—
2 > .
4 1
2
\
2 »
„ 7
— — — ä ——— — l
Nee R e ner |
ö
4
114 | V
7
7
Y {
7 |
/ | 7 PR
G | * e PM | wi
7 | I 4
y | *
0 |
G |
G
Br
G A \
2
7%
7
. Ä „b WRELEE
. 7
et —
- 21. /
|
—
m
ms
m
m
—
— —
—
—
—
nn
—
man
—
un:
—
—
.
— —
——
Be
—
=
—
—
—
—
—
—
—
ee
—
SS
—
—
e
ll ann ur
PPLTLTLLITITTEILLIEIE
272771
li
ER. Woerinnen 1
Allerdand ungemeine Hachen / 8
fſhteils die Natur / 475 kuͤnſtliche Haͤnde her⸗
vor gebracht und bereitet.
Vor difem . -
Aus allen vier Theilen der Welt
befanden 9 getragen / |
Vor einigen Jahren beſchrieben /
Auch a N Kupffern gezieret
Durch
Adam Olearium, Veil. Bibliothecarium
und Antiquarium 800 der Kuͤrſtl. Reſt⸗
dentz G ottorff.
Welchem zu Ende angerüger if wine itzt gedachten ſeel.
| Herm Olearii Holſteiniſc he Chronica. 725
Anjetzo aber 8 And um 05 mal
be
edge S geen RT
Ign deſſen Buchladen zu Schleßwig ſolche zu finden iſt.
PF Bu Se
* — en
” 1
r — * — . —˙ n ni ru
0
N An den Buchbinder /
Wohindie Kupffer zu binden ſind.
ub, . pag.
# 7 . 70 IAK. > » w * 30.
* 3 $ x XXI. 4 . - N 32.
f 2 x 4 N. 1 33.
4 Se - — XXIII. — - r ” 34
1 NIV. 2 * 37.
> = — 2 XXV. ” Mt ” m 33.
28 5 1 XXVII. * - r vr
= 2 — — XXVII. * 9 * 49:
N. 2 0 8 XXVIII. — - - 5%
. * — — XXIX. - — — 51.
u N. u — XXX. * en 7 5 57:
5 — — — XXXI. - . . . 60,
4 * 9 XXXII. - 0 — 1 60.
— - “ — XXXIII. 2 * r * 6.
e 1 2 4 P XXXIV. - - - 67.
- — — * XXXV. > — * » 69.
* a z 4 xXXXVI - - 5 > 7%
f 1 J L XXXVIL aber gehört bag. 43.
« 1 1 * * 5 14
444444418
rer
FCC
Oinſtiger lieber Qeſer.
enn ein kluger Vater oder fleiſſger pre.
ONE ES ceptor feinen Kindern und Schülern etwas in
. \
Wiſſenſchafft beybringen und fie lehren wil / thut
e rs nicht nur mit dem Munde / ſondern auch mit
deꝛ Feder / ſchreibet und mahletihnen vor allerhand Figuren und
Abbildunge / und wil durch das Kleine was Groſſes andeuten
und zu ver ſtehen geben. So thut ein Mathematicus und Geo-
metra. Ein Aſtronomus zeiget auff einem kleinen Hand Glo-
bo Cæœleſti die Beſchaffenheit des groſſen Himmels mit allen
ſeinen ſichtbaren Coͤrpern / da ein Punct einen groſſen Stern
bedeutet. Imgleichen auch ein Geographus bildet auff einer
kleinen Erdkugel oder Globo terreſtri abden gantzen Kreiß der
Erden / mit allen Landſchafften / Seen und Stroͤmen / da auch
ein Punct eine Stadt / eine Linie einen Strom / und ein Platz ei⸗
nes Daumens breit eine gantze breite See abbilden muß.
Ebben auff ſolche Art handelt unſer allgemeiner Vater im
Himmel und klugeſter Lehrmeiſter GOtt der HErꝛ mit uns
ſeinen Kindern und Schuͤlern. Danner uns neben ſeinem ge⸗
offenbarten Worte das groſſe Wunderbuch die Welt mit den
zwey groſſen Blaͤttern nemlich Himel und Erden vorgeſchrie⸗
ben / daß wir darinne ſtudiren / und dadurch etwas gröflere 1
| 5 enne
Vorrede. |
kennen lernen ſollen / nemblich / Ihn den Schoͤpffer ſelbſt / ſeine
Majeſtaͤt und Allmacht. Und iſt nicht ohne / wenn man den
ſchoͤnen Wunderbau des Himmels nicht nur mit leiblichen / ſon⸗
dern auch mit geſunden Vernunffts⸗Augen anſchauen und be⸗
trachten wil / hilff GOtt / was fuͤr Wunder werden uns da vor⸗
kommen. Die Sterne / die wir von uns etliche tauſend Meilen
erhoͤhet / als kleine Lichter erblicken / ſeynd jeglicher gröffer als
der Erdboden / woruͤber / wenn wir ihnen nahe kommen ſolten /
unſere Vernunft er ſtarꝛen / und unſere Augen verblenden wuͤr⸗
den. Und gehen alle in ihrer gewiſſen Ordnung / daß man hier⸗
unten ihren Lauff ablernen / der Planeten Zuſammenkuͤnffte /
Entgegenſetzunge und Finſterniſſe zuvor / ehe ſie geſchehen / be⸗
ſchreiben / und alſo wie die Einwohner des Himmels auff ge⸗
wiſſe Maaß kuͤnfftige Dinge wiſſen koͤnnen. Wenn man nun
ſolches ſihet und bedencket / kan es nicht fehlen / man muß dar⸗
aus ſchlieſſen / daß der HERR / fo dieſes gemachet / viel herꝛli⸗
cher ja ein überaus Majeſtaͤtiſcher Gott ſeyn muͤſſe.
DIE iſt was wir uͤber unſerm Haͤupte in regione /Eterea
ſchweben ſehen. Wenden wir unſere Augen ad regionem Ele-
mentarem, in der wir wandeln / und theils mit Fuͤſſen betreten /
ſo finden wir daſelbſt der Wunder ſo viel / daß ſie nicht alle zu er⸗
zehlen und zu beſchreiben ſeynd. Wie mancherley Vogel in der
Lufft / da immer einer ſchoͤner als der ander bekleidet und gezie⸗
ret? Wie vielerley Arten Fiſche im Meer und flieſſenden Waſ⸗
ſern / wie vielerley Thiere auff Erden / was fuͤr koͤſtliche Din⸗
ge finden wir im Schooß der Erden? Wenn man durch die tria
regna, animalium, vegetabilium & mineralium gehen wil /
| was
was für Wunder trifft man da nicht an? Und zwar an unter-
ſchiedlichen Orten der Welt / da die Natur an einem Orte im⸗
mer berilicher / reicher und kuͤnſtlicher ſich eꝛzeiget als am an⸗
deꝛn / dar von die Hiſtorienſchreiber /Naturkuͤndiger und Chy-
mici zu ſagen wiſſen. Daß man billich mit David ausruf⸗
fen mag. O Domine Dominus noſter, quam admirabile eſt
nomen tuum in univerſa terra? RR unſer Serꝛſcher /
wie herylich iſt dein Nahm in allen Landen? Und aber:
mahl: SR R/ wie ſind deine Werck ſo groß und viel / du
haſt ſte alle weißlich geordnet / und die Erde iſt voll dev
ner Guͤte. Wer ihr achtet / hat eitel Luſt daran.
Worbey zu wuͤnſchen waͤre / daß alle Menſchen / umb de⸗
rer willen alles er ſchaffen / luſt haͤtten ſolche herrliche Wercke
Gottes in gebuͤhrlichen Augenſchein zu nehmen / und den Sa⸗
chen weiter nachzuſinnen / ſo würde GOTT fein intent errei⸗
chen / und als der mildreiche Schoͤpffer geliebet und gelobet
werden. Darzu vermahnet auch Paulus.
Aber es verhaͤlt ſich mit uns / wie mit den Knaben in der
Schule / etliche ſeynd faul und ſchlaͤfferig / etliche haben zwar
das Buch in der Hand / ſehen aber uͤberhin / etliche ſtecken das
Buch unter die Banck / gaffen auff andere Sachen / und neh⸗
men frembde Gauckeley vor / etliche aber / ſo gute ingenia und
Luſt was zu lernen haben / laſſen es ihnen / worauff fie gewieſen
werden / angelegen ſeyn. So gehet es auch in der groſſen Welt⸗
Schule. Etliche haben wenig Luſt / das Welt⸗Buch nachſinn⸗
lich anzuſchauen / und GOtt aus ſeinen Wercken erkennen zu
lernen; Etliche gaffen nach andern verbotenen Dingen / und
ſuchen /
Vorrede.
ſuchen / wie ſie die weiſſe und rothe Erde / worauff nicht die Nas
tur / ſondern der Muͤntzer Figuren gepraͤget / unter ihre Haͤnde
und in Kaſten bekommen / es geſchehe mit Recht oder Unrecht.
Etliche aber / derer Natur und Verſtand ſich auff etwas hoͤ
bers erſtrecket / haben ihre meiſte Beliebung und Ergetzung /
neheſt Beobachtung der Gottesfurcht / ihr Gemuͤthe mit herꝛ⸗
lichen Wiſſenſchafften der natuͤrlichen und ungemeinen Din⸗
gen zu zieren / und ſo viel in dieſer Sterblichkeit zugelaſſen
wird / vollkommen zu machen. Hierzu gehoͤret auch die Hiſto⸗
riſche Wiſſenſchafft der Antiquitaͤten / daß man weiß was bey
den Alten / ſo laͤngſt vor unſern Zeiten gelebet / paſſiret und im
Gebrauch geweſen: item / was kuͤnſtliche und frembde Haͤnde
bereitet. Gibt auch durch Anſchanung ſolcher Sachen nicht
ſchlechte Ergetzung. Solche herrliche lugenia werden bißwei⸗
len auch getrieben / zu erforſchen / was in frembden weit ablege⸗
nen Landen anzutreffen. Daher begibt ſich mancher mit groſ⸗
ſen Unkoſten auff gefaͤhrliche Reyſen / muß auch offt gleich wie
Plinius bey Erforſchung des Veluvii fein Leben einbuͤſſen.
Solchen Liebhabern aber kan gutes theils geholffen wer⸗
den / wenn ſie an gewiſſe Oerter kommen / da man ſolche herꝛli⸗
che / rare / wunderbare und frembde Sachen in den Labinetten /
Muſæis und Kunſt⸗Kammern zuſammen getragen / findet / da
man ohne Gefahr ſolche Dinge in Augenſchein bekommen
kan / die man ſonſt auſſer dem auff weiten Reyſen unmuͤglich al⸗
leantreffen wird. Und thun Potentaten / und andere / ſo des
Vermuͤgens ſeynd / wol und loblich daran / daß ſie zu Erfor⸗
ſchung der Natur / und Befoderung der Wiſſenſchafften von
** den⸗
e ee Vorrede. TER
denſelbigen / keine Unkoſten ſparen. Ein folcher freygebiger
Herꝛ iſtin dieſem fall geweſen Alexander Magnus, welcher dem
Ariſtoteles go0. Talenta, (ſeynd bey fuͤnff Tonnen Goldes) ge⸗
geben / umb nur die Naturen der Thiere zu erforſchen und zu be⸗
ſchreiben. Noch beſſer thun die / ſo ſolche denck⸗ und beſichti⸗
gungs⸗wuͤrdige Sachen in ein Corpus zuſammen tragen / weñ
fie Gelegenheit darzu haben / Kunſt und Raritaͤten⸗ Kammern
anordnen / und ſelbige nicht nur zu ihrer eigen Wiſſenſchafft
und Beluſtigung / ſondern auch andere Liebhabere durch An⸗
ſchauen derſelben genieſſen laſſen / Wie ſolches an feinem Orte
hoͤchſtloͤblich gethan der weyland Durchleuchtigſte Fuͤrſt und
Herr Hertzog Friedrich zu Schleßwig Holſtein / ꝛc. fo dieſe
Kunſt⸗Kammer / neben einem Antiquario, groſſem zwiefachen
Globo und Sphæra Copernicana, ſo herrliche Opera thauma-
turgica bey der Reſidentz Gottorff angerichtet. Die Kunſt⸗
Kammer betreffend / hat dieſelbige ihren Anfang von der weit⸗
beruͤhmten Enckhuſiſchen Kunſt⸗Kammer / welche Paludanus
der weyland fuͤrtreffliche Medicus in gypten und andern Au- |
ſtraliſchen / wie auch Oriental. und Occidentaliſchen Ortern /
die er meiſt ſelbſt beſuchet / zuſammen geſamlet / und in ein an⸗
ſehentlich Corpus gebracht. Von Paludani Erben aber hat
fie hoͤchſtermelter Fuͤrſt erkaufft / und Anno 1651. durch mich =
aus Holland in Holſtein bringen und auff der Reſidentz Got⸗
korff auffrichtenlaſſen / woſelbſt fie nachgehends von Jahren
zu Jahren mit aller hand raren auch preciofen koſtbaren Sa⸗
chen vermehret. Und wird jgo neben der koſtbaren Biblio
thec hon dero Herrn Sohn Ihr: Fuͤrſtl. Durchl. C YR x⸗
| b STFAM
Vorrede.
ST JAN AL BRE Hr / meinem gnaͤdigſten Herrn wol
unter alten. Fr : 1 |
onſt ſeynd auch jetziger Zeit in den benachbarten
Roͤnigreiche en en zweene fuͤrtreffliche Potenta⸗
ten von groſſen Wiſſenſchafften / und ſonderlicheliebha⸗
bere derer Singe / ſo die Natur ungemein und kuͤnſtliche
ande bereitet / nemlich Ihre [Das. Konig Kriedrich Il.
Lee Norwegen / und Ihre Churfuͤrſtl.
urchl. Friedrich Wilhelm zu Brandenburg / ſo beyde
unſere Gottorffiſche Sunſt Kammer durchzuſehen ge⸗
wuͤrdiget / nicht ohne ihre ſonderliche Ergetzung / auch
Haut ſelbſt etliche notable Stuͤcken / ſo die Natur auch
unſtaußgearbeitet hinein verehret. Und haben Ihr
Ron. aß. nach der geit ſelbſt eine Runſt und Rariteten⸗
Kammer zu Copenhagen angeordnet / ſo noch täglich ver⸗
— wird. Es haben Ihre Churfuͤrſtl. Durchl.
auch viel rare und alte Monumenta heyſammen gehabt /
ſeynd aber vor zwey Jahren durch die leidige Kewers⸗
brunſt meiſt darumb gekommen / welches zu beklagen iſt.
Gleich wie es nun denen / ſo ſolche Kunſt⸗Kammern beſu⸗
chen / ſonderliche Luſt giebet / in dem ſie gleichſam in einem wol
angerichteten Luſt⸗ und Baumgarten von einer Blume / Ger
waͤchſen und Fruͤchten zu den andern gehen / und ihre Augen
weiden koͤnnen; alſo iſt auch denen / ſo das Gluͤck nicht haben
dahin zu gelangen / keine geringe Ergetzung / wenn ſie die fremb⸗
den Sachen mit Figuren abgezeichnet ſehen und beſchrieben le⸗
ſen koͤnnen. Sonderlich iſt es eine angenehme Sache fuͤr 5
| N)
| | Vorrede.
fo ihr durch wichtige Geſchaͤffte bemuͤhetes Gemuͤthe mit etwas
Frembdes zu leſen ergetzen wollen / oder die jenige / ſo ihre lang⸗
wierige muͤſſige Zeit zu vertreiben nicht wiſſen. Dann da iſt die
Vielheit und Abwechſelunge der frembden und ungemeinen
Sachen / daß man immer von einem auff das ander kommen
kan. Und weil es dann heiſſet: Varietas delectat, in der Veraͤn⸗
derung iſt Beluſtigung / kan es ohne Ergetzung nicht abgehen.
Wil derwegen hoffen / daß dem guͤnſtigen Leſer ich mit Beſchrei⸗
bung dieſer Gottorffiſchen Kunſt⸗Kammer (welche wegen der
vielen raren auch pretioſen Sachen billich eine Schatz⸗Kam⸗
mer zu nennen) einen gefaͤlligen Dienſt werde erzeiget haben.
Ich haͤtte zwar eins und ander weitlaͤufftiger außfuͤhren
koͤnnen / wenn nicht dieſes nur als ein Compendium oder Pro-
dromus der gaͤntzlichen Kunſt⸗Kammer ſeyn ſollen. Daher
ich auch nur / was theils ich ſelbſt aus den Orientaliſchen Ortern
mitgebracht / theils bey andern angezogenen Autoren befind⸗
lich / Summariſcher Weiſe eingefuͤhret. Das übrige verſpa⸗
rend / biß Gott die Feder ferner anzuſetzen Gelegenheit verlei⸗
hen wird / da dann auch die Beſchreibung des zwiefachen groſ⸗
fen Globi, Sphætæ Copernicamæ und Antiquarii, in welchem
viel alte frembde und bey außlaͤndiſchen Nationen übliche gül-
dene / ſilberne und kuͤpfferne Muͤntze und andere Sachen / fo an
ſtat der Muͤntze gebraucht werden / zu finden erfolgen ſollen.
Gehab dich wol.
Adam Olearius,
b 2 In
In Pinacothecam Paludanæam & Batavis
ad Serenisfimum Holſatiæ Principem Clarisfimi
Olearii ductu translatam.
Dvena qua Batavo venis optatisfima Ponto
A Grata ratisgratopondere falagravi;
Dadalea vehis artis opus, mirabile quicquid
Orbis ab Eoo Belgicus orbe tulıt ; u
Dic age: Dadaliden Nereus cum merferit undu;
Dadaleum cur hoc mergere parcat opus?
(redite merſiſſet, ſi non Olearide tutum
Ifet. Palladiis nil ſcit obeffe Oleis.
FRIED. CROCHEL,
tunc temp.äaliorumsSerenisf.
Princ. Informator.
Gottor ffi⸗
HERE ef Kammer iſt mehr eine Natur · und
N Naritaͤten⸗als Kunſt Kammer zu nennen / weil
| 8 natuͤrliche / und in unſerm Lande ungewöhnliche
ess Thiere / Gewaͤchſe / und andere Sachen / ſo faſt
aus allen Orten der Welt zuſammen bracht worden / mehr
als kuͤnſtliche Arbeit darem befindlich. Selbige ſeynd je⸗
tziger geit in zweyen unterſchiedlichen Gemaͤcheꝛn eingeſetzet.
Vor dem Eingangedes erſten Gemaches haͤnget 27
cken Hand ein Kihnbacke von einem groſſen Wallſiſche / iſt
als eine Riebe anzuſehen / 16. Fuß lang und 2. Fuß im Umb⸗
fang. Der Fifch aber war 62. Fuß lang / und die Höhe ı7.
Fuß. Eine lange Perſon kunte in ſeinem auffgeſperreten
Rachen mit außgerecktem Arme ſtehen / und doch oben nicht
anruͤhren. Er war Anno 1659, in Eiderſtett bey Weſterhe⸗
fer todt angeſtrandet. im folgenden Jahre hernach wuͤr⸗
de Di Dennemarck und Schweden Friede gemachet.
2 das n cg den Rachen fell 5 777
aben
3
Gottorffiſche ö
—— —— 2 ——
72 laß ich dahin geſtellet ſeyn. Sonſt ſchreibet Proc
pius lib. 3. de Bello Gothico und aus ihm Cal, Rodig. lib. 8.
c. u. daß / als bey Bizantium im waͤrendem Gothiſchen rie.
ge ein groſſer Wallfiſch auch von 6 Fuß / ſo ſehr muthig / und
viel Jahr den Seefahrenden ſchaͤdlich geweſen / gefangen
worden / der Gothiſche Krieg ſich bald darauff foll geendiget
haben. Und diß ſey das Omen geweſen.
Man will auch davor halten / daß / wenn zur Friedens Zeit
ſolche ungeheure Fiſche gefangen werden / eine Unruhe oder
Krieg andeuten ſoll / wie Crantzius in ſeiner Van dalia lib. &.
c. 7. vermeynet. Dann es waͤre Anno 13, ein junger Wall⸗
fifch in die Trave gekommen / und bey Luͤbeck gefangen wor⸗
den / da man dafuͤr gehalten / daß der bald darauff erfolgete
langwierige Krieg zwiſchen Franckreich und Engelland bien,
durch waͤre angedeutet worden.
Als Anno 1643. die Schweden einen e e
Einfall in Holſtein und Dennemarck thaten / ſind auch kurtz
zuvor zwey Schwerdtfiſche einer zu Apenrade / der ander
beym Kiel gefangen / der eine von dieſen fo ro, Fuß lang /
haͤnget auch in der Gottorffiſchen Kunſt Kammer. |
Bey obgedachter Kihn backe ſeynd auch etliche Ruͤckgrad /
Ribben und Schulterblaͤtter von Wallfiſchen in verwunder⸗
licher Groͤſſe. Item / ein Gruͤnlaͤndiſch Schiffen / und
ein Rock / ſo ſieim Fahren gebrauchen.
Was in beyden Principal⸗Gemaͤchern kan gezeiget wer⸗
den / wird wiewol nicht alles / jedoch das meiſte in folgenden
Taffeln dieſes theils fir Augen geſtellet.
TABu.
DR
I
TABULAL
Alt infich etlicher
Orientaliſchen und Nor⸗
—
A Orten hergebracht / und
zum theil etlichen aus gewiſſer materia
gemachten Bildern / ſo meiſt ihre Be⸗
wegung haben / angethan ſeynd.
Unter den Kleidern ſeynd Hembde
aus Seehundes Damen gemachet /
und Roͤcke von Seehundes Fallen.
Auch etliche von Baſt gar kuͤnſtlich ge⸗
wirckte Kleider / Kuͤſſen und Tapeten /
die von ferne anzuſehen / auch ſo weich
anzugreiffen / als wenns Seide und
Sammit ware. Solche Arbeit wird
in Angola gemacht / und iſt uns aus
Guinea zugeſchickt worden.
Num. 1. Iſt ein Chineſer / oder nach
unſer pronunciation ein Tzinefifcher
Herꝛ / in ſeiner Geſtalt und Habit na
der Chineſiſchen Mahlerey / ſo a
darbey verhanden / abgebildet. |
Aufffolche Art / wie dieſer ſitzet / ſtel⸗
len ſie auch die Bildniſſe ihrer geweſe⸗
nen Herꝛſchafft und Landvoigte / wenn
ſie wol regieret / und dem Lande groſſen
Nutzen geſchaffet / nach dero Abſterben
um Ehren⸗Gedaͤchtniß und Nachfolge
er andern in einen darzu erbaueten
Tempel / und thun ihm zu gewiſſen Zei⸗
ten Göttliche Ehre an. Darvon in
Vun Rammer. oe:
der Chineſiſchen Reiſebeſchreibung *
hannis Neuhoff: fo die Hollaͤndiſche
Oſt Indianiſche Compagnie dahin ges
than / mit mehrem zu leſen.
Num. 2. Ein Perſianer / nach ihrer
Art auff der Erden ſitzend. Gleich auch
der König den Geſandten Audientz
zu ertheilen pfleget. Darvon Olearii
Perſianiſche Reiſebeſchreibnng / letzter
— pag. 509. ein mehres berichtet
ir
wird.
Num. 3. Eine Perſianiſche Wei⸗
bes⸗Perſon in ihrem Zierath / die / wenn
fie nicht gemeine Huren / ihr Angeſicht
keine: Manns ⸗Perſon / auſſerhalb ih⸗
rem Ehemann / entbloͤſſen duͤrffen.
Num. 4. Ein Tageſthaniſcher Die⸗
biſcher Tartar / ſo im Gebirge an der
Caſpiſchen See wohnen. Von wel⸗
chem außführlich in der Perſianiſchen
Reiſe pag. 728. 11858
Num. 5. Eine Circaſſiſche Tarta⸗
rinne / gleich die Witwen gekleidet ges
hen. Haben hinten am Kopffe eine
Rindes⸗ Blaſe mit bunten Cattun übers
zogen. ibid. p.742. f {
TABULA I.
Num, 1. Ein Moſcowiter / an wel⸗
chem zu ſehen der Reichen ihre frembde /
Uberroͤck und Schapke oder Sommer⸗
Mützen. Hat Bogen und Pfeile in
ee” 91 5 Kal *
Num.
A ij
ER Num. 2. Eine |
Fraue / derer Hembde Ermel / ſo ſie des
Sommers durch den Rock ſehen laß
fen in 8. oder 10. Ellen lang / zuſammen
geſtreiffet. Je vornehmer ſie ſeynd / je
langer die Ermel ſeyn muͤſſen. Hat ei⸗
ne Knutpeitſche in der Hand / welche der
Vater ihrem Brautigam nach der
Hochzeit zum Gehorſam ſeines Wei⸗
bes mitgeben ſoll. Was von den
Schlägen / ſo darmit aus Liebe gegen
der Frauen geſchehen / zu halten / iſt in
der Moſcowitiſchen Reiſebeſchreibung
p.217. zu leſen. | 1
Num. 3. Eine Weſt Indianiſche
Frau aus Mexica > wie ſiè die kleinen
kinder zu tragen pflegen / ſampt ihrem
Zierath / welche von Zahnen und Klaus
en etlicher wilden Thiere an ſtatt der
guͤldenen Ketten. Darvon Johan de
» Laet. in Hiſt. Americana zu leſen.
Num. 4. Ein Harniſch und Waf⸗
fen aus der reichen Oſt Ind. Inſel Zei-
ton; aus welcher der Zimmet oder Ca
nel hauff ig zu uns koͤmmt. Sintemahl
daſelbſt gantze Zimmet⸗Walder ange⸗
troffen werden. Vide Mandelslo In⸗
dian. Reiſebe ſchreib. p. 47. und in den
Hollaͤndiſchen Schifffahrten. Und
hat dieſer / ſo das Waffen fragt / einen
Canel oder Zimmet⸗Stock in der
Hand. Es hat aber nicht das gantze
Holtz / ſondern nur die Rinde ſolche
Aromatiſche Krafft, |
Gottorffiſche |
ine Moſcowitiſche
ee . — * 7 1 En
TA BUL A III.
‚Num. 1.2.3. Seynd der Grüͤn⸗
länder Warhafftige Conterfeite ſampt
ihrer felgamen Tracht. Die lebendige
Perſonen hatte J. Koͤn. Majeſt. zu
Dennemarck auff Herꝛn Heinrich Muͤl⸗
lers / jetzo Rentmeiſters Schiſſe aus
e
ottorff / ſelbige anzuſchauen / geſchi⸗
cket. Was ihre Natur / Sitten / Spra⸗
che und mehr Denckwuͤrdiges von ih⸗
nen zu ſagen: wie ich an ihnen / in dem
ich fie fünff Tage in meinem Haufe ge⸗
habt / meiſt ſelbſt angemercket / iſt in der
Perf. Reiſebeſch. pag. 163. und folgen⸗
den Blättern zu finden.
Num. 4. . Seynd Runiſche Ca⸗
lender / derer ſich nicht allein die alten
Gothen und Dänen gebrauchet / ſon⸗
dern auch die Laplaͤnder ſich noch ge⸗
brauchen ſollen. Von ſolchen Calen⸗
dern iſt Olaus Worm lib. 2. Faſtor.
Danic. und in deſſelben Muſæo pag.
367. zu leſen. | u
Num. 6. Ein außgehauen Schiff⸗
lein oder Schlitten / ſo die gaplaͤnder und
andere Nordiſche Voͤlcker auff dem
Schnee gebrauchen.
Num. 7. Seynd ihre / wie auch der
Finnen Schritt⸗Schuhe theils 6. theils
8. Fuß lang / mit welchen fie auff dem
Schnee geſchwinde fortkommen koͤn⸗
nen. Hierbey iſt auch ein Saplandifcher _
Rock von Renthiers⸗Fellen gemachen
| imd
55
2222
PNDEEND
gu
2 J
5 8 Er
——
U
=
N
f an Mm 9
N .
O5 N | U. Yan
5 *
Mi |
RD —_ pr
Tab. IV. 1) . IK fe = 31 Aube 7 fi
| | = Nom
aa N}
—— Le
Ta: e
—
*
Num. 5. Iſt ein Abgott der Nord⸗
un, von ihnen mit gefpommen Bin
(gleich man bey uns mit Silber pfleget)
geſticket. e, ee
Num. 8. Sitzet ein Gruͤnlaͤnder im
Schiffe / ſo umb den Leib und Mund⸗
loch des Schiffes zugebunden / mit wel⸗
chen fie bey 10. Meilen in die See fah⸗
ren / ſich bißweilen umb und umb ſchwin⸗
gen koͤnnen. Ihre Ruder ſeynd gema⸗
het / daß ſie an beyden Enden koͤnnen ge
brauchet werden. 5
razulA IV.
Seyrd lauter Abgoͤtter.
Num. 1. Iſt ein Indianiſcher
Pagode / der von etlichen will fuͤr ein
Aegyytiſch lis 11 * werden. Da⸗
von Kircherus in feinem Oedipo Æ.
gyptiaco de Sinenſium & Japono-
rum Idololatria.
Num. 2. Ein Abgott / Horus ge
nant / welchen man in den Aegyptiſchen
Mumien findet. Darvon auch Kir-
cherus pag. 215. aus dem Heliodoro
Hb. 3. thiop: und meynet es aus den
Rabbinen zu erweiſen / daß Labans
Goͤtze / welchen die Rahel ihm geſtolen /
ſolcher Art ſoll geweſen ſeyn. Olaus
Worm meynet / daß es Idola Iſidis
Egyptica ſind. Vide in ejus Muſæo
P-. 348. „ 4
Num. 3. 4. Ein Aegyptiſcher Ab:
gott voller Chara deren; 9
und hinten anzuſehen.
er en
länder bey der Strate Davis umb wel⸗
chen ſie / wie die Gruͤnlander / denen ich
es gezeiget / berichteten / herumb tantzen.
Iſt bekleidet mit rauchem Schaafffell /
Vogelfedern / und kleinen Zahnen von
Fiſchen behangen. Dann ſie meynen /
weil ſie von den drey Elementen ihre
Nahrung haben / muͤſſen ſelbige auch
als Götter geehret werden: wie noch
jetzo die Heyden im Königreich Siam
in Oſt Indien thun / ſo die Elemente eh⸗
ren / und ihre Begrabniffe in denſelben
erwehlen. Die das Feur geehret / wol⸗
len verbrandt / die das Waſſer / auch dar⸗
innen verſencket / die / fo die Lufft geehret /
darinnen auffgehenget und von Vogeln
gefreſſen ſeyn / und andere in die Erde /
ſo dieſelbe geehret / verſcharꝛet.
Num. 6. Iſt ein Muſcowitiſch
Bild / 5. Nicolai, wie auch etliche an⸗
dere Heiligen. Solche gemahlte Hei⸗
ligen muß jeglicher in ſeiner Stuben und
Kammer haben / und vor denſelben ſte⸗
hend beten / und ſich ſegnen und gar offt
neigen. Und wenn jemand zu ihnen
ins Hauß kommt / muß er zuvor ehe er
jemand zuredet / vor ſolchem Bilde ſeine
devotion thun / wird als ein Gott ge⸗
ehret / wie er auch Buch, ein Gott genen⸗
net wird / und muß von niemand als
von ihres Glaubens genoſſen gemahlet
werden / ſehen aus / ob ſie ſchon gantz
neue / als wenn ſie ein Jahr im Rauche
gehangen. Werden alſo auff einen
abſonderlichen Goͤtter⸗Marckt ver⸗
A flaufft /
6 Gottorffiſche
kaufft / oder nur / wie ſie reden / umbs
Geld vertauſchet / und was der Kramer
fordert / muß der Kauffer geben. Dar⸗
von in der Perf Reiſebeſchr. p.29.
TABULA V.
Num. I. 2. 3. 4. Seynd Bilder /
welche durch gemahlte Früchte die Vier
Zeiten des Jahrs abbilden.
Num. 5. 6. 7. 8. Seynd von natuͤr⸗
lichen Saamen und Fruͤchten / ſo in den
vier Jahrs⸗ Zeiten wachſen und reiff
werden / kuͤnſtlich zuſammen geſetzet.
So auch die vier Jahrs⸗Zeiten andeu⸗
ten follen.
TABULA VL.
Num. 1. Yvana faſt an Geſtalt ei
her groſſen Eider / ſcheußlich anzuſehen /
in gantz America gar gemeine / die
Braſilianer nennen es Senembi ſeynd
vom Kopff biß zu Ende des Schwan⸗
tzes 2.3. in . Fuß lang. Etliche haben
unter dem Halſe einen Kropff / etliche
auch nicht / wie wir dann von beyderley
Art haben / hat eine gar ſcharffe Aſche⸗
farben Haut / foll wenn fie leben / grün
licht ſeyn. Wird aus kleinen als Kir⸗
ſchen⸗groſſen Eyern gezeuget / halten ſich
bißweilen im Waſſer / und bißweilen
auff dem Lande und Baumen auff.
Daher Clufius ex Oviedo zweiſſelt /
ob es unter die Fiſche oder Fleiſch zu
* r"-
*
rechnen. Sollen über drey Monat oh⸗
ne Eſſen und Trincken leben koͤnnen /
wie Marckgravius lib. 6. rerum na-
tur; cap. u. es ſelbſt probiret. Ihr
Fleisch ſoll lieblich als Huͤner⸗oder Ca⸗
ninichen⸗Fleiſch zu eſſen ſeyn / und wird
von denen / die es einmahl geſchmecket /
ſehr begehret. Diß Thier — zwey
Magen haben / in dem forderſten nimpt
es erſtlich gleich als in einem Kropfſ die
Speiſe / welche durch einen Daͤrmen / ſo
ein klein Finger dicke / und bey zehen Fin⸗
ger lang in den andern Magen / da die
Verdauung geſchiehet / gehet. Es ſoll
gar ein hart Leben haben / wird mit Stri⸗
cken gefangen. 5
Num. 2. Ignavus, Dieſes Thier⸗
lein / derer wir zwey haben / iſt von Groͤſ⸗
fe eines Fuchſes / von Haaren rauch und
fahl als ein Bahr / ift in Weſt Indien
gar gemein / und wird von den Einwoh⸗
nern Ai; won den Portugieſen Priguiza
von den Hollandern aber Luyart Faul⸗
heit genant / ſoll einen gantzen Tag /
wenn es im Gange iſt / nicht über so.
Schritte fortgehen / kreucht auff die
Baume / friſſet nur das Laub darauff /
und trincket gar nicht / ſoll / wie George
Morckgraff der es lebendig gehabt / und
anatomiret ( Hiftor. rerum natur.
Brafil, lib. 6.) ſaget / ſchreyen wie eine
junge Katze j j j . Cluſius in exot.
p. III. und aus ihm Athan. Kirche:
rus meynen / daß es ſoll gleich nach der
Muſic die Thone la ſol fa mi re ut
5 ordent⸗
N N \
" IN
J
*
AAbNI. |
2 > N
2 I
e/gnavıus d
—
2.
2
=== j 25 *
8
mo,
x
IR
5
EEE
Ep
m
2
zur
ordentlich herunter fingen mit ha ha
&c. Und wenn an denen Orten die
Mufic ware erfunden worden / ſolte
man gedencken / daß diß Thier Veran⸗
laſſung darzu gegeben hätte. Es hat lan⸗
ge Klauen / was es faſſet / das halt es ge⸗
wiſſe und lange. |
Num. 3. Zibeth⸗Katze / derſelben ha⸗
ben wir auff Gottorff 6. Lebendige ge⸗
habt / und uͤber Jahr und Tag erhalten /
wurden aus Guinea von Capo Corfo
eſchicket. Cardanus ſchreibet / daß
fe niemahls koͤnnen zahm gemachet
gegen f — war aber e >
ſechſen / fo noch etwas jung / welche bey
dem Menſchen / der ſie wartete / alle
Nacht friedlich im Bette ſchlieff / und
wenn man ſie auſſerhalb dem Kaſten
bloß gehen ließ / ſtriche fie ſich als eine
zahme Hauß⸗Katze an die Beine / als
ſie aber alter wurde / begunte ſie auch /
wenn man ſie angreiffen wolte / umb ſich
zu beiſſen / und wurde endlich ſo wild als
die andern. Welches dem Cardano,
wider den Scaligerum, der ihn Exerc.
2. n. 2. widerſpricht / in etwas zu Hulffe
kommen kan. Sie freſſen Grütze / weiß
Brod mit Milch auch rohe Eyer. Sie
haben unter dem Hinterſten uber den
Pudendis ein ſchlammicht faſt als ein
HuͤnerEy dickes Beutlichen hangen / in
welchem der Zibeth wachſet. Muſte
Woͤchentlich zweymahl mit einem klei⸗
nen Zinnen Leffel als eine Türckiſche
Bone groß mit groſſem Zwang abge⸗
nommen werden / ſonſt ſtreichen ſie es
ſelbſt aus an die Wande. a t |
Num. 4 Armadillo, diß Thier⸗
lein koͤmmt aus Weſt Indien / iſt überall
in America zu finden. Die Braſilia⸗
ner nennen es Tatu, die Spanier Ar-
madillo, weil es als gewaffnet anzuſe⸗
hen / hat auch ſo harte Haut / daß man
ſie mit dem Pfeile nicht durchſchieſſen
ſoll. Sein gantzer Leib iſt gar zierlich
als mit einem Harniſch gewapnet. Die
Holländer nennen es Schild⸗Vercken /
dann es an Geſtalt einem jungen Ver⸗
cken gar ehnlich. Es halt ſich gemei⸗
niglich in der Erden auff / wie die Maul⸗
wuͤrffe oder Caninichen / und thun wer
gen ihres Umbwühlens und Aufſwerf⸗
fens in den Garten groſſen Schaden.
Sie werden wie die Caninichen gefan⸗
gen / mit Butter gekochet und gebraten /
ſollen den Hollandern fo delicat als
Caninichen ſchmecken. Krafft und
Wirckung derer Schalen und Gebeine
iſt beym Marckgravio lib. 6. cap. 8. u
leſen, |
TABULA VII.
Num. 1. Lacertus peregrinus
ſqamoſus, it vom Kopff biß zum
Schwantze über anderthalb Fuß / der
Schwantz aber ſo gar breit ein Fuß und
2. Zoll lang / die circumferentz des Lei⸗
bes 1. Fuß 3. Zoll. Die Schuppen
ſeynd Zoll breit und hart als Horn / lie⸗
| gen
gen über einander / als wie man an den
duͤrꝛen Danapffeln ſiehet. Hat auch
ſolche braungele Farbe. Cluſius beſchrei⸗
bet ihn außfuͤhrlich pag. 374. W
Num. 2. Iguana iſt droben Tab.
priori beſchrieben. Nur diß darbey
zu eꝛinneren / daß fo delicat deſſen Fleiſch
zu eſſen / fo ſchaͤdlich ſoll es denen ſeyn /
welche am morbo gallico laboriret
haben / ob ſie ſchon laͤngſt darvon gene⸗
ſen / ſoll es doch die Schmertzen wieder
verneuen. Cluſ exot. p. 17
Num. 3. Crocodill wird aus Ehern
gezeuget / derer eines darbey haͤnget / iſt
unſern Huͤner⸗Eyern gleich an Groͤſſe /
nur daß es nicht oben ſo ſpitz zu / ſondern
auff Cylindriſche Art fallt. Dieſe Thies
re werden in Indien / und am meiſten
am Fluß Nilo in Aegypten gefunden.
Seynd den Einwohnern an Menſchen
und Viehe hoͤchſtſchadlich. Dieſes un,
ter allen Thieren hat keine Zunge. Plin.
1.8. c. 25. Es verfolget die / fo für ihm
fliehen / und fleucht für die ſo ihm nach⸗
eilen / iſt geſchwinde im Lauffen / aber
wie man ihm entkommen kan / iſt in
Mandelslo Indian. Reiſebeſchreib.
p · 67. zu leſen. Jonfton. de quadru-
ped. ſchreibet / daß in America bey der
Stadt Panama etliche von 100. Fuß
lang ſollen gefunden werden.
TABULA VIII.
Die vier Thierlein in dieſer Tabu.
la ſollen die vier Elementa
bedenten. N
* ml A 5
77 (ch.
riiſchs f
Num. 1, Scineus Ægyptiacus ter-
reſtris & montanus, ſoll nur auff Dürs
rem Erdreich leben konnen / und bedeu⸗
tet die Erde. Sonſt iſt auch ein ander
Aquaticus genandt / fo ſich im Waſſer
befindet / wird in Africa bey Lybia und
am Rothen Meer gefunden / iſt den
Apothekern wol bekandt / die der Spra⸗
che unerfahren ihn Stine nennen. Dio-
ſcorides nennet dieſen Crocodilem
terreſtrem, und ſaget / daß er oertis
vehiculis ſumtus vim ciendæ Vene-
ris vehementem habe / auch intenſam
illam Veneris cupidinem inhibire.
lib. 2. cap, 21. & Gesnerus lib. 2.
cap. 24. x Fer N ne
Num. 2. Acus marina Eine Meer-
natel / iſt ein gar ſchmaler viereckter
Fiſch / der / ſo bald er aus dem Waſſer
ommt / ſtirbet / bedeutet das Waſſer.
Wird beſchrieben vomAriſtot. Oppia-
no und Bellonio. Nenn ee
Num. ;. Chamæleon bedeutet die
Lufft / iſt ein Aſiatiſch Thierlein / ſehr
mager / ſoll den gantzen Leib voll Lunge
haben / wie Gesnerus aus dem Plin io
lib. 8. cap. 23. berichtet / daher meynen
ſie / daß es von der Lufft lebe. Agricola.
Aber weil es eine lange ſchmale Zunge
als einen dicken Zwirnsfaden hat / ſo gar
ſchleimicht / ſoll es ſelbige heraus ſtecken /
Muͤcken und Fliegen darmit fangen.
Scal. de ſubtil. Exerc. 96. 4. Wel⸗
chem Beyfall zu geben / ſo hat man ſel
biges Thierlein vor 40. Jahren allhier
i zu
Seine 25 —.— Acilo
NN 7 N 7 . N NN M RM AN
RR
N
1760 5 N h |
— en. AR 2 Y 8
— a ö 0
—— —
rr man —— — —
zu Gottorff lebendig gehabt / und nach
dem es geſtorben auffgeſchnitten / und
tine Fliege im Magen gefunden. Und
weil es das allerfurchtſamſte Thier / ſoll
es daher ſo offt an Farben / auff welche
es ſitzet / a Plin. lib 8.
Daher das Sprichwort: Chamæle-
onte mutabilior.
Num. 4. Salamandra bedeutet das
Feur / ſo ferne auch ein Elementum
Ignis 90 Es iſt eine Art von Eidexen /
halt ſich an feuchten Oertern auff. Pli-
nius lib. 10. cap. 6. fchreibet / daß der
Salamander wegen feiner hefftigen Kal⸗
te auch das Feur außleſchen ſoll / gleich
wie das Eiß thut. Aber ich halte / daß
es wahr ſey / was Gesnerus aus dem
Theophraſto durch Erfahrung berich⸗
tet (pag. 83.) daß er einen Salamander
verbrandt / und die Aſche zur Artzney
gebrauchet. Wegen des heffſtigen
Giffts / Kalte und Feuchtigkeit / fo es in
und an ſich hat / mag es wol / wie dene
ca ſaget (lib. 19. Ep. 9.) mitten durchs
Feur unverſehret lauffen / auch wol eine
weile auff gluͤende Kohlen und im Feur
dauren koͤnnen / aber muß doch endlich
verbrennen / wie auch deſſen Eyer / als
Scal. Exerc. 187. und Agricola de a-
4
nim. ſubt. berichten.
TAB ULA IX.
Num. 1. Iſt ein Einhorn / ſo 8. Fuß
4 Zoll lang iſt / bey welchem noch
zwen kleinere ſich befinden von füͤnffte⸗
halb und von z. Fuß 3. Zoll / faſt ſo weiß
als Elfenbein / und ſeynd wi ak ge⸗
drehet. Daß aber ſolche Hoͤrner ſol⸗
ten von einem vierfüfligem Thiere ſeyn /
fo man Einhörner nennet / in Gröffe
und Geſtalt eines jungen Pferdes / ſo in
den Orientaliſchen Landern in den
Wildniſſen ſich auffhalten ſollen / wie
die Alten darvon geſchrieben / iſt nicht
wol zu glaͤuben. Wiewol es von lan⸗
gen Zeiten her Dafür gehalten / und ſo⸗
che Hoͤrner von vornehmen Her ꝛn und
Potentaten theur an ſich gekaufft / und
als ein überaus koͤſtlicher Schatz vers
wahret worden. 8
Es wird diſputiret / ob auch in der
Welt ſolche Thiere / nemblich Einhoͤr⸗
ner / zu finden oder geweſen ſeynd / weil
zu unſer Zeit / da die Welt doch ziemlich
durchgewandert / keines von jemand ge⸗
ſehen / und davon Bericht gethan wor⸗
den. Gleichwol aber findet man in
der Bibel / daß an unterſchiedlichen Dre
ten der Einhoͤrner gedacht / und Gleich⸗
niſſe darvon genommen worden. Als
im 4. Buch Moſ. Cap. 23. v. 22. Sei⸗
ne Freudigkeit iſt wie eines Einhorns.
Im 5. Buch Moſ. zz. v. 17. Seine Hoͤr⸗
ner ſeynd wie Einhorns Hoͤrner. Job
39. v. 12. Meyneſtu das Einhorn wird
dir dienen / und werde bleiben an deiner
Krippen. Pſalm 22. v. 22. Erzette
mich von den Einhoͤrnern. Pfalm 92.
v. Ul. 1 Horn wird erhoͤhet / wie
| ne
8
Be
.
10
nes Einhorns. Aber es iſt zu wiſſen /
daß im Hebreiſchen und Grundtexte al⸗
lezeit ſtehet das Wort NY welches
nicht eigentlich ein Einhorn Unicornu,
oder Monoceros (wie es die 70. Grie⸗
chiſche Dolmetſcher und aus ihnen alle
andere Sprachen gegeben) heiſſe / ſon⸗
dern ein ſtarckes / wildes / freches mit
hohen Hoͤrnern begabtes / den alten He⸗
bræern wol bekandtes / uns aber (wie
Marinus in Lexico Hebr. ſaget) uns
bekandtes Thier ſey. Zu dem will auch
aus dem 33. Cap. des J. Buch Moſ. er⸗
hellen / daß diß Thier Reem nicht nur
ein / ſondern zwey Hoͤrner gehabt.
p d M Cornua Reem ſunt
Cornua ejus Daſtehet der Singularis
nh, nicht der Pluralis ION)
die Hoͤrner eines Reem. Und weil der
Dualis A ſtehet / werden Joſephs
zweene Sohne und Stamme Ephraim
und Manaſſe darmit beſchrieben. Es
hindert auch nicht / daß im 92. Pfalm
ſtehet / mein Horn wird erhohet / wie ei⸗
nes Einhorns. Im Grundtexte ſte⸗
het exaltabis cornu meum , ſicut
Reem. Du wirſt mein Horn auffrich⸗
ten / empor heben / wie das Reem zu
thun pfleget / oder wie des Reem Hoͤr⸗
ner erhoͤhet ſtehen. Und Rab Eliezer
(wie der gelehrte Bochartus angemer⸗
cket) uber dieſen Locum ſchreibet: quid
r reem? Altiora ſunt cornua ejus
quam beſtiæ cujuslibet, & ferit cor-
au tam ſiniſtro quàm dextro. Alhier
eignet er dem Reem auch zwey Hoͤrner
zu. Darumb heiſt es nicht han *
Orix vel Capra Sylveſtris, eine Art
von wilden Ziegen / davon Plin. I. ır.
c. 46. dieſes ſoll ſehr grauſam und
ſtarck / und wenn dem Herodoto (1,4.
c. 192.) zu glauben / fo groß als ein
Ochſe ſeyn. Und daß dieſes durch
Reem verſtanden werde / will Bochar-
tus de animalibus S. Scripturæ be
haupten. Deſſen Urfachen hier einzu⸗
fuͤhren / zu weitlaufftig fallen wolte.
Urſach aber / warumb die 70. Grie⸗
chiſche Dolmetſcher das Reem einen
Monocerotem oder Einhorn verdol⸗
metſchet / kan ſeyn; daß fie geſehen / wie
Cteſias ein Uhralter Griechiſcher Scri-
bent (der zur Zeit Cyri, fo mit dem
Artaxerxi Krieg gefuͤhret) einen
Onagrum oder Indianiſchen wilden
Wald eEſel / beſchrieben mit eben ſolchen
Umſtanden / als dem Reem in der H.
Schrifft zugeeignet wird / daß es ein
ſtreitbares Thier / ſo mit dem Horn /
Zähnen und Fuͤſſen feinen Verfolgern
auffs grauſamſte ſich erzeige / ſonderlich /
daß er an der Stirn ein Horn haben
ſoll: und den Spruch Davids im 92.
Malt v. 7. dargegen haltende / haben
ſie gemeynet / das muͤſſe vielleicht ein
ſolch Thier ſeyn / und weil ſie doch noch
gezweiffelt / daß es eben ein Onager ſey /
haben ſie es generaliter Monocero-
tem Einhorn genenne.
Sonſt findet man auch bey *
en
ten und theils neuen Hiſtorienſchrei⸗
bern / daß unterſchiedliche Thiere / ſo nur
ein Horn haben ſollen. 1. Als da iſt
nicht nur der jetzt gedachte Onager oder
wilder Wald⸗Eſel in Indien / darvon
Phocius in fragmentis Cteſiæ Alia-
nus lib. 4. cap. 5» Plin. 1,7. c. 2l.
Sondern auch 2. Equus Indicus .
lian. lib. 3. cap. 41. 3. Wilde Ochſen
in Indien. Plin. ex Cteſio. Julius
Cælar lib. 6. Comment. beſchreibet
auch ein Thier / ſo ein Horn an der
Stirn / und am Hartz ſey geſehen wor⸗
den / darvon bald folgen foll. 4: Paulus
Venetus gedencket I. 3. c. 1. daß in
Java minore geſehen worden ein Thier
mit einem dicken ſehwartzen Horn an
der Stirn / welches / wie die Schweine /
ſich gerne im Kothe auffhalten ſoll.
Vartomannus (deſſen relation Sca-
liger Exerc. 205. groſſen Glauben zus
ſtellet) ſaget lib. 1. Navigat. c. 19. daß
er in Arabien zu Mecca zweyEinhoͤrner
geſehen / ſo neben dem Tempel in einem
Gatter verwahret gegangen / das eine iſt
ſchmal und laͤnglicht geweſen / gleich ei⸗
nem Pferde⸗Fuͤllen von 30. Monat / hat
an der Stirn ein Horn drey Ellenbogen
lang gehabt / des andern Horn aber nur
vier Hand hoch / der Kopff iſt faſt einem
Hirſch gleich / der Mahn gar kurtz nur
auff eine Seite hangend geweſen / ſchlan⸗
cke Schenckel wie ein Rehe / die Förder:
Fuſſe geſpalten / einem Bocke nicht un
gleich / ꝛc. Er erzehlet auch / daß er in
Vunſt Kammer.
— —
11
Kuhe geſehen habe / ſo ein Horn am
Kopffe uber eine Hand hoch / welches
fh gegen dem Mücken gekehret ges
: |
Unfer fo langes Horn aber wie auch
das zu S. Denis in Franckreich / und die
beyden ſo zu Utrecht geſehen werden /
ſeynd keines von obgedachten Thieren /
ſondern von einer ſonderlichen Art
Wallfiſchen ein Schnabel / oder viel⸗
mehr ein herausſtehender Zahn / ſo in
der Nord⸗See / ſonderlich bey Gruͤn⸗
land ſich befinden. Daher die obge⸗
dachten Gruͤnlaͤndiſche Weiber (p. 4.)
dieſes Horn / als ichs ihnen gezeiget / als⸗
bald gekennet / und geſaget / daß ſolche
bey ihnen aus der See kommen. Was
dieſes Horns Tugend und Wirckung
betrifft / fo ſchreiben die meiſten erfahrne
Medici daß es ein gewiſſe Remedium
wider die Gifft und gifftige Kranckhei⸗
Einhorn zu halten pfleget. Wiewol
es D. Thomas Bartholinus in der
Probe nicht gar bewaͤhret will erfunden
haben / wird er doch vom Tulpio lib. 4.
obſervat. medic. widerleget / und ihm
gezeiget / wormit vielleicht in der Probe
mag geirꝛet ſeyn. Er aber Tulpius ha⸗
be die Probe gut befunden. Gleich auch
Olaus Worm / wie er in feinem Mu-
ſæo pag. 286. berichtet / und führet flat
liche Teſtimonia von einem gantzen
Collegio Medicorum zu Augſpuengg
. | mit
Zeila eine Stadt in Æthiopia eine
ten ſey / gleich man von dem rechten ee
12
—
mit ein / daß fie in der Probe befunden
daß dergleichen Art Einhorn wider die
Gifft ein bewehrtes Alexipharma-
eum ſey. 210
Num. 2. Seynd Horner von einem
Elend / Alces, ſo groͤſſer und ſtaͤrcker als
ein Hirſch. Ich habe in Ingerman⸗
land und Carelen geſehen / die an Groͤſſe
ein ſtarck hohes Pferd uͤbertroffen / be⸗
finden ſich gar haͤuffig in den Nordlaͤn⸗
dern / koͤnnen zahm gemacht werden / daß
ſie ins Hauß zu trincken kommen. Et⸗
liche ſchreiben aus dem Olao Magno:
daß diß Thier Elend genant werde / weil
es taglich die hinfallende Sucht haben
ſoll. Und wenn es mit dem rechten
Hinter⸗Fuß ſich nur ein wenig ans Ohr
kratzet und ſchꝛammet / ſoll es wieder ges
neſen. Ich bin aber von fuͤrnehmen
Leuten / bey denen ſie gar gemeine und
zahm gehen / berichtet / daß ſichs nicht
alſo verhalte. Jedoch halt man da⸗
fuͤr / daß die Elends⸗Klauen ſehr gut
wider die hinfallende Sucht ſeyn ſollen /
wenn man entweder daraus gemachte
Ringe an dem lincken Gold⸗Finger
traͤget / oder einem / der mit ſolcher
Kranckheit behafftet / ein Stuck darvon
in die lincke Hand leget / und die Hand
zuhalt / oder im lincken Ohr damit her⸗
umb fahret und ruͤhret. Vid. Olaum
Magn. lib. 18. c. 2. & Jonfton. qua-
druped. pag. 97. qui addit hæc. Suf-
focatæ mulieri raſura cum Zedoa-
ria anaticis partibus felicisfime exhi-
—
— —— EEE
betur. Von ſelbiger Art: Geweihen
Gottorffiſche
haben wir drey paar / wie auch etliche
Beine und Fuͤſſe / derer zween zu Trinck⸗
geſchirꝛen gemacht ſeynd.
Num. 3. Seynd Horner von einer
Gems / Rupicapra genant / ſo ſich im
Schweitzer Gebirge hauffig finden laſ⸗
ſen. Tragen die Hörner ruͤckwerts ge⸗
beuget / mit welchen / wenn ſie auffs euſ⸗
ſerſte verfolget werden / und keine Auß⸗
flucht ſehen / an die ſteilen Felſen han⸗
gen / in Meynung dem Jager zu entrin⸗
nen / werden doch alſo vom Jager er⸗
ſchoſſen / oder muͤſſen 3 ſtur⸗
tzen. Es koͤnnen die Verfolger dieſer
Thiere / oder Gemsſteiger / daruͤber in
Lebens Gefahr gerathen / wie ſolches der
hochloͤbliche Kaͤyſer Maximilianus
Primus (ein ſonderlicher Liebhaber ſol⸗
cher Jagt) an ſich erfahren / wie ers in
ſeinem Theurdanck ſelbſt bekennet pag.
16. 17.19.52. Und Cuſpinianus in vi-
ta Maximil p. 614. gedeneket.
Num. f. 4. 5. b. Seynd Rkinocer
Hoͤrner / 8 gar ungemein
und 3. Fuß lang iſt. Solch Horn iſt
von einem Thiere / ſo etwas kleiner als
ein Elephant / und hat das Horn forn
auff der Naſen ſtehen / daher es auch
den Namen bekommen / wird in Indien
angetroffen / ſonderlich umb Cambajaı
Bengala, Siam, Sumatra, Java major
wie auch in Ætlüopia und America,
woſelbſt ihre abgeworffene Hörner auf⸗
geleſen und eee
| | Thier
> e
2 4444
2 | h » Ar 7 *
Thier ſoll dem Ariſtoteli und andern
eee auch den Roͤmern und in
115 Europa unbekandt geweſen ſeyn /
iß zur Zeit des Kayſers Auguſti, wel⸗
cher / wie Dio Casfius lib. 51. meynet /
zum erſten mahl / nach dem er die Cleo⸗
patram uͤberwunden / zum Triumph in
Rom eingeſuͤhret. Plinius aber (wel⸗
chem als einem Roͤmer / mehr / als den
Griechen Glauben zuzuſtellen) lib. 8.
c. 26. ſaget: daß Cn. Pompejus Ma-
gnus, der viel Jahr vor dem Auguſto
gelebet / der ſey geweſen / der in Rom
zum erſten mahl einen Rhinocer ge⸗
bracht / und zum Schauſpiel auffgefuͤh⸗
ret. Es iſt ein gar ſtarck und grinmig
Thier / daß es auch ziemlich ſtarcke Bau⸗
me umbreiſſen kan : wie Mercklein in
der Oſt⸗ Ind. Reiſebeſchreib. gedencket.
Daher S. Hieronymus in Comment.
daß der Rhinoeer das Einhorn oder
Jobi RR faſt der Meynung iſt /
Reem, ſo (wie oben gemeldet) offt in
H. Schrifft gedacht wird / ſeyn muge.
Es iſt ein grimmiger Feind des Ele⸗
phanten / der ſich wol fuͤrſehen muß / daß
der Khinocer ihm mit dem Horn nicht
unter den Bauch koͤmmt. Und wenn er
zum Streit gehen will / wetzet er das
Horn am Felſen. Man kan an denen /
ſo wir haben / ſehen / daß ſie geſtritten /
— —.— und die Steinriſſe noch
ich haben. 1
Emanuel / der Koͤnig in
Portugal |
der zu erſt die Indianiſche Schifffahrt
17 2 13
auffſuchen laſſen / hat Anno 1513. einen
Rhinocer aus Indien geſchickt bekom⸗
men (Surius p. 82.) und Anno 17.
in einem Schauſpiel mit einem Ele⸗
phanten ſtreiten laſſen: und hat nach lan⸗
gem Gefechte der Rhinocer den Ele⸗
phanten erleget. Aldrovandus lib. 1.
quadrup. pag. 883. Denſelben Rhi-
nocer hat Albrecht Duͤrer / der berühmte
te Mahler geconterfeyet / daher ſeynd
die Copien beym Aldrovando;Gesne-
ro und andern / wiewol nicht fo gar ei⸗
gentlich / genommen worden. Dann es
berichtet George Anderſen unſer Har⸗
desvoigt zu Kroppe / wie auch Johann
Jacob Mercklein / ſo in Ja va majore
die Khinoceres ſelbſt gefehen / daß ſie
ſchwartzblau von Farben / haben Fuͤſſe
als eine Kuhe / eine Haut / ſo zwey Fin⸗
ger dicke / und krauß gleich als wenn ſie
ewapnet waren / aber nicht von ſo ho⸗
en abſetzen / als es in gemein abgebil⸗
det wird. Seynd / wenn ſie erwachſen /
wegen ihrer Grauſamkeit und Starcke
lebendig nicht wol zufangen. Merckl.
Oſt Ind. Reiſebeſchr. p. 3: Wir har
ben neben einem Stuͤcke von der dicken
%
Haut drey Trinckgeſchirꝛe aus ihren
Hoͤrnern kuͤnſtlich außgearbeitet in der
Kunſt Kammer ſtehen. Sollen auch
wider Gifft ſeyn. 1
Num. 7. Dieſe Horner ſeynd von
einem Bezoar Bocke / in welchem der
Bezoar Stein gefunden wird. Das
Thier ſoll nach Aldrovandi Beſchrei⸗
B ij | bung
14 ;
bung 1 1. quadr. p. 455- ) in Groͤſſe und
Geſtalt eines Hirſches / aber Bocks⸗ art
ſeyn / als es auch nicht allein die Art
Hoͤrner geben / ſondern auch der Name
vom Perſiſchen Worte AP Bes, fo ein
Bock heiſſet / anzeiget / weil ſelbige Boͤcke
in Perſien am Orientaliſchen Theile
ſonderlich in der Land ſchafſt Choraſan
heuffig gefunden werden. Ob aber der
Name vom // Bazar, ſo forum,
ein Marckt heiſſet / herkomme / und fo
viel heiſſe als lapis forenſis wie Garci-
as meynet / laß ich dahin geſtallt ſeyn:
fo muften andere Sachen / ſo auff dem
Baſar verkaufft werden / auch ihren
Namen daher haben.
Es werden aber ſolche Voͤcke nicht
allein in Perſien / ſondern auch in Indi⸗
en / da er Bezar genant wird / gefunden.
Die Perſiſchen will man doch fuͤr die
beſten halten. Es werden auch Bezo-
ar Steine in Weſt⸗Indien / ſonderlich
in der Land ſchafft Peru in allerhand za⸗
men und wilden Thieren gefunden / ſo
klein und groß / etliche wie Tauben⸗
Eyer / wie wir dann auch einen ſolchen /
neben einem 5 lang und
ſchmal / als einen Finger / haben. Im
4. Buche der Weſte Ind. Hiſtorien
cap. 42. werden ſelbige Steine beſchrie⸗
ben. Es ſollen gifftige Kraͤuter ſeyn /
welche dieſe Thiere kauen und freſſen /
davon ſoll der Bezoar Stein wachſen.
Die Orientaliſchen ſollen doch an Tu⸗
gend und Krafft die Weſt Indiſche uͤ⸗
10 iſche
* ieee
Y ;
——
8 Fe
vertreffem. Daß auch wilde Geifen
ſeynd / die Gifft ohne Schaden weiden
koͤnnen / bezeuget Plin. I. 10. c. 27. Der
Stein wird in der Thieren Magen ge⸗
funden / hat im Centro ein Korn oder
eine Huͤlſe von einem Saamen / bißwei⸗
len rund / bißweilen laͤnglicht / über wel⸗
ches der Bezoar waͤchſet / und gleich als
viel Schalen übereinander fich leget /
wie ich ſolches in Hamburg bey meinem
guten Freunde Seel. Herꝛn Paul Lan⸗
germann / der ſolche Oriental. Steine
viel hatte / und derer etliche / umb mich
deſſen zu verftändigen / entzwey ſchlug /
ſelbſt geſehen. Selbiger Stein wird
in Perſien hoch gehalten / und wider alle
gate und anſteckende Kranckheiten
gebrauchet. Die von denen ſo auff dem
Gebirge ſeyn die beften.
Num. g. Iſt ein Horn vom wilden
Ochſen / der an Geſtalt als ein Hirſch
ſich befindet / hat das Horn mitten aufm
Kopffe / waͤchſet eine Hand hoch erſt als
ein eintzeln Horn / und ergeuft fich her⸗
nach in etliche Enden. Soll / wie Ju-
lius Cœſar in Commentario lib. 6.
ſchreibet / am Hartze gefunden werden.
Eſt bos, inquit, cervi figura cujus A
media fronte inter aures unum cor-
nu exiſtit excelſius magis directum
his, quæ nobis nota ſunt cornibus,
ab ejus ſummo ſicut palmæ ramique
late diffunduntur. Diß iſt / deſſen o⸗
ben pag. Ir. gedacht worden.
Num. 9. Iſt ein Horn von einem
f 1 Ona-
a ff
) 7 l, 2
7 ,
2
Nn
IV /
L”
Onagro oder wilden Indianiſchen
WaldeEſel / das einig mitten an der
nern zu Mecca berichtet / will Bochar-
tus auch in Zweiffel ziehen / und wenn
es ja wahr ware / ſo meynet er / daß da⸗
ſelbſt der Oryx heſchrieben werde. Ar
ber wie kan daſſelbe Thier Oryx und
daher Reem geweſen ſeyn / weil Bo-
chart. will / daß das Reem zwey Hör:
ner gehabt. Und will zwar beweiſen
nicht nur aus den Chaldeern und alten
Hebreeern / ſondern auch aus den Ara⸗
bern / daß Reem ( fo die Araber
© Rim nennen) eine Art der wilden
| ! 17
Ziegen / aber viel gröffer und ſtarcker als
die gemeinen Ziegen ſeynd pag. 962.
und refutiret / was ihm dargegen Eönte
eingeworffen werden. Gleichwol ſa⸗
get er hernach pag. 966: Proinde ſic-
uti nobis deerunt certæ probatio-
nes, liceat agere per conjecturas do-
nec plus lucis affulgeat. |
TABULA X.
Num. 1. Seynd Hörner von einem
Wilden oder Steinbock Ibex genandt /
ſo ſich in dem Schweitzer⸗Gebirge be⸗
findet. Dieſe Horner ſeynd andert
halb Ellen lang. Bellonius ſchreibet /
daß er eines von vier Ellen geſehen ha⸗
be. Es ſoll unter allen Thieren keines
ſeyn / das langer Hoͤrner habe als dieſes.
Sie ſollen geſchwinde lauffen / und ge⸗
waltig / ja von einem Felß zum andern /
wenn ſie gleich 8. Schritte von einander
ſtehen / ſpringen koͤnnen / wie jonſtonius
aus Aldrovando pag. 80. berichtet.
Num. 2. Iſt ein Kopff von einem |
Americaniſchem Bocke / ſo von dero
Orten in Holland gebracht worden / und
iſt zu Enckhuſen geſtorben.
Num. 3. Iſt ein Kopff und Gewei⸗
he von einem Renthiere / Rangifer ge⸗
nant / ſo in den ſernen Nord⸗Landern /
ſonderlich in Lapland fallen / ſehen den
Hirſchen nicht ungleich / haben doch gar
breite Füſſe / gehen in der Wildniß / koͤn⸗
nen aber von den Einwohnern *
D
16 -
gemachet und zur Hauß haltung ge
anche werden Etliche Lappen ollen
derſelben 100. 200. 30004 und wo
mehr in ihren Hoͤfen haben / die ſie durch
einen Hirten zur Weide auß⸗und ein⸗
treiben laſſen. Sie werden wie die
Kuͤhe gemolcken / ſo gute Butter und
Keſe geben ſoll / welche ihnen nicht nur
zur Speiſe / ſondern auch zur Artzney
wider gewiſſe Mangel und Gebrechen
dienet. Ihre beſte Speiſe iſt Moos /
ſo an den Baumen und auff Hügeln
wachſet. Sie werden auch zur Arbeit
gewehnet / daß ſie nicht allein Schlitten /
ſondern auch Laſtwagen ziehen / mit wel⸗
5 fie des Tages drey Meilen fort
kommen koͤnnen. Mit Schlitten auf
dem Schnee Eönnen fie uber alle Maſ⸗
fe geſchwinde lauffen / uber Berg und
Thal: und ſeynd ſonderlich die / ſo zu
dem Poſt⸗Lauffen gewehnet / des We⸗
ges ſo kuͤndig / daß ſie ohn einiges Len⸗
cken und Wincken ſich an beſtimten Ort
einfinden / da ſie alsdann auch ſtille ſte⸗
hen / und ſich nicht ferner jagen laſſen /
welches alſo nicht / wie etliche meynen /
mit Hexerey zugehet. Wiewol die
Hexerey bey den Lappen nicht gar un⸗
gemein / daß wenn ſie zur See ſeynd / mit
Auffloͤſen etlicher Knotten / den Wind
zu ihrem Willen haben Eönnen / wie
man von ihnen ſagen will. Selbige
Renthiere / wenn fie in andere Lander
und Lufft gebracht werden / koͤnnen nicht
lange leben. Wie es denn offt verſuchet
1
N77 che
worden / und berichtet Olaus Magnus,
daß einſt dem Hertzog Friedrich zu Hol⸗
1
ſtein aus Schweden 6. derſelbigen mit
einem Knechte zugeſchickt worden /
ſeynd aber ſampt dem Knechte bald ge⸗
ſtorben Ban ni © |
Num. 4. Iſt ein Rehe⸗Geweihe
durch einen Baum gewachſen / nach
Art der Kinbacke / ſo in der Koͤnigl.
Kunſt Kammer zu Koppenhagen be⸗
kane von Olao Worm beſchrie⸗
TABULAXL
Num. 1. Sfteine gar ſchone Schlan⸗
ge / und niemand ſchaͤdlich / wird Zicat⸗
linan ode formicarum, die
Mutter ſeiſſen genant / weil ſie in
den Loͤchekn und Hauffen / da die Ameiſ⸗
fen niſten / ſich auff halt und auch ihnen
folget / ift kaum eines Fingers dicke und
anderthalb Ellen lang / wird beſchrieben
vom Nirenbergio lib. 12. c. 7.
Num. 2. Dieſe Schlange wird ge⸗
nant von den Americanern / woſelbſt ſie
am meiſten angetroffen wird Tenthla-
cacauhqui, oder Domina ferpentums
die principalſte unter den Schlangen.
Iſt die allervergifftigfte und ſchaͤdlich⸗
ſte / darumb hat ſie die Natur gezeichnet /
daß man fich vor ſie hůten ſoll. Dann
ſie hinten am Schwantze etliche Glie⸗
der / ſo ſich bewegen und klappern / hat.
Wenn man von ihr gebiſſen wird / und
nicht
DI EBEN N
NY |
55 aut
Sa a
BR
4
1 +
”
—
chet / muß der Menſch innerhalb 24.
Stunden des Todes ſeyn. Das beſte
remedium dargegen ſoll ſeyn / wenn
man nur alsbald das verletzte Glied
in friſche Erde ſcharꝛet / und fo lange
darin halt / biß der Schmertz vergehet.
Am Bauche iſt fie weiß / am Ruͤckẽ grau
mit weiſſen Creutzen / der Kopff als eine
Viper. Die / ſo bey uns zu finden / iſt
über 2. Ellen lang / und im Diametro.
anderthalb Zoll dicke. In Mexico
ſollen fie als ein Bein dicke gefunden
werden. Die Mexicaner wiſſen fie
zahm zu machen / daß fie ſelbige in ihren
Hauſern zur Luft haben / kan ein gantz
Jahr ohne Speiß und Tranck leben /
darvon Nirenberg Cap. 1.
Num. 3. Iſt ei eſtopffte Haut
von einer gar groſſen bunten Schlan⸗
ge / worbey auch eine von dergleichen /
kommen aus Braſilien. Solche Art
Schlangen ſollen ein Schweinfercken
verſchlucken koͤnnen / welches mir zwar
anfänglich unglaublich vorgekommen.
Weil aber etliche / fo in Indien derglei⸗
chen geſehen / und in unſer Kunſt Kam⸗
mer bey Anſchauung der Unſerigen ſelbſt
anfiengen zu erzehlen / wie in der Inſel
Formoſa von ſelbigen Thieren an Hu⸗
nern und anderm kleinen Viehe / ſo ſie
verſchlucketen / groſſer Schade geſche⸗
he / habe ichs geglaubet / und iſt mir nach
der Zeit deſto glaublicher vorgekommen /
weil Jurgen Andres und andere in ih⸗
* 2 4 N RA;
Iran
rer Indianiſchen Neiſebeſchreibung bes
richten / daß auff der Inſel Java
Schlangen gefunden werden / die gantze
Menſchen verſchlucken. Ariſt. lib. ani-
mal. c. 1. erzehlet / daß etliche Africa-
niſche Meer⸗Schlangen gefunden wer⸗
den / ſo groß und ſtarck / daß ſie ein Both
umbwerffen koͤnnen. Und im Olao
Magno lieſet man / (lib. 21. cap. 3.
welches noch mehr zu verwundern) daß
in der Norwegiſchen See ſich Schlan⸗
gen ſehen laſſen / die 100. in 200. und
mehr Fuß lang / und von gewaltiger
Dicke ſeynd / daß fie Kalber / Schaaffe
und Schweine verſchlingen / daß dieſes
wahr ſey / hat neulich ein vornehmer
Schwediſcher Her: zu Gottorff bekraͤff⸗
tiget / und darneben geſaget / daß er vom
Buͤrgermeiſter zu Malmoi einem
glaubwuͤrdigem Manne gehoͤret / wie
. kn sun Gm eu
nich alsbald etwas dargegen gebrau-
er auff einem Huͤgel an der Nordiſchen
See ſtehend eine ſo groſſe Schlange in
ſtillem Waſſer geſehen / die von ferne fo
dicke als ein groß Weinfaß anzuſehen
geweſen / und habe 27. Kruͤmmen ges
habt. Selbige Schlangen ſollen nur
bey ſtillem Wetter und zu gewiſſen Zei⸗
ten ſich auff dem Waſſer ſehen laſſen
und wenn es geſchiehet / ſoll es ein boͤß
Omen oder Anzeigung fuͤr das Land o⸗
der Heran des Landes ſeyn. Olaus
Magnus ſetzet zum Exempel. Daß
Anno 10a L. eine ſoſche Schlange ſich
hoch über das Waſſer mit einem Theil
des aten, die / der Munten
7
18 .
ſimg nach bey so, Ellen lang geweſen /
die ſoll des Chriſtierni, Tyranni Ko,
nigs in Dennemarck und Schweden o⸗
der Chriftiani fecundi und vieler vor⸗
nehmen Herꝛn des Landes Untergang
angedeutet haben; |
Was Poflidonius;citanteStrabo-.
ne lib. 16. von einer ſo groſſen Schlan⸗
ge die im Felde Maera todt geſehen
worden / daß wenn Reuter auff beyden
Enden gehalten einander nicht haben
ſehen koͤnnen / deſſen Rache fo groß ge
weſen / daß ein Reuter mit dem Pferde
hinein reiten koͤnnen / und eine Schup⸗
pe von deſſen Haut groͤſſer als ein
Schild. (Solche Art Schlangen hat
man Drachen genant.) Was auch
Olaus Magnus aus dem Volaterano
erzehlet / daß Schlangen gefunden wuͤr⸗
den / welche 1000, Schritte lang / und
zu gewiſſen Zeiten des Jahrs eine gantze
Heerde klein Viehe ſampt dem Hirten
aufffreſſen koͤnnen / laß ich an feinen Ort
geſtellet ſeyn. N
Num. 4. Iſt ein Scolopendra, ein
Erd⸗ oder Waſſer⸗Wurm / ſonſt wegen
der vielen Fuͤſſe / Tauſendfuß genant /
Aldrovandus de inſectis lib. 7. c. 6.
machet derer zweyerley Geſchlechte / etl⸗
che ſo im Waſſer / etliche / ſo auff dem
Lande leben. 1
rauben
Num 1. 2. Seynd Scorpionen / de⸗
Tifche: |
—
e
leicht ſo groß gefunden / iſt ſchwartz.
Wirr haben dieſen aus Perſien von der
Stadt Caſchan / woſelbſt fie hauffi
und am allervergifftigſten ſeynd *
bracht. Der Stachel / den er krum
am euſſerſten Gliede des Schwantzes
2 meynet Plinius lib. i. c. 37. fe
ohl / dadurch er ſeinen Gifft / Ich
ıch die Schlangen Durch ihre hohle
Fahne in die Wunde gieſſen. Aber es
ie 5 — . Sahne
ie gen unter den Zaͤhnen
ein Blaͤßlein mit Gifft haben / und im
Beiſſenaußdrucken. Scheinet gleich,
wol / daß die Spitze / ſo als eine ſubtile
Natel iſt / kein Loch habe / ſondern gantz
ſey. Sie fliehen die Sonne / und hal⸗
ten ſich gemeiniglich in den Ritzen der
alten Mauren / auch unter den Steinen
auff / ſie werden nicht per coitum ge ·
neriret / ſondern aus faul Holtz und an⸗
derer faulen Aas hafſten materia durch
der Sonnen Hitze / ſo dem Æliano zu
glauben. Die Perſer meynen / die
Jungen ſolten die Alten todt beiſſen.
Was hiervon und von ihrer genera-
tion mehr zu wiſſen / kan man außführ⸗
licher leſen in meinem Perſiſchen Ro⸗
ſenthal lib. 7. Hiſt. 10. Sie kriechen
geſchwinde auff der Erden / und halten
den Schwantz empor / ſonſt wurde er
ihnen wegen des krummen Stachels
erhinberlich fal. Dieferwaude in
“ E 2 — — — en — a ——
0
EA
7
2
4 2.
,, =
2 Dr Aus (Norwegian) ke , . rd
ve
a
Aunfl Kammer. Rs},
— BEER —
ein Glaß mit Baumoͤhl gethan / worin:
— 8. Tage . — iſt daher
zu glauben / was Aldro vandus aus dem
Alberto lib. 5. de inſect. pag. 581. be
richtet / daß ſein Scorpion 22. Tage
im Oele gelebet / da andere Inſecta ſonſt
im Oel bald ſterben. Sie kommen ſonſt
ohne Speiſe lange leben / gleich wie die
Art Schlangen. Und meynet Plinius
lib. 10. c. 72. daß kein gifftig Thier Hun⸗
ger und Durſt ſterben konne. 3
Num. J. Iſt ein wunderlicher Kna⸗
chen oder Bein / faſt wie eine zuſammen
gekrochene Mauß anzuſehen / etwas
kleiner als ein Huͤner Ey. Hat einen
beweglichen Schnabel / und einen als ei⸗
ne Federſpule dicken Schwantz. Olaus
Worm hat auch dergleichen in ſeinem
Muſæo gehabt / fo jeko in Ihrer Kos
nigl. Majeſt. zu Dennemarck Kunſt⸗
Kammer verhanden. Es haben zwar
etliche gemeynet / daß es ſoll aus dem
Kopfe eines Fiſches Remora genant /
ſeyn / wie auch dergleichen in der Schatz
Cammer des Ertzhertzogs Ferdinandi
Caroli auff dem Schloß Amris anzu⸗
treffen / mit der Uberſchrifft: Os Remo-
rœ. Aber es wird vom Olao Worm
gar recht refutiret / dann des Remoræ
KRopff / derer wir zwey haben / iſt viel zu
klein / auch nicht darnach proportioni-
ret / daß er ein e faſſen koͤnte /
bleibt alſo ein unbekandt Bein. Es ſey
dann / daß man darvor halten will / daß
ein Erden generiret ſey / wie dann
die Naturkuͤndiger ſchreiben / daß unters
ſchiedliche Art Knochen in der Erden
wachſen ſollen. Hiervon gar ſchoͤn zu
leſen Athan. Kircherus in mundo
ſubterraneo lib. 8. ſect. 2. de Eno-
ſtrorum, five osſium ſubterreſtri-
um ortu » welcher deſſen Zeugnif
ſe aus unter ſchiedlichen Autor. her⸗
bey bringet / die darvon geſchrie⸗
ben / als Hector Boetius lib. de
lapidib. Agricola lib. 2. defosſi lib.
Ercker von Bergwercken. Cæſalpi-
nus cap. 84. hic dicit : Oſſa autem
& terra naſci invenirique lapides of-
ſeos luculenter oftendit Theophra-
ftus &c,
Num. 4. Tarantula iſt eine Art
von groſſen Spinnen / ſo von der Taren⸗
tiniſchen Gegend oder vom Fluß Thara
den Namen bekommen / weil ſie daſelbſt
am meiſten / wie auch jetzo in Calabria
und Sicilien gefunden werden. Sie
haben einen wunderlichen Gifft bey ſich /
dann wann die Menſchen von ihnen ge⸗
ſtochen werden / lauffen etliche / etliche
lachen immer / etliche weinen / etliche
ſchreyen / etliche ſchlaffen / etliche wachen /
etliche tantzen immer. Was vor reme-
dia dafür / ſonderlich den Tantzern /
durch eine ſonderliche Muſicaliſche
harmonie und Melodey / iſt beym
Kirchero libro de arte magnetica
arte 3. t. 8. c. 2. außführlich beſchrie⸗
bar Bas die Perſer für ſeltzam
Euren bey ihren Beſchadigten vorneh⸗
C ii men /
Mꝛauß in S
\
ee „Gottorffiſche
men / iſt in meiner Perfianifchen Reife
beſchreibung / bey Erwehnung der
Stadt Kalchan ; woſelbſt fie haͤuffig
Inzutreffen / gedacht worden.
Num. 5. Iſt eine Heuſchrecke / wel⸗
che Doctor Paludanus ſelbſt mit aus
Aegypten gebracht. u |
Num. 6. Iſt ein fonderlich rauch
Thierlein / etwa ein wenig groͤſſer als
eine Mauß / kommt aus Norwegen / wo⸗
er es aus den Wolcken gefallen.
iefe Art ſollen auff dem Felde die
Saat und Weide ſehr verderben. In
Norwegen werden ſie Leming und
Lemmiger genant / heiſſet fo viel / als
Meſſores, Schnitter / weil ſie mit den
foͤrderſten Zahnen gleich als mit einer
Sichel das Korn abſchneiden. Dieſes
Thierlein (die Norwegiſche Mauß)
hat Olaus Worm in einem abſonderli⸗
chem Tradtate, wie auch in feinem Mu-
ſæo außfuͤhrlich beſchrieben. Damit
nicht daran zu zweiffeln / daß ſie aus den
Wolcken fallen / fuͤhret er gar viel glaub⸗
wuͤrdige Exempel mit ein. Man hat
keſunden / daß fie nicht allein guffs Sand /
ſondern auch zu den Fiſchern in die Kah⸗
ne und Boothe gefallen find. An 1651.
oll ( referente M ormio) im Caſpel
Sogno einer krancken Frauen / ſo un⸗
term bloſſen Himmel geſeſſen / eine ſolche
choß geſallen ſeyn. Man
ſoll ſie auch zur Winters⸗Zeit uͤber den
Schnee / auff hohen Bergen gefallen
finden. Olaus Worm erzehlet auch /
daß zweene Bauren in Norwegen über
einen gefrornen Strom gangen / und als
ſie mitten auff den Strom gekommen /
ell
aber iſt bund mit ſchwartz und rothen
ſey dem einen eine Kroͤte auff den er |
gefallen. p. 27. Dieſer Mauſe
Flecken / gleich wie die Hamſter / derer
umb Magdeburg und Aſcherleben / in
meinem Vaterlande und umbliegenden
Gegenden viel gefunden werden / und
am reiffen Korn groſſen , m
dann fie die beſten Körner iin die Zellen /
fo ſie unter der Erden haben / haufig
einſchleppen. Und halte ich darvor /
daß dieſe Norwegiſche Mauß auch eine
Hamſter⸗Art ſey / weil ſie / wie andere
Hamſter / wenn fie angeruͤhret werden /
boßhafft auff die Hinterbeine treten /
und ſich zur Gegenwehr anſtellen. Die⸗
fe Norwegiſche Mauſe ſollen nicht nur
den Feldfruͤchten / ſondern auch den
Menſchen ſchadlich ſeyn / und ſonderlich
wo fie ſich haͤuffig finden / die Lufft ver
ahn daß daher die Peſte und andere
gefährliche Kranckheiten entſtanden.
Von dieſer Norwegiſchen Mauß ha⸗
ben auch geſchrieben Olaus Magnus
hiftor. ſept. lib. ig. e 20. und aus ihm
Gesnerus cap. 17. Art. 2. Scal exerc.
192. ſect. 3. Fort. Licetus I. 2. e. 46.
de his, qui diu vivunt ſine alimento,
Zigler in deſcriptione Norvvegiæ,
Unter allen aber keiner außfuͤhrlicher
als der gelehrte Olaus Worm / welcher
von ihrem Urſprung nicht unglaubliche
0
—
ET:
OFTEN,
,
\N
NUN 0 \
\ M N
\
NN
Emeu vel
Brasilia
m” . | \ \ S 8 N
I
.
2 .
8 NN S
2
5
Opiniones hat / und ſonſt feine no-
table Hiſtorien mit einfuͤhret. Wor⸗
hin ich den guͤnſtigen Leſer will angewie⸗
ſen haben. At:
= TABULA XIII.
Num. 1. Iſt ein Kopff von einer
Kropffgans / welche wir am Strande
der Caſpiſchen See geſchoſſen / da fie
bey so. in 1oo. beyſammen anzutreffen.
Dieſer Vogel iſt etwas groͤſſer als ein
Schwan / hat doch nicht ſo langen Hals /
ſonſt an Geſtalt und Federn unſern ge⸗
meinen Gaͤnſen gleich. Von den Ruſ⸗
fen werden fie Babba, von den Perſern
Cuthan; vom Plinio und Aldrovan-
do Onoeratalus item Pelican genant /
hat forn am Schnabel einen krummen
Haken / und unter dem Schnabel und
Kehle einen Beutel von duͤnner zuſam⸗
men geſchrumpener Haut / welcher
ſich fo weit außdehnen laffet / daß man
mit einem Stieffel oder Kopff geraum
hinein fahren kan / im ſelben ſamlen fie
die Fiſche. Etliche werden zahm ge⸗
macht / und am Eingange des Halſes
zugeſchnuͤret / und alſo zum Fiſchfangen
gebrauchet. In Holland iſt vor we⸗
nig Jahren eine ſolche lebendige Gans
als ein Pelican außgeruffen / uud umbs
Geld gezeiget worden. Aldro vandus
nennet dieſen Vogel auch einen Peli⸗
can / aber gleichwol halt er nicht darfür /
daß es ein folcher fey / als ihn die Alten
Kunſt Kammer. | | a
geglaubet / und von den Mahlern abges
bildet wird / daß er ſich in die Bruſt ha⸗
cken / und mit ſeinem Blute die von der
Schlangen getoͤdtete Jungen wieder
lebendig machen ſoll / welches wir mit
dem Aldrovando für eine Fabel hal
ten. Hievon iſt auch in Olearii Perſi⸗
— Reiſebeſchr. Edit. 3. p. 380. zu
eſen. 8
Num. 2. Iſt auch eur groſſer India⸗
niſcher Vogel / welchen die Unſerigen
Caſuar, feine Landsleute aber Emeu
nennen. Sie ſollen am meiſten auff
der Inſul Sumatra gefunden werden.
Er hat ſchwartze kleine duͤnne Federn /
wie fie Num. 3. bezeichnet. Iſt der⸗
wegen von ferne als ein raucher Bahr
anzuſehen / hat keine Fluͤgel / ſondern an
dero ſtatt auff jeglicher Seite zwo
ſchwartze Pinnen / als Schreibfedern
dicke herunter hangen. Wir haben
dieſen auff Gottorff lebendig gehabt.
Er war noch einſt ſo groß als ein
Schwan. Wenn er ſich auffrichtete /
war er faſt Mannes Lange. Er hatte
am Halſe zwey Beutel / ſo roth und blau /
herunter hangen / wie die Calcuniſche
Hahnen. War ſehr muhtig und keck /
gieng auff einen Knaben oder kurtze
Perſon dreiſte zu / und trat ihn / wo er
kunte / unter die Fuſſe. Der erſte von
dieſer Art iſt Anno 1575. mit der erſten
Hollaͤndiſchen Schiffahrt aus Indien
von der Inſel Bandaß wo ſehr viel Mir
ſcaten⸗Nuſſe wachſen / mit heraus ge
Cin blkacht/
. - \
bracht / und Kayſer Rudolff II. vereh⸗
ret worden. Clul. lib. Exotie. cap. 3.
Num. 4. Iſt ein Kopff von der
Leffelganß / derer wir auch viel am Ca⸗
Hachen Strande angetroffen / wird
latina auch Cochlearia genant. Iſt
ein wenig kleiner als eine gemeine
Ganß. In Engelland hat man ſie
wild und zahm / und werden als delica-
te Speiſen gehalten.
Num. 5. Iſt ein Kopff von einem
frembden Vogel welchen Clufius
Gallum peregrinum , Nirenbergius
Cygnum cuculatum die Holländer
aber Walghvogel / vom Eckel / den fie
wegen des harten Fleiſches machen ſol⸗
len / nennen. Die Hollander ſollen zu
erſt ſolchen Vogel auff der Inſel Mau ·
ritius angetroffen haben / ſol auch keine
Fluͤgel / ſondern an deſſen Stat zwo
Pinnen haben / gleich wie die Emeu
und Pinguinen. Cluſ. exot.
Num. 6. Wird Anfer Magella-
nicus genant / wir haben derer zwo Die
eine iſt vom Freto Magellanico her-
kommen. Die andere aber aus Nor⸗
den / ſo vor zwey Jahren bey uns leben⸗
dig geweſen. Iſt eine rechte Gaͤnſe⸗Art
an Groͤſſe / Federn und Fuͤſſe / gehen auf:
gericht / wie die Menſchen / den Schna⸗
bel empor haltende / haben keine Fluͤgel /
ſondern nur kleine Fittichen / koͤnnen der⸗
wegen ſich nicht vom Lande erheben.
Machen tieffe Löcher in die Erde zu ih
rer Wohnung / man kan ſie mit Han⸗
— —
den greiffen / und mit Pruͤgeln todt ſchla⸗
gen / wie auch die Hollander gethan.
Sie haben ſelbige Vogel bey der Cabo
de bonaEſperanza hduffig angetroffen.
Sollen hart von Haut / welche etliche
der Einwohner zu Kleidern gebrauchen /
das Fleiſch aber gut zu effen ſeyn. Sie
ernehren ſich von Fiſchen / daher ſie ſich
meiſt auff den Eilandern oder Inſeln
auff halten. Clufius lib. 5. Exot. Cap.
J. wie auch Olaus Worm pag. 300.
beſchreiben fie außfuͤhrlicher.
Num. 7. Iſt ein Schnabel von ei⸗
nem Vogel / von Nirenbergio Xo-
chitena Cati, bey den Braſilianern /
da er gefunden wird / Tucan genant.
N ſo groß als ein Specht / hat einen
Schnabel / der fo lang als der Leib iſt /
nemlich g. Zoll / und z. Zoll breit. Man
ſolte ſich verwundern / wie daß ein ſo
kleiner Vogel einen ſo groſſen Schna⸗
bel tragen koͤnte. Iſt aber gar hohl und
gan leicht / wie ein Schwam. Man fol
den Vogel koͤnnen zahm machen / daß er
im Hauſe niſtet und bruͤtet. Marcgra-
vius hiftor. avium lib. 5. cap 15.
Aldrovandus ſchreibet aus dem
The veto, daß die jenigen / fo in Braſi⸗
lien reyſen / berichten / daß dieſer Vogel
ſich von Pfefferkoͤrnern nehren ſoll / wel⸗
che er geitzig einſchlucken und unver⸗
dauet wieder von ſich a fol. Von
ſolchem Pfeffer die Braſilianer mehr
als von dem andern / ſo fie vom Stamm
nehmen / halten ſollen / in n |
5
ä 55555)
> ?
—_ —
S 8 :
S
ss
z BEZ 0 — Br > 2
Tu — ̃7˙ — 9
phasnamı .
—
daß die ſtarckeſte und ſchadlichſte Krafft
durch des Vogels Magen ſolte ge⸗
f Aldrov.. Iib. 12.
Damp
TABULA XIV.
Num. 1. Iſt ein Paradiß Vogel /
derer wir etliche haben / man nennet fie
alſo / weil etliche dafuͤr gehalten / daß ins
*
dem man ihren Uhrfprung nicht weiß /
ſie aus dem rm sn noch auff Er⸗
den ſeyn ſoll / herkommen / auch weil ihr
8 an Federn uͤber die gemeine
ogel / werden ſonſt auff den Inſulen
Moluccis Manucodiatæ h. e. Gottes
Vogel genant. Man hat / wie Aldrov..
ſchreibet lib. 12. c. 20. ihren Ankunfft
und wo ſie niſten / nie recht erfahren koͤn⸗
nen. Er erzehlet derſelben fünffSpe-
cies von denen wir dreyerley haben.
Daß er aber ſaget: Omnibus tamen
illud peculiare eſt, ut pedibus care:
ant daß fie alle keine Fuſſe haben ſollen /
verhalt ſich nicht alſo / dann wir haben
drey / ſo Fuͤſſe haben. Ich bin berich⸗
tet worden / daß die Einwohner in In⸗
dien ihnen / wenn ſie todt auff der Erden
gefunden werden / alsbald die Fuͤſſe ab⸗
brechen ſollen / umb ſelbige unter ihren
Wahren deſto beffer einzupacken. Aber
einen Regulum haben wir den man
den Koͤnig der Paradiß⸗Voͤgel nen⸗
net / wie num. y. abgezeichnet / der iſt
auff dem Kopfie herunter Blutroth
und glanzend / inter dem Bauch weiß /
=
—
8 az mmer. ER
ſthr anmuthig anzuſehen / hat keine Fuſ⸗
ſe gehabt / ſondern mit zweyen langen
Stralen / als Pferde Haare / unten mit
einem umbgekruͤmten gruͤnen Federi⸗
chen / ſich an die Baume hangen muͤſſen /
wie Aldrovandus meynet. Iſt kaum
einer guten Handbreit lang. Und ge⸗
dencket dieſer Autor ferner / daß die
eſchaffenheit dieſer Vogel den Koͤni⸗
gen Marnin in den Inſulis Moluccis
Veranlaſſung gegeben / u glauben / daß
die Seele der Menſchen unſterblich ſey.
Dann weil ſie geſehen / daß dieſer Vo⸗
gel nirgend auff der Erden geſeſſen /
auch nicht ſitzen koͤnnen / ſondern nur
todt auff die Erde gefallen / gefunden
werden / haben die Mahumediſten / ſo
mit ihnen Kauffmannſchafft getrieben /
geſaget / daß ſie aus dem irꝛdiſchen Pa⸗
radiß kamen / dahin die Seelen der abs⸗
geleibeten fuhren. Daſelbſt ware uber
alle maſſe groſſe Freude von allerhand
Luſt / wie die Mahumediſten ihr Para⸗
deiß fleiſchlich zu beſchreiben pflegen.
Daß alſo ſelbige Könige zum Mahu⸗
mediſchen Glauben ſeynd gebracht wor⸗
den. Aldrov: d. I. Und weil fie Gottes
Vogel genant werden / ſo werden ſie
bey den Molucciſchen Koͤnigen in groß
ſem Werth und heilig gehalten. Und
bilden ihnen ein · wenn ſie die Federn vnn
dieſem Vogel bey ſich tragen / koͤnten ſie
im Streite nicht verwundet werden /
wenn ſie auch im Scharnnigel ſorn an
der Spitze ſtuͤnden. ibi.
Num.
8
den
24 m“
> —Ä—ꝑ——— "SD VW — — |
Num. 2. & 6. Sind Vogel⸗Ne⸗
ſter / derer wir unterſchiedliche haben /
werden aus Oſt Indien gebracht / ſollen
auff der Cuſte Cormondel an Stein
felſen gefunden / von gar kleinen Vo⸗
geln / ſo darin niſten / gemachet / ſeynd
nicht groͤſſer als ein groß halb Huner⸗
Ey / von einer Materia, ſo als Tragant
anzuſehen / auff einander geſetzet / gleich
wie die Art zu bauen an den Schwal⸗
ben, Meſtern zu ſehen iſt. Es follen et
liche groſſe Herꝛen ſelbige Neſter in war⸗
men Waſſer auffweichen / von den Fe⸗
dern / 6 man bißweilen darzwiſchen
findet / abſaubern / und in einer Huͤner⸗
Brühe kochen und zurichten / daß man
es wie eine Gallert genieſſen kan. Soll /
wie Olaus Worm aus der Relation
Johannis de Laet berichtet / von denen /
qui in caſtris veneris ſtrenue fe exer-
Cere ſtudent, gegeſſen werden. Vide
Muſæum Wormi p.311.
Num. z. Seynd zween Vogel⸗Ne⸗
ſter an einander hangend / von Graßhal⸗
mer oder Heu in einander geflochten /
ſollen von den kleinen Pappagoien / wie
ſie in Guinea häuffig anzutreffen / gema⸗
chet / und an einen duͤnnen ſchwancken
Zweig gehangen werden / damit ſie vor
chlangen / welche ihnen ſehr nach⸗
ſtellen / ſicher ſeyn muͤgen.
TABUIL A XV.
Num. Iſt eine groſſe Indianiſche
Kopff biß zum Schwantz iſt eine halbe
Ellen lang / von dem euſſerſten Punct
des einen Fluͤgels biß zum andern miſſet
man 7. Quaxtier oder zwo Ellen weni⸗
ger ein Viertheil. Sie ſollen in Oſt⸗
und Weſt Indien hauffig ſich finden.
Mandelslo ſchreibet in feiner Oſt Ind.
Reiſebeſchreib. pag. 67. daß ſie den
Leuten in den Garten groſſen Schaden
thun ſollen / daß man offt des Nachts
Wache halten und ſie ſcheuchtern muß.
Sie ſollen ihre Jungen alſo anlegen zu
ſaugen / wie in der Tabel abgebildet.
Plin. lib. 10. c. 61, Unſere aber ſeynd
bloß von Jungen. Jonſtonius ſchrei⸗
bet / daß eine ſonderliche Freundſchafft
zwiſchen den Tauben und Fledermau⸗
ſen ſeyn ſoll. Und wo man in ein Tau⸗
benhauß oben im Gipffel einen Fleder⸗
mauß⸗Kopff ſtecket / ſollen die Tauben
gerne bleiben. 3
Num. 2. Iſt ein is — eines
unbekandten Vogels / welcher auch dem
Aldrovando unbekandt geweſen.
Jonſt. p.54. Daher er von ihnen we⸗
wi abgezeichnet noch beſchrieben wor⸗
en. f N
Num. 3. Iſt ein außgeſtopffet Hun
aus Gvinea, derer wir 6. etliche Jahr
im Vogelhauſe lebendig gehabt / fie ha⸗
ben zwar auch 2 geleget / aber nicht
zum Außbruͤten ſitzen wollen.
Num. 4. Iſt ein Schnabel von eis
% ! mem
8 > N R
Eee — Br 4 ve =
De Var Ze Un
\ N |
J
S / |
8
8
N Mme e.
))
10333, JÜ
77 4
77
/
’
ca
7
And, Arch
NG * }
|
—
RS
RER
e
RI
* 2
Je na Nv¹ f
— a a TEE Tea
70
5
N
ie
een *
‚Tab 2 EEE
—
Neue ,
NN
ir \ N 7
We
8
n
; Vunſt Rammer. 25
————— —
einem gar frembden Vogel / welchen
Aldrovandus avem Rhinocerotem
nennet / weil er als ein Rhinocer Thier
ein Horn auff der Naſen har. Wir
haben der Schnabel zween / ſeynd hohl
und gantz leicht / gleichwie des Tou-
cans Tab. XIII. Iſt auch gehl / nur
daß er oben mit ein wenig roth vermi⸗
ſchet: das Obertheil des Schnabels
iſt 12. Zoll lang und z. breit / das Horn
aber oben darauff faſt einer Fauſt di⸗
cke. Heſychius und Varinus ſchrei⸗
ben / daß in Æthiopia groſſe Voͤgel /
mit Hoͤrnern auff dem Schnabel ſind /
die vierfůſſig waren / und würden Rhi-
nocerotes genant / und Plinius lib. 10,
c. 49. Solinus wie auch Pompon:
Mella: daß in Indien und Ethiopia
ſolche Vogel / die ſie Tragopanades
nennen / ſo groͤſſer als die Adler ſeyn
ſollen. Ob dieſer Vogel auch der ſeyn
ſoll / deſſen Scaliger Exer. CCXXXL
8. 6. gedencket / zweiffelt Aldrovandus
Ornith. l. 12. c. 20.
Ein ſolcher Vogel ſoll Anno Chri-
ſti 1499. als die Chriſten mit dem Tuͤr⸗
cken im Seeſtreit begriffen / in der Lufft
geſehen / und bey Naupactum erſchoſſen
worden ſeyn. e nel
TABULA XVI
Dieſe Taffel haͤt in ſich die groſſen
nn Scarabæos Ad 8 ſo
Ale nach der rechten Groͤſſe gezeichnet.
Num. 1. wird Scarabæus Buceros
Naſicornis genant. Num. 2. Tau-
rus Volans beym Aldrovando, Die
ſer mit drey kleinen Hoͤrnern iſt unbe⸗
kandt / und wird weder vom Aldrovan-
do noch Jonſtonio de Inſectis etwas
Nachricht gegeben. Num. J. wird Sca-
rabæusCervinus Hirſch Keffer genant /
weil er Hoͤrner hat / ſo dem Hirſch⸗Ge⸗
weihe mit vielen Enden ehnlich ſiehet.
T ABULA XVII.
Num. 1. Eine Schildpadde oder
Schildkroͤte. Derſelben Schalen oder
Gehauſe haben wir unterſchiedliche /
kleine / mittelmaͤſſige und gar groſſe.
Die groͤſten Schalen oder Schilde / ſo
ſie auff dem Rücken haben / ſeynd nach
der Länge fuͤnfftehalb / die Breite aber
vier Fuß. Sollen in Indien viel groͤſ⸗
fer ſeyn / daß man fie an ſtatt der Bo⸗
the / mit uͤberzufahren / gebrauchet / und
auff der Inſel Taprobana oder Suma ·
tra ſo groß / daß die Einwohner ihre
Hauſer mit decken / und eine die gantzte
Huͤtte bedecket / auch etliche an ſtat der
Schilde gebraucht werden / weil ſie ſo
dick und ſtarck von Knochen / daß ſie
keine Pfeile durchlaſſen / auch nicht zer⸗
brechen / wenn ein Wagen daruͤber fahr
ret. Am Arabiſchen Seeſtrande ſol⸗
len ſie auff dem Lande bißweilen im
Sande vom Wind begraben liegen als
ic drauffſezet
ne-
Huͤgel / und wenn man
einen fort tragen koͤnnen.
Es a” dreyerley Geſchia
es
26 | Gottorffiſche
— —
Gesnerus ex Plinio Iib. z. C. . recht
berichtet. Etliche leben im ſuͤſſen Waſ⸗
ſer / etliche nur auff dem Lande / und an
wuͤſten Oertern / etliche im ſaltzichtem
Waſſer und in der See. Alle aber / ſo
in Waſſern und auff dem Lande leben /
legen ihre Eyer / woraus ſie erzeuget
werden / auff das duͤrꝛe Erdreich in den
Sand / daß ſie die Sonne außbruͤtet.
Wir haben auff unſer Perſianiſchen
Reiſe in der Heyde Mogan an dem
Bach Balharu viel angetroffen / welche
ihre Eyer an abgeriſſenem Ufer in zwey
drey Schritte vom Waſſer / und uff
Huͤgeln ferne vom Waſſer geleget hat
ten / und zwar aus ſonderlicher Antrieb
oder gleichſam Klugheit der Natur / alle
verſus auſtrum gegen den Mittag / da⸗
mit die Sonne deſto beſſer wircken kan.
Wie hievon in der Perſian. Reiſebe⸗
ſchreibung pag. 449. iſt berichtet wor⸗
den. Wir haben von denſelben Schild⸗
kroͤten gegeſſen / das F leiſch hat einen gu⸗
ten Geſchmack / gleich wie Huͤner Fleiſch /
ſoll geſund ſeyn / feiſt und ſtarck machen /
und wird von etlichen für Leckerbißgen
gehalten / ſollen auch wider Gifft dienen.
Plin. d. 1. Ihr Blut iſt ein gewiſſes re ·
medium fur die ſchwere Noth. Ihre
Speiſe iſt in den fruchtbaren Feldern
die Erdfruͤchte / item Schnecken / Wuͤr⸗
me / auch wie Gesnerus will / leben ſie
vom Tau. Des Winters ſcharꝛen ſie
ſich in die Erde / und erhalten ſich von der
Feuchtigkeit der Erden,
Ich muß hierbey erzehlen / wie mir es
mit einer Schildkroͤten ergangen / wel⸗
ches / was jetzt geſaget / bekraͤfftigen wird.
Anno 1653. wird meiner gnaͤdigſten
Herꝛſchafft auff Gottorff eine Schild⸗
Eröte gebracht / ſo ein wenig uͤber eine
Viertel Elle lang / kam aus Holland.
Selbige ſatzte ich in meinen Garten / hat⸗
te ſie aber über vier Tage nicht / dawaꝛ fie
verlohren. Ein Jahr hernach findet ſie
ein Baur auff dem Felde in einer Gru⸗
ben / bringet fie wieder nach Gottorf.
Und als ich ſelbige wieder bekam / boh⸗
rete ich ein Loch auff die rechte Seite der
Schalen / band ſie mit einem Segel⸗
garn an den Baum / behielt ſie aber
kaum ſechs Wochen / in warender Zeit
kunte ich nicht mercken / daß ſie einige
Krauter abgefreſſen hatte. Als ſie nun
wieder aus dem Garten gekommen / und
das Segelgarn verlaſſen / hatte ich fer⸗
ner keine Gedancken mehr darauff.
Sechs Jahr hernach aber nemblich
Anno 1660. im Kriegs weſen hat unſer
Commendant auff Gottorff H. Fran-
ciſcus Jungheim mich einſt zum Fruͤh⸗
ſtucke auff ein gar delicat Eſſen / ſo ich
in dieſem Lande wol nicht finden wuͤr⸗
de / eingeladen / wolte aber nicht ſagen
was es ware / war ein klein Gerichte / wol
zugerichtet / nur daß es etwas hartlich
war. Als die Mahlzeit geſchehen / frag⸗
te er / ob ich wuͤſte / wovon wir gegeſſen /
und ließ das Schild von der Schild⸗
Eröte auff den Tiſch bringen / wen
| ;
an 22 EHER N
9 % St; N 17 8
SZ BOCH TR IN 7 0 1455 1 85
AAM
hi 0
1
) „
e
.
e, gl — BE >
Ni
>>
%
“2
2
—
2
1
x
85
3 Kunſt Nammer.
ich am durchgebohrten Loche / daß es
meine / ſo ich vor ſechs Jahren verlohren
— 7 = Alſo muhtmaſſte ich /
daß fie. muflen roſcido humore, wie
Plinius von denen in ſitientibus terris
Africe ſchreibet / vom Thau / von der
Erden und Wuͤrmen ihre Unterhaltung
aben.
5 Num. 2. Steine Spinne aus Bra
ſilien nach ihrer rechten Groͤſſe und Ge⸗
ſtalt abgezeichnet. Die Einwohner
nennen fie Nahmdu Gaucu; fie ſoll zu
gewiſſen Zeiten ihre Haut abwerffen /
wie die Schlangen. Sie ernehren ſich
von Fliegen und anderm Geſchmeiſſe /
ſollen lange leben / Marckgravius
ſpricht in ſeiner Hiſtor. Braſilienſi, daß
er eine zwey Jahr in einer Schachtel
ohne Speiſe lebendig erhalten. Mo-
nardus ſchreibet / daß ſie in Peru ſo giff⸗
tig ſeynd / wenn fie einen beiſſen / unfehl-
bar ſterben muͤſſe / wenn ihm nicht als.
bald Rath geſchaffet wird / welches dann
geſchehen kan / wenn man den Saſſt
von Feigenblaͤttern / ſo da hauffig allent⸗
halben ſtehen / in die Wunde trieffet.
Monard. c. 62. RER
TABULA XVIII.
Num. 1. 3.6.7.8. Iſt die Datura
Indica, Staude / Blume und Frucht /
wird auch ſonſt Dutroa genant / der
Saame wir in Indien von zweyerley
Leuten gemißbrauchet / nemblich von den
tre.
> Y EEE
linde und die Frucht von den Eins
D ij a
| 27
geilen Weibern und dann von Die⸗
ben / oder ungetreuen Dienern im Hau⸗
fe dann der jenige / welchem der Saas
me Datura in Eſſen oder Trincken iſt
beygebracht worden / wird auff etliche
Stunden ſeines Verſtandes beraubet /
daß / ober ſchon wachet / von nichts
weiß / unterdeſſen koͤnnen die Frauen
wie auch die Diebe in Gegenwart des
Mannes ihre Luſt und Willen haben /
und wann der Mann erwachet / meynet
er / er habe nur einen ſuͤſſen Schlaff ge
than. Wie hiervon weitlaͤufftig in
Mandelslo Indianiſcher Reiſebeſchrei⸗
bung lib. 2. cap. 7. Chriſtoff a Coſta
meynet / daß es eine Art von der Stra-
monea ſey. Es wird dieſer Saame
auch in Teutſchland gepflantzet und
reiff / maſſen es der Gottorffiſche Luſt⸗
gartner Meiſter Gabriel Tater / ein
fleiſſiger und erfahrner Meiſter / ſo ſich
bemuͤhet allerley rare exotica herzu
zu ſchaffen und zu pflantzen / hat er biß⸗
her faſt Jaͤhrlich / wenn der Sommer
nicht zu kalt / reiff bekommen / ob es aber
die Krafft und Wirekung wie in Indien
hat / ſtuͤnde zu probiren. Ware aber
nicht gut fuͤr unſer Land. 8
Num. 2. und 4. ſeynd Schalen von
einer Indianiſchen Frucht / deſſen
Baum Ahoai von ihnen genant / ſoll
ſo groß als ein Birnbaum ſeyn / die
Frucht iſt in Caſtanien Groͤſſe. Und
ſoll der Baum in den wuͤſten Waldern
woh⸗
28 Boresrffilben
— - | —— 29 TERROR,
wohnern für den Außländern in ges und zuſammenziehende Krafft / daher
heim gehalten werden. Dann Mann
und Weib / wann ſie einander gram wer⸗
den / ſollen die Frucht pulveriſiret entwe⸗
der in Toback oder Speiß und Tranck
vermiſchet beybringen. Die Scha⸗
len / ſo die Frucht umbgeben / werden
auffgeſchnitten / gedoͤrꝛet und etwas ge⸗
brandt / ſo klingen ſie als Schellen.
Solche binden die Wilden umb die
Arme und Beine / wenn ſie tantzen und
luſtig ſpringen wollen. Hiervon ſchreibet
Cluſius in Exoticis pag. 232. und Piſo
lib. z. de Venenis. ji
Num. 5. Iſt ein Kraut / das die Oſt⸗
Indianer Betele , Betre und auch
Pam nennen / wie Mandelslo ſchreibet /
die gruͤnen Blatter / fo laͤnglicht ſeynd /
werden darvon nur genoſſen / das Kraut
hat einen ſchwachen Stengel / gleich wie
die Hedera / darumb muß ſie an einem
Steck auffgeleitet werden / ſoll an Kraut
und Stengeln den Pfeffer⸗Stengeln
nicht ungleich ſeyn / ſo ſich an einem an⸗
dern Stamm anhalten. Und weil es
alleine nicht / ſondern mit einer Frucht /
ſo ſie Areca nennen / gebraucht wird / ſo
leiten ſie es an einem ſolchen Baum hin⸗
auff / damit ſie beydes beyſammen ha⸗
ben. Von dieſem Betre hat Cluſius
lib. 1. cap. 18. außführlich geſchrieben /
welches luſtig zu leſen.
Die Nuͤſſe num. 9. ſeynd den Mu⸗
ſcaten Nuͤſſen nicht unehnlich / haben
aber einen unangenehmen Schmack
halt man es wider den Schorbock gut
zu ſeyn / wachſen gleich wie die Boden
Nuͤſſe an Baumen / haben auch ſolche
rauhe Schalen / wie ſelbige num. 10.
zuſehen. Avicenna nennet ſie Suffel |
ſonſt Faufel genant. Hievon hat Clu-
fius lib. 1. Arom cap. 25. eine außführs
liche Beſchreibung / ſo wol zu leſen. Es
wird aber beydes mit Kalck / ſo aus
Muſſel⸗Schalen gebrandt / gekauet / ſo
gibt es einen rothen Safft / davon ihnen
die Lippen gantz roth werden. Mann
und Weiber gebrauchen ſich deſſelben /
ſonderlich die Portugiſiſchen Frauen in
Goa / wie hiervon weitlaufftig und auß⸗
führlicher in Mandelslo Indianiſcher
Reiſebeſchreibung lib. 1. cap. 24. zu le
fen. Item Cluſius lib. aromat. 6 Gar-
ci p. 277. & 288. 7
TABL A xk.
Num. 1. Iſt eine Americani
Frucht / Cluſius in exoticis In
cap. 6. ſchreibet / daß fie auch in Guya-
na wachſe / ſoll eine Art von Mandeln
ſeyn / und auff langen ſchmalen Baus
men / ſo wie die Fichten auffſteigen /
wachſen. Die Schale iſt oben voller
Pockeln / und ſo hart als die Pfirſich⸗
Kernen / die Kern aber darein iſt als eine
Niere formiret / ſoll einen Mandel⸗Ge⸗
ſchmack haben / wenn ſie friſch iſt. Un⸗
ſere / ſo alt iſt laͤſſet ſich ſchneiden 1
i en
Be
MM,
N \ 2
0
9
We
Id
ug
A a .
b MDF >>
7
Wo
N
4
7
,
N PR
N
N
SS
en
WET
ee
2
-
—
—
fehen wie die Kern in der Cocker Nuß.
Vide johan de Laet. in deſeript. A-
mericæ lib. . cap. 4.
Num. 2. Iſt ein Apffel vom Ce
dern⸗Baum / ſo vom Berg Libano ge⸗
kommen. Iſt mir vom Herꝛn Jaco-
bo Golio Oriental. linguarum Pro-
feſſore zu Leyden / meinem guten Freun⸗
de gegeben / und darbey berichtet wor⸗
den / daß ihm ſein Bruder / der auff dem
Libano in einem Kloſter wohne / ſelbi⸗
gen neben andern frembden Gewachſen
zugeſchickt. Lobelius p.488. beſchrei⸗
bet dieſen Baum mit mehrem.
Num. 3. Iſt eine frembde Frucht /
ſo groß als ein Apffel / ſoll auch auff
groſſen Baumen wachſen / kommt aus
Guyana in America gelegen / hat eine
gar harte Schale braunroth / und we⸗
gen der ordentlichen Eirckel Linien / ſo
es gar proportionirlich die lange und
ſchrade haͤlt / anmuthig anzuſehen / daß
es Cluſius daher ein miraculum na-
turæ, ein Wunderwerck der Natur
nennet Exot. lib. 2. cap. 4. Muß eine
groſſe Palpam oder innerliche Maſſe
haben / ſo man an dem Klappern mer⸗
cken kan. Habe die Schale / umb den
Kern zu erforſchen / gleich wie Clufius
den ſeinen / nicht brechen wollen / weil der
df ſchoͤn / und wir nur einen har
N en. 7 3
Num. 4. Iſt gar eine wunder ſeltza⸗
me Frucht / ſo in Weſt Indien nicht fer⸗
ne vom Seeſtrande wachſet· ohne aub
hat nur eine Wurtzel als ein klein Fin⸗
ger dicke / Lobelius und Pinade, die fie
außfuͤhrlich beſchreiben / nennen fie
Ecchinomelocaeton oder Melocar-
duum Echinatum, weil es ſo ſtachlicht
als ein Igel oder Diſtelkopff. Das
Corpus iſt wie eine mittelmaſſige Mer
lone / und die Sterne ſo ordentlich her⸗
umb ſitzen / ſeynd ſo hart wie die Dor⸗
nen. Die Einwohner ſollen ſie wie
die Melonen eſſen. An Farben / wenn
ſie friſch / ſollen den Cucummern oder
Ajurcken gleich ſeyn. Wir haben der⸗
ſelben zweene / die eine iſt noch gantz / und
etwas ſpitzer oben zu / als hier abgebil⸗
det / die andere iſt Alters halber gar zer⸗
fallen / fo dieſer ehnlicher geweſen. Lo-
belius ſchreibet pag. 373. Stirpium
adverf, nova: Quem non juvat in
hoc miræ raritatis & venuſtatis Car-
duo ſolertem naturæ opulentiam
contemplari , is fe putet averſo na-
tam ingenio à lautiore Philoſophia.
Wer dieſe ſeltzame und von Natur rei
che ſchoͤne Frucht zu betrachten nicht Luſt
hat / hat gantz keinen Philoſophiſchen
Kopff und klugen Verſtand. Clufius
in exotic. beſchreibet auch dergleichen
Melonen / welche wie eines Tuͤrcken
Mütze geſtalt. l. 1. c. 24.
Num. y. Dieſer Strauch wird vom
Lobiliound Cluſio Chamærrhiphes
genant / werden auch von denſelben be⸗
ſchrieben. An den Reiſern ſiehet man
die Veſtigia , wo die Blumen oder
Di Srüchte
Pr 7 0 no.
Pf N
AN)
5
30 or
Fruͤchte geſeſſen / ſollen auff den Inſeln
und hohen Klippen / ſo in der See an⸗
zutreffen / wachſen / wie man dem Cluſio
berichtet hat. Lobilius meynet in Ita⸗
lien in locis maritimis gebrauche man
es an ſtat der Kehrbeſen.
TABULA XX.
Dieſes ſeynd Bretter mit gar ſchoͤnen
zierlichen Streiffen / Adern / Blumen /
gleich man in etlichen Wallnuß⸗ oder
andern Daumen / wenn ſie zu Brettern
en und gehobelt ſeyn / ſihet von
arben braun / ſeynd aber von keinem
Baum / ſondern wird aus einer mine-
raliſchen Erden gegraben / daher es von
Francesco Stelluti, der in Italica
lingua einen gantzen Tradtat mit Fi⸗
guren darvon außgehen laſſen / Lignum
fosſile minerale genant wird / und weil
es gar ein mercklich und ſeltzam Werck
der Natur / und meines Wiſſens vor
dieſem Autore keiner außfuͤhrlich dar⸗
von geſchrieben / will ich dem Leſer und
Lech haber ſolcher Nee ch zu Ge⸗
fallen den Inhalt daraus berichten. Der
Titul dieſes Buchs iſt:
Trattato del legno fosfile mi.
nerale nouvamente ſcoperto, nel qua-
le brevemente fi accenna la varia
& mutabil natura di detto legno
rapprefentatovi con alcune figure
che monftrano il luogo dove naſce, la
ei diverfia del! onde che in eſſo fi grab
et vedenn; ele ſue 70 varie, e mar
ravigliofe forme. Zu Rom ge⸗
druckt An. 1637. 8 9. f
Es ſoll dieſes mineraliſche Holtz in
Italien und zwar in Umbria, in der
Gegend Todi an verſchiedenen Orten /
jedoch am meiſten zwiſchen Colloſecco
und Roſaro wachſen / von Duc. Frid.
Ceſi di Aquaſporta erſt gefunden wor⸗
den. Und ſoll in einer kreidigten Erde
liegen / welche allgemach fo wol durch
die Hitze ignis ſubterranei oder unter⸗
Erdiſchem Feur (dann die Erde gibt
daſelbſt einen Dunſt und Rauch / auch
bißweilen Flammen von ſich / ſonderlich
wenn es regnet) als des ſchwebelhaff
außge⸗
eit / als
diß
_ KunflRammier. “
nei N 7 U ı
diß lignum minerale an ſich hat / nicht
befunden. 5. Wenn man es aufs
Waſſer leget / ſo ſchwimmet es nicht
wie ander Holtz / ſondern ſincket zu Grun⸗
de / wiewol es fich ſonſten ſchneiden / ho⸗
bein und handthieren laͤſſet als ander
Holtz. 6. Der Autor hat flucken ges
habt / daran ein Theil noch rechte Kreid⸗
Erde / ein Theil allbereit zu Holtz / und
ein Theil wie Kohlen geſehen. 7. Fin⸗
det man in etlichen ſolchen ſtuͤcken Holtz
noch weiſſe Korner / ſo noch nicht gantz
ins Holtz verwandelt worden. 8. Man
hat die weiche Erde / ſo umb dem Holtze
geweſen / abgenommen / und in ein Ge⸗
mach des Hertzogen von Ceſi zu Aquas-
porta geleget / welche nach etlichen Mo⸗
naten in ſolch Holtz verwandelt worden /
mit groſſer Verwunderung aller die es
geſehen / daher gar nicht zu zweiffeln /
daß die Erde Semen und materia Die
ſes Holtzes ſey. 9. Es befinden ſich
die Blöcke oder gantze Stücken nicht
einerley Art von Formen / etliche lang /
ktliche kurtz etliche Cylindriſcher / etliche
Pyramidiſcher / etliche Ovaliſcher Fi⸗
ur / etliche auch Cireular / und etliche
halb Circkelsrunde. An etlichen iſt
das euſſerſte holpericht und zerbrechlich /
in etlichen ſchwartz wie Kohlen. 10.
Wenn es auffs Feur geworffen wird /
und ſoll verbrandt werden / gibt es keine
Flammen / ſondern glimmet durch wie
andere Kohlen / ſoll aber groſſe Hitze ger
ben / und das Feur in der Aſchen länger
—
pP”
halten / als ſonſt andere Fohlen. | Man
findet auch daſelbſt etliche Stucke / ſo
halb zu Stein worden / und die ander
Helffte Holtz blieben / und alſo ligno-
petra ware zu nennen.
Wenn man nun dieſe zehen ange⸗
führte Urſachen will beobachten / fo laſſe
ichs dem judicio des Leſers heimgeſtel⸗
let ſeyn / was er von Athanaſſi Kirche-
ri Meynung von der generation dieſes
Holtzes halte / wenn er in ſeinem Mun-
do ſubterraneo lib. 8. ſec. z. cap. 6.
ſaget: Dico olim hafce fuiſſe arbo-
res , cujus ſigna pervetifti cortices
fat ſuperque demonſtrant, in fodina
ubique pasſim obvias, non tamen
ſucco aliquo lapidifico in petram
induratas. Sed ſucco aliquo pera-
cri & mollificante in minutisſimas
partes diſſolutas, quibus terreſtre
lutum , cujuscunque tandem id ge-
neris fuerit intermixtum ac inter-
fluum particulas minimas arborum
jam diſſolutarum in unam maſſam
terro · ligneam contraxerit. Mey⸗
net alſo / daß der Urſprung aus alten ver⸗
modderten Baͤumen ſey / mit welchen
ſich eine irꝛdiſche materia vermiſche:
aber ſo wuͤrden die Figuren nicht ſo
ſchoͤn proportionirlich und deutlich zu
ſehen ſeyn / wie die Abbildung / ſo recht
nach dem Holtze geconterfeitet / andeutet.
So wurde auch die weiche Erde / fo von
ſolchem Holtze fepariret worden / nicht
koͤnnen auſſerhalb der Erden zu Holtze
werden. TA-
BER,
* 28
ASS
ER
. * Mn
“a | Gottorf
|
TABULA XXI
Num. 1. 2. 3. Seynd Gloſſopetræ,
wie ſie Cardanus nennet / oder wie mans
in gemein dafuͤr gehalten hat; Natter
und Schlangen Zungen / ſo in Stein
verwandelt worden. Und weil ſie am
meiſten auff der Inſel Malta / von wel⸗
cher die Unſerigen gebracht worden / ge⸗
ſunden werden / und ſonſt keine lebendi⸗
ge Schlangen daſelbſt befindlich. Mey⸗
nen ſie / daß es daher komme; weil dem
Apoſtel Paulus / nach erlittenem Schiff⸗
bruche auff ſelbiger Inſel beym Feur ei⸗
ne Otter an die Hand gefahren / und
ins Feur geſchleudert worden / waren
dadurch alle Schlangen und Ottern
vertilget und zu Stein worden. Aber
man ſiehet wol / daß es keiner Schlan⸗
gen oder Otter⸗Zungen / wie ſie in Eu
ropa fallen / ehnlich. Etliche meynen /
daß es eine Art von Donnerſteinen ſeyn
ſoll. Sie ſeynd alhier in ihrer rechten
Groͤſſe gezeichnet. Es ſeynd derer
zweyerley Art / die kleinen / (gleich wie
die groſſen) etliche weißgehl / etliche aber
ſchwartzblau. Olaus Worm meynet /
daß etliche ſollen Zähne ſeyn aus dem
Fiſche Carcharia, und zu Steine ge⸗
worden. Ob wir nun zwar eben ſol⸗
che Zaͤhne / wie die kleinen / noch im Ra⸗
chen eines Carchariæ ſitzen haben / ſo
ſiehet man doch / daß beyderley Art in
der Erden wachſen / und haben noch
che
theils ihre Mutter an ſich. Wie aber
ſolches zugehe / daß etliche Vagitabilia
in Stein verwandelt werden koͤnnen /
hat H. Kircherus in mundo ſubt. 1.8
de facultate petrifica glaubwürdige
Diſeurſe. ee e,
Man ſoll dergleichen Stein⸗ Zungen
bey Luͤneburg in den Allaun⸗Gruben /
wie Anshelmus Boetius auch bey Ant⸗
werpen / wie Goropius Becanus mels :
den / viel finden. Thevet. ſchreibet /
daß er eine ſolche Zunge bey einem hal⸗
ben Fuß lang gehabt / und dem Gesne-
ro zugeſchickt / deſſen auch Gesnerus
de Piſcib. I. 4. Thevet. Cosmogr.
l. 10. c. 7. gedencket. Es tragen etliche
ſolche Zungen in Gold und Silber ein⸗
gefaſſet am Halſe oder ſonſten an ſich /
und meynen / daß es wider die Zaube⸗
rey und Gifft dienlich ſey / und wenn er
4
4
1
zu Sifft kommt / ſoll er ſchwitzen. Diß
habe ich mit Boetio nicht befunden.
Was mehr fuͤr Tugend dieſer Stein
hat / kan man beym Bartholino leſen.
Num. 4. Seynd Steinlein von
ſelbiger materi in Groͤſſe und Form wie
ſie gezeichnet ſtehen / werden hey den
Zungen gefunden / welche ſie Otter⸗Au⸗
gen nennen / und faſt groͤſſere Krafft als
den Zungen zuſchreiben / wie mein
Schwieger⸗Sohn / ſo dieſe aus Malta
gebracht / berichtet. be
Num. 5. 6. Seynd Steine / Bron-
tia oder Ombria Donner und Wetter⸗
ſteine genant. Dann etliche mn der
V 0
A
7722
8 50 „else
2 ;
„
10 TR
N (ih: Sn
Meynung / daß ſelbige im Donner oder
ſtarcken Platzregen aus den Wolcken
fallen. Etliche nennen ſie Schlangen⸗
Eyer / wie auch Kroͤtenſteine / daß fie von
Schlangen und Kroͤten⸗Speichel und
Schaum ſollen zuſammen gewircket
ſeyn. Plin. lib. 20. c. 3. Boetius lib. 2.
c. 24. will ſie Cheloniten nennen.
Man findet fie an unterſchiedlichen
Orten / ſonderlich follen fie in Denne⸗
marck bey dem Adelichen Gute Orn⸗
drup haͤuſſig liegen. Ich habe auch zwe⸗
ne bey der Feſtung Gottorff am Berge /
den J. F. Dumb den Wall darmit zu
verhoͤhen / abtragen laſſen / gefunden.
Sie ſeynd alle halbrund / und haben un
ten am Rande eine runde platte Stette /
als eine Erbs groß / gleich als wenn ſie
daſelbſt an einer Wurtzel geſeſſen. Man
haͤlt darfür / daß ſolche Steine / wenn
man ſie bey ſich tragt / einen vor Peſti⸗
lentziſcher Lufft und Gifft bewahren ſol⸗
len. Etliche bilden ihnen ein / daß die,
fer Stein / wenn er getragen wird / ſchlaf ·
end machen / auch die Vicrorie wider
einen Feind zu wege bringen ſoll. Da⸗
er fie ihn in 7 85 Knopff machen
laſſen. Auch ſoll er für den Donner⸗
ſchlag bewahren. Die Bauerweiber
in Dennemarck (teſte Wormio)
halten dafür / daß er gut wider Zaube⸗
key ſey / daher ſie ihn bey den Milch⸗
Eymern und Milch⸗Cammnern zu hal⸗
fes.
* —
Runſt Ra
mmer. | 8
TABULA XXII.
Num. 7. Iſt auch eine Art von
-Brontia oder Donnerſteinen / gar ſel⸗
tzam anzuſehen / hat von klarem weiſſen
Steine ſolche Zellen / als wenns der
Bienen Werck ware / in welcher ſie das
Honig tragen / nur daß dieſe viereckt
und ablenglicht als parallogrammata
ſeynd / welche ſich nach der Höhe des
Steins zu verjungen / dergleichen auch
Olaus Worm in feinem Mulæo ver⸗
zeichnet und beſchrieben hat.
Num. 2. und 5. ſeynd harte weiße
gelbichte Steine / als ein Widder Horn
in ſich gekruͤmmet anzuſehen / werden
Ammonis, Hammonis oder Jupiters
Cornua genant. Die ÆRgyptier; ſo
den Jupiter Hammonem nennen / ſol⸗
len dieſen Stein unter ihre beſten Edel⸗
geſteine und in ihr Heiligthum ſetzen.
Dann dadurch ſoll man prædivina
ſomnia haben / durch welche man weiß
ſagen koͤnne / wie Plin: lib. zi. cap. 10.
und aus ihm Boetius cap. 246. ſchrei⸗
bet. Man findet auch des Alexandri
Magni Bildniß auff der Muͤntze (de⸗
rer wir etliche haben) mit ſolchem Am-
monis oder Jupiters Horn am Kopffe
gezeichnet / und daſſelbe daher / weil des
Ammonis Prieſter aus Unerfahrenheit
der Griechiſchen Sprache den Alexan-
der al Bazbare angereöli ra. 251
* * WI] no,
4 or ort
fili Jovis, wolte aber ſagen: alder
filiole. Daher wolte Alexander hers
nach fuͤr Jupiters Sohn angeſehen und
geehret ſeyn. Cæl. Rodig. lib. 22 c. 20.
ſaget: Unde cæleſtis originis capta-
ta creditur gratia, cuĩ initia error de-
derit. . -
Num. 3. Iſt ein Stein Bucardia
genant / weil er eine Geſtalt eines Och⸗
ſen⸗Hertzens hat. Selben foll Fer-
nandus Imperatus lib. 24. cap. 26.
erſtlich beſchrieben haben / wie Olaus
Worm und Johan de Laet. de Gem.
& Lapid. c. 32. gedencken. Wir haben
derſelben vier / und iſt immer eines an⸗
ders als das ander formiret. 1
Num. 4 Seynd Schnecken ⸗Stei⸗
ne / wachſen in einem muͤrben Steine
hauffig beyſammen / der / ſo wir haben /
iſt zwo Faͤuſte groß / ſollen am Hartz in
einem Berge gefunden werden.
Num. 6. 7. Seynd harte blaue
Steine / ſo ſich an den ſeiten dem Cornu
Ammonis gleichen / oder doch die Mut⸗
ter / an welchen die Cornua Ammonis
oder dergleichen Schnecken⸗Steine ge⸗
ſeſſen. N;
TABULA XXIII.
Iſt ein Schwantz von einem See⸗
Adler / wie ihn Salvianus und Bello-
nius nennen / 4. Ellen oder g. Fuß lang.
Rondeleſſhs aber ſaget: daß auch ein
Species Paſtinaem, ein Stachel Ro⸗
*
Anno 1661. den 27. Auguſt. ein ſolcheß
Delphin ein Weiblein mit einem je
> gen 8
_—S
III
C PR REIT III
5
. .
4 8
% a
27 *
gen Delphine vor Apenrade
lebendig gefangen worden / 13. Ellen
lang und 7. Ellen dick. So ein grau⸗
mer Feind und Verfolger er iſt der
See, fo ein groſſer Liebhaber iſt er der
Menſchen / daß er ſich auch vor ſie nicht
ſcheuet / ſondern gerne bey den Schiffen
iſt und ſpielet: ſoll auch den todten
Menſchen⸗Coͤrper gerne ans Land tra⸗
gen / wie Plutarchus bezeuget / daß ſol⸗
ches an des Heſiodi von den Meer⸗
Raͤubern erſchlagenen Coͤrper fie ſollen
erwieſen und ad Rhium und Molycri-
am getragen haben. Er ſoll geſchwin⸗
der als ein Vogel / ja als ein Pfeil dar⸗
von ſchieſſen / und ein ſehr ſcharff Ge⸗
ſichte haben / ſoll 300. Jahr / wie die / ſo
im Nilo ſich halten / alt werden konnen.
Er ſoll kläglich und jämmerlich win
ln / wenn er gefangen wird / und ſollen
ihn die Fiſcher aus Mitleiden / ſonder⸗
lich weil er ein Menſchen⸗Freund / nicht
gerne fangen / Aldrov. d. I. Er ſoll auch
ein groſſer Liebhaber der Muſic ſeyn /
welches Plinius und vor ihm viel ande⸗
re Scribenten bezeugen. Daher halte
ich / ſey die Hiſtoria von dem Muſican⸗
ten Arion (ſo ferne es eine warhafſtige
Geſchicht) daß er durch den Delphin
auffgefangen und zu Lande gebracht
worden ſey. 5
Die Hiſtorie aber wird alſo erzehlet
beym Plutarcho in Conviv.: Als der
Eytherſchlaͤger Arion aus Italien über
die See zur Stadt Tænarum fahren
ze 7 3
! U 8 3
! N] i 0
ET ——
im Hafen
wollen / und die Schiffer gewuſt / daß er
mit ſeiner Cyther ziemlich Geld verdie⸗
net / haben ſie / umb die Pfennige zu be⸗
kommen / ihn ins Meer geworffen. Als
Arion der Rauber Beginnen geſehen /
habe er gebeten / ihm zu vergoͤnnen noch
zu guter letzte ein Stuͤcklein auff ſeiner
Cyther zu ſpielen / wol wiſſend / was der
Delphin Natur: welches ihm vergoͤn⸗
net worden / da haben ſich etliche Del⸗
phine zum Schiffe genahet / und einer
den außgeworffenen Spielmann auff
den Ruͤcken genommen / und lebendig
ans Land gebracht. Viel andere ver⸗
wunderliche Dinge mehr werden von
dieſem ſchoͤnen leutſeligem Fiſche ge⸗
ſchrieben. Darvon kan man ferner les
fen Ariſtot. lib. 5. c. 31. Aldrov. lib. i.
de Cetis cap. 7. ARlianus lib. 6. cap.
5. ſonderlich wie er die Knaben liebet / iſt
in Gellii Noctib. Atticis lib. 7. cap. 8.
zu leſen.
Num. 3. Iſt ein Kopff von einem
Seethiere / ſo ſie Rosmarus Wallroß /
oder See⸗Pferd nennen / in Groͤſſe eines
Pferdes / wie es auch das Anſehen des
Kopffes und membri virilis, ſo dar⸗
bey / zu erkennen gibt. Das mem-
brum virile, welches Poroſiſcher Kno⸗
chen Art iſt / wird von den Muſcowi⸗
tern pulveriſiret / und zu Außtreibung
des Calculi oder Steins gebrauchet.
Num. 4. Iſt von Anſehen ein grau⸗
ſamer Fiſch / daher er von den Dalma⸗
tiern See⸗Teuffel / fonft Rana piſca-
E ij trix,
ix, ein Fiſcher Froſch genant t
wiewol er mit einem Froſche wenig Ber
gleichung hat. Koͤnte bequemer unter
die Rochen gezehlet werden: iſt wo El⸗
len und drüber lang / auch zwo Ellen di⸗
cke nach der circumferentz gerechnet /
hat ein ſo gꝛoß Maul / daß ein Menſch ſei⸗
nen Kopff drein ſtecken koͤnte / gleich ihn
auch Oppianus beſchreibet: 2
Et turpis viſu molisſima corpore
N Rana Ne
of 1 0
| aſt nicht mehr als Kopff und
Schwantz / und gar ſchlecht vom Fleiſch /
laſſet ſich wenn er noch friſch / als eine
Rindes⸗Blaſfe außdehnen / daß man
ein Licht darein haltend / als in einer La⸗
terne durchſcheinend ſehen kan. Er ſoll
ſonderliche Liſt gebrauchen / die kleinen
Fiſche zu betriegen und zu fangen / wie
Elianus lib. 9. c. 24. Plutarchus
lib intr. animal. und Ariſtot. lib. 9. c.
y. ſchreiben. Er ſtellet fich mit weit auff⸗
gethanen Rachen zwiſchen Klippen /
auch wol in den Schlick / und beweget
die dicken eintzeln Haare / die er umb
den Mund als einen Bart hangen hat /
im Waſſer / wenn die kleinen Fiſche
hauffenweiſe darnach lauffen / in Mey⸗
nung / Speiſe zu gewinnen / dann thut
er den Rachen zu / und verſchlinget ſie al⸗
/ wie Oppianus d. I. ſaget?:
Exitii ignaros piſces fic rana ma
Rt liona ( (hiaru.
Deeipit imbelles magno deglulit
enant wird /
Er ſoll auch denen / ſo da baden / ſchad⸗
lich fallen; in dem er ihr membrum
virile ertappet / und darmit zu Grunde
eilet / Aldrovand. ex Gesnero lib. 3.
cap. 64. dann die Lippen ſeynd ihm
rings herum voller fcharffer Zaͤhne.
Er ſoll auch bißweilen am Strande
im Graſe liegen. Und hat man be⸗
2 ein Fuchs / ſo zu Nacht am
rande gangen / n geiſe zu ſuchen /
am Morgen von ſolchem dische mit
dem Beine iſt gehalten worden. Jon
ſton. cap. 9. de piſc. Wir haben der⸗
ſelben Side zweene / der eine iſt vor 155
Jahren beym Kiel gefangen worden.
Num. y. & 6. Seynd Rachen von
groſſen ungeheuren grauſamen Wall⸗
oder Meerhunden / welche Salvianus
und Euſtatius unter die Wallfiſche
rechnen / aber Aldrovandus nicht zuge⸗
ben wil / ſollen doch gleichwol der Wall⸗
ſiſche groͤſſe haben. Rondeletius
ſchreibet / daß er einen mittelmeſſiger
Groͤſſe geſehen / der rooo. Pfund gewo⸗
gen. Und Sillius gedencket / daß die
Nicenſer ihm berichtet / wie ſie einen
ſolchen Fiſch gefangen / de: 4000. Pfund:
gewogen / und in ihm einen gantzen
Menſchen gefunden / wie auch die Map
ſilienſer einen gefangen / der einen gehar⸗
niſchten Mann in ſich geſchlucket ges
habt.
Und meynet Rondeletĩus daß
eben ein ſolcher Fiſch geweſen ſey / von
welchem der Prophet Jonas erſchnad⸗
pet / und durch ſonderliche S0 85
2 = 1 *
er Drbie Echinatus., Meer Taube
N N \ Nun
N N\r
9 |
14 {N 00
IR
4
*
3
SS eure
85
77 e
575 5757ͤ
140
1
11 e e
4 10
*
0 5 * 7
,
Canıs vel tarcharias ein Hayc
en
hat fuͤnff und fechsfache hinter ein⸗
ander geſetzte ſtarcke ſpitzige Zahne / (wie
die gloſſo· petræ, und auch von etlichen
darfur wollen angeſehen werden) daher
51 worden. Dieſer obgeſatzte Ra⸗
er vom Theophraſto Ereſio Canis
Carcharias genandt wird. Ein ſolcher
Fiſch iſt in Mandelslo OſtIndiani⸗
ſchen Schiffahrt gefangen worden / da⸗
von er auch Bericht thut pag. 149. Daß
auch ſolche gefährliche Thiere bey dem
Char ybdi ſich auffhalten ſollen / meldet
die Hiſtoria von einem Ulrinatore
beym Athan. Kirchero in mnndo
ſubt. Davon unten Tab. 26. ſoll ge
dacht werden. 2
Num. 1. Ein Fiſch / wird Orbis ge⸗
nant / iſt gantz rund wie eine Boßkugel /
und ſo groß als ein Menſchen⸗Kopff /
konte entweder nur Kopff uñ Schwantz /
oder Bauch und Schwantz ohne Kopff
genant werden / weil er nur ein klein
Maul und Augen an der Bruſt ſtehen
hat / daher ihn auch etliche pilcem ven ·
tricoſum nennen. Die Haut iſt ohne
Schaupen gantz rauch und ſcharff. Er
wird im Ægyptiſchen Meer am Ein⸗
fluß des Nili gefangen / und weil er zur
Speiſe nicht dienlich / wird von den Ein
wohnern die Haut abgezogen / außge⸗
pff and zum Zerath in Die Hauser
—
h F 000
Gottes drey Tage unverfehret darein N
auffgehaͤnget. Wenn er an einem Or⸗
te frey am Faden hanget / zeiget er mit
dem Munde an / woher der Wind
kommt / wie Rondolet: und Aldro-
vandus warhafftig ſchreiben / und iſt
gleich als ein Wetterhahn auff dem
Haufe. Diß geſchiehet aber durch
Hülffe des Schwantzes / der am runden
Corpore allezeit dem Winde nach⸗
Orbis Echinatus genant / weil er uͤber
und uber voller ſcharffer Spitzen wie
ein Igel / daß man ihn mit bloſſer Hand
nicht angreiffen kan. Aldrovandus
beſchreibet ihn Hb. 4. cap. 1j. de pifeib.
außfuͤhrlicher. a a
Num. Iſt Gladius ein Schwerdt⸗
Fiſch vier Ellen lang / ſelbiger iſt vor 12.
Jahren bey Apenrade gefangen wor⸗
den / hat gar eine duͤnne Haut / daß ihn
die kleinen Fiſche gerne anzwacken / dar⸗
um hat ihn die Natur das Schwerdt
zur Wehre gegeben / ſol ſich fuͤr dem
Wallfiſch ſehr fürchten / und ihn mei⸗
den / da er doch / wenn er feine Staͤrcke
wüſte / (wie Aldrov.faget )-Eönte denz
Wallfiſche ſchadlich ſeyn. Er ſoll das
Schwerdt bey anderthalb Hand breit
ins Schiff jagen koͤnnen. Wird be⸗
ſchrieben von Rliano lib. 3. c. 4. Plin.
lib. 32. cap 11. Aldrov. lib. 3. c 20.
Num. 5. Iſt auch eine Art von den
obgedachten Carchariis. Dieſer it
gar jung und nur vier Ellen lang / ſol⸗
E iii kn
auf BL,
15 2. Ein runder Fiſch / wird
— — —
iſchen leich ſeyn. Diß iſt einer
— he Fiſchen im Meer /
für welchen Menſchen und Fifche ſich
fuͤrchten. Er wird vom Ariſtot. und
Oppiano Galeus & Muſtelus, von
den Portugieſen Tubaron, von den
Hollandern Hayen / Hund⸗Fiſch ge
tant. Im 4. Theile Cap. 4. der Oſt⸗
Ind. Schiffahrt Hugonis à Lindſchot⸗
ten wird erzehlet / daß bey der Stadt
Cochin ein ſolcher Fiſch einem Bohts⸗
mann / der umb das Rohr hinten am
Schiff einzuhengen / ſich am Seil ins
Waſſer gelaſſen / ein Bein abgebiſſen /
und als er darnach Sale wollen / auch
den Arm und ein Stuͤck aus dem Hin⸗
tern mit weggeſchnappet / ungeachtet die
andern Bothsleute ſtarck auff ihn zus
geſchlagen. Mandelslo nen eie
nen ſolchen Fiſch / den fie unfern von der
Inſel Zeilan gefangen / gar außfuͤhrlich
im andern Buche der Oſt Ind. Reiſeb.
Cap. 3. Dergleichen Exempel / eben
wie es dem Bothsmann vor Cochin
ergangen / erzehlet auch George Ander⸗
ſen in ſeiner Schiffahrt / ſo er aus Indien
nach dem Rothen Meer gethan. Es
ſaſſen / ſchreibet er / in unſerm Bothe
etliche unſer Voͤlcker und fiſcheten / und
als einer unter ihnen auff dem Boort
ſaß / und das eine Bein ins Waſſer
hieng / kommt ein Hay und beiſſet ihm
geſchwinde das Bein ab / ja er haͤtte ihn
gantz weg gekriegt / wenn nicht die an⸗
72
Soktorffiſche
len fünfemapt ſo groß und den Wall
— —
dern ihm waren
re Voͤlcker bald aus der acht /
ſprungen zwey Tage hernach etliche in
das Meer / umb ſich bey ſtillem Wetter
zu baden / fie waren aber kaum in das
Waſſer gekommen / wurden zweene
von ihnen durch ſolcheklayen unter das
Waſſer gezogen / und kamen nicht wies
der empor. Die andern eileten mit
Schrecken wieder zu Schiffe.
Dar⸗
auff erging von unſerm Schiff⸗Patron
ein Beech daß keiner ſich ſolte gelüfter
laſſen / im Meer zu baden bey verluſt ei⸗
nes Jahres Sold.
TABULA NV.
Num. 1. Dieſer frembde Fiſch
wird Serra auch Priſtis vom ſchnei⸗
den den Namen bekommen / weil er wie
eine Sage ſchneidet im ſchnell lauffen.
Aldrov. nimpt die Beſchreibung deſſel⸗
ben aus dem Cluſio lib. 6 c. 19. Man
findet ſie groß und klein / wie wir dann
der Schnabel in unter ſchiedlicher Groͤſ⸗
fe viel haben / die Groſſen faſt zwey Els
len lang / und oben / da ſie am Kopffe
geſeſſen / eine halbe Elle breit. Von der
kleinen Art / da der Schnabel noch am
Fiſche ſitzet / haben wir zweene. Befin⸗
— ſich gemeiniglich in der Weſt⸗
ke. 5
Num. z. Remora ein Fiſch / derer
wir zweene haben / wird von ne
| ichen
ı 2}
| su f getommen,
Da diß alſo pafliret ar 55 es une _
ö
7 wal “sPriflis vel Serra
i
667
77% Man
ES 8 \ 6 K 2 LE . E EE 2 * Bam
— N MN Er EEE WITZ: ne ra
z 1 n 1 | 7 )
' V W AR
NAD Sn
2 >
. cel RRmom — 1 8 |
I De
wm
—
* —
8 *
nen, — BEE FR ͤ— —
lichen ſonderlich vom Plinio 1,32, c. I.
der ihn Echenels nennet / wie auch von
Aldro v. l. 3. c. 22. beſchrieben / und iſt ein
Wunder der Natur / daß ein ſo kleiner
Fiſch ſolte koͤnnen gantze Schiffe / wenn
er ſich unten daran ſauget / auff halten.
Kircherus will zwar lib. 3. part. VI.
de arte magn c. i. 5. 3. dieſes für Fa⸗
belwerck halten / und meynet / es koͤnte
nicht ſeyn / daß ein ſchwerer Corpus von
einem leichtern koͤnte beweget und ges
halten werden / gleich am Magneten zu
ſehen / wenn er hegen einem ſtuͤcke Eiſen
das ſchwerer als der Magnet in freye
Lufft gehangen wird / ſo kan der Mag:
net das Eiſen nicht an ſich ziehen. Sca⸗
Agger aber / der Exerc. 218.5. 7. & 8. die
Kraſſt der Remoræ auch glaͤubet / wil
es nicht den bekandten natürlichen Ur⸗
ſachen / ſondern den occultis qualitati-
bus zuſchreiben. Und geſtehet Kir-
cherus d. l. p.23. ſelbſt / daß animalia
aquatica occultis & majoribus viri-
bus prædita ſint quam terreſtria.
Plinius und Aldrovandus aber
bringen glaubwürdige Exempel herbey /
daß die Schiffe von der Remora ſeynd
auſſgehalten worden. Diß hatte An-
tonius in der Seeſchlacht bey Actium
mit Schaden erfahren / indem ſein
Schiff vom ſelben Fiſche ſtille ſtehend
ware gehalten worden / damit Kayſer
Auguſtus ihm hatte den Vortheil ab»
lauffen koͤnnen. Dergleichen Hemmung
des Schiffes hat ſich auch beym Cai
in etwas zuruͤcke gewichen / mit 25
Caligule Schifffahrt begeben. Dar,
von Sveton. in vita ipſius. Aldro-
vandus Alben damit man nicht dencken
ſolte / die Alten hatten uns hiermit etwas
Unwarhafftiges hinterlaſſen / fuͤhret er
das Zeuguiß Petri Melaræ Bononien-
enfis Equitis de Cardinalib. p. 99. von
Francisco Cardinali Turonenſi mit
ein / welchem fein Schiff / mit welchem
er einſt aus Franckreich in Italien fah⸗
ren wollen / auch durch dieſen Fiſch
Echeneis oder Remora mitten im
Lauffe ſey . / daß es
muͤſſen vor vollem Winde ſtille ſtehen /
dergleichen erzehletScaliger dicto loco,
daß viel Schiffe mit einander eine Reiſe
gethan / unter denen iſt das eine alleine
unbeweglich geſtanden / und die andern
ſeynd unverhindert darvon geſegelt.
Welches der Fiſch Remora auffge⸗
Ich will noch ein Exempel einführen
von einem glaubwuͤrdigen Mann / der
in andern ſeinen Beſchreibungen iſt
richtig erfunden worden. Hugo Lind⸗
ſchot feget in feiner Oriental, Schiff
fahrt c.48. Als wir aus Portugal
nach Moſambique ſegelten / und unſern
Cours nach einer geraden Linie zu nah⸗
men / und giengen vor Winde mit vol⸗
lem Segel / und indem wir 14. Tage
einen Cours gehalten / befunden wir
durch Obfervirung der Oraduum, daß
wir nicht allein nicht fortkamen / ſondern
er⸗
1
Verwunderung / weil wir gut Wetter
und Wind hatten / und die Erfahrung
uns auch gelehret / daß am ſelben Orte
kein widerwertiger Strom zu vermu⸗
then / der die Fahrt verhindern moͤchte.
Wir ſtunden alle beſtuͤrtzet / wuſten
nicht wie das zugieng / etliche meyneten /
es ware Zauberey. Ohngefehr ſihet
der Steurmann hinten am Schiffe hin⸗
unter / und wird eines groſſen breiten
Fiſch⸗Schwantzes gewahr / welcher
ſich hatte am Hintertheile des Schiffes
angeleget / der Leib war unter dem
Schiffe / und der Kopff am Rohr feſte /
als dieſer Fiſch durch groſſe Muhe der
Bothsleute mit Haken und Stangen
loß geriſſen / gieng das Schiff wieder
gewuͤnſchet fort. Diß einige Exempel
Eönte Kircheri Meynung widerlegen /
und erhalten / daß es wahr ſey / was die
Alten von der Remora geſchrieben / wie
er die Schiffe auff halten koͤnte. Ob
man ſchon deſſen nicht naturliche Urſa⸗
chen erforſchet hat / ſiehet man doch / daß
viel dergleichen Dinge / die in Augen⸗
ſchein kommen / den Verſtand vorbey
gehen. Daß meines Erachtens Chæ⸗
remonianus Trallianus nicht ſo unge⸗
reimet geſaget: Als allerhand Art
Fiſche auffgeſetzet worden / und unter
denen auch die Remora ( welchen die
Griechen Exchineiden nennen) Dieſen
(nemlich / dergleichen Fiſch) habe ich
geſehen / als ich im Sieiliſchen Meere
geſchiffet / daß er ein gantz Schiff auff⸗
5 *
Be
— —— Fa — ä —
Fo
2 *
gehalten / biß ſo lange der Steurmann
ihn vom Schiffe weggenommen; und
die Beyweſende daruͤber Be: als
wenn er eine Fabel erzehlete.
auch in etlichen natürlichen Sachen der
Antipathia gedacht wurden. O ihr lie⸗
ben Leute / viel Dinge geſchehen / die wir
vor Augen ſehen / und doch wol ihre na⸗
türliche Urſachen haben / ob wir fie
ſchon nicht wiſſen. Solche nicht er⸗
forſchen wollen / iſt zwar nicht fo unbil⸗
lich als ſchwer es iſt / dieſelbe zu erkennen.
Plutarchus lib. 2. Sympoſ. pag. 641.
Sonſt will Kircherus naturliche
Urſachen geben / warumb Antonii
Schiff nicht fort gekont / weil es nemfic
in der See bißweilen contrarie Str
in der
me gibt / ſo das Schiff auffhalten koͤn⸗
orbey
nen. Plutarchus aber gibt viel gewiſ⸗
ſere Urſachen / wenn man die Remo⸗
ram nicht anfehen will / nemlich: daß
des Antonii 1 ehende
acht als zum Streit
und mehr zur Pr b
und auch mit unerfahrnen und ungeubs
tem Volcke außgeruͤſtet und verſehen /
des Cæſaris aber leicht und behende ge⸗
weſen / mit welchem er den Antonium
umbgehen koͤnnen. Plutarch.
Antonii. | | |
Num z. Diefer Fiſch Guaperua
von den Braſilianern / woſelbſt er ge⸗
fangen wird / von den Portugieſen aber
in vita
902
.
|
Peixe Porco genant / heiſt ſo viel als
ein Wild Schwein / wird vom Jonfto-
nio lib. 4. de Piſcip. cap. io. aus dem
we Marck-
j ; 77
NN ,
N
\ ut h
— —
6 * Ihn en =
N
N )
r
-
ihrlich befchrieben / welcher ſaget / daß
Rs kochen / ſondern nur zu braten
diene. a 1 „ RI 1
Num. 4. Ein Braſilianiſcher Fiſch /
bey ihnen Guamajacuape ſonſt drey⸗
anglichter Fiſch genant / weil er auff dem
Bauche gantz plat wie auch beiden Sei⸗
ten / welche auff dem Rücken ſcharff zu⸗
ſammen gehen / und alſo die Forme ei⸗
nes Triangels machen / haben eine harte
ſcharffe Haut ohne Schupen / welche
voller fuͤnffeckte Figuren iſt / bey etlichen
ſeynd es nur bloſſe fünffeckte / bey etli⸗
chen aber findet man in den Pentago-
nalen Sterne. Es ſeynd zweyerley
Art / etliche haben über den Augen Hor⸗
ner / etliche ſeynd ohne Hoͤrner / wir ha⸗
ben von beyderley Art etliche: und auch
einen / welcher auff dem Rücken ſo breit
als am Bauche / und daher ein Qua⸗
drat Fiſch koͤnte genant werden. Sie
füllen gar ungeſund und faſt vergiftet
ſeyn. Sie werden vom Aldro vando
lib. 4. cap. ultimo und Georgio
Marckgra vio lib. 4. de Pifcib, Braſi-
lian. cap. i. beſchrieben. wat e
TABULA XVI.
Num. 1. Iſt ein Fiſch Monachus
Marinus genant, weil er am Obertheile
faſt einem Munch gleich ſiehet / ſoll zu
ckhuſen lebendig gefangen worden
n / balweder Schuppen noch Pinnen
M mr Kim 4. de Pife.c.12, qus⸗
h’! |
Bunſt Kammer. 4¹
oder Floßfedern. Aldrovandus be
ſchreibet auch einen Monachum lib. 7.
c. 17. hat aber Schuppen / und ſiehet un .
ſerm nicht ehnlich. d
Num. 2. Iſt eine ſeltzame Art eines
frembden Fiſches / von den Geſchlechten
der Blackfiſche / die einen ſchwar tzen
humorem, wie Black oder Tinte bey
ſich haben / derer dreyerley Arten erzeh⸗
let werden / als da ſeynd Palipus, Sepia
und Loligo, und werden vom Arifto-
tele hiſt 4. c. i. Plinio lib. 9. cap. 29.
Matthiolo in lib. 2. Dioſcor. cap. 20.
Aldrovando lib. de mollib, und an⸗
dern mehr eben auff ſolche Art als jetzt
bald foigen ſoll / beſchrieben. Der Uns
ſerige iſt unter die Loligines zu rechen /
noch jung und nur einen Fuß lang / ſol⸗
len ſonſt in Mannes Groͤſſe / und etliche
viel groͤſſer erwachſen. Keiner der Au-
toren aber hat den Kopff und Schna⸗
bel ſo eigentlich abgebildet / als in unſer
Figur (fo dem Hollaͤndiſchen in allem
ehnlich / nur daß unſerm die langen zwo
Pinnen abgebrochen) zu ſehen. Es ſol⸗
len ſich alle drey Arten in der Spani⸗
ſchen und Italieniſchen See am mei⸗
ſten befinden. Und weil felbige Art
Fiſche in Teutſchland nicht viel geſe⸗
hen / vor etlichen wenig Jahren aber ei⸗
ner in Holland / und einer in Holſteimn
bey Hamburg gefangen worden / ſo für
erſchreckliche Meerwunder haben wol⸗
len gehalten werden / erachte ichs nicht
unbequem zu ſeyn / ſelbiger gefangenen
F Fi⸗
42 2
— —
Fiſche Beſchreibunge mit einzuführe
*
*
richten. Des Hollaͤnders lautet a
*
©
Abbildung eines erſchreckli /
chen Meerwunders / ſo im Auß⸗
gang des 1661. Jahrs in
Holland gefangen
worden. u
er NB.
Dieſes Meerwunder iſt in Holland
zwiſchen Schevlingen und Catwig
auff der See / an dem Ort da die Eng⸗
liſche Schiffe lagen / die Ihre Majeſtalt
von Groß⸗Britannien abholeten / ge⸗
fangen worden. Und hat nach dem er
gefangen geweſen / noch drey Stunden
gelebet: ſich aber im Fangen ſo wunder⸗
grauſam angeftellet / daß die Fiſcher ge⸗
meynet / der Teuffel ware ſelbſt im Ne⸗
tze / auch fich nicht ehe ergeben / biß man
ihn mit einem Boßhacken in Leib ge⸗
hauen / und feſt gehalten. Er iſt ohn⸗
gefehr drey und einen halben Fuß lang /
hat ein gar wunderliches Haupt / und
auff dem Haupte einen achtkantichten
Stern / bey nahe eines Fuſſes lang / dar⸗
von zweene mit Haut uͤberzogen / wie
die Flügel einer Fledermauß. Auff dem
Stern ſtehen hin und wieder gar viel
RKnoͤffigen mit einer kleinen Crone umb⸗
aſſet / und wie der Fiſch noch gelebet / ſo
aben die Knoͤpffigen als kleine Spie⸗
gel geſchimmert. Aus dem Stern ge⸗
>
8
>»
r 17 r
II
=
und etwas außführlicher darvon Er
bekandt. E N
der. Aber die Phi hatten den
*
ö g
— Tr
0
het ein Adeler Schnabel / (ſo vom Sca-
liger exerc. 218. bequemer ein Papa⸗
gojen Schnabel genennet wird) welcher
kan auff⸗ und zugethan werden. Unten
hat er einen Ruͤſſel oder Mund als ein
Schwein / und eine Zunge darein. Zwi⸗
ſchen dem Ruͤſſel und dem Stern fies
hen die Augen / welche beym Leben des
Fiſches ſo ſchrecklich anzuſehen gewe⸗
ſen / daß man für dem Anblick ſich ent⸗
ſetzen muͤſſen. Nachdem mm die Au⸗
gen außgenommen / umb gebalſamiret
zu werden / hat ſichs befunden / daß der
innerliche Kern im Augapffel die Ge⸗
ſtalt und anſehen einer Perle gehabt.
Die Augen an ſich ſelbſt hatten die groͤſ⸗
ſe eines groſſen Kalb Auges / und iſt
dem Fiſcher vor das eine Auge hundert
Guͤlden Hollaͤndiſch geboten worden.
Unter dem Stern oder Crone / ſo es auf
dem Kopffe hatte / gehen aus zweene lan⸗
ge Arme / ohngefehr zwey Finger breit.
Er hat 2 Oerter / dadurch er Speiſe zu
ſich nimpt / und hat keinen Außgang.
Man hat auch in deſſen Leibe kein Ge⸗
daͤrme / ſondern lauter Leber und Fett
gefunden. Daher die Phyſici und
Gelehrten / die weit und breit gereiſet /
bekennen / dergleichen an keinem Orte /
weder in Italien / Tuͤrckeyen oder In⸗
dien gefunden zu haben. Halten es für
ein ſonderlich Wunder⸗ Geſchoͤpffe /
deſſen Bedeutung dem Aller hoͤchſten
So weit der Hollaͤn⸗
Aldre=
|
x —
kr E ee
—
— 2
Ben aa ee
az
——
FR LTE
Aldrovundum oder Jonſtonium leſen
Folget der Hamburger Fiſch.
Die warhafftige Beſchrei⸗
bung des wunderſeltz amen Fi⸗
ſches / welcher am d. Tage nach
der Simmelfahrt Chriſti 1662.
in der Elbe unfern der Stadt
Hamburg iſt gefangen
worden.
Hat das zwiſchen Schevlingen und
Catwich zum Ende des verwichenen
1661. Jahres gefangene Meer⸗Wun⸗
der bey den Neugierigen viel Wunders
erꝛeget / ſo wird dieſer allhier gefangene
Fiſch nicht weniger thun / dann er an
wunderbahrer Art dem andern mehr
vor⸗als nachgehet. Seine Länge mit
ſeinen Pinnen oder Floßfedern iſt drey
Fuß lang / das Corpus an ſich ſelbſt iſt
Oval. langlich / und von anderthalben
Fuß: die Breite aber deſſelben drey
Quart eines Fuſſes. Die zwo Pin⸗
nen vom Kopffe hin / ſind gleich zwo
Tabacks⸗ Pfeiffen / weiß und glintzernd /
derer Ende aber vergleichen ſich mit Ad⸗
lers⸗Klauen / beſetzt mit einer weiſſen
und ſchwartzen Art Corallen. Nechſt
dieſen ſeynd acht Pinnæ oder Fibræ,
wie ein groſſer Stern außgebreitet / wel⸗
che alle gleichſam marmor ret ſehen /
und mit Corallen gezieret ſind. Sein
Mund / in der Mitte dieſes Stern / hat
5 1 \ . N
0 ? N j
* *
lautet.
eines halben Thalers Groͤſſe / woraus
ſich eine rechte x igur eines ſchwartzbrau⸗
nen Adlers⸗Schnabels erweiſet. Sei⸗
ne Augen ſind in der Runde als ein
paar Ochſen⸗Augen / mit ſchwartzen
Aug ⸗Apffeln. Die Haut uber ſeinen
Ruͤcken iſt recht ſchoͤn marmoriret und
weich. Der Ruͤckgrad aber iſt ſo hart
als eine Schild patte / daß ſie / wann man
darauff klopffet als ein harter Knochen
i Zu beyden Seiten des Ruͤ⸗
ckens hat er zwey ledige Taſchen / wel⸗
che man wol Windflaſchen nennen
moͤchte. Er iſt ohne Schwantz. Umb⸗
gekehret ſiehet man noch einen Mund /
aber gantz hohl / ſo recht unter dem Kopff
iſt. Sein Bauch iſt eine ledige Ta⸗
ſche / dann er ohne Gedarme / iſt ſonſten
von unten laͤngſt hin gantz weiß als eine
Scholle. Und iſt dieſe Figur nach ih⸗
rem Abriſſe / wie er auff dem Nuͤcken ans
dal en abſonderlich mit bepfüget wor⸗
en. in
Wer fiehet nun aus obgedachten
Beſchreibungen und Figuren nicht / daß
alle drey Fiſche faſt einerley Art ſeynd.
Nur daß der Hollaͤndiſche und unſer
laͤnglicher / der Hamburger aber etwas
runder / wie dann beyderley Art bey den
Autoren zu finden / und alle unter die
Mollia zu rechnen. Dann Ariftot.
lib. I. hiſt. c. 4. & I. 4. ci. machet 4. ge:.
nera animalium exangvium; molle,
eruſtatum teſtatum & inſectum.
Die mollia oder weichen ( ſo von den
F i Teut⸗
ilſche
1
7
2 #
Ald ov. de moll. p.9.
ſibus & vilceribus careant daß ſie
weder Knochen noch Darmen in ſich
aben / und werden derſelben dreyerley
rten geſetzet / als Polypus , Sepia und
Loligo, welche dem euſſerlichen Anſe⸗
hen nach / man einerley ſchatzen ſolte /
wie fie auch faſt einerley Qualitäten
ſeynd / dennoch nach Ariſtotelis Be⸗
richt / in etwas unterſchieden: daß nem⸗
lich / ob fie zwar alle 8. Fuͤſſe (welche die
obgedachte Autores Sternen nennen)
haben / aber ſelbige nicht auff einerley
weiſe gebrauchen konnen. Der Poly,
pus (welcher zwar den Namen von viel
Fuͤſſen hat / aber teſte Scal. exerc. 218.
c. 2. ipſi pedes vix hac appellatione
digni) hat lange Beine und kurtzen
Leib / und kan kriechen (nach Art der
Raupen) Sepia aber und Loligo ha
ben einen groſſen Leib und kurtze Beine /
und koͤnnen nur ſchwimmen: der Po-
Iypus » wenn er Unwitter vermercket /
ſauget ſich an Felſen / Sepia und Loligo
aber ſchwimmen und ſpringen empor.
Der Polypus ſoll auch keinen Ruͤſſel
haben / gleich wie Sepia und L oligo:
auch nicht ſo einen harten Ruͤckgrad als
Sepia. Iſt alſo meines Erachtens der
Hamburgiſche unter die Sepias, der Un⸗
ferige und Holländer aber unter die Lo-
ligines zu rechnen.
werden darumb alſo genant quad os.
Obnunzwar diefe Art iche inun
und
Groͤſſe erwachſen Eönnen / mit eins
Athenæus lib. Iz. c. 6. ſaget / daß die
Polypi durch langwierige Zeit faſt in
Wallfiſch⸗Groͤſſe erwachſen konnen.
Und habe ſich begeben / daß in Italien in
der Stadt Potſuolo, ſoam Meerſtran⸗
de gelegen / ein ungeheurer Polypus
durch die Hole oder Schlund / durch
welchen der Unflat der Stadt in die
See gelauffen / ſich in ein Hauß eines
Fiſchhaͤndelers eingeſchlichen / und eine
groſſe Tonne mit eingeſaltzenen Fiſchen
zerbrochen / und das Beſte heraus ge⸗
freſſen. Der Kauffmann zu erfahren /
wer ihm ſolchen Schaden zugefüͤget /
ſtellet einen Wachter an ſelbigen Dr
xy
— un man
w
machet. ch ſolch un⸗
gewohnt Spectackel erſchrocken / bleibt
fur Angſt gantz ſtille / laſſet alles geſche⸗
hen / und erzehlet frühe den Verlauff.
Ob dieſe Geſchichte dem Kauffmann
zwar etwas unglaublich vorkompt / und
doch den neuen Schaden wieder ſihet /
gehet ſelbſt mit etlichen gewapneten
Mannern und ſcharffen Inſtrumenten /
ſelbigen ungebetenen Gaſt zu empfan⸗
gen. Und als der Polypus durch ſei⸗
nen gewoͤhnlichen Gang ſich wieder ein⸗
ſtellet / wird ihm das Loch verrennet / fer
ne Beine abgehauen / und alfo getoͤdtet.
Deſſen Coͤrper Alianus wie er ſchrei⸗
bet / ſelbſt geſehen. N
Plinius erzehlet lib. 9. cap. 30. wo
nicht eben dieſelbige / doch dergleichen
Hiſtorie mit etwas andern Umbſtan⸗
den / denn er ſaget: daß ſie in Spanien
in Carteja ſich habe zugetragen / und ſey
der Polypus mit Hunden gehetzet wor⸗
den / welche den ſtarcken Geruch vom
felben Thiere nicht wol haben erdulden
Und ſetzet eine unglaubliche
Groſſe deſſelben Fiſches. Wenn dem
ar Tonnen mehr geſtanden. Zur
S Sn
Glauben zuzuſteſſen / iſt nicht zů ver⸗
wundern / daß wie Ælianus lib. 7. c. II.
ſchreibet / ein Polypus einen Adler ge⸗
fangen habe / und im Meer ertraͤncket.
Dann als der Fiſch am Strande auff
einem Stein in der Sonnen auff dem
Mücken gelegen / und die Beine von ſich
geſtrecket / ſey der Adler / in Meynung
einen Raub zu erſchnappen / auff ihn ge⸗
fallen. Der Polypus aber habe ſeine
Fuͤſſe uber ihn zuſammen geſchlagen /
und alſo den Adler mit ſich ins Waſſer
geſchleppet und erſauffet.
Daß gar groſſe und gefaͤhrliche Polypi
ſeynd / bekrafftiget auch die Hiſtoria von
einem Urinatore oder Taucher / der un⸗
ter dem Waſſer die Perlen ſuchet / aus
relation Athanaſii Kircheri in mun-
do ſubterr. lib. 2. technico c. iy.
Es ſey zur Zeit des Koͤnigs Frideri-
ci II. in Sicilien (muß umbs Jahr
Chriſti 1200. geweſen ſeyn) ein Urina⸗
tor oder Perlen⸗ und Corallen⸗Fiſcher
Namens Nicolaus geweſen / welcher
von Jugend auff ſich zum Waſſer ge⸗
halten / im ſchwimmen und untertau⸗
chen ſich geuͤbet / und ſeine Nahrung mit
Corallen und Perlen⸗fiſchen geſuchet /
und in das See⸗ eben fich fo verliebet /
daß er offt 4. J. Tage in der See geblie⸗
ben / und ſich von rohen Fiſchen erhal⸗
ten / und ſeine Natur von der gemeinen
Lebens⸗Art abgewehnet / daß er ſo wol
in als aus dem Waſſer offt einen gan⸗
gen Tag ohne Athem⸗ hohlen leben koͤn⸗
n | nen /
46 in
nen / und alfo einem Amphibio ehnli⸗
cher als einem Menſchen geweſen: hat
Brieffe in einem Beutel vor die Naſſig⸗
keit wol bewahret durch die See bringen
koͤnnen / derwegen er auch offt als ein
Bote gebrauchet worden / und haben
ihn die Galleen bißweilen im groͤſten
Sturm angetroffen / und vermeynet / es
ware ein Meerwunder. Von denen
aber / die ihn erkandt haben / iſt er ins
Schiff genommen und geſpeiſet wor⸗
den / und nach ein wenig Sprachhal⸗
tung hat er ſich wieder in die See ge⸗
machet / und iſt darvon geſchwum⸗
men.
Alls einſt der König in Sicilien zu
Meſſana ſich aufhielt und viel unglaͤub⸗
liche Dinge von dieſem Nicolaus ge⸗
hoͤret hatte / bekam er Luft dieſen Men
ſchen zu ſehen / welcher / nach dem er et⸗
etliche Tage zu Waſſer uñdand geſuchet
und gefunden worden / ſich vor den Koͤ⸗
nig ſtellen müffen. Und als der Kor
nig viel ſeltzame Dinge / ſo im Waſſer
befindlich / von ihm vernam / wurde er
begierig / die Beſchaffenheit des nahe ge⸗
legenen Charybdis zu erfahren. Es
iſt aber Charybdis ein gefährlicher Ort
in der See zwiſchen Sicilien und Ita⸗
lien / weil daſelbſt das Tyrrheniſche und
Sieiliſche Meer zuſammen ſtoſſen / ein
groß Ungeſtuͤm machen: woſelbſt das
Vorgebirge Scylla ein hoher Felß /
welcher / wañ die Winde gehen und dar⸗
an ſtoſſen / wegen etlicher Hoͤlen / ein
33 r 6 4 ]
Pr n
langwaͤrendes Gethoͤn geben / als von
unteꝛſchiedlichen diſſonirenden Stim⸗
men / ſchrecklich anzuhoͤren / und wenn
die Schiffe ihnen zu nahe kommen im
Sturmwetter / müſſen ſie zerſcheitert
werden. Gleich gegen über it der
Meerſchlund Charybdis, da ſich das
Meer verſencket / und gleich darbey wie⸗
der hervor broddelt mit Aber seh
Wuͤten und Gefahr der fuͤruͤber ſchif⸗
fenden / die ſo wol dieſen als gegen über.
liegenden Ort meiden muͤſſen. Daher
das Sprichwort entſtanden: 5
Incidit in Scyllam qui vult vitare
Cuharybdim. h
Selbigen gefährlichen Ort zu erſor⸗
ſchen / befahl der Koͤnig dieſem Men⸗
ſchen ſich in ſelben Schlund hinunter
zu laſſen / und davon Bericht zu thun.
Und damit er deſto williger / und im
hinnunter fahren deſto gewiſſer war /
lies der Konig einen guͤldenen Pocal
am ſelben Ort hinein werffen / mit Ver⸗
heiſſung / wenn er ihn wieder heraus
bringen wuͤrde / ſolte er ihm verehret
ſeyn. Nieolaus laſſet ihm das belieben /
verſpricht ſein Beſtes darbey zu thun /
machet ſich freudig in den Strudel / und
kompt nach drey Viertel Stunden wie⸗
der empor / dem Pocal in der Hand em⸗
por haltend. Darauff wird er in des Ko,
nigs Pallaſt eingefuͤhret / und nachdem
er als von Arbeit ziemlich abgemattet /
mit einer guten Mahlzeit erquicket / vor
den Koͤnig geſtellet / der dann 3
VBVBunſt Kammer. —
Sun dre fo
gibt; 0 .
i ; Gnadigſter König / was von Ew.
ihr anbefohlen worden / habe
ich v
errichtet. Aber nimmermehr hatte
ich dem Koͤnigl. Befehl nachkommen
wollen / wenn ich zuvor gewuſt hatte /
was ich nun erfahren habe / und wenn
ihr mir auch euer halb Königreich haͤt⸗
tet verehren wollen. Denn es ſeynd vier
Dinge / ſo dieſen Ort nicht alleine mir /
ſondern auch den Fiſchen ſelbſt hoͤchſt
gefaͤhrlich machen / 1 0 5 1. die groſſe
Gewalt des aus dem tieffen Schlund
heraufffahrenden Waſſers / welchem
wie auch der ſtarckeſte zu widerſtehen
ſich nicht unterſtehen darff / alſo habe
auch ich nicht vermocht hindurch zu
dringen / habe daher durch Nebenwege
mich zur Grund machen muͤſſen.
2. Hernach ſeynd allenthalben ſehr viel
ſpitzige und ſcharffe Steinklippen / durch
welche ich nicht ohne Lebens⸗Gefahr
und Zerfetzung meiner Haut den Grund
erlangen muſte. Zum dritten iſt ein
ſtarcker Strom der unter Erdiſchen
Waſſer / ſo durch die Felſen dringen /
und den aus dem Schlund ſteigenden
Waſſern entgegen arbeiten / auch ſo
grauſam / daß einer für Furcht erſtarret /
ſterben moͤchte. Zum vierdten waren
ſehr viel groſſe ungeheure Polypi; derer
Leib den groͤſten Mann übertreffen
N ſelbige hiengen an den Seiten
er Klippen / mit langen außgeſtreckten
Te
Fuſſen / ſo dem Anſehen nach 10. Fuß
Lange uͤbertraffen. Wenn derer einer
mich ertappet hatte / ware ich durch das
Umbfangen todt gedrucket worden.
Zwiſchen den naͤheſten Klippen hielten
ſich auff viel ungeheure Meer⸗Hunde
(darvon oben pag. 36. gedacht worden)
mit dreyfachen Zahnen im Munde / fo
nicht viel kleiner als die Delphine / fuͤr
derſelben kan niemand ſicher ſeyn / dann
wen ein ſolcher erſchnappet / darff ihm
keine Rechnung eines langern Lebens
machen. Als nun Nicolaus dieſes or⸗
dentlich erzehlet hatte / fragte der Konig /
wie er dann den Becher ſo bald hatte
finden koͤnnen? Darauff antwortete
Nicolaus: der Becher haͤtte wegen des
hin und wieder lauffenden und ſtreiten⸗
den Waſſer⸗Stroms nicht perpendi-
cular oder gerade koͤnnen zu Grunde
gehen / ſondern ware hin und wieder
zur Seiten geworffen worden / biß er in
eine flache und etwas außgehoͤlete Klip⸗
pe gefallen / da hatte er ihn liegen ſehen
und herauff geholet. Dann wann der
Becher recht in den Wirbel oder
Schlund gefallen ware / hatte er ihn
unmuͤglich erlangen koͤnnen. Es ware
auch daſelbſt eine folche Tieffe / daß es
den Augen als die finſtere Nacht vorge⸗
kommen. Der Konig fraget ihn / ob
er wol noch einſt ſich hinunter wagen
wolte / hat er zwar mit nein geantwortet /
als aber ein ſolcher Bech er wiederumb /
und zwar an einem Beutel voll en
| en
48
— 2
den / hat er ſich deſſen belieben laſſen / iſt
wieder hinunter gefahren / und nicht
wieder herauff gekommen / vielleicht
von einem Polypo oder Carcharia er,
wiſchet worden. Dieſe Hiſtorie gleich
wie fie in den Actis des Koͤniges aufſge⸗
zeichnet / iſt ſie von dem Secretario der
Archiven Kirchero mitgetheilet wor⸗
den. Und habe ich dieſelbige mit ein⸗
führen wollen / daß man ſehe die Gewiß⸗
heit / was bey den Autoribus von den
mehr erwehnten Polypis und Carcha-
riis geſagt wird. |
Dieſer Art der Blackfiſche gedencket
Tertullianus Gleichnißweiſe wider die
Martianiſche Ketzer / und ſetzet / daß /
wenn ſie mercken in ihrer falſchen Lehre
überwunden zu ſeyn / fie mit dunckeln
Einwuͤrffen und diſputiren ihre Irz⸗
thume verſtecken / daß man ihren falſchen
Gang nicht ſehen ſoll. lib. 2. adverf.
Marcian, Sie bedeuten auch homi-
nem occultæ naturæ & dubiæ veri-
tatis. Und in ſpecie der Polypus: weil
der ſich an die Fel ſen ſauget un feſt halt /
inen verſchlagenenen Menſchen / den
man nicht leicht fangen kan. Item
einen Geitzigen / der alles nach ſich reif
ſet / und was er einmahl ertappet / nicht
wieder loß laſſet. Plaut. in Aulul:
Ego iſtos novi Polypos, quiubi quid
tetigerunt, retinent. 98
Was aber ſolche Black oder Kuttel⸗
fliſche / wenn ſie ſich ſehen laſſen / vor ſich
ten gebunden / hinein geworffen wor⸗
ſelbſt für Anzelgung oder Bedeutung 1
f. ehen“ d mag
der Hollander / der den Fiſch beſchrie⸗
ben / ſelbſt es deuten / warumb der Fiſch
aldar angetroffen / da der Koͤnig in En⸗
gelland mit Schiffen zu ſeiner Wieder⸗
kunfft ins Reich iſt erwartet worden.
Num. 4. Iſt / wie es Diofcorides
beſchreibet / marinum animal exigu-
um. Wird Hippo campus genant
vom Griechiſchen e equus und
raum eruca , weil es forn als ein
Pferd / und hinten wie eine Garten⸗
Raupe mit fo vielen inciſuris oder Ab
ſdtzen: hat einen langen Schnabel oder
Ruͤſſel / und im ſelben gar ein klein
Mundloch / daß er dadurch kaum etwas
faugen kan. Wird auch vom Aldro-
vando unter die Inſecta gerechnet.
Die groͤſten / derer wir viel haben / ſeynd
kaum einer Hand lang / gar lieblich an⸗
zuſehen / aber iſt kein Fiſch / den man ef
ſen kan. Daß er aber auff dem Na⸗
cken einen jubam Mahn oder Kam /
*
wie die Pferde haben ſoll / oder lebendig
*
Rehau
N NT RN N
2 111
ana Air Woh 1
K 8 N
. EL N88
a
67 ”_
ve
2 — 1
Br“ x 15
2 ? | |
ER BR a ö
nant.
an keinem mercken. Gleich auch Gillius
ſchreibet / daß er zu Venetien bey den
Fiſchern etliche lebendig geſehen / und
keiner einen Mahn gehabt. lian. lib.
14. cap. io. ſaget / daß fein Bauch ver
gifftet ſey. Dieſen Fiſch / wenn er friſch
iſt / ſollen leichtfertige Menſchen einem
die Liebe beyzubringen / gebrauchen. Al-
drov. lib. 7. de Inſect, cap. i6.
TABULA XXVII.
Num. 1. Iſt ein Fiſch anderthalb
Ellen lang / hat keine Floßfedern / fon
dern forne an beyden Seiten zweene
runde Lappen oder Zappen hangen / ſein
Maul iſt einer Kuhe ahnlich / daher er
auch eine Seekuhe genant wird / iſt von
den Hollaͤndern in der Americaniſchen
See gefangen worden. Scheinet / daß
es eine Art des Manati eines in unſerm
Lande unbekandten Fiſches ſey / welchen
Cluſius Exot. lib. E. c. 18. beſchreibet /
nur daß der Unſerige keine zwey Foder⸗
Fuſſe und auch nicht ſolchen Schwantz
habe. Mit des Gesneri Beſchrei⸗
bung aber kom̃t er wegen des Schwan⸗
tzes beſſer uͤberein / und wird von ihm
aus dem Rondeletio Phoca ges
Num. 2. Ein See Wolff hat forn
im Munde oben undunten fiharffe ſpitzi⸗
ge auff den Seiten aber zwey Reigen
hinter einander runde Backen⸗Zahne /
gehabt hatte wie man ſchreibet kan ich und dergleichen auch mitten im achen.
Iſt ein reiſſendes freſſiges / und der Zah;
ne halber grauſames Thier / in der Bal⸗
tiſchen See wol bekand / wird von ihnen
Klipfiſch genant / und iſt gutes Ge⸗
ſchmacks / wie Olaus Worm ſchreibet.
Num... 4. Werden Pinnz genant /
haben zwo Schalen gegen einander ges
ſetzt / gleich wie die Euſters / ſeynd auch
e
KU,
4.
N
e
Euſters Natur / und wird das Fleiſch /
ſo darinnen / wie Euſters gegeſſen. Ihre
Art iſt / daß ſie muͤſſen auffrecht mit der
Spitze im Sande oder Schlicke ſtehen /
ſonſt koͤnnen ſie nicht leben / werden ſo
wol in Africa (woſelbſt fie groͤſſer) als
in Europa, und ſonderlich in Propon-
tiode an der Seite wo Nicomedia ge⸗
ſtanden / haufſig gefunden. Sie ſeynd
in gemein einen Fuß / auch anderthalb
Fuß lang. Rondeletius ſchreibet / daß er
zu Rom eine geſehen / welche bey einer
Ellen lang geweſen. In ſolcher Lange
haben wir auch eine Seite / und iſt 7. Zoll
und einen halben breit. Inwendig am
Untertheil / wo das Fleiſch geſeſſen / Sil⸗
berfarbe / das Obertheil aber Blutroth.
Man ſetzet der ſelben viererley Arten /
von denen wir dreyerley haben. In
etlichen ſol man Perlen finden / an etli⸗
chen ſeynd Queſte als Haare / wie man
an unſern Muſcheln findet / welche Ari⸗
ſtot. Byſſum nennet / durch welche ſie
ihre Nahrung ziehen. N
Die Pinna war bey den Egyptiern
(tefte Pierio lib. 28.) ein Hierogly-
G phicum
£ ER 5
f a
#2
17
Num 1.2. Iſt eine ſonderliche Art
von Krebſen / fo bey den Inſulen Mo-
luccis gefangen werden. Derer wir
zweene haben / der eine ſo groß als ein
Mannes Kopff in der Runde umbſan⸗
gen / der andere etwas kleiner / aber zim⸗
lich plat / haben zweene Deckel / einen un⸗
ten den andern oben / und einen langen
ſpitzen Schwantz / man kan nicht ſehen /
daß Fleiſch in ihnen geweſen / die Beine
ſeynd fo klar / daß man faſt durchfehen
kan / man ſihet auch nicht / daß ſie Sche⸗
ren gehabt / ſondern nur 8. Fuͤſſe / wie die
Fuͤſſe der Taſchen⸗Krebſe. Dieſe
Art muß den Alten unbekandt gewe⸗
num nennen. Es iſt zu verwundern /
daß Anno 1633, ein ſolcher Krebs auch
in Dennemarck bey Helſingoͤr iſt ge⸗
fangen worden. Es kan aber ſeyn / wie
Olaus Worm muthmaſſet / daß er an
einem Holland iſchen Schiffe / derer da⸗
mals vier aus Oſt⸗Indien wieder zu⸗
rucke gekommen / im unten anklebenden
Schilff / und andern anhengenden ma-
veria verwickelt / mit heraus gekommen.
Num. z. Cancellus, welchen die
Frantzoſen! Eremite einen Einſiedeler
nennen / weil er in einem Gehauſe allein
wohnt / iſt eine ſonderliche Art von
Krebſen / welche in Schneckenhaͤuſern
ſich aufhalten / ſeynd nicht wol zu eſſen /
| ſondern
Cancer Molucanus
GER U -
Le 6
marina
)
——
—
=
1
N no N u
WIe
Aunſt Kammer. | gt
fondern werden von den Fiſchern zum
Fiſchfangen gebrauchet / wenn fie von
der Schnecken abgeſondert ſeyn: fie ſol⸗
len in die ledigen Schnecken hauſer krie⸗
chen / wenn ſie klein / und wenn ſie er⸗
wachſen / heraus und in ein groöffer
Haus ſich machen. Ariſtot.meynet / daß
ſie nicht wie andere Krebſe / ſondern aus
Koth und Schleim gebohren werden /
aber fie haben gleichwol / wie Aldro van-
dus obſerviret / Eyer an der Seiten
hangen / woraus ſie entſtehen. Und
befindet ſich auch an dem Unter ſcheid
Mannliches und weibliches Geſchlech⸗
6:3 u), } |
Num. y. Paranacare von den Bra⸗
ſilianern genant. Markgrav lib. 4. C. 2l.
Sie ſeynd unterſchiedlicher Art kleine
und groſſe / von den kleinen habe ich viel
5 — — bey Schevling am Stran⸗
e gefunden. ö
Num 4, Iſt ein Meer⸗Stern / des
rer wir etliche haben / groß und kleine /
wie dann derſelben auch unterſchied⸗
licher Arten ſeyn / etliche und die mei⸗
ſten haben fünff Stralen / etliche ſie⸗
ben / etliche sehen / und etliche zwoͤlfffe
gleich als Fuſſe / mit welchen ſie ſich kon⸗
nen auff dem Grunde fortſchieben. Wir
haben einen / der ſehr ſchoͤn formiret mit
vielen Puckeln / bey einem Fuß im Dia: -
metro und einer guten quer Hand hoch
in der Mitten / hat auff allen Seiten
Spitzen gleich als Zaͤhne / daher er auch
Stella pectinata vom Aldrov. genant
wird / iſt auff dem Ruͤcken mit Creutz⸗
weiſe uber einander geſchrenckten
Streiffen / ſo als ein Fiſcher Netz anzu⸗
ſehen. Ein ander mit fo langen Radiis
iſt auch darbey / welcher auff den Seiten
der Stralen anzuſehen / als wenn er mit
einem Gallon Schnur eingefaſſet ware /
am unter Theile ſeynd ſie gantz offen /
und haben das Mundloch in der mit⸗
ten / wiewol es ſcheinet / daß ſie ihre Nah⸗
rung durch alle Stralen / welche langſt
hinein biß zum Centro Zahne haben /
ziehen koͤnnen. Sie ſollen ſehr gerne die
Euſters und Muſcheln freſſen / wenn ſel⸗
bige ſich aufthun / ſtecken fie eine Strale
darzwiſchen / und zwacken das Fleiſch
heraus. Man findet ſie in der Deutſchen
und andern Meeren / habe von den klei⸗
nen viel in Holland auff dem Sande /
wenn es Ebbe geweſen / angetroffen / die
wenn man ſie angeruͤhret / ſich nach der
See zu geſchoben / nach Art der Polypo⸗
TED:
TABULA XXIX.
In dieſer und folgenden drey Tabu.
len weꝛden etliche Teſtacea, welche auch
Conchylia genant werden / beſchrieben /
derer Fleiſch zur Speiſe den andern
Exangvibus vom Aldrovando vorge⸗
zogen wird. Es werden die See⸗
Thiere / ſo kein Blut haben (wie oben
pag · 48. gemeldet) viererley Geſchlech⸗
te von den Naturkuͤndigern ergehlet.
G ij Als
i n arne Er
. Ds
12 # 11 5
Als da ſeynd Mollia, Cruſtacea, Te-
ſtacea & Inſecta. Mollium caro (ut
ſunt Polypus ſœpia & Loligo) duro
at ventriculo in obediens fereq; ab-
ominanda hominibus eft, cruſtato-
rum vero ſalubris, grataqʒ quin gra-
tisſima fit, fi cum illis compares.
Die weichen Blutloſe haben ein hart
unverdeulich Fleiſch / für welche man
ſich hüten ſoll / hergegen die Art Fiſche
ſo Schalen haben als Krebſe / ſeynd ge⸗
ſunder und lieblicher vom Geſchmack /
aber die Conchylia (als Euſters / Mu⸗
ſcheln / Schnecken) uͤbertreffen auch die
andern alle. Denen die kluge und vor⸗
ſichtige Natur umb keiner andern Urſa⸗
chen willen (wie es ſcheinet) ſo harte
Haufer und Wohnunge zugeeignet / als /
daß ſie von den andern See⸗Thieren /
denen dieſe Speiſe auch angenehm / un⸗
beſchadiget / dem Menſchen zur Speiſe
und Ergetzlichkeit bleiben ſollen.
Was die Roͤmer auff die Conchy-
lia (Euſtern / Muſcheln und Schnecken)
gehalten / ſihet man beym Plinio lib. 9.
cap. 35. Luxurie mater Conchylio-
rum pretia margaritis propemo-
dum æquavit. Daß ſie ſelbige zu A
fen ihnen faft fo viel koſten laſſen / als fi
auff Perlen gewendet / dann ſie ſelbige
von fernen Ortern mit groſſen Unkoſten
bringen laſſen. Wie Seneca Epiſt. I.
lib. 4 da er ihre Untugend ſchilt / ſaget:
Quantulum ex tot Conchyliis tam
longe advectis per iſtum Stoma-
chum merplcbilem labitur?
ſem fall ſeynd wir Holſteiner vie ac,
ſeliger als die Romer zu ſchatzen / dann
wir ſolche Conchylia zur delicaten
Speiſe nicht fo ferne und mit groſſen
Unkoſten duͤrſſen holen laſſen / weil wir
ſie vor der Thür und friſch haben koͤn⸗
nen (welches denen in weit abgelegenen
Oertern fehlet )und zwar umb ſo ſchlech!
In ne kn
daß auch gemeine Handwercks⸗Leute
ſelbige kauffen und genieſſen koͤnnen / ſo
wol als groſſe Herzen / von denen Cæ-
lius Rodiginus faget (1 27. c. 23.)
Conchylia adeo Proceribus gulæ
probata , ut vel inde fit formatum
proverbium; eſſe Conchylia vidua-
rum Cupedias. 8
Aber dieſe Speiſen meitläufftig zu
beſchreiben / iſt nicht unſers Vorhabens /
ſondern laſſen fie gleich wie allerhand
ſchoͤn Obſt; alſo auch die Poma ma-
ris » wie fie Tertullianus (de habitu
muliebri cap. 5.) nennet / der Herꝛen
Tiſche zieren und ihnen wol ſchmecken.
Uns aber vergnuͤget jetzo in unſer Kunſt⸗
Kammer die leeren Schalen und Ha
8 ſchoͤnſten und rareſten Conchy-
lien in ihren naturlichen / gleich als durch
Kunſt außgearbeiteten mancherley ver⸗
wunderlichen Geſtalten und Schoͤn⸗
heiten anzuſchauen uns darinnen zu ber
luſtigen / und den Schöpffer zu preiſen.
Und gleich wie von den enormen der
on-
Daf der Apelles fe
unt Rammer. f 53
Conchylierum, Fler 0 wie jetzt ge⸗
tzet went
da
10 alſo 1 * ich dee
len etlicher Muſcheln und Schne
wegen Schoͤnheit und Naritet den
2 Perlen ſo nunmehr faſti 12
len Städten und Doͤrffern am Weib⸗
lichen Schmuck gefunden werden / wo
nicht übertreffen / doch ihnen gleichen
koͤnnen / wenn man auch nur ihre Far⸗
ben / die weder der alte noch neue Ap-
pelles, Her: Ovens / mit ihrem Eunftli-
5 Pinſel ſo hoch bringen koͤnnen bes
trachten will. Und diß iſt die Urſache /
warumb ſie von Liebhabern / wie man
7 — in u en 9 theur an
ſich kauſſet werden. Daher Herr Jens
Martens 1 Kauffm mam
in Fridrichſtadt / mein guter be
der auch ein wol angerichtet Cabinet
von allerhand ſchoͤßen Conchylien
und andern koſtbaren Raritäten hat /
die Wuürdigkeit der ſchoͤnen Conchy-
lien / in einem Raͤtzel mit ſinnreichen
Verſen beſchrieben und zu erkennen ge⸗
1 Welches ich nicht minder dem
Beſitzer derſelben Conchylien , als
den Conchylien ſelbſt zu Ehren mit
hieher ſetzen will.
in Ratze
Welcher Creaturen Geburt und 315 iſt am wunderlichſten /
die ihre natuͤrliche Schoͤnheit ſo wol im Tode alsim =
Leben beſtaͤndig erhalten? 5
Da Schoͤnheit wird vergleicht der Blum / ſo bald 1
Weil dieſe Gab im Tod auch mit hinfaͤllt und ſtirbet /
Hergegen hat GO TT uns zum Spiegel vorgeſtellt /
Daß keine Creatur uns gleichet in der Welt.
Wenn alles nackt und bloß in Mutter Leib erſchaffen /
So treten wir herauff mit Haͤuſern / Wehr und Waffen /
A.uff tauſenterley Art / ſehr wunderlich formirt /
Und ohne Menſchen Hand ſo kuͤnſtlich aungegient
ft beſchaͤmet muß abweichen /
Welle ihm unmuͤglich fallt mit Farben außzuftreichen/
Was Flora von ſich ruhmt.
Zwar ſie im Garten prangt /
Wie BR ein jeder Fuͤrſt zu . fie verlangt.
54 Bottorff
Sie bleibt doch Furhe Zeit (Ja offt kaum eine Sturdee /
Bald kommt ein rauher Wind / und wirfft fie gar zu Grunde. 2
Wir bleiben für und fuͤr / uns erbet Kindes ⸗Kind 1
Uns raubet keine Zeit / kein Wetter / Sturm noch Wind.
So kan Natura uns durch ihre Kuͤnſte zieren / Se
Daß wir auch nach dem Todt unwandelbar flortren.
Iſt jemand unfer Nahm und Wohnung unbekandt /
Der rathe was da bluͤht / wenn Hyems zwingt das Land.
e eee em: | 1
Der Indianiſchen See⸗Schnecken und Muſchenn
BR Verantwortung auff ihre veraͤchtliche e
| ahmen |
egen der Edelgeſtein und Perlen ho
Ges ni dep p b |
An die Liebhaber Goͤttlicher Wunderwercken.
Hr Perlen und Geſtein / wie muͤgt ihr doch ſo prangen /
Als wolt ihr mit Gewalt den hoͤchſten Ruhm erlangen.
Was Schönheit habt ihr mehr zur Augen Luſt / als wir?
Nur bloſſer Glantz und Schein iſt eure hoͤchſte Zier.
Den doch der Menſchen Witz an euch thut practiciren /
Daß euer groſſer Ruhm ſoll herꝛlich triumphiren.
Eur Ankunfft zwar und Stamm kommt mit uns uͤberein /
Weil ihr im Koth und Schlam wie wir gebohren ſeyn.
Hat uns das wuͤſte Meer ans Ufer außgegoſſen?n
Aus dieſem tieffen Grab ihr ja auch ſeyd entſproſſen.
Allein der Menſchen Geitz hat euch nur für die Welt
| Zum Hochmuth theur geſchaͤtzt / und auff den Thron geſtellt.
Eur Blincken / und eur Schein die Hertzen kan verblenden.l /
Daß ſie des Schoͤpffers Ehr an euch Abgoͤtter wenden. 4 5
BR. ! en ri ERBETEN ER in ·
VE men —
75
rn — — — —
Und als ein Wunder werck zu feinem Ruhm a,
Daß gleichſam er damit der Menſchen Witz wil
Und ſo viel in genere von Schoͤnheit
und Zierath der Muſcheln und Schne⸗
cken / derer wir unzehlich viel und die vor⸗
nehmſten in 8. breiten Capſulen meiſt
ihrer Rarität und Schönheit halber
auff Seiden Tücher geleget haben / da
immer eine anders als die ander formi⸗
ret und ſonderlich gezieret / daß manſich
trutzen /
+ m.
nicht gnug über das zierliche Geſchoͤpffe
Gottes verwundern kan. g
Num. 1. Iſt eine ſonderliche Art
Schnecken mit vielen ſcharffen Sta⸗
cheln umbgeben / dergleichen Figur ich
in keinem von den alten Autoribus ge⸗
funden. Matthiolus hat faſt ſolche
Art eee
. ab
8 0 \ £ Ar otto ! 775
t
abgezeichnet aber bey weitem nicht mi
fo viel Stacheln / und wollen fie unter
die Buccinas rechnen / und Purpur⸗
Schnecken nennen / pluribus ſpinis
hæc purpura horret; ſpricht Aldro-
vand. Wir haben zwar derer etliche /
ſo inwendig etwas Purpurfarbe und
auſſen weiß / auch etliche / ſo inwendig
und außwendig ſchneeweiß und klar
ſeynd / kan aber nicht wol eine Buccina
ſeyn / ſondern vielmehr unter den Coch-
leis ihren Ort haben / davon anderswo
geſagt wird. Dann die Buccinæ oder
Blaſehoͤrner ſeynd viel länger / die wir
auch groß und kleine haben. Selbige
als ein Blaſehorn zu gebrauchen / ſoll
Triton der Meer⸗Gott / wie die Poeten
fabuliren / erſt erfunden / und die Gigan-
tes darmit erſchrecket haben / darvon bey
Beſchreibung der Buccinæ. Dieſes
Schneckhauß aber iſt ſeinem Einwoh⸗
ner in der See ein feſtes Schloß und
ſichere Wohnung geweſen / welche zu
verſchlucken wol kein Fiſch ſich wird un⸗
terſtanden haben. | =.
Num. 2. Iſt eine zierliche Muſchel /
von auſſen dunckelgehl / mit vier Rie⸗
men / ſo mit licht und ſchwartzgehl un⸗
terſchieden / aus dem Puncte der com-
binentz biß an den Limbum ſich er;
all hoch Purpur⸗Farbe / von auſſen ge⸗
gen dem Centro ft die Helffte Purpur
mit Weiß vermiſchet / die ander Helffte
9 8 i
Igel⸗Muſchel / für dergleichen Mus
ſchel / weil ſie ſehr rar / iſt in Holland umb
30. Gulden verkaufft worden.
Num. 5, Iſt eine Art Schnecken
von den Turbinatis. Es werden aber
die Turbinata beſchrieben / daß fie lang⸗
licht und in eine Spitze hinauß gehen.
Und werden derſelben beym Rondele⸗
tio, Gesnero und Aldrovando vieler⸗
ley Species erzehlet (von denen wird
dieſe Trochus Pyramidalis genant)
wegen ſeiner Geſtalt / weil es einem Keu⸗
ſel / mit welchem die Kinder ſpielen / ehn⸗
lich. Darvon Aldrov. pag. 363. de
Teſt. ſeynd von auſſen als die Perlen o⸗
der Perlen⸗Mutter gezieret. Wir ha⸗
ben derſelben unterſchiedliche / kleine und
groſſe / die groͤſte iſt ſechſtehalb Zoll
lang. Auch haben wir von den klei⸗
nen / die nicht weiß / ſondern eiſerfarbe / ſo
ſich auff blau ziehet. Item andere / wel⸗
Sir weiß und ſchwartz bunte Haut
r die Perlen⸗Mutter haben.
Num.
—
VVunſt kammer. nr n
Num. 6. Iſt eine Indianiſche Eu⸗
ſter / vom Aldrovando Imbricata ge
nant / wegen ihrer Geſtalt / daß ſie wie
die Hohl⸗ Ziegeln / die man uͤber die an⸗
dern Tach» Ziegeln ſtuͤrtzet / und in
Sachſen und Meiſſen gar gebrauch⸗
lich / anzuſehen. Plinius nennet ſolche
Art Euſtern (lib. 32. c. 6.) Tridac-
nam, dem auch Rondeletius folget /
wedil ſie nicht als nur auff drey Biſſen
koͤnnen verſchlucket werden. Die ſo
Aldrovandus abgezeichnet hat / ſoll nur
einen Fuß groß ſeyn. Wir haben zwar
derſelben auch in gleicher Groͤſſe / aber
etliche ſo uͤber 2. Fuß / und eine welches
die Groſte / zj Fuß und einem halben im
Diametro, im Umbfang aber / weil ſie
oval g. Fuß und einen halben / und hat
ein ſtarcker Mann zu thun / der ein Theil
von der Erden aufheben ſoll / wigen bey⸗
de / ſo zuſammen gehoͤren 467. Pfund.
Es koͤnnen in einer Schale drey oder
vier newe gebohrne Kinder liegen / die
ein das andere nicht anruͤhret / ft denen
ſo es anfangs nur gehoͤret / unglaublich
vorgekommen / biß ſie es ſelbſt geſehen.
Selbige Euſter Schalen habe ich An-
no 1655. in Enckhuſen von einem Oſt⸗
Indienfahrer gekauft. Iſt! in Oſt⸗
Indien vor Goa mit dem Ancker auffs
Schiff gezogen worden. In ihr
Fleiſch ſollen ſich 120. Per ſonen / fo auf
dem Schiffe geweſen / getheilet / und Luſt
halber davon gegeſſen haben / ſol aber
gar hart geweſen ſeyn. Dieſe war
twas groͤſſer / als daß fie auf drey Bif
etwas groͤſſer / als daß fie auf drey Bi
ſen kunte verſchlucket und Tridacna
genennet werden. Sie ſollen in In⸗
dien noch groͤſſer geſunden werden / wie
mehrerwehnter George Anderſen in
ſeiner Reiſebeſchreibung darvon Nach⸗
richt gibt / wenn er alſo ſchreibet: Unſer
etliche / als wir bey den Printzen⸗Eyland
vor Ancker lagen / fuhren mit einem Bo⸗
the an das Land / umb Verfriſchung +.
und Salat / weichen die Holländer ih⸗
rer vorbey reiſenden Schiffe halber da⸗
hin geſaͤet / zu holen. Als wir an den
Strand getreten / ſahen wir eine ſehr
groſſe Euſter / ſo noch halb im Waſſer
lag / war 7. Ellen in der Runde / werden
von den Hollandern Klipkunten genant /
weil ſie ſich gemeiniglich bey den Klip⸗
pen befinden. Zu ſelbiger Euſter lieff
einer von unſern Voͤlckern / umb zu
ſehen / was es fuͤr ein Thier: und als ſie
ſich etwas auffgethan / meynet der gute
Menſch ſie ware entweder todt oder
doch Kraſtloß / ſtecket die Hand hinein /
das Fleiſch anzutaſten. Die Euſter
aber thut ſich geſchwinde wieder zu / und
kneipt ihm die Hand ab / dann die Scha⸗
len am Rande Meſſers ſchaͤrffe haben.
TABULA XXX.
Num. 1. 2. Echinus marinus ſpo-
liatus à ſuis Spinis, wie fie Aldrovan-
dus nennet / ſonſt See⸗Apffel und See
aan; sah fie alſo geſtalt / ſollen
teſte
2 Gottorffiſche
delte Aldrov. p. 40. de Teft, umb
Norwegen und Dennemarck ſo wol als
in den Auſtrialſchen Seen gefunden
werden. Man ſoll ſie (wie Strabo
lib. 16. ſchreibet) an etlichen Orten als
Hüte groß finden. Wir haben von
den kleinen unterſchiedliche Arten /
welche meiſt Purpurfarbe / etliche auch
hoch roth und etliche weis. Die Pur⸗
urfarben ſaget Nicolaas Perottus,
haben im Leben die gruͤne Farbe mit un:
tergemiſchet an ſich / welche den Augen
ſehr anmuthig fallen / und wenn ſie ſol⸗
che Farbe behielten / nulla eſſet cum
gemmis comparatio, ubertrefen fie die
Edelgeſteine / aber im Tode verlieren ſich
die Farben etlicher maſſen. Der ob⸗
gedachter und von uns bezeichneter groß
fer See⸗Apffel / iſt fo kuͤnſtlich und lieb⸗
lich / und viel ſchoͤner als er hat bezeich⸗
net werden koͤnnen / anzuſe hen: Als
wenn der kuͤnſtlichſte Perlſticker ſein
Meiſterſtuͤck daran hatte wollen ſehen
laſſen. Was die Schalen ſolcher
See⸗Apffel in der Medicin für Nutzen
haben / iſt in Olai Wormii Muf&o
pag. 26l. zu leſen. |
Num. z. Iſt eine Muſchel / die ihren
Ort wol zieret / und werth iſt / daß man
ſie habe / nicht allein wegen ihrer Schoͤn⸗
heit / ſondern auch wegen ihren Ge⸗
brauch und Tugend / die man ihr zu⸗
ſchreibet: wird von den Naturkuͤndi⸗
gern Concha Venerea genant. Et ſanè
(inquit Aldrov.) à Pulchritudine
ba
—— —
fplendoreg; & l vore, quæ den
neris formofig; corporis præcipiæ
ſunt nomen hoc merentur. Weil fie
fo ſchoͤn als die Venus auffgeputzet iſt.
Gesnerus meynet / daß dieſe Muſchel
den Namen von der Venus daher be⸗
kommen habe: Der Tyranniſche Ko⸗
nig zu Corintho Periander (gleich wie
es Plinius lib. 9. cap. 25. ehrt habe
einſt einen Boten zu Waſſer aus⸗
geſchickt / in einer gewiſſen Stadt alle
Adeliche Knaben zu caſtriren / Es hat⸗
ten ſich aber viel ſolcher Muſcheln un⸗
ten an das Schiff geſogen / gleich wie
vom Fiſche Remora geſaget wird / daß
das Schiff vor Winde auch ſtille ſtehen
muͤſſen / und alſo die Poſt zum Ungluͤck
der Jungen Knaben ware verhindert
worden. Habe man daher dieſe Art
Muſcheln in der Venus Tempel zu
Gnido geehret / und ſie nach ihrem Na
men genennet. Dieſe Hiſtorie iſt ei⸗
ner Fabel gar ehnlich. Die Frantzo⸗
fen nennen fie Porcellaine, über wel⸗
chen Namen ſich Aldrovandus mit
dem Zoographo verwundert / und
meynet / es muſſe vielleicht A porco her
kommen / weil das Loch auff der einen
Seiten einem Schweinruͤſſel etwas
ehnlich. Warumb nicht vielmehr
wegen der gantzen aportur, wenn man
wil gelten laſſen was Varro ſaget:
Mulieres noſtræ, nutriees maximè,
naturam , qua feeminæ ſunt appel-
lant porcum. Ich halte nn
9
Ä 1 Runſt Ra mme
| ſch wegen dem euſſerlichen Anſehen den
Porcellanen Chineſiſchen Geſchirren
ehnlich. Dann etliche ſeynd überall
Schneeweiß und helle / inwendig Pur⸗
pur (ſo ſehr rar) der wir auch eine har
ben. Dieſe werden von den Æthio-
pern, ſo fie Buzios nennen / über alle
Maſſe hoch gehalten / daß ſie umb ſelbi⸗
ge / weiß nicht wie viel Gold / ja offt gar
die Eltern ihre Kinder vertauſchen / wel⸗
es im Koͤnigreich Thongrum geſche⸗
8 ſoll / da ſolche kleine Muſcheln an
ſtat des Geldes gebrauchet werden / te⸗
ſte Aldrovand. de Teſte pag. yo. Et’
liche haben ſchwartzbraun eingeſpreng⸗
te runde Flecken als Erbſen groß.
Sie ſeynd in gemein als die Ganſe Ey⸗
er etliche nur als Wallnuͤſſe groß / ſo ges
meiniglich braungelb auff den Ruͤcken
mit weißſprenglichten Flecken: Etliche
umb den Lippen herumb ſchwartz / und
auff dem Rücken braunroth. Derglei⸗
chen wir auch eine gar groſſe haben / in
ſolcher Geſtalt / wie ſie Gesnerus be⸗
ſchreibet / und Porcellanam ruffam
majorem nennet. Sie ſollen gar
hauffig im rothen Meer gefunden / von
Et
u
2
den Ein wohnenden gefifchet und Hand⸗
lung damit getrieben werden / wie Bello⸗
nius der es geſehen / berichtet. |
Man pfleget fie nicht allein in Ita⸗ |
lien fondern auch in Tuͤrckey und Per⸗
ſien zu gebrauchen / das Leinen⸗Gerathe
und das Schreibe⸗Papier darmit zu
Retten. Und iſt in Perſien kein Schrei⸗
N
ter.
ber oder Schulmeiſter / der nicht eine
ſolche Muſchel umb das Papier zu glet⸗
ten / bey ſich tragen ſolte / daher nennet ſie
Bellonius Conchaslævigatorias.
Worzu ſolche Venus Muſcheln
ſonſt gebrauchet werden und auch dien⸗
lich ſeynd findet man hin und wieder
bey den Scribenten. Aldrovandus
ſaget cap. 82. de Teſtat. daß in Italien
die unzuͤchtigen Weibes Perſonen die
kleinen Venus Muſcheln in ſilber und
Gold gefaſſet am Halſe tragen / unter
dem prætext, daß / weil ſie wegen der
Geſtalt Uterinæ genant werden / wider
die Mutter Kranckheit / als ein amule-
tum am Halſe tragen / aber ihnen nur
ein Hed er Krantz ſeyn laſſen / anzudeu⸗
ten / was für Wein bey ihnen zu kauffe /
und locken alſo ihres gleichen Sinnes
Leute zu ſich. In der Medicin; ſchrei⸗
ben die Medici, ſollen ſie gebrauchet
werden / den Blutfluß zu ſtillen / und
das Geſchwer in den Dermen zu heilen /
wenn es pulveriſiret eingegeben wird /
ſonderlich ſol es zum Zahn⸗Pulffer gut
zu gebrauchen ſeyn. Wenn Leffel dar⸗
von gemachet / und denen fo ein troͤgen
Kinckhuſten haben / daraus zu trincken
gegeben wird / ſoll es gut thun. (Vide
Olai Wormii Muſæum pag. 252.)
Man halt es auch dafür / daß dieſe
Muſchel ein nützlich Trinckgeſchir:
ſeyn ſoll / fuͤr die jenigen Frawen / die in
Kindes Nothen arbeiten / wenn fie den
Wein /ſo nur ein wenig darinnen geſtan⸗
H. i den /
60 ̃
& Gottorffiſche
Den
Den’daraustrincken/folldie@eburtbes men und Farben feynd verhanden / daß
ſodern / welches etliche fuͤrnehme Pers
onen in dieſen Landen in der Probe gut
efunden / daher man ſie in Silber und
Gold eingefaſſet und auff Fuſſe geſtel⸗
Num. 4. 5.6.7. Werden Murices
auch vom Rondeletio Turbinari ge
nant / von etlichẽ auch Buccinæ, und weil
etliche / ſonderlich die hier verzeichnet /
ſtehen / theils mit 4. theils mit y. neben
einander ſtehenden Linien umbgeben /
und darzwiſchen viereckte ſchwartze;
Num 5. aber rothe Flecke ordentlich
als Choral Noten geſetzet werden / fie
auch Conche Muſicales genant. De⸗
rer wir Groſſe und Kleine haben.
Seynd gar ſchoͤn und anmuthig an⸗
zuſchauen.
TABULA XXXI.
Num. 1. 3. 4. 6. Werden Coch-
lex Cylindroides genant / ſeynd ſehr
fchön glat und marmoriret. Num. i.
mit braunen Streiffen auff einen weiſ⸗
ſen Grund und eingeſprengten gehlen
Flecken. Num. 2. Weiſſe Flecke auff
ſchwartzen Grund. Num. 4. mit
dunckelbraunen Flecken.
iſt gantz gehl mik weiß marmorirten
Abſetzen. Num. 6. an einer Seiten Leib⸗
farbe und hernach braunlich auff weiſ⸗
fen Grund. Noch andere in die fünf
gigerley Arten von verſchiedenen For⸗
Num. 5.
wie die Natur ſo wunderlich ſpielet man
nicht gnugſamb beſchreiben kan. W
TABULA XxxII
Num. i. und a. Werden pectines
genant / ſeynd geſtreiſſet mit erhobenen
Falten von unterſchiedlicher Groͤſſe und
Farben / Rothbraun / Purpur / Gelb /
Roth bund / ſchlieſſen allezeit zweene auff
einander / die eine erhoben / die andere
plat / gleich wie die Euſtern: etliche har
ben Lappen an den Seiten wie Ohren /
daher ſie auch Auriti genant werden.
Die Wallfahrts⸗Bruͤder / wenn ſie
vonCompoſtel wieder zurüͤcke kommen /
haben gemeiniglich derſelben an ihre
Hüte gehefftet. In Holland habe ich
geſehen / daß ſie etliche Eſſen von Con-
chylien und ander Speiſen darinnen
bereit zu Tiſche gebracht. |
Dieſe Art Euſters follen bey den Al⸗
ten in ſolchem Werth gehalten worden
ſeyn / daß kein Con vivium anſehnlich
geweſen / wenn man nicht von ſolcher
Art auffgeſetzet / und ſollen die / fo bey
Mitylenen und Tarento geſangen
werden / die beſten ſenn. Wie davon
Horat. Satyra 4. Le 2
Pectinibus patulis jactat fe molle
„ Ie
Daher wird es vielleicht, kommen /
wie Aldrov. meynet / daß die Taren-
8 2 8 vr.
einer eine ſolche Muſchel auff eee 4
BR: Rn
0 BERN e
175 5 65 "li
a
5 N
N , 7345
400 li) 50 SR en
el * N \ N \ \ nr \ > 5
: \ N \ ER 8 185
N
F 14
* 5 82
3 1874 ] 8 4 1 4
7 4 ohren e
- a
ing gebrauchen. Xenocra-
ildrov,)mennet / daß ſie
hmecken / und leichter als die
andern Euſters zu verdauen ſeynd.
Num. 4. Iſt ein gar zartes / duͤnnes
und klares Gehauſe ( nicht dicker als
Pergament) eines Seethiers / welches
Nautilus, von Roberto Conſtant.
Nauplius. Vom Plinio lib. 9. c. 15.
Pompilos genant wird. Es ſoll faſt
eine Art von den kleinen Polypis oder
auch Sepia ſeyn. Plin. l. 9. c. 30. und
c. 29. ſpricht Plinius: Inter præcipua
miracula eſt r qui vocatur Nautilus
ab aliis Pompilos. Weil es wie ein
Schifflein formiret / mit welchem fish
der Fiſch aus dem Grunde der See in
die Hoͤhe heben und auff dem Waſſer
als mit einem Bothe vor Winde fah⸗
ren kan / worzu er dann bißweilen ſeine
Armen auff beyden Seiten außgeſtre⸗
cket als Ruder gebrauchen kan. Und
wenn ein Sturm ſich erꝛeget / kehret er
ſein Schiff lein gantz umb / daß das un⸗
terfte oben zu ſtehen kommt / damit fein
Schifflein nicht voll Waſſer ſchlagen
und wieder zu Grunde gehen ſoll / wie
Zlianus ſchreibet. Mercket er aber /
daß er auff dem Waſſer verſolget wird /
füllet er fein Schiffgen voll Waſſer /
und verbirget ſich wieder zu Grund.
Num, Iſt ein groß Murex über
eine halbe Elle groß / und inwendig
ſchoͤn Leibfarbe / derer wir 30. Stück ha⸗
den vom Aldro v. c.. de Teſt.
werden von
lib. 3. beſchrieben.
—
61
TABULA XXXII
Num. 1. Dieſes iſt von einem Stei⸗
ne / der Alumen Seisfile genant / wird
auch vom Boetio Schiſtus genant / iſt
grunlicht / wenn man ihn aber geklop⸗
pet / wird er weiß / und kan man ihn in
einer Oel⸗Lampen als ein Dacht ger
brauchen / welcher nicht verbrennet / und
allezeit gut bleibet / wie ichs dann ſelbſt
probiret / und alſo den Cordanum wahr
befunden. lib. J. de miſtis. wird nur
weiſſer durchs Feur / gleich wie das
Talckum oder Marien⸗Glaß / ſo die
Moſcowiter an ſtatt des Glaſes in ihre
Fenſter gebrauchen / darvon in der Mol⸗
cowitiſchen Reiſebeſchreibung pag. 17.
Und meynet Boetius, daß es auch ein
Species deſſelben ſey. Man kan ſelben
Stein zwiſchen Fingern zerreiben / und
wenn man einem etwas darvon ins
Hembde oder Bette ſtreuet / wird es we⸗
gen der fpisigen ſubtilen Stacheln ei
nen eben ſo peinigen / als wenns die rau⸗
hen Faſen ſo uͤmb den Hanbutten Sa⸗
men ſeyn / oder Neſſeln waren.
Num. 2. Iſt der notable Stein
Amiantus, ſo auch Asbeſtinus / weil
er im Feur nicht kan verbrennet werden /
genant wird / ſihet dem Alumini Seisfili
nicht ſehr ungleich an der Farbe und ſei⸗
ner qualitet nur daß Alumen Scisfile
feine Adern in die Lange aufffuͤhret / a.
miantus aber Eürger / und wachſet
H ij ſchicht⸗
„
er
62 Gottorffiſche TI
hichtroeife smifchen. andern harten
Suede unſer Figur andeutet / da
das weiſſe den Amiant, das ſchwartze
abeꝛ den gemeinen Stein bedeutet. Sei⸗
ne Tugend iſt auch / daß er im Feur nicht
verbrenne / daher wird er vom Paulo
Veneto l. 1. c. 47. Salamandra ge-
nant / und vom Plinio linum non ar-
dens. Die Alten haben es koͤñen bereiten /
daß man es ſpinnen und Tuͤcher dar⸗
aus wircken koͤnnen / als Tiſchtuͤcher /
Handtücher / Servieten / und wenn fie
unfauber geworden / hat man ſie nur ins
Feuer geworffen / und außbrennen laſ⸗
ſen / ſo ſeynd fie als Schneeweiß gewor⸗
den / auch haben die Heyden ihren Lei⸗
chen umb die Scham ſolche Leinwand
gebunden / wenn ſie — verbrand wer⸗
den. Die Koͤnige hat man gantz in ſol⸗
che Tücher bunden / und verbrand / da⸗
mit des Coͤrpers Aſche nicht mit der
Holtz Aſche vermiſchet muͤrde. Zu Rom
ſoll ein ſolch Tuch ſeyn / in welchem des
HeErrn Chriſti Schweißtuͤcher gewi⸗
ckelt liegen / welches ein Tartariſcher Ko⸗
nig dem Pabſt zugeſchickt. Venetus di-
o loco. Den andere Leinwand wuͤr⸗
de ſonſt ehe als der Coͤrper / vom Feuer
verzehret worden ſeyn. Man hat dieſen
Stein vor Zeiten den Perlen gleich ge⸗
ſchaͤtzet (teſte Boetio.) Es füllen die
rechten in Cypern viel gefunden wer⸗
den. Auch biß weilen in Norwegen / wie
Olaus Worm pag. 55.
ſchreibet. Man
kan auch Papier daraus machen / daß
— ——
. |
man darauff ſchreibet. Und wenn man
die Schri
wirfft mans nur ins Feuer / ſo verbren⸗
net die Schrifft / und das Papier iſt
wieder ſauber und rein. Wir haben von
ſolchem Papier auch ein Stůͤcklein. Die
Urſache / warumb der Stoff / und was
daraus gemachet wird im Feuer nicht
verbrenne / gibt Kircherus J. 8. ſec. 3.
mundi ſubterr. nemlich / daß es eine
Viſcoſe oder ſchleimichte und olichte
Sache bey ſich habe / ſo nicht von der irꝛ⸗
diſchen materia, welche rein und re cor⸗
ruptibili non mixta fönne abgeſon⸗
dert werden / gleich wie etliche andere
mineralia auch ſolche Tugenden an
ſich haben / als das Gold und das Tal-
cum oder Marien Glaß / welches auch
durchs Feur nicht verringert wird /
wiewol es bey einem feſter als bey dem
andern anhalt / dann in dem Talco
wird endlich die Fettigkeit in dem
Feur verzehret / daß es gantz zerſtaͤubet.
Der Amiantus aber und das Gold
nimmermehr / wenn es auch ein gantz
Jahr im Feur lege. Gibt daher Kir⸗
cherus d. I. dieſes Steins Beſchrei⸗
bung alſo: Asbeſtus lapis et fihroſus,
alumini ſchiſto haud abſimilis lenta
& eraſſa viſciditate, ſeu lenta & vi-
ſcida craſſitie conftans ob omnium
partium homogeneum c ntextum
in vaporem reſol vi neſcius, ſolus ab
omnium adtuofisfima ignis natura i
immunis & incombuſtibilis. Daß
—
wieder davon haben wil /
8
*
aber aus dieſem unverbrennlichem
Dachte oder einer andern materia
man ein immer brennend Licht machen
koͤnne / wie viel auch von den Alten dar⸗
eee worden / iſt nicht zu
glauben / wie es Kircherus auch weit,
ldufftig widerleget und ausfuͤhret.
Daß aber einſt ein Tuch / aus ſol⸗
chem Steine gemachet / gleichwol iſt
verbrandt worden / ſoll durch ein mira-
eul geſchehen ſeyn / und erzehlet Kir-
cherus die Hiſtoria ex vita S. Geor-
gii alſo. Als der heilige Georgius iſt
zum Feur verdammet worden / haben
die Tyrannen ſeinen Leib in ein ſolch un⸗
verbrennlich Tuch gewickelt und ins
Feur geworffen / die Chriſten darmit
zu ſchimpffen / wenn er verbrandt wuͤr⸗
de / und das Tuch bliebe gantz / ſie ſagen
koͤnten / ein folcher heiliger Mann hatte
nicht koͤnnen ein Miracul thun / ich vam
Feur unverſehret behalten. Aber Gott
hatte es ſo geſchicket / daß das Tuch gantz
verbrandt / an dem Coͤrper aber ware
nicht das geringſte verſehret worden.
Ware viel wenns wahr waͤre. Von
dieſem Steine haben auch geſchrieben
Plinius, Ælianus, Solinus, Cardanus,
Scaliger, Ludov. Vives , Aldrovan-
dus, Agricola Gesnerus, Sennertus,
Licetus und andere mehr. 5
Num. 3. Ein Stein / welchen Ges-
nerus Cochleam einen Leffel nennet /
und wird vom Comment. de figuris
Apid. fol, 164. beſchrieben / wie auch
Vunſt Rammer. 6
—
1
— ———— —— —
von Johan de Laet lib. 2. de lapid
andern. NEM |
Num.4. Wie auch iz. ſeynd Don;
nerkeile. Daß fie aber / wie man ſaget /
in der Lufft ſollen generiret und im
Donner herunter geſchlagen werden / iſt
nicht wol zu glauben / glaublicher aber /
daß im Donnerwetter eine ſulphuriſche
oder ſchweblichte und ſalpetriſche ma⸗
teria in der Lufft zuſammen getrieben
und herunter in die Erde geſchlagen
werde / und wo es einen bequemen Sand
antrifft / ſo formiret und ſchmeltzet es
darinnen ſolche Steine. Wie es aber
zugehe / daß ſie als Keile formiret wer⸗
den / und Loͤcher darein bekommen / iſt
ungewiſſe / und muß man es darmit be⸗
antworten: quantum eſt quod ne-
feimus. Die Probe / ob fie von der
rechten Art Donnerſteine ſeyn ſollen / iſt /
wenn man einen einfachen Zwirnsfa⸗
den umbher bindet / und auff gluͤende
Kohlen leget / ſo ſoll der Faden nicht
verbrennen / ſondern nur naß davon
werden. Olaus Worm in Muſæo p. 5.
Num. 5. Ein langer Stein Belem-
nites auch Dactilus Idæus genant / weil
er als eine Spitze vom Pfeil / oder wie
ein Finger geſtalt / etliche ſeynd hohl / et⸗
liche voll / etliche klar / etliche dunckel / etli⸗
che weich / etliche hart. Man ſoll ſie in
Preuſſen und Pommern und auch bey
Hildesheim finden. Boetius 38.
b.
aus dem Gesnero pag. 180. Iſt Aſche⸗
farbe / hart / und hat einen Abſatz an den
2
64
ne —
Alp⸗druͤcken dienlich ſeyn ſoll / darvon
Olaus Worm in Muſæo pag. 71.
meitlaufftiger zu leſen. er
Num. E. 7. 8. und 12. Seynd wun⸗
derliche Steine / ſo unterſchiedliche
Namen haben / Umbilicus Maris, Ve-
neris, weil ſie eines Menſchen Nabel
ehnlich ſehen / ſonſten eine Meerbone
genant / fie ſeynd alhier nach ihrer rech⸗
ten Groͤſſe gezeichnet. Es meynen et⸗
liche / daß es eine Art von Schnecken
ſen / weil es fich in einander windet / ſchei⸗
net aber / daß es / wie Boetius ſchreibet /
ein Deckel von einer Schnecken ſey /
welcher zur Winterszeit am Mundlo⸗
che der Schnecken gefunden / und gegen
den Sommer wieder abgeſtoſſen wird /
als man auch an unſern gemeinen
Schnecken / die man iſſet / ſiehet / nur
daß dieſe ſehr dicke / jene aber gar Dunne
ſeynd. Die kleinen ſeynd auff der O⸗
berſeiten roth und erhoben / auff der Un⸗
terſeite aber plat und braunroth / derer
wir gar viel haben von Venetien he⸗
kommen. Die groſſen / fo aus Indien
kommen / ſeynd auff der Oberſeite gantz
weiß. Der kleinen ſollen viel am Stran⸗
de des Hadriatiſchen Meeres gefunden
werden. 8 788
Man ſchreibet dieſem Stein viel
Krafft und Wirckung zu / und ware
viel / wenn es nur halb wahr. Er ſoll
denen ſo ihn antragen / zu den Augen
gut ſeyn / daher ihn die Cretenſer nicht
Eiche halten darſür daß es wider daß
groſſe Verwunderung gegeben.
7 a
* iche
Umbilicum, ſondern Oculum maris
nennen. Von der Venus aber be⸗
kommt er den Namen / quia à puellis
geftatus gratiam conciliare , illas
amabiles pulchras virisgue optatas
reddere; illarumque morbos abigere
creditur. Er ſoll auch / wenn er ges
tragen wird / vor die Roſe bewahren.
Was Baccius lib. de gem. & lapid.
natura cap. 40. von dieſem Stein be⸗
richtet / iſt warhaſſtig / daß er nemlich ei
ne ſonderliche Krafft habe das Blut zu
ſtillen / wenn er an der platten Seite
mit Speichel beſtrichen an die Stirn
geklebet / oder auch auff die Puls gebun⸗
den wird / welches ich auch bey etlichen
in der Probe gut befunden. Es berich⸗
tet Boetius lib. 177. daß die Hollander
auch etliche mahl ſolches probiret. Und
ſey einſt ein alt Weib / in dem ſie von
der Leiter gefallen / am Kopffe verwun⸗
det / daß das Blut mit nichts als nur mit
applicirung dieſes Steins habe koͤnnen
geftillet weꝛden / welches den Salben
b:
gedachter Autor ſetzet ferner: A Gal-
lis ſecreti loco mulieribus nimio
menſium fluore laborantibus in pul-
verem tenuisfimum redactum cum
aqua appropriata vel conſerva ali-
qua utilisfime exhiberi. Auch des
nen kan gewiſſe geholfen werden / die
bißweilen Blut ſpeyen / wenn ſie das
Pulver mit gebrandt Hirſchhorn ana
in einem weichen Ey einnehmen. N 62
Num.
Num. 5. T.
von unt chi 8
ben / auch etliche Geſchirꝛe / ſo daraus
Num. 9. Aftroites, vel lapis ſtella-
xis Sternſtein oder Siegſtein / weil fie
meynen / daß / wer einen ſolchen Stein
bey ſich traget / fol feinen Widerpart
uͤberwinden. Dieſer Stein wird da⸗
her Aſtroites Sternſtein genant / weil
er voller Stern iſt / ſie ſollen in Tyrol
gefunden werden / klein und groſſe.
Marfilius Ficinus nennet dieſen Stein
Draconitem, weil / wie man ihm (doch
falſch) berichtet hat / im Drachen⸗
Kopffe ſoll gefunden werden lib. z. c. 14.
Aber wir haben fie in Groͤſſe eines Man⸗
nes Kopffs / wie Boetius ſie recht be⸗
ſchreibet / und ſeynd derer viererley Ar⸗
ten / etliche haben außtruͤckliche ſchone
Sterne / etliche Roſen / etliche gantz dun⸗
ckele Figuren / etliche als Waſſerwogen
oder wie Wuͤrme ſich Erummende As
dern / wie die Figuren in folgender Ta⸗
ſel anzeiget. Von allerley Arten ha⸗
ben wir etliche. Boetius berichtet aus
dem Cardano lib. 7. de ſubtilitate,
dem auch Wormius beyfalt / daß
wenn dieſer Stein in Eſſig geleget wird /
ſich hin und wieder bewegen ſoll / als
is 8 *
wenn er lebendig ware / ich habe es zwar
Kunſt Rammer. . 67
—
mit allerley Arten verſuchet / aber keine
ſonderliche Bewegung ſpuͤren konnen /
ohne in der erſten Art / da die Sterne
ihre Stralen gleich als durchgebro⸗
chen und erhaben fuͤhren / ſelbige Art
daß er poros hat und leicht / ſchwim⸗
met / beweget ſich doch gar wenig / andere
aber ſonderlich die obfcure ſchwartz⸗
lichte Figuren haben / ſo gemeiniglich in
Form eines Hertzens gemachet und po⸗
liret werden / ſinckenzu Grunde. Man
ſchreibet dieſem Sternſtein groſſe Krafft
und Wirckung zu / wenn er ſelbige nur
halb hat / iſt er viel Geldes werth. Will
etliche aus den Autoribus hieher ſe⸗
tzen. Der Stein pulveriſiret und vier
Gran in darzu dienlichem Waſſer ein⸗
genommen / ſoll ein gut prefervativ
ſeyn wider die Peſte. Item die Wur⸗
me aus dem Leibe zu treiben. Etliche
geben vor / daß ſo man dieſen Stein am
Halſe trage / er die generation der
Wur me verhindern ſoll. Item / wider
die ſchwere Noth und andern geſchwin⸗
den Kranckheiten. Etliche meynen /
wenn ſie dieſen Stein bey ſich tragen /
ſollen ſie ihren Feind uͤberwinden koͤn⸗
nen / daher er auch Siegſtein genant
wird. Es mag aber etwan einer einen
ſolchen Stein bey ſich gehabt haben /
und hat ſeinen Feind uͤberwaltiget / oO
muß es der Stein verur ſachet haben.
Dieſes Steins Pulver ſoll auch Leber
und Lunge curiren. Wenn man den
8 Stein
al
4
Stein in ein Gemach
beſchreibet / und nennen ihn Aſteriam
und auch Lapidem Stellarem. Wie
Boetius denſelben bezeichnet / hat er nur
5. doppelte Stralen / unſer aber wol 20.
ſubtile einfache Stralen. a
Olaus Worm beſchreibet auch faſt
dergleichen Stein / welcher zu Kopen⸗
hagen Anno 1649. vor der Norder⸗
Pforte iſt außgegraben worden / ſoll
nur 8. Stern und die Figur füͤnffecket
ſeyn. Wir aber haben zwey ſolcher
Steine / deren eine groͤſſer als ein
Manns⸗Kopff über 200. Sternen / der
ander etwas kleiner / ſo beyde Aſchefar⸗
weiß.
be / und einen als ein Apfel groß ſo ſchnee⸗
des genant/ wird in Deutſchland zwi
ed Deeßden und Ker au i
Böhmen bey Pilſen im Waſſer gefun⸗
den / alle von auſſen grob anzugreifſen /
haben inwendig noch einen kleinen
Stein / den fie Callimum nennen: etli⸗
che etwas Tohn oder harte Erde / und
klappern alle / daher ſie auch Klapper⸗
ſteine genant werden. Die in Atrica
eynd klein / haben weiche Erde in
fallen /
ſich verden Weibliches / die aber in
Arabia fallen / ſeynd hart / haben Steine
in ſich / und werden Maͤnnliches Ge⸗
HR Eh
! ſchreibet dieſem Stein uber al⸗
le maſſe herꝛliche Tugend zu / und wenn
er ſolche darthut / ſſt er viel Geldes
werth / wie denn der experientz der fürs
nehmen
ches bek
gelehrten Medicorum, die ſob
bekrafftigen/
9
0 Glauben zuzuſtellen.
| - Be
er
a
Mn
“
N
a
Beh den Hoch ſchwangern hat er te⸗
fte Plinio & Galeno, die Krafft die
Frucht nach ſich zu ziehen / und die Ges
urt zu befodern. Darumb die Procli-
Ves ad abortum ſeynd ob uterilubri-
citatem, die follen ihn an den lincken
Arm binden. Zur Zeit der Geburt an
die lincke Huffte / fo ſoll es die Geburt
gewaltig befördern. / welches Olaus
Worm der weyland fuͤrtreffliche be⸗
ruͤhmte Leib. Medicus Ihr. Kon. Maj.
zu Dennemarck in Copenhagen etliche
mahl in der Probe gut befunden (vide
Muſæum ipfiuspag 78.) Die andere
Art als Geodes ſoll in deſperaten
Fallen bey vornehmen Matronen auch
guten effect gethan haben. ibi.
Aber das iſt darbey in acht zu neh⸗
men / daß ſo bald die Frau erloͤſet und
die Geburt geſchehen / muß man den
Stein wieder abnehmen / ſonſt ſoll er
matricem mit heraus ziehen. Wie
dann / referente Franc. Valleriola,
einſt in Valentia geſchehen / daß eine
vornehme Frau Durch ſolches Steins
Hulffe eine leichte Geburt gehabt / weil
man aber den Stein an der Hüfte Herr
geſſen / iſt matrix mit herraus geſchof
in daß fi. Datüber Des Todes fen mu
Aunfiiommer.
Geburt aber ſoll es nicht
in der vorigen Tabelle bey h be⸗
J 45
l 6
nem Verdachtigen zu eſſen gibt / fo er
ſchuldig iſt / kan erunmuglie das Brod
einſchlucken. Bellonius ſchreibet auch /
daß die Griechen Muͤnche dieſen Stein
deßwegen hoch halten / dann wenn ſie
was verlohren / ruffen fie alle im Kloſter
zuſammen / und geben im Brodte jegli⸗
chem drey Mundbiſſen zu eſſen / mit etli⸗
chen aberglaubifchen zugeſatzten Woͤr⸗
tern / ſo ſoll der Dieb im letzten Biſſen /
den er nicht hinter bringen kan / ſich ver⸗ 1
rathen. Der Stein klein zuſtoſſen mit
Coratos oder gehl Balbier Zugpflafter
vermiſchet / über die Stirn und Schlaff
geleget / ſoll die hinfallende Sucht lin⸗
dern und vertreiben / welches Worm
nicht widerſprechen will. Der Leim /
Thon oder Erde / ſo im Stein Geode
iſt / wenn ſie gewaſchen und mit Wein
zutrincken gegeben wird / ſoll ſie Peſte
und andere gifftige Kranckheit vertrei⸗
ben / bringet Schweiß / ſtarcket das Hertz /
ſtillet den Bauchfluß / vertreibet die
Schlangen / umb dieſer Urſach willen
meynen etliche / trage ihn der Adler in
ſein Neſt. Daß aber etliche meynen / wer
dieſen Stein bey ſich traͤget / ſoll gelie⸗
bet / und reich werden / wird fuͤr aberglau⸗
biſch und fabelhafft gehalten.
TABULA XXIV.
Num. 13. und y. Werden a j un⸗ N
ter die Aftroitides gerechnet / und ſeynd
rie⸗
— 4
— 1
ya
a,
*
Ebb
ſchrieben worden. Woher aber ſol⸗
che Sterne und andern For men in ſol⸗
che Steine kommen / iſt mit mehren in
Kircheri mundo ſubter: Hb. d. zu leſen /
wuͤrde mir aber hier / der ich mir nur der
Kurtze befleiſſige / mit einzuführen zu
weitlauftig fallen. 10
Num. 2. Fungites iſt ein Stein
einem Schwam / ſo auß der Erden
wacchſet / gar ehnlich / als wenn er ein
Schwan geweſen und zu Stein gewor⸗
den / hat aber kein Stiel oder Anzeigung
12 daß ein Stiel daran geweſen / Cluſ. ib.
6. Exot. c. io meynet daß fie theils im
Indianiſchen Meer / theils im Nilo
wachſen ſolten. Num. 4. aber der
auch ein Schwam ſich gleichet / hat un⸗
ten einen Abſatz / daß man vermeinen
ſolte / er hatte einen Fuß gehabt. Und iſt
dieſer andeꝛ Schneeweiß / und gar ſchoͤn
for miret. Es iſt aber nicht zu vermuthen /
daß es Fungi oder Schwaͤmme / ſo aus
der Erden wachſe / geweſen ſeynd.
Dann die Natur ſpielet wunderlich /
Es kan einer der die Geſchoͤpffe der
Dinge / ſo in der Erden / und ſonderlich
unter den Steinen gefunden werden /
mit emſigen und klugen Augen anſehen
wil / ſich nicht gnugſam vezwundern / wie
ingenioſe die Natur ſpielet / alſo / daß
was ſie im regno vegetabilium &
animalium verrichtet / gleichſam auch in
den Steinen nach ihrer Art intendiret,
und ſo viel ihr vergoͤnt und fie gekund
dahin gearbeitet / daß welchen ſie das
. 1
N .
er R
L N Bi ES
2 * be „„
g 0 „Or 5
N >
8 „
FFF rn Se ER
Teben und Bewegung ( infimo iſſo
iſche
2
„ een en
R
— 2 — —
2
*
f eden Naturæ gradu) nicht ge⸗
benk
nnen / ſie doch den Steinen nur
die Figur eindrucken wollen. Ja das
noch mehr iſt; Sie laͤſſet auch ihre Ber
liebung zu den freyen Kuͤnſten in etli⸗
chen Edeln und andern Steinen ver⸗
mercken / indem / was in der Geometria
an Figuren vorgehetfie auch præſenti
ret als Triangel / Quadrate / J. und
mehr eckicht nicht nur im plattẽ ſondern
auch in folidis corporibus nach der
trinam dimenfionem Sphæriſche/ C y-
lindriſche / Comiſche / Pyramidaliſche /
Cubiſche / uud andere Coͤr per / wie Ders
ſelben Kircherus viel und auch theils
wir haben / unter andern haben wir
3 metalliſche Corpora als die gemei⸗
nen Wurffel groß / ſo jeglicher acht ju⸗
ſte gleichſeitige Triangel an ſich hat /
zwey ſeynd ſchwartzgruͤn / und eines
Goldfarbe / ſchwer / laſſen ſich doch
ſchneiden / faſt wie talcum jedoch etwas
herrter / eynd vor wenig Jahren von dem
Wolgebohrnen Herrn Claus Chriſtoff
von Lützow / J. Kon. Majeſt. zu Schwe⸗
den Herr Hoff» Marſchall aus den
7 Yl Begwercken mir zuge⸗
ſchicket / ſollen alſo zwiſchen Steinen ge
funden ſeyn. In der Architectur iſt
die Natur auch geſchaͤfftig / und gibt
Hauſer 7 Schlöffer und Stadte / wie
auch im Gartenbau ſchoͤne Baume und
Buſchwerck. Wie denn ſolche Stei⸗
ne in Italien viel fallen. ee
3 | ben:
P Lanta
rebiprmis‘
marına
N
DASS
—
—
RIES
—
II
r
.
WIE
FINE
NEZSY
S
r
———
n
VEN
—
7 2
— 8
n N
2
2 N,
IE
5
LA?
SYıy
N NR
SS.
N
a,
—
LER,
”
fa
A
2
2
Nea
RR
wenn a
We
N RE nn EN
e.
ei
1 1 5
. x { > 8 de;
7 > * a
\ 3
Haben wit piveente kleine Agaten / welche
Ihr. Ehurf. Durchl. zu Brandenburg
(ſo ein groſſer Liebhaber der raren na⸗
türlichen wie auch Eunftlichen Dingen)
als ſie vor 6. Jahren allhier auff Got⸗
torff in unſer Kunſt⸗Cammer geweſen /
hinein verehret / in deren einem ein ſchoͤn
Buſch / über welchen ein Lowe ſpringet /
und im andern ein ſchoͤn roht Baum⸗
lein / ſo beyde lieblich anzuſehen. Natu⸗
ra kompt auch zur Aſtronomia, ma⸗
chet Stern / Sonn und Mond. Auch
andere Dinge mehr in Groͤſſe und Pro-
portion der lebendigen Creaturen / daß
man meynen ſolte / ſie waͤren aus den le⸗
bendigen Dingen zu Stein geworden.
Wiewol nicht zu leugnen / daß auch viel
Vegetabilia zu Steine werden kunnen /
wie die Exempel bekand ſeynd / und wir
auch haben. En
TABULA XXV.
In dieſer Tabel ſeynd lauter See⸗
Gewachſe / derer wir unzaͤhlich viel has
ben / von allerley Art / ſeynd hart als
Holtz oder vielmehr Horn / laſſen fich
auch alſo ſchneiden und beugen / etliche
ſchwartz / etliche braun / etliche Purpur⸗
farbe / klar und faſt durchſcheinend / etli⸗
che eine Hand / etliche auch 2. Fuß lang /
wachſen im Meer auff Steinen / wie
dann an vielen noch die Steine geblie⸗
ben / und haben eine Haut / ſo von den
Gewaͤchſen ab über ſie gehet / als Leder
Ne
N
5 l 1
N *
hn. t
Ri
u rw
* e —
= —— — Venen nenn
anzugreiffen. Num. 1. wird quercus
marina von Theophraſto Ereſio lib.
4. cap 7. genañt / und daſelbſt wie auch
vom Cluſio Exotic. lib. 6. cap. 4. bes
ſchrieben. . | |
Num. I. 2. und 3. Plantæ marine
retiformes ſeynd als ein Netz ineinan⸗
der gewach ſen / wird auch beym Cluſio
d. I. bezeichnet und beſchrieben. Dieſe
beyderley Meer⸗Gewaͤchſe haben die
Art / daß ſie ihre Zweige nicht rund umb
ſich her / ſondern nur plat außgieſſen /
daß man alle zugleich auff ein Bret le⸗
gen und ausbreiten kan.
Num. 4. Dieſe Meerpftantze wird
Hippuris ſaxea genant / ſehr ſchoͤn und
lieblich anzuſehen. Der Stengel und
Zweige ſeynd auch vonder braune Holtz
oder Horn⸗Art / uber welche eine harte
Stein materia ſich geſetzt / als wie weiß
fe geſtreiſſte Coralien / fo weit von eins
ander / daß man als ein par Meſſerruͤ⸗
cken breit daꝛzwiſchen die braunen Zwei⸗
ge durchſehen kan. Selbige Pflantze
wird auch vom Clufio in Exot. lib. 6.
c. 8. bezeichnet und beſchrieben.
Num 5: Iſt ein Stam von weiß
ſen Corallen / derer wir etliche und einen
von yo. Pfunden haben. Sonſt haben
wir auch ſchoͤne groſſe Zweige von roh⸗
ten Corallen / und etliche / ſo noch ihre
Mutter / woraus ſie erwachſen / an ſich
haben / wie auch einen ſchwartzen Coral ⸗
len⸗ Stamm.
J ij TA.
N y L
e
Al
* 7 Wr» io
a 7"
70 orffiſche
i 4 * | ne ri: 2 f 2
ABWL NN
Num. 1. Iſt ein Glaß Urna lacry-
marum genannt / faſt ein Viertel einer
Ellen lang / in welche die Heyden ihre
Thꝛaͤnen / ſo fie wegen ihrer verſtoꝛbenen
Freunde vergoſſen / geſamlet / und her⸗
nach des verbrandten Coͤrpers Aſche
damit befeuchtet / und alſo begraben / wie
darvon Kirchmannus de funeribus
Romanoruum lib. 3. cap. 8. Man fin
det auch in den Heydniſchen Begrab⸗
niſſen ſolche Glaſer. 55
Num. 2 Iſt eine Lampe / welche
man auch bey den Heydniſchen Be⸗
grabniſſen gebrauchet / auch darin gefun⸗
den werden. Ob aber das lumen per-
petuum darin ſolte haben erhalten wer⸗
den koͤnnen / iſt nicht wol zu glauben / wel⸗
ches auch / wie obgedacht / Kircherus in
mundo ſubterran: widerſpricht. Man
meynet aber / daß / weil man nur bey
Nachte die deichen begꝛaben muͤſſen / wie
Alex ab Alex. I. 3. c. 7. ſaget) hat man
bey Beyſetzung der Leichen oder Aſchen
gebrauchet. 17
Num. 3. Iſt eine Urna oder Topff /
in welchem die Heyden die Aſche und
uͤbergebliebene Stücken Knochen der
verbrandten todten Coͤꝛper geſamlet und
zum Begraͤbniß beygeſetzet. Selbige
hat man Cineraria auch Oſſuaria ge
nant. Wie dann eine alte laſeriptio
(referente Kirchmanno) gefunden
worden / mit dieſen Worten: JULIA.
linus lib. 19. Von denen ſo aus Ertz
aber Virg. ned. 6.
Oſſaqʒ lecta cado texit chorineus
gahèeno. ak
Eine Urnam von Porphir Stein hat
ihm Kayſer Severus erwehlet. Dann
man ſaget / daß als er kurtz vor ſeinem
Tode ſelbige Urnam vor ſich bringen
laſſen / in die Hand genommen / und ge⸗
faget: Tu virum capies , quem to-
tus orbis terrarum non cepit. Du
wirſt den Mann in dir nehmen / welchen
die gantze Welt nicht uͤberwaͤltigen koͤn⸗
nen. Diefelbige Urna , fo wir haben /
iſt von Thon / und Anno 1649. aus der
Nider Laußnitz / von einem vornehmen
Bedienten am Churfuͤrſtlichen Hofe
zu Sachſen / Nahmens Caſper von Za⸗
beltitz nach Gottorff geſchickt worden /
mit folgendem Bericht: Dieſe Ge⸗
ſchirꝛe konnen nicht ehe als umb Pfing⸗
ſten außgegraben werden. Und vers
halt ſich mit denſelben alſo / daß ſie ſich
umb dieſe Zeit in etwas heraus bege⸗
ben / oder aus der Erden hoͤher herauff
ſteigen / und nicht ſo tieff in der 1 —
e ehen
r —
ſtehen ſollen / wie in gemein darvor ge⸗
halten wird / und wenn man fie außgra⸗
bet / iſt die materia gantz muͤrbe und
muß gar ſubtil darmit umbgangen wer⸗
den / daß man ſie gantz herauß bekompt /
wenn ſie aber nur ein wenig an der Lufft
geſtanden und trucken worden / nehmen
fie erſt eine Harte an ſich. Etliche
ſeynd groß wie Reib⸗Aſch / etliche wie
Toͤpffe / darin befinden ſich Aſche / Koh⸗
len und Knochen wie kleine Kinder⸗Bei⸗
ne / auch zuweilen Stuͤcklein Metall wie
ſtarck Drat / ſo mehrentheils Kupffer /
und ſich wie Gold arbeiten laͤſſet. Etli⸗
che Leute halten abergläubifch darvor /
wenn man aus ſelbigen Geſchirꝛen die
Garten⸗Saamen ſaet / ſollen ſie frucht⸗
bar werden. Sie haben ſonſt meines
Erachtens das Anſehen / als wenn es
Heidniſche Begrabniſſen waren weiln
Hirnſchalen / Achſeln / Beine / Armen
und Beinknoͤchel nebenſt Kohlen und
Aſchen darinnen gefunden werden.
Num. 4. Iſt ein auffgeduͤrꝛeter In⸗
dianer / welcher den Leib noch gantz und
feine Gedaͤrme in ſich hat. Selbigen
haben wir auch mit aus des Paludani
Kunſt⸗Kammer bekommen and wird
auch ſeiner vom Camerario in horis
ſucciſivis cap. 70. der andern Centu-
riæ gedacht. Dann es iſt Camera-
rius in Zroeiffel geſtanden / obs wahr
ſiy / was man von den Oeeidentaliſchen
Indianern ſchreibet / daß daſelbſt auff
den höchflen "Bergen zu gewiſen er
1
DIRT
Runſt Rammer. | 77
ſisſimus berichtet / daß er zweene ſolche
ausgetrucknete Menſchen in ſeinem
Hauſe hatte / die gantz kein Geruch von
ſich geben / und 5 von ferne anzuſehen
waren / als wenn ſie lebeten. Von die⸗
ſen beyden / iſt der eine ſo wir haben / a⸗
ber nunmehr gantz gehl und einge⸗
ſchrumpen / klinget als eine Paucke / ſo
nicht ſteiff angezogen iſt / wenn man auff
den Leib ſchlaget. Die Urſach ſolcher
ertoͤdteten und außgedroͤgeten Coͤrper
gibt Camerarius aus Corneli. Wit-
flieti notitia Occidentis, daß in der
Landſchaſſt Chili auff den hohen Ge
birgen ein ſolcher Wind zuweilen ent⸗
ſtehen ſoll / der zwar nicht ſtarck / aber ſehr
ſubtil und durchdringend / daß er inti-
ma præcordia durchdringe / benehme
die natuͤrliche Warme / erſticke die Le⸗
bens⸗Geiſter / und drucknete die Coͤrper
alsbald durch und durch aus / damit kei⸗
ne corruption und Faulung / ſo von
Warme und Feuchtigkeit herꝛuͤhret /
ſtatt haben kan. .
Die Spanier haben zwar in den er⸗
ſten Jahren / nach dem diß Koͤnigreich
vom Almagro auffgeſuchet worden / ih⸗
ten Weg aus Peru über Land dahin ge
nommen /
pm 19
- 0
4
72
—
Winde den Reiſenden alſo ſchaͤdlich /
daß theils ihr Leben / theils die Zehe von
den Fuͤſſen unvermercket verlohren / ha⸗
ben ſie ſich hernach der Schiffahrt da⸗
hin gebrauchet. Es erzehlet jetzt erwehn⸗
ter Witfliet, wie auch Joſephus de
Acoſta in feiner Weſt ndiſchen Hiſto⸗
ria lib. 3. cap. 9. Hollandiſches Dru⸗
ckes / daß Almager; als er nach 5. Mo⸗
nat wieder zurücke über das Gebirge
kommen / viel der Seinigen / ſo ihm ent⸗
gegen kommen wollen / mit den Pferden
todt erſtarꝛet / und ſteiff in der Ordnung /
wie fie geritten / ſtehend angetroffen / ſo
2 die Pferde⸗Zuͤgel in Handen ge
habt |
5 + ! :
Sonſten findet man dergleichen auß⸗
gedroͤgete Menſchen in einer Africani⸗
ſchen Wuͤſten über den Nilum im San⸗
de ſtecken Dann wen ein ſtarcker Wind
entſtehet / ſol er den leichten Sand / wel⸗
cher daſelbſt hauffig / zuſammen treiben /
daß es als ein Sand Meer moͤchte ge⸗
nant werden / in welchem die Leute erſti⸗
cken / und von der Sonnen Hitze und
heiſſem Sande gantz außgeduͤrret wer⸗
den. In ſolchem Sand Meer ſoll des
Cambyſis Koͤnigs in Perſien faſt gan⸗
tzes Heer umbkommen ſeyn / wie Hero.
Sdotus in Thalia ſchreibet / aus Bericht
der Ammonier; welche Cambyſes hat
bekriegen wollen / dann indem ſie aus
der Stadt Oaſi ihren Weg durch den
Sand auff die Ammonier zugenom⸗
0
2 ee
N
*
ien / weil aber ſolche geſaͤhrliche men / und mitten im Sandfelde Mit:
tages⸗Mahlzeit gehalten / ſey ein ſtarcker
Suͤdwind entſtanden / der ſie in den
Sand» Meer muͤſſe vergraben haben /
weil fie nicht zu den Ammoniern auch
nicht wieder zuruck gekommen.
Num. y. Iſt eine gantze Mumia aus
einem vornehmen Ægyptiſchen Be⸗
grabniß / lieget in einem Kaſten / und gibt
einen guten Geruch / wenn man den Ka⸗
ſten aufſthut / von ſich. Neben dieſer ſte⸗
het auch ein Kind / als ein Mumia.
Das Wort Mumi iſt ein Perſiſch
Wort / und heiſſet ein aufgedörzeter und
unverweßlicher Coͤrper. Es ſeynd alle
ſolche Art Mumien, umb die Verwe⸗
fung zu verhuͤten / in gewiſſe Gummi
und materien geleget / und mit Tu⸗
chern / wie die Kinder in Windeln ein⸗
gewickelt / umbwunden. Sie werden
vom Plinio funera medicata genant.
Dann man will dafür halten / daß ſie
mit groſſen Nutzen in Artzneyen Eönnen
gebrauchet werden / wie man dann auch
faſt in allen wolbeſtalten Apotecken etli⸗
che Stucke darvon findet. Franciſeus I.
der Francken Konig ſoll allezeit auff ſei⸗
nen e Mumia, gleich als ein
ſpecial nedicament mit ſich führen
laſſen / teſte Camerario cap. 70.
cent. 2. Wenn aber alle Mumie nichts
mehr in ſich halten / als Johan: Nar-
dius ingenioſus Medicus in einer ana-
tomirten Mumia gefunden hat / nem
io nur rbk or Jide
ohne
*
ohne einige precioſe aromatiſche Sa⸗
chen / ſo weiß ich nicht / ob ſolch condi ·
mentum fine cadavere ipfo auch ſo
hoch zu ſchaͤtzen / es ſey dann / daß die ex
perientz( Medicorum optimum fun-
damentum) einen ſonderlichen effect
gefunden hatte / vielleicht ob mixturam
oada veris cum asphalto, Nardii ver-
ba ſunt Comment. in Lucretum.
pag. 635. Speravi olim miram fra-
grantiam à medicinali funere tot
tantisque infarto aromatibus, verum
ſpes me fefellit ſolaque fuit obvia
gummi graveolentia &c. Item, ſci-
ſeitor interim curioſus calvariam
eodemque gummi intus illitam de-
prehendo, tunc verö me operam
luſiſſe omnem libere ſum faflus;cum
partes cadaveris ſingulas attentus e-
amino altoq; gummi imbibitas vi-
deo. Fregi, diſcerpſi, osſibus neq; pe-
perei gummi ubig; redolent atq; fa-
piunt. Serus ego damnavi tandem
propriam crudelitatem, longumg;
valedixi Ægyptiis technis. |
Weil nun an den Mumien das As-
phaltum, als an ſich ſelbſt ein gar hart
Pech gefunden wird / iſt die Frage / wie
he in die todten Coͤrper und durch als
le Glieder dringend bringen koͤnnen.
Nardius meynet / wie auch glaublich/
daß wann Hitze zu dieſem Peche und
ein Oleum petroleum oder Neffte
kommt / es weich und flieffend kan ges
machet werden / daß man alſo den Cor.
i Rune Rammer.
per in ein ſolch warm Bad geleget / fü
lange darinnen maceriret / biß das
Gummi eingezogen. Und damit das
Gehirne der incorruption nicht etwa
ver hinderlich ſeyn moͤchte / haben fie es /
wie Herodotus in Euterpe p . bes
richtet / mit einem krummen Eiſen durch
die Naſeloͤcher heraus gezogen / und alſo
dem Asphalto einen freyen Eingang
zum Hirnſcheitel gemachet : wie wir
dann auch einen halben Hirnſcheitel ha⸗
ben / der gantz vom Asphalto gefuͤllet ift:
den Bauch haben ſie mit einem ſcharffen
AÆthiopiſchen Steine auffgeſchnitten /
das Eingeweide heraus genommen / mit
Palmwein den Leib außgewaſchen / und
hernach nach ihrer Art balſamiret / mit
ſolchem Reinigen und andern Ceremo⸗
nien ſollen ſie viel Tage zugebracht ha⸗
ben / wie Herodotus an gedachtem Orte
weitlaͤufftig berichtet. |
Ich halte nicht / daß einige Nation
unter der Sonnen ſey / die groͤſſern Fleiß
angewendet / die abgelebte Coͤrper zuzie⸗
ren / zu ehren / und von der Faͤulung und
Anſtoß zu bewahren / als die Egyptier.
Aus was Uhrſachen aber ſolches ge⸗
ſchehen / ſeynd viel gelehrte Leute in
Ztoeiffel geſtanden. Camerarius lo-
co ſupra citato ſpricht: an autem Æ
gyptii oſtentatione quadam vel ni-
mio ſuorum amore tantam curam
impenderint mortuis, vel alias cau-
ſas habuerint : aliis excutiendum re-
linquo. Es iſt aber zu wiſſen / erſtlich /
K daß
1 Gottorffiſche
daß die Egyptier gegläubet/ daß alle
5 Jahr die Welt in ihren vo⸗
rigen Stand kommen / und alles was
domahls ſich zugetragen / wiederumb ge⸗
ſchehen ſolte. Von dieſen ſoll Plato als
der Egyptiſchen Prieſter Dilcipubfei-
ne Meynung von der groſſen revolu-
tione mundi bekommen / und auff an⸗
dere fortgepflantzet haben / wie Kirche-
rus in Oedipo Ægyptiaco pag. 392.
berichtet. Wiewol mit dem Unterſcheid /
daß er die re volutionem animarum
circulo 10000. annorum definiref.
(Hierbey fällt mir eine poſſirliche Hi
ſtorie / oder vielleicht Gedichte / daß ſol⸗
cher Opinion ſich einſt zweene Studen
ten zu ihrem Vortheil bey einer Wir⸗
thin / da fie gezehret / und nicht zu zahlen
gedacht / gebrauchen wollen / indem ſie
geſaget wenn fie uber ro tauſend Jahren
wieder kamen / wolten ſie bezahlen / dann
alle io tauſend Jahr ware einerley Zus
ſtand in der Welt / auch mit allen Men⸗
ſchen / da hatte die Wirthin gefraget;
Ob fie dann vor 10. tauſend 11 en
auch in ſolcher Beſchaffenheit bey ihr
geweſen / und als ſie mit Ja geantwortet /
hat ſie geſaget; ſo werdet ihr eben ſo wol
damals nicht bezahlet haben / derowe⸗
gen bezahlet jetzo / was ihr damahls
ſchuldig blieben / ſo wil ich euch borgen /
he 5 zehen tauſend Jahr wieder umb
eynd. ) |
Zum andern haben die Egyptier
gegläubet / daß die Seele unſterblch /
—
und ſollen ſie wie Herod, berichtet un
ter den Heyden die erſten geweſen ſeyn /
ſo die Unſterblichkeit der Seelen ge⸗
glaubet / aber alſo: Quod animæ per
pereu.)iyaow ad marıyerveoias
magno illo mundi anno revoluto
corporibus primis reſtituantur. Daß
nemlich die Seelen der Menſchen aus
einem verſtorbenem Leibe in ein ander /
aus dem andern in den dritten / und ſo
fort an herumb fahren ſollte / und von
neuen Kindern gebohren werden / biß
. tausend Jahr verftoffen ſo käme fie
wieder zu ihrem erſten Leib / der aber müs
ſte rein und unverſehret erhalten wer⸗
den / alsdann wuͤrde die Seele / wenn
ſie wol abgeſchieden / zu einer hoͤhern
Sphera. befodert/ und über 7. tauſend
Jahr wieder / biß 40000. Jahr (qui
ſept. num. quadratus) vollendet / als
dann kame die Seele erſt zu ihrer rechten
ewigen Ruhe da ſie nicht mehr umbher
wandern duͤrffte. Und weil fie vermey⸗
net / daß alsdann die Seele umb ihren
im Grabe verlaſſenen Leib herumb gin⸗
ge / ſo würde ſie durch das Urtheil des
Richters / ſo darbey ſtunde / nicht da hin⸗
ein / ſondern in unreine Thiere oder ge⸗
ringere Coͤrper verwieſen werden / zus
mahl wenn fie etwa nicht wol gelebet.
Daher haben fie ſich bemuͤhet / die Coͤr⸗
per der Verſtorbenen mit ſonderlichen
Ceremonien zu ehren / zu zieren und vor
allem Anſtoß zu bewahren / auch vor
ihrem Abſterben ſelbſt ſromb 1
da
2
5
E
3
fer gef
u .
Eünfftig folgen / wenn G Ott Leben / Ge⸗
ſundheit und Friede verleihen wird.
Anhang. .
Nur jetzo noch / umb die leeren Blat
ter dieſes Bogens zu erfüllen / zweyer
*
Wein leget / und darvon zu trincken gibt.
K ij | oll
Soll den Schweis gewaltig treiben.
Valentinus, ſoll ihn an zweyen Mans
nern / fo Gifft genommen hatten / probi⸗
ret haben / und befunden / daß ihnen der
Gifft nichts geſchadet / ob der Stein
2 5 aus Mangel des Weins in ſchlecht
aſſer geleget / und darvon zu trincken
gegeben worden Jacobus Bontius v ſo
ordinarius Medicus in nova Batavia:
gedencket in feinem Trackatu de medi-
camentis Indorum, daß er zweene fol
che Steine gehabt / einen kleinen aus
dem Stacher Schweine / und einen
groſſen aus einem Wilden Schwein /
hat fie ſehr gut befunden / adverfus
Choleram ſpricht er / quam merdexi.
Inſulani vocant, & hic tantopere ti-
metur, quam peſtis in Hollandia, ut-
pote quæ hominem aliquando ſoleat
occidere pauciſſimis horis. Præ-
gnantibus tamen hic lapis non bene
datur, nam abortum pro vocare adeo
eertum eſt, ut femine Malaicz mihi
retulerint, ſi quando menſtrui earum
purgatio non bene procedat, ſi fäl-
dem hunc lapidem manu geſtarent,
ad juvamentum inde ſentire. Ich
muß hiermit gedencken / was er vom
Calculo in homine conereto ferner
ſchreibet. Profectò mihi confide-
rant; inquit judicium humanumde
omnibus hifce concretis lapidibus
in ventribus ac cavitatibus animali-
um rationis expertium: ridiculum
Der treffliche Medieus Dimas Bosque |
2. Vom Succino oder Bernſtein.
Carabe genant. Wir haben derſel⸗
ben etliche Stucke / und eines von z.
Pfunden / in Form eines Cylindres
deſſen Umbfang anderthalb Fuß. Iſt
vor 2. Jahren in der Weſt⸗See am
Nordſtrande unfern von Eiderſtett / an
einem ungewoͤhnlichen Ort gefunden
worden. Von feiner generation os
der woraus er entſtehe / ſeynd unter⸗
ſchiedliche Meynunge / derer etliche Cx-
falpinus de Metallicis lib. 2. cap. 28.
erzehlet. Athanaſius Kircherus in
arte Magnet. lib. 3. cap. 3. wie auch in
Mundo ſubterran: lib. &. c. 3. halt mit
etlichen andern dafür / daß es ex bitu-
mine ſo die Erde auffwirſſt / entſtehe /
und gibt darvon eine ſolche Beſchrei⸗
bung: Suceinum eſt bitumen ſubter-
raneum ex appropriatæ materiæ
terreftris matrice ſcaturiens, per
fundum marisriparumg; aut flumi
| nis
nis appulſu mari concreditum; ibig;
ad littora appulſum, innata ſolis ae-
risqʒ fiecitate in lapideam ſubſtanti-
am exereſcit. Nemlich der Bernſtein
kaͤm aus den Schoß der Erden / gleich
wie das Judenpech Nafſte und Perro-
leum, und wenn es aus dem Meer am
Strand geweltzet wurde / bekam es ſei⸗
ne Hartigkeit von der Lufft und Son⸗
nen Hitze. Daß aber in etlichen
Stücken (derer wir auch haben) Mu⸗
cken / Ameiſen / Spinnen / Eideren und
dergleichen gefunden werden / kam da⸗
her; wenn der Bernſtein auß dem
Waſſer auff den Strand zu liegen kam
und noch weich / ſetzten ſich ſolche Thier⸗
lein drauff und bleiben bekleben / wann
dann die See ſolehe Stücken wieder
ergriffe / triebe und ſchluge das Waſſer
den Bernſtein theils in runde theils in
ander Formen / daß alſo dieſe Thierlein
mitten hinnein gedrucket wuͤrden / und
ſo weit Kircherus. Aber wider ſol⸗
che Meynung koͤnte man folgende ge⸗
dancken haben: Iſt der Bernſtein eine
Art bituminis oder Judenpech / und
entſtehet auß der Erden / ſo wurden nicht
allein in der Oſt⸗See / ſondern auch ne⸗
ben derſelben oder in derſelben Gegend
im außgraben ſolche Stuͤcke oder Adern
gefunden werden / welches man gleich⸗
wol nicht vernommen. Wolte man ihm
zwar hierinnen Beyfall geben / weil et⸗
liche andere auch der Meinung / und ſa⸗
gen daß an etlichen Orten in Deutſch⸗
BVunſt Kammer.
e — — u a 2 ine
land / Italien und Franckreich etliche
Stücken auß der Erden ſeynd gegraben
worden / ſo will doch das ſchwer zu glau⸗
ben ſeyn / daß der Bernſtein auſſerhalb
dem Waſſer / wenn er weich an den
Strand außgeworffen wuͤrde / erſt von
der Lufft uud Sonnen Hitze feine Har⸗
tigkeit bekam / und wenn er am Strande
noch weich / die Mücken / Spinnen und
andere Thierlein in ſich nehme / ſo muͤſte
folgen / daß aller Bernſtein nach em⸗
pfangener Härte ſich wieder in die See
begeben muͤſte / dann er wird nicht allein
am Strande ſondern auch aus der See
mit Netzen ſo hart auffgefiſchet und ge:
ſamlet. Item es 5 auch nach an⸗
geklebten Muͤcken noch eine Weichig⸗
keit im Saccino bleiben / damit durch
das hin und Wiedertreibung des Waſ⸗
ſers ſolche Thierlein / ſeiner Meynung
nach / mitten hinnein getrieben werden
koͤnten / und muͤſte hernach wieder an die
Lufft und Sonne / daß es vollend zu
Stein wuͤrde. Aber ſchwerlich wird
eine leichte Mucke die auſſen anklebet /
durch daß hin und wieder treiben des
Waſſers hinein getrieben / vielmehr a⸗
ber abgewaſchen oder verſtuͤmmelt wer⸗
den. Aber warumb laͤſſet er hieben
nicht allein das Principium Chymi-
cum gelten? Cum Chymicis notum
ſit; Spiritum ſalis non ſolum alios.
Spiritus ſec & oleoſa quæ vis conge-
lare & eoagulare. Man wird auch
das Saltz darinnen finden / wenn man
K iii den.
86 24
*
18 1
den Spiritum uͤberziehet / ſo ſetzet ſich
das Saltz an den Halß der Retorten
& hoc eſt à quo coagulatio facta ell.
(ſpricht Olaus Om)
Ich halte es aber in dieſem Fall mit
dem Cæſalpino und etlichen andern /
welche meynen / daß es ein Gummi / ſo
auß den Baumen flieſſe fen / Ob ſchon
Kircherus ſaget / es ware bekandt / daß
in Preuſſen am Valtiſchen Meer / da
der Bernſtein fo. hauffig geſamlet wird /
keine Hartz oder Gummi tragende
Baume gefunden werden. Aber es iſt zu
wiſſen / daß im Norder⸗Theile der See
und auff den groſſen Inſeln Gottland
und Oehland Baume uͤberfluſſig / und
pre Orten die ſturmende
See das hohe U
auch gantze Baume mit hinweg reiſſet.
Und iſt nicht unglaublich / daß an denen
Orten / ſo uber etliche 60. Grad vom
Æquatore, da des Sommers die Son⸗
ne etliche Monat uͤber dem Horizont
bleibet / und gar nicht untergehet / ihre
continuirliche Hitze die Fichten / Dan⸗
nen und Wacholder Baume / ſo da⸗
ſelbſt groß untereinander in ſehr groſſer
Menge wachen / daß ſie die refinam
und Gummi hauffig von ſich flieſſen laſ⸗
ſen / die in groſſe Klumpen treuffeln / da
dann Muͤcken und ander geſchmeiſſe
darzwiſchen kommen koͤnnen / wie ich
dann ſolches in Carelien bey der Ve⸗
ſtung Noleburg uͤber EO. grad Elev. po-
u auff einer in der Ladogaiſchen See
rffiſche
rn Be.
ffel alſo hinweg / daß es
liegenden Inſel (der in der Muſtowi⸗
tiſchen Reiſebeſchr. pag. 17. gedacht) im
Junio / da die Sonne zu Mitternacht
kaum an den Horizont ſtriche / ſelbſt ge⸗
ſehen / daß aus etlichen Baͤumen das
Hartz worvon ſie Theer zu brennen pfle⸗
gen) klar als Cypriſcher Terpentin / von
etlichen truͤbe und dunckel heraus floß.
Wenn nun ſolches durch Sturm oder
andere Zufälle in die See kommt / wird
es durch das Saltz⸗Waſſer gehartet /
und alſo wol etliche 100. Jahr in der
See gewaltzet und getrieben / biß es zu
Land kommt / und wird nicht allein in
Preuſſen / ſondern auch / wie Olaus
Worm ſchreibet / haͤuffig an der We⸗
ſten Seiten Jutlandes gefunden
Eines iſt an dem Bernſtein luſtig an⸗
zuſehen / daß er eine Magnetiſche Krafft
in ſich habe / und gleich wie der Magnet
das Eiſen / Blumen / alſo auch de: Bern⸗
ſtein allerhand leichte Sachen / als Fe⸗
dern / Eiferne und ander Metallen Seil
ſpune und Sand an ſich ziehet / ja das
noch mehr zu verwundern: Er ziehet
nicht allein die leichte Sachen / ſondern
auch Eiſen / Gold / Silber / Kupffer / obs
ſchon ſchwer iſt / nach ſich wenn man
nemblich daſſelbe in der Mitte entweder
an einen Faden hanget oder auff eine
Spitze / gleich wie eine Magnet⸗Natel
ſtellet / daß es ſich auff beyden Seiten
frey bewegen kan / ich habe es mit etlicheꝛ
Leute groſſer Verwunderung mit einem
Pfeile / Meſſer und Meſſing Drat ge⸗
er"
auch gar feuchter / als kalter und klarer
AUufft geſchiehet.
Aunſt Rammer. 0
Die Urſachen aber / daß die Eledtr
allerhand Sachen nach ſich ziehen / wer⸗
den von den Autoren unterſchiedlich
gegeben. Die vornehmſten Meynun⸗
gen aber / ſo bey den Phyſieis in conſi-
deration kommen koͤnnen / ſeynd des
Gilberti, Cabei und Kircheri. Gil-
bertus meynet: quod ex electro tan-
quam ex corpore ex humore con-
creto exeat ſpiritus five effluvium
(effluvia verò non ſunt flatus, ſed
humores ſumme attenuati, aère am-
biente multò tenuiores, ſicut aër
dicitur commune effluvium tellu-
xis) quo ſibi adjungit & attrahit o-
mnia corpora. Dieſe Meynung wird
vom Cabeo und Kirchero refutiret
derſelben Rationes mit einzuführen
wuͤrde zu meitläuftig fallen. Cabzi
Meynung aber iſt aus folgenden zu ver⸗
nehmen. (lib. 2. cap. 21.) Dico igitur
ex Electro, ſeu ex quolibet corpore
attrahente electricè (ealore per fri-
cationem in ſuperficie excitato)
quando ſic attrahit, effluere effluvi-
um tenuiſſimum, quod aërem atte-
nuat & dejicit, imo & incitatiſſime
impellit, ſed tenuiter; tum vero at-
tenuatus & impulſus aer revertitur
ad corpus electricum quaſi in gyrum
(uti ejusmodi motus apparet in a-
tomis ſole per feneftram ingredien-
te) ſecumque una rapit paleas, &
quæcunque obvia corpuſcula. Sed
corpus.
corpus debet eſſe terſum & nitidum
nulla ratione obnubilatum aut aqua
aut halitu humido. Sicut enim per
moderatum illum calorem aperiun-
tur pori ut exire poſſit illud efflu-
vium; ita per humidum halitum ob-
duratur ſtatim & impeditur tran-
ſpiratio. Hinc eſt, ut opus ſit expe-
ri mentum attractionis fieri, cælo fe-
reno puro non humido aut nebu-
loſo. Et fricatio non tam requiritur
ad excitandum calorem, quam ad
detergendum; & ideo quodlibet e-
lectri fruſtum competentis magni-
tudinis unica ſolum terſione effica-
ciori ſufficienter præparatur ad tra-
hendum ut ſæpe ſum expertus; &
ſi bene terſum electrum cuſtodiatur
ne aut pulvere aut humido halitu
inficiatur, poſt duodecim aut quin-
decim horas trahet adhuc efficaci-
ter. Hinc eſt, quod non trahet ele-
trum, calore ſolis, aut aqua calida
calefactum, ſed calore per fricatio-
nem excitato, non quod ille calor
fit diverſus, ſed quia ſic exquiſitiſſi-
me torgitur ab humida nubecula &
ſordibus aqueis.
EN
78 Gottorffiſche Aunſt Rammer.
Athan. Kircheri Meynung iſt des
Cabei nicht ſehr ungleich / weñ er ſaget:
lib. 3. parte 3. cap. 3. Mundi five catenæ
magnæ . Dico igiturʒ fi corpus aliguod ex
pingui humore concretum, adeo tenui atg,
ſubtili eſfluvio conſtiterit, id ad quemvis:
motum levem ſeu terſionem ſuperficialem
concitatum calefactumq;, e veſtigio tenui-·
ſimum illud ſuum effluvium emittere; quod
cum rarum ſit & admodum tenue, hac ſua
raritatem acrem quog, circumſitum, præ-
ſertim frigidiuſculum attenuatum digjice-
re, dijeckum comprimero, ſed pro tenuitate
effluvli, tenuiter; aer vero attenuatus com-
preßus disjeötusg, reſiſtentibus aliis continua-
ti aeris frigidioribus partibus ad corpus ele-
ctricum revertitur, quem aëris retroceden-
tis motum paleas quog, & obvia quævis le-
viora corpuſcula veluti tracta comitari ne-
ceſſe eſt.
Was hiervon Cardani Meynung /
und wie ſelbige vom Scaliger wider⸗
ſprochen wird/ und was deſſen eigene
. / ift Exerc. 104. cap. 4. zu
eſen.
Und ſo viel auf dißmahl von un⸗
ſer Gottorffiſchen Kunſt⸗
Kammer.
D E.