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Full text of "Gottorffische Kunst-Kammer : worinnen allerhand ungemeine Sachen, so theils die Natur, theils künstliche Hände hervorgebracht und bereitet : vor diesem aus allen vier Theilen der Welt zusammen getragen und vor einigen Jahren beschrieben, auch mit behörigen Kupffern gezieret"

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ER. Woerinnen 1 
Allerdand ungemeine Hachen / 8 
fſhteils die Natur / 475 kuͤnſtliche Haͤnde her⸗ 


vor gebracht und bereitet. 
Vor difem . - 


Aus allen vier Theilen der Welt 
befanden 9 getragen / | 


Vor einigen Jahren beſchrieben / 
Auch a N Kupffern gezieret 


Durch 
Adam Olearium, Veil. Bibliothecarium 


und Antiquarium 800 der Kuͤrſtl. Reſt⸗ 
dentz G ottorff. 
Welchem zu Ende angerüger if wine itzt gedachten ſeel. 
| Herm Olearii Holſteiniſc he Chronica. 725 
Anjetzo aber 8 And um 05 mal 


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Ign deſſen Buchladen zu Schleßwig ſolche zu finden iſt. 


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N An den Buchbinder / 
Wohindie Kupffer zu binden ſind. 


ub, . pag. 
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* 3 $ x XXI. 4 . - N 32. 
f 2 x 4 N. 1 33. 
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Oinſtiger lieber Qeſer. 


enn ein kluger Vater oder fleiſſger pre. 
ONE ES ceptor feinen Kindern und Schülern etwas in 


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Wiſſenſchafft beybringen und fie lehren wil / thut 
e rs nicht nur mit dem Munde / ſondern auch mit 
deꝛ Feder / ſchreibet und mahletihnen vor allerhand Figuren und 
Abbildunge / und wil durch das Kleine was Groſſes andeuten 
und zu ver ſtehen geben. So thut ein Mathematicus und Geo- 
metra. Ein Aſtronomus zeiget auff einem kleinen Hand Glo- 
bo Cæœleſti die Beſchaffenheit des groſſen Himmels mit allen 
ſeinen ſichtbaren Coͤrpern / da ein Punct einen groſſen Stern 
bedeutet. Imgleichen auch ein Geographus bildet auff einer 
kleinen Erdkugel oder Globo terreſtri abden gantzen Kreiß der 
Erden / mit allen Landſchafften / Seen und Stroͤmen / da auch 
ein Punct eine Stadt / eine Linie einen Strom / und ein Platz ei⸗ 
nes Daumens breit eine gantze breite See abbilden muß. 

Ebben auff ſolche Art handelt unſer allgemeiner Vater im 
Himmel und klugeſter Lehrmeiſter GOtt der HErꝛ mit uns 
ſeinen Kindern und Schuͤlern. Danner uns neben ſeinem ge⸗ 
offenbarten Worte das groſſe Wunderbuch die Welt mit den 
zwey groſſen Blaͤttern nemlich Himel und Erden vorgeſchrie⸗ 
ben / daß wir darinne ſtudiren / und dadurch etwas gröflere 1 

| 5 enne 


Vorrede. | 


kennen lernen ſollen / nemblich / Ihn den Schoͤpffer ſelbſt / ſeine 
Majeſtaͤt und Allmacht. Und iſt nicht ohne / wenn man den 
ſchoͤnen Wunderbau des Himmels nicht nur mit leiblichen / ſon⸗ 
dern auch mit geſunden Vernunffts⸗Augen anſchauen und be⸗ 
trachten wil / hilff GOtt / was fuͤr Wunder werden uns da vor⸗ 
kommen. Die Sterne / die wir von uns etliche tauſend Meilen 
erhoͤhet / als kleine Lichter erblicken / ſeynd jeglicher gröffer als 
der Erdboden / woruͤber / wenn wir ihnen nahe kommen ſolten / 
unſere Vernunft er ſtarꝛen / und unſere Augen verblenden wuͤr⸗ 
den. Und gehen alle in ihrer gewiſſen Ordnung / daß man hier⸗ 
unten ihren Lauff ablernen / der Planeten Zuſammenkuͤnffte / 
Entgegenſetzunge und Finſterniſſe zuvor / ehe ſie geſchehen / be⸗ 
ſchreiben / und alſo wie die Einwohner des Himmels auff ge⸗ 
wiſſe Maaß kuͤnfftige Dinge wiſſen koͤnnen. Wenn man nun 
ſolches ſihet und bedencket / kan es nicht fehlen / man muß dar⸗ 
aus ſchlieſſen / daß der HERR / fo dieſes gemachet / viel herꝛli⸗ 
cher ja ein überaus Majeſtaͤtiſcher Gott ſeyn muͤſſe. 

DIE iſt was wir uͤber unſerm Haͤupte in regione /Eterea 
ſchweben ſehen. Wenden wir unſere Augen ad regionem Ele- 
mentarem, in der wir wandeln / und theils mit Fuͤſſen betreten / 
ſo finden wir daſelbſt der Wunder ſo viel / daß ſie nicht alle zu er⸗ 
zehlen und zu beſchreiben ſeynd. Wie mancherley Vogel in der 
Lufft / da immer einer ſchoͤner als der ander bekleidet und gezie⸗ 
ret? Wie vielerley Arten Fiſche im Meer und flieſſenden Waſ⸗ 
ſern / wie vielerley Thiere auff Erden / was fuͤr koͤſtliche Din⸗ 
ge finden wir im Schooß der Erden? Wenn man durch die tria 
regna, animalium, vegetabilium & mineralium gehen wil / 
| was 


was für Wunder trifft man da nicht an? Und zwar an unter- 
ſchiedlichen Orten der Welt / da die Natur an einem Orte im⸗ 
mer berilicher / reicher und kuͤnſtlicher ſich eꝛzeiget als am an⸗ 
deꝛn / dar von die Hiſtorienſchreiber /Naturkuͤndiger und Chy- 
mici zu ſagen wiſſen. Daß man billich mit David ausruf⸗ 
fen mag. O Domine Dominus noſter, quam admirabile eſt 
nomen tuum in univerſa terra? RR unſer Serꝛſcher / 
wie herylich iſt dein Nahm in allen Landen? Und aber: 
mahl: SR R/ wie ſind deine Werck ſo groß und viel / du 
haſt ſte alle weißlich geordnet / und die Erde iſt voll dev 
ner Guͤte. Wer ihr achtet / hat eitel Luſt daran. 

Worbey zu wuͤnſchen waͤre / daß alle Menſchen / umb de⸗ 
rer willen alles er ſchaffen / luſt haͤtten ſolche herrliche Wercke 
Gottes in gebuͤhrlichen Augenſchein zu nehmen / und den Sa⸗ 
chen weiter nachzuſinnen / ſo würde GOTT fein intent errei⸗ 
chen / und als der mildreiche Schoͤpffer geliebet und gelobet 
werden. Darzu vermahnet auch Paulus. 

Aber es verhaͤlt ſich mit uns / wie mit den Knaben in der 
Schule / etliche ſeynd faul und ſchlaͤfferig / etliche haben zwar 
das Buch in der Hand / ſehen aber uͤberhin / etliche ſtecken das 
Buch unter die Banck / gaffen auff andere Sachen / und neh⸗ 
men frembde Gauckeley vor / etliche aber / ſo gute ingenia und 
Luſt was zu lernen haben / laſſen es ihnen / worauff fie gewieſen 
werden / angelegen ſeyn. So gehet es auch in der groſſen Welt⸗ 
Schule. Etliche haben wenig Luſt / das Welt⸗Buch nachſinn⸗ 
lich anzuſchauen / und GOtt aus ſeinen Wercken erkennen zu 
lernen; Etliche gaffen nach andern verbotenen Dingen / und 


ſuchen / 


Vorrede. 


ſuchen / wie ſie die weiſſe und rothe Erde / worauff nicht die Nas 
tur / ſondern der Muͤntzer Figuren gepraͤget / unter ihre Haͤnde 
und in Kaſten bekommen / es geſchehe mit Recht oder Unrecht. 
Etliche aber / derer Natur und Verſtand ſich auff etwas hoͤ 
bers erſtrecket / haben ihre meiſte Beliebung und Ergetzung / 
neheſt Beobachtung der Gottesfurcht / ihr Gemuͤthe mit herꝛ⸗ 
lichen Wiſſenſchafften der natuͤrlichen und ungemeinen Din⸗ 
gen zu zieren / und ſo viel in dieſer Sterblichkeit zugelaſſen 
wird / vollkommen zu machen. Hierzu gehoͤret auch die Hiſto⸗ 
riſche Wiſſenſchafft der Antiquitaͤten / daß man weiß was bey 
den Alten / ſo laͤngſt vor unſern Zeiten gelebet / paſſiret und im 
Gebrauch geweſen: item / was kuͤnſtliche und frembde Haͤnde 
bereitet. Gibt auch durch Anſchanung ſolcher Sachen nicht 
ſchlechte Ergetzung. Solche herrliche lugenia werden bißwei⸗ 
len auch getrieben / zu erforſchen / was in frembden weit ablege⸗ 
nen Landen anzutreffen. Daher begibt ſich mancher mit groſ⸗ 
ſen Unkoſten auff gefaͤhrliche Reyſen / muß auch offt gleich wie 
Plinius bey Erforſchung des Veluvii fein Leben einbuͤſſen. 
Solchen Liebhabern aber kan gutes theils geholffen wer⸗ 
den / wenn ſie an gewiſſe Oerter kommen / da man ſolche herꝛli⸗ 
che / rare / wunderbare und frembde Sachen in den Labinetten / 
Muſæis und Kunſt⸗Kammern zuſammen getragen / findet / da 
man ohne Gefahr ſolche Dinge in Augenſchein bekommen 
kan / die man ſonſt auſſer dem auff weiten Reyſen unmuͤglich al⸗ 
leantreffen wird. Und thun Potentaten / und andere / ſo des 
Vermuͤgens ſeynd / wol und loblich daran / daß ſie zu Erfor⸗ 
ſchung der Natur / und Befoderung der Wiſſenſchafften von 
** den⸗ 


e ee Vorrede. TER 
denſelbigen / keine Unkoſten ſparen. Ein folcher freygebiger 
Herꝛ iſtin dieſem fall geweſen Alexander Magnus, welcher dem 
Ariſtoteles go0. Talenta, (ſeynd bey fuͤnff Tonnen Goldes) ge⸗ 
geben / umb nur die Naturen der Thiere zu erforſchen und zu be⸗ 
ſchreiben. Noch beſſer thun die / ſo ſolche denck⸗ und beſichti⸗ 
gungs⸗wuͤrdige Sachen in ein Corpus zuſammen tragen / weñ 
fie Gelegenheit darzu haben / Kunſt und Raritaͤten⸗ Kammern 
anordnen / und ſelbige nicht nur zu ihrer eigen Wiſſenſchafft 
und Beluſtigung / ſondern auch andere Liebhabere durch An⸗ 
ſchauen derſelben genieſſen laſſen / Wie ſolches an feinem Orte 
hoͤchſtloͤblich gethan der weyland Durchleuchtigſte Fuͤrſt und 
Herr Hertzog Friedrich zu Schleßwig Holſtein / ꝛc. fo dieſe 
Kunſt⸗Kammer / neben einem Antiquario, groſſem zwiefachen 
Globo und Sphæra Copernicana, ſo herrliche Opera thauma- 
turgica bey der Reſidentz Gottorff angerichtet. Die Kunſt⸗ 
Kammer betreffend / hat dieſelbige ihren Anfang von der weit⸗ 
beruͤhmten Enckhuſiſchen Kunſt⸗Kammer / welche Paludanus 
der weyland fuͤrtreffliche Medicus in gypten und andern Au- | 
ſtraliſchen / wie auch Oriental. und Occidentaliſchen Ortern / 
die er meiſt ſelbſt beſuchet / zuſammen geſamlet / und in ein an⸗ 
ſehentlich Corpus gebracht. Von Paludani Erben aber hat 
fie hoͤchſtermelter Fuͤrſt erkaufft / und Anno 1651. durch mich = 
aus Holland in Holſtein bringen und auff der Reſidentz Got⸗ 
korff auffrichtenlaſſen / woſelbſt fie nachgehends von Jahren 
zu Jahren mit aller hand raren auch preciofen koſtbaren Sa⸗ 
chen vermehret. Und wird jgo neben der koſtbaren Biblio 
thec hon dero Herrn Sohn Ihr: Fuͤrſtl. Durchl. C YR x⸗ 

| b STFAM 


Vorrede. 

ST JAN AL BRE Hr / meinem gnaͤdigſten Herrn wol 
unter alten. Fr : 1 | 
onſt ſeynd auch jetziger Zeit in den benachbarten 
Roͤnigreiche en en zweene fuͤrtreffliche Potenta⸗ 
ten von groſſen Wiſſenſchafften / und ſonderlicheliebha⸗ 
bere derer Singe / ſo die Natur ungemein und kuͤnſtliche 
ande bereitet / nemlich Ihre [Das. Konig Kriedrich Il. 

Lee Norwegen / und Ihre Churfuͤrſtl. 
urchl. Friedrich Wilhelm zu Brandenburg / ſo beyde 
unſere Gottorffiſche Sunſt Kammer durchzuſehen ge⸗ 
wuͤrdiget / nicht ohne ihre ſonderliche Ergetzung / auch 
Haut ſelbſt etliche notable Stuͤcken / ſo die Natur auch 
unſtaußgearbeitet hinein verehret. Und haben Ihr 
Ron. aß. nach der geit ſelbſt eine Runſt und Rariteten⸗ 
Kammer zu Copenhagen angeordnet / ſo noch täglich ver⸗ 
— wird. Es haben Ihre Churfuͤrſtl. Durchl. 
auch viel rare und alte Monumenta heyſammen gehabt / 
ſeynd aber vor zwey Jahren durch die leidige Kewers⸗ 
brunſt meiſt darumb gekommen / welches zu beklagen iſt. 
Gleich wie es nun denen / ſo ſolche Kunſt⸗Kammern beſu⸗ 
chen / ſonderliche Luſt giebet / in dem ſie gleichſam in einem wol 
angerichteten Luſt⸗ und Baumgarten von einer Blume / Ger 
waͤchſen und Fruͤchten zu den andern gehen / und ihre Augen 
weiden koͤnnen; alſo iſt auch denen / ſo das Gluͤck nicht haben 
dahin zu gelangen / keine geringe Ergetzung / wenn ſie die fremb⸗ 
den Sachen mit Figuren abgezeichnet ſehen und beſchrieben le⸗ 
ſen koͤnnen. Sonderlich iſt es eine angenehme Sache fuͤr 5 
| N) 


| | Vorrede. 
fo ihr durch wichtige Geſchaͤffte bemuͤhetes Gemuͤthe mit etwas 
Frembdes zu leſen ergetzen wollen / oder die jenige / ſo ihre lang⸗ 
wierige muͤſſige Zeit zu vertreiben nicht wiſſen. Dann da iſt die 
Vielheit und Abwechſelunge der frembden und ungemeinen 
Sachen / daß man immer von einem auff das ander kommen 
kan. Und weil es dann heiſſet: Varietas delectat, in der Veraͤn⸗ 
derung iſt Beluſtigung / kan es ohne Ergetzung nicht abgehen. 
Wil derwegen hoffen / daß dem guͤnſtigen Leſer ich mit Beſchrei⸗ 
bung dieſer Gottorffiſchen Kunſt⸗Kammer (welche wegen der 
vielen raren auch pretioſen Sachen billich eine Schatz⸗Kam⸗ 
mer zu nennen) einen gefaͤlligen Dienſt werde erzeiget haben. 
Ich haͤtte zwar eins und ander weitlaͤufftiger außfuͤhren 
koͤnnen / wenn nicht dieſes nur als ein Compendium oder Pro- 
dromus der gaͤntzlichen Kunſt⸗Kammer ſeyn ſollen. Daher 
ich auch nur / was theils ich ſelbſt aus den Orientaliſchen Ortern 
mitgebracht / theils bey andern angezogenen Autoren befind⸗ 
lich / Summariſcher Weiſe eingefuͤhret. Das übrige verſpa⸗ 
rend / biß Gott die Feder ferner anzuſetzen Gelegenheit verlei⸗ 
hen wird / da dann auch die Beſchreibung des zwiefachen groſ⸗ 
fen Globi, Sphætæ Copernicamæ und Antiquarii, in welchem 
viel alte frembde und bey außlaͤndiſchen Nationen übliche gül- 
dene / ſilberne und kuͤpfferne Muͤntze und andere Sachen / fo an 
ſtat der Muͤntze gebraucht werden / zu finden erfolgen ſollen. 
Gehab dich wol. 


Adam Olearius, 


b 2 In 


In Pinacothecam Paludanæam & Batavis 
ad Serenisfimum Holſatiæ Principem Clarisfimi 
Olearii ductu translatam. 


Dvena qua Batavo venis optatisfima Ponto 
A Grata ratisgratopondere falagravi; 
Dadalea vehis artis opus, mirabile quicquid 

Orbis ab Eoo Belgicus orbe tulıt ; u 
Dic age: Dadaliden Nereus cum merferit undu; 
Dadaleum cur hoc mergere parcat opus? 

(redite merſiſſet, ſi non Olearide tutum 
Ifet. Palladiis nil ſcit obeffe Oleis. 


FRIED. CROCHEL, 
tunc temp.äaliorumsSerenisf. 
Princ. Informator. 


Gottor ffi⸗ 


HERE ef Kammer iſt mehr eine Natur · und 
N Naritaͤten⸗als Kunſt Kammer zu nennen / weil 
| 8 natuͤrliche / und in unſerm Lande ungewöhnliche 
ess Thiere / Gewaͤchſe / und andere Sachen / ſo faſt 
aus allen Orten der Welt zuſammen bracht worden / mehr 
als kuͤnſtliche Arbeit darem befindlich. Selbige ſeynd je⸗ 
tziger geit in zweyen unterſchiedlichen Gemaͤcheꝛn eingeſetzet. 
Vor dem Eingangedes erſten Gemaches haͤnget 27 
cken Hand ein Kihnbacke von einem groſſen Wallſiſche / iſt 
als eine Riebe anzuſehen / 16. Fuß lang und 2. Fuß im Umb⸗ 
fang. Der Fifch aber war 62. Fuß lang / und die Höhe ı7. 
Fuß. Eine lange Perſon kunte in ſeinem auffgeſperreten 
Rachen mit außgerecktem Arme ſtehen / und doch oben nicht 
anruͤhren. Er war Anno 1659, in Eiderſtett bey Weſterhe⸗ 
fer todt angeſtrandet. im folgenden Jahre hernach wuͤr⸗ 
de Di Dennemarck und Schweden Friede gemachet. 
2 das n cg den Rachen fell 5 777 
aben 


3 


Gottorffiſche ö 


—— —— 2 —— 


72 laß ich dahin geſtellet ſeyn. Sonſt ſchreibet Proc 
pius lib. 3. de Bello Gothico und aus ihm Cal, Rodig. lib. 8. 
c. u. daß / als bey Bizantium im waͤrendem Gothiſchen rie. 
ge ein groſſer Wallfiſch auch von 6 Fuß / ſo ſehr muthig / und 
viel Jahr den Seefahrenden ſchaͤdlich geweſen / gefangen 
worden / der Gothiſche Krieg ſich bald darauff foll geendiget 
haben. Und diß ſey das Omen geweſen. 

Man will auch davor halten / daß / wenn zur Friedens Zeit 
ſolche ungeheure Fiſche gefangen werden / eine Unruhe oder 
Krieg andeuten ſoll / wie Crantzius in ſeiner Van dalia lib. &. 
c. 7. vermeynet. Dann es waͤre Anno 13, ein junger Wall⸗ 
fifch in die Trave gekommen / und bey Luͤbeck gefangen wor⸗ 
den / da man dafuͤr gehalten / daß der bald darauff erfolgete 
langwierige Krieg zwiſchen Franckreich und Engelland bien, 
durch waͤre angedeutet worden. 

Als Anno 1643. die Schweden einen e e 
Einfall in Holſtein und Dennemarck thaten / ſind auch kurtz 
zuvor zwey Schwerdtfiſche einer zu Apenrade / der ander 
beym Kiel gefangen / der eine von dieſen fo ro, Fuß lang / 
haͤnget auch in der Gottorffiſchen Kunſt Kammer. | 

Bey obgedachter Kihn backe ſeynd auch etliche Ruͤckgrad / 
Ribben und Schulterblaͤtter von Wallfiſchen in verwunder⸗ 
licher Groͤſſe. Item / ein Gruͤnlaͤndiſch Schiffen / und 
ein Rock / ſo ſieim Fahren gebrauchen. 

Was in beyden Principal⸗Gemaͤchern kan gezeiget wer⸗ 
den / wird wiewol nicht alles / jedoch das meiſte in folgenden 
Taffeln dieſes theils fir Augen geſtellet. 


TABu. 


DR 


I 


 TABULAL 
Alt infich etlicher 
Orientaliſchen und Nor⸗ 


— 


A Orten hergebracht / und 
zum theil etlichen aus gewiſſer materia 
gemachten Bildern / ſo meiſt ihre Be⸗ 
wegung haben / angethan ſeynd. 

Unter den Kleidern ſeynd Hembde 
aus Seehundes Damen gemachet / 
und Roͤcke von Seehundes Fallen. 
Auch etliche von Baſt gar kuͤnſtlich ge⸗ 
wirckte Kleider / Kuͤſſen und Tapeten / 


die von ferne anzuſehen / auch ſo weich 


anzugreiffen / als wenns Seide und 
Sammit ware. Solche Arbeit wird 


in Angola gemacht / und iſt uns aus 


Guinea zugeſchickt worden. 
Num. 1. Iſt ein Chineſer / oder nach 
unſer pronunciation ein Tzinefifcher 
Herꝛ / in ſeiner Geſtalt und Habit na 
der Chineſiſchen Mahlerey / ſo a 
darbey verhanden / abgebildet. | 
 Aufffolche Art / wie dieſer ſitzet / ſtel⸗ 
len ſie auch die Bildniſſe ihrer geweſe⸗ 
nen Herꝛſchafft und Landvoigte / wenn 
ſie wol regieret / und dem Lande groſſen 
Nutzen geſchaffet / nach dero Abſterben 
um Ehren⸗Gedaͤchtniß und Nachfolge 
er andern in einen darzu erbaueten 
Tempel / und thun ihm zu gewiſſen Zei⸗ 


ten Göttliche Ehre an. Darvon in 


Vun Rammer. oe: 


der Chineſiſchen Reiſebeſchreibung * 
hannis Neuhoff: fo die Hollaͤndiſche 
Oſt Indianiſche Compagnie dahin ges 


than / mit mehrem zu leſen. 


Num. 2. Ein Perſianer / nach ihrer 
Art auff der Erden ſitzend. Gleich auch 
der König den Geſandten Audientz 
zu ertheilen pfleget. Darvon Olearii 
Perſianiſche Reiſebeſchreibnng / letzter 
— pag. 509. ein mehres berichtet 

ir 


wird. 
Num. 3. Eine Perſianiſche Wei⸗ 
bes⸗Perſon in ihrem Zierath / die / wenn 
fie nicht gemeine Huren / ihr Angeſicht 
keine: Manns ⸗Perſon / auſſerhalb ih⸗ 
rem Ehemann / entbloͤſſen duͤrffen. 
Num. 4. Ein Tageſthaniſcher Die⸗ 


biſcher Tartar / ſo im Gebirge an der 


Caſpiſchen See wohnen. Von wel⸗ 
chem außführlich in der Perſianiſchen 
Reiſe pag. 728. 11858 

Num. 5. Eine Circaſſiſche Tarta⸗ 
rinne / gleich die Witwen gekleidet ges 


hen. Haben hinten am Kopffe eine 


Rindes⸗ Blaſe mit bunten Cattun übers 
zogen. ibid. p.742. f { 


TABULA I. 
Num, 1. Ein Moſcowiter / an wel⸗ 


chem zu ſehen der Reichen ihre frembde / 
Uberroͤck und Schapke oder Sommer⸗ 


Mützen. Hat Bogen und Pfeile in 
ee” 91 5 Kal * 


Num. 


A ij 


ER Num. 2. Eine | 
Fraue / derer Hembde Ermel / ſo ſie des 
Sommers durch den Rock ſehen laß 

fen in 8. oder 10. Ellen lang / zuſammen 

geſtreiffet. Je vornehmer ſie ſeynd / je 
langer die Ermel ſeyn muͤſſen. Hat ei⸗ 
ne Knutpeitſche in der Hand / welche der 


Vater ihrem Brautigam nach der 


Hochzeit zum Gehorſam ſeines Wei⸗ 
bes mitgeben ſoll. Was von den 
Schlägen / ſo darmit aus Liebe gegen 
der Frauen geſchehen / zu halten / iſt in 
der Moſcowitiſchen Reiſebeſchreibung 
p.217. zu leſen. | 1 


Num. 3. Eine Weſt Indianiſche 
Frau aus Mexica > wie ſiè die kleinen 


kinder zu tragen pflegen / ſampt ihrem 


Zierath / welche von Zahnen und Klaus 
en etlicher wilden Thiere an ſtatt der 

guͤldenen Ketten. Darvon Johan de 
» Laet. in Hiſt. Americana zu leſen. 


Num. 4. Ein Harniſch und Waf⸗ 
fen aus der reichen Oſt Ind. Inſel Zei- 
ton; aus welcher der Zimmet oder Ca 
nel hauff ig zu uns koͤmmt. Sintemahl 
daſelbſt gantze Zimmet⸗Walder ange⸗ 
troffen werden. Vide Mandelslo In⸗ 
dian. Reiſebe ſchreib. p. 47. und in den 
Hollaͤndiſchen Schifffahrten. Und 
hat dieſer / ſo das Waffen fragt / einen 
Canel oder Zimmet⸗Stock in der 
Hand. Es hat aber nicht das gantze 
Holtz / ſondern nur die Rinde ſolche 
Aromatiſche Krafft, | 


Gottorffiſche | 


ine Moſcowitiſche 


ee . — * 7 1 En 
TA BUL A III. 
‚Num. 1.2.3. Seynd der Grüͤn⸗ 
länder Warhafftige Conterfeite ſampt 
ihrer felgamen Tracht. Die lebendige 
Perſonen hatte J. Koͤn. Majeſt. zu 
Dennemarck auff Herꝛn Heinrich Muͤl⸗ 
lers / jetzo Rentmeiſters Schiſſe aus 
e 
ottorff / ſelbige anzuſchauen / geſchi⸗ 
cket. Was ihre Natur / Sitten / Spra⸗ 


che und mehr Denckwuͤrdiges von ih⸗ 


nen zu ſagen: wie ich an ihnen / in dem 
ich fie fünff Tage in meinem Haufe ge⸗ 
habt / meiſt ſelbſt angemercket / iſt in der 
Perf. Reiſebeſch. pag. 163. und folgen⸗ 
den Blättern zu finden. 
Num. 4. . Seynd Runiſche Ca⸗ 
lender / derer ſich nicht allein die alten 
Gothen und Dänen gebrauchet / ſon⸗ 
dern auch die Laplaͤnder ſich noch ge⸗ 
brauchen ſollen. Von ſolchen Calen⸗ 
dern iſt Olaus Worm lib. 2. Faſtor. 
Danic. und in deſſelben Muſæo pag. 
367. zu leſen. | u 
Num. 6. Ein außgehauen Schiff⸗ 
lein oder Schlitten / ſo die gaplaͤnder und 
andere Nordiſche Voͤlcker auff dem 
Schnee gebrauchen. 
Num. 7. Seynd ihre / wie auch der 
Finnen Schritt⸗Schuhe theils 6. theils 
8. Fuß lang / mit welchen fie auff dem 
Schnee geſchwinde fortkommen koͤn⸗ 
nen. Hierbey iſt auch ein Saplandifcher _ 
Rock von Renthiers⸗Fellen gemachen 
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Num. 5. Iſt ein Abgott der Nord⸗ 


un, von ihnen mit gefpommen Bin 


(gleich man bey uns mit Silber pfleget) 
geſticket. e, ee 
Num. 8. Sitzet ein Gruͤnlaͤnder im 


Schiffe / ſo umb den Leib und Mund⸗ 
loch des Schiffes zugebunden / mit wel⸗ 
chen fie bey 10. Meilen in die See fah⸗ 
ren / ſich bißweilen umb und umb ſchwin⸗ 
gen koͤnnen. Ihre Ruder ſeynd gema⸗ 
het / daß ſie an beyden Enden koͤnnen ge 
brauchet werden. 5 


razulA IV. 
Seyrd lauter Abgoͤtter. 


Num. 1. Iſt ein Indianiſcher 


Pagode / der von etlichen will fuͤr ein 
Aegyytiſch lis 11 * werden. Da⸗ 
von Kircherus in feinem Oedipo Æ. 
gyptiaco de Sinenſium & Japono- 
rum Idololatria. 

Num. 2. Ein Abgott / Horus ge 
nant / welchen man in den Aegyptiſchen 


Mumien findet. Darvon auch Kir- 


cherus pag. 215. aus dem Heliodoro 
Hb. 3. thiop: und meynet es aus den 
Rabbinen zu erweiſen / daß Labans 
Goͤtze / welchen die Rahel ihm geſtolen / 
ſolcher Art ſoll geweſen ſeyn. Olaus 
Worm meynet / daß es Idola Iſidis 
Egyptica ſind. Vide in ejus Muſæo 
P-. 348. „ 4 
Num. 3. 4. Ein Aegyptiſcher Ab: 
gott voller Chara deren; 9 
und hinten anzuſehen. 


er en 


länder bey der Strate Davis umb wel⸗ 
chen ſie / wie die Gruͤnlander / denen ich 
es gezeiget / berichteten / herumb tantzen. 
Iſt bekleidet mit rauchem Schaafffell / 
Vogelfedern / und kleinen Zahnen von 
Fiſchen behangen. Dann ſie meynen / 
weil ſie von den drey Elementen ihre 
Nahrung haben / muͤſſen ſelbige auch 
als Götter geehret werden: wie noch 
jetzo die Heyden im Königreich Siam 
in Oſt Indien thun / ſo die Elemente eh⸗ 
ren / und ihre Begrabniffe in denſelben 
erwehlen. Die das Feur geehret / wol⸗ 
len verbrandt / die das Waſſer / auch dar⸗ 
innen verſencket / die / fo die Lufft geehret / 
darinnen auffgehenget und von Vogeln 
gefreſſen ſeyn / und andere in die Erde / 
ſo dieſelbe geehret / verſcharꝛet. 

Num. 6. Iſt ein Muſcowitiſch 
Bild / 5. Nicolai, wie auch etliche an⸗ 


dere Heiligen. Solche gemahlte Hei⸗ 


ligen muß jeglicher in ſeiner Stuben und 
Kammer haben / und vor denſelben ſte⸗ 
hend beten / und ſich ſegnen und gar offt 
neigen. Und wenn jemand zu ihnen 
ins Hauß kommt / muß er zuvor ehe er 
jemand zuredet / vor ſolchem Bilde ſeine 
devotion thun / wird als ein Gott ge⸗ 
ehret / wie er auch Buch, ein Gott genen⸗ 
net wird / und muß von niemand als 


von ihres Glaubens genoſſen gemahlet 


werden / ſehen aus / ob ſie ſchon gantz 
neue / als wenn ſie ein Jahr im Rauche 
gehangen. Werden alſo auff einen 
abſonderlichen Goͤtter⸗Marckt ver⸗ 

A flaufft / 


6 Gottorffiſche 
kaufft / oder nur / wie ſie reden / umbs 


Geld vertauſchet / und was der Kramer 
fordert / muß der Kauffer geben. Dar⸗ 
von in der Perf Reiſebeſchr. p.29. 


TABULA V. 


Num. I. 2. 3. 4. Seynd Bilder / 
welche durch gemahlte Früchte die Vier 
Zeiten des Jahrs abbilden. 

Num. 5. 6. 7. 8. Seynd von natuͤr⸗ 
lichen Saamen und Fruͤchten / ſo in den 
vier Jahrs⸗ Zeiten wachſen und reiff 
werden / kuͤnſtlich zuſammen geſetzet. 
So auch die vier Jahrs⸗Zeiten andeu⸗ 

ten follen. 


TABULA VL. 


Num. 1. Yvana faſt an Geſtalt ei 
her groſſen Eider / ſcheußlich anzuſehen / 
in gantz America gar gemeine / die 
Braſilianer nennen es Senembi ſeynd 
vom Kopff biß zu Ende des Schwan⸗ 
tzes 2.3. in . Fuß lang. Etliche haben 
unter dem Halſe einen Kropff / etliche 
auch nicht / wie wir dann von beyderley 
Art haben / hat eine gar ſcharffe Aſche⸗ 
farben Haut / foll wenn fie leben / grün 
licht ſeyn. Wird aus kleinen als Kir⸗ 
ſchen⸗groſſen Eyern gezeuget / halten ſich 
bißweilen im Waſſer / und bißweilen 
auff dem Lande und Baumen auff. 
Daher Clufius ex Oviedo zweiſſelt / 
ob es unter die Fiſche oder Fleiſch zu 


* r"- 
* 


rechnen. Sollen über drey Monat oh⸗ 
ne Eſſen und Trincken leben koͤnnen / 
wie Marckgravius lib. 6. rerum na- 
tur; cap. u. es ſelbſt probiret. Ihr 
Fleisch ſoll lieblich als Huͤner⸗oder Ca⸗ 
ninichen⸗Fleiſch zu eſſen ſeyn / und wird 
von denen / die es einmahl geſchmecket / 
ſehr begehret. Diß Thier — zwey 
Magen haben / in dem forderſten nimpt 
es erſtlich gleich als in einem Kropfſ die 
Speiſe / welche durch einen Daͤrmen / ſo 
ein klein Finger dicke / und bey zehen Fin⸗ 
ger lang in den andern Magen / da die 
Verdauung geſchiehet / gehet. Es ſoll 
gar ein hart Leben haben / wird mit Stri⸗ 
cken gefangen. 5 
Num. 2. Ignavus, Dieſes Thier⸗ 
lein / derer wir zwey haben / iſt von Groͤſ⸗ 
fe eines Fuchſes / von Haaren rauch und 
fahl als ein Bahr / ift in Weſt Indien 
gar gemein / und wird von den Einwoh⸗ 
nern Ai; won den Portugieſen Priguiza 
von den Hollandern aber Luyart Faul⸗ 
heit genant / ſoll einen gantzen Tag / 
wenn es im Gange iſt / nicht über so. 
Schritte fortgehen / kreucht auff die 
Baume / friſſet nur das Laub darauff / 
und trincket gar nicht / ſoll / wie George 
Morckgraff der es lebendig gehabt / und 
anatomiret ( Hiftor. rerum natur. 
Brafil, lib. 6.) ſaget / ſchreyen wie eine 
junge Katze j j j . Cluſius in exot. 
p. III. und aus ihm Athan. Kirche: 
rus meynen / daß es ſoll gleich nach der 
Muſic die Thone la ſol fa mi re ut 
5 ordent⸗ 


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ordentlich herunter fingen mit ha ha 
&c. Und wenn an denen Orten die 
Mufic ware erfunden worden / ſolte 
man gedencken / daß diß Thier Veran⸗ 
laſſung darzu gegeben hätte. Es hat lan⸗ 
ge Klauen / was es faſſet / das halt es ge⸗ 
wiſſe und lange. | 
Num. 3. Zibeth⸗Katze / derſelben ha⸗ 
ben wir auff Gottorff 6. Lebendige ge⸗ 
habt / und uͤber Jahr und Tag erhalten / 
wurden aus Guinea von Capo Corfo 
eſchicket. Cardanus ſchreibet / daß 
fe niemahls koͤnnen zahm gemachet 
gegen f — war aber e > 
ſechſen / fo noch etwas jung / welche bey 
dem Menſchen / der ſie wartete / alle 


Nacht friedlich im Bette ſchlieff / und 


wenn man ſie auſſerhalb dem Kaſten 
bloß gehen ließ / ſtriche fie ſich als eine 
zahme Hauß⸗Katze an die Beine / als 
ſie aber alter wurde / begunte ſie auch / 
wenn man ſie angreiffen wolte / umb ſich 
zu beiſſen / und wurde endlich ſo wild als 
die andern. Welches dem Cardano, 
wider den Scaligerum, der ihn Exerc. 
2. n. 2. widerſpricht / in etwas zu Hulffe 
kommen kan. Sie freſſen Grütze / weiß 
Brod mit Milch auch rohe Eyer. Sie 
haben unter dem Hinterſten uber den 
Pudendis ein ſchlammicht faſt als ein 
HuͤnerEy dickes Beutlichen hangen / in 
welchem der Zibeth wachſet. Muſte 
Woͤchentlich zweymahl mit einem klei⸗ 
nen Zinnen Leffel als eine Türckiſche 
Bone groß mit groſſem Zwang abge⸗ 


nommen werden / ſonſt ſtreichen ſie es 
ſelbſt aus an die Wande. a t | 
Num. 4 Armadillo, diß Thier⸗ 
lein koͤmmt aus Weſt Indien / iſt überall 
in America zu finden. Die Braſilia⸗ 
ner nennen es Tatu, die Spanier Ar- 
madillo, weil es als gewaffnet anzuſe⸗ 
hen / hat auch ſo harte Haut / daß man 
ſie mit dem Pfeile nicht durchſchieſſen 
ſoll. Sein gantzer Leib iſt gar zierlich 
als mit einem Harniſch gewapnet. Die 
Holländer nennen es Schild⸗Vercken / 
dann es an Geſtalt einem jungen Ver⸗ 
cken gar ehnlich. Es halt ſich gemei⸗ 
niglich in der Erden auff / wie die Maul⸗ 
wuͤrffe oder Caninichen / und thun wer 
gen ihres Umbwühlens und Aufſwerf⸗ 
fens in den Garten groſſen Schaden. 
Sie werden wie die Caninichen gefan⸗ 
gen / mit Butter gekochet und gebraten / 
ſollen den Hollandern fo delicat als 
Caninichen ſchmecken. Krafft und 
Wirckung derer Schalen und Gebeine 
iſt beym Marckgravio lib. 6. cap. 8. u 


leſen, | 


TABULA VII. 


Num. 1. Lacertus peregrinus 
ſqamoſus, it vom Kopff biß zum 
Schwantze über anderthalb Fuß / der 
Schwantz aber ſo gar breit ein Fuß und 
2. Zoll lang / die circumferentz des Lei⸗ 
bes 1. Fuß 3. Zoll. Die Schuppen 
ſeynd Zoll breit und hart als Horn / lie⸗ 

| gen 


gen über einander / als wie man an den 
duͤrꝛen Danapffeln ſiehet. Hat auch 
ſolche braungele Farbe. Cluſius beſchrei⸗ 
bet ihn außfuͤhrlich pag. 374. W 
Num. 2. Iguana iſt droben Tab. 
priori beſchrieben. Nur diß darbey 
zu eꝛinneren / daß fo delicat deſſen Fleiſch 
zu eſſen / fo ſchaͤdlich ſoll es denen ſeyn / 
welche am morbo gallico laboriret 
haben / ob ſie ſchon laͤngſt darvon gene⸗ 
ſen / ſoll es doch die Schmertzen wieder 
verneuen. Cluſ exot. p. 17 
Num. 3. Crocodill wird aus Ehern 
gezeuget / derer eines darbey haͤnget / iſt 


unſern Huͤner⸗Eyern gleich an Groͤſſe / 


nur daß es nicht oben ſo ſpitz zu / ſondern 
auff Cylindriſche Art fallt. Dieſe Thies 
re werden in Indien / und am meiſten 
am Fluß Nilo in Aegypten gefunden. 
Seynd den Einwohnern an Menſchen 
und Viehe hoͤchſtſchadlich. Dieſes un, 


ter allen Thieren hat keine Zunge. Plin. 


1.8. c. 25. Es verfolget die / fo für ihm 


fliehen / und fleucht für die ſo ihm nach⸗ 


eilen / iſt geſchwinde im Lauffen / aber 
wie man ihm entkommen kan / iſt in 


Mandelslo Indian. Reiſebeſchreib. 
p · 67. zu leſen. Jonfton. de quadru- 


ped. ſchreibet / daß in America bey der 
Stadt Panama etliche von 100. Fuß 
lang ſollen gefunden werden. 
TABULA VIII. 
Die vier Thierlein in dieſer Tabu. 
la ſollen die vier Elementa 
bedenten. N 


* ml A 5 
77 (ch. 


riiſchs f 
Num. 1, Scineus Ægyptiacus ter- 


reſtris & montanus, ſoll nur auff Dürs 
rem Erdreich leben konnen / und bedeu⸗ 
tet die Erde. Sonſt iſt auch ein ander 
Aquaticus genandt / fo ſich im Waſſer 
befindet / wird in Africa bey Lybia und 
am Rothen Meer gefunden / iſt den 
Apothekern wol bekandt / die der Spra⸗ 
che unerfahren ihn Stine nennen. Dio- 
ſcorides nennet dieſen Crocodilem 
terreſtrem, und ſaget / daß er oertis 
vehiculis ſumtus vim ciendæ Vene- 
ris vehementem habe / auch intenſam 
illam Veneris cupidinem inhibire. 
lib. 2. cap, 21. & Gesnerus lib. 2. 
cap. 24. x Fer N ne 
Num. 2. Acus marina Eine Meer- 
natel / iſt ein gar ſchmaler viereckter 


Fiſch / der / ſo bald er aus dem Waſſer 


ommt / ſtirbet / bedeutet das Waſſer. 
Wird beſchrieben vomAriſtot. Oppia- 
no und Bellonio. Nenn ee 
Num. ;. Chamæleon bedeutet die 
Lufft / iſt ein Aſiatiſch Thierlein / ſehr 
mager / ſoll den gantzen Leib voll Lunge 
haben / wie Gesnerus aus dem Plin io 
lib. 8. cap. 23. berichtet / daher meynen 
ſie / daß es von der Lufft lebe. Agricola. 
Aber weil es eine lange ſchmale Zunge 
als einen dicken Zwirnsfaden hat / ſo gar 
ſchleimicht / ſoll es ſelbige heraus ſtecken / 
Muͤcken und Fliegen darmit fangen. 
Scal. de ſubtil. Exerc. 96. 4. Wel⸗ 


chem Beyfall zu geben / ſo hat man ſel 


biges Thierlein vor 40. Jahren allhier 
i zu 


Seine 25 —.— Acilo 


NN 7 N 7 . N NN M RM AN 


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1760 5 N h | 


— en. AR 2 Y 8 
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zu Gottorff lebendig gehabt / und nach 
dem es geſtorben auffgeſchnitten / und 
tine Fliege im Magen gefunden. Und 
weil es das allerfurchtſamſte Thier / ſoll 
es daher ſo offt an Farben / auff welche 
es ſitzet / a Plin. lib 8. 
Daher das Sprichwort: Chamæle- 
onte mutabilior. 
Num. 4. Salamandra bedeutet das 
Feur / ſo ferne auch ein Elementum 
Ignis 90 Es iſt eine Art von Eidexen / 
halt ſich an feuchten Oertern auff. Pli- 
nius lib. 10. cap. 6. fchreibet / daß der 
Salamander wegen feiner hefftigen Kal⸗ 
te auch das Feur außleſchen ſoll / gleich 
wie das Eiß thut. Aber ich halte / daß 
es wahr ſey / was Gesnerus aus dem 
Theophraſto durch Erfahrung berich⸗ 
tet (pag. 83.) daß er einen Salamander 
verbrandt / und die Aſche zur Artzney 
gebrauchet. Wegen des heffſtigen 
Giffts / Kalte und Feuchtigkeit / fo es in 
und an ſich hat / mag es wol / wie dene 
ca ſaget (lib. 19. Ep. 9.) mitten durchs 
Feur unverſehret lauffen / auch wol eine 
weile auff gluͤende Kohlen und im Feur 
dauren koͤnnen / aber muß doch endlich 
verbrennen / wie auch deſſen Eyer / als 
Scal. Exerc. 187. und Agricola de a- 


4 


nim. ſubt. berichten. 
TAB ULA IX. 


Num. 1. Iſt ein Einhorn / ſo 8. Fuß 
4 Zoll lang iſt / bey welchem noch 


zwen kleinere ſich befinden von füͤnffte⸗ 


halb und von z. Fuß 3. Zoll / faſt ſo weiß 
als Elfenbein / und ſeynd wi ak ge⸗ 
drehet. Daß aber ſolche Hoͤrner ſol⸗ 


ten von einem vierfüfligem Thiere ſeyn / 


fo man Einhörner nennet / in Gröffe 
und Geſtalt eines jungen Pferdes / ſo in 


den Orientaliſchen Landern in den 
Wildniſſen ſich auffhalten ſollen / wie 
die Alten darvon geſchrieben / iſt nicht 


wol zu glaͤuben. Wiewol es von lan⸗ 


gen Zeiten her Dafür gehalten / und ſo⸗ 
che Hoͤrner von vornehmen Her ꝛn und 


Potentaten theur an ſich gekaufft / und 
als ein überaus koͤſtlicher Schatz vers 
wahret worden. 8 

Es wird diſputiret / ob auch in der 
Welt ſolche Thiere / nemblich Einhoͤr⸗ 
ner / zu finden oder geweſen ſeynd / weil 
zu unſer Zeit / da die Welt doch ziemlich 
durchgewandert / keines von jemand ge⸗ 
ſehen / und davon Bericht gethan wor⸗ 
den. Gleichwol aber findet man in 
der Bibel / daß an unterſchiedlichen Dre 


ten der Einhoͤrner gedacht / und Gleich⸗ 


niſſe darvon genommen worden. Als 
im 4. Buch Moſ. Cap. 23. v. 22. Sei⸗ 
ne Freudigkeit iſt wie eines Einhorns. 

Im 5. Buch Moſ. zz. v. 17. Seine Hoͤr⸗ 
ner ſeynd wie Einhorns Hoͤrner. Job 
39. v. 12. Meyneſtu das Einhorn wird 


dir dienen / und werde bleiben an deiner 


Krippen. Pſalm 22. v. 22. Erzette 
mich von den Einhoͤrnern. Pfalm 92. 
v. Ul. 1 Horn wird erhoͤhet / wie 

| ne 


8 


Be 


. 


10 


nes Einhorns. Aber es iſt zu wiſſen / 
daß im Hebreiſchen und Grundtexte al⸗ 
lezeit ſtehet das Wort NY welches 
nicht eigentlich ein Einhorn Unicornu, 
oder Monoceros (wie es die 70. Grie⸗ 
chiſche Dolmetſcher und aus ihnen alle 
andere Sprachen gegeben) heiſſe / ſon⸗ 
dern ein ſtarckes / wildes / freches mit 
hohen Hoͤrnern begabtes / den alten He⸗ 
bræern wol bekandtes / uns aber (wie 
Marinus in Lexico Hebr. ſaget) uns 
bekandtes Thier ſey. Zu dem will auch 
aus dem 33. Cap. des J. Buch Moſ. er⸗ 
hellen / daß diß Thier Reem nicht nur 
ein / ſondern zwey Hoͤrner gehabt. 
p d M Cornua Reem ſunt 
Cornua ejus Daſtehet der Singularis 
nh, nicht der Pluralis ION) 
die Hoͤrner eines Reem. Und weil der 
Dualis A ſtehet / werden Joſephs 
zweene Sohne und Stamme Ephraim 
und Manaſſe darmit beſchrieben. Es 
hindert auch nicht / daß im 92. Pfalm 
ſtehet / mein Horn wird erhohet / wie ei⸗ 
nes Einhorns. Im Grundtexte ſte⸗ 
het exaltabis cornu meum , ſicut 
Reem. Du wirſt mein Horn auffrich⸗ 
ten / empor heben / wie das Reem zu 
thun pfleget / oder wie des Reem Hoͤr⸗ 
ner erhoͤhet ſtehen. Und Rab Eliezer 
(wie der gelehrte Bochartus angemer⸗ 
cket) uber dieſen Locum ſchreibet: quid 
r reem? Altiora ſunt cornua ejus 
quam beſtiæ cujuslibet, & ferit cor- 
au tam ſiniſtro quàm dextro. Alhier 


eignet er dem Reem auch zwey Hoͤrner 
zu. Darumb heiſt es nicht han * 
Orix vel Capra Sylveſtris, eine Art 
von wilden Ziegen / davon Plin. I. ır. 
c. 46. dieſes ſoll ſehr grauſam und 
ſtarck / und wenn dem Herodoto (1,4. 
c. 192.) zu glauben / fo groß als ein 
Ochſe ſeyn. Und daß dieſes durch 
Reem verſtanden werde / will Bochar- 


tus de animalibus S. Scripturæ be 


haupten. Deſſen Urfachen hier einzu⸗ 
fuͤhren / zu weitlaufftig fallen wolte. 
Urſach aber / warumb die 70. Grie⸗ 
chiſche Dolmetſcher das Reem einen 
Monocerotem oder Einhorn verdol⸗ 
metſchet / kan ſeyn; daß fie geſehen / wie 
Cteſias ein Uhralter Griechiſcher Scri- 
bent (der zur Zeit Cyri, fo mit dem 
Artaxerxi Krieg gefuͤhret) einen 
Onagrum oder Indianiſchen wilden 
Wald eEſel / beſchrieben mit eben ſolchen 
Umſtanden / als dem Reem in der H. 
Schrifft zugeeignet wird / daß es ein 
ſtreitbares Thier / ſo mit dem Horn / 
Zähnen und Fuͤſſen feinen Verfolgern 
auffs grauſamſte ſich erzeige / ſonderlich / 
daß er an der Stirn ein Horn haben 
ſoll: und den Spruch Davids im 92. 
Malt v. 7. dargegen haltende / haben 
ſie gemeynet / das muͤſſe vielleicht ein 
ſolch Thier ſeyn / und weil ſie doch noch 
gezweiffelt / daß es eben ein Onager ſey / 
haben ſie es generaliter Monocero- 
tem Einhorn genenne. 
Sonſt findet man auch bey * 
en 


ten und theils neuen Hiſtorienſchrei⸗ 
bern / daß unterſchiedliche Thiere / ſo nur 
ein Horn haben ſollen. 1. Als da iſt 
nicht nur der jetzt gedachte Onager oder 
wilder Wald⸗Eſel in Indien / darvon 
Phocius in fragmentis Cteſiæ Alia- 
nus lib. 4. cap. 5» Plin. 1,7. c. 2l. 
Sondern auch 2. Equus Indicus . 
lian. lib. 3. cap. 41. 3. Wilde Ochſen 
in Indien. Plin. ex Cteſio. Julius 
Cælar lib. 6. Comment. beſchreibet 
auch ein Thier / ſo ein Horn an der 
Stirn / und am Hartz ſey geſehen wor⸗ 
den / darvon bald folgen foll. 4: Paulus 

Venetus gedencket I. 3. c. 1. daß in 
Java minore geſehen worden ein Thier 
mit einem dicken ſehwartzen Horn an 
der Stirn / welches / wie die Schweine / 
ſich gerne im Kothe auffhalten ſoll. 
Vartomannus (deſſen relation Sca- 
liger Exerc. 205. groſſen Glauben zus 
ſtellet) ſaget lib. 1. Navigat. c. 19. daß 
er in Arabien zu Mecca zweyEinhoͤrner 
geſehen / ſo neben dem Tempel in einem 
Gatter verwahret gegangen / das eine iſt 
ſchmal und laͤnglicht geweſen / gleich ei⸗ 
nem Pferde⸗Fuͤllen von 30. Monat / hat 
an der Stirn ein Horn drey Ellenbogen 
lang gehabt / des andern Horn aber nur 
vier Hand hoch / der Kopff iſt faſt einem 
Hirſch gleich / der Mahn gar kurtz nur 
auff eine Seite hangend geweſen / ſchlan⸗ 
cke Schenckel wie ein Rehe / die Förder: 
Fuſſe geſpalten / einem Bocke nicht un 
gleich / ꝛc. Er erzehlet auch / daß er in 


Vunſt Kammer. 


— — 


11 


Kuhe geſehen habe / ſo ein Horn am 

Kopffe uber eine Hand hoch / welches 

fh gegen dem Mücken gekehret ges 
: | 


Unfer fo langes Horn aber wie auch 
das zu S. Denis in Franckreich / und die 


beyden ſo zu Utrecht geſehen werden / 


ſeynd keines von obgedachten Thieren / 


ſondern von einer ſonderlichen Art 
Wallfiſchen ein Schnabel / oder viel⸗ 
mehr ein herausſtehender Zahn / ſo in 
der Nord⸗See / ſonderlich bey Gruͤn⸗ 
land ſich befinden. Daher die obge⸗ 
dachten Gruͤnlaͤndiſche Weiber (p. 4.) 
dieſes Horn / als ichs ihnen gezeiget / als⸗ 
bald gekennet / und geſaget / daß ſolche 
bey ihnen aus der See kommen. Was 
dieſes Horns Tugend und Wirckung 
betrifft / fo ſchreiben die meiſten erfahrne 


Medici daß es ein gewiſſe Remedium 


wider die Gifft und gifftige Kranckhei⸗ 


Einhorn zu halten pfleget. Wiewol 
es D. Thomas Bartholinus in der 
Probe nicht gar bewaͤhret will erfunden 
haben / wird er doch vom Tulpio lib. 4. 
obſervat. medic. widerleget / und ihm 
gezeiget / wormit vielleicht in der Probe 
mag geirꝛet ſeyn. Er aber Tulpius ha⸗ 
be die Probe gut befunden. Gleich auch 
Olaus Worm / wie er in feinem Mu- 


ſæo pag. 286. berichtet / und führet flat 


liche Teſtimonia von einem gantzen 


Collegio Medicorum zu Augſpuengg 
. | mit 


Zeila eine Stadt in Æthiopia eine 


ten ſey / gleich man von dem rechten ee 


12 


— 


mit ein / daß fie in der Probe befunden 


daß dergleichen Art Einhorn wider die 
Gifft ein bewehrtes Alexipharma- 


eum ſey. 210 
Num. 2. Seynd Horner von einem 
Elend / Alces, ſo groͤſſer und ſtaͤrcker als 
ein Hirſch. Ich habe in Ingerman⸗ 
land und Carelen geſehen / die an Groͤſſe 
ein ſtarck hohes Pferd uͤbertroffen / be⸗ 
finden ſich gar haͤuffig in den Nordlaͤn⸗ 
dern / koͤnnen zahm gemacht werden / daß 
ſie ins Hauß zu trincken kommen. Et⸗ 


liche ſchreiben aus dem Olao Magno: 


daß diß Thier Elend genant werde / weil 
es taglich die hinfallende Sucht haben 
ſoll. Und wenn es mit dem rechten 
Hinter⸗Fuß ſich nur ein wenig ans Ohr 
kratzet und ſchꝛammet / ſoll es wieder ges 
neſen. Ich bin aber von fuͤrnehmen 
Leuten / bey denen ſie gar gemeine und 
zahm gehen / berichtet / daß ſichs nicht 


alſo verhalte. Jedoch halt man da⸗ 


fuͤr / daß die Elends⸗Klauen ſehr gut 
wider die hinfallende Sucht ſeyn ſollen / 
wenn man entweder daraus gemachte 
Ringe an dem lincken Gold⸗Finger 


traͤget / oder einem / der mit ſolcher 
Kranckheit behafftet / ein Stuck darvon 
in die lincke Hand leget / und die Hand 


zuhalt / oder im lincken Ohr damit her⸗ 
umb fahret und ruͤhret. Vid. Olaum 


Magn. lib. 18. c. 2. & Jonfton. qua- 


druped. pag. 97. qui addit hæc. Suf- 
focatæ mulieri raſura cum Zedoa- 
ria anaticis partibus felicisfime exhi- 


— 


— —— EEE 
betur. Von ſelbiger Art: Geweihen 


Gottorffiſche 


haben wir drey paar / wie auch etliche 
Beine und Fuͤſſe / derer zween zu Trinck⸗ 
geſchirꝛen gemacht ſeynd. 
Num. 3. Seynd Horner von einer 
Gems / Rupicapra genant / ſo ſich im 
Schweitzer Gebirge hauffig finden laſ⸗ 
ſen. Tragen die Hörner ruͤckwerts ge⸗ 
beuget / mit welchen / wenn ſie auffs euſ⸗ 
ſerſte verfolget werden / und keine Auß⸗ 
flucht ſehen / an die ſteilen Felſen han⸗ 
gen / in Meynung dem Jager zu entrin⸗ 
nen / werden doch alſo vom Jager er⸗ 
ſchoſſen / oder muͤſſen 3 ſtur⸗ 
tzen. Es koͤnnen die Verfolger dieſer 
Thiere / oder Gemsſteiger / daruͤber in 
Lebens Gefahr gerathen / wie ſolches der 
hochloͤbliche Kaͤyſer Maximilianus 
Primus (ein ſonderlicher Liebhaber ſol⸗ 
cher Jagt) an ſich erfahren / wie ers in 
ſeinem Theurdanck ſelbſt bekennet pag. 
16. 17.19.52. Und Cuſpinianus in vi- 
ta Maximil p. 614. gedeneket. 
Num. f. 4. 5. b. Seynd Rkinocer 
Hoͤrner / 8 gar ungemein 
und 3. Fuß lang iſt. Solch Horn iſt 
von einem Thiere / ſo etwas kleiner als 
ein Elephant / und hat das Horn forn 
auff der Naſen ſtehen / daher es auch 
den Namen bekommen / wird in Indien 
angetroffen / ſonderlich umb Cambajaı 
Bengala, Siam, Sumatra, Java major 
wie auch in Ætlüopia und America, 
woſelbſt ihre abgeworffene Hörner auf⸗ 
geleſen und eee 
| | Thier 


> e 
2 4444 
2 | h » Ar 7 * 


Thier ſoll dem Ariſtoteli und andern 
eee auch den Roͤmern und in 
115 Europa unbekandt geweſen ſeyn / 

iß zur Zeit des Kayſers Auguſti, wel⸗ 
cher / wie Dio Casfius lib. 51. meynet / 
zum erſten mahl / nach dem er die Cleo⸗ 
patram uͤberwunden / zum Triumph in 
Rom eingeſuͤhret. Plinius aber (wel⸗ 
chem als einem Roͤmer / mehr / als den 
Griechen Glauben zuzuſtellen) lib. 8. 
c. 26. ſaget: daß Cn. Pompejus Ma- 
gnus, der viel Jahr vor dem Auguſto 
gelebet / der ſey geweſen / der in Rom 
zum erſten mahl einen Rhinocer ge⸗ 
bracht / und zum Schauſpiel auffgefuͤh⸗ 
ret. Es iſt ein gar ſtarck und grinmig 
Thier / daß es auch ziemlich ſtarcke Bau⸗ 
me umbreiſſen kan : wie Mercklein in 
der Oſt⸗ Ind. Reiſebeſchreib. gedencket. 
Daher S. Hieronymus in Comment. 


daß der Rhinoeer das Einhorn oder 


Jobi RR faſt der Meynung iſt / 


Reem, ſo (wie oben gemeldet) offt in 


H. Schrifft gedacht wird / ſeyn muge. 
Es iſt ein grimmiger Feind des Ele⸗ 
phanten / der ſich wol fuͤrſehen muß / daß 


der Khinocer ihm mit dem Horn nicht 


unter den Bauch koͤmmt. Und wenn er 
zum Streit gehen will / wetzet er das 
Horn am Felſen. Man kan an denen / 
ſo wir haben / ſehen / daß ſie geſtritten / 
— —.— und die Steinriſſe noch 
ich haben. 1 
Emanuel / der Koͤnig in 


Portugal | 


der zu erſt die Indianiſche Schifffahrt 


17 2 13 
auffſuchen laſſen / hat Anno 1513. einen 
Rhinocer aus Indien geſchickt bekom⸗ 
men (Surius p. 82.) und Anno 17. 
in einem Schauſpiel mit einem Ele⸗ 
phanten ſtreiten laſſen: und hat nach lan⸗ 
gem Gefechte der Rhinocer den Ele⸗ 
phanten erleget. Aldrovandus lib. 1. 
quadrup. pag. 883. Denſelben Rhi- 
nocer hat Albrecht Duͤrer / der berühmte 
te Mahler geconterfeyet / daher ſeynd 
die Copien beym Aldrovando;Gesne- 
ro und andern / wiewol nicht fo gar ei⸗ 
gentlich / genommen worden. Dann es 
berichtet George Anderſen unſer Har⸗ 
desvoigt zu Kroppe / wie auch Johann 
Jacob Mercklein / ſo in Ja va majore 
die Khinoceres ſelbſt gefehen / daß ſie 
ſchwartzblau von Farben / haben Fuͤſſe 
als eine Kuhe / eine Haut / ſo zwey Fin⸗ 
ger dicke / und krauß gleich als wenn ſie 
ewapnet waren / aber nicht von ſo ho⸗ 
en abſetzen / als es in gemein abgebil⸗ 
det wird. Seynd / wenn ſie erwachſen / 
wegen ihrer Grauſamkeit und Starcke 
lebendig nicht wol zufangen. Merckl. 
Oſt Ind. Reiſebeſchr. p. 3: Wir har 
ben neben einem Stuͤcke von der dicken 


% 


Haut drey Trinckgeſchirꝛe aus ihren 


Hoͤrnern kuͤnſtlich außgearbeitet in der 
Kunſt Kammer ſtehen. Sollen auch 
wider Gifft ſeyn. 1 
Num. 7. Dieſe Horner ſeynd von 
einem Bezoar Bocke / in welchem der 
Bezoar Stein gefunden wird. Das 
Thier ſoll nach Aldrovandi Beſchrei⸗ 
B ij | bung 


14 ; 


bung 1 1. quadr. p. 455- ) in Groͤſſe und 


Geſtalt eines Hirſches / aber Bocks⸗ art 


ſeyn / als es auch nicht allein die Art 


Hoͤrner geben / ſondern auch der Name 


vom Perſiſchen Worte AP Bes, fo ein 


Bock heiſſet / anzeiget / weil ſelbige Boͤcke 


in Perſien am Orientaliſchen Theile 
ſonderlich in der Land ſchafſt Choraſan 
heuffig gefunden werden. Ob aber der 
Name vom // Bazar, ſo forum, 

ein Marckt heiſſet / herkomme / und fo 
viel heiſſe als lapis forenſis wie Garci- 
as meynet / laß ich dahin geſtallt ſeyn: 
fo muften andere Sachen / ſo auff dem 
Baſar verkaufft werden / auch ihren 
Namen daher haben. 


Es werden aber ſolche Voͤcke nicht 


allein in Perſien / ſondern auch in Indi⸗ 
en / da er Bezar genant wird / gefunden. 
Die Perſiſchen will man doch fuͤr die 
beſten halten. Es werden auch Bezo- 


ar Steine in Weſt⸗Indien / ſonderlich 


in der Land ſchafft Peru in allerhand za⸗ 
men und wilden Thieren gefunden / ſo 
klein und groß / etliche wie Tauben⸗ 
Eyer / wie wir dann auch einen ſolchen / 
neben einem 5 lang und 


ſchmal / als einen Finger / haben. Im 


4. Buche der Weſte Ind. Hiſtorien 
cap. 42. werden ſelbige Steine beſchrie⸗ 
ben. Es ſollen gifftige Kraͤuter ſeyn / 

welche dieſe Thiere kauen und freſſen / 

davon ſoll der Bezoar Stein wachſen. 

Die Orientaliſchen ſollen doch an Tu⸗ 

gend und Krafft die Weſt Indiſche uͤ⸗ 


10 iſche 
* ieee 


Y ; 
—— 
8 Fe 


vertreffem. Daß auch wilde Geifen 


ſeynd / die Gifft ohne Schaden weiden 


koͤnnen / bezeuget Plin. I. 10. c. 27. Der 
Stein wird in der Thieren Magen ge⸗ 
funden / hat im Centro ein Korn oder 
eine Huͤlſe von einem Saamen / bißwei⸗ 


len rund / bißweilen laͤnglicht / über wel⸗ 


ches der Bezoar waͤchſet / und gleich als 
viel Schalen übereinander fich leget / 
wie ich ſolches in Hamburg bey meinem 
guten Freunde Seel. Herꝛn Paul Lan⸗ 
germann / der ſolche Oriental. Steine 
viel hatte / und derer etliche / umb mich 
deſſen zu verftändigen / entzwey ſchlug / 
ſelbſt geſehen. Selbiger Stein wird 
in Perſien hoch gehalten / und wider alle 
gate und anſteckende Kranckheiten 
gebrauchet. Die von denen ſo auff dem 
Gebirge ſeyn die beften. 
Num. g. Iſt ein Horn vom wilden 
Ochſen / der an Geſtalt als ein Hirſch 
ſich befindet / hat das Horn mitten aufm 
Kopffe / waͤchſet eine Hand hoch erſt als 
ein eintzeln Horn / und ergeuft fich her⸗ 
nach in etliche Enden. Soll / wie Ju- 
lius Cœſar in Commentario lib. 6. 
ſchreibet / am Hartze gefunden werden. 
Eſt bos, inquit, cervi figura cujus A 
media fronte inter aures unum cor- 
nu exiſtit excelſius magis directum 
his, quæ nobis nota ſunt cornibus, 
ab ejus ſummo ſicut palmæ ramique 
late diffunduntur. Diß iſt / deſſen o⸗ 


ben pag. Ir. gedacht worden. 


Num. 9. Iſt ein Horn von einem 
f 1 Ona- 


a ff 


) 7 l, 2 
7 , 


2 


Nn 


IV / 


L” 
Onagro oder wilden Indianiſchen 
WaldeEſel / das einig mitten an der 


nern zu Mecca berichtet / will Bochar- 
tus auch in Zweiffel ziehen / und wenn 
es ja wahr ware / ſo meynet er / daß da⸗ 
ſelbſt der Oryx heſchrieben werde. Ar 
ber wie kan daſſelbe Thier Oryx und 
daher Reem geweſen ſeyn / weil Bo- 


chart. will / daß das Reem zwey Hör: 


ner gehabt. Und will zwar beweiſen 
nicht nur aus den Chaldeern und alten 
Hebreeern / ſondern auch aus den Ara⸗ 
bern / daß Reem ( fo die Araber 


© Rim nennen) eine Art der wilden 


| ! 17 
Ziegen / aber viel gröffer und ſtarcker als 
die gemeinen Ziegen ſeynd pag. 962. 
und refutiret / was ihm dargegen Eönte 
eingeworffen werden. Gleichwol ſa⸗ 
get er hernach pag. 966: Proinde ſic- 
uti nobis deerunt certæ probatio- 
nes, liceat agere per conjecturas do- 
nec plus lucis affulgeat. | 


TABULA X. 
Num. 1. Seynd Hörner von einem 


Wilden oder Steinbock Ibex genandt / 


ſo ſich in dem Schweitzer⸗Gebirge be⸗ 
findet. Dieſe Horner ſeynd andert 
halb Ellen lang. Bellonius ſchreibet / 
daß er eines von vier Ellen geſehen ha⸗ 
be. Es ſoll unter allen Thieren keines 
ſeyn / das langer Hoͤrner habe als dieſes. 
Sie ſollen geſchwinde lauffen / und ge⸗ 
waltig / ja von einem Felß zum andern / 


wenn ſie gleich 8. Schritte von einander 


ſtehen / ſpringen koͤnnen / wie jonſtonius 
aus Aldrovando pag. 80. berichtet. 


Num. 2. Iſt ein Kopff von einem | 


Americaniſchem Bocke / ſo von dero 
Orten in Holland gebracht worden / und 
iſt zu Enckhuſen geſtorben. 
Num. 3. Iſt ein Kopff und Gewei⸗ 
he von einem Renthiere / Rangifer ge⸗ 
nant / ſo in den ſernen Nord⸗Landern / 
ſonderlich in Lapland fallen / ſehen den 
Hirſchen nicht ungleich / haben doch gar 
breite Füſſe / gehen in der Wildniß / koͤn⸗ 
nen aber von den Einwohnern * 


D 


16 - 


gemachet und zur Hauß haltung ge 
anche werden Etliche Lappen ollen 
derſelben 100. 200. 30004 und wo 
mehr in ihren Hoͤfen haben / die ſie durch 
einen Hirten zur Weide auß⸗und ein⸗ 
treiben laſſen. Sie werden wie die 
Kuͤhe gemolcken / ſo gute Butter und 
Keſe geben ſoll / welche ihnen nicht nur 
zur Speiſe / ſondern auch zur Artzney 
wider gewiſſe Mangel und Gebrechen 
dienet. Ihre beſte Speiſe iſt Moos / 
ſo an den Baumen und auff Hügeln 
wachſet. Sie werden auch zur Arbeit 
gewehnet / daß ſie nicht allein Schlitten / 
ſondern auch Laſtwagen ziehen / mit wel⸗ 
5 fie des Tages drey Meilen fort 
kommen koͤnnen. Mit Schlitten auf 
dem Schnee Eönnen fie uber alle Maſ⸗ 
fe geſchwinde lauffen / uber Berg und 
Thal: und ſeynd ſonderlich die / ſo zu 
dem Poſt⸗Lauffen gewehnet / des We⸗ 
ges ſo kuͤndig / daß ſie ohn einiges Len⸗ 
cken und Wincken ſich an beſtimten Ort 
einfinden / da ſie alsdann auch ſtille ſte⸗ 
hen / und ſich nicht ferner jagen laſſen / 
welches alſo nicht / wie etliche meynen / 
mit Hexerey zugehet. Wiewol die 
Hexerey bey den Lappen nicht gar un⸗ 
gemein / daß wenn ſie zur See ſeynd / mit 
Auffloͤſen etlicher Knotten / den Wind 
zu ihrem Willen haben Eönnen / wie 
man von ihnen ſagen will. Selbige 
Renthiere / wenn fie in andere Lander 
und Lufft gebracht werden / koͤnnen nicht 
lange leben. Wie es denn offt verſuchet 


1 


N77 che 


worden / und berichtet Olaus Magnus, 
daß einſt dem Hertzog Friedrich zu Hol⸗ 


1 


ſtein aus Schweden 6. derſelbigen mit 
einem Knechte zugeſchickt worden / 
ſeynd aber ſampt dem Knechte bald ge⸗ 
ſtorben Ban ni © | 
Num. 4. Iſt ein Rehe⸗Geweihe 
durch einen Baum gewachſen / nach 
Art der Kinbacke / ſo in der Koͤnigl. 
Kunſt Kammer zu Koppenhagen be⸗ 
kane von Olao Worm beſchrie⸗ 


TABULAXL 
Num. 1. Sfteine gar ſchone Schlan⸗ 


ge / und niemand ſchaͤdlich / wird Zicat⸗ 
linan ode formicarum, die 
Mutter ſeiſſen genant / weil ſie in 


den Loͤchekn und Hauffen / da die Ameiſ⸗ 
fen niſten / ſich auff halt und auch ihnen 
folget / ift kaum eines Fingers dicke und 
anderthalb Ellen lang / wird beſchrieben 
vom Nirenbergio lib. 12. c. 7. 

Num. 2. Dieſe Schlange wird ge⸗ 
nant von den Americanern / woſelbſt ſie 
am meiſten angetroffen wird Tenthla- 
cacauhqui, oder Domina ferpentums 
die principalſte unter den Schlangen. 
Iſt die allervergifftigfte und ſchaͤdlich⸗ 
ſte / darumb hat ſie die Natur gezeichnet / 
daß man fich vor ſie hůten ſoll. Dann 
ſie hinten am Schwantze etliche Glie⸗ 
der / ſo ſich bewegen und klappern / hat. 


Wenn man von ihr gebiſſen wird / und 


nicht 


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4 
1 + 
” 


— 


chet / muß der Menſch innerhalb 24. 
Stunden des Todes ſeyn. Das beſte 
remedium dargegen ſoll ſeyn / wenn 
man nur alsbald das verletzte Glied 
in friſche Erde ſcharꝛet / und fo lange 
darin halt / biß der Schmertz vergehet. 
Am Bauche iſt fie weiß / am Ruͤckẽ grau 
mit weiſſen Creutzen / der Kopff als eine 
Viper. Die / ſo bey uns zu finden / iſt 


über 2. Ellen lang / und im Diametro. 


anderthalb Zoll dicke. In Mexico 
ſollen fie als ein Bein dicke gefunden 
werden. Die Mexicaner wiſſen fie 
zahm zu machen / daß fie ſelbige in ihren 
Hauſern zur Luft haben / kan ein gantz 
Jahr ohne Speiß und Tranck leben / 
darvon Nirenberg Cap. 1. 
Num. 3. Iſt ei eſtopffte Haut 


von einer gar groſſen bunten Schlan⸗ 


ge / worbey auch eine von dergleichen / 
kommen aus Braſilien. Solche Art 
Schlangen ſollen ein Schweinfercken 


verſchlucken koͤnnen / welches mir zwar 


anfänglich unglaublich vorgekommen. 
Weil aber etliche / fo in Indien derglei⸗ 
chen geſehen / und in unſer Kunſt Kam⸗ 
mer bey Anſchauung der Unſerigen ſelbſt 
anfiengen zu erzehlen / wie in der Inſel 
Formoſa von ſelbigen Thieren an Hu⸗ 

nern und anderm kleinen Viehe / ſo ſie 
verſchlucketen / groſſer Schade geſche⸗ 
he / habe ichs geglaubet / und iſt mir nach 
der Zeit deſto glaublicher vorgekommen / 
weil Jurgen Andres und andere in ih⸗ 


* 2 4 N RA; 
Iran 


rer Indianiſchen Neiſebeſchreibung bes 
richten / daß auff der Inſel Java 
Schlangen gefunden werden / die gantze 
Menſchen verſchlucken. Ariſt. lib. ani- 
mal. c. 1. erzehlet / daß etliche Africa- 
niſche Meer⸗Schlangen gefunden wer⸗ 
den / ſo groß und ſtarck / daß ſie ein Both 
umbwerffen koͤnnen. Und im Olao 
Magno lieſet man / (lib. 21. cap. 3. 
welches noch mehr zu verwundern) daß 
in der Norwegiſchen See ſich Schlan⸗ 
gen ſehen laſſen / die 100. in 200. und 
mehr Fuß lang / und von gewaltiger 
Dicke ſeynd / daß fie Kalber / Schaaffe 
und Schweine verſchlingen / daß dieſes 
wahr ſey / hat neulich ein vornehmer 
Schwediſcher Her: zu Gottorff bekraͤff⸗ 
tiget / und darneben geſaget / daß er vom 
Buͤrgermeiſter zu Malmoi einem 
glaubwuͤrdigem Manne gehoͤret / wie 


. kn sun Gm eu 


nich alsbald etwas dargegen gebrau- 


er auff einem Huͤgel an der Nordiſchen 
See ſtehend eine ſo groſſe Schlange in 


ſtillem Waſſer geſehen / die von ferne fo 
dicke als ein groß Weinfaß anzuſehen 
geweſen / und habe 27. Kruͤmmen ges 
habt. Selbige Schlangen ſollen nur 
bey ſtillem Wetter und zu gewiſſen Zei⸗ 
ten ſich auff dem Waſſer ſehen laſſen 
und wenn es geſchiehet / ſoll es ein boͤß 
Omen oder Anzeigung fuͤr das Land o⸗ 
der Heran des Landes ſeyn. Olaus 
Magnus ſetzet zum Exempel. Daß 
Anno 10a L. eine ſoſche Schlange ſich 
hoch über das Waſſer mit einem Theil 
des aten, die / der Munten 


7 
18 . 


ſimg nach bey so, Ellen lang geweſen / 


die ſoll des Chriſtierni, Tyranni Ko, 


nigs in Dennemarck und Schweden o⸗ 


der Chriftiani fecundi und vieler vor⸗ 
nehmen Herꝛn des Landes Untergang 
angedeutet haben; | 
Was Poflidonius;citanteStrabo-. 
ne lib. 16. von einer ſo groſſen Schlan⸗ 
ge die im Felde Maera todt geſehen 
worden / daß wenn Reuter auff beyden 
Enden gehalten einander nicht haben 
ſehen koͤnnen / deſſen Rache fo groß ge 
weſen / daß ein Reuter mit dem Pferde 
hinein reiten koͤnnen / und eine Schup⸗ 
pe von deſſen Haut groͤſſer als ein 
Schild. (Solche Art Schlangen hat 
man Drachen genant.) Was auch 
Olaus Magnus aus dem Volaterano 
erzehlet / daß Schlangen gefunden wuͤr⸗ 
den / welche 1000, Schritte lang / und 
zu gewiſſen Zeiten des Jahrs eine gantze 
Heerde klein Viehe ſampt dem Hirten 
aufffreſſen koͤnnen / laß ich an feinen Ort 
geſtellet ſeyn. N 
Num. 4. Iſt ein Scolopendra, ein 
Erd⸗ oder Waſſer⸗Wurm / ſonſt wegen 
der vielen Fuͤſſe / Tauſendfuß genant / 
Aldrovandus de inſectis lib. 7. c. 6. 


machet derer zweyerley Geſchlechte / etl⸗ 


che ſo im Waſſer / etliche / ſo auff dem 
Lande leben. 1 


rauben 
Num 1. 2. Seynd Scorpionen / de⸗ 


Tifche: | 
— 


e 
leicht ſo groß gefunden / iſt ſchwartz. 


Wirr haben dieſen aus Perſien von der 


Stadt Caſchan / woſelbſt fie hauffi 
und am allervergifftigſten ſeynd * 


bracht. Der Stachel / den er krum 


am euſſerſten Gliede des Schwantzes 


2 meynet Plinius lib. i. c. 37. fe 
ohl / dadurch er ſeinen Gifft / Ich 
ıch die Schlangen Durch ihre hohle 
Fahne in die Wunde gieſſen. Aber es 
ie 5 — . Sahne 
ie gen unter den Zaͤhnen 

ein Blaͤßlein mit Gifft haben / und im 
Beiſſenaußdrucken. Scheinet gleich, 
wol / daß die Spitze / ſo als eine ſubtile 
Natel iſt / kein Loch habe / ſondern gantz 
ſey. Sie fliehen die Sonne / und hal⸗ 
ten ſich gemeiniglich in den Ritzen der 
alten Mauren / auch unter den Steinen 


auff / ſie werden nicht per coitum ge · 


neriret / ſondern aus faul Holtz und an⸗ 
derer faulen Aas hafſten materia durch 
der Sonnen Hitze / ſo dem Æliano zu 
glauben. Die Perſer meynen / die 
Jungen ſolten die Alten todt beiſſen. 
Was hiervon und von ihrer genera- 
tion mehr zu wiſſen / kan man außführ⸗ 
licher leſen in meinem Perſiſchen Ro⸗ 
ſenthal lib. 7. Hiſt. 10. Sie kriechen 
geſchwinde auff der Erden / und halten 
den Schwantz empor / ſonſt wurde er 
ihnen wegen des krummen Stachels 


erhinberlich fal. Dieferwaude in 


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Aunfl Kammer. Rs}, 


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ein Glaß mit Baumoͤhl gethan / worin: 
— 8. Tage . — iſt daher 
zu glauben / was Aldro vandus aus dem 
Alberto lib. 5. de inſect. pag. 581. be 
richtet / daß ſein Scorpion 22. Tage 


im Oele gelebet / da andere Inſecta ſonſt 
im Oel bald ſterben. Sie kommen ſonſt 


ohne Speiſe lange leben / gleich wie die 


Art Schlangen. Und meynet Plinius 


lib. 10. c. 72. daß kein gifftig Thier Hun⸗ 
ger und Durſt ſterben konne. 3 
Num. J. Iſt ein wunderlicher Kna⸗ 
chen oder Bein / faſt wie eine zuſammen 
gekrochene Mauß anzuſehen / etwas 
kleiner als ein Huͤner Ey. Hat einen 
beweglichen Schnabel / und einen als ei⸗ 
ne Federſpule dicken Schwantz. Olaus 
Worm hat auch dergleichen in ſeinem 
Muſæo gehabt / fo jeko in Ihrer Kos 
nigl. Majeſt. zu Dennemarck Kunſt⸗ 
Kammer verhanden. Es haben zwar 
etliche gemeynet / daß es ſoll aus dem 
Kopfe eines Fiſches Remora genant / 
ſeyn / wie auch dergleichen in der Schatz 


Cammer des Ertzhertzogs Ferdinandi 


Caroli auff dem Schloß Amris anzu⸗ 


treffen / mit der Uberſchrifft: Os Remo- 


rœ. Aber es wird vom Olao Worm 
gar recht refutiret / dann des Remoræ 


KRopff / derer wir zwey haben / iſt viel zu 


klein / auch nicht darnach proportioni- 
ret / daß er ein e faſſen koͤnte / 
bleibt alſo ein unbekandt Bein. Es ſey 


dann / daß man darvor halten will / daß 


ein Erden generiret ſey / wie dann 


die Naturkuͤndiger ſchreiben / daß unters 
ſchiedliche Art Knochen in der Erden 
wachſen ſollen. Hiervon gar ſchoͤn zu 
leſen Athan. Kircherus in mundo 
ſubterraneo lib. 8. ſect. 2. de Eno- 
ſtrorum, five osſium ſubterreſtri- 
um ortu » welcher deſſen Zeugnif 
ſe aus unter ſchiedlichen Autor. her⸗ 
bey bringet / die darvon geſchrie⸗ 
ben / als Hector Boetius lib. de 


lapidib. Agricola lib. 2. defosſi lib. 


Ercker von Bergwercken. Cæſalpi- 
nus cap. 84. hic dicit : Oſſa autem 
& terra naſci invenirique lapides of- 


ſeos luculenter oftendit Theophra- 


ftus &c, 
Num. 4. Tarantula iſt eine Art 
von groſſen Spinnen / ſo von der Taren⸗ 


tiniſchen Gegend oder vom Fluß Thara 


den Namen bekommen / weil ſie daſelbſt 
am meiſten / wie auch jetzo in Calabria 


und Sicilien gefunden werden. Sie 


haben einen wunderlichen Gifft bey ſich / 
dann wann die Menſchen von ihnen ge⸗ 
ſtochen werden / lauffen etliche / etliche 
lachen immer / etliche weinen / etliche 
ſchreyen / etliche ſchlaffen / etliche wachen / 
etliche tantzen immer. Was vor reme- 
dia dafür / ſonderlich den Tantzern / 
durch eine ſonderliche Muſicaliſche 
harmonie und Melodey / iſt beym 


Kirchero libro de arte magnetica 


arte 3. t. 8. c. 2. außführlich beſchrie⸗ 

bar Bas die Perſer für ſeltzam 
Euren bey ihren Beſchadigten vorneh⸗ 
C ii men / 


Mꝛauß in S 


\ 


ee „Gottorffiſche 
men / iſt in meiner Perfianifchen Reife 
beſchreibung / bey Erwehnung der 


Stadt Kalchan ; woſelbſt fie haͤuffig 
Inzutreffen / gedacht worden. 
Num. 5. Iſt eine Heuſchrecke / wel⸗ 
che Doctor Paludanus ſelbſt mit aus 
Aegypten gebracht. u | 
Num. 6. Iſt ein fonderlich rauch 
Thierlein / etwa ein wenig groͤſſer als 
eine Mauß / kommt aus Norwegen / wo⸗ 
er es aus den Wolcken gefallen. 
iefe Art ſollen auff dem Felde die 
Saat und Weide ſehr verderben. In 
Norwegen werden ſie Leming und 
Lemmiger genant / heiſſet fo viel / als 
Meſſores, Schnitter / weil ſie mit den 
foͤrderſten Zahnen gleich als mit einer 
Sichel das Korn abſchneiden. Dieſes 
Thierlein (die Norwegiſche Mauß) 
hat Olaus Worm in einem abſonderli⸗ 
chem Tradtate, wie auch in feinem Mu- 
ſæo außfuͤhrlich beſchrieben. Damit 


nicht daran zu zweiffeln / daß ſie aus den 


Wolcken fallen / fuͤhret er gar viel glaub⸗ 
wuͤrdige Exempel mit ein. Man hat 
keſunden / daß fie nicht allein guffs Sand / 
ſondern auch zu den Fiſchern in die Kah⸗ 
ne und Boothe gefallen find. An 1651. 
oll ( referente M ormio) im Caſpel 
Sogno einer krancken Frauen / ſo un⸗ 
term bloſſen Himmel geſeſſen / eine ſolche 
choß geſallen ſeyn. Man 
ſoll ſie auch zur Winters⸗Zeit uͤber den 


Schnee / auff hohen Bergen gefallen 


finden. Olaus Worm erzehlet auch / 


daß zweene Bauren in Norwegen über 
einen gefrornen Strom gangen / und als 
ſie mitten auff den Strom gekommen / 


ell 
aber iſt bund mit ſchwartz und rothen 


ſey dem einen eine Kroͤte auff den er | 
gefallen. p. 27. Dieſer Mauſe 


Flecken / gleich wie die Hamſter / derer 


umb Magdeburg und Aſcherleben / in 
meinem Vaterlande und umbliegenden 
Gegenden viel gefunden werden / und 
am reiffen Korn groſſen , m 
dann fie die beſten Körner iin die Zellen / 
fo ſie unter der Erden haben / haufig 


einſchleppen. Und halte ich darvor / 


daß dieſe Norwegiſche Mauß auch eine 
Hamſter⸗Art ſey / weil ſie / wie andere 
Hamſter / wenn fie angeruͤhret werden / 
boßhafft auff die Hinterbeine treten / 
und ſich zur Gegenwehr anſtellen. Die⸗ 
fe Norwegiſche Mauſe ſollen nicht nur 
den Feldfruͤchten / ſondern auch den 
Menſchen ſchadlich ſeyn / und ſonderlich 
wo fie ſich haͤuffig finden / die Lufft ver 
ahn daß daher die Peſte und andere 
gefährliche Kranckheiten entſtanden. 
Von dieſer Norwegiſchen Mauß ha⸗ 


ben auch geſchrieben Olaus Magnus 


hiftor. ſept. lib. ig. e 20. und aus ihm 
Gesnerus cap. 17. Art. 2. Scal exerc. 
192. ſect. 3. Fort. Licetus I. 2. e. 46. 
de his, qui diu vivunt ſine alimento, 
Zigler in deſcriptione Norvvegiæ, 
Unter allen aber keiner außfuͤhrlicher 
als der gelehrte Olaus Worm / welcher 


von ihrem Urſprung nicht unglaubliche 


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5 


Opiniones hat / und ſonſt feine no- 
table Hiſtorien mit einfuͤhret. Wor⸗ 
hin ich den guͤnſtigen Leſer will angewie⸗ 
ſen haben. At: 


= TABULA XIII. 


Num. 1. Iſt ein Kopff von einer 
Kropffgans / welche wir am Strande 
der Caſpiſchen See geſchoſſen / da fie 
bey so. in 1oo. beyſammen anzutreffen. 
Dieſer Vogel iſt etwas groͤſſer als ein 
Schwan / hat doch nicht ſo langen Hals / 
ſonſt an Geſtalt und Federn unſern ge⸗ 
meinen Gaͤnſen gleich. Von den Ruſ⸗ 
fen werden fie Babba, von den Perſern 
Cuthan; vom Plinio und Aldrovan- 
do Onoeratalus item Pelican genant / 
hat forn am Schnabel einen krummen 
Haken / und unter dem Schnabel und 
Kehle einen Beutel von duͤnner zuſam⸗ 
men geſchrumpener Haut / welcher 
ſich fo weit außdehnen laffet / daß man 
mit einem Stieffel oder Kopff geraum 
hinein fahren kan / im ſelben ſamlen fie 
die Fiſche. Etliche werden zahm ge⸗ 
macht / und am Eingange des Halſes 
zugeſchnuͤret / und alſo zum Fiſchfangen 
gebrauchet. In Holland iſt vor we⸗ 
nig Jahren eine ſolche lebendige Gans 
als ein Pelican außgeruffen / uud umbs 
Geld gezeiget worden. Aldro vandus 
nennet dieſen Vogel auch einen Peli⸗ 
can / aber gleichwol halt er nicht darfür / 
daß es ein folcher fey / als ihn die Alten 


Kunſt Kammer. | | a 


geglaubet / und von den Mahlern abges 
bildet wird / daß er ſich in die Bruſt ha⸗ 
cken / und mit ſeinem Blute die von der 
Schlangen getoͤdtete Jungen wieder 
lebendig machen ſoll / welches wir mit 
dem Aldrovando für eine Fabel hal 
ten. Hievon iſt auch in Olearii Perſi⸗ 
— Reiſebeſchr. Edit. 3. p. 380. zu 

eſen. 8 
Num. 2. Iſt auch eur groſſer India⸗ 
niſcher Vogel / welchen die Unſerigen 
Caſuar, feine Landsleute aber Emeu 
nennen. Sie ſollen am meiſten auff 
der Inſul Sumatra gefunden werden. 
Er hat ſchwartze kleine duͤnne Federn / 
wie fie Num. 3. bezeichnet. Iſt der⸗ 
wegen von ferne als ein raucher Bahr 
anzuſehen / hat keine Fluͤgel / ſondern an 
dero ſtatt auff jeglicher Seite zwo 
ſchwartze Pinnen / als Schreibfedern 
dicke herunter hangen. Wir haben 
dieſen auff Gottorff lebendig gehabt. 
Er war noch einſt ſo groß als ein 
Schwan. Wenn er ſich auffrichtete / 
war er faſt Mannes Lange. Er hatte 
am Halſe zwey Beutel / ſo roth und blau / 
herunter hangen / wie die Calcuniſche 
Hahnen. War ſehr muhtig und keck / 
gieng auff einen Knaben oder kurtze 
Perſon dreiſte zu / und trat ihn / wo er 
kunte / unter die Fuſſe. Der erſte von 
dieſer Art iſt Anno 1575. mit der erſten 
Hollaͤndiſchen Schiffahrt aus Indien 
von der Inſel Bandaß wo ſehr viel Mir 
ſcaten⸗Nuſſe wachſen / mit heraus ge 
Cin blkacht/ 


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bracht / und Kayſer Rudolff II. vereh⸗ 
ret worden. Clul. lib. Exotie. cap. 3. 
Num. 4. Iſt ein Kopff von der 
Leffelganß / derer wir auch viel am Ca⸗ 
Hachen Strande angetroffen / wird 
latina auch Cochlearia genant. Iſt 
ein wenig kleiner als eine gemeine 
Ganß. In Engelland hat man ſie 
wild und zahm / und werden als delica- 
te Speiſen gehalten. 
Num. 5. Iſt ein Kopff von einem 
frembden Vogel welchen Clufius 
Gallum peregrinum , Nirenbergius 
Cygnum cuculatum die Holländer 
aber Walghvogel / vom Eckel / den fie 
wegen des harten Fleiſches machen ſol⸗ 
len / nennen. Die Hollander ſollen zu 
erſt ſolchen Vogel auff der Inſel Mau · 
ritius angetroffen haben / ſol auch keine 
Fluͤgel / ſondern an deſſen Stat zwo 
Pinnen haben / gleich wie die Emeu 
und Pinguinen. Cluſ. exot. 
Num. 6. Wird Anfer Magella- 
nicus genant / wir haben derer zwo Die 
eine iſt vom Freto Magellanico her- 
kommen. Die andere aber aus Nor⸗ 
den / ſo vor zwey Jahren bey uns leben⸗ 
dig geweſen. Iſt eine rechte Gaͤnſe⸗Art 
an Groͤſſe / Federn und Fuͤſſe / gehen auf: 
gericht / wie die Menſchen / den Schna⸗ 
bel empor haltende / haben keine Fluͤgel / 
ſondern nur kleine Fittichen / koͤnnen der⸗ 
wegen ſich nicht vom Lande erheben. 
Machen tieffe Löcher in die Erde zu ih 
rer Wohnung / man kan ſie mit Han⸗ 


— — 


den greiffen / und mit Pruͤgeln todt ſchla⸗ 
gen / wie auch die Hollander gethan. 
Sie haben ſelbige Vogel bey der Cabo 
de bonaEſperanza hduffig angetroffen. 
Sollen hart von Haut / welche etliche 
der Einwohner zu Kleidern gebrauchen / 
das Fleiſch aber gut zu effen ſeyn. Sie 
ernehren ſich von Fiſchen / daher ſie ſich 
meiſt auff den Eilandern oder Inſeln 
auff halten. Clufius lib. 5. Exot. Cap. 
J. wie auch Olaus Worm pag. 300. 
beſchreiben fie außfuͤhrlicher. 
Num. 7. Iſt ein Schnabel von ei⸗ 
nem Vogel / von Nirenbergio Xo- 
chitena Cati, bey den Braſilianern / 
da er gefunden wird / Tucan genant. 
N ſo groß als ein Specht / hat einen 
Schnabel / der fo lang als der Leib iſt / 
nemlich g. Zoll / und z. Zoll breit. Man 
ſolte ſich verwundern / wie daß ein ſo 
kleiner Vogel einen ſo groſſen Schna⸗ 
bel tragen koͤnte. Iſt aber gar hohl und 
gan leicht / wie ein Schwam. Man fol 
den Vogel koͤnnen zahm machen / daß er 
im Hauſe niſtet und bruͤtet. Marcgra- 
vius hiftor. avium lib. 5. cap 15. 
Aldrovandus ſchreibet aus dem 
The veto, daß die jenigen / fo in Braſi⸗ 
lien reyſen / berichten / daß dieſer Vogel 
ſich von Pfefferkoͤrnern nehren ſoll / wel⸗ 
che er geitzig einſchlucken und unver⸗ 
dauet wieder von ſich a fol. Von 
ſolchem Pfeffer die Braſilianer mehr 
als von dem andern / ſo fie vom Stamm 
nehmen / halten ſollen / in n | 
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daß die ſtarckeſte und ſchadlichſte Krafft 
durch des Vogels Magen ſolte ge⸗ 
f Aldrov.. Iib. 12. 


Damp 


TABULA XIV. 
Num. 1. Iſt ein Paradiß Vogel / 

derer wir etliche haben / man nennet fie 

alſo / weil etliche dafuͤr gehalten / daß ins 


* 


dem man ihren Uhrfprung nicht weiß / 


ſie aus dem rm sn noch auff Er⸗ 
den ſeyn ſoll / herkommen / auch weil ihr 
8 an Federn uͤber die gemeine 

ogel / werden ſonſt auff den Inſulen 
Moluccis Manucodiatæ h. e. Gottes 


Vogel genant. Man hat / wie Aldrov.. 


ſchreibet lib. 12. c. 20. ihren Ankunfft 
und wo ſie niſten / nie recht erfahren koͤn⸗ 
nen. Er erzehlet derſelben fünffSpe- 
cies von denen wir dreyerley haben. 


Daß er aber ſaget: Omnibus tamen 


illud peculiare eſt, ut pedibus care: 
ant daß fie alle keine Fuſſe haben ſollen / 
verhalt ſich nicht alſo / dann wir haben 
drey / ſo Fuͤſſe haben. Ich bin berich⸗ 
tet worden / daß die Einwohner in In⸗ 
dien ihnen / wenn ſie todt auff der Erden 
gefunden werden / alsbald die Fuͤſſe ab⸗ 
brechen ſollen / umb ſelbige unter ihren 
Wahren deſto beffer einzupacken. Aber 
einen Regulum haben wir den man 
den Koͤnig der Paradiß⸗Voͤgel nen⸗ 
net / wie num. y. abgezeichnet / der iſt 


auff dem Kopfie herunter Blutroth 
und glanzend / inter dem Bauch weiß / 


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— 


8 az mmer. ER 
ſthr anmuthig anzuſehen / hat keine Fuſ⸗ 


ſe gehabt / ſondern mit zweyen langen 
Stralen / als Pferde Haare / unten mit 
einem umbgekruͤmten gruͤnen Federi⸗ 
chen / ſich an die Baume hangen muͤſſen / 
wie Aldrovandus meynet. Iſt kaum 
einer guten Handbreit lang. Und ge⸗ 
dencket dieſer Autor ferner / daß die 

eſchaffenheit dieſer Vogel den Koͤni⸗ 


gen Marnin in den Inſulis Moluccis 


Veranlaſſung gegeben / u glauben / daß 
die Seele der Menſchen unſterblich ſey. 
Dann weil ſie geſehen / daß dieſer Vo⸗ 
gel nirgend auff der Erden geſeſſen / 
auch nicht ſitzen koͤnnen / ſondern nur 
todt auff die Erde gefallen / gefunden 
werden / haben die Mahumediſten / ſo 
mit ihnen Kauffmannſchafft getrieben / 
geſaget / daß ſie aus dem irꝛdiſchen Pa⸗ 
radiß kamen / dahin die Seelen der abs⸗ 
geleibeten fuhren. Daſelbſt ware uber 

alle maſſe groſſe Freude von allerhand 

Luſt / wie die Mahumediſten ihr Para⸗ 
deiß fleiſchlich zu beſchreiben pflegen. 

Daß alſo ſelbige Könige zum Mahu⸗ 

mediſchen Glauben ſeynd gebracht wor⸗ 

den. Aldrov: d. I. Und weil fie Gottes 
Vogel genant werden / ſo werden ſie 

bey den Molucciſchen Koͤnigen in groß 

ſem Werth und heilig gehalten. Und 


bilden ihnen ein · wenn ſie die Federn vnn 


dieſem Vogel bey ſich tragen / koͤnten ſie 


im Streite nicht verwundet werden / 


wenn ſie auch im Scharnnigel ſorn an 
der Spitze ſtuͤnden. ibi. 


Num. 


8 


den 


24 m“ 


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Num. 2. & 6. Sind Vogel⸗Ne⸗ 
ſter / derer wir unterſchiedliche haben / 
werden aus Oſt Indien gebracht / ſollen 
auff der Cuſte Cormondel an Stein 
felſen gefunden / von gar kleinen Vo⸗ 
geln / ſo darin niſten / gemachet / ſeynd 


nicht groͤſſer als ein groß halb Huner⸗ 


Ey / von einer Materia, ſo als Tragant 
anzuſehen / auff einander geſetzet / gleich 
wie die Art zu bauen an den Schwal⸗ 


ben, Meſtern zu ſehen iſt. Es follen et 


liche groſſe Herꝛen ſelbige Neſter in war⸗ 
men Waſſer auffweichen / von den Fe⸗ 
dern / 6 man bißweilen darzwiſchen 


findet / abſaubern / und in einer Huͤner⸗ 


Brühe kochen und zurichten / daß man 


es wie eine Gallert genieſſen kan. Soll / 


wie Olaus Worm aus der Relation 


Johannis de Laet berichtet / von denen / 


qui in caſtris veneris ſtrenue fe exer- 


Cere ſtudent, gegeſſen werden. Vide 


Muſæum Wormi p.311. 

Num. z. Seynd zween Vogel⸗Ne⸗ 
ſter an einander hangend / von Graßhal⸗ 
mer oder Heu in einander geflochten / 
ſollen von den kleinen Pappagoien / wie 
ſie in Guinea häuffig anzutreffen / gema⸗ 
chet / und an einen duͤnnen ſchwancken 
Zweig gehangen werden / damit ſie vor 
chlangen / welche ihnen ſehr nach⸗ 
ſtellen / ſicher ſeyn muͤgen. 


TABUIL A XV. 
Num. Iſt eine groſſe Indianiſche 


Kopff biß zum Schwantz iſt eine halbe 
Ellen lang / von dem euſſerſten Punct 
des einen Fluͤgels biß zum andern miſſet 
man 7. Quaxtier oder zwo Ellen weni⸗ 
ger ein Viertheil. Sie ſollen in Oſt⸗ 
und Weſt Indien hauffig ſich finden. 
Mandelslo ſchreibet in feiner Oſt Ind. 
Reiſebeſchreib. pag. 67. daß ſie den 
Leuten in den Garten groſſen Schaden 
thun ſollen / daß man offt des Nachts 
Wache halten und ſie ſcheuchtern muß. 
Sie ſollen ihre Jungen alſo anlegen zu 
ſaugen / wie in der Tabel abgebildet. 
Plin. lib. 10. c. 61, Unſere aber ſeynd 
bloß von Jungen. Jonſtonius ſchrei⸗ 
bet / daß eine ſonderliche Freundſchafft 
zwiſchen den Tauben und Fledermau⸗ 
ſen ſeyn ſoll. Und wo man in ein Tau⸗ 
benhauß oben im Gipffel einen Fleder⸗ 
mauß⸗Kopff ſtecket / ſollen die Tauben 
gerne bleiben. 3 
Num. 2. Iſt ein is — eines 
unbekandten Vogels / welcher auch dem 
Aldrovando unbekandt geweſen. 
Jonſt. p.54. Daher er von ihnen we⸗ 
wi abgezeichnet noch beſchrieben wor⸗ 
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Num. 3. Iſt ein außgeſtopffet Hun 
aus Gvinea, derer wir 6. etliche Jahr 
im Vogelhauſe lebendig gehabt / fie ha⸗ 
ben zwar auch 2 geleget / aber nicht 
zum Außbruͤten ſitzen wollen. 
Num. 4. Iſt ein Schnabel von eis 
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einem gar frembden Vogel / welchen 
Aldrovandus avem Rhinocerotem 
nennet / weil er als ein Rhinocer Thier 
ein Horn auff der Naſen har. Wir 
haben der Schnabel zween / ſeynd hohl 
und gantz leicht / gleichwie des Tou- 
cans Tab. XIII. Iſt auch gehl / nur 
daß er oben mit ein wenig roth vermi⸗ 
ſchet: das Obertheil des Schnabels 
iſt 12. Zoll lang und z. breit / das Horn 
aber oben darauff faſt einer Fauſt di⸗ 


cke. Heſychius und Varinus ſchrei⸗ 


ben / daß in Æthiopia groſſe Voͤgel / 


mit Hoͤrnern auff dem Schnabel ſind / 
die vierfůſſig waren / und würden Rhi- 


nocerotes genant / und Plinius lib. 10, 


c. 49. Solinus wie auch Pompon: 
Mella: daß in Indien und Ethiopia 


ſolche Vogel / die ſie Tragopanades 
nennen / ſo groͤſſer als die Adler ſeyn 
ſollen. Ob dieſer Vogel auch der ſeyn 
ſoll / deſſen Scaliger Exer. CCXXXL 
8. 6. gedencket / zweiffelt Aldrovandus 
Ornith. l. 12. c. 20. 

Ein ſolcher Vogel ſoll Anno Chri- 
ſti 1499. als die Chriſten mit dem Tuͤr⸗ 
cken im Seeſtreit begriffen / in der Lufft 
geſehen / und bey Naupactum erſchoſſen 
worden ſeyn. e nel 


TABULA XVI 


Dieſe Taffel haͤt in ſich die groſſen 
nn Scarabæos Ad 8 ſo 


Ale nach der rechten Groͤſſe gezeichnet. 


Num. 1. wird Scarabæus Buceros 


Naſicornis genant. Num. 2. Tau- 


rus Volans beym Aldrovando, Die 
ſer mit drey kleinen Hoͤrnern iſt unbe⸗ 


kandt / und wird weder vom Aldrovan- 


do noch Jonſtonio de Inſectis etwas 
Nachricht gegeben. Num. J. wird Sca- 
rabæusCervinus Hirſch Keffer genant / 
weil er Hoͤrner hat / ſo dem Hirſch⸗Ge⸗ 

weihe mit vielen Enden ehnlich ſiehet. 


T ABULA XVII. 


Num. 1. Eine Schildpadde oder 
Schildkroͤte. Derſelben Schalen oder 
Gehauſe haben wir unterſchiedliche / 


kleine / mittelmaͤſſige und gar groſſe. 
Die groͤſten Schalen oder Schilde / ſo 
ſie auff dem Rücken haben / ſeynd nach 
der Länge fuͤnfftehalb / die Breite aber 


vier Fuß. Sollen in Indien viel groͤſ⸗ 
fer ſeyn / daß man fie an ſtatt der Bo⸗ 
the / mit uͤberzufahren / gebrauchet / und 


auff der Inſel Taprobana oder Suma · 
tra ſo groß / daß die Einwohner ihre 


Hauſer mit decken / und eine die gantzte 
Huͤtte bedecket / auch etliche an ſtat der 
Schilde gebraucht werden / weil ſie ſo 


dick und ſtarck von Knochen / daß ſie 
keine Pfeile durchlaſſen / auch nicht zer⸗ 
brechen / wenn ein Wagen daruͤber fahr 
ret. Am Arabiſchen Seeſtrande ſol⸗ 


len ſie auff dem Lande bißweilen im 
Sande vom Wind begraben liegen als 
ic drauffſezet 


ne- 


Huͤgel / und wenn man 


einen fort tragen koͤnnen. 
Es a” dreyerley Geſchia 


es 


26 | Gottorffiſche 


— — 


Gesnerus ex Plinio Iib. z. C. . recht 


berichtet. Etliche leben im ſuͤſſen Waſ⸗ 
ſer / etliche nur auff dem Lande / und an 
wuͤſten Oertern / etliche im ſaltzichtem 
Waſſer und in der See. Alle aber / ſo 
in Waſſern und auff dem Lande leben / 
legen ihre Eyer / woraus ſie erzeuget 
werden / auff das duͤrꝛe Erdreich in den 
Sand / daß ſie die Sonne außbruͤtet. 
Wir haben auff unſer Perſianiſchen 
Reiſe in der Heyde Mogan an dem 
Bach Balharu viel angetroffen / welche 
ihre Eyer an abgeriſſenem Ufer in zwey 


drey Schritte vom Waſſer / und uff 


Huͤgeln ferne vom Waſſer geleget hat 
ten / und zwar aus ſonderlicher Antrieb 
oder gleichſam Klugheit der Natur / alle 
verſus auſtrum gegen den Mittag / da⸗ 

mit die Sonne deſto beſſer wircken kan. 
Wie hievon in der Perſian. Reiſebe⸗ 
ſchreibung pag. 449. iſt berichtet wor⸗ 
den. Wir haben von denſelben Schild⸗ 
kroͤten gegeſſen / das F leiſch hat einen gu⸗ 
ten Geſchmack / gleich wie Huͤner Fleiſch / 
ſoll geſund ſeyn / feiſt und ſtarck machen / 
und wird von etlichen für Leckerbißgen 
gehalten / ſollen auch wider Gifft dienen. 
Plin. d. 1. Ihr Blut iſt ein gewiſſes re · 
medium fur die ſchwere Noth. Ihre 
Speiſe iſt in den fruchtbaren Feldern 
die Erdfruͤchte / item Schnecken / Wuͤr⸗ 
me / auch wie Gesnerus will / leben ſie 
vom Tau. Des Winters ſcharꝛen ſie 


ſich in die Erde / und erhalten ſich von der 


Feuchtigkeit der Erden, 


Ich muß hierbey erzehlen / wie mir es 
mit einer Schildkroͤten ergangen / wel⸗ 
ches / was jetzt geſaget / bekraͤfftigen wird. 
Anno 1653. wird meiner gnaͤdigſten 
Herꝛſchafft auff Gottorff eine Schild⸗ 
Eröte gebracht / ſo ein wenig uͤber eine 
Viertel Elle lang / kam aus Holland. 
Selbige ſatzte ich in meinen Garten / hat⸗ 
te ſie aber über vier Tage nicht / dawaꝛ fie 
verlohren. Ein Jahr hernach findet ſie 
ein Baur auff dem Felde in einer Gru⸗ 
ben / bringet fie wieder nach Gottorf. 
Und als ich ſelbige wieder bekam / boh⸗ 
rete ich ein Loch auff die rechte Seite der 
Schalen / band ſie mit einem Segel⸗ 
garn an den Baum / behielt ſie aber 
kaum ſechs Wochen / in warender Zeit 
kunte ich nicht mercken / daß ſie einige 
Krauter abgefreſſen hatte. Als ſie nun 
wieder aus dem Garten gekommen / und 
das Segelgarn verlaſſen / hatte ich fer⸗ 
ner keine Gedancken mehr darauff. 
Sechs Jahr hernach aber nemblich 
Anno 1660. im Kriegs weſen hat unſer 
Commendant auff Gottorff H. Fran- 
ciſcus Jungheim mich einſt zum Fruͤh⸗ 
ſtucke auff ein gar delicat Eſſen / ſo ich 
in dieſem Lande wol nicht finden wuͤr⸗ 
de / eingeladen / wolte aber nicht ſagen 
was es ware / war ein klein Gerichte / wol 
zugerichtet / nur daß es etwas hartlich 
war. Als die Mahlzeit geſchehen / frag⸗ 
te er / ob ich wuͤſte / wovon wir gegeſſen / 
und ließ das Schild von der Schild⸗ 
Eröte auff den Tiſch bringen / wen 

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3 Kunſt Nammer. 
ich am durchgebohrten Loche / daß es 


meine / ſo ich vor ſechs Jahren verlohren 
— 7 = Alſo muhtmaſſte ich / 
daß fie. muflen roſcido humore, wie 
Plinius von denen in ſitientibus terris 
Africe ſchreibet / vom Thau / von der 
Erden und Wuͤrmen ihre Unterhaltung 


aben. 
5 Num. 2. Steine Spinne aus Bra 
ſilien nach ihrer rechten Groͤſſe und Ge⸗ 
ſtalt abgezeichnet. Die Einwohner 
nennen fie Nahmdu Gaucu; fie ſoll zu 
gewiſſen Zeiten ihre Haut abwerffen / 
wie die Schlangen. Sie ernehren ſich 
von Fliegen und anderm Geſchmeiſſe / 
ſollen lange leben / Marckgravius 
ſpricht in ſeiner Hiſtor. Braſilienſi, daß 
er eine zwey Jahr in einer Schachtel 
ohne Speiſe lebendig erhalten. Mo- 
nardus ſchreibet / daß ſie in Peru ſo giff⸗ 
tig ſeynd / wenn fie einen beiſſen / unfehl- 
bar ſterben muͤſſe / wenn ihm nicht als. 
bald Rath geſchaffet wird / welches dann 
geſchehen kan / wenn man den Saſſt 
von Feigenblaͤttern / ſo da hauffig allent⸗ 
halben ſtehen / in die Wunde trieffet. 
Monard. c. 62. RER 
TABULA XVIII. 
Num. 1. 3.6.7.8. Iſt die Datura 
Indica, Staude / Blume und Frucht / 
wird auch ſonſt Dutroa genant / der 
Saame wir in Indien von zweyerley 
Leuten gemißbrauchet / nemblich von den 
tre. 
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linde und die Frucht von den Eins 
D ij a 


| 27 
geilen Weibern und dann von Die⸗ 
ben / oder ungetreuen Dienern im Hau⸗ 
fe dann der jenige / welchem der Saas 
me Datura in Eſſen oder Trincken iſt 
beygebracht worden / wird auff etliche 


Stunden ſeines Verſtandes beraubet / 


daß / ober ſchon wachet / von nichts 
weiß / unterdeſſen koͤnnen die Frauen 
wie auch die Diebe in Gegenwart des 
Mannes ihre Luſt und Willen haben / 
und wann der Mann erwachet / meynet 
er / er habe nur einen ſuͤſſen Schlaff ge 
than. Wie hiervon weitlaͤufftig in 
Mandelslo Indianiſcher Reiſebeſchrei⸗ 
bung lib. 2. cap. 7. Chriſtoff a Coſta 
meynet / daß es eine Art von der Stra- 
monea ſey. Es wird dieſer Saame 
auch in Teutſchland gepflantzet und 
reiff / maſſen es der Gottorffiſche Luſt⸗ 
gartner Meiſter Gabriel Tater / ein 


fleiſſiger und erfahrner Meiſter / ſo ſich 


bemuͤhet allerley rare exotica herzu 
zu ſchaffen und zu pflantzen / hat er biß⸗ 
her faſt Jaͤhrlich / wenn der Sommer 


nicht zu kalt / reiff bekommen / ob es aber 


die Krafft und Wirekung wie in Indien 
hat / ſtuͤnde zu probiren. Ware aber 
nicht gut fuͤr unſer Land. 8 
Num. 2. und 4. ſeynd Schalen von 
einer Indianiſchen Frucht / deſſen 
Baum Ahoai von ihnen genant / ſoll 
ſo groß als ein Birnbaum ſeyn / die 
Frucht iſt in Caſtanien Groͤſſe. Und 
ſoll der Baum in den wuͤſten Waldern 


woh⸗ 


28  Boresrffilben 


— - | —— 29 TERROR, 
wohnern für den Außländern in ges und zuſammenziehende Krafft / daher 


heim gehalten werden. Dann Mann 


und Weib / wann ſie einander gram wer⸗ 


den / ſollen die Frucht pulveriſiret entwe⸗ 
der in Toback oder Speiß und Tranck 
vermiſchet beybringen. Die Scha⸗ 
len / ſo die Frucht umbgeben / werden 
auffgeſchnitten / gedoͤrꝛet und etwas ge⸗ 


brandt / ſo klingen ſie als Schellen. 


Solche binden die Wilden umb die 
Arme und Beine / wenn ſie tantzen und 
luſtig ſpringen wollen. Hiervon ſchreibet 
Cluſius in Exoticis pag. 232. und Piſo 
lib. z. de Venenis. ji 
Num. 5. Iſt ein Kraut / das die Oſt⸗ 
Indianer Betele , Betre und auch 
Pam nennen / wie Mandelslo ſchreibet / 
die gruͤnen Blatter / fo laͤnglicht ſeynd / 
werden darvon nur genoſſen / das Kraut 


hat einen ſchwachen Stengel / gleich wie 


die Hedera / darumb muß ſie an einem 
Steck auffgeleitet werden / ſoll an Kraut 

und Stengeln den Pfeffer⸗Stengeln 
nicht ungleich ſeyn / ſo ſich an einem an⸗ 
dern Stamm anhalten. Und weil es 


alleine nicht / ſondern mit einer Frucht / 


ſo ſie Areca nennen / gebraucht wird / ſo 
leiten ſie es an einem ſolchen Baum hin⸗ 
auff / damit ſie beydes beyſammen ha⸗ 
ben. Von dieſem Betre hat Cluſius 
lib. 1. cap. 18. außführlich geſchrieben / 
welches luſtig zu leſen. 

Die Nuͤſſe num. 9. ſeynd den Mu⸗ 
ſcaten Nuͤſſen nicht unehnlich / haben 


aber einen unangenehmen Schmack 


halt man es wider den Schorbock gut 
zu ſeyn / wachſen gleich wie die Boden 
Nuͤſſe an Baumen / haben auch ſolche 
rauhe Schalen / wie ſelbige num. 10. 
zuſehen. Avicenna nennet ſie Suffel | 
ſonſt Faufel genant. Hievon hat Clu- 

fius lib. 1. Arom cap. 25. eine außführs 
liche Beſchreibung / ſo wol zu leſen. Es 


wird aber beydes mit Kalck / ſo aus 
Muſſel⸗Schalen gebrandt / gekauet / ſo 


gibt es einen rothen Safft / davon ihnen 
die Lippen gantz roth werden. Mann 
und Weiber gebrauchen ſich deſſelben / 
ſonderlich die Portugiſiſchen Frauen in 
Goa / wie hiervon weitlaufftig und auß⸗ 
führlicher in Mandelslo Indianiſcher 
Reiſebeſchreibung lib. 1. cap. 24. zu le 
fen. Item Cluſius lib. aromat. 6 Gar- 
ci p. 277. & 288. 7 


TABL A xk. 


Num. 1. Iſt eine Americani 
Frucht / Cluſius in exoticis In 
cap. 6. ſchreibet / daß fie auch in Guya- 
na wachſe / ſoll eine Art von Mandeln 
ſeyn / und auff langen ſchmalen Baus 
men / ſo wie die Fichten auffſteigen / 
wachſen. Die Schale iſt oben voller 
Pockeln / und ſo hart als die Pfirſich⸗ 
Kernen / die Kern aber darein iſt als eine 
Niere formiret / ſoll einen Mandel⸗Ge⸗ 
ſchmack haben / wenn ſie friſch iſt. Un⸗ 
ſere / ſo alt iſt laͤſſet ſich ſchneiden 1 

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fehen wie die Kern in der Cocker Nuß. 
Vide johan de Laet. in deſeript. A- 
mericæ lib. . cap. 4. 


Num. 2. Iſt ein Apffel vom Ce 


dern⸗Baum / ſo vom Berg Libano ge⸗ 


kommen. Iſt mir vom Herꝛn Jaco- 
bo Golio Oriental. linguarum Pro- 
feſſore zu Leyden / meinem guten Freun⸗ 
de gegeben / und darbey berichtet wor⸗ 
den / daß ihm ſein Bruder / der auff dem 
Libano in einem Kloſter wohne / ſelbi⸗ 
gen neben andern frembden Gewachſen 
zugeſchickt. Lobelius p.488. beſchrei⸗ 
bet dieſen Baum mit mehrem. 
Num. 3. Iſt eine frembde Frucht / 
ſo groß als ein Apffel / ſoll auch auff 
groſſen Baumen wachſen / kommt aus 
Guyana in America gelegen / hat eine 
gar harte Schale braunroth / und we⸗ 
gen der ordentlichen Eirckel Linien / ſo 
es gar proportionirlich die lange und 
ſchrade haͤlt / anmuthig anzuſehen / daß 
es Cluſius daher ein miraculum na- 
turæ, ein Wunderwerck der Natur 
nennet Exot. lib. 2. cap. 4. Muß eine 
groſſe Palpam oder innerliche Maſſe 
haben / ſo man an dem Klappern mer⸗ 
cken kan. Habe die Schale / umb den 
Kern zu erforſchen / gleich wie Clufius 
den ſeinen / nicht brechen wollen / weil der 
df ſchoͤn / und wir nur einen har 
N en. 7 3 


Num. 4. Iſt gar eine wunder ſeltza⸗ 


me Frucht / ſo in Weſt Indien nicht fer⸗ 
ne vom Seeſtrande wachſet· ohne aub 


hat nur eine Wurtzel als ein klein Fin⸗ 


ger dicke / Lobelius und Pinade, die fie 
außfuͤhrlich beſchreiben / nennen fie 
Ecchinomelocaeton oder Melocar- 
duum Echinatum, weil es ſo ſtachlicht 
als ein Igel oder Diſtelkopff. Das 
Corpus iſt wie eine mittelmaſſige Mer 
lone / und die Sterne ſo ordentlich her⸗ 
umb ſitzen / ſeynd ſo hart wie die Dor⸗ 
nen. Die Einwohner ſollen ſie wie 
die Melonen eſſen. An Farben / wenn 
ſie friſch / ſollen den Cucummern oder 
Ajurcken gleich ſeyn. Wir haben der⸗ 
ſelben zweene / die eine iſt noch gantz / und 
etwas ſpitzer oben zu / als hier abgebil⸗ 
det / die andere iſt Alters halber gar zer⸗ 
fallen / fo dieſer ehnlicher geweſen. Lo- 
belius ſchreibet pag. 373. Stirpium 
adverf, nova: Quem non juvat in 
hoc miræ raritatis & venuſtatis Car- 
duo ſolertem naturæ opulentiam 
contemplari , is fe putet averſo na- 
tam ingenio à lautiore Philoſophia. 
Wer dieſe ſeltzame und von Natur rei 
che ſchoͤne Frucht zu betrachten nicht Luſt 
hat / hat gantz keinen Philoſophiſchen 
Kopff und klugen Verſtand. Clufius 
in exotic. beſchreibet auch dergleichen 
Melonen / welche wie eines Tuͤrcken 
Mütze geſtalt. l. 1. c. 24. 

Num. y. Dieſer Strauch wird vom 
Lobiliound Cluſio Chamærrhiphes 
genant / werden auch von denſelben be⸗ 
ſchrieben. An den Reiſern ſiehet man 
die Veſtigia , wo die Blumen oder 

Di Srüchte 


Pr 7 0 no. 
Pf N 
AN) 
5 


30 or 
Fruͤchte geſeſſen / ſollen auff den Inſeln 
und hohen Klippen / ſo in der See an⸗ 
zutreffen / wachſen / wie man dem Cluſio 
berichtet hat. Lobilius meynet in Ita⸗ 
lien in locis maritimis gebrauche man 
es an ſtat der Kehrbeſen. 


TABULA XX. 


Dieſes ſeynd Bretter mit gar ſchoͤnen 
zierlichen Streiffen / Adern / Blumen / 
gleich man in etlichen Wallnuß⸗ oder 
andern Daumen / wenn ſie zu Brettern 
en und gehobelt ſeyn / ſihet von 


arben braun / ſeynd aber von keinem 


Baum / ſondern wird aus einer mine- 
raliſchen Erden gegraben / daher es von 
Francesco Stelluti, der in Italica 
lingua einen gantzen Tradtat mit Fi⸗ 
guren darvon außgehen laſſen / Lignum 
fosſile minerale genant wird / und weil 
es gar ein mercklich und ſeltzam Werck 
der Natur / und meines Wiſſens vor 
dieſem Autore keiner außfuͤhrlich dar⸗ 
von geſchrieben / will ich dem Leſer und 
Lech haber ſolcher Nee ch zu Ge⸗ 
fallen den Inhalt daraus berichten. Der 
Titul dieſes Buchs iſt: 
 Trattato del legno fosfile mi. 
nerale nouvamente ſcoperto, nel qua- 
le brevemente fi accenna la varia 
& mutabil natura di detto legno 
rapprefentatovi con alcune figure 


che monftrano il luogo dove naſce, la 
ei diverfia del! onde che in eſſo fi grab 


et vedenn; ele ſue 70 varie, e mar 
ravigliofe forme. Zu Rom ge⸗ 
druckt An. 1637. 8 9. f 

Es ſoll dieſes mineraliſche Holtz in 


Italien und zwar in Umbria, in der 


Gegend Todi an verſchiedenen Orten / 
jedoch am meiſten zwiſchen Colloſecco 
und Roſaro wachſen / von Duc. Frid. 
Ceſi di Aquaſporta erſt gefunden wor⸗ 
den. Und ſoll in einer kreidigten Erde 
liegen / welche allgemach fo wol durch 
die Hitze ignis ſubterranei oder unter⸗ 
Erdiſchem Feur (dann die Erde gibt 
daſelbſt einen Dunſt und Rauch / auch 
bißweilen Flammen von ſich / ſonderlich 
wenn es regnet) als des ſchwebelhaff 


außge⸗ 
eit / als 
diß 


_ KunflRammier. “ 


nei N 7 U ı 


diß lignum minerale an ſich hat / nicht 
befunden. 5. Wenn man es aufs 
Waſſer leget / ſo ſchwimmet es nicht 
wie ander Holtz / ſondern ſincket zu Grun⸗ 
de / wiewol es fich ſonſten ſchneiden / ho⸗ 
bein und handthieren laͤſſet als ander 
Holtz. 6. Der Autor hat flucken ges 


habt / daran ein Theil noch rechte Kreid⸗ 


Erde / ein Theil allbereit zu Holtz / und 
ein Theil wie Kohlen geſehen. 7. Fin⸗ 
det man in etlichen ſolchen ſtuͤcken Holtz 
noch weiſſe Korner / ſo noch nicht gantz 
ins Holtz verwandelt worden. 8. Man 
hat die weiche Erde / ſo umb dem Holtze 
geweſen / abgenommen / und in ein Ge⸗ 
mach des Hertzogen von Ceſi zu Aquas- 
porta geleget / welche nach etlichen Mo⸗ 
naten in ſolch Holtz verwandelt worden / 


mit groſſer Verwunderung aller die es 


geſehen / daher gar nicht zu zweiffeln / 
daß die Erde Semen und materia Die 
ſes Holtzes ſey. 9. Es befinden ſich 
die Blöcke oder gantze Stücken nicht 
einerley Art von Formen / etliche lang / 
ktliche kurtz etliche Cylindriſcher / etliche 
Pyramidiſcher / etliche Ovaliſcher Fi⸗ 

ur / etliche auch Cireular / und etliche 
halb Circkelsrunde. An etlichen iſt 
das euſſerſte holpericht und zerbrechlich / 
in etlichen ſchwartz wie Kohlen. 10. 
Wenn es auffs Feur geworffen wird / 


und ſoll verbrandt werden / gibt es keine 


Flammen / ſondern glimmet durch wie 
andere Kohlen / ſoll aber groſſe Hitze ger 
ben / und das Feur in der Aſchen länger 


— 


pP” 


halten / als ſonſt andere Fohlen. | Man 


findet auch daſelbſt etliche Stucke / ſo 


halb zu Stein worden / und die ander 
Helffte Holtz blieben / und alſo ligno- 
petra ware zu nennen. 
Wenn man nun dieſe zehen ange⸗ 
führte Urſachen will beobachten / fo laſſe 
ichs dem judicio des Leſers heimgeſtel⸗ 
let ſeyn / was er von Athanaſſi Kirche- 
ri Meynung von der generation dieſes 
Holtzes halte / wenn er in ſeinem Mun- 
do ſubterraneo lib. 8. ſec. z. cap. 6. 
ſaget: Dico olim hafce fuiſſe arbo- 
res , cujus ſigna pervetifti cortices 
fat ſuperque demonſtrant, in fodina 
ubique pasſim obvias, non tamen 
ſucco aliquo lapidifico in petram 
induratas. Sed ſucco aliquo pera- 
cri & mollificante in minutisſimas 
partes diſſolutas, quibus terreſtre 
lutum , cujuscunque tandem id ge- 
neris fuerit intermixtum ac inter- 
fluum particulas minimas arborum 
jam diſſolutarum in unam maſſam 
terro · ligneam contraxerit. Mey⸗ 
net alſo / daß der Urſprung aus alten ver⸗ 
modderten Baͤumen ſey / mit welchen 
ſich eine irꝛdiſche materia vermiſche: 
aber ſo wuͤrden die Figuren nicht ſo 
ſchoͤn proportionirlich und deutlich zu 
ſehen ſeyn / wie die Abbildung / ſo recht 
nach dem Holtze geconterfeitet / andeutet. 
So wurde auch die weiche Erde / fo von 
ſolchem Holtze fepariret worden / nicht 
koͤnnen auſſerhalb der Erden zu Holtze 
werden. TA- 


BER, 
* 28 
ASS 

ER 


. * Mn 
“a | Gottorf 


| 


TABULA XXI 


Num. 1. 2. 3. Seynd Gloſſopetræ, 
wie ſie Cardanus nennet / oder wie mans 
in gemein dafuͤr gehalten hat; Natter 
und Schlangen Zungen / ſo in Stein 


verwandelt worden. Und weil ſie am 


meiſten auff der Inſel Malta / von wel⸗ 
cher die Unſerigen gebracht worden / ge⸗ 
ſunden werden / und ſonſt keine lebendi⸗ 
ge Schlangen daſelbſt befindlich. Mey⸗ 


nen ſie / daß es daher komme; weil dem 
Apoſtel Paulus / nach erlittenem Schiff⸗ 
bruche auff ſelbiger Inſel beym Feur ei⸗ 
ne Otter an die Hand gefahren / und 


ins Feur geſchleudert worden / waren 


dadurch alle Schlangen und Ottern 


vertilget und zu Stein worden. Aber 


man ſiehet wol / daß es keiner Schlan⸗ 
gen oder Otter⸗Zungen / wie ſie in Eu 


ropa fallen / ehnlich. Etliche meynen / 
daß es eine Art von Donnerſteinen ſeyn 
ſoll. Sie ſeynd alhier in ihrer rechten 
Groͤſſe gezeichnet. Es ſeynd derer 
zweyerley Art / die kleinen / (gleich wie 
die groſſen) etliche weißgehl / etliche aber 
ſchwartzblau. Olaus Worm meynet / 
daß etliche ſollen Zähne ſeyn aus dem 
Fiſche Carcharia, und zu Steine ge⸗ 
worden. Ob wir nun zwar eben ſol⸗ 
che Zaͤhne / wie die kleinen / noch im Ra⸗ 
chen eines Carchariæ ſitzen haben / ſo 
ſiehet man doch / daß beyderley Art in 


der Erden wachſen / und haben noch 


che 
theils ihre Mutter an ſich. Wie aber 
ſolches zugehe / daß etliche Vagitabilia 
in Stein verwandelt werden koͤnnen / 
hat H. Kircherus in mundo ſubt. 1.8 
de facultate petrifica glaubwürdige 
Diſeurſe. ee e, 
Man ſoll dergleichen Stein⸗ Zungen 
bey Luͤneburg in den Allaun⸗Gruben / 
wie Anshelmus Boetius auch bey Ant⸗ 
werpen / wie Goropius Becanus mels : 
den / viel finden. Thevet. ſchreibet / 
daß er eine ſolche Zunge bey einem hal⸗ 
ben Fuß lang gehabt / und dem Gesne- 
ro zugeſchickt / deſſen auch Gesnerus 
de Piſcib. I. 4. Thevet. Cosmogr. 
l. 10. c. 7. gedencket. Es tragen etliche 
ſolche Zungen in Gold und Silber ein⸗ 
gefaſſet am Halſe oder ſonſten an ſich / 
und meynen / daß es wider die Zaube⸗ 
rey und Gifft dienlich ſey / und wenn er 


4 
4 
1 


zu Sifft kommt / ſoll er ſchwitzen. Diß 


habe ich mit Boetio nicht befunden. 
Was mehr fuͤr Tugend dieſer Stein 
hat / kan man beym Bartholino leſen. 

Num. 4. Seynd Steinlein von 
ſelbiger materi in Groͤſſe und Form wie 
ſie gezeichnet ſtehen / werden hey den 


Zungen gefunden / welche ſie Otter⸗Au⸗ 


gen nennen / und faſt groͤſſere Krafft als 
den Zungen zuſchreiben / wie mein 
Schwieger⸗Sohn / ſo dieſe aus Malta 
gebracht / berichtet. be 

Num. 5. 6. Seynd Steine / Bron- 
tia oder Ombria Donner und Wetter⸗ 
ſteine genant. Dann etliche mn der 


V 0 
A 


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8 50 „else 


2 ; 


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10 TR 
N (ih: Sn 


Meynung / daß ſelbige im Donner oder 
ſtarcken Platzregen aus den Wolcken 
fallen. Etliche nennen ſie Schlangen⸗ 
Eyer / wie auch Kroͤtenſteine / daß fie von 
Schlangen und Kroͤten⸗Speichel und 
Schaum ſollen zuſammen gewircket 
ſeyn. Plin. lib. 20. c. 3. Boetius lib. 2. 
c. 24. will ſie Cheloniten nennen. 
Man findet fie an unterſchiedlichen 
Orten / ſonderlich follen fie in Denne⸗ 
marck bey dem Adelichen Gute Orn⸗ 
drup haͤuſſig liegen. Ich habe auch zwe⸗ 
ne bey der Feſtung Gottorff am Berge / 
den J. F. Dumb den Wall darmit zu 
verhoͤhen / abtragen laſſen / gefunden. 
Sie ſeynd alle halbrund / und haben un 
ten am Rande eine runde platte Stette / 
als eine Erbs groß / gleich als wenn ſie 
daſelbſt an einer Wurtzel geſeſſen. Man 
haͤlt darfür / daß ſolche Steine / wenn 
man ſie bey ſich tragt / einen vor Peſti⸗ 
lentziſcher Lufft und Gifft bewahren ſol⸗ 
len. Etliche bilden ihnen ein / daß die, 


fer Stein / wenn er getragen wird / ſchlaf · 


end machen / auch die Vicrorie wider 
einen Feind zu wege bringen ſoll. Da⸗ 
er fie ihn in 7 85 Knopff machen 
laſſen. Auch ſoll er für den Donner⸗ 
ſchlag bewahren. Die Bauerweiber 
in Dennemarck (teſte Wormio) 
halten dafür / daß er gut wider Zaube⸗ 
key ſey / daher ſie ihn bey den Milch⸗ 
Eymern und Milch⸗Cammnern zu hal⸗ 
fes. 


* — 


Runſt Ra 


mmer. | 8 


TABULA XXII. 
Num. 7. Iſt auch eine Art von 


-Brontia oder Donnerſteinen / gar ſel⸗ 
tzam anzuſehen / hat von klarem weiſſen 


Steine ſolche Zellen / als wenns der 
Bienen Werck ware / in welcher ſie das 
Honig tragen / nur daß dieſe viereckt 


und ablenglicht als parallogrammata 
ſeynd / welche ſich nach der Höhe des 


Steins zu verjungen / dergleichen auch 
Olaus Worm in feinem Mulæo ver⸗ 
zeichnet und beſchrieben hat. 
Num. 2. und 5. ſeynd harte weiße 
gelbichte Steine / als ein Widder Horn 


in ſich gekruͤmmet anzuſehen / werden 


Ammonis, Hammonis oder Jupiters 
Cornua genant. Die ÆRgyptier; ſo 
den Jupiter Hammonem nennen / ſol⸗ 
len dieſen Stein unter ihre beſten Edel⸗ 
geſteine und in ihr Heiligthum ſetzen. 
Dann dadurch ſoll man prædivina 
ſomnia haben / durch welche man weiß 
ſagen koͤnne / wie Plin: lib. zi. cap. 10. 
und aus ihm Boetius cap. 246. ſchrei⸗ 
bet. Man findet auch des Alexandri 


Magni Bildniß auff der Muͤntze (de⸗ 


rer wir etliche haben) mit ſolchem Am- 
monis oder Jupiters Horn am Kopffe 
gezeichnet / und daſſelbe daher / weil des 
Ammonis Prieſter aus Unerfahrenheit 
der Griechiſchen Sprache den Alexan- 
der al Bazbare angereöli ra. 251 


* * WI] no, 
4 or ort 


fili Jovis, wolte aber ſagen: alder 


filiole. Daher wolte Alexander hers 
nach fuͤr Jupiters Sohn angeſehen und 
geehret ſeyn. Cæl. Rodig. lib. 22 c. 20. 


ſaget: Unde cæleſtis originis capta- 

ta creditur gratia, cuĩ initia error de- 

derit. . - 
Num. 3. Iſt ein Stein Bucardia 


genant / weil er eine Geſtalt eines Och⸗ 
ſen⸗Hertzens hat. Selben foll Fer- 


nandus Imperatus lib. 24. cap. 26. 
erſtlich beſchrieben haben / wie Olaus 


Worm und Johan de Laet. de Gem. 
& Lapid. c. 32. gedencken. Wir haben 
derſelben vier / und iſt immer eines an⸗ 
ders als das ander formiret. 1 
Num. 4 Seynd Schnecken ⸗Stei⸗ 
ne / wachſen in einem muͤrben Steine 


hauffig beyſammen / der / ſo wir haben / 


iſt zwo Faͤuſte groß / ſollen am Hartz in 


einem Berge gefunden werden. 


Num. 6. 7. Seynd harte blaue 


Steine / ſo ſich an den ſeiten dem Cornu 


Ammonis gleichen / oder doch die Mut⸗ 
ter / an welchen die Cornua Ammonis 


oder dergleichen Schnecken⸗Steine ge⸗ 
ſeſſen. N; 


TABULA XXIII. 


Iſt ein Schwantz von einem See⸗ 
Adler / wie ihn Salvianus und Bello- 
nius nennen / 4. Ellen oder g. Fuß lang. 
Rondeleſſhs aber ſaget: daß auch ein 
Species Paſtinaem, ein Stachel Ro⸗ 


* 


Anno 1661. den 27. Auguſt. ein ſolcheß 
Delphin ein Weiblein mit einem je 
> gen 8 


_—S 
III 


C PR REIT III 


5 
. . 


4 8 
% a 
27 * 


gen Delphine vor Apenrade 
lebendig gefangen worden / 13. Ellen 
lang und 7. Ellen dick. So ein grau⸗ 
mer Feind und Verfolger er iſt der 
See, fo ein groſſer Liebhaber iſt er der 
Menſchen / daß er ſich auch vor ſie nicht 
ſcheuet / ſondern gerne bey den Schiffen 
iſt und ſpielet: ſoll auch den todten 
Menſchen⸗Coͤrper gerne ans Land tra⸗ 
gen / wie Plutarchus bezeuget / daß ſol⸗ 
ches an des Heſiodi von den Meer⸗ 
Raͤubern erſchlagenen Coͤrper fie ſollen 
erwieſen und ad Rhium und Molycri- 
am getragen haben. Er ſoll geſchwin⸗ 
der als ein Vogel / ja als ein Pfeil dar⸗ 
von ſchieſſen / und ein ſehr ſcharff Ge⸗ 
ſichte haben / ſoll 300. Jahr / wie die / ſo 
im Nilo ſich halten / alt werden konnen. 
Er ſoll kläglich und jämmerlich win 
ln / wenn er gefangen wird / und ſollen 
ihn die Fiſcher aus Mitleiden / ſonder⸗ 
lich weil er ein Menſchen⸗Freund / nicht 
gerne fangen / Aldrov. d. I. Er ſoll auch 
ein groſſer Liebhaber der Muſic ſeyn / 
welches Plinius und vor ihm viel ande⸗ 
re Scribenten bezeugen. Daher halte 
ich / ſey die Hiſtoria von dem Muſican⸗ 
ten Arion (ſo ferne es eine warhafſtige 
Geſchicht) daß er durch den Delphin 
auffgefangen und zu Lande gebracht 
worden ſey. 5 
Die Hiſtorie aber wird alſo erzehlet 
beym Plutarcho in Conviv.: Als der 
Eytherſchlaͤger Arion aus Italien über 
die See zur Stadt Tænarum fahren 


ze 7 3 
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ET —— 


im Hafen 


wollen / und die Schiffer gewuſt / daß er 
mit ſeiner Cyther ziemlich Geld verdie⸗ 
net / haben ſie / umb die Pfennige zu be⸗ 
kommen / ihn ins Meer geworffen. Als 
Arion der Rauber Beginnen geſehen / 
habe er gebeten / ihm zu vergoͤnnen noch 
zu guter letzte ein Stuͤcklein auff ſeiner 
Cyther zu ſpielen / wol wiſſend / was der 
Delphin Natur: welches ihm vergoͤn⸗ 
net worden / da haben ſich etliche Del⸗ 
phine zum Schiffe genahet / und einer 
den außgeworffenen Spielmann auff 
den Ruͤcken genommen / und lebendig 
ans Land gebracht. Viel andere ver⸗ 
wunderliche Dinge mehr werden von 
dieſem ſchoͤnen leutſeligem Fiſche ge⸗ 
ſchrieben. Darvon kan man ferner les 
fen Ariſtot. lib. 5. c. 31. Aldrov. lib. i. 
de Cetis cap. 7. ARlianus lib. 6. cap. 
5. ſonderlich wie er die Knaben liebet / iſt 
in Gellii Noctib. Atticis lib. 7. cap. 8. 
zu leſen. 

Num. 3. Iſt ein Kopff von einem 
Seethiere / ſo ſie Rosmarus Wallroß / 
oder See⸗Pferd nennen / in Groͤſſe eines 
Pferdes / wie es auch das Anſehen des 
Kopffes und membri virilis, ſo dar⸗ 
bey / zu erkennen gibt. Das mem- 
brum virile, welches Poroſiſcher Kno⸗ 
chen Art iſt / wird von den Muſcowi⸗ 
tern pulveriſiret / und zu Außtreibung 


des Calculi oder Steins gebrauchet. 
Num. 4. Iſt von Anſehen ein grau⸗ 


ſamer Fiſch / daher er von den Dalma⸗ 
tiern See⸗Teuffel / fonft Rana piſca- 
E ij trix, 


ix, ein Fiſcher Froſch genant t 
wiewol er mit einem Froſche wenig Ber 
gleichung hat. Koͤnte bequemer unter 


die Rochen gezehlet werden: iſt wo El⸗ 
len und drüber lang / auch zwo Ellen di⸗ 


cke nach der circumferentz gerechnet / 
hat ein ſo gꝛoß Maul / daß ein Menſch ſei⸗ 
nen Kopff drein ſtecken koͤnte / gleich ihn 
auch Oppianus beſchreibet: 2 
Et turpis viſu molisſima corpore 
N Rana Ne 
of 1 0 
| aſt nicht mehr als Kopff und 
Schwantz / und gar ſchlecht vom Fleiſch / 
laſſet ſich wenn er noch friſch / als eine 
Rindes⸗Blaſfe außdehnen / daß man 
ein Licht darein haltend / als in einer La⸗ 
terne durchſcheinend ſehen kan. Er ſoll 
ſonderliche Liſt gebrauchen / die kleinen 
Fiſche zu betriegen und zu fangen / wie 
Elianus lib. 9. c. 24. Plutarchus 
lib intr. animal. und Ariſtot. lib. 9. c. 
y. ſchreiben. Er ſtellet fich mit weit auff⸗ 
gethanen Rachen zwiſchen Klippen / 
auch wol in den Schlick / und beweget 
die dicken eintzeln Haare / die er umb 
den Mund als einen Bart hangen hat / 
im Waſſer / wenn die kleinen Fiſche 
hauffenweiſe darnach lauffen / in Mey⸗ 
nung / Speiſe zu gewinnen / dann thut 
er den Rachen zu / und verſchlinget ſie al⸗ 
/ wie Oppianus d. I. ſaget?: 
Exitii ignaros piſces fic rana ma 
Rt liona ( (hiaru. 
Deeipit imbelles magno deglulit 


enant wird / 


Er ſoll auch denen / ſo da baden / ſchad⸗ 


lich fallen; in dem er ihr membrum 
virile ertappet / und darmit zu Grunde 


eilet / Aldrovand. ex Gesnero lib. 3. 


cap. 64. dann die Lippen ſeynd ihm 
rings herum voller fcharffer Zaͤhne. 
Er ſoll auch bißweilen am Strande 

im Graſe liegen. Und hat man be⸗ 
2 ein Fuchs / ſo zu Nacht am 


rande gangen / n geiſe zu ſuchen / 
am Morgen von ſolchem dische mit 
dem Beine iſt gehalten worden. Jon 
ſton. cap. 9. de piſc. Wir haben der⸗ 
ſelben Side zweene / der eine iſt vor 155 
Jahren beym Kiel gefangen worden. 
Num. y. & 6. Seynd Rachen von 
groſſen ungeheuren grauſamen Wall⸗ 
oder Meerhunden / welche Salvianus 
und Euſtatius unter die Wallfiſche 
rechnen / aber Aldrovandus nicht zuge⸗ 
ben wil / ſollen doch gleichwol der Wall⸗ 
ſiſche groͤſſe haben. Rondeletius 
ſchreibet / daß er einen mittelmeſſiger 
Groͤſſe geſehen / der rooo. Pfund gewo⸗ 
gen. Und Sillius gedencket / daß die 
Nicenſer ihm berichtet / wie ſie einen 
ſolchen Fiſch gefangen / de: 4000. Pfund: 
gewogen / und in ihm einen gantzen 
Menſchen gefunden / wie auch die Map 
ſilienſer einen gefangen / der einen gehar⸗ 


niſchten Mann in ſich geſchlucket ges 
habt. 


Und meynet Rondeletĩus daß 
eben ein ſolcher Fiſch geweſen ſey / von 


welchem der Prophet Jonas erſchnad⸗ 
pet / und durch ſonderliche S0 85 


2 = 1 * 


er Drbie Echinatus., Meer Taube 


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, 


Canıs vel tarcharias ein Hayc 
en 


hat fuͤnff und fechsfache hinter ein⸗ 
ander geſetzte ſtarcke ſpitzige Zahne / (wie 
die gloſſo· petræ, und auch von etlichen 
darfur wollen angeſehen werden) daher 


51 worden. Dieſer obgeſatzte Ra⸗ 


er vom Theophraſto Ereſio Canis 


Carcharias genandt wird. Ein ſolcher 
Fiſch iſt in Mandelslo OſtIndiani⸗ 


ſchen Schiffahrt gefangen worden / da⸗ 


von er auch Bericht thut pag. 149. Daß 


auch ſolche gefährliche Thiere bey dem 


Char ybdi ſich auffhalten ſollen / meldet 
die Hiſtoria von einem Ulrinatore 


beym Athan. Kirchero in mnndo 


ſubt. Davon unten Tab. 26. ſoll ge 
dacht werden. 2 
Num. 1. Ein Fiſch / wird Orbis ge⸗ 
nant / iſt gantz rund wie eine Boßkugel / 
und ſo groß als ein Menſchen⸗Kopff / 
konte entweder nur Kopff uñ Schwantz / 
oder Bauch und Schwantz ohne Kopff 
genant werden / weil er nur ein klein 
Maul und Augen an der Bruſt ſtehen 
hat / daher ihn auch etliche pilcem ven · 
tricoſum nennen. Die Haut iſt ohne 
Schaupen gantz rauch und ſcharff. Er 
wird im Ægyptiſchen Meer am Ein⸗ 
fluß des Nili gefangen / und weil er zur 
Speiſe nicht dienlich / wird von den Ein 
wohnern die Haut abgezogen / außge⸗ 


pff and zum Zerath in Die Hauser 


— 


h F 000 
Gottes drey Tage unverfehret darein N 


auffgehaͤnget. Wenn er an einem Or⸗ 
te frey am Faden hanget / zeiget er mit 
dem Munde an / woher der Wind 
kommt / wie Rondolet: und Aldro- 
vandus warhafftig ſchreiben / und iſt 
gleich als ein Wetterhahn auff dem 
Haufe. Diß geſchiehet aber durch 
Hülffe des Schwantzes / der am runden 
Corpore allezeit dem Winde nach⸗ 


Orbis Echinatus genant / weil er uͤber 
und uber voller ſcharffer Spitzen wie 
ein Igel / daß man ihn mit bloſſer Hand 


nicht angreiffen kan. Aldrovandus 


beſchreibet ihn Hb. 4. cap. 1j. de pifeib. 
außfuͤhrlicher. a a 

Num. Iſt Gladius ein Schwerdt⸗ 
Fiſch vier Ellen lang / ſelbiger iſt vor 12. 
Jahren bey Apenrade gefangen wor⸗ 
den / hat gar eine duͤnne Haut / daß ihn 
die kleinen Fiſche gerne anzwacken / dar⸗ 
um hat ihn die Natur das Schwerdt 
zur Wehre gegeben / ſol ſich fuͤr dem 


Wallfiſch ſehr fürchten / und ihn mei⸗ 


den / da er doch / wenn er feine Staͤrcke 
wüſte / (wie Aldrov.faget )-Eönte denz 
Wallfiſche ſchadlich ſeyn. Er ſoll das 
Schwerdt bey anderthalb Hand breit 
ins Schiff jagen koͤnnen. Wird be⸗ 
ſchrieben von Rliano lib. 3. c. 4. Plin. 
lib. 32. cap 11. Aldrov. lib. 3. c 20. 


Num. 5. Iſt auch eine Art von den 


obgedachten Carchariis. Dieſer it 
gar jung und nur vier Ellen lang / ſol⸗ 
E iii kn 


auf BL, 
15 2. Ein runder Fiſch / wird 


— — — 


iſchen leich ſeyn. Diß iſt einer 
— he Fiſchen im Meer / 


für welchen Menſchen und Fifche ſich 


fuͤrchten. Er wird vom Ariſtot. und 
Oppiano Galeus & Muſtelus, von 
den Portugieſen Tubaron, von den 
Hollandern Hayen / Hund⸗Fiſch ge 
tant. Im 4. Theile Cap. 4. der Oſt⸗ 
Ind. Schiffahrt Hugonis à Lindſchot⸗ 
ten wird erzehlet / daß bey der Stadt 
Cochin ein ſolcher Fiſch einem Bohts⸗ 
mann / der umb das Rohr hinten am 
Schiff einzuhengen / ſich am Seil ins 
Waſſer gelaſſen / ein Bein abgebiſſen / 
und als er darnach Sale wollen / auch 
den Arm und ein Stuͤck aus dem Hin⸗ 


tern mit weggeſchnappet / ungeachtet die 


andern Bothsleute ſtarck auff ihn zus 
geſchlagen. Mandelslo nen eie 


nen ſolchen Fiſch / den fie unfern von der 


Inſel Zeilan gefangen / gar außfuͤhrlich 
im andern Buche der Oſt Ind. Reiſeb. 
Cap. 3. Dergleichen Exempel / eben 
wie es dem Bothsmann vor Cochin 
ergangen / erzehlet auch George Ander⸗ 
ſen in ſeiner Schiffahrt / ſo er aus Indien 
nach dem Rothen Meer gethan. Es 


ſaſſen / ſchreibet er / in unſerm Bothe 


etliche unſer Voͤlcker und fiſcheten / und 
als einer unter ihnen auff dem Boort 
ſaß / und das eine Bein ins Waſſer 
hieng / kommt ein Hay und beiſſet ihm 
geſchwinde das Bein ab / ja er haͤtte ihn 
gantz weg gekriegt / wenn nicht die an⸗ 


72 


Soktorffiſche 


len fünfemapt ſo groß und den Wall 


— — 


dern ihm waren 


re Voͤlcker bald aus der acht / 
ſprungen zwey Tage hernach etliche in 


das Meer / umb ſich bey ſtillem Wetter 


zu baden / fie waren aber kaum in das 
Waſſer gekommen / wurden zweene 
von ihnen durch ſolcheklayen unter das 
Waſſer gezogen / und kamen nicht wies 


der empor. Die andern eileten mit 


Schrecken wieder zu Schiffe. 


Dar⸗ 
auff erging von unſerm Schiff⸗Patron 
ein Beech daß keiner ſich ſolte gelüfter 
laſſen / im Meer zu baden bey verluſt ei⸗ 


nes Jahres Sold. 


TABULA NV. 


Num. 1. Dieſer frembde Fiſch 
wird Serra auch Priſtis vom ſchnei⸗ 
den den Namen bekommen / weil er wie 
eine Sage ſchneidet im ſchnell lauffen. 
Aldrov. nimpt die Beſchreibung deſſel⸗ 
ben aus dem Cluſio lib. 6 c. 19. Man 
findet ſie groß und klein / wie wir dann 
der Schnabel in unter ſchiedlicher Groͤſ⸗ 


fe viel haben / die Groſſen faſt zwey Els 


len lang / und oben / da ſie am Kopffe 
geſeſſen / eine halbe Elle breit. Von der 
kleinen Art / da der Schnabel noch am 
Fiſche ſitzet / haben wir zweene. Befin⸗ 
— ſich gemeiniglich in der Weſt⸗ 
ke. 5 


Num. z. Remora ein Fiſch / derer 
wir zweene haben / wird von ne 
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Da diß alſo pafliret ar 55 es une _ 


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lichen ſonderlich vom Plinio 1,32, c. I. 
der ihn Echenels nennet / wie auch von 
Aldro v. l. 3. c. 22. beſchrieben / und iſt ein 
Wunder der Natur / daß ein ſo kleiner 
Fiſch ſolte koͤnnen gantze Schiffe / wenn 
er ſich unten daran ſauget / auff halten. 
Kircherus will zwar lib. 3. part. VI. 
de arte magn c. i. 5. 3. dieſes für Fa⸗ 


belwerck halten / und meynet / es koͤnte 


nicht ſeyn / daß ein ſchwerer Corpus von 
einem leichtern koͤnte beweget und ges 
halten werden / gleich am Magneten zu 
ſehen / wenn er hegen einem ſtuͤcke Eiſen 
das ſchwerer als der Magnet in freye 
Lufft gehangen wird / ſo kan der Mag: 
net das Eiſen nicht an ſich ziehen. Sca⸗ 
Agger aber / der Exerc. 218.5. 7. & 8. die 
Kraſſt der Remoræ auch glaͤubet / wil 
es nicht den bekandten natürlichen Ur⸗ 
ſachen / ſondern den occultis qualitati- 
bus zuſchreiben. Und geſtehet Kir- 
cherus d. l. p.23. ſelbſt / daß animalia 
aquatica occultis & majoribus viri- 
bus prædita ſint quam terreſtria. 
Plinius und Aldrovandus aber 
bringen glaubwürdige Exempel herbey / 
daß die Schiffe von der Remora ſeynd 
auſſgehalten worden. Diß hatte An- 
tonius in der Seeſchlacht bey Actium 
mit Schaden erfahren / indem ſein 
Schiff vom ſelben Fiſche ſtille ſtehend 
ware gehalten worden / damit Kayſer 
Auguſtus ihm hatte den Vortheil ab» 
lauffen koͤnnen. Dergleichen Hemmung 
des Schiffes hat ſich auch beym Cai 


in etwas zuruͤcke gewichen / mit 25 


Caligule Schifffahrt begeben. Dar, 


von Sveton. in vita ipſius. Aldro- 


vandus Alben damit man nicht dencken 


ſolte / die Alten hatten uns hiermit etwas 
Unwarhafftiges hinterlaſſen / fuͤhret er 
das Zeuguiß Petri Melaræ Bononien- 
enfis Equitis de Cardinalib. p. 99. von 
Francisco Cardinali Turonenſi mit 
ein / welchem fein Schiff / mit welchem 
er einſt aus Franckreich in Italien fah⸗ 
ren wollen / auch durch dieſen Fiſch 
Echeneis oder Remora mitten im 
Lauffe ſey . / daß es 
muͤſſen vor vollem Winde ſtille ſtehen / 
dergleichen erzehletScaliger dicto loco, 
daß viel Schiffe mit einander eine Reiſe 
gethan / unter denen iſt das eine alleine 


unbeweglich geſtanden / und die andern 


ſeynd unverhindert darvon geſegelt. 
Welches der Fiſch Remora auffge⸗ 


Ich will noch ein Exempel einführen 
von einem glaubwuͤrdigen Mann / der 
in andern ſeinen Beſchreibungen iſt 
richtig erfunden worden. Hugo Lind⸗ 
ſchot feget in feiner Oriental, Schiff 
fahrt c.48. Als wir aus Portugal 
nach Moſambique ſegelten / und unſern 
Cours nach einer geraden Linie zu nah⸗ 
men / und giengen vor Winde mit vol⸗ 
lem Segel / und indem wir 14. Tage 
einen Cours gehalten / befunden wir 
durch Obfervirung der Oraduum, daß 
wir nicht allein nicht fortkamen / ſondern 


er⸗ 


1 
Verwunderung / weil wir gut Wetter 
und Wind hatten / und die Erfahrung 
uns auch gelehret / daß am ſelben Orte 
kein widerwertiger Strom zu vermu⸗ 
then / der die Fahrt verhindern moͤchte. 
Wir ſtunden alle beſtuͤrtzet / wuſten 
nicht wie das zugieng / etliche meyneten / 
es ware Zauberey. Ohngefehr ſihet 
der Steurmann hinten am Schiffe hin⸗ 
unter / und wird eines groſſen breiten 
Fiſch⸗Schwantzes gewahr / welcher 
ſich hatte am Hintertheile des Schiffes 
angeleget / der Leib war unter dem 


Schiffe / und der Kopff am Rohr feſte / 


als dieſer Fiſch durch groſſe Muhe der 
Bothsleute mit Haken und Stangen 
loß geriſſen / gieng das Schiff wieder 
gewuͤnſchet fort. Diß einige Exempel 
Eönte Kircheri Meynung widerlegen / 
und erhalten / daß es wahr ſey / was die 
Alten von der Remora geſchrieben / wie 
er die Schiffe auff halten koͤnte. Ob 
man ſchon deſſen nicht naturliche Urſa⸗ 
chen erforſchet hat / ſiehet man doch / daß 
viel dergleichen Dinge / die in Augen⸗ 
ſchein kommen / den Verſtand vorbey 
gehen. Daß meines Erachtens Chæ⸗ 
remonianus Trallianus nicht ſo unge⸗ 
reimet geſaget: Als allerhand Art 
Fiſche auffgeſetzet worden / und unter 
denen auch die Remora ( welchen die 
Griechen Exchineiden nennen) Dieſen 
(nemlich / dergleichen Fiſch) habe ich 


geſehen / als ich im Sieiliſchen Meere 


geſchiffet / daß er ein gantz Schiff auff⸗ 


5 * 
Be 


— —— Fa — ä — 


Fo 
2 * 


gehalten / biß ſo lange der Steurmann 


ihn vom Schiffe weggenommen; und 
die Beyweſende daruͤber Be: als 
wenn er eine Fabel erzehlete. 
auch in etlichen natürlichen Sachen der 
Antipathia gedacht wurden. O ihr lie⸗ 
ben Leute / viel Dinge geſchehen / die wir 
vor Augen ſehen / und doch wol ihre na⸗ 
türliche Urſachen haben / ob wir fie 
ſchon nicht wiſſen. Solche nicht er⸗ 
forſchen wollen / iſt zwar nicht fo unbil⸗ 
lich als ſchwer es iſt / dieſelbe zu erkennen. 
Plutarchus lib. 2. Sympoſ. pag. 641. 
Sonſt will Kircherus naturliche 
Urſachen geben / warumb Antonii 
Schiff nicht fort gekont / weil es nemfic 
in der See bißweilen contrarie Str 


in der 
me gibt / ſo das Schiff auffhalten koͤn⸗ 


orbey 


nen. Plutarchus aber gibt viel gewiſ⸗ 


ſere Urſachen / wenn man die Remo⸗ 


ram nicht anfehen will / nemlich: daß 
des Antonii 1 ehende 
acht als zum Streit 


und mehr zur Pr b 
und auch mit unerfahrnen und ungeubs 


tem Volcke außgeruͤſtet und verſehen / 
des Cæſaris aber leicht und behende ge⸗ 
weſen / mit welchem er den Antonium 


umbgehen koͤnnen. Plutarch. 
Antonii. | | | 

Num z. Diefer Fiſch Guaperua 
von den Braſilianern / woſelbſt er ge⸗ 
fangen wird / von den Portugieſen aber 


in vita 
902 


. 
| 


Peixe Porco genant / heiſt ſo viel als 


ein Wild Schwein / wird vom Jonfto- 
nio lib. 4. de Piſcip. cap. io. aus dem 
we Marck- 


j ; 77 
NN , 
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ihrlich befchrieben / welcher ſaget / daß 
Rs kochen / ſondern nur zu braten 
diene. a 1 „ RI 1 
Num. 4. Ein Braſilianiſcher Fiſch / 
bey ihnen Guamajacuape ſonſt drey⸗ 
anglichter Fiſch genant / weil er auff dem 
Bauche gantz plat wie auch beiden Sei⸗ 
ten / welche auff dem Rücken ſcharff zu⸗ 
ſammen gehen / und alſo die Forme ei⸗ 
nes Triangels machen / haben eine harte 
ſcharffe Haut ohne Schupen / welche 
voller fuͤnffeckte Figuren iſt / bey etlichen 
ſeynd es nur bloſſe fünffeckte / bey etli⸗ 
chen aber findet man in den Pentago- 
nalen Sterne. Es ſeynd zweyerley 
Art / etliche haben über den Augen Hor⸗ 
ner / etliche ſeynd ohne Hoͤrner / wir ha⸗ 
ben von beyderley Art etliche: und auch 
einen / welcher auff dem Rücken ſo breit 
als am Bauche / und daher ein Qua⸗ 
drat Fiſch koͤnte genant werden. Sie 
füllen gar ungeſund und faſt vergiftet 
ſeyn. Sie werden vom Aldro vando 
lib. 4. cap. ultimo und Georgio 
Marckgra vio lib. 4. de Pifcib, Braſi- 
lian. cap. i. beſchrieben. wat e 


TABULA XVI. 


Num. 1. Iſt ein Fiſch Monachus 
Marinus genant, weil er am Obertheile 


faſt einem Munch gleich ſiehet / ſoll zu 


ckhuſen lebendig gefangen worden 
n / balweder Schuppen noch Pinnen 


M mr Kim 4. de Pife.c.12, qus⸗ 


h’! | 
Bunſt Kammer. 4¹ 


oder Floßfedern. Aldrovandus be 
ſchreibet auch einen Monachum lib. 7. 
c. 17. hat aber Schuppen / und ſiehet un . 
ſerm nicht ehnlich. d 
Num. 2. Iſt eine ſeltzame Art eines 
frembden Fiſches / von den Geſchlechten 
der Blackfiſche / die einen ſchwar tzen 
humorem, wie Black oder Tinte bey 
ſich haben / derer dreyerley Arten erzeh⸗ 
let werden / als da ſeynd Palipus, Sepia 
und Loligo, und werden vom Arifto- 
tele hiſt 4. c. i. Plinio lib. 9. cap. 29. 
Matthiolo in lib. 2. Dioſcor. cap. 20. 
Aldrovando lib. de mollib, und an⸗ 
dern mehr eben auff ſolche Art als jetzt 
bald foigen ſoll / beſchrieben. Der Uns 
ſerige iſt unter die Loligines zu rechen / 
noch jung und nur einen Fuß lang / ſol⸗ 


len ſonſt in Mannes Groͤſſe / und etliche 


viel groͤſſer erwachſen. Keiner der Au- 
toren aber hat den Kopff und Schna⸗ 
bel ſo eigentlich abgebildet / als in unſer 
Figur (fo dem Hollaͤndiſchen in allem 


ehnlich / nur daß unſerm die langen zwo 


Pinnen abgebrochen) zu ſehen. Es ſol⸗ 
len ſich alle drey Arten in der Spani⸗ 
ſchen und Italieniſchen See am mei⸗ 
ſten befinden. Und weil felbige Art 
Fiſche in Teutſchland nicht viel geſe⸗ 
hen / vor etlichen wenig Jahren aber ei⸗ 
ner in Holland / und einer in Holſteimn 
bey Hamburg gefangen worden / ſo für 
erſchreckliche Meerwunder haben wol⸗ 
len gehalten werden / erachte ichs nicht 
unbequem zu ſeyn / ſelbiger gefangenen 

F Fi⸗ 


42 2 


— — 


Fiſche Beſchreibunge mit einzuführe 


* 
* 


richten. Des Hollaͤnders lautet a 


* 
© 


Abbildung eines erſchreckli / 


chen Meerwunders / ſo im Auß⸗ 
gang des 1661. Jahrs in 
Holland gefangen 
worden. u 

er NB. 

Dieſes Meerwunder iſt in Holland 
zwiſchen Schevlingen und Catwig 
auff der See / an dem Ort da die Eng⸗ 
liſche Schiffe lagen / die Ihre Majeſtalt 
von Groß⸗Britannien abholeten / ge⸗ 
fangen worden. Und hat nach dem er 
gefangen geweſen / noch drey Stunden 
gelebet: ſich aber im Fangen ſo wunder⸗ 


grauſam angeftellet / daß die Fiſcher ge⸗ 


meynet / der Teuffel ware ſelbſt im Ne⸗ 
tze / auch fich nicht ehe ergeben / biß man 
ihn mit einem Boßhacken in Leib ge⸗ 
hauen / und feſt gehalten. Er iſt ohn⸗ 
gefehr drey und einen halben Fuß lang / 
hat ein gar wunderliches Haupt / und 
auff dem Haupte einen achtkantichten 
Stern / bey nahe eines Fuſſes lang / dar⸗ 
von zweene mit Haut uͤberzogen / wie 
die Flügel einer Fledermauß. Auff dem 
Stern ſtehen hin und wieder gar viel 


RKnoͤffigen mit einer kleinen Crone umb⸗ 


aſſet / und wie der Fiſch noch gelebet / ſo 
aben die Knoͤpffigen als kleine Spie⸗ 
gel geſchimmert. Aus dem Stern ge⸗ 


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und etwas außführlicher darvon Er 


bekandt. E N 
der. Aber die Phi hatten den 


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het ein Adeler Schnabel / (ſo vom Sca- 

liger exerc. 218. bequemer ein Papa⸗ 
gojen Schnabel genennet wird) welcher 
kan auff⸗ und zugethan werden. Unten 
hat er einen Ruͤſſel oder Mund als ein 
Schwein / und eine Zunge darein. Zwi⸗ 
ſchen dem Ruͤſſel und dem Stern fies 
hen die Augen / welche beym Leben des 


Fiſches ſo ſchrecklich anzuſehen gewe⸗ 


ſen / daß man für dem Anblick ſich ent⸗ 
ſetzen muͤſſen. Nachdem mm die Au⸗ 
gen außgenommen / umb gebalſamiret 
zu werden / hat ſichs befunden / daß der 
innerliche Kern im Augapffel die Ge⸗ 
ſtalt und anſehen einer Perle gehabt. 
Die Augen an ſich ſelbſt hatten die groͤſ⸗ 

ſe eines groſſen Kalb Auges / und iſt 
dem Fiſcher vor das eine Auge hundert 
Guͤlden Hollaͤndiſch geboten worden. 
Unter dem Stern oder Crone / ſo es auf 
dem Kopffe hatte / gehen aus zweene lan⸗ 
ge Arme / ohngefehr zwey Finger breit. 
Er hat 2 Oerter / dadurch er Speiſe zu 
ſich nimpt / und hat keinen Außgang. 
Man hat auch in deſſen Leibe kein Ge⸗ 
daͤrme / ſondern lauter Leber und Fett 
gefunden. Daher die Phyſici und 
Gelehrten / die weit und breit gereiſet / 
bekennen / dergleichen an keinem Orte / 
weder in Italien / Tuͤrckeyen oder In⸗ 
dien gefunden zu haben. Halten es für 
ein ſonderlich Wunder⸗ Geſchoͤpffe / 
deſſen Bedeutung dem Aller hoͤchſten 
So weit der Hollaͤn⸗ 


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Aldrovundum oder Jonſtonium leſen 
Folget der Hamburger Fiſch. 
Die warhafftige Beſchrei⸗ 
bung des wunderſeltz amen Fi⸗ 
ſches / welcher am d. Tage nach 

der Simmelfahrt Chriſti 1662. 
in der Elbe unfern der Stadt 
Hamburg iſt gefangen 

worden. 


Hat das zwiſchen Schevlingen und 
Catwich zum Ende des verwichenen 
1661. Jahres gefangene Meer⸗Wun⸗ 
der bey den Neugierigen viel Wunders 
erꝛeget / ſo wird dieſer allhier gefangene 
Fiſch nicht weniger thun / dann er an 
wunderbahrer Art dem andern mehr 
vor⸗als nachgehet. Seine Länge mit 
ſeinen Pinnen oder Floßfedern iſt drey 
Fuß lang / das Corpus an ſich ſelbſt iſt 
Oval. langlich / und von anderthalben 
Fuß: die Breite aber deſſelben drey 
Quart eines Fuſſes. Die zwo Pin⸗ 
nen vom Kopffe hin / ſind gleich zwo 
Tabacks⸗ Pfeiffen / weiß und glintzernd / 
derer Ende aber vergleichen ſich mit Ad⸗ 
lers⸗Klauen / beſetzt mit einer weiſſen 
und ſchwartzen Art Corallen. Nechſt 
dieſen ſeynd acht Pinnæ oder Fibræ, 
wie ein groſſer Stern außgebreitet / wel⸗ 
che alle gleichſam marmor ret ſehen / 
und mit Corallen gezieret ſind. Sein 

Mund / in der Mitte dieſes Stern / hat 


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lautet. 


eines halben Thalers Groͤſſe / woraus 
ſich eine rechte x igur eines ſchwartzbrau⸗ 
nen Adlers⸗Schnabels erweiſet. Sei⸗ 
ne Augen ſind in der Runde als ein 
paar Ochſen⸗Augen / mit ſchwartzen 
Aug ⸗Apffeln. Die Haut uber ſeinen 
Ruͤcken iſt recht ſchoͤn marmoriret und 

weich. Der Ruͤckgrad aber iſt ſo hart 
als eine Schild patte / daß ſie / wann man 
darauff klopffet als ein harter Knochen 
i Zu beyden Seiten des Ruͤ⸗ 
ckens hat er zwey ledige Taſchen / wel⸗ 
che man wol Windflaſchen nennen 
moͤchte. Er iſt ohne Schwantz. Umb⸗ 
gekehret ſiehet man noch einen Mund / 
aber gantz hohl / ſo recht unter dem Kopff 
iſt. Sein Bauch iſt eine ledige Ta⸗ 


ſche / dann er ohne Gedarme / iſt ſonſten 


von unten laͤngſt hin gantz weiß als eine 
Scholle. Und iſt dieſe Figur nach ih⸗ 
rem Abriſſe / wie er auff dem Nuͤcken ans 
dal en abſonderlich mit bepfüget wor⸗ 

en. in 
Wer fiehet nun aus obgedachten 
Beſchreibungen und Figuren nicht / daß 
alle drey Fiſche faſt einerley Art ſeynd. 
Nur daß der Hollaͤndiſche und unſer 
laͤnglicher / der Hamburger aber etwas 
runder / wie dann beyderley Art bey den 
Autoren zu finden / und alle unter die 
Mollia zu rechnen. Dann Ariftot. 


lib. I. hiſt. c. 4. & I. 4. ci. machet 4. ge:. 


nera animalium exangvium; molle, 
eruſtatum teſtatum & inſectum. 
Die mollia oder weichen ( ſo von den 
F i Teut⸗ 


ilſche 
1 


7 
2 # 


Ald ov. de moll. p.9. 
ſibus & vilceribus careant daß ſie 
weder Knochen noch Darmen in ſich 

aben / und werden derſelben dreyerley 


rten geſetzet / als Polypus , Sepia und 


Loligo, welche dem euſſerlichen Anſe⸗ 


hen nach / man einerley ſchatzen ſolte / 
wie fie auch faſt einerley Qualitäten 
ſeynd / dennoch nach Ariſtotelis Be⸗ 
richt / in etwas unterſchieden: daß nem⸗ 
lich / ob fie zwar alle 8. Fuͤſſe (welche die 
obgedachte Autores Sternen nennen) 
haben / aber ſelbige nicht auff einerley 
weiſe gebrauchen konnen. Der Poly, 
pus (welcher zwar den Namen von viel 


Fuͤſſen hat / aber teſte Scal. exerc. 218. 


c. 2. ipſi pedes vix hac appellatione 
digni) hat lange Beine und kurtzen 
Leib / und kan kriechen (nach Art der 
Raupen) Sepia aber und Loligo ha 


ben einen groſſen Leib und kurtze Beine / 


und koͤnnen nur ſchwimmen: der Po- 
Iypus » wenn er Unwitter vermercket / 
ſauget ſich an Felſen / Sepia und Loligo 


aber ſchwimmen und ſpringen empor. 


Der Polypus ſoll auch keinen Ruͤſſel 
haben / gleich wie Sepia und L oligo: 
auch nicht ſo einen harten Ruͤckgrad als 
Sepia. Iſt alſo meines Erachtens der 
Hamburgiſche unter die Sepias, der Un⸗ 
ferige und Holländer aber unter die Lo- 
ligines zu rechnen. 


werden darumb alſo genant quad os. 


Obnunzwar diefe Art iche inun 


und 


Groͤſſe erwachſen Eönnen / mit eins 


Athenæus lib. Iz. c. 6. ſaget / daß die 


Polypi durch langwierige Zeit faſt in 


Wallfiſch⸗Groͤſſe erwachſen konnen. 
Und habe ſich begeben / daß in Italien in 
der Stadt Potſuolo, ſoam Meerſtran⸗ 
de gelegen / ein ungeheurer Polypus 
durch die Hole oder Schlund / durch 
welchen der Unflat der Stadt in die 
See gelauffen / ſich in ein Hauß eines 
Fiſchhaͤndelers eingeſchlichen / und eine 
groſſe Tonne mit eingeſaltzenen Fiſchen 
zerbrochen / und das Beſte heraus ge⸗ 
freſſen. Der Kauffmann zu erfahren / 
wer ihm ſolchen Schaden zugefüͤget / 
ſtellet einen Wachter an ſelbigen Dr 


xy 


— un man 
w 


machet. ch ſolch un⸗ 
gewohnt Spectackel erſchrocken / bleibt 
fur Angſt gantz ſtille / laſſet alles geſche⸗ 
hen / und erzehlet frühe den Verlauff. 
Ob dieſe Geſchichte dem Kauffmann 
zwar etwas unglaublich vorkompt / und 
doch den neuen Schaden wieder ſihet / 
gehet ſelbſt mit etlichen gewapneten 
Mannern und ſcharffen Inſtrumenten / 
ſelbigen ungebetenen Gaſt zu empfan⸗ 
gen. Und als der Polypus durch ſei⸗ 
nen gewoͤhnlichen Gang ſich wieder ein⸗ 
ſtellet / wird ihm das Loch verrennet / fer 
ne Beine abgehauen / und alfo getoͤdtet. 
Deſſen Coͤrper Alianus wie er ſchrei⸗ 
bet / ſelbſt geſehen. N 

Plinius erzehlet lib. 9. cap. 30. wo 
nicht eben dieſelbige / doch dergleichen 
Hiſtorie mit etwas andern Umbſtan⸗ 


den / denn er ſaget: daß ſie in Spanien 


in Carteja ſich habe zugetragen / und ſey 
der Polypus mit Hunden gehetzet wor⸗ 
den / welche den ſtarcken Geruch vom 


felben Thiere nicht wol haben erdulden 


Und ſetzet eine unglaubliche 


Groſſe deſſelben Fiſches. Wenn dem 


ar Tonnen mehr geſtanden. Zur 


S Sn 


Glauben zuzuſteſſen / iſt nicht zů ver⸗ 


wundern / daß wie Ælianus lib. 7. c. II. 
ſchreibet / ein Polypus einen Adler ge⸗ 
fangen habe / und im Meer ertraͤncket. 
Dann als der Fiſch am Strande auff 
einem Stein in der Sonnen auff dem 
Mücken gelegen / und die Beine von ſich 
geſtrecket / ſey der Adler / in Meynung 
einen Raub zu erſchnappen / auff ihn ge⸗ 
fallen. Der Polypus aber habe ſeine 
Fuͤſſe uber ihn zuſammen geſchlagen / 
und alſo den Adler mit ſich ins Waſſer 
geſchleppet und erſauffet. 
Daß gar groſſe und gefaͤhrliche Polypi 
ſeynd / bekrafftiget auch die Hiſtoria von 
einem Urinatore oder Taucher / der un⸗ 
ter dem Waſſer die Perlen ſuchet / aus 
relation Athanaſii Kircheri in mun- 
do ſubterr. lib. 2. technico c. iy. 

Es ſey zur Zeit des Koͤnigs Frideri- 
ci II. in Sicilien (muß umbs Jahr 
Chriſti 1200. geweſen ſeyn) ein Urina⸗ 
tor oder Perlen⸗ und Corallen⸗Fiſcher 
Namens Nicolaus geweſen / welcher 
von Jugend auff ſich zum Waſſer ge⸗ 
halten / im ſchwimmen und untertau⸗ 
chen ſich geuͤbet / und ſeine Nahrung mit 
Corallen und Perlen⸗fiſchen geſuchet / 
und in das See⸗ eben fich fo verliebet / 
daß er offt 4. J. Tage in der See geblie⸗ 
ben / und ſich von rohen Fiſchen erhal⸗ 


ten / und ſeine Natur von der gemeinen 


Lebens⸗Art abgewehnet / daß er ſo wol 


in als aus dem Waſſer offt einen gan⸗ 


gen Tag ohne Athem⸗ hohlen leben koͤn⸗ 
n | nen / 


46 in 
nen / und alfo einem Amphibio ehnli⸗ 


cher als einem Menſchen geweſen: hat 


Brieffe in einem Beutel vor die Naſſig⸗ 
keit wol bewahret durch die See bringen 
koͤnnen / derwegen er auch offt als ein 
Bote gebrauchet worden / und haben 
ihn die Galleen bißweilen im groͤſten 
Sturm angetroffen / und vermeynet / es 
ware ein Meerwunder. Von denen 
aber / die ihn erkandt haben / iſt er ins 
Schiff genommen und geſpeiſet wor⸗ 
den / und nach ein wenig Sprachhal⸗ 
tung hat er ſich wieder in die See ge⸗ 
machet / und iſt darvon geſchwum⸗ 


men. 
Alls einſt der König in Sicilien zu 
Meſſana ſich aufhielt und viel unglaͤub⸗ 
liche Dinge von dieſem Nicolaus ge⸗ 
hoͤret hatte / bekam er Luft dieſen Men 
ſchen zu ſehen / welcher / nach dem er et⸗ 
etliche Tage zu Waſſer uñdand geſuchet 
und gefunden worden / ſich vor den Koͤ⸗ 
nig ſtellen müffen. Und als der Kor 
nig viel ſeltzame Dinge / ſo im Waſſer 
befindlich / von ihm vernam / wurde er 
begierig / die Beſchaffenheit des nahe ge⸗ 
legenen Charybdis zu erfahren. Es 
iſt aber Charybdis ein gefährlicher Ort 
in der See zwiſchen Sicilien und Ita⸗ 
lien / weil daſelbſt das Tyrrheniſche und 
Sieiliſche Meer zuſammen ſtoſſen / ein 
groß Ungeſtuͤm machen: woſelbſt das 
Vorgebirge Scylla ein hoher Felß / 
welcher / wañ die Winde gehen und dar⸗ 
an ſtoſſen / wegen etlicher Hoͤlen / ein 


33 r 6 4 ] 
Pr n 


langwaͤrendes Gethoͤn geben / als von 
unteꝛſchiedlichen diſſonirenden Stim⸗ 
men / ſchrecklich anzuhoͤren / und wenn 
die Schiffe ihnen zu nahe kommen im 
Sturmwetter / müſſen ſie zerſcheitert 
werden. Gleich gegen über it der 
Meerſchlund Charybdis, da ſich das 
Meer verſencket / und gleich darbey wie⸗ 
der hervor broddelt mit Aber seh 
Wuͤten und Gefahr der fuͤruͤber ſchif⸗ 
fenden / die ſo wol dieſen als gegen über. 
liegenden Ort meiden muͤſſen. Daher 
das Sprichwort entſtanden: 5 
Incidit in Scyllam qui vult vitare 
Cuharybdim. h 
Selbigen gefährlichen Ort zu erſor⸗ 
ſchen / befahl der Koͤnig dieſem Men⸗ 
ſchen ſich in ſelben Schlund hinunter 
zu laſſen / und davon Bericht zu thun. 
Und damit er deſto williger / und im 
hinnunter fahren deſto gewiſſer war / 
lies der Konig einen guͤldenen Pocal 
am ſelben Ort hinein werffen / mit Ver⸗ 
heiſſung / wenn er ihn wieder heraus 
bringen wuͤrde / ſolte er ihm verehret 
ſeyn. Nieolaus laſſet ihm das belieben / 
verſpricht ſein Beſtes darbey zu thun / 
machet ſich freudig in den Strudel / und 
kompt nach drey Viertel Stunden wie⸗ 
der empor / dem Pocal in der Hand em⸗ 
por haltend. Darauff wird er in des Ko, 
nigs Pallaſt eingefuͤhret / und nachdem 
er als von Arbeit ziemlich abgemattet / 


mit einer guten Mahlzeit erquicket / vor 


den Koͤnig geſtellet / der dann 3 


VBVBunſt Kammer. — 


Sun dre fo 


gibt; 0 . 

i ; Gnadigſter König / was von Ew. 
ihr anbefohlen worden / habe 
ich v 


errichtet. Aber nimmermehr hatte 


ich dem Koͤnigl. Befehl nachkommen 
wollen / wenn ich zuvor gewuſt hatte / 
was ich nun erfahren habe / und wenn 
ihr mir auch euer halb Königreich haͤt⸗ 
tet verehren wollen. Denn es ſeynd vier 
Dinge / ſo dieſen Ort nicht alleine mir / 
ſondern auch den Fiſchen ſelbſt hoͤchſt 
gefaͤhrlich machen / 1 0 5 1. die groſſe 
Gewalt des aus dem tieffen Schlund 
heraufffahrenden Waſſers / welchem 
wie auch der ſtarckeſte zu widerſtehen 
ſich nicht unterſtehen darff / alſo habe 
auch ich nicht vermocht hindurch zu 
dringen / habe daher durch Nebenwege 
mich zur Grund machen muͤſſen. 
2. Hernach ſeynd allenthalben ſehr viel 
ſpitzige und ſcharffe Steinklippen / durch 


welche ich nicht ohne Lebens⸗Gefahr 


und Zerfetzung meiner Haut den Grund 
erlangen muſte. Zum dritten iſt ein 
ſtarcker Strom der unter Erdiſchen 
Waſſer / ſo durch die Felſen dringen / 
und den aus dem Schlund ſteigenden 
Waſſern entgegen arbeiten / auch ſo 
grauſam / daß einer für Furcht erſtarret / 
ſterben moͤchte. Zum vierdten waren 
ſehr viel groſſe ungeheure Polypi; derer 
Leib den groͤſten Mann übertreffen 


N ſelbige hiengen an den Seiten 


er Klippen / mit langen außgeſtreckten 


Te 


Fuſſen / ſo dem Anſehen nach 10. Fuß 
Lange uͤbertraffen. Wenn derer einer 
mich ertappet hatte / ware ich durch das 
Umbfangen todt gedrucket worden. 
Zwiſchen den naͤheſten Klippen hielten 
ſich auff viel ungeheure Meer⸗Hunde 
(darvon oben pag. 36. gedacht worden) 


mit dreyfachen Zahnen im Munde / fo 


nicht viel kleiner als die Delphine / fuͤr 
derſelben kan niemand ſicher ſeyn / dann 
wen ein ſolcher erſchnappet / darff ihm 
keine Rechnung eines langern Lebens 
machen. Als nun Nicolaus dieſes or⸗ 
dentlich erzehlet hatte / fragte der Konig / 
wie er dann den Becher ſo bald hatte 
finden koͤnnen? Darauff antwortete 
Nicolaus: der Becher haͤtte wegen des 
hin und wieder lauffenden und ſtreiten⸗ 
den Waſſer⸗Stroms nicht perpendi- 
cular oder gerade koͤnnen zu Grunde 
gehen / ſondern ware hin und wieder 
zur Seiten geworffen worden / biß er in 
eine flache und etwas außgehoͤlete Klip⸗ 
pe gefallen / da hatte er ihn liegen ſehen 
und herauff geholet. Dann wann der 
Becher recht in den Wirbel oder 
Schlund gefallen ware / hatte er ihn 
unmuͤglich erlangen koͤnnen. Es ware 
auch daſelbſt eine folche Tieffe / daß es 
den Augen als die finſtere Nacht vorge⸗ 
kommen. Der Konig fraget ihn / ob 
er wol noch einſt ſich hinunter wagen 


wolte / hat er zwar mit nein geantwortet / 


als aber ein ſolcher Bech er wiederumb / 


und zwar an einem Beutel voll en 
| en 


48 


— 2 


den / hat er ſich deſſen belieben laſſen / iſt 


wieder hinunter gefahren / und nicht 


wieder herauff gekommen / vielleicht 
von einem Polypo oder Carcharia er, 
wiſchet worden. Dieſe Hiſtorie gleich 
wie fie in den Actis des Koͤniges aufſge⸗ 
zeichnet / iſt ſie von dem Secretario der 
Archiven Kirchero mitgetheilet wor⸗ 
den. Und habe ich dieſelbige mit ein⸗ 
führen wollen / daß man ſehe die Gewiß⸗ 
heit / was bey den Autoribus von den 
mehr erwehnten Polypis und Carcha- 
riis geſagt wird. | 
Dieſer Art der Blackfiſche gedencket 
Tertullianus Gleichnißweiſe wider die 
Martianiſche Ketzer / und ſetzet / daß / 
wenn ſie mercken in ihrer falſchen Lehre 
überwunden zu ſeyn / fie mit dunckeln 
Einwuͤrffen und diſputiren ihre Irz⸗ 
thume verſtecken / daß man ihren falſchen 
Gang nicht ſehen ſoll. lib. 2. adverf. 
Marcian, Sie bedeuten auch homi- 
nem occultæ naturæ & dubiæ veri- 
tatis. Und in ſpecie der Polypus: weil 
der ſich an die Fel ſen ſauget un feſt halt / 
inen verſchlagenenen Menſchen / den 
man nicht leicht fangen kan. Item 
einen Geitzigen / der alles nach ſich reif 
ſet / und was er einmahl ertappet / nicht 
wieder loß laſſet. Plaut. in Aulul: 
Ego iſtos novi Polypos, quiubi quid 
tetigerunt, retinent. 98 


Was aber ſolche Black oder Kuttel⸗ 
fliſche / wenn ſie ſich ſehen laſſen / vor ſich 


ten gebunden / hinein geworffen wor⸗ 


ſelbſt für Anzelgung oder Bedeutung 1 


f. ehen“ d mag 
der Hollander / der den Fiſch beſchrie⸗ 
ben / ſelbſt es deuten / warumb der Fiſch 
aldar angetroffen / da der Koͤnig in En⸗ 
gelland mit Schiffen zu ſeiner Wieder⸗ 
kunfft ins Reich iſt erwartet worden. 


Num. 4. Iſt / wie es Diofcorides 
beſchreibet / marinum animal exigu- 
um. Wird Hippo campus genant 
vom Griechiſchen e equus und 
raum eruca , weil es forn als ein 
Pferd / und hinten wie eine Garten⸗ 
Raupe mit fo vielen inciſuris oder Ab 
ſdtzen: hat einen langen Schnabel oder 
Ruͤſſel / und im ſelben gar ein klein 
Mundloch / daß er dadurch kaum etwas 
faugen kan. Wird auch vom Aldro- 
vando unter die Inſecta gerechnet. 
Die groͤſten / derer wir viel haben / ſeynd 
kaum einer Hand lang / gar lieblich an⸗ 
zuſehen / aber iſt kein Fiſch / den man ef 
ſen kan. Daß er aber auff dem Na⸗ 


cken einen jubam Mahn oder Kam / 


* 


wie die Pferde haben ſoll / oder lebendig 


* 


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nant. 


an keinem mercken. Gleich auch Gillius 
ſchreibet / daß er zu Venetien bey den 
Fiſchern etliche lebendig geſehen / und 
keiner einen Mahn gehabt. lian. lib. 


14. cap. io. ſaget / daß fein Bauch ver 


gifftet ſey. Dieſen Fiſch / wenn er friſch 
iſt / ſollen leichtfertige Menſchen einem 
die Liebe beyzubringen / gebrauchen. Al- 
drov. lib. 7. de Inſect, cap. i6. 


TABULA XXVII. 


Num. 1. Iſt ein Fiſch anderthalb 
Ellen lang / hat keine Floßfedern / fon 
dern forne an beyden Seiten zweene 
runde Lappen oder Zappen hangen / ſein 
Maul iſt einer Kuhe ahnlich / daher er 
auch eine Seekuhe genant wird / iſt von 
den Hollaͤndern in der Americaniſchen 
See gefangen worden. Scheinet / daß 


es eine Art des Manati eines in unſerm 


Lande unbekandten Fiſches ſey / welchen 
Cluſius Exot. lib. E. c. 18. beſchreibet / 
nur daß der Unſerige keine zwey Foder⸗ 
Fuſſe und auch nicht ſolchen Schwantz 
habe. Mit des Gesneri Beſchrei⸗ 


bung aber kom̃t er wegen des Schwan⸗ 


tzes beſſer uͤberein / und wird von ihm 
aus dem Rondeletio Phoca ges 


Num. 2. Ein See Wolff hat forn 


im Munde oben undunten fiharffe ſpitzi⸗ 
ge auff den Seiten aber zwey Reigen 
hinter einander runde Backen⸗Zahne / 


gehabt hatte wie man ſchreibet kan ich und dergleichen auch mitten im achen. 


Iſt ein reiſſendes freſſiges / und der Zah; 
ne halber grauſames Thier / in der Bal⸗ 
tiſchen See wol bekand / wird von ihnen 
Klipfiſch genant / und iſt gutes Ge⸗ 
ſchmacks / wie Olaus Worm ſchreibet. 

Num... 4. Werden Pinnz genant / 
haben zwo Schalen gegen einander ges 
ſetzt / gleich wie die Euſters / ſeynd auch 


e 
KU, 
4. 
N 
e 


Euſters Natur / und wird das Fleiſch / 


ſo darinnen / wie Euſters gegeſſen. Ihre 
Art iſt / daß ſie muͤſſen auffrecht mit der 


Spitze im Sande oder Schlicke ſtehen / 
ſonſt koͤnnen ſie nicht leben / werden ſo 


wol in Africa (woſelbſt fie groͤſſer) als 
in Europa, und ſonderlich in Propon- 


tiode an der Seite wo Nicomedia ge⸗ 


ſtanden / haufſig gefunden. Sie ſeynd 
in gemein einen Fuß / auch anderthalb 
Fuß lang. Rondeletius ſchreibet / daß er 
zu Rom eine geſehen / welche bey einer 
Ellen lang geweſen. In ſolcher Lange 
haben wir auch eine Seite / und iſt 7. Zoll 
und einen halben breit. Inwendig am 
Untertheil / wo das Fleiſch geſeſſen / Sil⸗ 
berfarbe / das Obertheil aber Blutroth. 


Man ſetzet der ſelben viererley Arten / 


von denen wir dreyerley haben. In 
etlichen ſol man Perlen finden / an etli⸗ 
chen ſeynd Queſte als Haare / wie man 


an unſern Muſcheln findet / welche Ari⸗ 


ſtot. Byſſum nennet / durch welche ſie 


ihre Nahrung ziehen. N 
Die Pinna war bey den Egyptiern 
(tefte Pierio lib. 28.) ein Hierogly- 

G phicum 


£ ER 5 
f a 


#2 
17 


Num 1.2. Iſt eine ſonderliche Art 
von Krebſen / fo bey den Inſulen Mo- 
luccis gefangen werden. Derer wir 
zweene haben / der eine ſo groß als ein 
Mannes Kopff in der Runde umbſan⸗ 
gen / der andere etwas kleiner / aber zim⸗ 
lich plat / haben zweene Deckel / einen un⸗ 
ten den andern oben / und einen langen 
ſpitzen Schwantz / man kan nicht ſehen / 
daß Fleiſch in ihnen geweſen / die Beine 
ſeynd fo klar / daß man faſt durchfehen 
kan / man ſihet auch nicht / daß ſie Sche⸗ 
ren gehabt / ſondern nur 8. Fuͤſſe / wie die 
Fuͤſſe der Taſchen⸗Krebſe. Dieſe 
Art muß den Alten unbekandt gewe⸗ 


num nennen. Es iſt zu verwundern / 
daß Anno 1633, ein ſolcher Krebs auch 
in Dennemarck bey Helſingoͤr iſt ge⸗ 
fangen worden. Es kan aber ſeyn / wie 
Olaus Worm muthmaſſet / daß er an 
einem Holland iſchen Schiffe / derer da⸗ 
mals vier aus Oſt⸗Indien wieder zu⸗ 
rucke gekommen / im unten anklebenden 
Schilff / und andern anhengenden ma- 
veria verwickelt / mit heraus gekommen. 

Num. z. Cancellus, welchen die 
Frantzoſen! Eremite einen Einſiedeler 
nennen / weil er in einem Gehauſe allein 


wohnt / iſt eine ſonderliche Art von 


Krebſen / welche in Schneckenhaͤuſern 


ſich aufhalten / ſeynd nicht wol zu eſſen / 
| ſondern 


Cancer Molucanus 


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marina 


) 


—— 
— 

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1 


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WIe 


Aunſt Kammer. | gt 


fondern werden von den Fiſchern zum 
Fiſchfangen gebrauchet / wenn fie von 
der Schnecken abgeſondert ſeyn: fie ſol⸗ 
len in die ledigen Schnecken hauſer krie⸗ 


chen / wenn ſie klein / und wenn ſie er⸗ 


wachſen / heraus und in ein groöffer 
Haus ſich machen. Ariſtot.meynet / daß 
ſie nicht wie andere Krebſe / ſondern aus 
Koth und Schleim gebohren werden / 
aber fie haben gleichwol / wie Aldro van- 
dus obſerviret / Eyer an der Seiten 
hangen / woraus ſie entſtehen. Und 
befindet ſich auch an dem Unter ſcheid 
Mannliches und weibliches Geſchlech⸗ 
6:3 u), } | 
Num. y. Paranacare von den Bra⸗ 
ſilianern genant. Markgrav lib. 4. C. 2l. 
Sie ſeynd unterſchiedlicher Art kleine 
und groſſe / von den kleinen habe ich viel 
5 — — bey Schevling am Stran⸗ 
e gefunden. ö 
Num 4, Iſt ein Meer⸗Stern / des 
rer wir etliche haben / groß und kleine / 
wie dann derſelben auch unterſchied⸗ 
licher Arten ſeyn / etliche und die mei⸗ 


ſten haben fünff Stralen / etliche ſie⸗ 


ben / etliche sehen / und etliche zwoͤlfffe 
gleich als Fuſſe / mit welchen ſie ſich kon⸗ 
nen auff dem Grunde fortſchieben. Wir 
haben einen / der ſehr ſchoͤn formiret mit 


vielen Puckeln / bey einem Fuß im Dia: - 


metro und einer guten quer Hand hoch 
in der Mitten / hat auff allen Seiten 
Spitzen gleich als Zaͤhne / daher er auch 
Stella pectinata vom Aldrov. genant 


wird / iſt auff dem Ruͤcken mit Creutz⸗ 
weiſe uber einander geſchrenckten 
Streiffen / ſo als ein Fiſcher Netz anzu⸗ 
ſehen. Ein ander mit fo langen Radiis 


iſt auch darbey / welcher auff den Seiten 


der Stralen anzuſehen / als wenn er mit 
einem Gallon Schnur eingefaſſet ware / 


am unter Theile ſeynd ſie gantz offen / 
und haben das Mundloch in der mit⸗ 


ten / wiewol es ſcheinet / daß ſie ihre Nah⸗ 
rung durch alle Stralen / welche langſt 
hinein biß zum Centro Zahne haben / 

ziehen koͤnnen. Sie ſollen ſehr gerne die 
Euſters und Muſcheln freſſen / wenn ſel⸗ 
bige ſich aufthun / ſtecken fie eine Strale 
darzwiſchen / und zwacken das Fleiſch 


heraus. Man findet ſie in der Deutſchen 


und andern Meeren / habe von den klei⸗ 
nen viel in Holland auff dem Sande / 
wenn es Ebbe geweſen / angetroffen / die 


wenn man ſie angeruͤhret / ſich nach der 


See zu geſchoben / nach Art der Polypo⸗ 


TED: 
TABULA XXIX. 


In dieſer und folgenden drey Tabu. 
len weꝛden etliche Teſtacea, welche auch 
Conchylia genant werden / beſchrieben / 
derer Fleiſch zur Speiſe den andern 
Exangvibus vom Aldrovando vorge⸗ 
zogen wird. Es werden die See⸗ 
Thiere / ſo kein Blut haben (wie oben 
pag · 48. gemeldet) viererley Geſchlech⸗ 
te von den Naturkuͤndigern ergehlet. 

G ij Als 


i n arne Er 
. Ds 
12 # 11 5 


Als da ſeynd Mollia, Cruſtacea, Te- 
ſtacea & Inſecta. Mollium caro (ut 
ſunt Polypus ſœpia & Loligo) duro 
at ventriculo in obediens fereq; ab- 
ominanda hominibus eft, cruſtato- 
rum vero ſalubris, grataqʒ quin gra- 
tisſima fit, fi cum illis compares. 
Die weichen Blutloſe haben ein hart 
unverdeulich Fleiſch / für welche man 
ſich hüten ſoll / hergegen die Art Fiſche 
ſo Schalen haben als Krebſe / ſeynd ge⸗ 
ſunder und lieblicher vom Geſchmack / 
aber die Conchylia (als Euſters / Mu⸗ 
ſcheln / Schnecken) uͤbertreffen auch die 
andern alle. Denen die kluge und vor⸗ 
ſichtige Natur umb keiner andern Urſa⸗ 


chen willen (wie es ſcheinet) ſo harte 


Haufer und Wohnunge zugeeignet / als / 
daß ſie von den andern See⸗Thieren / 
denen dieſe Speiſe auch angenehm / un⸗ 
beſchadiget / dem Menſchen zur Speiſe 
und Ergetzlichkeit bleiben ſollen. 

Was die Roͤmer auff die Conchy- 
lia (Euſtern / Muſcheln und Schnecken) 
gehalten / ſihet man beym Plinio lib. 9. 
cap. 35. Luxurie mater Conchylio- 
rum pretia margaritis propemo- 
dum æquavit. Daß ſie ſelbige zu A 
fen ihnen faft fo viel koſten laſſen / als fi 
auff Perlen gewendet / dann ſie ſelbige 
von fernen Ortern mit groſſen Unkoſten 
bringen laſſen. Wie Seneca Epiſt. I. 
lib. 4 da er ihre Untugend ſchilt / ſaget: 
Quantulum ex tot Conchyliis tam 
longe advectis per iſtum Stoma- 


chum merplcbilem labitur? 


ſem fall ſeynd wir Holſteiner vie ac, 


ſeliger als die Romer zu ſchatzen / dann 


wir ſolche Conchylia zur delicaten 


Speiſe nicht fo ferne und mit groſſen 


Unkoſten duͤrſſen holen laſſen / weil wir 
ſie vor der Thür und friſch haben koͤn⸗ 
nen (welches denen in weit abgelegenen 
Oertern fehlet )und zwar umb ſo ſchlech! 
In ne kn 
daß auch gemeine Handwercks⸗Leute 
ſelbige kauffen und genieſſen koͤnnen / ſo 
wol als groſſe Herzen / von denen Cæ- 
lius Rodiginus faget (1 27. c. 23.) 
Conchylia adeo Proceribus gulæ 
probata , ut vel inde fit formatum 
proverbium; eſſe Conchylia vidua- 
rum Cupedias. 8 

Aber dieſe Speiſen meitläufftig zu 
beſchreiben / iſt nicht unſers Vorhabens / 
ſondern laſſen fie gleich wie allerhand 
ſchoͤn Obſt; alſo auch die Poma ma- 
ris » wie fie Tertullianus (de habitu 
muliebri cap. 5.) nennet / der Herꝛen 
Tiſche zieren und ihnen wol ſchmecken. 
Uns aber vergnuͤget jetzo in unſer Kunſt⸗ 
Kammer die leeren Schalen und Ha 
8 ſchoͤnſten und rareſten Conchy- 
lien in ihren naturlichen / gleich als durch 
Kunſt außgearbeiteten mancherley ver⸗ 
wunderlichen Geſtalten und Schoͤn⸗ 


heiten anzuſchauen uns darinnen zu ber 


luſtigen / und den Schöpffer zu preiſen. 
Und gleich wie von den enormen der 


on- 


Daf der Apelles fe 


unt Rammer. f 53 


Conchylierum, Fler 0 wie jetzt ge⸗ 
tzet went 


da 
10 alſo 1 * ich dee 
len etlicher Muſcheln und Schne 


wegen Schoͤnheit und Naritet den 
2 Perlen ſo nunmehr faſti 12 


len Städten und Doͤrffern am Weib⸗ 
lichen Schmuck gefunden werden / wo 
nicht übertreffen / doch ihnen gleichen 
koͤnnen / wenn man auch nur ihre Far⸗ 


ben / die weder der alte noch neue Ap- 


pelles, Her: Ovens / mit ihrem Eunftli- 


5 Pinſel ſo hoch bringen koͤnnen bes 


trachten will. Und diß iſt die Urſache / 
warumb ſie von Liebhabern / wie man 


7 — in u en 9 theur an 
ſich kauſſet werden. Daher Herr Jens 
Martens 1 Kauffm mam 

in Fridrichſtadt / mein guter be 


der auch ein wol angerichtet Cabinet 


von allerhand ſchoͤßen Conchylien 


und andern koſtbaren Raritäten hat / 


die Wuürdigkeit der ſchoͤnen Conchy- 
lien / in einem Raͤtzel mit ſinnreichen 
Verſen beſchrieben und zu erkennen ge⸗ 
1 Welches ich nicht minder dem 

Beſitzer derſelben Conchylien , als 


den Conchylien ſelbſt zu Ehren mit 
hieher ſetzen will. 


in Ratze 
Welcher Creaturen Geburt und 315 iſt am wunderlichſten / 
die ihre natuͤrliche Schoͤnheit ſo wol im Tode alsim = 
Leben beſtaͤndig erhalten? 5 


Da Schoͤnheit wird vergleicht der Blum / ſo bald 1 
Weil dieſe Gab im Tod auch mit hinfaͤllt und ſtirbet / 
Hergegen hat GO TT uns zum Spiegel vorgeſtellt / 
Daß keine Creatur uns gleichet in der Welt. 
Wenn alles nackt und bloß in Mutter Leib erſchaffen / 
So treten wir herauff mit Haͤuſern / Wehr und Waffen / 
A.uff tauſenterley Art / ſehr wunderlich formirt / 
Und ohne Menſchen Hand ſo kuͤnſtlich aungegient 


ft beſchaͤmet muß abweichen / 


Welle ihm unmuͤglich fallt mit Farben außzuftreichen/ 


Was Flora von ſich ruhmt. 


Zwar ſie im Garten prangt / 


Wie BR ein jeder Fuͤrſt zu . fie verlangt. 


54 Bottorff 


Sie bleibt doch Furhe Zeit (Ja offt kaum eine Sturdee / 
Bald kommt ein rauher Wind / und wirfft fie gar zu Grunde. 2 


Wir bleiben für und fuͤr / uns erbet Kindes ⸗Kind 1 

Uns raubet keine Zeit / kein Wetter / Sturm noch Wind. 

So kan Natura uns durch ihre Kuͤnſte zieren / Se 
Daß wir auch nach dem Todt unwandelbar flortren. 
Iſt jemand unfer Nahm und Wohnung unbekandt / 
Der rathe was da bluͤht / wenn Hyems zwingt das Land. 


e eee em: | 1 
Der Indianiſchen See⸗Schnecken und Muſchenn 
BR Verantwortung auff ihre veraͤchtliche e 
| ahmen | 
egen der Edelgeſtein und Perlen ho 
Ges ni dep p b | 
An die Liebhaber Goͤttlicher Wunderwercken. 


Hr Perlen und Geſtein / wie muͤgt ihr doch ſo prangen / 
Als wolt ihr mit Gewalt den hoͤchſten Ruhm erlangen. 
Was Schönheit habt ihr mehr zur Augen Luſt / als wir? 
Nur bloſſer Glantz und Schein iſt eure hoͤchſte Zier. 
Den doch der Menſchen Witz an euch thut practiciren / 
Daß euer groſſer Ruhm ſoll herꝛlich triumphiren. 
Eur Ankunfft zwar und Stamm kommt mit uns uͤberein / 
Weil ihr im Koth und Schlam wie wir gebohren ſeyn. 
Hat uns das wuͤſte Meer ans Ufer außgegoſſen?n 
Aus dieſem tieffen Grab ihr ja auch ſeyd entſproſſen. 
Allein der Menſchen Geitz hat euch nur für die Welt 
| Zum Hochmuth theur geſchaͤtzt / und auff den Thron geſtellt. 
Eur Blincken / und eur Schein die Hertzen kan verblenden.l / 
Daß ſie des Schoͤpffers Ehr an euch Abgoͤtter wenden. 4 5 
BR. ! en ri ERBETEN ER in · 


VE men — 


75 


rn — — — — 


Und als ein Wunder werck zu feinem Ruhm a, 


Daß gleichſam er damit der Menſchen Witz wil 


Und ſo viel in genere von Schoͤnheit 
und Zierath der Muſcheln und Schne⸗ 
cken / derer wir unzehlich viel und die vor⸗ 
nehmſten in 8. breiten Capſulen meiſt 


ihrer Rarität und Schönheit halber 


auff Seiden Tücher geleget haben / da 
immer eine anders als die ander formi⸗ 
ret und ſonderlich gezieret / daß manſich 


trutzen / 


+ m. 


nicht gnug über das zierliche Geſchoͤpffe 


Gottes verwundern kan. g 
Num. 1. Iſt eine ſonderliche Art 
Schnecken mit vielen ſcharffen Sta⸗ 
cheln umbgeben / dergleichen Figur ich 
in keinem von den alten Autoribus ge⸗ 
funden. Matthiolus hat faſt ſolche 
Art eee 
. ab 


8 0 \ £ Ar otto ! 775 


t 


abgezeichnet aber bey weitem nicht mi 


fo viel Stacheln / und wollen fie unter 
die Buccinas rechnen / und Purpur⸗ 
Schnecken nennen / pluribus ſpinis 


hæc purpura horret; ſpricht Aldro- 
vand. Wir haben zwar derer etliche / 
ſo inwendig etwas Purpurfarbe und 
auſſen weiß / auch etliche / ſo inwendig 


und außwendig ſchneeweiß und klar 


ſeynd / kan aber nicht wol eine Buccina 
ſeyn / ſondern vielmehr unter den Coch- 
leis ihren Ort haben / davon anderswo 


geſagt wird. Dann die Buccinæ oder 


Blaſehoͤrner ſeynd viel länger / die wir 
auch groß und kleine haben. Selbige 
als ein Blaſehorn zu gebrauchen / ſoll 
Triton der Meer⸗Gott / wie die Poeten 
fabuliren / erſt erfunden / und die Gigan- 
tes darmit erſchrecket haben / darvon bey 
Beſchreibung der Buccinæ. Dieſes 


Schneckhauß aber iſt ſeinem Einwoh⸗ 
ner in der See ein feſtes Schloß und 


ſichere Wohnung geweſen / welche zu 
verſchlucken wol kein Fiſch ſich wird un⸗ 
terſtanden haben. | =. 

Num. 2. Iſt eine zierliche Muſchel / 
von auſſen dunckelgehl / mit vier Rie⸗ 
men / ſo mit licht und ſchwartzgehl un⸗ 


terſchieden / aus dem Puncte der com- 


binentz biß an den Limbum ſich er; 


all hoch Purpur⸗Farbe / von auſſen ge⸗ 


gen dem Centro ft die Helffte Purpur 


mit Weiß vermiſchet / die ander Helffte 


9 8 i 
Igel⸗Muſchel / für dergleichen Mus 


ſchel / weil ſie ſehr rar / iſt in Holland umb 


30. Gulden verkaufft worden. 
Num. 5, Iſt eine Art Schnecken 
von den Turbinatis. Es werden aber 
die Turbinata beſchrieben / daß fie lang⸗ 
licht und in eine Spitze hinauß gehen. 
Und werden derſelben beym Rondele⸗ 
tio, Gesnero und Aldrovando vieler⸗ 
ley Species erzehlet (von denen wird 
dieſe Trochus Pyramidalis genant) 
wegen ſeiner Geſtalt / weil es einem Keu⸗ 
ſel / mit welchem die Kinder ſpielen / ehn⸗ 
lich. Darvon Aldrov. pag. 363. de 
Teſt. ſeynd von auſſen als die Perlen o⸗ 
der Perlen⸗Mutter gezieret. Wir ha⸗ 
ben derſelben unterſchiedliche / kleine und 
groſſe / die groͤſte iſt ſechſtehalb Zoll 
lang. Auch haben wir von den klei⸗ 


nen / die nicht weiß / ſondern eiſerfarbe / ſo 
ſich auff blau ziehet. Item andere / wel⸗ 
Sir weiß und ſchwartz bunte Haut 


r die Perlen⸗Mutter haben. 
Num. 


— 


VVunſt kammer. nr n 


Num. 6. Iſt eine Indianiſche Eu⸗ 


ſter / vom Aldrovando Imbricata ge 


nant / wegen ihrer Geſtalt / daß ſie wie 
die Hohl⸗ Ziegeln / die man uͤber die an⸗ 
dern Tach» Ziegeln ſtuͤrtzet / und in 
Sachſen und Meiſſen gar gebrauch⸗ 
lich / anzuſehen. Plinius nennet ſolche 
Art Euſtern (lib. 32. c. 6.) Tridac- 
nam, dem auch Rondeletius folget / 
wedil ſie nicht als nur auff drey Biſſen 
koͤnnen verſchlucket werden. Die ſo 
Aldrovandus abgezeichnet hat / ſoll nur 
einen Fuß groß ſeyn. Wir haben zwar 
derſelben auch in gleicher Groͤſſe / aber 
etliche ſo uͤber 2. Fuß / und eine welches 
die Groſte / zj Fuß und einem halben im 
Diametro, im Umbfang aber / weil ſie 
oval g. Fuß und einen halben / und hat 
ein ſtarcker Mann zu thun / der ein Theil 
von der Erden aufheben ſoll / wigen bey⸗ 
de / ſo zuſammen gehoͤren 467. Pfund. 
Es koͤnnen in einer Schale drey oder 


vier newe gebohrne Kinder liegen / die 


ein das andere nicht anruͤhret / ft denen 
ſo es anfangs nur gehoͤret / unglaublich 
vorgekommen / biß ſie es ſelbſt geſehen. 
Selbige Euſter Schalen habe ich An- 
no 1655. in Enckhuſen von einem Oſt⸗ 
Indienfahrer gekauft. Iſt! in Oſt⸗ 
Indien vor Goa mit dem Ancker auffs 
Schiff gezogen worden. In ihr 
Fleiſch ſollen ſich 120. Per ſonen / fo auf 
dem Schiffe geweſen / getheilet / und Luſt 
halber davon gegeſſen haben / ſol aber 
gar hart geweſen ſeyn. Dieſe war 


twas groͤſſer / als daß fie auf drey Bif 
etwas groͤſſer / als daß fie auf drey Bi 

ſen kunte verſchlucket und Tridacna 
genennet werden. Sie ſollen in In⸗ 
dien noch groͤſſer geſunden werden / wie 
mehrerwehnter George Anderſen in 
ſeiner Reiſebeſchreibung darvon Nach⸗ 
richt gibt / wenn er alſo ſchreibet: Unſer 
etliche / als wir bey den Printzen⸗Eyland 
vor Ancker lagen / fuhren mit einem Bo⸗ 


the an das Land / umb Verfriſchung +. 


und Salat / weichen die Holländer ih⸗ 

rer vorbey reiſenden Schiffe halber da⸗ 
hin geſaͤet / zu holen. Als wir an den 
Strand getreten / ſahen wir eine ſehr 
groſſe Euſter / ſo noch halb im Waſſer 
lag / war 7. Ellen in der Runde / werden 
von den Hollandern Klipkunten genant / 
weil ſie ſich gemeiniglich bey den Klip⸗ 
pen befinden. Zu ſelbiger Euſter lieff 
einer von unſern Voͤlckern / umb zu 
ſehen / was es fuͤr ein Thier: und als ſie 
ſich etwas auffgethan / meynet der gute 
Menſch ſie ware entweder todt oder 
doch Kraſtloß / ſtecket die Hand hinein / 
das Fleiſch anzutaſten. Die Euſter 
aber thut ſich geſchwinde wieder zu / und 
kneipt ihm die Hand ab / dann die Scha⸗ 
len am Rande Meſſers ſchaͤrffe haben. 


TABULA XXX. 


Num. 1. 2. Echinus marinus ſpo- 
liatus à ſuis Spinis, wie fie Aldrovan- 
dus nennet / ſonſt See⸗Apffel und See 
aan; sah fie alſo geſtalt / ſollen 


teſte 


2 Gottorffiſche 


delte Aldrov. p. 40. de Teft, umb 
Norwegen und Dennemarck ſo wol als 


in den Auſtrialſchen Seen gefunden 
werden. Man ſoll ſie (wie Strabo 


lib. 16. ſchreibet) an etlichen Orten als 
Hüte groß finden. Wir haben von 
den kleinen unterſchiedliche Arten / 
welche meiſt Purpurfarbe / etliche auch 
hoch roth und etliche weis. Die Pur⸗ 
urfarben ſaget Nicolaas Perottus, 
haben im Leben die gruͤne Farbe mit un: 
tergemiſchet an ſich / welche den Augen 
ſehr anmuthig fallen / und wenn ſie ſol⸗ 


che Farbe behielten / nulla eſſet cum 


gemmis comparatio, ubertrefen fie die 
Edelgeſteine / aber im Tode verlieren ſich 
die Farben etlicher maſſen. Der ob⸗ 
gedachter und von uns bezeichneter groß 
fer See⸗Apffel / iſt fo kuͤnſtlich und lieb⸗ 


lich / und viel ſchoͤner als er hat bezeich⸗ 


net werden koͤnnen / anzuſe hen: Als 
wenn der kuͤnſtlichſte Perlſticker ſein 
Meiſterſtuͤck daran hatte wollen ſehen 
laſſen. Was die Schalen ſolcher 
See⸗Apffel in der Medicin für Nutzen 
haben / iſt in Olai Wormii Muf&o 
pag. 26l. zu leſen. | 

Num. z. Iſt eine Muſchel / die ihren 


Ort wol zieret / und werth iſt / daß man 


ſie habe / nicht allein wegen ihrer Schoͤn⸗ 
heit / ſondern auch wegen ihren Ge⸗ 
brauch und Tugend / die man ihr zu⸗ 
ſchreibet: wird von den Naturkuͤndi⸗ 
gern Concha Venerea genant. Et ſanè 
(inquit Aldrov.) à Pulchritudine 


ba 


—— — 


fplendoreg; & l vore, quæ den 


neris formofig; corporis præcipiæ 
ſunt nomen hoc merentur. Weil fie 
fo ſchoͤn als die Venus auffgeputzet iſt. 
Gesnerus meynet / daß dieſe Muſchel 
den Namen von der Venus daher be⸗ 
kommen habe: Der Tyranniſche Ko⸗ 
nig zu Corintho Periander (gleich wie 
es Plinius lib. 9. cap. 25. ehrt habe 
einſt einen Boten zu Waſſer aus⸗ 
geſchickt / in einer gewiſſen Stadt alle 
Adeliche Knaben zu caſtriren / Es hat⸗ 
ten ſich aber viel ſolcher Muſcheln un⸗ 
ten an das Schiff geſogen / gleich wie 
vom Fiſche Remora geſaget wird / daß 
das Schiff vor Winde auch ſtille ſtehen 
muͤſſen / und alſo die Poſt zum Ungluͤck 
der Jungen Knaben ware verhindert 
worden. Habe man daher dieſe Art 
Muſcheln in der Venus Tempel zu 
Gnido geehret / und ſie nach ihrem Na 
men genennet. Dieſe Hiſtorie iſt ei⸗ 
ner Fabel gar ehnlich. Die Frantzo⸗ 
fen nennen fie Porcellaine, über wel⸗ 
chen Namen ſich Aldrovandus mit 
dem Zoographo verwundert / und 
meynet / es muſſe vielleicht A porco her 
kommen / weil das Loch auff der einen 
Seiten einem Schweinruͤſſel etwas 
ehnlich. Warumb nicht vielmehr 
wegen der gantzen aportur, wenn man 


wil gelten laſſen was Varro ſaget: 


Mulieres noſtræ, nutriees maximè, 
naturam , qua feeminæ ſunt appel- 
lant porcum. Ich halte nn 

9 


Ä 1 Runſt Ra mme 
| ſch wegen dem euſſerlichen Anſehen den 


Porcellanen Chineſiſchen Geſchirren 
ehnlich. Dann etliche ſeynd überall 
Schneeweiß und helle / inwendig Pur⸗ 
pur (ſo ſehr rar) der wir auch eine har 
ben. Dieſe werden von den Æthio- 
pern, ſo fie Buzios nennen / über alle 
Maſſe hoch gehalten / daß ſie umb ſelbi⸗ 


ge / weiß nicht wie viel Gold / ja offt gar 
die Eltern ihre Kinder vertauſchen / wel⸗ 


es im Koͤnigreich Thongrum geſche⸗ 
8 ſoll / da ſolche kleine Muſcheln an 


ſtat des Geldes gebrauchet werden / te⸗ 


ſte Aldrovand. de Teſte pag. yo. Et’ 
liche haben ſchwartzbraun eingeſpreng⸗ 
te runde Flecken als Erbſen groß. 
Sie ſeynd in gemein als die Ganſe Ey⸗ 
er etliche nur als Wallnuͤſſe groß / ſo ges 


meiniglich braungelb auff den Ruͤcken 


mit weißſprenglichten Flecken: Etliche 
umb den Lippen herumb ſchwartz / und 
auff dem Rücken braunroth. Derglei⸗ 
chen wir auch eine gar groſſe haben / in 
ſolcher Geſtalt / wie ſie Gesnerus be⸗ 
ſchreibet / und Porcellanam ruffam 


majorem nennet. Sie ſollen gar 


hauffig im rothen Meer gefunden / von 


Et 
u 


2 


den Ein wohnenden gefifchet und Hand⸗ 


lung damit getrieben werden / wie Bello⸗ 
nius der es geſehen / berichtet. | 


Man pfleget fie nicht allein in Ita⸗ | 
lien fondern auch in Tuͤrckey und Per⸗ 
ſien zu gebrauchen / das Leinen⸗Gerathe 


und das Schreibe⸗Papier darmit zu 
Retten. Und iſt in Perſien kein Schrei⸗ 


N 


ter. 
ber oder Schulmeiſter / der nicht eine 
ſolche Muſchel umb das Papier zu glet⸗ 
ten / bey ſich tragen ſolte / daher nennet ſie 
Bellonius Conchaslævigatorias. 
Worzu ſolche Venus Muſcheln 
ſonſt gebrauchet werden und auch dien⸗ 
lich ſeynd findet man hin und wieder 
bey den Scribenten. Aldrovandus 
ſaget cap. 82. de Teſtat. daß in Italien 
die unzuͤchtigen Weibes Perſonen die 
kleinen Venus Muſcheln in ſilber und 
Gold gefaſſet am Halſe tragen / unter 
dem prætext, daß / weil ſie wegen der 
Geſtalt Uterinæ genant werden / wider 
die Mutter Kranckheit / als ein amule- 
tum am Halſe tragen / aber ihnen nur 
ein Hed er Krantz ſeyn laſſen / anzudeu⸗ 
ten / was für Wein bey ihnen zu kauffe / 
und locken alſo ihres gleichen Sinnes 
Leute zu ſich. In der Medicin; ſchrei⸗ 


ben die Medici, ſollen ſie gebrauchet 


werden / den Blutfluß zu ſtillen / und 
das Geſchwer in den Dermen zu heilen / 
wenn es pulveriſiret eingegeben wird / 
ſonderlich ſol es zum Zahn⸗Pulffer gut 
zu gebrauchen ſeyn. Wenn Leffel dar⸗ 
von gemachet / und denen fo ein troͤgen 
Kinckhuſten haben / daraus zu trincken 
gegeben wird / ſoll es gut thun. (Vide 

Olai Wormii Muſæum pag. 252.) 
Man halt es auch dafür / daß dieſe 
Muſchel ein nützlich Trinckgeſchir: 
ſeyn ſoll / fuͤr die jenigen Frawen / die in 
Kindes Nothen arbeiten / wenn fie den 
Wein /ſo nur ein wenig darinnen geſtan⸗ 
H. i den / 


60 ̃ 


& Gottorffiſche 


Den 


Den’daraustrincken/folldie@eburtbes men und Farben feynd verhanden / daß 


ſodern / welches etliche fuͤrnehme Pers 
onen in dieſen Landen in der Probe gut 
efunden / daher man ſie in Silber und 
Gold eingefaſſet und auff Fuſſe geſtel⸗ 
Num. 4. 5.6.7. Werden Murices 


auch vom Rondeletio Turbinari ge 


nant / von etlichẽ auch Buccinæ, und weil 
etliche / ſonderlich die hier verzeichnet / 
ſtehen / theils mit 4. theils mit y. neben 
einander ſtehenden Linien umbgeben / 
und darzwiſchen viereckte ſchwartze; 
Num 5. aber rothe Flecke ordentlich 
als Choral Noten geſetzet werden / fie 
auch Conche Muſicales genant. De⸗ 
rer wir Groſſe und Kleine haben. 
Seynd gar ſchoͤn und anmuthig an⸗ 
zuſchauen. 


TABULA XXXI. 


Num. 1. 3. 4. 6. Werden Coch- 
lex Cylindroides genant / ſeynd ſehr 
fchön glat und marmoriret. Num. i. 
mit braunen Streiffen auff einen weiſ⸗ 
ſen Grund und eingeſprengten gehlen 
Flecken. Num. 2. Weiſſe Flecke auff 
ſchwartzen Grund. Num. 4. mit 
dunckelbraunen Flecken. 
iſt gantz gehl mik weiß marmorirten 
Abſetzen. Num. 6. an einer Seiten Leib⸗ 
farbe und hernach braunlich auff weiſ⸗ 
fen Grund. Noch andere in die fünf 
gigerley Arten von verſchiedenen For⸗ 


Num. 5. 


wie die Natur ſo wunderlich ſpielet man 
nicht gnugſamb beſchreiben kan. W 


TABULA XxxII 


Num. i. und a. Werden pectines 
genant / ſeynd geſtreiſſet mit erhobenen 
Falten von unterſchiedlicher Groͤſſe und 


Farben / Rothbraun / Purpur / Gelb / 


Roth bund / ſchlieſſen allezeit zweene auff 
einander / die eine erhoben / die andere 
plat / gleich wie die Euſtern: etliche har 
ben Lappen an den Seiten wie Ohren / 
daher ſie auch Auriti genant werden. 
Die Wallfahrts⸗Bruͤder / wenn ſie 
vonCompoſtel wieder zurüͤcke kommen / 
haben gemeiniglich derſelben an ihre 
Hüte gehefftet. In Holland habe ich 
geſehen / daß ſie etliche Eſſen von Con- 
chylien und ander Speiſen darinnen 
bereit zu Tiſche gebracht. | 

Dieſe Art Euſters follen bey den Al⸗ 


ten in ſolchem Werth gehalten worden 


ſeyn / daß kein Con vivium anſehnlich 


geweſen / wenn man nicht von ſolcher 


Art auffgeſetzet / und ſollen die / fo bey 


Mitylenen und Tarento geſangen 


werden / die beſten ſenn. Wie davon 
Horat. Satyra 4. Le 2 
Pectinibus patulis jactat fe molle 
„ Ie 

Daher wird es vielleicht, kommen / 


wie Aldrov. meynet / daß die Taren- 


8 2 8 vr. 


einer eine ſolche Muſchel auff eee 4 


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ing gebrauchen. Xenocra- 
ildrov,)mennet / daß ſie 
hmecken / und leichter als die 
andern Euſters zu verdauen ſeynd. 
Num. 4. Iſt ein gar zartes / duͤnnes 
und klares Gehauſe ( nicht dicker als 
Pergament) eines Seethiers / welches 
Nautilus, von Roberto Conſtant. 
Nauplius. Vom Plinio lib. 9. c. 15. 
Pompilos genant wird. Es ſoll faſt 
eine Art von den kleinen Polypis oder 
auch Sepia ſeyn. Plin. l. 9. c. 30. und 
c. 29. ſpricht Plinius: Inter præcipua 
miracula eſt r qui vocatur Nautilus 
ab aliis Pompilos. Weil es wie ein 
Schifflein formiret / mit welchem fish 
der Fiſch aus dem Grunde der See in 
die Hoͤhe heben und auff dem Waſſer 
als mit einem Bothe vor Winde fah⸗ 
ren kan / worzu er dann bißweilen ſeine 
Armen auff beyden Seiten außgeſtre⸗ 
cket als Ruder gebrauchen kan. Und 
wenn ein Sturm ſich erꝛeget / kehret er 
ſein Schiff lein gantz umb / daß das un⸗ 
terfte oben zu ſtehen kommt / damit fein 
Schifflein nicht voll Waſſer ſchlagen 
und wieder zu Grunde gehen ſoll / wie 
Zlianus ſchreibet. Mercket er aber / 
daß er auff dem Waſſer verſolget wird / 


füllet er fein Schiffgen voll Waſſer / 


und verbirget ſich wieder zu Grund. 

Num, Iſt ein groß Murex über 
eine halbe Elle groß / und inwendig 
ſchoͤn Leibfarbe / derer wir 30. Stück ha⸗ 


den vom Aldro v. c.. de Teſt. 


werden von 
lib. 3. beſchrieben. 


— 


61 


TABULA XXXII 


Num. 1. Dieſes iſt von einem Stei⸗ 
ne / der Alumen Seisfile genant / wird 
auch vom Boetio Schiſtus genant / iſt 
grunlicht / wenn man ihn aber geklop⸗ 
pet / wird er weiß / und kan man ihn in 
einer Oel⸗Lampen als ein Dacht ger 
brauchen / welcher nicht verbrennet / und 
allezeit gut bleibet / wie ichs dann ſelbſt 
probiret / und alſo den Cordanum wahr 
befunden. lib. J. de miſtis. wird nur 
weiſſer durchs Feur / gleich wie das 
Talckum oder Marien⸗Glaß / ſo die 
Moſcowiter an ſtatt des Glaſes in ihre 


Fenſter gebrauchen / darvon in der Mol⸗ 


cowitiſchen Reiſebeſchreibung pag. 17. 
Und meynet Boetius, daß es auch ein 
Species deſſelben ſey. Man kan ſelben 
Stein zwiſchen Fingern zerreiben / und 


wenn man einem etwas darvon ins 


Hembde oder Bette ſtreuet / wird es we⸗ 
gen der fpisigen ſubtilen Stacheln ei 
nen eben ſo peinigen / als wenns die rau⸗ 


hen Faſen ſo uͤmb den Hanbutten Sa⸗ 


men ſeyn / oder Neſſeln waren. 
Num. 2. Iſt der notable Stein 
Amiantus, ſo auch Asbeſtinus / weil 
er im Feur nicht kan verbrennet werden / 
genant wird / ſihet dem Alumini Seisfili 


nicht ſehr ungleich an der Farbe und ſei⸗ 
ner qualitet nur daß Alumen Scisfile 
feine Adern in die Lange aufffuͤhret / a. 
miantus aber Eürger / und wachſet 


H ij ſchicht⸗ 


„ 


er 


62 Gottorffiſche TI 


hichtroeife smifchen. andern harten 
Suede unſer Figur andeutet / da 


das weiſſe den Amiant, das ſchwartze 


abeꝛ den gemeinen Stein bedeutet. Sei⸗ 
ne Tugend iſt auch / daß er im Feur nicht 
verbrenne / daher wird er vom Paulo 
Veneto l. 1. c. 47. Salamandra ge- 
nant / und vom Plinio linum non ar- 
dens. Die Alten haben es koͤñen bereiten / 


daß man es ſpinnen und Tuͤcher dar⸗ 


aus wircken koͤnnen / als Tiſchtuͤcher / 
Handtücher / Servieten / und wenn fie 
unfauber geworden / hat man ſie nur ins 


Feuer geworffen / und außbrennen laſ⸗ 


ſen / ſo ſeynd fie als Schneeweiß gewor⸗ 
den / auch haben die Heyden ihren Lei⸗ 
chen umb die Scham ſolche Leinwand 
gebunden / wenn ſie — verbrand wer⸗ 
den. Die Koͤnige hat man gantz in ſol⸗ 
che Tücher bunden / und verbrand / da⸗ 
mit des Coͤrpers Aſche nicht mit der 
Holtz Aſche vermiſchet muͤrde. Zu Rom 
ſoll ein ſolch Tuch ſeyn / in welchem des 
HeErrn Chriſti Schweißtuͤcher gewi⸗ 
ckelt liegen / welches ein Tartariſcher Ko⸗ 
nig dem Pabſt zugeſchickt. Venetus di- 
o loco. Den andere Leinwand wuͤr⸗ 
de ſonſt ehe als der Coͤrper / vom Feuer 
verzehret worden ſeyn. Man hat dieſen 
Stein vor Zeiten den Perlen gleich ge⸗ 
ſchaͤtzet (teſte Boetio.) Es füllen die 
rechten in Cypern viel gefunden wer⸗ 
den. Auch biß weilen in Norwegen / wie 
Olaus Worm pag. 55. 


ſchreibet. Man 
kan auch Papier daraus machen / daß 


— —— 


. | 
man darauff ſchreibet. Und wenn man 


die Schri 
wirfft mans nur ins Feuer / ſo verbren⸗ 
net die Schrifft / und das Papier iſt 
wieder ſauber und rein. Wir haben von 
ſolchem Papier auch ein Stůͤcklein. Die 
Urſache / warumb der Stoff / und was 


daraus gemachet wird im Feuer nicht 


verbrenne / gibt Kircherus J. 8. ſec. 3. 
mundi ſubterr. nemlich / daß es eine 
Viſcoſe oder ſchleimichte und olichte 
Sache bey ſich habe / ſo nicht von der irꝛ⸗ 
diſchen materia, welche rein und re cor⸗ 


ruptibili non mixta fönne abgeſon⸗ 
dert werden / gleich wie etliche andere 


mineralia auch ſolche Tugenden an 
ſich haben / als das Gold und das Tal- 
cum oder Marien Glaß / welches auch 
durchs Feur nicht verringert wird / 
wiewol es bey einem feſter als bey dem 


andern anhalt / dann in dem Talco 


wird endlich die Fettigkeit in dem 
Feur verzehret / daß es gantz zerſtaͤubet. 
Der Amiantus aber und das Gold 
nimmermehr / wenn es auch ein gantz 


Jahr im Feur lege. Gibt daher Kir⸗ 


cherus d. I. dieſes Steins Beſchrei⸗ 
bung alſo: Asbeſtus lapis et fihroſus, 
alumini ſchiſto haud abſimilis lenta 
& eraſſa viſciditate, ſeu lenta & vi- 


ſcida craſſitie conftans ob omnium 


partium homogeneum c ntextum 


in vaporem reſol vi neſcius, ſolus ab 
omnium adtuofisfima ignis natura i 
immunis & incombuſtibilis. Daß 


— 


wieder davon haben wil / 


8 


* 


aber aus dieſem unverbrennlichem 
Dachte oder einer andern materia 


man ein immer brennend Licht machen 


koͤnne / wie viel auch von den Alten dar⸗ 
eee worden / iſt nicht zu 
glauben / wie es Kircherus auch weit, 
ldufftig widerleget und ausfuͤhret. 

Daß aber einſt ein Tuch / aus ſol⸗ 
chem Steine gemachet / gleichwol iſt 
verbrandt worden / ſoll durch ein mira- 
eul geſchehen ſeyn / und erzehlet Kir- 
cherus die Hiſtoria ex vita S. Geor- 
gii alſo. Als der heilige Georgius iſt 


zum Feur verdammet worden / haben 


die Tyrannen ſeinen Leib in ein ſolch un⸗ 
verbrennlich Tuch gewickelt und ins 
Feur geworffen / die Chriſten darmit 
zu ſchimpffen / wenn er verbrandt wuͤr⸗ 
de / und das Tuch bliebe gantz / ſie ſagen 
koͤnten / ein folcher heiliger Mann hatte 


nicht koͤnnen ein Miracul thun / ich vam 


Feur unverſehret behalten. Aber Gott 
hatte es ſo geſchicket / daß das Tuch gantz 
verbrandt / an dem Coͤrper aber ware 


nicht das geringſte verſehret worden. 


Ware viel wenns wahr waͤre. Von 
dieſem Steine haben auch geſchrieben 
Plinius, Ælianus, Solinus, Cardanus, 
Scaliger, Ludov. Vives , Aldrovan- 
dus, Agricola Gesnerus, Sennertus, 
Licetus und andere mehr. 5 
Num. 3. Ein Stein / welchen Ges- 
nerus Cochleam einen Leffel nennet / 
und wird vom Comment. de figuris 
Apid. fol, 164. beſchrieben / wie auch 


Vunſt Rammer. 6 


— 
1 


— ———— —— — 
von Johan de Laet lib. 2. de lapid 


andern. NEM | 

Num.4. Wie auch iz. ſeynd Don; 
nerkeile. Daß fie aber / wie man ſaget / 
in der Lufft ſollen generiret und im 
Donner herunter geſchlagen werden / iſt 
nicht wol zu glauben / glaublicher aber / 
daß im Donnerwetter eine ſulphuriſche 
oder ſchweblichte und ſalpetriſche ma⸗ 
teria in der Lufft zuſammen getrieben 
und herunter in die Erde geſchlagen 


werde / und wo es einen bequemen Sand 


antrifft / ſo formiret und ſchmeltzet es 
darinnen ſolche Steine. Wie es aber 
zugehe / daß ſie als Keile formiret wer⸗ 
den / und Loͤcher darein bekommen / iſt 
ungewiſſe / und muß man es darmit be⸗ 
antworten: quantum eſt quod ne- 
feimus. Die Probe / ob fie von der 
rechten Art Donnerſteine ſeyn ſollen / iſt / 
wenn man einen einfachen Zwirnsfa⸗ 
den umbher bindet / und auff gluͤende 
Kohlen leget / ſo ſoll der Faden nicht 
verbrennen / ſondern nur naß davon 
werden. Olaus Worm in Muſæo p. 5. 

Num. 5. Ein langer Stein Belem- 


nites auch Dactilus Idæus genant / weil 


er als eine Spitze vom Pfeil / oder wie 
ein Finger geſtalt / etliche ſeynd hohl / et⸗ 
liche voll / etliche klar / etliche dunckel / etli⸗ 


che weich / etliche hart. Man ſoll ſie in 


Preuſſen und Pommern und auch bey 
Hildesheim finden. Boetius 38. 


b. 
aus dem Gesnero pag. 180. Iſt Aſche⸗ 
farbe / hart / und hat einen Abſatz an den 


2 


64 


ne — 


Alp⸗druͤcken dienlich ſeyn ſoll / darvon 
Olaus Worm in Muſæo pag. 71. 
meitlaufftiger zu leſen. er 
Num. E. 7. 8. und 12. Seynd wun⸗ 
derliche Steine / ſo unterſchiedliche 
Namen haben / Umbilicus Maris, Ve- 
neris, weil ſie eines Menſchen Nabel 
ehnlich ſehen / ſonſten eine Meerbone 
genant / fie ſeynd alhier nach ihrer rech⸗ 
ten Groͤſſe gezeichnet. Es meynen et⸗ 


liche / daß es eine Art von Schnecken 


ſen / weil es fich in einander windet / ſchei⸗ 
net aber / daß es / wie Boetius ſchreibet / 
ein Deckel von einer Schnecken ſey / 
welcher zur Winterszeit am Mundlo⸗ 
che der Schnecken gefunden / und gegen 
den Sommer wieder abgeſtoſſen wird / 
als man auch an unſern gemeinen 
Schnecken / die man iſſet / ſiehet / nur 
daß dieſe ſehr dicke / jene aber gar Dunne 


ſeynd. Die kleinen ſeynd auff der O⸗ 


berſeiten roth und erhoben / auff der Un⸗ 
terſeite aber plat und braunroth / derer 
wir gar viel haben von Venetien he⸗ 
kommen. Die groſſen / fo aus Indien 
kommen / ſeynd auff der Oberſeite gantz 
weiß. Der kleinen ſollen viel am Stran⸗ 
de des Hadriatiſchen Meeres gefunden 


werden. 8 788 
Man ſchreibet dieſem Stein viel 

Krafft und Wirckung zu / und ware 

viel / wenn es nur halb wahr. Er ſoll 


denen ſo ihn antragen / zu den Augen 


gut ſeyn / daher ihn die Cretenſer nicht 


Eiche halten darſür daß es wider daß 


groſſe Verwunderung gegeben. 


7 a 
* iche 


Umbilicum, ſondern Oculum maris 


nennen. Von der Venus aber be⸗ 


kommt er den Namen / quia à puellis 
geftatus gratiam conciliare , illas 
amabiles pulchras virisgue optatas 
reddere; illarumque morbos abigere 
creditur. Er ſoll auch / wenn er ges 
tragen wird / vor die Roſe bewahren. 
Was Baccius lib. de gem. & lapid. 
natura cap. 40. von dieſem Stein be⸗ 
richtet / iſt warhaſſtig / daß er nemlich ei 
ne ſonderliche Krafft habe das Blut zu 
ſtillen / wenn er an der platten Seite 
mit Speichel beſtrichen an die Stirn 
geklebet / oder auch auff die Puls gebun⸗ 
den wird / welches ich auch bey etlichen 
in der Probe gut befunden. Es berich⸗ 
tet Boetius lib. 177. daß die Hollander 
auch etliche mahl ſolches probiret. Und 
ſey einſt ein alt Weib / in dem ſie von 
der Leiter gefallen / am Kopffe verwun⸗ 
det / daß das Blut mit nichts als nur mit 
applicirung dieſes Steins habe koͤnnen 
geftillet weꝛden / welches den Salben 
b: 
gedachter Autor ſetzet ferner: A Gal- 
lis ſecreti loco mulieribus nimio 
menſium fluore laborantibus in pul- 
verem tenuisfimum redactum cum 
aqua appropriata vel conſerva ali- 
qua utilisfime exhiberi. Auch des 
nen kan gewiſſe geholfen werden / die 
bißweilen Blut ſpeyen / wenn ſie das 
Pulver mit gebrandt Hirſchhorn ana 
in einem weichen Ey einnehmen. N 62 
Num. 


Num. 5. T. 
von unt chi 8 
ben / auch etliche Geſchirꝛe / ſo daraus 


Num. 9. Aftroites, vel lapis ſtella- 
xis Sternſtein oder Siegſtein / weil fie 
meynen / daß / wer einen ſolchen Stein 
bey ſich traget / fol feinen Widerpart 
uͤberwinden. Dieſer Stein wird da⸗ 
her Aſtroites Sternſtein genant / weil 
er voller Stern iſt / ſie ſollen in Tyrol 
gefunden werden / klein und groſſe. 
Marfilius Ficinus nennet dieſen Stein 
Draconitem, weil / wie man ihm (doch 
falſch) berichtet hat / im Drachen⸗ 
Kopffe ſoll gefunden werden lib. z. c. 14. 
Aber wir haben fie in Groͤſſe eines Man⸗ 
nes Kopffs / wie Boetius ſie recht be⸗ 
ſchreibet / und ſeynd derer viererley Ar⸗ 
ten / etliche haben außtruͤckliche ſchone 
Sterne / etliche Roſen / etliche gantz dun⸗ 
ckele Figuren / etliche als Waſſerwogen 


oder wie Wuͤrme ſich Erummende As 


dern / wie die Figuren in folgender Ta⸗ 
ſel anzeiget. Von allerley Arten ha⸗ 
ben wir etliche. Boetius berichtet aus 

dem Cardano lib. 7. de ſubtilitate, 

dem auch Wormius beyfalt / daß 
wenn dieſer Stein in Eſſig geleget wird / 
ſich hin und wieder bewegen ſoll / als 
is 8 * 


wenn er lebendig ware / ich habe es zwar 


Kunſt Rammer. . 67 


— 


mit allerley Arten verſuchet / aber keine 
ſonderliche Bewegung ſpuͤren konnen / 
ohne in der erſten Art / da die Sterne 
ihre Stralen gleich als durchgebro⸗ 


chen und erhaben fuͤhren / ſelbige Art 


daß er poros hat und leicht / ſchwim⸗ 
met / beweget ſich doch gar wenig / andere 
aber ſonderlich die obfcure ſchwartz⸗ 
lichte Figuren haben / ſo gemeiniglich in 
Form eines Hertzens gemachet und po⸗ 
liret werden / ſinckenzu Grunde. Man 
ſchreibet dieſem Sternſtein groſſe Krafft 
und Wirckung zu / wenn er ſelbige nur 
halb hat / iſt er viel Geldes werth. Will 


etliche aus den Autoribus hieher ſe⸗ 
tzen. Der Stein pulveriſiret und vier 


Gran in darzu dienlichem Waſſer ein⸗ 
genommen / ſoll ein gut prefervativ 
ſeyn wider die Peſte. Item die Wur⸗ 
me aus dem Leibe zu treiben. Etliche 
geben vor / daß ſo man dieſen Stein am 
Halſe trage / er die generation der 
Wur me verhindern ſoll. Item / wider 
die ſchwere Noth und andern geſchwin⸗ 
den Kranckheiten. Etliche meynen / 
wenn ſie dieſen Stein bey ſich tragen / 


ſollen ſie ihren Feind uͤberwinden koͤn⸗ 


nen / daher er auch Siegſtein genant 
wird. Es mag aber etwan einer einen 
ſolchen Stein bey ſich gehabt haben / 


und hat ſeinen Feind uͤberwaltiget / oO 


muß es der Stein verur ſachet haben. 


Dieſes Steins Pulver ſoll auch Leber 


und Lunge curiren. Wenn man den 
8 Stein 


al 


4 


Stein in ein Gemach 


beſchreibet / und nennen ihn Aſteriam 
und auch Lapidem Stellarem. Wie 
Boetius denſelben bezeichnet / hat er nur 
5. doppelte Stralen / unſer aber wol 20. 
ſubtile einfache Stralen. a 
Olaus Worm beſchreibet auch faſt 
dergleichen Stein / welcher zu Kopen⸗ 
hagen Anno 1649. vor der Norder⸗ 


Pforte iſt außgegraben worden / ſoll 


nur 8. Stern und die Figur füͤnffecket 
ſeyn. Wir aber haben zwey ſolcher 
Steine / deren eine groͤſſer als ein 
Manns⸗Kopff über 200. Sternen / der 
ander etwas kleiner / ſo beyde Aſchefar⸗ 


weiß. 


be / und einen als ein Apfel groß ſo ſchnee⸗ 


des genant/ wird in Deutſchland zwi 
ed Deeßden und Ker au i 
Böhmen bey Pilſen im Waſſer gefun⸗ 
den / alle von auſſen grob anzugreifſen / 


haben inwendig noch einen kleinen 


Stein / den fie Callimum nennen: etli⸗ 
che etwas Tohn oder harte Erde / und 
klappern alle / daher ſie auch Klapper⸗ 


ſteine genant werden. Die in Atrica 
eynd klein / haben weiche Erde in 


fallen / 


ſich verden Weibliches / die aber in 
Arabia fallen / ſeynd hart / haben Steine 


in ſich / und werden Maͤnnliches Ge⸗ 
HR Eh 


! ſchreibet dieſem Stein uber al⸗ 
le maſſe herꝛliche Tugend zu / und wenn 


er ſolche darthut / ſſt er viel Geldes 
werth / wie denn der experientz der fürs 
nehmen 
ches bek 


gelehrten Medicorum, die ſob 
bekrafftigen/ 


9 


0 Glauben zuzuſtellen. 
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Beh den Hoch ſchwangern hat er te⸗ 
fte Plinio & Galeno, die Krafft die 
Frucht nach ſich zu ziehen / und die Ges 
urt zu befodern. Darumb die Procli- 


Ves ad abortum ſeynd ob uterilubri- 


citatem, die follen ihn an den lincken 
Arm binden. Zur Zeit der Geburt an 
die lincke Huffte / fo ſoll es die Geburt 
gewaltig befördern. / welches Olaus 
Worm der weyland fuͤrtreffliche be⸗ 
ruͤhmte Leib. Medicus Ihr. Kon. Maj. 
zu Dennemarck in Copenhagen etliche 
mahl in der Probe gut befunden (vide 
Muſæum ipfiuspag 78.) Die andere 
Art als Geodes ſoll in deſperaten 
Fallen bey vornehmen Matronen auch 
guten effect gethan haben. ibi. 
Aber das iſt darbey in acht zu neh⸗ 
men / daß ſo bald die Frau erloͤſet und 
die Geburt geſchehen / muß man den 
Stein wieder abnehmen / ſonſt ſoll er 
matricem mit heraus ziehen. Wie 
dann / referente Franc. Valleriola, 
einſt in Valentia geſchehen / daß eine 
vornehme Frau Durch ſolches Steins 
Hulffe eine leichte Geburt gehabt / weil 
man aber den Stein an der Hüfte Herr 
geſſen / iſt matrix mit herraus geſchof 
in daß fi. Datüber Des Todes fen mu 


Aunfiiommer. 


Geburt aber ſoll es nicht 


in der vorigen Tabelle bey h be⸗ 
J 45 


l 6 
nem Verdachtigen zu eſſen gibt / fo er 
ſchuldig iſt / kan erunmuglie das Brod 
einſchlucken. Bellonius ſchreibet auch / 
daß die Griechen Muͤnche dieſen Stein 
deßwegen hoch halten / dann wenn ſie 
was verlohren / ruffen fie alle im Kloſter 
zuſammen / und geben im Brodte jegli⸗ 
chem drey Mundbiſſen zu eſſen / mit etli⸗ 
chen aberglaubifchen zugeſatzten Woͤr⸗ 
tern / ſo ſoll der Dieb im letzten Biſſen / 


den er nicht hinter bringen kan / ſich ver⸗ 1 
rathen. Der Stein klein zuſtoſſen mit 
Coratos oder gehl Balbier Zugpflafter 


vermiſchet / über die Stirn und Schlaff 
geleget / ſoll die hinfallende Sucht lin⸗ 
dern und vertreiben / welches Worm 
nicht widerſprechen will. Der Leim / 
Thon oder Erde / ſo im Stein Geode 


iſt / wenn ſie gewaſchen und mit Wein 


zutrincken gegeben wird / ſoll ſie Peſte 
und andere gifftige Kranckheit vertrei⸗ 
ben / bringet Schweiß / ſtarcket das Hertz / 
ſtillet den Bauchfluß / vertreibet die 
Schlangen / umb dieſer Urſach willen 
meynen etliche / trage ihn der Adler in 
ſein Neſt. Daß aber etliche meynen / wer 
dieſen Stein bey ſich traͤget / ſoll gelie⸗ 
bet / und reich werden / wird fuͤr aberglau⸗ 
biſch und fabelhafft gehalten. 


TABULA XXIV. 


Num. 13. und y. Werden a j un⸗ N 
ter die Aftroitides gerechnet / und ſeynd 


rie⸗ 


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ſchrieben worden. Woher aber ſol⸗ 
che Sterne und andern For men in ſol⸗ 
che Steine kommen / iſt mit mehren in 
Kircheri mundo ſubter: Hb. d. zu leſen / 
wuͤrde mir aber hier / der ich mir nur der 
Kurtze befleiſſige / mit einzuführen zu 
weitlauftig fallen. 10 
Num. 2. Fungites iſt ein Stein 


einem Schwam / ſo auß der Erden 
wacchſet / gar ehnlich / als wenn er ein 


Schwan geweſen und zu Stein gewor⸗ 
den / hat aber kein Stiel oder Anzeigung 


12 daß ein Stiel daran geweſen / Cluſ. ib. 


6. Exot. c. io meynet daß fie theils im 
Indianiſchen Meer / theils im Nilo 
wachſen ſolten. Num. 4. aber der 
auch ein Schwam ſich gleichet / hat un⸗ 
ten einen Abſatz / daß man vermeinen 
ſolte / er hatte einen Fuß gehabt. Und iſt 
dieſer andeꝛ Schneeweiß / und gar ſchoͤn 
for miret. Es iſt aber nicht zu vermuthen / 
daß es Fungi oder Schwaͤmme / ſo aus 
der Erden wachſe / geweſen ſeynd. 
Dann die Natur ſpielet wunderlich / 
Es kan einer der die Geſchoͤpffe der 
Dinge / ſo in der Erden / und ſonderlich 


unter den Steinen gefunden werden / 


mit emſigen und klugen Augen anſehen 


wil / ſich nicht gnugſam vezwundern / wie 


ingenioſe die Natur ſpielet / alſo / daß 
was ſie im regno vegetabilium & 
animalium verrichtet / gleichſam auch in 
den Steinen nach ihrer Art intendiret, 
und ſo viel ihr vergoͤnt und fie gekund 
dahin gearbeitet / daß welchen ſie das 


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f eden Naturæ gradu) nicht ge⸗ 
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nnen / ſie doch den Steinen nur 
die Figur eindrucken wollen. Ja das 
noch mehr iſt; Sie laͤſſet auch ihre Ber 
liebung zu den freyen Kuͤnſten in etli⸗ 
chen Edeln und andern Steinen ver⸗ 
mercken / indem / was in der Geometria 
an Figuren vorgehetfie auch præſenti 
ret als Triangel / Quadrate / J. und 
mehr eckicht nicht nur im plattẽ ſondern 
auch in folidis corporibus nach der 
trinam dimenfionem Sphæriſche/ C y- 
lindriſche / Comiſche / Pyramidaliſche / 
Cubiſche / uud andere Coͤr per / wie Ders 
ſelben Kircherus viel und auch theils 
wir haben / unter andern haben wir 
3 metalliſche Corpora als die gemei⸗ 
nen Wurffel groß / ſo jeglicher acht ju⸗ 
ſte gleichſeitige Triangel an ſich hat / 
zwey ſeynd ſchwartzgruͤn / und eines 
Goldfarbe / ſchwer / laſſen ſich doch 
ſchneiden / faſt wie talcum jedoch etwas 
herrter / eynd vor wenig Jahren von dem 
Wolgebohrnen Herrn Claus Chriſtoff 
von Lützow / J. Kon. Majeſt. zu Schwe⸗ 
den Herr Hoff» Marſchall aus den 
7 Yl Begwercken mir zuge⸗ 
ſchicket / ſollen alſo zwiſchen Steinen ge 
funden ſeyn. In der Architectur iſt 


die Natur auch geſchaͤfftig / und gibt 


Hauſer 7 Schlöffer und Stadte / wie 
auch im Gartenbau ſchoͤne Baume und 
Buſchwerck. Wie denn ſolche Stei⸗ 
ne in Italien viel fallen. ee 

3 | ben: 


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Haben wit piveente kleine Agaten / welche 
Ihr. Ehurf. Durchl. zu Brandenburg 
(ſo ein groſſer Liebhaber der raren na⸗ 
türlichen wie auch Eunftlichen Dingen) 
als ſie vor 6. Jahren allhier auff Got⸗ 
torff in unſer Kunſt⸗Cammer geweſen / 
hinein verehret / in deren einem ein ſchoͤn 
Buſch / über welchen ein Lowe ſpringet / 
und im andern ein ſchoͤn roht Baum⸗ 
lein / ſo beyde lieblich anzuſehen. Natu⸗ 
ra kompt auch zur Aſtronomia, ma⸗ 
chet Stern / Sonn und Mond. Auch 
andere Dinge mehr in Groͤſſe und Pro- 
portion der lebendigen Creaturen / daß 
man meynen ſolte / ſie waͤren aus den le⸗ 
bendigen Dingen zu Stein geworden. 
Wiewol nicht zu leugnen / daß auch viel 
Vegetabilia zu Steine werden kunnen / 
wie die Exempel bekand ſeynd / und wir 


auch haben. En 
TABULA XXV. 


In dieſer Tabel ſeynd lauter See⸗ 
Gewachſe / derer wir unzaͤhlich viel has 
ben / von allerley Art / ſeynd hart als 
Holtz oder vielmehr Horn / laſſen fich 
auch alſo ſchneiden und beugen / etliche 
ſchwartz / etliche braun / etliche Purpur⸗ 
farbe / klar und faſt durchſcheinend / etli⸗ 


che eine Hand / etliche auch 2. Fuß lang / 


wachſen im Meer auff Steinen / wie 
dann an vielen noch die Steine geblie⸗ 
ben / und haben eine Haut / ſo von den 
Gewaͤchſen ab über ſie gehet / als Leder 


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= —— — Venen nenn 


anzugreiffen. Num. 1. wird quercus 


marina von Theophraſto Ereſio lib. 
4. cap 7. genañt / und daſelbſt wie auch 


vom Cluſio Exotic. lib. 6. cap. 4. bes 
ſchrieben. . | | 
Num. I. 2. und 3. Plantæ marine 
retiformes ſeynd als ein Netz ineinan⸗ 
der gewach ſen / wird auch beym Cluſio 


d. I. bezeichnet und beſchrieben. Dieſe 


beyderley Meer⸗Gewaͤchſe haben die 
Art / daß ſie ihre Zweige nicht rund umb 
ſich her / ſondern nur plat außgieſſen / 
daß man alle zugleich auff ein Bret le⸗ 
gen und ausbreiten kan. 

Num. 4. Dieſe Meerpftantze wird 
Hippuris ſaxea genant / ſehr ſchoͤn und 


lieblich anzuſehen. Der Stengel und 
Zweige ſeynd auch vonder braune Holtz 


oder Horn⸗Art / uber welche eine harte 


Stein materia ſich geſetzt / als wie weiß 
fe geſtreiſſte Coralien / fo weit von eins 
ander / daß man als ein par Meſſerruͤ⸗ 


cken breit daꝛzwiſchen die braunen Zwei⸗ 


ge durchſehen kan. Selbige Pflantze 
wird auch vom Clufio in Exot. lib. 6. 


c. 8. bezeichnet und beſchrieben. 


Num 5: Iſt ein Stam von weiß 


ſen Corallen / derer wir etliche und einen 


von yo. Pfunden haben. Sonſt haben 


wir auch ſchoͤne groſſe Zweige von roh⸗ 


ten Corallen / und etliche / ſo noch ihre 


Mutter / woraus ſie erwachſen / an ſich 


haben / wie auch einen ſchwartzen Coral ⸗ 


len⸗ Stamm. 


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Num. 1. Iſt ein Glaß Urna lacry- 


marum genannt / faſt ein Viertel einer 


Ellen lang / in welche die Heyden ihre 
Thꝛaͤnen / ſo fie wegen ihrer verſtoꝛbenen 
Freunde vergoſſen / geſamlet / und her⸗ 
nach des verbrandten Coͤrpers Aſche 
damit befeuchtet / und alſo begraben / wie 
darvon Kirchmannus de funeribus 
Romanoruum lib. 3. cap. 8. Man fin 
det auch in den Heydniſchen Begrab⸗ 
niſſen ſolche Glaſer. 55 

Num. 2 Iſt eine Lampe / welche 
man auch bey den Heydniſchen Be⸗ 
grabniſſen gebrauchet / auch darin gefun⸗ 
den werden. Ob aber das lumen per- 
petuum darin ſolte haben erhalten wer⸗ 
den koͤnnen / iſt nicht wol zu glauben / wel⸗ 


ches auch / wie obgedacht / Kircherus in 


mundo ſubterran: widerſpricht. Man 
meynet aber / daß / weil man nur bey 
Nachte die deichen begꝛaben muͤſſen / wie 
Alex ab Alex. I. 3. c. 7. ſaget) hat man 
bey Beyſetzung der Leichen oder Aſchen 
gebrauchet. 17 
Num. 3. Iſt eine Urna oder Topff / 
in welchem die Heyden die Aſche und 
uͤbergebliebene Stücken Knochen der 
verbrandten todten Coͤꝛper geſamlet und 
zum Begraͤbniß beygeſetzet. Selbige 
hat man Cineraria auch Oſſuaria ge 
nant. Wie dann eine alte laſeriptio 
(referente Kirchmanno) gefunden 
worden / mit dieſen Worten: JULIA. 


linus lib. 19. Von denen ſo aus Ertz 
aber Virg. ned. 6. 
Oſſaqʒ lecta cado texit chorineus 
gahèeno. ak 
Eine Urnam von Porphir Stein hat 
ihm Kayſer Severus erwehlet. Dann 
man ſaget / daß als er kurtz vor ſeinem 
Tode ſelbige Urnam vor ſich bringen 
laſſen / in die Hand genommen / und ge⸗ 
faget: Tu virum capies , quem to- 
tus orbis terrarum non cepit. Du 
wirſt den Mann in dir nehmen / welchen 
die gantze Welt nicht uͤberwaͤltigen koͤn⸗ 
nen. Diefelbige Urna , fo wir haben / 
iſt von Thon / und Anno 1649. aus der 
Nider Laußnitz / von einem vornehmen 


Bedienten am Churfuͤrſtlichen Hofe 


zu Sachſen / Nahmens Caſper von Za⸗ 
beltitz nach Gottorff geſchickt worden / 
mit folgendem Bericht: Dieſe Ge⸗ 
ſchirꝛe konnen nicht ehe als umb Pfing⸗ 
ſten außgegraben werden. Und vers 
halt ſich mit denſelben alſo / daß ſie ſich 
umb dieſe Zeit in etwas heraus bege⸗ 
ben / oder aus der Erden hoͤher herauff 
ſteigen / und nicht ſo tieff in der 1 — 

e ehen 


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ſtehen ſollen / wie in gemein darvor ge⸗ 
halten wird / und wenn man fie außgra⸗ 
bet / iſt die materia gantz muͤrbe und 
muß gar ſubtil darmit umbgangen wer⸗ 
den / daß man ſie gantz herauß bekompt / 
wenn ſie aber nur ein wenig an der Lufft 
geſtanden und trucken worden / nehmen 
fie erſt eine Harte an ſich. Etliche 
ſeynd groß wie Reib⸗Aſch / etliche wie 
Toͤpffe / darin befinden ſich Aſche / Koh⸗ 
len und Knochen wie kleine Kinder⸗Bei⸗ 
ne / auch zuweilen Stuͤcklein Metall wie 
ſtarck Drat / ſo mehrentheils Kupffer / 
und ſich wie Gold arbeiten laͤſſet. Etli⸗ 
che Leute halten abergläubifch darvor / 
wenn man aus ſelbigen Geſchirꝛen die 
Garten⸗Saamen ſaet / ſollen ſie frucht⸗ 
bar werden. Sie haben ſonſt meines 
Erachtens das Anſehen / als wenn es 
Heidniſche Begrabniſſen waren weiln 
Hirnſchalen / Achſeln / Beine / Armen 
und Beinknoͤchel nebenſt Kohlen und 
Aſchen darinnen gefunden werden. 
Num. 4. Iſt ein auffgeduͤrꝛeter In⸗ 
dianer / welcher den Leib noch gantz und 
feine Gedaͤrme in ſich hat. Selbigen 
haben wir auch mit aus des Paludani 
Kunſt⸗Kammer bekommen and wird 
auch ſeiner vom Camerario in horis 
ſucciſivis cap. 70. der andern Centu- 
riæ gedacht. Dann es iſt Camera- 
rius in Zroeiffel geſtanden / obs wahr 
ſiy / was man von den Oeeidentaliſchen 
Indianern ſchreibet / daß daſelbſt auff 

den höchflen "Bergen zu gewiſen er 


1 


DIRT 


Runſt Rammer. | 77 


ſisſimus berichtet / daß er zweene ſolche 
ausgetrucknete Menſchen in ſeinem 
Hauſe hatte / die gantz kein Geruch von 


ſich geben / und 5 von ferne anzuſehen 


waren / als wenn ſie lebeten. Von die⸗ 
ſen beyden / iſt der eine ſo wir haben / a⸗ 
ber nunmehr gantz gehl und einge⸗ 
ſchrumpen / klinget als eine Paucke / ſo 
nicht ſteiff angezogen iſt / wenn man auff 
den Leib ſchlaget. Die Urſach ſolcher 
ertoͤdteten und außgedroͤgeten Coͤrper 
gibt Camerarius aus Corneli. Wit- 
flieti notitia Occidentis, daß in der 
Landſchaſſt Chili auff den hohen Ge 
birgen ein ſolcher Wind zuweilen ent⸗ 
ſtehen ſoll / der zwar nicht ſtarck / aber ſehr 
ſubtil und durchdringend / daß er inti- 
ma præcordia durchdringe / benehme 
die natuͤrliche Warme / erſticke die Le⸗ 
bens⸗Geiſter / und drucknete die Coͤrper 
alsbald durch und durch aus / damit kei⸗ 
ne corruption und Faulung / ſo von 
Warme und Feuchtigkeit herꝛuͤhret / 
ſtatt haben kan. . 
Die Spanier haben zwar in den er⸗ 
ſten Jahren / nach dem diß Koͤnigreich 
vom Almagro auffgeſuchet worden / ih⸗ 
ten Weg aus Peru über Land dahin ge 
nommen / 


pm 19 


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4 


72 


— 


Winde den Reiſenden alſo ſchaͤdlich / 
daß theils ihr Leben / theils die Zehe von 
den Fuͤſſen unvermercket verlohren / ha⸗ 
ben ſie ſich hernach der Schiffahrt da⸗ 
hin gebrauchet. Es erzehlet jetzt erwehn⸗ 
ter Witfliet, wie auch Joſephus de 
Acoſta in feiner Weſt ndiſchen Hiſto⸗ 
ria lib. 3. cap. 9. Hollandiſches Dru⸗ 
ckes / daß Almager; als er nach 5. Mo⸗ 
nat wieder zurücke über das Gebirge 
kommen / viel der Seinigen / ſo ihm ent⸗ 
gegen kommen wollen / mit den Pferden 
todt erſtarꝛet / und ſteiff in der Ordnung / 
wie fie geritten / ſtehend angetroffen / ſo 
2 die Pferde⸗Zuͤgel in Handen ge 
habt | 


5 + ! : 
Sonſten findet man dergleichen auß⸗ 
gedroͤgete Menſchen in einer Africani⸗ 
ſchen Wuͤſten über den Nilum im San⸗ 
de ſtecken Dann wen ein ſtarcker Wind 
entſtehet / ſol er den leichten Sand / wel⸗ 
cher daſelbſt hauffig / zuſammen treiben / 
daß es als ein Sand Meer moͤchte ge⸗ 
nant werden / in welchem die Leute erſti⸗ 
cken / und von der Sonnen Hitze und 
heiſſem Sande gantz außgeduͤrret wer⸗ 


den. In ſolchem Sand Meer ſoll des 


Cambyſis Koͤnigs in Perſien faſt gan⸗ 


tzes Heer umbkommen ſeyn / wie Hero. 
Sdotus in Thalia ſchreibet / aus Bericht 


der Ammonier; welche Cambyſes hat 
bekriegen wollen / dann indem ſie aus 
der Stadt Oaſi ihren Weg durch den 
Sand auff die Ammonier zugenom⸗ 


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ien / weil aber ſolche geſaͤhrliche men / und mitten im Sandfelde Mit: 


tages⸗Mahlzeit gehalten / ſey ein ſtarcker 
Suͤdwind entſtanden / der ſie in den 
Sand» Meer muͤſſe vergraben haben / 
weil fie nicht zu den Ammoniern auch 
nicht wieder zuruck gekommen. 
Num. y. Iſt eine gantze Mumia aus 
einem vornehmen Ægyptiſchen Be⸗ 
grabniß / lieget in einem Kaſten / und gibt 
einen guten Geruch / wenn man den Ka⸗ 
ſten aufſthut / von ſich. Neben dieſer ſte⸗ 
het auch ein Kind / als ein Mumia. 
Das Wort Mumi iſt ein Perſiſch 
Wort / und heiſſet ein aufgedörzeter und 
unverweßlicher Coͤrper. Es ſeynd alle 
ſolche Art Mumien, umb die Verwe⸗ 
fung zu verhuͤten / in gewiſſe Gummi 
und materien geleget / und mit Tu⸗ 
chern / wie die Kinder in Windeln ein⸗ 
gewickelt / umbwunden. Sie werden 
vom Plinio funera medicata genant. 
Dann man will dafür halten / daß ſie 
mit groſſen Nutzen in Artzneyen Eönnen 
gebrauchet werden / wie man dann auch 
faſt in allen wolbeſtalten Apotecken etli⸗ 
che Stucke darvon findet. Franciſeus I. 
der Francken Konig ſoll allezeit auff ſei⸗ 


nen e Mumia, gleich als ein 


ſpecial nedicament mit ſich führen 
laſſen / teſte Camerario cap. 70. 
cent. 2. Wenn aber alle Mumie nichts 
mehr in ſich halten / als Johan: Nar- 
dius ingenioſus Medicus in einer ana- 
tomirten Mumia gefunden hat / nem 
io nur rbk or Jide 

ohne 


* 


ohne einige precioſe aromatiſche Sa⸗ 
chen / ſo weiß ich nicht / ob ſolch condi · 
mentum fine cadavere ipfo auch ſo 
hoch zu ſchaͤtzen / es ſey dann / daß die ex 
perientz( Medicorum optimum fun- 
damentum) einen ſonderlichen effect 
gefunden hatte / vielleicht ob mixturam 
oada veris cum asphalto, Nardii ver- 
ba ſunt Comment. in Lucretum. 
pag. 635. Speravi olim miram fra- 
grantiam à medicinali funere tot 
tantisque infarto aromatibus, verum 
ſpes me fefellit ſolaque fuit obvia 
gummi graveolentia &c. Item, ſci- 
ſeitor interim curioſus calvariam 
eodemque gummi intus illitam de- 
prehendo, tunc verö me operam 
luſiſſe omnem libere ſum faflus;cum 
partes cadaveris ſingulas attentus e- 
amino altoq; gummi imbibitas vi- 
deo. Fregi, diſcerpſi, osſibus neq; pe- 
perei gummi ubig; redolent atq; fa- 
piunt. Serus ego damnavi tandem 
propriam crudelitatem, longumg; 
valedixi Ægyptiis technis. | 
Weil nun an den Mumien das As- 
phaltum, als an ſich ſelbſt ein gar hart 
Pech gefunden wird / iſt die Frage / wie 
he in die todten Coͤrper und durch als 
le Glieder dringend bringen koͤnnen. 
Nardius meynet / wie auch glaublich/ 
daß wann Hitze zu dieſem Peche und 
ein Oleum petroleum oder Neffte 
kommt / es weich und flieffend kan ges 
machet werden / daß man alſo den Cor. 


i Rune Rammer. 


per in ein ſolch warm Bad geleget / fü 
lange darinnen maceriret / biß das 
Gummi eingezogen. Und damit das 
Gehirne der incorruption nicht etwa 
ver hinderlich ſeyn moͤchte / haben fie es / 
wie Herodotus in Euterpe p . bes 
richtet / mit einem krummen Eiſen durch 
die Naſeloͤcher heraus gezogen / und alſo 
dem Asphalto einen freyen Eingang 
zum Hirnſcheitel gemachet : wie wir 
dann auch einen halben Hirnſcheitel ha⸗ 
ben / der gantz vom Asphalto gefuͤllet ift: 
den Bauch haben ſie mit einem ſcharffen 
AÆthiopiſchen Steine auffgeſchnitten / 
das Eingeweide heraus genommen / mit 
Palmwein den Leib außgewaſchen / und 


hernach nach ihrer Art balſamiret / mit 


ſolchem Reinigen und andern Ceremo⸗ 
nien ſollen ſie viel Tage zugebracht ha⸗ 
ben / wie Herodotus an gedachtem Orte 
weitlaͤufftig berichtet. | 

Ich halte nicht / daß einige Nation 


unter der Sonnen ſey / die groͤſſern Fleiß 


angewendet / die abgelebte Coͤrper zuzie⸗ 
ren / zu ehren / und von der Faͤulung und 
Anſtoß zu bewahren / als die Egyptier. 

Aus was Uhrſachen aber ſolches ge⸗ 
ſchehen / ſeynd viel gelehrte Leute in 
Ztoeiffel geſtanden. Camerarius lo- 
co ſupra citato ſpricht: an autem Æ 
gyptii oſtentatione quadam vel ni- 
mio ſuorum amore tantam curam 
impenderint mortuis, vel alias cau- 
ſas habuerint : aliis excutiendum re- 


linquo. Es iſt aber zu wiſſen / erſtlich / 
K daß 


1 Gottorffiſche 


daß die Egyptier gegläubet/ daß alle 
5 Jahr die Welt in ihren vo⸗ 
rigen Stand kommen / und alles was 
domahls ſich zugetragen / wiederumb ge⸗ 
ſchehen ſolte. Von dieſen ſoll Plato als 
der Egyptiſchen Prieſter Dilcipubfei- 
ne Meynung von der groſſen revolu- 
tione mundi bekommen / und auff an⸗ 
dere fortgepflantzet haben / wie Kirche- 
rus in Oedipo Ægyptiaco pag. 392. 
berichtet. Wiewol mit dem Unterſcheid / 
daß er die re volutionem animarum 
circulo 10000. annorum definiref. 
(Hierbey fällt mir eine poſſirliche Hi 
ſtorie / oder vielleicht Gedichte / daß ſol⸗ 
cher Opinion ſich einſt zweene Studen 
ten zu ihrem Vortheil bey einer Wir⸗ 
thin / da fie gezehret / und nicht zu zahlen 
gedacht / gebrauchen wollen / indem ſie 
geſaget wenn fie uber ro tauſend Jahren 
wieder kamen / wolten ſie bezahlen / dann 
alle io tauſend Jahr ware einerley Zus 
ſtand in der Welt / auch mit allen Men⸗ 
ſchen / da hatte die Wirthin gefraget; 
Ob fie dann vor 10. tauſend 11 en 
auch in ſolcher Beſchaffenheit bey ihr 
geweſen / und als ſie mit Ja geantwortet / 
hat ſie geſaget; ſo werdet ihr eben ſo wol 
damals nicht bezahlet haben / derowe⸗ 
gen bezahlet jetzo / was ihr damahls 
ſchuldig blieben / ſo wil ich euch borgen / 
he 5 zehen tauſend Jahr wieder umb 
eynd. ) | 
Zum andern haben die Egyptier 


gegläubet / daß die Seele unſterblch / 


— 


und ſollen ſie wie Herod, berichtet un 


ter den Heyden die erſten geweſen ſeyn / 


ſo die Unſterblichkeit der Seelen ge⸗ 


glaubet / aber alſo: Quod animæ per 


pereu.)iyaow ad marıyerveoias 
magno illo mundi anno revoluto 
corporibus primis reſtituantur. Daß 
nemlich die Seelen der Menſchen aus 
einem verſtorbenem Leibe in ein ander / 
aus dem andern in den dritten / und ſo 


fort an herumb fahren ſollte / und von 


neuen Kindern gebohren werden / biß 


. tausend Jahr verftoffen ſo käme fie 


wieder zu ihrem erſten Leib / der aber müs 
ſte rein und unverſehret erhalten wer⸗ 
den / alsdann wuͤrde die Seele / wenn 
ſie wol abgeſchieden / zu einer hoͤhern 
Sphera. befodert/ und über 7. tauſend 
Jahr wieder / biß 40000. Jahr (qui 

ſept. num. quadratus) vollendet / als 
dann kame die Seele erſt zu ihrer rechten 
ewigen Ruhe da ſie nicht mehr umbher 
wandern duͤrffte. Und weil fie vermey⸗ 
net / daß alsdann die Seele umb ihren 
im Grabe verlaſſenen Leib herumb gin⸗ 
ge / ſo würde ſie durch das Urtheil des 
Richters / ſo darbey ſtunde / nicht da hin⸗ 
ein / ſondern in unreine Thiere oder ge⸗ 
ringere Coͤrper verwieſen werden / zus 
mahl wenn fie etwa nicht wol gelebet. 
Daher haben fie ſich bemuͤhet / die Coͤr⸗ 
per der Verſtorbenen mit ſonderlichen 


Ceremonien zu ehren / zu zieren und vor 


allem Anſtoß zu bewahren / auch vor 
ihrem Abſterben ſelbſt ſromb 1 
da 


2 
5 
E 
3 


fer gef 
u . 

Eünfftig folgen / wenn G Ott Leben / Ge⸗ 
ſundheit und Friede verleihen wird. 
Anhang. . 
Nur jetzo noch / umb die leeren Blat 
ter dieſes Bogens zu erfüllen / zweyer 


* 


Wein leget / und darvon zu trincken gibt. 
K ij | oll 


Soll den Schweis gewaltig treiben. 
Valentinus, ſoll ihn an zweyen Mans 
nern / fo Gifft genommen hatten / probi⸗ 
ret haben / und befunden / daß ihnen der 
Gifft nichts geſchadet / ob der Stein 

2 5 aus Mangel des Weins in ſchlecht 

aſſer geleget / und darvon zu trincken 
gegeben worden Jacobus Bontius v ſo 
ordinarius Medicus in nova Batavia: 
gedencket in feinem Trackatu de medi- 
camentis Indorum, daß er zweene fol 
che Steine gehabt / einen kleinen aus 
dem Stacher Schweine / und einen 
groſſen aus einem Wilden Schwein / 


hat fie ſehr gut befunden / adverfus 
Choleram ſpricht er / quam merdexi. 


Inſulani vocant, & hic tantopere ti- 
metur, quam peſtis in Hollandia, ut- 
pote quæ hominem aliquando ſoleat 
occidere pauciſſimis horis. Præ- 
gnantibus tamen hic lapis non bene 
datur, nam abortum pro vocare adeo 
eertum eſt, ut femine Malaicz mihi 
retulerint, ſi quando menſtrui earum 
purgatio non bene procedat, ſi fäl- 


dem hunc lapidem manu geſtarent, 


ad juvamentum inde ſentire. Ich 
muß hiermit gedencken / was er vom 
Calculo in homine conereto ferner 
ſchreibet. Profectò mihi confide- 
rant; inquit judicium humanumde 
omnibus hifce concretis lapidibus 
in ventribus ac cavitatibus animali- 
um rationis expertium: ridiculum 


Der treffliche Medieus Dimas Bosque | 


2. Vom Succino oder Bernſtein. 


Carabe genant. Wir haben derſel⸗ 

ben etliche Stucke / und eines von z. 
Pfunden / in Form eines Cylindres 
deſſen Umbfang anderthalb Fuß. Iſt 
vor 2. Jahren in der Weſt⸗See am 
Nordſtrande unfern von Eiderſtett / an 
einem ungewoͤhnlichen Ort gefunden 
worden. Von feiner generation os 

der woraus er entſtehe / ſeynd unter⸗ 


ſchiedliche Meynunge / derer etliche Cx- 


falpinus de Metallicis lib. 2. cap. 28. 
erzehlet. Athanaſius Kircherus in 
arte Magnet. lib. 3. cap. 3. wie auch in 
Mundo ſubterran: lib. &. c. 3. halt mit 
etlichen andern dafür / daß es ex bitu- 
mine ſo die Erde auffwirſſt / entſtehe / 
und gibt darvon eine ſolche Beſchrei⸗ 
bung: Suceinum eſt bitumen ſubter- 
raneum ex appropriatæ materiæ 
terreftris matrice ſcaturiens, per 
fundum marisriparumg; aut flumi 
| nis 


nis appulſu mari concreditum; ibig; 
ad littora appulſum, innata ſolis ae- 
risqʒ fiecitate in lapideam ſubſtanti- 
am exereſcit. Nemlich der Bernſtein 
kaͤm aus den Schoß der Erden / gleich 
wie das Judenpech Nafſte und Perro- 
leum, und wenn es aus dem Meer am 
Strand geweltzet wurde / bekam es ſei⸗ 
ne Hartigkeit von der Lufft und Son⸗ 
nen Hitze. Daß aber in etlichen 
Stücken (derer wir auch haben) Mu⸗ 
cken / Ameiſen / Spinnen / Eideren und 
dergleichen gefunden werden / kam da⸗ 
her; wenn der Bernſtein auß dem 
Waſſer auff den Strand zu liegen kam 
und noch weich / ſetzten ſich ſolche Thier⸗ 
lein drauff und bleiben bekleben / wann 
dann die See ſolehe Stücken wieder 
ergriffe / triebe und ſchluge das Waſſer 
den Bernſtein theils in runde theils in 
ander Formen / daß alſo dieſe Thierlein 
mitten hinnein gedrucket wuͤrden / und 
ſo weit Kircherus. Aber wider ſol⸗ 


che Meynung koͤnte man folgende ge⸗ 


dancken haben: Iſt der Bernſtein eine 
Art bituminis oder Judenpech / und 
entſtehet auß der Erden / ſo wurden nicht 
allein in der Oſt⸗See / ſondern auch ne⸗ 
ben derſelben oder in derſelben Gegend 
im außgraben ſolche Stuͤcke oder Adern 
gefunden werden / welches man gleich⸗ 
wol nicht vernommen. Wolte man ihm 
zwar hierinnen Beyfall geben / weil et⸗ 


liche andere auch der Meinung / und ſa⸗ 


gen daß an etlichen Orten in Deutſch⸗ 


BVunſt Kammer. 
e — — u a 2 ine 


land / Italien und Franckreich etliche 
Stücken auß der Erden ſeynd gegraben 
worden / ſo will doch das ſchwer zu glau⸗ 
ben ſeyn / daß der Bernſtein auſſerhalb 
dem Waſſer / wenn er weich an den 
Strand außgeworffen wuͤrde / erſt von 
der Lufft uud Sonnen Hitze feine Har⸗ 
tigkeit bekam / und wenn er am Strande 
noch weich / die Mücken / Spinnen und 
andere Thierlein in ſich nehme / ſo muͤſte 
folgen / daß aller Bernſtein nach em⸗ 
pfangener Härte ſich wieder in die See 
begeben muͤſte / dann er wird nicht allein 
am Strande ſondern auch aus der See 
mit Netzen ſo hart auffgefiſchet und ge: 
ſamlet. Item es 5 auch nach an⸗ 
geklebten Muͤcken noch eine Weichig⸗ 
keit im Saccino bleiben / damit durch 
das hin und Wiedertreibung des Waſ⸗ 
ſers ſolche Thierlein / ſeiner Meynung 
nach / mitten hinnein getrieben werden 
koͤnten / und muͤſte hernach wieder an die 
Lufft und Sonne / daß es vollend zu 
Stein wuͤrde. Aber ſchwerlich wird 
eine leichte Mucke die auſſen anklebet / 
durch daß hin und wieder treiben des 
Waſſers hinein getrieben / vielmehr a⸗ 
ber abgewaſchen oder verſtuͤmmelt wer⸗ 
den. Aber warumb laͤſſet er hieben 
nicht allein das Principium Chymi- 
cum gelten? Cum Chymicis notum 
ſit; Spiritum ſalis non ſolum alios. 
Spiritus ſec & oleoſa quæ vis conge- 
lare & eoagulare. Man wird auch 
das Saltz darinnen finden / wenn man 
K iii den. 


86 24 
* 


18 1 


den Spiritum uͤberziehet / ſo ſetzet ſich 


das Saltz an den Halß der Retorten 
& hoc eſt à quo coagulatio facta ell. 
(ſpricht Olaus Om) 
Ich halte es aber in dieſem Fall mit 
dem Cæſalpino und etlichen andern / 
welche meynen / daß es ein Gummi / ſo 
auß den Baumen flieſſe fen / Ob ſchon 
Kircherus ſaget / es ware bekandt / daß 
in Preuſſen am Valtiſchen Meer / da 
der Bernſtein fo. hauffig geſamlet wird / 
keine Hartz oder Gummi tragende 
Baume gefunden werden. Aber es iſt zu 
wiſſen / daß im Norder⸗Theile der See 
und auff den groſſen Inſeln Gottland 
und Oehland Baume uͤberfluſſig / und 
pre Orten die ſturmende 
See das hohe U 
auch gantze Baume mit hinweg reiſſet. 
Und iſt nicht unglaublich / daß an denen 
Orten / ſo uber etliche 60. Grad vom 
Æquatore, da des Sommers die Son⸗ 
ne etliche Monat uͤber dem Horizont 
bleibet / und gar nicht untergehet / ihre 
continuirliche Hitze die Fichten / Dan⸗ 
nen und Wacholder Baume / ſo da⸗ 
ſelbſt groß untereinander in ſehr groſſer 
Menge wachen / daß ſie die refinam 
und Gummi hauffig von ſich flieſſen laſ⸗ 
ſen / die in groſſe Klumpen treuffeln / da 
dann Muͤcken und ander geſchmeiſſe 
darzwiſchen kommen koͤnnen / wie ich 
dann ſolches in Carelien bey der Ve⸗ 


ſtung Noleburg uͤber EO. grad Elev. po- 


u auff einer in der Ladogaiſchen See 


rffiſche 
rn Be. 


ffel alſo hinweg / daß es 


liegenden Inſel (der in der Muſtowi⸗ 
tiſchen Reiſebeſchr. pag. 17. gedacht) im 


Junio / da die Sonne zu Mitternacht 


kaum an den Horizont ſtriche / ſelbſt ge⸗ 
ſehen / daß aus etlichen Baͤumen das 
Hartz worvon ſie Theer zu brennen pfle⸗ 
gen) klar als Cypriſcher Terpentin / von 
etlichen truͤbe und dunckel heraus floß. 
Wenn nun ſolches durch Sturm oder 
andere Zufälle in die See kommt / wird 
es durch das Saltz⸗Waſſer gehartet / 
und alſo wol etliche 100. Jahr in der 
See gewaltzet und getrieben / biß es zu 
Land kommt / und wird nicht allein in 
Preuſſen / ſondern auch / wie Olaus 
Worm ſchreibet / haͤuffig an der We⸗ 
ſten Seiten Jutlandes gefunden 
Eines iſt an dem Bernſtein luſtig an⸗ 
zuſehen / daß er eine Magnetiſche Krafft 
in ſich habe / und gleich wie der Magnet 
das Eiſen / Blumen / alſo auch de: Bern⸗ 
ſtein allerhand leichte Sachen / als Fe⸗ 
dern / Eiferne und ander Metallen Seil 
ſpune und Sand an ſich ziehet / ja das 
noch mehr zu verwundern: Er ziehet 
nicht allein die leichte Sachen / ſondern 
auch Eiſen / Gold / Silber / Kupffer / obs 
ſchon ſchwer iſt / nach ſich wenn man 
nemblich daſſelbe in der Mitte entweder 
an einen Faden hanget oder auff eine 
Spitze / gleich wie eine Magnet⸗Natel 
ſtellet / daß es ſich auff beyden Seiten 
frey bewegen kan / ich habe es mit etlicheꝛ 
Leute groſſer Verwunderung mit einem 
Pfeile / Meſſer und Meſſing Drat ge⸗ 


er" 


auch gar feuchter / als kalter und klarer 


AUufft geſchiehet. 


Aunſt Rammer. 0 


Die Urſachen aber / daß die Eledtr 
allerhand Sachen nach ſich ziehen / wer⸗ 
den von den Autoren unterſchiedlich 
gegeben. Die vornehmſten Meynun⸗ 
gen aber / ſo bey den Phyſieis in conſi- 
deration kommen koͤnnen / ſeynd des 
Gilberti, Cabei und Kircheri. Gil- 
bertus meynet: quod ex electro tan- 
quam ex corpore ex humore con- 
creto exeat ſpiritus five effluvium 
(effluvia verò non ſunt flatus, ſed 
humores ſumme attenuati, aère am- 
biente multò tenuiores, ſicut aër 
dicitur commune effluvium tellu- 
xis) quo ſibi adjungit & attrahit o- 
mnia corpora. Dieſe Meynung wird 
vom Cabeo und Kirchero refutiret 
derſelben Rationes mit einzuführen 
wuͤrde zu meitläuftig fallen. Cabzi 
Meynung aber iſt aus folgenden zu ver⸗ 
nehmen. (lib. 2. cap. 21.) Dico igitur 
ex Electro, ſeu ex quolibet corpore 
attrahente electricè (ealore per fri- 
cationem in ſuperficie excitato) 
quando ſic attrahit, effluere effluvi- 
um tenuiſſimum, quod aërem atte- 
nuat & dejicit, imo & incitatiſſime 
impellit, ſed tenuiter; tum vero at- 


tenuatus & impulſus aer revertitur 


ad corpus electricum quaſi in gyrum 
(uti ejusmodi motus apparet in a- 
tomis ſole per feneftram ingredien- 
te) ſecumque una rapit paleas, & 
quæcunque obvia corpuſcula. Sed 

corpus. 


corpus debet eſſe terſum & nitidum 


nulla ratione obnubilatum aut aqua 


aut halitu humido. Sicut enim per 


moderatum illum calorem aperiun- 


tur pori ut exire poſſit illud efflu- 
vium; ita per humidum halitum ob- 
duratur ſtatim & impeditur tran- 
ſpiratio. Hinc eſt, ut opus ſit expe- 


ri mentum attractionis fieri, cælo fe- 


reno puro non humido aut nebu- 
loſo. Et fricatio non tam requiritur 
ad excitandum calorem, quam ad 
detergendum; & ideo quodlibet e- 
lectri fruſtum competentis magni- 
tudinis unica ſolum terſione effica- 
ciori ſufficienter præparatur ad tra- 
hendum ut ſæpe ſum expertus; & 
ſi bene terſum electrum cuſtodiatur 
ne aut pulvere aut humido halitu 
inficiatur, poſt duodecim aut quin- 
decim horas trahet adhuc efficaci- 
ter. Hinc eſt, quod non trahet ele- 
trum, calore ſolis, aut aqua calida 
calefactum, ſed calore per fricatio- 
nem excitato, non quod ille calor 
fit diverſus, ſed quia ſic exquiſitiſſi- 
me torgitur ab humida nubecula & 
ſordibus aqueis. 


EN 


78 Gottorffiſche Aunſt Rammer. 


Athan. Kircheri Meynung iſt des 
Cabei nicht ſehr ungleich / weñ er ſaget: 
lib. 3. parte 3. cap. 3. Mundi five catenæ 
magnæ . Dico igiturʒ fi corpus aliguod ex 
pingui humore concretum, adeo tenui atg, 


ſubtili eſfluvio conſtiterit, id ad quemvis: 


motum levem ſeu terſionem ſuperficialem 
concitatum calefactumq;, e veſtigio tenui-· 
ſimum illud ſuum effluvium emittere; quod 
cum rarum ſit & admodum tenue, hac ſua 
raritatem acrem quog, circumſitum, præ- 
ſertim frigidiuſculum attenuatum digjice- 
re, dijeckum comprimero, ſed pro tenuitate 
effluvli, tenuiter; aer vero attenuatus com- 
preßus disjeötusg, reſiſtentibus aliis continua- 
ti aeris frigidioribus partibus ad corpus ele- 
ctricum revertitur, quem aëris retroceden- 
tis motum paleas quog, & obvia quævis le- 
viora corpuſcula veluti tracta comitari ne- 


ceſſe eſt. 


Was hiervon Cardani Meynung / 
und wie ſelbige vom Scaliger wider⸗ 
ſprochen wird/ und was deſſen eigene 
. / ift Exerc. 104. cap. 4. zu 
eſen. 

Und ſo viel auf dißmahl von un⸗ 

ſer Gottorffiſchen Kunſt⸗ 
Kammer. 


D E.