dürfte  ich  hoffen  dass  der  Blick  des  Un- 
erreichbaren sich  gerne  in  seinem  hellen  Krystall  spiegeln 
würde,  denn  schwerlich  —  dies  sage  ich  mit  stolzem  Selbst- 
gefühl —  begreift  ihn  noch  irgend  ein  lebendes  Wesen  so 
innig  und  wahr  als  ich  ihn  begreife.  Da  ich  dies  aber  nicht 
vermag,  nun,  so  soll  dies  Gefühl  mit  mir,  ungeahndet  von 
ihm,  untergehen.  Wir  werden  uns  einst  in  lichten  Regionen 
wieder  begegnen ;  dort  sind  keine  Worte  mehr  nothwendig 
um  sich  zu   verstehen.     Bis  dahin :  ruhig  mein  Herz  !« 

So  schrieb  die  54jährige  in  unmittelbarer  Herzens- 
ergiessung  über  den  Mann,  von  dessen  Persönlichkeit  sie  in 
ihren  Lebenserinnerungen  ein  durch  Voreingenommenheit  und 
allzu  herbe  moralische  Strenge  stellenweise  getrübtes  Bild 
entwirft.  Da  sie  als  i4Jähriges  Mädchen  zum  ersten  Mal  nach 
Weimar  kam,  hatte  sie  die  traurigen  Lebenserfahrungen  noch 
nicht  gemacht,  die  an  jener  Trübung  des  reinen  Blickes  Schuld 
trugen.  Mit  offenem  Sinne  gibt  sie  sich,  dem  Alter  nach 
noch  Kind,  der  geistigen  und  körperlichen  Reife  nach,  wie 
sie  selbst  erzählt,  bereits  Jungfrau,  den  neuen  glänzenden 
Eindrücken  hin.  Familienverhältnisse  hatten  Mutter  und 
Tochter  vom  Anspacher  Hofe ,  dessen  frivoler  Ton  dem 
keuschen  Ohr  Henriettens  widerlich  war,  nach  Weimar  ge- 
führt, wo  ihr  heissgeliebter  Bruder  eben  einen  glücklichen 
Hausstand  gegründet  hatte. 

Die  Personen,  die  in  dem  vorstehenden  Bildchen  abge- 
zeichnet werden,  sind  allgemein  bekannt  und  bedürfen  keines 
erklärenden  Wortes.  Grawe,  der  kurze  Zeit  (Februar  1785 
bis  Frühjahr  1786)  Mitglied  der  Weimarischen  Bühne  war 
(Pasque,  Goethes  Theaterleitung  2,  290),  tritt  dann  im  Gefolge 
der  ihn  sehr  schätzenden  Herzogin  Anna  Amalia  in  Italien 
auf;  in  Neapel  endete  er  im  November  1789  durch  Selbstmord 
sein  Leben.  Mittheilungen  über  ihn  Schriften  der  Goethe- 
Gesellschaft  5,  203  und  247.  —  Cora  heisst  die  damals  berühmte 
Oper  von  Joh.  Gottlieb  Naumann  1780.  Julius  Wähle. 


II.  Aus  DEM  Goethe -Nation AL- 

MUSEUM. 


I.     zu    GOETHES    NATURWISSENSCHAFTLICHEN 
FORSCHUNGEN. 

MiTGETHEILT 

VON    C.    RULAND. 

Bei  der  Sichtung  und  Ordnung  der  Bestände  aus  Goethes 
Nachlass,  welche  das  Goethe-National-Museum  zu  bilden  be- 
stimmt waren,  richtete  sich  natürlich  das  Augenmerk  zuerst 
auf  die  eigentlichen  Kunstsammlungen.  Dass  der  Dichter 
diese  als  ein  Mittel  zu  seiner  eigenen  geistigen  Fortbildung 
angesehen  und  überhaupt  nur  von  diesem  Gesichtspunkt  aus 
gesammelt  hatte,  war  aus  manchem  uns  bewahrten  Ausspruche 
bekannt:  man  wünschte  also  zu  wissen,  was  er  auf  den  ver- 
schiedenen Gebieten  besessen  —  ob  sich  von  diesem  Besitz 
aus  noch  geistige  Fäden  zu  seinen  Schriften  würden  nach- 
weisen lassen.  So  bestrebte  sich  das  Goethe-National-Museum 
vom  Tage  seiner  Eröffnung  an,  vor  allem  einem  solchen 
berechtigten  Verlangen  zu  entsprechen.  Allmählig  kam  dann 
die  Zeit,  auch  andere  Theile    der  Sammlungen  vorzunehmen. 

Schuchardts  Catalog  verzeichnet  im  III.  Bande  alles  zur 
Mineralogie  und  anderen  Naturwissenschaften  Gehörige.  An 
die  18000  Nummern  Mineralien  und  Versteinerungen  schliessen 
sich  Belege  zur  Osteologie  an  Schädeln  und  Skeletten,  See- 
thiere  und  Insecten,  Botanisches,  Ethnographisches  und  endlich 
110  Nummern  »Physikalische  Gegenstände«.  Dieses  Ganze 
fand  sich,  zum  Theil  von  Goethe  selbst  aufgestellt,  zum  Theil 
erst    nach    seinem    Tode    bei    Ausräumung    der    Zimmer    des 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschun'gex.       153 

Vorderhauses  aus  dem  Wege  geschafft,  in  zwei  Häuschen  im 
Garten  des  Goethehauses.  Rücksichten  auf  deren  bauHchen 
Zustand  geboten  einen  anderen  Ort  und  damit  eine  über- 
sichtlichere Aufstellung  zu  gewinnen ;  für  die  schwere  Last 
der  eigentlichen  mineralogischen  Sammlungen  wurde  ein 
passender  Raum  im  Erdgeschosse  des  Hinterhauses  einge- 
richtet, die  anderen  Abtheilungen  wurden  in  dem  oberen 
Geschosse  des  Vorderhauses,  der  einstigen  Wohnung  Augusts 
von  Goethe  und  seiner  Söhne,  vertheilt,  und  gelangten  dort 
zu  einer  ungeahnten  Bedeutung ,  indem  grade  durch  eine 
leicht  zu  übersehende  Anordnung,  z.  B.  der  physikalischen 
Apparate,  so  einfach  uns  viele  derselben  heut'  zu  Tage  vor- 
kommen mögen,  —  jedem  Beschauer  sich  von  selbst  die 
Erkenntniss  aufdrängt,  wie  ernst  es  Goethe  mit  seinen  der- 
artigen Studien  genommen.  Erstaunlich  ist  die  Anzahl  von 
Hülfsmitteln  zur  Erforschung  der  Farben-  und  Lichtfrage,  an 
Prismen  jeder  Art  und  Grösse,  Polarisationsapparaten,  Glas- 
würfeln und  Platten  für  die  entoptischen  Versuche  u.  a.  m. 
Wer  in  Zukunft  mit  Goethes  Stellung  in  und  zu  der  Natur- 
wissenschaft sich  beschäftigt,  wird  an  diesen  Schränken  nicht 
vorübergehen  dürfen,  hat  es  doch  selbst  für  den  Laien  ein 
Interesse,  alle  diese  Apparate  zu  sehen,  welche  Goethe  Jahre 
und  Jahrzehnte  lang  benutzt,  —  die  ihm  die  Anschauungen 
gebracht  haben,  welche  er  dann  in  seinen  Schriften  verwerthet 
hat.  Ein  neues  Interesse  gewinnt  aber  auch  eine  grosse 
Anzahl  Briefe  von  und  an  Goethe,  da  grade  in  ihnen  so 
viele  Berichte  über  angestellte  Versuche,  und  Bezugnahmen 
auf  die  dabei  gebrauchten  Apparate  vorkommen.  Zu  dieser 
naturwissenschaftlichen  Correspondenz  soll  hier  ein  kleiner 
Beitrag  geboten  werden. 

Unter  No.  56  verzeichnet  Schuchardt  (Bd.  III,  S.  294 
des  Catalogs)  bei  den  »Physikalischen  Gegenständen«  »mehrere 
gedruckte  und  geschriebene  Sachen,  die  entoptischen  Farben 
betreffend«.  In  einem  Pappkasten,  unter  einer  Anzahl  ge- 
glühter Glaswürfel  und  Platten  fanden  sich  denn  auch  diese 
»Sachen«,  alles  von  ehrwürdigem,  schwarzen  Staube  bedeckt, 
seit  etwa  60  Jahren  sicher  von  keiner  Hand  berührt.  Und 
was  war  es?  Eines  der  beliebten  Aktenhefte,  von  Goethe 
selbst  überschrieben  :  »Seebeck  über  Entoptische  Farben.  1814" . 

Zu  den  Seebeck'schen  Aufsätzen  und  Briefen  waren  dann 
im  Laufe  der  Jahre  andere  Zuschriften  über  ähnliche  Gegen- 
stände, auch  Goethe'sche  Entwürfe  einschlägiger  Paragraphen 
der  Farbenlehre  geheftet  worden.  Als  nach  des  Dichters 
Tode  alles  vorhandene  schriftliche  Material  zu  einem  Archiv 
vereinigt  wurde,  blieb  unser  Heft  in  ungestörter  Ruhe  unter 
den  zum  Theil  von  Seebeck  selbst  gesendeten  Gläsern,  sei 
es,  dass  es  vergessen  war,    sei  es,  dass   man  pietätvoll   es  da 


154  Neue  Mittheii.ungen. 


lassen  wollte,  wo  Goethe  selbst  es  bewahrt  hatte.  Wie  dem 
auch  sei,  Bratranek  hat  es  sicher  nicht  gekannt,  sonst  würde 
er  sich  den  interessanten  Inhalt  nicht  für  seine  so  verdienst- 
volle Herausgabe  der  Naturwissenschaftlichen  Correspondenz 
Goethes  haben  entgehen  lassen. 

Sehen  wir  es  etwas  näher  an,  so  finden  wir  zunächst 
einen  Separatabdruck  von  Seebecks '  Aufsatz  über  »Einige 
neue  Versuche  und  Beobachtungen  über  Spiegelung  und 
Brechung  des  Lichts«  aus  Schweiggers  Journal  für  Chemie 
und  Physik  (VII,  284  ff.).  Goethe  hat  den  Aufsatz  genau 
durchgegangen,  wie  eine  Anzahl  Striche  und  eine  hand- 
schriftliche Änderung  eines  Satzes  beweist.  Seebeck  hatte 
in  Zusammenfassung  seiner  Anschauung  geschrieben :  »das 
Licht  ist  einfach  und  nur  durch  das,  was  in  und  an  den 
Körpern,  weiche  mit  demselben  in  Wechselwirkung  treten, 
Nichtlicht  ist,  kommt  eine  Polarität  am  Lichte  hervor«.  Goethe 
ändert  dies  in:  »kommt  eine  Polarität  am  Lichte  mit  dem 
Lichte  und  durch  dasselbe  zur  Erscheinung«. 

Seebeck  war  während  seines  Aufenthaltes  in  Jena  1806 
zu  Goethe  in  nähere  Beziehungen  getreten.  Die  Tag-  und 
Jahreshefte  und  viele  Briefstellen  erwähnen  rühmend  der  »von 
ihm  der  Farbenlehre  gewährten  Förderung«,  —  181 7  nennt 
ihn  Goethe  seinen  »vieljährigen  Freund  und  Mitarbeiter«  und 
nimmt  verschiedene  Arbeiten  von  ihm  in  seine  naturwissen- 
schaftlichen Werke  auf.  So  musste  er  denn  auch  für  obige, 
in  der  Geschichte  der  Optik  eine  ehrenvolle  Stelle  einnehmende 
Arbeit  um  so  mehr  ein  warmes  Interesse  empfinden,  als  sie 
auf  Grundanschauungen  beruhte,  welche  seinen  eignen  nahe 
verwandt  waren.  Einer  (wie  es  scheint,  nicht  erhaltenen) 
Aufforderung,  sich  näher  über  seine  Forschungen  auszusprechen, 
kam  folgender  Brief  nach : 

Ew.  Excellenz 

bitte  mir  nachzusehen,  dass  ich  Ihre  freundliche  Auffor- 
derung, Ihnen  von  meinen  bisherigen  Beschäftigungen  Nach- 
richt zu  geben,  nicht  früher  erfüllt  habe.  Der  durch  zu- 
fällige Hindernisse  verzögerte  Abdruck  der  beifolgenden 
Abhandlung,  welche  das  wichtigere  von  dem  enthält,  was 
ich  Ihnen  mitzutheilen  hätte,  hat  meine  Antwort  verspätet. 
Aus  der  Abhandlung  werden  Sie  ersehen,  dass  es  mir  ge- 
glückt ist,  die  erste  Bedingung  zu  entdecken,  durch  welche 


'  Thomas  Johann  Seebeck,   geb.   zu  Reval  1770,  gest.   zu  Berlin 
als  Mitglied  der  Akademie  der  Wissenschaften  185 1. 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.       155 


die  Gläser  das  Vermögen  erhalten,  die  früher  beschriebenen 
Farbenfiguren  zu  erzeugen.  Ich  habe  hier  zugleich  einige 
Scheiben  beigelegt,  welchen  ich  diese  Eigenschaft  ertheilt 
habe.  Wenn  Sie  diese  erst  einzeln,  dann  zu  zwei,  drei 
und  vier  zwischen  die  beiden,  unter  dem  bekannten  Winkel 
gegen  einander  geneigten  Spiegel  bringen,  so  werden  sich 
Ihnen  die  merkwürdigen  stufenweisen  Ausbildungen  der 
Figur,  welche  ich  beschrieben  habe,  zeigen.  Je  grösser  die 
Anzahl  der  Scheiben  ist,  desto  complicirter  wird  die  Figur, 
der  helle  Raum  dehnt  sich  immer  mehr  gegen  die  Mitte 
zu  aus,  und  es  entstehen  in  ihm  zugleich  neue  Schatten 
und  Farbenbogen.  Um  diesen  Farbenfiguren  doch  einen 
Namen  zu  geben,  habe  ich  sie  entoptische  genannt,  weil 
sie  im  Innern  der  Gläser  erscheinen,  wie  die  epoptischen 
auf  der  Oberfläche.  Durch  fortgesetze  Untersuchungen, 
besonders  über  die  Bergkristalle,  wird  sich,  hoffe  ich,  noch 
bestimmter  ausweisen,  wie  die  einen  mit  den  andern  zu- 
sammenhangen. Mancherlei  Versuche  sind  entworfen;  ich 
wünsche,  dass  ich  auch  die  Mittel  finde,  sie  auszuführen. 
Diesen  Winter  werde  ich  mich  in  keinem  Falle  mit  diesen 
Untersuchungen  weiter  beschäftigen  können;  ich  habe  noch 
alte  Schulden  abzutragen,  und  unter  diesen  auch  die  über 
die  Doppelbilder  und  deren  verschiedene  Farbensäume  etc. 
Seit  dem,  was  ich  Ihnen  hierüber  früher  mitgetheilt  habe, 
ist  wenig  von  Belang  hinzugekommen.  Bald  nach  meinem 
letzten  Brief  war  ich  genöthigt,  meiner  fatalen  St.  Galler 
Angelegenheiten  wegen,  eine  Reise  in  die  Schweiz  zu 
unternehmen,  wodurch  die  Arbeit  unterbrochen  wurde. 
Nach  meiner  Rückkehr  konnte  ich  sie  nicht  gleich  wieder 
aufnehmen,  auch  drängten  sich  andere  Gegenstände  der 
Untersuchung  auf,  und  ich  verfolgte  diese  um  so  lieber, 
da  ich  jenen  Aufsatz,  aus  Mangel  an  Apparat  doch  nicht 
zu  meiner  Zufriedenheit  beendigen  konnte,  und  mir  auch 
noch  einiges  versprochen  war,  namentlich  Doppelspathe 
mit  einfachen,  versteckten  Durchgängen,  deren  ich  bedarf 
um  sicher  auszumitteln,  wie  die  zwei  secundären  pris- 
matischen Farbenbilder  durch  Brechung  entstehen.  Darüber 
ist  denn  diese  Sache  bis  jetzt  liegen  geblieben.  Ich  will 
nun  geben,  was  ich  habe,  es  bleibt  aber  immer  etwas  Un- 


156  Neue  Mittheilungen. 


vollständiges,  denn  die  versprochenen  Spathe  habe  ich  nicht 
erhalten  und  auch  die  Resultate  der  Messungen  sind  nur 
als  annähernde  zu  betrachten,  weil  ich  hier  keinen  genauen 
Messapparat  bekommen  konnte.  —  Eine  andere  Arbeit 
liegt  mir  nicht  minder  auf.  Die  Berliner  Akademie  hat 
eine  Preisfrage  über  die  chemische  Action  des  Lichtes,  und 
besonders  der  entgegengesetzten  Farben,  aufgeworfen.  Um 
den  Preis  werde  ich  zwar  nicht  concurriren,  doch  bin  ich 
gesonnen,  von  meinen  Untersuchungen  hierüber  eine  aus- 
führlichere Nachricht  vor  der  Entscheidung  der  Akademie 
bekannt  zu  machen. 

Die  kleine  Schrift  von  Fischer,'  nach  welcher  Sie  Sich 
erkundigen,  habe  ich  gelesen.  Sie  ist  ganz  ordentlich  ver- 
fasst,  mir  war  jedoch  nur  eine  Beobachtung  darin  neu :  die, 
dass  schmelzendes  Hornsilber  sich  nicht  im  Lichte  schwärzt. 
Dies  ist  interessant,  denn  mir  beweist  es,  dass  die  chemischen 
Veränderungen,  w^elche  die  Körper  im  Lichte  erleiden, 
durch  gleichzeitige  Zerlegung  des  Wassers  bewirkt  werden, 
und  dass  ohne  Wasser  keine  erfolgt,  w^elches  auch  mehrere 
andere  Erfahrungen  bestätigen.  Eine  hierher  gehörende 
schöne  Erfahrung  hat  Link  gemacht.  Er  fand,  dass  salz- 
saures Silber  sich  unter  concentrirter  Schwefelsäure  nicht 
schwärzt.  Dies  ist  wichtig,  und  ich  erkläre  dies  so:  die 
Schwefelsäure  hat  bekanntlich  eine  sehr  starke  Anziehung 
zum  Wasser,  sie  bindet  aber  auch,  wenn  sie  concentrirt 
ist,  geringe  Quantitäten  von  Wasser  so  innig,  dass  wohl 
kaum  ein  Körper  es  ihr  zu  entziehen  im  Stande  sein  wird. 
Das  salzsaure  Silber  ist  zwar  selbst  eine  sehr  hygroscopische 
Substanz,  die  Schwefelsäure  entzieht  ihm  aber  doch  noch 
den  letzten  Antheil  von  Feuchtigkeit,  zumal  wenn  das 
salzsaure  Silber  vorher  im  Dunkeln  getrocknet  worden  ist, 
was  des  sicherern  Erfolgs  wegen  geschehen  muss.  Ein 
eben  so  weit  ausgetrocknetes  salzsaures  Silber  im  leeren 
Glase,  schwärzt  sich.  —  Ein  Franzose  M.  Berard  hat  vor 
einiger  Zeit  dem  Institut  Untersuchungen  über  die  chemische 


'  N.  JV.  Fischer,  Über  die  IVirkuiig  des  Lichts  auf  das  Hornsilber. 
Nürnberg,  1814.  66  S.  Erste  Arbeiten  über  das  Chlorsilber,  die  in 
weiterem  Verlaufe  zur  Entdeckung  der  Photographie  führen  sollten. 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.        157 

Action  des  Lichtes  überreicht ;  diese  enthalten  (soviel  aus 
den  Berichten  des  H.  Biot  hervorgeht,)  aber  lauter  bekannte 
Dinge,  eine  einzige  unbedeutende  Beobachtung  ausge- 
nommen, und  weniger  als  ich  in  Ihrer  Farbenlehre  schon 
angeführt  habe.  H.  Malus  hat  gemeinschaftlich  mit  H.  Berard 
diese  Untersuchungen  unternehmen  wollen.  Jener  ist  der 
Verfasser  der  Kritik  Ihrer  Farbenlehre  in  den  Annales  de 
Chimie,  er  hat  also  meinen  Aufsatz  gekannt,  hat  dessen 
aber  gar  nicht  erwähnt.  H.  Berard  hat  nach  dem  Tode 
von  Malus  diese  Untersuchungen  allein  fortgesetzt,  und 
offenbar  mit  Rücksicht  auf  den  polaren  Gegensatz  der 
Farben,  hat  aber  einen  der  wichtigsten  Versuche,  den  mit 
den  Leuchtsteinen,  gar  nicht  angestrebt,  oder  vielleicht  nur 
übergangen,  weil  er  in  seinen  Kram  nicht  passte.  —  Es 
sind  neuerdings  wieder  einige  Schriften  gegen  Newton 
erschienen.  Ein  französischer  Maler,  M.  Bourgeois  hat  ein 
Memoire  siir  les  couleurs  de  l'lris  geschrieben,  worin  er 
die  Newton'sche  Farbenlehre  bestreitet,  nicht  minder  die 
von  Gautier,  Marat  und  Brougham.'  Diese  Schrift  enthält 
aber  nichts  Neues  von  Belang,  und  wie  der  Verfasser  sich 
die  Farhenerzeugung  denkt,  wird  nicht  klar;  er  verweist 
deshalb  auf  eine  frühere  Schrift :  Memoire  snr  les  lois  de 
la  Colorisation  welche  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen 
ist.  —  Auch  ein  Engländer  Dr.  Read  hat  in  Nicholson  s  und 
Tilloch's  Philosophical  Magazine  and  Journal  1S14,  March 
p.  193—197  einrücken  lassen:  Experiments  tending  to prove, 
that  neither  Sir  J.  Newton,  Herschel  nor  any  other  person 
ever  decomposed  incident  light  into  the  prismatic  colours.  Der 
Haupteinwurf   gegen    Newton    besteht    darin,    dass    man 


'  Ch.  Bourgeois,   Memoire   sur  les   Couleurs  de  l'lris.   Paris,   i8iß; 
und  Memoire  sur   les   couleurs  par  la  refr action   de  la   lumiere. 
Paris,  181^. 
}.  Gautier,  De  Optice  Errores  ].  Neuiotiis.  Londini,  ijjo;  —  Chro- 
agencse  ou  Generation  des  Couleurs  :  contre  le  systane  de  Newton. 
Paris  lyjo,  lyji.     2  Bände. 
Marat,  Decouvertes  sur  la  lumiere.  Paris,  i/7(?;  —  deutsche  Ueber- 
setzung  von  C.  E.  Weigel.  Leipzig  1783. 
Diese  Bücher,  zum  Theil  mit  vielen  handschriftlichen  Bemerkungen, 
finden  sich  in  Goethes  Bibliotliek. 


IjS  Neue  Mittheilungek. 


zwischen  Blau  und  Gelb  nicht  bloss  Grün,  sondern  bei 
grösserer  Oeflnung  auch  Weiss  erhält,  also  unzerlegtes 
Licht  etc.  Gelb  sei  ferner  brechbarer  als  Blau,  und  über- 
haupt bringe  das  Prisma  nur  drei  Farben:  Roth,  Gelb  und 
Blau  hervor.  —  In  dem  nämlichen  Heft  von  Nicholson's 
Journal  befindet  sich  noch  ein  Autsatz  von  einem  Mr.  Har- 
greave:  Observations  on  Coloiirs  as  applicable  to  the  piirposes 
of  the  Artist,  bei  welchem  man  fast  vermuthen  möchte, 
dass  dem  Verfasser  entweder  Ihre  Farbenlehre  oder  Runge's 
Schrift  oder  mein  Aufsatz  in  Schweigger's  Journal  bekannt 
gewesen.  —  Noch  soll  ein  englisches  Werk  über  die  Farben 
von  einem  Mr.  Sowerby'  erschienen  sein,  ich  kenne  es 
aber  nicht;  Nicholson  sagt,  es  sei  bei  dem  ingenioiis  aiithor 
No.  2  Mead  Place,  Lambeth  zu  haben.  —  In  einer  neuen 
englischen  Zeitschrift  ist  Ihre  Farbenlehre  auch  critisirt 
worden,  im  Quarterly  Review,  London  1814  No.  20, 
January  p.  427 — 441,  eine  ganz  gehaltlose,  platte,  tückische 
Recension.  In  der  nämlichen  Zeitschrift,  No.  21,  April, 
befindet  sich  auch  eine  Anzeige  meiner  Abhandlung  über 
die  Farbenfiguren.  Man  findet  in  dieser  eine  volle  Be- 
stätigung der  Malus'schen  Polaritätslehre  und  fügt  am  Ende 
hinzu :  Dr.  Seebeck's  language  is  a  littlc  enveloped  in  the 
mysticism  of  the  school  to  luhich,  by  some  singular  caprice 
of  fancy,  he  has  thought  proper  to  attach  himself,  doch  hofft 
man  von  mir,  dass  ich  mich  mit  der  Zeit  noch  bekehren 
werde,  wenn  ich  nur  in  Untersuchungen  der  Erscheinungen 
der  Natur  fortfahre.  Die  Untersuchungen,  welche  mir  da 
empfohlen  werden,  sind  längst  angestellt,  und  ich  denke, 
sie  werden  dem  Master,  der  dies  schrieb,  noch  lästig  werden 
und  ihm  wohl  einige  whims  erregen.  In  keinem  der  eng- 
lischen physicalischen  Journale  ist  noch  jener  Farbenfiguren 
gedacht  worden,  obwohl  sich  das  Schweiggersche  Journal 
schon  seit  April  dieses  Jahres  in  Thomson's  Händen  be- 
findet, welcher  deutsch  versteht  und  wahrscheinlich  auch 
in  Nicholson's.  Ebenso  wenig  ist  in  französischen  Journalen 
derselben  Erwähnung  geschehen.  H.  Vogel,  ein  Gehülte 
von   Bouillon-Lagrange  hat  einen  Auszug  aus   meiner  Ab- 


'  James  Sowerby,  a  new  elucidation  of  colours.    London,  180^. 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.       159 

Handlung  schon  im  Mai  oder  Juni  vorigen  Jahres  in's 
Journal  de  Physique  einrücken  wollen,  wie  mir  Dr.  Ruhland 
erzählte,  welcher  sich  damals  in  Paris  befand,  er  soll  es 
aber  unterlassen  haben,  weil  H.  Arago  in  der  Societe 
d'Arcueil  erklärt  habe,  dass  er  gegen  mich  auftreten  werde, 
wenn  H.  Vogel  den  Aufsatz  drucken  lasse.  Neulich  wurde 
uns  wieder  eine  Schrift  von  Arago  gegen  mich  angekündigt, 
die  im  J.  de  Ph.  erscheinen  sollte.  Mir  wird  sie  willkommen 
sein,  wenn  sie  mich  fördert,  oder  wenn  sie  etwas  Besseres 
bringt,  als  ich  habe  geben  können.  Von  unseren  deutschen 
Physikern  hat  sich  auch  Niemand  über  diesen  Gegenstand 
vernehmen  lassen,  als  ein  Recensent  in  der  Jenaischen 
Allg.  Literatur-Zeitung.  Diesem  haben  meine  Resultate  und 
Behauptungen  missfallen  und  er  hofft  befriedigendere  Auf- 
schlüsse von  den  Mathematikern  zu  erhalten.  Einer  von 
diesen,  der  H.  Tobias  Meyer  zu  Göttingen  hat  sich  schon 
daran  versucht,  gesteht  aber  dem  H.  Prof.  Schweigger  ehr- 
lich, dass  es  ihm  nicht  gelingen  wollte,  eine  Theorie  jener 
sonderbaren  Farbenfiguren  zu  finden.  Der  H.  Recensent 
mag's  nun  auch  probiren,  er  wird  dann  schon  gewahr 
werden ,  wie  wenig  das  bischen  optische  Schulweisheit 
zureicht,  das  ganze  Räthsel  zu  lösen.  —  Noch  sind  uns 
einige  allerUebste  Tractätchen  zugekommen :  z.  B.  eins 
von  dem  eben  erwähnten  H.  Meyer  zu  Göttingen,  betitelt : 
Commentatio  de  Polariiate  luminis,  von  welcher  schon  früher 
ein  Auszug  in  den  Götting.  Gelehrten  Anzeigen  gegeben 
worden.  Der  H.  Hofrath  tritt  darin  der  Newton-Malus'- 
schen  Lehre  bei,  findet  aber,  dass  die  Gleichheit  des  Ein- 
falls- und  Reflexionswinkels  sich  nicht  gut  erklären  lasse, 
wenn  man  mit  Malus  annehme,  dass  die  Lichtmolecüls  eine 
octäidrische  Form  hätten,  und  meint  damit  abzuhelfen, 
dass  er  ihnen  eine  kugelförmige  Gestalt  giebt.  Diese 
Kügelchen  haben  nach  ihm  Polarzonen  und  Aequatorial- 
zonen,  und  nachdem  er  dies  mal  als  ein  allgemeines  Natur- 
gesetz aufgestellt  hat,  wird  er  mit  der  Erklärung  der  be- 
kannten Malusschen  Experimente  sehr  leicht  fertig.  »Licht- 
theilchen,  sagt  er,  welche  so  einfallen,  dass  sie  mit  ihrer 
Polarzone  die  Oberfläche  des  durchsichtigen  Körpers  be- 
rühren, werden  also  die  Eigenschaft  haben,  am  leichtesten 


l6o  Neue  Mittheilungen. 


und  in  grösserer  Menge  in  diese  Körper  hineinzu- 
fahren oder  durchzugehen,  (ob  vim  polarem,  quae  jam 
juvat  transitum  eorum).  Hingegen  werden  Lichttheiichen, 
welche  so  eintallen,  dass  ihre  Aequatorialzone  gegen  den 
durchsichtigen  Körper  gekehrt  ist,  die  Eigenschaft  besitzen, 
in  grösserer  Menge  zurückgeworfen  zu  werden,  und 
so  ist  es  denn  nicht  gleichgültig,  ob  ein  Lichttheiichen 
polarisch  oder  äquatorisch  einfällt.  Hieraus  folgt  denn, 
dass  wenn  das  Licht  auf  eine  unbelegte  Spiegelplatte  fällt, 
sich  beide  Gattungen  von  Lichttheiichen  g  e  wisse  r- 
massen  trennen  müssen«.  Ich  möchte  wohl  wissen,  was 
der  H.  Hofrath  dagegen  einzuwenden  haben  kann,  wenn 
Jemand  seinen  Aequatorialzonen  die  Eigenschaft  zuschreibt, 
leichter  durch  das  Glas  »hindurch  zu  fahren«,  und  den 
Polarzonen  «zurückgeworfen  zu  werden«.  Doch  wenn  man 
ihm  auch  alles  zugiebt,  so  ist  man  doch  noch  nicht  weiter. 
Denn  wenn  auch  nur  einige  der  mit  der  Polarzone  ein- 
fallenden Lichtmolecüls,  ungeachtet  der  vis,  quae  transitum 
eorum  juvat,  reflectirr  werden,  (wie  er  durch  sein  »grössten- 
theils«  zugiebt  — )  so  ist  ja  damit  der  angenommene  Unter- 
schied zwischen  der  Wirkung  der  Polar-  und  Aequatorial- 
zone wieder  aufgehoben,  und  also  die  ganze  Erklärung 
vernichtet.  Am  Ende  sagt  H.  M.  in  den  Götting.  Anzeigen 
noch:  »Warum  der  Einfallswinkel  von  35—36°  diesem 
Phänomen  am  günstigsten  ist,  scheint  wohl  in  der  Natur 
des  Glases  zu  liegen«.  Das  ist  doch  wohl  eine  bequeme 
Art,  mit  schwierigen  Aufgaben  fertig  zu  werden  !  Und  dies 
Geschwätz  gefällt;  ich  habe  hier  in  meiner  Nähe  Einen, 
der  nennt  das  mathematisch  und  elegant  dazu.  —  Mit  noch 
etwas  Eleganterem  hat  H.  Biot  die  Physik  beschenkt.  Er 
giebt  in  5  Abhandlungen,  die  er  dem  Institut  vorgelesen 
hat,  eine  mathematische  Theorie  von  den  Farben  der 
Glimmerblätter,  schliesst  diese  an  Newton's  Lehre  von  den 
epoptischen  Farben  an  und  berechnet  sehr  geschickt  die 
acccs  der  Lichtmolecüls,  ja  er  geht  noch  weiter  und  lehrt, 
(im  Journal  de  Physiqne,  iSij  Fevrier)  dass  die  farbigen 
partialles  dieser  niolecules  gleich  der  Unruh  in  einer  Uhr, 
aber  mit  einer  ungleichen  Geschwindigkeit  schwingen,  und 
versichert,    die   Ausdehnung,    Dauer   und   Geschwindigkeit 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.        l6l 

dieser  Oscillationen  gemessen  zu  haben.  Je  mesnre  l'elendue 
de  ces  oscillations,  leiir  duree,  hur  vitesse  et  la  loi  de  la  force  qui 
les  produit.  Je  puis  ä  volonte,  en  disposant  convenablement  les 
plagues,  les  etendre  ou  les  resserrer,  les  accelerer  oii  les  rallentir, 
ou  les  rendre  null  es,  ou  enfin  les  faire  .passer  en  sens  oppose;  et 
cela  paraitra  peut-ctre  surprenant,  quand  on  saura  que  chacime 
de  ces  oscillations  s'accomplit  dans  une  epaisseur  d'environ  un 
centieme  de  ligne.  Et  quelle  doit  äre  la  petitesse  du  tenips  que  la 
lumiere  emploit  a  traverser  un  centieme  de  ligne,  lorsqu'on  sait 
quelle  parcourt  dans  une  seconde  soixante  et  dix  mille  Heues?  — 
Wie's  doch  die  Mathematik  so  herrUch  weit  gebracht  hat! 
mag  wohl  mancher  hei  dieser  abgeschmackten  Charlata- 
nerie  ausrufen.'  —  Es  giebt  aber  noch  Meister,  die  anderer 
Meinung  sind.  So  ist  z.  B.  Herschel  in  den  Philosophical 
Transactions  mit  einer  Abhandlung  aufgetreten  und  zieht 
aus  einer  grossen  Reihe  von  Versuchen  den  Schluss:  dass 
die  ßts  oder  acces  des  Newton'schen  Lichtes  »ohne  allen 
Halt«  sind,  und  dass  die  verschiedene  Dünne  oder  Dicke 
der  Luftschicht  auf  die  optischen  Farben  gar  keinen  Einfluss 
habe,  (was  übrigens  schon  aus  den  Versuchen  von  Mazeas 
und  Du  Tour  hervorgegangen  war).  Doch  wahrscheinlich 
wird  man  dagegen  erinnern,  wie  man  in  ähnlichen  Fällen 
schon  öfters  gethan  hat,  dass  Herschel  sich  hier  nicht  in 
seinem  rechten  Fache  befinde.  Vielleicht  versteht  er  auch 
nicht  Mathematik  genug,  um  jene  sublime  Lehre  zu 
fassen.  Die  sehr  lesenswerthe  Abhandlung  Herschel's  steht 
in  den  Philos.  Transact.  for  1807  "^^id  ist  zur  Hälfte  von 
H.  Gilbert  in  den  Annalen  der  Physik  18 14,  L  Stück, 
übersetzt  worden,  mit  Beifügung  der  Bemerkung,  dass  jene 
Abhandlung,  obwohl  sie  sich  nicht  in  so  hohe  Regionen 
erhebe,  als  die  Biot'sche,  ihm  doch  einer  Stelle  in  den 
Annalen  sehr  werth  zu  sein  scheine.  Doch  nun  genug 
von  physicis. 


'  Die  Wissenschaft  hat  Seebecks  hartes  Unheil  über  Biots  »ab- 
^esciimackte  Chariataneric"  nicht  ratificirt.  In  seiner  zur  Wellenlehre 
entwickelten  Theorie  der  Oscillationen  ist  die  Erklärung  aller  der  Er- 
scheinungen gefunden  worden,  um  welche  sich  Goethe,  Seebeck  und 
ihre  Freunde  so  lange  bemüht  haben. 

GoktheIamrbijch    \11.  11 


l62  Neue  Mittheilungen. 


Wir  haben  hier  vorigen  Sommer  und  Herbst  manchen 
angenehmen  Besuch  gehabt.  H.  Prof.  Tralles '  aus  BerUn, 
den  man  mit  Recht  für  einen  unsrer  vorzüglichsten  Physiker 
und  Mathematiker  hält,  brachte  einige  Tage  bei  uns  zu; 
später  H.Minister  von  Altenstein,  ^  ein  sehr  wackerer,  ein- 
sichtsvoller Geschäftsmann,  jetzt  aber  ausser  Thätigkeit, 
Die  ihm  gewährte  Müsse  verwendet  er  auf  einige  Lieblings- 
fächer, namentlich  auf  Botanik,  in  welcher  er  viel  Kennt- 
nisse besitzt  und  sinnvolle  Untersuchungen  anzustellen  weiss. 
Unser  letzter  Besuch  w^ar  H.  Prof.  Schelver '  und^H.  Berg- 
rath  Werner.'*  Es  hat  mich  sehr  gefreut,  noch  W.'s  Be- 
kanntschaft gemacht  zu  haben.  Wie  man  auch  über  seine 
Lehre  denke,  (ich  meine  die  Geologie,)  seine  Unterhaltung 
ist  immer  interessant  und  belehrend.  Seine  Sammlung 
wünschte  ich  wohl  sehen  und  benutzen  zu  können ;  sie 
mag  einzig  in  ihrer  Art  sein.  W.  war  über  8  Tage  hier 
und  hat  den  Nürnbergern  noch  den  letzten  Rest  von 
griechischen  und  römischen  Gold-  und  Silbermünzen  ent- 
führt, den  aus  der  Ebnerischen  Sammlung. 

Meinen  Rückweg  aus  der  Schweiz  habe  ich  über 
München  genommen.  Man  hat  mir  in  M.  abermals  einige 
Anträge  gemacht,  die  aber  bis  jetzt  unerfüllt  geblieben 
sind,  —  wovon  ein  andersmal  mehr.  Im  Jacobischen  Hause 
ist  Ihrer  mit  vieler  Liebe  gedacht  worden,  nicht  minder 
bei  Schellings.  Man  hoffte  damals,  Sie  würden  im  Herbst 
nach  München  kommen.  Auch  wir  haben  gewünscht,  dass 
dies  geschehen  möge,  weil  wir  uns  schmeichelten,  Sie  dann 
auch   bei  uns  zu  sehen.     Vielleicht   entschliessen  Sie  Sich 


'  Joh.  Georg  Tralles,  geb.  176^,  seit  1810  in  Berlin,  gest.  1822. 
Seine  Untersuchungen  über  specifisches  Gewicht,  sein  Aräometer  sind 
heute  noch  anerkannt. 

^  Karl,  Freiherr  von  Stein  zum  Altenstein,  geb.  1770,  seit  1817 
Preussischer  Cultusminister,  gest.  1840. 

3  Friedrich  Joseph  Schelver  (1778— 1852),  Professor  in  Jena  und 
später  in  Heidelberg. 

■•  Abraham  Gottlob  Werner  (1750— 1817),  Begründer  der  'Wissen- 
schaft der  Geognosie,  der  Vater  des  sog.  Neptunismus.  Seine  Samm- 
lungen befinden  sich  in  der  Bergakademie  zu  Freiberg. 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.       163 

'künftigen  Frühling  zu  dieser  Reise;  wie  sehr  Sie  dadurch 
Ihre  Freunde  erfreuen  würden,  wissen  Sie. 

Zu  dem  Wechsel  des  Jahres  von  Herzen  Glück 
wünschend,  empfehle  ich  mich  und  die  Meinigen  Ihrer 
ferneren  Gewogenheit  und  Freundschaft. 

Ew.  Excellenz  ergebener 
Nürnberg  D'  T.  J.  Seebeck. 

<len  29.  December  18 14. 

P.  S.  Ich  finde  in  einem  englischen  Versuche  optische 
Versuche  von  einem  gew^issen  Comparetti  angeführt:  sind 
Ihnen  diese  nicht  bekannt?  ich  habe  schon  an  mehreren 
Orten  vergebens  nachgefragt,  wo  sie  zu  finden  sind.  Es 
scheinen  sogenannte  Beugungsversuche  zu  sein. 

Diesem  Briefe  liegt  ein  Separatabdruck  aus  Schweiggers 
Journal  (Band  XIT,  Heft  i)  bei,  Seebecks  Abhandlung  von 
den  entoptischen  Farbenfiguren  und  den  Bedingungen  ihrer 
Bildung  in  Gläsern.  Haben  die  hier  niedergelegten  Theorien 
heute  auch  nur  noch  ein  historisches  Interesse  für  die  Wissen- 
schaft, welche  Seebecks  entoptische  Farben  als  eine  von  der 
Wechselwirkung  der  Lichtwellen  hervorgerufene  Interferenz - 
erscheinung  betrachtet,  so  hatten  sie  für  Goethe  in  Verbindung 
mit  dem  in  dem  Briefe  gegebenen  Referate  über  französische 
und  englische  Forschungen,  eine  ganz  andere  Bedeutung, 
und  riefen  nachstehende  Antwort  hervor,  von  der  das  von 
Goethe  eigenhändig  durchcorrigirte  Concept'  sich  auf  Blatt 
•9  und  IG  unseres  Aktenheftes  erhalten  hat. 

An  Herrn  Doctor  Seebeck. 
Ew.  Wohlgeboren 
für  den  lehrreichen  Brief  und  die  fördernde  Sendung  zu 
•danken,  darf  ich  nicht  länger  unterlassen;  dadurch  auf- 
i;eregt  habe  unsern,  zwar  braven,  aber  immer  zaudernden 
Mechanikus  genöthigt,  den  schon  seit  einem  Jahr  vor- 
gehabten Apparat  aufzustellen,  wodurch  ich  dann  im  Stande 
-war,  alles  was  Sie  [mir  zugedacht  jvollständig  zu  nützen. 
Die  mitgesendeten  Platten  besonders  zeigen  das  Phcänomen 
zum  allerschönsten. 


'  Nach  dem  Dictat  niedergeschrieben  von  Krauter. 

1 1  * 


164  Neue  Mittheilungen. 


Durch  den  von  Ihnen  entdeckten  Einfluss  einer  schnellen 
Verkühlung  schHessen  sich  diese  Phänomene  genau  an  unsere 
übrige  Farbenlehre.  Es  scheint  hier  etwas  im  Innern  des 
Glases  vorzugehen,  was  beim  Anlaufen  des  Stahls  auf  der 
Oberfläche  geschieht.  Die  durch  schnelle  Abkühlung  ver- 
ursachte Undulation  hxirt  sich  im  Glase,  und  das  aufgehobene 
Gleichgewicht  erstarrt  in  seiner  Polarität;  durch  Spiegelung 
wird  diese  innere  Differenz  manifestirt,  wie  auch  bei  denen 
durch  Druck  entstandenen  Farben  in  einem  Falle  Spiegelung, 
und  im  anderen  durchfallendes  Licht  nöthig  ist.  Höchst 
merkwürdig  dass  die  geviertheilten  Tafeln  ihrer  Form 
gemäss,  in  dem  ganzen  Quadrat  gleiches  Phänomen  hervor- 
bringen, wodurch  auf  die  Aehnlichkeit  mit  den  Magneten 
hingedeutet  wird.  Ferner  bringt  uns  die  Einwirkung  ver- 
änderter Temperatur  den  Turmalin  in  Gedanken,  sow^e 
die  Aehnlichkeit  mit  den  Chladnischen  Figuren  uns  auf  die 
Schwingungsknoten  des  Tones  hinweist. 

Und  so  hätten  wür  denn  auch  diese  Juwele  in  den 
bekannten  Kreis  zum  vollständigen  Schmuck  abermals  ein- 
gefügt. Ich  freue  mich  herzlich  auf  alles  was  Sie  auf  Ihrem 
Wege  noch  erobern  werden,  und  bewundere  nur  Ihre 
Geduld,  mit  welcher  Sie  die  vier-  und  achtkantigen  Licht- 
strahlen bearbeiten  mögen.  Es  giebt  einen  kein  Wunder,, 
dass  die  Geschichte  der  Wissenschaften  wie  ein  Flözgebirge 
aussieht,  das  man  durchsinken  muss,  um  zu  reichen  Lagern 
gelangen.  Die  Woge  der  Lebendigen  verfährt  wie  das  Meer,, 
das  den  Bernstein,  den  es  ausv.'irft,  gleich  wieder  mit 
Dünensand  bedeckt.  Wie  sehr  mir  denn  auch  Ihre  Auf- 
merksamkeit auf  alles,  w\is  in  diesen  Fächern  öffentHch 
erscheint,  zu  Statten  kommt,  muss  ich  dankbar  erkennen. 
Alle  Nationen  sind  doch  darin  gleich,  dass  Mitbew-erber  sich 
einander  denTag  zu  verkümmern  suchen;  desswegen  mussein 
jeder,  der  irgend  etwas  ernstliches  zu  leisten  denkt,  wo.  nicht 
an    die    Nachwelt,   doch  wenigstens  an  Morgen  appeUiren. 

Mögen  Sie  mir  gelegentlich  den  kleinen  Aufsatz  über 
die    Doppelbilder   des   Kalkspaths'    mit    der  Tafel    zurück- 


'  Abgedruckt    in  Hempels  Ausgabe  XXXVI,  S.  454 ff-;    <^er  Auf- 
satz datirt  Weimar.   12.  Januar   181 3. 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.       165 

senden ,  ich  habe  keine  Copie  davon.  Haben  Sie  den 
Rizotti  nicht  mehr  nöthig,  so  wünscht'  ich  diesen  auch 
unserer  Bibliothek  wieder  zu  erstatten. 

Wegen  Comparetti  kann  ich  soviel  melden.'  Und 
so  muss  ich  denn  noch  zum  Schluss  eines  für  uns  sehr 
günstigen  Ereignisses  gedenken.  Es  war  mir  nämlich 
schon  längst  bewusst,  dass  Herr  Staatsrath  Schultz  in  Berlin 
sich  mit  der  Farbenlehre  beschäftige,  und  nun  hat  er  die 
Gefälligkeit  gehabt,  mir  sowohl  im  Allgemeinen  als  Be- 
sonderen seine  Ueberzeugungen  und  Arbeiten  mitzutheilen. 
Er  hat  sich  ausschliesslich  mit  dem  Physiologischen  be- 
schäftigt, ist  tiefer  ins  Subject  zurückgegangen  und  hat 
wunderwürdig  schöne  Ansichten  erobert.  Mehr  sage  ich 
nicht,  weil  es  mich  zu  weit  führen  würde.  Erhalte  ich 
die  Erlaubniss,  das  Heft  entweder  öffentlich  oder  wenigstens 
im  Stillen  mitzutheilen,  so  erhalten  Sie  es  vor  allen. 

Weimar,  den  23.  Febr.  181 5. 


Ende  1814  hatten  die  Beziehungen,  zu  Schultz,  der  ein 
so  warmer  Vertheidiger  der  Goetheschen  Farbenlehre  wurde, 
begonnen,  wahrscheinlich  dadurch,  dass  Schultz  seine  Arbeit 
»Über  physiologische  Gesichts-  und  Farbenerscheinungen« 
nach  Weimar  sandte ;  im  Druck  erschien  das  36  Seiten  starke 
Heft  181 6  in  Jena.  Wie  sehr  Goethe  sich  über  diese  Sen- 
dung und  deren  Folgen  freute,  geht  aus  zahlreichen  Stellen 
der  Briefe  an  Zelter  hervor.  Unter  denen,  die  ihm  »auf- 
munternde Theilnahme«  geschenkt  hatten,  verzeichnet  Goethe 
dann  in  den  Nachträgen  zur  Farbenlehre  auch  den  Philo- 
sophen Hegel :  in  Briefen  an  Graf  Reinhard,  Schultz,  Zelter 
u,  a.  spricht  er  seine  Freude  grade  über  die  Anerkennung 
von  dieser  Seite  wiederholt  aus.  Um  so  mehr  musste  es  auf- 
fallen, dass  Bratranek  keinerlei  schriftlichen  Beleg  für  die 
Beziehungen  beider  Männer  mittheilen  konnte :  er  findet  sich 
auf  Blatt  IG  bis  14  unseres  Fascikels  und  verdient  wohl  einen 
genauen  Abdruck. 


'  Es  fehlt,  was  Goethe  zu  melden  hatte.  Das  von  ihm  durch- 
strichene  Dictat  lautet:  «Wegen  Comparetti  muss  ich  nachsehen,  es 
schwebt  mir  dunkel  vor,  dass  ich  ihn  benutzte,  wüsste  mir  aber  selbst 
nicht  gleich  Rechenschaft  zu  geben«. 


,l66  Neue  Mittheilungex. 


Heidelberg  d.  20  Juli  1817. 
Euer  Excellenz 
haben  mich  schon  sehr  erfreut,  dass  Sie  Aeusserungen,  die 
ich  mich  nicht  enthalten  konnte,  über  das  blinde  Benehmen 
der  Schule  in  dem  Lichte,  das  Sie,  nachdem  die  Natur  es 
dem  Sinne,  dem  Geiste  angezündet  haben,  zu  machen,  — 
dass  Sie  diesen  Aeusserungen  Ihrem  Beifall  haben  geben, 
und  mir  dies  durch  Herrn  Boisseree  haben  bezeugen  lassen 
wollen.  Euer  Excellenz  fügen  nun  noch  mehr  hinzu,  und 
haben  die  Güte,  nicht  nur  dies  mir  auch  direct  zu  sagen, 
sondern  auch  mich  ungemein  durch  ein  ganz  neues  Ge- 
schenk zu  erfreuen.  Nachdem  ich,  wie  wir  Uebrigen  alle, 
obzwar  noch  kein  grosser  Haufen,  Ihnen  die  richtige  Er- 
kenntniss  der  Natur  des  Lichts  und  eines  weiten  Reich- 
thums  seiner  Erscheinungen  verdankt  haben,  so  gestehe 
ich  nun,  dass  die  Auflösung  des  neuen  Räthsels  mich 
ordentlich  ganz  überrascht  hat;  —  eines  Räthsels,  das  ich 
mehrere  Jahren  in  so  vielen  Gestalten  einfacher  und  immer 
zusammengesetzter  vor  Augen  schweben,  und  wobei  ich 
vielmehr  aus  jeder  zusammengesetzteren,  von  der  Quelle 
sich  weiter  entfernenden  Gestalt,  die  sich  zuwege  bringen 
Hess,  eine  vergebliche  Hoffnung  seiner  Lösung  hatte 
schöpfen  sehen;  —  aber  Entfernung  von  der  Quelle  kann 
das  Uebel  des  Durstes,  statt  es  zu  heben,  nur  vergrössern. 
Euer  Excellenz  wollen  Ihr  Verhalten  in  der  Verfolgung  der 
Naturerscheinungen  eine  naive  Weise  nennen ;  ich  glaube 
meiner  Facultät  soviel  nachgeben  zu  dürfen,  dass  ich  die 
Abstraction  darin  erkenne  und  bewundere,  nach  der 
Sie  an  der  einfachen  Grundwahrheit  festgehalten  und,  nun 
nur  den  Bedingungen,  wie  sie  in  der  neuen  Verwicklung, 
die  aufgefunden  worden,  gestaltet  sind,  nachgeforscht,  und 
diese  bald  entdeckt  und  einfach  herausgehoben  haben.  Bei 
den  ersten  Malus'schen  Erscheinungen  des  Verschwindens 
und  Wiederhervortretens  des  Lichtes,  nach  der  verschie- 
denen Stellung  der  Spiegel  gegen  ^einander,  konnte  ich 
mich  nicht,  wie  keiner  sich  erwehren,  zu  sehen,  dass 
ganz  allein  die  Stellung  das  Licht  schwäche  und  resp, 
verschwinden  mache.     Dies  einfache,  gesehene  Verhältniss 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.       167 

haben  aber  Euer  Excellenz  allein  nun  zur  Sache  und  damit 
zum  Gedanken  erhoben  und  ständig  gemacht.  Damit  haben 
Sie  ferner  sogleich  den  Unterschied  von  Hellem  und  Dunklen 
gewonnen  gehabt,  und  auf  diese  Weise  für  alles  Uebrige, 
dem  dieser  Unterschied  von  dem  Unterschiede  dessen,  was 
in  der  Reflexionsebene  und  was  ausser  ihr  vorgeht,  her- 
kommt, —  alles,  was  man  braucht,  so  einfach  erhalten, 
dass  das  Befriedigende  ebenso  jedem  Unbefangnen  ein- 
leuchtend sein  muss,  als  es  in  Vergleich  mit  den  vielfachen, 
theils  theoretischen  Anstalten,  der  Polarisation,  Viereckig- 
keit der  Strahlen  etc.  etc.,  zur  Erklärung,  theils  den  ex- 
perimentativen ,  —  zwar  wohl  wie  zu  wünschen ,  nicht 
verdriesslich,  aber  beinahe,  möcht'  ich  sagen,  lustig  ist. 
Der  erste  Aufsatz  in  den  gütigst  übersandten  Bogen 
giebt  uns  über  die  Beschaffenheit  der  Bilder  des 
so  interessanten  Doppelspath-Phänomens,  und  daraus  über 
die  dabei  vorkommenden  Farhenerscheinungen  das  Wort, 
das  uns  gleichfalls  über  die  Bangigkeit  vor  den  vielen, 
immer  neu  hervorgehenden  Farbenspuken,  wie  dem  des 
Meisterworts  vergessenen  Famulus  über  den  Geisterschwall, 
den  er  nicht  mehr  zu  wältigen  konnte,  hinweghilft.  — 
Nach  gegebenem  Aufschluss  erwähnen  Sie  S.  24,  dass  das 
Kalkspath-Phänomen  sich  auch  mechanisch  behandeln  lasse. 
Mir  hatte  anfangs  die  Malus'sche,  so  zu  sagen,  rhomboid- 
alisirende  Entgegenstellung  der  Spiegel  (wenn  sie  sich 
kreuizen)  die  flüchtige  Hoff"nung  gegeben,  dass  sie  etwa 
zu  einer  herausgekehrten  Darstellung  jenes  Phänomens 
verhelfen  könnte.  Philosophischerweise  darf  ich  bequem 
bei  dem  Gedanken  stehen  bleiben,  dass  das  B  r  e  c  h  u  n  g  s  - 
phänomen  der  Verdopplung  der  Bilder  in  der  rhomboid- 
alischen  Natur  des  zugleich  durchsichtigen  und  insofern 
nur  gemein  brechenden  Spathes  seinen  Grund  habe,  und 
beide  Bestimmungen  zusammen  das  a  u  f  e  i  n  m  a  1  erscheinen 
lassen,  was  im  Malus'schen  Apparat  als  Spiegelungs- 
phänomen, aber  nach  einander  geschieht,  durch  die 
entgegengesetzten  Stellungen  der  Spiegel.  Euer  Excellenz 
erwähnen  der  Spiegelung  in  den  feinen  Lamellen  des  schönen 
Spathexemplars,  das  Sie  besitzen,  wenn  ich  recht  gefasst 
habe,  für  die  N  e  b  e  n  b  i  1  d  e  r ,  ausserdem  dass  das  Epoptische 


l68  Neue  Mittheilungen. 


den  Durchgängen  als  existirenden  Zerklüftungen  ange- 
hören wird.  Ich  glaube  daher,  Sie  auch  noch  recht  zu 
fassen,  wenn  ich  das  Hauptdoppelbild  ganz  der  Brechung 
vindicire ;  —  indem  ich  auch  nur  dabei  stehen  bleibe,  dass 
im  ganz  wasserklaren  Späth  sich  dasselbe  zeigt,  wie  auch 
bei  den  entoptischen  Figuren  (ein  Name,  den  ich  mich 
freue,  dass  Sie  ihn,  wie  ich  ihn  dem  epoptischen  nach- 
gräcisirt  habe,  gelten  lassen)  in  der  Sprödigkeit  des  Glases, 
die  ich  als  Punctualität  seiner  Natur  andeute,  nicht  die 
geringsten  Ritzen  und  Punkte  sich  erkennen  lassen,  (so 
wenig  als  z,  B.  im  Zähen,  Linienbündel  u.  dgl.)  und  in  der 
Physik  Poren  und  Atome  eben  darum  nicht  gelten  können, 
weil  man  sie  nicht  sieht ;  (mit  ihnen  aber  als  Gedanken- 
dingen, was  sie  sind,  die  Metaphysik  schon  fertig  wird.)  — 
Unter  einer  mechanischen,  oder  herausgekehrten 
Darstellung  des  Brechungsphänomens  des  Doppelspaths 
hätte  ich  mir  also  eine  solche  Verbindung  von  parallelen 
und  anderen  sich  kreuzenden  Spiegeln  vorgestellt,  dass  hier 
sich  in  der  S  p  i  e  g  l  u  n  g  das  sogenannte  ordinäre  Bild 
durch  jene  und  zugleich  ein  extraordinäres  durch  diese 
zeigen  Hesse,  und  der  veränderte  Winkel  auch  die  Ab- 
wechslung des  Verstärkens  des  einen  und  des  Schwächens 
des  anderen,  —  auch  des  Verschwindens  des  einen  (beim 
Kalkspath,  wenn  ich  mich  noch  recht  erinnere,  im  Haupt- 
schnitte) sich  ergeben  könnte.  Den  Zweifel  abgerechnet, 
ob  sich  eine  solche  Vorrichtung  mechanisch  zu  Stande 
bringen  lasse,  bliebe  immer  sowohl  von  der  Weise  der 
Brechung  der  Sprung  zur  Weise  der  Spieglung,  als  auch 
der  Sprung  von  existirendem,  mechanischem  Unterschieden- 
sein zu  einem  Unterschiede,  der  nur  in  die  innere  Natur 
der  Sache  eingeschlossen  bliebe. 

Aber  ein  noch  stärkerer  Sprung  bietet  sich  jetzt  mir 
dar,  wenn  ich  sehe,  dass  ich  Euer  Excellenz  klares  und 
schönes  Bild  mit  einem  Einfalle,  gleichsam  als  einem  ganz 
schattenhaften  Nebelbilde,  zu  erwidern  scheinen  kann.  Ich 
darf  aber  bitten,  denselben  nur  dem  Interesse  zuzuschreiben, 
welches  Ihre  schöne  Exposition  in  mir  erweckt  hat,  und 
welches  zu  solchem  Ergehen  verleiten  kann.  Wollen  Sie 
daher  einen  solchen  Herling  unter  den  Früchten  übersehen, 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.        169 

welche  Ihre  so  folgereichen  als  einfachen  Ansichten  schon 
getragen,  und  ohnehin  anderen  nur  eine  geringe  Nachlese 
gestatten  können,  und  als  die  einzige  Erwiderung  die  mir 
so  erfreuliche  Bereicherung  ansehen,  welche  meine  Er- 
kenntniss  durch  die  berührten  Aufsätze,  sowie  durch  den 
mineralogischen  erlangt  hat,  der  mir  mit  so  vielem  Ver- 
gnügen die  Anschauung  zugleich  in  Erinnerung  gebracht, 
die  Eure  Excellenz  mir  an  der  mitgebrachten  Sammlung 
in  Jena  zu  geben  vormals  die  Güte  hatten.  Ausser  dem 
Genüsse,  der  sich  aus  den  mehreren,  ebenso  tiefen  als 
heiteren  Zeilen  ergiebt,  womit  Sie  als  Vignetten  den  An- 
fang dieser  naturwissenschaftlichen  Sammlung  geschmückt 
haben,  verspricht  derselbe  uns  noch  so  vieles  andere,  theils 
Neues,  theils  Erneuertes,  welches,  ob  es  gleich  wenig 
namentlich  anerkannt  worden  ist,  bereits  so  wirksam  durch 
seinen  innewohnenden  Geist  in  die  ganze  Weise  der  Natur- 
forschung eingegriffen  hat. 

Wenn  Euer  Excellenz  meine  neueren  Bestrebungen 
Ihrer  Aufmerksamkeit  würdigen  wollen,  so  wünsche  ich, 
dass  Sie  meinen  Hauptzweck  nicht  ganz  verfehlt  finden 
möchten,  mit  festem  Fusse  fortzugehen,  obgleich  die  Aus- 
breitung dadurch  sich  sehr  beschränkt,  und  allgemeinen 
Analogien,  phantastischen  Combinationen,  und  dem  blossen, 
sogenannten  Anschliessen  zu  entsagen;  —  eine  Weise, 
welche  die  bessere  Grundlage  der  philosophischen  Tendenz 
in  der  Naturwissenschaft  beinahe  um  allen  Credit  ge- 
bracht hat. 

Mit    hochachtungsvollster,    unwandelbarer    Verehrung 

Euer  Excellenz 

ergebenster  Diener 
Prof.  Hegel. 

Seebecks  Englischer  Kritikus  (vgl.  oben  S.  158)  dürfte 
die  Sprache  in  diesem  Briefe  des  grossen  Philosophen  wohl 
auch  als  a  little  envdoped  in  the  mysticism  of  the  school  be- 
zeichnet haben :  auf  jeden  Fall  werden  wir  verstehen,  wie 
unangenehm  die  Freunde  der  philosophischen  Speculation  in 
der  Naturwissenschaft  sich  von  der  sich  nur  auf  den  Boden 
der  Empirie  stellenden  Kühle  der  »Mathematiker«  wie  Biot 
und  Arago  berührt  fühlen  mussten. 


'lyo  Neue  Mittheilungen. 


Ausser  einer  Anzahl  Entwürfe  zu  verschiedenen  Para- 
.graphen  der  Farbenlehre,  die  bei  der  neuen  Goethe-Ausgabe 
an  den  betreffenden  Stellen  werden  zu  berücksichtigen  sein, 
enthält  das  Aktenheft  einen  längeren  Brief  Schweiggers,' 
des  Herausgebers  des  Journals  für  Physik  und  Chemie,  vom 
12.  August  1819,  die  Antwort  auf  zwei  Briefe  Goethes  vom 
2.  August;  am  17.  verglich  Goethe  laut  Vermerks  im  Tage- 
buch »Prof.  Schweigger's  Brief  wegen  der  Entoptischen  Er- 
scheinungen mit  seinem  eigenen  Vortrag«.  Die  beiden  Briefe 
Goethes  werden  in  der  Weimarischen  Ausgabe  nach  den  im 
Archiv  erhaltenen  Concepten  erscheinen ;  als  eine  vorausge- 
nommene Ergänzung  zu  ihnen  geben  wir  hier  Schweiggers 
Antwort. 

Euer  Excellenz 

hatten  schon  vor  einiger  Zeit  die  Gewogenheit,  mich  mit 
dem  sehr  theuren  Geschenke  der  für  den  18.  Dec.  1818 
geschriebenen  Festgedichte  zu  erfreuen.  Diese  neueren 
Gedichte  reihten  sich  in  meinem  Gedächtnisse  leicht  den 
älteren  Geschwistern  an,  welche  als  etwas  oft  bewundertes 
Liebes  und  Theures  sich  von  selbst  unvergesslich  machen. 
Indem  ich  seitdem  etwas  suche,  was  würdig  schiene, 
Ew.  Excellenz  mitgetheilt  zu  werden,  oder  wenigstens 
einiges  Interesse  für  Sie  haben  könnte  kommen  mir  gestern 
Ihre  beiden  zugleich  erhaltenen  Briefe  zur  Hülfe,  die  ich 
also  um  so  lieber  beantworte,  nach  der  Ordnung  der 
einzeln  angegebenen  Punkte: 

I.  Den  einfachen  Apparat  »Gubus  und  Spiegel  welche 
beide  durch  ein  Scharnier  verbunden  sind«  habe  ich  mir 
verfertigen  lassen.  Ich  begnüge  mich  bloss  mit  dem  Cubus 
und  einem  Stücke  unbeiegten  Spiegelglases  (auch  eine 
gemeine  Glasscheibe  ist  gut  genug  — )  mit  denen  ich  die 
entgegengesetzten  Bilder  durch  Spiegelung  und  Brechung 
auf  die  Bd.  XV  S.  376  meines  Journals  angegebene  Weise 
darstelle.  Wahrscheinlich  ist  es  die  eben  angeführte  Stelle 
meines  Journals,  welche  Ew.  Excellenz  im  zweiten  Briefe 
bezeichnen.     Uebrigens    sind    alle    Versuche,   welche    ich 


'  Job.  S.  Christoph  Schweigger,  geb.  zu  Erlangen  1779,  Professor 
der  Physik  zu  Nürnberg,  München,   Erlangen  und  Halle,  gest.  1857. 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.        17 1 

Ew.  Excellenz  zu  zeigen  die  Ehre  hatte,'  der  Hauptsache 
nach  in  den  Auszügen  aus  meinen  in  München  gehaltenen 
Vorlesungen  enthalten,  nämlich  Bd.  XIX,  S.  489  und  Bd.  XXI, 
S.  113  meines  Journals.  Am  a.  O.  Bd.  XIX  ist  auch  schon 
der  Glasschleifer  Niggl  in  München  genannt,  welcher  den 
Apparat  verfertigte,  den  ich  Ew.  Excellenz  zu  überreichen 
die  Ehre  hatte.  Von  diesem  eigenthümlichen  Manne  konnte 
ich  aber  in  der  letzten  Zeit,  obw^ohl  ich  mehrere  Bestellungen 
machte,  nichts  mehr  erhalten,  ja  nicht  einmal  erfahren,  ob 
er  lebe  oder  gestorben  sei.  Schon  als  ich  in  München 
war,  hatte  er  Lust,  sein  Glasschleiferhandwerk  aufzugeben, 
weil  er  sich  in  der  traurigsten  Lage  befand,  woraus  ich 
ihn  durch  Unterhandlungen  mit  der  Polizei,  die  ihn  aus- 
pfänden wollte,  und  durch  eine  für  ihn  eröffnete  Subscription 
befreite,  worin  er  aber  bald  wieder  gerieth.  Wahrscheinlich 
lebt  er  nicht  mehr  in  München,  da  ich  mich  mehrmals 
durch  Briefe  dort  vergeblich  nach  ihm  erkundigte.  Denn 
obwohl  Niggl  der  einzige  Glasschleifer  in  München  war, 
so  konnte  er  sich  doch  nicht  neben  dem  optischen  Institut 
in  Benedictbeuren  halten.  Mir  aber  konnte  dieses  Institut 
wenig  nützen,  weil  es  viel  zu  vornehm  ist,  um  nach 
fremden  Angaben  etwas  auszuführen,  wogegen  es  sich  auch 
ausdrückhch  erklärt.  Jenes  Lichtpolarisations -Instrument 
N.  2  und  N.  3  kann  indess  jeder,  auch  der  gemeinste, 
Optiker  ausführen;  die  allergemeinsten  Mikroscope  lassen 
sich  daher  leicht  einrichten,  sodass  sie  dann  zu  doppelten 
Zwecken  (jedesmal  freilich  mit  einigen  kleinen  Umände- 
rungen) brauchbar  sind. 

Gegenwärtig  stelle  ich  den  Hauptsatz,  worauf  es  mir 
bei  der  sogenannten  Lichtpolarisation  anzukommen  scheint, 
j)dass  nämlich  auch  in  optischer  Beziehung,  wie  bei  den 
Tönen,  transversale  und  longitudinale  Schwingungen  zu 
unterscheiden  seien«,  auf  eine  noch  viel  einfachere  Art  dar, 
als  ich  vor  einem  Jahr  in  Carlsbad  that.  Man  lege,  ganz 
so    wie    es    Huygens    pflegte,    den    Doppelspath    auf   eine 


'  Schweigger  hatte  Goethe  181 8  in  Garlsbad  besucht  und  ihm 
einen  Polarisations  -  Apparat  von  Niggl  zum  Geburtstage  verehrt. 
(.•\nnalen,  H.  XXVII,  No.  966  und  XXXVI,  S.  485.) 


172  Neue  Mittheilungen. 


Linie,  die  er  nicht  ganz  zu  bedecl^en  vermag,  damit  un- 
mittelbar von  dem  senkrecht  über  der  Linie  befindHchen 
Auge  der  unregehnässig  gebrochene  Strahl  von  dem  regel- 
mcässig  gebrochenen  (ungebrochen  durchgehenden)  unter- 
schieden werden  könne.  Ich  ziehe  der  schwarzen  Linie 
auf  weissem  Grunde  eine  weisse  auf  schwarzem  Grunde 
in  mehreren  Fällen  vor.  Uebrigens  dient  mir  ein  schmaler 
Staniolstreifen,  den  ich  auf  einen  schwarzen  Tisch  lege, 
als  weisse  Linie  auf  schwarzem  Grunde.  Wird  nun  ein 
gewöhnliches  Spiegelglas  fast  senkrecht  über  den  Doppel- 
spath  gehalten,  so  dass  das  Auge  möglichst  longitudinal 
auf  die  beiden  Bilder  hinblickt,  so  ist,  sobald  das  Spiegel- 
glas sich  in  der  Richtung  des  Hauptschnittes  befindet,  das 
unregelmässige  Bild  für  das  durch  das  Glas  möglichst 
longitudinal  blickende  Auge  verschwunden,  so  wie  das 
regelmässige  verschwindet,  wenn  das  Spiegelglas  perpen- 
diculär  auf  den  Hauptschnitt  gehalten  wird,  so  dass  es 
diesen  unter  einem  rechten  Winkel  durchschneidet.  Das 
verschwundene  Bild  erscheint  wieder,  wenn  ein  ßergkrystall, 
geglühtes  Glas  u.  s.  w.  in  der  bekannten  Lage  zwischen 
Doppelspath  und  Spiegel  gehalten  wird,  farbig  entweder 
oder  unfarbig.  Uebrigen  ist  die  Beobachtung  noch  deutlicher, 
wenn  man  zwei  hintereinander  gelegte  dünne  Spiegelgläser 
dabei  verwendet,  als  wenn  man  nur  von  einem  einzigen 
dabei  Gebrauch  macht. 

Eine  kleine  Bewegung  des  Auges  zeigt  zugleich  das 
katoptrische  Bild,  und,  was  die  Hauptsache  ist,  man  be. 
merkt  sogleich  bei  diesem  Versuche,  dass  das  Maximum 
der  Erscheinung  unter  einem  anderen  Winkel  (im 
Gegensatz  dessen,  was  man  allgemein  voraussetzt)  bei  dem 
dioptrischen  als  bei  dem  katoptrischen  (ursprünglich 
Malus'schen  mit  dem  Doppelspath-Prisma  und  den  Fenstern 
des  Palais  de  Luxembourg  angestellten)  Versuche  sich 
zeigt.  Bei  dem  katoptrischen  Versuche  kommt  es  nämlich, 
eben  im  Sinne  der  von  mir  angenommenen  Theorie,  auch 
auf  Sclieidung  des  schon  in  die  Masse  des  Glases  einge- 
drungenen und  innerlich  wieder  zurückgeworfenen  Lichtes 
von  dem  an  der  vorderen  Fläche  gespiegelten  an,  zu  welchem 
/.wecke  ich  eben  den  \'ersuch  mit  roth  hinten  überlackirtem 


Zu  Goethes  Naturwissenschaftlichen  Forschungen.       173 

Spiegel    anstellte,    welcher    im   Malus'schen  Versuche    das 
Nebenbild  nicht  verschwinden   macht,   sondern   roth  zeigt. 

Sehr  bequem  wird  auf  die  angegebene  Art  auch  mit 
Flüssigkeiten  experimentirt.  Man  darf  z.  B.  nur  ein  Bier- 
glas mit  eben  geschliffenem  Boden  voll  Terpentinöl  auf 
den  Doppelspath  stellen,  und  man  wird  das  verschwundene 
Bild  f;irbig  erscheinen  sehen,  nämlich  blau,  während  das 
andere  gelb  aussieht.  Man  kann  sich  durch  diesen  Farben- 
gegensatz bequem  überzeugen ,  dass  bei  longitudinalem 
Durchblicke  durch  das  Glas ,  wo  sich  das  Maximum 
der  vorhin  erwähnten  dioptrischen  Polarisation  darstellt, 
blos  der  dioptrische  Versuch  in  einen  katoptrischen  ver- 
wandelt werden  dürfe,  ohne  den  Winkel  des  Spiegels  zu 
ändern,  um  schon  den  Anfang  der  katoptrischen  Polari- 
sation zu  sehen,  wobei  das  dioptrisch  gelbe  Bild  bläulich 
und  das  dioptrisch  blaue  Bild  gelb  erscheint. 

Merkwürdig  ist  es,  dass  die  Farben  gewissermassen 
den  Uebergang  machen  von  der  einfachen  zur  doppelten 
Strahlenbrechung.  Dies  ist  nicht  blos  der  Fall,  bei  den 
sich  an  die  Kristalle  von  doppelter  Strahlenbrechung  an- 
schliessenden Flüssigkeiten,  wie  Terpentinöl,  und  der  ihm 
in  optischer  Beziehung  entgegengesetzten  Kampferauflösung 
u.  s.  w.,  sondern  auch  bei  Krystallen  selbst,  welche,  wie  z.  ß. 
der  Doppelspath,  bei  dem  Durchblick  in  der  Richtung  der 
Hauptaxe,  nicht  mehr  doppelte  Strahlenbrechung  aber 
eine  Farbenfigur  (zwischen  den  Malus'schen  Spiegeln 
d.  h.  eine  blos  partielle  farbige  Herstellung  des  farbigen 
Bildes)  zeigen.  In  eben  dieser  Beziehung  kann  auch  wohl 
der  Versuch  aufgefasst  werden,  welchen  ich  zu  Carlsbad 
Ew.  Excellenz  zu  zeigen  das  Glück  hatte,  dass  nämlich 
ein  geschliffener  farbenspielender  (zwischen  den  Malus'schen 
Spiegeln)  Bergkrystall  die  Seebeckischen  Figuren  umkehrte, 
ganz  so  wie  Glimmerblättchen  es  thun ;  während  alle  nicht 
farbig  spielenden  Stücke  Bergkrystalls  diese  Figuren  in  den 
entsprechenden  Lagen  auslöschten,  d.  h.  wohl  durch  die 
Klarheit  verschwinden  machten,  womit  sie  das  verschwundene 
Bild  wieder  herzustellen  vermögen.  Jenes  Farbenspiel  des 
zuerst  erwähnten  Bergkrystalls  verrieth  aber  eben,  dass  er 


174  Neue  Mittheilungen. 


perpendiculär  geschnitten  sei  auf  die  Richtung,  nach  welcher 
der  Bergkr3'stall  keine  doppelte  Strahlenbrechung  zeigt. 

Mit    der   grössten    und  innigsten  \'erehrung 

Ew.  Excellenz  unterthäniger 

Schweigser, 
Erlangen  den  12,  Aug.  1819. 


'ÖD" 


Auch  dieser  Brief  des  um  seine  Wissenschaft  verdienten 
Mannes  ist  ein  Beweis,  wie  auf  jedem  Gebiete  grade  die 
Besten  es  für  eine  Ehre  und  für  eine  Pflicht  hielten,  Goethen 
ihr  Bestes,  die  reifsten  Früchte  ihrer  Arbeiten  darzubringen. 
In  den  Kreis  der  physikalisch-optischen  Arbeiten  gehört 
ferner  noch  ein  Brief  Döbereiners  vom  11.  Mai  1827,  der  in 
Beantwortung  eines  Schreibens  Goethes,  ihm  eine  Probe  der 
Versuche  einer  Erzeugung  electro  -  chromatischer  Figuren 
(irisirender  Farbenringe)  auf  einem  Stückchen  Platinblech 
übersendet. 

Nicht  in  Zusammenhang  mit  diesen  Studien  steht  ein 
beigehefteter  Brief  eines  Grafen  G.  Razoumovsky,  d.  d.  Berlin 
den  2.  October  18 19,  in  welchem  er  sich  der  angenehmen 
mit  Goethe  in  Karlsbad  verbrachten  Tage  erinnert ,  seine 
Ernennung  zum  Mitglied  der  Mineralogischen  Gesellschaft 
erwähnt  und  Goethen  seinen  Coup  d'Oeil  gcognostique  siir  le 
Nord  de  l'Europe  übersendet. 

Wenn  erst  einmal  die  Briefe  von  Goethe  in  der  neuen 
Ausgabe  vollständig  vorliegen,  wird  die  Zeit  gekommen  sein, 
an  die  Herausgabe  wissenschaftlich  bearbeiteter ,  mit  Er- 
läuterungen versehener  Briefwechsel,  nach  den  Gegen- 
ständen geordnet,  zu  gehen;  es  werden  künstlerische,  botanische, 
physikalische,  mineralogische  und  andere  Correspondenzen, 
mit  biographischen  und  wissenschaftlichen  Nachweisen  aus- 
gestattet, zusammenzustellen  sein.  Erst  dann  wird  sich  ein 
Bild  seiner  Thätigkeit  auf  allen  diesen  Gebieten,  der  von  ihm 
empfangenen,  wie  der  von  ihm  ausgehenden  Anregungen 
gewinnen  lassen.  In  diesem  weiten  Rahmen  wird  dann  auch 
unser  bescheidenes  Aktenheft  seinen  richtigen  Platz  einnehmen. 


Das  Stammbuch  der  Frau  Ratii.  175 

2.    DAS  STAMMBUCH  DER  FRAU   RATH. 
Mittheilung  von  C.  Ruland. 

Unter  den  wenigen  Reliquien  der  Frau  Rath,  welche 
nach  ihrem  Tode  in  den  Besitz  ihres  grossen  Sohnes  ge- 
langten und  jetzt  noch  im  Goethe-National-Museum  bewahrt 
werden,  istjeine  der  interessantesten  ein  kleines,  in  schwarzes 
Leder  gebundenes  Erbauungsbüchlein.  Aus  dem  Verlage 
des  Hallischen  Waisenhauses  1745  hervorgegangen,  war 
dieses  »Güldne  Schatzkästlein  der  Kinder  Gottes,  deren 
Schatz  im  Himmel  ist«  dazu  bestimmt,  zugleich  ein  Sramm- 
buch  zu  sein.  Jede  Seite  bringt  «auserlesene  Sprüche  der 
Heyligen  Schrift  samt  beygefügten  Versen«,  während  die 
gegenüberstehende  leer  gelassen  ist  für  Einzeichnungen 
gleichgesinnter  Freunde.  Und  so  hat  es  die  Frau  Rath 
auch  benützt.  Die  ersten  Einträge  fallen  noch  vor  ihre 
Verheirathung,  in  den  März  1748,  also  die  erste  Zeit 
ihres  Brautstandes,  —  sind  sehr  zahlreich  bis  zu  ihrer 
Verheirathung  im  August  desselben  Jahres,  dann  spärlicher 
bis  zum  Ende  175 1,  und  nach  einer  Lücke  von  14  Jahren 
folgt  als  letzter  das  jugendliche  Autograph  des  Sohnes, 
am  Vorabend  oder  am  Tage  selbst  der  Abreise  zur  Leip- 
ziger Universität.  Gegenüber  den  Einsetzungssprüchen 
zum  h.  Abendmahl  schreibt  er: 

Das  ist  mein  Leib,  nehmt  hin  und  esset. 
Das  ist  mein  Blut,  nehmt  hin  und  trinckt. 
Auf  dass  ihr,  meiner  nicht  vergesset, 
Auf  dass  nicht  euer  Glaube  sinckt. 
Bey  diesem  Wein,  bey  diesem  Brod, 
Erinnert  euch  an  meinen  Tod. 

Zum  Zeichen  der  Hochachtung 
und  Ehrfurcht  setzte  dieses 
seiner  geliebtesten  Mutter 

Ffurt  J.  W.  Goethe, 

d.  30  Sept. 
1765. 


176  Neue  Mittheilungen. 


In  dem  Geiste,  der  dem  sechszehnjährigen  Jüngling 
diese  Verse  eingegeben  hat,  sind  auch  alle  übrigen  Ein- 
zeichnungen  vertasst.  Wir  erkennen  aus  ihnen,  in  welchem 
Kreise  die  junge  Braut  und  Frau  sich  bewegt  hat,  Jahr- 
zehnte vor  der  Zeit,  da  sich  ihr  warmes  Gemüth  zu  dem 
kindhchen  Gottvertrauen  und  der  gesunden  Lebensfreudig- 
keit abklärte,  die  aus  jedem  ihrer  Briefe  an  den  Sohn  und 
dessen  Angehörige  so  mild  hervorleuchten.  Wie  Goethe 
in  Dichtung  und  Wahrheit  so  schön  sagt,  begegnete  ihr 
in  der  Religion  »das  nächste  Interesse,  das  sie  um  so  lieber 
ergriff,  als  ihre  vorzüglichsten  Freundinnen  gebildete  und 
herzliche  Gottesverehrerinnen  waren.  Unter  diesen  stand 
Fräulein  von  Klettenberg  obenan«.  Die  Einzeichnung  der 
»schönen  Seele«  auf  Blatt  138  lautet: 

Lass  mich  recht  Arm  u  Elend  werden, 

und  decke  meinen  Schaden  auff, 

die  innere  Greul  den  Sinn  der  Erden, 

u  heme  meinen  alten  Lauff, 

lass  mich  den  Schlangen  Biss  empfinden, 

u  sich  den  Durst  nach  Dir  entzünden, 

dass  ich  nach  nichts  mehr  schrey  u  fleh 

als  nur  nach  Dir  u  Deiner  (inade, 

biss  ich  mich  bey  so  grossem  Schade 

geheilet  u  erhöret  seh. 

Ihrer  werthen  Freundin  schreibt   dießes  zum  Andencken 

S.  C.  S.  von  Klettenberg. 

Ihre  Schwester,  Maria  Magdalena  von  Klettenberg, 
schreibt  aus  demselben  Gedankenkreise  am  16.  März  1748: 

So  lange  sich  mein  Blut  in  meinen  Adern  reget, 
will  ich  für  Deine  Huld,  Erlöser,  danckbar  seyn. 
So  lange  noch  ein  Puls  in  meinem  Hertzen  schlaget, 
so  lang  entschliess  ich  mich  die  Sünde  anzuspeyn. 
Du  hast  die  Freyheit  mir  von  ihrem  Joch  erworben, 
ich  bin  an  Deinem  Chreutz  derselben  abgestorben. 

Zur    Auffmunterung,    dem    Erwürgten    Lamm,    Ewig 
danckbar  zu  seyn.  Schrieb  dieses  ihrer  lieben  Freundin 

M.  M.  S.  von  Klettenberg. 

Noch  ein  drittes  Glied  der  Familie,  M.  F.  von  Kletten- 
berg, finden  wir  durch  ähnliche  Verse  vertreten. 


Das  Stammbuch  der  Frau  Rath.  177 

Somit  müssen  wir  die  kaum  siebzehnjährige  Besitzerin 
als  ein  richtiges  Mitglied  des  Kreises  betrachten,  den  wir 
uns  um  die  »schöne  Seele«  geschaart  denken.  In  seinen  vor- 
züghchen  Anmerkungen  zu  der  Hempel'schen  Ausgabe 
von  Dichtung  und  Wahrheit  vermuthet  Herr  von  Loeper, 
dass  der  Eintritt  der  Frau  Rath  in  den  »frommen  Kreis« 
erst  später,  erst  nach  dem  1761  erfolgten  Tode  ihres 
Seelsorgers  Fresenius  erfolgt  sei;  unser  Schatzkästlein 
belehrt  uns  eines  andern.  Wenige  Tage  nach  den  Damen 
Klettenberg,  am  4.  April  1748,  zeichnet  Fresenius  sich 
folgendermassen  ein: 

Du  hast  in  Deinem  Thun  mich  zweymal  recht  vergnüget: 
Vor's  erste,  da  Du  Dich  im  Lernen  treu  bewiesen, 
Als  ich  Dir  Gottes  Wort  zum  Leitstern  angepriesen. 
Darnach:  als  Du  die  Welt  durch  Gottes  Kraft  besieget. 
Nun  warte  ich  mit  Recht  noch  auf  die  dritte  Freude: 
Dass   Du    Gott    treu   verbleibst,    bis    Leib    und   Seel'    sich 

scheide. 

Aus  inniger  Hochachtung  und  zur  steten  Ermunterung 
der  Jungfer  Besitzerin,  als  seiner  geistlichen  Tochter 
schreibet  dieses  Dero  treuer  Beichtvater 

Johann  Philipp  Fresenius. 

—  und  am  selben  Tage  auch  seine  Gattin  Charlotte.  Noch 
zwei  andere  Frankfurter  Prediger  finden  wir  unter  den 
Freunden :  C.  C.  Griesbach  und  seine  Gattin  Johanna 
Dorothea,  (die  Eltern  von  Goethes  Studiengenossen  in 
Leipzig  und  späterem  Professor  der  Theologie  in  Jena)  und 
Joh.  Martin  Guckelin.  Von  näheren  Familienmitghedern 
finden  wir  die  jüngere  Schwester  der  Frau  Rath,  Johanna 
Maria  Textor,  Goethes  »lebhafte  Tante«  Melber,  die  aber 
in  diesem  Stammbuch  wie  alle  anderen  schon  als  vierzehn- 
jähriges Mädchen  sich  mit  den  ernstesten  Versen  ein- 
zeichnet, —  einen  Andreas  Textor,  sowie  zwei  Kinder 
der  weitverzweigten  Familie:  Gredel  und  Andreas;  dann 
den  angeheiratheten  Onkel  Joh.  Michael  von  Loen,  der 
seiner  »herzgeliebten  Nichte«  einige  Verse  einzeichnet, 
die  sich  durch  einen  frischeren  Ton  erfreulich  von  den 
meisten  der  übrigen  abheben : 

Goetue-Jaiirbucu  XII.  12 


lyS  Neue  Mittheilungen. 


Wir  suchen  in  entlegnen  Gründen 

Was  wir  in  unsern  Herzen  finden : 

Hier  ist  des  Herrn  geweihter  Ort. 

Was  lauffen  wir  nach  fremden  Schaaren, 

Die  uns  vergebens  offenbaren: 

Der  Herr  ist  hier  —  der  Herr  ist  dort. 

Er  Selbsten  ist  des  Lebens  Wort. 

Herr !  schenck  uns  Dich,  das  höchste  Gut ! 

Nichts  kann  den  trägen  Geist  erheben 

Als  wenn  er  durch  ein  göttlich  Leben 

Dem  Heiland  in  dem  Schoosse  ruht. 

Die  übrigen  Namen  der  eingezeichneten  Freunde  werden 
zum  Theil  (wie  Clauer,  Scholl  u.  a.)  auch  in  Wahrheit 
und  Dichtung  genannt,  —  für  andere  (Nogelin,  Schaaf, 
Saltzmann,  Schultz,  Walther,  Woltersdorff)  fehlt  uns  bis  jetzt 
jede  Anknüpfung.  Wer  sie  auch  gewesen  sein  mögen,  das 
in  ihren  Einzeichnungen  meistens  erbetene  Gedenken  hat 
ihnen  die  Frau  Rath  sicher  gewährt,  wenn  sie  in  trüben 
und  bangen  Stunden  ihr  Schatzkästlein  zur  Hand  nahm  und 
in  ihm  Trost  und  Erhauuna:  suchte  und  fand. 


IL  Abhandlungen. 


I.  Erinnerungen 
VON  UND  AN  Jenny  von  Pappenheim 

(Freifrau  v.  Gustedt). 
Von 

LiLY    VON   KrETSCHMAN. 


!en  grossen  Todten  werden  Denkmäler  gesetzt,  ihnen 
zur  Ehre,  den  Nachlebenden  zur  Erinnerung.  Und 

doch,  an  wie  vielen  hasten  die  Menschen  vorüber 

und  wissen  nichts  mehr  von  denen,  die  in  Erz  gegossen 
oder  in  Marmor  gemeisselt  zu  ihnen  hinuntersehen.  Es 
giebt  aber  auch  Todte,  die  keines  Denkmals  bedürfen,  die 
selbst  ihr  ganzes  Leben  zu  einem  Kunstwerk  gestalteten, 
das  denen,  die  in  ihre  Nähe  kommen,  dauernd  im  Ge- 
dächtniss  bleiben  wird.  Zu  solchen  Todten  gehört  meine 
Grossmutter,  deren  Andenken  diese  Zeilen  gewidmet  sind. 
Um  die  beste  Mutter,  die  treuste  Freundin  trauern  die 
Hinterbliebenen,  um  die  letzte  Erscheinung  aus  Weimars 
Glanzzeit  haben  die  Fernerstehenden  wohl  auch  einigen 
Grund  zur  Trauer. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  ihr  innerUch  und  äusserlich 
so  reiches  Leben  zu  schildern;  ihre  Beziehungen  zu  Goethe 
und  zu  dessen  Familie  sind  reichhaltig  genug,  um  durch 
sie  allein  die  Verstorbene  den  Lesern  näher  zu  bringen. 

»Alte  Leute  machen  sich  durch  das  Auskramen  ihrer 
Erinnerungen  Euch  Jungen  oft  unleidlich« ,  meinte  sie. 
»Wie  viele  sind  nichts  als  getrocknete  Pflanzen,  die  aus- 
einanderfallen, wenn  man  sie  anfasst«.  Diesem  Gedanken 
folgend,  sprach  sie  selten  von  ihrer  Jugend,  erzählte  jedoch 
bereitwillig  und  mit  der  ihr  eigenen  geistvoU-anmuthigen 
Art  von  ihr,   wo  sie  Interesse  vermuthcte   und  darum  ge- 


l82  Abhandlungen. 


beten  wurde.  Am  inhaltreichsten  sind  ihre  Briefe  und  ihre 
hinterlassenen  Aufzeichnungen,  aus  denen  im  Folgenden 
einiges  mitgetheilt  werden  soll. 

»Meine  ersten  Beziehungen  zu  Goethe  waren  im  Jahr 
1825.  Auf  Wunsch  meiner  Mutter  schickte  ich  zur  Aus- 
stellung der  Weimarischen  Zeichenschule  von  Strassburg 
aus,  wo  ich  in  Pension  war,  die  Kopie  eines  charaktervollen 
Bildes  »le  prisonier« ;  es  war  in  Wischmanier,  a  l'estombe, 
und  stellt  den  Moment  dar,  wo  ein  bekehrter  Verbrecher 
den  letzten  Trost  seines  Beichtvaters  empfängt.  Zu  meinem 
Entzücken  erhielt  ich,  damals  14  Jahr  alt,  eine  silberne 
Medaille,  worauf,  neben  schön  ausgeprägten,  symbolischen 
Figuren  die  Worte  standen:  »der  Fleiss  benutzt  die  Zeit« 
und  »die  Zeit  belohnt  den  Fleiss«.  —  Um  mich  dankbar 
zu  beweisen,  schrieb  ich  einen  kindlich-hochtrabenden  Brief: 
»Du  grösster  Dichter  meines  lieben  Vaterlandes  etc.«  u. 
zeichnete  mit  grosser  Mühe,  nach  einem  alten  Folianten, 
in  welchem  Ludwig  XIV.,  von  Geschichte  u.  Wahrheit, 
welche  Neid  u.  Lüge  zertreten,  verherrHcht  wurde,  deren 
Tempel,  nur  dass  ich  in  den  Nischen,  statt  der  des 
Königs,  die  Büsten  von  Schiller  und  Goethe  anbrachte. 
Karl  August  sagte,  als  er  das  Bild  sah  :  »was  haben  sie  das 
arme  Kind  mit  Geschmacklosigkeiten  gequält«.  — «  ~ 

Im  November  1826  kam  Jenny  v.  Pappenheim  zu  ihrer 
Mutter,  der  in  zweiter  Ehe  mit  dem  Minister  von  Gersdorff 
vermählten  geborenen  Gräfin  Waldner  von  Freundstein, 
nach  Weimar  zurück.  Ihre  Schönheit,  die  bis  in  ihr  spätes 
Alter  unverwischbar  war,  entzückte  Alle,  die  ihr  begegneten. 
Auch  Goethe,  der  sie  und  ihre  Mutter  im  Aldobrandini- 
Zimmer  empfing,  begrüsste  das  heiss  erröthende  Mädchen 
freundlich  mit  »Frauenzimmerchen«  und  »mein  schönes 
Kind«.  Die  Erregung  verschloss  ihr  die  Lippen;  erst  als 
Goethe  lächelnd  sagte:  »Die  Augen  werden  viel  Unheil 
anrichten«,  ermannte  sie  sich  zu  der  verwunderten  Frage : 
»warum  denn  grade  Unheil  ?«  In  der  nächsten  Zeit  sah 
sie  den  Dichterfürsten  nur  bei  seinen  Abendgesellschaften, 
w"0  er  ihr  immer  so  gewaltig  imponirte,  dass  sie,  wie  sie 
sagt  »eigentlich  nie  ich  selbst  war«.  —  Erst  nach  der 
Geburt  von  Alma  wurden  ihre  Beziehungen  zu  Goethes 
Haus  und  Familie  sehr  innige.  Im  Eingang  eines  französisch 
geschriebenen  Charakterbildes  von  Ottilien,  ihrer  geliebten, 
wiewohl  sehr  viel  älteren  Freundin,  schreibt  sie   darüber: 

»Je  montais  ce  large  escalier  classique,  que  tant  de 
fois  mes  pas  avaient  mesure;  —  a  15  ans  en  chapeau  rond, 
en  robe  de  pension,  ou  a  cote  de  ma  mere  j'allais  avec 
une  emotion  d'enfant,  et  un  enthousiasme  de  jeune  fiUe, 
voir  pour  la  premiere  fois  le  Nestor,  l'Hercule  du  Parnasse 


Erinnerungen  an  Jenny  v.  Pappenheim.  183 

gennanique,  que  mon  coeur  saliuit  avec  ce  respect  saint, 
qui  fait  croiser  les  bras  sur  la  poitrine,  avec  la  tendresse 
confiante,  qui  fait  trouver  avec  tant  d'abandon  un  pere 
dans  l'auguste  vieillard  aux  cheveux  blancs  et  au  front 
de  Jupitere;  —  ä  seize  ans  j'y  montais  pour  trouver 
ma  poupee,  une  jolie  petite  fille,  qui  m'etait  permi  d'en- 
mailloter  et  de  porter  pendant  une  heure  —  plus  tard 
sa  mere  devint  mon  amie  et  avec  combien  d'emotions 
differentes  mes  pieds  franchirent  ces  marches  commodes ! 
—  —  —  —  —  —  — « 

An  anderer  Stelle  lesen  wir:  »Ottiliens  edler,  poetischer 
Geist,  ihre  liebenswürdige  Gabe  aus  jedem  Menschen  das 
Beste  u.  Klügste,  w^as  in  ihm  lag,  herauf  zu  beschwören, 
das  neid-  u,  klatschlose,  geistig  anregende  im  Verkehr  mit 
ihr  übten  einen  unwiderstehlichen  Zauber  auf  mich  aus 
u.  der  Weg  an  Goethes  Thür  vorüber  nach  den  Dachstuben 
zu  dem  »verrückten  Engel«  wie  sie  meine  Tante  Egloff- 
stein,  zu  der  »Frau  aus  einem  andern  Stern«,  wie  sie  ihre 
Freundin,  Anna  Jameson,  nannte,  wurde  viel  von  mir 
zurückgelegt.  Goethe  selbst  führte  damals  schon  körper- 
lich das  regelmässigste  Greisenleben.  Zwei  Mal  in  der 
Woche  hielt  Karl  Augusts  einfacher  Wagen  vor  der  Thür, 
während  die  wunderbaren  Freunde  oben  zusammen  waren. 
Der  28.  Aug.  1827  versammelte  zum  letzten  Mal  ein  Schaar 
Gratulanten  in  Goethes  Zimmern.  Später  unterblieb  auf 
seinen  Wunsch  der  grosse,  angreifende  Empfang.  Damals 
überbrachte  König  Ludwig  von  Baiern  dem  Dichter  seinen 
Orden;  es  war  ein  bewegter  Augenblick,  doch  die  Menge 
der  Fürsten  auf  weltlichem  und  geistigem  Gebiet  beachtete 
ich  wenig  neben  dem  wunderbaren  Glanz  der  Goethe- 
Augen.  —  Jahrs  darauf  schickte  König  Ludwig  einen  an- 
tiken Torso,  was  Goethes  Friseur  Kirchner,  der  täglich 
die  Frisur  auf  dem  Jupiterhaupt  herstellte,  meiner  Mutter 
mittheilte :  »es  war'  ein  Mann  ohn'  Kopf  u.  Arm  — 
die  würden  aber  wohl  nachkommen«.  Uebrigens  machte 
Kirchner    unverwehrt    kleine    Geschäftchen    mit    Goethes 

abgeschnittenen  Haaren. — 

»Zu  einem  späteren  28.  August  stickte  ich  ein  Paar 
Pantofteln,  da  ich  aber  nie  eine  Künstlerin,  ja  nicht  einmal 
eine  Verehrerin  von  sogenannten  Damenhandarbeiten  war, 
schämte  ich  mich  meiner  unvollkommenen  Gabe,  und  schrieb, 
da  ich  nicht  wagte  sie  selbst  zu  bringen,  folgende  Verse 
dazu : 

Nur  ganz   bescheiden  nah'   ich  heute  mich, 
Wo  so  viel  schönre  Gaben  dich  umringen, 
Doch,  Herr,  Bedeutung  hab'  auch  ich. 
Denn  Liebe  und  Verehrung  soll  ich  bringen. 


184  Abhandlungen. 


Drum,  wenn  auch  Höh're,  Meister  dich  begrUssen, 
Mir  gönne  nur  den  Platz  zu  deinen  Füssen. 
»Zwar  kann  ich  Engeln  nicht  Befehle  geben, 
Dass  seine  Schritte  sie  mit  Liebe  führen 
Doch  will  ich  weich  mit  Seide  euch  durchweben, 
Dass  ihn  kein  Steinchen  möge  hart  berühren«. 
So  sprach  die  Herrin,  und  so  lass  mich  schliessen 
Und  gönn'  auch  ihr  den  Platz  zu  deinen  Füssen«. 

Es  war  etwa  elf  Uhr  Vormittags,  als  Friedrich,  Goethes 
wohlbekannter  Diener,  mir  auf  meiner  Eltern  Treppe  be- 
gegnete, um  der  Freudestrahlenden  des  Dichters  Dank  zu 
bringen.  Auf  rosa  gerändertem,  grossem  Bogen  las  ich 
Goethes  Antwort  [abgedruckt  Hempel  III,  Seite  367]. 

Darunter  stand: 
)>Am  28'^"  August  Der  älteste  Verehrer 

183 1.  JW  V.  Goethe«. 

Dies  Blatt,  sowie  der  blaue  Umschlag  mit  der  Adresse: 
Fräulein  Jenny  v.  Pappenheim,  und  einem  leider  zer- 
schnittenen Siegel,  ist  in  meinem  Besitz.  Auch  habe  ich 
noch  ein  Blatt,  das  sie  in  Strassburg  erhielt  und  zwar 
für  die  Autographensammlung  eines  alten  Freundes,  der 
aber  starb,  ehe  die  ersehnte  Bereicherung  seiner  Sammlung 
in  seinen  Besitz  kam.  Es  enthielt  die  dritte  Strophe  des 
unter  dem  Namen  »Neugriechische  Liebe -Skolien«  be- 
kannten Gedichts: 

Nun  der  Fluss  die  Pfade  bricht 

Ich  zum  Nachen  schreite. 

Leite,  liebes  Himmelslicht 

Mich  zur  andern  Seite. 

W.  Juni  1825,  J.  W.  V.  Goethe. 

(Neugriechisch.) 

Ebenso  besitze  ich  ein  Exemplar  der  Jubiläumsausgabe 
der  Iphigenie,  welche  zur  Feier  von  Goethes  5oiährigem 
Aufenthalt  in  Weimar  am  7  Nov.  1825  aufgeführt  und 
gedruckt  wurde.  Der  Band  ist  blau  cartonnirt  und  zeigt 
auf  der  Innenseite  ein  eingeklebtes  Blatt  auf  rosa  Glanz- 
papier mit  den  Worten :  »Freundlich  treuer  Gruss  und 
Wunsch  zum  7te"  September  1830«. 

Weimar.  Goethe. 

Es  war  dies  ein  Geburtstagsgeschenk  an  die  junge 
Freundin  seiner  Schwiegertochter.  Bei  einer  anderen  Ge- 
legenheit, Jahr  und  Tag  wusste  die  Verstorbene  nicht  mehr 


Erinnerukgev  an  Jexxv  V.  Pappenheim.  185 

genau  anzugeben,  schenkte  er  ihr  einen  Ring,  der  in  ein- 
facher goldner  Fassung  einen  Bergcrystall  mit  seltsamer 
Versteinerung  darin  zeigt.  Mit  etwas  Phantasie  vermag 
man  einen  Pfeil  darin  zu  erkennen.  Darauf  Bezug  nehmend, 
meinte  Goethe  scherzend,  es  sei  der  Pfeil  mit  dem  sie  ihn 
getroffen  habe.  Eine  der  liebsten  Erinnerungen  an  den 
Dichter  knüpfte  sich  an  einen  Spaziergang,  den  meine 
Grossmutter  mit  Ottilie  nach  Tiefurt  machte.  Goethe  kam 
hinausgefahren,  stieg  aber,  als  er  die  Beiden  sah,  aus,  um- 
schlang jede  von  ihnen  mit  einem  Arm  und  führte  sie  zurück 
nach  der  Um,  lebhaft  von  Tiefurts  Glanzzeiten  erzählend. 
Er  zeigte  ihnen  den  Platz,  wo  die  »Fischerin«  aufgeführt 
wurde  und  vertiefte  sich  ganz  in  die  Vergangenheit.  So 
weich  und  milde  war  er  dem  jungen  Mädchen  nie  erschienen. 
Unterwegs  begegnete  ihnen  ein  Knabe,  der  Pfefferkuchen 
feil  bot.  Goethe  nahm  ein  grosses  Herz  und  schenkte  es 
seiner  schönen  Begleiterin,  dann  fuhr  er  mit  ihr  und  seiner 
Schwiegertochter  nach  Haus,  wo  er  sie  Beide  noch  zu 
seinem  einfach-guten  Mittagessen  bei  sich  behielt.  Eine 
Vorlesung  des  Tasso  durch  Schauspieler,  verschiedene  Nach- 
mittagsbesuche mit  Gräfin  Julie  Egloffstein  und  Adele  Schopen- 
hauer schlössen  sich  dem  an;  bei  einigen  Charaden-Auf- 
führungen  im  Aldobrandinizimmer  wirkte  meine  Grossmutter 
ebenfalls  mit.  Lebhafter  in  Erinnerung  jedoch  ist  ihr  eine 
Scene  geblieben,  zu  der  ein  seltsamer  Fund  Anlass  gab. 
Ottilie  und  sie  fanden  einen  Menschenschädel  in  Goethes 
Hausgarten  und  bereiteten  ihm  einen  stillen  Ruheplatz  unter 
einem  Baum.  Goethe  sah  von  seinem  Arbeitszimmer  in  den 
sonnigen  Garten,  kam  hinunter  und  sagte :  »ihr  Frauen- 
zimmerchen verklärt  noch  den  Tod«. 

Oft  traf  sie  ihn  im  Parkgarten,  wenn  er  einsam  zwischen 
den  Malven  auf  und  niederging,  er  hatte  seine  Freude  an 
den  Blumen,  und  mochte  sich  wohl  auch  der  lieblichen 
Menschenblume  freuen,  wie  er  denn  überhaupt  die  Jugend 
über  Alles  liebte.  Vor  den  mit  den  Jahren  immer  seltner 
werdenden  Abendgesellschaften  erkundigte  er  sich  bei 
Ottilien  genau  nach  den  Herzensbeziehungen  seiner  jungen 
Gäste  und  mahnte  sie,  darauf  zu  achten,  »dass  ihm  (oder 
ihr)  sein  Glück  begegne«.  Da  sah  man  denn  hoch,  gross, 
etwas  steif  den  Dichterfürsten  die  Gäste  empfangen.  Das 
Aldobrandinizimmer  barg  den  Kreis  der  Mütter  und  Tanten 
und,  da  Goethe  bei  solchen  Zwangsgelegenheiten  selbst 
wenig  sprach,  oft  eine  grosse  Portion  Langerweile;  das 
Urbinozimmer  daneben  wusste  davon  nichts,  da  war  für 
die  »Begegnungen  des  Glücks«  gesorgt.  Sobald  Männer, 
wie  Rückert,  Rauch,  Mendelssohn,  Humboldt  zugegen  waren 
hatten  die  Feste  einen  andern  Charakter  und  der  Hausherr 


l86  Abhandlungen. 


betheiligte  sich  lebhaft  an  der  Unterhaltung.  Schwere 
Schicksalsschläge,  wie  Karl  Augusts  und  seines  Sohnes  Tod 
bildeten  seinen  Hang  zur  Einsamkeit  immer  mehr  aus. 
Nur  bei  Tisch  sah  er  gern  einzelne  Freunde.  Kurz  vor 
seinem  Tode  erfreute  er  meine  Grossmutter  noch  mit 
einem  poetischen  Gruss.  Die  Gattin  des  französischen 
Gesandten  »Grätin  Vaudreuil«  so  erzählt  die  Verstorbene 
»hatte  mich  in  Buntstift  für  sich  zeichnen  lassen;  sie  schickte 
das  Bild  zur  Ansicht  an  Goethe,  der,  in  der  Meinung,  ich 
habe  es  ihm  gesandt  mir  diese  Verse  zukommen  Hess : 

Der  Bekannten,  Anerkannten : 

»Dich  sah  ich  lieber  selbst, 

Doch  könnt'  ich  nur  verheren, 

Wer  dürfte  dann  dein  Auge  so  fixiren«. 

i6  Januar  1832  G. 

»Auf  dringende  Bitten  meiner  Freundin,  mere  Marie  de 
la  Croix,  welche  Nonne  im  Kloster  des  Oiseaux  zu  Paris 
war,  schenkte  ich  das  Blatt  der  Bibliothek  dieses  Klosters, 
vielleicht  einen  der  letzten  Verse  von  Goethes  Hand.  Noch 
eine  Geschichte  möchte  ich  erwähnen,  die  Goethe  mir 
selbst  erzählte;  er  habe  eine  unsichtbare  Bedienung, _  die 
den  Vorplatz  des  Gartenhauses  immer  rein  gefegt  hielt; 
»es  war  wohl  Traum«  sagte  er,  »aber  ganz  ^vie  VVirklich- 
keit,  dass  ich  einst  in  meiner  oberen  Schlafstube,  deren 
Thür  nach  der  Treppe  zu  auf  war,  in  der  ersten  Tages- 
frühe eine  alte  Frau  sah,  die  ein  junges  Mädchen  unter- 
stützte. Sie  wandte  sich  zu  mir  und  sagte :  »Seit  25  Jahren 
wohnen  wir  hier,  mit  der  Bedingung  vor  Tagesanbruch 
fort  zu  sein,  nun  ist  sie  ohnmächtig  und  ich  kann  nicht 
gehen«.  Als  ich  genauer  hinsah,  war  sie  verschwunden«. 
Ottihe,  auch  Wolfund  Walter  erzählten  noch  oft  von  einem 
»Mittagsspuk«  in  Goethes  Garten,  besonders  nach  seinem 
Tod.  Ich  war  grade  kurz  nachher  stundenlang  dort  und 
habe  nichts  davon  bemerkt.  — 

»Vielfache  kleine,  durch  ihn,  den  Meister,  gross  werdende 
Erinnerungen  tauchen  bei  mir  auf;  es  fehlt  aber  für  Andere 
der  Rahmen  des  damaligen,  äusserlich  so  einfachen,  in 
Herz  und  Geist  so  geschmückten  weimarischen  Lebens. 
Man  hatte  Zeit  für  einander  und  für  sich  selbst,  das  Hasten 
und  Jagen  unsrer  Zeit  war  uns  unbekannt,  das  Leben 
nach  innen  hin  tiefer  und  reicher,  so  arm  es  nach  aussen 
erscheinen  mochte.  Und  doch  fiel  auch  meine  Jugend 
schon  in  den  Abend  dieses  geistie;en  Lebens  —  eine  schöne 


Erinnerungen  an  Jenny  y.  Pappenheim.  1 87 

Mondscheinnacht,   mit  mildem  hohen,  die  Landschaft  ver- 
klärendem Licht!  —  — 

»Wenn  Goethe  nichts  geschrieben  hätte,  würde  er  doch 
in  die  erste  Reihe  der  besten  Menschen  gehören.  Er  war 
gut,  neidlos,  einfach,  half  und  förderte  gern,  keine  Hoch- 
schätzung der  Welt  hat  ihn  eitel,  keine  ihrer  Huldigungen 
hat  ihn  anmassend  gemacht.  Was  Vielen  als  Egoismus 
erschien,  das  Wegräumen  äusserer  Hindernisse  auf  dem 
Weg  zu  seinen  Zielen,  hat  diese  Ziele  möglich  gemacht. 
Er  gab  seinem  Volk  eine  Sprache,  den  deutschen  Geistern 
einen  Mittelpunkt,  er  weckte  schlummernde  Kräfte,  Ge- 
danken, Gefühle  und  Bestrebungen  in  einem  Maasse,  welches 
sich  besonders  darin  documentirt,  dass  nach  einem  Jahr- 
hundert seines  Wandeins  und  Wirkens,  kaum  ein  deutsches 
Werk  erscheint  ohne  Motto  aus  Goethes  Schriften  und  ohne 
Citate  zur  Bekräftigung  ausgesprochener  Ansichten.  Wie 
reich  und  voll  er  das  geistige  Leben  erfasste  und  beherrschte, 
so  bedürfnisslos  war  er  im  äusseren  Leben.  In  seinen 
unansehnlichen  Wohnstuben  leuchteten  und  lebten  mit  ilim, 
durch  ihn  und  in  ihm  grosse  und  gute  Geister,  in  seiner 
unansehnlichen  Equipage,  in  den  unansehnlichen  grauen 
Mantel  gehüllt,  spendete  er  Gedanken,  Lebensweisheit, 
menschenfreundliche  Gesinnungen ;  in  seinen  einlachen 
Gärten  war  keine  Blume  für  ilin  ohne  Genuss,  kein  Licht 
und  Farbeneifect  ohne  Beachtung,  keine  Naturerscheinung 
ohne  Gedankenanregung.  Und  wie  grossartig  waren  die 
letzten  Stunden  seines  "Lebens,  ruhig,  mild,  mit  klarem 
Geist,  noch  empfänglich  für  anmuthige  Kunstleistung.  Ein 
Maler  hatte  ihm  das  Bild  der  schönen  Gräfin  Vaudreuil 
geschickt  —  er  betrachtete  es  aufmerksam:  »wie  gut  ist 
es  doch,  wenn  der  Künstler  nicht  verdirbt,  was  Gott  so 
schön  gemacht  hat«.  Noch  in  den  letzten  Stunden  stand 
er  hocli  aufgerichtet  in  der  Thür  seiner  Stuben,  sodass  er 
ungewöhnlich  gross  erschien.  Das  bekannte  Wort :  »Mehr 
Licht«  mag  er  wohl  gesagt  haben,  klar  und  deutlich  aber 
sprach  er  seine  letzten  Worte :  »Nun  kommt  die  Wandelung 
zu  höheren  Wandelungen«.  Er  starb  kampflos,  sagten 
die  Anwesenden,  nur  Ottilie  warf  sich  mir  gleich  darauf 
schluchzend  in  die  Arme :  »und  das  nennen  die  Leute 
leicht  sterben !«  Meine  letzte  Erinnerung  an  ihn  wMr  der 
ernste,  mächtige,  stille  Trauerzug,  der  ihn  in  weihevoller 
Stunde   zu  Karl  Augusts  Fürstengruft  geleitete«.  — 

Die  innige  Liebe,  die  meine  Grossmutter  für  Ottilie 
empfand,  zeigt  sich  am  deutlichsten  in  dem  Charakterbild, 
das  sie  von  der  damaligen  OttiHe  entwirft.  Diese  unaus- 
löschliche Liebe  hat  das  Leben  der  späteren  Ottilie  pietät- 
voll verschleiert.    Ihren    beiden  Söhnen    ist   sie  Zeit   ihres 


l88  Abhandlungen. 


Lebens  eine  treue  Freundin  gewesen,  besonders  Wolf,  der 
auch  seines  Grossvaters  Liebling  war,  stellte  sie  sehr  hoch. 
Sie  schrieb  am  Tage  seiner  Beerdigung: 

» Niemand    staunte,   Niemand    begriff,   was    in 

einem  Menschen  liegen  musste,  der  mit  19  Janren  »Erlinde« 
schrieb.  Stolz  und  stumm  hüllte  er  sich  in  sein  einsames 
geistiges  Leben  und  durchschritt  ernst,  forschend,  lernend 
und  denkend  ein  langes  Leidensdasein.  —  Es  fand  ein  Mann 
am  Meer  eine  verschlossene  Muschel  und  weil  sie  keine 
Auster  war,  schleuderte  er  sie  zurück  in  die  See,  nicht 
ahnend,  dass  sie  die  köstlichste  Perle  enthielt.  Der  Mann 
war  Deutschland,  die  verschlossene  Muschel  Wolfs  liebe, 
edle,  grosse  Seele«. 

Als  Jenny  v.  Pappenheim  sich  mit  Baron  v.  Gustedt 
vermählte  und  fern  aufs  Land  nach  Westpreussen  zog, 
blieb  sie  dennoch  durch  lebhaften  Briefwechsel  mit  ihren 
Freunden  vereint.     Zu  diesen   gehörten    hauptsächlich   die 

grossherzoglichen  Kinder ;  vor  allen  Prinzess  Augusta, 
»eutschlands  spätere  Kaiserin.  Das  war  eine  Freundschaft, 
die  sich  unwandelbar  gleich  blieb :  von  der  Kindheit  an, 
die  unter  Goethes  Augen  und  in  Goethes  Geist  aufwuchs; 
durch  die  Noth,  das  Leid  und  den  Kampf  des  Lebens  und 
des  Vaterlandes,  bis  zum  Kaiserthron,  bis  zu  einem,  durch  das 
Bewusstsein  erfüllter  Pflichten,  erreichter  Ziele,  vollendeten 
Strebens  verklärten  Alter,  Und  nicht  in  den  »getrockneten 
Pflanzen«  alter  Erinnerungen  lebte  die  Heimgegangne.  Sie 
stand  immer  mit  vollstem  Interesse  mitten  in  der  Gegen- 
wart. Nicht  nur,  dass  ihr  klarer  Verstand  prüfend  die 
Dinge  und  Begebenheiten  erfasste,  sie  brachte  ein  tiefes, 
echt  weibliches  Herzensinteresse  Allem  und  Jedem  entgegen. 
»Nichts  Menschliches  war  ihr  fremd«.  Etwas  von  dem 
allumfassenden  Goethegeist  war  in  ihr;  das  Goethethum, 
wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf,  war  ihr  kein  Gegen- 
stand kritischer  Untersuchung,  oberflächlicher  Conversation, 
sie  lebte  darin.  Und  wunderbar  verband  sich  dieser  Geist 
aus  Weimars  klassischer,  wie  Unberufene  wohl  auch  sagten, 
»heidnischer«  Zeit  mit  dem  Geist  des  Christenthums.  Grade 
diese  Vereinigung  machte  ihre  Erscheinung,  ihr  Leben  für 
Alle,  die  sie  kannten,  zu  einem  so  vollendeten.  Alles 
kalte,  verdammende  Formelwesen  lag  ihr  fern,  aber  das 
höchste  Gebot,  das  der  Nächstenliebe,  hat  sie  befolgt  ihr 
Lebenlang  bis  ins  Kleinste  und  Äusserste.  Ihr  grosses  Herz 
umfasste  die  Familie,  die  Freunde,  das  Volk,  die  Mensch- 
heit mit  aller  Kraft  thätiger  Liebe.  Sie  that  Gutes,  wo 
sie  konnte,  sei  es  durch  äussere  Unterstützung,  sei  es 
durch  Trost  und  Rath.  Und  wie  anregend  war  der  Ver- 
kehr, die  Unterhaltung  mit  ihr!     Ihren  Ausspruch:   »nicht 


Erinnerungen  an  Jenny  v.  Pappenheim.  189 

das  allein,  was  du  giebst,  sondern  das  was  du  bei  Andern 
hervorlockst,  macht  dich  Uebenswürdig«,  befolgte  sie  selbst 
genau.  Wer  weilte  nicht  gern  in  ihrer  Nähe,  wer  über- 
Hess  sich  nicht  gern  dem  belebenden  Zauber  ihrer  Liebens- 
würdigkeit, die  keine  Sache  der  Form,  sondern  des  Herzens 
war,  wer  erfreute  sich  nicht  ihrer  Briefe,  die  trotz  ihres 
stillen ,  zurückgezogenen  Landlebens  so  inhaltreich  und 
formvollendet  waren,  fern  dem  leeren  Depeschenstil  des 
heutigen  Grossstädters  ? 

Es  ist  ein  trauriges  Zeichen  unserer  Generation,  dass 
eine  Gestalt  wie  diese  nicht  mehr  in  ihr  aufwächst.  Wir 
haben  keine  Zeit,  keine  Sammlung,  um  neben  dem  Leben 
nach  aussen,  das  Leben  nach  innen  zu  fördern  und  keinen 
Goethe,  dessen  lebendige  Persönlichkeit  unsrer  Jugend 
Führung  und  Weihe  giebt. 

Was  die  edle,  heimgegangene  Frau  an  Schriften  hinter- 
lassen hat,  ist  äusserst  anregend  und  interessant.  Wer  ihr 
aber  nahe  stand,  wird  die  Kraft  ihres  segensreichen  Ein- 
flusses empfinden,  der  Alles  was  von  ihr  und  über  sie 
geschrieben  ist,  überdauern  wird. 

Ein  Denkmal  im  Herzen,  zu  dessen  Bau  es  keiner 
Aufforderung  bedarf. 

Ich  schUesse  am  besten  mit  den  herrlichen  Worten  der 
Kaiserin  Augusta,  die  sie  kurz  vor  ihrem  Tode  aussprach: 

»Es  gereicht  mir  zu  grosser  Genugthuung,  dass  ich 
während  meines  ganzen  Lebens  diese  ausgezeichnete  Frau 
habe  Freundin  nennen  dürfen«. 


2.  Über  den  Gewinn 

UNSERER  Anschauungen 

VON 

Goethes 
Naturwissenschaftlichen  Arbeiten 

DURCH  DIE  Publikationen  des  Goethe  -  Archivs. 
Von- 

Rudolf  Steiner. 


ie  Fragen,   die  sich   dem   Betrachter  von   Goethes 
naturwissenschafthchen  Schriften  aufdrängen,  waren 

nach  dem  bisher  vorliegenden  Materiale  nicht  leicht 

zu  beantworten.  Der  Grund  hiervon  ist  darinnen  zu  suchen, 
dass  wir  es  nur  auf  dem  Gebiete  der  Farbenlehre  mit  einem 
völlig  ausgearbeiteten,  nach  allen  Seiten  hin  abgeschlossenen 
Werke  des  Dichters  aus  dem  Kreise  der  Naturwissenschaft 
zu  thun  haben.  Aus  den  anderen  Theilen  derselben  liegen 
nur  mehr  oder  weniger  ausgeführte  Aufsätze  vor,  die  zu 
den  verschiedensten  Problemen  Stellung  nehmen,  von  denen 
aber  nicht  zu  leugnen  ist,  dass  sie  scheinbar  schwer  zu 
vermittelnde  Widersprüche  darbieten,  wenn  es  sich  darum 
handelt,  eine  allseitig  umfassende  Anschauung  von  Goethes 
Bedeutung  auf  diesem  Gebiete  zu  gewinnen.  Die  wichtigsten 
Punkte,  die  hierbei  in  Betracht  kommen,  wurden  daher  von 
den  sich  an  der  Sache  betheiligenden  Forschern  in  der 
denkbar  verschiedensten  Weise  aufgefasst.  War  Goethe 
Descendenz- Theoretiker?  Nahm  er  eine  wirkliche _  Um- 
wandlung der  Arten  an,  und  welchen  Ursachen  schrieb  er 
sie  zu?  Dachte  er  bei  seinem  »Typus«  an  ein  sinnenlällig- 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  191 

reales  Wesen  oder  an  eine  Idee?  Das  sind  Fragen,  über 
die  wir  in  den  letzten  Jahrzehnten  von  verschiedenen  Seiten 
einander  völlig  widersprechende  Antworten  hören  konnten. 
\'on  der  Behauptung,  dass  Goethe  bei  seinem  »Typus« 
nur  an  einen  abstracten  Begriff"  im  platonischen  Sinne  ge- 
dacht habe  bis  zu  jener,  dass  er  als  ein  echter  Vorgänger 
Darwins  anzusehen  sei,  fanden  alle  Zwischenstufen  ihre 
Vertreter.  Während  ihn  die  einen  verlästerten  als  einen 
Menschen,  der  über  die  Natur  bloss  phantasirt  habe,  stimmten 
die  andern  sein  Lob  an,  weil  er  zuerst  jene  Richtung  in 
der  Naturwissenschaft  eingeschlagen  habe,  die  heute"  als 
die  allein  zum  Ziele  führende  angesehen  wird. 

Man  muss  gestehen,  dass  die  Vertheidiger  aller  dieser 
Ansichten  für  ihre  jeweiligen  Ausführungen  Belegstellen 
aus  Goethes  Werken  genugsam  aufzubringen  wussten.  Dabei 
darf  freilich  nicht  übersehen  werden,  dass  in  jedem  Falle 
nur  das  gerade  passende  ausgewählt,  und  andere  Stellen, 
die  zu  einer  gegentheiligen  Meinung  berechtigen,  einfach 
verschwiegen  wurden.  Wir  sind  weit  davon  entfernt,  daraus 
irgend  Jemandem  einen  Vorwurf  zu  machen,  haben  vielmehr 
die  Überzeugung,  dass  das  bisher  vorliegende  eine  wider- 
spruchsfreie Auflassung  der  Sache  äusserst  schwierig  machte, 
wenn  wir  auch  die  Unmöglichkeit  einer  solchen  "nicht  zu- 
geben können. 

Für  alle  jene,  die  ein  Interesse  an  dieser  Seite  Goethe'- 
schen  Schaff"ens  haben,  musste  nach  diesem  Stande  der 
Dinge  in  dem  Augenblicke,  als  die  Schätze  des  Goethe- 
Archivs  zugängUch  wurden,  die  Frage  entstehen:  bieten 
die  hinterlassenen  Papiere  des  Dichters  hier  eine  Ergänzung? 
Der  Schreiber  dieser  Zeilen  findet  nun  bei  einem  eingehenden 
Studium  derselben,  dass  uns  aus  ihnen  gerade  in  Bezug 
auf  die  oben  angegebenen  Gesichtspunkte  die  über- 
raschendsten Aufschlüsse  werden,  die  ganz  geeignet  sind, 
eine  volle  Befriedigung  in  dieser  Richtung  herbei  zu  führen. 

Die  hohe  Besitzerin  des  Archivs,  die  Frau  Grossherzogin 
von  Sachsen,  hat  mir  gnädigst  gestattet,  die  vorhandenen 
Materialien  zum  Behufe  einer  vorläufigen  orientirenden 
Arbeit  auf  diesem  Gebiete  zu  benützen,  und  so  ist  denn 
dieser  Aufsatz  entstanden,  zu  dem  die  nothwendigen  Be- 
weismittel unter  fortwährender  liebevoller  Mithülfe  des 
Directors  des  Goethe-  und  Schiller-Archivs,  Prof.  Suphan, 
aus  den  Schätzen  des  Archivs  ausgewählt  wurden. 

Wir  wollen  hier  von  der  Farbenlehre  und  den  geo- 
logischen und  meteorologischen  Schriften  vorläufig  absehen 
und  uns  auf  die  morphologischen  Arbeiten  beschränken, 
die  ja  für  die  angedeuteten  Probleme  die  allerwichtigsten 
sind.   Zweck  unserer  Ausführungen  soll  sein,  in  allgemeinen 


192  Abhandlungen. 


Umrissen  zu  zeigen,  was  wir  von  der  Publikation  der  noch 
ungedruckten  Aufsätze  und  Fragmente  Goethes  auf  diesem 
Gebiete  für  die  Khrstellung  von  des  Dichters  Bedeutung 
im  Bereiche  der  Wissenschaft  des  Organischen  zu  erwarten 
haben.  Wir  werden  so  viel  wie  möglich  vermeiden  auf 
zeitgenössische  Ansichten  über  diese  Dinge  einzugehen  und 
uns  jeder  Polemik  enthalten.  Für  diesmal  möge  es  genügen, 
die  Ansichten  Goethes  ohne  alle  Seitenblicke  auf  andere, 
rein  an  sich  selbst,  darzustellen. 

Vor  allen  übrigen  Dingen  müssen  wir  aber  einen 
Irrthum  zurückweisen,  der  tief  eingewurzelt  ist,  und  mit 
dem  Goethe  schon  bei  seinen  Lebzeiten  vielfach  zu  kämpfen 
hatte.  Derselbe  gipfelt  in  der  Annahme,  dass  der  Dichter 
zu  seinen  wissenschaftlichen  Ergebnissen  nicht  durch  metho- 
dische, folgerichtige  Gedankenarbeit,  sondern  »im  flüchtigen 
Vorübergehen«,  durch  einen  ^^glücklichen  Einfall«  gekommen 
sei.  Goethe  hat  die  »Geschichte  seiner  botanischen  Studien« 
hauptsächlich  aus  dem  Grunde  ausführlich  beschrieben, 
weil  er  »anschaulich  machen«  wollte,  wie  er  »Gelegenheit 
gefunden,  einen  grossen  Theil  seines  Lebens  mit  Neigung 
und  Leidenschaft  auf  Naturstudien«  '  zu  verwenden. 

Man  kann  sich  keine  bessere  Illustration  dieses  letzten 
Satzes  denken  als  die  im  Archive  aufbewahrten  Blätter, 
die  uns  einen  Einblick  gewähren  in  den  Gang  von  Goethes 
botanischen  Arbeiten  während  seiner  italienischen  Reise. 
Wir  sehen  aus  denselben,  wie  er  sich  durch  unzählige 
Beobachtungen  und  durch  gewissenhafte  an  den  Natur- 
objecten  angestellte  Überlegungen  zur  endlichen  Klarheit 
durcbrmgt.  Das  sind  Aufzeichnungen,  die  durchaus  auf  das 
Gegentheil  von  zufälligen  Einfällen  oder  einem  flüchtigen 
Vorübereilen  deuten ,  sondern  vielmehr  auf  sorgfältiges 
und  bedächtiges  schrittweises  Hinstreben  zu  den  vorge- 
zeichneten Zielen.  Unermüdlich  ist  Goethe  damit  be- 
schäftigt, Pflanzenexemplare  ausfindig  zu  machen,  die  in 
irgend  einer  Weise  geeignet  sind^  in  die  Gesetze  des  Wachs- 
thums  und  der  Fortpflanzung  hineinzuleiten.  Besonders 
Charakteristisches  wird  gezeichnet,  um  im  lebendigen  Nach- 
bflden  die  Geheimnisse  der  Naturwirksamkeit  zu  entdecken. 
Wir  finden  mit  grosser  Vorsicht  Beobachtungen  notirt, 
die  über  die  Bedeutung  der  einzelnen  Organe,  über  den 
Einfluss  des  Klimas  und  der  Umgebung  der  Pflanzen  gemacht 
worden  sind.  Glaubte  Goethe  irgend  einem  Gesetze  auf 
der  Spur  zu  sein,  so  stellte  er  es  vorerst  in  hypothetischer 


'  Siehe  den  Schluss  des  Aufsatzes :  »Geschichte  meines  botanischen 
Studiums«  in  Kürschners  deutscher  Nat.-Lit.  Goethes  Werke,  Band  3  5,  S.  84. 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  193 

Form  auf,  um  es  so  als  Leitfaden  bei  weiteren  Beobacli- 
tungen  zu  gebrauclien.  Es  soll  auf  diese  Weise  entweder 
befestigt  oder  widerlegt  werden.  Solchen  Hypothesen  theilt 
er  eine  ganz  besondere  Aufgabe  bei  der  wissenschaftlichen 
Forschung  zu.  Wir  entnehmen  darüber  einer  ungedruckten 
Aufzeichnung  folgendes: 

»Hypothesen  sind  Gerüste,  die  man  vor  dem  Ge- 
bäude auffuhrt,  und  die  man  abträgt,  wenn  das  Gebäude 
fertig  ist;  sie  sind  dem  Arbeiter  unentbehrlich;  nur 
muss  er  das  Gerüste  nicht  für  das  Gebäude  ansehn«. 

Diese  Worte  bezeichnen  seine  wissenschaftliche  Gesin- 
nung, die  sich  wohl  davor  hütet,  eine  flüchtige  Bemerkung 
für  ein  Naturgesetz  hinzunehmen. 

Die  Blätter,  aul  denen  Goethe  seine  naturwissenschaft- 
lichen Notizen  während  der  italienischen  Reise  machte, 
gehörten  kleinen  Heftchen  an,  die  aber  auseinander  gerissen 
vorgefunden  wurden,  gleich  andern  Papieren  mit  Aufzeich- 
nungen aus  derselben  Zeit,  z.  B.  solchen  zur  Nausikaa.  Die 
Letzteren  wurden  von  Prof.  Suphan  immer  zu  dem  jeweiligen 
Zwecke  geordnet;  ein  gleiches  ist  nun  auch  mit  den  zur 
Naturwissenschaft  gehörigen  geschehen. 

Goethe  blieb  mit  seinen  Beobachtungen    oft   ziemlich 
lange  im  Dunkeln,  und  er  wollte  das,   um  eine  möglichst 
breite  Basis  für  seinen  theoretischen  Aufbau  zu  gewinnen. 
Er    studirt    die  Vorgänge   der  Keimung,   der  Befruchtung, 
beobachtet  die  verschiedenen  Formen  der  Organe  und  deren 
Verwandlungen.   Wir  können  Sätze,  die  später  integrirende 
Theile  seiner  Metamorphosenlehre  geworden  sind,  hier  in 
diesen  Papieren  in  ihrer  ersten  Gestalt,  wie  er  sie  gleich- 
sam an  den  Naturvorgängen  unmittelbar  abliest,  sehen,  z.  B.: 
»Die  Pflanze  muss  eine  Menge  wässriger  Feuchtig- 
keit haben,  damit  die  Oele,   die  Salze    sich   darinnen 
verbinden  können.    Die  Blätter  müssen  diese  Feuchtig- 
keit abziehen,  vielleicht  modificiren«.     Oder: 

»Was  das  Erdreich  der  Wurzel  ist,  wird  nachher 
die  Pflanze  den  feinern  Gefässen,  die  sich  in  die  Höhe 
entwickeln  und  aus  der  Pflanze  die  feinern  Säfte  aus- 
saugen«. 

»Aloe  .  ,  .  werden  die  Blätter  durch  die  Luft  aus- 
gedehnt und  verdrängen  die  Zwischenräume  .... 
unter  der  Erde  sind  die  Blätter  klein,  die  Zwischen- 
räume grösser«. 

Nachdem  Goethe  sich  auf  diese  Weise  durch  eine 
Reihe  von  Beobachtungen  durchgearbeitet  hat,  drängt  sich 
ihm  seine  spätere  Anschauung  als  Hypothese  auf.  Wir 
finden  auf  einem  Blatte  die  Notiz: 

Goethe-Jaiirblcii   XII.  I3 


194  Abhandlungen. 


»Hypothese.  Alles  ist  Blatt  und  durch  diese  Ein- 
fachheit wird  die   grösste  Mannigfaltigkeit  möglich«. 

Diese  Hypothese  verfolgt  er  nun  weiter.  Wo  ihn  ein 
Erfahrungsfall  über  irgend  etwas  im  Unklaren  Lässt,  da 
notirt  er  ihn  gewissenhaft,  um  an  einem  günstigeren  sich 
den  nöthigen  Aufschluss  zu  holen.  Solchen  unklar  ge- 
bliebenen und  für  zukünftige  Beobachtungen  aufgesparten 
Fragen  begegnen  wir  sehr  häufig. 

Jedenfalls  liefern  diese  Blätter  den  Beweis,  dass  eine 
lange  Gedankenarbeit  und  eine  nicht  kleine  Summe  von 
Erfahrungen  hinter  Goethe  lagen,  als  er  endlich  Mitte  1787 
die  Hypothese  von  der  Urpflanze  zur  entschiedenen  Über- 
zeugung erhob.  Wie  er  dieselbe  nun  weiter  verfolgte, 
die  eingeschlagene  Betrachtungsart  auch  auf  die  übrigen 
Organismen  ausdehnte  und  1790  den  ersten  Versuch  in 
dieser  Richtung  veröffentlichte,  habe  ich  in  der  Einleitung 
zu  meiner  Ausgabe  von  Goethes  naturwissenschaftlichen 
Scliriften  (Goethes  Werke  in  Kürschners  deutscher  National- 
Literatur,  Band  33)  ausführlich  dargestellt. 

Hier  wollen  wir  uns  sogleich  zu  der  Frage  wenden: 
was  versteht  Goethe  unter  »Urpflanze«  ?  Er  schreibt  am 
17.  April  1787  in  Palermo  über  dieselbe  die  Worte  nieder: 
»Eine  solche  muss  es  doch  geben;  woran  würde  ich  sonst 
erkennen,  dass  dieses  oder  jenes  Gebilde  eine  Pflanze  sei, 
wenn  sie  nicht  alle  nach  einem  Muster  gebildet  wären«.  ' 
Dieser  Satz  liefert  den  Beweis,  dass  unter  der  Urpflanze 
jenes  Etwas  zu  verstehen  ist,  welches  dem  menschlichen 
Geiste  als  das  Gleiche  in  allen  den  für  die  sinnenfällige 
Anschauung  verschiedenen  Pflanzenformen  entgegentritt. 
Wir  wären  nicht  im  Stande  zu  erkennen,  dass  alle  diese 
Formen  zusammengehören,  dass  sie  ein  Naturreich  bilden, 
wenn  wir  die  »Urpflanze«  nicht  erfassen  könnten. 

Wenn  wir  uns  dies  vergegenwärtigen,  so  können  wir 
uns  auch  sogleicli  einen  Begriff  davon  machen,  was  sich 
Goethe  unter  Erfahrung  dachte.  Er  wollte  nicht  nur  das 
sorgfältig  beobachten,  was  der  Sinneswahrnehmung  erreich- 
bar ist,  sondern  er  strebte  zugleich  nach  einem  geistigen 
Inhalte,  der  ihm  gestattete,  die  Objecte  derselben  ihrer 
Wesenheit  nach  zu  bestimmen.  Dieser  geistige  Et  halt  nun, 
wodurch  ihm  ein  Ding  heraustrat  aus  der  Dumpfheit  des 
Sinnendaseins,  aus  der  Unbestimmtheit  der  äusseren  An- 
schauung und  zu  einem  bestimmten  wurde  (Thier,  Pflanze, 
Mineral),  nannte  er  Idee.  Nichts  anderes  kann  man  aus 
den    oben  angeführten  Worten  herauslesen,   und  wir   sind 


'  Siehe  Ital.  Reise  (Kürschners  Deutsche  National-Litcratur)  Goethes 
Werke,  Band  21,  i.  Abtheilung,  S.   536. 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  195 

ausserdem  noch  im  Stande  unsere  Behauptung  durch  folgen- 
den bisher  ungedruckten  Ausspruch  zu  erhärten: 

»Durch  die  Pendelschläge  wird  die  Zeit,  durch  die 
Wechselbewegung  von  Idee  zur  Erfahrung  die  sitt- 
liche und  die  wissenschaftliche  Welt  regiert«. 

Was  sollte  Goethe  mit  diesen  Worten  meinen,  wenn 
nicht  dieses,  dass  die  Wissenschaft  sich  mit  der  Erfahrung 
nicht  begnügen  kann,  sondern  über  diese  hinaus  zur  Idee 
fortschreiten  muss?  Die  Idee  soll  ja  bestimmen,  luas  das 
Erfahrungsobject  ist;  sie  kann  also  nicht  mit  demselben 
identisch  sein.  Dass  nun  Goethe  dem  Geiste  eine  wesent- 
lich thätige  Rolle  bei  Hervorbringung  der  Ideen  zuschrieb, 
geht  aus  folgender  interessanten  Eintheilung  der  Wissens- 
arten hervor: 

»Um  uns  in  diesen  verschiedenen  Arten'  einiger- 
massen  zu  orientiren,  wollen  wir  sie  eintheilen  in: 
Nutzende,  Wissende,   Anschauende   und  Umlassende. 

1.  Die  Nutzenden,  Nutzensuchenden,  Fordernden 
sind  die  ersten,  die  das  Feld  der  Wissenschaft  gleich- 
sam umreissen,  das  Praktische  ergreifen.  Das  Be- 
wusstsein  durch  Erfahrung  giebt  ihnen  Sicherheit,  das 
Bedürfniss  eine  gewisse  Breite. 

2.  Die  Wissbegierigen  bedürfen  eines  ruhigen,  un- 
eigennützigen Blickes,  einer  neugierigen  Unruhe,  eines 
klaren  Verstands  und  stehen  immer  im  Verhältniss 
mit  jenen;  sie  verarbeiten  auch  nur  im  wissenschaft- 
lichen Sinne  dasjenige,  was  sie  vorlinden. 

3.  Die  Anschauenden  verhalten  sich  schon  productiv, 
und  das  Wissen,  indem  es  sich  selbst  steigert,  fordert 
ohne  es  zu  bemerken,  das  Anschauen  und  geht  dahin 
über  und  so  sehr  sich  auch  die  Wissenden  vor  der 
Imagination  kreuzigen  und  segnen,  so  müssen  sie 
doch,  ehe  sie  sich  versehen,  die  productive  Einbildungs- 
kraft zu  Hülfe  rufen. 

4.  Die  Umfassenden,  die  man  in  einem  stolzern 
Sinne  die  Erschaffenden  nennen  könnte,  verhalten  sich 
im  höchsten  Sinne  productiv,  indem  sie  nämlich  von 
Ideen  ausgehen,  sprechen  sie  die  Einheit  des  Ganzen 
schon  aus,  und  es  ist  gewissermassen  nachher  die 
Sache  der  Natur  sich  in  diese  Idee  zu  fügen«. 

Was  auf  der  obersten  Stufe  des  Erkennens  eigentlich 
erst  in  die  Räthsel   der  Natur  hineinführen  soll,   das  muss 


'  der  Menschen   nach   den    Arten   ihres  Wissens   und    ihres  Ver- 
haltens zur  Aussenwelt. 

13* 


196  Abhandlungen. 


der  Geist  schaffend  den  Dingen  der  Sinneswahrnehmung 
entgegenbringen.  Ohne  diese  productive  Kraft  bleibt  unsere 
Erkenntniss  auf  einer  der  unteren  Stufen  stehen.' 

Goethe  stellt  sich  somit  unter  der  Urpflanze  eine 
Wesenheit  vor,  die  in  unserem  Geist  nicht  gegenwärtig 
werden  kann,  wenn  sich  derselbe  bloss  passiv  der  Aussen- 
welt  gegenüber  verhält.  Was  aber  nur  aiirch  den  mensch- 
lichen Geist  in  die  Erscheinung  treten  kann,  muss  deshalb 
noch  nicht  nothwendig  ans  dem  Geiste  stammen.  Hier 
liegt  nämlich  eine  irrthümliche  Auffassung  sehr  nahe.  Es 
ist  für  die  Mehrzahl  der  Menschen  unmöglich  sich  vor- 
zustellen, dass  etwas,  zu  dessen  Erscheinung  durchaus  siib- 
jective  Bedingungen  nothwendig  sind,  doch  eine  objective 
Bedeutung  und  Wesenheit  haben  kann.  Und  gerade  von 
dieser  letzteren  Art  ist  die  »Urpflanze«.  Sie  ist  das  ob- 
jectiv  in  allen  Pflanzen  enthaltene  luesenüiche  derselben; 
wenn  sie  aber  erscheinendes  Dasein  gewinnen  soll,  so  muss 
sie  der  Geist  des  Menschen  frei  construiren. 

Aber  im  Grunde  ist  diese  Auffassung  nur  eine  Fort- 
bildung der  Ansicht,  welche  die  moderne  Naturwissenschaft 
auch  auf  dem  Gebiete  der  Sinnesempfindung  vertritt.  Ohne 
die  Constitution  und  Wirksamkeit  des  Auges  gäbe  es 
keine  Farbenempfindung,  ohne  die  des  Ohres  keinen  Ton. 
Dennoch  wird  niemand  behaupten  wollen,  dass  nicht  Farbe 
und  Ton  ihre  durchaus  objective  Bedeutung  und  Wesen- 
heit haben.  Wie  man  sich  das  nun  näher  vorstellen  will: 
ob  man  als  Anhänger  der  Undulationshypothese  Schwing- 
ungen der  Körpertheile  und  des  Aethers  beziehungsweise 
der  Luft  als  die  objective  Wesenheit  von  Farbe  und  Ton 
ansieht,  oder  ob  man  einer  anderen  Ansicht  zuneigt,  ist  hier 
ohne  Belang.  Wir  legen  nur  Werth  darauf,  dass  trotzdem 
der  moderne  Physiologe  überzeugt  ist,  dass  die  Sinnes- 
empfindung nur  durch  die  Thätigheit  des  entsprechenden 
Sinnesorgans  ins  erscheinende,  für  uns  wahrnehmbare  Dasein 
treten  kann,  er  keinen  Augenblick  behaupten  ward,  Farbe, 
Ton,  Wärme  u.  s.  w.  seien  lediglich  subjectiv,  seien  ohne 
entsprechendes  Correlat  im  Reich  des  Objectiven.  Aber 
Goethes  Gedanke  des  organischen  Typus  ist  nur  die  con- 


'  Wenn  auch  die  obigen  Zeilen  nicht  aus  der  Zeit  stammen,  in 
der  Goethe  anfing  Naturwissenschaft  zu  treiben,  sondern  wahrscheinhch 
aus  detn  Ende  der  neunziger  Jahre,  so  Ivönnen  wir  sie  doch  mit  Recht 
an  dieser  Stelle  anführen.  Denn  sie  wurden  eben  in  jener  Epoche 
niedergeschrieben,  wo  der  Dichter  sich  bereits  seiner  Forschung  gegen- 
über reflectirend  verhielt,  wo  er  sein  eigener  Ausleger  wurde.  Sie  sind 
also  gerade  dazu  geeignet,  zu  zeigen,  wie  Goethe  sein  Verhalten  der 
Natur  gegenüber  aufgefasst  ivisscn  will. 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  197 

seqnente  Ausdehnung  dieser  Auffassung  von  der  subjectiven 
Erzeugung  des  Erscheinungsdaseins  auf  ein  Gebiet,  in  dem 
die  blosse  Sinneswahrnehmung  nicht  mehr  ausreicht,  um 
zu  Erkenntnissen  zu  gelangen. 

Die  Sache  bietet  auf  diesem  Gebiete  nur  deshalb  dem 
Verständnisse  Schwierigkeiten,  weil  auf  jener  Stufe  des 
menschlichen  Auffassungsvermögens,  auf  der  Ideen  hervor- 
gebracht werden,  bereits  das  Bewusstsein  beginnt.  Wir 
wissen  nun,  dass  wir  eine  thätige  Rolle  beim  Ergreifen  der 
Ideen  spielen,  während  die  Thätigkeit  des  Organismus  da, 
wo  derselbe  die  Sinnesempfindung  vermittelt,  eine  völlig 
unbewusste  ist.  Dieser  Umstand  ist  aber  für  die  Sache 
selbst  ganz  ohne  Belang.  Sowie  Farbe,  Ton,  Wärme  u.  s.  w. 
in  rerum  natura  eine  obiective  Bedeutung  haben,  trotzdem 
sie  ohne  die  subjective  Thätigkeit  unserer  Sinneswerkzeuge 
nicht  eine  Bedeutung  für  uns  gewinnen  können,  so  haben 
die  Ideen  einen  objectiven  Werth,  obwohl  sie  nicht  ohne 
die  eigene  Thätigkeit  des  Geistes  in  denselben  eintreten 
können. 

Es  ist  eben  durchaus  nothwendig,  dass  alles,  wms  in 
unserem  Bewusstsein  auftreten  soll,  erst  durch  unseren 
physischen  oder  psychischen  Organismus  hindurchgeht. 

Dies  vorausgesetzt  erkennen  wir,  dass  im  Sinne  der 
Goethe'schen  Denkart  ein  fortwährendes  Abwechseln 
zwischen  dem  Zufluss  des  durch  die  Sinne  gelieferten 
Materiales  und  des  frei  von  der  Vernunft  erschaffenen 
Typischen  und  ein  Durchdringen  dieser  beiden  Producte 
im  Geiste  des  Forschers  stattfinden  muss,  wenn  eine  be- 
friedigende Lösung  der  Probleme  der  Naturwissenschaft 
möglich  sein  soll.  Dieses  Abwechseln  vergleicht  Goethe 
mit  einer  .Systole  und  Diastole  des  Geistes,  deren  fort- 
währendes Übergehen  in  einander  er  bei  jedem  wahren 
Naturforscher  voraussetzt.     Er  sagt: 

»Es  müsse  in  dem  Geiste  des  wahren  Naturforschers 
sich  immerfort  wechselsweise  wie  eine  sich  im  Gleich- 
gewicht bewegende  Systole  und  Diastole  ereignen«. 

Das  bis  jetzt  gesagte  liefert  uns  nun  auch  die  Mög- 
lichkeit darüber  zu  entscheiden,  ob  es  der  Auffassung  Goethes 
gemäss  ist,  die  Urpflanze  oder  das  Urthier  mit  irgend  einer 
zu  einer  bestimmten  Zeit  vorgekommenen  oder  noch  vor- 
kommenden sinnlich-realen  organischen  Form  zu  identifi- 
ciren.  Darauf  kann  nur  mit  einem  entschiedenen  »Nein« 
geantwortet  werden.  Die  »Urpflanze«  ist  in  jeder  Pflanze 
enthalten,  kann  durch  die  constructive  Kraft  des  Geistes 
aus  der  Pflanzenwelt  gewonnen  werden;  aber  keine  einzelne, 
individuelle  Form    darf  als   typisch    angesprochen  werden. 


198  Abhandlungen. 


Nun  ist  aber  gerade  die  »Urpflanze«  (oder  auch  das 
»Urtliier«)  dasjenige,  was  jede  einzelne  Form  zu  dem  maciit, 
was  sie  ist;  sie  ist  das  wesentliche.  Das  müssen  war  fest- 
halten, wenn  wir  in  Goethes  Absichten  vollständig  ein- 
dringen wollen. 

Das  Geset:{inässige  des  Organischen  darf  nicht  auf  dem- 
selben Gebiete  gesucht  luerden  zuie  das  des  Unorganischen.  In  der 
Wissenschaft  der  unorganischen  Natur  habe  ich  meine  Auf- 
gabe vollkommen  erfüllt,  wenn  es  mir  gelungen  ist,  das  was 
ich  mit  den  Sinnen  wahrnehme,  nach  seinem  ursächlichen 
Zusammenhange  zu  erklären.  Im  Organischen  muss  ich  solche 
Thatsachen  der  Erklärung  unterwerfen,  die  für  die  Sinne 
nicht  mehr  wahrzunehmen  sind.  Wer  an  einem  Lebewesen 
nur  das  betrachten  und  zur  Erklärung  herbeiziehen  wollte, 
was  er  an  demselben  mit  den  Sinnen  wahrnimmt,  der  genügte 
vor  dem  Forum  Goethe'scher  Wissenschaftlichkeit  nicht. 

Man  hat  vielfach  behauptet,  das  Organische  sei  nur 
dann  zu  erklären,  wenn  man  die  Gesetze  des  Anorganischen 
einfach  in  das  Reich  des  Belebten  herübernehme.  Die 
Versuche,  eine  Wissenschaft  der  Lebewesen  auf  diese 
Weise  zu  begründen,  sind  auch  heute  noch  auf  der  Tages- 
ordnung. Es  war  aber  Goethes  grosser  Gedankenflug,  der 
ihn  erkennen  Hess,  dass  man  auch  dann  an  der  Möglichkeit 
einer  Erklärung  des  Organischen  nicht  zu  zweifeln  brauche, 
wenn  sich  die  anorganischen  Naturgesetze  hierzu  als  un- 
zulänglich erweisen  sollten.  Soll  denn  unsere  Fähigkeit 
zu  erklären  nur  so  weit  reichen,  als  wir  die  Gesetze  des 
Anorganischen  anwenden  können?  Was  Goethe  wollte, 
war  nichts  anderes,  als:  alle  dunklen  und  unklaren  Vor- 
stellungen wie  Lebenskraft,  Bildungstrieb  u.  s.  w.  aus  der 
Wissenschaft  verbannen  und  für  sie  Naturgesetze  auffinden. 
Aber  er  wollte  für  die  Organik  Gesetze  suchen,  wie  man 
sie  für  die  Mechanik,  Physik,  Chemie  gefunden  hat,  nicht 
einfach  die  in  diesen  andern  Gebieten  vorhandenen  herüber- 
nehmen. Der  zerstört  das  Reich  des  Organischen,  der  es 
einfach  in  das  des  Unorganischen  aufgehen  lässt.  Goethe 
wollte  eine  selbständige  Organik,  die  ihre  eigenen  Axiome 
und  ihre  eigene  Methode  hat.  Dieser  Gedanke  setzte  sich 
immer  mehr  bei  ihm  fest  und  »Morphologie«  wurde  ihm 
allmählich  der  Inbegriff  alles  dessen,  was  zu  einer  be- 
friedigenden Erklärung  der  Lebenserscheinungen  aufgebracht 
werden  muss.  So  lange  man  nicht  alle  Bevvegungser- 
scheinungen  aus  Naturgesetzen  ableiten  konnte,  gao  es 
keine  Mechanik ;  so  lange  man  die  einzelnen  Orte,  welche 
die  Himmelskörper  einnehmen,  nicht  durch  gesetzliche 
Linien  zusammenzufassen  im  Stande  war,  gab  es  keine 
Astronomie;   so   lange    man    die  Lebensäusserungen    nicht 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  199 

in  Form  von  Principien  aufzufassen  in  der  Lage  ist,  giebt 
es  keine  Organik,  sagte  sich  Goetlie.  Eine  Wissenschaft, 
die  das  Organische  in  seinem  Centrum  erfasst  und  die  Ge- 
setze seiner  verschiedenen  Gestaltungen  blosslegt,  schvv'ebte 
ihm  vor.  Nicht  die  Formen  der  Organe  allein,  nicht  den 
Stoffwechsel  und  seine  Gesetze  für  sich,  nicht  die  ana- 
tomischen Thatsachen  tür  sich,  wollte  er  erfassen ;  nein, 
er  strebte  nach  einer  Totalauftassung  des  Lebens,  aus  der 
sich  alle  jene  Theilerscheinungen  ableiten  lassen.  Er  will 
eine  Wissenschaft,  zu  der  sich  Naturgeschichte,  Naturlehre, 
Anatomie,  Chemie,  Zoonomie,  Physiologie  nur  wie  vor- 
bereitende Stufen  verhalten.  Eine  jede  von  diesen  genannten 
Wissenschaften  behandelt  ja  nur  eine  Seite  des  Naturkörpers; 
aber  alle  zusammen,  bloss  als  Summe  gedacht,  erschöpfen 
das  Leben  doch  auch  nicht.  Denn  dieses  ist  wesentlich 
mehr  als  die  Summe  seiner  Einzelerscheinungen.  Wer  mit 
Hilfe  der  genannten  Einzelwissenschaften  alle  Seiten  des 
organischen  Seins  begrifien  hat,  dem  fehlt  noch  immer  die 
lebendige  Einheit.  Diese  zu  erfassen,  ist  nach  Goethes 
Ansicht  die  Aufgabe  der  Morphologie  im  wetteren  Sinne. 

Die  Naturgeschichte  hat  die  Aufgabe  »die  Kenntniss  der 
organischen  Naturen  nach  ihrem  Habitus  und  nach  dem 
Unterschied  ihrer  Gestaltverhältnisse«  zu  vermitteln;  der 
Naturlehre  obliegt  die  »Kenntniss  der  materiellen  Naturen 
überhaupt  als  Kräfte  und  in  ihren  Ortsverhältnissen«  ;  die 
Anatomie  sucht  die  »Kenntniss  der  organischen  Naturen 
nach  ihren  inneren  und  äusseren Theilen, ohne  aufs  lebendige 
Ganze  Rücksicht  zu  nehmen«;  die  Chemie  strebt  nach  »Kennt- 
niss der  Theile  eines  organischen  Körpers  in  so  fern  er 
aufhört,  organisch  zu  seyn  oder  in  so  fern  seine  Organi- 
sation nur  als  Stoffe  hervorbringend  und  als  aus  Stoffen 
zusammengesetzt,  angesehen  wird« ;  von  der  Zoonomie  wird 
verlangt:  »die  Betrachtung  des  Ganzen  in  so  fern  es  lebt 
und  diesem  Leben  eine  besondere  physische  Kraft  unter- 
gelegt wird«,  von  der  Physiologie  die  »Betrachtung  des  Ganzen 
in  so  fern  es  lebt  und  wirkt«,  von  der  Morphologie  im  engern 
Sinne  »Betrachtung  der  Gestalt  sowohl  in  ihren  Theilen 
als  im  Ganzen,  ihren  Uebereinstimniungen  und  Abweich- 
ungen ohne  alle  andere  Rücksichten«.  Die  Morphologie  im 
weitern  und  im  Goethe' sehen  Sinne  aber  will: 

»Betrachtung  des  organischen  Gan^^en  durch  Vergegen- 
wärtigung aller  dieser  Rücksichten  und  Verknüpfung 
derselben  durch  die  Kraft  des  Geistes».^ 


'  Diese  Sätze  sind  einem  erhaltenen  Manuscript  entlehnt,  das  in 
grossen  Zügen  die  Idee  einer  solchen  Morplmlo^ie  skizzirt  und  offenbar 
einer  solchen  als  Einleitung  dienen  sollte. 


200  Abhandlungen'. 


Goethe  ist  sich  dabei  voll  bewusst,  dass  er  die  Idee 
einer  »neuen  Wissenschaft«  nach  »Ansicht  und  Methode« 
aufstellt.  Nicht  neu  ist  sie  allerdings  dem  Inhalte  nach 
»denn  derselbe  ist  bekannt«.  Das  heisst  aber  nichts  anderes, 
als  er  ist,  rein  thatsächlich  genommen,  derselbe,  der  in 
den  vorher  charakterisirten  Hilfswissenschaften  dargelegt 
wird.  Neu  aber  ist  die  Art,  wie  dieser  Inhalt  in  den  Dienst 
einer  Gesammterfassung  der  organischen  Welt  gestellt  wird. 

Das  ist  wieder  wichtig  für  die  Bestimmung  des  Goethe'- 
schen  »Typus«.  Denn  der  Typus,  das  Gesetzliche  im 
Organischen,  ist  ja  der  Gegenstand  seiner  Morphologie 
im  weitern  Sinne.  Was  die  sieben  Hilfswissenschaften  zu 
leisten  haben,  das  liegt  im  Bereich  des  sinnlich-erreichbaren. 
Ja,  eben  deswegen,  weil  sie  in  dem  Gebiete  des  sinnlich- 
erreichbaren bleiben,  können  sie  nicht  über  die  Erkenntniss 
von  ein~elnen  Seiten  des  Organischen  hinauskommen. 

So  sehen  wnr  uns  denn  durchaus  gezwungen,  anzu- 
erkennen, dass  Goethe  der  organischen  Welt  eine  Gesetz- 
mässigkeit zuschrieb,  die  sich  mit  derjenigen  nicht  deckt, 
welche  wir  an  den  Erscheinungen  der  unorganischen  Natur 
beobachten.  Wir  können  uns  dieselbe  nur  durch  eine  freie 
Construction  des  Geistes  vergegenwärtigen,  da  sie  sich 
mit  dem,  was  wir  am  Organismus  sinnenfällig  wahrnehmen, 
nicht  deckt. 

Nun  fragt  es  sich :  wie  verhält  sich  Goethe  unter 
solchen  Voraussetzungen  zu  der  Mannigfaltigkeit  der  or- 
ganischen Arten  ? 

Diese  Frage  kann  nicht  beantwortet  werden,  ohne  vor- 
her das  Verhältniss  des  Typus  ("Urpflanze,  Urthier)  zu  dem 
einzelnen  Individuum  festgestellt  zu  haben.  »Das  Indivi- 
duum ist  kein  Einzelnes,  sondern  eine  Mehrheit«.'  Und 
zwar  eine  Mehrheit  von  äusserhch  von  einander  durchaus 
verschiedenen  Einzelnheiten.  Wie  ist  das  nun  möglich? 
Wie  kann  das  verschiedene  doch  eine  Einheit  sein  ?  Oder 
im  speciellen :  wie  kann  ein  und  dasselbe  Organ  einmal 
als  Stengelblatt ,  dann  wieder  als  Blumenblatt  oder  als 
Staubgefäss  erscheinen?  Wer  die  Einheit  im  Sinne  eines 
abstracten  Begriffes,  eines  Schemas  oder  dergl.  fasst, 
kann  das  freilich  nicht  begreifen.  Aber  das  ist  sie  im 
Goethe'schen  Sinne  nicht.  Da  ist  sie  eine  Gesetzmässig- 
keit, die  als  solche  die  Form,  in  der  sie  sich  für  die 
Sinnenwelt  äussert ,  noch  vollständig  unbestimmt  lässt. 
Eben  weil  der  eigentliche  Kern,  der  tiefere  Gehalt   dieser 


'  Siehe    Goethes    naturwissenschaftl.    Schriften    (Kürschners    Xat. 
Lit.)  Goethes  Werke  Bd.  33.  S.  97. 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  201 

Gesetzlichkeit  nicht  in  dem  aufgeht,  was  sinnenfällig 
wird,  kann  er  sich  in  verschiedenen  sinnlichen  Formen 
äussern  und  doch  immer  derselbe  bleiben.  Es  ist  vielmehr 
der  organischen  Gesetzlichkeit  bei  ihrem  Auftreten  als 
äussere  Erscheinung  ein  unendliches  Feld  geöffnet,  luie 
das  möglich  ist.  Da  aber  die  Stoffe  und  Kräfte  der  un- 
organischen Natur  in  den  Dienst  dieser  Gesetzmässigkeit 
treten  müssen,  wenn  überhaupt  reale  Organismen  entstehen 
sollen,  so  folgt  von  selbst,  dass  nur  jene  Formen  möglich 
sind,  die  den  in  jenen  Stoffen  und  Kräften  liegenden  Be- 
dingungen nicht  widersprechen.  Und  insoferne  sind  die 
Kräfte  und  Stoffe  der  unorganischen  Natur  negative  Be- 
dingungen des  organischen  Lebens.  Dieses  bringt  sich 
durch  sie  und  in  ihren  Formen  zur  Geltung,  so  gut  sie  es 
zulassen.  Damit  ist  aber  schon  die  Notwendigkeit  einer 
unendhchen  Mannigfaltigkeit  organischer  Formen  gegeben. 
Denn  diese  Äusserlichkeit  des  Daseins  ist  nichts,  was  in 
einem  eindeutigen  Zusammenhange  mit  der  inneren  Ge- 
setzlichkeit stünde.  Ja,  man  wird  von  diesem  Standpunkte 
aus  sogar  die  Frage  aufwerfen  können:  wie  kommt  es, 
dass  es  überhaupt  Arten  giebt ;  dass  nicht  jegliches  Indivi- 
duum von  jeglichem  anderen  verschieden  ist?  Darauf 
wollen  wir  noch  zurückkommen.  Jedenfalls  steht  fest, 
dass  die  charakterisirte  Anschauung  Goethes  von  constanten 
Formen  des  Organischen  nicht  sprechen  kann,  weil  das, 
was  einer  Form  die  Bestimmtheit  giebt,  nicht  aus  dem  fliesst, 
was  sie  zur  organischen  Form  macht.  Nur  derjenige  kann 
eine  Constanz  der  Form  annehmen,  der  in  dieser  Form 
ein  wesentliches  sieht. 

Was  aber  einer  Sache  nicht  wesentlich  ist,  das  braucht 
sie  auch  nicht  unbedingt  beizubehalten.  Und  damit  ist 
die  Möglichkeit  der  Umiuandliing  bestehender  Formen  ab- 
geleitet. Mehr  aber  konnte  vom  Standpunkte  Goethes  aus 
nicht  gegeben  werden  als  eine  Ableitung  dieser  Möglichkeit. 
Die  empirischen  Beobachtungen  dazu  hat  Darwin  geliefert. 
Das  ist  ja  immer  die  Beziehung  zwischen  Theorie  und 
Erfahrung,  dass  die  letztere  zei^t,  was  ist  und  geschieht, 
und  die  erstere  die  Möglichkeit  darlegt,  inwieferne  solches 
sein  und  geschehen  kann. 

Jedenfalls  kann  auf  Grund  des  im  Goethe-Archiv  vor- 
handenen Materiales  an  kein  anderes  als  an  dieses  Verhältniss 
Goethes  zu  Darwin  gedacht  werden. 

Wer  nun  aber  die  organischen  Formen  für  wandelbar 
ansieht,  an  den  tritt  die  Aufgabe  heran :  die  zu  einer  Zeit 
thatsächlich  bestehenden  zu  erklären  d.  h.  die  Ursachen 
anzugeben,  warum  sich  unter  den  von  ihm  vorausgesetzten 
Verhältnissen  doch  bestimmte  Formen  entwickeln  und  ferner 


202  AbHAXDLUN'GEK. 


jene :  den  Zusammenhang  dieser  bestehenden  Formen  unter- 
einander darzulegen. 

Dies  war  Goethe  vollständig  klar,  und  wir  ersehen  aus 
den  hinterlassenen  Papieren,  dass  er  bei  der  beabsichtigten 
Weiterführung  seiner  morphologischen  Arbeiten  daran 
dachte,  seine  Anschauungen  nach  dieser  Richtung  hin  aus- 
zugestalten. So  enthält  ein  Schema  zu  einer  »Physiologie 
der  Pflanzen«  folgendes: 

»Die  Metamorphose  der  Pflanzen,  der  Grund  einer 
Physiologie  derselben.  Sie  zeigt  uns  die  Gesetze, 
wonach  die  Pflanzen  gebildet  werden. 

Sie  macht  uns  auf  ein  doppeltes  Gesetz  aufmerksam : 

1.  Auf  das  Gesetz  der  Innern  Natur,  wodurch  die 
Pflanzen  constituirt  werden. 

2.  Auf  das  Gesetz  der  äussern  Umstände,  wodurch 
die  Pflanzen  modificiert  werden. 

Die  botanische  Wissenschaft  macht  uns  die  mannig- 
taltige  Bildung  der  Pflanze  und  ihre  Theile  bekannt 
und  von  der  andern  Seite  sucht  sie  die  Geset::;^e  dieser 
Bildung  auf. 

Wenn  nun  die  Bemühungen,  die  grosse  Menge  der 
Pflanzen  in  ein  System  zu  ordnen  nur  den  höchsten 
Grad  des  Beifalls  verdienen,  wenn  sie  nothwendig  sind, 
die  unveränderlichen  Theile  von  den  mehr  oder  weniger 
zulälligen  und  veränderUchen  abzusondern  und  da- 
durch die  nächste  \'erwandschaft  der  verschiedenen 
Geschlechter  immer  mehr  und  mehr  ins  Licht  setzen : 
so  sind  die  Bemühungen  gewiss  auch  lobenswerth, 
welche  das  Gesetz  zu  erkennen  trachten,  wonach  jene 
Bildungen  hervorgebracht  werden;  und  wenn  es  gleich 
scheint,  dass  die  menschliche  Natur  weder  die  unend- 
liche Mannigfaltigkeit  der  Organisation  fassen,  noch 
das  Gesetz,  wonach  sie  wirkt,  deutlich  begreiien  kann, 
so  ist's  doch  schön,  alle  Kräfte  aufzubieten,  um  von 
beiden  Seiten,  sowohl  durch  Erfahrung  als  durch 
Nachdenken,  dieses  Feld  zu  erweitern«. 

Jede  bestimmte  Pflanzen-  und  Thierform  ist  nach 
Goethes  Aufl^assungsweise  also  aus  zwei  Factoren  zu  er- 
klären :  aus  dem  Gesetz  der  Innern  Natur  und  aus  dem 
Gesetz  der  Umstände.  Da  nun  aber  diese  Umstände  an 
einem  bestimmten  Orte  und  in  einer  bestimmten  Zeit  eben 
gegebene  sind,  die  sich  innerhalb  gewisser  Grenzen  nicht 
verändern,  so  ist  es  auch  erklärhch,  dass  die  organischen 
Formen  innerhalb  dieser  Grenzen  constante  bleiben.  Denn 
diejenigen  Formen,  die  unter  jenen  Umständen  möglich 
sind,  finden  eben  in  den  einmal  entstandenen  Wesen  ihren 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  205 

Ausdruck.  Neue  Formen  können  nur  durch  eine  Veränderung 
dieser  Umstände  bewirkt  werden.  Dann  aber  haben  diese 
neuen  Umstände  nicht  allein  sich  dem  Gesetze  des  Inneren 
der  organischen  Natur  zu  fügen,  sondern  auch  mit  den  schon 
entstandenen  Formen  zu  rechnen,  denen  sie  gegenüber- 
treten. Denn  was  in  der  Natur  einmal  entstanden  ist, 
erweist  sich  fortan  in  dem  Thatsachenzusammenhange  als 
mitwirkende  Ursache.  Daraus  ergibt  sich  aber,  dass  den 
einmal  entstandenen  Formen  eine  gewisse  Kraft,  sich  zu 
erhalten,  innewohnen  wird.  Gewisse  einmal  angenommene 
Merkmale  werden  noch  in  den  fernsten  Nachkommen 
bemerkbar  sein,  wenn  sie  auch  aus  den  Lebensverhältnissen 
dieser  Wesen  durchaus  sich  nicht  erklären  lassen.  Fs  ist  dies 
eine  Thatsache,  für  die  man  in  neuerer  Zeit  das  Wort  Ver- 
erbnng  gebraucht.  Wir  haben  gesehen,  dass  in  der  Goethe'- 
schen  Anschauungsweise  ein  begrifflich  strenges  Correlat  für 
das  mit  diesem  Worte  verbundene  gefunden  werden  kann. 
Ein  besonderes  Licht  warft  auf  diese  Auffassung  aber 
noch  die  Art,  wie  Goethe  sich  die  Fortpflanzung  der 
Organismen  mit  ihren  übrigen  Entwicklungsprincipien  im 
Zusammenhange  dachte.  Er  stellte  sich  nämlich  vor,  dass 
mit  dem,  w^as  wir  als  Individuum  annehmen,  die  innere 
Entwicklungsfähigkeit  eines  organischen  Wesens  noch  nicht 
abgeschlossen  ist,  sondern  dass  die  Fortpflanzung  einfach 
nur  die  Fortsetzung  und  ein  specieller  Fall  dieser  Entwick- 
lungsfähigkeit ist.  Das  was  sich  auf  einer  niederen  Stufe 
als  Wachsthum  äussert,  ist  auf  einer  höheren  Stufe  Fort- 
pflanzung. Goethe  hatte  schon  die  Ansicht^  dass  die  Zeugung 
nur  ein  Wachsthum  des  Organismus  über  das  Individuum 
hinaus  sei. 

Auch  das  lässt  sich  aus  seinen  eigenen  Aufzeichnungen 
nachweisen : 

»Wir  haben  gesehen,  dass  sich  die  Pflanzen  auf  ver- 
schiedene Art  fortpflanzen,  welche  Arten  nur  Modifi- 
cationen  einer  einzigen  Art  sind.  Die  Fortpflanzung 
wie  die  Fortsetzung,  welche  durch  die  Entwickelung 
eines  Organs  aus  dem  andern  geschieht,  hat  uns  haupt- 
sächlich in  der  Metamorphose  beschäftigt.  Wir  haben 
gesehen^  dass  diese  Organe,  welche  selbst  von  äusserer 
Gleichheit  bis  zur  grössten  Unähnlichkeit  sich  ver- 
ändern, innerlich  eine  virtuelle  Gleichheit  haben  .  .  .  .« 
»Wir  haben  gesehen,  dass  die  sprossende  Fort- 
setzung bei  den  vollkommenen  Pflanzen  nicht  ins 
Unendliche  fort  gehen  kann,  sondern  dass  sie  stufen- 
weis zum  Gipfel  führt  und  gleichsam  am  entgegen- 
gesetzten Ende  seiner  Kraft  eine  andere  Art  der  Fort- 
pflanzung durch  Samen  hervorbringt«. 


204  Abhandlungen. 


Hier  sieht  also  Goethe  die  Fortsetzung  von  Ghed  zu 
Glied  bei  einer  und  derselben  Pflanze  und  die  Fortpflanzung 
durch  Samen  nur  als  zwei  verschiedene  Arten  einer  und 
derselben  Thätigkeit  an. 

»An  allen  Körpern,  die  wir  lebendig  nennen,  bemerken 
wir  die  Kraft  ihres  gleichen  hervorzubringen«,  sagt  Goethe; 
diese  Kraft  schliesst  aber  gewissermassen  ihren  Kreis  auch 
während  des  Wachsthums  eines  Individuums  mehrmals  ab, 
denn :  Goethe  will  den  »Beweis«  erbringen,  dass  »von 
Knoten  zu  Knoten  der  ganze  Kreis  der  Pflanze  im  wesent- 
lichen geendigt  sei«;  wenn  wir  dann  »diese  Kraft  getheilt 
gewahr  werden,  bezeichnen  wir  sie  mit  dem  Namen  der 
beiden  Geschlechter«.  Von  dieser  Anschauung  ausgehend 
skizzirt  er  den  Gang  seines  Vortrages  über  Wachsthum 
und  Fortpflanzung  folgendermassen : 

»jBei  Betrachtung  der  Pflanze  wird  ein  lebendiger 
Punkt  angenommen,  der  ewig  seines  Gleichen  her- 
vorbringt. 

Und  zwar  thut  er  es  bei  den  geringsten  Pflanzen 
durch  Wiederholung  eben  desselbigen. 

Ferner  bei  den  voUkommnern  durch  progressive 
Ausbildung  und  Umbildung  des  Grundorgans  in  immer 
voUkommnere  und  wirksamere  Organe,  um  zuletzt 
den  höchsten  Punct  organischer  Thätigkeit  hervor- 
zubringen, Individuen  durch  Zeugung  und  Geburt  aus 
dem  organischen  Ganzen  abzusondern  und  abzulösen. 

Höchste  Ansicht  organischer  Einheit«. 
Auch  daraus  erhellt,  dass  Goethe  in  der  Fortpflanzung 
kein  wesentlich  neues  Element  der  Pflanzenentwickelung, 
sondern  nur  eine  höhere  Modification  des  Wachsens  sieht. 
Die  angeführte  Stelle  ist  aber  noch  in  anderer  Beziehung 
bemerkenswerth.  Goethe  spricht  darinnen  von  einem  »orga- 
nischen Ganzen«,  aus  dem  sich  die  einzelnen  Individuen 
absondern  und  ablösen.  Dieses  zu  verstehen,  nennt  er  die 
»höchste  Ansicht  organischer  Einheit«. 

Damit  ist  die  Summe  alles  organischen  Lebens  als 
einheitliche  Totalität  bezeichnet,  und  alle  Einzelwesen  sind 
dann  nur  als  Glieder  dieser  Einheit  zu  bezeichnen.  Wir 
haben  es  somit  mit  einer  durchgängigen  Verwandtschaft  aller 
Lebewesen  im  wahrsten  Sinne  des  Wortes  zu  thun.  Und 
zwar  mit  einer  that sächlichen  Verwandtschaft,  nicht  einer 
bloss  ideellen.  Die  »organische  Ganzheit«  ist  eine  einheit- 
liche, die  in  sich  die  Kraft  hat,  ihres  Gleichen  in  immer- 
währender äusserer  Veränderung  hervorzubringen;  die 
Mannigfaltigkeit  der  Formen  entsteht,  indem  sie  diese 
Hervorbringungsfähigkeit  nicht  nur  über  Individuen  sondern 
auch  über  Gattungen  und  Arten  hinaus  fortsetzt. 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  205 

Es  ist  nur  im  genauen  Sinne  der  Goethe'schen  Aus- 
führungen, wenn  man  sagt :  die  Kraft,  durch  welche  die 
verschiedenen  PflanzenfamiHen  entstehen,  ist  genau  dieselbe 
wie  jene,  durch  welche  ein  Stengelblatt  sich  in  ein  Blumen- 
blatt verwandelt.  Und  zwar  ist  diese  Kraft  durchaus  als 
reale  Einheit  und  das  Hervorgehen  der  einen  Art  aus  der 
andern  durchaus  im  realen  Sinne  vorzustellen. 

Die  organischen  Arten  und  Gattungen  sind  auf  eine 
wahrhafte  Descendenz  unter  fortwährender  Veränderung 
der  Formen  zurückzuführen.  Goethes  Anschauung  ist  eine 
Descendcn:^theorie  mit  einer  tiefen  theoretischen  Grundlage. 

Man  darf  nun  aber  keineswegs  denken ,  dass  die 
folgenden  Entwickelungsformen  in  den  früheren  schon 
angedeutet  liegen.  Denn,  was  sich  durch  alle  Formen 
hindurchzieht,  ist  eben  die  ideelle  organische  Gesetzlichkeit,, 
bei  der  von  jenen  Formen  gar  nicht  gesprochen  werden 
kann.  Gerade  weil  das  Wesen  des  organischen  mit  der 
Art,  wie  es  in  Formen  auftritt,  nichts  zu  thun  hat,  kann 
es  sich  in  denselben  realisiren,  ohne  sie  aus  sich  heraus 
zu  wickeln.  Die  organische  Wesenheit  bildet  die  Form 
nicht  aus  sich  heraus,  sondern  sich  in  dieselbe  hinein. 
Deswegen  kann  diesen  Formen  keinerlei  Praeexistenz,  auch 
nicht  der  Anlage  nach,  zukommen.  Goethe  war  deshalb 
ein  Gegner  jener  Einschachtelungslehre,  welche  annahm,, 
dass  die  ganze  Mannigfaltigkeit  des  Organischen  schon  im 
Keime,  aber  verborgen,  enthalten  sei. 

»Dieses  Viele'  in  Einem  successiv  und  als  eine 
Einschachtelung  zu  denken,  ist  eine  unvollkommene 
und  der  Einbildungskraft  wie  dem  Verstand  nicht 
gemässe  Vorstellung,  aber  eine  Entwickelung  im 
höhern  Sinne  müssen  wir  zugeben :  das  Viele  im 
Einzelnen,  am  Einzelnen;  und  setzt  uns  [so]  nicht 
mehr  in  Verlegenheit«. 

Entzuicklung  besteht  eben  darinnen ,  dass  sich  eine 
Einheit  fortbildet,  und  dass  die  Formen,  die  sie  dabei  an- 
nimmt als  etwas  ganz  Neues  an  ihr  auftreten.  Dies  rührt 
daher,  weil  diese  Formen  nicht  dem  einheitlichen  Ent- 
wickelungsprincipe  angehören,  sondern  dem  Mittel,  dessen 
sich  dasselbe  bedient,  um  sich  zu  manifestiren.  Die  Ent- 
wicklungsformen müssen  alle  ideell  aus  der  Einheit  erklärbar 
sein,  wenn  sie  auch  nicht  reell  aus  derselben  hervorgehen. 
Dass  Goethe  nur  an  dieses  ideelle  Enthaltenscin  dachte^ 
beweist    z.  B.   die    Behauptung,    dass    »diese    verschiednen 


'  Die  Mannigfaltigkeit  der  Organe  und  Organismen. 


2o6  Abhandlungen. 


Theile  aus  einem  idealen  Urkörper  entsprungen  und  nach 
und  nach  in  verschiedenen  Stufen  ausgebildet  gedacht 
werden  .  .  .  .« 

Das  nächste,  was  sich  nach  den  obigen  Sätzen  uns 
aufdrängen  muss,  ist,  zu  erfahren,  in  welcher  Weise  die  beiden 
Faktoren :  inneres  Bildungsprincip  und  äussere  Bedingnnf^en 
an  dem  Zustandekommen  einer  organischen  Form  betheiHgt 
sind.  Denn  nur,  wenn  der  rechtmässige  Antheil  von  beiden 
Seiten  gegeben  ist,  kann  man  von  einer  thatsächHchen 
Erklärung  einer  solchen  Form  sprechen. 

Zweifellos  muss  man  die  äusseren  Bedingungen  zuerst 
einmal  ihrer  realen  Wirklichkeit  nach  durch  Erfahrung 
kennen.  Goethe  zählt  unter  diesen  Bedingungen  auf: 
Temperatur  eines  Landes,  Menge  des  Sonnenlichtes,  Be- 
schaffenheit der  Luft  der  Umgebung  u.  a.  m.  Die  Beobachtung 
zeigt  uns,  dass  sich  unter  dem  Einflüsse  einer  gewissen 
Thatsachenreihe  eine  bestimmte  Form  bildet.  Goethe  sagt, 
dass  der  Typus  eine  gewisse  »Einschränkung«  erfährt. 
Haben  wir  aber  auf  diese  Weise  erkannt,  dass  unter  gewissen 
äusseren  Einflüssen  irgend  eine  Form  entsteht,  dann  stehen 
wir  erst  vor  dem  Problem:  dieselbe  zu  erklären,  zu  sagen, 
wie  sie  entstehen  konnte.  Und  da  müssen  wir  die  Idee 
des  Typus  als  Erklärungsprincip  zum  Grunde  legen.  Wir 
müssen  aus  der  allgemeinen  Form  des  Typus  diese  besondere, 
vorliegende  abzuleiten  im  Stande  sein.  Wenn  wir  nicht 
zu  sagen  vermögen:  wie  der  specielle  Fall  mit  dem  all- 
gemeinen des  Typus  zusammenhängt,  wenn  wir  nicht  in 
der  Lage  sind  zu  sagen :  durch  diese  oder  jene  Wirkungs- 
form hat  sich  der  Typus  gerade  in  der  individuellen  Weise 
ausgebildet,  dann  ist  das  Wissen  der  äussern  Bedingungen 
werthlos. 

Diese  Bedingungen  geben  die  Gelegenheitsursache  ab, 
dass  das  Organische  in  bestimmter  Weise  erscheint;  die 
Kenntniss  de"r  Innern  Gesetzlichkeit  giebt  die  Erklärung,  wie 
gerade  diese  bestimmte  Wirklichkeitsform  entstehen  konnte, 
Goethe  sagt  darüber  in  nicht  misszuverstehender  Weise,  die 
Form  eines  Organismus  sei  durch  »Wechselwirkung  der 
lebendigen  Theile  nur  ans  sich  seilest  zu  erklären«.  Und  als 
Methode  der  Erklärung  empfiehlt  er  in  bestimmtester  Weise 
sehr  oft:  sich  in  Kenntniss  der  äussern  Umstände  zu  setzen 
und  dann  nach  den  Innern  Bedingungen  zu  tragen,  die  als 
Gestaltungsprincip  unter  dem  Einfiusse  derselben  auttreten. 

Eine  Erkläruns:,  welche  nur  die  äusseren  Einflüsse  als 
causa  der  organisclien  Verwandlungen  gelten  lassen  wollte, 
würde  Goetlie  also  entschieden  zurückweisen  müssen. 

Wir  haben  uns  darauf  beschränkt  Goethes  Ansicht 
einfach  hinzustellen.     Wie  sich  dieselbe  zum  Darwinismus 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  207 

in  seiner  gegenwärtigen  Form  verhält :  darüber  sich  ein 
Urtheil  zu  bilden,  überlassen  wir  diesmal  dem  Leser.'  Wir 
wollen  nur  zum  Schlüsse  noch  ein  Wort  über  die  Methode 
sagen,  durch  die  Goethe  zu  seinen  Resultaten  gelangt. 
Goethes  naturwissenschaftliche  Ansichten  beruhen  auf 
idealistischen  Forschun^sresiiltaten,  die  auf  einer  empirischen 
Basis  ruhen.^  Der  Typus  ist  ein  solches  idealistisches 
Forschungsresultat.  Wir  wissen  aus  jenem  vielangeführten 
Gespräch  mit  Schiller,  dass  Goethe  den  empirischen  Cha- 
rakter dieses  »Typus«  entschieden  betonte.'  Er  wurde 
ärgerlich,  als  Schiller  ihn  eine  »Idee«  nannte.  Es  war  das 
in  jener  Zeit,  wo  ihm  die  ideelle  Natur  desselben  selbst 
noch  nicht  recht  klar  war.  Er  war  sich  damals  nur  be- 
wusst,  dass  er  zu  seiner  »Urpflanze«  durch  sorgfältige 
Beobachtung  gekommen  war.  Dass  er  aber  gerade  auf  diese 
Weise  zu  einer  »Idee«  gelangt  ist,  das  erkannte  er  noch 
nicht.  Er  hielt  noch  an  der  Ansicht  der  einseitigen  Empi- 
riker fest,  welche  glauben,  das  Beobachtbare  erschöpfe  sich 
in  den  Gegenständen  der  äusseren  Sinneswahrnehmung. 
Aber  gerade  Schillers  Bemerkung  veranlasste  ihn,  über  diesen 
Punkt  weiter  nachzudenken.  Er  sagte  sich:  »Wenn  er  das 
für  eine  Idee  hielt,  was  ich  als  Erfahrung  aussprach,  so 
musste  doch  zwischen  beiden  irgend  etwas  Vermittelndes, 
Bezügliches  obwalten !  Der  erste  Schritt  war  gethan«.'^ 
Nämlich  der  erste  Schritt,  um  durch  weiteres  Nachdenken 
zu  einer  befriedigenden  Lösung  der  Frage  zu  kommen : 
wie  sind  die  Ideen  des  Typus  (Urpflanze,  Urthier)  festzu- 
halten, wenn  man  streng  auf  dem  Boden  der  Beobachtung, 
der  Erfahrungswissenschaft  stehen  bleiben  will?  Wie  ist 
der  Einklang  zwischen  der  Methode  und  dem  Grund- 
charakter des  Resultates  herzustellen  ?  Durch  gewöhnliches 
Beobachten  der  Dinge  kommen  wir  doch  nur  zur  Kenntniss 
von  blossen  individuellen  Einzelnheiten  und  zu  keinen  Typen. 
Welche  Modification  hat  das  Beobachten  zu  erleiden.  Goethe 
musste  zu  einer  »Theorie  der  Beobachtung«  getrieben 
werden.  Es  sollte  festgestellt  werden:  wie  muss  man 
beobachten,    um    wissenschaftlich    verwerthbare    Resultate 


'  Ausgeführt,  freilich  damals  ohne  die  Materialien  des  Goethe- 
Archivs  zu  kennen,  haben  wir  dieses  Verhältniss  in  den  Einleitungen 
zu  Goethes  naturwiss.  Schriften  (Kürschners  deutsche  Nat.- Literatur) 
Goethes  Werke,  Band  33  u.  34. 

^  Die  nähere  Bestimmung  und  der  Beweis  dieses  Sat/;es  ist  zu 
ersehen  aus  Goethes  Werken  B.  34  (Kürschners  deutsche  Nat.-Lit.) 
Seite  XXXVII  ff. 

5  Siehe  den  Aufsatz:  »Glückliches  Ereigniss«  (Kürschners  Nat.-Lit.) 
Goethes  Werke  Band  33.     S.  108— 113. 

'^  Siehe  Glückliches  Ereigniss  a.  a.  O.  S.  112. 


2o8  Abhandlungen;. 


im  obigen  Sinne  zu  erhalten?  In  dieser  Untersuchung 
hatte  Goethe  nur  einen  Vorgänger,  dessen  Denkweise 
aber  der  seinigen  ziemhch  fremd  war:  Francis  Bacoii. 
Dieser  hat  gezeigt,  wie  man  den  Erscheinungen  der  Natur 
gegenübertreten  müsse,  um  nicht  zufälhge,  werthlose  That- 
sachen  zu  erhalten,  wie  sie  sich  der  gewöhnlichen  naiven 
Anschauung  darbieten,  sondern  Resultate  mit  dem  Charakter 
der  NotJnuendigkeit  und  Natiirgeset::(lichkeit.  Goethe  versuchte 
dasselbe  auf  seinem  Wege.  Bisher  ist  als  Frucht  dieses 
Nachdenkens  nur  der  Aufsatz  :  »Der  Versuch  als  Vcnnütler 
von  Suhject  und  Objecto  bekannt.'  Nun  erfahren  wir  aber 
aus  einem  Briefe  Goethes  an  Schiller  vom  17.  Januar  1798,^ 
dass  der  erstere  seinem  Schreiben  einen  Aufsatz  beilegt, 
der  die  Principien  seiner  naturwissenschaftlichen  Forschungs- 
wxise  enthält.  Ich  vermuthete  aus  Schillers  Antwort  vom 
19.  Januar  1798,  dass  dieser  Aufsatz  wichtige  Aufschlüsse 
über  die  Frage  enthalten  müsse,  wie  sich  Goethe  den 
Grundbau  der  Naturwissenschaft  gedacht  habe  und  ver- 
suchte denn  in  der  Einleitung  meines  zweiten  Bandes  von 
Goethes  naturw-issenschaftlichen  Schriften '  denselben  nach 
Schillers  Ausführungen  zu  reconstruiren.  Zu  meiner  be- 
sonderen Befriedigung  fand  sich  nun  dieser  Aufsatz  genau 
in  der  von  mir  vorher  construirten  Form  im  Goethe- 
Archive  vor.  Er  gibt  thatsächlich  über  die  Grundansichten 
Goethes  über  die  naturwissenschaftliche  Methodik  und  über 
die  Bedeutung  und  den  Werth  verschieden  gearteter  Be- 
obachtungen eingehende  Aufschlüsse.  Der  Forscher  müsse 
sich  erheben  vom  gemeinen  Empirismus  durch  das  Zwischen- 
glied des  abstractcn  Rationalismus  zum  rationellen  Empirismus. 
Der  gemeine  Empirismus  bleibt  bei  dem  unmittelbaren 
Thatbestand  der  Erfahrung  stehen;  er  kommt  nicht  zu 
einer  Schätzung  des  Werthes  der  Einzelnheiten  für  eine 
Auffassung  der  Gesetzlichkeit.  Er  registrirt  die  Phäno- 
mene nach  ihrem  Verlaufe,  ohne  zu  wissen,  welche  von 
den  Bedingungen,  die  dabei  in  Betracht  kommen,  noth- 
wendig  und  welche  zufällig  sind.  Er  liefert  daher  kaum 
mehr  als  eine  Beschreibung  der  Erscheinungswelt.  Er 
weiss  immer  nur,  was  vorhanden  sein  muss,  damit  eine 
Erscheinung  eintrete,  aber  er  weiss  nicht,  was  luesentlich 
ist.  Daher  kann  er  die  Phänomene  nicht  als  eine  noth- 
wendige  Folge  ihrer  Bedingungen  darstellen.  Das  nächste 
ist,   dass   der   Mensch  über   diesen  Standpunct   hinausgeht. 


'  Siehe  Goethes  Werke  (Kürschners    deutsche  Nat.-Lit.)  Band   34. 
S.   10—21. 

2  Briefwechsel  zwischen  Schiller  und  Goethe.     2.  Bd.  S.  10  u.  ff. 

3  Goethes  Werke  (Kürschners  Nat.-Lit.)   Band  34.  S.  XXXIX   ff. 


Über  Goethes  naturwissenschaftliche  Arbeiten.  209 

indem  er  an  den  Verstand  appellirt  und  so  auf  dem  Wege 
des  Denkens  sich  über  die  Bedingungen  klar  werden  will. 
Dieser  Standpunkt  ist  wesentlich  jener  der  Hypothesenbihhmg. 
Der  Rationalist  sucht  die  Ursachen  der  Erscheinungen 
nicht;  er  ersinnt  sie;  er  lebt  in  dem  Glauben,  dass  man 
durch  Nachdenken  über  eine  Erscheinung  herausfinden  könne, 
warum  sie  erfolgt.  Damit  kommt  er  natürlich  ins  Leere. 
Denn  unser  Verstand  ist  ein  bloss  formales  Vermögen. 
Er  hat  keinen  Inhalt  ausser  jenem,  den  er  sich  durch  Be- 
obachtung erwirbt.  Wer  unter  Voraussetzung  dieser  Er- 
kenntniss  doch  nach  einem  nothiuendigen  Wissen  strebt, 
der  kann  dem  Verstände  dabei  nur  eine  vermittelnde  Rolle 
zuerkennen.  Er  muss  ihm  das  Vermögen  zugestehen,  dass 
er  die  Ursachen  der  Erscheinungen  erkennt,  wenn  er  sie 
findet;  nicht  aber  jenes,  dass  er  sie  selbst  ersinnen  könne. 
Auf  diesem  Standpuncte  steht  der  rationelle  Empiriker.  Es 
ist  Goethes  eigener  Standpunct.  »Begriffe  ohne  Anschau- 
ungen« sind  leer,  sagt  er  mit  Kant;  aber  er  setzt  hinzu: 
sie  sind  nothwendig,  um  den  Werth  der  einzelnen  An- 
schauungen für  das  Ganze  einer  Weltanschauung  zu  be- 
stimmen. Wenn  nun  der  Verstand  in  dieser  Absicht  an 
die  Natur  herantritt  und  diejenigen  Thatsachenelemente 
zusammenstellt,  welche  einer  inneren  Notlnvendigkeit  nach 
zusammengehören,  so  erhebt  er  sich  von  der  Betrachtung 
des  gemeinen  Phänomens  zum  rationellen  Versuch,  das  unmittel- 
bar ein  Ausdruck  der  objectiven  Naturgesetzlichkeit  ist. 
Goethes  Empirismus  entnimmt  alles,  was  er  zur  Erklärung 
der  Erscheinungen  heranzieht  aus  der  Erfahrung;  nur  die 
Art,  wie  er  es  entnimmt^  ist  durch  seine  Anschauung  be- 
stimmt. Jetzt  begreifen  wir  vollständiger,  wie  er  die  oben 
mitgetheilten  Worte  über  seine  beabsichtigte  Morphologie 
sprechen  konnte,  dass  sie  die  Idee  einer  »neuen  Wissen- 
schaft« enthalte  »nicht  dem  Inhalt«  sondern  »der  Ansicht 
und  Methode«  nach.' 

Der  in  Rede  stehende  Aufsatz  ist  also  die  methodo- 
logische Rechtfertigung  von  Goethes  Forschungsv^-eise. 
Er  ergänzt  in  dieser  Beziehung  alles,  was  Goethe  über 
Naturwissenschaft  geschrieben  hat,  denn  er  sagt  uns,  wie 
wir  es  aufzufassen  haben. 

Mit  diesen  Ausführungen  wollten  wir  vorläufig  auf  die 
erireuliche  Thatsache   hingewiesen    haben,    dass   durch  das 


'  Vergl.  Goethes  Brief  an  Hegel  vom  7.  Oktober  1820  (Fr.  Strehlke, 
Goethes  Briefe  Erster  Theil  S.  240) :  »Es  ist  hier  die  Rede  nicht  von 
einer  durchzusetzenden  Meinung,  sondern  von  einer  mitzutheilenden 
Methode,  deren  sich  ein  Jeder  als  eines  Werkzeugs  nach  seiner  Art 
bediejjen  möge«. 

Goethe-Jahrbuch   XII.  14 


210 


Abhandlungen. 


Material  des  Archives  die  wissenschaftliche  Ansicht  Goethes 
nach  zwei  Seiten  hin  in  ein  helleres  Licht  gerückt  wird: 
erstens  werden  die  bisher  bemerkbaren  Lücken  in  seinen 
Schriften  ausgefüllt  und  zweitens  wird  die  Art  seines 
Forschens  und  sein  ganzes  Verhalten  zur  Natur  neu 
beleuchtet. 

Die  Frage:  was  suchte  Goethe  in  der  Natur  und 
Naturwissenschaft,  ohne  deren  Beantwortung  das  Verständ- 
niss  der  ganzen  Persönlichkeit  des  Menschen  doch  nicht 
möglich  ist,  wird  nach  der  Publikation  der  »naturwissen- 
schaftlichen Abtheilung«  in  der  Weimarer  Goethe-Ausgabe 
in  einer   2:anz   anderen  Form  beantwortet  werden  müssen. 


als  dies  bisher  häufig  geschah. 


3-  ÜBER  Echtheit  und  Chronologie 

DER  SESENHEIMER  LlEDER. 


Von 

Albert  Bielschowsky. 


nter  den  Sesenheimer  Liedern  sind  hier  diejenigen 
II  Lieder  verstanden,  die  Heinrich  Kruse  im  Herbst 
il  1835  theils  nach  handschriftlichen  (10  Lieder)  theils 
nach  mündhchen  (»dem  Himmel  wachs'  entgegen«  d.  j.  G. 
Ko.  11)  Mittheilungen  Sophie  ßrions  in  Niederhronn  auf- 
zeichnete und  die  später  nach  seiner  Abschrift  im  jungen 
Goethe  (Bd.  I,  261  tf.)  vollständig  abgedruckt  worden  sind.' 
Goethe  selbst  hat  von  diesen  Liedern  nur  zwei  in  seine 
Werke  aufgenommen:  »Mit  einem  gemalten  Bande«  (No.  7) 
und  »Willkommen  und  Abschied«  (No.  10);  und  für  diese 
allein  ist  uns  damit  die  Echtheit  durch  den  Dichter  ver- 
bürgt, für  die  übrigen  sind  wir  auf  innere  und  äussere 
Kriterien  angewiesen. 

Prüfen  wir  zunächst  die  äusseren.  In  seinem  Reise- 
bericht vom  September  1835,  der  authentisch  in  der  deut- 
schen Rundschau  V,  220  ff.  veröffentlicht  ist,  sagt  H.  Kruse  : 
»Sie  (Sophie  Brion)  zeigte  mir  zuletzt  noch  einige  Kleinig- 
keiten, die  sie  von  Goethes  Hand  zufällig  übrig  behalten 
und  erlaubte  mir  herzlich  gern,  sie  abzuschreiben«.    »Von 


'  Die  Reihenfolge  ist  in  dem  Abdruck  verändert.  Bei  Kruse  stehen 
zuerst  die  Lieder:  »Ach  bist  Du  fort«  und  «Als  ich  in  Saarbrücken«, 
dann  folgen  No.  6 — 10,  i  —  3.  —  No.  11  steht  nicht  in  der  Abschrift, 
sondern  in  dem  Reisebericht  (B.  522  der  Hirzel'schen  Sammlung  auf 
der  Leipziger  Universitätsbibliothek). 

14* 


212  Abhandlungen. 


Goethes  Hand«  soll  hier  offenbar  »von  Goethe  herrührend« 
bedeuten.  Denn  diese  Kleinigkeiten  waren  durchaus  nicht 
sämmtlich  von  Goethes  Hand  geschrieben,  vielmehr,  wie 
Kruse  bald  bemerkt,  nur  ein  Theil,  während  ein  anderer 
Theil  Friederikens  Hand  zeigte.  Leider  hat  der  19  jährige 
Student,  von  der  Echtheit  aller  überzeugt,  nicht  genau 
notirt,  welche.  Nur  von  dem  Liede  »Mit  einem  gemalten 
Bande«  gibt  er  in  der  Nachschrift  zu  seinem  Reisebericht 
(a.  a.  O.  S.  226)  an,  es  sei  von  Friederiken  geschrieben 
gewesen,  und  ausserdem  findet  sich  in  seiner  von  mir 
verglichenen  Abschrift  vor  den  Liedern  No,  9  »Jetzt  fühlt 
der  Engel«  und  No.  10  »Nun  sitzt  der  Ritter  an  dem  Ort« 
der  Vermerk:  »von  Friederikens  Hand  zwei  halbe  Bogen«. 

Es  ist  einigermassen  auffallend,  dass  Friederike  grade 
ein  so  sicheres  Goethisches  Eigenthum  wie  »Mit  einem 
gemalten  Bande«  und  wohl  auch  »Jetzt  fühlt  der  En^el«, 
nicht  im  Original  besass;  und  es  beschleichen  uns  Zweifel/ 
ob  überhaupt  Kruse  Goethische  Originale  vor  sich  sah  und 
ob  die  zierliche  Hand,  die  er  für  die  Goethes  hielt,  nicht 
einem  andern  Dichter  des  vorigen  Jahrhunderts  angehörte. 
Der  Besitz  der  Lieder  in  den  Händen  Sophiens  beweist  an 
sich  nichts;  ebenso  wenig  ihre  Erklärung,  die  Lieder  rührten 
von  Goethe  her.  Friederike  wurde  ausser  von  Goethe 
noch  von  Lenz  und  vielleicht  andern  uns  unbekannten 
Männern  geliebt,  die  sie  ebenso  gut  in  Liedern  feiern 
konnten,  als  Goethe.  Elf  solcher  Lieder  besass  Sophie. 
Ob  Friederike  die  Schwester  je  über  den  Ursprung  der 
einzelnen  Lieder  unterrichtet  hat,  ist  bei  so  zarten  Dingen 
und  bei  der  nach  Lucius,  Friederike  Brion  S.  99,  vielbe- 
zeugten Thatsache,  dass  sie  in  ihrer  letzten  Lebensperiode 
nie  und  zu  Niemand  von  ihrem  Verhältniss  zu  Goethe  ge- 
sprochen, mehr  als  fraglich,  und  wenn  es  der  Fall  war,  ist 
es  weiter  fraglich,  ob  die  im  Jahre  1835  beinahe  80jährige 
Greisin,  nachdem  sie  seit  1801  von  der  1813  gestorbenen 
Schwester  getrennt  war  (vgl.  Lucius  S.  98),  noch  ein  ge- 
naues Wissen  davon  hatte.  In  ihren  Augen  waren  gewiss 
alle  Lieder,  die  ihre  Schwester  besessen  hatte,  Goethische.  — 
Die  Überlieferung  giebt  uns  aber  noch  weitere  Räthsel  auf. 

Kaum  ein  Jahr  nach  Heinrich  Kruse  war  der  Verfasser 
der  Briefe  aus  Elsass  und  Lothringen  in  den  Blättern  f. 
liter.  Unterhaltung  Jahrgang  1837  bei  Sophie  Brion  und 
hat  dort  ebenfalls  Goethische  Manuskripte  gesehen,  zu  denen 


'  Diese  Zweifel  werden    durcli   einen   dritten  Vermcrlv,   über  den 
man  S.  222  sehe,  sehr  verstärkt. 


Über  Echtheit  und  Chronologie  der  Sesenheimer  Lieder.    213 

angeblich  auch  das  von  ihm  in  der  Nummer  vom  5.  Januar 
verötfentHchte  Lied  »Als  ich  in  Saarbrücken«  gehörte. 

Wiederum  ein  Jahr  später  fand  aber  August  Stöber 
weder  Originalien  noch  Abschriften  Friederikens,  sondern 
nur  Abschriften  Sophiens  vor.  Die  Orginale  Wcären  ihr 
abhanden  gekommen,  meinte  Sophie  (Stöber,  Lenz  S.  in). 
Das  müsste,  wenn  Kruses  und  des  Anonymus  Angaben  in 
den  Blättern  f.  lit.  Unterh.  richtig  sind,  zwischen  Herbst  1836 
und  1837  geschehen  sein.  Wie  ist  aber  Sophie  auf  den 
Gedanken  verfallen,  sich  eine  Kopie  herzustellen?  Ahnte 
sie  den  Verlust  der  Originalien  voraus?  Das  Gleiche  fällt 
bei  Friederike  auf.  Wozu  hat  sie  sich  Abschriften  an- 
gefertigt ?  Es  wäre  denkbar,  sie  hätte  die  Lieder  in  ein 
Album  zusammengetragen.  Aber  das,  was  Kruse  empfing, 
waren  lose  Blätter,  und  Blätter  von  zweierlei  Hand.  Sollte 
es  da  nicht  wahrscheinlich  sein,  dass  schon  Krusen  in  den- 
jenigen Blättern,  die  er  für  Abschriften  Friederikens  hielt, 
Abschriften  Sophiens  vorlagen,  die  sie  sich  zu  der  Zeit 
machte,  wo  die  Originale  noch  in  den  Händen  ihrer 
Schwester  waren?  Denn  von  Goethes  Briefen  und  Liedern 
dürfte  Sophie  im  Original  nichts  ererbt  haben,  obwohl  sie 
das  Gegentheil  versicherte.  Es  lag  für  eine  alte  Dame, 
für  die  Schwester  Friederikens,  die  fortwährend  nach 
Goethischen  Handschriften  (s.  unten)  gefragt  wurde,  die 
Verführung  zu  nahe,  auch  über  den  Rahmen  dessen  hinaus, 
was  sie  als  Goethisch  ansah,  von  Goethischen  Autographen 
zu  sprechen.  Die  Originale  wird  Friederike  vor  ihrem  Tode 
verbrannt  haben,  um  diese  ihr  heiligen  Reliquien  nicht  der 
pietätslosen  Nachwelt  preiszugeben.  So  erklärt  es  sich 
auch  am  ehesten,  warum  von  allen  Briefen  und  Liedern 
Goethes  an  Friederike  kein  einziges  im  Original  bisher  zum 
Vorschein  gekommen  ist. 

Das  was  Sophie,  Kruse  und  seinem  Nachfolger  als 
Goethische  Handschrift  erschien,  wird  die  Len^ens  gewesen 
sein,  und  seine  Blätter  scheint  Sophie  nicht  lange  nach 
Kruses  Besuch  fortgegeben  bzw.  verkauft  zu  haben,  viel- 
leicht an  einen  der  Engländer,  die  damals  schon  ebenso 
wie  die  deutschen  Goetheverehrer  nach  Sesenheimer  Reli- 
quien suchten  (vgl.  Blätter  f.  1.  U.  a,  a.  O.),  nachdem  sie 
vorher  noch  rasen  eine  nicht  ganz  vollständige  Abschrift 
genommen  hatte,  so  dass  Stöber  in  dieser  Abschrift  nur  8 
statt  IG  Lieder  vorfand. 

Nun  haben  wir  aber  noch  eine  dritte  Überlieferung, 
wenigstens  für  einen  Theil  der  Lieder.  Wie  P.  Th.  Falck 
in  seinem  Buche  »Friederike  Brion«  S.  XI  versichert,  hätte 
Lenz'  Freund  und  Seelsorger  Dr.  Michael  Jerzembsky  von 
dessen  »Sesenheimer  Liedern«  eine  Kopie  genommen,   die 


214  Abhandlungen. 


jetzt  in  seinem  (Falcks)  Besitz  sei.  Unter  diesen  Liedern 
befinden  sich  drei  der  angeblich  Goethischen  Friederiken- 
lieder (No.  3,  4,  5):  »Nun  sitzt  der  Ritter  an  dem  Ort«, 
»Ach  bist  du  fort  ?  aus  welchen  güldnen  Träumen  ? «  und 
»Als  ich  in  Saarbrücken«. 

Demnach  ist  das  Resultat,  wenn  wir  von  dem  Ano- 
nymus absehen,  kurz  folgendes : 

H.  Kruse  findet  1835  bei  Sophie  Brion  handschriftlich 
IG  Lieder  vor,  die  von  Sophie  als  Goethische  bezeichnet 
werden,  und  nach  seiner  Angabe  theils  von  Goethes,  theils 
von  Friederikens  Hand  herrührten. 

August  Stöber  findet  1837  an  derselben  Stelle  8  Lieder, 
die  ebenfalls  von  Sophie  als  Goethische  ausgegeben  werden, 
aber  von  ihrer  Hand  geschrieben  sind. 

Der  Livländer  P.  T.  Falck  erhält  aus  Lenzens  Nachlass 
in  Moskau  abschriftlich  eine  Reihe  von  Sesenheimer  Liedern, 
von  denen  drei  zu  den  angeblich  Goethischen  gehören. 

Goethe  selbst  hat  in  seine  Werke  von  den  11  ihm  zu- 
geschriebenen Liedern  nur  2  aufgenommen. 

Im  Original  ist  weder  ein  Goethisches  noch  ein  Lenzisches 
Friederikenlied  vorhanden. 

Wir  sehen  daraus,  dass  die  äusseren  Kriterien  für  die 
Echtheit  der  meisten  Lieder  so  unsicher  wie  möglich  sind. 
Bei  dieser  Sachlage  sind  wir  nicht  blos  berechtigt,  sondern 
verpflichtet,  jedes  einzelne  Lied  (mit  Ausnahme  der  beiden 
von  Goethe  als  echt  anerkannten)  daraufhin  zu  prüfen,  ob 
es  ein  Goethisches  oder  Lenzisches  Produkt  sei. 

Ich  beginne  mit  denjenigen  Liedern,  die  durch  Falck 
für  Lenz  in  Anspruch  genommen  worden  sind.  Dass 
Jerzembsky  hier  eine  selbständige  Vorlage  kopirte  und 
nicht  etwa  Stöbers  oder  Launs  Publikationen  aus  den  Jahren 
1838   und    1840,  bezeugen   die  Abweichungen   des  Textes. 

Nehmen  w^ir  zuerst  Lied  10  »Ach  bist  du  fort?« 
Kann  es  Goethisch  sein  ?  die  Frage  ist  von  den  meisten 
Goetheforschern  (Schäfer,  Viehofi,  Strehlke),  insbesondere 
aber  von  Loeper  (Hempels  Goethe  XXII,  245),  Erich 
Schmidt  (Charakteristiken  S.  281)  und  Weinhold  (Gedichte 
von  J.  M.  R.  Lenz,  Berlin  1891,  S.  266)  mehr  oder 
minder  bestimmt  verneint  worden.  Ich  schliesse  mich 
ihnen  an,  indem  ich  ihre  Gründe  mir  aneigne  und  zugleich 
zu  vermehren  suche.  —  Die  Situation  ist  folgende.  Die 
besungene  Geliebte  ist  verreist,  der  Dichter  ist  zurück  ge- 
blieben. Sein  Schmerz  ist  ein  doppelter,  über  die  Art  des 
Abschieds  und  über  die  Trennung.  Beim  Abschiede  hätte 
die  Geliebte  von  ihm  sich  abgewandt  und  nur  Thränen 
für  die  Freundinnen  gehabt.  Nichts  hätte  sie  ihm  gelassen, 
als   die  Verzweiflung    und    das    Grab.     Nur    einmal    möge 


Über  Echtheit  und  Chronologie  der  Sesenheimer  Lieder.    21 5 

sie  ihm  schreiben,  ob  sie  ihn  Hebe;  oder  er  wolle  nie 
sie  wiedersehen.  Über  diesen  Gedanken  erschrickt  er; 
es  sei  zu  viel.  Er  würde  sterben  »Grausame  für  Dich!« 
Passt  dieses  Lied  irgendwie  in  das  Verhältniss  Goethes 
zu  Friederike?  Gibt  es  eine  einzige  innere  und  äussere 
Situation  in  diesem  Verhältniss,  aus  dem  heraus  wir  es 
uns  entstanden  denken  können?  Gewiss  nicht.  Goethe 
ist  immer  der  glückliche  Liebhaber;  schon  bei  seinem 
ersten  Besuche  hat  er  Liebe  in  Friederikens  Augen  ge- 
lesen —  und  diese  Liebe  steigert  sich  bei  ihr  bis  zum 
letzten  Moment.  Und  bei  einem  Abschied  sollte  diese 
Friederike  den  Dichter  ignorirt  haben  ?  Goethe  hat  uns 
in  einem  seiner  schönsten  Lieder  und  in  Dichtung  und 
Wahrheit  (XXII,  51  Hempel)  Abschiede  von  Friederiken 
geschildert.  Sie  bilden  die  stärksten  Kontraste  zu  dem 
des  vorliegenden  Liedes.  Ebenso  wenig  kennen  wir  eine 
Situation,  in  welcher  Goethe  in  Sesenheim  zurückbleibt, 
während  Friederike  verreist. 

Dagegen  trifft  für  Lenz  alles  vortrefflich  zu:  sowohl 
die  äusseren  Thatsachen,  wie  wir  uns  bei  dem  nächsten 
Liede  überzeugen  werden,  als  das  Verhältniss,  in  dem  die 
besungene  Geliebte  zu  dem  Dichter  steht.  Dasselbe  gilt 
von  der  Sprache  des  Liedes. 

Die  Häufung  sowie  die  Stärke  der  Schmerzensausdrücke: 
Qual,  Grämen,  Verzweiflung,  Grab,  entsetzliche,  sterben, 
Grausame,  das  ist  im  Ganzen  wie  im  Einzelnen  völlig  un- 
goethisch.  Die  Verzweiflung,  das  Grab,  entsetzlich,  grau- 
sam sind  in  keinem  subjectiven  Liede  des  jungen  Goethe 
zu  finden.  Auch  »der  Gram«  nur  einmal  in  dem  Verse  der 
bekannten  Einlage  in  Erwin  und  Elmire  »dem  der  Gram 
die  Seele  bricht«,  wo  die  Gattung  eine  etwas  grössere 
Weichheit  forderte.  Das  »Sterben«  ist  gleichfalls  nicht 
mehr  als  einmal  in  der  Lyrik  des  jungen  Goethe  zu  be- 
legen, aber  in  ganz  anderer  Verbindung,  als  Ausdruck 
stärkster  SinnHchkeit,  in  dem  Liede  auf  Christel  (d.  j.  G.  III, 
163).  Noch  fremder  sind  ihm  Häufungen  von  Schmerzens- 
ausürücken.  Er  war  von  früh  an  eine  viel  zu  wahre, 
liarmonische  und  in  seinen  Strassburger  und  Frankfurter 
Jahren  viel  zu  frohe  Natur,  um  zu  solchem  forcirten  Aus- 
druck der  inneren  Bewegung  zu  greifen.  Wir  haben  eine 
Reihe  von  Sehnsuchts-  und  Abschiedsliedern  —  auch  unter 
den  Friederiken  gewidmeten  — ,  aber  wie  gedämpft,  wie 
massvoll  ist  in  ihnen  die  Sprache!  — 

Dagegen  hat  Lenz  mit  grosser  Vorliebe  sich  in  starken 
Wendungen  bewegt.  Grab,  Tod,  sterben  finden  wir  in 
einem  ganz  ähnliciien  Liede  (Weinhold  No.  70)  vereinigt. 
Ausserdem  begegnen  wir  »dem  Grabe«  in  der  Ausgabe  von 


2l6  Abhandlungen'. 


Weinhold  No.  21,  36,  39,  62  (wiederholt)  u.  ö.  Das  Sterben 
für  die  Geliebte  kehrt  in  dem  Liede  an  Clephchen-Minna 
(Weinhold  No.  31,  vgl.  auch  No.  23  und  70)  viermal  wieder. 
Bei  Weinhold  No.  55  heisst  es :  »Gönnt  er  mir  nur  das 
Glück  ihr  Angesicht  zu  sehn,  in  tausend  Tode  wollt'  ich 
gehn«.  ÄhnUche  Phrasen  enthalten  auch  seine  Briefe  un- 
gemein häufig.  So  will  er  z.  B.  in  einem  Sesenheimer 
Briefe  an  Salzmann  sein  Leben  für  Friederike  lassen  (Stöber, 
der  Dichter  Lenz,  S.  50),  in  einem  andern  wünscht  er  sich 
zu  sterben  (ebend.  S.  47).  Nicht  seltener  ist  »der  Gram« 
verwandt,  z.  B.  Weinhold  No.  24,  31,  42,  47  B  (S.  153), 
59,  84, 1.  »Grausam«  entdecken  wir  a.  a.  O.  No.  39,  46 
(S.  148),  100;  G.-J.  X,  51;  »Verzweiflung«  Weinhold  No. 
24,  43  (S.  141),  46,  84, 1.  Dorer-Egloff,  Lenz,  S.  161.  Weinen 
und  Thränen  sind  so  gewöhnliche  Ligredienzien  Lenzischer 
Lieder,  dass  es  nicht  lohnt,  für  sie  Belege  zu  bringen.  — 
Ausser  den  Schmerzensausdrücken  sind  aber  in  dem  Ge- 
dichte noch  andere  Wendungen,  die  Fremdlinge  in  Goethes 
Reiche  sind.  »Die  Sonne  scheint  ihm  schwarz«,  heisst  es 
in  der  vierten  Strophe,  »die  Bäume  blühn  ihm  schwarz«. 
Goethe  hätte  weder  das  Bild  gebraucht,  noch  wäre  er  an 
dem  Epitheton  »schwarz«  hängen  geblieben.  Dagegen 
treff'en  wir  bei  Lenz  ganz  ähnliche  Seitenstücke.  »Die  Sonne 
in  Trauer  .  .  .  finster  der  Tag«  Weinhold  No.  41;  »will 
im  schwarzen  Thal  mein  Haupt  hinlegen«  ebd.  No.  62;  »in  der 
Nacht  wirds  so  schwarz  nicht  als  in  meinem  Herzen« 
No.  32.  Der  »JüngHng«  in  der  2.  Strophe  kehrt  auch 
sonst  als  Selbstoezeichnung  bei  ihm  wieder;  Vers  i  in 
der  5.  Strophe  »er  läuft  in  Gegenden,  wo  er  mit  dir 
gegangen«  hat  sein  Seitenstück  im  Poeten  (G.-J.  X,  55 
oben).  Zu  Vers  i  der  6.  Strophe  »Dann  in  die  Stadt  zurück, 
doch  die  erweckt  ihm  Grauen«  vgl.  man  eine  Stelle  aus 
einem  Briefe  Lenzens  an  Salzmann:  »Wenn  ich  Sie  nicht 
in  Strassburg  zu  finden  hofl^te,  so  würde  ich  mein  Schicksal 
hassen,  das  mich  .  .  .  zwingt,  in  eine  lärmende  Stadt  zurück- 
zukehren« (Stöber  S.  46).  Die  Apostrophirung  der  Ge- 
liebten im  zweiten  Verse  derselben  Strophe  mit  dem 
Abstractum  »Vollkommenheit«  wäre  für  Goethe  eine  so 
auffallende  Abnormität,  dass  sie  allein  genügte,  das  Lied 
ihm  abzusprechen.  Dagegen  nennt  Lenz  noch  in  einem 
andern  Liede  an  Friederike  (Falck  S.  50)  sie  eine  Rose  voll 
»Vollkommenheiten«,  in  einem  Briefe  (Dorer-Eglofli"  S.  161) 
spricht  er  von  den  »Vollkommenheiten«  der  Waldner,  und 
im  Poeten  (a.  a.  O.)  von  den  w^eiblichen  »X'ollkommen- 
heiten«,  die  sich  in  sein  Herz  eindrängen.  Aber  auch  sonst 
sind  ihm  abstracte  Apostronhirungen  (vgl.  Weinhold  No.  21, 
29,  60)  geläufig.    Die  in  den  folgenden  Versen  der  Strophe 


Über  Echtheit  und  Chronologie  der  Sesenheimer  Lieder.     217 

ausgesprochene  Abneigung  gegen  die  oberflächlichen  Strass- 
burgerinnen  tönt  aus  den  Blättern  des  Poeten  mehrfach 
wie^der  (G.-J.  X,  59,  61,  62,  66). 

Wie  Gedanken  und  Worte  echt  Lenzisch,  dagegen  ganz 
ungoethisch  sind,  so  auch  der  Satzbau.  Nicht  blos  5ie  Unruhe, 
die"  sich  in  Fragen,  Ausrufen,  Widerrufen,  Unterbrechungen 
ausprägt,  sondern  noch  mehr  die  dichten,  unmittelbaren, 
rein  rhetorischen  Wiederholungen  sind  in  Goethes  L\rik 
ebenso  ungewöhnlich  als  für  Lenzens  Stil  charakteristisch, 
wie  Jeder  weiss,  der  sich  eingehender  mit  ihm  beschäftigt 
und  wie  auch  neuerdings  erst  wieder  Weinhold  im  G.-J.  X,  99 
betont  hat.  So  heisst  es  in  unserm  Liede  Strophe  3 :  »Warum 
liessest  du  ihm  nichts,  ihm  nichts  zurück?«;  in  Strophe  7: 
»O  lass  dich  doch,  o  lass  dich  doch  erflehen  !«,  in  Strophe  8  : 
»Ich  fühl,  ich  fühl'«.  Parallelen  finden  sich  in  Hülle  und 
Fülle.  Ich  verweise  in  der  Ausgabe  von  Weinhold  auf 
No.  28,  31  (S.  119),  39,  47,  54,  70,  75  u.  s.  f.  Er  steigt  selbst 
bis  zu  vier-  und  fünffachen  Wiederholungen  auf  z.  B.  in 
dem  vorher  citirten  Lied  an  Clephchen  und  in  dem  Gedicht 
»Nachtschwärmerey«  (Weinhold  No.  46).  Endlich  muss  man 
noch  an  dem  Strophenbau  des  Liedes  Anstoss  nehmen.  Nur 
die  ersten  Strophen  sind  übereinstimmend  gebaut  aus  5  +  4 
-}-  6  +  4  Jamben.  In  der  vierten  Strophe  ist  der  2.  Vers  mit 
einem  Fuss  überladen,  in  der  fünften  der  i.  und  2./  des- 
gleichen in  der  sechsten,  während  der  3.  Vers  um  einen 
Fuss  zu  kurz  ist.  In  der  siebenten  Strophe  ist  der  2.  Vers 
um  einen  Fuss  zu  lang,  der  3.  um  einen  zu  kurz,  und  in 
der  achten  der  i.  Vers  um  einen  Fuss  zu  lang.  Bei  Goethe 
wird  man  nach  einem  solchen  Schwanken  in  Gedichten 
von  gleichzeiligen  Strophen  vergebUch  suchen. 

Aber  ausser  durch  die  mannigfachen  Einzelmerkmale 
verräth  sich  das  Gedicht  als  Lenzisches  Produkt  durch  das 
unwahre,  theatrahsche  Pathos,  das  es  athmet.  Seine  Liebe 
zu  Friederike,  wenn  sie  überhaupt  echt  war,  was  bekannt- 
lich Goethe  auf  Grund  seiner  Kenntniss  Lenzens  und  der 
Mittheilungen  Friederik ens  bestreitet,  war  weit  entfernt 
von  einer  seine  Existenz  durchdringenden  Tiefe.  Er  selber 
schreibt,  als  er  von  Friederike  Ende  August  1772  auf  längere 
Zeit  Abschied  nimmt,  an  Salzmann :  »Ich  gehe  jetzt  nach 
Sesenheim  hinaus,  um  den  letzten  Tag  recht  vergnügt  dort 
zuzubringen.     Recht  vergnügt  —  nicht   wahr,    Sie    lächeln 


*  Ich  halte  in  diesem  Verse  die  Lesart  »Bogengang«,  die  Stöber 
und  Falck  bieten,  für  die  authentisclie.  Kruse  hat  wahrscheinlich  in 
der  Eile  das  von  ihm  vorausgesetzte  »Thal«  hingeschrieben.  Dagegen 
ist  die  Entstehung  der  Lesart  »Bogengang«  aus  »Thal«  unerklärlich.  — 
Auch  Weinhold  entscheidet  sich  für  »Bogent'-ang«. 


2l8  Abhandlungen. 


über  meine  stolze,  platonische  Sprache,  mittlerweile  mein 
Herz  mit  dem  Ritter  Amadis  von  nichts  als  Flammen, 
Dolchen,  Pfeilen  und  Wunden  deklaniirt«  (Stöber,  Lenz 
S.  57).  Das  ist  es:  Eine  Lenzische  Deklamation  von  Pfeilen 
und   Wunden  —  kein   Goethischer   Herzenserguss. 

Wir  kommen  jetzt  zu  dem  fünften  Liede  »Als  ich  in 
Saarbrücken«.  Auch  dieses  Lied  hatte  G.  v.  Loeper  schon 
vor  der  Publikation  Falcks  Lenz  zugesprochen  (Hempels 
Goethe  XXII,  245).  Die  Situation  ist  dieselbe,  wie  im 
vorigen  Liede.  Die  Geliebte  ist  verreist,  der  Dichter  zu- 
rückgeblieben. Er  spricht  seine  Sehnsucht  nach  ihr  aus 
und  bittet  sie  bald  zurückzukehren.  —  Man  kann  deshalb 
dieses  Lied  mit  Goethes  Saarbrückener  Reise  nicht  in  Ver- 
bindung bringen,  was  ohnehin  der  Zeitpunkt,  in  den  sie 
fiel,  verbietet.  Die  Überschrift  »Als  ich  in  Saarbrücken« 
hat  Düntzer  in  den  Frauenbildern  S.  26  richtig  als  einen 
Zusatz  Friederikens  ausgelegt.  Dass  Friederike  während 
Goethes  Sesenheimer  Besuchen  aber  in  Saarbrücken  oder 
überhaupt  verreist  war,  ist  uns,  wie  schon  bemerkt,  nicht 
bekannt  und  ist  auch  schwer  glaublich.  Dagegen  wissen 
w'ir,  dass  Friederike,  während  Lenz  sie  umwarb,  mit  ihrer 
Mutter  Anfang  Juni  1772  ihre  Verwandten  in  Saarbrücken 
besuchte;  und  zwar  von  Lenz  selber  (Stöber  S.  47),  der 
seufzend  hinzufügt,  die  Mutter  werde  vielleicht  ein  Mädchen 
da  lassen,  das  er  wünschte,  nie  gesehen  zu  haben. 

Auf  Lenz  weisen  auch  die  sprachlichen  Kriterien.  Auf 
das  Lenzische  »itzt«  hat  Loeper  aufmerksam  gemacht.  In 
Goethes  Jugendbriefen  und  -Liedern  ist  es  nicht  zu  ent- 
decken. Die  Wendung  »wo  triumfirt  das  Mädchen?«  hat 
etwas  von  dem  gezierten  und  gepuderten  Stil  der  Ana- 
kreontik  an  sich,  den  wir  nicht  einmal  in  Goethes  Leipzio;er 
Liedern  voll  ausgeprägt  finden.  »Seit  du  entfernt  will  keine 
Sonne  scheinen«  entspricht  der  Phrase  des  vorigen  Liedes 
»Die  Sonne  scheint  ihm  schwarz«.  Ebenso  stimmt  »der 
Himmel  vereinigt  sich  mit  deinem  Freunde  dir  nach:(;ii- 
weinen«  zu  der  Wendung  des  vorigen  Liedes  »er  weinet 
voll  Verlangen  dir  nach«.'  »Schon  rufen  Hirt  und  Heerden 
dich  bang  herbei«  ist  eine  wohl  der  Schäferpoesie  entlehnte 
Floskel,  die  ich  Goethe  in  der  Strassburger  Zeit  nicht  zutrauen 
möchte.  Auch  der  Eingang  mit  den  vier  Fragen,  die  mit 
demselben  Fragewort  eröffnet  werden,  kann  stutzig  machen. 

Somit  werden  wir  gut  thun,  auch  dieses  Lied  Lenz 
zu  belassen.^ 


'  Vgl.  auch  Weinh.  No.  39  «wo  die  Quelle  sanft  nach  ihr  weint«. 
^  V/einhold  hat   es  in   seiner   Ausgabe    der   Lenzischen  Gedichte 
bereits  unter  diese  gestellt  (S.  87). 


Über  Echtheit  und  Chuonologie  der  Sesexheimer  Lieder.    219 

Das  dritte  der  Sesenheimer  Lieder  »Nun  sitzt  der 
Ritter  an  dem  Ort«  ist  ein  hübsches,  launiges  Gedichtchen, 
gegen  dessen  Goethische  Abkunft  nur  zwei  Bedenken 
geltend  gemacht  werden  könnten.  Das  eine  ist  ein  sprach- 
liches: der  Gebrauch  des  Adverbs  »ziemlich«  in  !_,  3  und 
III,  I.  »Ziemlich«  ist  das  unpoetischste  Wort,  das  es  geben 
kann.  Es  ist  deshalb  auch  in  Goethes  Jugendgedichten, 
die  ich  Scämmtlich  daraufhin  durchgesehen,  nicht  aufzu- 
spüren; gewiss  aber  auch  nicht  in  den  späteren.  Dass 
Goethe  dieses  langweilige  Adverb  in  einem  kleinen  Ge- 
dichte gar  zweimal  angewendet  haben  sollte,  scheint  mir 
unglaublich.  Das  andere  Bedenken  ist  ein  metrisches. 
Zunächst  wechselt  mehrmals  die  Reimfolge  und  das  Reim- 
geschlecht. In  der  ersten  Strophe  verschränkte  Reime 
ab  ab  (b  kHngend),  in  der  zweiten  umschlungene  abba, 
in  der  dritten  wieder  verschränkte  ab  ab,  aber  a  klingend 
und  b  stumpf.  Ferner  ist  in  der  letzten  Strophe  der  3. 
Vers  um  drei  Hebungen  überladen.  Ein  derartiger  Wechsel 
in  der  Reimiolge.und  im  Reimgeschlecht,  und  ausserdem 
eine  so  starke  Überladung  eines  Verses  ist  in  keinem 
regelmässig  strophischen  Gedichte  des  jungen  Goethe  zu 
finden.  Dagegen  stossen  wir  bei  Lenz  auf  ganz  ähnliche 
Fälle  (Weinhold  No.  81,  60). 

Wäre  das  Datum,  das  das  Lied  bei  Falck  S.  64  trägt, 
»Weissenburg  4.  Sept.  1772«  authentisch,  so  entschiede 
dieses  allein  schon  gegen  Goethe  und  für  Lenz.  Aber  wir 
werden  uns  weiter  unten  überzeugen,  dass  das  Datum 
wahrscheinlich  ein  Zusatz  von  Jerzembsky  oder  Falck    ist. 

Wir  sehen  also,  dass  bei  diesen  drei  Liedern  innere 
und  äussere  Kennzeichen  die  moskauer  Überlieferung  unter- 
stützen, und  wir  werden  deshalb  getrost  sie  aus  den 
Goethischen  ausscheiden  und  den  Lenzischen  einverleiben 
können. 

Sollte  aber  nicht  noch  unter  den  andern  Friederiken- 
liedern Lenzisches  Eigenthum  stecken  ?  Ich  glaube  dies 
von  No.  I  und  8.  No.  8  »Bälde  seh'  ich  Rickgen  wieder« 
ruht  auf  der  gleichen  Voraussetzung  wie  zwei  der  eben 
behandelten  Lieder.  (No.  4  und  5.)  Rickgen  ist  dem 
Dichter  »entflohen«,  wie  er  sich  ausdrückt,  aoer  sie  kehrt 
bald  zu  ihm  zurück  und  darüber  bekundet  er  seine  Freude. 
Es  bildet  mit  den  beiden  genannten  eine  zusammenhängende 
Trilogie.  Das  erste  Lied  in  wildem  Schmerz  unmittelbar 
nach  dem  Abschied  gedichtet,  das  zweite  in  milderen 
elegischen  Tönen,  etwa  in  der  Mitte  der  Abwesenheit 
Friederikens,  mit  der  sehnsüchtigen  Bitte  bald  zurückzu- 
kehren, das  dritte  freudig  gehobenen  Tones  in  der  sichern 
Erwartung  der  Rückkehr.     Wohin  man  dagegen  das  Lied, 


220  Abhandlungen. 


wenn  man  es  Goethe  zuspricht,  legen  sollte,  kann  ich 
ebensowenig  sehen,  wie  bei  den  vorhergehenden.  Weder 
wissen  wir  von  einer  solchen  Trennung,  wie  sie  das  Gedicht 
im  Auge  hat,  noch  können  wir  uns  vorstellen,  dass  Goethe 
eine  solche  Trennung  als  Flucht  bezeichnet  hätte.  Bei  der 
Sprache  des  Liedes  lallen  uns  wieder  die  Wiederholungen 
auf.  »Bälde«  ist  dreimal  wiederholt,  davon  zweimal  in 
unmittelbarer  Folge;  »lange«  kehrt  ebenfalls  dreimal  in 
einem  kurzen  Sätzchen  wieder.  »Lange  hab  ich  nicht  ge- 
sungen, lange  liebe  Liebe  lang«.  Der  Ausdruck  »mich 
änosten  tiefe  Schmerzen«  (III,  i)  ist  an  sich  zu  tragisch 
gefärbt  lür  Goethes  Sesenheimer  Lieder;  aber  er  würde 
auch  nicht  gesagt  haben :  »mich  ängsten  Schmerzen«  und 
noch  weniger  )->tiefe  Schmerzen«.  Ihm  war  das  Wort 
Schmerz  stark  genug,  um  nicht  nach  einen  verstärkenden 
Attribut  zu  greifen.  In  den  Gedichten  der  Hirzel'schen 
Sammlung  und  in  der  Abtheilung  »Lieder«  des  ersten 
Bandes  der  Gesammt-Ausgabe,  die  eine  Fülle  subjectiver 
Ergüsse  Goethes  in  seinen  Jugend-  und  besten  Mannes- 
jahren enthalten,  kommt  Schmerz  29  mal  vor.  In  27  Fällen 
ohne  Epitheton,  einmal  mit  dem  Epitheton  »stet«  in  dem 
Liede  an  Mignon  (W.  A.  I,  91)  und  einmal  mit  dem 
antithetischen  »wonnevoll«  (d.  j.  G.  III,  154).  Dagegen 
treffen  wir  bei  Lenz  »hohe  Schmerzen«  (Weinhold  No.  72), 
»endlose  Schmerzen«  (ebend.  No.  41,  S.  281),  »wilder 
Schmerz«  (ebend.  No.  25).  —  In  dem  dritten  Vers  der- 
selben Strophe  heisst  es  weiter:  »Der  wahre  Gram  geht 
nicht  über  in  mein  Lied«.  Das  soll  bedeuten :  bei  wahrem 
Gram  kann  ich  nicht  singen.  Darf  man  Goethe  eine  solche 
Unterscheidung  zwischen  wahrem  und  erdichtetem  Gram 
zutrauen?  —  Über  den  Gebrauch  des  Wortes  »Gram« 
ist  schon  gesprochen.  Auch  die  Schlussw^endung  scheint 
mir  nicht  Goethisch :  »Ja  ich  gäbe  diese  Gabe  Tdie  Freude 
über  die  Rückkehr  der  Geliebten)  nicht  für  aller  Klöster 
Wein«.  Ein  Dichter  von  so  unsicherem  Taktgefühl  wie 
Lenz  mochte  einen  solchen  für  ein  Trinklied  passenden 
Abschluss  hier  für  brauchbar  halten,  nicht  aber  ein  Goethe, 

No,  I  das  s.  g.  Morgenständchen  bietet  zunächst  eine 
Reihe  von  Härten  und  Unklarheiten,  die  überraschen.  In 
der  zweiten  Strophe  sagt  der  Dichter :  »Horch  Philomelens 
Kummer  schweigt  heut  still,  weil  dich  der  böse  Schlummer 
nicht  meiden  will«. 

Also  die  Nachtigall  singt  nicht,  weil  Friederike  schläft. 
Ich  will  gegen  den  Gedanken,  obgleich  ich  ihn  platt  finde, 
nichts  sagen,  aber  er  steht  im  Widerspruch  mit  dem  Vor- 
hergehenden und  dem  Folgenden,  In  der  ersten  Strophe 
heisst   es   ausdrücklich  :    »der  Vösjel   sanft   Geflüster    ruft« 


Über  Echtheit  und  Chronologie  der  Sesenheimer  Lieder.    221 

und  in  der  sechsten:  »die  Nachtigall  im  Schlafe  hast  du 
versäumt«.  Also  hat  die  Nachtigall  gesungen  und  nicht 
geschwiegen.  Und  was  soll  das  »horch«  an  der  ersten 
Stelle?  Die  Nachtigall  schweigt  ja,  wozu  die  Aufforderung 
zu  horchen?  (Vgl.  Weinhold  No,  97,  S.  230  »horch,  hier 
singen  Nachtigallen«).  —  Ferner  in  der  dritten  Strophe: 
»am  Busen  deiner  Schwester,  der  für  dich  schlagt,  ent- 
schläfst du  immer  fester,  je  mehr  es  tagt«.  Warum  wird 
betont,  dass  der  Busen  der  Schzuester  für  Friederike  schlage? 
Die  Brust  des  GeHebten  wäre  verständlich,  aber  der  Busen 
der  Schwester?  Man  hat  den  Eindruck,  als  ob  es  sich 
darum  handelte,  einen  Vers  auszufüllen,  der  einen  Reim  auf 
»tagt«  bringe.  Und  dieser  Eindruck  wird  erhöht  durch  das 
unumgelautete  »schlagt«.  In  der  vierten  Strophe:  »Und 
war  er  von  den  Zehen  zum  Kopf  von  Eis«.  Eine  sprach- 
hch  wie  rhythmisch  ungew^öhnlich  harte  Wortverbindung. 
In  der  nächsten  Strophe  ist  merkwürdig  gezwungen  und 
gesucht  die  Metapher  »mein  Bild,  das  halb'voll  Schlaf  und 
reimend  die  Musen  schilt«. 

Andere  für  Goethe  auffcillige  Ausdrucksw-eisen  sind 
folgende.  In  der  zweiten  Strophe  neben  dem  prosaischen 
»unverzeihlich«  die  anakreontische  Umschreibung  »Philo- 
melens  Kummer«  für  den  Nachtigallengesang.  Der  junge 
Goethe  liebt  weder  eine  solche  Umschreibung  noch  über- 
haupt die  sentimentale  Sängerin.  Er  zieht  die  in  Luft 
und  Sonne. sich  schwingende,  fröhliche  Lerche  vor,  so  im 
Maifest^  Wanderers  Sturmhed,  an  die  Entfernte,  Die  Nach- 
tigall tritt  in  seine  Lieder  erst  1774  oder  75  ein,  aber  auch 
da  nicht  in  seine  Liebeslieder,  sondern  in  andere;  sie  ist 
im  Ganymed  und  bezeichnenderweise,  wie  der  Gram,  in 
zwei  Arien  von  Singspielen  (Erwin  und  Elmire  und  Clau- 
dine  d.  j.  G.  III,  504,  569).  Dagegen  haben  wir  sie  bei 
Lenz  in  dem  eben  citirten  und  in  dem  Liede  »Wo  bist 
du  itzt«  getroffen. 

»Der  böse  Schlummer«  in  derselben  Strophe  klingt 
mir  für  Goethe  zu  schwächlich.  In  der  vierten  Strophe: 
»Ich  seh  dich  schlummern,  Schöne,  vom  Auge  rinnt  mir 
eine  süsse  Thräne«.  Ich  glaube  nicht  an  die  Wahrheit 
dieser  Verse,  und  damit  auch  nicht  an  ihre  Echtheit.  Man 
kann  alle  Lieder  des  jungen  Goethe  nachlesen  und  man 
wird  die  Thränen  überall  wohl  begründet  finden.  Auch 
für  das  Oxymoron  »süsse  Thräne«  entdeckt  man  keine 
a.ndere  Parallele,  als  die  vorhin  erwähnten  »wonnevollen 
Schmerzen«.  Sie  bezeichnen  aber  dort  nicht  Goethes  eigene 
Stimmung,  sondern  sind  in  einem  Hochzeitsliede  den 
Passavant'schen  Eltern  untergelegt.  Dagegen  gebraucht 
Lenz  solche  Oxymora  mit  grosser  VorUebe:  ^)süsse  Zähren« 


222  Abhandlungex. 


Weinh.  Ko.  46,  »wollustreiche  Thränen«  ebd.  Xo.  86,  S.  206, 
«wollüstige Thränen«  Dorer-EgloffS.  112,  »süsse  Schmerzen« 
Weinhold  No.  45,  95,  »süsses  Schiiuern«  Weinhold  Xo.  43, 
S.  145  und  Xo.  39,  »selige  Schmerzen«  ebend.  X0.86,  S.207, 
»entzückende  Schmerzen«  Dorer-EglofF  S.  208,  »angenehme 
Pein«  Weinhold  Xo.  45,  »süsser  Tod«  ebend.  Xo.  11, 
Xo.  19,  III.  u.  a.  m.  Mit  den  Eingangsversen  »vertreib  die 
Xacht,  die  einer  deiner  Blicke  zum  Tage  macht«  vergleiche 
man  die  Verse  »ja  ein  Blick  von  dir  zertheilet  der  Verzweiflung 
Xacht«  bei  Weinh.  Xo.  24 A.  Wie  Lenz  überhaupt  über- 
schwänglich  die  Gewalt  der  Blicke  der  Geliebten  zu  feiern 
liebt  (Weinh.  Xo.  23,  24,  58J. 

Eerner  ist  mir  bei  dem  Liede  immer  der  zerhackte 
Rlwthmus  aufgefallen.  Die  Enden  der  kurzen  Verse  durch- 
schneiden scharf  den  rhvthmischen  Eluss  der  Rede.  Ent- 
weder musste  der  Dichter  längere  Verse  wählen,  oder  den 
Satzbau  einfacher  gestalten.  Man  sehe  sich  z.  B.  im  Gegen- 
satz dazu  das  Mailied  an,  wie  da  Rhythmus  und  Sprache  im 
Einklang  stehen  !  Es  ist  aber  noch  ein  undefinirbares  Zweites, 
was  den  Wohllaut  hervorbringt.  Goethe  besass  den  Instinkt 
dafür.  In  den  Leipziger  Liedern  ist  er  noch  nicht  voll  ent- 
wickelt, um  so  mehr  in  den  Sesenheimern.  Dieses  Lied 
steht  aber  in  seinem  Wohllaut  noch  tief  unter  den  Leipziger 
Liedern.  Sollte  ein  solches  einmaHges  Versagen  des  ange- 
borenen Instinktes  wahrscheinlich  sein? 

Zu  diesen  inneren  Momenten  treten  noch  mehrere 
äussere,  die  gegen  Goethe,  aber  für  Lenz  sprechen.  Kruse 
hat  in  seiner  Abschrift  vor  diesem  Liede  bemerkt:  »von 
fremder  Hand«,  dann  »fremder«  ausgestrichen  und  darüber 
geschrieben:  »nachlässig  verstellter«.  Xun  habe  ich  mehrere 
der  besten  Kenner  Goethischer  Handschriften  gefragt, 
ob  ihnen  solche  bekannt  wären,  die  von  den  gewöhnlichen 
so  weit  abwichen,  dass  man  geneigt  wäre,  sie  für  fremde 
zu  halten;  sie  haben  mir  das  einstimmig  verneint.  Dagegen 
hat  Lenzens  Handschrift  allerdings  so  gewechselt,  dass  man 
sie  bisweilen  für  die  eines  Andern  oder  für  nachlässig  verstellt 
halten  kann.  Es  geht  daraus  zugleich  hervor,  wie  überaus 
zweifelhaft  es  ist,  dass  Kruse  Goethische  Autographen 
vorlagen,  wie  wahrscheinlich  aber,  dass  es  Lenzische  waren. 

Zu  Lenz  stimmen  weiter  die  Verse:  »Sieh  sein  Gesicht, 
der  Schlaf  hat  ihn  verlassen,  doch  wacht  er  nicht«  (Strophe  5). 
In  den  Sesenheimer  Tagen  schreibt  Lenz:  »Ich  zuache  des 
Nachts  mit  schlafenden  Augen«  (Stöber  S.  51).  Ja,  wir 
könnten  beinahe  den  Tag  bezeichnen,  an  dem  Lenz  das 
Gedicht  verfasst  hat.  Er  schreibt  Ende  August  1772  an 
Salzmann:  »den  Sonnabend  Xachmittag  karessirt,  nach  Fort 
Louis  gegangen;  das  Thor  zu  gefunden,  zurückgegangen. 


Über  Echtheit  und  Chroxologie  der  Sesenheimer  Lieder.    223 

den  Pfarrer  am  Nachtessen  unruhig  gefunden,  dass  er  so 
viel  zu  thun  habe ;  mich  angeboten ;  bis  vier  Uhr  (Morgens) 
in  der  Laube  gesessen;  mich  von  meinen  Fatiguen  erholt; 
eingeschlafen«  .  .  .  (Stöber  S.  58).  An  diesem  Morgen 
könnte  Lenz  sehr  wohl  halb  schlafend,  halb  wachend  das 
widerspruchsvolle,  unklare,  ungelenke  Lied  gedichtet  haben. 

Es  darf  aber  nicht  verschwiegen  werden,  dass  in 
dem  Liede  eine  Stelle,  wie  Düntzer  in  den  Erläuterungen 
der  lyrischen  Gedichte  I,  55  hervorhebt,  mit  einer  Goethi- 
schen  die  stärkste  Ähnlichkeit  hat.  Es  sind  die  Verse  : 
»Es  zittert  Morgenschimmer  mit  blödem  Licht  erröthend 
durch  dein  Zimmer«.  In  der  Pandora  sagt  Phileros: 
»Wenn  Eos  die  Blöde  mit  glühendem  Schein  die  Teppiche 
röthet  am  heiligen  Schrein«.  Ein  zufälliges  Überein- 
stimmen scheint  mir  hier  ausgeschlossen  zu  sein,  wenn 
nicht  etwa  Lenz  und  Goethe  unabhän2;ig  von  einander 
eine  gemeinsame,  uns  unbekannte  Quelle  benutzt  haben, 
Ist  dies  nicht  der  Fall  gewesen,  so  müssen  wir  uns  für 
die  eine  oder  andere  Alternative  entscheiden :  Entweder 
wir  halten  das  Lied  auf  die  Übereinstimmung  hin  für 
ein  Goethisches,  nehmen  alle  seine  Schwächen,  alle  seine 
Abweichungen  von  Goethes  sonstiger  Art  und  Kunst  in 
Kauf  und  sehen  in  den  Lenzischen  Eigenthümlichkeiten, 
die  es  zeigt,  ein  sonderbares  Spiel  des  Zufalls,  oder  wir 
erklären  es  für  ein  Lenzisches  und  übernehmen  die  Ver- 
pflichtung, die  merkwürdige  Wiederholung  des  Bildes  von 
Her  blöden  Morgenröthe  in  der  Pandora  begreiflich  zu 
machen.  Es  erscheint  mir  nicht  schwer,  dieser  Pflicht  zu 
genügen.  Man  kann  sich  zwei  Fälle  denken.  Lenz  hat 
die  Wendung  erfunden,  Goethe  hat  sie  von  ihm  gehört 
oder  gelesen  (z.  B.  bei  seinem  Besuch  in  Sesenheim  1779) 
und  sie  so  glücklich  gefunden,  dass  er  sie  treu  im  Ge- 
dächtniss  behielt  und  in  späten  Jahren  von  ihr  Gebrauch 
machte;  oder  Goethe  hat  sie  erfunden,  Lenz  sie  schon  in 
Strassburg  von  ihm  gehört  (»wir  theilten  uns  einander 
gern  mit«  Dichtung  und  Wahrheit  III,  46.  Hempel)  und 
bei  erster  Gelegenheit  verwandt.  Wir  brauchen  also  wegen 
dieses  Zusammenstimmens  das  sonst  so  ungoethische  Ge- 
dicht dem  apollinischen  Dichterjüngling  nicht  aufzubürden. 

Wir  sind  demnach  zu  dem  Resultat  gekommen,  dass 
fünf  von  den  Sesenheimer  Liedern  nicht  Goethe,  sondern 
Lenz  angehören.  Damit  ist  aber  die  Zahl  der  Lenzischen 
Erzeugnisse  erschöpft.  Alle  andern  —  auch  diejenigen,  die 
Goethe  nicht  in  seine  Werke  aufgenommen  hat  —  tragen  so 
unverkennbar  den  Stempel  seines  Genius  an  sich  und  fügen 
sich  inhaltlich  so  vortrefflich  in  sein  Sesenheimer  Liebes- 
leben  ein,  dass  jeder  Zweifel  an  ihrer  Echtheit  grundlos  wäre. 


224  Abhandlungen'. 


Wir  gehen  nunmehr  zur  Chronlogie  über.  Ich  schicke 
auch  hier  die  Len:^ischen  Lieder  voraus. 

Die  drei  Lieder  »Ach  bist  du  fort«,  »Als  ich  in  Saar- 
brücken« und  »Bälde  seh'  ich  Rickgen  wieder«  fallen  in 
die  Zeit  des  Saarbrückener  Besuches  Friederikens  d.  h.  in 
den  Juni  1772.  Friederike  reiste  Anfang  Juni  dorthin  (am 
IG.  war  sie  schon  fort,  Stöber  S.  45)  und  am  28.  ist  sie 
bereits  wieder  in  Sesenheim  (Stöber  S.  51). 

Das  Lied  »Erwache  Friedericke«  dürfte  man,  wie  schon 
angedeutet,  am  besten  Ende  August  1772  kurz  vor  Lenzens 
Abreise  nach  Landau  ansetzen.  Auch  ist  ein  späterer  intimer 
Verkehr  zwischen  Lenz  und  Friederike  unsicher. 

Das  Gedicht  »Nun  sitzt  der  Ritter  an  dem  Ort«  trägt 
bei  Falck  das  Datum  4.  September  1772.  Obwohl  er  es 
in  Anführungszeichen  setzt,  so  muss  es  doch  ein  Zusatz 
von  anderer  Hand  sein.  Denn  der  Lihalt  des  Liedes  kann 
nicht  auf  die  Rast,  die  Lenz  bei  seinem  Ritte  nach  Landau 
in  Weissenburg  machte,  bezogen  werden.  Es  geht  viel- 
mehr deutlich  aus  ihm  hervor,  dass  es  sich  um  einen  Ausflug 
handelt,  den  ihm  die  Schwestern  Brion  empfohlen  haben. 
Er  hat  ihn  am  späten  Abend  angetreten,  die  Nacht  hat  ihn 
überrascht,  sein  Pferd  findet  nur  mühsam  den  Weg;  und 
so  kann  er  den  Ritt  als  Abenteuer  bezeichnen.  Dagegen 
konnte  er  mit  diesen  Worten  nicht  von  seinem  Ritte  nach 
Weissenburg  reden.  Denn  er  zog  dorthin  mit  dem  ganzen 
Regiment  des  Herrn  v.  Kleist;  dort  endigte  nicht,  wie  es 
imLiede  heisst,  das  Abenteuer,  sondern  der  Marsch  ging 
weiter,  und  man  marschirte  nicht  am  Abend  bis  in  die 
Nacht  hinein,  sondern  wie  uns  Lenz  selbst  erzählt  und 
wie  es  natürlich  ist,  vom  frühen  Morgen  bis  Mittag 
(Stöber  S.  60).  Demnach  ist  der  4.  September  als  Datum 
eine  willkürliche  Konjektur.  Im  Übrigen  fehlen  uns  Anhalts- 
punkte zur  Datirung  des  Liedes.  Es  wird  aber  kaum  aus 
einer  andern  Zeit  stammen  als  dem  Sommer  1772. 

Für  die  chronologische  Bestimmung  der  Godhischen 
Lieder  bietet  sich  uns  zunächst  als  allgemeine  Grenze  die 
Zeit  von  Mitte  October  1770  (erster  Besuch  in  Sesenheim) 
bis  etwa  Mitte  August  177 1  (Heimkehr  nach  Frankfurt). 

Als  frühestes  Lied  giebt  sich  No.  2  »jetzt  fühh  der 
Engel,  was  ich  fühle,  ihr  Herz  gewann  ich  mir  beim  Spiele 
und  sie  ist  nun  von  Herzen  mein«.  Es  muss  kurz  nach 
dem  ersten  Zusammenfinden  der  beiden  Herzen  vertasst 
worden  sein,  also  ungefähr  mit  Goethes  Brief  an  Hörn 
vom  Dezember  1770  zusammenfallen,  den  Eckermann  noch 
1829  sah  und  mit  den  Worten  charakterisirte :  »Das  Ver- 
hältniss  in  Sesenheim  ist  angeknüpft  und  der  glückliche 
Jüngling  scheint    sich    in    dem  Taumel  der  süssesten  Em- 


Über  Echtheit  und  Chronologie  der  Sesexheimer  Lieder.    225 

pfindungen  zu  wiegen«  (Eckermanns  Gespräche  mit 
Goethe  IP,  93). 

Ein  anderes  Lied  No.  6  »Ich  komme  bald  ihr  goldnen 
Kinder«  spricht  vom  Winter,  der  vergebens  sie  in  die 
Stuben  sperre.  Da  weiter  vom  Kränze-  und  Sträussewinden 
die  Rede  ist,  so  Hegt  nichts  näher  als  an  das  Weihnachts- 
fest 1770  zu  denken,  für  das  Goethe  seine  baldige  Ankunft 
in  Aussicht  stellte.  Das  Lied  früher  als  No.  2  anzusetzen, 
wie  Baier  (das  Heidenröslein  S.  19)  will,  weil  der  Dichter 
in  seiner  Neigung  noch  nicht  sich  entschieden  habe,  indem 
er  beide  Schwestern  anrede,  dazu  ist  kein  Anlass  vorhanden. 
Denn  eine  solche  Anrede  in  einer  poetischen  Besuchsan- 
kündigung schliesst  nicht  im  geringsten  ein  festes  Herzens- 
verhältniss  zu  Friederike  aus. 

Ob  noch  ein  Lied  in  den  Winter  fällt,  ist  unsicher. 
Denkbar  wäre  es  für  »Kleine  Blumen,  kleine  Blätter«.  Denn 
nach  dem  Weihnachtsbesuch  war  wohl  sein  Liebesgefühl 
schon  so  hoch  gesteigert,  dass  es  die  Wärme  dieses  Liedes 
erklären  könnte.  Auch  konnte  Goethe  im  Winter  eben- 
sogut Frühlingsgötter  auf  ein  Band  malen,  als  im  Sommer. 
Aber  viel  Wahrscheinlichkeit  hätte  diese  Datirung  nicht. 
Denn  er  selbst  erzählt  von  dem  Gedicht  erst  nach  der 
Schilderung  seines  vierten  Besuches,  verlegt  es  also  in 
einen  ziemlich  späten  Zeitpunkt.  Danach  wird  es  gerathener 
sein,  das  Lied  entsprechend  seinem  Kolorit  in  den  Früh- 
ling zu  verlegen,  und  zwar  in  die  Zeit  zwischen  Ostern 
und  Pfingsten  wie  Baier  und  ich  (Friederike  Brion  S.  45) 
schon  früher  angenommen  haben.  Es  noch  w^eiter  hinaus- 
zurücken, widerräth  die  innige,  reine  Stimmung,  die  es 
athmet.  Denn  dass  zu  Pfingsten  des  Dichters  Herz  bereits 
wie  ein  Wetterhähnchen  zu  schwanken  begann,  hat  er 
Salzmann  gebeichtet.' 

Gehört  das  Lied  in  die  Zeit  zwischen  Pfingsten  und 
Ostern,  so  liegt  ihm  »Willkommen  und  Abschied«  voraus. 
Man  konnte  das  Lied  schon  nach  Goethes  Angaben  in 
Dichtung  und  Wahrheit  mit  grosser  Bestimmtheit  auf 
Ostern  1771  legen.  Nun  hat  die  Weimarische  Ausgabe 
durch  das  im  ersten  Bande  S.  365  veröffentlichte  Liedcr- 
verzeichniss  der  Bäbe  Schulthess,  Goethes  Züricher  Freundin, 
eine  volle  Bestätigung  jener  Angaben  gebracht.  Bäbe 
Schulthess  notirt  nämlich  als  Überschrift  des  Liedes  »den 
XXX  Abend«.      Dieser    30.    kann    kein    anderer    gewesen 


■  Der  Versuch  Goedekes  (Archiv  für  Literaturgesch.  VI,  215), 
das  Gedicht  auf  Franzisca  Crespel  zu  beziehen,  liat  so  wenig  Zustim- 
mung gefunden,  dass  auf  eine  Widerlegung  wohl  verzichtet  werden  kann. 

GonTME-jAHRIiLCH     XII.  I  5 


226  Abhandlungen. 


sein  als  der  30.  März  1771.  Denn  aus  dem  Gedicht  er- 
fahren wir,  dass  Mondschein  war,  aus  Dichtung  und  Wahr- 
heit, dass  der  Ritt  am  Schlüsse  des  Semesters  unternommen 
wurde  und  dass  der  folgende  Tag  ein  Sonntag  war.  Alles 
dies  passt  nur  auf  den  30.  März.  An  diesem  war  Vollmond, 
das  Wintersemester  geschlossen  und  der  folgende  Tag  war 
der  Ostersonntag.  ^u  ihm  passt  auch  die  Frühlingsstim- 
mung der  Lieder.  Wie  gegenüber  diesen  übereinstimmenden 
Kriterien  Loeper  im  G.-J.  IX,  291  die  Frage  aufwerfen 
konnte,  ob  nicht  »den  XXX  Abend«  den  Drei-Königsabend 
bedeute,  ist  mir  räthselhaft.  Denn  für  diesen  Abend  trifft 
nichts  zu,  weder  Goethes  Erzählung,  noch  die  Wahrschein- 
lichkeit eines  Besuches  (am  Schlüsse  oder  vielleicht  gar 
nach  Schluss  der  Ferien ! ),  noch  die  Stimmung  des  Liedes, 
noch  der  Mondschein.  Eher  könnte  man  an  den  30.  April 
denken,  wo  auch  Mondschein  war,  aber  auch  für  diesen 
Tag  ergibt  sich  nicht  entfernt  ein  solcher  Zusammenklang 
aller  Momente  wie  für  den  30.  März.  - —  Selbstverständlich 
ist,  dass  nicht  am  selben  Abend  das  ganze  Gedicht  ver- 
fasst  sein  kann,  da  Willkommen  und  Abschied  in  einen 
Rahmen  zusammengedrängt  ist.  Auf  dem  Hinwege  scheint 
Goethe  nur  die  ersten  10  Verse  gedichtet,  diese  sogleich 
nach  seiner  Ankunft  niedergeschrieben  und  Friederike 
übergeben  zu  haben.  So  erklärt  es  sich,  warum  Kruse 
und  Stöber  nur  diese  \^erse  in  den  Blättern  Sophiens 
landen. 

Die  Verse  auf  die  Buche  (No.  11),  an  der  die  Li- 
schriftentafel  mit  des  Dichters  Namen  befestigt  war,  werden 
aus  dem  Frühling  oder  Sommer  177 1  herrühren,  da  man 
doch  im  Winter  schwerlicli  die  Tafel  wird  angebracht  haben. 

Das  letzte  Lied,  das  uns  noch  zu  datiren  bleibt,  ist 
No.  9  »Ein  grauer,  trüber  Morgen«.  Dass  es  im  Spätherbst 
gedichtet  ist,  bekundet  es  selbst.  Das  Feld  ist  von  Nebel 
tedeckt,  der  Baum  wird  bleich  vom  rauhen  Winde,  die 
Wiesen  werden  trüb,  die  Weinlese  steht  bevor.  Aus 
welchem  Spätherbst  kann  das  Lied  sein?  Aus  dem  von  1770 
nicht.  Denn  ein  längeres  Liebesleben  wird  vorausgesetzt, 
sein  Name  ist  schon  neben  dem  Friederikens  in  die  Rinde  ge- 
schnitten (»der  Baum,  in  dessen  Rinde  mein  Name  bei  Deinem 
steht«),  er  selber  ist  von  ihr  getrennt,  sehnsüchtig  gedenkt 
er  ihrer;  aber  er  darf  nicht  mehr  zurück  (»dürft  ich  nacli 
Dir  zurück«).  Dieses  nicht  »dürfen«  entspringt  einem 
inneren  Hinderniss.  Sein  lieblicher  Traum  ist  zu  Ende; 
er  ist  sich  zum  Bewusstsein  gekommen,  dass  er  sich  nicht 
fesseln  lassen  wolle  und  dürfe.  Unter  diesen  Umständen 
wäre    die  Rückkehr   zur  Geliebten   ein  Verbrechen.     Aber 


Über  Echtheit  und  Chronologie  der  Sesekheimer  Lieder.    227 

nichtsdestoweniger  ist  die  Erinnerung  an  die  Geliebte  ihm 
ein  süsser  Schmerz,  dem  er  gern  sich  hingiebt.  Und  wie 
er  später  nach  dem  Bruch  mit  LiU  der  verlassenen  Geliebten 
noch  Lieder  voll  inniger  Wehmuth  schickt,  so  jetzt  Friede- 
riken. Das  Lied  stammt  unzweifelhaft  aus  dem  Spätherbst 
1771  (das  nimmt  auch  Strehlke  an)  und  ist  in  Frankfurt 
gedichtet.  Die  Schlussstrophe  hat  den  väterlichen  Wein- 
garten vor  dem  Friedberger  Thor  mit  seiner  Laube  im 
Auge,  und  das  liebe  Feld  wird  wohl  die  in  der  Nähe  ge- 
lewene  Bornheimer  Heide  sein. 


4-    Die   Kunst   und   Technik 

DER 

CHARAKTERSCHILDERUNG 

IN 

Goethes  Dichtung  und  Wahrheit. 

Von  Hermann  Gilow. 


n  unverminderter  Kraft  wirkend  erschliessen  Goethes 
»Dichtung  und  Wahrheit«  immer  neuen  Geschlech- 
tern das  Verständniss  der  Werke  und  der  Person 
des  jungen  Goethe  und  seiner  Zeit,  und  verschaffen  durch 
die  Anmutli  der  Darstellung  gleichzeitig  dem  Leser  den 
reinsten  Genuss.  Und  wenn  es  wahr  ist,  dass  nicht  sowohl 
eine  unhistorische  freie  Behandlung  der  Thatsachen,  als 
die  kunstvolle  Bewältigung  des  zu  höherer  Wahrheit  er- 
hobenen Stoffes  dem  Werke  seinen  Namen  Dichtung  im 
schönsten  Sinne  zueignen,  so  werden  wir  dasselbe  gerade 
auch  um  dieser  klassischen  Form  willen  als  eine  Muster- 
schule der  Darstellung  von  äusseren  und  inneren  Erfahrungen, 
von  Verhältnissen  und  Personen  noch  besonders  schätzen 
können,  —  wobei  wir  natürlich  nicht  in  Herders  Fehler 
verfallen  werden,  welcher  gleich  bei  der  ersten  Vorlesung  des 
vicar  of  Wakefield  von  seinen  Zuhörern  verlangte,  dass  sie 
das  Werk  sofort  als  Kunstprodukt  würdigend  des  Dichters 
wiederkehrende  Kunstgriffe  merken  sollten.  Ja!  so  zweifellos 
der  Antheil  ist,  welchen  in  D.  u.  W.  die  dichterische  Kraft 
des  Verfassers  an  der  dramatischen  Gestaltung  seiner  Ent- 
wickelungsgeschichte  gehabt  hat,  so  gewiss  werden  wir  in 
der  Kunst  der  Charakterzeichnung,  —  zu  deren  Würdigung 
die  folgenden  Betrachtungen  einen  Beitrag  liefern  sollen,  — 
der  reichsten  Mannigfaltigkeit  begegnen,  um  so  mehr,  da 
ja  auch  von  Goethe  gelten  wird,  was  Ueberweg  von  dem 
Flistoriker  Schiller   hervorhebt,    dass   er   überhaupt  auf  die 


Charakterschilderung  ix  Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit.  229 

Persönlichkeit  grosses  Gewicht  legt,  hierin  der  ge- 
summten Richtung  des  18.  Jahrhunderts  folgend. 

Zunächst  verfügt  ja  der  Verfasser  von  Dichtung  und 
Wahrheit  nicht  nur  über  die  Fertigkeit  der  direkten  Charakter- 
schilderung, zu  der  eine  feine  psychologische  Beobachtung 
genügt,  sondern  er  ist  auch,  wie  es  des  Dichters  Vorrecht 
ist,  ein  Meister  in  der  indirekten  Zeichnuno;  der  Charaktere 
und  es  treten  diese  beiden  Ansätze  entweder  einzeln  oder 
verbunden  auf,  wobei  die  direkte  Charakteristik  aus  der 
indirekten  erwachsen  kann  oder  umgekehrt  eine  indirekte 
der  direkten  gewissermassen  die  Krone  aufsetzt.  Wir  finden 
aber,  dass  diese  doppelte  Kunst  unmittelbarer  und  mittel- 
barer Darstellung  sich  mit  der  Fülle  fast  aller  denkbaren 
Formen  der  Charakterzeichnung  kreuzt  und  dass  Goethe, 
lern  allem  Schematismus,  durch  klügliche  Abwechslung 
zwischen  denselben  und  eine  aller  Aufzählung  spottende 
den  Umständen  angepasste  Combination  und  Variation  der- 
selben den  Antheil  seiner  Leser  rege  hält.  Und  doch 
werden  wir  vielleicht  schliesslich  bemerken,  dass  es  eine, 
seiner  Individualität  besonders  zusagende  Methode  ist, 
welche  Goethe  bewusster-  oder  unbewusstermassen  bevor- 
zugt. Auszuschliessen  von  dem  Folgenden  sind  dabei  die 
Charakteristiken  im  engeren  Sinne  derer,  welche  nicht 
sowohl  um  des  Ganzen  ihrer  Person  willen  erwähnt  werden, 
als  vielmehr  wegen  irgend  eines  einzelnen  wirkungsvollen, 
oder  in  Goethes  Lntwickelung  eingreifenden  Zuges,  obgleich 
auch  bei  solchen  Gestalten  oft  durch  wenige  Beiwörter  neben- 
bei die  schärfsten  Schlaglichter  auf  die  ganzen  Charaktere 
geworfen  werden;  ebenso  sind  hier  füglich  auch  die  aus- 
schliesslich literarischen,  in  ihrer  Art  ja  auch  so  glänzenden 
Charakterköpfe   namentlich    des   7.  Buches   zu    übergehen. 

Die  möglichen  Hauptformen,  einen  Charakter  sei  es 
direkt  oder  indirekt  zu  zeichnen,  erschöpfen  sich  aber  in  der 
Alternative,  eine  Individualität  zu  schildern  entweder  nur  wie 
sie  ist,  also  nach  dem  Resultate,  oder  wie  sie  geworden 
ist,  also  nach  der  Entwickelung,  und  es  ist  uns  seit  Lessing 
eine  elementare  Wahrheit,  dass  überhaupt  die  letztere  Dar- 
stellungsweise, welche  das  Coexistirende  in  ein  Successives 
verwandelt,  vor  der  ersteren  grosse  Vorzüge  besitzt.  — 
Aber  abgesehen  davon,  dass  die  ausschliessliche  Anwendung 
jedes,  selbst  des  besten  Schemas  eintönig  werden  müsste, 
so  erfordert  auch  die  Charakterzeichnung  nach  dem  Gesichts- 
punkt einer  Stufenfolge,  namentlich  wenn  sie  indirekt  durch 
I3eispiele  aus  dem  Umfange  belegt  werden  soll,  eine  Aus- 
führlichkeit, welche  nicht  immer  im  Verhältniss  zu  der 
Bedeutung  einer  jeden  der  auftretenden  Personen  sein 
würde,  die  der  Dichter  bei  mehr  flüchtiger  Berührung  mit 


2^0  Abhandlungen. 


ihnen  nicht  alle  im  innersten  Wesen  erschöpfen  wollte, 
vielleicht  es  auch  nicht  einmal  konnte.  Und  gerade  weil 
es  Goethe  darauf  ankommt,  die  bedeutenderen  Gestalten 
durch  die  feineren  Schilderungen  abzuheben,  musste  auch 
jene  andere  Form  der  Zeichnung  durch  Nebeneinander- 
stellung des  Coexistirenden  besonders  in  direkter  Manier 
namentlich  bei  Nebenpersonen  eine  Stelle  finden. 

Verweilen  wir  also  zunächst  bei  diesen,  das  geistige 
Inventar  nebeneinanderschichtenden  Charakteristiken,  so 
ist  von  vornherein  klar,  dass  für  die  frostige  Manier  einer 
blossen  kunstlosen  Nebeneinanderreihung  des  Einzelnen  bei 
Goethe  kein  Platz  ist,  wie  wenn  uns  etwa  in  den  Spr.  Salom. 
mit  21  Versen  (des  31.  Gap.)  ungegliedert  eine  Aufzählung 
der  Eigenschaften  eines  tugendsamen  Weibes  gegeben  wirci, 
von  dem  wir  alle  möglichen  Einzelheiten,  nur  nicht  den 
Begriff  des  Ganzen  erhalten,  was  uns  allerdings  in  diesem 
Fall  vielleicht  weniger  auffällt,  da  ja  die  gute  Hausfrau 
ein  jeder  mehr  oder  weniger  kennt. 

Goethe  w'eiss  auch  in  solchem  Fall  Bewegung  in  die 
Porträts  zu  bringen,  indem  er  glückliche  Gegensätze  des 
als  coexistirend  Geschilderten  schafft,  dabei  gleichzeitig 
nach  einer  Steigerung  vom  Unwichtigen  zum  Wichtigeren, 
vom  Engeren  zum  Weiteren  strebend.  Über  die  Entgegen- 
setzung von  Äusserem  und  Innerem  werde  ich  später  be- 
sonders sprechen.  Die  Dreitheilung:  ein  grosser,  tüchtiger 
Verstand,  ein  tiefes,  zartes  Gemüth,  ein  vortreffliches  Wollen 
berührt  Goethe  zwar  einmal  (und  nennt  sie  die  »herrlichsten 
Eigenschaften,  die  man  von  geistreichen  gebildeten  Menschen 
rühmen  kann«)  —  er  rühmt  sie  dort  (13.  Buch)  keinem 
einzelnen,  sondern  den  englischen  Poeten  nach,  aber  es 
findet  sich  in  allen  20  Büchern  keine  Charakteristik  aus- 
schliesslich nach  diesem  etwas  trockenen  Schema  einer 
schulmässigen  Partition,  ebensowenig  eine  solche  nach  der 
beliebten  Formel  Licht-  und  Schattenseiten. 

Dagegen  wird  wohl  zunächst  innerhab  eines  Charakters 
von  einander  abgesetzt  das  private  und  das  öffentliche 
Wirken,  wie  beim  Grossvater  Textor,  wobei  die  Genauig- 
keit, welche  der  alte  Herr  in  beiden  einhielt,  den  über- 
geordneten Begriff  bildet  —  oder  bei  dem  älteren  Schlosser, 
von  dem  Goethe  ausfüiirt,  dass  er  ein  ebenso  gründlicher 
und  eleganter  Rechtsgelehrter  wie  ein  heiter  theilnehmender 
Gesellschafter  war;  eine  ähnliche  Theilung  finden  wir  auch 
bei  Aktuar  Salzmann. 

Oder  es  scheidet  sich  die  Betrachtung  unter  dem  Ge- 
sichtspunkt einerseits  der  Arbeit  und  des  geschäftlichen 
Wirkens,  anderseits  der  Art,  wie  jemand  seine  Müsse  aus- 
zufüllen liebt,    also   beim   Legationsrath   Moriz,   der  ausser 


Charakterschilderung  in  Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit.     23 1 

dem  Amte  ein  Freund  der  Mathematik  war,  bei  Schöff 
Olenschläger,  welcher  neben  juristisch-historischen  Inter- 
essen eine  Freude  daran  fand,  junge  Leute  zu  dramatischen 
Autführungen  zu  veranlassen.  Oder  es  findet  sich  die 
ähnhche  Spahung  nach  amthchen  und  wissenschaftlichen 
Leistungen  auf  der  einen,  und  auf  der  anderen  Seite 
künstlerischen  Fertigkeiten,  so,  wenn  bei  Dr.  Hermann 
erst  die  juristische  Tüchtigkeit,  dann  die  musikalischen  und 
zeichnerischen  Talente  gerühmt  werden.  Lenz  hinwieder  wird 
zuerst  als  ein,  der  damals  grossen  Zahl  der  selbstbeobachten- 
den, dabei  sittlich  oft  fahrlässigen  Naturen  zugehöriger 
Gattungs-Charakter,  dann  erst  in  dem  ihn  unterscheidenden, 
individuellen  Zuschnitt  des  Intriganten  besprochen. 

Wirksamer  noch  als  alle  anderen,  nach  solcher  Grund- 
regel einer  Entgegensetzung  des  Coexistirenden  gewählten 
Formeln  der  Charakteristik  ist  diejenige,  welche  das  eigen- 
thümliche  Gepräge  einer  Individualität,  durch  den  Contrast 
mit  einer  anderen  herausbringt.  —  Erinnern  wir  uns,  dass 
Goethe  diesen  Kunstgriff  des  Contrastes  auch  in  der  Ge- 
sammtkomposition  von  Dichtung  und  Wahrheit  meisterhaft 
ausgenutzt  hat.  Dem  7  jährigen  Frieden  der  ersten  7  Lebens- 
jahre folgt,  durch  den  7  jährigen  Krieg  veranlasst,  die 
dramatische  Einführung  Thoranes,  um  dann  im  4.  Buche 
durch  den  langsam  pulsirenden  alttestamentarischen  Ex- 
curs  und  eine  Musterung  würdiger  Hausfreunde  abgelöst 
zu  werden,  bis  dann  im  5.  Buch  die  Bühne  sich  mit  dem 
bunten  Gewimmel  der  Krönungszeit  füllt,  durch  deren 
Prunk  sich  wieder  die  erste  Liebschaft  des  Dichters  »mit 
einer  ganz  eignen  Anmuth  und  Lieblichkeit  durchschleicht« 
(s.  Jacobs  bei  v.  Löper  Einl.  zu  D.  u.  W.,  S.  XXIII).  Wie 
Aschermittwoch  aut  Carneval  folgt  dann  die  Beschäftigung 
mit  Philosophie;  so  contrastiren  auch  Architektur-  mit 
Literaturbildern,  Selbstschau  mit  Menschenbeobachtung,  so 
zeigt  er  also  auch  gern  zwei  Charaktere  durch  gegenseitige 
ßalancirung.  —  Auf  diese  contrastirende  Weise  kommt 
vor  allem  ein  Theil  der  Selbstbeobachtung  Goethes  zu 
Stande,  der  ja  überhaupt  nie  einen  Mitlebenden  nennt,  der 
vollständig  seiner  Natur  entsprochen  hätte,  sondern  sich  — 
den  Contrast  herauskehrend  —  mindestens  nach  einiger 
Zeit  immer  wieder  auf  sich  selbst  stellt,  sich  in  Wahrheit 
entwickelnd  d.  h.  doch  auch  (und  es  ist  mehr  als  Wortspiel, 
was  ich  sage:)  sich  aus  allen  Banden  losw'ickelnd^  welche 
ihn  von  anderen  hätten  abhängig  halten  können.  Ich  ver- 
sage mir  hier,  das  Eigenartige  dieser  Selbstcharakteristik  in 
ihrem  ganzen  Umfange  durchzugehen,  welche  —  wie  sie  das 
eigentliche  »Ziel  der  Handlung«  in  Dichtung  und  Wahrheit 
ist  —  den  Stoff  für  eine  besondere  ausführliche  Studie  bilden 


232  AbHANDLUN'GEX. 


würde :  —  möchte  aber  auf  die  bemerkenswerthesten  Fälle 
hinweisen,  in  denen  Goethe  seine  eigene  Natur  durch  das 
Gegenspiel  anderer  zum  Bewusstsein  bringt.  So  zeichnet  er 
den  jüngeren  Schlosser  als  das  ernste,  strenge  Gegentheil 
seines  eigenen  lebhafteren,  damals  auch  fahrigen  Treibens  und 
begründet  nebenbei  in  diesem  Fall  durch  eben  diesen  Gegen- 
satz die  dauerhafte  beiderseitige  Freundschaft.  Weniger 
glücklich  endete  das\'erhältnissGoethes  zu  Aennchen,  welches 
ganz  nach  dem  Gegensatz  ihrer  harmlosen,  unschuldigen 
Natur  zu  seiner  eifersüchtigen  Quälerei  vorgestellt  wird. 

Wieder  und  wieder  übten  wunderliche  einsiedlerische 
und  Timonische  Persönlichkeiten  ihre  besondere  Anziehungs- 
kraft auf  Goethe  aus,  und  geben  ihm  immer  die  Gelegen- 
heit uns  seinen  eigenen  trohen  Optimismus  zu  bekennen : 
Hier  der  menschenfeindliche  Huisgen,  der  dem  jungen  Goethe 
den  Agrippa  de  vanitate  scientiarum  zuschiebt  und  das 
blinde  linke  Auge  zudrückend  mit  näselnder  Stimme  es 
als  letzten  Trumpf  ausspielte:  »Auch  in  Gott  entdeck'  ich 
Fehler«,  —  dort  der  Jüngling,  welcher  ihm  mit  seinen 
beiden  gesunden  Augen  fest  in  sein  eines  rechtes  sieht 
und  nichts  von  dieser  fratzenhaften  Vorstellimg  gelten 
lassen  mag.  —  Analog  im  6.  Buch  die  heitere  Zuversicht 
Goethes,  welcher  ja  immer  grosse  Lust  hatte  andere  gut 
zu  finden,  und  die  Menschenverachtung  des  kahlköpfigen 
und  kapuzinerhaften  jungen  Freundes,  welcher  ihn  vergeb- 
Hch  zum  Proselvten  seiner  Weltanschauung  machen  wollte; 
—  so  auch  Fräulein  von  Klettenberg,  welche  auf  Versöh- 
nung mit  Gott  dringt,  und  unser  Goethe,  welcher  selbst 
in  dieser  Periode  mit  seinem  Gott  versöhnt  zu  sein  glaubte: 
eine  Reihe  von  Gegensätzen,  welche  sich  leicht  erweitern 
Hesse  —  auch  Herders  Widerspruchsgeist  und  Tadelsucht 
im  Gegensatz  zu  Goethes  Gelassenheit  und  der  einmal 
scharf  beleuchtete  Abstand  zwischen  Lavaters  auf  sittliche 
Wirkungen  gehenden,  und  seiner  eigenen  künstlerische 
Zwecke  verfolgenden  Thätigkeit  gehören  hierher. 

Oft  wird  auch  das  Wesen  des  Vaters  für  Goethe  die 
Unterlage,  um  seine  eigene  Natur  und  die  verwandte  von 
Mutter  und  Schwester  in  ihrem  mit  den  Jahren  sich  ver- 
mehrenden Widerstreit  gegen  den  Hausherrn  aufzudecken. 
Indem  er  dabei  oft  sich  selbst  tadelt,  zei^t  er  sich  von 
einer  schönen  Unbefangenheit,  ohne  dass  dabei  immer  ein 
ausdrückliches  oder  stillschweigend  zu  verstehendes  Lob 
des  ihm  extrem  gegenüberstehenden  \'aters  herauskäme, 
eher  oft  das  Gegentheil:  —  Goethe  mit  herrlichen  Gaben 
ausgestattet,  hat  nur  an  dem  Vergnügen,  was  ihm  ange- 
flog'en  ist,  er  verarbeitet  alles  schnell,  der  N'ater  dagegen 
hat    alles    nur    durch    »unsäglichen«    Fleiss    gewonnen,    er 


Charakterschilderung  ix  Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit.      233 

stimmte  seine  Laute  länger,  als  er  darauf  spielte.  —  Der 
Sohn  ist  zuweilen  fahrig,  zerstreut,  zerstückelt,  der  Vater, 
immer  anhaltend,  wollte  das,  was  einmal  angefangen  war, 
z.  B.  das  Predigtnachschreiben  durch  Wolfgang,  oder  das 
Vorlesen  eines  Buches,  bei  dem  er  vielleicht  zuerst  zu 
gähnen  anfing,  jedenfalls  zu  Ende  geführt  sehen,  wenn  sich 
auch  inzwischen  das  Unnütze  des  Begonnenen  deutlicii 
offenbarte  —  als  wenn  ihm  das  Beharren  die  einzige  Tugend 
däuchte:  —  der  Vater  hat  eine  unheilbare  Abneigung  gegen 
Klopstocks  Messias,  dem  die  übrige  Familie  die  grösste 
Empfänglichkeit  entgegenträgt :  —  jener  in  der  Erziehung 
der  Erschreckungstheorie  ergeben,  sanfter  und  dadurch  er- 
folgreicher die  heitere  Mutter:  —  der  Alte  wird  über  der 
französischen  Occupation  verdriesslich  und  ingrimmig, 
Mutter  und  Kinder  fassen  dieselbe  durchaus  nicht  tragisch :  — 
der  Wuth  des  alten  Raths  über  die  siegreiche  Wiederkehr 
der  Franzosen  stehen  die  Seinigen  mit  durchaus  gegen- 
theiligen  Empfindungen  gegenüber  :  küssen  doch  die  Kinder 
dem  heimgekehrten  Thorane  die  Hände !  —  in  der  Pflege 
der  Seidenraupe  und  der  Säuberung  der  römischen  Prospecte, 
welche  den  Vater  erfreut,  sehen  die  Kinder  nur  Quälerei :  — 
Die  drei  anderen  sind  überhaupt  nach  gegenwärtigem  Genuss 
verlangend,  der  Vater  verfolgt  mit  eherner  Strenge  uner- 
schüttert seine  lehrhaften  Absichten  und  scheut  Ausgaben, 
die  durch  einen  augenblicklichen  Genuss  wären  aufgezehrt 
worden :  • —  Der  Sohn  ist  zeitweise  widerspenstig  und 
verletzend,  der  Vater  ist  aber  auch  in  vielem  zu  hartnäckig:  — 
schliesslich  :  der  Sohn  ist  nicht  ohne  eigene  Schuld  körper- 
lich etwas  zerrüttet,  aber  der  Vater  ist  auch  zu  ungeduldig, 
ja  fast  hart  gegen  den  »Kränkung«,  der  noch  mehr  an  der 
Seele  als  am  Körper  zu  leiden  schien:  und  so  fort  in  viel- 
maligen Antithesen.  Auf  den  tragischen  Conflict  zwischen 
dem  Vater  und  Cornelia  kommen  wir   nachher  zurück. 

Ebenso  werden  nun  vergleichsweise  auch  andere  Cha- 
raktere dem  Verständniss  nahe  gebracht:  —  Neben  Thorane, 
lang,  hager,  durch  Blattern  sehr  entstellt,  ernst,  wortkarg, 
reizbar  —  tritt  der  schöne,  wohlbeleibte,  heitere  Gevatter 
Dollmetscher,  der  geschwätzig  der  Frau  Rath  jeden  freien 
Augenblick  schenkte;  jener  aufbrausend,  dieser  nie  von 
ruhiger  Geistesgegenwart  verlassen,  jener  stolz  jeden  Dank 
ablehnend,  immer  vornehm,  dieser  auf  die  glücklichen 
Erfolge  seiner  Vermittelung  sich  nicht  wenig  zu  gute 
thuend,  gelegentlich  etwas  boshaft  und  schadenfroh.  So 
«machen  Contrast«,  wie  Goethe  ausdrücklich  bemerkt, 
Hofrath  Böhme  und  Frau,  so  sticht  Horns  unerschöpflicher 
Humor  wirkungsvoll  ab  gegen  die  so  unterhaltungsbedürftige 
wie  »arme  junge  Gesellschaft«,  welche  er  anzuregen  wusste :  — 


234  Abhandlungen. 


SO  das  »verschiedene  Naturell«  des  Chirurgs  und  Arztes  (im 
8.  Buche).  Gegensätzlich  werden  gezeichnet  die  Töchter 
des  Tanzlehrers:  —  der  heiteren  Anmuth  Friederikens  mit 
ihrem  ^^elegenthchen  schweigenden  Nachdenken  wird  die 
Lebhaftigkeit  und  der  »ausgelassene  Humor«  einer  und  nur 
einer  von  den  4  Töchtern  des  historischen  Pfarrers  Brion 
vielleicht  ebendeshalb  entgegengestellt.  So  werden  wechsel- 
w'eise  Klinger  und  Lenz  durch  und  aneinander  gemessen 
(und  Goethe  rechnet  ausdrücklich  auf  die  durch  den  ent- 
schiedenen Gegensatz  hervorzubringende  Wirkung) :  — 
so  Lavater  und  die  Klettenberg,  beide  entschiedene  Christen 
und  doch  sehr  verschieden.  Am  ausdrucksvollsten  aber 
wird  dieser  Wechselbezug  zweier  Charaktere  auf  einander 
in  der  köstlichen  Zeichnung  der  hierfür  so  dankbaren  Ge- 
stalten Lavaters  und  Basedows.  Der  zugemessene  Raum 
verbietet  mir,  auf  die  Pointen  dieser  ohnehin  sehr  bekannten 
Parallele,  in  die  hinein  als  dritter  (ähnlich  wie  dort  der 
DoUmetscher  zwischen  Vater  Goethe  und  Thorane)  der 
junge  Goethe  tritt,  hier  näher  einzugehen.  Goethes  Kunst 
der  Charakteristik  feiert  hier  spielend  die  grössten  Triumphe 
und  H.  Grimm  ist  aufs  feinsinnigste  dieser  Darstellung  auf 
den  Grund  gegangen.  — 

Aber  so  zahlreich  und  kunstvoll  sie  sind,  so  können 
doch  alle  diese  Schlüssel  uns  die  Charaktere  nur  als  etwas 
Stehendes,  in  einer  fertigen  Form  Vorliegendes  dechiffriren; 
feiner  und  gleichzeitig  anregender  wird  die  Entzifferung 
eines  Charakters,  wenn  wir  veranlasst  werden,  denselben 
nach  dem  Grundsatz  der  Bewegung,  der  steigenden  organi- 
schen Entwickelung  einer  Persönlichkeit  zu  verstehen. 
Hierher  gehören  denn  auch  die  mit  besonderer  Liebe  be- 
handelten Analysen  »seltsamer«,  »merkwürdiger«,  »unbe- 
greiflicher«, »wundersamer«  Naturen. 

Und  zwar  kann  die  Kunst  der  Charakteristik  entweder 
die  Stufenfolge  der  Eindrücke,  welche  beim  Beobachter 
eines  Charakters  entstehen,  ablaufen  lassen  oder  abgesehen 
von  dem  Subject  des  Beobachters  die  objective  Entwickelung 
eines  zu  ergründenden  Charakters  in  genetischer  Ent- 
faltung aus  einer  Grundeigenschaft  reconstruiren. 

Welches  sind  also  zunächst  die  nach  der  Reihenfolge 
der  Eindrücke  sich  entfaltenden  Charaktere  und  wie  verfährt 
der  Dichter  dabei?  —  Hier  muss  nun  zuerst  Gretchens 
zarte  Gestalt  unserer  philologischen  Brille  Stand  halten  und 
sich  gefallen  lassen,  dass  wir  auch  hier  das  trockene  Ge- 
schäft der  Theorie  betreiben.  Ja !  alles  ist  hier  Bewegung 
und  Handlung  theilweis  mit  Dialog!  Das  ganze  Verhältniss 
wird  in  einen  Roman  aufgerollt,  in  welchen  die  meist  in- 
direkte Charakteristik  der  Gehebten  verflochten  ist.    Zwar, 


Charakterschilderung  in  Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit.     255 


Lessing  zum  Trotz  auch  einige  Schilderung,  meist  aber 
der  Gegenstand  seiner  Liebe  durch  Wiedergabe  der  Ein- 
drücke erfasst,  von  der  von  ihr  ausgehenden  antänghchen 
Beunruhigung  und  Verwirrung  bis  zur  Beseligung:  —  oft 
die  Schönheit  in  Reiz,  das  ist  Schönheit— in — Bewegung 
verwandelt:  sie  tritt  ein  (Vorderansicht),  sie  enteilt  wieder 
und  »ihre  Gestalt  war  von  der  Rückseite  fast  noch  zierlicher«, 
sie  fasst  mit  beiden  Händen  ihre  übereinander  geschlagenen 
Arme  und  lehnt  sie  auf  den  Rand  des  Tisches,  sie  schmiegt 
ihr  Köpfchen  an  seine  Schulter  und  entschlummert,  sie 
steht  Morgens  vorm  Spiegel  und  rückt  ihr  Häubchen  zu- 
recht ;  —  und  ebenso  anmuthig  ist  der  Reiz  ihrer  inneren 
Regungen  durch  Wiedergabe  von  Urtheilen  und  Handlungen 
geschildert.  So  eifersüchtig  der  15jährige  Woltgang  auf 
jeden  war,  der  sein  Mädchen  im  Putzladen  auch  nur  ins 
Auge  fasste,  so  freigebig  weiht  uns  der  60jährige  Dichter 
nachträglich  in  die  ganze  Folge  des  Erlebten  ein,  von  der 
sittigen  Abwehrung  jeder  Berührung  durch  Gretchen  bis 
zu  dem  ersten  und  letzten  Kuss,  dem  Höhepunkt  am  Vor- 
abend der  äusseren  Katastrophe,  und  dann  bis  zu  der  zw^eiten 
inneren  Katastrophe,  als  er  hören  musste,  dass  ihn  die  Ge- 
liebte zu  den  Akten  für  ein  Kind,  ja  »Säuglinga  erklärt  hatte. 

Auch  Friederike  ist  nicht  da,  sondern  sie  tritt  (ebenso 
im  Epos  Dorothea!),  nicht  ohne  Ungeduld  erwartet,  in  die 
Thür  und :  »da  ging  fürwahr  an  diesem  ländlichen  Himmel 
ein  allerliebster  Stern  auf«  —  und  wer  dann,  diese  »mit 
anderer  Feder«  (H.  Grimm)  als  das  bisherige  geschriebene 
Episode  verfolgend,  einmal  nüchtern  genug  bleibt,  um  die 
Composition  zu  beobachten,  wird  darin  das  wohlerwogene 
Princip  fein  gesteigerter  Eindrücke  finden.  Ich  hebe  nur  das 
eine  hervor,  was  Grimm  in  der  leinen  Betrachtung  der,  wie  er 
sagt,  rafiinirten  Inscenirung  Friederikens  durch  Goethe  uner- 
wähnt gelassen  hat:  —  zuerst  zeigt  sich  der  Geliebten  ganze 
Anmuth  in  dem  hellen  Lichte  des  Tages,  ihre  frohe  Sorg- 
losigkeit offenbart  sich  in  der  Theilnahme  an  den  harmlosen 
auf  der  Oberfläche  der  Dinge  bleibenden  Unterhaltungen  der 
im  Zimmer  versammelten  Tischgesellschaft:  —  erst  dann  aber, 
als  sie  im  Mondenschein  an  seinem  Arm  durch  die  weiten 
Fluren  zog,  mehr  den  Himmel  über  ihnen  zum  Gegenstande 
habend  als  die  Erde,  die  sich  neben  ihnen  in  der  Breite  verlor, 
und  da  er  nur  ihre  Stimme  vernahm,  ihre  Gesichtsbildung 
aber  so  wie  die  übrige  Welt  in  Dämmerung  schwebte,  so 
war  es  ihm,  als  ob  er  ihr  auch  in  ihr  Herz  sähe.  — 

Auch  männliche  Naturen  gelangen  in  dieser  Dar- 
stellungsform nach  der  Folge  der  Eindrücke  zu  unserer 
Kenntniss.  So  in  aller  Umständlichkeit  Langer,  der  Nach- 
iolger  Behrischs   bei    den  Grafen  Lindenau.     Nachdem    er 


236  Abhandluxgen. 


zuerst  nur  als  Goethes  gelehrter  Berather  vor  uns  getreten 
ist,  führt  die  Darstellung  den  Gedanken  aus,  dass  das  Yqv- 
trauen  in  neuen  Freundschaften  sich  stufenweis  entwickele: 
zuerst  Übereinstimmung  in  Neigungen,  und  Mittheilung 
von  Liebesabenteuern,  erst  dann  aber,  wenn  das  Verhältniss 
sich  befestigen  wolle,  die  religiösen  Angelegenheiten,  welche 
den  Gipfel  der  Freundschaft  zieren :  —  und  so  folgt  dann 
in  einer  dem  Fortgang  der  Freundschaft  entsprechend  sich 
bewegenden  Auslegung  des  Charakters  zuletzt  dieses  tiefere, 
religiöse  Wesen  Langers.  Beim  Grafen  Thorane  erscheint 
ähnlich  nach  dem  Vorspiel  einiger  von  seinem  Wesen  ge- 
gebenen mehr  nebensächlichen  Ansichten  die  Bemerkung: 
»den  wunderbaren  Charakter  des  Grafen  lernte  man  nach 
und  nach  immer  mehr  kennena,  —  und  nun  folgt  der  Blick 
in  sein  Innerstes :  —  auch  bei  Jung  Stilling  die  Lntpuppung 
seines  Wesens  unter  diesem  Zeichen  allmählicher  Frkennt- 
niss:  »wenn  man  ihn  näher  kennen  lernte,  so  fand  man«  — 
und  nun  folgen  eingehende  Reflexionen  über  den  bei  näherem 
Zusehen  entdeckten  Mittelpunkt  seiner  Natur. 

Indem  nun  diese  letzterwähnten  beiden  mit  Hervor- 
hebung der  erst  allmähhchen  Erkenntniss  beginnenden 
Charakteristiken  in  ihrem  weiteren  Verlauf  alsbald  zu  einer 
Entwickelung  des  Charakters  aus  einem  zeitlichen  Aniangs- 
oder  \vesentlichen  Mittelpunkte  sich  ausdehnen,  greifen  sie 
in  eine  andere  Form  über,  und  wir  machen  damit  gleichzeitig 
den  Übergang  zu  dieser  als  zweite  Unterart  der  entwickeln- 
den Charakteristiken  aufgestellten  Form,  bei  denen  Goethe 
uns  eine  Herleitung  des  Charakters  giebt,  in  historischer 
Abfolge,  oder  synthetisch  aus  einem  leitenden  Grundzug, 
einem  bedeutendsten  Lebensmoment.  Seinen  eigenen  Cha- 
rakter lehrt  er  uns  ja  auch  hauptsächlich  nach  dieser  Form 
kennen,  und  wenn  man  (v.  Löper  Einl.  S.  XXXII)  mit  Recht 
gesagt  hat,  dass  es  die  Causalität  ist,  welche  im  engsten 
Zusammenhange  mit  den  rein  künstlerischen  Zielpunkten  die 
ganze  Art  der  Entwickelungen  in  Dichtung  und  Wahrheit 
als  eine  allgemeine  geistige  Form  beherrsche,  so  tritt  dies 
nirgends  deutlicher  zu  Tage,  als  hier  in  den  speciell  ent- 
wickelnden Charakteristiken.  Hier  gilt  es :  »Hab  ich  des 
Menschen  Kern  erst  untersucht,  so  weiss  ich  auch  sein  Wollen 
und  sein  Handeln«.  Wie  Goethe  wandernd  nach  dem  Laufe 
der  Wasser  sich  zu  erkundigen,  ja  bei  dem  kleinsten  Bache 
zu  fragen  pflegte,  woher  und  wohin  er  denn  eigentlich  laufe, 
so  verfährt  er  liier  auch  als  Charakteristiker.  Homer  giebt  uns 
statt  der  Abschilderung  die  Geschichte  des  Königsscepters. 

Also  Thorane !  Auf  die  eigenthümliche  Art  des  Graien, 
der  wohl  Werth  auf  Witz  und'geistreiche  W^endungen  legt, 
doch  aber  immer  die  ernste,   eher  einen  Spanier  als  einen 


Charakterschilderung  in  Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit.      237 

Franzosen  ankündigende  Miene  behält,  fällt  nach  allen  Seiten 
aufklärendes  Licht,  wenn  wir  erst  von  seinem  Kammer- 
diener St.  Jean  erfahren  haben,  dass  er  in  früheren  Jahren 
von  dem  bösen  Dämon  des  Unmuths  überwältigt,  grosses 
Unglück  angerichtet  habe,  seitdem  aber  durch  eine  streng 
gefasste  Haltung  sich  in  der  Gewalt  habe.  —  Den  Leitfaden 
historischer  Entwickelung  begleiten  auch  die  Charakteristiken 
so  folgerecht  sich  ausbildender  und  ausbreitender  Männer, 
wne  Schöpflin,  Klinger,  und  ein  Theil  der  Zeichnung  La- 
vaters,  ferner  Meyers,  von  dem  ausgeführt  wird,  dass  er 
herrliche  Gaben  durch  zu  grossen  Leichtsinn  an  voller  Ent- 
faltung hinderte :  —  und  bei  Oeser  lässt  er  uns  erst  wissen, 
dass  derselbe  seine  Naturanlagen  nicht  durch  den  Fleiss 
seiner  jungen  Jahre  voll  begünstigt  habe  und  giebt  nach 
dieser  historischen  Interpretation  noch  als  seine  Kerneigen- 
schaft, (gleichsam  den  Hauptsatz  oder  das  regirende  Verbum 
im  Gewirr  des  inneren  Periodenbaus)  den  Grundzug  zur 
Einfalt,  im  Gegensatz  gegen  das  Schnörkelhafte.  —  Lilli 
ötfnet  sich  ihrem  Geliebten  und  er  sie  uns  durch  Mittheilung 
ihrer  Jugendgeschichte.  —  So  wird  uns  auch  J.  Stilling  aus 
seinem  Schicksal  und  Bildungsgang  verständlich,  in  w^elchem 
sich  eine  augenscheinliche  Hülfe  der  Vorsehung  zu  often- 
baren  schien.  So  hatte  er  denn  als  das  eigentliche  »Element 
seiner  Energie«  einen  unverwüstlichen  Glauben  an  Gort 
gewonnen.  Sein  gesunder  Menschenverstand,  ))cit'r  auf  dem 
Gemüth  ruhte«,  Hess  sich  desswegen  von  enthusiastischen 
Neigungen  und  Leidenschaften  bestimmen.  Mit  genau  den- 
selben Worten  drückt  Goethe  eine  analogeEntwickelung  beim 
Dresdener  Schuster  aus:  »Sein  Eigenthum  war  ein  tüchtiger 
Menschenverstand,  der  auf  einem  heiteren  Gemüth  ruhte,  und 
sich  in  der  gleichmässigen,  hergebrachten  Thätigkeit  gefiel«. 
Goethe  fundamentirt  hier  in  beiden  Fällen  den  Menschen 
auf  das  Herz,  von  dem  er  einmal  im  7.  Buch  sagt,  dass  es  uns 
immer  näher  liegt  und  mehr  zu  schaffen  macht  als  der  Geist. 
Auch  Frl.  von  Klettenberg  wird  so  construirt,  indem 
als  Basis  sogleich  gegeben  w^ird :  »Heiterkeit  und  Frohsinn 
verliessen  sie  niemals«,  ja  im  15.  Buch  nimmt  er  ihre 
Schilderung  damit  wieder  auf,  dass  er  sagt,  ihre  Heiterkeit 
habe  mit  ihrer  Krankheit  zugenommen,  welche  sie  als  einen 
noth wendigen  Bestandtheil  eines  vorübergehenden  irdischen 
Seins  betrachtete.  —  Wie  anders  die  »grimmige  Resignation«, 
welche  Herder  seiner  Krankheit  entgegensetzte !  Auch  ihn 
anah'sirt  Goethe  erst  nach  der  Seite  des  Gemüthlichen  und 
lässt  ihn  uns  dabei  ganz  aus  diesem  Sehpunkt  der  Krank- 
haftigkeit, welche  Launen,  Unmuth  und  Bitterkeit  nach  sich 
zog,  ergründen.  Goethe  bezeugt  hier  die  Weisheit  seiner 
Charakterbeobachtung  überhaupt,  wenn  er  sagt :  »man  be- 


238  Abhandlungen. 


achtet  nicht  genug  die  moralische  Wirkung  krankhafter  Zu- 
stände und  beurtlieilt  daher  manche  Charaktere  sehr  ungerecht, 
weil  man  alle  Menschen  für  gesund  nimmt».  —  Beim 
Rector  Albrecht  ist  das  punctum  sahens  sein  Lucianisches 
Naturell.  Bei  Frau  von  Laroche,  der  «wunderbarsten  Frau«, 
ist  das  »Eigenste«  ihres  Wesens  feste  Unerschütterlichkeit. 
Das  ganze  Unglück  des  Heautontimorumenos  Reineck 
schiebt  Goethe  auf  die  Verbitterung  durch  Entführung 
seiner  Tochter  zurück.  Bei  Merck  entspringt  alles  aus 
einem  grillenhaften  Zug  der  Verbitterung  gegen  die  Welt, 
der  ihm  seihst  am  unangenehmsten  war,  in  Zimmermanns 
Charakter  gehen  die  verschiedenen  tadelnswerthen  Eigen- 
heiten alle  aus  einer  unseligen  Hypochondrie  hervor.  —  Oder 
es  ist,  in  grotesker  Carricatur  solcher  bedeutenden  Naturen, 
eine  bestimmte  lächerliche  Idiosynkrasie,  welche  das  Räthsel 
des  Charakters  entsiegelt,  so  bei  dem  Ludwigsritter  die  fixe 
Idee,  dass  Vergesslichkeit  das  grösste  Laster  ist,  womit  er 
die  cholerische  Wuth,  sich  wegen  dieses  Fehlers  selbst  zu 
schelten,  verbindet.  —  An  Klopstock  werden  ministerielle 
Zurückhaltung  und  kindlich  iromme,  doch  mit  kühner  Zu- 
versicht das  Jenseits  erhoffende  Gesinnung  als  zwei  Elemente 
bemerkt,  von  denen  erst  gesagt  wird,  dass  sie  im  Wider- 
streit zu  liegen  scheinen,  dann  aber  hinzugefügt  werden 
muss,  dass  beide  doch  aus  einer  Quelle  entsprangen,  nämlich 
dem  hohen  Gefühl  von  der  eigenen  Persönlichkeit. 

Nirgend  aber  ist  diese  Entwickelung  aus  einer  ver- 
borgenen Quelle  ergreifender,  als  bei  der  Erschliessung  von 
Cornelias,  seiner  Schwester  Wesen.  Goethe  erklärt  zwar, 
dass  überhaupt  keine  blosse  Schilderung  eine  Vorstellung 
von  der  wundersamen  Tiefe  ihres  Wesens  geben  könne, 
welche  nur  in  der  Form  eines  Romans  erschlossen  werden 
könne,  auf  den  er  somit  als  auf  die  nächst  höhere  Form 
der  Charakterdarstellung  bedeutungsvoll  hinweist.  Denn, 
sagt  er,  »die  Quelle  kann  nur  gedacht  werden,  sofern  sie 
fliesst«.  Und  doch  gelingt  es  ihm  ihre  unbegreifliche  Natur 
uns  mitzutheilen.  So  oft  er  aber  von  ihr  spricht,  ist  es, 
als  wenn  die  Sonne  hinter  die  Wolken  tritt,  dunkle  Tannen 
uns  umschatten  und  wir  zu  der  ihm  heiligsten  Stätte  der 
Erinnerung  mit  ihm  wallten.  Wir  fühlen,  wie  dem  Dichter 
weich  und  weh  ums  Herz  ist,  wenn  diese  Saite  anklingt. 
Denn,  wenn  er  den  Schatten  dieses  seligen  Geistes  wie 
durch  Hülfe  eines  magischen  Spiegels  heranruft,  so  zeigen 
sich  ihm  Züge  eines  Wesens,  das  bei  Lebzeiten  nicht  mit 
sich  einig  war,  Züge,  welche  Weichheit  aber  mit  Strenge 
gepaart ,  welche  verzweifelnde  Ungeduld  über  ein  Nie- 
besessenes ausdrücken.  —  Näher  zusehend  deutet  er  auf 
zwei  äussere  Gründe,  welche  diese  traurige  Mischung  her- 


Charakterschilderung  in  Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit.      239 

vorbrachten:  zuerst  körperliche  Unschönheit,  welche  Cornelia 
schon  früh  und  je  länger  um  so  peinlicher  selbst  empfand, 
welche  zur  Folge  hatte,  dass  sie,  die  das  unbegrenzte 
Vertrauen  ihrer  Freundinnen  besass,  nicht  wie  diese  unter 
den  jungen  Männern  einen  freundlichen  Partner  fand,  und 
dass  sie  sich  nun  desto  inniger  an  den  Bruder  anschloss, 
welcher  bezeichnend  sagt,  dass  er  sich  Cornelien,  der  auch 
alle  Sinnlichkeit  fehlte,  lieber  als  Vorsteherin  einer  edlen 
Gemeinde  denn  als  Hausfrau  denken  mochte.  —  Und  als 
zweiten  äusseren  Grund  für  die  Zerrissenheit  ihres  schon  ver- 
düsterten Wesens  sollte  nun  noch  die,  wenigstens  äusser- 
liche  Strenge  eines  Vaters  hinzukommen,  welcher  ihr  üist 
alle  Mittel  abschnitt,  sich  auswärts  einigermassen  zu  erholen, 
und  dem  sie  es  nicht  verzieh,  dass  er  ihr  gerade  während 
des  Bruders  Abwesenheit  von  Frankfurt  so  manche  un- 
schuldige Freude  verhinderte  und  vergällte.  Ihr  Eigensinn 
und  Hass  gegen  den  Vater  war  nun  ebenso  fürchterlich, 
als  sie  im  innersten  Grunde  so  hebebedürftig  war,  wie  irgend 
ein  menschliches  Wesen ,  und  das  Unvortheilhafte  ihres 
Äussern  empfand  sie  um  so  schmerzlicher,  als  sie  den 
meisten  Gespielinnen  durch  innere  Vorzüge  und  Würde 
und  so  auch  durch  das  Freisein  von  aller  der  weiblichen 
Eitelkeit  überlegen  war,  welche  in  solchem  Falle  bei 
weniger  Verstand  blind  zu  machen  pflegt  und  welche 
auch  sie  hätte  trösten  können.  Wäre  sie  von  aussen 
begünstigt  worden,  hätte  sie  unter  den  gesuchtesten  Frauen 
ihrer  Zeit,  wie  der  Bruder  sagt,  würdig  gegolten.  —  Mir 
hat  es  immer  ins  Herz  geschnitten,  wenn  Goethe,  wie 
um  durch  ein  Gegenspiel  wüeder  den  Vater  zu  erhellen 
und  dabei  durch  diese  Form  der  Darstellung  hier  eine 
geheime  Strafe  an  dem  unfreundlichen  Genius  seiner 
Schwester  zu  nehmen,  alsbald,  nachdem  er  Cornelias  ver- 
fehltes Leben  geschildert,  im  schneidenden  Contraste  dazu  — 
so  fortfährt :  »Persönlich  war  mein  Vater  in  ziemlicher 
Behaglichkeit.  Er  befand  sich  wohl,  brachte  einen  grossen 
Theil  des  Tages  mit  dem  Unterrichte  meiner  Schwester 
zu,  schrieb  an  seiner  Reisebeschreibung  u.  s.  w.«  — 

Alle  vorgenannten  Charakteristiken  nun,  deren  Übersicht 
wir  hiermit  beenden,  schon  so  verschieden  durch  die  ge- 
wählten Formen,  unterscheiden  sich  auch  danach,  ob  Goethe 
eine  Gestalt  in  einem  Zusammenhange  zeichnete,  oder  ob 
er  uns  nach  und  nach,  durch  zerstreute,  in  einzelnen  Dosen 
mitgetheilte  Züge  ihren  Charakter  zusammenstellen  lässt, 
wie  namentlich  bei  den  Personen  geschieht,  welche  seinen 
Lebensweg  länger  begleiteten,  —  und  es  wächst  obenein 
der  Eindruck  der  Aowechslung  noch  durch  den  immer 
verschiedenen  Hintergrund,  von  dem   die  Schilderung  sich 


240  Abhandlungen. 


abhebt,  seien  es  religiöse,  philosophische,  künstlerische  be- 
sonders literarische  Betrachtungen,  oder  die  Darstellung 
socialer,  akademischer,  geselliger  Verhältnisse.  — 

Und  doch  findet  sich  hei  den  allermeisten  Charakter- 
gemälden eine  gewisse  Übereinstimmung:  ob  der  Dichter 
uns  Männer,  ob  Frauen,  ob  Freunde,  ob  Gönner,  ob  Jünglinge, 
ob  Greise,  nach  welcher  Form  auch  immer  schildert,  fast  immer 
beginnt  e  r  m  i  t  dem  Hinweis  a  u  f  d  a  s  Ausser  e,  um  dann 
meist  das  —  »Betragen«  oder  »Benehmen«  zum  Durch- 
gangspunkt  zu  dem  eigentlichen  Kern  zu  benutzen.  Diese 
Reihenfolge,  könnte  man  einwenden,  ist  zu  natürlich,  als  dass  sie 
etwas  Überraschendes,  Besonderes  w^äre:  wir  lernen  ja  bei  den 
meisten  Menschen  zuerst  das  Äussere,  dann  das  Innere  kennen 
und  werden  dementsprechend  ihr  Wesen  schildern.  Und  doch, 
in  solcher  Allgemeinheit  angew^endet,  ist  diese  Charakteristik 
doch  im  Vergleich  zu  anderen  Schriftstellern,  welche  die 
äussere  Physiognomie  öfter  für  gleichgültig  halten,  als  eine 
Eigenart  Goethes,  mindestens  in  diesem  Werke  zu  bezeichnen. 

Zunächst  einiges  über  die  Thatsache  die  Goethe  auch 
im  14,  Bucii,  wo  er  Klingers  Charakteristik  einleitet,  durch 
das  ausdrückliche  Eingeständniss  bestätigt ,  dass  er  von 
dem  Äusseren  immer  am  liebsten  beginne  —  und  die  ja 
auch  in  der  gedrängtesten  Form  seines  bekannten  poetischen 
Selbstportraits  vor  Augen  Hegt,  wo  er  von  der  ererbten 
»Statur«  zuerst  spricht,  dann  erst  von  der  »Frohnatur«. 

Ja,  bei  über  100  Charakteristiken,  signalisirt  uns  Goethe 
meist  zuerst  durch  irgend  welche  Einzelzüge  die  äussere 
Physiognomie  einer  Persönlichkeit,  wobei  die  Grösse,  der 
Wuchs,  der  Gang,  dann  die  Gesichtsbildung  und  dabei 
zuweilen  die  einzelnen  Theile,  Mund,  Nase,  Augen,  auch 
der  Klang  der  Stimme,  die  Art  der  Handschrift  gewürdigt 
werden.  Es  folgen  gern  Auslassungen  über  die  Tracht 
(welche  im  18.  Jahrhundert  vielleicht  noch  mehr  als 
im  nivelhrten  19.  Leute  machte),  und  über  die  Behausung 
oder  —  am  Neste  erkennt  man  den  Vogel  —  das  Arbeits- 
zimmer; worauf  dann  die  äusseren  Formen  des  Verkehrs, 
w'elche  Goethe  gern  unter  der  Bezeichnung  »Betragen« 
zusammenfasst,  meist  mit  kurzen  concentrirenden  Worten 
gekennzeichnet  werden.  Dann  erst,  seine  Kreise  enger 
ziehend,  beginnt  er,  oft  zunächst  in  indirekter  Form,  die 
eigentliche  Auskernung  des  geistigen  Gehaltes.  — 

Ich  glaube  zum  Schluss  eine  Reihe  von  Gründen  an- 
führen zu  können,  aus  denen  sich  diese  eigenartige  Technik 
Goethes  erklärt. 

Als  die  allgemeinste  Ursache  ist  festzuhalten,  dass  ja 
Goethe  selbst  zeitlebens  mit  besonders  offenen,  für  die 
bunte    Mannigfaltigkeit    der    Erscheinungen    dankbar    auf- 


Charakterschilderung  ix  Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit.      241 

geschlossenen  Sinnen,  mit  einer  wahrhaft  hellenischen 
Irrende  an  der  Form  der  Dinge,  alle  äusseren  Eindrücke 
auf  sich  einwirken  liess,  um  ihnen  dann  einen  künstlerischen 
Ausdruck  zu  geben.  »Das  Auge  war  das  Organ,  mit  dem  ich 
die  Welt  fasste«  (6.  Buch).  Wie  er  aus  Lust  zu  fabuliren  auch 
sonst  manche  für  seine  Entwickelungsgeschichte  nicht  ge- 
rade unumgänglichen,  aber  unterhaltenden  und  liebens- 
würdigen Züge  einschaltete^  so  mochte  er  sich  auch  die 
Gelegenheit  nicht  entgehen  lassen,  das  an  sich  schon 
von  der  oft  fesselnden  Aussenseite  Erzählenswerthe  vor 
der  Phantasie  seiner  Leser  wachzurufen.  So,  wenn  er 
das  Äussere  und  die  Umgebung  des  alten  Rectors,  des 
Dresdener  Schusters  vor  uns  ausmalt,  wobei  er  im  einzelnen 
manche  Lichter  hinzugesetzt  haben  mag,  wenn  der  Schuster 
nicht  gar  eine  fingirte  Gestalt  ist.  Die  Fülle  der  Aussen- 
erscheinung  fröhlich  wiederzugeben,  freut  den  Poeten. 

Es  ist  aber  diese  liebevolle  Festhaltung  auch  der  äusseren  Er- 
scheinung auch  als  eine  Art  freundschaftliche  Auszeich- 
nung anzusehen,  wie  man  ja  die  Silhouette,  die  Photographie 
Heber  Freunde  nicht  entbehren  mag,  —  und  so  findet  sie 
sich  ja  auch  gelegentlich,  wenn  auch  weniger  eingehend  bei 
anderen  Biographen,  ist  aber  in  einem  dem  Kultus  der  Freund- 
schaft so  wie  des  18.  ergebenen  Jahrhundert  doppelt  be- 
greiflich. Je  reicher  an  Freunden  und  Freundinnen  nun  ein 
Goethe  durch  seine  geistige  Bedeutung,  wie  durch  die 
Liebenswürdigkeit  seines  Naturells  sein  musste  und  war, 
er,  den  schon  als  Knaben  und  Jüngling  bedeutende  Männer 
gern  ihres  näheren  Umgangs  würdigten,  dem  überall  die 
Herzen  zuflogen,  um  so  mehr  Veranlassung  hatte  er  auch 
wegen  dieses  Reichthums  an  Freunden  nachträglich  mit 
Liebe  und  Pietät  das  äussere  Konterfei  vieler  Gefährten  sich 
und  seinen  Hörern  festzuhalten.  Ja,  man  möchte  glauben, 
dass  die  Fortlassung  des  äusseren  Bildes  von  einer  gewissen 
Kälte  zeuge,  w^enn  man  z.  B.  sieht,  wie  er  den  trockenen 
Rath  Schneider,  ferner  den  trockenen  jungen  Aufseher 
seiner  Genesungszeit,  zwei  Männer,  deren  Einwirkung  er 
in  einer  schmerzlichen  Zeit  als  Hemmung  empfand  und  die 
sonst  ausführlich  behandelt  werden,  im  Aeusseren  ihres 
Bildes  nicht  zeichnen  mochte  und  uns  auch  das  eigentliche 
Porträt  —  seines  Vaters  schuldig  geblieben  ist.  Aber  es 
könnte  dies  freilich  entweder  Zufall  sein  oder  andere  Gründe 
haben  und  namentlich  hinsichtlich  des  Vaters  dem  Ein- 
wände begegnen,  dass  Goethe  ja  auch  seine  doch  so  sehr 
geliebte  Mutter  nicht  in  ihrem  Aeusseren  gezeichnet  hat, 
worauf  sich  freilich  wieder  mit  der  Duplik  antworten  Hesse, 
dass  mit  dem  Fortbleiben  des  väterlichen  Porträts  füglich 
auch  das  der  Mutter  fortfallen  musste. 

GoKTHF.-jAIIRBUCil     Nil.  l6 


242  Abhandlungen. 


Nun  ist  es  sicher,  dass  wir  bei  einem  Goethe,  der  in 
der  glückhchen  Lage  war,  nach  freister  Neigung  nur  an 
sympathische  und  kongeniale  Naturen  seine  Freundschaft 
zu  verschenken,  nicht  etwa  seiner  Freundschaft  zu  Liehe 
die  gleichgültigen  Porträts  gleichgültiger  Alltagsmenschen 
in  Kauf  nehmen  müssen,  für  die  etwa  nur  er  eine  Schwäche 
gehabt  hätte.  Wenn  es  aber  ferner  unzweifelhaft  ist,  dass 
ein  bedeutender  Geist  sich  meist  auch  in  einem  interessanten 
Äusseren  spiegeln,  eine  originelle  Natur  auch  nach  aussen 
charakteristisch  sein  wird,  so  hatte  der  unter  viele  solche 
Menschen  gestellte  Goethe  um  so  mehr  und  öfter  die  Auf- 
forderung, an  solchen  interessanten  Naturen  die  Wechsel- 
beziehungen zwischen  Äusserem  und  Innerem  nicht  zu  über- 
sehen. In  der  »Stella«  sagt  er :  »O  mich  dünkt  immer,  die 
Gestalt  des  Menschen  ist  der  Text  zu  allem,  was  sich  über 
ihn  empfinden  und  sagen  lässt«.  Er  lenkt  also  die  Aufmerk- 
samkeit auch  deshalb  zuerst  auf  das  Äussere,  weil  es  und 
insofern  es  für  das  Innere  von  symptomatischer,  gleichsam 
präludirender  Bedeutung  ist.  Goethe  liebt  überhaupt  in  der 
3.  Epoche  seines  Stils,  der  tvpischen,  die  symbolischen,  alle- 
gorischen Bezüge :  —  wir  brauchen  nur  an  die  für  Sesenheim 
ominösen,  vielleicht  fingirten  französischen  Tanzmeister- 
Töchter,  und  an  die  poetisch-prophetische  \^erwendung  des 
Goldsmith'schen  Buches  in  unserem  Werke  zu  denken,  das  hier 
doch  keine  historische  Berechtigung  hat,  da  Goethe  es  nach- 
weislich erst  V2  Jahr  nach  dem  Eintritt  in  Sesenheim  kennen 
lernte  —  so  lässt  er  also  auch  das  sichtbare  Theil  des 
Menschen  für  das  unsichtbare  vorbildlich  sein.  Wie 
die  Dämmerung  den  kommenden  Tag  verkündet,  wie  uns  etwa 
Schiller  durch  die  derben  Gestalten  von  Wallensteins  Lager 
die  Losung  für  die  in  ihnen  vorgebildeten  Hauptcharaktere 
der  Tragödie  gibt,  so  macht  uns  Goethe,  wo  es  geht,  durch 
das  Vorspiel  des  Äusseren  zum  Verständniss  des  Inneren 
geschickt.  Dabei  ladet  er  uns  besonders  gern  durch  Vor- 
stellung eines  liebenswürdigen  Äusseren  zur  Annäherung 
an  eine  entsprechend  schöne  Seele  ein,  und  es  ist  Goethes 
eigenste  Anschauung,  was  er  den  Pfarrer  in  H.  u.  D.  sagen 
lässt :  »Glücklich,  wem  doch  Mutter  Natur  die  rechte  Ge- 
stalt gab,  denn  sie  empfiehlet  ihn  stets«  u.  s.  w.  Erinnern 
wir  uns  aber  an  die  Gestalt  Plothos,  um  noch  zu  bedenken, 
dass  Goethe  das  Äussere  sowohl  dann  erwähnt,  wenn  es 
zu  der  inneren  Bedeutung  passt,  als  wenn  es  ganz  oder  theil- 
weis,  oft  vielleicht  nur  scheinbar,   im  Widerspruch  steht.  — 

Wenn  wir  nun  aber  solche  Analysen  hören,  wie  die 
des  jungen  Schlosser:  »ich  fand  einen  jungen  wohlgebauten 
Mann,  mit  einem  runden  zusammengefassten  Gesicht,  ohne 
dass  die  Züge  deshalb  stumpf  gewesen  wären.     Die  Form 


Charakterschilderung  in  Goethes  Dichtung  u.  Wahrheit.       243 

seiner  gerundeten  Stirn  zwischen  schwarzen  Augenbrauen 
und  Locken,  deutete  auf  Ernst,  Strenge  und  vielleicht 
Eigensinn«  (7.  Buch)  oder  gar  Meyers:  »Er  hatte  ein  mehr 
rundes  als  ovales,  oifnes,  frohes  Gesicht;  die  Werkzeuge 
der  Sinne,  Augen,  Nase,  Mund,  Ohren  konnte  man  reich 
nennen,  sie  zeugten  von  einer  entschiedenen  Fülle,  ohne 
übertrieben  gross  zu  sein.  Der  Mund  besonders  war  aller- 
liebst durch  übergeschlagene  Lippen,  und  seiner  ganzen 
Physiognomie  gab  es  einen  eigenen  Ausdruck ,  dass  er 
ein  Räzel  war,  d.  h.  dass  seine  Augenbrauen  über  der 
Nase  zusammenstiessen,  welches  bei  einem  schönen  Ge- 
sichte immer  einen  angenehmen  Ausdruck  von  Sinnlichkeit 
hervorbringt«  .  .  u.  s.  w.  (9.  Buch),  so  müssen  wir  noch  einen 
Schritt  weitergehen  und  die  Vorliebe  für  solche  physiogno- 
mische  Detailmalerei  für  die  Reste  des  äusseren  Einflusses 
ansehen,  welchen  Goethe  von  Lavaters  Physiognomik 
empfangen  hatte,  wie  ja  überhaupt  Lavaters  Gestaltdeuterei 
nach  Scherers  Zeugniss  die  poetische  Charakteristik  der 
Zeit  befruchtet  hat.  Unverkennbar  kommt  bei  Goethe,  welcher 
zeitweise  auch  zeichnend  der  thätigste  Mitarbeiter  an  La- 
vaters phvsiognomischem  Werke  gewesen  war,  die  Neigung 
zu  physiognomischer  Diagnose  und  Prognose  gelegentlich 
zum  Durchbruch;  aber  wenn  auch  »von  der  Behauptung 
der  Phvsiognomisten  überzeugt,  ein  lebendiges  Wesen  sei 
in  allem  seinem  Handeln  und  Betragen  vollkommen  über- 
einstimmend mit  sich  selbst,  und  jede  .  .  .  Monas  erzeige 
sicn  in  vollkommener  Einheit  ihrer  Eigenthümlichkeiten« 
(Campagne  i.Fr.),  hielt  er  sich  doch  von  Lavaters  besonderer, 
spionirender  Art  phvsiognomischer  Zergliederung  und  dessen 
Einseitigkeiten  frei."  Letzterem  fehlte  nach  Goethes  Urtheil 
bei  allem  physiognomischen  Genie  doch  die  Eigenschaft  als 
methodischer  Denker  und  als  Dichter;  vorschnell  hatte  er  aus 
dem  Äusseren  unbekannter  Menschen  tollkühne  Folge- 
rungen auf  ihr  Inneres  gemacht.  Goethe  beschränkt  sich 
umgekehrt  darauf,  einen  nach  näherer  psychologischer  Be- 
obachtung bemerkten  Einklang  zwischen  einem  proto- 
typischen Äusseren  und  dem  Inneren  sinnig  zu  deuten. 

Goethe  weiss  dabei  —  und  dies  ist  das  fünfte  —  durch 
die  feinfühlige  Art,  mit  welcher  er  »bedeutende«  äussere 
Züge  voranstellt,  auch  noch  einen  anderen  Vortheil  zu 
gewinnen:  —  äussere  Prädikate  veranlassen  uns  muth- 
massend  voranzueilen,  um  schon  aus  ihnen  das  Wesen 
zu  errathen.  Indem  Goethe  so  den  schaffenden  Sinn 
der  Leser  reizt  und  handelnd  betheiligt,  thut  er  dasselbe, 
was  Lessing  an  der  Homerischen  Dichtweise  so  rühmt. 

Und  schhesslich  noch  eine  Erklärung,  auch  wie  im 
letzten  Fall    unter    dem    Gesichtspunkt  versucht,   dass    das 

16* 


244  Abhandlungen. 


Voranstehen  des  Äusseren  als  ein  bewasst  oder  unbewusst  an- 
gewendetesKunstmittel  stimmungsvoller  Darstellung 
zu  würdigen  ist.  Es  will  uns  nämlich  scheinen,  dass  Goethe, 
wie  er  sich  schildernd  in  seine  Jugend  zurückversetzt, 
unsere  Illusion  auch  dadurch  aufs  höchste  zu  steigern  ver- 
steht, dass  er  uns  alles  mit  den  schaulustigen,  weit  auf- 
»ethanen  Augen  der  Jugend  sehen  lässt  und  —  diese 
haftet  ja  auch  zunächst  an  der  Aussenseitc  der  Dinge !  Es 
leben  in  uns,  und  das  w^ill  Goethe,  die  Anschauungs- 
formen unserer  seligen,  fröhlichen  Kinderzeit,  unseres  den 
Werth  des  Scheins  im  Verhältniss  zu  dem  Sein  nicht 
selten  sogar  überschätzenden  Jünglingsalters  wieder  auf. 
So  aufgefasst  dienen  die  äusseren  Charakteristiken  demselben 
Zweck  wie  das  kindlich  erzählte  Knabenmärchen,  wie  die 
Patriarchade  und  schliesslich  doch  auch  —  die  Wunder 
der  Krönungszeit.  Wir  sehen  nun  wie  die  Enkel  an  dem 
Grossvater  vor  allem  den  talarartigen  Schlafrock,  die  ge- 
falteteSammetmütze,  nicht  zu  vergessen  der  drei  Paar  ledernen 
Handschuhe ;  wür  w^erden  jung  mit  dem  jungen  Wolfgang  in 
dem  Gewühl  der  Marktbuden,  wie  wir  mit  unseren  Kindern 
in  jeder  Weihnachtszeit  wieder  jung  werden,  und  vergessen 
die  60  Jahre  des  Erzählers,  der  es  ja  zeitlebens  verstanden 
hat,  wenn  er  wollte,  im  Tone  der  Kindheit  zu  reden.  — 

So  trifft  auch  für  die  Characterschilderungen  in  D.  u.  W. 
das  zu,  was  Wieland  einmal  bezüglich  der  »Briefe  aus  der 
Schw^eiz((  sagt:  »Die  Zuhörerinnen  enthusiasmirten  sich  über 
die  Natur  in  diesem  Stücke ;  mir  war  die  schlaue  Kunst  in 
der  Composition  noch  lieber,  wovon  jene  nichts  sahen. 
Es  ist  ein  wahres  Poem,  so  versteckt  auch  die  Kunst  ist«. 

Goethe  macht,  wie  jeder  wahre  Dichter,  die  Zeiten  und 
Personen,  welche  er  in  uns  erweckt,  so  lebhatt  und  leibhaft, 
dass  wir,  mit  Lessing  zu  reden,  in  der  Geschwindigkeit 
die  w^ahren  sinnlichen  Eindrücke  zu  empfinden  glauben,  und 
in  diesem  Augenblicke  der  Täuschung  uns  der  Mittel  die 
er  dazu  anwendet  bewusst  zu  sein  aufhören.  Viele  unserer 
neueren  Selbstbiographen  erzielen  mit  ähnlichen  Mitteln 
ähnliche  Erfolge,  viele  nur  durch  das  Verdienst  ihres  Lehr- 
meisters Goethe.  Vor  dem  Wunderbau  jedes  seiner  Werke 
stehen  wir  andächtig,  wie  er  vor  dem  Mi'inster,  staunend, 
dass  die  Menge  des  Stoffes  doch  im  einzelnen  etwas  gleich- 
massig  Leichtes  behält,  das  Grosse  wie  das  Kleine  sich  an  der 
rechten  Stelle  befindet:  »Wir  sehen  alle  und  jede  Zierrathen 
jedem  Theil,  den  sie  schmücken,  völlig  angemessen,  sie  sind 
ihm  untergeordnet,  sie  scheinen  aus  ihm  entsprungen  .  .  . 
und  nur  in  solchem  Falle  wird  die  Ausführung  als  Gipfel 
der  Kunst  gepriesen«.  — 


III.  MiscELLEN,  Chronik, 
Bibliographie. 


.    MlSCELLEN. 


A.    Einzelnes  zu  Goethes  Leben  und  Werken. 

/.   Zu  Goethes  Egiiio/it. 
I.  Egmont  und  Shakespeares  Julius  Cäsar. 

Wer  in  A.  Schölls  kleinem  Buche  «Briefe  und  Aufsätze 
von  Goethe  in  den  Jahren  1766—1786«  auf  die  Bruchstücke 
zu  einem  Trauerspiel  Cäsar  stösst  aus  der  Strassburger  Zeit, 
wird  diese  eigenartigen  Zeilen  sinnend  wieder  und  wieder 
lesen.  Offenbar  führte  Goethe  1773  seinen  Plan  weiter  fort; 
denn  die  Zeilen  an  Boie  vom  November  dieses  lahres'  sind 
gewiss  auf  Cäsar  zu  beziehen,  nicht  auf  Egmont,  wie  H.  Düntzer 
will.'^  Goethe  schreibt :  »Der  Torus  ist  angelegt ;  nun  nur 
noch  Flamme  und  W'indstoss;  aber  das  hängt  von  den  Göttern 
ab«.  Die  Worte  aber  im  Briefe  an  Schönborn  vom  i.  Juni  1774:' 
»Noch  einige  Plane  zu  grosen  Dramas  hab  ich  erfunden  .  . 
Mein  Cäsar,  der  euch  einst  freuen  wird,  scheint  sich  auch 
zu  bilden«,  sie  zeigen,  dass  er  1774  ernstlich  wieder  mit  der 
Arbeit  beschäftigt  war.  Es  verbreitete  sich  sogar  das  Gerücht 
davon,  so  dass  der  Dichter  Meissner  die  Weiterführung  seines 
Dramas  Cäsar   aufgab,  weil  Goethe  den  gleichen  Gegenstand 


'  Werke  (Weimarer  A.)  IV.  2,  122. 

-  Goethes  Leben  von  H.  Düntzer  1883.  2.  Ausg.  S.  192. 

3  Werke  IV.  2,   170. 


248  MiSCELLEN. 

gewählt  habe.'  Und  aus  dem  Februar  1775  erzählt  Prinz 
Karl  August  von  Meiningen  :^  »Goethe  sagte  mir,  dass  er 
jetzt  an  zwei  Stücken  arbeite :  der  Tod  Cäsars,  ein  Trauer- 
spiel und  eine  Oper«.  Offenbar  also  hat  Goethe  viel  mehr 
von  diesem  Trauerspiel  niedergeschrieben,  als  wir  heute  be- 
sitzen. 

In  einem  anregenden  Aufsatz  über  Goethes  Cäsar  hat 
Woldemar  v.  Biedermann  darzulegen  gesucht,'  wie  Goethe 
auf  den  Cäsar  in  Strassburg  gekommen  sei.  Er  weist  auf 
Herder  hin,  der  Goethe  für  Shakespeare  begeisterte  und  auf 
die  Thatsache,  dass  Shakespeare  einen  »Julius  Cäsar«  gedichtet 
hat.  Die  Unzufriedenheit,  führt  er  aus,  mit  der  Gestaltung 
Cäsars  in  Shakespeares  Trauerspiel  habe  den  jungen  Goethe 
zu  der  eignen  Dichtung  gedrängt,  in  der  er  seiner  hohen 
Achtung  vor  dem  römischen  Imperator  Ausdruck  geben 
wollte.  Darin  freilich  folge  ich  Biedermann  nicht.  Denn 
Shakespeares  Cäsar  ist  durchaus  nicht,  wie  er  meint,  aller 
Züge  wahrer  Grösse  bar.  Shakespeares  Cäsar  ist  bei  allen 
menschlichen  Schwächen  noch  gross  genug,  um  uns  die  ^^'ahr- 
heit  nahe  zu  legen,  dass  seine  Ermordung  durch  Brutus,  wenn 
dieser  auch  in  edelster  Absicht  und  nach  schweren  inneren 
Kämpfen  sich  entschliesst,  eine  heroische  Thorheit  ist.  Brutus 
fürchtet  eine  noch  nicht  begangene  Schuld  Cäsars;  er  fürchtet 
den  Missbrauch  der  Grösse :  er  selbst  aber  muss  sich  gestehn 
(Act  II,  Scene  i),  dass  Cäsarn  Leidenschaft  nie  mehr  be- 
herrscht hat  als  Vernunft.  Wie  hätte  Goethe  mit  der  Rolle, 
die  Cäsar  bei  dem  von  ihm  verehrten  Shakespeare  spielt, 
unzufrieden  sein  sollen '?  Cäsar,  das  wusste  Goethe  sehr  wohl, 
musste  nach  der  ganzen  Anlage  des  Werkes  so  und  nicht 
anders  sein.  Aber  Goethe  wollte  Cäsar  zum  Helden  machen, 
während  bei  Shakespeare  Brutus  der  Held  ist;  er  wollte  ihn 
offenbar  von  der  Jugend  bis  zu  seinem  Ende  sich  ausleben 
lassen :  denn  noch  verstand  er  Shakespeare  so,  dass  er  in 
Frankfurt  zu  Beginn  des  Jahres  1772  in  Shakespeares  Geiste 
sagen  zu  dürfen  glaubte :  »es  schien  mir  die  Einheit  des  Orts 
so  kerkermässig  ängstlich,  die  Einheiten  der  Handlung  und 
der  Zeit  lästige  Fesseln  unserer  Einbildungskraft«. ■♦ 

Die  Frage  dagegen,  warum  Goethe  die  Ausführung  seines 
Trauerspiels  schliesslich  doch  aufgegeben  hat,  beantwortet 
Biedermann,  wie  mir  scheint,  treffend.  Das  stärkere  Interesse 
an  Egmont  war  der  Grund;  und  manche  Eigenschaften,  die 
Goethe  seinem  Cäsar  geben  wollte,    übertrug  er  auf  Egmont. 


'  Scholl  a.  a.  O.  2.  Ausg.  1857  S.  158. 

^  Goethes  Gespräche  herausg.  V.W. V. Biedermann  Bd. 8.5. 241. vgl.  595. 

5  Goethe-Forschungen.  Neue  Folge  1886,  S.  164  t. 

^  Der  junge  Goethe  von  Hirzel-Bernays,  II,  40. 


MiSCbLLEN.  249 

Biedermann  hat  also  richtig  erkannt,  dass  aus  dem  ursprüng- 
lich beabsichtigten  Cäsar  der  Egmont  geworden  ist.  Gewiss 
hat  Goethe  viel  von  seiner  eignen  Natur  in  das  Wesen  des 
niederländischen  Helden  hineingelegt,  aber  er  hat  der  Gestalt, 
wie  immer  in  seinen  dramatischen  Werken,  ihr  eigenstes 
Leben  gewahrt,  ihr  Recht  nie  verkümmert.  Die  Sicherheit 
einer  kühnen,  kräftigen,  selbstbewussten,  von  Misstrauen  und 
Furcht  freien  Natur,  die  ihren  eignen  stolzen  Weg  geht,  selbst 
auf  die  Gefahr,  dabei  zugrunde  zu  gehen,  hat  er  gewiss 
schon  in  seinem  Cäsar  darstellen  wollen.  Wie  die  bei  Scholl 
abgedruckten  Zeilen  zeigen,  wollte  Goethe  zwei  Nebenbuhler 
gegenüberstellen,  zunächst  Cäsar  und  Sulla:  »Sulla«,  sagt 
Biedermann,  »mit  Gewaltthätigkeit  nach  Macht  strebend,  dabei 
den  jugendlichen  Cäsar  misstrauisch  beobachtend,  dieser  leicht- 
lebig, wohlgesinnt,  aus  angeborner  Grösse  die  höchste  Würde 
erringend«.  Wie  Sulla  dem  Cäsar,  so  grollte  auch  Alba  dem 
ihm  überlegenen  Egmont.  Wie  Cäsar,  so  wurde  auch  Egmont 
durch  seine  edlen  Grundsätze  zum  Liebling  des  Volkes.  Viel- 
leicht, so  möchte  ich  zu  Biedermanns  Ausführung  zusetzen, 
hat  Goethe,  der  Lieblingspläne  viele  Jahre  mit  sich  herum- 
trug, bis  er  sie  schöpferisch  gestaltete,  vielleicht  hat  er  jene 
grosse  Scene  zwischen  Alba  und  Egmont,  die  den  Höhepunkt 
der  Handlung  bildet,  ursprünglich  zwischen  Sulla  und  Cäsar 
sich  gedacht.  Wenn  er  daher  in  Dichtung  und  Wahrheit 
erzählt,  er  habe  im  September  1775  am  Egmont  mit  Leiden- 
schaft geschrieben  und  »nach  der  ersten  Einleitung  gleich  die 
Hauptscene  angegriffen,  ohne  sich  um  die  allenfallsigen  Ver- 
bindungen zu  bekümmern«,  so  sollte  man  nicht  die  »A'er- 
besserung«  Hauptscenen  vorschlagen.  Es  war  die  Art  Goethes, 
allerdings  mit  Ausnahme  des  (Gottfried,  so  sprungweise  zu 
dichten,  man  denke  nur  an  Faust.  Zunächst  das,  was  ihm 
lebendig  und  leidenschaftlich  vor  Augen  stand.  Dabei  ist 
aber  festzuhalten,  dass  er  das  in  der  Jugend  nur  Skizzirte 
später  erst  abrundete  oder  zu  reifer  Vollendung  brachte. 
Seiner  Angabe:  »ich  schrieb  an  meinem  Egmont  fort  und 
brachte  ihn  beinahe  zustande«  ist  daher  durchaus  zu  glauben: 
er  hat  auch,  wie  aus  gewissen  Gründen  wahrscheinlich  ist, 
schon  manches  für  den  V.  Act  niedergeschrieben,  liess  aber 
Lücken,  besonders  in  dem  wichtigen  IV.  Act,  der  ihm  in 
Weimar  viel  zu  schaffen  machte. 

Demnach,  meine  ich,  hat  Biedermann  Recht  zu  sagen : 
wie  aus  Goethes  Mahomed,  vielleicht  auch  Sokrates  der  Faust, 
so  wurde  aus  Cäsar  sein  Egmont.  Übrigens  musste  Lessings 
1772  erschienene  »Emilia  Galotti«,  deren  Einwirkung  auf 
Goethe  sehr  bedeutend  war,  ihm  zeigen,  wie  ein  aus  dem 
Alterthum  ins  Moderne  übertragener  Stoff  auf  die  Zeitgenossen 
mit  dojjpelter  Gewalt  wirkte. 


250  MiSCELLEX. 

Hat  aber  Shakespeares  »Julius  Cäsar»  auf  den  Egjuont 
nicht  weiter  fortgewirkt  ?  Auf  diese  bisher  nicht  beachtete 
Frage  versuche  ich  die  Antwort  zu  geben.  Dass  die  Volks- 
scenen  im  Geiste  Shakespeares  gedichtet  sind,  ist  schon  von 
Schiller'  gesagt  worden.  Zwar  ist  hier  wohl  zu  beachten: 
Shakespeare  musste  das  Volk  als  die  wankelmüthige,  ge- 
sinnungslose, habgierige  Menge  darstellen,  die  längst  nicht 
mehr  der  Freiheit  würdig  war,  die  von  einer  starken,  festen, 
dabei  milden  Hand  regiert  zu  werden  froh  hätte  sein  sollen. 
Goethe  zeigt,  dass  das  von  den  fremden  Eindringlingen  be- 
drängte Volk  seine  altgewohnte  Freiheit  durchaus  verdient. 
Es  sind  Männer,  sagt  Egmont  vor  Alba,  wert  Gottes  Boden 
zu  betreten;  zu  drücken  sind  sie,  nicht  zu  unterdrücken. 
Die  Furchtsamkeit  des  Volks  deutet  zwar  auch  Goethe  an, 
und  dass  ein  Schelm  wie  Vansen  es  leicht  verführen  kann, 
aber  der  Unterschied  zwischen  dem  römischen  Pöbel  und 
diesen  Niederländern  ist  doch  gross  genug.  Ferner  :  Shakespeare 
brauchte  nicht  die  Einzelnen  aus  der  Menge  zu  individualisiren  : 
Goethe  stellt  jeden  rund  für  sich  dar  und  lässt,  wie  Schiller 
schon  gezeigt  hat,  nicht  bloss  den  Niederländer  des  bestimmten 
Jahrhunderts  erkennen,  sondern  in  diesem  auch  den  An- 
gehörigen einer  bestimmten  Provinz.  Trotz  diesen  Unter- 
schieden, wer  verkennt,  dass  die  Volksscenen  vom  Geiste 
Shakespeares  durchdrungen  sind?  Sie  gehören  überdies  offen- 
bar der  Frankfurter  Zeit  von  1775  an,  in  der  die  Shake- 
spearisirende  Behandlung  überwog.  Fortgeführt  und  über- 
arbeitet hat  Goethe  den  Egmont  in  der  idealisirenden  Epoche 
seiner  dichterischen  Entwickelung,  wie  Wilhelm  Scherer ^  schon 
bemerkt  hat.  Das  »allzu  Aufgeknöpfte,  Studentenhafte  der 
Manier«  ^  suchte  Goethe  bereits  in  Weimar  zu  tilgen,  und 
aus  Rom  schreibt  er  bedeutsam  an  Karl  August  am  11.  August 
1787"*:  »indem  ich  gezwungen  bin,  mich  und  meine  jetzige 
Denkart,  meine  neuere  Manier  nach  meiner  ersten  zurück- 
zubilden,   das  was   ich  nur  entworfen  hatte,  nun  auszuführen, 


'  In  der  bekannten  Rccension  im  Jahre  1788.  Bald  darauf,  I78c> 
2.  Februar,  schreibt  Schiller  seinem  Körner,  die  Worte  des  Brutus  über 
Ciisar  in  Shakespeares  Trauerspiel  etwas  anders  wendend,  ijber  Goethe: 
»Eine  ganz  sonderbare  Mischung  von  Hass  und  Liebe  ist  es,  die  er  in 
mir  erweckt  hat,  eine  Empfindung,  die  derjenigen  nicht  ganz  unähn- 
lich ist,  die  Brutus  und  Cassius  gegen  Cäsar  gehabt  haben  müssen:  ich 
könnte  seinen  Geist  umbringen  und  ihn  wieder  von  Herzen  lieben«. 
(Briefwechsel  mit  Körner,  herausg.  von  Gödeke  I,  270.)  —  Eine  Unter- 
suchung, was  Schiller  dem  Cäsar  Shakespeares  gerade  zu  danken  gehabt 
hat,  ist  sehr  zu  wünschen.  Minor  stellt  in  seinem  Werke,  soweit  es 
erschienen  ist,  Shakespeares  Einfluss  auf  Schiller  ins  rechte  Licht. 

^  Literaturgesch.  S.  354. 

5  .^n  Frau  von  Stein   1782.  20.  März.  Werke  I\'.   5.  285. 

+  Werke  IV.  8.  241. 


MiSCELLEN.  251 

SO  lern'  ich  mich  selbst  und  meine  Engen  und  Weiten  recht 
kennen«.  Der  Geist  aber  seiner  herrlichen  Jugend  ist  auch 
in  der  entscheidenden  Form,  in  der  wir  Egmont  jetzt  vor  uns 
haben,  unverkennbar.  Es  ist  unverkennbar,  dass  der  Egmont 
dem  Götz  sich  anschliesst. 

Die  übertriebene  Nachahmung  Shakespeares,  wie  sie  sich 
in  der  dramatisirten  Geschichte  Gottfrieds  von  Berlichingen 
zeigt,  hatte  Goethe  1773  in  der  Umarbeitung  des  Götz  zu 
vermeiden  gesucht,  ohne  Shakespeares  Einfluss  zu  verleugnen. 
Die  Einwirkung  der  Dramen  des  britischen  Dichters  im  Götz 
hat  A.  Sauer  ausführlich  dargelegt.  Aus  dem  Julius  Cäsar 
Shakespeares  führt  er  eine  überzeugende  Stelle  an*:  in  der 
Scene  im  II.  Act  »Höhe  mit  einem  Wartthurm«  schwebte  als 
technisches  Muster  die  Scene  im  V.  Act  des  Cäsar  vor,  wo 
Cassius  dem  Pindarus  befiehlt,  von  dem  Hügel  aus  den  Fort- 
gang des  Kampfes  zu  beobachten.  Aber  die  Spuren  der  Ein- 
wirkung des  Cäsar  lassen  sich  auch  im  Egmont  verfolgen. 

Die  in  ihrer  einfachen  Erhabenheit  ergreifende  Rede  des 
Brutus  für  die  Freiheit,  die  selbst  auf  Voltaire  grossen  Eindruck 
gemacht  hat,^  klang  im  Innern  Goethes  nach.  Das  erkennen  wir, 
wenn  Brackenburg  am  Schluss  des  ersten  Aufzuges  verzweifelt 
das  Sonst  und  Jetzt  sich  vor  Augen  hält :  »War  ich  doch  ein 
anderer  Junge  als  Schulknabe !  Wenn  da  ein  Exercitium  auf- 
gegeben war:  Brutus  Rede  für  die  Freiheit;  da  war  doch 
immer  Fritz  der  erste«.  Bei  den  Worten  »War  ich  doch  ein 
anderer  Junge  als  Schulknabe ! «  hat  gewiss  auch  mancher 
Kenner  des  Shakespeareschen  Werkes  an  Brutus'  Worte  über 
Casca  sich  erinnert :  Was  für  ein  plumper  Bursch  ist  der 
geworden,  Er  war  voll  Feuer  als  mein  Schulgenoss. 

Im  IL  Act  ferner  redet  Vansen  aufreizend  von  den  Privi- 
legien und  Freiheiten  und  prunkt  mit  der  aus  dem  Buche  seines 
Patrons  geholten  Weisheit.  Da  ruft  zuerst  der  Schneider  Jetter : 
Schafft  uns  das  Buch  !  E^in  Bürger:  Ja,  wir  müssen's haben.  Andre 
rufen  :  das  Buch,  das  Buch!  Und  trotz  der  Einrede  des  Seifen- 
sieders rufen  sie :  Noch  etwas  aus  dem  Buche !  Goethe  hat 
die  Stelle  bei  Shakespeare  vor  Augen  gehabt,  wo  Antonius 
die  Bürger  durch  das  Testament  Cäsars  aufzureizen  weiss. 
Der  eine  Bürger  ruft  da:  wir  wollen"s  hören,  lest  das  Testament. 
Alle  :  das  Testament,  das  Testament,  lest  vor ! 


'  J.  Minor  und  A.  Sauer,  Studien  zur  Goethe-Philologie  1880, 
S.  278-279. 

^  In  der  Vorrede  zu  seiner  Tragödie  »Brutus«  (1730)  hat  Voltaire 
die  Rede  des  Brutus  wörtlich  übersetzt,  Theatre  de  Voltaire.  Paris  1860. 
S.  65.  In  seinem  Trauerspiel  »la  mort  de  Ccsarc  O755)  liat  er  aus  ihr  An- 
leihen oemacht  im  III.  Act,  wo  er  Cassius  zum  \'olke  reden  lässt  statt  Brutus. 


252  MiSCELLEN. 

Als  Egmont  gleich  darauf  auftritt  und  die  Aufgeregten 
beruhigt,  sagt  er :  »Geht  auseinander,  geht  an  euer  Gewerbe ! 
Es  ist  ein  übles  Zeichen,  wenn  ihr  an  Werktagen  feiert«.  Dann 
fragt  er  bald  darauf  die  Einzelnen  nach  ihrem  Gewerbe. 
«Eures  Zeichens?  —  Zimmermann  und  Zunftmeister«.  —  »Und 
ihr?  —  Krämer«.  —  »Ihr?  —  Schneider«.  So  sagt  gleich 
im  Beginn  des  Julius  Cäsar  der  Tribun  Flavius:  Packt  euch 
nach  Haus!  Ist  dies  ein  Feiertag?  Sprich,  was  ist  dein  Ge- 
werbe? Erster  Bürger:  Ich  bin  ein  Zimmermann.  Dann  fragt 
der  Tribun  weiter  den  Schneider  und  Schuster. 

Bei  Shakespeare  äussert  Cäsar  im  I.  Act  zu  Antonius : 
Lasst  wohlbeleibte  Männer  um  mich  sein.  Mit  glatten  Köpfen 
und  die  nachts  gut  schlafen.  Der  Cassius  hat  ein  mager 
hungrig  Aussehen ;  Er  denkt  zu  viel,  die  Leute  sind  gefähr- 
lich. Dieser  bezeichnende  Gedanke  hat  Goethes  Phantasie 
schöpferisch  angeregt,  da  er  Vansen  im  IV.  Act  von  Alba 
sagen  lässt :  »Der  lange  Herzog  hat  euch  so  ein  rein  Ansehn 
von  einer  Kreuzspinne,  nicht  einer  dickbäuchigen,  die  sind 
weniger  schlimm,  aber  so  einer  langfüssigen,  schmalleibigen, 
die  vom  Frasse  nicht  feist  wird  .  .  .« 

Und  endlich  wenn  Klärchen  im  Beginn  des  V.  Actes  die 
Bürger  entflammen  will,  dass  sie  Egmont  befreien,  sagt  sie: 
»Wenn  es  hiess,  Egmont  kommt,  .  .  da  hielten  die  Bewohner 
der  Strassen  sich  glücklich,  durch  die  er  reiten  musste  .  . 
Da  hobt  ihr  eure  Kinder  auf  der  Thürschwelle  in  die  Höhe 
und  deutetet  ihnen  :  Sieh,  das  ist  Egmont,  der  Grösste  da«. 
Und  da  die  Bürger  Klärchen  nicht  hören  wollen,  fährt  sie 
fort :  »Aus  diesen  Fenstern  haben  sie  herausgesehen,  vier, 
fünf  Kö])fe  übereinander«  u.  s.  w.  Bei  Shakespeare  sagt 
Marullus  I,  i  zu  den  Bürgern:  O  harte  Herzen  Roms!  Habt 
ihr  Pompejus  nicht  gekannt?  wie  oft  Seid  ihr  auf  Mauern  und 
Bastein  geklettert,  AufThürm' und  Fenster,  auf  Schornsteine  gar, 
Die  Kinder  auf  dem  Arm,  und  habt  gesessen  Den  lieben 
langen  Tag,  geduldig  wartend.  Bis  durch  die  Strassen  Roms 
Pompejus  zog ! 

Wie  gewaltig  die  Wirkung  Shakespeares  auf  den  jugend- 
lichen Goethe  war,  das  können  wir  Heutigen  kaum  mehr  in 
der  ganzen  Stärke  nachfühlen.  Noch  im  Jahre  1825  äussert 
Goethe  zu  Eckermann:  »Shakespeare  ist  gar  zu  reich  und 
zu  gewaltig.  Eine  productive  Natur  darf  alle  Jahre  nur  ein 
Stück  von  ihm  lesen,  wenn  sie  nicht  an  ihm  zugrunde  gehen 
will.  Ich  that  wohl,  dass  ich  durch  meinen  Götz  und  Egmont 
ihn  mir  vom  Halse  schaffte«.  —  Auch  bei  diesen  Stellen 
im  Egmont,  in  denen  sich  Goethe,  wie  ich  zu  zeigen  suchte, 
von  fremdem  Feuer  erwärmen  Hess,  werden  wir  das  schöpferische 
Genie  nicht  vermissen,  das  Schiller  in  seiner  Beurtheilung 
ihm  zuerkannt  hat. 


MlSCELLEN.  2)^ 

II.  Egmont  und  Schillers  Wallenstein. 

Wenige  Jahre  nach  der  Recension  des  Egmont,  in  der 
Schiller  die  dramatische  Handlung  des  Werkes  einseitig  tadelte, 
hat  er  aus  ihm  für  seinen  W^ alienstein  sich  manches  zu  nutze 
gemacht.  Als  er  des  Freundes  Trauerspiel  für  die  Bühne  be- 
arbeitet hatte,  schreibt  er'  im  April  1796  seinem  Körner: 
»Gearbeitet  habe  ich  unter  diesen  Umständen  freilich  nichts 
für  meinen  eignen  Herd;  aber  der  Egmont  hat  mich  doch 
interessirt  und  ist  mir  für  meinen  Wallenstein  keine  unnützliche 
Vorbereitung  gewesen«.  Und  Körner  antwortet  am  15.  April, 
er  freue  sich  der  Verbindung  beider  Dichter ;  für  die  Kunst 
habe  er  grosse  Erwartungen  von  ihr.  »Ich  sehe  eine  Mög- 
lichkeit, wie  ihr  zusammen  ein  dramatisches  Werk  hervor- 
bringen könntet  —  und  was  würde  das  werden !  Aber  auch 
ohne  diesen  Fall  müssen  sich  in  euren  Werken  die  köstlichen 
Folgen  von  dieser  gegenseitigen  Annäherung  innner  mehr 
zeigen«.  Im  Wallenstein  gleich  sind  sie  zu  Tage  getreten,  wie 
ich  zu  zeigen  hoffe.*  Diesem  Trauerspiel  hat  Schiller,  was 
oft  mit  Recht  betont  ist,  ein  viel  realistischeres  Gepräge  als 
allen  früheren  aufgedrückt;  aber  er  ist  auch  durch  bestimmte 
Situationen,  Motive  und  Wendungen  des  Egmont  schöpferisch 
angeregt  worden. 

Wie  Egmont  im  Gegensatz  zu  Philipp  der  verehrte  Held 
und  Liebling  ist:  ihm,  nicht  dem  Könige  wird  die  Gesund- 
heit ausgebracht,  denn  »unserer  spanischen  Majestät  Gesund- 
heit trinkt  nicht  leicht  ein  Niederländer  von  Herzen«,  sagt 
Soest;  so  ist  auch  Wallenstein  der  Soldaten  Abgott,  während 
sie  um  den  Kaiser  Ferdinand  sich  nicht  kümmern.  Und  wie 
wir  den  Ruhm  von  Egmonts  Thaten  lange  vor  seinem  Auf- 
treten aus  dem  Munde  des  jungen  und  des  alten  Soldaten  hören, 
so  verfährt  Schiller  in  seinem  »Lager«   in  Betreff  Wallensteins. 

Die  poetische  Stimmung  für  das  »Lager«,  für  die  Dar- 
stellung der  übermüthigen,  wilden  Soldateska  Wallensteins, 
wie  musste  sie  befeuert  werden  durch  die  herrlichen  Worte 
Egmonts  (im  V.  Act)  von  dem  ungebundenen  Leben  des 
Soldaten !  »Da  eilt'  ich  fort  .  .  und  rasch  aufs  Pferd  mit 
tiefem  Athemzuge.  Und  frisch  hinaus,  da  wo  wir  hingehören ! 
ins  Feld  .  .  .  wo  das  Verlangen  vorzudringen,  zu  besiegen,  zu 
erhaschen,  seine  Faust  zu  brauchen,   zu  besitzen,   zu  erobern 


'  Schillers  Briefwechsel  mit  Körner  herausg.  von  Gödeke  1874. 
II,  197  und  199. 

^  Welchen  Einfiuss  die  Verbindung  beider  Dicliter  zunächst  auf 
Schiller  hatte,  das  hat  der  Verlasser  nachzuweisen  gesucht  im  Goethe- 
Jahrbucli  III.  Bd.  S.  179  f.  Diese  Zeilen  sieht  er  als  Ergänzung  jener 
Ausführunnren  an. 


254  MiSCELLF.X. 

durch  die  Seele  des  jungen  Jägers  glüht;  wo  der  Soldat  sein 
angebornes  Recht  auf  alle  \\'elt  mit  raschem  Schritt  sich 
anmasst  und  in  fürchterlicher  Freiheit  wie  ein  Hagelwetter 
durch  Wiese,  Feld  und  Wald  verderbend  streicht  und  keine 
Grenzen  kennt,  die  Menschenhand  gezogen«.  So  oft  ich  diese 
Worte  las  und  sprach ,  dacht'  ich  an  den  zweiten  Jäger 
Schillers :  (Wir)  ziehen  frech  durch  Feindes  und  Freundes 
Lande,  Querfeldein  durch  die  Saat,  durch  das  gelbe  Korn, 
Sie  kennen  das  Holkische  Jägerhorn.  Und  wie  Trompeten- 
geschmetter umtönte  mich  zugleich  das  Lied  der  Wallen- 
steiner :  Wohl  auf,  Kameraden,  aufs  Pferd,  aufs  Pferd!  Ins 
Feld,   in  die  Freiheit  gezogen ! 

Wie  Goethes  Klärchen  im  L  Aufzug  ein  »Soldaten- 
liedchena,  ihr  »Leibstück«,  singt:  »die  Trommel  gerühret!  das 
Pfeifchen  gespielt«  ,  so  lässt  Schiller  seinen  Rekruten  im 
»Lager«  singen :  Trommeln  und  Pfeifen,  kriegrischer  Klang !  u.s.w. 

Egmont  weiss  die  aufgeregten  Bürger  bei  seinem  Er- 
scheinen (II,  i)  bald  zu  beruhigen;  er  erinnert  sich  des 
Schneiders  Jetter.  »Ich  vergesse  niemanden  leicht,  den  ich 
einmal  gesehen  und  gesprochen  habe«.  Diesen  Zug  hat 
Schiller  benutzt.  Denn  Wallenstein  (»Tod«  III.  15),  der  den 
Kürassier  erkennt,  der  sich  bei  einem  Sturm  hervorgethan. 
sagt :  Ich  vergesse  keinen.  Mit  dem  ich  einmal  Worte  hab' 
gewechselt.' 

Schiller  rühmt  in  seiner  Recension  die  meisterhafte  Er- 
findung und  Ausführung  der  Scene  Egmonts  mit  dem  jungen 
Alba  im  (zefängniss.  »W'as  kann  rührender  sein,  als  wenn 
ihm  dieser  Sohn  seines  Mörders  die  Achtung  bekennt,  die  er 
längst  im  Stillen  gegen  ihn  getragen  :  dein  Name  wars,  der 
mir  in  meiner  ersten  Jugend  gleich  einem  Stern  des  Himmels 
entgegenleuchtete«.  Ähnlich  ist  Max  an  Wallenstein  geknüpft, 
der  sein  Vorbild  war  bis  zu  dem  Tag,  da  Wallenstein  des 
Kaisers  Dienst  entsagt.  Was  kann  rührender  sein,  als  wenn 
Max,  der  Sohn  seines  Todfeindes,  zu  Wallenstein  sagt:  dir 
folgt'  ich  unbedingt.  Auf  dich  nur  braucht'  ich  zu  sehn  und 
war  des  rechten  Pfads  gewiss. 

Wenn  Alba  seinem  edehnüthigen  Sohn  ini  IV.  Aufzug 
feierlich  das  Geheimniss  verkündet,  dass  Oranien  und  Egmont 
kommen,  aber  nicht  wieder  von  hinnen  gehen  werden,  so 
erinnert  das  an  die  Scene  zwischen  Octavio  und  Max  im 
V.  Aufzug  der  »Piccolomini«,  wo  Octavio  dem  Sohne  das 
Geheimniss  über  ^^'allenstein  erschliesst. 

Und  weiter,  wenn  Egmont  im  Gefängniss  von  sich  rühmt : 
»wenn  Stürme  durch  Zweige  und  Blätter  sausten,  Ast  und  Wipfel 

'  Auch  Ludwig  Blume  in  seiner  trefflichen  Schulausgabe  des  Egmont 
(Wien,  1888,  Graeser)  hat  das  hervorgehoben  S.  76.  Sollte  ich  jeman- 
den sonst  übero'an2:en  haben,  so  ist  es  nicht  böser  Wille. 


MlSChXLEK  2)5 

sich  knirrend  beugten,  blieb  innerst  doch  der  Kern  des 
Herzens  ungeregt«.  so  hat  das  Bild  offenbar  Schiller  vorge- 
schwebt, da  sein  Wallenstein  (»Tod«  III,  13)  von  sich  sagt  : 
Den  Schmuck  der  Zweige  habt  ihr  abgehauen.  Da  steh  ich 
ein  entlaubter  Stamm !  doch  innen  Im  Marke  lebt  die 
schaffende  Gewalt. 

Auf  Ferdinands  Worte,  er  hätte  sich  für  sein  Volk  er- 
halten können,  erhalten  sollen,  antwortet  Egmont:  »Es  glaubt 
der  Mensch,  sein  Leben  zu  leiten,  sich  selbst  zu  führen,  und 
sein  Innerstes  wird  unwiderstehlich  nach  seinem  Schicksal  ge- 
zogen«. Im  »Wallenstein«,  in  dem  von  Nothwendigkeit  und 
Freiheit  so  oft  die  Rede  ist,  sagt  Buttler  (»Tod«  IV.  8) :  Es 
denkt  der  Mensch  die  freie  That  zu  thun ;  Umsonst !  er  ist 
das  Spielwerk  nur  der  blinden  Gewalt,  die  aus  der  eignen 
W^ahl    ihm    schnell    Die    furchtbare  Nothwendigkeit    erschafft. 

Gegen  Ende  des  Gespräches  mit  Ferdinand  empfiehlt 
ihm  Egmont  seine  Leute :  »Ich  habe  gute  Menschen  zu  Dienern. 
Lass  sie  nicht  zerstreut,  nicht  unglücklich  werden«.  Dieses 
Motiv  hat  Schiller  schön  verwertet.  Es  wirkt  ergreifend, 
wenn  die  Gräfin  Terzky  zu  Octavio  nach  Wallensteins  Er- 
mordung sagt:  Verschonen  Sie  die  alten  Diener,  Dass  den 
Getreuen  ihre  Lieb'  und  Treu"  Nicht  auch  zum  Frevel  ange- 
rechnet werde!  (V,   12). 

Am  Schluss  der  Unterredung  endlich,  vor  der  Hinrichtung, 
spricht  Egmont  sein  Bedürfniss  nach  Ruhe  aus :  »Der  Müde 
legt  sich  noch  einmal  vor  der  Pforte  des  Todes  nieder  und 
ruht  tief  aus.  als  ob  er  einen  weiten  Weg  zu  wandern  hätte«. 
Schiller  lässt  seinen  Wallenstein  vor  der  schrecklichen  Kata- 
strophe sprechen:'  Gut  Nacht!  Gordon!  Ich  denke  einen 
langen  Schlaf  zu  thun.  Denn  dieser  letzten  Tage  Qual  war  gross. 

Durch  solche  Erörterungen,  wie  ich  sie  eben  versucht 
habe,  —  ich  habe  die  Parallelen  nicht  kleinlich  aufgesucht, 
sondern  sie  standen  mir  lebendig  vor  Augen  —  wird  weder 
dem  Ruhm  Goethes  noch  dem  Schillers  im  geringsten  Ab- 
bruch gethan.  Ich  weiss  Avohl,  das  Leben  ist  der  beste  Lehrer 
des  wahren  Dichters,  nicht  das  Buch,  und  wo  keine  ge- 
staltende Kraft  lebendig  ist,  da  nützt  dem  Dichter  nie  das 
Buch.  Aber  manche  Bücher,  aus  denen  die  Natur  selber  zu 
sprechen  scheint,  entzünden  des  grossen  Dichters  Phantasie 
und  Schöpferkraft.  »W^as  da  ist«,  sagt  Goethe  1825  zu  Ecker- 
mann, »das  ist  mein,  und  ob  ich  es  aus  dem  I,eben  oder 
aus  dem  Buche  genommen,  das  ist  gleichviel ;  es  kam  bloss 
darauf  an,  dass  ich  es  recht  gebrauchte !«  Und  bald  darauf 
im  Mai  desselben  Jahres :  »Sowie  wir  geboren  werden,  fängt 


'  Ludwig  Blume  a.  a.  O.  S.  87  hat  das  auch  bemerkt. 


256  MiSCELLEX. 

die  Welt  an  auf  uns  zu  wirken,  und  das  geht  so  fort  bis  ans 
Ende  .  .  Wenn  ich  sagen  könnte,  was  ich  alles  grossen  Vor- 
gängern und  Mitlebenden  schuldig  geworden  bin,  so  bliebe 
nicht  viel  übrig«.  Daniel  Jacoby. 


2.  Zu  Doktor  Fall  st  s  Fortlehen  in  England. 

Dass  die  Gestalt  Dr.  Fausts  durch  die  Übersetzung  des 
Spies"schen  Volksbuchs,  die  unmittelbar  danach  angefertigte 
Ballade  und  Christopher  Marlowes  Tragödie  (das  Verhältniss 
dieser  drei  Bearbeitungen  des  Stoffes  stellte  endgiltig  Zarncke 
fest:  Anglia  XI,  609—11)  schon  früh  in  England  allbekannt 
ward,  ist  hinlänglich  bezeugt.  Die  reichhaltige  Sammlung 
von  bezüglichen  Belegen,  die  Otto  Francke  in  der  Einleitung 
zu  seiner  Ausgabe  von  Mountfords  «The  life  and  death  of 
Doctor  Faustus,  made  into  a  farce«  von  1697  (Heilbronn  1886) 
S.  XIV  ff.  bietet,  ist  durchaus  nicht  vollständig.  Beispiels- 
weise scheint  ihm  die  «Mephostophilusa -Stelle  in  Shakespeares 
))The  merry  wives  of  Windsor«  I  i,  132  entgangen  zu  sein, 
da  er  bei  Gelegenheit  (S.  XXV)  nur  der  von  den  ,three 
Doctor  Faustuses'  (merry  wiv.  IV  5,  71)  gedenkt.  Auch 
Breymann  in  der  Einleitung  zu  seiner  vortrefflichen  kritischen 
Ausgabe  von  Marlowes  »Doctor  Faustus«  (Heilbronn  1889) 
S.  XXVI  ff.  und  S.  XXXIX  f.  macht  auf  einiges  aufmerksam ; 
S.  LH  verheisst  er  einen  Ergänzungsband,  der  u.  a.  eine 
»Geschichte  der  Faustdichtung  in  England«  enthalten  soll, 
S.  LV  fordert  er  Max  Koch  zur  »baldigen  Veröffentlichung 
seiner  bis  jetzt  zurückgestellten  Untersuchung  über  den  eng- 
lischen Faust«  nachdrücklich  auf. 

Dr.  Faust  ist  aber  zweifellos  schon  zeitig  auch  in  die 
englische  Volksanschauung  eingetreten.  Hübsche  Beispiele 
hierfür  liefert  der  Aufsatz  Arthur  Dieblers  in  der  Anglia  VII. 
341  —  355  (1884):  Faust-  und  Wagnerpantomimen  in  Eng- 
land. Noch  deutlicher  beweist  dies  ein  alter  Kinderreim, 
den  ich  einer  der  nur  in  engen  Kreisen  verbreiteten  Samm- 
lungen James  Orchard  Halliwells  von  älteren  volksthümlichen 
Versen  und  Sprüchen  entnehme.  »The  nursery  rhymes  of 
England,  edited  by  J.  O.  Halliwell«,  4.  ed.  (London  1846) 
steht  p.  44  als  No.  LXXXI : 

Doctor  Faustus  was  a  good  man. 

He  whipt  his  scholars  now  and  then ; 

When  he  whipp'd  them  he  made  them  dance 

Out  of  Scotland   into  France, 

Out  of  France  into  Spain, 

And  then  he  whipp'd  them  back  again ! 


MiSCELLEN.  257 

Diese  Verse  eröffnen  Halliwells  »Fifth  class  —  scho- 
lastic«.  Sie  gehören  gewiss  in  der  ursprünglichen  Form  der 
Mitte  oder  sogar  dem  Anfang  des  17.  Jahrhunderts  an,  der 
Zeit  vor  der  puritanischen  Zwangsfrömmigkeit.  Die  meisten 
Nummern  der  Sammkmg  sind  alten  Datums,  der  Mehrzahl 
nach  sogar  .are  at  least  as  ancient  as  the  time  of  Queen 
Elizabeth'  (preface  p.  IV).  Irgendwelcher  deutscher  Einfluss 
braucht  nicht  abgeleugnet  zu  werden:  die  Stilisirung,  nament- 
lich die  Fassung  der  Zeilen  4  und  5  erinnert  stark  an  unsere 
ererbten  Kinderliedchen,   z.  B.  an 

»Deine  Mutter  ist  in  Pommerland, 
Pommerland  ist  abgebrannt« 

in  dem  allbekannten  »Maikäfer,  flieg«.  Auch  für  die  anderen 
Wendungen  liegen  mancherlei  Parallelen  zur  Hand.  ,A  good 
man'  steht  hier  im  gewöhnlicheren  Sinne,  nicht  in  dem 
bitterironischen  »Gegensinn« ,  den  ich  »Literaturblatt  für 
german.  und  roman.  Philologie«  XI,  S.  368  aus  der  Doppel- 
deutigkeit von  ,bonus  vir'  abgeleitet  habe. 

Aus  späterer  Zeit  ist  nach  Dieblers  und  Franckes  An- 
gaben wenig  Neues  nachzutragen.  Zu  dem  17 10  (?),  171 5  und 
1735'  jedenfalls  auch  sonst  aufgeführten  Fauststück  des  Puppen- 
spielers Powell  vergleiche  man  besonders  George  Cruikshank, 
Punch  and  judy  6.  Aufl.  (London  1881)  S.  ;^^  Anm.  und 
S.  44  Anm.  (zuerst  1828  mitgetheilt) ;  nach  »Dictionary  of 
national  biography  edited  by  Stephen«  XIII  (x8S8)  p.  254 
ist  Cruikshank  sehr  genau.  Doch  sei  erwähnt,  dass  der  be- 
treffende damals  allbekannte  Direktor  des  Marionettentheaters 
.Robert  Powell,  the  Puppet-Showman'  genannt  wird,  während 
Alibone,  Dictionary  of  english  literature  II  (1871)  p.  1655  b 
unter  den  vielen  von  ihm  behandelten  Namensvettern  nur  einen 
,keeper  of  a  puppet-show'  Martin  Powell  (um  17 13)  nennt. 
Über  die  frühere  Bezeichnung  des  ,Dramatical  entertainment 
on  the  life  and  death  of  Doctor  Faustus'  von  1724'  lässt  sich 
nach  den  Berichtigungen  der  genannten  Forscher  nichts  hin- 
zufügen. Es  sei  nur  bemerkt,  dass  die  Artikel  über  Doktor 
Faust  in  den  üblichen  englischen  Encyklopädien  auch  in 
den  neuesten  Auflagen  ungenügend,  zum  Theil  stark  fehler- 
haft sind,  voll  Lücken  namentlich  in  den  Mittheilungen  über 
Fausts  Fortleben   auf  britischem  Sprachboden.     Es  seien    ge- 


'  Jünger  ist  ;)Faustus,  a  fragnient  of  a  parody  by  an  Antiquarian« 
(London  1793),  verzeichnet  Catalog.  libror.  inipressor.  q.  in  Museo 
Brittannico  adservantur  vol.  VII  p.  2.  »Der  Hausfreund«  XXII  (1878) 
S.  5  IG,  »Eine  VerbalJhornung  des  Faust«,  berichtet  von  einer  neueren 
englischen  Bearbeitung  des  Goetheschen  »Faust«  für  das  londoner 
Princess  Theater,  wo  VVagner  eine  Art  Clown  vorstellt. 

Goethe-Jamrblch  XII.  17 


258  MlSCELLEX. 

nannt:  Chambers'  Cyclopaedia  IV  266;  The  American  Cyclo- 
paedia  VII  96 :  Johnsons  (revised)  Universal  Cyclopaedia 
II  830;  Encyclopaedia  Britannica  (ninth  edition)  IX  55. 
Allerdings  waren  die  Männer,  die  in  England  die  noch  vor- 
handenen Zeugnisse  von  Doktor  Fausts  Volksthümlichkeit 
aufstöberten ,  keine  Engländer,  und  auch  die  eben  ange- 
zogenen Artikel  sind  von  Deutschen  verfasst  oder  aus  —  zum 
Theil  sogar  sekundären  —  deutschen  Unterlagen  abgeleitet. 
Vielleicht  schlummert  aber  drüben  noch  hie  und  da  eine 
dunkle  Erinnerung  an  die  zwar  importirte  aber  doch  schon 
durch  Marlowe  völlig  angeeignete  Gestalt  des  deutschen 
Zauberers.  Selbst  die  ältere  Zeit  ist  in  der  Aufzählung  bei 
dem  deutsch-gründlichen  Faust-Bibliographen  Karl  Engel  noch 
in  der  umfänglichen  2.  Auflage  von  1885  schwächer  vertreten 
als  man  erwarten  sollte.  Z.  B.  lohnte  sich  doch  etwa  noch, 
dem  Ausgangspunkt  der  Budik'schen  Notiz  über  die  tragedy 
»Doctor  Faustus«,  London  1612  (Serapeuni  1847  No.  10). 
die  Engel  S.  13  seines  Anhangs  unter  »auszuscheidende  und 
zweifelhafte  Werke«  rechnet,  nachzugehen.  Hier  wäre  ein 
Fund  von  grösster  Tragweite  für  die  Geschichte  von  Fausts 
Literaturleben. 

Leipzig.  Ludwig  Fränkel. 


3.  Zum  Gedicht  »  Wer  nie  sein  Brod  mit  Th'äneti  ass« 
(VVeim.  Ausg.  II,  118)  ist  auf  die  überraschende  Parallele 
hinzuweisen  in  Racines  Thebaide  III  2 :  Voilä  de  ces  grands 
dieux  la  supreme  justice.  Jusques  au  bord  du  crime  ils  con- 
duisent  nos  pas.  Ils  nous  le  fönt  commettre  et  ne  Texcu- 
sent  pas. 

[Aus  der  Zeit  der  Entstehung  des  Gedichts,  »spätestens 
aus  dem  Jahre  1783«  (Loeper  in  seiner  Hempel'schen  Ge- 
dichtausgabe II,  383)  gibt  es  kein  Tagebuch,  aus  welchem 
man  die  Leetüre  Goethes  feststellen  könnte.  Wo  in  den 
Briefen  Racine  erwähnt  wird  (in  dem  berühmten  Briefe  Schillers 
31.  Mai  1799),  von  Goethe  gelegentlich  in  den  Gesprächen, 
den  Aufsätzen  über  Literatur,  manchen  Stellen  von  »Dichtung 
und  Wahrheit«,  wird  sein  Name  im  Allgemeinen  genannt  oder 
andere  Dramen  z.  B.  Mithridates,  Iphigenie,  Tancred,  Brittanicus 
angeführt,  das  obenangeführte  Drama  aber  nicht.  Die  Be- 
kanntschaft Goethes  mit  demselben  ist  aber  leicht  möglich, 
da  Racine,  wie  Goethe  in  »Dichtung  und  Wahrheit«  (Loeper 
I.   igt)  erzählt,  »sein  Abgott  geworden  war«.     L.  G.] 

Julius  Schneider. 


MiSCELLEK.  259 

4.    Zu  Goethes  Divaii. 

In  Noten  zum  Divan  (Weimarische  Ausgabe  Bd.  7,  S.  81, 
Z.  8— 11)  heisst  es: 

»Diese  Zeilen  schrieb  dem  Verlangen  eines  Freundes 
gemäss,    im  Jahre   1231    der    Hegira    den  Tag   des   Demazsul 

Sani    nach    christlicher   Zeitrechnung    am Mai    181 6 

Mirza  Abul  Hassan  Chan  von  Schiras  etc.« 

Durch  gütige  Mittheilungen  des  berühmten  Orientalisten 
Professor  Dr.  Noeldeke  in  Strassburg  ist  es  mir  endlich  ge- 
lungen die  mögliche  Klarheit  über  diese  Angabe  zu  erlangen. 
Demazsul  Sani  ist  eine  in  aiehrfacher  Beziehung  incorrecte 
Bezeichnung  des  arabischen  Doppelmonats  Dhumadä  nach 
seiner  zweiten  Hälfte,  bedeutet  also  wörtlich  der  2te  Dhumadä. 
Die  Erörterung  der  Incorrectheiten  dieser  Ausdrucksweise 
lasse  ich,  als  nur  für  Orientalisten  von  Interesse,  hier  weg.  Nur 
das  sei  bemerkt,  dass  nach  Wüstenfelds  chronologischen 
Tabellen  der  2te  Dhumadä  des  Jahres  1231  der  Hedschra  der 
christlichen  Zeit  vom  29.  April  bis  27.  Mai  1816  entspricht, 
die  Jahreszahl  und  der  Monat  also  bei  Goethe  richtig  ange- 
geben sind.  Das  Datum  lässt  sich  aber  nicht  mehr  ermitteln, 
denn  wie  Goethe :  »am  ....  Mai«  schrieb,  so  hätte  er  auch 
Z.  9  »den  ....  Tag«  schreiben  müssen,  denn  es  ist  eben 
auch  bei  der  Übersetzung  von  Mirza  Abul  Hassan  Chans 
Schreiben  die  Zahl  des  Tages  ausgelassen  worden. 


Auf  S.  84  in  Bd.  7  ist  die  Rede  von  dem  asiatischen 
Brauch  des  sich  Niederwerfens  vor  Göttern  und  Herrschern. 
Z.  12 — 14  heisst  es:  »Der  Ku-tu  das  dreimalige  Niederwerfen 
dreimal  wiederholt  schreibt  sich  dort  her«  [nämlich  aus  der 
orientalischen  Hofsitte]. 

In  den  Erklärungswerken  von  Düntzer,  v.  I>oeper  u.  a. 
sucht  man  vergeblich  über  Ku-tu  Auskunft. 

Durch  gütige  Vermittlung  eines  Collegen  erhielt  ich  sichern 
Bescheid  darüber  von  dem  berühmten  Sinologen  G.  v.  d. 
Gabelentz,  welcher  schrieb:  »k'eü-t'eü,  wörtlich  den  Kopf 
aufschlagen,  von  den  Europäern  in  China  kow-tow,  kou-tou, 
kau-tau  genannt,  ist  das  TiqoavivvHv  der  Chinesen«. 

C.  Siegfried. 


5.    Zu  Goethes  Sprüchen  in  Prosa. 

Meinen  1882  in  der  Zeitschrift  f.  D.  A.  abgedruckten 
kleinen  Nachträgen  zu  v.  Loepers  Commentar  der  Goethe'schen 
Sprüche  in  Prosa  reihe  ich  die  folgenden  an,  nachdem  mich 
Herr  v.  Loeper  selbst  zu  ihrer  Veröffentlichung  gütigst  er- 
muthigt  hat. 


iSO  MiSCELLEW 

Zu  No.  23:  »Für  das  grösste  Übel  unserer  Zeit,  die  nichts 
reif  werden  lässt,  muss  ich  halten,  dass  man  im  nächsten 
Augenblick  den  vorhergehenden  verspeist,  den  Tag  im  Tage 
verthut  u.  s.  w.« 

Vergl.  Goethe  an  die  Fürstin  Galizin  den  6.  Februar  1797 
(G.-J.  III,  295):  »Ausser  den  Begebenheiten,  Geschäften  und 
Zerstreuungen,  die  jeder  Tag  hervorbringt  und  dadurch  gleich- 
sam sich  selbst  verzehrt,  führe  ich  das  Interesse  der  Natur- 
betrachtung immer  bey  mir  im  Stillen  fort«.  Ferner  Goethes 
Vorrede  zu  »Der  junge  Feldjäger  Leipzig  1826«:  »Denn 
alles  was  im  nothgedrungenen  Augenblick  erhascht  wird, 
pflegt  der  Augenblick  wieder  zu  verzehren«. 

Zu  No.  91  :  »Der  Irrthum  ist  recht  gut,  so  lange  wir 
jung  sind;  man  muss  ihn  nur  nicht  mit  ins  Alter  schleppen«. 

Vergl.  Eckermanns  Gespr.  16. /8.  1824:  »Man  muss  keine 
Tugendfehler  ins  Alter  hineinnehmen ;  denn  das  Alter  führt 
seine  eigenen  Mängel  mit  sich«.  Ferner:  Goethe  an  Schiller 
17./8.  1799:  »Der  Jugendfehler  ist  nicht  liebenswürdig  als 
insofern  er  hoffen  lässt,  dass  er  nicht  Fehler  des  Alters  sein 
werde«.  Ferner:  Goethe  Herders  Ausgang  (Hempel  27  p.  317); 
»Fehler  der  Jugend  sind  erträglich ;  denn  man  betrachtet  sie 
als  Übergänge,  als  die  Säure  einer  unreifen  Frucht ;  im  Alter 
bringen  sie  zur  Verzweiflung«. 

Zu  No.  99  :  »Dem  thätigen  Menschen  kommt  es  darauf 
an,  dass  er  das  Rechte  thue ;  ob  das  Rechte  geschehe,  soll 
ihn  nicht  kümmern«.    Vergl.  Schillers  Politische  Lehre : 

»Alles  sei  recht,  was  du  thust ;  doch  dabei  lass  es  bewenden, 
Freund,  und  enthalte  dich  ja,  alles  was  recht  ist  zu  thun«   etc. 

Zu  No.  116:  »Das  längst  Gefundene  wird  wieder  verscharrt; 
wie  bemühte  sich  Tycho,  die  Kometen  zu  regelmässigen 
Körpern  zu  machen,  wofür  sie  Seneca  längst  anerkannt !  « 

Vergl.  Seneca  qu.  nat.  VII,  22  :  »non  enim  existimo  cometen 
subitaneum  ignem,  sed  inter  aeterna  opera  naturae«.  und  ibid. 
30  :  »dico  illos  [cometas]  non  fortuitos  esse  ignes,  sed  intextos 
mundo,    quos  non  frequenter  educit,    sed    in  occulto  movet«. 

Zu  No.  129:  »Ein  lustiger  Gefährte  ist  ein  Rollwagen 
auf  der  ^^■anderschaft«.  Vergl.  Lebensbeschreibung  des  Götz 
v.  Berlichingen,  Nürnberg  1731,8.  68  Anmerkung  125  :  »facundus 
comes  in  via  pro  vehiculo  et  in  hello  gloria  pro  mercede  est«. 

Zu  No.  142:  »Jedermann  hat  seine  Eigenheiten  und 
kann  sie  nicht  los  werden  u.  s.  w.« 

Vergl.  Goethe  Tasso  I,  2,  85  :  »Lass  uns,  geliebter  Bruder, 
nicht  vergessen,  dass  von  sich  selbst  der  Mensch  nicht 
scheiden  kann«.  Ferner :  Horaz  epist.  I,  10,  24 :  »Naturam  ex- 
pellas  furca  tamen  usque  recurret«.  Ferner  Goethe  No.  144: 
»Was  einem  angehört,  wird  man  nicht  los,  und  wenn  man 
es  wegwürfe«.    Ferner:  Eckermanns  Gespr.  12. /4.  1829:    »Der 


MlSCELLEK.  261 

Mensch  kann  seine  Jugendeindrücke  nicht  los  werden,  und 
dieses  geht  so  weit,  dass  selbst  mangelhafte  Dinge,  woran 
er  sich  in  solchen  Jahren  gewöhnt,  und  in  deren  Umgebung 
er  jene  glückliche  Zeit  gelebt  hat,  ihm  auch  später  in  dem 
Grade  lieb  und  werth  bleiben,  dass  er  darüber  wie  verblendet 
ist  und  er  das  Fehlerhafte  daran  nicht  einsieht«. 

Zu  No.  152:  »Indem  ich  mich  zeither  mit  der  Lebens- 
geschichte wenig  und  viel  bedeutender  Menschen  anhaltender 
beschäftigte,  kam  ich  auf  den  Gedanken :  es  möchten  sich 
wohl  die  einen  in  dem  Weltgewebe  als  Zettel,  die  andern 
als  Einschlag  betrachten  lassen  u.  s.  w.« 

Vergl.  Goethe  an  W.  v.  Humboldt  ly./s-  1832:  »Denke 
man  sich  ein  musikalisches  Talent ,  das  eine  bedeutende 
Partitur  aufstellen  soll :  Bewusstsein  und  Bewusstlosigkeit 
werden  sich  verhalten  wie  Zettel  und  Einschlag,  ein  Gleich- 
niss,  das  ich  so  gern  brauche«. 

Zu  No.  158:  »Die  Klugen  haben  miteinander  viel  ge- 
mein«.   Aeschylus. 

Vergl.  Schiller,  was  heisst  und  zu  welchem  Ende  u.  s.  w. : 
»Zwischen  denkenden  Köpfen  gilt  eine  innige  Gemeinschaft 
aller  Güter  des  Geistes«.  Ferner:  Schiller  Piccolornini  Y.  2013  : 
»Verwandte  sind  sich  alle  starken  Seelen«. 

Zu  No.  166:  »Der  eine  Bruder  brach  Töpfe,  der  andre 
Krüge«.    Verderbliche  Wirthschaft. 

Vergl.  Hans  Sachs:  Das  glühende  Eisen  V.  243:  »Meine 
Frau  bricht  Häfn,  so  brich  ich  Krug«.  Ferner:  Sprichwörter, 
Schöne ,  Weise ,  Klugreden  u.  s.  w.  Franckfort  am  Meyn, 
Egenolffs  Erben  1560,  p.  179:  »Wo  man  unnd  weib  eynig 
seind,  da  müssen  sie  gedeien.  Wo  sie  aber  Häfen  bricht, 
unn  er  Krüge,  so  ist  das  gedeien  auss,  und  muss  eitel  unrath 
heraus  folgen«.  Ferner:  Wieland,  Brief  über  neuste  Be- 
gebenheiten, Merkur  1788,  Viertes  Quartal  p.  87:  »Der 
Mann  (sagt  ein  Sprüchwort  meiner  Landsleute)  zerbricht  die 
Schusseln  und  die  Frau  die  Töpfe.  Gewöhnlich  kommt  bei 
einer  solchen  Wirthschaft  nichts  heraus  als  Scherben«. 

Zu  No.  175;  »Der  thörichtste  von  allen  Irrthümern  ist, 
wenn  junge  gute  Köpfe  glauben,  ihre  Originalität  zu  verlieren, 
indem  sie  das  Wahre  anerkennen,  was  von  andern  schon 
anerkannt  worden«. 

Vergl.  No.  739.  »Man  sagt  wohl  zum  Lobe  des  Künstlers :  er 
hat  alles  aus  sich  selbst.  Wenn  ich  das  nur  nicht  wieder 
hören  müsste  etc.  etc.«  Ferner  Goethe  an  Zelter  2.  Januar  1829  : 
»Es  giebt  sehr  vorzügliche  junge  Leute,  aber  die  Hansnarren 
wollen  alle  von  vorn  anfangen  und  unabhängig,  selbständig, 
original,  eigenmächtig,  uneingreifend,  gerade  vor  sich  hin, 
und  wie  man  die  Thorheiten  alle  nennen  möchte,  wirken 
und  dem  Unerreichbaren  genugthun«.    Ferner:  Gespräche  mit 


262  MiSCELLEX. 

Eckermann  17.  Februar  1832:  »Selbst  das  grösste  Genie 
würde  nicht  weit  kommen,  wenn  es  alles  seinem  eigenen 
Innern  verdanken  wollte.  Das  begreifen  aber  sehr  viele  gute 
Menschen  nicht  und  tappen  mit  ihren  Träumen  von  Origi- 
nalität ein  halbes  Leben  im  Dunkeln.  Ich  habe  Künstler  ge- 
kannt, die  sich  rühmten,  keinem  Meister  gefolgt  zu  sein, 
vielmehr  alles  ihrem  eigenen  Genie  zu  danken  zu  haben. 
Die  Narren !  als  ob  das  überall  anginge !  Und  als  ob  sich 
die  Welt  ihnen  nicht  bei  jedem  Schritte  aufdränge  und  aus 
ihnen  trotz  ihrer  eigenen  Dummheit  etwas  machte«. 

Zu  No.  212:  »Das  Besondere  unterliegt  ewig  dem  All- 
gemeinen ;  das  Allgemeine  hat  ewig  sich  dem  Besonderen 
zu  fügen«. 

Vergl.  No.  363.  Ferner  Schiller  an  Goethe  den  21.  Juni  1797: 
»Und  wie  Sie  in  der  Einleitung  zum  Laokoon  sagen,  dass  in 
dem  einzelnen  Kunstwerk  die  Kunst  ganz  liege,  so  glaube 
ich,  niuss  man  alles  Allgemeine  in  der  Kunst  wieder  in  den 
besondersten  Fall  verwandeln,  wenn  die  Realität  der  Idee 
sich  bewähren  soll«. 

Zu  No.  233:  »Einem  Klugen  widerfährt  keine  geringe 
Thorheit«. 

Vergl.  Sprichwörter,  Schöne,  \\'eise,  Klugreden  etc.  Franck- 
fort  am  Meyn  bei  Ch.  Egenolffs  Erben  1560,  p.  353b:  »Es 
widerferet  einem  weisen  kein  kleyne  thorheyt«.  Ebenda 
p.  373''':  »Es  thut  kein  weiser  ein  kleyne  thorheyt«.  Ferner 
Herder  Briefe  zur  Beförderung  der  Humanität  18  aus  Luther 
(Suphan  XVII  p.  86) :  It  »ein  weiser  Mann  thut  keine  kleine 
Thorheit«. 

Zu  No.  236:  »Ein  alter  gutmüthiger  Examinator  sagt  einem 
Schüler  ins  Ohr  »etiam  nihil  didicisti«,  und  lässt  ihn  für  gut 
hingehen«. 

Vergl.  Zelter  an  Goethe  den  7.  April  1823:  »Zuletzt 
fragte  ich,  was  das  heisse:  etiam  nihil  didicisti?« 

Zu  No.  240 :  »Eigentlich  weiss  man  nur,  wenn  man  wenig 
weiss:  mit  dem  Wissen  wächst  der  Zweifel«. 

Vergl.  Lessing  Nathan  IV,   i  :    »Wer  viel  weiss,  hat  viel 
zu  sorgen«.     Ferner:  Lessing  Salomon  (Hempel  I,  89): 
»Doch  vor  allen 
Lobt  mir  seinen  weisen  Schluss: 
Wer  viel  lernt,  hat  viel  Verdruss«. 

Ferner:  Paulus  Gerhardt  im  Lied:  Mein  herzer  Vater, 
weint  ihr  noch?  Strophe  5:  »Denn  wer  viel  weiss,  der  grämt 
sich  viel«.  Ferner:  Haller  Gedanken  über  Vernunft,  Aber- 
glauben und  Unglauben :  »Nichts  wissen  macht  uns  dumm, 
viel  forschen  nur  Verdruss«.  Ferner  Schiller  Carlos  I,  i  v.  105  : 
»Viel  ANissen  möchte  Sie  beschweren«.  Ferner  Erasmus 
Adagia  IV  7,  51  :  »Nihil  inanius  quam  multa  scire.  —  Hebraeus 


MiSCELLEK.  263 

Ecclesiastes  non  abhorret  ab  hac  sententia,  qui  adponit 
scientiam,  adponit  et  dolorem,  et  in  multa  scientia  multa 
indignatio«.  Damit  ist  auf  die  letzte  Quelle  des  Wortes 
hingewiesen:  Prediger  Salomo  i,  18:  »Denn  wo  viel  Weis- 
heit ist,  da  ist  viel  Grämens«. 

ZuNo.  251.  »Der  Irrthum  wiederholt  sich  immer  in  der 
That ;  deswegen  muss  man  das  Wahre  unermüdlich  in  \A'orten 
wiederholen«. 

Vergl.  Eckermann  Gespr.  16.  Dezember  1828:  »Und 
denn,  man  muss  das  Wahre  immer  wiederholen,  weil  auch 
der  Irrthum  um  uns  her  immer  wieder  gepredigt  wird«. 

ZuNo.  300:  »Die  Vorurtheile  der  Menschen  beruhen  auf 
dem  jedesmaligen  Charakter  der  Menschen  ;  daher  sind  sie, 
mit  dem  Zustand  innig  verwebt,  ganz  unüberwindlich«. 

A^ergl.  Lessing  Rettung  des  Cardanus  (Hempel  Theil  14 
S.  27):  »Denn  auch  das  kann  man  nicht,  woran  uns  die 
Vorurtheile  verhindern«. 

Zu  No.  309 :  »Das  Gemeine  muss  man  nicht  rügen,  denn 
das  bleibt  sich  ewig  gleich«. 

Vergl.  Schiller   Wallensteins  Tod  I  4:     »Das  ganz 
Gemeine  ist's,  das  ewig  Gestrige, 
Das  immer  war  und  immer  wiederkehrt 
Und  morgen  gilt,  weil's  heute  hat  gegolten«. 

Zu  No.  315  :  »Wenn  die  Männer  sich  mit  den  Weibern 
schlagen,  so  werden  sie  gleichsam  abgesponnen  wie  ein 
Rocken«. 

Zum  Ausdruck  vergl.  Eckermann  Gespr.  den  1 1.  April  1827  : 
»Diese  A\'olken  würden  sogleich  von  oben  herein  verzehrt 
und  aufgesponnen  werden  wie  ein  Rocken«. 

Ferner:  Goethe  an  Schiller  den  19.  Februar  1S02:  »Den 
Rocken,  den  ich  angelegt  habe,  muss  ich  auch  gleich  ab- 
spinnen und  abweifen«. 

ZuNo.  427:  »An  den  Fehlern  erkennt  man  den  Menschen, 
an  den  Vorzügen  den  einzelnen  ;  Mängel  und  vSchicksale  haben 
wir  alle  gemein;    die  Tugenden    gehören   jedem   besonders«. 

Vergl.  Arndt,  Geist  der  Zeit  1806  S.  314:  »Seine  Fehler 
hatte  er  (Friedrich  der  Grosse)  mit  seiner  Zeit  gemein,  es 
waren  zum  Theil  die  Schosskinder  seiner  Zeit;  seine  Grösse, 
seine  Energie,  seine  Unbeugsamkeit  im  Glück  und  Unglück 
mit  so  vielen  Tugenden  gehören  ihm  allein«. 

Zu  No.  451 :  »Besieht  man  es  genauer,  so  findet  sich,  dass 
dem  Geschichtschreiber  selbst  die  Geschichte  nicht  leicht 
historisch  wird;  denn  der  jedesmalige  Schreiber  schreibt  immer 
nur  so,  als  wenn  er  damals  dabei  gewesen  wäre,  nicht  aber 
was  vormals  war,  und  damals  bewegte  etc.  etc.« 

Vergl.  Niebuhr  an  Goethe  den  8.  August  181 2  (G,-J.  VIII, 
S.    93):    »Ich    habe  jetzt   die    römische    Geschichte    mit   dem 


264  MiSCELLEN. 

Gefühl  eines  Zeitgenossen  geschrieben,  und  anders  sollte  man 
wohl  keine  verflossene  Geschichte  schreiben.  Die  politischen 
Grundsätze  sind  hier,  und  sie  werden  es  in  der  Fortsetzung 
seyn,  die,  welche,  hätte  ich  als  römischer  Bürger  gelebt,  in 
jedem  Zeitalter  meine  Grundregeln  für  das  Handeln  gewesen 
seyn  würden«. 

ZuNo.  555:  »Nicht  .allein  das  Angeborne,  sondern  auch 
das  Erworbene  ist  der  Mensch«. 

Vergl.  Goethe  an  W.  v.  Humboldt  den  17.  März  1832. 
besonders  die  Worte:  »Die  Organe  des  Menschen  durch 
Übung,  T>ehre,  Nachdenken.  Misslingen,  Förderniss  und  Wider- 
stand und  immer  wieder  Nachdenken,  verknüpfen  ohne  Be- 
wusstsein  in  einer  freien  Thätigkeit  das  Erworbene  mit  dem 
Angeborenen,  so  dass  es  eine  Einheit  hervorbringt,  welche 
die  Welt  in  Erstaunen  setzt«. 

Zu  No.  566:  »Eine  jede  Idee  tritt  als  ein  fremder  Gast 
in  die  Erscheinung,  und  wie  sie  sich  zu  realisiren  beginnt, 
ist  sie  kaum  von  Phantasie  und  Phantasterei  zu  unterscheiden«. 

Vergl.  Goethe  an  Ernst  Meyer  den  26.  Juni  1829 
(G.-J.  V,  165):  »Komm  ich  noch  dazu  die  Übersetzung  mit 
einigen  Bemerkungen  herauszugeben,  muss  man  hierüber 
massig  und  duldsam  verfahren  und  dabey  bedenken :  dass 
eine  jede  Idee  immer  als  ein  fremder  Gast  in  die  Erscheinung 
tritt,  und  wie  sie  sich  zu  realisiren  beginnt,  kaum  von  der 
Phantasie  und  Phantasterey  zu  unterscheiden  ist«. 

Zu  No.  590 :  »Menschen,  die  ihre  Kenntnisse  an  Stelle 
der  Einsicht  setzen«. 

Vergl.  Eckermann  Gespr.  mit  Goethe  den  28.  März  1827: 
»Alle  Gelehrsamkeit  ist  noch  kein  Urtheil«. 

Zu  No.  694:  »Ein  edler  Philosoph  sprach  von  der  Bau- 
kunst als  einer  erstarrten  Musik  etc.  etc.« 

Vergl.  Eckermann  Gespr.  mit  Goethe  den  23.  März  1829: 
»Ich  habe  unter  meinen  Papieren  ein  Blatt  gefunden«,  sagte 
Goethe  heut,  »wo  ich  die  Baukunst  eine  erstarrte  Musik 
nenne.  Und  wirklich  es  hat  etwas ;  die  Stimmung,  die  von 
der  Baukunst  ausgeht,    kommt   dem  Effekt  der  Musik  nahe«. 

Zu  No.  826:  »Wir  gestehen  lieber  unsre  moralischen  Irr- 
thümer,  Fehler  und  Gebrechen  als  unsre  wissenschaftlichen«. 

Vergl.  Goethe-Briefe  aus  der  Schweiz.  Erste  Abtheilung 
(Hempel  16  S.  235):  »Denn  man  will  lieber  jemandem  laster- 
haft als  lächerlich  erscheinen«.  Ferner  Abbt :  Vom  Tode 
fürs  Vaterland  2.  Hauptstück:  »Man  hat  bei  einer  andern 
Gelegenheit  gesagt,  dass  die  Menschen  sich  nicht  schämen, 
lasterhaft,  aber  wohl  lächerlich  zu  erscheinen«.  Ferner: 
Schiller.  Fiesko  T.  9 :  »Herr,  einen  Schurken  könnt  ihr  mich 
schimpfen,  aber  den  Dummkopf  verbitt  ich«. 


MiSCELLEK.  265 

Zu  No.  862:  »Die  Geschichte  der  Philosophie,  der  Wissen- 
schaften, der  Religion,  alles  zeigt,  dass  die  Meinungen  massen- 
weis  sich  verbreiten,  immer  aber  diejenige  den  Vorrang  ge- 
winnt, welche  fasslicher,  d.  h.  dem  menschlichen  Geiste  in 
seinem  gemeinen  Zustande  gemäss  und  bequem  ist.  Ja,  der- 
jenige, der  sich  in  höherem  Sinne  ausgebildet,  kann  immer 
voraussehen,  dass  er  die  Majorität  gegen  sich  habe«. 

Vergl.  Eckermann  Gespr.  mit  Goethe  den  12.  Februar 
1S29:  »Es  ist  nie  daran  zudenken,  dass  die  Vernunft  populär 
werd-e.  Leidenschaften  und  Gefühle  mögen  populär  werden, 
aber  die  Vernunft  wird  immer  nur  im  Besitz  einzelner  Vor- 
züglicher sein«. 

Zu  No.  873:  »Einer  neuen  Wahrheit  ist  nichts  schädlicher 
als  ein  alter  Irrthum«. 

Vergl.  Eckermann  Gespr.  mit  Goethe  den  14.  September 
1830:  »Wenn  ihr  sie  [eine  Wahrheit]  bekannt  macht,  so 
werdet  ihr  von  einer  Anzahl  von  Leuten  verfolgt,  die  von 
dem  entgegengesetzten  Irrthum  leben,  indem  sie  versichern, 
dass  eben  dieser  Irrthum  die  Wahrheit,  und  alles,  was  dahin 
geht,  ihn  zu  zerstören,  der  grösste  Irrthum  selber  sei«. 

Zu  No.  896 :  »Die  Vernunft  ist  auf  das  Werdende,  der 
Verstand  auf  das  Gewordene  angewiesen;  jene  bekümmert 
sich  nicht  wozu,  dieser  fragt  nicht,  woher?  —  Sie  erfreut 
sich  am  Entwickeln ;  er  wünscht  alles  festzuhalten,  damit  er 
es  nutzen  könne«. 

Vergl.  Eckermann  Gespr.  mit  Goethe  den  13.  Februar  1829: 
»Die  Gottheit  aber  ist  wirksam  im  Lebendigen,  aber  nicht 
im  Todten;  sie  ist  im  A\'erdenden  und  sich  Verwandelnden, 
aber  nicht  im  Gewordenen  und  Erstarrten.  Deshalb  hat  auch 
die  Vernunft  in  ihrer  Tendenz  zum  Göttlichen  es  nur  mit 
dem  Werdenden.  Lebendigen  zu  thun,  der  Verstand  mit  dem 
Gewordenen,  Erstarrten,  dass  er  es  nutze«. 

Zu  No.  917  :  »In  den  Wissenschaften  ist  viel  Gewisses, 
sobald  man  sich  von  den  Ausnahmen  nicht  irre  machen  lässt 
und  die  Probleme  zu  ehren  weiss«. 

Vergl.  Eckermann  Gespr.  mit  Goethe  den  11.  April  1S27: 
» —  am  Einfachen,  Durchgreifenden  halte  ich  mich  und  gehe 
ihm  nach,  ohne  mich  durch  einzelne  Abweichungen  irre  leiten 
zu  lassen.  —  Es  giebt  in  der  Natur  ein  Zugängliches  und 
ein  Unzugängliches.  Dieses  unterscheide  und  bedenke  man 
wohl  und  habe  Respekt  etc.« 

Zu  No.  930  :  »Die  Deutschen,  und  sie  nicht  allein,  besitzen 
die  Gabe,  die  A\"issenschaften  unzugänglich  zu  machen«. 

Vergl.  Alexander  v.  Humboldt  Kosmos  I.  29:  »Man  hat 
vielleicht  mit  einigem  Recht  wissenschaftlichen  Werken  unserer 
Literatur  vorgeworfen,  das  Allgemeine  nicht  genugsam  von 
dem  Einzelnen,    die  Übersicht   des  bereits  Ergründeten  nicht 


266  MiSCELLEX. 

von  der  Herzählung  der  Mittel  zu  trennen,  durch  welche  die 
Resultate  erlangt  worden  sind.  Dieser  Vorwurf  hat  sogar  den 
grössten  Dichter  unserer  Zeit  zu  dem  humoristischen  Ausruf 
verleitet:  Die  Deutschen,  und  sie  nicht  allein,  etc.« 

Zu  No.  966 :  »Die  Menschen  verdriesst's,  dass  das  Wahre 
so  einfach  ist  etc.  etc.« 

Vergl.  Goethe  an  Zelter  den  2.  Januar  1S29:  »Denn 
das  Wahre  ist  einfach  und  giebt  wenig  zu  thun,  das  Falsche 
giebt  Gelegenheit,  Zeit  und  Kräfte  zu  zersplittern«. 

F.   Jonas. 


6.    Goethe  und  Björnsthäl  17J4. 

Am  8.  A})ril  1774  traf  der  berühmte  schwedische  Orien- 
talist Professor  Jakob  Johann  Björnsthäl  auf  der  Rückreise 
von  Italien  in  der  alten  freien  Reichsstadt  am  ]\Iain  ein. 
Nicht  Neugier  hatte  ihn  nach  Frankfurt  geführt,  sondern  der 
Wunsch,  die  reichen  Schätze  der  dortigen  Stadtbibliothek 
näher  in  Augenschein  zu  nehmen.  Schon  am  folgenden  Tage 
stattete  er  derselben  einen  Besuch  ab,  wobei  ihm  kein  geringerer 
denn  Goethe  als  Führer  diente.  In  dem  Tagebuche  des 
schwedischen  Gelehrten'  heisst  es  nämlich:  »Am  9.  April 
nachmittags  waren  wir  bei  Herrn  Doctor  iuris  Göthe,  einem 
höchst  zuvorkommenden  Manne,  der  uns  nach  dem  Gymnasium 
geleitete,  dessen  Rektor  Herr  Purman  ist.  Später  besahen 
wir  die  Stadtbibliothek,  die  durch  Herrn  Lichtenstein  geleitet 
wird,  der  in  allen  für  einen  Bibliothekar  erforderlichen  Dingen 
wohlbewandert  ist«.  Aber  nicht  nur  als  Führer  sehen  wir 
den  jungen  Goethe  in  jenen  Tagen  thätig,  sondern  auch  seine 
Vermittlung  wurde  von  jenem  Gelehrten  mit  Erfolg  in  An- 
sprucli  genommen,  ein  deutlicher  Beweis  für  das  Ansehen, 
welches  der  schlichte  Doctor  iuris  bereits  damals  in  seiner 
Vaterstadt  genoss.  In  dem  Tagebuche  Björnsthäls  für  den 
13.  April  findet  sich  nämlich  folgende  Notiz:  »Wir  waren  in 
der  Bibliothek  ....  Die  Bibliothek  ist  nur  am  Mittwoch  und 
Sonnabend  geöffnet.  Aber  Herr  Lichtenstein  besass  die 
Liebenswürdigkeit,  sie  heute  Nachmittag  für  uns  besonders 
offen  zu  halten,  damit  wir  die  kurze  Zeit  ausnutzen  könnten«. 
Das  eigentliche  Verdienst  hierbei  gebührt  jedoch  dem  jungen 
Göthe,    wie  aus  einem  in  der  L'niversitätsbibliothek  zu  Lund 


'  Vergl.  Resii  tili  Frankrike,  Italien,  Sweitz,  Tyskland,  Holland, 
Ängland,  Turkiet  och  Grekcland,  beskrifven  af  och  efter  /.  /.  BjUnisthaL 
Stockholm  1782.  IV,  1426'. 


MlSCELLF.N.  267 

befindlichen,  eigenhändigen  Billet  des  berühmten  Dichters  in 
französischer  Sprache  »A  Monsieur  de  Biörnsthal«  hervorgeht, 
welches  folgendermassen  lautet :  «Si  Vous  aves  envie  Monsieur 
de  voir  notre  Bibliotheque  j'aurai  Thonneur  de  venir  Vous 
prendre  ä  deux  heures,  le  Bibliothecaire  m'a  promis  de  s"y 
trouver  a  ce  temps.  Un  mot  de  reponse  s'il  Vous  plait.  Goethe«. 

Fritz  Arnheim. 


7.     Wieland  an  Goethe. 

Lieber  Bruder,  ich  übersende  Dir  hiemit,  der  Weisung 
des  Titelblats  zu  folge,  beygehenden  Aufsatz  Deines  ehe- 
maligen Seidels,  der,  soviel  ein  flüchtiger  Überblick  (das 
einzige  was  mir  in  diesen  Tagen  möglich  war)  mir  zeigte, 
das  Produkt  eines  nachdenkenden  sinnigen  Kopfes  ist,  und 
einer  nähern  Prüfung,  wozu  ich  leider  keine  Müsse  habe, 
wohl  werth  wäre.  Morgen  früh  gehts  nach  der  Schweiz. 
Gern  hätte  ich  Dich  vorher  noch  gesehen;  aber  ich  habe 
Deine  Zurückkunft  erst  diesen  Augenblick  erfahren,  und  nun 
ist  noch  soviel  zu  thun  und  zu  sinnen  und  zusammenzusuchen 
und  einzupacken  etc.  etc.  dass  ich  meinem  Leibe  keinen 
Rath  weiss.  Also  lebe  wohl.  Bester,  und  gieb  mir  Deine 
guten  Wünsche,  als  eben  soviel  gute  Schutzgeister,  auf  die 
Reise  mit.  Gedenke  meiner  zu  weilen  mit  Liebe,  und  möge 
uns  ein  freundliches  Geschick  nach  Vollendung  Deiner  Itali- 
schen Wanderungen  wohlbehalten  froh  und  zufrieden  hier  in 
dem  kleinen,  aber  in  seiner  Art  einzigen  Weimar  wieder 
zusammen  bringen.     Ainsi  soit-il! 

Nochmals  Tausend  herzliche  Lebewohls  von  Deinem 

W[eimar]  den  21.  May  [1796.] 

Die  Abschrift  dieses  Briefes  nahm  Erich  Schmidt  von 
dem  Original,  in  des  Generaldirectors  der  königl.  Museen 
Dr.  Richard  Schöne  Besitz.  Er  reiht  sich  zu  dem  im  Goethe- 
Jahrbuch  VI,  II  — 15.  IX,  106,  108.  X,  288  mitgetheilten  und 
IX,  108  f.  X,  25S  verzeichneten  Briefwechsel  zwischen  Goethe 
und  Wieland.  Wieland  brachte  den  Sommer  1796  in  Zürich 
zu ;  Goethe,  eben  aus  Dornburg  zurückgekommen,  bereitete 
sich  zur  zweiten  Fahrt  nach  Italien,  die  das  Jahr  darauf  unter- 
nommen und  in  der  Schweiz  abgebrochen  wurde.  Über 
Seidels  Schrift  s.  Burkhardt,  Goethe  und  Philipp  Seidel,  Im 
neuen  Reich   187 1. 

BKRNiiARn  Seuffert. 


268        Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  II  und  XI. 

B.    Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  II 
und  XI. 

Zu  Bd.  II,  S.  284 ff.  Endlich  kann  ich  den  Bhimenthal, 
den  Adressaten  des  a.  a.  O.  abgedruckten  sehr  merkwürdigen, 
seitdem  vielfach  benutzten  Briefes  nachweisen.  Im  »Gesell- 
schafter« herausg.  von  Gubitz  1819,  März  12.  No.  41,  S.  163, 
No.  54,  S.  215  finden  sich  »Epigramme.  Nach  dem  Latei- 
nischen« (im  Ganzen  6)  unterzeichnet.  A.  O.  Blumenthal,  das. 
No.  49,  S.  195  »Bemerkungen«,  ebensolche  No.  50,  S.  199, 
No.  52,  S.  207.  Aus  letzteren  wähle  ich  eine  aus,  weil  Goethe 
darin  genannt  wird :  »Das  ist  das  höchste  Ziel  einer  vollen- 
deten Schreibart,  dass  sie  uns  im  natürlichen  ungekünstelten 
Gewände  eine  Fülle  von  Schönheiten  so  vorträgt,  dass  sie 
gleichsam  unwillkürlich  der  Feder  des  Verfassers  entflossen 
zu  sein  scheinen  und  dass  jede,  scheinbar  noch  so  unbe- 
deutende Veränderung  das  Ganze  verunstalten  und  aus  seinem 
schönen  Gleichgewicht  bringen  würde.  Diese  Schreibart  ist 
es,  welche  uns  in  den  Meisterwerken  der  Alten  so  heiter  und 
lieblich  anlächelt  und  die  in  einem  Lessing,  Goethe  u.  A. 
würdige  Verehrer  und  Bearbeiter  gefunden  hat«.  Von  dem- 
selben No.  82,  S.  327  ein  Epigramm  »Ähnlichkeit«,  No,  91, 
S.  363  ein  gleiches  »Der  Fromme  und  der  Politiker«,  No.  103, 
S.  411  »An  Gottesläugner«,  No.  105,  S.  419  »Wille«;  fernere 
No.  107,  2X2.  Auch  im  Jahrgang  1820  wird  er  als  Mitarbeiter 
genannt  und  steuert  einige  Epigramme  bei  No.  13,  182,  184, 
188,  190;  No.  209  auch  einen  historischen  Aufsatz  »Otto 
des  Grossen  Königskrönung«. 

Zu  Bd.  XI,  S.  42  ff.  A.  Chuquet  verbessert  in  der  Revue 
critique  Jahrg.  24  No.  29,  S.  55  folgende  Druck-  und  Lese- 
fehler: S.  42  statt  Sezza  ist  Serra  zu  lesen  (vgl.  Jonas,  C. 
(t.  Körner  S.  258).  S.  54  im  Citat  Mignets  muss  es  heissen : 
ouvrait  statt  aurait,  S.  61  de  Broglie  statt  le  Br.,  S.  261  : 
Firmery  statt  Firmey. 

Zu  S.  5 5  ff.  Reinhold  Kölilers  Freundlichkeit  verdanke 
ich  die  folgenden  Berichtigungen  von  Druckfehlern  und 
Irrthümern:  S.  55,  Z.  14  go  statt  ^'^r,  S.  116,  Z.  16  -F/ax- 
»lan  statt  Haxman,  S.  118,  Z.  11  v.  u.  Crcditiv  statt  Creditio, 
S.  172,  Z.  20  v.  u.  luiffttvov  statt  %  .  .  .  S.  242,  Z.  4  Breiten- 
bauch, S.  257,  Z.  I  Teza  statt  Tega.  —  Mit  Tschirner  (S.  50, 
vgl.  S.  57)  ist  Heinrich  Gottlieb  Tzschirner  gemeint,  gestorben 
17.  Februar  1828,  und  seine  nachgelassenen,  von  Krug  heraus- 
gegebenen »Briefe  eines  Deutschen  an  Chateaubriand«  etc. 
Leipzig   1828. 

Der  Abbe  Piattoli  (S.  125)  ist  keineswegs  ganz  unbekannt. 


Nachträge  und  Berichtigungen  zu  Band  II  und  XI.        269 

Zu  S.  57  weist  Alfred  Stern  darauf  hin,  dass  Janke  ganz 
richtig  ist  vgl.  Gervinus,  Gesch.  d.  19.  Jahrh.  II,  339,  Treitschke 
II,   115,  Pröhle,  Jahn  S.   176. 

Zu  S.  73.  Friedrich  Christian  August  v,  Mandelsloh  starb 
am  6.  August  1793  im  Rheinfeldzug,  und  (der  1771  geborene) 
Ferdinand  Friedrich  August  starb  als  Major  a.  D.  am  26.  April 
1829  in  Dresden.  Zu  vergleichen  ist  übrigens  über  die  beiden 
Goethes  Brief  an  Herder  vom  6.  Januar  1786.      v.  Biedermann. 

S.  80.  Der  Brief  ist  im  Lit.  Nachl.  der  Frau  v.  Wol- 
zogen  I,  428  (nicht  425)  bereits  wörtlich  gedruckt.      v.  B. 

S.  86,  No.  20  nach  v.  Biedermanns  Angabe  aus  dem 
Jahre  181 1  vgl.  Tages-  und  Jahreshefte,  Absatz  778.  No.  27, 
gehört,  nach  der  Meinung  desselben  vor  No.  13;  unter  den 
»Schlackenbergen«  ist  der  Kammerbühel  bei  Franzensbad 
mit  seiner  öden  Umgegend  zu  verstehen. 

S.  98.  Zur  Erklärung  des  Umstandes,  dass  Goethe  mit 
einem  Freiberger  Bergstudenten  in  Verkehr  trat,  ist  darauf 
hinzuweisen,  dass  Schüler  aus  Eisenach  stammte.  v.  B. 

S.  115,  Z.  2  ist,  wie  O.  Volger  bemerkt,  Ornitholithen 
statt  des  unverständlichen  Omith.  zu  lesen. 

S.  117,  Z.  17  v.  u.  for  statt  fa,  Z.  14  v.  u.  espaces  statt 
apases,  S.  118  Z.  i  ainsi  statt  aussi  (Mittheilung  von  Max 
Rooses,  conservateur  du  musee  Plantin  in  Antwerpen). 

S.  141  ist,  wie  R.  Köhler  anmerkt,  Minore  statt  minore 
und  Londra  statt  London  zu  lesen. 

Zu  S.  257.  Die  daselbst  nach  Grillparzers  Aufzeichnungen 
mitgetheilte  Anekdote  ist  nicht  unbekannt,  wird  aber  im  Vor- 
wort zu  Joh.  Witt,  gen.  v.  Dörring,  Fragmente  aus  meinem 
Leben  und  meiner  Zeit,  I.  Band,  Leipzig  1830,  so  wesentlich 
anders  erzählt,  dass  auch  diese  Aufzeichnung  hier  Platz  finden 
mag :  »Goethe  und  Jean  Paul  waren  eines  Tages  si  fabula 
vera  in  einer  frohen  Gesellschaft  zusammen  und  plauderten 
dieses  und  jenes  vom  Recensentenwesen  und  Unwesen.  »Nein«, 
rief  Letzterer  aus,  »die  Kerle  mögen  gegen  mich  schreiben, 
was  sie  wollen;  ich  antworte  ihnen  nicht,  es  müsste  denn  so 
arg  kommen,  dass  einer  geradezu  sagte,  ich  hätte  silberne 
Löffel  gestohlen«.  »»Auch  dann  müssten  Sie  schweigen««, 
entgegnete  Goethe«.  Ein  solches  Gespräch  mit  Jean  Paul 
erscheint  freilich  wenig  glaublich,  doch  ist  beachtenswerth, 
dass  die  eben  mitgetheilte  Aufzeichnung  aus  dem  Jahre  1830, 
also  noch  aus  Goethes  Lebenszeit  stammt. 


Chronik. 


Ludwig  von  Urlichs. 

Geb.  9.  November  181 5,  gest.  5.  November  1889. 

»Die  Bildung  des  verewigten  A.  Scholl  fällt  in  jene  glück- 
liche Zeit,  worin  die  Theilung  der  Arbeit  in  dem  Sinne,  wie 
sie  jetzt  verstanden  wird,  noch  nicht  an  der  Tagesordnung 
war,  und  als  ein  schönes  Recht  der  Philologie  die  Freiheit 
galt,  verwandte  Geistesrichtungen  durch  verschiedene  Nationen 
und  verschiedene  Zeiten  zu  verfolgena.  Mit  diesen  Worten 
hat  L.  V.  Urlichs  eine  Besprechung  von  Schölls  Gesammelten 
Aufsätzen  eingeleitet  (Deutsche  Literatur-Zeitung  1885,  Sp.  124), 
in  dem  Vollgefühle  des  eigenen  Glückes,  jene  Freiheit  zu 
geniessen.  War  auch  sein  Wissen  und  Lehren  zuvörderst  der 
klassischen  Philologie  und  Archäologie  zugewandt,  so  hat  er 
sich  doch  um  die  Schiller-  und  Goethekenntniss  bleibende 
Verdienste  erworben.  Sie  geben  das  Recht  und  die  Pflicht 
in  diesem  Jahrbuche  den  Verlust  dieses  Mitforschers  laut  zu 
beklagen. 

Urlichs  stammt  aus  Osnabrück ;  in  Aachen  und  Bonn 
verbrachte  er  seine  Lehrjahre.  Hier  erweckte  Welcker  die 
Vorliebe  für  die  alte  Kunst,  die  den  jungen  Doctor  nach 
Italien  und  Sicilien  trieb.  Der  engste  Verkehr  mit  Chr.  Karl 
Jos.  V.  Bunsen,  F.  W.  E.  Gerhard,  Gg.  Aug.  Kestner  u.  a. 
erhöhte  die  Anregung  dieser  fünf  Jahre.  Auf  dem  fremden 
Boden  trat  dem  Deutschen  Goethe  gleichsam  persönlich  nahe: 
mit  dem  Sohne  Lotte  Buffs  las  er  seine  Schriften.  Hier  auch 
knüpfte  sich  die  Bekanntschaft  Heinrich  Abekens  an,  die  ihn 
später  mit  Schillers  Familie  in  Berührung  brachte. 

Als  Urlichs  dann  nach  Bonn  zurückgekehrt  sich  habilitirte. 
kam  er  in  ein  ziemlich  nahes  A-'erhältniss  zu  A.  W.  v.  Schlegel. 
Ob  er  als  Student    schon  Beziehungen    zu  dem  Professor  der 


Chronik.  271 

Literatur  hatte,  steht  dahin;  jetzt  erwarb  ihm  seine  geläufige 
Kenntniss  der  engUschen  Sprache  die  Neigung  des  alten  Herrn. 
Und  vielleicht  ist  es  seiner  Anregung  zuzuschreiben,  dass 
Urlichs  fürs  Sommersemester  1847  eine  zweistündige  Vorlesung 
über  »Romeo  und  Julie«  ankündigte. 

1847  — 1855  stand  er  in  Greifswald  als  Ordinarius.  In 
diese  Jahre  fällt  die  lebhafteste  politische  Thätigkeit.  Er, 
dessen  Vater  als  x\btheilungsdirector  in  der  französischen 
Präfectur  zu  Osnabrück  gedient  hatte,  er,  der  unter  dem  Nach- 
hall des  Donners  der  Leipziger  Schlacht  auf  dem  von  Justus 
Mosers  Patriotismus  geheiligten  Boden  geboren  war,  wirkte 
nun  im  preussischen  Abgeordnetenhaus  und  im  Erfurter  Reichs- 
tag; bis  in  den  Tod  hat  er  seine  nationalliberale  Gesinnung 
mit  Wort  und  That  bekannt. 

1855  ward  LTrlichs  an  die  Universität  Würzburg  berufen. 
Was  dieser  kundige  und  beredte  Lehrer,  der  jeder  Hochschule 
zur  Zierde  gereicht  hätte,  dort  bis  an  sein  Lebensende  als 
Vertreter  der  klassischen  Philologie,  Archäologie  und  Ästhetik 
leistete,  was  er  mit  seltenem  Geschicke  für  die  Vermehrung 
der  dortigen  Sammlungen  that,  was  er  als  Mitglied  des  obersten 
Schulrathes  in  Baiern  wirkte,  darf  hier  so  wenig  besprochen 
werden,  wie  seine  Schriftstellerei  in  den  Gebieten  seines  Be- 
rufes. '  Seine  Person  war  noch  um  vieles  bedeutender  als  sein 
Schriftthum.  Seine  Rede  war  fliessend  und  einfach,  Pathos 
war  ihr  fremd,  treffender  Stegreifwitz  geläufig.  Beweglichkeit 
und  Gewandtheit  in  allem  kennzeichnete  sein  Wissen  wie  seinen 
Charakter.  Rasch  wusste  er  der  Sache  eine  bedeutende  oder 
irgend  bemerkenswerthe  Seite  abzugewinnen,  rasch  stellte  er 
sie  in  Zusammenhang  mit  andern  Beobachtungen.  Die  philo- 
logische Tugendhaftigkeit  umständlichen  Ausarbeitens,  genauen 
Citirens  gewann  er  sich  schwer  ab,  und  darum  übergab  er 
viel  weniger  dem  Drucke,  als  er  in  selbständiger  Arbeit  sich 
zur  eigenen  Freude  erschlossen  hatte. 

Auch  der  neuen  Literatur  galten  mehr  Pläne,  als  Urlichs 
ausführte.  Dass  er  überhaupt  mit  ihr  sich  schriftstellerisch 
befasste,  war  die  glückliche  Folge  persönlicher  Verbindungen. 
Heinrich  Abeken,  dessen  Oheim,  der  Osnabrücker  Schulrath 
Bernhard  Rudolf  Abeken,  der  Erzieher  von  Schillers  Kindern 
gewesen  und  durch  seine  Ehe  mit  Christiane  v.  Wurmb  der 
Vetter  Lotte  von  Lengefelds  war,  empfahl  den  Würzburger 
Professor  an  Schillers  Tochter  Emilie  in  Greifenstein  ob 
Bonnland.     Mit    Emilie    von    Gleichen-Russwurm     zusammen 


'  Vgl.  W.  Hertz,  Zur  Erinnerung  an  Karl  Ludwig  von  Ulrichs, 
Neue  Jahrbücher  für  Philologie  und  Pädagogik.  1890.  "2.  Abtheilung, 
S.  611  — 635. 


-/-i 


Chronik. 


begann  Urlichs  das  dreibändige  Gedenkwerk  »Charlotte  von 
Schiller«  (Stuttgart,  Cotta  1860,  18Ö2,  1865),  eine  Auswahl 
aus  dem  Nachlasse  Charlottens,  mit  Anmerkungen  sparsam 
doch  umsichtig  begleitet  und  mit  einer  inhaltsreichen  biogra- 
phischen und  charakterisirenden  Übersicht  abgeschlossen.  Aus 
demselben  Greifensteiner  Archiv,  dessen  kostbarer  Schatz  nun 
dem  Goethe-  und  Schiller- Archiv  in  Weimar  einverleibt  ist, 
hob  Urlichs  die  25  Briefe  der  Brüder  Schlegel  an  Schiller, 
welche  er,  ohne  zu  unterzeichnen,  in  den  Preussischen  Jahr- 
büchern (1869  9,  194 — 228)  veröffentlichte  ;  eine  kurze  histo- 
rische Einführung  in  das  Verhältniss  der  Briefwechselnden  geht 
voran,  ein  Brief  A.  W.  Schlegels  an  Goethe  ist  eingeschaltet. 

Erst  nach  mehreren  Jahren  wendete  sich  Urlichs  den 
deutschen  Klassikern  wieder  zu,  in  Folge  einer  neuen  persön- 
lichen Anregung.  Und  da  ward  ihm  das,  was  ihm  vordem 
wie  eine  leichte  Nebenbeschäftigung  erschienen  sein  mochte, 
die  mit  Geschmack  und  der  Lust  am  geistigen  Umgang  mit 
grossen  und  liebenswürdigen  Personen  zu  erledigen  sei,  aber 
philologischen  Ernstes  nicht  eben  bedürfe,  da  erst  ward  ihm 
die  deutsche  Philologie  und  Erforschung  der  neueren  Literatur 
eine  Angelegenheit,  welche  den  Aufwand  von  Gelehrsamkeit 
und  strenger  Zucht  des  Betriebes  lohne.  Von  der  Entwick- 
lung des  kurz  zuvor  an  der  Würzburger  Universität  gegrün- 
deten Seminars  für  deutsche  Philologie  befürchtete  er  wohl 
zunächst  eine  Beeinträchtigung  der  klassischen  Studien,  später 
aber  fand  er  sich  in  die  bewährte  Einrichtung  um  so  leichter, 
als  er  selbst  inzwischen  seine  Anforderungen  an  die  wissen- 
schaftliche Behandlung  neuer  Dichter  gesteigert  hatte. 

Durch  die  Bekanntschaft  mit  Frau  Ernst  Hasenclever,  der 
Wittwe  von  Johanna  Fahimer-Schlossers  Enkel,  hatte  Urlichs 
Briefe  Goethes  an  das  Täntchen  in  die  Hand  bekommen  und 
sogleich  den  Werth  derselben  erkennend  die  Sammlung  der 
zerstreuten  Blätter  und  ihre  Veröffentlichung  betrieben.  Im 
November  1874  gab  er  der  philologisch-historischen  Gesell- 
schaft in  Würzburg,  die  fortan  wiederholt  die  ersten  Nach- 
richten von  seinen  Funden  erhielt,  Kunde  von  dem  entdeckten 
Schatze;  1875  ist  er  im  Druck  (Leipzig,  Hirzel)  bekannt  ge- 
worden. Die  Publication  hat  ein  anderes  x\nsehen  als  die 
früheren.  Gleich  die  Einleitung  zeigt  eine  umfassende  Be- 
lesenheit in  Goethes  Briefwechseln,  der  »Überblick«  über  Werth 
und  Inhalt  und  Art  der  Briefe  an  Johanna  Fahimer  ist  meister- 
haft, der  Text  ist  in  der  Orthographie  der  Vorlagen  wieder- 
gegeben, die  Form  der  handschriftlichen  Zettel  wird  ver- 
zeichnet, Anmerkungen  sind  reichlich  zugemessen.  SchöUs 
Rühmen  dieser  Arbeit  (Jenaer  Literaturzeitung  1875  No.  19) 
war  wohl  verdient.  Und  dieses  tiefere  Einleben  zeitigte  sofort 
noch    eine  Frucht :    die    Untersuchung   über  Stella    (Deutsche 


Chronik.  273 

Rundschau  Juli  1875  4,  78—83).  eine  höchst  anregende  Com- 
bination,  mag  man  ihr  beipflichten  oder  nicht.' 

Im  November  des  Jahres  1875  legte  Urlichs  der  philologisch - 
historischen  Gesellschaft  das  Lenzische  Tagebuch  vor,  das  er 
kurz  zuvor  in  Greifenstein  gefunden  hatte.  Anderthalb  Jahre 
später  erst  veröffentlichte  er  die  Blätter  (Deutsche  Rundschau 
Mai  1877  IG,  254—92  »Etwas  von  Lenz«)  mit  einer  um- 
fänglichen sorgsamen  Einleitung  über  Leben  und  Dichtung 
und  Charakter  des  Goetheschen  Freundes.  Sie  wird  allzeit 
ein  wichtiger  Merkstein  der  Forschung  über  Lenz  bleiben ; 
ihre  Darstellung  ist  bewegter  und  freier  als  die  früheren 
Vorbemerkungen,  der  Verfasser  lebt  und  webt  in  dem  Strass- 
burg- Weimarer  Kreise.  Noch  ein  anderes  unbekanntes  Schrift- 
stück von  Lenz  konnte  Urlichs,  erst  bei  der  Wiesbadener 
Philologenversammlung,  dann  im  Archiv  für  Literaturgeschichte 
(8,  166  —  170)  vorzeigen:  eine  höchst  interessante  kürzere 
Fassung  des  Gedichtes  »Die  Liebe  auf  dem  Lande«. 

Nebenher  liefen  fortgesetzte  Veröffentlichungen  aus  dem 
Schillerarchive,  dessen  Besitz  er  durch  anderweitige  Samm- 
lungen zu  ergänzen  wusste  und  zu  ausgedehnteren  Unter- 
suchungen nutzte.  Briefe  aus  dem  dänischen  Freundeskreise 
veranlassten  Urlichs  zu  der  glücklich  combinirenden  Unter- 
suchung »Der  Briefwechsel  des  Herzogs  von  Augustenburg 
mit  Schiller«  (Deutsche  Rundschau  September  1876  8,  375—390 
vgl.  9,  494),  deren  Ergebnisse  er  in  Fleckeisens  Neuen  Jahr- 
büchern für  Philologie  und  Pädagogik  (1889  140,  320)  gegen 
eine  Bezweiflung  vertheidigte.  1876  bewies  er  die  LTnechtheit  der 
Schiller  zugeschriebenen  Elegie  »An  Carl  Katz«  (Archiv  für 
Literaturgeschichte  5,  621  f.).  1877  gab  er  den  umfangreichen 
Band  »Briefe  an  Schiller«  (Stuttgart,  Cotta)  heraus,  hii  Januar 
des  gleichen  Jahres  hatte  er  die  philologisch-historische  Ge- 
sellschaft mit  jenen  Schillers  Verhältniss  zu  Fichte  grell  be- 
leuchtenden Funden  bekannt  gemacht,  die  im  August  18S3 
öffentlich  ausgelegt  (Deutsche  Rundschau  36,  247  —  264  »Schiller 
und  Fichte«)  und  mit  einer  Sachkenntniss  commentirt  wurden, 
welche  das  tiefste  Eindringen  in  Schillers  Wesen  beweist. 
Gleichwohl :  das  Schwere  und  Feierliche,  das  Ringende  und 
Strenge  in  Schillers  Art  passte  nicht  zu  seinem  auf  frohe 
Geselligkeit,  auf  wechselnde  sprühende  Einfälle  gerichteten, 
weltmännisch  vielseitigen  Sinne.  Urlichs'  Natur  war,  wenn 
ich  nach  Schillers  Kategorien  theilen  soll,  naiv,  nicht  sentimen- 
talisch.  So  begreift  sich,  dass  er  sich  immer  wieder  zu  Goethe 
hingezogen  fühlte. 


'  Düntzers  Widersprucli  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung  1876 
No.  5)  soll  Urlichs  nach  einer  hinterlassenen  Notiz  mit  dem  Verweise 
auf  einen  Knebeischen  Brief  beantwortet  haben, 

Goüthe-Jahrbuch   XII.  lo 


274  Chronik. 

Gleich  im  i.  Bande  des  G.-J.  (1880  S.  229  —  238,  248f., 
272f.,  275  —  277,  330,  333  f.)  erscheint  er  als  Beiträger.  Den 
3.  Band  (1883  S.  3  —  26)  eröffnet  er  mit  der  glänzenden  Skizze 
).Goethe  und  die  Antike«  (Vortrag  in  der  philologisch-histo- 
rischen Gesellschaft  November  1881).  Hier  kam  das  Wissen 
des  Archäologen  und  des  Goethekenners  zu  glücklicher  Ver- 
einigung. Der  Titel  der  historischen  Übersicht  ist  zu  eng, 
denn  es  ist  auch  von  Goethes  Verhältniss  zu  andern  Kunst- 
richtungen die  Rede,  und  zu  weit,  weil  doch  nur  seine  Be- 
schäftigung mit  der  Bildkunst  zur  Geltung  kommt.  Aber  diese 
Darstellung  verbreitet  Licht  nach  allen  Seiten.  Wenn  Urlichs 
hier,  um  die  selbständigen  Urtheile  Goethes  von  den  be- 
einflussten  zu  scheiden,  Heinrich  Meyer  vielleicht  zu  sehr 
drückt,  so  war  er  doch  von  einer  Unterschätzung  dieses 
Kunsthistorikers  weit  entfernt,  wie  seine  Anzeige  vonWeizsäckers 
Meyer-Sammlung  (Deutsche  Literatur-Zeitung  1887  Sp.  651  ff.) 
beweist.  In  der  gleichen  Richtung  auf  Goethes  Stellung  zur 
Antike  und  zur  Kunst  liegen  die  Besprechungen  der  Schriften 
von  Morsch  und  Eggers  (ebenda  Sp.  129  f.,  11 66  f.),  während 
sich  die  Worte  über  Nerrlichs  Ausgabe  der  Kalbschen  Briefe 
(ebenda  1882  Sp.  I3i3f)  an  seine  Schillerarbeiten  anlehnen. 
Noch  weiter  im  Gebiete  der  Kunst,  wenn  auch  Goethes  dabei 
gedacht  wird,  liegt  die  frische  Einleitung  zu  Winckelmanns  Erst- 
lingsschrift (Deutsche  Literaturdenkmale  20,  Heilbronn  18S5). 

Wie  eine  Verbindung  des  Endes  mit  dem  Anfang  be- 
rührt der  Vortrag,  den  LTrlichs  in  einem  der  letzten  Jahre 
in  dem  alten  Würzburger  Kreise  von  Fachgenossen  hielt:  an 
ein  für  Goethe  aufgesetztes  Manuscript  über  die  Inscenirung 
von  Schlegels  Jon  anknüpfend  berichtete  er  von  seinem  per- 
sönlichen Verkehr  mit  Schlegel.  Leider  haben  sich  seine 
Notizen  noch  nicht  im  Nachlasse  gefunden.  Nicht  als  Greis 
sprach  er  von  seiner  Jugend.  Die  Jahre  hatten  ihm  nichts 
von  seiner  Lebhaftigkeit  genommen ;  sein  Geist  schien  sich 
zu  verdichten,  die  lange  angesammelte  Erfahrung  drängte  aufs 
schöpferische  Zusammenfassen.  Noch  einen  glücklichen  Winter 
verlebte  er  in  Italien,  die  Erinnerung  an  die  dort  verbrachten 
Jünglings-  und  Mannesjahre  stählte  ihn  neu.  So  sollten  auch 
abermalige  Reisen  nach  Griechenland  und  England  unter- 
nommen werden,  die  Vergangenheit  in  die  Gegenwart  herauf 
zu  holen. 

Dem  setzte  ein  jäher  Tod  das  Ziel.  Mit  frischen  Vor- 
sätzen für  das  beginnende  Semester  und  den  Abschluss  vieler 
vorbereiteten  Studien  sank  das  weisse  Haupt  mit  den  feinen 
Zügen.  Ohne  den  Schmerz  des  Leidens  und  Scheidens  schloss 
Urlichs  das  lebendige  Auge. 

Graz.  Bernhard  Sf.uffert. 


Bibliographie. 


I.  Schriften. 

A.    WEIMARER   GOETHE  -  AUSGABE. 

Goethes  Werke.  Herausgegeben  im  Auftrage  der  Grossherzogin 
von  Sachsen.    Weimar,  H.  Böhlau. 

I.  Abtheilung,  Band  3  (Gedichte,  herausgegeben  von 
G.  V.  Loeper),  28  (Dichtung  und  Wahrheit  III,  herausg.  von 
J.  ßaechtold),  43,  44  (Benvenuto  Cellini,  herausg.  von  Wolf- 
gang  V.  Oeiii>ige>i);  2.  Abtheilung,  Band  i,  2  (Zur  Farben- 
lehre, didaktischer  und  polemischer  Theil ,  herausg.  von 
S.  Kalischer^\  4.  Abtheilung,  Band  6  (Briefe  Juli  1782  bis 
December  1784,  herausg.  von  E.  von  der  Hellen),  Band  8 
(Briefe  August  1786  bis  Juni  1788,  herausg.  won  Erich  Schmidt). 

Die  Einzelljerichte  der  Redactoren  und  Herausgeber 
werden  mit  den  nächstjährigen  zusammen  erscheinen. 


An  Stelle  der  für  den  nächsten  Jahrgang  vorbehaltenen 
Berichte  der  Herausgeber  und  Redactoren  über  die  im  Laufe 
des  vorigen  Jahres  erschienenen  neuen  Bände  der  Werke 
lassen  wir  hier  eine  kurze  Entgegnung  auf  eine  kritische 
Arbeit  des  Herrn  Professors  Düntzer  zu  Cöln  (Hallische  Zeit- 
schrift für  deutsche  Philologie  PJd.  23,  S.  294 — 349)  über  die 
bisher  veröffentlichten  Theile  unsrer  Ausgabe  folgen. ' 


'  In  erweitertem  Umfange  erscheint  diese  Entgegnung  in  der 
gleichzeitig  ausgegebenen  Bibliographie  der  Goethe  -  Literatur  für  das 
[ahr  1890. 

18* 


276  Bibliographie. 


Wir  nehmen  grundsätzlich  eine  andre  Stellung  zu  der  Aus- 
gabe letzter  Hand  von  1827  (unsrer  C)  ein,  als  der  Recensent 
uns  anweisen  will.  Zwar  sind  alle  von  1806  bis  1832  erschie- 
nenen Gesammtausgaben  Goethes  von  authentischem  Werthe  ; 
eine  jede  enthält  den  »echten«  Goethe  (zu  S.  317),  diesen  aber 
in  einer  andern  Altersstufe,  folglich  in  einer  andern  Stufe 
der  Entwicklung.  Naturgemäss  bezeichnet  die  letzte  den 
Gipfel,  den  Abschluss,  und  somit  mussten  wir  sü'  unserer 
Ausgabe  zum  Grunde  legen,  auch  wenn  Goethe  sie  nicht 
ausdrücklich  als  »letzter  Hand«  bezeichnet  und  den  Ausdruck 
in  seiner  Anzeige  vom  i.  März  1826  nicht  dahin  erläutert 
hätte,  dass  der  Verfasser,  obgleich  er  nur  wenig  geändert, 
»sein  Letztes  und  Bestes  gethan  habe,  ohne  deshalb  seine 
Arbeit  als  vollendet  ansehn  zu  dürfen«.  Ebenso  zieht  auch 
der  neueste  Herausgeber  der  Grillparzerschen  Gedichte  allein 
»die  /ctzfe  vom  Dichter  gewollte  Lesart«  in  Betracht,  er  folgt 
dieser  »authentischen  Überlieferung«  unerachtet  metrischer 
oder  anderer  Härten.  Unsre  C  bietet  Goethes  Werke  in 
derjenigen  Gestalt  und  Anordnung,  worin  sie  der  Dichter 
der  Nachwelt  hinterlassen  wollte,  wenn  auch  der  Grad  der 
Vollendung  der  einzelnen  Theile  und  danach  auch  das  Ver- 
halten der  Bearbeiter  verschieden  sein  muss.  Mit  einzelnen 
Bänden  hat  sich  Goethe  wohl  unzufrieden  bezeigt,  niemals 
aber  mit  der  gesammten  Ausgabe,  diese  vielmehr  als  ganz 
seine  Absichten  erfüllend,  gerühmt.  Die  Zeugnisse  liegen  vor. 
Dadurch  ist  sowohl  die  Wahl  einer  andern  bestimmten  Aus- 
gabe, etwa  für  die  älteren  Gedichte  die  von  1789  oder  1806, 
oder  für  den  Faust  die  von  1808,  als  auch  ein  unter  allen 
vorhandenen  Lesarten  stets  die  »beste«  wählender  Text  aus- 
geschlossen. Wir  vermeiden  einen  derartigen,  schliesslich  nach 
subjectiver  Laune  entscheidenden  Eklekticismus. 

Da  wir  nur  ci/ien  Text  zu  Grunde  legen,  so  fehlte  jedes 
Bedürfniss  der  Orientirung  über  alle  vorhandenen  Gesammt- 
ausgaben (S.  308).  Ebenso  wenig  bedurfte  es  einer  ein- 
gehenderen Charakterisirung  der  Handschriften  ;  die  »Heraus- 
geber der  alten  Classiker«  haben  freilich  gleich  den  Germanisten 
sich  über  Herkunft,  Alter,  Beschaffenheit  der  von  ihnen  be- 
nutzten Handschriften  wegen  ihres  verschiedenen  Werthes  zu 
äussern  :  uns  dagegen  liegen,  man  kann  sagen,  ausschliesslich 
die  eignen  Handschriften  des  Dichters  oder  von  ihm  persönlich 
geprüfte  und  genehmigte  Abschriften  vor,  welchen  Urkunden 
allen,  abgesehen  von  dem  durchgehenden  Werthsunterschiede 
zwischen  Original  und  Kopie,  für  unsern  Zweck  der  gleiche 
Werth  zukommt. 

Verbesserungen  des  uns  durch  C  gewährten,  in  seiner 
historischen    Entwicklung    mit    Hülfe    der    übrigen    Ausgaben 


Bibliographie.  277 


und  der  Handschriften  erkennbaren  Textes  lehnen  wir  ab, 
wir  machen  sie  ungeschehen,  wo  wir  ihnen  begegnen,  rühren 
sie  auch  von  Riemer,  Eckermann  oder  einem  andern  Ver- 
trauten des  Dichters  her,  wir  behalten  die  vom  Dichter  selbst 
gewählte  oder  gebilligte  oder  auch  nur  zugelassene  Lesart  bei, 
und  gestatten  nur  da  Berichtigungen,  wo  thatsächliche  Ver- 
seben oder  Irrthümer  (Corruptionen)  nachzuweisen  oder  wahr- 
scheinlich zu  machen  sind.  Derartige  Errata  finden  sich 
reichlich  in  der  Ausgabe  letzter  Hand,  sie  bedarf  daher 
kritischer  Prüfung,  wenn  sie  uns  auch  in  allem  Wesentlichen 
nicht  nur  zuverlässig  (zu  S.  295  unten),  sondern  unbedingt 
leitend  und  massgebend  erscheint,  namentlich  in  der  Recht- 
schreibung, in  den  Satzzeichen,  in  metrischer  Hinsicht  und 
im  Wortausdruck  selbst.  Dem  von  Düntzer  in  diesen  Dingen 
vertretenen  Latitudinarismus,  dem  subjectiven  Schalten  und 
Walten  treten  w-ir  entgegen,  also  auch  einem  Satze  wie : 
»die  Kritik  soll  den  Schriftsteller  von  den  Flecken  der  Über- 
lieferung reinigen,  selbst  da,  wo  die  eigne  unbeabsichtigte 
Nachlässigkeit  desselben  sie  verschuldet  hat«,  zumal,  was  hier 
»Überlieferung«  genannt  wird,  in  unmittelbarer  Mittheilung 
des  Schriftstellers  selbst  besteht.  Ebenso  verwerfen  wir  den 
Satz  (S.  336):  »Eine  ihres  Zweckes  sich  bewusste  Kritik  muss 
der  Nachlässigkeit  des  Schreibenden,  sowohl  des  Dichters 
selbst,  als  eines  das  dictirte  oder  eine  Vorlage  wiedergebenden 
Dritten  abhel/eim.  Da  liegt  es.  Auf  Werke  der  bildenden 
Kunst,  etwa  aufRaphaels,  auf  Rembrandts  Gemälde  übertragen, 
w^ürden  diese  Grundsätze  so  sich  praktisch  äussern  :  die  Vor- 
stände der  Museen  haben  diese  Gemälde  von  ihnen  durch 
Nachlässigkeit  der  Meister  anhaftenden  Fehlern,  von  Ver- 
zeichnungen der  Hände,  Arme,  Füsse  der  dargestellten  Personen, 
von  Fehlern  der  Perspective  u.  s.  w.  durch  Retouchen  zu 
befreien.  Wir  dagegen  halten  es  für  die  einer  Kunstanstalt 
würdigere  Aufgabe,  von  den  Gemälden  jeden  spätem  Farben- 
auftrag zu  entfernen.  Den  Dienst,  den  hiebei  der  Kunstkritik 
die  eignen  Handzeichnungen  der  Maler  leisten,  erweisen  uns 
in  analoger  Weise  die  Handschriften  des  Dichters. 

Somit  lehnen  wir  ab,  was  auf  obigen  55  Seiten  princi- 
piell  von  uns  erwartet  wird;  wir  massen  uns  iitc/tt  (zu 
S.  296)  eine  Super-Entscheidung  an  über  die  von  Goethe 
gebilligten  Vorschläge  Göttlings ,  wir  werden  gegen  des 
Dichters  Wahl  »das  Ursprüngliche«  nicht  wieder  einführen, 
selbst  wenn  »die  Änderungen  sich  als  Entstellungen  ergeben 
sollten«.  Auch  das  vom  Dichter  gebilligte  Falsche,  auch  das 
ihm  Aufgedrungne  (S.  296)  bindet  uns.  Der  Dichter  war  nicht 
minorenn,  weder  den  Jahren,  noch  dem  Geiste  nach.  Er 
war  Herr  seiner  Geisteswerke,  und  wir  sind  es  der  Nation 
und  der  ganzen  Welt  schuldig,    diese  unverfälscht,    mit  ihren 


278  Bibliographie. 


Mängeln,  auch  mit  den  unlesbaren  Metren,  die  Düntzer  darin 
zu  finden  vermeint,  zu  erhalten.  Damit  genügen  wir  allein 
dem  wissenschaftlichen  Interesse,  von  dem  der  Recensent 
(S.  295)  so  gern  den  Mund  voll  nimmt.  Wir  erstreben  nicht 
die  von  ihm  (S.  298  und  305  bei  Faust)  verlangte  »Eben- 
raässigkeit«,  sie  beruhe  denn  auf  dem  Vorgange  des  Dichters ; 
denn  auch  sie  gäbe  von  ihm  ein  falsches  Bild,  legte  ihm 
Eigenschaften  bei,  die  ihm  nicht  gebühren.  Streng  genommen 
hat  jedes  Gedicht  seine  eigne  Sprache,  seine  eigne  Satzbildung, 
eigne  Orthographie  und  Interpunktion.  Diese  Unterschiede 
nach  statistischen  Berechnungen  verwischen  zu  wollen,  wäre 
ein  unerlaubtes  Beginnen.  Düntzer  kann  sich  auch  nicht  auf 
den  Vorbericht  zu  Band  i  unsrer  Ausgabe  berufen.  Dort 
ist  S.  XXI  die  Anwendung  der  Statistik  »selbstverständlich« 
nur  hinsichtlich  »des  Buchstäblichen,  der  Lautzeichen,  des 
Gebrauchs  von  c  und  k  in  Fremdwörtern,  des  Apostrophs 
und  dergleichen«  in  Aussicht  genommen,  nicht  hinsichtlich 
der  Laute  selbst,  nicht  hinsichtlich  der  Satzzeichen  und  nicht 
allgemein  hinsichtlich  der  Rechtschreibung.  Nur  Lautzeichen, 
wie  das  ah  in  Malen,  das  ch  in  inannichfaltig,  das  g  in 
Fittig  u.  a.  m.  haben  wir  normirt.  Wenn  hinsichtlich  der 
Rechtschreibung  (S.  298)  im  zweiten  Theile  des  Faust  die 
»regelloseste  Willkühr«  herrscht,  wenn  Goethe  »Phalanx«  zu- 
gleich männlich  und  weiblich  braucht,  wer  gibt  uns  das  Recht, 
ihm  »nach  der  Statistik  der  Fälle«  das  Heft  zu  corrigiren  ? 
Gern  gönnen  wir  dem  Recensenten  (S.  306)  das  Vergnügen 
Grundsätze  darüber  aufzustellen,  welche  Satzzeichen  da  oder 
dort  stehen  »müssen«  oder  »sollten«.  Die  Grundsätze  sind 
ja  vorzüglich.  Wir  fragen  nur:  ist  der  Dichter  danach  ver- 
fahren? Nicht  kann  genügen,  dass  er  die  Absicht  gehegt  so 
zu  thun,  sondern  allein,  dass  er  sie  ausgeführt.  Wollen  und 
vollbringen  ist  zweierlei.  War  er  inconsequent,  wie  Dichter 
sind,  wurde  der  Wille  durch  Nachlässigkeit  oder  durch  spätere 
Erwägungen  abgeschwächt  oder  gar  aufgehoben,  so  ist  es 
nicht  Sache  des  Herausgebers  die  Kraft  der  Consequenz  zu 
entwickeln,  die  der  Dichter  selbst  vermissen  Hess.  Den  in- 
consequenten  Gebrauch  von  Worten,  Metren,  Satzzeichen  bei- 
zubehalten, der  uns  den  unmittelbaren  Ausdruck  des  Dichters 
nahe    bringt,  kann  niemals  fehlerhaft  sein. 

So  verhält  es  sich  auch  mit  den  Elisionen  des  e  und  i, 
die  Düntzer  durchgeführt  sehen  will  gegen  den  Gebrauch  des 
Dichters.  Die  betreffenden  schwachbetonten  Silben  gehören 
zum  Lautbestande  des  Gedichts,  und  es  darf  nicht  von  unserm 
Belieben  abhängen,  diesen  zu  ändern.  Der  grundsätzlichen 
Verschiedenheit ,  die  zwischen  Goethes  Versbau  und  der 
metrischen  Observanz  F.  A.  Wolfs,  A.  W.  Schlegels,  Hum- 
boldts  und    Voss'    besteht,    weicht    man    dadurch    nicht    aus, 


Bibliographie.  279 


dass  man  Goethes  Gedichte  streng  skandirt,  sondern  Pflicht 
ist  ihn  in  seiner  Art  zu  belassen  und  dem  Forscher  ein 
historisch-zuverlässiges  Material  für  sprachliche  und  metrische 
Untersuchungen  vorzulegen.  Das  deutsche  Wörterbuch  ging 
Anfangs  nur  auf  die  Ausgabe  letzter  Hand  zurück,  später  auch 
auf  die  Hempelsche  Ausgabe ;  wir  freuen  uns,  dasselbe,  gleich 
der  Allgemeinen  deutschen  Biographie  (siehe  unter  Schlözer) 
jetzt  auch  unsre  Ausgabe  benutzen  zu  sehn:  das  sagt  mehr 
als  alle  Düntzerschen  Angriffe.  Wir  können  dem  Kritiker  auch 
nicht  zugestehn,  dass  ihm  der,  unmögliche.  Beweis  gelungen 
sei,  Goethe  habe  überall  da  elidirt  oder  auch  nur  elidiren 
wollen,  wo  das  Metrum  es  verlange,  es  sei  denn  ein  Beweis 
wie  der  bekannte  des  Treufreund  in  den  Vögeln  (»wenn  sie,  wie 
ich  eben  bewiesen  habe,  von  den  Vögeln  herkommen«  etc.). 
Düntzer  selbst  stellt  (S.  301)  in  Goethes  Handschriften  «eine 
grosse  Mehrheit  für  die  vollen  Formen  in  den  Fällen  heraus, 
wo  sie  dem  Verse  tvidersprechciKi.  Dasselbe  gilt  von  den 
Drucken  der  spätem  Zeit.  Und  da  sollen  wir  ändern  !  Da 
die  Verse  des  Dichters  umschreiben  7iach  vermeintlichen  Ab- 
sichten, die  unausgeführt  geblieben  sind!  Und  das  heisst  Ehren- 
pflicht der  Kritik!  Alle  solche  Trümpfe  (S.  307)  :  wer  kann 
es  für  möglich  halten !  wer  es  glauben  !  wer  ihm  zutrauen  ! 
zeigen  sich  bei  nüchterner  Prüfung  als  leere  Rhetorik.  Was 
Düntzer  Sorgfalt  nennt,  heisst  uns  Corruption,  Übermalung. 
Unser  ganzes  Unternehmen  will  hiegegen  ein  Bollwerk  auf- 
richten, wir  wollen  grade  verhindern,  dass  eines  der  werth- 
vollsten  Denkmale  unsrer  classischen  Literatur,  unter  der 
Flagge  der  Verbesserung,  aus  theoretischen  Gründen  oder 
nach  subjectivem  Fürwahrhalten  umgeformt  werde. 

Von  den  vielen  Einwürfen  und  Vorschlägen  allgemeiner 
Natur  heben  wir  noch  einige  hervor.  Der  Recensent  sieht 
in  der  Generalversammlung  der  Goethe-Gesells<:haft  (S.  295) 
den  geeignetsten  Gerichtshof,  um  in  Sachen  unsrer  Ausgabe 
zu  entscheiden.  Sind  aber  alle  unsre  Gesellschaft  bildenden 
Verehrer  des  Dichters  auch  Sachverständige?  Und  wären  sie 
es,  könnten  wir  sie  zu  wochenlangen  Sitzungen  berufen?  Und 
hat  denn  die  Generalversammlung  überhaupt  hiezu  Auftrag 
erhalten  ? 

Dass  die  »Forscher  und  Kenner  Goethes«  in  keiner  Weise 
verhindert  sind,  sich  »freimüthig«  über  die  vorliegende  An- 
gelegenheit auszusprechen  und  dass  sie  von  dieser  Freiheit 
Gebrauch  zu  machen  wissen,  zeigt  Düntzers  Artikel  am  deut- 
lichsten selbst. 

Vermisst  derselbe  bei  den  Bearbeitern  der  Ausgabe  die 
nöthigen  Eigenschaften  und  kennt  er  geschultere  und  sonst 
geeignetere,  so  möge  er  sie  nennen,  es  wird  gewiss  alles  geschehn, 
um  ihre  Theilnahme  zu  gewinnen.     Darin  hat  der  Recensent 


28o  Bibliographie. 


allerdings  Recht,  dass  die  Schwierigkeiten  und  der  hohe  Werth 
der  Aufgabe  immer  im  Missverhältniss  zu  den  sich  ihr  unter- 
ziehenden Kräften  stehen  werden  und  die  Zeit  des  Beginnens 
immer  verfrüht  erscheinen  muss. 

Auch  die  Wahl  der  Siglen  hat  nicht  seinen  Beifall 
(S.  309),  schon  das  Wort  ist  ihm  zuwider.  Römische  Zahlen 
sollen  sich  besser  eignen  als  Buchstaben.  Das  Herkommen 
aber  spricht  gegen  ihn,  und  es  liegt  auf  der  Hand,  dass  Buch- 
staben wegen  ihrer  Einfachheit,  wessen  ihrer  mnemotechnischen 
Verwendbarkeit  und  als  noch  nicht  zu  andern  Zwecken  so 
in  Anspruch  genommen  wie  grade  Römische  Zahlen,  den 
Vorzug  verdienen,  sowie  dass  die  innerlich  zusammenhängende 
Reihe  A — C  mit  der  Ausgabe  von  1806  beginnen  musste. 
Dass  unser  C  eigentlich  C  lauten  sollte,  wissen  wir  Avohl ; 
diese  ganz  unverfängliche  Abweichung  von  der  Regel  bot 
aber  praktische  Vortheile  und  hat  sich  durchaus  bewährt. 

Indem  wir  es  bei  vorstehenden  Einzelnheiten  bewenden 
lassen,  entnehmen  wir  der  Erörterung  das  erfreuliche  Resultat, 
dass  der  von  uns  gegebne  'J'ext  nicht  ein  einziges  Wort,  nicht 
eine  Silbe  enthält,  die  nicht  wirklich  und  erweislich  Goethes 
ist,  von  ihm  herrührt  oder  doch  auf  ihn  zurückweist,  dass 
wir  selbst  uns  mithin  von  den  Änderungen  frei  gehalten  haben, 
die  wir  oben  als  Übermalungen  getadelt.  Wären  dergleichen 
bei  uns  zu  finden,  so  hätten  sie  unmöglich  der  Lupe  DUntzers 
entgehn  können.  Was  er  uns  vorwirft,  ist,  abgesehn  von  den 
wirklichen  zwei  bis  drei  Druckfehlern,  weniger  die  Aufnahme 
als  eben  die  Entfernung  fremden  Guts,  zum  Beweise,  dass  wir 
dem  Publikum  gegeben  haben,  was  wir  erstrebten  und  ver- 
sprachen :  einen  möglichst  reinen,  echten  Text.  Vielleicht 
nicht  immer  Goethes  letztes  Wort,  sein  Wort  immer.  Dies 
Zugeständniss  spricht  indirect  der  Düntzersche  Artikel,  dies 
Lob  der  darin  gehäufte  Tadel  aus.  Das  Wenige,  was  davon 
noch  zu  erörtern  bleibt,  lässt  uns  ebenso  ruhig. 

In  dem  Artikel  wird  die  Absonderung  der  naturwissen- 
schaftlichen von  den  schönwissenschaftlichen  Werken  —  gleich- 
sam die  Trennung  von  Sciences  und  Beiles  Lettres  —  als 
nicht  sachgemäss  und  nicht  Goethes  Absicht  entsprechend 
gemissbilligt.  In  dieser  Trennung  liegt  aber  keinerlei  Herab- 
setzung, sondern  nur  eine  Unterscheidung  nach  dem  Inhalte, 
zugleich  besteht  die  Gesammtrubrik:  Werke.  Goethe  selbst 
nahm  in  seiner  Anzeige  vom  i.  März  1S26  für  seine  natur- 
wissenschaftlichen Arbeiten  nur  »Supplementbände«,  und  in 
seiner  Anordnung  vom  10.  Juni  1831  (Werke  II,  Bd.  i,  S.  379) 
einzelne  Bände  seines  Nachlasses  in  Aussicht.  Durch  Bildung 
einer  besondern  Hauptabtheilung  erfahren  diese  Arbeiten  da- 
her bei  uns  mehr  Berücksichtigung,  als  in  jenen  Schriftstücken 
des  Autors  selbst. 


Bibliographie.  281 


So  auch  mit  den  Briefen  und  Tagebüchern.  Bei  letzteren 
stehn  wir  bereits  an  der  Schwelle  des  Jahres  18 13.  Verdiente 
diese  schnelle  Förderung  bisher  ungedruckten  biographischen 
Stoffes  ersten  Ranges,  der  sorgfältige  und  getreue  Abdruck, 
der  nun  den  Kärrnern  ihrem  Tagewerk  im  weitesten  Masse 
nachzugehn  gestattet,  nicht  die  höchste  Billigung  ?  Ist  damit 
und  mit  den  vielen  neuen  Briefen  nicht  eine  neue  Welt  er- 
schlossen? nicht  jetzt  der  Öffentlichkeit  über  einen  der  ersten 
Dichter  ein  Material  übergeben,  wie  über  keinen  andern  und 
damit  jede  Erwartung,  die  man  von  dem  Goethe-Archiv  bei 
seiner  Erschliessung  hegen  durfte,  nicht  weit  übertroffen? 
Quillt  und  sprudelt  es  nicht  von  allen  Seiten  ?  Man  denke 
nur  an  den  neuesten  Band  (5)  der  Goethe-Schriften  mit  der 
römischen  Correspondenz,  man  denke  zurück  an  den  entdeckten 
Urfaust !  Selbst  die  Gewissheit  über  früher  zweifelhafte  Les- 
arten, deren  Anerkennung  unser  Recensent  nicht  über  sich 
gewinnen  kann,  weil  die  Entscheidung  gegen  ihn  ausgefallen 
ist,  wird  man  als  einen  Gewinn  anzusehn  lernen.  Wir  leben 
und  weben  in  einem  neuen  Lichte  und  jeder  Tag  bringt  die 
Lösung  so  mancher  alten  Räthsel,  wie  noch  zuletzt  die  Ent- 
hüllung der  sogenannten  »Mailänderin«.  Die  Zukunft  wird 
durch  uns  eine  wichtige  Seite  des  deutschen  geistigen 
Lebens  entwickelter  und  vollständiger  empfangen,  als  wir  sie 
vorgefunden. 

Auch  mit  den  Briefen  gibt  das  Archiv  nicht  halbe  —  wie 
Düntzer  will  — ,  sondern  ganze  Arbeit.  In  schnellem  Laufe 
rollt  sich  Band  für  Band  die  majestätische  Reihe  dieser  Briefe 
ab,  in  ihrer  Vereinigung  aus  der  Zerplitterung  ein  Stück 
deutschen  Idealismus  von  hoher  Bedeutung,  eine  Fundgrube 
für  literarische  und  wissenschaftliche  Forschungen  auf  lange 
Zeiten  hinaus,  nicht  nur  eine  unwillkürliche  Selbstbiographie 
des  Dichters,  in  der  die  einzelnen  Lebensurkunden  durch  das 
Neben-  und  Nacheinander  sich  gegenseitig  erläutern,  sondern 
zugleich  eine  Geschichtsquelle  für  das  achtzehnte  und  neun- 
zehnte Jahrhundert  überhaupt.  In  ihrer  Codificirung  gewinnt 
die  Sammlung  wegen  ihres  grossen  Umfangs  und  der  Mannich - 
faltigkeit  der  Adressaten  eine  innere  Vollständigkeit,  wodurch 
die  von  Düntzer  (S.  343)  so  unverständig  gerügte,  doch  ganz 
unvermeidliche  äussre  Unvollständigkeit  mehr  als  ausgeglichen 
wird.  Längst  wünschen  wir  einen  Abdruck  der  Briefe  des 
Dichters  an  seine  Gattin ;  im  Räume  stossen  sich  aber  die 
Dinge  und  zum  Laufen  hilft  nicht  immer  schnell  sein. 


V.    LOEPER. 


282  Bibliographie. 


B.   UNGEDRUCKTES/ 

I.    SCHRIFTEN,     GEDICHTE. 

Jung  =  R.  Jung :  Aus  dem  Nachlasse  des  Fräuleins 
Susanna  Katharina  von  Klettenberg.  (Berichte  des  Freien 
Deutschen  Hochstifts.  Neue  Folge,  VII.  Bd.,  i.  Heft,  S.  55  —  68.) 

Alittheilung  über  ihr  Testament  (die  betr.  Acten  jetzt  in  Ver- 
wahrung des  Hochstifts) ;  Verzeichniss  ihrer  Bücher  (nichts  Goethesches) ; 
Notizen  über  einzelne  von  ihr  herrührende  Niederschriften  und  über 
einige  an  sie  gerichtete  Briefe. 

[Ein  Goethesches  Gedicht?]  (Nat.-Zeitg.  27.  Jan.,  Börsen- 
Courier   28.  Jan.) 

In  österr.  Blättern  ferner  wird  bei  Gelegenheit  einer 
Agitation  gegen  das  Hutabnehmen  der  Männer  beim  Grüssen 
ein  angeblich  Goethesches  Gedicht  citirt,  das  so  lautet : 

Ehret  die  Frauen,  begrüsst  sie  mit  Neigen 
Begrüsst  sie  mit  freundlichem,  sittigen  Beugen 
Des  bedeckten  männlichen  Haupts. 
Glaubts  dem  Erfahrnen :  Jede  erlaubts ! 
Wollt  Ihr  trotz  hippokratischem  Schelten 
Denn  mit  Gewalt  das  Genie  euch  erkälten  ? 
Lasset  die  Hüte,  die  stattlichen  Mützen 
Fest  auf  der  Locke,  auf  Glatzen  fest  sitzen  ! 
Grüsset  mit  Worten,  grüsst  mit  der  Hand; 
Ehret  die  Sitte,  schont  den  Verstand  ! 

jul.  Walter  in  der  »N.  fr.  Presse«  behauptet,  das  Gedicht  habe 
in  einer  Beilage  zur  Carlsbader  Curliste  1807  gestanden  mit  der  hand- 
schriftlichen Notiz  »dieses  Gedicht  machte  der  Herr  v.  Goethe,  um  der 
Badegesellschaft  das  Hutabziehen  beim  Grüssen  am  Brunnen  abzu- 
gewöhnen, weil  sein  Freund  der  Herr  med.  Dr.  Kapp  aus  Leipzig  und 
unser  Dr.  Mitterbacher  das  Hutabziehen  für  schädHch  hielten«. 

[Zettel  aus  dem  Nachlass  des  Fräuleins  von  Klettenberg.] 

Die  Herren  blendt 

gar  offt  zu   vieles  Licht 

Sie  sehn  den  Wald 

vor  lauter  Bäumen  nicht. 


^  Im  Allgemeinen  vgl.  die  Vorbemerkimg  im  G.-J.  X,  282.  Das 
Zeichen  f  bedeutet,  dass  die  Schrift  vor  dem  Jahre  1890  erschienen 
ist.  Den  Dank  an  die  Herren  Marckwald  und  Oswalt  wiederhole  ich 
gern.  Zu  den  stillen  aber  eifrigen  Mitarbeitern  ist  Dr.  Ludwig  Fränkel 
in  Leipzig  getreten,  der  mir  zahlreiche  Artikel  aus  Zeitungen  und  ferner- 
liegenden Zeitschriften  freundlichst  nachgewiesen  hat.  Auch  Herr 
().  Westenberger  in  Castel  bei  Mainz  hat  Einzelnes  beigesteuert. 


Bibliographie.  283 


Nur  dann  reflecktirt  Gott  auf  ein  Gebet,  wenn  all  unsre 
Kräffte  gespannt  sind,  und  wir  doch  das  weder  zu  tragen 
noch  zu  heben  vermögen,  was  uns  aufgelegt  ist. 

Jung  S.  65  —  66. 

5.  Mai  1816. 

Was  mit  mir  die  Freunde  wollen, 
Will  mir  noch  nicht  glücken ; 
Was  ich  hätte  bringen  sollen, 
Muss  ich  leider  schicken. 

Aus  der  Parthevschen  Autographensammlung  (Berl.  königl.  Biblio- 
thek) mitgetheik  von  K.  Th.  Gaedertz  (Schorers  Familienblatt  Heft  25, 
S.  399).  Die  Verse  sind  an  Rosette  Stadel  gerichtet  und  begleiteten  den 
unter  gleichem  Datum  an  sie  gesendeten,  aus  7  Steinen  bestehenden  Ring. 


2.    BRIEFE. 

Cohn  =  Catalog  einer  werthvoUen  Autographensammlung 
aus  dem  Besitze  ....  Wendelins  von  Maltzahn  .  .  .  Ver- 
steigerung 27.  und  28.  Februar  durch  das  Antiquariat  von 
Albert  Cohn.     84  SS. 

Ausserordentlich  werthvolle  Sammlung  auch  für  die  Weimarischen 
Verhältnisse;  u.  A.  eine  Fülle  ungedruckter  Lenziana,  die  Liebesbriefe 
Einsicdels  und  der  Corona  Schröter  enthaltend;  die  Briefe  Wielands 
an  Reich,  mehrere  Schreiben  der  Anna  Amalia,  Frl.  v.  Göchhausen 
und  vieler  Anderer,  Herders,  Behrisch',  ausserdem  1 1 5  Briefe  Lavaters, 
die  Lessing-Jacobische  Correspondenz,  Briefe  Schillers  an  Jacobi.  Von 
Goethe:  Originalhandschriften  der  Rede  zum  Shakespearestag  und  des 
Concerto  dramatico,  gleichzeitige  Abschrift  des  »Satyros«,  2  Federzeich- 
nungen ^Düsseldorf«,  Pempelfort  circa  1772.  »No.  i  erinnert  lebhaft  an 
die  Hexenküche:  eine  weibliche  Gestalt  schwebt  dem  Rauchfang  zu, 
der  in  den  Schornstein  führt,  eine  andere  mit  dem  Besen  zwischen  den 
Beinen  steht  zur  Seite.  —  Auch  auf  Xo,  2  sieht  man  eine  schwebende 
Gestalt  mit  einem  Besen,  und  auch  der  Globus  mit  der  hischrift 
»Phisica  coelestis«  sowie  die  Tafel  «Metaphisica  terrestris«  lassen  eine 
Deutung  auf  Faust  zu.  Oben  links  ein  Bild  mit  der  Inschrift  »Franck- 
furt«  dagegen,  welches  eine  Familienscene  darzustellen  scheint,  bleibt 
räthseihaft  wie  der  w-eitere  Inhalt  des  Blattes«.  Ein  Schriftstück  über 
»die  Freuden  des  jungen  Werther«  mit  dem  »Stossgebet« ;  Bemerkungen 
über  die  Weimarer  "Ausstellung  1802,  zur  Boissereeschen  Correspon- 
denz, Entwürfe  zu  Briefen  und  Abhandlungen,  4  Briefe  an  die  Marquise 
Branconi ,  Bücher  mit  eigenhändigen  Widmungen :  an  v.  Seebach 
18.  Oktober  1815,  Geh.  Berends  i.  November  1S18,  Kanzler  v.  Müller 
12.  April  1819,  Mad.  Milder  12.  Juni  1826.  Dazu  gehört  ein  Brief 
Lavaters  an  Goethe  3.  März  1781.  Ferner  einige  Briefe  der  Enkel, 
I  von  Ottilie;  3  ungedruckte  Briefe  Goethes  s.  Regesten.  Ober  Goethe: 
Aus  Briefen  J.  G.  Zimmermanns  an  Reich  (1776 — 1783),  Vieles  in  den 
Briefen  von  Lenz,  Notiz  in  den  Briefen  Vulpius'  an  Reichardt  (1823). 
In  einem  Briefe  K.  v.  Reinhards  an  Klamer  Schmidt  1795  heisst 
es :  «...  Aber  haben  Sie  denn  schon  die  Elegien  im  sechsten 
Stücke  der  Hören   srelesen  ?    Was   sanken   Sie   dazu  ?     Da   ist  melir  als 


284 


Bibliographie. 


Properz.  In  der  That  ich  weiss  nichts  reitzenderes.  Wen  lialten  Sie 
für  den  Verfasser?  Man  räth  allgemein  auf  Göthe.  Aber  ich  begreife 
nicht  wie  man  das  kann.  Ich  habe  mich  auf  mehrere  Wetten  einge- 
lassen .  .  .  Noch  hundert  andere  will  ich  eingehen,  dass  Ludwig 
Fernow  (in  Rom)  der  \'erfasser  ist«.  —  Sehr  interessant  ist  aus  einem 
sehr  wichtigen  Schreiben  Rückerts  (Ebern  8.  Oktober  1814),  in  welchem 
u.  A.  sehr  heftige  \\'endungen  gegen  Frau  von  Stael  und  die  ihr  ge- 
zollte Bewunderung  vorkommen,  folgende  Stelle:  »Göthe  war  ja  in 
Heidelberg  ....  Wie  hat  es  mich  gefreut  dass  der  alte  Prometheus 
noch  zuletzt  eine  Art  von  öifentlicher  Huldigung  in  deutschen  Landen 
einnimmt;  und  doch  ist  sie  so  kahl!  Ich  habe  neulich  in  Koburg  .... 
erzählen  hören  dass  man  daselbst,  ihm  zu  Ehren  Kotzebues  Stricknadel 
gegeben  habe  und  eine  anwesende  ästhetische  Professorswittwe  erläuterte 
den  Zusammenhang  zwischen  Göthe  und  der  Stricknadel  dadurch,  dass 
sie  wissen  wollte  Kotzebue  und  Göthe  haben  einmal  eine  Art  von 
Wette  angestellt,  ob  man  nicht  iiber  einen  ganz  gemeinen  geringfügigen 
Gegenstand  ein  gutes  Theaterstückchen  machen  könne,  daraus  sey  die 
Stricknadel  geworden«  ....  Dann  spricht  er  sich  über  die  Weimarsche 
Gedichtsammlung  WiUkonuiicu  aus.  »  .  .  .  .  Solch  ein  grosses  Genie 
verödet  wie  ein  grosser  Baum  eine  ganze  Strecke  um  sich  her  dass 
darauf  nichts  selbständiges  aufkommen  kann.  In  50  Jahren  wird 
noch  Weimar  nichts  anderes  hervorbringen,  als  lauter  kleine  Göthes, 
wer  eine  Freude  daran  hat,  ich  habe  sie  nicht«. 

Erwähnung  verdient  ferner  Gedicht  Th.  Körners  an  Goethe ;  Brief 
Eckermanns  an  Bube  mit  Übersendung  der  Anfangsstrophen  des  »Epi- 
menides«.  —  Unter  den  Kunstblattern  ist  eine  Radirung  von  Goethe 
aufgeführt,  ausserdem  verschiedene  Portraits  Goethes  und  seiner  Zeit- 
genossen. 

Francke  =  Kuno  Francke :  Goethe  and  Cogswell.  (The 
Harvard  Monthly.  Vol.  X.  No.  4,  S.   132  — 137.) 

[Einzelnes  Sachliche  war  bereits  in  The  Nation,  22.  Mai  gedruckt.] 
Jos.  Green  Cogswell  vgl.  G.-J.  V,  219,  wo  die  »eigenhändigen  Zeilen« 
Goethes  bereits  erwähnt  sind,  war  1816 — 20  in  Deutschland,  wurde 
181 7  mit  Goethe  bekannt  und  blieb  seitdem  in  einer  Correspondenz, 
die  auch  mineralogische  Dinge  betraf,  von  der  aber  nichts  erhalten  zu 
sein  scheint. 

Franzos  =  Karl  Emil  Franzos:  Aus  Goethes  Briefwechsel 
mit  Friederike  Unzelmann-Bethmann.  (Deutsche  Dichtung. 
Bd.  IX.  S.   29-32,   152-155.) 

Schildert  das  persönliche  Verhältniss  beider,  die  briefliche  Ver- 
bindung seit  1800,  Goethes  Sorge  für  Karl  Unzelmann.  Theilt  aus  dem 
Goethe-  und  Schiller-Archiv  folgende  Briefe  der  Friederike  mit:  11.  Nov. 
1800  (Bitte  um  Schillers  Bearbeitung  von  Goethes  Egmont),  Apr.  1801: 
(Critik  der  schlechten  Berliner  Vorstellung)  25.  Sept.  und  i.  2.  Okt.  1801, 
4.  und  31.  März,  28.  Juli  1803.  Ein  Brief  Goethes  (aus  der  Autographen- 
samrnlung  des  Herausgebers  der  »Deutschen  Dichtung«)  ist  in  den 
Regesten  mitgetheilt.  Ferner  werden  die  bekannten  Briefe  Goethes  an 
die  Unzelmann  2.  Dez.  1802  und  14.  März  1803  wiederholt. 

Lambel=Goethe-Reli(iuien  aus  Böhmen.  Mitgetheilt  von 
H.  Tambel.  III.  Zu  Goethes  naturwissenschaftlicher  Corre- 
spondenz :    Zwei  Briefe  an  Franz  Ambros  Reuss.  (Mittheilungen 


Bibliographie.  28) 


des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen.  28.  Jahr- 
gang. 4.  Heft,  S.  363  —  368;  Separatdruck  mit  l'itel,  8  SS.) 

Der  von  Goethe  gelegentlich  in  den  Werken  als  Gegner  der 
Vulcanität  genannte  F.  A.  Reuss  1761  —  18^0  war  Bergrath  und 
Brunnenarzt  in  Bilin,  mit  dem  Goethe  von  18 10  an  in  persönlichem 
Verkehr  stand. 

Pollak  =  Ein  bisher  unbekannter  amtlicher  Brief  Goethes. 
In  Druck  gegeben  durch  Ludwig  Pollak.  Prag.  Juni.   2   Bll. 

Suphan  =  Ein  ungedruckter  Brief  von  Friedrich  Rückert 
an  Goethe.  Mitgetheilt  von  B.  Suphan.  (Vierteljs.  f.  Litgesch.III, 
378-380.) 

Brief  (s.  Regesten)  ist  Begleitschreiben  zu  Rückerts  Dissertatio 
philologica-philosophica  de  idea  philologiae;  der  Brief  blieb  unbeant- 
wortet, vielleicht  weil  Rückert  bei  der  Disputation  ziemlich  kühn  gegen 
Eichstädt  aufgetreten  war. 

Zur  Nachgeschichte  der  italienischen  Reise.  Goethes  Brief- 
wechsel mit  Freunden  und  Kunstgenossen  in  Italien  1788  bis 
1790.  Herausgegeben  von  Otto  Harnack.  Mit  vier  Licht- 
drucken. Weimar,  Verlag  der  Goethe-Gesellschaft.  (Schriften 
der  Goethe-Gesellschaft.  Im  x^uftrage  des  Vorstandes  heraus- 
gegeben von  Bernhard  Suphan.   5.  Band.)  XXXII  und  259  SS. 

Die  Briefe  reichen  bis  S.  214;  von  da  bis  Schluss  Anmerkungen 
und   Register.     Mitgetheilt   werden    90   Briefe   vom    21.  März  1788    bis 

13.  März  1791,  hauptsächlich  einem  Aktenfascikel  entnommen,  an  dessen 
Publikation  Goethe  mit  Eckermann  schon  1825  dachte.  Correspon- 
denten  Goethes  sind  (die  den  Namen  beigesetzten  Ziffern  bedeuten 
die  Anzahl  der  Briefe):  Kniep  4,  Tischbein  3,  Bury  14,  Reitfenstein  3, 
Angelika  Kauffmann  11,  Moritz  2,  Hirt  2,  Rehberg  2,  Meyer  9,  Herzogin 
Amalia  4,  Fräulein  v.  Göchhausen  6,  Schütz,  Barbara  Schulthess, 
Herder,  Lips,  Einsiedel  je  2,  Verschatfeldt,  Herzog  Ernst  v.  Gotha 
je  I.  Von  den  18  hier  mitgetheilten  Goethebriefen  waren  folgende 
bisher  ungedruckt:  an  die  Herzogin  Amalia  i.  Sept.,  19.  Sept.,  31.  Ok- 
tober 1788,  6.  Februar,    17.  April,   ohne  Datum,   22.  Juli,  18.  Oktober, 

14.  Dezember  1789,  2.  Mai  1790,  an  Meyer  (Februar  1789)  21.  August 
1789,  an  Kniep  Februar  1789.  Die  übrigen  5  Briefe  an  Herder,  Mever 
waren  bereits  gedruckt.  —  Die  künstlerischen  Beilagen  sind  je  eine 
Zeichnung  von  Tischbein,  Meyer,  Kniep  und  Abbildung  eines  dem 
Baroccio  zugeschriebenen  Bildnisses  eines  Herzogs  von  Urbino. 

Catalog  181.  Handschriften  und  Bücher  zur  Deutschen 
Literatur.  J.  A.  Stargardt  in  Berlin.   121  SS. 

Verzeichnet  eine  Anzahl  Briefe  an  Frommann,  einige  .Schriltstücke, 
von  denen  nichts  besonderes  mitgetheilt  wird.  Sodann:  eigenhändiges 
ungedrucktes  Gedicht  26.  Dez.  1814  (vermuthlich  an  Frau  von  Stein) 
anf.:  «Gegen  soviel  schöne  Dinge,  Weiss  ich  nicht  was  ich  Dir  bringe«. 
Ferner:  44  eigenhändige  Zeilen  Goethes  (in  Bleistift,  zum  Theil  etwas 
verwischt)  auf  dem  Goncept  eines  4  Folioseiten  umfassenden  Memoires 
für  Sulpiz  Boisseree,  überschrieben:  «Bemerkungen  die  von  Herrn  v.Cotta 
eingesendete  Anzeige  der  sämtl.  vom  Goethischen  Werke  betreffend« 
[1826.]  Ungedruckter  Beitrag  zur  Correspondenz  Goethes  mit  Boisseree. 


286  Bibliographie. 


§  3  des  Concepis  lautet :  «Vorbemerktes  wird  um  so  mehr  zu  beachten 
sevn  da  man  sich  nicht  verhelen  darf  dass  eine  Opposition  gegen  dieses 
Unternehmen  existirt  und  sich  zu  regen  anfängt,  wie  man  aus  der 
Frankfurter  Zeitung  No.  20  u.  37  ersehen  kann«.  Hierzu  lautet  die 
Randbemerkung  Goethes:  »freylich  beruft  man  sich  dort  auf  die  gar 
sehr  vernachlässigte  Ausgabe  von  Schillers  Werken,  und  so  wird  es 
höchst  nöthig  uns  gleich  anfangs  in  Credit  zu  setzen«  etc.  §  4,  welchem 
auch  eine  längere  Notiz  von  Goethes  Hand  beigefügt  ist,  lautet:  »Da 
nun  4.  wahr  zunehmen  gewesen  dass  H.  von  Cotta  mit  Landtags- 
Geschäften  überhäuft  dieser  Sache  vor  der  Hand  die  nöthige  Aufmerk- 
samkeit nicht  wird  widmen  können,  so  ersuchen  wir  H.  Boissere  auch 
hier  gütig  einzugreifen,  und  zu  einem  fröhlichen  Beginn  der  Sache  mitzu- 
wirken«. —  Ausserdem  eine  abfällige  Äusserung  Zimmermanns  16.  Februar 
1777,  Vulpius  6.  Dez.  1825  Hinweis  auf  seine  Nachricht  über  die  Jubiläums- 
feier, Hch.  Voss  an  Riemer,  5.  Aug.  1812:  ».  .  .  Wie  lebst  Du  jetzt  mit 
Goethe.  Mich  hat  er  gewiss  vergessen,  wie  meinen  Vater,  den  er  so 
kalt  aufgenommen  im  vorigen  Jahre.  Nie  aber  werde  ich  aufhören  mit 
Liebe  u.  Wärme  an  das  zu  denken,  was  er  mir  ehemals  war.  Göthe 
steht  zu  hoch  um  eines  Menschen  Freund  zu  sein.  Auch  Dich,  guter 
Riemer,  und  Dich  vor  allen  hätte  er  öftentlich  sein  Freund  nennen 
sollen,  nicht  seinen  vieljährigen  Hausfreund  u.  Studiengenossen  .  .  .« 
S.  58  ff.  Schriften  von  und  über  Goethe.  S.  62  Abbildung  von 
F.  G.  Schönkopfs  Bücherzeichen  (von  Goethe  entworfen)  und  Goethes 
ex  libris. 

Catalog  einer  Autographensammlung,  welche  von  Leo 
Liepmannssohn  am  13.  Oktober  1890  öffentlich  versteigert 
wird.     Berlin.   40  SS. 

Verzeichnet  S.  11  — 15  (No.  76  —  85)  vieles  von  Goethe  Her- 
rührende: Handschrift  aus  dem  Divan;  Brief  an  Voigt  9.  Januar  1808; 
Unterschrift  unter  Rechnungen  28.  März  1827,  Brief  an  Hauptmann 
v.  Castropp  (undat.).  Sodann:  Eigenhändige  und  unterzeichnete  Nach- 
schrift zu  einem  Briefe  seiner  Schwiegertochter  an  Doris  Zelter,  i  Seite 
4to.  W.  d.  5.  Aug.  1826.  Goethes  Schwiegertochter  bittet  Doris  Z. 
um  Besorgung  von  verschiedenen  Wollen.  Hierunter  schreibt  Goethe: 
»Vorstehendes,  ohne  Wunsch  u.  Gruss,  von  der  lieben  Tochter  hin- 
geschriebenes, begleite  herzlich  mit  beyden.  Möge  Doris  so  oft  in  Gedanken 
bey  uns  sein,  als  wir  sie  heranwünscben.  W.  d.  5.  Aug.  1826.  Goethe«. 
— '  Das  wichtigste  ist  der  aus  1 1  Paragraphen  bestehende  Contract 
zwischen  Goethe  und  Göschen  über  die  erste  Ausgabe  der  Schriften; 
unterzeichnet:  »So  geschehen,  Carlsbad,  den  2.  Sept.  1786,  J.  W.  v. 
Goethe«.  Ferner:  Das  vom  Kaiser  Joseph  IL  den  Buchhändlern  Joachim 
Göschen  in  Leipzig  und  Joseph  Stahel  in  Wien  bewilligte  und  vom 
Kaiser  eigenhändig  unterzeichnete  Original-Privilegium  für  den  Druck 
der  Goethe'schen  Schriften,  nebst  versichertem  Schutz  gegen  Nachdruck ; 
datirt  Wien,  23.  März  1787,  ein  Blatt  in-fol.  maximo,  mit  Siegel. 
Endlich :  Das  vom  Kaiser  Franz  IL  den  Buchhändlern  Joachim  Göschen 
in  Leipzig  und  Karl  Schaumburg  in  Wien  erneuerte  und  eigenhändig 
vom  Kaiser  unterzeichnete  Original-Privilegium  für  den  Druck  der 
Goethe'schen  Schriften.  Ein  Blatt  in-folio  maximo,  datirt  Pressburg, 
8.  Nov.  1805,  mit  Siegel.  In  Fascikeln,  den  Tenoristen  Haltenhof  und 
das  Künstlerpaar  Hassloch  betr.  sind  einzelne  Unterschriften  und  eigen- 
liändige  Zusätze  Goethes;  ferner  Brief  an  Kirms  18.  April  1800;  desgl. 
an  Hassloch  25.  April   1800. 


Bibliographie.  287 


Bemerkungen  über  andere  gedruckte  und  ungedruckte  Briefe 
Goethes  in  Antiquariats-Catalogen  vgl.  unten  im  Capitcl:  »Mitthei- 
lungen von  Zeitgenossen  über  Goethe«. 


3.    R  E  G  E  S  T  E  N. 

An  Friederike  Uiiieliiiaun.  10.  Kovetnln'r  1S02. 

»Ihr  Sohn,  liebe  kleine  Freundin«  hat  sich  aus  seinen  Aufgaben 
gut  herausgezogen.  Hoffnung  auf  seine  Zukunft.  Mittheilungen  über 
die  Kosten  seiner  Pension. 

Franzos  S.  32. 

All?  14.  Mär-  1S12. 

»Ew.  Hochwohlgeb.  haben  mir  Hoffnung  gemacht  dass  H.  v.  St. 
Aignan  Sonntag  früh  einige  Stunden  bey  mir  zuzubringen  gedenken. 
Er  hat  auch  selbst  einige  Worte  mir  darüber  bei  Hole  gesagt.  Nun 
weis  ich  aber  nicht  ob  die  Gegenwart  des  Marschall  Nev '  und  die 
augenblickliche  Truppen  Bewegung«  ....  etc. 

Cohn  S.  21. 

An  Reitss.  Teplil:^,  ip.  Juli  iSi^. 

»Ew.  Wohlgeb.  erwiedere  dankbarlichst  die  gefällige  Sendung« 
bittet  seiner  Liebhaberei  »in  einem  Fache  das  Ihnen  soviel  schuldig 
ist«  eingedenk  zu  sein. 

Lambel  S.  6. 

An  Reiiss.  Töplifi,  i.  Aug.  iSiß. 

»E.  Wohlgeb.  erhalten  hiebev  mit  Dank  den  Betrag  für  die 
Meronitzer  Granatenmuster«.  Erbittet  Preisverzeichniss  für  die  ge- 
schliffenen. Schickt  etwas  im  Auftrag  des  Herzogs,  als  Dank  für  die 
»merkwürdige  Stufe«. 

Lambel  S.  6. 

An  Gaetano  Cattaneo.  Jena,  14. — 20.  Deienihcr  iSij. 

Die  ersten  4  Seiten  unseres  Briefes  sind  vom  14.  Dez.  1817  datirt, 
dann  folgen  3  Seiten  mit  eigenhändiger  Unterschrift  »dankbar  verpflichtet 
J.  W.  V.  Goethe«,  mit  eigenhändiger  Datirung  »Jena  d.  20  Dez.  1817« 
und  hierauf  auf  besonderem  Bogen  eine  Nachschrift  von  iV^  Seiten, 
eigenhändig  unterzeichnet  und  datirt  »Jena  d.  20  Dez.  1817  —  ergebenst 
J.  W.  V.  Goethe«.     Der  ganze  Brief  umfasst  3  Bogen. 

»Noch  immer  gedenck  ich  mit  Bedauern,  Hochgeschätzter  Herr, 
meiner  Abwesenheit  von  Weimar  zu  jener  Zeit  als  dieser  zwar  kleine 
und  unansehnliche,  in  manchem  Sinn  aber  bedeutende  Platz  das  Glück 
hatte  Dieselben  aufzunehmen,  nach  Möglichkeit  zu  unterhalten  und 
nach  Würden  zu  verehren.  Noch  unangenehmer  ist  mir  die  Erinnerung 
dass  Sie  mir  einen  Brief  zurückliessen,  in  welchem  Sie  die  freundlichste 
Theilnahme  bezeigen  an  meinem  Vornehmen  und  Thun.  .  .  . 

Wenn  ich  hierauf  nun  eine  so  ganz  ungehörige  Vernachlässigung 
zu  entschuldigen  denke,  so  kommen  mir  leider  die  allertrifftigsten 
Gründe  zu  Hülfe,  denen  Sie  selbst  und  wenn  Sie  mir  zürnen  sollten, 
nicht  widerStellen  werden,  ich  darf  nur  ausrufen:  welche  Schicksale 
haben  wir  nicht  seit  jener  Zeit  erlebt!  Wie  oft  waren  wir  von  Freunden 
geschieden,  mit  Wiederwärtigen  vereint !  Welch  eine  Welt  ist  an  uns 
her,  ja  über  uns  weg  gegangen !  —  und  doch  ist  uns  nicht  vollkommen 
klar  was  wir  denn  waren  und  was  wir  sind? 


Bibliographie. 


Die  schönste  Frucht  der  neuern  Zeit  aber  für  uns  Weiniaraner 
zunächst  ist  die  freie  Muse  (so!)  die  unser  Fürst  gewann,  über  die 
Alpen  zu  gehen,  und  alldort  zum  Ersatz  schwerer  in  schlimmen  Jahren 
ausgestandener  Leiden,  zum  Lohne  lebenslänglicher  verdienstvoller 
Wirkung,  endlich  den  heitern  Himmel  Italiens  zu  begrüssen  und  eine 
frische  nie  geathmete  Luft  zu  schöpfen.  Die  ehrenvolle  freundliche 
Aufnahme  die  diesem  Fürst-Menschen  nicht  fehlen  konnte,  musste  ihn 
doppelt  ertreuen,  als  er  sich  sogleich  in  seinem  eigensten  Element 
fühlte,  und  sich  von  Personen  umgeben  sah,  die  ihn  mit  allem  schnell 
bekannt  machten  was  Natur,  Kunst,  Wissenschaft,  und  ein  ausgebildetes 
Leben,  herrliches  hervorbringen;  und  so  kam  er  neu  gestärkt  zu  den 
Seinigen  zurück«.  .  .  . 

Goethe  dankt  dann  Cattaneo  für  die  dem  Grossherzog  in  Italien 
geleisteten  Dienste  und  für  die  Übersendung  der  von  letzterem  dort 
erworbenen  Kunstgegenstände,  um  nun  zum  eigentlichen  Zweck  des 
Schreibens  überzugehen:  ßossis  W^erk  über  Leonardo  da  Vinci  hat  alles 
in  ihm  aufgeregt  was  er  jemals  über  Leonardo  gedacht  und  empfunden 
hat  und  er  fühlt  den  Trieb  dasselbe  seinem  Vaterlande  bekannter  zu 
machen,  dazu  erbittet  er  sich  von  Cattaneo  biographische  Nachrichten 
über  Bossi.  Dann  ersucht  er  ihn,  ihm  bei  der  Vermehrung  seiner 
Sammlung  italienischer  Medaillen  aus  dem  15.  und  16.  Jahrhundert  be- 
hilflich zu  sein,  schliesslich  sendet  er  ihm  ein  von  der  Jenaischen 
Mineralogischen  Gesellschaft  für  Brocchi  ausgefertigtes  Diplom  und 
bittet  Cattaneo,  bei  Brocchi  die  Übersendung  von  Mineralien  für  das 
Jenaische  Museum  zu  vermitteln. 

Cohn  S.  22. 

An  Gaetaiio  Cattaneo.  ij.  Juli  iSiS. 

»Me  voyant  enfin  ä  meme  de  vous  envoyer  la  traduction  de  mon 
petit  traite  sur  la  cene  de  Leonard  et  de  Bossi  ....  etc.  II  s'agit 
donc  de  savoir  si  les  connoisseurs  de  Milan  et  vous  surtout,  Monsieur, 
approuvez  ce  que  j'ai  dit  et  avance  ...  Je  m'en  remets  egalement  ä 
votre  jugement  pour  savoir  si  cette  traduction  pourroit  alors  etre 
livree  ä  l'impression.  La  visite  de  Monsieur  Mvlius  et  de  son  excellente 
epouse  nous  a  cause  une  tres  agreable  surprise«  etc. 

Cohn  S.  22. 

Jn  lUe  Universität  Canihridi^e  (Amerika).  Ji'eiinar,  11.  An^.  iSi^. 

Die  Zuschrift  ist  nur  in  englischer  Übersetzung  erhalten.  Goethe 
sendet  durch  J.  G.  Cogswell  die  2obändige  Ausgabe  der  Werke, 
mehrere  Einzeldrucke  u.  A.  die  Übersetzung  der  Iphigenie  ins  Neu- 
griechische mit  einigen  freundlichen  Worten. 

Francke  S.  137. 

An   Baurevisor  Klein.  Weimar,  i.  Juli  1S28. 

Amtliches  Schreiben.  (Grossh.  Sächsische  Überaufsicht.)  >^Da. 
sich  nunmehr  nöthig  macht,  die  Gemälde-Restaurations-Anstalt«  in  den 
Thorpavillon  zu  versetzen,  so  wird  Klein  beauftragt,  mit  Lieber  die 
Sache  zu  behandeln.  Über  die  lithographischen  Maschinen  solle  später 
verfügt  werden. 

Pollack  S.  ;. 


Len:^  an  GoetJje.  (BerJca,  jnli—Sept.  i/j6.) 

»Lieber    Bruder!    ich  bin   in   grausamer   Beklemmung«.     Handelt 
von  seiner  Liebe  zu  Henriette  v.  Waldner. 
Froitzheim,  Lenz  und  Goethe  S.  109  fg. 


Bibliographie.  289 


Rückert  an  Goethe.  Jena,  <).  Mai  181 1. 

»Von  äussern  Umständen  beschränkt«  konnte  sich  bisher  noch 
nicht  in  Weimar  vorstellen.  Wünscht  nun  als  angehender  Docent  seine 
Schrift  zu  überreichen.  Besorgt  nicht,  dass  das  neue  Streben  derselben 
wegen  seiner  Neuheit  verdammt  werde.  Bittet  wegen  einer  früher 
übersendeten  poetischen  Unbesonnenheit  um  Entschuldigung. 

Suphan  S.  578. 


4.    NEUE  AUSGABEN  DER  BRIEFE  UND  GESPRÄCHE. 

Goethes  Briefwechsel  mit  einem  Kinde.  Seinem  Denk- 
mal. Vierte  Auflage.  Herausgegeben  von  Herman  Grimm. 
Berlin,  Wilhelm  Hertz,  Bessersche  Buchhandlung.  XXXII 
u.  546  SS. 

Goethes  Briefwechsel  mit  einem  Kinde.  Von  Bettina 
von  Arnim.  Mit  einer  Einleitung  von  Franz  Brummer. 
(Reclams  Universalbibliothek  No.  2691  —  2695.)  Leipzig,  Philipp 
Reclam  jun.   583  SS. 

Der  in  der  Frankfurter  Zeitung  10.  August  1890  gedruckte, 
aus  dem  »Finanzherold«  übernommene  Brief  (mit  der  Über- 
schrift »Goethe  als  Gründer«)  vom  15.  März  1784  an  Herzog 
Ernst  IL  von  Gotha  war  längst  bekannt;  vgl.  Weimarer 
Briefausgabe  7,  254 fg. 

F.  Lamey,  die  Schülersche  Autographensammlung  in  der 
Grossherzl.  Hof-  und  Landesbibliothek  zu  Karlsruhe.  (Central- 
blatt  für  Bibliothekswesen.  S.  85  —  96.) 

In  einem  Roman  von  A.  Evers :  Aus  der  Franzosenzeit 
(Magdeburgische  Zeitung,  Feuilleton  6.  Juli)  wird  der  bekannte 
Brief  Goethes  an  Villers  2.  November  1806  wörtlich  mit 
einzelnen    (willkürlichen)   Varianten    zum   Abdruck  gebracht. 

Daniel  Sanders :  Einige  Bemerkungen  zu  Goethes  Briefen, 
hgg.  von  Dr.  H.  Döring.  (Zeitschr.  für  deutsche  Sprache. 
Jahrg.  IV.  H.   i,  S.   10—12.) 

D.  Sanders:  Ein  weiteres  Dutzend  von  Bemerkungen  zu 
Goethes  Briefen,  herausgegeben  von  Dr.  Heinrich  Döring. 
(D.  Sanders,  Zeitschr.  f.  d.  Sprache.  Heft  7,  S.  280—282.) 

R.  M.  Werner :  Ein  Commentar  zu  Goethe  aus  dem 
sechszehnten  Jahrhundert.  (Grenzboten.  No.  16,  S.  41  —  43.) 

Brief  19.  Mai  1776  »Zum  ersten  Male  im  Garten  geschlafen  und 
nun  Erdtulin  für  ewig«;  »erdtkülin«  vgl.  Martin  Montanus  andern  Theil, 
Cap.  5. 

Albert  Leitzmann :  Zu  Goethes  Briefen  an  Frau  v.  Stein. 
(Vierteljs.  f.  Litgesch.  III,  505.) 

Gohtue-Jahrbuch  XIl.  19 


290  Bibliographie. 


Der  Gast,  der  am  14.  August  1780  bei  Goethe  speiste,  war 
Leisewitz. 

K.  W.  Whistling:  W.  v.  Maltzahns  Goethe-  und  Schiller- 
handschriften unter  dem  Hammer.  (Leipz.  Tagebl.  84,  65.) 

Dr.  Walther  Vulpius :  Stammbuchblätter  aus  Goethes 
Nachlass.  (Deutsche  Rundschau.  Bd.  LXIII.  Juni,  S.  348 — 363.) 

Zwei  ungedruckte  Briefe  Beethovens  an  Goethe.  (Ham- 
burger Musikzeitung.  III.  Jahrg.  No.   17.) 

Goethes  Mutter. 

Unter  diesen  und  ähnlichen  Titeln  sind  viele  Artikel  im  Anschluss 
an  die  4.  Vereinsschrift  der  Goethe- Gesellschaft  erschienen,  von 
M.  Carriere  in  der  »Allg.  Zeitg.«  3.  Jan.  Beilage;  von  L.  Geiger 
»Nation«  No.  15,  S.  222 — 224;  von  Richard  Wulckow  »Berl.  Tage- 
blatt« 8.  Jan. 

L.  Geiger :  Briefe  der  Frau  Rath.  (Münchener  Neueste 
Nachrichten.   2.  April.) 

R.  M.  Werner:  Neues  von  Frau  Aja.  (National-Zeitung. 
No.  43,  47.) 

FritzMauthner :  »Frau  Rath  Goethe«.  (Deutschland.  No.  11.) 

W.  Pätow:  Frau  Rath.  (Sonntagsbeilage  zur  Voss.  Zeitg. 
No.  31.) 

R.B — n  (Bechstein):  Briefe  von  Goethes  Mutter.  (Rostocker 
Zeitung.  No.  239,   245,  249,  25.  Mai  ff.) 

Alfred  Biese:  Der  Humor  in  Frau  Ajas  Briefen.  (Zeitung 
für  Lit.,  Kunst  und  Wissenschaft  des  Hamb.  Corresp.  No.  10.) 

H.  Dechent :  Das  Bild  der  Frau  Rath  Goethe  nach  ihrem 
neuestens  herausgegebenen  Briefwechsel.  Separat-Druck.  10  SS. 

Hochbeinig.  (D.  Sanders,  Zeitschrift  f.  deutsche  Sprache. 
Heft  6,  S.   245  —  247.) 

Die  «hochbeinigen  Zeiten«  (Briefe  der  Frau  Rath  S.  299)  nicht 
=  hochpeinige  oder  —  peinliche,  sondern  wirklich  hochbeinige  = 
erbärmliche,  wie  es  einmal  bei  Lauremberg  vorkommt.  In  derselben 
Zeitschrift  S.  255  eine  »tadelhafte  Zusammenziehung«  in  Goethes 
»Sprüchen  in  Prosa«. 

Goethes  Gespräche.  Herausgeber  Woldemar  Freiherr 
v.  Biedermann.  Leipzig,  F.  W.  v.  Biedermann.  4.  Band  181 9  bis 
1823,  XI  u.  365,  5.  Band  1824—1826,  IX  u.  342,  6.  Band 
1827  — 1828,  VIII  u.  374,  7.  Band  1829  u.  1830,  XIII  u.  340, 
8.  Band   1831 — 32   und  Nachträge,  XV  u.  413  SS. 

Ein  Gespräch  mit  Goethe.  (Deutsche  Romanzeitung. 
XXVII,  27,  30.) 


Bibliographie.  291 


C.    GESAMMT-AUSGABEN. 

Goethes  Werke.  Dreizehnter  Theil.  Herausgegeben  von 
H.  Düntzer.  BerHn  und  Stuttgart,  W.  Spemann.  (Deutsche 
National-Literatur.  Bd.  94.)  XXI  u.  418  SS. 

Enthält  »Leiden  des  jungen  Werthers«,  »Werthers  Briefe  aus  der 
Schweiz«,  »Wahlverwandtschatten«. 

Goethes  Werke.  Vierzehnter  Theil.  Herausgegeben  von 
Heinrich  Düntzer.  Stuttgart,  Union,  Deutsche  Verlagsgesell- 
schaft. (Deutsche  National-Literatur.  Bd.  95.)  II  u.   276  SS. 

Enthält:  Unterhaltungen  deutscher  Ausgewanderten.  Novelle  die 
guten  Weiber  (mit  allen  Illustrationen).  Reise  der  Söhne  Megaprazons. 
Der  Hausball,   eine   deutsche  Nationalerzahlung. 

Goethes  Werke.  Fünfzehnter  Theil.  Erste  und  zweite 
Abtheilung.  Wilhelm  Meisters  Lehrjahre,  herausgegeben  von 
Heinrich  Düntzer.  Stuttgart,  Union,  Deutsche  Verlagsanstalt, 
(Deutsche  National-Literatur.    Bd.  96.)  XXVII  u.  274  SS.  u. 

332  SS. 

Goethes  Werke.  Sechszehnter  Theil.  Wilhelm  Meisters 
Wanderjahre.  Herausgegeben  von  Heinrich  Düntzer.  Stuttgart, 
Union,  Deutsche  Verlagsanstalt.  (Deutsche  National-Literatur. 
Bd.  97.)  XXXIV  u.  446  SS. 

Enthält  die  drei  ersten  Bücher.  Die  »Betrachtungen  im  Sinne  der 
Wanderer«   und    »Aus  Makariens  Archiv«    sind    nicht  mit   abgedruckt. 

Goethes  Werke.  Fünfunddreissigster  Theil.  Herausgegeben 
von  Rudolf  Steiner.  Stuttgart,  Union,  Deutsche  Verlagsanstalt. 
(Deutsche  National-Literatur.) 

Bisher  sind  2  Lieferungen  erschienen.  Sie  enthalten  »Beiträge  zur 
Optik«  (ohne  die  Tafeln),  Versuch,  die  Elemente  de'r  Farbenlehre  zu 
entdecken  und  von  dem  Werke  »Zur  Farbenlehre«,  i.  Band:  Der  »Ent- 
wurf einer  Farbenlehre«  bis  zum  364.  Abschnitt. 

Sammlung  deutscher  Schulausgaben,  Bielefeld  und  Leipzig, 
Velhagen  und  Klasing, 

Von  Goethes  Werken  sind  neu  erschienen : 

Gedichte.  Auswahl.  Herausgegeben  von  Dr.  R.  Franz, 
XVI  und  190  SS.  Torquato  Tasso.  Herausgegeben  von  Dr. 
R.  Palm,  IX  und  118  SS.  Kleinere  Schriften  zur  Kunst- 
geschichte. Ausgewählt  und  herausgegeben  von  Dr.  H.  Lösch- 
horn,  VIII  und  136  SS.  Kleinere  Prosaschriften  I.  Heraus- 
gegeben von  Director  Professor  Dr.  W.  Nöldecke,  XVI  und 
112  SS.  Goethes  Leben  und  Werke  von  Oberlehrer  Dr.  Heine- 
mann,  130  SS. 

Volksbibliothek,  Cotta'sche.  4  Bde.  Stuttgart,  Cotta  Nachf. 
200,  204,  208,   298  SS. 

Enthält:  Goethes  ausgewählte  Werke.  2.   3.  4.   5.  Bd. 

19* 


292  Bibliographie. 


Graeser's  Schulausgaben  classischer  Werke,  (Wien,  Graeser.) 

Enthält:  Goethe,  Iphigenie  auf  Tauris;  von  J.  Neubauer.  8.  Taus. 
Hermann  und  Dorothea;  von  A.  Lichterfeld.     9.  Taus. 

R.  Lange :    Frucht-  und  Blumenlese  aus  Goethes  Schriften. 
Potsdam,  A.  Stein.  87  SS. 


D.    EINZELSCHRIFTEN  UND  ERLÄUTERUNGEN. 
I.   ALLGEMEINES.     BIBLIOGRAPHISCHES.     SPRACHLICHES. 

Geschichte  der  Deutschen  Literatur  von  Leibnitz  bis  auf 
unsere  Zeit.  Von  Julian  Schmidt.  Vierter  Band,  1797  bis  1814. 
Berlin,  Wilhelm  Hertz ,  Bessersche  Buchhandlung.  VIII  u. 
474  SS. 

Enthält  viele  Abschnitte  über  Goethe. 

Geschichte  des  deutschen  Kultureinflusses  auf  Frankreich 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  literarischen  Einwirkung. 
Von  Prof  Th.  Süpfle.  2.  Band.  2.  Abth.  Von  der  Regierungs- 
zeit Louis  Philipps  bis  zu  unseren  Tagen.  Gotha,  E.  F.  Thiene- 
mann.  X  u.   166  SS. 

Enthält  über  Goethe  nur  einzelne  Nachträge  und  Wiederholungen. 

Deutsche  Geschichte  im  Neunzehnten  Jahrhundert  von 
Heinrich  von  Treitschke.  Vierter  Theil.  Bis  zum  Jahre  1840. 
Leipzig,  Verlag  von  S.  Hirzel.  VIII  u.  753  SS. 

S.  408—419:    Goethes  Tod. 

Die  Literatur  des  neunzehnten  Jahrhundert  in  ihren  Haupt- 
strömungen, dargestellt  von  Georg  Brandes.  Sechster  Band.  Das 
junge  Deutschland.    Leipzig,    Veit  &  Co.   1891.  VI  u.  462  SS. 

Längere  Abschnitte  über  Börne,  Menzel,  Heine  in  ihrem  Ver- 
hältniss  zu  Goethe. 

Bceo6iiiaii  ncxopiii  .iiiTepaTypH.  Blihvcki.  XXIY.  C.  IleTep- 
Öypr'B,  1890.  ll3;i,aHie  K.  .1.  PiiKKepa.  (Allgemeine  Literatur- 
geschichte.) 

.■allgemeine  Literaturgeschichte:   Epoche  Goethes  und  Schillers. 

A.  Kippenberg  (verstorbener  Redner  der  Loge  Friedrich 
Wilhelm  zur  Eintracht  in  Bremen),  Helle  Strahlen  aus  dem 
Orient.  Leipzig,  Br.  Zechel.  VII  u.   199  SS. 

Darin  ein  gedankenreicher  Aufsatz  »Zur  Würdigung  Goethes«. 

Ragende  Gipfel.  Essays  und  Skizzen  von  A.  Kohut. 
Minden,  J.  C.  C.  Bruns  Verlag.  336  SS. 

Von  den  25  Aufsätzen,  die  nur  dürftige  Auszüge  aus  bekannten 
Publikationen  bieten,  gehören  hierher:  5.  »Goethe  und  Schiller  in 
Dresden  und  die  Gustcl  von  BJaseVk'itz«,  6.  »Goethe  und  Manzoni«. 


Bibliographie.  29- 


»Goethe  und  noch  immer  kein  Ende«.  (Kunstvvart. 
III.  Jahrg.  No.    i.  4.  6.   7.) 

G.  von  Loeper.  Berlin  und  Weimar.  Vortrag  gehalten 
in  der  Generalversammlung  der  Goethe-Gesellschaft  zu  Weimar 
den  31.  Mai  1890.   (Deutsche  Rundschau.   16.  Jahrg.  10.  Heft. 

s.  30—39-) 

Die  Weltanschauung  Luthers  und  Goethes  und  ihre  Be- 
deutung für  unsere  Zeit.  Dargelegt  von  Dr.  Christian  Semler, 
Oberlehrer  an  der  öffentlichen  Handelslehranstalt  in  Dresden. 
Hamburg,  Verlagsanstalt  und  Druckerei  A.-G.  (Deutsche  Zeit- 
und  Streitfragen.  Neue  Folge,  Heft  63.)  39  SS. 

E.  W. :  Goethes  Weltanschauung  und  ihre  Bedeutung  für 
unsere  Zeit.    (Allgemeine  Zeitung.  Beil.  No.  97.) 

Ausführliche  sehr  zustimmende  Analyse  der  Semlerschen   Schritt. 

G.  Glogau :  Über  Goethe.  Studie  zur  Entwicklung  des 
deutschen  Geistes.  (Zeitschr.  f.  Philosophie  und  philosophische 
Kritik.  Neue  Folge  Bd.  97,  H.   i.) 

Brunnhofer,  Hermann,  Goethes  Bildkraft  im  Lichte  der 
ethnologischen  Sprach-  und  Mythenvergleichung.  Neue  Goethe- 
Schriften  I.  Leipzig,  Rauert  &  Rocco.  57  SS. 

Hans  von  Basedow :  Der  Einfluss  der  Naturwissenschaft 
auf  die  Literatur  und  deren  Kunstprincip  1.  Goethe,  Schiller 
und  ihre  Zeit.  (Kritisches  Jahrbuch  herausg.  von  Heinrich  und 
Julius  Hart.  Bd.  I,  H.   2.)' 

Rembrandt  als  Erzieher.  Von  einem  Deutschen.  Leipzig, 
Verlag  von  C.  L.  Hirschfeld.     VII  u.  309  SS. 

Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins.  Nummer  i  — 12. 
Verlag  des  Wiener  Goethe-Vereins. 

Heinrich  Fränkel:  Übertreibungen  im  Goethe-Dienste. 
(Deutschland,  herausg.  von  Fritz  Mauthner.  No.  47.  49.) 

Rudolf  Lehmann :  Der  Deutsche  Unterricht.  Eine  Me- 
thodik ftir  höhere  Lehranstalten.  Berlin,  Weidmannsche  Buch- 
handlung.    XIII  u.  394  S. 

t  Der  Reim  in  seiner  Entwicklung  und  Fortbildung.  Dar- 
gelegt von  Sigmar  Mehring.  Berlin,  S.  Mehring  1889.  IV  u. 
143  SS. 

Geht  vielfach  auf  Goethe  ein.  (Goethes  Urtheile  über  den  Reim 
und  über  manche  Dichter,  Byron,  Rücken  u.  A.)  30,  52,  57  fg.,  97, 
134  fg.  Hauptstelle  über  Goethe  S.  43 — 48:  Beispiele  für  Verlegung 
des  Hauptbegriffs  des  Satzes  auf  das  Reimwort,  schwebende,  gleitende, 


294  Bibliographie. 


komische,  doppelte,  gespaltene  Reime ;  misslungener  Versuch,  das  Ghasel 
anzuwenden. 

Ed.  Belling  :  Die  Versmasse  in  Goethes  Pandora :  Oster- 
programm   des  Gymnasiums   zu  Bromberg.     S.   ii  — 17. 

Rudolf  Hildebrand:  Eine  Merkwürdigkeit  aus  Goethes 
Grammatik.  (Zeitschrift  für  den  deutschen  Unterricht.  4.  Tahrg. 
I.  Heft.  S.   71-76.) 

»Trunknen  vom  letzten  Strahl«  im  Gedicht  »an  Schwager  Kronos«^ 
ein  dem  Lateinischen  nachgebildeter  Accusativ,  wie  er  auch  sonst  in 
Goethes  Gedichten  und  Briefen  vorkommt  z.  B.  »tändelnden  ihn«  in 
»Wanderers  Sturmlied«  1772,  ähnlich  »sie  geborene«  in  »Rochus- 
Fest«   1814. 

Philipp  Strauch :  Verzeichniss  der  auf  dem  Gebiete  der 
neueren  deutschen  Literatur  im  Jahre  1888  erschienenen  wissen- 
schaftlichen Publicationen.  (Anzeiger  für  deutsches  Alterthuni 
und  deutsche  Literatur.  XVI,  S.   145  —  220.) 

Philipp  Strauch:  Verzeichniss  der  auf  dem  Gebiete  der 
neueren  deutschen  Literatur  im  Jahre  1889  erschienenen  wissen- 
schaftlichen Publicationen.  (Zeitschrift  für  deutsches  Alterthum 
und  deutsche  Literatur.  Bd.  34,  S.  384—456.) 

t  Wilhelm  Buchner:  Neuestes  über  Goethe.  (Blätter  für 
Literarische  Unterhaltung.   1889,  No.  50,  S.  787  —  790.) 

Wilhelm  Buchner :  Neues  über  Goethe.  (Blätter  für 
Literarische  Unterhaltung.  No.  32,  S.  497  —  501.) 

Ausführliche  Anzeige  von  G.-J.  XI  und  »Goethes  Gespräche, 
herausg.  von  Biedermann«,  III  und  IV. 

Ludwig  Geiger :  Zu  Goethes  Geburtstag.  (Allgemeine 
Zeitung.  Beilage  No.  200,  28.  August.) 

Besprechung  einiger  im  Auslande  erschienenen  Goethe-Schriften. 
Vorschlag  Goethes  Geburtstag  allgemein  zu  feiern:  durch  Vertheilung 
von  Biographieen,  Theatervorstellungen,  Declamationen  und  Musik- 
aufführungen. 

Ludwig  Geiger :  Französische  Arbeiten  über  Goethe.  (Die 
Gegenwart.  No.  40,  S.  218  —  220.) 

Ausführliche  Besprechung  der  Schriften  von  Kont,  Ehrhard,  Firmery. 

Max  Koch:  Neuere  Goethe-  und  Schiller-Literatur.  (Be- 
richte des  Freien  deutschen  Hochstifts,  N.  F.  VL  Bd.  3.  u. 
4.  Heft.  S.  547-574-) 

Antiquarischer  Anzeiger  von  Max  Anheissers  Antiquariat 
(Rieh.  Kaufmann),  Stuttgart.  No.  45. 

Antiquarischer  Anzeiger  von  Joseph  Baer  &  Co.,  Frank- 
furt a.  M.  No.  402. 


BiBLIOGRAPHIK.  295 


K.  W.  Hiersemann  in  Leipzig:  Catalog  No.  71  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  Goethes  und  der  Faustsage.  66  SS. 

J.  A.  Stargardt,  Buchhandking  und  Antiquariat,  Berlin, 
Catalog  117.     42  SS. 

2.    DRAMEN. 

Bulthaupt  :  Dramaturgie  des  Schauspiels.  I.  Band.  Lessing, 
Goethe,  Schiller,  Kleist.  4.  Aufl.  Oldenburg,  Schnitze.  XV  u. 
478  SS. 

Schiller  als  Dramaturg  Beiträge  zur  deutschen  Literatur- 
geschichte des  achtzehnten  Jahrhunderts  von  Albert  Köster. 
Berlin,  Wilh.  Hertz,  Bessersche  Buchhandlung,  1891.  VIII  u. 
343  SS. 

Beliandelt  zwar  nicht  die  Bearbeitung  eines  Goetheschen  Stücks, 
nur  gelegentlich  S.  323  fg.  über  die  Egmont-Bearbeitung,  geht  aber  viel- 
fach auf  Goethe  ein. 

C.  A.  H.  Burkhardt :  Dichter  und  Dichterhonorare  am 
Weimarer  Hoftheater  während  Goethes  Leitung.  (Vierteljs.  für 
Literaturgesch.   III,  476  —  483.) 

t  Burkhardt:  Goethes  Hoftheater  in  Halle  1811  — 1814. 
(Wissensch.  Beil.    der  Leipz.  Zeitg.    No.   106,    5.  Sept.   1889.) 

Emil  Claar:  Goethe  als  Theaterdirektor.  (Frankfurter 
Zeitung.   29.  und  30.  Januar.) 

Goethe  als  Bühnendirektor.  (Deutsche  Bühnengenossen- 
schaft.  19.  Jahrg.  No.  9.) 

Goethe,  Clavigo.  Mit  Einleitung  und  Anmerkungen.  Von 
Prof.  Dr.  Wiedenhofer.  (Schulausgabe  classischer  Werke, 
No.  51.)  Wien,  Carl  Graeser.  X  u.  38  SS. 

Ludwig  Blume :  »Einer  Pflanze  das  Herz  ausbrechen«  — 
eine  Goethesche  Reminiscenz  bei  Jacob  Grimm.  (Chronik 
des  Wiener  Goethe- Vereins.   No.  i,  S.  4.) 

Bei  Goethe  «Clavigo«  4.  Act ,  bei  Grimm,  Vorrede  zu  den 
lateinischen  Gedichten  des   10.  und   11.  Jahrhunderts   1838. 

Goethe  als  Corneille-Übersetzer.  Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte des  französischen  Dramas  in  Deutschland  von  Dr. 
Mathias  Friedwagner,  Prof.  an  der  k.  k.  Staats-Oberrealschule 
in  Währing.  Wien,  Selbstverlag  des  Verfassers.  (Separat-Ab- 
druck   aus   dem  Jahresbericht  der   genannten  Schule.)   40  SS. 

Goethes  Egmont.  Von  Prof.  E.  R.  Gast.  (Klassische 
deutsche  Dichtungen  XI.)  Gotha,  F.  A.  Perthes.  IV  und  103  SS. 


296  Bibliographie. 


Heinrich  Gloel :  Die  dramatische  Handlung  von  Goethes 
Egmont.  Eine  deutsche  Stunde  in  der  Prima.  (Zeitschr.  f.  d. 
Deutschen  Unterricht.  4.   Jahrg.    i.  Heft  S.   54  —  62.) 

Goethes  Faust,  Erster  Theil,  illustr.  von  Friedrich  Stahl. 
Gratis-Beilage  der  illustr.  Classiker-Bibliothek  zur  Guten  Stunde. 
Berlin,  Dominik. 

O.  Devrient:  Faust.  Als  Mysterium  in  2  Tagewerken  für 
die  Bühne  eingerichtet.  3.  durchgesehene  Aufl.  Leipzig,  Breit- 
kopf &  Härtel.    102  SS. 

The  Athenaeura  vom  20.  September:  Ankündigung  einer 
Ausgabe  von  Goethes  »Faust«  I.  von  Dr.  Buchheim  in  London, 
die  in  Böhms  Standard  Library  erscheint  und  neben  dem 
Urtext  die  englische  Prosaübertragung  von  Hayward  enthält. 

Erläuterungen  zu  den  deutschen  Classikern.  19.  Bändchen 
a  und  b.  Goethes  Faust  i.  Theil  von  Heinrich  Düntzer. 
5.  neubearbeitete  Auflage.    Leipzig,  Wartig.    VI  und  218  SS. 

Erläuterungen  über  Faust  von  Goethe.  Zweiter  Theil. 
Von  W.  Grohmann,  Veteran  des  Königlichen  Schauspiels. 
Berlin,  Franz  Rosenthal. 

J.  Turgenjew  :  Über  Goethes  Faust  und  andere  Aufsätze  ; 
aus  dem  Russischen  übertragen  von  E.  Steineck.  Neue  Ausg. 
Berlin,   Bibliogr.  Bureau. 

H.  Steuding :  Goethes  Faust,  ein  Bild  moderner  christlich- 
germanischer Erziehung  und  Entwickelung.  (Zeitschrift  für  den 
deutschen  Unterricht.  3.  Jahrgang,  Ergänzungsheft.) 

LT.  Gonzalez  Serrano :  El  Fausto  de  Goethe.  (Rivista  de 
Espana.    Anno  XXIII  num.  506,  507;    in  letzterer  S.   i — 34.) 

Die  Neue  Rationelle  Methode  der  Faust-Forschung  und 
der  alte  und  der  Neue  Mephisto.  Zwei  Vorträge  von  Ferdi- 
nand August  Louvier.  Hamburg,  Verlag  von  Hermann 
Grüning.  35  SS. 

Ein  neuer  Faust-Erklärer  [F.  A.  Louvier].  (Dresdener 
Zeitung  XVII.  No.   184.) 

Friedrich  Meyer  von  Waldeck:  Die  Erklärungsarten  des 
Goetheschen  Faust.  (Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung  No.  41, 
18.  Februar.) 

Ludwig  Fränkel:  Aus  Doktor  Fausts  Literaturleben.  (Blätter 
für  literarische  Unterhaltung.  No.  48.) 

Edouard  Rod :  Les  origines  de  Faust.  (Bibliothetjue  uni- 
verselle et  revue  Suisse.  Tome  XLVI  No.  156,  S.  5—30.) 


Bibliographie.  29' 


F.  Bronner:  Zu  Goethes  Faust.  (Zeitschrift  f.  deutsche 
Philol.  Bd.   23,   290 — 292.) 

Vermuthet,  die  am  17.  Sept.  1775  entstandene  Faustscene  (Briefe, 
Weim.  Ausg.  2,  292  fg.)  ist  Gretchens  Monolog:  «Meine  Ruh  ist  hin«. 

P.  Hansen:  Urtexterne  til  Goethes  Faust.  Nogle  Track 
af  Faustforskningens  nyeste  Historie.  (Separatdruck  aus  Literatur 
og  Kritik.  Kopenhagen,  Januar  und  März.)  47  SS. 

Prof.  Dr.  H,  Curto :  Die  Figur  des  Mephisto  im  Goetheschen 
Faust,     Turin,  L.  Roux  &  Co.   113  SS. 

Ägid  Raiz  :  Goethes  Faustredaction  1790.  (Vierteijs.  für 
Literaturgesch.  III,  S.  323  —  359.) 

Otto  Pniower :  Ein  literarisches  Jubiläum.  (Deutsches 
Wochenblatt.  3.  Jahrg.  No.  23,  S.  270  —  275.) 

Edmund  Straeter:  Der  Faust  von  1790  —  ein  humori- 
stisches Kunstwerk.  Zum  hundertjährigen  Jubiläum  des  Faust- 
fragments.  (Die  Post.   24.  August,  No.  231.) 

—  mn.:  Einiges  über  den  »Prolog  im  Himmel«.  (Leip- 
ziger Zeitung.  No.  234.) 

Volkmar  Müller:  Auerbachs  Keller.  (Leipziger  Zeitung. 
No.   224,   I.  Beilage.) 

Die  Hexenküche  in  Goethes  Faust.  Versuch  einer  neuen 
natürlichen  Auslegung.    (Leipziger  Zeitung.  No.   129.) 

R.  Sprenger:  Zu  Goethes  Faust.  (Zeitschr.  f.  d.  deutschen 
Unterricht.  IV.  Jahrg.  4.  Heft,  S.  372  fg.)  [I,   i359fg.] 

Fr.  Paulsen,   F.  Bender,  S.  Feist,  R.  Sprenger:  Zu  Faust 

1,  1356  fg.  (Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  IV,  483  —  485.) 

Die  Entstehung  des  2.  Theiles  von  Goethes  Faust;  ins- 
besondere der  klass.  Walpurgisnacht,  nach  den  neuesten 
Mittheilungen,  von  H.  Düntzer.  (Zeitschrift  für  deutsche  Philo- 
logie.  23.  Band,  Heft   i.) 

t  B.  Gräfe :    Dantes    göttliche  Komödie   als  Quelle  vom 

2.  Theil    des    Goetheschen    Faust.     (Allgemeine    conservative 
Monatsschrift.    1889  Mai  — Juli.) 

—  mn. :  Fausts  Gang  zu  den  Müttern.  (Leipziger  Zeitung. 
No.   199,  28.  August.) 

Der  Gang  zu  den  Müttern  synibolisirt  den  elementaren  Umschwung 
in  der  Geschichte  (Vernichtung  der  Schönheitsidee  im  Mittelalter),  zu- 
gleich die  Thätigkeit  des  schöpferischen  Menschengeistes. 


298  Bibliographie. 


R.  Sprenger:    Goethes    Faust    II.   Theil,    4.    Akt,    V.   29. 
(Zeitschrift  für  den  deutschen  Unterricht.  4.  Jahrg.   i.  H.  S.  88.) 
■»endlich  fortgeschritten«  =  schnell,  fertig. 

C.  Nohle:  Zu  Faust  IL  Theil  IV,  29.  (Zeitschrift  für  den 
deutschen  Unterricht.    V,  60  fg.) 

—  mn.  :  Die  Schlussscene  von  Goethes  Faust  2.  Theil. 
(Leipziger  Zeitung.  No.   155,  8.  Juli.) 

Gneomar  Ernst  v.  Natzmer:  Kaiser  Wilhelm  L,  die  Prinzess 
Elise  Radziwill  und  die  Kaiserin  Auguste.  (Deutsche  Rund- 
schau.  16.  Jahrg.   5.  Heft,  S.   161  — 186.) 

S.  164  f  Brief  von  P.  A.  W'olff  über  die  Faust-Auflführung  bei  Rad- 
ziwill 1819  (schon  gedruckt  Illustr.  Zeitung  1889,  92.  Bd.  S.  216.) 

O.  B. :  Fausttragödien.  Eine  literarische  Studie.  (Aca- 
demische  Blätter.  V,  No.  9.  Berlin.) 

Wold.  Kaden :  Italienische  Gypsfiguren.  3.  (Titel-)  Aufl. 
Oldenburg  und  Leipzig,  Schulzesche  Hofbuchhandlung,  A, 
Schwartz.  IV  u.  454  SS. 

Klingers  Faust :  Eine  literarhistorische  LIntersuchung  von 
Dr.  Georg  Joseph  Pfeiffer.  Nach  dem  Tode  des  Verfassers 
herausgegeben  von  Bernhard  Seuffert.  Würzburg,  Georg  Hertz. 
IV  und   167  SS. 

Paul  Ernst:  Ein  apokrypher  zweiter  Theil  des  Goetheschen 
Faust.  (Magazin  für  Literatur  des  In-  und  Auslands.  No.  i, 
S.  4  —  6.)    [C.  C.  I>.  Schöne.] 

Faust.  Trauerspiel  mit  Gesang  und  Tanz.  Von  Julius 
von  Voss.  Herausgegeben  von  Georg  Ellinger.  Berlin,  Ge- 
brüder Paetel.  (Berliner  Neudrucke.  2.  Serie,  2.  Band.)  XXXVI 
und  85  SS. 

Faust.  (Allgemeine  Zeitung.  11.  April.)  [Futura  von 
Vacquerie.] 

Humanus:  Faust-I^ichtung  und  menschliche  Entwickelung. 
Leipzig,  J.  G.  Findel. 

Alexander  Tille :  Doctor  Faust  in  Tirol  und  Steiermark. 
(Neue  freie  Presse.  No.  9359,   13.  September.) 

Deutsche  Puppencomödien,  IX.  Die  beiden  alten  deutschen 
Volksschauspiele  vom  Doctor  Joh.  Faust  und  Christ.  Wagner, 
Fausts  Famulus.  Herausgegeben  von  K.  Engel.  Oldenburg, 
Schulze'sche  Buchhandlung,  A.  Schwartz.  V  u.   119  SS. 

Doctor  Johann  Faust.  Volksschauspiel  vom  Plagwitzer 
Sommertheater.    Nach  der  Bühnenhandschrift  der  J.  Dressler- 


Bibliographie.  299 


sehen  Truppe  herausgegeben  und  mit  den  übrigen  Volksschau- 
spielen von  Faust  verglichen  von  Alexander  Tille.  (Deutsche 
Puppenkomödien  X.  Ergänzung  der  Engeischen  Sammlung.) 
Oldenburg  und  Leipzig,  Schulzesche  Buchhandlung,  A.  Schwartz. 
39  SS. 

Die  deutschen  Volkslieder  vom  Doctor  Faust.  Von 
Alexander  Tille.  Halle  a/S.,  Max  Niemeyer.  VIII  und  207  SS. 

f  L.  H(artmann).  Hat  Dr.  Faust  gelebt?  (Dresdener  Tage- 
blatt. No.   240,  241,  30.  und  31.  August  1889.) 

Mayerhofer :  Altes  und  Neues  von  Dr.  Faust.  (Allge- 
meine Zeitung.  22.  März,  Morgenblatt,  Feuilleton.) 

Johann  Mayerhofer:  Faust  beim  Fürstbischof  von  Bam- 
berg. (Vierteljs.  für  Literaturgesch.  III,  S.   177,   178.) 

S.  Szamatölski :  Auszug  aus  einem  Vortrag  (in  der  Berl. 
Gesellschaft  für  deutsche  Literatur,  20.  Juli)  über  die  Erfurter 
Capitel    des  Faustbuches.    (Deutsche  Literaturzeitung.  No.  7.) 

Carl  Schüddekopf :  Anspielungen  auf  die  Faustsage.  (Vier- 
teljs. für  Literaturgesch.  III,  S.   199 — 200.) 

S.  G.  Lange  in  einer  Ode  auf  Ramler  (1745)  erwähnt  Fausts 
Zaubereien,  eine  ähnliche  Erwähnung  in  einem  ungedruckten  Briefe  von 
Uz  an  Gleim  (25.  März  1748). 

Alexander  Tille :  Anspielungen  auf  die  Faustsage.  (Vier- 
teljs. für  Literaturgesch.  Bd.  III,  S.  365  —  367.) 

Zwei  Erwähnungen  aus  »Deliciae  biblicae  oder  biblische  Ergetz- 
lichkeiten«  herausg.  von  Misander  (J.  S.  Adami)  1692,  beide  wahr- 
scheinlich direct  dem  Faustbuch  entnommen. 

De  Faustsage  in  de  Nederlandsche  Letteren  door  P.  Alber- 
dingk  Thym.  Gent,  A.  Siffer. 

Hugo  Klein :  Die  schöne  Twardowska  (Fausts  Gemahlin). 
Eine  polnische  Legende.  (Deutsche  Romanzeitung.  XXVII,  39.) 

J.  K. :  Die  Walpurgisnacht,  Sage  und  Aberglauben. 
(Deutsche  Zeitung  (Wien).  No.  6588.) 

Ernest  Faligan  :  Des  formes  iconographiques  de  la  legende 
de  Theophile.    (Revue  des  traditions  populaires.  V,   i.) 

Erläuterungen  zu  den  Meisterwerken  der  deutschen  Dicht- 
kunst für  die  häusliche  Vorbereitung  der  Schüler,  von  Dr.  W. 
Böhme  i.  Bdchen. :  Goethe,  Götz  von  Berlichingen.  Berlin, 
Weidmann.  52  SS. 

Ferdinand  Bender:  Zu  (ioethes  Götz  von  Berlichingen. 
(Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  IV.  Jahrg.  4.  H.  S.  37ofg-) 


;00  BinLIOGRAPHIE 


R.  Sprenger:  Zu  Götz  von  Berlichingen  I,  3.  (Zeitschrift 
für  den  deutschen  Unterricht.  V,  55.) 

J.  W.  Braun :  Ein  französisches  Urtheil  über  Götz  von 
Berlichingen  aus  dem  Jahre  1773.  (Deutschland.  No.   27.) 

Otto  Heinrich  von  Gemmingen.  Mit  einer  Vorstudie  über 
Diderot  als  Dramatiker.  Le  pere  de  famille.  Der  deutsche 
Hausvater.  Beitrag  zu  einer  Geschichte  des  bürgerlichen 
Schauspiels  von  Cäsar  Flaischlen.  Stuttgart,  G.  J,  Göschen'sche 
Verlagshandlung.  VI  u.   163  SS. 

S.  115.  Stella  Act  2  «Und  so  ward  das  Mädchen«  als  Parallele 
zu  einer  Stelle  im  Getnmingenschen  Stück.  S.  124  fg.  Ähnlichkeiten  des 
Hausvaters  mit  Goethes  »Götz«;  gemeinsame  Tendenz,  die  falsche  Mode- 
Erziehung  zu  verspotten. 

Eugen  Kilian  :  Eine  Aufführung  des  »Götz  von  Berlichingen(f 
[in  Mannheim]  nach  der  Heidelberger  Handschrift.  (Allgemeine 
Zeitung.    Beilage-Nummer  9,  S.   2,  3.) 

Franz  Muncker:  Goethes  Götz  von  Berlichingen  auf  der 
neu  eingerichteten  Münchener  Schauspielbühne.  (Allg.  Zeitung. 
30.  März,  2.  Morgenblatt,  Feuilleton.) 

Die  Einrichtung  der  neuen  Schauspielbühne  des  Münchener 
Hoftheaters.  Götz  von  Berlichingen  mit  der  eisernen  Hand. 
Schauspiel  in  fünf  Aufzügen  von  Goethe.  Unter  Zugrunde- 
legung des  Jakob  Baechtoldschen  Werkes :  »Goethes  Götz  von 
Berlichingen  in  dreifacher  Gestalt«  für  die  neue  Schauspiel- 
bühne des  Münchener  Hoftheaters  eingerichtet.  Von  Karl 
von  Perfall.  Mit  fünf  Tafeln  und  fünf  Grundrissen  von  Karl 
Lautenschläger.    München,    Fr.  Bassermann.    XXIII  u.  95  SS. 

Goethes  Götz  auf  der  Münchener  Shakespeare  -  Bühne. 
(Der  Kunstwart.  III,   14.) 

Eugen  Kilian :  Tieck  und  Immermann  als  Vorläufer  der 
Münchener  Bühnen  -  Reform.  (Allgemeine  Zeitung.  Beilage 
No.   184,  9.  Aug.) 

Ausfülirlicher  Hinweis  auf  Tiecks  Novelle  «Der  junge  Tischler- 
meister« und  auf  die  dort  gegebene  Darstellung  einer  Aufführung  des 
«Götz  von  Berlichingen«. 

Goethes  Götz  und  die  neu  eingerichtete  Münchener  Bühne 
von  Dr.  Eugen  Kilian.    München,  Max  Keller.    IV  u.  52  SS. 

Rudolf  Genee:  Goethes  erster  Götz-Entwurf  auf  der  Bühne 
des  Königlichen  Schauspielhauses.  (Magazin  für  Literatur. 
No.  40,  S.  629  fg.) 

Karl  Überhorst :  Götz  von  Berlichingen,  nach  seiner 
Selbstbiographie  und  Urkunden  dargestellt.  (Deutsche  Bühnen- 
genossenschaft. No.  37.) 


Bibliographie.  ^01 


Die  ehrliche  Frau  nebst  Harlequins  Hochzeit-  und  Kind- 
betterinschmaus.  Der  ehrlichen  Frau  Schlampampe  Krankheit 
und  Tod.  Lustspiele  von  Christian  Reuter  1695,  1696.  Heraus- 
gegeben von  Georg  Ellinger.  (Neudrucke  der  Literaturwerke 
des  16.  und  17.  Jahrhunderts,  No.  90,  91.)  Halle  a/S.,  M.  Nie- 
meyer. XXII  und  142  SS.    [Harlekins  Hochzeit.] 

Goethe,  Iphigenie  auf  Tauris;  ein  Schauspiel.  Mit  Fragen 
und  Aufgaben  von  H.  Engelen.  (Schulausgaben  deutscher 
Classiker  No.  VII.)  Trier,  H.  Stephanus.  79  SS. 

R.  Reichel :  Zu  Goethes  Iphigenie  I,  3.  (Zeitschrift  f.  d. 
deutschen  Unterricht.  4.  Jahrg.   i.  Heft,  S.  85  —  87.) 

R.  Sprenger,  W,  Wartenberg,  Joh.  Molin :  Zu  Iphigenie 
I,  3.  (Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  4.  Jahrg.  Heft  2, 
S.   163  —  165.) 

Daniel  Sanders:  Zu  einer  Stelle  in  Goethes  Iphigenie  I,  3. 
(Zeitschrift  für   deutsche  Sprache.    4.  Jahrg.    8.  Heft,  S.  328.) 

R.  Sprenger :  Zu  »Iphigenie«.  (Zeitschrift  f.  d.  deutschen 
Unterricht.  IV.  Jahrg.  4.  Heft,  S.  371%-  373%-) 

II,  I,  72:  »unwillig«  =  nach  der  Anschauung  der  Alten,  wonach 
Abschied  vom  Leben  der  grösste  Schmerz.  Vielleicht  nach  Vergils  Aeneis 
XII,  951.  —  II,  2,  331  (Agamemnon)  ging  , verhüllt'  zu  den  Todten, 
vielleicht  nach  dem  Bericht  über  die  Ermordung  Cäsars.  Vgl.  auch 
Cassius  in  Shakespeares  Julius  Cäsar  V,  3. 

O.  Glöde :  Zu  Iphigenie  II,  i,  72.  (Zeitschrift  für  den 
deutschen  Unterricht.  V,  S.  53  fg.) 

»unwillige  =  indignatus ;  dazu  noch  2  Stellen  aus  Vergil  an- 
gefiihrt. 

O.  Glöde:  Zu  Iphigenie  II,  2,  331.  (Zeitschrift  für  den 
deutschen  Unterricht.  V,  54.) 

«Und  verhüllt  ging  zu  den  Todten  dieser  grosse  Fürst«  =  ohne 
Gegenwehr,  wehrlos. 

Fauth :  Goethes  Iphigenie  im  Anschluss  an  Evers'  Erläute- 
rungen der  Iphigenie.  (Neue  Jahrbücher  für  Philologie  und 
Pädagogik.   139.  und  140.  Band,   ii.  Heft.) 

Versuch  eines  sprachlichen  Commentares  zu  Goethes 
Iphigenie  auf  historischer  Grundlage.  Von  Raimund  Halatschka. 
Halle  a/S.,  M.  Niemeyer.  67  SS.  Lex.-8°. 

Heinrich  Düntzer:  Goethes  »Iphigenie  in  Delphi«  und 
»Nausikaa«.  (Zeitschrift  für  den  deutschen  Unterricht.  4.  Jahrg. 
4.  Heft.  S.  305-338-) 

Hubert  Roetteken :  Goethes  »Amine  und  Laune  des  Ver- 
liebten«.    (Vierteljs.  für  Literaturgesch.  III,  S.   184 — 186.) 


302  Bibliographie. 


Heinrich  Düntzer :  Erläuterungen  zu  den  deutschen  Klas- 
sikern.   17.  Bdchen.    Leipzig,    Wartigs   Verlag.    V  u.   192  SS. 
Inhalt:    Goethes  Tasso.   4.,  neu  durchgesehene  u.  verm.  Auflage. 

Goethes  Tasso.  Von  Kuno  Fischer  (Goethe-Schriften  3). 
Heidelberg,  C.  Winter.  353  SS. 

Daniel  Sanders:  Einige  Bemerkungen  /u  dem  i.  Auftritt 
im  2.  Aufzuge  von  Goethes  Tasso.  (Zeitschrift  für  deutsche 
Sprache.  4.  Jahrg.  9.  Heft.  S.  372  —  373.) 

»je  mehr  .  .  melir  und  mehr«  =  je  mehr,  desto  mehr ;  der  Vers 
»Ich  sah  lebend'ge  Formen  wieder  sanft  sich  regen«,  sechs  statt  fünf 
Jamben;  »Mir  welch  ein  Moment  war  dieser«  =  »Welch  ein  Moment 
war  dies  für  mich«. 

3.    GEDICHTE. 

Goethes  lyrische  Gedichte,  ausgewählt,  geordnet  und 
erklärt  für  den  Schulgebrauch  und  das  Privatstudium  von 
J.  Heuvves.    Paderborn,  Schöningh.  V  u.   166  SS. 

Ein  Goethe-Strauss.  Jugend-Gedichte  Goethes  nach  der 
Handschrift  des  Dichters  von  1788  biographisch  erläutert  von 
Robert  Keil.  Mit  Holzschnitt-Illustrationen  und  einem  farbigen 
Lichtdruck.  Stuttgart,  Deutsche  Verlagsanstalt,  1891.  VIII  u. 
196  SS. 

Die  in  farbigem  Lichtdruck  wiedergegebene  Zeichnung  ist  die  der 
»schönen  Mailänderin«  von  J.  W.  von  Goethe. 

Weinhold:  Goethe  oder  LenzV  (Chronik  des  AViener 
Goethes-Vereins.  No.  4,  S.   18  fg.) 

Gedichte  von  J.  M.  R.  Lenz.  Mit  Benutzung  des  Nach- 
lasses Wendelins  v.  Maltzahn.  Herausgegeben  von  Karl  Wein- 
hold. Berlin,  Wilh.  Hertz.  Besser'sche  Buchhandlung,  1891. 
XXII  u.   328  SS. 

Arthur  Brandeis :  Die  Braut  von  Korinth  und  Diderots 
Roman  La  Religieuse.    (Chronik  des  Wiener  Goethe-Vereins. 

s.  50-53-) 

Sanders :  Zu  einem  Spruch  Goethes.  (Zeitschrift  für  deutsche 
Sprache.  Jahrg.  4,  Heft  3,  S.    130  fg.)    [Loeper  No.  747.] 

Sanders:  Zu  dem  14.  von  Goethes  venetianischen  Epi- 
grammen. (Zeitschrift  für  deutsche  Sprache.   Jahrg.  4,  Heft   ^, 

5.  131.) 

Erlkönig.  Vgl.  Georg  Ebers  »Jena«.  (Allgemeine  Zeitung. 

6.  Dezember,  Morgenblatt.) 

Franz  Härder:  Anklänge  und  Entlehnungen.  (Zeitschrift 
für    vergleichende    Literaturgeschichte   und    Ren.    Lit.    N.    F. 

III,  s.  365-368.) 


Bibliographie.  3^3 


Zu  Goethes  Versen  »Geh  den  Weibern  zart  entgegen«  wird  auf 
anklingende  Verse  Tibulls  I,  4,  10  tT.  verwiesen. 

Jak.  Moleschott :  Goethes  Heidenröslein.  (Chronik  des 
Wiener  Goethe-Vereins.  No.  8,  9.  S.  36  —  38.) 

Rudolf  Hildebrand:  i.  Kleinigkeiten  zu  Klopstock,  Voss, 
Goethe,  Herder.  2.  Zu  Goethes  Gedicht :  Zwischen  beiden 
Welten.  3.  Zum  Heidenröslein.  (Zeitschrift  für  den  deutschen 
Unterricht.  4.  Jahrg.,  Heft  2,  S.   146 — 152.) 

Hermann  Dunger :  Das  Heidenröslein  ein  Goethisches 
Gedicht.  (Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  4.  Jahrg.  4.  H. 

s.  338.) 

J.  Minor:  Die  Autorschaftsfrage  bei  Goethe  und  neueren 
Dichtern.  (Chronik  des  Wiener  Goethe- Vereins.  No.  3,  S.  9  —  1 1 .) 

Über  »Prometheus-Deukalion«  und  »Heidenröslein«. 

H.  Corvinus :  »Herbstgefühl«  von  Goethe,  analysirt. 
(Zeitschrift  für  das  Gymnasialwesen.  Bd.  44,  Mai.) 

B.  Suphan:  Zum  3.  September.  Goethes  Gedicht  »Ilmenau«. 
Aus  einem  in  der  »Rose«  (im  März  d.  J.)  gehaltenen  Vor- 
trage.   Separat-Druck.  8  SS. 

Ludwig  Blume  :  Zu  Goethes  Gedicht  »Ilmenau«.  (Chronik 
des  ^^'iener  Goethe -Vereins.  No.  5,  S.  23,  24.) 

R.  Sprenger:  Zu  Goethes  Schweizerlied.  (Zeitschrift  für 
den  deutschen  Unterricht.  IV.  Jahrg.  4.  Heft,  S.  380.) 

Georg  Witkowski :  »Pastor-Amor«  und  »So  ist  der  Held, 
der  mir  gefällt«.  Mit  einem  Nachwort  von  Bernhard  Seufifert. 
(Vierteljs.  für  Literaturgesch.  III,  S.   509  —  530-) 

Das  Goethesche  Gedicht  richte  sich  nicht  gegen  Wieland,  sondern 
gegen  die  Anakreontik.  —  Seuttert  liält  dagegen  an  seiner  früher  vor- 

f getragenen  Ansicht  fest,   dass   sich   das   Gedicht  auf  Werthes'  Hirten- 
ieder  beziehe  und  dass  es  nicht  frei  von  Sticheleien  gegen  Wieland  sei. 

G.  von  Buchwald:  Poesie  des  Grabes.  Eine  kulturwissen- 
schaftliche Skizze.  (Deutsche  Roman-Zeitung  XXVIII.  No.  i, 
S.  60  ff.) 

R(ud).  B(eer) :  zu  Wanderers  Nachtlied  von  Goethe.  (Leip- 
ziger Zeitung.  No.   191.) 

Franz  Kern :  Goethes  Achilleis  und  der  letzte  Gesang 
der  Ilias.    (Vossische  Zeitung.    Sonntagsbeilage  No.  2  und  3.) 

t  Goethes  Hermann  und  Dorothea.  Luxus-Ausgabe.  Berlin, 
Grote,    1889.    Fol.  V,  68  pp.    Mit  8  Bildern  in  Kupferdruck. 


J04  Bibliographie. 


Goethe,  Hermann  und  Dorothea.  Herausgegeben  von 
Heinrich  Leineweber.  2.  durchgesehene  Auflage.  Trier,  H. 
Stephanus. 

Goethe.  Hermann  et  Dorothee.  Texte  allemand  avec  une 
introduction  et  des  notes  par  A.  Girot,  agrege  de  l'universite, 
professeur  d'Allemand  au  lycee  du  Havre.  Paris,  Ch.  Delagrave, 
15  rue  Soufflot.  XLIII  u.   148  SS. 

Theodor  Werther :  Zur  Entstehung  von  Goethes  Hermann 
und  Dorothea.  Programm-Beilage  d.  Grossh.  Gymnasiums 
zu  Eutin.     Eutin,  G.  Struves  Buchdruckerei.    4°.    24  S. 

Wasserzieher :  Zur  Zeitrechnung  in  Goethes  Hermann  und 
Dorothea.  (Berichte  des  Freien  Deutschen  Hochstifts.  N.  F. 
VI.  Band,  3.  und  4.  Heft,  S.  499  —  508.) 

Chr.  Semler :  Die  Weltanschauung  Goethes  in  Hermann 
und  Dorothea.  (Zeitschr.  f.  d.  deutschen  Unterricht.  4.  Jahrg. 
Heft  2,  S.  138—144.) 

t  Gedichte  der  Brüder  Christian  und  Friedrich  Leopold 
zu  Stolberg.  Auswahl  von  Gräfin  Friedrich  zu  Stolberg.  Mit 
einer  Einleitung  von  Wilhelm  Kreiten.  Paderborn,  Druck  und 
Verlag  von  Ferdinand  SchÖningh,   1889.    XXIV  u.   279  SS. 

Macht  wiederholt  auf  Goethes  Werthschätzun.o;  Stolbergs  über- 
haupt, speziell  des  Gedichts  «Der  Traum«  aufmerksam.  —  Einleitung 
S.  XVI.  »Wir  wollen  ferner  nicht  zwar  behaupten,  dass  es  mehr  als 
Zufall  ist,  wenn  dieser  »Abend«  den  Goethe  von  Stolbergs  Gedichten 
am  meisten  pries,  ebenfalls  eine  erste  Ausgabe  des  bekannten  Ganges 
der  Mutter  in  »Hermann  und  Dorothea«  enthält,  wohl  aber  im  Vorüber- 
gehen auf  diese  Eigenthümlichkeit  des  Stolhergischen  Gedichtes  auf- 
merksam machen«. 

Lyrik  und  Lyriker.  Eine  Untersuchung  von  Dr.  Richard 
Maria  Werner,  o.  ö.  Professor  der  deutschen  Sprache  und 
Literatur  an  der  k.  k.  Kaiser-Franzens-Universität  in  Lemberg. 
(Beiträge  zur  Aesthetik  hgg.  von  Th.  Lipps  und  R.  M.  Werner, 
Band  i.)  Hamburg  und  Leipzig,  Leop.  Voss.  XVI  u.  638  SS. 

4.    PROSA  SCHRIFTEN. 

Oskar  Bulle:  Goethes Benvenuto  Cellini.  (National-Zeitung. 
26.  November.) 

Lässt  unentschieden  ob  der  erste  Druck  des  Originals  von  1782 
oder  der  Nachdruck  von  1792  benutzt  ist.  Goethe  hat  die  Druckfehler 
stillschweigend  verbessert,  unnöthige  Einschaltungen  entfernt. 

Goethe,  Campagne  in  Frankreich,  1792.  Edition  nouvelle 
avec  une  introduction,  un  rommentaire  et  une  carte  par 
P.  Besson.     Paris,  Garnier. 


Bibliographie.  305 


Goethe-Ruckstuhl :  Von  der  Ausbildung  der  deutschen 
Sprache.   Giessen,  J.  Rickersche  Buchhandlung,  VIII  u.  86  SS. 

Goethe,  Dichtung  und  Wahrheit  Poesie  et  Verite  (Ex- 
traits.)  Avec  une  introduction  et  des  notes  par  J.  Kont, 
Agrege  de  l'Universite,  professeur  au  lycee  de  Lorient.  Paris, 
Garnier  freres.  XX  u.   175  SS. 

Daniel  Sanders :  Ein  Bruchstück  aus  dem  10.  Buche  Goethes 
»Wahrheit  und  Dichtung«.  (Zeitschrift  für  deutsche  Sprache. 
Jahrg.  IV,  S.   1  —  5,  49-53-  89—93.) 

K.  Kochendörffer :  Goethes  Glaubwürdigkeit  in  Dichtung 
und  Wahrheit.  (Preussische  Jahrbücher.  Dezember.) 

Heussner:  Goethes  Wahrheit  und  Dichtung  in  der  Prima 
des  Gymnasiums.  (Gymnasium.  No.  23.) 

Les  Romans  de  Goethe  par  Auguste  Ehrhard,  charge 
de  cours  ä  la  faculte  des  lettres  de  Clermont-Ferrand.  Cler- 
mont-Ferrand,  G.  Mont-Louis.   17   SS. 

Der  deutsche  Roman  des  19.  Jahrhunderts  von  H.  Mielke. 
Braunschweig,    C.  A.    Schwetschke  u.  Sohn.     VIII  u.   351  SS. 

K.  Rehorn :  Der  deutsche  Roman.  Köln,  Alb.  Ahn. 
VIII  u.   274  SS. 

S.  7 — IG,  50 — 72,  82  f.  Goethes  Einfluss  auf  Novalis. 

Carola  Blacker :  Randbemerkungen  zu  Goethe.  (Deutsche 
Roman-Zeitung  XXVIII.  No.  8,  S.   568  —  570.) 

L.  G(eiger) :  Goethes  Tagebücher  1801  — 1808.  (Allge- 
meine Zeitung.  Beilage-Nummer  76,  31.  März.) 

Otto  Harnack:  Goethes  Tagebücher.  (Preussische  Jahr- 
bücher. Bd.  66,  Heft  2,  S.   153—164.) 

D.  Sanders:  Sprachliche  Anmerkungen  zu  dem  i.  Theile 
von  Goethes  Wahlverwandtschaften.  (Zeitschrift  für  deutsche 
Sprache.  Jahrg.  4,  H.  4,  S.  129—134,  H.  5,  S.  77—82,  H.  6, 
S.  217  —  221.) 

Hinweis  auf  sprachliche  Nachlässigkeiten,  absichtliche  Freiheiten. 
.\uch  der  Druckfehler  »verantwortlich«  statt  »unverantwortlich«  wird 
gerügt,  obwohl  er  schon  in  der  Hempelschen  Ausgabe  (Bd.  XV,  S.  32) 
und  seitdem  gewiss  in  manchen  anderen  verbessert  ist. 

tPaul  Seliger:  Nochmals  Werthers  Vorläufer.  (Die  Gegen- 
wart.  No.   52,  S.  415.   28.  Dez.   1889.) 

Von  der  »Sammlung  romantischer  Briefe«  ist  ein  2.  Theil  Berlin 
bei  Nicolai  erschienen,  der  freilich  nichts  von  Wertherstimniung  enthalt.  — 
Hinweis  auf  3  sehr  ungünstis;e  Besprechungen  des  ersten  Theils.  Verfasser 
dieses  ist  Leonli.  Meister,  Verfasser  des  2.  Theils  W.  E.  Follenius. 

Goethe- Jahubuch  XIl.  20 


306  Bibliographie. 


t  Paul  Seliger :  Die  Leiden  der  jungen  Fanny.  (National- 
Zeitung.   15.  März   1889.) 

Analyse  des  obengenannten  von  F.  G.  v.  Nesselrode  1785  heraus- 
gegebenen Romans,  der  mit  Beziehung  auf  ein  bekanntes  Ereigniss  Fanny 
von  Ickstatts  geschrieben  wurde,  vgl.  G.-J.  IX,  239. 

Chr.  Seniler:  Die  Weltanschauung  Goethes  in  den  Leiden 
des  jungen  A\'erther.  (Zeitschrift  für  den  deutschen  Unterricht. 
3.  Jahrg.,  Ergänzungsheft.) 

F.  Zschech :  Ugo  Foscolos  Ortis  und  Goethes  Werther. 
Auf  Grund  der  neuesten  italienischen  Veröffentlichungen. 
(Zeitschrift  für  vergleichende  Literaturgeschichte.  Neue  Folge, 
3.  Bd.,  S.  46-70.) 

Perseus  und  St.  Jürgen.  Vortrag  gehalten  in  der  Ge- 
sellschaft zur  Beförderung  gemeinnütziger  Thätigkeit  in  Lübeck 
am  12.  November  1889  von  Albert  Benda.  (Erweitert  und 
durch  Anmerkungen  vermehrt.)  Lübeck,  Druck  von  H.  G. 
Rathgens.     40  SS. 

Zu  Grunde  liegt  die  Goethesche  Bemerkung  1822  in  dem  Auf- 
satze über  einen  Kupferstich  nach  Tizian,  die  St.  Georgs  Legende  sei 
eine  christliche  Parodie  der  Fabel  von  Perseus  und  Andromeda. 


E.    ÜBERSETZUNGEN. 

Faust.  Tragedie  af  Goethe.  Oversat  af  P.  Hansen.  Anden 
Del.  Kjoebenhavn,  Gyldendalske  Boghandels  Forlag.  (F.  Hegel 
&  Son.)  XCIX,  415  u.  27   unpag.  SS. 

Goethe,  Faust.  A  Dramatic  Poem.  Transl.  by  A.  Hay- 
ward.   II.  ed.  London,  Bell  »51:  Sons.  282  SS. 

Goethe,  Faust.  Translated  in  the  original  metres,  with 
copious  notes,  by  Bayard  Taylor.  New  ed.  London,  Ward 
&  Lock.  640  SS. 

Goethe,  Faust.  2  Parts,  and  Schillers  Poems  and  Ballads. 
With  introduction  by  Henry  Morley.    London,  Routledge. 

f  Goethe,  Faust.  Murhäytelmä.  i.  osa.  K.  Forsman'in 
suomentama.    Porrsossa  G.  S.  Söderström,  1884. 

Finnisch. 

Goethe,  Faust.  Für  kleine  Bühnen  bearbeitet.  Nischnij 
Nowgorod.  Russisch. 

Goethe,  Faust.     Russisch.    12.  Petersburg. 

Goethe,  Faust,   2.  Thl.     Russisch.   2.  Aufl.    16°.    Moskau. 

Goethe,  Faust.     Russisch.   12°.  Moskau,  A.  Karzew. 


Bibliographie.  307 


Goethe,  the  boyhood  and  youth  of  Goethe  :  being  books 
I  to  2  of  the  Autobiography  ;  from  the  German  by  J.  Oxen- 
ford.  NewYork,  G.  P.  Putnam's  Sons.  2  vols.  I,  IV  u.  401  SS, 
II,  IV  u.  401  SS. 

t  Goethe,  Ruoehiiia.  Sakrasta  suoni.  K.  F.  Ridderström. 
Turku  1884. 

Goethes  Gedichte.  Finnisch. 

Goethe,  Faust;  TransL  by  Anna  Swanwick.  New-York, 
A.  L.  Burt. 

Goethe,  Hermann  et  Dorothee,  poeme.  Traduction 
francaise  par  Bitaube.  Paris,  Delalain  freres.  XX  u.  95  SS. 

Goethe,  Hermann  et  Dorothee.  Ed.  ann.  p.  l'abbe 
J.  N.  Wagner.    Paris,  Poussielgue.    IV  u.   119  SS. 

Goethe,  Hermann  et  Dorothee.  Traduction  francaise 
IDar  B.  Levy.  Avec  le  texte  allemand  et  des  notes.  Paris, 
Hachette  &  Co.  IV  u.   187  SS. 

Goethe,  Herman  a  Dorota,  epos  idyhcke.  Prelozil  Tosef 
Jungmann.  Czechisch.  8°.  4.  Aufl.  Prag,  J.  L.  Kober. 

Goethe,  Mignon.  Russisch.  8°.  Moskau,  Verlag  der  »Narod- 
naja  Biblioteka«. 

Goethe,  die  Mitschuldigen.  Russisch.  8°.  Moskau. 

Goethe,  Wybor  pism  w  przekladzie  L  Jenikego.  Polnisch. 
Warschau,  S.  Lewental. 

Inhalt:  Lyrische  Lieder,  Hermann  und  Dorothea,  Reinecke  Fuchs, 
Egmont,  Iphigenia  auf  Tauris,  Torquato  Tasso. 

Goethes  Gedichte  (Auswahl).  Russisch.  2.  Aufl.  Petersburg, 
A.  Ssuworin. 

Deutsche  Classiker  in  romanischer  Übersetzung.  (Rumän. 
Revue.  V,  12.) 

Enthält  besonders  zahlreiche  Hinweisungen  auf  Goethe. 

P.  Mario :  Saggi  glottologici  e  letterari.  Vol.  IL  Milano, 
Hoepli.  [U.  A.  Versione  poetiche  a  Prometeo  (Dal  Tedesco, 
di  Goethe)  S.  203  —  205.] 

Goethe.  Reineke  Fox.  West  Eastern  Divan  &  Achilleis. 
Translat.  in  the  orig.  metres  by  Alex.  Rogers.  London, 
Bell  &  Sons.  370  SS. 

Goethe,  Sesenheim:  from  Goethe:  »Dichtung  und  Wahr- 
heit«; ed.  with  an  introd.  and  notes  by  H.  C.  O.  Huss. 
Boston,  Heath  &  Co. 

20* 


308  Bibliographie. 


Goethe,  Extraits  des  oeuvres  en  prose  de  Goethe,  prece- 
des  de  notices  et  annotes  par  L.  Schmitt,  agrege  de  l'Uni- 
versite,  professeur.  Classe  de  rhetorique.  Paris,  Delagrave. 
VI  u.   I20  SS. 

Luigi  Virbio :  Ermanno  e  Dorotea.  Versione  metrica. 
Genova,  Istituto  Sordo-Muti. 

Claudys    Translation    of    Faust.     (The   Menorah ,    Febr. 

s.  57-63.)  

II.   BIOGRAPHISCHES. 

A.    ALLGEMEINES. 

Goethe  par  Firmery,  professeur  de  litterature  etrangere 
a  la  faculte  des  lettres  de  Lyon.  Un  volume  orne  de  nom- 
breuses  reproductions.  (Nouvelle  collection  des  classiques 
populaires.)  Paris,  Lecene,  Oudin  &  Co.,  17  rue  Bona- 
parte.  236  SS. 

Das  Goethesche  Zeitalter  der  deutschen  Dichtung.  Von 
Eduard  Grisebach.  Mit  ungedruckten  Briefen  Wilhelm  Heinses 
und  Clemens  Brentanos.  Leipzig,  W.  Engelmann,  1S91.  197  SS. 

S.  28 — 65 :  Goethe.  Behandelt  Herders,  Klopstocks,  Lessings  und 
Gleims  Verhältniss  zu  Goethe  und  Goethes  Stellung  zu  den  Genannten; 
Goethe  nur  von  Herder  abhängig.  Auch  in  den  übrigen  Aufsätzen 
mannigfache  Erwähnungen.  S.  115  — 115  Brentano  und  Goethe.  S.  120A. 
Goethes  Novelle  »der  Procurator«  und  seine  duelle.  S.  122  Goethes 
Novellen  und  Romane  überhaupt.  S.  152  fg.  Symbolische  Poesie  bei 
Goethe,  »Geheimnisse«.  S.  133  ff.  Divan,  Faust  2.  Theil.  S.  141  — 144 
Goethe  und  Heine.     S.  145  A.  Goethes  Gedicht  »das  Tagebuch«. 

Linde:  Goethe  und  das  Kreuz.  (Vaterland.  No.  60.) 

Linde:  Goethe  und  die  Schwarzen.  (Vaterland.    No.  63.) 


B.    BIOGRAPHISCHE  EINZELHEITEN. 

E.  Dowden,  Account  of  the  last  days  of  Goethe,  with 
an  unprinted  letter  of  Dr.  Weissenborn:  Weimar,  28.  März 
1832.    (Fortnightly  Review,  Septbr.) 

t  L^nserer  lieben  Mutter  Besuch  bei  Goethen.  Aus  einem 
Briefe  von  Pauline  Hase,  geb.  Härtel,  an  ihre  Schwester  Elwine 
Härtel.  Jena,  den  19.  März  1832.  Nachtrag  aus  einem  Briefe 
vom  3.  April  1832.  Für  die  Hauschronik  der  Familie  Hase 
am  26.  Juni  1889  zur  stillen  Feier  60jährigen  Professoren- 
thums  unseres  lieben  Vaters  Dr.  Karl  August  v.  Hase.  Leipzig. 
Sonderabzug  aus  »Goethes  Gesprächen«.   1889.  8  SS. 


Bibliographie.  309 


H.  Chotzner  :  Eine  moderne  englische  Stimme  über  Goethe 
in  seinem  vorgerückten  Alter.  (Magazin  für  Literatur  des 
In-  und  Auslandes.  59.  Jahrg.,  No.   16,   S.  245  —  247.) 

J.  Herzfelder:  Goethe  und  Bayern.  (Das  Bayerland. 
lUustr.  Wochenschrift.  2.  Jahrgang,  No.  21,  22,  23,  S.  25ofg., 
255 fg-  269  fg.) 

Ludwig  Geiger :  Goethe  und  Berlin.  (Allgemeine  Zeitung. 
Beilage  No.   104  ff.) 

Maximilian  Schlesinger  :  Goethe  in  Breslau.  (Monatsblätter, 
Organ  des  Vereins  »Breslauer  Dichterschule«.  No.  8.) 

H.  Dechent :  Frankfurt  in  Goethes  Jugendzeit.  (Didaskalia, 
Unterhaltungsblatt  des  Frankfurter  Journals,  No.  52  —  57, 
2  —  8.  März.) 

Goethe  in  Italien  (anonym.)  (Wissenschaftl.  Beilage  der 
Leipziger  Zeitung  No.  86.) 

f  Gustav  Karpeles  :  Goethes  Abenteuer  in  Karlsbad.  (Leip- 
ziger Tageblatt  No.   261,   18.  September  1889.) 

Berichtigung  zu  G.-J.  Bd.  XI,  es  sind  allerlei  Geschichten,  Liebes- 
abenteuer (zum  Theil  erzählt  nach  Goethes  Briefen  und  Gesprächen 
1807,  1806,  1792,  1795). 

Gustav  Karpeles:  Goethe  in  Karlsbad.  Eine  literar.- 
historische  Plauderei.  (Berliner  Neueste  Nachrichten.  10.  Jahr- 
gang, No.  273,  4.  Juni.) 

H.  DUntzer:  Das  Breitkopfsche  Haus  »Zum  silbernen 
Bär«  in  Leipzig.    (Über  Land  und  Meer.  64.  Band,  No.  37.) 

Adolf  Stern:    Goethes  Mailänderin.  (Grenzboten.  Bd.  IV, 

S.  581-583.) 

MaddalenaRiggi,  im  Juli  1788  mit  dem  Jüngern  \olpatoverheirathet. 

E.  Violet:  Goethe  in  Sesenheim.  Mit  Einschaltbild  von 
A.  Borckmann.  (Velhagen  &  Klasings  N.  Monatshefte.  IV. 
Heft  7.) 

Jeannot  Emil  Frhr.  v.  Grotthuss :  Goethe  in  Sesenheim. 
(Daheim.   26.  Jahrg.  No.   20.) 

Rudolf  Hildebrand :  Sesenheim  nicht  Sessenheim.  (Zeit- 
schrift f.  d.  deutschen  Unterricht.  4.  Jahrg.  3.  Heft.  S.  237  —  239.) 

f  Oscar  Canstatt:  Kunst  und  Wissen  in  Worms.  Eine  Fest- 
schrift zur  Eröffnung  des  städtischen  Spiel-  und  Festhauses 
in  Worms.  Worms,  E.  Kranzbühler,  1889.  VII  u.  139  SS. 
I   Portr.  u.   I   Plan. 

S.  7  f.  betr.  Goethes  Aufenthalt  in  Worms,  seine  Bekanntschaft 
mit  Charitas  Meixner. 

J.  Herzfelder  :  Goethe  und  der  Zürichersee.  (Münchener 
Neueste  Nachrichten  43,   196.) 


310  Bibliographie. 


C.    GOETHES  ELTERN,  GATTIN,  SOHN,  ENKEL. 

Goethes  Vater.  (Chronik  des  Wiener  Goethe -Vereins. 
No.   II,  S.  46,  47.) 

O.  Fr.  Gensichen:  August  v.  Goethe.  Ein  Gedenkblatt 
zu  seinem  hundertsten  Geburtstage.  (Schorers  FamiHenblatt. 
9.  Band,  No.  51.) 

Gustav  Karpeles:  August  v.  Goethe.  Ein  Gedenkblatt 
zum  28.  August.  (Der  Zeitgeist.  Beil.  zum  »Berl.  Tageblatt« 
25.  August.) 

August  V.  Goethe.  (Berliner  Börsen  -  Courier.  No.  546, 
28.  August.) 

Auguste  V.  Littrow-Bischoff :  Erinnerung  an  die  Familie 
V.  Goethe.  (Deutsche  Hausfrauen-Zeitung.  No.  25,  S.  276  fg., 
No.  31,  S.  345  fg-) 

Dr.  Bernh.  Münz :  Der  Fluch  eines  grossen  Namens. 
(Unsere  Zeit.  II,  S.  55S  — 562.) 

Ein  knapp  umrissenes  Charakterbild  von  Wolf  Goethe. 

fL.  Haaser:  Neues  zur  Goetheforschung.  (Leipz.  Tage- 
blatt. No.  165,   14.  Juni  1889.) 

Hauptsächlich  Mittheilungen  über  Goethes  Enkel,  vornehmlich 
Alma. 


D.  GOETHES  VERHÄLTNISS  ZU  SEINEN  VORGÄNGERN, 
FREUNDEN  UND  NACHFOLGERN. 

Reinhold  Köhler:  Goethe  und  der  italienische  Dichter 
Domenico  Batacchi.  (Sonderabdruck  aus  den  Berichten  der 
Königl.  Sachs.  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  Sitzung  vom 
19.  Juli.  S.  72  —  78.) 

Beethoven  und  Goethe.  (Von  Haus  zu  Haus,  III.  Jahr- 
gang, No.  40.) 

Bismarck,  Moltke  und  Goethe.  Eine  kritische  Abrech- 
nung mit  Dr.  Georg  Brandes  von  Max  Bewer,  Verfasser  der 
Broschüre  »Bismarck  wird  alt«.    Düsseldorf,  Felix  Bagel.  VIII 

u.  58  SS. 

Der  Anlass  zu  dem  seltsamen  Schrittchen  liegt  in  einem  Worte, 
das  G.  Brandes  in  einem  Essay  über  Moltke  über  den  Fürsten  Bismarck 
gebraucht:  »Man  fragt  sich  ob  Bismarck  im  Stande  ist,  Goethe  zu 
begreifen«. 

(Gegen  Brandes:  Münchener  Allgemeine  Zeitung.  Beilage 
2.  September.  —  Brandes'  kräftige  Abwehr.  Frankfurter  Zeitung. 
12.  September,  Feuilleton.) 


Bibliographie.  31 1 


Rousseau  und  die  deutsche  Geschichtsphilosophie.  Ein 
Beitrag  zur  Geschichte  des  deutschen  Ideahsmus  von  Richard 
Fester.      Stuttgart,    G.  J.   Göschensche    Verlagsbuchhandking. 

X  u.  340  SS. 

S.  306—308  W.  V.  Humboldt,  Goethe  und  Ranke.  W.  v.  Hum- 
boldt als  Vermittler  zwischen  Goethe  und  Schiller;  Goethe  als  Erzieher 
der  Nation  zum  gegenständlichen  Denken. 

Rudolf  Schmidt:  Riemer  og  Eckermann,  Goethes  to 
Hjalpere.    27   SS. 

Julius  Wähle  :  Kaiserin  Augusta  und  Goethe.  (Deutsch- 
land, herausg.   von  Fritz  Mauthner.  No.   17,  S.   289,   290.) 

Über  die  Beziehungen  der  Kaiserin  Augusta  zu  Goethe 
(Abdruck  der  Verse  181 8,  des  Gedichtes  1820)  handeln  kleine 
(anonyme)  Aufsätze:  Dresdener  Journal  9.  Januar,  Leipziger 
Tageblatt   10.  Januar,  Eisenacher  Zeitung   10.  Januar. 

B.  Suphan  :  Aus  Carl  Augusts  Frühzeit.  Zwei  Briefe  an 
Wieland.  (Vierteljs.  für  Literaturgesch.  III,  H.  4,  S.  61 1— 615.) 

Die  Briefe  (aus  dem  Goethe-  und  Schiller-Archiv)  theils  deutsch, 
theils  französisch  (23.  Juli  1772  und  29.  Dezember  1774). 

Die  Malerin  Angelica  Kauffmann.  Ein  Lebensbild.  Nach 
den  Quellen  bearbeitet  und  durch  15  Briefe  von  und  an  Angelica 
beleuchtet  von  Dr.  Wilhelm  Schräm.  Brunn,  Druck  und  Ver- 
lag von  Rudolf  M.  Rohrer.  III  u.  64  SS. 

Emil  Mauerhof:  Goethe  und  Heinrich  v.  Kleist.  (Die 
Gesellschaft,  herausg.  von  M.  G.  Conrad  und  Karl  Bleib- 
treu.   Heft  4,  S.   516  —  544.) 

Oskar   Erdmann:   Zum    Einfluss   Klopstocks   auf  Goethe. 
(Zeitschrift  für  deutsche  Philologie.  XXIII,  S.   108,   109.) 
Der  Schluss  «An  Schwager  Kronos«  aus  Messias  XVI,  125. 

Rudolf  Hildebrand:  Goethe  ein  grosser  Nehmer.  (Zeitschr. 
f  d.  deutschen  Unterricht.    4.  Jahrg.  4.  Heft,    S.    351  —  353.) 

Ausdruck  von  Kiopstock  1799,  der  Goethes  Aufsätze  gegen  Newton 
als  Marats  Eigenthum  bezeichnet.  Abhängigkeit  von  Pyra  s.  G.-J.  IV,  447. 
Einzelne  Wendungen  des  Gedichts  »An  Schwager  Kronos«  aus  einem 
Gedicht  von  Denis  über  Gellerts  Tod.  Entlehnungen  in  den  »Sprüchen« 
(nach  V.  Loeper),  ohne  dass  die  Quellen  genannt  sind. 

Karl  Ludwig  v.  Knebel.  Ein  Lebensbild  von  Hugo  v. 
Knebel  Doeberitz.   Mit  einem  Bildniss.    Weimar,    H.  Böhlau. 

XI  u.   183  SS. 

Joh.  Froitzheim:  Lenz  und  Goethe.  Mit  ungedruckten 
Briefen  von  Lenz,  Herder,  Lavater,  Röderer,  Luise  König. 
Mit  dem  Porträt  der  Frau  v.  Oberkirch.  Stuttgart,  Deutsche 
Verlagsanstalt.  VIII  u.   132  SS. 


312  Bibliographie. 


R.  M.  Meyer :  Lessings  Theater.  (Vierteljs.  für  Literatur- 
geschichte. III,  S.   298 — 323.) 

Zeigt  u.  A.  Lessings  Streben  sich  mit  seinen  Figuren  zu  identi- 
ficiren,   Goethe  wurde  auch  in   dieser  Beziehung  sein  grösster  Schüler. 

Paul  Simon:  Franz  Liszt  als  Goethe-Verehrer.  (Weimar. 
Zeitung.  No.  234—236.) 

Enthält  hauptsächlich  Mittheilungen  über  Liszts  Mitwirkung  bei 
der  Weimarer  Goethestiftung. 

Winterfeld:  Mendelssohn  und  Goethe.  (Der  Salon.  Heft  8.) 

H.  Düntzer:  Zu  Ehren  von  Johann  Heinrich  Merck. 
(Über  Land  und  Meer.  63.  Band,  No.   26,  S.  523  —  526.) 

O.  Harnack :  Notizen  aus  dem  Nachlasse  Heinrich  Meyers. 
(Vierteljs.  für  Literaturgesch.  Bd.  III,  S.  373  —  377.) 

J.  Froitzheim :  Zu  Goethes  »Dichtung  und  Wahrheit«. 
(Strassburger  Post.  No.  332.    Drittes  Blatt,  30.  November.) 

Über  Goethes  Strassburger  Genossen  Meyer  v.  Lindau. 

Max  Dessoir :  Karl  Philipp  Moritz.  Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  deutschen  Aesthetik.  (Allgemeine  Zeitung.  Beilage 
No.  203  fg.) 

t  Über  die  bildende  Nachahmung  des  Schönen.  Von  Karl 
Philipp  Moritz.  Herausgegeben  von  Sigm.  Auerbach.  (Deutsche 
Literaturdenkraale,  herausg.  von  B.  Seuffert  No.  31.)  Heilbronn, 
Henninger,   1888.   XLV  u.  45  SS. 

Weist  nach,  dass  Goethe  irrthümlicli  gesagt  hat,  die  Sclirift  »sei 
aus  unseren  Unterhaltungen  hervorgegangen «  führt  aber  einzelne 
Parallelen  Moritz'scher  und  Goethescher  Anschauungen  an.  (Einzelne 
Nachträge  gibt  R.  Boxberger  in  den  »Blättern  für  lit.  Unterhaltung 
No.  4,  S.  61.) 

Meisner :  Goethes  Beziehungen  zu  Polen  und  sein  Einfluss 
auf  die  polnische  Literatur.  (Zeitschrift  der  historischen  Ge- 
sellschaft für  die  Provinz  Posen.  5.  Jahrg.  S.  339—342.) 

Otto  Harnack :  Goethes  Beziehungen  zu  russischen  Schrift- 
stellern. (Zeitschrift  für  vergleich.  Literaturgesch.  u.  Ren.  Lit. 
Neue  Folge  III,  S.   269  —  275.) 

W.  Lübke:  Rauch  und  Goethe.  (Beil.  z.  Allg.  Zeitung. 
No.  44,  21.  Febr.) 

S.  M.  Prem:  Goethe  und  Abt  Reitenberger.  (Neue  freie 
Presse.  No.  221 1.) 

Ernst  Landsberg  :  Friedrich  Karl  v.  Savigny.  (Allg.  deutsche 
Biographie.  Bd.  XXX,  S.  425  —  452.) 


Bibliographie. 


:)M 


Cornelius  Gurlitt :  Gottfried  Schadow  als  Impressionist. 
(Magazin  für  Literatur  des  In-  u.  Auslands.  No.  27,  S.  425 — 427.) 

E.  Dobbert:  Gottfried  Schadow  von  Julius  Friedländer. 
(National-Zeitung.  43,   No.  489.) 

Deutsche  Alterthumskunde  von  Karl  MüUenhofT.  Erster 
Band,  neuer  vermehrter  Abdruck  besorgt  durch  Max  Roediger. 
Mit  einer  Karte  von  Heinrich  Kiepert.  Berlin,  Weidmannsche 
Buchhandlung.    XXXV  u.  544  SS. 

S.  XII  ff.  Einleitung.  Schillers  Ideal  :  Verlangen  nach  Harmonie 
und  Freiheit,  Übereinstimmung  mit  der  Idee,  Einheit  der  Form  und 
des  Inhalts  durch  Goethe  erfüllt.  «Goethes  und  Schillers  Vereinigung 
betrachten  wir  als  den  Höhepunkt  des  geistigen  Lebens  unserer  Nation. 
.  .  .  Mit  dem  Ideale  war  der  reine  Humanismus  das  gemeinsame  Be- 
kenntniss  Schillers  und  Goethes«.  Sie  finden  im  Griechenthum  die 
schönste  Erfüllung  ihres  Ideals.  Goethes  Stellung  zum  Christenthum, 
der  Humanismus  stehe  auf  dem  Boden  des  Christenthums. 

M.  Laue  :  Schiller  und  Goethe ;  ihr  Leben  und  ihre  vor- 
züglichsten Werke.  Langensalza,  Schulbuchhandlung  von 
F.  Geissler.  III  u.   136  SS. 

t  Guglielmo  Teil  di  F.  Schiller,  preceduto  da  uno  studio 
sulle  vita  e  sulle  opere  dell'  autore  come  pure  corredato  di 
Note  dichiarative  di  un  completo  Vocabulario  speciale  dal 
Prof.  Giacomo  Schwarz.  Genova  1889  Stab,  tipogr.  dell'  An- 
nuario  generale.  XLVI  u.   173  SS. 

Die  Schlosser.  (A.  D.  Biographie.  Bd.  XXXI.  S.  541  —  547,) 

A.  Dietz :  Der  Goethesche  Hausfreund  Rath  Schneider. 
(Berichte  des  Freien  Deutschen  Hochstifts.  Neue  Folge  VI.  Bd. 

S-  314—316.) 

Shakespeares  Einfluss  auf  Goethe  in  Leben  und  Dichtung 
von  Bruno  Wagener.  i.  Theil.  Halle  a/S.,  Max  Niemeyer. 
54  SS. 

t  Dr.  Timon  (M.  P.  de  Haan) :  Shakespeares  Drama  in  seiner 
natürlichen  Entwicklung  dargestellt.  Leyden,  E.  J.  Brill,  1889. 

S.  171,  269,  338.  —  368,  374,  398,  500  Goetlies  Humor.  566 
Goethes  Symbolik. 

Finder  und  Erfinder.  Erinnerungen  aus  meinem  Leben 
von  Friedrich  Spielhagen.  2  Bände.  Leipzig,  L.  Staackmann. 
Bd.  I:  XII  u.  404  SS.,  Bd.  II:  XI  u.  447  SS. 

Band  I,  S.  72.  Erste  Leetüre  Goethescher  Schriften:  Hermann  und 
Dorothea,  Faust  i.  Theil.  S.  315  fg. :  F.  G.  Welckers  rührende  Goethe- 
verehrung. S.  324—327:  Hineinlesen  in  Goethes  Werke,  Gedichte, 
»Götz«  und  die  übrigen  Dramen.  Sehr  schöne  Stelle  über  die  von 
den  Gediclnen  empfangenen  Eindrücke.  Band  II,  S.  38  fg. :  Goethe- 
lectüre  mit  der  Schwester,  sittliche  Bedenken    der  Letztern.    S.   84  fg.: 


314  Bibliographie. 


Faustrecitation  in  einem  Pfarrhause.  An  vielen  Stellen,  besonders  bei 
der  Entstehungsgeschichte  der  »Problematischen  Naturen«  ausführliche 
Darlegung  der  Einwirkung,  welche  Goethes  Schriften,  besonders  Dramen 
und  Romane,   auf  den  Erzähler  geübt  haben. 

Gerhard  Schneege:  Goethes  Verhältniss  zu  Spinoza  und 
seine  philosophische  Weltanschauung.  Programm-Beilage  der 
evangelischen  FUrstenschule  zu  Pless.  Pless,  Druck  von 
A.  Krummer.  4°.   21   S. 

Heinrich  Breitinger:    Die  Briefe    der    Frau  von  Stael  an 
Joh.  Heinr.  Meister.  (Züricher  Taschenbuch  1890,  S.  130  — 151.) 
Enthält  einzelnes  über  Goethe,  z.  B.  Brief  10.  Oktober  1796. 

H.  Pallmann:  Einiges  über  den  Königslieutenant.  (Be- 
richte des  Freien  Deutschen  Hochstifts.  Neue  Folge,  VI  Bd. 
S.   299  —  313.) 

f  Altes  und  Neues  aus  dem  Pegnesischen  Blumenorden. 
I.  Der  Erinnerung  an  Dr.  H.  Heerwagen  geweiht.  Nürnberg, 
H.   Ballhorn,   1SS9.  IV  u.   271   SS. 

S.  54—83 :  Karl  Friedrich  Zelter.  Vortrag  Heerwagens  5.  Nov.  1862. 

A.  Stahr:  Goethes  Frauengestalten;  mit  dem  Bildniss 
Lottes  und  Minna  Herzliebs,  sowie  Facsimile  eines  an  letz- 
tere von  Goethe  gerichteten  Gedichts.  2  Theile.  8.  Auflage. 
Berlin,    Brachvogel  8c  Ranft.     VII  u.  260  SS.,  III  u.  292  SS. 

Gustav  Eitner :  Aus  Goethes  Frauengestalten.  Programm 
des  Gymnasiums  zu  Görlitz. 

Julius  R.  Haarhaus :  Goethes  Verhältniss  zu  Käthchen 
Schönkopf.  (Wissenschaftl.  Beilage  der  Leipziger  Zeitung. 
No.   124 — 126.) 

Edouard  Rod  :  Goethe  et  ses  amours  dejeunesse:  Char- 
lotte Buff.    (Revue  de  famille,   i   janvier.) 

Ferdinand  Graf  Eckbrecht  Dürkheim  :  Gereimtes  und 
LIngereimtes.  Stuttgart,  J.  B.  Metzler.   YU   u.   255   SS. 

Darin  ein  Gedicht  auf  seine  Grossmutter  Elisabeth,  geb.  Schöne- 
mann (aus  Frankfurt  a.  M.)    in  ihren  Beziehungen    zu  Goethe  als  Lili. 

t  A.  V.  Treuenfels :  Goethes  Minchen.  (Dresdener  Zeitung. 
No.   125,   29.  März   1889.) 

Adolph  Kohut :  Mosaikbilder  und  Arabesken.  Dresden, 
F.  Üehlmann's  Verlag.  IV  u.  276  SS.  Enhält  Goethes  Minchen. 

Ed.  Frd.  Kestner :  Goethes  »letztes  Frauenideal«.  (Musik- 
Zeitung.  XL  Jahrg.  No.   18.) 


Bibliographie.  315 


E.    STELLUNG   ZUR  WISSENSCHAFT   UND  KUNST. 

Goethe    als   Bibelforscher.     Ein  Vortrag    von   Dr.  Elias 
Karpeles.  Berlin,  Verlag  von  Hermann  Engel.  24  SS. 

Goethe  und  die  Bibel.  Von  Prof.  Dr.  Hermann  Henckel, 
(jymnasialdirektor  a.  D.  Leipzig,  F.  W.  v.  Biedermann.  84  SS. 

Stark  erweiterter  und  vermehrter  Abdruck  der  früher  in  einer 
Zeitschrift   erschienenen   Arbeit,   vgl.  G.-J.  XI,    S.  266. 

Pro-  und  Antisemitisches  in  schön-  und  strengvvissen- 
schaftlicher  Literatur.  Von  Dr.  J.  Babad  in  Greifswald.  Separat- 
druck aus  der  Oesterr.  Wochenschrift.  Wien,  Verlag  der 
Oesterr.  Wochenschrift.  53  SS.    (Über  Goethe  und  die  Juden.) 

Ludwig  Habicht :  Goethe  als  Erzieher.  (Deutsche  Haus- 
frauenzeitung, No.   I,  2.) 

Goethes  ethische  Ansichten.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte 
der  Philosophie  unserer  Dichterheroen.  Von  Dr.  Ernst  Melzer. 
Sonderabdruck  aus  dem  25.  Bericht  der  Neisser  wissenschaft- 
lichen Gesellschaft  Philomathie.  Neisse,  J.  Graveursche  Buch- 
handlung (Gust.  Neumann).  VIII  und  44  SS. 

A.  Hensler:  Goethe  und  die  italienische  Kunst.  Basel, 
R.  Reich.  41  SS. 

Eduard  Grosse:  Goethe  und  die  Newtonianer.  Neue  Monats- 
hefte. V,   I.  Heft  (September).    Leipzig,  Velhagen  &  Klasing. 

t  Goethe  über  das  Universitätsstudium.  (Dresdener  Zeitung. 
No.  161,   12.  Juli  1889.) 

Zusammenstellung  (nach  der  Frankfurter  Zeitung)  der  bezüglichen 
Äusserungen  Goethes  in  den  Briefen  an  den  Sohn  (G.-J.  Bd.  X). 

Goethe  und  Schopenhauer  über  die  sogenannte  Schul- 
frage. (Allgemeine  Zeitung,  Beilage  No.  271.) 

Hinweis  auf  einzelne  »Sprüche«  Goethes,  in  denen  die  Beschäf- 
tigung der  Jugend  mit  den  Sprachen  des  Alterthums  als  nützlich  und 
nothwendig  erklärt  wird. 


F.    NOTIZEN  VON  GOETHES  ZEITGENOSSEN  ÜBER 
GOETHE. 

Bernhard  Seuffert:  Der  Herzogin  Anna  Amalia  Reise 
nach  Italien.  In  Briefen  ihrer  Begleiter.  (Preussische  Jahr- 
bücher. Mai,  S.  535  —  563.) 

Diese  sehr  anmuthigen,  ursprünglich  für  das  Goethe- Jahrbuch 
bestimmten  Briefe,  die  daselbst  leider  aus  Raummangel  nicht  aufge- 
nommen  werden    konnten,    des   Fräulein   Louise   von    Göchhausen    an 


3l6  Bibliographie. 


Wieland  vom  3.  Sept.  1788  bis  21.  Mai  1790  aus  Verona,  Rom,  Neapel, 
Venedig,  enthalten  zwar  fast  nichts  über  Goethe,  sind  aber  hier  an- 
zuführen, theils  weil  sie  für  Weimar  und  Goethe  berechnet  waren,  theils 
weil  sie  die  Ein-  und  Nachwirkung  der  von  Goethe  in  Italien  gewonnenen 
Eindrücke  deutlich  zeigen.  Die  Briefe  sind  durch  einen  verbindenden 
Text  aneinandergereiht,  der  auch  mancherlei  Auszüge  aus  den  Antworten 
Wielands  enthält. 

Verzeichniss  der  von  Herrn  Dr.  Max  Wüstemann  in 
München  hinterlassenen  Autographen-Samnilung,  welche  am 
24.  November  1890  versteigert  werden  soll.  Leipzig,  List  u. 
Francke.     98  SS. 

In  einigen  Briefen  Erwähnungen  Goethes :  David  d'Angers  an 
Vogel  V.  Vogelstein  1832  spricht  von  dem  »unersetzlichen  Verlust,  den 
Deutschland  erlitten«,  Schinkel  1835  vom  Goethe-Schiller-Monument 
in  Weimar,  Chelard  widmet  Ottilie  v.  Goethe  ein  Lied  mit  Text, 
G.  L.  Spalding  1805  schreibt  über  Schiller  und  Goethe,  Vischer  inter- 
essante Bemerkungen  über  Goethes  Faust  für  K.  Grunert  geschrieben, 
W.  V.  Wolzogen  25.  September  1785  an  seine  spätere  Gattin,  auch 
über  Goethe.  —  Von  Goethe  selbst  werden  aufgezählt:  Originalmanu- 
scripte der  Recensionen  in  der  Jenaer  Literatur-Zeitung  über  Johnsohns 
lectures,  über  Schlaberndorfs  Napoleon  Bonaparte,  über  J.  H.  Voss' 
Gedichte;  ferner  Handschriften  einzelner  bekannter  kleiner  Gedichte; 
ferner  zwei  Briefe  21.  Dezember  1819,  20.  Januar  1825,  deren  Adressaten 
nicht  angegeben  werden.  —  Der  Erwähnung  werth  ist  K.  F.  Bahrdts 
eigenhändige  Abschrift  der  Goetheschen  Satire  »Prolog  zu  den  neuesten 
Offenbarungen  Gottes«.  Mitgetheilt  werden  zwei  Stellen:  A.  E.  Müller, 
Hofkapellmeister,  15.  März  1815:  »Die  baldige  Ankunft  unseres  Herzogs 
veranlasst  theatralische  Feste,  ich  habe  ein  grosses  Gedicht  von  unserem 
Goethe  dazu  in  Noten  bringen  müssen«  und  A.  F.  Oeser  (Leipzig  1776): 
»Ich  freue  mich  über  d.  gute  Vernehmen,  das  unter  zwev  so  würdigen 
Männern,  als  Hofr.  Wieland  u.  Dr.  Goethe  sind,  entstanden  ist  u.  be- 
sonders über  letzteren,  da  ich  höre,  dass  sich  derselbe  des  Tages  eine 
Stunde  (vermuthlich  zur  Motion)  in  Confulsionen  übet;  alle  guten 
Menschen  sollten  gesund  sein«. 

Johannes  Proelss  :  Die  Cottasche  Buchhandlung  und  das 
«Junge  Deutschland«.  (Allgemeine  Zeitung.  Beilage,  No.  156, 
8.  Juli.) 

Börne  an  Cotta  10.  März  182 1  Plan  eines  literarischen  Blattes: 
».  .  .  Ich  glaube  es  müsste  sehr  interessant  sein,  den  Massstab  der 
neueren  Zeit  an  die  ^^'erke  der  älteren  zu  legen.  Wie  wäre  jetzt  Wilhelm 
Meister,  Titan,  la  pucelle,  die  Heloise,  Lessings  Dramaturgie  zu  beur- 
theilen?  Man  müsste  diese  Werke  besprechen,  als  wären  Sie  erst  er- 
schienen, sich  um  die  geschlossene  Meinung  über  jene  classischen 
Schriftsteller  gar  nicht  bekümmern  und  erst  dann,  wenn  die  Meister- 
werke eines  Schriftstellers  nach  und  nach  behandelt  worden,  ein  allge- 
meines Urtheil  über  ihren  Werth  fällen  und  es  darauf  ankommen  lassen, 
ob  dieses  Urtheil  einer  neuen  Instanz  mit  dem  früheren  übereinstimme 
oder  davon  abweiche«. 

August  Sauer :  Aus  dem  Briefwechsel  zwischen  Bürger 
und  Goeckingk.  (Vierteljs.  für  Literaturgesch.  III,  S.  416  —  476.) 

S.  ^73.  Aus  dem  Briefe  Bürgers  18.  Juni  1793:  »Nun  vollends 
Göthe  —  Ach!   habe   ich  Euch  wohl  einmahl  erzählt,   wie  es  mir  mit 


Bibliographie.  3^7 


Göthen  gegangen  ist?  —  Hab'  ichs  noch  nicht,  so  sagt  mirs,  damit 
ich  Euch  ein  Beispiel  von  dem  honores  mutant  mores  aufstelle,  das 
füglich  für  ein  non  plus  ultra  gelten  kann«. 

Friedrich  Hebbels  Briefwechsel  mit  Freunden  und  be- 
rühmten Zeitgenossen.  Mit  einem  Vorwort,  herausgegeben 
von  Felix  Bamberg.  Mit  den  Bildnissen  Hebbels  und  Bam- 
bergs. Erster  Band.  Berlin,  G.  Grote.  XIV  u.  459  SS. 

S.  56  (13.  Sept.  1837):  »Eckermann  erscheint  mir  keineswegs  als 
ein  irgend  bedeutender  Mensch,  denn  in  diesem  Fall  hätten  ihn  in 
seinem  Alter  viele  bedeutende  Dinge,  die  ihm  von  Goethe  überliefert 
wurden,  unmöglich  neu  sein  können ;  sie  müssten  ihm  längst  klar  ge- 
worden sein  und  Goethe  hätte  höchstens  noch  sein  Siegel  darunter 
gedrückt;  er  kommt  mir  vor,  wie  Adam,  dem  Gott  der  Herr  seinen 
Hauch  einblästc.  S.  52:  Unzufrieden  mit  Goethes  Urtheil  über  Uhland 
u.  A.  »Dennoch  hält  es  schwer  .  .  in  Goethe  einen  Falschmünzer  zu 
sehn;  ich  wenigstens  prüfe,  bevor  ich  es  wage,  einen  einzigen  seiner  Aus- 
sprüche umzustossen,  vorher  das  ganze  Fundament  meiner  geistigen 
Existenz«.  S.  loofg. :  Oehlenschlägers  Verehrung  für  Goethe.  S.  154 
(1843):  »Tieck  lobt  und  protegirt  wie  ehemals  Goethe  nur  das  Mittel- 
massige«.  S.  201:  Gretchen  und  Clärchen  als  »reine«  Gestalten.  S.  326: 
Erwähnung  der  Bekanntschaft  mit  Ottilie  von  Goethe.  S.  353:  Hin- 
weis auf  Goethes  Carnevalbeschreibung. 

Briefe  Victor  Hehns  von  1876  bis  zu  seinem  Tode 
23.  März  1890  an  seinen  Freund  Herman  Wichmann.  Stutt- 
gart, J.  G.  Cottasche  Buchhandlung  Nachfolger.  IV  u.  203  SS. 

Ein  Buch  voll  grober  Indiscretionen  und  kleinlichen  Klatsches.  — 
Hehn  spricht  ausserdem  von  seinen  »Gedanken  über  Goethe«  und 
deutet  den  zweiten  Band  des  Werkes  an.  Ferner:  S.  40 fg.  Goethes 
Sehnsucht  nach  Italien.  S.  79:  Goethe  und  seine  Verkleinerer.  S.  128: 
Goethe  und  Hegel. 

Friedrich  Hölderlins  Leben.  In  Briefen  von  und  an 
Hölderlin.  Bearbeitet  und  herausgegeben  von  Carl  C.  T.  Litz- 
mann. Mit  einem  Bilde  der  Diotima  nach  einem  Relief  von 
Ohmacht.  Berlin,  Wilh.  Hertz,  Bessersche  Buchhandlung.  X  u. 
684  SS. 

S.  189  Begegnungen  mit  Goethe.  S.  192  trifft  Goethe  häufig  bei 
Schiller  (vgl.  Briefe  S.  244  u.  270).  S.  250  (1795)  »Auch  den  grossen 
Göthe  sprach  ich  drüben.  Der  Umgang  mit  solchen  Männern  sezt  alle 
Kräfte  in  Tätigkeit«  S.  303  —  305.  Goethe  an  Schiller  über  Hölderlins 
(Gedichte  S.  306.  Hölderlin  bei  Goethe  in  Frankfurt  1797.  Hölderlin 
citirt  gelegentlich  das  Goethesche  Wort:  »Lust  und  Liebe  sind  die 
Fittige  zu  grossen  Thaten«.  Später  wurde  Goethe  für  ihn  ein  Gegen- 
stand stiller  Abneigung;  er  nannte  ihn  in  seinen  Selbstgesprächen  »der 
Herr  von  Goethe«. 

Theodor  Körner :  Sein  Leben  und  seine  Dichtungen. 
Säcularschrift  auf  Grund  der  besten  und  zuverlässigsten  Quellen. 
Mit  zahlreichen  ungedruckten  Gedichten  und  Briefen  von  und 
an  Theodor  Körner,  Christian  Gottfried,  Minna  und  Emma 
Körner  und  einer  ungedruckten  handschriftlichen  Abhandlung 


3l8  Bibliographie. 


Chr.  G.  Körners  »Ideen  über  Freimauerei«  von  Dr.  A.  Kohut. 
Berlin,  A.  Slottko,   1891.    X  u.   319  SS. 

S.  90—9^  :  Beziehungen  zu  Goethe.  Abdruck  von  Goethes  Brief 
(an  den  Vater)  25.  April  1812.    S.  301  fg. :  Minna  Körner  an  Böttiger, 

18.  Juni  18 16.  »Fürst  Radziwill  hat  die  Idee  gehabt  aus  dem  Faust 
alles  was  episch  ist  zu  componiren,  das  andre  wird  gelesen;  die  Compo- 
sition  ist  was  vollendetes  —  und  hat  viel  Liebe,  die  man  nicht  bei 
einem  französisch  erzogenen  Componisten  erwarten  sollte;  nicht  weil 
es  die  Composition  eines  Prinzen  ist,  ist  es  gut,  sondern  es  ist  gut, 
weil  es  gut  ist.  Gewöhnlich  wird  Faust  von  einem  der  Schauspieler 
declamirt  oder  gelesen,  und  der  Mephistopheles  von  Prinz  Carl  von 
Mecklenburg,  Schwager  des  Königs,  unübertrefTbar.  Gestern  hat  Wolft' 
den  Faust  gelesen.  In  den  Chören  singt  Alles  was  singen  kann. 
Gewöhnlich  ist  der  grösste  Theil  der  Singakademie  da,  die  das  Ganze 
ausführen.  Prinzess  Louise  ist  so  freundlich,  recht  viel  Menschen,  an 
denen  sie  Kunstsinn  ahnet,  Theil  daran  nehmen  zu  lassen«.  S.  505 : 
Dies,  an  Dens.  11.  Juni  1817  «Goethe  wird  viel  bei  seinem  Publikum 
verlieren  durch  den  Aufsatz  über  »altdeutsche  Kunst«.  .  .  Wie  Goethe 
nach  Jena  kam,  kam  eine  Deputation  Studenten  zu  ihm,  um  ihn  zu 
bitten,  doch  Vorlesungen  zu  halten,  welches  er  nicht  abgelehnt  hat«. 
S.  515:  Körner  an  Fr.  Schlegel  Töplitz,  28.  Mai  181 3  »Goethe  sehe 
ich  oft,  aber  über  das,  was  mich  jetzt  am  meisten  interessirt  lässt  sich 
mit  ihm  nicht  sprechen.  Er  ist  zu  kalt  für  den  Zweck,  um  zu  hoffen. 
Jede  Entbehrung  und  Unruhe  ist  ihm  daher  ein  zu  kostbares  Opfer. 
Um  seine  und  vieler  anderer  Leute  höhere  Weisheit  beneide  ich  nie- 
manden«. 

Gustav  Kühne.  Sein  Lebensbild  und  Briefwechsel  mit 
Zeitgenossen.  Herausgegeben  von  Edgar  Pierson.  Mit  einem 
Vorwort  von  Wolfgang  Kirchbach.  Dresden  und  Leipzig, 
E.  Piersons  Verlag.  XVI  u.  311   SS. 

S.  71:  Interessante  Notizen  über  Bettina  v.  Arnim,  S.  73:  über 
Goethes  Alter.  Das  Buch  ist  aber  besonders  wichtig  wegen  der  zahl- 
reichen Briefe  von  und  an  Ottilie  v.  Goethe. 

J.  K.  Lavater  und  der  Markgraf  Karl  Friedrich  von 
Baden.  Von  Heinrich  Funck.  Freiburg  i.  B.,  J.  C.  B.  Mohr, 
1891.  VIII  u.   58  SS. 

S.  36    aus    Lavaters   ungedrucktem   Reise -Tagebuch,   Karlsruhe. 

19.  Juni  1774:  »Schrieb  nach  meiner  Zurückkunt't  (zu  Frau  Hofrath 
Schlosser)  eins  an  Goethe,  weil  mir  seine  Schwester  sagte,  das  er 
mich  schon  auf  den  Sonntag  erwartet«.  Auch  sonst  gelegentlicher  Hin- 
weis auf  Lavaters  Beziehungen  zu  Goethe  vgl.  z.  B.  S.  49  Erwähnung 
des  G.-J.  XI,  S.  107  fg.  abgedruckten  Briefes. 

t  Julius  von  Tarent  und  die  dramatischen  Fragmente  von 
Johann  Anton  Leisewitz.  (Deutsche  Literaturdenkmale  des 
18.  und  19.  Jahrhunderts,  Heft  32).  Herausgegeben  von  R. 
M.  Werner.  Heilbronn,  Gebr.  Henninger,  1889.  LXIX  u. 
143  SS. 

Theilt  S.  XLVIIIff.  ungedruckte  Briete  von  Leisewitz  an  seine 
Braut  mit.  7.  August  1780  kommt  er  nach  Weimar.  11.  August  ganz 
kurze  Notiz  über  Goethe.  Heftig  gegen  Wieland  14.  August.  Goethe 
habe  die  meiste  Schuld,  dass  er  so  lange  in  Weimar  bleibe  »es  gibt 
wenig  Gelehrte,  die  mich  so  interessirten  wie  Goethe«. 


Bibliographie.  3^9 


t  Wilhelm  Hosäus:  Nachträge  zu  Matthissons  Leben.  (Mit- 
theilungen des  Vereins  für  Anhalt.  Geschichte  und  Alterthums- 
kunde.    5.  Bd.,  7.  Heft.  Dessau  1889.  S.  444ff.) 

Enthält  Mittheilungen  aus  Matthissons  Briefen  von  1799 — 1806. 
15.  Mai  1800  über  einen  Besuch  bei  Rochlitz  »der  über  Goethe  vielerlei 
schwärmte  und  tief  von  seiner  Göttlichkeit  durchdrungen  war.  Eine 
gewisse  Madame  Sander  aus  Berlin  hat  auf  Goethen  einen  solchen 
Eindruck  gemacht,  dass  er  ihr  beinahe  alle  seine  Zeit  widmete  und  auf 
seine  Weise  mit  ihr  schön  that.  Dieser  Phönix  hat  auch  gewünscht 
meine  Bekanntschaft  zu  machen  und  Rochlitz  erbietet  sich  mich  hin- 
zuführen; aber  ich  finde  mich  noch  nicht  aufgelegt,  dieses  Abenteuer 
zu  bestehen«.  Matthisson  nennt  später  Frau  Sander  »nichts  als  eine 
Coquette  voller  Prätension«.  S.  455  (1806)  schreibt  er  Goethe  das 
Buch  »Hermann  von  Löbeneck«  zu. 

Joh.  Proelss :  Die  Cottasche  Buchhandlung  und  das  »Junge 
Deutschland«.  IV.  Der  »Adjutant  Menzels«.  (Allgemeine  Zeitung. 
Beilage  No.  180,  5.  August,  Fortsetzung  des  oben  S.  316 
erwähnten  Artikels.) 

Theilt  einen  Brief  Menzels  an  Gutzkow,  eben  den  Adjutanten  vom 
2.  Oktober  1832  mit  (Kanzler  Müllers  Mittheilungen  über  Faust  2.  Theil). 

Eugen  Wolff:  Eutiner  Findlinge.  (Vierteljs.  für  Literatur- 
geschichte. III,  S.  541  — 555-) 

S.  544:  Miller  an  J.  H.  Voss  17.  August  1775  »\^'agner  ist  ohne 
allen  Zweifel  Verfasser  des  Prometheus«.  .  .  »Auch  Goethe  gefällt  mir. 
Er  denkt  schon  wieder  besser  von  unserm  lieben  Claudius«.  S.  545 
theilt  R.  M.  Werner  aus  Briefen  Th.  Gülchers  an  Nicolai  27.  Dezem- 
ber 1775,  16.  Januar  1776  bestimmte  Zeugnisse  dafür  mit,  dass  Wagner 
sich  zur  Autorschaft  des  Prometheus  bekannt  habe.  S.  5)4  fg.  Ernestine 
Voss  an  Abraham  Voss  25.  Januar  1830  über  Goethes  Stellung  zu  Voss. 

Zur  eigenen  Lebensgeschichte.  Von  Leopold  v.  Ranke. 
Herausgegeben  von  Alfred  Dove.  Leipzig,  Duncker  u.  Hum- 
blot.  XII  u.  731  SS. 

S.  573  in  den  Tagebuchaufzeichnungen  ein  Abschnitt:  Goethe. 
Gegen  die  Arbeiten  seines  Alters,  dem  »der  frische  Genius«  fehle. 
Goethe  sei  nicht  classisch-heidnisch ;  in  seine  Abweichung  von  dem 
protestantischen  Element  mische  sich  viel  Modernes.  Abneigung  gegen 
die  Wahlverwandtschaften.  Die  Schonung,  mit  der  die  Dinge  umkleidet 
sind,  stosse  zurück.  S.  23:  Beschäftigung  mit  Goethe  in  der  Schulzeit. 
S.  59:  Bewunderung  Goethes  in  den  Studienjahren.  S.  271:  Urtheile 
über  Bettinas  Briefwechsel  Goethes  mit  einem  Kinde  (1835).  S.  408  fg. 
(1860)  bittet  den  König  Max  II.  von  Bayern  zum  Besten  des  Goethe- 
denkmals (in  Berlin?)  eine  Vorstellung  in  München  zu  gestatten. 

t  J.  Gaudenz  von  Salis-Seewis  von  Adolf  Frey.  Frauen- 
feld, J.  Huber,  1889.  VI  u.  272  SS. 

S.  87.  8.  Februar  1790  in  Weimar.  In  seinem  Tagebuch  heisst 
es:  »Goethe  empfing  mich  mit  viel  Anstand  und  Kälte.  Wir  speisten 
bei  Herrn  von  Kalb  .  .  .  Goethe  scherzte  viel,  parodirte  den  Ton  der 
Beisitzer  der  Nationalassemblee  —  verthcidigte  Sophismen  mit  Laune, 
Deutschland  mit  Wärme«.  S.  197  A.  i.  In  dem  Gedichte  Salis-Seewis 
»Gedanken  an   die  Abwesenden«   eine  Reminiscenz  an  Goetiies  Faust. 


;20  Bibliographie. 


Robert  Boxberger:  Ungedruckte  Briefe  Schillers.  Mit 
einer  Einleitung  über  einige  Gesichtspunkte  für  eine  neue 
Ausgabe  von  Schillers  Briefen.  (Westermanns  Monatshefte. 
LXVIII,  403,  April,  S.   129—139.) 

S.  135:  Aus  einem  unechten  (?)  Briefe  vom  29.  x\ugust  1797. 
Bitte  an  den  ungenannten  Adressaten,  die  beabsichtigte  Anticritik  der 
Xenien  zu  unterlassen,  Hinweis  auf  die  Mansosche  Entgegnung.  S.  139: 
An  Göschen  23.  Dezember  1804  »Goethe,  dessen  Billet  ich  beilege, 
wünscht,  dass  die  Schrift  von  Diderot  [Rameaus  Neffe]  nicht  eher  als 
unmittelbar  ehe  sie  ausgegeben  wird,  angezeigt  werde  und  dass  man 
das  Publikum  im  eigentlichen  Sinne  damit  überrasche.  Übrigens  will 
er  Ihrem  Wunsche  gemäss  sich  gern  mit  seinem  Namen  dazu  bekennen: 
Die  Verhältnisse  unseres  Hofes  mit  Herrn  Grimm  in  Gotha  und  Grimms 
mit  den  Diderotischen  Erben  machen  jene  kleine  Vorsicht  nöthig,  weil 
sonst  allerlei  dazwischen  kommen  könnte«. 

Ludwig  Hirzel :  Briefe  des  Herzogs  Karl  August  an  Karl 
Ferdinand  von  Sinner  in  Bern.  (Vierteljs.  f.  Literaturgesch.  III, 
S.   113-128.) 

K.  F.  V.  Sinner  (angedeutet  im  Briefe  Goethes  an  Charlotte  v.  Stein 
16.  Okt.  1779)  1748 — 1826,  ehemaliger  Schüler  Wielands,  wohl  durch 
diesen  mit  K.  August  in  Verbindung  gebracht.  Ein  Brief  Goethes  an 
ihn  20.  Jan.  1780  in  den  »Tagebüchern«  genannt;  andere  Briefe  werden 
in  den  Concepten  der  Antworten  Sinners  bis  1783  angedeutet.  Die 
Briefe  des  Herzogs  1780,  1781  beziehen  sich  fast  ausschliesslich  auf  die 
in  Bern  befindlichen  Papiere  Herzog  Bernhards,  welche  Goethe  be- 
arbeiten wollte. 

Viktor  P.  Hubl :  Ungedrucktes  von  Wilhelm  Waiblinger. 
(Deutsche  Dichtung,  herausg.  von  K.  E.  Franzos.  VIII.  Bd.  2.  H.) 

Waiblingers  Ideal  ist  die  Goethesche  Dichtung  auf  der  Höhe  der 
»Iphigenie«  und  des  »Wilhelm  Meister«.  1821/1822  »Goethe  ist  weh- 
historisch. Er  hat  nie  dem  deutschen  Geschmacke  gedient,  er  hat  ihn 
immer  herbeigeführt«.  —  In  einem  Briefe  an  Wurm  5.  März  1821 
eine  Gegenüberstellung  von  Schiller  und  Goethe,  wo  es  u.  A.  heisst: 
»In  Schiller  waltet  das  Chaos,  in  Goethe  die  vollendete  Harmoniefülle. 
Schiller  ist  eine  Art  von  Young,  Goethe  ein  Proteus  in  allen  Gestalten«. 

f  Zeit  und  Menschen.  Tagebuch-Aufzeichnungen  aus  den 
Jahren  von  1863  — 1884,  von  Feodor  Wehl.  Zwei  Bände. 
Altona,  A.  C.  Reser,  1889.  VIII  u.  332,  315  SS. 

I.  S.  7ofg. :  Nicht  uninteressante  Schilderung  der  Amalie  Wolff  aus 
persönlicher  Kenntnis«.  S.  125  fg.:  Gelegentlich  über  die  Wirkung  des 
»Werther«.  S.  174:  eine  Goethe-Anekdote  »Goethe,  von  der  etwas 
frommen  Julie  v.  Egloffstein  gefragt,  ob  er  denn  auch  zuweilen  in  der 
Bibel  lese,'  antwortete  lächelnd:  »Oh  ja,  meine  Tochter,  aber  anders, 
als  Ihr«.  S.  201:  Louise  Mühlbach  als  Goetheverehrerin.  S.  528: 
Rühmend  über  das  Verhältniss  Goethes  und  Schillers.  Auch  im  2.  Bande 
vielfache  einzelne  Erwähnungen.  Interessant  II,  39:  Ludmilla  Assing 
über  Ottilie  von  Goethe.  II,  64ff. :  dieselbe  über  Bettina  v.  Arnim  (68 
eine  Äusserung  der  Letzteren  über  Goethe). 


Bibliographie.  32I 


III.  Verschiedenes. 

A.    BILDER,    STATUEN    etc. 

Johannes  Proelss :  Kennst  Du  das  Land?  (Allgemeine 
Zeitung.  Morgenblatt  No.  85,  26.  März,  Feuilleton.) 

Theilt  mit,  dass  die  römischen  Prospekte  des  Vaters,  deren  Goethe 
in  seiner  Kindheitgeschichte  erwähnt,  im  Goethe-National-Museum  in 
Weimar  aufgefunden  sind. 

Herrn,  Junker:  Über  die  Bildnisse  von  J.  J.  v.  Willemer 
und  Marianne  v.  Willemer.  (Berichte  des  Freien  Deutschen 
Hochstifts.  Neue  Folge,  VIL  Bd.  i.  Heft,  S.  30—35.) 

C.  Ruland:  Aus  dem  Goethe  National-Museum.  (Weima- 
rische Zeitung  27.  Dezember.) 

Das  Junckersche  Pastellbild  von  Goethes  Vater,  durch  die  Goethe- 
Gesellschaft  erworben,  ist  dem  Museum  überwiesen.  Demselben  der 
Bronceabguss  des  Schwanthalerschen  Modells  des  Frankfurter  Goethe- 
denkmals, das  Moritz  v.  Bethmann  1844  dem  Grossherzog  Karl  Friedrich 
geschenkt  hatte. 

Die  Rauchsche  Goethebüste.    (Leipziger  Zeitung  No.  88.) 

Franz  Servaes :  Rauch  als  Goethebildner.  (Vossische 
Zeitung,  Sonntagsbeilage  No.  16,    20.  April.) 

Alois  John:  Ein  Goethedenkmal  im  Egerlande.  (Nord- 
böhmische Touristen -Zeitung,  Blätter  für  Touristik  und 
Heimathskunde.  Red.  Jos.  Frieser.  Aussig,  F.  W.  Krondorf. 
5.  Jahrg.,  2.  Heft,  S.  22  —  24.) 

Mit  einem  Holzschnitt  »Das  projectirte  Goethedenkmal  auf  dem 
Kammerbühl«.  Der  Aufruf  des  Comites  zur  Errichtung  desselben  stammt 
aus  dem  Jahre  1882;  der  Denkmalfonds  beträgt  2759  fl.  Die  Kosten 
des  Baus,  eines  Thurms  mit  einer  Gloriette,  mit  einem  Goethe-Medaillon 
geschmückt,   sind   auf  4000  fl.  berechnet. 

J.  Schwabe  :  Ein  vergessenes  Monument.  (Deutsche  Revue 
XV.  Heft  9.  Sept.) 

t  S.  M.  Prem  :  Die  Goethe-Zirbel  am  Schönberg.  (Tiroler 
Fremdenzeitung  No.  9  vom  27.  Juni   1889.) 

L.  Blume:  Was  für  ein  Goethe?  Ein  Wort  zur  Denkmal- 
frage in  Wien.     (Neues  Wiener  Abendblatt  24.  März.) 

E.  d'Albon:  Rud.  Weger,  der  Schöpfer  des  Wiener  Goethe- 
denkmals (mit  Abbildung  des  letzteren).  (Zur  guten  Stunde.  III, 
No.  39.) 

Eine  Beurtheilung  der  für  das  Wiener  Goethe-Denkmal 
erbetenen    Skizzen    liefert    K.  v.  Vincenti   in   der  MUnchener 

«o.the-Jamkul-..    XII.  21 


322  Bibliographie. 


»Allgemeinen  Zeitung«  No.  120  (Feuilleton);  er  erkennt 
Tilgners  Verdienste  an,  rechnet  aber  in  erster  Linie  auf 
Rud.  Wegers  Entwurf. 

F,  Warnecke:  Die  deutschen  Bücherzeichen  (Ex-Libris) 
von  ihrem  Ursprünge  bis  zur  Gegenwart.  Berlin,  Stargardt. 
4°.  VII,   256  SS.  und  26  Tafeln. 

Betr.  S.  lyf.  und  75  f.  das  Ex-Libris  Goethes,  sowie  das,  welches 
er  angeblich  sich  selbst  gestochen  hat.  Letztere  Annahme  wird  widerlegt. 

Trachtenbilder  für  die  Bühne  gezeichnet  und  beschrieben 
von  Bruno  Köhler.  I.  Jahrgang.  Berlin,  Max  Pasch. 

Enthält  60  farbige  mit  Gold-  und  Silberdruck  hergestellte 
Kostünibilder  nebst  illustrirtem  Text  zu:  Götz  v.  Berlichingen,  Räuber, 
König  Lear,  Der  Prinz  v.  Homburg,  Der  Generalfeldobrist,  Die  Jüdin 
von  Toledo. 

f  Eine  Abbildung  von  »Goethes  Studentenwohnung  in  Leip- 
zig«, findet  sich  in  Moritz  Brasch,  Geschichte  der  Universität 
Leipzig.  I.  (Academische  Monatshefte,  Jahrg.  VI  (1889), 
S.  434—445.  auf  S.  441.) 

Goethe  und  Friederike  (in  einer  Gartenlaube  sitzend, 
Goethe  vorlesend  und  seine  Linke  in  die  Hände  Friederikens 
gelegt).  Nach  Herrn.  Kaulbach  in  Photogravüre.  50  u.  35  cm. 
Chines.  Papier.     Berlin,  Photogr.  Gesellschaft. 

Werther  und  Lotte.  (Lotte  am  Spinett  und  Werther  da- 
neben sitzend  und  zuhörend,  das  Schwesterchen  neben  ihm.) 
Nach  Herrn.  Kaulbach  in  Photogravüre.  50  u.  35  cm.  Chines. 
Papier.     Berlin,  Photogr.  Gesellschaft. 


B.    DICHTUNGEN    ÜBER    GOETHE,    COMPOSITIONEN, 

PARODIEEN,   NACHDICHTUNGEN  GOETHESCHER 

WERKE. 

C.  A.  Fischer:  Op.  32.  Gretchen  im  Dom.  Symphonisches 
Tonstück  für  Orchester-Stimmen.     Leipzig,   J.  H.   Robolsky. 

Der  Erlkönig:  Ballade  für  eine  Singstimme  mit  Begleitung 
des  Pianoforte  von  H.  T.  Petschke.  Op.  3.  Leipzig,  Breit- 
kopf &  Härtel. 

A.  Gündler:  Drei  Lieder  aus  Goethes  Leben.  (Stuttgart, 
Neue  Musik-Zeitung.    XI.  Jahrgang.  No.  21,   22.) 

E.  Kauffmann:  Hugo  Wolf  und  seine  Goethe-Lieder.  (All- 
gemeine Zeitung,   Heil.  No.   274.) 


BiBLIOGRAPHIi:.  3^: 


Carl  Goldmark:  Op.  37.  Acht  Lieder  für  i  Singstimme 
mit  Pianoforte.  Ausgabe  für  tiefe  Lage.  Heft  i  und  2.  Leip- 
zig, B.  Senff. 

No.  5.  Mailied:  »Zwischen  Weizen  und  Korn«  von  Goethe. 

R.  Heinze :  Op.  loi.  Der  Erlkönig.  Mit  kritischen  Be- 
merkungen des  Herrn  Rentier  Bliemchen  aus  Bärne.  Schleu- 
singen, C.  Glasers  Musik-Verlag. 

Edwin  Schultz :  Op.  48.  Wandrers  Nachtlied  (Goethe) 
für  Männerchor.  Partitur  und  Stimme.    Berlin,  Carl  Simon. 

Gustav  H.  Orkander,  Eugenie.  Tragödie  im  Anschluss  an 
Goethes  Drama  »Die  natürliche  Tochter«.  Leipzig,  B.  Elischer 
Nachfolger  (Bruno  Winckler). 

t  Ein  Faust  der  That.  Tragödie  in  fünf  Acten  von  Karl 
Bleibtreu.     Leipzig,  W.  Friedrich,  1889.  IV  u.   159  SS. 

Hat  nur  dem  Titel  nach  mit  »Faust«  zu  thun,  behandelt  in  Wirklich- 
keit den  grossen  historischen  Process  zwischen  Cromwell  und  Carl  I. 
und  schliesst  mit  der  Hinrichtung  des  Königs. 

J.  Brand  :  Mephistopheles.  Ein  satirisches  Gedicht.  Zürich, 
Verlagsmagazin.  68  SS. 

Schmerzliche  Wonnen.    Roman  von  Oskar  Klein.    Elber- 
feld,  Verlag  des  Verfassers.   135  SS. 
Behandlung  des  Werther-Problems. 

Musenalmanach  auf  das  Jahr  1806.  Herausgegeben  von 
L.  A.  V.  Chamisso  und  K.  A.  Varnhagen  v.  Ense.  Heraus- 
gegeben von  Ludwig  Geiger.  (Berliner  Neudrucke,  2.  Serie. 
I.  Band.)  Berlin,  Gebrüder  Paetel.  XXX  u.   122  SS. 

S.  78:  Varnhagens  Gedicht  »Goethes  Werke«.  In  der  Einleitung 
S.  VII— IX  Gedichte  auf  Goethe  von  Auguste  Klaproth  und  Ludwig 
Robert  aus  den  Almanachen  der  Jahre  1804  und  1805,  S.  XIII:  Goethes 
Verhiiltniss  zu  den  Herausgebern  und  Urtheil  über  die  Almanache. 

H.  Vierordt :  Vaterlandsgesänge.  Heidelberg,  C.  Winter. 
VIII  u.   136  SS. 

Das  Gedicht  »Der  Gastfreund«  behandelt  einen  Besuch  Goethes 
bei  Voss. 

Berliner  Gedichte  1763  — 1806.  Gesammelt  und  heraus- 
gegeben von  Ludwig  Geiger.  (Berliner  Neudrucke,  2.  Serie, 
3.  Band.)    Berlin,  Gebrüder  Paetel.  LVI  u.   197  SS. 

S.  VIII  fg.  Stellung  der  Berliner  zu  Goetlie  Mittheilung  zweier 
kleiner  Gedichte:  Kinderling,  Filine  und  Mitjnon  ;  Mnioch,  Dr.  Faust. 
S.  LI.:  Beleuchtung  eines  Schriftchens,  das  Deinet  und  die  Frankfurter 
(jelehrten  Anzeigen  betrifft. 

Otto  Braun:  Eine  Erinnerung  von  Goethes  hundertiähriger 
Jubelfeier.  (Allgemeine  Zeitung,  28.   August,  Abendblatt.) 
Gediclit  von   Isidor  .Mombert  am  27.  .August   1849. 


^24  Bibliographie. 


L.  Geiger  :  Mittheilungen  aus  Berliner  Zeitungen  etc.  (Zeit- 
schrift ftir  Geschichte  der  Juden  in  Deutschland.  IV,  S.  300.) 

Abdruck  eines  hebräischen  Gedichtes  (mit  deutscher  Übersetzung) 
auf  Goethe  von  J.  J.  Bellermann  aus  der  Sammlung  «Festlieder  zu 
Goethes  Geburtstag«  (28.  August  1850). 

Julius  Stettenheim :  Die  Wacht  am  Geist.  Nächtliche 
Thiergartenscene.     (Deutsche  Wespen,  No.  43.) 

Gespräch  zwischen  Goethe  und  Lessing,  die  sich  in  ihrer  Aufgabe 
stärken,  gemeinsam  den  Kampf  »gegen  die  Muckerei«  zu  führen. 

C.  M.  Seyppel :  Rajadar  und  Hellmischu.  Altägyptischer 
Gesang  mit  80  Bildern  aus  dem  Leben.  (Das  humoristische 
Deutschland.  Jahrgang  V,  Heft  3,  S.   i — 41.) 

Parodie  des  »Faust«. 

Fund  im  Goethehause.  (Frankfurter  Zeitung  i.  April, 
2.  Morgenblatt;  vgl.  daselbst  2.  April,  2.  Morgenblatt.) 

Witziger  Aprilscherz  von  einem  in  der  Höhlung  des  Goethezimmers 
befundenen  grossen  Schatz.  (17  Briefe  Goethes  an  Klärchen  Lauben- 
thaler.) 

t  C.  Jürgensen:  Der  modernisirte  Erlkönig.  Mit  Erlaubniss 
der  Goethe-Gesellschaft  umgedichtet  und  den  heutigen  Ver- 
hältnissen angepasst.  (Neues  Dresdener  Tageblatt,  No.  272, 
29.  September  1889.) 

Max  Kalbeck:  Die  Waschfrau  in  der  Literatur.  Ein 
schtichterner  Beitrag  zur  Goethe-Forschung.  (Neues  Wiener 
Tageblatt  24,  122.) 

Die  von  Chamisso  besungene  »alte  Waschfrau«,  Frau  Soro;e,  war 
vorher  Goethes  Waschfrau  in  Weimar;  Kalbeck  maclit  Mittheilungen 
aus  Goetheschen  Waschzetteln  im  Besitze  der  Nachlasserben  der  Sorge 
und  theih  einige  Anekdoten  dazu  mit. 

Parodie  auf  die  Goethephilologie  von  M.  Hirschfeld. 
(Berlin,  Deutsche  Wespen,  September.) 

Richard  V.  Wilpert:  Das  Goethe-Pulver.  Eine  tiefgelehrte 
Erzählung.  (Das  humoristische  Deutschland,  herausgegeben 
von  Julius  Stettenheim.   5.   Jahrg.    12.  Heft.  S.   29  —  34.) 

Witzige  Satire  gegen  die  Kleinigkeitskrämerei  in  der  Goethe- 
Literatur;  Werke  über  »Goethe-Pulver«  werden  besprochen;  ein  grund- 
legendes über  Goethes  Hühneraugen  wird  angekündigt. 


C.    GOETHE-ARCHIV  UND  GOETHE-NATIONAL- 
MUSEUM. 

Goethe -Gesellschaft:  Artikel  in  Meyers  Konversations- 
Ivcxikon  17.  Bd.  (1890)  S.  390  a  und  b  Ergänzung  zu  7.  Bd. 
(1887)  S.    559b— 560a. 


Bibliographie.  325 


t  Deutsches  Theater-Lexikon.  Herausgegeben  von  Adolf 
Oppenheim  und  Ernst  Gettke.  Leipzig,  C.  Reissner,  1889. 
864  SS. 

S.  528a— 229b  Goethe,  Joh.  Wolfg.  S.  3290  —  3303  Goethe-Gesell- 
schaft.   S.  330a— b  Goethe-Literatur. 

Aus  dem  Goethe-  und  Schiller-Archiv.  Bericht,  der  fünften 
Generalversammlung  der  Goethe-Gesellschaft  am  31.  Mai  1890 
erstattet  von  Bernhard  Suphan.  (Sonderabdruck  aus  der 
Weimarischen  Zeitung  vom  4.  Juni.)  8  SS. 

Zur  Ergänzung  der  Mittheilungen  im  5.  Jahresbericht  der  Goethe- 
Gesellschaft  (G.-J.  Bd.  XI,  Anhang  S.  10)  sei  hier  angeführt,  dass 
durch  grossherzogliche  Verfügung  vom  5.  Mai  dem  Goethe-  und  Schiller- 
Archiv  die  bisher  in  der  grossherzoglichen  Bibliothek  in  Weimar  be- 
findlichen auf  die  classische  Zeit  sich  beziehenden  Handschriften  über- 
wiesen worden  sind.  Über  den  Inhalt  derselben  gibt  Suphan  folgenden 
Bericht:  »Die  Hauptmasse  dieser  Manuscripte,  eine  Anzahl  Kartons  und 
Kapseln  füllend,  bildet  der  in  grosser  Vollständigkeit  erhaltene  schrift- 
liche Nachlass  von  Heinrich  Meyer,  Goethes  Freunde.  Briefe  Goethes 
an  Meyer,  476,  die  auf  eine  vollständige  Ausgabe  harren.  Arbeiten  und 
Studien  Mevers,  die  Zeugnisse  gemeinsamer  Bemühung  und  gegenseitiger 
Förderung  der  in  Anschauungen  und  Gesinnungen  verbundenen 
»Weimarer  Kunstfreunde«.  Von  Winckelmann,  den  sie  beide  als  Alt- 
meister ihrer  Kunstlehre  verehrten,  sind  die  Originalbriefe  an  Berendis 
vorhanden.  Von  Goethe  nenne  ich,  nächst  den  Briefen  an  den  Kunst- 
freund, die  Reinschrift  der  »Marienbader  Elegie«.  Sodann  etliche  Stücke 
in  den  Abschriften,  die  sich  einst  im  Besitz  F.  H.  Jacobis  befanden. 
Eine  Prosa-Iphigenie,  das  Jahrmarktsfest  zu  Plundersweilern,  der  Triumph 
der  Empfindsamkeit.  Dann  ein  Manuscript  der  »Briefe  aus  der  Schweiz, 
1779«  in  eigenhändig  korrigirter  Abschrift.  Unter  den  eigentlichen 
Briefen  stehen  voran  die  1 3  an  Oeser  und  Friederike  Oeser  aus  den 
Jahren  1768  und  1769.  Dann  Stücke  des  Briefwechsels  mit  Schiller, 
welche  die  epische  und  dramatische  Dichtung  behandeln.  Schiller  ist 
im  übrigen  nur  spärlich  vertreten.  Auch  von  Herder  und  Wieland  ist 
nicht  eben  viel  erhalten,  doch  einzelne  werthvolle  Stücke:  so  von 
Herder  eine  Korrespondenz  mit  Mendelssohn,  von  Wieland  der  merk- 
würdige Brief  über  Goethes  Eintritt  in  Weimar  vom  10.  November  1775. 
Weit  mehr  ist  vorhanden  von  Knebels  Nachlass,  aus  dem  ich  besonders 
die  Manuscripte  der  Lucrezübersetzung  hervorhebe.  Dann  die  drama- 
tischen und  die  übrigen  poetischen  Arbeiten  von  Friedrich  Hildebrand 
V.  Einsiedel.  Briefe  an  Einsiedel  und  besonders  an  Knebel  in  grösserer 
Anzahl.  Ein  Tagebuch  von  Musäus,  ein  Stück  von  Lenz:  Übersetzung 
von  Shakespeares  Coriolan;  mehrere  Bände  Dichtungen  von  Lavater«. 

II  Museo  Goethiano  nazionale  in  Weimar.  Memoria  letta 
all'  accademia  di  Archeologia,  Lettere  e  Belle  Arti  nella  tornata 
del  30  dicembre  1889  dal  socio  B.  Zumbini.  Napoli,  tipo- 
grafia  della  Regia  Universitä.  17  SS.  lex.-8°.  (Separatdruck 
aus  dem  14.  Band  der  Atti  della  R.  Accademia  di  Archeo- 
logia Lettere  e   Belle  Arti.) 

Beschreibung  des  Goethehauses  und  seiner  Kunstschätze  mit  be- 
sonderer der  italienischen  Kunstwerke,  auch  der  italienischen  Bücher  der 
Goethesclieii  Bibliothek. 


326 


Bibliographie. 


C.  Ruland:  Aus  dem  Goethe-National-Museum.  (VVeim.. 
Zeitung,   16.  Juli.) 

Mitiheilungen  über  das  Bild  der  Frau  Rath  und  Schadows  Bronce- 
Ausguss  der  Goethe-Portrait-Medaille.  —  Sodann  heisst  es:  »Auch  die 
am  Goethe-Tage  zuerst  geöffneten  Räume  des  oberen  Geschosses  haben 
seitdem  eine  Erweiterung  erfahren;  das  sogenannte  «Rosenzimmer«^ 
das  eigentliche  Wohnzimmer  Frau  Ottiliens,  ist  dem  Publikum  zugänglich 
gemacht  worden  und  hat  Raum  gegeben,  weitere  Bildnisse  und  Bilder 
aufzuhängen.  Um  ein  Originalbildniss  Goethes,  von  Schmeller  gegen 
Ende  der  20er  Jahre  gezeichnet,  gruppiren  sich  Bilder  von  Merck,  dem 
Dichter  Lenz,  Klinger,  Herder,  Knebel,  Bertuch,  Sulpiz  Boisseree,  Lord 
Byron,  den  Grafen  Brühl,  Vater  und  Sohn,  u.  a.;  neben  einer  eigen- 
händigen Aquarelle  Goethes  aus  den  70er  Jahren,  das  ehemalige  Palais 
in  Gotha  darstellend,  erblicken  wir  eine  schöne  Aquarelle  Knieps,  eine 
Erinnerung  an  Goethes  sizilianische  Reise,  —  eine  Zeichung  Kolbes,. 
Achill  unter  den  Töchtern  des  Lycomedes  von  Odysseus  entdeckt,  ein 
Versuch,  eine  der  weimarischen  Preisaufgaben  zu  lösen,  etc.« 

C.  Ruland:  Aus  dem  Goethe-National-Museum.  (Weim. 
Zeitung,  28.  August.) 

Mittheilung  über  das  dem  Museum  geschenkte  Bild  Goethes  von 
G.  M.  Kraus,  gezeichnet  Anfang  1776.  (Titelbild  des  vorliegenden 
Bandes.)  Es  ist  die  Bleistiftzeichnung,  welche  von  Kraus  für  Nicolai 
angefertigt  wurde,  um  als  Vorlage  zu  Chodowieckis  Stich  (29.  Band 
der  Allgem.  deutschen  Bibliothek)  zu  dienen.  Sie  blieb  in  Nicolais. 
Besitz  bis  1811,  wurde  dann  Zelters,  später  Varnhagens  Eigenthum,, 
gehörte  zuletzt  der  Schwester  Joh.  Jacobys  und  ist  jetzt  aus  deren 
Nachlass  an  das  Museum  gekommen. 

C.  Ruland:  Aus  dem  Goethe-National-Museum.  (Weim. 
Zeitung,   26.  November.) 

Im  2.  Stock  des  Goethe-Hauses  sind  Zeichnungen  aus  dem  Schmeller- 
schen  Album  ausgestellt.  »Es  begegnen  uns  die  Namen  v.  Gersdorff,. 
v.  Fritzsch,  v.  Einsiedel,  v.  Schweitzer,  v.  Schwendler,  v.  Gross,  Stich- 
ling,  Kanzler  Müller,  Froriep,  Peucer,  Röhr,  Töpfer,  Frommann,  Gille,, 
Goethes  Leibarzt  Vogel,  Künstler  wie  Schwerdgeburth ,  Schmeller, 
Coudray,  wissenschaftliche  Freunde  und  Berather  wie  die  böhmischen 
Mineralogen  Graf  Sternberg  und  Polizeirath  Grüner,  die  Bonner  Pro- 
fessoren Niebuhr  und  D'Alton,  Bettina  v.  Arnim,  der  Badeinspektor 
und  Organist  Schütz  aus  Berka,  der  feste  Spieler  Bachscher  Fugen,  an 
dessen  musikalischer  Begabung  wie  an  dessen  Gesellschaft  Goethe  so- 
viel Gefallen  fand,  dass  er  mehr  als  einmal  neben  Herder,  Schiller  und 
Wieland  im  vertrautesten  und  erlesensten  Kreise  am  Mittagsmahl  theil- 
nahm«.  Ferner  ist  dem  Museum  durch  Professor  K.  Werner  in  Leipzig 
ein  Originalbild  seiner  Grossmutter  Christiane  Neumann  (Euphrosyne) 
geschenkt  worden.  Das  Bild,  eine  Silberstiftzeichnung,  rührt  höchst- 
wahrscheinlich von  Heinrich  Lips  her. 


Anhang.  327 


A  N  H  A  N  G. 


Englisch  -  Amerikanische  Bibliographie. 

Zusammengestellt 

von 

HoRATio   S.  White,   Cornell  University. 

I.  Neue  Ausgaben,  Übersetzungen  etc.  von  Goethe. 

Gotthe's  Faust.     Translated  by  Bayard  Taylor.     New  Edition. 
London,   Ward  and  Lock,    1889. 

Goethe's   Tragedv  of  Faiistus.     Part  L   Translated   in    the  Original 
Rhyme  by  A.  H.  Hulte. 

London,  Low,  1889. 

Goethes  Faust.    Part.  II.    Translated  by  J.  A.  Bird.    London,  1889. 
(Part  L  in  1880.)  Reviewed  in  London  Saturday  Review.  67  :  577.  (1889.) 
New  York :  Nation.    49  :  299. 

Goethe's  Faust  and  Schiller' s  Poems.  With  introduction  by  H.  Morley. 
London,   Routledge,  1889.   (Morley's  Universal  Library.) 

Goethe's  Autobiography.     Books    I— XI.    2    vols.     Knicker    bocker 
Nuggets. 

New  York,  Putuams,  1890.  [Reviewed  in  the  New  York  Critic, 
13  :  179,  1890.] 

Scrihner's  Magazine.  Nov.  1889  :p.  615,  Goethe's  House  at  Weimar. 
With  illustrations.  By  Oscar  Browning. 

Teniple  Bai  (London)  86  :  399.  Carlyle  and  Goethe.  A  comparison. 
(Eclectic  Magazine.  113  :  325.  Dasselbe.) 

Vnitarian  Revieiv.  32:437.  Goetlie  and  Schopenhauer.  By  L.  J.  Hoff, 

Sesenheim.     Froni  Goethe's  »Dichtung  und  IVahrheitit.     Edited,  with 
an  introduction  and  notes,  by  H.  O.  Huss. 
Boston,    Heath  and  Co.,  1889. 

Tlje  Song  of  the  Bell  and  other  tranlations.     (Goethe,  Uhland  etc.) 
By  Sir  Theodore  Martin. 

London,   Blackwood,  1889. 

The  Ethics  of  Socialism  etc.     By  E.  B.  Bax. 

London,  1890.  (p.  147,  Doctor  Faustus  and  his  contemporaries.) 


'  [Einzelnes  Hierhergehörige,  das  mir  direct  zugesandt  worden 
oder  sonst  von  mir  eingesehen  war,  findet  sich  oben  S.  284,  288, 
296,  306  fg.  angezeigt.  L.  G.] 


328  Anhang. 

II.  Verschiedenes  über  Goethe  in  amerikanischen  und 
englischen  Zeitschriften. 

Academy  (London)  36  :  48. 

Huth's  and  Bird's  Translations  ot  Faust. 

Academy  (London)  36  :  160. 

Recension  von  Martin's  Translations.  (Schiller,  Goethe,  Wieland  etc.) 

Academy  (London)   36  :  376. 

Proceedings  of  the  Manchester  Goethe-Society. 

Academy  (London)   36  :  409. 

Proceedings  of  the  English  Goethe-Society. 

Athenaeum  (London).  1889.  II  :  530. 

Recension  von  E.  Faligan's  Histoire  de  la  Legende  de  Faust. 

Athenaeum  (London).  1889.  II  :  131. 

A  Goethe  anecdote.    (Cp.  G.-J.  Bd.  MI  :  132  etc.) 

Critic  (New  York).   12  :  220. 

Projected  Monument  to  Goethe  in  Central  Park,  New  York. 

Neiu   York  Nation.    48  :  120.   1889. 

Goethe's  first  plan  of  the  second  part  of  Faust. 

New  York  Nation.    48  :  287.   1889. 

Moritz  Carriere  on  Goethe's  »plagiarisni«   of  Faust   from  Lessing. 

Neiu  York  Nation.    48  :  349.  1889. 

Prof.  Dilthey  on  archives  for  Mss.  of  the  Genie-Periode. 

Neiv  York  Nation.    50  :  69.   1890. 

A  Poetess  of  the  Weimar  School.    (Amalia  v.  Imhoft'.)    By  C.  H . 
Genung. 

New  York  Nation.    50:223.   1890. 

Weimar  edition  of  Goethe.     Breymann's   edition   of  Dr.  Faustus. 

New  York  Nation.    50  :  394.   1890. 

Alex  Rogers :  translations  from  Goethe. 

New   York  Nation.    50  :  416.   1890. 

Goethe's  gift  of  books  to  Harvard  College,  with  letter;  and  Cogs- 
well's  Visits  to  Goethe  in  1817  — 19.  (vgl.  oben  S.  284.1 


Register  zu  Band  xi  und  xii. 


I.  Personen-Register. 


Die  hinter  den  cursivgedruckten  Namen  stehenden  Zahlen  geben  die 
Seiten  an  auf  denen  Abhandlungen  oder  Mittheilungen  der  Betreffenden 
gedruckt  sind.  »Brief  an«  bedeutet  einen  Brief  Goethes  an  den  Ge- 
nanntes. Sowohl  im  Personen-  als  im  Sach-Register  bezeichnen  die  XII 
vor  den  arabischen  Zahlen  den  XII.  Band,  die  arabischen  Zahlen  allein 
den  XI.  Band. 


Abbt  XII  264. 

Abeken,  B.  R.  XII  271. 

Abeken,  H.  XII  27ofg. 

Adami  79.  XII  299. 

Addison  XII  14. 

Agricola  140.  185. 

Agrippa  v.  Nettesheim  XII  232. 

d'Albon,  E.  XII  521. 

Albrecht,  Rector  XII  238.  241. 

Alibone  XII  257. 

Altenstein,  Karl,  Freiherr  von  Stein 

zum  XII  162. 
Althaus  251. 
d'Alton,    E.    217  fg.    XII    526.    — 

Briefe  an  221  fg.  (Regesten). 
d'Alton,  Sohn  des  Vor.  222. 
Anakreon  XII  218.  221. 
Anfossi   194. 

d' Angers,  David  XII  316. 
Anheisser  XII  294. 
Ännchen  XII  232. 
Anster,  J.  277. 
Arago  XII  159.  169. 
Arndt,  E.  M.  XII  263. 
Arndt,  W.  205. 
Antbeim,  Friti  XII  266  fg. 
Arnim,  A.  v.  219.  274. 
Arnim,   Bettina   von,   s.  Brentano, 

Bettina. 
Arnimsches  Familienarchiv   19  fg. 
Arnold  2)i. 

Asmi  Achimed  Effendi  28  fg.  40. 
Asher,  D.  231. 
Äschylos  228.  257.  XII  261. 


Assing,  Ludmilla  XII  520. 

Ast  185. 

Auerbach,  S.  XII  512. 

Augustenburg,  Herzog  v.  XII  275. 

B.  O.  XII  298. 

Babad,  J.  XII  315. 

Bach,  Seb.  XII  96.  in. 

Bächtold,  Jakoh  2 1 1  i'g. 

Bächtold,  J.  206,  XII  275.   300. 

Baco  V.  Verulam  158.  241. 

Bacon,  Francis  XII  208. 

V.  Baden,  Karl  Friedr.  XII  318. 

Baer,  Jos.  XII  294. 

Bagster  206. 

Bahrdt,  K.  F.  266.  XII  316. 

Baier  XII  225. 

Baini,  Don  Giuseppe  XII  87.   120. 

Bamberg,  F.  XII  517. 

Baragiola,  A.  206.  248. 

Barine,  Arvede  241. 

Baroccio  XII  285. 

Basedov^^  XII  234. 

v.  Basedow,  H.  XII  295. 

Batacchi  XII  510. 

Bateson,  Miss  Margaret  231. 

Batsch  158.  —  Brief  von  108 fg. 

Baumgart  206. 

Baumgarten,  Peter  im  74.  213. 

Baur,  G.   173. 

Bax,  E.  A.  XII  327. 

Bayern,   Ludwig  I.  König  v.  222. 

XII  83.   183. 
—  Maximilian  II.,  König  v.  XII  3 19. 


330 


Personen-Register. 


Beaucourt  XII   127. 

Beaulieu,  Frau  v.,  verwittwete  Eg- 

loffstein  s.  Egloffstein,  Henriette. 
Beaulieu-Marconna\-,  C.    v.,  Mann 

d.  Vor.  XII   149." 
Beaulieu-Marconnav,  C.  v.  XII  157. 

149. 
Beaumont  XII  14. 
Bechstein,  R.  206.  265.  XII  290. 
Beck,  V.  der  80  fg. 
Becker  268. 
Becker,  Mme.  194. 
Beer,  B.  196. 
Beer,  R.  227.  XII  505. 
Beethoven,  L.  217.  256.  XII  79%. 

iio.  112.  117.  131.  290.  310.  — 

Briefe    an    Goethe    von    222  fg. 

(Regesten)  —  sein  Neffe  223. 
Behrisch  180.  187.  XII  235. 
Beiger,  Chr.  247. 
Bell,  Chr.  94. 
Bell,  E.  231. 

Bellamy,  Schauspielerin  190  fg. 
Bellermann,  J.  J.  XII  324. 
Belling,  E.  XII  294. 
Bellomo  77.  194. 
Benda,  A.  170  fg. 
Benda,  A.  XII  306. 
ßenda  77. 

Benda,  Componist  XII  131. 
Benda,  Sohn  d.  Vor.  XII  131. 
Bendavid,  L.  273. 
Bender  XII  297.  299. 
Benedict,  J.  102. 
Bentink,  Gräfin  81. 
Berad  XII  156  fg. 
Berckheim,  Frl.  v.  (Octavie  de)  269. 
Berends  XII  283. 
Berlichingen,  Götz  v.  XII  260. 
Berlioz,  H.  250.  —  Brief  an  Goethe 

XII  99  fg.  —  Anmerkungen  dazu 
XII  127-129. 
Bernavs,  M.  iio.  157.  205  fg.  XII. 

248: 
Bernstein,  Prof.  34. 
v.  Bernus,  Freiherr  171. 
Bcrtholdo  lOi. 
Bertin,  Mlle.  XII  127. 
Bcrtuch  185.  270.  XII  326. 
Besson  XII  504. 
V.  Bethmann,  M.  260.  XII  321. 
Beust,  Graf  45.  48. 
Bewer,  Max  XII   310. 
Beyschlag,  J.  F.  71  fg. 
Biedermann,  Carl  206. 
V.  Biedermann,  W.  XII  269. 


V.   Biedermann,     \V.     119.    185  ff. 

195.  204.  223.  225.  228.  256.  261. 

XII  138.    150.  248  fg.  269.   290. 

294. 
Bielscbotusl-Y,  A.  XII  211-227. 
Biese,  A.  Xll  290. 
V.  Binzer,  Frau  205. 
Biot  XII   157.   160  fg.   169. 
Björnstähl,  |.  J.  176.  Goethe  und  — 

XII  266  fg. 
Bird,   J.  A.   250.   277.   XII  327 fg. 
Birlinger  206. 
Bischof  142. 

Bismarck,  Fürst  203.  275.  XII  312. 
V.  Bissing,  Henriette  216  fg.  220. 
Bitaube  251.  XII  507. 
Blacker,  Carola  XII  505. 
Bleibtreu,  K.  XII  311.  323. 
Blennerhassett,  Ladv  264. 
Blume,    L.   247.    Xll   254 fg.   295. 

303.  321. 
Blumenthal,  A.  O.  XII  268. 
Bobertag  206. 
Boccaccio  247. 
Bodmer  212. 
Bodmer,  H.  254. 
Bohain  XII  127. 
Böhme,  Hofrath  XII  233. 
Böhme,  Frau  d.  Vor.  XII  233. 
Böhme,  W.  XII  299. 
Boie  XII  247. 
Boisseree   10.    16.  46.    180  ff    248. 

260.  262  fg.  XII  166.  283.  283  fg. 

326. 
Bölsche,  W.  250. 
Bonaparte  s.  Napoleon. 
Böninger  222. 
Borchardi   193. 
Borckmann,  A.  XII  309. 
Boerhave  174. 
Born  206. 

Börne  XII  292.  316. 
Bossi  XII  288. 
Bötticher,  G.  227. 
Böttiger  169.  185.  228.  261.  XII  318. 
Boucher,  Alex.  XII  79.  112. 
Bouillon-Lagrange  XII  138. 
Bourgeois,  M.  XII  157. 
Bovet  231. 

Bowring,  E.  A.  251.  277. 
Boxberger  XII  312.  320. 
v.  Boyen,  H.  270. 
Brachmann,  K.  234. 
Brahm,  O.  259. 
V.  Branconi,  Frau  256.  283. 
Brand  XII  323. 


Personek-Registkr. 


nl 


Brandeis  XII  302. 

Brandes,  G.  XII  292.  510. 

Brandes,  Job.  Chr.,  Schauspieler 
188  fg. 

Brandes,  Schauspielerin   199. 

Brankowiich,  VVuk  XII  58. 

Brasch,  M.  XII  322. 

Bratranek  115.   115.  XII   154.   165. 

Braun,  A.   155. 

Braun,  J.  W.  XII  300. 

Braun,  Ö.  XII  323. 

Breitenbauch,  Frau  v.  79. 

Breitenbauch,  G.  A.  v.  242.  (Breiten- 
tauch) XII  268. 

Breitinger,  H.  XII  314. 

Breitkopf,  J.  H.  XII  309. 

Breitkopf  u.  Härtel  XII  43.  47.  63. 

l^renning  8.  252. 

Brentano,  Bettina  222.  241.  264. 
273  fg.  XII  289.  318.  319.  320. 
326.' 

Brentano,  Gl.  XII  308. 

Brentano,  Maximiliane  s.  La  Roche. 

Brentano,  Peter  118. 

Bretschneider  265. 

Breyer,  E.  244. 

Breymann  241.  XII  256.  528. 

Brion,  Friederike  239.  253.  274. 
XII  2i2tT.  234 fg.  322. 

Brion,  Pfarrer,  Vater  d.  Vor.  222. 
227. 234.  Seine  4Töchter  XII 234. 

Brion,  Sophie  XII  211  fg.  2241^.234. 

Brocchi  XII  288. 

Brockhaus,  R.   92.    118.    172.   205. 

Broglie,  Duc  de  61.  XII  268. 

Brönner  171. 

Bronner,  F.  XII  297. 

Brougham  XII  157. 

Browning,  O.  XII  327. 

Brückner,  J.  G.,  Schauspieler  187. 
191. 

Brückner,  Schauspielerin  189. 

Brühl,  Carl,  Graf  22.  123.  XII  326. 

Brühl,  Carl  Friedrich  Moritz,  Graf 
22  fg.   124  ff.  XII  326. 

Brühl,  Gräfin  Christine  124(1". 

Brühl,  Graf  Moritz  123  fg.  129  ff. 
—  Beschreibung  seiner  Geburts- 
tagsfeier 125  ff. 

Brummer,  Fr.  XII  289. 

Brunncr,  S.  252. 

Brunnhofer,  H.  XII  293. 

Bube  XII  284. 

Bubna  42. 

V.  Buch,  L.  140. 

Buchheim  XII  296. 


Buchholtz,  Bergrath  75. 
Buchholz,  P.  F.  141. 
Buchholz,  Dr.  147. 
Buchner,  W.  235.  258.  XII  294. 
V.  Buchwald,  G.  303. 
Budik  XII  2)8. 
Buff,  Charlotte  s.  Kestner. 
Bührlen,  F.  L.  232. 
Bulle,  C.  258.  XII  304. 
Bulthaupt,  H.   236.  XII  295. 
V.  Bunsen,  Chr.K.  Jos.  XII  121.  270. 
Bar  dach,  Konrad  3-18.   196. 
Burdach,  K.  205. 
Bürger  231.  XII  3 16  fg. 
Burkhardt,   C.    A.    H.   71.  73-77. 
Burckhardt,  C.  A.  H.  59.  71.  167. 
194.  212.  242.  244.  256.  XII  267. 
295. 
Bury  XII  285. 
Büsgen,  M.  145-138. 
Byron    15.   47.    58.   113.  218.  221. 
"^231.  XII  i8fg.  21.23.295.  326. 

Calderon   15.  137.  231. 
Cambridge,  Amer.  Universität  Brief 

an  XII  288.  (Regest.) 
Camerarius  242. 
Camper,  P.  72. 
Canstatt,  O.  XII  309. 
Capellari,  vgl.  Gregor  XVI. 
Cardanus  XII  263. 
Carel,  G.  264. 
Carl,  Sängerin  XII  88.   120. 
Carlyle,  Th.  115.  229  if.  270.  XII 

327%- 
Carove  55.  57. 
Carr,  Mary  231. 
Carriere,  M.  241.  279.  XII  290. 
Carus  260. 
Casper,  Dr.  XII  112. 
Casti  XII  13. 
V.  Castrop  XII  286. 
Cattaneo,    Gaetano    Brief  an    XII 

287  fg.  (Regesten.) 
Cesari,  T.  (Graf  Cesar  aus  Perugia) 

257. 
V.  Ceumern,  Marie  193. 
Chamber  XII  258. 
V.  Chamisso,  L.  A.  275.  XII  323  fg. 
Charavay,  Et.   169  fg. 
Charavay,  J.  170. 
Chardin  25. 
Charon  170. 

Chateaubriand  45.   56.  XII  268. 
Cherubini  XII  113. 
Chiarini,  G.  232. 


332 


Personen-Register. 


Chladni  XII  164. 

Chodowiecki  XII  526. 

Chotzner,  H.  XII  309. 

Chronegk  185. 

Chuquet  XII  268. 

Claar,  E.  XII  295. 

Clairon,  Schauspielerin  190  fg. 

Claudi,  Pfarrer  164. 

Claudius  XII  519. 

Claudy  XII  308. 

Clauer  XII  178. 

Claus,  Joh.  A.,  Pfarrer  164. 

Clodius  185.  189.   192 fg.  272. 

Cogswell,    J.    G.    XII    284.    288. 

328. 
Cohausen  71. 
V.  Cohausen  273. 
Colin,  A.  267.  XII  283  fg. 
Coleridge  115. 
Colloredo     (Franz     C.     Waldsee) 

,  50.  57- 

Colmann   186. 

Columbus,  Chr.  54. 

Comparetti  XII  165  fg. 

Conrad,  M.  G.  XII   311. 

Constant,  B.  264. 

Copernikus  54. 

Corneille  189.  192.  XII  295. 

Cornish,  F.  F.  231. 

Corvinus  XII  303. 

Cotta  46.  59.  77  fg.  105.  109 fg.  142. 
208.  226 fg.  XII  44.  56.  285.  291. 
316.  319. 

V.  Cotta,  Bernhard  223. 

V.  Cotta,  Carl  197. 

Coudray  99.  254.  XII   137.  326. 

Courtheaux,  Ad.  251. 

Craigniyle,  Elizabeth  250. 

Cramer  247. 

Creizenach,  Th.  8.   17. 

Creizenach,  W.  120. 

Crespel,  Franziska  XII  225. 

Crespel.  —  Brief  von  Goethes 
Eltern  118  fg.  Anmerkungen  da- 
zu 119  fg. 

Croix,  Mere  Marie  de  la  XII  186. 

V.  Cronhjelm,  Freiherr  176. 

Crowe  und  Cavalcaselle  XII  120. 

Cruikshank,  XII  257. 

V.  Curland,  Herzogin  86. 

Curto,  H.  XII  297. 

Czarioriski,  Prinz  Adani  125. 

Czermak,  Marie,  geb  Lämel  91. 

Dante  15.  XII  156 fg.  297. 
Danzi  XII  130. 


Danzi  (Danzig?),  Franziska,  s.  Le 

Brun. 
Danzig,  Sängerin  XII  103. 
Darbes   124.   126. 
Darwin  XII  191.  201.  206. 
David  XII  122. 
Dechent,  Heima)in    159-164. 
Dechent,  H.  XII  290.  309. 
Deinet  XII  323. 
De  Long,  M.  J.  278. 
Dembowski,   Joh.   216.    259.    270. 

XII  150. 
Denis  XII  311. 
Dessoir,  M.  XII  312. 
Des  Voeux  115. 

Deutschland,  Kaiserin  Auguste  von 
XII  188  fg.  298.  311. 

—  Karl  VI.,  Kaiser  von  238. 

—  Otto  der  Grosse,  Kaiser  von  XII 
268. 

—  Wilhelm  I.,  Kaiser  von  XII  298. 
Devrient,  O.  198.  XII  296. 
Diderot  15.  45.  56.  XII  302.    320. 
Diebler  A.  XII  256 fg. 

V.  Diemar  61. 

Diemar,  Frau  d.  Vor.,  geb.  Rein- 
hard 61  fg. 

Diemar,  Kinder  d.  Vor.  62. 

Diene  (Gevatter  Dolmetsch)  XII 
2  3  3  fg. 

Dietrich,  Familie  (Vater,  Sohn  und 
Enkel)   I47fg- 

Dietz,  A.  255.  XII  313. 

Dietz,  M.  Joh.  H.  255. 

Diez,  V.,  Briefwechsel  zwischen 
Goethe  und  24-41. 

Diezel,  C.  A.  167. 

Dilthey  XII  328. 

Dingelstedt  iq8. 

Dübbert,  E.  XII  313. 

Döbereiner  268.  XII   174. 

Dolomien  170. 

Domenichino  XII  89. 

Donner-Richter,  O.  274. 

Donop  219. 

Dorer-Egloff  XII  216.  222. 

Döring,  H.  XII  289. 

v.  Döring,  s.  Witt,  Joh. 

V.  Dörrenberg  iii. 

Dörrien  76. 

Dove,  A.  XII  319. 

Dowden,  E.    1^9.  2 30 fg.  XII  508. 

Dresslersche  Truppe   201. 

Dreyer,  J.  M.   189. 

Dschami  27  fg. 

Dümmler,  F.  204. 


Personen-Register. 


3U 


Dunger,  H.  XII  305. 

Düntzer,  H.  24.  28.  168.  176.  207  fg. 
224 fg.  232.  235  fg.  238.  243  fg. 
246  fg.  249.  260.  269.  275.  XII 
218.  223.  247.  259.  273.  291. 
296  fg.  301  fg.  509.  312.  —Po- 
lemik gegen  XII  275-281. 

Durand  XII  122. 

V.  Duras,  Herzogin  45.  56. 

Dürckheim,  Eckbrecht,  Graf  XII 
314. 

Dürer,  A.  140. 

Du  Tour  XII  161. 

Ebers,  G.  XII  302. 

Ebert,  Joh.  J.  192. 

Eberwein  XII  114. 

Ebnerische  Sammlung  XII   162. 

Eckardt  XII   122. 

Eckermann  3.  7.  63.  97.  99 ff.   117. 

183.  253.  270.  275.  XII  67.  ii9fg. 

128.  224 fg.  252.  255.  260.  262  ff. 

277.  284  fg.  311-  317- 
Eckhel  81. 
Eckstein,  A.  Nachfolger,   Hammer 

und  Runge  249'. 
Egenolffs  Erben  XII  261  fg. 
Eggers,  K.  260.  274.  XII  274. 
v.Egloffstein, Henriette,  geschiedene 

Egloffstein,späterFreifrau  v.Beau- 

lieu  270.    Aus   ihren  Memoiren 

XII  139-149.  Anmerkungen  dazu 

XII  149-151. 
V.  Egloffstein,  Mutter  der  Vor.  XII 

141.   151. 
V.  Egloffstein, HofmarschallXII  139. 

151.  —  Seine  Frau   139. 
V.  Egloffstein,  Hof-  und  Regierungs- 

rath  XII  150. 
V.  Egloffstein,  Isabella  XII  183. 
V.    Egloffstein,    Julie    184.    270  fg. 

Xli  185.  320. 
V.  Egloffstein,  Karl  270. 
V.  Egloffstein,  Karoline    195.    258. 

270. 
EgloffsteinschesFamiIienarchiv270. 

XII  150. 
Ehlers,  Schauspieler  193. 
Ehlers,  Tochter  des  Vor.   193. 
Ehrhard,  A.  259.  XII  294.   305. 
Ehrlich,  M.  225. 

Eichstädt   142.  195.  221.   XII  285. 
V.  Einsiedel,  F.  H.   XII  146.    148 

325  fg.  —    Brief  an  71. 
Eisenstein,  J.  A.  u.  Cie.  235. 
Eitner,  Gustav  238.  XII  314. 


Elgin,  Lord  116. 

Elias,].  77 fg.   109-111. 

Elias,  J.  71. 

Elischer  77.  95. 

Ellinger,  G.  242  fg.   XII  298.  301. 

Elster,  E.  205  fg. 

Engel,  Carl  204.  XII  258.  298. 

Engelen.  H.  XII  301. 

England,    Königin    Elisabeth    von 

XII  257. 
Erasmus  XII  262. 
Erdmann,  O.  XII  311. 
Erhard  273. 
Ernst,  P.  XII  298. 
Eschenburg  188.  190. 
Euclid  138. 
Euripides  227.  257. 
Evers  XII  289. 
V.  Eyb,  A.  236. 
v.  Eybenberg,  Frau  184.  —  Briefe 

an  80-86.  Anmerkungen  dazu  87. 

Brief  v.  Riemer  an  84. 

Faber,  H.  251.  277 fg. 

Fahimer,  Johanna  180.   182. 

Fain,  A.  J.  F.,  Baron  42.  56. 

Falck,  P.  Th.  XII  21 3  fg.  2t7ff.  224. 

Falcke,  E.  F.  H.  255. 

Faligan,  E.  XII  299.  328. 

Falk,  J.  182.  228. 

Färber,  Mich.  XII  18.  21. 

Fauriel  XII  39.  42.  66. 

Faust,  Hans  242. 

Faust,  d.  historische  242. 

Fauth  XII  301. 

Feist,  S.  XII  297. 

Ferber  152. 

Fernow  XII  284. 

Ferrand  XII  128. 

Fichte  XII  273. 

Fielitz   126. 

Finsler  108. 

Firmery,  J.  261  (Firmey)  XII  268. 

294.  308. 
Firmey  s.  Firmery. 
Fischart  140.  174.  205. 
Fischer,  C.  A.  XII  322. 
Fischer,  H.  232. 

Fischer,  K.  224.  238.  241.  XII  302. 
Fischer,  N.  W.  XII   156. 
Flachsland,  Caroline  125.  127.  I  )S. 

236. 
Maischien  XII  300. 
Platter  43.   56. 
Flaxmann   116.  (Haxmann.) 
Fleckeisen  XII  273. 


Person'ek-Ri-:gister. 


Fletcher  XII  14. 

Flies  Ephraim   195. 

Flies(s),  Jos.   195  ig. 

Fliess,  M.  J.  195. 

Follenius,  W.  E.  XII  505. 

Förster,  Brix  77. 

Förster,  Emma  77. 

Forster,  G,  195. 

Fortis  XII  42. 

Foscolo  19).  XII  506. 

Fouche  42.  56. 

V.  Foullon   112. 

Fraehn,  Prot.  54. 

Francke,  K.  XII  284.  288. 

Francke,  O.  XII  256  fg. 

Franke),  H.  XII  293. 

Franke!,  Ludiuig  XII  256-258. 

Fränkel,  L.  241.  XII  282.  296. 

Frankreich,  Franz  I.  König  v.   159. 

—  Marie  Antoinette,  Königin  von 
265. 

I —  Marie  Louise,  Kaiserin  von  90. 

—  Ludwig  XIV.  von  XII  182 

—  Louis  Philipp,  König  v.  XII  292. 
Franz,  R.  227.  XII  291. 
Franzos,  K.  E.  257.  XII  284.  287. 

520. 

Frappan,  Ilse  245. 

Frege  85. 

Frege  und  Comp.  90 fg. 

Fresenius,  Charlotte  XII  177. 

Fresenius,  Joh.  Th.  159 ff.  XII  177. 

Fresenius,  Familie  159. 

Frey,  A.  XII  319. 

Freytag,  G.  W.  F.  35.  175. 

Friederike  s.  Brion. 

Friedländer,  Julius  XII   313. 

Frii'dländer,  Max  XII  77-132. 

Friedrich,  Goethes  Diener  XII  184. 

Friedrich,  Joh.  242. 

Friedrich,  Prinz  86. 

Friedvvagner  XII   295. 

Friese,  J.  XII  321. 

Frirnmel,  Th.  217.  233.  256. 

V.  Fritsch,Minister2i3.XII  149. 326. 

Froitzheim,  J.  175.  235.  253.  264. 
XII  288.  511.   312. 

Frommann,  Alwine  102.  257.  XII 
133.  138. 

Frommann,  Familie  XII  136  fg. 

Frommann,  F.  H.  269.  XII  15.  — 
Briefe  an  103  ff. 

Frommann,  F.  J.  105.  XII  285.  326. 
—  Brief  über  Goethes  Tod  und 
Bestattung  an?  XII  133-136.  — 
Anmerkungen  dazuXlI  136-138. 


Frommann,  Frau  und   Schwieger- 
mutter d.  Vor.  XII  136. 
Fromniann,  H.   103-105. 
Frommann,  H.  71. 
Froriep  XII  326. 
Frunck,  G.  L.  D.  230. 
FiJlleborn   139. 
Füller,  Ossoli  Margaret  278. 
Funck,  H.  XII  318. 
Füssli  106. 

v.  d.  Gabelentz,  G.  XII  259. 

Gablidoni   108. 

Gaedertz,   K.  Th.  217 ff.   257.  XII 

283. 
v.  Gage,  L.  277. 
V.   Gagern,   H.    C.    E.    45  tg.    48. 

56.  61. 
Galizin  XII  260. 
Gandonniere  250. 
Garnel,  R.  231. 
Garrick   190. 
Gasnier  244. 
Gast.  E.  R.  XII  295. 
Gautier,  J.  XII  157. 
Geiger,   Ludivig    A2-'y'j.    87.    92  (g. 

108  fg.  1 18  ff.  1 72  fg.  194  fg.  197  fg. 

204  ff.  217-276.  XII  258.  268  fg. 

282-326. 
Geiger,  L.  71.  205.  225.  229.  233. 

255.  243.  265.  275.  XII  290.  294. 

305.  309.  323%. 
Geisselbrecht  202. 
Geliert  212.  XII  311. 
V.  Gemmingen,  O.  H.  v.  XII  30a. 
Genast  77. 
Genee,  R.  XII  300. 
de  Gensannes  174. 
Gensichen,  O.  F.  XII  510. 
Genung,  C.  H.  XII  328. 
Georg,  der  schwarze(CzernyGeorg) 

s.  Petrowitsch,  Georg. 
Gerard  s.  Nerval. 
Gerhardt,  F.  W.  E.  XII  270. 
Gerhardt,  Paulus  XII  262. 
Gerning,   joh.  224.  228.  268. 
V.  Gersdoi-ff,  Minister  XII  182.  184. 

326. 
Gersdorrt,  Frau  d.  Vor.  s.  Pappen- 
heim. 
Gerstenberg  263. 
Gerstenberger,  Joh.   Barthol.  7;. 
Gervinus  XII  269. 
Gessner,  H.  271. 
Ciessner,  Sal.  271. 
(jessner,  T.,  Schauspielerin    199. 


Personen-Register. 


335 


Getcke,  E.  XII  525. 

Giami  s.  Dschami. 

Gilbert  XII  161. 

Gille  XII  526. 

Giloiu,  Hennaim  XII  228-244. 

Girot,  XII  304. 

GiufFride,  V.  247. 

V.  GJeiclien-Russwurm,  A.  197. 

Gleichen- Russwurm,     Emilie     s. 

Schiller. 
V.  Gleichen-Russwurm,  L.  197. 
Gleim  212.  231.  XII  299.  508. 
Glöde,  O.  XII  301. 
Glogau,  G.  XII  293. 
Glowel,  PI.  XII  296. 
Gluck  244  XII  131.  Seine  Nichte. 

244. 
Göbel,  Julius  259. 
V.   Göchhausen,   Louise   171.    213. 

239.  XII  141.  283.  285.  315. 
V.  Göchhausen,  Frau  XII  139. 
Göckingk   127.  XII  3 16  fg. 
Gödeke    211.    XII    12.    225.    250. 

-53- 

Godet,  Ph.  269. 

Goldmark  XII  323. 

Goldoni  186  fg.  192. 

Goldscheider,  P.  254. 

Goldsmith,  O.  251.  XII  228.  242. 

Gondelier  XII  127. 

Gorani,  Graf  195. 

Göschen  155.  207  fg.  XII  286.  520. 

Gotha,  Prinz  August  v.  224. 

Gotha,  Herzog  Ernst  II.  v.  169. 
XII  285.  289. 

V.  Goethe,  Alma.  102.  XII  134.  138. 
182. 

V.  Goethe,  August  59.  62.  93.  116. 
181.  223.  257.  269.  XII  78 fg. 
153.  186.  310.  315.  —  Briefe  an 
97  ff.  —  Anmerkungen  dazu  97. 
100.  102  fg.  —  Brief  von  Ottilie 
V.  Goethe  an  102  fg.  —  Brief  v. 
AbrahamMendelssohn  an  XII  113. 

Goethe,  Christiane  47.  205.  223  fg. 
229.  XII  280. 

Goethe,  Catharina  Elisabeth  (Frau 
Rath)  6.  134.  159.  164.  228fg. 
235.273.  XII  232fg.  241.  290. 
326.  —  Über  ihre  Briefe  an  ihren 
Sohn,  Christiane  und  August  v. 
Goethe  223  fg.  —  Brief  an  Cres- 
pel  119.  —  Anmerkungen  dazu 
119  fg.  —  Brief  an  Frau  Stock 
und  Anmerkungen  dazu  120.  — 
Ihr  Stammbuch  XII  175  —  178. 


Goethe,  Cornelia  verehelichte 
Streng  u.  Scherer  162  lg. 

Goethe,  Cornelia,  Goethes  Gross- 
mutter 163.  255. 

Goethe,  Cornelia,  Goethes  Schwe- 
ster 163.  191.  273.  XII  252  fg. 
238fg.  318. 

Goethe,  Familie  XII  310. 

Goethe,  Georg  Adolph  160. 

Goethes  Geschwister  163.  274. 

Goethe,  Hermann  Jakob  162  fg. 

Goethe,  Johann  Caspar  i59fg. 
i62ff.  171.  179.  i99fg.  204.219. 
255.  273.  XII  252ff.  239.  241. 
510.  320  fg.  —  Brief  an  Crespel 

118  fg.    —    Anmerkungen    dazu 

119  fg. 

Goethe,  Johanna  Maria  160. 

V.  Goethe, Ottilie  55. 59fg-  94-  98  fg. 

100.  102.  ii6ff.  228.  256 fg.  268. 

XII    78  fg.  98.    115.  117  fg.  122. 

133  fg.    136 ff.    182  ff.    283.    286. 

316.  317.   318.  320.  326. —  Briet 

an  August  v.  Goethe  102  ig. 
Goethe,  Sabine  Margar.  s.  Küstner. 
V.  Goethe,  Walther  59.  99  fg.  102. 

257.  267.  271.  XII  134.  158.155- 

186  fg.  283. 
v.  Goethe,  Wolfgang  59.  99  fg.  102. 

256fg.   267.    271^  XII  134.   138. 

153.  i86ff.  283.  310. 
Goette,  R.  229. 
Gotter  20.  23. 
Gottinger  268. 

Göttling,  K.  224.  246.  XII  277. 
Götze,  64.  67  fg. 
Gower,  Lord  Leveson  115. 
Gradenwitz,  A.  195. 
Gräfe,  B.  XII  297. 
Graff,   123. 
Grand-piere  55. 
Grans,  H.  271. 
Gräser  XII  292. 
Grave  XII  144  fi'.  151. 
V.  Gravmeyer,  Frau  259. 
Gregor    XVL,    Pabst    (Capellari) 

91  {g.  122. 
Gregory,  F.  M.  277  fg. 
Gretchen  XII  2  34fg. 
Grey,  F.  W.  278. 
Griesbach,  E.  C,  Pfarrer  160.  XII 

177. 
Griesbach,  Johanna  Dorothea   XII 

177- 
Griesbach,  Prof.  160.  XII  177. 
Griesebach,  XII  308. 


33^ 


Personen-Register. 


Grillparzer,  F.    257.    XII    75.  269. 

276.  322. 
Grimm,  Baron  190.  XII  320. 
Grimm,  Herman  19.  229.   274.  XII 

234  fg.  289. 
Grimm,   Jakob    16.    177.  212.  XII 

59.  49.  54-  63  ff-  73  ff-  295-   ^^^^ 
Grimm,  Wilhelm  16.  177.  212.  XII 

59.  67. 
Grimur  250. 
Grohmann  XII  296. 
Gröndall,  Benedict, Sveinbjarnarson 

258. 

Gross,  F.  242. 

V.  Gross  XII  326. 

Grosse,  E.  XII  315. 

Grosse,  J.  247. 

Grotefend,  H.  159-  200. 

Groth,  Klaus  206. 

Grotius,  H.  183. 

V.  Grotthus,  Frau  87. 

V.  Grotthus,  Freih.  J.  E.  XII   309. 

Grove,  Eleonor  278. 

Grove,  G.  XII  iio. 

Grüner,  Rath  XII  76.  326. 

Grunert,  K.  XII  516. 

Gruterus  183. 

Gubitz  XII  268. 

Guckelin,  Joh.  M.  XII  177. 

Guglia,  E.  266. 

Guido  Reni  XII  89. 

Guizot  61. 

Gülcher  294. 

Güldenapfel  96. 

Gündler,  H.  XII  322. 

Gurlitt,  Cornelius  XII  313. 

V.  Gustedt,  Freifrau  s.  v.  Pappen- 
heim, Jenny. 

V.  Gusteiit,  Freiherr  XII   188. 

Gutzkow  271.  XII  319. 

Gyrowetz,  A.  247. 

Haan,  M.  P.  de  (Dr.  Timon)  XII 

313- 
Haarhaus,  J.  R.  XII  314- 
Haaser,  L.  XII  310. 
H(aher),  S.  275. 
Habicht,  L.  XII  515. 
Hackert,  Ph.   15. 
Häfeli  107. 
Hafis    (Schams-uddin   Muhammad 

Hafiz)  4 fg.  8.   IG.  13. 
V.  d.  Hagen  261. 
Hager,  H.  231. 
Halatschka  XII  301. 
Haller  XII  262. 


Halliwell,  }.  O.  XII  256  fg. 
i   Haltenhof  "XII  286. 
Hamann,  Joh.  G.  266.  271. 
Hamerling,  R.  257. 
V.  Hammer  8.  28.   32. 
Hansen,  P.  XII  297.  306. 
Hardenberg  145. 
Härder,  Fr.  XII  302. 
Hargreave  XII  158. 
Haniack,  O.    193%. 
Harnack,  O.  239.  259.  XII  285.  303. 

312. 
Hart,  H.  XII  293. 
Hart,  J.  XII  293. 
Hartmann,  L.  XII  299. 
Hartmann,  Maler  2 18  fg. 
H(art\vig),  O.  243. 
Harun  Achmed  39. 
V.  Hase,  K.  A.  XII  138.  308. 
Hase,   Pauline,    Frau   d.  Vor.  XII 

138. 308.  Ihre  Mutter  U.Schwester 

XII  138. 
Hasper,  L.  236.  252. 
Hassloch  XII  286. 
Hauff,  G.  176-179. 
Haug  185. 

Haupt,  Ph.  78,  verdruckt  stattStangl. 
Haym  206. 
Hayward  XII  306. 
Haxmann  s.  Flaxmann. 
V.  Haxthausen,  A.  u.  L.  67. 
V.    Haxthausen,    Werner    XII    42. 

44.  67. 
Hebbel,  Fr.  XII  317. 
Heckmann,  H.  XII  lOi. 
Hederich,  B.  217. 
Heerwagen  XII  314. 
Hegel  265.  268.  XII  165.209. 317. — 

Brief  an  Goethe  von  XII  166-169. 
Hehn,  V.   170.  176  ff.  266.  XII  517. 
Heideloff  u.  Campe  53. 
Heine,  H.  233.  XII  292.  508. 
Heinemann,  K.  255.  XII  291. 
Heinemann,  W.  2  50  fg. 
Heinitz,  Minister  260. 
Heinrici,  C.  F.  G.  272. 
Heinze,  P.  229. 
Heinze,  R.  XII  323. 
V.  d.  Hellen,  E.  153.  213.  XII  275. 
Hellmann,  G.  XII  112. 
Hellmuth,  Sängerin  XII  104. 
V.  Helvig,  Amalie  s.  Imhof,  Amalie. 
V.  Hendrich  87 fg. 
Henkel,  Hermann  179-185. 
Henkel,  Hermann   166.  515. 
Hennicke(Henke),  Schauspieler  188. 


Persomen-Registhr. 


:>:)/ 


Henning  206. 

Hensel ,    Fanny    s.    Mendelssohn- 

Bartholdy. 
Hensel,   S.  XII  iio.  115.  116.  119. 
Hensler,  A.  XII  3I). 
Herbelot  25.  27 fg. 
V.  Herder,  A.  46. 
Herder,  Caroline  s.  Flachsland. 
V.  Herder,    J.    G.    15.    125.    1271!. 

157.    155.    175.    185.    198.    206. 

208  fg.  246.  258.  265.    266.  271. 

XII  9 ff.  65.  142.  228.  232.   237. 

248.  260.  262.  269.  285.  305.  508. 

311.  325  fg. 
Herder,  Sohn,  Tochter  und  Nichte 

d.  Vor.  12). 
Herford,  C.  H.  231. 
Herlitz,  Schauspieler  188. 
Hermann,  David  71  fg. 
Hermann,  Dr.  XII  231. 
Hermann,  Max  185-193. 
Hermann,  Max  236. 
Herrich   119. 
Herrig  208. 
Herschel  XII  157.  161. 
Hertel  u.  Breitkopf  s.  Breitkopi  u. 

Härtel. 
Hertz,  Waisenhaus-Inspektor  74. 
Hertz,  W.  XII  271. 
Herz,  Henriette  233. 
V.  Herzberg,  Minister   260. 
Herzfelder,  J.  233  fg.  XII  309. 
Herzlieb,    W^ilhelmine     (Minchen) 

231.  257.  XII  314.   -  Ihr  Grab- 
stein 201. 
Herzog,  A.  271. 
V.  Hess,  H.   238. 
Hetzler  224. 

Heuser-Nicolovius,  Marie  255. 
Heussner  XII  303. 
Heuwes  227.  XII  302. 
Hewett,  W.  T.  203.  232.  273. 
Hevden  94. 

V.  Hevgendorf,  Frau  238. 
Heyne,  C.  G.  231.  —  Brief  an  219. 

f  Regesten) 
Heyse,  K.  W.  L.  XII   115. 
Heyse,  Paul  XII  115. 
Heyse,  Th.  271  fg. 
Hiersemann  XII  295. 
Hildebrand,  R.  206.  212.  XII  294. 

303.  509.  311. 
Hiller,  J.  A.   185.  188. 
Hillers,  (}.  238. 
Himburg  207. 
Himmel   185. 

GoETHEjAllRUCri     XU. 


Hink   113. 

Hippokrates  140. 

Hirschfeld,  M.  XII  324. 

Hirt  XII  285. 

Hir^el,  L.  105-108. 

Hirzel,  L.  71.  94.  206.  XII  320. 

Hirzel  S.  64.  2  5  5 .  XII  211.  220.  248. 

Hoffmann,  Fr.  Chr.  255. 

Hoffmann,  Frau  d.  Vor.  255. 

Hoftmann,  O.  229.  271. 

Hoffmann,  P.  239. 

Hoffmann  v.  Fallerslehen   168. 

Hoffmannswaldau,  205. 

Hofmeister,  E.  77. 

Holbach  179. 

Holcroft  115. 

Holder  244. 

Hölderlin  XII   317. 

Holsten,  K.  254.  XII   137 fg. 

Holtei  99.  102  fg. 

Holtei,  Frau  d.  Vor.  99.  103. 

H(olthoff),  L.  274. 

Holt  Hutton,  R.  278. 

Homer  27.  32.  25-7.  XII  256.  244. 

Horaz  XII  115.  260. 

Hörn  XII  224.  233. 

V.  Hornthal,  J.  P.   168. 

Hosäus  XII  319. 

Hotho  268. 

Hubel,  V.  P.  XII  320. 

Huber  262. 

Hübner,  Jul.  XII   119. 

Hufeland  42. 

Huisgen  XII  232. 

Hülsen,  Chr.  XII  120. 

Hulte,  A.  H.  XII  327. 

V.  Humboldt,  A.  260.  268.  XII  185. 

265. 
V.  Humboldt,  W.  86.  219.  XII  185. 

261.  264.  278.  311. 
Hummel   102. 
Hunnius  76. 

Huss,  H.  C.  O.  XII  307.  327. 
Huth,  A.  H.  250.  277.  XII  528. 
Huther  245. 
V.  Hütten,  Ph.  242. 
V.  Hütten,  U.  205. 
Huj'gens  XII  171. 
Hygin  243. 

Jacobi,  Fr.  H.  182  fg.  193.  213.  224. 
272.  XII  9 ff.  217.  283.   325. 

jacobisclies  Haus  XII   162. 

Jacobs,  Fr.,  Hofrath  und  Oberbiblio- 
thekar 29fg.   168  fg.  XII  231. 

Jacoby,  Daniel  XII  247-256. 


-»-'S! 


Personen-Register. 


Jacoby,  Job.  XII  526. 
jacoby,  Schwester  d.  Vor.  XII  326. 
"jagemann,  Prof.  82.  XII  146. 
Jagemann,   Karoline   s.    Frau    von 

Hevgendorf. 
Jahn;?.  Ch.  XII  269. 
Jahn,  O.  XII  1301g. 
Jakob,   Prof.    XII    35.    38.   44.  57. 

59  fg.  62.  64.  74  fg. 
Jakob,  Frau  d.  Vor.  38. 
V.    Jakob,    Therese,    Briefwechsel 

zwischen  Goethe  und  XII  32-62. 

Bemerkungen  dazu  XII  62-77. 
Jameson,  Anna  XII  183. 
Janke  50.  57.  XII  269. 
Javal,  Auguste  geb.  Lämel  92. 
javal,  L.  92. 
Jean     Paul   (Richter)    26olg.    XII 

269.  516. 
Jenaische    Bibliothek   —    Brief  an 

die  71  fg.  —  Anmerkungen  dazu 

72. 
Jenike,  L.  230. 
Jenikego,  L.  XII  507. 
Jerusalem  248  fg.  —  SeineSchwester 

248  fg. 
Jerusalem,  Vater  d.  Vor.  248  fg. 
Iffland  265.  267. 
Iken,  C.  J.  L.  XII  12  fg.   17  ff.    — 

Brief  an  Goethe  von  XII   136". 
V.    Imhoff,   Amalie   217.    XII  328. 

—  Briefe  an  220.  (Regesten.) 
V.  Imhoff,  Carl  Freiherr  217. 
V.  Imhoff,  Luise,  gb.  Schardt  217. 
Immermann  XII   150.  300. 
Jobst,  R.  266. 
John,  A.  254.  XII  321. 
John,    Schreiber   Goethes.  XII    50. 

62.  66. 
Johnson  XII  238.  316. 
Jonas,  Fr.   195.  XII  259-266. 
Jonas,  Fr.  135.  XII  268. 
Jones,  Gl.  277. 
Joseph  206. 
Irving  264. 
Itzig,  D.   193  fg. 
Jung,  R.  XII  281. 
Jungius,  J.  2)8. 
Jungmann,  J.  XII   507. 
jung-Stilling  175.  253.  XII  256  fg. 
Junker  XII  321. 
Jürgensen,  G.  XII   324. 

K.  J.    XII   2yy. 

Kaden,  W.  XII  298. 

V.  Kalb.  (Charlotte  XII  27-I. 


v.  Kalb  XII  319. 

Kalbeck  XII  324. 

Kalischer,  S.  XII  275. 

Kant  4.  265.  XII  209. 

Kapp,  Dr.  XII  282. 

Karadschitsch\\'uk,Stephanowitsch 

XII  33-77  passim. 
Karpeles,  E.  XII  315. 
Karpeles,  G.  253  fg.  264.  XII  509. 
Käser,  Legationsrath  272. 
Kästner,  A.  248. 
Katt,  F.  2)8. 
Katz,  K.  XII  275. 
Kauffmann,     Angelika    XII     285. 

511. 
Kauffmann,  E.  XII  322. 
Kaulbach,  H.  274. 
Kaulbach,  W.  251. 
Kayser  130  fg.  213  fg. 
Keän,  Schauspieler  XII  23. 
Keil,   R.  119.  136.  143.   225.    233. 

259.  XII  302. 
Kern,   Fr.  238  fg.  244  fg.  XII  303. 
Kestner,  A.  204.  228.  XII  270. 
Kestner,  Charlotte  (Lotte)  XII  270. 

314.  322. 
Kestner,  E.  F.  XII  314. 
Kestner,  J.  C.  180. 
Kestner-Köchlin,  Dr.  204. 
Kettner  125. 
Kiepert,  H.  XII  313. 
Kilian,  E.  XII  300. 
Kinderling  XII  323. 
Kinkel,  Gottlried  226. 
Kinkel,    Gottfried,   Sohn  des  Vor. 

276. 
Kinkel,  Johanna  276. 
Kippenberg  XII  292. 
Kirchbach,'  W.  245.  XII  518. 
Kirchner,  Friseur  XII  183. 
Kirchner,  H.  244. 
Kirms  142.  269.  XII  286.  —  Brief 

an  76  fg. 
Klaiber  206. 

Klaproth,  Auguste  275.  XII   323. 
Klein,  Baurevisor.  —  Brief  an  XII 

288.  (Regesten.) 
Klein,  H.  XII  299. 
Klein,  O.  XII  323. 
v.  Kleist  XII  224. 
V.  Kleist,    Heinrich    236.    272.  XII 

293.   311.   322. 
Klettenberg,  M.  F.  XII  176. 
V.  Klettenberg,  M.  M.  S.  XII  176. 
V.  Klettenberg,    S.  C.  S.  Frl.  164. 

XII   i76fg.'  232.   234.    237.  281. 


Personen-Register. 


339 


KHnger,  F.  M.  195.  243.  267.  XII 

151.  234.  237.  240.  298.  326. 
Klopstock  212.  262.  XII  233.  238. 

303.  308.  311. 
Klose  143. 
Kluckhohn  272. 
Kncbel-Döberitz  XII  311. 
V.  Knebel,  Henriette  88.  116.  220. 
V.  Knebel,  K.  L.  53.  57.   88.  116. 

125.  128 ff.  153.  168.  i8otg.  184. 

214.  217.  232.  264.  269.  XII  10. 

142.  148.  273.  311.  325 fg. 
Knesebeck  231  fg. 
Kniep  XII  285. 
Knoll,  Jos.  89. 
V.  Kobel,  E.  268. 
V.  Köber,  R.  240. 
Koch,  A.  173  fg. 

Koch,  M.  233.  262.  XII  256.  294. 
Koch,  Schauspielerin  189. 
Koch,  Theaterdirektor  1S7.   192. 
Küchel  XII  131. 
Kochendörfer,  K.  XII  305. 
Kögel,  \V.  205.  240. 
Köhler,  Br.  XII  322. 
Köhler,  R.  XII  268  fg.  310. 
Kohut,  A.  272.  XII  292.  314.  318. 
Kolbe2i7  fg.  221.  — Briefe  an  21 9fg. 

(Regesten.)  —  Brief  an  Goethe 

von  222.  (Regesten.) 
König,  Luise  XII  311. 
Kont  XII  294.  305. 
V.  Kopitar,  B.  XII 40.  ^2.  46.  66.  74. 
Körner,  Ch.  G.  XII  250.  253.  268. 

Körner,  Emma  XII  3i7tg. 
Körner,  Minna  XII  3 1 7  fg. 
Körner,    Theodor    248.    XII    284. 

317%- 
Kosegarten   55.   124. 
Köster,  A.  XII  295. 
Kotzebuc  78.  80.  82.  262.  XII  22. 

Kotzebue,  Frau  d.  \'or.   (Christel) 

78.  80. 
Kraus,  G.  M.  XII  526. 
Krau  SS  206. 

Kräuter  XII  18.  21.   165. 
;'.   Krelscbiiiai! ,   Lil\    XII    181-189. 
Krevssig,  F.  238. 
Kriegk   182. 
Krohn,  K.  229. 
Krug  XII  268. 

Kruse,  H.  XII  211  ff.  217.  222.  226. 
Kühlwe  50.  57. 
Kühn,  D.   108  f"-. 


Kühne,  G.  267.  272.  XII  318. 
Kürschner,  J.  208.   224.   233.    XII 
192.  194.  200.  207  fg. 


Küstner,  Hofrath  90. 

Marga 
Goethe  162  fg. 


Küstner,    Sabine   Margarethe  geb. 


Küstner,  Sim.  Fr.   163. 
Küstner,  Kind  d.  Vor.  163. 
Kymli  (Kumli)  XII  109.  132. 

L.,  E.  245. 

La  Bedoyere  170. 

Lacoste  170. 

Lambel  XII  284.  287. 

Lämel,    Simon    und    Leopold.    — 

Briefe  an  88-91.  —  Anmerkungen 

dazu  91  fg. 
Lamennais  57. 

Lamey,  F.  93.  97-103.  111-115. 
Lamey,  F.  71.  XII  289. 
Landau,  M.    195. 
Landsberg,  E.  XII  312. 
Lang,  IV.  37-63. 
Lange.  A.  XII  292. 
Lange,  Jos.  XII  132. 
Lange,  S.  G.  XII  299. 
Langer,  XII  235  fg. 
Lanthieri,  Gräfin  259. 
La  Roche,  Maximiliane  (Maxe)  118. 

120. 
La   Roche,   Sophie    19.    180.    182. 

195.  XII  67.  238. 
L'Arronge  198.  257.  230. 
Lassen,  Dr.  97. 
Laue,  G.  u.  Comp.   236. 
Laue,  M.  XII  313. 
Laun  XII  214. 
Lauremberg  XII  290. 
Lautenschläger,  K.  XII  300. 
Lavater  182.  213.  232 fg.  268.  XII 

232.    234.    237.    243.    283.    311. 

318.  325.  -—  Brief  von  103  ff.  — 

Anmerkungen  dazu  108. 
Lavater,  Frau  u.  Sohn  d.  Vor.  107. 
Laverdet  170. 
Le   Brun,     Franziska    geb.    Danzi 

XII  loi.   103.   105.  130. 
Lee  XII  14. 
Le  Gros  XII  lOi.   130. 
Lehmann,  Christopherus   140. 
Lehmann,  R.  XII  295. 
Leibniz  XII   1 1. 
Leineweber  XII   304. 
Leisevvitz  194  XII  290.  318. 
Leitzmann,  .\.  XII  289. 
de  L'Enclos,  Xinon  XII   148. 


340 


Personen-Register. 


Lengefeld, Lottes.Schiller,Charlotte. 

Lenz,  J.  G.  98.  100.  109.  —  Brief 

von  113.  —  Anmerkungen  dazu 

1 1 3  *g- 
Lenz,  J.  M.  R.   175.  255.  263.  XII 

231.   234.    273.    302.    311.     52)  fg. 

—  Verfasser  von  einigen  d.  Sesen- 

lieimer  IJeder  212  ff.  —  Brief  an 

Goethe  von  288.  (Regesten.) 
Lerse  263. 
Lessing,  G.  E.  186  ff.    192.    195  fg. 

206.  227.  250.  236.  241  (g.   267. 

279.  XII  9.  12.  19.  229.  235.  244. 

249.  262  fg.  268.  283.  295.    508. 

312.  316.  524.  328. 
Lessing,  K.  187.   189. 
V.  Levetzow,  Ulrike  59.  243. 
Lew,  B.  244.  248.    251.    XII  307. 
Lewald,  Fanny  276. 
Lewes  252. 

Lichtenstein  XII  266  fg. 
Lichterfeld,  A.  XII  292. 
V.  Liebenau  XII  125. 
V.  Liebenroih  109. 
Lieber  XII  288. 
Liepmannssohn,  L.  268. 
Lili  s.  Schönemann. 
Lillo  XII  14. 
Linde  XII  308. 
V.  Lindenau,  B.  A.   53.  37. 
Lindenau.  Graf  XII  235. 
Lindner,  Schauspielerin  62. 
Lingg,  ]os.  XII  123. 
Link""XiI  156. 

V.  Linne,  C.  139.   146  ff.   1 3 1  ff. 
Linsenbarth,  O.  245. 
Lipkens  117. 
Lips  XII  285.   304.  326. 
Liszt  276  XII  312. 
V.  Littrow-Bischoff,  A.  XII   310. 
IJtimann,  ß.  93  ig.  94.  1 1 5- 1 18.  120. 

209. 
Litzmann,  B.  71.   195.  206.  262. 
Litzmann,  C.  C.  T.  XII  317. 
Lobstein,  Prof.  175. 
Loder  80.  109. 
Logau  205. 
Löhlein  185. 

Longman.  Green  and  Cie.  230. 
V.  Locn,  Joh.  M.  XU  177. 
;•.  Loeper,  G.  155-144,  171  fg-   !74- 

176.  XII  273-281. 
V.  Loeper,  7.  22.  24.  28.  133.   161. 

163  fg.    176.  189.  208.  211.  225. 

247.  XII  7.  67.  110.  116.  177.  218. 

226.    231.  256.  258fg.  293.  311. 


Löschhorn,  H.  XII  291. 

Loewe,  Carl  XII  124. 

Loevi-e,  M.  S.  268. 

Lorsbach  29.  35. 

Lossius  73. 

Lossius,  Frau  d.  A'or.  75. 

Louvier  279.  XII  296. 

V.  Low,  Frau  104  XII  137.  —  Ihre 

Tochter  spätere  GräfinReventlow 

XII  157. 
Löwe,  Schauspielerin   ICS9. 
Löwe,  ].  K.  Schauspieler  187. 
Lübke,  "W.  263.  XII  312. 
Lubomirska,  Fürstin   125. 
Lubomirski,  Prinz   125. 
Lucian  XII  238. 
Lucius  XII  212. 
Luden  43.  36. 
Ludwig  272. 
Lunge,  Prof.  i74fg. 
Luther,  Martin  54.  170.  203 fg. 

XII  262.  293. 
Lyon,  O.   244. 
Lyster,  Th.  W.  231. 

Macchiavelli   137. 

Mackelow   112. 

Macklot  185. 

Mahomet  s.  Türkei. 

Mailänderin,  d.  schöne  s.  Riggi. 

V.  Maltzahn,  W.  185  fg.  XII  216. 
220.  283  Ig.  290.  302. 

Malus  XII  i)7ff.  166 fg.   172 fg. 

V.  Mandelsloh,  Lieutenant  73%. 

V.  Mandelsloh,  F.  C.  A.  73ff.'XII 
269. 

V.  Mandelsloh,  F.  F.  A.  7  3 ff.  XII 269. 

Mannlich   142. 

Manso  XII  320. 

Manzoni  61.   142.  i)^).  XII  292. 

Mara,  Sängerin  XII   144. 

Marat  XII   137.  511. 

Marchand  XII  109. 

Marckwald,  E.  214.  XII  282. 

Marlowe  241.  XII  236.  258. 

Marschall,  O.  201. 

Martial  145. 

Martin,  Th.  XII  327. 

V.  Martins  XII  84. 

Martins,  Frau  d.  \'or.  XII  .S4. 

Marx,  A.  B.  XII   119.   129. 

Marx  250. 

Matthisson  XII   319. 

Maturin.  Anzeige   des    Trauer- 

spieles Bertram  nebst  Proben 
einer  Uebersetzung  XII   12-32. 


Personen-Register. 


\Al 


Maucroux   141. 

Mauerhof  XII  ^11. 

Mauthner,  Fr.  XII  290.  293. 

Mauvillon   141. 

May  228. 

Maver,  F.  A.  240. 

Mazcas  XII  161. 

Mehring,  S.  XII  295. 

Mejer,  O.  256. 

Meiniiigen,    Sachsen .     Prinz    Karl 

August  V.  XII  248. 
Meiningen,   Sachsen,    Prinzen  von 

1 06  fg. 
Meisner  XII  312. 
Meissner  206. 

Meissner,  A.  G.   129.  XII  247. 
Meister,  J.  H.  XII  514. 
Meister,  L.  XII  305. 
Meixner,  Charitas  XII   309. 
Melber,  Familie  160. 
Melber,  Johanna   Maria    i6ü.   211. 

XII   177. 
Melber,  Johanna  Maria  [acobea  160. 
MeJzer,  E.  XII  315. 
Menage  1 58  fg. 
Mendelssohn-I3arthold\-,    Abraham 

XII  77.  79.  114.  122.  —   Briefe 

an  Goethe XII  in.  118.  —  Brief 

an  August  v.  Goethe  113. 
Mendelssohn,  Familie  XII  122  fg. 
Mendelssohn- Bartholdy,  Fanny  XII 

III.  115.  117.  —  Brief  an  Goethe 

XII  116. 
Mendelssohn-Bartholdv,   Felix  198 

XII  18).  512.  —  Briefe  an  Goethe 

von  XII  77-98.  —  Anmerkungen 

dazu  XII   1 10-12  4. 
Mendelssohn-Barthold\-,    Karl    XII 

110.  114.  116. 
Mendelssohn-Bartholdv ,    Lea    XII 

79.    III.    115.    122.  —    Brief  an 

Goethe  XII   1 14. 
Mendelssohn,  Moses  XII  in.  325. 
Menken,  Joh.    H.,   Maler    168   XII 

13  fg.  16. 
Menken,  Sohn  d.  \  or.  XII   17. 
Menza,  A.  241. 
Menzel,  \V.  XII  292.  319. 
Merck,   J.    H.    73.    179.    219.    239. 

268.  XII  130.  238.   312.  526. 
Merlowe  XII   307. 
Mertini,  Schauspieler   188. 
Mettcrnich  42.  56. 
Meursius  268. 
Mever,  D.   142. 
Mever.  Hrnst   i  |  1.    156.   XII  264. 


Meyer,  Hans  265. 

Meyer,  Heinrich  92.  100.  142.  172. 

185.  217.  248.    259 fg.   267.  XII 

274.  285.  312.  323. 
Meyer,  J.  G.  175. 
Meyer  von  Lindau    175.    264.  XII 

237.  245.  312. 
Mever,  N.  184. 
Meyer,  R.  M.  XII  312. 
Meyer,  Tobias  XII  i)9fg- 
Meyer  von  Waldeck  XII  296. 
Meyerhofer  XII  299. 
Michelet  34. 
Mickiewicz,  A.  254 fg. 
Middeldorpf,  Prof.  54. 
Mielke  XII  505. 
Mignet,  54.  XII  268. 
Milder,  Mme  XII  283. 
Miller  XII  319. 

Milutinowitsch,  Sinieon  XII  61.  76. 
Minor,  Jac.  208  fg. 
Minor,  fac.  198.  206.259.  XIl2  5ofg. 

303.  ■ 
iMionetti  81. 
Mirabeau  141  fg. 
Mirza,  Abul  (Eboul)  Hassan  Chan 

37flF.  XII239. 
Misander  s.  Adami,  J.  S. 
Mitterbacher,  XII  282. 
Mnioch  XII  322. 
Mohammed  174. 
Moleschott,  J.  XII   303. 
Moliere  259.  269. 
Molin,  J.  XII  301. 
Moltke  XII  310. 
Mombert  XII  323. 
Mommsen  196. 
Montanus,  M.  XII  289. 
Montigny,  Lucas  de  170. 
Montlosier  46.  56. 
Moore  218. 
Moritz,  K.  PI).  138.   153.  218.  232. 

259fg.  XII  285.  512. 
Moriz,  Legationsrath  XII  250. 
Morley,  H.  XII  306.  327. 
Morsch,  H.  245.  XII  27;. 
Morus  272. 
Mosen,  J.  272. 
Moser,  j.  272.  XII  271. 
V.  Moser,  K.  168. 
Mountford  XII  256. 
Mozart,  W.  A.  —   Brief  an  Frido- 

1  in  Weber  XII  100-107.  Brief  an 

Alovsia  Weber  XII  107-110.    — 

Anmerkungen  zu  beiden  XII  12g- 

n2. 


342 


Personek-Register. 


Mozart,  Vater  d.  Vor.  XII  107. 
129  ff.  —  Schwester  XII  107. 

Mühfbach,  Luise  XII  520. 

Müllenhoff  XII  313. 

Müller,  Adam  137. 

Müller,  A.  E.  Hofkapellmeister  XII 
516. 

V.  Müller,  Fr.,  Kanzler  58  ig.  63. 
102.  144.  181.  184.  260.  270.  XII 
13.  62.  76.  117.  134.  i49ff.  283. 
326.  —  Briefe  von  Reinhard  an 
42-55.    —     Erläuterungen    dazu 

55-57- 
Müller,  Frau  d.  Vor.  XII  150. 
Müller.  K.  W.  254.  XII  137. 
Müller,  Max  230. 
Müller,  Rentamtmann  95.  97. 
Müller,  T.  168. 
Müller,  Volkmar  XII  297. 
Müller,  Wilhelm  XII  66. 
Muncker,  Fr.  206.  XII  500. 
Münster,  G.  zu  —  Brief  von   114. 

—  Anmerkungen  dazu  114  fg. 
Münz,  B.  XII  310. 
Münz,  S.  253. 
Musäus  185.  XII  325. 
Mylius,  Banquier  100 fg.   XII  288. 

V.  Nagler,  K.  F.  47.  56. 
Napoleon  1.   42.  49.    56.    58.   263. 

XII  62.   516. 
Nardo-Cibele,  A.  240. 
Nassau-Saarbrücken,  Fürst  von  174. 
V.  Natzmer  XII  67.  298. 
Naumann,    f.  G.    126.    i28tif.    XII 

145-  151-" 
Necas,   Jan  251. 
Neefe  XII  131. 
Nees  von  Esenbeck  156.  221. 
Nerrlich,  P.  261.  XII  274. 
Nerval,   G.  de  242.  250.  XII   128. 
Neubauer  XII  292. 
Neumann,  Christiane  XII  138.  526. 
Neumann  76. 
Neumann,  Baryon  258. 
Neureuther  260. 
Newton  (Neuton)  51.  5_:|.  184.  XII 

157.  i59ff.  311. 
Ney,  Marschall  XII  287. 
Nicholson  XII  157 fg. 
Nicolai   184.  XII   319. 
Nicolovius,  Louise  s.  Schlosser. 
Niebuhr  XII  263.  326. 
Niemeyer  XII  115. 
Niethammer,  F.  J.  218.    —  Briefe 

an  220  fg.  (Regesten.) 


Nigge,  Glasschleifer  XII   171. 
Ninon  s.  de  L'Enclos. 
Nippold,  Fr.  270. 
Nissen,  XII  132. 
Nögelin  XII  178. 
Nöggerath  113. 
No'hl  XII  131  fg. 
Nohle,  C.  XII  298. 
Nöldeke  XII  259. 
Nöldeke,  W.  227.  XII  291. 
Norton,  Gh.  Eliot  270. 
Nunning  71. 

Nusreddin,  Chodscha  54  ff. 
Nuthing,  Mary  E.  278. 

v.  Oberkirch,  Frau  XII  511. 
Oberlin,  Jer.  Jac.  175.  253. 
Obrenowitsch,  Milan  XII  54.  73. 
Obrenowitsch,  Milosch  XII  38.  40. 

53  fg.  73  fg.  Seine  Tochter  XII  54. 
Ohlenschläger  XII  317. 
Ohmacht  XII  317. 
Oken  156. 

Olenschläger,  Schöff  XII  231. 
Oppenheim,  A.  XII  325. 
Orell  188. 

Orkander,  G.  H.  XII  323. 
Oeser,  A.  F.  XII  237.  316.  325. 
Oeser,  Friederike  233.  XII  325. 
Ossian  15.  132. 
Österreich,   Kaiser    Franz    II.    von 

90.  92.  XII  286. 

—  Kaiser  Joseph  II.  XII  286. 

—  Kaiserin  Marie  Louise  von  90  fg. 
Osvyalt  2iz|.  251.  XII  282. 

v.  Öttingen,  W.  XII  275. 
Otway  XII  14. 
Ovid   141.   155. 
Oxeifford,  J.  278.  XII  307. 

Palestrina  XII  87. 

Pallmann,  H.  254.  XII  514. 

Palm,  R.  291. 

Panorminta  (?)  51. 

Pansner,  J.  H.  L.  —  Brief  von 
1 1 1  fg.  Anmerkungen  dazu  1 1 2fg. 

V.  Papenheim,  A.,  Graf  77. 

V.  Papenheim,  Fernando  77. 

V.  Pappenheim,  Jennv-  —  Erinne- 
rungen an  Xli  181 -189. 

V.  Pappenheim,  Mutter  d.  Vor.,  geb. 
Grätin  Wakiner  v.  Freundstein, 
später  Frau  v.  Gersdorff  XII 
182.  184. 

Parkinson  114. 

Parthey  57.  XII  28 ^ 


Personex-Register. 


343 


Pasquc  XII  151. 

Passavant  XII  228. 

Paetow,  \V.  XII  290. 

Paulsen,  Fr.  235  XII  297. 

Pegelovv  175. 

Pellegriiii  132. 

Pepine  86. 

Percy  257.  247. 

V.  Perfall,  K.  XII  300. 

Persius,  C.  XII  129. 

Pestalozzi  106  fg. 

Petschke  XII  522. 

Petrowitsch,  Georg  (Der  schwarze 

Georg)  54.  61.  73. 
Peucer  XII  326. 
Pfalz,  Fr.  136.  257. 
Pfalz,  Kurfürst  Karl  Theodor  v.  d. 

XII  loi  ff.  IG).  109.  i29ff.  Seine 

Gemahlin  XII  131. 
Pfeiffer,  G.   ].  XII  298. 
Pfeil  231. 

Pfenninger  107.  268. 
Pfister,  Gh.  263. 
Piattoh,  Abbe  125.  XII  268. 
Pichler,  Luigi  83. 
Pindar  10. 
Pittoni,  Gl.  113. 
Pius  VIII.,  Papst  XII  90.   122. 
Plateau  117. 
Platner  XII  121. 
Plato  32. 
Platter  s.  Platter. 
Plitt,  Pfarrer  163  fg. 
V.  Plotho,  E.  Gh.  XII  242. 
Plotin  159. 
Plutarch  141. 

Pniower,  O.  239.  XII  297. 
Poggendor  ff  113.   115. 
V.  Pogwisch,  Frau   102.  270. 
V.    Pogwisch,    Ulrike    (Ulle)    102. 

XII  98.  113.  154. 
Pohl,  G.  F.  XII  117. 
Pohl,  M.,  Schauspieler  199. 
Pollack,  L.  XII  285.  288. 
Poppe,  P.  235. 
Porchat,  J.  251  fg. 
Potocki,  Graf  Jan  125. 
Potocki,  Graf  Stanislas  125. 
Powell,  M.  XII  257. 
Powell,  R.  XII  237. 
Pralle  6. 
Prato,  St.  240. 
Praetorius  147.  246. 
Preller  XII  138. 
Prem,  S.  M.  XII  312.  321. 
Preussen.    Friedrich    II.    Köniff   v. 


4.  9.  39  fg.   195.    231.    272.    XII 

140.  263. 
Preussen,     Prinz     Friedrich     C^arl 
Alexander   v.   Brief  an    222. 
(Regesten.) 
-     Friedrich  Wilhelm  III.  43. 
Prevost  211. 
Proclus  138. 

Pröhle,  H.  231  fg.  259 fg.  XII  269. 
Prölss,  J.  XII  316.  319.  321. 
Properz"XII  284. 
Purmann  XII  266. 
Pustkuchen   38.  60.   185. 
Pyra  XII  311. 
Pytagoras  138. 

Quetelet  —  Brief  v.   117  fg. 
Quetelet,  Frau  d.  Vor.  118.   141. 

Raaff,  Ant.  XII  107.  109.   131. 

Rabener  212. 

Rackwitz  231. 

Racine  XII  258. 

Radi  8 

Radziwill,    Fürst    A.    H.    235.    XII 

114.  318. 
Radziwill,  Elise,  Prinzessin  XII  298. 
Radziwill,  Louise,  Fürstin  XII  518. 
Radziwill,  M.  205. 
Raiz,  Aeg.  XII  297. 
Ramberg,  E.  253. 
Ramler  XII  299. 

V.  Ranke,  L.  50.  37.  XII  31 1.  319. 
Raphael  XII  89. 
Rauch,  Ghr.  D.  260.  268.  274.  XII 

185.  312.  321. 
Raupach  XII  150. 
Razomnovsky,  Graf  S.  XII   174. 
Read,  Dr.  XII  157. 
V.  der  Recke  125. 
Redenhall,  E.  254. 
Redlich,  C.  210. 
Rehberg  XII  285. 
Rehberg,  Frau  Auguste  3. 
Rehorn  XII  303. 

Reibeband,  G.  F.  Schauspieler  242. 
Reich  267  XII  283. 
Reichardt  171.  XII  285. 
Reiche!,  E.  246. 
Reichel  R.  XII  301. 
Reiffenstcin  XII  285. 
Reifferscheid  206.  XII  67. 
Reimer  XII  47.  49. 
Reimersche  Nervenheilanstalt  201. 
Reineke  114. 


344 


Persokek-Registek. 


Reinhard,    Graf    142.    182  fg.    XII 

165.  2(S5.  —    Briefe   an   Kanzler 

Müller   42-55.  —  Erläuterungen 

dazu  55-57.  —  Aus  den  Briefen 

an  den  Baron  v.  Wessenberg  57- 

63.  Sein  Sohn  61.  Seine  Tochter 

s.  Diemar. 
Reinhard,  Frau  d.  Vor.  49.  S4-  61. 

6v 
V.  Reinbeck  Cj.  228. 
Reineck  XII  258. 

Reineck,  Tochter  d.  Vor.  XII  258. 
V.  Reinhardtstöttner,  K.  242. 
Reitenberger,  Abt  XII   512. 
Reiter  107. 
Reiter,  S.  246. 
Renibrandt  XII  293. 
Rengersche  Buchhandlung  .\II  57. 

62". 
Renouard  i 70. 
Reuss,  Fr.  A.  XII  284  fg.  —  Briefe 

an  287.  (Regesten.) 
Reuter,  Chr.  XII  301. 
Reventlow,  Gräfin  s.  v.  Low. 
Ribbeck   196. 
Richardson  231. 
Richter  40  fg. 
Richter  s.  Jean  Paul. 
Richter,  Johann  80. 
Richter,  Max  260  fg. 
Riddcrström,  K.  F.  XII   307. 
Riemer,  F.  W.   18.  55.  57.  83.  100. 

135  fl".    141  ff.    181.    183.    209fg. 

219.    243.    268 fg.   275.   XII   74. 

277.    311.     —     Brief    an    Frau 

V.  Eybenberg  84. 
Riese,  A.  255. 
Rietschel  260.  Seine  Frau  und  sein 

Sohn  260. 
Riggi,  Maddalcna  XII  281.  302.  309. 
Rintel,  W.  XII   112. 
Ritter,  K.  260. 
Rizotti  XII   165. 
Robert,  C.  243. 
Robert,  L.  275.  XII  122.  323. 
Robert,  Maler  XII  90. 
Robinson,    H.    C.    —    Brief   von 

115  fg.    —    .\ninerkungen    dazu 

n6fg. 
Robinson  XII  76  fg. 
Rochlitz,  Fr.   129.   180.  261  fg.  XII 

Rückel,  Louise,  Schauspielerin  271. 
Rod,  !■.  252 fg.  XII  296.   514. 
Rüderer  XII   311. 
Rodiger,  M.  XII    ;r;. 


Rogers,  A.  277.  XII  307.   52S. 

Röiir  XII  326. 

Rolfink  147. 

RoUetl,  H.  80-86.  95-97. 

Rollett,  H.  71.  87. 

Rollin  117. 

Römpler  112. 

Rooses,  M.  -XII  269. 

Roquette  205. 

Rossini  XII  88.   120. 

Roth,  Fr.  261. 

Roethe  205. 

Rötteken,  206.  XII  301. 

Rousseau,  J.  J.  XII  511.  310. 

Rovigo  s.  Savarv. 

Rowe  XII   14. 

Rückert,    Fr.    173.    245.    XII    185. 

284  fg.  293.  —  Brief  an  Goethe 

von  XII  289  (Regest). 
Ruckstuhl  XII  305. 
Rudolph,  A.  240. 
Rudorf  76. 

Ruhland,  Dr.  XII  159. 
RiilauJ,  C.  XII  152-178. 
Ruland,  C.  XII   326. 
Runge  XII  158. 
Ruppes  147. 
Russland,   Alexander  I.,    Kaiser  v. 

44.   56. 
—     Nicolaus,  Kaiser  v.  XII  73. 


Sachs,  Hans  XII  261. 
Saint-Aignan  XII   287. 
Saint-Aulaire  XII   128. 
Saint-Cyres,  Gouvion  .XII  90. 
Saint-Croix   140. 
Saint-Jean  XII  237. 
Saint-Simon  52.  62. 
Sainte-Beuve  56. 
Salieri  XII  125. 
V.  Salis-Seewis  G.  XII   319. 
Saltzmann  XII  178. 
Salzmann,    Actuar    175.    180. 

XII  216.  218.  222.  225.  25 
Salzmann,  Joh.,  Hofrath  175. 
Sander.    —     Brief   an    78  fg. 

merkungen  dazu  79  fg. 
Sander,  Frau  d.  Vor.  XII  3 1 

Brief  an  79.  Anmerkungen 

79  tg- 
Sander,    D.    231.    215.  XII  2 

301  fg.  303. 
Sander,  Emilie  79. 
van  Santen-Kohi',  J.  XII   129. 
Santini  XII   120. 
Siiiit'y,  Aiii^iist  2cfj  Ig. 


An- 


9-  - 
dazu 


,S9  fg. 


Personen-Register. 


345 


Sauer,  A.  206.  XII  2jO.   516. 

Saunders,  T.   B.  278. 

Sauppe  141. 

Säur,  Graf  45.  56. 

Sauveur,  Tanzltrhrer  u.  s.  Töchter 

XII  254.  242. 
Savary,  A.  J.  M.  Herzog  v.  Rovigo 

49.   56.  ^ 
Savignv  XII   512. 
Schaat'XII  178. 
V.  Schack,  A.  F.,  Gral'  229. 
Schadow,  G.  229.  XII  313.   326. 
Schadow,  W.  XII  119. 
Schäfer  XII  214. 
Schall,  Schauspieler  267. 
v.Schardt,  Louise  s.  v.Imhoft",Louise. 
Schauniburg,  K.  XII  286. 
Schechner,  Sängerin  XII  84. 
Scheible  202. 
Schelling  79.  265. 
Schelling,  Familie  XII   162. 
Schelver,  Fr.  J.  XII  162. 
Scherbius,  J.  K.  G.  201. 
Scherer.Cornelia  s.  GoetheCornelia. 
Scherer,  \V.  3.  231.  238.  241.  XII 
,  243.  250. 
Scheving  258. 
Schiebeier  185.  188  ff. 
V.  Schiller,  Caroline  93. 
V.  Schiller.  Charlotte  88.  197.  219. 

XII   271.   —   Briefe  an  92.  221. 

(Regesten.)  —  Anmerkungen  da- 
zu 95. 
Schiller,  Familie  59. 
V.  Schiller,  Fr.  59.  157.  158.    180. 

182.  i84fg.    I94fg.   20^  fg.   208. 

217.    225  fg.    227.    230fg.    233. 

2351g.  248tg.  252  fg.   260.   262. 

264  fg.  272  ft'.   XII  22.  144.  182. 

207  fg.  228.  242.  250.  252.  258. 

iSoft.    270ff.    283  fg.    286.    292fg. 

295.  306.  311.  313.  3 16 fg.  320. 
325  ft.  328.  —  Brie!  an  77.  — 
Anmerkungen  dazu  77  fg.  —  Brief 
von  109  fg.  —  Anmerkungen  dazu 
iiofg.  Vereinigung  desSchiller- 
Archivs  mit  dem  Goethe-Archiv 
I97f^.  —  Aufführung  d.  Wilhelm 
Teil  in  der  Schweiz  XII  96  Ig. 
125.  —  Wallenstein  und  Egmont 
XII  253-256. 

V.  Schiller,  Söhne  des  Vor.  197. 
Kinder  263.  XII  271. 

V.  Schiller,  lümilie  XII  271. 

V.  Schiller,  F>nst  219.  221. 

.Scliink  2  n. 


Schinkel  262.  XII   117.   3i('- 
Schlabrendorf  XII  316. 
Schlag,  Kürschner  175.253  (Schräg ) . 
Schlag,  Sohn  d.  Vor.    und   dessen 

Frau,  geb.  Oberlin   175. 
Schlegel,  Botaniker  147. 
V.   Schlegel,    A.   W.    79.    97.    230. 

259.  262.  XII  270 ff.  274.  278. 
V.Schlegel,  Fr.  185.  217.  230.  262. 

XII  272.  318. 
Schlegel,  Joh.  H.  186  fg. 
Schleiermacher  262. 
Schlesinger,  M.  XII  309. 
Schlosser,  Cornelia  s.  Goethe  Cor- 
nelia. 
Schlosser,  Familie  XII  315. 
Schlosser,  Fritz  20.  171.  224. 
Schlosser,  H.  P.  XII  230. 
Schlosser,    joh.    G.    165.    224.  XII 

232.  243.' 
Schlosser,  Louise  224. 
Schlosser,  R.  270. 
V.  Schlözer,  A.  L.  57.  XII  279. 
Schlözer,  Chr.  49.  57. 
Schmeller,  Joh.  50.  254.  260.   XII 

118.  326. 
Schmidt,  Erich  198  fg.  218. 
Schmidt,  E.  9.  175.  206.  218.  221. 

240.  242.  246.  XII  214.  267.  275. 
Schmidt,  Johann  Daniel    Balthasar 

Schmidt,  Joh.  G.,  Pfarrer   162«. 
Schmidt,  Julian  XII  292. 
Schmidt,  Klamer  XII  283. 
Schmidt,  Rudolph  XII  311. 
Schmiedel  114. 
Schmitt,  L.  224.  XII  308. 
Schneege,  G.  XII  514. 
Schneider,  Rath  XII  241.   513. 
Schneider,  H.  266. 
Schneider,  Julius  XII  258. 
Schnyder,  Pater  Ambros  XII    125. 
Schoch,  J.  G.  240. 
Scholl,  A.  XII  247  ft".  270. 
Scholl  XII  178. 
Schönborn  XII  247. 
Schöne,  Rieh.  XII  267. 
Schönemann,    Lili    236.    XII    227. 

237.   314.   ^ 
Schöningh,  F.  227. 
Schönkopf,  1".  G.  XII  286. 
Schönkopf,  Käthchen  182.  XII  514. 
Schopenhauer,  Adele  XII   185. 
Schopenhauer,    Arthur    136.    268. 

XII  315.  527. 
Schöpflin,  J.  D.  263.  Xil  237. 


346 


Personem-Register. 


Schorcht,  Wilhelmine  257. 
Schorer  XII  285. 
Schräm,  W.  XII   311. 
Schröder-Devriein,  Wilhelmine  XII 

126. 

Schröer,  K.  |.  208.  224.  252.  241. 
262.  266.  272. 

Schropp,  R.  251. 

Schröter  96. 

Schröter,  Corona  169.  233.  XII 
147  fg.  285. 

Schubart  259. 

Schnbart,  M.  78  ff.  88  ff". 

Schubart,  M.  71. 

Schubert,  Fr.  114.  —  Brief  an 
Goethe  XII  99.  —  Anmerkungen 
dazu  XII  125-127. 

Schubert,  Schauspieler  187. 

Schuchardt  XII  152  fg. 

Schüddekopf  XII  299. 

Schüler,  G.  93.  97.  113.  XII  269. 
289.  —  Brief  an,  nebst  Anmer- 
kungen C)^. 

Schul tens  175  fg. 

Schulthess,    Bäbe    106.    133.    XII 

22).    285. 

Schultz  XII  178. 
Schultz,  Edwin  XII  323. 
Schultz,  Staatsrath  XII  165. 
Schulz,  Otto  Aug.  268. 
Schulze,  Johannes  263. 
Schulze,  Karl.  Schauspieler  188. 
Schulze,    Karoline,    Schauspielerin 

187  ff.  —    Gedicht  an    sie    (von 

Goethe?)  190  fg. 
Schumann,  R.  198. 
Schuster  XII  237. 
Schütz,  Bade-Inspektor  XII  326. 
Schütz,  Frau  273. 
Schütz,  Hofrath  185. 
Schütz,  Maler  XII  285. 
Schütze,  St.  231. 
Schütz-Wilson,  H.  231.  240. 
Schwabe,  Dr.   1 12. 
Schwabe,  J.  XII  321. 
Schwanthaler  268.  XII  321. 
Schwarz,   J.  XII  513. 
Schwarz,  S.  201. 
Schweigger,  Joh.  S.  Chr.  XII   154. 

158 fg.   163.  —  Brief  an  Goethe 

170-174. 
V.  Schweitzer  XII  326. 
Schweitzer.  Pli.  258. 
Schwcndler  XII   326. 
Schwerdtgeburth  265.  XII   526. 
Scr;bner  Xll   327. 


Scotes  217. 

Scott,  W.  15. 

Seckendorf  22. 

Seeau,  Graf  XII  loi.   130. 

V.  Seebach  XII  283. 

Seebeck,  Th.  J.  XII  155  fg.  169. 173. 

—  Brief  an  Goethe  XII  154-163. 
Seekatz  219.  273. 
Seez  29.  31. 
Segur  142. 
Seidel,  H.  275. 
Seidel,  Ph.  72.  88.  XII  267. 
Seidler,  Louise  170. 
Seliger,  P.  249.  XII  305  ig. 
Semler,  Chr.  267  XII  293.  304.  306. 
Senckenberg,  ]5rüder  211. 
Senckenberg,  Dr.  164. 
Seneca  XII  260. 
Senft  von  Pilsach  28. 
Serra,  Baron  42.  (Sezza)  XII   268. 
Serrano,  U.  Gonzales  XII  296. 
Servaes,  Fr.  XII  321. 
Serzemsky,  Mich.  XII  213  fg.  219. 
St'iifert,   Bernhard    XII    267.    270- 

274. 
Seuffert,  B.  24.  206.  257.  272.  XII 
^  298.  503.  312.  315. 
Sevin,  L.  248. 
Seylersche    Gesellschatt    XII    104. 

l5ofg.    —    deren    Director    XII 

130. 
Seypel,  C.  M.  XII  324. 
Sezza  s.  Serra. 
Shakespeare  158.  141.  149.  180  fg. 

186.  194.  231.  234.  240 fg.   249. 

263  tg.  269.  XII  13 fg.   22.   256. 

271.  301.  313.  322.  325.  —  Julius 

Cäsar  und  Egmont  XII  247-252. 
Shelley  115. 
Sickingen,  Graf  XII    107.    131.    — 

Sein  Bruder  XII  107. 
Sickler,  168  fg. 
Siebeck  206. 

Sics;frit'ii,  Carl  24-41.  XII  259. 
Simon,  P.  XII  312. 
Simond,  Chr.  251. 
Singer,  S.  232. 
V.  Sinner  F.  XII  320. 
Sitte,  C.  232. 
Skell  228. 

Snider,  Denton  J.  275. 
Söffe,  E.  236. 
Solen  48. 

V.  Sömmering,  S.  Th.  49.  72.  1 1 5. 
Sommerstorff,  O.,  Schauspieler  199. 
Sommerville.  Schauspielerin  XII  23. 


Personen-Register. 


347 


Sophokles  190.  XII  15. 

Soret  98  ff.  105  fg.  270. 

Sowerby,  J.  114.  XII  158. 

Spalding  XII   516. 

V.  Spaun,  J.,  Edler  XII  125. 

Spengler,  Fr.  244. 

Speyer,  O.  259. 

Spiegel.  —  Brief  an  94.  (?) 

Spielhagen  XII  513. 

Spies  XII  256. 

Spinoza  157.  149.  XII  514.  —  Aus 

der    Zeit    der    Spinoza  -  Studien 

Goethes  XII  5-12. 
Spitta,  Ph.  265.  XII  124. 
Spleiss,  D.  71  fg. 
Spontini  XII  97.  124. 
Sprenger,    R.    XII    297  fg.    500  fg. 

■  505; 
.Stadel,  Rosette  geb.  Willemer  11  lg. 

XII  283. 
Stael,  Mme.  de  157.  217.  264.  XII 

314. 
Stahel,  Jos.  XII  286. 
Stahl,  Fr.  XII  296. 
Stahr,  A.  276.  XII  514. 
Stangl,  Th.  78.  (1.  statt  Haupt)  196. 
Stapler.  A.  XII  128. 
Stapfer,  P.  261. 
Starck,  Anna  Maria  s.  Textor. 
Starck,  J.  Fr.   160. 
Starck,  }.   j.,  Pfarrer  160. 
Stargardt,  "J.    A.    88.    268  fg.    XII 

285.  295." 
.Stark,  Hotrath   155. 
Stark.  Lina  255. 
Stark.  Schauspieler  188  fg. 
Stark.  Schauspielerin   187.   191. 
Starke,  Maler  XII   138. 
Staudl  s.  Stauf. 
Stauf  174  fg. 

Stei^,  Reinhold  XII   35-77. 
V.  Stein,  Baron  61. 
V.    .Stein,    Charlotte    125  fg.     150. 

132  fg.  137.  142.  180.  182  ff.  214. 

217.  2)6.  XII  5.  7  ff.    142.    250. 

285.  289.  320. 
V.  Stein,  Freiherr   16. 
.Stcinauer  233. 

-Steinbrecher,  Schauspielerin  187  fg. 
Steineck  XII  296. 
Steiner,  Dr.  K.  211. 
Steiner,  Rudolf  XII   190-210. 
.Steiner,  Rud.  249.  265.  XII  7.  291. 
Stempel,  M.  258. 
Stephanus  227. 
Stephen  XII  257. 


Sterling    218.    —     Brief    an    221. 

(Regest.) 
Stern,  Ad.  225  ff. 
Stern,  Ad.  261  fg.  XII   309. 
Stern,  .\lfred  XII  269. 
Sternberg,  Graf  XII  138.  326. 
Stettenheim,  J.  XII  324. 
Steuding  XII  296. 
Stibarus,  D.  242. 
Stichling,   Staatsminister   198.    XII 

326.  ■ 
Stiefel  206. 

Stieler  XII  83.  1 18  ig. 
Stieler,  Familie  XII  119. 
Still,  Mrs.  Mary  XII   15. 
Stilling  s.  Jung-Stilling. 
Stöber,  A.  Xir2i3  fg.  '2 16 ff.  222 ff". 

226. 
Stock,  Senator  120. 
Stock,   Frau  d.  Vor.  —  Brief  der 

Frau  Rath  an  sie   und    .\nnier- 

kungen  dazu  120. 
Stock,  Schwestern  228. 
Siolberg,  Gräfin  Auguste  205. 
Stolberg,  Chr.  XII  304. 
Stolberg,  Gräfin  Friedrich  XII  504. 
Stolberg,  F.  L.  269.  XII  304. 
Storer,  H.  R.  274. 
Sträter,  E.  XII  297. 
Straub,  H.  168. 
Strauch  206.  XII  294. 
Strehlke  57.  77.  79  tg.  88.  92.  95  fg. 

113.  118.  167.  210.  218.  223.  225. 

231.   260.   XII  13.   62.   64.   116. 

209.  214.  227. 
Streng,  Cornelia  s. Goethe,  Cornelia. 
Streng,  U.  Th.  162. 
Streng,  Kinder  d.  Vor.   162. 
Studemund,  W.  218. 
Stumpft",  A.  116. 
Succow  95. 
Süpfle,  Th.  XII  292. 
Suphan,  B.  3.  5  ff.  1^9-24.  64.  123-1 54. 

209fg.  2!2ff.  XII  3-32. 
Suphan,    B.    4  fg.    6.    9.    88.    157. 

197  fg.  209.  212.  223.  258.  262 fg. 

All  62.   191.  193.  262.  285.  289. 

503.  310.  525. 
Swanwick,  Anna  XII   307. 
Szamatölski,  S.  242.  XII  299. 
.Szluchovinji  272. 
Szymanowska,  Mme.  185.  23).  271. 

Taabbata  Scharran  173.  —  Mutter 
und  Scinvester  desselben  und 
Bruder  seiner  Mutter.   175. 


^8 


Person'en'-Register. 


Tacitus   145. 

Tiilvj  s.  Jakob,  Thcrese. 

Tappius   i<Si. 

Tarnow,  Fanin'  267. 

Tasso  XII  i^iS. 

Tauentzien,  General  196. 

Taylor,  B.  115.  250.  XII  306.  527. 

T(ega),  E.  s.  Teza. 

Teichmann  129. 

Teller,  Propst  41. 

Tennyson  251. 

Terenz  XII  81.   113. 

V.  Tettaii,  Frau  XII  159. 

Textor,  Andreas  XII  177. 

Textor,  Andreas,  Kind  XII  177. 

Textor,  Anna  Maria  160. 

Textorsche   Familie    159.  162.  XII 

.,'77- 

I  extor,  F.  K.  L.  201. 
Textor,  Gredel  XII  177. 
Textor,  Joh.  Jost  160. 
Textor,  Johanna  Maria  s.    Melber. 
Textor,  }oh.  Wolfg.  160.  211.  XII 

250.  244. 
Teza,  257.  (Tega)  XII  268. 
Theaiilon  XII   127. 
Thiers  55. 
Tholuck  24. 
Thomas,  C  278  Ig. 
Thomson,  Dichter  124.   151. 
Thomson,  Naturforscher   XII  138. 
Thoranc   (Thorane  Thorenc)   212. 

274.  XII  251.  233  ff.  236.  314. 
T  hornsteinsson,  Steingrimur   Bjar- 

nason  258. 
Thudichum,  Prof.  XII   156  fg. 
Thudichum,  Onkel  d.  \'or   XII  1 37. 
Thun   107. 

Thvm,  P.  Alberdingk  XII  299. 
Tibullus   141.   XII   308. 
Tieck,  L.  230.  XII  150.   215.    ^00. 
Tille,  Alexander  201-204. 
Tille,  A.  XII  2981g. 
Tilloch  XII  157. 
Timler  95. 

Timon,  Dr.  s.  Haan,  M.  P.  de 
Timur  (Timurlenk  Tamerlan)  35  fi". 
Tischbein  203.  219.  XII  285. 
Tizian  XII  86.  89  fg.   120  fg. 
Tobiesen   184. 
T'obler  107  fg. 
Töpfer  XII  326. 
Tralles,  J.  G.  XII  162. 
T'rautmannsdorffsches  Archiv  268. 
V.  'l'reitschke  H.  XII  269.  292. 
V.  Treuenfcls.  .\.  XII   314. 


Treuter,  Syndicus   193. 
Treuter,  Frau  d.  Vor.    —  2    Bild- 
nisse  derselb.   v.  Goethes  Hand 

195  fg- 
Irier,  Churfürst  von    118. 
Trippel  268. 

Trost,  L.  216.  218.  22ofg. 
Tschirner,  H.  G.  )0.  57.  XII  268. 
Turgeniew  XII  296. 
Türkei,  Mahomet  II. Sultan  der  loi. 
Twesten,  D.  Aug.  272  fg. 
Tycho  de  Brahe  XII  260. 
Tydemann  XII  67. 

Überhorst,  K.  XII  300. 
Überweg  XII  228. 
Uhde  100. 
Uhden  260. 
Uhland  XII  327. 
Unzelmann-Bethmann,    Friederike 

XII  284.  —  Brief  an  287  (Regest). 
Unzelmann,  K.  284.  287. 
Urbino,  Herzog  v.  XII  283. 
V.  Urlichs,   Ludwig,  Xckrolog  auf 

XII  270-274. 
Urlichs,  Vater  d.  \  or.  XII  271. 
Uz  XII  299. 

Vacquerie  XII  298. 
Valentin,  V.  219.  222.  240. 
Vallat,  G.  XII  112. 
Vanutelli,  Mme.  XII  90. 
Varnhagen  v.  Ense  87.    135.    145. 

257.  275.  XII  522.  526. 
Varrentrapp,  C.  265. 
Vater  XII  39.  52.  63.  66.  74. 
Vaudreuil,  Gräfin  XII   186  ig. 
Velhagen  und  Klasing  XII  227. 
Verbrugghen,  G.  252. 
Vernaleken  140 

V^ernet,  Horace  XII  ^^o.  92.  122. 
Verocchio,  Pater  141. 
Verschaffeidt  XII  283. 
Viehoff  XII  214. 
Vierordt  XII   523. 
Vieweg  219. 
Vigolo,  Gius.  231. 
Villers  XII  289. 
Vincenti  XII  321. 
Vinci,  Lionardo  da  XII  288. 
Violet,  F.  XII  309. 
Virbio,  L.  XII   308. 
\'ischer,  F.  Th.  183.  230.  243.  245. 
\'ogel,  Arzt  XII  75.  134.   137.  326. 
Vogel,  Geh.  Sekr.  83.  208. 
Vogel,  H.  XII   i38fs. 


Personen-Register. 


34'> 


Vogel,  Th.  255.  274. 

Vogel  V.  Vogelstein  XH   516. 

\'ogt  206. 

V.  Voigt,  C.  G.  112.  142.  224  XII 
286.  -  Brief  an  87.  (?).  —  An- 
merkungen dazu  87 {g. 

Voigt,  F.  G.  117. 

Voigt,  Hofrath  125.  129.  Frau  und 
Sohn  d.  Vor.  125.  129. 

Voigt,  Fr.  S.   1 5). 

\'olger,  O.  XII  269. 

V.  Volgstaedt  76. 

\'ollmer,  W.  78.  iio. 

\'oltaire  264.  XII  251.  316. 

Voss.  Abraham  XII  519. 

\'oss,  Ernestine  XII  319. 

Voss,  H.  269  XII  286. 

\'oss,  J.  H.  141  fg.  218.  269.  XII 
278.  286.  303.  '316.  319. 

V.  Voss,  J.  243.  XII  298. 

Vulpius.  Christiane  s.  Goethe,  Chri- 
stiane. 

\'ulpius  XII  283.  286. 

Wilpius,  Walther  XII  290. 

W.  E.  XII  293. 

Wackernell  206. 

Wagner,  Br.  XII  513. 

Wagner,  Eva  XII  129. 

Wagner,  H.  L.  264.  XII  131.  319. 

Wagner,   K.  XII   130. 

Wagner,  J.  M.   168. 

Wagner,  j.  N.  XII   307. 

Wagner,    Richard    203.    262.    XII 

129. 
Wagner,  Rudolph  72. 
Wahl,  Prof.  33. 
JVahk,  Julius  XII   133-131. 
Wähle,  J.   ).  212.  274.  XII    7.   22. 

511. 
\\  aiblinger  XII  320. 
Walch,  J.  E.  J.  71  fg. 
Walcli,  Prof.  201. 
Walch,    Frau   d.  Vor.   s.    Herzlieb, 

W'ilhelmine. 
V.  Waldberg  205  fg.  232.  245. 
Waldner,  Henriette  XII   216.   288. 
Walter.  I.  266  XII  282. 
Walther 'XII   17S. 
Wal/.el  ü.  F.  262. 
W'arnecke  XII   322. 
V.  Warnsdorff,  Lieutenant   168. 
Wartenberg,  W.  XII   301. 
Wasserhun,  R.  240. 
Wasserzieher  XII  304. 
IVätioIdl,  Sl.  234. 


Wätzoldt,  227.  246. 

Weber,  Aloysia  XII  loi  ff.  —  Brief 

von  W.  A.  Mozart  an  XII  107- 

1 10.  -  Anmerkungen  dazu  1 3 1  fg. 
V.  Weber,  Carl  Maria  XII  129.  - 

Sein  Vater  XII  129. 
Weber,  Constanze  XII   132. 
Weber,  Fridolin  XII  107.        Brief 

von  W.  A.  Mozart  an  XII  100- 

107.  —  Anmerkungen  dazu  129- 

131. 
Weber,  Frau  d.  Vor.  XII  107.  iio. 

129.  —  Ihre  Kinder  XII  iio.  129. 
Weger  XII  321. 
Wehl,  F.  XII  320. 
Weidner  62. 
Weigel,  C.  E.  XII   157. 
Weiibach,  Ph.  273. 
Weilen  206. 
Weimar,   Anna   Amalie,   Herzogin 

23.    169.    253.    XII    i39tf.    149- 

151.  283.  285.  315. 

—  Bernhard,  Herzog  XII  520. 

—  Karl  Alexander,  Grossherzog 
7.  98.  100.  258.  276. 

—  Karl  August,  Grossherzog  42 > 
44-47%-  56.  65.67«.  83.  87fg. 
94  fg.  97  ig.  108.  124.  142. 
147.  179.  181.  184.  213.  223. 
2)6.  258.  260.  269.  271.  XII 
75  fg.  115.  140 fg.  148  fg.  182 fg. 
186 fg.  250.  287.  311.  320.  — 
Briefe  an  73.  74!!^".  —  .An- 
merkungen dazu  74.  76. 

—  Karl  Friedrich,  Grossherzog 
48 fg.    80.   220.  XII   136.  321. 

—  Caroline,  Prinzessin  216.  220. 

—  Constantin,  Prinz   108. 

—  Luise,  Grossherzogin  42.  48. 
76.  94.  98.  179.  268.  XII  115. 
139%.  142.  146  fg. 

—  Maria  Paulo\vna,Grossherzogiri 
44.  270.  276.  XII   133.   137'. 

—  Sophie,  Grossherzogin  7.  18. 
197.  207.  217.  XII   191. 

JVeinho/d,  K.  210. 

Weinhold,  K.    139.    232.   XII  214. 

217.   302. 
Weinlich   185. 

Weisse,  Chr.  F.   186  ft'.  272. 
Weissenborn,  W.  XII   137.   308. 
Weisseniels  206. 

IVeisstciiifG.  71  fg.77.  87fg.  167-170. 
Weisstein,  G.  71.  219.  221. 
Weizsäcker,  P.  248.  XII  274. 
Welcker,  F.  G.  XII  270.  313. 


350 


Personen-Register. 


Wdler,  Ernst.  —  Briefe   an    95  ff. 

—  Anmerkungen  dazu  95. 
Werner,  A.  G.  XII  162. 
Werner,  Karl  XII  158.  526. 
Werner,  Vater  d.  Vor.  XII  138. 
Werner,    R.    M.    206.    XII  289  fg. 

304.  3 18  fg. 
Werner,  Z.   257. 
Werther,  Th.  XII  504. 
Werther,  Dr.  W.  227. 
Werthes  XII  303. 
V.  Wessenberg  J.  H.    —    Aus  den 

Briefen  des  Grafen  Reinliard  an 

57-63-  ,    ^,„ 

Westenberger,  G.  XII  282. 
Westenrieder.  L.  272. 
Wetz  206. 
Weyland  54. 

Whistling,  K.   W.  233.  XII  290. 
White,  HoratioS.  277-279.  XII  527fg. 
White,  H.  S.  252. 
Wichmann,  H.  XII  317. 
Wiedeburg  112. 
Wiedenhofer  XII  295. 
Wieland  258.  263.  269 fg.  272.  XII 

130.  142.  244.  261.  283.  303.  316. 

318.  320.  325  fg.  328.  an  Goethe 

XII  267. 
Wilbrandt   198. 
V.  Wildenbruch,  E.   XII   322. 
V.  Willemer,    Geheimrath   4.    7  fg. 

II.   13.  XII  321. 
V.   Willemer,    Marianne    (Suleika) 

5  ff.    II  ff.    17.    142  fg.    204.  253. 

XII  116.  321. 
Wilmanns  206. 
V.  Wilpcrt,  R.  XII   524. 
V.     Wimpffen,    Virginie    Freiin    s. 

Reinhard,  Gräfin. 
Winckelmann  15.  259.  XII  274.  325. 
Winter,  F.  242. 
Winterfeld  XII  312. 
Withöft,  Schauspieler   188. 
Witkowski  XII   303. 
Witt,  Joh.  gen.  v.  Dörring  Xll  269. 
Witte,  L.  24.  274. 
Wittich  204. 
Wittich,  Dr.  W.  227. 
Wodzeki,  Gräfin  216. 
Wohlwill  8.  258. 


Wolf,  F.  A.  59.  220.  263.  XII  278. 
318. 

Wolf,  Hugo  XII  322. 

Wolff,  Amalie  XII  320. 

Wolff,  C.  Fr.   1)6 fg. 

Wolff,  E.  248  fg.  XII   319. 

Wolff,   P.  A.  XII  298. 

Wölfflin  271. 

Wolfskehl,  Frl.  22  ff 

Wolo\vska,Gräfin  -  Gedicht  an  2 16. 

Woltersdorff  XII  178. 

V.  Wolzogen,  A.  XII  126. 

V.  Wolzogen,  Caroline  77.  80.  197. 
XII  269. 

V.  Wolzogen,  H.  262. 

V.  Wolzogen,  Wilhelm  220.  222.  — 
Briefe  anu.  Anmerkungen  77.  80. 

Wothe,  Schauspieler  82. 

Wuk  s.  Karadschitsch. 

Wurm  XII  320. 

V.  Wurmb,  Christiane  XII  271. 
j   Würtemberg,  Herzog  von  io6fg. 
I    Wüstemann,  M.  XII  316. 
j   Wiistenfeld  XII  259. 

Wustmann  185. 

Wvchgram  227. 

I    Young  XII  320. 

Zachariae  212. 

Zunicke,  Fr.  64-70 

Zarncke,  F.  56.  205.  255.  XII  256. 

Zelter,    C.    Fr.    135.     142.     171  fg. 

181  fg.  220.  232.  266.  XII  II.  64. 

75  fg.  78  fg.  81  fg.  HO  ff.    124  fg. 

127 ff.  165.  261  lg.  266.  314.  326. 
Zelter,    Doris   XII    iio.    113.    135. 

286.  —  Nachschrift  von  Goethe 

an  286. 
Zenker,  E.  V.   256. 
Ziegler  206. 
Ziegler,  H.  233. 
Ziesing  36. 
Zimmermann,  J.  G.   105.  267.  XII 

238.  283.  286. 
Zimmermann,  Tochter  d.  Wm".  105. 
Zincgreff  143.  183. 
Zöppritz  XII  2 16  fg. 
Zschech  XII  306. 
Zumbini  XII  323. 
Zürn   236. 


IL    Register  über  Goethes  Werke  und  Leben. 


I.    Biographische    Schritten. 

Annalen   68.   86.   88.    140  fg.    168. 

204.  211.  218.  226.  264.  XII  62. 

67.   112.  154.  269. 
Belagerung  von  Mainz  226. 
Briete  aus  der  Schweiz  XII  244.  264. 
Campagne    in    Frankreich    180  fg. 

226. '231.   251.   XII  245.    Neue 

Ausgaben  248.  XII  304. 
Carneval  in  Rom  263. 
Dichtung    und    Wahrheit    15.    18. 


i6off.    r 


179. 


181.   183.  li 


189.  191.  200.  205  fg.  219.  226. 
234.  231.  254.  256.  262.  264. 
272.  XII  i76ff.  2i4i"g.  218.  223. 
225fg.  249.  258.  Chemiker  Stauf 
174  fg.  Strassburger  Freundes- 
kreis 175  fg.  Weimarer  Ausgabe 
211  fg.  XII275.  Neue  Ausgaben 
227  fg.  248.  Kunst  und  Technik 
der  Charakterschilderung  in  XII 
228-244.  Übersetzungen  XII  307. 

327  fg- 
Italienische  Reise    i5tg.    133.   180. 

182.  206.    226.    236.    XII  9.    12. 

121.    194.    Neue    Ausgabe  248. 

Schöne  Mailänderin  XII  281. 
Reise  am  Rhein,  Ma^-n  und  Neckar 

225. 
Schlesischen  Reise,  Notizbuch  von 

der  64-70. 
Schweizerreisen   16.    224.  226.   XII 

291. 
Tagebücher,  9 fg.   17.  23.    88.   133. 

i37fl".     (Notizbuch     1805      und 

folgende)  181  fg.   211.  225.  246. 

258 fg.  266.  XII  18.  63  fg.  68.  72. 

74  fg.  II 3  fg.  116.  120.  122.  126 fg. 

I36fi.  Weimarer  Ausgabe  21211. 

Neue  Ausgabe  249  fg.  Besprech- 
ungen derselben  XII   305. 
Tag-  und  Jahreshefre  s.  Annalen. 

Neue  Ausgaben  226. 


2.  Briefe  an: 

Ein  (r.)  hinter  einer  Zahl  bedeutet, 

dass  von  dem  Briefe  nur  ein  Regest 

gegeben  ist. 

d'Alton,  E.  221  fg.  (r.) 

Cambridge,  Universität  von  XII 
288.  (r.) 

Cattaneo  Gaetano  XII  287  fg.  (r.) 

Diez,  Briefwechsel  zwischen  Goethe 
und  24-41. 

Einsiedel  71. 

V.  Eybenberg,  Frau  80  ff.  Anmer- 
kungen dazu  87. 

Frommann,  F.  H.  103  Ü. 

V.  Goethe,  August  97  ff.  Anmer- 
kungen dazu  97.   100.   102  fg. 

Heyne  219.  (r.) 

V.  Jakob,  Therese,  Briefwechsel 
zwischen  Goethe  und  XII  33-62. 
Anmerkungen  dazu  XII  62-77. 

jenaische  Bibliothek  71  fg.  Anmer- 
kungen dazu  72. 

V.  Imiiof,  Amalie  220.  (r.) 

Kirms  76  fg. 

Klein,  Baurevisor  XII  288.  (r.) 

Kolbe  219  tg.  (r.) 

V.  Lämel,  Simon  und  Leopold  88ri. 
Anmerkungen  dazu  91  fg. 

Menken,  Joh.  H.  XII  16  tg. 

Niethammer  220  fg.  (r.) 

Preussen,  Prinz  Friedrich  Carl 
Alexander  222.  (r.) 

Reuss  XII  287.  (r.) 

Sander,  Buchhändler  78  tg.  An- 
merkungen dazu  79  fg. 

Sander,  Frau  79.  Anmerkungen 
dazu  79  fg. 

V.  Schiller,  Charlotte  92.  221.  (r.) 
Anmerkungen  dazu  93. 

V.  Schiller,  Friedrich  77.  .Anmer- 
kungen dazu  77  lg. 

Schüler,  G.  und  Anmerkungen  98. 

Seebeck  XII  163-163. 

Spiegel  94.  (?) 


352 


Goethe-Registhk. 


Sterling  221  (r.) 

Unzelmann,  Friederike  XII  287. 

V.  Voigt,  C.  G.  87.  (?)  Anmer- 
kungen dazu  87  fg. 

Weimar,  Karl  Aug.,  Grossherzog  v. 
73ft'.  Anmerkungen  dazu  74.  76. 

Weller,  Dr.  Ernst  95  ff.  .Vnmer- 
kungen  dazu  95. 

V.  Wolzogen,  Wilhelm  und  An- 
merkungen 77.  80. 

Zelter,  Doris  XII  286.  (Nachschrift.) 

?  93  ig.  XII  287.  (r.) 

V.  Cotta,  Bernhard,  Ergänzungen 
zu  dem  Briefe  Goethes  an  225. 

Göttling,  Briefwechsel  zwischen 
Goethe  und.  Neue  Ausgabe  224. 

.Schiller,  Gorrespondenz  zwischen 
Goethe  und.  Französische  Aus- 
gabe 224. 

Verlorene  Briefe  Goethes  167-170. 

Weimarer  .\usgabe  21 5  fg.  XII  275. 

3.  Briefe  an  Goethe  von: 

Ein  (r)  hinter  einer  Zahl  bedeutet, 

dass  von  dem  Briefe  nur  ein  Regest 

gegeben  ist. 

Batsch  108  fg. 
Beethoven  222  i'g.  (r) 
Berlioz,  Hector  XII  99fg.  Anmer- 
kungen dazu  XII   127-129. 
Diez,  Briefwechsel  zwischen  Goethe 

und  24-41. 
Hegel  XII  166-169. 
V.    Jacob  ,    Therese  ,    Briefwechsel 

zwischen  Goethe  und  XII   55-62. 

Anmerkungen  dazu    XII    62-77. 
Iken,  C.  J.  L.  XII   13«. 
Kolbe  222.  (r) 
Lavater   105  ff.  Anmerkungen  dazu 

108. 
Lenz,    |.    G.     115.     .\nmerkungen 

dazu   1 1 5  i'g. 
Lenz,  I.  M.  R.  XII  288.  (r) 
Mendeissohn-Bartholdy,    Abraham 

XII   III.  118. 
Mendclssohn-Bartholdv,  Fannv  XII 

116. 
Mendeissohn-Bartholdy,    Felix  XII 

77-78.    Anmerkungen    dazu    XII 

1 10-124. 
'  Mendelssohn-BartholdyJ.eaXIIi  14. 
Münster,  G.  zu  114.  .Anmerkungen 

dazu  114  fg. 


Pansner,   ].  H.  L.   1 1 1  ff. 

Quetelet  1 1 7  fg. 

Robinson,  H.  C.  115  fg.  Anmer- 
kungen dazu   II 6 fg. 

Rückert,  Fr.  XII  289.  (r) 

V.  Schiller,  Friedrich  109 fg.  .An- 
merkungen dazu  110  fg. 

Schubert,  Franz  XII  99.  Anmer- 
kungen dazu  XII  125-127. 

Schweigger,  Job.  S.  Chr.  XII  170- 
174. 

Seebeck,  Th.   ].  Xll   154-165. 

Wieland  XII  267. 

4.  Dramen. 

Amine  XII   502. 

Aufgeregten,  die  224. 

Bürgergeneral,  der  194.    224.    226. 

Claudine  von  Villa-Bella  226.  XII 
125.  221. 

Clavigo  194.  226.  256.  XII  295. 

Concerto  dramatico  XII   283. 

Egmont  182.  206.  222.  226.  256. 
273X11  284.  Weimarer  Ausgabe 
208 fg.  Neue  -Ausgabe  227  fg.  XII 
293.    Schillers    Bearbeitung  XII 

295.  Dramatische  Handlung  XII 

296.  Shakespeares  Julius  Ciisar 
undXIl247-2  52.  Schillers  Wallen- 
stein  und  XII  253-256. 

Elpenor  224.  226. 

Epimenides,  des,  Erwachen    16  fg. 

Erwin  und  Elmire  182.  226.  236. 
XII  215.  221. 

Faust 9.  77. II 5 . 1 77. 1 8 1 ff.  204ff.  226. 
25ofg.  233.  235  fg.  252.  257.  259. 
262.  264.  266 ff.  274 fg.  XII  61. 
1 15.  125.  249.  276.278.  323.  Neue 
.Ausgaben  u.  Erläuterungen  237. 
239.'  XII  296-208.  -  I.  Theil 
15  fg.  62.  99.  267.  2.  Theil  57. 
271.  XII  308.  Reinhard  über 
51  ff.,  L'Arrongesche  Bearbei- 
tung) 198 fg.  237 fg.  Helena  und 
Eupliorion  2 1 8.  Abkündigung, 
Abschied,  Epilog  237.  Zwei 
Teufelchen  u.  Amor  237.  —  Ein- 
zelheiten: Zur  Valentinsscenc 
170.  Flohlied,  Helena  und  Gret- 
chen,  Datirung  einzelner  Stellen 
d.  Urfaust,  Gretchens  Lied,  Auer- 
bachs Keller  239  fg.  Carrieres 
.Satire  über  den  Faustdichter 
241  fg.  Faust  in  Frankreich  241. 
Geschichtlicher      Faust      242  fg. 


Goethe-Register. 


3)> 


XII  299.  Faustbuch  242.  XII 
299.  Puppenspiel  und  andere 
Faustdichtungen  242  fg;.  XII  299. 
Volksschauspiel,  Aufführung  in 
Leipzig  201  ff.  XII  298.  Faust 
III.  Thl.  243.  Uebersetzungen 
in  fremde  Sprachen  230.  277. 
XII  306 ff.  327  fg.  Englische  Ab- 
handlungen 277  ff.  Berlioz,  Com- 
positionen  XII  99  fg-  127  ff. 
Henriette  v.  Egioffstein ,  über 
den  Helena- Akt  XII  150  fg.  Zu 
Doktor  Fausts  Fortleben  in 
England  XII  256  ff.  Gretchens 
Monolog  XII  297.  Reminiscenz 
in  einem  Gedicht  v.  Salis-Seewis 
XII   319.    Composition  XII  322. 

Fischerin,  die  XII  185. 

Geschwister,  die  194.  236. 

Götter,  Helden  und  Wieland-Ab- 
weihen  243. 

Gottfried  v.  Berlichingen   s.  Götz. 

Götz  von  Berlichingen  51.  179  fg. 
182.  226.  233.  236.  252.  262.  XII 
249.  251  fg.  Weimarer  .\usgabe 
207 fg.  Neue  Ausgabe  227fg. 
Erläuterungen  zu  XII  299  fg. 
Aufführungen  in  München  und 
Berlin  XII  300. 

Grosskophta,  der  194.  224.  226. 
232.  262. 

Hanswursts  Hochzeit  XII  301. 
Kilian  Brustfleck  243. 

Jahrmarksfest  von  Plundersweilern 
266.  Handschrift  XII   325. 

Jery  und  Bätely  180.  182. 

Iphigenie  auf  Tauris  115.  169. 
177  fg.  205  fg.  226.  231.  234. 
236.  252.  257.  273.  XII  184.  320. 
Weimarer  Ausgabe  209.  Neue 
Ausgaben  227fg.  XII  292.  Über- 
setzungen in  fremde  Sprachen 
251.  Einzelne  Erläuterungen  XII 
301.  Handschrift  Prosa  XII  325. 

Iphigenie  in  Delphi  XII  301. 

Laune  des  Verliebten  226.  259.  XII 
301. 

Mahomet  217.  264.  266. 

Mitschuldigen,  die  182.  226. 

Natürliche  Tochter,  die  15.  205. 
226.  264.  XII  325.  Weimarer 
Ausgabe  210. 

Nausikaa  224.  257.  XII  193.  301. 
Weimarer  Ausgabe  209  fg. 

Palaeophron  und  Neoterpe  15.  23. 
262. 

Goethe-Jahrbuch   XII. 


Pandora  16.  224.  231.  257.  269. 
XII  223. 

Plundersweilern,  neuestes  von  183. 

Prometheus  17.  224.  226.  257.  266. 
Übersetzung  ins  Italienische  XII 
307. 

Prometheus,  der  gefesselte  und  be- 
freite 2)7,  Goethe  und  Hvgin243. 

Prometheus,  Deukalion  Autorschaft 
XII  303.  319. 

Puppenspiel,  neueröffnetes  mora- 
lisch-politisches 182. 

Satvros  180.  232.  244.  XII  283. 

Scherz,  List  und  Rache  123.  130 fg. 

Stella  17.  226.  236.  XII  242.  272. 
(Parallele  zu  Gemmingens  Haus- 
vater) XII  300. 

Tancred  264. 

Tasso  108.  226.  236.  244.  259.  262. 
271.  XII  142.  185.  260.  Wei- 
marer Ausgabe  210.  Neue  Aus- 
gaben 227.  244.  278  fg.  XII  291. 
Übersetzungen  ins  Englische  278. 

Triumph  der  Empfindsamkeit  182. 
184,  Handschrift  XII  325. 

Tugendspiegel,  der  182. 

Ungleichen  Hausgenossen,  die  130. 

Vögel,  die  180.  XII  279. 

Was  wir  bringen  15.   109 ff.   180. 

Wette,  die  224. 


Cäsar,  Bruchstück  eines  Trauer- 
spieles XII  247  ff. 

Circe,  Oper  (bearbeitet  aus  dem 
Italienischen)   194. 

Lügner,  der  (Bruchstück  einer  Über- 
setzung von  Corneilles  Menteur) 
192. 

Mahomet,  Dramatischer  Plan  XII 
249. 

Socrates,  Dramatischer  Plan  XII 
249-  

Neue  Ausgaben  224  ff.  XII  291  fg. 

5.  Episches. 

Achilleis  226.  257.  XII  303. 
Ewige  Jude,  der  226.  266. 
Hermann  und  Dorothea  115.  180. 

219.  226.  231.  252.  262.  XII  155. 

235.  242.  Neue  Ausgaben  227 fg. 

244.  XII  292.   303  fg.  Örtlichkeit 

245.  Einzelheiten    245.     Über- 
setzungen   in    fremde  Sprachen 

25 


354 


Goethe-Register. 


251.  277 fg.  XII  507.  Zur  Zeit- 
rechnung, Weltanschauung  XII 
304.  Abhängigkeit  von  Stolberg 
XII  504. 
Reinecke  Fuchs  168.  180.  226.  251. 
Übersetzung  ins  Englische  277. 
in  fremde  Sprachen  XII    307. 


Neue  Ausgabe  226. 


6.  Erzählendes. 

Hausball,  der.  Neue  Ausgabe  XII 
291. 

Märchen  262. 

Novellen  226.  Neue  Ausgabe  XII 
291. 

Procurator,  der  und  seine  Qiielle 
XII  308. 

Unterhaltungen  deutscher  Ausge- 
wanderten 262.  Neue  Ausgabe 
XII  291. 

Wahlverwandtschaften  16.  84  fg. 
92.  136.  181  fg.  184.  201.  226. 
2)0.  266.  273.  Neue  Ausgaben 
XII  291.  Sprachliches  zu  XII 
305.  vor  Goethe  257  fg. 

Weiber,  die  guten.  Neue  Ausgaben 
XII  291.  ^ 

^\'erthers  Leiden  17.  168.  176.  182. 
226.  231  fg.  249.  259.  261  ft".  266. 
274.  XII  320.  Briefe  d.  j.  Jeru- 
salem etc.  248  fg.  Ein  Vorläufer 
249.  Werthers  Vorläufer  XII 
305  fg.     und   J.    Ortis   XII    306. 

Wilhelm  Meister  185.  259.  262. 
273.  XII  125.  320. 

Wilhelm  Meisters  Lehrjahre  161. 
226.  251.  256.  Übersetzung  ins 
Englische  278.  Neue  Ausgaben 
226.  XII  291. 

Wilhelm  Meisters  Wanderjahre 
I35^g-  i39ff-  i8i-  183-  226.  231. 
253,  257.  Neue  Ausgaben  XII 
291. 

7.  Gedichte. 

Abkündigung  s.  Faust. 

Abschied  s.  Faust. 

Abschied  der  Engelberger  Bäuerin 

181. 
Ach,  bist  du  fort  XII  211.  21 4^224. 
Alexis  und  Dora  262. 
Alllcben  14. 


Als  ich  in  Saarbrücken  XII  211. 
213  fg.  218.  224. 

Am  Flusse  182. 

Amor  als  Landschaftsmaler  262. 

An  den  Mond  XII  125. 

An  des  lust'gen  Brunnens  Rand 
XII  117. 

An  die  Entfernte  XII  116.  221. 

An  die  Erwählte  182. 

An  Jenny  von  Pappenheim  XII 
184. 

An  Mignon  XII  126  fg.  220. 

An  Schwager  Kronos  XII  1251! 
294. 

An  Werther  s.  Trilogie  der  Leiden- 
schaft. 

Auf  dem  See  XII  117. 

Auf  den  Auen  wandlen  wir  etc. 
152.  (Beilage.) 

Auf  diesen  Trümmern  etc.  267. 

Bälde  seh  ich  Rickgen  wieder  XII 
219  fg.  224. 

Ballade  vom  vertriebenen  und  zu- 
rückkehrenden Grafen ,  Qjuelle 
246  ig. 

Blumengruss  XII   117. 

Braut  von  Korinth  XII   302. 

Buchenlaube,  Einzeichnung  in  die 
s.  Dem  Himmel  wachs'  entgegen. 

Bundeslied  XII  123. 

Carlsbader  Gedichte  90  fg. 

Carlsbad,  im  Namen  der  Bürger- 
schaft von  226. 

Caroline,  Gedicht  zur  Vermählung 
der  Prinzessin  216. 

Christel  XII  215. 

Das  ist  mein  Leib  etc.  (Stamm- 
buchblatt) XII   175. 

Dem  Himmel  wachs'  entgegen  XII 
211.  226. 

Dem  Kellner  XII  117. 

Den  Freunden  218. 

Der  Bekannten,  Anerkannten  (Dich 
sah  ich  etc.)  XII  186. 

Die  Herren  blendt  XII  282. 

Die  Liebende  schreibt  XII   117. 

Dir  zu  eröfi'nen  7. 

Edelknabe,  der,  und  die  Müllerin 
180.  246. 

Ehret  die  Frauen  (von  Goethe?) 
XII  282. 

Eilfer  Goethes  Ghasel  auf  den,  in 
ursprünglicher  Gestalt  3-7.  Er- 
läuterungen dazu  7-18.   196. 

Ein  grauer  trüber  Morgen  XII  226. 

Eine  Schachtel  Mirabellen  etc.   12. 


Goethe-Register. 


355 


Elegie,  Marienbader  -  Interpunktion 

217.  Handschrift  XII  525. 
Elegieen  262. 
Elegieen,    römische    246  fg.     252. 

XII  283. 
Epigrammatisch  185. 
Epigramme,  venetianische  184.  302. 
Epilog  zu  Schillers  Glocke  142. 
Erlkönig  XII  125  fg.  502.  322  fg. 
Erschaffen  und  Beleben  177. 
Erster  Verlust  XII   117.  125. 
Fliegentod  141. 
Flieh,  Täubchen,  flieh  19  fg. 
Fischer,  der  251.  XII  83.  119.  125. 
Frühzeitiger  Frühling  XII   117. 
Ganymed  XII  126  fg.  221. 
Gegen   so    viel   schöne  Dinge  etc. 

XII  285. 
Gegenwart  XII   117. 
Geheimes  XII   126. 
Geheimnisse,  die  226.  XII  308. 
Geistesgruss  XII  125. 
Geist  und  Schönheit  im  Streit  185. 
Gesang  derGeistcr über  denWassern  . 

Xiri26. 
Gesellige  Lieder  XII  i2j. 
Glückliche  Fahrt  223.  XII   117. 
Goethe  und  Pustkuchen  185. 
Gott,  der  und  die  Bajadere  59.  262. 

XII  125. 
Grenzen  der  Menschheit  XII    126. 
Hans  Sachsens  poetische  Sendung 

201. 
Harfnerlieder  XII   125. 
Harzreise  im  Winter  254. 
Heidenröslein  XII  125.  225.  303. 
Herbstgefühl  XII  303. 
Herzog  Leopold  von  ßraunschweig 

246. 
Hochzeitlied  (Passavant)   XII  221. 
Hochzeitsgedicht  für  Oheim  Textor 

191. 
Höllenfahrt     Christi,     Vorbild     zu 

Goethes  ältestem  Gedicht  247. 
Jägers  Abendlied  XII   125. 
Ich    komme    bald,    ihr    goldenen 

Kinder  XII  225. 
Jetzt  fühlt  der  Engel  XII  212.  224. 
Ilmenau  XII  303. 
Im  Gegenwärtigen  Vergangenes  XII 

126.' 
Im  Sommer  XII  1 1 7. 
Indische  Legende  s.  Gott,  der  und 

die  Bajadere. 
Inschriften,  Denk-  und  Sendeblätter 


In  tausend  Formen  magst  du  dich 

verstecken  8. 
Invectiven  226. 
Johanna  Sebus  XII  126. 
Klaggesang  von  der  edlen  Frauen 

des  Asan  Aga  XII  6). 
Kleine  Blumen,  kleine  Blätter  XII 

225. 
König  von  Thule  XII  125. 
Ländlich  XII  117.  (Die  Nachtigall, 

sie  war  entfernt). 
Lange    hab'    ich    mich    gesträubt 

(von  Goethe?)  247. 
Leipziger  Lieder  XII  222. 
Liebhaber  in  allen  Gestalten  XII 125. 
Liegt  dir  Gestern  klar  und  offen  etc. 

141. 
Mahomets  Gesang  XII  126. 
Mai  XII  117. 
Maifest  XII  221. 
Mailied  XII  222. 
März  XII   117. 
Maskenzüge  226. 
Meeresstille  223  XII  117.   125. 
Meine  Ruh  ist  hin  XII  125.  128 fg. 
Meine  Wahl  183. 
Menschengefühl  141. 
Metamorphose  der  Pflanzen  17.13 5. 
Miedings  Tod,  auf  XII  148. 
Mignon  132.  255.  262.  XII  125. 
Mit  einem  gemalten  Band  XII 2 1 1  fg. 
Morgenständchen  XII  220 ff. 
Munteres  Lied  s.  Romanze. 
Nachspiel   zu   Gotters  Vasthi  (von 

Goethe?)  20-22.    (Erläuterungen 

dazu)   22-24. 
Nacht,  die  191. 
Nachtgesang  XII  125. 
Nähe  des  Geliebten  XII  123. 
Neugriechische  Lieder,  Skolien  XII 

184.  Nun  der  Fluss  etc. 
Nun   sitzt   der  Ritter  an  dem  Ort 

XII  212.  214.  219.  224. 
Parabeln   180. 

Physiognomische  Reisen   185. 
Prolog  (1791)   194. 
Prolog     des     Hanswursts     (gegen 

Clodiu's  Medon)   192. 
Prometheus   XII    126. 
Rastlose  Liebe  177.  223.  XII    123. 
Rattenfänger,  der,  von  Hameln  274. 
Romanze  124  ff.   131. 
Sakontala  20. 

Salomons,  Königs  von  Israel  etc.  19. 
Sänger,  der  XII   125. 
Schäfers  Klagelied  XII   125. 
2;* 


356 


Goethe-Register. 


Schatzgräber,  der  XII   125. 
Schneider-Courage  Lied  v.  Schnei- 
der,  Es  ist   ein   Schuss  gefallen 

Schweizer  Alpe  War  doch  gestern 

etc.  20. 
Schwcizerlied  XII  123.  305.   Ältere 

Fassung  171  fg. 

Sehnsucht  XII  117.  125.  Zu  i72fg. 

Sesenheimer  Lieder,  Über  Echtheit 

und  Chronologie  derXII  21 1-227. 

Sieges-  und  Friedensfest  etc.  (1814 

von  Goethe?)  247  fg. 
So  ist  der  Held  XII  305. 
Solang  man  nüchtern  ist  XII  117. 
Spinnerin,  die  180. 
Sprichwörtlich   183. 
Sprüche  in  Reimen  18.  225.  XII  302. 
Stossgebet  XII  283. 
Suleika    Ach    um    deine    feuchten 

Schwingen  XII  117. 
Sulcikalieder  XII   117.   126. 
Tagebuch  XII  308. 
Theaterreden  226. 
Tischlied  XII   125. 
Todtentanz  XII   303. 
Trilogie  der  Leidenschaft  143.  231. 
Unter    den   Felsen    am  Wege   er- 
schlagen liegt  er  175 fg. 
Versunken  XII  126. 
Walpurgisnacht,  die  erste   XII  91. 

98.  117.  122.  124. 
Wandrers  Nachtlied    125.  XII  303. 

Verballhornun^  245. 
Wandrers  Sturmlied  10.  19  fg.  221. 

XII  294. 
Wanderlied  XII  117. 
Warum  siehst  du  Tina   verdammt 

etc.  129.  133. 
Was  mit  mir  die  Freunde   wollen 

XII  283. 
Weissagungen  des  Bakis  16  fg. 
Wenn  ich  still  und  einsam  weine(?) 

'9%-  .     ^ 

\\  er   nie   sein  Brod   mit   Thränen 

ass.  Parallelstelle  bei  Racine  XII 

258. 

Wer  sich  der  Einsamkeit  ergiebt 
XII  117. 

Westöstlicher  Divan  7.  11.  13  fg. 
16.  18.  24.  i8ofg.  185.  205.  226. 
230.  245.  262.  268.  275.  XII  126. 
308.  Zum  173  fg.  Noten  und  Ab- 
handlungen zum  24.  361g.  261. 
XII  259. 

Wiederfinden   176. 


Willkommen     und    Abschied    XII 

126.  211.  215.  225  tg. 
Woloska,  Gräfin,  Gedicht  an   216. 
Wonne  der  Wehmuth  XII  110.  12 3.. 
Xenien  273. 
Xenien,   Zahme    15.    17.    59.    135. 

159.  141.  183  ff.  275. 
Zigeunerlied  XII   117. 
Zum    24.  October    1800  20.    25  fg. 


Compositionen  XII   522 fg. 

Ein     unbekanntes     Liedchen    voii 

Goethe  Auf  den  Auen  wandeln 

wir  s.  das   1 29  ff. 
Melpomene  (?)  an  die  Mademoiselle 

Schulzen   190  fg. 
Neue  Ausgaben  225  ff.  244  fg.  XII 

291.  302. 
Erläuterungen   302  fg. 
Übersetzungen  251.  XII  303.  307.. 
Weimarer  Ausgabe  XII  275. 


8.  Kunst. 

Abendmahl  von  Lionardo  da  Vinct 

zu  Mailand  234. 
Cellini,  Benvenuto    15.    262.    273. 

XII    304.     Weimarer    Ausgabe 

XII  273. 
Hackert,  Philipp  1 5. 
Kunst  und  Alterthum  8.  16  fg.  59ff. 

113.  137.  i42fg.    181.  225.  248- 

XII  13.  17.  21.  40.  44.    50.    52. 

59.  64.  66  fg.  74  ff. 
Propvläen    15.   219.    259.    Kupfer- 
stich nach  Tizian  1822  XII   306. 

Laokoon,  über  XII  262. 
Rameaus  Neffe  15.  43.  56.  XII  520. 
Rhein-   und   Maynhefte,    s.    Kunst 

und  Alterthum. 
Winkelmann  und  sein  Jahrhundert 

15.  259.  263. 

9.  Naturwissenschaftliches. 

Entoptische  Farben   117.   XII   170. 
Doppelbilder  des  rhombischen  Kalk- 

spaths  XII  164.  167  fg. 
Farbenlehre  23.  53  fg.  5 8 fg.  136 ff. 

269.  XII  153.  157 fg.  164 ff.  170. 

190  fg.    Weimarer  Ausgabe  XIL 

273.  Neue  Ausgabe  XII  291. 
Geschichte      meines      botanischen. 

Studiums  147.  XII  192. 


Goethe-Register. 


35: 


Glückliches  Ereigniss  XII  207. 

Metamorphose  der  Pflanzen  49.  99. 
149  ft".  XII  194. 

Morphologie,  zur  156.  221. 

Morphologische  Arbeiten  XII  191  ff. 

Naturwissenschaftliche  Arbeiten  XII 
154.  Über  den  Gewinn  unserer 
Anschauungen  durch  die  Publi- 
kationen des  Goethe-Archivs  XII 
190-210. 

Naturwissenschaftliche  Correspon- 
denz  113.  XII  153  fg. 

NaturwissenschaftlicheForschungen 
zu  Goethes  XII  152-174. 

Naturwissenschaftliche    Hefte   221. 

Naturwissenschaft,  zur  136. 

Prinzipien  von  Goethes  natur- 
wissenschaftlicher Forschungs- 
weise (Ungedruckter  Aufsatz)  XII 
208. 

Recensionen  über  botanische  Werke 

157- 
Spiraltendenz  der  Vegetation  157. 

Verschiedene  Bekenntnisse  253. 
Verstaubung,     Verdunstung,    Ver- 

troptung  157. 
\VissenschaftlicheMethode,über249. 
Zur    Naturwissenschaft    überhaupt 

254. 
Zwischenknochen  49. 
Versuch,    der,    als  Vermittler    von 

Subject  und  Object  XII  208. 


10.  Sonstige  prosaische 
Schriften. 

Epos  und  Drama  (Briefwechsel  mit 
Schiller)  198. 

Französische  Literatur,  Aufsatze 
über  56. 

Gespräch  über  die  deutsche  Literatur 
(verloren  gegangen)  271. 

Jungius,  Joachim  258. 

Kunstgeschichte,Schriftenz.XIl29i. 

Leipziger  Theater,  über  das   187  ff. 

Maturins  Bertram,  Aufsatz  über, 
nebst  Proben  einer  Übersetzung 
XII  22-52.  Einleitende  Bemer- 
kungen dazu  XII   12-22. 

Nur  dann  reflektirt Gott  etc.  XII 283. 

Prozessschrift,  erste  (Kriegk,  G. 
als  Rechtsanwalt)   182. 

Prosaschriften,  kleinere  XII  291. 

Recensionen  59. 


Recensionen  in  den  Frankfurter 
gelehrten  Anzeigen  266.  271. 

Rochusfest,  das   zu    Bingen  9.  16. 

Shakespeare  und  kein  Ende  181.264. 

Shakespearetag,  zum  263.  XII  285. 

Spinoza,  Abhandlung  über,  von 
Charlotte  v.  Stein  geschrieben 
(von  Goethe?)  XII  3-12. 

Sprüche  in  Prosa  18.  181.  185. 
226.  251.  Zu  den  135-144.  XII 
259-266. 

Stammbuchblätter  226. 

Unterhaltungen  mit  Kanzler  von 
Müller  181.   184. 

Volksbuch,  über  das  lyrische  2 14  ff. 

II.  Biographische  Einzel- 
heiten,   Lebensbeziehungen, 
Verhähnisse,  zu: 

d' Alton,  E.  217  fg. 

d'Angers,  David,  über  Goethes  Tod 

XII  316. 
Batacchi,  D.  XII  310. 
Beethoven  217.  256. 
Bellermann,    J.   J.  (hebr.  Gedicht) 

XII  324. 
Bismarck  und  Moltke  XII  310. 
Björnstähl,  J.  J.  XII  266  fg. 
Botanische  Studien,   über  Goethes 

145-158. 
Branconi,  Marquise   256. 
Breslau,  in  XII  309. 
Brühl,   Graf  und  Gräfin,   Verkehr 

in  Karlsbad  124  ff. 
Buff,  Charlotte  XII  314. 
Bürp;er  XII  316. 
Carlyle  270. 
Cesari,  Conte  257. 
Deutschland,  Kaiserin  Augusta  XII 

311. 
Dichter,  Griechische  257. 
V.  Egloffstein,  Henriette,  aus  ihren 

Memoiren  XII  139-149.  Anmer- 
kungen dazu  XII  I 49-1 51. 
Egloffstein,    Julie    270  fg.     Eltern, 

Geschwistern,     Beziehungen    zu 

XII  310. 
Frankfurt,  Goethe  in  XII  309. 
Frauen,  VerhäUniss  zu  XII  314. 
Frommann,  Alwine  257. 
Gespräche  Goethes,   Herausg.  von 

W.  V.  Biedermann  228  tg. 
Gessner,  S.  271. 


358 


Goethe-Register. 


Globe,  Beziehungen  zum  46.  56.  60. 
Goethes    Mutter,    ihre    Briefe    an 

ihren  Sohn,  Christiane  und  August 

V.  Goethe  223  fg. 
Goethe,  Ottilie  von,   über  Goethe 

102  fg. 
Grillparzer  257. 
HamerUng  über  Goethe  2)7. 
Hase,   Pauline,  über  Goethes  Tod 

XII  308. 
Hebbel  über  Goethe  XII  317. 
Herder  271. 
Herzlieb,   Wilhelmine,    Briefe   von 

257  fg.  —  Verhältniss  zu  XII  314. 
Hess,  Feldmarschall  258. 
Hiller,  Goethe  über  258. 
Hölderlin  XII  317. 
Humboldt,  W.  v.  XII  310. 
V.  Imhoff,  Amalie  217 
Jean  Paul  (Richter)  260  fg. 
Karlsbad  1785.  —  125-13^.  -  Karls- 
bad, Goethe  in  XII  309. 
Klaproth,  Auguste  XII  323. 
V.  Kleist,  H.  XII  311. 
Klinger  267. 
Klopstock  XII  311. 
Knebel  XII  311. 
Kolbe,  Maler  217  fg. 
Körner,  Gh.    G.    und  Minna    über 

Goethe  XII  318. 
Lanthieri,  Gräfin  239. 
Lavater  XII  318. 
Leisewitz  XII  318. 
Leipziger  Theater,  während  Goethes 

Studentenzeit  185  tT. 
Lenz  J.  M.  R.  XII  311. 
Lessing  (Drama)  XII  312. 
Lili  s.  Schönemann. 
Manzoni  239. 
Matthison  XII   319. 
Meixner,  Charitas  XII  309. 
Mendelssohn,  Fei.  XII  312 
Merck  XII  312. 
Meyer,  Heinrich  259.  XII  512. 
Meyer  v.  Lindnu  XII   512. 
Miller  XII  319- 
Moritz,  K.  Ph.  260.  XII  312. 
Müllenhoff,  K.  über  XII  313. 
Nationallied,  das  deutsche,  Goethes 

Stellung  dazu  218. 
Oeserüber  Wieland  und  Goethe  Xli 

316.  ^ 

V.  Pappenhe'.m,  Jenny  über  Goethe 

XII  182-188. 
V.  Ranke,  L.  über  Goethe  XII  319. 
Rauch  260.  XII  312. 


Reinhard  über  Goethe  42-55  passim 

57-65- 

Reitenberger,  Abt  XII  312. 

Rhein-  u.  Maingegenden,  Einfluss 
der  Fahrten  in  die  14. 

Riemer  und  Eckermann  XII  311. 
Riemer  über  Goethe  XII  269. 

Rietscliel  260. 

Riggi,  Maddalena  (schöne  Mai- 
länderin) XII  309. 

Robert,  L.  XII  323. 

Rochlitz  26  fg. 

V.  Salis-See\yis,  G.  XII  219. 

V.  Savigny,  F.  K.  XII  312. 

SchadoWj'G.  XII  313. 

Scherz,  ein,  von  Goethe  (Schneider- 
Courage)  und  ein  Scherz  über 
ihn   1 3  5  (g. 

Scliiller  262.  XII  313. 

SclüUers  Sohn,  Goethe  über  die 
Erziehung  von  219. 

Schlegel,  Fr.,   über  Goethe   262  fg. 

Schlesische  Reise,  zur  64-70. 

Schlosser,  die  XII   313. 

Schneider,  Rath  XII   313. 

Schöpflin,  Jean-David  263. 

Schönemann,  Elisabeth  XII  314. 

Scliönkopf,  Käthchen  XII  314. 

Schulze,  Johannes  263. 

Seelsorger,  die,  der  Goetheschen 
Familie  159-164 

Sesenheim  (nicht  Sessenlieim)  XII 
309. 

Shakespeare  263.  XII  313. 

Spalding  über  Schiller  u.  Goethe 
XII   316. 

Spielhagen,  F.  über  XII  313. 

Spinoza,  Studien  aus  der  Zeit  der 
XII  3-12.  ^'erhältniss  zu  XII  314. 

Stael  Mme.  de  264.  XII  314. 

Tod  und  Bestattung.  Ein  Brief  von 
F.  J.  Fromann  XII  133-136.  An- 
merkungen dazu  XII  136-138. 

T Westen,  A.  272  fg. 

Varnhagen  XII  323. 

Voltaire  264. 

Wagner,  H.  L.  264  fg. 

Waiblinger,  W.  über  Goethe  XII 520. 

Weimar,  Karl  Alexander  von  2  58fg. 

Weimar,  K.  .\ugust  von 258  XII  311. 

Weissenborn ,  H.  Bericht  über 
Goethes  Tod.  XII  308. 

Worms,  in  XII   309. 

Zimmermann  267  fg. 

Zürichersee,  Beziehungen  zu  XII 
309. 


Goethe-Register 


159 


Verschiedenes. 

Aesthetiker  265. 

Archiv   in    Weimar,   Mittheilungen 

aus  dem  3-70.  XII  3-1 51. 
Ausgabe  letzter  Hand  226.  XII 275  ff. 
Autographensammlung,zweiSchrei- 

ben    Mozarts    aus    Goethes    XII 

loo-iio.  Anmerkungen  dazu  XII 

129-152 
Bayern,  Goethe  und  XII   309. 
Berlin,  Goetheund  XII  293.  309.  323. 
Bibel.  Goethe  und  die  Sprache  der 

176  ff.  266. 
Bilder  und  Denkmäler  273  fg.  XII 

5  2 1  fg. 
Bildnisse,  zwei  von  Goethes  Hand 

195  %• 
Biographische  Schritten    über    252- 

255.  XII  308  ff. 
Bücherzeichen  XII  322. 
Chaos  139  XII  122. 
Compositionen  XII  321  fg. 
Englische  Goethe-Gesellschaft  276. 

Jahresversammlung    199.    Publi- 
kationen 230  fg 
Englisch  -  Amerikan.    Bibliographie 

276-279.  XII  327-328. 
Erklärung  zur,  Goethescher  Werke 

234 ff.  XII  292  ff. 
Erzieher  der  Nation  XII  311. 
Französische  Arbeiten  über  XII  294. 
Geburtstag,    Anregung    zur    Feier 

des  XII  294. 
Gedichte  auf  Goethe  275.  XII  323. 
Goethe-Gesellschaft   276.   XII  324. 
Goethehaus  in  Frankfurt,  Bitte  um 

Vervollständigung  199  fg. 
Goethe-   und   Schiller-Archiv,    aus 

dem  XII  325. 
Handzeichnungen  265. 


Heyse,  Theodor  über  Goethe  271. 

Island,  Goethe  in  258. 

Juden,  Goethe  und  die  26). 

Liszt  und  die  Goethestiftung  XII  312. 

Lyrik   246. 

Meliere,  literarisches  Verhältniss  zu 
259. 

Museum,  Plan  einer  Gründung  267. 

Musik,  Stellung  zur  265  fg. 

Nachträge  und  Berichtigungen  zu 
Bd.  IV,  VIII,  IX,  X  und  XI  i94fg. 
zu  Bd.  II  und  XI,  -  XII  268  fg. 

National  -  Museum,  Mittheilungen 
aus  dem  XII  152-178.  Bereiche- 
rungen desselben  XII  325  tg. 

Neue  Ausgaben  224  ff.   XII  289  ff. 

Polen,  Beziehungen  zu  XII  312. 

Religiöse  Entwickelung  266. 

Russische  Schriftsteller,  Verhältniss 
zu  XII  312. 

Schiller  -  Archiv,  Vereinigung  mit 
dem  Goethe-Archiv  19  fg. 

Sprichwörtliches  bei  Goethe  179  ff. 

Strassburger  Wohnung  199. 

Übersetzungen  in  fremde  Sprachen 
2  50  ff. 

Verein  in  Wien,  Chronik  des  232. 

Volkslied,  Goethe  und  das  245  fg. 

Vorfahren  und  Nachkommen 25  5  fg. 

Vorlesungen  auf  der  Cornell  Uni- 
versitvWiaka  205 .  Im academisch- 
germänistischen  Verein  in  Bonn 
201.  Auf  deutschen  Universi- 
täten 205  fg. 

Weimarer  Ausgabe  207ff.  235.  249fg. 
XII  275.  Zur  Vertheidigung  der 
Grundsätze  derselben  XII  275- 
281. 

Wissenschaft  und  Kunst,  Stellung 
zu  XII   31$. 

Wortspiele  183  ff. 


Sechster  Jahresbericht 


Goethe-Gesellschaft. 


ie  ordnungsmässig  geladene  VI.  General-Versamm- 
lung der  Goethe-Gesellschaft  fand  am  31.  Mai  1890 
im  grossen  Saale  der  »Erholung«  zu  Weimar  statt, 
nachdem  Tags  zuvor  eine  Vorstandssitzung  abgehalten 
worden  war.  I.  I.  K.  K.  H.  H.  der  Grossherzog,  die  Frau 
Grossherzogin,  der  Erbgrossherzog  und  die  Frau  Erbgross- 
herzogin  von  Sachsen  ehrten  durch  ihre  Gegenwart  die 
Versammlung,  zu  welcher  sich  die  Gäste  in  aussergewöhn- 
licher  Anzahl  diesmal  eingefunden  hatten. 

Leider  war  der  Vorsitzende  der  Gesellschaft,  Excelleni 
Dr.  von  Simson,  zum  ersten  Male  seit  deren  Bestehen, 
durch  Unwohlsein  verhindert,  derselben  beizuwohnen,  und 
ExceUm:{  von  Loeper  übernahm  daher  die  Leitung  der  Ver- 
handlungen. Nachdem  derselbe  die  Erschienenen  begrüsst 
und  dem  allgemeinen  Bedauern  über  die  Ursache  der  Ab- 
wesenheit ExceUen:^  Dr.  von  Simsons  Ausdruck  verliehen, 
ertheilte  er  Dr.  Ruland,  als  dem  Vorsitzenden  des  Geschäfts- 
führenden Ausschusses,  das  Wort  zur  Erstattung  des  Be- 
richtes über  die  Thätigkeit  der  Gesellschaft  im  Jahre  1889. 
Da  derselbe  schon  im  Jahrbuch  für  1890  gedruckt  vorlag, 
konnte  Dr.  Ruland  sich  auf  eine  kurze  Übersicht  und  einige 
Ergänzungen  beschränken;  mit  Worten  der  Trauer  und 
des  Dankes  gedachte  er  des  Hinscheidens  der  Kaiserin 
Augusta,  an  der  die  Gesellschaft  die  wärmste  Gönnerin 
und  treueste  Unterstützerin  verloren  habe.  Der  Bericht 
gab  zu  keiner  Besprechung  oder  Beschlussfassung  Anlass. 
Sodann  betrat  Excelleni  von  Loeper  die  Kednerbühne 
und  hielt  den  von  ihm  übernommenen  Festvortrag  über 
das  Thema:  »Berlin  und  Weimar«.     Die  reichen  und  nach 


— ^     4     *f — 

den  verschiedensten  Seiten  hin  anregenden  Gedanken  ern- 
teten nicht  allein  warmen  Beifall,  sondern  riefen  auch  den 
(seitdem  erfüllten)  Wunsch  hervor,  dass  der  Vortrag  durch 
den  Druck  weiteren  Kreisen  und  ruhig  prüfender  Erwägung 
zugänglich  gemaciit  werden  möge. 

Nach  einer  kurzen  Pause  wurde  zunächst  zur  Wahl 
eines  Vorstandsmitgliedes  an  Stelle  des  verstorbenen  Staats- 
raths  Dr.  von  Rüiiielin  geschritten;  die  Versammlung  schloss 
sich  dem  Vorschlage  des  Vorstandes  an  und  erwählte  ein- 
stimmig Herrn  Professor  Dr.  Feit  Valentin  in  Frankfurt  a.  M. 
—  Die  üblichen  Berichte  über  Goethe-Bibliothek,  Goethe- 
Archiv  und  Goethe-Museum  wurden  von  den  Vorständen 
dieser  Anstalten  erstattet  und  von  der  Versammlung  freund- 
lich aufgenommen,  —  hatten  dieselben  doch  nur  Ertreuliches 
mitzutheilen  gehabt. 

Der  Schatzmeister,  Herr  Commerzienrath  Dr.  Morit::^ 
berichtete  sodann  eingehend  über  die  Vermögenslage  der 
Gesellschaft,  indem  er  zugleich  eine  sorgfältig  ausgearbeitete 
statistische  Übersicht  der  Mitglieder,  der  Aufwendungen 
auf  die  verschiedenen  Zweige  der  Gesellschafts-Thätigkeit, 
Verwaltungskosten  etc.  gab.  Indem  die  Versammlung  mit 
Dank  hiervon  Kenntniss  nahm,  ertheilte  sie  dem  Schatz- 
meister für  die  revisorisch  geprüfte  Rechnung  Entlastung. 

Nachdem  so  die  Tagesordnung  erledigt  war,  vereinigten 
sich  die  Mitglieder  eine  Stunde  später  in  denselben  Räumen 
zum  üblichen  Festmahl,  das  durch  zahlreiche  treffliche 
Trinksprüche  belebt  war ;  auch  mit  dem  abwesenden  \^or- 
sitzenden  wurden  herzliche  Wünsche  eines  frohen  W^ieder- 
sehens  im  nächsten  Jahre  telegraphisch  ausgetauscht. 

Eine  Vorstellung  von  GoetJies  Stella  im  Grossherzog- 
lichen Hoftheater  und  darauf  zwangloses  Zusammensein 
beschlossen  einen  Tag,  der  sich  würdig  den  früheren  Ver- 
sammlungen anreihte. 

Über  das  mit  dem  31.  Dezember  1890  schliessende 
Geschäftsjahr  lässt  sich  im  Allgemeinen  nur  Erfreuliches 
melden.  Der  Herr  Schatzmeister  berichtet,  dass  an  jenem 
Tage  die  Gesellschaft  aus  2988  Mitgliedern  bestand;  darunter 
befanden  sich  19  Mitglieder  auf  Lebenszeit  und  160  Mit- 
glieder  der   Englischen  Goethe -Gesellschaft.     Hat   sonach 


auch  die  Mitgliederzahl  gegen  das  Vorjahr  einen  Rückgang 
von  20  Mitgliedern  erlitten,  so  wird  hierin  nur  eine  natürliche, 
durch  Todesfälle  und  andere  Momente  hervorgerufene 
Schwankung  zu  erblicken  sein,  welche  die  Aussicht  auf 
eine  Wiederverstärkung  der  Mitgliedcrzahl  keineswegs  aus- 
schliesst.  Zu  bedauern  ist  es,  dass  es  trotz  wiederholten 
Bemühungen  nicht  gelungen  ist,  ein  regelrechtes  Verhältniss 
zu  denjenigen  Mitgliedern  der  Englischen  Goethe-Gesellschaft 
herbeizuführen,  welche  zugleich  Mitglieder  unserer  Gesell- 
schaft sind.  Wir  kennen  dieselben  nicht  einmal  dem  Namen 
nach  und  müssen  uns  darauf  beschränken,  gegen  Zahlung 
einer  bestimmten  Anzahl  Beiträge  eine  gleiche  Anzahl 
unserer  Jahrbücher  und  Schriften  an  Herrn  Buchhändler 
Ntitt  in  London  zu  schicken.  Wir  sprechen  die  Hoffnung 
aus,  dass  es  dem  Vorstand  der  Englischen  Goethe-Gesell- 
schaft im  neuen  Jahre  gefallen  möge,  unsere  berechtigten 
Wünsche  zu  erfüllen. 

Verzinslich  angelegt  waren  am  31.  Dezember  1890 
insgesammt  37,286  M.  56  Pf.,  wovon  21,396  M.  74  Pf.  als 
Reservefonds  (die  Papiere  zum  Ankaufswerth  und  ohne 
Zinsen  gerechnet),  —  ein  Beweis  einer  sehr  erfreulichen 
finanziellen  Lage  der  Gesellschaft,  zumal  wenn  wir  die  be- 
deutenden Aufwendungen  in  Betracht  ziehen,  welche  die 
Schaffung  einer  werthvollen  Bibliothek  erfordert  hat,  und 
welche  alljährlich  für  Jahrbücher  und  Schriften,  sowie  für 
die  anderen  Zwecke  der  Gesellschaft  gemacht  werden. 

AusserordenÜichc  Geldspenden  sind  der  Gesellschaft  im 
abgelaufenen  Jahre  zu  Theil  geworden : 

von  Sr.  Majestät  dem  König  von  Würtemberg  (fünfte 

Spende), 
von   Herrn    Bankier  Albert  Holz    in    Breslau    (sechste 

Spende). 
Eine  hohe  treue  Gönnerin  der  Gesellschaft,  Ihre  Majestät 
die  Kaiserin  Königin  Aiignsta  weilt  leider  nicht  mehr  unter 
den  Lebenden.  Für  die  wiederholte  Förderung  unserer 
Bestrebungen  bezeugen  wir  auch  an  dieser  Stelle  unsern 
ehrerbietigsten  wärmsten  Dank. 

Im  geschäftUchen  Verkehr  mit  unsern  Mitgliedern  sind 
wir   durch  Einheben    der  Beiträge,    durch  Vertheilung   der 


—  •&*     6     *i — 

Jahrbücher  und  Schriften  von  folgenden  Herren  unterstützt 
worden,  denen  wir  für  ihre  Bemühungen  im  Interesse  der 
Gesellschaft  deren  verbindlichsten  Dank  aussprechen  : 

Buchhändler  Lucas  Graefe  in  Hamburg, 
Rentier  Ferdinand  xMeyer  in  Berlin, 
Fr.  Meyer  in  Karlsruhe, 
Buchhändler  Max  Niemeyer  in  Halle, 
Bankier  Bernhard  Rosenthal  in  Wien, 
Verlagsbuchhändler  Rütten   &  Loening   in   Frank- 
furt am  Main, 
Schletter'sche  Buchhandlung  in  Breslau, 
Buchhändler  von  Zahn  &  Jaensch  in  Dresden. 

Der  geschäftliche  Verkelir  mit  unsern  Mitgliedern  hat 
sich  in  immer  befriedigenderer  Weise  vollzogen.  Wir  er- 
kennen dankbar  an,  dass  unsere  doch  nur  im  Interesse 
der  Mitglieder  getroffenen  geschäftlichen  Bestimmungen 
mehr  und  mehr  Beachtung  finden  und  sich  tester  einleben. 
Wir  dürfen  hierin  ein  Zeichen  für  deren  Richtigkeit  erblicken 
und  richten  wiederholt  die  herzliche  Bitte  an  unsere  Mit- 
glieder, diese  Bestimmungen  recht  sorgfältig  beachten  zu 
W'oUen.  Wo  Störungen  vereinzelt  noch  vorgekommen 
sind,  hat  es  sich  fast  in  jedem  Falle  nachweisen  lassen, 
dass  sie  nur  durch  Nichtbeachtung  der  gegebenen  Vor- 
schritten verschuldet  gewesen  sind.  Insbesondere  muss 
immer  wieder  hervorgehoben  werden: 

1.  dass  Jahrbücher  und  Schriften  nur  nach  Zahlung 
des  betreffenden  Jahresbeitrages  übersendet  werden 
dürfen ; 

2.  dass  die  Beiträge  begleitet  sein  müssen  von  dem 
Vermerk:  »Beitrag  zur  Goethe  -  Gesellschaft  für 
das  Jahr   i8  .  .  « ; 

3.  dass  Name  und  Wohnort,  sowie  genaue  Adresse 
deutlich  hinzuzufügen,  namentlich  aber 

4.  Wohnungsveränderungen  rechtzeitig  dem  Schatz- 
meister anzuzeigen  sind. 

Aus  dem  Übersehen  des  letzten  Punktes  erklären  sich 
fast  alle  Störungen  im  Versandt  unserer  Schriften  und  die 
durch  solche  herbeigeführten  Reclamationen;  der  geschäfts- 


— -^     7     *^ — 

führende  Ausschuss  kann  daher  mit  voller  Überzeugung 
sich  den  in  vorstehendem  Berichte  des  Herrn  vSchatzmeisters 
ausgesprochenen  Wünschen  anschliessen  und  auch  seiner- 
seits den  Mitgliedern  deren  freundliche  Berücksichtigung 
nur  anempfehlen. 

Von  den  lautenden  Geschäften,  die  sich  wie  bisher 
vollzogen  haben,  ist  nur  etwa  die  Herausgabe  der  fünften 
Schrift:  »Briefe  zur  Nachgeschichte  der  Italiänischen  Reise« 
hervorzuheben.  Manches  war  zu  thun,  bis  der  abgeschlossene 
Band  vor  dem  Christfeste  unsern  Mitgliedern  zugesendet 
werden  konnte :  wir  freuen  uns,  dass  das  ehrhche  Zusammen- 
wirken aller  Betheiligten  ein  Ergebniss  erzielte,  über  welches 
uns  freundliche  Worte  der  Anerkennung  von  den  ver- 
schiedensten Seiten  zugegangen  sind. 

Die  Goetbe-Bibliotbek,  deren  Verwaltung  nach  den  bis- 
her bewährten  Grundsätzen  weiter  geführt  wird,  hat  auch 
im  vergangenen  Jahre  erheblichen  Zuwachs  erfahren.  Neben 
den  neueren  Erscheinungen  war  bei  Ankäufen  das  Augen- 
merk besonders  auf  namhafte  Stücke  der  älteren  Literatur 
gerichtet:  so  gelang  es,  die  kostbare  und  seltene  englische 
dreibändige  Ausgabe  von  Lavaters  Physiognomik  (1789  —  98) 
zu  erwerben.  Die  wissenschaftlichen  Hülfsmittel  wurden 
u.  a.  durch  das  Grimm'sche  Wörterbuch  vermehrt. 

Wie  bisher,  so  sind  auch  in  diesem  Jahre  der  Bibho- 
thek  Schenkungen  in  erheblicher  Anzahl  zugeflossen.  Wir 
nennen  mit  aufrichtigem  Dank  die  Namen  der  freundhchen 
Geber:  Freiherr  F.  W.  von  Biedermann  (Leipzig),  H.  Böhlau 
(Weimar),  H.  Curto  (Turin),  Prof.  Dr.  L.  Geiger  (Berlin) 
Geh.  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  Herman  Grimm  (BerHn),  Christian 
Hammer  (Stockholm),  Dr.  O.  Harnack  (Berlin),  Prof. 
Dr.  Hildebrand  (Leipzig),  Dr.  Jung  (Frankfurt  a.  M.), 
Dr.  Kochendörffer  (Kiel),  Oberbibliothekar  Dr.  Köhler 
(Weimar),  Prof.  Dr.  Lambel  (Prag),  Verlagsbuchhändler 
Lipperheide  (Berlin),  Dr.  Pallmann  (Frankfurt  a.  M.), 
Dr.  Peters  (Frankfurt  a.  M.),  Dr.  Pick  (Erfurt),  Dr.  C.  Ruland 
(Weimar),  Dr.  Milan  Savic (Neusatz  i.  Ungarn),  Dr.  Schwenke 
(Göttingen),  Prof.  Dr.  B.  Suphan  (Weimar),  Dr.  H.  Wuttke 
TDresdcn). 


— ^    8    *^— 

In  üblicher  Weise  scliliessen  sich  an  dieser  Stelle  die  Nach- 
richten an,  welche  von  der  Leitung  des  Goethe-  und  Schiller- 
Archivs  1.  K.  H.  der  Frau  Grossher^ogin  mitgetheilt  werden. 

Über  eine  umfängliche  und  w^ie  zu  hoffen  steht  folgen- 
reiche Erweiterung,  die  kurz  vor  der  Jahresversammlung 
von  1890  stattgefunden  hatte,  wurde  den  Mitghedern  schon 
damals  durch  Archivdirektor  Prof.  Suphan  Bericht  erstattet. 

Infolge  gnädigster  Entschliessung  Seiner  Königlichen 
Hoheit  des  Grossherzogs  ist  der  Bestand  der  bisher  auf 
der  GrossherzogHchen  Bibliothek  aufbewahrten  Hand- 
schriften in  dem  ganzen  Umfange,  wie  er  den  Dichtern 
und  Schriftstellern  aus  Weimars  klassischer  Zeit  angehört, 
in  das  Archiv  übergeführt  worden.  Das  bezügliche  Mini- 
sterialrescript  vom  5.  Mai  1890  enthält  die  Bestimmung, 
dass  die  Handschriften  im  Eigenthum  der  Grossherzoglichen 
Bibliothek  verbleiben  und  dass  sie  nur  in  den  Räumen  des 
Archivs  benutzt  werden  sollen.  Die  Hauptmasse  derselben 
bildet  der  in  grosser  Vollständigkeit  erhaltene  schriftliche 
Nachlass  von  Heinrich  Meyer  (476  Briefe  Goethes  an  Meyer), 
Arbeiten  und  Studien,  Zeugnisse  des  gemeinsamen  Strebens 
der  »Weimarer  Kunstfreunde«.  Von  Goethe  ist  vorhanden 
die  schöne  Reinschrift  der  Marienbader  Elegie;  ferner,  in 
Abschriften  aus  F.  W.  Jacohis  Nachlass,  die  Prosa-Iphigenie, 
das  Jahrmarktsfest  zu  Plundersweilern,  der  Triumph  der 
Empfindsamkeit,  »Briefe  aus  der  Schweiz«  in  eigenhändig 
korrigirter  Abschrift.  Unter  den  eigentlichen  Briefen  stehen 
voran  die  13  an  Oeser  und  Friederike  Oeser,  1768,  69- 
dann  Stücke  des  Briefwechsels  mit  Schiller  (über  epische 
und  dramatische  Dichtung).  Schiller  ist  nur  spärlich  ver- 
treten, Herder  und  Wieland  durch  wenige,  aber  v/erthvolle 
Stücke  (Wieland  an  Merck  über  Goethes  Eintritt  in  Weimar, 
Herders  Correspondenz  mit  Mendelssohn).  Ansehnlich  ist 
Knebels  Nachlass:  Lucrez-Übersetzung  und  manches  Andere. 
Von  Friedr.  Hildebr.  v.  Einsiedel  dramatische  und  sonstige 
Poesien ;  LenT^,  Übersetzung  von  Shakespeares  Coriolan ; 
Lavater,  mehrere  Bände  Dichtungen  ;  Winckehnann,  Briefe 
an  Berendis. 

Das  Geschäft  der  Übernahme  wurde  durch  das  treund- 
willige  Einverständniss   und  Entgegenkommen  des  Leiters 


_  4f     9     >4— - 

der  Grossherzoglichen  Bibhothek,  Dr.  Reinhold  Köhler, 
wesentHch  erleichtert.  Für  die  wissenschaftliche  Ver- 
werthung  der  Handschriften  ist  durch  ihren  räumlichen 
Anschluss  an  die  Bestände  des  Archivs  ein  erheblicher 
Vortheil  gewonnen;  denn  ihren  vollen  Werth  erhalten 
vereinzelte  Stücke  erst,  wenn  sie  sich  einem  Ganzen  ein- 
gliedern. Möge  der  bedeutsame  Vorgang  mannigfache 
Nachfolge  finden.  Zu  wünschen  ist,  dass,  ebenso  wie  in 
diesem  Fall,  unter  Wahrung  des  Eigenthumsrechts,  hand- 
schriftliche Schätze,  die  in  der  Vereinzelung  nicht  zur 
Geltung  kommen,  dem  Archiv  als  Deposita  anvertraut 
werden. 

Wenn  die  Bestände  des  Archivs  auch  in  dem  ver- 
laufenen Jahre  um  bedeutende  Stücke  vermehrt  sind,  so 
ist  dies,  nächst  der  Fürsorge,  welche  dem  Institut  seitens 
der  hohen  Besitzerin  stetig  zugewandt  wird,  dem  warmen 
Antheil  seiner  Freunde  zu  danken  und  der  verständniss- 
vollen Schätzung,  welche  seine  Ziele  und  Aufgaben  in  immer 
weiteren  Kreisen  finden.  Unter  den  Spendern  steht  Seine 
Königliche  Hoheit  der  Grossherzog,  der  dem  Archiv  ein 
immer  gleiches  Interesse  bewahrt,  voran  mit  einer  litera- 
risch höchst  wichtigen  Gabe  zur  Wieland-Abtheilung  (io6 
Briefe  von  Wieland  an  seinen  Verleger  Reich,  13  von  diesem 
an  Wieland);  Höchstderselbe  stiftete  ausserdem  u.  a.  das 
Exemplar  des  »Chaos«,  welches  der  Grossherzog  Carl  Fried- 
rich besessen  hat.  Seine  K.  H.  der  Erbgrossherzog  schenkte 
die  Handschrift  des  Gedichtes :  »Was  einst  still  gekeimt 
in  Sachsen«  und  7  Briefe  Goethes  an  Frau  von  Hopfgarten. 
Aus  dem  Nachlass  Schillers  schenkte  Freiherr  Dr.  Ludwig 
von  G/^/V/;ßw-i?z/55tcwn;i  verschiedene  Ergänzungen  der  grossen 
Stiftung  vom  Mai  1889,  aus  Herders  Nachlass  Staatsminister 
StichUng  eine  Prosa-Iphigenie  von  1779.  Ferner  gingen  Ge- 
schenke ein  von:  Major  D' Alton-Rauch  in  Berlin  (7  Briefe 
Goethes  an  d' Alton),  Geh.  Reg.-Rath  Dr.  Herman  Grimm 
in  Berlin  (Briefe  von  Achim  und  Bettina  v.  Arnim  an 
Riemer,  Aufsatz  pädagogischen  Inhalts  von  Bettina  u.  a.), 
Verlagsbuchhändler  Wilhelm  Hert~  in  Berlin  (Brief  Goethes 
an  Zahn  1828),  L.  Kempner  in  Frankfurt  a.  O.  (Facsimile 
eines   Briefes   von    Goethe    an    Reich    1780),    Buchhändler 

uOLTilE-jAllRIlUCil     XII.  2.\ 


— -^     10     ■►^-- 

IVolfgaiig  Mecklenburg  in  Berlin  (Schluss  der  Rccension  über 
J.  H.  Voss'  Gediclite  1804),  Dr.  Albert  Pick  in  Erfurt  (Poe- 
tisches Sammelbuch  aus  dem  Jahre  1777  fgg.)?  Dr.  Karl 
Scbüt:(e  in  Kosen  (Brief  Goethes  an  G.  H.  L.  Nicolovius 
181 1),  Professor  Z);-.  F.  Tbiidichiiui  in  Tübingen  (Bericht  des 
jüngeren  Frommann  über  Goethes  letzte  Tage),  Frl.  Lilly 
fVüslefeldt  in  Dresden  (Abschrift  eines  im  Privatbesitz 
befindlichen  Briefes  von  Goethe  an  v.  Hardenberg  1787.) 
Bedeutsam  im  Sinne  der  Ausdehnung  auf  die  neuere 
Literatur  ist  die  Schenkung  von  Dr.  Julius  Rodenberg  in 
Berlin,  durch  welche  die  Handschriften  von  Gottfried  Kellers 
letzten  grossen  Arbeiten  (Sinngedicht;  Martin  Salander) 
und  Briefen  (zu  denen  auch  Fräulein  Emma  Hauff  in  Stutt- 
gart einen  Beitrag  gespendet  hat),  ferner  Handschriften 
von  Berthold  Auerbach,  Geibel,  Anastasius  Grün ,  Paul 
Heyse,  Theodor  Storm  in  das  Archiv  kamen.  Eine  werth- 
volle  gedruckte  Zugabe  bildet  der  Katalog  der  Bovet'scheu 
Autographensammlung  von   1887. 

Bücher  und  Drucke  schenkten  ausserdem  an  das  Archiv: 
Geh.  llath  Dr.  Herman  Grimm,  Theodor  Heyse  in  St.  Peters- 
burg, Oberbibliothekar  Dr.  Reinhold  Köhler  in  Weimar, 
Geh.  Justizrath  Lessing  in  Berlin  (die  Prachtausgabe  der 
»Minna  von  Barnhelm«,  zum  Andenken  an  die  Enthüllung 
des  Lessing-Denkmals,  1890),  Professor  Dr.  Berthold  Lit:^- 
mann  in  Jena,  Freifrau  von  Rosenkrant:;;^  in  Gettorf,  Geh. 
Hofrath  Dr.  Carl  Ruland  in  Weimar,  Professor  Dr.  Philipp 
Strauch  in  Tübingen,  Dr.  Jaroslav  Vrchlicky,  Prag,  Dr. 
Walther  Vulpius  in  Erfurt,  Dr.  Gotthilf  Weisstein  in  Berlin. 
Herr  Director  Dr.  H.  Henkel  in  Wernigerode  über- 
sandte in  Buchform  sein  Manuscript:  die  Sammlungen  zu 
seinem  Werke  »Goethes  Gleichnisse«.  Sie  können  an  ihrer 
jetzigen  Stätte  der  verwandten  Forschung  mannigfach  zum 
Vortheil  gereichen,  und  im  Hinblick  auf  solchen  Verkehr 
und  Austausch  ist  jede  derartige  Stiftung  besonders  will- 
kommen zu  heissen. 

Wirksam  sind  auch  in  diesem  Jahre  die  Arbeiten  des 
Archivs  durch  Darleihung  der  erbetenen  Handschriften  ge- 
fördert worden.  Zu  den  im  vorigen  Bericht  genannten 
Gönnern   traten    hinzu   die    Herren    Geh.  Gommerzienrath 


—  ■^     II     +4- — 

Adolf  Kröner,  Inhaber  der  Corta'schen  Buchhandlung^,  und 
IVilhelm  Speuianu  in  Stuttgart  und  Major  von  Göchhaiisen 
in  Dresden.  Noch  einmal  ist  denn  hier  auch  Freiherr 
Felix  von  Stein,  weiland  Schlossherr  von  Kochberg,  zu 
nennen,  gestorben  am  4.  Januar  1S91.  Mehrere  Jahre  hin- 
durch hat  er  jene  kostbaren  sieben  Bände,  Goethes  Briefe 
an  Charlotte  enthaltend,  die  er  als  einen  Familienschatz 
bewahrte,  für  die  Weimarer  Arbeiten,  indem  er  sie  im 
hiesigen  Staatsarchiv  deponirte,  zugänglich  gemacht  und  so 
deren  CoUation  und  wissenschaftliche  Nutzung  in  seiner 
vornehm  selbstlosen  Weise  ermöglicht.  Ein  ehrendes  An- 
denken gebührt  ihm  in  unsren  Kreisen. 

Die  Beziehungen  des  Archivs  zum  Goethe -Kational- 
Miiseiim  sind  der  Gesellschaft  in  dem  letzterschienenen 
Theil  der  Schriften  (»Zur  Nachgeschichte  der  italiänischen 
Reise«)  besonders  deutlich  entgegengetreten.  Beiderseits 
werden  diese  Beziehungen  zum  Besten  der  gemeinsamen 
Angelegenheiten  freundschaftlich  gepflegt,  und  das  Jahrbuch 
von  1891  legt  auch  davon  Zeugniss  ab.  Handschriitliches, 
das  sich  bei  der  Ordnung  von  Goethes  Bibliothek  vorfindet, 
überweist  die  Direction  des  National-Museums,  mit  höchster 
Genehmigung,  dem  Archiv.  Unter  derartigen  Funden  ist 
dieses  Mal  die  Abschrift  zu  nennen,  welche  Goethe  aus 
einem  Briefe  der  Kaiserin  Mutter  Maria  Feodorowna  ge- 
nommen hat,  den  Maskenzug  von  1818  betrefi"end. 

Wie  das  Archiv  auf  freundwillige  Hülfe  auswärtiger 
Bundesgenossen  zu  zählen  hatte  (es  seien  hier  mit  Dank 
Friti  Jonas  in  Berlin  und  Richard  IViikkoiv  in  Darmstadt  ge- 
nannt), so  wird  es  auch  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  in  Anspruch 
genommen.  Anfragen  und  Gesuche  um  Mittheilungen  ge- 
langen in  steigender  Zahl  an  die  Direction,  und  es  geschieht 
das  Mögliche,  um  allen  Ansprüchen  gerecht  zu  werden. 

Es  ist  hier  der  Ort  zu  erklären,  dass  die  hohe  Besitzerin 
der  Direction  die  generelle  Erlaubniss  ertheilt  hat  das 
Schiller-Archiv  der  wissenschaftlichen  Forschung  zugänglich 
zu  machen,  ebenso  die  Sammlung  der  Handschriften  Wielands. 
Nur  für  die  Benutzung  des  Goethe-Archivs  bestehen  die 
einschränkenden  Bestimmungen,  welche  im  Interesse  der 
von  Ihrer  Königlichen  Hoheit  angeordneten  Arbeiten   und 

2\' 


^       12       ^- 

der  zunächst  an  denselben  Betheiligten  von  Höchstderselben 
erlassen,  bis  zum  Abschluss  dieser  Arbeiten  die  Norm 
bilden,  von  welcher  nicht  abgewichen  werden  darf. 

Die  Arbeitskräfte  des  Archivs  sind  wesentlich  durch 
die  Forderungen,  welche  die  unablässig  fortschreitende,  im 
Auftrag  /.  A'.  H.  der  Frau  Grossher~ogin  erscheinende  Goethe- 
Ausgabe  stellt,  in  Anspruch  genommen.  Den  ständigen 
Arbeitern  hat  sich  seit  dem  Herbst  1890  Herr  Dr.  Rudolf 
Steiner  aus  Wien  zugesellt.  Ihm  ist  (mit  Ausnahme  der 
osteologischen  Parthie)  das  gesammte  Gebiet  der  »Morpho- 
logie« zugetheilt,  fünf  oder  voraussichtlich  sechs  Bände 
der  »Zweiten  Abtheilung«,  denen  aus  dem  handschriftlichen 
Nachlass  ein  hochwichtiges  Material  zufliesst  (siehe  das  Jahr- 
buch S.  190  —  210).  Diese  Bände  werden  also  in  verhältniss- 
mässig  rascher  Folge  erscheinen,  und  wenigstens  zwei  sollen 
zur  Lieferung  des  Jahres  1891  gehören.  Der  Anschlag  für 
diese  ist  wiederum  auf  mindestens  zehn  Bände  gemacht. 
Dazu  gehören  von  der  Ersten  Abtheilung  4  (Gedichte) 
9  und  II  (Dramen)  46  (Winkelmann,  Phil.  Hackert) ;  von 
der  zweiten,  den  naturwissenschaftlichen  Schritten  (ausser 
den  oben  genannten  6  und  7)  Band  3  (Farbenlehre,  histo- 
rischer Theil  I);  ferner  ein  Band  Tagebücher  (1812  fgg.) 
und  mindestens  zwei  Bände  Briefe.  Als  Rückstände  des 
vorigen  Jahres  werden  zunächst  der  vierte  Band  der  Tage- 
bücher und  der  siebente  Band  der  Briete  erscheinen. 

Von  dem  Fortgang  der  übrigen  Arbeiten,  so  namentlich 
der  Ausschachtung  der  in  Massen  vorhandenen  actenmässigen 
Zeugnisse  der  amtlichen  Thätigkeit  Goethes  ist,  unter  Hin- 
weis auf  das  im  vorjährigen  Bericht  darüber  Gesagte,  nur 
summarische  Kunde  zu  geben.  — 

In  dem  Goethe-National-Museum  wurde,  nachdem  nun 
alle  Theile  in  vorläufig  befriedigender  Weise  aufgestellt 
und  zugänglich  sind,  mit  der  ruhigen  Bearbeitung  der 
einzelnen  Theile,  vor  allem  der  Bibliothek,  fortgefahren. 
Einige  Mittheilungen  bringt  der  XII.  Band  des  Goethe- 
Jahrbuches,  und  es  ist  die  Absicht,  denselben  in  Zukuntt 
andere,  aus  den  verschiedenen  Theilen  der  Sammlungen 
geschöpfte  folgen  zu  lassen. 


Die  Ausdehnung  der  ständig  zugänglichen  Ausstellung 
auf  die  Räume  des  Dachstockes  hat  sich  bewährt,  indem 
die  dort  untergebrachten  Portraits  der  Zeitgenossen,  Hand- 
zeichnungen, Stiche,  fast  bei  allen  Besuchern  grosses  In- 
teresse erwecken. 

Seiner  Natur  nach  kann  das  Goethe-Museiiiii  nur  selten 
in  die  Lage  kommen,  seinen  Bestand  zu  vermehren,  doch 
sind  ihm  in  dem  abgelaufenen  Jahre  eine  Anzahl  Nummern 
zugegangen,  die  eine  werthvolle  Bereicherung  bilden. 

S.  K.  H.  der  Grossher:-^og  überwies  eine  von  Fräulein 
von  Stedingli  gefertigte  und  Seiner  Königlichen  Hoheit  ver- 
ehrte Copie  des  berühmten  Dessauer  Bildnisses  von  Goethes 
Euphrosvne;  —  I.  K.  H.  die  Frau  Grossher~ogin  stiftete  ein 
vortreffliches  von  H.  Juncker  gemaltes  Facsimile  des  ein- 
zigen erhaltenen  Pastellportraits  der  Frau  Rath  im  Besitz 
der  Familie  Heuser-Nicolovius  in  Köln;  —  als  Pendant  zu 
demselben  erwarb  die  Goethe-Gesellschaft  ein  gleichfalls 
von  Hermann  Juncker  auf  Grund  der  wenigen  erhaltenen 
Vorlagen  gemaltes  Ideal-Portrait  des  Herrn  Rath. 

Unter  den  dem  Goethe-Museum  im  Laufe  des  Jahres 
1890  zugegangenen  Geschenken  befinden  sich  Nummern 
ersten  Ranges.  Geh.  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  H.  Grimm  in 
Berlin  verehrte  werthvolle  Zeichnungen  von  Major  von  Im- 
hoff,  sowie  Bildnisse  der  Familie  Laroche ;  —  im  Namen 
und  Sinne  der  in  Königsberg  verstorbenen  Frl.  Betty  Jacoby 
stifteten  deren  Erben  das  von  G.  M.  Kraus  1776  für  Chodo- 
wieckys  Stich  gezeichnete  Bildniss  Goethes ;  —  Herr 
H.  Juncker  die  von  ihm  gezeichnete  Copie  eines  von  Julie 
von  Egloff stein  gemalten  Bildes  Augusts  von  Goethe;  — 
Herr  Eduard  Gustav  May  in  Frankfurt  das  Modell  eines 
von  dem  Bildhauer  Scholl  für  Weimar  entworfenen  Herder- 
Denkmals;  —  Professor  Dr.  Hans  Midier  in  Berlin  das 
einzige  in  Bronze  gegossene  Exemplar  der  von  Schadow 
über  Leben  geformten  Maske  Goethes;  —  Senatspräsident 
W.  Rominel  in  Berlin  ein  Facsimile  des  in  seinem  Besitz 
befindlichen  Goethebildnisses,  das  Schmeller  1829  zeich- 
nete; —  Ingenieur  Schmiedtgen  in  Eisenach  zwei  Ansichten 
der  Gärten  Goethes  und  Schillers ;  —  Prof.  Carl  Werner 
in  Leipzig   das    (wahrscheinlich    von  H.  Lips  gezeichnete) 


— h     14    +4•— 

Bildniss  seiner  Grossinutter  Christiane  Becker  f;eb.  Neumann, 
der  lieblichen  Euphrosyne. 

Jeder  Goethefreund  wird  mit  uns  es  den  edlen  Gebern 
Dank  wissen,  dass  sie  sich  ihres  Besitzes  entäussernd  allen 
Besuchern  des  Goethe-Museums  gestatten  wollten ,  sich 
an  Perlen  wie  der  Kraus'schen  Zeichnung,  der  Schadow'schen 
Maske,  der  Euphrosyne -Zeichnung  zu  erfreuen.  Immer 
weiter  verbreitet  sich  die  Erkenntniss,  dass  jede  derartige 
Reliquie  doch  noch  einen  erhöhten  Werth  bekommt,  wenn 
sie  in  den  ehrwürdigen  Räumen  des  Goethe-Hauses  von 
so  vielem  verwandten  umgeben,  selbst  mehr  verstanden 
wird  und  Anderes  besser  verstehen  hillt. 


So  bringt  auch  dieser  Jahresbericht  Beweise  ernster 
Thätigkeit  und  erspriesslicher  Entwicklung  aut  den  ver- 
schiedenen Arbeits-Gebieten  unserer  Gesellschaft;  wie  Vor- 
stand und  Ausschuss  daraus  Ermuthigung  schöpfen,  in  den 
bisherigen  Wegen  weiter  zu  wandeln,  so  mögen  die  Mit- 
glieder sich  dadurch  bewogen  finden,  jedes  nach  seiner 
Art  und  in  seinem  Kreise  die  Zwecke  der  Gesellschaft 
durch  Rath  und  That  zu  fördern. 
H'eiinar,  i.  Februar  iS^i. 

Im  Auftrage  des  geschaftstührenden  Ausschusses : 
Dr.  C.  Rill  and. 


— •&♦      1 5      *i 

Mitglieder  -Verzeichniss 

DER 

Goethe-Gesellschaft. 

(Abgeschlossen  März  1891.) 

Protektor: 

Seine  Königl.   Hoheit   der  Grossherzog   Carl   Alexander 

von  Sachsen -Weimar-Eisenach. 


Vorstand: 

Präsident  : 

Präsident  des  Reichsgerichts  a.  D.,  Wirkl.  Geh.  Rath  Dr.  von 
Siiiison,  Excellenz,  in  Berlin. 


Vice  -Präsidenten : 

Wirkl.  Geh.  Rath,  Dr.  von  Loeper,  Excellenz,  in  Berlin. 

Geh.  Hofrath  Dr.  C  Rnland,  Director  des  Grossherzog- 
lichen Museums  und  des  Goethe -National -Museums 
in  Weimar.  

Vorstands  -Mitglieder : 

Staatsrath  Dr.  Eggeling,  Curator  der  Universität  in  Jena. 

Wirkl.  Geh.  Rath  Professor  Dr.  Kiino  Fischer,  Excellenz, 
in  Heidelberg. 

Wirkl.  Geh.  Rath  Staatsminister  Dr.  v.  Gerber,  Excellenz, 
in  Dresden. 

Dr.  Paul  Heyse  in  München. 

Professor  Dr.  Erich  Schmidt  in  Berlin. 

Wirkl.  Geh.  Rath  Dr.  Carl  von  Siremayr,  Präsident  des 
K.  K.  obersten  Gerichtshofes,  Excellenz,  in  Wien. 

Professor  Dr.  B.  Suphan,  Director  des  Goethe-  und  Schiller- 
Archivs  in  Weimar. 

Professor  Dr.   Veit  Valentin  in  Frankfurt  am  Main. 


—  ^     i6     *4— 


G  e  s  c  h  ä  f  t  s  f  ü  h  r  c  n  d  e  r   A  u  s  s  c  h  ii  s  s 
i  n    W  e  i  m  a  r : 


Vorsitzender:    Geh.  Hofnuh  Dr.  C.  Riiland. 
Stellvertreter  :    Geh.  Hofrath  P.  von  Bojanowsky. 
Schriftführer:     Geh.  Regierungsrath  Dr.  K.  Kuhn. 
Schatzmeister:  Commerzienrath  Dr.  jur.  R.  Morit~. 


Verlagsbuchhändler  Böhlaii. 
General-Intendant  Bronsart  von  ScbcUendorf. 
Archivdirector  Dr.  H.  Bnrkbardl. 
Generallieutenant  z.  D.  Crüger,  Exe. 
Oberbibliothekar  Dr.  R.  Köhler. 
Dr.  H.  Oehcbläger. 
Professor  Dr.  B.  Siipban. 
Oberhofmarschall  Graf  iredcl. 


^- 


Mitglieder: 

Seine  K.  u.  K.  Majestät  Wilhelm  IL,  Deutscher  Kaiser 

und  König  von  Preussen. 
Ihre  K.  u.  K.  Majestät  Augusta  Victoria,  Deutsche  Kaiserin 

und  Königin  von  Preussen. 
Ihre  K.  u.  K.  Majestät  Victoria,  Kaiserin  und  Königin 

Friedrich. 
Seine  K.  u.  K.  Apost.  Majestät  der  Kaiser  von  Oester- 

reich,  König  von  Ungarn. 
Seine  Majestät  der  König  von  Schweden. 
Seine  Majestät  der  König  von  Württemberg. 
Ihre  Majestät  die  Königin  von  Italien. 
Ihre  Majestät  die  Königin  Marie  von  Neapel. 
Ihre  Majestät  die  Königin  von  Rumänien. 
Ihre  Kaiserliche  Hoheit  die  Frau  Grossfürstin  Elisabeth 

Maurikiewna  von  Russland. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Baden. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Baden. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Mecklen- 
burg-Schwerin. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Oldenburg. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Grossherzog  von  Sachsen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Grossherzogin  von  Sachsen. 
Seine  Königliche  Hoheit  der  Erbgrossherzog  von  Sachsen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Erbgrossherzogin  von 

Sachsen. 
Seine  Königliche  Hoheit  Prinz  Alexander  von  Preussen. 
Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Herzogin  Carl  Theodor 

in  Bayern. 


— ^     i8    ^ — 

Ihre  Königliche  Hoheit  die  Prinzessin  Amelie,  Herzogin 
in  Bayern. 

Seine  Königliche  Hoheit  Alexander  Friedrich,  Landgraf 
von  Hessen. 

Ihre  Königliche  Hoheit  die  Frau  Gräfin  von  Flandern. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen-Altenburg. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  von  Sachsen-Coburg  und  Gotha. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Herzogin  von  Sachsen-Coburg 
und  Gotha. 

Seine  Durchlaucht  Fürst  Reuss  j.  L. 

Seine  Hoheit  der  Erbprinz  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  Johann  Albrecht  von  Mecklen- 
burg-Schwerin. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Herzogin  Johann  Albrecht  von 
Mecklenburg-Schwerin. 

Seine  Durchlaucht  der  Prinz  Heinrich  YII.  Reuss. 

Ihre  Hoheit  Frau  Prinzessin  Heinrich  VII.  Reuss. 

Ihre  Hoheit  Frau  Prinzessin  Moritz  von  Sachsen-Ältenburg. 

Ihre  Hoheit  Prinzessin  Marie  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  Prinz  Hermann  von  Sachsen-Weimar. 

Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen-Weimar. 

Seine  Hoheit  Prinz  Ernst  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  von  Sachsen-Meiningen. 

Seine  Durchlaucht  Erbprinz  Heinrich  XXVII.  von  Reuss  j.  L. 

Seine  Hoheit  Prinz  Friedrich  Carl  von  Hessen. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin  von  Schaumburg-Lippe. 

Ihre  Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin-Wittwe  von  Anhalt. 

Seine  Hoheit  der  Herzog  zu  Schleswig-Holstein. 


— ^    19    ■^- 


E  h  r  c  n  -  M  i  t  g  I  i  e  d  e  r : 

von  Gleichen  -  Russiuiinn,   Freiherr  L.,   Königl.    Bayerischer 

Kämmerer  in  Weimar. 
Leo  Graf  He  n  ekel  von  Domiersniarch,  General- Adjutant  und 

General-Lieutenant,  Excellenz,  in  Weimar. 
Ulrike  von    Levet::^ow,   Stiftsdame,   auf  Schloss   Triblitz   in 

Böhmen. 
Stichling,  G.  Tb.,  Dr.  theol.,  jur.  med.  u.  phil-,  Staatsminister 

a.  D.,  Wirkl.  Geh.  Rath,  Excellenz,  in  Weimar. 
Sanitätsrath  Dr.  F.  l^idpius  in  Weimar. 


Mitglieder  auf  Lebenszeit: 

Seine  K.  11.  K.  apostol.  Majestät  der  Kaiser  von  Oesterreich, 

König  von  Ungarn. 
Seine  K.  Hoheit  Alexander  Friedrich,   Landgraf  von  Hessen. 


Aachen  -  Burtscheid : 

Berlin : 

Budapest: 

Bukarest: 

Charlottenburg : 
Dorpat : 

Hamburg : 
Mitau : 

München : 

Nassau: 

Nieder -Ingelheim  : 
St.   Petersburg: 
Siegersleben  b.  Eilslb. 
Weimar : 

Wien  : 


Frau  Lucy  Frent~en,  geb.  Hoesch. 
vonRheinbabenyGeh.RegiQvung'ira.ih. 
Kornjeld,    Sigmund,    Director    der 

Ungarischen  Allgem.  Creditbank. 
Sturd:^a,   Dernetrius ,    Königl.    rum. 

Staatsminister  a.  D.,  Excellenz. 
Frau  Geh.  Reg.- Rath    von   Siemens. 
IVoldemar  Masing,   Docent   an  der 

Universität. 
Dr.  jur.  Adolf  A.xcl  von  Dehn. 
Paia  von  Petrovics,  Serbischer  Woje- 

wode. 
Dr.  M.  Schubart. 

Frau  Gräfin  L.  G.  von  Kielmansegge. 
Frau  Baronin  von  Erlanger-Bernus. 
Rudolf  Wolfgang  Reyher. 
Frau  Kreisrichter  M.  Führling. 
Frau  M.  von   Göben. 
Seine  Erlaucht  Graf  Gört:;^  von  Schliii. 
IhreDurchlaucht  Fürstin  M  ;^//  Hohen- 

lohe-Schillingsfiirst,  geb.  Prinzessin 

Wittgenstein. 
Dumba,   Nicolaus,   Herrenhaus-Mit- 
glied. 
Frau  Rosa  von  Gerold,  och.Hcnneber^. 


-^      20      ^  — 


DEUTSCHES    REICH. 


Aachen. 

Pastor,  Heinrich,  Rentner. 
Ächern  i/Baden. 
Wagner,  G.,  Privatier. 

Ältenburg 

(Sachsen- Altenburg). 

Landesbibliotliek,  herzogliche. 
V.  Scheffler,    kgl.    preuss.    General 
der  Lifanterie  z.  D.,  Excellenz. 

Ältlandsberg  b/Berlin. 

Loewv,  Dr.,  Amtsrichter. 

Altona. 

Callisen,  Frau  Dr. 

Heitmüller,  Dr.  phil.  Ferdinand. 

Matthiessen,   Dr.,   Gvmnasialober- 

lehrer  a.  D. 
Pieck,  Dr.,  Regierungsrath. 
Sieveking,  Carl,  Rechtsanwalt  und 

Notar. 

Amtitz  i/Lausitz  (Kr.  Guben). 
Heinrich,  Prinz  zu  Carolath-Schoen- 
aich,  Durchlaucht,  Freier  Stan- 
desherr und  Majoratsherr. 

Annaberg  (Erzgebirge). 

Warniann,  Eduard. 

Ännettenhöh  b/Schles\vig. 

V.  Brockdorff,  Frau  Baronin. 

Apolda. 

Deinhardt,  Frau  Dr.  Maria. 
Stechow,  Oscar,  Bürgermeister. 

Arnswalde. 

Sarre,  Dr.,  Amtsrichter. 
Aschaffenburg. 
Hepp,  G. 
Reber,  Dr.  Joseph,  Dircctor. 

Augsburg. 
Bauer,  Ludwig,  Rechtsanwalt. 
Flcsch,  Gustav,  Bankier, 
lierzfelder,  J.,  Rechtsanwalt. 
Mavr,  Otto,   Rechtsanwalt. 
Stadtbibliothek. 


Baden-Baden. 

V.  Cederschiöld,  Dr.  G.,  Professor. 
Meyer,   Dr.   Heinrich,   Gvmnasial- 
lehrcr. 

Bamberg. 

Marschalk  von  Ostheim,  Freiherr 
Etnil. 

Barmen. 

V.  Eynern,  Ernst,  Stadtverordneter, 
Mitglied  des  Abgeordneten- 
hauses. 

Frank,  Amtsrichter. 

Jäger,  Otto. 

Nordhaus,  Hermann,  Kaufmann. 

Rittershaus,  Emil,  Schriftsteller. 

Rudolph,  A.,  Oberstlieutenant  und 
Bezirkscommandeur. 

Stadthibliothek. 

Treutier,  Ludwig,  Schauspieler  und 
Regisseur  am  Stadttheater. 

Bautzen. 

Kunz,    Dr.  Heinrich,  Staatsanwalt. 

Bayreuth  (Bavern). 
Gymnasialbibliothek. 
Wagner,  Siegfried. 
Würzburger,  G.,  Rechtsanwalt. 

Beimbach,  Post  Gerabronn 
(Württemb.). 
Hauff,  G.,  Pfarrer. 

Bellin  b/ Bärwalde  (Neu-Mark). 
V.  Kahle,  Fräulein  Julie. 

Beizig. 

Friedländer,  Max,  Amtsrichter. 

Berlin. 

Abraham-Römer,  Dr.  jur.  A.,  Jour- 
nalist. 

Aegidi,  Dr.  L.,  Professor,  Ge- 
heimer Legationsrath. 

AlthotT,  Dr.,  Geh.  Ober-Reg.-Rath, 
vortr.  Rath  i.  Gultusministerium. 

Arendt,  Dr.  Otto.  Mitglied  des 
Abgeordnetenhauses. 

Asch,  Eugen,  Kaufmann. 

V.  Asten,  F'räulein  Julie. 


-'^      21       ^ 


Berlin. 

Bacli,  Dr.  Th.,  Director  des  Falk- 
Realgymnasiums. 

Baerwald,  S. 

Bahlsen,  Dr.  Leopold,  Gj-mnasial- 
lehrer. 

Bardt,   Dr.   C,  Gyninasialdirector. 

Barschal],  Fräulein  Alma. 

Becker,  Fräulein  Hanna. 

V.  Beckerath,  A. 

Behrend,  Adolf,  Buchhändler. 

Beiger,  Dr.  Chr.,  Oberlehrer. 

Bellermann,  Dr.  B.,  Director  des 
Königstädtischen  Gymnasiums. 

Berent,  Fräulein  Selma. 

Bernhard,  Arthur,  Bankier. 

Bernstein,  Dr.,  Professor. 

Bibliothek,  Königliche. 

Bibliothek,  Städtische  der  Goeritz- 
Lübeck-Stiftung  (O.  Goeritz). 

Bibliothek  des  Kgl.  Realgymna- 
siums. 

Bibliothek  des  Kgl.  "W'ilhelms-G\'m- 
nasiums. 

V.  Bibow,  Fräulein  Marie,  Privat- 
lehrerin. 

Bielschowsky,  Dr.,  Oberlehrer. 

Biltz,  Dr.  Carl. 

V.  Bissing,  Freiherr,  Friedrich 
Wilhelm. 

Blumenthal,  Dr.  Oskar,  Director 
des  Lessing-Theaters. 

Bodländer,  Rechtsanwalt. 

Booth,  Fräulein  Esther. 

Borchardt,  Dr.  Oskar. 

Borchardt,  Frau  Comm.-Rath  Rud. 

Borckenhagen ,  Frau  Corvetten- 
Capitän. 

Boretius,  Fräulein  Charlotte. 

V.  Bothmer,  Ernst,  Wirkl.  Legat. - 
Rath. 

Brahm,  Dr.  Otto,  Schriftsteller. 

Brandis,  Dr.  K. 

Brandt,   Hermann,  Kaufmann. 

Brandt,  Dr.  phil.  Ludwig. 

Braumüller,  Dr.,  Oberlehrer. 

Braun,  Dr.  Carl,  Justizrath. 

Breidcrhoff,  Frau  Dr. 

Breslauer,  Bernhard,  Rechtsanwalt. 

Broicher,  Otto,  Kammergerichts- 
rath. 

Brück,  Ignatz,  Bankier. 

V.  Brühl,  Gräfin  Hedwig,  Palast- 
dame, Excellenz. 

Buhlniann,    Georg,   l'abrikbesitzer. 

V.  Bunsen,  Dr.  Georg. 


Berlin. 

Bunsen,  Fräulein  Marianne. 

Bürgers,  Max,  Bankier. 

Cassirer,  Fritz,  cand.  phil. 

Cohn,  Albert,  Buchhändler. 

Cohn,  Alexander  .Meyer,    Bankier. 

Cohn,  Dr.  Heinrich,  Rechtsanwalt. 

Collin,  D  ,  Verlagsbuchhändler. 

Conrad,  Fräulein  Pauline,  Königl. 
Preuss.  Hofschauspielerin. 

Cornicelius,  Max,  cand.  phil. 

Coste,  Dr.  David,  Lehrer  am  As- 
kanischen  Gymnasium. 

V.  Cramm-Burgdorf,  Freiherr,  Her- 
zogl.  Braunschweig.  Gesandter. 

Daffis,  Dr.  Anton. 

Daffis,  Eduard,  Kammergerichts- 
Referendar. 

V.  Dallwitz-tornow,  Frau  W.,  geb. 
V.  Gräfe. 

Darmstädter,  Dr.  Ludwig,  Fabrik- 
besitzer. 

Delbrück,  Dr.,  Staatsminister,  Ex- 
cellenz. 

Delbrück,  Frau  Geh.  Commerzien- 
rath  Luise. 

Delbrück,  Hans,  Professor. 

Delbrück,  Ludwig,  Bankier. 

Dernburg,  Dr.  Heinrich,  Professor 
und  Geheimer  Justizrath. 

Devrient,  Dr.  Otto,  Professor. 

V.  Donop,  Dr.  L.,  Professor. 

Doss,  Fräulein  Marie. 

Dümmler,  Dr.  E.,  Professor. 

Duncker,  Frau  Cäcilie,  Schulvor- 
stelierin. 

Duncker,  H.,  Geheimer  Regierungs- 
rath,  Bürgermeister. 

Eberty,  Dr.  E.,  Syndikus. 

Eger,  W. 

Eggers,  Dr.  Karl,  Senator. 

Eisenmann,  Dr.   Carl,  Assessor. 

Elias,  Max,  Rentier. 

Engel,  G.,  Professor  an  der  König- 
lichen Hochschule   für  Musik. 

Ephraim,  Hermann. 

V.  Erdberg,  Robert  Adalbert,  Schau- 
spieler. 

Euchel,  F.,  Justizrath. 

Ewe,  E.,  Privatier. 

Feig,  Dr.  M.,  Sanitätsrath. 
Flatau,  Dr.,  Rechtsanwalt. 
Fleischhammer,  Dr.,  Geheimer  Hof- 

justizrath. 
Flinsch,  Alexander,  Kaufmann. 


^      22      ^- 


Berlin. 

Fränkel,    Dr.   Carl,    Assistent   am 

Hv9;ienischeii  Institut. 
Fränkel,  Dr.  Max,  Bibliothekar  der 

Kgl.  Museen. 
Fraenkel.  Max,  Maurermeister. 
V.     Frankenberg,     Rittmeister     im 

Garde-Kürassierregiment. 
Franzos,   Dr.  K.  F.,   Schriftsteller. 
Frenkel,  H.,   Bankier. 
Frenzel,  Frau   Bertlia. 
Frenzel,  Dr.  Karl 
Fresenius,  Dr.  phil.  A. 
Freund,  Ernst. 
Frey,  Dr.  Karl,  Professor. 
Friedeberg,  Frau  Bernhardine,  geb. 

Oppenheim. 
Friedenthal,  Frau  Marga'.etha. 
Friedlander,  Frau  Adelheid. 
Friedlander,  Frau  Professor. 
Friedländer,  Dr.  phil.  Max,  Musik- 
schriftsteller. 
Friedmann,     Dr.    Alfred ,    Schrift- 
steller. 
Friedmann,  Dr.  jur.  Felix,  Gerichts- 
Assessor. 
Fritze,  Frau  Geheimrath. 
Gärtner,     Heinrich ,     Landschafts- 
maler. 
Gaupp,  Berth.,  Geheim.  Regierungs- 

rath. 
V.  Gayling,    Freiherr,    Rittmeister 

im  Garde-Kürassierregiment. 
Geiger,  Dr.  Ludwig,  Professor. 
Gerb,  Fräulein  Franziska. 
Gernsheim,  Dr.  Fr.  \V.,  Professor. 
Gesenius,    Stadtältester,    Director 
des  Berliner  Pfandbrief-Amtes. 
Glaser,  Dr.  Adolf,  Redakteur. 
(Hoeden,   Lehrer  an   der  Sophien- 
schule. 
V.  Gneist,  Dr.  R.,  Professor,  Geh. 

Oberjustizrath. 
Goerke,  Franz. 

V.  Goldbeck,  Ober-Reg.-Rath. 
Goldbeck,   Dr.   Ernst,   Gymnasial- 
lehrer. 
Goldschmidt,  Professor,  Geh.Justiz- 

rath. 
Goldschmidt,  Arthur,  stud.  phil. 
Goldschmidt,  Rob.,  Bankier. 
Goldschmidt,  Frau  Tacie. 
V.  Gossler,  Dr.,  Staatsminister  a.  D., 

Excellenz. 
Gottheiner,  Fräulein  Marie. 
Gottheiner,  P.,  Stadt-Bauinspector. 


Berlin. 

Gotthelf,  M. 

Gradenwitz,  Alfred,  Bankier. 
Grandke,     Geh.    Ober-Finanzrath. 
Greiff,  Wirklicher  Geheimer  Rath, 
Ministerialdirector  a.  D.,  Excell. 
Grimm,    Dr.    Herman,    Professor, 

Geheimer  Regierungsrath. 
Grisebach,  Hans,  Architekt. 
Gropius,  Frau  Manon. 
V.  Guldencrone,  Frau  Baronin. 
Gurlitt,  Fritz,  Kunsthändler. 
Güterbock,    Dr.,    Geheimer    Sani- 

tätsrath. 
Güterbock,  Dr.  phil.  Bruno. 
Haase,  Frau  Rentier  Henriette. 
Hagen,  Werner,    G.  A.,  stud.  jur. 
Hagens,  .Senatspräsident  am  Kam- 
mergericht. 
Harnack,  Dr.  Otto. 
Hartmann,  Hugo,  stud.  phil. 
Hass,  Regierungsrath. 
Hausmann,  Frau  Luise. 
Heckmann,   Aug.,   Geh.  Connner- 

zienrath. 
Heerwart,    Dr.    xAdolf,    Geheimer 

Staatsrath. 
Heinitz,  Franz,  Rechtsanwalt. 
Heimann,  A.,  Rechtsanwalt. 
Hellmuth,  Frau  Martha. 
Henning,  Theodor,  Architekt. 
Herrmann,  Dr.   phil.  Max. 
Hertz,    Hans,  Verlagsbuchhändler. 
Hertz,  Wilh.,  ^'erlagsbuchhändler. 
Heydemann,  Dr.  phil.  V. 
Heymann,  Gotthold,  Bankier. 
Heyne,  Alfred,  Staatsb.-Bür.-Assist. 
Hiller   von   Gaertringen,   Freiherr, 

Dr.  phil.  Friedrich. 
Hilzheimer-Schulhoft",  Fräul.  E. 
Hirschberg,  Paul,  Kaufmann. 
Hirschfeld,  Philipp. 
Hoeber,  Frau  Amalia. 
Hoftmann,     Dr.     Ed.,     Geheimer 

Regierungsrath. 
Hotlbry,   Dr.   Julius,   Professor  an 

der'  Universität. 
Hofistädt,  Rechtsanwalt. 
Hofmann ,     Rudolf,    Verlagsbuch- 
händler. 
V.  Holst,  Mathias,  Baumeister. 
Hopfen,  Dr.  Hans,  Schriftsteller. 
Hörn,  Frau  Eleonore,  Oberin  der 

Dr.  Martins'schen  Klinik. 
Hübler,    Dr.    jur.    Bernhard,    Geh. 
Ober-Reg.-Rath,  Professor. 


— ^ 


Berlin. 
V.  Hülsen,  G.,  Lieutenant  im  Garde- 
Kürassierregiment. 
Jablonski,  Berthold. 
Jacobi,  Fraulein  Clara. 
Jacobsen,  A.,  Professor,  Oberlehrer 

am  FriedrichWerder'schenGj'm- 

nasium. 
Jacoby,    Dr.    Daniel,    Gvnmasial- 

Oberlehrer. 
Jacob)-,  Frau  Margaretha. 
Jafte,  Rechtsanwalt. 
Jagor,  Dr.  F. 
Jaquet,  Dr.  med.  M.,  Sanitätsrath, 

pract.  Arzt. 
Imelmann,    Dr.    J.,    Professor    am 

JoachimstharschenGymnasium. 
Joachim,  Dr.  Joseph,  Professor  an 

d.  Königl.  Hochschule  fürMusik. 
Jonas,   Dr.    F.,   Städtischer   Schul- 

inspector. 
Jonas,  Frau  Clara. 
Jordan,  Dr.  Max,  Geheimer  Ober- 

Regierungsrath. 
Josephthal,  Fräulein  Lili. 
Kainz,  Josef,  Schauspieler. 
V.  Kalckreuth,  Frau  Gräfin  B.,  geb. 

Mever. 
Kalischer,  Dr.  S. 
Kallmann,  Eugen,  Rechtsanwalt. 
Kapp,  Fräulein  Ida. 
Karo,  Fräulein  Hedwig. 
Kastan,  Dr. 

V.  Kaufmann,  Dr.,  Professor. 
Kayser,   Dr.   Paul,   Wirklicher  Le- 

gationsrath    und    vortragender 

Rath  im  auswärtigen  Amt. 
Kehrbach,  Dr.  phil.  Karl 
Kekule,  Dr.  Reinhard,  Professor. 
Kekule,  Stephan,  Lieutenant. 
Kern,  Dr.  Franz,  Professor,  Gym- 

nasial-Director. 
Kästner,  Dr.  phil.  Ernst. 
V.  Keudell,  W'irkl.  Geh.  Rath,  Exe. 
Klix,    Dr.,    Geheimer  Regierungs- 

rath,  Schulrath. 
V.  Knebel-Doeberitz,  Reg. -Rath. 
von  dem  Knesebeck,  Kabinetsrath. 
Koch,  Karl,  Rentier. 
Koegel,  Dr.  phil.  Fritz. 
Koehne,  Frau  Clara. 
Koenigs,  Fräulein  Elise. 
Kocpp,  Dr.  Friedr. 
Kraft,  Bernhard,  Rechtsanwalt. 
Krauel,  Dr.R  ,  Geheimer Legations- 

rath  im  auswärtigen  Amt. 


Berlin 

Krause,  Dr.  jur. 

Krause,  Dr.  jur.  Paul,  Rechtsanwalt. 

V.  Kretschman,  Fräulein  Lilv. 

Krich,  W  ,  Hofrath. 

Kriegel,  Fr.,  stud.  phil. 

Kronecker,  Frau  Professor  Fannv. 

Kronfeld,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Kronheim,  Georg. 

Kubier,  Dr.,  Professor,  Director 
des  Wilhelm-Gvmnasiums. 

V.  Kühlewein,  Regierungsrath. 

Kükelhaus,    Theodor,    cand.    phil. 

Küster,  Ernst,  Prof.  der  Chirurgie. 

Landau,  Dr.  jur.  Felix,  Rechts- 
anwalt. 

Lazarus,  Dr.  Moritz,  Professor. 

Leffmann,  Gustav,  Kaufmann. 

Lehmann,  Gustav,  Geh.  Kirchen- 
rath. 

Lehmann,  Paul,  Buchhändler. 

Leo,  Dr.  F.  A.,  Professor. 

Leske,  Dr.,  Landrichter. 

Lesse,  Justizrath,  Rechtsanwalt  und 
Notar. 

Lesser,  Adolf,  Reichsgerichtsrath, 
a.  D. 

Lesser,  Paul  Ph. 

Lessing,  Frau  Alma,  geb.  Marschall 
V.  Biberstein. 

Lessing,  Landgerichtsdirector. 

Lessing,  Dr.  phil.  Oscar. 

Levin,  Albert,  Rentier. 

Levin,  Dr.  Mor.,  Prediger. 

Levy,  Dr.  Adolf  Magnus,  Arzt. 

Levy,  Martin. 

Levy,  Richard,  Bankier. 

Levv,  Richard,  vereideter  Wechsel- 
Makler. 

Levy,  Robert,  Kaufmann. 

Levysohn,  Alfred,  Kaufmann. 

Levyson,  Frau  Clara. 

Levyson,  Frau  Dr.  Auguste. 

Lewald,  Dr.  Felix,  Assessor. 

Lewald,  Theodor,  Regierungs- 
assessor. 

Lewinsohn,  Dr.  G. 

Lewinsohn,  L.,  Fabrikbesitzer. 

Lichtenthai,  Simon,  Kaufmann. 

Liebermann,  Dr.  F. 

Liepmannssohn,  Leo,  Buchhändler. 

Lilienhain,  Frau  Kreisrichter  C. 

Lindau,  Dr.  Paul. 

Lisko,  Waltei,  Rechtsanwalt. 

Lobe,  F.,  Rechtsanwalt. 

Loefilcr,  Ludw.,  stud.  phil. 


-4*      =4     *4*- 


Berlia. 

V.  Loeper,  Dr.  G.,  Wirklicher  Ge 
heimer  Rath,  Excellenz. 

Loewenfeld,  Dr.  Samuel,  Privat- 
docent. 

Loewenstein,  Dr.  Otto. 

Lorentz,  P.,  Gymnasiallehrer. 

Ludert,  Frau  Auguste,  geb.  Klage- 
mann. 

Manasse  -  Waldeck ,  erster  Vor- 
sitzender des  Literar.  Vereins 
»Schiller«. 

Marck,  Frau  Bankier  Rina,  geb. 
Hermann. 

Marcus,  Dr.  Georg,  Landgerichts- 
rath. 

Marcuson,  Garl,  Bankier. 

Martins,  Frau  Margaretha,  geb.  Veit. 

Marx,  Frau  Maria,  geb.  Höber. 

Marx,  S. 

Matthiae,  Dr.  Ütto,  Professor, 
Oberlehrer. 

Mauthner,  Fritz,  Schrittsteller. 

Meder,  Albert,  Kunsthändler. 

Meder,  Louis,  Kunsthändler. 

Mellien,  Fräulein  Marie. 

Mendelssohn-Barholdy,  Frau  Marie. 

Mej'er,  Dr.  jur.  Alexander. 

Mever,  Ferdinand,  Rentier. 

Meyer,  Georg. 

Meyer,  Dr.  Ludwig. 

Meyer,  Frau  Geh.  Ober-Regierungs- 
rath  Marie. 

Meyer,  Paul,  Rechtsanwalt. 

Meyer,  Dr.RichardM.,Privatdocent. 

Mever-Michaelis,  Frau  Elise. 

Michaelis,  Dr.  Garl  Theodor. 

Michels,  Dr.  phii.  Victor. 

Möbius,  Dr.  Karl,  Professor,  Direc- 
tor  der  zool.  Abth.  des  Museums 
für  Naturkunde. 

Möller,  Dr.  W.,  Oberlehrer  am 
Königl.  Stadt.   Gymnasium. 

Morris,  Dr.  M.,  prakt.  Arzt. 

Morsch,  Dr.  Hans,  Realgymnasial- 
lehrer. 

Müller,  Dr.  Hans,  Professor. 

Müller,  Paul,   cand.  prob. 

Müller,  Wilhelm,  Geh.  Regierungs- 
rath  im  Hausniinisterium. 

Müller- Grote,  Carl,  Verlagsbuch- 
händler. 

Munk,  ^\'.,  Landrichter. 

Nathan,  Frau  Hedwig. 

Nathan,  Dr.  P. 

Nehring,  K.  Oberlehrer. 


Berlin. 

Nelke,  Frau  Emma. 

Neubauer,   Dr.  Richard,  Professor 

am    Gymnasium    zum    Grauen 

Kloster. 
Neumann,  Albert,  Kaufmann. 
Niemann-Seebach,  Frau  Marie. 
Noeldechen,  Frau  Stadtrath  Marie. 
Nothmann,  Siegfried,  Fabrikant. 

Ohrtmann,  Dr.  W.,  Geh.  Sanitäts- 

rath. 
Oldenberg,  C.  M. 
Oppenheim,   Frau  Julie,    Rentiere. 
V.  Oriolla,    Frau    Gräfin  M.,    geb. 

V.  Arnim,  Excellenz. 
Ortwin,  Fräulein  Maria,  Mitglied  des 

Deutschen  Theaters. 
Osborn,  Max,  cand.  phil. 

Paetow,  Walter,  stud.  phil. 
Paetsch,  Dr.  J.,  Sanitätsrath,  Prof. 
Parey,   Paul,   Verlagsbuchhändler. 
Permce,   Dr.    A.,    Professor,  Geh. 

Regierungsrath. 
Peters,  Dr.  Carl,  Afrikaforscher. 
Pfart",  Albert,  Commerzienrath. 
Philipp,  Fräulein  Marie. 
Philippi,  Felix,  Schriftsteller. 
Plaget,  Frau  Fannv. 
Pietsch,  Ludwig,  Maler. 
Pietsch,  Dr.  P.,  Professor. 
Pilger,  Dr.,  Prov.-Schulrath. 
Piiidter,    E.    F.,    Geheimer    Com- 

missionsrath. 
Piutti,  Fräulein  Elise,  Lehrerin. 
Plantier,  Fräulein  Clara. 
Plessner,  Dr.,  prakt.  Arzt. 
Pniower,  Dr.  phil.  Otto. 
Poppenberg,  Felix,  stud.  phil. 
Posner,  Dr.  med.  Karl,  prakt.  Arzt. 
Preuss,   Dr.    R.,    Assistent  an  der 

Königl.  Bibliothek. 
Preyer,  Dr.W.,  Professor,  Hofratli. 
Pringsheim,  Fräulein  Martha. 
Pringsheim,  Frau  Paula. 

Radecke,  Ernst,  cand.  phil. 
Rading,  F. 

V.  Radolin,  Fürst,  Durchlaucht. 
Ransohoff,  stud.  phil. 
vom  Rath,  Adolf, 
vom  Rath,  Frau  .^.nna. 
Reimann,  Rud.,  Fabrikbesitzer. 
Reimer,  Frau  Emma. 
Reimers,   Dr.  phil.  J.,   Directorial- 
assistent  bei  den  Kgl.  Museen. 


—^     2)      >4— 


Berlin. 

Reiss,  Dr.  Wilhelm. 

Reissert,  Dr.  Arnold,  Privatdocent. 

Remv,  Fräulein  Marie,  Malerin. 

Rescfike,  Max,  Schift'skapitän  a.  D. 

Rhode,  Fräulein  Anna. 

Richter,  Frau  Professor. 

von  Richthofen,  Freifrau,  geb.  Men- 
delssohn-Bartholdy. 

Riesenfeld,  Hugo,  Kaufmann. 

Riesser,  Frau  Dr. 

Rietschel,  H.,  Professor. 

Ring,  Louis,  Bankdirector. 

Robert-tornow,  Walter. 

Rodenberg,  Dr.  Julius. 

Rüdiger,  Dr.  Max,  Professor. 

Rohde,  John,  Director. 

V.  Rönne,    Frau   Landgerichtsrath. 

Roenneberg,  Frau  Melida,  Schul- 
vorsteherin. 

Rosenmund,  Dr.  phil.  Richard, 
Privatgelehrter. 

Rössler,  Dr.  Constantin,  Geheimer 
Regierungsrath. 

Saegert,  Fräulein,  Anna. 

Samuel,  S.,  Bankier. 

Schaper,  Fritz,  Professor,  Bildhauer. 

Schaum,  Frau  Professor  Clara. 

V.  Schelling,  Dr.,  Justizminister, 
Excellenz. 

Schelske,  Dr.  R.,  Privatdocent. 

Scherer,  Frau  Geh.  Reg.-Rath  Marie. 

Schermann,  Leo,  vereideter  Fonds- 
makler. 

Schiff,  Alfred,  cand.  phil. 

Schiff,  Dr.  med.  Emil,  Schrift- 
steller. 

Schiff,  Georg,  stud.  jur.  et  cam. 

Schiff,  Julius,  Bankier. 

Schleicher,  Dr.  Iwan. 

Schleniher,  Dr.  phil.  Paul,  Schrift- 
steller. 

Schlesinger,  Albert,  Kaufmann. 

Schlesinger,  Frau  Alice. 

Schlesinger,  P.,  Gymnasiallehrer. 

Schlesinger-Trier,  Karl,  Bankier. 

V.  Schlippenbach,  Frau  Gräfin. 

.Schmidt,  Dr.  Erich,  Professor. 

Schmidt,  Dr.  Max  C.  P.,  ord.  Lehrer 
am  Askanis:hen  Gymnasium. 

Schmidtlein,  Dr.  med.  C.,  .Arzt. 

.Schmieden,  Kgl.  Baurath. 

Schneider,  Dr.  E. 

Schöne,  Dr. ,  Wirkl.  Geheimer 
Ober-Rcgierungsrath,  Gencral- 
director  der  Kgl.  Museen. 

GorTHF-lAHRPLCH      Nil. 


Berlin. 

Schönlank,  Alexis,  Schauspieler. 

Schönlank,   Frau  Consul   William. 

Schröder,  Dr.  Otto,  Professor  am 
Joachimsthalschen  Gymnasium. 

Schrceder,  Dr. 

Scliubert,  Kammergerichtsrath. 

Schultzen-v.  Asten,  Frau  Professor. 

Schulz,  Dr.,  Geh.  Ober-Regierungs- 
rath. 

Schulze,  Adolf,  Professor  an  der 
Königl.  Hochschule  für  Musik. 

Schiitte,  Dr.  med.  Paul,  Sanitätsratli. 

Schwabach,  Frau  Dr. 

Schwabe,  Frau  Mathilde. 

Schweitzer,  Eugen,  Kaufmann. 

Schwerin,  Heinrich,  Prokurist. 

Schwetschke,  Dr.  Eugen. 

Schwieger,  Dr.  Paul,  Oberlehrer  am 
Friedrich- Wilhelm-Gynmasium. 

Seckt,  Dr.  Felix,  Oberlehrer  am 
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. 

Selckmann,  Fräulein  E. 

Sello,  Dr.  F.,  Rechtsanwalt. 

Seminar,  Kg!.,  für  Germanistische 
Philologie 

Serlo,  Walter,  Kgl.  Bergreferendar. 

Servaes,  Dr.  phil.  F. 

Siemenroth,  Franz,  Verlagsbuch- 
händler. 

Silberstein,  Dr.  Max,  Rechtsanwalt. 

Simon,  Dr.  Hermann  Veit,  Rechts- 
anwalt. 

Simrock,  Fritz,  Musikverleger. 

V.  Simson,  Dr.,  Wirkl.  Geh.  Rath, 
Präsid.  des  Reichsgerichts  a.  D., 
Excellenz. 

V.  Simson,  August,  Justizrath  und 
Notar. 

V.  Simson,  Fräulein  Elisabeth. 

V.  Simson,  Fräulein  Margarethe. 

V.  Simson,  Fräulein  Marie  Sophie. 

Sobernheim,  Siegfried,  Handels- 
richter. 

Sommerstorff,  Otto,  Mitglied  des 
Deutschen  Theaters. 

Spannagel-Karthaus,  Frau  Auguste. 

Spielhagen,  Friedrich,  Schriftsteller. 

Spiering,  Theodor  B. 

Stahr,  Alwin,  Consul  a.  D. 

Stange,  Max,  Lehrer  an  der  Königl. 
Hochschule  für  Musik. 

Stavenhagen,  W. 

Steig,  Dr.  Reinhold,  Gymnasial- 
lehrer. 

Stein,  Philipp,  Redacteur. 

2) 


-^    26 


Berlin. 

Steinbrück,  Fräulein  Margaretha, 
Lehrerin  an  der  Margarethen- 
schule. 

Stengel,  Dr.  Paul,  Oberlehrer  am 
Joachimsthalsclien  Gymnasium. 

Stern,  Dr.  med.  E. 

Stern,  Dr.  med.  Julius. 

Stern,  Max. 

Sternheim,  Siegmund,  Bankier. 

Stettenheim,  Julius,  Redacteur. 

Stettenheim,  Ludwig,  stud.  phil. 

Stettiner,  Frau  Mathilde. 

Stobwasser,  Hans. 

Strauss,  Frau  Moritz. 

Strehlke.  Dr.  Fr.,Gvmnasialdirector 

a.  d; 

Suse,  Dr.  Theodor. 

V.  Sybel,  Dr.  Heinrich,  Wirkl.  Geh. 
Ober-Regierungsrath,  Director 
der  Staatsarchive. 

S\-dow,  Frau  Elisabeth,  geb.  Fuhr- 
mann. 

S/amatölski,  Dr.  phil.  Siegfried. 

Tiktin,  Paul,  Referendar. 

Tobler,  Dr.  A.,  Professor. 

Toeche,  Fernst,  \'erlagsbuchhändler. 

Toeche,  Dr.  Theodor,  Königlicher 
Hofbuchhändler. 

Türk,  Rechtsanwalt. 

V.  Uhden,  Dr.  jur.  Richard. 

Ullrich,  Dr.  phil.  Richard. 

Universitätsbibliotliek,  Königl. 

Yahlen,  Dr.,  Prof.  und  Geh.  Re- 
gierungsrath. 

Veit,  Dr.  'Alfred. 

Veit,  Ernst,  stud.  med. 

Victoria-Lvceum. 

Vierling,  G.,  Professor. 

\'iolet,  Dr.  Franz. 

\'itzthum,  Graf  Christoph,  Lega- 
tionssekretär. 

\'ogeler,  Julius,  Schuldirector. 

Vogeler,  Richard,  Director  einer 
höheren  Mädchenschule. 

Waetzoldt.  Dr.  Stephan,  Professor, 
Director  der  Königl.  Elisabeth- 
Schule. 

W'agener,  Dr.  Theodor,  Chemiker. 

Wagner,  Dr.  A.,  Professor,  Geh. 
Regierungsrath. 

Wagner,  Dr.  B.  A.,  Professor. 

Wa'hliänder,  Frau  Geh.  Rath. 

\\'arscliauer,  Frau  Geh.  Comnier- 
zienratli  Marie, gb.  Mendelssohn. 


Berlin. 

Wattenbach,    Dr.    W.,    Professor, 

Geh.  Regierungsrath. 
V.    Wedel,     Graf    E.,    Über-Stall- 

meister. 
Wehrenpfennig,  Frau  Gelieimraih, 

geb.  Kopp. 
Weigert,  Dr.   Max,   Fabrikbesitzer. 
Weinhagen,  Ernst. 
AVeinhold.    Dr.     Karl,     Professor, 

Geh.  Regierungsrath. 
Weisstein,    Gotthilf,    Schriftsteller. 
Wellmann,   Dr.   E.,  Professor   am 

Königslädtischen  Gymnasium. 
Wendriner,     Frau    Johanna,    geb. 

Vogel. 
Werner,  Dr.  R. 
Wesendonck,  Frau  Mathilde. 
Wesendonck,  Otto. 
Wesseh',  Dr.  Hermann. 
WetzeK  Johannes,  Gymnasiallehrer, 
y.  Wildenbruch,  Dr.Ernst,Legations- 

rath. 
V.    Wildenbruch,    Frau    Legations- 

rath.  geb.  v.  Weber. 
Wilhelmi,Richard,Hofbuchhändler. 
Wilmanns,  Dr.  A.,  Professor,  Gene- 

raldirector  der  Kgl.  Bibliothek. 
Wimmel,  Frau  L. 
Wolff,  Charles. 
Wolfl',   justizrath. 
Wolff,  Dr.,  Oberstabsarzt. 
Wollmann,  Siegfried,  Kaufmann. 
Zeller,  Dr.  Eduard,  Professor,  Geh. 

Regierungsrath. 
Zerniai,  Dr.  U.,  Professor. 
Zupitza,  Dr.  Julius,  Professor. 

Bernburg. 

Köhler,  Fr.,  Director  der  höheren 
Töchterschule. 

Bielefeld. 

LoebelFschc  Bibliothek. 

Bingen. 

Feist,  Leopold. 

Blankenburg  a/Harz. 
Wellmer,  A.,  Schriftsteller. 

Blankenburg  (Thüringen). 
Matthaei,  Kgl.  Reg.-Baumeister. 

Blasewitz. 

Schmid,  Dr.  jur.  Carl. 


-• &♦     27     *4- 


Bochum  i  Westl. 
Benekc,  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer. 
■Generotzky,  Fräulein  Auguste. 
Leseverein. 

Bogenhausen  b; München. 
Hermann,  Frau  Bertha. 
Weigand,    Wilhelm,    Schriftsteller. 

Bonn. 

Akademisch-germanistischer  Verein. 
Andresen,Waldemar,  Bankbeamter. 
Berger,  Dr.  pliil.  Arnold  E.  Privat- 

docent. 
Franck,  Dr.   |oh.,  Professor. 
Goldschmidt,  Joseph,  Bankier. 
Harkort,  Frau  Commerzienrath  P. 
Hüffer,    Dr.   Hermann,    Professor, 

Geh.  Justizrath. 
Leo,  Fräulein  Therese. 
Loeschke,  Dr.  G.,  Professor. 
Magnus,  Gustav,  Justizrath. 
Pflüger,    Dr.    jur.    H.    H.,    Privat- 

docent. 
Prym,  Dr.  Eugen,  Professor. 
Schnitze,   Dr.    Fr.,  Prof.,   Director 

der  medic.  Klinik. 
Toennies,     Frau    Adelheid,     geb. 

Gramer. 
Universitäts-Bibliothek,  Königl. 
Usener,   Dr.   Hermann,   Professor. 
Wilmanns,  Dr.  W.,  Professor. 
Zitelmann,  Dr.  Ernst,  Professor. 

Borghorst  (Westf.). 
Wuttc,  Johannes. 

Borsfleth  bei  Krempe. 
Gerber,  W.,  Hauptpastor. 

Schoss-Bothmer  bei  Klütz 

(Mecklenburg-Schwerin). 

V.  Bothmer,  Frau  Gräfin  Bertha. 

Brake  b/Lemgo. 
Roller,  Dr.,  Director. 

Brandenburg  a  H. 
Frühling,  Hermann. 
Heyne,  Dr.,  Domherr,  Director  der 

Ritter-Akademie. 
Köpke,  Fräulein  Suse. 

Braunschweig. 

Aronheim,  Dr.  med.  Feli,\. 
Bergmann,  Ernst,  Gymnasiallehrer. 
Blasius,  Dr.  Wilheliu,  Professor. 
Magnus,  Dr.  ü.,  Rechtsanwalt. 


Braunschweig. 

Magnus,  Karl,  Bankier. 
Westermann,    Friedrich,    \'erlags- 

Buchhändler. 
Wilhelmy,  R.,  Ober-Postkommissar 

a.  D. 

Bremen. 

Deetjen,  Gustav. 

Frese,  Fräulein  Anna. 

Fritze,  Dr.  phil.  Edmund,  Professor. 

Fritze,  Frau   Jobs. 

Graef,  Frau  Sophie. 

Hackfeld,  Frau  M.,  geb.  Pflüger. 

Hartlaub,  Dr.  G. 

Krug,  E.,  Director  der  Deutschen 
Bank. 

Lammers,  Hermann. 

Pauli,  Dr.  jur.,  Senator,  Bürger- 
meister. 

Rassow,  Gustav. 

Ruperti,  Fräulein  Amalie. 

Sattler.  W.,  Professor. 

Sparkuhle,  Frau  Amalie. 

Stadt-Bibliothek. 

Breslau. 

Akademisch-Literarisciier  Verein. 

Banasch,  Dr.  phil.  Richard, 

Beyersdorf,  Frau  Stadtverordneten- 
vorsteher. 

Breslauer  Dichterschule. 

Cohn,  Dr.  Ferdinand,  Professor. 

Ehrenberg,  Staatsanwalt. 

v.   Flottwell,   Regierungspräsident. 

Franck,  Fräulein  A.  H. 

Friderici,  Frau  Stadtrath  Anna. 

Friedenthal,  Adolf,  Kaufmann. 

Germanistisches  Seminar  der  Uni- 
versität. 

Gesellschaft  der  Freunde. 

Grünwald,  Samuel  Ludwig. 

Hainauer,Jul.,Kais.Hof-Musikalien- 
und  Buchhändler. 

Hamburger,  Dr.  phil.  Paul. 

Hirschfeld,  Fräulein  Margaretha. 

Holz,  Albert,  Bankier. 

Jänicke,  Karl,  Stadtrath. 

Immerwahr,    Leopold,    Kaufmann. 

Kiehlmann,  Fräulein  Anna. 

Koch,  Dr.  Max,  Professor. 

Ladenburg,  Frau  Geheimrath,  Pro- 
fessor M. 

Lucee,  G.,  Buchhändler. 

Milch,  Dr.  phil,  Louis. 

Milde,  Frau  Minister  Emilie. 

Molinari,  Frau  Gommerzienrath. 
->  -  * 


1+      28      *#•■ 


Breslau. 

Morgenstern,  E.,  Verlagsbuchlidlr. 

Nather,  Dr.  Ernst. 

Neisser,  Dr.  med.,  Professor. 

Pakscher,  Dr.  phil.  A.,  Privatdocent. 

Ponfick,  Emil,  Professor,  Medicinal- 
rath. 

Pringsheim,  Max  A.,  Kaufmann. 

Richter,  Dr.,  Professor. 

Rösler,  Frau  Marie. 

Sagawe,  Dr.  Konrad,  Gymnasial- 
lehrer. 

Schneider,  Lothar. 

Scholtz,  Hermann,  Buchhändler. 

Silhergleit,  Frau  Seraphine. 

Sitte,  Otto,  Opticus. 

Sommerbrodt,  Dr.,  Professor. 

Stadt-Bibliothek. 

Storch,  A.,  Director. 

Trewendt,  Ernst,  Verlagsbuchhdlr. 

Universitäts-Bibliothek,  Königl. 

Urbach,  Fräulein  Rosa. 

Vogt,  Dr.  F.,  Professor. 

Wendriner,  Dr.  phil.  R. 

Zimpel,  Frau  Helene,  Schul-Vor- 
steherin. 

Bromberg. 

Bclling,  Dr.  phil.  Iiduard,  Gym- 
nasial-Oberlehrer. 

Lüdicke,  Max,  Ober-Regieruno;s- 
rath. 

Mehrtens,  Eisenbahnbau-Inspector. 

V.  Ziegler  u.  Klipphausen,  F.,  Oberst 
u.  Commandeur  des  Infanterie- 
Regiments  No.   129. 

Buch.'i.weiler  i/Elsass. 
Deecke,  Dr.  W.,  Gvmnasialdirector. 

Büdesheim  (Oberhessen). 
V.  Oriolla,  Frau  Grätin  W. 

Bülow  b/Crivitz  i/iMecklenburg. 
V.  Barner,  Friedrich,  Gutsbesitzer. 

Burgsteinfurt  (Westfalen). 
Eschmann,  Dr.  Gustav. 

Calw  (Württemberg). 
Weizsäcker,  Dr.  phil.  Paul,  Director 
des  Reallyceums. 

Cannstatt. 

Geiger,  Ijiiil,  i/Fa.  L.  Boshcuyer's 
Buchhandlunir. 


Gasse!. 
Drescher,  Dr.  phil.  Karl 
Hergenhahn,  Theodor,  Kg).  Ober- 

Landesgerichtsrath. 
V.  Hutten-Czapski,  Graf,  Rittmeister 

und  Escadronschef 
Landesbibliothek,  Ständische. 
Magnus,  Dr.,  Landrichter. 
Meyer,  Fr. 
Riess,  Justizrath. 
Rinald,  Victor. 
Rockwitz,    Dr.,    Regierungs-    und 

Medicinalrath. 
Rubensohn,  Hermann. 
Schmitt,  Dr.  phil.  H.,   Gymna^^ial- 

lehrer. 
Seelig,  Dr.  phil.  Fritz,  Assistent  der 

Ständiscnen  Landesbibliothek. 
Stölting,  G.,  Consistorialrath. 
Voigt,    Dr.  jur.  Carl,    Regierungs- 
referendar. 
Weyrauch,    Präsident    des    Consi- 

storiums. 

Charlottenburg. 

Boeckh,  Dr.  R.,  Professor,  Geh, 
Regierungsrath. 

Cohn,  Frau  Stadtrath  Anna. 

V.  Helmholtz,  Dr.  H.,  Prof.,  (ieh. 
Regierungsrath. 

Hirschfeld,  Dr.  Otto,  Professor. 

Lehrerbibliothek  des  Kgl.  Gym- 
nasiums. 

Lessmann,  Otto,  Herausgeber  der 
Allg.  Deutschen  Musik-Zeitung. 

V.  d.  Leyen,  Dr.,  Geh.  Ober- 
Regierungsrath. 

March,  Otto,  Regierungsbaumeister., 

Mommsen,  Dr.  Theodor,  Professor. 

Sachau,  Dr.  phil.  E.,  Professor. 

Slabv,  Dr.,  Professor. 

Thür,  Fräulein  Anna. 

^^'eber,  Dr.  jur.  M.,  Stadtrath  von 
Berlin. 

Wolff,  Julius. 

Zimmermann, FrauGeneralJohanna. 

Chemnitz. 

Bibliotliek   des   Kgl.  Gymnasiums. 
Bülz,  Martin,  Buchhändler. 
Kirchner,  Dr.  Carl,  Oberlehrer. 
Kühn,  Dr.  Bernhard,  Assessor. 
Morell,  Georg. 
Opitz,  Dr.  med.  W. 
Stadtbibliothek. 

Ullrich,   Dr.    phil.  H.,   Oberlehrer. 
Wächter,  Dr.  med.   R. 


— ^    29    ^^— 


Coblenz. 

Deiters,  Dr.  Hermann,  Provinzial- 

Schulrath. 
V.    Gelieu,    Generallientenant    und 

erster  Commandant  von  Coblenz 

und  Ehrenbreitstein,  Excellenz. 
v.Philipsborn,Ernst,Regierungsrath. 
v.Vincke,  Freiherr,  Oberregierungs- 

rath  a.  D. 

Coburg. 
Beck,  Dr.  Heinrich,  Professor. 
Fieischmann,  Julius. 
Cymnasial -Bibliothek. 
v.Unruh-W'iebel,  Freiherr,  Kammer- 
herr, Rittmeister  a.  D. 

Colmar  i/Elsass. 
Weber,  Dr.  Wolf,  Landgerichtsrath. 

Cöln  a/Rhein. 

BQrgers-Stein,    Frau    Geh.    Justiz- 

rath  J. 
Deichmann,  Theodor,  Bankier. 
Düntzer,   Dr.  Heinrich,   Professor, 

Bibliothekar. 
Hauck,  Karl,  stud. 
Herbertz,  Otto. 
Herstatt,  Arthur,  Landgerichtsrath 

a.  D. 
Heuser,  Frau  Eugenie,  geb.  Xico- 

lOV'iUS. 

Heuser,  F.  Robert. 

Heuser-Nicolovius,  Robert. 

Lempertz  sen.,   Heinrich,  Rentner. 

Lewinger,  Ernst,  Oberregisseur. 

Meuser,  Paul,  Rechtsanwalt. 

V.  Mevissen,  G.,  Geh.  Commer- 
zienrath. 

V.  Mevissen,  Frau  Therese. 

V.  Mevissen,  Fräulein  Mathilde. 

Oelbermann,  Emil. 

Pabst,  Dr.,  Director  des  Kunst- 
gevv-erbe-Museums. 

Pfeifer-Schnitzler,  Frau  Paula. 

Ratjen,  x\dolf,  Landgerichtsdirector. 

Schneider,  Frau  Professor  Lina. 

Schnitzler,  Eduard. 

Schnitzler,  Robert,  Geh.  Rath. 

Schnitzler,  Dr.  jur.  Victor,  Gerichts- 
Assessor. 

Schuch,  Paul,  Reg.-Assessor. 

Stein,  Frau  Elise,  geb.  v.  Mevissen. 

Wiillner,  Dr.  Franz,  Professor, 
Kapellmeister. 


Coeslin  (Pommern). 
Hochdanz,     Dr.,    Gymnasialober- 
lehrer. 

Comptendorf  (Kreis  Cottbus). 
V.  Berndt,  Alfred,  Lieutenant. 

Cottbus. 

Sommerfeld,    Otto,  Fabrikbesitzer. 

Crefeld. 

Peltzer,  Dr.  jur.  Rudolf. 

Culmitzsch  b/Berga  a/Elster. 
Hoffmann,  Max,  Pfarrer. 

Cüstrin. 

Levvinsohn,  E.,  Amtsrichter. 

Danzig. 

Baum,  Dr.  med.,  Oberstabsarzt  a.  D., 
Chefarzt  des  Stadtlazareths. 

Löschins  Bibliothek  des  Realgym- 
nasiums zu  St.  Johann. 

V.  Richthofen-Damsdorf,  Freiherr, 
Ober-Regierungsrath. 

Scheinert,  Adolf,  Buchhändler. 

Semon,  Frau  Rath  Dr. 

Stadtbibliothek. 

Darmstadt. 

Bergsträsser,  A.,   Hofbuchhändler. 
Edward,  Hugo,  Hofschauspieler. 
Hofbibliothek,  Grossherzogliche. 
von  Le  Coq,  A.,  Kaufmann. 
Literarischer  Verein. 
Merck,  Dr.  Louis. 
Merck,  Wilhelm. 
Rieger,  Dr.  Max. 
Roquette,  Dr.  Otto,  Professor. 
Wulkow,  Director  Dr. 
Wünzer,  Theodor,   Hoftheater-Di- 
rector. 

Dessau. 

Antoinettenschule,  Herzogl. 

Friedrichs-Gymnasium,  Herzogl. 

Meinert,  Carl,  Fabrikbesitzer. 

Murray,  C,  Regierungs-  und  Bau- 
rat h. 

Oechelhäuser,  Cieh.  Commerzien- 
rath. 

V.  Oechelhäuser,  W.,  Oberingenieur. 

Detmold. 

Gymnasium  Leopol dinum. 
Runnenberg,  W'.,  Rechtsanwalt. 


— 1^ 


^o 


Diedenhofen  (Elsciss-Lothringen). 
Brodrück,  Georg,  Hauptmann  und 
Compagniechef. 

Dieuze  i'Els.-Lothr. 
Hoffer,  Fräulein  Eugenie. 
Donaueschingen. 
Bissinger,    C,    Director    des    Pro- 
gymnasiums. 

Dortmund. 

Gvmnasial-Curatorium. 

Nägel,  Bernhard,  Amtsgerichtsrath. 

Dresden. 

Aicheln,  Fräulein  H. 

Amen,  Frau  Dr. 

V.  Biedermann,  Dr.,  Freiherr,  Geh.- 

Rath. 
Boek    V.    Wülfingen,    Frau    Marie, 

geb.  Scheller. 
V.  Bo.xberg-Zschorna,  Frau  Oswine, 

geb.  Keil. 
Carus,  Dr.  A.  G. 
(^houlant,  L.  Th.,   Kgl.  Hofmaler. 
Diestel,  Dr.,  Professor. 
Ehlermann,   Dr.    phil.  Erich,   Ver- 
lagsbuchhändler. 
V.  Einsiedel,  Fräulein  Helene. 
V.  Finck-Nöthnitz,   Freiherr,  Kam- 
merherr. 
Förster,  Dr.  med.  Richard,  Hofrath. 
Franck,  Dr.  Albert,  Rentier. 
Franck,  Eugen,  i/Fa.  Albanus'sche 
Buchdruckerei  (Fürst  &  Franck). 
Gaedeke,   Dr.  phil.   Arnold,    Prof. 
V.  Gerbel-Embach,  Dr.  N. 
V.  Gerber,  Dr.,  Staatsminister,  Ex- 
cellenz. 
Gmeiner-Benndorf,  Frau  Commer- 

zienrath  Rosa. 
Götze,  Dr.  Edmund,  Professor  beim 

Kadettencorps. 
(]räf,  Hans,  stud.  phil. 
(iuth,  Berthold,  Lehrer. 
V.    Haber,    Baron    R.,     Premier- 
Lieutenant  a.  D. 
Hasper,  Dr.  Theodor,  Professor. 
Hassel,  Dr.  Paul,  Geh.  Regierungs- 
rath,  Director  des  Haupt-Staats- 
archivs. 
Heyl,  Frau  Anna,  geb.  Hübler. 
Jaensch,   Emil,  Buchhändler  (i/Fa. 

von  Zahn  &  Jaensch). 
Jensen,    Paul,    Königl.    Hofopern- 
sänger. 


Dresden. 

Judeich,Frau  Marie,  geb.  Brockhaus. 

Kaemmerer,  Frau  Luise. 

Kayser- Langerhanns,    Frau    Sani- 

tätsrath  Agnes. 
Kestner,  Georg. 
Knoop,  Wilhelm,  Consul. 
V.  Könneritz,  Fräulein  Marie,  Staats- 
dame a.  D. 
Körner-Museum  der  Stadt  Dresden. 
Krausse,  Robert,  Bildnissmaler. 
v.Kyaw,  Gurt,  Landgerichtsdirector. 
Leopold,  Dr.,  Professor,  Geheimer 

Medicinalrath. 
Lesky,  Wilhelm,  Rechtsanwalt. 
V.  Mangoldt,  Fräulein  Helene. 
Mannl,  Johannes. 
Meinert,  Dr.  med.  E. 
Müller,  Hugo,  Herzog!.  Sachs.  Ge- 
heimratii,    Präsident    des   Wei- 
marischen Landtags. 
Müller,  Dr.  Theodor,   Oberlandes- 

gerichtsrath. 
Niese,  Karl,  Rechtsanwalt. 
Osterloh,  Dr.  med.  Paul. 
V.  Otto,  Fräulein  Marie. 
Overbeck,  Fräulein  Camilla. 
Paul,  A.,  Königl.  Sächsischer  Hof- 
schauspieler. 
Posse,    Dr.   phil.,    Regierungsrath. 
Pusinelli,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 
Rachel,  Dr.  Paul,  Oberlehrer. 
Richelsen,   Christel,   Regisseur  am 

Kgl.   Hoftheater. 
Ritterstädt,  Dr.,    Geh.   Finanzrath. 
V.  Ross,  Frau  Gräfin  Luise. 
Schanze,  Dr.  O.,  Landgerichtsrath. 
Schcidemantel,  K.,  Kammersänger. 
Schmidt,  Heinrich,  Lehrer. 
Schnorr  v.  Carolsfeld,    Dr.  Franz, 
Professor,Kgl. Oberbibliothekar. 
Schramm,  Otto  E.,  Ingenieur. 
V.  Schultzendorff,  W.,  Kammerherr. 
Schwender,  G.  E. 
v.Seidlitz,  Dr.  W.,  Geh. Regierungs- 
rath. 
Siefert,  Rieh.,  Kaufmann. 
Sontag,  Carl,  Hofschauspieler. 
Stern,  Dr.  A.,  Professor. 
Stürenburg,     Dr.    H. ,     Professor, 

Rector  der  Kreuzschule. 
V.  Uechtritz,  Fräulein  Clara. 
Vogel,    Dr.    Theodor,    Professor, 

Geh.  Schulrath. 
Vorländer,    H.,    Rittergutsbesitzer. 


Dresden. 

Wiesand,   Dr.  jur.,   Königl.  Ober- 

Justizratb. 
Woermann,  Dr.  Karl,  Prof.,  Direc- 

tor   der   Kgl.   Gemäldegallerie. 
Wolf-Baudissin,  Frau  Gräfin  Sophie. 
Worms,   Frau  Amalie. 
V.  Zahn,  Robert,  Buclihändler  (i/Fa. 

V.  Zahn  &  Jaensch). 
Zschüle,  Frau  Therese,  geb.  v.  Hin- 

siedel. 

Duisburg  a;Rli. 

Boeninger,  Otto,  Fabrikant. 
Feller,  W.,  Gymnasial-Oberlehrer. 
vom  Rath,  Frau  Theodor. 

Dulzen  b/Preuss.  Eylau. 

Rosenow ,     Frau     Johanna ,    geb. 
Fredenhagen. 

Düren. 

Hoesch,  Frau  Gustav. 
Schoeller,  Fräulein  Helene. 

Düsseldorf. 

Böninger,Ferdinand,  Fabrikbesitzer. 
Künstler-Verein  »Malkasten«. 

Eberswalde. 

Klein,   Dr.    J.,    Gvmnasialdirector. 

Ehrenbreitstein   b/Coblenz. 
Köpke,    Frau    Oberstlieutenant  M. 

Eimsbüttel. 

Koehne,  Ernst. 

Eisenach. 

Anding,  ^\'.,  Postsekretär. 
Hossfeld,  Dr. Carl,  Gymnasiallehrer. 
Kieser,  Hugo,  Archidiakonus. 
Koellner,  Dr.,  Arzt. 
Michels-Schnitzler,  Frau  Kaufiiiann 

Julius. 
Musculus,  Fräulein  E. 
Reuter,  Frau  Dr.  Fritz. 
Schneidevvind,  Dr.  E.,  Gymnasial- 

Professor. 
Schwabe,  Fräulein  Luise,  histituts- 

vorsteherin. 
Streck,  Carl,   Apotheker. 
Voss,    Richard,    Bibliothekar    der 

Wartburg. 
\\'eber,    Dr.    H.,    Hofrath,    Gym- 

nasialdirector. 


Eisenberg  (Sachsen- Altenburg). 
Frenzel,  Carl,  Stadtrath. 
Gymnasial-Bibliothek. 

Elberfeld. 

Blank,  Frau  Alexander. 
Dieterich,  Dr.  phil.  Albr. 
Graf,  Dr.,  Sanitätsrath. 
von  der  Heydt,  Freiherr,  A. 
Martens,  Dr.  Ludwig,  Gymnasial- 
Oberlehrer. 
Neuhaus,  Frau  Otto. 
Schlieper  jun.,  Frau  Gustav. 
Simons,  W^alter,   Commerzienrath. 
W'evchardt,  Conrad. 
Zurhellen,  Dr.  Joh.,  Justizrath. 

Emden. 

Bibliothek  des  Kgl.  Wilhelmsgym- 
nasiums. 

Emmendingen. 

Feldbausch,  Dr.  Otto,  Arzt  a.  d. 
Irrenanstalt. 

Erdeborn    (Rittergut)  b/Ober- 
voeslingen  a/See. 
Marckwald,  Frau  Marie. 

Erfurt. 

Barth,  M.,  Reg.- Assessor. 

Burkhardt,  Dr.  med.  Friedrich, 
Augenarzt. 

Gressler ,  EmiJ ,  Realgymnasial- 
Lehrer. 

Kutter,  Frau  Gustav. 

Lochner,  K.,  Eisenbahndirector. 

Lucius,  Geh.  Commerzienrath. 

Pick,  Dr.  .\lbert.  Wissenschaftlicher 
Lehrer. 

Roerig,  A.,  Königl.  Eisenbahn- 
Verkehrsinspector. 

Seidel,  Ottomar  Eduard,  Major  z.  D. 

Stürcke,  Hermann,  Geh.  Commer- 
zienrath. 

Erlangen. 

Penzoldt,  Dr.  F.,  Professor. 
Rosenthal,  Dr.,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Vogel,  Dr.  W.,  Professor. 

Eutin. 

V.  Beaulieu-Marconnay,  Freiherr, 
Grossherzogl.  Oldenburgischer 
Ober- Jägermeister. 


-&f    32    ^ 


Eutritzsch  b/Leipzig. 

Müller,  Dr.  jur.  Carl  Otto,  Prof., 
Geh.  Holrath. 

Ferchel    b/Tangerhütte. 
V.  Krosigk,  Major. 

Flonheim  (Rheinhessen). 
Knell,  Dr.  Karl,  pr.  Arzt. 

Frankenthal  (Rheinpfalz). 
Baum,  W.,  I.  Kgl.  Staatsanwalt. 

Frankfurt  a/M. 

Stadt  Frankfurt  a/M. 

Abendroth,  Moritz,    Buchhändler. 

Auerbach,  Fritz. 

Baer,  Simon  Leopold,  Buchhändler. 

Baerwald,  Dr.  Hermann,  Realschul- 
Director. 

de  Barv,  Dr.  med.  Joh.  Jacob. 

Beil,  Dr.  med.  W. 

Berghoefter,  Dr.,  Bibliothekar  der 
Freiherr!.  Carl  v.  Rothschild- 
schen  öffentlichen  Bibliothek. 

V.  Bethmann,  Freiherr  SimonMoritz. 

Bibliothek,  Freiherrl.  Carl  v.  Roth- 
schildsche  öffentliche. 

Bibliothek  des  Freien  Deutschen 
Hoch  Stifts. 

Bibliothek  der  Polytechnischen  Ge- 
sellschaft. 

Böhm,  Fritz. 

Braunfels,  Otto. 

V.  Brüning,  Frau  Dr.  Clara. 

Bürgerverein. 

Cahn-Blumenthal,  Heinrich,  Kauf- 
mann. 
Carl,  Dr.  med.  August. 
Cohnstaedt,  Ludwig,  Redacteur. 

Detloff,  Adolf,  Buchhändler. 

Dondorf,  Bernhard,  Rentier. 

Donner- V.  Richter,  Otto,  Historien- 
maler. 

Dotter,  Fräulein  Doris. 

Eckhard,  Frau  Dr.,  c^bcr-Lande.s- 
gerichtsrath-Wwe. 

Ehlers,  Dr.  R.,  Consistorialrath. 

Ellissen,   August. 

Emden,  Heinrich. 

Fischer,  Fräulein  Clara,  Lehrerin 
am  Pliilantropin. 

Flersheim,  Frau  I']duard. 

Flersheim,  Robert. 


Frankfurt  a/M. 
Frankfurter  Zeitung  (Redaction). 
Friedmann,  Joseph,  Rentier. 
Fries,  Jacob,  Ingenieur  u.  Fabrikant. 
Fulda,   Dr.   Ludwig,  Schriftsteller. 

Geiger,  Dr.  Berthold,  Rechts- 
anwalt. 

Goldschmidt,  Dr.  jur.  Hermann, 
Gerichtsassessor. 

Goldschmidt ,     Marcus      Moritz, 
Bankier. 

V.  Guaita,  Frau  Pauline. 

Günther,  Ferdinand,  Kunsthändler. 

Hahn,  Louis  Alfred,  Bankdirector. 
Hammeran,  Dr.  phil.  A. 
Hanau,  Heinrich  A. 
Herxheimer,  Dr.  med.,  S.,  pr.  Arzt. 
Hessenberg,  Fräulein  Auguste. 
Hoffmann,  Dr.  Heinrich,  Geh.Sani- 
tätsrath. 

Jacquet,  Frau  Margarethe. 

Jung,  Dr.  phil.  Rudolf,  Stadt- 
archivar. 

Kahn,  Bernhard,  Bankier. 

Kahn,  Julius. 

Koch,  Frau  Anna  Louise,  geb. 
V.  St.  George. 

Koenitzer,  Carl  Wolfgang. 

Kohn-Speyer,  S. 

Lentz,  A.,  Professor. 
Lichtenstein,   Leopold,   Kaufmann. 
Liebmann,  Dr.,  Landrichter. 
Lion,  Jacob,  Bankdirector. 
Lucius,  Dr.  Eugen. 

Maas,  Dr.  Max. 
Maier,  Gustav,  Bankier. 
V.  Marx,   Ritter  Ernst. 
V.  Marx,  Ritter  Heinrich. 
V.  Marx,  Ritter  Louis,  Rentier. 
Ma}',  Eduard  Gustav. 
Mayer-Dinkel,  L. 
MaVerfeld,  Anton,  Kaufmann. 
Meister,  Frau  C.  F.  Wilhelm. 
Melber,  Walter  Wolfgang. 
Merton,  W.,  Kaufmann. 
Müller,    Karl,    Musikdirector,  Pro- 
fessor. 
V.  Mumm,  P.  H. 

Neher,  Ludwig,  Architekt. 
Neumann,  Dr.   jur.    Paul,    Rechts- 
anwalt. 
Osterrieth,  Eduard. 
Osterrieth-Laurin,  August. 


Frankfurt  a  M. 

Oswalt,  Dr.  jur.  H.,  Rechtsanwalt. 
Oswalt,  Heinrich,  Verlagsbuchhdlr. 
Pallmann,   Dr.  phil.  Heinrich. 
Pfeiffer,  C.  W. 
Philippi,  Fräulein  Helene. 
Rawitscher,  Dr.,  Landgerichtsrath. 
Reinhardt,  Dr.  phil.  Carl,  Director 

des  Stadt.  Gymnasiums. 
Reitz  &  Köhler,  Buchhandlung. 
Rosenmeyer,  Dr.  med.  Ludwig. 
Rothschild,  August,  Bankier. 

Sabor,  Adolf. 

Sachs,  Dr.  Otto,  Rechtsanwalt. 

Sanct-Goar,  Ludolph. 

Schmidt-Metzler,  Dr.  Moritz,  Sani- 
tätsrath. 

Scholderer,  Dr.  Emil,  Director. 

Schölles,FrauDr.Henriette,Sanitäts- 
raths-Wwe. 

Scholz,  Dr.  Bernhard,  Professor. 

Schott,  Siegmund. 

Siebert,   Dr.  jur.  Jacob,   Justizrath. 

Singer,  Fräulein  M.,  Institutsvor- 
steherin. 

Speyer,  Georg,  Bankier. 

Speyer,  Dr.  jur.  Otto,  General- 
Sekretär  der  Mitteid.  Creditbank. 

Stern,  Theodor,  Bankier. 

Stiebel,  Dr.  med.  Fritz. 

Stockhausen,  JuHus,  Professor. 

Teblee,  Adolf. 
Textor,  C.  W. 

Trommershausen,  Dr.  E.,  Ober- 
lehrer am  Gj'mnasium. 

Valentin,  Dr.  Veit,  Professor. 
Varrentrapp,  Dr.  A.,  Stadtrath. 
Völcker,  Georg,  Buchhändler. 
Vohsen,  Dr.  med.  Carl. 

Weigert,  Dr.  Carl,  Professor  der 
Anatomie  an  der  Sencken- 
bergischen  Stiftung. 

Weiss,  Dr.  Guido. 

Wohl,  Jacques. 

Frankfurt  a/O. 

Baudouin,  Frau  Regierungsrath 
Cornelia. 

Dittmer,  Geh.Ober-Regierungsrath. 

Kempner,  L.,  Kaufmann. 

Kühn-Schuhmann,  l'rau  Antonie. 

Mende,  Frau  Commerzienrath  Adel- 
heid. 


Frankfurt  aO. 

Nickel,  M.  Ph.,  Kaufmann. 
Scheller,  Fräulein  Emilie. 
Stange,  Dr.,  Referendarius  a.  D. 

Freiberg  i/S. 
Heisterbergk,  Ulrich,  Rechtsanwalt. 

Freiburg  i/Br. 

Faehndrich,  H.  A.,  Amtsriclitera.  D. 

Manz,  Otto,  stud.  phil. 

Meyer,  C.  M.  Robert. 

Paul,  H.,  Professor. 

Rudioff,  Geh.  Regierungsrath. 

Rümelin,  Dr.,  Professor. 

Schieiden,  Dr.  R.,  Ministerresi- 
dent a.  D. 

Schmitt,  Dr.  H.,  Professor. 

V.  Simson,  Dr.  B.,  Professor. 

Studniczka,  Frau  Professor  Lili. 

Universitäts-Bibliothek,  Grossher- 
zogliche. 

V.  Vincke,  Freiherr,  Gisbert. 

Weissenfeis,  Dr.  phil.  Richard. 

Freiburg  i/Schlesien. 
Realgymnasium. 

Freienwalde  a/O. 
duedefeld,    Dr.    G.,    Gymnasial- 

Oberlehrer. 
Sandvoss,  Dr.  Franz.  (Xanthippusj. 

Friedberg  (Hessen). 
Trapp,  Carl,  Fabrikbesitzer. 

Friedenau  b/Berlin. 
Bruch,   Max,    Kapellmeister,    Pro- 
fessor. 
Raabe,  Dr.  phil. 
Rhein,  Frau  Gl. 

Fürth  i/   Bayern. 

Besels,  Heinrich,  Kaufmann. 
Türkheim,  Leo. 

Georgengarten  b/Dessau. 

V.  Ditfurth,  Fräulein  Else,  Hofdame 
L  K.  H.  der  Landgräfin  von 
Hessen. 

Gera  (Rcuss  j.  L.). 

Bibliothek     des    Fürstl.     Rcuss-Pl. 

Gymnasiums. 
Ferber,    Walter,    Commerx.icnrath. 


—^     34    ^— 


Gera  (Reuss  j.  L.). 

Ferber,  Frau  Clementine, geb. DiUhe. 

Golle,  Rügold,  Kaufmann. 

V.  Meysenbug,  Freiherr,  Ober- 
Hotmarschall. 

Schlotter,  Dr.  jur.  Alfred,  Rechts- 
anwalt und  Notar. 

Schopper,  Dr.  jur.  Alfred,  Gerichts- 
assessor. 

Gernsbacli  i/B. 
Kriesche,  Dr.  med.  A. 

Giessen. 

Behaghel,  Dr.  Otto,  Professor. 

Bock,  Alfred. 

V.  Bradke,  ?.,  Professor. 

Brüel,  Frau  Dr. 

Gaffky,  Dr.,  Professor,  Geheimrath. 

Haupt,  Dr.  H.,  Oberbibliothekar. 

Höhlbaum,  Dr.,  Professor. 

Hüter,    Ludwig,    Gymnasiallehrer. 

Löhlein,  Dr.  med.  Hermann, 
Professor. 

Oncken,    Dr.   Wilhelm,   Professor. 

Schmidt,  Dr.  jur.  Arthur,  Professor. 

Siebeck,  Dr.  H.,  Professor. 

Strack,  Dr.  Adolf,  Realgymnasial- 
lehrer. 

Strassmann, Dr. med. Paul,  Assistenz- 
arzt a.  d.  Grossherzgl.  Frauen- 
klinik. 

Bergisch- Gladbach. 

Zanders,  Frau  Marie. 

M.-Gladbach. 

Q.uack,  \\'m.,  Commerzienrath. 

Gleiwitz. 

Freund,  Dr.,  Saniiatsrath. 
V.  Moltke,  Frau  Landrath. 
Winkler,  Siegfried. 
Zuckcrkandl,  Viktor. 

Glogau  i/Schl. 
(^ohn,  Frau  Rechtsanwalt  Caroline. 
Kempner,  Frau  Bankier  Ida. 
Sachs,    Leopold     (i/Fa.    Sachs    & 

Gellin). 
Seidel,  Hisenbahnbau-und  Iknriebs- 

Inspector. 

Glücksbrunn  bei  Schweina 
(Meiningen). 
Gontard,  Alexander. 


Glückstadt. 

Gymnasium,  Königl. 

Göppingen. 

Gutmann,    Frau    Fabrikant    Bern- 
hard. 

Görlitz. 

Kühn,  Dr.  phil.  Karl.^ 
Neumann,  Fräulein  Clara. 
Remer,  E.,  Buchhändler. 
Thiel,    Dr.   H.,   Stadt-    und   Schul- 
rat h  a.  D. 

Goslar. 

Hirsch,  Fr.,  Obergcrichtsrath  a.  D. 

Gotha. 

Bibliothek  des  Gymnasium  Ernesti- 

num. 
Bibliothek,  Herzogliche. 
Doebel,  J.,  Bankdirector. 
V.  Ebart,  Freiherr  P.,  Kammerherr, 

Intendant  des  Herzoglichen  Flof- 

theaters. 
Ehwald,  Dr.  R.,  Professor. 
Gilbert,  Dr.,  Professor. 
V.  Kampen,  Dr.  Albert,   Professor 

am  Gymnasium  Ernestinum. 
May,  Albert,  Fabrikbesitzer. 
Muller,    Dr.  Otto,    Lehrer   an    der 

höheren  Bürgerschule. 
Purgold,  Alfred^  Privatier. 
Purgold,  Dr.  K.,  Director  des  Her- 
zoglichen Museums. 
Reckling,  Dr.  phil.  Max. 
Rohrbach,   Dr.   phil.    Carl   E.   M., 

Gymnasiallehrer. 
Schwarz,  Dr.  med.,  pr.  Arzt. 

Göttingen. 

Andresen,  Dr.  Hugo,  Privatdocent. 

Dihhey,  Dr.  Karl',  Professor. 

Droysen,  Dr.  med.  Felix,  Privat- 
docent und  prakt.  Arzt. 

Ehlers,  Dr.,  Professor. 

Feine,  Dr.  P. 

FrensdortT,  Dr.  F.,  Professor,  Geh. 
Justizrath. 

Hentze,  Dr.  Kr.,  Professor. 

Leo,  Dr.  F.,  Professor. 

Lexis,  Dr.,  Professor. 

V.  Meier,  Dr.  jur.  lernst,  Geh. 
Regicrungsrath,  Curator  der 
Universität. 

Meissner,  Dr.  G.,  Professor. 

Röthe,  Dr.,  Professor. 


j) 


Göttingen. 

Sauppe,    Dr.  Hermann,   Professor, 

Gell.  Regierungsrath. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
^'ollmöller,  Dr.  K.,  Professor. 
V.    Wilamowitz  -  Möllendorf,   Frau 

Professor  Dr. 
Wildhagen,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Greifenstein  ob/Bonnland. 
V.  Gleichen  -  Russwurm  ,  Freiherr 
Alexander,  Kgl.  baj'r.  Kammer- 
junker. 

Greifswald. 

Berndt,  Frau  Professor  Marie. 

Bibliothek  des  germanistischen  Se- 
minars. 

Gerstaecker,  Dr.,  Professor. 

Maas,  Dr.  E.,  Professor. 

Pernice,  Frau  Geheimrath  Agnes, 
geb.  Bennecke. 

Reifferscheid,  Dr.  A.,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  Kgl. 

Grossalsleben  (Anhalt). 
Exter,  Pastor. 

Gross-FIottbeck  i/Holstein. 
de  Voss,  Gustav,  Kaufmann. 

Grosskarben  (Hessen). 
V.  Leonhardi,  Freiherr  Moritz,  Guts- 
besitzer. 

Gross-Lichterfelde  b/Berlin. 
d'Albert,  Eugen,  Hofpianist. 
Quincke,  Walter,  Kaufmann. 
Rudorff,   F>nst,    Professor  an   der 

Kgl.  Hochschule  fiir  Musik. 
Vatke,  Dr.  Theodor. 

Gross-Medunischken 

(Kreis  Darkehmen,  Ostpr.). 
V.  Bujak,  geb.  v.  Fahrenhcid,  1-rau 
Rittergutsbesitzer. 

Gross-Tabarz  (Thii ringen j. 
V.  Wogau,  Fräulein  !•. 

Grünstadt  (Bayern). 
Chally,  P.,  Kgl.  Studienlehrer. 
Steigenberger,  Franz,  Kgl.  Studien- 
lehrer. 

Guben. 
Driese,  l:mil,  Kaufmann. 


Gumbinnen  (Ostpr.). 
Bibliothek  des  Gymnasiums. 
Hecht,  Dr.  phil.  Max,   Gymnasial- 
lehrer. 
Lewald,  Dr.  Otto,  Regierungsrath. 

Gundelsheim  b/Gunzenhausen. 
Putz,  Karl,  Pfarrer. 

Güstrow  (Mecklenburg). 
V.  Monroy,  Dr.  jur.,  Obergerichts- 
präsident a.  D. 

Hagelsberg  b/Ragnit  i/Ostpr. 
V.  Sauden,  Fräulein  Margarethe. 

Haggn  (Schloss)b/Bogen  a/Donau. 
V.  Schrenk,  Freiherr  Leopold,  Kgl. 

bayr.    Hauptmann    a.    D.    und 

Gutsbesitzer. 

Hainholz  (vor  Hannover). 
Seligmann,  Sigmund,  Fabrikant. 

Halle  a/S. 

Ackermann,  Dr.  Th.,  Professor, 
Geh.  Medicinalrath. 

Anders,  Friedrich,  Rentner. 

Bertram,  Frau  Constanze,  Ober- 
bürgermeisterwittvve. 

Bethke,  L.,  Bankier. 

Brauns,   Frau  Professor  C.  W.  E. 

Brode,  Dr.  Reinh.,  Privatdocent. 

Burdach,  Dr.  Konrad,   Professor. 

Deetjen,  Carl,  stud.  phil. 

Dittenberger,  Dr.  W.,  Professor. 

Erdmann,  Dr.  Benno,   Professor. 

Erdmann,  Dr.  E.,  Professor. 

Erdmann,  Dr.  H.,  Privatdocent. 

Friedberg,  Dr.  R.,  Professor. 

v.  Fritsch,  Dr.  K.,  Professor. 

Genzmer,  Dr.  A.,  Professor. 

Goeschen,  Assessor. 

Gosche,  Fräulein  Agnes. 

Gräfe,  Dr.  A.,  Professor,  Cieh. 
Medicinalrath. 

Grenadier,  Dr.  H.,  Professor. 

Grulich,  Dr.  phil.  O.,  Gustos. 

Hartwig,  Dr.  O.,  Cich.  Rath,  Ober- 
bibliothekar. 

Haym,  Dr.  R.,  Professor. 

Heine,  Frau  Professor  Sophie. 

Heinichen,  Bernhard,  Kgl.  Stations- 
Assistent. 

Hessler,  Dr.  H.,  Privatdocent. 

Kohlschütter,  Dr.  E.,  Professor. 

Kraus,  Dr.  Gregor,  Professor. 


—4^     3^^     ^— 


Halle  a/S. 
Kühn,  Dr.  J.,  Geh.  Regierungsrath. 
Küsiiier,  Dr.  B.,  Professor. 
Lehmann,  Heinrich,  Bankier. 
Leser,  Dr.  Edmund,  Privatdocent. 
V.  Lippmann,  Dr.  Edmund,  Director 

der  Zuckerrafifincrie. 
Lothholz,    Dr.,   Professor,    Gym- 

nasialdirector  a.  D. 
Meier,  Dr.  phil.  John. 
Mekus,  Dr.,  Arzt. 
Nasemann,  Dr.,  Gymnasialdirector. 
Niemeyer,  Frau  Stadtrath. 
Niemeyer,  Fräulein  Marianne. 
Niemeyer,  Max,  Buchhändler. 
Perlbach,  Dr.M.,  Unterbibliothekar. 
Pott,  Dr.  jur.  R.,  Professor. 
Robert,  Dr.  Karl,  Professor. 
Ross,  Frau  Professor  I£mma,  geb. 

Schwetschke. 
Schlieckmann,   Justizrath. 
Schwarz,  Dr.  E.,  Professor. 
Schwetschke,  Frau  R. 
Sievers,  Dr.  E.,  Professor. 
Spielberg,  Fräulein  Anna. 
Stadelmann,     Dr.,     Landes -üeko- 

nomierath. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Voigt,  Rechtsanwalt. 
V.  Voss,  Fräulein  Fllisabeth. 
Wagner,   Dr.  Albrecht,   Professor. 
Wankel,  Hauptmann  a.  D. 
\\'elcker,  Dr.  H.,   Professor,    Geh. 

Medicinalrath. 

Hamburg. 

Arndt,  Oskar  (Fa  :  Arndt  &  Cohn). 

Arnold,  Fräulein  Susanna. 

Behn,  Dr.  jur.  Hermann. 

Behrmann,  G.,  Hauptpastor. 

V.  Berenberg-Gossler,  John, Bankier. 

Berkefeld,  O. 

Bertheau,   Dr.  theol.  Carl,  Pastor. 

Blume,  Karl. 

Bohl,  Ferdinand. 

Brackenhoeft,  Dr.  jur.  E.,  Rechts- 
anwalt. 

P)ricger,  Carlos. 

Bülau,  Dr.  med.  Gotthard. 

lüscnlohr,  Dr.  Carl. 

F^lkan,  Eduard  Ferdinand. 

Ivllmcnreich,  Frau  I'ranziska,  Schau- 
spielerin. 

Fertsch,  F.  (Fa.:  F'ertsch  k\;  Laeisz). 

Fraenkel.  Dr.   Füigen. 


Hamburg. 

Gerstenberg,  Dr.  phil.  Hcinr. 

Gloede,  Dr.  phil.  Hermann. 

Goldschmidt,  Dr.  phil.  Adolf. 

Goldschmidt,  Alfred  O.,  Kaufmann 

Gräfe,  Lucas,  Buchhändler. 

Groothofl",  H.,  Architekt. 

Groth,  G.  J.  Th.,  Kreisgerichtsrath. 

Grüner,  Dr.  Th.  \V. 

Hahn,  Emil. 

Hanne,  Dr.  J,  R.,  Pastor. 

Hartmann,   Dr.    K.,   Rechtsanwalt. 

Henneberg,  Albert,  Gutsbesitzer. 

Hertz,  Dr.  G.,  Senator. 

Heylbut,  Dr.  phil.  G. 

Hinrichsen,  Siegmund,  stellv.  Vor- 
sitzender  der    Handelskammer. 

Hottenroth,  Hans,   General-Agent. 

jacobi,  Leopold,  Bankier. 

JafF6,  Dr.  K. 

Kiehn,  Heinrich. 

Köster,  Dr.  phil.  Albert. 

Köster,  Paul,  Kaufmann. 

Kreusler,  Fräulein  L. 

Lassally,  Eduard. 

Lavy,  Frau  Charles. 

Lehmann,  Frau  Dr.  E. 

Lehmann,  Dr.  jur.  Siegfried. 

Levy,  Dr.  H.  B. 

Lüddeke,  Ferdinand. 

May,  Anton. 

Meissner  jun.,  Otto,   Buchhändler. 

Merschberger,    Dr.    G.,   Professor. 

Mertens,  Fräulein  Anna. 

Metz,  Adolf,  Lic.  theol.,  Professor 
am  Johanneum. 

Mönckeberg,  Dr.  Rudolf. 

Münchmever,  A. 

Oehrens,  Dr.  med.  Wilhelm. 

Oppenheim,  Emil. 

Oppenheim,  Frau  Marie. 

V.  Oesterreich,  Edmund. 

Petersen,  Rudolf,  Director. 

Pflüger,  Dr.  M. 

Piza,  Dr.  M. 

Redlich,     Dr.     C,     Director     der 

höheren   Bürgerscliule. 
Robinow,  Hermann,  Kaufmann. 
Röpe,  G.  IL,  Hauptpastor. 
Rudolph,  G.  A.,  Buchhändler. 

Sasse,  Wilhelm. 
Scharlach,  Dr.  jur.,  .\dvokat. 
Schenk,  Dr.  Adolf. 
Schiff,  Fraulein   jcnnv. 


— h     37    -»4— 


Hamburg. 

Seebohm,  Dr.  J.,  Rechtsanwalt. 
Seligmann,  Frau  Clara. 
Sieveking,  Dr.  med.  \\'ilhelm. 
Sillem,  Dr.  pliil.  Wilhelm. 
-Sohle,  Dr.  jur.  Martin. 
Sporri,  Dr.  H.,  ev.  Prediger. 
Stadtbibliothek. 
Steitz,  Fräulein  Marie. 
Stemann,  Dr.,  Landgericlitsdirector. 
Strack,  Arthur,  Gerichtsreferendar. 
Vorwerk,  jun.,  Adolf. 
Warburg,  Siegmund  Rudolf. 
Weisser,  Dr.,  Kgl.  prcuss.  Stabsarzt. 
Wentzel,  Dr.  Wilh.  Joh. 
Wohlwill,  Dr.  Adolf.  Professor. 
Wolffson,  Dr.  A. 
Wolffson,  Dr.  J. 

Hanau  a/M. 
Leisler,  Frau  Helene. 
Osius,    Recht.sanwalt    und    Notar, 
justizrath. 

Hannover. 

V.    Bennigsen,     Rudolph,     Ober- 

prasident. 
Graetzel  v.  Graetz,  Dr.  P. 
juncken,  Frau  Johanna,  geb.  Maudt. 
Kavser,  Dr.  H.,  Professor. 
Meier,    Dr.,    Consistorialprasident. 
Mever,  Erich,  Gymnasiallehrer. 
Schaefer,  H.,Gymnasial-Oherlehrer. 
Schlager,  Dr.  med.  Flermann. 
Stanley,  W.  M. 
Wülbern,  Senator. 

Harzburg  a  Harz. 
Grundner,  Dr.  F.,  Forstmeister. 

Hattenheim. 

Wilhelmy,  A.,  Gutsbesitzer. 

Heidelberg. 

.■\ufreclit.  Dr.  Tlieodor,  Professor. 
Braune.  Dr.  W.,  Professor. 
Buhl,  Dr.  H.,  Professor. 
F>b,  Dr.  ^\'ilhelm,   Professor. 
l£rdmannsdörffer,  Dr.  B.,  Professor. 
Fischer,  Dr.  Kuno,  Professor,Wirkl. 

Geh.  Rath,  Mxcellenz. 
Fürst,  Dr.,  Rechtsanwalt. 
Gegenbauer.    Dr.  Karl,    Professor, 

Geh.  Rath. 
Germanisch-Romanisches    Seminar 

an  der  Universität. 


Heidelberg. 

Groos,  Karl,  Buchhändler. 

Hausrath,  Dr.  Adolf,  Professor, 
Kirchenrath. 

V.  Holle,  Baron. 

V.  Hörn,  Generalmajor. 

Knaps,  Fraulein  Anna. 

Koehler,  Dr.  Karl,    Professor. 

Meyer  v.  ^^■aldeck,  Dr.  Fr.,  Pro- 
fessor, Kollegienrath. 

Meyer,  Dr.  jur.  G.,  Professor, 
"Hofrath. 

Mever,  Dr.  V.,  Professor. 

V.  Oechelhäuser,  Dr.  Ad.,  Professor. 

Petters,  Otto,  Buchhändler. 

Rohde,  Dr.,  Professor,  Geh. Hofrath. 

Rosenbuscli,  Dr.  H.,  Professor, 
Geh.  Hofrath. 

Scholl,  Dr.  F.,  Professor. 

Universitäts-  Bibliothek,  Grossher- 
zoglich Badische. 

V.  Waldberg,  Freiherr,  Dr.  Max, 
Professor    an    der    Universität. 

Wunderlich,  Dr.,  Privatdocent. 

Heidenheim. 

Meebold,     1-rau     Commerzienrath 

Natalie. 
Meebold,  Fräulein  Ulla. 

Heilbronn. 

Harmonie-Gesellschaft. 

Heinrichau  (bei  Breslau). 
Fberhardt,  Julius,  Generaldirector. 

Heinrichsdorf  b/\\'ilhelmsfelde 
(Reg.-Bez.  Stettin). 
Lenke,  Fräulein  Jennv. 

Hildesheim  (Hannover). 
Schiefler,  Gustav,  Landgerichtsrath. 

Höchst  a  Main. 
Epting,  Max,  Chemiker. 

Hohenfichte  (Sachsen). 
Hauschild, Max  F.,(Ainuiierzienrath. 

Hohen-Pähl,    Schloss  b/Wilzliofen 
(Oberbayern). 

Czermak,  Hrnst,  Gutsbesitzer. 

Husum  (Schleswig-Holstein). 
Tönnies,    Dr.    Ferdinand,    Privat- 
docent an  der  Universität  Kiel. 


-4t     38     ^ 


Ibbenbüren  i/^\'. 
Clüscner,  Ludwig,  Apotheker. 

Jena. 

Bardcleben,  Dr.,  Professor. 
Buchholz,  Frau  Dr.,  geb.  v.  Knebeh 
Delbrück,  Dr.  B.,  Professor. 
Kggeling,  Dr.H.,  Staatsrath,  Kurator 

der  Universität. 
Eucken,  Dr.  R.,  Professor,  Hofrath. 
Fischer,  G.,  Verlagsbuchhändler. 
Frommann ,     Frau     Sophie ,     geb. 

Hildebrandt. 
Fuchs,  Dr.,  Professor,  Ober-Landes- 

gerichtsrath. 
Gerstung,  G.,  Commerzienrath. 
Gille,  Dr.,  Geh.  Hof-  und  Justizrath. 
Götz,  Dr.,  Professor. 
V.  d.  Goltz,  Dr.,  Freiherr,  Professor, 
Director  der  Grossh.  landwirth- 
schaftlichen  Lehranstalt. 
Haacke,   K.,   Regierungsrath  a.  D. 
Haeckel,  Dr.  Ernst,  Professor. 
Kluge,  Dr.  F.,  Professor. 
Kniep,  Dr.  Professor. 
Krieger,   Ober- Landesgerichtsrath. 
Kuhnt,  Dr.  Hermann,  Professor. 
Leitzmann,  Dr.  phil.  Albert,  Privat- 

docent. 
Liebenam,  Dr.  W.,  Professor. 
Liebmann,     Dr.    Otto,    Professor, 

Hofrath. 
Litzmann,  Dr.  B.,  Professor. 
Lorenz,  Dr.  O.,  Professor. 
Richter,  Dr.  G.,  Gvmnasialdirector, 

Hofrath. 
Rosenthal,  Dr.  Eduard,  Professor. 
Rossbacli,  Dr.,  Professor. 
Stickel,  Dr.  G.,  Professor,  Geh.  Hof- 
rath. 
Stoy,  Dr.  Heinrich. 
Stoy,  Dr.  Stephan. 
Universitäts-Bibliothek. 
\\'alter,Dr.phil.Johannes,Professor. 
^^■ilhelm,  Dr.  Eugen,  Professor. 

lUenau  b/Achern. 
Schule,  Dr.  H.,  Geh.  Hofrath. 

Ilmenau. 
»Gemeinde    Gabelbach«     (Gesell- 
schaft). 
Preller,   Dr.,  Sanitätsrath. 

Grube  Ilse  b/Gottbus. 
Strack,    Frau    Hauptmann    Fannv, 
geb.  Hertz. 


Ingolstadt. 

Klarmann ,  J. ,  Hauptmann  und 
Compagniechef  im  kgl.  bayr. 
I.  Pionier-Bataillon. 

Insterburg. 

Bibliothek    des   Kgl.  Gymnasiums. 
Schienther,  Amtsrichter. 

Itzehoe. 

Claussen,  Dr.,  Sanitätsrath. 

Kappeln  (Schleswig-Holstein). 
Thomsen    jun.,    Dr.    med.    Julius, 
prakt.  Arzt. 

Karlsruhe  i.  B. 

Bernavs,    Dr.    Michael,    Professor. 

Bielefeld,  Jos.,  Verlagsbuchhändler, 
K.  K.  österr.- Ungar.  Consul. 

Blankenhorn,  Dr.  Adolf,  Professor. 

Bürklin,  Frau  Dr.  A. 

V.  Chelius,  Rieh.,  Hofjunker  und 
Legations-Secretär. 

V.  Edelsheim,  Freiherr,  Grossh. 
bad.Obersthofmeister,Excellenz. 

V.  Eisendecher,  Frau,  geb.  Freiin 
V.  Eickstedt,  Excellenz. 

Ettlinger,  Fräulein  Anna. 

Friedlaender,  Dr.,  Professor,  Geh. 
Rath. 

Funck,  Heinrich,  Professor. 

von  und  zu  Gemmingen,  Freiherr, 
Oberstkammerherr ,    Excellenz. 

Göller,  L.,  Finanznith. 

Hauser,  Joseph,  Grossh.  bad. 
Kammersänger. 

Heinsheimer,  Max ,  Oberlandes- 
gerichtsrath. 

Just,  Dr.,  Professor.  Director  der 
techn.  Hochschule. 

Liebermann,  Gustav,  i  Fa.  A.  Biele- 
feldes Hüfbuchhandlung. 

Lübke,  Dr.  W.,  Professor.  Geh. 
Hofrath. 

Mainzer,  iM-äulein  Helene. 

Ministerium  der  Justiz,  des  Kultus 
und  Unterrichts. 

Ordenstein,  Heinrich,  Director  des 
Conservatoriums  für  Musik. 

Regensburger,  Dr.  Leopold,  Rechts- 
anwalt. 

Schnorr  von  (^arolsfeld,  Frau  Mal- 
vina,  kgl.  bayer.  Kammer- 
sängerin. 

Schrödter,  Frau  Prof.  Alwine. 


—^     39     ♦^— 


Karlsruhe  i.  B. 

Seubert,  Emil,  Ministerial-Director. 
Wcill,  Dr.  Fr..  Rechtsanwalt. 
W'eltzien,  Alexander. 
Wendt,  Dr.  Gustav,  Geh.  Hofrath. 

Kehl  a/Rh. 
Trick,  Ludwig,  Fabrikant. 

Kiel. 

Biese,  Dr.  Alfred,  Gymnasiallehrer. 

Erdmann,  Dr.  Oscar,  Professor. 

Gänge,  Th.,  Organist  a.  D. 

Gering,  Dr.  H.,  Professor. 

Keck,  Dr.  H.,  G3'mnasialdirector 
a.  D. 

Kirchhoflf,  Frau  Corvetten-Capitän. 

KochendöriTer,  Dr.  Karl,  Biblio- 
theks-Kustos. 

Xiepa,  Alexander,  Chefredacteur. 

Oldenberg,  Dr.  Herrn  ,   Professor. 

Pappenheim,  Dr.  Max,  Professor. 

Peters,  Johann,  Rechtsanwalt. 

Rossbach,  O.,  Professor. 

Schlossmann,  Dr.,  Professor. 

Stange,  H.,  Professor. 

Toeche,  Paul,  Hotbuchhändler. 

Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 

V.  Wardenburg,  \\'irkl.  Geh.  Rath, 
Excellenz. 

Kirchheimbolanden    ( Rheinpfalz). 
Bibliothek  der  Kgl.  Lateinschule. 
Moschel,     R.,    Kgl.     bayr.    Rent- 
beamter. 

Klein-Oels  b/Ohlau  i/Schlesien. 
Yorck  V.  Wartenburg,  Graf  Hans. 
Yorck  V.  Warten  bürg,    Graf  Paul. 

Klein-Sägewitz  b/Kattern. 
(Reg.-Bez.  Breslau), 
Lewald,  Georg. 

Kolbermoor  (O/ Bayern). 
V.  Bippen,  Frau  Marie,  geb.  v.Wyden- 
brugk. 

Königsberg  i/Pr. 

Alscher,   Dr.  W'ahhcr,  Assessor. 

Baumgart,  Dr.  Hermann,  Professor. 

Beer,  Justizrath,  Rechtsanwalt  und 
Notar. 

Bibliothek  der  höheren  Bürger- 
schule. 

Bibliothek  des  Altstadt.  Gym- 
nasiums. 


Königsberg  i  Pi. 

Bibliothek  desKneiphölischen  Gym- 
nasiums. 

Bibliothek  des  Realgymnasiums  aut 
der  Burg. 

Bibliothek  des  städt.  Realgym- 
nasiums. 

Brode,  Max,  Dirigent  der  Sinfonie- 
Konzerte. 

Dehio,  Dr.,  Professor. 

Frohmann.  Julius,  cand.  med. 

Goldberg,  Julius,  Bankier. 

Grosse,  Dr.  Emil,  Professor,  Gym- 
nasialdirector. 

Gruenhagen,  Dr.,  Professor. 

Güterbock ,  Dr.  jur.,  Professor, 
Geheimrath. 

Hirsch,  Dr.  Th.,  Sanitätsrath. 

Hübner  &  Matz,  Buchhandlung. 

Koch,  Arnold,  Buchhändler. 

Königliche  und  Universitäts-Biblio- 
thek. 

Mendthal,  Justizrath. 

Samuel,  Dr.,  Professor. 

Schöndörffer,  Dr.  Otto,  Gynniasial- 
lehrer. 

Schoene,  Dr.  Alfred,  Professor. 

Simon,  Dr.  Robert. 

Simson,  Fräulein  Marie. 

Stern,   Frau  Agnes,   geb.  Wieliler. 

Teppich,  Frau  Emil. 

Töchterschule,  städt.  höhere. 

Trosien,  E.,  Geh.  Regierungsrath, 
Provinzial-Schulrath. 

Vogel,  Rudolf,  Rechtsanwalt. 

Wilhelms-Gymnasium,  König!. 

Konstanz. 

Brandes,  Wilhelm,  Bankdirector. 
KöseD. 

Rudolph,  Bürgermeister. 

Köttendorf  b  Mellingen. 
Knoke,  Frau  Oberamtmann  E. 

Kotten  b/Münster  i/Westfalen. 
Schmedding,   Frau  Regierungsrath 
Laura,  geb.  Hüffer. 

Kottlischowitz  b/Tost  (Schlesien). 
Guradze ,    Frau    Rittergutsbesitzer 
Henriette. 

Krotoschin  (Posen). 
Barrelet,     Erster    Lehrer    an    der 
städt.  Mädchenschule. 


— ^    40     ^ — 


Krotoschin  (Posen). 

Haertel,  Frau    Oberstabsarzt    Dr. 

Anna. 
Jonas,  Dr.,   Professor,  Gvmnasial- 

director. 

Künzell  b/Fulda. 
Souchay,  C.  C,  Gutsbesitzer. 

Kuschen  b/Schmiegel. 
Mensel,  Karl,  Professor  a.  D. 

Kusel  (Rheinpfalz). 
Heydel,  J.,  kgl.  Bezirksamtmann. 

Lahr  i/ Baden. 
Stadtbibliothek. 
Stösser,  Otto. 

Landau  (Pfalz). 
Hitschler,  Dr.  med. 

Landeshut  i/Schlesien. 
Realgymnasium. 

Landsberg  a  W. 
Löbner,  Dr.  Heinrich. 

Langenburg  (Württemberg), 
zu    Hohenlohe- Langenburg,    Frau 
Fürstin    Leopoldine.    Grossher- 
zogliclie  Hoheit. 

Laubach  (Oberhessen). 
Collin,   J.,  Gymnasiallehrer. 

Lauban  i/Schlesien. 
Wissenschaftlicher  Verein. 

Legefeld  b/Weimar. 
Reusse,  Rudolf,  Pfarrer. 

Leipzig. 

Abraham,  Dr.  Max,  Verlagsbuch- 
händler. 

Arndt,  Dr.  ^\'ilhelm,  Professor. 

V.  Bahder,  Dr.  Karl,  Professor. 

Baumgarten,  Frau  Dr.  Matnilde, 
geb.  V.  Villert. 

Baur,  Fräulein  Marie. 

Beer,  Fräulein  Dora. 

Beer,  Dr.  Rudolph,  Gymnasial- 
Obcrlehrer. 

Berlit ,  Georg ,  Gymnasial  -  Ober- 
lehrer. 

Bibliothek   des   Kgl.  Gymnasiums. 

Bibliothek  des  Nikolaigymnasiums. 


Leipzig. 

V.  Biedermann,  Freiherr  F.  W., 
Verlagsbuchhändler. 

Binding,  Dr.  Karl,  Professor. 

Bontecou,   Fräul.   Josephine,    stud. 

Borchers ,  Bodo ,  Theater-  und 
Konzert-Agent. 

Brockhaus,  Dr.  Eduard,  Verlags- 
buchhändler. 

Brockhaus,  Rudolf,  Verlagsbuch- 
händler. 

Bronk,  Fräulein  Isabelle,  stud. 

Brugmann,  Dr.  Oskar,  Oberlehrer 
am  Nikolaigymnasium. 

Cichorius,  Johs.,  Kaufmann. 

Cohnheim,  Frau  Professor. 

Collins,  George  Stuart,  stud.  phil. 

Credner,  Hermann,  Verlagsbuch- 
händler. 

Curschmann,    Dr.  med.,    Director. 

Dix,  Paul,  Rechtsanwalt. 

Dodel,  Friedrich  Wilhelm,  Kauf- 
mann. 

Doering,  Dr.  B.,  Professor,  Gvm- 
nasial-Oberlehrer. 

Dorn,  Dr.  jur.  Carl,  Justizrath, 
Rechtsanwalt   b.  Reichsgericht. 

Dürr,  Alphons,  Stadtrath. 

Dürr,   Dr.   Alphons,  Buchhändler. 

Eelbo,  Bruno,  Architect. 

Elster,  Dr.  Ernst,  Privatdocent  an 
der  Universität. 

Fischer,  Max,  Kgl.  Telegraphen-In- 
spector. 

Flechsig,  Eduard,  stud.  hist.  et  art. 

Flügel,  Dr.  Ewald,  Docent  an  der 
Universität. 

Francke,  Carl,  \'ersicherungsbank- 
director. 

Fränkel,   Dr.  Albert,  Schriftsteller. 

Fränkel,  Dr.  phil.  Ludwig. 

V.  Frege,  Frau  Professor  Livia. 

Friedberg,  Dr.  Emil,  Professor, 
Geh.  Hofrath. 

Geibel,  Frau  Leonore,  geb.  Weisz. 

Geibel,  Frau  Mathilde,  geb.  Baum- 
garten. 

Gensei ,  Dr.  jur.  Julius ,  Sekretär 
an  der  Handelskammer. 

Georgi,  Dr.,  Referendar. 

Giesecke,  Herm.  F.  (Firma  Giesecke 
&  Devrient). 

Goetz,  Ernst. 

Goctze,  Fräulein  Auguste,  Schul- 
vorsteherin. 


-•&+     41     ^" 


Leipzig. 

Haessel,  H.,  Verlagsbuchliändlcr. 
V.  Hahn,  Dr.  F.,  Reichsgerichtsrath. 
V.  Hase,  Dr.  Oskar, Verlagsbuchhdlr. 
Heinemann,  Dr.  phil.  Karl. 
Herbst.  Günther,  Kaufmann. 
Hildebrand,  Dr.  Rudolf,  Professor. 
Hir.zel,  H.,  Verlagsbuchhändler. 
V.  Holstein,  Frau  Hedwig. 

Institut,  bibliographisches. 
Jungmann,  Dr.,   Professor,  Rector 
zu  St.  Thomae. 

Kettenbeil,  Dr.  jur.  Johannes,  Re- 
ferendar. 

Koch,  Dr.  Karl,  Gymnasial-Ober- 
lehrer. 

Köhler,  Hugo,  Buchhändler. 

Köhler,  K.  F.,  Buchhändler. 

König,  Wilhelm. 

Krehl,  Dr.  Ludolf,  Professor,  Geh. 
Hofrath. 

Langkammer.  Bernhard. 
Lemke,  Julius,    Director  der  Leip- 
ziger Feuer-Vers.-Anstalt. 
Leskien,  Dr.  A.,  Professor. 
Liebisch,  Bernhard,   Buchhändler. 
Limburger,  Referendar, 
Lorentz,  Alfred,  Buchhändler. 
Loewenstein,  Reichsgerichtsrath. 

Marx,  F.,  Kaufmann  (Firma  Kuhn 
&  Co.  in  Plauen  i/V.). 

Mendelssohn,  Hermann,  Verlags- 
buchhändler. 

Meyer,  Hermann,  J.,  Buchhändler. 

Mogk,  Dr.  E.,  Gymnasial-Über- 
lehrer. 

Müller,  Ernst  Heinrich  Georg, 
Kunst-  und  Buchhändler. 

Nachod,  Frau  Marie. 

Petsch ,     Frau     Reichsgerichtsrath 

Sophie,  geb.  Sonnenkalb. 
Pfalz,  Dr.  Franz,  Professor,  Direc- 
tor der  Realschule. 
Popitz,  Frau  Margaretha. 
Prüfer,  Dr.  jur.  Ä. 

Reincke,    Frau   Reichsgerichtsrath. 
Rcinecke,  Fräulein  Charlotte. 
Reisland,  O.  R., Verlagsbuchhändler 

CFirma  Fues'  Verlag). 
Ribbeck,   Dr.   O.,  Professor,   Geh. 

Rath. 
Röder,  Emil,  Commerzienrath. 
Romberg,  E.  L.,  Justizrath. 
Goethe-Jaitrbvch  XII 


Leipzig. 

Rost,  Adolph,   Buchhändler  (J.  C. 

Hinrichs'sche  Buchhandlung). 
Scharf,  Hugo,  Stadtrath. 
Scheibner,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 
Schmidt,  Fräulein  Clara. 
Schmidt,    Frau    Ottilie    Henriette, 

Privatiere. 
Schmidt,  Reinhard  Bruno. 
Schmidt,  Rudolph,  Rechtsanwalt. 
Schneider,  Carl,  Kaufmann. 
Schreber,  Frau  Dr.  Pauline. 
Schulz,  Hermann,  Buchhändler. 
Schunck,  Fräulein  Helene. 
Schunck,  Julius,    Commerzienrath. 
Schuster,    Dr.    phil.  Hermann,  In- 

stitutsdirector. 
Schwabe, Frau  Susanne, gb.  Klemm. 
Schwarz,  H.,  Reichsgerichtsrath. 
Seelig,     Dr.,    Rechtsanwalt     beim 

Reichsgericht. 
Seminar,  Königl.  Deutsches. 
Simon,   Dr.  jur.   Gustav  Wilhelm, 

Referendar. 
Simon,    Frau     Stadtrath    Hedwig, 

geb.  Simon. 
Simon,  Dr.  jur.  Paul. 
Singer,  Hans  W.,  stud.  phil. 
Soyaux,  Frau  Frida,   geb.  Schanz. 
Staackmann,  L.,  Buchhändler. 
Stadt-Bibliothek. 
Staegemann,      M.,     Director     des 

Stadttheaters. 
Steffen,    Dr.    Georg,     Gymnasial- 
überlehrer. 
Stenglein,  Reichsgerichtsrath. 
Stobbe,   Frau  Professor   Dr.   Mar- 

garethe,  geb.  Eberty. 
Stolterfoth,  P.,  Regierüngsrath. 

V.  Tauchnitz,  Bernhard,  Freiherr, 
Verlagsbuchhändler. 

Thierbach,  Otto. 

Thomsen,  Dr.  jur.  Theodor,  Rechts- 
anwalt beim  Reichsgericlit. 

Titze,    Adolf,  Verlagsbuchhändler. 

Tröndlin,  Dr.,  Bürgermeister. 

Undeutsch,  Max,  Rechtsanwalt. 
Universitäts-Bibliothek,  Kgl. 

Voerster,  Alfred,  Buchhändler. 
Voerster,  Karl,  Buchhändler. 
Wagner,   Franz,    Commerzienrath, 
Stadtrath. 

W^agner,  Dr.  med.  Paul,  I'rivat- 
docent. 

26 


— ^    42    ^- 


Leipzig. 

Walter,  Oberpostdirector. 

V.  Weber,  Hauptmann. 

Weber,  Dr.  phil.  Robert. 

Wiede,  Otto. 

Wiegand,  Dr. 

Wio;and,  Fräulein  Rosi. 

Wilkens,  Dr.  Friedrich  H. 

Windscheid,  Dr.  Bernhard,  Pro- 
fessor, Geheimrath. 

Witkovvski,Dr.  Georg,  Privatdocent. 

Wülker,  Dr.  Richard,  Professor. 

Wunderlich  jun.,  Carl  Gustav, 
Kaufmann. 

Wundt,  Dr.  Wilh.,  Professor. 

Zarncke,  Dr.  F.,  Professor,  Geh. 
Hofrath. 

Zwintscher,  Arthur,  stud.  phil. 

Liebenberg   b/Löwenberg  i/d.  M. 
zu  Eulenburg,    Frau   Gräfin,    geb. 
Freiin  v.  Rothkirch. 

Liegnitz. 

Rawitscher,  Frau  Assessor. 
Röhricht,  Rechtsanwalt. 

Linden  b/Hannover. 
Grasshof,   Gymnasialdirector  Dr. 
Haase,  Frau  Helene. 
Laporte,  Rechtsanwalt. 

Löcknitz  (Pommern). 

V.     Fickstedt  -  Peterswaldt ,     Frau 

Gräfin,  geb.  v.  Eisendecher. 

Lübeck. 

Achilles,  Dr.  E. 

Benda,  Dr.  jur.  J.,  Landrichter. 

Curtius,  Frau  Senator  Dr. 

Eschenburg,  Gustav,  Consul. 

Fehling,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

Hoffmann,  Dr.  Paul,  Director  der 
Ernestinenschule. 

Pabst,  Dr.  jur.  Gustav. 

Schillerstiftung,  Lübeckische. 

Schmidt ,  Max ,  Buchdruckerei- 
besitzer. 

vStooss,  Dr.  jur.  Alfred,  Rechtsan- 
walt und  Notar. 

Thoel,  Dr.,  Landriclitcr. 

Warnecke,  Frau  Kaufmann  Conrad. 

Luckenwalde  b/Fraukfurt  a/O. 
Neuhaus,  M.,  Rittmeister  a.  D. 
Pariser,  Frau  F^lise,  geb.  Mende. 
Simonson,   Frau  Amtsrichter  Ger- 
trud, yeb.  Mende. 


Ludwigsburg  (Württemberg). 
Wolff,  Franz,  Techniker. 

Ludwigshafen   a  Rh. 
Jacquet,  Adolf,  Commerzienrath. 

Lüneburg. 

Delbrück,  H.,  Landrichter. 
Frederich,    Otto,   Hofweinhändler. 
Gravenhorst,  K.,  Rechtsanwalt. 
Krogmann,  Ernst,  Referendar. 

Lyck  (Ostpreussen). 

Dembowski,  Dr.  Johannes,  Ober- 
lehrer. 

Gymnasium,  Königliches. 

Kammer,  Dr.,  Professor,  Gym- 
nasialdirector. 

Wiebe,  Emil,  Buchhändler. 

Magdeburg. 

Aufrecht,  Dr. 

Berndt,  R.,  Director  der  Magdeb. 
Feuer-Vers.-Gesellschaft. 

V.  Colomb,  Fräulein  M. 

Grünhut,  Dr.  Leo. 

Kawerau ,  Waldemar,  Redacteur 
der   Magdeburgischen    Zeitung. 

Krühne,   Dr.  Richard,  Referendar. 

Lüdeke,  Dr.  jur.  Max,  Gerichts- 
assessor. 

V.  Mevsenbug,  Freiherr,  Major. 

Schulze,  August,  Kaufinann. 

Sträter,  Dr.  phil.  E.,  Oberreal- 
schullehrer. 

Sträter,  Frau  Dr.,  geb.  Dönhoff. 

Weber,  Fräulein  Clara. 

Wiesenthal,  Alfred,  Kaufmann. 

Mainz. 

Feldheim,    C.    F.,    (jeli.    (Commer- 
zienrath. 
Hess,  Dr.  Carl. 

Scholz,   Carl  (Firma  Jos.  Scholz). 
Schultheis,   Frau   Director   Bertha. 
Stadtbibliothek. 
Strecker,  Fräulein  Lina. 
Thomas,  Frau  Helene. 

Mannheim. 

Bibliotliek,  öffentliche. 
Darmstaedter,    Dr.,    Rechtsanwalt. 
Diffene,  Dr.  K. 
Gernandt,  Dr.  phil.  Carl. 
Goetjes,  L.,  Hofopernsänger. 
Hecht,  Dr.  Felix,  Bankdirector. 
Hirsch,  F'mii. 


—^    43     ^- 


Mannheim. 

•Hirsch,  Louis,  Kaufmann. 

Hirschhorn,  Fritz,  Stadtratli. 

Hoftheater-Comite,    Grossh.   Bad. 

Jacobi,  Hermann,  Hoischauspieler. 

Kahn,  Dr.  jur.  Franz,  Rechts- 
praktikant. 

Kahn,  Dr.  Richard,  Rechtsanwalt. 

Köhler,  Martin,  Kaufmann. 

Ladenburg,  Frau  Commerzienrath 
Ida. 

Lenel,  Alfred,  Kaufmann. 

Lenel,  Frau  Alfred. 

Levison,  Louis. 

Loewe,  M.  (Firma  Loewe&Eschell- 
mann). 

Maas,  Dr.  jur.  S.,  Oberamtsrichter. 

Maas,  Wilh.,  Bankier. 

Mathy,  Johann  W'olfgang. 

Mayer,  Ludwig. 

Xeumann,  Dr.  Karl. 

Reimann-Diffene,  Frau  Dr.  Clara. 

Reiss,  Fräulein  Anna. 

Reiss,  Karl,  Consul. 

-Staudt,    Dr.   med.  J.,   prakt.   Arzt. 

Marburg  i/ Hessen. 

•Cohen,  Dr.  H.,  Professor. 

Germanistisches  Seminar  der  Uni- 
versität. 

Gymnasium,  Königliches. 

V.  Lilienthal,   Dr.  Karl,   Professor. 

V.  Oettingen,  Dr.  W'olfgang,  Pri- 
vatdocent. 

Rathke,  Dr.,  Professor. 

Schmidt,  Dr.  Leopold,  Professor, 
Geh.  Rath. 

Schröder,   Dr.    Eduard,    Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  Kgl. 

Wenck,  Dr.  C,  Privatdocent. 

Marklissa. 

KaufFmann,Wilhelm, Fabrikbesitzer. 

Markowitz  (Prov.  Posen). 
V.  Wilamowitz-Möllendorft',  Frei- 
herr, Kgl.  Kanimcrherr,  Ritter- 
gutsbesitzer. 

Maulbronn  i/ Württemberg. 

Palm,  Aug.,  Professor,  Fphorus 
des  theologischen  Seminars. 

Meerane  i/S. 

Sclieitz,  Dr.  Flmü,  .\potliekcr. 


Meesendorf  b' Backschütz 
(Schlesien). 
Waldersee,    Frau    Gräfin    Helene, 
geb.  V.  Wilamowitz-Möllendorf. 

Meiningen 

(Sachsen-Meiningen). 

Baumbach,    Dr.    Rudolf,    Hofrath. 

Kircher,  Dr.,  Geh.  Regierungsrath. 

Wüllner,  Dr.  Ludwig,  Herz.  Mein. 

Hofschauspieler. 

Meissen. 

Bibliothek   der  Kgl.  Fürsten-  und 

Landesschule. 
Lese-Gesellschaft. 

Memel. 

Gymnasialbibliothek,  Kgl. 
Halling,     Director     der     höheren 

Töchterschule. 
Laaser,  Dr.  med.  P.,  pr.  Arzt. 

Merseburg. 

Barth,  Frau  Generaldirector. 

Morrn  b/Zantoch. 
Pflug,  A.,  Rittergutsbesitzer. 

Muhrau  b/Striegau  i/Schl. 
Bollert,  FrauAnitshauptmann  Clara, 

geb.  Schwanfelder. 
V.  Kramsta,  Fräulein  Marie. 

Mülhausen  i/Elsass. 
Kestner,  Dr.  Hermann,  Sanitätsrath. 

München. 

Ackermann,  Theodor,  Königl.  Hof- 
buchhändler. 

Albert,  Frau  Dr. Clara,  geb.  Reinach. 

v.  Antoniewicz,   Dr.  phij.  Johann. 

BarnstortT,  Johann. 

Bernstein,  Max,  Schriftsteller. 

Bornemann,  Fräulein  Mimi. 

v.  ßürkel,  Ludwig,  Kgl.  Bayer. 
Ministerialdirector. 

Cornelius,  Dr.  C.  A.,  Professor. 

Cornelius,  Carl,  stud.  phil. 

Czermak,  Leo,  stud.  med.,  K.  K. 
Lieutenant  der  Reserve. 

Elias,  Dr.  Julius. 

Eller,  Frau  Henriette,  Oberhot- 
gerichts-Advokatenwittwe. 

Fiedler,  Dr.  C. 

Gaber,  Dr.  Carl,  Auscultant. 

V.  Gietl,  Ritter  Max,  Ministerialrat!!. 

Göppinger-Meebold,  Frau  .\dellieid. 
26* 


-4*     44     ^— 


München. 

Gottheit",  Fritz,  stud.  phil. 

Grätz,  Dr.  Leo,  Privatdocent. 

Gregorovius,  Dr.,  Professor. 

Haaser,  Ernst. 

Ilanfstängl,  Edgar,  Hofrath. 

Hausmann,  Frau  Justizrath  Dr. 
Bettv. 

Hertz,  Dr.  Wilhelm,  Professor. 

Heyse,  Dr.  Paul. 

Hot-  und  Staatsbibliothek,  Kgl. 

Kärner,  Wilh.,  stud.  jur. 

Kühnemann,  Dr.  phil.  Eugen. 

Lachmann,  Fräulein  Clara. 

Lehner,  Johann,  Director  der  Bayer. 
Notenbank. 

Lehrerbibliothek,  Städtische. 

Lepsius,  Reinhold,  Maler. 

Linz-Godin,  Frau  Oberst  A. 

V.  Loen,  Freiherr,  Grossh.  Sachs. 
Kammerjunker. 

V.  Malsen ,  Baron ,  Kgl.  Bayer. 
Oberhofmarschall,  Excellenz. 

V.  Marogna,  Gräfin  Angela,  Hol- 
dame L  K.  Hoheit  der  Frau 
Herzogin  Carl  Theodor  in 
Bayern. 

V.  Mayer,  Dr.  Carl,  Kgl.  Staatsrath. 

Meyer,  Dr.  Julius,  Director,  Geh. 
Regierungsrath. 

Muncker,  Dr.  Franz,  Professor. 

v.Naegeli,  Frau  Professor  Henriette. 

Oertel,  Heinrich,  cand.  phil. 

V.  Oettingen,  Frau  M. 

Oldenbourg  sen.,  R.,  Verlagsbuch- 
händler. 

V.  Perfall,  Freiherr,  General-Inten- 
dant des  Hoftlicaters,  Excellenz. 

Püttmann,  Friedrich. 

Quidde,  Dr.  phil.  L. 

Rau,  Frau  Anna. 

Savits,  Jocza,  Oberregisseur  des 
Königl.  Hoftheaters. 

Scherer,  Dr.  Georg,  Professor. 

Schmidt,  Dr.  med.  Oswald. 

Scholl,  Dr.,  Professor. 

Solbrig,  Dr.  Veit,  k.  Ober-Stabsarzt. 

Stangl,  Dr.  Thomas,  Studienlehrer. 

Stauffer,  Dr.  phil.  Albert,  Lehrer 
der  Geschichte  a.  d.  k.  bayr. 
Kriegs-Akademie. 

Steinitzer,  Paul,  K.  K.  österr. 
Major  a.  D. 

Stumpf,  Dr.,  Professor. 

Traube,   Dr.  Ludwig. 

W'eltrich,  Richard,   Ko-1.  Professor. 


Münster  i/VC'estfalen. 
Curtius,    Dr.   Rudolf,    Regierungs- 
Referendar. 
Kiesekamp,  Frau  Hedwig. 
Paulinische  Bibliothek,  Kgl. 

Nastätten  (Prov.  Nassau). 
Cathrein,  Joseph. 

Naumburg  a/S. 
Bennecke,  Justizrath. 
Breslau,  Geh.  Regierungsrath. 
Hanow,  Ober  -  Landesgerichtsrath, 
Hecker,  Ober-Staatsanwalt. 
Holländer,  Dr.  phil.  Ludwig. 
Köster,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Lehmann  ,     Ober  -  Landesgerichts- 

rath  a.  D. 
Remertz,  Rechtsanwalt. 
Seelmann,  Fräulein  C.  L.  Gertrud. 
Sturm,  Dr.  Aug.,  Rechtsanwalt  und 

Notar. 
Weichsel,  Ober-Landesgerichtsrath, 

Naundorf  (Bez.  Dresden). 
V.  Lindenfels,  Freiherr,  Kgl.  Ober- 
förster. 

Neisse. 
Bischoff,  Anton,  Justizrath. 

Neuburg  (Stift)  b/Heidelberg. 
V.  Bernus,  Freiherr. 

Neudeck  (Oberschlesien). 
Burchardi,  Frau  Bertha. 
Neuhaldensleben  b/Magdeburg. 
Gymnasial-Bibliothek. 

Neusalz  a/Oder. 
Wenck,  W.,  Prediger. 
Neustrelitz. 
Götz,    Dr.  G.,   Obermedicinalrath, 

Neuwied. 
V.    Salisch,    Oberst    und    Bezirks- 
kommandeur. 

Niederbreisig. 

Huyssen,  W.,  Ingenieur. 

Niederlössnitz 

b/Kötzschenbroda. 
V.  Biedermann,  Freiherr,  General- 
Major  /..  D. 

Niederwalluf. 

Marcuse,  H.,  Consul. 


— &»    45     *^- 


Norden  (Ostfriesland). 
Lücke,  Dr.  O.,  Oberlehrer. 

Nordhausen  a/H. 

Hasse,  Dr.  med. 

Kneitf,  Rudolf. 

Mylius,  C,  Landgerichtsrath. 

Schenke,  Hermann,  Premier-Lieute- 
nant, Stadtrath  und  Brennerei- 
besitzer. 

Schreiber,  Hermann. 

Nürnberg. 

Enderlein,  Oberlandgerichtsrath. 
Hartmann,  Bernhard,  Kgl.  Advokat. 
Lechner,  Max,    Gvmnasialdirector. 
Merzbacher,    Sigm.,   Rechtsanwalt. 
Pegnesischer  Blumenorden  (Literar. 

Verein). 
Rau,  Rudolf,  Rechtsanwalt. 
Stadt  Nürnberg. 
Wendriner,  Ferd.,  Kaufmann. 
Wertheimer,  Sigmund,  Kaufmann. 

Oberlahnstein  (Rheinprovinz). 
Lessing,  A. 

Oberlössnitz  Post  Radebeul 
b/ Dresden. 
Ayrer,  Karl,  Rechtsanwah. 

Offenbach  a/M. 
Weber,  Frau  Rechtsanwalt  Dr. 

Ohrdruf. 
Gymnasium    Gleichense,    Herzogl. 

Oldenburg  (i/Grossh.). 
V.    Alten ,    F. ,     Oberkammerherr, 

Excellenz. 
V.    Beaulieu  -  Marconnay,    Eugen, 

Freiherr,  Ober-Landesgerichts- 

Präsident,  Excellenz. 
Becker,  Landesgerichts-Präsident. 
Bibliothek,  Grossherzogliche  öftentl. 
Kelp,  W.,  Apotheker. 
Leesenberg,  Dr.  phil.  F.  A. 
Mosen,  Dr.  R.,  Ober-Bibliothekar. 
Schwartz,  A.,  Hofbuchhandler. 
Thorade,  Bankdirector. 
Wolken,  E.,  Kaufmann. 

Oppeln  (Prov.  Schlesien). 
Thal,    Dr.    jur. ,    Regierungs- Re- 
ferendar. 

Osnabrück. 

Crespel,  .\.,  Referendar. 


Ostenwalde  b/Melle. 
Bibliothek,  Ostenwalde. 

Osterholz  (Hannover). 
Echte,  Amtsrichter. 

Ostrichen  b/Seidenberg. 

V.  Gersdorf,  Freiherr,  Kgl.  Kammer- 
herr, Landesältester. 

Ottmachau  (Prov.  Schlesien). 
V.  Humboldt,  Freiin  Mathilde. 

Parchim  (Mecklenburg). 

Garthe,  Frau  Baurath  Caroline, 
geb.  Mencke. 

Penzig  i.  d.  Oberlausitz. 
Drevin,  Helmuth,  Apotheker. 

Pforzheim. 

Ehrismann,  Dr.  phil.  Gustav. 
Fischer,    Dr.   Franz,   Director   der 

Irrenanstalt. 
Waag,  Alfred,  Architekt,  Director 

der  Kunstgewerbeschule. 

Plagwitz  b/ Leipzig. 
Keil,  Dr.  phil.  Alfred. 

Plauen  i/Sachsen. 

Hofmann  -  Stirl ,  Frau  Professor 
Helene,  Kammersängerin. 

Hucho,  Dr.  Heinrich,  Landgerichts- 
rath. 

Pless  i/Schlesien. 
Fielitz,  Dr.  W.,  Professor. 

Porstendorf  b/Jena. 

V.  Wurmb,  Schlosshauptmann  auf 
Dornburg. 

Posen. 

Kantorowicz,  Frau  Lina. 
Lissner,  Siegmund,  Kaufmann. 

Potsdam. 

V.  Blücher,  Rittmeister  im  Gardc- 
Husarenregiment. 

V.  Chelius,  Premier-Lieutenant  im 
(iarde-Husarcnregimcnt. 

V.  Humbraciit,  Baron  Joseph,  Kgl. 
Prcuss.  Kammerjunker,  Regie- 
rungsassessor. 


-^    46    +1- 


Potsdani. 

König,  Dr.  Robert,  Dalieim-Redac- 
teur  a.  D. 

\-.  Mellenthin,  F.,  Premier-Lieute- 
nant im  III.  Garde -Ulanen- 
regiment. 

V.  Treutier,  Lieutenant  im  Garde- 
Husarenregiment. 

V.  Zech,  FrauGräfin,  geb.  v.Gersdorfi". 

Prenzlau. 

Busch,  Ricliard,   Landgerichtsrath. 

Quakenbrück    (Prov.    Hannover). 
Rebattu,     Dr.     phil.     A.,     Pastor 
Primarius. 

Quedlinburg. 

Zimmer,  Rittmeister  im  Kürassier- 
regiment von  Seydlitz. 

Rastenburg  i/Ostpr. 
Kowalski,  Kaufmann,  Kaiserl.  Bank- 
agent. 

Ratibor. 
Suchsland,  Adolf.  Amtsrichter. 

Rechtenfleth  b/Bremen. 
.\llmers,  Hermann. 

Rehnsdorf  b/Elstra  (Sachsen). 
V.    Boxberg,    Georg,    Ritterguts- 
besitzer. 

Reichenbach  i'Schlesien. 
Freu,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

Reinbeck  b- Hamburg. 
Harms,  G.  H.  L.,  Schulrath  a.  D. 

Remagen  a/Rh. 
Linden,  Fräulein  Lina,  Pensionats- 
Vorsteherin. 

Remda  b/Jena. 
Reimann,  Thilo,  Fabrikant. 

Remilly  (Lothringen). 
Carlcbach,  Dr.  Ed.,  Notar. 

Rendsburg. 

Wassner,  Dr.  phil.  Julius.Gymasial- 
1  ehrer. 

Retzin  b/Priegnitz. 
zu  Putlitz,  Frau  Baronin. 

Reutlingen. 

Kusel,  Fräulein  Lucio. 


Rietberg  i/Westfalen. 
Tenge,      Friedrich,      Herrschafts- 
besitzer. 

Risstisaen  b  Ulm  a/D. 
Schenck   v.  Stauffenberg,   Dr.  Fr.,. 
Freiherr. 

Roda  i/S.-A. 
Knauth,  Amtsgerichtsrath. 

Rösrath  b/Cöln  a/Rh. 
Benfey,  Frau  Else,  geb.  Benfey. 

Rolandseck  a/Rhein. 
Schnitzler,  Frau  Amtsrichter  Robert. 

Rostock  i'Mecklenburg. 
Bechstein,  Dr.  Reinhold,  Professor^ 
Berlin,  Dr.  Rudolf,  Professor. 
Detharding,  Frau  Dr.  Henriette. 
Kipper,  Dr.  Julius,  Gymnasiallehrer. 
Müller,  Dr.  phil.  Walter. 
Stiller'sche  Hof-  und  Universitäts- 
Buchhandlung. 
Universitäts-Bibliothek,  Grossh. 
Voss,  Frau  Advokat. 
Wilbrandt,  Dr.  Adolf 

Rotenburg  i/Hannover. 
Boehrs,  Dr.  D.,  Kreisphysicus. 

Rudolstadt. 
Bibliothek,  Fürstl.  öffentliche. 

Ruhrort  a/Rh. 
de  Gruyter,  Albert. 
de  Gruvter,  Dr.  Walter,  Kaufmann, 

Satzkorn  b/ Potsdam. 
Brandhorst -Satzkorn,   W.,    Ritter- 
gutsbesitzer. 

Schkortleben  b/Weissenfels  a/S. 
Scharf  v.    Gauerstedt,    Ritterguts- 
besitzer. 
Scharf  v.  Gauerstedt,  Frau  .Adelaide, 

Schleiz. 

Paetz,  G.,  Kammerpräsident. 
Schleswig. 

Bergas,  Julius,  Buchhändler. 
Hoe'sche  Bibliothek. 

Schlettstadt. 

Kapff,  Dr.,  Stabsarzt. 

Schlobitten  i'üstpreussen. 
zu  Dohna,  Frau  Gräfin  Emmy. 


— h    47     ^- 


Schmalkalden. 

Fuckel,  Heinrich,  Kaufmann. 
Winter,Paul,Regierungsbaumeister. 

Schneidemühl. 

Thalheim,  ür.,  Gymnasialdirector. 
Schnepfenthal  b;  Wahhershausen. 
Ausfeld,    Dr.  Wilhelm,   Schulrath. 

Schönbach    b/Löbau  i/S. 
Rade,  M.,  Lic,  Pfarrer. 

Schönebeck  b/Magdeburg. 
Saahvächter,  Otto,    Fabrikbesitzer. 

Schönwerder  b/Dölitz  i/Pomm. 
V.  Bonin,   Frau,    geb.   v.  Zanthier. 

Schreitlangken  b/Willkischken 
i;Üstpreussen. 
Dressler,  Frau. 

Schulpforta. 
Kettner,  Dr.  Gustav,  Professor. 
Landesschule,  Königliche. 
Schreyer,  Dr.  Hermann,  Professor. 
Volkmann,    Dr.    Dietrich ,    Rector 

der  Landesschule. 
Zimmermann ,      Procurator     der 
Landesschule. 

Schwedt  a/O. 
Qjaehl  sen.,  Dr.  Otto. 
Zschau,     Dr.    Hermann,     Director 
des  Hohenzollern-Gymnasiums. 

Schweidnltz  i/Schl. 
Kletschke,  Landgerichtsrath. 

Schwerin  i/M. 
V.  Ledebur,  Freiherr,  Kammerherr, 

Intendant  des  Hoftheaters. 
Oldenburg,     Grossherzogl.    Ober- 

zolldirector. 
V.  Pritzbuer,    Friedrich,    stud.    jur. 

et  cam. 
Schröder,  13r.,  Regierungsrath. 

Seesen  a/Harz. 
Philippson,  Dr.  phil.  Emil,  Director 
der  Realschule. 

Seifersdorf  b/Radeberg  (Sachsen). 
V.  Brühl,  Gral  Carl. 

Siegen  i/W. 
Wieruszowski,  Alfred,  Amtsrichter. 


Soden  i/Taunus. 
Volger,   Dr.   G.    H.    Otto,    Natur- 
iorscher. 

Sondershausen. 

Rudde,  Regierungsrath. 

Laue,  Rath,  Oberbürgermeister. 

Springe  (Hannover). 
Kaufmann,  Karl,  Fabrikbesitzer. 

Stargard  i/ Pommern. 
Schröder,  Dr.,  Oberstabsarzt  L  Kl. 
und  Regimentsarzt. 

Stassfurt. 

Stengel,     Rudolf,     Fabrikbesitzer, 
Konsul  a.  D. 

Steglitz  b/Berlin. 

Dahms,  Dr.  Rud.,  Professor. 
Hoifmann,   Dr.   Otto,    Gymnasial- 
oberlehrer. 
Paulsen,   Dr.  Friedrich,   Professor. 
Progymnasium. 

Weber,  W.,  Oberbürgermeister  a.  D. 
Wendeler,  Dr.  Camillus. 

Stendal. 

Wendorff,    Landgerichts-Präsident. 

Stettin. 

Fleischmann,  H.,  Reg. -Referendar. 
Gerstäcker,  Otto,  Amtsgerichtsrath. 
Jobst,  R.,  Gymnasialoberlehrer. 
Keddig,  C.  A.,  Director. 
MutT,    Dr.,   Professor,   Gymnasial- 

director. 
Preusser,  Fräulein  Marie. 
Schleich,   Dr.   med.   Karl  Ludwig, 

Sanitätsrath. 
Steffen,  Frau  Dr.  Sanitätsrath  P. 
Weber,  Otto,  Landgerichtsrath. 

Stockach  i/ Baden. 
Ottendörfer,  Dr.  Hermann,   Ober- 
Amtsrichter. 

Stolp  (Pommern). 
Bibliothek  desKönigl.  Gymnasiums. 
Pickert,  W.,  Gymnasiallehrer  und 
Bibliothekar. 

Strasburg  W/Pr. 
Gymnasium,  Königliches. 

Strassburg  iE. 

Baumgarten,  Dr.   H.,  Professor. 
Budde,  Dr.  Karl,  Professor. 


-&^     48     >4— 


Strassburg  i/E. 
V.  Dursv,  Eugen,  kaiserl.  Ministerial- 

rath'. 
Dyck,  Dr.,  Franz. 
Henning,  R.,  Professor. 
Jacob,  Dr.  Carl. 

foseph,   Dr.  Eugen,    Privatdocent. 
Lorenz.  Frau  Major  Margarethe. 
Martin,  Dr.  E.,  Professor. 
Michaelis,  Dr.  Adolf,  Professor. 
Pavelt,  Olivier,  kais.  Ministerialrat!!. 
Roffhack,  Dr.  jur.,  Regierungsrath. 
Seminar    für    deutsche    Philologie 

an  der  Universität. 
Stilling,  Dr.  J.,  Professor. 
Trübner,  Karl  J.,  Buchhändler. 
Universitäts-    u.    Landesbibliothek, 

Kaiserliche. 
Varrentrapp,  Dr.  C,  Professor. 
Wetz,  Dr:,  Privatdocent. 
Weyer,  Dr.,  Landgerichtsrath. 
Ziegler,    Dr.  Theobald,   Professor. 

Strellentien  b/Lauenburg 
(Pommern). 
V.  Osterrost,  Gotthilf. 

Stuttgart. 

Abert,  Hofkapellmeister. 

Bacher,   Alexander,    Rechtsanwalt. 

Bauer,  Friedrich. 

Becher,  Fräulein  Emmy. 

V.  Berlichingen,   Freifrau   Melanie. 

Bibliothek,   Königliche   öffentliche. 

Bibliothek    der    Kgl.    Technischen 

Hochchule. 
Deahna,  Dr.,  prakt.  Arzt. 
Denison,  Louis,  Kaufmann. 
Donndorf,  A.,  Professor. 
Eisenlohr,  Karl. 

Gerok,  Dr.  Christof,  prakt.  Arzt. 
Gerschel,     Oscar,    Antiquar    und 

Buchhändler. 
Hartmann,  Dr.  Julius,  Professor. 
Klaiber,  Dr.  Julius,  Professor,  Ober- 

studienrath. 
V.  Klumpn,  Dr.  Otto,  Director. 
Krabbe,  C,  \'erlagsbuchhändler. 
Kröner,  Adolf,  Verlagsbuchhändler 

und  Commerziein-ath. 
Kürschner,  Joseph,  Professor,  Geh. 

Hofrath. 
Kurtz,  P.,  Buchhändler. 
Lang,  Dr.  Wilhelm. 
Liebmann,  Louis,  Bankier. 
Mayer,  Paul,  Regierungsrath. 


Stuttgart. 

Müller,  Carl. 

Müller,  Gustav,  Kaufmann. 

Müller-Palm,  Adolf,  Professor. 

Museums-Gesellschaft. 

Nast,  A.,  Buchhändler  (in  Firma 
Göschen'scheVerlagsbuchhdlg). 

Pichler,  Carl. 

Proelss,  Johannes,  Redacteur. 

Riecke,  Dr.  Karl,  Staatsrath. 

Rominger  jun.,  Nathanael. 

Rommel,  Dr.  Otto. 

Schall,  Dr.  Rieh.,  Rechtsanwalt. 

Schoenhardt,  Dr.,  Oberlandesge- 
richtsrath. 

Schott,  Frau  Amalie. 

Schulz,  F.  G.,  Commerzienrath. 

Siegle,  Gustav,  Geh.  Commerzien- 
rath. 

Spemann,  W.,  Verlagsbuchhändler. 

Steiner,  Dr.  K.,  Director,  Geh. 
Commerzienrath. 

Stockmaver,  M.  E.,  Rechtsanwalt. 

Straub,  Dr.  L.  W.,  Professor. 

Vetter,  Leo,  Kaufmann. 

Vischer,  Fräulein  Elise. 

V.  Westenholz,  Freiherr,  Dr.  Friedr. 

Zweifel-Heer,  Frau  Jetty. 

Tangerhütte  b/Magdeburg. 
V.  Arnim,  Frau  Marie. 
Kleinschmidt,  Hofrath. 

Tegernsee  (Oberbayern). 
Fawcett,  Ralpli. 

Tempelburg  (Pommern). 
Berg,  Karl,  Amtsrichter. 

Thalslein  b/Jena. 
V.   Tümpling,    Kaiserl.    Legations- 
rath  a.  D. 

Thann  i  Elsass. 
Curtius,  Dr.,  Kreisdirector. 

Thorn. 
Scheller,  Dr.,  Oberstabs-  und  Gar- 
nisonsarzt. 

Torgau. 

Pictsch,  Kgl.  Baurath. 

Trachenberg  (Sciilesien). 
V.  Hatzfeldt,  Frau  l'ürstin,  Durch- 
laucht, geb.  Gräfin  v.  Bencken- 
dorff,    Oberhofmeisterin   L   M. 
der  Kaiserin  Victoria. 


-4^    49    ^- 


Tübingen. 

Degenkolb,  Dr.,  Professor. 
Froriep,  Dr.  August,  Professor. 
Geib,  Frau  Professor  L. 
Geiger,     Dr.    Carl,    Universitäts- 
Bibliothekar. 
Holland,  Dr.  A\'.  L.,  Professor. 
Hüfner,  Dr.  G.,  Professor. 
Köstlin,  Dr.  Karl,  Professor. 
Neumann,  Dr.,  Professor. 
Oesterlen,  Dr.,  Professor. 
V.  Sigwart,  Dr.,  Professor. 
Spitta,  Dr.,  Professor. 
Strauch,  Dr.  Philipp,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 
Vöchting,  Dr.  H.,  Professor. 

Tussainen  b/Ragnit  (Ostpreussen). 
V.  Sanden,  Baron. 

Uetersen  (Holstein). 
V.  Rantzau,  Fräulein  Helene,  Stifts- 
dame. 

Ulm  a  D. 

Ulrich,    Gustav,     Bankier    (Firma 
Flesch  &  Ulrich). 

Unterneubrunn  b/ Eisfeld 
i/Thüringen. 
Härtung,  Dr.,  Stabsarzt  a.  D. 

Vegesack  b/ Bremen. 
Werry,  F.,  Real-Gymn. -Oberlehrer. 
Wilmanns,  Dr.  med.  Georg. 

Verden  a/AUer. 
Braun,  Landgerichtsdirector. 

Vieselbach. 

•Starke,  Dr.  med.,  Bezirksarzt. 

Voltersdorf  b/Freienvvalde 
i/Pommern. 
Kieckebusch,    Frau    Gertrud,    geb. 
Lüdeke. 

Waidenburg  i/Schlesien. 
Gothein,   Königlicher  Bergmeister. 

Wandsbeck. 

Gymnasium. 

Wartnicken  (Ostpreussen). 
Simon,  I-rau  Marie. 

Wehlau  (Ostpreussen). 
Moldaenke,  Gymnasiallelirer. 


Weil  bürg  a'Lahn. 
Bibliothek     der    Landwirthschafts- 
Schule. 

Weimar. 

Aberg,  Fräulein  V'.,  Landschafts- 
malerin. 

v.  Ahlefeldt-Dehn,  Baron  Louis. 

Anding,  Karl,  Kaufmann. 

Apelt,  Dr.  phil.  O.,  Professor. 

Aulhorn,  G.,  Rath. 

Aulhorn,  Max,  Major  a.  D. 

Baer,  Leopold,  Fabrikant. 

Beckwith,  Miss  K. 

Behrend,  Frau  Martha. 

Boas,  Frau  Dr.  E. 

Böhlau,  H.,  Verlagsbuchhändler. 

Böhlau,  Frau  Therese. 

V.  Bojanowski,    P..    Geh.  Hofrath. 

v.  Bothmer,  Graf  M.,  Kamnierherr 
S.  K.  H.  d.  Grossh.  v.  Sachsen. 

V.  Bothmer,  Gräfin  E.,  Staatsdame 
L  K.  H.  der  Frau  Erbgross- 
herzogin  von  Sachsen- Weimar. 

V.  Brederlow,  B.,  Oberst  z.  D. 

Brock,  Paul,  Hofschauspieler  und 
Ober-Regisseur. 

Bronsart  v.  Schellendorf,  Kammer- 
herr, General  -  Intendant  des 
Grossh.  Hoftheaters. 

Brüger,  E.,  Geh.  Justizrath. 

V.  Bülow,  Frau  Landrath,  geb.  v. 
Carlowitz. 

Burckhard,  Dr.  jur.  W.,  Geli.  Rath. 

Burkhardt,  Dr.  H.,  Archivdirector. 

V.  Bylandt-Rheydt,  Graf,  Ordon- 
nanz-Offizier Sr.  K.  H.  des 
Grossherzogs  von  Sachsen. 

V.  Conta,  Dr.'A.,  Geh.Medicinalrath. 

Cox,  Miss  Alice. 

Crüger,  G.,  Generallieutenant  z.  D., 
Excellenz. 

V.  Derenthall,  F.,  Geh.  Legations- 
rath,  Kgl.  preuss.  Gesandter, 
Excellenz. 

Dietrich,  Albert,  Bankier. 

V.  Donop,  Freiherr  Hugo,  Ober- 
hofmeister L  K.  H.  der  Frau 
Grossherzogin. 

Emminghaus,  Fräulein  Marie. 

Ernst,  H.,  Pfarrer. 

Francke,  Dr.  Otto,  Gymnasiallehrer. 

Franke,  Fräulein  Marie. 

V.  Freytag- Loringhoven ,  Freiin 
Maria. 


—4* 


0 


Weimar. 

V.  Frevtag -Loringhoven,  Freiin 
Mathilde. 

Y.  Fritsch,  Frau  Oberforstmeister, 
geb.  V.  Herda. 

Froriep,  Fräulein  Clara. 

V.  d.  Gabelentz-Linsingen,  Kammer- 
herr. 

Geister,  Carl,  Kaufmann. 

Genast,  Frau  Ministerialdirector  A. 

Gottschalk,  G.,  Rentier. 

Gray,  Frau  Jessie,  geb.  Isles. 

V.  Gross,  Dr.  R.,  Freiherr,  Wirkl. 
Geh.Rath,  Staatsminister,ExceIl. 

V.  Gross,  Freiin  Melanie,  Stiftsdame. 

Gutmann,  Georg,   Civil-Ingenieur. 

Guyet,  Dr.  A.,  Geh.  Staat'srath. 

V.  Hadeln,  H.,  Freiherr,  Hof- 
marschall. 

Hagen,  K.,  Kgl.  Pr;uss.  Major  z.  D. 

Halir,  K.,  Concertmeister. 

V.  Hannecken,  Fräulein  Minette. 

Hardtmutli,  Frau  Charlotte,  geb. 
Voelkel. 

V.  Helldorff,  Freiherr,  Kammerherr. 

von  der  Hellen,  Dr.  phil.  F^duard, 
Archivar  amGoethe-  u.  Schiller- 
Archiv. 

Herrig,  Dr.  Hans. 

Hertel,   Friedrich,   Hofphotograph. 

Hesse,  Dr.  B.,  General -Super- 
intendent, Geh.  Kirchenrath. 

Hofmann,  Gustav,  Rechtsanwalt. 

V.  Höltzke,  Baron  C,  Wirkl.  Geh. 
Rath,  Kaiserl.  Russischer  Mi- 
nisterresident, Excellenz. 

Hotzel,  Dr.  med.  A. 

Hufeland,  Fräulein  Louise,  Stifts- 
dame. 

Hummel,  Karl,  Professor. 

Hunnius,  Dr.  jur.  Joh.,  Finanzrath. 

Huschke,  A.,  Hofbuchhändler. 

Jenicke,  Fräulein  H.,  Hofschau- 
spielerin. 

V.  Joukowsky,  F.,  Freiherr,  Maler, 

Isles,  Miss  Alison. 

V.  Kaufmann,  Ludwig,  Rentier. 

Keil,  Dr.  Robert,  Rechtsanwalt. 

Kohl ,  Ernst ,  Eisenbahndirector, 
Baurath. 

Köhler,  Dr.  Reinhold,  Ober- 
Bibliothekar. 

Kramsta,  Frau  Maria. 

Krause,  O.,  Kanzleirath. 

Krieger,  Fräulein  Karoline. 


Weimar. 

Kriesche,  Fl,  Baurath. 

Küchling,  Robert,  Sekretär  L  K.  H. 

der    Frau    Grossherzogin    von 

Sachsen. 
Kuhn,  Dr.  jur.  K.,  Geh.  Regierungs- 

rath. 
Kuhn,  O.,  Geh.  Finanzrath. 
Lämmerhirt,  Dr.  phil.  Gustav. 
Langenberg,  Fritz,  Hotelier. 
Lassen,    Dr.    Eduard,    Hofkapell- 

meister. 
V.  Loen,  Freifrau  Marie,  Excellenz. 
Loring,  Frau  S.,  Rentiere. 
Mardersteig,  A.,  Rechtsanwalt. 
Martiny,  Fr.,  Eisenbahn-Maschinen- 

Inspector. 
Matthes,   Dr.   P.,  Geh.    Medicinal- 

rath. 
Meisezahl,    Friedr.,    Steueraufseher 

a.  D. 
Mensing,  Wilhelm,  Privatier. 
Merian-Genast,  Dr.  Hans. 
Meurer,  Dr.  H.,  Professor. 
V.  Milde,  F.,  Kammersänger. 
V.  Minckwitz,    Wirkl.    Geh.    Rath, 

Kgl.  Sachs.   Gesandter,   Excell. 
Mirus,    Dr.    A.,    Gerichts-Assessor 

a.  D.,  Schriftsteller. 
V.  Montault,  Frau  Gräfin  A.,  geb. 

Freiin  v.  Rothkirch. 
Moritz,   Dr.  jur.  R.,   Commerzien- 

rath. 
Morris,  Miss  Helen  B. 
Müller,  Theodor,  Hofjuwelier. 
Müller-Hartung,    Karl,    Professor, 

Hofrath,   Director   der  Grossh. 

Musikscliule. 
v.  Müller-Schubert,  Frau  Baronin, 

geb.  Gräfin  v.  Bothmer. 
Neuffer,  Dagobert,  Hofschauspieler. 
V.  Nostiz,  Major  a.  D.,  Kammerherr. 

Obrist,  Aloys. 

Obrist-Grant-DutT,  Frau  A.  J. 
Oelschläger,  Dr.  phil.  Hermann, 
v.   Palezieux  -  Falconnet ,      Obrist- 

lieutenant    und    Flügeladjutant. 
Panse,  A.,  Oberst  z.  D. 
Panse,  Frau  Oberst. 
V.  Pappenheim,  Fräulein  Julie. 
Pease,  Frau  Marv  F. 
Pfeiffer,    Dr.  Ludwig,  Geh.  Medi- 

cinalrath. 
Philipps,  Miss  M.  A. 
V.  Poellnitz,    Frau  Hauptmann  G. 


-&*     5^     ^— 


Weimar. 

Preller,  Frau  Professor. 
Rasch,  Hermann,  Buchhändler. 
Rassow,  Dr.,  Geh.  Oberschulrath, 

Geh.  Hofrath. 
Reuter,  Fräulein  Lilly. 
V.  Richthofen,  Freifrau  K. 
Ritter,  Dr.,  Professor,  Director  des 

Sophienstifts. 
Rothe,  K.,  Geh.  Regierungsrath. 
V.  Rott,  Fräulein  Amelie. 
Rottmann,  A.,  Rentier. 
Ruickoldt,  Dr.  med.  W.,  prakt.  Arzt. 
Ruland,    Dr.    C.,    Geh.    Hofrath, 

Director  des  Grossherzoglichen 

Museums     und     des     Goethe- 

Xational-Museums. 

Sältzer,  O.,  Geh.  Hofrath. 

zu  Savn  -  Wittgenstein  -  Berleburg, 
Prinz  Otto,  Major  und  Flügel- 
adjutant, Durchlaucht. 

V.  Scheffler,  Dr.  phil.  Ludwig, 
Privatgelehrter. 

Schenk,Dr.E.,Staatsrath,Ministerial- 
Director. 

Schmidt,FrauEisenbahnbaudirector. 

Scholl,  Fräulein  Louise. 

Schomburg,   Dr.,    Geh.  Staatsrath. 

Schubert,  Dr.  phil.  O.,  Professor, 
Gymnasiallehrer. 

Schütz,  Frau  Rath  W. 

Schwabe,  Dr.  B.,  Oberstabsarzt. 

V.  Schwendler,  Fräulein  E. 

Schwier,  K.,  Photograph. 

V.  Seckendorff  -  Aberdar,  Freiherr, 
Major  u.  Bezirks-Commandeur. 

Slevogt,  Dr.  K.,  Geh.  Reg.-Rath. 

Sophienstift. 

Sörgel,  Dr.  A.,   Institutsvorsteher. 

StapfF,  A.,  Rechtsanwalt. 

Stier,    Paul,   Geh.  Regierungsrath. 

Stollberg,  J.,  Geh.  Finanzrath. 

V.  Strauch,  \\'.,  Oberlandjäger- 
meister. 

Streichhan,  Fräulein  A. 

Suphan,  Dr.  Bernhard,  Professor, 
Director  des  Goethe -Schiller- 
Archivs. 

Thelemann,  Ludwig,  Buchhändler. 

V.  Thüna,  Dr.  Freiherr,  Bezirks- 
director  a.  D. 

Tiedemann,  H.,  Generalagent  der 
Leipziger  Feuer-Versicherungs- 
Anstalt. 

Tietze,  Hermann,  stud.  ehem. 


Weimar. 

Trümpier,  Frau  Anna. 

V.  Viebahn,  Major. 

Vinkhuyzen,  A.,  Kapitänlieutenant 
zur  See  a.  D.,  Sekretär  L  K.  H. 
der  Frau  Grossherzogin  von 
Sachsen. 

Voigt,  Heinr.,  Verlagsbuchhändler. 

VolTert,  H.,  Geh.  Staatsrath. 

Vulpius,  Fräulein  Helene. 

Wächter,  Frau  Justizrath  Bertha. 

Wähle,  Dr.  Julius. 

V.  Wasmer,  Fräulein  D. 

V.  Wasmer,  Fräulein  L. 

V.  Watzdorff,  Fräulein  A.,  Staats- 
dame. 

V.  Wedel,  Graf  O.,  Ober- Hof- 
marschall. 

Weniger,  Dr.  L.,  Professor,  Hof- 
rath, Gymnasialdirector. 

Weniger,  Fräulein  Elisabeth. 

Wülcker,  Dr.  Ernst,  Grossherzogl. 
Archivar. 

V.  Wurmb,  Frau  E.,  geb.  Gräfin 
V.  Bothmer. 

V.  Zedlitz,  Frau  Oberhofmeister, 
Excellenz. 

V.  Zobel,  Geh.  Rath  a.  D. 

Zschuppe,  Arno,  Redacteur. 

Weinheim  (Baden). 
Goebel,  Dr.  phil.,  Gymnasiallehrer. 

Weissenfeis  a/S. 
V.  Frangois,  Fräulein  Luise. 

Wernigerode. 
Henkel,  Dr.,  Professor,  Gymnasial- 
director a.  D. 
zu    Stolberg -Wernigerode,    Fürst 
Otto,  Durchlaucht. 

Westend  b/ Charlottenburg. 
Werckmeister,  Frau  Dr.  Elisabeth. 
Werckmeister,  Frau  Emie. 

Wetzlar. 

Hettler,  Eugen,  Kaufmann. 

Wiehe. 
Krewel,  Amtsrichter. 

Wiesbaden. 
Bickel,  Dr.  Gustav,  pract.  Arzt. 
Cohn,  Dr.  Max,  Sanitätsrath. 
Ebers,  Dr.  Georg,  Professor. 
Frank,  Dr.  Georg,  Docent. 


— ^    52    +f— 


Wiesbaden. 

Fresenius,  Dr.  R.,  Professor,  Geh. 

Hofrath. 
Freudentheil,  Dr.,  Sanitätsrath. 
Guttmann,  Rechtsanwalt. 
Kinkel,  Frau  A. 
Koch,  August. 
Konopacka,  Fräulein  Anna. 
Meissner,  Dr.  Carl,  Professor. 
Pfaft"- Beringer,  Otto. 
Pfeiffer,  Dr.  Emil. 
Preyer,   Frau  Adele,   geb.   Kutter. 
Robert,  Fräulein  Anna. 
Schieiden,  Fräulein  Eleonore. 
Scholz,  Dr.  G. 
Seehaus,  Dr.  phil.  Adolf. 
V.  Woehrmann,  Baron. 

Wilhelmshaven. 

Darmer,  Korvetten-Kapitän. 

Wittenberg. 

Guhrauer,  Gyninasialdirector. 

Wittstock  i  Mark. 
Plessner,  Amtsrichter. 

Wohlau  i/Schl. 
Arlt,  Albrecht,  Gymnasiallehrer. 

Wolfenbüttel. 

Schüddekopf,    Dr.   Carl,   Assistent 
der  Kgl.  Bibliothek. 

Worms. 

V.  Hevl,  Major. 

Heyl  zu  Herrnsheim,  Freiherr. 

Reinhart,  Frau  Nicolaus. 


Wülfel  b;Hannover. 

Oehlmann,  Ad..  Apotheker. 
Wundlacken  i/Ostpreussen. 

zu  Dohna,  Frau  Gräfin  Gertrud. 
Würzburg. 

V.  Lexer,  Dr.  Matthias,  Professor. 

Prym,  Dr.  Friedrich,  Professor. 

Roetteken,  Dr.  H.,  Privatdocent. 

Schönborn,    Dr.,    Professor,    Geh. 
Medicinalrath. 

Stahel,  Oscar,  Kgl.  Hof-  und  Ver- 
lags-Buchhändler. 

Universitäts-Bibliothek,  Königliche. 

\'olkelt,   Dr.  Johannes,    Professor. 

Zerbst. 

Historischer  Leseverein. 

Zittau  i/Sachsen. 
Franz,OscarWilhelni,Amtsgerichts- 

rath. 
Ginsberg,    Ludwig,    Commerzien- 

rath. 
Güttich,  C. 
Stadt-Bibliothek,  öffentliche. 

Zschopau. 

Raschke,  F.  A.,  Buchhändler. 

Zweibrücken  (Rheinpfalz). 
Henigst,  Oscar,  Kaufmann. 

Zwickau. 

Becker,  Erwin  Joh.,  stud.  phil. 
Goethe -Verein. 

Kellner,  Dr.  phil.  H.  C,  Professor 
und  Gyninasial-Oberlehrer. 


ÖSTERREICH -UNGARN. 


Baden  b/Wien. 

Hallenstein,  Conr..  K.  K.  Hof- 
schauspieler i/P. 

Landes-,  Real-  und  Ober-Gvm- 
nasium,Nieder-Österreichisches. 

Rollet,  Dr.  Hermann,  Stadtarchi- 
var und  Museums-Custos. 

Bielitz  i/Östr.  Schlesien. 

Prem,  Dr.  S.  M.,  Prof.  an  d.  K.  K. 
Staatsgewerbeschule. 

Brunn  a/Gebirge  b/Wien. 
Steiner,  Rudolf,  Schriftsteller. 


Budapest. 

Elischer,  B. 

Hauer,    Franz,   K.    ungar.    Haupt- 

zollamts-Oberofffzial. 
Heinrich,  Dr.  Gustav,  Professor. 

Czernowitz. 

Gymnasium,  K.  K. 

Hilberg,  Dr.   f.,  Professor. 

Paschkis,  Dr.  Moritz,  Advocat  und 
Rechtsconsulent. 

Styrcea,  Victor,  Freiherr,  Gutsbe- 
sitzer, Reichsrathsabgeordneter. 

Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Walter,  Richard,  Fabrikant. 


-•f^     53     ^— 


Döbling  b/Wien. 

V.  Gionima,  Eugen,  Landgerichts- 
rath. 

Gaya  (Mähren). 
Koch,    Dr.    Carl,     Advocat    und 
Bürgermeister. 

Gleichenberg  (Steiermark). 
V.  Hausen,  Frau  Bertha. 

Graz. 

Adamek,  Dr.  Otto,  Professor. 

V.  Attenis,  Dr.,  Graf  Ignaz. 

V.  .*\ttems,  Frau  Gräfin  Rosa. 

V.  Gnad,  Dr.  Ernst,  Ritter,  K.  K. 
Landesschulinspector,   Hofraih. 

Hofmann,  Dr.  Karl  B.,  Professor. 

Landes-Bibliothek,Steiermärkische. 

Landes-Oberrealschule. 

Mack,  Fräulein  Marianne. 

Neuhold,  Franz,  Bankier. 

Philologen  -Verein ,   Akademischer. 

Potpeschnigg,  Dr.  Joseph,  Advocat. 

Schauenstein,  Dr.  Adolf,  Professor. 

Schnabel,  Dr.  Isidor,  Professor. 

Schönbach,  Dr.  Arnold  F.,  Pro- 
fessor, Regierungsrath. 

Seminar  für  deutsche  Philologie  an 
derK.K.  Karl-Franz-Universität. 

Seuti'ert,    Dr.  Bernhard,  Professor. 

Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Gries  b/Bozen  (Tirol). 
Jansen,  Dr.  phil.  A.,  Professor. 

Güns  in  Ungarn. 
V.  Hornau,    Ritter,   Karl    Gerbert, 
K.    K.    Hauptmann,    Professor 
an  der  Militär-Unter-Realschule. 

Hermannstadt. 

Baron  Samuel  v.  Brukenthal'sches 
Museum. 

Jaworzno  (Galizien). 

Stein,  Ernst  Eduard,  General- 
sekretär. 

Innsbruck  riyrol). 
(jymnasium,  K.  K. 
Loewit,  Dr.  Moritz,  Professor. 
Wackerneil,  Dr.  Jos.  F.,  Professor. 

Klagenfurt  (Kärnthen). 
Rauscher  v.  Stainberg,  Ernst. 


Krakau. 

Creizenach,  Dr.  Wilhelm,  Professor, 
v.  Gorski,  Dr.  Konstantin. 
Seminar,    germanistisches    an    der 
K.  K.  Universität. 

Krumpendorf  b/Klagenfurt. 
Rauscher  v.  Stainberg,  Eduard. 

Leitmeritz  i/Böhmen. 
Lehrerbibliothek  des  K.  K.  Staats- 

Obergymnasiums. 

Lemberg. 

Seminar  für  deutsche  Philologie. 
Werner,  Arnold,  Kaufmann. 
Werner,   Dr.  Richard  Maria,   Pro- 
fessor. 

Linz  (Ober-Österreich). 
Nicoladoni,  Dr.  A.,  Hof-  und  Ge- 
richts-Advocat. 

Matzen  b/Brixlegg  (Tirol). 
Lipperheide,    Franz,    Verlagsbuch- 
händler aus  Berlin. 

Miskolcz  (Ungarn). 
Popper,    Dr.    Josef,   Director    der 
allgemeinen  Hospitale. 

Neubistritz  b/Neuhaus  (Böhmen). 
V.  Steun,  Frau  Therese,  geb.  v.  Po- 
mian-Dziembowska. 

Neu-Hietzing  b/Wien. 
Funke,    Hans  Simon,  Pharmaceut. 

Neusatz  (Ungarn). 
Savic,  Dr.  Milan,  Schriftsteller. 

Oberdöbling  b/Wien. 
Bettelheim,  Dr.  Anton, Schriftsteller. 

Obermais  b/Meran  (Tirol). 
V.  Biegeleben,  Frau  Auguste,  geb. 
Buhr. 

Olmütz. 
Staats-Gymnasium,  Deutsches. 
V.  Zierotin,  Frau  Gräfin  Ernestine. 

Palast  (Ungarn). 
Monter  Comitat. 
Reitzes,  Fräulein  Gisela. 
Prag. 

Becke,  Frau  Professor  Wiihelmine. 

Hatschek,  Dr.  Berthold,  Professor 

der     Zoologie    an    der    K.    K. 

Universität. 


— 1^     54    ^— 


Prag. 

Hauffen,  Dr.  Adolf,  Docent  an  der 

deutschen  Universität. 
Hruschka,  Alois,  Professor. 
Keindl,  Ottomar,  General-Agent. 
Krauss,  Dr.  phil.  Ernst,  Privatdocent. 
Lambel,  Dr.  Hans,  Professor. 
Lese-  und  Rede-Halle  der  Deutschen 

Studenten  in  Prag. 
Pick,  Dr.  Arnold,  Professor. 
Rabl,  Dr.  C,  Professor. 
Sauer,  Dr.  August,  Professor. 
Seminar   für   deutsche    Philologie. 
Toischer,  Dr.  Wendelin,  Professor. 
Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 
Urban,  Dr.  Karl. 
V.  Zdekauer,  Frau  Anna,  geb.  Artus. 

Ranshofen  (Über-Österreich). 
Wertheimer,  Frau  Franziska. 
Ravelsbach  (Nieder-Österreich). 
Slaby,  Engelbert,  Volksschullehrer. 

Rzeszöw  (Galizien). 
Wessely,  Gustav,  Bankbeamter. 

Salzburg. 

Jäger,  Dr.  Anton,  Hof-  und  Gerichts- 

advocat. 
Werner,  Alexander,  Civilingenieur. 

Scheibbs  (Nieder-Österreich). 
Baumeister,  Johann,  K.  K.  Bezirks- 
richter. 

Slawathen,  Post  Zlabings,  Mähren. 
Holzmann,  Dr.  Milch. 

Szczakora  (Galizien). 
Pick,  Frau  Dr.  Ottilie. 

Tarnopol  (Galizien). 
Glovvacki,  Felix,  Gymnasiallehrer. 

Schloss  Tribuswinkel 

b/Baden  b/Wien. 
Q.uirini,FrauHermine,  geb. Boreken- 
stein. 

Unter  St.  Veit  b/Wien. 
1-lesch,  Friedrich. 

Warnsdorf  (Böhmen). 
Thiele,  Adolf,  Fabrikant. 

Weissenbach  a/d.  Enns 
(Steiermark). 
Sauerländer.  Walter. 


Weisskirchen  i  Mähren. 
Staats-Gymnasium. 

Wien. 

Adler,  l'rau  Emma. 

Altmann,  Mitglied  des  Burgtheaters. 
V.  Andrian-Werburg,   Baron   Fer- 
dinand. 

V.  Arenberg,  Prinz  Joseph,  Durch- 
laucht. 

Barsescu,    Fräulein   Agathe,    Mit- 
glied des  Burgtheaters. 

Basslinger,  Dr.  med.  Ignaz. 

Bauer,  Moritz,  Director  des  Wiener 
Bankvereins. 

Beer,  Dr.  A.,    Professor,   Hofrath. 

Beer,  Dr.  med.  Theodor. 

Benndorf,  Dr.Ü.,  Professor,Hofrath. 

Berl,  Richard. 

Bibliothek  der  K.K.  Theresianischen 
Akademie. 

Bibliothek  des  K.  K.  Staats-Gym- 
nasiums im  Vni.  Bezirke. 

Blume,  Dr.  Ludwig,  Professor. 

Boschan,  Wilh.,  Kaiserl.  Rath. 

Brandeis,  Arthur,  stud.  phil. 

Breuer,  Dr.  Josef,  Arzt. 

Bruch,    Dr.    Hermann,    Hof-    und 
Gerichts-Advocat. 

Brunnenmeister,  Dr.  E.,  Professor 
des  Strafrechts. 

Chrobak,  Frau  Professor  Nelly. 

Club,  Wissenschaftlicher. 

Daubrawa,  Dr.  Alfred. 

Demelius,  Frau  Hofrath  Ottilie. 

üemuth,  Theodor    (Firma  Gerold 
&  Comp.,  Buchhandlung;. 

V.    Egger -Möllwald,    Dr.    Alois, 
Ritter,  K.  K.  Regierungsrath. 

Eissler,  Arthur. 

Faber,  Frau  Bertha. 

Federn,  Dr.  S. 

V.  Feifalik,   Ritter  Hugo,    Hofrath 
und  Sekretär  Ihrer  Majestät  der 
Kaiserin. 
Feinberg,  Frau  Anna. 

Figdor,  W. 

V.  Fleischl,  Frau  Ida. 

Frankl,   Emil,   cand.   jur.   a.  d,  K. 

K.  Universität. 
Freund,  Theophil. 
Frick,  \V.,  K.K.  Hofbuchhandlung. 

Gaber,  Dr.  Karl,  Auskultant. 
Gerold ,    Friedrich ,    Verlagsbuch- 
händler. 


-^     55     ♦4- 


Wien. 

Gilhofer  iv  Ranschburg,  Buchhdlg. 

Ginzberger,  T. 

Glaser ,    Frau    Geh.    Ratlis  -Wwe. 

Wilhelmine,  Excellenz. 
Goetheverein,  Wiener. 
Göttmann,     Karl,      Scriptor     der 

Kaiscrl.  Hofbibliothek. 
Goldschmidt,  Fräulein  Anita. 
Gomperz,  Dr.  Theodor,  Professor. 
Guglia,  Dr.  E.,  Professor. 

V.  Hartel,  Ritter,  Dr.  W.,  Professor, 
K.  K.  Hofrath. 

Hartmann,  Ernst,  Hofschauspieler 
und  Regisseur. 

Heinzel,  Dr.  Richard,  Professor. 

V.  Hess-Diller,  Freiherr. 

Heuberger,  Richard,  Musiker. 

V.  Hochwart,  Dr.  Ludwig  August 
Frankl,  Ritter. 

Hofbibliothek,  Kaiserl.  Königl. 

Hofmann,  Dr.  med.  Julius,  Hofrath. 

v.Hohenbruck,  Frau  BaroninPrisca. 

Hörn,  Joseph. 

V.  Hoyos,  Graf  Rudolf. 

Jettel,  Dr.  Emil,  Sectionsrath  im 
Ministerium  des  Äussern. 

Kalbeck,  Dr.  Max,  Schriftsteller. 

V.  Kinsky,  Fürst  Ferdinand,  Durch- 
laucht. 

V.  Kinskv,  Frau  Fürstin  Marie, 
Durchlaucht. 

Koenig,  Rudolf. 

Konegen,  Karl,  Buchhändler. 

Krastel,  Fritz,  Hofschauspieler. 

Kunn,  Dr.  med.  Karl  Gustav. 

V.  Lanckorönski,  Dr.,  Graf  Carl. 

Langer,  Frau  Irma. 

Lehrerbibliothek  des  K.  K.  Staats- 
Gymnasiums  im  IL  Bezirke. 

Lewinsky,  Josef,  Hofschauspieler 
und  Regisseur. 

Lichtenstadt,  Dr. Siegmund,  Kaiserl. 
Rath. 

V.  Lützow,  Dr.  C.,  Professor. 

Mayer,  Dr.  phil.  Arnold. 

V.  Merey,  Alexander,  Wirkl.  Geh. 
Rath,  Sectionschef  im  Reichs- 
Finanzministerium,  Excellenz. 

Minor,  Dr.  Jakob,  Professor. 

NathorfF,  F'ugen,  Bankier. 
Natter,  Heinrich,  Bildhauer. 
Neumann,  Karl. 

Oppenheim,  Josef,  Redacteur. 


Wien. 

Ortony,  Alexander. 
Pinder,  Rittmeister. 
Plutzar,  Dr.  Ernst,  Hof-  und  Ge- 

richts-Advocat. 
V.  Popper-Castrone,  Frau  Baronin 

Blanche. 
Porubszky,   Frau    Oberkirchenrath 

Bertha. 
Poschacher ,     Frau    Louise,    geb. 

Ried. 

Reiter,  Dr.  Siegfried,   Prof.  Cand. 

Richter,  Fräulein  Helene. 

Ried,  Fräulein  Minka. 

Rieger,  Dr.  Karl,  Professor. 

Robert,  Emerich,   Hofschauspieler. 

Rösche,  Hermann,  Ober-Ingenieur 
der  K.  F.  Nordbahn. 

Rosenthal,  Bernhard,  Bankier. 

Russ,  Dr.  Victor,  Gutsbesitzer, 
Mitglied  des  Abgeordneten- 
hauses. 

Russo,  Isidor. 

zu  Salm  -  Lichtenstein  ,  Fürstin, 
Durchlaucht. 

Sauerlaender,  Joh.  Jacob. 

V.  Schenck ,  Baron  Dr.  Joseph, 
K.  K.  Ministerial-Concipist  im 
Finanzministerium. 

Schiff,  Frau  Lina. 

V.  Schneider,  Dr.  Robert,  Ritter, 
Gustos  der  Kaiserl.  Antiken- 
sammlung. 

Scholz,  J.,  Erzherzogl.  Sekretär 
und  Bevollmächtigter. 

Schoendorf,  Sigmund,  Ingenieur. 

Schöne,  Hermann,  Hofschauspieler. 

Schröer,  Dr.  K.  J.,  Professor. 

Schulz  V.  Strasznitzki,  Dr.  Johann, 
Sektionsrath  im  K.  K.  österr. 
Ackerbau-Ministerium. 

Schwab,  Albert,  cand.  jur. 

Seegen,  Dr.  Joseph,  Professor. 

Seidel,  Ludwig,  Buchhändler. 

Seminar  für  deutsche  Philologie 
an  der  K.  K.  Universität. 

Senigaglia,  Lionello,  Professor. 

V.  Sizzo-Noris,  Frau  Gräfin  Mario. 

V.  Skene,  Louis. 

V.  Sonnenthal,  Ritter  Adolf,  Hof- 
schauspieler und  Regisseur. 

Speidel,  Dr.  Ludwig,  Schriftsteller. 

V.  Spiegl,  Edgar,  Chefredacteur. 

Standthartner,  Dr.  J.,  Primarius. 

Streicher,  Frau  Karoline. 


—4»     5^    *€•- 


Wien. 

V.  Stremayr,  Dr.  Karl,  Minister 
a.  D.,  Präsident  des  K.  K. 
Obersten  Gerichts-  und  Kassa- 
tionshofes, Excellenz. 

Thimig,  Hugo,  Hofschauspieler. 

V.  Trauschenfels,  Dr.  Eugen,  über- 
kirchenrath. 

ilnger,  Dr.  Josef,  Prof.,  Minister 
a.  D.,  Präsident  des  Reichs- 
gerichts, Wirkl.  Geh.  Rath,  Ex- 
cellenz. 

Universitäts-Bibliothek,  K.  K. 

Walzel,  Dr.  phil.  O.  F. 

V.  Warton,  Edler.  Dr.  Jakob. 

V.  Weilen,   Ritter    Dr.   Alexander. 

V.  Weiss-Starkenfels,  Freiherr  Al- 
iens, K.  K.  Minist. -Vice-Sekretär 
im  Ackerbau-Ministerium. 


Wien. 

Weiss  V.  Tessbach,  Ritter  Adolf,. 
Hörer  der  Rechte. 

Weiss  V.  W'ellenstein,  Frau  Stefanie. 

Wickhoff,  Dr.  Franz,  Professor. 

Wollheim,  Oskar,  stud.  jur. 

Wolter,  Frau  Charlotte,  K.  K.  Hof- 
schauspielerin. 

Zweybrück,  Dr.  Franz. 

Zwierzina,  Dr.  phil.  Konrad. 

Wiener-Neustadt. 

N.-Ö.  Landes-Oberreal-  und  Fach- 
schule für  Maschinenwesen. 

Schloss  Zalaber 

Südbahnstation  Szt.  Jöan  (Ungarn). 
V.  Gutmann-Gelse,  Frau  Laczi,  geb. 
Rosa  Klein. 


SCHWEIZ. 


Äarau. 

Kantons  -  Bibliothek,    .\argauische. 

Basel. 

Burckhardt,  Dr.  jur.  C.,  Rathsherr. 
Kögel,  Dr.  Rud.,  Professor. 
Lese-Gesellschaft. 
Sulger,  Emil,  stud.  phil. 
Thommen,  Dr.  phil.  Rudolph. 
Volkland,     Dr.     Alfred,     Kapell- 
meister. 
Wackernagel,  Dr.  R.,  Stadtarchivar. 

Bern. 

Hirzel,  Dr.  Ludwig,  Professor. 
König,  Dr.  K.  G.,  Professor. 
Stadtbibliothek. 

Frauenfeld. 

Linnekogel,  Otto,  Fabrikbesitzer. 

Freiburg. 

Streitberg,  Dr.  W.,  Professor. 

Genf. 

Beard,  Ernst  Alfred,  Privatier. 
Bouvier,     Bernard    H.,     Professor 

an  der  Universität. 
Soret,  J.  Louis. 

Hottingen  b/Zürich. 
Roncr,   foh.,  Rector. 


Kilchberg  b/Zürich. 
Meyer,  Dr.  Conrad  Ferdinand. 

Lausanne. 

Cart,  Dr.  William,  Professor. 

Montreux. 

Günther,  Fräulein  Helene,  Lehrerin. 

Mornex  b/Genf. 

Waldthausen ,    Justus ,    Kaufmann 
und  Hotelbesitzer. 

Rappersweil  (Canton  St.  Gallen). 
Bertheau,  Dr.  F.,  Spinnereibesitzer. 

Solothurn. 

Cantons-Bibliothek. 

St.  Gallen. 

Stadt-Bibliothek  (Vadiania). 

Teufen  (Canton  Appenzell). 
Roth,  Dr.,  prakt.  Ar/.t. 

Winterthur. 

Stadt-Bibliothek. 


—^     57     ^- 


Zürich. 

Baechtold,  Dr.  J.,  Professor. 
Blümner,  Dr.  Hugo,  Professor. 
Bodmer,  Hans,  stud.  phil. 
Hirzel,  Paul,  Schulpräsident. 
Koch,  Wilh.,  Eisengiessereibesitzer. 
Roner,  Joh.,  Rector  der  Gewerbe- 
schule. 


Zürich. 

Schoeller,  Rudolf. 

Tobler,Leonhard,  Alt-Obergerichts- 
schreiber. 

Vögeli-Bodmer,  A.,  Oberst. 
Widmer,  C,  Director  der  Schweiz. 
Rentenanstalt. 


BELGIEN. 


Antwerpen. 


Rooses,    Max,     Conservateur    du 
Musee  Plantin. 

Brüssel. 

Caratheodory-Efendi,  Kaiserl.  Tür- 
kischer Gesandter,  Excellenz. 


Brüssel. 

Gevaert,  Franz  Aug.,  Professor, 
Directeur  du  Conservatoire 
Royal  de  Musique. 

V.  "Villeneuve,  Graf,  Excellenz. 

Wieniawski,  Frau  Melanie. 


DÄNEMARK. 

Kopenhagen. 

Bibliothek,  Grosse  Königliche.  i    Schmidt,  Rudolf,  Schriftsteller. 

Hansen,  P.,  Professor.  j   Scholl,  Rob.,  Kais.  General-Consul. 

Hansen,  S.,  Buchhalter.  I    \\'immer,  Dr.  Ludwig,  Professor. 


FRANKREICH. 


Mentone  (Südfrankreich). 
Zitelmann,  Konrad.  Schriftsteller. 

Paris. 

Andler,  Charles. 

Barine,  Arvede. 

Bondy,  A.  E.,  Bankbeamter. 

Ecole  Normale  Superieure. 

Goldschmid,  Eugene. 


Paris. 

Goldschmidt,  Leopold,  Bankier. 
Horsfall,  Charles. 
Kapferer,  Fräulein  Anna. 
Mendel,  Mme.  Henry. 
Saling,  Jacques,  Professor. 

Sens  a/Yonne. 
Legras,  Jules,  Professor. 


GRIECHENLAND. 

Piraeus- Athen. 

Lüders,  Dr.  Otto,  Kaiserl.  Geh.  Regierungsrath  und  General-Consul 


GROSSßRlTANNIEN. 


Bowdon  b/Manchester. 
Güterbock,  .Alfred. 

Carlisle. 

Woolley,  Miss  11.  M. 

GoKTHE-jAlIRiaClI    -XII. 


Cambridge. 

Breul,   Dr.   phil.  Karl,    Docent   an 
der  Universität. 

Cravenhurst  b/London. 
Flügel,  Charles,  Rentier. 


i8     ^- 


Edinburgh 

Schlapp,  Otto. 

Glasgow. 

Rottcnbui'ü;,    Hritz   (Firma  Leisler, 

Bock  (:5c  Co.). 
Rottenburg,   Paul. 

London. 

Armbruster,  Carl,  Kapellmeister. 

Behrens,  A. 

Broicher,  Fritz. 

Freund,  Max,  Kaul'mann. 

Holzmann,  Dr.  Moritz. 

Lew,  Frau  Anna. 

Schlesinger,  Henrv,  Reatier. 

Squire,  Lionel  R.  L. 

Stern.  James,  Bankier. 


Manchester. 

Bibliothek  der  Manchester  Goethe- 
Society. 
Bibliothek  des  *.)\vens-College. 
Schiller- Anstalt. 

Newcastle. 

Merz,  Dr.  Theodor. 
Seaman-Owen. 

Northhallerton  ( Vorkshire). 
Warner.  Henrv. 

Oxford. 
Bodleian  Library. 
Taylor  Institution. 

Sheffield. 

Tooke,  Miss  Frances  Ellen. 


I  T  A  L  I  H  N. 


Florenz. 

Bibliüteca  Nazionale  Centrale. 
Hildebrand,  Adolf,  Bildhauer. 
V.    Liphart,    Baron,    Karl   Eduard. 
V.  Xoldc.   Baron  Wilhelm. 

Genua. 

Bamberg,  Dr.Feli.x,  General -Consui 
des  deutschen  Reichs. 

Neapel. 

Aselmever,    Julius,    Präsident    der 

deutschen  Gemeinde. 
Aselmever,  Karl,  kaiserl.  deutscher 

\'ice-Consul. 

urguignon,  .\ 

der  Niederlande. 
Dohrn,  Dr.  Anton,  Professor. 
Kellner,    August,    Kgl.    danischer 

\'ice-Consul. 


Neapel 

MeuricotiVe,  Frau  John. 
Wissenschaftlicher  Lesezirkel. 

Pisa. 

Weil,   J.,     Professor    an   der    Uni- 
\-ersitat. 

Rom. 

Dausch,     Konstantin,      Profe.ssor, 

Bildhauer, 
(iuerrieri- Gonzaga,      Frau     Mar- 

chesa  E. 
Hüffer,  Wilhelm. 
Mengarini,    Frau    Dr.    Margherita. 

Venedig. 

V.    Hatzfeld- Trachenberg,      Frau 
Fürstin  Marie,  Durchlaucht. 


NIEDERLANDE. 


Amsterdam. 

Hartog,  Jacques,  Docent  für  Musik- 
geschichte am  Conservatorium. 

Hertz,  Dr.,  Professor,  Director  der 
med.  Universitäts-Klinik. 

Baarn   b  .\iiisterd.uii. 

van  Lier,  Fraulein  Fanny,  Lehrerin 
der  deutschen  Sprache  und 
Literatur. 


Groeningen. 

V.  Haarst,   1.  W.  G.,  L'niversitäts- 

Bibliothekar. 
Svmons.  Dr.  B..  Professor. 

Haag. 

Bibliothek,  Königl. 
Blum,  J.  H.,  Gymnasiallehrer. 
Clifibrd,  Madame. 
de   Constant-Rebecque,   Bart)ne.sse 
Petronella  Sara  Maria  D. 


— &*     59     ^- 


Haag. 

de  Grovcstius,  Baronin  Sirtema. 

van  Hensbrock,  P.  A.  M.,  Buch- 
handler. 

Israels,  Josef,  Maler. 

V.  Randwyck,  Frau  Gräfin  J.,  geb. 
Baronesse  v.  Hogendarp. 

Hilversum. 

Byvanck,  Dr.  W.  G.  C. 


Leiden. 

Breuning,  H.  H.,  Docent  am  Gym- 
nasium. 
V.  Doesburgh,  S.  C,  Buchhändler. 

Utrecht. 

de  Jonge,  Dr.  jur.  F.  W. 
Sutro,  Dr.  jur.  S. 

Waaxens  b  Dokkum. 
Riedel,   f.  P.  Bruinwold,  Pastor, 


NORWEGEN  UND  SCHWEDEN. 


Christiania. 

Boeck,  Dr.  Cäsar. 
Universitäts-Biblinthek. 


Stockholm. 

Bibliothek,  Königl. 
Gylden,    Frau    Professor  Therese 
geb.  V.  Knebel. 


RUSSLAND. 


Schloss  Dondangen  b/Talsen 
(Kurland). 
V.  d.  Osten-Sacken,  Frau  Baronin 
C^lara,  geb.  v.  Keudell. 

Dorpat. 

V.  Anrep-Ringen,  Frau. 

V.  Bradke,   Fräulein  M. 

Christiani,  Wilhelm,  stud.  phil. 

Curonia  (Korporation). 

David,  Theodor,  stud.  phil. 

Estonia,  Studentische  Korporation. 

Fraternitas  Rigensis  (Studentische 
Korporation). 

Harnack,  Frau  Professor,  geb. 
V.  Maydell. 

Hörschelmann,  Dr.  \\'.,  Professor, 
W'irkl.   Staatsrath. 

\-.  Liphart-Rathshof,  R. 

Lundmann,  Chr.,   Oberlehrer. 

Meyer,  Dr.  Leo,  Professor.  Wirk- 
licher Staatsrath. 

Mühlau,  Dr.  F.,  Professor. 

Müller,  Dr.,  Professor. 

Muyschel ,  Fräulein  M.,  Instituts- 
vorsteherin. 

V.  Oettingen,  Dr.  Alex.,  Professor. 

V.  Oeitingen,  .Ma.\. 

v.  Rohland.   Dr.  W'.,  Professor. 

Sciilüter,  Dr.  W'olfgang,  Universi- 
täts-Bibliothekar. 

Schmidt,  Dr.  Carl,  Professor. 

Sintenis.  F.,  Oberlehrer. 

Universitäts-Bibliothek,  Kaiserliche. 


Fellin  (Livland). 
Felliner   Literarische    Ciesellschaft. 

Friedenthal  (Livland). 
V.  Nasackin,  Reinhold. 

Schloss  Gross-Roop    (Livland). 
V.  Rosen,  Freiin  Ady,  Edelfräulein. 

SchlossGrünhof  b  Mitau(Kurland). 

v.Medem,  Frau  Reichsgrätin.\lexan- 
drine,  geb.  Fürstin  v.  Lieven. 
Durchlaucht. 

Helsingfors  (Finnland). 
Universitäts-Bibliothek. 

Hinzenberg  (Livland). 
V.  Wolff,  Frau  Baronin  C)ttilie. 
Bad  Hungerburg   b/Narwa. 
Kroug,  Frau  Dr.  FIfriedc. 

Inzcem-Quellenhof  (Livland). 
v.  Tiesenhausen,  Frau  Baronin  K. 
geb.  V.  Manteuflel. 

Kersel  (Livland). 
V.  Bock,   H.,  Landrath.    fixcellen/-. 

Libau  (Kurland). 
Friede,  b'räulein  Lucic, 

Loddiger  (Livland). 
Girgensohn,   Dr.  Hans,  Kirchspiel- 
arzt. 

27  <■ 


— .4+     6ü     +#•- 


Luban  b/Wlozlawsk. 
(Gouvernement  Warschau.) 
V.    Kortf,    Frau    Baronin    Emma, 
geb.  Baronin  v.  Rhaden. 

Menzen  i/'Livland. 

V.  Wulf.  Dr.  phil.  Max. 

Mitau. 

V.  Medem,  Frau  Reichsgrätin  Jenny, 
geb.  Baronin  von  Offenberg. 

Moskau. 

Bachniann.  Georg,  Staatsrat!!. 

Odessa. 
Meyer,   Dr.  Heinr.,  Wirkl.  Staats- 

rath. 
Schmidt,  Dr.  Carl. 

Raiskum  b/ Wenden  (Livland). 
V.  Vegesack,  Frau  L.,  geb.  v.  Sievers, 
Rittergutsbesitzerin. 

Riga. 

V.  Budberg,  Baron  Gotthard,  Ge- 
nerallieutenant a.  D.,  Excellenz. 

Dannenberg,  Hugo,  Oberlehrer. 

V.  Frevtag- Loringhoven,  Baron 
Alexander. 

V.  Freytag  -  Loringhoven  ,  Baron 
Carl. 

Hartmann,  J. 

v.  Holst,  H.,  Oberlehrer. 

v.Lieven,  Fi.irstin  Constanze,  Durcli- 
laucht. 

Loeffler,  H.,  Oberlehrer. 

Martersteig ,  Max ,  Director  des 
Stadttheaters. 

V.  Mensenkampff,  Frau  Gabriele, 
geb.  Fürstin  von  Lieven.  Durch- 
laucht. 


Riga. 

v.  Meyendorh,  Freiin  Sophie. 
Mever,  Dr.  B. 

v.  Kokken,  Baron  Georg,  Majorats- 
herr auf  Esern. 
Nölting,  Fräulein  Bertha  (E.  Heldt). 
Schlau,  Wilhelm,  Oberlehrer. 
Schneider,  Dr.  E.,  Oberlehrer. 
Wehrlin,  Eduard,  Oberlehrer. 

Semershof  (Livland). 
v.  Wulff,  Freiin  Eleonore. 
Smillen  (Livland). 
Bergmann,  Eugen,  .-Vpotheker. 

St.  Petersburg. 

Bibliothek,  Kaiserl.  öffentliche. 

Feldmann,  Carl,  Schuldirector. 

Heyse,  Th.,  Kaufmann. 

V.  Jürgens,  Constantin,  Redacteur. 

Koeni'g,  josef,  Schuldirector. 

V.  Korff,  Frau  Baronin,  Hofdame 
L  Kaiser).  Höh.  der  Frau  Gross- 
fürstin Elisabeth  Maurikiewna 
von  Russland. 

V.  Mevendorff,  Baron  Mich. 

V.  Radecki,   Dr.   med.,   Staatsrath. 

V.  Strauch,  Eugen,  Staatsrath. 

V.  Struve,  Nicolaus,  Oberlehrer. 

V.  Tenischeff,  Frau  Fürstin,  Durch- 
laucht. 

v.  Wolkenstein -Trostburg,  Frau 
Grätin,  geb.  v.  Buch,  Excellenz. 

V.  Zoubow,  Frau  Marie,  Excellenz. 

Waldegahlen   (Kurland). 
V.  d.   Brüggen,  Baron. 
Warschau. 

Posner,  Frau  Mathilde. 


S  P  A  N  1  E  N. 

Madrid. 

Gavangos  de  Riano,  Frau  Emiüa,  Excellenz. 


TÜRKEI. 


ConstantinopeL 

Bartsch,  Dr.  jur.  Rudolf. 

V.  Düring,  Dr.  E.,  Professeur  de 
l'Ecole  Imperiale   de  Medicine. 

Grosser,  Dr.  Julius,  Correspondent 
der  Kölnischen  Zeitung  u.  Direc- 
tor derAgence  deConstantinoplc. 


ConstantinopeL 

V.  Hobe-Pascha,  Frau,  Excellenz. 
V.    Radowitz,    kaiserl.    deutscher 

Botschafter,  Wirkl.  Geh.  Rath, 

Excellenz. 
Spitzer,  Dr.  Albert,  Advocat,  Con- 

seill.  leg.  du  LlovdAustr.-Hongr. 


-•&*     6i     ♦#•- 


AFRIKA. 

Ost-Afrika. 

Soden,  Freiherr,  kaiserl.  deutscher  Gouverneur. 


Kimberley. 

(Cap  der  guten  Hoffnung;.) 
Rolfes,  Mrs.  Werner. 


Tanger-Marokko. 

V.  Tattenbach,  FrauMinisterresident, 
Gräfin . 


AMERIKA. 


Ändover  (Mass.). 
Riplev,  A.  L.,  Professor. 
Ann  Arbor. 

Library  of  University  of  Michigan. 
Thomas,  Calvin,  Professor. 

Baltimore. 

Faust,  Ä.  B. 

Göbel,  Dr.  Julius. 

Gudemann,  Dr.  Alfred,  Docent  an 

der  John-Hopkins  University. 
John-Hopkins  University. 
"Reinhard,  Dr.  Ferdinand. 
Wood,  Henry,  Professor. 

Berkeley  (Californien). 
Ricliardson,  George  M. 

Boston  (Mass.). 
V.  Blomberg,  Freiin  Eva. 
Dreher,  William  C.,  Instructor  of 
Modern  Languages  am  Institute 
of  Technology. 
Gardner,  Frau  J.  L. 

Brooklyn. 

Genung,  Charles  H. 

Brownville  (Md.). 
Winters,  Mrs.  P.  L. 

Bryn  Mawr  (Pa.). 
Bryn  Mawr  College. 
Chamberlin,  Miss  Rosa. 
Collitz,    Dr.  phil.  Hermann,    Prof. 
Moser,  Fräulein  V.  Lillien. 

Cambridge  (Mass.). 
Harward  College. 

Chicago. 

Frank,  Henry  L. 

Thiclepape,    l-räulein    Elsbeth    F., 

Lehrerin. 
Vocke,     William.     Attornev    and 

Counsellor  at  Law. 
Wilniarth,  H.  .M.,  .Mrs.,  Privata. 


Cleveland  (Ü.). 
Palmer,  A.  H.,  Professor. 

Clinton  (N.  Y.). 
Brandt,  H.  C.  G.,  Professor. 

Germantown  (Pa.). 
Wright,  Miss  Edith. 

Hampden,    Sidney  College 
(Virginia). 

Hennemann,  Professor  Dr.JohnBell. 

Helena  Montana  (Canada). 
Voss,  George,  Counsellor  at  Law. 

Ithaka  (N.  Y.). 

Cornell  University  Library. 
Hart,  Professor  Dr.  J.  M.,"Cornell- 

Universit}'. 
Hewett,  Dr.  \V.  T.,  Professor. 
White,  Dr.  Horatio  Stevens,  Prof. 

Lead  City  (Dakota). 
Goering,  Dr.  Robert. 

Madison  (Wisc). 
Rosenstengel,  W.  H.,  Professor. 

Milwaukee  (Wisc). 
Cohn,  Sigmund. 
Grant  v.  Tetzel,  Frau  Frances. 
Mendel,  Henry  M. 
Weis,  C. 

New  Haven  (Conn.). 
Gruener,  Gustav  I.,  Tutor  in  Yale 
College. 

New  Orleans  (La.), 
v.  Meysenbug,   Freiherr  I].,  K.  K. 

üsterr.-ungar.  Consul. 
Müller,  F.,  Kaufmann. 
Tulanc  University. 


62     +f.- 


New-York. 

Astor  Library. 

Barnes.  Mrs.  H.  ,S. 

Baumgarten,  W. 

Bayard-Taylor,  Mr.s. 

Billgvist,  C.  E. 

Bovesen,  Hjalmar  Hjorth,  Professor 
am  Columbia  College. 

Brookfield.  Mrs.  William. 

Christern,  F.  W..  Buchhändler. 

Dreier,  L. 

Emerson,  J.  \\". 

Glaubensklee,  Tb.,  Professor. 

Herrmann.  H. 

Kühne,  F. 

Lemcke,  Fernst,  Buchhändler. 

Levy,  A.  H. 

Loevvy,  Benno,  Counsellor  at  Law. 

Miller,  C.  R.,  Redacteur  der  New- 
York  Times. 

Palmer,  A.  M. 

Ringer,  S.,  Professor. 

Roe,  Fräulein  Laura  B.  C. 

Roeiker,  A. 

Ruppaner,  Dr.  med.  Anthony,  Ex- 
Präsident of  the  Goethe  Societv. 


New-York. 

Sachs,  Dr.  Julius. 

Stechen,  Gust.  F.,  Buchhändler. 

Stern,   S.    M.,    Director    of  Sterns 

School  of  Languages. 
Wakeman,  T.  B. 
Zickel,  S.,  Buchhändler. 
Zollikofer,  O. 

Northampton  (Mass.). 
Kapp.  Mrs.  .Marie   |. 

St.  Louis  (Mo.). 
Renth,  Henry. 

Toronto  (Canada). 
van    der   Smissen,   W.  H.,   Biblio- 
thekar der  Universität. 
Universitäts-Bibliothek. 

Wellesley  b/Boston. 
Welleslev  College. 

WiHiamstown  (Mass.). 
Rice,  R.  A.,  Professor. 
Williams-College. 


A  S  I  E  N. 
China. 

Hongkong. 

Rathsam,  Theodor.  Kniserl.  Deutscher  Consul. 

Japan. 

Tokio.  Yokohama. 

.     Holleben.     Baron,     Kaiserlich    1   Schmidt  -  Leda ,     Dr.,      Kaiserlich 
Deutscher  Gesandter,  Excellenz,    i         Deutscher  General-Consui. 


1  n  d  i  e 


n. 


Bombay. 

V.  Svburg,  F.,  Kaiserl.  Consul 


H.irtung,   Ernst. 


A  U  S  T  R  A  L  I  E  N. 


Melbourne. 

1    Pfaff.  Alfred. 


— ^     63     +^ — 

Literarische  Anstalt,  Rüttex  c\:  Loexing,  Frankfurt  a.  M. 


BIBLIOGRAPHIE 


Goethe-Literatur 


für 


1890 


von 


LUDWIG  GEIGER. 

Mit  einem  Beitrage  G.  von  Loeper's  und  Mittheilungen 
i'on  Füchgenossen. 

Erweiterter  Abdrur.k  aus  (ioethe-Jahrbuch  Band  XII. 
80  Seiten  yross  8*'. 


Eleg.  geheftet:  Preis  Mark  1.20 

Da  die  Bibliographie  der  Cioethe -Literatur  dieses  Mab 
nicht  wie  in  den  bisherigen  Jahrgängen,  mit  lnhalts-Angal)e, 
Comnientar  und  Kritik  im  Goethe -Jahrbuch  abgedruckt  ist, 
sondern  im  grossen  (Ganzen  nur  die  'J'itel  der  Erscheinungen 
aufweist,  so  dürfte  dieser  erweiterte  Abdruck  der  (joethe- 
Bibliographie  aus  dem  XII.  Bande  des  Goethe -Jahrbuches, 
welcher  in  der  früher  gewohnten  Weise  mit  wenigen  Aus- 
nahmen über  jedwede  Erscheinung  der  Goethe-Literatur  des 
Jahres  1890  orientirende  Erörterungen  bringt,  nicht  allein 
jedem  Goethe-Forscher,  sondern  auch  den  Herren  Biblio- 
thekaren, Buchhändlern  und  Jedem,  der  sich  für  die  Goethe- 
Literatur  interessirt,  sehr  willkommen  sein. 

Frankfurt  a.  M., 

April   1S91. 

Literarisclie  ADstalt,  Rütten  &  Loeiiiiii. 


Literarische  Anstalt,  Rütten  i^  Loexixg,  Frankfurt  a.  M. 

General-Register 

zum 

Goethe  -Jahrbuch 

Bearbeitet  von 

Dr.  Otto  Hoffmann  und  Dr.  Carl  Krohn. 

Preis  im.  Einband  des  G-oetlie  -  Jahrbuchs  M!.  3. — 


Dasselbe  enthält: 

i)  Alphabetische  Liste  der  Mitarbeiter  an  den 
10  Bänden. 

2)  Bildnisse,  Dichtungen. 

3)  Ausführliches  Register  aller  Personen,  welche  im 
Jahrbuch  I — X  Erwähnung  gefunden  haben,  mit 
Hinweis  auf  Band  und  Seitenzahl. 

4)  Goethe-Register:  Werke,  Briefe  von  und  an  Goethe, 
Verschiedenes. 


Dieses  wissenschaftlich  auf  das  Sorgfältigste  bearbeitete 
General-Register  zählt  1 1 2  Seiten  und  dürfte  jedem  Be- 
sitzer des  Goethe -Jahrbuches  willkommen  sein,  da  es  ihm 
beim  Nachschlagen  die  zeitraubende  Arbeit  der  Durchsicht 
jedes  einzelnen  Bandes  erspart  und  ihm  in  jeder  Hinsicht  das 
Aufschlagen  der  gesuchten  Stelle  erleichtert,  derart  dass  das- 
selbe bereits  vielen  Besitzern  geradezu  unentbehrlich  ge- 
worden ist. 

Jede  Buchhandlung,  sowie  die  unterzeichnete  Verlags- 
handlung nimmt  Bestellungen  darauf  entgegen. 

Frankfurt  a.  AI. 

Literarische  Anstalt,  Rütten  &  Loening. 


— «^     65     *^ — 

In  Carl  Winters  Universitätsbuchhandlung  in  Heidelberg  sind 
erschienen  von 

Kuno  Fischer: 

rnPT'RP      ^r'H'RTPT'P'N"     ^'■^"^    ^'^i'i^-      (Güctbes    Iphigenie.     Die    Er- 
'-'^-Cj  A  -ni-i  ~  OV^XirVir    i  j:ji^  .     klänmgsarten  des  Goetheschen  Faust.    Goethes 

Tusso.')     b".     brosch.  M.  9. — ,  elcg.  Halbleder  M.   11.—     (Werden  fortgesetzt!') 
D.ir.ius  sind  einzeln   zu  haben  : 

GOETHES     IPHIGENIE.         Z-elte  Auflage.     ««.     drosch.  M.  :..o. 

uDurch  die  Fischersche  Darlegung  des  Gedankengehalts  der  herrlichen  Dichtung 
ist  derselbe  in  ein  schönes  und  ein  helles  Licht  gerückt.  Wir  empfehlen  allen  Ver- 
elirern  und  Bewunderern  dieser  Perle  der  deutschen  Poesie  das  Studium  dieses 
Festvortrages.B  (Bresl.  Zeitung.) 

Die  Erklärungsarten  des    GOETHESCHEN  FAUST. 

^o.     brosch.  M.    1.80. 

»  .  .  .  Fischers  eigene  Kritik  der  verschiedenen  Erklärungsarteu  bildet  ein  muster- 
gültiges Beispiel,  wie  die  drei  Arten  der  Untersuchung  bei  litterarhistorischer  Forschung 
zusammenwiiken  müssen.  Das  Heftchen  ist  allen,  die  sich  mit  Goethes  Faust  beschäftigen, 
aufs  Wärmste  za  empfehlen."  (Litterar.  .^nzei^er  ) 

GOETHES  TASSO.     '-'''' ^''%.^,.^:';%''- '- 

«...  .Man  kann  das  Buch  ohne  Uebertreibuug  als  Muster-  und  Meisterstück 
litterarhistorischer  Betrachtung  bezeichnen,  da  man  hier  lernen  kann,  wie  die  Darlegung 
des  Gedankengehalts  einer  Dichtung  beschaffen  sein  muss,  wenn  sie  wirklich  das  Ver- 
itändniss  fordern  soU.c  (Magdeb.  Zeitung.) 

CpXJTT  T  pp      QrUDTFTPlVr'    Erste  Reihe.  (Schillers  Jugend- und  Wauder- 
•^^^-nJ-iJl-iXjlA-O^^XirVir   irji^.    j^hre    in    Selbstbekenntnissen.     Schiller    als 
Komiker.)     S".     brosch.   M.  6.—,  eleg.   Halbleder  M.  S.— 

ITT  FINF    «^rWRIFTTTN-     '    Ueber  die  menschliche  Freiheit.    Pro 

rVl-iil(li>  JL  OV^Xirvir  iILi>.  rektoratsrede.  Zu-eite  Auflage,  t.».  brosch. 
M.  1.20.  —  2.  lieber  den  Witz.  Zweite  durchgesehene  Auflage.  i>^.'  brosch.  M.  5.—, 
eleg.  Lwd.  M.  4.— 

.^•j:^'jr,.^,.-jr.^_,.-J:..'jlr  .•jr,'j:..-jf^'j:^,4-_,  jr,  -i:  .-k  -'--  .^jr.,'4r,-J:.-j!c^jr,''j:.'Jr^'j;,,^~>.'j:,.-j:.-jr„'j:^^,.i-.^,'j:,-j:- 

GOETHE 

in    der  Epoche  seiner  Vollendung   (1805 — 1832). 

Versuch  einer  Darstelluiii^  seiner  Denkweise  und  Weltbetrachtung 

von 

Dr.  Otto  Harnaek. 

XLVL    249   Seiten,      j    Mari;;    geb.  6  Mark. 

Leipzig,  J.  C.  Hinrichssche  Buchhandlung,  1S87. 


»Der  Verfasser  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  uns  von  Goethes  Weltanschauung, 
wie  sie  sich  in  seiner  letzten  Epoche  gestaltet  hatte,  bis  ins  einzelne  hinein  ein  Bild  zu 
entwerfen.  Zu  dem  Zweck  sammelt  er  alle  die  Auffassungsweise  irgend  charakterisierenden 
Bekenntnisse  und  Aussprüche  des  Dichters  und  zwar  nicht  bloss  diejenigen,  die  in  seiner. 
Werken,  den  poetischen  Schöpfungen  wie  den  wissenschaftlichen  Arbeiten  enthalten  sind, 
bei  denen  Goethe  also  von  vornherein  das  Publicum  im  Auge  hatte,  sondern  auch  diejenigen, 
die  in  Briefen  und  in  den  Gesprächen  mit  Riemer,  Kanzler  v.  Müller,  Eckermann  u.  s.  w . 
zum  Vorschein  kommen.  Aus  diesem  Material  baut  er  seine  Darstellung  auf  Er  schickt 
ihr  eine  Einleitung  voraus,  in  der  er  die  »Hauptmomcntc  aus  Goethes  Entwickeluugsgansin 
rasch  skizziert,  und  schildert  dann  in  fünf  Abschnitten  Goethes  Denkweise,  seine  ethischen 
und  religiösen  Anschauungen,  seine  Naturbetrachtung,  seine  Kunstansthaunng  unJ  seine 
Betrachtung  der  politischen  und  socialen  Verhältnisse.  Zum  Schluss  gibt  er  in  einem  sechsten 
Abschnitt  eine  Zusammenfassung  des  Ganzen,  die  er  wirkungsvoll  mit  Hauptgedanken  aus  ' 
den   Wanderjahron   und  der   Idee  des  Faust  zu   verbinden   weiss  « 


—^     66     ^— 

Verlag  von  Leopold  Voss  in  Hamburg,  Hohe  Bleichen  i8. 

Qlheatergefdiid)tlid)e  ^orfd)iutaien. 

i7ciansacgcbcu  von  15cvtbolb  Cifiiuann. 
I. 

S^ar>  2ic)5ertoirc  tieu  SSeinuirif|cn  t\]mtm 

unter  (Boethes  l^MtmiOi 

2?earbcitct  iiiib  ticrausgccjcbcn  von 

Dr.  (E.  :>{.  l\  :5urfbarbt, 

i?rolsbrr.v  Snrfif.    ^lrdMll^^rrftor  in  irriiucir. 

€in  Beitrags  5111-  6oiitfd]cn  €ittoratur=  unb  illjoatoracfdjtd^tc 
:5crtbol6  Cit^mami, 

Profrffor  ii    ^.  nniocifitöt  jf""- 

(Erftcr  (Ecil.      |8<jo.      1\\.  8.—. 

5d7rö&cr  im^  (ßottcr, 

♦^uic  ii:pl^o^c  au6  ^cl•  ^cut^(i?c^  ^Tbeatergcrd^id^tc. 

Briefe  cSricöricb  Cuöirig  §d)rööt'i-5  an  .5ric6ricb  IDilbclm  (Sotter. 
\::7  11116  ^778. 

i£  i  luu'  I  c  i  t  r  t  ii  n  ^  I)  c  t  a  ii  s  g  c  ij  c  b  c  ii  von 

Dr.  ^ertbolb  £itimaun, 

ii.  0,  profcffor  ^cr  fcutfcßcn  £iitrviitia\u'fi.+'ici'tr  in  3''">' 
1887.      l\\.    ',.  —  . 

Beiträge  zur  Ästhetik. 

Herausgegeben  von  Theodor  Lipps  und  Richard  Maria  Werner. 
(Erscheinen  in  'luanf^losfu  Hcficn.) 

I. 

Lyrik  und  Lyriker. 

Hine   Untersuchung  von 

Dr.  Richard  Maria  Werner, 

o.  ö.  Professor  der  deutschen  Sprache  \\.  Litteratnr  .111  der  k.k. Kaiser-Franzens- Universität  Lembers:. 

1890.     M.  12. — . 

II. 

Der  Streit  über  die  Tragödie. 

Von  Theodor  Lipps, 

I'rofes.sor  der  Philosophie  in    Breslau. 
1S91.     M.  1.50. 

Ausführliche  Prospekte  über  die  vorstehend  angezeigten  Werke  auF  Verlangen  portofrei. 


Yhrlac;  von  Hermann  Böhlau  in  Weimar. 

(Boctt?c5  IPcrfc. 

Ti  r  r  ii  II  i  rt  i-  ti  c  b  f  n 


Piefr  ^hisrtiibc  jciföUt  in  i'irr  2ünliciliin(jen : 

I.:  (joctlies  ITcrfe  (im  engeren  finne),  50  i^dnbc; 
II.:  (?octl-;cs  natunviffenfchafllidic  Sdniftcn,  cci.  In  i^l^n^c , 
III.:  (Goethes  iIiU3clHid?cr ;     |     Iicr  Umfang  bicfer  JUnlicilungeu  ift  im 
IV.:  (?octbcs  i'riefe.  |  rovau*  nidit  jii  l'ei'timmen. 

3c^c  ^Ibtbeilung  ift  füe  fidi  jit  be3ichcii ,  einjelne  i?an^r  ^iigegeu  tncrbeii  nicbt  alHiciU'l'en. 
—  3>cr  Sußfftrtficnt  einer  Aßtöciftinfl  »crpffti^tct  (i^  juV  i\6naßmc  fämnttfidjcr 
"S&änit  bcrfefßcn.  ~  *£s  cifdieincn  jirci  Jlusgaben:  eine  in  fleinerem  uiih  eine  in  größeieni 
.<iornuit,  h-l^terc  auf  ftarfcm  paptcr  mit  breitem  Kanbe.  —  Das  ,\orinat  ^cr  Heineren 
>liisgabe  in  ein  mittleres,  batiMiiijes  ffiftauformat,  bic  2lusftattiing  eine  iioriiebm  cinfadie. 
Jluf  Ifunid^  lueröen  au*  gcStintiene  lErempUire  abgegeben  jcr  preis  bes  «Einbanties, 
feiner  ^aIb1afficln=2^>an^,  beträgt  ÜI.  2.--  bei  ^er  fleinereii  Jhisgabe  ,  JH.  2.fjii  bei  ^er  gröfieren. 

T>cn  2{lttßrie&crn  öcr  Äoet()f •  AcfcITfifiaft 

nMr&  von  ber  fleinen  Jlusgabe  ein  Dorjugsprcis  für  je  ein  €rcmplar  beanlligt.  Peifelbe 
erlifdjt  mit  bem  Jlnstritt  bcs  f  ubffribentcn  aus  bcr  (5oetbc=(?efeUfd;aft.  (Eine  £rmiT(iiiuina 
brs  prrifes  ^es  finbanbes  un^  ^er  großen  ^lusgabe  fin^ct  nid^t  ftatt.  pic  ^il6fßrij)iionö= 
Anlnet^^nBcn  »on  ^aitflficöern  liadcn  auöf(finc§nd)  6et  fter  ^ctfagsßanörnnfl 
}u  crfofflcn  unter  3Se$ci(^nunfl  berjentflcn  3$it(fi6onftrunö,  ftuvifl  we£die  Rc  iie 
Aoet6c-^U69a6c  iu  etjieficn  ntünrc^en.  Die  ticrlagsbnnbhing  ivirb  bie  befteüten  i£rem 
l-'Iare  ben  bcieid^ncten  3ud^banMungen  unter  Jlngabc  bcr  itamen  ber  fubffribenteii  iur 
Tcrredinung  mit  bicfen  libertueifen. 

(Es  ift  bas  >£rfd-;eincn  uon  obngefäbr  adjt  bis  jehn  Bänöcn  alljätjrlid;,  in  freier  ;JoIge, 
geplant,  ii'obci  auf  möglidifl  rafdip  üollenbung,  junädift  ber  I.  Jlbtbeilung,  Rürffiäjt 
genommen  nierbcn  foU. 

Jiis  lEnbc  bes  jabres  [H'-jO  erfdiienen  uon  ber 

I.  2lbtbcilung:   15  Bänbe.     preis  ITl.  45.55;  für  ilntgliebcr  I1i.  .)8.^ü. 
II.  ^Ibtbeilung.     2  Bänbc.     preis  111.     7.80;  für  lllitglieber  111.     6.80. 

III.  ;ibtbeiluiig:     .3  Bdnbe.     preis  lU.  12.10;  für  lllitglieber  111.   (O.TO. 

IV.  ;ibtbeilung:     r  Bänbc.     preis  111.  27.50;  für  lllitglieber  111.  24. U). 
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Vi-FLAG  \'ON  Wilhelm  Hertz  (Bessersche  Buchhandlung) 
IN  Berlin  W.,  Behkenstrasse  17. 

Clemens  Brentanos  Frühlingskranz  aus  Jugend- 
briefen  ihm  geflochten,  wie  er  selbst  schrift- 
lich verlangte.  (Neudruck  der  Ausgabe  v.  1.S14.)  (Unter 
ilt'r  Presse.) 

Goethes  Briefwechsel  mit  einem  Kinde  (Bettina 

V.  Arnim).  Seinem  Denkmal.  Vierte  Auflage.  1890.  geh. 
6  M.,  gebd.  in  Leinwand  7  M.,  gebd.  in  Halbkalbleder  9  M. 

Die  Günderode.  (Abdruck  der  Ausgabe  von  1840.)  1890.  Preis 
4  M.,  gebd.  in  Leinwand  5  M.,  in  Halbkalbleder  7  M. 

Carl   C.   T.  Litzmann,    Fr.    Hölderlins    Leben. 

In  Briefen  von  und  an  Hölderlin.  Mit  einem  Bilde  der  Diotima. 
45V2  Bog.  1890.  geh.  10  M.,  gebd.  in  Leinwand  11  M..  gebd.  in 
Halbkalbleder  1 3  'M. 

xJ.  M.  R.  Lenz.  Gedichte.  Mit  Benutzung  des  Nachlasses 
VVendelins  von  Maltzahn,  iierausg.  von  Karl  Weinhold.  1891. 
Geh.  6  M.,  gebd.  7  M. 

Hermann  Grimm,  Homer  IliaS.  Erster  bis  neunter  Ge- 
sang.  1890.  Geh.  6  M.,  gebd.  7  M. 

Im  Verlai,'  von   S.  Hirzel  in   Leipzig  ist  soeben   er- 
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Goethe  in  der  Schweiz. 

Eine  Studie  zu  Goethes  Leben. 

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J.  Herzfelder. 

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Im  Verlags -Magazin  (J.  Schabelitz)   in   Zürich  ist 
erschienen  und  durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen: 

Goethe  und  die  Wertherzeit. 

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und  seine   Werke.    Zweite,    vermehrte     und 

verbesserte  Auflage.  Drei  Bände.  8".  (XL VI 
u.  i6oo  S.)  M.  i6;  geb.  in  Leinwand  mit  Decken- 
pressung M.  20.50. 

».  .  .  Djs  NVerk  ist  formell  wohl  Jic  beste  Biographie,  die  über  tiiesen  Dichter 
erschien.«  (Evangelisches  Wochenblatt,  Zürich.) 

uWir  haben  über  Goethe  schon  so  viele  Arbeiten  bekommen,  dass  es  fast  in  der 
Ordnung  erscheinen  mag,  auch  die  Stimme  eines  Vaters  aus  der  Gesellschaft  Jesu  in  aus- 
führlicher Rede  2U  vernehmen.  Wenn  derselbe  überdies  ein  gewandter  Schriftsteller  von 
poetischer  Anlage,  ausgebreiteter  Literaturkenntniss  und  von  geschultem  Geiste  ist,  der  sich 
mit  der  neuen  und  neuesten  Goethe-Forschung  fleissig  bekannt  gemacht  hat,  so  wird  sein 
Buch  jedenfalls  sich  an  die  Seite  der  vorhandenen  Darstellungen  des  Goethe'schen  Lebens 
und  Dichtens  stellen  dürfen.«  (Deutsche  Revue.  i8S6.  December.) 

Literarische  Anstalt,  Rütten  ^  Loening,  Fra-nkfurt  a.  M. 

GOETHE-FORSCHUNGEIN 

von  Woldemar  Freiherr  v.  Biedermann. 

///  Leimvand  gebunden  Mark  p.  — 
Inhalt: 

Zwei  Gedichte  Goethes. 

Quellen  und  Anlässe  Goetheseher  Dramen. 

Dramatisehe  Entwürfe. 

Goethe   mit  Zeitgenossen. 

Vermischtes  zur  Goethe-Forschung. 

Im  Verlage  von  Carl  Koxegex  ix  Wien  ist  erschienen  : 

Jahrbuch  der  Grillparzer-Gesellschaft. 

Erster  Jahrgang. 

Mit  dem   Portrait  Grillpariiers. 
Inhalt:    I    Bericht  über  die  Gründung  der  Wiener  Grillparzer-Gesellschaft. 
II.   Aus  dem   Grillliar:{cr- Archiv. 

Briefe  von  und  an  Grillparzer,  herausgegeben  von  Carl  Glossy.    Mit  Anmerkungen. 
Beilagen,  Register  und  chronologischem  Verzeichniss  der  Briefe. 
IIL  Briefe  an  Franz  Grillparzer  aus  dem  Nachlasse  von  Joseph  Weilen,  herausgegeben 
von  Alex,  von  Weilen. 

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GOETHES  BRIEFE  ax  FRAü  VON  STEIN. 

Herausgegeben  von  Adoli-  Scholl.  Zweite  vervoll- 
ständigte Auflage  bearbeitet  von  Wilhelm  Fielitz. 
2  Bände.  Mit  dem  Bildniss  der  Frau  von  Stein  nebst 
2  Silhouetten.  188^ — 85.  Preis:  geh.  M.  16. So,  geb. 
in  Leinw.  M.   18.—,  geb.  in  feinem  Hlbfrz.  M.  22.80. 

»Die  Briete  Gt)ethes  an  Cliarlotte  von  Stein«  —  sagt  Herman 
{.irinim  —  »bilden  eines  der  schönsten  und  rührendsten  Denkmale, 
welches  die  gesammte  Literatur  besitzt.  Man  wird  diese  Briete  lesen 
und  kommentiren,  solange  unsere  heutige  deutsche  Sprache  verstanden 
werden  wird  ....  Wie  eine  breite  ununterbrochene  Melodie  empfangen 
wir  zehn  Jahre  lang  Goethes  Leben  nach  dieser  Richtung.  So  völlig 
sehen  wir  Tag  und  Nacht  den  Gedanken  an  diese  Frau  ihn  umschweben, 
dass  es  scheint,  als  thue  und  denke  er  überhaupt  nichts  .\nderes,  als 
was  diese  Briefe  enthalten.  Das  Ganze  gewinnt  den  .\nschein  einer 
dichterischen  Kontinuität.  \\'as  er  irgend  erlebt,  nimmt  die  Gestalt 
•einer  Mittheilung  an  Frau  von  Stein  an  ....  Unter  ihrer  Theilnahme 
sehen  wir  die  Dichtungen  langsam  wachsen,  die  als  sicherer  Gewinn 
dieser  zehn  Jahre  dastehen  und  die  das  Höcliste  sind,  was  ditr  deutsche 
Literatur  an   Dichtungen  besitzt.«    — 

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Vevc'm  ba  ISiidjcvfvcimbc 

tritt  am   \.  (nftober   isi)|   in  fein  crftc:?  Dereiiisjaliv.     Per  Dcreiit  bat 

folüieitöe 

1  Jim  licii'iii  i^in    i'üdjinfvcuniie   l'i'jivcrft   ^ie   Dfrcinicjutidi    alltn    ,\ri'uiibi.'   einet  fcitu-ven 

littcraiifd^fn  Untcrbaltutii}  unb  ftellt  fidj  juv  Jlufijabe,  )eiiien  lllitgliebein  eine 
Kcilic  lictponaoieiibcf  IPerfe  ber  .^eitgenöffifduMi  beuttd?eti  titteratur  —  alfo 
fcitic  Überfettungen  —  juni  billigften  picife  .jiigänqüd?  ju  madien. 

2  Die  mitgliebcv  DcrpflidHcn  fidi  jiir  §rt[]Iniuji  eines  itcitiags  i'on  picttcljäbriidi  lltarf  3,75, 

ti'cld;rr  .^uni  i'eginn  eines  jeben  ricrtcljalnes  ju  entridjten  ift.  iUifglieber,  tuetdje 
bic  i^iinbc  gleidj  gebunbcn  ju  bp,,iclH-n  ttuinfd^cn,  baben  i'icrtcljäbrlid;  inaif4,ö0 
Beitrag  3u  3ablen.  Per  beitritt  uerfifü^tet  für  ci"  ganjes  3'il?i-  21nnielbiingcn 
in  jcber  i'udihanblung,  ireldie  aiidi  bie  Ocröffcntlidjungen  lUTniiltelt. 

.1.  vSs  eifdjcincn  im  Snufe  bes  3''hifs  '"  legcltnäpigcn  gti'ifdicniaunien  fedis  bis  a  di  t 
in  ftd:  iibgefdjioffene  IPerfe,  jufiininicn  ctirii  150  i^ogcn  ftiuf.  Die  Peröffenh 
lid^ungen  befteben  juni  grö^-cren  (Eeil  in  unterbnitcnbcr  -  Konuin,  nooelle 
liiinior,  ITienioiven  u.  f.  lo.  —  ,;iim  anbein  (Eeil  in  allgcnieininn-ftänblidistuiffeii: 
fdHiftlidier  Cittcratur;  (Sefd;id;te,  statin;,  Ciinber:  \mii  Dölferfunbe  u.  f.  w.  Die 
Bcftinuiuing  ber  Keibenfolge  ber  igrfdH-inungen  unb  ^Inberungen  bierin  bebält 
fid:  bie  ^Pe)■dläftsIeitung  uor. 

+.  Pie  initgliebfdjaft  crftredt  fid;  fteis  auf  ein  ganjes  ^^'br.  Per  Jlustritt  aus  ber 
i?efellfd)aft  mu%  ber  ucrntittelnben  i^udibanblung  ober  ber  iPefd;iiftsIeitung  nuit= 
beftcns  juH'i  lllonate  i'or  Jlblauf  bes  fereinsjabres  angejeigt  »erben. 

.").  Per  Eintritt  in  iien  Terein  fann  jeber.ieit  ftattfinben.  Pie  feit  Beginn  bes  IVreins: 
jabres  bereits  crfd)ienenen  lOerfe  iverben  nlsbiinn  nad;geliefert. 

I..  Pic  yeröffentlidiungen  bes  Pereins  »erben  aud;  an  nid)tniitglicber  im  5iniehierfauf 
abgegeben,  jcbod)  nur  jum  bopvc'ti'"  p reife. 

:  Pie  (Pefdiäftsfiibrung  unb  Vertretung  bes  Vereins  liegt  in  ben  iiänbeii  bes  yer[ags= 
budibiinblers  Oerrn  ,'jriebridi  pf  ei  Iftii  if  er  ju  i>erlin, 

ISerftn  unb  ^ündien,  im   lamulr   isi)i 

übeoi^or  -Jroiitane.    HTartin  ^vc'n.    bcrmann  bciberg. 

iPtto  i>on  Ceivner.    Svip,  iHautbiiev.    'Mlcvanöcr  35aron  von  Kobcrte, 

(Evnit  poit  IPol.vHjeu. 

pie  (ijcrdjäftöleitxtiti^: 

l\nlaoi3lnicI;l;)änMcr  ^ricöricli  pfcilftücfer  tu  l^cvliu,  W., 

ü  a  V  r  e  u  1 1]  e  r    Straße    I . 


llKDi  bittet  um  möaüdift  bal^io^c  ^(iimcli'una ;  profpeFte  iiiiö  alle 
^luiFüiifte  auf  lUunfd»  bnrd;  ^ie  aefdiäft^teiteube  Perla^sbiidibanMuiig. 


—1^     7-     *^— 
Literarische  Anstalt,  Rüttex  ^;  Loening,  Frankfurt  a.  M. 


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Veit  Valentin. 


Mit  Illustrationen. 


Ein  eleganter  Geschenkhand  im  Preise  von  M.  7.50. 


Inhalt : 


I.    über  Kunst 


1.  Tracht  und  Mode. 

2.  Kunst,  Symbolik  und  Allet^orie. 

3.  Lebende  Bilder. 

4.  Ein   Grundproblem    des   Kunst- 
o[e\verbes. 

5.  Die    Tragik    in    Werken    helle- 
nischer Plastik. 


II.    über  Künstler. 

1.  Eine  frankfurter  Kunstakademie 
und    Zeichenschule    im    XVIII. 

Jahrhundert. 

2.  Philipp  Veit. 

3.  .\drian  Ludwig  Richter. 

4.  Moritz  von  Schwind. 


III.    Über  Kunstwerke. 

1.  Die  Venus  von  Milo. 

2.  Raffaels  Transhguration. 

5.  Cornelius  und  das  Weltgericht. 
4.  Wallots  Reichstagsgebaude. 


»In  diesen  Aufsätzen  vereinigen  sich  feinsinniges  Urtheil,  liebevolle 
Begeisterung  und  umfassende  Kennerschaft  mit  dem  hervorstechendsten 
Zuge  wissenschaftlich  gediegener  Entwickelung  der  —  vielfach  origi- 
nellen —  Anschauungen  des  Verfassers  zu  einem  Gesammtcharakter 
der  Darstellung,  welcher  dem  Buche  einen  Ehrenplatz  unter  den 
kun.stwissenschaftlichen  Arbeiten  der  letzten  Jahre  anweist.« 

»Diese  Aufsatzsammlung  ist  eines  jener  schönen  Bi'icher,  in  denen 
man  die  tempelartige  Stille  eines  Museums  geniesst,  auch  die  reinliche 
und  geordnete  Harmonie  eines  solchen  Ortes.  Wir  können  uns  vor- 
stellen, dass  es  namentlich  Kunstfreunden,  die  für  ihre  beschauliche 
Muße  nach  Büchern  von  Gehalt  Sehnsucht  tragen,  ein  willkommener 
Gast  und  daher  als  Festgeschenk  sehr  verwerthbar  sein  dürfte.  Solcher 
Verwendung  entspricht  auch  die  schöne  .Ausstattung  des  Buches.« 


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20^5 
G67 
Bd. 12 


Goethe- Jahrbuch 


PLEASE  DO  NOT  REMOVE 
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UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY