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aRAMMATIK
DER
ROMANISCHEN SPRACHEN
VON
FRIEDRICH DIEZ.
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ZWEITER THEIL.
FÜNFTE AUFLAGE.
BONN,
EDUAKD WEBER'S VERLAG.
(nn.IUB VLITTNEB.)
1882.
HILLS
n. 8. 4.] Wortbiegnngalehre. Deolination. 40S
Zweites Buch.
Wortbiegungslehre.
• -•-
Die rom. haben, wie andere neuere Sprachen, einen Theil der
alten Blegangsformen eingebüsst. Die Ursache liegt in einer ge-
wissen der Volkssprache natürlichen Nachlässigkeit: die strenge von
den Gesetzen der Quantität abhängige Aussprache jener Formen so
wie ihre Mannigfaltigkeit wird unbequem, ihr Laut wie ihre Bedeu-
tung verdunkelt sich, und endlich sucht der nach Deutlichkeit strebende
Sprachsinn diesen in dem Organismus der Sprache entstandenen
Mangel durch angemessene Httlfswörter zu ersetzen. Diese stehen
entweder selbständig oder als Affixe da, pflegen aber aus ihrer in-
dividuellen Bedeutung in eine abstracte, der grammatischen Form,
welche sie vertreten, entsprechende überzugehen. Eigentlich wäre
die Abhandlung dieser Hülfswörter als vollkommener Gegensätze aller
Flexion der Flexionslehre fremd und müsste theils in die Wortbildung,
theils selbst in die Syntax verwiesen werden. Allein ihre Abson-
derung von jenem Theile der Grammatik würde das, was sich in dem
Gefühle der Völker zu einem Ganzen gestaltet hat, zerreissen und
Lücken zur Schau stellen, welche nicht einmal die Grammatik syn-
thetischer Sprachen duldet; und so scheint es räthlich, die systema-
tische Strenge zu Gunsten der practischen Anschaulichkeit bei Seite
zu setzen und jene Httlfswörter den Biegungsformen unmittelbar bei-
zufügen. I
Erster Abschnitt.
Deelination.
Sie geht vor sich am Subst., Adj., Numeral und Pron., und
dient, die Beziehungen dieser Wortarten nach Genus, Numerus und
Diei romao. Onunm. II. 6. Aufl.
17.38539
404 Declination. Genus. Kameras. Casus. [ü. 4. 6.
Gasas zu bezeichnen in der Art, dass eine Flexionsform alle drei
Beziehungen in sich fassen kann.
1. Das Oenns war dem Römer dreifach, männlich, weiblich,
neutral, d. i. geschlechtlos. In den Tochtersprachen hat sich das
neutrale in einigen Bedetheilen, wenn auch nicht gleichmässig auf
allen Gebieten, nach Form und Begriff erhalten, wovon später. Im
Subst. aber ist es erloschen (auch im Celtischen nicht yorhanden),
und die ihm yormals angehörigen Wörter haben sich zum Masc. ge-
schlagen, dem sie wenigstens in der 2. Decl. der Grundsprache for-
mell am nächsten standen. Dies Ereignis gibt sich schon im frühesten
*':;Mlatei^;*^iiird; Sss. der L. Sal. z. B. setzen unbedenklich räem,
ammaZem,'m6m&rif«^ vestigius, precius (Pott S. 126); der Vocab. S. Galli
\: r/f^^i^i^P^ ^^<^i^^ stahulus, cupiculus und ähnlich schalten
andre alte Glossare so wie die Urkunden. Hiermit verlor das Bom.
einen Hauptzug des grossen indisch-europäischen Gebietes, während
andere neue Mundarten, wie die jetzige griech., ihn bis heute be-
haupten. Freilich muss man einräumen, dass dieser Verlust eine
schwer vermeidliche Folge der rom. Wortumbildung war, welche die
neutrale Form verdunkeln oder völlig verwischen musste. Selbst der
Artikel, der nicht einmal zur Bezeichnung des Genus berufen ist, wtlrde,
wenn man ihn, wie im Span., in drei Formen zerlegt hätte, nur eine
ktlmmerliche Aushülfe geboten haben, da das Adj. eine solche Zer-
legung durchaus versagte. Einige der rom. Mundarten mögen dieser
Geschlechtsform schwerer entsagt haben als andre: davon zeugen it
und churw. PL wie coma, membra. Dass die dem Neutr. ursprüng-
lich zugehörigen Wörter aber nach einem so summarischen, lediglich
auf die Endformen begründeten Verfahren einem einzigen Geschlechte
zugewiesen wurden, | war kaum anders zu erwarten : eine Scheidung
in männliche und weibliche hätte eben so wohl wie die Einführung
eines unbestimmten Geschlechtes nur das Werk einer frühem zur
poetischen Auffassung der Aussenwelt gestimmten Sprachperiode
sein können.
2. Der Numerus war im Griech. dreierlei, Sing., Dualis, PL;
im Lat. nur noch zweierlei, Sg. und PL; weiter konnte er in den
Tochtersprachen nicht herabkommen, und sie unterscheiden ihn mit
genügender Bestimmtheit.
3. Der Casus waren es sechs, Nom., Gen., Dat., Acc, Voc,
AbL; formell fiel Nom. und Acc. häufig, Nom. und Voc. fast schlecht-
hin. Dat. und AbL im Sg. kaum, im PL stets zusammen. Der Casus-
fiexion hieng also schon eine UnvoUkommenheit an, welche aber die
edelsten Sprachen mit der lat. theilen.
Im Bom. ist diese Flexion untergegangen ; nur die alten Sprachen
Frankreichs schieden, wenn auch bei weitem nicht durchgängig, noch
den Nom* vom Acc., und das Wal. scheidet in einem einzelnen Falle
n. 5. 6.] Declination. Casus. 406
noch immer den Voc. vom Nom. Sämmtliche fbnf bis sechs Casus
jedes Numerus treffen also nun in einer und derselben Form zusammen.
Dem Neugriech. dagegen verblieben die alten Casus mit Ausnahme
des Dat.
Es fragt sich hier, welches ist jener normale Casus, dem man
den wichtigen Vorzug einräumte, alle übrigen zu vertreten? Ist es
in allen Sprachen derselbe? Die Vermuthung wird für den Nom.
ausfallen, den ccisus rectus, der, wie sein Name sagt, den Begriff nur
nennt. Allein die Erfahrung widerspricht, denn bei weitem die
meisten Wörter weisen in ihrer Bildung auf einen der casus obliqui:
wie liesse sich it. nieve auf nix, sp. amigos auf amid^ fr. comte auf
eomes zurtlckleiten? Die normale Form ist auch nicht in allen Sprachen
dieselbe: neben das sp. amigos stellt sich das it. amiciy ein Nom.
neben einen Acc.
Es scheint zweckmässig, jede Sprache für sich zu betrachten,
mit der pr. aber, die noch zwei Casus unterscheidet, den Anfang zu
machen. Hier lautet der Nom. Sg. ans {annus)^ \ sar (soror), PI. an
ianni)y serors (sorores). Dass diese Nom. unmittelbar aus den beige-
fügten lat. geflossen seien, wird niemand bestreiten: dieSg. ans, sor
lassen sich nur aus anntiSj soror ^ der PI. an nur aus anni erklären;
serors könnte zwar auch vom Acc. sorores herkommen. Da aber die
Nominativform überhaupt einmal ausgemacht ist, so wäre es unnütz,
sie in diesem einzigen Falle verläugnen zu wollen. Die casus obli-
qui oder der casus obliquus (denn es findet nur eine Form statt)
lautet: Sg. an, seror, PL ans, serors. Sämmtliche Wörter passen zum
lat. Acc, die drei ersten auch zu andern Casus, an zum Gen. oder
Abi. (Dat.), seror und ans eben so zum Abi. Aber dem Acc. gebührt
der Vorzug, da 1) das gleichstehende vierte Wort serors nicht in
sororibus, sondern allein in sorores seinen Grund haben kann; 2) da
bei den Neutr., worin sich Acc. und Abi. strenger scheiden, (corpus,
corpore), überall nur die erste Form als castus obliquus zur Geltung
kommt, wie in corps, laU, ops, peite^ temps (corpus, latus, opus,
pectus, tempus)^] 3) da das zu n gewordene m des Acc. sich
noch in einigen Wörtern, wie mon, ton, son, ren (meum, tuum,
1) Gendre, fr. genre von genus ist freilich keine Accnsativform, aber das
Wort war schwerlich volksüblich, es war ein Ausdruck der Schule und die Form
mit r kann in der üblichen Phrase cujus generis ihren Ursprung gehabt haben.
— Um zu beweisen, dass auch ein andrer Casus die Stelle des Acc. einnehmen
konnte, beruft sich Littre, Eist. d. 1. 1. fr. II, 333, auf cheve (geschr. cheue) im
Fr. V. Val. (tin edre sore sen cheve, lat. hederam super eaput Jonae), in weichem
Worte nicht Caput, sondern capUe oder capiti enthalten sein könne. Man darf
indessen nicht übersehn, dass die Alten, um den Consonanten u vom Yocale u
zu unterscheiden, zuweilen ein stummes e beifügten, man sollte cheue sprechen
wie ehev = chef, also wie noch jetzt. So schrieben sie auerü und sprachen
zweisilbig amrü, S. 367.
406 Declination. Casus. [II. 6--8.
suum, rem), erhalten hat. Aber noch bleibt die Gestalt der 1. Decl.
zu erwägen. Ans Corona, coronam, coronae, Coronas konnte nach den
Lantregeln pr. Corona für den Sg., coron, Coronas für den PL hervor-
gehen. Und so ist es anch, nur dass man itiroaron(denn die Sprache
stösst das tonlose e geoieiniglich ab) Coronas setzte, nm | die 1. Decl.
nicht mit der 2. zn yermengen. So zeigt nns das Pr. in jedem Nn-
merus mindestens der 2. nnd 3. Decl. eine unterscheidende Bezeich-
nung des Nom. und Acc; am getreuesten vergegenwärtigen uns die
ursprüngliche Flexionsart jene schon erwähnten Nomina mit dem Acc.
auf n, sofern ihnen ein Nom. auf s zusteht: mos man, res ren, oder
der PL dui dos (duo duos) K — Dieselbe Einrichtung ist auch dem
Altfranz, eigen, ja dieses Idiom besitzt noch offenbare Acc. der 1. Decl.
wie antain v. amüam; mit dem fortschreitenden Verfalle der gram-
matischen Formen verfiel sie endlich hier wie dort: der Nom. wich
gewöhnlich dem Acc, doch erinnern noch verschiedene Nominativ-
formen, wie fiens vrlt. (fimus, pr. fems), fonds (fundus), queux {cogutis),
reis (retis), Charles, Jaques, Louis, chatUre (cantor), peintre (pictor),
traüre {traditor), maire (major), momdre (minor), pire (pfjor), sire,
(senior), soeur (soror), on (homo), an das ursprüngliche Dasein dieses
Casus'.
Im Span, findet keine Unterscheidung zwischen casus rectus
und obliquus statt: der Sg. ist Corona, aüo, ladron, der PL Coronas,
afios, ladrones. Die Formen des PL Coronas, aüos zeugen bestimmt
für den Acc. und ladror^es nicht dagegen. Die des Sg. coröna, afio,
ladron würden sich nach dem Buchstaben alle aus dem AbL, zum
Theil aus dem Dat oder Nom. herleiten lassen; allein da keine pho-
netischen Gründe entgegenstehen, ist es folgerichtig, den Acc. | auch
für diesen Numerus als Normalcasus in Anspruch zu nehmen, denn
m erleidet grundsätzlich Apocope und hat, in n geschwächt, sein
Andenken noch in quiien (quem) und dem veralteten ren (rem) er-
halten. Die Annahme des AbL oder Dat. wtlrde dagegen auf grosse
Hindemisse stossen : wie wären cuerpo, lado, pecho, tiempo und andre
ursprtLngliche Neutra auch hier aus corpore, latere, pectore, tempore
1) Bei res könnte die Yergleichung des altfr. Nom. riens aus dem Acc.
rien denselben Vorgang voraussetzen lassen, re« syncopiert aus rena; aber letztere
Form ist wohl ohne Beispiel. Hier scheint das Prov. mit dem Altsp. zusammen-
zutreffen, worin gleichfalls res ren üblich war.
2) Nicht hieher gehören d. h. keinen Nom. Sg. drücken aus die fr. Städte-
namen mit der Endung 8, wie Ämiens (Ambiani), Angers (Anticam), Chdlons (Ca-
talauni), Chartres (CamJUes), Bourges (Biturtges), Langrea (Lingones), Maux
{Meldt), Nantes (Nannetes), Bemies (Bhedr^nes), Sheims (Bemi), Sens (Sen^nes),
Soissons (Suessiones), Tours (Turones). Dass diese Wörter eigentlich Völker-
namen seien und s den PI. bedeute, der nachher als Sg. genommen ward, lehrt
Pott Forsch. II, 102.
II. 8. 9.] Declination. Casus 407
oder corpori etc. zu erklären? Auch an den Nom. ist nicht zu denken,
da fast überall, wo dieser Casus sich vom Acc. schärfer trennt, die
Form des letzteren den Sieg davon trägt: seüor, rey, huey, imagen
und zahlreiche andre können nicht in sSnior, rexj boSj imago ihr Vor-
bild gehabt haben. Fallen auch dem Nom. noch einige Wörter zu,
wie dies, Carlos^ MarcoSj cardo, sastre (sartor), so nmfasst doch nur
der Acc. das Oanze der Bildungen und löst alle Widersprüche. —
Die pg. Sprache folgt ganz dem Gange der sp.
Auch das It. hat, wie das Span., für jeden Numerus nur eine
Form, nämlich Sg. Corona, anno, ladrone, PL corone, anni, ladroni]
der consonantische Ausgang s ist hier nicht gestattet. Auf welchen
Casus sind diese Formen nun gebaut? Das Beispiel der vier west-
lichen Sprachen gestattet, auf Nom. oder Acc. oder auf alle beide zu
vermuthen. Der Sg. verhält sich wie im Span., obwohl er auch hier
den Schein des Abi. vor sich her trägt. Der PI. wählte in zwei
Fällen (corone, anni) die Nominativform, da die accusativische nach
abgestossenem s corona^ anno gewesen und also mit dem Sg. zu-
sammengefallen wäre. Oegen den Abi. zeugen die beim Span, schon
erwähnten Gründe d. h. die abweichenden Formen des PI., denn wie
sollte sich corone, casteUa, ladroni aus coronis, casteUis, htronibtts oder
in Erwägung des Accents uömini aus hominibus gestaltet haben? Ferner
zeugen dagegen die ursprünglichen Neutra wie awre (cor)^ corpoj
lato, nome, twpo, wozu sich noch die diphthongierten fiele, miele ge-
sellen, die nur aus ßl, m^l, nimmer aus feile, melle entstehen konnten,
denn e in der Position wird nicht diphthongiert; eine mögliche Ac-
cusativform ist speme von spem. Im It. muss man jedoch einen
stärkeren Einfluss des | Nom. zugeben; auch tragen nicht wenige
Wörter der 3. den Stempel dieses Casus: so cardo, ladro, sarto (sar-
tor), lampa (lampas), sangue, suora f&r suore (soror), tempesta, uomo
(homo), vespertülo, vieto (vetus)^, — Das Wal. stimmt ziemlich mit
dem It zusammen; unläugbare Nominativformen wie iude (Judex),
leu (leo), sorp (soror) liegen auch hier vor.
Nom. und Acc. also sind die typischen Casus, worin die rom.
Nominalformen ihren Grund haben. Beide sind, von Seiten des In-
haltes betrachtet, in der That die vornehmsten Casus des Satzes, der
eine, weil von ihm die Thätigkeit ausgeht, der andre, weil sie in
ihm ihr Ziel findet Die Ansichten über diesen Gegenstand sind
freilich sehr abweichend ^ Eine dieser Ansichten, wonach nicht ein
1) Einen grossem Beichthum an Nominativformen besitzt das nah liegende
Chnrw., z. B. ludaus ijlaudaius), Idder (latro), pesedder (piscator), sähdder («oZ-
vator) etc., miglier (melior), eigner (senior),
2) Eine Auseinandersetzung derselben bei Fuchs, Rom. Spr. 328. Später
hat Delius in einer gehaltvollen Beoension der 2. Asg. des vorliegenden Buches
408 Declination. Gasas. II. 9. 10.]
einzelner Gasas, sondern die aller Znthat entkleidete unwandelbare
Grundform des Wortes ihm die Gestalt lieh, hat etwas Ansprechen-
des, weil sie die Sache aas einem ganz einfachen Vorgang herleitet.
Aber der Nordwesten des Gebietes beweist, dass man nicht bloss auf
den Namen des Begriffes, sondern auch auf den Ausdruck ftir das
Verhältnis desselben zu andern Begriffen Obacht nahm. Für den
Acc. lassen sich noch einige kleinere Umstände anfahren. Man hat
die Beobachtung gemacht, dass das ältere Mlatein in Städtenamen
eine besondere Zuneigung für die Form dieses Casus ausdrückt, in-
dem es z. B. Neapolim gerne ftlr NeapoUs setzt (Bethmann in Pertz.
Archiv VII, 281). Dem entsprechend sind auch in altern rom. Werken
JEfrfraten, Pentapolinj dsgl. Barraban, Moisen oder Moisens, Luciferum
gangbare Nom. Bemerkenswerth ist femer, dass in der rom. Nach-
bildung dtsch. Wörter sogenannter schwacher Decl. die Form des |
Acc. gewöhnlich die Norm lieh: so in bacho, Acc. bachun oder bachon,
daher fr. bacon] bcdcho, it. balcone, sp. bcicon; brato, it. brandone^
pr. bradö, altfr. braion; gundfanOy it gonfdlone, pr. gonfano, fr. gon-
falon\ gire (gero), it. gherone^ sp. giron, fr. giron\ heigiro^ it. aghironCy
pr. aigrofiy fr. hSran] hreineOy sp. ^uarafkm, it. aber ^uaro^o; chrapfo,
sp. grapofi'y mago, mdartl. it. magon\ sporo^ it. sprone^ altsp. esporotij
pr. espero, fr. eperon; sturjOy it. storionej sp. esturiony fr. etourgeon;
wasOy fr. gazon. Zu zahlreich sind diese Fälle, um in der Endung
on ein Ableitungssuffix annehmen zu lassen.
Bildungen auf einen der andern Casus gegründet erscheinen
höchst spärlich und können kaum in die Rechte declinabler Nomina
eintreten. Ursprüngliche Gen. sind die sp. Patronymica auf ee, wie
Bodfiguezy und die Tagnamen auf es, wie jueves (Et. Wb. I, xii),
dsgl. das zweite Wort in fuero jusgo {forum judicum). Die üblichen
lat. Verbindungen gens christianorumy pagänorum, gesta Francorum
u. dgl. riefen ähnliche prov. und altfr. hervor, wobei es auf den rich-
tigen Gen. nicht immer ankam: gen crestianar, gen payanor, usage
paenur, livres paienors, dsgl. gent Francor, geste Francor, branc Sar-
rasinor, mur Sarrcurinor, rey Macedonor, ovre diablor Chr. de Ben. II,
p. 421, sede primur TCant. p. 160, 3, temps ancianoTy forest andanor^
cavoi milsoldor {müle soUdorum) K Nicht selten tritt dieser Gen. auch
den Gegenstand (abweichend von der obigen AnfiPassung) besprochen, worauf hier
ausdrücklich verwiesen wird. S. Jahrb. IX.
1) Was aneianor betrifft, so würde es sich auch als Compar. von andan
deuten lassen, wie Raynouard gethan hat. Jacob Grimm, auch auf diesem Felde
ein kenntnisreicher und sinnvoller Kritiker, erklärt sich in einem besondern
Aufsatz über das oben berührte Thema (Monatsb. der Akad. der Wss. zu Berlin
1847) für den Gen. Indessen ist zu erwägen, dass sich in den Bedeutungen
jener organischen Compar. Gegensätze aussprechen (s. unten Pr. u. Altfr. Adj.),
und dass ancienor einen vollständigen Gegensatz bildet zu juvenor.
n. 10—12.] Deolination. Casus. 409
als die absolute Wortform auf: man liest entomcälendarFlsun. v. 411,
cosi fos campanhor (con^me s^ä eut Sie de leur compagnie) 6 Alb. 352;
de quinh parentor {de quel parente) LBom. (mlat. in Urkunden paren-
forum gen. pL), la festa de tnartror ds., de dieu \ e de sanctor ds.,
restoient gentü Macedonour Alex. p. 6, 11. Diese Gen. erscheinen
auch, zum Theil freilich sehr entstellt, in zsgs. Ortsnamen, wie Gan-
fracor (Ourtis Francorum), FranconviUe (Vüla Francorum^ oder vom
dtsch. Gen. Frankono?), VillepreuXj früher Vüleperor {Vüla pirorum),
Viüe favreux (F. fäbrorum). S. Quicherat, Noms de lieux 59 ^ Andre
Beispiele des Gen. so wie des Dat. werden wir beim Pron. kennen
lernen. Der Abi. hat sich im Ger. und in verschiedenen Partikeln er-
halten: it. mio scentre, pr. mieu escien, altfr. mon essien ist das lat.
me sdefite; sp. como etc. ist quomodo; altfr. tempre ist tempore, und
fast allen Mundarten diente der lat. Abi. mente zur Zss. von Adv.*.
Was das Verhältnis der rom. Endformen beider Normalcasus
betrifft, so lässt sich der Übergang von am in a, um in o, em in e
schon aus der gleichen Behandlung der Personalformen in der Conjug.
und gewisser Partikeln anschaulich machen. Im It z. B. verhält sich
Corona, anno, ladrone zu coronam, annum, latronem genau wie amava,
loro, secondo, am», dieci, sette, nove zu amabam, illorum, secundum,
amem, decem, Septem, novem, und in den übrigen Mundarten lässt sich
das Gleiche bemerken. Allein die Geschichte des lat. Nomens ge-
währt selbst schon wichtige Fingerzeige für jenen Übergang so wie
für den Wegfall des s, 1) Ältere Dichter kannten | noch den Ge-
brauch, 8 in den Endungen üs und Xs vor einem folgenden Conso-
nanten zu elidieren, wie in lateraii[s], magnu[s]y was von Cicero für
unsern Zweck bezeichnend subrusticum genannt wird; diese Elision
kam auch in Prosa, auf Grabschriften und Münzen, vor. In manche^
Wörtern, wie socer, puer, vir, prosper, vultur fiel die ganze Silbe us
und 15 weg; für famuius brauchen Ennius und Lucrez /amw?, fttr de-
bilis der erstere debil (Schneider I, 346, 357, Härtung Über die Casus
1) Im Altit. scheint der fr. Vorgang Nachfolge gefanden zn haben. Del
Prete zum Ajolfo stellt Beispiele zusammen wie regno femminoro, UngiM ange-
loro, regno TetUomeoro, dsgl. peecatoro, martuoro statt dei peecatori, dei morti.
S. Mnssafia, Jahrb. VI. 226.
2) Wir haben S. 147 gesehn, dass e und ae am Ende der Städtenamen im
It. in » übergehn. Dieses i r^igt sich aber auch in vielen Stadtenamen auf um,
tum und a, wie Äscdi (Äsetdum), Cingoli (Cingulum), Rimini (Äriminum), Tra-
pani {Drepanum), Äasisi (Äsiaium), Bari (Barium), Brindisi (Brundusium), Sutri
(Stttrtttw), Trivigi (Tarviaium), Asti (Äata), Cori {Cora), Nari (Nora, orum), vgl.
Pott, Personennamen 447. 449). Bedeutet jenes » den Gen., wobei auf mlat.
Weise civitas zu supplieren wäre, oder den Gen. auf die Frage Wo? Tivoli
wäre entweder für Tiburig cititaa oder für Tiburi (Abi. auf die Frage Wo).
410 Declination. Gasas. [II. 12. 18.
110). So mag man denn im gemeinen Leben das flexivische s schon
in frühester Zeit yernachlässigt haben; seine vollständige Unter-
drückung aber mnss erst spät erfolgt sein, da sie anf Frankreich
keinen Einflass übte. — 2) M hatte in seiner Stellung am Ende des
Wortes nach dem bestimmten Zeugnisse der Alten einen eigenthflm-
lieh dunkeln Laut (S. 177) und ward daher häufig, besonders auf In-
schriften, ganz abgestossen : Corsica, virOf urbe sind auf den ältesten
Denkmalen == Corsicam, drtim, urbem (Schneider I, 301, Struve über
die lat.Decl. und Gonjug. S. 42); spätere haben ardmte\fn\ luc€rna\m\
positu\fn\^ deliciu\fn\^ exteru[m], fatu[m]y monimefUu[m], audorüate[m],
extra pari€te[m] (Grut. in indic. gramm.: m finale omissum)^. — 3)
fUr u in den Endungen us und um war gleichfalls ein Zug des altem
oder volksmässigen Lateins (S. 139); man liest auf Denkmälern ßioSj
campascuos ager^ magistratos^ singolos^ vivos, aurom, captam, aequom^
divom, tuom und nach weggeworfenem Consonanten fast rom. otno,
optumOj viro, SamniOj im Abi. spirüo, uso (Schneider JI, 57, Struve 42,
Gruter. ind. gr.: o pro u), — Nach dem Untergange des abendlän-
dischen Eeiches häufen sich die Belege. Cassiodorus klagt schon
über die Unsicherheit der Abschreiber in der | Anwendung des m:
librarii grammaticae ariis expertes ibi maxime probantur errare: nam
si m litteram inconvenienter addas aut demas, dictio tota canfusa est
(De div. lect. c. 12, s. Lanzi, Sulla ling. etr. I, 428). Inschriften und
Urkunden nehmen nun immer mehr rom. Formen auf: eine Inschrift
vielleicht des 5. Jh. hat z. B. binea für vineam (Mur. Ant. II, p, 1011),
in einer merkwürdigen Urkunde v. J. 564 vermuthlich aus Ravenna
(Marin, p. 124) liest man als Acc. una orciolo aereo, uno btdte (it.
botte), una cuppo (coppa), uno runcüione (ronciglio)y aber auch uno
orcas', in einer andern v. J. 591 gelmro eg = relictum est (Maff. Istor.
dipl. p. 166); in einer v. J. 615 aus dem Lyonesischen välam, cui
nomen Grande Fontana (Br6q. n. 56); in einer it. v. J. 713 egoFor-
tonato (Mur. Ant. I, 227); in einer andern von 715 oder 730 item
portOj qui appellatur Parmisiano (das. II, 23); dsgl. v. J. 757 uno
bove (Acc), uno petio (\t.peeeo\ per niüh ingenio etc. (das. III, 569);
V. J. 730 notario (Acc. das. III, 1005). Zahlreiche Beispiele aus der
L. Sal. und Long, hat Pott zusammengetragen : ^ es sind der Beispiele
Legion ', wie er in Betreff der zweiten dieser Rechtsquellen bemerkt.
Auch in den Gasseier Glossen sind sie häufig.
1) *E8 ist schwer zu sagen, wann die seit den ältesten Zeiten im Volks-
munde dampf und matt lautenden Consonanten m und 8 völlig verklungen und
geschwunden sind. Aber aus den datierten Inschriften der späten Eaiserzeit,
welche dieselben im Auslaut nicht mehr schreiben, oder die Buchstaben m und
8 falsch anflicken oder beide verwechseln, ergibt sich soviel mit Sicherheit, dass
schon im Anfange des 4. Jh. das gänzliche Schwinden des ausl. m und s im
Yolksmunde eine vollendete Thatsache war.' Gorssen I. 294, 2. Ausg.
II. 18. 14.] Declination. Casus. 411
Die absolnte aus dem Nom. oder Acc. gezogene Wortform ge-
nügte in den neuen Sprachen dem Begriffe dieser beiden Casus ohne
weitere Unterscheidung. Die tlbrigen mussten nach abgelegter Flexion
äusserlich durch Httlfswörter ausgedrückt werden, welche die Be-
deutung derselben zu vertreten geeignet waren. Dies konnte freilich,
da die Gasusbeziehungen zu den feinsten der Grammatik gehören,
nur annäherungsweise geschehen. Bigentlich muss man sich, da ein
Sprachzustand ohne alle Gasusbezeichnung nicht anzunehmen ist,
die Einführung jener Hülfswörter als ein dem Untergange der Flexion
vorausgegangenes Ereignis denken. Waren diese einmal durch den
Gebrauch befestigt, so machten sie den todten Endbuchstaben bald
ganz entbehrlich. Wie viel die Flexion schon in den letzten Jahr-
hunderten des Westreiches an ihrer Bedeutung wenigstens im Munde
des Volkes eingebüsst, lässt sich aus der Sprache der Inschriften ab-
sehen: ein so verworrener Gebrauch derGasus konnte nicht bestehen,
ohne den | Verfall des alten Declinationssystems im Gefolge zu haben.
Es lässt sich dabei wahrnehmen, dass gewöhnlich der Nom. und Acc.
als die vornehmsten Fälle die Stelle der übrigen einnahmen, wobei
freilich « und m, am entschiedensten das letztere, nur für das Auge
vorhanden waren. Beispiele aus Gruters und Orells Sammlungen
sind: 1) Mit Nominativ- oder Accusativendungen: a latus, ab aedem^
ab Isem^ af (oft) bälinearium lacum, af Capuam, agnitionem (statt -n«),
dnctum (-o), cum quem, cum cat^ugem suam, cumpartem^ eandem (ead.),
pietatem causa, furcepem (forceps), Genuenses (-ibus), in curiam (-a),
jussionem (-ne), noctem {-ti), Pisas (-is), pro salutem, Saldas (-is), Vejos
(-is), septemvirum (-vir), Ityreos {-aeorum), quem (ctti), a census, a ponr
tifices, in senu mare, mala (-i) u. dgl. — 2) Mit Dativ- oder Ablativ-
endnngen seltner: ante fronte, f actis (-»), iis (n), in suis (-os), infumo
{infimum), liberto (-i), nomine (nomen), ob meritis, ob perpetuo amore,
per quo, in vinculis misstss, ab ante oculis und einige mehr. Noch
hütete man sich vor ungrammatischen Endungen, doch sind sie nicht
unerhört: aliquis (-ibus), lugubris (-^bus), dibus (diis), senati (-us), de-
cembro (-i).— Die Präp., womit man der gestörten Flexion zu Hülfe
kam, waren für den Gen. de, fttr den Dat. ad\ beide traten als Form-
wörter in alle Hechte der Flexion ein, bewahrten aber daneben ihre
alte präpositionale Wirksamkeit. Das Wesen des Gen. dachte man
sich also in der Beziehung von einem Gegenstande her, mochte er
nun in attributivem oder in irgend einem andern Verhältnisse stehen,
man sagte, lat ausgedrückt, vinum de Francia, tabula de ligno, ßius
de rege, avidus de argento, recordari de dliquo. Das Wesen des Dat.
dachte man sich in der Beziehung nach einem Gegenstande hin:
proficisci ad Romam, dare ad äliquem, fidelis ad amicos. Für den
Gen. d. h. ftir die Beziehung Woher wäre die Präp. a nicht minder
geeignet gewesen^ allein ihre Ähnlichkeit mit ad machte sie unbrauch-
412 Declination. Substantivnin. [II. 14—16.
bar, ihre Verrichtungen giengen auf de ttber; nur in Zss. erhielt sie
sich. Einige dtsch. Mundarten haben denselben Weg eingeschlagen:
der Niederländer braucht für jene beiden Casus gewöhnlich van und
aan, der Engländer of und to^ Partikeln, | welche den lat. de und ad
ziemlich gemäss sind; auch der Neugrieche pflegt den verlorenen Dat.
durch den Acc. mit der Präp. elg = ad zu ersetzen. Eine Neigung
zu dieser Art der Umschreibung scheint die römische Volkssprache
bereits gehabt zu haben. Inschriften wenigstens enthalten de Munida
(statt Minuciae)y miles de stipendiis (-iorum)y de natione BessuSj de
piano (= compendiose), curator de Sacra via (6rut. ind. gramm. s. v.
genethlan), oppida de SamnitHms, natt^s de Tusdro (Orell); hunc ad
camificem dabo^ sagte schon Plautus, pauperem ad ditem dari Terenz,
gtiod apparet ad agricolas Varro; in Urkunden späterer Zeit griff
dieser Gebrauch immer weiter (Beispiele Chx. 1, 24). ~ Wir wenden
uns nun zu den verschiedenen Arten des Nomens.
I« SubstanttTum«
Als Begleiter desselben erscheint der dem Bömer noch fremde
ArtikeP, der mit den Gasuszeichen da und ad declinierend dem Nomen
voran, nur im Wal. ihm nachgesetzt wird, übrigens stets tonlos ist.
Seine Herkunft aus ille, wovon man theils die erste, theils die zweite
Silbe benutzte; liegt am Tage. Die erste Silbe des lat. Pron., da sie
die betonte war, schien bei der Entstehung dieses neuen Bedetheiles
allerdings das Vorrecht zu haben, die zweite aber empfahl sich als
Inhaberin der Flexion, und so benutzte man beide. Ähnlich ergieng
es dem Pron. ipse (is-pse), welches einigen Mundarten als Artikel
dient: es rettete nur die zweite d. h. die tonlose Silbe. Auch an die
lat. Abkürzung 'ste aus is-te darf erinnert werden. Indessen liegt in
einigen rom. Fällen die ursprüngliche Zweisilbigkeit des Artikel-
wortes noch vor. So, wie Gessner zeigt S. 17, im altleonesischen
dlo eUa, eUos eUas. Auch eine altit. Form ello eUa, elli eile ist nach-
gewiesen worden, s. Mussafia im Jahrb. X, 123. Selbst in der neuit.
Verbindung n-dlo = in-älo etc. i lebt die lat. Silbenzahl noch fort.
Über das Vorkommen des Artikels seit dem 6. Jh. fehlt es nicht an
Beispielen (Ghx. I, 39. 40. 47—49). Seine Einführung geschah nicht
um der Unterscheidung des Casus und Numerus willen, wozu er
nicht geeignet ist, da seine Flexion an demselben Gebrechen leidet,
wie die der andern Nomina; sie scheint lediglich den syntactischen
Grund zu haben, das Einzelne von der Gattung bestimmter zu scheiden.
1) Bloss um das Genus anzuzeigen, brauchen alte Grammatiker das Pron.
hie vor Subst.: hie vir, haec femina, hoc animäl. Spätere haben darin einen
lat. Artikel zu erkennen geglaubt.
n. 16. 17.] Declination. Sabstantivam. 418
und ist daher anch Sprachen mit vollkommener Flexion eigen. In dem-
selben Geitthle wird anch das Zahlwort unus, um ein unbestimmtes
Einzelnes zu unterscheiden, als Artikel angewandt: so im Deutschen
* ein% im Neugriechischen Svag. Da der Artikel ille von Subst. fast
unzertrennlich ist und für sich nichts sagt, so wollen wir ihm auch
in der Flexionslehre seine Stelle unter diesem Bedetheile anweisen.
1. Fttnf Declinationen umfassen nach alter Eintheilung das
lat. Flexionssystem des Subst Die drei ersten sind den neuem
Sprachen, mehr oder minder deutlich ausgeprägt, verblieben; die 4.
schlug sich zur 2., was im it PL frutti (fmctus), mani (manus) er-
kennbar vorliegt; die Wörter der 5. schlugen sich entweder zur 1.,
wie dies, sp. dia; fades j it. faccia (fadas wangun Gloss. cass.), wal.
fatsf] glades, it. ghiaula^ wal. ghiafjgf; species, pr. especia; zumal
wenn sie im Latein schon zwischen beiden Decl. schwankten, wie
luxuries, it. lussuriüj sp. luxuria; materieSj it. materiay sp. madera.
Oder sieblieben ihrer Form getreu und lassen sich nun zur 3. rechnen:
so fides, it. fede, sp. /c, fr. foi; serieSy it serie; specieSy it specie^
sp. especie, fr. epice espece; meridies, it merigge.
Auch bei den drei fortbestehenden Decl. kommt Übertritt aus
der einen in die andre vor. Beispiele solcher Wörter, deren Decli-
nationswechsel nicht durch den Trieb, ihnen ein andres Genus bei-
zulegen, veranlasst worden, sind jedoch selten. So trat cHa aus der
1. in die 3. über im it oZe, formica im pr. formit, fr. fourmi. Aus
der 3. in die 1.: glans, itghianda\ hirundo, pr. iranda] lauSj it loda;
neptiSj sp. nieta\ pix, pr. pega\ pulvis^ pr. polvera; sors^ it sorta, fr.
Sorte; vestis, it vesta; virgo, pr. vergena. Aus der 3. in die | 2.:
caulis, it. cavolo; codexy sp. codigo; fascis, it. fasdo; für, it furo; jus
juris, sp. juro; lahor, it lavoro; pulvis, sf.polvo; os ossis hatte schon
im Lat. die Nebenform ossum, daher it. osso, sp. hueso; dsgl. fand
sich vasum neben vas, it sp. vaso. Aus der 4. in die 1. die Fem.
ficus, it. fica (in einer Nebenbedeutung), fr. figue; manus, it (selten)
mana, wal. m^nf; nurus, it. nuora, sp. nuera, pr. nora, wal. norj; so-
cruSy sp. pr. suegra. Dieser Übertritt aus einer in die andere Decl.
ist Ursache vieler Heteroclita, indem nicht selten die alte Decl. eines
Wortes neben der neuen fortbestand: so it. aia dte, lode loda, merigge
meriggio meriggia, modo moda; ramo rama, veste vesta. Oft trennte
die Form auch die Bedeutung. Man sehe darüber die specielle
Grammatik.
2. Das Genus kann in so weit Gegenstand der Flexionslehre
sein, als es zu den Declinationsformen in untrennbarer Beziehung
steht. Dass die neue Sprache in der Anwendung desselben der alten
überall gefolgt sein werde, ist nicht zu erwarten: dieselbe Unbe-
ständigkeit ist auch aus andern Gebieten bekannt und hängt von
414 Beolination. Sabstantivam. Oeniu. [II. 17. 18.
yerschiednen Ursachen ab^ Es lohnt die Mühe, reichlichere Bei-
spiele dieses Wechsels zusammenzutragen. 1) Der Endung a 1. Decl.
verbleibt ihr Genus, also it. ü papa^ il poeta^ ü profeta u. s. f., aber
pr. doch auch lapapa LR. IV, 315, ÖRoss. 8379, la profeta LR. IV, 657,
vgl. Leys II, 74; so auch im Altfranzösischen. Fem. auf a werden
Masc, wenn sie eine männliche Person bezeichnen. Obenan steht
das pronominale persanay das, als Masc. gebraucht, dem Geschlecht
von hämo folgt: so im pr. quasqus persona Brev. d'am. I, 353. Wenn
daher in den Form. Sirmondi (Canciani III.) de quolibet persona ge-
schrieben steht, so ist dies mehr rom. als lat. Auch causa (cosa)
als pronominaler Ausdruck kann dem weiblichen Geschlecht entsagen.
Noch viele andere auf a können aus demselben Motiv wie persona
ihr Genus ändern. Dahin gehört sp. eZ cura Pfarrer; d justicia
Richter, altfr. la justise LRs. 408; pg. o lingua Dolmetscher, sp. la
lengua. Neue Wörter dieser Art sind: | fr. aide masc. GehUlfe; pr.
hada masc. Wache; it. camer aioky sp. camarada masc. Gefährte; it.
cometta, sp. cometOy fr. comette masc. Standartenträger; pr. crida
masc. Ausrufer LR. V, 444; fr. enseigne masc. Fähndrich; pr. gaita
fem. Wächter, vgl. Leys II, 66; it. guardia^ pr. gardaj fr. garde fem.,
sp. guarda comm. Wache; it. pr. jruida, sp. ^ta fem., (r.guide masc.
Führer; fr. manoeuvre masc. Handlanger; it. scoltaj ascoUa fem.
Lauscher, Wächter; it. scorta etc. fem. Wegweiser; it. sentindla {Qm.
Schild wache; it. spia^ pr. espia fem., sp. espia comm. Späher; it.
trombätaj sp. trompeta, fr. trompette masc. Trompeter; pr. uca masc.
Herold u. a. m. Comela ist überall fem., nur wal. comü masc; pla-
neta im It. masc, im Prov. comm., sonst fem. Über das männlich
gebrauchte spata s. Et. Wb. Andre Übertritte, wobei zugleich die
Decl., soweit dies erkennbar ist, gewechselt wird, sind: aquüa, alt-
u. nfr. aigle, das nur in der Bed. Feldzeichen fem. bleibt; copüla^
fr. couple (masc. u. fem.); fenestroj altfr. un petit fenestre overt Trist.
I, 205; festucaj it festuco (auch -ca), pr. festuc (-ga), fr. fetu^ mlat
per festucum HLang. II, col. 123 und auch in oberitalischen Urkunden ;
hasta, pr. ast (-a); lacerta (kaum -us), sp. lagarto, pr. lasert, fr. U-
eard\ Ungua, fr. Langnedoc] materia, sp. madero (-a); medullay it. mi-
doUo (-a), sp. meoUo, pr. mejsol (-a); mertda (kaum -ti^), it. merlo
(-a), pr. fr. merle^ pedica, fr. piSge; spica (auch -t«), pr. espic (-ga),
fr. Spi; ungtday fr. ongle, Gewächse: hedera^ fr. lierre; oliva (Baum),
it tdivo^ pr. diu GA. 4288; iilia, it. tigliOy wal. teiu. •— 2) Endung
US der 2. und 4. Masc, die fem. geworden, sind: aiveus, fr. äuge;
arcus, fr. arche {arc); asparagus, fr. asper ge^ wBl.ipargf] circultiSj it.
1) S. dazu Potts Abb. Plattlat. and Rom. S. 818 fif., dsgl.ZUcbr. f. Älier-
thomsw. XII, 228 ff.
n. 18—20.] DeolinatioiL Substantivuin. Genus. 416
cerchia (-0); fruäuSj it. frutta (-0), sp. fruta (-0); gradtis, sp. grada
(-0), pr. graea {grat)] hamuSj pr. ama; Ju>rtuSy sp. huerta{'0)j pr. orto
(or^) GA. 9248; Ayoein^Au^, fr. hyacinthe\ modus, it. moda (-0) etc.;
phaseoluSj fr. faseole; ramuSy it. sp. rama (-0), pr. ranta {ram), fr. rame
(alt ratn masc), mlat. rama; TVfxßog, it. tomba etc. Autumnus ist im
fr. afi^omne gen. comm. Cbmi^o/ttö ist im pr. eomtat^ altfr. comte comm.^
im nfr. tn(;om^e fem. Ebenjso kommt altfr. duche oder duchee {duca-
tu$)y wie auch eveschS (episcopatus) fem. vor. Alle Fem. dieser En-
dung aber werden masc: abyssuSy actiSj domus, porticus^ vannus, die
Namen der Edelsteine, wie sapphirus, die der Bänme, wie dlnus^ bu-
xuSj cupressuSy ebenus (-um), ebtdaSj ficus, fraxinus, laurus^ maltss, mo-
rusj pinuSf pirtis, platanus; daher it. agoy duomo (sard. domo fem.),
pofiicOj vanni PL, saffiroy alno, busso, dpresso, ebano, ebbiOj fico
(sard. figu fem.), frassinOy aUorOy mdo, moro, perOy platano ; fr. oftlmc,
porchey van, saphir, auney buiSy cypres, frenßy pin, platane und plancy
ausgenommen ibhte Ebenholz. Mehrere derselben, wie cupressuSy
laurus, platanus, yielleicht auch acuSy brauchte die frühere Latinität
gleichfalls als Masc. (Schneider II, 321). Jfanttö scheint das einzige
Wort, welches trotz seiner Endung fem. Geschlecht behält, doch kommt
das pr. man auch als Masc. vor: el ma senesire Bth. V. 256, ä man
LR I, 418, lo man destre Fer. V. 1453, los mos 3046, dos mos GO.
199^ (neben iua ma)y mos juns Chx. IV, 97. Communia, wie pharuSy
crystailuSy sind jetzt ausschliesslich masc. : it. faro, cristaUo etc., sma-
ragdus aber ist im Westen fem.: sp. esmeralday pr. esmerauda, doch
auch maracde masc, fr. emeraude-, ficus (Frucht) im it. ficOy sp. higo
masc, im pr. /i^a, fr. figue fem. Von dem häufigen übertritt der
Diminutiya aus dem fem. in das masc. Genus wird im dritten Buche
die Rede sein. — 3) Endung 0, io. Das Masc ordo ist im sp. ordm
comm., altit. ordine fem., sonst masc Margo bleibt im it. margine,
sp. morgen communis, im fr. marge und wal. margine ist es fem.
Das Genus von pipio ist unbekannt, im it. piccionCy sp. ptchon, fr.
pigeon masc. Das Fem. origo behauptet sein Geschlecht, ausser
im sp. origen, wo es masc u. fem. ist. ühio (Zwiebel) ist im fr.
oignon masc TUio ist ein gemeinrom. Masc, it. tieeoney sp. tieony
pr. tUfOy fr. iison. Potio ist im fr. poison masc, im Altfr. und Prov.
fem. Suspicio ist im fr. soupfon gleichfalls masc. — 4) Endung er,
ory osy ur, us oris. Masc: carcery it. careere comm., sp. carcdy fr.
chartre fem.; passer y yrsA. pasfre Lex. bud. fem.; utery it. otrey sp.
odrey pr. oire masc, fr. outre fem.; flos ist nur im it. fiore masc, |
sonst Überall (sp. pr. flor, fr. fleur, wal. floare) fem. und so zuweilen
im Altit., daher der Geschlechtsname Samtsfiore; lepus ist masc. im
fr. lihvre und wal. ipurey sonst fem., it. la lepre, sp. la lid^e^ pr. la
ld)re; iurtur masc. (nach Servius comm.), fr. tourtre feuL, it. sp. tor-
torey a, tortolOy o, mit Unterscheidung des natürlichen (Geschlechtes.
416 Declination. Substantivum. Genus. [11. 20. 21.
Die Masc.y mit der Endnng or oris behalten ihr Genas im It. So
anch im Span., doch wird color zuweilen als Fem. gebraucht, pg. a
cor, und bei den Alten schwankt das Genus dieser Wörter überhaupt:
la elaror J. de Men. p. 15; la color Apol. 437, d color 520; la dolor
Bc. Mil. 126, el dolor PCid. 18, pg. a dor\ la onor Bc. Duel. 71; la
lahor Bc. Mil. 126; la olor Alx. 891, Bc. M'il.S, dolor d8.6; lasabor
PCid. 3614, d sahor Alx. 891; la sudor Bc. Mil. 223, d sudor 247.
Im Kordwesten sind sie im allgemeinen fem.: pr. la amor, la elaror ^
la color, la dolor, la doussor, la honor, la olor, la valor, aber doch
lo labor, lo pascor PO. 124; fr. la cotdeur, la dotdeur etc., aber amour
ist vorzugsweise masc, coüleur selten, honneur und labeur immer.
Auch der Walache braucht sie fem.: coloarea, onoarea, sudoarea, va-
loarea. Arbor bleibt im pg. drvore fem., im sp. ärbol, pr. aJhre, fr.
arbre ist es masc, im it. arbore comm. — 5) Endung as, es, is, u$.
Masc: limes, it. sp. limite, pr. Umit masc, fr. les limites fem.; partes,
it. parete, sp. pared, pr. paret, fr. paroi, wal. perfte^ alle fem.; it
cavolo, fr. chou masc, fem. sp. col, pg. couve\ collis, it. colle masc,
pr. col comnL; crinis (bei den Altem auch fem.), it. crine, fr. crin
masc, sp. crin fem., altfr. crin, pr. cri comm. ; funis (bei Lucrez fem.),
it. fune comm., wal. fune fem. ; fusüs, it. fusto, sp. fuste, fr. füt masc,
it. sp. fusta fem.; hostis, it. oste, altfr. ost comm., sp. hueste, pr. ost, wal.
oaste fem. ; pulvis (nur bei Älteren fem.), sp. polvo masc, it. polvere, fr.
poudre, wal. ptdbere fem.; sanguis, it. sangue, fr. ^an^ masc, sp.
sangre, wal. ^n^^e fem.^ Feminina: oes^o^, it. 5^a^6 ebenso, fr. ^e
masc; sementis, it. pg. semen^e, sp. simiente fem., pr. 5e|m^ comm.
LR. y> 192, GRiq. p. 132 (sementem bonum Cap.de vill. §.22); väUis,
so it. voZfe, pr. val, wal. t;aZ6, dagegen masc. sp. vaile, fr. t;aZ; paifds,
sp. pdlude fem., it. pälude comm., it. poduZ«, pg. paül masc; .«oZu«,
pr. ^aZfi^ comm., fr. scdut masc.'. Laus, it. lode, pr. Zat45, altfr. losf
masc. Potestas in der Bed. einer obrigkeitlichen Person schwankt:
it. podestä masc, altit. potestade fem. Cent. nov. ant. p. 37, 138,
altsp. potestat fem. Apol. 643, pr. poestat masc LR. I, 210,
Chx. IV, 127, fem. ds. 129, B. 169. Communia: caJfis, it. caUe
masc, sp. calle fem.; canalis, ebenso sp. canal, masc. it. ca-
nale, fr. chenai] dnis, so it. cenere, fem. fr. cendre; finis, it. /in«
1) Die Leys U, 74 gestatten auch ein fem. pr. sanc, so wie lau und meZ
auf sp. Weise.
2) Im Altfr. waren es der Wörter zwei, la salu für sdlus und li salu für
«oZtftation, letzteres wohl erst aus dem Vb. sälutare, saluer geformt, s. z. B.
Trist n, 56, wo mit beiden Wörtern gespielt wird. Auch im Prov. sind beide
Genera üblich, la salui und lo sälut; dsgl. it. la aaliäe, ü säluto, sp. la salud,
el aaludo. Im Neufranz, ist eigentlich das Fem. nicht zum Masc. geworden,
sondern in dem vorhandenen Maso. aufgegangen.
n. 21. 22.] Deolinaiion. Substantiyuin. GenoB. 417
comm.y sp. fvn masc, pg. fim masc, altpg. fem., pr. /S, fr. fin fem.;
retis^ it rete^ sp. red, pg. rede fem., fr. rets masc. ; grus (vorzugsweise
fem.), it. gru comm., pg. grou masc., sp. pr. gma^ fr. grue^ wal. griAe
fem.; dieSy it. (ß, sp. dia masc, altit. dia PPS. I, 122 (u. oft) fem.,
pr. dia comm. — 6) Endung nSy rs, Masc: denSy ebenso it. dmie^
sp. diente^ wal. dinte^ fem. pr. den^ fr. dent; fons, it. /bn^6 comm., sp.
fuente^ pr. /bn, altfr. /bn^ fem.; pons überall masc, nur sp. puente
comm., wal. punte fem. Fem. : frons frontis, so it. fronte, sp. frente,
wal. frufUe, masc. pr. /ron, fr. front, altlat. gleichfalls masc; gens,
fr. ^en« PL comm.; glans, it. ghianda, altsp. {afu2e, wal. ^Atnde fem.,
pr. ^2an, fr. gland masc; ar«, it. ar^e fem., sp. arte comm., fr. ort
masc, altfr. fem. ; sors, it. sorte, sp. ^uer^ fem., pr. sort fem., kaum
masc (Chx. IV, 144. 277), fr. sort masc, altfr. fem. Communia: in-
fanSj it. infante masc, fatUe comm., sp. infante masc, fr. enfant comm. ;
serpenSy it. «erpenfe, fr. serpent, wal. jer^e masc, sp. serpiente fem.,
pr. serpen, altfr. serpant comm.— 7) Endung ar. Masc: dniex (unge-
wiss, ob auch fem.), it. | cimice, sp. chinche fem.; ^ea; (kaum fem.),
pr. grey masc, it. gregge comm., sp. grey fem.; tVpea; (vielleicht auch
fem.), it. erpice masc, fr. herse fem,; pantex, wal. jp^n^e^^e masc, sonst
nach der 1. Decl. it pancia etc.; ptdex, nur im wal. purece masc,
it. ptdice, sp. ptdga, fr. pMce fem. ; silex (bei Dichtem auch fem.),
it. selce fem.; sorex, it «orce, sp. «orca, wal. soarece masc, nur fem.
pr. soritz, fr. ^oum; Vertex, it vertice masc, altfr. t;er^Mr fem.; ver-
vex, wal. fter&eoce masc, fem. it. berbice^ pr. berbita, fr. &re&i«. Fem.,
zum Theil Communia: appendix, fr. appendiee masc; coZo; (selten
masc), it. caice, sp. eol, fr. oAoMa; fem.; fomax (nur bei den Altem
masc), it fomace fem., sp. fomae masc. ; Zarto; (bei Vitmv masc),
it l^rice, sp. larice und o/^^;« masc; Umax (selten masc), it. lumaca,
sp. limcufa fem., fr. Itmos masc; lynx (masc. nur beiHoraz), it lince,
sp. Itnce, fr. lyno;, wal. lingfu masc; perdix (zuweilen masc) bleibt
fem. in perdiee, perdie, perdris; Salix fem., so wal. salce, masc it
saiice saldo, sp. sauce. — 8) Die Neutra bekennen sich, wie vorhin
bemerkt ward, zum masc. Geschlecht, selten zum fem. Zu letztern
gehören z. B. apiumy fr. ache (it apio etc.); cocKlearium, sp. cuchara,
pg. coIAer, fr. ct<i72er (it cucchiqjo, sp. cuchar, pr. ctiZAer masc); Aor-
«fetim, fr. orjjfß (it. or^ero etc.) ; oleum, fr. Amte (pr. oli masc) ; ^a&fiZum,
fr. äable (it. 5^5io); Studium, fr. ^tcd«; culmen, legumen, lumen, sp.
cum^ß, 2ejrMm5re, Ztunire, wal. tegumf, luminf (pg. cume, legume, lume
masc); fei, mel, sp. hid, mid, wal. /ear«, meara iVg-ßh ^^ masc);
fulgur, it fölgore, fr. foudre comnL (pr. foUer, wal. /uZ^rer masc);
ffiara, sp. mar comm., pr. mar, fr. mer, wal. mar« fem., auch altit.
la mare PPS. I, 453, neuit mare, pg. mar masc. (auch meer in
den germanischen Sprachen theils masc. theils fem. theils neutr.) Das
Dies roBUUU Onunm., II. 5. Aufl. 27
418 DeolinatioQ. SubstantiyanL Gtenos. [11. 22—24.
sp. Fem. leche geht vielleicht anf das Masc. laäemy nnd sciy gleich-
falls fem., vielleicht anf salem (pg. leite, 8(ü masc.) zurück K |
Ausser diesen nnd andern Keutris gibt es ihrer noch vielCi
welche in ihrer Pluralform (a) in die 1. Decl. übertretend zu Fem.
werden; es ist eine gemeinrom. Eigenheit, die nur dem Wal. ganz
oder beinahe fremd ist. Beispiele sind: anitnaiia, altsp animdlia
FJ. 106 ^ Rz. 63. 72, fr. aumaiüe] armaj it. sp. arma, fr. arme^ mlat
arma Gest. reg. Fr.; bona, altsp. buena; cälceamentay pr. caussamenta
QO. 58, altfr. caucemente GKev. p. 123; cUia^ sp. ceja^ pr. ct2&a;
daustraj it. chiostra^ altsp. pr. daustra] comua, sp. cuema, pr. como,
fr. come; e^vamtna, it. esamina] ferramentaj pg. dass.; /esto, it. pr.
/es^a, sp. /^e^to, fr. /e^e; /iZa, it. pr. fila, sp. M^a, fr. /i2e (Reihe); /blio,
it. /b^Ü«, sp. hojaj fr. /ueiJZe (mlat. /bZta Gl. sangall., vgl. Isid. Orig.
ed. Lindem, p. 450); fundamenta, altsp. fondamenta Apol. 361, pr.
dass.; gaudia^ it. gioja, sp. joya (Juwel), pr. joia, tr, jaie; gesta, it
altsp. pr. gesta, altfr. geste, im frühen Mlat. Sg. gesta] grana^ it. sp.
pr. grana, fr. graine; idolum, altsp. ydoZa CGen. p. 40, pr. idolüy fr.
ülole; 2a5ra, pr. lavray fr. Jee^re; U^na, it. legna, sp. Zeto, pr. l^a\
lumnarioj ebenso sp. pr.; miractda, pr. m%racla\ nubila^ it. nuvola (o);
(>pera von opi«, it. opera, sp. pr. o6ra,^fr. oeuvre\ pecora^ it. pecora
{ifUer pecaras ürk. v. 757, Mur. Ant. III, 569), sp. dsgl.; pignora, pg.
pr. penhora, mlat pignora\ prata^ i^r.prada, altfr. i)rec, mlat. pradas
PI. Mur. Ant. V, 499, v. J.761; praemia, altsp. premia PC. 1202, Bc.
Mil. 297, Rz. 195, fr. prime] signa, sp. seüa, pr. ^etiAa; insigniaj it
insegna, fr. enseigne; spolia, it. spoglia, pr. despuelha^ fr. depouiUe
{spolia Sg. Gest Franc, cap. 37); stercora, wald. dass. Chx. 11, 121;
suffragia^ altsp. sofraja Rz. ; tempora (Schläfe), it. tempia, pr. /^fitpla,
fr. <empe; iestimania, altit. altsp. testimonia; tormentay sp. /orme»»/a,
fr. tourmente] vda, it. sp. pr. veZa, fr. voiZe; vestimenta, sp. pr. ebenso;
voto, sp. ioda (Hochzeit). Wohl sind auch die Namen der Obstarten
hieher zu zählen: cerasum, fragum^ malumy morum^ pomum, pirum^
prunum, it. ciriegia^ mda, mora, pera^ prugna, aber pomo] sp. ceretfOy
fragoy tnaneana, mora, poma (o), pera; fr. censc, mura, pamme, poire,
prune] wal. cireaSf, fragf, tnurf, poamf, pearf, prunf, aber mfr (mo-
Ifim). Dazu konmien noch viele Neu|tra von Adj., wie batualiOf it
baUciglia etc.; mtra&iZia, marotn^Zia; nova, nuova. Nichts bot sich
dem Sprachsinne leichter dar als eine solche Umprägnng des PI. zum
Sg., denn die meisten dieser Wörter bezeichnen sinnliche Gegenstände^
welche man paarweise oder in Menge, gewissermassen als eine Ein-
1) Nach DeliuB, Jahrb. IX, 94, möchte la leche eher einen eaphonischen
Grund gehabt haben, mn den Zasammenstoss zweier l in d leche zu vermeiden.
Indessen ist auch dem Catalanen üet fem. (la Uet, nicht lo Üet), und selbst der
pr. Eluoidarius behandelt lait als Fem.
n. 24. 25.] Declination. Substantivuin. Genus. 419
beit, zusammen zu sehen gewohnt ist, oder Begriffe, die sich gern
in einer Fülle ausdrücken. Mehrere derselben waren schon im Lat.
pluralia tantum : arma^ bona, gesta^ signa, vota, batuaiia in bestimmten
Bedeutungen. Ein entsprechender Vorgang ist auch ans der hd.
Sprache bekannt, in welcher alte Masc. sowohl wie Neutra in ihrer
Pluralform zu Fem. wurden: mhd. daxf ahir, nhd. die ahre-, doB ber^
die beere (vgl. S. 418 fraga) ; der gräty die gräte\ der lefSj die lefee (vgl.
loibra)\ dcuf maere, die mähre (vgl. novo); der trahen, die thräne; der
tuCy die tücke; der vane, die fdhne (vgl. signä); dcus wäfen^ die waffe
(vgl. arfna)\ daa wette Pfand, die wette (vgl. pignora); dojs wölken,
die wölke (vgl. nuvcia); der eaher^ die eahrc.
Mancherlei sind die Ursachen, die den Wandel des Geschlechtes,
worin übrigens die einzelnen Mundarten selten zusammenstimmen,
bewirken konnten. Vor allem sicher die Endung. Die meisten Fem.
der 3. und 4. auf us werden dem masc. Geschlechte überwiesen, und
unter diesen sind die Namen der Bäume die wichtigsten; die fem.
bleibenden werden nach der 1. Decl. umgebogen. Selbst Masc. auf
a, wie papa^ wird zuweilen der fem. Artikel aufgenöthigt. Im Franz.,
worin die Endungen am meisten verdunkelt sind, geht der Wechsel
des Genus auch am leichtesten von statten. Aigle z. B. hatte kein
Geschlechtszeichen mehr, es konnte ohne formelle Störung masc. wer-
dend Dass auch der Begriff das Genus bestimmen konnte, versteht
sich: Fem. die eine männliche Person bedeuteten, wie jusiitia oder
potestaSf konnten zu diesem Geschlechte übergehen. Mitunter wird
der Übertritt auch durch eine gewisse Anziehungsjkraft synonymer
Wörter andern Geschlechtes bewirkt worden sein : so scheint sp. ccdle
dem Genus von ma oder estrada, pr. fon etc. dem von fontana, fr.
sort dem von bonheur, tncdheur oder destiUj fr. ite dem von printemps
und hiver, so scheint auch aigle dem der verwandten Raubvögel ge-
folgt zu sein. Mit Sicherheit ist dies bei den Namen der Bäume 1.
und 8. Decl., wie tüia, saiix, anzunehmen, die dem Geschlecht ihrer
Genossen sich zuwandten. Arbor seihst ward masc; von fructus aber
sondert sich eine fem. Form ab, weil die Namen der Baumfrüchte
fem. geworden. Ohne Zweifel hatte auch der Trieb, die Bedeutungen
eines Wortes zu unterscheiden, Antheil an dem Geschlechtswechsel;
Beispiele bieten sich in Menge dar. Man darf endlich auch ver-
muthen, dass in einzelnen Fällen, worin das von der classischen
Regel abweichende rom. Genus sich im Latein selbst als veraltet oder
poetisch nachweisen lässt, ein historischer Zusammenhang stattge-
funden: so vielleicht bei mn», fons^ greXy lacertus, mertdus, pulvis.
1) Mit Recht fügt Delias 1. c. als eine besonders für das Franz. geltende
Ursache des Genuswandels das Zusammenfliessen von Je and la vor Vocalen in
eine und dieselbe Form bei: Vart^ Varbre^ auch VM,
420 Deolination. Substantivuin. Numerus. pi. 26. 26.
Erlaubte man sich nun bin und wieder Abweicbungen vom Genus
lat. Wörter, so darf dies bei unlat. nicht befremden: deun welches
Volk wäre nicht geneigt, sein Gefühl von dem Geschlechte eines
Begriffes bei dem fremden Worte geltend zu machen? Indessen ist
die Abweichung vom dtsch. Genus, worauf es hier am meisten an-
kommt, massig. Wenigstens halten die Fem. auf a (ä) ihr Geschlecht
fest, dessen Kennzeichen ja auch mit dem rom. zusammentraf. Agdl"
stra^ älansoj anka, baraj barta, biga, Untayborta^ brecha, brunjaj dua-
hilGy fedara, fihida, gelda^ holla, hära, herda, hiea, hosa, htäta, iwa^
hripfa, Uppa (ags.), louba, marka, rtha, skälja, skaray skdla, skina,
skotta, skürOy slafUa, slingay snepfa, spannay stupa, uoJUüy werra, wanga,
toisay eargüy aeina nebst vielen andern sind in ihren rom. Nachbil-
dungen Fem. auf a geblieben. Freilich flanc weicht ab von hlcmchcif
aber die Herleitung ist unsicher (s. Et. Wb. s. y. fianco I.), it. cdbergo
weicht ab vom fem. heribergay dso von hdaay aber im Nord, sind
herbergi und hüt Neutra, und es wäre möglich, dass auch das Hoch-
deutsche solche Formen besessen hätte. It. sokio ist vielleicht die
einzige entschiedene Abweichung, ahd. suUa. — Der fem. Ded. mit
a I mttssen sich auch nicht wenige Masc. und Neutra unterwerfen, was
aber hier nicht weiter verfolgt werden kann. — Das Genus der
eingefUhrten arab. Wörter wird gewöhnlich theils äusserlich durch
deren Endung, theils innerlich durch Synonymik bestimmt
3. Über den Numerus ist nur zu berichten, dass die lat. Subst.,
welche ausschliesslich oder vorzugsweise im PI. üblich sind, sich in
den neuen Sprachen gewöhnlich auch auf diesen Numerus beschränken.
Dergleichen sind: aqucte in der Bed. Heilquelle, fr. les eaiis\ arma,
pr. nur PL artnaSy s. LRom., bracae, it. brachcy sp. bragaSy pr. brayaSy
altfr. braieSy Sg. bracay sp. braga etc.; cani sc. capiüiy sp. pr. canaSy
altfr. chanes'y ddiciaey it. delijsfie etc., Sg. delida auch rom.; exequiaey
it. essequiey sp. pr. exequiaSy fr. ob8eques\ fauceSy it. fauci, Sg. faux,
it foccy sp. hoe; lüterae Brief, it. letteroy altsp. pr. letrüy fr. lettrcy
überall Sg.; minaciaey it. minaccia, sp. afnencusay pr. menassa, fr. me-
nace; nares, it. nariy pr. narsy wal. «fn, Sg. nariSy pr. nary wal.
nare; nupHaey it noeeSy pr. nossaSy fr. noces und Sg. noce\ sponscitay
sp. esponsäleSy esponsayas, Tpv.esposdlhaSy itSg. sponscdio-y tenebraey it.
ten^By sp. iinieblaSy pr. tmehraSy fr. imübreSy Sg. sp. tiniMa. Über-
dies enthalten die einzelnen Sprachen neue meist durch den Begriff
veranlasste pluraiia tatUum. Beispiele: it biriUi Eegelspiel, cdUfoni
Hosen, forbid Scheere, sarte Taue, vanni Schwungfedern, viscere Ein-
geweide; sp. oZ&ncia^ Botenlohn, en^ra^k» Eingeweide, ^anojero^ Zange,
tixeras Scheere; fr. dScombres Schutt, entraiUes = sp. entraüaSy gens
Leute, moeurs Sitten, mowiheUes Lichtputze. Zum Theil haben diese
u. a. Wörter auch den Sg. mit abweichender Bedeutung. Man sehe
darüber die Grammatiken.
n. 26—28.] Dedination. Italienisches Substantivum. 421
1. Italienlsclies SabstanÜTum.
Nach den Lantgesetzeo dieser Sprache bleiben für die DecL
keine andern Buchstaben ttbrig als Vocale. Der PI. kennt drei En-
dungen a, e, f. Die beiden ersten bezeichnen überall Fem., das letzte
sowohl Masc. wie Fem. Diese Endungen werden, da sie wichtige
grammatische Zeichen sind, schonender behandelt, d. h. minder leicht
verschluckt als dieselben Ausllante, wenn sie anderwärts, z. B. selbst
im Sg. vorkommen: man kann wohl sagen ü cohr, aber nicht wohl,
wenigstens in prosaischer Rede, i cölor für t colori. Oberitalische
Mundarten, welche diese Eücksicht nicht beobachten, haben sich da-
durch um den flexivischen PI. gebracht.
Die Casuspartikeln sind: Gen. di (d'), Dat. a (ad); für den
Abi. hat man eine besondre Präp. da, zsgz. aus de ad und von sehr
altem Gebrauche: da sanda schon auf einer römischen dem 5. Jh.
zugewiesenen Inschrift Mur. Ant. II, 1011 ; v. J. 700 da vos ds. T,
329; V. J. 718 terra da Ounichis DI, 565; aus demselben Jh. da Bn^
eina ad porhrn. Marin. 106. Auch die Ghurwälschen besitzen sie in
der Form da oder dad.
Artikel.
Singular. Plural.
Masc. 1) il 2) h Fem. la Masc. 1) i (U) 2) gli Fem. h
dd dello detta dei degli deUe
oI ällo ätta ai agli alle
ü h la i (It) gli le
dazu der sog. Abi. dal, dallOj daUa^ PI. da», dagl% dalle. — Anm. 1)
II braucht man nur vor Consonanten mit Ausnahme des 8 impurum
(S. 288), vor welchem sein Gebrauch höchstens dem Dichter ver-
gönnt ist, wie in disse il Spagnuol Orl. 12, 40. El fUr il (daher die
Formen deJ, neZ) begegnet noch in alten Hss., s. Ubaldini zu Bar-
berino. Auch eUo eZIa, eUi eile war, wie S. 412 bemerkt ist, vor-
handen \ I Den PL dß», ai kürzt man gewöhnlich in de', a\ — 2) Lo^
früher vom allgemeinsten Gebrauche (Zo cavaUOj gli cavallijy ist jetzt
nur vor einem Vocal oder s impurum anwendbar; im erstem Falle
wird es von Elision seines Vocales betroffen und apostrophiert (it.
1) Zwischen Nom. ü und Gen. del liegt ein Widerspruch im Yocal, wo-
gegen im PI. i und de-i, a-i zusammenstimmen. Es ist oft schwierig und wenig
lohnend, Wörter von so geringem Umfang etymologisch zu untersuchen. Oben-
hin betrachtet, scheint jedoch nichts zu nöthigen, in el eine ursprünglichere
Form anzuerkennen als in iZ, so dass dieses aus jenem entstanden wäre. Die it.
Sprache zeigt sogar die Neigung, anl. % festzuhalten, wo die übrigen es mit e
vertauschen, vgl. tn, indi, intra, infante, infemo, integro, inguine, imperio, per
lepagna. Igli für egli hätte übel gelautet, doch gibt es einige andre Ausnahmen.
422 Declination. ItalieniBohes Substantivuin. [ü. 28. 29.
apostrofato): VannOj lo spirüo^ PL gli anni (nicht gVanniy wohl aber
gVinnamarati d. h. vor i), gli spirüi. Auch gli dei sagt man fttr t
dei (Sg. il dio\ nach Blancs Vermuthung ans gV iddii entstanden,
Gramm. S. 171. Dsgl. pflegt man lo vor e zu setzen: lo eio^ gli m».
Überdies, wenn per unmittelbar vorhergeht, wie in per lo mondo,
wofür aber auch per il und pel mondo gebräuchlich sind. — 3) Die
Tlnralform li ist veraltet und etwa noch in der Zeitrechnung üblich
wie li 12. Marsfo. — 4) La vor einem Vocal wird gleichfalls, der PL
le aber, ausser vor e, gewöhnlich nicht apostrophiert: Vanima^ le anime^
Verhe. — 5) Verbindung mit den Präp. cow, tn, per^ 3u erzeugt fol-
gende Verschmelzungen: a) col^ coi co'; collo, cogU\ eoUay coUe\ b)
nel (für in ü, wie nemico für inimico), nei ne'; nello^ negli] ndla^
neUe] c) pelj pei pe'; pegli (kein pellOj pella^ pelie); d) sül^ sui su^
(sulli)', suUo, sugli; suUa, stdle. Aber auch con Zo, con Za, con gliy
con Uy per ü sind üblich, in lo, in la, in gli, in le veraltet. Wie su
werden auch fra und tra behandelt, doch schreibt man fra\ fra loy
fra glij fra la^ und so /ra7 etc. — Der unbestimmte Artikel ist:
Masc. uny di un {ß!un\ ad un, da un\ Fem. una etc. Vor 8 impurum
steht uno fUr un, das letztere in diesem Falle nur bei Dichtern und
selten: un spirto Inf. 9, 28, un stieeo 13, 40, un scudier Orl. 5, 76.
Declination.
I.
Sg. coron-aj poet-a
PI. eoron-e^ poeti
n. ' in.
ann-Oj legn-o fior-e
ann-iy legn-a (i) fior-i
I. Declination. — 1) Zur 1. Classe gehören nur Fem. Die En-
dung ca empfängt den PI. che^ ga ebenso ghe\ amica amiche, lega
leghe, also nicht amice trotz dem lat. amicae, — 2) Zur 2. Classe ge-
hören nur Masc, wie duca duchi, papapapi, profeta profeti, auch poema
poemi und alle aus der 3. Decl. hieher gezogene Neutra. Plurale auf e wie
profete, naute \ sind poetisch und veraltet. — 3) Die persönlichen
Wörter beiderlei Geschlechts unterscheiden es im PI. durch die En-
dung: ilfraticida ifraticidi, lafraticida lefraticide; so artista, idiota
u. a. m.
II. Declination. — 1) Aus dem Sg. co wird der Tl. ci (nicht chi)
in amico nebst inimico oder nemico, canonico^ cantico, caädlico^ cherico
(clericus), chimico, eretico, Greco, laico, manlaco (mantica), medico^
porcOj sindico, vico; ci und chi bestehen nebeneinander in hilico {um-
hüicus), fisicOj istorico^ mendlcoy monaco, nMsicOy portico, traffico u. a. ;
chi allein in arco, fico^ fuoco, giuoco, besonders nach c oder 5, wie in
bajocco, arhuscOf tossico tosco, und wenn c aus q oder ch entsprang,
wie in antico, paroco (parochus), endlich in neuen Wörtern: catafälco,
fianco, fondacOy risico, siniscälco und einigen andern. — 2) Aus dem
Sg.^o wird der PI. ^At: lagolaghiy luogoluoghi, magomaghi, nur gi in
asparago; gi und ghi gelten in den Zss. mit fago xmd.logo: sarcofago,
n. 29. 80.] Dedination. Italienisches Substantivam. 428
astrohgo und wenigen mehr. -— 8) Einige Wörter auf dlo haben bei
Dichtern neben dem regelmässigen PI. einen auf ei, andre vor Vo-
calen und s imp. noch einen auf egli: augelU augei (äuge'), frateUi
fratei^ eapelU capei capegli. Entsprechend findet sich cavcdU cavai;
und so wird auch die Endung <üi mehrerer Wörter in ai und di in
oi abgekürzt: animali animai, figlitwU figliuoi. — 4) Die Endung ^o
geht im PI. in i, die Endung io mit tonlosem i in j über: accic^o
aeciaij siudh stucfj. Aber aus (o kann nur ü {öblio oblii) werden.
Übrigens ist j gegenwärtig veraltet und wird mit i ausgedrückt —
5) Dio hat den PL dei; eine römische Inschrift setzt bereits deis für
diis (Grut. in ind. Gramm., e pro i); uamo (hofno) hat uotnini. —• 6) Die
2. Classe dieser Decl. mit dem PI. a begreift vorzüglich lat. Neutra,
woraus sich diese Flexion genügend erklärt Sie wird im PL als
Fem. behandelt im Widerspruche mit dem gemeinrom. Gebrauche,
den ehemaligen Neutris männliches Geschlecht beizulegen. Muth-
masslich sagte man anfangs PL la pr(Ua = üla praia: imChurw. hat
sich diese Artikelform unter denselben Umständen erhalten, indem
aus den Sg. ilg braisch, chiemj dett, iess, prau die PL la bratscha,
eoma^ detta, ossa, prada wurden. Nachher entschied man sich, wie
bei I vielen andern zur 1. Decl. übergetretenen Neutris (S. 418), für
das weibliche Geschlecht, ohne jedoch prata in prate zu berichtigen,
weil ein passender Sg. hiezu fehlte. Wie sich dies aber auch ereignet
haben mag, so bleibt die Endung a des Plnr. im It und Churw. ein
schätzbarer Best der alten Neutralflexion, neben welcher gewöhnlich
auch die masc. (i prati) im Gebrauche ist; doch scheiden sich die
Formen oft durch die Bedeutung. Die wichtigsten Wörter sind:
a) aus Neutris: braccio (bracchium), coieagno {cdcaneum), carro (carrum
in den Auct bell, hisp.), cenHnajo (centenarium), cervello (cer^eüum),
ciglio {ciüum), como, euqjo (corium), demonio (daemcniutn), fato, filo,
gesto, ginocchio (geniculufn), gomito {cubüum), grano, IMro, legno,
lenssuolo {Unteolum), UUo (lectum Pand.), fnenibro, tniglio (miUej tnüliä),
tn%gKajo(müliarium), moggio (modium Cato), mtdino (molinum sc. saxum),
08S0 {osstun S. 16), pajo (par, paria), peccato, pomo, prato, ubero, novo,
uscio {ostium)^ vasello (vas), vestigioy viscera (pl. num.); gebildet mit
mentum: comanda-, ßa-, fanda-, mo-, piaci-j sagra-^ senti-, vestimento.
b) Aus Masc: anello, budello {botidus), cerchio (eirctdus), cogno {congius),
ecUeüo^ dito (digitus), fasteUo (v. fascis), frutto, ftssOy martetto (marttdus),
tneriggio (fneridies), muro, pagno, riso, saccOj stajo {sextarius), tuorlo (to-
ndus). c) Aus Fem.: orecchio (auricüla), tino (tina). d) Neue Wörter: di-
teUo, grido, gusciOy quadreüo, rubbio, strido. Unter den genannten erken-
nen eentinajOj cucjOy tniglio, migliqjo, moggio, pajo, stajo, ubero, uovo nur
die Flexion a an; andre sind in dieser Flexion nicht mehr üblich. —
7) Die Alten hatten überdies einen PI. auf ora, geformt, wie man
annehmen darf, nach dem lat ora oder era; so in corpo, lato, UtOy
424 Deolination. Spanisches SabstantiTum. [II. 80—32.
tempo, aber anch in andern znm Theil fremden Wörtern: ago (acus\
arco^ horgoy campo^ ehno, fuoco, fruttOy gradOy grano, luogo^ nerho, nodo,
orto, päko^ poggiOj prato, ramo, sensoy tetto, auch nome aus der 3. Decl.,
PI. Corpora^ laiora ff. So bei mlat., besonders longobardischen Schrift-
stellern arcora (schon im 5. Jh. Marin, p. 364), bandora, fundora^
lacora, nemora^ nervara, rivara, roncora^ tectora^ fcaldara (Wälder),
vgl. DC. V. arcora, \
ni. Deolination. — Man merke moglie (mülier)^ PI. mogli^ und
das anomale bue, vrlt. have (hos), PI. buoi.
Indeclinabilia sind: 1) Alle mit betontem Endvocal, theils
einheimische abgestumpfte, wie ciUä ans cittade, re aus rege, pie aus
piedey di aus dia, virtü aus virtudej theils fremde, wie haccaiäj basciäj
c^7 fo^ (fr. fälot)j tribü, 2) Die auf» und ie: crisi, tesi, specie^ temperte.
Unter den Mundarten treten mit hoher Eigenthflmlichkeit die
sard. hervor, die in diesem Stück den it. Typus gänzlich verlassen,
um sich dem span. zuzuwenden. An die Stelle des gemeinrom. Ar-
tikels iüe setzen sie das auch in Urkunden vielfach gebrauchte ipse
(z.B. Chx. I, 47. 48). Logudoresisch: Masc. Sg. isuy gewöhnlich su
(«'), de suj a suj Fl. SOS, de sos, a sos. Fem. Sg. sa (s'), PL sas,
Gampidanesisch: Sg. wie logud., aber PL Masc. Fem. is^ de is, a is,
vermuthlich aus ipsi ipsae abgekürzt Die Substantivendung a hat
im PL OS, u hat os, e und i haben es, us = lat. us der 3. hat os,
z. B. vida vidas, fieu fisos (lat. ßios), tnonie wiontes, candaleri canda-
leris, tempus tempos. So Logudoro; Campidano spricht PL us fttr os
und is ftlr es, PL auf a gibt es keine, aneddu (it. anetto) z. B. hat nur
aneddos) das einzige pq/u formt vermittelst a den ?\.p€^as^= it. p<yo pqja.
2. Spanlsehes SubstanÜTum.
Gasuspartikeln: (jren. de, Dat. ä\ jenes zu apostrophieren
erlaubte sich nur die ältere Sprache.
ArtikeL
Sg. Masc. d Fem. la Neutr. lo
PL Masc. los Fem. las
dd dela de lo
de los de las
ei dla dlo
dlos dlas
d la lo
los las
In gewissen Fällen vertritt der Dat. auch die Stelle des Acc, | wovon
in der Syntax. — Zu bemerken: 1) Der neutrale Artikel ist eine
eigenthUmliche Errungenschaft dieser Sprache : sie wendet ihn aber
nur bei dem zum Snbst. erhobenen abstract gebrauchten Adj. an: lo
bueno das Gute, lo grande das Grosse, lo mejor das Beste, lo mio das
Meinige. Zo fttr aZ bei den Alten, namentlich in leonesischer Mund-
art, z. B. lo laeo Alx. 789, cofh Vinfant 158, Varenal Rz. 160 etc. und
in Verbindung mit Präp. (s. n. 3). — 2) Elision der weiblichen En-
dung ist nicht üblich geworden. Zur Beseitigung des Hiatus ver-
n. 82. 88.] Deolination. Spanisohes Substantivum. 425
tauscht man la vor a unbeschadet des Genus mit el : el agua, el aguüay
d (da^ el dlha^ el alma, el ave, PI. las aguas etc.; doch ist diese An-
wendung des männlichen Artikels, welche ehemals auch vor andern
Vocalen vorkam (d esperanea, el hora) bei weitem nicht vor allen mit a
anhebenden Fem. erlaubt. Eigentlich hat, wie Delius, Jahrb. IX, 95,
erklärt, in diesem auf weibliche Wörter angewandten d nut eine
Elision des a in der alten Artikelform ela (S. 412) stattgefunden:
d aguila für d^ aguüa. — 3) Verschmelzung mit Präp., jetzt unerhört,
war sonst gebräuchlich, mehr freilich in der einen als in der andern
Mundart: man sprach enno {=enlo) pecado FJ. xi», ennos prdados Y^,
enna dbdat l», conna obediencia (= con la) Bc. Sil. 119 und oft, sol
escaüo (= so d) PC. 2297, polla rancura (= por la) Alx. 1279 und
ähnliche. Gil Vicente schreibt auch auf pg. Weise nd, und so na-
quelj naqueste. Anlehnung an Wörter andrer Art, wie in guandol
polvo, ist gleichfalls veraltet. — Der unbestimmte Artikel ist un, Fem.
una (de un, d un etc.).
Die Decl. kennt im PI. kein anderes Unterscheidungszeichen als 8.
I.
Sg. coran-a
PI. caran-as
n.
aflro
afi^s
m.
cart'€j floTj jdbali
eart'€S^ flor-es, jabäH-es
I. Declination. — Die Masc. behalten im Widerspruche mit dem
it. Verfahren ihr a auch im PL : poeta poetas, poema poemas.
IL Declination. — Einige Wörter der 4. lat. setzen die Endung
tt fttr : espirüu, itnpetu, tribu, PL espirih^s ff. Das | erste, ein Wort
der Kirche, kann durch das lat. spirittss in dieser Form gehalten
worden sein, die andern sind nicht altrom. Eins der frühesten Bei-
spiele des PL OS ist: vüla, quae ab antiquis vocdbaiur Santos medianos
Esp. sagr. XXXVH, 335 (9. Jh.).
III. Declination. — 1) Sie umfasst ausser der Endung e nun
auch alle consonantischen Endungen, wie citidad ciudades, mies mieses,
rey reyes, selbst wenn das Wort, wie dios^ mal, apöstol, ursprünglich
zur 2. gehörte (die Alten sagten noch dio, PL dios Alx. 212. 252 etc.,
maioj apostolo), femer die fremden Wörter mit betontem Endvocal,
wie albäld aibalaes, aleli aidies, biricü biricues, — 2) IHe hat pies,
nicht piSes (altsp. piede piedes)y maravedi hat maravedis maravedies
maravedise8\ canape canapes, cafe cafes. — 3) Das altsp. res (res mala
Bc. Mill. 8 etc.), hat im Acc. Sg. gewöhnlich ren, — 4) Orthogra-
phische Regel ist, dass in ces und nach einer neuen Bestimmung x
in ges übergeht: per die perdices, relox rdoges.
Indeclinabel sind die unbetonten Endungen es und is, wie in
lunes, hipötesis.
1) Dieses Wort gestattet also eine geminierende Flexion; PL marax^eäi-s
und marovfdi-a-e«; so altd. dir, PL lir-n, jetzt 6ir-n-fn.
426 Declination. Portugiesisches SabstanÜTum. [IL 88. 84.
8. PortngrleslBclieB SnbstantiTnin.
,Casnspartikeln: Gen. de^ Dat. a. Jenes verliert seinen Vocal
nur, wenn es vor gewisse Pron. tritt, mit welchen es alsdann zusam-
menschmilzt: desse für de esse] doch findet es sich auch vor andern
Wörtern in dieser Weise abgekürzt.
Artikel.
Sing. Masc. o Fem. a Plur. Masc. os Fem. as
do da dos das
00 ä aos äs
a OS as
Anm. 1) Dieser Artikel scheint etwas Eigenthlimliches, fast Un|rom.
zu haben; es ist indessen nicht zu bestreiten, dass er Mher dem
span. gleich lautete d. h. Masc. el, h (de lo, a lo, PL los^ de hs, a
lo$)y Fem. la, und dass lo, la durch Aphärese sich in o, a verkürzten,
was sich auch im Neap. ereignet hat. Belege sind: el rei FSant. 574*,
a los cdcäldes FGuard. 410, söbre lo pam FBej. 474, sohre los satUos
FSant. 571, sohre Iha algada FGuard. 437, sobre Ihas causas ds. 451,
todolos 586, todälas FTorr. 626 und das noch jetzt übliche pelo ftir
per lo (andre Bsp. Chx. VI, 12). Im Gallicischen war el neben o
einheimisch. Übrigens geht die heutige Form weit zurück, man sehe
sie z. B. in einer Urkunde v. J. 1207 Bsp. sagr. XLI, 351 ; beide ver-
trugen sich also eine Zeitlang nebeneinander. — 2) Äo und aos kürzen
ältere Dichter und noch jetzt die Umgangssprache in 6 und 6s K
Statt d und äs schrieb man früher auch aa, aas. — 3) Verschmel-
zungen mit Präp. wie im It.; mit em: no nos, na nas\ mit por\ pelo
pda, pdos pelas; mit com: co'o, co'os. Die alte Sprache gewährt für
no auch en o und selbst em no: en a vüa FTorr. 637, en asa devida
FGuard. 445, em na vüa FBej. 496; für pelo auch per lo: per lo anno
FGrav. 389, per lo marco SRos. II, 118, und pollo: poUo amor FGuard.
435; für co'o auch com no: com no cdcayde FGrav. 379, com no escriban
FGuard. 431, Fem. com napalma FMart. 584. Em no^ com no stehen
offenbar fdr em lo, com lo und können das frühere Dasein von lo
weiter bestätigen. — Unbestimmter Artikel ist hum {hü), Fem. huma
(hüa), Gen. de hum, de huma (d'hum, d'huma), Dat. a hum, a huma^
verbunden mit em: n'hum, n'huma; selbst mit com: c'hum, c'huma.
Die Alten schrieben auch ohne h um, das in neuerer Zeit wieder Ein-
gang gefunden hat. |
1) Vor rei hat sich el durch den Ganzleistil bis auf uiure Zeit erhalten.
Wer von dem König als seinem Oberherm spricht, sagt Nom. El-Bei, Gen. d^Eh
Bei, Dat. a El-Bei. Aber was vermag der Ganzleistil nicht? Unser *dero' z. B.,
ist es nicht derselben Herkunft?
2) 6il Yioente braucht ao aos auch zweisilbig, und so die gallic. Lieder
Alfons des X. (Kohl, de Andal. p. 152). S. zur älteren Geschichte des Artikels
die Schrift Über die erste portug. Kunst- und Hofpoesie 109 ff.
II. 36. 36.] Deolination. Provenzalisches Snbstftntiytuii. 427
In derDeclination machen Nasallante (s.S. 307) nndSyncope
einige Schwierigkeit. Die Tabelle regelmässiger Flexion ist:
I.
Sg. cara-a
PL coro-as
IL
ann-o
ann-os
III.
cofi-ej flor, javäli
cort-eSy flor-eSj javdis
I. Dedination. — 1) Die Masc. verhalten sich wie im Span.:
pacta poetasj poema poemas. — 2) Zusammengezogene wie lä (lana),
rä (rana) nehmen im PI. ein blosses 8 an: las, räs] indessen schreibt
man anch loa läaSj räa räas und lans, rans.
n. Dedination. — 1) Die Endung äo (alt am), sofern sie dem
sp. ano antwortet, bekennt sich zu dieser Decl. und hat den regel-
rechten PI. äos: aideäOj christäOj gräo, irmäo, mäo, viUäo = sp. aldeanOf
cristianoy grano, hennano, tnano^ villanOj PL oideaos etc. — 2) Schwindet
das flexiyische o im Sg., so fehlt es auch im PL, also avo für avo-o
(sp. abudo Ton avm)y PL avös fbr avo-os. Entsprechend lautet das
sp. abuda hier avö für avo-a^ PL av6$ Air avo-as, also wie das Masc.
avo (s. folg. DecL).
IlL Dedination. — 1) Auf l ausl. Wörter elidieren diese Liquida
im PL, da sie hier zwischen zwei Vocale zu stehen kommt (S. 169),
in folgender Art: äl wird aes, d eis, ü iSj 61 oes, ul ueSj z. B. offidal
ofßciaes, haJtd baieis y buril buris, sol soes, taful tafues, ausgenommen
mal maiesj constd eonsules. — 2) Die Endung äo (am) bildet den PL
auf verschiedene Weise: a) auf äes {aens)^ wenn sie dem sp. an
gleichsteht, in welchem Falle sie mitunter ursprüngliche Wörter der
2. Decl. umfasst: capdläo, capüSU), escriväo, gaveäo, cäo, päo = sp.
eapeüan, capüan^ escriban, gavilafiy can, pan^ PL capelläes etc. b) auf
oes, wenn äo (welches die Alten alsdann auch om schrieben) dem sp.
on entspricht: coragäo, peäo, ragäo = sp. corajson, peon^ razon. —
3) Die Endung m wandelt sich nach e, t, o, u in ns (nach a gibt sie
das eben behandelte äo): homem,jardim,som,jqium, PL homens homees,
j^uns j^üus. — 4) ÄppendiXy index haben im PL appendices, indeces;
deos ideus) hat deoses. Überall verwandelt sich g im | PL in ces: calie
caiices, — 5) Wörter mit betontem Endvocal oder mit Diphthong
nehmen s statt es: pS pes, javdli javalis, mü (mulus) müs, pai (pater)
paiSy mäi (mater) mäis, lei leiSy rei reiSy boi {bos) bois.
Indeclinabilia sind alf^eSy ourives (aurifex); PL cdferezes^
ouriveses oder ouriveis veraltet.
4. ProTenzalisches Substantivom *.
Gasuspartikeln: de, a, wie im Span.; für a vor Vocalen manch-
mal aJ9, auch ad. Da für de kennt die Hs. 7614: nom pari da vos
M. 45, 4; dal cor nom poc partir 70, 1 etc., auch B. Chr. pr. 96, 2.
227, 18 vorkommend.
1) Man sehe darüber Yolkmanns sorgfältige Abhandl. in Herrigs Archiv XIY.
428 Declination. Proyenzalisohes SubstantiTiiin.
pi. 86. 87.
Der Artikel flectiert wie folgt:
Sing. Masc. lo Fem. Za, il {li) PL Masc. liy il (los)
dd de la, del dds
cd ala,cd cds
lo la^ ü los
Fem. few
de las
alas
las
Anm. 1) Diese Formen sind die tlbliehen bei den Troubadours. Im
Boethiuslied , dem bedeutendsten der ältesten Denkmäler ^ ist die
Flexion die folgende:
Sg. Masc. Nom. Acc. lo Fem. la PI. Masc. Nom. li Fem. las
Acc. los las
Etwas mehr Ton der ersten Tabelle entfernt sich das Ev. loh. ed.
Hofm.: Nom. Sg. lo, Gen. del, deu. Dat. al, au^ Acc. lo, Nom. PI. los.
Gen. detuSj Dat. aue, Acc. loSj Fem. la u. s. w. Auch die Hs. von
Limoges löst l in u auf: 2o, deu, al, lo; PI. (li fehlt), deus, aus^ los,
Fem. la etc. Eine Torherrschend pr. Urkunde von Valence aus der
zweiten Hälfte des 12. Jh. decliniert Nom. Sg. Ze, Acc. lo, Nom. PL
K, Acc. los\ Fem. Nom. Sg. la, \ li, Acc. la, PL las, las (P. Meyer),
weicht also nicht beträchtlich ab. — 2) Lo verliert seinen Vocal,
wenn ein Vocal folgt; es lehnt sich in dieser Gestalt (Z, PL Is) an
einen vorausgehenden einfachen Vocal (minder gern an einen Diph-
thong), z. B. j(A jorn, jah joms, als au/sels (fr. ü ales oiseaux), vtls
cavdUiers {il vit les Chevaliers), im Boethius d eral mder 36, avial cor
dolent 101 ^ Doch kann die Inclination auch unterbleiben: d dous
esguar e lo dar vis Chx. III, 44 *. — S)Lo ward mndartl. in le, PL les,
1) Man merke hier aus der Metrik, dass der inclinierende Artikel zu-
weilen durch den Yersschluss getrennt und dem folgenden Vers zugewiesen wird,
wie in hranda || 1 lis GRiq. p. 235, fina || 1 reys B. 69, m^agensa || 1 desira B. Chr. pr.
Dass das Gleiche auch bei dem indinierenden Personalpron. geschieht, lässt sich
denken: äbisme \im aiatz B. 65, inort\\B fara Chx. IV, ISO. Dass der inclinie-
rende Sprachtheil auch durch die Interpunction getrennt werden kann, hat
weniger zu bedeuten: donal fin cor für domna, lo fin cor Chx. in, 150.
2) Raynouard Chx. I, 110 stellt auf: 1) el, dd, al] eis, dds, als. 2) Jo, de
lo, a lo; los, de los, a los. Weder d, eis, noch de lo, ah, de los, a los sind an-
zuerkennen: in den Belegen ist d, ds in el, eis (et tue, et iä%) abzutheilen, und
de tot lo mon beweist so wenig das Dasein einer Genitivform de lo wie das fr.
de tout le monde den Gen. de le; nur vor Yocalen ist de V, a l\ gebräuchlich.
Unrichtig ist daher die auch von den spätem Herausgebern angenommene
Schreibung qui'd mon, entr' eis haros für que l mon, entre Is. Vgl. Altrom.
Sprachd. S. 68. Dass in schlechteren Texten d für lo vorkommen könne, soll
damit nicht bestritten werden; so steht im Philomena nach LR. lY, 577 vos es
el pus noble cavayer, Spuren der fr. Form li in Werken gemischter Sprache
können nicht befremden. — Vorliegende schon in der 1. Ausg. dieser Gramm,
angebrachte Berichtigung der von Raynouard aufgestellten Artikelformen scheint
noch nicht zu allgemeiner Anerkennung gelangt zu sein. Man sehe La Gramm,
fran^. au XVI. siecle, par Livet p. 402, wo es heisst, Faidit brauche das Fron.
el auch als Artikel, denn er sage el nominatiu, welches d aber ist ^i en lo.
II. 87 — 80.] Declination. ProvenzaliBohes Subfitantivam. 429
geschwächt. In einigen Hss. tritt diese schwächere Form nur im Nom.
ein, der Acc. behält Zo, s. Baynouard zn Flamenca (JS^otices des
mss. Xni.) — 4) Die eigentliche Form ftlr den Nom. PI. des Masc.
ist U (ans Uli) , z. B. U baröj li amic oder auch Vamic, Bth. 209
Vesehalö. \ Für dieses U bemerkt man Tor Wörtern, die ein flexivi-
sches s fuhren, anch Beispiele der Accnsativform los, wie in hs lair68y
los bes (für li 6e), nicht hs lairöj los be^ da beide Flexionen im Wider-
spräche ständen. Los Türe ni li Persan Chx. V, 808, eis cavaUier
Jfr. 62^ 90*^, eh destrier GA. 4637 sind schlechte Schreibungen. —
5) Ausser U ist anch üh oder ü im Gebrauche sowohl Tor Gonso-
nanten wie Tor Vocalen, aber gewöhnlich bei vorausgehendem Vocal,
welchem es sich anlehnt: eil crü eil masan IV, 189, gueill avinen
trobador 54, elh befag eilh jaueimen B. p. 80, com fan il estrumen
LR. I, 567». — 6) Für dds, eis ist des, as selten und eigentlich unpr.
— 7) £a pflegt sich Tor Vocalen in V zu kürzen ; nothwendig ist dies
nur vor a, z. B. Varma, nicht la arma, s. Leys II, 186, Altrom. Sprachd.
52. — 8) Der (im Boethius nicht vorhandne) zweite weibliche Ar-
tikel ilh oder il, beide yielleicht nur graphisch verschieden, l für Ih,
entbehrt des PL; nach Vocalen steht auch h ül cortejria, üh ßha,
quel gota, sü belha, el sciensa, mostral passions; Gen. dd vescontessa
GRiq., Dat. cd cima POcc. 143, al fon LR. 1, 157» (beide Casus selten).
— 9) Eine dritte weibliche Form li für den Nom. Sg. brauchen ein-
zelne Denkmäler: li colors, li ora Flam., li caramida LR. I, 574 (S.
Honor.), li luna, li estela GOcc. 63. 95 (Nov. Test), li ßs, li scia
GG. 255. 274 (Beda), li dezena pari Gout. d^Alais 1, 41. Die Leys
U, 122 verdammen diese Form. — 10) Zusammenziehungen mit Präp.
sind el für en lo (schon Bth.), pel ftlr per lo, std {\lr sus h, PI. eh
(Bth. eua)y pds, suh. — Der unbestimmte Artikel ist Masc. us, d'un,
a un, un; Fem. una, Suna, a una\ vor Consonanten auch u für un.
Die Declination des Subst. scheidet, so weit wie möglich,
den casus recius und die castus obliqui, welche letztere, wie wir sahen,
sich in der Form des Acc. vereinigen. Die einzelnen Decl. sind:
L
n.
m.
I.
n.
m.
ans
flor-s
PI. Nom. coron-as
an
flor-s
an
flor
Acc. coron-as
an-s
flors\
Sg. Nom. coron-a
Acc. coron-a
I. Declination '. — Die Masc. auf a mit persönlicher Bedeutung
haben nach der Lehre der Grammatiker im Nom. PI. a, z. B. li artista
Brev. d'am. I, 188, li propheta, li papa GProv. 8, Leys 11, 158, im
Acc, versteht sich, as. Dia (Lsit dies) als Masc. wird im Nom. PI.
U dia gehabt haben, sogar der Nom. Sg. dias kommt vor ül, 57,
M. 868, 3.
1) Ein Wort mit flexivischem $ heisst nach R. Vidal's Terminologie aUmgat^
ohne dasselbe abredat.
480 Declination. ProTenzalisches Substantivam. [H 89. 40.
IL Declination. — 1) Dahin gehören a) die Wörter der lat 2.
und 4. auf er, us, wm, u: libres Bih., dieus, fruüe (<ir für fe, wie überall
in dieser Sprache), jocs^ rius (rtvus), aar«, ccfe, fres (frenum)^ gauge
igaudium), comSy gels. b) Die Masc. und Neutra der 3., erstere nicht
ohne Ausnahme: abrüs, baus ibos\ heriSj le6s{leo\ monSy pans (ptmis),
reis (rex), cors (cor), flutns, lums, notns; PI. 6om, man etc., im Boeth.
par (pares) 63, jove {juvenes) 1, parent (parentes) 142, eschaU 209.
Auch die substantivisch gebrauchten Inf. bekennen sich zu dieser
DecL, z. B. chantars Chx. III, 56, avers Bth. 134, dormirs Chx. III,
200, lo beures de Vaiga LR. II, 217, nostre viures Chx. IV, 110. —
2) Phonetische Motive fordern zuweilen die Endung es statt s: so in
arbr-eSj afücl-eSf diabl-eSj liur-es, pobl^ und pobols {populf4s)j sampn-es
(sofnni4s)j Acc. arbre etc., (also dieselbe Einschiebung eines Httlfs-
vocals wie im lat. acer für acr, im dtsch. Peter für Petr^ sauer für
säur). Lat. clericus gibt dergues elercs, monaehus gibt numges morgaes
(nicht tnorcx), Acc. monge morgue] episcapus bisbes (nicht bisps)^ Acc.
bisbe. — 3) Verschiedene Personennamen flectieren: Nom. eSj Acc.
mit Accent on^ 6, z. B. Karies Karlo^ Peires Peiröy nach dem lat.
Carolus Carölum, Petrus Petrum, in der Passion Christi Petdres Petdrun,
in einer lat. Urk. aus dem 11. Jh. tu Petrus suprascriptus^ a te
Petrone suprascripto Chx. II, 54; Älixandre ß Filipan B. 92.
III. Declination. — 1) Sie umfasst hauptsächlich Fem. oder zu
diesem Geschlecht übergetretene Masc. und Neutra, wie artSj corta^
gens, leis (lex), naus (navis)^ nueita (nox), pels {peUis\ vertäte^ vertute,
cams, dolors Bth., onors ds., | flors^ dens, fanSj mars (mare), alle,
selbst gens, dens, fons (für gent-s, dent-s^ font-s)^ aus dem cos. obh
entstanden. Res hat im Acc. ran, ra, bleibt aber in pronominaler
Bedeutung oft ungebogen: d^una res für d'una ren. — 2) Eine eigne
den südlichen und östlichen Sprachen unbekannte, aber aus der 3.
lat. entlehnte Flexionsart haben hier die Wörter mit beweglichem
Accent, fast lauter Masc, unter welchen nicht wenige imparisyUdba
(die im cos. obl. eine Silbe mehr haben als im cos. rect,). Dahin ge-
hören: a) Die auf die Endung tor toris gegründeten, wie emperdirey
peccäire, senäire, bevüre, servire, autre (Flam. 2740 mit Tobler),
Uctre, pdstre, sdrtre^ trächer^ Acc. emperadoTy peccadöry senador, beve-
döry servidÖTy auäör^ Uctör, pastar^ sartör^ trachor^ Nom. PL ebenso
emperadAr etc., Acc. emperadors. Flexionen oder Schreibungen wie
Nom. Sg. emperaireSy Nom. PI. emperadors sind minder gut. Belege
für den Nom. PL or, alle im Reime, finden sich z. B. Chx. III, 46, 51.
89. 304. IV, 104. 255. 256. 307. 402. PO. 4. b) Nach lat. o onis
richten sich gewöhnlich bar (baro), Acc. barö, Nom. PL barö, Acc.
bar6s\ companhs {*campanio), companhon GProv. 79; drac {draco%
dragö LR. I, 557; falc (falco), falcö Chx. V, 129; laire (latro), la%r6\
ursprünglich wohl auch leo {leu im Alexanderfragm.) Ie6\ doch fehlt
n. 40. 41.] Declination. ProvenzaliBohes Sabstantiyum. 431
es nicht an Abweichungen, wie Nom. Sg. bars, dracx (üblich), fcilcx
(ebenso), Nom. PL lairös III, 55. Auch fei liebt den Acc. fd6 Pass.
de JC. 21, 55. 20. 70, GRoss. 2949. 5517. Vidal nennt noch haue
baUoHy gars garson^ cate chaton^ letzteres sicher mit Unrecht. Zu
dieser Classe bekennen sich femer viele Personen- und Völkernamen,
wie Aimes Aimö {Äimeno GRoss. 3399), Bos Boso, Bretsf Bretöy
Draugues Draugö, Ehles EhU, Fölgues Folco, Gut Guio, Odils Odüöy
Uc Ugues ügö (bei Nithart 3, 27 ohne o Huc Hugonis), c) Einzelne
Wörter sind: senher sSnärCy Acc. senhir^ Nom. PI. senhor^ Acc. senhors;
pluSj Nom. PI. plusoTy Acc. plusorsy und so die andern Gompar., wie
schon im Bth. Nom. PI. peior 21, nuaUor 210; neps, Acc. fiebötj häufig
im Jaufre; dbas GA. 3317, Acc. aböi, Nom. PI. dbdt GRoss. 2482
{dbbas IV, 345), Acc. abdte. Das Fem. sar (soror) hat Acc. serar
(sor IV, 251), PI. serors. — 3) Man sieht, dass der ProTcnzale dem
Nom. Sg. I oft ein unlat. $ aufdrängt, wie in dem oben bemerkten
dracs, doch auch in libres, onors u. a. geschieht dies^ Umgekehrt
bleibt s zuweilen aus, wo es auch in der Grundsprache nicht vor-
handen ist. Dahin sind zu rechnen aus der 2. Decl. die ursprfLng^
liehen Neutra auf ium^ die es meist verschmähen: so ben^i, breviarij
misteri, monasteri etc.; mehr noch die auf aticum, pr. atgcj wie viatge;
Faidit bemerkt maiesire^ prestre u. a. Aus der 3. Decl. (ausser denen
mit beweglichem Accent) om, Acc. ome, Nom, PL oiwe, Acc. omeSj im
Bth. onme, ornneSy im Alexanderfragm. Acc. Sg. otnen] pairsy Nom.
PL j?aire, zuweilen pairc«; ebenso /ratre; maire^ PL nur maires. Auch
mölher (mulier) ist ttblicher als molherSy mar (mare) nicht unttblich
neben marSy auctor z. B. Chx. III, 9. 54 ftir auciars^ und so andre
auf or. Nach Leys II, 17(i gebührte auch cor, ga (fr. gu£\ gra {degre)^
OTj ser (fr. sair) kein s, aber die Thatsachen widersprechen.
Die Wahrnehmung, dass sich unter den Wörtern, welche das
kritische 8 des Nom. Sg. häufig weglassen, viele ursprüngliche Neutra
befinden, berechtigt indessen noch nicht, auf eine wenn auch nur
fragmentarische Fortdauer dieses Genus in der Classe der Subst. zu
schliessen. Hätte sich ein Gefühl fElr dieses Genus erhalten, wie
dies beim Adj. geschehen ist, so konnte es kaum ausbleiben,
dass man dergleichen Wörter mit neutralen Adj. construiert hätte
(bd es lo viatge), was nicht geschah. Mit Bestimmtheit erklärt
daher Uc Faidit auf der ersten Seite seiner Grammatik: in der
Vulgärsprache sage man grans es lo mais = lat. maium^ grans es
1) Zu bemerken ist etwa nodi, dass einem Nomen, auf welches ein voca-
liBoh anl. Wort folgt, zuweilen ein unberechtigtes 8 euphonisch angefügt wird,
wie z. B. wenn Raimon Vidal v. Bezaudun sagt: Cantaire fo meravühoa e eom-
taireB agatUg e riex. B. 149, 87. Die Leys ü, 164 geben dies für gewisse Wörter
alB Regel, was der Stil der dassischen Zeit nicht bestätigt.
433 Declination. Provenzalisches Substantivom. [11. 41 — 43.
lo hes =r lat bonumj denn die lat Neutra bebandle man so, als
seien sie Masc. K \
Über die Behandlung des Stammauslautes oder in Beziehung
darauf des Flexionsbuchstabens ist noch Einiges anzumerken. 1) Vor
dem Flexions-5 werden seltner Gonsonanten ausgestossen als im
Altfranz, (vgl. S. 438). Es geschieht dies z. B. in cers für cervs (eervus),
Acc. cerf; in sers für servs (servus)^ Acc. serf\ in nums ftlr numiSp
Acc. mon (vor Vocalen lieber motU)^ auch lat mans steht ftlr mofUs;
in herSs für hereäs, Acc. hered] in cams für conUs^ Acc. camte. 2) Geht
dem flexivischen s ein c voraus, so wird ersteres gewöhnlich mit x^
geht ihm ein t voraus, mit vertauscht, also locx für hcs^ virtute für
virtuts. In der harten Endung sie wird der erste Sibilant ausge-
stossen, s. S. 323 (und doch bleibt este vom lat. istos).
Kein casus obliquus ist der Voc, er wird sich also an die Form
des Nom. halten. Und das thut er im Bth., aber nur im Sg. mors
130, nicht im PL enfants 20, das schwerlich als Sg. zu nehmen ist
Die Passion Christi hat Sg. amiex^ deus, vers (verus), rex, also lauter
Nominativformen. Die Hs. von Limoges bietet deus Ghx. n, 134.
Bei Guill. v. Poitiers findet sich (im Reim) dorn pdegrin V, 118. Bei
Bern. v. Ventadour (gleichfalls im Beim) messatgiers Sg. III, 88,
seignors PI. M. 348, 3, senhor III, 88 (nach R. Vidal GProv. 76 PL),
dsgl. senhor III, 51. Der genannte Grammatiker gibt die Regel p. 74,
dass dem Voc. Sg. der Masc. s gebühre, dem PL keins, und dem
stimmen die Leys II, 106. 154. 210 bei. Auch die Masc. auf aire und
eire haben nach Faidit p. 6 die gleich^ Form im Voc, nicht ador^
edorj doch widerspricht die Praxis in zahlreichen Fällen. Aber deuSy
ein schon durch das Latein befestigter Voc., wird nicht leicht mit
deu vertauscht worden sein.
Noch sind Indeclinabilia zu bemerkend Solche nämlich,
deren Stamm oder Ableitung im Lat auf s, g oder ti ausjgeht, sind
des flexivischen s nicht fähig und stehen mithin ohne alle Biegung.
Beispiele sind aus der 2. und 4. lat. nas, ors (ursus)^ m, preis, senSy
verSy vis, tiS] aus der 3. fais (fascem), mes {tnensetn), peis (piscem),
r(Mss (radicem), sorifjs (soricem), emperairite. Oft aber, hauptsächlich
bei Prosaikern, wird solchen Wörtern als Ausdruck des PL die Silbe
es beigefügt: vers-es Chx. V, 70, faiss-es GO. 209b, peiss-es ds. 208^,
1) Wenn in einer pr. Urkunde aus der 2. Hälfte des 12. Jh. (Chartes
valentinoises p. p. P. Meyer) die ursprünglich neutralen Wörter hreu, feu, älo,
Unement ohne Flexions-« ein fortdauerndes Gefühl für das Neutr. zu verrathen
scheinen, so ist dabei zu erinnern^ dass Urkundenschreiber, die an die lat. Formen
breoe^ feudum, aJodium, tenementum gewohnt waren, das rom. 8 leicht fallen
lassen konnten.
2) Integräla heissen sie in den Leys; die mit beweglichem 8 partiäb; die
man mit oder ohne 8 brauchen kann, indiferens.
II. 43. 44.] Declination. Provonzalisches Substantivuin. 488
bras-es Jfr. 108^, für vers, fais, pds, bras. Auch bei den Neutris auf
US wird s als radical genommen: cors, late^ ops, peits, tems, Acc.
ebenso, nicht cor, lat^ opj peU, temp. Ein besonderer Fall ist das
Compositum midons Fem. (eigentlich nieus dominus), welches unflexibel
bleibt. Ebenso verhalten sich noch einzelne andre, wie fans (fundus)^
lis (läium\ Acc. kaum K, dsgl. ros, Acc. nicht ror, vgl. GA. 3784.
6588. Auch lat^ wird oft nicht flectiert^
Dass den alten pr. Grammatikern die Regel vom flexivischen s
nicht entgangen war, lässt sich denken. Bekannt ist die Stelle Uc
Faidit's: no se pot conoisser ni triar Vcuxusatit^ dd nominatiu, si no
per £0 qud nominatius Singulars, quan es masculiSy vol » en la fi e li
autre eas nol volen] el nominatius plurals nol vol e tuit U altre cos volen
lo en lo plural. Blickt man auf die ältesten Sprachproben zurück,
so ist diese Regel im Bth. noch unbewusst in strenger Anwendung;
eine einzelne Ausnahme hat wenig zu bedeuten. Auch das weit
kleinere halbpr. Bruchstttck von Alexander scheint sie nicht zu ver-
letzen. Weit weniger sorgfältig ist die Passion Christi. Die Trou-
badours kannten und beobachteten die gedachte Flexionsregel mehr
oder minder genau, wie aus den Reimen erhellt, denn in der Um-
gangssprache hatte sie wenigstens zu R. Yidal's Zeiten keine Geltung
mehr: sitot hom dis per us pus vengut es lo cavalier. . . vengut son
los cavaliers GProv. 74. Um die Mitte des 14. Jh. | war sie längst
aus dem Sprachbewusstsein verschwunden, als sie in den Leys wis-
senschaftlich von neuem durchgeführt ward. So viel ist gewiss: Die
formelle Unterscheidung zwischen casus rectus und casus obliquus
spricht sich klar, in manchen Fällen energisch aus, so dass man
keinen ausreichenden Grund hat, ein lebloses Dogma der Gramma-
tiker oder Schreiber darin zu erblicken; sie muss vielmehr mit der
Tochtersprache aufgewachsen sein. Man nehme den einen Fall : Nom.
Orüa, Acc. Orist. Das erstere hat sich ganz in Harmonie mit einer
Yerbalform gebildet, canteta = lat. cantastis oder et£ = estis. Würde
ein Grammatiker einen so sicheren Griff gethan haben? Grite war
die volksmässige Form, Oriste die gelehrte.
Was nun die neuen Mundarten betrifft, so lautet der be-
stimmte Artikel, wie sich denken lässt, nicht überall gleich, z. B. in
Provence Masc. lou, dou (dau), au, lou, PI. li, di, i, li, Fem. la, de hx,
a la, PI. wie Masc. (in Marseille lei, dei, ei, lei); in Toulouse Masc.
le, del, cd, le, Fl. les, des, as, les, Fem. la, PL las-, aber das alte li
1) Zu den integrcUs rechnen die Leys II, 180 femer noch res, wenn es die
Geliebte, und verges, wenn es die Jungfrau Maria bedeutet, beides für die clas-
sische Sprache ohne Grund, z. B. am tan heia ren G. Faid. Ms. ; la verge Maria
IV, 280. — Ein schönes Beispiel von Inflexibilität gewährt unter andern der
mlat. Name der Stadt Paris: Nom. Parisius civiias, Gen. Pcariaius civitatis, Acc.
Parisius civitatem. .
Dl«s roman. Onmm. IL 6. An. 28
484 Declination. Altfranzösisohes Subatantivnm. [II. 44. 46.
oder il sncht man vergebens. Der PL der Nomina wird ttberall mit
5 oder eSy auch eis bezeichnet, z. B. in Languedoc abro äbros, aonssd
aoussdeSy mes mese8\ aber dies s iststnmm und nar Tor Yocalen hörbar.
Der catalanische Artikel lantet schon in den ersten Denk-
mälern dieser Mnndart: Masc. Sg. lo {V), dd {de V), cd (a V), PI. los,
delSj als. El fttr en Zo scheint aus dem Prov. entlehnt. Neben lo
findet sich auch das sp. el ein, aber fast nur nach Yocalen, wie in
qua el rey oder qu'd rey; contra d enemic; d (^=ed) compte; kaum
nach Gonsonanten, wie in der Stelle: de aquest rei foren tres fitts^ d
rey de Äragö En Pere e'l conUe de Prohensa etc. Chr. d'Esclot 566;
wohl nie am Anfange eines Abschnittes. Wohl aber kann lo auch
nach Yocalen stehn, also corUra lo rey nnd contra d rey. Der weib-
liche Artikel lautet Sg. 2a, (2^ la, a 2a, deren a auch Tor Yocalen
keine Elision erfährt, wie in la amor, PL les^ de lesy a les. Eines
altcat Artikels Masc. es, Fem. ga, PL ces gedenkt Mila y Fontanals,
Jahrb. f. rom. Lit. Y, 188, noch jetzt auf | den Balearen ttblich, vom
lat. ipse, also zusammentreffend mit dem sard. Artikel (S. 424).
Die Subst. auf a haben im PL gleich dem weiblichen Artikel
nicht aSj sondern es, also dona dones, ßla ßles: die Sprache scheint
das schwere a mit einem leichteren Yocal yertauscht zu haben, da
der Numerus schon durch den Gonsonanten gesichert war^. Alle
übrigen Endungen empfangen im PL ein blosses s, nicht es, z. B.
alth altreSf Moro Mores, ßl ßls^ cap caps. Der abgefallene Auslaut
n tritt dabei wieder ein: cans6 cansons, jove jovens; hom hat hamens.
Die Indeclinabilia, die im ProT. es anfügen, ftigen hier gewöhnlich
OS an: mes mesos, pres presoSy vers versos. Yon Gasusflexion findet
sich keine Spur, wie weit man auch zurückgehe, denn das im Nom.
Sg. zuweilen angefügte s, welches auch im cos. oll. vorkommt, ist
pr. Herkunft. Daher auch kein beweglicher Accent: monsinyer z. B.
gilt für alle Gasus.
5. Französisches SnbstantiTum.
a. AltfranssÖsisohes.
Casüspartikeln: Gen. de, Dat. a.
ArtikeL
Sg. Masc. li, le (lo) Fem. la, 2e, U PL Masc. li {les) Fem. les
dd, dou delüjdele des{dds) des{dds)
(djau,ou ala,ale asialSyaus) asiak^aus)
loje loyle les les
Anm. 1) Eulalia, die älteste Sprachquelle, die den Artikel kennt,
flectiert Abs Masc: Nom. Sg. li, Acc. lo; Nom. PL fehlt, Acc. les.
1) Die Neigungen der Sprachen sind verschieden. In Auvei^gne lautet der
Sg. grando für granda, der PL grandaa. S. Fuchs Zeitw. 281.
n. 45—47.] Deolination. Altfranzösiaches Substantivum. 485
Das Frgm. v. Val. gewährt nur Acc. Sg. fe (6 le evangdio) und Nom.
PL Ij. Genau wie diese beiden flectieren die | nächsten bürg. Quellen,
wie Gregor, Bernhard, Hiob, die nun auch den Gen. und Dat. bringen:
Sg. K
PI. li
dd
des
dl
as
lo (selten le)
les
d iÜT enh
es für enles
Dies ist das Masc. in seiner ursprtlnglichsten Gestalt. Im Psalter
der Bodleyana ist le ftlr ü und lo schon ziemlich tlblich. Die ältesten
norm. Quellen, wie Alexius, Wilhelms Gesetze, die Bücher der Könige,
entfernen sich von diesem Schema nur in so weit, als sie im Nom.
und Acc. Sg. vielfach le oder, wie Gharlemagne, lu gebrauchen.
Etwas spätere bürg. Denkmäler, wie G. v. Yiane, haben schon im
Gen. u. Dat. Sg. die Auflösungen dou und au, wofür sie aber auch
noch dd und al schreiben, dsgl. ou für die Bed. en le. Damit treffen
die pic. Formen ungefähr zusammen, z.B. im prosaischen Brandaine:
Sg. li (le), dou (de f), ow, fe, PI. K, deSj as, les. — 2) Die älteste
Gestalt des Fem. weicht kaum von der gegenwärtigen ab: la (bürg.
auch Zof), de la, a la, la] les, des, as, les. Aber sehr davon abwei-
chend setzen altburg. Quellen im Nom. Sg. das aus dem Pr. bekannte
li, Bernhard z. B. li honors, li raisuns, li und la chose. Gen. de la;
Hiob li irors etc. Das letztere Denkmal braucht jedoch vornehmlich
le: le bataühe, le pense, le oevre, le intension, und im Pic. ist dies
wenigstens im cas. obl. die eigentliche Form geworden wie me für
ma: Sg. U, de le, a le, le etc. ^ — 2) Lo als Nom. Masc. ist eine der
seltnen Formen'. Sie könnte die älteste gewesen sein, wie sie auch
die pr. ist. Das specifisch fr. Wort aber ist li, mit dessen Aufnahme
die Sprache eine genaue Unterscheidung des cas. rect. \ und obl. ge-
wann; wenigstens scheint seine Anwendung als Acc. (Orelli S. 25)
eine Abweichung vom altfr. Sprachbau. — 4) Der Acc. le entstand
aus lo wie je aus jo, ce aus fo. Mndartl. sind lu und lou. — 5) Für
cd tritt im Rom. de Bou auch d ein (Orelli S. 33). — 6) Les PI.
Masc. verhält sich wie pr. los, es ist eine Accusativform, die allmäh-
lich das bessere li verdrängte. — 7) Von dels finden sich einige Bei-
spiele. Als kommt vor, aus erscheint erst später. — 8) Das Fem. li
wird selbst im Nom. und Acc. PI. gebraucht, vgl. Raynouard Observ.
sur le rom. de Bou p. 46. — 9) Die Präp. en verschmilzt mit lo zu
1) Der pic. Artikel, bemerkt Fallot S. 37 ff., war für beide Geschlechter
gleich: Nom. Sg. li, le, Gen. dd, de le, Dat. al, a le, el, Acc. le; Nom. PI. 2t,
Gen. des, Dat. as, Acc. les. Aber etwa um 1230 wurden für das Masc. die bürg.
Formen Gen. du, dou. Dat. au, ou eingeführt, neben welchen die pic. fortdauerten.
2) S. darüber Eaynouard im Joum. d. Sav. 1832, p. 396. Das von ihm
aufgestellte el (Nom. Acc.) ist höchst zweifelhaft, vgl. Orelli S. 23 Note.
436 DeclinatioD. Altfranzösisches Substantivum. [II. 47. 48.
el, zuweilen eu, w, o, PL eis, ens und es. Das älteste Beispiel dieser
Verbindung ist in dem Lied auf S* Eulalia enl mit Bewahrung des n.
— Der unbestimmte Artikel ist: Masc. uns, d^un, a un, un (in spätem
Quellen ung geschr.); Fem. une etc.
Die Decl. geht mit der pr. Hand in Hand; Verschiedenheiten
ergeben sich aus den Lautgesetzen beider Mundarten.
I.
IL
m.
I.
IL
TTL
an-s
flor-s
PI. Nom. coron-es
an
flor-s
an
flar
Acc. caron-es
an-s
flor-s
Sg. Nom. coron-e
Acc. coron-e
L Declination. — Eine wichtige Nebenform mit dem Acc. Sg.
am, Nachahmung des lat. am, und dem PI. ains findet sich in einigen
AppellatiTcn; diese Form begleitet ein beweglicher Accent. Nom. Sg.
ante {amüa), Acc. antain Poit. 38. 43 , s. Rq. (de Vantain, par nian-
tain); Nom. nonne(nonna) Bert. 131, Acc. nonam, PI. nownaitw S6r6g.
bei Rq., Bert. p. 188; pute (puta), putain; daher nfr. la nonnain, la
putain. Auch in Personennamen: Marie Mariain HGap. p. 36, 37;
Berte, Bertain Bert. 2. 22; Eve, JEvain ds. 100, RCam. 88, SSag. 152,
Servent. 39, Ren. I, p. 2. 3; Finte (Name der Henne), Pintain ds. I,
54 ; Ouile (Betrug, personificiert), Guilain J. et Tr. Jubin. p. 63. Ver-
wechselungen kommen freilich auch hier vor: so steht Acc. -Bcr^e Bert.
22, Eve Ren. I, 4, Finte I, 54, und Nom. Bertain Bert. 26 K \
n. Declination. — 1) Wortschatz derselben wie im Pr. Lat.
1) Es gibt im Mlat., namentlich seit der Zeit Gregore von Tonrs, eine
eigenthümliche Flexion männlicher Personennamen : Nom. a, Gen. atds, Dat. ani,
Acc. anem, Abi. ane, z. B. ÄttHa rex, Ättüanem regem Chunorum. In ähnlicher
Weise, mit Einmischung eines n, flectieren sp. Urkunden, z. B. Faßa, Gen. Fa-
fiiani, Froüa, Abi. Froüane. J. Grimm, Gesch. d. d. Spr. 946, vermuthet in
dem fränkischen Falle eine ursprünglichere Gestalt der got. schwachen Decl.
(a, tfw, tn, an). Femer bemerkt man in merovingischen und carolingischen
Urkunden zahlreiche Frauennamen, welche gleichfalls mittelst n flectieren:
a, anae (Gen. Dat.), anem, ane; BerthOy BerthafMe, Berthanem; ego et conjux mea
Truta, in der Unterschrift Signum Trudanae Urk. v. J. 626. Im sp. Mlat. scheint
eine solche Behandlung der Frauennamen nicht vorzukommen. Quicherat, Noms
de lieu p. "62, führt diese letztere Flexionsart auf die Stammsprache der Wörter
zurück und erklärt daraus zugleich den oben bemerkten altfr. cas. obl. auf ain,
vgl. die Buchstaben in Goussainvüle = mlat. Gunzanae-vÜla. Die Stamm-
sprache soll wohl die göt. sein, welche die Frauennamen auf a gleich den männ-
lichen auf a flectiert. Diese Ansicht hat auf den ersten Blick etwas Anspre-
chendes, doch scheint sich der Vorgang ohne Einmischung einer fremden Sprache
erklären zu lassen. Das Auffallende ist der Wechsel des Accentes in dem
Schema der 1. Decl. Dazu konnte etwa das gleiche Ereignis in der 3., nament-
lich in der auf viele Mannsnamen angewandten Flexion on, onis den Anstoss
gegeben haben. Wie man Cdto Catönem decliniert, so altfr. Müea Milön und
endlich auch Birtha Berthdm, letzteres fr. Bertain gesprochen. Ein gleichartiges
Ereignis werden wir bei der 2. Decl. wahrnehmen. Diese Auffassung der Sache
sei weiterem Bedenken anheim gegeben.
II. 48 — 60.] Declination. Altfranzösiscbcs SubstaDtivum. 437
eames lantet Nom. caens guens, Acc. conte; niundi4s in manchen Denk-
mälern Nom. mons, Acc. monde. — 2) Euphonisches e in arbr-es und
vielen andern. — 3) Acc. 6n in Egn., wie Charles Charlon (in den
Eiden Karins Kdrlo\ Estevenes (Stephanus) Estevenon, Lasares Lasaron^
Marsilies Marsilion, Pierres Pierron; Jhesus Jhesdn Ch. d'Ant. I, p. 11 ff.
gehört kaum hieher; mlat. Petrus Petrone HLang. I^ nnm. 88 (v. J.
862). So pr. Älixandre fil Filipon B. 92. In dieser Endung on darf
eine Nachahmung der lat. Accusativform um angenommen werden,
vglJahrb.V, 411». |
III. Declination. — 1) Wortbestand auch hier wie im Prov.:
chairs (caro), colorSj cors für coris^ nuis fllr nuüe u. dgl. — 2) Wörter
mit beweglichem Accent verhalten sich wiederum wie im pr., s. be-
sonders bei G. Paris De Face. lat. 60 ff. a) Vom lat. ior toris:
chantere^ gewöhnlich mit angefügtem s chanteres, emperereSy salverres,
Acc. chanteör (3silb.), empereor, salveÖTf und so traUres traitor, paistres
pastar, Nom. PI. chanteor, Acc. chanteörs, b) Von o, onis: ber, baron,
PI. baronj barons; compains compaigncm^ fei fellon, gars garson, gloe
gloton, lierre larron. Vornehmlich Personen- und Völkernamen, als
Begues Begon^ Bor going (Burgundio) Borgoignon^ Bres Breton^ Bueves
Buevon, Gui Guion^ Hues Hnon^ MilesMilon, SansesSanson{8ifnson);
freier flectiert Gruenes Guenelon (ersteres für Guenels? ahd. Wanili).
c) Einzelne Fälle sind: sendre, zsgz. sire, seignor, PL seignor, Acc.
seignors; niez (nepos) nevo neveu^ s. z. B. Poit. 28. 67, Trist. I, 23. 22;
aimas aitnant (adamas) Fallot 92, et^es enfant Fragm. d'Alex. 55,
LRs. 277. 278. 286, Og. v. 134. 142. 152 ^ abes abe Gar. II, 250,
Rol. xun, V. 12. Das Fem. suer (soror) hat Acc. seror, PL serors,
s. Bert. 33, NFG. I, 32, Gar. I, 154. Auch einige von os, atis haben
beweglichen Accent, so cü cüe {dvitas), podSste podestet Ch. d'Alex.
113. 115, selbst clart darte (claritas) P. Meyer Rev. germ. XVII, 451.
Oft freilich werden diese Formen verwechselt: man liest z. B. (wenn
es erlaubt ist, so bekannte Thatsachen zu belegen) Begues für Begon
Gar. I, 211, ber für baron Bert. p. 7, QFAym. v. 27, Trist. I, 58,
seignur für sire Rou 5834, FC. 11, 87. 166, sire \ für seignor Trist. I,
1) Es ist bekannt, dass ältere fr. Texte, besonders geistlichen Inhalts, die
lat. Flexionen der Egn. wiederzugeben sich bemühten, z.B. Libanon, Gen. Libani;
Juda, Gen. Jud^y Acc. Judam] Adonias, B&t AdoniS; Oea, Acc. Ozani] Eneas,
Eneam; Jonathas, Jonathan; Sathanas, Sathanan; Manasses, Manassen; Moyses^
Moysem Moysen (aus letzterem der Nom. Moysens); Ulisses, Ülissen; Xerxes,
Xerxen; Ysis, Ysin; JhesuSy Jhesum; PetdruSy Petdrun; PhelippeSj Phdippun.
Ahnliches geschah ja auch im Deutschen.
2) Über die Betonung der ersten Silbe im Nom. Sg. dieses Wortes s.
Wackernagels Altfr. Lieder S. 169, Altrom. Spraohd. S. 77. Man stiess n aus, um
die tonlose Silbe zu schwächen. Raimon Vidal legt diese Flexion auch der pr.
Sprache bei, GProv. 79. Infos für infans auf einer Inschrift Grut. 688, 2 lässt
sich dabei citieren.
488 Deolination. Altfranzosisches Substantivum. [ü. 60. 51.
13. 200, nies für nevou QFAym. v. 292, suer ftir seror Bert. U, Gar.
I, 154, QFAym. v. 262.
Über den Stammauslant und tlber die Schreibung des Flexions-
buchstabens ist noch Wichtiges wahrzunehmen. 1) Ist der Stamm-
auslaut eine Muta, so fällt er vor s, wenigstens etwa mit Anfang des
13. Jh., aus: dens fttr dents^ Acc. dent, ars artj pies piedj bors höre,
frans franc, sans sanc, cols colp, hries hriefy des def. Bringen doch
die Gasseier Glossen bereits pis für pics, L vor s kann Auflösung in
u erfahren: cheväls chevaus, Acc. chevcd, cotels coteus eotd, M lässt
sich durch n Tcrtreten: fluns^ Acc. flum^ funs fum; dann {dommus)
hat Acc. dant, S tritt aus vor is (to, ^r): Crist Crܣ, cee cest, oss ost
{hostis), — 2) Der Flexionsbuchstabe der Nomina ist nicht nur Sj
sondern auch und x. Die ersten Quellen brauchen noch kein Xj
wohl aber a oder ta fttr lat. ts, ds. Eulalia hat paremena, empede-
mente, dsgl. auch ena (intus); das Fr. y. Val. aber doleants; Leodegar
schreibt guara, laudcus, tosf, gransf^ piee (pedes). Die folgenden Quellen
setzen a oder h ttberdies ganz regelmässig fUr Is: ßjB fiu£, fedeUe
Gh. d'Alex.; cee (nfr. ces\ chevaa Gräg.; lie (Ulium)j ceae {c€ux\ con-
sds LJ.; oee (yeux) SB. Die pic. Mundart bewahrt s. Auch unfle-
xivisches f (cä, q) wird durch jb vertreten, wie in faus (vicem), voie
{vocem\ hrae (J>rach,)y las {laqueus). Das fiexivische dauert zum
Theil noch im Mfranz. fort, wo man unge (uns)j ih, sace^ secrete zu
schreiben pflegte. Nächst ward im Altfranz, auch schon x einge-
führt theils ftir Is oder üs (pr. lhs)\ vassax, hiax^ solax (oder vassauxj
hiaiM)^ solaux\ tex^ consex, ^fiXy seux^ genox = vassals^ bials, solaüs
(Nebenform von soleiis), telSj conseilSy filSy setdSy genoHs; theils ftir (,
zumal wenn im lat. Nom. Sg. ein x gegeben war: croix (schon SL^.),
berbix, voix^ wie neufr.; theils ftlr ps, wie in cox {cölpus), hx (lupus)
und selbst fttr uSy wie in diex fttr dieuSy dessen u so angesehen ward,
als sei es aus Z entstanden^. |
Nicht sicherer steht die Flexion des Vocativs als im Pr. Zwar
bieten alte grammatisch richtige Quellen fast ttberall die Nominativ-
form : so SGr6g. pere 4M (Nom. ist peres\ U. fila Sg. 463°, SB. kam
553, enfantemen0 Sg. 530^, chier freire PI. 530^, cid PI. 530"; aber
schon die LRs. schreiben unbedenklich bd fi0 neben bds fus 105. 95,
sire bachder neben sire reis 69. 95, und diese Unbestimmtheit dauert
in vielen gleichzeitigen und spätem Werken fort*.
1) Über das historische Verhalten der drei Formen b, us, x s. Fallofs
Werk S. 125 ff. Vornehmlich aber ist auf Burgay 's gründliche und klare Aus-
einandersetzung zu verweisen.
2) Die ältesten Stellen, worin fr. Vocat. vorkommen, finden sich in den
dtsch.-lat. Gesprächen: ubi (h)abu%8ti mansianem (h)ae nocte, conpagn? auscuiUa
(atuctUtasne) fol? Will man annehmen» dass es dem Schreiber in diesen Wör-
tern auf Genauigkeit ankam, so wird man in conpagn eine Nominativform ver-
muthen (Acc. conpagnan), in fol eine Aocusativform erkennen.
II. 51. 62.] Dedination. Neufranzösisches Substantivum. 489
Indeclinabilia sind alle solche, deren Stamm oder Ablei-
tnngfiform auf einen Sibilanten ausgeht, als nea, ors (ursus)j priXy
sensj franfoiSj maiSy saris, und ebenso die ursprünglichen Neutra auf
fis: cars (corptis), le£f (latus) j oes (opttö), pis (pectus\ tems.
Das s der Casusflexion hat etwa denselben Verlauf genommen
wie im Süden. Streng beobachtet erscheint es in den Eidschwttren,
in S. Eulalia (Erist statt des harten Kristsf ausgenommen), nicht ganz
so streng, so weit es sich erkennen lässt, im Fr. y. Val. (wo nur
steht est venu für venus^ jholt für jhoUe). Viele der folgenden Denk-
mäler vernachlässigen und verwirren häufig die Biegungsgesetze,
die also in der Aussprache schon keine sichere Stütze mehr fanden ;
selbst werthvoUe Denkmäler, wie Gh. d'Alex., LG., LBs., Rol. und
wohl die meisten der in England verfassten Werke thun dies. Andre,
wie Libr. psalm., U., SB., sind in dieser Beziehung mit Sorgfalt
redigiert. Gewöhnlich lässt sich aber ein zu sorgfältiger Gebrauch
des s im Nom. Sg. des Masc. wahrnehmen: baptisteSj prophetes, hamsy
peres (aber nicht meres)^ empereres^ hers (baro) sind sehr übliche
Schreibungen. |
b. Neufranzösisches Substantivam.
Casuspartikeln: de, äy wie
Artikel.
Sg. Masc. le Fem. la
du de la
im Altfranzösischen.
PL Masc. les Fem. les
des des
au ä la
le la
aux aux
les- les
Anm. 1) De, le und la gestatten Elision des Endvocals, und in diesem
Falle tritt im Gen. und Dat. Sg. des Masc. das ursprüngliche in u
aufgelöste! wieder ein; Vami, deVami^ äVami, Fem. VamiejdeTamiej
ä Vamie. — 2) Verschmelzungen des Artikels mit Präp., schon in der
alten Sprache von beschränkter Anwendung, sind jetzt ganz ausser
Gebrauch; nur der Archaismus es Mt en les in den Ausdrücken ba-
chdier bs lettres, is sciences enthält noch eine Erinnerung daran.
In der Dedination ist die formelle Unterscheidung des casus
rectus vom casus obliquus erloschen und die Form des letztem ist zur
herrschenden geworden. Der Sg. entbehrt daher das angefügte s
(mit einzelnen Ausnahmen wie ßs, s. S. 406), und der PL bildet sich
einfach vermittelst dieses Consonanten: statt ans an, lierre larron,
empereres empereor lautet der Sg. nun an, larran, empereur, der PL
ans^ larronSf empereurs. Im einzelnen ist über den PL noch anzu-
führen: 1) Statt der Endungen aus, eus, ous schreibt man aux, eux,
oux\ Hau etauXj couteau couteaux, jeu jeux, voeu voeux^ chou choux;
doch bleibt s in den meisten auf ou, wie cou, dou, fou, sou, trou,
verrou und noch einigen andern, PL cous etc. -— 2) In der Endung
440 Declination. Walachisches Sabstantivum. [II. 52 — 54.
als löst sich Is in ux auf, wie schon bei den Alten: animal animauXj
canal canaux, chevoi chevaux. Ausgenommen bal^ bocäl, cdl^ camavdl^
pal ipalus, i), rSgal, PI. bdls, bocalsS., doch wird {Ht pdls auch paux
gesagt. — 3) Die übrigen Endungen auf l {ail, cä, ü) erleiden jene
Auflösung nicht: | Svantail, soleil, peril, PL evantaüs, soleUs,peräs, Aus-
nahmen sind: aü aülx, betau bestiaux (gegründet auf den altfr. Sg.
bestiäl)y corail coraux, Smail emaux, plumaü plumaux, soupiraü sou-
piratix, travail travaux, oeä yeux, ciel cieux, ateul amix; doch haben
mehrere in Nebenbedeutungen regelmässige Flexion: travail Nothstail,
oeü-de-boeuf rundes Fenster, del Betthimmel, atetd Grossvater, PL
travaüsy oeils^ cieh, atetds. — 4) Die Endungen ant, ent werden im
PL sowohl ants^ ents wie ans, ens geschrieben: enfants enfans, ser-'
ments sermens: einsilbige aber behalten t: dents {dentes)^ nicht denSy
aber doch gens. Dies ist das Einzige, was von dem Wegfall der
Mutä vor s übrig geblieben. — 5) Personennamen flectieren wie Ap-
pellativa, doch enthält sich der neuere Sprachstil hier in gewissen
Fällen der Flexion. Begreift man nämlich mit einem Egn. mehrere
bestimmte Individuen, so bleibt er unflectiert, und die Mehrheit wird
durch andre Redetheile angezeigt: les deux SSneque, les deux Cor-
neille^ indessen findet sich auch Flexion in diesem Falle (Mätzner
S. 121). In emphatischer Rede wird ferner dem Nomen das Plural-
zeichen entzogen, wiewohl der Artikel in diesem Numerus steht: les
Cesar ein Cäsar, les Frederic ein Friederich. Liegt aber ein eigent-
licher Gattungsbegriff in dem Egn., so empfängt er Flexion: des Ta-
cües Geschichtschreiber wie Tacitus. — 6) Indeclinabel sind alle auf
s, X, e ausgehende Wörter, wie ßs^ nea, croix, so auch manche neu
eingeführte lat. und einige andre: alibiy errata, tn-foliOj deficit, PL les
älibi; mehrere flectiert man, wie numh'o, debet, factum. — 7) Uneigent-
liche (auch äusserlich mit dem Bindestrich bezeichnete) Gomposita
bilden den PL dem Constructionsverhältnisse gemäss, in dem sie sich
befinden, also gentü-lwimne gentils-hommes^ belle-soeur bdles-soeurs,
hotel-dieu hötels-dieu, fourmi-lion fourmis-lions (Apposition), arc-en-cid
arcs-en-ciel. Bei festeren Zss., deren letzter Theil ein Subst. ist,
flectiert dieses auf gewöhnliche Weise, wie in passe-port passe-portSy
contre-coup conire-coups; andre Redetheile aber bleiben unflectiert:
passe-partotUj savoir-faire. Wegen des Nähern ist auf die specielle
Grammatik zu verweisen. |
6. Walachisches Substantivurn,
In dieser Sprache ist die Decl. von besonderer Schwierigkeit.
Es gibt Regeln, allein sie reichen für die Praxis nicht aus : man muss
sich den PL eines jeden Nomens merkend
1) Auch hier ist auf Mussafia's Yooalisation S. 126—128 (Nominalflexion),
überdies auf dessen Abhandl. z. rumän. Formenlehre (Jahrb. X, 358) zu yerweisen.
IL 64. 65.] Declination. Walachisches Substantivum. 441
Was znYörderst die Gasnspartikeln betrifft, so wird das Ge-
nitiyyerhältnis, wie überall, mit de aasgedrückt: informf de leu (leonis),
amftoriu de dreptate (amaior justitiae\ plin de my^nie {plenus maniae),
tunna de oi {grex (mum), A ist gleichfalls vorhanden, lässt sich
aber nicht für den Dat. brauchen: man sagt z. B. me duc a casf {me
duco ad casam = damum eo), am a mimf {habeo ad mantim), aber
nicht df peana a Petru (it. da la penna a Piäro). Vielmehr steht
der Dat. überall ohne Präp. und wird durch eine Flexion des Arti-
kels angezeigt: es heisst df peana lui Petru; craiul au dat legi noro-
dului (rex dedit hges populo). Was nun den Gen. weiter betrifft, so
ist de nicht anwendbar, wenn das Nomen mit dem bestimmten Artikel
begleitet werden soll: man bedient sich alsdann des articulierten Dat.
mit vorgesetzter Präp. a: also a domnülui (domini), und dieses a thut
hier denselben Dienst wie im Prov., wenn es den Besitz des Nomens
anzeigt (fUha al rei). Der Acc. endlich wird nach der Aufstellung
der einheimischen Grammatiker durch die dem Worte in seiner arti-
culierten Nominativform vorgesetzte Partikel pre oder pe {per) be-
zeichnet. Den bemerkten Fällen wird noch ein Abi. beigefügt, den
die Partikel dda (von) zu bilden berufen ist. Diese Methode, wonach
der Gen. durch das gewöhnliche Dativzeichen a, der Dat. durch keine
Präp., der Acc. umgekehrt durch eine Präp. angezeigt wird, weicht
von der in den •übrigen Sprachen üblichen beträchtlich ab. Indessen
beschränkt sich die Anwendung des Accusativzeichens eigentlich auf
Personen gleich dem sp. d, z. B. taifl jubeaMe pre fii (pater amat
fiUos)\ im übrigen steht das Nomen in diesem Casus ohne Partikel:
ff casf de \ lemn (fac domum ligneam); pf^nymtid aduce roduri {terra
fert fructtis); leagf baul (liga havem). Aber auch der Gen. bedarf
des Zeichens a nicht nothwendiger Weise, sondern begnügt sich gleich
dem Dat. meist mit dem blossen Artikel : lumina soarelui {lux solis) ;
in chipui focului {in speciem ignis). Die Bezeichnung des Gen. und
Dat. geschieht auch im Bulgarischen durch dieselbe Form (Miklosich,
Slav. Elem. im Rumun. S. 7).
Als Artikel dient, wie in den Schwestersprachen, iUe; seiner
Anwendung nach aber hat er die Eigenthümlichkeit, dass er dem
Nomen hinten angefügt wird, indem die Casuspartikeln dieser Wort-
verbindung vorangehen. Wenn also die westlichen Sprachen ille
dominus j ad illum dominum sagen, so sagt die waL, die nördliche
wie die südliche, allein dominus iUe, ad dominum ülum, eine Wort-
stellung, die zwar der lat. Syntax nicht schlechter zusagt als die andre,
dem gemeinrom. Gebrauche gegenüber jedoch einen merklichen Con-
trast bildet und als Zeugnis für die eigenthümliche Entwicklung des
wal. Dialectes in Anspruch genommen werden kann. S. über den
angehängten Artikel Miklosich, Slav. Elem. im Rumun. S. 7. Die
Tabelle des Artikels ist nun die folgende:
PI. Masc. i
Fem. le
a—lor
a—hr
lor
hr
1 «
le
1 hr
lor
442 Declination. Walaohisches Sabstantivam. [II. 65—57.
Sg. Masc. Nom. l^le Fem. a{oa)
Gten. a — lui a—lei
Dat. lui ei, ii
Acc. l, le a (oa)
Voc. le = Nom.
Anm. 1) Der Artikel ist tonlos und ändert nichts an dem Accente
des Nomens: man spricht söcrului, cdpreUr. — 2) Die männliche Form
l wird der Endung u angefügt, und diese tritt, wenn sie weggefallen
war, wieder hervor, so dass alle consonantisch aosl. Masc. id an-
nehmen: sacru socnd, domn domnul. Auch die auf f nehmen diese
Form zu sich: popf p&pfl^ tatf tcUfl. — 3) Die zweite männliche
Form le fttgt sich dagegen an die Endung e: pfreatde {pcxries iUe).
— 4) Der weibliche Artikel a wird der Endung e angehängt: carte
(eharta) cartea^ und so mprire tnfrireay trestie tristiea, urtnäre urmarea,
ploae ploaia (nicht ploaea)^ voie vaia (nicht voiea)] die Endung f aber
geht in ihm auf: caprf capra. Endigt ein Wort auf ea, so empfängt
es eine besondre Form, oa z. B. steä (stdla) stedoa, ieä {sdla) ieäoa.
Gleichwohl ist keine besondre Artikelform oa anzunehmen ; wenigstens
gehört im Südwal. der erste Vocal o zum Nomen selbst, und a ist
Artikel: steao, steao-a^ Dat. steao-lji, aber doch PL^feo-fo, stea-hr. —
5) Der Dat ei fügt sich an Formen, die einen Diphthong enthalten,
ii an die übrigen, z. B. apropiäre apropiäreij coadf co(9deij tdinf tainet^
cdateä cetfeii (Clemens §. 20. 4)K — 6) Im Südwal. lautet der Ar-
tikel: Masc. 2fi, le^ a Juij PI. {/t, a lor; Fem. a, a ^i (woraus das
nordwal. eij ü, lat. iUi), PI. le^ a lor. In lu ist u stumm, wenn das
Nomen auf u endigt, also domnul, aber caplu (capui), frenlu (frenum).
— Der unbestimmte Artikel ist Masc. t«n, a unui, unui^ pre un, Fem.
una, a unei, unei, pre una; für una ist auch o gebräuchlich. Er steht
immer vor seinem Nomen.
Declinationstabelle.
L
Sg. coron-f, fug-f, ste-a
PI. coron-e, f^9'h steal-e
IL m.
an, (-M), fum (-«), fir {u) floar-e
an-i, fum-uriy fir-e flor-i
I. Declination. — 1) Zur Flexion f, PI. e, gehören auch Wörter
aus der 2., besonders aber aus der 3. lat., wie soacrf (socrus), sorf
{soror\ nepocUf (neptis). — 2) Zur Flexion mit dem PI. i bekennen
sich nicht allein Masc. wie im It., als poetf poetziy popp popij papa
(mit a im Sg.) papi, haSa baii; sondern auch zahlreiche Fem. und
zwar a) lat. wie hucf {bucca), coadf (cauda)^ coardf {chorda)j dnf
{coena)y cununf (corona), fragg (-um), fugf, furcf, fumicf {formicaX
gfinf (gdllinä), jamf (hibemum), limbf (lingua), moarp | (mola), wjrwf
(manus), meduhf (meduUa), nucf^ peatrf, ruinf, sarcinf^ searf (sera)^
1) Nach Mossafia ist diese von Clemens aufgestellte unterscheid, unbegründet.
n. 57. 68.] Dedinatioiii Walachisches Substantivam. 443
Sfgeatf {sagitta)^ vacf (vacQo). b) Fremde: baltf Pfätze, canif Topf,
dungf Messerrücken, glugf Kappe, ish^ndf Rache, ladf Lade, luncf
Wiese, oglindf Spiegel, phscf Flasche, roof Wunde, slugp Fem. Knecht
nnd viele andre. Dazu die mit ura abgeleiteten, wie Cfldurf, c^ntf-
iurf^ miäsuTf. Einige, wie fragf, nucf, haben im PL sowohl e als i.
— 3) Die Flexionsart mit dem Sg. a umfasst nur WOrter mit der
Ableitnng ßd, die zum grossen Theile auf lat. ella, illa zurückgehn,
daher das im PI. eintretende l: nuieä (noveUa)^ PI. nuiecde, purem
{*parcella)j rfnduneä (it. rondineUa), steä (steUa), turtureä (turtur%lla)j
vergeä {* virgilla)^ auch cureä (corrigia), und viele fremde oder neue,
wie Jffod Plage, mfseä Backenzahn, mfrgeä Perle. Diese Decl. zeich-
net sich dadurch aus, dass sie, wie die lat, dem Voc. Sg. eine eigne
Form einräumt: Jacob lautet hier Jacobe^ Petru Petre, domnu doamne,
nepot nepotCf oder im gemeinen Leben mit Artikel damnulej nepotüle^
amulej im PI. immer mit demselben und zwar der Dativform. In den
ttbrigen Decl. wird die baare Nominativform, im PI. gleichfalls der
Dat. gesetzt, z. B. tatfy fune^ tcUaüar , funüor. Zuweilen wird auch
die Endung o angewandt, wie in Catharino von Catharina.
n. Declination. — Das Kennzeichen derselben ist u, das aber
nur nach Vocalen oder nach zwei Gonsonanten, wenn die Aussprache
es erheischt, noch fortbesteht: leu {leo), bou (bo8\ ryu (rivus), ctiscru
(consocer), nach Gonsonanten übrigens wegfällt und erst vor dem Ar-
tikel wieder eintritt*. — 1) Zu der ersten Flexionsart (m, PI. i) ist
anzumerken : a) die Endung iu, wenn sie stumm ist, wandelt sich im
PI. in t, nicht n: pfsto\riu pfstori; aber ochiu (oclus octdfi8\ achii;
h) l = lat. U erleidet Ausfall: ccäy PI. cai = it. cavdllo cavai, Cfluiel
Cfluiei. — 2) Zur zweiten Flexionsart mit dem PI. ort, welcher weib-
lich ist, bekennt sich eine überaus grosse Zahl von Wörtern. Es sind
a) lat. oder griech., wie aus {auditus) PL dusuH^ balte {bdltheus),
camin, camdj capikd, cam {caro\ caiar {catarrhus)^ ceriu (caelum)
ceriuri, chimin (cufnimis\ chivot {xißcoTog), der {clerus)^ eontract {-usX
cur {culus)y cymp {campus\ dog {Soxrj), dor (it. duolo\ drum (d^o/zog),
du8 (dudu8)j crem (eQrjfiog), frig, frupt (fructus), fum, fyn {foenum\
ger {gelu\ ghem {glomus), glob, grum, lac, lard, loCy lucru, tnaiu {malleus\
metalf mod, nod, pept (pectus), plumb, ryu, somnj staJt^ stih (orixog),
Sfn {8inu8)j timp (tempus), vin, vis, v^nat {venatus), v^nt {venlus).
b) Fremde der verschiedensten Bedeutungen, als baiu Qual, bal Tanz,
berc Gebüsch, boU Knopf, bot Rüssel, breb Biber, but Trotz, chip 6e-
1) Um dies nochmals zusammenzufassen: in alter oyrillisoher Schreibung,
der wir hier folgen, wird stummes u nicht ausgedrückt. Stummes % aber wird
ausgedrückt, also ponCi Isilb., carü 2silb. Den Ssilbigen Vers ^ckit in lacrpnt
i%i scalde lese man ochilin Idicrem Hiacälde. Ausgedrückt wird auch stummes
iUy z.B. feaXtu Isilb., pezitoriu Ssilb., Yb. mor^u Isilb., rftnutu 28ilb. Hängen
sich andre Sprachtheile an, so leben die stummen Yocale wieder auf.
444 Declination. Walachisches Substantivum. [II. 58. 59.
stalt, cleiu Leim, codru Wald, cos Korb, dantjs^ Tanz, duh Geist fealiu
Art, gord Zaan, ghimp Stachel, gorun Eiche, grunU Stück, hoc Reisig,
hartz Krieg, herb Scherbe, plug Pflug, potop Verderben, präg Schwelle,
ref Elle, ret Wiese, sdroh Klumpen, slic Schlamm, iopru Schuppen,
steamp Pfahl, t^ Teich, tryi,nd Schwiele, trup Körper, tutsin Dutzend,
tifrg Markt, tzep Springbrunnen, vräb Haufe, vyrv Gipfel. Dazu meist
die mit mifnt, mit ü und mit iäe abgeleiteten, wie pfm^t ppnf^nturi^
berlii berlüuri, cortutz cortüteuri. — 3) Auch die Zahl der Wörter
mit dem PL e, der wie uri weibliches Geschlecht annimmt, ist be-
trächtlich. Es sind a) lat, wie brate {brachium) PI. bratze, com^ cuiu
{cunef4s), cuvynt{convefUus)j deaget {digütis), fier (ferrum) PL fere^ fir
(ßum)y fu8, grfn (granum), lemn {lignum)y Ifmpai {lampas), mfr
{malus), paiu {palea) PL pae, par (pcdus, i), scann (scamnum), semn
{signum\ teatru, terminj vas. b) Fremde, wie brfu Gurt, chpot Glocke,
cfrlig Haken, jazer Teich, matz Darm, obraz Gesicht, pfhar Becher,
Hnor Schnur u. s. f. Diese Wörter, unter welchen ziemlich viele lat.
Neutra, vergleichen sich in Beziehung auf das Geschlecht den it. mit
dem PL a; aber sie drttcken dieses, abweichend vom It., entschieden
durch die weibliche Pluralform aus. | Manche haben den regel-
mässigen PL daneben, wie mp- mere und meri.
III. Declination. — 1) Hieher gehören viele, welche lat. ia und
io in ie schwachen, als arte, biblie, copie, conditziSy scorpie. — 2) Wie
in der 2. Decl. schwindet l: ccde (callis) Cfi, pecde (pellis) piei, väle
(väUis) vfi.
Anomal gehen mehrere, wie om (homo) oameni, cap capete^ narp
(nums) nurori, earbf {herbä) ierburi. Fio fem. (pilum) hat auch im
PL pioj mit Artikel Sg. pioa, PL piole. Zio^ auch jA {dies), PL züe,
mit Artikel zioa (zweisilb.) zilele. Pj^^masc. Bach (alb. j^^rrtia) hat
den weibl. PL pfrcu). dar (carrus) hat care, vgl. it. carra. Nume
(nomen) behält seine Gestalt auch im PL
Zu allen drei Decl. sind noch wichtige Lautttbergänge sowohl
des Tonvocals wie des von der Flexion unmittelbar berührten Con-
sonanten anzumerken. Nämlich 1) was den Vocal betrifft, so wird
a des Sg. im PL auf t zu f, als bae bfi, brad brftzi (darüber Mussafia
Vocalisation 153), cetäte (civitas) cetftzi, mare mfri, sare (sal) Sfri,
zamf zffni und so im Dat. Sg. mit Artikel cetftzii, mprii etc. In PL
auf e wird a zu ea, das auch in e übergeht: fatzf (facies) feaize fetze,
masf (mensa) mease mese, spatf (spatha) spete, vatrf (Herd) veatre
vetre. E wird zu ea in PL auf e: lemn leamne, semn seamne (andre
schreiben lemne, semne). Sowohl f wie ea werden zu e in H. auf t :
cumftru (co-mcUer) cumetri, mfr (mält4s) meri, pfr (pütis) peri ; cheae
(clavis) chei, bisearicf (basilica) biserici, Cfdeare (cadere) Cfderi, leage
{lex) legi, mtyare (mtdier) mueri. wird zu oa in PL auf e: os {os)
Oase, zflog z^age. Oa wird zu o in PL auf t, als floare flori, foae
IL 59-61.]
Declination. Walachisches Substantivuin.
446
{folium) foi.groapf (Grube) gropi, ploae (pluvia) plai. Aber bei weitem
nicht alle Nomina unterwerfen sich diesen Lautgesetzen: es heisst
z. B. ban bani, nicht bpii; ver (verres) veri, nicht veari; domn domn%
nicht äoamni. Der Grund dieses Umlautes muss in den Pluralzeichen
i und e liegen: i muss die Kraft haben, einen Diphthong oder einen
getrübten Laut auf seinen Grundlaut zurückzuführen {legi, gropiy peri),
wogegen e den Diphthong be|gttnstigt {mease, seamne, oase), also Ab-
weichung vom Grundlaut bewirkt. Nur darin scheint i sich selbst
zu widersprechen, dass es a in f trübt. — 2) Was den Consonanten
betrifft, so verwandelt sich nach allgemeinen Lautgesetzen $ vor % in
i: bios bioü, Uasf leSi, auch oaste oiti, aber doch casf Cfsi. T vor
demselben Vocal in tjs, d in js: abai abatsi, argat argat/si, cartf Cfrtjsiy
poarte poartei\ cadf (cadus) Cfsi, jed (haedus) jeei, med {fjildv) mezu
C und g werden vor i und e immer palatal: ac ace, arc arce, deric
derieiy medic medici, sac sad; birgf (Fehler) birge, fugf fugiy spargf
{asparagus) spargi, vargf {virga) vargi; ausgenommen fast nur solche,
worin c auf cl zurückweist, wie in ureache (auricida) urechi. Aus sc
wird gewöhnlich it, so in bfesc (bergmännisch) bfeSH, muscf muite.
Im Südwal. bemerkt man auch Übergänge des p in ch (k) und des
b in gjj z. B. lupu luchi, vtdpe vulchiy carbu corgji. Dieser Laut-
wechsel, der häufig in demselben Worte sowohl den Vocal wie den
Consonanten trifft, ist zwar, wie sich versteht, nichts anders als eine
Folge der Lautgesetze, gewährt aber die Vortheile einer innem
Flexion d. h. eine kräftige Unterscheidung des Numerus.
Zur Anschauung folgen hier einige Beispiele articulierter Decl.
Es genügt, den Nom., Dat. und Voc. au&ustellen.
äoamn-a
doamn-ei
doamn-^!
doamne-le
äoamne-lor
doamne-lor!
sg.
Barbar-a
Hea-oa
tate-l
Barbar-ei
«tea-lei
tate-lui
Barbar-e{o)l
8tea! aUa-ot
täte!
PI.
Barbare-le
attaU'le
tatsfi'i
Barbare-lar
steale-lor
tatei'lor
Barbare-lar!
ateale-lor!
tatzi-lor!
I domnu'l
' domnU'lm
I doamne!'le!
j domni-i
dotnni'lor
\domni-lor!
Petru
lui Petru
Petre!
Petri
Petri-lor
Petri'lor!
dinte-le
ditUe-lui
dinte!
PL
dintzi-i
dintei-lor
dintzi-lor!
floare-a
floar-ei
floare!
flori-le
flori'lor
flori'lor!
Übersieht man nun die wal. Decl. in allen ihren Zügen und
Eigenheiten, so muss man sich gestehn, dass sie nicht | überall rom.
Entwicklung kund gibt, dass sich fremdes Element eingedrängt haben
muss. In der That erklärt sich manches aus nah liegenden Sprachen,
wie dem Alban. und Bulg., anderes bleibt uns unerreichbar, da uns
die dacische Landessprache, die an der Bildung des Wal. (wie auch
des Bulg.) Antheil hatte, nicht vorliegt. Ein wichtiges Ereignis, die
Anfügung des Artikels an den Auslaut des Nomens, bemerken wir
auch in jenen Sprachen. Im Alban. ist der männliche Artikel t, der
weibliche a, und der letztere tritt, wie im Wal, in die Stelle der
Endung f ein, z. B. mfmf Mutter, rngma die Mutter, wal. mumf muma.
446 Declination. Walacbisches Sabstantivnm. [II. 61. 62.
Trotz dieser Übereinstimmung ist die lat. Herkunft des wal. a aus
iUa mit syncopiertem U denkbar, wie denn auch seine Flexion lat
geblieben. Die wal. Form oa findet im Alban. nicht ihres Gleichen :
Wörter auf a z. B. schalten hier i, nicht o ein Q^irqja). Der bnlgar.
Artikel ist tf\ er kann, abweichend vom wal. Gebrauche, den Ton
an sich ziehen. Die Decl. des Subst selbst stimmt formell nicht zar
alban. und nur in so weit zur bulgar., als der Nom. der Masc. hier
gleichfalls auf i ausgeht, welches aber eben so wohl den Fem. zu-
kommt, und in dieser Hinsicht findet sich für die wal. Pluralbildung
auf i der Fem. auf f etwas Analoges im Bulgar., z. B. kravf kravi.
Der mit r verstärkte PL der 2. Decl. ist auch im Alban. einheimisch,
worin er beiden Geschlechtern zu Theil wird, ohne dass das Masc.
zum Fem. übertritt, z.B.prift-i (presbyter) pnftfre-tfj kartf-akärtfra-tf
und viele andre, s. auch Bopps Abb. über das Alban. S. 3 und Anm. 7.
Auch im Bulgar. kommt dieser PI. vor, z. B. wenn aus iena PL
ienurija wird (Miklosich HI, 223, wo auch der wal. Fall verglichen
ist). Diese Form hat grosse Ausbreitung gewonnen und sich selbst,
wie wir sahen, einer Menge lat. Wörter bemächtigt: sie ist, wenn auch
fremd, nicht zu verachten, da sie wohllautend ist und durch ihre
Mehrsilbigkeit das Einförmige der Flexion belebt. Die Vocativendung e
kennt der Albanese nicht, wohl aber der Bulgare, z. B. in Eigen-
namen wie Dragan Dragane^ Slavi Slave, was aber kein ausreichender
Grund ist, den lat. Ursprung der wal. Form antzufechten. Der Voc.
auf aber findet seine Erklärung in der gleichen auf zahlreiche Fälle
angewandten alban. und bulgar. Form. Der Umlaut ist auch im
Alban. von Bedeutung, allein in dem gegenwärtigen Zustande dieser
und der wal. Sprache ist wenig Übereinstimmendes nachzuweisen,
wie etwa, dass alban. o im PL durch ua vertreten wird (dorf-a,
düar-tf), was an den wal. Übergang von o in oa erinnert. Dieser
Lautwechsel scheint in letzterer Sprache feiner ausgebildet, da er von
der Natur des Endvocals abhängte Bei aller fremden Einmischung
aber bleibt die wal. Decl. in ihren Grundzügen rom. : dafür bürgt die
Pluralbildung e aus a, i aus u.
1) Wechsel des Tonvocals in der Decl. ist auch ans dem Ghorw. und Neap.
bekannt. Doch findet sich zwischen beiden Mundarten wenig Zutreffendes, da
in den gegenseitigen Beziehungen der Yocale jede ihrem eignen Sinne folgt.
Im Churw. wird der aus o stammende Diphthong ie nur dem Sg., nicht dem mit
a flectierenden PI. zu Theil, wie in chiem coma, criesa crossa, iesa osack, A als
ein schwerer Yocal konnte kaum der Grund sein, der Stammsilbe den Diphthong
zu entziehn, da sich beide in andern Wörtern zusammen vertragen, wie in den
Sg. gliergia (gloria)^ stierta (it. storta). Wiegt also das a des PI. schwerer als
das des Sg., oder schränkte man in jenen Fällen den Diphthong auf den Sg. ein,
um den unterschied beider Numeri deutlicher hervortreten zu lassen? Denn es
heiBst auch ohne a chierp eorps, ief(pvum) ovs, iert (horttui) orts, piere porcs, —
IL 62. 68.] Declination. Adjectivum. 447
U. Adjectivuin,
Bei der Flexion dieser Wortgattung kommt dreierlei in Betracht:
Genus, Declination und Gomparation.
I. Genus. — Der Grundsatz der Dreigeschlechtigkeit | (denn
die Grammatik erlaubt sich, das negative Geschlecht als das dritte
aufzuführen) muss sich beim Adj., da es zum Begleiter des Subst.
bestimmt ist, in jedem einzelnen Worte bethätigen, mag es ihn nun
durch die Form äusserlich zu erkennen geben oder nicht. Die lat.
Sprache besitzt Adj. von drei, von zwei und von gar keiner be-
stimmten Geschlechtsform, von letzterer wenigstens im Nom. Sg.
1) Die dreiformigen haben die Endungen us, a, um {bonus, bona, bonum),
er, era, erum {liberj libera, liberum), endlich (nach dem höheren Sprach-
gebrauche) er, rts, re {acer, acris, acre). — 2) Die zweiformigen ver-
einigen das männliche und weibliche Geschlecht in der Endung t^,
fttr das Neutrum ist e bestimmt {brevis, breve)] die mobilen Subst.
auf ior, Fem. trix, werden gleichfalls als Adj. gebraucht und haben
zum Theil im PI. selbst neutrales Geschlecht {victores, vicirices, vidricid),
sind aber als eigentliche Subst. der Gomparation unfähig. — 3) Die
grosse Mehrheit der geschlechtlosen (einförmigen) geht auf ^ oder x aus.
In den Tochtersprachen ist mit dem neutralen Geschlechte des
Subst. auch das des Adj. erloschen. Nur wenn dieses die Stelle
eines abstracten Subst. versieht, wenn es femer als Prädicat eines
neutralen Pron. (denn dieser Redetheil enthält allerdings Beispiele
des formellen Neutrums) oder einer ganzen Phrase dasteht, bleibt
ihm auch der neutrale Sinn, den es im Lat., Griech., Dtsch. und
andern Sprachen, welche dieses Genus kennen, ausdrückt Dies ist
im it ü belle = to xaXov oder in cib e bello fühlbar genug. Allein
nur in den alten Mundarten Frankreichs wird dieser neutrale Sinn
auch äusserlich bezeichnet, Spanien vermag ihn bloss im ersteren
Falle, wenn das Adj. die Rolle des Subst. ttbemimmt, durch eine
eigne Form des Artikels anzudeuten (S. 424). Das Schicksal der ad-
jectivischen Geschlechtsendungen ist nun im Born, das folgende.
1) Die Endungen us, a dauern fort, so it bmno buona, sp. bueno buena^
pr. bo bona, fr. bon bonne, wal. bun bunf. Hiermit fallen er, era zu-
sammen, da man von er den Acc. erum sich als die Grundlage der
männlichen Form zu denken hat, daher richtig it libero, nero, pigro,
Beispiele des neap. Lautwechsels sind: 1) vor a des PL: Sg. piro, PI. pwa;
niespolo nespola, vgl. auch Masc. piecoro, auogro, Fem. pecora, sogra, 2) Vor e
des PI.: perzona perzwne, sperone sperune; pemmece pimmece, sposo spuse) prevete
prieoäe, ardene uordene. Offenbar verscheucht das stärkere a den Diphthong,
das schwächere e rieht ihn an, und auch mit den einfachen Yocalen halten es
beide verschieden. S. Wentrups Beitr. z. Kenntn. der neap. Mundart S. 26.
448 Deolination. Adjectivum. [n. 63—65.
sacro, tenero und die Pron. altro.neutro, \ nostro etc.; Bp.negro, sagrOj
tiemOy otro, neutro, nuestro] pr. ncgre, tenre, autre, nostre; waX. negru^
tinfr, nostru. Einzelne treten in einzelnen Sprachen zu den einför-
migen über: so it. gente (für gento^ genüus), fraitdolente; sp. firme,
libre, pigre] pg. contefUe] mlat. firmi^ et stabilis Mab. Ann. III, n. 41,
HLang. II, n. 19, sententia firmis Esp. sagr. XI, 209 (9. Jh.), vgl.
Marc. p. 804 etc. Für die 3. Glasse er, m konnte es, da beide im
Acc. rem zusammentreffen, nur eine gemeinschaftliche Endung geben:
it. acre, celebre, celere (poet), campestrej pedestre, salubre, silvestre
(poet.); sp. acrey alegre (alacrem), campestre^ celebre, pedestre, salübrej
silvestre'y fr. aigre^' cSUbre, salubre etc. Im Streben, das Genus auf
andre Art zu kennzeichnen, werden jedoch mehrere dieser Glasse hier
und da zur ersten gezogen, wie it. acro^ ailegro, campestro, süvestro
(neben acre etc.); sp. agrio] pr. agre, alegre; wal. agrUy f. Unter
diesen ist gemeinrom. das freilich schon von Palladius gebrauchte
acrus. — 2) Die Adj. auf is (gen. cotnm.) kennen nur eine Endung,
wie it. brevCy dolce. Eine grosse Menge derselben trat aber in den
nordwestlichen Sprachen zu den Adj. zweier Endungen über, so pr.
comun comuna, fr. doux douce, fort forte^ grand grande. Die übrigen
haben nur einzelne Beispiele dieses Übertritts: it tristOj sp. rudo\
tristis, non tristus^ sagt der App. ad Probum. Eine solche Geschlechts-
unterscheidung nahm das Neugriech. mit der alten gemeinschaftlichen
Endung og vor: d&ioog, a&cia, dx^diov = altgr. d&diogy d&wov. Die
Subst. auf tor werden im Rom. auch adj. mit zwei Endungen ange-
wendet und sind sogar der Gradation und der Verwandlung in Adv.
durch Anfügung von tnente fähig, z. B. pr. plus chantaire Chx. V, 318,
lo pus tracher III, 410, altfr. barateressefnent, tricheressement, — 3) Die
Adj. einer Endung stellen sich in den Tochtersprachen natürlich eben
so dar. Aber auch hier hat sich eine ganze Glasse neufr., wie plai-
sant plaisante {placens)y ein Fem. auf e geschaffen. Überdies wird
aus pauper in einigen Sprachen pauperuSj was nicht einmal unrömisch
ist (S. 17): it. povero, a, ^T,paubre, a; pauper mülierj non pawpera App.
ad Prob. Ebenso ward invetusdeis männliche und weibliche Geschlecht
unterschieden» wie die Zss. it Castelvetro, sp. | Murviedro, pg. Tor-
resvedras und das einfache altpg. vedro FGrav. 387, endlich auch das
it. vietOj a bezeugend
Wie schon beim Subst. die 1. und 2. Decl. vor der 3. begün-
stigt ward, so ist auch die Vorliebe der neuen Sprachen für die das
Genus sondernde Adjectivclasse us, a nicht zu verkennen. Diese
Glasse gab daher den Typus für die neuen Bildungen, seien sie nun
1) Es gibt auch ein altfr. vUs gen. comm., z. B, de la vice dete (dette) ei
de la nueve FC. I, 868, welches aus vetus herrühren muss. Man flectierte aber
auch Masc. pies, Fem. vieae, s. Orelli 26, Ch. d'Ant. I, 176.
n. 65. 66.] Dedination. Adjectivam. 449
aus lat oder fremden Stämmen entsprossen. It. Beispiele sind : baldOj
biancOj biondo, biotto, bravo, btyOj codardoj drudOy feUoy fino (neben
fine\ fiocOj fondo, fresco, gajo, goffOj gonao, gramo, grigio, guerciOy
guittOy laido^ lesto, ligio, lisdo, manto (fr. maint), piaUo, quatto, ricco,
scdltrOy scarso, schieUo, schifo, sguando^ snellOf stanco, stracco, vermiglio.
Ausgenommen sind etwa folUy prode\ im Span, cobarde, ruin; im
Franz., meist um den Schlussconsonanten hörbar zn machen, brave,
gauche, leste, lige, lisse, mince, riche, teme a. dgl. m.
2. pie Declination des Adj. ist im Lat. dem des Sahst, gleich
und bietet auch im Bom. nichts Abweichendes.
3. Eigenthttmlich dem Adj. (so wie dem davon abgeleiteten
Ady.) ist die Fähigkeit der Gomparation. Zu diesem Zwecke hat
die lat. Sprache eigne Formen, für den Comp, ior und für den Snperl.
imas und issitims. Diese flexivische. Gomparation haben ihre Töchter
dem Grundsätze nach aufgegeben und ersetzen sie mit dem ttblichen
Mittel der Umschreibung. Auch der Römer verschmähte dies Mittel
nicht, aber nur wenn der Stamm des Positivs auf einen Vocal ausgieng,
in welchem Falle er den Gomp. mit fnagis, den Superl. mit maxime
umschrieb: pius, magis pius, maxime pius. Der Romane nahm sich
diese Umschreibung mit Adv. zum Muster, bediente sich aber nicht
flberall desselben Wortes. Den Gomp. auszudrücken behielt nur der
Spanier, Portu|giese und im äussersten Osten der Dacoromane magis
bei: mos dtüce, mais doce, mai dtdce; die andern Völker griffen zu
dem sinnverwandten plus: it. piü dohey pr. plus dous, fr. plus doux.
Aber plus lubens sagte ja auch Plautus Aul. 3, 2, 6, plus formosus
Nemesian Ecl. 4, 72. Me = magis ruft auch die alban. Sprache zu
Httlfe, um den Gomp. zu gewinnen.
Wichtiger ist die Abweichung beim Superl. Weder maxime noch
plurimum, beides allerdings unbequeme fast unbildsame Wörter, wählte
man zur Umschreibung, sondern man legte dem Gomp. durch den
vorgesetzten bestimmten Artikel die Bedeutung des Superl. bei. Wenn
der unbestimmte Artikel sich mit dem Gomp. bequem verträgt, wie
in der it. Phrase un cavdllo piü bello ddV altro 'ein schöneres Pferd
als das andre', so zerstört der bestimmte das Wesen desselben von
Grund aus, indem er jede Yergleichung abschneidet und dem Gomp.
den hohem Begriff des Superl. aufdruckt Questo eavallo e il piü
beUo gestattet den Zusatz delV altro nicht, weil der bestimmte Artikel
die von dem Adj. ausgesprochene Eigenschaft als eine dem Subst.
ausschliesslich zukommende bezeichnet. Uns würde es eben so wenig
möglich sein zu sagen ' dieses Pferd ist das schönere als das andre' ;
wir würden, müssten wir den Artikel beibehalten, den Gomp. gradezu
in den Superl. verwandeln: * dieses Pferd ist das schönste unter
beiden'. Etwas der rom. Methode Ähnliches findet sich in der neu-
griech. Umgangssprache, welche den Superl. durch 6 nXiov = üpiü
Diei ronuuu Gnmm., 11. 5. Aufl. 29
450 Declination. Adjectivum. [H. 66—68.
aasdrückt, das sie aber nicht dem Positiv, sondern ihrem organischen
Comp, vorsetzt: 6 nUov nkovaioireQog. Auch eine dtsch. Volks-
mundart drttckt den dritten Grad dnrch den articnlierten zweiten
aus, aber gleichfalls durch die organische Form: 'der schönere' ^
der schönste, s. Schmellers Mundarten Bayerns S. 303.
Indessen besitzt das neulat. Sprachgebiet auch Beste organischer
Gomparation. Überall, ausser in der ganz auf das Hülfswort be-
schränkten wal. Mundart, dauert die bekannte wurzelverschiedene
Steigerung von bonus, malus, magnus, parvus fort; nur sind im Nord-
westen die Superl. als solche | untergegangen K Überdies kannte
die frühere Periode mehrerer Sprachen noch eine Beihe von Compa-
rativformen, und hier wird der Superl. durch unmittelbar vorgesetzten
Artikel gewonnen : it. ä migliore =? il piü huono, sp. d peor, fr. le
moindre. Dem Italiener, Spanier und Portugiesen aber ist noch immer
die alte Superlativbildung, wenn auch nur in absoluter Bedeutung
(it. bdlissimo = vcdde bellus)^ vergönnt. Endlich haben sich noch
einige Steigerungsformen erhalten, deren Positive im Lat schon
fehlten oder im Bom. erloschen, wenigstens nicht volksüblich sind,
so dass also die neue Methode der Umschreibung hier keine An-
wendung fand. Dergleichen sind prior, citerior, tdterior, interior, ex-
terior, inferior, superior, posterior; primus, ultimus, intimus, proximus^
extremus, infimus, supremtis stmimus, postremas', man sehe die rom.
Formen in den Wörterbüchern.
Das Neutrum des organischen Comp, ward, wo es sich erhielt,
entweder als ein neutrales Adj. behandelt, wie it ü peggio das
Schlimmste, cid e meglio *das ist besser', oder es übernahm die Be-
deutung des Adv. Dergleichen Neutra sind: mdius, it. meglio, pr.
melhs, fr. mieux (sp. mditss bei Berceo ist Latinismus); pqjus, it.
peggio, pr. peUjif, fr. pis; majus, it. maggio; minus, it meno, sp. pg.
menos, pr. mens, fr. moins; plus, it. piü, pr. plus, fr. plus. Dem
Spanier fehlen die meisten, muthmasslich weil ihm der neutrale Ar-
tikel lo, dem Masc. vorgesetzt, zur Bezeichnung des Neutrums ge-
nügte, wie in lo peor = it. ü peggio. Ein anderes Neutrum des |
Comp, hat die Geltung eines geschleohtigen Superl. angenommen:
sequius, ital. seaao, seeea = ultimus, a.
1) Auch die Positive verschwanden meist, da die andern Stufen nicht noth-
wendig auf die lat Ausdrücke angewiesen waren; sie mussten durch andere er-
setzt werden. Bonus blieb überall. Malus ist im It. wenig üblich und wird
durch cattivo {captivus gefangen, elend), im Franz. immer durch mau/oais (s. Et.
Wb.), wal. durch reu {reus, it. tio) vertreten. Magnus altrom. noch im Ge-
brauche musste vor grandia, wal. vor mare {mos maria'i) zurückweichen. Tarrms
ist im It. gar nicht, im Span, und Pg. wenig üblich, im Prov. oder Altfr. kommt
es einmal vor {paro Fragm. d'Alex. v. 88); seine Stellvertreter sind: it. pieeoio,
sp. pegfieBo (pic Spitze), fr. peUt (pit = pic), wal. mic (vgl. lat mica).
n. 68. 69.] Declination. Italienisches, Spanisches Adjectivum. 451
1« Italleoisclies AfUectiTum,
Geschlechtiges. Masc. o, Fem. a: pur-o, pur-a^ PL pur-ij pur-e.
— Zu merken ist: 1) Die Endung co hat in einfachen, zweisilbigen
Wörtern den PI. ch%\ lianco bianchi, cieco ciechij greco grechi (Gred
ist Sahst.) In den übrigen ist keine feste Kegel. Die mit icus ab-
geleiteten haben ci: arahico^ ccUtolico, clctösicOy laico, magico^ tirannicOj
zuweilen neben chi^ wie in domestico, erokOt rtistico, salvaHcOf unico.
Andre nehmen chi: adunco, cadtico, opacOj ubbriaco. Beiderlei Flexion
findet ausser mehreren auf Uo auch in aprico, pudico, reciproco u. dgl.
statt. Das Fem. ca hat immer che. — 2) Drei Wörter häufigen Ge-
brauches beUoj hwmo und sanio werfen im Sg. vor consonantisch
(nicht aber mit s imp.) anhebenden Masc. alle Flexion ab, wobei
hello nach einer Lautregel das letzte Z, santo der Euphonie zu Ge-
fallen sein t aufgibt: bei cavalh, buon vino, San Pktro, dagegen beUo
specchio^ Santo Stefano. Im PI. verhält sich bello wie capello (S. 423).
Geschlechtloses. Sein Kennzeichen ist e: fort-e^ PL fort-^] auf
t endet pari (lat. par) schon im Sg. — Man merke: grande kürzt sich
im Sg. und PL gewöhnlich in gram gran cavalloj gran cavälli^ gran casa,
gran case, nie vor s imp. oder Vocal: grande specchiOy grandi anime.
Comparation. 1) Durch p%u\ Comp, piü forte, SuperL ü (la)
piü forte. — 2) Organische: a) in den Anomalien
biwnOf migliore, ottimo grande, maggiore, massimo
cattivOy peggiore^ pessimo piccolo, minore, minimo (menomo),
Dante braucht maggio ftlr maggiore, maggi für maggiori Par. 6, 120.
15, 97, d. h. er flectiert das ursprüngliche Neutrum. Neben der lat.
Steigerung ist auch die rom. in Kraft: piü buono = migliore, ü piit
buono = ü migliore oder Vottimo. Veraltet sind die dem Prov. ent-
nommenen Comparativformen | foreore, gensore, plusori. b) In den
Superlativformen issimo, errimo, deren die Adj. gemeiniglich fähig sind:
bdUssimo, fortissimo, faciUssimo (nicht faciüimo), selbst buonissimo und
grandissimo, celeberrimo, miserrimo ^ Die Endung co des Positivs geht,
je nachdem sich ihr PL formt, in cissimo oder chissimo über : amids-
simo, bianchissimo; die Endung io mit betontem i in iissimo, mit ton-
losem meist nur in issimo : pio püssimo, restio restiissimo, empio em-
pissimOy vario variissimo.
2, Spanisehes A^i^tiTunu
Geschlechtiges. 1) Masc. o, Fem. a: pur-o, pur-a, PL pur-os,
pur-as. Die Wörter btieno, malo, santo werfen vor Masc. den Flexions-
1) Bei älteren Schriftstellern begegnet sogar der doppelte Superl. ottimis-
rimOy minimissimo, aommiasiino, intimissimo, d. h. in Fällen, worin die Form
minder fühlbar war. S. Femow §. 167. So braucht Apulejas postremiasimus,
Amobins minimissifnus, das Mittelalter gleichfalls minimisaimus, dsgl. üUimiasimus.
452 Declination. Portugiesisches Adjeotivum. [ü. 69. 70.
Yocal, Santo überdies noch, wie im lt., den letzten Consonanten ab:
buen caballOy mal lumbre, San Pedro] doch bleibt santo vor Domingo^
Tomas, Tomi, Toribio unverkürzt. Auch die Numeraladj. primerOj
tercero, postrero pflegen vor Masc. den Endvocal fallen zu lassen,
primero bei Dichtem selbst vor Fem.; ciento kürzt sich alsdann in
cien. — 2) Masc» ohne Flexionszeichen, Fem. a: espaiiolj espafkU-aj
PI. espafiol-eSy espaüol-as. Hieher gehören fast nur solche, die zugleich
Subst. sind, hauptsächlich Gentilia, als aleman^ catalan, frances, hur-
gdkSy andäluß] dann aber auch Appellativa, wie tajador^ frion, ham-
pon, alaßan, holgaean\ für sich steht montes {* montensis).
Geschlechtlos sind alle auf e, i und die meisten auf einen Con-
sonanten ausgehenden eigentlichen Adj., wie fuert-e, PL fuert-eSy ha-
ladi baladi-es, facti fäciles, comun comun es, ruin ruin-es, mejor m^or-es,
cortes cortes-es, veloa veloc-es. Auch hier pflegt sich grande im Sg.
und PL zu kürzen: gran \ caballOy gran cabdllos, das Subst. müsste
denn mit einem Vocal anlauten: grande amigo.
Comparation. 1) Durch das dem Positiv vorgesetzte mos:
Comp, mas fuerte, Superl. d (la) mas fuerte. Die Alten brauchten
statt mas auch plus, vgl. plus generaies Alx. 9, plt4S blanco ds. 1244,
Bc. Mill. 438, plus vermejo Bc. SiL 230. — 2) Zur organischen Com-
paration gehören nur noch folgende Fälle: a) die Anomalien
bueno, m^or, optima
malo, peor, pesimo
grande, mayor, maximo
peguefio, menor, minimo.
Comp, auch mas bueno, Superl. auch d m^or, el mas buenoK b) Der
nur in absolutem Sinne und nicht auf alle Adj. anwendbare Superl.
isimo, errimo: durisimo, püsimo, utüisimo, celeberrimo, miserrimo. Bei
seiner Formation kehrt a) der Diphthong des Stammes zu seinem
Vocal zurück: bueno bonisimo, fuerte fortisimo', ß) c wandelt sich vor
der Flexion in qu, a m c: blanco blanquisimo, fdie fdidsimo', y) die
zsgz. Endung ble nimmt den ausgestossenen Vocal wieder zu sich:
amahU amabilisimo; d) einige Wörter stellen selbst den syncopierten
Consonanten wieder her: cruel crudelisimo, fiel fiddisimo-, e) die ton-
lose Endung io verwandelt sich in isimo statt iisimo: necio nedsimOy
redo recisimo.
8. Portugiesisches A4JectiTum.
Geschlechtiges. 1) Masc. o, Fem. a: pur-o, pur-a, PL pur-os^
pur-as. — 2) Masc. apocopiert oder auf das einsilbige ao d. i. am
ausgehend, Fem. a: chao{planus\ Fem. cÄoa, cristäo, cristäa, Thchäos
chäas, cristäos cristäas; allemäo aUemäa, cataläo cataläa, PL allemäes
dRemäas, catalaes catalaas\ bom (bonus) boa, PL bons boas', crü (crw-
1) Der aus dem Proy. entlehnte Comp, gengor wird als Positiv gebraucht:
tanto avie el euerpo geneor Mar. Egipc. (Ochoa p. 564^).
n. 70 — 72.] Dedination. Provenzalisches Adjectivum. 463
dus) crua^ nü (nudm) nua^ PI. crus cruas, nüs nuas\ hespanholhespan'\
JujiOj PI. hespanhoes hespanholas, francea francezaj portuguee portuguezüj
anddluz, andcdtiza; auch eornntum hat das Fem. commua. Vgl. ttber
diese Flexionen das Subst. — Zu merken: a) Anomal sind mäo {ma-
lus) mit dem Fem. mdy und s6 (soltis) mit gleichlautendem Fem., PI.
sasj schon seit ältester Zeit, b) Santo verhält sich wie im Span.:
Säo Pedro, Säo Luis, Santo Thomas, mit apocopiertem o SanP lago.
Ebenso wird cento in cem abgekürzt.
Geschleohtlos sind auch hier alle auf e, i und (mit Ausnahme
der eben erwähnten) auf einen Cons. ausgehende, wie forte, turqui,
neutral, infiel, fdcil, azul, ruim, feroz, PI. wie beim Subst., also fortes,
turquis, neutraes, infieis, faceis, ojmis, ruins, feroBes. Simplea hat den
doppelten PL simpleß und simplices, Grande wird vor einem Conso-
nanten zuweilen abgekürzt: gräo duque, gräo parte, gräo Bretanha.
Comparation. 1) Durch mat«: forte, Com^. mais forte, Superl.
(a) mais forte. Die Alten bedienten sich auch der Vergleichung
vermittelst chf4S = plus, z. B. chus pequena FGrav. 375, chus pe-
guenos 396, vgl. FGuard. 407, chus negros gall. Lied Alf. X. (Nobl.
de Andal. 152*»), chus pouco Canc. ined. 48». 2) Organische Com-
paration: a) Anomalien:
hom, mdhor, optimo
mdo, peor, pessimo
grande, maior, moty maximo
pequeno, menor, minimo.
Daneben mais grande, mais pequeno, nicht mais hom, mais mdo. b)
Snperlativformen issimo, errimo, deren Bildung sich auch hier mög-
lichst nahe an die lat. hält, daher cruel crudelissimo, fid fidelissimo,
frio frigidissimo, terrivel terrOüissimo, hom honissimo, mdo malissimo,
nohre nohüissimo, antigo antiguissimo, amigo amicissimo\ selbst facü-
limo und humülimo (neben humüissimo) sind üblich. Camoens Lus.
3, 116 braucht asperissimo.
4, Proyenzallsehes A^i^^^tt^^^un*
G^schlechtiges. 1) Masc. s, Fem. a: pwr-s, pur-a, Acc. | pur, pur-a,
Nom. Pl-iwr, pur-as, Acc. pur-s, pur-as; savi-s, savi-a, savi, savi-a PL
savi, savi'OS, savi-s, savi-as. Hierbei ist zu erinnern : a) Endconsonan-
ten, welche beim Masc. nach den Grundsätzen der Lautlehre wegfallen,
behaupten sich beim Fem. : man sagt also Masc. hos, fis, blons, preons,
Acc. ho, fi, hlon, preon, Fem. aber hona, fina, hlonda, preonda. Das
trennbare (indifferente) n des Acc. Sg. und Nom. PL Masc. (hon, fin)
fällt vor Vocalen nicht weg, also hon ome, fin aur s. Leys II, 206.
b) Das Masc. verwandelt, wiederum nach allgemeiner Kegel, die Media
in die Tennis und v in u, als orps, larcs, nute, hraus, caitit^, Fem.
orha, larga, nuda, hrava, caitiva. Nicht nach caitiu-s richtet sich
pi^us (einsilb.), das einzige Adj. (denn reus war wohl kein übliches
Wort), worin sich die Endung us erhalten, also auch Fem. pi-a (zwei-
454 DecHnation. Provenzalisches Adjectivom. [11. 72. 73.
silb.), nicht etwa piva. Sans {sanctus) verliert vor Egn. fast ttberall
auch im Nom. sein 8: San Thomas j Sanh Miguel, d. h. beide Wörter
verhalten sich wie ein Compositum. — 2) Masc. ohne Flexion, Fem.
a in den Wörtern, die auf Sy lat. auf sus oder sis ausgehn, z. B. glorios,
prmos, diverSy ars (arsus), cortes (* eortensis), franceSj Fem. gloriosa^
prejsiosa, diversa, arsa^ cortesa, francesa; doch erweitert sich diese
Ableitung im PL zuweilen mit flexivischem es: ergtdojses GO. 73, jpre-
cioses 216», meravilhoees Fer. v. 1111, presos Chx. IV, 285, poderosos
GO. 278.
Das geschlechtlose Adj. setzt im Nom. Sg. ein s und flectiert
wie ein Subst. der 2. Decl. Eigentlich ist es nur im Sg. geschlecbtloB,
denn so wie beim Subst. der Nom. PI. ohne s Masc, der mit s Fem.
anzeigt, so auch hier, also Nom. PI. Masc. fort, Fem. forP-e, Man
sage daher mit Uc Faidit p. 4 aquelh cavaler son avinen, aguelasdo-
nas son avinens. So z€iiVLgreu{gravis\ legal^ crujgd, humü, par, vert^
planen etc. und die neuen Wörter avol, bloSj pros. Letzteres lautet
im Acc. Sg. und Nom. Pl.jpro, zieht aber sein 5 zuweilen zum Stamme,
so dass das Wort indeclinabel wird; blos (aus dem Deutschen) ist
stets so, hat also kein Fem. blosa. Hier merke man noch: 1) Wörter
dieser Glasse nehmen zuweilen, hauptsächlich in Epik und Prosa,
ein weibliches a zu sich, z. B. | feblaj forta GRoss. 5546, granda ds.
5324, Fer. v. 61, Chx. IV, 161. 448, V, 149, Una (lat. Imis) LRom.
IV, 44, M. 678, 4, möla (tnolUs) B. 169 (R. Vidal), orribla LR. I, 535%
comuna, dolenta Flam. 9, Chx. III, 29, IV, 260, Jfr. 107», pudenta
LR. I, 375», valenta Chx. III, 30 u. a. Part. Präs. Völlig ttberge-
treten aber zur ersten Classe ist agre agra, dous doussa (schon im
Bth. doha-ment 153. 194, dolg vergen nur Gstl. L. n. 24, 3), noble
nobla, wohl auch graile graila, trüz trista^ desgleichen das ursprüng-
liche Part, manen manenta. 2) Crrans behauptet seine Flexion : grans
paratdas Chx. V, 94, grans gracias V, 160 = it. gran parole, gram
graaie^.
Die Comparation geschieht 1) durch plus, wofür auch pus
gebraucht wird: purs, plus purs, lo plus purs. — 2) Organisch bleibt
sie a) in den Anomalien
bon, melhor,
maij peiory pesme
granj mator^
pauc, menor,
Die Comp, flectieren nach der 3. wie senhery (S. 431), also Nom. ntel-
Äcr, pMer (pejer)y mdier (mc^er), menrey dagegen Fälle wie Nom. Sg.
meillers, piegers Flam. 1283. Die alten Superl. dieser Anomalien
scheinen bis auf pesme GO. 214» verschwunden und werden nun auf
1) Die Leys II, 184 geben nur die Regel, dass man in grans so wie in
Sans und bek das ausl. a vor anl. 8 des Subst. nicht aussprechen dürfe, grans
senhora laute wie gran sehhors.
II. 73—75.] Declination. Provenzalisches Adjectivum. 456
gewöhnliche Weise ersetzt: h mdher (auch lo plus bon, s. LR.), lo
peier etc. Zu diesen überall bekannten Anomalien gesellt sich noch
eine 5. nur im Nordwesten einheimische:
moU^ plusoris), ....
Plusor gibt sich leicht als eine Flexion des Neutrums plus zu er-
kennen, welche man mit Ubergehung des schon vorhandenen auch
in Urkunden (z. B. Marca p. 780 v. J. 843) gebräuchlichen pluriores
der Sprache abgewonnen; es beschränkt sich fast ganz auf den PI.
(Sg. no sai que von fezessa plusor cUongament GA. 1199). b) Die
Sprache besitzt überdies noch eine kleine | Reihe organischer Comp.,
worunter selbst einige unlat: andan andanor, aut aussor^ fortforsor,
gent gensor, gros grossor, laU laidor (ahd. leid)j larc largor nach 60.,
Unc hnjor longor, nudl (?) nucXhor {nugcAis) Bth. 210, sort (?) sor-
deior {sordidus); Nom. genser^ grueysser M. 762, 1, lager^ sordeier\
Superl. Vaussor^ la gensor etc. Faidit nennt überdies greuger {gravior
in der Übers.) und leuger {levior), über ersteres s. LR. IV, 59. Da-
zu kommen einige Neutra, wie forceis (fortius) M. 239, 4. 815, 2,
genceis ds. 822, 4, GRoss. 5862, gences ds. 7484, longeis (longius),
sordeis {sordidius), LRom. Auch bei hat einen organischen Comp.,
aber nicht bdhor (auch im Latein war bellior kein übliches Wort),
sondern beUicufor, von bdlatus, beUatior^. Es sind lauter Adj. des
häufigsten Gebrauches, üast alle sammt ihren Gegensätzen, fttr deren
Steigerung also eine kürzere Form willkommen sein musste: länger
und breiter, schwerer und leichter, jünger (s. Altfr. Pron.) und älter,
schöner und hässlicher enthalten denselben Gegensatz wie besser und
schlechter, grösser und kleiner, flir welche man fast allgemein den
organischen Ausdruck bewahrt hatte, c) Seltner ist der lat Superl:
ausser dem schon erwähnten pestne auch äUismey carisme, fortisme
(nach dem Adv. fortismament Po6&. relig. ^d. P. Meyer p. 13), prosme^
moUisme GRoss., santisme.
Für das Neutrum hat der Provenzale, was schon den alten
Grammatikern des Landes bekannt war, seine eigne Form, welche,
wie im Latein, in der Abwesenheit des Flexions -s besteht, also
Masc. Nom. pur-Sj Fem. pur-a, Neutr. pur, letzteres ohne PL; über
seine Anwendung gibt die Syntax Auskunft'. Die | neutralen Comp,
der vier Anomalien sind mdhs, peit/B, maiSj menhs\
1) Zu folgern aus dem Diminutiv beüatulus bei Plautus. Der Positiv be-
Ue bei Roquefort, zwar unbelegt, aber glaublich, entsprechend dem genannten
lat. heU<xtU8 und dem it. ah-heMato (geschmückt), wie auch das sp. beÜido dem it.
ab-beüito entspricht. S. Et. Wb. II. c. beHesour, Anders deutet Delius, Jahrb. IX, 97.
2) In churw. Grammatiken liest man iou veng ludaua (Masc.) ich werde
gelobt, aber auch iou veng ludau (ohne <). Dagegen (Neutr.) üg era stau es
war gewesen (immer ohne a). Hat dies eine Bedeutung oder ist es Zufall?
8) Das erweichte n in mehha erklärt sich als Anbildung an die übrigen:
466 Declination. Altfranzöfiisches Adjectivum. [II. 76. 76.
Wie sich das Adj. in den nenen Mandarten verhält, lässt
sich ans dem beim Sahst. Gesagten leicht ermessen. Die weibliche
Endung a ist nun in o oder ou übergetreten: botien^ baueno, und die
geschlechtlosen Wörter bekennen sich, wie im Neufranz., entschieden
zu dieser Endung, daher fidelo, tristo^ charmanto = fr. fidäe^ triste^
dMrmafUe.
Über das Catalanische ist nur so viel zu berichten, dass es
dem geschlechtlosen Adj. häufiger ein Fem. zugesteht als das Span.
(cortesa, comuna^ dolsa, forta)\ dass es die Comparation nicht mit
plusy sondern mit magis {mes = sp. mos) vollzieht; dass der lat.
Superl. (malissim^ dolerUissitn) stattfindet Die Anomalien lauten: &o,
mühr (optim fehlt); ma2, pUjory pessim] gran^ majore maxifno\ peiit,
menoTj tninim.
5. FranzSsiseheg A^eotiTiiBi.
a. Altfranzösisohes.
Es wiederholt sich hier, nur mit mndartl. Abweichung, die Lehre
vom pr. Adj., so wie in Betreff der Decl. die vom altfr. Subst. Man
merke etwa Folgendes. Gutturales c tritt im Fem., da ursprünglich
a folgte, in ch über : blanc blanche^ franc franche^ sec sechCj frais (für
fresc) fraische. Long behält sein gutturdes g: longue, nicht longe.
F erweicht sich in v: nuef nueve, seif scive^ vif vive, Orains hat
graime. Ein Beispiel mit beweglichem Accent ist prains prenant =
praegnans praegnantem, s. G. Paris De l'accent 56, der auch prtiff
prudent hieher zu ziehen geneigt ist. — Die Anomalien der Com-
paration sind:
päüf menor, merme
moltj plusor^ . . .
bofij meillor, ....
moZ, pior, pejoTy pesme
grandy maor, tnajor^ ....
Die Nom. des zweiten Grades lauten middrey pire, maire, mendre, —
Auch andre organische Comp, kommen vor, wie im Pr. : andenor^
forgor, gencior^ greignor (grandior) mit dem Nom. graindrcy haugor
{altior)^ juvenor und juignur Libr. Psalm. 149 (juvenior) mit dem
Nom. gemvre Ben. lY., nualg (nugalius) Altrom. Sprachd. S. 69, sor-
deior, Neutr. sordoisK Dem pr. belhaeor entspricht das uralte bette-
eour^ wozu noch ein Neutrum belais kommt. Merkwürdig ist meror
vom Positiv mier = lat merus Trist. II, 133, B. Chrest. frauQ. gloss.,
da man mit i mdim^ peius, maiua sprach, Hess man eich verleiten auch minius
zu sprechen. Minus hätte nur mens mes ergeben kömien.
1) Dahin auch tneur, Comp, von vieü^ plustost meurent ly jeune souvmt
que ly viewr J. de Meon Cod. v. 19.
II. 76. 77.] Declination. Neufranzösisches Adjectivom. 457
da sich der Lateiner des Comp, meriar nicht bediente. — Superl.
sind bonisme (bonime LRs. oft), cherisfne Ben. II, 272, do/nsme, gran-
disrnSj hanUisme, proisme (nicht pröisme), saitUisme. Ihre Bedeutung
ist gewöhnlich absolut, nicht comparativ.
b. Neufranzösisches Adjeotiyam.
Die geschlechtige Form hat sich mit der Zeit auf Kosten der
geschlechtlosen ungemein ausgebreitet : das unscheinbare Kennzeichen
des Fem., das stumme e, musste dieser Neigung allen Vorschub leisten.
Zu dieser Classe bekennen sich jetzt ausser den ursprünglichen Fällen
die Wörter mit den Ableitungen oZ, d, ier, ant, ent, als final, loyal,
royal, mortel, naturd, cruel, familier, singtdier, plaisant, ptsissant, im-
patient, prudent und viele andrer Art, wie href, doux, fort, grand,
vert, vü] Fem. finale, loyale flF. Die Decl. ist: Masc.jmr, Fem. pur-e,
PI. purs, pur-es. Beim Masc. ist nur anzumerken: beau, nauveau,
vieux, fou, tnou lauten vor Subst., die mit Vocalen anfangen, bd,
nouvd, vieü, fol, tnol, im PI. aber stets beaux, \ nouveaux, vieux, foux,
maus, z. B. bei komme; ce cheväl est beau^. Die auf oZ haben im
PI. meist aux, manche folgen der alten Flexion, als egal Sgaux, fatal
fatdls, penci pinals. Beim Fem. ist Folgendes zu beachten: a) Über-
tritt des c in c% wie in der alten Sprache: blanc blanche, franc franche,
sec siehe, frais fraiche. Der gutturale Laut des c bleibt^ in cadac ca-
dugue, grec grecque, public publique, turc turque, der des g in long
longue. h) Orud (auch cru), nud (auch nu) syncopieren d: crue, nue;
verd (viridis) verwandelt es unorganisch in t: verte. c) F erweicht
sich auch hier in v: bref breve, neuf neuve, portal^ portative, vifvive.
d) X kehrt der lat. Schreibung gemäss zu s oder c zurück: ghrieux
glorieuse, faux (fälsus) fausse, roux (russus) rousse, doux douce. e)
Viele der auf l und n ausgehenden verdoppeln diese Buchstaben im
Fem., wiewohl der Lateiner hier meist keine Doppelconsonanz kennt,
allein die neue Sprache ist der Gemination geneigt. Sie findet statt
o) bei den Endungen d, eü, ol, ul: bd beUe, nouvd nouvdle, cruel
erueUe, vermeil vermeille, vieü vieille, mol molle, nul nulle, auch in
gentil gentille; ß) bei an, ien, on: paysan pay sänne, ancien ancienne,
bon bonne. Auch s und t folgen diesem Beispiel, wenn das Masc.
die Doppelconsonanz vereinfacht hatte: gras grasse, epais (spissus)
ipaisse, expris expresse, gros grosse, net (nitidus) nette, dsgl. sot sötte;
dagegen ras (rasus) rase, complet complete, divot devote, f) Benin und
malin nehmen in b&nigne, maligne gleichfalls ihre ursprüngliche Gle-
1) In vieux ist die Flexion mit dem Stamme verwachsen, wie in preux\
vieu, preu wäre richtig gewesen. Vieux steht übrigens auch vor Yocalanlauten.
458 Declination. Walachisches Adjectivum. [IL 77—79.
stalt wieder an, vgl. S. 356). g) Die Endung gu macht gue, nm den
Lant des u zu wahren: aigu aigue.
Die geschlechtlose Form unterscheidet sich von der obigen nun
schlechthin durch die Endung e^ welche auch dem Masc. angefügt
wird, und es verbleiben ihr nur noch die Ableitungen ilis und m,
als facile, fertüe, habilej utiUy aimable, faibU, noble, c&ebre, champetre;
hierzu kommen noch diejenigen Fälle der | 1. Classe, worin das Masc.
ein orthographisches oder euphonisches e annimmt, als dignCy l&ehe^
Jorge, sauvage, atgre, apre, ivre, libre, pauvre, propre, simple^ über-
dies tüde (tepidus), roide {rigidus), sade {sapidtis) u. a., in welchen
die alte Sprache das Masc. noch durch s unterschieden hatte. Auch
grand (mit unpassendem Apostroph grand') hat noch vor gewissen
Fem. seine geschlechtlose Form wie bei den Alten: man sagt grand'
chatnbre, croix, mere, peine, püie, route, rue, scHe etc. Royal hat noch
in dem Ausdrucke lettres royaux für royäles die alte geschlechtlose
Form (Chx. VI, 105).
Gomparation. 1) Durch plus: fort, plus fort, le plus fort, la
plus forte. — 2) Die organische beschränkt sich nun auf die ano-
malen Fälle
bon, metüeur .... peHt, tnoindre (mineur)
mauvais, pire .... {beaucoup), plusieurs ....
grand, (mqjeur) ....
Über mauvais und über das ursprüngliche Subst. beaucoup s. Et. Wb.
Pire und tnoindre sind Nominativ-, meilleur, niageur, mineur (^.meü-
letire etc.) Accusativformen ; für majeur tritt fast durchaus plus, grand,
für pire tritt häufig plus mauvais, für moindre auch plus petü ein.
Der lat Superl. ist nun gänzlich erloschen. Die Neutralformen sind
mieux, pis, moins, plus.
6. Walaehisches AdJeetiTum*
Geschlechtiges: 1) Masc. u oder Consonant, Fem. f: acru, aer-f,
PI. acr-i, acre; pur, pur-f, pur-i, pur-e. So gehn unter andern die
gemeinrom. amar, aq^ru, blyMd {blandus), bun, cald^ chiar, crud, eurt,
des {densus), galbin, gras, gros, kfd (foedus), larg, lat, lung, muU,
mut, naU {dltus), negru, nou (novus), orb, rar, roi {russus), sec, s^
(sanctus), simplu, surd, Unfr, umed; so wie mit ursprünglich einer oder
zwei Endungen Aa&e^ (hebes), lin (lenis) u, Sk. Dabei ist anzumerken: a)
Die Tonvocale e und o treten im Fem. Sg. in ihre | Diphthonge ea und
oa über, als des deasf, PL deü dese, negru neagrf, PI. negri negre, secseacf,
barbos barboasf, bios bioasf, gros groasf, nou noaf, orb oarbf. b) Die
Endungen eu und d gehn im Fem. in ea über, als greu grea, rfu
rea, m^ miiea, und aus dieser entspringt der PL edle: gre^de, retde,
II. 79. 80.] Declination. Numeral. 459
miieoHe. c) Die weibliche Endung gf formt den PI. gi\ largp largi,
lungf Itmgi. 2) Masc. tu (i liegt ausser der Flexion), Fem. e : vi-u
vi-e^ vScM'U veach-e^ lucl-u lue-e, tyrei-M tyrsA-e^ IfudftoriHi Ifudfioar-e
mit Diphthong.
Das geschlechtlose setzt im Sg. e. im PI. i: dtdoe, dvic-i. So
Umpede (PL limpejBi)^ mare, modle (PI. moi), subteire {subtüis)^ iare^
verde (PI. verzi).
Die Anfügung des Artikels verhält sich wie beim Subst., z. B.
Masc. Sg. humd der Gute, humdui etc., PL huniij hun%lor\ Fem. Sg.
hunay huneiy PL hunde^ bunehr.
Die Comparation geschieht mit mal. Den Superl. auszudrücken
dient aber nicht der Artikel, sondern das Demonstrativ cel, Fem.
eea: der Comp, lautet also mai dtdce, der Superl. cel (cea) maidulce
Lat Bildungen, selbst die üblichen Anomalien, sind unbekannt.
m. NumeraL
Es ist im Lat. nicht in allen seinen Gattungen biegungsfähig.
Die Cardinalzahlen entbehren von vier bis hundert aller Flexion, da-
gegen besitzen die Ordinalia, Distributiva, Multiplicativa, Proportionalia
durchaus die gewöhnliche adj. Decl. Dies rom. Gebiet hat nicht alle
ursprünglichen Gattungen des Zahlwortes erhalten, es vermengt sie
selbst unter einander; allein ihre Flexion hat wenig gelitten. Von
den Cardinalien ist (unter Flexion die Genusbezeichnung mit ver-
standen) nur untis allgemein flexibel; duo nur noch im Pg. und Wal.,
früher aber allgemeiner ; ambo fast allgemein, wo es fortdauert; tres
nur im Nordwesten ; ducenti^ trecenü etc. ausschliesslich im Südwesten;
miUe wenigstens im Osten; die übrigen Gattungen folgen der Decl.
des Adj. Wir haben also nur die Cardinalien zu berücksichtigen. |
1. Italienisches NumeraL — 27no, Fem. una. Due flectiert
nicht, doch unterscheiden ältere Schriftsteller wohl Masc. dui, Fem.
due, und in Mundarten lebt diese Unterscheidung fort, z. B. mail.
duu, dOy piem. (7ot«t, doue, sard. duos^ duas. Ambo masc. und fem.,
altit ambi masc, aimbe fem., sard. ambos, amhas. 2Ve flectiert nur
in Mundarten, z. B. mail. triiy ire (vgl. Biondelli Dial. gallo-ital. 1, 21).
MiMe hat den PL müa: dumüa, tremila etc. alt miiia. Substantivisch
gebraucht empfangen die Cardinalien auch eine Pluralform: tre dm,
due guattri, % cingui.
2. Spanisches Numeral. — Uno, una. Dos ändert sich nicht,
altsp. aber Fem. duas: duas naves Alx. 425, duas virtudes FJ. p. IL^
und häufig^. Ambos, ambas, Tres bis ciento flectieren wieder nicht
1) PCid. 256 steht duea fijaSy yermttthlich nach der Mundart dieses Ge-
dichtee für dos, also duis zu sprechen.
460 Declination. Pronomen. [II. 80. 81.
Wohl aber doscientos, a$, trecientoSj as etc. Mü hat keine Form ftir
den PL, man sagt dos mü, tres mü.
3. Fortugiesieches Nameral. -~ Hum, huma, Dous (anch doi8)j
diMS. AmboSj ambas. Cento, duzentoSy as, treeentos, as ff.; dagegen
mü, dous mü, tres mü.
4. Provenzalisches Nameral. — Etwas mehr Beweglichkeit in
den ersten Zahlen, welche auch den castss rect. und obl. scheiden:
uns, una, Acc. un, una. Amts (ams), ambas, mit Unterscheidung des
Geschlechts, nicht des Casus. Dui, duas, Acc. dos, doas, noch neupr.
dous, doues. Trei, tres, A. tres. Cen; N. PL cen, A. cens für 200—9(30
nach Raim. Vidal GBom. 77, also dui cen, dos cens, selbst Fem.
dojBcntas GA., sonst dolens Ghx. V, 201. Mü, dos mü (s), aber auch
müia oder müa: des müia lansas GO. 2^, melia Fer. y. 178, dnc müa
GO. 72^ Cent mülia diable Jfr. 94% tria müia 145.
5. Französisches Numeral. — Die alte Sprache besitzt noch
die pr. Einrichtung: uns, une, Acc. un, une. Dui, Acc. detis, dous,
Fem. nur altburg. does (Burguy). Ans, ambes. Trei, Acc. treis. Vini,
nach einer Mehrzahl vinz. Cent, deus cents etc. Mü, deus mü, qua-
tre müie LRs. 14. — Neufr. un, \ une; (ambo fehlt); deux, trois. Vingt
[viginti); mit Flexion, aber nur wenn ein Subst. folgt, qiAatre-vingts
(80): quaire^nngts hommes, quatre-vingt-deux hommes. Cent, deux cents
(ebenso). Mille, deux miUe unveränderlich.
6. Walachisches Numeral. — Un, una und o. Boi, doo und
doaf. Ambi, ambe (Dat. ambüor, ambelor). Trei etc. ohne Flexion.
Centum heisst hier sutf Fem., daher o sutf (100), doo stde (200). Me
gleichfalls Fem., o mie (1000), doo mii (2000). Als Subst gebraucht
flectieren die Zahlwörter nicht.
IT* Pronomen*
Es hat im Lat. theils seine eigenthümliche, meist durch den
Gen. ius angezeigte, theils die gewöhnliche adj. Flexion. Zu der
Cilasse mit eigenthümlicher Flexion gehören yomehmlich die persön-
lichen ego, tu, sui, sodann ipse, hie, üle, is, iste, qui und guis, unus,
(üius, uilus, nuUus, alter, neuter, uter, deren Decl. von der des Adj. nur
an einigen Stellen abweicht. Zur zweiten Classe rechnet man das Pos-
sessiv meus, tuus, suus, noster, vester so wie alle übrigen pronominalen
Wörter. In den Tochtersprachen haben sich nicht alle Pron. be-
haupten können; es fehlen z. B. unter den eben genannten hie, is,
uter, meist auch uUus; andre sind gewöhnlich durch Zss. neu ge-
schaffen worden, wortlber die Wortbildung zu berichten hat. Hier
sind eigentlich nur diejenigen zu betrachten, welche in ihrer Biegung
etwas Besonderes zeigen, mag dies nun alt oder neu sein; indessen
n. 81—88.] Declination. Pronomen. 461
scheint es zweckmässig, die yornehmsten Pron., anch wenn sie ganz
wie Adj. sich yerhalten, mit aufzuführen.
In der Flexion dieser Gattung des Nomens offenbaren die neuen
Sprachen weit mehr Lebendigkeit als in irgend einer andern. Hier
gieng die ganze Biegung keineswegs in der Form des Acc. unter:
nicht allein behielt der Nom. grossentheils sein Recht, auch der Gen.
und Dat. wurden in einigen Fällen benutzt, um eine bündigere Unter-
scheidung der Casus und hiermit eine grössere Leichtigkeit des Aus-
drucks zu gewinnen. | Wir fassen hier die formellen Züge des rom.
Pron. im allgemeinen zusammen.
Zuerst sind einige eigenthttmliche Endsilben in Erwägung zu
ziehen, an welchen die meisten unsrer Sprachen Theil nehmen. 1)
Die. wichtigste darunter istm, gewöhnlich für die casus obliquij doch
auch fUr den casus rectus] sie geht den südwestlichen Sprachen^
überdies dem Churw. ab. Die Fälle sind: a) it. lui, Fem. Ze», PI.
loro; pr. lui, lei, lor ; fr. luiy leur; wal. Im, lei, lor, sämmtlich für die ca-
sus obl. bestimmt; b) it colui^ costui, cotestui^ Fem. colei, costd, cotestei^
PI. colorOj costoro, cotesioro fdr alle Casus; pr.celui^ TLcelar; fr. celuiy
yrlt cestui] wal. acdui, aceshii, Fem. acei^ acestd, PI. cuidor, acestor;
c) it. pr. altfr. wal. cmi, nur fttr die cos. obl. Sg. und PL; coro {quo-
rum) ward nicht eingeführt, weil der Numerus durch den des vor-
hergehenden regierenden Nomens hinreichend angezeigt ist; d) wal.
Mtttt», uneif unor; e) it. dltrui, pr. autrui, fr. autrut, nur für die casus
obl. des Sg. ; wal. dltui, älteij citor; f) altfr. nului^ gebraucht wie
auirui. Fast alle sind Substantivpron. Was nun ihre Deutung be-
triflft, so macht der PI. oro keine Schwierigkeit: loro, co-loro sind
i[lorum\ co-storo^ cot-estoro enthalten istorum in sich; unor, ältor sind
unorutHj aUerorum] zu ihnen kommt noch das sard. Possessiv insoru
oder ipsoro von ipsorum. Dies berechtigt den Sg. ui gleichfalls als
Genitivbildung aufzufassen: lui, co-stui^ untii, aitrui^ nec2ui entstanden
gradezu aus illiuSy istius, unius, altertus, nullius durch Umkehrung des
tu in ui. Allein für eine solche Umkehrung des iu gewährt die Laut-
lehre keine Beispiele, und somit ist diese Deutung unsicher. Warum
sollte zumal der Provenzale das ihm geläufige iu vertauscht und oben-
drein den Auslaut s abgestossen haben: mit luis hätte er sogar ein
Gegenstück gewonnen zu seinem Fem. leis. Offenbar befriedigt der
Dat huic in phonetischer Bücksicht besser: das Volk konnte ihn
aus den Zss. älic und istic, die es wie hie declinierte, also iUuiCj
istuic, folgern, was allerdings nur Muthmassung bleibt. ^ Eine | augen-
scheinliche Dativform haben wir nur in cui vor uns; der Gen. cujus
hätte nach der gewöhnlichen Bildungsregel it. cujo ergeben müssen,
1) lUm auf einer Inschrift: uUimum iüui spiritum (Mar. Insor. p. 2088, 6)
also der Bedeutung nach statt HUua = it. di lui.
462 Declination. Pronomen. [ü. 83.
pr. cuis. Hatte sich aber nun einmal lui aus dem hypothetischen illuic
so wie cestui aus ec& istuic festgesetzt, so konnte ihr Beispiel die
übrigen wenig zahlreichen Fälle nach sich ziehen; es traten Anbil-
dnngen ein, dergleichen die Grammatik gar manche aufzeigen kann.
Die Disharmonie zwischen diesem Dat. und dem Gen. loro kann
nicht stören: man griff überall zu bequemen bildsamen Wörtern.
Die weibliche Endung ei ist auf lat. ae zurückzuführen^ it. le-i also
auf ülae für das übliche Uli, und das angefügte % dient die Länge
zu halten wie in not, voi aus ftos^ voSj s. S. 165. — 2) Endung t : a)
it. egli, quegli, altsp. elli, altpg. di^ meist für den Nom. Sg.; b) it
questi^ altsp. esti\ c) it. stessi^ altsp. essi\ d) it. dliri, altsp. otri^ altpg.
outHy für den ganzen Sg. Auch diese sind Substantivpron., und in ihrer
Endung i, die nicht ohne etymologischen Grund dastehen kann, scheint
sich fc zu verbergen, so dass egli^ elli, eli aus iUic^ questij esti aus
istic entstanden, essi und ältri ihnen nachgebildet sind. Die Endung
i ist also theoretisch Nominativform, ui gilt für die übrigen Casus
des Sg., oro für die des PL; allein practisch überschreiten diese
Formen ihre Gränzen: it. colui z. B. dehnte sich auch auf den Nom.
aus, cui auf die casus ohl. des PI. und dUri auf den ganzen Sg. Eine
eben so grosse Willkür zeigt sich in der Anwendung jener flexivi-
schen Endungen auf die einzelnen Pron. Im It. haben 2ui, colui^
costui die weibliche Form ei neben sich, für beide ist der PL oro be-
stimmt, cui und altrui aber haben weder cheiy aUrei noch coro^ aitroro K
1) Es ist nicht leicht, in die unter 1) und 2) behandelten Pron. yollstan-
dige Harmonie zu bringen, auch habe ich nie geglaubt, diese Aufgabe in ganz
befriedigender Weise gelöst zu haben. Um so willkommener ist eine neue scharf-
sinnige Prüfung derselben von Delius (Jahrb. IX, 98). Nach ihm ist es z. B.
nicht statthaft, für m des cas. obl. und i des Nom. eine verschiedene Etymo-
logie anzunehmen. Natürlicher scheint es, ic oder hi^ auch bei der Bildung der
andern Pronominalformen zu präsumieren: Itd aus ülu[rnh]u: oder tüuiCf wie
egli aus ül[eh]ic oder tUic^ it. ältri aus älter hie, ältrui aus äUru[m]hie oder
ältruic'j auch lei aus f{Za[mA]ü;, worin a und t einen Diphthong gaben; dsgl. Nom.
Chi it. aus che und ic, cui aus guu-ic. In noi und wi könnte ic affigiert sein,
wenn i nicht etwa das Pluralzeichen sein sollte; für ersteres spricht, dass in sard.
Mundarten jenen Wörtern eine dem lat. hie (hier) entsprechende Partikel bei-
gefügt wird. — Ich kann nicht umhin, diese Deutungen mit einigen anspruchs-
losen Zweifeln zu begleiten. Was nämlich die Endungen auf ut betrifft, so er-
regt es einiges Bedenken, dass hier dem tonlosen fiexivischen um der Ton zuge-
wandt wird, dessen es sonst schlechthin unfähig ist. Den Artikel oder das Pron.
h kann man getrost daraus erklären, weil sie tonlos sind, aber lüi würde doch
am Ende auf iUüm hie zurückgeführt werden müssen. Was noi und wn belangt,
so scheint ihnen ihr volles Recht zu widerfahren, wenn man in der Bildung der-
selben den nämlichen Vorgang anerkennt, der z. B. in poi und crai aus pos und
erae vorliegt: wenigstens möchte ich den an Sondererscheinungen reichen sard.
Mundarten kein grösseres Vertrauen schenken als der it. Schriftsprache, sofern
sich eine Erscheinung ohne Zwang daraus erklären lässt.
n. 88—86.] Declination. Pronomen. 468
— 3) Endung ien im Span., em im Fg., die dem | Worte gleichfalls
persönlichen Sinn verleiht. Die Fälle sind: a) sp. guten, pg. quem
flir lat. quis; b) sp. (üguien^ pg. ciguem ftlr (üiguis; c) pg. ningueni
fbr nemo. Offenbar weisen diese Fron, formell auf die lat. Acc. quem^
äliquem, ne-quem^ und allmählich verdrängten sie den von der alten
Sprache noch gehegten Nom. qui (lat. quis)^ ja das erste nahm zu-
gleich die Bedeutung des FL, im sp. quien^es sogar dessen Form an.
In Betreff des Oenus ist zu bemerken, dass die neueren Sprachen
viele Fron, besitzen, welche man, da sie lat. Neutris entsprechen, als
Neutra bezeichnen muss. Es sind theils solche, welche die Stamm-
sprache darbot, theils solche, welche die jüngeren Sprachen sich selbst
verdanken, wie it. chente fUr quidquid, sp. nada fbr nihil, fr. beaucoup
für multum. Die ersteren sollen, sofern sie ihre eigne Form haben,
wie sp. eüo (Masc. il\ in die unten folgende Übersicht der einzelnen
Sprachen aufgenommen, die letzteren in der Wortbildungslehre be-
handelt werden.
Über die Schicksale der wichtigsten Fron, auf rom. Boden ist
Folgendes vorauszuschicken.
1. Fersonalpronomen. — Die Nom. ego, tu, nos, \ vos sind allen
sechs Idiomen gemein. Die ZusammenfUgung mecumj tecum, secum,
nobiscum, vobiscum hat im It., Span, und Fg. Eingang gefunden; die
übrigen Sprachen haben sie, so weit ihre Urkunden hinaufreichen,
nicht anerkannt
Da dem Fron, der 3. Ferson sui der Nom. abgeht, so konnte
es nur von eingeschränktem Gebrauche sein; die neuen Sprachen
aber, welche dieses Casus als Begleiter des Verbums nicht entrathen
konnten, setzten den Anzeiger des entfernten Subjects, das geschlechtige
iUej in die Rechte des Fron, der 3. Ferson ein und bedienten sich des
geschlechtlosen se fast nur in reflexivem Sinne; von üle aber wurden
in den meisten dieser Sprachen die casus obliqui von dem casus rectus
durch die Form geschieden, indem man für jene sowohl Acc.- wie
Gen.- und Dativformen verwandte: so it. egli hii, eglino loro, Fem.
dla lei^ elleno hro.
Hier ist sogleich eines der Grundsprache unbekannten gram-
matischen Zuges, der Doppelformigkeit des Dat. und Acc., zu er-
wähnen. Für diese Casus ist nämlich ausser der Hauptform noch
eine zweite meist abgekürzte bestimmt; sie vertritt stets ein nicht
mit dem Nachdruck bezeichnetes Object, ist daher tonlos und schmiegt
sich als Suffix an das Yerbum. Haben wir früher in der Casusbildung
bedeutende Wirkungen des grammatischen Accentes wahrgenommen,
so müssen wir hier einen wenn auch weit bescheidneren Einfluss des
rhetorischen anerkennen. Der Gen. entbehrt einer solchen Form; nur
als Neutrum der 3. Ferson vnrd von einigen Sprachen das Adv. inde
angewandt. Man kann diese Wörtchen, welche stets in der Begleitung
464 Dedination. Pronomen. [11. 85—87.
des Zeitwortes erscheinen und ohne dieses kein Dasein haben, con-
jnnetive Personalpronomina nennen im Gegensätze zu den ab-
soluten, selbständigen. Kürzungen des Personalpron. bemerkt man
schon in der Sprache der Römer, und in der That konnten sie kaum
ausbleiben: fttr mihi war tni nicht unüblich; me für denselben Casus
brauchten Ennius und Lucilius. Recht deutlich sind die von ille ent-
nommenen gezeichnet. Der Dat. Uli gab it. gli, li, pr. altfr. li, wal.
f, das Fem. ülae (fttr Uli) it. sp. pg. le; der Acc. illum it sp. altpg.
pr. altfr. lo, wal. Zu, das Fem. ülam gab allgemein la, nur wal. ward
dafür gesprochen; | der Dat. PL Ulis ist unverkennbar im altsp.
und altpg. lis und im wal. li enthalten, der Acc. ülosy ülas im sp.
altpg. pr. los, las und im fr. les. Nirgends kam es ind«s8 bis zur
durchgreifenden buchstäblichen Scheidung der conjunctiven und ab-
soluten Formen, nicht selten gilt dasselbe Wort fllr beide Beziehungen.
Bekanntlich ist diese Einrichtung auch andern Sprachen eigen. Der
Orieche besass sie nur im Sg. der 1. Pers. {ifiov und fiov etc.). Im
Slavischen hat sie weitem Umfang: der Serbe z. B. kennt sie im
Gen., Dat. und Acc. Sg. und zum Theil auch PI. aller 3. Pers. (Oen.
Acc. mhie und m^. Dat. meni und mi etc.). Im Alban. kommt sie
denselben Casus zu (Gen. Dat. Acc. mua^ daneben me). Der dtsch.
Schriftsprache geht sie ab, Volksmundarten kennen sie (gib mir und
gib mer, gibs ihnen und gibs en). In den celtischen Sprachen end-
lich können die Pron., sowohl persönliche wie possessive und rela-
tive, bloss in ihren Wurzelbuchstaben zwischen andre Wörter einge-
schaltet werden, z. B. irisch m fttr me (ich), te fttr tu (du), n für ni
(wir); in den cos. obl. kommen fast nur diese abgekürzten Formen
vor (Zeuss I, 331 ff.). — Ein weiteres Ereignis ist, dass jene Pron.,
wenn sie zum vorhergehenden Worte inclinieren, ihre Vocale von sich
stossen können, so dass sie die Silbenzahl des Wortes nicht ver-
mehren. Durch diesen Vorgang erreicht die Sprache eine glückliche
Kürze, die besonders bei dem Reflexiv, wenn sie mit diesem sich
verbinden, gute Dienste thut. Es war dies früher ein gemeinrom.
Zug, der sich aber aus den Schriftsprachen verloren hat und nur
noch in Volksmundarten fortdauert. So sagt man pr. nous am (fr. je
ne vaus aime pas); cat. provoB (it. si pruova, probatur), enamord&
(s^innamarb)] neuwald. moustran (mostratevi); mail. podim {potermi),
dfgh (dirvi)] parm. perdres (perdersi); romagn. lasseB (lasciarsi),
2e Possessivum. — MeuSj tuus, suus erleiden in den meisten
Sprachen Contraction, welche an die zuerst von Ennius, wie es scheint,
eingeführten Formen sam, sos^ sis für suam, suos^ suis (s. Ritschi De
tit Mumm. p. xv.) erinnert. Doch dauert zum Theil die ursprtlng-
liche Form daneben fort, und es kommen selbst Derivata vor, so dass
sich dies Pron. auf | einigen Gebieten, dem sp. pr. fr., in zwei spaltet.
Übrigens behält es unter gewissen Einschränkungen seine adj. Flexion.
n. 87. 88.] Declinaüon. Pronomen. 465
Für vester ward allgemein die mit noster besser harmonierende Form
voster gewählte Suus als Possessiv der Mehrheit kennt nur der Spa-
nier nnd Portugiese (suyOj seu\ die andern griffen zum Gen. PI. des
Pron. der 3. Pers. ille und schufen sich aus iUorum ein neues Possessiv,
welches die östlichen Mundarten in richtigem Gefühle seines Ur-
sprungs unflectiert lassen (it. hrOy wal. lor), die nordwestlichen aber
flectieren (pr. lar, PL oft lorSj fr. leur leurs). Das Gleiche ereignete
sich im Deutschen. Der Gote nämlich besass noch als Mehrheits-
possessiv Seins = acpinBQog gemäss dem Gen. PL seina = aq>tiv^ so
dass also in diesem Puncto Span, und Gotisch zusammenstimmen.
Aber die nhd. Sprache hat sich, nachdem der Gen. PL des 3. persönl.
Pron. 'sein' und mit ihm das entsprechende Possessiv erloschen war,
aus dem gleichen Casus des Pron. *er' ein neues Possessiv Mhrer
ihre ihres' mit Flexion wie im Franz. geschaffen; doch halten noch
Volksmundarten an der ursprünglichen Einrichtung fest, indem ihnen
der Satz * die Kinder lieben seine Altern * so viel bedeutet wie hieben
ihre Altem*, s. Schmellers Bair. Mundarten, Grimms Gramm. IV, 341.
3. Demonstrativa. — Ipse bildet sich einfach ohne Genitiv-
nnd Dativformen. Im sp. ese ist das Nominativzeichen e noch fühl-
bar, das it. esso aber kann sich sowohl auf den Acc. ipsutn^ wie auf
den alten Nom. ipsus berufen, im pr. eis lässt sich weder der eine
noch der andre Casus unterscheiden; dem Franzosen ist das einfache
Wort nicht bekannt. In seiner Bedeutung erscheint es etwas ge-
schwächt
Iste formt sich im altit. pg. esto, sp. este^ pr. est auf dieselbe Weise
wie ipsey im Wal. lautet es %st\ dem Franz. mangelt auch hier das
einfache Wort.
4. Interrogativa und Relativa. — In qui quae quad liess
man, wie oben bemerkt, alle formelle Unterscheidung des Genus
und Numerus schwinden, da sie schon im vorangehenden | Nomen
gegeben war, und begnügte sich mit dem generellen Ausdruck que.
Dem stärkeren einen persönlichen Begriff in sich schliessenden quis
blieb sein Vocal unbenommen (it. cAi, pr. fr. qui\ im Nordwesten aber
mengte es sich mit der Form que; es ist gen. comm. wie das dtsch.
'wer', das sich im Got. noch in zwei Geschlechter {hvas^ hvo) trennte.
— OujfASj a, um ist nur im Südwesten einheimisch und flectiert regel-
mässig. — (^uciis übernahm unbeschadet seiner Wirksamkeit als Aus-
druck der Beschaffenheit (Correlativ von tciUs) zugleich die Ver-
richtung des eigentlichen Relativs und decliniert in diesem Falle
überall mit beigefügtem Artikel. Auf gleiche Weise gewann der Neu-
1) Altsp. vesifo (jKnq. de B. enthält keinen Widersprach: man lese utstfo^
entstanden ans wkestro.
Dies roman. Onmin. Tl. 6. Aufl. 3Q
466
Declination. Italienisches Pronomen.
pi. 88. 89.
grieche sein Relativ 6 onoiog = üle quälis. Anch nnser 'welcher*
flbernahm erst im Neudtsch. die Rolle des Relativpron., aber ohne
Gemeinschaft mit dem Artikel.
1. Italienisolieg Pronomen.
1. Persönliches.
Singular
10
dt fne
a fne
me
tu
di te
a te
te
di se
a se
se
Plural
egli
di lui
a lui
lui
eOa
di lei
a lei
lei
vot
di voi
a voi
voi
di se
a se
se
eglino
di loro
a loro
Uro
dleno
di loro
a loro
loro
not
dinoi
a noi
noi
Zu merken: 1) Für io (abgekürzt C) brauchten die Alten das der
Grundform näher liegende eo, für noi, voi sprachen sie ntii, vui. —
2) Für egli {ei, e') findet sich gleichfalls bei den Alten, namentlich bei
Dante, dli und elj dsgl. für den ganzen Sg. Masc. dlo, — 3) Lui und
lei als alte Dat. entbehren mitunter der Präp. a, z. B. risposi lui
Inf. 1, 81; per dar lui esperienea 28, 48; so auch loro. — 4) Bei
altern Schriftstellern vertritt ello ella (wie pr. el neben lui) auch den
casus obliquus {lui, lei), vgl. e ü dimandar con ello {lui) Par. 1, 75 ;
suon di man con eile {loro) Inf. 3, 27; tnemoria d'ella (lei) Orl. I, 75.
-- 5) Beachtenswerth sind die Nom. PI. egli-no elle-no, \ deren Suffix
no nichts anders sein kann als eine anticipierte Verbalflexion: egli-no
ama-no \ Doch ist auch das einfache egli nebst dem Fem. eUe dafür
im Gebrauche. — 6) Die Verbindung mit con gibt meco, teco, seco,
nosco, vosco, beide letztere alterthümlich. Nobiscum, non noscum, vo-
biscum, non voscum, sagt schon der App. ad Probum. Daneben kommt
der Pleonasmus con meco etc. vor.
Conjunctive Formen sind:
Sg. Dat. mi ti si gli, li le 11 PL ci, ne vi
Acc. mi ti si lo, ü la |{ ci, ne vi
Anm. 1) Mi, ti, si, vi werden vor jedem Vocal, ci und gli vor i apo"
strophiert. — 2) Ci und vi sind eigentlich Ortsadv. mit der Bedeutung
'hier* und ' dort* ; Beziehungen zwischen dem Pron. und dieser Wort-
gattung sind aus andern Sprachen bekannt genug. Das neben d
geltende ne scheint aber mit der Partikel ne (lat. inde) nichts gemein
zu haben: die Phrasen da inde, ama inde (it. da ne gib uns, ama ne
liebe uns) enthalten keine nothwendige Richtung nach dem Redenden
hin. Es scheint vielmehr aus nobis oder nos abgekürzt: für ersteres
si loro loro
si gli, li le
1) Damit vergleicht sich ein ähnlicher auf yerschiedene Partikeln und
Pron. angewandter Gebrauch dtsch. Mundarten, wie in ' wo-st bist, dem-st ge-
hörst, wo-t-er seit' (wo ihr seid), s. Schmellers Mundarten Bayerns, S. 190.
11. 89. 90.] Declination. Italienisches Pronomen. 467
ward nach Festus (Müll. p. 47) altlat. nis gesagte — 3) Zi für den
Dat Sg. gli ist veraltet, für den Acc. PI. noch üblich. Beide Hessen
sich ehemals auch in i abkürzen, welches in ersterer Geltang dem
pr. i entspricht: fate % saper (gliy a lui) Inf. 10, 113; che % f^ soeei
7, 53, vgl. dieses i fllr lui nnd fei PPS. I, 91. 128. 383 nnd das
Olossar zu Barberino. — 4) Verbindet sich eine auf i ausgehende
Form mit nachfolgendem lo, fe», Ii, le oder dem Adv. n^, so wandelt
sich % leichterer Aassprache za Gefallen in e\ melo, tda^ sene^ glieh
(welches gli alsdann auch für das | weibliche le steht), cene^ vene. —
5) Nach einem betonten Vocal verdoppeln die inclinierenden Pron.
(so wie die Adv. ne, ci, vi) ihren Anlaat: dammi^ diroUi, levossi, di-
rowi, hoUej cmoüay vanne fttr da mi etc.; nur gli vermag dies nicht,
und man schreibt mit Accent dirbgli. — 6) Suffigiert wie im Prov.
(S, 474) werden diese Wörtchen znweilen bei den Alten: dicam di
buon cuare PPS. I, 138; ehern creasti] mitte saltUiv mando. Weiteres
bei Castelvetro za Bembo II, 85. Noch jetzt geschieht dies in ober-
italischen Mundarten, s. z. B. Ghx. VI, 402, vgl. S. 464.
2. Possessivum.
Sg. Masc. mio, tuoy suo Fem. mia^ tua^ sua
PL mieif tuoi, suoi mte, tuey sue
Sg. nostro, vostro^ loro nostray vostra, loro
PI. nostriy vostrij loro nostre, vostre^ loro
Anm. 1) Sie nehmen unter gewissen Beschränkungen wie Adj. den
Artikel zu sich: ü mio atnore, Vamor mio. — 2) Veraltet sind: meo
für mio (sehr üblich), toa, toi tuiy soa^ soi 8ui\ ja selbst die nach mio
geformten iio und sio finden sich '. — 3) Der diphthongierte PI. miei
weckte den Diphthong auch in tt4oi^ si4oij der eigentlich nicht regel-
recht ist. Mieis für meis kennt schon eine lat. Inschrift um 600 V. G.
(Grell, n. 554). — 4) Inclination verkürzte in der altem Sprache mto,
iuOf suo in mo, to^ so : so in pädremo, maritoto, mdmmata, signorso,
suorsa statt padre mio, marito tuo^ mamma tua^ signor suOj suor stta',
keine der verwandten Sprachen kennt dies.
3. Demonstrativa. Esso (er), esto vrlt. nebst questo (dieser),
cotesto (der da), so wie gueUo (jener) flectieren regelmässig, nur dass
sich queUo wie das Adj. beüo (S. 451) behandeln lässt. Desso (der-
selbe) ist nur im Nom. Sg. und PI. beider Geschlechter anwendbar,
stesso (selbst) ist vollständig. Eine besondre schon oben berührte
Flexion haben die Substantivpron. costtH (dieser Mann), cotestui (dieser
Mann da), colui (jener Mann): |
1) Dabei ist freilich nicht zu übersehen, dass für ne altii doch auch ende
s lat. inde gebraucht wird; wenigstens sagt G. Gavalcanti p. 868 e^' end^ ha
partiti 'uns getrennt hat*.
2) Über den seltsamen PI. iiiia, tua, sua (gen. oomm.), z. B. U braccia mia,
le twi soreUe, % sudditi «ua, s. Blanc 277.
468
Declination. Spanisches Pronomen.
[II. 91. 92.
Sg. Masc. costui Fem. costei \ PI. costoro costoro
und ebenso cotestui^ -ei, -oroy coluiy -ei, -oro, Sie haben indessen noch
einen zweiten Nom. Sg. quesüy cotesti^ guegli^ der, nach dem gleichen
Verhältnis zwischen egli and lui zu urtheilen, anfangs der ausschliess-
liche Nom. sein mochte (S. 462). Zu quegli kommt noch der veraltete
PL queglinOf Fem. quelleno; von questinoj cotestino findet sich kein
Beispiel. Ein neutrales Demonstrativ ist cib.
4. Interrogativa und Belativa sind : che (welcher), chi (derjenige
welcher, wer) beide ohne Genus- und Numerusflexion (Gen. di chey
di chi etc.); cui für den casus obl. des Sg. und PL bestimmt (Gen.
di cuiy Data cui oder in beiden Fällen schlechtweg cm); quäle regel-
massig (PL qucdi quai qua), mit Artikel relativ, ohne denselben
interrogativ.
5. DemPron. aUro stehen wie quello zwei, aber anders behan-
delte substantivische Formen zur Seite: dtri (ein anderer Mann) nach
dem gewöhnlichen Sprachgebrauch auf den casus rect. des Sg., und
cdtrui auf den casus obl. des Sg. und PL beschränkt und wie cui
auch zierlich ohne di und a gebraucht. Ogni {omnis) gen. comm.
entbehrt nun des PL, den ihm die Alten noch verstatteten und der
in dem Compos. 0(^tö5an^i fortdauert; ganz verschwunden sind Formen
wie onniy onne, ogne, ogna (ogna cortesia bei Jacomino De BabiL)
Chente (was fttr ein) vrlt. hat den PL chenti. Die mit che und que
zsgs. qualche (irgend ein), qudlunque (welcher irgend), quantunque
(wie viel auch) lassen im PL keine Veränderung zu; chiunque (wer
irgend) ist nur im Sg. ttblich. Parecchi (etliche) gilt fttr beide Ge-
schlechter, dazu kommt noch ein besonderes Fem. parecchie.
2. Spanisches Pronomen.
1. Persönliches.
Sg. yo
tu
a
eOa
eOo (Neutr.)
de mi
detidesi
deSl
de eUa
de etto
ämi
äU&si
dH
deOa
d eOo
mi
U si
a
ella
eOo 1
PL nos
WS 1
ettos
eOcß
de nos
de vos
desi
de dlos
deeUas
ä nos
d vos
dsi
d ettos
ddlas
n
m
vos
si
eUos
dlas
Anm. 1) Der Acc. erscheint nur noch in Begleitung einer Präp.;
im Falle directer Abhängigkeit vom Verbum ist es die des Dat., also
amodtiy nicht amo tiK — 2) Nos und vos erweitert die neue Sprache
1) Tu für ti auf pr. Weise (s. unten) findet sich Mar. Egipc. p. 5726:
yö ä tu adoro i m tu tengo todo mio tresoro.
II. 92. 93.] Declination. Spanisches Pronomen. 469
in nosotros, vosotros (Fem. -os), ein auch anderwärts nicht nnttblicher,
aber nicht zum Gesetz gewordener Ausdruck; frtther genügte das ein-
fache Wort, und so noch jetzt im Canzleistil. — 3) ]ßl ist apocopiert
aus dem alten eUe oder ele (s. die Olossare bei Sanchez), woftir auch
elli = it. egli vorkam Bc. Sil. 20 etc. Für de ä bedient man sich
eben sowohl der Verschmelzung du und so deUa, deUo. — 4) Die
Verbindung mit con ergibt den uns schon aus dem Ital. bekannten
Pleonasmus conmigo, contigo^ consigo, altsp. auch conusco {nobisc.)
und convusco.
Conjunctive Personalia.
Sg. Dat. me te se le le (2a) U (Neutr.) || PI. nos os se les les
Acc. me te se le la lo (Neutr.) | nos os se los {les) las
1) Vos für das abgekürzte os ist veraltet: fwn vos osariemos dbrir
PC. 44, pedirvos 133, non vos paet valer Bc. Mil. 202, pregutUarvos
248, contarvos Duel 28, fablarvos Rz. 5; noch im 15. Jh. vos neben
OS, — 2) Die Dat. le und les traten in der alten Form li und Us den
lat. UU Ulis noch näher: dandoli FJ. p. n*, pedirli ix*, guardabali Bc.
Sil. 24 u. oft; lis ds. 25, Loor 60 (vgl. Chx. VI, 151). Nach andrer
Aussprache lauteten sie auch ge, je^ geSy jes. — 3) Der Acc. Sg. le
für das dem Lautgesetze besser entsprechende lo (lat. ittum) ist eine
Scheideform dem Neutrum lo gegenüber. Die ältere Sprache aber
wandte es noch alsMasc. an: exienlo ver PC. 16, non lo detienenQ5Qj
judguestüo Bc. Mil. 230. Ans jenem le er|zeugte sich die sehr übliche
Nebenform les für los. Das noch üblichere la für den Dat. Fem. le
ist aber aus keinem grammatischen Gesichtspnncte zu rechtfertigen.
— 4) Euphonischen Grund hat die Regel, dass fe, to, Za, les, los, las
vor einem zweiten mit l anhebenden enclitischen Wörtchen mit se
vertauscht werden: sela für Ula, selas fttr leslas K — 5) Die alte
Sprache genoss noch die Freiheit, me^ te, se, le, lo auf pr. Weise
mit Unterdrückung des e oder o zu suffigieren: todom lo pecharä PC,
quet pudo engendrar Alx., gues casaren FJ., no\ coge, la manoX va
hesar PC, que\ fara pro Cal. 6 D., fizo\ dixol Bc, libröX, diöl CLuc.
Von dieser Freiheit machte man bis in das 14. Jh. in reichem Masse
Gebrauch. Aber selbst im 15. Jh. begegnen noch Beispiele der 3.
Pers., wie quel {que lo) despoje JMen. Coron. 43, nol pude hablar,
nol dexan Canc. gen.
2. Das Possessiv ist gedoppelt; das ursprüngliche lautet:
Masc. mio, tuyo, suyo Fem. mia, tuya, suya
nuestro, vt^estro, suyo nuestra, viiestra, suya
mit regelmässigem PI. — Anm. Für ntcestro, vuestro ist als unedlere
Form nueso, vueso gebräuchlich.
1) Nach Delios (Jahrb. IX, 99) beruht dies auf Verwechslung, nicht bloss
auf euphonischen Büoksichten.
470 Declination. Portugiesisches Pronomen. pi. 98 — 95.
Eine geschlechtlose und artikellose Abkttrznng ist:
mi, PI. mis tu^ PI. tus^ su^ PI. sus.
Hier ist nur zu bemerken, dass die Alten to, so, PI. tos^ sos (s. San-
chez Glossare), ja selbst auf pr. Art sa für su gebrauchten, s. Chx.
VI, 166.
3. Demonstrativa. Ese und aguese (jener), este und aqueste
(dieser), von welchen aber aquese und aqueste yrlt. sind, flectieren auf
folgende Weise:
Sg. Masc. ese Fem. esa Neutr. eso
PL esos esas
Jßl (derjenige) lautet dem Artikel gleich, nämlich:
Sg. Masc. il Fem. la Neutr. lo
PI. las las
Hiemach aguel^ aqueUa, aqueOo^ PI. agueUoSy aqueUas. — | Anm. 1)
Wie man altsp. eUi sagte, so auch essi Nom. und Acc. Bc. Sil. 15 und
oft, dsgl. esti = it. questi FJ. p. ^^ Bc. Mil. 20. — 2) Für Ä be-
dienten sich die Alten noch der volleren Form ellOy z. B. eUo med
FJ. 108^ ela maldat xni», non gavemaven dospohlos que los (les) eran
dados y% ellas cosas, las qudles cet. v^.
4. Interrogativa und Belativa. Que ohne Flexion; quien (der-
jenige welcher, wer), PI. quien und qtdenes ; quäl^ PI. quales gen. comm.
(Neutrum lo a«aQ, mit Artikel relativ, ohne ihn interrogativ; cuyo
(dessen) mit adj. Biegung. — Anm. Erloschen ist qui (lat. quis\ dessen
Stelle nun quien einnimmt, allein die Alten brauchten es sowohl dem
it. Chi wie che gleichstehend: qui wer? PC. 707, Bc. Sil. 246, MiL 108,
Mill. 55, ohne Frage Alx. 94, el qui la faee FJ. 1*, vgl. 22^ los qui
Bc. Sil. 138, en qui persönl. Sil. 288, Mil. 143, sächlich ds. 19, Mis. 6.
5. Dem it. aUri entspricht das altsp. otrij das sowohl im casus
obl. wie im cas. rectus üblich war, z. B. d^otri FJ. 6P, a oiri 10»,
por otri 31*. Lat. alius hat dem Span, nur das vrlt. Neutr. al hinter-
lassen, s. darüber Et. Wb. I. Uno wird für sich und in seinen Com-
positis aiguno und ninguno vor seinem Subst. in un abgekürzt AI-
guien (jemand), cada (jeder), nadie (niemand), so wie die vrlt. quah
que (irgend einer), quisque (jeder) sind gen. comm. und ohne PI.
8. Portngriesiselies Pronomen.
1. Persönliches.
Singular
eu tu eile eUa \nos vos dies eUas
de mim deii de si deUe deUa \de nos de vos de si deUes ddlas
a mim a ti a si a eUe a eUd^a nos a vos asi a dies a eUas
mim ti si die eUa ||no« vos si dies dlas
Hierbei ist zu erinnern: 1) Vergleichung dieser Tabelle mit der | sp.
Plural
U. 95. 96.] Declination. Portugiesisches Pronomen. 471
verräth den Mangel des Neutr. dlo (oder illo?)^ welches jedoch der
alten Sprache wenigstens in der Verbindung neUo (= nisso d. i. no
tat negocio SKos.) noch bekannt war. — 2) Für mia bedient sich Berceo
des nicht acht sp. mieHa = pg. minha. Für eu schreibt Dionys auch
ieu, sicher ein Provenzalismus, d^ der Portugiese e nicht diphthon-
giert — 3) Mim steht sichtlich im Widerspruche mit ti und si, die
Alten brauchten noch mi oder mhi reimend auf reines i, SBos. 1, 298,
Canc. ined. oft, selbst Glassiker wie Gamoens z. B. Lus. 1, 64, und
es bleibt ein Räthsel, warum sich die Nasalität lediglich auf die 1.
Pers. beschränkte. Misst man dem anl. m diesen Einfluss auf den
folgenden Vocal bei, so käme es darauf an, einen entsprechenden
Fall in dieser Sprache nachzuweisen. Vgl. unten Possessiv. — 4) Neben
die galt sonst auch die sp. Kürzung ei, z. B. FGuard., FGrav. oft;
auch eli (= altsp. elli S. 469) lässt sich hin und wieder bemerken, wi^
FGrav. 381, d'elli 385. — 5) Verbindet sich eUe mit em (lat. in), so
verliert letzteres seinen Vocal, und dies gibt die Formen ndle ndles^
neUa netlas (en le = nelle s. SBos.) — 6) Comnigo comigo, conUigo,
comsigo, comnoscOj comvosco dauern sämmtlich fort; die einfachen
migo etc. sind veraltet.
Conjunctiva.
Sg. Dat me te $e Ihe Ihe PI. nos vos sc Ihes Ihes
Acc. me te se a nos vos se os as
Anm. 1) Für Ihe und Ihes findet sich als veraltet Ihi Ihis = altsp.
li lis. Bsp. U FGrav. 375, FSant. 538. 576, FTorr. 615, dar-lhy-am
FMart 588, Ihis SBos. I, 68, 272, FSant. 542, FBej. 459. - 2) Statt
des PI. Ihes ist auch der Sg. Ihe nicht unüblich; so zumal bei Ga-
moens. — 3) Die Acc. o a, os as sind durch Wegfall des l aus lo la^
los las entstanden (vgl. den Artikel) und finden sich in letzterer Ge-
stalt noch häufig bei den Alten: gue Ihe lo confirme SBos. I, 145, e
seUo (= se lo) negdr FGrav. 382, que IIa Ganc. ined. 44», lle la 46^
metemola SBos. I, 165, se no los deos der 162, pusemolas 368. Dieses
l erhielt sich noch in folgenden Fällen: a) in der Verjknüpfung mit
vorangehendem se: sdo sdos^ sda selas, sodann mit nos, vos und der
Partikel eis (sieh), wobei s vor l ausgestossen wird: noh nola^ nolos
nolaSf völo vola^ volos volas^ eüo eUa, eilos eilas ftlr noslo ff.; b) in
demselben Verhältnisse zumVerbum: man sagt amd2o, amamölaj amai-
las ftir amarlOy amamosla, cmaislas (s. Gonjug.). Nach einem Nasal-
laute verwandelt es sich jedoch in n: amäono, amaväonaj amemnos
ftlr amädlOj amaväola^ amemios K — 4) Verknüpfen sich me^ te, Ihe,
1) Altpg. auch nach Nasallauten ausser dem Verhältnisse als Suffix nom
no ousaaram a iyrar 'sie sollen nicht wagen ihn herauszuziehen* FMart. 582;
fum fio8 dS *gebe er sie nicht' FGrav. 879; quem no matou 'der ihn tödtete'
FMart. 582. Aber auch bei Gamoens quem no Lus. 4, 39, näo na 5, 97 u. öfter.
472 DecÜDation. Portugiesisches Pronomen. [Ü. 96. 97.
Ihes mit o, o, os, 05, so wird e and s elidiert: mo ma, mos mos, to
ta^ tos tas, Iho Iha, Ihos Ihas statt me Oy me c^ me oSj me as etc.; in
älterer Zeit noch Ihe lo für IhOy Ihe la für Iha u. dgl. — über ver-
schiedene andre beim Personalpron. vorkonmiende Archaismen sehe
man Altpg. Ennst- and Hofpoesie 111 — 114 ^
2. Possessivam.
Masc. meu, ieu^ seu Fem. mmha^ UMj sua
nosso, vosso, seu nossa, vossay sua
mit regelmässigem PL Über ihr Verhältnis znm Artikel sehe man
in der Syntax. — Zu merken: 1) Alte Form des Fem. 1. Pers. war
neben mihha noch mia: com mia molher SBos. U, 222, mia morie
Ganc. ined. 43, mias gentes FGrav. 291 u. oft, aach mha geschrieben
(mha fitta SBos. II, 19), womit das überall als einsilbig behandelte
mifiha bei D. Diniz identisch sein mnss. M/i/Aa steht sichtbarlich
mit mim, Gen. yon eu^ im Zusammenhange, und muthmasslich ward
das Masc. meu durch sein e vor dieser Formverstärkung geschützt*.
— 2) Eine | nicht der sp., sondern der pr. entsprechende jetzt ver-
schwundene, sonst aber sehr übliche Abkürzung ist Fem. ma und sa
{ta fehlt); beide stehen mit und ohne Artikel vor dem Subst. Beisp.
mos ßlas FGuard. 399, sa molher FMart 581, sa dma Ganc. ined.
41% sa ira 54% na sa casa FTorr. 635, as sas cousas ds. 611, das sas
obras FMart. 605. — 3) Uralt sind die syncopierten nosso, vosso] ein
nostroy vostro möchte schwer zu finden sein.
3. Demonstratiya. Esse (jener), este nebst dem veralteten
aqueste (dieser), aqueUe (jener) werden in folgender Art decliniert:
Sg. Masc. esse Fem. essa Neutr. isso \\ PL Masc. esses Fem. essas
Die Gen. sind desse dessesy dessa dessas, disso. So denn auch este,
estay isto ; aquelUy aquellay aquiUo (Dat. zuweilen dqueUe für a ciqueille).
Dem sp. Demonstrativ Sl steht hier o a, os as gegenüber; es versteht
sich, dass die Alten statt dessen auch h la, los las oder auch el
brauchten, z. B. d de sa casa FBej. 484. Nach einem Nasallaute ver-
wandelt sich auch hier { in n: com nos de mia Corte FGrav. 391. —
Anm. 1) Die Präp. em gestaltet sich als Präfix hier wie vor dlcy
also nessCy nestCy naqueUe etc. — 2) Merkwürdig sind die neben der
Endung o noch mit dem Ablaute t bezeichneten Neutra isso, isto,
aquisto, aquiUoy womit sich tudo von todo vergleicht: denselben Zug
innerer Flexion werden wir später beim Verbum wahrnehmen (tive
tevcy pu0 poe). Nirgends folgt sie aus dem lat. Buchstaben, sondern
ist als eine selbstgeschaffene Methode deutlicherer Unterscheidung
1) Zu streiohen ist das daselbst S. 128 über cha {ncm cha äirai) Gesagte:
dieses Wort steht, wie Mussafia, Jahrb. VI, 218, berichtigt, für ti a *dir sie*.
2) Enho mha für mm minha braucht G. Yicente als yolksmässig, z. B. a
enha eaposa l, 128.
II. 97 — d9.] Declination. Provenzalisches Pronomen. 473
an&afassen. Fflr % setzt übrigens der Canc. ined. noch e: esto tö\
44», aguesto 44'' etc.
4. Interrogativa und Belativa. Que (welcher); quem (wer) mit
gleichlautendem PI. (nicht quens = sp. quienes); quäl, PL quaeSj mit
Artikel relativ, ohne denselben interrogativ; cujo cuja^ cujos cujas
(dessen). — Anm. Qui gehört, wie im Span., zu den Archaismen:
quifßXhos ouver findet sich z. B. in einem alten Rechtsbuche SBos. II, 112.
5. Das altpg. outri entspricht dem sp. otri und it. äUri und gilt
gleichfalls ftlr die casus obl.: per razom d' outri FSant. | 558, a outri
FGrav. 392, por sy ou por ouitri FSant 564. Älguem (jemand), t^inguem
(niemand), outrem (ein andrer Mann), cada (jeder) gelten für beide
Geschlechter und entbehren des PL Todo hat Fem. toda^ Neutr. tudo\
nicht mehr üblich sind Masc. tudo^ Fem. tuda^ s. FSant. 534, FGuard.
442; andern alten Quellen scheint tudo als Neutr. noch zu fehlen, s.
Pg. Kunst- und Hofpoesie 115.
4. Provenzalisches Pronomen.
1. Persönliches.
euj ieu
tu
elh
elha, üh, leis
de mej 4
de tCj -i
de se, 'i
d'elhj de lui
d'dha, de lei(s)
a m«, 'i
a tej -f
a se, 'i
a elhj a lui
a dha, a lei{s)
Iflßj IWf
te, ti
sc, si
elh, lui
elha, lei(s)
nos
vos
dhs, üh
elhas
de nos
de vos
de se, -t
d!dhsj de lor
de'lhaSj de lor
a nos
a vos
a S6, 4
a elhs, a lor
a elhas, a lor
nos
vos
se, si
elhs, lor, lur
dhas, lor
Sg.
PL
Anm. 1) Für die 3. Pers. ist noch das wurzelverschiedene Neutr. o
(lat. hoc) zu bemerken, z. B. s^üh es folha, ja ieu non o serai. Statt
dessen steht zuweilen auch lo = fr. le. — 2) Me, te, se und mi, ti,
si sind gleichberechtigte Formen. Boethius und die Passion Chr.
kennen nur me, te. Bei den Lyrikern bemerkt man (im Reime) so-
wohl e wie f, Guill. v. Poitiers z. B. hat mi, Bern. v. Ventadour
überall me, te, se, Jaufre Budel mi, si, Folq. von Marseille mi, aber
in derselben Strophe se Ghx. III, 161. Die a-Form mag im ganzen
vorwiegen, sie ist zugleich die cat. und fr. — 3) IV* für te abhängig
von Präp. (kaum fttr sich, wie IV, 289) ist ein bei Dichtern ver-
schiedener Zeiten häufig vorkommender Misbrauch, zu welchem die
neupr. Sprache in der 1. Pers. das Gegenstück liefert (S. 478). Bei-
spiele sehe man Chx. IV, 303. 395. 398. 435. 443, LKom. I, 473,
GRiq. p. 67. 100, GRoss. 5885. — 4) Nos en und vos en lassen sich
in non und von abkürzen. — 5) In dem Pron. 3. Pers. elh dha, nach
andrer Schreibung d da, begegnet sich die sp. | und it. Methode: es
decliniert mit sich selbst sowohl wie mit lui; überdies hat es im
Nom. PL Masc. und Nom. Sg. Fem. noch die beim Artikel schon ge-
474 Declination. Provenzalisches Pronomen. [II. 99. 100.
nannte Form üh (il). — 6) Für das Fem. lei ist weit üblicher leis,
diphthongiert lieiSj welches im Widerspruche mit lui regelmässig aach
im Nom. gebraucht wird^ Lui für das Fem. leis findet sich in S.
Agnes (Bartsch zn V. 442)^ dasselbe oder eigentlich lu im Seneca
(Bartsch Denkm. S. 333), vgl. Altfr. Pron. - 7) Neben lor ist lur
sehr üblich, wenn aach formell minder richtig, doch scheint es die
Lyrik im Reim zn vermeiden. — 8) Die Zss. mit cum {mecum) ist
erloschen, wie denn diese Präp. ausser Gebrauch gekommen ist
Gonjunctiva.
PL Dat. nos vos si^se lor Icr
Acc, no8 vos si,8e las las
eichberechtigt. Was den ün-
Sg. Dat. mi, m6 tijte sijSe liyill li,iU
Aco.miffne ti^te si,se lo la
Anm. 1) Mit mt, ft, si ist m«, te^ se gl
terschied zwischen der absoluten und conjunctiven Form macht, ist
weniger der Vocal als die Betonung des Vocals. So steht im Bth.
neben dem abs. me 130 gleichlautend das conj. me 197. In derPass.
Chr. aber steht neben dem abs. te 16 etc. das conj. ti 38. Bern, von
Ventadour, der nur die absolute Form mit e kennt, braucht (in unsem
Texten wenigstens) fttr das conjunctive Verhältnis sowohl m wie m«,
vgl. z. B. Chx. m, 58, 59, — 2) Hier, wie im It., feilen die End-
vocale vor Vocalen weg, bei li nicht bloss vor t, sondern vor jedem
Vocal {Vavia faicha Chx. V, 86, Vfs ops III, 373). Von grosser Be-
deutung aber ist, dass mt, <i, si, nos, vos, lo, los durch Anlehnung an
einen vorhergehenden Vocal ihrer eignen Vocale verlustig gehn, so
dass nur die Cons. tn, t, s, ns, vs (aufgelöst in us), l, Is übrig bleiben.
Beisp. en quäl guisam fui natss\ sim ten pres; ieum tudh man dreU;
ffatnar not drfes; nos pot partir] queB fan \ irat\ quens {que nos) ac
afnor\ quens (que vos) vtdhata; quem amens servis; irobal-, quel veiran
(nicht qu'el veiran, wie man wohl schreibt); nols er perdonat\ vgl.
Anm. 2 zum pr. Artikel. Selten lehnen sie sich an ein indifferentes
n, wie in rofnpons Chx. I, 182, oder an r, wie in valerm degra III,
23, a vaiorB covS IV, 81 ^ Diese Abkürzung liegt in den Bildungs-
gesetzen der pr. Sprache: verloren jene Wörtchen durch Inclination
ihre Selbständigkeit, so mussten sie sich als tonlose Endsilben dem
allgemeinen Gesetze des Aus- und Abstossens tonloser Vocale unter-
werfen: aus guisame, sime, nolos musste guisam ^ sim, nols werden.
Nothwendig ist indessen diese enclitische Abkürzung der Pron. nicht:
man durfte sich der vollen Formen oder auch des Wechsels beider
1) Die 1. Ausg. dieses Baches hatte das Wort aas iOae ipsi (Dat.) erklart
Besser setzt Delias statt des Pron. ipse das adverbiale ipsum, pr. eis.
2) Nur als enclitischer (unsillab.) Redetheil steht ua an der ihm gebühren-
den Stelle. Wo es für sich eine Silbe macht, wie in cosaelh w quier Chx. Y,
888, no/tM hlandirai Jfr. 118% noius voiOaUs ds. 148», darf es mit vo8 vertauscht
werden.
n. 100. 101.] Declination. Provenzalisches Pronomen. 47B
Formen bedienen, z. B. en tcH dompna mi fai amors entendre III, 420;
cor lans ai lauaada e cor la vos ai ensenhada LR. I, 340; qtto vos am
euB vueth I, 423. — 3) Der von Uli stammende Dat. li oder iU ver-
liert seinen Vocal gleichfalls durch Inclination, z. B. no\ remä Bth.
137, a\ donat LR. I, 85% gtial Zavd sos pes B. 67; doch hat ilh für
sich allein kein Dasein, indem i nnr die Erweichung des 7 ausdrückt:
in noül tanh spreche man nolh, nicht no-ilh mit hörbarem i (Bartsch
im Jahrb. VI, 346). Geht h oder la voran, so pflegt i für li oder
t7A als enclitisches Suffix gesetzt zu werden: loj defen^ lay presen^
indessen ist auch lo 2i, la li nicht versagt, vgl. lo li rendria Chx. I,
178; lo li toi LR. I, 545» {U li toi B. 207) ^ |
2. Das Possessiv ist doppelformig wie im Span. Ursprüngliche,
der lat mehr angenäherte Form ist:
Sg. Masc. Nom. mieus^ tieus, sietis Fem. mta, tua, sua
Acc. mieUy tieu^ sieu tnia^ tua, sua
PI. Nom. mieif tieiy siei miaSj tuas^ stMis
Äcc. mieus, tieus, sieus mias, tiMSj suas
Dazu das Neutr. mteu, tieu, sieu, z. B. aco es mieu 'dies ist mein\
Für den Besitz der Mehrheit:
nostre, vostre, lor; nostra, vostra^ lor.
Anm. 1) Teu, seu sind offenbar unorganische durch meu veranlasste,
auch im it. tio^ sio S. 467 vorkommende Bildungen. Ebenso wurden
nach mia geformt tia, sia, die aber nicht eigentlich üblich geworden,
8. z. B. Jfr. 99*». 117^ Brev. d'am., Leys II, 218. Ausserdem begegnet
besonders bei Prosaikern flir alle drei Personen das Fem. mieua,
tieua^ sieua*. — 2) Neben dem PI. miei, tiei, siei gilt auch noch das
auf das u des Sg. gebaute mieu, tieu, sieu. Die sprachgesetzliche
Entwicklung wäre mei, toi, soi gewesen: toi sehe man Ev. Job. ed.
Hofm., soi Bth. 63, beide Pass. 15. 17. 91. — 3) Für nostre, vostre
als Nom. Sg. wird häufig nostres, vostres geschrieben. Nos für nostre,
vos für vostre sind selten und wohl nur Gallicismen. — 4) Lor, wo-
für auch lur sehr gebräuchlich ist (vgl. etwa com und cum von quo-
modo), sollte wegen seines Ursprunges jede Flexion von sich weisen.
1) Vom altit i (S. 467) weicht dies pr. i in so weit ab, als es nur nach
lo und la eintritt, wie auch die it. und sp. Sprache die Berührung zweier mit
l anhebender Conjunctiva zu vermeiden scheinen. Es ist also wohl eine eupho-
nische Abkürzung des Fron., nicht das Adv. y, welches keine eigentlichen Dativ-
yerhaltnisse bezeichnet. Denn wenn Raynouard Chx. I, 184 he % 8 taing über-
setzt mit ü conment k lui, so hätte es heissen müssen ü y eonvient (es ziemt sich
in dieser Sache).
2) Es kommt überdies noch eine Abkürz, mi und si (nicht i%) vor, aber
nur in Verbind, mit dem Subst. dans, welches hier mit dem weibl. domina
gleichbed. ist, also midona, sidons; eine ähnliche Abkürz, im ndl. mevrouto für
müne vrouto.
476 Dedination. Provenzalisches Pronomen. [II. 101. 102.
und so thnt es auch in der Regel; allein nicht selten ahmt es das
Beispiel andrer Fron, nach, und so trifft man lo mons es lurs (für
lur), lurs cölpaSj in den Leys II, 218 las lors als sprachrichtig, dem
das classische las lor Ghx. IV, 295 widerspricht.
Die abgekürzte Form des Possessivs ist:
Sg. Masc. Nom. moSj tos, sos Fem. ma^ ia^ sa
Acc. mofij ton, son ma, ta^ sa
PL Masc. Nom. mos^ toSj sos maSy tas^ sas
Acc. mos, tos, SOS mos, tos, sas \
Die Doppelgestalt entsprang ans Verschiedenheit der Betonnng: die
erste Form grttndet sich auf den betonten Wurzelvocal des lat. Wortes
und ist selbst darum eine betonte, die zweite auf den unbetonten
Flexionsvocal desselben und ist darum eine unbetonte. Anm. 1) In
moHy ton, son ist das n indifferent. Vor Vocalen bleibt es ungestört,
vor Gonsonanten kann es wegfallen, vor einigen derselben, /*, m, n,
5, v, muss es nach der Vorschrift der Leys II, 226 wegfallen, aber
die alten Hss. wissen nichts von dieser Vorschrift: man liest daselbst
ton fnandamen, ton senhor, man veiaire etc. — 2) Ma, ta, sa werden
zuweilen apostrophiert; am üblichsten ist dies wohl vor a: m'amor,
m^anna, s^anta, kommt aber auch vor andern Vocalen vor, z. B. s'onors
und s'onor Bth., m'esperansa Chx. HI, 178.
3. Demonstrativa. Die mit iste zsgs. est, cest und aguest (dieser)
flectieren auf folgende Weise:
Sg. Masc. Nom. est Fem. esta, ist 11 PL Masc. Nom. est, ist estas
Acc. est esta || Acc. ests estas
Die mit iUe zsgs. cd, aicel, aguel (jener) sind etwas formenrefcher:
S. Masc. N. celh, celui F. cdha, cilh ||P1. Msc. N. celhs, cüh F. celhas
A. celh, celui cdha, celei^ A. cdhs, cehr F. cdhas, cdor
Anm. 1) Hierzu die Neutra so, aisso = it. cib, dsgl. aco. — 2) Sehr
gebräuchlich ist die Schreibung sest, sd, aissei, ohne Erweichung
cd, cela etc. — 8) Odor ist selten, s. GO. Auch aicelui und aqudui
scheinen wenig üblich, ein Beispiel vom zweiten Ghx. V, 440. —
4) Bemerkenswerth ist der flexivische Wechsel zwischen e und i in
est ist, cest dst, aquest aquist, cd eil, aicel aicü, aqud aquü; in den
Lautgesetzen liegt nichts was ihn bedingt hättet |
1) Mussafia Macaire p. vn vermuthet darin einen dem Lautgesetz ober-
italischer Mundarten analogen Vorgang, wonach betontes e, falls die folgende
Silbe i enthält, in letzteren Vocal übergeht. Es unterliegt dies einigem Be-
denken, da in den vollständigeren Beispielen eU und esti ein Einfluss des vor-
handenen f auf e nicht eingetreten ist und da auch das Fem. ist etc. ohne Hülfe
eines rückwirkenden % entstanden ist. Man darf ferner daran erinnern, dass
der Portugiese dem Demonstrativpron. einen Wechsel zwischen radicalem e und
♦ gestattet (esse ««)). Mir scheinen solche Umformungen eines Vocals in einen
verwandten, den man in den Pronominalbildungen mehrfach wahrnimmt, zum
Theil rationeller Art d. h. reine ünterscheidungsformen.
II. 108. 104.] Declination. ProYenzalisches Pronomen. 477
4. Interrogativa und Relativa. Qui und gue werden in jedem
Genus, Numerus und Casus gebraucht, nur qui als Rel. kaum im Acc.
{Crist qui claman Ghx. Y, 12 flir cui)y wohl aber nach Präp. Oui im
cas. obl. Sg. u. PI. Belege aus Bth. sind: Masc. Nom. Sg. qui rel.
17 flf., que 146 ; Acc. que 102. 192 (neutral 89), cui 29, per cui 3,
Gen. cui 76 flf.; Nom. PI. qui 172. 226 flf., que 70; Acc. que 199.
Fem. Nom. Sg. qui 147. 192. 206; Acc. que 86. 152; Nom. PI. 77.
Quais (cäls) Bth. 149. 216, auch ohne s qucUj Acc. qudlj Nom. PI.
guais qualy Acc. qudls. Quinh, quinha (seltneres Wort).
5. Äuiirui (misbräuchlich vor einem PL, aber ganz üblich, au-
truis: dds au^ruis peccate LR. 1,449, los autruis hesGk. 3542) konmit
kaum im Nom. vor (LR n, 44, wofür aber Chx. III, 80 altre\ im
Gen. und Dat. gewöhnlich ohne Präp. Das im Span, vorhandene
Neutr. (ü {aliud) zeigt sich auch in der paragogischen Form ciSy
dessen s adverbiale Bedeutung hat wie in ciques (aliquid). Tote N.
Sg., Acc. tot, N. PI. tuit {tug)\ Fem. tota, totas. Quaisque^ Acc. quäl-
que. Quecx (jeder), Acc. quec; ein Fem. quega bei Am. v. Marueil
Prov. Les. 66, 48. Das gleichbed. cac flectiert nicht, ein Fem. qua-
qua findet sich Jfr. 149\ Auch eada ist indeclinabel und gleich den
beiden andern auf den Sg. beschränkt.
Bei der pr. Pronominalfiexion drängt sich uns noch eine be-
sondre Wahrnehmung auf. Es ist ausgemacht, dass das Pluralzeichen
i der 2. lat. Decl. im Prov. schwindet. Von dieser Regel macht aber
dasPron. eine Ausnahme, und dazu mochte die Artikelform lij denn
alle Beispiele beschränken sich auf den Nom. Plur., den Anlass ge-
geben 'haben. Mieij toi, soi nämlich | lassen sich nur aus lat. mei,
tuiy sui deuten. In tuit ist Attraction aus tuti (lat. toti) handgreiflich :
auch im lomb. tucc ist • mit der Wortform verschmolzen. Man liest
aber auch di GA. (immer zweisilbig, also nicht elh zu sprechen),
esti Chx. V, 109, nostri IV, 212, GA. 1078, und vostn GA. 4405, B.
105, 23. Jltri mit und ohne Subst. ist nicht unhäufig, z. B. Chx.
IV, 71, GA. 4833 etc., GKiq. 250, B. 165, Leys oft; li uni GA. 1267.
3978. Wie das letztere Denkmal di, altri, uni sagt, so selbst morti
und prijri z. B. v. 385, ja die freilich hier nicht mehr competente
Poetik von Toulouse scheint solche Verlängerungen, wie sie sie nennt,
bei allen Adj. zu gestatten, s. n, 204. Noch mehr Beispiele dieser
vocalischen Flexionsart hat die wald. Mundart, die nicht allein Pron.
und Adj., wie in den PI. iUi, aquisti, moti, tanti, digni, sondern auch
zuweilen Subst. so behandelt, vgl. hraci (zweisilb.) für brate GA. 7206.
Im Neuprovenzalischen hat das persOnl. Pron. beträchtlich
gelitten. Teou, tu, eou (iUe), dlou treten zugleich als casus obliqui
ein, z. B. de yeou, a yeou, per yeau, de tu^ a tu, d'eou, a eou. Für
478 Declination. Altfranzösiscfaes PronomeiL [IL 104. 105.
nos, vos ist nos autres^ vos autres sehr üblich geworden; in Nizza er-
wuchsen hieraus die untrennbaren Formen nautre (fr. nottö), voit^e
(fr. voiis). Die Gonjunctiva sind: Dat. Sg. m«, te, li, Acc.m«, te, lau^
la-j Dat. PI. naus, vaus^ li^ U (statt lor), Acc. nous^ vouSj leiSj leis (fr.
les); Refl. seK Die Indination der Pron. in alter Weise findet in
der eigentlichen pr. Mundart nicht statt; in Navarra aber erhielt sie
sich in den Formen m, tj Sj ns, b (= t;). — Die Possessiva sind 1)
mloufiBj tUmne^ siounCj f'em. mlmmo und selbst mievo etc. — 2) Jfotm,
toun, 80un, Fem. ma, ta, sa (vor Vocalen die masc. Form: toun ar-
ribadau = fr. ton arrivSe), PL Masc. und Fem. iwcis, teis^ seis. NosUj
voste^ PL nosteiSj vosteiSj dsgl. noSj vos. — | Demonstrativ sind: aqueSj
Fem. aquestoUf PL aquesteis'^ aqueou^ vor Vocalen agud, Fem. aqudou^ PL
aqueleis u. s. w.
In der älteren catalanischen Sprache, z. B. beiRamon Mun-
taner, lautet das Personalpron. yo (bei andern jo)j tUj dh dUij Acc
miy ii (aber de tu, per tu etc.), eU, ella (de eU = deU) ; PL noSy vos^
ellSf eUeSy wobei aber auch das pr. leys fllr Acc. dla zu bemerken ist
Die Gonjunctiva sind: Dat. Sg. me, te^ liy K, Acc.m^, te^ lo, la; Dat
und Acc. PL nos, vos, los, les. Die Affixe sind wie im Prov. m, *,
$, Ij ns, US, Is und noch jetzt üblich, auch y fär Dat. li ist vorhanden,
z. B. ator garen loj, lay. — Eben so pr. sind die beiden Possessiva:
1) Meu, teu, seu, PL meus etc., Fem. mia, tua, sua, neucat. meva, teva,
seva = pr. mieua etc. Nostre, vostre, lur (PL lurs)] fllr letzteres
neucat. son wie sp. su. Später ward nostron, vostron nach dem
Muster der folgenden Possessivform gebildet, entsprechend dauph.
notron, votron. 2) Mon, ton, son, PL mos, tos, sos-, Fem. ma, ta, sa,
PL mes, tes, ses. -— Demonstrativa: est, esta, PL ests, estes; aquest,
aguesta, PL aquests (aquestos), aquestes; aqueU, aqueüa, PL aqudls,
aqudles. — Relativa: Nom. Sg. PL qui, Acc. que; quin, quina. —
Unter den übrigen ist auszuzeichnen tots, tota, PL Masc. Nom. tuyt
und tots, Acc. totß, Fem. totes.
5.
FraniSslsclies Pronomen.
a. Altfranzösisches.
1. Personale.
Sg. jeo, ja, je etc.
tu a
de
de mi eta
de ti etc. de si etc. de lui
de lei, de lui
a mi eta
a ti etc. a si eto. a lui
a lei, a lui
mi, moi, mei
ti, toit tei si, soi, sei lui
hi, Uli
1) Im Limousinisohen thut se auch den Dienst von lui und lor, z. B. se
dissit eu (lui dit-Oi, se dissit eUo (Zetir dit-dle), s. Fuöhs Zeitw. 287.
n. 105—107.] Declination.
Altfraiizösischeii Pronomen.
PL nos V08
a(el8)
des
de no8 de vos
de 8% etc.
d'els
d'eles
a fi08 a V08
a si
a eis
a eles
nos V08
8%
eis
des
479
Anm. 1) Die Sprache tritt auf mit den Formen eo (ego) in | den Eid-
schwüren^ io ds. und im Fr. y. Yal. Jenes So diphthongierte sich
dann in iiOj hieraus jeo (assoniert auf bien, z. B. Gormond y. 365),
endlich theils jo^ theils je. Nach den Mnndarten bürg, ju {je bereits
SB.)y pic. jou, norm. jeOj jo^ die sich aber schon mischen. — 2) Mi,
tij si sind bürg, (ersteres in den Eiden), moi, toij soi pic, mei, tei,
sei norm. — 3) Filr das bnrg. nos oder nous, norm, nus^ setzen pic.
Denkmäler Nom. no, im cas. obl. nos, und so vOy vos eine unorganische
Unterscheidung, die freilich auch im PL komme, homtnes vorliegt. —
4) Vos verkürzt sich zuweilen durch Anlehnung in os {ous)j z. B.
tasfU gu*os {que vos) sadess] s'ous {si vous) i ales\ n'os {nevos), s. Ghx.
YI, 159. Zuweilen, selbst wo vos geschrieben steht, ist os zu lesen,
z. B. Ben. v. 2892. 2895. 2900. — 5) Die Decl. der 3. Pers. weicht
von der pr. beträchtlich ab. Die casus obL des Sg. sind in beiden
Geschlechtern ganz auf die Dativform lui leij die des PL auf die
Accusativform eis eles gegründet, lor ist den absoluten Formen fremd,
so dass im Sg. die it., im PL die sp. Methode herrscht: weder ist
a el noch a lor üblich, doch kommt letzteres in der Grafschaft Bur-
gund vor (Burguy). Alte Zeugnisse für dies Pron. sind: Nom. ü
Eidschw., EulaL, a lui Eulal., lui Fr. v. VaL, PL il ds., Acc. eis ds.;
Fem. ette Eulal.» lei ds. — 6) Lui war bis um die Mitte des 13. Jh.
nur masc. (Fallet); als Fem. brauchte die bürg. Mundart lei (so Gr6g.,
SB.), eine noch im lothr. lü und lei (neuburg. d und lei) fortdauernde
Unterscheidung. Eine andre weibliche Form andrer Mundart ist lie,
z. B. Ren. v. 1899. 2028, Trist. Für lui und lei kam allmählich
auch li in Gebrauch, z. B. Aucass., MFr., RCam.; es scheint Ab-
kürzung des auf dem zweiten Vocal betonten lui (S. 344) und von
dem conjunctiven li verschieden. — 7) Für ele bedienen sich manche
Quellen der Abkürzung el, PL eis: d ctie NFC. Jubin. I, 211, fait-d
Trist. I. 52, Fl. et BL, SSag., noch im 16. Jh. vorkommend, s. z. B.
Ancien thÄStre p. p. Le Duc. — 8) Für eis auch cUs und ols SB. nebst
den üblichen Auflösungen des l: eus, aus, iaus, ous etc. Das im
Neufr. zur Geltung gekommene üs tritt zuerst am Anfange des 14. Jh.
auf (Fallet). I
Conjunctiva.
Sg. Dat me te se li 2t | PL Dat. nos vos se lor lor
Acc. me te se lOfle la j Acc. nos vos se les les
Anm. 1) Die ältesten Zeugnisse sind: m^ Eidschw., Eulal., nos Eulal.,
28, li Eidschw., EulaL, Fr. v. Yal., lo Eidschw., Eulal., la EulaL, lor
Fr. V. Val. — 2) Wie es fttr den Artikel la ein mndartl. le gibt
480 Declination. Altfranzösisches Pronomen. [ü. 107. 106.
(S. 435), 80 auch fttr das Pron. la. — 3) Das pr. und altsp. Verfahren
der Abkürzung fand auch im Franz. Eingang; selten ist sie bei me,
tßy se: sim cumbatrai BoL p. 87, nem fesis med 79; ^*t guardarai Ch.
d'Alex. 31; bei se schon in den Eiden: Zos tanit^ und Eulal.: paro^
furet^ nos coist\ häufiger bei Zo, le: et si lern porroie ben garrir Fait
II, 47; diex ne\ veut mie Bq. s. y. nel\ l kann sich dabei in u auf-
lösen: mais se geu. (gel) puls Agol. v. 1133; nou (noX) NI'C. I, 345,
nu ds. II, 175 V. 72 (vgl. Bekkers Anm. zum Ferabr. 172^). — 4)
Dagegen schmilzt les mit je^ me, te^ se, gut, ne, si und andern WOrt-
chen in der Art zusammen, dass l ausfällt und die Formen jes, mes,
tes, sesj quis oder quesj nes^ ses hervortreten, z. B. ge» (je les) irai
tuer; le vent faiUi ques menoit.
2. Possessivum. Dies Pron. hat eine vom pr. ziemlich ver-
schiedene Entwicklung erfahren, und seine Geschichte ist nicht völlig
klar. Die Mundarten, denn auf sie ist hier besondre Bttcksicht zu
nehmen, weichen in einigen Stttcken nicht unbeträchtlich von ein-
ander ab, tauschten aber gegenseitig ihre Formen aus^ Die Unter-
scheidung eines ursprünglichen und | eines abgekürzten Possessivs,
wie im Sp. und Prov., ist hier nicht wohl durchzuführen, da sich
beide minder deutlich absondern ; besser werden sie nach ihrem syn-
tactischen Werthe aufgestellt. Conjunctives Pron., bürg.:
Sg. Masc. Nom. mes, tes, ses, Fem. ma, to, sa
Acc. mofij ton, son, ma, ta, sa
PL Masc. Nom. mei, tei^ sei, wes, tes, ses
Acc. mes, tes^ ses, mes, tes, ses
Anm. 1) Der pic. Nom. Sg. ist mis, tis, sis, Acc. men, ten, sen, PL
mi, ti, si, Acc. mis, tis, sis; Fem. me, te, se, wie Artikel le fttr la.
Norm, wie bürg, mit Ausschluss der Vocalendnngen des Nom. PL,
wofär s steht, mes, tes, ses. — 2) Die ältesten Zeugnisse sind: Nom.
Sg. meos Eidschw., Acc. meon ds., san (welches auch ein contrahiertes
man annehmen lässt) ds., stwn Eulal., sun Fr. v. Yal., sen, sem ds.;
Fem. sa Eulal. Mes, tes, ses verflachten sich endlich aus dem pr. mos,
tos, SOS wie les aus los, — 3) Mon, ton, son werden, gegen die 6ram-
1) Borguy hat dieses Gapitel mit grosser Umsioht behandelt, die obigen
Tabellen sind nach den seinigen abgefasst. Es wäre ein Rückschritt in der
Wissenschaft, wenn man die Resultate seiner fleissigen hauptsächlich anf die
Scheidung der Mundarten gerichteten Forschung nicht genau beachten wollte.
Doch kann eine Grammatik, welche, gleich der vorliegenden, die Ereignisse eines
umfangreichen Sprachgebietes darlegen und wo möglich erklären soll, nicht sy-
stematisch auf alle gewöhnlich nur in den Lautgesetzen begründeten dialeotisohen
Verschiedenheiten eingehn. Es muss ihr namentlich gestattet sein, da wo sie,
wie im Altfr., überhaupt nur mit Mundarten zu thun hat, nach ihren Zwecken,
z. B. um den Zusammenhang mit der Grundsprache näher zu legen, bald der
einen, bald der andern dieser Mundarten den Vorzug einzuräumen.
II. 108. 109.] Declination. Altfranzösisches Pronomen. 481
matik, zuweilen als Nom. gebraucht. — 4) Tel nnd sei sind offenbare
Anbildungen an meif wie die pr. tieij siei. An ihrer Statt finden sich
organische Formen mit u ein, tut, suiy nnd hiernach mut; überdies
teu^ seu = pr. tieUj sieu. Die Acc. mes^ ies, ses werden auch als
Nom. gebraacht gleich den pr. mos, tos, sas. — 5) Ma, ta, sa lassen
sich abkürzen: m*amie, fespee, s'amour. Indessen bemerkt man be-
reits Beispiele der männlichen Formen vor Vocalanlanten: tonainrme
(ton äme) SB. 525", son impacience 557®, welche Freiheit, deren An-
fang man ins 15. Jh. gesetzt hat (z. B. Monnard Chrest. I, 73), also
weit höher hinaufreicht.
Das absolute Possessiv hat adj. Flexion und lautet in bürg.
Mundart:
MasG. Sg. Nom. miens^ tuens, suenSj Fem. meie^ tele, seie
Acc. mienj tuen, suen, meie^ teie, seie etc.
Anm. 1) Im Pic. sind die Fem. tnoie (auch bürg.) und | mieue =
pr. mieua, toe tieue^ soe (souue Eulal.) sieue^ im Norm, die contrahierten
Masc. fnuns^ tuns^ suns sons (s. Gh. d'Al.) neben mens, taens, stiens
hauptsächlich zu bemerken. — 2) Miens ist eine durch das Suffix
ien = lat. -onus bewirkte Ableitung, entsprechend unserm 'mein- ig'.
Fttr tuens, suens erscheinen auch, wie sich denken lässt, die Anbil-
dungen tiens, siens. Das im Neufranz, vorhandene Fem. mienne^ tienne,
sienne ist noch nicht durchgedrungen, doch kommen Spuren desselben
vor, siene z. B. B. Chrest. fr. 321, 12. Syntactisch nimmt dessen Platz
meie ein, das dem pr. mia, wie toe dem pr. tua^ soe dem pr. sud ent-
spricht S. ttber den Ursprung dieses Pron. auch Delius Jahrb. IX, 101.
Das Mehrheitspossessiv ist
Sg. Nom. nostreSj vostreSy lor
mit regelmässigem Verlauf lor indeclinabel. Anm. 1) Nostre und
vostre pflegen sich in conjunctiver Stellung in nos und vos {noe, voe)
zu kürzen, ja dieses Possessiv drückt den Acc. Sg. und Nom. PI.
gleich dem Personal (S. 479) durch die des s beraubte Form no und
vo aus: no rot, no fiüej no mere^ no foi. Selbst in absoluter Stellung
bemerkt man nos, vos, z. B. li nos Gar. I, 200; gut tnon fieu et Ies
vos destruient Brut. I, p. 34, was sich freilich auch aus U de noSy
Ies de vos erklären lassen würde. Vost im Fr. v. Val. scheint diesem
vos zu entsprechen. — 2) Wie die Sprache nos und vos der gewöhn-
lichen Declinationsregel unterwarf, so auch, aber wohl erst gegen
Ende des 13. Jh., lor, welchem an gehöriger Stelle ein s ange-
fügt ward.
3. Demonstrativa.
a. Sg. Masc. N. eist, cestui Fem. ceste, cestei
A. cest, cestui ceste^ cestei
b. Sg. Masc. N. cUf cdui cde, ceki
A. cel, cdui cde, cdei
PI. N. dst Fem. cestes
k.cee cestes
PI. N.cfl cdes
k.cds cdes
Dies romAn. Gramm., II. 5. Aoil. 31
482 Dedination. Nenfranzösisches Pronomen. [Ü. 109 — 111.
Ebenso gehn icist und icü. Anm. 1) Alte Belege sind : Nom. Sg. eü
cilg Fr. v. Val, Acc. cd ds.; Nom. PL dl ds., Acc. | cds Enlal. (als
Fem. Fr. v. Val. 63). Cist als cas. obl. in den Eiden, wie auch das
verlorene ist. Es begegnen Nebenformen mit anl. ch für c. — 2) Für
den Nom. Sg. cü findet sich mit s cüs nnd ciSj für den Nom. PI.
auch cds] wegen des letzteren s. Raynouard Sur le rom. de Rou
p. 78. — 3) Wir haben so eben das Fem. cds als eine alte Form
fllr cdes bemerkt; sehr üblich aber ist cen für cestes = neufr. ces. —
4) Cestui cestei, cdui cdd, wozu der PL cestar und cdar man-
gelt, sind die üblichen Formen der SBern., noch jetzt in bürg. Mund-
art cetu, cetd. An die Stelle yon cestd und cdd treten frühe die
pic. cesti und celi {chestij chdi), die wenigstens nur selten als Masc
angewandt werden, z. B. en cesti hom Boq. I, 584*», ßs cdi Parton.
I, 12. Cdui als Fem. s. Gcy. 2225, auch SBern.
4. Die Interrogativa und Belativa quij quCy cui verhalten sich
wie im Prov., also Nom. Masc. und Fem. qui und gue, z. B. qui Eidschw.,
gue Leod.; Acc. que Eidschw., Fr. v. Val. (Sg. u. PL); gut in diesem
Casus Interrogativ, selten Relativ; Gen. Dat. Acc. cui Eidschw. (in
letzterem Casus). Dazu gesellt sich das alterthümliche, im Prov. kaum
bekannte chi fUr qui (niemals für que) Eulal., Fr. v. Val., Alexander-
fragm., Bodl. Psalter, Geistl. Lied. Jahrb. VI, 862. Neutral ist
que nebst einer neuen Form quoi {quei)^ welche anfangs auch auf
Objecte bezogen ward wie cuiK Quds, Fem. qude Interr., li qudSy
la quele Belat. fiectiert regelmässig.
5. Autrui (eines andern), aucunui (jemands) 6r^. 438, mdui^
auch nelui (niemands) für die casus obl. des Sg. Toa decliniert wie
pr. totjsfy also Acc. toij Nom. PL tuit (schon Eulal.), Acc. totf, Fem.
totCj totes. Tang, quatus (von welchen Formen | mit a jedoch kein
Beispiel vorliegt, s. Burguy), Fem. tantCf quatUe. Alcuns und akuens
so wie (dcons, Acc. alcunj cdcon.
b. Neufranzösisofaes Pronomen.
Mehrere der alten Wörter sind verschwunden, die flexivische
Unterscheidung zwischen cas. rect. und obl. hat gelitten, dagegen
treten überall bestimmte Formen auf, nnd deutlich ist das Streben,
die Verschiedenheit des Geschlechtes und der Zahl ohne Bücksicht
auf historische Entwickelung fahlbar zu machen.
1) Nach Fallot's Beobachtung lautet im ältesten Burg, der Nom. Sg. u.
PI. Masc. qui, Fem. aber que. Im Bernhard ist qui allerdings die regelmässige
Form für das Masc, que die vorherrschende für das Fem., wofür aber doch
auch qui nicht unüblich ist, z. B. compaigniee ki 624, li misericorde fei 687, U
sapience ki 688, la quifUe qui 640. Allerdings ist es bemerkenswerih, dass que
als Subject in dieser Mundart nicht leicht auf ein Masc. angewandt wird.
II. 111. 112.] Dedination. NenfranzSsisohes Pronomen.
1. Personalpronomen.
Sg. je tu
a
eOe
demoi de toi
de soi
de lux
d^eUe
ä moi ä toi
ä soi
älui
adle
moi toi
soi
lui
die
PL nou8 V0U8
äs
eUes
de nous de vom
de soi
Seux
d'eUes
ä nous ä V0U8
ä soi
ä eux
ä eUes
nous vous
soi
eux
dies
488
Anm. 1) An die Stelle der Nom., welche durch ihre strenge Fesse-
lung an die Verbalpersonen allmählich ihre Selbständigkeit einge-
bttsst, rücken jetzt, wenn mit Nachdruck geredet wird, die Acc: ü
est er ist, c'est lui das ist er. Das Nähere ist Sache der Syntax. —
2) Lui ward in absoluter Bedeutung auf das Masc. eingeschränkt und
seine Stelle im Fem. durch die ersetzt, somit die Gleichförmigkeit
beider Geschlechter gestört, aber eine genaue Scheidung derselben
erreicht^.
Conjunctiva sind:
Sg. Dat. me te se lui lui || PI. Dat. nous vous se leur leur
Acc. me te se le la | Acc. nous vous se Us les\
Anm. 1) Vor Vocalen steht m', t\ s\ l\ letzteres flir le und la, —
2) Die einzige Neuerung ist, dass die absolute Form lui das alte li
verdrängte. In welchem Falle me, te auf gleiche Weise durch moi^
toi abgelöst werden, hat die Syntax zu lehren.
2. Unter den Possessiven behauptete sich mes etc. in der Accu-
sativform mon und das nur absolut und mit dem Artikel gebrauchte
mien etc., dem man nun auch ein Fem. zugesellte. Ihre Flexion ist:
Sg. Masc. mon, ton^ stm Fem. ma, fti, sa
PI. meSf teSy ses mes, tes^ ses
Sg. notre^ votre^ leur notre^ votre^ leur
PI. noSy vos, leurs nos, voSy leurs
Anm. Das Fem. ma^ ta^ sa zu apocopieren ist nicht mehr gestattet;
zur Vermeidung des Hiatus tritt nun überall die Form des Masc. ein:
mon amicy ton epScj son haibitudey das äusserste Opfer, welches die
Form dem Wohllaut bringen konnte. Das absolute Possessiv lautet
Masc. mieny tien^ sien, Fem. miennCy tienne^ sienne^ und für das Ver-
hältnis der Mehrheit: notre votre (mit Circumflex), leur ftir beide
Geschlechter, alle mit regelrechtem PI.
3. Demonstrativ sind: ce oder cet, letzteres vor Vocalen und
1) Wie je in Mundarten vor dem Yerbum die Stelle von nous einnimmt
(favotu = fious atofUf frommes =b nous sommes), davon handelt z. B. Oberlin
Fat. lorr. 105, Sohnakenbarg Tableau oet 68, FuohB Zeitw. 296. 816, Mignard
Idiome bonrgoignon 170.
484 Declination. Walachisches Pronomen. [IL 112. 113.
stummem h, Fem. cette, PL für beide ces (das altfr. cest); celut, PL
ceuXf Fem. cellCf PL ceUes (das altfr. cel). Ce wird adjectivisch, cdm
nur noch substantivisch gebraucht; zum Ersatz für das verlorene Adj.
cel dient nun cd in Verbindung mit der dem Subst. angehängten
Partikel lä: altfr. cü livres, celeplume^ neufr. ce livre-läj ceUe plume4a^
und um eine grössere Nähe zu bezeichnen ce livre-d. Auf gleiche
Weise ersetzt celui-d das verlorene cestui^ und celui4ä bezieht sich
wieder auf einen entfernteren Gegenstand. Neutra sind ce, cecij cela.
4. Die Interrogativa und Relativa sind in ihrer Bedeutung
strenger abgegränzt als früher. Qui als Interrogativ ist vollständig,
als Relativ auf den Nom. und auf die Verbindung mit Präp. einge-
schränkt {de quij ä quij sans qui etc.), im Nom. aber selbst neutral
(ce qui). Que als Interrogativ ist wenig und nur im Nom. und Acc
üblich, als Relativ nur im Acc. Das Neutr. qmiy bei den Alten eigent-
lich eine Nebenjform von que und im Prov. gar nicht bekannt, ist
als Interrogativ vollständig, als Relativ nur mit Präp. zu gebrauchen.
Oui ist erloschen. Die Ansicht dieser Pron. ist nun die folgende (P.
C. pi^positionaler Casus):
Interrogativ. Relativ.
Msc« Fem. Nom. qui, Ntr. quai, que M. F. qui, Ntr. qui
Acc. qui quoiy que que
P.C. qui qmi qui quoi
PL wie Sg. — Qud, PL quds, Fem. quelle^ queUes ist adjectivisches
Fragwort (qud komme?), mit vorgesetztem Artikel allgemeines Re-
lativ wie in den andern Sprachen, und zugleich substantivisches
Fragwort.
5. Autrui beschränkt sich auf den Gen. und Dat; milm fehlt
Tantj quant sind unbiegsame Neutra. Ohaque (jeder, jede), chacun
(jedermann), Fem. chacune, so wie quiconque (wer irgend) gelten nur
für den Sg. Quelque und quelcanque (irgend ein) haben die PL qud-
queSj quelcanques entwickelt.
6. Walachlsolies Pronomen.
1. Persönliches.
Singular Plural
eu tu d ia
al mieu dltfu dl sfu, a Im a ei
mie tjrie üe lui ei
preminep.tinep.sine p. d p.ia
noi voi ei iaie
(dnostru älvostru asfi alor a lar
noao voao He lar lar
pre noi p. voi p,sinep,ei p.iaie
Anm. 1) Keine der andern Sprachen besitzt das geschlechtlose pers.
Pron. in solcher Vollständigkeit der Formen wie die waL, aber es
ist nicht die Decl. der Grundsprache. Der Gen. ist das hieher ge-
zogene mit dem Artikel begleitete Possessiv, al fineu z. B. bedeutet
n. 118—115.] Declination. Walaohisches Pronomen. 485
eigentlich Won dem Meinen/ übergegangen in die Bed. Won mir\
In diesem Idiom wiederholt sich also ein Vorgang der Grandsprache,
in welcher der Gen. des Personals {mei, tui^ nostrij vestri) gleichfalls
dem des Poslsessivs entnommen ist. Der Dat. mie weist klar auf
mihi] tssie and üe können sich jenem angebildet haben. Der Acc.
mine etc. dankt seine Form einem fremden Vorbilde, denn auch der
Balgare sagt Acc. mini (serb. dass.), 2. Pers. tebe, 3. s&>i^ der Nea-
grieche e^eva^ neben /<£, eaiva neben aL — 2) Eigenthttmlich ist der
Dat. PL noaOy voao gegenüber dem aach aus dem It. bekannten Nom.
tun, vai. Denselben formellen Unterschied, aber nicht in derCasas-,
sondern in der Genasflexion sahen wir beim Zahlworte dai (duo),
doao (duae). Die bnlgar. Formen sind ncmj vom. — 3) Für he^ sine^
lor spricht man aach mit angehängtem H MeÜ^ sineM. loruÜ. — 4) Zar
Vergleichang stehe hier noch das südwal. Personale. Euy a lyuij a
fija, inine\ not, a nostror, a nao, not. Tm, a <uf, a tsea, tine; vai, a
vostrar^ a vaOj voi, Elu^ a luij a luiy du; e^i, a lor, a hr, e^ji. la,
a Jjeij a 2;e», ia\ ele, a lor, a lor^ ele. Die Ab weichangen sind gering.
Njui ist nar ein anders aasgesprochenes mieu (S. 376), f\ia ein anders
aasgesprochenes mie. Nostrar, vostrar bestätigen die Einschaltang
possessiver Formen.
Gonjanctiya.
Sg. Dat. mi tH a i i 11 PI. Dat. ni vi ü K, le li
Acc. mf te se^ lu o {| Acc. ne vf se ii le
Za bemerken: 1) Aach hier zeichnet sich das geschlechtlose Pron.
darch die den Schwestersprachen fremde Scheidang des Dat and
Acc. aas. Diesen Vorzag theilt die wal. Sprache mit der baigar.,
worin diese Wörtchen im Dat. gleichfalls int, M, si, ni, vi, im Acc.
mfj tf, sf, nf, Vf laaten. — 2) Der Dat. Sg. and Acc. PL des ge-
schlechtigen Pron. haben sich aas li = südwal. (;i, it. gli darch üb-
liche Aphärese in ii oder i gekürzt. — 3) Der Acc. lu (= it. lo)
kürzt sich darch Inclination an- and aasl. inZ: Tarn purtat Mch habe
ihn gebracht', trfmitd 'schicke ihn'. Als Fem. dieses Casas war za
erwarjten la oder a; statt dessen hat sich o (sonst aach anbestimmter
weibl. Artikel), südwal. u, eingeführt.
2. Possessiv.
Sg. Masc. mieuy tfu, sfu Fem. mea, ta, sa
PI. miei, tfij Sfi meale, täte, seile
Sg. nostru, vostru, lor noastrf, voastrf, lor
PL no5^rt, vostrij lor noastre, voastre, lor
Anm. In vorstehender Gestalt erscheinen sie nar hinter ihrem Nomen,
dem alsdann aber der Artikel anhängt, also vecinul mieu mein Nachbar,
1) Für 86 setzen einige Grammatiker, namentlich Clemens, se] daher die
nämliche in allen Theilen des gegenwärtigen Buches vorkommende Form.
486 Conjugation. [IL 115. 116.
Dat. vecintdui mieUj Voc. veeinuU tnieu; fratm tniei meine Brflder,
Dat. fratsfüor tniei, Voc. fratm miei. Werden sie dem Nomen vorge-
setzt, was fast nur im Nom. and Acc. geschieht, so nehmen sie das
Präfix a vor den Artikel, als: Nom. oI mieu frate, Acc. pre dl mieu
fratey Nom. PI. ai miei fratHy Accjpre ai tniei fratßi] Fem.a (für aa)
ta soTf deine Schwester, die tdle sare^.
3. Demonstrativa. It^su (selbst) wird dem Personale zugef>
und dabei von den Encliticis dieses Pron. begleitet: eu itisttmi (Gen.
a tnieu itmttni, Dat. tnie itisutni)f tu insutei, d insuHj PI. noi it^tie,
ei itiHii, Fem. eu itisamij PL twi itisene etc. D^n^ (it. desso\ F.
dynsa^ geht adjectivisch ; ebenso das gleichbedeutende tr^nsul. JSs^,
ce5^ (dieser), acest^ Fem. o^f dastf, adastfy haben folgenden Wandel:
Sg. Masc. Nom. acest (acesta) Fem. aciastf | PL aceiti Fem. aceasU
Dat., acestui acestU | acestor acestar.
Cel und acd (jener) flectieren:
Sg. Masc. Nom. aeel {acdä) Fem. acea (aceaja) | PL acei Fem. aeedle
Dat acelui aceii (aceija) || acdor aceaior.
4. Interrogativa und Relativa. Ce (it. che) nnbiegsam; dne
(it. cht), Dat. cui, PL cinej Dat. Cfror. Gare (it. qudle) wird mit Be-
nutzung schon genannter Formen so aufgestellt: |
Sg. Msc. Nom. care, carde Fem. carea 11 PL cari Fem. care
Dat. CfTfii cfrü || Cfror (cfrora) cfror (cfrora)
5. ilZ^, (iUiil (der andere) geht wie uti (S. 442), also Dat. aUui^
PL aZ/£tt, Dat o/^or; Fem. äUf, D. aZ^ßi, PI. älfele, Dat. aZ^or. Mme
oder nitnitiea (niemand), Dat. tUtnfnui und ttitnurui, NiSte (ein ge-
wisser), tiiscare (keiner) bleiben unflectiert. Tot (all), Dat. tot (nicht
/o^Mt), PL totM, D. ftiftiror; Fem. toatfj toatei, PL totrfc, ^ti^uror. Ai^ia
(so viel), PL o^y/jert u. ati/ijefaj F. a^y^a. C^^ (wie viel), PL c^jn; F.
cy^f, PL qe^e, ohne Dativformen, nach Barcianu S. 95 jedoch c^or,
wie auch at^ftor.
Zweiter Abschnitt
Goigagation.
I. Terh<nls inr lateinischen Conjngation.
Die Verbalflexion befindet sich im Lat. schon auf einer geringem
Stufe als in andern alten Sprachen, namentlich dergriech.: es finden
daher bei weitem nicht alle demVerbum möglicher Weise zukommenden
1) Man sehe über 8fU und teu auch Mnssafia's Vocaliaation 147.
II. 116. 117.] Conjugation. Activum. 487
Beziehnngen, sofern diese auf flexivischem Wege gewirkt werden,
ihre Darstellung. Erloschen ist der Dualis, die Tempora müssen
zum Theil schon durch Umschreibung gewonnen werden, die Modi
entbehren des Optativs, die Genera des Mediums. Demungeachtet ist
der Formalismus dieser Wortgattung hier noch in mächtiger Ent-
faltung. Unsre Frage ist nun, welche Schicksale dieselbe auf rom.
Boden erfahren hat
1« ActiTnm.
Indicativ. Präsens, Imperfect und Perfect haben sich in den
Schriftsprachen überall behauptet: it. canto, cantava^ cantai; sp.
canto, cantahay cante; pg. eanto, cantava, cantei; pr. chant, chatUava,
chatUiei; fr. chante, chatUais, chantai] \ wal. cy^nt, cy^niäm, cyntai. In
einigen Mundarten hat das Perf. gelitten, indem sich nur einzelne
Personalformen desselben erhalten haben, wie etwa im Ghurw. ^; oder
es ist ganz verschwunden und wird durch Umschreibung mit habere
und dem Part. Prät. ersetzt, wie im Piem. und Mail., oder gar mit
facere und dem Int, wie in einer Mundart der Vogesen: d fe re-
messer (il fit ramasser) = il ramassa, wie engl, he did hve. Vom
Plnsq. hat die it. Sprache in fora (fueram) das einzige Beispiel,
andre liefert ihre ältere Literatur, auch scheint es in einer der sard.
Mundarten fortzudauern. Vollständig ist dieses Tempus vorhanden
im Span., Pg., wo es cantara, im Prov. wo es chantera lautet. Auch
im ältesten Franz. bemerkt man es. Das Fnt. absolutum ist bis auf
das it. fia (fiam) und das pr. fr. er (ero) verschwunden.
Gonjunctiv. Das Präs. ist allen Sprachen verblieben: it. cantij
sp. pg. cante, pr. chan, fr. cJ^ante, wal. cynt. Das Imp. ist überall
erloschen. Auch das Perf. sucht man vergebens: ob es in dem
täuschend ähnlichen südwal. calcarim enthalten sei, werden wir später
erwägen. Das Plusq. ist noch überall zu Hause: so it. cantassi, sp.
cantase, pr. chantesy fr. chantasse, wal. cyntasem,
Dass sich der Imperativ in seinen beiden Zeitstufen behaupten
werde, war nicht zu erwarten. Nur die erste kommt vor, doch scheint
bloss der Südwesten für den PL derselben eigne Formen zu besitzen,
die übrigen Sprachen sie dem Präs. Ind. zu entnehmen: it. cantajCan-
tote, sp. canta, cantad, pg. canta^ cantai, pr. chanta, chantatB, fr. chante,
chante£f, wal. cynte, cyMatd. Aber auch im Churw. scheidet sich der
Imper. canteit vom Präs. canteits, ebenso im Sard. cantade von can-
tades. Vom Infinitiv hat sich nur das Präs. gerettet: it. cantarej
sp. pg. cantary pr. chantar, fr. chanter^ wal. cyntä. Das Gerundium
1) Nämlich udi aus audivi, udit aus audivit, udinan muthmasslich für udiran
aus audierunt
488 Conjugation. Activum. [II. 117—119.
ist in seinem Abi. vorhanden: it. sp. pg. cantando^ pr. chantanj fr.
ehanianty wal. qfnty^nd. DieSnpina fehlen bis auf eine Spar im
Wal.; I ihr Geschäft übernimmt gewöhnlich der Inf. Von den Par-
ticipien kommt, and zwar fast nar in adjectiver Geltang, das Präs.
vor, it. cantante etc.; das Fat. in wenigen Fällen, gewöhnlich als
Latinismus.
Man mass anerkennen, dass das active Verbum in leidlicher
Vollständigkeit aas dem grossen Schiffbrache der grammatischen
Formen hervorgegangen; wie leicht konnten nea gefundene Bildungs-
mittel, die dem Organismus einer Sprache stets Ge&hr drohen, zu
noch grösserer Zerrüttung der alten Formen verleiten! Die neugriech.
Grammatik hat nur das Präs., das Impf, und einen Aorist gerettet,
die deutsche vermag nur das Präs. und ein Präteritum aufzuweisen.
Drei Tempora, das Impf. Gonj., das Perf. desselben Modus und das
absolute Fut. verschwanden mit Ausnahme einiger geringen Spuren
ihres ehemaligen Daseins von dem gesammten Gebiete; einige Sprachen
haben jedoch, wie wir sahen, das Plusq. Ind. und das Fut. exactum
(nach anderer Ansicht das Fut. Conj.) gerettet. Den Untergang dieser
verschiedenen Tempora hat man aus ihrem mehr oder weniger ge-
nauen Zusammentreffen mit andern Tempusformen erklärt: cantarem
z. B. konnte bei nachlässiger Aussprache des Flexionsvocals e zu
leicht mit cantarim^ cantaram vermengt werden, cantabo mit cantabam,
attdiam als Fut. mit aadiam als Präs. Im Altfranz, scheint das Zu-
sammentreffen von ere (lat. eram) und er {ero) den Untergang beider
Formen verschuldet zu haben. Jene Tempora also wurden aufgegeben,
sobald man ein Ersatzmittel gefunden hatte, oder vielmehr die alte
Form lebte noch eine Zeitlang neben dem Stellvertreter fort, bis man
sie als überflüssig und störend verabschiedete. Jenes Ersatzmittel
konnte kaum ein anderes sein als die Umschreibung, und hierzu
diente das Verbum habere, das man theils mit dem Part., theils auch
mit dem Inf. jedes gegebenen Verbums verband. Auf diesem Wege
gewann man der äusseren Aufstellung nach noch einige Zeitformen
mehr als die lat. Grammatik darbot ; allein wie sehr die neue Sprache
dadurch an Intensität des Ausdruckes verlor, bedarf keiner Ausführung.
1) Um verschiedene Tempora der Vergangenheit auszudrücken, ward
habere mit dem Perf. des passiven | Part, verbunden, und so vertrat
z. B. it. ho cantato (d. i. habeo cankUum) die Stelle von cantavi; ha-
bere legte seine individuelle Bedeutung ab und diente, als Formwort
die subjectiven (persönlichen) Beziehungen des im Part, enthaltenen
Thätigkeitsbegriffes zu bezeichnen. Dem Part, kam hierbei ausser
jenem Thätigkeitsbegriffe nur die Bezeichnung der Vergangenheit zu,
deren nähere Bestimmung nach Abstufungen das Formwort gleichfalls
übernahm: it. Ao, aveva, ebbt cantato. Befremden kann in dieser Um-
schreibungsmethode nur die active Anwendung des passiven Part.,
II. 119. 120.] CoDJugation. Activum. 489
wie in dem it. Satze ho catUato quelT eroe 'ich habe jenen Helden
besungen', allein zu habere^ sofern es anfänglich doch transitive Kraft
besass, fttgte sich kein anderes als ein passives Part. Diese Um-
schreibnng ist bekanntlich nicht unrömisch: bei Cicero z. B. liest
man habeo perspectum, habeo cognitum, satis dictum habeo und mit
beigefügtem Object habeo dbsolutum epos, bellum diis indiäum häbuüy
ganz oder ungefähr gleichbedeutend dem einfachen perspexij cognovi,
dixi, absolvi^ indixU. Mlat. Stellen, wie postquam eam sponsatam
hobuü, liefert Ducange s. v. habere, speciell aus der L. Sal. Pott
S. 145, aus der L. Long, derselbe S. 350. Hier erscheint das Hülfe-
verbum offenbar schon in seinem Übergange zur abstracten Bedeu-
tung, allein noch besitzt es seine transitive Kraft, es fordert das Ob-
ject im Acc, und diese Constraction ist im It. und Franz. noch nicht
untergegangen. In jener Art der Umschreibung liegt eigentlich eine
kleine Ellipse: habeo absoltdum epos wäre mit habeo a me absolutum
epos zu erklären, wenn die so nahe liegende abstracte Anwendung des
Grundbegriffes von habere einer so ängstlichen Deutung bedürfte. In
ho cantato steht das Part, also im Acc, in sono cankUOj dem passiven
Ausdruck für das Masc. (S. 495), steht es im Nom. Dieser Unter-
schied spricht sich in einigen Mundarten auch formell ans: pr.Activ
ai laMJfat, Passiv sui lauaaie^ noch jetzt churw. hat ludau^ veng Ith
daus. Spanier und Portugiesen haben sogar auf das weit bestimmtere
tenere jenen Gebrauch von habere übertragen. Auf entsprechende
Weise dient in unsrer Sprache haben, früher auch eigan (besitzen),
zur Gonstruction der Yergangenheitstempora, im Neugriech. häufig |
Ixco (ra l^cci ygafi/nava ich habe es geschrieben), was der alten Sprache
schon nicht unbekannt war. — 2) Zur Umschreibung des Fut. ward
wieder das Verbum habere benutzt. Im Einklänge mit der Vergangen-
heitsformel hätte man das Fut. des passiven Part, wählen können:
habeo cantandum aliquem Mch habe einen (von mir) zu besingenden'
würde mit demselben Rechte die Meinung ' ich werde einen besingen'
ausgesprochen haben. Allein die lat. Syntax selbst gewährte hier
eine bequemere Aushülfe durch das mit dem Inf. verbundene habere,
eine auch dem Griechen bekannte Construction, die vielleicht der
Volkssprache geläufiger war als der Schriftsprache. Beispiele aus
dem Mittelalter liefert Ducange 1. c. Die Formel habeo audire ist
genau so viel als habeo audiendum oder habeo quod audiam * ich habe
zu hören, muss hören' (Voss. Arist. 7, 51); wie nahe dies aber dem
Hörenwollen, Hörenwerden liege, ist fühlbar. In formeller Beziehung
wiederholte sich hier nur ein Vorgang, den man in der Sprachge-
schichte mehrfach bemerkt: das Hülf$verbum, nachdem es zum Form-
wort geworden, wuchs als Suffix allmählich mit dem Inf. zu einem
einzigen Producte zusammen, welches unter dem Scheine eines ein-
fachen Tempus das lat. zum Theil durch eine ähnliche Structur ent-
490 Gonjugation. Activum. [U. 120. 121.
standene Fat. ersetzte (ama-bo aas ama-futo d. i. lieben werde ich):
denn das it canterb ist nichts anders als eine Zss. von eantcar ho,
Anf gleiche Weise vermag aach die got. Sprache das Fat. za am-
schreiben, indem sie z. B. noitjao} mit taujan haha wiedergibt; das-
selbe geschieht im Slavischen and in einer der alban. Mandarten.
Im Sard. nahm das Hülfsverbam seinen Platz vor dem Inf., daher
gieng jene Verschmelzang nicht vor sich; das Fat. von cantai lautet
z. B. campidanisch: hapu cantaij nicht cantarhapu^ im Dialect von
Logadoro ist der Inf. in dieser Verbindang sogar präpositional: hapo
a cantare. Dass das rom. Fatar wirklich auf die bemerkte Weise
erscha£fen sei, dies giebt sich noch za erkennen 1) darch die ttber-
einstimmende Flexion des Präs. von habere and des neageschaffenen
Fnt.^; 2) im It. insjbesondere darch das veraltete canteraggiOj worin
aggio als eine bekannte Nebenform von ho erscheint; 3) im Span.,
Pg. and Prov. darch die mögliche Trennang beider Bestandtheile:
Cimtar-ie-hej cantar-te-hei a. s. w.^. Die Formen des Fat. Ind. in den
einzelnen Sprachen sind nan: it. canter-o^ sp. cantar-e^ pg. camtar^
pr. ehantar-ai^ ft, chanter-ai. Das älteste rom. Beispiel findet sich in
der ältesten rom. Quelle: salvaraiy prindrai; aas dem 10. Jh. ist das
vom Geschichtschreiber Aimoin dem Kaiser Jastinian in den 4fand
gelegte daras für dabis\ andre alte Beispiele s. Ghx. I, 71, Bont
Gramm. IV. Bach 1, Abschn., 9. Cap. §. 6. — Vermöge derselben Methode
schaf man ferner mit habebam ein zweites Tempas, das seiner Be-
deatang nach angefähr dem lat. Impf, des Conjanct. entspricht. Aach
diese Zss. verschmolz za einer einzigen, doch etwas ankenntlicheren
Bildang: it. eanter-ia (für -avia), sp. pg. cantar-ia, pr. chavUar-ia, fr.
chanter-ais. Eine dritte, gleichbedeatende Zss., mit dem Perf. habuiy
gehört aasschliesslich der it. Grammatik; die daraas hervorgegangene
Form ist canter-ei. Eine vierte derselben Bedeatang, mit habuissem^
haben it. Mandarten z. B. die mail. errangen, denn was ist cantaress,
'issetj -esSj -essem^ -essef, -Sssen anders als catUar-avess = ca$Uare ha^
buissem? — Keinen Theil an diesen Zss. mit habere nimmt das Ghorw.
and das Wal.: jenes gewinnt das Fat. mittelst venire: veng a eantar]
dieses mittelst vdle: voiu c^nta.
Bei der Gestaltung der rom. Gonjag. ist aasser dem Untergange
mehrerer Tempora and dem Wiederaaf baa derselben in einem andern
1) Abweichend im Walion., z. B. Inf. stopi, Fut. stopretf Praes. des Hülfs-
verbums a: dagegen Conditional stopreu übereinstimmend mit dem Impf, cme»
des Hülfsverbums.
2) Der erste, welcher diese Entstehung des Fut. erkannte, war nach Blanc,
It. Gramm. 860, Antonio de Nebrija (1492). Später machte Castelvetro dieselbe
Beobachtung. Unbegreiflich, wie Gayangos, Calila e D. p. 5 Note, das oondi-
tionale amar-ia noch aus amar-y-a, y nämlich =: fr. y, deuten konnte.
n. 121—123.] Conjugation. Activum. 491
Stil noch die verschobene Bedentnng d. h. der übertritt aus einer
Zeit- nnd Modusform in die andere zu | erwähnen. Die Ursache
dieser wichtigen Änderung liegt vornehmlich darin, dass manche Tem-
pora durch das unvermeidliche Umsichgreifen der umschreibenden
Methode nun doppelt vorhanden waren, in synthetischer wie in ana-
lytischer Gestalt; letztere gewann vermöge ihrer sinnlicheren Be-
zeichnung die Oberhand und verdrängte einen Theil der einfachen
Tempora aus ihrer Stelle. 1) Das Impf. Conj. schien wegen seiner
minder ausdrucksvollen Flexion, wie oben bemerkt, nicht femer
anwendbar; an die Stelle dieser Zeitform rückte nun das durch
seinen umschreibenden Nebenbuhler vertriebene Plusq. desselben Modus
ein, cantassem galt = cantaremj und ein altrom. Grammatiker, Faidit,
hat ihm diesen Namen gelassen. Im Wal. allein behauptete es sich
auf derselben Zeitstufe, trat aber in den Ind. ttber, nachdem eine
Lttcke daselbst entstanden war^ — 2) Das Plusq. des Ind. lebt im
Span., Pg. und Prov. fort, doch mit schwankender Bedeutung:
im Altsp. und Pg. erfhUt es nebenher, im Neusp. und Prov. aus-
schliesslich die Bestimmung des Impf. Conj., die Bedeutung Mch hatte
gesungen* trat über in die Bedeutung * ich würde singen*. — 3) Das
nur in den südwestlichen Sprachen heimische Fnt. exactum ward als
ein Fut. des Conj. benutzt. — 4) Wenn unter den Zss. mit habere
das Präs. cantare häbeo den Sinn ausdrückte Mch habe die Absicht
zu singen*, so wäre dem Impf, cantare habeham folgerichtig der Sinn
zugekommen Mch hatte die Absicht zu singen*, allein der Gebrauch
entschied ftir den Sinn Mch hätte die Absicht zu singen, ich würde
singen*, und der Übertritt jener Aussage aus dem Modus der Wirk-
lichkeit wird nach'*den oben angeführten Beispielen nicht weiter be-
fremden. Über den Namen dieses neuen Tempus ist man nicht ein-
verstanden. Man könnte es Fut. imperfectum nennen: entspricht es
ja doch in seiner Bedeutung | der lat. aus einem Fut. und einem
Impf, bestehenden Tempusformel cantaiurus essem. Die Praxis aber
hat sich vorwiegend für den Ausdruck Conditional (it. futuro condi-
jBumäle^ sp. candicumdlj fr. condüionnel) ausgesprochen, weil es im
Bedingungssatz eine RoUe spielt; und wiewohl dieser Name nichts
weniger als zutreffend ist, da es eigentlich einen Wunsch ausdrückt
und darum auch von den ältesten rom. Grammatikern, wie dem Pro-
venzalen Faidit, Optativ genannt wird, so wollen wir doch in Er-
wägung, dass die uns überlieferte und allgemein anerkannte römische
Terminologie an ähnlichen Gebrechen leidet, dabei stehen bleiben. —
1) Die lat. aus dem Inf. gebildete Nebenform des Perf. Conj. -ssim (to-
cassim für locaverim) kann keine Ansprüche auf das rom. Impf. Conj. machen,
da die starke Conjug. dies verbietet: it. avesai würde sich zwar aus häbesnm
herleiten lassen, nimmer aber sp. hubiese^ pr. agueSj wal. avusem.
492
Gonjugation. Activum.
[IL 128. 124.
5) Endlich ward dem Ger. das Amt des Part Präs. zugewiesen, was
dessen Ansfall im Gefolge hatte. — Ausser der Verpflanzung der
Tempora ist von grossem Einfluss auf die Gestaltung der Conjug.
die Änbildung einer Form an eine andre gewesen. Nicht allein ein-
zelne Personen wurden nach entsprechenden Personen andrer Tempora
gemodelt, ganze Tempora borgten die Gestalt entsprechender Tempora.
Diesen Vorgang bemerkt man in allen Bezirken des Gebietes, hier
mehr, dort minder häufig; ganz nah liegende Mundarten sind in
diesem Puncto oft sehr verschiedenen Sinnes. Bereits das älteste
Mlatein gieng hierauf ein: wenn sich Schreiber derL.Sal. pmdiderU,
incendederit erlaubten, so muss ihnen vendiderü oder ein ähnliches
vorgeschwebt haben.
Vergleichende Übersicht der einfachen und zsgs. Tempus- und Modusformen.
1) einfache:
lat.
eanto
eantäbam
cantavi
cantaram
cantäbo
cantaro
eanUm
cantarem
cantwrim
cantassem
eanta
cantare
eafUando
cantans
eantatus
it.
span.
Pg-
prov.
franz.
canto
eanto
canto
ehanti
chante
eantava
eantava
ehantava
ehantaia
cantai
canU
eantei
ehantei
chantai
—
cantara
cantara
ehantera
—
^
eantare
cantar
__
___
canti
eante
eante
chanU
chante
cantaasi
eantase
cantasse
ehanti
ehantaaae
canta
canta
eanta
ehanta
chante
eantare
cantar
cantar
ehantar
ehanter
carUando
eantando
eantando
ehantan
earUante
eantante
eantante
chantans
chantant
eantato
eantado
eantado
chantat
ehanti
wal.
e^t
euntam
a*ntai
cunt
euntasem\
(^ntf
euntd
euntund
euntat
2) zusammengesetzte:
lat.
ital.
span.
Pg-
prov.
cantare
eanterö
cantari
cantarei
chantarai
habeo
eantare
canteria
cantaria
cantaria
chantaria
habebam
eantare
canterei
—
—
habui
franz.
chanterai
ehanterais
wal.
Formelle Züge. — 1. In der Personalflexion kommen,
wie sich versteht, ungefähr dieselben Lautgesetze oder Lautttbergänge
in Anwendung, die man auch ausserhalb der Wortbiegung bemerkt
Diese Fälle mögen hier kurz zusammengetasst und mit einigen Bei-
spielen aus der volksmässigen Latinität belegt werden. Die Behand-
lung des Vocals a ist höchst ungleich und kann hier noch nicht zur
Erörterung kommen. I verwandelt sich gewöhnlich, sofern es nicht
ausfällt, in e: it. cantate {cantaiis)^ pose (posuit), sp. caniades vrlt., Stentes
(sentis) etc.; doch bleibt i auch zuweilen, besonders um der Unter-
scheidung willen, unangetastet. U tritt meist in o über: it. cantiamo
(cantaintts)y cantarono (catUarunt); sp. tememos (timemus), caniaran;
n. 124— -126.] Conjugation. Activum. 493
pr. agran (habuerunt) and noch mehr geschwächt agrefiy fr. eurent;
wal. ausfirf (audierunf). Urkunden und Inschriften früherer Jahr-
hunderte lassen diese Verdunkelung der tonlosen Yocale i und u be-
reits merken ; man liest z. B. TroGtate {posuü) im 4. Jh. (Lanzi, Ling.
etmsc. I, 425), cepety ceset (gessit), vicet^ fecet (Struve, Lat. Decl. n.
Conjug. S. 154), emetj fecet (Reines. Inscr. in ind. gramm. e pro t);
dederonty probaverofU erwähnt Quintilian 1, 4, 16 als veraltet, und
eisteres zeigt sich auch auf einer Inschrift (vgl Gruter und S. 139) ;
q>enaxeQoii (fecerunt) findet sich in einer sehr alten Urkunde (Ma£fei,
Istor. dipl. p. 166). Die Flexionsconsonanten sind m, s, t^ n. Ausl.
m wird in der Conjug. wie in der Decl. | abgestossen; der Walache
ist der einzige, der es noch duldet. Lat. Beispiele dieses Wegfalls
sind aUinge^ recipie für attingam^ recipiam, bei Festus (vgl. Schneider
I, 307). In der Behandlung des $ scheiden sich die Sprachen; die
westlichen erkennen es in der 2. Person beider Numeri an: sp. pg.
canktöj cantcds (catUas, cantatis), pr. chantiiSj chantcUsfy fr. chanteSj
chanteB; die östlichen nicht: it. can^t, cankdej wal. cyntsn^ c^atei. In
der 1. PI. wird es theils bewahrt, theils bei Seite gesetzt; sp. pg.
canUxmos, altfr. ehantomes^ it. cantiamo^ pr. cantam^ wal« c^ntfm. Vgl.
über m und 8 S. 409. 410. Ausl. t erleidet Wegfall: it. cantava {eanta-
hat) etc., nur der Franzose ist ihm geneigt, wiewohl er diesen Auslaut
sonst nicht begünstigt, daher chantcnt, chantät. Dieselbe bereits im
Yolskischen und umbrischen fasia fagia = lat. f<iciat vorliegende Apo-
eope darf man wenigstens als eine parallele Erscheinung citieren.
Aber auch im älteren Latein trifift man dede ftlr dedity später feee für
fecit (Gorssen). In einer vaticanischen Hs. der Lex Longob. bemerkt
man dieselbe Beeinträchtigung des t häufig (Pott, über longobard.
Ges.) Andere lat. Denkmäler geben diesen Wegfall wenigstens nach
n zu erkennen: exposuerun hat eine Inschrift des 5. Jh. (Lanzi 1. 423),
anderswo kommt feeerum und ähnliche vor (Grut. in ind. gramm.),
tpeinuxBQOfjL ward oben schon erwähnt. Solchen Wegfall des t nach n
im Verbum haben wir auf eigenem Gebiete erfahren, denn unser
gAen 3. PI. lautete früher gd>ant, Inl. t unterliegt einer sehr ver-
schiedenen, von den besondem Lautregeln jeder Sprache abhängigen
Behandlung. N behauptet sich oder iäUt nur in Nebenformen aus: it.
cantarono cantaro, pr. chanteron^ chantero; dieser Ausfall erinnert an das
inschriftliche dedro = dederunt, it. diedero. ' Weit verbreitet erscheint
auf dem Boden der altitalischen Sprachen der Abfall des ausl. t von
Verbalformen. Die des PL Hessen dann nach Abfall des t den in
den Auslaut gerückten Nasal n schwinden*. Gorssen 1, 184. 2. Ausg.
Der einzige Dacoromane verwirft n nebst dem folgenden t: cfntarf,
cyntase etc. — Dies ist ein allgemeiner Umriss der Schicksiüe lat.
Ilexionsbuchstaben; genauere Ausfuhrung muss auf die Abhandlung
der einzelnen Sprachen verspart weiden. Ungeachtet | so grosser
494 Conjugation. Aotivum. [II. 126. 127.
Schwächung der Flexion unterBcheidet der Romane wenigstens auf
dem südlichen Theile des grossen Gebietes Person and Namems nodi
immer mit ziemlicher Genauigkeit auf dem Wege der Biegang: das
Personalpron. ego etc. ist daher kein anentbehrlicher Begleiter des
Verbums. Wie nahe tritt das sp. Präs. znmal in seiner frühern Ge-
stalt noch seinem Vorbild: amo^ amas, ama^ amamos, atnades, amanl
Die südwestlichen Sprachen scheiden am sorgfältigsten, doch geben
ihnen die östlichen wenig heraus; auf der untersten Stufe steht die
neufr., welche daher jenes Pron. nicht missen kann. Den grössten
Schaden verursachte der Wegfall des ausl. m und t, welcher das
häufige Zusammentreffen der 1. und 3. Sg. im Gefolge hatte; der
bekannte Verlust der Quantität Hess den Imper. mit Präsensformen
zusammenfallen: so it. ama (amä) = ama {amäi),
2. Strenge Beobachtung des ursprünglichen Accentes ist der
rom. Gonjng. fremd, doch folgen die einzelnen Sprachen sehr ab-
weichenden Grundsätzen. Folgende Puncte sind die wichtigsten: 1)
Hat das Präs. im Latein den Ton auf der drittletzten, so rückt er
auf die folgende fort; nur Italien unterwirft sich dieser Regel nicht
(Beispiele unten). 2) Die 1. und 2. PI. des Präs. Ind. betont stets den
AbleitungsYOcal, auch wenn er im Lat. kurz ist: credimus credUis,
tendtmus tendUis lauten rom. credemus credetiSj tendemus tendei%s\
nur wenige, wie dicHis, facUis behielten, nach it. düe^ fate, fr. düeSj
faües zu schliessen, in einigen Sprachen den Ton auf dem Stamme.
Im Wal. werden wir eine weiter greifende Ausnahme bemerken.
3) Im Perf. Ind. schiebt die 1. PL den Ton umgekehrt von der dritt-
letzten auf die vorletzte: it. facemmo (fecimus), sp. hichnoSj pr. feeim^
altfr. fesimes. Indessen gilt dies nicht ohne Einschränkung: treffen
sich zwei Vocale, so kann der erste den Ton wieder an sich ziehen:
so it. cantdmmOj sp. eatUätnos, pr. chantem, fr. chantämes aus canidi'
mus für cafUdmmus] ferner it. fummoj (sp. fuifnos)j pr. fem, h.fumes
aus fuimus und ähnliche Fälle. Die 3. Pers. zieht in den meisten
Sprachen den Accent von der vorletzten auf die drittletzte zurück:
man spricht it. fecero (fecerunt), pr. dolgron (doluerunt), fr. tinreni
(tenuerufU), wal. tfcürf (tacuerufU). Es ist schon öfter angemerkt
worden, | dass römische Dichter das lange e kurz gebrauchten: sie-
t^runtj abstul^runty defuSrunt (andre Beisp. in Voss. Arist 2, 21);
man könnte daraus folgern, dass die gemeine Aussprache diesem
Kürzen geneigt gewesen. Doch ist es nicht einmal gemeinrom., da
Spanier und Portugiesen sich dessen fast ganz enthalten, denn sie
sprechen hicieran = fedrunt, hubiSron ?= habu6rufU, 4) Die 1. und
2. im PI. des Impf. Gonj. (lat. Plusq. Conj.) zieht den Ton in den
östlichen und südwestlichen Sprachen gleichfalls um eine Silbe zu-
rück: it canMssimo eantaste, wal. CYntäsem q^UdseUi^ sp. cofUdsemos
IL 127. 128.] Conjugation. Passivain. 496
eatUdseiSf dagegen pr. chantessSm chantessÜB^ fr. chantassiins chan-
tassies (cantavissemuSj etis).
3. Ein der lat. Grammatik fremder Gebranch ist die Diph-
thongierung des Stammvocals, wenn dieser e oder o, selten wenn
er i oder u ist. Sie geschieht nach allgemeinen in der Lautlehre
entwickelten Regeln, hat aber in der einen Sprache mehr, in der
andern weniger Ausdehnung gewonnen. Das Nähere soll weiter unten
ausgeführt werden. Der Ablaut dagegen, den die Grundsprache be-
reits vorschrieb, ist allen Mundarten gemein und hat in einigen, wie
der sp. und pg., wichtige Fortschritte gemacht; dieses Mittel innerer
Flexion muss überall, wo es wirksam ist, als ein Vorzug angesehen
werden. Auch die Attraction, welche dieselben Yortheile bietet
wie der Ablaut, hat in die Biegung des Verbums, wenn auch in weit
geringerem Masse, eingegri£fen.
2. PassiTum.
Die Flexion dieses Genus ist untergegangen; nur das Part. Perf.
(denn das Fut. ist ganz in die Reihe der Adj. getreten) hat sich er-
halten und wird, wiewohl es bereits zum Ersätze verschiedener activer
Tempusformen dient, mit Hülfe des Verbums esse auch noch zur
Bildung des ganzen Passivs vei-wandt. Zu dieser Umschreibung
musste die lat. Sprache selbst die Aufforderung geben, da sie die
Tempora der Vergangenheit auf dieselbe Weise ersetzte. Das Hülfs-
verbum hat auch hier die formelle Bestimmung, Person, Numerus,
Tempus und Modus auszudrücken, das Part, liefert den Inhalt, be-
hauptet aber, anders als im Activum, seine Rechte als Adj. d. h. es gibt
Genus, Numerus und | Casus (Nom.) an sich zu erkennen. Der Be-
griff der Zeit ist jedoch in der neuen Sprache von ihm gewichen:
amcUus heisst schlechtweg Mer Liebe theilhaftig', amatus sum be-
deutet daher nicht mehr ' ich bin einer, der geliebt worden ist', son-
dern Mch bin einer, der geliebt wird, ich werde geliebt' und ent-
spricht dem Präs. amor; ebenso amatus eram Mch ward geliebt' =
amahotty nicht *ich war geliebt worden'; amoJtuz fut 'ich bin geliebt
worden' = amatus sum; amatus ero 'ich werde geliebt werden' ^
amabar und so auch im Gonj.
Ausser esse werden auch noch andre Verba, die einen allgemeinen
Zustand, ein sich Verhalten oder Befinden oder ein Werden aus-
drücken, auf gleiche Weise zur Umschreibung des Passivs i^rwandt.
Fast überall dient dazu stare. Im Ghurw. ist venirsy construiert wie
esse^ das eigentliche Bildungsmittel: veng ludaus = hxudor^ vegniva
ludaus = laudabarj sunt vegnieus ludaus = laudatus sum; und da
es zugleich zur Umschreibung des Fut. gebraucht wird, so kommt es
an dieser Stelle des Passivs gleich dem deutschen * werden* doppelt
496 Gonjugation. Flexionsarten. [II. 128. 129.
vor: veng a venir ludaus Mch werde gelobt werden \ In den nörd-
lichen Dialecten Italiens findet sich fieri zu dieser Umschreibang
verwendet. Bei Bonvesin z. B. fi asalio (wird angefallen), /in sustenkd
(werden unterhalten), fiva digio (ward gesprochen). Über den wal.
Ausdruck des Passivs durch das Reflexiv sehe man unter der Conjug.
dieser Sprache.
Wenn das Passivum erlosch, so hatte das Deponens kein bes-
seres Sjchicksal zu erwarten. Jene Mundarten haben viele Deponentia
beibehalten, sie aber in active Form umgesetzt; das älteste Mlatein,
z. B. die L. Sal. (Pott 142), gibt häufige Proben. Auch das ältere
Latein brauchte deren noch viele in der nämlichen Form: dahin ge-
hören, um nur solche anzumerken, die sich in den Tochtersprachen
noch vorfinden, fabtdare, jocare, luctarej nascere^ consolarej nach Pris-
cian (ohne Beleg) auch dignare^ menHre, partire, precarej testare. um
so leichter musste es dem von der Schriftsprache sich lossagenden
Volksdialecte werden, sämmtliche Yerba dieser Art der bemerkten
Verwandlung zu unterwerfen, wobei es nur darauf ankam, ihnen ein
neues Perf. zu schaffen. So ward nun aus nascor, natus sum, nasci it.
nascOf nacquiy \ nato, sp. nojscOj nad, nacidOj fr. naiSy naquiSj ni; aus se-
quor, seetäus sum, sequi it. segtM, seguii, seguüo, sp. sigo, segui, se-
guidoy fr. suis, suivis^ suivi, — Auch die Semideponentia (Neutro-
passiva) müssen ihre passivischen Tempora mit neugeschaffenen acti-
vischen vertauschen oder sie fallen lassen. Oaudeo gavisus sum lautet
it. godo godeij soleo solüus sum^ it. soglio ohne Peif., denn sclUo ist
Adj., solei eben so unstatthaft wie ein pr. solc.
8. Flexionsarten.
Wenn wir das Perf. der rom. Oonjug. in seinen verschiedenen
Gestaltungen betrachten, so tritt uns ein auffallender Unterschied,
ein vollendeter Dualismus der Flexion entgegen. Oehen wir von
Italien aus, so bemerken wir, dass dies Tempus theils auf die Gha-
raktervocale des Inf., wie in cant-äi, vendeif partum theils aber in der
Art gebaut ist, dass diese Vocale ganz aus dem Spiele bleiben und
dem Stamme oder Thema entweder unmittelbar die Personalendang,
wie in vid-ij oder vorher noch ein anderes Element angefügt wird,
wie in pian-s-t, par-v-ij tacq-u-i. Der Hauptunterschied zwischen
beiderlei Flexionsarten besteht aber darin, dass in jener die Flexion
(eigentlich der vorausgehende Vocal), in dieser der Stamm betont
ist. Wie ganz verschieden klingen vendü und pidnsiy vendercno und
piänserot Die Betonung des Stammvocals wird freilich der Natur-
anlage dieser Mundart gemäss nicht durch alle Biegungen des Perf.
durchgeführt und findet nur in drei Fällen (piansi^ pianse^ piansero)
statt, aber sie beherrscht in einer der übrigen Mundarten noch ein
anderes Tempus (pr. füra = feceram) und wiederholt sich im Part.
n. 129— ISl.] Conjugation. Flexionsarten. 497
Prät. Das hinzatretende Element aber waltet (nur nicht im It.) durch
alle vom Perf. stammenden Zeitformen: sp. puse, pu&iese^ pmiera, pu-
siere, pr. ars, arses, arsera; poo, pognes, pogra, fr. wis, mi&se, wal.
prinsfi, prinoecLsem. DasB diese Flexionsmethode ihren Grund habe
im Latein, versteht sich, wiewohl die Tochtersprachen in der An-
wendung derselben grosse Eigenthümlichkeiten entwickelt haben:
namentlich entschied der Accent hier Alles. Die Grundsprache formte
das Perf. ursprünglich entweder durch Reduplication, wie in cucurri^
oder I durch Abänderung des Wurzelvocals wie in feci. Um aber das
Zusammentreffen mit dem Präs., wenn Yocalveränderung nicht statt-
haft war, zu verhüten, setzte sie den Verbalstamm mit dem Perf. des
verb. substant. (est) zusammen, wie in sum-sty man-si. Alle diese sind
Wuraelverba. Die abgeleiteten wurden mit einem andern Hülfsworte,
vi für fuij zsgs., welches sich auch den langen Vocalen s, e, % an-
Bchloss, wie in amei-vt, dele-vi^ audt-vi. Aber dies Suffix trat auch
in der Form ui unmittelbar an Wurzelverba, wie in col-uij toc-Mt,
aper-ui. Die alten Grammatiker haben aus den abgeleiteten Verbis
die 1. 2. und 4. Gonjug., aus den ursprünglichen die 3. gebildet,
wobei aber viele Ausnahmen vorkamen, da man sich von der Gestalt
des Inf. leiten Hess. Nicht so glücklich ergieng es den Wurzelverbis,
die der Sprache zu wesentlicher Zierde gereichen, in der rom. Gram-
matik. Hier wurden sie von den übrigen, die man ausschliesslich
die regelmässigen nannte, abgesondert und als unregelmässige be-
handelt. Dass man sie absonderte, war recht; dass man sie unregel-
mässige nannte, war unrecht ; wenigstens kann die historische Gram-
matik diesen Gesichtspunct nicht anerkennen, da sie gleichfalls regel-
mässig sind und nur in kleinere Gruppen zerfallen. Sie sollten im
System den sogenannten regelmässigen vorangehn; wir lassen sie,
um uns nicht zu weit vom Herkömmlichen zu entfernen, ihnen nach-
folgen. Nur über die Namen beider Gattungen kann man verlegen
sein. Ursprüngliche und abgeleitete oder alte und neue Form würde
mehr ihr historisches Verhältnis als ihren sprachlichen Gharacter be-
zeichnen. Stammbetont und flexionsbetont sind Ausdrücke, die wir
auf das Accentverhältnis aller Gonjug. und Tempora anwenden müssen,
nicht auf das hier besprochene einschränken können. In der ersten
Gattung geht die Biegung, wie wir sahen, durch Ablaut an dem
Wurzelvocale selbst oder durch ein die Wurzel verstärkendes Suffix
vor, die Personalendung wird unwesentlich und fällt in einigen
Sprachen weg, so dass bloss dieser verstärkte Stamm übrig bleibt,
wie im pr. aticis von accidit^ doh von doluit, it. ticcise, dölve dolse-,
in der zweiten Gattung wird die Flexion durch den Accent in ihrer
Vollständigkeit geschützt. Man könnte jene also mit gutem Fug die
intensive, diese die extensive Flexionsart nennen, | wären die Aus-
drücke nicht schwerfällig. Bessere führt uns die dtsch. Grammatik
Dies roman. Onunm., II. 6. Aufl. 82
498 Conjugation. Flexionsarten. [IL 181. 132.
ZU. Hier ist die ürcoiyug., weil sie durch Ablaut in der Wurzel
selbst geschieht, die starke, die abgeleitete, weil sie der Gompo-
sition bedarf, die schwache genannt worden. Nun ist zwar der
Bau der dtsch. und der lat. Urconjug. in so weit verschieden, als die
letztere in ihrem zweiten Stadium, gleich der dtsch. schwachen,
Hülfsverba wie fui oder m, in sich aufgenommen, allein ihr eben
bemerkter, im Rom. noch mehr als im Lat. hervortretender intensiver
Charakter erwirbt ihr eben sowohl den Namen einer starken, und in
der That ist er ihr von verschiedenen Seiten beigelegt worden. Hat
aber die vergleichende Grammatik die Ausdrücke starkes Perf. oder
starkes Yerbum ftir die rom. Ursprache anerkannt, so wäre es ein
wissenschaftlicher Rückschritt, da die grosse in der Gonjug. waltende
Scheidung auch in den Tochtersprachen handgreiflich fortbesteht, bei
der hergebrachten Mode verharren zu wollen. Die andre mehr in
die Breite gehende Flexion nennen wir entsprechend die schwache.
Es soll, um dies nochmals auszusprechen, mit dieser Terminologie
nicht behauptet werden, als sei die lat. oder rom. starke und schwache
Form von demselben Gepräge wie die dtsch.; es gilt uns nur um
einen Ausdruck, der etwas Verwandtes bezeichnet Etwas Verwandtes
iät es auch, dass sich auf beiden Gebieten die beiden Flexionsarten
am entschiedensten im Perf. und in demjenigen Part, aussprechen,
welches die neuen Sprachen zur Umschreibung der Tempora ver-
wenden; so wie dass neue Verba sich nur in schwache Formen
kleiden. Das einfache Zeichen beider Flexionsarten also ist im
Rom., dass die 1. und 3. Singularpers. des Perf. (letztere am durch-
greifendsten) in der starken stammbetont, in der schwachen flexions-
betont ist. Die Wichtigkeit des Accentes, der einen so grossen An-
theil an der Bildung der neulat. Sprachen hat, bethätigt sich, wie
bemerkt, auch hier. Verpflanzt eine derselben den Accent, so be-
raubt sie sich selbst des starken Zeitwortes: dies ist in grossem
Masse im Franz. und Wal. geschehn. Auch das Perf. des Part kennt
beide Formen, die aber mit der des Perf. Ind. oft nicht überein-
stimmen, z. B. it. crdhi (stark), eresciuto (schwach) ; mcrii (schwach),
morto I (stark): in diesem Falle lassen wir allein das Perf., dessen
Verzweigung mit andern Zeitformen seine Wichtigkeit erhöht, ent-
scheiden. Widersprüche in der Flexion kommen auch in den lat
Stammverben vor.
1. Schwache Flexionsart. — Die drei Conjug. mit den
Inf. ara, ere^ Ire finden sich in den neuen Sprachen wieder. Die
^-Goigug. muss auch hier die 1. genannt werden, die J&Gonjug. die
2.; letztere besteht jedoch im Rom. allein aus eingetretenen starken
Verbis, wie it temere {timere)^ wogegen schwache, wie delere ^ aus-
getreten sind. Da aber auch viele starke Verba mit kurzem e schwach
n. 182. 133.] ' Conjugation. FlexionBarten. 499
geworden, so rechnet man diese gleichfalls zar 2., so dass sie Inf.
mit langem and knrzem (im Südwesten nur mit langem) e zählt. Die
J-GonJQg. endlich bildet hier die 3. Für diese müssen zwei Glassen
angenommen werden, eine reine oder einfache und eine gemischte.
Letztere, die nur dem Südwesten unbekannt ist, schiebt im Präs.
aller drei Modi die Silbe isc {esc) zwischen Stamm und Flexion, z. B.
it. fior-isc-o und mit abgestossenem Endvocal pr. flor-isc , fr. fleur-is^
wal. flor-esc] die 1. und 2. PI. bleiben der einfachen Flexionsart ge-
wöhnlich getreu. Der Ursprung dieser Biegung aus dem lat. Inchoa-
tivum liegt am Tage; ihre Einmischung erklärt sich aus dem Streben
nach ausdrucksvollerer Form, welches sich überall, wo Gelegenheit
gegeben war, thätig zeigte. Zahlreichen Verbis der 2. lat. nämlich
standen Inchoatiya zur Seite: ihre flexionsbetonten Formen setzte
der Sprachgenius an die Stelle der stammbetonten, um die Flexion
deutlicher hervortreten zulassen: man conjugierte von clarere^ florere^
stupere rom. das Präs. claresco, floresco, stupesco statt claro, floro,
siupOj und schlug endlich diese Verba mit vielen andern der 2. zur
3. (der 4. lat.); allmählich gesellten sich ihnen verschiedene ungleich-
artige zu. Die erste Classe enthält nur lat. WOrter zum Theil selbst
aus der 2. und 3.; die zweite grossentheils fremde oder aus lat.
Stoffe neu geformte; mehrere derselben nehmen an beiden Biegungs-
arten Theil, worunter fremde wie it. forbire, impaessirey pr. gequir^
gurpir. Im Franz. hat die Inchoativjform auch noch andere Tempora
als das Präs. ergriffen. — Bei den einzelnen Zeitformen sind vor-
läufig folgende Puncto zu beachten.
Das Präsens geht gewöhnlich in seiner Regelmässigkeit so
weit, dass es die Gharaktervocale e und i (Ind. eo^ io, Conj. eam^ iam)
ganz unterdrückt: it. godo gada {gaudeOj gaudeam), temo, tema (timeOy
timeam), sento senta (sentiOy sentiafn)^ sp. temo temaj siento sienta etc.
Doch sind sie in einzelnen schwachen Zeitwörtern stehen geblieben
und bilden eine kleine Abweichung vom Paradigma.
Das Imperfect der 2. Conjug. beobachtet nur im Osten den
Vocal e (it. taceva, wal. tfceam), im Südwesten und im Prov. folgt es
der Form der 3. (podia). Die ursprüngliche Form der 3. (lat. 4.)
iebam hätte sich durch ieva iea darstellen können; indessen ist das
dafür üblich gewordene iva oder ia nicht schlechter als die im altem
Latein und selbst bei den classischen Dichtern vorkommende Gon-
traction ibam^ wie in audibam, nuMbamj scibam, servibam, vestibam
u. a. (s. Voss. Arist. 5, 34).
Die Flexion des Perfects avij wt, m erfuhr überall und
Bchlechthin Syncope des v^, die im Latein^ nur in der 2. Sg. und in
1) Altit. wird doch zuweilen v zwischen zwei % geschrieben, wie in dipar-
iivij auch bei Dante audwi Inf. 26, 78, gioi Pg. 12, 69, nach Nannuoci Lett. ital.
I, 64. 108 ein baarer Latinismus.
600 Conjugation. Flexionsarten. [11. 1S3. 134.
der 2. und 3. PI. der 1. und 2. und durch das ganze Perf. der 3. Conjug.
stattfand : it. amai amasti, temei temesti, sentii sentistit sp. ame amasie,
senti sentiste etc. Die Gharakterform der 2. war evi, allein nur der
Italiener hat sie durchgeführt in dem syncopierten ei, die andern
bilden dies Tempus meist nach der 3.
Das Particip der 1. und 4. lat atuSj itus ward mit atOj Uo
und entsprechenden Formen treu wiedergegeben. Wie sollte sich
aber das der 2. gestalten, für welches gleichfalls ein langer Vocal
erforderlich war? Folgerichtig wäre eto gewesen, allein die Grund-
sprache bot nur wenige Fälle mit etus und selbst diese wenigen
waren durch Übertritt in die I-Conjug. (it. empito von impläus^ pr.
delit von ddetus) verloren gegangen. Man | ergriff daher das aus
uiius contrahierte üttis, an welches das Ohr durch eine weit grössere
Zahl von Beispielen gewöhnt war {arguttis^ cansputus, consutti^s, düutus^
imbutus, indfdus, minutiM, sectUtis, solutus^ stattäus, tribtdu$)j wiewohl
der Vocal dem des Perf. (e oder i, nur wal. w) widerspricht
Im Mlat. kommt es auf andre Verba angewandt sehr frühe zum Vor-
schein: incenduta L. Sal. cod. par. tit. 75, pendutus L. Alam., for-
batttdus Decr. Childeb. um 595, decemutum Urk» v. 761 Mur. Ant. DI,
759, stemutus für stratus um 790 Mur. Script. II, 2, 1095, redduius
Urk. V. 796 Mur. Ant. III, 1015. Spanier und Portugiesen gaben
das Part, udo später wieder auf und wählten hier, wie beim Perf.,
die Form der 3. ido.
Umbildung aus einer schwachen Conjug. in eine andre schwache
hat viele lat Verba bei ihrem Übergang ins Rom. getroffen, ein Vor-
gang, der kaum ausbleiben konnte und hier nur angedeutet werden
soll. Einige Beispiele sind: lat. cambire, it. canibiare etc.; cattdire^
fr. chatouüler; grunnire, it. grugnare; pavire^ fr. paver\ tussire^ fr.
touss€r\ bcmbitare, fr. bondir; pigrare, itpigrire; tinnüare, altfr. tevUir,
Nicht überall freilich ist man sicher, ob nicht ein Nomen den Über-
gang vermittelte, was z.B. bei canibiare , da hier noch ein Subst
cambio^ mlat. cambium, vorliegt, sehr wohl möglich ist.
2. Starke Flexionsart. — Hier ist gleich zu bemerken,
dass diese Flexionsart wesentlich gelitten hat theils durch Mischung
mit der schwachen, theils durch Übertritt in dieselbe. 1) Mischung
hatte schon im Lat. tief eingegriffen, indem zahlreiche starke Verba
einzelne Tempora nach der 1. 2. und 4. Conjug. formten. Dass diese
Umformung auch auf die Töchtersprachen vollen Einfluss übte, lässt
sich denken. Es ist hierbei zu erinnern: a) Mischung mit der 1. ist
im Latein minder üblich:, sie liegt z. B. vor in den Inf. crepare^ cu-
bare, fricare, juvare, lavare, plicare, secare, sonare, tonare, vetare. Im
Rom. ward hier die starke Form von der schwachen schlechthin ver-
II. 184—136.] Conjugation. Flcxionsarten. 501
drängt, der Italiener flectiert suonai, suonato, der Spanier sonS, so-
nadOj der Franzose sannai, sonne; aber freilich einige dieser Verba
besassen schon im Lat Doppelformen, eine | schwache neben einer
starken, b) Sehr üblich ist Mischung mit den Formen der 2. Conjug.,
so dass Perf. und Supinum stark, Präs. und Inf. schwach gehen;
doch bezeugen mehrere Nebenformen beider letztem die ursprüng-
liche rein starke Biegung: so findet man neben ferveo fervere^ frendeo
frendere, fulgeo fidgere, oleo olere, strideo stridere, tergeo tergere auch
fervo ferv^e, frendo frend^re etc. ; von ridere kann das Compos. irri-
dere kurzes e haben, und das auf einer Inschrift vorkommende tondo
für tondeo scheint wenigstens volksttblich gewesen zu sein; ob sorho
für sorheo gesagt ward, ist ungewiss (Struve, Lat. Decl. und Conjug.
188 — 194); von respondSre gibt es gleichfalls Beispiele (Voss. Arist.
5, 35). Im Rom. haben dergleichen Verba gewöhnlich die Form mit
kurzem c, vgl. it. fervere^ fulgere^ ridere, assärberCj rispöndere, stridere,
tergere, tindere; pr. rire, respondre, terser, tondre\ wal. fearbe, rytde^
rfspunde, tunde. c) Mischung mit der 4. zeigen aperire^ fulcire, salire,
sentirej sepelire^ venire, vincire u. a. Diese behaupten entweder ihre
starken Formen, so weit sie dieselben im Lat. besitzen, wie aperire,
venire, im It. auch noch ftdcire, sepelire, oder bekennen sich, wie
sciire und sentire, ausschliesslich zur vierten. — 2) Umbiegung der
starken in die schwache Form hatte sich vermuthlich schon im Latein
nicht selten ereignet, lässt es sich auch nur noch in wenigen Fällen
nachweisen; in den Tochtersprachen aber griflf diese mit dem wohl-
bekannten Streben nach Ausgleichung der Flexionen zusammen-
hängende Beform ungemein um sich. Auch die dtsch. Sprache hat
dadurch gelitten. Am meisten ist der Italiener noch der starken
Biegung geneigt, gänzlich abhold ist ihr der Spanier und Portugiese,
a) Zur 1. Conjug. traten nur wenige starke Verba über: consumare
it. etc. von consumere; fidare it. etc. von fidere (von fidus abgeleitet
würde es statt 'anvertrauen' eher die Bed. Hreu machen' entwickelt
haben) ; mear sp., mijar pg. von mejere (aber m^are schon von einem
lat. Grammatiker erwähnt; s. S. l5);menovare, it., menguar sp., diminuer
fr. von minuere, s. Et. Wb.; scerpare it. von discerpere; torrar sp. von
torrere; tremare it., tremar altsp. von tremere; auch die altit. spegnare
für spegnere und stringare für stringere PPS. Im Franz. sind die
Beispiele häufig: | affiiger, arguer, cSder, consumer, corriger, eriger,
negliger, resister etc., allein weit die meisten der so behandelten
Verba sind Neulinge, b) Von grösserer Bedeutung ist der Übertritt
in die 3. (rom.), welche der 2. schon näher stand, a) Beispiele mit
ursprtlnglich kurzem e: it. cucire (consuere), fuggire, Concore, morire,
rapire, seguire, convertire; sp. cusir, concebir, fingir^ frangir, huir
{fugere), morir, parir, seguir, convertir; pr. cobir {cupere), fugir, legir,
502 Conjagation. Flexionsarten. [IL 186. 137.
moriry seguir, vertir ; fr. agir^ fUchir (fledere\ frimir^ fuir etc. ; unter
diesen sind fugire und morire gemeinrom. (nur pg. ftiorrer)^ Anzu-
merken ist dabei, dass ältere rOmisehe Schriftsteller moriri haben;
auch das pr. cohir und das sp. parir finden sich in den altern lat
Formen cupire und parire für cupere, parSre wieder. Inf. zugleich
nach der 3. und 4. sind überhaupt nicht unerhört: fodere fodire^ linere
linirej sällere saUire u. a. ß) Beispiele mit ursprünglich langem e:
it. fiorirej olire^ pentire (poemtere\ sorbire, sp. lucir, nodtj pi4dir {pu-
tere)\ pr. /?on>, lusir^ merir^ cofnonir, penedir^ poirir (putrere\ sorhir^
tavnr \tacere)\ fr. fleurir u. s. w.^. c) Eine noch grössere Zahl bleibt
dem e des Inf. treu und bekennt sich gleichwohl zur schwachen Form;
diese Verba bilden jetzt die 2. rom. Gonjug.; Beispiele nachher im
besondern Theile.
Bei dieser entschiedenen Hinneigung der Sprachen zu der
schwachen Flexionsart ist Übertritt schwacher Verba zur starken
Form ein kaum mögliches Ereignis". Die rom. starken Verba | weisen
also immer auf starke lat. zurück; alle neuen Schöpfungen aus römi-
schen oder fremden Stoffen wurden der schwachen Form und mit
noch grösserer Beschränkung nur der A- und J- Gonjug. angepasst,
wie dies auch von Seiten der Römer geschehen war. Nur im nord-
westlichen Gebiet lassen sich unter den Verbis 2. Gonjug. einige neu
geschaffene wahrnehmen.
Über die Grundtempora der starken Flexion ist im besondem
noch Folgendes zu merken.
Infinitiv. 1) Es waltet eine unverkennbare Neigung, das lange
e zu kürzen, nicht allein in den oben angeführten lat. Doppelformen,
sondern auch in vielen Fällen andrer Art. Man erwäge it. ardercj
lücere, mördere, rmtövere, molcerey nuöcere^ törcere (torguere) ; pr. ardre^
aerdre (adhaerere), somonre (summonere), mordre, moure, tarser; wal.
arde, adaoge, mtdgej toarce. Hierunter sind drdere^ mordere, movere,
iörquere mehreren Sprachen gemeinsam. — 2) Dehnung des kurzen e
ist selten; gemeinrom. Betonungen sind: cadere, capere, sapere. —
1) Wegen dieses Übertrittes zur J-Gonjug. weist Mussafia, Beitr. zur
Gesch. der rom. Spr. S. 12, auf den Einfluss der lat. Präsensbildung hin: it.
eapire, fuggirCf eoncepire^ rapire wohl zunächst wegen capto, fugiOy coneipiOj rapio.
2) Mlat. resedirty permanire (it. ürk. v. J. 685, Mur. Ant. V, 867), havire
(v. J. 721, das. III, 667), avire, po88edire (v. J. 708. das. III, 1009, fränk. Urk.
V. J. 628, Br6q. n. 67), in den Eidschwüren noch savir et podtr, pr. aabeft poder.
8) Ein solches schien vorzuliegen im it. arrogere, -osi, -oto (zusetzen), wenn
man es aus arrogare herleitete: man konnte zuerst aus einem mlat. starken Part.
arrog'itus (rogiftus kennt die L. Sal.) die Form carroto ziehen und ihr sodann das
Perf. arrosi beifügen. Aber die von Delius neulich (Jahrb. IX, 108) gefundene
Etymologie aus adaugere befriedigt den Buchstaben (vgl. Et. Wb. I. argine) und
rettet das Princip. Doch mag die Schreibung mit rr aus arrogare entlehnt sein.
Das Yerbum findet sich auch in einigen Schwestersprachen.
n. 187. 138.] Gk>DJugation. Flexionsarten. 508
3) Sehr spärlich kommt bei starker Flexion der Übertritt des e in t
vor; dahin gehört sp. decir (dieere), dudr (ducere)] pr. tenir neben
iener (ein lat. tenire vermuthet J. G. Voss Arist. 5, 35); fr. courir,
tenir und einige mehr. — 4) Inf. mit kurzem e (stammbetonte) sind
starker Znsammenziehung ausgesetzt; der letzte Stammconsonant wird,
soweit es die Gesetze jeder Sprache erlauben, mit dem folgenden
Vocal oder ohne ihn syncopiert: it. fare (facere), lere {bihere)y porre
(panere); sp. ver (videre); pg. pör; pr. faire, rire (aus ridere), aucire
(oecidere); fr. faire, taire (täcere), boire, rire. Diese Contraction wirkt
auch, wie sich versteht, auf die mit dem Inf. zsgs. Tempora.
Im Präsens gab das ableitende • oder e {capio, facio^ sapiOj
d^eOy doleo, haheo, pareo, teneo, valeo, video etc.) Anlass zu Unregel-
mässigkeiten und Doppelformen. Es versteht sich, | dass jede Sprache
diese Endungen d. h. den ableitenden Vocal nebst dem Stammconso-
nanten nach ihren Lautgesetzen behandelt, ohne damit neue Flexions-
arten einfuhren zu wollen (vgl. die Lehre vom Hiatus S. 147 ff.). Ganz
gleich gestalten sich aber die Endungen nicht, selbst nicht auf einem
und demselben Gebiete. Zuweilen ward der Vocal ausgestossen und
blieb ohne Wirkung auf die Form ; zuweilen ward dem Stamme nach
dem Vorbild andrer Verba ein Ableitnngsvocal angefügt, was nament-
lich in cadOj pano, iraho geschehen sein muss, vgl. it caggio, pongo,
traggo, sp. caygo, pongo, traygOj pg. caiOj panho (d. i. ponio), trago,
pr. Gonj. chaiGj ponga, iraia.
Unter den verschiedenen Formen des Perfects ist die redu-
plicierende verschwunden, denn dedi oder steH wird man nicht in
Anschlag bringen wollen^. In der Ablegung dieses Bildungsmittels
stimmt das Rom. also wieder mit dem Deutschen und Neugriech.
fiberein. Indessen befand sich die Beduplication auch schon im Lat.
auf dem Wege des Verfalles. Aus scicidi, tetini, ietuli war bereits
scidiy tenuiy tuli geworden und neben pependij peperciy peptUi, pupugi,
spcpondi, täendiy tutudi ward pendi, parsi, ptdsi, punxi, spondiy tendi,
tust oder tunsi von einzelnen Schriftstellern gebraucht oder von Gram-
matikern bezeugt (Voss. Arist. 5, 20). Ein Beispiel aus dem ältesten
Hlatein ist tunderit für ioUmderit s. Glodovechi capit. Pertz IV. p. 3
(zwischen 500^-511). In dem Munde des Volkes waren die letzten
Beste dieser wichtigen Form verschwunden; man suchte sie auf ver-
schiedene Weise zu ersetzen. Die übrigen Bildungsmittel dieses
Tempus blieben fortwährend im Gebfauche, wechselten aber oft ihre
Stelle. 1) Die ablautende Classe ward auf wenige Fälle, wie fed^
veniy vidi, eingeschränkt. — 2) Die Anwendung des s ward nicht
1) Ich erlaube mir, beide Verba den Anomalien der 1. Conjug. zuzuweisen,
da ihr reduplicierendes Perf. sich nicht wohl in irgend eine Abtheilung der
starken Flexionen fügt, ihr Supinum und Inf. aber entschieden zur A-Conjug.
hinneigt, vgl. circumdütum, praesfitumy it. circondatOt prestäto.
504 Conjugation. Flexionsarten. [II. 138—140.
allein fast schlechthin beihehalten, sondern verdrängte auch die andern
Flexionsmittel aus | vielen Yerbis. Solche Perf. namentlich, die mit
ihren Präs. entweder vollständig zusammentrafen oder, wie zum TheQ
in der 1. Classe, sich nur durch Quantität des Wurzelvocals davon
unterscheiden, wurden wenigstens im It (denn die Sprachen stimmen
nicht völlig ilberein) dieser Classe Überwiesen: so accendü, occidü^
offendit, Ugit legitj mövet mdvity pendü pependü^ prendü, descendü,
abscandit, respondet respondit, tendit tetendit, vqlvü^ it. accese, ucdse etc.
Einige wenige unterschied man auf andre Weise, so die schon ge-
nannten v^t venit, vtdet vfidit, it. viene venne, vede vide, so btbü,
plüit^ it. beve bewe, piave piowe. Schon bei den Römern hatte die
sigmatische Flexion sichtbare Fortschritte gemacht Neglegi z. B.,
welches nach Diomedes und Priscians Zeugnis von den Alten noch
gebraucht worden, bildete sich in neglexif desgleichen düegij intdlegi
in dilexi^ intellexi um (Arist. 5, 27). Emo hat emi^ allein den zsgs.
demo^ prömo, sümo hatte die Dehnung des Vocals das ablautende
Perf. verdorben, welches Tempus sie nun mittelst 5 gewannen: demsif
promsi, sumsi. FUr praemordisset setzt Plautus praemarsissd, ii fnarsi.
In mehreren Fällen tritt die sigmatische Form wenigstens neben
einer der andern auf: pangerepegi panxi, daher it. impinsij pr. empeis]
vdlere veUivulsi, it. svelsi; cowmverc co»nm conwm (Priscian) ; verrere
verri versi (ders.) Ob cudi oder cusi von cudere zu sagen sei, war
den Grammatikern zweifelhaft (Voss. Arist. 5, 26). Dazu kommen
noch manche Beispiele aus der spätem Zeit. Das schon erwähnte
ptdsi braucht Ulpian (s. Arist. 5, 28), vgl. it. esptilsi. Collezimus und
coUexistis schrieben die africanischen Verfasser der Vulgata (Lach-
manns Comment. in Lucret. p. 350). Punxi wird von Grammatikern
angeführt und ihm entspricht it. punsi, ^T.pois, wal. punsfi. Priscian
sagt, man habe fissi von findere bilden zu müssen geglaubt, womit
das it. fessi zusammentrifft. Sarpsi für sorbui wird gleichfalls von
Grammatikern angeführt, und Velins Longus sagt darüber: ut potius
sorbui dicamus quam sorpsi , cum recens haec dedinatio sordidi ser-
monis virus ceperit (Putsch p. 1234; ebenso Flavius Caper ds. p. 2240):
sorpsi gehörte also der Volkssprache an, wiewohl Lucan absorpsi ge-
braucht haben soll; die Italiener | haben assorsi. Flav. Gaperwamt,
äbsconsi zu sagen für dbscandi (Putsch p. 2240): dies war also wohl
ein Idiotismus, der sich im it. ascosi fortgepflanzt hat. Dedsimus für
deddimus kommt wenigstens bei den Feldmessern vor I, 391, caesii
erklärt das Glossarium vetus Class. auct. VT, 513 mit ceddit. In den
Denkmälern des Mittelalters sind die sigmatischen Flexionen unge-
mein zahlreich, aber nur für wenige Beispiele ist hier Raum. Ocds-
serit für ocdderü in einer Hs. der L. Sal, occisissä Mur. Ant. II, 237
(v. J. 870), vgl. it. ucdsi ete. Offersi Tir. 63» (885), it. ebenso.
Effosserit für effoderit L. Long. Infusit für infudit Esp. sagr. XI, 132
II. 140—142.] Conjugation. Flexionsarten. 606
(9. Jh.), it. fusi. Priserü für prehenderit LSal., Pact. Child. et Chlot.
(nm 593), preseritf presissit L. Long., presimus Esp. sagr. XL, 362
(v. J. 757), XXVI, 445 (804), porprisi Marc. Form. app. 33, i?orpn-
serufU HLang. I, 36 (812), vgl. it. presi etc. Punxerit LSal, L. Long.,
punxisti 61. cass., wie bei den alten Grammatikern. Sölserü LSal.,
solserant Polypt. d'Irmin. II, 344 (828), absolsi Tir. 28^ (780), absol-
serü L. Long., persolsisse Mar. 124 (564), persolserimus Mar. Ant. III,
1022 (823), iransolsisse Marc. Form. 2, 18, vgl. pr. sols^ it. assolsi.
Contanxit Fum. 100 (799), pr. tais. Tollessimus für susttdissemus Mar.
Ant V, 915 (771), it. tolsi etc. ; Part, ttdta fttr sublata Esp. sagr. XI,
223 (9. Jh.), abstultum Marc. Form. 1, 32. Kleinere Formverände-
mngen bei vorhandenem s zeigen mehrere andre Fälle. Bemasisse
für remansisse kommt vor auf tabulis ceratis des 2. Jh., s. Massmanns
Lihellus aurarius p. 9 u. §. 160, it. rimasi etc. Posi fttr posui hat
man auf Inschriften gefunden (Orut. in ind. gramm.), es ist it. posi,
pr. po8, wal. pusfi^. Priscian legt dem Verbum quaeso, einer älteren
Form von quaero, ein Perf. quaesi bei, welchem it. chiesi, sp. quuie,
pr. quis genau angepasst ist, mlat. quisistis Gl. cass., conquiset | Brun.
493 (v. J. 737). — 3) Die Form mit eingeschobenem u wird nach
der verschiedenen Anlage der Sprachen mehr oder weniger geachtet
und auf sehr abweichende Art wiedergegeben; man bemerke die
Schicksale dieses Vocals in folgenden Formen: it. tacqui, wal. tfcüi
{iacui)] sp. supe, pr. saup (saput); pr. volCy fr. votdus (volui).
Das Particip hat mehr gelitten als das Perf. Am besten hat
sich die Form -sus behauptet, demnächst -cttis, -ptus. Itus ist erloschen ;
sein Andenken lebt noch in it. Subst. wie pSrditaj rendita^ vendita fort.
3. Von den anomalen Verbis sind dem Romanen esse, posse^
veUe^ ferre, fieri, ire verblieben. 1) Esse regelt den Inf. nach der 3.
lat., it Sssere, pr. esser, fr. estre\ die Form esse in it. Mundarten ist
aus essere apocopiert^ Da es unvollständig ist, das Passiv aber, zu
dessen Umschreibung es dient, Vollständigkeit fordert, so wurden die
fehlenden Formen theils analog geschaffen wie das Ger. essende,
Part Präs. essente, theils von andern Verbis entlehnt, wie das Part.
Perf. statu von stare\ ja ausser stare musste auch sedere und /Sm
fehlenden oder wieder verlorenen Formen zu Hülfe kommen, s. sp.
und wal. Conjug.^ — 2) Tosse, Inf. mthi passere wie | issere aus
1) In posfAx ist das flexivische s allerdings nur täuschend, da es nichts
anders ist als der Anlaut von sinere, po-sm = po-sivi. Diese letztere ursprüng-
lichere Form, die noch Plautus gebraucht, hat sich nicht bis ins Rom. fortge-
setzt: sie wäre it posH, woraus sich ein Inf. posire gebildet haben würde.
2) Das it. 8ono im Sg. des Pr&s. Ind. enthält noch einen schwachen Nach-
klang des alten flexivischen m (esum dfil, lofii)^ aber mit n vertauscht wie in
unserm hin aus dem alten &m, wenn der Vergleich nicht unpassend ist.
8) Sollten die rom. Sprachen, die von so manchem altlat. Worte Zeugnis
ablegen, nicht auch die veralteten Formen von esse, siem nämlich und /tiam,
506 CoDJugation. Flexionsarten. [11. 142. 143.
esse, sondern nen abgeleitet aus der Silbe pot in potest ete., nämlich
it potere, sp. pg. ^v.podery fr. pouvoir, wal. ptäeä; das Impf, po^om
wich, nebst andern Zeitformen, der Endung der 2. Gonjug. {poteva,
podid), und schon eine fränk. Urk. des 7. Jh. hat podihat Mar. p. 100,
die L. LfOng. potebat. Andre mlat. Belege für die Geschichte dieses
Verbums sind poteret, potemus, possat Et. Wb., possamus .HPM. n. 71
(v. J. 950). Ger. und Part. Prät. wurden nach dem Vorbilde der 2.
Conjug. geschaffen. — 3) Velle ward gleichfalls der 2. angepasst: it
voUre, pr. volar ^ fr. voidotTf wal. vreä. Dem Südwesten fehlt dies
Wort; das frühere Dasein desselben lassen aber die altsp. Zss. si-
vuel-qualj si-vuel-quandOj si-vuel-que vermuthen^ Von noUe hat nur
der Provenzale eine Spur; nol {non vuU), nolc {noluü) nach GO.,
nolon Gstl. L. n. 3, 2, aber auch ein wallen, nolu (= nöUe) findet
sich*. I Malle muss früh verschwunden sein, da die alten Glossare
ihm bereits eine Erklärung widmen, z. B. mcdebat volebaty maÜes vdles
atä tnagis veHes Gloss. paris. ed. Hildebrand. — 4) Ferre bloss in
besitzen? Dem ersteren, das übrigens nach Cioero's Bemerkung mit aim gleich
zulässig war (s. Otfr. Müller in Varronem 9, 77), schmiegt sich z. B. das it. sia
bequem an, allein die eigentliche Quelle der it. Form bleibt zweifelhaft, da sich
sim auf gleiche Weise gestalten konnte, wie dia^ stia aus dem, stem bezeugen.
Sia ist übrigens von hohem Alter, siamus s. Mur. Ant. III, 1028 (v. J. 848).
Fuam fehlt entschieden, das wal. fiu ist = fiam, Auqh die Nebenform forem
ist verschwunden: it. fora, sp. fuera etc. entsprangen aus fueram. Eben so wenig
lässt sich die Deutung des altfr. esmes aus esumus rechtfertigen (s. fr. Conjug.)
Fuchs spürte sogar im mail. hin (lat sunt), welches zu beurtheilen ist wie das
it. enno (s. unten Vb. essere), eine uralte lat. oder etrurische Form = gr- ^^^i
zend. henti. Die Anerkennung archaistischer Flexionen in den Tochtersprachen
sollte man nicht übertreiben. Alles weist uns darauf hin, dass die Flexionen
der Schriftsprache im Wesentlichen auch die des gemeinen Lebens waren. Wir
haben oben schon die Herkunft des rom. Impf. Gonj. aus der lat. Perfectform
'88im ablehnen müssen. Auch der Spanier zog sein Fut. exact. nicht aus dieser
sigmatischen Form, es heisst altsp. amaro, nicht amaaso. Eine andre Perfect-
form dixtif scripsti etc. hat im Rom. gleichfalls keine Spur hinterlassen. Im
Altlat. schwanken die Vocale 0», oe, u in einem und demselben Worte, z. B.
oinOf oenuSy unum, oder moiro, moeroy mwrum (Corssen I, 199); das Rom. kennt
keine andre Form als die classische.
1) In seiner Nachbildung weichen die Sprachen, die es noch besitzen,
merklich ab. Das it. Präs. Ind. vogUo^ vuoli, vuolCy vogliamo, vdUie, voglumo
würde etwa einem lat. voUo^ wies, voUt, voleamus, wiletia, vokunt, das pr. vueOi,
vols, vol, volem, volete, voUm einem lat. voleo, volSj voUf volemuSf v(Mi8y ooltmt
entsprechen. Das it. Perf. Ind. voüi weicht entscheidend ab von lat. vo^ut, das
sich im pr. volc treulich abgebildet findet, wie voUeram (zunächst gesprochen
volvram) im pr. volgra. Das unbildsame vis, so wie velim, fehlen ganzlich.
2) Dass sich hierin das lat. noUe fortgepflanzt habe, lässt sich nicht streng
behaupten, da eine rom. Zusammenschmelzung von no völer in noler eben so
möglich ist: in no-us oder nos Grstl. L. n. 20, 18 liegt eine entsprechende Zu-
sammenschmelzung aus non voa vor.
II. 148. 144.] Italienische Conjogation. 507
Compositis und zur 3. Conjug. gezogen, it. z. B. offerire, preferire etc.,
aber meist mit starkem Perf. und Part, und mit verschieden behan-
deltem Präs., pr. mit dem ganz lat. Inf. pro- und referre, — 5) Fieri
kommt nur im wal. /S (als Sbst. fire) und zwar defectiv vor. Voll-
ständiger besitzen es norditaliscbe Mundarten. Bonvesin z. B. flec-
tiert: Präs. /fo u. ßzo, fiy fi, 3. PI. fin; Impf, fiva, fivi; Conj. Präs.
fUfa, fiean; Fut. 3. Sg. firä, Inf. fi. Die it. Schriftsprache bewahrt
nur das defecte Fut. fia. — 6) Ire gieng als ein zu ausdrucksloses
Wort seiner meisten Tempora verlustig; die wal. Sprache, worin der
Inf. nur i hätte lauten können, hat es ganz aufgegeben. Der Begriff
ward besonders durch vadere und ein neues Verbum ausgedrückt,
welches it. andarey sp. pg. andar, pr. anar^ £r. aller lautet. Vadere,
schon im Lat. mangelhaft (Perf. und Supin. sind ungebräuchlich),
gilt überall nur im Präs. Ind. Conj. Imper., aber auch hier nur auf
den Punkten, welche den Ton auf dem Stamme fordern (it. vo, vaiy
ra, vannOy nicht vadiatno, vadete\ an den übrigen Stellen der Conjug.
ward es it pr. fr. mit andare^ das dadurch selbst mangelhaft wurde,
sp. und pg. mit ire und esse ersetzt; in letztern Sprachen besteht
andoT ftlr sich mit vollständiger Flexion. Dieses Verbum lässt sich
auf das bei Ennius vorkommende aditare zurückfahren , was freilich
nicht allgemein anerkannt ist.
IL Conjugation in den einseinen Sprachen.
1« Italienische«
Über diePersonalflexion ist im allgemeinen nur zu merken:
1) Alle Consonantauslaute werden abgestossen: credi (credis), cantava
{cantabafn)j canta (cantat). Urkunden aus Italien ergeben sich diesen
vocalischen Endungen in ziemlich früher Zeit» namentlich ward t im
8. Jh. häufig beeinträchtigt, indem man z. B. corre {currit)^ consiOy
tnanea u. dgl. schrieb. — I 2) ^ nimmt ein euphonisches o zu sich,
wie in cantano (catUant), und zwar darum ein o, wie es scheint, weil
vom Latein selbst, mindestens im starken Perf., ein u als Vocal ge-
geben war, woran sich die übrigen Tempora ein Muster nahmen:
aus feceru-nt ward fecero und hiemach richtete sich cantano. —
3) Grundsatz ist, dass die 2. Sg. stets auf i, diejenige des PI. stets
auf e ausgehe, daher selbst canti aus cantas, cantavi aus cantabas.
— 4) In der altern und in der poetischen Sprache hängt sich ein
paragogisches e oder o an die ausl. Tonvocale: so in höe^ stoe^ cantoe,
poUOy copriOy füe, canteröCy canterdey hde für äo, sto, cantb^ pote, capri,
fuy cantero ^ canterä^; dsgl. wird e für i gesetzt im Präs. Ind. und
1) Solche paragogische Yooale heften sich auch, um dies hier zu berühren,
an Individuen anderer Wortclassen und verstärken sich selbst mit Gonsonanten:
ha hae hane, pi^ piene, qui quine, lä lane, nd turne, sl sine, me mee mene u. meve,
ie iee iene teve.
508 Italienische Conjugation. [II. 144. 145.
Gonj. und im Impf. Conj.: cante^ cantasse fttr conti, cantassi. —
5) Hauptsächlich aber ist zu merken: die in verschiedenen Zeitformen
vorkommende Endung iano, kann in ieno ttbergehn, z. B. fieno, sieno^
mavieno (ipiefio Pg. 10, 79), cantcriSno. So trifft man auch im Sg.
vor Affixen ie fttr fa, z. B. condoliemi Pg. 21, 6, diriilo u. dgl, s. Blanc
349. 364. Aus iano wird zuerst als leichtere Form ieno entstanden
sein (und so betonen noch jetzt viele), hieraus mit fortgerücktem
Accent, um einen beliebten Diphthong hervorzubringen, ienoK\
Der Infinitiv hat die vollständige Form -re, die nur in Mund-
arten schwindet. Der mit ihm zsgs. Tempora gibt es hier drei,
nämlich das Fut. auf -rb (altit. -raggio, -räbbo = aggio, aVbo von av€re)\
ein sogenanntes Gonditional auf -na, welches aber nur die wenig
übliche 1. und die 3. Sg. so wie die 3. PL -riano {rieno) besitzt und
hauptsächlich von Dichtern gebraucht wird'; ein zweites, vollstän-
diges Gonditional auf -m; bei diesem ist die Doppelform der 3. PL
zu merken, -rebhero und weniger gebräuchlich -rShbono.
Das Präsens Ind. und Gonj. aller Gonjug. lautet in der 1. FL
-iamOy der Gonj. in der 2. Pers. -iate : cantiamo canticUe, vendiamo ven-
diate etc. Ist dies Übertragung aus dem Gonj. der 3. und 4. lat
(fadamus, audiatntis)? Unzweifelhaft, denn das was die griech.
Grammatiker avvexÖQOinf] nannten, hat in den Verbalorganismus des
neurömischen Gebietes tief eingegriffen. Das Altit. brauchte wenig-
stens im Ind. noch carUamOy vendemo^ facemo, partimo. — 2) Das Präs.
aller Modi zeigt ausser der noch zu erwähnenden Diphthongierung
in einzelnen Fällen auch einen besondem Vocalwechsel, kraft dessen
der Stammvocal nur an der Tonstelle sich getreu bleibt, bei fort-
rückendem Ton aber in der 1. und 2. PL eine auch von den übrigen
Zeitformen anerkannte Verwandlung erleidet. Diese Fälle sind deoo,
odo, escOy PL dobbiamo^ udiamo, usciamo, Inf. davere, udire, usäre.
1) Ein seltenes Ereignis traf die Personalflexion auf volksmndartl. Gebiet«.
Wir haben gesehn, wie sich ein vom Yerbum abhängiges Fron, mit ihm ver-
binden, wie es ihm als Affix angehören kann. In ober- und unteritalischen
Mundarten wird aber das selbständige Fron. 2. Pers. der gleichen Yerbalperson
als untrennbarer Theil der Flexion angefügt, wobei, wie sich versteht, das Fron,
noch einmal vorausgehen darf. Einige jener Mundarten beschränken diese
Flexion auf den Sg., andre auf den Fl., andre aber wenden sie auf beide an.
Beispiele sind: mail. ti te porte-t (it. tu porti)f ti te portave-t (tuportavi), vidlUr
portdve-f (voi äUri portavate, f für v) ; in Keggio portäve-f; neap. vu^e amdet-to,
vuje amdste-vo'j calabr. vui capisti-vu u. dgl. Man sehe das Nähere bei Fuchs,
Biondelli, Wentrup u. a. Zu den seltsamsten Dingen gehört aber, dass im Ber-
gamaskischen, wie Biondelli p. 16 und 31 bemerkt, die Flexion der 1. Fers. PI.
aller Tempora losgetrennt und vor den Verbalstamm gesetzt wird, nöter an^
pörta — not altri portiamo. (Dieselbe Erscheinung hat Mussafia nachher auch
bei Bonvesin nachgewiesen, Beiträge zur Gesch. d. rom. Spr. S. 23.)
2) Die mail. Mundart besitzt es vollständig: cantaria, -iet, ta, iem, -ief, -ien*
II. 146 — 147.] Italienische Conjugation. 509
Bei diesem Lautwecbsel können Motive yerschiedener Art gewaltet
habend — 3) Die ursprüngliche Bejtonung wird geachtet, daher r^ci^o
recitanOy mhrito meritanOf regolo regolanOy nicht wie im Westen recÜOj
tnerÜOy regolo gesprochen, wiewohl in der 3. Pers. PL der Ton auf
die yiertletzte Silbe zurückweicht. Sehr selten ist Tonverschiebung
und zum Theil in nicht volksttblichen Wörtern: estimo, imitOj impSrOf
impUgo (ifnplico)j incUo, intimOj invoco, reputo (üblicher reptUo); com-
primo, dirigo, dirimo^ disctUo, divido, dice, ripeto u. a. m. Dichter
sprechen auch cdebro, occupo, provoco^. — Der PI. des Imperativs
fällt mit dem des Präs. Ind. zusammen: cantate für lat. cantate und
cantatiSf sein Ursprung bleibt daher ungewiss. In essere, avere, sapere
und volere ist er nichts als ein Conj.: tUr siäe^ avde, sapete, volete^
welche zu erwarten waren, tritt siate, abbiate, sappicUe, vogliate ein,
indem man von der Ansicht ausgieng, dass das Sein, Haben, Wissen,
Wollen nur gewünscht, nicht befohlen werden könne.
Das Imperfect hat sich besser erhalten als in den übrigen
Sprachen, da sein v = lat. b auch der 2. und 3. Conjug. zukommt:
caniavoj faceva, setUiva. Neben der 1. Sg. -^a hat sich ein nun
veraltetes, aber im Leben noch sehr übliches -vo eingefunden. Nicht
minder volksüblich ist cantavi, vendevi, partim für caniavate etc.
Dieses Tempus trifft in der 1. und 2. Pers. PI. eine Accentverschiebung
wie im Span., nämlich cantdvamOf cantdvate für -dmo, -äte^ aber auch
dieser Zug ist nur volksmässig. Dino Gompagni accentuiert auch
voUano, dormidno.
Das Perfect erfährt eine in wesentlichen Puncten ganz | eigen-
tbümliche Behandlung, die unter den einzelnen Conjug. erwähnt
werden soll. In der 3. PI. kommen starke und ganz erlaubte Kür-
zungen vor, wie cantaro cantar, vendero vender, partiro partir. Das
Impf. Conj. hat in 1. und 2. Sg. gleichlautend -ssi, wofUr die Alten
in der 1. Pers. näher dem Latein noch -^se sagten; im PI. ändert
dieses Tempus den Accent: cantdssimo, caniaste (welches dadurch
1) Delius, Jahrb. IX, 102, erklärt, wie folgt. Die Sprache tauschte devere
mit dovere, um de nicht als Partikel erscheinen zu lassen. (Aber welchen Sinn
hätte de vere ausgedrückt? Vielmehr scheint der Labial in devere diesen Tausch
des e mit o hervorgerufen zu haben, wie dies auch sonst in tonlosen Silben ge-
schah, Tgl. it. pi^e, piovdnoy aus lat. plebe, plebanus.) Udire ist eingeführt
worden, weil man o in odire für die Interjection oh hätte nehmen können. (Aber
der Wechsel zwischen anl. o und tf, wiederum in unbetonten Silben, ist etwas
so Gewöhnliches, dass es nicht Noth thut, auf die Partikel oh zurückzugehn.)
üseire sprach man, weil das anl. e m eacire leicht für prothetisch gelten könnte.
(Vielmehr scheint u aus dem Subst. ttscio zu stammen, wie auch dem altfr. Vb.
tusir ein Subst. un zur Seite steht, s. Et. Wb. I. eecire,)
2) Nicht zu übersehen sind hier Mussafia's Bemerkungen über die Prä-
sensbildung im Italienischen (Beitr. zur Gesch. der rom. Sprachen S. 1 — 17).
510 Italienisohe Conjngation. [IL 147. 148.
mit Perf. Ind. zusammentrifft) aus caniasssrntis, cantctösetis; die 3. Ps.
endet auf -ssero, entartet aus dem altern -ssinOj -ssano (lat. -ssent).
Das lat. Plusq. Ind., in die Bedeutung eines Impf. Gonj. oder
Conditionals eingetreten (S. 491), ist nicht vorhanden: die Sprache
besass dafttr, wie wir oben gesehen haben, bereits zwei Tempus-
formen. Ein Überrest desselben ist fora von fueram. Zwar liegt
die Versuchung nahe, es aus forem zu deuten, allein dieser Deutung
steht entgegen, dass es dem unzweifelhaft aus dem Plusq. entstan-
denen pr. pg. fora, sp. fuera in jeder Beziehung entspricht. Denn
auch die it. Sprache in ihrem früheren Zustande besass dieses con-
ditionale Plusq., wie ihre Grammatiker nun auch anerkennen, s. z. B.
Bianchi zu Par. 21, 93. Am häufigsten bemerkt man es bei Cinllo
V. Alcamo: taglidra (se tanto addivenissemi, tagliaramile treeee) Nann.
Letter, ital. I, 6, fara das., m&vera 9, dignara 10^ ehiamarano ds.,
potera 12. Bei andern disperSra, vedSra, soffondara, gravdra, parUra,
cdlegrdran, convenera, giovdra u. a. m. Auch soddisfdra in der be-
merkten Stelle bei Dante wird von einigen als ein solches Tempus
angesehn. Nach diesen Zeugnissen kommt es nur in der 1. und 3.
Sg. und 3. PI. vor. Man findet es, wenn man im Pf. 3. PI. der
schwachen Gonjug. die Endung ono in a verwandelt: dignarono
dignara, poterano potera. In der starken sollte es aus derselben
Person zu construieren sein, wobei nur ansl. o mit a vertauscht
würde, also fecero ficera, mösaero mdssera, allein hier hat die Form
des Inf. eingegriffen und es heisst fara, movera. Vielleicht ist diese
ganze nur von Dichtern gehandhabte Zeitform nichts anders als ein
auf das defective Gonditional gepfropftes pr. Reis, indem man die
Endungen -ria, -riano in -dra, -drano, -era, -Srano umbog; disperera
hat sogar das pr. e beibehalten. |
Stammauslaut^ 1) Die Verba, die vor der Infinitivendung
are einen der Kehllaute c oder g haben, verwandeln diese Buchstaben
vor den dünnen Vocalen e und % in ch oder gh, z. B. peccare, pecchi,
peccherb; legare, leghi, legherei. Solche, die vor der Infinitivendung
ere auf einen Palatal ausgehen, behalten ihn vor e und <; nur vor %
als Nebenform der 2. Sg. Präs. Gonj. wird er guttural {ch, gh): tor-
cere, torco, d, ce, domo, eete, cono, Gonj. torea, cht, ca, domo, date,
cano] conoscere, conosco, sd, sciamo,\scono etc.; spargere, spargo, gi,
ge etc. ~ 2) Vor i oder e fällt i nach Zischlauten aus: lasdo, lascerb]
fregio, fregi\ bado, bad. Dsgl. fällt tonloses i aus vor einem zweiten
i: glorio, glorino, nicht gloriino; im Auslaut pflegt manj zu schreiben,
z. B. glofj für glorii, — 3) Ebenso fällt j vor i aus: äbbajo, Md,
1) Die ihn betreffenden Regeln gelten eben sowohl von dem Aoslante ab-
geleiteter Verba. Ich verstehe unter Stamm hier das Thema, an welches die
Flexionen gefügt werden.
J
II. 148. 149.] Italienische Conjugation. 511
abbddno statt abbaji, äbb(yino; nqjOj noi statt ncji. — 4) Nach gn tritt
i ans in der 1. Sg. Präs. Ind.: sognamo von sognare, wogegen es im
Conj. stehen bleibt: sogniamo.
Die encli tischen Pronomina (nebst den Adv. na, ct,tn) haben
einigen Einfloss auf die Verbalform. Nämlich 1) nach einfachem m,
n und r in der 1. und 3. PL fällt o aus: amiamd (auch amiamoci)^
vedonlo^ priserla. Nach nn fällt der zweite dieser Buchstaben mit
ans: harda, diränlo. Die Endung m (für tno) kann in n übertreten:
andianne ftlr andiamoney diangli fUr diamogli. — 2) In der 3. Pers.
Sg. fällt e nach l und n aus: vuölsi, conviensi. — 3) Ebenso verliert
der Inf. seinen Endvocal, und überdies, wenn zwei r vorhergehen,
das zweite: lodarlo^ dirgli^ porla für porrela. Bei den Alten fand
auch Assimilation des r mit l statt, wie im Span., z. B. lodallOj vedella.
— 4) Die Endungen ai, ci, ii im Perf. Ind. und Conditional können
den zweiten Vocal verlieren: quetämi, rendele. — Auch das veraltete
fastUj vedestu fbr fosti tu, vedesti tu ist anzumerken. |
Hülfsverbum für das Activ ist avere, für das Passiv essere.
1. ÄvSre. — Ind. Präs. ho, haiy ha, abbiamo, avete, hanno. Impf*
aveva, avevi, aveva, avevamo, avevate, avevano. Perf. ebbi, avesti, ebbej
avemmo, aveste, ebbero. Fut. avrbj avrai, avrä, avremOy avrete, avranno.
Conj. Präs. abbia, abbia {abbi)y abbta, abbiamo, abbiate, dbbiano. Impf.
avessiy avessi, avesse, avessimo, aveste, avessero. Cond. avrei (avria),
avresHj avrebbe {avria\ avremmo, avreste, avrebbero {avriano), Imper.
ahbi, abbiate. Ger. avendo. Part, avente; avuto. Als selbständiges,
nicht als Hülfsverbum, hat es auch die umschriebenen Tempora ho
avuto etc. Alte oder poetische Formen sind: aggio dbbo (für ho),
have hae; avei (-m), aveamo; abbi und ei (ebbi), happe (ebbe); aro
{avrb) etc.; aggia (abbia); aggi; dbbiendo, abbiente, abbiuto^.
2. ^sere. Ind. Präs. sono, sei, e, siamo, siete, sono. Impf, era,
eri, era, eravamo, eravate, eräno. Perf. fut, fosti, fu, fummo, foste,
fürono. Fut sarb, Sarai, sarä, saremo, sarete, saranno (Aem Fut.
starb V. stare nachgebildet). Conj. Präs. sia, sia (sii), sia, siamo,
siaie, siano sieno. Impf, fossi, fossi, fosse, fossimo, foste, fossero. Cond.
sarei (saria), saresti, sarebbe (saria), saremmo, sareste, sarebbero (sa-
riano). Imper. sii, siate. Ger. essendo. Part. essente\ stcUo. Die
Umschreibung geschieht durch dasselbe Verbum: sono stato, stata etc.
Alte oder poetische Formen sind z. B. so (sono), ei, ee este (letzteres
häufig bei den Alten), somo PPS. I, 271, enno (sono); eramo, erateu.
savamo, savate] fusti, fo, fom, fuste, foro, furo; serb etc., dsgl. /ia (für
sarb, selten), fia (sarä), fiano fieno; sie (sia); fussi etc.; fora (für sarei,
1) Eine ausserordentliche Menge alter oder mndartl. Formen dieses und
des folgenden Yerbums hat Nannuoci iu seinem Prospetto di verbi anomaU e
difetiioi (Fir. 186S) gesammelt.
512 Italienische Conjugation. [II. 149—151.
selten), fora (sarebbe\ forano ; sendo, suto essuto. — Sei, sietCj savamo
(für sevamo)y sendo, suto sind Schöpfungen aas dem Anlaute Sy enno
aus dem Anl. e: letzteres verhält sich zu e wie hanno zu ha^ canio-
rono zu cantö (s. unten 1. Conjug.), d. h. die 3. PL richtete sich nach
der 3. Sg.». |
Conjugationstabelle:
ya ^ji u i4r4!ri4
&i a« a. s. a« Si a< a, a. a,a,a,a,a,ai a.a< a. a« a,ai
2 £
o
^U? IH ?-?! ^ I ^ I I fe " n H ^ fe I ? ? 2 1 5 i ^ ll
■^iiiiii i i i iiiiii 11 i 1 11
^ii:f.il.^l|lt s:4 1^1 Sllllll
^•^44444^41 ^1 4l "444444
2ii«ttf «Uli itt«rtii|^^"~i«its
&^^S2^^ S&»SS& ^$S§»^ $S^^s>v §&SS^s>
.^
Ö--9
1) Einen merkwürdigen bei diesem Verbum vorkommenden Idiotismus der
Alten sofio avuto für sono stato, auch im Prov., Altfranz., Cat., Wald, vorkom-
mend, bespricht Mussafia, Beitr. z. Gesch. der rom. Spr. S. 24, vgl. auch Bartsch
zu Sancta Agnes S. 68.
n. 161—158.] Italienisohe Conjngation. 6ld
Periphrastische Tempora: Ind. ho cantato, PI. abbiamo caniato;
80 aveva e.; ebbi c; avrb c; Conj. abbia e,; avessi c; avrei c; Inf.
aver c; Ger. avendo c. — Passiv: Ind. sono cantato, a, PI. siamo can-
tati, e; dsgl. era c; fui c; sono staio c; era stato c; fui stato c;
saro c; saro stato o.; Conj. sia e.; fossi c; sia stato c; fossi stato c.\
sarei c; sarei stato c; Inf. esser c; essere stato c; Ger. essendo c;
essendo stato c.
Nirgends scheiden sich die drei Conjng. vermittelst Durchfüh-
rung der Charaktervocale a, c, i so scharf wie in dieser Sprache,
daher auch die regelrechten Perf. ai^ ei, ii; nur das Fut. der 1. ver-
tauscht a mit e und der Imper. der 2. hat % für e. \
I. Conjugation. — Im Präsens diphthongieren einige wenige
Verba ihre Stammvocale e und o in %e^ uo. Paradigma : niego, nieghi^
niegäj neghiamo^ negale, niegano, Conj. nieghi, nieghi, nieghi^ negkiamo,
neghiate, nieghino. Imper. niega, negate. Diese Verba sind ausser
dem genannten notare nuotare (lat. ncUare), pregare, provare, sonare^
tonare, trovare. Im Conj. dieses Tempus wird poetisch cante fUr
eanti gebraucht.
Das Perfect Hess in der 8. Sg. eatUä erwarten: dafür wählte
man conto, welches aus cantKVL-it für C(mlavit (vgl. oca aus auica für
avicd) entstanden sein könnte. Aber schwerlich wandte die Volks-
sprache das V der schwachen Conjug. an, welches in den übrigen
Personen dieses Tempus oft schon im Lat. ausfiel. Nur fügte sie
dem stumpfen cantä als Nachlaut ein o bei, wie auch cantan-o diesen
Vocal empfieng: canto ist also syncopiert aus cantao wie vo aus vao
= vado. So Delius 1. c. '. Denselben Vocal o wiederholt die 3. Pers.
PI. in den vrlt. cantorono, zsgz. cantomo und selbst cantonno für can-
tarono. Bekannt ist aus Dante levorsi für levoronsi Inf. 26, 36. 33, 60.
Das Part. Perf. nicht weniger Verba stösst die Buchstaben a
und tj worin grade sein Wesen besteht, aus, cercato verkürzt sich in
cerco, neben welchem übrigens die unverkürzte Form fortbesteht.
Dergleichen Part, sind: adomoj aweaeo^ carico^ chino, colmo^ compro,
coneio, desto, dimentico^ gonfio^ guasto, lacero, moeeo, netto, pago, pesto,
privo, sasio, scemo, scevro, schivo, stanco, stracco, tocco, ironco, trovo
und manche andre. Die lat. Grammatik kennt diese Kürzung nicht.
Opta für optata liest man zwar auf einer Inschrift (Gruter. ind. gramm. :
syüabae duae in unam cooiitae), allein es kann auf einer Ungenauig-
keit beruhen. Festus sagt: canta pro \ cantata ponebant^ was aber
nur das starke Part, ist für das schwache. Es findet sich bloss ein
1) Zu erinnern ist hier an die übliche Form ao (cantao für cantö) bei
neap. und andern Schriftstellern in den bekannten Sammlungen altit. Lyriker.
Die calabresische Mundart setzt amau, passau für amö, passb, aber auch farau,
stau für faranmo, stamio, s. FemoVs It. Mundarten 328.
Dies romftn. Oramm. n. 6, Aufl. 88
614 Italienische Gonjugation. |II. 168. 164.
einzelner mit dem it. Brauche zusammentreffender Fall: Naevius^ be-
merkt Gellius, obliteram gentem pro obliteraiam dixit. Die Schwester-
sprachen wissen wenig davon K Das Nebeneinanderbestehen zahl-
reicher lat. Adj. auf us oder starker Part, mit den daraus abgeleiteten
Part auf atus, wie albus dlbatus, decorus decorattiSj dkttis dietaiuSj
reizte die neue Sprache, Part, der 1. Conjug. mit transitiver Bedeutung
in der bemerkten Weise zu verkürzen. Nur wenige hatten ihre Vor-
bilder schon im Lat., wie desto, lacero, netto, pesto^ privo in exeüus^
lacer, nitidus, pistus, privus. Alle solche Wörter drücken adjectiven
Sinn aus, sind aber auch verbaler Bedeutung fähig: egli e dimeniico
'er ist vergesslictf, Thodimentico*i6h habe es vergessen' (Femow §. 263).
Einzelne Verba. Anomalien: 1) Andare mit vadere gepaart: vOj
vai, va, andiamo, andate, vanno] vada, vada, vada, andiamo, anditde^
vadano; va, andate; andava; andai\ andassi; andrb] andrei; andando;
andato. Veraltet oder poetisch vado (auch vao), vadi, vadmo und ixndo,
andi, anda, andano; Conj. andi, andino; Imper. anda. Ein volks-
mässiges nach dare, welches man in andare hörte, geformtes Perf.
ist andiedij e, emo, ero und andetti, e, ämo, ero. Die Gomposita ri^
und tras-andare haben regelmässigen Verlauf. — 2) Dare bleibt der
lat. Flexion ziemlich getreu: dfo, dai, da, diamo, date, danno; dia = sia;
da\ date; dava; diedi, desti, diede, demmo, deste, diedero, poet dieij
die, dierono dienno denno und detti, e, iSro; dessi (röm. dassi); darb
(nicht derb); darei; dando; dato. Die Compos. flectieren wie dare,
z. B. Präs. addb, addai; circondare geht regelmässig. — 3) Stare geht
wie dare^ nur lautet das Perf. stetti, nicht stiedi. Oontrastare, restare,
sopra\stare = cantare] ristare = stare. — Fare s. in der 1. Classe der
starken Flexion.
IL Conjugation. — Die hieher gehörigen regelrechten Verba,
fast alle mit tonlosem e des Inf., sind bättere, bevere bere (bibere),
cedere, con-c^ere, cemere vrlt., jetzt scemere, ri-c6vere, in-, suc-cim-
bere, credere, fSndere, f6ndere, fremere, gemere, godire (gaud.), ri-lüeere
(ohne Part. Perf.), mietere, s-pändere (exp.), päscere, pindcre,p6rdere, em^,
com-piere (complere), piövere (pluere), premere, ricere (reicere), rindere,
sedire, in-sistere, soUre (defectiv, s. unten), sölvere (Part sdbUo),
splendere, strldere, temer e, tessere, vendere. Unter diesen gehen zu-
gleich nach der 3. concepere Concore, compiere compire, empiere
empire, bei den Alten auch avire, fremire, gemire, parire {parere),
savire (sapere), s. z.B. Nann. Lett. ital. I, 65. 72. Zugleich stark
gehen bevere, cedere, fendere, fondere, piovere, rendere, spandere.
1) Pr. adom, Clin, guast, sem entsprechen allerdings den it. adomo, cMno,
guasto, scemo, sind aber ohne alle verbale Kraft. Überdies kann elitt, adm^
altsp. enclin, fr. endin (wie freilich auch das it chino) seinen Ursprang im lat.
Adj. dinus hahen, das wenigstens in re-dinw vorkommt.
n. 164. 155.] Italienische Conjugation. 515
Das Impf, leidet in der 3. Fers. Syncope des v: eva ea^ evano
eanOy selten in der 1. 2. Sg. eva ea, evi eiy z. B. potei Inf. 15, 112.
Die Alten sagten selbst ia, iano (ieno).
Im Perfect besitzt diese Gonjag. eine den übrigen fremde
Nebenform mit tt, die sich jedoch anf die 1. und 3. Sg. und die 3.
PL beschränkt, z. B. vendeiti, vend-ette, vend-eUero. Diese Verba sind:
baUerey caderCj con-cepere u. ri-cevere, chiudere (daud.), credere, dovere,
f ender e, fremere^ gemere, godere, lucere^ mietere, pender e, potere, per-
dere, premere^ recere, rendere, sedere, serpere, re-sistere, solvere, spen-
dere, splendere, stridere^ per-suctdercj pre-sumere, fernere, vendere, wo-
runter mehrere zugleich starkformige. Dante flectiert auch seguette
und convenette Inf. 25, 42, Par. 9, 24. 141 von seguire^ convenire.
Woher nun diese Form? Man dürfte an lat. Perf. mit der Endung
idif wie credidi, perdidi, reddidi, vendidi denken, mit fortgerücktem
Ton, crediddiy endlich credetti. Aber es ist keine Zuversicht dabei,
weil die Sprache nirgends eine Scheu verräth vor dd, es nirgends in
U härtet, vgl. caddi, cadde, caddero, niemals catti etc. Dagegen
konnten zwei Verba des häufigsten Gebrauches, stare und dare, mit
ihren zur 2. Conjug. gehörigen Perf. stetti und detti zu dieser Bie-
gung verführen. | Aus lat. steti nämlich entstand statt, denn t wird
öfters geminiert, und diesem Vorbilde folgte das flexionsverwandte
dare in detti, einer Nebenform von diedi K
Einzelne Verba. 1) Dovere (lat. debere) zeigt einen Wechsel des
Stammvocals (S. 145): devo deo debho, devi dei debbi, dobbiamo debb-,
davete, devono deono debbono; deva dea dehba; doveva etc.; dovrb. Alt
devere] poet. deggio, i, iamo, iono; deggia, dsgl. dee (für deve), denno.
— 2) Sedere diphthongiert: siedo seggo seggio, siedi, e, sediamo seg*
giamo, siedono seggono seggiono; sieda segga seggia etc. — 3) Potere
(posse) wechselt den Stammauslaut: posso, ptm, puo puote, possiamo,
potete, possono ponno; possa\ poteva\ potei; potrb (sXiporo). Die Alten
führten ss viel weiter durch, indem sie auch possete, possea, possäti,
possendo, posstdo sagten, und noch immer gilt possente (fr. puissant)
1) Blanc S. 853 vermathet, -et sei aus lat. -uU entstanden, timuit habe
zuerst iemit, dann euphonisch temette, wie Josafat Josafatte gegeben, und irgendwo
komme auch finette etc. vor. Diese Aufnahme der Flexion t, die nur Frank-
reich kennt, und obendrein diese Verlegung des Accentes auf eine so leichte
Endsilbe wie tt scheint aber ganz gegen den it Sprachgeist. Auch die Über-
tragung eines so entschiedenen Kennzeichens der 3. Fers, auf die 1. ist schwer
einzuräumen. — Delius erklärt in einer scharfsinnigen Auseinandersetzung, man
habe nach Analogie der starken Verba {ebbe, seppe, tenne, venne) jenes U ein-
geschoben. Was Stare betreffe, so sei die ältere Form stei gewesen und erst
hieraus sei Stettin wie vendetti aus vendei, entstanden. Factisch ist jedoch, dass
sich bei Schriftstellern aus dem Anfange des 18. Jh. stetti in Anwendung findet,
B. z. B. bei Nann. Lett. ital. IL p. 15.
616 ItalieniBche Conjag^tion. [II. 155—167.
als Adj. — 4) Die mit sistere zsgs. assistcre^ esistere etc. bilden ihr
Part, nach der 3. {-sisiäo). — 5) Schwaches und starkes Part, hat
concepere^ conceputo concetto. Esigere und mescere haben bloss esoMo,
misto (alt mesciuto), — 6) Defectiv und poetisch sind viele. Ängere;
nur ange. Cölere; nur colo^ cole; cola; colente; colto cuUo. Decere;
dece; decesse (kaum vorkommend). Fervere; fervi^ ferve, fervono ; ferva^
fervano; ferveva. Latere; lote; latente. Lecere; lece lice\ lecUo. Lücere
fast vollständig. Milcere (lat tmUcere); mdlce. Pärcere vrlt; | pareo^
parcete; parca. Repere] repe. Serpere; serpe\ serpa;serpendo, Süere;
sili; silente; silendo. Soler e; sogliOj snoli, e, sogliamo, soletCj sogliano]
soglia., söleva; (jsono solito als Perf.); 8ole3si\ solendo. Tepere; Upe.
Vigere; vige; vigeva, und andre.
ni. Conjugation. — Die wenigen Verba, welche sich aus-
schliesslich zur reinen 3. bekennen, sind: aprire nebst caprire (s. starke
Flex. 2. Classe), bollire (bullire), cucire (consuere), dormire, fuggire,
morire, pentirsi (poenitere), seguire^ sentire, servire, sortire (ausgehn),
udire ((xud.\ uscire (ex-), per-vertire, vestire. — Die reine und inchoa-
tive Form zugleich haben 1) folgende einfache und ursprüngliche;
ferire {altfedire), garrire, gemire, lambirey languirej mentirej muggire^
ntUrire, partire (parto ich reise ab, partisco ich theile), perire^ putire,
ruggirCj salire, scaltrire {scdlpturirej s. Et. Wb.), sortire (loosen), tossire;
2) folgende zsgs. und neu gebildete : of-, sof-ferire (s. starke Flexion,
2. Classe), forbire (ahd. furbanjy in-, tran-ghiottire (gliittire)j abborrire
(abhorrere), ap-, com-, s-parire (s. st. Flex. 3. GL), com- u. ri-partire^
impazzirej impietrire, com- u. em-pire (auch cowptcr«, empiere), applau^
dire (poet. appläudere), as-, ri-salire, seguire in seinen Compositis,
assorbirey assordire, av-, con-, di-vertire. Manche dieser doppelformigen
Verba ziehen indessen das einfache o bei weitem vor: so offrOy soffrOj
getnoy mento, seguo, -verto. Andre begünstigen isco.
Das Impf, dieser Gonjug. lässt sich wie das der 2. sjncopieren :
iva ia, ivano iano (ieno).
Einzelne Verba. 1) Udire und uscire haben im Präs. den schon oben
(S. 508) berührten Vocalwechsel. Odo, odi, udiamo, udüe, odono; oda^
udiamo, odano ; odi, udite; esaudire hat -isco. Esco, esci, e, usctamo, uscäCj
escono; esca, usciamo, escano] esci, uscite; i4sciva etc.; die Alten setzten
noch häufig esC' fllr mäc-. Wie tiscire geht riuscire, — 2) Seguire und
morire (alt marere) haben sowohl einfachen Vocal wie Diphthong. Seguo
sieguo. Muoro muojo moro, muori tnori, muore more, muqjamo moriamo^
tnorüe, muojono morono] muqja mora etc.; morro {morirb z. B. Gier. 2,
86); dazu das starke Part morto. | Redire s. unter 5. — 3) Fuggire;
fuggo, fuggi, c, fuggiamo, fuggite, fuggofio; fugga. — 4) Assorbire hat
assorbito assorto. Für pentito liest man im Altit. pentuto Pg. 31, 66,
auch Inf. pentere\ für ferüo feruto (prov. ferut) u.a. Fälle dieser Art.
— 5) Defectiv sind: Folcire{ftdcire)\ wixfolce\ folcisse. Jr«; ife Imper.;
II. 157. 168.] Italienische Conjugation. 617
iva, iva, ivano; iremo, ete^ anno; ito, Gire (von de-ire?) ist fast voll-
ständig, doch Präs. Ind. nur gimo, gite; Conj. giamo, giate; Imper.
güe; Ger. gendo vrlt. Für gii Perf. brauchten Dante und andre alte
Dichter auch givi^ wie für partü auch partivij für udü der offenbare
Liatinismus aadivi vorkommt, s. Nannucci Letter. I, 108. Redire u.
rüdere; riedo, i, c, ono; rieda^ a, a, ano; rediva, ivamOj ivafe, ivano \
redii etc.; redisse etc.; redirb; redirei etc.; auch dem nur graphisch
verschiedenen reddire werden Zeitformen beigelegt. Olire; ölivi, a, ano.
Die gemischte 3. Conj. zeigt die ihr eigne Inchoativbildung
nur in den stammbetonten Personenformen des Präs. ; doch erlaubt
sich die gemeine Sprache auch -ischiamo -isciamo in beiden' Modis
und -ischiate im Conj., auch kommen Beispiele des Part, -iscente vor,
wie in appariscente. Alle nicht zur reinen Conjug. gerechneten d. h.
weit die meisten Verba bekennen sich zu dieser Form, z. B. aus der
lat. 2. und 3. entnommene: arguire^ capire, foilirej fiorire, aderire,
infiuire^ proihire, languire^ com- u. em-pire ('plere\ rapire, scolpire,
in-serirey sorbire^ stupire] aus der 4. finire, ohbedire, impedire^ punire,
seppeUire; neu gebildete: hastire^hrunire{9)idi,hrün^\ gradire, ar-ros-
tire (rdstan), schermire (skirtnan) u. a. m.
Über einzelne Verba ist wenig zu sagen. 1) Inserire, scolpire,
seppeUire haben doppeltes Part, inserito inserto, scolpito sctdto, sep-
peUito septdto] sccißre hat scälfitto, — 2) Von capire wird auch ein
Inf. capere oder capere angenommen, wozu die veralteten Formen
capif eape] capeva\ capette; cappia] capesse] caputo und catio.
Starke Flexionsart. — Keine der rom. Sprachen ist im Be-
sitze einer so grossen Menge starker Formen wie die it. ; die Zahl
der Perf einfacher Verba steigt auf etwa | 120, unter welchen frei-
lich manche der Sprache des gemeinen Lebens fremd sind.
Der Infinitiv vertauscht langes lat. e häufig mit kurzem: so
in älgerej ärdere, indülgere, fülgere, lücere, mördere, mtwvere, müngere
{mulgere), nuocere^ rldere, risponderey torcere, selten umgekehrt, wie in
eaderey sapere. Bei der Innern Bildung dieses Modus ist zu beobachten:
1) Syncope des tonlosen e sammt dem vorhergehenden Consonanten
lag nah: so in diceredirej facere (nnVibl.) fare, adducere addurre (nicht
lucere lurre)y ponere porre, cogliere correy scegliere scerre, bevere bere
u. a. — 2) Umstellung des ng in gn ist häufig und aus der Laut-
lehre bekannt: fingere nnd fignere, giungere giugnere etc. — Bei dem
Futurum merke man: 1) Syncope des Vocals und Assimilation tritt
ein in parere parrb, vedere vedro^ calere carräj dolere dorrbj valere
varrby volere vorrb, tenere terrb, — 2) Ist der Inf. mehrformig, so
pflegt das Fut. es gleichfalls zu sein: man sagtaddwrrd, porrb, berb,
femer sdoglierby toglierb neben sciorrby torrb; doch ist coglierby sce-
glierby svellerb gebräuchlicher als corrby scerrby sverrb.
618 Italienische Conjagation. [IL 158. 169.
Präsens Ind. Die 1. Sg. bewahrt noch in vielen Fällen den
AbleitangsYOcal i («), der in der geregelten 2. und 3. Conjag. aus-
fällt {iemo von timeOf odo von audio). Selten freilich buchstäblich,
wie in dbbia oder sappia; öfter als Erweichung des l oder n, oder in
g verhärtet, wie in doglio dolgo (ßdUo), vaglio vdgo (vako), rimango^
tengo, vengo\ oder auch in Gestalt eines Palatals, wie in facdo^ giac-
cio (und S. 515 deggiOy seggio), Syncope desselben erzeugte Formen
wie nuocOy torco statt noccio (noceo), torcio (torqueo). Auf eingescho-
benem Ableitungsvocal beruhen andre, wie chieggio chieggo neben
chiedo (lat. guaero), pongo (pono), wohl auch traggo (traho). Die 2.
und 3. folgt einfach ihrem lat. Vorbild : duoli, giaei, vedi^ nuoei, tord^
dicij di4ci, leggi; in chiegge^ tragge griff das doppelte g der 1. Pers.
ein. Die 1. PI. stimmt, da sie gleichfalls ein i an den Stamm fügt
(fiafU-t-amo^ in ihrer Innern Bildung mit der gleichen Pers. des Sg.
zusammen, daher dogliamo, vagliatnOy pajamo^ giacciamo; doch pflegt
das aus • verhärtete gh so wie auch ch hier keine Stelle zu finden,
also rimaniamo^ \ poniamOj ieniamo, vediamo, nicht rimanghiamo etc.,
und nociamo, torciamOj diciamo, duciamOy leggiamo, nicht nochiamo.
Die 2. Pers. dieses Numerus hält sich wieder an den im Inf. fest-
gesetzten Stamm; die 3. folgt der 1. Sg.: dogliono dolgonOj riman-
gono, nuoconoy torcono, leggono etc. — Das Präs. Conj. stimmt im
Sg. fast durchaus zur 1. Pers. Ind., in der 1. und 2. PL zur 1. PL,
in der 3. zur 3. desselben Modus.
Die Nachbildung der ursprünglichen Flexionen des Perfects
ist verhältnismässig ziemlich getreu. 1) Die Flexion mit einfachem
an den Stamm gefügten i zählt hier mehr Beispiele als in irgend
einer der Schwestersprachen: bewi (hibi), caddi {cec%d%\ feci^ piowe
(plüvü), ruppi (rüpi), vidi veddi (vfdi), venni {veni)\ die Kürzung des
Stammvocals durch Gemination dient zu schärferer Unterscheidung
vom Präs., da in heve^ cadCy piove, vede beide Tempora zusammen-
gefallen wären. Zu dieser Glasse zog man noch tenni (tenui), voUi
{volui)y ebhi {hdbui), seppi (sapui); beide letztere mit dem Ablaut e
sind muthmasslich Scheideformen den Imper. abbi, sappi gegenüber,
denn für den Umlaut des a lässt sich kein Grund aus der Elision des
u schöpfen ^ Nicht hieher gehören crebbi und conobbiy da ihnen cre-vi^
cogno-vi das Muster gab. Die übrigen Perf. mit einfachem t wurden
zur folgenden Glasse gezogen, so accesi, corsi, fessi, franst, fusi, Ussi,
massi u. s. f. — 2) Die Flexion st hat sich nicht allein erhalten, sie
hat auch noch, wie allerwärts, bedeutend um sich gegriffen. — 3} Die
Flexion üi oder vi ist bis auf wenige Beste verschwunden (giacqui,
nocqui, piacqui, tacgui^ parvi, crebbi, canobbi, v verhärtet in bb) ; ent-
1) Doch finden Blano and Delius den Orund dieses Lautweohsels in der
gewöhnlichen Schärfang des Stammvocals in diesem Tempas.
U. 159—161.] lialienisohe Conjugation. 519
weder fiel u ans, wie in den bemerkten tenni^ völlig ebbi, seppi, oder
ward, wie in calse {caiuit), vaisi (välui), durch s verdrängt.
Eigenthümlich und den übrigen Gebieten völlig fremd ist die
Personalflexion dieses Tempus. Wir haben vorhin bei dovere, udire
und uscire wahrgenommen, wie die it. Sprache das vom Inf. gegebene
Thema in allen flexionsbetonten Stellen durchführt, wenn es in den
stammbetonten abgeändert wird. Dasselbe | geschieht nun auch im
starken Perf., in welches sich stamm- und flexionsbetonte Formen
theilen. Zu letztem gehört aber nach gemeinrom. Einrichtung auch
die 1. PI (S. 494).
feci rimasi tacqui
facesti rimanesti tacesti
fece rimase tacque
facemmo rimanemmo tacemmo
faceste rimaneste taceste
fecero rimdsero täcquero
Die einzigen Ausnahmen kommen vor in essere, stare und dare, Perf.
fui fasti, stetti stesti^ diedi desti, nicht essestij stasti, dtusti] dsgl. in
dem vrlt. fei festi fUr facesti. Diese specifisch it. Biegungsart, die
eine so bedeutende Einmischung schwacher Flexion zulässt (das ganz
starke Perf. hätte z. B., Buchstab für Buchstab berechnet, tacqui, tac-
questij tacque, tacquemmo, tacqueste, taequero ergeben, wie placui pr.
ptaCy plaffuest, plac, plaguem, plaguete, plagron ergab), ist so alt wie
die Litteratur dieser Sprache. Zu dieser Flexionsart bekennen sich,
mit Ausnahme der sard., alle ihre Mundarten K Nur hin und wieder
bei den Alten oder als Idiotismus des Volkes findet sich noch die
1. PI. starkformig, und zwar mit dem Ton auf der ersten, wie in
ä)bimo, ärsemo, giünsemo, lessamo, tnessatnOf trässamo von ebbi, arsi,
giunsi, lessi, misi, trassi, wahrscheinlich zufällige bequeme Flexionen
ohne historischen Grund. Bei der 3. PI. ist noch eine zweite, synco-
pierte Form hervorzuheben, an welcher übrigens die meisten Schwester-
sprachen Theil nehmen. Die Syncope trifft das r: aus dederunt,
fecerufU, rüperunt, dixerunt, träxerunt, remdnserunt, täcuerunt ent-
standen diidonOy fSciono, rüppono, dissono, trässono, rimäsono, täcquono,
indem man ni behandelte wie in amano. Der Grund der Syncope
mag in dem Streben liegen, diese Person auf dasselbe Verhalten zum
Sg. zurückzuführen wie in den andern Zeitformen. | Übrigens ist die
Flexion veraltet und gewöhnlich nur dem Dichter gestattet. — Zu
bemerken ist noch, dass bei den Alten viele starke Perf. zugleich
1) Es ist kein geringer Beweisgrund für die it. Natur des Neuwald., dass
es dieselbe Biegung, wenn auch nicht im Perf., denn dies Tempus fehlt ihm,
wohl aber im Impf. Ck)nj. aufzeigen kann: metessen z. B. scheidet sich scharf
vom pr. mesesson.
620 Italienische Co^jugation. [IL 161. 162.
schwach gebildet vorkommen: so ctösumei, cadeij crescei^ conosceij dt-
rigeiy distingueij leggei, metiei, movei, nascei, piacei, redimei^ rampei^
tacei und tacetti, tenei, torceiy vedei. Die gemeine Sprache neigt
gleichfalls sehr zn dieser Form.
Aach die Biegung des Impf. Gonj. ist eigenthttmlich. Die«
Tempus fliesst nicht aus der 1. Pers. des it. Perf. oder aus dem lal
Plusq., sondern wird entsprechend jenen drei Formen des Perf. von
neuem aus dem Inf. abgeleitet, flectiert also schwach: facessi, -essij
-esse, -essimoy -este, -essero, und so ritnanessij tacessiy nicht fecessij r>-
masessi, tacquessi, wie die Flexionsregel der Schwestersprachen ver-
langen würdet Auch hier, wie sich denken lässt, machen essere,
Stare und dare {fossi, stessi, dessi) eine Ausnahme, und eben so wird
fare das vrlt. fessi beigelegt. — Nach dem also, was wir beobachtet
haben, lässt sich als einer der Grundsätze der it Conjug. feststellen,
dass sämmtliche flexionsbetonte Wörter in derselben ihrer Bildung
nach mit dem Inf. übereinstimmen müssen, die stamm betonten aber
davon abweichen dürfen.
Das Partie ip entfernt sich schon weiter von seinem Typus als
das Perf. 1) Die Flexion sus, it. so, behauptet sich am besten und
nur mit wenigen Ausnahmen; in rimastOj nascosto^ visto und dem
hieher gezogenen risposto verstärkte sie sich durch t (vgl. lat. oome-
sus und comesti4s). — 2) Auch dtiSy ptus, behaupteten sich gewöhn*
lieh: dntOy deUo, fatto, giunto, scriito. — 3) Dagegen ist Uus ganz
erloschen, denn libüo, licito, solito Bind Adj.; seine Stelle ersetzt nicht
selten die Flexion so: parso (paritum\ reso (reddüus), vorherrschend
jedoch das der | 2. schwachen zukommende tUo, wie in caluto (ealir
tufn)j conoscifdo {cognitus)^ nodutOj taciuto, tenuto, vcduto. Diese Fle-
xion ergriff auch einige andre Part., unter welchen visstdo und das
vrlt. vdlstäo durch die an das Perf. vissi^ vcdsi gefügte Endung merk-
würdig sind, vgl. pr. remcunitj temstU, — 4) Ein gewisses Streben
nach formeller Gleichstellung des Perf. und Part, ist nicht zu ver-
kennen: Part, wie/ran^o, pintOy risposto scheinen sich nach den Perf.
fransi, piusi, risposiy und Perf. wie accesi, corsi, ftm, fessi nach den
Part, acceso, corso, faso, fesso gerichtet zu haben, ein Bildnngsgrund-
satz, der freilich nicht durchgeführt ward.
Verzeichnis der Verba«.
1) Dieses it. Impf. Conj. trifft meist mit dem lat. gleichfalls aus dem Inf.
hervorgehenden Perf. oder Plusq. Conj. auf ssim, ssem zusammen, (S. 491 Note),
habessim wäre buchstäblich das it. avessi; allein Formen wie faxim^ faosem, di-
ximj induxim, occisim, extinxem, traxem, verglichen mit facesai, dicessu inducessi,
uccidessi, atinguessi, traessi widersprechen dieser Herkunft auf das bestimmteste.
2) Um die Vergleichung der stärken Yerba in den einzelnen Sprachen zu
erleichtem, stelle ich die lat. Form der rom. voran. Nicht für alle Composita
war Raum.
n. 162. 168.] Italienisohe Gonjagation. 621
I. Classe. — Perf. -». Bibere: bevere bere; bewi {bevei, poet.
bebbi)] bevuto. — Gadere: cadire', caddi; cadro\ caduto. Poet cag-
giOj caggi^ c, caggiamOy caggiono] caggia\ caggendo. — Facere: fare\
fOj fai, fa^ facciamOj fate, fanno; faccia; fa, fate; fed^ facesti] färb;
fcMo. Alt facere; faccio; fea (f. faeeva); feiy festig /%, femmOy feste^
ferono fenno; fessi, — Habere s. S. 511. — Pluere: piovere; piowi
(pioveij poet. piobbi); piovtäo. — Rumpere: rompere, ruppi; roUo. —
Sapere: sapere; so, saiy sa, sappiamo, sapete, sanno; sappia; sappiy
sappiate; seppi, sapesti; sapro; saptUo, Alt sappo saccio, sapiy e\ sa-
penie saccente; sappiendo, — Tenere: tengo, tieni, e, teniamOy tengono;
tenga, teniamo; tieni, tenete; tenni, tenesti; terro; tenuto. Yrlt. tegno;
tegna; tegnendo. — Videre: vedere; vedo veggo veggio, vedi, e, vediamo
veggiamo^ vedete, vedono veggono veggiono ; veda vegga veggia, vediamo
veggiamo; vidi, vedesti; vedrb; veduto, poet. visto; vedendo veggendo.
Alt veo; veddi (kaum viddi); viso, -— Velle: volSre; voglio (vo'), vuoi,
vuole, vogliamo; vogli, vogliate; voUi, volesti; vorrb; voltUo. Vrlt. volsi;
voUuto. — Venire = tenere.
n. Classe. — Perf. -si, Part, -so, -to. Algere: dlgere \ defectiy:
nur alsi, e; dlgente. — Aperire s. perire, — Ardere: ordere; arsi;
arso. — Augere in arr-ögere (d. i. ad-augere), defectiv: arroge; arro-
geva; arrosi, e, ero; arroto; arrogendo. S. S. 502. Note. — Gaedere
i'Cidere) in an-, de-, re-, uc-cidere u. a.; -cisi; -ciso. — Galere impers.
(sich kümmern): ccde; caglia; coieva; calse; calesse; coierä {carrä);
ecdtdo. — Gedere; cessi (fast nur poet.); cesso; auch schwach. —
♦Cendere in accendere, incendere; -cesi; -ceso. — Cernere in discer-
nere u. scemere; -cersi; ohne Part. — Glaadere: chiudere; chiusi;
cJnuso. — Gingere: eignere {ng); dnsi; cinto. — Gondere in aseon-
dere, nascondere (lat. abs-cond.); -cosi; -coso -costo. — Gooperire s.
perire. — Goquere: cuocere; cuoco, ci; cossi; cotto. Altes Perf. cocqui.
— Gurrere: correre; corsi; corso. — *Cutere {qmtere) in percuotere,
scuotere; -cossi; -cosso (überao fttr o s. S. 138). — Dicere: dire; dico,
diei di\ dice, diciamo, dite, dicono; di\ dite; dissi, dicesti; diro; dato.
Alt dicere; dicerb. — Dolere; dolgo, duoli, e, dogliamo, dolgono, poet.
doglio, dogliono; dolga (doglia); dolsi; dorrb; doluto. Alt dolvi ftlr
dolsi; doUo; dogliendo. — Ducere: dürre in Gompos. -dtico; -diicevai
'dussi^ 'ducesti; -ducessi; -durrb; -dotto. Yrlt -ducere; -ducerb; -dtUto.
— ♦Dulgere in indülgere def.: induigo, e; indtdsi, e\ indtdgente. —
Emere in redimere; redensi; redento. — *Fendere in de-, of-fendere:
it. dif, off.; -esi; -eso. — Ferre in of-, prof-, sof-ferire, auch of-, sof-
frire-j off ero offro, proffero, soffero soffro; -fersi, -feristi; -ferto. Dsgl.
cf-, profferisco; of-, prof-, sofferii soffrii; kaum offerüo, profferito. Ein
vrlt. Inf. ist offerere etc. Die Zss. conr^ dif-, in-, ri-, tras-ferire ge-
hören zur gemischten 3. — Figere: figgere; fissi; fisso ßto (S. 12).
Die Gompos. af-, croci-, pre-figgere haben im Part, nur fisso. — Fin-
522 Italienische Conjugation. [11. 163— Ifö.
gere: fignere{ng)\ fins%\ fintOj poet fitto. — Flectere in in-, ri-fleUere
etc. 'flessi; -flesso (rifletteij uto). — Fligere in af-, itirßggere; -ßissi-^
•flitto. — Fluere in influere; -fiussi; -flusso; auch influire. — Fran-
gere: fr agner e (ng)\ frami\ franto. — Frigere; friggere; frissi; fritto.
Fnlgere: fulgere def. fulge; ftdgea; fulse, ero\ fülgmte, — Fnndere:|
fondere^ ftm; fuso] anch schwach. — Jüngere: giugnere (ng); giunsi\
giunto. — Laedere: ledere^ lest; leso, — Legere: leggere; lessi^ letto.
Zbs. sind: cogliere carre {col'ligere)j scegliere scerre {ex-digere)] colgOy
cogliy eolgonOj poet. eogliOj cogliono\ colsi, cogliesti; coglierb corrb\
cMo] dsgl. negligere\ negligo] neglessi] negleUo. — Lncere: lüeere;
lussi; ohne Part.; gebräuchlicher rüüeerey Perf. auch räueei. — Lu-
dere in äl-, de-y ü-ludere; -Itisi; -Juso. — Mauere in ri-manere; ri-
mango\ rtnto^t; rimarrb] rimaso rimasto. — Mergere; mersi\ fnerso.
— Mittere: fnettere\ mi8i\ fnesso-, altit. auch messi; misso. — Mor-
dere: m6rdere\ morsi\ morso. ■— Movere: mtiövere; mossi; mosso^
vrlt. meto. — Mulgere: müngere] munsi; munto, — Nectere in co»-
nätere\ -nessi (üblicher -nettei); -nesso. — Kegligere s. legere. —
Pandere in spandere {ex-p,); spansi spasi; spanto 8pctöo\ gewöhnlich
spcmdei, -uto. — Pangere in impignere, YGTkUTzt pignere {ng); pinsi;
pinto. — Pellere in Compos. -puisi] -pülso. — -Pendere in ap^^ sas-^ väi-
pendere; -pesi; -peso. •— Ferdere; per8i;perso; auch schwach. — Perire
in aprircj coprire {a-perirCy co-cp.); apro, cuopro\ apersi, cop.; apertOj
cop., Perf. auch apriiy coprii. — Pingere: pignere (ng); pinsi; pinto,
poet. püto; zsgs. spegnere (ex-pingere); spensi; spento. — Plangere:
piagnere (ng); piansi; pianto. — Plaudere in applatidere; -^pZatist;
-auso; gewöhnlich applaudire^ -ii, -ito. -— Ponere: porreipon,); pongo,
pom, e, paniamOj pongono; posi; porrb; posto. Altjponofttr pongo. —
Premere; premei; premtUo; poet. pressi; presso; so spremere. Com-^
de-y es-, op'y re-primerCj nur -pressi, -presso.— Prendere: prcsi (prendei);
preso, — Pungere: pugnere (ng); punsi; punto. — -Quaerere: chiedere;
chiedo chieggo; chieda chiegga; chiesi; chiesto(chieso); chiedendo. Poet.
chieggio, gge^ ggiono; chieggia etc. Vrlt. ist cherere, daher chero, i, 6, ono;
chera; cherendo. Con-guircre: conguidere; -^isi; -quiso. — Quatere s.
aUere. — Rädere; rast (radei); raso. — Reddere: rendere; resi; reso;
auch rendeiy tUo. — Regere: r egger e; ressi; retto. Compos. dirigere^ eri-
gere ebenso ; ac-j s-corgere, ergere, porgere, surgere sorgere; accorsi ; | ac-
corto etc, — Ridere: ridere; risi; riso. — Rodere; rosi; roso. — Scandere
in scendere, discendere; scesi; sceso. — Scindere; sdssi scinst zweifelhaft,
üblich scindeiy aber doch rescissi, s. Blanc 443; sdsso. Prescindere
richtet sich nach der 2. Conjug. — Scribere: scrivere; scrissi; scriUo.
— Sidere in assidere; -sisi; -siso. — Solvere zur 3. Conjug.; (W-, dis-,
ri'Solvere; -sölvei; -soltUo; poet. -solsi; -solto. — Spargere; sparsi;
sparso, poet. sparto; so aspergere. — Spondere in ri-, corri-spondere;
-sposi; -sposto. — Stinguere; stinsi; stinto. — Stringere: strignere (ng);
II. 166. 166.] Italienische Gonjugation. 623
sMnsi; stretto. — Struere in distruggere u. struggere; strussi; strutto.
— Snadere nur poetisch; üblich dis-j per-stuidere; -stMsi; -suaso. —
Sumere in 05-, con-, de-, pre-sumere] -sunsi; -sunto; presumere auch
presumei. — Tangere in attignere {ng); insi; -into. — Tegere in |)ro-
teggere; -tessi^ -teUo, — Tendere; tes%\ teso. — Terere in intridere;
'trisi; -triso. — Tergere: iergere; tersi; terso. — Tingere: tignere
(ng); tinsi\ tinto. — Tollere: togliere torre\ toglio tolgo, togli, toglie,
iogliafnOy togliono iolgono; togliatolga; iolsi] torrb] toUo.— Torquere:
iorcere] torcoj ci, ce, daimo^ cete, cono; torsi\ tarto. — Trahere: trarre;
iraggOj irai^ e^ trajamo {tragg%amo\ traete^ traggcmo; trassiy traesti;
traUo. Alt traere traggere; traggiy e, traggiamo; tmggendo. — Tru-
dere in intrudere\ 'tru8i\ -iruso. — üngere: ugnere (ng); unsi; tmto.
— Vadere in c-, in-vadere; -t?(wi; -vaso. — Valere; välgo (poet. vaglio),
vaii, valiamOy valete^ vdlgono vagliono; vdlga vaglia, vcdiamo vagliamo\
v(jM\ varro\ valutOj alt valsOy valsuto, — Vellere in svellere svegliere
sverre; sveUo svelgOy svelU, svelliamo, svellono svelgono; svdsi; sveglierd
sverrb; svelto. Avdlere defectiv: avelh, t, e, ono\ avella^ ano\ avülsiy
€, ero; avelto avtdso; so convellere. — Vertere in con-y sov-vertere; -versi;
-verso; auch nach der 3. Conjug. — ♦Vidßre in dividere; -visi; -viso.
— Vincere; vinsi; vitUo. — Vincire in atwincere def.; -vinsi, e, ero;
'virUo^, — Vivere; | vissi; vivuto visstäo, alt visso, — Volvere: volgere
(Iv); volsi; volto. — Die alte oder poetische Sprache gewährt noch
manches hier übergangene Perf. auf s%\ so cersi (v. cemere\ suffblsi
(v. soffSlcere), mulsi (m6lcere)j scdsi {scdireX sctüsi {scolpere)^ assorsi
(assarbere), vgl. unten parere, Dante Pg. 32, 32 wagte sogar crese
für credette.
in. Classe. — Perf. -wi, -w, -hhi. Crescere; cresco^ ♦, iamo^
crescono; crebbi; crescitUo. — Jacere: giacere; giaccio, giaci, giacciamo,
giacete, giaceiono; giacqui, gicwesti; giadiäo. — Nasci: ndscere; nacqui;
nato^ alt nascitäo. — Nocere: nuocere; nuocOj ci; nocqui, nocesti; no-
duto. — Noscere in conSscere; canobbi; conosciuto. — Parere; pajo,
parij c, pajamo, parete^ pqjono; paja; parvi; patro; paruto; bei Dich-
tem noch parsi; parso. Compos. nach der 3., wie apparire^ richten
sich zugleich nach parere. — Placere: piacere^ geht wie giacere, —
Tacere, gleichfalls wie giacere.
Das weite Feld der Conjug. hat Raum für mannigfache
Schöpfungen der Sprache. Dies bestätigen auch die it. Mundarten,
1) Es iet indessen nicht ausser allem Zweifel, oh awxncere wirklich aus
vincire abgeändert sei, da das Yerbum weder im It. noch in einer Sohwester-
sprache vorhanden ist, die Umbiegung von -Ire in -^re gar nicht vorkommt und
selbst die Bed. umwickeln kaum passend scheint. Vielleicht verleitete das Ver-
hältnis zwischen dem synonymen dnghiare und cingere, neben awinchiare (v. otn-
etdum) auch awineere in die Sprache einzuführen, das man wie cingere flectierte.
524
Italienische Conjngation.
[IL 166-168.
und wir haben mehrere ihrer Züge zu besprechen Gelegenheit gehabt
Unter ihnen nehmen auch in diesem Theile der Flexionslehre die
sard. vermöge ihres dem it. ganz abgewandten Gepräges nnd ihrer
Mischung and Versetzung der Zeitformen unsre Rücksicht am meisten
in Ansprach and nar bei ihnen dürfen wir einen Angenblick
verweilen. Die Flexionen werden ziemlich verschieden anfgestellt,
da selbst die Hauptmundarten in den einzelnen Landschaften ihre
Eigenheiten haben. Es folgen hier zwei Tabellen der schwachen
Conjag., die erste in logudoresischer Mandart nach Spano, die zweite
in campidanesischer nach Spano nnd Porra; in letzterer trifft die 3.
Gonjag., ausser im Inf. und Part., ganz mit der 2. zusammen. Die
gemischte 3. | kennt der Sarde so wenig wie der Spanier; anch in
den Statuten von Sassari kommt sie nicht vor.
Id. Ps
. eant-o
tim-o
fin-o
can«-tt
tim-u
— 08
— es
- is
— as
— w
— ai
— et
— it
— at
— it
— amus
— imus
~ imus
— aus
— eutf
— adea
- ides
— ides
— ais
— «w
— ant
— ent
— int
- ant
— int
Impf.
cant-aia
tim-ia
fin-ia
eant-amu
tim-emu
— aias
— ias
— ias
— asta
— »(Wta
— aiat
- tat
— tot
- dt
- iat
— aiämu8
- idmus
— idmus
— amu9
— emti«
— aiäßia
- iäzis
— iäzis
— astis
— estis
— aiant
— iant
— iant
— dnto
— tan«
Perf.
eant-eai
tim-esi
fin-esi
- esti
- esti
— esti
— esit
— esit
— esit
•
— emus
— isimus
— emus
— ezis
— esis
- esis
— esint
— esint
— esint
Cj.Ps.
eant-e
tim-a
fin-a
eant-i
hm-a
— es
— as
— ast
— is
— 08
— et
— at
- at
— t*
— at
— emus
— amus
— amus
- ^M«
- aus
— edas
— edas
— edas
- Hs
- d«
- ent
— ant
— ant
- tut
— ant
Impf.
cant-ere
tim-ere
fin-ere
can^e^si
tim-esai
-— eres
— eres
— eres
— essis
— eaw«
— eret
— eret
— eret
— «wtt
— c»«it
— kremas
— Sremus
— iremus
— issimus
— - essimus
— tresis
— ireeis
— tresis
— totdt«
- ^jmdi«
— erent
— ererU
— erent
— esmt
— essint
Iper.
eant-a
tim-e
fin-i
eant-a
timri
— ade
- ide
^ide
- dt
- <»
Inf.
eant-are
tim-ire
fin-ire
eant-at
tim-»rt
Ger.
cant-ende
tim-ende
ßn-ende
can*-««(Jtt
Part
cant-adu
tim'idu
fin-idu
eant^u
tim-iu
In Logudoro verstummt das flexivische t vor Gonsonanten
und erweicht sich vor Vocalen oder am Ende des Satzes (Spano I, 26).
In der Endung nt verstummt es in der Umgangssprache gleichfalls,
und der letzte Vocal schlägt nach einer | eigenthümlichen Sprach-
sitte hinter n noch einmal nach, d. h. anumt^ faghentj benint spricht
n. 168. 169.] lUlienisohe ConJQgation. 525
man amanay faghene, benini. Dem Denkmal von Sassari aber Ist
dieses nt ganz fremd, es kennt nur die Endangen an, en^ in (Delios
S. 10). — Im Präs. waltet häufig der sp. Accent (s. nnten), man
spricht consideraSj tolerctö, continüat. Der Imper. hat seine eignen
Formen, nnd auch hierin gesellt sich Sard. zu Span. — Das Impf,
der 1. scheint einer Hinneigung zur 2. und 3. seine Gestalt zu danken.
Ein älteres caniava, avas, ava etc. ist nachweislich. — In die Stelle
des Perf. ist, wie man am deutlichsten aus der 2. Gonjug. erkennt,
das lat. Plusq. Gonj. eingerückt. Dasselbe scheint auch in einigen
Personalformen oberitalischer Dialecte geschehen zu sein, z. B. im
Bergamask., Perf. cante, isset, e, issem, essef, e. Im Wal. rückte es
in das gleiche Tempus des Ind. ein. Statt der obigen Flexion wird
auch eine poetische ursprünglichere ist, isis, isit bemerkt. Im Denk-
mal von Sassari kommt esi oder ist noch nicht vor, sondern nur Ü
für isit. Früher aber besass diese Mundart noch das ächte Perf.
cantai, cantc^sti, cantdit. — Das Impf. Gonj. caniere lautet im Munde
des Volkes cantera, as etc.; in Urkunden des 15. Jh. findet sich neben
eret auch aret {hatiearet Spano II, 99, lavoraret 100). Es hat eine
sprechende Ähnlichkeit mit dem lat. Impf. Gonj., aber es ist wenig
wahrscheinlich, dass diese überall durchgefallene Zeitform hier eine
Stätte gefunden haben sollte. Besser lässt sich das gemeinrom. dem
Plusq. entnommene Gonditional (cantara, era) darin annehmen, denn
es richtet sich, mit einziger Ausnahme von essSre, nach dem Perf.,
nicht nach dem Inf., z. B. fadere (Inf. fdghere)^ hdUere (Inf. böiere).
Diese sard. Mundart also setzte cantere an die Stelle von cantessi und
übertrug das letztere auf das Perf. Ind., von dem es durch ähnliche
Formen (it. asti, aste) gewissermasscn angezogen ward. — Die mit
dem Inf. zsgs. Tempora (it. -rd, -rja, -rei) fehlen, daher die Armuth
der sard. Gonjug.
Was die Personalflexion in Gampidano betrifft, so schreibt
Purqueddu at und a, it und i, PI. anta und an, inti und in. — Das
Impf, ist sichtbarlich mit dem Perf. gemischt, wobei | Sg. amu aus
PI. amus abgeleitet sein muss; doch sagt man in der 2. auch timia.
— Das Perf. wird mit happu cantau umschrieben. Indessen bedient
man sich sowohl in Gagliari, dessen Idiom Purqueddu vertritt, wie
in Oristano der Flexion e^', e^'^, e^ etc., wofür Femow esi, asti^
esit, esius, astis, esinti angibt. -— Das Impf. Gonj. ist das gemeinrom.
Wo es aber zum Perf. Ind. herübergezogen wird, nimmt eine Um-
schreibung seine Stelle ein: ia a fai = it. far-ia. — Selbst die 3.
Gonjug. hat im Inf. tonloses i (ftniri), eine Zurückziehung des Ac-
centes, die auch in oberit. Mundarten vorkommt, z. B. cremonesisch
dormer, mörer, parier, — Das Ger. hat häufig die paragogische Form
induru (cantSnduru etc.).
Die Yerba starker Flexion haben im Sard. ein vom it sehr ver-
626 Spanische Gonjugation. [II. 169. 170.
schiedenes Gepräge. Der Inf. nimmt den Ton auf die drittletzte,
z.B. logudor. närrere {narrare)j balere (valere), devere, dölere, off ir-
rere neben offerirCj querrere, abberrere (aperire), bSnnere (venire). Im
Präs. gestaltet sich lat. e oder i vor o zu e (camp, za g): abberjso,
bdUfO u. balo, beneo {yef^io\ doUo dolo, ferso {ferio\ morso (-tör), parzo
{-eo), seeeo (sedeo), temo (-eo); doch bleibt dies s -in einigen, une
bido (video), devo, fato {facio)j aus, in andern, vriecurjpo (cwrro), offerso,
poneo = it. pongOj qu/ereo = chieggiOy reeo = reggio, trcufo = tnzggo,
steht es unorganisch. Nur die 1. Ps. Sg. ist, wie im Span., dieser
Verstärkung filhig. Nach dieser Person des Präs. richten sich mit
Ausnahme des Impf. Ind. alle übrigen Tempora, indem sie die be-
kannten Endungen anfügen, also Praes. ben/s-o, ben-is etc., Impf-
ben-4a, Perf. bene-esi, Conj. Praes. bene-a^ as, Impf, ben^-ere. Merk,
würdig ist die Einscliiebung eines /* fast nur in Verbis, die ein lat.
Perf. ui haben: dolvo (neben doleo\ dolfa, dolfesi, dolfere (vgl. altit
dölß für dolvi)y parfesi {parui)^ bdlfere (valueram), aber auch querfesi
(quaesivi). Reste starker Flexion sind dei (dedi) und bei frühem
Schriftstellern posi, riposi, rosi, vi$i für videsiy piaqui u. a. Besser
erhalten als das Perf. hat sich das Part., vgl. cobertt^ fatUj mortUj
postu^ ientu neben tSnnidUj tratUj bei Frühem (Spano II, 135 ff.) ae-
cessu^ offesuy mossu, resu, bistu (jetzt bidu), cintu, iscrUu u. dgl. |
2. Spanische Coiijngation«
Personalflexion. 1) S hat sich schlechthin erhalten, t im
Auslaute aber ist gewichen K 2) Die 2. Pers. PI. hatte (ausser im
Perf., wovon unten) zuerst die Endung des für is: caniädeSy eantd-
bades, cantasedes etc., endlich fiel d aus und e gieng, um einen Diph-
thong zu geben, in % über: cantdiSf cantdbais^ cantdseis. Schon im
Canc. gen. sieht man beiderlei Formen nebeneinander, das 3silb.
digades neben dem 2silb. digaiSy und dies Verhältnis dauerte fort
bis etwa auf Cervantes Zeit. Am längsten behauptete sich das alte
d an denjenigen Stellen, wo ihm ein tonloser Vocal vorhergeht, der
Diphthong also einer tonlosen Silbe zu Theil werden musste. Mon-
temayor z. B. sagt podeis, vereis^ aber irades, ibades, Cervantes ^-
päis, echüSf aber seriades, durmiesedes. Calderon scheint kein d mehr
zu kennen. Für iredes sprachen die Alten auch irdesi feeierdes,
dierdes Bc, Rz., pudierdes noch Garcilaso Epist; für ei$ auch is:
vcdeSf tevUSf sabres im Canc. gen. — 3) Mit ia war früher ie fast
gleich berechtigt wie im It.: cantiej cantarie^ habriej perderiemos, ve-
riedes^ sentien*. — 4) Es bedarf kaum angemerkt zu werden, dass
1) Im FJ. bleibt t zuweilen noch stehen: tienent, faeenif tiement p. YIIP.,
ayant XIII^ perdentj sofret XIII^., auch im PCid. v. 664 prendend.
2) BemerkenBwerth ist die allerdings seltene Betonung in jpont^, Aoctdi,
aervUn reimend auf bün, BeUn, s. Flor. n. 28, also gleichfalls wie im It.
n. 170—172.] Spanische Gonjagation. 527
die Alten nach Gefallen den Endvocal e abstiessen, wie in ft^es^ ma-
testj paristj exient: sie thaten dies bei allen Wortarten. — 5) Ton-
yerscbiebmig hat sehr tief eingegriffen: überall, ausser im Präs. und
dem starken Perf., wird der Accent der 1. nnd 2. PI. dem der l.Sg.
gleichgesetzt, daher cantäba cantäbamos cantabais^ cantära cantdramos
cantdraiSj cantäse cantäsemos cantäseis. Auch in den ältesten Dichter-
werken lässt sich keine Spur des ursprtlnglichen Accentes entdecken.
Der Infinitiv apocopiert e nnd endigt auf ar^ er, tV^ | Das
Fut Ind. so wie das Gonditional auf Ha dulden oder duldeten sonst
auch Trennung der Flexion durch zwischengesetztes Pron., womit
sie zu ihrem ursprünglichen Verhältnis, dem sie ihr Dasein danken,
zurückkehren: decir te han, haber les hemos^ im PGid. dar le «6n,
fer h yen sind gleichbedeutend mit te dectr-any les hdbr-emoSj le dar-ienj
lo forden.
Beim Präsens aller drei Modi sind folgende Züge zu beachten.
1) Diphthongierung ist hier, wie überall in der Sprache, ungemein
begünstigt, doch geschieht sie nach unsicherer Regel. Aus lat. kurzen
e und geht ie und f4e hervor, aber mitunter auch aus l und ü. Mit
grösserer Sicherheit tritt der Diphthong ein, wenn e oder o vor 2,
mj Hj Ty s stehen, die mit einem andern Cons. Position machen, vgl.
S. 127. 135. — 2) Der Ton ruht im Sg. und in der 3. PL stets auf
der vorletzten Silbe: imagino, detertnino, noiificOy suplico^ artictUoj
animOj imagine etc.» Imper. imagina. Um den Accent richtig zu setzen,
muss man freilich wissen, welches die vorletzte Silbe ist, was nur
da zweifelhaft sein kann, wo der Flexion ein Yocal vorhergeht, da
dieser mit dem Flexionsvocal Diphthong machen kann. Man spricht
desaßOy inviOy aber agrdmOy apremiOy limpiOy prScio. Nur durch Syn-
eope wird die rechte Betonung gerettet, wie in cixrgo (cdrrico)y colgo
{c6Uoco)y curto {cantero), hudgo (follico). — Der PI. des Imper. fällt
nicht wie im Osten und Nordwesten mit der gleichen Pers. des Präs.
Ind. zusammen; er hat seine eigne Form: cantady haeed scheiden sich
genau von cantaiSy haceis. Wenn die Alten auch cantade für cantad
schrieben (s. besonders Alf. onceno bei Janer), so liegt darin eine
Hinneigung zum pg. cantai. Den in habere, essCy sapere aus dem Conj.
entlehnten | Imper. kennt der Spanier nicht: er sagt habey habed
1) Das haafige e in der Endang are (caniaTe)^ dessen sich die alten Ro-
manzen im Reime bedienen, ist nur eine ausfüllende musioalische Silbe wie auch
in andern Endungen (reale cet.) und kommt im Innern des Verses nicht vor.
Ebenso erklärt Amador de los Rios Lit. esp. II, 696 ff. Schon Nebrija hatte
gesagt: Los que lo eantavty suplm o rehaeen lo que faUa ... m fin de la paüa*
hra , , . i por corazon i son dieen corazone i sone. Also, wo das e in der
Schrift fehlte, setzte der Sanger es zu. Das. 6:28. EUerzu eine Bemerk, von F.
Wolf, Jahrb. V, 127.
628 Spanische Conjogation. [IL 172. 178.
etc. Hin und wieder findet sich die Endnng d unterdrückt, wie in
andä, servi.
Im Imperfect hat sich b nur nach a erhalten: aus ebamj ibam
wird ia, in der alten Sprache, wie vorhin schon angemerkt wardi
auch ie: avie^ avien.
Das Perfect diphthongiert in der 2. PI. es in eis: eantasleis,
hicisteis, früher cantastes, hicistes. Dieses eis ist also nicht aus edes
entstanden : cantastedes, welches schwerlich je stattgefunden, wiewohl
die Akademie es anführt, würde ein lat. cantavistitis fordern. Es ist
eine Anbildung an die allgemeine Endung -is und erst in die Sprache
eingeführt, als man, wie S. 526 bemerkt, die tonlosen Silben edes in
eis zusammenzog ^ — Das ursprüngliche Plusq. (cuntara) wird jetzt
nur in conditionaler, ward aber früher noch in seiner Urbedeutung
gebraucht, wovon in der Syntax. — Die sp. Sprache besitzt, nebst
der pg., noch ein einfaches Tempus mehr als die übrigen, ein Fut.
Conj. Seine Flexion in der 1. Conj. ist are, ares, ctre, dremoSy dreiSj
aren. Früher aber endigt die 1. Pers. statt auf e häufig auf o, so-
wohl im Reim wie ausserhalb desselben und abwechselnd mit 6, und
diese Endung zeugt fllr seine Herkunft vom lat. Fut. exactum, mit
dessen Beruf der des sp. Tempus die nächste Verwandtschaft hat
(vgl. Syntax 2. Abschn. 1. Cap.) Beisp. mit o sind tornaro Bc. S. Or.
104, podiero Mil. 248. G57. 704, fuero 658, fallesciero 527, sopiero 248,
oviero, saviero Alx. 102. Das PCid setzt ohne Endvocal visquier 251,
dixier 538, mandar 699, nähert sich also dem pg. Sprachgebrauche*. |
Das Part. Präs. ist nicht mehr gebräuchlich; bei altem Schrift-
stellern kommt es noch vor, aber auch bei diesen spärlich.
Stammauslaut. Orthographische Regeln. 1) Um der guttu-
ralen Aussprache willen tritt c und g, wenn e folgt, jedesmal in qu,
gu über: ioco toque, pago pague. — 2) Der Aspiration zu Gefallen
verwandelt sich g vor a oder o überall in j: coger cqjo cqjOj fingir
1) Für die Endung des PI. teran oder eron liebt der Verfasser des Ale-
xander so wie eine Hs. des FJ. die Form ioron, z. B. cuntioran, ixioron, pudioron,
dixioran, pusioron. Man darf diese Form leonesisch nennen, s. Sanchez Coleoc.
ni, XXXVI. vgl. aach Gessner 24. Hervorgerufen ward sie durch das flexivisohe
der 8. Sg. und entspricht der it. auf omo {eantomo, S. 618), die sich um so
gewisser aus der 8. Sg. (eantö) erklärt, als sie sich ganz auf die 1. Gonjng.
beschränkt.
2) Delius 1. c. zieht vor, dieses Tempus aus dem Perf. Conj. zu erklaren,
indem er, mit Hinweisung auf das it. cantavo für cantava, in dem kritischen o
ein Unterscheidungszeichen von der 8. Pers. erblickt. Man könnte damit ein-
verstanden sein, wenn die sp. Sprache ein hervorragendes Streben zeigte, die 1.
und S.Person formell zu scheiden. Überdies scheint ihm das lat. Fut. exactum
zu seltnen Gebrauches, um sein Fortleben in den Volkssprachen vermnthen zn
lassen. Aber im Mlatein findet man es doch vielfach gebraucht.
II. 173. 174.] Spanisohe Gonjugation. 629
finjo fif^a. — 3) Um das vor e und i nicht hörbare u in qu auch
vor a and o unhörbar za machen, wird qu mit e yertauscht: delin-
quir ddinque delinco delinca. — 4) Vor e und i wandelt sich e in c:
fuersto fuerce. — 5) Zwischen zwei Vocalen wird für i in allen Fällen
y geschrieben : caer cayö cayeran, poseer poseyere, huir huyo.
Inclination des persönl. Pron. greift zuweilen in die Form des
Yerbums ein. 1) Das r des Inf. assimiliert sich dem folgenden l:
amcilay hacellOy sentiUo für amarla ff. — 2) Im PL des Imper. fällt
d vor 08 (für vos) weg: dlegrdos für dUgrados, arrepentios für arre-
pentidos-, mit angefügtem l wechselt es seine Stelle: amaidOy hacddo,
fbr amadlbf hacedhj was jedoch veraltet ist — 3) In der 1. PL des
Präs. Conj. wird 8 vor folgendem nos unterdrückt: ciegremonos für
ciegremosnos.
Hülfsverba sind hJber und^ar, für jenes ist unter Bedingungen
tener zulässig. Haber dient den beiden andern und mithin allen
Yerbis zur Umschreibung.
1. Haber. — Ind. Praes. he, haSy ha, hemos, häbeiSy han. Impf.
habiüj Aa&ic», häbiaf habiamoSy habiaiSy habian. Perf. hube^ htänste^
hubo, hubimoSj hübisieis, hubieron. Fut. habre, hahrdSy habrd, habre-
maSj habreis, habrdn. Conj. Praes. haya^ hayas, haya, hayamos, hayaiSy
hayan. Impf, hubiese, hubieseSj htibiese^ hubiSsemoSy ht^bieseis, hubiesen.
Fut. hubiere, | hubieres, hubiere, hubieremoSy htAiereis, hubieren. Cond. 1.
hubieraj hubieras^ hubiera, hübieramos, htibierais, hübieran. 2. habria^
habrias, JuAria, habriamoSj habriaisy habrian. Imper. habe, habed.
Ger. habiendo. Part. haUdo, r- Anm. Yrlt. ist aveSj ave, aven für
haSy ha, hon; habemos für hemos; höbij hobo für hubi^ huboy im PCid.
selbst off.
2. Ser. — Ind. Praes. soy, eres, es, somos, sois, son. Imperf. era,
eras, era, eramos, erais, eran. Perf. fui, fuiste, fue^ futmos, fuisteis,
fueron. Fut. sere, serds, serä, seremos, sereis, seran. Conj. Praes. sea,
seaSy sea, seamos, seais, sean. Impf, ftiese, fueses, fuese, fuesemos, fue-
seiSj fuesen. Fut fuere^ fueres^ fuere, fuiremoSy fuereis, fueren. Cond.
1. fuera, fueras, fuera, fuerafnos, fuerais, faeran. 2. seria, sertas, seria,
seriamos, seriais, serian, Imper. se^ sed. Qer. siendo. Part. sido.
Periphrastisch he, habia sido etc., wobei sido, da es von haber ab-
hängt, unflectiert bleibt. — Anm. 1) Merkwürdig ist das speciell sp.
eres für es^; sois {estis) steht dem it siete zur Seite. Alte Formen
1) Bnrguy, Gramm. I, 269, vergleicht ein mndartl. altfr. iers für es, welches
genau mit eres zasammentrifft. Deliiu leitet es zuversichtlich aus dem über-
flüssig gewordenen Fut eris, welches man, um die 2. von der 8. Pers. zu unter-
scheiden, hieher versetzt habe. Da indessen die ältere sp. Sprache das Impf.
Ind. auch für das Präs. anwendet, so würde man in eres statt des im Span, un-
vorhandenen eris besser vielleicht das vorhandene etwas abgeänderte eras an-
nehmen.
Dies romAD. Orunm. II. 6. Aufl. 34
630
Spanische Conjngation.
[IL 174—176.
sind $0 = sofff sodes = sais, fust = fuiste, fo = fuS, dsgl. faron, fos
nnd ähnliche. — 2) Neben fui gab es noch ein zweites Perf. savi
Bc. Mil. 751, sovist Bc. Mill. 115, sovo suvo PC. Bc. Alx.^ stmercn
PC, savioran Alx., saviesse PC. v. 1769, soviessm Alx. -— 3) Im Span,
so wie im Pg. hat sich esse nicht mit stare, sondern . offenbar mit
sedere gemischt, dafür zeugt a) die Bedeutung von ser^ welche zu-
weilen noch mit der von sedere zusammentrifft, wie im PCid. v. 3129:
sed en vuestro escaSio 'sitzt oder bleibt auf eurem Stuhle'; b) die
Form: warum sollte sich esser in s^r verkürzt haben? Vielmehr lautete
dies sonst seer (zweisilbig) und geht auf sedere zurück wie ver^ alt
veer^ auf videre; selbst das lat. d haftete noch, ohne darum die Bed.
sitzen nothwendig zu fordern. | Beispiele: ya mos cdegre seyo ApoL
515, seo bien pagado Bc. Mil. 816, enla su merced seo Sil. 757 bin,
siedes bist Bc. Mill. 146, que de linage sedes seid Apol. 412, sieden
sind, leben Bc. Sil. 303, sedia blieb, wohnte Alx. 155, sedie war PG.
3565, Bc. Mis. 9, Mill. 151, Alx. 1026, sedien sassen PC. 1009, waren
3607, Bc. Mis. 11. 13, seian sassen Alx. 315, seyendo seiend PC.
2163, FJ. 55% seyer sein Apol. 117. 512 (vgl. veyer v. videre in dem-
selben Oedioht.) Auch das eben genannte Perf. sovo gehört zu se-
dere und fügt sich nicht schwieriger zu sedit^ als estovo zu stäü,
cravo zu credidit (s. weiter unten). Der Portugiese sagte ehedem
gleichfalls seer und setzte wohl auch ein v ein: sever ist sedero mit
der Bed. von for und so see, seede, seente, nachher contrahiert Sedere
gab zu esse das Präs. Conj. (seya^ nachher sea\ den Imper. {sey se^
seed sed)i Infin., das Ger. und Part, {seido sido)] seine übrigen Formen
starben endlich 'ab. Die Zusammengehörigkeit von esse und sedere
ergibt sich am deutlichsten aus solchen Stellen, worin beide Verba
in Beziehung auf einander gebraucht werden,' wie in den pg. Versen
der Trovas e cantares p.6: Todas as outras danas nan son ren con-
tra day nen an ja de seer 'sie sind nicht und werden nicht sein'.
Die Zweideutigkeit von seer ist wohl auch der Grund gewesen, dass
man fUr seine ursprüngliche Bed. einen andern Ausdruck estar sen-
tado einftlhrte. Vgl. auch Et. Wb. I. s. v. essere.
Conjugationstabelle (die Accente im Gebrauch):
in.
Ind. Präs.
part'O
part-ea
part-e
part4mo8 .
part-is
part-en
Impf.
part'tM
partAa
partAamos
part-iais |
I.
n.
Ind. Präs.
Ind. Präs
eant-o
oefid-o
eamt-as
vend^
eant-^
vend-e
cant-amos
vend-emos
ean^ais
vend-eia
eant-an
vend-en
Impf.
Impf.
eanMba
vend^
cant'äbas
vend-tM
eant-^a
vend-ia
cant-äbamoa
vendAamoa
cant'&boM
vend-iais
I.
n.
nr.
eant-aban
vend^an
poriHOfi
Perf.
Perf.
Perf.
cant-i
vendri
part-i
cafd-asU
part-4ate
eant'6
veiuL-iö
part'iö
cant-amoa
part-imoa
cant-ästeia
vend-iateia
part4ateia
cant-aron
vend-ierm
part-ieran
Fut.
Fut.
Fut.
cavft-ari
part-iri
cant'ords
part'irda
cant-arä
vend-^ä
port-trd
II. 176-178.]
Spanische
I.
U.
in.
cant'oremoa
vend-eremos
part'iremo8
eani-areis
vend-ereia
part-ireis
eant-ardn
vend-erän
part-irän
Conj. Präs.
Coiy. Präs.
Conj. Präs.
eani-e
vend-a
part-a
cant-es
vend-as
pari-as
eant-e
vend-a
part-a
eafO-emos
vtnd-amos
part-amoa
eant-eis
vend-ais
part-ais
catU-m
vend-an
part-an
Impf.
Impf.
Impf.
cant'ose
vend-ieae
part'iese
eantases
vend-ieses
part-tesea
eawt-ase
vend'iese
part-ieae
eani'äsemos
vend-üsemos
part'iSsemos
cant'dseis
vend'iiseü
part-iSseia
eant-asen
vend-iesen
part-ieaen
Fat.
Fut.
Fut
eant-are
i>end-^ere
part-iere
cant-ares
vtndrieres
part-ierea
eafU-are
vend-iere
part-iere
eant'äremos
vend-iiremos
part'Uremoa
eafU-dreis
vend-iiret8
part'ih'eia
eant-aren
vend-ieren
part-ieren
I.
n.
Cond. 1.
Cond. 1.
cant-ara
vend-iera
cant'oraa
vend'ieraa
cant-ara
vend-iera
cant'äramoa
vend-Uramoa
eant'draia
vend'iSraia
cant-aran
vend-ieran
2.
2.
cant-aria
vend-eria
cant-ariaa
vend-eriaa
eant-aria
vend-eria
eant-ariamoa
vend-eriamoa
eant-ariaia
vend-eriaia
cant-arian
vend-erian
Imper.
Imper.
cant-a
vend-e
eant-ad
vend-ed
Inf.
Inf.
cant-ar
Ger.
Ger.
eant-ando
vend-iendo
Part.
Part.
(eant-ante)
(vendiente)
eant-ado
vend-ido
581
in.
Cond. 1.
part-iera
part'ieraa
part-iera
part-iiramoa
part-iSraia |
part'ieran
2.
part-iria
part-iriaa
part-iria
part-iriamoa
part-iriaia
part-irian
Imper.
part-e
part'id
Inf.
part-ir
Ger.
part-iendo
Part.
ipart'iente)
part-ido
Umschreibung. Ind. he cantado^ PI. hemos cantado; so hdbia c. ;
hübe c; ImötS c; Conj. haya c; hubiese c.\ kubiere C] hubiera c;
habria C] Inf. haber e.; Ger. habiendo c, — Passivum: Ind. soy can-
tado^ o, PI. somos cantadoSy as; era c; fui c; he sido c, {sido bleibt
nnflectiert); habia sido c; hübe sido c.] habre sido c.; Conj. sea c;
fuese c; haya sidoe.; hubiese sido c.; fuerec.; hubiere sido c,] fuerac.;
hubiera sido c; seria c; habria sido c.; Inf. ser e.; haber sido c; Ger.
siendo c; habiendo sido c.
I. Conjngation. — Das Präsens diphthongiert in vielen
Wörtern e in ie nach folgendem Mnster:
Ind. niegOj niegas, niega, negamos, negais, niegan.
Coi\}. niegue, niegues, niegue, neguemos, negueis, nieguen.
Imper. niega, negad.
In gleicher Weise wird der Stammvocal o zum Diphthong ue, 1) Die
Verba, welche e diphthongieren, sind alentar^ ccientar, es-carmentar,
cegar, de-centar^ cerrar u. en-cerrar, a-certar, con-certar, cimentarj a-cre-
centoTj a-destroTf sos-egar, com-engar u. empeaar, con-fesar (nicht ^o-
fesar)y fregar, gobemar, helar, herrar, infemair, invemar, cn-, enco-,
reeo-mendar, mentar, merendar, negar, nevar, a-pacentar, emrpedrar,
pensar, des-pertar, plegar, a-pretar, quebrar, regar, ar-rendar, \ der-
-rengar f segar, sembrar, sentar u. A-sentar, serrar, temblar, tentar,
a-terrar, des-terrar, en-terrar, a-testar, tropeear, o-, re-veniar, atra-vesar.
— 2) (ti) diphthongieren agorar, colar, colgar, des-collar, contar^
c»-, res^ofdrar, a-, en<ordar, eostoTj a-costar, encovar, forear, re-goldar,
de-goüar, en-grosar, holgar, jugar, a-molar, re-molcar, dlrmorear,
mostrar j re-novar, desöUar, des-ovar, poblar, em-porcar, a-postar, pro-
582 Spanische Gonjugation. [II. 178. 179.
bar^ a-probar^ der-rocar^ rodar, a-solar, can-sohr, scidar] soUar^ sonor,
soüar, tostaTj tronar, a-vergonear^ volare volcar and re-volcar.
Das Perfect cantS erklärt sich; wie im It, ans cantavi contai^
auch die 3. Fers, cantö ist ganz wie in jener Sprache. Ein Nach-
theil ist das Znsammentreffen dieses Tempos mit dem Präs. in der
1. Fl. cantamos. Man bemerke noch die Endung este fttr oste im
PCid, z. B. 341. 347. 359. 361, salveste — pr. salvest.
Einzelne Yerba. 1) Aniair ist vollständig, hat aber das Perf. ond/me
nach es^woe geformt, und so andiwokBe^ anduviere, anduviera. Für anduvo
gibt es ein vrlt. andido Bc, Alx., FJ. (andidiste PC, andidieron ds.
658, Bc. Mill. 141) oder andudq FJ. 101% Fl. andodieron Alx., und
so andodiera Gal. 6 D., wieder eine Anbildung an estar; auch andaron
für anduvieron kommt vor, s. Alx. K — 2) Dar hat Präs. fltey, daSy
da, damos, dais, dan; Conj. de; Perf. di, distCj diö, dimos, disteiSy
dieron und so diesey diere, diera. — 3) Estar = dar, nur Perf. estuve\
wie hubej dsgl. estuvtesCy estuviere (estevier FJ. p. rv* auf pg. Weise),
estuviera, Altsp. findet sich, ausser estove, noch ein zweites auf s^e^t
gebaute« Perf. estido (3. Fers.) PC. 3641, Bc. Sil. 71, Mis. 99, Alx. etc.
(daher estidiere FJ. 36*), sicher die ältere Flexion; auch estudo = altfr.
estfd Alx., Bz (daher estodiera Alx.). Bei Berceo kommt auch das
entsprechende catido von catarj und entrido von entrar^ bei Buiz de-
mandudieres von demandar vor.
IL Conjugation. — Der im Osten und Nordwesten noch
haftende Unterschied zwischen lat. 2. und 3. Goqjug. erscheint hier
völlig au%ehoben; der Inf. kennt nur die eine Flexion -Sr. Dem
Spanier muss nach abgestossenem zweiten e der tonlose Ausgang auf
r nicht zugesagt haben; statt conöcerj querer, lämer zog er vor, co-
nocer, querer, lamSr zu sprechen. So weit man die Geschichte dieser
Sprache verfolgen kann, lässt sich keine Spur des unbetonten e ent-
decken. Die Yerba sind zahlreich und bedürfen, da sich, was der
starken Flexion verblieben, leicht übersehen lässt, keiner Aufzeich-
nung. Viele traten indess in die 3. über: so batir {bataere), concebir
{concipere), confundir, erguir {erigere), gemir, hervir (fervere), morir,
1) Nach der Ansicht der sp. Akademie ist anduve zu zerlegen in and-hubef
so wie estuve in est-hübe d. h. in den Stamm von andar oder estar und das Perf.
von haber. Das Hülfsverb fügt sieh wohl an den Inf., aber an Verbalstamme
ist auf diesem Gebiete etwas Neues. Und wie nahe lag es dem Sprachgefühl,
wenn ein Perf. vermittelst haber geschaffen werden sollte, wie andar^ auch
andcW'hübe zu sagen. Auf diesem Wege fortwandelnd hat man in neuerer Zeit
auch in tuve ein Compositum von ten-hube gespürt, so dass von iener nichts
übrig blieh als der Anlaut: n müsste der Spanier ganz gegen seine Gewohi^beit
verschluckt haben. Mit welchem Hülfsverb wäre denn die zweite Form von
andoTy andido y zsgs.? Doch, hier bequemt man sich, eine Nachahmung von
estido anzunehmen. Warum nicht auch in anAw>o?
II. 179. 180.] Spanische Ck)njugation. 538
ar-rq>eniiry regir^ rendir, mvir; dagegen altsp. noch conf ander ^ erger ,
marreTj rendSr flf. s. Alx. u. Bc.
Diese Conjng. fällt mit der folgenden fast ganz zusammen, nur
im PL des Präs. scheiden sich beide durch den Charakteryocal,
vereinigen sich aber doch wieder in der 3. Pers., indem sie lat. unt
oder iwU in en verflachen: serhent für serviunt liest man z. B. schon
in einer Urk. des 9. Jh. Esp. sagr. XI, 280. Auch im Fut. beharrt
der Charaktervocal. Anfänglich aber unterschied sich die 2. auch
durch das gemeinrom. Part tdus, welches erst allgemach von dem
der 3. ido verdrängt ward. Dies bezeugen nicht wenige Spuren in
alten Sprachresten , worin beide Formen nebeneinander bestehen.
Dergleichen silid a-batudo Alx., per-cebudo FJ. 2^ Alx., et^cendudo
FJ. 136% cemudo Bc. Sil. 457, defendudo FJ. 13», 62^ metudo PC,
Alx., FJ. 30^. 35% prometudo ds. x\ con-noeudo 34^ 56», pendudo Bc,
perdudo Bc, Alx., prendudo FJ. 123^, cor-rompudo 182% sahudo Alx.,
spendudo FJ. 107^, estavleeudo xiv% co\strewudo 14», iemudo Alx., en-
tendudo FJ. 2», tenudo ds. 27». 104% contenudo 12^. 48», Ortrevudo Alx.
595, Rz., vendudo FJ. 126», vemudo PC. 3656, FJ. 3P, Bc Mill. 119.
In der heutigen Sprache ist diese Flexion erloschen mit Ausnahme
von tenudo in der Phrase ser tenudo Verpflichtet sein'.
Präsens. 1) Diphthongierung des stammbetonten Vocals in
folgenden: a) e in ie: en-cender^ cemer, de-fender^ heder (foetere)^
Bender {findere\ perder, a-scender, tender^ a^-tender, verter; b) oinue:
cocer^ döler^ Jlover {pluere\ moler, marder^ mover^ oler (Präs. hude),
soler ^ oJ-, di-solverj toreer^ volver^ altsp. toller (Präs. Conj. tudga FJ. 11^).
Einzelne Verba. 1) Caer {cadere)] eaygOj caes\ cayga\ vrlt cayo\
caya. VcUer; vcdgOj vdles; välga; vaidrS, ds etc. ; vrlt. Präs. valo\ vcda.
— 2) Die Verba auf -cer mit vorhergehendem Vocal (lat. -scere) bilden
das Präs. -sfCOj Conj. -nca: nacer'; naecOj naces^ nace^ nacemos^ naceiSj
nacen-j Conj. ncusca etc. Dahin gehören femer pacer {pascere\ enca-
recer {*incare8cere)y^empobrecerj crecer^ conocer und viele andre. —
3) Doppelte Part, ein schwaches und ein starkes, haben prender^
prendido preso] ramper, rampido rata; praveer (pravidere)^ praveido
provista* Andre starke, wie drfeso, natOj suspesa, campulsOj extenso,
ahsarta, resudto, convicto, haben ihre Verbalbedeutung abgelegt und
sind Adj. geworden; jene kommt nur noch den schwachen Formen
defendida, nacida ff. zu. Solche starke Parir. brauchten die Alten noch
in grosser Zahl, z. B. ascansa (dbscanditus) Canc. de B., eneeso (in-
census), cocho {coctus), contrecho (contractus), espeso {esupensus, als Activ
Bc. Mill.. 215). — 4) Bloss starkes Part hat solver, suelto; über ver
s. starke Gonjug. — 5) Defectiva: Soler; suelo etc. {suelgo Canc. de
B.); soUa etc.; sali etc. (selten). Tacer; yace, yacen. Über dieses
und über placer s. auch starke Flexion.
634 Spanische Conjogation. [ü. 180—182.
ni. Conjugation. — Mischung mit Inchoativformen kennt
der Spanier nicht; alle Verba richten sich nach obigem Paradigma.
Die hiermit wegfallende Unregelmässigkeit der 3. wird dnrch eine
eigenthttmliche Verwandlung des Stammvocals wieder aufgewogen,
der nicht nur das Präs., sondern auch andre Tempora trifft. Es gibt
zwei Glassen solcher Verba. 1) Das | Präs. diphthongiert auf bekannte
Weise e in kj o in u^, in den flexionsbetonten Formen aber springt
e m i, in u ab, sofern die folgende Silbe nicht ein betontes t ent-
hält. Paradigma:
Ind. Präs. siento, es, e, sentimoSf sentis, sienten.
Impf, sentia, sentias^ sentia etc.
Perf. aentif sentiste, sintio, sentimos, sentisteis, sintieran.
Fut. sentire; so auch seniiria.
Conj. Präs. sienta, as, a, sintamoSf sintais, sientan.
Impf, sintiese etc. und so sintiere; sinHera,
Imper. stente^ sentid.
Ger. sintiendo. Part, sentido.
Wie auf diese Flexionsart euphonische Motive eingewirkt haben, ist
bereits S. 161 angedeutet worden. Entsprechend flectieren die mit
dem Stammvocal o, nämlich äorm%r\ duertnOy es, e, donnimos, is,
duermen-, duerma, as, a, durmamos, ais, dtierman; dormia etc.; dormiy
iste, durmiöj dormimos, isteis, durmieron; dortniri und dormiria; dur-
miese] durmiere] durmiera; duerme, dormid; durmiendo; dormido. Gegen
die Durchführung des u gab es hier freilich keine euphonischen Rück-
sichten, denn durmimos wäre so wohllautend gewesen wie dormimos:
die wenigen hieher gehörigen Verba folgten also wohl nur dem Zuge
der andern. Die Verba mit e sind erguir (erigere), worin ye für ie
geschrieben wird (yergo, erguimos, irguiö), eon-, de-, di-, in-ferir {con-
ferre etc.), di-, in-gerirj herir (ferire), ad-herir (adhaerere), hervir {fer-
vere), nientir, ar-repentir (poenitere), ad-guerir, in-cp^irir (das einzige
mit radicalem i), di-seemir, sentir, ad-, con-, contra-, di-, in-vertir.
Die mit o dormir, morirK — 2) Andre, meist solche, deren Stamm-
vocal e auf lat. i beruht, unterscheiden sich von der 1. Classe nur
dadurch, dass sie auch im Präs. t an der Stelle des ie zeigen, also
pido, es, e, pedimos, ts, piden; Conj. pida, as, a, amos, ais, an; ent-
sprechende mit gibt es nicht. Sie sind: can-cebir {concipere)^ cefür
(dngere), freir (frig^re), gemir, en-greir, \ henchir (implere), heHir (fin-
gere), CO-, e-legir, des-leir, medir {tnetiri), pedir (petere), com-petir
(competere), regir, reir (ridere), rendir (reddere), refUr (ringi), der-retir
{deterere), seguir, servir, con-strefUr (constringere), tefiir {tingere), vestir.
1) Altsp. ist wohl auoh eontir (eontingere) und nocir {noeere) hieher zu
zählen; wenigstens liest man Präs. cuenten, Perf. cuntiö; Präs. nueeen, Perf.
nueiö', aber auoh Inf. eunHr, nudr.
II. 182. 188.] Spanische Ck)njagatioxi. 585
Alte Quellen, z. B. Cal. 6 D., dehnen diesen Wechsel des Vocals auch
auf gewisse Fälle der starken Conjng. ans, wie in dü^^ dexiste, dixo,
deximos cet., fkey feciste; quise^ quesiste.
Einzelne Verba. 1) Asir (opisci); cuggo, ases; cufga. — CHr (aU'
dire); oygo (altoyo), oyes\ oyga^ as {oaga FJ. 26\ oeca Alx. 346, vgl.
pg. ouQay — Sälir (sMre) ; sälgo, sales; Gonj. salga; Imper. sdl (ohne
e)^ solid; saidri. — Exir altsp. {exire)\ exco\ Conj. ygamos iscamos;
Imper. ix (s. Sanchez Glossare). Vgl. oben it. esco nnd unten pr. ese.
— 2) Die Verba auf ucir werden im Präs, gleich denen auf cer (2.
Conjng.) behandelt, obwohl, wie in condudr conduacOy Itufir husco^
kein lat. sco vorangieng. — 3) Doppeltes Part, haben o-, svb^rimir^
-primidö -presc, prescribir, -scrihido scrito; inxerir {%ngerere\ -xerido
-xerto'j überdies gibt es noch viele starke Part, mit Adjectivbeden-
tnng wie bei der 2., so deciso, incltiso^ incurso^ ben-, mal-ditOy ficto^
altsp. auch cinto fbr ceflido, repiso fbr repenUdo, Umso für tundido
Ganc. d. B. — 4) Starkes Part, abrir aUertOy eu&nV cübierto] escrUnr^
escrüo; freir^ frito; morir^ muerto, — 5) Defectiva. Ir verbindet sich
mit vadere nnd esse in folgender Art: voy, vaSy va, vamos (alt imasX
vcds, van; vaya^ vayas etc.; ve^ vayamos u. vatnos^ id; %ba; fui und so
fuese^ fuere^ fuera^; ire; iria; yendo; ido. Podrir pudrir {putrere);
pudrCj pudren; pudre^ pudrid (Imper.); podfia^ podrian; podrirS etc.
und podriria etc. ; podrido pudrido.
Starke Flexionsart. — Sie ist bis auf einige Überreste er-
loschen. Die Denkmäler des 12. und 13. Jh. gewähren dage|gen noch
manche Beispiele mehr, welche den stufenweisen Verfall dieser Form
andeuten können.
Der Infinitiv leidet keine Gontraction; man sagt decir (dicere\
hacer (facere); im Fut. kommt sie vor: dirS^ hare für decirS, hacere.
Die Endung eo eatny io iam des Präsens ist, Verba der ge-
regelten Gonjug. mit aufgenommen, nur noch fühlbar in haya (hoi[b]eam\
huyo ifu[g'\io)y scdgo (sal%o\ iengo, vaigOy vengo; auch steht quepo fUr
das attrahierte caipo (capiam), sepa Krsaipa {sapiam)^ plegue Ar plaica
iplaceai). Unorganische Bildungen sind auch hier pongo, caygo, traygo,
als ob ponio^ cadio^ trahio zu Orunde gelegen hätte. Die 2. und 3.
Sg. so wie der ganze PI. halten sich mit Ausnahme der Diphthon-
gierung streng an die Form des Inf., also tengo, tieneSy tiene, tenemoSj
teneiSy tienen; denselben Gang beobachten die schon genannten Verba
der 2. und 3. Gonjug. auf -cer, -ctr.
Perfect. 1) Flexion mit Ablaut und Personalsuffix in hke,
pudCy vine^ altsp. vide. — 2) Mit 5, x: quisej puse^ dixe, diuxe^ traxe
1) Auch in sp. Urk. z. 6. ego fui ad domum S. Jacohi et petivi henedic-
Honem cet. Esp. sagr. XIX, 870 (10. Jh.). Verwandte Stellen in den lat. Wör-
terbüchern.
686 Spanische Coigngätion. [IL 188. 184.
and mehrere andre nicht mehr übliche Formen. In einigen Fällen
kehrte die ältere Sprache x {es) in ^ um: ans traxU entstand trascOj
aus vizit viseo; nnd diesen schloss sich naseo an, fbr welches das
Latein kein Perf. bot^ — 3) In hübe {halnU), plugo (plaeuU) nnd supe
{sapui) ist Einwirkung der Flexion ui nicht zu verkennen: die Alten
setzten o für u^ nnd jenes vertritt den durch Attraction entstandenen
Diphthong au: hdbui haubi höbe. Bestätigung findet sich im Pg.
Nach hübe formte man das Perf. der übrigen Hülfsverba: tuve^ esiwve
nnd das vrlt suve oder sove^ endlich anduve. Nach demselben Master
formte man überdies cupe, indem man eapio capui wie sapio sapui
conjugierte ; eine Urkunde v. J. 886 Esp. sagr. XVII, 236 setzt capui-
mu8^ eine andre v. J. 1032 capuerit j-ds. XL, 412, das sich ebenso in
der L. Sal. findet (ed. Merkel p. 60). Die Nebenform truxe für iraxe
muss entsprechend in traxui für traxi ihren Grund haben. In pude
(potui) ist Attraction zweifelhaft, man stellt es darum besser zur 1.
Glasse. Die Flexion dieses Tempus ist die folgende:
Sg. supe PI. supimos
supiste supisieis
supo supieron
Für e der 1. Sg. bemerkt man in frühester Zeit noch i, ohne Zweifel
die ursprünglichere Form: so vidi^ prisi^ soviy trasquij visqui (neasp.
viv(). Das der 3. Sg. lässt sich schwerlich anders als aus Einfluss
der schwachen Gonjug. erklären, worin es übrigens betont ist Die
3. PI. scheidet sich von der Art und Weise der andern Sprachen
durch Beobachtung des lat Accentes. Aber der Spanier geht auch
in andern Fällen der Betonung, z. B. beim Inf., seinen eignen Weg.
Indessen gibt es ausser der üblichen Form in dixeron, hicieron^ pu-
sierany traxeron noch eine volksmässige mit betontem Stamme: dixan^
hieon^ puson, traxon-, man sehe darüber Mayans II, 114, Sanchezin,
XXXYI, Mönlau Dicc. etim. 39. 40. Diese Form des PI. entstand
sichtbarlich aus der 3. Pers. des Sg. dixo^ hieoy pmOj traxo. Von
einer solchen Einwirkung des Sg. auf den PI. haben wir bereits S. 528
in pudiö pudioron etc. ein Beispiel gesehen". -— Aus dem Perf. leitet
1) Die Umkehr des x in ah ist in der rom. Lautlehre anerkannt und zeigt
sich auch ausserhalb der Verbalflexion, wie im sp. escaminar (examinare)^ lascar
(laxare); den angeführten Perf. schliesst sich z. B. auch das cat trasehy das pr.
viaquet (vixit), desquet {tlexit für eUgit), das altfr. henesquit (penedixit) an.
2) Nach Delius ist die oben bemerkte Nebenform dixon etc. afe die ur-
sprüngliche anzusehen, syncopiert aus dixifrunt^ die jetzige als Neubildung nach
Analogie der schwachen Gonjug.: wie vendieron d^uf vendeoifrufUf nicht auf vendi-
dirunt, so basiere dixerant auf dixeo^runt Das lat. -^runit lasse sich nicht im
Rom. nachweisen. Ich kann dieser Auffassung nicht beipflichten, und auch die
Berufung auf das vrlt. foron^ insofern es buchstäblich zu fi/ßrunt stimmt, liefert
kein vollgültiges Zeugnis für diese Herkunft des Wortes, da sich diese Form
eben so wohl aus dem Sg. erklärt, d. h. fo foron kann sich verhalten wie das
oben bemerkte pudiö pwUöran,
n. 184—186.] Spanische Ck>iijagatioii. 587
sich das Impf, und Fut Conj. so wie das 1. Gond.: supiese^ supiere^
supiera.
Das Partie ip der angeführten Yerba endet theils anf | io {cho\
theils schwach ; einzelner Part, auf so oder sto bei schwachem Perf.
(presoy supreso, visto) ist vorhin schon Erwähnung geschehen.
Verzeichnis der Verba^ alt- und neuspanisch.
I. Classe. — Perf. mit blossem Personalsuffix. Facere: hacer;
hagOj haces; haga; haz (vgl. face bei Plautus u.a.), haced; hice; Jhare;
h&iho. Vrli zum Theil contrahierte Formen sind far und fer (hacer)^
fae Gal. 6 D. und fay (hace) Bz., femos (hacemos) PC, feches (haceis
= facitis) das., fed das. und fech Bc. (haced); fut (hice) Cal. 6 D.
SaUsfacer hat im Imper. satisfag -ce. Posse: poder; puedo, es, e, po-
demos, eis, pmden; pueda ; pude; podre; podido. Eine Spur schwacher
Flexion, wie im It., bei Berceo, der jpodto ßir pudo setzt. — Venire:
venir; vengo, viertes; venga\ ven, venid; vine, viniste, vtno, vinitnos,
vinisteis, vinieronj auch veniste, venimoSj venisteis; vendrS (alt vemS);
venido. — Videre: altsp. veer\ vidi Bc, vido Bc. Sil. 226, vio (: Wo)
Mil. 85, Alx. 281, noch im Canc. gen. und selbst bei Garcilaso und
Montemayor (dagegen in Mar. Egipc. auch schon viö, s. Gessner, Alt-
leonesisch S. 25), vidieron Bc. Loor 28; visto. Neusp. ver; veo, ves,
ve etc.; vea\ veia, via Impf.; vi, viste, vi6 etc.; viese; viera; visto.
Froveer; Part, provisto u. proveido, wie vorhin bemerkt
n. Classe. — Perf. -se, -xe. Cingere: ceüir: altsp. Perf. einxo
PC; cinto Alx. Neusp. ceüi, -ido. — Dicere: decir; digo, dices, dice,
decitnoSf decis, dicen\ diga\ di, decid; dixe, dixeron; dire\ diciendo\
dicho. Ben-, nuüdecir] -dice Imper.; -decire; -decido u. -dito, vrlt. -dicho.
Contradedr, Imper. -dice. — Ducere: ducir\ dueco, duces, dticimos;
duBca^ duce dua, ducid; duxe, dtixeron; dticidOj vrlt. aducho (addfMtas).
— Fugere: altsp. /w>; fuxo FJ. 11», Apol. 386, fusso Bc. Mill. 121. 130.
Neusp. huir\ hui] huido. — Manere in remaner; alt remanso. — Mittere:
meter; alt nüso Bc. — Ponere: poner; pongo, pones; ponga\ pon,
paned; puse (alt pose, poso Cal.), S. Part.; pondre (alt pome); puesto.
— Prendere: prender; altsp. Perf. prisi Bc. Mil. 191. 204 {pris PC
543), priso PC, Bc. Sil. 62. 84, apriso Bc, dqmsso Canc. de B., pri-
sieron PC. 1107; prisiese Cal. 6D.; Part, preso auch neusp. — | Quae-
rere: querer; quiero, quieres (poet. quies), queremos, quieren; quise;
querre; quisto nur in bien g., mal g., sonst querido. — Rädere: raer\
alt raxo Perf. PC 3667 (rax6 von rqjar gäbe keinen genügenden Sinn).
— Bidere: reir; alt riso BcMil. 182.353. — Scribere: escribir; altsp.
Perf. escripso Bc; Part, escrüo auch neusp. -— Spondere in resporider;
alt respuso PC. — Tangere: taüer; alt tanxo PC— Trahere: iraer;
traygOy traes] trayga; traxe, traxeron; trayendo; traido. Alt trayo;
truae troxe =- pg. trouxe, dsgl. trasqui Bc. Mil. 250, trasco (cat.
5S8 Portugiesisclie Gonjogation. [11. 186. 187.
trasch) etc. — Vivere: vivir; alt vesqui CLuc. 20, visco Bc. Sil. 80;
visguiese FJ. 5»; visquiere PC. 251, FJ. 61\ 103^, SPart
ni. Gl a 886. — Perf. durch Attraction. Capere: cdber; guepo'j
edbes; quepa; cupe (altcopoS. Pars.); cabre; cabido. — Credere: creer;
crovo (fr. crtU) PC, descravo {*diS'Credidit) Bc, crovieron; croviese PC,
— Habere S. 529. — Jacere: yacer; alt ioguij iogoBo,; yoguies Alx.;
Fat. iaeredes PC. 2644; iaedrie Bc. Mil. 203 etc. — No8cere in conocetj
altsp. conuvo PC. = nsp. conociö^ connuvieron Bc. — Placere: plaeer
imper8. u. defecti v ; place ; plegue (warum nicht plegsL wie im PC. 2284 ?) ;
plada-y plugo (alt plogo); pluguiese; pluguiera\ pluguiere; yrlt. plcurä.
— Sapere: saber; se, sabes; s^a; sabcj sabed; supe (alt sope); sabr6\
sabido. — Sedere: sAtseer; savo s.S. 530. — Stare: estars. S.532. —
Tenere: tener; tengOj tienes] tenga\ ten^ tened] tuve {tave Cal. 6 D.,
FJ. etc.); tendre (alt temS); tenido.
8. Portugiesische CoiJugatloB«
In den wesentlichsten Zügen stimmt sie zur sp. und mehreres
dort Ausgeführte bedarf hier nur flüchtiger Berührung.
Die Personalflexion betreffend, so gilt auch hier für die 2.
PI. bis zum Ende des 14. Jh. noch -des (s. SBos. v. d^des); daher im
Canc. ined. und bei Dom Diniz matadesj queredeSj perdedes, im Canc.
gen. bereits guardaySy diryeis, quisereys oder auch tnetes fUr meteis
wie im Altspan. In | einem Schreiben Alfonsos V. (f 1481) liest man
schon ereiSy podeis^ sabeis, habeis^ in einem ähnlichen Actenstück Jo-
hanns I. V. J. 1384 noch quissessedes^ sabedes, fasedes (s. Balbi, Sta-
tistique du royaume de Portugal ^ t. II, app.). Das ursprüngliche d
erhielt sich durch Anlehnung an n in einigen Verbis {pondes, tendes^
vindes)^ an r allgemein im Fut. Conj. und im Inf. {cantardes)\ im
übrigen fiel es aus, und das vorhergehende a trat, sofern es nicht
durch den Accent befestigt war, in e über: cantaiSy cantarieis. Die
Alten schrieben auch aes (\lr ais; cantaes^ sofraes^ und so Imper.
cantae Ar cantaL — 2) Die 3. PL endigt auf nasales n, das theils
durch Yocale, theils durch m ausgedrückt wird, wie in cantäo und
cantem; itir ersteres war früher auch am^ om, um, ja blosses o ge-
bräuchlich: chamarOyforo SBos., vgl. S. 308.
Einen speciellen Zug besitzt die pg. Grammatik in der acht
verbalen Flexion des Infinitivs, welche folgender Gestalt vor sich
geht: ter, ter-eSy ter^ ter-moSj ter-des, ter-em, so dass sie ganz mit der
des Fut. tiver zusammenfällt und in schwachen Verbis sich auch durch
die innere Form nicht davon unterscheidet. Ter wird von dem Haben
der 1. Pers. (von meinem Haben), teres von dem der 2. (von deinem
Haben) gebraucht: vio teres 'er sah dich haben". Diese Bezeichnung
der persönlichen Beziehungen am Inf. kennen schon die ältesten
Sprachproben: der Canc. ined. sagt z.B. 44*: de viverem tan sen sabar
II. 187. 188.] Portugiesische Ck)njugation. 589
'dass sie so ohne Geschmack leben', s. Syntax. •— Im Futurum ist
die Trennung der Flexion vom Stamme oder vielmehr vom Inf. nicht
minder üblich als im Span., dar mo ha, ser hei ist = mo darä, serei]
und zwar geht sie hier im eigentlichen Sinne vor sich, so dass man
a) nicht auf die Gestalt des Inf. zurückgeht und me dirä, me fard in
dir-me-ha, far-me-Tha, nicht in dufer-me-'hai faeer-me-ha zerlegt ; b) dass
man sich eben so wenig an die Gestalt von hoher bindet und also
dir-te-hemos ^ dir-me-heis und im Cond. II. dir-te^hia, dir-te-hiäo statt
havemos, haveis^ haviaj haviSo setzt.
Das Präsens erfährt nach den Grundsätzen dieser Sprache
keine Diphthongierung, dagegen ist der Ablaut von Einfluss. Die
Betonung wie im Span. — Der Imper. hat auch hier | im Sg. wie im
PI. seine eigne Flexion; letztere ist gewöhnlich i z.B. cantai {— sp.
eantad), dieei (= sp. dectd)^ syncopiert aus catUade, düede mit Diph-
thongierung von ae, ee in at, ei: im Canc. ined. liest man noch man"
dade 44^, dusede 55°, und dies d erhielt sich in crede (credite), Jede
{legite)f ponde (ponite)^ ride {ridete)^ tende {ienete\ vede (videte)^ vende
(vemte).
Auch der Portugiese besitzt ein ursprüngliches Plusquamper-
fect, welches nicht allein, wie im Span., als Gonditional, sondern
auch noch in seiner Urbedeutung gebraucht wird: cantara {cantaveram)
heisst *ich hatte gesungen' und *ich würde singen'. Um der Gleich-
heit willen weisen wir ihm dieselbe Stelle an, die es im Span, und
Prov. einnimmt. Ebenso besitzt er ein dem sp. entsprechendes Fu-
turum Gonj., welches aber hier das flexivische^ abwirft und in der
1. und 3. Sg. gewöhnlich dem Inf. gleichlautet.
Das Particip Präs. ist auch in dieser Sprache erloschen und
wird durch das 6er. vertreten; in altern Schriften trifft man noch
seente seiend, vinte kommend etc. ; es versteht sich, dass es als Adj.
fortdauert.
Stammauslaut. 1) C wechselt mit $u, g mit gu: saco sague,
pago pague\ 2) g mit j\ dirigir dirijo] 3) qu mit c: ddinquir ddincOj
alles wie im Span.; 4) c mit g] conhecer conhego.
Auch hier hat Inclination auf die Form des Ycrbums Ein-
fluss, nämlich 1) r wird vor einem mit l anfangenden Pron. ausge-
stossen oder assimiliert sich ihm: arnaio^ diailo oder amaMo, diaello;
2) unter derselben Bedingung fällt auch s weg, es stehe wo es wolle :
amalOf vendelos, damolhe, compraüas für atnaslo etc.
Hülfsverba sind für das Activ haver und ter (tenere)^ für das
Passiv ser, Ter hat haver nun fast ganz aus seinem Rechte ver-
drängt und dient sogar zur Umschreibung desselben.
1. Ter. " Ind. Präs. tenho, tens, tem, temos, tendes^ tem. Impf.
tinha, tinhaSj Hfihay tinhamos, tif^teis^ Hnhäo. Perf. tive^ tiveste^ teve^
Uvemos^ üvesteSj Hveräo. Fut. terei^ terds^ terd, teremos^ tereis^ teräo.
540
Poiiogiesische ConjngatioiL
[IL 188—190.
Conj. Präs. tenJM, ienhas, \ tenhay tenhamos, tenhais^ tenhäo. Impf.
iivessej tioesseSy twesse^ tivessemos^ tivSsseiSj Uvessem. Fat. <tv^, HvereSj
tiver, ttvermoSj üverdesj iivereih, Cond. 1. tivera^ tiveraSj tioern^ twi-
ramos^ üvSreis^ üveräo, 2. teria, terias, ierioj teriamos^ terieiSy teriäo.
Imper. iemj tende. Inf. ter^ teres^ ter^ iermos, terdes^ terem. Ger. tendo.
Part Udo. Httlfstempora: tenho, iinha iido etc.
2. Hiwer. — Ind. Präs. hei^ has^ ha^ havemos (hemos), haoeis
(heis)^ häo. Impf, havia {hia)j havias, havia (Ata), haviamos, havieis
(hiei8)j haviäo {hiäo). Perf. houve^ houvesie^ hauve^ hauvemaSj hauvestes^
houvSräo. Fat. Inwerei^ haverdSj haverd, haveremos, haivereis, haverSo.
Conj. Präs. haja, hajas, haja, hc^amos, hajais, hajäo. Impf, houvesse^
hatwesses, haufoesse, houvessemos, houvSsseis, hauvessem. Fat Jumvetj
hofwereSj hauver, houvennoSy houverdes, hauverem. Gond. 1. houvera^
hauveraSf hauvera, houviramos, hauvereis, houveräo, 2. haveria, haverias^
haveria, haveriamos, haverkis, haveriäo, Imper. ha (anUblich), haveL
Inf. haver, haveres, haver, havermos^ haverdes, haverem. Ger. havendo.
Part havido. Die eingeschlossnen Formen sind yrlt oder dienen nar
noch za der vorhin bemerkten Umschreibung der Fat Httlfstempora:
tenho havido etc.; nur in einigen Fällen, wie im Conj. houvesse and
hauv^a havido, pflegt dies Yerbam mit sich selbst conjugiert zu werden.
3. Ser. — Ind. Präs. sau, es, he, somos, sais, säo. Impf, eroy
eras, era, Sramos, Sreis, eräo, Perf. fui, faste, fai, famos, fostes, faräo.
Fat serei, serds, serd, serSmos, serHs, seräo. Conj. Präs. s^a, s^as^
seja, syamos, sqfais, sqjäo. Impf fasse, fasses, fasse, f6ssemos, fösseiSy
fassem. Fat far, fares, for, farmos, fardes, farem. Cond. 1. fora,
faras, fara, faramas, fareis, faräa, 2. seria, seriös, seria, seriannos,
serieis, seriäa. Imper. se, sede. Inf. ser, seres, ser, sennos, serdes,
serem. Ger. sendo. Part. sido. Httlfstempora: tenho sida etc. — ^jun.
Alte Formen: seer, seente, see = ser, sente, se SRos.; säo filr souy
anch s^a GVic. (v. sedea); siades für s^ais; seve fttr fai D. Din. n. 125;
sever fUr far FGaard. 422, severem 401. Andre s. Pg. Est.- n. Hofp.
S. 115. 116. I
Conj
agationstabelle:
I.
II.
m.
I.
IL
m.
Ind. Präs.
Ind. Pr&8.
Ind. Präs.
Perf.
Perf.
Perf.
cant-o
vend-o
part'O
canUH
f>end-i
part'i
ecmt-aa
vend-ea
part-ea
cant-aate
vendreaU
pari'isU
cant-a
vend-e
parUe
canUau
vend-eo
part-io
cant-amos
vend-emos
part'imoa
cant-amoa
vend-emoa
part-imoa
eant-aia
vend-eis
part-ia
eant-aatea
vend-eatea
part-iatea
catU-äo
vend-em
part-em
cant-drao
part-iräo
Impf.
Impf.
Impf.
Fut.
Fut
Fut.
cant-ava
wnd'ia
part'ia
cant-ard
vend-erei
part-irei
eant-avas
vend-iaa
part-^aa
cant-ar&a
vend-erda
part-irda
eant-ana
vend-ia
part'ia
cant-arä
vend-erä
part-ird
cant'dvamas
vend'iamoa
pari-iamoa
cant-aremoa
vend-eremoa
part'iremoa
cant'äveis
vend-ieia
part'ieis
cant-areia
vend-ereia
part-ireia
eant-aoäo
vend-iäo
poft-too
cant-aräo
vend-eräo
pa/rt-irao
n. 190—192.]
Portugiesiscl
L
n.
m. 1
Conj. Pr&8.
Conj. Präs.
Conj. Präs.
eant-e
vend-a
part-a
eant-es
vend-as
part-as
eofit-e
vend-a
part-a
eani-^mos
vend-amoa
pari-amas
eant-eis
vend-ais
part-ais
eafU-em
vend-äo
part'äo
Impf.
Impf.
Impf.
eant-asse
vend-esse
part-isse
eant'Osses
vend-e88e8
part'isses
eant-asae
vend-esse
part'isse
eant'äsaemos
vend-iasemoa
part'isaemos
cafii-daseia
vend'isseis
part-iaaeia \
cofU-asaem
vend-essem
part-iaaem
Fut,
Fut.
Fut.
eoni-or
vend-er
part-ir
eant-area
vend-eres
part-Wea
eaf^ar
vend-er
part-ir
eant-armos
vend-ermos
part'irmoa
cant-ardea
vend-erdea
part-irdea
cant-arem
vend-erem
pari'irem
Cond. 1.
eant-ara
cant-araa
cant-ara
cant'dramoa
cant-dreia
cant-aräo
2.
cant-aria
eant'ariaa
cant-aria
cant-ariamoa
cant-arieia
cant-arido
Imper.
eant-a
eant-ai
Inf.
eant-ar
(=Fut.Cj.)
Ger.
eant-ando
Part.
eant-ado
II.
Cond. 1.
vend-era
vend-eraa
vend-era
vend-iramoa
vend-ireia
vend-eräo
2.
vend-eria
venderiaa
vend-eria
vend-eriamoa
vend-erieia
vend-eriao
Imper.
vend-e
vend-ei
Inf.
vender
Ger.
vend-endo
Part.
vend-ido
641
m.
Cond. 1.
part-ira
part-iraa
part-ira
part-iramoa
part-ireia
part-^äo
2.
part-iria
part-iriaa
part-iria
part-iriamoa
part-irieia
part-ifiao
' Imper.
part-e
part-i
Inf.
part-ir
Ger.
part-indo
Part.
part-ido
Umschreibung im Activ: tenho cantadOj Fl. temas cantado; tinha
e.;terei c; Conj. tenha c; tivesse c; tiver c; tivera c; teria c.\ Inf.
ier c; 0er. tendo (havendo) c, — Passiv: Ind.^ou cantado^ a, Plsomos
eantados^ as; era c; fui c; tenho sido c. (Fl. temos sido cantadoSj as);
serei c; terei sido c; Conj. s^a c; fasse c; fora c; seria c, u. s. f.
I. Conjugation. — Diphthongierende Verba im gemeinrom.
Sinne können im Fg. nicht vorkommen; dagegen pflegt die 1. Conjug.
in den Yerbis auf ear dem gedehnten e^ nach welchem ein Conso-
nant ausgefallen, im Präsens ein i beizmftagen, welches der Quan-
tität, wie in alheio fbr ciheo {alienus)^ \ gewissermassen zur Stütze
dient: so bildet semear {seminare) semeiOj Sias, eia, eämos^ eäis, 6iäo,
Conj. semeie. Zuweilen werden auch Verba auf iar so behandelt:
fnediar. Fräs, medeio, Mas, eia, idmoSj idis, eiäo, Coiy. medüe, eies,
üCy iSmoSy iüSy eiem\
Einzelne Verba. 1) Ändar ist vollständig und hat regelmässigen
Verlauf; ein sp. anduve kommt nicht vor. — 2) Dar hat Fräs, dau,
das, dOj damosj dais, däo) de, des etc.; Ferf. dei, deste, deo, demos,
destes, deräo; desse; der; dera. — 3) Estar = dar, nur Fräs. Conj.
estefa (alt este)\ Ferf. estive, estiveste, esteve, estivemos, estivestes, estv-
veräo; estivesse; estiver-, estivera; ftir esteve hat eine Urk. v. J. 1286
SRos. stede = altsp. estido.
IL Conjugation. ^ Der Inf. kennt nur, wie im Span., die
einzige Endung er. Der Übergang in die 3. findet aber hier seltner
1) In der 8. Pers. Sg. des Priw. Conj. setzt der Canc. ined. und Dom
Bioiz beständig perdon für perdane, pea für peae. Ein ächter Provencalismus.
542 PortugiesiBche Ck>njagation. [II. 192. 193.
statt: bater f conceber^ f erver ^ gemer, morrer^ arrepender, reger ^ render,
viver zeigen e für das sp. %\ in cahir^ possuir ist es umgekehrt , doch
sagte man altpg. caer z. B. D. Din. 86.
Im Präsens wird die lat. Endung sco durch go ausgedrtlckt:
crecer crego, conhecer canhegOy padecer ptidefo (padesco D. Din. 195),
nacer nagoj pacerpago\ aber auch cocer cogOy torcer torgo^ vencer vengo.
Im Perfect scheidet sich die 3. Sg. (vendSo) durch den Accent
von der sp. Form {vendiö). Fttr o setzte man sonst in dieser Pers.
auch tt, die Gesetzbücher und Dom Diniz haben z.B. recebeu, tneieUj
perdeu, scriveu^ tuUeUj vendeu, viu (vgl. 3. Gonjug.).
Das Zusammenfallen der 2. und 3. tritt hier nicht so häufig ein
wie im Span.: beide trennen sich noch im Perf. und den davon ab-
geleiteten Zeitformen durch die Gharaktervocale e und i. Von dem
Part utiiSj womit gemeinrom. die 2. bezeichnet wurde, finden sich
hier in den ältesten Quellen noch reichliche i Spuren, welche den
firfihem allgemeinen Gebrauch dieser Form nicht zu bezweifeln ge-
statten. Dergleichen sind: adudo (additus) SRos., avudo FGrav. 391,
FSant 536, batudo SRos., recebudo FGuard. 437, decorudo SBos., creudo
FTorr. 624, Ganc. ined. 44*, adumdo von dem alten aduaer SBos.,
estabdesgudo FSant. 578, desfalegudo SBos., deffendudo FGuard. 414,
fududo FGrav. 390, Ztwdo Urk. v. 1295 Esp. sagr. XXXXT, 381, per-
leudo SBos., metudo FSant. 548. 559, FMart. 589, FTorr. 614. 625,
sofndudo das. 608, movudo FBej. 756, conhogudo das. 457, FGrav. 886,
FMart 581, perdudo FMart 589, FTorr. 610, FBej. 460, D. Din. 152,
enquerudo das. 605, regudo ds. 597, sabudo FGuard. 409, D. Din. 152,
abscondudo SBos., D. Din. 168, costrangudo FMart 81 {panstreniudo
FGrav. 384), sofrudo D. Din. 168, persolvudo FSant 531. 539, tanjudo
SBos., temudo FMart. 606, estendudo SBos., teudo v. ter oft, ven^udo
FGuard. 408, FSant 539, FTorr. 621, vendudo FSant. 532. 534, ver-
tudo FSant 532. Beispiele aus dem Canc. ined. s. Ghx. VI, 268. Es
darf jedoch nicht unerwähnt gelassen werden, dass daneben auch die
Form ido üblich ist: so hat FBej. p.458 vendudo und p.496 vendido.
Einzelne Yerba. 1) Kleine Abweichungen im Präs. haben: Orer
(credere); crelo, cre8\ creia, creias; cre, crede. Ler (legere) = crer.
Perder-j perco^ perdes; perca. Vater; valho, vdles; valha. — 2) Dop-
peltes Part haben: Escrever (ßcribere)\ escrevido escrüo. Morrer;
morrido morto. Altpg. auch co£er (coquere)\ cosido cöito\ despender,
despendido despeeo\ aducer {rcir)y adtusido aducho. Über ver sehe
man die starke Flexion. — 3)Defectiv sind: Feder {foetere\ welches
aller dem Stamme ein a oder o anftlgenden Formen entbehrt. Soer
{solere) nur Präs. soes, soe, soem; Impf, sota, a$, a, äo\ Ger. soendo.
IIL Conjugation. — Auch hier kein Eingreifen der Inchoativ-
form. Ablautender Yerba gibt es zwei Glassen, je nachdem sie e mit
i, oder u mit o tauschen. 1) Bei der ersteren trifft der Wechsel die
n. 198—195.] PortugiesiBche Conjugation. 548
1. Sg. des Präsens Ind. und das ganze Präs. Gonj., also sintOy sentes^
senie-j sitUay sivUas etc. Sie sind despir {de-expedire), ferirj fregir {fr%g^e\
digerir^ mentir, \ repetiry seguir, sentit y servir^ advertir, vestir und wohl
noch andre, und finden sich auch im Span, als diphthongierende oder
ablautende wieder. — 2) Bei der andern Classe tritt das abl. o mit
der 2. Sg. des Präs. Ind. hervor und erstreckt sich überdies auf den
Lnper. und das Part.: suhOj sobes^ sobe, subimos^ subis, sobem; suba;
sobCy stM; sobido. Solche Yerba sind bidir^ cubrir^ acudir und sacu-
dir (oc-, 8uC'Cuiere)y cuspir {conspuere)^ engulir (von gtda)j fugir, am-
gtrutTy svbiry sumiry cönsumir, surgiry tussir. Diese haben im Span, nichts
Entsprechendes. Aber auch unter sich selbst zeigen beide Classen
keine Analogie, da die reinen Vocale i und u sich gerade in umge-
kehrtem Verhältnisse befinden, e in i ablautet, u aber in o. In despir
und mspir geht der Ablaut sogar in der Compositionspartikel vor
sich. Anzumerken sind noch einige Verba mit radicalem o. Darmir
= subir (durmo, dormeSy durma), Sartir\ sortOy surtes, e, sortimoSy iSy
surfen; surta.
Die 1. Sg. des Perfects schrieb man noch bis zum 16. Jh. ii:
cniy liiy carriiy vii SRos.; für die Endung io der 3. setzte man auch
iu: so feriUy partiUy serviu^ oyu (vgl. 2. Coi^ug.).
Einzelne Yerba. 1) Kleine Abweichungen im Präs. haben: In-
dimr\ 3. Pers. indug. LuexTy ebenso lue. Medir {metir%)\ megOy
medes; mefa. Otmr (audire)\ oufo (puvo GVic), ouves; Coiy. oufa.
Pedir (petere); pegOy pedes\ pega. Parir (pariere); pairOy pares; paira.
Rir (rwfere); rio, m, ri, rimas, rides^ r%m\ Imper. n, ride, Cahir
(cadere); caia, cahes etc.; caia. Sahir (scdire) wie das vorige. —
2) Verba mit starkem Part, sind oÄrtr, aberio; cubrir, cuberto; fregiry
frito; surgiry surto; doch ist auch abrido, cubridOy fregidOy surgido
gebräuchlich. Andere starke Part., wie decto. ereciOy exemtOy extindOy
insertOy omissOy opressOy gehen zwar auf elegir, erigity eximir, extin-
guir, inseriry omitiry opprimir zurück, sind aber ohne active Bedeu-
tung. — 3) Defectiva: Ir (auch Mr), das sich wie im Sp., mit vadere
und esse zu einer vollständigen Conjug. mischt: Präs. vou, vaSy vaiy
vamos {ifnos)j ides (alt ys), väo\ Conj. vd^ vaSy vdy vamos, vais, väo;
Imper. vaiy ide; Impf, hia; Perf. fuiy und so fossey fory fara-y Fut. irai]
der. indo; Part. ido. Monir (monere) besitzt nur die mit i \ abge-
leiteten Formen. Auch corpir, submergiry compeUiry compriry discemir
werden als defectiv aufgeführt.
Starke Flexionsart^. — Im Präsens ist die Endung eo «am,
io iam erhalten oder fühlbar in tenho tenhoy venho venhciy eaibo caiba
1) Andre alte Formen als die unten folgenden finden sich in der Pg.
Kunst- und Hofyoede S. 117—120 bemerkt.
644 Portngierische Conjugation. [11. 195. 196.
(capio)j v^o v€oa (video). Beispiele aus schwach gewordenen Verbis
sind saiOj valho, pairOj vgl. anch auQO (audio) and die vrlt. atfo (ardeo)
GVic. m, 262, mengo {menlior) D. Din. 110. In der 3. Sg. stossen
einige ihr flexivisches e ab: tem, vem^ die, faz^ jas^ prae (vgl. oben
indußj lue).
Das Imperfect Ind. zeigt in den drei Verbis por, tety vir die
ganz eigenthttmlichen Biegangen punhay tinha^ vitiha mit Tonver-
schiebnng und Ablaut Yermuthlich zog man den Ton zurück, nm
das radicale n, welches sonst wie im Inf. ausgefallen sein würde,
mehr zu befestigen: man sagte ponia (geschrieben p<mha\ um in
ponla nicht das n Preis geben zu müssen, und vertauschte o und e
mit u und % zur Unterscheidung vom Präs. Conj. Doch waren sonst
auch Varianten ohne n üblich, wie teeya neben tinhaj via neben vinha^
s. SRos. Andre Beispiele einer solchen Verlegung des Accentes von
der Flexion auf den Stamm kommen, wenn man die Behandlung des
Inf. ausnimmt, in den rom. Schriftsprachen kaum vor.
Die Perfecta sind 1) /ier, pude^ vim^ vi; 2) disse, puSj gtwr;
3) coube^ houvßj jouve, prauve, soube, trouxe (Hraxui trauoci\ sodann
das durch einfachen Ausfall des n entstandene tive und das ebenso
geformte estive. Hauve, jauve^ prouve (für jaugue^ prougue) erheben
mit ihrem Diphthong die vorhin beim sp. Verbum behauptete At-
traction über jeden Zweifel: houve z. B. kann nur Bxxihaubi fUr hahui
ruhen. — Die Flexion dieses Tempus stimmt nicht ganz zu der sp.
Die 1. Sg. hat e oder wirft diesen Vocal auch ganz ab; in der
alten Sprache sind jedoch noch häufige Fälle des lat. i vorhanden:
figi (feci) FBej. 603, poey ürk. v. J. 1273 SRos., auch pugy 1312
ds. I (po8ui\ jogui (jacui), digi (duci) Ganc. ined., benedixi Ganc. vat
ed. Varnh. num. 7, bei Dom Diniz dixi 89. 110, pudi 92. 104, quigi
72. 97, uvi 81. Der 3. Pers. ist das sp. o fremd; sie setzt entweder
e oder wirft es gleichfalls ab, wodurch in einigen Fällen, wie im
Prov., die 1. und 3. zusammentreffen, die sich in andern durch den
Ablaut unterscheiden. In den ersten Quellen kommen auch einige
Spuren des o vor: so im Ganc. ined. fetfOy im Ganc. vat. z. B.
bei D. Diniz 64 quiso^ in derselben Sammlung auch prugo (placuii)
Varnh. num. 46. Es gibt also viererlei Formen dieses Tempus:
houve
pude
quig
fb
houveste
pudeste
guieeste
fixeste
houve
pode
guie
feB
houvemos
pudemos
quieemos
fieemos
houvestes
pudestes
quieestes
fixestes
hotweräo
puderäo
quieeräo
fieeräo
Abweichend hat vir in der 3. Sg. veio, gleitet also in die schwache
Flexion über. Nach der 1. Sg. richten sich die verwandten Tem-
pora: pudesse^ puder^ pudera; fieesse, fizer, fizera.
n. 196. 197.] Provenzalisobe Conjugation. 546
Das Particip verhält sich nDgefähr wie im Spanischen.
Verzeichnis der Yerba.
I. Classe. — Facere: fazer\ faeOj faees, fas\ faisa\ faz, fcusei;
fUf; farei; feito. — Posse: poder; posso, podes: possa; pude\ podido, —
Venire: vir; venho, vens, vem, vitnos, vindes, vem; venha; vem^ vende;
vinha Impf.; rtm, vieste^ veiOy viemos, mestes^tneräo; messe; vier; viera;
Ger. n. Part, vindo. Altes Impf, vta, tnna, Fut. Conj. viner SRos. —
Videre: ver (alt veer); vyo^ ves, ve, vemoSy veiSj vem; vqa; vi, vide;
via; vi (zsgz. aus vidi vii), viste, vio, virnos, vistes, viräo; visse; vir;
vira; vendo; visto. ^
n. Classe. — Dicere: diser; digo, diees, die, dieemos; diga;
dviCj dizei; disse^ disse; direi; dito. Beneer [hened.) hat Part, hen-
sfido n. henio. — Ducere in aduisir; vrlt. Perf. 3. Sg. adusse D. Din.
n. 42 == sp. duxo; Part, aducho SRos. wie altsp. — Ponere: pdr;
pofihOj poenSf poem^ pomos^ pondes^ poem; ponhq; poem, ponde;
pwnha Impf. ; pws, puzeste, poe^ pußemos^ pwsestes, pueeräo ; pueesse
etc.; porei; pcndo; posto. \ Vrlt. pono für jwmÄo. — Prendere: pren-
der; vrlt. Perf. 3. Sg. pres^ nach preser Trov. n. 115 = altsp. pris
(doch auch prendi Trov. 78); Part, preso, auch neupg. — Quaerere:
querer; guerOj queres (auch ques)j quer; queira; quie; quererei; querido.
— Spondere in responder; Perf. Sg. 3 vrlt. respas u. resposse Alf. X.
= altsp. respuso.
III. Classe. — Capere: caber; caiho^cabes; caiba; coube; cdbido.
— Habere: s. S. 540. — Jacere: jazer; jouso, jaees, jae; jcusa; jouve;
jagido. — Placere: praeer impers.; praz; praea; prouve etc.; prazido.
Altes Perf. prougue FSant. 531; prauguesse D. Din. 84; prouguer ds.
59, FSant 537. — Sapere: saber; sei, sabes; saiba; soube; sabido, —
Stare s. S. 541. — Teuere S. 539. — Trdhere\ trazer (alt trager);
tragOy trazes^ traz; traga; trouxe (in Urk. trouve, wie jouve v. jazer);
trarei; trazido, — Valere: vcier; ein altpg. Perf. välvi lässt sich
schliessen aus den abgeleiteten Zeitformen voivesse, vdlvera, valver =
pr. valc, }>algues, valguera, s. Pg. Eist.- und Hofpoesie S. 120.
4. ProTenzallsche Coi^ugatlon.
Wenn sich die Decl. dieser Sprache im allgemeinen nur durch
das, was die Lautregeln mit sich bringen, von der altfr. trennt, so
unterscheidet sich ihre Conjug. von der fr. und den übrigen mehrfach
durch die Art der Biegung selbst. Vornehmlich gilt es von der
starken Flexion, die es nicht beim lat. (Gepräge bewenden liess, sondern,
gewöhnlich mit Benutzung schwacher Flexionsmittel, Bildungen eigen-
thflmlicher Art hervorbrachte. In der folgenden Abhandlung der Conjug.
gilt es uns nur um ihre streng pr. Form, wie man sie am besten aus
der Lyrik kennen lernt An der nördlichen und östlichen Gränze
Diei roman. Ormmm., II. S. Aufl. 35
546 Provenzalische Conjngation. [IL 197—199.
gab es Dialecte, die zum Theil in sehr alten Denkmalen die stärkste
Einwirkung fremder Gebiete zur Scbau stellen, ja in dem Innern
des Landes selbst feblte es nicht an Dichtem, welche ans Wohlge-
fallen am Fremden oder anch um des Reimes willen sich häufig nnpr.
Verbalflexionen bedienten. Wir können solchen Verirmngen von
dem classi|schen Gepräge keine besondere Aufmerksamkeit zuwenden,
wenn wir auch nicht gänzlich davon abzusehen vermögen.
Über die Personalflexion ist nur zu merken: 1) In der 2.
Pers. beidei^ Numeri bleibt das lat. 8, tis aber zieht sich in te zu-
sammmen: chantatz aus cantatis^ wobei ein vorhergehendes s aus-
fällt: chantetz ftlr chanteste (cantastis), vgl. das Adj. trite für triste.
Statt dieses te = ste wird hin und wieder auch st geschrieben: so
in vos aguest Qhahuistis) M. 305, 3, romaeest (remansistis) ds. 305, 2,
retenguest (retinuistis) 121, 3. — 2) Die 3. Pers. bewahrt t nur noch
im Perf.: chantet, mordet, sentit j und dieses t lässt sich oft durch e
vertreten, was ausserdem nicht üblich ist: anec, donec^ pregueCy caeec,
mordeCj hastic, failliCy moric. — 3) Die 1. Pers. PI. stösst die ganze Silbe
US ab: chantam (cantamus). In der Decl. bleibt wenigstens s (rams
V. ramus); in der Conjug. schien der PI. der Pers. dem Sprachsinne
mit blossem m hinreichend ausgedrückt. — 4) In den unbetonten
Endungen der 3. PI. ist es fast willkürlich, welchen der Vocale o,
e, man dem eigentlichen Merkzeichen dieser Pers., n, voransgehn
lässt, wiewohl im Präs. die Unterscheidung des Modus darunter leiden
kann. Für die ursprüngliche Endung an nämlich tritt auch on und
en ein: chantan, on, en und so bei chantavan, vendian, chanteranj
chantarian\ vendan, on\ für en ebenso on, chanten, on, chantessen, on\
fbr on en: vendon, en, chanteron^ en. Urkunden um 960 und später
schreiben z. B. tolrion, tolrian, tolon, sian, podun, tolguessan, tolgues-
sun^ voliun, avion Chx. n, 44. 48. 52. 71. 72. Bth. aber kennt
keine apdre Endung als en: r^airen, derramen, venen, potden; apd-
laven^ tenien\ fdliren, foren; passen Praes. Conj.; creessen/^ aurien.
Die Endung on kann ihr n selbst einbüssen, wie in chantols atuseUos,
ploBO Varquier, s. S. 320 Note *. — 5) Für die Endung ia wird | nicht
selten ie, für ian ebenso ien gesprochen, also sentie^ sentien, an ein
ähnliches Ereignis im It. und Span. S. 508. 526 erinnernd. Aller-
1) Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass Faidit für an auch au setzt:
aufau, serau, amarau neben auran ff. In den Goutumes d'Alais von 1216 und
1221 (Beugnot, Les Olim III. 2) liest man ebenso siau, pairau eta for sian,
poiran. Auch die Leys kennen haiau, amarau, amariau, nennen es aber fehler-
haft, s. n, 394. 402. Die Sache scheint indessen nicht aus der Luft gegriffen.
Denkt man sich n weg, so hat man den Gebrauch einer Hs. vor sich, welche
aun setzt für an (S. 811), also das n nicht fallen lässt. Dasselbe thut eine it.
Hs. s. Jahrb. XI, 82.
n. 199. 200.] Provenzalische Conjugation. 647
dinge bei Späteren, aber doch schon im Bth., wie eben bemerkt,
fernen, ixurien.
Der Infinitiv wirft ansl. e hinter ar, er, ir ab; es bleibt nur
dann, wenn ein tonloses e vor r ausfiel, vgl. teisser mit haere, und
zuweilen in der 3. Conj. Die zsgs. Tempora sind dieselben wie
im Südwesten: chantar-aij wofür mndartl. auch -ei und zuweilen -S,
und chaniar4a. Ausfall des Charaktervocals ist überaus häufig und
kann hier nicht bis ins Einzelne verfolgt werden.
Präsens. 1) Eigenthümlich ist in der 1. Sg. des Ind. die ihr
zukommende Endung i, die aber meist wegbleibt, im Bth. z. B. gar
nicht vorkommt {cuid, plor, fae, pose). Vielleicht beschränkte sie sich
anfangs auf solche Fälle, in welchen die vorhergehende Consonanz
einen Vocal verlangte, wie in sofr-i von suffero, vgl. das Subst. lair-e
von latro^ und ward nach und nach allgemeiner. Für i tritt auch e
ein, zumal wenn der Stamm bereits ein i enthält, also albire, cossirCj
deeirey remire^ soypire, vire, nicht wohl albiri etc. — 2) Die Betonung
des Präs. ist der sp. gleich : man spricht daher semina {seminai)^ tre-
mala, canMa Chx. V, 146. 207, contraria IV, 443, gdlia PO. 258,
inebria B. 83. Auf ursprünglich betontes i aber beziehen sich andre,
wie castia PO. 367 (easttgat), fadia Chx. V, 283 (fatigat). — 3) Diph-
thongierung in den Präs. kann eintreten und unterbleiben: levar, leva
Ueva; trobar, troba truep\ segre^ $ec siec] colher, colh cuelh; morir,
mueTj muera u. motVa, letzteres durch Attraction (mariatur)] so auch
ferirj fiera feira (feriat). Es gibt Denkmäler, Welche, wie Bth., die
Diphthonge ie und ue überhaupt nicht anwenden. — Der Imper. ent-
lehnt seinen PI. im Widerspruche mit den südwestlichen Sprachen
vom Ind. : amatjg = lat. amatis, \ amate ^ Aver, esser, saber, voler
entbehren im Sg. und PL jedoch eigner Formen und bedienen sich
des Conj.: äias aiai0, sias siäis, säpchas sapchäta, vuelhas vtdhäte;
auch aujsir, vezer und dire brauchen den Conj. auiate statt ausäJB^
veiatß statt vezete^ digate statt dieeie.
Das Perfect hat in seiner 3. PI. die nämliche Betonung wie
das it. — Das Imperf. Conj. trennt sich in der 1. und 2. PL von
der it. undsp. Betonung: temessem, -süe {timuissemus^ -etis)^ daher die
häufige Zusammenziehung acsim Chx. V, 303, pocsim IV, 403, saup-
Sern Fer. 2602, acsUe Chx. 11, 282, jacsee V, 139, smpsHe III, 456,
vdlsete fUr voIcsHb V, 426, aus aguessem, poguessem etc.' Eine un-
1) Mete-US für meteU vos bei G. Riquier p. 90 ist dem sp. mete-oa gleich,
eoverte-ua für eovertets vos p. 287 dem sp. cowoerti-os.
2) Der Dichter des Jaufre braucht einmal auf sp. Weise andsem: ame-
n&ssem 184 ^ für anesshn amenesaim, vgl. laiss^am = sp. dexdsemoa 6A. 8298.
VSnc9on für venguiason s. M. 190. 8. — Das 2. Conditional betont im PI. -ridm,
-fiaU. 6. Riquier p. 94 aber spricht gleichfalls auf sp. Weise poiriate: farUUz:
548 ProvenzaliBche Conjugation. [ü. 200. 201.
classische, selbst Ton den Leys 11, 396 verworfene Form dieses Tempos,
deren sieh z. B. GAlb. und S. Agnes bedienen, flihrt a in der Per-
sonalflexion dnreh: anessa, anessas^ anessa^ anessam^ anessate, anessan,
aber schon das Ev. Joh. ed. Hofm. hat, neben den üblichen Formen,
amdsscus, jaguessa, aguessas. Das ans dem Plnsq. Ind. stammende
Gonditional (chantera) hat seine Kraft als Präteritum verloren,
steht also dem entsprechenden sp. Tempus gleich. Nur im GHoss.
sieht man es noch in seiner frflhern Bedeutung als Perf. Ind. wie im
Altfranz., z. B. fora 2652, levera 3011, disera 3902, guidera 3906,
vira 5771 (aber viratz 5781 conditional) ^ Faidit nennt dieses ein-
fadhe Tempus chantera sowohl | wie das unter dem Inf. genannte zsgs.
chantafia Optativ (obtatiu).
Stammauslaut. 1) Der orthographische Wechsel zwischen c
und guy zwischen g und gu etc. ist un^eföhr wie im Pg. — 2) Wechsel
zwischen weichen und harten Consonanten : cridar crit, segre sec secs^
recebre receup, salvar salf, plazer phxte, s. S. 317. So wechselt denn
auch V mit w: dever deu, levar leu, — 3) Nach n wird d oder t, oft
auch f nach l oder r abgestossen: hlandir blan, chantar chan, salvar
säly servir sier. -- 4) Tiefer in den Sprachbau greift es ein, wenn
auch JB (= lat. d) oder g Wegfall erleiden und zwar sowohl ausl.
wie häufig auch inl.: laußor lau, ausirau, veeer veiam{vqam\ chaser
chaia, noeer nueia neben fioea u. dgl.
Die gewöhnlichen Hülfsverba sind aver und esser, deren Fle-
xion die folgende isf.
1. Aver. —• Ind. Praes. ai (et), as, a, aivem, avete, an. Impf, avioj
avias, avia, avidm, aviatz, avian. Perf. aic Bth. u. agui {aigui), aguest,
ac u. aguet, aguem, aguete, ägron. Fut. aurai, auras, aura, aurem,
^uret0, auran. Conj. Praes. aia (qja), aias, aia, otam, aiatz, dian.
Impf. aguSSj aguesses^ agues, aguessem^ aguessHz^ aguessen. Cond. 1.
agra, agras, agra, agräm, agratz, dgran. 2. auria, aurias, auria, au-
ridm, auriatz, aurian. Imper. äias, aiatz. Q^et.aven. V^xi. avet^s, agui
{avut). Umschreibung mit demselben Yerbum: ai agut, avia agut.
2. Jßlsser. — Ind. Praes. sui soi (san), est iest {siest), es, sem u.
em (esmes), etz, son. Impf, era, eras, era, erdm, erätz, eran. Per£ fui,
fost, fo {fon), fom, fotz, faron. Fut. serai (auch er), seras, sera (er),
serem, seretz, seran. Conj. Praes. sia, sias, sia, siäm, siatz, sfan.
Impf, f OS, fosses, fos, fossem, fossStz, fdssen. Cond. 1. fora,faras, fa/ra.
OMsiTiQXzx und im Impf. Ind. vesiatz, dsgl. p. 113 eatariam: eae{am. Diese Be-
tonung konunt auch bei Guillem y. Tudela öfters im Yerseinsohnitt vor, z. B.
6778. 8761.
1) Auch im Albigenserkrieg 8298 steht pd senhor gu'en la croUs fora miig
{qui fut mia en croix Fauriel), also in der Bed. des Perf., man lese aber fo ra-
mitM (got. hramühs). Wirklich in dieser Bedeutung steht im Ferabras foreU u.
foraU 1483. 1440. 1444. 4992.
IL 201—203.]
Provenzalische Conjugation.
649
faramjforäissyfdran. 2. seria^ seriös^ seHüj sertämy seriätäfj serian. Imper.
Sias, sidia. Ger. essSn. Part essen-Sy estat. Umschreibung mit aver\
ai esiaty avia estat etc. Anm. 1) Es gibt ausser den bemerkten der
Nebenformen noch manche. Für esser z. B. ist vor Yocalen estre
üblich, indem der Auslaut e wegfällt: estr' emperaire III, 348, estr*
anuäa B. 105, 18, doch auch esser amate. Derselben mit t begabten
Form bedient man sich vor folgendem r, wie in estre \ ric IV, 294,
6A. 4925. Fuist für fost iir. 73; für sia seya = sp. sea, pg. seja
Chx. ni, 1^9. — 2) Lat. es und est erscheinen hier in umgekehrter
Ordnung. Aber est musste sich pr. in es kürzen, weil die 3. Fers,
in dieser Hundart kein st duldet, vgl. fos für fost (fuisset) etc. ; nun
bedurfte die 2. Fers, es einer Unterscheidung, die sich in einem an-
gefügten t darbot, einem Buchstaben, welcher auch sonst in der 2. Sg.,
wenn auch nicht desselben Tempus, eine Stelle fand (fosty aguest^
partist\ und man weiss, wie tief die Verpflanzung der Flexionen in
den Verbalorganismus eingegriffen hat^. Neupr. lautet diese Person
sies. Vortretendes oder abgefallenes 5, jenes in siest, dieses im PL
emj erklärt sich leicht aus den lat. Anlauten s und e. — 3) Ur fUr
ero, erü ist ein schätzbarer Rest des alten Fut., den aber die Sprache
später eingebüsst hat
Conjugationstabelle:
I.
IL
m. a.
IIL b.
Ind. Pfi. chant, -t
vend, -»
party -»
flor-ise (is)
chant-as
vend-esy vm-s
part-es, part-z
flar-issez
chant-a
vend
pari
flor-%8
chanUdm
vend-Sm
part-hn
flar-hn
ehant-ätß
vend'He
part-Hz
flor-Hz
ch&nt-an, -on
vind'On
pdrt'on
flor-i8Con(88)
Impf.
ehant-cwa
vend'ia
parUa
flar-ia
ehant-aoaa
vend-ias
part'ias
(« part,)
ehcMi^aoa
vend'ia
part'ia
chant'Oüdm
vend'iäm
parUäm
vend-idte
part-idtz
ehant'dvan
vend-lan
part'ian
Perf.
ehant^y -iei
vendrH, '{
part-i
flor-i
ehant-est
vend'tiA
part'ist
(=: part.)
ehant-et
vend-ei
part'i, -Ä
ehant-em
vend-€m
part-im
chant-etz
vend-etz
part'itz
chant-eron
vend-eron
part'iron \
9
Fut.
ehaniHiräi
vendrräiy -erat
part'irai
flor-iräi
ehant-araa
vend^as
part-irdz
(= part.)
chant-ard
vend^rd
part-irä
chani-arem
vendrrem
part'irem
ehani-aretg
vend-retz
part'iretz
chant-aran
vend-ran
purt'tTan
Cj. Ps.
ehafU-ty ehan
vend-a
part-n
flor-izca
ehant-es
vend'OZ
part-as
flor-izcaz
ehani-Ct ehan
vend-a
part-a
flor-isca
1) DeliuB vermuthet, mit Hinweisnng auf it. fos-tu (spr. fos-iü), pr. est
köjme aus es-tu iekbgekürzt sein. Ein (nicht entscheidendes) Bedenken liegt darin:
würde man das betonte u so leicht geopfert haben?
560
Provenasalische Conjugation.
[II. 208. 204.
I.
n.
ehant-hn
vend-dm
ehant'He
vend'dtz
chdnt-en
vind-an
Impf. ehant-i8
vend-Ss
chant-essea
vend-esses
chant^^
vend-ea
ehant-essim
vend-esshn
chant-essHz
vend-e88äz
chaiü'issen
vend-Sasen
nd. 1. chant-tra
vend'ira
chant-eraa
vend-eraa
eharU-era
vend-era
ehant-eräm
chant-eräte
vend-erai»
ehant-iran
vend-iran
2. chant-aria
ehant-arias
vend-rias
ehant-aria
vend-ria
chant-aridm
vend^äm
chant-aridtz
vend^idtz
chant-arian
vend-ricui
mper. ckant-a
vend
chant'ätz
vend'Hz
Inf. ehatU-ar
vind-re
Ger. ehatU-an
vend-en
Part, chant-ans
vend-ens
chant-at
vend-ut
ni. a.
part'dm
part'ätz
pärt-an
part-is
part'issei
part-%8
part-i88hn
part'issHz
part'iasen
part'ira
part-iraa
part'ira
part-ir&m
part'iratz
part-iran
part-iria
part'iriaz
part-iria
part'iriäm
part-vridtz
part'irian
part
part'itz
part-W
part-en
pcwt-ens
part'it
ra.b.
flor-izedm
flar-izcdtz
flor-isean
flor-ia
(= part,)
flor-ira
(= part.)
flor-iria
(« part.)
flor-is
flor-Stz
flor-ir
flor-en
flor-ens
flor-it I
Umschreibung: ai, avia,aiCj aurai, ata, agues^ agra, auria, aver,
aven chantat. — Passiv: sui chofUatz, Fem. chaiifdada\ PI. sem chantai,
chantadas etc.
I. Conjugation. — Das Präs. Ind. hält in der 3. Sg. sein
Kennzeichen a fest: chan ftir chanta ist eine unrichtige Angabe Ray-
nouards, dergleichen in seinen Conjugationstabellen mehrere Tor-
kommen, s. Altrom. Sprachd. S. 60 ^ Der Conj. legt in der 1. und
3. Sg. nach Consonanten, selbst stummen, so wie nach Diphthongen
sein flexivisches e willkürlich ab, z. B. an, man (neben mande), aeir,
laboTj peSj esguari, crit, gttap, salf Chx. IV, 199, lieu fbr liev, assaij
domney, folhey, grey (aus grevie) LR. I, 382. Nach einfachem Vocal
ist diese Apo(^ope sogar Regel: man sagt perdo (neben jperdon^), o/i,
cawM, casti, detri nicht (rfle etc.*. Auch die 2. Sg. elidiert, wenn
keine Härte entsteht, ihr e häufig, z. B. tricx ttx trigues^ Chx. lU,
111, moticx fttr moügues IV, 397, denecx für denegues 398, castics flir
castigues PO. 358, ensegns fttr ensmhes LR I, 569^.
1) Es mögen einige Beispiele des vemachlässigten a begegnen. LRom.
I, 882 steht qu^arn tan gm no s^eatui für ettuia, Chx. Y, 256 qui ben lia^ ben
desli für deslia (Sprichwort, cat. qm be Uiga^ be desüiga), wenn hier nicht der
Conj. gemeint ist. Das. in, 85 huei fax que piatz^ deman que pea für peaa,
2) Doch steht B. 27, 2. 80, 15 trie für trt.
II. 204—206.] Provenzalische Conjugation. 551
Im Perfect and den damit zusammenhängenden Zeitfonnen
ward das von allen Schwestersprachen gehegte ableitende a durch e
verdrängt: PI. chafUemj chantäz fällt daher mit den entsprechenden
Formen des Präs. Conj. zusammen. Da der Provenzale nirgends eine
Abneigung vor a zeigt, so muss man annehmen, dass die 1. Conj.
hier der 2. folgte, um dies Tempus bestimmter vom Präs. zu scheiden.
Hndartl. aber wird a sein Dasein fortgesetzt haben, denn es fehlt
nicht an zerstreuten Beispielen desselben, wie dassetg M. 24, 4, tar-
dasdz III, 7, trobasseta Chx. IV, 31, laisctöem Jfr. 86% häufiger in dem
freilich weit späteren prosaischen Alb. Krieg.
Einzelne Yerba. 1) Anar (andar in Compos. wie sobrandar);
Vau vaaCj vas, vai Bth. va, anamy anata, van; ane etc., | auch vaea^
vaeaSj vaea^ vcusan^\ vai u. va\ anava\ anei\ ancvrai; anai. Neben anar
u. anarai auch ir u. irau — 2) Dar; dau, das, da, dam, datjs, dan;
Conj. de, des, de nicht üblich, PL dem B. 13, 13, GA. 4752, dete (des)
PO. 363; deiy dest, det, dem, dete, deron; des; dera; darai. Praes.
dau ist kaum vorhanden und wird durch da = don (lat dano) ver-
treten, so auch Conj. Sg. durch do, doneSy da. — 3) JEstar; estau
estauCj estdSj estai estd etc.; estia, estias etc.; estei etc.; estes, estesses;
estarai; estat. Fttr esHa Conj. ist estei 1. 3. Sg. sehr gebräuchlich,
z. B. Chx. III, 33. 114. 212. 285, auch esteia 201, 282, 299 etc. ; jenes
nicht aus diesem gekürzt, sondern aus este (lat. stem) erweiterte
II. Conjugation. — Sie unterscheidet, wie im It., aber eben
so willkürlich, die ursprüngliche 2. und 3. im Inf. noch durch Be-
tonung der Endung oder des Stammes. Hieher gehören: batre, es-,
reS'Candre, cöser (consuere), creire, res-emer (redimere), fendre, de-, of-
'fendre, pro-, re-ferre, fondre, medre meire {meiere), molre, mordre,
espandre, pärcer\ re-splandre (vgl. Leys II, 402), pendre, penedre
(poeniiere), perdre, rendre, segre (sequi), dei-sendre, escds-sendre (scind.),
soler (ohne Perf. und Inf. nach Leys II, 388)*, re-spondre, \ teisser
1) Dazu noch enga in einer Stelle bei B. v. Born IV, 177, welches Ray-
nonard mit ofZZe überBetzt, ein allerdings seltenes, aber durch das volksübliche
enge oder ange (Ampere Format. 369) bestätigtes Wort. Ist enga verderbt aus
an^a, so entspricht es dem aXih. aige: auf beide ward eine Form starker Conjug.
angewandt.
2) Eine vierte, seltne Conjunotivform ist estdn estd, nur im Sg., s. 6A.
7838, Chx. IV, 156, B. 106, 30. Sie scheint dem das Vb. dar ergänzenden Conj.
do angebildet.
3) Bei diesem von Raynouard übersehenen Verbum ist es zweifelhaft, ob
es nicht zur starken Flexion gehört, da kein Perf. vorzuliegen scheint. Es be-
deutet schonen, dulden, st parcer sich gedulden. Beispiele: parcer 60. ohne Be-
leg; pare Praes. 1. Sg. Chx. IV, 177, M. 95; partz 3. Fers. M. 124; parcea
Impf. Conj. M. 228; parcen Ger. LR. I, 398; pars Part. Chx. III, 358, LR. I,
391, m*en fora pars M. 826, 6.
4} Das Präs. versieht zugleich den Dienst des Perf., s. z. B. Chx. III, 69.
562 Provenzaliflche Conjagstion. [IL 206. 207.
{tex,% temeTj iendre Chx. V, 207, tandrej vencer, vemäre, de-vire {divir
dere\ dazu das neue Vb. braire (s. Et Wb. IL c.) und wohl auch
bmire {bmia Y, 108, Part bmens P. Corb. v. 67). Unter diesen
gehn zogleich nach der 3. eoser eosir, referre referir, penedre penedir^
segre segmr^ respUmdre respUmdir^ devire deverir. Zugleich stark
gehn andre, wie retemer^ respandre, iemer, atendre.
Das Präsens unterliegt nach Beschaffenheit seiner Consonanten
denselben Zasammenziehnngen die bei der starken Flexionsart anza-
merken sind: ereire z. B. hat im Ind. erei, eres^ cre^ eresem, ereaeUg^
erezon^ im Conj. creza erda, dsgl. im Fnt ereiroL In der 2. Sg. des
Ind. ist Elision des e, wenn keine Härte entsteht, dnrch^ngig er-
laubt, z. B. sees, tems.
Einzelne Yerba. 1) In pencer schwankt der Stammanslaut
zidschen Guttural und Sibilant: Praes. 1. vens u. venef 3. venSj PL
vensem; Conj. venca Chx. IV, 94, PO. 63, vensa Chx. III, 313; Perf.
venquei venquij venquet Pass. 94; venques Chx. Y, 404; vemeui^. —
2) Einige Yerba, wie naisser^ paisser^ vktre, zeigen im Perf. die En-
dung 'Squij 'Squety im Part -saä^ man sehe unten die Anomalien. —
3) Andre haben ein starkes Part gewöhnlich neben einem schwachen:
so es- u. res-eandrey eseost GA. 602, reseos Chx. m, 247, PO. 112,
reseost Chx. Y, 162, e»-, reseondtU; pro-, referre^ -feri; eamardre^ co-
ffiars Y, 35; pareery pars; deissendre, deissendut deisses (wenigstens
GA. 5032 deiehes); despendre^ despes Flam.984 u. desperidui; rampre^
rot rompui; devire, decis. Das aus tremere entstellte cremer hat das
Part crems Y, 37. — 4) Defectiv sind (ausser soler) frire (frig^Sre)
mit dem Part frä u. fregU, also auch Inf. fregir; frire {frigere)^ wo-
ftür frejsir (frigeseere) eintritt; prueer {prurire), Praes. pru\ rueer {ru-
dere), Praes. rtda. \
HL Conjugation. Zur reinen 3. gehören nur wenige, fast
dieselben wie im It: aujrir (audire), blandiry eojerjr (auch eoser)^ cubrir
nebst ubrir (s. starke Flex.), culkir (eoRigere), dormtr, eissir {exire)y
fäOiir, feriTy pre-feriry of-frir u. suf-frir (s. starke Flex.), fuyiry grtmiry
legir (Praes. lieg, liegon)y lusir {J,utgy Conj. lueia (luifja) LR. I, 339),
mentir, su-mergir^ meriry morir, repentir, querir (s. starke FL), seguir
(auch segre)y senür^ re-splandir (auch resplandre)y tratr trdhir {tra-
dere)y tremir LR. Y, 414, GRiq. p. 71, üestir. Das Breviari so wie
die Leys flectieren auch regiry Praes. rieg. Reine und inchoative
IV, 68. 202. 204. 275. Ein Perf. scHs stellt Raynooard auf I, S15 ohne Beleg.
Der Inf. fehlt keineswegs.
1) Formen starker Conjng. sind nnlaogbar: Perf. wns zu schliessen ans
dem Conj. vences Chx. V, 290; Part, vens GRoss. 4939 aus vinehts für vietus
(it. vinto), eigentl. venhs. Aber venc im LR. IV, 482 ist von vemty nicht von
ffictus, s. die Stelle Über die Minnehöfe 118. Delius nimmt neben veneer eine
zweite Form venere an.
II. 207. 208.] ProvenzaÜBche Conjagation. 55S
Flexion zugleich haben nicht wenige, als escantir, garentir guirenHr
(Ind. garentis^ Conj. guirenta), garir (garisc guerisCj guier Fer. 417),
gemir (Praes. geiUy gemem, Ger. gemen)^ gequir {giec^ gequisc)^ gurpir
{gufp grupy gurpisc), jaueir (jaUj jaujHsc, Conj. jauia [Jauja], jaueisca\
partir {partisc Chx. 11, 199, III, 84), perir (pier IV, 462, peris LB.
I, 458), plevir (pUu Chx. HI, 193, plevotty plevisCj vgl. pleviseat in
einer lat. Urk. HLang. II, n. 191), pudir (put LR. I, 399, pudo 469,
pudisca 535*), punir (punisc Chx. V, 69, punes B. 231, 28), querir
8. starke Flexion, sdlhir {salis LB. I, 337), servir (servisc B. 143, M.
211, 4, servis PO. 141, servisca GBiq. p. 248. 251), trahir (tradere),
wohl auch crupir, Praes*. crup und crupisc? Die meisten derselben
ziehen indessen die reine Form vor. Doch lassen sich auch mehrere
der zur 1. Classe gerechneten zuweilen mit inchoativer Flexion an-
treffen, was hier eben so wenig ausbleiben konnte wie im It, so
blandir, aculhir Chx. V, 205, sofrir IV, 177, fdhir M 233, 4, mentir
Chx. IV, 41, cosserUir V, 115, B. 41, vestir Chx. IV, 441, auch das
starke Vb. aucir {aussisc I, 171), vgl. Leys II, 398. 366.
Über einzelne Tempora ist wenig zu merken. Das Futurum
stösst t besonders zwischen zwei r häufig aus: ferir ferrai, garir
garraiy murir murrai^ partir partrai, plevir pliuraiy vestir vistrai. —
Das Präsens Ind. syncopiert in der 2. Sg. meist seinen Flexions-
vocal: fierSy mens, cuelhs. — Die 1. Sg. des Perfects hat die Endung
}, und nur gegen die Begel tritt ic, die Nebenform der 3. Pers. (S. 546),
daf&r ein: so schon im Bth. servic für servij s. Altrom. Sprachd. S. 56,
vgL I in der starken Conjug. ieu vic für vi. Jene Nebenform der
3. Pers. aber gibt die spätere Grammatik (B. Vidal p. 84) für die
normale aus, man solle parfic sprechen, parti sei tadelhaft. Syncope
des d im Particip {camplia fttr complida) gehört zu den erlaubten
Freiheiten.
Einzelne Verba. 1) Ausrir] aug u. au (aus B. 29, 14. 222, 29),
aus, aii^ aueem^ aueele, aujson; Conj. auia (atya) au^a Fer. 2445; Imper.
OM, auiata (aufatay. Eissir issir {exire); Ind. Praes. esc oder iesc
(nicht zu belegen), 3. eis ieis, PI. mem, issete, ieissan; Cooj. iesca^ sc
aus X entstanden, it. esca, altsp. isca; Fut istrai. Ir kommt nur im
Inf. und Fut. vor (s. S. 551)». — 2) Verba mit dem Stammvocal e setzen
in der Conjug. gern i an dessen Stelle, wenn kein betontes i folgt: so
1) Es gibt ein Defectiv dbau {pertinet), für welches Raynouard den Inf.
abaver anfstellt. Es ist von ah-augir für öb-auzir, lat. o&audtre, mlat. abaudire,
und verhält sich von Seiten des Begriffes wie nnser ahd. hötjan (pertinere), nhd.
gehören. Wegen der Form vgl. man ahdurat aus ohduratus,
2) Dieses Verbum hat die kleine Merkwürdigkeit an sich, dass ihm in der
3. Sg. Präs. Ind. eis vom lat. exit nichts übrig geblieben als die Partikel ex,
die anch im wal. eis = ex-eo einzig und allein enthalten ist. Gewiss ein
seltner Fall.
654 Proyenzalische Conjngation. [II. 208. 209.
geqitir^ Praes. gie; legir^ ligete\ merir, nwrens', ptevir^pliu s. o.; com-
querir, -guirens; sentir^ sitdets LBom. 1,511; servir^ sirves, sirvenj wie
sp. servir^ sirveSj sirviendo. Dieser Wechsel berechtigt aber nicht»
Inf. wie Ugir, sintir etc. anfznstellen. — 8) Starkes Part hat morirj
mori (Praes. muer; mueira). Sumergir hat sumergit u. sumers. —
4) Part nach der 2. sind fenU Jfr. 111», Fer. v.517,GA., vesMYtt.
505, also wie im Franz., üblicher aber ferüy vestü.
Was die gemischte Glasse betrifft, so beschränkt sich die In-
choatiyform anf die im It (S. 517) schon bemerkten Fälle, Praes.
Sg. 1. 2. 3, PI. 3; Überschreitung dieser Pälle kommt selten vor,
meist im Qer. oder Part Präs., und erklärt sich ans fr. Einfluss:
(ässmi (haissant) brancht schon Bth. 197, andre Beispiele liefert GBoss.
n. dgl. Die 2. Pers. flarisses in der Tabelle ist nach Faidit p. 20 (tu
fenisses); die | Leys II, 368 schreiben -isahes. Viele der Verba, zum
Theil solche, die der Franzose nach der 1. formt, rühren ans der
lat 2. nnd 3. her: so arguir, es-charpir^ sue-cedir^ eis-cemir^ cobir
(cup.\ eS'Candir (s. starke FL), deür (d. i. ddere, ein dem It u. Span,
fehlendes Verbum), escuJpir^ estoUuiry a-figir, flechir, florir^ frenwr^ Air
-gerir, pro*hibir, languir, re-lenquiTj di-minuirf «o-montr, äb-ölir^ ab-
'Orrirj es-pandiry cam-pdir, penedtTy es-perir {ex-pergere^ re-petir^
cam-j em-, st^pUr (nach Leys 1, 172 auch mit der 1. Glasse flectierend),
poirir (putrere\ regir^ renhir (r%ngi\ re-sistir, sorbity re-aplandir, con-
'Sumir, trcunr {tradere)^ con-tribuiry envcurir {invadere)^ vertir (a-, can-j
re')y di'Vidir; es-dareir u. a. Inchoativa.
Starke Flexionsart — Nächst dem It zählt das Proy. die
meisten starken Verba. Nnr die Ansicht reicherer Spraohqnellen, als
uns bis jetzt geöffnet sind, wird es möglich machen, sie alle zu be-
stimmen; eine Charakteristik dieser gesammten Flexionsart lässtsich
aber auch so schon entwerfen.
Infinitiv. 1) Er schwankt zwischen knrzem nnd langem e oder
auch zwischen e nnd t, ohne dass diese Doppelformen immgr eine
doppelte CoDJug. bedingten, z. B. querre (für querere) querer^ remaner
remanre, jaeer jaeir^ tener tenir. — 2) Die Endnng ire lässt sich auch
in ir abkürzen: aucire aucir, dire dir, lire lir. Die Leys II, 404
nehmen frire und rire aus, s. aber rir LB. V, 98. — 3) Gewisse
mehrfache Formen beruhen auf mndartl. Verschiedenheit, und diese
beherrscht die ganze Conjug. des Wortes. Die Verba, deren Thema
auf rg ausgeht, setzen dafür auch ra: sorger sorzery terger iereer.
Geht es auf nh aus, so kommt auch hier jer für A vor, üblicher aber
ist als Nebenform r^g wie im It., als cenher ceineer, franker franaery
onher enger y planher planger; auch nd wie im Franz. gebrauchen
einige Denkmäler: jonher joindre, — 4) Syncope des Stammauslautes
(lat c, d) waltet in mehreren Verbis und hat Einfluss auf die Flexionen :
der unterdrückte Consonant taucht wieder auf im PI. des Pi^s. Ind.
JI. 209 — ^211.] Provenzalisohe CoDJngation. 666
(welcher unten im Verzeichnis jedesmal angegeben ist), wie im Impf.
Ind., im Part. Präs. und Ger., z. B. von dire (dicere) dieem, diede^
di0im\ I d%ßia\ dieens^ dieen. — Das Fat. syncopiert noch stärker:
p&iraif veirai, conoiraiy chairaij jairaiy plairai sind von poder^ vezer^
eonaisseTj ehaaer, jojBer, plcuser. Selten ist Einschiebung eines d, wie
in valdrai Chx. V, 320, voldria 891 statt valrai^ volria.
Präsens Ind. 1) Einfloss des lat eo oder io bezeugen die
Endungen Ih^ nA, ne (sofern sie nicht schon im Inf. enthalten sind):
valh vcde (valeo), tenh Unc (teneo\ remanc {remaneo)j somonc (summoneo) ;
ähnlicher Art sind vudh (völo), trac (traho) etc. Dieses h oder e aber
beschränkt sich, wie im Span., auf die 1. Sg., man conjngiert tenCy
tenes; ten^ tenem^ teneste^ ienon^ nicht tengon wie it. iengono. In ai,
saij deh vei beruht i gleichfalls auf io, eo : halb]eOj sa(p}io, de[b]eOy
vi[d]eOj TgL sp. he, sS aus Aai, sai. — 2) Die Herleitung des Präs.
aus dem Inf. erfolgt ziemlich regelmässig: aerdre aert^ eseodre escot,
prendre pren, jaeer jaie. An nh nimmt auch die 1. Sg. Theil: franker
franh^ jonher jonh. Die Nebenform n^ aber findet keine Anwendung
auf sie, also nicht /ratt^, jon^, so wenig wie it. frangio, giungio. Aus
r^ oder ra = lat rg wird gewöhnlich re, z. B. erger er&er erc^ ter-
ger tereer terc; in der 3. rt/s: ertZy terte. — 3) Ist der Inf. syncopiert,
so ist es auch das Pi^. und bei ihm hat sich die Syncope noch
mehr verbreitet, wie ai, efe», sai, chai, plai, vei von aver, dever, sdber,
ekaeer, planer, vezer lehren. Sie erstreckt sich aber nur auf den Sg.
und hier selbst nicht immer auf die 2. Pers., da man z. B. zwar as
(hoibes), aber nicht sas (ßopis), sondern sabes saps spricht. Der PL
hält, wie vorhin bemerkt, den Stammconsonanten fest: so z. B. in
aucUfem^ -eete, -eon von audre (occidere)^ irwsem, -setg, -eon von einem
firtthem traeer; nur in ar^ und far^ folgt die 3. dem Beispiel des Sg.
— 4) Der Abfall des fiexivischen o hat häufiges Zusammentreffen der
1. und 3. Pers. Sg. zur Folge gehabt. Hier wäre die Endung i in
der 1. an der rechten Stelle gewesen, allein die Sprache bedient sich
dieses Mittels bei der starken Flexion am wenigsten, wiewohl Faidit
z. B. die und dici, escriu und escrivi, fenh und fenhi, die Leys II, 362
venc und verd als gleichbedeutend nebeneinander stellen: sie sucht
diesem Zusam|mentreffen lieber durch Formverstärkung der 1. Pers., wie
in estauc, fauc, vauc, ptAese oder posc, dau neben der 3. estai, fai, vai,
pot, da, zu begegnen. — Dass die 2. Sg. ihr e elidieren kann, ver-
steht sich auch hier: ardes artz, soles sols, vdles vals. — Beim Präs.
Conj. ist zu erinnern: 1) Die lat. Endungen eam und iatn geben sich
meist noch deutlich zu erkennen, buchstäblich in den dreisilbigen
eapia Chx. IV, 432, sapia V, 102, Flam. 7029, dsgl. in aia {ha[b]eam),
als h oder dessen Verhärtung g oder auf andre Weise in duelha, valha,
tenha tenga, venha venga, remariha remanga, sapcha neben sapia. An
Wörtern mit unorganischem i oder g fehlt es denn auch hier nicht:
556 Provenzaliscbe Gonjugation. [11.211. 212.
man sprach dreisilb. cremia (tremiat fUr tremat) LR. I, 546, prenga
für prenda Bth. 89, selbst conogtM für conosca LB. I, 503 n. dgL —
2) Drei Verba mit dem Stammaaslaat l, doler^ tolre^ voler pflegen vor
Ih ihren WarzelTocal an betonten Stellen in ae zn diphthongieren,
an unbetonten einfach in u zu verwandeln: vuelh^ vuetha^ milikam.
Ihrem Beispiele folgt poder vor sc: puesCy puesca, puscate. — 3) Dieses
Tempus leitet sich regelmässig aus der 1. Sg. des Ind.: fatefassa^
espare esparga, heu beva, estrui estruiaK \
Das starke Perfect (in seiner Urgestalt) unterscheidet sich vom
schwachen dadurch, dass seine 1. und 3. Pers. Sg. keine Personal-
endung anerkennt, sondern bloss mit dem Stamme flectiert. 1) Die-
jenige lat. Flexionsart, welche lediglich i anf>, ist bis auf fis {feci)y
vi (vidi) ganz aufgegeben, da ihre Darstellung nach dem Abfalle
dieses i schwieriger geworden war: meist schlagen sich solche Perf.
zur folgenden Classe: atids, reeems^ frais, pres^ empeis, respos, resdSj
wie it. uccisi, redensi, fransig presi, impinsiy risposi, risoisi; andre, wie
bec (bibi)j sec (sedi), vinc {vent), theilen das Schicksal der ui-Form.
— 2) Die sigmatische Form wird durchaus geachtet, daher ars, aers
{adhaest), claus, escos (eoccusst), dis etc., nur aus coxi ward ooc, wie
altit. cocgui. Hier wiederholt sich nun, was wir schon im Altspan.
(S. 536) beobachtet haben: in einigen Verbis kehrte sich x um in^c:
nämlich aus vixi vixit ward visc, aus surrexit surresCj aus dexU (-gÜ)
elesc. Andre, wie nasc, pasCy irasc, möchten gradezu in lat. sc ihren
Anlass haben. — 3) Am schwierigsten war die Flexion ui zu be-
handeln; nur in caup (capui fUr cepi), saup (sapui), receup (recipui
für recep{)y ereup (eripui) trat die uns aus dem Span, bekannte
1) Fassen wir die in der 1. Pers. Sg. des Präs. Ind. und Cronj. vorkom-
menden grutturalen Einmisohongen zusammen, so finden wir vier Gattungen der-
selben. 1) Ind. c, Conj. g aus lat. io, eo: tenc {teneo) tenga, venc (venia) venga,
remane {remaneo) remangot somonc {summoneo) somonga. Geht das Perf. auf e
aus, so unterbleibt dieser Buchstabe im Präs., also vaJh (valeo), nicht vdle, das
dem Perf. gehört. Doch wird er geduldet, wenn im Perf. eine ablautende Form
vorhanden ist: Präs. tme {teneö)^ Pf. tenc und tinc. — 2) Ind. c, Conj. g, beide
aus lat. g: ere (erigo) erga, espare {spargo) esparga, terc {tergö) terga, plane
iplango) planga, estrenc (stringö) estrenga u. a., auch trac {traho) traga, durch
frühzeitige Verhärtung des h in gy daher auch it. traggo, sp. traygo. Unorganisch
ist prenc (prehendo) prenga, dsgl. perc (perdo) = pg. perco, pone*^ (pano). —
3) Eine freie Bildung in beiden Modis ist pueae (possum) pueBca, auch altcat
pusc pusea puexca. — 4) Auf den Ind. beschränken sich die Doppelformen estau
estauc (sto), vau vaue (vado), fau fauc ifacio). Nirgend sonst zieht die Endung
au ein gutturales c an sich: aus audio entstand au, nicht auc, aus daudo c2atf,
nicht elaue. Man wird Delius beipflichten müssen, der in dem angefügten c ein
vermeintliches Kennzeichen der 1. Pers., wie in tenc^ irasc etc., erblickt. Dem
Prov. aber ist dieses Kennzeichen eigenthümlich; die Endung au gewährt auch
das Wal. in dau und stau.
n. 212. 213.] Provenzalisohe Conjngation. 557
Attraction ein. Die übrigen Fälle zeigen die Endang c oder g ftir
uij d. h. ans dolui doluisti entstand zuerst dolgui dolguisty worin ton-
loses u wie ein dtsch. w behandelt ward, da es in dieser Verbindung
in der That denselben Laut ausdrückte, endlich dolcj und so aus
halmi hagui. Die Fälle sind edle (caluU), edle (edlui\ ddle^ vale^ volc^
ünCj cubere (eooperui\ paree für pare (parui), mit Hinneigung zur
schwachen Flexionsart, aic {haibui), dec (debui)^ poc (potui\ jac ijacui),
noc (noetii), plac (placui) ; aus v eanoc {cogtwvi), crec {crevi), moe {fnovi\
pac (pam)j phe {pluvü\ dazu noch die schon erwähnten bec, sec, vinc,
eoe, die wie parec geformten caeec (eecidi) und carree {cttcurri). TdUere
empfieng tdlc^ indem man tdllui conjugierte, und ebenso suffrir suferc
= sufferuij welchem cubere das Beispiel gegeben haben könnte; ]t.|
mit 8 iolsij suffersi. Kur iems (^tmtit), sdls {solvi)^ vols {volvi) ziehen s vor.
Fersonalflexion der 2. und 3. Glasse:
pres saup dee
presistj -est saubist, -est deguist, -est
pres saup dee
presem , säubern deguem
presetß saubetz deguHe
preiron smpron degron
Belege. 1. Sg. dis Chx. V, 119, quis ÜI, 259, Jfr. 102^, pris K.Va-
queir. 'Senker marq.\ Flam. 1030, muec Chx. IV, 365, poe Jfr. 83»,
(puee Chx. HI, 245), saüb PO. 235, tinc Chx. V, 425, venc PO. 43,
vme Jfr. 125% vok 95^; 2. preissist Jfr. 71^, rempsist LB. I, 448, vdl-
guist Bth. 57, reeeubist Pass. de J. C. 17, venguest PO. 305, Chx. V,
102; 3. dis PO. 217, trais 234, reeeup Chx. IV, 310, saup V, 162,
vdlc ds.; 1. PI. preeem Jfr. 59% säubern Chx. V, 427, aguem ds., mit
i venguim V, 343; 2. tnesels PO. 273, vengueta ds., poguets Chx. V,
427; 3. auäron IV, 103, preiron III, 166, V, 97, tneyro Fer. 1832,
remairo (remanserunt) GBoss. 2722, saupro Chx. V, 229, conogro GA.
5138, vengro 427, jagron Jfr. 172.. — Hierzu merke man noch: l)Die
2. Sg. stösst zuweilen t ab, wie in aguis Chx. V, 229, moguis IV,
456, häufig im GBoss. — 2) Was wir im It und Span, bemerkt
haben, Ausfall des r in der 3. PL, ereignet sich auch hier: renuufo
gilt fttr das unttbliche remas'ron GA. v. 253, tensen für tens'ron Chx.
V, 105, traissen ftir trais'ron 263, agon für agron 258, eorregon für
eorregron GA. 2673, mougon für mogron 2670, receubon f^r receubron
B. 254. — 3) Die 2. Classe syncopiert in derselben Pers. gewöhnlich
ihr $ (was auch die 1. thut mit radicalem s oder a in feiron = feee-
runt). In andern Fällen blieb s stehn und ward durch d oder t mit
r verbunden, wie in mesdren Bth. 27; mesdrenlYsLBs. 22, presdrentSQ^
traistro GBoss. 8005, mistrent GA. 1930, ouciselron 493. Gieng m dem
« voraus, wie in rezems oder ^em^, so stand die abgekürzte Form
568 ProvenzaliBche Conjugation. [IL 218—215.
reBenson, temcn (s. n. 2) offene — 4) Ein wichtiger Zug der pr.
Gonljag. ist die gemischte Flexion dieses Tempns. Da n&mlich
zwischen der 1. und 3. Sg., ausser etwa in aic ac^ kein formeller
Unterschied stattfindet^ so fieng man an, die 1. Pers. schwach mit
betontem % zu flectieren, presiy presist^ pres, und so fed, V^^t dissl,
eanoguif mogui, pogui, saubi, tolguiy vengui, volgui, selbst vigui (Ton
vic fttr vi) GA. 358. Die Betonnng des i bestätigt der männliche
Beim, wie respoM: mentaugui: lati bei G. t. Poitiers Chx. V, 119,
aiguii mi bei einem andern Dichter LR. I, 410, wogegen der weib-
liche (quh%\ prSjrif fnögui: conögui) niemals angewandt erscheint
Diese Flexionsart mit t stellen aber die alten Grammatiker als die
einzige anf (GProv. 20, Leys II, 386 ff.), die andre, mit Ausnahme
Ton aiCj fis, ienCj venc, allerdings nur in wenigen Beispielen vorhan-
dene, lassen sie unberührt*. Zuweilen ward auch die 3. Sg. und
PI. schwach gebogen: vengtiS fttr venguH Pass. 21, aguM aguSrcn^
preset presircn^ und so aucieeron Chx. II, 297, conäuissiron V, 165,
dissiron B. 155, mesiro LR IV, 222, presiron Chx. V, 89, | traissSron
88'. Regelmässig wurden die oben genannten auf sc ausgehenden
Perf., welche in so einfacher Gestalt nicht alle nachweislich sind,
mit schwacher Flexion bekleidet, also vesqut {iei) visqud, visqueran,
— Das Imperfect Conj. so wie das erste Conditional halten
sich genau an die Gestalt des Perf.: ersteres, welches es, esseSj es,
essem, essetß, esson (selten is etc.) flectiert, lässt sich aus der 3. Sg.
(vi vis, dis disses^ tems temses, ac agues^ vesgui visques)^ letzteres aus
1) Was die 8. Classe betrifft, so behauptet Delius, dass in den Perf. anf e
das diesem Buchstaben entsprechende gu hörbares u hatte, also eonoc (nach seiner
Ansicht aus eognüvtU), eonogüest, conogüem etc. Aber vorausgesetzt, dass man
anfänglich conogüest gesprochen habe, scheint es natürlich, dass man die flexions-
betonten Falle dieses Tempus in dasselbe Verhältnis zu bringen suchte, in wel-
chem sich die übrigen starken Perf. befanden, d. h. dass man, wie prea prtaistf
aaup saubist, auch corwc eonoguist (mit stummem u) sprach. Dafür redet auch
die in guten Hss. vorkommende Schreibung vole volghes,
2) Nur Faidit bemerkt bei aisis und andern auf m, sie könnten in 1. und
8. Pers. ähnlich sein, d. h. man könne die 1. formen wie die 3. — G^en die
oben angenommene, auch vom Cat. anerkannte Betonung acoentuieren die Leys
ni, 136 ägui: läguL Dieselbe Aussprache bemerkt man auch einigemal in der
epischen Cäsur: so vhigui GRoss. (wenn nicht das Präs. gemeint ist); femer, die
Bichtigkeit des Textes vorausgesetzt, destrügi Fer. 848, prSd 1660, wogegen
corregtU 600. Stehen beide Betonungen sicher, so dankt die der Wurzel ihr
i unmittelbar dem Latein {destrüei s=: destruxi) und ist mithin die älteste, oder
sie dankt es einer Anfügung wie im Präs. ehänt-i. Die Fortpflanzung eines ausl.
i aus dem Latein scheint indess dem Geiste der pr. Sprachentwicklung nicht
ganz angemessen.
3) Theoretisch lassen sich also für die 2. Classe vier Formen der 3. PI.
aufstellen: preiran; presdron a fr. prirefU; preson = it. presono; presSnm =
altsp. prisieron; für die 3. drei; agron-y agon] agutrom.
n. 215. 216.] Provenzalische Gonjugation. 659
der 3. PI. (virtm vira^ feiron feira, saupron sauprOf arseran arseray
visqueron visquera) ableiten i.
Das Particip ist dreifach. 1) Die Fonn^ entsprang vorzugs-
weise aus lat sttöf fällt also mit der des Perf. zusammen: ars^ aers,
dam; zu dieser Glasse zog man auch somos (sufnm(>nitus)j respos (re-
spandUum) u. a. — 2) T entsprang aus ctus.ptuSyrtus: dü^faü, treaty
rotj est^j tofiy uberi (apertus), dazu ioU, Sofern tind oäerpt seinen
Ursprung hat, steht daftir nach gemeiner Regel auch ch oder g: fait
fachj deU deg^ escrü escrich. — 3) Ut, meist aus litAS^ fttr sämmtliche
Verba, deren Perf. auf p oder c endigt, und zwar wird diese Flexion
nicht dem Thema, sondern der Form des Perf selbst angefügt (ein
specifischer Zug dieser Hundart) , also saup-td, nicht säb-t4, und so
ereub-utj receub-täy calg-täy dolg-uty völg-ut, conog-utj mog-ut^ heg-uty
seg-iäj caeeg-ut, iolg-ut^ visc-ut. Minder häufig bemerkt man dies
Suffix an Perf. der 2. Glasse, wie in remas-Mty tems-tä, trames-ut^ re-
u, congues-ut, |
Verzeichnis der Verba*.
I. C lasse. — Perf. ohne Ableitungsbuchstaben. Facere: fairen,
far; Präs. faiß fau fauc, fas, fai fa fate (Sg. 1. 2. 3; Bth. fcuSy fas, fcn)^
faeem u. fapm Chx. IV, 280. 390, fam PO. 123, faade Fer. 3372 u.
faüjgy fan\ fassa {faga Bth.); /ai, faüss] fcuria; fdz fis Chx. III, 243.
288 u. /i IV, 84 etc., feeist u. fist, fde u. fey IV, 362, feeem u. fem V,
426 (/im 427), fesde u. fde lU, 202. 426, feiron; fesses n.fes UI, 427,
IV, 218, feeessdß u. fessde III, 85. 456, fezessim u. fesson 375,- feira
fera\ farai; faxt. Con-y escon-^ descan-fire; -fis; -ß. Ein Vb. far von
fori LR. III, 278 ist unerweislich, s. Et. Wb. IL c. faire. — Videre:
vejger; vci, veSy ve, vesem, ete, on; veia {vqja); vc, veiatz; vi (vic Chx.
in, 371, IV, 345 u. oft, Vit 280 etc.), visty vi, viin^ vüß u. visteSy viron;
vesfes V, 447, vezesenty vesteson V, 327, oder viSy visseSy viSy vissem^
vissetsfy visson; vira; veirai; veiria; vis vist (vegut IV, 50, vesftä V,
232, PO. 163, veut Bth. v. 106).
IL C lasse. — Perf. -s, Part, -ä, -t (ut). Ardere: ordre {arder
= altfr. ardoir GBoss. 4687); ars; ars^. — Caedere: in aucirelocc.);
1) Es begegnen einige Falle, worin das Imperf. Conj. vom Perf. abweicht:
so in plaingues für plaisaes Chx. lY, 63. 211, prengue8 für preaea V, 157. Diese
Falle beziehen sich auf die tadelhaften von den Leys II, 386. 388 gebilligten
(tonlousaniflchen?) Perf. plangui, prengui. Feignes far ftissea » it fignem
braucht Zorgi *Mäl aia cd Ms., creises für cregues 6. v. Bomeil PO^ 124 (oI.
creguea). Tanguis für taissis s. Ostl. Lieder num. 30, 9,
2) Zu diesem, wie unten zum altfr. Verzeichnis lässt sich aus Bartschs
Chrestomathien (Tabl. somm.) leicht eine Nachlese von Formen schöpfen.
3) Auger (lat. augere) LBom. I, 142 ist, wie sich versteht, zu streichen:
das als Bel^ gebrauchte Part augutz ist nichts anders als das Adj. augustuSy
is für sie.
560 Proyenzalische Gonjugation. [11. 216—218.
aud, is, I, audjsemj eete, eon; aueüfa u. auda] Imper. auci; aucüna]
aucis, aueiro GRoss. 6313 u. auciseron\ audßes] auds. Einige Fonnen
scheinen sich unmittelbar auf occidere mit aasgefallenem d zu be-
ziehen: so auci auf ocddi, audes PO. 106 für audses auf ocddissem.
So auch drcondre. — *Cendere in acendre; aeeis Chx. V, 412; acen"
dut. Encendre; Part, eccs 6A. 3496. — Cingere: cenher cdnser; eenh;
cenha; cds Chx. IV, 276, Flam. 7290; cdnt. — Claudere: clawser
daure-j dau, dcMSf dau, daueem\ daus\ daus. Cluire in Comp, hat
Perf. u. Part. dus. — ♦Cutere (guaiere): escodre {ex-c.); exeos Pass.
40; escoSj ssa. So rescodre u. secodre (sticc.); Perf. auch schwach
secodet; nicht alle starken Formen nachweislich. — Dicere: i dire; die,
di0es ditss, dite u. di, disem; diga dia\ di, digaig; dis\ disses; dissera
u. dira; diraij du dich. So escandire (mlat excondicere), doch PiUs.
auch -disc u. ditg. Benedr; -sisc, -zem^ Part heneedt. — Ducere:
duire\ duc, dui duUf 3., dueem; duga] duis, duisseran} durai) duü duck,
— Emere in reeemer P. Corb. 166, auch reeemer Chx. IV, 445 u.
reendbre (reditnere)] redenis Bth., reeems IV, 93 {remps LR. I, 448);
reaemt. Schwach reeemd^ -et-, reeemut — Fingere: fenher-, fenh; fds
Chx. V, 78, fdns 181; fdnt fench (feit B. 185). — Fodere: fojserfoire;
fo Flam. 4687, foßemj ete, (m\ fos Faid.; fos, -ssa. — Frangere: fron-
her; frais; franherai; frait {frahh = altfr. fraint Chx. IV, 396). —
Haerere in aerdre (adh.)] aers Faid.; aers. — Jüngere: jonher; jois
Faid. \L Jons Jfr. 53*; Joint, — Mauere in remaner remanre {remanir
H. 592,2); rematüi remanc-y remanga; remas Chx. V, 51, remans (nach
remanses Conj. V, 81), remairon; remas IV, 129, Fer. 4255 (üblicher
remamU remansut Chx. V, 321, remangtd). — Mittere: märe; mes;
meSf messa (framesut GRoss. 4052). — Monere in somonSr somonre;
Präs. somanc? Perf. somos u. somost Chx. IV, 125. Nach der 3. Conjug.
geht somonir\ Präs. somonis IV, 100 ^ — Mulgere: möher GO., neupr.
motiser; Perf. 3. mols^mtdsit^ GProv. 54»; Part mols GO. — Pangere
in empefüier {im-ping.); empeis; empdnt. — Fingere: penher; peispdns
(vgl. Conj. pdnsses M. 393, 3); pdnt. — Plangere: planher; planh
plane; pianha; plais Jfr. 135^ Chx. V, 387; plaint, — Ponere: powre
pondre V, 235; Präs. ponc? pons, pon; re-pona III, 91, ponga GRiq.
p. 170; pos; post {pre-ponut Chx. V, 388). Hieher auch mit 6 re-
bondre GA. 945; rebost 1324. — Premere: premer; prens wie altfr.
(Faid.); prems prdns Chx. V, 247, auch apremut, depremü. — Pren-
dere: prendre prenre penre^; prene; prenda prenga (prena); pres,
auch priSy preron u. preaeron; preees; pres. — Pungere: punher; pois
pdns; point. — Quaerere: querre; \ quier; qudra; ques u. quis; ques
1) Das Part, somogut LR. IV, 264 ist von somover » it. 8ommuovere anreizen.
2) Die letztere sehr übliche Form kann nur da eintreten, wo ein flexi-
visches r vorkommt, also penrcta. aber nicht penes für prenes.
II. 218. 219.] Provenzalische Gonjagation. 661
quis u. quist, dsgl. questd Y, 408, GRoss. 4058. 4061, quesü GFaid.
^Pd ja% Ms., GRosB. 5953. Dies Verbum folgt auch der Gonjug. von
parer: querer; querec Chx. V, 182, IV, 168; queregra M. 700, 2. 208,
5; queregut Chx. V, 216. Der 3. folgt es in querir; queri Perf. IV,
299, Jfr. 141»; con-, en-querü Chx. IV, 433, III, 78. — Quatere s.
cutere. — Sadere: raire-^ rai^ rcusem\ rai^ Flam. 1333, ro^ GRoss. 5948;
ras. — Regere m erger {e-rig.)] erc; erga; ers] ers{ert?); dsgl. derger
{di-rigerej mlat. dirgere Form. Marc, app.); Präs. ders\ Vtd. ders [dert
GG.) Vgl. unten surgere. — Ridere: rire] Präs. rt, m, ri, rieem;
Conj. rto; ris; ris, — Rodere: röaer roire\ ro^ roeem roem\ Perf. ros
Faid.; Part. ros. — Scribere: escrxure escrire; escriu, escrivem; escris
{escrius GA. 1349); escrü escrich (escriut Chx. V, 123). — Sidere in
assire (as-sid.); assis\ assis {asses IV, 131). — Solvere: solver solvre;
Präs. sol^solvon] sols; soÜ saut. — Spargerei esparger espareer; esparCj
-ges'y esparga\ espars\ espars. — Spondere in respandre; respon; respos;
respos redest. — Stingnere: estenher; esteis; esteint. — Stringere:
estrenher; estrenc; estrenga; estreis V, 440, Flam. 4506; estreä destreit
{estreint). So auch destrenher. — Struere in destruire destrurre (de-
-Str.)] Präs. destruij -uaem, -utBon; destruia -uea\ destruis Chx. V, 425;
destruü. Ferner destrutr IV, 389 ; Part, destrusü GA. 3304. Costruire
s. LR. — Surgere: sarger ; Präs. 3. sartjs V, 34 (sors III, 367); sars\
sars'y dsgl. resarger; ressars] ressars. Aber auch sorjiir M. 212, 5 u.
ressorsir; -H; -jrit. — Tangere: tanher; tanh; tais Jfr. 136^; taisses
GRiq. p. 177; taissera ds. 202; Part.? Zsg^. atanher atenher (at-ting.);
aiais B. 220, ateis Chx. III, 145, IV, 277; ateint aJtenh, — Tendere:
tendre; tes V, 191; tes; auch nach der 2. Conjug. — Tergere: tirger
terjser; tierCj tiers B. 89; ters] ters. — Timere: temer; tems u. tens
Chx. V, 105, Conj. tensses M. 62, 1; temsut {temegut Leys III, 166).
— Tingere: tenher; teis Faid.; teini. — Torquere: tarser -^ tartz\ tarsa\
tars Perf. Faid.; tart {estors LR. I, 157»). — Trahere: traire; Präs. 1.
irac u. trat (gegen letzteres R Vidal p. 82), tras, trai (tra Bth., trag
Chx. III, 391, träte \ GRiq. p. 250), trasem; tragatraya; traeia\ tra%s\
trau trachK — Ungere: of^^er; ais\ aint. — Vincere: vencer s. 2. Conjug.
— Volvere: valver valvre M. 320, 6; valf {vol), valvem\ vals Faid.;
voÜ vout.
in. Classe. — Perf. -c, -Py Part -gut, -but^ in mehreren Fällen
blosses t. Bibere: beure; beu, bevem; beva\ bec; begues\ beurai; begut.
1) Dieses von trahere stammende Verbum ist frühzeitig mit trair (ver-
rathen, lat. tradere) verwechselt worden, indem es in dessen Bedeutung hinein
gerieth, z. B. aal fin amors fiom traya Chx. III, 179 für tra%sca\ anc no galtet ni
träte aan amic P. Yid. p. 46 für trat] trayte m per lanc entendemen M. 229, 2
für traUg. Doch ist auch trair für träire nicht ohne Beispiel, so traisca (ver-
schlinge) für traga LB. V, 399. Vgl. Et. Wb. I. s. v. tradire (wo aber zu lesen
ist 'gemischt mit trdire = trahere^).
Dlei romui. Oramm., II. 6. Aufl. 36
662 ProTenzalisclie Gonjugation. [II. 219. 220.
— Cadere: chader chaaer a. es-chasfer; ehate chai 3. Präs., ckaßem\
chaia\ chaeec 3. Perf.; Cond. chojsegra {escaeegrd)\ chairai\ chaeegui
(eschagut Chx. III, 73). Dsgl. Perf. cazet V, 425, ca^eron Fer. 1132;
Impf. Conj. ccufes Jfr. 53»; chcunU {caeh GRoss. = altfr. chaoÜ), —
Calere: edler impers.; Präs. cäl; Coiy. cälha\ Fertcalc; coigra Cond.;
Fut. caira; Part, cdgui. — Gapere: caber; caup\ caübut? Zsgs. con-,
de-cebre etc. (cow-, de-cipere); -ceup, -ceubro; -ceubut. — Colere: cclre;
colc GRiq. p. 62; coli. — Cooperires. jpcrire. — Goqnere: coeer coire;
cotss 3. Präs.; coc; cueit. — Crescere: criisser; cresc; cresea] crec\ cre-
gut. — Currere, succurrere: correr corre; Perf. cars; so-cors Chx. IV,
276, V, 98; corregut (cors nach Rayn. Chx.I, 298). — Debere: dever;
deij deus^ deu^ devem; deia; dec; degra; deurai; degtU. — Dolore:
doler; due2%; dofc; dolgtd, — Ferre in den Zss. pro- u. re-ferre, offrir
u. suffrir; Präs. z. B. sufer u. m^ri\ Conj. sufiera n. suefra; Perf.
proferc GRoss. 3921, Sf4fere Chx. IV, 271 ; Part. -fert. Häufig flec-
tieren diese Wörter schwach, nnd suferc etc. scheint selbst nur in 3.
Pers. vorhanden, ein Conj. sufergues für das übliche sufris zeigt sich
nirgends; aber schon der Inf. -ferre trägt das Kennzeichen starker
Form wie kein andrer. — Habere s. S. 548. Dahin auch das Compos.
mentaure (erwähnen, mente habere); Präs. 1. 3. men\tau^ mentavem\
Perf. mefUauc, mentac Faid.; Part, mentagut mentaugut (-hut Chx. V,
444). — Jacere: jaser (jcusir V, 301); Präs. jatisf, S. jatsf jai; jassa
jagua V, 208; Perf. 3. jac; jagra; Fut. jairai IV, 150; jagut. — Le-
gere in deger; elec; elegutj auch eleit u. elegit^ s. Anomala. — Licere:
lejBer; lete; leza\ Perf. lec PO. 356, Faid., GRoss. 4847, lic M. 212, 1.;
legut — Merere: merir] mier; meira; merc?] mergut, dsgl. merü. —
Meiere: molre; Perf. molc Faid.; molgut?, sonst fnolut (maut Leys I,
312). — Movere: mover moure; tnou; mova; fnoc(nmec)jmogro; tnogut.
— Nocere: no£f6r\ note\ nosa LR. I, 465, nueia 339, nogua\ noe\
noeera%\ nogut. — Noscere in conoisser; conosCj canois; conosca; canoc
(-ttc Chx. in, 266), conogron; conoisserai conoirai; conogut. — ♦Pa-
rescere: pareisser\ paresc LR. I, 348, pareiSj pareissan; paresca Chx.
IV, 159; parec Perf. 3.; paregues III, 316 (aparegues Pass. de J. C.
110); paregra; paregut; stimmt also zu conoisser. Damit mischt sich
das Primitiv parer] Präs. par^ paron; Part, parut = fr. paru GRoss.
4328, aparut Fer. 2804. — Pascere: paisser; pasc (paissi Leys H,
362); pa$ca\ pae Faid. 22; pagra ds. 56; pagui paisui Chx. m, 100;
s. unten Anomala. — ♦Perire in cubrir {cooperire) u. übrir; cuberc
Faid., uberc; ubrigues LR. I, 560; cubertj ubert. Sonst auch nach der
3. Conjng. — Placere: plcufSr; plateplai 3. Präs.; plassa plaia; plae;
plairai] plairia (plcuseria)] piagut. — Pluere: ploure; plou; plueva;
ploc\ plogut. — Posse: poder\ puesc, podes u. potjifj pot^ podem; puescoj
puscamj -ate^ puescan; poc puec; pogut. — Rapere in er^e, auch
erehir {e-ripere)] ereup; ereubut. — Sapere: saber; sai (sap Chx. HI,
II. 220^222.] Proyenzalische CoDJngation. 568
74), sabes saps, sap, sabem; sapiasapeha; säpchaSy -chata Imper.; saup
(aach saubi)j saübran ($aubon)\ sabrai; satdnä, — Sedere: seeir u.
seyre; ^dtPräs. 1., sieu 3. GBoss. 3782; 5ec(»>GRo88., wie fr.); segtd.
So asseser. — Tacere: icuser u. täisser taire; Präs. 1. tote a. tais, 3.
taUf tai; taissa taia\ Perf. tais CK), (auch tac?)\ taisses; taieit, einen
Inf. iaieir voranssetzend. — Tenere u. Gompos.: imer tenir (über
letzteres, eigentlich über re- und manienir, s. R. Vidal 85); tenc tenh,
tenes tens, ten\ tenga tenha] tenc tinc \ u. tec Faid.; GRoss., sosteg Pass.
d. J. C. 2; tengues tegues n. retegues Bth. 95; tengut. — Tollere:
t6lre\ tudh, tols; tudha\ tele; tolrai\ tolgtä^ dsgl. toU totd, — Yalere:
valer; vcih^ vois^ val\ vdlha\ valc; välrai; välgtd. — Volle: voUr; volh
vudhy volSy ml\ volha vuelha^ vtdham; volc {volgui\ volgran; volrai
voldrai\ volgut. Über noüe s. S. 506. — Venire: venir = tener.
Anomal sind mehrere, die mit ihrem Perf. sc (für cs^ S. 556)
Zur starken gehören, mit dessen Üblicherer Endung squei squl sich der
2. schwachen, mit ihrem Part, scut sich gleichfalls der 2. schwachen
Gonjug. oder der 3. starken Classe zugewandt haben. 1) Mit Stamm-
anslaut g oder t;. Legere: legir; Perf. lese fehlt, ist aber nach dem
Cond. lesgera GProv. 60 anzunehmen; Part lescut LR. IV, 43, GRoss.
6552. 8181; sonst zur 3. schwachen. Eleger; elesqu-et LR. I, 550*;
descut. — Surgere: sorper; surresc GRoss. 2109; s. 2. Classe. —
Vivere: viure; visc GRiq. p. 17. 39, sonst vesqui, visquä Pass. 91 etc.;
visciä. — 2) Mit dem Stammauslaut sc oder x, Irasci: irdisser; Präs.
1. treue LR. I, 454, 3. irais; irasquet GRoss. 3711; irasctä {irat Adj.)
— Miscere: mSisser GG.; Präs. tnesc s. "^Cabrü al mieu Tenz.; Conj.
mesca P. Mula 'De joglars\ mesc Perf. GRoss. 2094, dsgl. mesguet
{mesquei?) GRom. 61; mesctU fehlt. — Nasci: naisser; Präs. 1. nasc
Leys U, 362, 3. nais^ naissan; nasca; Perf. 3. na^c Chx. IV, 188, GRiq.
p. 17. 109, sonst nasquiei Chx. III, 423, fiosqui LR. I, 495 ; nascut u.
nai. — Pascere: paisser; pasquei (pasques 2. PI. Chx. IV, 424); pascut
R. Vidal *En aquelKtemps^ ] Präs. pasc^ pcds^ s. 3. Classe. — Texere:
ieisser; Präs. 3. teyh LRom. (1. teys?)] Perf. teissei (3. teisseü); Part.
tesad u. tes.
Wir werfen noch einen Blick auf die neuen Mundarten, um
die Fortentwicklung der Conjug. darin aufzufassen, wobei wir uns
aber, wie billig, auf diejenigen Idiome beschränken, welche der alten
Sprachform zunächst liegen, namentlich das occitanische und das
eigentlich provenzalische.
Bei der Personalflexion ist die allgemeine Ausartung des m der
1. PI. in n hervorzuheben, die uns an das gleiche Ereignis | im Hoch-
deutschen erinnert — Der Inf. ist, ausser in der Endung re, des be-
zeichnenden r verlustig geworden: man sagt laougäy trcUä, andy ndisse^
aprincy plägney aujri, veni; faire, escrieurCy ploourCy raumpre, toundrCy
664 Provenzalisohe Gonjugation. [ü. 222. 223.
atendre. In einigen Fällen zog sich der Accent auf den Stamm zu-
rück: saoupre, seire, veire {sab^j seeer^ vee6r)\ beide letztere Formen
freilich schon den Alten bekannt. — Das Fut. ist sich treu ge-
blieben; es lautet: amarai, as, a, en, es^ an. — Das Präs. Ind. endet
in der 1. Sg. nun unbedingt auf i ödere: laoudy pregui, veze (pideo),
voUy säbe^ preni^ sente^ veni. Es geht in der 1. also: am-i (e), a«(e9),
(Ott), any a$, o (au^ oun)\ in der 2.pren4, es, pren, ett, es, aun. Der
Gonj. der 1. flectiert am-e, es, e, en, es, oun. In der 2. und 3. hält
der prosaische Albigenserkrieg (Hb. aus dem 15.— 16. Jh. nach Bou-
quet) das alte a noch fest; Brueys (um 1600) flectiert gewöhnlich
schon pren-i, es, e, an, as {es)y on {en, an), — Das Impf, der 1. lautet
anhdvi {avo\ dves, ovo, aviän, avids, ävoun; der 2. pren-iou, iSs, %6,
tan, iäs, iin; so schon bei Brueys. — DasPerf. ist sich am wenigsten
treu geblieben. Toulouse flectiert afn-4ri, iros, et, 6ren, Srets, eroun,
und dies sind auch die Endungen der 2. Conjug.; anderwärts con-
jugiert man ire, ires, e, en, is, erou. An Einmischung des alten
amera ist hier nicht zu denken, da dies Tempus nach Form und
Bedeutung noch bei Brueys, der auch schon das Perf. ameri kennt,
vorhanden ist: laissera (ich würde lassen), paguera (würde zahlen),
agriera (würde haben): es muss also die 3. PI. am^oun jene Flexions-
art hervorgerufen haben. Dabei trat nocü ein besonderer Umstand
ein. Wir wissen, dass schon in alter Zeit oc, poc, venc etc. in aguei,
pogtiet, venguet ausarteten, und so schreibt auch gewöhnlich der pro-
saische Alb. Krieg, dehnt aber dies gu schon auf andre Fälle aus,
wie in fogt4et für fo, feguet fttr fete, veguet für vi (3. PL vegueran),
nachdem allerdings schon ältere Quellen z. B. Fer., OAlb. mit foc,
fec, vic vorausgegangen waren. Dieses gu ward bei den Neuem nun
gleichfalls der Endung ere theilhaftig: man flectiert pouguerey ptm-
gu^es, pouguS, pouguSn, paugues, paugueron, und so fougu^e, feguere,
veguire, bisquere (pr. visquei), nasquSre. Die Leys 11, 384 erwähnen!
noch eine andere, überladene Biegungsart des Perf, die sie als
toulousanisch und gasconisch bezeichnen. Wie man nämlich
flir amet auch amec, für dis diset und allmählich disec sprach, so
übertrug man diese gutturale Form endlich auf das ganze Perf.:
am-egui, am-eguist, am-ee, am-eguem, am-eguete, am-^gueron; diss-igui,
disS'iguist, diss-ee, diss-iguem, diss-iguetz, diss-igueron. So seltsam
also wirkte die Übertragung einer einzelnen Personalform auf das
ganze Tempus, dass aus dis erst diss^, dann diss-i-gui entstand \ —
1) Man hat durch die vermeintliche sp. Gomposiiion and-hübe (S. 532)
verfahrt auch im nenpr. amegui eine Zss. am-egui = am-habui vermnthet, ohne
darauf zu achten, dass dieses egui nicht allein am Thema des Yerbums, sondern
auch am starken Perf. vorkommt, denn dissigui wäre &= dix-habtti, zwei Perf.
neben einander, wogegen diese Form nach der obigen Auffassung nicht viel
mehr sagt, als wenn das lat. dixi in dixivi ausgeartet wäre.
II. 223. 224.] Provenzalischo Conjugation. 566
Das Part, stösst als Masc. dberall sein t ab: laotusä, redü, cmtssi^
schliesst sich Übrigens den alten Bildungen an: so agu, bugu^ avengu,
vouffUf cotmeigu^ caurrigu, nascu, altpr. agut, begut, avengtU, volgut,
conoguty corregtU, nasciä. Daneben kommen Erweiterungen mit s oder
g vor: pauscUj planigu^ pougnegu d. i. pogut, plaint, poirU. — Die ge-
mischte 3. Gonjng. bekennt sich im Impf. Ind. nun ganz zur fr. Form
mit 8$y 80 finissiSou, ies, ie^ idn, idSy idn.
Die altcatalanische Gonjng. ist von der alten pr. wenig ver-
schieden. Der Inf z. B. ist in beiden Mundarten derselbe; das Neucat.
aber fügt der Endung re vermöge einer seltsamen Verirrung ein
zweites r bei: baire bätrer, perdre perdrcTy vendre vSndrer. — Das
Präs. Ind. der 1. lautet cant, canteSy cania^ catUamj cantats (neucat.
caniau)y cantan; der 2. metj mets, met^ mäem, metets, metm\ derConj.
canty caniesj cant, cantemy cantets, catUen\ meta, meteSy meta, metamy
metatSy mäen; der Imper. cantüy cantats; met^ nieiets. — Impf cantavay
aveSy ava, ävem, ävetSy aven. — Das Perf und die daher stammenden
Zeitformen tauschen das ableitende a der 1. nicht mit e, wie das|
im Prov. geschieht, z. B. cantäy cantdreny catUdsen, canidra = pr.
canUty canteran^ cantison, cantera, doch lautet die 2. Sg. des Perf.
eantest und die 3. zuweilen cantet. Das starke Perf. bekennt sich
zu derjenigen Form, welche in der 1. Sg. und 3. PI. schwach flec-
tiert: hagui, haguisty hachy haguentj haguetSy hagueren, und so tenguiy
ienchy tengueren; dixiy dix^ dixeren, aber doch fiu (pr. fetii), fist? feUy
femy fete^ feren. Im Neucat. ist auch die 3. Pers. schwachformig ge-
worden: agt4e (für aguet)y cayguiy escrigue, moguey paregue. Impf.
Gonj. cantds etc., catUdsem, dsets, äsen, — Ger. cantant, valent, servint.
'— Die gemischte 3., die im Span, fehlt, ist hier vorhanden, z. B.
partixehy -eixes, -eiSy Gonj. -eixcha u. a. Formen.
Es folgt hier noch die neucatalanische Gonjugationstabelle
nach Pau Bailot y Torres (Barcelona 1815). Die Accente sind bei-
behalten. Sowohl das sp. Gond. I. (amara) wie das Fut. Gonj.
(amare) fehlen.
I. Gonjug. Ind. Präs. amo, amaSy amay amamy amaUy aman. Impf.
amavüy amavaSy amava, amavamy amavaUy amavan. Perf. amiy amdreSy
amd, amdrem, amdreUy amdren. Fut. amarSy amardSy ämardy amarenty
amareuy amardn. Gonj. Präs. atnCy atneSy ame, amemy ameuy amen.
Impf. amaSy amdsseSy amds, amdssemy amdsseu, amdssen. Gond. amaria,
amariaSy amariüy aniariamy amariaUy amarian, Imper. amay amau.
Inf amar. Ger. amant. Part, amat,
U. Gonj. Ind. Präs. temOy temSy temy tememy temeu,' temen. Impf.
temia, temias, temiay temlamy temiau, temian. Perf. temi, temeres, teme,
temeremy temereUy temeren. Fut. fernere etc. Gonj. Präs. tema, temaSj
tetna, temdmy temauy teman. Impf, temes, iemSsses etc. Gond. temeria etc.
Imper. temy temeu, teman. Inf. temer, Ger. tement. Part, temut.
566 Altfranzösische Gonjagation. [ü. 224—226.
in. Conj. Ind. Präs. cumplo, cumples, cumple^ cun^Um, cumpliu,
cumplen. Impf, cumplia etc. Perf. cumpU, cumplires, cumpli, cumjM-
rem^ cumplireu, eumpUren. Fut cumplirS etc. Conj. Präs. cumpla etc.
Impf, cumplis, eumplisseSj cumpliSy cuffipllssem, cumplisseu^ cumplissen.
Cond. cumpliria etc. Imper. cumpiey cumpliu, Ger. eumpUnt. Part
cumplit. — Gemischte 3. Conjug. Ind. Präs. agraheseh, agraheixeSj
agra\heix, agrahim, agrahiu, agraheixm. Impf, agrahia u. s. f. Conj.
Präs. agrahesca, agrahescas^ agrähesca^ agrahescam.
Haver lautet im Ind. Präs. Äe, äoä, ha, hcwem (kern), haveu {heu\
han. Perf. hagul^ hagueres ff. Fat. haurS. Conj. Praes. hqja (hage,
hagia). Impr. hagues. — Ser oder esser: Ind. Praes. so, etSy es^ somj
5ÖU, soh. Impf. era. Perf. fuyyfores^ fou u. fonch^ forem, fareu, form.
Fat. serS. Conj. Praes. sia. Impf. foSy fosseSy fos. Imper. ^'o^, siau.
Ger. sent u. essent.
5. Franzdslsehe Coqjugratlon.
a. Altfranzösisclie.
Personalflexion. — 1) Wir haben bei den bisher abgehan-
delten Sprachen gesehen, dass sie, mit Ausnahme der sard. so wie
der proY. in einem einzelnen Falle, das ausl. t der Flexion von sich
stossen; wir werden das Gleiche auch im Wal. wahrnehmen. Die fr.
ist die einzige unter den Schriftsprachen, welche den Muth hatte,
dieses Flexionszeichen festzuhalten, wenn sie es auch nicht überall
durchzuführen Willens war». — 2) Für die 1. PL, die im Prov. die
Endung us ablegt, gibt es hier dreierlei dem neuem ons (nicht ions)
entsprechende Formen: omes^ om (tim, on), ons. Unter diesen nähert
sich die erstere mit ihrer Endung mes dem lat. Vorbild am meisten,
gleichwohl ist sie nicht die urkundlich älteste Form. Eulalia tritt
auf mit oramy welches trotz des lat. oramtis die Endung es ver-
schmäht, Leodegar bringt catUomp cantumps; aber posciomes im Fr.
Y. Yal. für puissions ist mit voller Endung ausgestattet. Die spätem
Quellen halten zum Theil ziemlich genau auf ein und dieselbe Form.
Die alten bürg. z. B. setzen ons: veons^ savons Grfeg.; poonSy faisons,
veons SB.; faisons, ovronsy offrons U. In der norm, liest man ums:
vivuntSy e^odums, irums Lib. | psalm., gewöhnlich aber wechseln um,
ums, unsy z. B. avum, preiumSy aiuns Ch. d'Alex. ; fuiumy avum, fuis-
sums LRs.; laissumSy ferum, languns Bol., potierumy devums Chart. In
andern Quellen wechselt das zweisilb. omes mit einsilb. Formen, z. B.
wenn es im Aubri heisst (Fer. 168 •) scmrons vos tot a vostre tatent
1) Nachtheilig ist, dass dem t zuweilen s yorgeschoben wird, wodurch Ver-
wechselungen entstehen können : so schreibt man wohl destruist (Form des Perf.}
statt deatruü (Form des Präs.).
IL 226. 227.] Altfranzösische Gonjugation. 567
je et mes (mdes vos semromes iant. So diromes und dirans Trist. I.,
hüromes Icdron PDuch., seromes nnd poons Rob. u. s. w. Im ganzen
wird die Endang omes dem pic. Dialecte zugesprochen. Was aber
hier unsre Aufmerksamkeit in besonderem Grade auf sich ziehen
musSy ist das in diesen Flexionssilben enthaltene o (denn u ist nur
eine Variante), welches lat. a, e und i in amus, emus, imuSj prov. a
und e in am und em vertritt und nur im Perf. keinen Eingang fand.
Es ist thatsächlich, dass in der rom. Conjug. die Vereinfachung der
Flexionen keine geringe Bolle spielt und dass diese Vereinfachung
hauptsächlich durch Anbildung bewerkstelligt wird. Auch im It. hat
an derselben Stelle des Verbalschemas die Endung iamo die beiden
andern verdrängt, und im Franz. findet sich diese Beduction auch im
PI. der 2. und 3. Pers. desselben Tempus. Seltsam ist es freilich,
dass das dem Latein an dieser Stelle völlig fremde o als der aus-
schliessliche Vocal eintrat. Sollte hier das franz. somes = lat. sumus
den Weg gezeigt haben, da es vom häufigsten Gebrauche war? Mund-
arten im Osten des Gebietes haben dem herrschend gewordenen o
keinen Eingang gestattet: so die wallen., worin z. B. stopan dem fr.
äaupons^ stopen dem fr. Üaupians (Impf. Ind.) entspricht. Beispiele
aus andern Gegenden s. Schnakenburg S. 68. Dagegen kommen in
Italien Spuren' eines om für am vor: so in Beggio Praes. Ind. purtomj
Gonj. purtomm = portiamo K Grössere Annäherung an den Vocal
zeigt die Flexion iemes oder | ienSy die sich an der Stelle des neufr.
Ums befindet und der 2. Pers. teer analog ist. lemes ist die eigent-
liche Form der pic, iens die der bürg. Mundart: diemeSj auch eus-
siens Brand.; aviemeSj saviemes, cuidiemes Guill. d'Angl.; fussiemes,
auch fussiens in flandrischen Urkunden ; abrevienSy eswardienSj gisiens
Impf. SB., so auch U. (worin astiemes 453^, wie anderswo avames,
pic Einmischung scheint). Noch jetzt trifft man iens in Volksmund-
arten. — 3) In der 2. PL verkürzt sich lat. to in jp = pr. te, pic.
in 8. Doch bleibt der Vocal zusammt dem Auslaute 8, wenn 8t vor-
ausgeht, also chantasteSf nicht chantae wie pr. chantetjs. Die Endungen
sind je nach den Mundarten und den Zeitformen verschieden: eür,
ieff, eer, &. Auch ois tUr 48 kommt vor, wie in sachoiSj preno%8 Aye
d'Av. — 4) Die allgemeine Endung der 3. PI., wenn der Ton auf der
vorletzten Silbe liegt, ist ent, welches dem pr. a^y ett, on antwortet
und in dieser Abgeschlifienheit bereits in S. Eulalia vorliegt iget-
1) Delius äassert sich über unsre Frage, wie folgt. * Das Rathsel erklärt
sich aas den abgekürzten Endungen dm {ams)^ em (ems) und im (tma), wo die dann
eintretende Nasalirung die drei Vocale trüben und zu dem dumpfen o oder ti,
om oder um zusammenfassen konnte. Da nach den Regeln der Lautlehre ein
tonloses lat fi ohne Ersatz im Franz. einfach ausgestossen wird, so erscheint
auch nach dieser Seite dhantomea nicht als direot aus cantamus gebildet, sondern
als erweitert aus ehaniom oder thanUms*,
568 AltfranzÖBische Conjugation. [IL 227. 228.
terentj voldrevU): Formen wie volutitj dlessunt im Leodegar scbeinen
pr. Element.
Der Infinitiv stösst e hinter r immer ab, ansser wenn letzteres
den Vocal nicht entbehren kann, wie in prendre. — - Im Futur zieht
das dem Inf. entnommene flexivische r häufig ein thematisches r an
sich, wobei ein vorhergehender Consonant von Assimilation betroffen
werden kann, z. B. livrery liverrai^ monstrer monsterrcd ; mener merraij
faillir farrai, gesir gerrai. Bei diesem Tempus ist noch zu merken,
dass es, wie im Prov., mndartl. (in Berry etc.) ei für a», ehanterei
für chanterai, und dass es gleichfalls mndartl. im PI. oier fttr eür setzt,
was bei andern Zeitformen (s. oben) seltner vorkommt: venrous Er., ferais
GVian., serois BGam., aurois Parton., rendroia Trist., orrois^ porrois
Aye d'Av.
Das Präsens ist auch in dieser Sprache starkem Formenwechsel
unterworfen, wovon unter den einzelnen Conjug. Der Imperativ
verhält sich in seinem Ursprünge wie im Prov. Über diel. PL (cÄan-
tons) sehe man in der Syntax.
Imperfect Ind. Des ursprünglichen v = lat. b bedienen sich
nur einige ältere Quellen, wie in parlevet, sentivet] im übrigen be-
herrscht oi oder ei alle Conjug. |
Das Perfect apocopiert in der 2. Sg. das im Prov. noch haf-
tende t: chantas (cantasti\ desis (ßixisH). Die L PI. wird mit m be-
zeichnet wie in den andern Sprachen; frflh aber kam sm daf&r in
Gebrauch {chantasmes, vendismes, desisfnes)j wahrscheinlich eine An-
bildung an das st der 2. Plur. (Burguy I, 229)». — Das lat. Plus-
quamperf. Ind., welches der sp. und pg. Sprache verblieb, hat
sich in der fr. nicht erhalten, doch gibt es in den ersten Quellen
Beste seines frühem Daseins und zwar nicht mit conditionaler, sondern
mit temporeller Bedeutung. Eulalia zeigte zuerst ravSretj füret, duretj
völdretj pöuret, Alexius ßrä; aber wie leicht konnten diese Formen
einer Anbildung an die 3. PI. ihre Entstehung danken: dieser Vor-
gang hat ja in der Conjug. so häufig stattgefunden. Erst das in der
Passion und im Leodegar mehrmals vorkommende flexivische a weist
deutlicher auf das Plusq., vidra auf viderat, flsdra auf feceraJty denn
nirgends lassen diese Denkmale ein solches a zu, das nicht im Latein
seinen Grund hätte. — Das Imperfect Conj. verliert im PL häufig
sein flexivisches i (Rol., Ben., Trist. IL, MFr. etc.): so in fussomeSj
peussonSj dditasseßy tenisejg, euses, fusez für fiissiomes, peussions, ddi-
tassießy tenisiee^ eusies^ fusiez. Auch im Präs. Conj. kommt dies und
zwar noch im 16. Jh. vor (Mätzner' S. 183).
1) * Veranlasst wurde ehantasmes jedenfalls durch das Streben, das a posi-
tionsscharf klingen zu lassen und dadurch vor dem Übergang in € zu bewahren«
dem die 3. Fers, chantarent auf die Dauer nicht hat entgehen können* bemerkt
Delius.
II. 228. 229.] Altfranzösische Conjugation. 569
Gerandinm und Particip Präs. haben anch in der 2. nnd 3.
Conjug. die Schreibung ant fdr ent angenommen, die schon im Leo-
degar durchgeführt ist: ardant^ ardane^ percuian{t). Das Part. Prät.
pflegt in den älteren Quellen sein etjrmologisches t (norm, d), Fem.
d, mit sich zu führen, doch schreibt das Fr. y. Yal. bereits venu
neben perdut.
Stam maus laut. 1) Dwird häufig mit t, v mit f, t wohl auch
mit c vertauscht: garder gart, prendre prent, boivre hoif^ crever criefj
rent renc^ met mec, 2) Bei vorausgehendem n fällt d oder t auf pr.
Weise zuweilen ab : drfend defen^ ment men, \
Unter allen ihren Schwestern ist die fr. Sprache diejenige,
welche die Conjugationsuntelrschiede am meisten verwischt hat. Das
Präs. Ind. im PL, das ganze Präs. Gonj., das Impf. Ind. (dieses nicht
in allen Mundarten) und das 6er. sind durch alle Conjug. gleich.
Httlfsverbum für das Activ ist avoir, für das Passiv estre. Von
beiden mögen hier nur einige von der gegenwärtigen Sprache stärker
abweichende Formen angemerkt werden. Avoir; Perf. oi, ot^ orent
bnrg., Sg. eui u. selbst euc pic. {c aus i, s. Burguy), out norm.; im
Lieod. 3. Sg. od othaut, PI. augrent aurent; im Alexanderfragm. mehr-
mals ab 3. Sg.; Plusq. aurd (S. 568); Impf. Conj. aüsse eüsse oüsse,
auuissd Eulal.; ouist SLög.; Fut arcn. — Estre (aus essere metistre
aus texere)\ Praes. es für cs^ Fr. v. Val, PI. eme8 esmes = pr. em
Orelli 195^ Das Impf, ist estoie esteie und muss eine Neubildung
sein aus dem Inf. edre^ nicht aus lat dabam, weil es in diesem Falle
norm, edotoe estoe^ nicht esteie gelautet haben würde, s. Littr6 Hist.
de la langue fr. n, 201, G. Paris Acc. lat. 79, 132, Delius im Jahrb.
IX, 226. Auch das gemeinrom. eram ist vorhanden, fr. ere, z. B.
Trist. II, V. 777, 3. Pers. ere u. ert {erd Eulal., Fr. v. Val.), PI.
erium Ben., eriea ds., erent Fr. v. Val. etc.; Mundarten besitzen es
noch heute. Sehr üblich ist auch das lat. aus dem Prov. uns be-
kannte Fut., z. B. er Eidschw. {iere Ch. d'Alex., LBs. etc.), iers LBs.
33, iere u. iert^ iermes TCant. p. 24, Ogier v. 1637, ierent Fr. v. Val.
etc. Ein zweites, seltenes Fut. ist edrai, z. B. tna fitte edres Orelli
196, edrant deslogiez Sax. 11, 124. Esserai ist im RCam. häufig, s.
auch ONev. 84, Trist. II, 242. Ein Best des Plusq. findet sich
in furd. |
1) Borgny sieht in esmes einen unzweifelhaften Abkömmling aus dem alt-
lat. von Varro erwähnten esumw. So gar unzweifelhaft sieht die Sache jedoch
nicht aus; es scheint im Gegentheil nicht rathsam, auf eine verschollene Form
zurüdkzugehn, die selbst in Italien, so viel ich weiss, keine Spur zurückgelassen
hat. Eames ward mit demselben Rechte der 2. Pers. estes angebildet wie z. B.
ehantasmea der 2. Pers. chantasies, nur versteht sich, dass in jenem auch der
Stamm abgeändert werden musste.
570 Altfranzösisclie Conjugation. [IL 230. 231.
Conjngationstab'elle (in burgundischer Mandart)^
IUI
L 1 1 llr tmth IIIIIL IIIIIL
i? I? j-s l^f llmtl f||>lil ili»*?
H If ^^ ^
I-
8.-7 g-o ^-B. g-s-^ 11? is-r S'S-ii-ii-^ ^
1) Nach dem wichtigsten Denkmal derselben, Bernhards Predigten, and
wo diese nicht ausreichen, nach dem Buch Hieb. Für Tabellen aus andern
Mundarten war hier kein Raum ; das Burg, aber schien diese Rücksicht zu ver-
dienen, weil es den Übergang vom Prov. zum Franz. am besten vermittelt.
Starke Abweichungen anderer Mundarten sind hier unten beigefügt. 2) -omes. —
8) 'ieg, eßy is, hier und überall für eis. — 4) -oe, -ot>, 8. PI. -omt, -oient. —
6) 'iemes, -4on8, — 6) -aw, 8. Pers. -aü, — 7) -erais etc., 8. Pers. -erait eta —
8) ai und « für a s. Anm. zur 1. Gonj.
n. 231. 282.] AltfranzÖBische Conjngation. 671
I. Conjugation. — Eine wichtige Nebenfonn des Infinitivs
ist icTj Yornehmlich nach Zisch- und Zahnlauten, wie in cerchier,
fichietj tochier, changier y jugier^ mengier, nagier^ targier, engagier,
laissierj prisierj brisierj dansierj froissier, comendery chader, lacierj
quUier, exploUiery respiUer^ aidier, vuidier, cuidier^. Noch jetzt mndartl,
zumal pic: lais\sier, aHsiery brisier^ aidiery wie auch H. Stephanus
Hypomn. p. 31 fdr seine Zeit anmerkt: hone pronuntiaiionem (aidier
pro aider) nanntdli ex Micardis hodieque reHnent. Bereits in den älte-
sten Texten zeigt sich diese diphthongische Infinitivendung ier, die
man wohl unterscheiden muss von der zweisilbigen i-er: Eulalia hat
kumeTy Leodegar parliery laudiery aber doch auch laudery und dies
Schwanken kommt auch sonst vor. Es hat hier derselbe Vorgang
stattgefunden wie in andern Wortgattungen, worin die Endsilbe ier
auf lat. ort oder are zurückweist. Auf die Gestalt des Fut. hat dieser
Inf. wohl kaumEinfluss gehabt, allerdings aber ward auch das Part.
Prat. von seiner Form ergriflFen, s. unten. — Das Futurum opfert
die strenge Form häufig dem Wohllaut. Es pflegt 1) rerai in errai
zu versetzen: ouverrai (auvrerai) FC. I, 116, ddiverrai 91, monsterrai
105 (wie altit mosterrb Blanc 362), enierraU (flir entreroit) ds., com-
perrant (eomprerant) Gar. I, 137; 2) e zwischen zwei r zu synco-
pieren: demorrons FC. I, 79, jurrai (jurerai) Partonop. I, 2, durra 107.
3) Assimilation wie in merrai, dorrai für meneraiy donnerai ist vorhin
schon berührt worden.
Das Präsens Ind. verschmäht in seiner 1. Sg. gewöhnlich alle
Flexion: so in he (v. beer), priy otroh eskiu (e$kiver)y apdy remir, jur,
ojm, tieemon (temoigne) GNev. 52, bais, pens, tnandy dout. Zuweilen
zeigt sich e, wie in aproche, prote, äleve SB. 584^. 573^ devine RMont.
347, 1, was denn seit dem 15. Jh. herrschend wird, doch braucht
noch Marot je pri fdr prie. Die 3. Pers. aber sollte dieses Vocales
nicht verlustig gehn, weil er aus a stammt. Die älteste Form oder
Schreibung dieser Pers. ist äy z. B. eskoUety enortety ruovet Eulal.,
aproümet Pass., peisety dundy purpenset Ch. d'Alex., ostäy semblety
regnety embraeet, parolet SB., loety commandet U., desired u. a. LBs.,
endlich schwand der verstummte Dental, aber nur ausnahmsweise
schwand auch e, wovon Baynouard aus dem Rom. de Ron mehrere
Beispiele bemerkt: mandy pens, acordy oSy huid. — Die 3. Sg. des
Gonj. lässt ihr flexivisches €, wie im Prov., jedesmal fallen, wo die
1) Genauer hat nachher ßartsoh bestimmt: ier findet statt 1) nach g, eh,
g so wie nach erweichtem 2 nnd n; 2) nach d, i, n, r, s, 88, sofern die vorher-
gehende Silbe ein t oder einen mit Hülfe dieses Vocals gebildeten Diphthong
enthalt, wie in vuidier, afaitier, deraisnier, empirier, envoisier, laisaier. S. die
kritische Verhandlung zwischen Bartsch und Mussafia über dieses Problem der
fr. Gramm. (Ztsch. Germania YII, 178, YIU, 61. 869, Jahrb. YII, 115).
572 Altfranzösiscbe Conjugation. [II. 232—234.
Lautgesetze es erlauben, aber t bleibt und selbst da noch, wo der
Ind. es I bereits von sich gestossen. Eulalia spricht noch mit e äegnetj
raneiet (reneget)^ aber auch schon laist für laisset In dem Zusammen-
stoss mit t kann denn auch der vorausgehende Consonant Abänderungen
und selbst Ausfall erleiden. So kann z. B. dt, gt, cht^ ^t, vi durch st
vertreten werden ^; mt durch nl\ It durch ut; tU, llt, pt durch einfaches
t : alder atsty cuider cuist mit, comander comanst, eswarder eswarst es-
warty enforcer enfarsty cuichier cidst, herberger Herbert, raviver ravist^
grever griet, amer ainty cder auty ajomer ajort, atomer atortj travaiUer
travaUy merveiller merveilt, eschaper eschat. Daher saU, consdt in den
gewöhnlichen Betheurungsformeln se dex me seit 'so Gott mich be-
hüte', se dex me consent 'so Gott mir rathe'.
Imperfect. Seine älteste Gestalt ist -eve, das sich zu pr.
-ava verhält wie feve zu fava (faba) : so avardevet im Fr. v. VaL, re-
gnevet im Leodegar. Diese Form ist den alten bürg. Denkmälern ver-
blieben, z. B. amevety habüeivet, tnostreivet, encombreventy parlevent SB.,
purgievet, atochievet U. Die 1. und 2. PI. aber lauten nicht chan-
teviens chantevtea, sondern, indem der fortspringende Accent KtLrzung
(Syncope des v) bewirkte, chantiens chantiee. Neben diese stellt sich
noch eine andre der norm. Mundart vornehmlich eigne Flexion, oe
oder oucy die sich aus der ersteren in der Art ableiten lässt, dass
sich 1 1; in ti auflöste und der dadurch entstandene Diphthong in o,
demnächst in ou übergieng, wie in encloer enclot^er aus inclaivare und
ähnlichen. Man flectierte also chantoue, -ot4€Sy -outy -ouent, z. B. amcue,
esperoue, ätouCy estotU, trouvotU, afnoent Bou., enmenoey quidoue, amoty
quidaut, alouent MFr., contot, mandot, priotä Trist. I, vgl adunauevU
Pass. de J. C. 43. Lib. psalm. schreibt parlowej parloty parlowent. In
der 1. und 2. PL ist auch hier iens für iomes die übliche Flexion.
Endlich gab dieses Tempus seine eigne Form auf und bequemte sich in
die der 3., von welchem Vorgange wir in keiner der Schwestersprachen
ein Beispiel gefunden haben. Spuren dieses Übertrittes bemerkt man
schon in den altburg. Quellen, vgl. trespassoit 6r^., demoroit U.
1) Wie in andern (unrom.) Sprachen tt, dty tlU in st fibergehn, ist allbe-
kannt. Dass das Franz. diesem Gesetz auch noch die Zischlaute unterwarf, lag
nahe genug; auf die Lippenlaute ward es nur selten ausgedehnt: solche Fälle
sind nur als Nachahmungen der andern zu begreifen. Ein solches Beispiel aber
bringt schon das älteste fr. Schriftdenkmal in dem bekannten distj das nun ein-
mal kein anderes Wort sein kann als lat. debet, entsprechend dem ahd. scäL
Burgray, welchem diese Form nicht gefällt, liest ohne Umstände cUft aus dem
Facsimile, wiewohl st genau gestaltet ist, . wie in testcttus, dist dt, eist, gdeistit.
In dieses dift soll sich nun d<^et verwandelt haben, & in f geht ja leicht. Und
doch geht es nicht, denn ft ist keine fr. Combination, auch keine lat, it., sp.
Dagegen ist die Entstehung des urkundlichen dist aus ddfet kein grösseres
Wunder als die von prust aus probet, sogar die Yocale der beiden rom. Wörter
sind sich analog.
n. 284. 285.] Altfranzösische Conjagation. 673
Das Perfect behauptet abweichend von dem der Zwillings-
spräche sein ursprüngliches a. Mndartl. (ostburg. Burguy I, 225)
findet sich freilich ai für a: chantais^ chantait, und allgemeiner lautet
es in der 3. PI. ab in ^, hent, wofür aber doch altburg. auch arent
üblich ist : so cuidareni, onorarent SB., rasarent, repairareni U. Noch
Rabelais braucht donnarent, aidarentj retoumarent. In dieser Gonj.
entzog die neue Sprache der 3. Sg. den Auslaut t^ den sie ihr in
den andern vergönnte: dass die alte ihn auch hier festhielt, lässt
sich denken. — Das Impf. Gonj. zeigt in der 1. und 2. PI. eine
(nach Burguy I, 242 aus dem Nordpic. ausgegangene) Nebenform i
für tonloses a, z. B. parlissionSj amissiea Aue. et Nie, esgardissieSj tromS"
sieSj herbergissies Parton., allisiejs GVian., regardisee, dunisejsf{donnassies)
Trist; aymissions, gardissions spricht auch Froissart. Noch Bobert
Stephanus flectiert aimasse^ -asses, -(ist, aimissions, 4e0, aimassentj
was sein Sohn Heinrich Hypomn. p. 200 nicht eben billigt. Minder
auffallend ist e oder ai in einigen Denkmälern: doUesseSy abreviest,
atemprest SB., atempraist, ostaist U., alaissmt^ ostaissent Brand., gar-
daise, guidaise GNev.
Das Particip Prät. endet im Masculin auf e, aber auch auf
iSj wenn sich der Inf. zur Endung ier bekennt (s. oben). Das Fem.
der letzteren Endung ist iSe^ weit üblicher aber ist die Abkürzung
fc, wie in eswKfe, despoillie, ensaignie, tran\chie, cangie^ atargie^ comen-
ete^ briskj gastk, desploie^ pegoie reimend auf vie, haronie^ hardie etc.
Dass man aber tranchie (masc), nicht wohl tranchiee (fem.), sondern
lieber tranchie sagte, indem man die 1. Gonjug. mit der 3. verwickelte,
ist eine Bevorzugung des t, die auch ausserhalb der Gonjug. vor-
kommt, wie im Adj. lie {laäa), masc. US, oder im Subst. aublie {6b-
lata) ftir oublee.
Einzelne Verba. 1) Äler (aner = pr. anar, s. Ghx. VI, 300)
hat f&r aiUe Gonj. eine norm. Nebenform mit ge (s. unten starke Flex.)
alge äuge, 3. Pers. alt auf, z. B. Gh. d'Alex. 27, LRs., Rol. etc. Allen
Dialecten aber gemein ist eine Form mit s und verändertem Wurzel-
vocal vois für vai, Gonj. voise^ voises, voist, voüent, z. B. SB., U.,
Brand., GNev., LRs., MFr. und noch im 16. Jh. — 2) Das pr. dar
ist im Altfranz, kein übliches Yerbum, nur einzelne Spuren desselben
kommen vor, wie Fut dera = pr. dara im fr. GRoss. Mich. p. 289,
derion = dariam Ben. I, p. 253. An seinen Platz ist doner gerückt
(s. gleich unten), und dessen Bedeutung erfüllt danare bereits in der
L. Sal. (Pott S. 156). ■— 3) Ester (bürg, asteir) gab an estre das Ger.
und Part. Präs. ab, hatte aber anfangs sein gesondertes Dasein z. B.
Praes. estm LRs. 310, estas, estat esta Eracl. 4397, Ruteb. II, 32, PL
I. estofuf Gayd. p. 10, PL 3. estont Ren. II, 173; Imper. esta Trist.
II, 154, estea Rou II, 219; Gonj. e^/ot^e Ruteb , dsgl. estoce Ben; Perf.
estaiy estas, esterent^ und als zweite Form estui, 3. estut; Impf. Gonj.
674 Altfranzosische Conjügation. [EL. 235—287.
3. Sg. estad BevL.u. estust; Fut. esterai u. esterrai Oautrej p. tö LBa.K
Arester hat neben Perf. arestai auch arestui {-tU FC. | II, 79, Parton.
II, p. 94, MFr. I, 70), neben Part, areste auch arestu GNev. p. 59,
Bert. p. 107, Havel, p. 59. — 4) Wir haben so eben im Präs. von
(Her den Zutritt eines unorganischen s wahrgenommen; denselben
Vorgang bemerkt man noch in einigen andern Yerbis 1. Conjug., die
im Prov. einen regelmässigen Verlauf haben. Bouver {rogare); Praes.
ruis für rurf^ das nicht vorkommt, 2. rueves etc. ; Conj. ruissej 3. rtiisif
z. B. Trist. I. {rois p. 69), Partonop., FC. I, 106 (pic), IVouver;
truis, trueveSy trueve\ Conj. truissey truist, z. B. M6ar., MFr.» LG.
{troisse trusse)^ LRs., TCant. Prouver; pruis Chev. d. 1. charr. p. 128;
Conj. prust LG. §. 44. — 5) Doner formt sich sowohl mit jf wie auge^
z. B. Praes. Conj. doinge u. doigne Bari. 249 (dünge LG. §. 5, duinge
LBs. 164), als auch mit 8 wie vois: Ind. doins\ Conj. dainse, doinsi
(duinst), z. B. SB., GVian., Trist. IL, FC. I, 106, LBs., Ch. d'Alex.,
TCant., Charl.; doint noch bei Cl. Marot, Montaigne, Babelais*. —
6) Neben manger ist manjuer mef^aer in Anwendung, das im Praes.
Conj. menjuce Ren. II, 90 zeigt, vgl. Et. Wb*. S. 202. — 7) Amer =
nfr. aifner lässt ai gewöhnlich erst in den stammbetonten | Formen
zu: Praes. aim, aimes, atmet ^ amonSy amesf^ aimeni. Ebenso geht
claimer. — 8) Für laisser brauchen die Alten auch laier^ beide sind
1) Estoü s= lat. 8tOj esUms = stamus^ esUmt = stant sind anächte Formen
entsprechend den ächten pr. estau, estam, esian. Der Franz. moss das Präs. von
Stare allmählich mit dem von äUr in Übereinstimmung gebracht haben: esUria
=■ vois (nfr. je vais), estons = ailonSf estont = vont^ estoise = voise^ denn Gehen
und Stehen sind verwandt oder berühren sich dadurch, dass sie einen Gegensatz
aussprechen: auch unser gehen und stehen, früher gangan und standanj haben
sich in der Conjug. genähert. Überdies würde ein fr. est-ant = pr. est-an eine
in jener Sprache unerhörte Flexion gewesen sein. — Im LJ. findet sich ein Impf.
estisoit, worin ßurguy I, 298 ein neues Verbum und zwar ein griech., r<m;/uf,
vermuthet. Für diese Bereicherung des fr. Sprachstoffes müsste man ihm Dank
wissen, liessen sich nur beide Verba in Einklang bringen, denn tan^fdi würde
doch keine andre Form als ester ergeben haben, Impf, estoit Estisoit aber wird
ein schlecht ausgesprochenes esistoit existoit sein.
2) In vois voise, estois estoise, ruis ruisse, truis truisse, pruis pruissSf doins
doinse verlangt nur das zutretende s seine Erklärung, welches, unähnlich dem
später üblich gewordenen paragogischen s der 1. Sg. Prils. Ind. (jemeur-s), auch
im Conj. stattfindet und andrer Natur zu sein scheint. S in doinse lässt Bnrguy
I, 244 aus g in doinge entstehn, aber diese Antithese ist im Franz. keine irgend
übliche. Lieber möchte ich doinst durch die bekannte Einmischung des s (S. 572)
in doint und Übertragung dieser Form auf die übrigen Fälle des Präs. erklären.
Delius vermuthet in dem eingemischten s der genannten Verba einen Versuch,
den vocalisch oder nasal ausl. Stamm durch die Inchoativendung is zu stärken,
deren i sich mit dem Stammvocal diphthongierte: ruisse etc. weise deutlich auf
finisse\ mit Diphthong und Nasal aber vertrug sich nur einfaches s, daher voisCf
doinse. Eine nicht zu übersehende Deutung des schwierigen Falles.
n. 287. 238.] Altfranzösisohe Ck>njagätion. 575
aber yerschiedener Herkunft. — 9) Von bcnUer findet sich Fat. bau-
drai Ganfr. 264 nach dem Muster von faudrai.
IL Gonjugation. — Der Inf. hat die Endung re^ nicht er
(=nfr. oir), welche der starken Flexion zufällt. Diese Gonjug. unter-
scheidet sich Yon der reinen 8. nur durch die bemerkte Form des
M., woran sich auch ein Unterschied des Fut. hängt, und das Part.
Prät. ut oder u. Anzumerken ist überdies, dass das ableitende i des
Perf. auch in der mndartl. Diphthongierung ie erscheint: so in espan-
dies Lib. psalm. 88, 44, rumpies 73, 16 ; espandiä 104, 37, äbatiid Rol.
p. 6 (M.), respundie Gorm. v. 350, vesquie Ben. 1, 273, perdiS AAvign.
p. 56, entendiS Og., Gayd. ; perdiereni Lib. psalm. 105, 32, espan-
dieretU 78, 3. — Neue Verba, die hierher gehören, sind braire, bruire,
eroisire (Part, croissu)^ auch grondre (lat. grunnire) hat sich hieher
yerirrt; sie scheinen sämmtlich defectiv. Zwischen der 2. und 3.
schwankt sevre bürg, (mlat pro-severe Form. Hab. fttr prO'Sequi)^ pic.
sivir suir; Praes. sieUy sieus, sieut; Gonj. sive (siue)] Perf. sivi siuvi]
Part, seutj dsgl. sivi (sui). — Einige, wie rompre, romput u. rout^
haben ein starkes Part, neben einem schwachen. Defectiy ist soloir
{s6lere\ Praes. sud, sueU, sohms] das Perf. nicht zu belegen (Burguy
n, 114), vgl. pr. soler S. 551».
III. Gonjugation. — Beispiele ihrer Wörter s. im Neufranz.
Häufig, wie im ProY., ist hier das Schwanken zwischen reiner und
gemischter Form, z. B. emplir (empie ftlr emplist Ruteb. U, 486), en-
-fouir (enfuent fttr enfuisseni RCam. p. 187), gemir (Part Praes. gern-
mcMB U. 465^), guerpir (Praes. getpun^ gerpenty Conj. gerpe^ dsgl.
gerpissesy -issent Ben.), jouir (Praes. joit, joient FC. II, 188. 189, joist
Parten. II, 66, GNev. 184).
Das Imperfect Ind. hat mit der 2. Gonjug. die Flexion | oie
oder eie gemein. Letztere, worin man die frühere Form erkennen
musBy konnte sicher eben sowohl aus ea (eva^ lat. ebam) wie aus ia
(tra, ibam) entstehn, wenn man meie aus lat. mea^ veie aus via ver-
gleicht; aber dass der Provenzale, wie auch der Spanier, die Flexion
der 3. auf die 2. Gonjug. übertrug, lässt einen gleichen Vorgang auch
im Franz. vermuthen, ja hier drang diese Form selbst in die 1. Goiyug.
ein. Alte Beispiele des Impf, sind : im Fr. y. Yal. saveiety doceiet
{ducebat% penteiei, fisiefU (fadebant), in der Passion Christi aveie aveitj
aveien^ mit mehr pr. Färbung solid, voliet. St. Bernhard zeigt hier
mehrmals eine Schreibung mit Vj z. B. setUivet far das sonst übliche
senMi 546«, servivet 557 '^ u. dgl.
Einzelne Verba. 1) Faülir «. starke Flexion 2. Glasse. Halr\
1) AllerdingB Terzeichnet Bartsch, Ghrest. fran^. 494, 80t als starkes
Perf. des oben genannten Yerbnms (que eU tant regreter sat Fl. Bl. p. 79).
Da indessen der Mangel des Perf. in diesem Yerbum ein allgemeiner ist, so
bleibt zu erwägen, ob 80t nicht identisch sein könne mit dem Präs. saU.
576 Altfranzosisohe Gonjugation. [II. 238. 239.
Praes. hos n. hSy heSy hä, haons, haee^ heeni\ Codj. hace hee\ Impf.
haoie\ Fat. harrai. Ir ist defectir wie neufrz. Vollständig aber das
zsgs. issir tissirj auch istre {eX'ire\ z. B. Praes. is, is^ ist^ issonSf oder
eis, eissons] Conj. isse GNev. p. 34; Imper. t^, issiez; Imperf. issaie
TGant. 94; Perf. eissi issiy 3. auch isstU; ississe; Fut. issirai u. is^cd;
Part, issi FC. II, 102, dsgl. issuK Oir (awd.); Praes. oi, (W, oit ot^
oons, oezy oient oent; Conj. oie] Imper. ai (od Brand, p. 100), oes
(oiejs aus dem Conj. wie pr. atyatz); Impf, oaie; Perf. ot, ötst, aU^
ötmes; oisse] Fut. orrai; Part. ot. — 2) Verschiedene zeigen ein Part
auf u, gewöhnlich neben i, z. B. (ausser issir) ferir feru (Praes. /ier,
feronsy Conj. /Sere fierge), repentir repmtu Ben. I, 387, consentir can-
sentu Trist. I, 153, revertir revertu Ben. I, 230, vestir vestu (-i | Gar.
I, 273). — 3) Starkes Part, auf ert haben o/Wr, soufrir^ couvrirj ow-
mr: o/l3r^ etc. (Praes. oft mit Diphthong ttrfre, Inf. offerre^ soufferre,
s. Rut II, 86. 96). CueUlir besitzt als Nebenform eueUleit TCant,
aus collectus.
Gemischte III. Conjugation. Wir sahen, dass die Inchoativ-
form im It. und Prov. nur auf das Präs., im Span, und Pg. aber
nicht einmal auf dieses einwirkte. Im Franz. ergrifif diese Flexion
nicht allein das Präs. vollständig, sondern auch das Impf, und Cter.,
so dass ausser dem Inf. nur das Perf. mit dem davon abgeleiteten
Impf. Conj. und das Part. Prät. der alten Form treu blieben. Bei
einigen Schriftstellern aber ergriff sie auch das Perf. nebst dem Impf.
Conj., vgl. degtierpesis = deguerpis L. psalm. 9, 10, hunesistes »Ao-
nistes MFr. II, 148, choisisisfnes = choisismes 151, garesist Ignaur.
p. 12, suffrisist Havel. 31, guaresis Rol. p. 92. 120, gehesist Bert 124,
liounesisse Poit. 10, canquesissies Ccy. 1034, guerpesis RCam. 141,
nouresis 142, NFC. II, 141.
Starke Flexionsart — Sie beherrscht in der altem Sprache
beinahe dieselben Verba wie im Prov. Man vermisst z. B. ac-cendere^
colere, coguere^foderej e-rigere, e^ipere^ rodere.tendere^timeref die frei-
lich zum Theil auch im It schwach flectieren, dagegen besitzt sie
1) Burgay vermuthet in der Form des Inf. istre eine Nachhildimg des
Fat. istrai. Dieser Vermuthung tritt Delius mit der Bemerkung entgegen, eine
solche Entstehnng des Inf. würde eine seltsame Umkehr der Dinge sein: viel-
mehr mochte man, um den schwachen Stamm in issir zu schützen, den Ton auf
die erste Silbe verlegt haben, welches istre ergab. Hierauf würde sich erwiedem
lassen, dass ein aus drei Buchstaben bestehender Stamm kaum ein schwacher
genannt werden dürfte. Femer dass es nicht schlechthin anzunehmen sei, dem
Fut. istrai sei der Inf. istre vorangegangen. Es war sogar schwerer, von issir
anmittelbar auf istre zu gelangen, als von issirai auf istrai, da im ersten Falle
ein betontes i, im zweiten ein unbetontes ausgestossen werden musste {issir is-
strdi isräi iströi, istre).
n. 239. 240.] Altfranzosisohe Gonjngation. 677
als starke Verba augere, faUerCj mordere^ despicere und noch einige
andre^ die im Prov. schwaches Perf. haben. Nicht wenige Verba der
starken Gattung können zwei and mehr Formen aufzeigen, die keines-
wegs überall nur im mndartl. Gebrauche waren. Es liegt in dem
Sparsamkeitssinne der neufr. Sprache, dass sie überall nur eine
Form zulässt.
Infinitiv. 1) Zur Endung re kommt noch die Endung oir
(lat. ere), norm, er, eir (aver^ crere, saver saveir Gharl.)) welche aus-
schliesslich starke Verba anzeigt. Ein Schwanken zwischen oir und
re verräth wenigstens die ältere Sprache: so in ardre ardoir, criem-
bre cremoir, maindre manoir K Stärker | aber ist die der pic. Mund-
art vornehmlich eigne Hinneigung zur dritten: ardre arsir^ chaoir
cheir^ courre courir, criembre cremirj manoir manirj plaire plaisir^ seoir
seirj taire taisir, veoir vevr\ bereits in den Eiden podir und samr.
Auch tragen Flexionen wie lisirent^ valirent välissantj aparissant das
Kennzeichen der 8. Gonjug. Die Flexionsarten mischen sich daher
sehr stark: tolre oder iolir z. B. hat das dreifache Perf. tdls^ tolui,
toli. — 2) Syncope ist etwa wie im Prov., der Wiedereintritt des
ausgefallenen Gonsonanten in den flexionsbetonten Formen aber weniger
zulässig. — Bei der Gestaltung dieses Modus ist auch an die Ein-
schiebung eines t zwischen « und r, eines d zwischen n und r, l und
r, kraft deren aus erois're eroistrej aus semon're semondrej aus moVre
moldre geformt wurden, zu erinnern. Dem pr. nA begegnet hier das
bürg, und pic. gnj das neufr. ind, vgl. oygnre^ oindre mit onher. —
Für das Futurum war die Infinitivform oir oder eir zu schwer, es
stösst sie aus, wie in movoir movrai. Zwischen nr und Ir schaltet
es gleichfalls ein euphonisches d ein: so in vdloir valdrai, tenir tien-
draij venir viendrai. In beiden letztern Wörtern ist auch der dem
Inf. fremde Diphthong ie nicht zu übersehn: er ward eingeführt um
die Aussprache tandrai, vandrai abzuwehren.
Präsens Ind. 1) Die Spuren des lat eo oder io liegen etwas
versteckter als im Prov., denn wenn man selbst in den kurzen Wört-
chen aij sai^ voi noch den Ableitungsvocal (hab-e-o etc.) empfindet,
so entzieht er sich in andern, wie tien oder neufr. vatix {valeo)y unsrer
Wahrnehmung. — 2) Diphthongierung (in 1. 2. 3. Sg. 3. PL) hat
sich ziemlich spärlich eingefunden und ist nicht allen Mundarten
gemein: 3. Sg. crientj quiert^ siä^ tient^ vimty 1. PL cremons^ querons,
1) Burgay ü, 84 ist geneigt, die Inf. mit synoopiertem e als Abstraotionen
aus dem Fat. zu betrachten, so dass z. B. maindre in maindrai für mainWai
seinen formellen Grund habe. Gegen diese Deutung ist im Prinoip nichts ein-
zuwenden, und wir haben sie bei is^e (wo es sich um ein % handelte) so eben
gelten lassen. Man wird daneben jedoch die Thatsache nicht übersehen, dass
die rem. Sprachen die Quantität jenes e im allgemeinen häufig verletzen, auch
da wo das Fut. nicht dazu verleiten konnte, wie z. B. im Italienischen.
Dies roman. Gnunm. 11. 5. Aufl. gy
678 Altfranzosische Ck>njagation. [II. 240—242.
seonSy tenanSj venons; 8. Sg. tnuertj mueij puet, rmeUj 1. PL morons,
movons^ poonSy voUns; ehielt^ chiet, Inf. chaloirj chaair \ n. dgl. In
andern Fällen Bcheint der Diphthong auf Syncope des Stammanslautes
zn bemhen, so in doi neben dem PI. devansj in refoif neben recevmsy
indem aus e-e nnd i-i in de[b]€o, reci[p]io der Diphthong ei(oi) her-
vortrat wie ai in sai Ton 8a[p]%o, — 3) Die 1. PL triflft in ihrer innem
Bildung mit der vorhandenen Form des Inf. zusammen, vgl. ocions
(ocire), cloons {clore)j raons {raire)^ toräons {tordre\ prendons {prendre)\
nur das euphonische d in Idr, ndr hat sich dem Präs. nicht mit-
getheilty daher molons {moldre)^ solvons {soldre stmdre), ceignons (ceindre).
Zuweilen geht diese Pers. auf ein im Inf. syncopiertes lat. g zurück,
wie in disons (dicimus), faisons (facimus), despisons (despicimus)^ und
hiemach formten sich andre, wie circancisons und lisons. Die 2.
richtet sich mit Ausnahme von dües und faites ganz nach der 1. PL
Die 3. PL beobachtet überall, ausser in fofU und ont verglichen mit
faisons und avanSy den Consonanten der 1. PL — Präs. Gonj.
1) Der ableitende Vocal lässt sich noch deutlich spüren in deuüle,
vaiüe, viegne^ sache, plaise, face , aie u. a. MndartL, hauptsächlich
norm., gieng die Erweichung in den Formeln Uly gn^ wie bei den
Provenzalen in gutturales, so hier analog in palatales g über, z. B.
tenget (pr. tenga) Gh. d'AL, vienge, tienge LG., vienge LBs., vauge
(vcdeam) Ben. Rg zeigt sich in apierge (appaream), moerge (mariar),
vgl. aus der 3. schwachen Gonjug. dorge (dormtam), fierge (feriam).
Endlich ergriff der Zischlaut auch die einfache Endung am und selbst
Wörter der 1. schwachen, z. B. courge {curram)^ guerge^ äuge (S. 578),
doinge (S. 574), devorge (devorem)y demurge {demorer), paroge für pa-
rolge {paraholet). Eine andre auf wenige Fälle beschränkte, nicht
mit 8 in voise zu vermengende Entwicklung ist c, wie in mece (Iftt.
müam) Ben. IV, 104, G. d*Angl. {meche FC. I, 218. 237, in flan-
drischen Urkunden messe), chiece (cadam) FG. IV, 244, Ruteb. I, 287,
siece {sedeam) FG. IV, 59. — 2) Dieses Tempus leitet sich minder
leicht aus der 1. Sg. des Ind. als im Prov., da es sich der Urform
näher gehalten. Gewöhnlich trifft es in seiner Bildung mit der 3. PL
des genannten Modus zusammen, wie, um neufr. Beispiele zn ge-
brauchen, in boivent boive^ tiennent tienne, ausgenommen fasse^ \ aie^
sachey puisse, vaiUey veuiUe. Die 1. und 2. PL richten sich in ihrem
Stammvocal nach den gleichen Pers. des Ind.i buvons btwians, mau-
ranSj mourions (3. Pers. aber baivent, meurent), ausgenommen faisons
fassionSy avons ayons.
Perf ect. 1) Die einfeu^he Flexion lat. • begreift nur die vier
Fälle fis (feci)j vi (vidi), ving für vin {veni\ ting fllr tin (tenui)j auch
tinCy vinc geschr. Lib. psalm. — 2) Die sigmatische Flexion stimmt
fast überall mit den lat. Fällen zusammen: arSj aers {adhaesi^ eeins
{cinxi)j cUs {dausi), escos {exeussi)^ dis etc., dazu ocis (pecidi)^ creins
II. 242. 243.] Altfrancösisohe Gonjogation. 579
(iremufjy raiens (redemi)^ senums {sufnfnonui)y empeins (in^egt)^ pris
{prehendi), sis (ßedi)j atains (attigi) u. a. Die meisten Yerba mit dem
Stammanslaate I oder II bedienen sich gleichfalls der sigmatischen
Form: so chalst {chdlair)^ fäls {fä[hir)y saLs (saüUr)^ tols (tolir), vols
(voloir\ Tgl. it. ealsey sälsiy tolsi^ volsi] doch ist diese Form im Impf.
Conj. üblicher als im Perf. Ind. Auch hier wie im Prov. und Span,
kehrte sich lat. x in einigen Wörtern um in sq, gab aber nur schwache
Formen: aus vixi ward nicht vesCy sondern vesqui, und hiernach rich-
tete sich nasquif aus benedud ward benesqui, — 3) Ui, altfr. theils
tti.theils 6ij umfasst mit einigen Ausnahmen die lat. und noch mehrere
andre Fälle. Die fr. Form ist ganz national und lässt sich auf keine
Weise aus der pr. entwickeln. Sie bewahrt das i der Endung, was
die 2. Classe nicht thut. Es ist dabei zu merken, dass die Flexion
den Accent an sich zog; die schwere Endsilbe als tonlos zu behan-
deln, wäre ganz gegen die Anlage der fr. Sprache gewesen, und auch
der ProTcnzale rettete den Ton der Stammsilbe nur durch Conso-
nantierung der Endung {dolc aus dolui). Diese Tonyersetzung ver-
trägt sich nicht mit dem Wesen der starken Flexion, wie wir es
frtther anerkannt haben. Gleichwohl können wir die Yerba dieser
Classe, wenn wir die rom. Goiqug. auf der Grundlage der lat. auf-
bauen wollen, nicht unter die schwachen ordnen, weil ihnen das
Kennzeichen der schwachen avi, evi^ ivi fehlt und wir keine neue
Gonjng. dieser Ordnung einfahren dürfen, ohne den Organismus des
rom. Flexionsgebäudes zu stören. Wir müssen sie wenigstens als
unvollkommene starke, als halbstarke | gelten lassen, wie ja der ganze
fr. Sprachbau neben dem it. und sp. als ein minder vollkommener,
in Beziehung auf den der Grundsprache mehr gesunkener erscheint.
Zu dieser principiellen auf das Kennzeichen u gestützten Auffassung
gesellt sich noch die Erwägung, dass die Flexionsbetonung dieser
Classe, wie wir sogleich sehen werden, nicht einmal ohne Ein-
schränkung gilt, da es Fälle gibt, worin der Stammvocal mit dem
flexivischen u zu einem Laute verschmilzt, von einer Betonung jenes
Vocals also nicht die Bede sein kann. Bemerkenswerth ist, dass
mehrere Perf. der u-Form sich auch der 5-Form bemächtigt haben und
hiermit den Trieb zu einer voUkommneren Darstellung des starken
Princips aussprechen.
Die Personalflexion der 2. und 3. Classe (zur 2. gehört practisch
auch faire aus der 1.) ist die folgende:
di'8
de-sis — de-is
du8t
d&simes (-sism.) — de4mes (-tsm.)
de-sistes — de-istes
di-strewt (-^.)i dWewt; disetU
d-ui
de-us
d-ut
de-umes (-usm.)
de-^^tes
d-uretU.
680 Altfranzosische Conjugation. [11. 243. 244.
Anm. zn dis. 1) Desis etc. mit radicalem e ist euphonisch ftir äisis;
so mesis ftlr misis n. a. Fälle. — 2) DesiSy desimes^ desisies mit 8 (vor-
nehmlich pic.) sind als die nrsprttnglichen Formen anzuerkennen,
deiSy deümes, detstes als syncopierte. Geht ein Gonsonant vorher, so
hat der Sibilant eine festere Stellung und fällt nicht weg: arsistj re-
mansist, nicht aristj remanist. Diese Syncope des s ist ein beson-
derer Zng der fr. Oonjng. 8 fällt zwischen Vocalen in dieser Sprache
sonst nicht ans. Hielt man etwa mit den Endungen is^ imes, istes
jene drei Pers. fUr genügend bezeichnet, so dass man ihnen das erste
8 entziehen zu dürfen glaubte? Man ftlhrte sie dergestalt auf das
Flexionsmass der 2. und 8. Conjug. zurück. — 3) Die 3. PI. kommt
in verschiedenen Gestalten vor. Entweder wird zwischen 8 und r auf
bekannte Weise ein euphonisches i geschoben wie in distrent {dais-
trentj presdretU SLäg.), oder dies t wird gar nicht angewandt, wie in
disrent, wofQr die Alten auch schon dirent sprachen, oder selbst das
flexivische r wird ausgestossen, womit auch | t verschwindet, und man
sagt disent (dissent)^ fisent, misent^ oin8ent etc.; wir kennen diese
letztere Form, die hauptsächlich dem pic. Dialect zukommt (s. z. B.
Fallet p. 480), bereits aus dem It., Span, und Prov., in welchen
Sprachen sie zum Theil auch auf die 3. Classe angewandt erscheint K
— Anm. zu dui. 1) Der Stammauslaut unterliegt dem Einflüsse der
schweren Endung ui. Nämlich a) nur Liquida widerstehen dem Aus-
falle, vgl. dölfü, moluij toluij vaiuij corui, moruij parui. b) Hutä da-
gegen werden sammt dem vorhergehenden Wurzelvocal ausgeworfen,
so dass in den ursprünglich stammbetonten Pers. (1. 3. Sg., 3. PI.)
von dem Stamme nichts übrig bleibt als der Anlaut: bui (bibi, ab-
geändert in bibuiy daher pr. bec), crui (credidi), regui (rec^pt), dui
{debui\ jui (jacui), lut {Itcuü), nui (nocui) und so die Peif. mit u aus
Vj wie crui (crevi), mui (fnavi)j conui (cognovi). c) Es giebt indessen
einige Fälle, auf welche diese Ansicht von der Entstehung des Perf.
nicht anwendbar ist, solche nämlich, worin der Stammvocal, der hier
fast immer a ist, nicht elidiert wird, sondern mit dem folgenden u
einen Diphthong macht, denn am, paui, plauiy sauij mit Verdichtung
des au zvL o: oiy poi, plai, soi, können nur auf ha[b]uiy pavi, plalcjui,
8al[p]ui zurückgeführt werden und auch pai wird aus po[t]ui zu er-
klären sein. — 2) Für die Endung • setzt die pic Mundart wohl
auch c, das aus i consonantiert scheint, wenigstens mit dem pr. Gut-
tural, der das ganze Tempus beherrscht, nicht identisch sein kann:
1) Yergleiohaxig der Formen (die nicht corsiyen sohriftüblioh):
ital. pröaero priaono — —
span. — pri8on — prisieron
franz. prisireiU prismt prirent — ,
prov. presdfon prisan primn preüttm
w»l. prinser^ — — —
IL 244—246.] Altfranzosiflche Gonjugation. 681
jpei«?, seue, vauc (volui)y conuc^ vgl Bnrguy II, 50. 96. 101. 3) Uit
fttr id z. B. in buU SB. 542, recanuä 551.
Das Imperfect Gonj. nimmt, wie sich erwarten lässt, an der
Doppelform des Perf. Ind. Theil. Man gewinnt es gleich dem 'der
schwachen Oonjng. durch Anfttgnng der Silbe se an die 2. Sg. des
letztem Tempus: |
de-sisse — de-isse de-usse
de-sisses — de-isses de-usses
de-sisi — de^ de-ust
de-sissims — de-issiens de-ussiens
de-sissietf — de-issiee de-ussiea
de-sissent — de-issent de-ussent.
Über eine barg. Form duisse s. Bnrgny II, 6. Der Aasfall des e in
der 3. Sg. ist alt, Eulalia hat zwar noch auuisset^ aber Leodegar ouisty
vidistj apresist^ das Fr. t. Val. fesisty percussist.
Participiam. 1) Auf lat. suSj selten ajittus oder iius, grtlndet
sich 5, z. B. dos, aers, remea {remans), mis^ ociSj priSj guis^ dsgl.
senums (summanUus)^ despis {-spechis), sors (surrectus). — 2) CtuSy
ptuSy rtus ergaben fr. t, rt: gaifU{cind.), düj beneait (benedictus)^ duU^
faitj fraitj escrüy covert etc. Nach beneoit richtete sich cheoU and
toloü. — 3) Die Stelle Ton um nahm gewöhnlich tUj abgekürzt u,
ein, wobei der Stammanslaat, wenn er in einer Muta besteht, elidiert
wird (vgl. das Perf.), den Stammvocal aber gewöhnlich das einzige
e vertritt: pr. pagut, altfr. paü peü (pastus)^ pr. conogtä, auch canegutj
altfr. coneü. Oft aber schwand nebst dem Stammconsonanten auöh
der Vocal, so dass mu das pr. mogtU aasdrttckt.
Verzeichnis der Verba (ohne strenge Unterscheid, der Handarten).
I. G lasse. — Facere: faire schon S. Ealal.; fas u. fais, fais^
faitj fasans faisons (aach faimeSy vgl. unten dimes)^ faites {faistes)^
fönt] face (3. facet Eidschw.); fai {fais); fesoie (faisoie); fis, feimes-,
Plusq. fisdra SL^g., firet Gh. d'Alex.; ferai (norm, frai); faxt —
Teuere: iemr\ timg\ tiegne tienge\ tingj tenis, iintj tenimeSj tindrmt;
tenisse; tenrai (ndr, rr); tenu. Eigenthttmlich ist Perf. 3. tenuü SB.,
Imperf. Gonj. tenusseni ds. in Übereinstinmiang mit lat. tenui (pr.
tenc) tenuissent. — Venire: venir =ten%r. — Videre: veoir, pic. veür;
voiy veons\ v», rd^, veimes; Plusq. vidra u. vidret Pass.; Impf. Gonj.
veisse, 3. vidisi u. vist (vesist SB. geformt nach fesist); veü.
n. G lasse. Perf. s. Ardere: ordre ardoir] Perf. ars^ arst;
arsisse; ars. Schwach geht ardir; ardi; ardisse etc. — | Augere in
aoire B. Ghrest. fr.^ 346, 30 (ad-augere)] Perf. aoist nach lat. auxU
Lib. psalm. p. 156; Part, aoü? — Caedere in ocäre (oC'Cid.)\ Präs.
od Parton. I, 93, ocis, odty odons, odent\ ods\ ods. — Galere s. 3.
Gl. — Gingere: ceindre; cdng, cdns, cdgnons; cdgne; Perf. ceinSy
cdnst (schw. crngnü)] ednsisse\ cdnt, — Glaudere: dore; dOj dos^ dot^
582 Altfranzösische Gonjugation. [II. 246. 247.
cloons] cloSy elostretU (cloirenf); clos. — ♦Cotere (quaiere): escarre
{exc.)j rescorre (re-exc.^ auch es-, rescolre; Perf. es-, rescos; Part, es-
-rescoSy Fem. -sse. Hiernach wäre auch se-corre (succutere) anzunehmen,
wovon aber nur und erst in späterer Zeit das Part, secaus (bei Marot
u. a.) = pr. secos nachweislich ist, s. Burguy II, 154. Das Pr. v. Val.
hat Impf. Gonj. perctissist — Dicere: dire; diy dis, du u. disi, letzteres
z. B. Fr. y. Val., Parton. II, 59, disons (dimes), dües {dist€s\ dient
(noch bei Marot); die (gleichfalls noch bei Spätem); di8\ dit. Vgl.
S. 560. Es'Con-dire verhält sich wie das gleiche pr. Wort. Über
heneistre (bened.) s. unten Anomala. — Ducere: duire; dui^ de-duient
Trist. U, 42; con-duie ds. 61; con-duioie; de-duis FG. II, 53, duist
Fragm. d'Alex. 94. 100, Hol. p. 9 (ßoist SlAg.); con-duisist Parton. I,
27; duit (auch in der Bed. geschickt, unterrichtet von duduSy nicht
doctt4s), — Emere in raembre raiembre (red-im.) letzteres MFr. I, 218;
Präs. 1. PI. raenibons; Perf. raiens, raienst; Put. raiendrai; raient
Part. Ben. III, 259. — Fallere: faülir; fdls (nach 2. fdlm zu schliessen);
falsisse (nach 3,fälsist)\ überdies schwach faüli u. faiUu SMont. p. 36;
faillist. — Fingere: feindre; feins Rol. p. 88; feint. — Fligere in
aflire (af-fligere) Alx. 82, 35. 83, 7; Perf. afflis, afflistrent Lib. psalm.
16, 10; Part, afflica SL6g. 28 (schw. afliji s. Roq.) — Prangere:
fraindre (et); Präs. 3. fraint, fraignons; Perf. freins Rol. p. 51; fraU
u. fraint = it. franto. — Haerere in aerdre (adh.); Präs. aert\ Perf.
aers, aerst, aerstrent; Part. aers. Das r in aers unorganisch, daher
im Frequentativ adeser nicht vorhanden. — Jüngere: joindre\ jaint^
joignons; Jons juns Trist. II, 110; Joint junt. — Legere s. 3. Glasse.
— Manere: manoir u. fnaindre\ mainjmanons^ mainent; maigne\ meSy
mest {meist Grog.) remest remist u. selbst manuit SB. 563^; mainsisse
maisisse\ maindrai\ remes, dsgl. remansu \ Bert. p. 89 u. remctsu RGam.
59 wie pr. rema^ut. — Mittere: märe (bürg, mattre); mei\ mete (meee
Q. d'Angl., vgl. S. 578); mis] misdrent; mesisse; mis. — Monere in se-
mondre (summ,); semons (semonut SB. 523°); semons Trist. I, 168,
GNev. 125. — Mordere: mordre maurre; mors Rol. str. 56; mors Part
noch bei G. Marot u. a. s. LRom. IV, 265. — Pangere in empeindre
(im-ping.); empeinsEol, p. 50; empeint. — Pingere: peindre = ceindre.
— Plangere: plaindre-, plaingi plains pleins MFr. II, 495; plaint. —
Ponere in r^ondre rebondre; repuns {repunstrent Psaut. du Trin. colL);
repost repuns {reponuit SB. 523, reponu Gaufr. p. 210). — Premere
u. Gompos.: prier^re; Präs. priem Ben. I, 213; Perf. d^riens LRs.
203. 281; Fart. prient Ben. I, 241, espriens. — Prendere: prendre
prenrSj bürg, wie pr. penre-, pren (preng etc.), prendonSj prendent
prennent] preigne prenge\ prenoie {nd)\ pris u. prir^, prensis etc.,
pristrent {prindrenf}] Plusq. presdre presdra Pass. SL6g.; Impf.
Gonj. presisse preisse; Part, pris prins. — Pungere: poindre; point
Präs. 3., poignons] poins u. pois Rou v. 913, Ben. I, p. 176; point. —
n. 247. 248.] Altfranzösische Conjugation. 688
Quaerere: guerre^ erst seit Ende des 13. Jh. querir (Burguy); quier^
qiderSy queranSj quierent; querge; quiSj quesis; quis (eine schwache
Form quem s. BMont. 445). — Badere: raire; rai^ rais^ raii, rcumSy
re5 Brat. II, 214; rc$. — Bidere: rire; m; ris. — Salire: saülir; Perf.
sais nicht nachweislich, nur Imperf. Conj. satisist Trist. I, 46. —
Scribere: escrivre €scrire\ escrify escrivons; Perf. escriSj escrist {escriut
Monsk.); escrisse (auch schon escrivisse); escrit escritU. — Sedere:
seair, pic. seür; siet, s%eent\ ske (siece); sis (3. sist Fr. v. Val.), sistrent
sisent; seisse; serrai) sis. Der Unterschied zwischen sedere und sid^ire^
pr. seeer^ Perf. secj und sire^ Perf. sis^ tritt im Franz. nicht mehr
hervor. — Solvere: solre (Zdr, rr)\ sol soily sollent; solle soMe; Perf.
sols; Part, sols (soU) u. solu; nach letzterem scheint das spätere Perf.
soltis geformt. — Spargere: ey^ardre; espars; espars; s. Orelli 214. —
Specere in despire (de-spicere); despij despity despisent MFr. II, 63;
despise; despisoie Poit. 36; despist Perf. 3. MFr. II, 449; despü. —
Spondere in respondre responre\ respan^ -ondent -onent; respons (nach
dem Conj. | responsist Ben. II, 39); sonst schwach respondi; Part.
respandu. — Stinguere : es^atndre; estains? etc. — Stringere in estreindre
u. destreindre; estreins Havel, p. 14; estreit — Struere in destruire;
destrui, -uieni] destruioie; destruis-, destruit — Surgere: sordre\ sort,
sordent\ sors^ sorst; sors (woher das Sbst. souree)^ Part. Präs. sordant.
Besordre; Perf. resars^ woftlr auch die dem Lat. entlehnten surreaA
3. Pers. FC. II, 399, surrexis 2. Pers. PDuch. p. 75, resurrexis Bol.
p. 92; Part, surrexis {-edus) Boncisv. 56, QFA. v. 792. — Tangere in
ataindre (ai-ting,); cUains; ataifU. — Tergere: terdre; ters Gr^g.; ters.
— Tingere: teindre; teins Trist. II, 99; teint. — Tollere s. folg. Ciasse.
— Torquere: tordre; Präs. tort iuert; Conj. torge; Perf. tors^ dauerst
Bol. Mich. 62 {dis-torsit); tors Ben. 11,302. — Trahere: traire; iräis,
träistrent Ben. I, 228; trau. — Tremere: eremre norm., cremoir bürg.,
cremir pic; aus eremre ward crembre^ endlich crendre; Präs. crienty
criens, crient; Perf. ereins, creinstrenty dsgl. eremui v. cremoir u. cremi
yon cremir; Part, crient Trist. II, 138 (=/remÄMm bei Priscian), dsgl.
eremu. — üngere: (rindre\ oing\ eins Trist II, 99; aint. — Volle s.
folg. Classe. — Volvere: voldre Orelli 243; Perf. vols] Part, vout
{volsu BMont. 134, 9).
III. Classe. Perf. ui, oi. Bibere: boivrcy später boire\ botf^
boisy boiiy bevons^ -esf^ boivent\ bui-, bevera%(vr)\ beü. Allmählich treten
Formen auf mit radicalem u, wie in buvoiCj buvrcti. -— Cadere: diaoir
cheair, pic. ketr cheir; chiet (aus chet diphthongiert), cJuums, chieent
(chient Er. 5909); chiee, pic. chiece; cheü^ cheürent, auch chat FC. 11,
55, chairent; charrai; Part, cheü u. chaU U. 507", dsgl. chaoU cheoü
(de-chaet Trist. II, 28). — Calere: chaloir impers. (sich kümmern):
chaU (ehielt Eulal); chaille; chcdoü; chalut; mit sigmatischer Flexion
Conj. chdlsist; chcddra-, chaiu. — Capere in Compositis wie recevoir
584 Altfranzosisohe Gonjugation. [II. 248—250.
regoiore (re-dp.) u.a.; -fo^u. -foi; -fui; -eeü. — Credere: craire; erai^
creonSy eroient; crui u. crc» Part. II, p. 67. 95, 8. Pers. crei GNev.
p. 6; creüssevL, ereisae FC. II, 108, GNey. 18; cr€rrai\ creü. — Grescere:
croistre pic; crwt (crcw Orelli 210) ; creü. — Cnrrere: courre vl. oiurir^
courui\ couru. -— Za bemerken encursist für eneaurtist \ Trist. II, 91,
vgl. it earsi, — Debere: davair bürg, pic.; do», dewms etc.; d&tM;
du»; deü. — Dolere: dohir; dud, doüj dudent; dolui (Conj. dausisse
Ghey. au lyon p. 231 auf ein sigmatisches Perf. zurückweisend, iL
dolsi); doldrai (rr); dolu. — Habere S. 569. Zsgs. mentevoir u. mm-
taivre, ament-y rament- (erinnern); -mentui Ignaur. 13; menteü Parton.
n, 133, GNev. 54. — Jacere: ge8ir\ gis (gies)^ gis^ gist^ gisent {gie-
sent); gise (giese)\ jui^ jut\ geässe; gerrai\ geü. — Legere: lire (leire
SB.); 2i, liSf lit list, lisons; lise; lui, leüs^ luty aber auch nach der 2.
Gl. USj U^j list, listrent wie it. lessi; leüsse u. leisse; Uü u. lit{lei().
— Licere: loire\ list loist; hise; lisoit; li4; leüst; laira; leü = pr.
UgtU ist nicht zu belegen. — Meiere : molre {Idr^ rr) ; moltd; morrai etc. ;
molu, — Mori: tnorir; muir muer etc. (Burguy), muerSy muert; fnuire
muere tnoerge; morui u. selbst mari (Orelli); marusse morisse; mori,
— Movere: mavoir (muevre = pr. mourre, it. muövere); umi; fiMWoerai\
moü meü, — Nocere: nosir pic. bürg., endlich niiMr, norm, nurey
endlich nuire] nuistj nuisent; nui; neüsse (nuisse Ben. I, 401); nurrav,
neu. — Noscere in eonostre canoistrei canais, -essanSj -oissent; conessoie;
conui; coneü. -— Parere: paroir] part peirt pert^ perent] pere perge;
panU; parraperra; parant\ paru. Paroistrej wie conoistre. — Pascere :
paistre] paist Präs. 3; paui peui poi\ peüsse; paü etc. — Placere:
plaisir TCant. u. plaire; plaiSj plaist\ place plaice\ plaisoie; plaüi
pleüi ploiy plot^ ploretU] pleässe; ploü pleü. — Pluere: plovoir; pltd]
pleü. — Posse: podr; puis^ pues, puet^ poons, pueenty dsgl. paiSy poe^
pot, poent; puisse poisse] poi, pot (päd poth SL^.), poretU; Plusq.
pAuretEvLlsil.; poü8sepeüsse(peuisse); paül — Sapere: savair] sai, \ eeSj
set siet seit, savons, sevent seivent; saichej pic.sace; saü sei, soty sorerd
(souurent SL6g.); saiisse seässe; saverai sarai] seü. — Solere: sohir;
mely sudty solons etc.; defectiv, das Perf. z. B. nicht zu belegen
1) In SB. findet sich dreimal das Perf. poU (528«, 548«, 551m) entsprechend
dem Impf, und Perf. poUrat, potuit des lat. Textes. Aach bei Späteren kommt
es nicht selten vor {pcdt^ peuU, PI. poeüent, pueüewt) sicher noch im 16. Jh.
Burgruy U, 51 leitet es unbedenklich vom lat. poUere* Aber nicht ohne Noth
sollte man ein Verbum zu Hülfe rufen, welches nur die fr. Sprache und auch
diese nur in einer einzigen Form besitzen würde. Es entgeht mir nicht, dass
pcUere auch für das it. Gebiet in Anspruch genommen wird, aber das vrlt. puoU
pucle, dessen Diphthong schon der Herleitung aus poües poUet widerspricht, scheint
nach wioli vnok gemodelt. Ebenso kann das fr. polt nach volt gemodelt sein:
deutet uns ja auch Burgruy die altfr. Form acut (aapuU) aus einer Anbildung an
dasselbe voU.
n. 260. 251.] Neafranzöflisohe Conjugation. 685
(Biirgay II, 114), Tgl. pr. soler, — Stare: ester, wegen seines Perf.
esM hier zu erwähnen, s. S. 573. Dasselbe Perf. gehört auch zn
einem unpersönlichen Yerbom estovoir (nöthig sein), welches wie po-
voir pooir geht: Prfts. estuet; Conj. estuisse FC. II, 66, Part. II, 91;
esiavoü; estut (estot Trist. II, 89. 90); esteüst Part. II, 135; estovra]
Aber dessen mnthmassliche Herkunft aus studere s. Et. Wb. II. c. —
Tacere: iaisir u. taire wie plaire; Perf. z. B. toü 1. Pers. U. 473^
(für iaüi), taut SB. 548, taürewt. — Tollere: tolre(ldr\ weit üblicher
toUr (schon Eulal.), mit formenreicher Flexion, z. B. Präs. toi; toille;
Perf. toluiy tolut, dsgl. foZt, sigmatisch toUt tost NFG. II, 14, t6lrent\
tciusse tolisse tolsisse\ tolrai {Idr^ rr)\ Part. tolUj dsgl. toloit toleit U.
469^*, Gr^., RoL, Ben., Bou, Trist. — Valere: vahir; vdl; vaUe vaile
vauge; vaitH, vaiut FG. U, 10; valsissey vcisist^ wozu sich kein Ind.
vcis findet; valrai (Idr, rr)] vcHant u. voiissant*^ valu. — Yelle: volovr,
wieder ein vielfonniges Verbum, z. B. voü vud, vols vudSy volt vueU^
voUnSy vuetefU] voille etc., Perf. Formen, zum Theil sigmatische, volSy
vclsis (selbst valsis\ volst volty völsimes (voss.)^ volstrent volrent vol-
drent Eulal.; andre mit derivativem u, wie nfr., erst um das Ende
des 13. Jh.; Oonj. vdsisse (vcdsisse), nach H. Stephanus vousisse gleich
berechtigt mit voulusse Hypomn. p. 205; volrai voldrai (valrai); volu.
Anomalien. Benedicere: (norm, und noch in den Wbb. des
16. Jh.) beneistre benistre^ sonst bmeir; Präs. 3. beneist; Perf. benesqui
LBs. 114, Havel. 27, Gharl., MFr. II, 475; Fut. beneisterai; Part, be-
neseiä ds. 430, sonst beneoü benotet, pr. benezeit. — Yivere: vivre;
Perf. vesqui (vist = vixit scheint ein Latinismus: la fu e vist tresque
la fin Ron II, 61); Part. | vesmt u. selbst vesquit, — Irasci: iraistre;
Perf.? Part, irascu Trist I, 153, dsgl. irie. — Nasci: nastre naistre;
nasqui; nascu Ben. II, 83, auch neit (nasquit s. Orelli, bei P. Ramus
sogar Inf. nasquir),
b. Neufranzöflisohe Conjugation.
Personalflexion. l)Die 1. Pers. Sg. hat in den meisten Fällen
eine Endung an sich genommen, die weder der Grundsprache noch
irgend einer der Tochtersprachen, selbst nicht der fr. in ihrem ältesten
Znstande bekannt ist. Diese Endung ist 5, und die Fälle ihrer An-
wendung sind folgende, a) Im Präs. der 2. und 3., die starken Verba
mit einbegriffen: altfr. men, vend, sent, faiy voi^ ät, neufr. crains,
vends, sens, fais, vois, dis. Von diesem s hat sich frei erhalten ai
(habeo) so wie die in ihrer Endung mit der 1. Gonjug. zusammen-
treffenden cfieiUe und saille. Dem Sg. des Imper. ergieng es nicht
besser: croij pren, regoif; crois^ prendSy regois; selbst die 1. Gonjug.
bedarf hier dieses s vor den Partikeln en und y, wie in donnes-enj
portes'ff. Schon im 13. Jh. tritt s an diesem Tempus häufig ein, aber
586 NeufranzÖsische Conjugation. [IL 251. 262.
wenigstens bis auf Racine's Zeit war seine Anwendung keineswegs
Regel; man schrieb es mit und ohne s, wie auch H. Stephanus
Hypomn. p. 197 bemerkt, b) Im Impf. Ind. und im Gonditional: altfir.
chantoiej chanteroie, nfr. ehantaiSy chanterais. Die Endung e ist noch
im 16. Jh. z. B. bei Marot, B. Stephanus, Bamus wenigstens in der
1. Fers, sehr üblich: man conjugierte faimoyey tu aimaiSf ü aimait,
aber auch schon faimois. c) Im Perf. der 2. und 3. und in allen
starken Formen dieses Tempus: afr. rendiy dormi, fi^ eortit, neufr.
rendis, dormiSj fiSj courus] auch dieses 8 schon um die Mitte des 18.
Jh. wahrnehmbar. Das stumme e nimmt diesen Auslaut, den be-
merkten Fall des Imper. abgerechnet, nicht an, und wo er zutrat,
ward es verschlungen, wie in chantaisj nicht chantaies. Eben so
wenig thut dies die Flexion ai (chantai). Wie ist nun dieser para-
gogische Buchstabe aufzufassen? Beim Fräs, könnte man sagen, das
der gemischten 3. Gonjug. zukommende s (fleuria) habe den Anlass
gegeben, aber damit wären die übrigen Fälle | nicht aufgeklärt. Ein
andrer Grund könnte in dem vor Vocalanlauten eintretenden Hiatus
liegen, welchen zu vermeiden die fr. Sprache der Yocalendung ein 8
anfügte, wie sie ihm in einem andern Falle ein t anfUgt Man sprach
z. B., wie Bamus p. 28 mit Beziehung auf diesen Grund bemerkt, je
rfs et pleure, wenn man auch je ri et pleure schrieb. Eine dritte
Deutung scheint mehr für sich zu haben. Da durch das zutretende
8 die 1. Fers, mit der 2. zusammenfällt, so hat man dies aus einer
Übertragung der 2. auf die 1. gedeutet. Solche Übertragungen zwi-
schen Fers, desselben Numerus scheinen sich auf den übrigen rom.
Gebieten nicht ereignet zu haben; im Franz. konnte die üblich ge-
wordene ausdrückliche Bezeichnung mit je und tu jene formelle
Gleichsetzung beider Fers, allerdings begünstigen, denn diese Wörtchen
übernahmen gewissermassen die Bolle der Flexion. Verschiedene fr.
Mundarten setzen sogar den ganzen Sg. oder den ganzen Fl. auf
eine und dieselbe Form'. — 2) Das flexi vische t bleibt im Fl. überall;
im Sg. erstreckt es sich auf einzelne Fälle des Fräs. Ind., auf das
Impf, beider Modi, auf das Ferf. der 2. und 3. so wie auf das Cond.
Geht die 3. Fers, aber auf einen Yocal aus und folgt ein enclitisches
Wort mit Vocalanlaut, so wird jedesmal ein euphonisches t eingesetzt,
welches seine Herkunft aus der Flexion schwer verläugnen kann
(S. 155): so in a-t-ii, menära-t-elle^ aime-t-on. Die Alten scheuten
den Hiatus auch hier nicht, sie brauchten z.B. serail^ verraon drei-
silbig. Freilich lehrt Beza p. 36, dass t, auch wo es nicht ge-
1) Auch auf german. Sprachgebiete gibt es der Beispiele Ton solchen Über-
griffen einer Pers. viele, und sie fangen schon im Gotischen an; was besonders
zu unserm fr. Falle passt, ist dass das altnord. r der 2. Sg. Präs. Ind. (= got.
u. lat. 8) im Schwedischen und Dänischen auch die 1. Pers. ergriffen hat.
n. 252^254.] Neufranzösische Conjugation. 587
schrieben, doch gesprochen werde, parle-ü, ira-ü wie parlet-il, irat-il,
dasselbe also was Ramns vom s lehrt, und was fbr ihre Zeit nicht
gelängnet werden soll. — 3) Die 1. PI. hat die Endung -mes, ausser
im Perf., nur in sommes bewahrt. — 4) Die 2. PI. verhalt sich wie
in der alten Sprache: statt des vorherrschenden cjb bleibt es im Perf.
{ekantates) und da wo der Stamm den Ton hat d. h. in eteSj dües,
faUes. — I 5) Die Flexion der 8. PL verstummt völlig, wie dies be-
reits die Grammatiker des 16. Jh. lehren, so dass z. B. chantaient
2silb. ist und einen männlichen Beim gibt Im Altfr. aber war dieser
Beim weiblich, also wenigstens die Yocale hörbar. Noch Karl v.
Orleans braucht ädverU 2Mh.f avoient S&ilh.f Alain Chartier /$ren^
2silb., Yillon percentj voyent 2silb., estoient 3silb., aber doch vouldray-
-entj ctmai-ent schon 2silb., Cl. Harot sevUePiit eussent 2silb., estiment
3silb., aber 8(nent Isilb., estoi-ent^ vatdoi-enty sembloi-ent 2silb. Mund-
arten sprechen noch jetzt chanicnt, mettont u. dgl.; im Altfr. kommen
selbst Endungen vor wie fussient und fussani^ s. Burguy I, 266.
Allgemeines ttber Modus und Tempus ist nach dem bei der
altern Conjug. Gesagten und unten in der Tabelle Angezeigten kaum
zu bemerken. Im Fut. findet die Assimilation beschränkter als bei
den Alten statt. Was den Imper. betrifft, so entnehmen avoirj itrej
savoir und vouloir die 2. Pers. Sg. und PI. zum Theil etwas abge-
ändert demConj.: aie (Conj. aies) ayee, sota soyea, sachesachee (Conj.
Baches sachieB)^ veuille veuülee (Conj. veuüles vatdies). In der 1. PI.
des Perf. empfängt der Ableitungsvocal aus Anlass des alten unorga-
nischen sm nun jedesmal den Gircumflex: chatUämes, fümes,
Stammauslaut. 1) Es bedarf kaum der Erinnerung, dass c, der
Sibilant, vor a, o, t« mit der Cedille versehen wird : placerj plagaiSj
plafons; receooir, regu\ so wie dass g im gleichen Falle ein stummes
e zu sich nimmt: manger ^ mangea, numgeonSy afr. gewöhnlich manger,
marlons. Gu behält das vor e stehende u als etymologisches Zeichen
auch vor a und o: distingtier, -gua, -guons (nicht -ga, -gons). —
2) Y wechselt mit i in der Art, dass dieses vor stummem e oder vor
Consonanten, jenes vor • und betonten Yocalen seine Stelle findet:
essaie^ vaie, saiSy fuir, croire ; essayons, voyez, soyess, fuyant, croyons,
crayUms. Badicales «, wenn es zu keinem Diphthong gehört, kann
unmittelbar vor flexivisches i treten, wie in rtions, priiee. — 3) Ein
Fall, der nur den Vocal vor dem Stammauslaut im Präs. so wie in
den Fut. der 1. Conjug. betrifft, | ist dass betontes e hier mit dem
Gravis bezeichnet wird, wenn es im Inf. geschärft oder stumm ist;
mit dem Circumflex, wenn es diesen auch im Inf. hat: posseder pos-
$ede possiderai, mener mhnent mhierai etc.; l oder t können in meh-
reren Verbis durch Verdoppelung das Tonzeichen entbehrlich machen;
appder appeUe (appele), jeter jettent (jitent).
588 Nenfranzösische C!onjiigation. [11. 264. 256.
Flexion der Httlfsverba.
1. Ävoir, — Ind. Pi^. a», as^ a, avonSy aveSj ont. Impf, avais,
avais, avait, avions, aviea, avaient. Perf. euSj eus, eiä, eumes^ euieSy
eurefU. Fut. aurai^ auras, aura, auranSj aur&s, aurant. Conj. Fräs.
aiey aieSy ait, ayanSj ayez, cdent. Impf, eusse, eusseSy eüty eussians^
emsieZj eussent. Gond. aurais (= Impf. Ind.). Imper. aiSy ayes. 0er.
ayant. Part, eu, Umschreibung mit demselben Yerbam: ai e» etc.
2. t^re. Ind. Präs. suis^ es, est^ sommes^ eUs, sont. Impf. SUns,
etais, etaity itionSy etiez^ StcUent, Perf. fus, fm^ ftäy fumeSy fiUeSy furent.
Fnt. serai, seras, sera^ seranSj serea^ seront. Oonj. Präs. sois^ stHS,
80Üj soyons, soyeBy soient. Impf. fussCj fusseSj füt, fussions, fussiea^
fussmt. Gond. serais. Imper. sois^ soyee. Ger. itant. Part SU. üm-
schreibang mit av(nr\ ai Üe etc.
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n. 256—267.] Neafiranzösisohe Gonjugation. 689
Peripbrastische Tempora: Ind. ai chante^ avons chante\ so avais
ck.\ eii^ cÄ.; (xurai ch.\ Conj. aie eh,\ eusse eh.\ aurais eh.; Inf. avoir
eh. ; Ger. ayant eh. — Passiv : Ind. j suis ehante, ea, sommes ehantesy
ees; dsgl. Hais eh.; fus eh.; ai He eh.] avais He ch.\ eus He eh.; serai
eh.; aurai Hi eh.\ Goig. sois eh.; fasse eh.; aie He eh.; eusse Hi eh.\
serais eh.; aurais Hi eh.; Inf. Hre eh.; avoir Hi eh.; Ger. Hont eh.;
ayant eti eh.
I. ConjngatioD. — Die Endung r des Infinitivs ist stumm,
muss aber frttber böl'bar gewesen sein, da es, und zwar noeb bis ins
16. Jb. (s. Quicberat, Trait^ de versif. fr. 2. öd. p. 334) auf Nom.
mit börbarem r wie mer (lat mare) reimt. Das Futur bat einen
Fall unregelmässiger Bildung in enverrai von envayer. Docb ent-
ledigt sieb die Dicbterspracbe gleicbfalls niebt selten des ableitenden
a: so in aubliraij avourai, emphtra.
Einzelne Yerba. 1) Aller^ vadere und ire geben zusammen ein
vollständiges Verbum: aüer; vais^ vas, t;a, dUonSy ailesj vant; aiUe;
vaj alles; cXlais\ älUU; ällasse; irai; irais; aUant; alli. — 2) Defec-
tiva sind: JPuer (puiere\ nur im Inf., im Präs. u. Impf. Ind. und im
Fut. üblich. Tisser (texere) nur im Inf.
II. Gonjugation. — Die regelmässigen Yerba derselben sind
battrej eoudre {eonsi*ere\ fendre, äifendrct fondre^ mordre^ i- u. re-
•pandrey pendre^ pondre (ponere)^ ripondre^ rendre^ rompre, deseendrey
tendrCy Umdre^ iordre {torquere\ vaincre, vendre.
Einzelne Yerba. 1) Zwei der regelmässigen zeigen etwas Un-
regelmässiges tbeils in unvermeidlicben tbeils in willkürlieben Anti-
tbesen. Coudre stebt fttr eausWe^ daber Präs. eauds, eousons (niebt
eoudons)] Perf. eousis; Part, eousu (lat eonstUus). Vaincre bat Präs.
vaincsy vaines^ vaine^ vainquons (flir -eans) etc.; Perf. vainquis; Part.
vaineu. — 2) Suivre {sui-v-re zunächst aus sui-re S. 575); Präs. suiSj
suivans; Perf. suivis; Part, suivi aus dem alten sivir^ it. seguire. —
3) Yiele vormals oder ursprünglich im Lat. starke Yerba bringen ihr
Perf., wie in der schwachen Conjug., mit den flexionsbetonten Formen
des Präs. in Einkbing, bebalten aber ihr starkes Part bei. Es sind
a) die auf -mdra, wenn sichtnä auf lat ng oderm gründet: eeindre^
Heindre^ femdrey en-freindrejaindrey oindre^peindrej \ plaindre^poindre^
a-, re-sireindre^ eon-traindre, teindre, atteindre, eraindre {tremere)^
emprändre (inhprimere). Sie flectieren: Präs. eeins^ eeinSy eeitU, eei-
gnanSy -eßy -ent; eeigne; Impf, eei^ai^; Perf. eeignis; Part, eeint^ und
so jaifUy plainty craint etc. b) Fttnf auf -tiira: euire (eoguere), -duire
in Comp. (co9i-, de-y enduire etc.), luirey nuirey -struire in Comp. (c(m-,
instmirty ditruire). Flexion: Präs. cuiSy cuisons (aus eodmus für eoq.y
vgl. faisans aus facimus)y cuisea, euisent; euise; cuisais; cuisis; euity
'duity "Struüy aber luiy nui. c) JScrire für ierivre; ieriSy ecrivonSy -vent;
ierms'y ierit. — 4) Defectiv sind: Brairey braUy hraient; braira\ brai-
590 NeufranzBsische Conjngation. [ü. 267. 258.
raU. Bruire; bruit; bruyaü, -aient; bruyant. Frire (frig^e); fris,
friSy frit Präs.; frirai\ frirais. Tistre, wofllr aber jetzt tisser liblicfa
geworden, bei den Grammatikern des 16. Jh. ti, tis, tist, Hssons etc.;;
Part, tissu (noch jetzt). Andre, wie dore, paUre^ saurdre^ traire sehe
man unter der starken Flexion.
lU. Gonjagation. — Die reine dritte hat nnr noch folgende
vollständige regelrechte Verba (Perf. -is, Part, -i) aufzuweisen : batdUirj
cueälir, dormir, /WtV, mmtiry partir (abreisen), re-ptentir^ as-saüUr^
sentir, serviry sortir (ausgehn), ressortir (wieder ansgehn). Der Verba
mit reiner and gemischter Flexion zugleich besitzt die nfr. Sprache
nur zwei, partir und saiUirj denn in sortir scheinen sich zwei yer-
schiedene Stämme zu begegnen, aber selbst in jenen hängt die Flexions-
art von der Bedeutung ab. Das Präsens syncopiert euphonisch den
Gonsonanten vor der Flexion: bauiUiry bouSy baus^ bout, bauiUons etc.
Conj. bouUUj Imper. bou8\ dormir^ dors, dort^ dormons; mentir^ mens^
menty mentons; repentir^ repenSy -nt, -ntons] seniirj sens etc. ; servir^
sers, servons] sortir ^ sors, sortons. Kein s in der 1. Sg. des Praes.
Ind. empfangen, wie schon bemerkt, cueHle und assaiUey S.Pers. wie
die 1. (aber afr. cueltj assattt wie nfr. bout)j flberdies die unten noch
zu nennenden mit dem Part. -ert.
Einzelne Verba. 1) Vetir, Part vitu statt viti\ Praes. vits, vH
etc. — 2) Offrir, souffrir, couvrir, ouvrir haben die starken Partici-
pien offertj souffert, couvertj ouvert ; Praes. offre, souffre^ couvre^ otwre. —
3) Defectiva: Faülir (fehlen, von f allere); faiUais ff.; failiis ff. ; faü-
lant; faiUL Vgl. faUoir S. 592. | Ferir nur Inf. in der Phrase sans
coup ferir. Omr; Perf. outs ff.; Gonj. outsse ff.; Part aul, SaiUir
(hervorragen) nur in der 3. Pers. einiger Zeitformen, wie saiüe^ saü-
laity üblich ; seine Composita as- und tressaiUir sind vollständig.
Zur gemischten Gonjug. bekennen sich Verba aus der 2. und
3. lat., wie emplir^ fleurir (wo man florissais u. fiorissant neben /fetir-
zu merken hat), fremirj jouir^ envakir^ convertir; aus der 4. finiry
henniry nourrir^ ripartir (vertheilen), perir, punir^ saiUir (hervor-
sprudeln), asservir, sortir (erlangen) nur in 3. Pers. gebräuchlich,
assortirj ressortir; neu geschaffen choisir^ garatUiry halr u. a. Dies
letztere geht in so weit anomal, als es im Sg. Präs. Ind. und Imper.
keine Inchoativform annimmt: hais, hais, haitj aber PI. hcässonSy hals-
seZy ha%ssent\ hatsse^ halssUms; haiSy hatssea; Jmssais ] hais Perf. selten;
hatssanty hat.
Starke Flexionsart — Sie hat in der neuen Sprache nicht
unbeträchtliche Verluste erlitten. Viele ihrer Verba sind ganz ausser
Gebrauch gekommen: so ardre, escorre^ raembrey aerdre^ maindre^
espardrCy despire, terdre, voldre^ loire^ tolre. Andre haben grade das
Merkzeichen der starken Flexion, das Perf., verloren und sind auch
sonst defectiv geworden, wie edorey semondrej traire, chatoity gisir,
n. 268. 269.] Neofranzösisohe Gonjugation. 591
esier (Impf. Hais), Andre endlich haben sich der schwachen Flexions-
art zngewendety wie namentlich die oben abgehandelten anf -indre
und -wtre, wie ferner ecrirSj und noch entschiedener auch im Part.,
mordre, pondre, rSpondre, tordre. Noch im 16. Jh. war es anders :
die Grammatiker jener Zeit fahren z. B. Verba auf wie ardre, chdloir^
checir (vollständig), doüloirj aherdrey semondre, aparoir, raire, seoir
(yollst), sourdrCf satdairj espandrCj tistre^ die nachher verschwanden.
Das Perfect der 2. Glasse entsteht aus der alten syncopierten
Form, wo sie vorhanden ist, deren Stammvocal nun gleichfalls Syn-
cope erleidet Dem der 3. Glasse ergeht es ebenso; hier aber ver-
drängt das uns bekannte paragogische 8 den im Altfranz, in der
1. Sg. noch vorhandenen Flexionsvocal t: aus dui wird nun dus.
Überdies wird die Endung oi dieser Glasse allgemein auf ui d. h.
auf US zurückgeführt. |
afr.
d%-8
nfr.
di'8
afr.
d-ui
nfr.
d-U8
de-is
d'i8
de'U8
d-U8
di'St
dU
d-ta
d-ui
de-ismes
d'Unes
de-usmes
d-ümes
de-istes
d-Ues
de-ustes
d'Utes
di'Strent
di-rent
d'Urent
d'Urent.
Das Impf. Conj. lautet: disse^ disseSy dit, dissions, dissiejg, dissent]
dussCj du88€S, dütj dussüms, dussiee^ dussent. Das ihm wesentliche
doppelte 8 bleibt selbst, wenn n vorausgeht, z. B. Ind. ünSy Gonj.
iinssCy tinsses, tifU, tinssions, — Dass im Particip der 3. Glasse
der Stammvocal schwindet wie im Perf, lässt sich denken, also du
aus altem deü^.
Verzeichnis der Verba.
I. Glasse. — Facere: faire; faiSj faisonSy faites, fant; fasse;
fais^ faües; faisais\ fis; ferai; faisant; faU. Gomp. con-j suf-fire: -fis^
"fisons^ 'fiseni; -fis; confUj doch suffi, —• Teuere: tenir; tienSj tenons,
iiennerU; tienne; HenSytenes; tins,Unmes, tInteSjtinretU; tiendrai; tenu.
— Venire: venir = ienir, — Videre: voir; vaiSy voyans, voient; voiCy
vayUms; voyaiSj voyians; vis; verrai; voyant; vu, Pourvoir xi.privoir;
Fut 'Vairai.
n. Glasse. — Gaedere in drcondre] -ciSy -dsons; -eis; -eis. —
Glaudere: dore def.; chSy cloSy clot; dorai ff.; darais ff.; dos Part.
£dore def.; edot^ idösend-, icldsSy ent; iddray-ont-, 6d6rait\ idosVBxi.
Ckm- und ex-^ure vollständig: -dus, -duons; -^lus; -durai; candu, aber
exdu n.exdu8.— Dicere: dire] diSy disanSy dites, disent; dise; disais;
1) Aber der Circamflez ist nicht überall anwendbar. Tgl. bu, diehu etc.
Überhaupt liegt in der Quantität etwas Ungleichartiges, Widersprechendes. So
sollreibt man plaUy aber tM; gU, aber M; eiora, aber idöra.
692 NeufranzBsiBohe Conjngation. [ü. 259—261.
dis; disafU; du. So aacb redire; die andern Comp, haben im Praes.
-disea fttr dites. Maudire; Praes. -dis, -dissons, esj ent; -disse] -dis-
sais; -dissant; im übrigen wie dire. Bhiir flectiert nach der ge-
mischten 3., Part, beni, w, bhiit, üe. — Mittere : meUre; mäSj metj met-
ton8\ m%8\ mis, — Monere: semondre^ nur noch im Inf. vorhanden. —
Prendere: prendre\ prends, prenons, eß, \ prennenf; prenne^ prenions\
prenais; pris; prendrai-, pris, — Qnaerere: guerir nur noch im Inf.
vorkommend. Vollständig in ac:y en-, re-guMr\ -quierSy -queronSj
-quierent; -guiere\ -quis; -querrai; -quis, ConquSrir nur -quis Perf. n.
-quis Part. — Rädere: raire; nur im wenig flblicben Part, rais vor-
handen. — Ridere: rire; ris, rions, rient] rie; m (ri), rieer; riaiSj ri-
ions'y ris\ ri. — Sedere: seair def.; sied, siSeni; seyaü; siera; sierait;
sSatU 8eyant\ sis {seoir, siantj sis sind fUr dieBed. sitzen, die flbrigen
fttr die Bed. anstehn). Asseoir vollständig: assieds, -seyons, -seient;
'Seye, -seylonSy 'Seient\ -siSrai\ -sis; -seyant» Surseoir in folgenden
Zeitformen: sursois; 'Sayais; -sis] -sisse; -seoirai] -seoirais] -soyant;
'Sis. — Surgere: sourdre, nur im Inf. u. in 3. Sg. Praes. Ind. sourd
gebräuchlich. — Trahere : traire (nur in der Bed. melken, Pott ver-
gleicht sanskr. duh)\ frais j trayons, traient; Perf. fehlt; Part. trau.
III. Classe. — Bibere: boire; bois, buvons, boivent] baive; bu-
vais\ bus; bu. — Cadere: choir, nur im Inf. und Part. c&u. Dechoir
vollständig: dSchois, -oyons, -oient] dichus; dScherrai; dechu. £ckair
def.: eoAotY Praes. nur diese Form; echusete.', Schasse] echerrai; icher'
rais\ echSant; echu. — Galere: chaloir def., nur Praes. chaut in der
Phrase ü ne nCen chatU. — Gapere in con-, de-, per-j re-cevair\ -(oiSf -ce-
vons, -goivent] -gotve; -cevais; 'QUSj -cevrai] -gu. — Credere: croire\
croiSj croyans, croient\ croie, croyions, croient; croyais, croyionSj croyatent;
crus; cru. — Grescere: croUre; crotSj croissans; crüs\ crt4sse\ crü, erue. —
Gurrere: courir, auch courre\ cours\ courus\ courra%\ couru. — Debere:
devoirj wie -cevoir (s. capere), doch Part, du, due. — Fallere: fdUoir
impers. (nöthig sein) ; il faut ; faille ; faUait ; falliä; faudra ; fallu, ü afaüu
etc. — Die Alten kannten nur faülir (S. 582), falloir ist eine spätere
Entwicklung. — Habere: avair. Das Gomp. ravoir ist nur im Inf.
zu gebrauchen. ~ Jacere: gSsir def.; Praes. nur gtt, gtsons, gisent;
Impf, gisaü] Ger. gisant. — Legere: lire; lis, lisons; lisais; lus; lirai;
lisant; lu. — Molere: maudre; mouds, mofdons\ moule; motdus; maU'
drai'f motdu. — Mori: mourir; meurs, mourons^ meurefU; meure; maw-
ras; mourrai\ mort. — Movere: mauvoir] meus, \ mouvonSj meuveni;
meuvCffnus; mouvrai; mü, mue. — Noscere in ccnnaUre; connais^ -naUf
-naissons, -naissent; connas; connu. — Parere (*parescere): paraUre
wie cofinattre. — Pascere: i>af^r6 gleichfalls meconnaUre, Perf. fehlt
BepaUre ist vollständig, Perf. repus. — Placere: plaire; plaiSj plaUj
plaisons; plaise; plus\ plu. — Plnere: pleuvoir; pleut; pleuve;
plut\ plu. — Posse: pouvair; puis u. peux, peux, peut, pouvans^ peu-
IL 261. 262.] Walachisohe Gonjogation. 693
v€fU\puis8e; pauvais; pu8\ paurrai; pouvant (Adj. puissanl)] pu. —
Sapere: savoir\ sais, savons, savetU; sach€\ sache^ sachonSy sachee
Imper.; saoa%8\ sus] 8aurai\ sachatU (Adj. savant); su. — Solvere
in r6'3(mdre\ resouSj sotd^ -solvons^ -solvent] risolus; resotidrai;
resolu und risous letzteres ohne Fem. — Ab- u. dis-soudre ohne
Perf., Part, -sous, -sotäe. — Tacere: taire wie plaire^ nur Praes. tau
nicht tait. — Valere: valoir\ vaax, vatä, vcdans, vcdent] vaüle^ vaiionSf
vaiUeni'j vaux^ valea; välus\ vaudrai\ voiant (kAyvaiUant)\ valu. Pre-
vcdair^ Praes. Conj. prevdle. — Velle: vouloir; veux, vouUms^ vetdent
(über den Vocal eu s. Burguy II, 91); veuüle, votdians, veuiüerU] veuillej
veuiUons^ veuillee\ votda%$\ voulus\ voudrai; voülu.
Anomalien. Vivere: v%vre\ vis, vit, vivons'^ vScus; vicu. —
Nasei: naUre; nais, naU, naissans] naisse; naquis; naissant; ni.
6. Walachisehe Conjugatlon >.
Es ist merkwürdig, dass unter dem beträchtlichen Verfalle des
ursprünglichen Lautsystems und unter der fast beispiellosen Mischung,
welche das Wal. erfahren, seine Conjng. nicht viel mehr gelitten hat
als die der übrigen rom. Zungen. In der That ist dieser Theil der
Gramni., wenn auch durch die dacische Übertragung der Vocale und
einige Nebenzüge in der Umschreibung der Tempora eigenthümlich
gefärbt, durchaus | rom. und steht neben dem Alban., Slav., Unga-
rischen in voller Selbständigkeit da'.
Was diePersonalfiexion betrifii, so wird 1) s, t und n^ab-
gestossen : c^ffUtd (cantas), vinjsfi (vendis), c\mtatei {cantatis), cimtf (can-
taf)j tfcu (tacuü), c^ntf (cantant), qifUarf (cantarunt) ; nur kann s mit
Veränderung seiner Aussprache stehen bleiben: cy^ntaseÜ (cantasses).
— 2) Im Widerspruche mit allen verwandten Sprachen duldet die
wal. das ausl. lat. m in zwei Zeitformen, ciffUaMy c^niasemicantabamj
cantassem). — 8) Grundsatz ist, dass die 2. Pers. beider Numeri immer
auf i, die 1. PI. immer auf m ausgeht: ci/ntei, cymtaijn, c^tUfm. Für
die 3. Pers. beider Zahlen reicht in den meisten Fällen eine und
dieselbe Flexion aus, c^ffUä z. B. für cantabai und caniabatU. —
4) In der Anwendung des f und e lässt sich etwas Regelmässiges
wahrnehmen: ersteres vertritt lat. a, letzteres e und i, die 1. PL des
1) Nene Stadien, reich an Ergebnissen, hat Mussafia (Jahrb. X, 860 ff.)
mitgetheilt. Obiger Abriss hat sich versoh. Zusätze und Berichtig, daraus an-
geeignet.
2) Vom Alban. sagt Bopp, es erscheine in seinem Aorist ganz im Lichte
einer rom. Sprache, kendava, kendove, kendoi, PI. hmdueme, kenduete, kenduene
vergleiche sich dem it. eantava etc., s. dessen Abh. über die alb. Sprache, Anm.
88. Keine dieser Formen hat das Wal. entlehnt.
Diei ronum. Oramm. IL 6, Aufl. 88
694 Walaohisohe Gonjagation. [U. 962. 268.
Präs. Conj. macht eine Aosnahmey indem sie der Form des PriLs.
Ind. folgt.
Der Infinitiv (den das Alban., Bnlgar. nnd Neagriech. nicht
besitzen) hatte früher die volle Endnng -re, deren Gebrauch aber
jetzt höchstens dem Dichter gestattet sein soll; sonst apocopiert man
sie nnd sagt c^ntäj face^ auA für cyntare^ facere, auiHre. Nur als
Snbst. behält dieser Modus seine volle Form: ß sein (/im), fire (Fem.)
Wesen, Natur, s. Syntax. EigenthfLmlich ist, dass ihn die Pi^p. a
fast stets begleitet, selbst wenn eine andre Präp. vorausgeht; man
sagt a scrie (scribere), de a scrie, pentru a scrie, — Das Futurum
wird zwar auch durch Verbindung des Inf. mit einem die Zukunft
anzeigenden Verbum ausgedrückt, allein dieses ist hier nicht habere,
sondern velle: voiu c^ntä (volo cantare) und vream c^ntä {volebam can-
tare). Doch umschrieb man es ehemals auch mit habeo und dem Inf.:
avem a da 'wir haben zu geben, werden geben'. |
Präsens Ind. 1) Die 1. Pers. setzt bloss den Stamm: cyn^,
vind'y früher aber gab sie, wie sich vermuthen lässt, den Flexions-
vocal allgemein durch u wieder, welches jetzt nur noch nach i
und nach mehrfacher Gonsonanz geschiehti wenn diese die Anlehnung
an einen Vocal fordert: vaiUf moriu, suferiu^ afiu^ implu, intru^ da-
gegen cderg. Auch vor Encliticis lebt u wieder auf, wie beim Nomen
vor dem Artikel: batu-te eu^ batu-vf eu Mch schlage dich, euch*. —
2) Das Präs. der verschiedenen Modi unterliegt einem den übrigen
Sprachen zum Theil unbekannten Yocalwechsel, nämlich a) Diph-
thongierung ist selten: doare von dureä (dolere\ doarme von dortni,
poate von puteä (passe); es gibt umgekehrt Fälle, worin das Präs.
dem diphthongierten Inf. gegenüber einfachen Vocal besitzt: cunasc
cunoaüej scot scoate (excutere), b) Die stammbetonten Formen dieses
Tempus enthalten den ursprünglichen Vocal, während alle übrigen
Verbalwörter ihn verwandeln: a wird zu f, au zu fUj o zu u. Von dieser
Art sind tac tfcea (tacere)^ laud Ifudä, sbor sburä (ex-volare). Das
ganze Präs. von tfceä z. B. lautet: iaCy taci^ tace, tfcim, tfcitei^ tac\
Conj. tac etc.; Imper. toct, tp^etssi. Ein solcher Wechsel aber findet
nicht statt in cumpfräy au0l, pune u. a. — 3) Im ganzen wird in
diesem Tempus die lat. Betonung geachtet, daher cugei {cogüo)j cu-
minec (communico), düplec (duplico); abweichend lauten opl^ (ajßpitco),
ctiiUg(colligo\st^iriu(suffero)nnämB,n6\ie andre. — Der Conj unctiv
scheidet sich nur in der 3. Pers. vom Ind. ; am stärksten geschieht
dies in den Hülfswörtern ß und avea. — Der Imperativ hat im Sg.
seine eigne Form ; der PL zeigt die Flexion tjn des Ind. (und Goq.)
und ist also, wie in den meisten andern Sprachen, daher entlehnt
Das Imperfect elidiert Überali das ursprüngliche b: cj/ntamf
vindeam, aujBeam, und die Schreibung cjffUauam ist blosse Augen-
n. 263—265.] Walachiflche Conjngation. 595
tänschnng. Oft auch liess man das flexiviscbe m der 1. Pers. des
Sg. fallen, nm sie von der ersten des PI. zu unterscheiden.
Das Perfect hat in seiner 1. Sg. die Endung ai^ n, wie im
It., überdies üi\ dafbr schrieb und schreibt man cyrillisch diu, iiu,
fim, wie auch füiu (mit stummem u) für lat. fui. Es | nimmt seine
1. und 2. und vielleicht auch seine 3. PL vom lat. Plusq. : CYntärpny
CfpUärfißif c^ntarf^ aueirfm, aueirftzi^ aueirf (cantaramus etc.), muth-
masslich weil dfifUfm^ qffUatsij aueim^ aturitai schon für das Präs.
gelten; bei der Form ui fällt dies Hindernis weg, daher neben tf-
eurem tfcwrftssi auch tfcum tfcufjri üblich sind. Doch ist die Her-
leitung aus dem Plusq. nicht frei von Zweifel, da sich diese Formen,
wie Mussafia ausfuhrt, auch auf andre Weise erklären lassen. ^ Das
lat Plusquamperfect Gonj. braucht die wal. Sprache nicht als
Impf. Conj., sondern allein als Plusq. Ind., also c^ntasem formell =
eantavissem^ materiell = cantaveram. Diesen Yortheil, ein einfaches
Plusq. zu besitzen, erkauft sie mit dem Nachtheil, das Impf. Coi\j.
durch Umschreibung ausdrücken zu müssen. Im PI. erleidet es auch
hier die aus den verwandten Sprachen schon bekannte Zurückschiebung
des Tones: cyti^cuem, cyntaaetei.
Das Gerundium hat sich erhalten; sein Vocal vor nd trübt
sich aber zu dumpfem ff: c^nt^nd^ vindtfnd, put^nd^ dicyind, legtfnd;
die Stammauslaute c und g bleiben also guttural. Statt ynd braucht
man jedoch ind gewöhnlich in der 3. oder (euphonisch) wenn i oder
u vorhergehn: marl marind (auch jfnd), suptjsijä suptaiindy incuiä in-
euindj pune puindj doch auch Ina lu^nd. Wird ein Pron. angefügt,
so taucht das untergegangene u der Flexion wieder auf, z. B. tem^nd^
temyndu'Sf. — Das ParticipPräs. ist erloschen. DasPerf. hat auch
hier active und passive Bedeutung; seine Construction mit derPräp.
de aber verräth das den andern Sprachen fremde Supin um, welches
sich der Form nach nicht von ihm unterscheiden konnte: casa aceasta
egte de vindtä *dies Haus ist zu verkaufen', greu de suü 'schwer zu
besteigen', uior de purtat Meicht zutragen'. Unter die Part, rechnen
die wal. Grammatiker auch das Adj. auf toriu, das den Begriff des
Pi^. erfüllt, Fem. toare: c^ntftariu = lat. canianSj invingftoriu =
vincenSy ffCftoriu = faciens, pmtariu = ponens. Verbunden mit dem
Part Perf. fostu dient es eben sowohl dem Begriffe der Vergangen-
heit: fostul c^ntftoriu = cantator qui fuü.
Stammauslaut. 1) Wie im It. gehn vor e, i die | Kehllaute
in Palatale über, z. B. Ind. Praes. duc duci, merg mergi mearge.
2) T und d werden vor « zu te und jer, umgekehrt e vor e auch zu
d, z. B. hai hatssiy cuget cugetjn, cad cazi^ vea (video) veade, crea (credo)
ereade. Bei einigen geht die Verwandlung des d in a aber auch im
Ger. und Part, also vor ^ und u, vor sich: cae^nd^ iezynd^ vez^nd^
eoBut etc. von cfdea^ iedeäj vedeä s. Lex. bud. 18. 3) Sc tritt vor i
596 Walachisohe Conjngation. [II. 2^5. 266.
in dt über: cresc creiti, usc uiti. 4) Vor i schwindet i {j)j vgl. taiu
tai fflr taji^ puiu pui.
In der Umschreibung des Passivs weicht die wal. beträchtlich
Yon den übrigen Sprachen ab. 1) Gemeiniglich wird das Activ im
Reflexivrerhältnisse hierzu verwendet: eu mf laud {= lat. laudor\
tu te laugt, el sf laude, not ne Ifudftn, voi vf Ifudatzi, ei Sf laude. Das
it. io mi hdo gibt einen ganz andern Sinn. Der Bulgare thut das
Gleiche, sein Fron, sü aber vertritt ihm nach slavischer Sitte alle
Pers., z. B. fdie su 'ich lobe mich, ich werde gelobt*, fdlii sü *du
lobst dich, du wirst gelobt* etc. Indessen kann das Passiv 2) doch
auch mit esse umschrieben werden, wobei aber das Particip den Be-
griff der Vergangenheit festhält, d. h. frate meu este Ifudat ist ==^ frater
tneus est laudatus (s. Alexi Gramm, valach. p. 207). Dieselbe Methode
kennen auch die slavischen Sprachen. Um Misverständnisse zu ver-
meiden, da mf laud auch ' ich lobe mich ' heissen kann, wird 3) eben
sowohl mf laudf 'sie loben mich' gesagt (Sulzer 227), und auch dies
findet sich im Slavischen.
Httlfsverba sind aveä (habere), ß (fieri, vgl. wegen der Form
altlat. firi Voss. Arist. 2, 13. 5, 38), voü oder vreä {velle).
1. Aveä. — Ind. Praes. am, ai, are (au), avem (am), aveUi
{atei), au. Impf, aveam^ aveai, avea, aveam, aveatei, aveä, Perf. avui,
avuii, avu, avurpu, avurftzi, avurp; daneben avusei, avusfÜ, avuse^
avusem, avusetei, avuser f. Plusq. avusem, avuseÜ, avuse, avusem, avu-
setzt, avuse; daneben avusesem etc. Gonj. Praes. am (aib\ ai, aibf,
avem, avetzi, aibf, Imper. aibi, avetzi. Ger. avynd. Part. avuioriUj
avut. Umschreibung wie beim Activ. — Anm. Eigen ist am für
habeo, da m sonst nicht aus b hervorgeht; das alban. Wort ist kamj
das sich aber schwerlich hier eingemengt hat Auch are für habet
muss auffallen. |
2. Fl, — Ind. Praes. s^nt, eiti, este (taste), sintern, siftitetzi,
SYnt. Impf, eräm, erai, erä; eram, eratzi, erä. Perf./iii, fuM, fü, fu^
rfni u. fum, furftzi, furf\ daneben fus^, fusfii, fuse, fuspm XLfusfrpn,
fusftzi u. fusfTftzi, fuserf. Plusq. fusSsem (fusem fehlt), fuseseÜ, fth
sesf, fusesem, fusesetzi, fusesf. Conj. Praes. fiu, fii, fie, fim, fitzi, fie,
Imper. fl, fitzi, Ger. fiind, Part fiitoriu, fost. Die Umschreibung
bildet ß mit sich selbst, nur im Perf. mit aveä: am fost (bin gewesen),
dagegen eram, fiu fost und selbst fiu fost fost (wäre gewesen). —
Anm. Die gemeinrom. Formen essere, essendo, stato drangen hier
nicht ein: fieri gab den Inf., den Imper., das Ger. und selbst das
Präs. Conj., während es dem Italiener nichts weiter als ein Fut (fia)
lieh ; von fui erzwang man hier ein Part, fost = it. stato. Im Sttdwal.
hat sich fieri (hire) stärker eingemischt. Man flectiert Ind. Praes.
escu, eiti, eite (b), himu, hitzi, suntu; Conj. Praes. hiu, Mi, hibf, himUj
IL 286. 267.] Walachisohe Ck>njugation. 697
hüjri, hibf. Die nordwal. Präsensformen mttssen ans der 3. PI. sjffU
entstanden sein.
3. Vau {vol), vreä. — Es hilft mit zweien seiner Zeitformen ans,
nämlich Präs. Ind. voiu (anch ott«), m, va, vom, vetaij vor. Impf.
vream, vreaij vreäy vream^ vreataij vreä.
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4 e ü
•^ 8- 1- 8- 8- S 8" S- 8* S* 8- S* 8" 8* S" 8" 8* 8* 8"
Die Umschreibung bat etwas Ungleichartiges: sie geschieht eben
sowohl mit fl wie mit avea, wodorch jenes zur Darstellang des Passivs
freilich wenig tauglich blieb. Mit ß üasste man das Part in activem
598 Walachische Conjugation. [IL 267. 268.
Sinne: fiu c^ntat 'ich sei einer, der gesnngen hat', wie hortaius 8m\
auch der Slave yerhindet das verh. subst. anf diese Weise mit dem
Part. Perf. des Activs, z. B. serb. jesam igrao * ich bin einer, der ge-
spielt hat'. Die nmschreibenden Tempora sind nun folgende: Perl
Ind. am^ ai, au, am^ at£%, au c^ntat etc. Plasq. am fast c^at. Fnt
voiu c^ntä. Impf. Conj. a) vream ctjntä =: cantcUurus €8sem\ b) aSj
aiy ar, am, atsi, ar ctfntä. Perf. fiu c^ntat. Plasq. fiu fost cf/ntd.
Inf. ß qffUaty anch ß fast cyntat = cantavisse. Anch cy^tUftoriu kann
zn ß construiert werden. — Anm. In dem 2. Impf. Conj. geschieht
die Umschreibung gleichfalls mit aveä. Nur fflr die 1. Sg. rief man
das neugr. ag zu Hülfe : ag ygaq}]] er möge schreiben, | ag ygai/jw/iev
lasst uns schreiben; auch im Alban. angewandt: as tf Skoimf lasst
uns gehn, s. Hahn UI, 4.
Im Südwalach. weicht die Gonjug. nicht unbeträchtlich ab.
Die einfachen und umschreibenden Tempora stellt Bojadschi aof
wie folgt:
Präs. caUu ich trete.
Impf, cdkamu ich trat
Perf. amu calcatf ich habe getreten.
Plusq. aveam calcatf ich hatte getreten.
Fut. voi cälcare ich werde treten.
Bedingendes Fut. si cdUarimu wenn ich treten werde, dsgl.
si furi ca eu caicu wenn es sein wird, dass ich trete. «
Man vermisst in dieser Tab. das einfache Perf. (das jedoch in der
starken Gonjug. nicht fehlt) und das einfache Plusq. Das Präs. Gonj.
unterscheidet sich nicht vom Präs. Ind. ausser in den Httlfsverbis
habere und esse. Die grösste Merk¥rttrdigkeit aber ist das bedingende
Fut., welches so geht:
Sg. calc'arim(u) PL cälc-arimu
cak-ari cak-aritu
cdlc-ari calc-aH
In den andern Goiyug. fninta^rtmj vind-urim, arups-erim. Es weist
also auf das lat. Perf. Ind., stammt aber zunächst entweder aus dem
Perf. Gonj. oder dem Fut. exactum. Die Form der 1. Sg. im (denn
u ist nur angehängt und gewöhnlich stumm) spricht offenbar fUr das
erste, die Bed. mehr flir das letzte. Es ist nicht unwahrscheinlich,
dass man die beiden lat. Tempora, da sie nur in der 1. Sg. einen
Unterschied zeigen, früh verwechselte, cantaverim für caniavero sprach.
Dem sei wie ihm wolle, wir haben uns an die Buchstaben zu halten
und also eine Form des Perf. Gonj., die keine der flbrigen Sprachen
besitzt, darin anzuerkennend |
1) Naohsutragen ist, dass Mossafia dieses Tempos anoh im alteren NordwaL
nachgewiesen und seine syntaotisohe Anwendung belegt hat Die Endungen sind
II. 269. 270.] Walachisohe Conjugation. 599
L Conjugation (Inf. ä, nicht eä). — Sie zählt viele ablautende
Verba, als bfgä, Praes. bag, hlfstemä blastem {blasphemare), c^ä cdc^
Ifsä las (laxare)^ SfUä salty Ifudä laud^ sburä sbor (ex-volare), purtä
partf sctda scol, tumä tom.
Einzelne Verba. 1) Da (dare) hat Praes. dau, 8. df, PI. dfm ff.;
Perf. a) dedfi, dedfÜ, dede, dedfrfm, dedprflei, dedftf; b) dedui etc.
wie vindui; Plosq. e^äu^am; Part. dat. In alten Schriften aber kommt
ein Yollständig starkes Perf. vor: dedi, dedeü, deade, deadem, deadet,
deaderf, — 2) Stä; stau, stfm; stftui (ein Perf. stetei bemerkt Barcinu);
stftusem; stat n. stfCtd, an statui, statutus erinnernd. — 8) Andare
fehlt (nebst vadere und ire) nnd wird darch mearge n. a. vertreten.
— 4) Sehr anomal gehen zwei den Stammauslaut v syncopierende
Verba: La (lavare), Präs. lau; Perf. Zfui, Ifusi, Ifu, Ifurfm etc.; Ifusem;
Ipit. Lua (levare); Praes. iau, iai, iä, luom, luatjn, tau; Gonj. ebenso;
Imper. ia, luatai; Impf, luam etc. — 5) M^na (minare); Praes. tn^n
u. mfiu, myni mui etc. — 6) Verba, die im Präs. Sg. auf zwei Vo-
cale ausgehen, haben in der 8. PL, nicht f, sondern e, z. B. taiu tae
(tdleare), letztere Form auch im Imper.; tncuiu, -eue (includere).
In dieser Sprache gibt es femer eine gemischte 1. Gonjug.,
worin sich die Endung es an die stammbetonten Formen des Präs.
fflgt, z. B. Ind. u. Gonj. von lucrä:
Sg. luer-es PI. luer-fm
luer-esi lucr-atsi
lucr-ease (f) lucr-ease (f)
Imper. lucrease (p), lucraisi, Beisp. armä armes (armare), cerceta
(^circitare), Cftprama, Cftsdä, a-darmita (darmitare), in-dr^tä {^direc-
tare), ithfricosä, in-fiyna (itrfrenare), Ifcrfmä (kucrymare), oftä (optare),
Pfsträj r^urä {*rivulare), in-semnä (signare), umbrä (umbrare), tsitä
(citare). Mehrere gehn nach der reinen und gemischten zugleich: so
curm eunnes, gat gates, gust gustes, mustru mustres, turbu turbez.
II. Gonjugation. — Sie spricht sich am deutlichsten aus in
der 2. PI. des Präs. frind-etsi, den Formen der 1. und 3. cynt-atsi
und mints'itsi gegenüber, und im Inf. Dieser hat, gewöhnlich in
Überemstimmung mit dem Latein, theils be|tontes theils unbetontes
e; jenes erscheint nur in diphthongischer Gestalt wie im Franz., z. B.
aveä =■ avoir. Der Unterschied zwischen der 2. und 8. lat. macht
sich aber auch an andern Stellen der Gonjug. geltend, und dies ist
ein feiner Zug der wal. Sprache. Nämlich im Sg. des Imper. endigen
die Verba, die im Inf. betonten Vocal haben, auf «, die unbetonten
haben, auf e, als aveä aibi, tfcea tad, sfced saci, aber bäte, preceape,
hier Sg. -re, -ri, -re, PL -remf -ret, -re, Beispiele ans der schwachen Gonjug.
intrare {introtero), ceutari (observaoeris), sidire (aedificaverii), durmiret {dormiatis),
mblare {ambUlaioermt); ans der starken mearHre (asUmla/oero), uciseri (pecideria).
600 Walachisohe Gonjugation. [II. 270. 271.
punCf Imper. gleichfalls bäte etc. Ferner in der 1. and 2. PL des
Präs. haben die ersteren betontes e^ die letzteren unbetontes wie im
Latein: avem avetssij zacim eaceUA {jacemuSy -etis^ SLUch puiem putitjHj
aber bäiem bdietsfi, preceäpem preceäpetsfi, vindem vfndetsi. Trotz dieser
feinen Unterscheidung ist die 2. schwache Conjng. in dem gegen-
wärtigen Stadium dieser Sprache nicht mehr yorhanden, weil das
schwache Perf. fehlt. Im It und Prov. ward es auf das deriyatiye
e gebaut (vendere vendei) und so eine wahre J&Gonjug. durohgeftthrt,
welcher sich nur das Part, (penduto) nicht unterwarf; im Span., Port
und Franz. ward es schlechthin dem der 3. gleichgesetzt; im Wal.
endlich traten sänuntliche Yerba dieser Glasse zur starken Flexion
ui über, die hier wie im Franz. den Ton an sich zog. Dieser Übeiv
tritt yom e zum u war eigentlich durch die Form des Part, ut schon
vorbereitet; im It. konnte es nicht vor sich gehn, weil hier u wie
im Latein tonlos war, die schwache aber ein flexionsbetontes Perf.
verlangt. Oder sollte das Wal. nicht von Anfang an auf ui gerathen
sein, da sich diese Endung in lat. Yerbis so häufig darbot? Man
kann dieser Frage eine andre entgegensetzen: woher anders nahm
die 1. Sg. des sigmatischen Perf. in dieser Mundart die paragogische
Endung ei als aus der 2. schwachen? Denn in ars-fi (lat. arsi) ist
mit gutem Grunde derselbe Vorgang anzunehmen wie im pr. visqu-iei
(mxi). Von vindfi wird man also wohl fortgeschritten sein zu vindui^
ein Ereignis, welches uns die vorhin erwähnten Doppelformen des
Perf. von da, nämlich dedfi (lat dedi) und dedui klar vorhalten. Die
ältere Flexionsart wird demnach gewesen sein: |
Sg. vind-fi PL vind-p-fm
vind-fSi vind-frftsi
vind-e (eä?) vind^f.
ni. Gonjugation. — Zur reinen dritten gehören und haben
zum Theil iu für u im Präs.: auj0i(Praes. aud), o-cop^rt (-eriii), donm
{darmj doarme)j su-ferl {-eriu), fugt, ei-l (»es, ieÄ, iese\ «w-i {sub-ire,
Praes. suiu), de-lungl, minttA (mentiri), muri {moriUj t, e, im, üai, iu),
peri (peiu, auch per, pier), putjA (putere)^ pftat (pati, Praes. patziu),
despfrtjA i'part), scuipi (spucken, pr. escupir), sarbl, sprl (scdire), vem,
also auch hier fast durchaus Verba lat Herknnft Die reine und
gemischte Form zugleich haben bflbutsA, flort, miro^ (duften fiVQi^eiv),
sentalj itl {scire), voü (veUe) u. a.
Einzelne Verba. Veni-, vin u. viiu, vini vii, vine; Imper. vtftf.
Sti (scire) \ itiu; Part Üiut.
Die gemischte 3. beschränkt die Inchoativflexion wie im It
auf die stammbetonten Formen des Präs. Beispiele sind aus der lat
2. und 3. aibu ocri, dorl {dolere), rfpi (rapere), content, tuÜ (tussire),
vomi (vomere); aus der 4. Ifrgi (largiri), mugi, ntOrl, ierbi (servire):
fremde oder neu gebildete: cfrpi flicken, co^ schneiden, gynü wanden,
IL 271. 272.] Walachische Conjugation. 601
isdpü anssinnen, lecul heilen, pfll schlageo, roU rauben, varti reden,
und sahlreicbe andre.
Mehrere Verba fremden Ursprangs haben im Inf. die Endnng
y, im Part, yt, im Präs. Sg. 1. theils keine Flexion» theils esc. Dahin
gehören obory herabwerfen, herabstossen (serb. oborüi), oboryt, €bor;
amory tödten (vgl. serb. umritt sterben), omoryt, omor; oehfry be-
schimpfen (serb. okdrati\ ochfnd^ ochfrese; pogory herabstossen (serb.
ptMriti unterwerfen).
Starke Flexionsart. — Die Zahl der Verba ist nicht nnbe-
trächtlieh; aber diese Gattung hat durch die Fortrflckung des Ac-
centes im Perf. 1. Pers. Sg. in ihrem Charakter sehr gelitten.
Präsens. 1) Das lat. ableitende i oder e hat geringere Spuren
hinterlassen als in den Schwestersprachen: rfmyAn z. B. muss in
reman-eo seinen Grund haben, viu (neben vin) in venAo. \ Übrigens
spricht man tac (taceo), nicht taciu wie it. taceiOj eac {jado) u. s. f.
Puiu (pano) und voiu (volo) yergleichen sich den it. pongo und voglio.
Häufiger sind die Spuren des ableitenden Vocals in der 3. schwachen:
so in acoperiUf tnariUy pataiu und einigen andern, s. 3. Gonjug. —
2) Für die Flexion ist hauptsächlich zu bemerken, dass der palatale
Stammanslaut des Inf. in der 1. Präs. Sg. zum Guttural zurückkehrt,
also Inf. face, Präs. fac, faci etc.; meargCj tnerg, mergiy mearge.
Perfect. 1) Die mit blossem i ausgedruckte Flexion (it. vid-i)
fehlt hier. Nicht so in der südlichen Mundart, welche z. B. fdae
ifecit) und vine (venu) kennt. — 2) Die mit 8 hat sich erhidten,
nimmt aber in der 1. Sg. das Suffix fi zu sich, auf welches auch
der Accent übergeht, in den übrigen Fällen ruht er gewöhnlich auf
der Wurzel. Es hat sich also hier eine Mischung starker und schwacher
Flexion ereignet: seri-s-fi für lat. scrip-stj etwa wie im späteren pr.
di^s^guiy das sich durch ein lat. dixivi für dixi würde erklären
lassen (S. 564). Die südliche Mundart gibt dies Tempus in einem
weit ursprünglicheren Zustande: weder kennt sie das angehängte fi
noch im PL das eingemengte r. Beispiel:
sttdwal. arup'S nordwal. rup-s^
arup'Seü rups^M
arup'Se rüp-sf
arup'Sem rup-sem rup-Sfrfm
arup'Set rüp-setjn rup'SfrfUfi
arup-serf rüp-serf
Plusq. rup'Seäsem, rup-sedseSi u. s. f. — 3) Das mit üi ausgedrückte
Perf. trifft in den wenigsten Fällen mit lat. ui zusammen. Für den
PL ürffn ürftei wird auch eine genauer zum Latein stimmende Form
ufH, utBt angemerkt, die im Süden die einzige zu sein scheint. Doch
begegnen auch gehäufte Formen, solche nämlich worin das Perf. zu
602 Walachische Conjttgation. [II. 272—274.
der seinigen noch die Endung sfi der 2. Glasse an sich nimmt, wie
in av-u-sfiy av-ti-seii etc. 8. S. 596 aveä and /t. — Im Participium
hat sich die sigmatische Form weit ansgebreitet, mehr als dies in
den Schwestersprachen geschehen ist, vgl. adaos, cins^ dm, mUsdeSj
eis a. s. f., in welchen s das lat. et zu yertreten hat. |
Verzeichnis starker Yerba.
IL Glasse. — Perf. -sfi, Part. "8,4. Ardere: arde; arsfi; ars.
— Angere in adaoge; adaosfi; adaos. — Gaedere in ueide; ueisfi;
ucis. — Gedere in purcede; -cee Präs.; -ccsfi; -ces. ~ Cingere in <to^,
incinge; 'Cinsfi\ -eins. — Glaadere in des-, inch%de\ chi8^\ -ehis. ~
Gondere in ascunde] ascun8^i\ ascuns. •— Coquere: coace\ coe Präs.;
ccpsfi; copt. — Gurrere: curge (vrlt eure); curg Präs.; cursfi; eurs.
Aas curr-i-o fttr curro ward curguy und das g setzte sich dann in
allen Formen fest (Mussafia). — *Catere in scoate] sco<Präs.; scasfi;
scaSk — Dicere: jrice; jrie^ aici, mce\ e\ Imper.; jBiceam\ ß%sfi\ eis. —
Ducere: duee\duCy duc%\ du Imper.; dusfi; dus. — Fervere: ferbe;
Präs. ferb fierb\ fersfi; fert. — Figere in infige; -fipsfi; -fipt. —
Frangere: fr^nge; frymfi\ fr^nt. — Frigere: frige', fripsfi; fripi. —
Jangere in ahmge; ahmsfi; akuns. — Legere in ciege n. ifUadege;
4eg Präs.; -lesfi; -les. — ■ Lingere: Unge; linsfi] lins. — Manere in
rftn^neä; rfnuffn u. rfmfiUy r^rnffm, rfm^ne; rpnfSfi; rftnas. — Mer-
gere, emergere: mearge] merg, mergi\ mersfi\ mers^. — Mittere in
trimite; -misfi; -mis (iransmittere). Dsgl. in sufnete] -mesfif -mes (sub-
mittere), s. Gihac S. 270. — Malgere: fmdge; rntüg, mdgi; tmdsfi;
fmds. — Ningere: ninge (impersonell); ninsf; nins. — Pangere in
inpinge'y-pinsfi', -pins. — Plangere: plynge; pli/nsfi-, plyns. — Ponere:
pune; puiu, pui, pune, punim, -etei, pun\ pusfi; pus. — Prehendere:
prinde; prinsfi\ prins. — Pangere: punge; pung, pungv, punsfi; puns.
— Rädere: rade\ rasfi] ras. — Begere in direge; diresfi; | dires; auch
drege etc. gesprochen. — Ridere: rjetfe; r^fi', rj«. — Bodere: rode;
rosfi; ras. — Rnmpere: rumpe; rupsfi; rupt. — Scribere: scrie; scriu
Präs.; scrisfi; scris. — Spargere: sparge; sparsfi; spart. — Spondere
in rfspunde; rfspun^;»; rfspuns. — Stingaere: stynge (stinge); st^ng^
-gi; sty^nsfi; sti/ns. — Stringere: sirynge] strYnsfi; str^ns. — Sagere:
suge] sups(i\ supt — Tangere in atinge\ atinsfi; cUins. — Tendere in
tinde; iinsfi; tins. — Tergere in iterge; itersfi; Hers. — Tondere:
1) Die Bed. ist gehen. Delios möchte es nicht mit lat emergere sasam-
menstellen, weil die Begriffe sich wenig dazu fügen, wohl aber mit lat. pergere.
Dagegen ist einzuwenden, 1) dass man auch anderwärts von der Bed. 'in die Höhe
kommen , welche emergere hat, znr Bed. 'fortschreiten, sich fortbewegen , gelangt
ist: so wenigstens in unserm 'reisen altd. 'sich erheben, sich aufmachen , nhd.
'sich fortbewegen ; oder, um noch ein Beisp. zu nennen, im got iuhafjan sik
(sich erheben, fortgehn, finaßaiveiy); 2) dass im Wal. die Verwandl. des «nL
lat. p in m onübliöh ist.
n. 274. 275.] Walaohische Conjngation. 608
tunde; tunsfi] funs — Torquere: toarce; Präs. tarc^ torei] torsfi; tors.
So stoarce, — Trahere: trage\ trag^ 'g%\ trasfi; tras. — Trndere in
pdrunde (pertr.); petrunsfi; petruns. — Ungere: unge; unsfi; uns.
— Vincere tn invinge; -vinsfi; -vins, — Hierzu fügt Mussafia noch
einige yrlt. Perf.: incindi von lat incenderey it. incesi; deicinÜ von
descendere, it diseesi; viü von vivere. it. vissi.
TU. Classe. — Perf. üi, Pari td. Bataere: bäte; bftui] bftut.
— Bibere: beä; beau; bpd] beut. — Gadere: cfdea; cade 3. Präs.;
Cfjsui; CfBut. — Gapere in in-^ preceape\ -cep; -cepui; -ceput. Dsgl.
ineapeä; -capui; -caput. — Gernere: ceame\ cemu%\ cemut. — Gredere:
ereade; ered crea, creade; creeui; creMut. — Grescere: creaüe; crese,
creiH] erescui] crescut. — Dolere: dureä (impers.): doare 3. Sg., dar
3. PL; durut. — Facere: face; fac^ facij face; ß Imper.; ffcui; ffctd.
— Gernere: geame; gern; gemui; gemut. — Habere: aveä S. 596. —
Jacere: äffceä; eac^ ead; 0fcui\ 0fcut. — Jacere, trigicere? trece; trecui;
irecut, gleichbedeutend mit dem fr. passer. Zsgs. petrece. — Nasci:
naite; nfscui; ngsctä. — Noscere in cunoaäte; cunoscui; -ut. — Parere:
Pfreä; pfTu; ppnä, impers. Verbam. — Pascere: paHe; pfseui; pfscut.
— Perdere: pearde; perdui; perdut. — Placere: plfceä; plfcui; plfcut.
— Posse: putea; pociu^ potjri, poate^ putemy putetHj pot; Conj. pociu^
poate; puteam; puiui;putut. — Quaerere: cere; cauPräs.; cerui; cerut.
— Sedere: iedea; ieaFrJSiB,; ieeui; iezut. — - Sternere in aäteme; -wi;
-ut. — Sucre in coase (consuere); cos Präs.; cusui; cusut. — Tacere:
tfceä; tfcui; tfctä. — \ Tenere: tsineä; tj^iju; tainui-, Ufinut. — Texere:
Uease; taes; hesui, teesut. — Timere: teme; temui; temut. — Velle:
vrea; voiu; vrui; vrutj s. S. 597. — Yendere: vinde (vynde); vindui;
vmdut. — Vestire in inveite; -veitui; -veitut. — Videre: vedeä; vfßj
vedem\ vejtui; vessut.
[IL 276. 277.
Drittes Bneh.
Wortbildungslehre.
Wortbildang kann entweder in der Art geschehen, dass einem
Worte nach Wegnahme seiner Flexion Buchstaben angefttgt werden,
welche seine Bedentang abändern, oder in der Art, dass mehrere
Wörter znr Bezeichnung eines einzigen Begriffes zusammengefügt
werden. Jenes ist Ableitung (Derivation), dieses Zusammen-
setzung (Oomposition). Alle Wortclassen sind an diesem doppelten
Vorgange Theil zu nehmen berechtigt. Es ist indessen rathsam, das
Subst, Adj. und Verbum als diejenigen Wortclassen, welche in ge-
nauester Wechselbeziehung stehen und sich gegenseitig erläutern,
unter jenem doppelten Gesichtspuncte zusammenzufassen, die ttbrigen
aber, Numeralia, Pron. und Partikeln, jede für sich abzuhandeln; bei
jenen kommt es auf die Formen als solche, bei diesen auf die Indi-
viduen an.
Erster Abschnitt.
Ableitnng.
Bei der Bildung der Wörter durch Ableitung sind zweierlei
Arten von Suffixen zu unterscheiden. Entweder ist das Suffix zu-
gleich das grammatische Abzeichen derjenigen Wortclasse, in deren
Kategorie der Stamm oder die daraus erweiterte Bildung eintreten
soll, oder es ist, unabhängig von der Wortclasse, der Träger eines
auf die Idee des Stammes einwirkenden Begriffes. | Jenes ist un-
eigentliche Ableitung, dieses eigentliche. Beispiele der erstem sind:
das it. Subst. chiam-o von dem Stamme in dem Verbum chiam-are (lat.
elamare)] castig-o von der Bildung cast-ig in dem Verbum cast-ig-are)
das pr. Verbum corn-ar vom Subst. com, Beispiele der letztem: it
hrun-aee-o, nipot-in-o, worin aesf den Begriff der Hässlichkeit, in den
der Kleinheit ausdrückt. Zwar sind die Suffixe der ersten Gattung
wie a im lat. adven-a, e in caed-e-s, u in curr-n-s etymologisch be-
n. 277. 278.] Ableitung. 606
trachtet, gleichfalls derivativ, allein sie bringen nicht den nnmittel-
baren Eindruck eigentlicher Ableitangsformen hervor, und practisch
nimmt man sie unter die Flexionen auf, in welchen sie häufig ganz
untergehen. In den jttngeren Sprachen sind sie nach dem Abfalle
der Flexionsbuchstaben zum Theil ganz entschieden an die Stelle
derselben gertlckt, wenn nicht gar verschwunden, und das Geftthl
für ihre Urbedeutung ist hiermit erloschen: im it. frutt-o von friMt-
-U'S gilt flir 14 und s^ im Verbum fruU-are geht das alte ableitende
II ganz unter, so auch im fr. fruit. Fände dies allgemein und unbe-
dingt statt, so wäre man berechtigt, die Primitivbildung von der
eigentlichen Ableitung ganz zu sondern; da sich aber die derivative
Kraft jener einfachen Suffixe im einzelnen, zumal bei den Verbis,
immer noch wirksam erweist, so sind sie gleichfalls unter den Ge-
sichtspnnct der Ableitung zu fassen, wenn auch nicht mit den logi-
schen oder Begrififssuffixen auf eine Linie zu stellen.
Die rom. Sprachen besitzen einen grossem Reichthum an Ab-
leitungen als ihre Quelle, die lat. Das Absterben einer beträcht-
lichen Menge einfacher Wörter, meist durch ihren geringen Umfang
oder ihre unbequeme Form verursacht (S. 41) forderte neue Schö-
pfungen, und hierzu öffnete sich der bequeme und sichere Weg der
Ableitung. In diesem Sinne dtlrfen die neuen Sprachen wahrhaft
schöpferisch genannt werden: Dürftigkeit an Wurzeln, Beichthum an
Sprossen bezeichnet ihre lexicalische Seite. Indessen ist hier sogleich
eine wesentliche Unterscheidung festzustellen. Die von der alten
Sprache dargebotenen Ableitungssuffixe finden sich zwar in den neuen
in ziemlicher Vollständigkeit wieder, allein in ihrer Anwendung auf
die Wortstämme geniessen sie nicht gleiche Rechte. Mehrere der-
selben sind zu neuen | Gebilden unfähig, sie entbehren aller Produc-
tionskraft und sind als erstarrt zu betrachten; die Sprache bewahrte
sie als concrete Worttheile, ohne das Bildungsmittel in ihnen zu
fühlen oder benutzen zu wollen, da sie es gewöhnlich schon in an-
derer Form besass. Solche erstarrte nur dem Etymologen erkennbare
Suffixe gab es bereits im Lat.; in den Tochtersprachen konnte ihre
Zahl nur zu-, nicht abnehmen, und die hier neu hinzugekommenen
waren meist schon in der Grundsprache von geringerer Regsamkeit
und Bedeutung. Dahin gehören z. B. btdus (patibuiuin), bra (lat^a)^
dis ifidelis), manium {testifnanium)^ ester (campester), uster (paluster)^
tiu8 (arduus). Die meisten und wichtigsten Formen dagegen sind kraft
ihrer wohl gefühlten Bedeutung lebendig nnd productiv geblieben.
Über die Derivation sind in Rücksicht auf Form nnd Inhalt
folgende Puncto als die erheblichsten anzumerken.
1. Jedes rom. Suffix, den Ableitungsvocal {BÜliSf ebüisy ibüis)
mit eingerechnet, fordert, um als solches gefühlt und weiter ange-
wandt zu werden, zwei Dinge, dass es syllabisch sei nnd dass es den
606 Ableitung. [11. 278. 279.
Ton habe. Sofern dahor die Sprache von einem nrsprünglich ton-
losen Suffix Gebrauch machen will, trägt sie keine Scheu, ihm den
Ton zuzuwenden, und selbst eine solche wie die it., welche bei den
Flexionen von dieser Accentversetzung kaum Gebrauch zu machen
wagte, schliesst sich hier den Schwestern unbedenklich an. Aus Xa
z. B. wird rom. ia (cortesia), aus tnus wird ino {cristdllinuSj it. eristal-
lino)j aus Icus wird oft ic {cUricuSj wal. deric)^ aus iolus iölo (ßioluSy
it figliuolo); doch behält der Ton überlieferter WOrter häufig noch
seine Stelle: angüstia wird nicht angustia gesprochen. Productiye
Suffixe ohne Accent sind zwar nicht beispiellos, allein theils ist ihr Ge-
brauch höchst eingeschränkt , wie bei ^us (it. prugno d. i. pnmeus)
und Xca (pr. auca d. i. aviea)^ theils sind sie dunklen Sinnes, wie
das vielgebrauchte ulus (it. bocdolo^ cifUoh); solche Ableitungen
stammen aus den frtthern Jahrhunderten der Sprache her und nehmen
sich jetzt aus wie rein phonetische Erweiterungen ohne individuelle
Bedeutung.
2. Die Ableitung unterliegt zwar im allgemeinen denselben
Lautgesetzen wie der Stamm des Wortes, doch werden productive|
Suffixe, bei welchen es überall auf deutliche Bezeichnung ankommt,
möglichst treu und vollständig wiedergegeben. Im Pg. z. B. zeigen
die Consonanten l und r in dieser Stellung grössere Festigkeit als
im Innern des Wortes. Kurze betonte Vocale, mögen sie nun den
Ton ursprünglich gehabt oder erst empfangen haben, werden ge-
wöhnlich, um sie stärker hervortreten zu lassen, als lang betrachtet,
d. h. sie gehen in keinen andern Vocal über: Xa z. B. wird zu ia,
nicht zu ea, tnus ebenso zu {no, nicht zu ino. In erstarrten Formen
dagegen ist der Vocal von keinem Belang, sie können daher bis zur
Unkenntlichkeit contrahiert werden: wie schwer sind im it freddo^
im fr. frile noch frigidus^ fragüis zu erkennen! Selbst der Conso-
nant wird, wie sp. frio von frigidus, pg. limpo von Umpidus bezeugen,
nicht höher angeschlagen.
3. Wenn das productive Suffix sich überall vollständig zu
erkennen gibt, so muss es sich gleichwohl gewisse durch die Laut-
gesetze jeder Mundart gebotene Abänderungen gefallen lassen, welche
aber nur alsdann störend wirken können, wenn sie eine Form mit
einer andern vermengen. Im Wal. wird l leicht zu r, und dies bringt
in Wörtern wie Cfprior (capreolus), subtjrire {subtüis) keinen Nach-
theil, da die Form leicht erkennbar bleibt; im Pg. wird n gerne zu
m, wie in espadim^ welches sich ohne Schwierigkeit auf seine Ur-
gestalt espadin zurückführen lässt. Allein Wörter wie pg. jogrdl (jo-
culari8)j fr. airain (aeramen) weisen fälschlich auf die Suffixe äliSf
onus. Eß gibt überdies rom., besonders fr. Formen, worin mehrere
lat regelmässig zusammenfliessen: in neuen damit abgeleiteten Wör-
tern lässt sich, wie wir später sehen werden, selbst mit Hülfe der
IL 279. 280.] Ableitung. 607
Bedeatnng die ihnen historisch zukommende Endung oft nicht mehr
unterscheiden.
4. In der Anwendung der Ableitnngssuffixe auf bestimmte Wort-
arten richten sich die neuen Sprachen ziemlich soi^ltig nach dem
Vorgange der alten; auch konnte eine Abweichung von der aus dem
Organismus der Sprache hervorgehenden durch zahlreiche Bildungen
lebendig erhaltenen Begel nicht leicht vorkommen. Gleichwohl gibt
es einige Fälle. Das fr. viritahle verletzt die lat. Regel, womach
hOis sich nur an Verballstämmen zeigen soll. Die Ableitung ura
soll aus dem Snpinum, rom. ausgedrückt aus dem Part. Prät., er-
wachsen {pictura, usura)^ in den Tochtersprachen erwächst sie eben
sowohl aus Adj.: it. sp. aU-ura^ fr. verd-ure^ wal. Cfld-^irf] auch or in
iar und sar (afiutfor, Cursor) fliesst lat. aus dem Snpinum, rom. aus
dem Inf.: it conoscUore von eonoscere, nicht conoscitäore von cono-
sdudo. Nirgends gibt sich dabei eine Einschränkung der alten Regel,
Überall als charakteristische Tendenz eine Erweiterung derselben kund.
5. Sollte es nicht vorkommen, dass rom. Suffixe an lat.
Stämme treten, welche nicht mehr in Primitiven, nur in Derivaten
vorhanden sind? Es ist kaum zu erwarten, dass man solche Deri-
vata ihrer Zuthat entkleidete, um ihren Stamm zu neuen Schöpfungen
zu benutzen. In rom. Ableitungen mit eUus an lat. Stämmen mit
ühis, wie it. mart-ello aus mart-tdus, spricht sich ein Vorgang dieser
Art nicht entschieden aus, da der ttbliche lat. Übergang der letztem
in die erstere Form das Beispiel geben konnte. Aber Ableitungen
wie it pci-ese aus pcd-am, sp. cap-ar aus eap-onj acab-ar aus cop-ti^,
pafU-^arriUa aus pant-ie, it. {p)l-^Bßo aus olor^ fr. papiU-ote aus papiU-
-Oft, it aUiez-are aus titi-on gehören allerdings hieher, doch sind die
Beispiele selten. In nicht wenigen Fällen lässt sich eine blosse Ver-
tauschung des Suffixes annehmen, wie etwa im fr. pep^n aus pep-tm^
im it. eost'Ume aus consuet-adin oder in dem eben genannten mart-eUo
n. dgl. Weit seltner kommt es vor, dass die Ableitung nicht aus
dem Stamme, sondern aus der Flexion d. h. aus der Nominativform
vor sich geht, die also einen ergänzenden Theil des Wortes bildet.
Khir liegt dies am Tage im sp. dias-esiUo von deus, dessen Endung
zum Thema gerechnet ward; in manosrear von manus; im fT.pols-os
von ptdpiSj zsgz. pr. poU (it. Aber polver-oso)] im fr. cars-H von corpus
(vrlt cors^d-etj corpusculum)', minder klar im fr. enfoncer Yonfundus.
In plus-ieurs von plus^ mlat plurioreSj könnte r euphonisch mit 5
vertauscht sein^ 1
1) Hier noob einige Beispiele, worin die Nominalendang tw, oder eigent-
lieh deren Yocal, zum Stamme gesogen wird. Prov. niu {nidma ni-ic«), fau
(fa-gus fa-Ms); dem, Fem. dm-essa; mieu, Fem. mieu^ nenpr. ndev-a; jusieu^ Fem.
jusieu-a; grieu {graee-us grae^, Fem. grieu-a? afr. eiu (eoec-iw); gleichartig
608 Ableitang. [U. 381. 282.
6. In neuen Bildungen werden die lat Ableitnngs- oder Binde-
Yocale i und u gewöhnlich nicht beachtet: moU-i-s gibt it. moU-are,
man US pr. man dl. In andern Fällen aber haben diese Vocale aller-
dings Einfiuss auf die Wortbildung gehabt. So i im mlat. graviore^
pr. greiyar von gravis, leviare leujar von levis, fr. nwuüler von moUiSj
it. simigliare von similis, pr. assuaviar von suavis, sp. bellaeo (d. i.
vdiaco) von fnli^, it. cagnotto von cani«, pagnotta von j^ani^; fr. /Za-
/ueu^ von /7a^ftö.
7. Wenn ein mit e oder i anhebendes Suffix sich zu neuen
Ableitungen an die Consonanten c oder g fügt, so entsteht die Frage,
ob diese Consonanten nach dem gemeinrom. Gesetz ihrer gutturalen
Aussprache verlustig gehen? Dies Gesetz sollte allerdings sämmt-
liche Wortbildungen, alte wie neue, beherrschen, allein in Beziehung
auf die neuen (im Latein noch nicht vorhandenen) wird man einen
Unterschied einräumen mtlssen. In den frühem Jahrhunderten der
rom. Sprachentwicklung, so lange die Organe für den assibilierenden
oder palatalen Ausdruck der Gutturale noch empfänglich waren,
werden sich auch die neuen Ableitungen nach dem allgemeinen Ge-
setz gerichtet haben. Man sprach also it. foc-üe von focus (nicht
foch'ile), manC'ino von manctis, long-üano von longus, sp. cleric-ia von
clericus, vac-io von vacuas, fr. larg-esse von largus, wal. dulc-eatee
von dfdcis. Als aber diese Neigung der Organe nicht mehr vor-
handen war, behielten die Kehllaute auch vor den dünnen Vocalen e
und i ihre natürliche Aussprache. Wörter wie it. duch-essa, greeh-
-esco, sacch-etto, largheejsa, lungh-eUo, luagh-iccifwlo, sp. dugu-eea,
borriquefio, pogu-ülo, ciegu-esudo, U/rgu-eza^ fr. duch-esse, saeh-ä
scheinen darum Producte einer spätem j Periode. It cec-itä wird älter
sein als cech-üä, monac-eUo älter als manach-etto, dessen Suffix ja
auch in die neuere Zeit gehört, fr. frangais oder frangois älter als
franeUr, welches sein ch dem dtsch. k dankt. In dtsch. Wörtern,
als später aufgenommenen, wird die Erweichung kaum vorkommen.
Doch gibt es einige Ausnahmen in unlat Wörtern. Aus branca, das
übrigens alteingeführt sein mag, floss branc-icare, ans daga dag-etta
statt dagh-etta. — Eigenthümlich sind einige sp. Fälle, worin g (m)
des Primitivs vor den volleren Vocalen a, o, u wieder guttural wird:
cervijg cervigudo, nariß narigon, perdie jperdigon, rapae rapagcn, so
auch pg. narigäo, perdigäo, rapagäo. Über diese Behandlung des c
und g in andern Fällen vgl. S. 209.
fieu (ahd. fih^ firu). Im fr. antif (antiqu-us^ pr. afih'-u), moeuf (itmmI-u«), jWf
fief verhärtete sich das arsprünglich flexivische Element u sogar in einen Con-
sonanten. In mieua und jutoe liegt das männliche u und das weibliche a oder t
nebeneinander. Aus dem It. lässt sich anführen Pö (Pad-us Pa-us); Nicolö
{Nieola-uB).
n. 282. 2dd.] Ableitung. e(ß
8. Ein eigenthttmlicher Zng der neuen Sprachen verdient ge-
naoere Beachtung. Sie bedienen sich noch besonderer Suffixe, die sie
zwischen das Primitiv und das eigentliche logische Suffix einschalten.
1) r i^9 ^9 ^) ^^ unverkennbar diminutive Kraft und ist mit dem lat.
c in C'dlus (ati-c-eSa) identisch; es verbreitete sich von da über die
meisten rom. Diminutivformen. Die Fälle sind: a)cu;o: sp. av-ec-ica,
wal. vfl-c-icf; b) ceüo: it dan-a-dlo^ sp. hombr-ec-älOj pr.piu'ß-daj fr.
dem-ais-eUe, wal. damn-ic-ea; c) ceolo: it. 2t&r-tcc-itioIo, sp. hombr-es-
-udo^ wal. Cffi-ij-or; d) dnox it. harh-ic-ina^ sp. vdlonrc-ino^ pg. otti-
mol-ir-tn^; e) daUo: it. tiom-ic-t oMo ; fj dtto: sp. mti^er-c-t^a. Selten
nur und vereinzelt kommt es ausser der Diminution vor, wie im it.
vülan'Z'Onej fr. ham-eg-on. — 2) Unlat und schwieriger drum zu er-
klären ist das eingeschobene r, von welchem besonders das It. aus-
gedehnten Gebrauch macht. Bsp.: a) ria: it. diavol-er-iti, infatU-er-ia,
lecean-er-ia^ podest-er-ia^ vatU-er-ia, von diavolOj infante, leccone^ po-
destä^ vanto] sp. flechrer-iay porqu-er-va^ von /fecÄa, puereo\ i^r.parelh-
•ar-ia^ pore-ar-ia^ trich-ar-ia Yon parelh, porc^ tric; fr. diabl-er-^e u. a.;
b) reccio nur it: camp-er-ecdOy cas-er-eccio, vend-er-eccio von campo,
casa, vendere] c) reHo gleichfalls nur it.: acqu-er-dla, oss-er-eUo von
Qcquaj 0880; d) renio: sp. sed-er-enio von sed; e) ro8o: it. nod-er^oso
von nodo; sp. med-r-oso von miado; f) resco: it nat^-^-esco von navej
noM-er-esco von nojrj»e; ebenso pr. bai-ar-esc von 6oZ; g) msa: fr.
sick-er-esse von ä6c; h)rt<fo: it nerb-or-uto, nod-or-uto^ ram-or-ti^o von
ner&o, nodoy ramo\ pr. cornft-or-u^ von caniba. Wie kam r an die
genannten und andre Formen? An einige derselben offenbar durch
falsche Analogie, so wenigstens an ia und esco. Organische Bil-
dungen, wie it artiglier-ia^ cavailer-iay tesorer-ia^ sp. compaiier-ia von
artigliere, cavaiierey tesoriere^ compaiiero^ dsgl. battagUer-esco, paglier-
-esco von baUaglierey pagliaroj zogen unorganische nach sich, wie
infant-eria, diavol-eria, nav-eresco, noest-eresco^ und fast dieselbe Nei-
gung verrathen die dtsch. Suffixe et und ischy wie in länd-erei^
sehwein-ereif (= it. porcheria\ iner-ereij regn-erisch^ men-erisch (Grimm
II, 97. 377), ohne dass Mittheilung dabei zu vermuthen wäre; auch
mit andern dtsch. Ableitungen pflegt sich r zu verbinden (das. 131.
165). So kann sich femer sp. med-roso nach iemer-oso^ fr. sech-eresse
nach ivr-essey tendr-e88e geformt haben. Einen andern Grund hat r
im it rutOy es pflanzte sich aus dem alten PI. ora {nervoray nodora,
ramora) auf das Adj. fort Allein weder die eine noch die andre
Deutung findet auf reccio und reUo Anwendung: hier ward das dem
Sprachgenius bereits vertraut gewordene Suffix zur Begrififsbestimmung
von aussen herangezogen: reccio und rello sagen etwas anderes als
iecio und dlo.
9. Es gibt Ableitungssuffixe, welche sich rom. auf doppelte
Weise gestalten, und zwar geschieht dies 1) rein formell in der Art,
DUs roman. Onmm. II. 6. Aufl. 89
610 Ableitung. [II. 288. aB4.
dass eine Darstellung sich der Urform genauer anschliesst, eine
zweite sich weiter davon entfernt: so it. cupid-tjna und cupid-eßim,
sp. avar-icia und avar-eaa^ fr. franch-ise und larg-esse. Gemeiniglich,
aber nicht schlechthin, kommt die erste Form an überlieferten, die
zweite an selbstgeschaffenen Wörtern vor, und nur diese ist die eigent-
lich Yolksmässige, während jene durch das geschriebene Wort ver-
breitet und emporgehalten ward. — 2) Zugleich materiell zu feinerer
Begriffsunterscheidung. It. ivo z. B. ist in jeder Beziehung das lat.
ivus ifuggüivo), io dagegen mit syncopiertem v liefert gewöhnlich
Subst. intensiver Bedeutung (fnormorio). Sp. adgo (lat aticum) dient
zur Bezeichnung eines Amtes {consuladgo) , age desselben Urjsprungs
drtlckt einen allgemeineren Sinn aus. Auch dasselbe Wort darf in
dieser Absicht doppelformig auftreten , wie it. giast-iriai fr. just-ke
Gerechtigkeit, giusUeeea^ just-esse Richtigkeit.
10. Es ist nicht zu verkennen, dass durch Ableitung zuweilen
nichts anders als die YerstHrkung einer Wortform ohne Rücksicht
auf ihren Inhalt bezweckt werden soll, sei es, was gewöhnlich der
Fall ist, um einem kurzem Worte mehr Nachdruck zu verleihen,
oder um gleich und ähnlich lautende zu unterscheiden. Verstiess
man doch darum eine beträchtliche Zahl einfacher Wörter aus der
Sprache, um sie durch tauglichere zu ersetzen: warum sollte man
sich nicht eben sowohl durch Erweiterung derselben geholfen haben?
Aber nur Suffixe von unsicherer verdunkelter Bedeutung konnten
diesem Zwecke dienlich sein , andre würden allzu deutlich auf den
Sinn eingewirkt haben. Das fr. menton oder rognon z. B. sagt nicht
mehr als das einfache lat. mentum oder ren. Vornehmlich verwandte
man hierzu alte Diminutivformen, deren Sinn nur noch wenig fühl-
bar war. Wie man den einfachen apis, auris^ avis als Wörter von
zu geringem Umfange die Diminutiva apiculay auricülcL^ ovicula vor-
zog, so scheint der Franzose söl, taurus in sd-eü (=^ söliculus), taur-
-eau {(aurdlus) erweitert zu haben, ohne dabei 'an eine Diminution,
wie in Sönnchen, Stierchen, zu denken, denn culus und Mus waren
ihm aus zahlreichen Beispielen als unfühlbare Ableitungen bekannt;
solche Fälle würden sich leicht in grosser Zahl sammeln lassen.
11. Sehr oft geschieht es, dass ein Suffix seinen ursprüng-
lichen Begriff wenigstens in neu abgeleiteten Wörtern verändert
Dies betrifft vor allem solche Suffixe, deren Sinn nicht bestimmt
genug ausgesprochen ist und mithin eine abweichende Auffassung
gestattet So bedeutet aceus im it. (Mcio und fr. aase etwas Misfäl-
liges (besti'Ocdaj besti-asse); ciis entspricht im sp. ai dem lat etmn
(cliv-ai = oliV'äum)\ amen ist im It oder Span, collectiv (cam-ame
Enochenhaufe, len-ame Holzhaufe), ebenso umen im It. (boU-ume Menge
Fässer); ineus gibt im sp. eSio Gentilia {Esfyrem-efU>)\ an ist im Osten
und Südwesten augmentativ, im Nordwesten diminutiv, so dass also
n. 284—286.] Ableitang. 611
iD der Anwendung der Suffixe nnter den verschiedenen Sprachen
gelbst keine Gleichheit herrscht. |
12. Ausser solchen lat. Endungen, welche zu weitern Erzeug-
nissen ganz aufgegeben wurden, gibt es andre, deren man sich nur
höchst sparsam bediente, wie bundus^ lentus, tus ttäis. Umgekehrt
gewannen solche, die in der Grundsprache wenig tlblich waren, auf
einmal wieder einen mehr oder minder grossen Spielraum, sei es
nun, dass sie diesen bereits in dem römischen Volksidiom besassen
oder später als bequeme Bildungsmittel dazu gelangten. Dergleichen
sind: ia (it fals-ia)^ ucus (pr. fad-uc), etUus (sp. hambr-iento), ema
(pr. bol'ema)j issa (fr. duch-esse)^ iscus (it. pUtor-esco), aster (mediC'
'Qstro) tt. a. Dass den Ableitungssuffixen nicht überall gleiche Hechte
zugestanden wurden, war unvermeidlich: der Italiener begünstigt z. 6.
occo, iUfo aginis, umen^ ivuniy der Spanier und Portugiese eca, icus,
entus, der Dacoromane iciiSy imen. Doch gibt es wenige Formen,
welche nicht überall, ausser etwa in der letztgenannten Sprache,
irgend einmal zur Anwendung kamen.
13. Verkettung mehrerer Suffixe ist allen sechs Sprachen so
geläufig, dass Beispiele überflüssig scheinen. Da diese Formen alle
sillabisch sind (it. besti-ol'ucci-acciaj medic-astr-on-aoloj sp. moc-et-on-
"(UfOj eab-ez-aX-icOy it, roi-t-d-ety wal. ncUs-um-al-nic, lat. agn-iC'ell'Ulu8)j
so können sie ein Wort unmässig erweitern, lassen aber die von
ihnen repräsentierten Nebenbegrifife um so weniger verwischen. Selbst
Gemination kommt vor, freilich selten: it. cas-in-inaj sp. perr-ü-ito.
Bei doppelten und mehrfachen Ableitungen kann es geschehen, dass
die zunächst am Stamme befindlichen oft nur als Übergänge für die
folgenden dastehen und ohne diese kein übliches Wort ergeben; im
it. amar-ogn-oh, sccj-att-olo, im fr. chevr-iH-ard^ chambr-ül-an verhalten
sich amarognoj sccjattOy chevriUe^ ckambrüle nicht als Primitiva zu
olOy ardy em, da sie für sich kein Dasein haben, wiewohl ihre frühere
Existenz als möglich anzunehmen ist.
14. Deutsche Wörter nehmen in vollem Masse an den Ablei-
tungen Theil: es sind auf das rom. Gebiet versetzte Stämme, die
den einheimischen an Beichthum der Zweige nicht nachstehen , in
vollem Gegensatze zu fremden ins Deutsche eingeführten, welche
kaum der Ableitung fähig sind. Das dtsch. Adj. blanc z. B. gibt it.
bianco, bianc-astrOy bianch-eggiarej \ Uanch-eriay btanch-eUOy bianch-eeßay
bianch'ieciOj bianch-imentOj bianch-irey bianc-ol-ino, bianc-uccio u. a. Es
versteht sich, dass auch einzelne rom. Derivata vorkommen aus dtsch.
Wörtern (nicht unmittelbar aus Wurzeln), die der Bomane nicht be-
sitzt, die er also kannte ohne sie sich anzueignen, oder die er zwar
au%enommen hatte, aber später wieder fallen Hess. Beispiele: it.
bor-ino, fr. bur-ä (ahd. bora), pr. gcdaub^a (got. gälaub), fr. guü-ee
(ahd. tcaffoQ, hül-oUe {höU)^ it. lafhagna (leie), it rocch-etto (rock)^
612 Ableitung. [IL 286. 287.
sttu^^i-icare {stutaen)^ tacc-agno {eSh%). Die Spracben waren also wäh-
rend der Aufnahme germanischer Stämme noch mitten in regsamer
Anwendung ihrer Bildungsregeln begriffen. Dabei ist zn merken,
dass der unter §. 7 berührte Übertritt der Gutturallaute auf dtsch.
Bildungen (vgl. S. 207 Note) keine oder nur sehr geringe Anwendung
fand: daher fliesst aus hank it. hanch-iere, sp. hanqu-illo^ fr. hanqu-ä
(das Diminutiv hancelU ist vielleicht aus hanc-celle)\ aus hurg ii
horghese etc. {harg-ese wird aus lat burgensis geflossen sein); ans
marka it. march-esef sp. marqu-es, fr. marqu-is] ans rieht it ficch-
eesaj sp. riqu-eea, fr. aber rich-^sse {ch aus ch nach S. 259). Deutsche
Ableitungen, wenn sie rom. ähnlich klingen, werden diesen vollends
angepasst und mit dem Accent versehen: so wird wastel altfr. gasld\
pritü it. predeUo; ptUü it. bideUo\ sperwcere it. sparviere^ fr. epermer\
altsächs. skepeno it. scaUno, fr. echevin; ahd. skiUing it. scdlino, pr.
escdlL Dass es andern fremden, z. B. arab. Wörtern, ebenso ergangen
sei, lässt sich denken.
15. Bei der entschiedenen Ausbreitung der rom. Mundarten auf
dem Gebiete der Ableitung lag die Entwicklung neuer Suffixe in der
Natur der Sache. Diese letzteren hatten sämmtlich ihren Anfang in
irgend einer lat. Form und entstanden durch einfache Abänderung
eines Vocals, wodurch man eine Abstufung des Begriffes erzielte.
So schuf sich der Italiener mit Anlehnung an aceus und icius die
durch alle Vocale spielenden Ableitungen accio, eccio, tccio, ocdOj uceiOy
der Spanier acho, icho, ocho, ucho^ der Walache aUSj ete, its^ ut£f. Auf
gleiche Weise reihte der Italiener an tue, ile eine dritte Form tde-j
der Spanier an ano, ino, eine dritte uno, und auf iscus \ gestützt ge-
wann er die Reihe asco, esco^ isco, usco. Italien besitzt femer die
durch drei Vocale variierten Formen atto, ettOj otto. Dass dabei dem
Vocal auf das strengste seine individuelle Bedeutung beigelegt ward,
lässt sich nicht voraussetzen; doch wirkt % und e offenbar verklei-
nernd, im allgemeinen vergrössemd oder vergröbernd, u zuweilen
geringschätzend, a ist unbestimmter. So schufen sich also die jüngeren
Sprachen in ihrer fortschreitenden Entfernung von ihrer Quelle neue
von dem ursprünglichen Buchstaben abweichende Analogien. Wer
darf beim it. canaglia oder gentaglia noch an die Adj. canaiUSj getU-
älis (für canüiSj gentäis) denken? Wörter wie diese gewann man
unbekümmert um den Barbarismus aus eignen Mitteln, nachdem das
Suffix einmal eine klare Bedeutung angenommen hatte.
16. Zur Aneignung fremder Ableitungssuf&xe war bei dem
Überflusse einheimischer keine Aufforderung; doch liess der Zufall
mehrere aufkommen. Die dtsch. Sprache lieferte ing, ling^ hart, wäU
und wohl noch andre, die iberische scheint dem Spanier und Portu-
giesen die Formen arra, orra geliehen zu haben; der an lat Ablei-
tungen am wenigsten reiche Dacoromane nahm viele fremde d. h.
n. 287. 288.] Ableitung. Nomen. 613
slav. bei sieh auf, von welchen aber nur wichtigere, Wie anie^ mc,
itsff oi;, (w, in dem unten folgenden Verzeichnisse berücksichtigt
werden können.
17. Noch sind einige mit der Ableitung verbundene formelle
Züge anzumerken. 1) Verba mit syncopiertem Inf. geben nicht diesen,
sondern die vollere Form, wie sie sich namentlich in der 1. PI. des
Präs. Ind. findet, der Ableitung hin: so it. dicitore von dire^ fr. fai-
sable von faire. — 2) Der Franzose knüpft die Ableitungen aus der
gemischten 3. Conjug. an die Inchoativform: so in blanchiss-agej
blanehiss'eriej blandhiss-eur aus blanchir; adauciss-ement, banniss-ement
aus adaucir, bannir (daneben blanchiment für blanchisment)] gueris-
sable ans guirir. So hatte ihm das tiefere Eingreifen dieser Form
den wahren Stamm des Verbums verdunkelt. Über die Einschaltung
eines t zur Verhütung des Hiatus, wie in cafe-t-ier^ ist auf S. 155
zu verweisen. — 3) Spanier und Portugiesen haben die Sitte, das
flexivische o der Italiener in einigen Ableitungen durch e auszu-
drücken, was besonders in age aus | aticum (sp. viagej pg. viagem)
auffallen muss. Oft auch stossen sie den Flexionsvocal gewisser
EnduDgeU) wie aeo^ izo^ ano, ino, ganz ab, vgl. aprend-ißf capit-an^
espad'in. Bei unlat. Formen, wie aZd, artj aitj eU, Ott (sp. Rec-alde^
estand-artej uv-ate^ baü-ete, amig-ote) stand es freilich jeder Sprache
frei, in welche Decl. sie dieselben ziehen wollte. — 4) Beim Wal.
ist zu erinnern, dass betontes a, wenn die Ableitung den Ton an sich
zieht, in f getrübt wird, genau wie im Falle der Flexion: Präs. cdtc^
daher cflcat^ Cfkftürf, Doch gilt dies nicht ohne Ausnahme: ac und
armf z. B. geben acutjs, armddf, nicht fcuta^ frmadf.
Wir behandeln das Nomen getrennt vom Verbum, da dieses aus
seinem besondern (xesichtspuncte betrachtet sein will.
I. Nomen«
1. Substantiva können ohne irgend eine Formveränderung
aus Adjectiven hervorgehen, d.h. letztere, einfache wie abgelei-
tete, treten unter einer der beiden Geschlechtsformen unmittelbar in
die Kategorie der ersteren über. Der blosse substantivische Gebrauch
des Adj. ist Gegenstand der Syntax, nicht der Wortbildung. Bei-
spiele aus einfachen Adj. sind: albus, it. sp. pr. alba^ fr. aube Mor-
genrötbe; seruSy it. sera, pr. ser, sera, fr. soir Abend; tardus^ sp. tarde
(mit e für o) dass. ; fetus, pr. feda Lamm (feta ovis). Beispiele aus
abgeleiteten Adj. enthält das nachher folgende Verzeichnis in Menge.
Dieses einfache Mittel gewährt eine Fülle neuer Subst. für persön-
liche, sächliche und abstracte Begriffe, wobei sächliche aus solchen
Adj., welche selbst aus sächlichen Subst. abgeleitet sind (fagtts, fa-
geusy daher it. faggio = fagus\ Abstracta meist aus Fem. hervor-
gehen. Nur wenige der wichtigeren Ableitungen, wie biliSj fast auch
614 Ableitung. Nomen. [II. 288—290.
osus, schienen der nenen Sprache zu Sahst, untauglich. — Umge-
kehrt werden auch Adjectiva durch blosse Anfügung ihrer Ge-
schlechtsformen aus Subst. gewonnen; dies Verfahren aber ist kühner
und darum seltner. Apposition kann in manchen, aber nicht in allen
Fällen gewirkt haben. Beispiele aus primitiven und abgeleiteten
Subst.: I bracice dtsch., sp. braco stumpfnasig; bordeUtm mlat, sp.
burdel geil; ctnis, sp. ceniao aschfarb (Sbst. cenufä); ekcum^ sp. chico
klein; crocum^ pr. gruec safranfarbig; dominus^ it. donno herrlich;
funduSy it. fondOf sp. hando tief; für, it. furo diebisch; Hidalgo sp.
Edelmann, Adj. Hidalgo edel; lairo^ itladro diebisch; Lasarus^ altfr.
ladre aussätzig; mica^ wal. mic klein; pecus^ \ir.pec einfältig; porcusj
sp. puerco, pg. porco, QSiX.pore schweinisch; ruina^ sp. ruin, pg. mm,
cat. rui schlecht; tricOj pr. tric ränkevoU; vermiculuSj it. vermigliOy sp.
berfiMoo^ fr. vertneU scharlachroth; viola^ rom. Dimin. violetta, daher
it. violdtOf fr. vioUt veilchenblau; tndpecuia, pr. volpäH feig. Es
findet vornehmlich bei Farben statt, wie auch unser bunt in dem
Subst. Bunt (Pelzwerk) seinen Ursprung hat.
2. Snbstantiva gehen ebenso durch blosse Verbindung der
Geschlechtsendung mit dem Stamme aus Verbis hervor. So bereits
im Lat., worin Verba 3., auch 2., kaum 4. Gonjug. solche einfachen
Nomina erzeugten. Beispiele sind: acuere acuSj coquere coquus^incolere
incola, currere curms^ f allere faUa^ mergere merguSj premere prema in
pulli'prema^ rumpere rumpitö^ trdhere traha^ trudere trudiSj veHere
veHes; arcere arca^ callere cdUus, censere ceneus, sedere seda in pro-
'Seda\ advenire advena; gr. Sqxblv a^xog^ Tsiveiv TovogK Auch an
diesen Subst., welche sich von Seiten ihrer Einfachheit den dtsch.
durch Laut und Ablaut gebildeten {band^ binde^ bund) nähern, besitzt
der Bomane einen beträchtlichen Beichthum. Sie bekennen sich nur
zur 1. und 2. Decl. und sind fast immer abstract, indem sie theils den
Begriff des Inf., theils den des Part. Präs. erftlllen: it. ploro das
Weinen, die Klage, adomo das Schmtlckende, (concret) der Schmuck.
Namentlich scheinen Wörter persönlicher Bedeutung, wie lat. scriba
von scribere^ unter ihnen kaum vorzukommen, oder, wenn sie vor-
kommen, aus abstracter in persönliche Bedeutung | übergetreten, wie
it. scorta (Begleiter) eigentlich Begleitung heissen mochte; s. hierüber
Et. Wb^. xxi. Nur wenige Beispiele aus dem grossen Vorrath
können hier Platz finden. Weit die meisten sind aus der 1. Conjng.
1) Masc: lat. ahundare, it. abbondo, altsp. abundo^ pr. aon; adomarej
it sp. adomoj pr. adom] aestimare, it. Sstimo, pr. esme\ ♦acKrorc, pr.
1) Grimm IE, 786 fragt, ob in solchen rom. Wörtern wie fr. vol von
voUr etc. nicht Einfluss des Deutschen, vgl. flug von fliegen etc., anzunehmen
sei? Man darf mit Nein antworten, da mit dieser Art von Wortschöpfung
schon das Latein vorangegangen war.
IL 290. 291.] Ableitung. Nomen. 615
(nr\ appdlare, it. appeUo, fr, appel; bapthare, wal. bote£f\ hlasphemare,
it. biiisifnOf altsp. blasmo^ fr. bläme^ wal. blfstfm; *cambiarey it. sp.
eambiOy pr. canibi, fr. change; castigare, it. sp. castigo, pr. cAo^^et;
damare^ it c%tamo, pr. cZam; cogüare, altit. co^o, pr. cw^; comm^clare,
it sp. comandOj pr. coman, wal. comfnd; conforiare, it altsp. confortOy
pr. cofiof^, fr. confart; cansiderarey it. cotwiro, pr. ctmsira; con^rew^ar«,
it. cantraslo^ sp. C09i^ra^6, pr. contrasi^ fr. con^ros^a; desiderare, it.
deswt) <2e9ire, pr. fr. d^r; dubüarey pr. dop^ fr. äou^a; errare, it.
crro Inf. 34, sp. yerrOj pg. erro; furari, pr.fur; plorarej it. ploro, sp.
Boro, fr. pleur] rogare, sp. rw^^o; sperarCj pr. esper, fr. espoir; tempe-
rarßy sp. temple, pr. Sempra; ^omare, it. sp. ^omo, pr. tom^ fr. ^our;
t^oloro, it. volo, sp. wieZo, pr. fr. vci. — 2) Fem. (nur 1. Decl.) : aesH-
marej it. stima^ sp. estimaj fr. est%me\ damarey it. cAiama; eogitarey
altsp. pr. ct<«(Ja; compararej it. sp. pr. compra; dubüare, it. do^to, sp.
duda; *juxtarey it. giostraj Bp.jt^stOy pi.josta, fr. jotde; levare, it, leva,
sp. Ket7a; U^are, it. sp. Zt^a; peccare, it. pr. j^ecca; pensare^ Sib.pense;
purgarcj it. sp. purga; temperare, it. Sempra, fr. trempe; tomare, sp.
pr. toma. Dasselbe gilt von fremden oder fremdartigen Verbis:
gabbarCy it. gabbo, pr. gap] guastare, it. sp. gf*astOy ipt.guasty fr. degdt;
badare, it. pr. bada; tirare, it. sp. tirOy tira^ pr. ^ra, fr. ^tre; trovarey
altsp. /roa, pr. troba. Im Wal. kam dies Bildungsmittel wenig zur
Anwendung, da der Inf. zum grossen Theile ausreichte. — Alle diese
Beispiele sind, wie bemerkt, aus der 1. Conjug. gezogen. Ableitung
aus Yerbis der übrigen Conjug. ist so ungewöhnlich, dass sie kaum
in Anschlag kommt. Beispiele aus der 2. und 3. lat. sind: bcUuerey
afr. esbat, nfr. rabat\ bibere, it beva] caperey it cappüy sp. copa; ctn-
gere^ it. €%gna\ colligerey pr. | escolh; dolerey it. duolo n. dogliüy pr. dol,
fr. deuü; fdllerey it fallo, faila, pr. falha etc.; jacerCy pr. jcUjs; pren-
dere, sp. j)ren(2a; timere^ it. ^ema; retiner e^ it redinoy sp. riendOy fr.
rene; ^endere, it pr. ^enda; tonderey sp. ^undo, ^Mnda; t;a{ere, pr. vol;
vdJe, it vogliay pr. voZ, wal. voie; pos^e, it. possa. Aus der 4. etwa
assentirey it o^sen^o; fr. departiry depart; lat. j^runnire (aber rom. auch
grugnare)y it. grugnOy pr. gronhy fr. ^roin. Warum enthielt sich die
Sprache im ganzen der unmittelbaren Substantivbildung aus diesen
Conjug.? Bei der starken vielleicht, weil sich das Part, hier anbot,
welches klangvolle und doch nicht silbenreichere Wörter lieferte: mit
it. assumo, chieday defenda, muova z. B. hätte man nichts gewonnen
gegen die participialen assunto, chiestOy difesa, mossa. Bei der 4. ver-
muthlich, weil man aus der Stammsprache an kein gleiches Ver-
hältnis zwischen Verbum und Subst. gewöhnt war, wie es sich bei
der 1., wenn auch nur scheinbar, darstellte: hier fliesst regnare aus
regnum, nicht umgekehrt --Adjectiva auf dieselbe einfache Weise
aus Verbis zu bilden, wie lat in dicere mcde'dicttöy fugere pro-fuguSy
legere sacrt-leguSy Unquere re-Uquus, parcere pareuSy parire ovi-paruSy
616 Ableitung. Nomen. [IL 291. 292.
promere protmiSy suadere suadm^ videre pro-viduSf vivere vivus und in
mehreren andern Fällen^ bat die rom. Sprachfamilie nieht yersneht;
sie besitzt der Ableitungssaffixe fttr diese Wortgattnng so viele,
dass sie solcber Bildungen nicbt bedurfte, s. Et. Wb.^ XX. Bei der
anmittelbaren Nominaibildung aus Verbis ist nur noch zn merken,
dass sich das neae Wort nach den Singalarformen des rom. Präs.
Ind. richtet, wobei znmal der Vocal der diphthongierenden Verba
genau beobachtet wird. Beispiele lat. dSstinat, it. aber destvna^ Sbst.
desiino; präediccU, pr. preekay Sbst presAc\ relevatf it rüeva^ Sbst.
rüevo, so altfr. relievetj relirf; retineo^ ritegno Vb. u. Sbst; stsstineOj
fr. soutiens, Sbst soutien-j lat. piHiy sp. pide (Inf. pedir\ Sbst p%do\
jacet, fr. gtt^ Sbst. gUe\ trahü, sp. trae, altsp. trage Vb. u. Sbst;
vcdeo, vaglio, Sbst. vaglia\ voh, vogliOj Sbst voglia. Höchst selten
stimmt das Subst. nicht zum rom. Verbum: so lat supplieat, sp. suplka,
Sbst süplica; retinet, it. ritienej Sbst rSdinüy abweichend | von ritegno\
tarquä, sp. tuerce, Sbst. torca, tt4erca, nicht tuer/sa.
3. Die eigentliche Ableitung des Sahst geschieht aus
allen Wortarten (Beispiele s. S. 628 £f.), kaum aus dem Fron., wie
it. identUä, und selten aus Partikeln, wie it. contradOy fr. cantrecy
oder sp. demasia. Auch die eigentliche Ableitung des Adj. geht aus
allen Wortarten vor sich, namentlich auch aus Partikeln, wie im it
anjgianOy savrano, modemo von ante^ supra^ modo.
4. Ordnet man die Formen nach den Begriffen, so gewinnt
man beim Subst. etwa folgende Übersicht (Abweichungen vom Lat
Antiqua gesperrt). Personen bezeichnen accus (wal.), ciiSy anuSy inus,
oniSy ariuSy ard, isla, astery ior, torius (wal.). Thiere: o oniSf arius^
inusQiß, Pflanzen: eus, aca^ arius, aster. Länder: ia. Ort, Aufent-
halt: aria, ariumy etuMy ale (sp.), üe, torioy torium. Sachen: accus,
acea, icius, icia, dliSy (üe.inay o onis, ariay ard, astety insbesondere
Gteräthschaften: toria, nie (it.). Abstract sind: iay anie (wal.),
tudOy ago (it aggine), da (wal. ealf?)y mentumy antia, entia^ turay
aria, arium (ph), or, atum, ata, Uta, tio tionisy tos tatiSy ttis ttdis.
CoUectiv: ia, alia, amen, umen, aria, ata. Intensiv: uglio,
ivum (it). Wirkung eines Instrumentes: accus (sp.), ata. Ämter:
aticum (sp. aego)y atus. — Beim Adj. mögen nur die Formen für
Gentilia erwähnt werden: tcus (sp. auch iego), ilis (sp.), iolus (sp.),
anitöy inuSy ineus (sp. pg.), ensis, ard, iscus u. a.
5. Einen ungewöhnlichen Beichthum an Formen aber besitzen
die rom. Sprachen, gleich den slavischen, fttr Verkleinerung und
Vergrösserung der Begriffe (Diminution und Augmentation). Sie
haben sich damit einen Vorzug errungen, um welche selbst die clas-
sische sie beneiden könnte. Beiderlei Formen erstrecken sich nicht
bloss auf das Subst, abstractes wie concretes, sondern auch auf das
Adj. Das Latein bot wenige Formen; zu neuen gelangte man auf
n. 292—294.] Ableitung. Nomen. 617
verschiedene Weise. Theils wählte man Adjectivableitungen mit dem
Begriffe der Herkunft oder Ähnlichkeit, woran sich leicht der der
Kleinheit oder der Grösse knüpfte, theils variierte man passende
Formen, theils | griff man zu fremden. Hierbei ist zu merken : 1) Die
Derivata binden sich nicht streng an das Geschlecht der Primitiva.
Augenscheinlich wird das Masc. begünstigt, welches nun auch die
Stelle des Neutrums einnahm: it. casa casone^ perla perlinOj tavola
tavclino, vkla vwlino, camera camerotto^ besHa besüuolo, quercia quer-
ciuoloy campana campanacdo; sp. affuüa aguüucho, espada espadinj
carta cartaso; pr. candda canddet und dergleichen mehr, vgl. lat.
sevira setäriseum etc. Im Griech. sind die Diminutivformen meist
neutral, im Deutschen waren sie früher verschiedener Geschlechter
fähig, beschränkten sich aber später auf das Neutrum. — 2) Die
verkleinernde und vergrössemde Kraft einer Form ist nur da wirk-
sam, wo das Primitiv wirklich vorhanden ist; mit seinem Erlöschen
erlischt auch die in dem Worte enthaltene Modification: it. anellOj
sp. aniUoy fr. anneau, wal. inel ist Bing, nicht Ringelchen, da das
Primitiv fehlt, und so verhalten sich viele andre. Auch in unserm
Veilchen ist relative Kleinheit nicht mehr fühlbar, wohl in Röschen K
Aber auch ein fortlebendes Primitiv muss, wenn seine Bedeutung
sich geändert hat, als erloschen gelten: das it. /ro^Io konnte in /rafo
(Mönch) sein Primitiv kaum noch erkennen und verlor darum den
Verkleinerungsbegriff. — 3) Beiderlei Suffixe können nicht gleich
unserm lein und chen fast jedem beliebigen Worte angefügt werden ;
der Gebrauch gibt hier die einzige Richtschnur. Vom it. nipote z. B.
würde sich mit gleichem Wohllaut nipoteUo wie nipotino formen
lassen, allein der Sprache beliebte das eine Wort, nicht das andre.
6. Die Diminution ist zunächst der Ausdruck relativer Klein-
heit; auch da»- Junge fügt sich unter diesen Begriff, wiewohl es hier
auf den Unterschied der Grösse nicht eben ankommt, und für dies
letztere Verhältnis setzen sich hier und da eigne dem griech. idevg
entsprechende Formen fest: so atto fast überall, it. lepraUo (hxyideiq)
etc.; sp. emo: hbeeno (Iviudevg); pr.fr. | on: cegonhon {neXaqytdevgX
aiglan (dezidevg); fr. eau: renardeau (aXionBiiudevg). Von der Dimi-
nution machte die Sprache den freigebigsten Gebrauch', allein in
1) Da88 übrigens auch neue Diminutiva nicht immer diminutive Bedeutung
haben, sondern auch in andre Bedeutungen ausweichen können, lässt sich denken.
It. faggiuoh heisst Buchecker, nicht kleine Buche, manette Handschellen, nicht
kleine Hände, sölecehio Sonnenschirm, nicht kleine Sonne.
2) Vorwiegend die Dichtersprache in Personennamen: hier ist jene Form
nicht überall ernstlich gemeint, dient oft nur zur Ausfüllung des Verses. In
afr. Epen z. B. wird eine und dieselbe Person ötj/m, ört/on (Nomin.), Grifonet;
Otes, Ototi, Otind; Bickart, Richardin, Riehardet; DooHy Doolin, sogar Doolin
iire veiUart genannt (hypokoristisch).
618 Ableitung. Nomen. |II. 394. 295.
zahlreichen Wörtern ist sie ihrem BegriflFe nach erloschen; doch
können diese, welche nun die Stelle des Primitivs einnehmen, von
neuem verkleinert werden: it. agneUo gibt agneüinOj coÜeUo coUeUäto,
wie aas gleichem Grande lat. pueUa in pudhda^ gr. ßißUov in ßißli-
Qiov ßißlaqldiov erweitert ward. Vornehmlich dient eingeschobenes c,
im It. aach r (s. S. 609) zar Wiederbelebang erloschener oder wenig
fühlbarer Dimination. — Übersicht verkleinernder Suffixe in den
einzelnen Sprachen. Lat. ettuSj cettuSj uluSy iolus, cidus^ cio: agneUus,
auceüa, scu^us, ßioluSy fraterctduSf hamundo. It. eUoj cdhj reüOj ciOj
uolOj icciuolo, cchiOj ino, icdnoj cMOy ettOj ottOj tscdo: campaneUa, fra-
ticeUo, sanettereUOf rivolOj mcuseudlOy libricciuolo, orsacckio, cappdlmo,
camicinOj lepraUo^ animalettOj passerotto, angduedo. Span. iUOj ciSo,
udOj euelOf ffjo, ino, eztw, ato, ete, tto, ote, ico, dco^ attro\ asnttlo^
montedUo, hyueh^ comesfudOj anmal^Oy pcdomno^ loheeno^ lobatOf dleta,
sefiorüOy hidaigote^ pen-icOj avedcGj (Äibarro. Pg. fast dieselben. Die
nordwestlichen Mundarten sind an fühlbaren Diminutivformen verarmt;
pr. etwa el, em, at, et, ot: fabld, auzdhon^ passerat^ afaret^ amgot\
fr. eau^ ceau^ an^ etj ot: ormeaUj louveteau, lianeeauj aiglon^ lauoä^
Charlot Am reichsten ist die am meisten gesunkene, die wal. Sprache:
eh cd {id)j relj or, ior, viy iCy eic, uc^ vic, aij tia, t<i, tä/s^ ita u. a.,
als nepoteel, frfteicd,, Cfltiielj rfurd, sorioarf^ Cfniiarj Pf^j roticf^
damnicicf, hainucf, PfSfruicf, degetai, moriicf^ cftzdui^ dommäjBffj cor-
ftttff. — Dem Adj. sind fast dieselben Formen gewidmet; sie ver-
ringern den Stammbegriff in der Art wie das dtsch. Uch^ als it. bd-
Uno niedlich, agretto säaerlich, gicUluccio gelblich, sp. amariimo dass.,
ciegueeudo etwas blind | (altd. blintlich), fr. hrunet bräanlich, vieiXht
ältlich, wal. mfrunted winzig, albutß weisslicL Selbst Comparative
können verkleinert werden: it. maggioreUo, sp. mayordco.
7. Auch ftlr den Gegensatz der Diminution gibt* es der Suffixe
mehrere, und hier zumal ist das rom. Gebiet dem lat., griech., dtsch.
und slavischen weit überlegen, in welchen die Fähigkeit der Augmen-
tation sehr beschränkt ist (lat o önis^ gr. ctiv, dtsch. etwa aUj ort,
volksmässig russisch inüy ischische). Gleichwohl scheint die rom.
Augmentation im lat. on ihren ersten Anhalt gehabt zu haben, wie
denn der Vocal o hier tiberall die Hauptrolle spielt. Beispiele sind:
it one, ocdo (osjso)^ occOj oUoj selten accio: cappdloncj frcUoccio^
gigliosao, fratocco, casotta, festaccia. Span, on, aeo, achoj ueco (selten),
uco, otCj asco, orro: hombron^ bobarron, asncm, hombrachOy doncdlueea,
paxarucOf angdote, nevasca^ mcusorra. Wal. otu, oc : omoiu, omoc. Dem
Nordwesten gehen sie ab. — Beispiele adjectivischer Augmentation:
it. brunoncy pailidaseo {otto wirkt verkleinernd), sp. grandcusOj grandde
etc. Das Churw. ist an beiderlei Formen minder reich als die ge-
bildeten Sprachen : diminutiv ist nur d und in {figld^ pitschemn)^
augmentativ tm und atsch {carruny caväUatsch).
n. 296. 296.] Ableitung. Nomen. 619
8. Der Verkleinerang sowohl wie der Vergrössernng können
die Nebenbegriffe des Gefälligen und MisfäUigen beigefügt werden.
Dem Kleinen ist das Niedliche verwandt, nnd so eignet sich die Dimi-
nntion anch zum Ausdrucke der Liebkosung (Väterchen); Derivata
dieser Bedeutung nennt der Italiener, bei welchem dieser ganze
grammatische Zug die feinste Ausbildung erfahren, veeeeggiativi und
braucht hierzu vornehmlich die Form tno, wie in nipotino^ der Spa-
nier itOj auch ICO, der Portugiese i»iAo: moeitOy mo^icOy ßhinho. Fasst
man das Kleine als das Geringe, Unbedeutende, awilüivOy so dient
ihm it. vornehmlich ttecio (ueeo)^ icc-iattOy 6rufolo: poetueciOj t^amicciattOy
mediconsolo; sp. ülo, nelo: eosiUOy mozudo. Gleichen Dienst thut dem
Deutschen das verkleinernde ling^ dem Russen itka und enka. Ebenso
kann unter dem Grossen zugleich das Tüchtige verstanden werden,
it. zuweilen durch one^ oUo ausgedrtlckt: vecchumey giovanoito; wie
auf der andern Seite das Grobe, | Hässliche, it. mit acciOy occio be-
zeichnet: casaccia, fatUoceio; sp. mit acho, ucho: vulgachoy avechucho.
Der Neugrieche braucht hier die Form aga: ana&iy anad^aga. Im
Nordwesten hat sich dies Verhältnis weniger entwickelt. Fr. Dimi-
nntiva können liebkosend gebraucht werden; asse in besHasse wirkt
entschieden verschlimmernd. Absolut verschlimmernde Suffixe ohne
quantitative Beziehung kommen gleichfalls einige vor; allgemein ist
z. B. das lat. aster verbreitet, auch äld, arty sofern sie an Subst.
treten, gehören hieher. — Adj. werden von den Verschlimmerungs-
formen minder afficiert, d. h. sie bleiben ihrer alten Bedeutung ge-
treuer: it. hrunoBzo z. B. heisst bräunlich, ailegroccio tüchtig froh, fr.
moUasse weichlich; selbst o^^er drückt gewöhnlich nur Ähnlichkeit aus.
9. Durch die Verkettung mehrerer Diminutiv- und Augmen-
tativsuffixe können, vorweg in der lebhaften it. Mundart, die mannig-
fachsten Färbungen des Stammbegriffes gewonnen werden, welche
andre Sprachen nur durch Adj. auszudrücken im Stande sind. It ist
cagnuolo Hündchen, cagnuolino artiges Hündchen, cavaUino Pferdchen,
cavdllinuecio schlechtes Pferdchen, casetta Häuschen, easeUina kleines
Häuschen, casuccia schlechtes Häuschen, casucciaccia sehr schlechtes
Häuschen, medicomolo schlechter Arzt, medicasironeolo sehr schlechter
Arzt (Femow, §. 177). Span, honibron grosser Mann, hombroncuso
sehr grosser Mann, Iwmbrecico Männehen, hofnbreciquülo kleines Männ-
chen, mugerana grosses Weib, mugeronaeha hässliches grosses Weib.
10. Zur Unterscheidung des natürlichen Geschlechts
wendet die Sprache mehrere Mittel an. 1) Verschiedenheit der Wurzel.
Mas, femina: it ttamo (maschio), femmina^ sp. varon, muger, fr. hornme,
femme, wal. bfrbatf ffmeae. Fester^ mater bleiben, nur wal. taif, matnf.
Frater, soror: it. frateUo, sarella (sp. herfnano, hermana\ fr. frere^
soeurj wal. frate^ $orf. Patrtms, avunctdus, arnUa, matertera: fr. nur
onde, tantej waL unchiuj mftusp (it. ^o, siüy sp. tiOj tia), Taurus^
620 Ableitung. Nomen. [11. 296—296.
vacca: it. toro^ vacea^ sp. toro, vaca, fr. taureau^ vache^ wal. taur^ vacf.
Anes^ Ovis: dafür it. nwntone, pecora, sp. carfiero^ av^a, fr. bSlier^
brebiSf wal. | berbeace, oae(avis). Verres, porea: it. verro^ porea (anch
trcjä)^ sp. verracOj puerca^ fr. verrat, coche (truie), wal. porc, scroaff.
Haedus, capdla: dafür it. &eoco, capra, sp. bode, cabra^ fr. &ouo, chenrey
wal. ^^erop, capr;. Fast sämmtliche lat. Fälle finden sich wieder,
wenn sich auch andre Wörter einmischten; es traten überdies neue
hinzu, worunter freilich Epicöna. Dergleichen sind folgende. Filius^
ßia: wal. fiUy fatf, Puer, pueUa: fr. garfon, fiUe, EquuSy equa: it
Stallone, cavalla, sp. garafUmy yeguüy fr. UaUm^ cavaiej wal. coJ, eapf
(equa). Cenms, cerva: fr. cerf, biche, wal. cerb, ciutf. Lepus: fr. lihre,
hose. Canis: pg. cäo^ caddla^ fr. chien, lisse^ wal. q/iney Cftef. Felis:
fr. mcUou, ehaUej wal. eotoc^ mft^f. Aper, apra: fr. sanglierj Une.
GalluSy gaUina: fr. coq, potüey wal. cocos, fffiinf. Anseri fr. yors, oie.
— 2) Das üblichste Mittel ist Formveränderung zur Verwandlang des
männlichen in das weibliche Geschlecht (Motion). Sie geschieht a)
durch einfache Umsetzung der Genusform, wie beim Adj.: /Ufi«9, /Uta,
it figliOy figlia, sp. h^Oj hija etc. Die lat. Fälle haben sich meistens
erhalten; es kommen mehrere neue vor: mlat. z.B. vir, vira Form.
Marc, app.; it. sttocero, smcera, sp. suegro, smgra (beide vom Fem.
socrus)\ it. cavalUy cavalla^ dainOy daina (von c2ama); sp. palamo,
päloma; perro, perra\ tortolOy tortola; wal. ed, eadf (haedus). Selbst
Neutris ward GeschlechtBunterschied aufgedrängt: sp. manceboy fnan-
cebüj pr. mandpf mandpa Knabe, Mädchen (manctptum), das Fem.
mancipiarum in einer Hs. der L. Sal; it tesHmoniOj testimama (-ium);
it. giumenlo Lastthier, giumenta Stute, Hp.jufnento E^eljumenta Eselin,
fr. la jument Stute, afr. li jument (jumentum). Aus dem Fem. famüia
leitete man ein Masc. it famiglio, altsp. famllo Diener, dem aber
kein Fem. in diesem Sinne zur Seite geht b) Durch Anwendung des
weibl. a auf die 3. Decl., besonders auf die Endungen tm und or,
wie in senioraj carUoray hereda, infanta. Aus neptis ward sp. nieta
und hieraus das Masc. nietOy aus nepos aber pr. nAot^ Fem. neboda.
c) Durch Ableitung mit na und ix: gaUina^ regina^ imperatrix, wozu
noch issa für Wörter aller Decl., besonders der 1. {papissa)^ das fr.
eusej das wal. | üaf u. a. gefllgt wurden. — Bei den einzelnen Sprachen
ist Folgendes zu merken. It a) Dio hat Fem. dea und selbst deessa.
b) Nur wenige Wörter 3. Decl. movieren mit a, wie barane^ barana;
gigante, giganla\ signore, sigfhora\ erede^ ereda; cane, eagna; tigre,
tigra. c) Tore geht in trice über, kaum in tora (wie in traditora
neben -trice) und auch selten in essa^ wie in doüoressa, fattoressoy
piUaressa. d) Duca^ papa^ pacta, profeia, diacanOf barone, conte, giu-
dice, aste, principe, defante, leone, pavane u. a. nehmen essa: duchessa,
papessa etc. Span, a) Zahlreiche Wörter der 3. movieren hier mit
a: diös, diosa (alt deesa z. B. Alx. 313); huesped^ huespeda; seHor,
n. 298. 299.] Ableitang. Nomen. 621
seHora; gigante^ giganta; infante^ %nfanla\ znmal die mit on abgelei-
teten: mocehnaj VaLona^ leona. b) Selbst tar (dar) hat gewöhnlich
iora: eantar, ccmtora] pcistOTj pastara; in eiedruf, einperatri0j uUris
etc. bleibt die lat Endang. o) Esa nnd isa in duquesaj poetisa^ pro-
fetisa^ diaeanisaj baronesa^ condesa, princesa (Masc. principe). Das
Pg. verhält sich ähnlich: deosa, infamtaj poUronaj leöa (hier auch
pao6a\ catUora, emperatrissy duqueaa^ hanmeea. Im Proy. hat a) der
weibl. Vocal nicht so weit eingegriffen wie im Span.; senhor z. B.
steht nicht senhora^ sondern domna gegenttber', doch hat on ge-
wöhnlich (yna^ auch sind etwa za merken joyan^ jayanda; paren^pa-
renta; martir^ marira\ can^ canka\ tigre, tigra; chauan, chcMona Ghx.
V, 252. b) Dor (tor) hat das regelmässige Fem. irüjg, selten moviert
es mit a oder issa essa: emperairite^ pastora^ noirissa, traehoressa.
c) Letztere Form in vielen einzelnen Fällen, wie senhoressoy duquessa,
eamiessay princessa. Franz. a) On hat Fem. gewöhnlich onne : ba-
ranncy Sazonne^ liowne ; seigneur^ \ hat auch hier nicht seigneure^ son-
dern dame*; chien hat chienne. b) Eur wandelt sich meist in euse
(lat. asa): danseuse, menteuse, trompeuse; selten in eresse: devineresse,
pieheressej vengeressej oder in rice: adrice, imperatrice (im Gloss. de
Lille aber emperresse zsgz. aas empereresse). c) Esse in duchesse, poeU
esse (neben femme poete)^ prophStesse, dSesse^ diacressej comtesse, lar-
ranesssy anesse, paonesse vrlt. Im Wal. begegnen starke Abweichnngen.
a) Viele Völker- nnd Thiemamen haben im Fem. oae, eine Form,
welche zuweilen aogmentativ ist, hier aber nur dem dtsch. inn ent-
spricht Bsp, Bus, Rusoae; Türe, Turcoae; lup, lupoae\ urs, ursoae\
die sttdliche Mundart bedient sich dagegen der einfachen Umbildung
mit f: Turcfy ursf, lupf, b) Erweiterung dieser Form ist oaicf in
Gentilien, wie Busoatcf, Serboaicf; dieses c drängt sich auch nach n
ein: Moldavancf, Rumfncf neben Moldovanf^ Rumfnf. c) Easf (isf)
tritt an Masc, die eine Wttrde bezeichnen : so craiu König (serb. hrälj).
1) Ein zweites Masc. zu domna ist dan; umnittelbar vor Eigennamen
kürzen sich beide, don in «n, n, domna in na, n% z. B. En Barrdly Nügö, Na
Guühdmay IPÄlazais. Daher nennt Boccaccio Dec. 4, 3 einen Provenzalen
NamäldOt Brünette Latini den König Alfons re Nanfosse. Raimon Vidal setzt
dies En auch vor den Zunamen, wie in En Miraval (En agwH temps (^om era
jaya), aber freilich, diese Abkürzung war nicht zu vermeiden.
2) Wenn aeigneur afr. auch von Frauen gesag^t wird {qu^ele devint dame e
signor SSag. 17), so geschieht dem Worte keine Gewalt. Die altpg. Sprache
braucht es überall so: por mia sennor fremosa Ganc. ined. 70o, com eu soffropor
mia sennor 44*, und so war es noch bis ins 16. Jh. üblich, s. SBos. v. senhor,
Pg. Kst.- und Hofpoesie 138. In dieser Sprache muss aber auch paator die Be-
deutung des Fem. pastora erfüllen; ein Lied föngt an Huma fremosa pastor
Ganc. vatic. ed. Yamh. num. 6, D. Din. p. 86. Dem entspricht sp. huena fablador
für hMadora Mar. Egipc. ed. Janer p. 809*. Im Prov. ist mi dons = ma domna
{ear morta es mi dons Ghx. III, 447) und entbehrt dabei aller Flexion (S. 438).
622 Ableitung. Nomen. [II. 299—301.
eraisf; impfrat, impfrfteasf; preot Priester, preoteasf. d) Das sla?.
itaf tritt theils an Wörter der vorigen Art, als span Graf (ungr. ispotty),
spfnit£ff; Cfpüan, cfpüanit/sf; theils an Thiernamen, als j>^n, paunii£f\
porumbj porumbiUff] yomehmlieh an ariu: boiariu, hoerüzf\ purccariuj
purcfTÜJSf] vfcariUf vacpriUf. — 3) Auch Augmentation und Dimi-
nution ward zur Bezeichnung des Geschlechtes angewandt, jene f&r
das männliche als das stärkere, diese f&r das weibliche als das
schwächere. Hier moviert auch das Masc. aus dem | Fem. a) Masc.
Im sp. und pg. perdigon perdigao von perdigj caibräo von cabra dient
das augmentative on äo zur Bezeichnung des Männchens; entsprechend
altfr. taian Grossvater, taie Grossmntter, auch lat. eopo, Fem. ccpa
(wo wenigstens kein copus vorkommt). Im fr. canard von cane hat
das verstärkende ard dieselbe Wirkung; man vgl. maiart und das
dtsch. Gansert, Taubert. Im Wal. vertritt das dem sp. on entspre-
chende oiu oft das Masc, so in üicfj Hexe, iiieoiu Hexenmeister;
vuJpe, vfdpoiu; curcf Truthenne, curcoiu Truthahn; dsgl. mit ent-
schiedener Augmentativbildung oc in cotoc^ mitsoCj moioc Kater, viel-
leicht auch ac in gfnsac Gänserich, b) Fem. Diminutiv ist das pg.
caddla Hflndin, das fr. chevreUe, levrette von dievreuü Reh, Uvrier
Windhund. Besonders aber bedient man sich der Diminution für
weibliche Namen, wie it. Cruglielmifuij PauUnaj Enrichetta^ fr. GuiUe-
mette, JeanneUe, Charlotte^ Phüippine. Auch wir nehmen Fritzchen,
Fränzchen, sofern von Erwachsenen die Rede ist, für weibliche Namen.
— Movierte Fem. können sich mit noch andern Nominalsuf&xen ver-
binden, wie it. in duca, duchessa, ducltessina, was in dtsch. Subst
dieser Gattung nur alsdann vorkommt, wenn das erste Suffix ein
fremdes ist, wie in Äbtissin, Princessin, Prinzeschen, Hase. Genueser
u. dgl. Epicöna und Communia der alten Sprache wurden, seit die
Mittel, ein Geschlecht formell in das andre zu verwandeln, sich ge-
mehrt hatten, bedeutend eingeschränkt. Bei den ersten dienen zur
Unterscheidung Hülfswörter wie it. maschio^ femmina^ sp. fnaehOj
hentbraj pg. machOj femea^ fr. mdZß, femdU^ wal. bfrbftuij muierukf,
Beispiele theils verbliebener theils neuer Communia sind : it. ü und
la artefice, consorte^ erede^ fante, giovane, nipote, omiddtij parerUe,
testimone, tigre (früher tigrOy a); sp. el und la camarada^ cansorte,
hofnicida, joven; fr. le u. la catnarade^ üeve^ enfant^ esclave^ itUerprete.
Es folgt nunmehr ein Verzeichnis der wichtigem Ableitungs-
suffixe nebst einer Auswahl von Beispielen; zuerst die reinvocalischen,
dann die mit einfachem, mit doppeltem, mit zwei ungleichen Conso-
nanten. Die Ordnung ist alphabetisch nach dem letzten Buchstaben
vor dem Genus- oder Flexionsvocal; vorangeht die | Endung ttö, o,
um, dann folgt es, is, demnächst eus oder tus und die ttbrigen K
1) Was die Beispiele betrifft, so kommt es hauptsächlich auf solche an,
worin die Ableitungsform sicher steht. Nur bei seltneren Formen dürfen auch
n. 801. 802.] Ableitaiig. Nomen. euB, ins. 628
L BeiiiToealiscIie Ableltangren.
£USy Jus. 1. Adj.: aereiM, argmteuSy aureus^ cereus^ ferreus,
igneus, lapideus^ lineus; ehriuSj nescius, proprius, sapitis. Sofern diese
Wörter einen Stoff anzeigen, sind sie bei den Neueren gewöhnlich
poetisch, im Prov. kommen sie (aasgenommen die auf») nur in wis-
senschaftlichen Werken vor. It. aereo, argenteo, aureo, ferreo, igneo;
ebrio, propio^ saggio] sp. aereo, aureo etc.; necio, propio, säbio; pr.
aerej argente^ aure, cercj igne, lani, Uni; ibre, nesci, propriy sage. Der
Provenzale ersetzt diese Form meist mit enc (s. anten), der Franzose
sagt umschreibend d*ar, de cire^ de fer^ ein Adj. orie zeigt aber doch
das Alexiuslied und das Rolandslied. Im Wal. fehlt sie ganz. — -
Neubildungen wurden nicht eingeführt, wiewohl das Spätlatein deren
nicht wenige besitzt {adipeuSj bestius, capreuSj classeus, peUeus, pipereuSy
rupeuSy similagineuSy uveus^ vaporeuSy virgineus), eine Ausnahme macht
sp. espeUeo. Aber Anbildungen kommen vor, indem man einfachen
Adj. die Endung ius gab. So it. crojo {crudus crudius), fujo diebisch,
dunkel (/wr, it. furo^ daher /Uno, oder lat. furvas, daher furvius. Et.
Wb. II. a.), meezo {müis^ 'ius)^ roezo (rwdw, -im). Sp. deutlicher
agrio {acer) vrlt. agre^ crasiOf gurvio (cttrvw«), novio, soberbio (wenn
nicht nach soberbia geformt). Auch im Latein bemerkt man Beispiele
•neben dem Primitiv vorkommender Derivata dieser Form : so in florus
floreus und florius, russus und russeuSj überaus häufig in Geschlechts-
namen wie albus Älbius, claudus Claudius^ für Furius. Die Abll.
ceuSy neus^ rius s. unter den Gonsonanten. — Anm. Ein for|mell nah
liegendes, aber, wie es scheint, unlat. SufQx ist das wal. ^CT. Es
zeigt sich an vielen Wörtern verschiedener Begriffisclassen, wie birfu
Bichter (ungr. bir6\ lungfu langer Mann (Fem. lungoae\ cfifu grosser
Gaul, mfCfu Stab, pfrfu Bach (sAh.pfrüa), und trifft logisch ungefähr
mit dem unter dem Suffix on zu erwähnenden (du zusammen.
2. Subst. sind unter andern linea, Unteoy pinea, vinea. Viele der-
gleichen, besonders Namen der Bäume, enthalten die neuen Sprachen.
It. faggio (fageus)^ leecio {üiceus), rubbio ein Mass (rubeus\ quercia
iguercea), ansia (anxia), lensa Binde (]mtea\ vigna. Sp. cereo Wachs-
baum, vidrio Glas (vüreus), ansia ^ granja Scheuer (granea), haya
(fagea), junda {juncea), vifia. Pr. ciri Kerze (cereus), grani^ papiri
{paptfreus)j faia^ vinha. Fr. cierge, cuivre (cupreus)^ papier, lange
(laneus), linge (lineus), grange, neige {nivea)^ sAt serorge Schwager
{sororius), — Andre beziehen sich auf neue Adj., so z. B. it. abejgao
{^abieteus)j ciriegio (^ceraseus\ prugno {^pruneus), endivia (♦♦n^yftea),
minder sichere Beispiele aufgenommexi werden: man nehme sie als Probleme,
die noch einer genaueren Untersuchung bedürfen. Den neuen Bildungen mögen
auch ümbiegungen vorhandener Ableitungen (lat eonsuetudo, it. eost-ume) zu-
gesellt werden.
624 Ableitung. Nomen, ia. [IL 302. d08.
croccia Erttcke {*crucea)j ragia Harz {*rasea)j roccia (♦rwpea?); sp.
cereaOf crojsa; pr. z. B. evori (*ebureus)\ fr. ivoirej lange (Humbea) a. a. m.
1ä. 1. In Appellativen (oft an andre Suffixe gefügt) : angustia,
failacia, gratia, invidia] it angoscittj faUada, grcuria, invidia; sp. coii-
goxa, fälacia etc.; pr. engoissa, gracia, enveya (aber^Wirta H. n. 762,
5; luxuria Brev. d'am. I, p. 122); fr. angoisse, gracCj envie^ vendange
{vindemia)\ im Wal. fehlen diese Beispiele. — Nene Ableitungen
bieten sich in Menge dar, allein die (S. 606) bemerkte Neigung dea
Romanen, den Accent auf die Ableitung zu übertragen, gibt ihnen ein
unlat Ansehen. Zwar nahmen ursprünglich griech. Wörter wie abbatui^
aristocratia, polüia, Aiexandna, ÄtUiochiaf Nicofnedia aus aßßaxua,
aQiaTOXQOTSia (r/a), nokvxeia^ l^le^avdQeiaj Itivcioxeia^ Nixofi^eia
gleichfalls den Ton auf das i, allein es ist unglaublich, dass diese
wenigen Wörter, deren lat. Betonung sich selbst nicht einmal überall
behauptete (der Italiener spricht Älessdndria, Antiöchiaf Nicomiäia,
der fr. Fierabras AUxdndre fUr Alexandrie) Ursache dieser all|ge-
meinen Accentverschiebung sein sollten; höchstens könnte man der
griech. Betonung in aaxqoXoyla^ dargovofiiay fiovia, (xovoQxiay q>iko'
aoq>ia (Prudentius spricht Sophia)^ daher it. aströlogia^ numarehia etc.
einigen Einfluss zuschreiben. Die Neubildungen sind denominatiy,
selten verbal, ihrem Inhalte nach hauptsächlich abstract, häufig eine
Würde (gleich dem Suffix atus) und das damit verbundene Gebiet
oder Local bezeichnend; auch coUectiv, selten concret. Bsp. it. äUe-
gria^ fälsiay fnaestria, vülania; barotUa, casteUaniOj signariaj vtearia]
barghesia, cherisioy eompagnia; bastia Bastei (Yb. ba8tire)j gdUeria
{gcÜerä). Sp. dlegriay cartesia, falsia, habladuria Redseligkeit {hailador\
maestria, säbiduria Weisheit (sabidar), vdlia (Vb. valer\ viUania;
barania, curaduria (curador)^ sefiaria; compaHia etc.; dazu cigaravia
arab. Sprache, germania Rothwälsch. Pr. cortesia^ diablia^ fälsiaj
gdosia, vilania; clergia, joglaria, pagania etc. Fr. wie it., altfr. z.B.
ancesserie Gesammtheit der Vorfahren (antecessor), bogrerie Ketzerei,
diablie, estoutie Thorheit, maistrie^ manantie Reichthum, renardie. Die
wal. Ableitungen, deren mehrere concrete Bedeutung haben, ver-
wandeln ihr ia in ie, Fl. ii: bfcisnicie Elend, bei£ne Trunkenheit, bu-
curie Freude, detorie Schuld, dievolie Teufelei, ghelosie Eifersucht,
grfbnicie Eilfertigkeit, heredie Nachkommenschaft, slfbie Schwäche,
tfrie Stärke; apostolie Apostelamt, archimandrie Ahtßi^ baroniej boerie
Adel, pfgV'f^ie Heidenthum; grecie, IfHniCj ungurie griech., lat., ungr.
Sprache, mit tonlosem t romfnie wal. Sprache (vgl.sp. (i7j;rarat^aetc.);
avuteie Vermögen, bftflie Schlacht, c^fiorie Weg, c^mpie Feld, hfrbk
Kinn. — Häufig ist hier die Einmischung des r, besonders wo es
gilt, ein Geschäft oder den Ort des Geschäftes oder das Product des-
selben auszudrücken, wo die Ableitung coUectiven Sinn empfängt; in
diesen und andern Fällen hat r meist seinen Grund in persönlichen
n. 303—305.] Ableitung. Nomen, ium. uns. 625
Wörtern der Form arius. It Beispiele: braveria Herzhaftigkeit,
ciarleria Geplauder (-tere), diavoleria Teufelei, diceria Gerede (Vb.
dire), furberia Schelmerei, gofferia Tölpelei, pareheria Schweinerei;
fonderia Giesserei, pdlicceria Kürschnerei, Pelzmarkt (-iere), pescheria
Fischerei, Fischmarkt, podesteria Amt, Amthaus; argenieria Silber-
geschirr, biancheria, drapperiüj \ ferreria, teleria; artiglieria, cavaJleriaj
sbirreria, prateria Strich Wiesen. Sp. beUagueria Schelmerei, fulleria
Betrag (-ero), mc^culeria Giohheit (-ero), porqtieria; Man^uerta Bleiche
(-ero)^ funderia, homeria Bäckerei, Backhaus (-ero), joyeria Juwelen-
handel (-cro), secretaria Schreibstube (-arto), arüüeria i-ero)^ compa-
Heria (-ero), flecheria Schützencorps (-ero), juderia Judenviertel, moreria
Mohrenland. Pr. leujaria Leichtsinn (leuger)^ tricharia Betrug {tri-
ckoire), truandaria neben trtiandia Landstreicherei; cavalariay por-
caria etc. Fr. bigoierie^ diablerie] bijouierie^ boulangeriej fonderie,
lingerie, otsellerie, soierie^ trSsoreriej verrerie, cavälerie, juiveriCj ladreriSj
vgl. Mätzners Auseinandersetzung Gr^ S. 246. Wal. argivUerie Silber-
werk, purcfrie Schweinhof etc.
2. Geographische Namen mit ia behalten gleich den Appella-
tiyen ihren ursprünglichen Accent, wie it. Äsiüy Bologna (Bononia),
Bretagna, Ccdäbria, Dahnamay JFVancta, Gallia^ Germania, Greda,
Italiaj Lamagna {Alemannia), Marsiglia, wogegen Soria (Syria)\ sp.
Asia, Bretafia, Espafla, Gatda etc.; pr. Älamanha (Magna Ghx.IV,118),
Antioca, Bretanha, Fransa, doch Ärabia, Etobia, Sofia; fr. AUemagne,
Botdogne, Bretagne^ France^ Gaule, Grece, Marseille; Asie, Dalmatie,
Germanie, Itcdie; wal. Armenia, Francia, Ghermania. — Neue Be-
nennungen folgen theils der alten Betonung, theils der neuen. Zu
ersteren gehören: it Baviera (Bavaria), Borgogna (Burgundia), Cur-
{andia. (ohne' i Gianda, Zdanda, Fiandra), Persia (neues Wort für
Persis), PoUmia, Prussia, Russia, Sveeia, Sp. Baviera, Borgoüa etc.
Pr. Frisa für Frisia, Sansonha (Saxonia), Savoya. Fr. Baviere, Bo-
heme, Bourgogne, Courlande, Hesse, Perse (afr. Persie Poit. 65), Po-
hgne, Prusse, Suiede. Wal. Boemia, Bulgaria, Polonia, Rusia, Sla-
venia. Zu letzteren gehören: it. Lombardia, Schiavonia, Tartaria,
Turchia, Ungheria, Valachia. Sp. Andciucia etc. Pr. Lombardia,
Murcia, Normandia, Ongria, Romania, Turquia. Fr. Lombardie, Nor-
mandie, Picardie, Turquie, Valachie.
IUM an Subst., wie convivium, imperium, refugium, hat einige
Nachahmungen hervorgerufen. So it. abbominio (s. v. a. dbomincUio),
assassinio (vgl. homicidium), rimproverio \ {improbatio), rovinio {ruina),
stridio (Stridor). Sp. etwa lacerio Mühsal (laceratio), murmurio (-rcrfto).
Pr. concordi (-ium schon Pand.), discordi, auch it. discordio.
UU8 meist an Adj.: aequus nebst iniquus, antiquus, arduus, as-
siduus, congruus, conspicuus, continuus, exiguus, fatuus, mortuus, fm-
tuus, nocuus, obliguus, praecipuus, strenuus, vacuus, viduus, dsgl. mit
Diei ronum. OnuDm,, II. 6. Aufl. 40
626 Ableitung. Nomen. G: acus. [II. 806. 806.
V aas u parvus, sdlvus. Im Born, sind diese und andre grossentheils
vorhanden, aber wenig üblich, die volksmässigen zum Theil mit Be-
seitigung des in uu enthaltenen Hiatus. So it. atUico^ pr. antiCj altfr.
afUif (lEÜr antiü)] it. continovOf sp. contino\ pr. fat fada, fr. fai fade
(s. Et. Wb. I): it. morto flf.; pr. obliCj it. bieco; pr. t?acGO.; itvSdovOj
sp. vit4dOj fr. veuf veuve, pr. veuvQj auch veaoa. Der Provenzale rettet
assiduus und oon^inMtc^ dadurch, dass er das Suffix uns mit osus ver-
tauscht: a55Ü2t4o^, continuas. Neubildungen haben sich keine einge-
funden. Eine spätlat. ist reäduus für recidivus.
2. Ableitungen mit einfacher Consonanz.
Wir begreifen hierunter nicht allein solche einfache Ableitungen,
die unmittelbar vom Stamme, sondern auch solche, die von einer
andern Ableitung ausgehn, wie in at-icus, in beiden Fällen aber fast
schlechthin eines Bindevocals bedürfen.
G. — ACTIS. 1. Adj. ebriacuSj meracuSy opacus; it. briaco; altsp.
embriago; pr. dmctc ebriaic ybriai III, 169. Hiernach geformt scheinen
it vigliaeco feig, sp. bellaco, pg. velhaco spitzbübisch {vüts); überdies
pg. famaco hungrig, pr. lecai lecker {lec)j niaic aus dem Neste ge-
nommen (nidu$)j savai böse (saevus)^ verai wahrhaft, fr. vrai.
2. Subst. eloaca, lingulacGf pastinaca, portulaca, verbenaca^ also
meist Wörter aus dem Beiche der Gewächse, wohin auch arbcraca
bei Isidor. Es fehlt dem Bomanen nicht an Subst. der Endung ac
(it. acc) beiderlei Geschlechts, allein ob | sie derivativ sei, ist nicht
überall klar. Drgl. sind it. baracca {barra), bomberaca (aus gamma-
rc^ica?), bülimaca Ochsenkraut, caracca Schiff, casacca Kleid (casa),
cUracca Kraut (citrus), guamacca Bock, lumaca Schnecke (v. limax\
meliaca Apricose {armeniäca)y patacca u. patacco Münze, trabacca Zelt
{trab8)y verminaca (für verbenacä)^ eambracca Motze {sambra). Sp.
barracUj butjaca Banzen (byrsa?), carraca, casaca^ espinaca Kraut
(spina), mcUraca Klapper (arab.), pataca, urraca Elster, verdolaga
(aus portidacd); pg. cavaca Kuchen, ervilhaca Wicke (ervum). Fr. ba-
raqucj casaque etc. — Anm. Abzusondern sindf einige fremde Suffixe
oder Elemente dieses Klanges. 1) Wal. AC in gfnsdc Gänserich, omae
Pflanze, ortac Gefährte, bfracf Beif u. a. erinnert an die slav. Endung
ak (Dobrowsky, Inst. ling. slav. p. 214). — 2) Ein gallisches Suffix an
Ortsnamen ist -4C, lACy wie in Tomücum^ Jtdiäcum ; pr. BragairaCj
CaujgaCj GälhaCj MoissaCj Salvenhac ; fr. [ay aus oc, y aus iac] Com-
bray (Camaracum), Antony {Antaniacus)^ Chauvency (Cciviniacum), Jauy
(Gaudiacus), vgl. S. 203. — 3) Wir fügen noch einen Fall bei, worin
Media für Tennis vorliegt. Span. Geschlechtsnamen auf ÄQA und
ATAj wie Amoraga^ Arechaga^ Arriagay Arteaga, Esienagay Qoneaga,
Madariagaj Urteaga, Zamarraga^ Anaya^ Amaya^ Cdaya^ üftnayo»
n. 806. 807.] Ableitung. Nomen. C: eo. Tcns. Yens. 627
Osnaya, Sdlayüj machten ihren Grund im Iberischen haben. In bask.
Namen kommt aga nach W. v. Humboldt (Prüfung S. 39, ygl. 31)
angemein häufig vor; in Appellativen auch aya^ wie arraya Fisch,
ibaya Fluss, adbaya Btthne.
JEC. Auf diese Endung gehn nicht wenige Nom. aus, aber die
meisten von so dunkler Herkunft, dass sich über die Natur der Endung,
die übrigens auch keinen Begriff auszudrücken scheint, nichts ent-
scheiden lässt. In mehreren derselben ist ec offenbar nicht als Suffix
anzuerkennen. It. bacheca Schmuckkästchen, cerboneca u. -n«a schlechter
Wein, mocceca Gimpel (y. moccto), ribeca Geige (arab.), spiesseca Knauser.
Sp. bäbieca Tropf, Schwachkopf (fta&ta, pr. bavec), chameea Terpentin-
baum, holleca kleiner Vogel, mMeca Handgelenke {mufitm^ fr. moignon\
pasteca Kloben für das Hisstau (auch it.)» xagueca Kopfweh (arab.);
pg. baneco Puppe, faneeo beschnitten (Vb. fanar)^ marreco mar\reca
wilde Ente, aiveca Brett am Pflug, caneca Krug (mlat cana)^ foiheca
Schneeflocke, foreca Papierheft SBos., pateca Melone (arab.). Pr. bavec
(= fr. bavard), manec ansässig (Vb. maner), musec (für moeaic, fr.
mosatguejy senec (senex), ufec stolz (sp. ti/b, ufano\ varec chaume LB.,
eaveca Kauz GO. (mhd. chouh)^ tdleca Tasche (sp. tätega^ pg. tcHeiga).
ICUS, 1. Adj. aprictiSf mendicus, pudicus; it. aprico, mendicoj
pudico; sp. tnendigo^ pud%co\ pr. antic^ mendic\ fr. cmtique, pudique;
fehlt wal. — 2. Subst. amicus, umbüicuSf formica, ledica^ Urtica, ve-
sküj postieum; it. atnico, ombelico, formica, lettiga^ ortica^ vescica; sp.
amigo, ombligOy hornUga, lechiga yrlt., vexiga, postigo ; pr. amiCj fannit
(für -fc), ortiga^vesiga] fr. ami^fourmi^ oriie, vessie; wal. buric, fumicf,
leßicff ursficf^ beÜcf. Neue Wörter dieser Ableitung finden sich
nicht yor.
7GU8. 1. Adj. tnodicuSf puhlictiSj riisticusj uniciis^ latcus (kaixog)^
galUcus, germanicus^ itälicus; it. sp. [Tco] modico^ Idi'cOj itcdico; pr.
cafwrgue {canonicu8\ domestic, Idic, puhliCy tenerc {tenebricus); fr. [fc,
ique] public, unique, germanique mit Accentyerschiebung (s. S. 398). In
yolksüblichen Wörtern schneidet der Proyenzale wohl auch das ganze
Suffix ab und spricht domini (-icus), gramdei (grammaticus), indi {-icus),
rüste i'icfis), auch fr. lai neben latquej ebenso ahd. leigOj nhd. leie.
Neue Deriyata dieser Gattung wurden nach dieser Form nicht ge-
schaffen, ausser Gentilia, wie it. bavaricOj sassonico, überdies etwa
foresticus, pr. foresgue^ nach dem Vorbilde yon damesticus^. — Anm.
1) Im Südwesten bemerkt man häufig ein dem lat. Icus ähnliches
1) Im Lombardischen kommen nene Wörter mit der Endung ligh yor, z. B.
hrödigh schmutzig {brodä), Migh enge (arto) ; dieses igh aber scheint das deutsche
ig, das an deutschen Stammen, ¥de in eartig, diese Herkunft schwer verläugnen
kann. ItaL obHoo scheint aus dem Qrieöhischen.
628 Ableitung. Nomen. C: Yens. Tc. [11. 807—809.
Saffix JßGO, lEGO, als sp. cidaniego dorfmässig, andariego gai zn
Füsse, borrego junges Lamm, cadaüego jährlich, cristianego ehristlich,
fraüego mönchisch^ niego Nestfalke {nidus), pcdaciego höfisch, pina-
riego flehten, veraniego sommerlich; pg. ardego feurig (Üir ardiego?),
läbrego Ackersmann | {lavra)j ninhego (= sp. niego). Die Herkunft
dieser Form ist noch zu untersuchen. Von dem Völkernamen Gaüego,
der augenscheinlich dasselbe Suffix trägt, hat man die uralten Zeug-
nisse Gallaecus, Gallaicus; es ist kaum zu zweifeln, dass ^aee aus
einer der alten Landessprachen herstamme, da keine der rom.Schwestem
es kennt: eine römische Formation etwa nach dem Muster von Graecus
darin anzunehmen, gestattet die Volksmässigkeit dieser Endung nicht.
Soll man das celtische Suffix ig (kymr. mynyciä Berg, mynydd-ig den
Berg betr.) zu Hülfe rufen? Es wird wenig Vertrauen erwecken.
Ein zweiter Völkemame mit ego ist Manchego\ gleicher Endung ist
Judiego (Judatcus); auch der Flussname Mondego (früher Mundo)
scheint dieses Suffix zu tragen, sodann Oeschlechtsnamen wie Gasta-
niega, Noriega, Savariego. — 2) Bloss wal. ist die aus dem Slavischen
entlehnte Ableitungsform nTc (Dobrowsky 314), welche sowohl an
lat. wie fremde Stämme gefUgt wird. Adj. sind z. B. crutzöinic spar-
sam (Vb. cruteä\ dämic freigebig {dare)^ domic sehnsüchtig {dar, it
duolo)f dumedstnic zahm, gläsnic tönend (serb. glas Stimme, glasnic
Bote), pdcinie friedlich, sünic gewaltsam (serb. ^la Oewalt), Subst
camftdmic Wucherer {camftf = na/narog), cdsnic Hauswirth, pustnie
Einsiedler (serb. pästinic).
2. Subst. africuSj medicus^ porticus^ syndicuSy fabrica, manicoj
musica^ pedica, pertica, toa>icum. Daher it. affrico, medico^ sindsxOy
mamca^ tosco etc.; sp. abrego, medico, fäbrica, pSrtigay tösigo; pr.
metge, fabriga, manga^ musica (musica Flam. p. 163), perga ; fr. nüege
vrlt, porche, manche, piege, perche, fdbrigue^ musique\ wal. cZerfc, me-
dic, vitrig {vitncus\ besedricf {basüica)^ cüntecf {caniicum\ m^necf,
peddecf. — Neue Bildungen, fast nur Fem., liegen spärlich vor und
nicht in allen hat sich der Bindevocal erhalten. Pr. auca, it. sp. oca,
fr. oie Gans {avis, avica); it. barca Fahrzeug (bdrica von ßdgig?)] mlat
caudica (caudex); it. cotica Schwarte {aUis); mlat. grdnica Scheune
(granum)\ it. moUtca Brosame {moUis); neupr. murga Maus {mus niuris);
sie. nasca Nasenloch (nastis); it. natica^ pr. ncdge (natis); fr. räche
Bodensatz des Theers (rasis); it rocca Fels {rupes, rupica?); pr. tö-
riga unfrucht|bares Weib (taura), die Betonung zu folgern aus der
Variante turga] it vasca Kufe {vas). Ein Masc. ist it. spago Bind-
faden (spartumf sparticum). Näheres s. im Et. Wb.
IC. Diminutivform bei Spaniern, Portugiesen und Walachen, den
andern fremd. Beispiele. 1. Adj. sp. bueno bonico^ Uano llantco, me-
nudoy menudicOf mareno morenieo; mit voi^esetztem c ciego deguedeo;
pg. (seltner) morenico u. a. — 2. Subst. sp. anmal tmimalico^ amo
IT. 809. 310.] Ableitung. Nomen. C: at-Ycns. 629
asnieOy perro perrico, ab^a dbejica, barba barbica, tixera tixertca, Egn.
Juan Juanieo^ Pedro Perico, Sancha Satichica; mit c aire airecico, ar-
bot arbölecico, ave avecica, muger mugercica ; pg. amores amoricos^ ba-
eia Becken, badnica, Ana Änica, Wal. Cfciulf cfciülicf, roatf roaticf;
mit c ftoare floridcfj vale vfldcf. Es gibt Fälle, worin sich keine Di-
minution ausspricht wie auch bei andern Suffixen dieser Gattung,
vgl. 8p. hocico Schnauze {hozy faux)^ pellico Pelzrock (pid), vülancico
Volkslied (villano), dedo meüigue kleiner Finger {minifnus). — Ein lat.
^eu8 oder leus dieser Bedeutung ist nicht vorhanden. Das celtische
Glebiet besitzt im kymr. ic allerdings ein Diminutivsuffix, jetzt nur
noch in Fem. vorkommend (Zeuss 1,304); mit diesem Ursprung aber
einigt sich die Thatsache nicht wohl, dass es im Südwesten und nicht
im Nordwesten heimisch geworden, und gar erst im fernen Osten,
wenn dessen ic identisch ist mit dem westlichen. Etwas bessere An-
sprüche in geographischer Beziehung hätte wohl das gleichfalls di-
minutive ahd. ihh, altsächs. ik, welchen ein got. tX: entsprechen würde:
GibihkOj SipihhOj am'Mo avus, armtüa paupercula, MannUco^ 8aksiko\
doch hat diese Form im Deutschen selbst, ausser in Eigennamen,
nur geringe Anwendung gefunden. — Anm. Mehrere fr. Wörter führen
ein Suffix QÜINj das dem altem ndl. hin entnommen ist und auch
nur an Fremdlingen vorkommt: bouquin (boecMn)^ ^nn^rMtn Splitter (in
Berry), dokquin vrlt. kurzer Degen, hellequin {hellekin?), lambrequin
{lamperMn)j mannequin {manneUn u. mandekin\ rafnequin^ vüebrequin^
s. Et. Wb. Im Pic. hängt sich das deutsche Suffix auch an lat.
Wörter und zumal an Eigennamen, wie in pinequin schlechtes Brod,
verquin kleines Glas, Pierrequin^ Josquin, Garpentier | verzeichnet
auch marequin ein Stoff, musequin eine Waffe. Sp. botequin kleines
Boot, maniquL
AT'TCUS. 1. Adj. fancUicuSy lunaticuSy süvaticus, volaticus; it.
sp. pg. fandiico, lundUco etc.; pr. lundtic; fr. fanatique^ lunatique;
wal. lundtic, sflbätic. — Neu ist it. fiumcUico (s. v. a. flumineus), lu-
gliatico (von jtdius). Sp. bobatico einfältig, friatico frostig, tematico
halsstarrig. Wal. mit Diminution bftrfnatic ältlich, roieatec röthlich,
surdatec halb taub, vfratec sommerlich. — 2. Sbst. aus Sbst. It ba-
liatico Ammenlohn, camarlingatico Kämmereramt, compagnatico Zukost,
pcdancatico Planke, ställaiico Dünger, terratico Zins, maggiatica, Brach-
feld, panatica Mundvorrath. Sp. [adgo azgo] vornehmlich Ämter und
Abgaben bezeichnend: älguacüadgo -c^go, cdmirantadgo -aegOj cab-
delladgo -aago, cardenaladgo -aago, consüladgo -cusgo^ mayoraego Ma-
jorat, cillajsgo Speicherzins, colodrcusgo Weinsteuer, terrokzgo Pachtgeld,
sodann hailazgo Fund, hariazgo Sättigung u. a. m.; pg. [adegoj vin-
hadego Weinberg; altpg., wie sp., für Ämter, Rechte und Abgaben,
als achadego Finderlohn (sp. hdUaego), eiradega Abgabe von der
Tenne (eira), tnontadego von der Weide, terradego (sp. terraggo), ta-
630 Ableitung. Nomen. G: at-Yons. [IL 810. 311.
hälUadego Notariat, s. Santa Rosa, der überall adigo accentaiert —
Die Ableitung ist bereits dem frühesten Mittelalter sehr geläufig. In
einer Urk. y. 444 Mar. p. 108 steht de fundo Partüatico. In einer
fränkischen v. J. 629 ds. p. 97 fMvigios portaticoSy ipsos rivoHcos, re-
taticos, tndtoHcos, themonaticos^ (temanaticos), chespetatkos n. s. f. Ein
Ortsname in Toscana ist Campagnatico,
Daneben findet sich in alten acht rom. Wörtern eine mit g ge-
wirkte Form, deren Identität mit oticus nicht zu bezweifeln ist. Das
lat. schreibende Mittelalter drückte die dahin gehörigen Sahst anfangs
durch aticum^ nachher theils durch dieses, theils durch agium aus:
so liest man brenaticum -agiumy camaticum -agtum^ herbaticum -agmn^
parcUicum -agium^ vassaUaticum -agium ^. 1) Adj. sind selten: nur
it. [agigio] 8eJvaggio(süv<Uicu8); sp. [age] scdvage] pg. [agemmit para-
gogischem m] säivagem; pr. [atge] sälvaigej volatge {v6laticus)\ fr. [age]
sauvagCf altfr. evage {aquat,)y ombrage (umbrat.); dem Wal. fehlt diese
Form. Neu nur pr. ramatge^ afr. marage (s. Hofmann zu Amis v. 1301),
ramage wild (ramus) etc. — 2) Ein ursprünglich lat. Subst. ist it.
viaggio {viaticum). Neue sind sehr zahlreich : aus Subst. hervorgehend
drücken sie abstracte, concreto, zuweilen selbst persönliche Begriffe
aus. It bcdiaggio Bailei, eamaggio Fleischwerk, ccraggio Math, das/^
naggio Schade, erbaggio Eräuterwerk, formaggio Käse, linguaggio
Sprache, messaggio Botschaft, Bote, öUraggio Schimpf, omaggio Lehns-
pfiicht, ostaggio Geisel (obstaticus flir obsidaticus), padronaggio Pa-
tronat (auch -aiico^ -ato)^ paraggio Herkunft, pedaggio Wegzoll, per-
sonaggio Person, vassaUaggio Lehnbarkeit, viUaggio Dorf, Weiler, vi-
saggio Gesicht. Sp. bamage Alx. bamax PC. (pr. bamatge), brebage
Trank, cartMge, cordage Tauwerk, fardage Gepäck, homenagej hospe-
dage, lenguagCj mensage, ora^a Unwetter, pora^^ Lage, Ort, persanage^
uUrajßj ventanage Fensterwerk (sämmtliche Fenster des Hauses), vü-
läge. Hier hat die ^-Form minder häufige Anwendung gefunden,
und es ist selbst zu vermuthen, dass sie von Norden herübergekommen-
Diese Herkunft geben einzelne Wörter klar genug zu erkennen, auch
die Endung e statt o (vgl. die Form aego) spricht dafür. Maria egipc.
schreibt sogar mit tg ganz pr. damatge, aratgcj paratge. für 6 hat
übrigens Berceo in bevragio. Pg. camagem^ hervagem^ homenagemj
lingoagem, mensagem^ ültraje, Sie sind weiblich, ohne Zweifel, weil
sie mit -agem = lat. ago aginis einerlei Form haben. Pr. amiguaige
Freundschaft, antigatge Alterthum, auranaige Luftigkeit 60., auraige
1) Agium ist ein Beispiel 'latinisirender Bückbildong* (Jahrb. VIII, 121)i
ungefähr gleich dem barbarischen hdium ans fr. lodge Qoge), welchem nur lau-
bta gerecht war. Es wäre der Mühe werth nachzusuchen, wann jenes agium
zuerst Torkäme. Noch Hincmar (f 882) sagte: de praeUia atque, ut noshXKtimn
lingua dicüwr^ de vaasatiday was freilich nicht gegen das Dasein von vasaatge zeugt
H 811—318.] Ableitung. Nomen. G: oc ncus. 681
Lafthaach, hamaige Adel (für baronatge)^ beurcdge, camatge, coratge^ \
damnatge^ lenguaUge, Unhatge Geschlecht, malade Krankheit, messatge^
amenatgej outrage, parage^ vassalatge Tapferkeit. Fr. breuvage (für
beurage)y camage^ eourage, domtnage^ fagotage Wellenmachen, Lohn
dafür, fromagej Hommage, langage, menage (für maisonnage), message,
ombragej arage (pr. auratge)^ otdrage, parage^ passage, personnage^
usagcj visagey voisinage. In dieser Sprache sind sie besonders zahl-
reich und gehen grossentheils aus Verbis hervor, wie abordage^ accom-
modage^ afjßnage, afforage^ ajoutage, amarrage, apanage (afr. apaner),
arrivagef arrasage, assemblage^ aitelage, avalage. — Anm. Neben oticus
kommt im It. OTICUS als prodnctives Suffix, wenn auch nur in
wenigen Wörtern vor, wie fciotico wunderlich, moXotico boshaft. Grie-
chische wie öeoTcoTiHiÖQ müssen ihnen das Beispiel gegeben haben.
Auch von ETICÜ8 und ITICUS kommen einige Nachbildungen vor.
Dsgl. von ÄSTICÜS (monasticus, scholastictis): so in animastko
thieriBchy ehiesolastieo Kirchengänger, prosastico prosaisch.
OC. Es ist nicht ganz sicher, ob nicht occ anzusetzen sei,
welches alle it. Beispiele zeigen. Aber diese Sprache ist der Gemi-
nation ergeben, die wenigstens in dlocco, pitocco und dem Egn. Enoceo
(Henoch) nachweislich ist, vgl. auch ba^ca neben bcQuca, sandracca
neben sandraea, Bsp. sind: it. badoceo Dummkopf (lat. bac-eölas?),
balocco Geck, barocco Wucher (baro)^ Ueeocco Andächtler, Schwach-
kopf, fnarjerocoo Tölpel; überdies olocco Uhu {ulucus), bogocco eine Kupfer-
münze (bojo)\ augmentativ frate fratocco, diminutiv anitra anitrocco.
Im Span, findet sich doncellueca alte Jungfer, morueco Widder, bal-
lueeo Unkraut; pg. pardoca Weibchen des Sperlings. Prov. badoc
Maalaffe. Wal. augmentativ ccd celoc, miteu mitjsoc, om omoc.
ÜCÜS. 1. Adj. caducus. Ein solches Adjectivsuffix kennt fast
nur die pr. Sprache, behandelt aber den Gonsonanten nicht gleich-
massig. Tritt nämlich ein Vocal hinzu, so bleibt c entweder, oder
wird zu g, oder gar zu ch, was eigentlich an lat. et erinnert. Die
Fälle sind: astruc glücklich (Fem. -uga nach malastrugamen), baluc
(bed.?), eäluc stumpfnasig GO., craüc \ steinicht ds. 78 ^ damnuc schad-
haft, faduc langweilig (Fem. -ttca), faichuc lästig, frevoluc frostig GO.
(bei Goudelin fredeluc\ pauruc furchtsam (F. -ucha^ aber doch pau-
rug-os), peeuc lastend {-uga). Aus andera Mundarten ist etwa zu be-
merken: cat. porue (paoruc noch bei A. March); sp. asirugo (= pr.
ßstruc, fr. otru) Bc. Loor 76, machuco reif an Verstand (macho), ma-
luco kränklich. Der Walacbe braucht t«o zur Verkleinerung: bunbunuc.
2. Subst. albticus, sambucus, bailuea (iberisch), camtca (celtisch),
currucaj eruca, festuca, lactuca, mastruca (sard.), verruca\ it. sambticOj
1) Nicht unbedenklich, denn der Donatos prov. 53 b spricht er&uca. Doch
könnte eraücs vorangegangen sein, da das baare Suffix e undeutlich ist.
682 Ableitung. Nomen. C: ag, eq, Tq, Yq, og. [11. 313. 314.
carrucQj lattuga etc.; sp. saacOf carrmo, oruga^ lechuga^ Verruga ; pg. chair-
rtML^ Verruga etc. ; pr. samhuCy festucfestuga^ eruga, Verruga ; fr. fitu^ char-
rue, laüucj verrue\ wsA.festucf, lfptucf,—EB finden sich neue Wörter dieser
Endung. It. vere^uco Degenklinge (vom sp. verdugo?), bqjuca 6q;uccaPo88e
{baja), fanfaluca Loderasche (pompholyx)^ feluea Schiff, marruca Dom-
busch, pagliucaBSiGkBel (paglia), perrucca (s. Et. Wb.), mit g tartaruga
Schildkröte (sp. toriuga). Sp. häufiger und meist mit klarem Primitiv:
abe^aruco Bienenfresser, dlmendrueo grtlne Mandel, besugo ein Fisch,
fabuco Buchecker (für faguco), mendrugo Bettelbrot, paxaruco grosser
Vogel, tarugo Pflock, tasugo Dachs, verdugo Gerte {verde)y carruca
Grünfink, fäluca, gtduca ein Edelstein Alx., masuca Schwertlilie, pe-
chuga Brust des Geflügels, toriuga (s. Et. Wb.). Altpg. massuca Keule.
Gat. peuc Socke. Pr. bauduc Zank, palhuc {it pagUuca)GO,, ferruga
Eisenfeile, tartuga. Fr. massue, tartue, alt sambue Pferdedecke (ahd.
samboh). Wal. bulbuc Blase, bftucf Magen des Geflügels, mfciuce (fr.
massue), mfimucf Affe; übrigens diminutiv, wie in hainf hainucf;
dazu das gleichfalls diminutive -üice, z. B. Cfmarf cpnpruicf, pasfrp
PfSfTuicf, Hier findet sich auch ug in bdciug Kappzaum, beUiug
Krankheit u. a., an das altslav. ug erinnernd (Dobrowsky 311). —
Anm. Die it. Sprache kennt noch ein Diminutivsuffix ÜC-OLO, z. B.
fera ferucola\ finestra | finestrucolo, leggiero leggierucolo etc., zu dessen
Einführung bajuc-ola verleitet haben muss (von b(yuca), indem man
es für bc^-ucola vom gleichbed. baja nahm.
äQj EQ IQ, TQy OQ (ax acis, ex eeis tcis^ ix icis Icis, ox oci$):
bellaXj faUaXy fornaXj Umax, mordax\ spätlat. auch currax^ linguax;
vervex, comiXy junix, perdiXj radix; cortex, forpex, hirpeXj ap-pendiXy
pollex, pulex, pumex, rumex, saliXj sorex ; atrox, ferox. Diese Form
musste sich, da ihr Sinn dunkel war, willkürliche Verwandlungen,
besonders Umgestaltung in die 1. und 2. Decl. gefallen lassen. It
capacCj ferace, fomace, himäcay mordace, rapace, verace^ berbice, cer-
vice, perdice, radice, cdlice, s-corea (cartex?), appendice, pulce, salciOj
sorcio, söffice {supplex), feroce, veloce; sp. capaiSj foiajs, feraB, limoBo,
cervi0, perdisSy raißy cöiliey apSndice, pomee, pulga^ romdBO, sauce^ sorce^
atrojs, feroz\ pr. (fast nur Subst.) fornate, rapate^ vivata (Adv.), ber-
bite, cerviU, junega, perdüa, raeite, ptuta piussa (pul,), sar%te\ fr. /bur-
naiscj limace, mordache Zange, teiiace, vivace, brebis, genisse, perdrix,
Scarce, herse, pauce, puce, ponce, souriSy farouche (ferox) ; wal. berbeace,
cerbicßj rediche, foarfeci, purece, salce, soarece. — Der Nachbildungen
sind wenige: it. borrace Borax (arab.), nidioce aus dem Nest genommen
(nidio für nido), penace peinlich, ramace auf die Äste fliegend, spinace
Spinat, narice Nasenloch, pendice Abhang, vemke Firniss, böffice
bauschig. Sp. bamizy lombrie (lunibricusy Verschiedene Adj. dieser
und der pg. Sprache, welche ursprünglich zur folgenden Ableitung
gehörten, aber ihren Endvocal fallen Hessen und geschlechtlos wurden,
n. 314 — S16.] Ableitung. Nomen. C: -ceus. aceun. 688
bekennen sich nun znr gegenwärtigen Fonn: so z. B. sp. mofUarcuf
wild, päloma torcae (alt torecusa), pg. heberroB dem Trunk ergeben,
lambaa leckerhaft, roubcus räuberisch.
ACETJ8, ICIUS, OCEUSy UCEUS treten rom. in doppelter Gestalt
auf: it -cctö, -bzo, sp.-£0, -cÄo, pg. -fo, -cAö, pr. fr. -5, -cä, wal. -rl«,
-^^. Im Osten wäre 6 der richtige Laut, e hängt mit der neben ceus
yorkommenden Schreibung tius (arencUiaSj formatius im frühesten
Mittelalter) zusammen; im Westen ist ch (B^.poblacho neben pdblasso)
eine blosse Ver|gröberung des Sauselautes (s. S. 296. 363). Der Da-
coromane besitzt noch eine dritte Form, mit ^, deren Identität mit
6 und i0 durch ihr Vorkommen in den Diminutivendungen iel und
iiar=i it. cdlo und icciuolo bestätigt wird; in ihrer Bed. weicht diese
Form von den beiden andern einigermassen ab.
ACEUS, 1. Adj. arenaceus^ capülaeeus, gallinaceus, lappaceus,
vifUMceus; spätlat. lüiaceus, siliginaceus, terraceus. Diese Ableitung
erlitt in ihrer Anwendung eine bedeutende Modification : man fUgte
sie an Adj. und legte ihr, von dem allgemeinen Begriffe der Ähn-
lichkeit ausgehend verstärkende Bedeutung bei, die in den einzelnen
Sprachen Nebenbestimmungen unterlag. It. [accio, azzo] augmentatiy
und pejorativ: bruno brunaezOy grande grandacciOj päUido pallidaesOy
povero paveracciOj ricco riccacciOy vecchio vecchiaccio. Sp. [azo, acho]
augmentatiy : ancho anchaeo^ grande grandcufo, poeo pocaeo Bc, rico
riecuso ricacho^ vi^o vi^aeo\ amarillo atnariUouso blassgelb, verde ver-
dacho lauchgrün; pg. frio friacho kühl u. a. Neupr. augm. bei bdas
sehr schön, blanc blancaSy jaune jaunas^ laid Iaidos. Fr. [asse] ban
banasse einfältig, mol möüasse weichlich, wohl auch niais^ F. niaise
{^nidaceus^ vgl. it. nidiace S. 632). Wal. [acYu, as] intensiv: bfr-
ttdciu schwarzbraun, fugaciuMchtig,pungaduBilimgj sehüaciu munter y
Hngai empfindsam.
2. Zahlreich sind die neuen Subst. mit aceus, meist entweder
Vergrösserung und Verschlimmerung, oder Ähnlichkeit und Herkunft
andeutend. Einige Beispiele. It. ragazeo Knabe, codaeeo Gefolge,
covaecio Lager, mogliaaao Heirath, mostacdo {mystax\ pagliaccio Streu,
terraseo Altan, vignaeeo Weinberg, arcaccia Kasten, beccaccia Schnepfe,
bonaccia Meeresstille, corazza Kflrass, gdleazza Schiff, guamaccia Über-
rock, spogliaeza Plünderung. Verschlimmernd: popolo, popölazeo,
tempo tempacciOy uomo omaccio böser Mensch, acgua acgtiaccia, casa
casaccia, colomba colombaccia, gcdlina gaUinaccia] vergrössernd festa
festaccia\ Sp. «rptncMro Rückgrat, grimazo verzerrte | Figur, honnazo
Ziegelmauer (farmaceus), arcaza, gcdeaaa^ hilaea Gespinnst, litMiza Lein-
samen, mordaea Knebel, picftffa Elster, pinaza Schiff, terraza irdenes
1) Es ist ein acht it. Zag, dass dies Suffix für sich allein als Nomen ge-
braucht wird: quanto aiete accio I wie widerwärtig seid ihr! Blanc 169.
684 Ableitnng. Nomen. C: aoeas. idus. [IL 816. 817.
Gefäss, vincufa Nachwein, carcuf-an Herz; capacho Kiepe, mastaeho,
muchacho Knabe^ penacho Federbusch, horracha Schlauch, camacha
Aas, gamacha^ homacha -aea Ofen. Aogmentativ: animdl animdkufOf
huey hueycufOy goilina gaiUiuua^ beso heaacho Dicklippe; pejor. cabätto
cäbattaeo^ nmger mugeraea^ vulgo wdgacho. Aach die Wirkung eines
Werkzeuges bezeichnet es: actcatoBo Spornstich und so agujcufOj dar-
dcu^Oj flechojgo, latigaso^ fnanotoBOj pieajso, puntiUojBOj Bapataeo. Pg.
wie sp. cariüBj chumago^ embarago^ fumofay goMinkcifa; augm. cacho
cachaco^ peccado peccadago ; dimin. lfi>re UbrachOy rio riacho. Pr. [as,
assa] agras saure Traube, barras Qnerstange, borras grobes Tuch,
sacas grosser Sack, vormas eine Krankheit, banassa^ camaea (= sp.
eamacha\ crebassa Spalte, gotassa Gicht, picasa Haue, vinassa^ eo-
rasS'6 Herz, farass-ö Fackel GO., vemcßs-^d elend; gamaeha. Fr.
[as, asse, ace, ache] bourras, eoutdca Säbel, ichalas Pfahl (mlat. cor-
roHum), embarraSj fairas Plunder, plMras Gipsabfall, tracas Lärm,
bieassef crevasse^ cuirasse, fauacey galSasse, grimace^ lavasse Begenguss,
liasse, paiUassej pinasse, tirasse Streichgarn; ganache Kinnlade des
Pferdes (daher it. ganascia), gamachej moustache, panache Federbosch,
pistache {pistacium\ rondache runder Schild; pejorativ mit weiblicher
Endung bite bestiassej coing coignasse wilde Quitte, peuple pqptdaee^
tetin tStasse hässl. Zitze, viUe vülace. Wal. r^gaciu Hirschkäfer, so-
caciu Koch (ungr. szak&ts). Dsgl. mit oJ: a) handelnde Personen:
alfutai Geiger, arfndai Pachter, armai Waffenträger, bftdai Zimmer-
mann, cflfrai Reiter, sutc^ Hauptmann; b) Dimin. cfUsun c^jsunai^
carbun cfrbunai, deget degetaij ind %ndoä\ c) ond Stadt, porumb(d
Schlehdom u. a. In mehrem Fällen ist das wal. ai nichts anders
als die nngar. für Abstracta sehr gebräuchliche Ableitung as (sprich
asch): so in aldai Se|gen, cddfmai Trinkgeld, ungr. öldds, öidömäs]
aber das Vorhandensein des lat. aceus in andern Ableitungen ist um
so weniger zu bezweifeln, als auch die verwandten Formen ü und
ui mit idusj uceus zusammentreffen.
1C1U8 (ieeus). 1. Adj. adventicius, fadicius^ fieticius^ pamcms^
pellicitiS] spätlat. fracticius, sementicius, sepOdus^ smidaücius; it.
[iccio, izio] atweniiiccioj fatticcio, ftttitfio; sp. [izo, icio] avenediso, he-
chiso, ficticio] pr. [itz, is] avenedite, faüis; altfr. [is] faiHs, faintis. —
Neue in grosser Zahl. Theils verbindet sich das Suffix, wie im Latein,
mit einem vorhandenen oder supponierten Part. Prät., theils mit einem
Nomen oder selbst mit einem Verbalstamme; in der ihm beigelegten
Bedeutung weichen die Sprachen beträchtlich ab. It. eascaticcio hin-
fällig, covaticcio brttten wollend, fuggitkcio flüchtig, massiccio gediegen,
posticcio untergeschoben; dim. aUo atticdo, bianco bianckicdo, giaUo
giällicciOj paUido pdUidiccio^ rosso rossicdo, secco secchericcio. Eine
zweite it. Form eccio bedeutet eine Angehörigkeit und nimmt lEast
stets r zu sich: camporeccio zum Feld gehörig, ländlich, easerecdo^ go-
n. 317. 318.] Ableitung. Nomen. C: icins. 685
dereceio (Vb. godere\ porehereeeio, sposereceio, vendereccio (Vb. v€ndere\
vemereeeio, Sp. achacadieo hinterlistig, agostieo im Augast geboren,
cufokuUjfo peitechenswerth, cambiadisto unbeständig Bc., castiao acht,
hmdufo^ puente levadißo Zugbrücke, mestißo Mestize (* fnixticius\ pa-
gißo strohern, plegadißo biegsam, postieo; dimin. (selten) Uanco Uan-
{uüo; pg. abafadifo beklemmend, espantadifo furchtsam, wassifo. Pr.
fraidiU elend, fnassis^ mestiSj j^gadiSy poestadis mächtig, a-postitz^
tomadis drehbar, toriis gewunden, voUüe gewölbt ; häufig noch in der
neuen Sprache: laradiSy earyadis, cunfessadis, levadis, tnaiautis, fnes-
dadiSy paueadis^ piegadis. Fr. in vent caidiSj pant levis, bais tailliSj
übrigens erloschen, mit ch posi%che\ afr. poestiSj traitis, voutis u. a.
Wal. [etz, Fem. eatz^] albeta weisslich, glumets scherzhaft, hmete
weltlich, pfduretsf waldig; mit ä boldii stechend, costii seitwärts ge-
bogen, tsfpü steil.
2. Auch dies Suffix tragen zahlreiche Subst. meist concreten
Inhalts, und fast sämmtlich neu geschaffen. So it (wansaticcio Best,
barchereccio Menge Barken, eanniccio Rphr|flechte, capricdo Laune,
carpieeio Tracht Ohrfeigen, hdronecdo Dieberei, lacchezzo Leckerbissen,
hworeceio Arbeit, orezzo Lüftchen, pagliericcio Strohgenist, pasticcio
Pastete, terriccio Mist, viüceio Bänke, acquerecda Giesskanne, cor-
teccia Rinde {carticea\ muriccia Steinhaufe, pamcda Mehlbrei (pant-
cea), pelliccia Pelz (pdlicea), robbieda Lumperei, saisiccia Wurst.
Sp. [auch iz] aprmdiz Lehrling, cabdUerizo Stallmeister, cabrerizo
Ziegenhirt; acortadizo Stückchen, apartadizo Gabinet, caüizo Bohr-
bürde, carrizo Schwertlilie {carex)^ ßadiz Floretseide, goUizo Kehle,
heckizo Zauber {facticiu8\ pasadizo enger Gang, agachadiza Schnepfe,
cabaOeriza Stall, cafiiza Art Leinwand, corteza, hartaliza Gemüse,
pdliza; caprichOj scdchicha; pg. aprmdiz y canigo, feitifOj näbiga Ba-
dieschen u. a. Pr. clapadis Gefecht, escroichedis Zerschmetterung,
ßadiz Büschel Fäden, tartis Fackel, ortalessat zeUssa Hecke (von
Bepes LBom.). Fr. in Menge: abattis Abgehauenes, ehdblis Wind-
bruch, chäzsis Bahmen, coulis flüssiger Mörtel, eboulis Schutt, g&chis
Pfütze, hachis Gehacktes, laUis Lattenwerk, lavis Waschung, logiz
Wohnung, roulis Wanken des Schiffes, traussis Umschlag, alt plormz
Klage, saneiz Lärm; peUsse, saucisse. Auch das Diminutivsuffix iche
in babiche kl. Hündin, caniche Pudelhündin, levfiche kl. Windhündin,
patdiche Stutfüllen muss in ida seinen Grund haben. Wal. ctftUfräz
Sänger (* cafUatrieius)^ Fem. cymtfreatzf; strungfreatzf Melkgefäss;
mfscfriciu Narr, pogfnicm Ochsentreiber, porfniciu Knabenkraut; mit
i acoperii Bedeckung, ascutzii Schärfe, belii Unterfutter. — Anm.
1) Die fr. und wal. Form berührt sich mit der aus itia entsprungenen,
vgl. avarice mit novice, blandeaizf mit cfntfreatzf. — 2) Die wal.
Form stimmt genau zu der slavischen etz, welche für persönliche
und sächliche Begriffe so wie für die Diminution bestimmt ist (Do-
636 Ableitung. Nomen. G: ocens. ncens. [II. 818—320«
browsky S. 306), doch scheint jene, da sie den übrigen rom. Formen
analog ist, lat. Herkunft. Überdies besitzt das slav. Gebiet eine
weibliche Ableitung üna für dieselben Begriffe (doüitifa Amme, cha-
dataitza Vermittlerin, o^ro2k)M^iS^a Mädchen); das wal. besitzt das ganz
entsprechende dem nämlichen Zwecke dienende üzf, dessen Über-
gang aus dem Slay. kaum einen Zweifel gestattet. Es wird gebraacht |
a) zur Motion: haron baronüjsf, Cfpüan Cfpüfnitef, span spfnUsff^ grof
grofitgf, bojariu boeritef, ielariu idfrüef, vfcariu Vfcpitsf; bibol (bu-
bdfis) bibolitßfy porumb (palumba) porumbitef, vgl. serb. hral hrdljitjsa^
vuk vut8chitza\ b) zur Diminution: corff eorfUzf, gurf gurüzf; c) fttr
Sachen: acfrüzf Nadelbüchse, bolnüzf Krankenhaus, s^fritzf Salz-
büchse, tamitzf Sattel.
0CETJ8 [occio, ozzo] bezeichnet dem Italiener Derbheit oder
Tüchtigkeit und ist freie unlat. Bildung. 1) Adj. atlegro aUegroceiOj
bdlo beUocdo kräftig schön, fresco frescoeeo^ grosso grassocdo, 2) Subst.
bacio bacioßzo, frate fraioccio, giglio gigliozzo, moUo motiozzo, petto
pettoccio, femmina femtninoccia, festa festoeda. In einigen Fällen ist
die Yergrösserung nicht mehr fühlbar, so z. B. in bambocdo Puppe,
ccbrroccio Wagen mit der Kriegsfahne, cartocdo Patrone (daher fr.
cartouehe, sp. cartucho), barbozza Bartstttck des Helmes, earrozza (da-
her fr. carrosse). — Die andern Sprachen haben einige mit och ab-
geleitete Wörter, welche theoretisch hieher gehören: sp. nMzocho
Säulenring (mazo), garrocka Hakenstock (garra); fr. bamboche (it
'OCcio)j cabocke Kopf des Nagels, epinoche ein Fisch, gdloche Über-
schuh (daher it. gaioscia), ßoche Gewebe, mailloche Hammer, saeoAe
Felleisen, altfr. (Roq.) guenoche Hexe, Woche Wiege, taloche Ast. Auch
pr. corrotz, fr. courroux (von cholera) trägt dies Suffix.
UGEU8. 1. Adj. wie in pannuceus. In den östlichen Sprachen
wird diese Form zur Verkleinerung gebraucht und ist ohne Zweifel
eine selbstgeschaffene Variation von accus, icius. It. [uccio, uzzo]
cattivo cattivuzzo, giallo giaUucdOj superbo superbuzzo, vago vaguccio.
Wal. [utz] acru acrutz säuerlich, älb aU)täz, bun bunutz, dulce duleuiz^
lung lungutz, modle moloutz (moUietdus). Span. Beispiele sind [uzo,
ucho] lechuzo saugend, macht^cho (= machuco S. 631).
2. Subst. it. mit geringschätzender Verkleinerung: angeh ange-
luccio, anno annuccio, cappeUo cappelluccio, cavcMo cavalluccioj dono do-
ntuszo, foglio fogliuzzo, medico medicuzzo, poeta poetazzo, bocca boc-
cuzza, febbretta febbrettuccia, gente gentuccia geringes Volk, dowiM
donnuccia, scherma scara\fnucda kleines Gefecht. Zuweilen ist auch
hier die Verkleinerung nicht mehr tlihlbar, wie in cappuccio Mönchs-
kappe, corruccio Zorn (collera\ peluzzo ein Stoff CpcZo). An Personen-
namen gefügt ist diese Form kosend: Ansdmo Ansdnmcdo, Gual-
tero Oualteruzzo^ Pietro Pietruzzo, Laura Lauruzza. Sie findet
sich überdies an yielen Geschlechtsnamen, deren Deutung keine
IL 820. 821.] Ableitung. Nomen. D: iduB. L: olna. 687
Schwierigkeit hat: Boiducdo^ Bdluecio, Bertucdo, Biringucdo^ Bor-
garucciOj Carduccio, Fdlcuccio, FantueeOj Fenujseo^ Galluccio^ Gallussso^
Masuccio, Binucc-ino. Wal. mit Diminution: (ic acutjg, herbeace her-
becuUf, hftryn bftr^ntäz, foe f acute ^ frigfrigtde, Ipnpai Ifn^fitäe^ strop
siroputßj vas Vfsute^ alhinf atbintdefy barbf bfrbutjgf, boanibf bombutef^
broascf broscut0fj inimf inimtUßf, ocdf olctUsf (mit dimin. c), scymteae
scynteutßf, vacf vfcutef. Daneben die Form J, welcher keine Dimi-
nution anhängt: astupui Stöpsel, bfrbftui Männchen von Thieren,
bftfui Schläger, ciüctd Schlafetelle, bituif Satteldecke, brynduif Zeit-
lose, cenuif Asche, mf/nuSf Handschuh, pgf>uif Puppe. Im Span, sind
die Fälle nicht nnhäufig, z. B. AndaltM und Guipui^ Völkernamen,
abenua Ebenholz, captse (it. cappuccio), oroeue Sttssholz, testtui Hinter-
kopf, terrueo Erdreich, caperuea Mütze; capucho (=captt9), carducha
grosser Kamm, garrucha SLloben; dimin. und pejor. bumKho Esels-
fttllen, aguüueho Bastardadler, avechw^ hässlicher Vogel. Fr. cogue-
lache Mönchskappe (cucuUa), guenuche kleine Äffin (^uenon), pduche.
D. — IDÜS, Adj. albidi4S, aridus^ cäliduSfCupidus, frigidus^lim-
piduSy nüiduSy rancidus, rigidttö, sacidaSy tepidus, turbidus. Die Be-
tonung des Stammes schadete dem Suffix, welches häufig verstümmelt
ward. It aridOj caldo, freddo, nitido netto^ rancio, sciapido (in-sapi-
dus), suddo soeeOy tarbido torbo\ sp. aridOy ccdido,^ friOj Umpio Undo,
raudo {rabidt4s)j reeio, mxabido, sucioy tibio; pr. arre, caut, cobe, freU,
orre arreea {horr,\ humU humida Brey. d'am. I, p. 213. 266, net nedeUy
sähe säbeza, rans^ rege, tebe tebeaa; fr. aride, chaud, froid, roide \ ri-
gide, sade (sap.), tiede (alt tieve TGant. 83 = pr. tebe), timide, unter
welchen die auf -ide unächt d. h. dem Lat. entnommen sind; wal.
urft (horr.), ütnet, limpede, rytncid, reäpede, — Nachbildungen sind
nicht zu erwarten. Die einzige sichere ist it. ripido steil (ripa),
ygl. S. 24; fuivido könnte aus dem gleichbed. ftdgidus abgeändert
sein, doch findet sich auch ein spätlat. fidvidus] vincido (feucht,
mürbe) ist wahrscheinlich aus viscidus (zähe, klebrig) entstanden.
Andre spätl. Beispiele sind fungidus, heividus,
L. — 0LU8, a, um {e-ölus, i-ölus) diminutiven Sinnes. 1. Subst
capreolus, ßiölus, gladiolus, urceolus, lusciniola, linieolum, estiolum.
Wir haben hier wieder einen der Fälle, worin der Accent fortrückt,
8. S. 393». It. [uölo gewöhnlich in Verbindung mit dem i des Pri-
mitivs, i-uölo und i-ölo, nicht olo allein] eapriuolo, figliuolo, gladiolo,
orduolo, rosignuoh, lenjsuolo, usciuolo; sp. [uelo] hijueio, leneudo,
orgudo (hordeolus), rtiysefior (früher ro8seflol)\ pg. [ol] lengol, rouxinol;
pr. [ol] cabirol, fUhol, glaujol, oreol, rossifJwl, ussol; fr. [euil, eul, ol]
chevreuil, fiUeulßleule, glatetd, romgnot, lineeml\ wal. [or, Fem. oar^
1) In griech. Wörtern wie apostdliM, diäbdtus, episiola bleibt er; nicht so
in phaaeolus, worin eoim diminutiv klingt, daher it. fagiuölo, sp. faaöi, pr. faisöl
638 Ableitung. Nomen. L: nlos. [ü. 821— 32S.
c^priar cfprioarf (cajpr.), pidor Fuss {peüdlus)^. Von diesen nnd
andern überlieferten Wörtern ist der diminutive Sinn gewichen, figliuölo
heisBt nicht mehr Söhnchen, sondern Sohn (anders sp. hijudo). —
Nachbildungen liegen in Menge vor. It. z. B. appiuolo Apisapfel,
hracciuolo Armlehne, lacciuolo Schlinge, tensuolo Falke, vajuolo Maser,
camiciuola Brusttuch, vmtaruola Wetterhahn; dimin. hagno hagnudo^
bestia bestiuolaj careeea careeguola, mazso mazeuolOy raggio raggiuolo,
sasso sassuolo. Sp. abuelo {avolus für awdus)^ bufiuelo (fr. beignei)^
pafiMdo Schnupftuch, saingu%]juela Blutegel, viruela (it. vajuolo) ; dimin.
acero aceruelo^ herrero herrertido, hcja hqjuda^ moeo moBudo. Pr.
arestol Griff der Lanze, auriol (Goldammer (otcreolu«), bressol Wiege,
escurol Eichhorn, flat^ol Flöte, pujol Höhe, tersol. Dim. orfe orfanol^
cantbra cambriola, segohha segonhola. Fr. aleuZ, Scureuü, reseuü Netz
(retiolum Apul), tilleul Linde, rougeole Maser {*rubeolä)^ veröle. Wal.
älior {*dllioluin), fecior Jttngling, fecioarf Mädchen (fetus); dim. frate
frfteior^ sorf sarioarf; sttdwal. turrölu Thurm. — Entschiedener ver-
kleinert diese Form, wenn c vortritt; it [icciuolo] libro libriceiuolOf
donna donnicciuola, luogo luoghicduolo^ uomo uomcduolOy verme ver-
micciuolo, Sp. [ezuelo, izuelo] bestia bestejsuela, cabo cabeeudo^ cuemo
comeaudoj p(xHo pafiijgudo, ohne Diminution anjgudo Angel {hamus).
Wal. [ilor mit i wie iid s. unter cellus] q/ne q/nüar, fraie fr^jnior^
tum tumiiorf busf bimioarf, cad§ Cfdiioare, fune funiioare; ohne fühl-
bare Diminution bfniior eine Münze, brfdiior Wachholder.
2. Adj. aeneolus, consciolus, ebriolus. It kaum diminutiv, etwa
acceso accesuolo etwas entzündet; sonst Angehörigkeit oder Aufenthalt
ausdrückend: acquajuolOy boscqjuolo^ campagntwlo^ sassäjuolo im Wasser
etc. befindlich, lugliuolo im Juli reif, mareuolo im M. gesät Span,
dim. baooo baxudo^ chieo chicuelo, graso grasudOj sucio susfudo Bc.,
Völkemame espaüolj worin die Diminution durch Vertauschung des
ue mit unterdrückt ward. Mit eingefügtem c: it. grande grandic-
ciuolOj tnagro magricciuolo. Sp. dego cieguezudo, Wal. häufig: acru
aerüor, bun buniiar^ mare mfriior^ muU midtjsüory un uniiar einzig.
ULUSf a, um. 1. Subst ohne diminutiven Sinn : capulus, papu-
luSy fenüay fibulay fistula, gerula^ situla, tabula^ tegula, dngulumy specur
hinty tribulum. Diese Endung ward auf verschiedene Weise wieder-
gegeben : theils ward der tonlose Bindevocal u beibehalten, theils mit
seinem Nebenvocal o vertauscht, theils elidiert Nur in den beiden
letzteren Fällen liegt reines rom. Gepräge vor. Beispiele sind: it
capolo cappiOf pcpolo, fenda, fibbia^ fistola^ gerlay secchia, tavoloy tegghiOj
cingolo cinghio^ specchio speglio, triboh; sp. pueblOy | fenda j fistula,
tabla, dnguiOf espejo, tribulo-, pg. magoa (maeula\ nodoa (notida) etc.;
1) Für pecUolus bei Afranios and Gelsus; s. Düntzers Lat. Wortbildung
S. 62. Petidus war also dooh volkamässig.
IL 828. 824.] Ableitung. Nomem L: ao-, eo-, io-, ao-nloB. 689
pr. pöble j ferkty fivda, fisMa^ sethaj tatday espelh, trtb6l\ fr. peupley
khandole (scandtda)^ seille, table^ sangle; wal. popor, iiiui, regule,
se^ndurg (seand.), teglf. Deutliche Diminution ist im Lat. häufig vor-
banden: nodus nodtdus, panni4S pannültiSy rivus rivultis, Saccus sacctduSj
Inna luntdaj pila püida. Im it. rivoloj saccolo ist zwar die Verklei-
nerung noch wirksam, nicht in nocchio {fiod.\ lidla, pillola, noch im
wal. penure, püulf, — Die neuen Wörter, fast lauter Denominativa,
Bcbliessen die Verkleinerung aus oder haben ihr vielmehr, seit aus-
drucksvollere Formen dafür aufkamen, entsagte Nur im It, dieser
dem Proparoxytonismns nicht abgeneigten Sprache, ist dies Suffix
von häufigem Gebrauche. Beispiele sind, fast alle mit Primitiv,
orofolo Pflug, avo7o Grossvater, frocctoZo Knospe, bossolo Büchse, cintölo
Gürtel, fignoh Blatter, fusolo Schienbein, granchio Krebs (*cancrulus)j
guindolo Winde, orlo Band, santolo Pathe, stroppoU Tau, truogolo
Trog, teschio Hirnschale (testa), bugnola Strohkorb, coccola Beere, costola
Bippe, cupola Kuppel, donnda Wiesel (donna), frombola Schleuder,
girandola Feuerrad, gandcia Schiff, morola Maulbeere, seggiola Sessel.
Noch häufiger kommt es in combinierten Suffixen vor, wie in appic-
-agn-öloj terr-^gn-olOy luc-ign-olo sccj-aU-olo^ diminutiv vi-ott-olo, uom-
icei-att'Olo^ pejorativ medic-on-ecio u. medic-astr-on-zolo u. dgl. m. —
In den übrigen Sprachen sind diese Ableitungen selten und meist
wohl der it. entnommen: sp. hruxula (fUr hux,\ girändtda, guindtda,
göndola, orla; fr. boassoley coupdle, girandole, gondele^. |
2. Adj. bellfdus, blandtduSy credtdt4Sy pendulus, tremüluSy vettdusy
spätlat. raticidtduSy tenerulus^ it. credtdo, pendolOj tremolOy vecchio\ sp.
pendtdo etc. Hiemach it. mutolOj sdrucciolo, giaU-ogn-olo etc.
AG-ULUS, EO-ULUSy laULUSy UOULUSy an Consonanten
C-ULUSj werden rom. in 'das gekürzt und geben zum Theil Doppel-
formen: it. chio, glio, sp. jo, Uo, pg. jo, Iho, pr. Ih, fr. il, wal. eh.
Liturgische Ausdrücke, wie coenactdumy miractdum, signacidumy tdber-
naculum und manche andre, wie spectaculum ^ wurden jenem Laut-
gesetze nicht unterworfen: it. cenacolo, miracolo etc. Diese Ablei-
tungen sind theils verbal, theils denominativ. In der alten Sprache ver-
kleinem die Denominativa, in den neuen nur noch in einzelnen Fällen.
1) Yergleichang gewährt hier das Nengrieoh., worin die alten Yerkleine-
mngssilben, wie tov, agiov, ihre Kraft durchaus einbüssten, natdt (altgr. nmdCov)
heistt Knabe, ilfOQt, {o^aQiov) Fisch.
2) Yolksmundarten besitzen Ableitungen mit { = ifZ bei vorausgehendem
r, die den Schein eines eignen Suffixes BL vor sich hertragen. Am häufigsten
kommen sie im Neuprov. vor, z.B. bossSrla Bläschen, bouterla Fässchen, com-
derla ein Schwamm, esguierla Splitter, eapurla Haube der Vögel, chiehourla Brust-
beere (it. giuggiöla), ganurla Kehle, niorla Albernheit. Dahin auch it. baderla
einfältig yfeihj- postierla Pfortchen ^postenda), oomask. seoierla Metze {scortiüum),
maiL tambeHa Thorin, mantoan. sgaimberla Stelze.
640 Ableitang. Nomen. L: ac-ulns. ec-nlos. io-nlus. [IL 324. 825.
AC-ULUS: graüuluSf novacüla, gtibemactdum, miracuHufn, penta-
cülumj spiracülum, tenaculum\ it. gracchio, miraglio, pendaglio^ spi-
raglio, tanaglia; s^p. graja^ navaja, gobemallo; pg. grcdha, gavemälho;
pr. grcdha, govemälh, ivemalh [hibem), miralh^ espiroihj tenalha; fr.
graille, gauvemail, soupiraü, tenaüle. — Nachbildungen. It. haiaechio
Klöpfel, pennacchio Federbusch, serraglio Verschluss, sonaglio Schelle,
spavmtacchio Schreckbild, travaglio Drangsal, ventaglio Fächer, ven-
taglia Visier (mlat. ventacidum). Thiernamen zum Theil diminuti?:
(irraccAio junges Rind, budacchio j. Ochse, mtdacchia Krähe, arsacehio
j. Bär, poUracchio Füllen, corbacchi-one grosser Rabe, dsgl. camacehia^
volpacchio aus comiculaj vidpecüla. Sp. acertajo Räthsel, badc^Oy
cascajo Eies, espantajo (it. spav.), estropajo Wisch, latinajo Küchen-
latein, lavajo Viehtränke, regajo Pftitze, trcAqjOj migtya Krümchen,
rodaja Rädchen (rueda), sonaja (it -aglio), tinqja Kufe, ventaüa. Pg.
trabälho, tinalha etc. Pr. arribalh Anlandung, badaih, defensolh Schutz-
werk, demoralh Zeitvertreib, espaventalh^ esperonalh Sporn, fermalh,
refrenälh Bezähmung, 8er\rdlh, sonalhy träbcdh, ventalha. Fr. epouvan-
taily fermaü, plumaü Flederwisch, travailj ventaüj sannaüle.
EG'ULUS, laULUS. 1. Subst. cuniculi4S, foükidus, apieuhj
auricula, davictda, corbictda, comicula^ vulpecula, pericidum\ it. [ecchio,
icchio, iglio] coniglio, pecchia, orecchio, cavicchio camgUo, fuwiglio
{naviculd), periglio; sp. [ejo, ijo] canqjo, hoü^o (foü.), abya^ or^a,
clavija, lent^a {lenticida), ove^a {ovicula), vülpqja; pg. [elho, ilho] coelhOj
abelhaj orelhOy chavelha damlha, corbelha\ pr. [elh, ilh] abeOuiy aurdha
aurilh, ovelhaj völpilh; fr. [eil, il, ieu] essieu (cmc.), conü vrlt, abeäk,
oreüle, cheviUe, corbeüle, ouaille für oueille (= pr. ovdha), perü\ wal.
urechie und tireache, curechiu {cauUcuit^s), — Neue Ableitungen sind
häufig. It. busecchio Gedärme, cernecchio Haarbüschel, cot^igrKo Bie-
nenstock, crocicchio Kreuzweg, faldiglio Reifrock, giaciglio Lager,
nascondiglio Schlupfwinkel, pennecchio Spinnrocken, puntiglio Grü-
belei, solecchio solicchio Sonnenschirm, boUiglia (ml. butictda) Flasche,
giunchiglia Narcisse, pastiglia Küchelchen. Dim. borsa barsigliOj
dottore doUoricchio. Span, abraeijo Umarmung, acertijo Räthsel, ahor-
guijo Bräune, annadijo Falle, amlejo Kornblume, cancrejo Krabbe
l^cancriculas), junquiüo (it. giunchiglia\ regodjo Fröhlichkeit, venc^o
Band, botija, lagartija Art Eidechsen, mollqja Kalbsmilch, yadja (it.
giaciglio). Häufig verkleinernd: aniUo anülqfo, animal animalejOy arbd
arboUjo, ctichüla cuchiüeja^ cordel cordd^Oj lugar lugarejo, eagd ^'
gciego. Pg. verkleinernd mit ego (gegen die Lautgesetze dieser
Sprache, also wohl aus dem Span, eingeführt): anim(A^o, casHimo^
carddgOj lugarejo, zagalejo. Pr. dosilh Zapfen, estorbüh Wirbel, /iw-
tanühy -a Quell, ganddh -ilh Ausflucht, graeilh Hagel, mostilh Kloster
GRoss., penäh ds. (pubes), ramühj a Laubwerk, soldh (üblicher als
söl), somdhy tendd -üh Zelt, umbrüh {*utnbüicultis), botühaj frcndäha
II. 326 — 327.] Ableitung. Nomen. L: uo-ulns. o-ulas. ela. 641
G0.5 jassilha. Fr. appareily dausil, gresil, nomhräj soleil, sommeil,
hcuteüle^ cheniüe Raape (canicula), groseüle Johannisbeere, jon^iZZe,
pointüle. Diminutiv croustüle, dsgl. in combinierten Ableitungen wie
oi'SiU'Ony chevr-ill-ard.
2. Adj. dulciculus. So it. parecchio, sp. parejo, fr. | pareil ähn-
lich (ml. pariculus); it. rubecehio röthlich; it. vermigliOj sp. hermejoj
fr. vermeU roth (vermiculus); pr. volpilh feig (von vfdpectda). Dim.
sp. amarülo amariUgo, poquülo poquillejo Bz.
UC'ULUS in verucülutn. Zu dieser Ableitung zog man mehrere
aus iculus und unctdus, d. h. man sprach annucidus, peduculusy ranu-
ctdus^ foenuculum, genuculumj acucula, panucula. It. [occhio, uglio]
pidocchiOy ranocchio, finocchio, ginocchio, agocchia aguglia^ pannocchia;
sp. [cjo, tyo] ailcjOj picjo, hinojo {foen- u. ^en-), aguja^ pancja\ pr. [olh,
ulh] peolh^ granolh^ fenolh^ genolh^ verrolh, agülha; fr. [ouil, on, uil]
pou für peou, fenouil, genou^ verrou, aiguülej grenouille. Dieses Suffix
rief Nachbildungen hervor, wie it. hatocchio Klöpfel, canocchio Wein-
pfahl, mcüszochio Bündel, pinocchio Pinienkem, capocchia dickes Ende,
conocchia Kunkel, pastocchia Mährchen; diminutiv [ucchio] selten:
hacio haducchio. Sp. [auch uU] capullo Büschel, cerrojo Biegel, gra-
nujo Blatter, tnatcjo Gebüsch, redrojo Spätling, sonwrgujo Taucher,
magtUlo Quetschung (maca)j burbuja Wasserblase; Adj. verkleinernd:
blande blandt^Of magro magrujo.
C-ULUS an Consonanten geftlgt wie n, r,s: avunctdus^ carbun-
Cttittö, portiunciUay ranunculuSy dcercula^ sororctdaj muscuitts; it. avun-
cülo^ carbonchiOf cicerchia, sirocchia, tntiscolo; sp. carbunclo etc.; pr.
avoncle und oncle, carboncU, musde-^ fr. oncle, escarboacle^ tnusde; wal.
unchiu, dsgl. genunche, m^tnunchiu, rfnunchiu aus geniculum, maniculay
reniculus umgeformt. — Neubildungen sind z. B. it. ballonchio Tanz,
bdlicanchio Nabelschnur {^ufnbilicuncülus)^ gavonchio Meeraal, nevischio
leichter Schnee, rmischio Sandboden. Wal. pftrunchi-os tölpisch
{*petruncfdostiS von petro), moriicf kleine Mühle. — Nach dem Adj.
paupercidus richtet sich it. soperchio überflüssig, altsp. sob^o, pg. sobejo.
ELA: candela, cautela^ clientda, parentda^ querela, tutela; rom.
fast gleichlautend und nur anzumerken sp. quereUa (so auch eine lat.
Nebenform, Schneider I, 414), pg. candea, fr. chandelley querelle, wal.
eandüf. Nachbildungen im It. und dem ganzen Westen keine, auch
das mlat con\duct€la (6. Jh. DG.) findet sich nirgends. Der Portu-
giese hat zwar furtadela heimliche Weise, mordidda Bissen, worin
aber d^ durch das entsprechende sp. illa in hurtadäla verdächtigt
wird. Der Dacoromane hat das Suffix ealq, womit er abstracte Fem.
in grosser Menge gewinnt: sie sind theils denominativ theils verbal.
Bsp. abaretdf das Dampfen (Sbst. äborf), acrecdf Säure, anifrealf Bit-
terkeit, ascutjgecdf Schärfe, a^f^eälf Härte, bYntuecdf Beleidigung (Vb.
bfntui)j bprfealf Fabel (bfrß)^ bisuecdf Vertrauen (bijgui), ferbintsedlf
Dlei ronum. Gramm., II. 5. Aufl. 41
642 Ableitung. Nomen. L: aliB. [ü. 827. S28.
Hitze {AAj.ferlinte\ indeseälf GedrlkugG (Vh. indesä), indoealf Zweifel
(indol = gr. ivdva^eiy), ohrinteälf Entzündang (obrinü). Goocreta sind
podecdf Diele, teesedf Striegel. Nicht selten, besonders nach Sibi-
lanten, zieht sich diese Endung laalf zusammen: mucfj^alf Schimmel,
obosalf Müdigkeit, putrejsdlf Fäulnis, rYncejgdlf Ranzigkeit, rfguicdf
Heiserkeit, roialf Röthe, Sfrbeealf Säure; auch treffen sich beide
Formen in demselben Worte. Unlat. scheint dies Suffix nicht: das
slav. el wenigstens bezeichnet gewöhnlich sinnliche Gegenstände
(Dobrowsky S. 294); als Fem. von cl, lat. ella, ist es eben so wenig
zu fassen, dies lautet wal. ea und hat eine ganz andre Bestimmung.
Wir sehen uns am Ende auf da verwiesen, dessen Bedeutung der
des wal. Suffixes nicht widerstrebt (vgl. aboreolf mit lat sutela das
Nähen), während die Form keine Schwierigkeit macht, da auch langes
e zuweilen zum Diphthong ea wird (S. 125), doch gibt es darttber
keine Gewissheit. Mussafia's Ansicht s. Yocalisation S. 134.
ALIS. 1. Adj. aequälis, capüaliSy legalis, mortaliSy naturalis'^ it.
[alej eguale^ capitale^ legale leäle, mortale j naturale; sp. [al] ygual^
caudal^ legal leah fnortal, natural; pr. [al, au] engäl engau^ captalj
leialj mortal, natural] fr. [al, el] egalj capüalj Ugal loial, martdj na-
turel. Das spätere Latein, zumal das der Kirche, erzwang noch viele
neue, wie aeternaliSy massälis, meridianaliSj realis, sapientialiSy spiri-
talis. — Einige rom. Bsp. It. celestiale, dimnale, esiivale, eternate^
ßosofaUj fisicale, patemaU^ prudenjsiale^ teologale. Sp. cdestialj divinalj
ßosofaly fisicalj frescal, frutal, mayoraly mundanal, perenoi^ teologale ter-
renal, Pr. catholicäl, com\tal, comunal, majorai, pairenal^ proisrnd^
piMicalj vergonhdlj vemassal (lat. vema)] im Alb. Krieg sogar colpaij
martirial, primairal, romanal^ sarratfinaly sciental, segural u. a. dieses
Schlages zum Theil wohl auf eigne Hand geschaffene ^ Fr. 6aisfial,
baptismal, ßodal (s. unten -elis), continuel^ perpetuel, patemd etc. Die
wal. Sprache scheint dieser Form fttr Adj. entsagt zu haben.
2. Subst. dieser Endung sind z. B. eanalis, soddiSy animal^ eer-
vical, vectigal. Die Neueren besitzen eine beträchtliche Zahl solcher
Subst., von welchen nur ein kleiner Theil sich auf ächte lat Adj.
berufen kann; sie drücken theils persönliche, theils und vorzugsweise
sächliche Begriffe aus. It. caporale Anfbhrer, cardinale, ufficiale Be-
amter; cinghiale Eber (singularis); arsenale Zeughaus (arab.), boccdle
Becher, capitale Hauptgeld, casale Vorwerk, f anale Leuchte, gambale
Beinhamisch, giomdle Tagbuch, madrigale Lied, natale Geburt, ospi-
tale Herberge, pettarale Brustriemen, pugnale Dolch, quintale Centner,
segndte Zeichen, stendale Fahne, stivale Stiefel, temporale Gewitter.
Sp. Cardinal] arsenalj bocoi^ casale portal^ quintal, sefkdeUi.] viele fttr
1) Über das Motiv, welches die Einführung so weitlänftiger Wörter wie
eathoh'edly eoangeliedl n. dgl. bewirkte, s. Jahrb. Y, 408.
n. 328. 829.] Ableitung. Nomen. L: elis. Tlis. 648
den Begriff des lat. -eium, also espinal für spinetum and so ätcomo-
cälj (ümendrcd, alverjaly arenaly cerezdl, hinojal, naranjaL^ peüascal,
xaraJ; pg. ebenso cebolaly espinhalj faval, frexenäl, funchäl, olival,
pinhal. Pr. cardindlj menesträl; agucd Binnej bancal Bsink, cascd^cer'
vigal Nacken, cortal Hof, cristal Kamm, fenestrcd Luke, fogal Herd,
graedl Becken, logal Ort, mercadal Markt, nadal Geburtstag, ostälj
peitraiy portal, quintal. Fr. hotel, journalj nasal, noel, poitrail, portsiil,
Signal. Wal. capital, pastoral, wahrscheinlich auch spinare Rückgrat
{^naiis). — Anm. Man hat die Bemerkung gemacht, dass die Suf-
fixe (üis und aris eine und dieselbe Bedeutung haben, dass ihre An-
wendung lediglich durch den Wohllaut bedingt wird (Dissimilation),
dass die Sprache nämlich alis wählt, wenn das Primitiv auf r aus-
geht, aris, wenn es auf l ausgeht, daher plur-alis, aber singül-aris.
S. Otto Schulz, Lat. Gramm. | 173; Pott, Etym. Forsch. II, 96, 1.
Ausg. ; Gorssen, Lat. Ausspr. J, 80. Auch die Tochtersprachen fehlen
in ihren Neubildungen nicht gegen diese Wohllautsregel; sie erlauben
sich höchstens, das Suffix alis auf die Primitivendung l anzuwenden,
wenn diesem ein i folgte wie im it. filiäle, fr. filial, oder im altfr.
lüial, oblial. Doch spricht der Portugiese cebolal, der Spanier aber
cehoUar.
ELIS, Adj. crudelis, fidelis, aus letzterem das fr. fSal, feautS,
Nachbildungen keine.
ILI8. 1. Adj. civilis, gentilis, juvenilis, sttbtilis; it. [ile] civile,
gentile, giavenUe, sottile-, sp. [il] civil, gentil, jovenil, sutil-, pr. gentil,
sutih, fr. civil, gentil, subtil; wal. [ire] subteire. Nur spärlich ward
ilis zu neuen Adj. verwandt, da es an Suffixen derselben Bedeutung
nicht fehlte. It. asinüe (-alis), femminile (-alis), fratile, maschile, mo-
nadle, navile {-alis), pecorile, signorile und einige andre. Sp. cabal--
lerü, cerril bergig, concejil gemeinheitlich, escuderil, femenil, mugeril,
pastoril {-alis), sefU)ril, varonil] pg. z. B. granadil für -ino Lus. 3, 114.
Pr. baronil, bonil Flam., clergil {-icalis), femenü, laironil, maestril,
mongil, paganil, senhoril. Fr. kein Beispiel.
2. Subst. bovüe, cubile, foenile, ovüe, sedile, suile; it. bovile, covile,
fenile, ovüe, sedile; sp. cubü, henil, sedü; pr. suil; fr. fenil. Neue aus
ile oder ilis gibt es wenige. It. bacile Becken, badile Schaufel (&a-
tiUum), barile Fass, campanüe Glockenthurm, canile Hundestall, cor-
tue Hof, fueile Feuerstahl, porcile Schweinstall, stafße Steigriemen.
Sp. badil, barril, buril Grabstichel, carril Furche, dedil Fingerhut,
focU, fonil Trichter (fundibulum), marfil Elfenbein (arab.?), mongil
Kutte, pemil Schinken, pretil Brüstung, redü Pferch. Pr. badil, bar-
dil Meierei, camsil ein Stoff, cortil, costü Lager, foHl, majonü Land-
haus, nasü Nase Flam., sardil Stoff, vergil Ruthe. Fr. baril, chenü,
foumü Backhaus, fusil (alle mit stummem l), vrlt. bereit {*vervecile),
caurtil, mesnü minü (pr. majonü), ortü.
644 Ableitung. Nomen. L: Uis. b-Ylis. ulis. [IL 829—881.
JLIS: facüiSy fertüiSy fragüiSj gracüis, humiliSj utüis; Bpätlat
curriliSj cursilis^ vertüis; it. facüe, fertile^ fragile \ frale^ gracüe^ umUe^
utile; sp. fäcU, fertil, frägily gracüy üiüj mit fortgerücktem Accent
humilde; pr. gräile^ umü etc.; fr. frehj greU, humbley mit fortgerttcktem
Accent (Zeichen späterer Einführung) facile^ fertüey fragile^ AoUfe,
stirilej utile, altfr. aber hable^ utle, dsgl. doiUe douüle weich {dudiUs).
— Neubildungen keine.
'B-ILISj an reinen oder modificierten Yerbalstämmen: amalrilis,
amicabilis, flebilis, credibüis^ visibüis, volubilis. Die spätere Latinität
scheint auch dieses Suffix, wie einige andre, fast an jedes beliebige
Yerbum gefügt zu haben: der Grammatiker Virgilius sagt ohne Be-
denken affirmabiliSf ardibilis, confusibilis , incantuibilis, ventHabUis
(Maji Auct. class. t. V); bei andern liest man ambtdabüis, argumenta-'
bäis, audibilis, beabilis (beseligend), cantabilis, capabüis^ cassabilis^
colorabüis, edUfiliSj gradibiliSy meretricabilis (d. i. meretridus), orabüiSj
partibüisy scripturabilis und ähnliche. Die Nachbildungen sind unge-
mein zahlreich. It. [vole, vile, bile] bastevole hinreichend, pieghevcie
biegsam, agevole gelenkig, awenevile anständig, cadetwle hinfällig,
fattibile thunlich etc. Hier scheidet sich ahüis nicht mehr rein yon
ibilis, beide begegnen sich in evole, d. h. man sagte zuerst abeie^ das
noch als Archaismus vorkommt (cambiabole), demnächst um leichterer
Aussprache willen evole; einfacher trat ibüis in diese letztere Form
über. Sp. [ble] agradable annehmbar, plegablCj agible^ convenihlej ma-
vible beweglich, sufrible erträglich; pg. [vel] defensavel haltbar, sau-
davel heilsam, apracivel gefällig, temivel furchtbar, sofrivd; impossänl,
terribilj vislbil, z. B. Lus. 1, 65. 4, 54. Pr. [ble] agradable, essenhable
gelehrig etc.; wald. [ivol] amorivol, desirivöl, hatwrivoly rompivcl, sa-
ludivoh Fr. [ble] agreable, briUable, fargeable, playable, amovMey
disponible, lisible, risible. Die Form able überwiegt und beschränkt
sich nicht auf Verba der 1. Conjug., vgl. buvable, croydble (credibiUs)^
mettable, pendable, vendable (vendibüis), guirissable, hatssaJ>le, peris-
sable\ schon pr. iraissable {irasdbäis) , movable (fnoinlis). — Anm, 1)
Dies Suffix drückt passive Möglichkeit aus; an Intransitiva, zuweilen
selbst an Transitiva gefügt, hat es active Bedeutung, z. B. it. manehe-
vole mangelhaft, nocevöle schädlich, pia\cevole gefällig, sp. falible trüg-
lieh, pr. besanhable nöthig, devarable verschlingend, enganable hinter-
listig, fr. semblable, valable, altfr. aidable hülfreich, entendable ver-
ständig, mentable lügnerisch. — 2) Ziemlich häufig verbindet es sich
auch mit Subst: it amorevole, fratellevole, maestevolej sp. hemumablef
manuable, apacible, fr. charitable, iquitable, pitoyable, vSritaible, paisüie,
altfr. af^guisable, esperüable, vertudable\ lat (selten) favarabüiSf ratuh
nabilis.
ULIS: curtdiSj eduits, pedulis. Es findet sich als Variation von
alis, ilis in folgenden it. Subst: batUe Koffer, favtde Bohnenstengel,
IL 881. S82.] Ableitung. Nomen. L: *lYa. M: amen. 645
gambule Beinharnisch (auch gambdle)^ gorgoezide Gurgel, grenUnule
Schürze, fiie^^riiZe Mittektück, pedüle Socke, stroeeule Kehle.
^LIÄ, Mehrere Adj. auf alis^ ilis, tlis {htlis) erzeugten mit dem
PL des Neutr. rom. Subst. der 1. DecL, indem die in ihnen enthaltene
Mehrheit als Collectiy aufgefasst ward. Aus h<Uudlia, genitaliaj ingui-
naiiay minukdia, mortuälia, mtiraiia^ nugdia^ turmaliaj viäudlia, vola-
tilia, fnirabilia gestaltete sich it. [aglia, iglia] battagliaj anguinaglia^
mimdagHüy mar aglia ^ vettovaglia, maraviglia\ sp. [alla, aja, illa, ija]
baiaila^ mortaja^ muralla, vitfiaUa^ volaiäia FJ., maravilla; pr. [alba,
ilha] baiaUha^ murälhay ntiaiha, vitalha^ vokUüha^ maravüha\ fr. [aille,
ille] bataüle, muraiUej volaiiUe, nierveüle. — Andre solcher GoUectiva
entstanden ohne lat Grundlage. It. anticaglia Altertbumsstttck, la-
gaglia Gepäck, bascaglia Gehölz, divifMglia Wahrsagung, gramaglia
Tranerkleidung, nuvolaglia Gewölk, schermaglia Gefecht, sprueeaglia
Sprtlhregen, fangJiiglia Schlamm, numdiglia Unrath, stoviglie Töpfer-
werk (pL num.). Besonders eine Menschenmenge, oft verächtlich:
herrovaglia^ bruzeaglia, canaglia^ ciurmagliay gentaglia, giovanagliaj
plebagUaj poveraglia^ ragaeeagUa, rihaidaglia^ siirragliay soldataglia,
Sp. haraja Verwirrung, canaUa^ roealla Gestein, remasaja Überbleibsel
Bc, baratijas (pl. num.) geringe Waaren. Pr. baralha, cabessalha
Haarflechte PO., comunaiha Gemeinschaft, coralha (bed.?), devinalha,
fermaiha Verlobung; ribaudalha^ sirventalha^ v%landlha\ artilha Festungs-
werke, faUüha Zauberei {yacUUa\ | freehüha Geröstetes (*frictilia)^
remcusüka (sp. remas.) Fr. antiquaüU^ hrolissailles Gesträuch, entrailles
Eingeweide, ferraiUe Eisenwerk, fiangaüles Verlobung, litnaüle Feil-
späne, mitraUle Metallwaare, guincaille kurze Waare, rimaille Rei-
merei, semaiUes Sämerei, tripaäle Kaidaunen, volaüle (= volaii%Ue)\
canaiUe^ gargatUe^ gueusaiUef marnuxUle, piitaiUeYTltf racaüle; heatilles
Leckerbissen, hroutiUes Reisholz, fondrüles Bodeosatz. — Anm. 1) Es
gibt mehrere aus dem Fem. umgebogene Masc. dieser Ableitung, z. B.
it bagaglio neben bagaglia, naviglio aus navilia, pr. fMvüi. — 2) Das
Suffix ~cu2a ist derselben rom. Gestaltung fähig wie lia, reine Schei-
dung beider Formen darum schwierig und nicht immer möglich ; nur
der fllr lia zeugende CoUectivbegriflF gewährt einigen Anhalt. — 3) Wie
die it. Sprache Ableitungen besitzt mit uh, so besitzt sie auch welche
mit uglio (nicht t4^2ia), nämlich avanjmglio Überrest, cespuglio Gebüsch,
garbuglio Verwirrung, gtuieeabuglio dass., miscuglio Gemisch, rima-
suglio Überbleibsel. Ob auch die andern Sprachen solche Variationen
mit u oder o kennen, ob z. B. pr. garuelh Geplauder, jangludh Ge-
läster hieher zu stellen seien, wäre noch zu prüfen.
M. - AMEN, IMENj UMEK Über die Behandlung der aus -men
verkürzten Endung -mn (mit euphonischem e -mne) im Span. s. S. 178.
AMEN: aeramen, certamen, examen, levamen^ ligamen, vdamen,
vexamen, spätlat. notamen^ siccamen^ it [ame] rame^ certame^ sciatne^
646 Ableitung. Nomen. M: imen. amen. [II. 332—334.
legame, velame; sp. [ambre, amen] aUmbre^ certamm^ enxambre, ve-
latnbre, vezamen; pg. [ame, amen] arame^ certame certamen^ enxame etc.;
pr. [am] eram, levam, liam; fr. [ain] airain, essaim, levain^ lim; wal.
aramf. — Italiener, Spanier und Portagiesen legen dieser Abieitang
gewöhnlich einen dem Latein fremden Collectivbegriff bei and ver-
wenden sie zu yielen Bildungen fast nur denominativen : so bedeutet
it. velame Schleier und eine Menge Schleier. Belege: it. (z. Theil
pejorativ) arcame Qerippe, hestiame Menge | Vieh, Imdierame ein Stoff,
camame Fleischwerk, catrame Theer (arab.), cessame Wegwurf, ctm-
tadiname Bauernvolk, corame Leder werk, cordame Tauwerk, gentame
Gesinde], legname Holzwerk, ossame Knochenwerk, pdame Haarwerk,
putridame Moderwerk, saätatne Menge Pfeile, serrame Schloss. Sp.
bestiame, botamen Tonnenwerk, cochambre Schweinerei, carambre^ fiam-
bre (für /W-) kalte Küche, lefiame^ osambre, pelambre; pg. coramej
cordame etc. Pr. feram wildes Thier, mairam Stabholz (mlat mcUe-
riam€n)f fr. merrain.
IMEN: crimen^ farcimen^ nutrimenj vimen] it. [ime] virne] sp.
[imen, imbre] crimen^ mimbre; pr. [im] crim, noirim, vim; fr. [imCi
ain] crimcy nourrain fUr nourrin, — Nachbildungen sind sehr spär-
lich und entspringen zum Theil aus Yerbis I. Conjug. It. [ime] con-
Cime Verbesserung (v. conciarej Ptc. concio)^ guaime Grummet (dtsch.),
guastime Verderbnis (guastare guasto), lattime Grind, saime (aus sa-
gina). Sp. [imbre] tirdimbre u. urdiembre Aufzug des Garnes (urdir).
Fr. rSgime (regXmen), afr. galn^ wohl auch arsin (= pr, arsum^ s. u.)
Weit grössere Anwendung fand diese Form im Wal. [ime], worin sie
dem lat. tudo oder tos entspricht und sich ebenso an Nomina fügt:
acrime Säure, ad^ncime Tiefe, asprime Härte, €isurdi$ne Taubheit,
boerime Adel {bqjariu)^ cftfnime Miliz (cftanf Soldat, ungr. hd<ma)j
desime Dichtheit, gnosime Dicke, infUeime Höhe, intregime Vollstän-
digkeit, Ifrgime Weite, lungime Länge> pfgy^nime Heidenthum, popime
Geistlichkeit, tinerime Jugend, Ungurime das ungrische Volk.
UMEN: Qcumen, albumen, bitumen, ferrumen^ legumen\ daher it.
[ume] actime, cHbume^ bitume, legume; sp. [umbre, ume, un] betun (alt
bitume)y herrumbre, legumbre; pg. [ume] betume^ legume; pr. [um]
albumy betumf legum, volum; fr. [ume] legume etc.; wal. Ugumf. —
Im It. bemerkt man ein sehr übliches Suffix ume, theils eine Menge,
theils (wie lat. albumen) eine Eigenschaft ausdrückend, als acidume
Säure, agrume saure Früchte, asprume Herbheit, bastardume unächtes
Geschlecht, boitume Menge Fässer, cerume Ohrenschmalz, fasdume
Schutt, fortume Stärke, frütume Backwerk, giailume Gelbheit, grassume
Fett, lagume Lache, leccume Leckerbissen, lordume \ Schmutz, paUi-
dume Blässe, saeitume [= saeitame), sälvaggiume Wildpret, verdume
Grün, vecchiume Plunder. Sp. cardume Hanfe Fische, techumbre hohes
Dach. Der pg. gibt es mehr: azedume Bitterkeit, cardume^ dume
IL 834. 885.] Ableitung. Nomen. N: anas. 647
Eifersneht, estrume Dünger, forium starker Dunst, negrume dicke Luft,
ardume (sp. ardinibre)^ altpg. övelhum Schafherde, pesume Gewicht.
SRos. Pr. agrutn 60., arsum Brand, frescum Frische, revolum Lärm
60., teseum Qc^yr^h^\ nenpr. rccurum Abfall von Ästen, rottö/un Leder-
gerach, sdbourun ranziger Knochen, sauvajun (it. soUv.) Wild, trassegun
Liebestrank, vieliun (it. vecch,) Berührung mit dem Suffix tido s. daselbst.
N. — ANUS, 1. Adj. humanuSj mundanus, paganus, nisticanusj
urhanus; 6entilia: gailicanuSj mantuanus, romanuSy venäiatms; daher
it. [ano] umanOj rusticano, romano; sp. [ano] mundano^ manttmno) pg.
[ano, äo] humano^ pagäo, romano ; pr. [ä; an, Fem. ana] pagd^ mantod^
venecid; fr. (an, ain, ien) humain^ mögen (medianus), payen^ mantouan,
romain, venüien; wal. [en, nn, an] bftr^n (veteranus), pfg^n, roman^
romyn romfn (daco-romanus). Hehrere Ableitungen mit aneus haben
diese Form angenommen, s. unten. — Zu neuen nicht sehr zahlreichen
Wortschöpfungen verbindet sich dies Suffix mit Subst, Adj. und
ziemlich häufig mit Ady. (wie in guotidiani4s). It. anaiano alt (atürj),
hdlsano weiss gezeichnet {hoiea), certano sicher, gahbiano ungeschliffen,
loniano {^longäanas), mediano u. meseano, ortolano 6arten betr., pros-
simano nächst, provano eigensinnig, sovrano hoch {sovra)^ sottano
niedrig (sotto), tostano schleunig (tosto), viUano bäurisch; üdiano^
padovano, prussianOy russiano, Sp. anciano, cercano nahe (Präp. cerca),
certano, comarcano angränzend, hortdano, jusano unterst Alx. (Ady.
jus\ lexano fem {lexos), liviano leicht, lojgano munter, soberano, susano
Oberst (eus), tardano spät, temprano früh, ufano eitel, vülano; easteU
lanoy valeneiano, gamorano. Pr. albd weiss, ancid, atäd hoch, aurd
luftig, certd, derrard letzt (retro), lontd, propdd (prope, wie | das
vorige gebildet), prosmd, rosd rosig, sobeird, segurd sicher, tarm^ vüd\
eastelhd u. a. 6entilia. Fr. anden, certain, hatUain, lointain, mitogen,
prochain, souverain, vilain; catalan, mahomäan, persan, aisacien, athi-
nien, eurqpien, indien, itdlien^ phenicien, prussien. Wal. Cfsean häus-
lich, vigan munter; asian, üälian, musean, moldovan, persian, teigan
Zigeuner. Die Form ean fttr an, wie in cfsean, muntean (montanus),
erklärt sich aus dem slav. ian in olovjan, usmjan, plotjan (Dobr. 327);
ein zweites wal. Suffix en in iumin trunken, teedpen starr, ist ganz
slav. (ds. 324).
2. Subst.: a) Masc. lat. decanus etc.; it. barbano Oheim, capitano,
cappeüano^ castellano, decano, guardiano Hüter, magnano Schlosser,
paesano Bauer, scrivano Schreiber, piovano Landpfarrer (pieve) ; oJano
Dogge, citano Südwind, caldano Pfanne, pantano Sumpf, pedano Baum-
stamm ipiede). Sp. [auch an] capellan, eapitan, castellan, ciudadano
Städter, decano dean, escansiano Schenk Bc, escribano, guardian,
serrano Bergbewohner; gavüan Sperber, gusano Wurm (lat. cosstis),
rnücm 6eier, pantano, solano Ostwind, verano Sommer; pg. capitäo,
gusano etc. Pr. capeld, ciutadd Bürger!, escöld Schüler; albd Stoss-
648 Ableitung. Nomen. N: enns. Tnos [11. 835. 836.
TOgel, mild, rausd Matte. Fr. aubain Fremdling, capüame^ ckapdamj
citoyen, doyen, icrivain, grammairien, parrain Pathe, paysan; mäan,
paulain Füllen {für poulin, fY.poUn\ autan^ car^on Halsband. Häufig
wird das Snffix ^, wenn es einen Künstler oder Gelehrten bezeichnet,
in ician erweitert; acadSmicieny logicten, magicienf mididen (jetzt
fnSdecin)y musicten^ physicien, rhetoricien, ans aeademicuSy logicus etc.,
schon pr. logicid, musiciäy phisiciä, auch it. fisiciano. Wal. cetftMcan
(= pr. cnU,), tnfsan Tischgenosse, pleban (== it. piov,), bostan Kttrbiss
(serb. bbstan)y cftran Gift (it. catratne), iugan Wallach (jugum Cihac),
ligian Becken (IsKuivf], Lex. bud.), ochean Fernglas (ochiu)^ pprean
Rand (ungr. pdrkdny), puspan Bachs (ungr. pussfpang\ also zum Theil
fremde Wörter. — Fem. b) it. borrana (borrago\ cald<ma Hitze, campana
Glocke, coUana Halsband, diana Morgenstern, fvumana Strom, fonUmay
tnajorana (afnaracus)^ meridiana Mittagsrahe, pedana Katschentritt,
soUana Unterrock, | tartana kleines Schiff, tramantana Norden. Sp.
campanOf fontana, mafiana Morgen, mayorana, sotana, Uxrtanoy venlana
Fenster. Pr. cabana Hütte, dianay fontanüy laieana Befleckang, lugana
Licht, meriana. Fr. cabaney ehicancy fantainSy marjclaine (it mq;.)»
mSridienney soutane, tartane, Wal. fyntyatf. — Anm. In mehreren Wör-
tern bemerkt man zwischen dem Primitiv and dem Saffix an noch ein
anderes Snffix, it igiy sp. e$, fr. is: art-igi-ano Künstler, corUigt-ano
Höfling, part'igirano Parteigänger, pian-igi-ano Flächenbewohner,
tarr-igi-ano ThUrmer, vaU-igi-ano Thalbewohner, marcfhigi-ano ans
der Mark, parm-igi-ano aas Parma; sp. art-es-anOy caH-es-anOy parm-
-es-ano; fr. art-is-any court-is-any part-is-any parm-es-an. Dieses ein-
geschobene Element ist wohl nicht in allen Fällen derselben Her-
kunft. ArtigianOj partigianOy torrigiano scheinen auf artüuSy pcurtituSy
turriifis zu beruhen {artitianus etc.), pianigiano gründet sich sicher
2Ln{ planitiay und nach ihm formte man valligiano; pamUgiano ent-
stand ans parmensis (vgl. pigione aas pensio); über cortigiano s. Et. Wb.
ENVS: aiieni/ts, plenttö, arenüy avena^ catenay habenay sagenoy
venenum. Diese Ableitung fand keine oder nur geringe Nachahmung.
Es fehlt zwar nicht an rom. Subst. der Endung enay theils aber be-
ruht diese Endung auf einer Entstellung, theils sind die Wörter fremd
und dunkel. Es gibt einige mehreren Gebieten gemeinsame Fälle:
it. pr. cdenüy fr. haieine Athem (umgestellt aus anhdare); it. sp. pr.
carentty pg. crenay fr. carhie (carina); it sp. pr. paienay fr. patene
{patina). Andre Beispiele dieser Endung sind sp. aeucena Lilie (arab.),
barrena Bohrer (it verrinä)^ bofena Lunge {bofe dass.), faena schwere
Arbeit, melena Haarlocke; pr. savena Schleier {paßavov)y vermena =
fr. vermine. Bei Isidorus findet sich : ariganumy quod laHne ^cdena
interpretcUur. Ein Adj. ist sp. pg. morenOy pr. moren schwarzbraun
(maro). Über das Numeralsuffix entis s. die Numeralia.
INUS. 1. Adj. asininuSy caninuSy cervinuSy divirnis^ marinus; lor
II. 836^388.] Ableitung. Nomen. N: Tnns. 649
tinuSj mmantinus^ fbrentinus; it. [ino] asininOy canino etc.; sp. [ino]
cervinoy divino; pg. [ino, inho] canino^ marinho-, pr. [1, in, Fem. ina]
aseniy eaniy capri (caprinus), \ cölombi; fr. [in] divin, marin] wal. fehlt
es. — Inus ward zn yerachiedenen neuen Adj., die gewöhnlich den
Stoff Gat. -his) oder die Herkanft ausdrucken, verwandt. It aurino
golden, quereino eichen, cenerino von Asche» cittadino städtisch, con-
tadino ländlich, miccino wenig, piccino klein, Umosino, sarradno. Sp.
daSüno schädlich, pcdadino öffentlich ; argdinOj granadino^ mallorquin,
vtjpcaino. Pr. auH^ boquiy entert völlig, frairi gering, miserij preeenti
artig; angevi, ansessi, caerci^ ermeni^ lemosiy peitavi, tartari. Altfr.
ariny ferrin eisern L. psalm., ivorinj fresnin eschen, enterin; neufr.
hadin kurzweilig, enfaniin kindisch, mutin störrig, sauvagin wildpret-
artig, grenadin, majorquin^ messin, phüistin, poüevin.
2. Subst. a) Masc. nach lat. Adj. : it. cugino (consobrinus), mat-
iino (matuiinum), mtdino (molinum) ; sp. sobrinOy molinOy poüino Füllen;
pg. sobrinho; pr. cosiy devi Wahrsager (divinus)y maHy moli, poU; fr.
eciisiny demn, matin, motdin. Die meisten sind neue Wörter, persön-
lichen, sächlichen und abstracten Inhaltes. Aus der grossen Menge
Dur wenige Bsp. It. bambino Kindy padrino Fathe, (;e^rtno Kutscher;
mastino Haushund, roncino Klepper, sfibelUno Zobel; bacino Becken,
eamnrino Weg, ettsdno Kflssen, fiorino Münze, giardino Garten, rubino
Edelstein. Sp. [auch in] menino Knabe, padrinOy danearin Tänzer;
estomin Staar, mastin, roein; badn vrlt, Camino, festin Fest, florin,
jardin. Pg. menino, padrinho; mastim, rocim\ caminhOy festim. Pr.
pairi; masti, pousi (puUicenus), rossi, sembeli; aisi Wohnung, baciy
ftar&ari Münze, camiy eoissi. Fr. coquin Taugenichts, iehevin Schöffe,
fantassin Fussknecht, gredin Bettler; conin vrlt. {cunictdus), lapin
dass., mdtiny paussin, roussin; bassiny butin Beute, chemin, coussiny
äoupin Stopfen, florin, jardin, grappin Anker, tetin Zitze, venin (vene-
num). Wal. melin Rainweide u. a. fremden Ursprungs. — b) Fem.
sowohl abstract wie concret: gallina, ruina^ coquinay farina, resina,
daher z. B. wal. gginfy ruinf, cucinf, ffinf, rfSinf, Die neuen De-
rivata sind verbal und denominativ, jene meist abstract, diese concret.
It. agina Schnelligkeit, staggina Verwahrung; ealdna Kalk, cantina
Keller, coUina Hügel, cortina Vorhang, | eldna Eiche {üidna für ilicea)y
fasdna Reiswelle, fucina Schmiede, salvaggina Wiidpret, schiavina
Sclavenrock. Sp. bolina Senkblei, ealdna, cantinay colina, cortina,
endnoy esdavina, hadna, neblina dichter Nebel, salvagina, Bebdina
Zobel; pg. mofina Geiz, rebentina Zorn SRos., n^ftJtna etc. Pr. aieina
Bequemlichkeit, atalna Verzug, calina Hitze, famina Hungersnoth,
plevina Versicherung GO., sadna Besitz, tomplina Sirndel; aiglentina
Dombusch, bosquina Wald, brujrina Reif, catidna Kalk, pebrina Wttrz-
trank GO., peürina Brust plaiifta Platte, pluvina Geriesel, radna
Wurzel, topina Topf. Fr. famine, haine Hass (alt halne), routine
650 Ableitung. Nomen. N: Ynus. [11. 838. 389.
Fertigkeit, saisine Besitznahme; bobine Spnle, bruine^ coUiney gäüne
wtlstes Land, houssine Gerte, narine Nasenloch, poürine^ radne^ ier-
rine irdene Schüssel, vermine Ungeziefer; altfr. aatine Feindschaft,
eorine Groll, gesine Kindbett, guerpine Verzicht, plevine^ uisine Haus-
halt; boudine Nabel. WsA. brudinf Furt (slav. 6ro(l), gfrboüinfKitlmme
(Adj. garbov)] cdbinf Biene (*alvina sc. mttsca Cihac), CfpfUinf
Schädel (von caput\ eortin§, rfdfcinf (fr. racine\ smochinf Feige
(serb. smbgva) nnd reinslav., wie iivinf Insect, masünf Olive.
TNUS. l.Adj. cedrintis, crystcdlinuSj laurinuSj myrtinus^ petrinus.
Die neuen Sprachen dehnen das kurze i, so dass diese Form mit der
vorigen zusammentrifft: it. cedrino, mirtinoy pdrtno; sp. cristalino;
pr. lauri, mirti. Indessen bleibt die alte Betonung, wenn kein Primitiv
vorliegt: so pg. jcdnej fr. jaune, wal. gälbin (jgattinus)^ nöatin (anno-
iinu8)j pristin {-us).
2. Subst. asinus, carpinus, cophinus, dominuSj fraxinus^ bueina,
femina, pagina, patinaj 8arcina\ it asinOf carpino, cofano, donno^ fräs-
sinOy bticcinaj femmina, pagina, dagegen patina S. 648 (zunächst aus
pat^na); sp. asnOj carpe, cofre, dueflo, fresno^ boctna, hembray pagina;
pr. ose, cofre, dons, fraisse, bojHna, fernna^ padena; fr. äne, Charme^
cofre, frenejbuisine Yv\tj femtne, page; wal. eism, cärpin, cufcTj domnu,
fräsiny bcdn, femeae, särcinf. — Anm. Die sp. Sprache besitzt eine
den übrigen, selbst der pg. unbekannte, zur Bezeichnung der Abkunft
bestimmte Form EZNO {esno): judio judemo Judensohn Bc, gamo
gamesno, lobo lobesmo^ pavo \ paveeno Rz., pecado (Teufel) pecademo
ds., perro perrejmOj vibora viboreeno. Sie zog sich wahrscheinlich aus
dinus d. h. ^nus mit vorgefttgtem diminutiven e zusammen: Idbessno
wäre also latinisiert lupicintis, vgl. rejmo aus ricinus. Auch einige
sächliche Wörter haben dies Suffix, wie rodeeno Schaufelrad, iorresno
gerösteter Speck = pg. torresmo (Sbst. pg. torra),
INUS hat überdies diminutive Kraft. Den lat Suffixen inus
und lnu8 ist dies fremd, dagegen schliesst Jnus den Begriff der Her-
kunft oder Abstammung in sich, sororinm ist Sprössling der saroTy
libertinus desUbertus, amitina der amita; das Jüngere aber lässt sich
leicht als das Kleinere auffassen. Im Mlatein bemerkt man dies Di-
minutiv ziemlich früh, z. B. Domnulinus Urk. v. J. 759 Brun. 566;
casis et Cassinis et casalinis v. J. 807 Mnr. Ant. III, 1029; väüina
V. J. 912 Bsp. sagr. XXXVII, 344; casina v. J. 925 HPM. I, num.
74. — Rom. Bsp. a) Adj. It. [ino] bello belUnOj galante galanüno, gio-
vine giovininOf novello novellino, parlante parlantino, piccolo piccolino.
Sp. [ino] selten: verde verdino hochgrün; pg. [inho] aßedo agedinho,
branco branquinhOy brande brandinho, delgado delgadinho, mit $ doce
docesinho. — b) Subst. It. berretta berrettino, cappdlo cappeUino, tor
vola tavolino ; an persönlichen Wörtern liebkosend : fanduUo fandul^
UnOj nipote nipotino, donna donnina; häufig mit andern Diminutiv-
n. 889. 840.] Ableitang. Nomen. N: unus. ed-in. id-in. t-ud-in. 661
snffixen verbunden, mit l in braccio braccioUnOy cane eagnolino, sasso
$a88cUn0j mit 6 in eomo eomieino^ lihro libriccino^ harha barhicina,
donna dannicinaj fönte foniictnüy hastane basioncinOy caneone ccmetm-
cinaj mit tt in cassa cassetiino. Sp. [in neben ino] ansar ansarinOj
pälomo pciominOj espada espadin. Pg. [im neben inho] filho ßhinho,
e^ada espadimy erva ervinhaj Francisca Francisquinha; mit g amor
amorginhOy animdl animaleinhOj bosque bosguesinhOy cäo cäosinho, ca-
mara camarasinha. Im Franz. bat dieses Suffix, ausser mit HUlfe
andrer Diminutivsuffixe wie in caisse cassetin, diable diablotiny oder
in Eigennamen wie Pierre Perrin^ kaum noeb diminutive Kraft: von
dieser Art sind fort fortin kleine Feste, ignorant ignorantin,
ÜNÜS in jeifunf46, importunus, qpporiunus. Nur der Sf]d|westen
bedient sieb dieser Ableitung, womit er den Begriff der Herkunft
oder der Abnlicbkeit verbindet: sp. [uno] asnuno vom Esel, eselartig,
böbuno pinselmässig, und so caballunaj cäbruno, cameruno, cervunoy
raposuno, eorruno; pg. [uno, um] cabrum, gatuno etc. Der Gatalane
scheint sie nicbt aufgenommen zu baben. Die lat. Spracbe kennt
aprugnuSj welcbes in den Scbolien zu Juvenal (ed. Gramer, p. 178)
aprunus gescbrieben wird; indessen scbeint daa rom. uno weder
hiermit noch mit unus in importunus zusammenzuhängen, sondern
eine blosse Variation von ino, wie uco von ico.
ED-m, IDIN, T'ÜD-IN.
ED'IN {edOy edinis) : acredOj älbedo, dülcedOj nigredo, pinguedo^
säkedoj torpedo, zum Theil spätere Ausdrücke (Voss. De vitiis serm.
1, 16); it. acredine^ dlbedine, saisedinej torpedine; s^.pinguedo, torpedo.
Ein neues Wort ist das it. cavedine ein Fisch, Schmerle, das nur
buchstäblich zu cavedo passt.
ID'IN (idOyidinis): cupidOj libido; it cupidine, it. altsp. liMdine,
T-ÜD-IN (tudOj tudinis) aus Adj. erwachsen: amaritudo, consue-
tudOy mansuäudo; spätlat. humilitudo, languitudo, marcitudo; it. [tu-
dine] amaritudine, consuetudine, mansuäudine; sp. [tud] consuetudj
mansuetud; pg. [tude] plenitude; pr. [tut] tnuUitut Philom.; fr. [tude]
latiiude, hngitude, mansuetude, afr. muUitudine. — Es finden sich
einige Nachbildungen, nämlich it. attitudine, certitudine, gratitudinCy
grettitudine (Adj. gretto karg), quiäudine, schiavitudine, tortitudine.
Sp. aptüudy certUudy esclavitud, gratitud, quiäud. Pr. keine, vielmehr
vertauschte man das Suffix mit andern, wie in certeea^ molteea. Fr.
aptitude u. attitude, certiiudey gratitude, quiStudc. Über die vermeint-
lich lat certitudo und graiitudo s. Voss. 1. c. Aptitudo fehlt lat,
ineptitudo ist vorhanden. Indessen erfuhr diese Form in ihrer volks-
mässigen Ausbildung eine starke Umwandlung: für das unbequeme
udne trat mit Übergang des n in m it. ume, sp. umbre, pg. ume, pr.
umna, fr. ume ein. Eine Vermengung mit umen (in aibumen) ist da-
bei schwer zu verkennen, daher it. pg. costume selbst männlich ward.
662 Ableitung. Nomen N; ag-in. ig-in. ug-in. [11. 840—842.
8. Et. Wb. I. costuma. Für folgende liegt die lai | Quelle vor: it
nar cosiume oder costuma; sp. eostumbref duUedumbre^ mansedumbrej
muchedumbre (fiudtit), servidunAre, altep. firmedumbre, gravedumbre^
fartidumbre; pr. cosdumna costuma, yielleicht amarum (amaritudo)^
fr. amertumcy coutume, altfr. mansuetume, souatume und selbst sauaiime
(suavit.) Neue Producte mit dieser Endung sind selten und von
umen nicht leicht zu scheiden: dem Begriffe nach lässt sich sp. pe^
sadumbre, podredumbre (= putredo), altsp. frcmquedumbre, quexumbre^
pg. pesadumCy queixume, pr. ordumna orduma, pesum (= sp. pesad.),
yielleicht selbst vühuna, altfr. vieillune, hieher rechnen. Der Portu-
giese besitzt überdies eine bequeme dem Spanier fremde Form idao
aus früherem idon idom entstanden, worin lat. ti in o übergegangen
sein muss, und wendet sie auf alte und neue Bildungen an, als omo*
rellidäo, esclavidäo, escuridäo, firmidoo, fortidao, frouxidao, grossidäo^
latidäo, levidäo, moUidäo^ mouguidäo, muJtidäo, negridSOj porquidoo^
prenhidäo, rectidäo^ servidoo, sovyidäo,
AGr-IN, IG'IN, UQ-IN. Diese Ableitungen schwanken vor-
nehmlich im Nordwesten zwischen der Nominativ- und Accusativform
und büssen auch wohl den richtigen Accent ein. Ihre üblichsten
Darstellungen sind it. -gine, sp. -gen, -ge, pg. -gem, pr. -ge, fr. -ge,
-gine, wal. gine.
AG-IN {agOy aginis): farrago, imago, plantago, plumbagOj pro-
pago, serrago, vorago; it. farraggine, immagine, piombaggine, prapag-
gine; sp. herren (auch farrago\ imdgen, sarten (sartago), varagine;
pg. imagem, tanchagem (plant.) etc.; jir. image imagina, phmtage^ pro-
baina 60.; fr. image^ plantainj provin {ßXv provain); wal. piftaginf,
— Nachgebildet sind mehrere Pflanzennamen, wie it. borragginey ea-
praggine, lentaggine, ulivaggine; pg. borragem, saiuragem (satur^a).
Überdies gewinnt der Italiener mit dieser Form Abstracta aus Subst
und Adj. in grosser Zahl, z. B. c^naggine Eselei, bambinaggine^ ca-
ponagginCf cascaggine, cecaggine, fanckdlaggine, fiocaggine^ goffaggine^
pecoraggine, tristaggine. Lat. ago zeugt nur Goncreta: gab man also
etwa dem Suffix aggio = lat. aticum (S. 360) diese Endung des
casus obl. aggine? Aber niemals geht in demselben Worte das Suffix)
aggio dem Suffix aggine zur Seite, neben asinaggine gibt es kein
asinaggio.
IG'IN (igOj iginis): caligo, fuligo, origo, vertigo; it caligine, fu-
liggine, origine, vertigine; sp. caligo vrlt., hollin (ful.), arigen, nUrin
(rubigo); pg. caligetn, fidigem, origem; fr. origine, vertige; wal. funin-
' gine, pedngine (impetigo), — Neu sind it. serpigine Flechte auf der
Haut, pr. batige Geklopfe, feiige Gelbsucht, fr. völlige Schindel.
UO'IN (ugOyUginis): aerugo, olbugo, ferrugOylanugo; it ruggine,
albugine; sp. orin (aer.), herrin; pg. ferrugem, lamugem; pr. atbuge;
wal. ruginf. Neu ist it caluggine Flaumfedern, capruggine Falze^
n. 342. 843.] Ableitung. Nomen. N: on. 658
mdtiggine mlder A^{e\hB,nmyperuggine wilder Birnbaum; ipg.pennugem
Flaum. Häufig sind Ableitungen mit ugi im Neupr., als blancugi
Weisse, eanugi Hundegeruch, gounflugi Aufblähung, jaunugi Gelbsucht,
hurdugi Schwindel, raaucugi Heiserkeit, raunflugi Geschnarche, secugi
Trockenheit, sourdugi Taubheit, vieillugi Alter.
ON (o tmis). 1. Subst., handelnde Personen, Thiere und Dinge
verschiedener Art bezeichnend, als bibOj erro^ latro, lurcOj praedo;
eapOj fcico, leo^ pavo; carbOy tnucrOj pulmo, sopo; it. [one] heone^ cap-
pone^ polfHone; sp. [on] ladron^ hakon, carbon] pg. [äo] ladräo etc.;
pr. [ö, onj lairo etc.; fr. [on] larran; wal. [on, un, une] Cfpun u. da-
pan {eapo\ pfun, cfrbune, Sfpon. Dazu Fem., wie sp. pr. leonoj fr.
lumne^ wal. icoanf (ehciv)^ plumynf {pulfM)). — Der Romane ver-
wendet on zu einer grossen Menge von Ableitungen, wobei ihm die
persönlichen Wörter nicht immer aus Verbis entspringen; zu diesen
schlug er auch patronuSj bei Alcuin pairo onis^ it. padrone etc. Bei-
spiele. It. briccone Schelm, buffone Possenreisser, burlone Spassmacher,
eiarlone Plauderer, leccone Lecker jpedone Fussgänger, piagnone Heuler,
Spione Späher, siregone Zauberer; frosone ein Vogel, mon/on« Widder,
gldUcne Hengst; bastione Bollwerk, bastone Stock, boccone Bissen,
bordone Stab, cdUoni Hosen, canione Ecke, castone Kasten, limone eine
Frucht (pers.), rognone Niere, tällone Ferse. Sp. bufon^ burlon^ bus-
eon Sucher, dormühn Schläfer, espion, hölgon lustiger Bruder, miron
Beobachter, peon^ temeron Prahler; | cabron Bock, castron verschnittener
Bock, huron Frett, lechon Schwein, nwton Alx., perdigon Rebhuhn,
texon Dachs; baston^ bordon^ canton, caxony coraeon Herz, monton
Hanfe, moron Hügel, rincon Winkel, tälony turbion Regenguss. Pr.
baüo Amtmann, brico, pezo\ erisso Igel, moÜO] bastOy boisso Gebüsch,
bordoy cambö Feld, furgo Karren, grdho Gitter, manco Muff, merUo
Kinn, molo Haufe, peiro Steinstufe. Fr. biberon Trinker, brouülon
Unruhstifter, bucheron Holzhauer, espion^ forgeron Schmied, fripon
Spitzbube, piäony polissan Gassenjunge, souiüon Besudler; cochon Sau,
äcdan, herisson, grülon Heimchen, liron Murmelthier, j^Zon^eon Taucher,
viron ein Fisch; bäUm^ bouchon Stöpsel, bourdon, brandon Fackel,
buisson, chiffon Fetzen, ßacon Flasche, houblon Hopfen, /omion Schinken,
mancKon, menion, pignon Giebel, perronj rognon. Die wal. Sprache
hat nur wenige neue Wörter auf on, vermuthlich eingeführte, z. B.
bfsUmy CfUzun. An die Stelle des gemeinrom. Suffixes tritt hier otu,
Fem. oae (nicht oaf\ worin sich vielleicht das lat. onius verbirgt,
man vgl. puiu aus ponio für pono\ entsprechend ward das Suffix tor
in dieser Sprache von toriua verdrängt (s. unten). Bsp. iiScoiu Zauberer;
muscoiu Maulesel; porumboiu Tauber, vtdpoiu Fuchs (s. S. 621), Fem.
eerbaaef epwrooe {},epus)y lupooSy ursoae; btiboiu (ßovßwv), puroiu Eiter j
Sfpoiu Hacke (it sappone), sufloiu Blasbalg (it. soffiane), Fem. cutjri-
toae Messer. Über dieses Suffix s. Mussafia's Rum. Vocalisation S. 138.
654 Ableitung. Nomen. N: ion. [H. 848—845.
— Das Suffix kommt noch in einer andern Anwendung vor: es dient
zur Erhöhung des Primitivbegriffes in verschiedenen sächlichen meist
auf Personen angewandten Wörtern, wie &tfcco Dickback, m^o Lang-
kinn, naso Grossnase, entsprechend gr. yaoTgcav Dickbauch, yi6q>aX(av
Dickkopf. Hieher it. ghiottone, fr. glauion Grossschinnd (lat. gltäus);
sp. hocon (= lat. hucco), garganton Fresser (garganta). Allein der
Romane benutzte on als allgemeines Augmentativ, in welchem Sinne
es indessen nur im Osten und Südwesten wirksam ist. It. casa eo-
sonej cappello cappellcne^ furo furone, giro girone, manica manicone^ naso
nasoney pesce pescione; mit Jif villano vülanzone, Sp. cabcdlo cabalUmj
hornbre honüfron, liebre lebron, tronco ironcon^ espada e^adüfiy sola
sdlon; pg. naruf narigäo, ra\pae rapagäo^ ratoratäOj febrefAräo. Wal-
cal Cfloiu (it. cavallone), om omoiuj mftgu mftzoiu, furcf furcoiu (it
forc(me)j ladf Ifdoiu; weibl. casf cfsoae^ Ana Anoae. Im Nordwesten
wird diese Form umgekehrt zur Diminution verwandt, sie bezeichnet
aber weniger das Kleine als das Junge. Pr. aueelh aueelhöj hastari
hastardOj cot catö, cegonha cegonhoj cer (-vtss) cerviö^ gdlina gaUnhö^
mancip mancipo, mostela mosteU, randola randoU, deutlich ausge-
sprochen ungirhaudö filh de girbau. LR. III, 468. Fr. aigleaiglon^
Chat chaton, levrier levron; besonders in Verbindung mit vorgeschobenem
Uli bet^bouviUon,negren4griUon,taureautauriUon\ verkleinernd wirkt
sie in cruche cruchon, gerbe gerbillon, sable sablon; liebkosend in Tauf-
namen: Michel Michon, Frangoise Fanchan, Julie Jülion, Marie Marion^
pr. Ouillem Guilhamö Leys II, 58. — Anm. 1) On bleibt auch an
weiblichen Primitiven masc: it. casa casane, selbst donna dannone^
doch wird es im Franz. fem., wenn es eine weibliche Person bezeichnet,
wie in laideron kleine Hässliche, salissofi kl. Schmutzige. — 2) Völker-
namen, wie BritOy Burgundio, Saxo^ Vasco, haben im Lat. theils
kurzes theils langes o; die Tochtersprachen pflegen sich an letzteres
zu halten: it Borgognane, Guascör^, aber Äwsone; sp. -Brc/on, Val(m\
pr. Bretö, Bramaneöj Friso^ Ouasc6\ fr. Bourguignon, Gascon, Lappon,
Saxon (alt Sdisne = it. Sdssone). Im Westen werden hieraus Fem.
mit a. — 3) Bemerkenswerth ist in fr. Völkemamen das combinierte
Suffix IGHON, z. B. in Berrichon, Bourbannichon, Nivemichan volks-
ttblich für Berruyer^ BourbonnaiSj Nivemais, ferner in den Diminu-
tiven barbichon Pudelhündchen, comichon Hörnchen, folichon Närrchen;
man sehe das SuflSx fcÄc unter icitis S. 635. — 4) Dass viele Wörter
der Endung on aus dtsch. Accus, ihre Form holten, ist S. 408 ange-
merkt worden.
2. Auch an Adj. zeigt sich on und zwar augmentativ. It. beUo
bellone, grande grandone, grosso grassone. Sp. frio frion, moeo mo-
ceton. Wal. greu greoiu^ ohne Augmentation usturoiu beissend. Hier
trennt sich das Fem. stets vom Masc: bellona^ mocetona^ usturoae.
JON {iOy ionis). 1) Masc. ludiOj optio, pusio^ tabdUo, \ papüiOj
n. 845. 346.] Ableitung. Nomen. N: t-ion-. s-ion. 656
seorpio, strutkio, tüiOy zum Theil auch rom. Analog d. h. mit i und
zwar stets aus Subst. abgeleitet sind manche, aber nicht immer deut-
lich erkennbar. Bsp. it. campiane^ fr. champion {campus, campio)\
clerüon sp., cler^on fr. {clericusy clericio); compagnone it. etc.
(*' campanio)\ gareone it., gar^on fr. (mlat. garcio); infaneon sp.,
enfangon fr. (ml. infando); Brahayuson sp., Bramanso pr., Bror
ban(on fr. (von Brabantia). Cabrion pr., fr. chevron Sparren (eig.
Bock); carpione it. Karpfen (spätl. carpa); gorrion sp. Sperling
(garrcL)\ litnagon fr. Schnecke (Jimax, limacio); moseione it. Thierchen
im Most {*tnusiio); oison fr. Gänschen (*auca, aucio); pescione it.,
poissan fr. {*piscio) ; pincione it, pinzon sp., pingon fr. Finke (pinc,
pincio). Ardane ity areon sp., argon it, Sattel {aroASy arcio)\ ecusson
fr. Schild {scututn, scutio); gonio pr. Kleidungsstück (gona); lampion
fr. Lämpchen (latnpe); tronfon fr. Splitter {truncm^ truncio). 2. Fem.:
legiOy opiniOy suspiciOj unio. Hiernach keine neue Ableitungen.
T'ION nebst S-ION (tio tionis, sio sionis) : venatio, nuiriiio, po-
iio, cantiOj f actio \ occasio^ illusio, mansio. Die Ableitung verknUpft
sich mit dem Supinum und gibt dem Begriffe des Inf Substantive
Form. Die abstracte Bedeutung geht indessen nicht selten in die
concrete über: so in mansio j natiOj potiOj venatio. In den Tochter-
sprachen hat letztere noch weiter eingegriffen: mansio ist der Ort
des Bleibens, nicht das Bleiben» potio der Trank, nicht die Handlung
des Trinkens, ligatio das Band, nicht das Binden. In diesem Sinne
können sie auch zu Masc. werden, wie it. tosone Vlies {tansio)^ fr.
pcison Gift (potio), oder die persönlichen it. prigione Gefangener {pre-
hensio\ fr. nourrigon Pflegling {nutritio)\ Nominativbildungen dedi-
cac€j preface u. a. s. G. Paris De Tacc. lat. 54. Beispiele der Form
tion: it. [zione, zone, gione] naeiotie, ragione^ stagiane (stcUio), veno-
gicnCy nutri/none, posnoncy canzone; sp. [cion, zon] nacion, raeony nu-
trieiony poeon Alx., caneon, desperdicio (Nominativform); pg. [fäo]
nafäOy cangäOy facgäo; pr. [zö so] liasö {ligaiio), nassio, raeöy rocuso
{xogatio)y noirizöy canso'y fr. [tion, son, ^on] liaisony. nation, venaisony
poisoUy chanson, fagon] wal. [ciune] inchinfciune (inclinatio) \ u. a.,
woneben Nominativformen [tzie]: asecurdtaiey eondUziSy inveäntzie {in-
ventio)j näteie. Bsp. der Form sion: it. [sione, gione] occasione n.
cagtonCy magione (mansio)y prigionCy tosone; sp. [sion] ocasion^ pmton,
tensian; pg. [säo] occaisäo^ prisäo] pr. [so] foiso (/ttöio), maisöy ocaisdy
preisö'y fr. [sion, son] confusiony maison, occcLsiony prison-y wal. comisie.
— • Neue Sprösslinge in Menge. It. z. B. alhergagione, alteraeionsy
caedagione, dimenticagumey saivasioney bdlijsioney guarigioney gaami-
gione. Sp. embarcaciony guamiciony salvadon etc. Pr. albergazöf ple-
vtjfdy teneeöy venseeöy vestieö. Fr. aitSraiion, caicination, cloisan (* clau-
8io)y cidtivationy gamisony guerison; viele alte, wie chativesan {^capti-
vatio\ canfundeisony defouUsony dotdesony herbergisony hurlisony mustrei-
666 Ableitung. Nomen. N: anens. ineos. [II. S46. 347.
suHj tardeisun (in welchen ai sieb durch e», e, i ausdrttckt) sind er-
loschen. Wal. iertfciuneY^vgebung^plecfciune, Herablassang, uscfciune
Dürre, ampridune Bitterkeit, minciune Lüge (fttr minteiciune) peri-
dune Verderben, slfbidune Gebrechlichkeit; keine Nominativformen.
ANEÜ8, INEÜS, ONEUS.
ÄNEUS, 1. Adj. extraneus^ drcumforaneuSj spanianeuSy subUa"
neus, subterranetis ; it. [aneo, anio] stranio, foraneo, subüaneo; sp. [afio,
aneo] esiraüo, faraüOj subitaneo {sopitaüo Rz.); pr. [anh, ane] esiranhj
suhterrane"^ fr. [ange, ain] Strange, forain, saudain, sotderrain-j wal.
strfin (extr., auch slav.). Aneus gleitet leicht in die Form anus über:
it. stranOf subitano, sp. forano, pr. soptd^ lat. fontaneus neben fontanus.
— Diesen schliessen sich einige neue theils von Snbst. theils von
Adv. ausgehende Ableitungen an. It. [agno] duffagno zum Haschen
geschickt, grifagno räuberisch, mascagno durchtrieben, taccagno karg,
terragno eben, dsgl. cuianeo Haut betr., frustraneo untttz. Sp. pkaüo
spitzbübisch, iacatlo, cutanea, frustraneo, Pr. grifanh, altfr. gr^aigne.
2. Subst. a/ranea.^ castanea, calcaneum: it. aragna, castagna^ eci-
cagno'y sp. arafia^ castaüa, calcafi-ar; pr. aranha, castanha; fr. chataigne.
— Hiernach formte man ferner: it. 6ar^aj^o Unterhandlung, entragno
Eingeweide {intraneus nach extraneus)^ fustagno Barchent (arab.),
vivagno Sahlleiste, camlpagna Feld, cuccagna Kuchenland, montagna^
Berg, pistagna Saum, setcagna Untiefe (v. siccaneus). Sp. ermitaHo
Einsiedler, redafio Netz, fustan, campaOa, entrafias, espadafia Schwert-
lilie, haeaüa That, maratia Gewirr, montaüa, pestaüa; pg. nmrganko
Maus, faeanha, lovusanha Putz. Pr. fusanh Spindelbaum, foganha Ofen,
malanha Fehler, mesclanha Gemenge, montanhaj mortanha Aas GO.,
obranha Werk. Fr. fusain, futaine (it. fust.), campagne, fnontagne^
alt malaigne^ avraigne. — Anm. Nicht zu vermengen mit aneus ist
das sehr übliche wal. vornehmlich fUr Abstracta bestimmte Suffix
ÄNIE, iJNIE. Es ist buchstäblich aus dem Slavischen angenommen,
verbindet sich bequem aber auch mit lat. Stämmen. Slav. Bsp. sind
tschqjanie, stracfiovanie^ rvenie, podant« (Dobrowsky p. 284); wal. o/uri-
sanie Fluch, despprteanie Trennung, iiganie Thier, prodtanie Vorlesung,
curfteenie Httbschheit, rudenie Verwandschaft, slöbojsenie Urlaub, sme-
renie Demuth, vedenie Anblick.
INEÜS an Substantivstämmen, wie in cocc-in-euSySangu-in-^us^ vim-
-in-eus, gehört zum Suffix (^us und ist, wie dies, im Rom. von keinem
Belang, wiewohl die Schriftsprachen mehrere der dahin gehörigen Wörter
aufgenommen haben. Am meisten volksmässig ist noch it sanguigno,
sp. sanguino, pr. sanguinis fr. sanguin. Sbst. it. stamigna^ sp. esto-
me9ia, it. äamine Siebtuch (stamineus). Übrigens mischt sich ineus
mit ignus^ s. unten; im Franz. scheint es sich zuweilen in tnus zu
kürzen, faginea in fdgina^ daher /atne, viminea in vimtna, daher vpme
vanne.
n. 847—849.] Ableitang. Nomen. N: oneos. B: t-ura. s-ura. 667
ONEUS: err-on-euSy id-on-eus, pülm-on-eus, tiUr-im'eus^ in einem
Bpätlat. Glossar btbonius ; it. sp. idoneo, afr. idoine, nfr. errani. Rom.
Ableitungen mit dem Suffix ogno it., uefio sp., onho pg. = oneus^
das sich an Adj. und Subst. fügt, sind nicht ganz selten. It. aflri'
cogno herb, giaüogno blassgelb; gewöhnlich in Verbindung mit tdus:
amarogn-olo bitterlich, cenerogn-olo granlich, verdogn-olo grünlich,
auch gtaUcgn-olo. Sp. (mit intensiver Bed.) haiagüefU) schmeichlerisch,
pedigüefU) bettlerisch, rist*e^ lachend; pg. enfadonho langweilig, me-
danho furchtsam, irisionho tief betrübt. | Fr. ivrogne dem Trunk er-
geben. — Subst. it. carogna Aas, sampogna Flöte {symph(m%(i)\ sp.
redru^ linke Hand {retro\ vidueüo u. vedufio Art Reben, panaoüa Gift,
eampofla. — Das Suffix MONIUM in aHmoniumy tnatrimonium, patri"
füonitim, testimonium u. a. hat nicht zu Nachbildungen aufgefordert.
E. — T'URA nebst S'URA in fadura, natura, pictura, mensura
n. a., die sich in den jüngeren Sprachen gewöhnlich wiederfinden.
Die Ableitung, welche sich an das Supinum fügt, drückt eine Hand-
lung aus, wobei aber der active Sinn leicht in den passiven übergeht,
wie pictura das Malen und das Gemalte heisst. In den zahlreichen
neuen Erwerbungen wird sie auch mit Adj. verknüpft, wodurch ihre
Bedeutung etwas gelitten hat. It [ura] armatura Rüstung, arsura
Brand, diriUura Rechtlichkeit (schon bei Vitruv directura), forcatura
Oabelform, guamüura Einfassung, lettura Lesung, märiiura (schon
bei Gassiodor), ornaturay marsura Riss; mit Adj. verbunden in bra-
vurüy frescura, largura, piatnira^ verdura. Sp. [ura] Estremcidura
Gränzland s. Mariana I, 4, horeadura^ lectura, quebradura Bruch, ser-
rodura Schliessung; aXturay bravurOy diablura (vom Sbst. diablo), gor-
durUy grosuray largura, llanura, roncuray verdura. Pr. [ura] amhla-
dura Gang, areadura Krümmung, armadurOy cabeladura Haarwuchs,
forcaduray twiriduray orladura Einfassung, marsuray altura, dreUuray
faisuray freiduray frescuroy laidurOy rancura, samura. Fr. [ure] ailure
(für aJleüre), armure (für arfneüre)y ehevdure (für chevdeüre), friturCy
morsure; droüurey froidure, ordure, verdure; altfr. ambleürey forcheürey
laideürBy traveäre. Bravoure filr bravure scheint durch it. Einfluss u
mit au getauscht zu haben. Wal. [ur^] adaogfturf Zusatz, arfturf
Pflügen, arsurfy bfgfturf Zwickel, beuturf Trunk, feriurf Kochen, iin}:
bfturf Krümmung, rfsurf Schaben, sfpfturf Behacken, spfrturf Riss,
irpurf Zug; Cfldurf Hitze. — Anm. Verschiedene, welchen kein
Priniitiv zu Grunde liegt, entstanden aus Umtausch des Suffixes | or:
so it sp. pr. ardura aus ardor, it. sp. calura aus cahry it. paura aus
pavor, it pr. rancura aus rancar. In andern ward das starke Par-
ticip in bekannter Weise auf das schwache oder auch auf den Verbal-
stamm zurückgeführt, wie im it cocüura iür cotturay premura für pres-
8ura, tessüura für testuray sp. coceduray texedura^ rompedura für roturay
Dies romuL Qnmm, U. 5. Aufl. 42
658 Ableitung. Nomen. R: aris. or-oris. [Q. 349. 860.
torcedura ftlr tortura^ pr. fregidura fbr fritura ({r.friiwre); Tgl. nnter
dem Suffix tor S. 659 >.
ASUS. 1. Adj. familiariSj popularis^ regtdariSy saecidariSj emgu"
lariSf vulgaris; it. [are] fanUgüare; sp. pg. [ar] populär; pr. [ar]
reglar etc.; fr. [aire, ier] pqpuiaire, vulgaire^ regulier j singtdier. Nea
ist sp. cdbar weisslich, fUar fadenartig.
2. Als Sahst, brauchte man äUare^ dlvear^ cocUear^ eoUarej hh
minore^ meist fiach rom. Neae zum Theil ohne lat Grandlage gibt
es viele. It. z. B. baccalare (s. pr.), giocolare giullare Gaakler, sco-
lare Schüler; dnghiare -iaie Eber (singuiaris); castdlare Schloss, fo-
colare Herd, ficeeUare Vogelherd. Häufiger im Span., wo ar auch
den Dienst von al thut, namentlich wenn dies dem lat etum ent-
spricht. Bsp. escölar^ joglar; e^aldar Schalterblech am Harnisch,
fontanar Qoelle' (-al qaellenreicher Platz) hogar (it /oc.), ijar (tlta),
lugar Ort, pcdadar Gaumen, püar Pfeiler; muladar Miststätte (f&r
muradai)^ pqjar Strohkammer, pcdamar Taubenschlag; moHJganary oii-
var, pinar (= maneanoi etc.). Pr. baedlar Janker, joglar; eenglar;
anglar Fels (angularis) j bestiar Herde, caslar. Fr. icoUer; soHglier;
oreiüer Küssen u. a. Wal. cfldare Kessel, plum^nare ein Kraut (jnd'
monaris für -arius), suoarf Achsel (subaiare).
ORy 0RI8 Sbst. älbor, claror (Plaut.), fragoTy der Duft(ApuL),
pudor, rancar (Hieron.); it. [ore] aibore^ chiarorej ohrej pudare; sp.
pr. [or] ätboTj claror ^ fragor, olor^ rancoTy | trenwr; fr. [cur, kaumour]
afnouTy clameury honneuTy labeur labour^ pudeur^ afr. amaroTj oUr^
rancoTy tevoTy ^emor ;wal. [oare] dulcoare (ßulcor Tertull.), Ifngoare
(languor), sudoare. Über das Gtonus s. S. 416, über die Berührung
des suffigierten or mit dem Gen. PI. or S. 409. — Die rom. Schöpfungen
entspringen häufig aus Adj. It. (grossentheils yrlt.) aiidore (für ar-)y
bcddore, beüore, cuodorsy dolciorey faUorCy fortore forzorey gdorcy guh
jore, incendorey laudorCylucorCy riccorey sentorey tenebrore, tristorey ver-
dore. Sp. altor Alx., blancory düUfory largor, hör = (it laud.)y irislar
yrlt; die meisten gehen in ura über; pg. ähnlich. Pr. sehr häufig:
agrory alegrory baudoTy blasmoTy brumory brunory feror, flairory föhry
fortory gramary grevor, iroTy largor, lauBory legor, lugor^ negrory pa-
rentor Verwandtschaft (parensy Gen. PJ. parentorum mlat.), paseor
Frühlingszeit {paschoy Gen. PL pascharum)y pudor (y. putere)y raubory
ricoTy sanetory sobrory tenebrory trigoTy tristOTy vdhory verdor^ veror etc.
Fr. nicht häufig: ampleury blaneheuTy douceur, epaisseury frayeur^ froir
1) Esgibt im It ein Suffix XJBJAy das sich auf wenige Wörter beschrankt:
nui2ufta schlimme Yorbedeutung, 'gelmuk Haarrest gerupfter Vogel, MMJiiwriii hei-
lige Sache, Reliquie. Das erste derselben gründet sich auf mal'augwriay das
dritte auf BaiwXuaria^ im zweiten ist aber das Sufifix eben so deutlich wie in
peti-«rJa.
n. 860. 851.] Ableitung. Nomen. R: i-or. B-or. 669
deur, ffrandeur^ grosseur, hauteur^ laideur^ largeur, lueur, moüeury pe-
santeuTj tiedeury verdeur; afr. baudor, flairor, folor, iror, pascor, pa-
lissoTj ienebroTy irütor. Wal. ninsoare Schneewetter, plynaoare Klage,
prinsoare Haft, rfcoäre Ktthle, unsoare Fettigkeit, scursoare Darchlauf,
sirfnUotxre Enge, vfUoare Wirbel, meist von Adj. und Part.
T-Oi2 nebst /S-Oi2: imperatOTy soivatoTy condUory bibitar, traditoTy
doctoTy antecessar-y it. [tore, dore, sore] imperadarey traditorey anteces-
sore; sp. [dor, sor] amador etc.; pr. [ador, edor, idor, Nom. adre
airCy eire, irCy s. S. 430] acoseüiadre Ev. Job. acoselhairey pechadrepec-
caire pecccubTy scdvaire scdvtidory beveire bevedor^ trahiretrahidory doctoTy
ancessor; afr. Leor, Nom. eres etc. S. 437] empereres empereoty scdverres
salveoTy traütres trattor; nfr. [eur, teur, seur] sauveury buveuty amcUeury
docteuTy precurseur. Im Wal. fehlt diese Ableitung {c^tovy creditor
sind Fremdlinge) und wird durch torius ersetzt: cymlftoriu, vfnftoriUy
Pfstariu = cantatavy venatory pastar. — Neue Abkömmlinge sind in
grosser | Menge Yorhanden, sie sprossen aber nicht wie im Latein
aus dem Part. Perf. (eigentlich dem Supinum), sondern aus dem Thema
des Verbums, welches bei der starken Conjag. einen Unterschied
macht, und hiermit entstehen neben schon vorhandenen classischen
neue Formen, gewöhnlich mit verschiedenen Bedeutungen. Bsp. it.
parlaiore, noeüore (nicht nociuiore)y conoscitore, fattare facitorCy did-
tore (nicht deitare)y fingüarey pütare pintarey vittore vincitore, lettore
leggücrey divisore dividüore etc. Sp. habladoTy conocedoTy hacedory
deeidoTy ßtigidoTy pintoTy vencedoTy redor regidoTy cogedor {collector)y
comedor (comesor)y provisor prsveedoTy Cursor corredoTy seguidor. Pr.
conotssedoTy facedoTf vencedoTy legedar. Fr. mangeury parleur, btUteury
vainqueur etc.; mit Beobachtung der Form des Ger. blanchisseurj bu-
veury preneury faiseur^ diseury coureury rieur. — Ein Fem. zu dieser
Ableitung ist trix tricis, wie in imperatrixy nidr%x\ it. [trice, drice]
imperadricey nuirice; sp. pg. [driz, triz] emperadrusfy ntärie; pr. [iritz,
dritz] emperairügj genedriSy serviritjif\ fr. [rice] itnperatrice (ans dem
It), nourrice. Nur im It. lebt diese Ableitung in ihrem alten Um-
fange fort, so dass etwa von jedem Masc. auf tore ein Fem. trice ge-
leitet werden kann {badatore bacicUrice, baUcUore bailatricey beffatore
beffatricey bevitore bevitrke). Jm Span, und Pg. ward sie meist darch
dora (amadora, pecadoray kaum pecadris)^ im Franz. fast ganz durch
eresse und euse {pecheressCy laveuse) verdrängt; im Prov. behauptete
sie sich leidlich neben eressa (S. 621), wie z. B. die unlat. drfen-
deriSy scdvadris bezeugen. — Anm. Ein speciell sp. Zug ist der fol-
gende. Verbindet sich mit dem Suffix or das Suffix ia, so verwandelt
sich jenes in ur (ur-idjy z. B. comendador Comthur, comendaduria
Ciomthurei, eontador Zahlmeister, contaduria Rechnungskammer, corre-
dor Mäkler, correduria Maklerei, curador Curator, curaduria Guratel,
proveedor Lieferant^ proveedaria dessen Magazin, habU^dor Schwätzer,
660 Ableitung. Nomen. R: arias. [II. 851*~-863.
hMadufia Geschwätz, sabidcr Kenner, sdbiduria Gtelahrtheit Altsp.
galt noch oria^ pg. gilt es noch immer. Woher nun jener Lautwandel?
Hat sich ura eingemengt, hat 7 man an censar censurctj mereatar mer-
eatura, quaestor guaeshira nnd ähnliche gedacht? |
ÄRIU8. 1. Adj. adversariWy contrarius, Primarius; it [ario,
ajo, iero] primario primajo primiero] sp. [ario, ero] contrario, leehero
(}actarius\ primero; pg. [ario, eiro] contrariOy primeiro\ pr. [ari, ier]
contraria primier; fr. [aire, ier] contraire^ premier; wal. [arin] prir
mariu. — Hiemach viele neue. It z. B. forestiero, Uggiero (v. Zem),
plenario. Sp. ddantero, postrero (poster), postrimero (geformt nach
primero\ verdadero\ nicht wenige veraltet, wie baldrero Bc, cahdakro
AIx., cobdiciadero Bc, drechurero^ poridadero Bc., seflero ds. Über sp.
dero = pg. douro s. unten torius. Pr. costumier gewohnt {consudur
dinarius schon bei Sidonius), derrier letzt {retro\ domesgier (^ dornest
carius)^ dreiturier gerecht, leugier^ manier geschickt, plenier^ pUufm^
Her gefällig, sobrier überflüssig, sovendier häufig, ufamer eitel. Fr.
demier^ Uger, pUnier u. dgl.
2. Subst. 1) Das Masc. bezeichnet vornehmlich handelnde Per-
sonen gleich dem ahd. art, zuweilen Thiere und Bäume (mdariuSj
pirarius L. Sal.). Aus lat. Adj. stammt z. B. it. [iere, aro neben den
obigen Formen] argentiere Silberschmied, carbonc^o Kohlenbrenner,
porcaro {-cajo) Schweinhirt; levriere Windspiel (feporonu«), sommo
Saumthier (sa^manttö); quartiere {quartarius). Sp. arju^ro Bogenschtttz
fflrcuarius)y carhonero^ dttero Töpfer; [el] lebrel\ quartd {quartdrius)\
pg. arqueiro^ cleiro. Pr. argentier, arquier, ostiari ThtlrhUter; sau-
mier. Fr. argentier, charhonniery huissier; Uvrier; pommier^ rosier,
Wal. [ariu] aurariu Goldschmied, pelariu Gerber, porcariu] armfsariu
(admissarius), rfhariu Schwalbe (ripar.) ; ffrtariu (gwort.) — Neu ge-
schaffen sind unter vielen andern: it. aneÜaro -iere Ringmacher, cd-
eoloyo Schuhmacher, cavaliere Bitter, dardiero Schütze, giojdliere ivL-
welier, gonfäloniere Bannerherr, lusinghiero Schmeichler, prigicniere
Gefangener; gineprajo Wachholder. Sp. cdbaüero^ camareroy camicero
Metzger, portero Pförtner; cordero Lamm; [mit er] mercader Kauf-
mann (altsp. -ero); [mit el] laurel Lorbeerbaum; pg. cavdUeiro etc.
Pr. andier, cavalier, chmatier Kläger, dardier u. dardassier^ lagoHer
Schmeichler, logadier Miethling, ostalier Wirth, pautonier Landstreicher;
Namen der Bäume: | noguier, perier, prunier etc. Fr. bachdier (mlat
baccaiarius), Chevalier ^ sorcier {*sortiarittö) etc.; abricotier, cerisier,
ehätaignier, cognassier^ coudrier (corylus), figuier^ genivrier, laurierj
noyer, peuplier, poirier, prunier^ prundlier. Wal. acariu Nadler, 6fr-
c(mu Waldhüter, boariu Ochsenhirt, bcjariu Edelmann, calaru (sttdwal.)
Beiter, cfdariu Büttner, IfCftariu Schlosser, plugariu Pflüger, vfcariu
Kuhhirt; alunariu Hasel, arteeariu Ahorn, frfgariu Maulbeerbaum. —
2) Das Fem. gibt sächliche Wörter verschiedener Art, besonders Ool-
II. 863. 854.] Ableitung. Nomen. R: t-orins. B-orius. 661
leetiva, oder 8plche, die den Ort des Primitivs aasdrficken, aber auch
Abstraeta; mehrere sind aus dem PI. des Neutr. und folgen dem Be-
griffe des letzteren. Die movierten setzen wir bei Seite. Aus lat.
Adj. it. ghiandaja Heber {glandaria), cdofnbaj^ Taubenschlag, civaja
Hidsenfrttchte {cibaria), riviera Ufer, preghiera Bitte (precaria). Sp.
higuera Feigenbaum, porquera Schwarzwildlager, rüera, plegaria (it.
preg,) Pr. fabieira Bohnenfeld (favaria L. Sal.), fumeira Bauchwolke,
otnbreira Sehattenplatz, ribeiraj robeira Eichenwald, sentieira Pfad
{semUaria)^ liesaeira Noth (necessaria). Fr. chatiere Katzenloch, cri-
niere Mähne, rimere Strom, verrüre Olasdeckel, prüre. — Der neu-
geschaffenen sind es yiele: it. abetaja Tannenwald, bandiera Fahne,
earriera Laufbahn, faneivMaja Kinderschwarm, giuncaja Binsenge-
gend, Icmiera Etirass, panciera Panzer, sassqja Steindamm, sprantya
Spomwunde. Sp. banderaj barrera Schranke, earreray estribera
Bflgel, paneera^ ceguera Verblendung; pg. oUveira Ölbaum etc. Pr.
careiray estrubieira, fresqueira schattiger Ort, junqueira 60., lamiera
Panzer, lisera Saum, lobeira Wolfshöhle, pclvdra Staubwolke, senheira
Fahne, paubreira Armuth, sobrieira Übermass, voUxtjeira Flüchtigkeit.
Fr. eautelüre Messerbesteck, lisierej poussiere Staub, rufüre Reisfeld,
iaboHere Tabacksdose, taniere Höhle, tariere Bohrer. ~ 3) Das Neutr.
bezeichnet das, worin das Primitiv enthalten ist: so apiariumj artna-
riitm, cohmibarium^ futnariumy viridarium, vivarium\ spätlat. baearium
Oefäss, caliefdariufHf capsariumf florarium, herbarium^ lignarium^ oH-
partum (ftlr oUvetum); it. apiario, armariOy cucchiajo {coMearium\ co-
lombagoy erbajo, fumaj-uolOy viva}OjViridario\ sp. [auch ar, el] | armoHOy
granel {granarium)^ habar (fabarium)^ pamar (-iiim), vergd (tnVtd.),
vivar] pg. armariOy colher, gränely pamar y viveiro, also vielerlei En-
dungen; pr. apiariy armari, vergier, vivier; fr. achiery chartrier (char-
tartum)y grenier, verger etc.; wal. almariu (arm,), dreptariu Massstab
(direetarium)y fumariuy grfnariu. — Analog gebildet, doch meist ab-
weichender Bedeutung: it acciajo Stahl, cännajo Bohrkorb, formtcajo
Ameisenhaufe, rimario Beimbuch, scacchiero Schachbrett, pensiero Ge-
danke. Sp. acerOy hormiguerOy xaguel (it. seacch.). broquel (fr. boucl,).
Pr. escaquiery farmiguier; hier viele Abstraeta von Verbis, wie acor-
dicTy addbiery alegriery alonguiery eaitivier (daher sp. cativerio), castiery
ccnsirieTy desirier (gleichsam desiderarium) y desturbier, encombriery
espaventier^ mühorer^ paupriery pensier. Fr. aciery douaire Witthum
{dotariim)y ichiguiery danger Gefahr (* damniarium)y penser y bauclier
Schild. Wal. bflegariu Misthaufe, boglariu Spange, crftariu Gatter,
fruntariu Stimbinde, frunaariu Laube, ochelariu Brille, peptariu Brust-
latz, Üergariu Handbuch, bei welchen die Grundlage des Neutr. frei-
lich nicht sicher ist.
T'OEIUS nebst S-ORIUS. 1. Adj. amatorius, adveniarius, lau-
datorius, transitoriuSy censarius; spätlat. colatoriusy contradictoriuSy
662 Ableitung. Nomen. B: t-orins. s-orios. [11. 854. 856.
disputatoriuSj privatarius^ resolutonus, simülahriuSy ddusorius, rasorius
und viele andre; it. sp. pg. [torio] amatario; pr. [tori, dor] frustrar
iari, avenidar; fr. [toire] transitoire; wal. [toriu, toare] IfudftariUj
Ifudetoare. Was die Ütztere Sprache betrifft, bo hat ihr Part Prät
auf s in den meisten Fällen keinen Einfluss auf die Form dieses
Adj. (welches zugleich als Part Präs. dient) ; man sagt z. B. aducf-
toriu ^ mergftoriu nach dem Präs. Ind. culuCy merg (Part. aduSj fners\
s. Clemens S. 215. — Analoge Adj. entstehen fast schlechthin aus
Verbis, ohne der Subst. auf tar zu bedürfen, und drücken grössten-
theils das Verhältnis der Möglichkeit oder Nothwendigkeit aus. It
[auch tojo] ambasdatario gesandtschaftlich, bravatario trotzig, pensor
tcjo bedenklich, serbatajo bewahrbar, missorio sendbar. Sp. emboxa-
ioriOf mortuario Todte betr., narratorio. Für die Möglichkeit wählt
der Spanier die Form -dero, wie in easadero mannbar, duradero dauer-
haft, I hacedero thunlich, fallecedero vergänglich, segadero mähbar,
venidero künftig; aber muthmasslich ist dieses dero nur aus duero=:
dorio vereinfacht (e aus ue s. S. 135): asmaduero schätzbar Bc. MiU.
306 kommt dieser Muthmassung zu Statten; placentorio fVLr placentero
sagt G. Vicente 58^. Pg. [douro] casadouro^ duradauro^ segadaurOj
vindouro. Pr. peridor vergänglich; aplicadoire^ rededoyre ürk. v. 1382
FC. I, 18; fr. dinataire^ secretoire; übrigens ist der Nordwesten zur
Schöpfung neuer Adj. wenig geneigt. Im Wal. sind sie am gemeinsten,
da sie statt tor nach Gefallen aus Verbis abgeleitet werden.
2. Sbst. 1) Fem.: barbataria, curataria, pariahria bei Spätem.
Rom. Beispiele, meist neue Wörter, gewöhnlich Geräthschaften und
Örter anzeigend: it eacdatcja Schlägel, cansakja Schlupfwinkel,
mangiatqja Krippe, seceatqja Trockenplatz, strettoja Binde. Sp. esco-
patoria Ausflucht, palmahria Ruthe, pepitoria eine Speise; pg. bareor
doura Segel, manjadoira, Pr. [oira] libradoira Bflchersammlung, maZ-
ventoira Unheil GO., manjadoiraj podadoira Gartenmesser, mohoira
Melkkübel GO., tosoira Scheere. Fr. armoire {armarium\ bcdgnoire
Badewanne, doloire Hobeleisen (dolatorium) , eeritaire Schreibzeug,
genitoires {genüälia)y mächoire Kinnlade, mangeoirej nageoire Floss-
feder, cisoire Scheere. Wal. adfpftoare Tränke, asunftoare eine Pflanze,
descuietoare Schloss, priveghitoare Nachtigall i^pervigüatoria). — 2)
Neutra: audüorium^ dormitorium u. s. w.; spätlat accubitorium, purga-
torium, signcUanunty mfflatorium^ stridorium^ fossorium, tansarium.
It afferratojo Handhabe, ^capertcjo Decke (coopertarium Pand.), r^ä-^
torio Speisesaal, romitorio Einsiedelei, sciugaJtqjo Handtuch, scrittojo
Schreibstube, serbatojo Behältnis, rasojo Schermesser. Sp. [gewöhn-
lich dor] comedor Speisezimmer, ermitorio, lavador Waschhaus, mira-
dor Warte, obrador Werkstatt, refectorio. Pg. [auch dor] amassadauro
Backtrog, cingidouro Gürtel, comedouro Futterkasten, fervedouro Un-
ruhe, lavadouro^ mirador, obrador. Pr. cobertor, escriptori^ hermUorij
n. 866— -S57.] Ableitung. Nomen. S: obub. T: atns. 663
Umadar Becken, mirador, noeador Knoten, ohrador, refreitor {refect\
roBor. Fr. arrosoir Giesskanne, haignoir j Badeplatz, comptoir Zahl-
tisch^ grattoir Kratzeisen, lavair, miroir, mauchoir Schnapftuch, tailloir
Hackbrett, tirair Sohablade, rasoir.
8. — 08U8, Dieses Suffix, meist an Subst. gefügt, gibt Adj.,
die einen Besitz oder eine Fülle des Besitzes anzeigen, wie gibbosus^
gloriosus, ingeniosus u. dgl. in grosser Menge. Viele andre kommen
erst im Spätlatein zum Vorschein, und diese halten sich minder streng
an den Begriff und die Abstammung der älteren, indem sie sich
häufig auch an Adj. fUgen. Bsp. aquüosus (v. aquüus\ brucosus voll
Heuschrecken, cancdlostis gitterartig, catenosus, dissidiosus, fcdsosuSy
fastuosus^ flarosuSf gaudiost^, IcArosuSj sonmosus, sonorosus^ vigorosus,
virtuosus. Aus dem Überflusse rom. Bsp. nur die folgenden. It. [oso]
amorosOf coraggioso, gdoso, aiojosOj maestoso, ontoso, orgogliosOj ver'
gognosOy vigorosOj virtuoso; mit eingeschobenem r noderoso (fwdosus).
Sp. [oso] atnorosOy dichoso, difiadtosOf orgtdlosOy piadoso, temeroso
(nicht temor.), vcderoso] mit r asqueroso ekelhaft {ascö)y medroso] pg.
idoso bejahrt {aetas)y irosOj medroso. Pr. batisios betrügerisch, boscos,
dios betagt (äta), guiscos verschlagen (guisca), ntmlhos nichtswürdig
{nudlha)f orgtdhoSj sobdos (subitus lat.), vergonhos^ vohntos. Fr. [eux]
affreux schrecklich (afre altfr.), amoureux^ courageux^ heureux, honteuXy
jodoui, (das einzige Adj. dieser Endung), joyeux, vertueuxj vigoureux.
Wal. [os] bfrbos bärtig, betegos kränklich, dfimos hügelicht, dfcos
zornig, obidos schwermüthig. — Nicht wenige neue stammen, wie lat.
ebriosuSy ridictdosuSy aus Adj. und bewirken eine Steigerung des Be-
griffes: seit, ctwidoso (von eupido), freddoso^ frescoso^ neghiUoso (ne-
gletto), sdruecioloso; sp. caudaloso, rancioso von caudcdy rancioj die
freilich auch substantivische Geltung haben; pr. amaros, assiduos^
eobeitoSj contintios, melhuroSj properos, volpühos. Auch aus Verbis
scheinen einige zu stammen, vgl. it. adontoso (adontare), rincrescioso
{rincreseere)y pr. abduros (äbdurar), cremos (lat. tremere). — Subst. :|
it. maroso Woge (ohne Adj.), ventosa Schröpfkopf, sp. pg. raposo ra-
posa Fuchs, pr. erbos Basen, fr. jpeZouse Grasplatz, ven/ouse.
T. — ÄTU8 an Subst, welche Ämter und Würden bedeuten:
eomUatuSy constäatuSy ducatuSf episcopcUus; it. [ato, ado] cotUado^ con-
solatOj ducatOy vescovado\ sp. [ado] coniado^ constdado^ ducado, obis-
pado\ pr. [at] camtat, cossolat, ducat, bispat \ fr. [6, at] comte^ consu-
laiy duchS^ eviche. Comitatus, ducatus und episcopatus treten im Prov.
und Altfr. auch als Fem. auf, wiewohl mit männlicher Endung, s.
S. 415. — Hiemach it. atmanatOy camarlingatOy marchesato, siniscal'
catOj selbst Genovesato Gebiet von Genua. Sp. marquesado, reynado.
Pr. bamat (baronatus), renhat. Fr. marquisat (dagegen weibl. sene-
Chaussee), Dauphiniy altfr. regnU. Für atus in diesem Sinne braucht
664 Ableitang. Nomen. T: atus. itns. ntns. [IL .857. 368.
der Spanier lieber cusgo (S. 629), der Walache fe, niemals at: hanmiej
eanonicie^ episcopie, grofie,
ATUS, ITÜS, UTUS. 1. Besitzanzeigende Adj. in participialer
Form ans Sahst, entspringend: apiatus (beeppicht), barbatus, cardaius
(daraus abgekürzt sp. cuerdo\ aurituSj gcieritus, peUitus, astutus^ cor-
ntäuSy nasutus. Nachbildungen in Menge, das Suffix begrifflich meist
unserm -ig entsprechend. Bsp. der ersten Form: it. bandato gestreift,
brinato weissgrau {brina Reif ^, erbato grasicht, ficato mit Feigen ge-
füllt, gibbato buckelig, golpato brandig, ramato ästig, sensato ver-
ständig. Sp. bandado, demasiado übermässig (Adv. demas), gibado,
sensadOj taimado listig (ohne Sbst.). Pr. aurat luftig, feßcU gläubig,
senai klug. Fr. endiabU verteufelt, forcenS sinnlos, orange pomeran-
zenfarbig, perli beperlt, insensi unsinnig. Wal. bogat reich, bubai
grindig, btieat dicklippig etc. — Seltner sind die Beispiele der
zweiten Form. It. assilUto von einer Boemse gestochen (assülo)^ mch
lito kränklich, saporito schmackhaft. Sp. bellido schön (vom Adj.
bello, S. 455), dolorido traurig, garrido niedlich (arab.), vellido zottig;
fr. (dlouvi heiss|hungrig (vom Wolf befallen , it. allupato). — Um so
häufiger sind die der dritten, und zwar herrscht bei ihnen wie in
nasiUus (benast, grossnasig) der prägnante Sinn vor: it. camuto ist
= camostis, fr. lippu = labiosiis. Andre Beispiele. li barbuto^ ca-
mUo, ceffuto beschnauzt, chercuto geschoren {cherico\ corptäo, occhiuto
vieläugig, arecchiuto grossohrig; mit r nerbonUo, nocchiaruio, romuh
ruto\ mit verstärkendem accio camacdtUo, lingtutcctuto, Sp. barbudOj
cabelltfdo haar ich t, cabeziido dickköpfig, locudo thöricht Ganc. d. B.,
membrudo starkgliedrig, qjudo grossäugig, plomudo mit Blei geiUllt
Canc. d. B., sesudo weise; pg. &eiet«(2o dicklippig, ftreurtKio starkarmig.
Pr. brancut, coivut, cambut u. catnbarut langbeinig, cantU^ crenutj ge-
bend bucklig GO., golut^ griffut krallig. Ungut , membrtU. Fr. barbu
(daher barbue ein Fisch), chamu, chenu, chevelu, membru, tau hart-
köpfig; afr. noch häufiger: corporu u. corsu, durfeu elend, griffut
hierbu, ramu u. a. W^. [ut, unt] limbtU plauderhaft, Cfrunt (it. ea-
nuto, wie mfrunt von minutus).
2. Es gibt weibliche Sahst, dieser Bildung in grosser Zahl,
welche aber das Eigne haben, dass sie nur die Participialform der
1. Gonjug. nachahmen. Sie bezeichnen vornehmlich 1) eine Menge
oder Fülle, erheben sich aber zuweilen kaum über die Bedeutung
des Primitivs. It brigata Trupp, derrata allerlei Waaren, hmbata
Lendenseite, lunata mondförmiger Einschnitt. Sp. aeada Hacke {(iscia\
comada Gehörn, ätneroda Geldsumme, nuvada Gewölk; pg. cabrada
Ziegenherde, porcada Schweinherde, ratnada Gezweig. Pr. brivada
Ungestüm (6rtt<), caraunhada Menge Aas, denairada Lebensmittel. Fr.
brouSe Nebel, denree, fieUe Galle vrlt, guilee Regenschauer, nuie^
risSe Gelächter. — 2) Das vom Primitiv Umfasste. lt. boecata Mund
II. S68— 860.] Ableitung. Nomen. T: ins. bub. 666
voll, hraedata Ann voll, carräata Wagen voll, auch camerata Oesell-
sehaft (Stabengenossenschaft). Sp. bocada (alt), brcufoda^ cälderada
Kessel toU, dedada Finger voll, camaraday mesnada {meson). Pr.
earrdada^ mainada, ciada Topf voll; fr. borsee Börse toU, iaucMey
hrasseey charretee^ ehaudronnSe, poignie Faust voll. Wal. bucate. Daher
bezeichnet es anch einen Zeitraum, wie it. annata Jahres Frist, gior-
natOj inv€r\nata, mattinaia^ tnescUa, serata; sp. aOada, jornada^ vespe-
rada Rz. ; pr. jomada, matinada^ vesprtida; fr. annie^ tncUinie, soirie,
— 3) Das durch das Primitiv Gewirkte. So it. carb(maia Braten,
ragoMsata Bubenstreich; fr. araignie Spinnwebe. Daher besonders
die von einem Werkzeug ausgehende Wirkung: it. coUdlata Messer-
stich, stöccata Degenstoss; sp. comada Hömerstoss, ctichiUadaj espo-
lada Spomstich Bc; pr. balestada, colteilada; afr. arbcdestee; nfr.
dentee Hieb mit dem Zahn. Die kymrische Sprache braucht ihr
Suffix ät (flwtj aut) in glei<^her Bedeutung, s. Zeuss II, 809. — 4)
Umgekehrt kann es auch eine Wirkung auf das Primitiv ausdrticken;
so it. faeciaia Schlag ins Gesicht, guandata auf die Wange; pr. gau-
tada dass., colada auf den Hals; altfr. jottie, colee. — Anm. Selten
sind Masc. dieser Art (ohne zu Grunde liegendes rom. Verbum), zum
Theil substantivisch gebrauchte Adj.: it. costato Seite, nuvolato Ge-
wölke, pergolato Laube; sp. bocado Bissen, costado; pr. aura^ Luft;
fr. coti^ pommi Apfeltrank; wal. bubat Blatter. Dagegen gibt es nicht
wenige sp. und pg. Subst auf täo, die einen Schall anzeigen, aus Ver-
bis der 1. Conjug., wie sp. bratnido Gebrtlll {brafnar)^ graenido Ge-
krächze, ladrido Gebell, guexido Klage, ronquido Geröchel, rosnido
Geräusch beim Kauen, sanidOj cdarido Geschrei. Sie schliessen sich
sinnverwandten lat der 4. Decl., wie gannituSf hinnütis, rugüns, an.
TUS nebst SU8 an Subst., herstammend aus dem Part Prät.
Pass. 1) Masc, entsprechend lat. Neutr., wie fossatum, judiealum^
dictum, scriptum, pensum richten sich im allgemeinen nach dem Be-
griffe dieser Neutra, d. h. sie drtlcken passive Vergangenheit aus: it
pensato Gedanke (Gedachtes); sp. candado Vorhängeschloss (flir ca-
denado Gekettetes), ganado Herde (Erworbenes), hurado OfiFhung
(Durchbohrtes), pescado Fisch (Gefischtes); pr. vairat Makrele (Ge-
flecktes); fr. ptmrpaint Wamms (Gestepptes), tissu Gewebe (Gewebtes).
Zuweilen aber treten sie in active Gegenwart über: so ist pr. chausit
das Gewählte und die Handlung des Wählens, fr. couvert das Deckende,
wal. e^/ntat das Singen, c^at das Fahren, eosit das Mähen; doch
möchte in einigen Fällen auch Einfluss der lat. | Subst der 4. Decl. an-
zunehmen sein (latraius, mugitus, piscatus, wal. latrat, mugit). — 2)
Zahlreicher sind die Fem., und in ihnen müssen wir eine werthvoUe
Errungenschaft der jüngeren Sprachen anerkennen: das Latein besitzt
nur einzelne Spuren derselben, wie etwa strcUa (sc. via) oder fassa,
die nicht im Stande waren, als anreizende Beispiele voranzugehen.
666 Ableitung. Nomen. T: etum. [II. 860. 361.
Mehrere aus der lat. 3. CoDJug. richten sich dabei nach ihrer Urform,
80 it bibita (neben hevtda); fr. fitüe fttr fuie; it pirdüaj ^p.pSrdidcL,
fr. perte; it rendün, fr. rente\ vindüa, sp. venta^ fr. venie^. Die Ver-
balia dieser Gattung drücken, wenn Bie von Transitiven stammen,
theils passiven, theils activen Sinn ans , gehen aber auch, znnkal im
zweiten Falle, ans ihrer abstracten in concrete Bedentang über. Einige
Bsp. sind: sp. albergada Beherbergung, Herberge, it armata^ fr. armie
Heer (bewaffnetes Volk), it. cinta Gürtel (Gürtendes), fr. feinte Ver-
stellung (Erdichtetes), pr. fenida Ende (Geendetes), it geUäaj fr. gelie
Frost ((Gefrorenes), it in^arUaj fr. empreinte Gepräge (Geprägtes),
pr. moguda Erhebung (Bewegtes), fr. pcartie Theil ((jtotheiltes), it
risposta Antwort (Geantwortetes), sp. rociada Thau (Bethautes, Be-
thauung), it tinta Farbe, veduta Sehkraft. Intransitiven bleibt keine
andre Freiheit übrig, als aus der Vergangenheit in die (j^egenwart
zu treten: so it. andata das Gehen, caduta das Fallen, fuggüa das
Fliehen, sdLita das Steigen, volata das Fliegen; sp. enirada das Ein-
treten, ida Reise; pr. errada das Irren, jaujnda Freude; fr. issue das
Herausgehen, venire das Kommen; concret saUtat enirada der Ort des
Steigens, Eintretens, fr. allee der Ort des Wandeins. Das WaL nimmt
an dieser Bildung weiblicher Subst aus Part, wenig Theil ; Bsp. sind
iudecaif Urtheil (it giudicaio)j cUpüf Augenblick (Vb. clipl blinzeln).
Sonst entspricht ihnen das Masc, wie in cfoui Fall == it eadtda,
sffrüt Ende =: pr. fenida. ~ Einige mlat Bsp. sind: quarrada v. J.
629 I Mar. p. 97, parcUa (mansiones vdparatas) v. J. 632 Bräq. p. 145%
castata v. J. 704 ds. 367% casälata v. J. 731 Brun. p. 486, eircata für
visüatio V. J. 934 Mur. Ant III, 1051, ferUa Both. leg. (oft). — Den
Gebrauch des wal. Part Frät. als Subst erläutert Mussafia, Jahrb. X, 378.
ETUM ist coUectiv; die damit abgeleiteten Wörter zeigen den
Sammlungsort des Primitivs an: arboretumj connetum^ fructetum^ lau-
retuntj myrtetum^ ölivetumj pcdmetum, rosetum^ salieetum (spätlat ftür
8alicUm)y mnetum. In den westlichen Sprachen tritt diese Form
häufig ins Fem. über. Bsp. sind: it [eto] arboreto, mirtetOj oUveto^
pcdmeio, querceto, salceto; sp. [edo, eda] olivedo FJ., viüedOy arboleda,
saiceda-y weitere Masc. in den Gteschlechtsnamen Cafiedo^ Figueredo^
PinedOj Salcedo etc.; Tpg.arvaredo^vihhedo; pr. [eda] vermuthlich o2it;eda
u. a.; fr. [aie] cannaiCj saussate^ alt oUvaiej als Ortsn. Chätenay {eashme-
tufn)\ wal. [et] nucet, sflcet, spinet (-etum). — Analoge Bildungen mit
etum sind wenig zahlreich: andre Suffixe, wie arium, ofe, kamen an
dessen Stelle. Bsp. it cerreto (yoxh cerro)^ ginepreto {*juniperetum).
Sp. acd>edo (acefto), peüedo (ohne GoUectivbegriff = peikx), olmedo
1) Andre auf -nie ausgehende fr. Fem., wie feni€t pente, tentey ftmUj tonte,
stammen aus dem Thema des Verbums mit Verwandlung des d in t, nicht ans
dem Part. Prät., vgl. die pr. Schreibung tendüf fonda.
n. 861. 862.] Ableitung. Nomen. T: ita. t-at. 667
dmeda (*ulmetufn), alameda^ im CaDC. de B. -edo {dkmo\ auch scheinen
Geschlechtsnamen wie Cenedot CuHedOj MeaedOj QuevedOj Ueeda dieser
Herkunft Fg. figueiredo (= ficetum, von figfieirä)y penedOj rochedOj altpg.
kqi^edo {*lapidäf4m wie saxäum). Fr. aunei (^älnetufn)^ figareda GK).,
ülmeda ds. Fr. aunaie^ als Ortsn. Aunay, cerisaie (*cera$€him)j ehSnaie
(*quereineium fttr quereekim\ fütaie (*fu8tetum)\ aus Baumnamen der
Endung -i^ cAo^at^nerac«, oseraiejpommeraie\ af r. Masc. aunot, cAatimoi,
sMannoi Jonrd. de BI. v. 8700. Wal. hrfdet (brad Tanne), ffgä
{*fag€ium\ prunet (*prunehm). — Bsp. ans dem Mlatein sind: roboreki
V. J. 774 Lup. 530<>, fremedo v. J. 780 Ycp. III, n. 17, buxeta v. J. 878
Marc. p. 800, in aceveto y. J. 841 Esp. sagr. XL, 875, eastenatas (soll
heissen caskmetas) et nogaretas y. 876 Marc. p. 798, loco qui vocatur
^mareio y. J. 916 Esp. sagr. XIX, 854.
ITÄy ITES (gr. ivriq). 1) Fersönliche, wie eremitay Le\vüa und
yiele spätere, wie Carmelüa, Jesuiten, Mascavüa. Im It. ward eremiki
in der Form romüo ein Adj. zweier Endungen. Der Spanier sagt
Marabüo im Widerspruche mit IsmaelitSL. Der Proyenzale formte
den Völkemamen Arabü Ghx. III, 280 (Adj. cavai arahü M. 812, 7)
ans dem arab. aro&l, und ein Dichter nennt die andalusischen Mauren
ÄndoloBÜe IV, 85. Ein solcher Völkemame ist auch OiMrditsf V, 141.
Ein Appellatiy ist pg. eirita Einsiedler SRos. (y. ürus^ augog Grube).
— 2) Sächliche, wie haefnatites, margarüay it. matitay margarüa etc.
Hiemach marcassUa it. etc. ein Mineral (arab), fr. castanite^ cedrite
und andre Ausdrücke der Wissenschaft, wohl auch it. etc. calamüa
Magnetnadel.
T-AT (tos, taiis): boniias, civitas, libertas, vüüaSj voluntas. Häufig
im Späilatein: animälüas, identüas, limpiditaSj miserdbüitas, modicitaSy
päRidüaSj universaUiaSy veneräbilüas. Daher it. [ÜLy poet. täte, tade]
bontäy cütä, lüertä, vütäy volontä\ sp. [dad, tad] bondad, eif4dad, Über-
tad, volufUad; pg. [dade, tade] bandade, ddade^ liberiade, vontade;
pr. [tat] bofUcdy ciotaty libertaty rustaty viutat, v6l(mtat\ fr. [t6, früher
tet, teit] bimtij eitij libertS, volonU; wal. [täte] bunftcUe^ curiosUaUy
frftefnftate (fraiemüas), greutate (gravüas), pfg^nftate (paganitas).
Es sind Denominatiya abstracten Begriffes gleich den dtsch. mit heit
zsgs. und dieser Begel folgen die neu gebildeten. It. amistä {^ami"
citas) und negatiy nemistäy beltä, gitdivüä Fröhlichkeit, legcditä, mal-
vagüä Bosheit, sovranüä Oberhoheit. Sp. amistad (amieat Alx.), bd-
dadj eerianedady lealdadj maivestad yrlt., parquedad Sparsamkeit; pg.
amUsade, asnidade. Pr. amistaty beUat, certanedatj escarsedat Sparsam-
keit, jolivetat, maivestaty meiandat Hälfte. Fr. amüie, beauU, loiautSf
souverainete; afr. certaineti, escharsetSj forceinetet, jolivete, mälvaistiety
meineta (pr. meiandat). Wal. bogftate Reichthum, caducüatey hmftate
Hälfte, miielftate Elend, molftate^ puteinftaie Wenigkeit, rfwtate Bos-
heit. — Anm. 1) Es kommen einige Nominatiyformen yor, wie it.
666 Ableitung. Nomen. T: t-nt. atiiu. itis. [II. 362—864.
tempistaj fr. tempäe; it. podista neben potestä. — 2) Im Proy. wird
der lat. Bindevocal t, sofern er nieht ausfällt, durch e wiedergegeben
{fermäat, fai\8ekUj nescietai). Der Franzose schwankt in lat. Wörtern
zwischen t und e, gibt aber dem erstem, zumal an abgeleiteten Adj.
wie denen auf tlis, den Vorzug. Die Natur des yorhergehenden Con-
sonanten kommt dabei nicht in Anschlag. Beispiele : amabüUSj fad-
JUS, fertüüe, morkdüe, probcMüi; fideliti] activiti; cOßbrite, ciUrüSy
maturüSy nudiUj obscuriti, parüe , probüS, sincirüS, simplicUi, vartÜe^
verite, vivacUi] dagegen f ausseid, fermetS^ naiveti (neben nativite)^ pro-
priäS, pureie, süretS, vüetL Neu gebildete volksttblichere ziehen offen-
bar e vor: so andevmeti^ honniteti, legeretS^ netteti^ saletS, sauverai^
neti; dagegen frivolüiy legüimUS, nuUüSj priorüS, supSnariU, — 3)
Ableitungen aus t(U gehen so vor sich, dass die Endung at fttr nichts
gilt. Man vgl. lat. aetcU, pg. id-aso (nicht idad'aso)\ carüat^ it. eanb'
-evole (nicht carüai-evole); facultat, it facult-oso] majestcUj it. tnaesi'
-evöle^ -osOf sp. majest-uoso, -oso; verüat, it. verit-ierOy fr. vM^ijible\
volufdatj pr. volont-os (dem freilich lat. volutU-arius das Muster ge-
geben haben könnte). Doch gilt dies nicht ohne Ausnahme. Man
sagt it. auch carüai-evole und so carUat-ivOj dsgl. ciUad-ino, sp. ver-
dad-ero u. a. m.
T'UT {ttiSy tfäis): juvefUus, servitttSy virtus] it. [tu, poet tute]
giavefUü, servitü, virtü-, sp. [tud] juventudy servüad, viriud\ pg. [tude]
juventude, virtude; pr. [tut] javentuty vertui\ fr. [tu] vertu\ wal. [tute]
Vfriute, Nach servitus formte man it. schiavitüy sp. esclavitiAd\ übrigens
erstarrte diese Form.
ATIÜSy ITIU8, UTIU8. Über die Bertthrung der Suffixe -tius
und 'C€U8 im Rom. s. S. 633; doch gibt es fttr -tius noch' besondre
Formen. 1) Pcdatium, solaüum; it. [azzo, agio] pakufso paiagiOj so-
laeeo\ sp. [acio, az] palacio, solas; pr. [ais, atz] paHais, solate, 2) Ca-
püliiium, exitiumy hospüium, servitium\ it. [izio, igio] captüiHOy esisiOy
ospieiOy servisio servigio; sp. [icio] ospiciOy servicio; pr. [izi] ospurij
servufi, 3) Es gibt eine it. Endung ugio, welche nach den Lautge-
setzen auf utius oder tmiis zurückweist. Pertugio ist unfehlbar per-
tusiumy indugie ist induHaey tninuge mintUiae] ob in cenerugio-lo asch-
farbig, grattugia Beibeisen, tafferugia Bauferei tius oder sius anzu-
nehmen sei, bleibe dahin gestellt. |
ITIAx avaritiß, durüiay jtistitiay laeMia^ pigrüia, planÜia. Dieses
für Abstracta bestimmte Suffix tritt in doppelter Gestalt auf, in einer
der lat Form näher stehenden mit dem Bindevocal i und in einer
nationaleren, worin i nach allgemeiner Begel zu e wird ; letztere hat
daher in neuen Wörtern den Vorzug. Die obigen Bsp. lauten: it
[ezza^ izia, zuweilen igia. Tgl. -gione aus 'tianem] avareß/M avaristOy
dureemy giustessea gtustufia, läijriay pigreasa pigriziay pianeBea; sp.
[eza, icia] avariciaf dureeay justiciay leiiday pereea (jpegricia Alx.),
II. 864. 865.] Ableitung. Nomen. V: avus. ivus. 660
UancBa; pg. [eza, i^a, icia] avare£fa avaridaf dureea^justifüj pereBa\
pr. [eza, essa, icia zuweilen issa] avoureea avaricia, dureaa^ jasiida^
phmissa; fr. [esse, ice] avtmce^ justesse justice j paresse^ afr. planece;
wal. [eatz^ blandeatjff (blanditia\ moleatsf {moüüia). — Nene sind
zahlreich und entspringen regelrecht aus Adj. It. atterigia, aUe^ea,
amareaea, bdteaeoy contigia Schmuck {*comptitia)f cupideeea cupidigia^
destreeaüf fdlsesgaj francheeea franchigia^ grandeeea grandisfia gran-
digtüy largheeBaj lordufiay noveilufiaj riceheeea^ tenerezea. Sp. oUeBU^
amaräleaa^ anehesa^ apteea^ codicia^ deUcadeaa^ franquega, largueeoj
nobleßa, riquejsa; pg. escureaoj cobifa u. s. f. Pr. cJhejBa^ apteea^ av(h
lesfOy baudeeoy blaveea^ boneßa, breoeea^ cobesesaj fadeza, fälsesa, fron-
queea^ ladeza^ targueea^ leveaa, liureeay moUeBa (s. v. a. muUiiudo\
mentesGy noblestay plencBa, riquesfa, vdheea. Fr. [esse, ise] aUessef
bHisSy convaüise^ franehise, jeunesse^ largesse^ marchandise^ noblesse,
richesse, sieheresstj sottise^ tendresse, vieiUessey afr. cdfUise (it. contigia)^
eraintisej etemise, faintise, grandesce, manantise, vaniise Prahlerei FC.
Ily 219 (Vb. vanter). Wal. cdbeatefy bftr^neatef Alter, dütceatsfj frum-
seatgf Schönheit, tinereatzf Jagend, verdeatuf. — Anm. Auch die
Seitenform ities ward aufgenommen und selbst Neubildungen zu Grunde
gelegt: it [izie, selten] cälviifie, canieiey mottieie] sp. [ez, häufig, aber
fast veraltet] aUivea, amariUee, ardidejs^ avarientee^ delicadeBj dexades^
duresf ((jurtfie^), grandee, larguea, rigidem; pg. [ez, ice] cdtivea^ arides^
bebedice, candideß, doudice^ garridice, guapke^ languidesfy ledice (lae-
tUiä)j mudetfy planiee (planüies), velhice; \ im Franz. lässt sie sich von
Üia nicht unterscheiden; wal. [etz] plfieta (plan.)
V. — AVUS in oäavuSf it. ottavo, sp. octavOy oneavo etc., pr.
octaUj s. unten Numeralia. — Anm. Eine unlat sehr übliche Adjeo*
tivableitung aus Subst. und Zeitwörtern ist wal. AV: g^ngav stot-
ternd {gv^fi^ groBOO hässlich, lüao feucht, mfrcav matt, porav muthig,
trfndav träge (trfnd dicke Haut), scfrnav schmutzig (scfrnf), Micav
lispelnd (Micf Zauberin) ; auch an Subst., wie pristav Diener, kommt
sie vor. Sie ist, wie dies letztere Wort, ohne Zweifel slavisch, man
sehe Dobrowsky S. 322. Dasselbe gilt Tun dem minder verbreiteten
Suffix OF in cUav ganz, g^rbov krumm, libav Liebe, vgl. deshalb
Dobr. 322. 286.
TFUS. 1. Adj. captivusy fugüivus, nativuSy vacivus; spätlat. attrac-
timtSj eoetivusy compensativuSj complexivuSy cmcretwus^ descriptivuSj
nuju^inativuSy pressivus, spectivus] it [ivo, fo] cattivo, fuggiHvOy nativo
natio; sp. [ivo, lo] cauHvOf fugitivOj nativo^ vacio; pg. coHvo, fugidio
etc.; pr. [iu, Fem. iva] caitiuy cuchiu (coäivus), fuidiu, nadiu; fr. [if,
Fem. ive] chetif, fugitifj natif natf. - Der Nachbildungen sind viele,
die meisten im Franz.; sie entspringen theils aus Verben, theils aus
Subst und Adj. Einige Beisp.: It. atterUivo aufmerksam, giidivo
munter, pensivo nachdenklich, sensüivo empfindsam, restio stätig, so-
670 Ableitong. Nomen. LL: elluB. illös. [II. 865--3G7.
laiio sonnig, siantio moderig, tardivo 'langsam. Sp. (dtivo erhaben,
bcddio unfrachtbar, hravio unbändig, pensaiivo nachdenklich , sombrio
finster, tardio, altsp. radio verirrt Bc, FJ.; pg. baldio, gentio heidnisch,
macio geschmeidig. Pr. o^iti bereit, adomniu unterwtlrfig, aüHu be-
haglich, cdtiu, antiu schimpflich, asprieu rauh, auriu thöricht, carüatiu
mitleidig, cdiu verborgen, esforsiu kräftig, humiiiu demtlthig, juoaüu
httlfreich, joli (für jöUu, Fem. joliva), ombriu schattig, pensiu, talmtiu
sehnsüchtig, tardiu. Fr. apprehensif^ aUentif, crain^ furchtsam, dor-
mitif schläfrig, fautif fehlerhaft, hcUif frühzeitig, mcdadif kränklich,
massif gediegen, oisif mttssig, | pensify plaintif kläglich, retif^ tardif;
afr. zu merken antif (antiquus), tnendif u. mendiu Hav. 17 (fnendicus\
poesteif f tdlentif etc. Wal. [iu] alburiu weisslich (lat. albar)j betsiu
trunken, brodiu einfältig, e^Miu schwarzgelb, didctu sttsslich.
2. Substantivisch wird gebraucht gingiva, lixivüy salivaf donor
tivum u. a. Im Bom. gibt es neben lat. noch mehrere neue Bsp. So
it. bcdivo Landvogt, mativo Beweggrund, espressiva Ausdruck; dazu
Intensiva von Verbis mit syncopiertem v: brtduMo Gewimmel, cat-
pesiio Huf schlag, formicolio Gekribbel, gorgoglio Gtegurgel, lavario
Arbeit, leggio Pult, mormorio Gemurmel, polverio Gestäube (ohne Yb.),
susurrio Gesumse, teniennio Geklingel. Sp. baüiOj falsio Füllsel,
gefUio Trupp, motivOj poderio Macht, rocio Than, dädiva Geschenk
(mit versetztem Accent), visiva Sehkraft Pr. baäiu, caliu Brand,
canitiu Grafschaft, donoHuy estiu Sommer, parentiu Verwandtschaft,
auriva auria Thorheit. Fr. baüHf hailli, motifj invedwe^ tnissivey pre-
rogative.
8. Ableitungen mit noppelconsonans.
CCy zweifelhafte Doppelconsonanz, s. oc S. 631,
LL. - ELLUSy ILLUS. Dieses Suffix gewann als Verkleine-
rungsform, wie in agneUuSy adteUus, saccdlus, fabeUa, cerebdlumj hae-
diüußy lapiUus, furcülay pociUumy in den jungem Sprachen grosse
Verbreitung und verdrängte iäus aus den meisten Wörtern: marMuSy
nodtdus, ramtdaSj rotüla^ techdum, virgüla lauten z. B. altfr. mafid,
noidj ramdy rode^ ioüel, vergeh. Die Diminution erlosch indessen
unter den früher erwähnten Umständen meistentheils, und nur neu
hinzutretende Verkleinerungsformen vermögen sie wieder zu erwecken.
Bsp. 1. Subst. a) mit erloschener Diminution: it. [ello] agndh, andlo,
batteUo Fahrzeug, cappdlo Rnty cervdloy coUeUoj drappdlo Ftim^
frateüOy martdlOf spoHdlOy vitdlOy sordla. \ Sp. [elo, el, illo] capdo,
moddo Muster, batdy tropd Haufe, ciudadda Feste, antKo, caudälo
Häuptling, cuchiUo, fnairHUo, esporiülo, astüla. Pg. [elo, el, eo, ilho,
Fem. ela, Sa] capdOy martdo, modelOy anel, gemio {gemdlus)^ eaudäho,
cadda Hündin, astSay angtda (anguüla). Pr. [el, Fem. ella] and^ cer-
vdy drapd, veddy escudeila. Fr. [eau, kaum el, Fem. eile] atmeau,
n. 367. 868.} Ableitung. Nomen. LL: o-ellns. o-illus. 671
bäteau^ eerveau^ flambeau Fackel, gruau (flir grueau) Grtttze, passereau
Sperling, bordd^ eeudle, satUerelle Heuschrecke. Wal. [el, Fem. ea]
fuitd (fuOiculus), vetzd {viteUus), pimpinea. — b) Mit fühlbarer Di-
minution it.: ctöino ctöinellOj campana campanella] r eingemischt in 0S90
osseriüOj sandte sanettereUOy aequa acquerella, cosa caserella, gente gen-
terdla, faeca taeherella etc. Sp. aninud animaiülo^ asno asnülo, akoba
dcobillay abt^a abejüla, bota botülay fruta frtääla. Der Portugiese
braucht die Form in dieser Bedeutung nur höchst sparsam, wie etwa
in ühSo von üha, Pr. ram ramelj prat pradd, benda bendelj campana
eampanela, fabla fablely trossa trossel, aber nicht in allen ist eigent-
liche Diminution sicher. Fr. hrran larronneau, pre preau; besonders
für das Junge: eh^e ehevreaUf renard renardeau^ paon paonneau,
pigean pigeanneau, chene cheneauy orme armeau] mit eingeschaltetem
r lapin lapereaUj poete poitereau (= it poetasiro), yrlt bangue ban-
guereau^ parte portereau. Wal. fraie frftBd, nepai nepataely arai arfid,
parc puredy parumb porumbd, taur tfurely suflet mfletßd,^ furcf furcea,
[ile] raatf ratüf; mit r rfu rfureh
2. Adj. mit verkleinerndem ellus: misdlaSf navelltiSy pulchdluSy
tendius. Ihnen bleibt auch in rom. Ableitungen diminutiver Sinn:
it. catHva eattivdla] sp. agria agrülOj cerrada, cerradiUa; afr. fauve
fauvdj rauge raviel; wal. mprunt mpruntsfdj rumean rumend^ tinpr
tinfrdy ptäain putaind.
C-ELLU8, C-1LLU8. 1. Subst. penicUlus, auceUa auciUay peni-
ciUum. * Von dieser Diminutivform machte der Bömer wenig Gebrauch ;
dem Romanen empfahl sie sich, weil sie betont ist, und bttsste daher
ihre Bedeutung minder leicht ein; wie er ülus durch dlus ersetzte,
so nun auch ciüus durch cdltis, vgl. | carbunctdusy hontunctduSy leun-
cidiiSy pontictdus^ reticulum^ mtüierculay vallieüla mit sp. carbandüaj
hombrecälo, afr. leancel, poncdj nfr. reseau^ sp. mugerdMaj wal. vfUea.
Bsp. It. [cello gewöhnlich mit t als Bindevocal] fante fanticdlo^ letta
letticdhf arte ariicdlaj venia venticdh^ acqwi acquicellaj gratta grotti-
cdla, volle vaUicella, bancane bancanceUaj gratta gratticeUay cagione
cagumcdla; mit m dansdla^ mit sc ramascdla {ramu8culus)j mit g dck-
migdla; in lat. Urkunden corticdla HPM. I, n. 48 v. J. 893, monti-
eeUus Ughell. I, p. 892 v. J. 959; in den Gas. litt. campicdiuSj caüi-
cdluSj flumiceUum. Sp. [cillo meist mit e als Bindevocal] aire aire-
eiUay Aombre Aombreeilhf monte montecUlOy ave avecUla, muger muger-
eiUaj abejan abefancüla. Im Pg. ward zilho von zinho verschlungen,
man sagt z.B. hamenrnnha^ aoeeinhaj molhersinha. Pr. [cel] wenig
ttblich : javen javened und einige andre. Fr. [ceau, sseau] arbre arbris-
seau junger Baum, lian lianceau j. Löwe; afr. faan faoncdy pant
pancdj ram raincel^ val vaucd. Wal. [cel, Fem. cea], domn domni-
cdj fraie frfteicd^ pat pftucdj vintre vmtricdj daamnf damnicea, peatrf
petriceUj vcd vflcea\ daneben die irreguläre Form id^ geschwächt aus
672 Ableitung. Nomen. LL: nllns. RR: arr. orr. urr. [ü. 868. 369.
cd: blid büdüel, eal c^uid^ miel mieluid. — Nur in wenigen Fällen
wich die Diminution: it. augdlo uccdlo, doneeüo, vasceUo Ivcicuium)^
pulcella (puüus); pr. aued, doneely vaissel, piucda; dazu der fr. Vttl-
kemame Manceau (aus Maine).
2. Adj.: lat. rusticus rusticdlus; it. grande grandicdio^ forte far-
ticeüo; sp. ciego cieguecillo.
ULLUSj seltne Diminutivform, zn welcher homtdlus^ lemdUiSj
satuUus, wohl auch cultUhts und caeptdla gehören. Sie verlor sich
im Rom. nicht, erscheint hier aber zuweilen als Variante von dius.
Die Fälle sind etwa folgende. It. bartdlo Obsthändler (vgl. bar-oeeo
Wucher), eürtdlo Blödsinniger (vgl. citrolo Gurke), fancitdlo Kind
(auch faneeUo), maUendlo Narr (auch -dlo, von matte) j daneeruUa
i?osse (auch -dla^ von dancia) macUüla Hanf breche (vgl. ammaeeate
zerquetschen). Häufig im Sic, worin aber II als dd auftritt: ciaca
ciacudda Kiesel, petra pitruddaj peeeu \ pieetMa^ 0appa sc^ppuddoy
verkleinernd. Ausserhalb Italiens wird uü kaum vorkommen. Sp.
casuUa ist aus mlat. casula abgeändert. Im Wal. bemerkt man pftel,
Diminutiv von pat d. i. Bett.
RR. — ARR, ORR, URR. Diese Ableitungssuf&xe können
nicht aus der lat. Sprache geschöpft sein. Sie hat zwar sdburra, es
ist aber nicht glaublich, dass die ziemlich zahlreichen rom. Bildungen
auf urra oder orra in diesem einzelnen Worte ihren Grutid haben
sollten. Dagegen sind alle drei Formen (a ist Artikel) im Baskischen
sehr verbreitet: hiecarra Hügel, xbarra Thal, indarra stark, legcarru
Sand, ligarra Esche, Navarra Egn., quedarra Buss, leorra trocken,
makorra rauh, edurra Schnee, egurra Holz u. s. f., s. W. v. Humboldts
Untersuchungen S. 15, Adelungs Mithridates IV, 284. Da sich diese
Suffixe aber unter den rom. Sprachen fast ganz auf die sp. und pg.
beschränken, so dürfen wir iberisches Element darin vermuthen. Die
ausserhalb Spaniens vorkommenden Wörter der Endung rr sind ent-
weder von da eingeführt oder dieser Endung nur zufällig angebildet
ARR, zumTheil mit nachweislichem Primitiv: sp. hisarro präch-
tig, hoharr-on einfältig (Jböbo), panarra (masc.) Tölpel, Fresser; co-
charro Becher (cocAa), gu^arro Kiesel {gujjo)^ mocarro Tropfen (mo€o\
dgarra u. chicharra (aus cicada), dnUtarra kurzer Säbel, gamarra
Sprungriemen, putarra Schiefer, aamarra Bock; pg. z. B. chibarro
junger Bock (cAt&o), homemBarr-äo grosser Mensch {homem). Ge-
schlechtsnamen, wie OdlvarrOy PUarro, Lcusarra^ Mudarra, Segarroj
sind häufig. Neupr. (occit) poutarro dicke Lippe (pot)\, putarrau =
altpr. putandla. It. biaearro, ramarro Eidechse (mdarü. mar)^ tabarro
Mantel (fr. tabard), simarra.
ORR^ URR: sp. babasorro Schlingel, chaborra junges Mädchen,
picorro Reitknecht (piea) Canc. de B.; cacharro junges Thier {eacho)^
machorra unfruchtbares Schaf (mocAo), pUorra Schnepfe {pito)\ tüdeorro
n. 869—871.] Ableitung. Nomen. SS: issa. TT: att. ett. itt. ott. 673
Döifcben (cHdea)^ cimorro | Olockenthnrm , fiuuforra grosser Schlägel
{ma£a), camorra Zank, modarra Bet&nhnng^pacharra Trägheit (pachan)]
Adj. eojmrro verstockt; pg. unter andern pitorro Kreissei, gangorra
Art Schiffe (gango). It. haben diese Endungen z. B. camorro Bauer,
ea$mirra Hauskleid.
S8. — ISSAy zur Motion bestimmtes Suffix bei spätem Latei-
nern, wie in saeerdotissa y abhatissa^ diacanissa, aethiopissa, arabissay
poetissoy prqphetissa, mlat. mqjorissa L. Sal. u. s. w. ; es ist das griech.
laaa in ßaaihaoa. Bei den Neuem griff es weiter um sich und trat
auch an Thiemamen (s. S. 621). It. [essa] dio deessa (neben ded),
diavolo diavoiessay conte cantessay poeta poetessay signare signoressa
(f&r 8ignora)y ßone ßanessa und /f^onissa, bf4e buessa, leone leo-
nessoy pavone pavanessa. Sp. [esa, isa] dios deesa (fttr diosa), diahlo
diabUsa, duque daquesa, juglar juglaresß^ poeta poeiisa, principe prin-
eesüy profeta profetisa; pg. '[essa, eza, iza] abbadessay duquesay poetiea.
Pr. [essa] comte comtessay senhor senhoressa (seniorissa v. J. 810
HLang. I, 35^), amaire amaressGy chantaire chatUressay trachor iracho^
ressa. Fr. [esse] dieu dSesse, diable diablessey prince princessey dne
Anesse; afr. noch üblicher: barcUeressCy eharrderessey feUmessey jangle-
resssy servUeressSy tabUteresse, tenceressey troveresse, tuniberessey d. h.
von Masc. auf ere (lat. ator). Wal. [eas^, auch ise] impfrat impfrf-
ieasfy iupen iupeneas^y craiu craisey baron bar(m%s^. — Anm. Seltsam
ist das it dem Sinne der Motion ganz fremde essa bei sächlichen
Begriffen, wie brachesse Hosen, ßatessa Reihe (ßo)\ hauptsächlich
pejorativ, wie in ancoressa schlechter Anker, liuiessay madrigdlessay
Sonettessay pistolessa, wahrscheinlich weil bei manchen persönlichen
Begriffen das weibliche Wort einen geringeren Grad von Tüchtig-
keit ausdrückt als das männliche : so in dottcressay medichessay pitto-
ressay poetessa. \
TT, - ATTy ETTy ITTy OTT. Diese wichtige rom. nur dem
waL Gebiete mangelnde Ableitung ist unlat, ihr Ursprung dunkel.
Sie ist denominativ und zeugt auch Verba. Gewöhnlich dient sie
zur Verkleinerang. Einzelne Spuren im Mlatein bezeugen ihr hohes
Alter. L. Sal. emend. tit. 5: si quis capritum sive capram furatus
fuerit'y capritus ist = it. caprettOy sp. cabritOy pr. cäbrity fr. cabri und
hat in beiden letztem Sprachen sogar sein i gegen das herrschende
e behauptet. Eine fi^nkische Urkunde v. J. 542 hat birreto (al. birro)
auriculaH Bröq. p. 37^ it. berretta. Ein sp. Bischof um 589 hiess
LupatuSy welches nur das sp. lobatOy dem Sinne nach entsprechend
dem got. vfdßla, sein kann. Man liest in den Isidorischen Glossen:
püHudius qui pilotello ludity offenbar das sp. pet-ot-üla von peUota.
Einige spätere Bsp. sind noch: viUares duoSy unum Tuda et alium
Tudeta v. J. 806 HLang. I, p. 33^; in Morom seu in Morozeta v. J.
981 HPM. I, n. 151; BaleareSy quas nunc vulgo Majoretas et Mino-
Di«i roflua. OrAmm. IL 6. Anfl. 43
674 Ableitaog. Nomen. TT: att [II. 871. 872.
retas voeant 11. Jh. Esp. sagr. YII, 305. Nach diesen Beispielen wäre
die Grundform t^ nicht U; da aber die it und fr. Sprache, welche
das lat. t in Ableitungen nie verdoppeln, hier doch U eingeführt
hahen (denn das sp. oder pr. einfache t bedeutet hier wenig, weil
es vereinfacht sein kann), so muss dies als die eigentlich rom. Form
angenommen werden, die in der Kürze des vorhergehenden Vocals
ihren Grund hatte. Diese Kürze wird wenigstens fttr die Endung ü
aus ihrer Identität mit et bewiesen. Da nun die lat. Sprache diese
wortbildende Form nicht gewährt, denn an ntuSj Uus, ütus ist hier
sicher nicht zu erinnern, so muss ihr Ursprung in einer dem rom.
Gebiete vertrauten Sprache gesucht werden. Celtische Mundarten
haben zwar ähnliche Endungen, allein durchaus ohne den Begriff
unserer Ableitung. Ein ahd. verkleinerndes Suffix js (früher t) in
Eigennamen wie Chtumeo, Thiozo hat schon J. Grimm III, 703 damit
verglichen; ob beide identisch, bleibt zweifelhaft. Doch scheint die
Herleitung aus dem Dtsch. darin eine Stütze zu finden, dass auch die
beiden andern von da ins Rom. | eingedrungenen Ableitungsformen
ald und ard ursprünglich an Personennamen vorkamen und sodann
auf Appellativa übertragen wurden, ja selbst die dritte (fing) ist
dieser Anwendung nicht fremd. Endungen wie diese, welche die
Provinzialen täglich hörten und selbst im Munde ftihrten, konnten
allerdings zur Nachahmung reizen; vielleicht diente t auch im Rom.
anfangs nur zur Diminution der Eigennamen, wie es denn im Franz.
fast die einzige Verkleinerungsform für diese Wörter geblieben ist.
Selbst die Variation durch die Vocale a, e^ t, o käme, da die dtsch.
Diminution keinen Vocal vorschrieb, dieser Deutung zu Statten. Eine
andre Erklärung hat neuerlich Pott (Personennamen S. 189) gegeben,
aus den gleichfalls dtsch. Adjectivsuffixen aM, ikt^ cht (bei Grimm II,
379), die also dieselbe Variation zeigen wie die rom. Formen, und
in der That wird ht it. und fr. zu it, sp. und pr. zu t (S. 263). Die
Form also genügt; von Seiten des Begriffes freilich ist keine Über-
einstimmung, denn JU antwortet hier dem lat. osus: ahd. chrapfaht
{uncinostis) , steinolU (pefrostis), ags. thomiht (spinosus). Auffallen
müsste die frühe Benutzung dtsch. Adjectivsuf&xe zu Substantivbil-
dungen.
ATTj vornehmlich Herkunft in jedem Sinne des Wortes bezeich-
nend, wird seltener gebraucht: it. [atto] cicatto blinder Bettler (cieoo),
Ugatto Wurm (fttr bombigatto)j buraUo Mehlbeutel, Ubatto Lungen-
blättchen (lobo), scojcUt'Olo Eichhörnchen (sciurus), usatto Stiefel {uosa)y
eiabaUa alter Schuh, culaUa Kolben (ctiZo), pignatta Topf; Dim. iwmo
uom-icci'OttO'y insbesondere das Junge anzeigend: cerbio cerbiaUo^ lepre
lepratto, lupo lupatto^ crso orsatto. Sp. [ato, ate] avenate Hafertrank,
uvate Traubenmuss, harccUe Gabelholz; Dim. cervo cervaitOy chibo
chibaiOj Uebre lebnUOf Idbo hbato^ nwlo mtdato\ Adj. nuevo novaio.
n. 872— Ö74.] Ableitung. Nomen. TT: ett. ott. 675
Fr. [at] z. B. cerf cerviat, colom cohmbat, eorp corpcU-on, iranda irun-
datj leo leonaij lop lobat, mois maissat-ö G. Boss., passer passerat.
Fr. [at] goujat Trossbube, verrat Eber, fourcat (sp. harcate); Dim.
(yeraltet) aigle aiglat, hup louvat, vile vilate SB. 550^, jetzt vülette.
Andre fr., wie cedrat, mielat, opiat (it. cedraio, mdcUo^ oppiato, nicht
cedratto, melattOy oppiatto), sind participial. |
ETT (itt) dient allgemein zur Diminution, die aber in einzelnen
Wörtern erloschen ist. 1. Snbst It. [etto] animale animälettOf muro
nmretto, parola paroletta; ohne Dim. corpetto Leibchen, farsetto Wamms,
lucchetto Schloss, moschetto Flinte, sonetto Art Lieder, berretta Mütze.
Sp. [ito, eto, ete] lobo lobüo, perro perritOj mido muletOy arca argueta^
catnara camareta, älfange alfangete^ baue bailete; mit g aguijon agui-
jcndto, muger mugercita; ohne diminutiven Sinn atmete Helm, birrete^
copete Haarbüschel, mosquetej carreto Karren, coleto Koller, corbäa
Schiff (von carbita), trompeta. Pg. [ito, eto, ete] filha filhüa^ ehno
dmetej rapaz rapaeete^ graga graceta\ anete Bing, faceta Fläche. Fr.
[et] afar afaret, boc boquet, fMU naveta, iosa toseta ; nicht verkleinernd
vaslet Janker (von vassal), laueeta Lerche etc. Fr. [et] coq cochefj
cane canette^ potde patdette (alle für das Junge), sac sacket, maison
tnaisannette, afr. gerne mit d verbunden: enfant enfantdet, home home-
let, mors morcelet, nrf nacdet, sac saquelet u. a. ; movierend (S. 622)
Louis LauisettCj levrier levrette; ohne Diminution bouqud Büschel,
juiUet Juli, loquet Klinke, navd Bube, sommet Oipfel, vdlet Diener
(pr. vaslet), älouette (pr. latMetä), carvette^ beUtte Wiesel, navette Weber-
schiff. In einigen wenigen Fällen bemerkt man ett auch an Verbal-
stämmen, wenigstens fehlt das nominale Primitiv: so in foret (Vb.
forer), allumette (jülumer), mouchette (moucher), somette Posse.
2. Adj. mit ett sind gleichfalls diminutiv. It. agro agretto etwas
scharf, basso bassetto, sndh sneUetto. Sp. agrio agrete säuerlich,
amarülo amarüUtOy bueno bonito, mit g dego eieguecito; pg. bom bonito,
moUe mottete, Pr. avol aület, gent genta, ginhos ginkoset, las lasset,
md nudet. Fr. brun brunet, doux doucet, jeunejeunet, mou mottet, afr.
net nettdet, petit petüet, soef soavet und viele andre.
OTT drückt eine Abartung vom Primitiv, vorzüglich in Bück-
sicht auf Grosse und Tüchtigkeit, oder auch nur eine Angehörigkeit
aus; indessen stimmen die Sprachen in seiner Anwendung nicht
ttberein. Auf verwaiste Derivata (ohne Primitiv) lässt sich diese Be-
griffsbestimmung freilich nicht mehr anwenden. 1. Subst. | It [otto]
arlotto Schlemmer, gdleotto Galeerensclave (galea), bardotto Sattel-
pferd (barda), cappotto Begenmantel (cappa), fagotto Beisbüudel, gia-
vdotto Wurfspeer, margotta Ableger (mergus), pittotta Ball; augm.
braccio bracciotto starker Arm, vecchio vecddotto rüstiger Greis, borsa
borsatto ziemlich grosse Börse, easa casotta, landa lanciotta-, dimin.
pane pagnoUa, principe principotto, bambino bamberott-olo, nano nane-
674 Ableitung. Nomen. TT: att. '' ^^
retas vocant 11. Jh. Esp. sagr. VII, 305. Nach diesep / MoUo^
die Grundform t, nicht tt; da aber die it und f/ / ^^gdieb
das lat. t in Ableitungen nie verdoppeln, b''^^ ^ a Möve
haben (denn das sp. oder pr. einfache t he/// ^ ^^oUeroie,
es vereinfacht sein kann), so muss dies 9}/^/f ^ ^ hidcUgote
angenommen werden , die in der Kttr?^ /. V . flabot Fackel
ihren Grund hatte. Diese Kürze wir,; / •* '^ ttblieh; dim.
aus ihrer Identität mit et bewiesen ■// ' . .Fr. [ot] abri-
wortbildende Form nicht gewäh'' /, . *\- » caehot Kerker,
sicher nicht zu erinnern, so r ^ . / •' ^^^^9 jc^v^tj nntM
Gebiete vertrauten Sprache • r ' ; ote] capote Mantel,
haben zwar ähnliche En<^ • '^^^^^^"^ fi^e fieüroUe,
unserer Ableitung. Eip '' - Charles Charlot, Jacques
Eigennamen wie Chw • ^^öch für Margrot). Die VolkÄ-
verglichen; ob beid'. .besonders verbreiteten Form bezeugen
Herleitung aus d** -on wie Ahbot^ Amelotj Bachot^ Barot, Ber-
beiden andern oot, Chifflot^ CUequot, Cousinot^ Estiermot, Frerat,
aid und ard 0ot, Gtmt, JaiUot, Marlot, Mariot^ Marot, Meht,
auf Appell' ^/, Midotj Morisatj Mourot, Oudinot^ Palissot^ Perrot^
dieser A ./>2*^' Saintot, Souffot, VriUot.
Provir J^^ It. verkleinernd: hruno brunotto bräunlioh, duro duroUo
allc^ Ä^*^ g^ci^^ ff^^^^^o^f grosso grossotto, Sp. vergrössemd:
ar ^ fffondotej vUjo viyote. Fr. verkleinernd: heau beUot, brun
/^pieux vieiUca. \
4. Ableitungen mit mehrfacher Consonanc.
ON. — IGNUS: benignus, malignuSj larignus^ sälignus; it be-
^gfU>, maUgno; sp. benigne (benino vrlt.), maligno\ pr. benigne^ ma-
ligne] fr. binin, malin (Fem. -igne). — Die neuen Wörter halten sich
nn den lat. Begriff von Abkunft oder Ähnlichkeit, sind aber zum
Theil blosse Abänderungen von inus, das man in ineus (daher igno)
umgeprägt zu haben scheint. It. [igno] dpigno (lat. alpinus), asprigno
säuerlich, caprigno {eaprinus), ferrigno eisenartig, giaUigno gelblich,
lupigno {lupinus), rossigno röthlich, sterpigno dornicht, terrigno irden,
verdigno grünlich, volpigno (vtdpimis). Sp. [efio] agraeeHo von unreifen
Trauben {agrae\ aguileflo (aguüinus)^ dlcomoquefio von Kork, auch
lampi&o unbärtig? borriqueflo eselhaft, canamefio {*cannahignus\ Aola-
gueflo liebkosend, islefio eiländisch, pequeHo klein, aohareHo sehttchtem;
Völkernamen; brasüefiOf burguefio^ eube^^ estremeKOj madrüeSU>. Pg.
[enho] seltner: canhenho links, linkisch (canho)j ferrenho eisenfarb,
pequeno für pequenho. Prov. stellte sich ene dafür ein, s. unten inquus.
Subst. It. pätrigno Stiefvater, gramigno Art Oliven, maeigno
Bruchstein. Sp. armino Hermelin, barreflo irdnes Gefäss, espartefki
Binsenschnh, can^pifia grosses Feld, rapiUa (rajpina); pg. ajrinko Stein-
S76-377.] Ableitung. Nomen. LD: ald. NC (nq): inquus. 677
sonst tritt ifio aach yerkleinernd aaf : corpifio Leibchen, coriffa
eit, lauvaminha Schmeichelei.
^ - ALD. Dtsch. Eigennamen wie Ans-waldj Gritn-wäld zeigen
X* toäld (von wäUen), wofttr lat. odldtM {Ansoaldus, Grimoal-
**^ rd. So denn auch it. BerocHdOj Gesuaido. Abneigung vor
j^ vereinfachte nachher ocdd in ald (wie eomua^ iatualia
\^ \ und eine Menge rom. Geschlechtsnamen bewahren
^^ 'ttel theils an dtsch., theils an lat | Stämme ge-
' ^ Anscddo, Antcddo^ AUcddOy BaruffaldOy BonaldOj
'^^ \, -idldo, CrrimaldOf Maraldo, Monald-escOj Teäldo^
•^^ hole (bei Dino Compagni); sp. Lasaide, Be-
^« ^' ^idty Arfhaudj Ayrauld, BarrauUy BeUaud,
.ossaudj BrunauUt Clairaut^ Barndt, BandauU^
.i*iiy GarsauUy GouauU^ Gruinigaud, Guinatidy Hunauldf
., Hurtautj MachauU, Margaudj Mervaulf:, Michaultj Müfouldy
^tijuiaudy NadauU, Peyraudj PinauU, BegnauU^ BigauU^ Bohauldy Tri-
gaidi. Zu unüd gesellt sich schon im Altd. die Nebenform öld: Ge-
rold, Beinold = Gerwald, Beinwald (Grimm II, 333. 334); daher auch
it AiroldOj Castoldo, FaroldOj Gasöldo, Biboldo ; fr. Farold, MachatU,
S. Cloud (S, Clodoaldu8\ sämmtlich Personennamen. AppeUativa sind
im Dtsch. sehr selten (mhd. diebolt, roubolt), im Rom. erscheinen sie
häufiger und zwar gemeiniglich aus dtsch. Stoffen (Verben und Subst.)
und alsdann wohl auch von Deutschen selbst geformt. Sie bezeichnen
vornehmlich Personen, dann auch Thiere, und meist hängt ihnen eine
schlimme Bedeutung an; einige gestatten adj. Gebrauch. It. [aldo]
araldo Herold, monducddo Curator (ahd. fnuntwalt\ ribaldo Bösewicht,
spmaldo frecher Mensch, truffald-incrSchdik, briffalda Motze; coriäldo
Stampfschwanz, ruhalda Sturmhaube. Sp. vielleicht nur heraldo. Pr.
[ant] arautj harrufaut Höker, pipaut Pfeifer, ribaut, ricatä stolz; cra-
paut Kröte; dazu gambaut Schritt. Fr. [and, aut] badaud Maulaffe,
dabaud SJäffer, hSratU, nigaud albern, Hbaud, richaud; crapaud,
levraut junger Hase, paiaut junger Hund mit dicken Pfoten; afr. weit
mehr, wie brifaud Schlemmer, ehipaült zerlumpt, guinaud Narr, mar-
paud Schelm, mpaud (weise? Grimms Myth. I, 238).
NC (ng). — INQUUS in hnginquus^ propinquus. Diese Form
bedarf um deswillen unserer Rücksicht, weil im Pr. eine nicht ge-
ringe Zahl neuer Ableitungen sich äusserlich zu ihr bekennt: airenCj
Fem. airenca, stimmt genau zu probenCj probenca \ (propinq.), Sie
drttcken gewöhnlich den Stoff oder die Farbe aus und vertreten
recht eigentlich die Stelle des lat. eus, welches der Provenzale seiner
Mundart nicht wohl anzupassen verstand. Merkwürdig ist, dass sie
fast nur bei Prosaikern vorliegen, besonders im Elucidarins; Dichter
sagen lieber cPaur als aurienc oder als dure (-tts). Bsp. sind: 1) ans
Subst: aerenc oder airenc (aereus), albuginenc (albugineus)^ astene
678 Ableitnng. Nomen. ND: andus. endus. [11. 877. 876.
(hastilis) 60., aurienc (aureus) ds., cendenc {caertUeu3)y comenc {cor-
n€U8\ dofnanienc (dominictis) 60., ferrenc {ferreus)^ foguenc (igneus)^
laäenc (lacteus), monianhenc {numtanus)^ pinenc (pineus), verienc (vUreus)^
virginenc (virgineus). 2) Aas Adj. (verringerDd) aibenc ((Mineus),
blavenCf fälbenc, livenCy rogencj dazu unenc unenca yereinigt LRom.
(wohl nur zufällig mit altd. eininc zusammentreffend). 3) Snbst. dieser
Endung (auch bei Dichtern) sind: fadenc Thorheit, gonenc Wehklage,
palenc Umzäunung, playssadenc dass., pastenc Trift, vilhene Alter.
Im 6Boss. liest man ausberc doblenc (sonst doblier\ chaval braidene
(braicUu) und viele andre im Reim, s. p. 94. 25. 47 Hofm. Von -ignus
scheidet sich das gegenwärtige Suffix durch das im Fem. haftende
c, an dessen Stelle nh stehen mtlsste, sehr bestimmt; da es indessen
practisch mit jenem zusammentrifft {dlbenc = it. cdbigno, ferrenc =
ferrigno)y so wäre eine durch das regelrechte ne des Masc. (vgl. renc
▼on regnum) gewirkte Verhärtung des dem Fem. gebührenden nk
oder ng nicht grade unmöglich, aber nicht durch entsprechende Bsp.
erweislich. — Im Cat. dauert enc, Fem. enca^ buchstäblich fort, so in
agostenCj aguilenc (sp. aguilefk>), blavenc, estivene, famolenc (famelicu8\
vemenc, Sbst. älbenc Splint. Neuprov. darieiren spät, pennieiren früh,
Fem. -enco. Wald. IsreUtienc, aurienc, foguienc^ polprienc (purpuret4s),
spinienc (spineus), also überall ienc für encK \
ND.-- ANDUSy JENDÜS, Partie, den neuen Sprachen als Adj.
verblieben: it. adorando, ammirando etc. — In den rom. Subst. spie-
gelt sich der Begriff des Zweckes meist noch deutlich ab : it bevanda
Trank (was getrunken werden soll), chiudenda Verschluss, faceenda
Angelegenheit, giränd-ola Feuerrad, lavanda Wäsche (vgl. lat lavand"
-ria für lavacrum), leggenda Legende, offerenda Opfer, prebenda
Pfründe, vivanda Lebensmittel (zum Leben bestimmt); bevanda und
vivanda danken ihr a fr. Einfluss. Sp. bebienda, hacienda {= it./acc.),
lavand-ero, leyenda^ molienda Oetreide zum Mahlen, ofrenda^ iremenda
Schrecken; pg. facenda, lenda, moenda, ofrenda. Pr. bevanda, faeenda,
liuranda Lieferung, prevenda, reeenda Abgabe {reddenda), ro0enda
Essbegierde (rodenda), vivanda. Fr. buvande vrlt., girande, jurande,
lavand-iere, Ugende^ offrande, probende, provende (providenda) , repri-
mande, viande. Wal. ddb^ndf Beute (debenda'i Antheil der einem ge-
bührt). Insbesondere bezeichnet dies Suffix ein Local, dessen Zweck
im Stamme ausgesprochen ist: it ßanda Ort zum Spinnen (daher
ßandaja, sp. hilandera, fr. ßandiere Spinnerin), locanda Zimmer zum
1) Es gibt noch eine freilich seltene Endung ANC, die in folgenden
Fallen ungefähr dem Suffix aater entspricht: it. lavanco wilde Ente, poRanea
junger Truthahn (poUo); sp. cjanco Cyolop (ojo), potranca Stutfüllen (potro)^
tabanco Fleischbude (für tablanco von tätla Fleischscharren?); neupr. favaneo
Art Bohnen {favo)-, cat. poüanea Schwarzpappel (popülus). Andre Bsp.: it ea-
Umca Bucht (edla), sp. harranca Schlucht.
IL 378—380.] Ableitung. Nomen. ND: undus. NG: ing. 1-ing. 679
Yenniethen; sp. vwienda Wohnung (zum Leben bestimmt); pr. mi-
rafkJa Warte; auch pr. ^aZAane^ter, iv, taillmidier scheint auf ein unvor-
handenes t(ühanda(OTi zum Schneiden) zurückzuweisen. — Einige bezog
man aus unlat. Verbis oder aus Subst: so it. etc. ghirlanda Kranz,
vicenda Wechsel, sp. baranda Geländer, faränd-tda fahrende Leute.
UNDUS in oriundtsSy jocundus, facundus^ fecundas^ secundus^
iracunduSj gattdebundus, gemibunduSyplarabundm; spätlat. conoftundu^,
cansoldbunduSj fumgabundus jvoll Rauch, gemebundus^ lapsabundus^
miat. cadabunduSy süibundus; it. [ondo] giocondOj iracondo etc.; sp.
[undo] facundOy fecundo; pr. [on] jaujnon (gaud,\ ploriunt s. 60.; fr.
[ond] vagabond. — Mit dem einfachen SufBx undtM gibt es einige
neue Bildungen. Sp. [ondo] hediondo stinkend {^foetebundus)^ \ sabiondo
überklug; dsgl. von Subst., eine Begierde ausdrückend cachonda^ to-
rionda, verriondo von der Brunst der Hündinnen, Kühe, Eber ge-
braucht; wohl auch nwrondo geschoren s. Et. Wb., vgl. noch lirondo
rein, orondo eitel. Pr. desiron sehnsüchtig (desirar), fadion getäuscht,
unbefriedigt (fadiar)j swsian gesättigt (sasiar), völon verlangend (das
sich fast nur mit dem Sbst. cor verbindet); fr. keine.
NG. — INGj L-ING, dtsch. Ableitung mit dem Begriflfe der
Abstammung oder Verwandtschaft haftet im Eom. noch in mehreren
ursprünglich dtsch. Wörtern: adaling^ pr. addenc; chamarlingy it. ca-
marlingOj sp. catnarlengo, afr. chambrelenc, nfr. chambdlan] Lodaring,
it. Loderingo Gschln., pr. LoairenCj fr. Lorrain; sturiling tiro, pr.
esturlenc 60. 4^; Vlaeming, it Fiammingo, sp.FlamencOj pr. FlaimenCy
fr. Flainand; vrisking Frischling, afr. fraissengtie; andere Appella-
tiva s. S. 26L — Auch mehrere neu geschaffene Wörter tragen diese
Form, Subst. und Adj. It. maggioringo der Vornehmere, minoringo
der Oeringere, cascdingo häuslich, guardingo vorsichtig, ramingo un-
stät, solingo einsam; 6e8chlechtsnamen: Ardingh-ello, FolengOj Mar-
tinengoy Pastrengo; Ortsnamen aus Urkunden: in vüla Gatingo et in
Oianingo et in Justingo HPMon. I, n. 69, MunesingOy Audolingo; Avch
ringo ds. n. 88, Tomengo ds. n. 128, fundo Bedingo 149, loco Cor-
padengo 151, fundo Scrieelengo 162, cum Salingo Ughell. III, 30 ^
Dahin sind wohl auch die mail. Adj. der Endung engh, Fem. enga
zu rechnen, wie brunengh bräunlich, invemengh winterlich, maggengh^
mareengh den ]M[ai oder W&xz betreffend. Sp. abadengo dem Abt ge-
hörig, frailengo mönchisch, realengo königlich, abolengo Abstammung
{abuelo)\ marengo Seegeruch; pg. ^oZaren^o Vassall (^olar 6rund und |
Boden), molherengo weibisch. Im Prov. ist ing von ine (s. S. 677)
schwer zu scheiden; indessen scheinen 6entilia wie Ba/usenc B. 53,
Mironenc 6A. v. 1221 das erstere Suffix zu führen. Altfr. Beisp.
sind reelenc (sp. real,\ nieytadenc ein Mass, Peyronnenc 6schln. und
1) £ine Menge solcher oberitalischer Ortsnamen hat neuerlich Steub ge-
sammelt in seiner Schrift Herbsttage in Tirol S. 142. 2ö8.
680 Ableitung. Nomen. NS: ensis. [U. 880. 881.
manche andre. It. soUngo passt ganz zn ahd. eininey maggiormgo and
minoringo zu edüinc und arminc. Am wenigsten Zweifel ist bei den
Geschlechtsnamen. — Es finden sich auch einige Fem. dieser Endung.
Altfr. costenge Aufwand, dsgl. laidenge Kränkung; pr. IcuMcngOj afr.
losengey it. lusinga Lobpreisung (von lau8)\ fr. vidange Ausleerung.
Das dtsch. Suffix ist indessen nicht sicher: laidenge z.B. könnte nach
hlastenge (blasphemia) gemodelt sein, wie auch die pr. Form laidmha
sich hlastenh zur Seite stellt. Fr. müange^ pr. mesdanha lässt sich wohl
besser aus miscdlanea deuten, da das pr. anh dem dtsch. ing widerstrebt
NS, — ENSIS Adj., Abstammung oder Aufenthalt bedeutend:
olgensiSj forensis^ luiensis^ nemorensis, hofiensis^poriuensis] atheniensis^
carthaginiensis^ narbanensis, rhodensis. Im Born, blieb diese Form in
Wirksamkeit, mehr jedoch zur Bildung von Yölkemamen als von
Appellativen. Dem Italiener ist ensis gemeinsamen Geschlechts, die
andern geben dem Fem. die übliche Endung. Bsp. meist neuer Pro-
ducte, worunter mehrere als Subst. gebrauchte: it. [ese] cotfese höflich,
pälese öffentlich, borgihese Bürger, forese Bauer, laudese Lobsftnger,
marchese Markgraf (Fem. esa)^ santese Küster, amese Rüstung, nung-
gese Brachfeld, mar ese Morast^ paese Land (*pagensis\ pavese Sahild;
ateniese, bavarese^ bolognesej cciabrese^ ferrarese^ francese^ inghse,
milanese, pugliese^ senese; ense in bremense^ comense, estense etc. Sp.
[es] cortes (gen. comm.), montes wild, burges, fnarques^ pages Bauer
(pagensis) Bz., paves, mit i päJiS] aragones, cardoveSj franceSj ingles^
leaneSj poriugues] ense in ateniense^ cartaginensej ostiense u. a. Pg.
[ez» iz] campones ländlich, burguea, pavee^ paia; avinhonejg^ dinamar-
quejs, esoocee^ francee^ inglejgj portuguez. \ Pr. [es] cortes^ leones
löwenartig GA. 2918, pales, borges, marqueSj pages] ameSy mares^
paeSy sirventes Lied; agades, aXbigeSj aragoneSj bederres^ campanes^
carcasseSy franceSy genoeSj perses IV, 132, polhes^ ties (theatisc.) Hier
kommen noch Abstracta hinzu, wie fades Albernheit, foles Thorheit,
nescies Unwissenheit, omenes Huldigung, vilanes Grobheit. Fr. [is,
ois, ais] marquiSy pays (alt i^ats); baurgeois, courtais, maiais schlau,
soumois tückisch, pulais verbuhlt Reu. I, 95, hamais (spr. Aamots),
pavois (pr. paves)\ albigeois, bavarois, carthaginois, danois^ gaulais^
ginoiSj hongroiSy modinoiSy suedois, afr. auch espanois, gresois» sarra-
cinais, tiois; anglais, bedarraiSj borddais, carcassais^ fran^ais^ lyofmais^
orUanais, portugais] alt- und neufr. Abstracta: clerquois gelehrte Sprache,
guingois Schiefheit, mo^tiot« Spötterei, pafoi« Mundart, i^iot« Gezwitscher.
Wal. angles, holandes etc. wahrscheinlich aus dem It — Anm. 1) In
einigen Fällen ist ensis an die Stelle von iscus getreten: so in fran-
cesej franceSy frangais oder in tieSy tiois^ wofUr das Mlatein nur fron-
dsctis, theotiscuSy nicht frandensis, oder gar theotensis zu bieten scheint.
Dass im fr. ois oder ais aber gleichflEills ens, nicht isc anzunehmen
sei, bezeugen die Fem. matoisej frangaise^ die im andern Falle, wenn
n. 381—888.] Ableitung. Nomen. NT: entns. l-entuB. m-entns. 681
man fratehe vergleieht, matökihej frangaUhe lauten mttssten. — 2) Pr.
es in Abstractis berührt sich mit esCy vgl. omnesc neben omenes^ vi-
lanesca neben vüanes^ anch sirventesc neben sirventes. — 3) Verschie-
dene Völkemamen dieses Suffixes, vorab die ans Städtenamen her-
geleiteten, lassen sich auch als Ländernamen gebrauchen, z. B. it.
ü Oenavese^ sp. d MüaneSj pr. h TorUmes^ fr. le Lyonnais. Das
Gleiche geschieht bei andern Suffixen.
NT. — ENTÜS in erueniuSj ailentus; it. sp. cruento, pr. cruent^
afr. cruente. Bildungen mit ent aus Subst. sind auf einigen Gebieten
ziemlich zahlreich und verdrängten zum Theil das lat. lenius aus
seinem Rechte. Die it. Schriftsprache macht keinen Gebrauch davon,
wohl aber einige Mundarten. Im Mail, ist diese Endung sehr häufig:
bauscmt geifernd, sbrcjent siedend, pendölent hangend, piansgiarent
weinend, rampinent hakenförmig, rusgenent rostig. In einem nörd-
lichen Theile der Lombardei hat sie superlativische Kraft und sagt
so viel als isstmo: bonento = buonissimo, s. Monti, Voc. com. s. v.
assinentOj Biondelli, Sagg. sui dial. gall. ital. p. 58. Sehr üblich ist
iento im Südwesten: avariento geizig, cdlenturiento fieberkrank, ccus-
carriento kothig, cenidento aschgrau, hambriento hungrig, sangriento
= sanguinolentus {sanguinentus Esp. sagr. XXXVIII, 278 v. J. 992),
sediento durstig [sederento Alx.); vrlt. carbonienio dunkel Alx. Bc,
ddoriento schmerzlich Alx., pohoriento = pülverulefUus ds., sudarierUo
schweissig ds.; pg. [ento] avarento geizig, bcyulhento MUig, barrento
lehmig, bciarento schimmlig, ehoguento schmutzig, famitUo hungrig,
fardento kleiig (fardo\ fastiento überdrüssig, ferrugento rostig, fedo-
rento stinkend, sanguento^ vidrenio gläsern. Pr. Fälle sind fernen^
Fem. -enta GO., saboren und einige andre.
L-ENTUS: faecidetUus, sanguinolefUuSj somnölentuSj vinolentisSy
violentus; meist auch rom., als it. sonnölenio, sp. fecülento, pr. sanglen
GRoss., vinolen, fr. [ent, ant] sanglant^ violent. Neuen Bildungen be-
gegnet man kaum : it. famulentOj pr. famolen, afr. famolent, dsgl. wal.
nach MuBsafia und Cihac flfmynd (= famelicus) ; it. pusszoknlOy afr.
puUenty auch pudlevd TGant. app. p. 5 (= putidus) ; sp. friolento (=
frig%dus)\ pr. sueolm {= suddus); Rückbildung würde lat. Wörter er-
geben wie putidölentuSy frigidol^ntus, sucidolentus.
M'ENTUM: älimentuiny ddectamentumy fragmerUumy frumentumy
manumefUumy ntttrimentum; daher it [mento] o^tmento etc. ; sp. [miento,
mento] dUmentOj ddeUamiento] pg. [mentoj/ra^m^ftto; pr. [men] fromen,
manumen; fr. [ment'} froment, manument] wal. [munt] acoperem^nt (coo-
perifitentum), iurftn^nt (juram.), legftny^nt (ligam.), pfmynt pavim,).
Im älteren Latein war -men üblicher, als -fnenitmi, letzteres aber
breitete sich immer mehr aus; in der letzten Zeit kamen Wörter auf
wie juramentum, regimerUumj und der Grammatiker Virgilius, der dem
6. Jh. angehören soll (Maji Auct. class. | t. V.), gebraucht cantamen-
682 Ableitung. Nomen. NT: «nt, ent. antia, entia. [ü. 383. 384.
tum, cogitammtum, dedinamentum, observamentum. Im Rom. ist diese
Form ein bedeutendeB Bildungsmittel; sie tritt an den Stanmi des
Yerbums mit Hülfe der Ableitangsvocale a oder i (fr. e, i) and drückt
gleich dem dtsch. -ung eine Handlung oder einen Zustand, selten
einen concreten Begriff aus. Einige Bsp. : It. andamento Gang, com-
biamento Änderung, ccminciamento Anfang, canoscimenio Kenntnis,
giudicamento Urtheil, guamimento Besetzung, parlamento Unterredung,
portamento Haltung, sentitnento Geftthl, tradimento Verrath, udimento
Gehör. Sp. abaxamiento Erniedrigung, andamientOy comeneamientOj
faUamiento Fund, parlamentOy seguimiento Nachfolge, sufrimiento Ge-
duld, unter welchen einige veraltete. Pr. abrivamen Ungestttm, aea-
bamen Vollendung, anamefij aueimen^ causimm Wahl, comensamenj
escamimen Verspottung, estamen Zustand, formimen Ausführung, gar-
nifnenj jtUjamen, venjamen Vergeltung. Fr. achevementy bcMemeni, com-
mencement, connaissementyjugementj parlementj sentimentf adoueissementy
bannissement u. dgl. Wal. apfrpnynt Schutz, cfgpnynü Fall, cresfnif$U
Glaube, Ifrgfinynt Weite.
ANTy ENT (Nom. anSy ens) Part, des Präs., als solches fast
überall erstorben, als Adj. noch fortlebend (it. sp. *nte, pr. an, en,
fr. ant und selbst and) ; nur im Wal. scheint ferbinU (fervena) anch
in letzterer Eigenschaft das einzige Beispiel. In einigen trennt sich
das Adj. auch formell vom Part., vgl. fr. Adj. puissanty savanty vaü-
lafUy Part, pouvanty sachant, vaiatU. Für einige der folgenden Bei-
spiele lässt sich kein Verbum nachweisen. 1) Adj. und persönliche
Subst.: it. brigantey sp. berganUy fr. brigand Aufwiegler; pr. ferranj
altfr. ferrant weissgrau; it. frescante Frescomaler; fr. friand nasch-
haft; it. gcdantßy sp. galan, fr. galant artig; pr. guiren Bürge, fr. ga-
rant; pr. manen, afr. manant reich; it. sp. mercantey fr. marchand
Kaufmann; fr. mechant böse (afr. mes-cheatU von mes-cheoir übel aus-
schlagen); it i?eda«^c Schulfuchs; it. pejssente, pg. pedinie Bettler;
it. sergentCy sp. sargentOy pr. sirven, fr. sergent und servant {serviens);
fr. tenant Verfechter. 2) Sächliche und abstracto Subst: pr. bclban^
afr. I bobant Prunk; it. corrente, 43p. corriente Strom (Fem. sc. aqua);
it. crescefUCy sp. creciente Zunahme (Fem.); pr. crebantSiOBs; pr. eissen
Ausgang; pr. esden Wissen; pg. enchente hohe Fluth (Fem.); it. enn
trantey pr. entran Eingang; it. sp. levante, pr. levany fr. levant Osten
(wie lat. oriens) und so it. ponente, sp. pofUeniey pr. ponen Westen;
fr. mofUant Betrag; pr. parven (für paren) Meinung; it presentCy fr.
present Geschenk; it. sembiantey sp. sembUtntey pr. sefnblany fr. setn-
blant Ansehn; it. sargente Quelle (Fem. wie corrente); pr. talhan
Schneide; pr. trenchafiy fr. tranchant d^ss.; pr. trafen Werth; pr. vefjan
Grünendes (viridieans).
ANTIAy ENTIA in ignorantiOy obedientia vom Part Präs. Nach-
bildungen sind z. B. it. [anza, enza] accordanza Eintracht, amanea
IL 884. 886.] Ableitung. Nomeh. RD: ard. 683
Wunsch, benignanza Ottte (ohne Yerbam), eütadinafUfa Bürgerschaft
(cütadinare bevölkern), disianea Sehnsucht, doUama Besorgnis, er-
ransa Irrthum, fidanea Vertrauen, frcdellanea Brüderschaft (ohne Vb.),
lontananBa Feme, membranMa Andenken, pietatusa Mitleid (ohne Yb.),
^eranaa Hofhung, stanga Wohnung, vedovanea Wittwenstand, ven-
j^offi^a Rache ; aceoglienea AwfuahmQj cred^^ra Glaube, äo^Zt^tijera Schmerz,
temenjsa Furcht, vaiensa Werth, unter welchen mehrere veraltete. Die
aus dem Latein übernommenen haben gewöhnlich noch die Endung
ia neben a, z. B. ignoranaa -anina, clemenea -eneia. Sp. [anza, ancia,
enza, enzia] acordanea, bonanea Meeresstille (ohne Verb.), erranjsa^
esperansa, estancia, fianjfa, fragrandoj membranjsa, venganBa; creenciaj
doleneioy sahenea, temencia (mehrere veraltet). Pg. [an$a, en$a] e^pe-
rangaj venganga\ crenga, doenga. Pr. [ansa, ensa] acordansaf agra-
dansa Annehmlichkeit, amansa, erransa, esmanea Meinung, esperansa^
longansa Verzug, membransa^ molheransa Heirath; cälensa Anliegen,
coßensa Pein. Fr. [ance] esperancej manigance Kunstgriff (ohneVb.),
nuance Schattierung (ebenso), seance Sitzung; ausAdj. auf en< [ence]
adherencej permanenee^ urgence^ auch exigefwe. Wal. [intz^] auch aus
Verbis der 1. und 2. Conjug. aiuiorintzf Hülfe {aiutorä\ asfuintef
Eigenschaft, biruintzf Sieg, Cfdintaf Anstand (cfdeä), ^re^äin^^f Glaube
credea)y fiitUsf Wesen, prnntef \ Neigung, scutint/ßf Freiheit; zur Be-
glaubigung der Form dient bunfvoinizf {benevolentia), putintef (poten-
Ha), — Anm. Lat. vcientia gibt richtig it vciema etc., aber gegen
die Kegel zog man aus Valens eine zweite auf % betonte Form it. sp.
pr. vcientia^ welche sich eigentlich auf vciens als Adj. bezieht. So
entstand ans dem pr. Adj. manen (lat. manens) manevUiOy nicht ma-
nensa. Die Subst. it. agente und tnercante gaben femer agemia^
mercaneia.
BD. — ABDj vgl. Pott, Personenn. S. 203. Dieses vielge-
brauchte Suffix dankt dem dtsch. Adj. hart, got. hardus, seinen Ur-
sprang. Im Ahd. zeigt es sich an Eigennamen, wie Deganhart^
JSburhart, Meginkart Meinhart, Reginhart Beinhart, Perinhart, im Mhd.
und Ndl. auch an Appellativen gewöhnlich von schlimmer Bedeutung,
wie mhd. nemhart, nUhart, lüghart, ndl. galghaert, dronkard, dikkert,
doavert (Grimm II, 340, IH, 706. 707, Mhd. Wb. I, 637.) Im Rom.
haftet ard zuvörderst an Vornamen und an zahlreichen Geschlechts-
namen; nur von den letztern eine Reihe Bsp. It. Älardo, Bemardo,
Biscardo, Bqjardo, Bonardo, Gallardo, Chiicciardo, Gruizeardo, Mascardo.
Sp. Gruaxardo, Pichardo und wohl auch die mit arte wie Axarte,
Bayarte, Gruülarte, Huarte, Iriarte, Lasarte, Loarte, Posarte, Becarte,
Bicarte, Susarte, Ugarte. Fr. überaus häufig: AbeiUard, Agard, AI-
lardy Aymard, Baculard, Bagard, Bayard, Bejard, Bdard, Bemard
(pr. auch BemsA), Bochard, Bouchard, Briscard, Brossard, Buffard,
Chevillard, Crochard^ Denisardj £chard, Folard, Gambart, Oijfard,
684 Ableitung. Nomen. RN: erna. [11. 886—887.
Guiard, OueUardj OuiUardj Haehardj Haoardy Houard^ Isnardy lA-
ziard, Maülard, Mangeard, MeUartj Minard^ Ouvrardf Passart, PS-
rard, Piricard, Pinart^ Pinsart, Plumard, Paupard, Baffard, BotAard^
Boehechouart, Bansard, BouiUard, Sagard, Sicard, Tackard, TeiRard,
Thiard, Thoynard, Trussart, VaUart, Vdiard, VUiUart, Viseard, Vu-
yard. Sodann zeigt sich diese Form auch an vielen Appellativen,
männlichen wie weiblichen, welchen | theils Nomina theils Veirba zn
Grunde liegen. Diese bezeichnen 1) lebende Wesen und treten zum
Theil auch als Adj. auf; meistens drttcken sie, wie im Dentscheo,
eine ungtlnstige Bedeutung aus. It. [ardo] bastardo, beffardo Spott-
vogeli bugiardo bugiadro Lfigner, cadardo feige, falsardo F&lscher,
gagliardo munter, infingardo träge, leardo weiss, leggiadro (ftlr -ardo)
anmutbig, leccardo Lecker, linguardo plauderhaft, musardo Maulaffe,
testardo Starrkopf, vecchiardo böser Alter. Sp. [ardo, arde] bastardo,
begardo Ketzer, cobarde feig (-do Alx.), gälavardo fauler Schlingel,
gaUardo, mascarda Bremse. Pr. [art] auaart kttfan, bastari, eoart, fla-
vart gelblich GO., ganhart Plünderer ds., goliart Fresser (im pr.
Beimbuch etymologisch übersetzt ard-en^ in gnla), gualiart Ghx. IV,
300, leigart Liecker GG., moissart feig, musart, pifart Schlemmer,
trefart trügerisch, vühart Greis, tosarda Mädchen. Fr. [ard, art] sehr
zahlreich: bätard, bavard Schwätzer, bkfard blass, eriard Schreier,
couard, fuyard Flüchtling, grognard Murrkopf, gumdard, hagard störrig,
mignard Heb, pillard Plünderer, savoyard Yölkemame (wie engl, spa-
niard), vieittard] canard Ente (cane), ehevriUard junges Beb, jumart
fabelhaftes Lastthier, malart wilder Enterich, r^nard Fuchs; afr. baU-
lart Gähner, blanchard weiss, eomart Hahnrei, huard Schreier, mo-
flart Name des Geiers Ben., eoquard galant, liart (it. leardo) etc. —
2) Sachen: it. bigliardo Eugelspiel, moccyardo hämer Stoff, petardo
Thorbrecher, stendardo Fahne (Yb. stendere\ bonibarda ein Geschütz,
chiavarda grosser Nagel, mostarda Senf, naearda Fahrzeug. Sp. estan-
darte, petardo, vdarte feiner Stoff, bombarda, espingarda (jeschtttE.
Pr. estandart, lugart Morgenstern etc. Fr. biUard, boulevard (dtsch.
boUwerk), ftrancord Bahre, brassard Armschiene, brocard Brocat, cuis-
sard Beinhamisch, etendard, flambart Irrlicht, poignard Dolch, pStard,
moutarde; altfr. busart Fahrzeug, brocart Gefäss, fangart Morast,
guiard Schleier. Durch Umbiegung kommt es auch in Städtenamen
vor: Pommard (Poltnarcum), Couard{Cucubarrum), Mouchard (MoÜca-
lia), s. Quicherat Noms de lieu 18. 22. 26. j
BN. — EBNAi bastema, cavema, cistema, latema, lueenui,
taberna; spätlat. stäema, i4stema für sutrina, ustrina. Die ersteren
haben sich in den neuen Sprachen meist erhalten. Überdies gibt
es einige unlat. mit dieser Endung. Gremeinrom. ist casema Soldaten-
hütte, it. entstellt caserma (von casa). Speciell it gibema Patron-
tasche (in einigen Wbb.), sp. caiavema Schädel (caivaria). Die meisten
II. 887. 888.] Ableitang. Nomen. RN: amns. SC: asous. isoas. 685
FÜle zählt der Provenzale: bitema Cisterne LR., lobema Wolfisfell
das.; besonders fllr Naiarerscheiniuigen, wie bolema Nebel, buema
kalter Staubregen, gdlema Nordwestwind (sp. gälemo), suhema Strö-
mung; abzusondern ist eOema Spar, Weg, s. Et. Wb. II. c. Fr. ga-
leme^ luseme Art Klee, poieme Hinterthüre {postertda). — Hier möge
des Adj. modernus bei Priscian (vom Adv. modo) gedacht werden.
Nach qucäemus aber formte man it. sp. guitUemo.
URNUSin diurfim^ diuiumuSj noctumuSy tacitumus ist als Suffix
in einigen it. Wörtern nicht zu bezweifeln. Sie sind : musomo Maul-
affe (fftu^o), piomo regnerisch {piova\ styoma Kleidungsstück (^o).
Dieselbe Endung zeigt auch sp. piomo Ginster; bi4chomo ist von
vuUumus. Das von Späteren nach diumus geformte mensumus ist
nicht rom.
80. - ASCUS, ISCUS, USCÜS.
ASCUS. 1. Adj. dieser Endung sind selten: it. fuggiasco flüchtig,
dsgl. Gentilia wie bergamaseOj comascoy cremasco] sp. friasco ktthl
GVic. p. 66»; pg. ehavasco grob; afr. ferasehe wild. — 2) Subst.
minder selten: it. amarasco Weichselbaum, burrasca Sturmwind. Sp.
peSiaseo Fels, borrascQj earraaca Steineiche, chabasca Gerte, chama-
rasea Reisbttndel (baskisch?), hqjarasea dichtes Laub, n^vo^oa grosser
Schnee, verdasea vardasca dünne Gerte; pg. borrasca etc. Noch weit
häufiger begegnen Ortsnamen dieser Endung in Urkunden z. B. | Pe-
nianassca HPM. I, n. 70, BuvdiascOj Mercoriaseo n. 88, Farasco n.
145, terra Cardanasca das. — Die lat Sprache hat zwar ose in ver-
bascumy allein die rom. Form scheint eine blosse phonetische Steige-
rung von üc, daher sie meist zur Verstärkung des Stammbegriffes
dient In fuggiasco, bergamaseo, friasco aber ruht a auf dem gleichen
Vocal in fugsLXy bergomsLS^ friatieo.
ISCUS zeugt vorzugsweise Adj. meist aus Subst., seltner aus
Adj., und drttckt gewöhnlich, gleich dem dtsch. isch, Art, Ähnlichkeit
oder Herkunft aus. 1. It. [esco] angdesco englisch, bambinesco kin-
disch, cagnesco hündisch, eiecJiesco nach Art des Blinden, donnesco
weibisch, furbesco schelmisch, gentilesco artig, guerresco kriegerisch,
monkmesco bergmässig, mulesco nach Art des Maulthiers, manesco
handfest, pouseesco närrisch, pittoresco malerisch, grechesco auf griech.
Art, dantesco und bemeseo nach Dante's, Bemi*s Manier; francesco
französisch, tedesco deutsch, turcheseo türkisch; dsgl. [eresco] naveresco,
noesserescoy paglieresco, passBeresco, Sp. [isco, esco] arenisco sandig
(vgl. it. ren-i9cA-to Sandboden), bl^mquiseo weisslich, brivisco bibelfest,
bruxeseo hexenmässig, coibdUereseOy chaieseo platt, /raile^co mönchisch;
berberisco u. barbaresco aus der Berberei, levatUisco levantisch, mo-
risco maurisch, tudesco, turquesco; pg. ähnlich. Pr. [esc] bälaresc
tanzmässig, folesc thöricht, joglarese nach Spielmanns Art; espanesc,
framcesCf grestesc u. gremsy proenscdescy sarraainese (besonders von
686 Ableitung. Nomen. SC: uscn«. SM: ismas. ST: ast. [II. 888—390.
der Sprache gebraucht, vgl. cat. cafhcian^chy sarrdhinesck R. Munt
32. 36). Fr. harharesquey groUesque, tudesque sind dem It. nachge-
ahmt, afr. danesche^ francesche Ben., feleneske Alex.; im übrigen
schlägt sich iscus zu ensis. Wal. [esc, Fem. easc J sehr gebi^nchlich:
bfbesc altweibisch, hprhftesc männlich, domnesc herrschaftlich, cerese
himmlisch, omenesc menschlich, pfgynesc heidnisch, pfm^niesc irdisch,
ursesc den Bären betr.; Gentilia: latinese^ muscfcesc moscovitisch, ra-
mfnesc, Sfssesc sächsisch, turcesc, ungurese.
2. Snbst. It. fantesca Magd, bertesca Streitgerttst, eoUeUesea
Messerscheide, corsesca Pike, favolesca Mährchen, ventresca Banch.
Sp. aprisco Schafstall, parentesco Verwandtjschaft, pedrisco Steinhagel,
patesca Schiffsrolle, ventisca Stnrmwind. Pr. Abstracta: anmese Hal-
digung, parentesc (sp. -esco), privadesc Vertraulichkeit, ufanese nnd
-esca Übermuth, vilanesca Grobheit ; bertresca, verdesca Laube GK).
Altfr. hretesche, inaraisch-iere Morast. — Dem Griechen war hxog eine
Verkleinerungsform: so in a^qioQiaxogy nivayuaxogj aT€q>aviijxogy fia-
KioTitjf naidiüHTj^ der Römer braucht isc in einzelnen Wörtern, wie
ccdathiscus, lentiscusj libyscuSj mariscus^ syriscuSy scuirtscum n. a.
Besser stimmt zum rom. Suffix von Seiten jder Bedeutung, wie die
obigen Beispiele darthun, das dtsch, isch, ahd. isk. Da jenes indessen
bereits im Latein vorliegt und auch der Dacoromane, der sich kein
dtsch. Suffix aneignete, es besitzt, so dürfte sein Ursprung nicht im
Deutschen zu suchen sein; an seiner genaueren Bestimmung und
grösseren Verbreitung scheint aber diese Sprache allerdings Theil
gehabt zu haben und vielleicht ging diese Wirkung aus Italien nach
der Walachei über, wenn nicht vielmehr slav. -sk hier eingegriffen hat
USCU8 in fnolltiscus; dem vergleicht sich it. babbusco gross
und dick; sp. negrusco schwärzlich, pardusco graulich (pardo\ Sbst
borusca trocknes Blatt; pg. farrusca rostiger Degen.
SM. — ISMUS (ioiiiog) in archaismus rief zahlreiche Nach-
bildungen hervor, unter welchen die it. auf ismo oder esimo ausgehen:
fioreniinismOj gentilesiino] der Spanier gibt dieser Ableitung in mo"
risma weibliche Endung, männlich ist altsp. sofrismo fiLr sufrimienio
Tract. de la doctr. ; der Franzose behält sm unverändert bei, wie in
fanaHsme, germanisme, soUdsme^ nicht fanaUme etc.
ST. — ASTy in mehreren Bsp. vorliegend, ist kein rom. Ableitungs-
suffix, sondern eine zum Theil aus andern Suffixen willkttrlich ab-
geänderte Endung. So scheint sp. banasta, afr. banaste syncopiert
aus banastra von bannaj sp. canasta \ ist aus canistrum, guindctöie aus
fr. guindas, it brumasto aus brumesto (s. n.) geändert. Sp. boeasie,
ein bergmännisches Wort, könnte aus dem Deutsehen stammen (Poch-
kasten ftlr Pochwerk?). Sp. pg. (^odo^^e (Hintersteven) ist augenschein-
lich aus coda, die Endung freilich unklar, man erinnert an it «o-
dojggay denn auch coda ist kein eigentlich sp. Wort.
n. 890. 891.] Ableitung. Nomen. ST: estns. ista. aster. 687
E8TU8 in funestus, honestuSj modestus, niolestus; it. sp. pg. [esto]
funesto, molesto etc.; pr. [est, este] honest, molesie\ fr. [§te, este] fü-
neste, honnete, modeste; wäl. [est] honest, modest. Diese Endang, worin
t, nicht s, das eigentliche SufGx ist, reizte nicht zur Nachahmung.
Die einzigen Adj., welche sie tragen, sind it. foresto wild (vgl. fo-
resticus S. 627 nnd das Sbst. foresta Forst), rubesto schrecklich, afr.
rubeste; ein ableitendes i zeigt it. rovisto rüstig, frisch. Subst. gleich-
falls it. agresto saure Traube (== sp. agrcus\ brumesto u. brumasto
eine Sorte Tranben, mit u raverusto wilde Rebe; neap. rapestaRühe
(y. rapistrum?) Noch ärmer an Nachbildungen ist ESTRlSt welches
wohl nur in dem nach terrestris gemodelten altsp. afr. celestre^ it.
dlestro vorliegt.
ISTA handelnde Personen bezeichnend, aus dem gr. lari^g: bap-
tista, evangelistay psalmista, eine durch die Kirchenschriftsteller be-
günstigte, im Mittelalter noch mehr verbreitete Form. It. artista,
eambista, criminalista, giurisia, legista, papista, und von Egn. dantista
Anhänger Dante's n. a. Sp. agonista Sterbender, dlcoranista, artista,
bromista Wüstling, frcsquista Frescomaler, jurista, legista, papista,
gongorista Nachahmer Gongora's; pg. arbitristay camarista, feudista.
Pr. legista. Fr. artiste, calviniste, dentiste, joumaliste, gassendiste An-
hänger Gassendi's. Wal. ocuUstf u. dgl.
ASTER bezeichnet eine unvollkommene Annäherung an den
Stammbegriff, daher wirkt es gewöhnlich verschlimmernd, zuweilen
nur verkleinernd. 1. Subst. Lat. patr aster, ßiaster (beide auf In-
schriften), parasitaster, ftdviniaster Nachahmer von Fulvinius, ptdlastra
junge Henne, palliastrum schlechtes paJlium (ApuL), oleaster, pinaster,
mentastrum, salicastrum wilde Pflanzen. Rom. Fälle, meist neue Ge-
bilde: it [astro] /{^/tos^ro, ^arxrono^^ro dummer Bube, giovanastro Gelb-
schnabel, medicastro | Quacksalber, poetastro Dichterling; gattastr-one
alter Hahn; olivastro, vincastro G^Hq; ca^os^ro Steuerregister, falcastro
Hippe, püastro Pfeiler; dimin. poUastro junges Huhn, porcastro j.
Schwein (gleichbed. porcaster schon bei Aldhelmus). Sp. [astro, auch
astrej padrastro, madrastra (noverca ^nuxtrastra* in einem Reichenauer
Glossar), hijastro, hermanastro alle fttr Stiefverwandtschaft, medicastro,
soüastre schmutziger Mensch; olivastro] pilastra; augm. pollastro starkes
Huhn; dimin. cochastro Ferkel (fr. coche), camastro kleines Bett; pg.
[astro mit versetztem und ausgestossenem r asto] padrasto, madrasta,
medicastro; mentrasto. Pr. [astre] ßhastre, mairastra, coguastr-on
Küchenjunge. Alt- und neufr. [astre, ätre] parastre, marastre mardtre,
ßlastre, frerastre Schwager, clergastre schlechter cUrc, ecolätre Scho-
laster, gentülätre geringer Edelmann, muld^re Mulatte ; cadastre. Wal.
[astru] fy'astru, sehastru Einsiedler; iugastru Ahorn, sfcastru Heuhaufe.
2. Auch die mit aster abgeleiteten Adj. drücken Annäherung
oder Ähnlichkeit aus : so alicaster, reccivaster, fuivaster, laetaster, no-
688 Ableitung. Verbom. [IL 891. 382.
veUaster, surdaster, claudaster Glöss. gr. lat. 8. DC, mancaster 61.
paris. ed. Hild. Die meisten rom. Wörter dieser Art sind nea nnd
bewahren, sofern sie aus Adj. erwachsen, den alten Sinn. It hum-
Castro weisslich, und %onovastrOy rossastrOy sordastro^ verdastro; ohne
rom. Adj. scdmastro salzig (scdtnacidus). Der Südwesten scheint hier
keinen Gebrauch von diesem Suffix zu machen. Fr. heUätre^ Ucm-
ch&tre^ UeuMrCy bfwtätre, douceMre^ grisätrey verdäire etc.; ohne zu
Grunde liegendes Adj. verschlimmernd aeariäire störrig, opiniaire
hartnäckig; yrlt vümastre sehr schlecht
U. T e r b n m.
1. Die Yerbalableitung geschieht entweder durch eigne Suffixe,
wie in cavolü'are it aus cavaUOj oder durch Anfügung der Flexions-
buchstaben an das Thema irgend einer Wortclasse, wie in fruU-ixre
von fruttOj maggi-are von viaggio. Wir nennen jene die mittelbare,
diese die unmittelbare Ableitung. An beiden Vorgängen nimmt auch
die Stammsprache mit ihren ver|schiedenen Gonjugationsformen Theil^
wie in catU-iU-are^ pens-are^ dtb-ere^ stabä-ire. Im Rom. wird im all-
gemeinen nur noch die 1. und 4., hier die 3. genannt, zur Theilnahme
an der Ableitung zugelassen K
2. Die unmittelbare Yerbalableitung, denn von ihr handeln
wir zuerst, geschieht rom. aus Subst und Adj. zuweilen selbst aus
andern Wortclassen (it. intreare vom Zahlwort tres^ wal. cufti) vom
Pron. suus); die Zahl der auf diesem Wege gewonnenen Verba ist
noch weit beträchtlicher als der aus Yerbis unmittelbar abgeleiteten
Subst. In diese grosse Masse neuer Gebilde theilt sich also die ur-
sprüngliche 1. und 4. Conjug., ohne dass sich bei dieser Theilung
ein bestimmtes entweder den Buchstaben oder den Begriff betreffen-
des Princip erkennen liesse. Denn auf der einen Seite können Verba
der Ä- und /-Conjug. aus jedem Nomen, welcher Decl. dies auch an-
gehöre, entstehen, ohne sich durch dessen Endvocal in irgend einer
Art bestimmen zu lassen, wie it franco franeare^ grado gradirey fa-
vore favorirej fine finare; auf der andern ist auch die Beziehung des
Verbums nach aussen, seine transitive oder intransitive Natur, ohne
Belang, wogegen im Latein die 4. sich mehr zum Intransitiv
neigt als die 1. Als Bsp. diene it. (für -are) forgare transitiv, vaga-
bondare intrans., penare beides; (für -ire) cohrire trans., gramre
intrans., aridire beides. In dieser Willkür der Sprache in Rücksicht
1) Was die Genesis der verschiedenen rom. Verbalclftssen betrifft, so wäre
es ein nnfrnchtbares Ringen, überall von der Grundsprache ansgehn zu wollen.
Um ein Beispiel anzuführen, Verba, welche die lat Sprachforschung zu den ab-
geleiteten rechnet, können in der rom. Grammatik, die den sehr veränderten
Sprachsinn der neueren Völker nicht verläugnen darf, unbedenklich als primi-
tive aufgefasst werden.
n. 392-894.] Ableitung. Verbam. 689
auf die Wahl der Conjugationsform lässt sich indessen als Thatsache
nicht verkennen, dass es vorzugsweise die 1. ist, welcher die neuen
Schöpfungen zugetheilt wurden; sie hat fUr die Verbalbildungen un-
gefähr dieselbe Bedeutung wie die 1. und 2. Decl. fttr die Nominal-
bildung. Die Neigung, alle grammatischen Verhältnisse so viel wie
möglich zu vereinfachen, musste zuletzt einer bestimmten Form das
Übergewicht verschaffen. Die Anwendung | der 3. (rom.) verhält'
sich dagegen wie Ausnahme zur Regel ; doch sind einige Einschrän-
kungen anzumerken. 1) Die verschiedenen Sprachen sind in diesem
Puncto nicht genau eines und desselben Sinnes; die wal. zumal räumt
der 3. Conjug. grössere Bechte ein als die andern: Wörter z. B. wie
aUHj canpi^ cfruntjAy cortenij domniy dtdd, ferid^ gfibinl, limpejA, negrl,
plinij ruginl finden in den Schwestersprachen wenig Entsprechendes.
2) Ableitungen aus Adj. richten sich hin und wieder nach der 3., ohne
dass auch hier dem Begriff irgend ein Einfluss zuzuschreiben wäre:
so ist fr. franchir transitiv, tiedir intransitiv, jaunir beides. 3) In
der Zss. mit Partikeln, zumal mit ad und in, ist der 3. Conjug. ein
weit grösserer Spielraum gestattet, wovon im folgenden Abschnitt.
4) Was die auf dtsch. Verba gegründeten Nachbildungen betrifft, so
ist es thatsächlich, dass sie im ganzen der 1. Conjug. zufallen, dass
sich aber die mit i (j) abgeleiteten gewöhnlich zur 3. rom. schlagen,
mit welcher sie dieser Buchstabe zunächst in Verbindung brachte.
Bsp. dieser Art sind: ahd. frunyan, pr. fromir; vurban^ it. forbire\
got. Aai£;an, ix.hair; haut^any pr. atmir; hramjany pr. aromir; Ttausjany
causir\ fnarjsjan^fnarrir; maürihrjan, Kfr. tnordrir; B.hd.rdstjanj rostir;
got. satjanj saisir\ ahd. shxfjan, pr. escafir) sJcarjan, pr.escarir; ahd.
skirmjan, it. schermire; smalzjan^ it. smaUire\ stum^an, it. stonn%re\
toal/ijany gucdcire; got. vandjan, pr. guandir; ahd. wankjan, guanchir-y
got. vafjan, guarir-, ahd. werfjany ^ir.guerpir; woffjan, pr.gurpir und
nicht wenige andre. Diesen Bsp. widersprechen einige wenige, wie
got. raJcjan, it. recare; succhjan, toccare.
3. Bsp. unmittelbarer Verbalableitung 1) aus einfachem
Nomen, erstarrte oder nicht mehr fahlbare Ableitungssuffixe mitein-
geschlossen, a) ans Subst.: ariar, sp. arholar^ afr. arbrer\ Caput, it
capüare; camu, it. comare, pr. camar; fatum, it fatare, sp. pr. fadar,
afr. f6er; festum, it. festare, fr. feter; finiSy it. finare, sp. pr. finar\
folium, it. fogliare, pr. folkar, fr. feuiUer\ fructus, it. fruttare, sp. fru-
taty pr. fruchar; furca, it. frugare, sp. hur gar, Sifr. für gier; fustis, afr.
fuster\ pax, it. padare, afr. paiser-, plunibum, \ it piombare, sp. phmar,
fr. plomber; poena, it. penare, sp. pr. penar, fr. peiner; podium, it.
poggiare, pr. poiar^ afr. puier; pretium, it preeeare, sp. preciar, pr.
preear, fr. priser; scutum, it. scudare, sp. pr. escudar; spatha, pr. es-
padar; ventus, it. ventare, sp. pr. ventar, fr. venter. Zur 3. Conjug.:
captU, fr. chevir; didaaxaXog, wal. dfSCfll; favar, it. favorire; folium,
Dies roman, Oramm., II. 6. Aufl. n
690 Ableitung. Verbum. [H. 894. 895.
afr. feuUlir] umbray wal. umbri; vidua^ wal. vfäuvi. b) Ans Adj.:
extremuSy it. stremare^ pr. estremar^ francus^ it. fr(mcare\ gravis, it
gravare, sp. gravar^ pr. gravar u. greujar (mlat. graviare) ; 2üti|nc{ftö,
sp. /imptor; manot««, it. mancare etc.; minefviu^, it menomare^ pr.mer-
mar; moüiSj it. mollare, fr. iMoutZ/er; plenuSy sp. llenar; quietuSy it.
chetarej sp. gu^cfar; ^bi^ti^, pr. «op^ar; wal. tiior, tiiorä. Zur 3. be-
kennen sich unter andern: alitiSy it. altire] aridtis, it. aridire] dtdeis,
wal. dttZci; francus, tx.franchir; galbinuSy {r.jaunir, wal. jrfZ&ini; I»m-
pidiiSj wal. I?fitp6jeri; ^2enM5, wal. plim\ rigidus, fr. rotdir.
4. Zur Yerbalbildnng 2) aas abgeleitetem Nomen waren
dem Römer bei weitem nicht alle Formen geschickt; die Neueren
opferten die Einrichtung der alten Sprache ihrer Neigung, jedes be-
liebige Subst in ein Yerbum umzukleiden, unbekammert, ob die Deri-
yation hiermit alle Schranken der Wortbildung durchbrach. Compo-
Sita geben sich dieser Art der Ableitung noch leichter hin. So be-
gegnet man nun, in lat. Bückbildung, Verbis wie angustiare, vtaiicarej
büanciare, choleruceare, battudiarej mirabiliare, christianare, medidnare^
caponarCj occasionare, cansueludinarey extraneare, facturare, conirariare,
gulosarCy medietarcy solatiare, cupiditiare, nominativare, aucdlare^ va-
gabundarey Parlamentäre^ sententiare, von welchen einige allerdings
schon im Spätlatein vorkommen. Beispiele in rom. Form nach den
einzelnen Nominalableitungen geordnet. la: it. angosciarey graeiarCy
invidiarcy sp. congoxary envidioTy fr. enviery afr. gradery lat. fiduciare
bei Tertullian. Aticum: it. foraggiarCy oUraggiare, viaggiarey sp. td-
trcyar, viojary fr. fouragery menager y otäragery voyager, Acens: it.
abbonacciarey imbarcusnaref sp. enibaraeary fr. crevassery embarasser^ fa-
irasser, tracasser, Uceus: it. corruc\ciarey pr. corrossary fr. courraucer.
Eolus: it. frugnolarey afr. flageoter, wal. fedorl, Culus: it bataC"
chiarey gracchiare, travagliare, orecchiarey sp. irabajary fr. travaiUer.
Ela: it. cautelarey queretare etc. Alis: it. immortalarey sp. qjamalar,
igualary fr. Sgaler. Ilis : it. simigliarey soUigliarey vgl. kumiliare TertulL
B-ilis: it agevolarey piacevolare. Alia, Ilia: it battagliarCy veUova-
gliare, maravigliarey sp. amorta^OTy bataüary maraviUar, pr. faitü-
hoTy meravdhar,' fr. bataiüer vrlt, rimaülery merveülery vetitter. Anns:
it. hntanarey pr. crestianary fr. moyennery afr. vilaner. Inus, Tnus:
it buccinarey camminarey medicinarey mudinarey rovinare, vidnare (vi-
cinari Sidon.), sp. caminar etc., pr. docMnoTy trahinary plovinar GO.,
fr. assassinery badinery discipliner, wal. ffrinä. On: it bastonarey cap-
ponare, sp. baldonar, cantonary fr. bouchonnery chapannery cochonner.
Tion, sion: it eagionarey teneonare, sp. ocasionary questionoTy pr./ilis-
sonary ocaisanar, tensonary fr. fagonnery quesHonner. Udin: nur it ca-
stumarey sp. costumbrary fr. accoutumer. Igin: it. originarey sp. orj-
ginoTy vgl. TertuUians vertiginare. Ugin : it arrugginire, capprugginarCj
pr. eruginar, wal. ruginl, lat bei Tertullian ferruginans. Aneus: it.
II. 895. 896.] A1)leitaiig. Verbum. 691
siraniare^ sp. hcusaHar, pr. estranharj afr. estrangier. Ura: it. avven-
iurarCy ncdurare, sp. aventurar, mixturar, pr. faiturarj frachurar, wal.
imbucfiuriy vgl. feturcUas Tertull., mensurare Veget, iristurare Sidon.
Arias: it. contrariare, manierare, wal. vfCfA (von vfcariu). Osus: it.
vefUosare^ fr. jalouser^ afr. doloser^ goloser, wal. frumoieäy pr. or^oZ-
Ao^r. Tat gibt Factitiva, wie it. eopactVare fähig machen, facüitare^
feliciiarej difficdUarej tempestare Sturm machen, sp. agilüar (Sbst. aber
agilidad), capacUar^ dtficfdtar^ libertär^ posibäüar, tempestar etc., pr.
meitadar halbieren, fr. facüüer n. a. m.^ Tias: it soüassare, \ sp. so-
laeoTy altfr. soülacier. Itia: it. careeisare, giusttjenare, letieiarey sp. co-
dictar^ justiciary fr. caresser, justicier. Ivns: it. coltivare, motivare, pr.
ain'rar, ftacKvor, cälivar, nomnativar, afr. joliverj wal. miZoi^ivt, lat.
captivare Angustin. EUns, cellus: it. saUerdlare, uccellarej sp. ^ro-
peüar (von tropel), pr. CfüameUary cotelary mantdar GO., fr. agndery
aisder. Att: it. o&^ro^re, ctiZo^are. Ett, itt: it. ^ancA^are, ^t2e^
tarCy fr. cAevre^, I^tre^, 2ot«&6^6r, mugueter. Ott: it. caattottare, sp.
ftolofor, fr. garroter y räbotery saboter, Aid: fr. i^aueier, brifatiderj
nigauder, Undns: it. vagabondarey pr. res^ortondor. Mentnm: it. ali"
meniarey sp.jporlamen/ar, fr. compUmenter, Antia, entia: it. /i(2an£rare,
sp. esperansary reverenciary sentencioTy fr. fianeer. Ard: it. 5&ti(/tar-
dare, sp. acobardary fr. bavardery hagarder,
5. Zur mittelbaren Verbalableitung bediente sich der
Lateiner verschiedener Suffixe, welchen bestimmte Bedeutungen zu-
kamen. Dergleichen AbleitungssufGxe sind: icare in albieare] ulare
in puüulare (Diminutiva); turire, surire in empturircy esurire (Desi-
derativa); tare, sare (itare, sitare) in adjutare, pensare (Frequentativa);
illare in cantillare (Diminutiva); essere, issere in capesserey peiissere
(Meditativa); ascere, escere, iscere in amarascerey clarescerey ingemis-
cere (Inchoativa). Der Bomane hat diese Formen fast sämmtlich bei-
behalten; einige minder fibliche gab er auf. Von einem rom. essere
z. B. finden sich weder alte Bsp. noch Nachahmungen, wiewohl die
Form bequem zu behandeln war; Yon urire gibt es wenigstens keine
Nachbildungen. DafUr haben sich einige neue eingefunden, wie tiare
{siare)y aUare {ettarey ottare), s. unten. Die Bedeutung der verblie-
benen Formen ist minder bestimmt als im Latein *. |
1) Hierbei wäre das Bedenken, dass man lat. dehüitarey nobüüare etc. aus
dehüis, ncbüis, nicht aus debüitaSy nohüitas leitet. Dem scheint aber die rom.
Wortbildung zu widersprechen, da für dtffiooUare nur difficoltä als Etymon vor-
handen ist, nicht diffictd, welches Adj. keine der neueren Sprachen anerkennt.
Wo keine f actitive Bedeutung vorhanden ist, wie in gravitare, nimmt man besser
ein Verbalsuf&x an.
2) Verba, neben welchen Subst. gleichen Stammes und gleicher Ableitung
vorhanden sind, müssen nach allgemeinen Grundsätzen allerdings als aus letztem
deriviert betracJitet werden. Dass it. angosciare aus angosda floss, ist historisch
692 Ableitung. Verbum. •C: ioare. [II. 897. 398.
In dem folgenden Verzeichnis mittelbarer Verbalableitnngen
mögen auch die ans Supinen oder Part, unmittelbar hervorgehenden
(tare, sare^ -ntare) oder einfach durch i vermittelten {tiare^ siare)
eine Stelle finden.
1. Ableitung mit einfaeber Consonanz.
G. — IGAREj theils denominativ, die Äusserung oder Thätig-
keit des Primitivst ausdrückend, wie in albicare^ amaricare, nigHcare,
theils verbal und alsdann freqnentativ oder diminutiv, wie in feUi-
care, fodicare^ mordicare^ ^lendicare^ vellicare. Die rom. Behandlung
der Form ist eigenthümlich. Ausser der analogen mit c oder g gibt
es hier noch eine anomale, worin diese Gonsonanten durch j (it. gg)
vertreten werden, d. h. c fiel aus, und zur Beseitigung des Hiatus trat
j ein, aus icare ward iare^ ijare; an der mittlem Form hängt noch
der Südwesten. Gleicher Behandlung unterlag die uneigentliche (schon
in einem Nomen enthaltene) Ableitung mit io, wie in fabricare^ im-
pedicare^ judicare^ masticare {inaaza^), pacißcare, viüieare, vindicare.
Hieher nehmen wir auch die zahlreichen mit dem verbalen ficus (von
facere) zsgs. Factitiva, wie mortißcare, pacificare, sanctificarey im Spät-
latein noch bedeutend vermehrt (Jblandi'^ miri-, molli-^ ptdchri-, redi-^
speci-j suavi'j tristi-, veri-ficare u. s. w.). Rom. Beispiele: it. [icare,
eggiare] amaricare amareggiarey fabrkare^ vendicarej albeggiarey vü-
leggiare, verdeggiare, pacificare-, sp. [car, gar, ear, ejar] fc^nriear, ma-
sticoTj (übegar, amargar, holgar {follic), \ juzgar, vengar ^ verdear^ pa-
cificar\ pr. [egar, eiar (ejar), gar] fargar, empedegar^ jutgar (auch
-jar)y vengar {'jar\ verdeiar; fr. [eher, ger, oyer, ier] mächer, forger^
juger, venger^ verdoyer, pacifier; wal. [eci] amestecä, iudeca^ vindecä,
— Neue Bildungen 1) in ursprünglicher Form (ic, ig), worunter Fre-
quentativa und Diminutiva. It. zahlreich: affumicare räuchern, arpi-
erweislich; ebenso kann sich auch travagliare zu travagUo verhalten. Gibt aber
das Verbum eine anerkannte Yerbalableitung zu erkennen, so tritt, wenn die
entsprechende Ableitung auch an einem Nomen gleichen Stammes vorkommt,
leicht ein Zweifel ein, ob das Verbum ein Sprössling dieses letztem sei oder
nicht; zuweilen hilft der Begriff, aber unvollkommen. It. aaUerdlare (kleine
Sprünge machen) scheint von saltereUo (kl. Sprung) herzustammen; dagegen lar-
deUare (ein wenig bespicken) nicht von lardeUo (Speckschnitte), sondern beide
von lardo; ebenso zappettare (ein wenig behacken) nicht von eappeUa (kleine
Hacke), sondern beide von eappa, oder ersteres von zappare,
1) Über eine specifisch sp. Darstellung des ableitenden ficare, vermöge
welcher aus pacifieare apaeiguar, aus mortificare amortiguar etc. entsteht, s. Et
Wb. IL b. 8. V. aarUiguar.
IL 898. 899.] Ableititog. Verbrnn. C: icare. 693
eare klettern, biascicare schwer kauen, brancicare betasten, hulicare
sieden, eavdlcare reiten, dimemticare vergessen, fustigare prtlgeln, ge-
mkare seufzen, namcare (entstellt aus navigare), nevicare schneien,
rampicare klettern, rossicare röthlich sein, spilugeicare ausraufen, stua-
ekare stochern, trompicare oft straucheln, eoppicare hinken. Sp. apes-
gar beschweren {peso\ aungar vereinigen (* adunicare) Bc, cdbalgar^
f»Ku7rt«j^(ir frtth aufstehn {fiXimadurgar^ *matur%care\ o^o»*^ar bewilligen
(* aucioricare\ rascar kratzen {^rasicare)^ sahorgar schmackhaft machen
Bc., salgar salzen, volcar wälzen. Pr. amoUgar erweichen (pg. amol-
gar)y auregar durchlüften, autorgar, holegar ^ caussigar treten, cavalgar,
domesgar zähmen, fastigar ermttden (i^r fastid%ar\ flamegar flammen,
fustigar, motigar spotten, pasiorgar weiden, vomegar sich erbrechen.
Fr. ehcvaucher, fächer, Jancker {^expand%care\ narguer spotten (*f»ari-
care\ pencher (*p€ndicare\ afr. clinger u. dincher neigen i*clinicare\
enferger fesseln {*inferricare). Wal. [auch ga?] adurmeeä nachspüren
{urmf), ferecä beschlagen, fumegä rauchen, orbecä herumtappen (orb)^
sorbecä schlürfen. — 2) In eigenthümlich rom. Form sind die Nach-
bildungen, meist Neutra, überaus zahlreich. It. z. B. aleggiare flattern,
amareggiare bitter sein, arpeggiare Harfe spielen (daneben arpicare)^
biancheggiare weiss sein, corteggiare aufwarten, dardeggiare schiessen,
fiammeggiare flammen, folleggiare thöricht sein, guerreggiare kriegen,
lampeggiare leuchten, maneggiare handhaben, motteggiare spassen,
ombreggiare beschatten, pareggiare vergleichen, piatteggiare rechten,
signoreggiare herrschen, vaneg\giare irren, vdeggiare segeln, venteg-
giare wehen, vülaneggiare schmähen; imitativ donneggiare den Herrn
spielen, poeteggiare (= poetiseare)^ tiranneggiare (= tiranniezare).
Ältere Dichter haben sich auch der Form eare (iare) bemächtigt,
wie in foUeare, gaerriarej signoreare, vaneare s. PPS., Nann. Lett.
Sp. cXborear Tag werden, blanquear weissen, cortejar, doHearj fälsear
fälschen, juguetear spielen, guerrear^ laborear das Feld bestellen (mlat.
laboricare), manear, pleUear^ saborear (= saborgar), sefiorear, truha-
near Possen treiben, tacafiear Betrug treiben, vanear, velejar, ventear^
volatear flattern; altsp. war €Qar noch üblicher. Pg. branquejary cor-
tcjar, guerrear, manear manejarj senhorear etc. Pr. autreiar (neben
autorgar), blangueiar, cobeeeiar begehren, corteiar, domneiar, formt-
gueiar wimmeln, espesseiar zerstücken, guerreiar, merceiar danken,
ordeiar beschmutzen, plaideiar, sovendeiar oft wiederholen, tomeiar
turnieren. Fr. [ier, oyer] flarnboyer, manier, nettoyer, octroyer] alt
blanchoyer, champoyery donoyer, guerroyer gtierrier, indoier blau scheinen,
manoyer, ombroyer, plaidoyer, rimoyer, seigneurier, toumoyer, — Anm.
Aus der zweiten Form gewann man mittelst Vertauschung der Endung
eine Reihe von Subst. männlichen Geschlechts, wie it. corteggio, ma-
neggiOj motteggiOj pareggio\ sp. blanqueo, cort^o, manejo; pr. aurei
Lufthauch (Vb. fehlt), atärei^ corteij domnei, gäbei Spott (ohne Vb.),
694 Ableitung. Verbnm. L: ulare. o-ulare. [II. 399—401.
plaideij tomei; fr. octroiy iaumoij vrlt. gahoiy noUoi (vgl. pr. tuMeiar).
Einige dieser Endung, wie it. carreggio (lat. carrago)^ remeggio (remi^
gium), entstanden auf anderm Wege; areggio, dem das Verbum fehlt,
kann dem pr. aurei nachgebildet sein.
L. — ULABE: aemulari, cumularey modülarij postularey puthiarej
usttdare, theils denominativ theils verbal, wie die vorigen. Desselbeo
Ursprungs sind die rom. Verba dieser Endung; sie haben diminutive
oder frequentative Bedeutung, die auch in einigen lat. Fällen, nament-
lich in f4stülarej unverkennbar | ist (dtsch. -ebt, -em). It. Bsp. [olare]
brancolare tappen {branca), brontolare murmeln, brustolare sengen
(*peru8tulare\ cigolare knarren (venez. cigare\ crepolare hin und wieder
bersten (crepare), formicolante wimmelnd {forfnica\ frugolare durch-
stöbern (frugare)j gagnuolare winseln (gannire)j mescolare misehiare
mischen, piangolare wimmern, pigolare piepen (ftir piv.)^ sventolare
flattern. Viele, wie gocciolare^ scotolare^ sdrucciolaref striUare (fttr
stridolare)y tamholarej tremciare haben Nomina derselben Form neben
sich. Sp. [ular, olar] seltner: gamdar (zunächst v. Adj. garrvio)^
tremolar^ messclar. Fr. [1er] branler schütteln, brusler bruler (it &ntö^.),
founniller, mesler miler, traubler verwirren (zunächst von turbula\
trembler etc. Wal. [urä] scuturä schütteln (it. scot.\ trmmrä^ turburä
(fr. troübler\ Ventura (it. svmtol.)^ vgl. wegen der Form usturä von
f4stidare,
C- ULARE in fissictdare, missiculare wird in den neuen Sprachen
häufig, vornehmlich frequentativ und diminutiv gebraucht. 1} ACU-
LARE: it. [acchiare] bevacchiare oft und wenig trinken, faracchiare
durchlöchern, frugacchiare (= frugolare\ fuggiacchiare oft flüchten,
giuocacchiare oft ein wenig spielen, lavoracchiare ein wenig arbeiten,
rubacchiare nach und nach entwenden, scrivacchiare sudeln, tiraechiare
zerren. Dem Südwesten wohl fremd, aber fr. [ailler] criaiUer immer
schreien, quoaüler immer den Schweif bewegen, sonnaüler immer
schellen, tiraill€r{it,tiracek). — 2) ICULARE: it. [ecchiare, icchiare]
marsecehiare hier und da anbeissen, sonnecckiare schlummern, campo-
nicchiare ein wenig Schriftstellern, rosicchiare benagen etc. Pr. [ilhar]
etwa branquühar Zweige treiben (Sbst branqiMh), fresühar hin und
herhüpfen, esUndilhar ausdehnen. Fr. [iller] brandiUer schaukeln,
^arpitler ausstreuen, fauüler wühlen {*fodicular€), fretüler (pr. /re-
eühar)y grappiUer Nachlese kalten, pointiUer sticheln, satäiüer hüpfen,
semülafU zappelnd, tartüler winden, afr. gandüler ausweichen, petriUer
quälen. — 3) UCULARE: it. [ucchiare] a/fa^t<ccA»are bezaubern, ba-
ciucchiare oft küssen (Sbst. baciucclM)\ dahin auch iarbugliare und
borftogliare in den Bart reden. Sp. [ujar, uUar] barbuUar^ maitm^ar
u. "uUar nicht recht saugen, masct^ar nicht recht kauen, i Fr. [ouiller]
barbauüler besudeln, bredouiUer stammelUi ehatauiüer kitzeln, ga-
eauiUer rieseln.
IL 401. 402.] Ableitung. Verbum. T: tare (sare). tiare (siare). C95
T. — TAREy 8ÄRE in acfjutare, pensare. Das Frequentativ
empfahl sich den jttngern Sprachen durch seine klangvolle Form, und
sie gaben darum nicht wenige Primitiva zumal der 3. Gonjug. auf: von
adjuvarey canere, eogere, despicere, jac^re, quatere z. B. blieben fast
allgemein nur noch die Frequentativa im Gebrauche. Neu schuf
man unter andern atssarCj profedare, fressare, rrfusare, junetare, obli-
tarej eapergüarej canquistare, sarritarey tensarCj periusarey unctare, usarCy
advisare, d. h. it. asare, profittare, rifusare, giutitare, obbliare, conqui-
Stare j pertugiare, usare^ awisare^ sp. osar, fresar^ rehusoTj juntar,
cividary despertar, aquistar, untary usoTy avisar] pr. ansar, profeUoTy
rrfusary junchary oblidary espertary eissartar, tensoTy onehary usoTy avisary
fr. osety prcfiiery froissery refusery oubliery essarter^ t*sery aviscTy vrlt.
canquester^'tenciery oinier; im Wal. fehlen sie. Die primitive Bedeu-
tung blieb. Unlat. Yerba waren zu dieser Ableitung nicht geschickt.
— Diejenigen Frequentativa, welche nicht die Form des Supinums,
sondern einfach das Thema des Verbums bekennen, wie agüarey
c^^peUiiarey pcdpiiarey spätlat crocüarcy discUarCy docUtarCy mergitarey
fanden weit weniger Nachahmung als die andern. Aus taxare ward
taxUarey d. h. it tastare, altsp. tastary fr. täier (S. 20), aus vanare
vanüarcy it. vantare etc. (S. 21) abgeleitet. Andre gemeinrom. Bei-
spiele sind fcitare für fcdUtare von f allere , gravüare von gravare.
Aus seguire muss das it. seguitare herrühren, nicht aus dem Part.
seguUo, da man im Präs. siguüo spricht. Im Span, gibt es mehrere
auf üar ausgehende Verba: da dies aber auch dem it ettare ent-
spricht und letzteres Suffix beliebter ist, so wird es besser sein, sie
ihm zuzuführen. Ein pr. pigritar faullenzen (v. lat. pigrare) kennt
nur der Elucidarius. Völlig das Gepräge eines solchen Frequentativs
trägt das wal. cercetä untersuchen, von cercä.
TIARE, SIARE. Part. Prät., so wie einige Adj. | auf tus, gaben
durch Ableitung mit t eine Reihe von Verbis 1. Gonjug. mit transi-
tiver Bedeutung ; sie bilden eine Gattung von Frequentativen, welche
die lat Sprache nicht anerkennt: aus captus zog man sowohl captare
wie eapt-i-arey aus pensus sowohl pensare wie pens-i-are, Hieher ge-
hören folgende: von abaduSy it. avacciare-j acutus ^ it aguMare, sp.
agusar, fr. aiguiser] aUus, it. dlearey sp. cdsfary fr. hausser ; captuSy it
cacciarey sp. cosrar, fr. chasser] carptuSy afr. jarcery nfr. gercer? s. Et.
Wb.; camtuSy it coneiare] curiuSy it scorciarcy sp. escoraar etc.; deli-
catus, Bp. addgaaar; ductt4Sy it docciare\ frictuSy it frufjsare, &p.fresar;
minutusy it minuaearSy sp. menugary afr. menuiser; martus für fnar-
tuuSy it. ammorzare; pensus, it. pigiare\ petit fr., appetisser; plicitus
{plietus)y fr. plisser\ privatuSy fr. apprivaiser; guartuSy it squardare;
quietuSy pr. aquejuar, afr. caiser; di^ectuSy it dristearey sp. odereBory
fr. dresser-y de-spectusy afr. despider (pr. nur despeitar); striduSy
afr. estreeier-y suduSy it sucdare^ fr. sucer] trcustuSy it tracdare^
696 Ableitung. Verbum. Z: izare. LL: illare. TT: attare etiare. [U. 402^404.
sp. traear, fr. tracer; trihis, pr. trissar; pertusus^ it. pertugiare^
fr. percer.
Z. — IZARE. Dem griech. iteiv^ sofern es imitativ ist, wie in
iV.v^viteiv^ fitjöiX^iVj qnXmmCeiv , entspricht lat iss<»re in atticissare^
graecissarej patrissare. Spätere lat. Schriftsteller führten aber auch
griech. Verba der bemerkten Endung ein, wie acontüare, baptvsfore^
scandcduiare, oder formten welche darnach, wie audoriaarej judaiearej
latinisare, pscdmiaare. An dieses ieare knüpfen sich rom. Bsp. in
ziemlicher Menge, welche meistentheils in der litterärischen Zeit der
Sprache aufkamen. Die Formen sind: it. izzare, ezzare {patrisBore^
haUeMare), sp. pg. izar (batdigar), pr. izar (polverufar), fr. iser (bap-
tiser), wal. ezä {botem). Verba dieser Endung bezeichnen 1) eine
Thätigkeit in der Art des Primitivs (Imitativa): it. giudaieeare^ gre-
einjsare, moräluijgarej patritfzare, poetieaare den Juden machen u. s. w.
Sp. judaUfar, grecusary nwralisfar, poetiear. Pr. nicht iwäaiear, sondern
judaigar. Fr. fratemiser, judai\8er, moraliser, poäiser^ dsgl. tempariser
= it. temporeggiare. — 2) Die Übertragung des Primitivbegriffes auf
andere Gegenstände: it. latiniaeare lateinisch machen, volgarieeare
italienisch machen, autoriezare zum auetar machen, aromati0jsare wttrz-
haft machen (dQOfiaTi^eiv)^ fertüufeare fruchtbar machen, polvenezaire
zu Staub machen, soaviaeare sanft machen. Sp. latiniatxr, espoHolwar,
autoritär y esdaviaar, stdäiaar, etemisar, polvorinarj siMviear, pr. suau-
Bar, Fr. laiinisery franciser, aidoriser , ptdviriser. 3) Eine blosse
Wirkung des Primitiys nach aussen: it. tiranniBBare tyrannisch be-
handeln. Fr. tyrannisery favoriser = it. favoreggiare. — Die wal.
Sprache giebt das griech. i^eiv auch mit isi wieder: afurisi (afpogfCetv),
evanghdisl (evayyellCeiv); daneben besitzt sie eine Beihe ihr ganz
eigner gewöhnlich neutraler Verba auf ezä, wie bumbureBa lallen,
ctdeBa sich erdreisten, r^ncheBa wiehern (von rhonchissare?).
2. Ableitung mit Doppeleonsonanz.
LL. — ILLÄBE in cantülare^ conscribiUarej sorbtUare^ eine
Diminutivform, welche besonders im It. Nachahmung fand: balBeüare
httpfen (von balBare), canterdlare trällern (eantare), denteUare benagen
(dentello), lardellare leicht spicken (lardare), punBeUare tttpfeln, std-
teUare httpfen (sciltare), sarchiellare obenhin jäten (scu^chiare), strim-
pellare klimpern. Sp. z. B. denteUar, adenkUar. Fr. chanceler fallen
wollen (chance), chapeler hauen, grommeler murren, hareder zwacken,
vrlt. satäder,
TT. - ATTAEE, ETTÄRE, OTTAME.
ATTARE scheint als ächte Verbalableitung kaum vorzukommen.
Ein Bsp. ist it. sciaguattare abspttlen (sdacquare, *exaquare).
ETTABE gewöhnlich diminutiv: it. bombeUare nippen {bombare),
gambettare zappeln {gafnba\ lingueUaire stottern | (}ingua), scuiettare
II. 404. 406.] Ableitung. Verbum. TT: ottare. NT: antare, entare. 697
schwänzeln (etdo\ zcmpettare trippeln (aampare^ eappettare leicht be-
hacken {gappare). Sp. bälüar häufig blöken (von balar), esearvüar
häufig scharren {escarbar) Bc, pedüar oft bitten (pedir). Fr. becqueter
picken, chucheter zwitschern, eeharseter geringhaltig ausprägen, feuiUe-
ier blättern (Sbst. feuillet)^ marqueter sprenkeln, vrlt. gambeter zappeln.
OTTARE: it barbottare murmeln {barba\ cingottare stammeln.
Sp. barbotar. Pr. etwa rigatar kräuseln, sabotar schütteln, sargotar
kanderwälschen. Fr. [oter, otter] baisoter oft kttssen, buvoter nippen,
ehevroter zickeln, clignoter blinzeln, frisotter fein kräuseln, gobeloUer
zechen, grignoter benagen, trembloter schauem, vivoier kümmerlich
leben n. a. m., meist diminutiven Sinnes.
8« Ableitung mit mehrfacher Consonani.
NT. — ANTARE, ENTARE, Verbalableitung aus dem Part.
Präs. ist nicht lat : parentare z. B. ist vom Sbst. parens, und in prae-
sens, woraus praesentare, fühlte man, da es durch seine Bedeutung
von praeesse getrennt ist, mehr das Adj. als das Part. Der Romane
gewinnt hiermit meist aus Intransitiven Transitiva (Factitiva) der 1.
Conjug.: sedere sitzen, sedens sitzend, sedentare sitzend machen, setzen ;
doch wandte er dieses Bildungsmittel, wiewohl es ihm einen wesent-
lichen Vortheil versprach, nur auf wenige Verba an, ohne selbst
seine Grundbedeutung überall festzuhalten, da sich unter diesen Ab-
leitungen auch einige Intransitiva eingefunden haben. It. dolere
dokfOare klagen machen PPS. I, 271, addormire addormentare ein-
schläfern, {Isit) pavere pavefUare fürchten, piacere piacevUare liebkosen,
assedere ctösentare setzen; von participialen Adj. negligentare, roveniare.
Sp. ccier calentar wärmen, crecer erecentar mehren, hervir herventar
erhitzen, huyr dhuyentar in die Flucht schlagen, levar levantar heben,
mamar mamantar säugen Bc, (lat.) metuere amedrentar schrecken (r
eingeschaltet | wie in medroso), mollir mollentar erweichen, pacer[apa'
cerUar auf die Weide führen, aparecer aparentar scheinen machen,
zeigen, (lat.) ecgi)avere espantar erschrecken, quebrar qmbrantar brechen,
enriquecer enriquentar bereichern Canc. de B,, seer sentar setzen {tür
seentar). Pg. quentar (= sp. caJentar), acrecentar, affugentar, endih
rescer endurentar verhärten SRos. Pr. crebar crebantar bersten machen,
espaventar = sp. espantar, saber sabentar belehren. Altfr. crever cre-
vanier, croire creanter glauben machen, asseoir assenter, nfr. ^ou-
vanter, plaisanter. Wal. fearbe infierbfntä (sp. herventar). Nirgends
hat sich diese Ableitung so weit ausgebreitet als im Ghurw., wo sie
gleichfalls hauptsächlich factitiven Sinn ausdrückt, z. B. beiver bu-
vrantar tränken, fugir fugiantar (sp. ahuyentar), luar luantar schmel-
zen, mover moventar in Bewegung setzen, plidar plidentar anreden,
temer tementar schrecken, viver viventar ernähren. Dass einige Pri-
mitiva im Latein gesucht werden müssen und dass kaum ein fremdes
698 Ableitung. Yerbum. SC: asoere, esoere, isoere. [II. 405. 406.
Yerbam za dieser Ableitung gebraucht wurde, bezeugt das hohe
Alter derselben. Über einige zur 8. Conjug. gezogene Verba dieser
Art 8. Et. Wb. I, 8. V. sartire (1).
SC. - ÄSCERE, ESCERE, ISCEBE, Inohoativformen : tiwc-
terciscere^ irasei^ amarascere, dareseere, dulcescere, frigescere^ magreacere^
marcescere, nigrescerCj stupescere^ tepeseere, iremescere u. tremiscere,
ingemiseere. Überaus zahlreich sind die mit diesem Suffix versehenen
Verba im Spätlatein. Einige Bsp. : captUascere, ferascere^ granaseerey
pauperascere, eurvescere, divescere, eocstiUeseere^ föUescere, fruetescere,
grossescere^ loqueseere, morbescere, pahneseere^ planeseere, praveseere^
reticescerej rorescere, umbrescere. Ihre Behandlung bei den Neueren
ist verschieden. Im It. schwindet sc überall ausser im Präs., nur
neu angenommenen wie concupiscere, acquiescere^ mansuescere konnte es
nicht entzogen werden. Obige Bsp. aus dem classischen Latein lauten
nun it. amarire, chiarire, addolcire, afnmagrire, mareire, annerirey siu-
pire, Präs. amarisco n. s. f. Genau zum It. | stimmt das Wal.: amfri,
chifri, duMj negrl, Präs. amprese etc. Spanier und Portugiesen halten
sich dem Latein am nächsten: sp. darecer (früher dareseer geschr.),
magrecer, negrecer haben Präs. e^co, Impf, ecta, Perf. ed. Die pr.
Mundart zieht diese Verba, irdisser von irasd ausgenommen, zur 3.
Conjug.: amarjgirj darsfir, dausseeir^ magrejrir, marceeir^ negrejBtr^ te-
bmr\ hierdurch Hess sie sich verleiten, die Form sc im Präs. zu
geminieren, indem die Tonverschiebung in negreeir (statt negreisser)
die Bedeutung der Bildungssilbe ee {^= esc) verwischte, die daher
dem vom Inf. abgeleiteten Präs. von neuem angefUgt ward, und so
entstand negr-ea-ise buchstäblich = nigr-esc esco , Perf. negreHj Part
negresfit. Ebenso fr. Sdairär, noirdr, Präs. iclairds fttr iclairis;
andre, wie avüir (pr. avü-a-irj vüescere), radoudr^ verlassen diese
Form. Nach der 1. Conjug. richtet sich hier das später eingeführte
acquiescer. — Neue Bildungen sind ungemein zahlreich ; nur wird der
Bindevocal a dazu nicht benutzt. Im Osten haben fast sämmtliche
lat. Verba der 4. Conjug. die Inchoativform angenommen. Dazu eine
Menge unlat., von welchen Bsp. zu geben unnöthig scheint, vgl. S.
516 flf. Merkwürdig ist, dass im Wal. viele dieser Verba ein t* zwi-
schen Stamm und Ableitung schieben ohne irgend einen Einflüss auf
den Begrifif, vgl. Sbst. cearf, daher cer-ttesc, earbf erb-uesc^ glas glfs-
'UesCy leage legi-uesc^ mir mir-iMSC^ pace pfd-uesc^ pfcat pfCft-uese^ tip
irUip'UesCy viatßf vietz-uesc. Im Südwesten, wo ihre Vermischung mit
den Verbis der I-Conjug. nicht stattfindet, ist ihre Zahl weit geringer ;
Bsp. carecer, enflaquecer, agradecer^ amanecer, enmcdecer, merecer, cb-
scwrecer^ padecer^ parecer^ pereccTj empobrecer, env^ecetj verdecer. Im
Altspan, zeigen sich noch viele Fälle mit dem Inf. ir statt ecer; so
eii/?a^ir, gradir, padir, perir, Präs. enflaqueseOy also wie im It. Der
Nordwesten stimmt zwar darin zum Osten, dass er fast alle Verba
n. 406 — 406.] Ableitung. Yerbum. SC: ascere, escere, iscere. 699
arsprüDglich 4. Conjag. in gewissen Zeitformen mit der Ableitung isc
versieht, daneben aber formt er neue yollständige Inchoativa: pr. cde-
gresir, brunejnr, caneeir, eareir^ enfadeeir, fehleeir^ enfolesfir, afran-
quesir, frevolsirj mäleair, anobleinr, argolhesfir 00., paubreeirj empei-
rejnr, efUarqueair, velhejrir, \ reverdezir und zur 2. Conjug. eminSisser
LR. und parSisser. Dock bedient sich der Franzose dieser Ableitung
nur sehr sparsam, so in aeourciry Stricir {*stricte8cere)j enforcir (fort-
escere bei Gellius), obscurcir und nach der 2. paraitre; die andern
Yerba richten sich, wie im It., nach der gemischten 3. Conjug. brunirj
enehenr^ affaibUr^ enorgueUlir^ cUtendrir^ reverdir, envieülir u. a. —
Anm. Häufig verlieren die mit sc abgeleiteten Verba ihre inchoa-
tive Bedeutung: viele werden transitiv gebraucht, factitiv zumal die
aus Adj. abgeleiteten , wie sp. apetecer wünschen , hasiecer versorgen,
guamecer versehen, pr. atenreeir erweichen, avüeir erniedrigen, fr.
affaiblir schwächen. Besonders geschieht dies im It. und Wal. , wo
die Form freilich sehr gelitten hat, so dass von Verbis dieser Art
kaum noch die Rede sein kann. Ein lat. Factitiv ist Angustins inna-
teseere bekannt machen.
£s gibt noch mehrere Yerbalableitungen von geringerem Belange
oder nur in einzelnen Sprachen vorkommend. Drgl. sind: UCÄRE:
it. impacchiucare beschmutzen, sp. fnachucar zerstossen, sp. pr. besucar
oft kOssen, pg. batucar oft schlagen, neupr. brcumcä schüren. — ERI
wal. frequentativ: dftfri aussptllen (v. clfii), fugfri herumfliehen (fugt),
gustprl oft kosten {gustä) u. a. m. — USÄBE, USSARE: it. balbus-
sare stammeln; sp. encatUusar durch Gesang berücken, engaiusar an-
locken; afr. ehatUuser. — AZZARE it. meist diminutiven Sinnes:
ghigncuseare laut lachen, innamoraeeare etwas verliebt machen, sbe-
vaezare nippen, scorrazeare herumschwärmen, spamoBSfare verzetteln,
spdoBeare Wolle lesen, svolazearc flattern. Sp. esOraear ausdehnen.
Fr. croasser krächzen, frieasser eig. lecker zubereiten, revasser unruhig
träumen, rimasser vrlt für rimailler. — Dsgl. UZZABE: it. bdlbueeare
stammeln (Sbst. bäUnufie), gailujgjgare }Xihe\n, tagliuesare klein schneiden.
Sp. despdusar das Haar verwirren (Sbst. -ußo), relampaguear oft
blitzen {relampago), — ISCAR sp. in mordiscar oft ein wenig beissen,
pdliecar kneipen, pg. belliscar abzwicken (lat. vellere), petiscar leicht
berühren; dafür USCAR in chamuscar leicht anbrennen. ZNAR
sp. in grasnar (vrlt. gcumar) krächzen, | Uovienar (it piavigginare)
rieseln, moUusnar dass., despdujsnar (s. v. a. despeltufar), voenar schreien,
und wohl noch andre.
700 Zasammensetzting. [11. 408. 409.
Zweiter Absclmitt.
Zasammensetznng.
Wenn in der Ableitung der Begriff dareh angefttgte Buchstaben
oder Silben eine weitere Bestimmung erfährt, so geschieht dies in
der Zss. durch ganze Wörter. Diese Bestimmungswörter werden im
Lat. dem Worte, welches den Hanptbegriff enthält, vorangefttgt, wie
in con-socetj de-fenderey und zwar, wenn sie flectierbar sind, entweder
in ihrer absoluten Gestalt ohne Geschlechts- und Biegungszeichen,
wie in cor-doliumj fun-ambtdtts, oder mit dem Bindevocal t, selten
.einem andern, wie in paci-ficus, monä-vaguSy tnero-bibus. Dies ist
ächte oder eigentliche Zss. (Synthesis). Werden dagegen zwei syn-
tactisch zusammenhängende Wörter auch graphisch verbunden, wobei
das Bestimmungswort nachstehen kann, so ist dies unächte, uneigent-
liche Zss.; Beispiele derselben sind bene-dicerCj res-publicüj tUi-frui,
legis-lator, manumittere. Statt zweier Wörter können auch drei und
mehr in die Composition eintreten. Die von Zss. weiter abgeleiteten,
wie de-fensio von de-fendere^ bene-dictio von bene-dicere (Parasyntheta)
gehören zwar eigentlich unter den Gesichtspunct der Derivation; da
es aber nicht gleichgültig ist zu wissen, wie weit die Sprache auf
solche Ableitungen eingeht, so ist es rathsam, sie nicht gänzlich
auszuschliessen.
In den Tochtersprachen ist die Fähigkeit der Composition in
Kraft geblieben, und es treten sogar neue Gattungen ein. Indessen
ist diese Art der Wortbildung, nur so weit sie durch Partikeln ge-
schieht, von Bedeutung. Nomina und Yerba werden zwar gleich£ELlls
dazu verwandt, allein, vornehmlich zu ächter Composition, nur in
sehr geringem Masse; ja viele der in die Wörterbücher aufgenom-
menen Composita sind freie Bildungen der Ge|lehrten und Dichter
und durchaus nicht volksüblich. Im Wal. kann, einige Fälle abge-
rechnet, überhaupt nur noch mit Partikeln componiert werden. Bei
der Zss. mit flectierbaren Wörtern ist der Bindevocal i auch in neuen
Bildungen wenigstens des Ostens und Südwestens noch immer im
Gebrauche. Bsp.: zwischen Subst. und Subst. it capi-posto, sp^argm-
'tnesa; zwischen Subst. und Adj. it. bocchi-durOj sp. cäbezi-ancho;
zwischen Subst. und Verbum it. capi-tambolare, sp. tnani'6brar\ zwi-
schen Adj. und Subst. it. sp. novi-lunio; zwischen Adj. und Adj. it.
dolci-canorOj sp. cdti-boxo] zwischen Adj. und Verbum it. dolci-ficare^
sp. dulci'ficar. Im Nordwesten verflachte sich dies i in c, wie in
IT. 409. 410.] NominalEosammenBetzting. 701
cdgre-feuiüej aigre-daux^ oder gieng ganz yerloren; nur selten, be-
sonders in neu eingeführten Wörtern {armi-sticej eani-cide) behielt es
seine Gestalt. Im pr. auri-han^ auri-flor ist eher das Adj. auretss
(gesprochen auritui) als das Sbst. aurum anzunehmen, vgl. auria flor
und auriol {aureolus), beide mit i für e. Wesentlich jedoch ist der
Bindeyocal keineswegs; es kann ächte, fUhlbare Composition ohne
denselben bestehen, sei es nun, dass das erste Wort abgekürzt er-
scheint, wie im it. piant-animaie, sp. cabis-baxo, pg. pamp-olho^ oder
dass es seine volle Form bewahrt, wie im it. croce^a, eomo-moesoj
capO'levare, sp. cdbra-higo. Unächte Composition aber ist nun sehr
ttblich geworden. Gewöhnlich werden solche Gebilde nur graphisch
zusammengehalten (angeschoben, angerückt), wie it. harha-rossa^ fr.
chef'd' Oeuvre, allein häufig gewähren ihnen gewisse Formveränderungen
ein festeres Band und den Schein ächter Zss. Theils nämlich wird
der letzte Vocal des ersten Wortes elidiert: it. vin-agro, verd-azsfuro,
sp. oü-estruß^ ar-goUa, rie-ombre, pr. camb-aterratg, fr. lun-di; theils
der erste Consonant des zweiten Wortes verdoppelt: it. o-Uarda, sp.
banca-rrota^ pg. pinta-rroxo] theils endlich das erste Wort mehr oder
weniger umgebildet oder abgekürzt: it. ca-maglio {capo-), Mon-calvo
{Monte'), mar-ritta [fnan-), tre-fnuoto {ierre-), sp. bon^aron (buen-),
hi-ddlgo (hijo-), fr. conn-etcMe {conUe-), cham-part (champ-), col-porter
(cou-), pla-fond iplat-), prin-temps (pWm-), tre-fonds (tefre-). Eines
orthographischen | Zeichens für die Composition bedient sich in ge-
wissen Fällen nur der Franzose.
Man unterscheidet nach dem Bestimmungsworte Nominal-, Ver-
bal- und Partikelzusammensetzung. Dazu kommt als vierte Gattung
noch Wortbildung mit ganzen Phrasen.
L Nominalinsamineiisetinng.
Sie geschieht mit dem Subst. und Adj. (oder adjectivisch ge-
bildeten Zahlwort). Zu merken ist: 1) Das Geschlecht der daraus
hervorgehenden Subst. richtet sich theoretisch nach dem Worte, wel-
ches den Hauptbegrifif enthält; Masc. sind z. B. it. man-rovescio, sp.
av-estnuf, fr. dhef-Soeuvre. — 2) Geht der Hauptbegrifif voran, so kann
es geschehen, dass das folgende Subst in seiner Endung dem Genus
des ersten angepasst wird, wie im it. ca-^maglio (aus eapo und maglia),
eapel'Venere (capeüo dt Venere). Das Geschlechtszeichen wird gleich-
sam an das Ende der Bildung versetzt. — 3) Unter denselben Um-
ständen kann selbst das zweite, abhängige Subst. das G^nus an-
geben: it. eanna-mele männlich, sp. ar-golla {aro, göla) weiblich. —
4) Das natürliche Geschlecht geht dem grammatischen vor: it. il
buona-voglia der Freiwillige, sp. el pdlabri-muger der Weibsstimmige.
— 5) Was die Flexion betrifft, so ist im allgemeinen nur zu erin-
nern , dass ächte Gomposita ihren PL wie ein£Eiche Wörter, unächte
702 Nominalzusaminenseisang. [II. 410—412.
ihn dem Constructionsverhältnisse gemäss bilden, in dem sie sich
befinden, wie S. 440 schon bemerkt ward. Bei festerem Zusammen-
wachsen oder Undentlichkeit der Bestandtheile geschieht es jedoch,
dass auch solche Composita gleich einfachen Wörtern flectieren, vgl.
die PI. it. favo-meli, Buon-del'tncntiy sp. maestre-salaSj avu-tardas^ Ät-
'dcigoSy pg. tnor-cegos, fr. conn-Stables, nicht favi-melej Butmi-dd-manlej
maestreS'Saiaj aves-tarda^ his-dalgo (wohl aber hijos-ddlgo, worin die
Zss. fühlbar war, altpg. sogar einmal fühos-dälgos FMart. 593), mores-
-cegosj comteS'HabU, —■ 6) Wie im Latein können Subst. durch die
Zss. unmittelbar in ein adjectivisches Verhältnis treten: it. moUirfronie
wie atri'cohr, multi-modtis. — 7) Dass das | zweite Glied der Zss.
durch eine Ableitung erweitert werden kann, wovon es in einfacher
Stellung nichts weiss (it. pani-cuocohy venH-piovoh^ pr. prod'amia\
ist auch aus andern Sprachen bekannt.
1. ZasammensetEung mit SubstantiTen.
1. Subst. mit Subst. a) Das erste Wort drttckt die Beschaf-
fenheit des zweiten aus und lässt sich gewöhnlich mit einem Adj.
vertauschen: lat. arcu-ballista. It. aü-osso würfelförmiges Beinchen,
capi-posto Hauptposten, capo-cuoco Oberkoch, cassa-panca Kastenbank,
clavi'Cembaio Ciavier (Schlttsselcymbel), eroce-via Kreuzweg, ferro-via
Eisenbahn, maschi-femmina Mannweib, ptant-animale Thierpflanze. Sp.
arqui-mesa Ladentisch, arii-mafia Kunstgriff, carri-coche Wagenkutsche,
orO'pel Bauschgold (Goldhaut), vara-pcdo gertenartiger Stock. Pr. aur-
'pel, cap-casal Hauptmeierei. Fr. chef-lieu, ori-peau. — b) Das erste
Subst. steht in genitivischem Verhältnisse wie im lat car-dolium. It.
Un-seme Leinsamen, tnan-ravescio Handrilcken, mer-laeifo Stockfisch
{maris lucitis), noUe-tempo Nachtzeit, or-bacca Lorbeere (ftlr lor-),
ragna-tda Spinnwebe, ierre-nmoto Erdbeben, die Tagnamen lune-^
tnarti'f fnercole-, giove-y vener-di. Sp. eabra-higo wilder Feigenbaum
{capri'ficus)j casa-puerta Hausthttre, cem*ca&ra Rehgeiss, gaUi-puetUe
Steg (Hahnenbrtlcke), mam-o&ra Handwerk, ^rar^a-ro^a Hagerose; pg.
pamp'Clho Rebenknospe (ttiT pampan-). Fr. oampo-2i^ Feldbett, cor-
'dolor Herzweh, den-dolor Zahnweh, gal-cant Hahnenschrei, sanc-fotö
Blutvergiessung, terra-tremol Erdbeben. Fr. bcm-lieue Stadtgebiet
(Bannmeile), cham-part Garbenantheil (fttr champ-^ masc), ehien^deni
Hundszahn (masc), flam-berge Schwert (fttr flanc-b. Flankendeoker),
fourmi-lion Ameisenlöwe, mer-luche^ terre-noix Erdnuss, tre-fonds Grund
und Boden (terrae fundus), Itm-j mar-, mercre-^ jeu-^ vendre-di, Orts-
namen Äbbe-viUe^ Gcnne-lieu (Oodonis locus), afr. foi-fnenteur^ pan-
'Coussier etc. — c) Beide Subst. stehen auf gleicher Linie neben-
einander wie in usus-frudus. It. fior-cappuccio Rittersporn (auch bloss
capp.\ mel-aranda (auch bloss | aranda). Sp. c^oqueso Gericht aus
Knoblauch und Käse, av-estrue Vogel Straoss, cera-pea Salbe von
IL 412. 418.] Nommalzusunmensetsiing. 708
Wachs und Pech, coU-flar Blumenkohl, mur-topo (mus-taipä) Rz. Pr.
dombre-dieu Herrgott, ierra-maire Mutter Erde, vers-chanso gemischte
Liedergattung. Fr. athtruchey bette-rave rothe Rübe, chien-loup, chou-
"fleuTj hup-garou Werwolf, pierre-ponce Bimsstein, ver-coguin Reben-
wurm, Dam-picrre Ortsn. {Domnus Peirus). Wal. dumne-zeu (= pr.
dombred.). — d) Der Hauptbegriff steht voran, das zweite Subst.
folgt im Gen. It camna-mele Zuckerrohr, capel-venere Frauenhaar
{capälus veneria), conte-slabüe (comes stabtdi), favo-mde Honigwabe,
gaUo-zibetto Zibetkatze, madre-perla Perlenmutter, Monte-leone Ortsn.
Sp. aguamiel Meth (Honigwasser), ar-gotta Halseisen, bocamanga
ÄrmelOffnung, caüa-tnidf cond-estable, ferro-pea Fusseisen, madre-perla,
mayordomo Hausmeister, maestre-sala Speisemeister, Ortsn. Ciudad-
-rodrigo, Fuenti-duefia, Man-dragon, ViUa-diego. Pr. aiga-rosa Rosen-
wasser, ram-palm Palmsonntag (Palmzweig), vas-vasscr (vasstts vas-
8crum?)j dsgl. die Tagnamen di-lus, di-mars, di-mecres, dirjoua, dt-
"venreSj di-sapte. Fr. barbe-renard Pflanze, sang-dragon dsgl., eonn-
-etable, ßie-dieu Frohnleichnamsfest, hotd-dieu Krankenhaus, porc-ipic
Stachelschwein, Ortsn. Chante-merle {cantus merulae)^ Chakau-thierrg
(castr. Theodarici), ChateU-erault (c. Eraldi), FofUaine-bleau (fons
Bliaudi), MotU-martre, Mont-dauphin, Plaine-cerf, Bourg-la-raine {Bur-
gus reginae), Fontenay-le-comtey Nogent-le-roy, MotUier-la-cdle {nwna-
sterium ceUac\ Villencuve-la-Gutard ( Villanova Guiardi), wie man sagte
Joyouse la Karion d. i. eelle de Karion, af r. becq-oisel, cab-iscol (caput
scholae). — e) Beide Glieder durch Präp. verbunden, o) Durch de:
it briglichd-oro Goldzanm, fior-da-liso (fr. fleur de lis), spada-d-oro
Goldschwert, Gschln. Ben-de-deiy Bocca-di-ferro, Buon-ddfnonti, Fior-
di-bdlo. Sp. hyo'd'oigo u. M-d-algo Edelmann (Sohn von Etwas), hi-
de-perro, hi-de-pula, Val-de-peflas Ortsn. Fr. chef-d-oeuvre, corps-de-
hgiSy pied-de-veau; ohne Bindestrich geschriebene, wie cotte de maille,
fleur de lis, din c^oeil, dürfen freilich nicht mehr bieher gezählt
werden, ß) Durch ad. It. | Castdl-a-mare Ortsn. Sp. agu-a-manos
Waschwasser. Fr. tterbe-ä-robert , ßs-ä-putain; meist ohne Binde-
zeichen, wie pot ä fleurs, vers ä soie, y) Durch in: fr. arc-en-ciel,
croc-en-jambe, paüle-en-cu (masc), Arch-am-bray Ortsn. d) Durch ante:
sp. tramp-anl'ojo Blendwerk.
2. Subst. mit Adj. Das Subst. gibt die nähere Bestimmung
des Adj. wie im lat. cani-formiSj igni-comus. It ali-vehce flügel-
schnell, ambri-liquido flüssig wie Ambra, bocchi-duro hartmäulig, brigl-
'indorato zaumvergoldet, eodi-rosso Rothschwänzchen, eomo-moeeo
stnmpfhornig, giri-tondo kreisrund, mar-ritto rechthändig, ori-crinüo
goldhaarig, petti-rosso Rothkehlchen. Sp. äla-blanco Weissflügel (ein
Vogel), barbi-roxo rothbärtig, boc-abierto mit offnem Mund GVic. 44**,
boqui-ancho weitmäulig, cdb%B-baxo kop%ebückt, cdbea-eorbo Alx. 485
dass., campani'forme glockenförmig, cari-acedo sauermienig, casqui-
704 Nominalziuainmenfleizang. [II. 418. 414.
blando zarthufig, cudlircorto kurzhalsig, culiManco Bachstelze, cji-
-negro schwarzäugig, pasi-largo weitschreitend, peli-corto kurzhaarig,
punti-agudo spitzig, eanqui-largo langbeinig; pg. fe-perjuro meineidig
SRos., fojB-alvo mit weisser Blässe, man-alvo. Pr. coa-ros Bothschwänz-
chen; afr. poü-chenu greis von Haar.
3. Subst. mit Verb um oder Verbaladj. a) Das Subst. im
Verhältnisse des Acc: lat. ierguversari^ mero-bibuSj paei-fieus. It
ca-muffare vermummen {capo m.), genu-fleUere Knie beugen, asU-fero
Speerträger, Inogo-tenente Statthalter, vi-andante Wanderer. Sp. ear-
-comer anfressen (camem comedere\ fe-mentir vrlt das Wort brechen
(Adj. fe-mentidOy pr. fe-mentü, afr. foi-menti wortbrüchig), numiHäar
Hände binden, pemi-quebrar Bein brechen. Pr. viis-voiar ausgiessen
(Qefäss leeren) GO., vi-anar (it. andar via)^ ala-pen flttgelhängend
(vgl. lat. libri-pens). Fr. arc-botäer einen Bogen stutzen, vrlt. fer-
-vestir panzern (Eisen anlegen). Parasyntheta: lat. bdlugerare, paei*
'ficare^ it. sanni-ferare, fr. cham-partir etc. — b) Das Subst. im Ver-
hältnisse des Abi. wie in tnanu-miUere. It. cal-pesiare zertreten (colce
pistare), capo-voltare mit dem Kopf umkehren, mal-lewire bürgen (mlat
manu levare)^ man-tenere unterstützen {manu t). \ Sp. cap-tet^er vrlt
aufrecht halten (am Kopf halten?), man-levarj -tenerj mam-parar
schützen {manu parare). Pr. eoi-pisar, eap-tenety man-leoar, man-
-tuear streicheln, ment-aver {mente habere)^ ma-fat (manu factus). Fr.
cul'biäer burzeln, col-parter am Halse tragen, main-tenirj sau-paudrer
mit Salz besprengen, afr. elo-fichier mit Nägeln anheften, fer-lier mit
Eisen fesseln, fer-arme mit Eisen gewaffnet; nfr. ver-moulu wurm-
stichig. Eine Vergleichung drückt aus fr. boule-verser umkehren wie
eine Kugel. Parasyntheta wie it. capi-tambolarey sp. mani-obrar^ pr.
escar-gaüar sind häufig.
8« Zusammensetzang mit A^JecÜTen.
1. Adj. mit Subst, sehr üblich. Das erstere steht in attri-
butivem Verhältnisse zu letzterm, entweder vor oder hinter ihm.
a) Das Adj. voran: it bdla-donna^ belrvedere^ bianco-spino, gran-maestrOy
mala-voglia^ mol-ora^ meesfo-dtj mi-luogo, mi-mare (= megao dd mare)
PPS. I, 133, prima-vera, Gschln. JBuona-fede^ Mala-spina^ Piecot-
'uomini, Sp. alio-bordo Hochbord, bon-varon Pflanze, buen-andanBa
Wohlergehn, gentühombrey mai-entrada Abgabe, medio-dia (alt meydia)^
prima-veraj ric-ombre Alx. 148 (altpg. ric-ontöm), Gschln. Bana-fi,
Bon-aventura, Pinta-flor^ Ortsn. Sa-hagun (San Facundo)^ Sant-iüana
{Santa Juliana), pg. Santa-rem {Santa-L-ene). Pr. aib-espiny mata-
'faUa, mei-dia, prima-vera, pros-ome. Fr. aub-eptne, ba-levre (für basse-)f
baS'fond, beaurfrere, blanc-beCy bon-heur, ban-sens, chauve-souriSy faux-
'baurg, franc-aüeu, gentihhomme, grand-pere, haute-futaiey maUaise,
mal-heuTj mi-di, mi-lieu, mi-mars Rut II, 24, petit-ßs, prin-temps,
IL 414 — 416.] Verbalzusammensetzung. 706
prud'homme, rouge-gorge {^ gor ge-r äuge), sage-femme, sauf-conduit, vif-
-argent Wal. bunf-vojirUaf, mii-loc (fr. müieu\ primf-vearf. Im fr.
de-bonn-aire entsprang ein Adj. aus genitiviselier Zss., it. bon-ario
ohne di'j afr. auch de-mal-aire^ de-ptU-aire, — b) Das Adj. folgt:
res-publicct, ros-niarinus. It. acqu-ardente , b(irbarossa^ o-Uarda {avis
tarda)y vin-agro, Gschln. Braccio-forie, Gamba-lunga^ Ortsn. Man-calvo,
Mont-recde, Terra-lnuova. Sp. av-u-tarda (mit geminiertem Sbst., s.
Et. Wb.), md'cocha^ turba-muHa^ Ortsn. Campo-frio, Fon-seca, Fuen-
-mayorj Mont-alegre, Mur-viedro, Rip-cida, Saa-vedra, Torr-alvay Val-
'Verd€y Vill-alva] pg. mor-eego (mtis caecus), pinta-rroxo Rothkehlchen
(Rothfleck). Pr. arc-vout Gewölbe, atis-tarda^ argen-viu (fr. vif-argent),
rata-penada Fledermaus, reix-pauc Zaunkönig, Ferr-aguL Fr. bejaune,
cerf-völanty fer-blanCj gorge-rouge, hup-cermer , rai-fort (radix fortis),
ChcUeau-neuf, Chäteau-raux, Roque-forty Vau-cluse,
2. Adj. mit Adj. a) Das erste Adj. bestimmt den Begrifif des
zweiten und verhält sich als Adv.: lat. lev^i-fidus, magn-animtis , soli-
-vagus (vgl. S. 719 die Zss. mit longi etc.). It. dUi-comtdOy curvipedo^
dolci'Canoro y soli-pede. Sp. curvi-Uneo. Fr. clair-vogantj mort-ne^
nauveau-ne, afr. chctske-jornal alltäglich SB. 540°^. Wal. vegi-occhiu
scheel (serb. vSdschetye Schiefsehen). — b) Beide Adj. stehen gram-
matisch gleich, wie lat. dulc-acidus. It. agro-dolcej piano-forie^ verd-
-asgurrOy greco-latino. Sp. agri-dtdce, anchi-corta breiter kurzer Degen,
cdlo'frio Fieber. Fr. aigre-doux, bis-blanc^ vert-blanc ein Fisch u. a. m.
3. Adj. mit Verbum wie in laeHficare\ it. dolci-ficare, equi-
'parare gleichstellen, rare-fare verdünnen; sp. dieselben; pr. digni-
'ficar; fr. dülci-fier,
n« YerbalzuBanimensetznng,
Im Griech. so wie im Deutschen kann sich der Stamm des Ver-
bums mit einem Nomen verbinden: oQxi-laog^ (pil-av&gojnog; Sprich-
Worij' leb'los. Im Lat. wird nur Verbum mit Verbum componiert
{obstupe-facere, experge-fien), aber wenige Wörter taugen zum zweiten
Gliede dieser Composition. Im Rom. kommt auch dieser wenig be-
deutende Fall nicht in Anwendung, und die ganze Verbalcomposition,
sofern sie bloss mit dem Stamme oder Thema des Verbums geschieht
(die mit dem Imper. bewirkte werden wir unten kennen lernen), ist
der Wortbildung fremd. Das it. andi-rivieni PI. (Irrgänge) hat aller-
dings das Aussehn eines aus dem Stamme | von andare geformten
Wortes; allein der Begriff fordert, dass beide Verba auf gleicher
Linie stehen wie in Gehn und Kommen, womit das Irrgehn aller-
dings bezeichnet werden konnte, Geh-Kommen aber wäre Unsinn.
Beide Verba scheinen also im Imper. und andi fUr anda {=^ va) zu
stehen, welches man in seiner Endung dem folgenden vieni ange-
bildet haben muss.
Dies rom*D. Ormmm., Tl. 6. Aufl. 45
706 PartikelzueammenBetzung. [II. 416. 417.
in« PartikelznBaiiimeiisetznilflr*
Die Partikeln, welche mit Sahst., Adj. und Verbis zasammen-
gesetzt werden, sind Adv., wiewohl die meisten derselben nur in prä-
positionaler Anwendung vorhanden sind.
1. Die wichtigsten derselben sind die Raumpartikeln: äby
ad^ ante, circum, cum, de, ex^ iw, inter, intro^ ob, per , post, prae, prae-
ter, pro, retro, sub, suhter, super, trans, dazu untrennbare wie dis, re,
se. Die rom. Sprachen zusammengenommen besitzen sie in überlie-
ferten Compositionen alle und verwenden sie eben sowohl zu neuen.
In letzterer Rücksicht fehlen ihnen nur ob, se, subter und intro, da-
gegen treten hinzu die von der Stammsprache zu diesem Zwecke gar
nicht oder kaum gebrauchten extra^ foras, infra, subtus, supra, ultra,
überdies inde. Man beachte folgende Puncte. 1) Erloschene Par-
tikeln sind zur Gomposition fortwährend tauglich; das Oeftthl ftlr
ihre wortbildende Kraft ward von ihrem selbständigen Dasein auf
keine Weise bedingt. Dahin gehören ante, cum, ex, extra, per, prae,
pro, retro, sub, super, trans. Indessen lässt sich hier und da eine
Vorliebe für die fortlebenden wahrnehmen. — 2) Neu geschafiTene,
selbst die einfachsten, blieben dagegen zur Gomposition untauglich;
ihre Individualität trat noch zu greifbar hervor, als dass ihnen der
Accent entzogen werden durfte, mit welchem versehen sie immer nur
eine getrennte Stellung einzunehmen vermochten. Zwar componiert
der Italiener in einigen Fällen mit avanti, dinanei, der Spanier mit
dentro, der Franzose mit avant, arrihre, allein hier sind ad und de
als Erweiterungen alter Präfixe zu fassen: sp. d-entro-traer z. B. ist
= intrO'trahere mit vorgefttgtem de. Ein dopo-mettere, cabe-poner,
avec-venir würde ganz sprachwidrig klingen. — 3) Wie bei der | Ab-
leitung, so ergeben sich auch bei der Zss. Doppelformen des ange-
fügten Worttheiles, eine lat. nämlich und eine rom., letztere vorzugs-
weise für Neubildungen bestimmt. Solche Doppelformen haben sich
bei de, dis, ex, in, inter, per, pro, re, sub, trans eingefunden. Viele
Wörter nehmen sowohl das lat. wie das rom. Präfix zu sich und
scheiden sich hierdurch zuweilen in der Bedeutung, wie it. esame und
sciame, sp. intermitir und entremeter, fr. impliquer und employer, —
4) Die Verknüpfung der Präfixe mit dem Hauptworte hat mancherlei
Veränderungen der erstem im Gefolge, welche grossentheils auf lat.
Weise vor sich gehen und, soweit sie davon abweichen, in der Laut-
lehre zu berücksichtigen sind. Öfters tritt, vor allem in recht volks-
üblichen Wörtern, eine so innige Verschmelzung der Vorpartikel mit
der Wurzel ein, dass die eine oder die andere dadurch verdunkelt
erscheint. Bsp. sind: consuere, it. cucire, sp. cusir, fr. coudre; *con-
-gennantis, sp. cormano; ^de-ire, it, gire; de-orsum, it. giuso etc.; *de-
-süare, sp. dexar, pg. deixar-, di-rigere, pr. derger\ ex-solvere, it. scio-
gliere] im-plere, sp. henchir-, *per'Ustulare, it. brustolare, afr. brusler;
n. 417. 418.] Partikelzusammensetzung. 707
re-jieere, it. reeere; tra-jicere, wal. treace? Im It. kann es sich fügen,
dass die Partikel ohne Nachtheil für den Begrifif gänzlich abfällt,
wie in scendere (desc-), scipido (insip,), — 5) Wird in neuen Zss. der
im Lat. übliche, wenn anch nicht zum Gesetz gewordene Ablaut
(sLgere, redigere) beobachtet? It. spignere und retropignere sind deut-
lich nach impingerej sp. mäeüo nach biennis oder hiennius geformt;
allein solche einzelne Fälle abgezogen äussert die Partikel keine
Wirkung mehr auf den Wurzel vocal; dies zeigt z. B. it. forfBre, sp.
deshsLcer, fr. defsire, wal. desfa^e, geformt wie lat. refacere, neben re-
ficere. Ja auch auf überlieferte Composita wirkte der rom. Grund-
satz zurück: so lautet decidere it. decsdere\ exdxxdere pr. escZaura;
refringere it. refrsatgere, pr. refranher, wie lat. affrangere] exsp^rgere^
sp.esparctr, pr. espar^er, wie lat. inspurgere etc.; atiingere^ pr. a^anAer,
wie lat pert9Mgere; displicere, it. dispisLcere, sp. pr. despiacerj wie lat.
complsxere] adsidere^ it. assedere etc., wie lat. supersedere; condemnare,
rom. condsrnnare, wie lat. praedamnare; commondarej rom. comman-|
dare, wie lat dems,ndare; transsilirey it. trassdire, fr. tresssdllir^ Buper-
fxeieSj fr. surfaee. Entsprechend liest man im älteren Mlatein recwiere
für recidere, z. B. Mar. p. 199^ tradsire für tradere HPM, n. 94 (tra-
davi)f und so r^acere, infr^ngere^ namentlich in der L. Sal. adssdlire.
incls^ndere, vgl. Potts Abh. Plattlat. S. 335. — 6) Die Bedeutung,
welche man den Partikeln in neuen Compositionen beilegte, ist mit
unbeti^htlichen Abweichungen der ursprünglichen ganz gemäss, doch
bestimmter und handgreiflicher d. h. so, wie die selbständige Partikel
sie vorschreibt Mit con z. B. verknüpft sich überall der Begriff der
Gesellschaft, den man wohl in componere^ confundere, nicht mehr in
cancedere, candonare verspürte. Indessen fehlt es auch dem Romanen
nicht an Zss., worin sich die Partikel minder deutlich ausspricht;
gewöhnlich dient sie alsdann zur Verstärkung des Hauptbegriffes,
wie etwa it in compiangerej ricercarey ringrcunare^ 8canf<mdere\ oder
sie drückt eine feinere Schattierung desselben aus. — 7) Häufung
der Präfixe musste in der neuen Sprache weit Öfter eintreten als in
der alten, da sich lat Composita in Menge zu weiterer Composition
darboten, vorab solche, deren Partikel mehr oder weniger bedeutungs-
los geworden. Am häufigsten werden die untrennbaren dis und re,
wie schon lat, zunächst andere einsilbige zu weiterer Composition
verwendet. Bsp. wie it. dis-cam-porrej r-ab-belUre, ad-di-mandare^
fuar'usc'üo sind leicht zu sammeln. Drei Präfixe nebeneinander, wie
in r-ifhcan-vertirey in-com-in-ciare (mit doppeltem in), oder vier, wie
in r-in-com-in-ciare, kommen aber selten vor. Ist ein Präfix ver-
dunkelt und nicht mehr fUhlbar, so kann sich auch Gemination des-
selben ereignen wie in dem eben bemerkten incominciare] so ferner
im fr. can-cueUlir (can-col-ligere), im sp. con-comer {con-cam-edere),
cor-cusir {can-con-suere). Im it. sc-e-gliere (ex-e-Ugere), sc-irUnguare
708 PartikelzaBammensetzang. ab. [ü. 4t8— 420.
{ex-e-linguare) kann nicht einmal von einer Yerdnnkelang der Partikel
e = ex die Rede sein, da sie in der Form e oder % fortbesteht. —
8) Yertauschung der Vorpartikel zeigen mehrere (Komposita, wie it.
as'sedio (ob'Sidium?)^ atturare {ob-turare), sp. a-ceehar (in-seetari), a-
'hogar {suf-focare) ^ pr. ah-aueir {oh'audire)^ ab-durar {ob'durare)^ fr.
en-tamer (at-taminare). \ — 9) Dass viele Wörter, hauptsächlich Verba,
nur noch in der Partikelcomposition fortleben, ist eine allen Sprachen
gemeine Thatsache, und es bedarf nur der Anzeige, dass Bsp. hier
in grosser Menge vorliegen. Umgekehrt ist aber an ein Wiederauf-
leben erloschener Simplicia kaum zu denken (S. 23). — 10) Es ge-
schieht häufig, dass sich Präp. als solche (nicht als Adv.) mit einem
Subst. zu einem neuen Producte vereinigen. Diese an sich lose Zss.
gewinnt durch die Annahme aller grammatischen Attribute des No-
mons bedeutend an Festigkeit: das sp. sin raeon z. B. tritt in 2a sin-
raaon, las sinraaones auf das engste zusammen. Bsp. solcher Ver-
bindungen von Subst. mit regierenden Präp., die schon dem Liatein
nicht fremd waren {inter-vaUumj pro-constd und Parasyntheta wie
trans-tiberinus), sind folgende. Ad: it. ad-agio^ affare^ fr. affaire (Piüp.
mit Inf.). Ante: it. anti-cuore Herzdruck, sp. ante-cjos Brille, ante-
'pecho Fensterkissen. Oontra: it. contra-bando (gegen Gesetz), fr.
contre-poü Gegenstrich des Haares. Inter: sp. entre-c^o Raum zwi-
schen den Brauen, pr. entre-cilh dass., entr-udh zwischen den Augen,
vgl. inter-scaptdas Gl. cass. Per: fr. par-terre. Pro: fr. paur-boire
Trinkgeld. Sine: sp. sin-raean Unvernunft, sin-sabor Verdrnss, fr.
sansculoUe. Sub, subtus: it. ^o^^iona Hundstage {sub leone), sp. so-
'peüa Höhle unter Felsen, scia-cola Schwanzriemen {sub cauda)^ wal.
suptU'Soarf Achselhöhle (unter der Achsel). Super: sp. söbre-c^a
Gegend Ober den Brauen, fr. sur-toui Überkleid. Trans: pr. tras-dossa
Last (auf dem Rücken). Ultra: sp. t<7/ra-mar überseeisches Land. —
11) Parasyntheta sind sehr häufig. It. appartare z. B. ist nicht von
ad und partare^ welches nicht vorkommt, sondern von a parte abge-
leitet; so arrivare von a riva\ sp. a-cabar^ fr. a-chever von d eabOj ä
chef\ sp. a-pear von d pU\ ant-qjar von ante ojo\ it. in-sAvare von
in sdva u. dgl. K Wir wer|den in dem folgenden Verzeichnisse zwi-
schen diesen und den übrigen Compositionen keinen Unterschied
machen.
Verzeichnis.
Ab dient kaum noch zu neuen Zss. Dahin ist zu rechnen: it
abb^ivare absegeln (*a6-rtpare) , ab-battere^ fr. ab-battre schon in L,
1) Ältere it. Sohriftsteller, namentlich Dante, machen auf eigne Hand
Parasyntheta auch aus Zahl- und Fürwörtern oder aus Partikeln: so in^uare
(due), in-treare {tre), in-Uare (fet), in-tuare (tu), in-forsare (forse), in-susare (««o),
spätlat. in-duarej auch in-duire.
IL 420. 421.] Partikelzasammensetzung. ad. ante. anti. circum. com. 709
Sal.; etwa aach pr. ab-htberfUir LR. (vgl. lat. ab-hiemare)? Mit einem
Subst verbindet sieh ab in av-ocolo it., av-eugle fr. blind (db-octdus
wie äb'fwrmis). Aber pr. ab^urat, afr. a-duri^ ein Epithet fttr Helden,
ist aus oh'duratw^ altsp. odurado Ganc. de B., abgeändert, pr. ab-au
ans ob-au^ s. S. 553. Man merke noch es ans abs in es-conder sp.
pg., eS'Condre pr., as-cunde wal. {abS'Condere)^ dsgl. in es-tener pr.
Ad. Beispiele neuer Gomposita. It. ad-ontare, abbellire, accor-
dare, a-divenirey a-usare, Sp. ad-verar^ a-cordar^ a-divinar, arrastrar,
a-somar. Pr. ad-antar^ cuf-esmar, a-cercar, a-manoiry a-irobar. Fr.
ad-moneteTj a-ehever^ ct-dosser, affronter j a-grafer^ a-ligner, arr%ver\ afr.
a auch vor Vocalen, wie in a-aisier^ a-atir, a-esmer. Wal. adurmecä^
a-fumäy chpfsä. — Anm. 1) Priscian bemerkt im altlat. ar für ad in
arfari, arger, arvenire, arvolare u. a. Eine mlat. Spur dieses ar ent-
hält artnessarius, rom. Bsp. it. argine, sp. arcen (arger d. i. adger,
agger), venez. arfiare (adftare). S. Et. Wb. IL a. argine. — 2) Sp.
Wörter, zumal Snbst., zeigen öfters ein vorgesetztes a, welches nicht
der lat Präp. ad, sondern dem arab. Artikel entspricht, s. S. 287 und
am Schlüsse dieses Gapitels. — 3) Häufig bildet ad aus Subst. und
Adj. im It Inchoativa und Factitiva der 1. und 3. Gonjng. als abbrunare
und 'ire, afjßebolare und -ire^ ammagrare und -ire, ammälare und -ire,
annerare und -ire, arrossare und -ire, assetare und -ire, attristare und
-ire; im Span. Factitiva der 1. Gonjug., als agrandar, adulmr, aviliar,
avivar; im Prov. Inchoativa und Factitiva der 1. Gonjug.: älonhar, ama-
estrar, anucihar, aprumdar, asuavar, astUilhar, avesprar, aveuear; im
Franz. Inchoativa der 3. wie adoudr, agrandir, oMendrir, avilir\ Fac-
titiva der 1. und 3. : affiner, agrSer, attrister, averer, arrondir, asservir. \
Ante (anti). 1) Neue Verba: it. anti-andare, -giudicare, Sp.
ante-coger, -ferir, -rnostrar', pg. ante-^arar. Pr. fr. wal. keine. —
2) Nomina : it. ante-naio, -serraglio, anti-corie, -nepote, Sp. ante-braao,
'Camara, -saia', pg. ante-paro, ante-pasto. Fr. anti-chambre, -cour,
-solle', afr. [ans, ains] ains-ne (jetzt ainS), ans-guarde, ains-jomSe. —
Ab-ante: it. avanti-camera, -guardia, auch van-guardia. Sp. avam-
'braBO, -pies. Fr. häufig: avatU-bras, -garde, -midi, -toit u. a. m.
Anti (gr. ivd) in Anti-christus u. a., rom. zuweilen in ante ent-
stellt: it. anii'Crüico, rpopa-, sp. Ante-cristo, anti-papa, -putrido-, fr.
anti-civique, -pape.
Oircum rom. nur auf einige Nomina angewandt: it. circum-
-anUnente, -polare; sp. circon-vecino, circum-polar \ fr. drcon-voisin,
Oom, con. In Betracht der Behandlung des Präfixes sind unter
andern anzuführen: it. coprire, sp. pr. cubrir, fr. couvrir {co-operire)\
it. corcare, sp. colgar, fr. coucher, wal. ctdcä (coUocare, culcare L. Sal.);
it. cucire S, (con-suere); it. cogliere, sp. coger, pr. cölher, fr. cueülir
(coUigere)', sp. curtir (con-terere)-, it. cugino, fr. cousin, churw. deut-
710 Partikelzusammensetzung. contra, de. [II. 421. 422.
lieber cusrin (can-sobrinas); it. gon-fiarey fr. gan-fler (can-flare). —
Diese Partikel ist in den jtlngeren Sprachen von seltener Anwendung,
zumal im Nordwesten, wo sie auch als Präp. nicht vorkommt. Ganz
unfähig zur Composition ist das wal. cu: cotnplot ist fr. und eumftrf
das kirchenlat. commater. 1) In Verbindung mit dem Yerbnm drückt
com eine Begleitung oder Gesellschaft aus, seltner kommt es in einem
unbestimmteren Sinne, z. B. verstärkend wie im lat. convadarij vor.
It. com-baciare zugleich küssen, -battere zusammen kämpfen, -binare
vereinigen (schon bei Sidonius), can-farsi zu etwas passen, -fastidiarsi
überdrüssig werden, -ficcare annageln, -gegnare zusammenfügen, com-
"inciare anfangen, -piagnere bedauern (mit einem leiden), car^redare
ausrüsten, con-tomare einen Umriss machen (vgl. lat. con-vallare um-
schanzen), -validare bekräftigen (nach con-soUdare), -vitare einladen.
Sp. combcUirf -binar , -enaar, con-rear, cor-cavar (con-curvare), cor-citöir
{con-con-suere S. 707) etc. Pr. com-batre, -ensar, -^lanher^ con-rear,]
co-vidar. Fr. com-bcUtre, -plaindre u. dgl. 2) In Verbindung mit dem
Nomen bezeichnet es schlechthin ein geselliges Verhältnis. It. am-
'pagno (com, panis), -partedpe, con-catisa^ -sepolto, co-madre. Sp. com-
'pafiOy co-marcaj carmano (*con-gerfnanus). Pr. com-panhj con-frairej
'tom. Fr. com-pagnon, -plot, con-frerCy -tour, co-itat, altfr. can-tempU
i^con-iempora).
Contra. 1) Verba: it. [auch contro] eontrorfare, contra-stare
(spätlat.), contrO'Stampare^ cantra-urtare. Sp. contra- guardoTj -haeer^
'Star. Pr. contranar, -esperonar, contra-star. Fr. contre-faire, -peser,
'venir, cotUrorster (aus dem It.). — 2) Nomina: it. contragguardia^
contrappeso. Sp. contra-bälansa^ -prueba^ -quilla. Pr. contra-clau, -parj
-pes. Fr. contre-garde, -poidSj controle (für contre-role). Im WaL fehlt
dieses Präfix.
De. Alte Beispiele: it. [de, di] di-chiarare^ de{di)'c6Uarej dt-
-fendere, di u. do-mandare (S. 145), di-morarcy -mostrare, de(dt)pofTe,
de-signare di-segnare^ -venire^ d-orare (de-aur.); [de vor s impurum
wegfallend] scendere (de-), struggere {de-struere)\ sp. [de] de-clarar,
de-fender, d-orar etc.; pg. pr. wie sp.; fr. [d6, selten de vor 8 auch
des] de-clarerj -cliner, -coUery -duire, -fendre, -finir, -livrer, de-mandcTy
-meurer, dessicher , de- signer ^ dessiner ^ dS-tester^ de-venir\ wal. [de]
selten: de-flori^ -prinde^ des-cynto (decantare). — Die zahlreichen Nach-
bildungen pflegen Entfernung oder Beraubung auszudrücken. It [di,
seltner de] di-bastare absatteln, di-boccare aus dem Mund nehmen,
di{de)'Cadere verfallen {de-cidere^ -capüare köpfen (wie lat. de-coUare^
di-goeeare (= sp. de-gollar), di-gtisciare enthülsen, di{de)'gradare
herabsteigen (de-gr. entsetzen Cod. Just.), di-roccare u. -rupare herab-
stürzen, -rtibare berauben, destare wecken (de-excitare). Sp. de-batir^
'Caer^ -fallecer, -gollar, -gradar, -leznar^ -marcar, -parar^ -partir^ de-xar
(*de'Sitare). Pr. de-bastir (wie lat. de-moKri), -botar^ -capitar^ -cassar^
IL 422 — 424.] Partikelzasammensetzung. die. 711
-easerj -falhirj -folar^ -golar, -gradar^ -guerpir, -guisar, -laissar, -mar-
coTj -menarj -partity -rocar. Fr. [d6] de-capiter, -choir, 'faillir, -filer^
-guiser, -jeuner ^ -laisser, -marquer^ -tremper. Wal. | [de] selten: de-
-gerä erstarren {gelu)y -ocheä bezaubern, "Pfrtä entfernen, -rfmä
abzweigen.
Dis, di. Alte Beispiele: it. [dis, di, vor Gonsonanten aueh s]
dis-cemere, -crepare, dis-perdere sperdere, di-spergere ^ergere^ diffa-
mare, s-cerpare (dis-cerpere), s-trcunare (dis-tract)\ sp. [dis, di] dis-
'Cemiry -crepaTj -famar^ di-ferir; pr. [dis, di, des] dis-gregar, -pensar,
4raire, di-famar, -gerir^ -rigir, des-cordar, -sebrar\ fr. [dis, di] dis-
'CemeTj -convenir^ -corder, -seminer, diffamer, dis-penser u. ^&'penser\
wal. [des, selten dis] des-chide, -partet, dis-puiä, — Von diesem Bil-
dangsmittel machten die Sprachen den reichlichsten Gebrauch. Es
drückt, wie das lat. dis oder das dtsch. ^er, eine Trennung aus; auch
das Aufhören einer Thätigkeit oder die Verneinung eines Begrififes
wird damit bezeichnet, wie im spätlat. discredere für non credere,
disseparare für non separate, Bsp. 1) Verba. It. dis-bandire sbandire,
dis(diybarbarej dis-battere ^6-, dis(di)'boscarey dis-cadere sc-, dis-cari-
eare sc-, dis-fare, dis-fermare diff-, dis-guardare, dis{diynodarey dis-
(dtj-^adicarej dis-sennare, 'Ubbidire, -valere, di-guastare, 'fnenare, -ran-
care, -trinciare, s-harattare, s-bendare, s-capigliare, Sp. [des, selten
dis] deS'baratar^ -cabalgar, -cabellar, -cabeear, -cargar, -cervigar, des
(disycontinuar, des-fragar, -gastar, -gimmir, des-haser, d%s{desygtistar,
dis-minuir, derramar, derrancar, derrocar. Pr. [des] des-cabelhary
-cargar, -cavalgar, -consolar, -faire, -garnir, -latusar, -poestedir^ des-
ramar derr-, des-rencar derr-, des-valer. Fr. [vor Voc. d6s, in einigen
dis, vor Cons. d6] des-agreer, -equiper, dis-continuer, -crediter, -culper,
•paraitre, de-bander, -charger, -faire, -gamir, -jeüner, -ranger. Wal.
[des] des-armä, -bäte, -binä, -face. Das Aufhören einer Thätigkeit
bedeuten it. dis-amare, sp. pr. des-amar nicht mehr lieben; pr. des-
-anar; it. dis-credere, sp. des-creer, pr. descreire; it. dis^olere, pr.
deS'Voler, afr. des-voloir nicht mehr wollen (also kein Ersatz für das
lat. nolle). Alte Beispiele aus dem JMElat. sind discargare L. Sal., diffa-
cere Cap. ad L. Sal., discapillare L. Burg., dis-credere bei Beda. —
2) Nomina. It. dis-agio, -amore, -grazia, -gusto, -ordine; dis-agevole,
-netto. Sp. des-amor, -consolacion, \ -gracia, -mafia, -orden; des-con-
forme, nudo. Pr. des-aise, -grat, -poder, -raeo, -renc; des-lial, -batejat
ungetauft, -cofes, -covidat, -fegat, -nofejsat. Fr. des-arroi, -astre, d6-
•raison, dis-^roce; des-agreable,- de-loyal. —- Anm. 1) Der Gebrauch
von dis und di ist im Lat. schwankend. Die Tochtersprachen be-
günstigen offenbar die erstere als die stärkere Form, vgl. it. disfare,
sp. disfamar, disminuir, pr. desduire (didiu>ere\ desrompre, — 2) Häufig
verdrängt dis, weil seine Bedeutung bestimmter ist, das schwächere
de aus seiner Stellung: lat. deartnare, defmire, deformare, denegare,
712 Partikelzasammensetzang. ex. [II. 424. 425.
denudarej desperare lauten nun mit yertauschtem SnfGx it. disannare^
disfinire, disnudare (neben def. ,den.), sp. pr. desartnar, desformor, des-
-negar^ desnudar^ desesperar. — 3) CoUisionen zwischen de und dis
muBsten sich bei der Sinnverwandtschaft der beiden Partikeln häufig
einfinden, und es lässt sich nicht immer nnterscheiden, ob die eine
oder die andre in der rom. Form gemeint ist. Im It. kann di sowohl
de wie dis vertreten; letzterer Fall ist mit Sicherheit fast nur da
anzunehmen, wo dem abgektlrzten di das vollständige dis zur Seite
steht, wie in di-giugnere dis-gingnerCy dinnefUire dis-menUre. Im
Franz. kommt der gemeinsamen Form de nicht einmal dieses Krite-
rium zu Statten: debaitre und dechoir z. B. entsprechen sowohl den
sp. debcUirj decaer wie den it. disbaUere, discadere. Im Span, aber
trennt sich de bestimmt von dis, di, des.
Ex, e. Alte Gomposita: it. [es, s, sei, e] es-pandere u. s-pandere^
es-pedire s-pedire, es-pellere, es-porre s-porre, es-piarej estirpare siar-
pare, es-alare sciälare {exhdlare\ s-cemere (ea?-c.), sdagurcUo (ex-^ugu-
ratus)^ scialbare (ex dlbare\ sdocco (ex-sticcus), Sisdugare {ex-sitecare)^
xxscire (ex4re\ saggio (exagium), e-leggere, e-levare; sp. [ex, kaum es,
zuweilen ens, enx, dsgl. e] ex-pedir, -piar, -tinguir^ es-ccddar^ es-piroTj
enS'olear (ex-ältiare)^ ens-ayo (exag.), enxugar {exsucc.)j en-levar {e'lev.%
en-mendar (e-m.); pg. ex-cluir^ es-cavar^ ens-^dzar^ en-seear^ enxugar ^
ens-aio, enx-aime (ex-amen), e-leger; pr. [es, eis, is] es-eaJfar, eis-samir
iS'Semir {eX'Cemere\ eiss-ir, e%S'Sugar\ fr. [ex, e, kaum es] ex-pirer,
e-chauffer, e-lire^ S-pandre, essuyer, ess-aij 9,-men\der\ wal. [as oder a,
vornehmlich s] a-jeptä (^ectare)^ a-spumä, a-steptä {exspect)^ a-sudäj
a-lege (elig.\ s-cfldä^ s-pune^ s-toarce, — Neue Gomposita. 1) Verba.
It. [s, sei] s-baire, s-commetterey s-farsare, s-merare, s4raceiare (von
ex'iractus), sciqperare (ex-operare), sciorinare (ex^ aura)] e in e-spiare
für eS'Spiare (ahd. spehön). Sp. [es, kaum ex], es-campaty -carmenoTj
'fogaTy -merar, -tirar, ex-playar, ens-anchar (^ex-ampUare)] pg. unter
andern ens-ancJMr^ enx-agoar. Pr. ess-aurarj es-baudir^ -caeer, -jausir,
'laissar, -merar, -tomar, eissorbar. Fr. [6] e-bahir, 'Changer^ 'Chapper^
'Choir, 'tonner y efforcer, Wal. [s] s-bate^ sburä (ex-volare), s-Cfdeät
S'Cfpä, S'Pfneurä (it. s-peneolare) , s-tfmperä. — 2) Nomina wie ex-
'heres, -lex, -os, -pers, -animis, efferus sind im Rom. kaum vorhanden.
Im It. findet sich s vor Gonsonanten häufig als Formverstärkung ein
(S. 283), mitunter vielleicht in ex begrtlndet, was sich aber nicht
mehr herausfühlen lässt. Auch span. Beispiele fehlen. Im Prov. gibt
es einige Fälle, wie es-dreg, -denk, -fri, worin s privative Bedeutung
hat. Die neuere fr. Sprache bezeichnet mit ex das was eine Pers.
früher gewesen ist, wie in ex-ministre, -recteur, -jisuite, die einen
andern Sinn ausdrücken als lat. ex-heres. Im Mlatein findet sich ex-
-canonicare, nicht ex-canonicus. — Anm. 1) Wie der Romane dis vor
di begünstigt, so auch ex vor e, wenn das Wort mit 7, m, n anfängt,
II. 425—427.] PartikelzasammenBetzuDg. extra, foris. in. 7 IS
Vgl. pr. eS'levar (elevare), altsp. es-leir, pr. es-Ure (digere), pr. es-
-mendar (em.), it. smorto, sp. es-mortecido (emortuus), it. s-mungere^
wal. s-mulge (emuigere), pr. es-mendar (em.), it. s-nudare (en.); ja ex
kann dem e nochmals vorgesetzt werden: it. sc-egliere, sc-ilingtiare
(S. 707). — 2) Im It. kann 8 sowohl dis wie ex vertreten. Von
welcher Partikel die Sprache ausgegangen sei, ist oft nicht zu fassen,
selbst nicht immer durch das* Bsp. der andern Mundarten zu ent-
scheiden, da die Bedeutungen beider Partikeln nah zusammen liegen.
Extra, lat. nur an einige Nomina gefUgt, brauchte der Italiener
sehr häufig [stra, auch estra] und zwar theils für tdtra, wie in stra-
ubere, -cuocere, -sapere^ -cofUento, -grande, -grave, theils für trans oder
per, wie in stra-boccare, -farare, \ -formare, -fugare, -volgere^ woneben
auch trorboccare, -fiyrare, trasformare, tra-fugare, tras-volgere statt-
finden. Die andern Sprachen haben nur wenige Fälle: so sp. extra-
-vasar, -venar, -viar, -vagante] pr. estra-vagar; fr. eatra-vaguer, -v<Mser;
wal. [ßtre] strf-bate, -curä (d. Iper-colare), -lud, -mutä, -nepot, -unchiu,
ForiSy foras in den Phrasen foris ferre, foras dare, Präfix im
Sbst forasgero bei Plautus, dient als rom. Präp. zu vielen Bildungen
in der Bed. 'hinaus, ttber die Gränze*: mlat. faras-muraneus Greg.
Tur., fur-battere u. a. Leg. Barb. It. [for, fuor] for-chiudere aus-
schliessen, -fare sich vergehen, -sennare rasen, fuor- costumanea Un-
sitte, for-uscito aus dem Lande gegangen, fuor-bannuto verbannt. Im
Span, ist diese Zss. nicht üblich geworden, wiewohl die Präp. nicht
fehlt In for-agido s. v. a. it. forbannuto ist sie zu erkennen; über-
dies findet sich altsp. for-arado ausgeackert Bc. Mill. 118, for-fecho
FJ.; dem Catalanen ist sie ganz fremd. Pr. [for, fors] for faire,
-gitar, fors-issir, for-jurar, 'jtdjar, -ostar^ -senar^ -venir, -viar. Fr.;[for,
four, hör] /br-dorc, -faire, -jeter, -lancer, -tnarier, -ban, -cene (für -seni),
four-voyer, hor-mis-, afr. for-banir, -beter^ -conseülier, -gagier, -jugier,
-jurer, lignier, -mener, -traire, -voyer, -bore.
In: it. [in, kaum en] in-scrivere u. i-scrivere, in-vitare, hn-piere
(implere), en-fiare (infl,); sp. [in, en] in-clinar, im-buir em-buir, im-
'plicar em-plear^ im-plorar, hm-cAar (infl,), en-cantar, en-tender; pr.
[en] en-vidar, em-blar (in-volare), empetrar, nm-plir (implere), nn-flar
Brev. LRom. ; fr. [in, en] in-viter, im-plorer, en-fler, em-plir ; wal. [in]
in-eeape, in-cinge, in-pedecä, imtUä, nn-flä, nm-pleä (wie prov.). —
Neue Compositionen in beträchtlicher Zahl ; sie zeigen im Westen die
Form en. Einige Bsp. It. in-affiare (in-ad-flare), -amorare, -gombrare,
-ricchire, illaidire, n-ascondere (aus in-asc); Sbst. im-busto, Sp. en-
amorar, enlisar, em-barcar, em-pachar, sm-broüar, Bm-parar, aifi-adir
(für ennadir Bc. = in addere); pg. en-amorar u. n-amorar. Pr. en-
-atnorar, en-conibrar, embargar; Adj. n-aut {in-dltus). Fr. en-gager,
en-ricMr, em-busquer, Wal. in-caltsä, -desä, -fZM, | in-bina-, Adj. in-alt
u. n-aU (pr. ncnd). — Anm. Zahlreich sind auch hier, wie bei ad, die
714 Partikelzusammensetzang. inde. infra. inter. intra. ob. [II. 427. 426.
aus Subst. und Adj. gebildeten Inchoativa und Factitiva, und zwar
it. nach der 1. und 3. Conjug., wie incalvare u. incaivire^ incamare^
infangare^ infreddarey infrondare, ingrossare^ impaüidare (-tre), impcuf-
eare (-tra), inaridire, ingrandire, ingohbire\ sp. nach der 1., meist
Factitiya: encoxar^ enderesar, endtdeary enfadar, engordar^ engrosar\
fr. nach der 1., Factitiya und Inchoativa, wie engrossery empirery
nach der 3. gewöhnlich Factitiva: encherir, enfordty enargueiüiry
enrichiTy envieillir.
Inde als Raumpartikel verbindet sich im Nordwesten proklitisch
mit verschiedenen Verbis, wiewohl es sonst überall als selbständiges
Adv. auftritt (fr. s^en allery it. andar-se-ney cacciar-ne). Die fr. Fälle
sind en-fuiVy 'lever, -tratner, em-menery -porteTy s'en-voler-y pr. en-menary
em-portar etc. Der Italiener hat dafür das stets getrennte via
(andar via).
Infra. Nur Italien braucht seine Präp. fra, infra, die ihm so
viel wie inter bedeutet, als Präfix: fra-mescolarey frammettere (auch
infra-) y fra-ntendere y frappore. Vor t nimmt fra die Form fräs an:
fraS'tagliarey -tenerey -tomarey wozu vielleicht das mit letzterem Ver-
bum gleichbedeutende tras-tomare den Anlass gab.
Inter: it. [mteT]inter'Cedere; sp. [inter, zuweilen entre] inier-
'CalaTy 'Cedery -mitir u. entre-metery inter- u. entre-decir\ pg. inter-
'Cedety entre-por-y pr. [inter, entre] inter-polary entre-metery entervar
{interrogare)] fr. [inter] intercdlery -cidery -dire; fehlt wal. — Für
neue Zss. zog der Italiener tra vor; im Westen sind sie häufig, Verba
wie Nomina, und hier drückt inter auch die Bedeutung von se invi-
cem und senii- aus; die Form ist überall entre. Sp. entre-mesclar
untermischen, -dbrir halb öfinen, -oir halb hören ; entresudo Zwischen-
geschoss, -ancho mittelbreit, -fino mittelfein. Pr. entre-feriry -mesdary
'pausary -prendrey entr-übrir halb öfl^nen; -senk Zeichen (gegenseitiges).
Fr. entre-milery -manger einander fressen, -voir halb sehen, entr'
-ouvrir; entre-mels Zwischengericht, -söl; altfr. entre-chenu halb grau.
Intra, tra nur im It., gleichbedeutend mit inter: intra-lcMuderCy
intra- u. tra-porrey intra-tessere = lat. inter-cluderey inter-pofierey inter-
-texere. In Neubildungen vertritt intray wie bemerkt, die Stelle des
westlichen entrcy zumal für se invicem, Bsp. intra- u. tra-lasciarey
-mischiarey -meenarey -ttenerey intra-prendere y tra-conforiarsi einander
trösten, tra-cordare zusammen passen. — Intro nur in überlieferten,
als it. intro-durrey sp. entro-metery fr. intro-duire. Neu ist das sp. d-
•entro-traer.
Ob nur in lat. Wörtern: it. offuscarCy o-stare, owiare, ubb-idirc,
ubhliare^ ucddere; u. an-citferc; sp. ob-edecery ob-star, ob-viar u. vrlt.
u-viar; pr. ob-eeir (ab-durat s. ofc); fr. ob-eiry ob-Uger u. s. w.; über
ob-seques für ex-segues s. Et. Wh. IL c.
IL 428. 429.] Partikelzasammensetzung. per. post. prae. praeter, pro. re. 715
Per: it. per-cepire^ sp. per-cibir^ aber pre-^nfor (percontan),
por-/Sa (per'fidia)j pg. per-ceher, pr. per-cebre, per-ponh (per'punctum\
fr. [per, par] per-cevairj par-faüy ^ourpointy par-venir^ wal. [pre, pri]
pre- u. pri-eeapcj pre-cupi , pri-vegheä (pervigüare), — Auffallend ist
die Seltenheit neuer Gompositionen; freilich Hess sich p^ durch an-
dere Präfixe leicht ersetzen. Gewöhnlich bezeichnet es die Durch-
führung einer Handlung gleich dem dtsch. Voll' in vollenden, voll-
strecken. Das folgende Verzeichnis ist fast vollständig. 1) Verba.
It per-donare^ -figurare. Sp. per-ctUar, -danar, -ßar, -geHar^ -longoTj
bei älteren Schriftstellern wie J. del Enzina per-chufar, -entender^
-saber. Pr. per-cassar^ -colar umhalsen, -creisser, -donar^ -faire^ -ßar,
'forsar, -prendre^ -servir. Unter diesen ist mlat perdonare 1) prae-
herCj 2) ignoscere (wie altd. vir-g^an) gemeinrom. geworden. Fr.
[par, zuweilen per] par-donner, -faire^ -fournir, -fumer, 'Seiner^ per^
'Siffler\ afr. par-aimer^ -croistre, -emplir, -estrangler vollends erwürgen,
-fit^ner, -trouverj -prendre. Wal. pre-faee verwandeln, -linge durch-
lecken, 'lungi verlängern (it perlongare) j 'tnyndä verschieben, -Sfrä
versalzen (vgl. lat. persalse). — 2) Ein Adj. mit verstärkendem per
(lat. perdoctus) ist das altsp. per-doRoso Teatr. ed. Bohl p. 20^. Wal.
pre-scurt sagt nicht mehr als scurt. 3) Subst. sind: afr. par-close
Schluss, par-fin äusserstes Ende (pr. per-fin), par-somme volle Summe. |
Post. Neu nur it. pos-vedere^ -pasto; sp. pos-tergar^ -piema,
pe8t-orc;o, pes-cue^o s. Et. Wb.; it. post-communion^ pu!-ne (post-vudus).
Prae: it pre-dicare, sp.pre-veer^ pr. pre-servar, per-rfar (prae-),
fr. pre-server^ wal. pre-iudecä^ "pune, -scrie (flir prae- u. per-«m6.),
'tenda (prae-tendere). Hiernach z. B. it. pre-accennare; sp. pre-däer-
minar] fr. prS-dominer.
Praeter: it. preter-ire etc. Neu componiert ist it pre^-ncUurale.
Pro: it profnmeUerej sp. pro-recr, pr. pro-hainar {pro^aginare\
pro-longar u. per-Zongrar, per-/bw pre-o» (pra-fundtis) etc., fr. [pro,
auch pour] pro-fond (vrlt. par-fond), pro-pager, pour-suivrey -voir, wal.
pro'duce. — Neue Zss. sind spärlich. It. pro-caccicMrej -ßare, -fumare^
'pensare. Sp. [pro, selten oder vrlt. por] pro-hijar {porfijado Bc),
-mediar^ -^asar, pfyr-casear Bc. Fr. [pour] pour-chasser^ ^fr. por-ofrir,
— Anm. Die drei Partikeln |>cr, prae und jpro werden oft verwechselt
oder unrichtig gebraucht. Per z.B. ward, wie wir sahen, mit jpro
vertauscht im it. profumare, im sp. porfia, im fr. pourpoint; prae mit
per im pr. perclar; pro mit per im pr. perlongar und perfon. Dem
it. profilare widerspricht das sp. pr. perfilar^ dem fr. parfumer das it.
pro-fumare, dem U, pourchasser das pr. percassar. Die Verwechslung
bat zum Theil in den verschiedenen Formen, welche diese Wörtchen
als Präp. erfuhren, ihren Grund.
Re: it [re, ri] re-fletterey re-integrare, ri-amare (red.), ri-cevere^
ri'sponderey ro-vescio {reversus); sp. pg. [re] re-cibtr^ red-imir; pr. [re]
716 PartikelzusammensetzuDg. retro. se. 8ub. [II. 429— 431.
•t
re-cd^e etc., re-maner u. ro-maner und so altcat ro-mandre Aus. M
altsp. ro-manecer Apol. 406, churw. ra-moner; fr. [rö, mehrmals re*]
ri-cücTj ri-duire^ ri-pondre; re-^anduire, re-cueillir (doch r6-c6Ue\ re-
"fuge (doch re-fugiery^ verschiedener Bed. referier re-creer^ re-farmer
refonner, rS-partir re-partir; wal. [r^] rf-iwfnea, rf^mne. — Neue
Composita im Überfluss. 1) Yerba, fast überall eine Wiederholung |
anzeigend. It. [re, vor a und in verkürzt in r] ri-andarej -froctore,
'Cadere, ri(re)'Capitarej ri-scaidarej -scontrare^ -spignere^ r-aUenere^
r-cUtristare, r-aunare (re- ad'Unare\ r-aumiliarej r-awisare, r-imbian-
carBj r^nfonderet r-ingrcuriare. Bin findet sich auch da ein, wo kein
in vorausgieng und wo diese letztere Partikel oft keinen Sinn gibt:
r-im-bäUfare (kein tmft-), r-im-bambirej r-im-boMbarey r'-im-piagnere^
r-in-culare^ r-in-francare. Mundarten genügt oft einfaches re gegen-
über dem üblich gewordenen rin, Sp. re-alear, -besar^ -i^aerj -pensoTj
-soplar; avivar, -imprimir. Pr. re-captar, -gardair^ -gcufardanar, -isst-
dar, -viranar. Fr. [re, vor a und cn in r gekürzt, res vor reinem «]:
re-btiter, -garder^ -hausser^ re^^nir, -ussir^ r-avair^ r^eumry r-aUacher
(doch ri-iyoumerj nicht raj.\ r-enfertner^ r-enverser; ressen^tTj ressau-
venir; afr. re-devoir, r^estre, re-pavoir^ re-vohir etc. Wal. rf-paasa,
-«fri, meist rfs (re^ex, it. m), als rf-s-bunf (it. rasserena)^ rf-s-ciim-
perä (it. riscuotere\ rfrs-picä {re-ex-plicare^ rf-s-tumä (fr. rmverser);
hiervon ist rgs = slav. rcuf (so viel als lat. dis) zu scheiden in rfs-
'bl (serb. rier-WW), rfs-baiu (russ. raa-boi), rfs-coll (russ. ras-kol), rfS-
plft\ (russ. ras-pldta). — 2) Nomina. Adj. re-calvus, -eavus, -curvus^
'Supintis. It. rircdtOy -pieno, Sp. wirkt re verstärkend : re-bueno sehr
gut, re-fino sehr fein, vrlt. re-meßor weit besser, re-peor weit schlimmer
(eig. noch einmal schlimmer), pg. re-bem sehr wohl, re-bonisimo^. Sbst
mit re selten. It. ri-ptano, dsgl. di r-impetto Adv. Sp. re-bisabudo
Urgrossvater. Pr. rei-ban (fr. arriere-ban), re-feu (arr. fief\ wohl nur
aus reir- verkürzt. Fr. de re-chef adverbial.
Betro. Neu geformt ist it. retro-pignere^ sp. retro-vender^ pr.
reire-venir, -virar, reir-olhar und mehrere Subst. wie it. retro-catnera^
-guardia (auch dieiro-g.), -guida; sp. pg. keine; pr. reire-auditor (fr.
satis-auditeur), -cosselh, -garda^ mr-avt; fr. mit vorgesetztem a arriere-
'bauj 'fiefy -garde^ -goüt, -neveu; vgl. retro-principes Cod. Theod. |
Se (se-4ucere) nur in überlieferten Wörtern.
Sub, nach der Weise der einzelnen Sprachen sub, sob, 8U, so
u. dgl. It. sub-intrare, soccorrere, sorridere\ sp. [vor r und 8 auch son,
überdies sa, San, za, cha] sub-omar^ su-plicar, so-correr^ son-reir^ so-
1) Genaueres über rS und re so wie über d6 und de und den Conflict zwi-
schen beiderlei Formen gibt Barbieux in Herrigs Archiv IX, 172 £F.
2) Gil Vioente scheint auch näo und st damit zu verstärken: digo te que
re-näo quero; digo te gue st, re-si I, 226.
n. 431. 432.] PartikelzuBammensetzang. snbter. subtus. saper. supra. 717
'humar (nach suffumicare) ^ ea-hmdar (suffundare) ^ cha-podar (suppu-
tare); pr. [auch se] so-pleiarj -sanar {sub-sannareX so- n. se^odre^ so-
u. se^mandre; fr. [gleichfalls se] supplier, sau-rire, se-couety -courir,
-mondre; wal. su-ferl^ -flä. — Nene Schöpfungen mit dieser Partikel
sind ziemlich zahlreich and in mehreren derselben wirkt sie, wie im
Lat., verkleinernd. 1) Verba. It. z. B. soh-holUrey socchtuderey socchia-
marey soppoBearey soUoceare, Sp. san-cochar (sub-coguere), so-freiry so-
'füHdaTy sO'juegar (ans std>'jugare\ so-negar GVic. 44^ (lat. sub negare
kaum vorkommend), so-terrary son-risar, -rcjar^ -sacar, ea-htMir, -A^nr,
j?asfi- n. cha-puear (it. sqppoMore). Das in ^era, aam, cha entstellte sub
seheint dem Pg. und Cat fremd. Pr. so-franhery -jornar^ -partir. Fr.
sou^haiUery s&joumer. Wal. su-gruma^ su-guiä. -— 2) Mit Sahst, ver-
banden wirkt sub anterordnend : it. sob-borgo (wie suburbium)^ sp. so-
-prior. Zar Diminution von Adj. {sub-acidus) ward es nicht weiter
angewandt, nnr der pr. Elacidarias bringt Wörter wie stdhcitrinf
sub-fälb.
Subter, den neuen Sprachen in subter-fugere verblieben.
Subtus tritt rom. meist an die Stelle von sub, 1) Verba: It.
[sotto] soUo-giacere, -fnettere, -ridere, -serivere = suijacere, submüterey
surriderBy std>scribere\ femer sotto-intenderey -spiegarey -stare. Sp. [sos,
subs] sos-entendeTj sos-lineary subs-traer. Pr. [sotz, sos] sote-amenary
-intrcuTy -levary -terrar, -Mmbrar, -sos-fairey -metrey -rire, -traire. Fr.
[80U8, 80U] saus-louery -entendrey -traire, sou4every -mettrey -rirCy afr.
sas-hveTy sug-cliner ttc, — 2) Sahst: it. sotto-cuoco. Sp. [sota, kaum
soto] 9o^a^&anco Fussgestelly -basay ^entOy »eapitany soto-ministro-y pg.
sota-capüaina. Pr. sote-baüe, -prior. Fr. sous-diacre, -lieutenarU,
Super: it. [super, sopre, sor] super-fiuoy sopr-eminente, sor-
•iondarCy -venirsy -volarey -ciglto] sp. [super, sobre] super-venir u. so-
bre-veniry sobre-nombrary -cejo; so auch pr. | sobre-dirCy sobr-ondoTy sobre-
'Cäh'y fr. [super, sar] super-fluy sur-abondery sur-veniry sonr-cü; fehlt
wal. — Neubildungen (alle mit der romanisierten Partikel) drücken
zum Theil ein Übermass oder einen hohen Grad aus, wie TertuUians
supersapere. Es sind 1) Verba: it. sor-giungere, -montarey -passarey
prenderey -guidare (cogitare). Sp. sobre-bebery -montar, -pasoTy -puyary
"SaUaTy HOT-prender. Pr. sobr-amar, -issiry sobre-comtary -cutar, -valer.
Fr. sur-hausseTy -montery -payery -prendrsy -vendre. — 2) Nomina sehr
zahlreich: sp. sobre-catnay -guarda, 4arde, -vesta^ -Ueno tibervoll, -na-
turcdy 'Seguro. Pr. sobre-baäe, -coty -denty -pditZy -sen Unsinn, -senher\
sobr-aUiUy sobre-baSy -cabaly fer u. s. f., cat. sobre-avoncle RMunt. p.
67. Fr. sur-arbürey -bände, -coty -facsy -pliSy -soMt] -humain, -naturd.
Supra. Wie intra für intery so steht im It supra oder sovra
fttr das dieser Sprache fast fremde super: sopr-abbondare, sopra-
-venire, -ciglio = lat. super-abundarey 'venire, -cUium-y sopr-accingerey
soprchpc^arsy -sperare; Sbst. soprawestey sqpraUode; Adj. zur Steige-
718 Partikelzasammensetzang. trans. altra. archi. [II. 432. 488.
rang des Begriffes (wie mit trans) sopr-aeutOj sopra-famoso^ -ggrande.
Trennbar ist die Partikel in sopr-arrivare, -aggiungere, sopra-vemre
nnd ähnlichen. Altsp. kommt supra vor in sobrchbien Bc., sobra-
-grani ds., sohra-mucho Rz. Die fr. soubre-soMt, -veste sind ans dem
It. entlehnt.
Trans (tra) fUr Verba nnd Nomina. Minder volksmässigen
Wörtern bleibt rom. trans, andere kürzen es: it. [trans, tras, tra]
tranS' a. tras-formarej trans- n. tra-mtUaref tra-tnontano; sp. [ebenso]
tranS'ferirj tras-lucir^ tra-diusir, tra-ves (trans-versus); pg. trans-miUir^
tranS' u. tras-par; pr. [auch tres] trans-glotir, tras- u. tres-salhiry trame-
tre; fr. [trans, tres, tra] trans-porter^ tres-satüir, tra-duire; wal. [tre,
tri] trf-Sfri (trans-süire), tri-mite, treaee {tra-jicere), — Nachbildungen.
1) Verba. It. tr<MS-andare, -tomare, tra-boccare, -passare, tras-eurare
schlecht sorgen, tra-vedere, iraji-gugiare, trsim-bustare. Sp. tras-loar
übermässig loben, -lumbrary -nochar, -pasar, -tomarj -vestir, -otr. Pg.
[auch tres] tras-y tres-bordar, -passar^ -tonibar. Fr. transpercer (alt
treS'p.), trar\üestiry tre-bucher^ -passer, altfr. tres-cdler. Wal. trf-vfU
(serb. väljati), — 2) Mit Subst verbindet sich die Partikel selten*, it.
traS'Ordinej sp. tras-pie, trans-abudo Urahn, pg. tres-avöy afr. tres-aive.
Vor Adj. hat sie in einigen Sprachen verstärkende Kraft: it. tras-
-grande überaus gross, tra-carOj tra-snello u. v. a. ; pr. tras-annai sehr
bejahrt, tras-tuit alle zusammen; fr. tres-grand, tres-cher (auch ohne
Bindezeichen, übrigens vor allen Adj. anwendbar). — Anm. Im It.
kann trans mit intra in der gemeinsamen Form ^ra zusammentreffen:
so ist tra-mettere = trans- und intra (d. i. inter)-mUtere. Im Pg.,
Prov. und Franz. ist tres oder trS zugleich Zahlwort, wie in tres-
'dobro, treS'liSj tre-pied,
Ultra. 1) Verba : nur it. oltTB^-passare; sp. ultra-^o^or ; pr. ou-
tra(e)-cuiar, -passar, -salhir; fr. ontre-passer, — 2) Nomina (Adj.):
lat. ultra-mundanus (TertulL); it. oüra-marino, -montano, augmentativ
-maravigliosOf -possente] sp. nur uUra-marino, -mantano] pr. otdra-
marin. — Dieser Partikel begegnet trans in den meisten it. Fällen,
vgl. tra- u. oUra-passare, tra- u. oltra-mantano. Dass aber tra keine
Abkürzung von oUra ist, dafür spricht die deutliche Form trans in
den parallelen sp. tras-pasar, tras-montano,
2. Nominaladverbia. — Wir nehmen hierher die beiden
aus Subst. gezogenen Präfixe archi und vice, deren ersteres für sich
allein gar nicht, das letztere wenigstens in dieser Gestalt nicht üb-
lich ist; sodann einige Adjectivadv. ; endlich das in seiner Herkunft
nicht sicher zu bestimmende bis.
Archi {&Q%iy dtsch. erB) in mehrern neuen Zss. It. ard-briccone,
-duca, -maestrOy -poeta, archi-trave, arc^angdoy ^avolo Urgrossvater.
Sp. archi'duquey arci(e)'dianaagOy arz-obispOy arqui-trabe. Fr. artM-duCy
-^chanson. Wal. arh-angd u. a. — Dem Italiener steigert ard auch
n. 438 — 486.] PartikelznsammeiiBetznng. vice. bene. longi etc. minus, bis. 719
den Begriff in Adj. und Yerbis: arci-bdlo, -beüissifno, -haUare^ -mm-
tirey arsi-gogolare.
Vice, im frühesten Mittelalter mce-comesy dominus (Vizthnm),
-judex. It. vice-diOj -madrCy -rc, vis-conte, Sp. vice-aitnirantey vüf-
'conde, viso-rey und vi-rey. Pr. ves-coms. Fr. vice-roi, vi-conUe, -dame,
Bene, male in bene- u. mäle-dicerey bene- n. mäle-ficus n. a. Ver-
balien, wachs rom. entschieden mit seinem Verbnm and Nomen zn-
sammen. 1) Verba: itbene-dire^ male (malB,ydire, mcd-farej -menarey
-fnettere, -tratiare. Sp. bien-aventurar, -decirj -querer; mal-barcUarj
'Casar, -decir, -fcuser (alt), ma-lograr {male lucrari), mal-parar^ -versar^
malvar (male levare)] pg. bem-faser a. a. Pr. benejnr; mal-dir^ -menar^
-merirj -meselar, metre. Fr. benir; mal- faire, -menerj -traiter, -verser,
mau'dire, afr. mBX-voyer. Wal. bine-cuvirUäj -voji. — 2) Nomina:
it. bene-stante, ben-venutOj -volere; maie-stante, mal-cauto^ -sano, -vagio,
-volere, Sp. bien-andavusa, -estar; mal-astrugo, -contento, Pr. ben-anan,
'Ostruc, -aürat, -estan; mal-anan, ^apte^ -aürat^ -aeaut, -ccmpajsfible GO.,
'Sabensa, -vais. Fr. bien-aime, -heureux, -venu^ -etre\ mal-ade, -con-
tent, -heureux, -propre, -sain, -Üre, mau-vais, maussade (male sapidus).
Longi-, multi-, omni-, in longi-manus, multi-cavus, omni-formis.
Nachbildungen meist neuerer Zeit: it. lungisaeUante; moltifrofUe;
onni-scienj^a, Sip,long-animo; multi (nicht muoAi) -latero; omni-ciencia.
Im fr. tOMt-puissant (omnipotens) ist taut, nach dem Fem. toute-puiS'
Samte zu artheilen, Adj.
Minus, wichtiges rom. Präfix, fügt sich an Verba, Adj., kanm an
andre Subst. als yerbale, in der ihm zukommenden Bedeutung ' nicht
recht, nicht gehörig'. Nur sp. und pg. wird ihm seine grammatische
Form menos vergönnt, pr. und fr. wird es in mes, it. in mis synco-
piert, so dass es hier mit dem synonymen dtsch. mis buchstäblich
zusammentrifft; pr. Nebenform ist mens. Seit dem 9. Jh. zeigt sich
die Abkürzung schon im Mlatein, wie in mis-dicere, •docere, -evenire,
-facere. 1) Verba: it. mis-cadere, -conoscere, -credere, -dire, -fare, -pre-
giare, -prendere, -usare, altit. mi-sperare (f. di-) PPS. II, 82. Sp. nur
menos-cohar, -preciar. Pr. mens-creire, -prendre, -preear, mes-cabarj
'Caer, -chauair, -conoisser, -creire, -penre, -preaar. Fr. mis-dUier^
-estimer, -seoir, me-compter, -connaitre, -dire, -fier, -prendre, -priser^
altfr. mes-aimer, -cheoir (daher nfr. mkiharU), -choisir, -eonseäler, -error ^
•faire, -garder, -haignier, -mener. — | 2) Nomina. It. mis-eotUenio, -le-
die, bei den Alten menes-preso PPS. I, 14, minis-fatto 322. Fr. m^-
-content, afr. mes-aise (= nfr. mal-aise), mes-eür (-augurium). — Im
it. meni-possente und afr. mains-ne (minus natus jünger) bleibt minus
als unmodificiert seiner Gomparativbedeutung getreu. — Magie und
plus (\eLtplurirformis) geben keine ächten Composita; man merke etwa
pg. mais-querer, pr. mais-välensa (von mais valer), fr. plus-payS, plu-part.
Bis (ber, bar) ein eignes rom. nur der wal. Mundart fremdes
720 PartikelEUBammensetzang. nni eto. in. [II. 4SÖ. 486.
Präfix bedeutet das Verkehrte, Ungehörige, Schlimme, und trifit un-
gefähr mit dis oder mis zusammen. Die deutlichsten Fälle sind
etwa: it. bis-cantare trällern (nicht recht singen), bts-iomare ver-
drehen, biS'terUare kümmerlich leben (= stentare), bis-traitare mis-
handeln, bis-canto Schlupfwinkel, andare a bis-dosso u. bar-dosso
ohne Sattel reiten, bis4eale nicht redlich, bis-lungo nicht recht
lang, bis'tondo nicht recht rund, bis-unto beschmutzt, ber-lasco schie-
lend, bar-lidme schwacher Schimmer. Sp. nur wenige: bis{vis)-lumbre
falsches Licht (= it. barlume), bi8{visyqjo schielend. Pr. bes-cambi
Tausch (bis-cambiar Cbx. II, 48), bes-caire unregelmässige Form LR.,
beS'Cantar^ bes-canUar falsch rechnen, bes-tensa Verzug, bes-tamar^
wohl auch be-luga Blendung. Altfr. bes-couchier hintergehen, bes-
"tourneTj bes-ivre schlimm trunken, bes-lei verkehrter Glaube, bes-iene
Streit; nfr. bis-comu unregelmässig geformt, bis4oumerf bes-aigre
säuerlich, bes-tors schief gedreht, be-vue Versehen, ber-lue (pr. bduga)^
bar-hng (it bislungo). Über den muthmasslichen Ursprung dieser
Partikel s. Et. Wb. I, s. v. bis.
3. Numeraladverbia nebst andern Zahlwörtern. Neue Bil-
dungen sind 1) mit uni-: it uni-paro, unisono^ uni-ficare, Sp. uni-
'VcUvo^ uni-voear. Pr. un-engenrcU {= unigenitus) GO. Wal. umd-
-nfsctU. — 2) Mit bis: it. bis-avo (ml. bes-avtis Bmn. p. 440 v.J. 715),
biS'fiipote, biS'Cotto^ bi-goncia (bis, congif4s)j bi-saccia. Sp. bis-abudo^
biS'Cocho. Pr. bes-avi^ bes-cueg, be-scdlö Doppeltreppe, bess-on Zwil-
ling (bis-hamo). Fr. bis-ayeul, bis-cuit^ afr. bes-ante Grosstante, bes-
'Oncle, besS'On. Dazu ambo im ml. ambi dexter, it ambiydestro etc.—
3) Mit tri, tris: it. tri-colorey tri-come, tres-pido tres-polo (tres-pes für
tri'pes), tra-Iiccto u. tar-Iiso (tri-licium ftir trüix^ vgl. tra-foglio fttr
tri'). Sp. tri-color, tres-afkQO (= tri-ennis), wohl auch tras-(2o&{o {ires-
-duplex f. triplex); pg. tres-panno, tresdobro. Fr. tri-colore, ireiUis.
Hängt pg. tartara-netOj sp. tariarcHtieto (so auch tatar-dbudo) mit tri
in tri-nepos zusammen? — 4) Mit centum: it cento-ganibe (masc),
-mano {cenii-manus). Sp. cimto-pies {centipes). — 5) Mit mille: it
müle-laterOf -piedi {tniUe-peda). Sp. mü-eüo (nach tri-ennis geformt),
mH-hcjas {miUe-folium), milgrano Bc. Pr. mil-grana. Fr. mille-pertuis.
— 6) Mit send: it. sem-ignorantey semi-poeta. Sp. semi-dormido^ -pu-
trido. Fr. semi-preuve, -ton u. dgl. Mehr rom., aber minder zur Com-
position geeignet als semi ist medius. It fnejgao-cerchio, -quarto^ mezaa-
sp(Ada. Sp. medio-paiio^ media- cama. Fr. mi- parti, ämi-chemn, ä mu
sucre\ sodann dimidium, ein nur dem Franzosen eigenes, das fremde
semi vollkommen ersetzendes Präfix : demi-cetU^ -daueainey -heure, -lune,
'piedj 'Cuüy -morty -dieu, -savant
4. Negationspartikeln. 1) In, Verneinung des Nomens, be-
wahrt im Rom. seine Form besser als die in en ausartende Präp. in.
Italiener, Spanier und Portugiesen verwenden es sehr häufig zu neuen
n. 436. 437.] PartikelsaBaimiiensetEaiiig. non. lie. 72l
Zss. Nicht so der Provenzale, denn die wenigen vorhandenen aus
dem Elncidarias und aus Verordnungen geschöpften Bsp. derselben
(im-parable^ im-materiai, in-propordo etc.) scheinen der Volkssprache
fremd. Die nfr. Sprache wendet diese Partikel häufig an. Die wal.
Iftsst sie nirgends zu. — 2) Non fügt sich im Nordwesten an Subst,
substantivisch gebrauchte Inf., an Adj. und Part., nur nicht an Verba:
pr. no-certanedatf non-cura IV, 122, -/e, garda B. 69, -re, -sen, -cha-
Ur^ -plcuser GO., -saber, no-nede GO., fwn-sabij na-baiejat, -fezat. Altfr.
non-aage^ -plevine, -prix, -puissance, -saehanee, -chaloir, -pooir, -saivoiry
-sage; neufr. nur nan-usage^ -pair, -pareil^ -chalafU und einige andre;
gewöhnlich bleibt non unverbunden : non prix, non solvaUe^ noninte-
resse. Die Vergleichung der griech. Fttgung ^ ov diaXvaig, fj firj if^-
neiqia, \ der dtsch., *das Nichtwollen, die Nichterfüllung' bietet sich
leicht dar. Im Ghurw. wird nun nicht bloss zu neuen Zss. verwendet,
sondern meist auch in tiberlieferten an die Stelle von in gesetzt, wie
in nun-aequci = inaequalis, nan-cml = incitnlis. So weit die tlbrigen
Sprachen diese Wortverbindung zulassen, steht non getrennt, doch
schreibt man it. noncurantey nonuso u. s. w. Im Altfranz, steht auch
xiient (= nihü) für das lat in: so nieni acoustumeit {insolüus) Grog.
Bq. I, 158*, nient atochiee (intactus) II, 283^ n. savoir (nescire) 1, 528%
n. sachani I, 729% niant soüea {immaculatus) Bibl. Bq. I^ 289*. —
3) Ne in ne-fas, ne-moj ne-sapius^ ne-sdus ist nur im Wal. eigentliches
Vemeinungspräfix fttr m: ne-bun, ne-copt {incoctus), ne-cunoscut {inco-
gnitus), ne-lfut (itlotfis), ne-plfceare (Inf. als Sbst., Misfallen), ne-teamere
(dsgl. Furchtlosigkeit), ne-Sfnftate. Es ist hierbei zu erinnern, dass
der Slave dasselbe Präfix besitzt und sich dessen in demselben Um-
fange bedient.
Schliesslich berühren wir noch die für sich nichtssagende in-
haltlose Zss. zahlreicher rom. Nomina mit dem vorantretenden arab.
Artikel al. Dass sie am häufigsten auf südwestlichem Gebiete vor-
kommt, versteht sich. Das Wörtchen bildet frust ohne Ausnahme eine
tonlose Silbe und assimiliert sich, wie schon in der Grundsprache,
verschiedenen Consonanten: so in ar-roba, a-tarfe, a-Bofar. Dieses
fremde Element verbindet sich auch, was nicht zu vermeiden war,
mit Wörtern unsemitischer Herkunft, neben welchen das reine Wort,
wie die Schwestersprachen es besitzen, fortbestehen konnte. Dahin
gehören a-bedtd (lat betula)^ ci-croco neben croco^ a-cipres neben
cipres, al-gee neben yeso (gffpsum\ a-laton neben laton (fr. laiton\
a-laguna neben laguna. Fing das lat. Wort mit a an, so kam es
vor, dass man ein l einschob, wie in al'-midon ans amylum^ d-mendra
aus amygddla. In andern Fällen änderte man den Anlaut in anderer
Weise, um cd oder a zu gewinnen, wie in cd-matica Bc. aus dcdma-
Hca Isid.| dsgL in a-macena aus daimascenaj in cd-ambre aus arambre
von aeramen. — Dass auch der rom. Artikel zuweilen mit Vocal-
DleB romMi. Onunm. II, ft. Aufl. 46
722 Zasammenaetzang yon Phrasen. [11. 497 — 489.
anlauten verwachse (it. lunicomo, fr. lierre u. dgl.) ist S. 169 ange-
merkt worden. | Überdies kommt hin and wieder in Familiennamen
(fr. Lefevre etc.) eine rein graphische Verbindung desselben vor.
Niemals aber ist bei der Aufnahme dtsch. Nomina der dtsoh. Artikel
mit aufgenommen worden.
IT. Zusammensetzung Ton Phrasen.
Product dieser wichtigen Art der Coroposition ist immer ein
Subst., welchem sein Genus, fast schlechthin das männliche, und seine
Flexion zukommt; weiblich werden dergleichen Gebilde, wenn das
natttrliche Geschlecht es erheischt, und indeclinabel, wenn sich das
Nomen im PL befindet. Das Verbnm, die Bedingung dieser Zss.,
steht vorzugsweise im Imper., so dass die Phrase im Einklänge mit
der lebhaften Ausdrucksweise der Volkssprache einen Zuruf gewöhn-
lich an den damit gemeinten Gegenstand bildet Gegen die Annahme
der 3. Pers. Sg. des Präs. Ind. (Fernow §.135) erheben sich Formen
wie it. bevilacquaf rompicapo (nicht beve-, rampe"), entscheidender
das Bsp. anderer Sprachen, welche in solchen Verbindungen gleich-
falls den Imper. anwenden, wie die dtsch. und slav. (Grimm II, 959 ff.,
wo auch rom. Beispiele gesammelt sind), muthmasslioh auch die
griech. (ds. II, 978).
1. Verbum mit Subst. oder Pron. a) Das zweite Wort in
directer Abhängigkeit vom ersten, dtsch. Habe-Dank, Störe-Fried,
Vergiss-mein-nicht, Zeit-vertreib (mit nachgesetztem Imper.). Ans der
grossen Menge dieser Ausdrücke nur wenige Bsp. It. (M>racci(i-bascki
Geissblatt, accatta-pane Bettler, aduna-nubi Wolkenversammler (auch
umgekehrt nubi-aduna), ammaeea-sette Eisenfresser, apri-porta Thtlr-
htlter, baeia-mano Handkuss, caccia-diavoli Teufelsbanner, eata-ietto
Schaubett, cava-denti Zahnbrecher, cerca-brighe Zänker, ameta-täti
Dachdecker, crepa-cuore Herzeleid (brich das Herz), fa^ei-danno Scha-
denfroh, fasservun Kupplerin, guarda-carpo Leibwache, pappa-lardo
Speckfresser, para-sole Sonnenschirm, passa-tempo Zeitvertreib, rom-
pi'Capo Eopfbrechen, rtiba-cuori Herzensdieb, salva-fiaschi Flaschen-
futteral, ypcusea-cammino Schornsteinfeger; mit Artikel bevi-l-acqua
Wassertrinker, fila-l-aro Goldjspinner, Oreva-l-cuarej Prendi-l-aequa
Gschln. Sp. abr-cjo Fussangel (thu die Augen anf)f cdsa-pie Fall-
strick (heb den Fuss auf), arrebatchcapas Manteldieb, ata-piemas
Strumpfband (Fem. wie das gleichbed. Uga\ azotcL-eäUes Pflaster-
treter, bcUi'hoja Goldschläger, besa-manoSj broca-numian Agraffe, eaUa'
'trepas Falle (leg' Kniffe an), choia-cabras Ziegenmelker, espanta-fm-
blados Schwarzkünstler, pasa-calle Gassenhauer, templa-plumas Feder-
messer. Pg. bati-folha^ camborpi Beinstellen, corri-mäo Leitstange
(lass die Hand laufen), finca-pS Stütze, lanechlua Johanniswurnii num-
IL 4S9. 440.] ZosammenseUnng von Phrasen. 728
da-dentes Zahnstocher, papa-genU Menschenfresser. Pr. casHa-güos
gestrafte Eifersucht Chx. IV, 413, Osrcchl-man Such-die-Welt (Dichter-
name), cdbri-cap EopfhttUe, creba-cor, garda-corsPsnizex (schütze den
Leib, altpg. garda-cos), Ha-camba Knieband GO., ptca-plait Process-
krämer, jM>r^a-cam Fleischträger, porta-selh Eimerträger. Fr. bS-gueuie
Maulaffe (sperr's Maul auf), baute-feu Ztlndrnthe, caille-lait Labkraut,
chasseennui Sorgenbrecher, chauffe-lü Bettwärmer, chausse-pied Schuh-
zieher, eouvre-chef, creve-coeury fai-neant Faulenzer, hoche-gpieue Bach-
stelze, li-cau Halfter (ftir Kc-cow), perce-neige Schneeglöckchen, ren-
deg'vous Stelldichein, serre-täe Kopfbinde, taille-mer Schiff, iaume-
-main Augenblick, tire-bouchon Korkzieher, Irouble-ßte Freudenstörer,
vade-mecum^ Gschln. Tu-boeuf. Im Wal. ist diese Art der Wortbildung,
die doch der Slave kennt, nicht tlblich geworden: cacasymge ist das
it caca-sangue^ und dem scheint caca-fricf nachgeformt. — b) Der
Zusammenhang zwischen Imper. und Nomen durch Präp. yermittelt
wie im dtsch. Spring-ins-Feld. It. gir-a-sole u. torn-a sole (daher fr.
taume 8ol) Sonnenblume, dorm-ahfuoco Faulenzer, baU-in-eecca Mtinzer,
eanta-m-banco Bänkelsänger (= cawta im b,, dazu als Fem. cantanh
banca), säU-4fn-banco dass., säU-im-barca Schifferkittel, säUa-m-in-dosso
dass., Oresc-im-benif Nasc-im-beni Gschln. Sp. gira-sol, tom-a-sol^ tarn-
-a-viage Rückkehr, and-tprio Bachstelze, sdU-im-banco, sdUa-m-barca,
Fr. vole-auverU Windbeutel, piss-en-lü Pflanze, passe-par-tout Haupt-
schlüssel; afr. Äide-a-besoignax FC. 11, 116, bote-en-carraie Ros. —
Anm. 1) Zuweilen erweitert sich die Formel durch einen zugesetzten
Inf.: so wenigstens im it. l(nsci-mi\'Stare einen Bequemen zu be-
zeichnen, oder in dem neulat. Pflanzennamen noli-me-iangere. —
2) Einige Fälle scheinen das Nomen im Voc. zu haben: it. baUi-cuore
Herzklopfen (klopf Herz), trema-coda Bachstelze, spaem-venlo luftiger
Ort (fege durch. Wind); fr. grcMe-brosse Kratzbürste. — 3) Es gibt
Bsp., worin man in Erwägung der Bedeutung sich geneigt fühlt,
nicht den Imper., sondern das Präs. Ind. anzunehmen^). Es fehlt
hier an positiven Beweisen vermittelst des Buchstabens.
2. Verb um mit Ad j. oder Adjectivadv. (dtsch. Leb-recht) ist
selten. It. casea-morto wer vor Liebe stirbt, Gschln. Arriva-bene^
Bene-vieniy (sii) Ben-ventäo. Sp. esta-fenno eine Holzfigur (steh fest),
pisa-corio wer kleine Schritte macht; fr. fai-tard Faulenzer, afr.
chanie-ckUr Name des Hahns Ben., auch chante^lin (singe blin-
zend) ds.
8. Verbum mit Partikel wie im dtsch. Kehi>aus: it. vog-
'ooanti erster Ruderer (rudre vor); fr. boute-hors ein Spiel, chasse-
-avant Antreiber, pass-avant Passierzettel, vogue-avant u. a.
1) S. z. B. Mätzners Franz. Grammatik * S. 292, Clemm De oompoaitia
graeoia 92. 98, wo auch die rom. Zbs. beachtet ist.
724 Zusammendetzang von Phrasöki. [It. 440. 441.
4. Zwei Imperative yerbnnden: it. andi-rivieni (S. 705),
eant'imphra (yom fr. chaifdepleure)^ scdi-scendi Klinke (heb' dich,
senk' dich). Sp. äUf-apritna Hebel (heb' und drttcke, richtiger wohl
cat. cds-aprem^ auch sp. ah-aprime, s. Mayans I, 120), eofU-implara^
gana-pierde ein Spioi (werveriiert, gewinnt), muerde-Atfy^ (bei Mayans
1. c. ohne Übersetzung, eig. beiss und flieh), vai-ven Schaukel (geh,
komm), gutta-y-pon Zierath der Maulthiere (nimm ab und setz' auf), pa-
sa-pasa Taschenspielerei; pg. Itufe-ltuse Leuphtwttrmchen. Fr. chank-
•pleure Giesskanne (singe, weine), digne-musette Blindekuh (für digne-
'tnuce blinze, versteck' dich), passe-passe (= s^. pasa-pasa)] Bfr.eanie-
-fable Singspiel (sing und erzähle) FC. I, 418, dor-veOle Schläfrigkeit
Ren. in, 66; dahin der bekannte Ausruf di-va^ s. Interjectionen. |
Am Schlüsse dieses Abschnittes möge noch einer eigenthtim-
lichen Art der Wortbildung in Kürze gedacht werden, einer solchen
nämlich, die durch Verdoppelung eines Wortes gewonnen wird.
Composita dieser Art liegen schon im Lat., wenn auch nur in ge-
ringer Zahl vor, wie fwrfur^ murmury turtur, carcer, querquerus. Das
neuere Gtebiet aber enthält, besonders in seinen Volksmundarten,
solcher Wörter nicht wenige, meist aus der Sphäre der Kindersprache
und diminutiven Sinnes. Es lassen sich, wenn man von der Form
ausgeht, zwei Fälle unterscheiden. 1) Ein Wort wird buchstäblich
verdoppelt, wie im span. ro-rö Wiegenkind (von der Interjection ro)\
fr. bon-bon Zuckerwerk (vom Adj. b(m\ mdartl. daux-daux dass.;
verdoppelte Imper. haben wir oben gefunden. Meistentheils ist das
zu geminierende Wort fttr sich ohne Bedeutung und gelangt erst
durch die Gemination zu einer solchen: it. ba-bä Amme (vgl. balia),
p(hpb Kindchen (lat. pupus), bro-brb Unruhstifter {brogliare), Pepi
Josephehen (Oius€ppe)\ sp. ^om-^om Kindergesang ; fr. do-iio Schläf-
chen (dormir), ftm-fan Kindchen {enfani), jau-jou ein Spielzeug C/cmer),
dO'do Uhr (doche). 2) Es wird nur der Anlaut eines Wortes bis
zum Stammvocal gesetzt, worauf das vollständige Wort folgt, was
einige Ähnlichkeit hat mit der Verbalreduplication: fr. (mdartl.) pi-
-pbre Väterchen, me-mhe Mtltterchen, fti-fthre Brüderchen, ^-fXU Töch-
terchen, di-dd Fingerchen, bibete Thierchen, Cha-ctuüe Karlchen, BS-
'bele Isabellchen; npr. ma-maau kleine Verletzung (dtsch. Weh- weh-
chen). — Verwandter Art sind die S. 59 berührten Ablautformeln.
n. 441-448.] Nameralbildnng. 726
Dritter Abschnitt
Nnmeralbildnng.
1. Gardinalzahlen. Von 1—10 besteht allenthalben die lat.
Einrichtung, nämlich : it. uno, dne (dtio etc.)i tre^ guattro^ cinque^ sei,
sette^ Otto, nove, dieci (alt dieee). Sp. uno, \ dos, tres, guatro, cinco,
seis, aide, ocko, nueve, diät. Pg. hum, dois {dous\ tres, guairo, cinco
(alt eingui), seis, säe, oitOy nove, den. Pr. w», dui, frei, quatre, eine,
seis, sei, oit (oeh), nou, dee, Yt. um, deux, irois, quatre, einq, six,
sept, huü, neuf, dix. Wal. un, doi, trei, patru, einci, iase (iease),
iapte (ieapie), opt, nof (noao), eece, Inschriften und Urkunden be-
zeugen die frühe rom. Gestaltung einiger dieser Wörter, z. B. eator
Grut, quator Esp. sagr. XL, 385 v. J, 697, cinque Mur. Ant II, 1008,
dece Mar. p. 117, 7. Jh.
Von 11—19 kommen Abweichungen vor, indem man von 16
oder 17 an die Einer nachsetzte, wie dies der Neugrieche schon von
13 an thut, und die Subtraction bei 18 und 19 aufhob: it un-, do-,
tre-, quattor-, quin-, sedtei, diecisette u. diciasette, dieciotto diciotto, die-
einove dicianove. Sp. ,onee, doce, trece, quatoree, quince, dies y seis bis
nueve. Pg. onae, doee, treee, quatoree, quinee, dezaseis, deaasete, de-
jsoito, dezanove. Pr. unee, doee, treee, quatoree, quinee, setee, deeset
etc. Fr. onee, douee, treiee, quatoree, quinee, seiee, dix-sept, -huit,
-neuf. Nicht so wal.: hier wird nach durchgreifender Hegel die kleinere
Zahl vermittelst derPräp. spre{zu) zur grössern addiert: un-spre-eeee
bis nof-spre-eece. Es ist genau die slav. Methode, wonach die Präp.
na gleichfalls die Einer mit Zehn verbindet (altsloven. tri-na-desjoit'),
und die alban., wonach mpf denselben Dienst thut (tri-mpf-dgiäf).
Ahnlich scheint im it dicisLsette, dicisnove, im pg. dee^eis etc. eine
Verbindung mit ad (vgl. ad-dere, ad-numerare) statt gefunden zu haben.
Von 20—90 folgen die jüngeren Sprachen meist wieder dem
Latein. It. venti, trenta, quaranta, dr^quanta, sessanta, seUanta, ot-
tanta, novanta (fkr nonanta). Sp. veinte, treinta, quarenta, cinqüenta,
sesenta, setenta, oehenta, noventa (altsp. cinqua-, sesa-, seta-enta). Pg.
vinie, trinta, quarenta, cincoenta, sessenta, setenta, oitenta, noventa. Pr.
vint, trenta, qucuranta, cinquanta, sessanta, setanta, ochanta, nonanta.
Die Einer stehen, hier wie dort ohne Gopula, stets nach: it. ventuno,
ventidue, ventotto, sp. veinte y uno etc., pg. vinte e | hum, vinte e dois,
mlat. de annos triginta et uno Bröq. 290^^. Im Franz. erstreckt sich
1) Die vorletzte Silbe der rem. Zehner zeigt eine im Latein, nicht vor-
handene Verschiedenheit des Yocals. 20 und 80 nämlich haben e, ei, i, 40 bis
726 Nomeralbildung. [H. 443. 444.
die lat. Methode nur bis auf 60: vingt (vingt^n n.vinfft et im, tfingt-
deux etc. ohne Copnla), trente, quarante, cinquatde, soixante. Die
ttbrigen Zehner werden durch Addition umschrieben: soixanie^ix 70
('OfUfe 71), qwxtre-vingts 80 (4 Zwanzige; femer quaire'Vingt''deux
etc.), qwdre-vingt-dix 90 {q.-v.-onee 91). Diese Art zu zählen ist
uralt, zeigt sich aber früher in noch weiterer Durchführung: treis vme
(60), treis vine et dis (70) und über 100 hinaus six vitus (120), sqat
vinz (140), huit vine (160) u. s. f., vgl. Dict. de TAcad. fr. s. v. vingi.
Man zählte also, so weit dies angieng, nach Zwanzigen, wie in den
celtischen Sprachen: denn der Kymre z. B. sagt fttr 30 zehn und
zwanzig, für 40 zweimal zwanzig, fttr 50 zehn und zweimal zwanzig,
fttr 60 dreimal zwanzig u. s. w., und so bereits in ältester Zeit (Zeuss
I, 327, vgl. Potts Zählmethode S. 99 £f.). So verfährt auch der
Baske. Gleichwohl hat die vigesimale Zählungsart im Prov. keinen
Eingang gefunden, denn dass quatre-vins ein paarmal vorkommt, will
bei der lebendigen Bertthrnng beider Mundarten wenig sagen. Da-
gegen brauchte der Franzose früher daneben auch septante, nanantej
selten huitante. Im Wallen, gilt noch ausschliesslich septantt^ utanU^
nonanttf im LiOthringischen wenigstens septantCj nanante neben quatre-
vette\ so auch npr. setantOj uitanto, nonanto. Der Walache constmiert
sich durch Übertragung des Begriffes decas auf decem, dies als Fem.
aufgefasst, sämmtliche Zehner von neuem: dofeeci 20 (2 Zehende)
bis nofjsecij und mit den Einern dofeed ü un 21, dofseei ü doi 22.
Auch dies Verfahren ist slavisch (tri-de^at') und alban. (tri-dgietf).
100 heisst it. cento (femer: centunOy centodue, cent\attOf cenUh
quaranta oder cenquaranta etc.), sp. ciento (ciento y uno ff.), pg. cento
(cento e hum), pr. cen, fr. cent {cent wn, cent deux). Das wal. Wort
für centum ist das aus dem Slavischen stammende declinable Fem.
sutfy also una (o) sutf einhundert.
200—900 bilden sich gleichfalls dem Latein gemäss, nur dass
-genti fast stets durch -eenti vertreten wird: it. ducento (hier auch mit
g dugento)^ tre-, quattro-y Cinquecento^ seicento u. secento etc. ; sp. dos-,
tre-j quatrodentos, quinientos^ seis-^ sete-^ ocho-, novecientos] pg. ciw-, tre-,
quatrocentoSf quinhentoSj seis-^ sete-^ oito-j novecentos; pr. duicens; fr.
deuxj trois cents etc. Wal. dof sute 200, trei sute 300.
1000: it. miUCy sp. pg. pr. fr. mü, wal. weibl. o mie. 2000 ff.
it. due müa; sp. dos müj altsp. gerne mit eingeschaltetem veces: se-
senta veces mit Alx. sechzigmal tausend ; pg. dois mit] pr. dui mil und
90 im Span, und Pg. zwar e, im It. und Prov. aber o, wobei der Yooal der
vorhergehenden Silbe entschied, indem viginti it. verUi, quadrAginta aber qua-
ranto gab, octoginta sich nach septutLginta oder quinqu&girUa richtete, vgl. oetua-
ginta S. 16, Potts Zählmethode S. 205.
n. 444. 446.] Numeralbildung. 727
weibl. doas miiia OA. (doa melia ds. 2063); fr. deux mille (afr. zu-
weilen milies); wal. dof mii.
Ambo ist it. amboj sp. pg. amhos (alt atnas), pr. anibs, afr. ans^
wal. fmbi. Mit (2t/o verknüpft: it. ambedue^ amendt«« and selbst aman-
dfine; altsp. ambosdos SProv. 159, neusp. ambos d dos] pg. a$nbos de
dos'j altcat. amdosos RMunt. 299^; pr. ambidoi GRoss., amdui; afr. an-
df4i] wal. amffndoi; vgl. ags. bä4vä. Mit in/ar (zusammen); it. m-
tra$nbo, dsgl. tramendui, vrlt. trambendui PPS. II, 47; sp. pg. entrambos.
Im Altfranz, kommt noch eine besondre Form von am&o vor, amitir«
(ambore), über deren Herkunft s. Et. Wb. IL c.
2. Weit mehr von der ursprÜDglicben Einrichtung und unter
sich selbst entfernen sich die jungem Sprachen in der Darstellung
derOrdinalien, vereinigen sich aber doch in dem Streben, sie durch
unmittelbare Ableitung aus den Gardinalien zu gewinnen. In einigen
derselben ward dies Streben zum Bildungsprincip, in andern erzeugt
das Schwanken zwischen der alten und neuen Methode eine über-
mässige Menge von Ausdrücken.
Das It. hält sich ziemlich genau an die Grundsprache, doch
üie%8t -esimus fast nur unmittelbar aus den Cardinalien: \ primo^, se-
ccndOj ierjgo, quarto, quinto, sestOj ^ettimOy ottavOj nono, decimOj und-^
duod-t dann decimo terzo bis nono^ ventesimo und vigesimo, trentesimo
irigesifno, quarantesimo quadragesitno ^ cinquafU-, sessant-y settant-^
oUant'f novantesimo, centesimOj ducentesimo etc., mälesimo, duemiU.
Daneben für 13— 16 auch ^re-, quattor-y quin-, se-deeimo und -dicesimo;
für 17—19 dkiassät'j diciott-^ diciannovesimo. Unter den Mundarten
ist die altmail. zu bemerken, welche sich von 5 an der Distributiv-
endung bedient: cinqueno^ sexenOy seteno, ogeno, noveno^ desenoj un-
dexeno, dodeseno, s. Bonvesin. — Die sp. Ordinalien sind sehr formen-
reich. — a) Die reinlat. Form umfasst das ganze System: pritno u.
primero, segundo, tercio tercero, quarto^ quitUo^ sexto, septitno, odavo,
nono, decimo^ unr, duodecimo, decimo tercio bis nono, vigesitno, und so
tri-y quadra-, quinqua-, sexa-y $eptua-y ociua-y nonagesimo, aber von 50
an auch cinqüenU, sesent-, setent-, ochent-, noventesimo ; cent-, müesimo.
b) Anwendung der Distributivform entis an die Gardinalien gefügt
in setenoy dec-y onc-y doc-, trec-, quatorc-, quinc-y veinteno (veintidoseno
etc.), treint'y quarmteno bis centeno. c) Einige werden sogar mit avus
nach dem Muster von octavus abgeleitet: man sagt onsiavoy doeavo;
1) PrimtiS hat seltsamer Weise in verschiedenen Volksmundarten den
Wurzelvooal i mit u (meist wie ü zu sprechen) vertauscht: lombard. prummy
pr. prumier GRoss., so noch jetzt in Toulouse, pio. gleichfalls prumiery waUon.
prumir. Warum blieb man nicht bei i stehn? Das ahd. frum mag wohl nicht
schuld daran sein, eher das auf i zurückwirkende m, s. S. 145.
728 Nnmeralbildmig. [IL 446—447.
andere, wie quoitoraavo, veintavo, centavo, sind Snbst. (14tel, 208tel,
lOOstel). — Pg. primeirOj segundo^ terceiro, quarto, guinto, sextOj sep-
timOf oitavo, nono, decimo, un-j duodecimo, decimo terceiro etc., vige-
simo vintesimOj trigesimo, quadra-, quinqua-^ sexa-j sepiua-y ocio{octay,
nonagesimo, cent-, miUesitno. Aach hier einzelne Distribativa wie oft«-,
trejS'^ quaiorg-, quarenUeno, — Prov. von 1 — 6: priim (üblicher jprimter,
auch primairan\ segon, terte (tersier 6A.), quart, quini^ sest. Für 5
und 6 bedient | man sich zugleich, für die höheren Zahlen beständig,
der Ableitung mit mus^ als quitUen {quitUS), seisen^ seien, oehen (neben
ockau\ noven^ detzen, oneen^ doeen^ treten {iredeteen B. 317, 23), qua-
iorem, quinzen, setsen^ deeeseteny vinten, trefUm^ caratUen, dnquanten,
eenten, milen. Ableitung mit esimus mag selten vorkommen: sezesme
GO., vifUesme etc. Ghx. I, 257. Dieses Eingreifen der Distributiv-
form auch im Gat. von 6 an: sisS, seU, vuUiy navS^ desSj Aber undicim,
duodScim, dann tretse, ccUorsi, quinsS^ setse, disseti, divuü€j dinave,
virus. — Der Franzose leitet diese Numeralclasse mit Ausnahme von
Premier und second einfach vermittelst esimtus {iemej alt iesme, isme)
aus den Gardinalien, so deuxikme (neben ^eootuJ), qwUrüme^ neumeme^
vingtieme und selbst vingttmieme. Die Alten brauchten noch prme
{premerain\ altrej tiers, quart, quintj siste^ sedmesiemej cidme^ noefmej
distne; allmählich vertauschte man diese Wörter mit tönenderen,
doch werden Hers (Fem. iieree\ quart^ quint in bestimmten Verbin-
dungen, wie la tierce partie, le quart deniery Siocte quintj noch ge-
braucht. — Im Wal. ist jede Spur der ursprünglichen Einrichtung
geschwunden. Weder J9nmt4^ noch das gemeinrom. Primarius kommt
hier in Anwendung, sondern ein Wort zweifelhafter Herkunft intpu^.
Alle folgenden sind Gardinalien mit vorgesetztem oI, Fem. a, und an-
gehängtem Artikel, als al-doi-lej Fem. a-do-a^ und so dl4rei4e bis
(d-sutf-le und cd-mie-le. — Merkwürdig ist noch die churw. (ober-
länd.) Form -oveZ, mittelst welcher von terzavd an sämmtliche Ordi-
nalien theils aus alten Ordinalien, theils aus Gardinalien geschaffen
werden. Wiewohl sich lat. -abilis hier sonst durch eivel = it evole
(neben abel) ausdrückt {culpeivel, culpabel), so wird sich kaum ein
andrer Ursprung darbieten: avel müsste in dieser Classe von Wörtern
der Ausartung in eivel widerstanden haben. Terlaavel wäre hiemach
der drittliche, quariavel der viertliche, tschuncavel der fünftliche*.
1) Nach Lex. bud. von atUerior (besser vom Neutr. antenua), nach Mus-
safia von antaneus. Man dürfte anch das von Yitruv gebrauchte bei Festos
und Servius vorkommende, also vorhandene antarius (vom befindlich) in Er-
wägung ziehen: Ausfall des r vor % zeigt z. B. auch wal. coaie aus eoriumy ceiu
aus gtfomo für quaero,
2) Wenigstens wäre mit der von Fuchs gegebenen Erklärung von aod aus
lat. avuB in oet-avu8 nichts gewonnen, da die Endung d doch nur im lat. tKc
ihren Grund haben könnte, welches mit btlia fast gleichbedeutend ist.
IL 447. 448.] Pronominalbildmig. 729
3. Die Distribativa sind als solche nicht mehr vorhanden. Nur
singuli lebt fort im sp. sendoSj pg. senhos. Ihrer Form nach werden
sie theils zu Ordinalien, theils zu Sahst, benutzt. Eine Anzahl von
drei gleichartigen Dingen (in einer bestimmten Anwendung) heisst
it. iemo^ von vieren quademo^ hiernach geformt quintemo. Im übrigen
braachen die Sprachen, um eine solche GoUectivzahl auszudrücken,
verschiedene Suffixe. It. cinquina^ settina, decinoj dodidna dotfsina^
guartmiina, eeniina Zahl von 5, 7, 10, 12, 40, 100 Dingen. Sp. ein-
quena^ (nicht 8eisena\ setenaj (nicht oehena^ novena)^ decena^ docenaj
mäenuy quarentmay centena. Pr. dass. Suffix: uchena^ desena^ quatar-
jfemi, quarantena. Dafür schreibt der Franzose -aine: huitainej diefoine^
datugatnCy quinjeaine etc.
4. Multiplicativa: it. semplice^ dupliee, triplice u. a.; sp. pg.
dupltee^ triplice. Mehr Eingang fanden die angränzenden 'Propor-
tionalien: sp. simple, döble , iriple, quädruplo] fr. simple, double,
triple, quadruple, ceniuple; wal. simplu, und Participia wie indaU
(gedoppelt), intrfU, inpftrat, ineecÜ (lOfach), insuttt (lOOfach), inmiit
(lOOOfach).
Tierter Abschnitt.
Pro nomin albildnng.
Die aus dem Latein hervorgegangenen Sprachen haben bei
weitem die meisten Pron. bewahrt. Nene entstanden vornehmlich
durch Zss. eines Pron. mit einem | andern Pron. oder einer Partikel ;
beide Theile wuchsen oft so fest ineinander, dass sie schwer zu unter-
scheiden sind. Auf dem Wege der Ableitung bildeten sich fast keine.
Dagegen gab man mehreren Subst. und Adj. pronominale Geltung,
und wie selbst aus Gen. und Dat. eigne Wörter dieser Gattung ent-
standen, ward S. 461 ff. ausgeführt. In diesem Theile der Grammatik
haben sich die neuen Sprachen daher sehr ausgebreitet; zu wesent-
lichem Vortheile gereichen ihnen die zahlreichen nur in substan-
tivischer Anwendung üblichen Wörter dieser Glasse persönlicher so-
wohl wie sächlicher Bedeutung: wir werden sie hier nur kurz be-
zeichnen, indem wir das Weitere der Syntax überlassen.
780 Pronominalbildung. [IL 448. 449.
1. Persönliche Pron. Ego: it.io, sp.yei, pg. eu (teuD. Din.),
pr. eUy ieu, fr. je (entstanden ans dem noch jetzt in der Vendöe ttb-
lichen te), wal. eu. — Tu bleibt unverändert. — Se, ßibi: it. pr. se^
sp. pg. Hj fr. soi, wal. üe, — Überdies gab ille (illic) it. egU, sp.
ä (alt eilt), pg. eile (alt eü), pr. d, dhj fr. ü, wal. d. Das Neiitr.
illud wird nur im sp. dlo und altpg. ello formell unterschieden; dar
fUr von hoc pr. o, cat. hoj afr. in dem ältesten Denkmal gleichfalls
(in quid), daher it. sp. per-b, pir-o] das stärkere oe erhielt sieh
im afr. av-ocj por-oc, sin-oc^ Graphische Verbindungen mit andern
Fttrwörtem sind: sp.nos-, vos-oiros; fr. tnai^j toi-, soi-^ lui-mime^ moms-,
vom-, eux-^ eües-mimes.
2. Possessiya. Meus: it. mio (altmeo), sp. mio und nU, pg.
meti, pr. mieu und manj fr. manj wal. mieu. Die Formen mit t er-
innern an das altlat. mius, neben welchem auch miSj wie aiis neben
äliuSj vorhanden war. — Tuus: it. tuo^ sp. tuyo u. tu (altsp. to)^ pg.
teuy pr. tieu u. <on, fr. ton, wal. f^. — Suus: it. suo^ sp. suyo u. su
(alt «o), pg. 5^, pr. sieu u. 5on, fr. son^ wal. ^fti. — Noster: it. no^roj
sp. nuestro {nueso), pg. no«50, pr. no^r^, fr. notre (alt auch no), wal.
nostru. — Vester: it. vo^fro, sp. vuestro (vueso)^ pg. vos^o, pr. vo^re,
fr. t;o^rß (alt vo\ wal. vos^ru. — Suus: sp. suyo u. ^^ pg. seu\ dafftr
it. Zoro, pr. wal. lar, fr. 2eur. | — Aus Ableitung entstand das fr.
mien, tien, sien, welches nur absolut gebraucht wird.
3. Demonstrativa. I8te(i6tic): BliitestOj abgekflrztato (wie
noch in sta-mane etc.), sp. este (früher esti), pg. este^ pr. est^ fr. fehlt
(in den Eiden ist), wal. fst. Neutr. nur sp. esto, pg. isto.
Ipae: it. esso (isso Par. 7, 92 im Reim), sp. e$e (alt esst), pg.
esse (alt et^o, s. ^Ze»5(? SRos.), pr. qM Bth., später eis^ eus, wal. ii»»,
fr. fehlt. Eine neutrale Form haben auch hier nur Spanier und Por-
tugiesen: eso, isso. Ein speciell it. Wort für ipsissimus ist maniatOf
von unsicherer Herkunft, s. Et Wb. 11. a.
Zss. zur Erhöhung der Demonstrativbedeutung. 1) Mit Prä-
fixen, a) Ille mit vorantretendem ecce oder eccum, wodurch Formen
mit dentalem und gutturalem c erzeugt werden: eccu'iUe, it. mit ab-
gestossenem Anlaut nach bekannter Weise qudlo (alt guiUo), mit Ver-
wandlung des anl. ^ in a sp. aquel, pg. aqudle^ pr. aqi^l; dagegen
ecc'ille, pr. aicel u. edj afr. icd, cd^ wal. acd, cd. Hierzu die per-
sönl. Sbst. it quegli u. colui (römisch quelui), pr. aqudui, aiedui,
cdui, fr. celui, und die neutralen sp. aqudlo, pg. aquülo. — b) Iste
mit derselben Partikel: eccu'iste, it. questo (alt quisto) u. cotesto, co-
desto (dies aus eccoti esto), sp. pg. aqueste^ pr. aquest\ ecc'iste^ pr. cest^
afr. icest u. cest (in den Eiden eist), nfr. cetj wal. acest, cest. PersOnl.
Sbst. it questi^ costui (röm. questui)^ cotesH^ -ui; neutral sp. aquesto^
IL 449—461.] Pronominalbildang. 781
pg. aquisto. — c) Hoc mit eece: eece hoc^ it cü>t pr. aisso n. so (aufo^
MO Bth.), afr. ckeeo Enlal., ifo^ ceo, go, nachher in ce geschwächt; ecc^hoe
gab pr. aquo (schon in einer Urk. v. 989 Chx. II, 50). — d) Ipse
wird auf mehrfache Weise zsgs.: eccuüpse nur im sp. aquese, Nentr.
aqaeso] isie ipse, it istesso und stesso^ substantivisch stessi Inf. 9, 58.
Das in seiner Bedentang geschwächte Pron. ipse bedurfte noch
grosserer Verstärkung , wozu man met voransetzte: dem lat. ego-met
ipse, me-fHet ^9sum, se-met ipsam entspricht nun pr. ieu med-eis (meteis),
mi medeiSj si medeisa, in ältester Form medips Fr. | d'Alex., medeps
PasB.; altpg. medes. Dabei konnte das Personalpron. auch weg-
bleiben, indem sich tnet, wie schon im Lat., mit ipse verband, z. B.
dieus medeis. Zu noch grösserem Nachdruck steigerte man dieses
mei'ipse zum Snperl. met'-ipsissimus , letzterer gleichfalls dem Römer
bekannt (= gr. ctvzoTotog), daher it. medesissimo ; kürzte diesen allzu
langen Ausdruck aber in met-ipsimus d. i. it. medesimo, pr. medesme^
aacb meesme und mei-me, afr. meisme, nfr. meme, sp. mismo, pg. mesmo;
mit proklitischem s pr. s-metessme nur Bth. ^ Eine dritte Zss., mit
id, ist it. desso (s. Et. Wb. IL a), wal. d^nsu. — 2) Zss. mit Suffixen.
a) Franz. mit d, la: Neutr. ceci, eela. b) Wal. insu mit den Perso-
nalien: insfiMiny 4jn, -ii etc. Churw. verbindet sich ea (ipse) auf
gleiche Weise mit den Personalien, aber als Pi^fixen: mea, tea, see,
sesa sind ^=: mi ea, ti ee, si e0, si eea, c) Wal. aeela und acesta mit
der Partikel ü: acdaü, acestaü,
4. Interrogativa und Relativa. Qui: it. che, im Westen
que, wal. ce. Persönlich sind: it. chi, sard. chini, sp. quien, pg. quem,
wal. eine (v. quinam?)\ rein sächlich fr. quoi, it. mit che cosa ausge-
drückt Ein eignes pr. noch jetzt vorhandenes Interrogativ ist quinh,
Fem. quinha, oder quin, quina, letztere Form auch cat., muthmasslich
gleichen Ursprungs mit sp. quien (S. 463). Für das Fem. quina kommt
auch ein nmdartl. quanha vor, s. Brev. d'am. I, p. 52. 264 etc., dsgl.
ca^na LEom. V, 26 (S. Honor.).
Qualis: it. quäle, sp. pg. quäl, pr. quäl cäl, fr. quel, wal. care.
Cujus: sp. cuyo, pg. cujo. \
5. Unbestimmte Pronomina, an welche sich die unbe-
stimmten Zahlwörter, deren Flexion in der Grundsprache meist pro-
nominal ist, anscbliessen. Die bildenden Affixe alt-, -que, -^unque
giengen auch in die neuen Sprachen über, nur das Wal. verwirft und
1) Raynouard LRom. II, 160 stellt aas der wald. Litteratnr ein Adj. aym
*le meme auf mit dem Beleg totas eosas son ayniM. Es führt auf dieselbe Quelle
wie das im pr. m-eime enthaltene eime d. i. ipsimuSf vgl. wegen des Buchstabens
das Sbst. ayme NTest. aus cisymus, ai statt ei ist üblich genug. Ein Gomposi-
tum mit aym ist das gleichfalls wald. Adv. en ayma mit der Bed, 'ebenso*.
782 Pronominalbildung. [IL 451. 462.
ersetzt sie mit den Präfixen oare (irgend), mac6r (auch, immer); die
Verbalsuffixe libet und vis wurden dagegen allgemein von neuen,
sinnverwandten verdrängt, als it. si vogJia, sp. quiercij pg. guer^ wal.
va (über dessen Entstehung aus lat. vuU s. Mussafia Vocalisation S.
126); dsgl. it. sia, fr. soü, wal. proklitiseh /$6, fieite (= sU), vre.
UnuB: it. sp. uno, pg. hum, pr. fr. wal. unK
Alter, zugleich für älius: it. citrOy sp. otrOj pg. (mtro, pr. dUre,
fr. att^e, wal. dU. Sbsi. it. a2^ri, altsp. otrij altpg. otiM, npg. onfrieiii.
Aliud gab altsp altpg. oZ, pr. aZ, ol^, wofUr auch äl res ((ddres 6A.
1997), afr. el
Quidam wird meist durch certas gegeben : it. eerfo, eerhrno^ sp.
cierto, fr. certain] auch durch ^alis; wal. oare-care und ähnliche. Für
sich steht sp. pg. fulano (arab.), sp. auch eutano oder cUano (s. Et
Wb. n. b), pg. sicrano (von securus^ wie pr. seguran).
Aliquis Adj.: pr. cHque {aique navel entresentß LR. II, 58). Sonst
zeigt es sich nur in Verbindung mit untis: it. ofefmo, sp. älguno*j
pg. algum^ pr. cdcü^ fr. aueun {(diqui unus), afr. oJetien, olcon (äUgui
homo?). Andre Ausdrücke | sind: it. qualehe^ sp. pr. quälque^ fr. gptdque
iguaMs-quam, wie sui^-^om); wal. nü^ (d. i. niS'Ce)^ niscare^ augen-
scheinlich aus nesdo quis, nescio qt/uMs^ dem ahd. neie wer^ neig toelher
entsprechend.
Aliquis als Sbst. (jemand) gab sp. cdguien^ pr. dlguem. Seine
Stelle vertritt it. qudlcuno u. qualcheduno (mit eingeschaltetem ed), fr.
quelquFuny wal. neitine (d. i. nes-cine = nescio quis). — Gleich dem
dtsch. Sbst. man ward homo abstract gefasst und als Pron. ange-
wandt, bereits in den Eiden si cum am iUr das deutsche s6 so man;
das Nähere lehrt die Syntax».
Das Neutr. aliquid lautet sp. pg. älgo (eigentl. von aiiquod)^ pr.
dlque^ alqueSy afr. (xuques] wal. oare-ce. Eine sehr übliche Umschrei-
1) Anzumerken bei diesem Pron. ist, dass wenn es den Artikel empfangt,
im Altcat. das im Fem. la una sprachriohtig unverkürzte la häufig auch auf das
Masc. übertragen wird, um beide naher zu rücken, also la ü oder la hu, wofür
aber auch lo hu gesagt wird. Dieser Gebrauch hat sich dem ProY. mitgetheilt,
wo in einigen Werken la im (2 Silben), la una vorkommt. Bsp. e dÜM la us a
Vautre Fer. v. 885 etc.; la us a dig a Fautre GA. 3154; la us de sai, Vautre de
lat Brev. d'am. LR. I, 519»; la us (Isilb.) Pautre B. 209, 29 (Seneca). Auch G.
Riquier sagt la un de dos p. 209, Fem. la una 1 14. Selbst schon bei G. v. Poi-
tiers findet sich laut einer Hs. la un M. 171, 5. Nach Leys II, 74. 116 steht es
frei zu sagen la us und le us.
2) Auch dlgun-tj dsgl. ningun-t sagten die Alten, was zufällig mit nnserm
nhd. jeman-d, nieman-d zusammentrifft.
3) Unter den verschiedenen Formen des Wörtchens befindet sich auch das
häufig gebrauchte afr. en, meist mit Artikel Ven (s= Von). Sollte es zsgz. sein
aus hoem {homo)j etwa wie avec aus avoec oder üec aus üoec? Benoit z. B. be-
dient sich beider Formen, oem und em.
n. 462. 4SS.] Pronominalbildiing. 788
bong dieses and andrer Nentra geschieht mit causa, welches sehr
frühe für res eintrat (Eckhart zur L. SaL and Du Gange): it. qualche
eosa^ fr. qudque chose. Altrom. ward zu gleichem Zwecke auch res
verwandt: sp. pr. rc», Aec. ren (S. 430), pg. res, rem, fr. riens^ rien;
zsgs. altpg. (dgorrem GVic. I, 139, neupr. quauquarren. Dies Wort
fehlt der it. Sprache, denn die Phrase non val rien in den Gento
nov. ant n. 61 ist oiSenbar pr., und aus derselben Quelle scheint auch
Barberino's cicuna rem geflossen. Beide Wörter, causa und reSj
können in pronominalem Sinne dem weiblichen Genus entsagen.
Ullus alt und selten: sp. sin uUa dubda PG. v. 906; afr. ne-ub
Eidschw., ni-iife Eul., ni-ul Fr. v. Val.
NulluB: it. nutto, sp. nuJo, pr. n«2A, umgedreht lunh (Vmn B. 120),
fr. nti2, afr. Nom. ntäs u. nus (pr. nus Gstl. L. 10, 63). Gebräuch-
licher ist unus mit Negativpräfixen, nämlich 1) it. niuno (alt neuno\
sp. ninguno (vrlt. nenguno), pg. nenhumj altpg. neun Ganc. ined. 43^,
eat. ningüj pr. negun^ in einigen Texten nengtm, neutiy afr. (noch bürg.)
ntm, wal. | nidrun (ahd. nih-em). Das Präfix ist theils ne, theils nect
mit eingeschobenem n nenc neng^ im Wal. neque. Andre Beispiele
dieser Zss. unter den Partikeln. 2) It. nessuno (früher nissufio), pr.
nesuHf neisun Flam. p. 8, afr. nesun, nisun erklärt sich mit der altrom.
Partikel neis^ nis {ne ipsum). 3) ProY. degun^ dengun (noch jetzt degu)^
altsp. deguno FJ. ist, wie schon J. Grimm III, 40 anmerkt, dem ahd.
dih-ein (uüus) nachgeformt 4) It. veruno^ wal. verun^ vreun, vrutiy
von vd unusy s. Et. Wb. II. a.
Nemo, in it. Mundarten ntmo, sard. nemus, wal. nime^ nimene.
Die andern Sprachen drücken den Begriff verschieden aus. Die it.
and pr. haben nur verneinende Adj. oder Umschreibungen wie
wUlFuamOt mdhs hom daftlr; die sp. braucht nadie (von hämo natus,
8. Et. Wb. IL b), die pg. ninguem {neC'quem\ sp. ninguien bei Ren-
gifo s. V. en; die fr. besass früher ntdui (auch als Nomin. LG. 34),
nachher wählte sie persanne.
Nihil (nil) ward als ein Wort von zu geringem Umfange ver-
worfen und durch Subst., welche Sache oder Kleinigkeit bedeuten,
mit beigefügter Negation ersetzt. Drgl. sind 1) das unter aiiquid
schon erwähnte res (fr. rien) nebst causa (sp. no vcie eosa). Mit
miSitö verbunden altsp. pr. nMa reSy altpg. ntdha ren Canc. vatic. ed.
Yamh. num. 7, it. bloss nuUa für nuUa easa; pr. auch nan^es. 2)
Ens, ein dem Römer wenig geläufiges Subst, gab it. niente (nee ens^
vgl. eh'enU)j bei den Alten auch neente^ neiente, pr. nien (im Bth. noch
ursprünglicher nei-eiMr), fr. nkwU (alt noien^), ähnlich dem ahd. ni-
-icM. 3) Das waL Wort für mhü ist nemica, nemic^ vom lat mica;
ähnlich mail. nagoty churw. naguij nagutta, zsgz. nuotj von gutta.
4) Der sp. und pg. Ausdruck ist nada (= res nofo), als Sbst. in
ersterer Mundart weiblich, in letzterer männlich.
784 Pronominalbildang. [II. 453—455.
Quisque: altsp. ebenso s. Be. Mil. 82, Mill. 78,Mis. 8, so auch
altcat. quisque (wer irgend) BMunt. 84^, pr. quees statt quescs, Acc.
quec \ dsgl. usquecs (unusquisque); für | quee sprach man auch eaCf
daher fr. chaque (s. Et. Wb. 11. c). Am meisten verbreitet ist quisque
mit suffigiertem unus: so it. ciascuno {ci wie in cinque ans quinque)
und ciascheduno (quisque et unus wie quälehedufw)^ altsp. cascfmo^ pr.
quascun cascun (waid. un chascun Chx. II, 74), afr. dioseun (anch hier
un chascun) nebst ca^con (zu benrtheilen wie oieon S. 732), nfr. chaam
(richtiger wäre chäcun); die treneste Form ist cat quiscu^ Fem. quis-
cunuj die einzige, die das radicale i bewahrt. Quisque ward Über-
dies durch ein gemeinrom. Wort vertreten, das nur als Adj. im Sg.
vorkommt und sich wie quisque gerne mit unus verbindet: it. cada
in dem zsgs. cadaunoy cadunOy auch ccUaunOj catuno^ sp. cada, cada
uno (cadaguno Josö el patr. Ticknor III.), cada quäl, altsp. eada-se-
-uno {cada quisque lint»?), quis-cada-uno PC. 1145, pg. cada^ cada
hum, pr. ebenso cadaj cada un (noch jetzt cadun)^ afr. kiede und che-
-Mn, in den Eiden cadhun. Über die Herkunft von cada s. Et. Wb. L
Dem Wal. fehlt sowohl quisque wie cada: das südliche eathe-unu ist
dem neugr. xa^-ivag nachgesprochen.
Quicunque, nur fr. quiconque\ it. dagegen cMunque^ Neutr.
cheunque (quis, quid unquam).
Qualiscunque: fr. quelcanque; it qtMdunque (= quaUs unquam).
Aus letzterer Sprache ist noch zu merken chente ftlr che enie Vas ftlr
ein Ding', anch als Adj. angewandt
Quilibet» quivis entspricht sp. quienquiera (qui-^s-quier PC. 512,
Alx. 1062, quien-se-quier Alx.), pg. quemquer^ cat. qui-s-vullcL, altsp.
si-vuel-que Bc, it. qudlsivoglia, sp. qualquiera^ pg. quaiquer, altsp. si-
-vuel-qtud Bc, pr. qual-que-s-vuelha Chx. III, 28; dsgl. it diicchessia^
pr. gui que sia, fr. ^i gt«« ce sait, wal. /$6 ein« u. dgl.
Totus lautet it tuUo, sp. pg. iodOf pr. wal. tot, fr. ^ou^; verstärkt
pr. trastot, altfr. ^e^o^.
OmniSy nur it. ogni und zsgs. ognuno.
Quantus, zugleich die Stelle von quot ersetzend, wofUr es | schon
im classischen Latein vorkam: it sp. pg. quanto, pr. quant {cani), afr.
quanü, nfr. fehlt es ausser in qwmtes fois und wird durch das neutrale
eofnbien vertreten; die wal. Form ist q/i (früher cfpU?). Zsgs. it
quantunque, afr. quantonque (quantus unquam)] afr. auch quanque
(quantus quam). Den Begriff von tantus erfüllt auch altsp. quamaüo
FJ., pg. quamof^ {quam magnus).
Tantus, auch für tot: it sp. pg. tanto^ pr. tant^ fr. tont Neutr.;
dem Wal. fehlt das einfache Wort. Sp. tamafio, pg. tamanho, pr.
1) Zuweilen Fem. quega, z. B. quega vegada B. Lb. 66, 48, quega una Urk.
von 1140—1144, Gaajal, l^tades aar le Bouergue I, 276.
U. 465. 466.] • Pariikelbildang. 785
iamanh GA. 7119 {tarn magnus). Composita fUr 'eben so viel* sind:
fr. autani {aliud tantum); it. altrettaniOy sp. otro tantOj pr. atretan,
afr. andretant {citer tantus)\ pr. atrestan (Äir atressi tan = alterum-
-sie tantus)] it cotanto, sp. atanto^ pr. aitani^ afr. üant, wal. ai^^
{aeque tantus?),
Aliquantua : it alquanto a. alquantuno, altsp. alguatUo Bc, pr.
aiquan (alcah)^ afr. atAquant (bed. nonnu^Zu«); dafür wal. oare-q/t,
Cfft-vaj oare-cft-va, vreo-cyi-va.
MultuB: it. moUoy sp. tnucho, pg. muitOy pr. afr. tnoZ^, moM^» wal.
muU; dsgl. it. man^o, pr. mant, maintj fr. matW (s. Et. Wb. I.)- Über-
dies Neutra: fr. beaueaup, it. belcolpo (httbseber Warf, viel), afr. auch
gran coupy pr. manh colp 60.; sard. meda (eig. Haufe, lat. metä)y z.
B. meda iempus = it. gran tempo; hauptsächlich pr. granre (grandis
res), durch Dissimilation ganri. Verschieden davon ist pr. gäire
gudire (gaigre Bth.), fr. guere, gukreSy it. guari^ fehlt sp. pg. (dtsoh.
Herkunft, s. Et. Wb. I. a.). — Nimius: it. troppo, pr. trop (Fem. tropa
Leys II, 160. 176), fr. nur Neutr. trop (mlat. truppm).
Faucus: it. sp. poco, pg. pouco, pr. paue (zugleich für parvu8\
fr. peii als Neutr., noch als Ad j. afr. poi^ poie, wal. puijrin {*paucinu8
Cihao); überdies für paulum guari mit Negation.
Pron. der Art und Weise sind die Correlativa qualis (S. 731)
und talis; letzteres lautet it. tale, sp. pg. pr. taly fr. tel, Composita
wie bei tantus j nämlich afr. autel {alius tal)-, it aUreitaUj sp. otro
tcdy pr. dltrdialj atcrtal, afr. autretel \ (alter talis) \ pr. atrestal (für
(Uressi tal = aUerum-sic talis); it. cotale, waL cutare^ acftare, atare^
sp. atal, pr. aital, afr. aintely itel. Synonym it. sl fcUtOj siffalto, afr. si
faxt (dem deutschen 'sothan' entsprechend), wie auch com faxt für qualis.
Ffinfter Abschnitt«
Partikelbildnng.
Die lat. Partikeln sind aus den Jüngern Sprachen meist ver-
schwunden, hauptsächlich weil viele bei dem üblichen Wegfall der
Endbuchstaben durch ihre Kürze undeutlich geworden, auch wohl
sonst nicht bildsam genug schienen. Was auf diese Weise verloren
gieng, ward im Überflusse entweder durch Composition, woran fast
sämmtliche Wortgattnngen sich betheiligen können, oder durch Um-
schreibung ersetzt, wozu vornehmlich Subst. mit Präp. dienten. Am
wichtigsten sind uns die Composita, da ihnen allein mit Ausnahme
einiger verdunkelter Umschreibungen der Name eigentlicher Partikeln
736 Partikelbildnng. [IL 466. 457.
zukommt. Verktlrzüng und VerschmelznDg hat ihre Bestandtheile oft
höchst unkenntlich gemacht; je schwieriger aber ihre Auflösung dem
Etymologen, desto werthvoUer sind sie der Sprache, der sie ange-
hören. Unlat. Wörter haben sich wenige eingemischt
Bei der Formation der Partikeln ist vorerst auf einige beson-
dere Zttge aufmerksam zu machen. 1) ,Es lässt sich fast auf dem
ganzen rom. Gebiete die Neigung wahrnehmen, den Partikeln, ttber-
lieferten sowohl wie neu geschaffenen, ein formelles Kennzeichen bei-
zufügen. Im Westen zeigen nicht wenige jener Wörter ein parago-
gisches 8f vgl. sp. enionee-s^ marra-s^ mientra-Sf quisa-Sy selbst lexo-8
für lexo {J4ixu8)\ pg. älgure-Sj nenhure-s; pr. abansa-s {ab antea) GRoas.
LR. I, 179, alhändre-Sy cHque-s^ al-s, essem-s, onca-s^ (wra-s^ paisck-s^
quaisse-s, quandiu-Sj sempre-Sj sival-s, in Compositis -mens (mata-men-s) ;
afr. ainque-s, auque-s, avecque-Sj dementre-Sj ensinque-Sj giere-s, iloque^Sf
ItieC'Sj Uii'S, mie-Sy nonque-Sy \ onque-s, ore-s^ sempreSj nfr. noch dlor-Sj
guire-Sy jcuti-Sy jusque-s^ tmcque-s^ tandi-s, voUrntier-s. Im Cat sind
sol und tal Adj., sohs und (vrlt.) tal-s Adv. = pr. solameny Uümen.
Ebenso ergieng es den Präp. ante und sine\ sp. ante-Sy vrlt. sine-s^
pr. an-Sy sene-Sj fr. ains, san-Sj it. mit angefügten Vocalen an-jrj,
8efh0a ; dazu cat. segon^s. Die beiden fr. Denkmäler des 9. Jh. zeigen
dieses 8 nicht, es heisst daselbst nunquam, nonquij amqui; die nächsten
aber haben es häufig. Der Italiener begünstigt im Geiste seiner
Mundart den Yocal t im Auslaute: so in indi^ quinci^ gtuirij aUri-
menti, damaniy lungi^ tardi^ volentieri, in der Ableitung -ont a. a.
Jenes 8 und dieses i haben das Gemeinsame, dass sie Zeichen des
PI. sind, aber eine Übereinstimmung wie diese kann zufällig sein. —
2) Treten Nomina mit Ablegung ihrer individuellen Bedeutung in die
Reihe der Adv., so legen sie zuweilen ihre Geschlechtsendung völlig
ab oder vertauschen sie mit einer beliebigen andern: so fr. ches fttr
ch^e, or ftlr are, d Venvi ftlr d Venvie, churw. buc^ nagot ftir bucca,
nagota^ it. fino fttr fine, sp. cabe fbr cabo. — 3) In Compositis kann,
wenn sie als solche nicht mehr gefühlt werden, Accentverschiebung
eintreten; dies geschieht wenigstens im it döpo (aus dipöi), im sp.
para (jpor-d), pero (it. perb), 8ino (pg. aber senäo), im altsp. alübre
(lat aliubi), im pr. quandiu (quamdiu), im pr. ddm, wenn es aus de-
vd8 entstanden ist LR. V, 517. — 4) Einige Partikeln, die einen Za-
ruf enthalten, zeigen eine Spur von Verbalflexion. Lat. ecce genttgt
dem Sg. und PL, eccUe fUr den letzten Numerus ist nie versucht
worden: dem aber entspricht afr. e8'te8 vos, welchem man einen Sg.
es'te tei beifügte. Auch das gleichbedeutende sp. evay ward mit einem
PL, evad oder evade8i begabt, aber die Herkunft des Wortes ist an-
gewiss. Eine andre sp. mit apape synonyme Interjection lautet Sg.
abdy abd-tCj PL abad, aba'08. Über das wal. aide {devQo)^ aidaUi
{dev%8) sehe man Et Wb. I. s. v. andare. \
IL 458. 459.] Partikelbildung. Adverbia. 787
L Idrerbia.
I. Über die Bildung dieser Wortart ist Verschiedenes anzu-
merken.
1. Die wirklieben oder scheinbaren Ableitungsformen der
Staramspracbe -iter (ftr«?-), -üus (fund-), -im (gregcd-) sind nicht mehr
Torhanden, wiewohl im Spätlatein noch manche sonst nicht bekannte
Beispiele dieser Art vorkommen, wie atniccditer, angulariter^ appa-
renter j annuatim^ anseratim (gänsemässig). Neue haben sich nirgends
festgesetzt; doch sind einige an Adv. erscheinende Endformen der
Beobachtung werth. 1) Im It. bezeichnet -one oder -oni die Art und
Weise körperlicher Stellung oder Bewegung, unserm 'lings' in häupt-
lings, rttcklings, rittlings, schrittlings ganz entsprechend. Beisp. boc-
cone{i) mit dem Gesicht auf dem Boden (von bocca), branconi tappend
(branca) und so carpone, ginocchione(i), gomitone^ rovescione{i)\ von
Verbis baledUmi hüpfend, ciondolone, rotolone, sältell(me(i), sdruccio-
lone^ tastone{i), traversone. Hieran schliessen sich einige Fälle an-
derer Bedeutung, wie bahcconi tölpelmässig, pulcelloni Jungfern-
massig. Manche derselben lassen sich auch mit Präp. constrnieren :
in ginocchioniy a cavälcioni^ a tastone, a tentone und gerade dies scheint
das ursprüngliche Verhältnis. Aus a bocca, a traverso nämlich ward
mit Verstärkung des Subst. a boccane, a traversone und nach diesen
Bsp. formte man rein verbale wie a barcollone, a sdrqjone, a spen-
Bolone; endlich ward, wie in andern Fällen (s. unten), die Präp. unter-
drückt. Immer aber bleibt die Verstärkung des Substantivbegriffes
durch eine Augmentativform ein merkwürdiger Umstand; unserm
' lings' kommt eher verkleinernde Bedeutung zu. Auch im Westen
kommen Bsp. dieser Adv. vor. Pr. en ahaujsos auf dem Bauche (Vb.
a&atorar), a genolhös^ a reversos, neupr. de rescoundous heimlich. Altfr.
ä chevauchons rittlings, ä croppetons hockend, ä genoülons, ä reusons
rücklings Ben. II, p. 358, ä ventrillon, nfr. ä reculons rückwärts, ä
tdtons tappend, mndartl. d bouchon u. d boucheton aufs Gesicht, d ca-
tons auf allen Vieren (wie | die Katzen), d riboidons klumpenartig u.
dgl. m. 2) Im Wal. fügt sich -ii an Subst., um Adv. der Art und
Weise hervorzubringen: bold-ii stechend, cruc-ii ins Kreuz, ffte-Ü ins
Gesicht, fur-Ü ins Geheim, ponc-ii entgegengesetzt. Da sich diese
Adv. zuweilen von Präp. begleiten lassen {in cnidS etc.), so scheinen
sie wieder nur verlorene Nomina der Ableitung iä und wirklich gelten
mehrere, wie costii, tefpii, als Nomina und Adv. zugleich (s. S. 635).
2. Unter den mancherlei Zusammensetzungen (die aber
nicht immer graphisch vollzogen werden) sind am wichtigsten die-
jenigen, worin dem Adv. eine Präp. vorausgeht, wie im lat. de- super ^
ex-ante, in-ante, per^ndeK Sie reflectieren auch vielfach aus dem
1) Wenn aber im Churw. umgekehrt den Adv. Präp. suffigiert werden,
Dies ronum. 0rftraoi., II. 6. Aufl. 47
788 PartikelbilduDg. Adverbia. [H. 459. 460.
älteren Mlatein, z. B. ab ante röm. Inschr. Orell. (it. avatUi etc.), ab
antea ürk. v. 632 Chx. I, 91, ad prope Urk. v. 642 Brtq. 191* (pr.
aprop)j de deorsum Vulg. (it. di giü), de /brcw Inschr, deforis L. 8al.
(it. di fuori etc.), de intro ds. (it. dentro)^ de intus ds. (fr.' dans)j de
magis bereits bei Festus, wo es aber mit minus erklärt wird, dsgl.
bei Nonius (sp. demas), de post L. Sal. (fr. depuis etc.), de postea
ChlodoY. capit., de suh Marcell. Burd., L. Sal, de super L. Sal. (pr.
desobre)^ de trans Vulg., L. Sal. (sp. detras), de ultra Urk. v. 629
Mar. p. 97 (it. d'oltra), in antea gleichfalls urkundlich, so auch in
circa, in contra (sp. eneontra); vgl. Pott über die Lex Sal. p. 154.
Es können zwei, ja drei Präp. vorausgehen: fr. ded-ans = de de intus,
wal. d-in-a-poi = de in ad post. Unter den übrigen Zss. mögen nur
die mit dem Neutr. ipsum erwähnt werden, welches einem Adv. an-
gefügt den Begriff desselben verstärkt oder hervorhebt wie im lat
nunc ipsum, dem sich das sp. al^ora mismo und unser 'daselbst' ver-
gleicht. Hieher gehört vielleicht pr. anc-eis, afr, aing-ois; ^x.forc-eis
{foris ipsum s. v. a. fr. hormis nach LRom.), pr. dentan-es, afr. deman-
-eis {de manu ipsum)] pr. aqui eis. Im It. kommt kein ane-esso etc.
vor: I esso verbindet sich mit Präp., wie in con esso, lungh-esso^ sott-
-esso, sovr-esso, ohne sich von dem folgenden Nomen in seiner Unbe-
weglichkeit stören zu lassen: con esso lei etc., wie afr. en eis Vore.
Über das pr. mit semper gleichbedeutende se in anc-sS, ja-sse, de-se
s. Et. Wb. II. c.
3. Bei weitem die meisten Adverbialbegriffe werden durch No-
min a ausgedrückt. In der Grundsprache lösen sich fast alle En-
dungen jener Wortgattung bei schärferer Ansicht gleichfalls in Casus-
flexionen auf, deren Verdunkelung das ursprüngliche Nomen als Par-
tikel erscheinen Hess; in den Tochtersprachen machte diese Ver-
dunkelung natürlich Fortschritte : wer denkt bei Wörtern wie fr. cor,
comme noch an die Abi. qua re, quo modo^ Nur die casus obl. sind
fähig, die Stelle von Partikeln einzunehmen. Da diese aber nun mit
Ausnahme des Acc. durch Umschreibung angezeigt werden, so musste
sich eine unverhältnismässige Menge präpositionaler Ausdrücke ein-
finden.
a) Beine Casusadverbia (ohne Präposition), a) Adjectivische
vom Acc. Sg. des Neutr., wie lat. paülum, verum, breve, facHe, graive,
recens. It. zahlreich, als alto, basso, caldo, chiaro, manco, piano, poeo,
ratto, sicuro, solo, spesso^ tosto, troppo, visto, breve, forte, leve, soave.
Sp. alto, baxo, cierto, daro, harte, junto, manso, poco, quedo, pronto,
redo, seguro, solo, temprano, vecino, Jtreve, reden. Pr. aul, bas, dar,
z. B. eou hier, coutras hierdurch ; nou her, noutiers heran ; so ist dtsoh. Einfloss
darin zn vermuthen.
IL 460—462.] Partikelbildung. Adverbia. 739
dreitf dur, gen, len (leniter), tnenut, molj paue, petit, plan, preon, söl,
tost, iropj hreu, fori, grcu^ Im, suau. Fr. sehr wenige: las, hon (st.
hien), chaud, clair, expres, Junta, mauvais, seid, vite, href, fort: ganz
auf adverbialen oder neatralen Gebrauch eingeschränkt d. h. des ad-
jectiven Gebrauchs unfähig: mouU vrlt., peu, tot, trop. Im Wal. sind
alle Adj. zugleich Adv. (Alexi S. 212). Formell fallen diese Adv. mit
dem Masc. des Adj. (pr. afr. mit dem Acc. Sg. desselben) zusammen,
nur sp. reden scheidet sich von reciente. — ß) Abi. wie cito, continuo,
falso, multo, quanto, raro, subito, ianto, vero sind im It. Span. Pg.
fast buchstäblich vorhanden, fallen aber hier mit der Form des Acc.
zusammen. — y) Die Adjectivadv. mit der Endung e sind | erloschen;
einige Überreste zeigen sich am deutlichsten im It., wo e auch durch
i vertreten wird (S. 147), nämlich bene, male, pure, lungi (longe), tardi,
volontiert (voluntarie), vielleicht auch leggieri; sp. bien, mal, lueüe vrlt.,
tarde (Adj. tardo); fr. bien, mal, hin, tard', wal. bine. Ausserdem
bemerkt man im Nordwesten des Gebietes einige veraltete Bsp. der
Endung ice, wie in ebratce, romanice, normannice, britannice, pr. afr.
ebrats, romans, normans, bretans: parlar romans = loqui romanice.
Im äussersten Osten bilden die zahlreichen Adj. der Ableitung esc
nach lat. Weise Adv. auf esce, verderbt in eaite, wie aus piscis
peoife entstand (S. 216): Aäj, bfrbftesc, Adv. bfrbfteaite und ^o domnea-
ite, femeiaSte,frftjseaite, trupeaSte,'von Völkernamen armeneaSte, tflienea-
ite, turceaSte. Sollte sich das Andenken der lat. Adverbialform e grade
bei dieser fast unlat. Ableitung iscus erhalten haben, oder hängt dies
eaüe nicht etwa mit dem alban. iit in fratiniit, taliniit zusammen?
Auch das gr. lozi in eXlrjviaTi, yvvaiiuazl ist in Anschlag zu bringen.
— d) Substantivische Adv. ohne Präp. sind zwar nicht selten, allein
es bleibt oft fraglich, ob sie wie die it auf -oni diese nicht abge-
stossen. Altes Bsp. eines Acc. ist meon vol (dtsch. minan willon) in
den Eiden, oder sun voil TGant. 142, 20. Derselbe Casus ist durch
die Form deutlich angezeigt in anc-ora it., enc-ore fr., wenn dieser
Ausdruck, wie sich annehmen lässt, seinen Ursprung in hanc horam
hat, welches aber doch aus ad hanc horam (a anc ora) abgekürzt sein
könnte. Da der rom. Sprache auf die Frage wann? den Acc. d. h.
den unpräpositionalen casus obl. zu setzen vergönnt ist, so können
nicht wenige Zeitadverbia , wie it. talvolta, sp. cada dia, fr. toujours,
in diesem Verhältnisse gedacht werden. Der Abi. liegt erkennbar
in einigen Wörtern vor, wie im altsp. ag-ora von hoc hora, og-aOo v.
hoc anfw. Das älteste Mlatein liefert ein anderes Beispiel des Abi.
im Adv. mala hora (d. h. zum Unglück); neben welchem auch bona
hora stattgefunden haben muss: pg. mä hora, hora md, alt iera md
GVic, afr. bone heure. Daraus verkürzte sich altsp. mala, pr. bona u.
mala, afr. bone, it. mal; endlich aus beiden Wörtern zusammen altpg.j
bora, afr. bor, buer, mar (s. Et. Wb. I. ora). Eine wichtige Adver-
740 Partikelbildang. Adverbia. [n. 462. 468.
bialbilduDg geschieht mit dem Abi. des Sbst. mens, das sich als
blosses Suffix, wie das dentsche Veise' (scherzweise) und in gleicher
Bedeutung, zum Ersatz für die lat. Endungen e und iter an die ver-
schiedensten Adj. und nicht selten auch an Pron. knüpft. Ausdrücke
nämlich wie devota mente, placida m., tranquüla m. zogen uneigent-
liche nach sich wie pari^ rapida^ brevij altema mente. Das früheste
Hlatein zeigt diesen Gebrauch: in alia mente z. B. = it. cLUratnenie^
sagt die L. Sal. (vgl. Chx. I, 95, Grimms Rechtsalt. S. 2, Gramm. IV,
923 Note), und den ältesten rom. Werken ist er geläufig. Die Form
des angefügten Subst. ist it. mente (mit Ausnahme von dUf\mena\
sp. pg. ebenso (altsp. auch mientre)^ pr. menty men^ selbst mens^ fr.
ment\ dem Wal. ist diese Bildung, ausser in ältmintrea {altera mente)j
versagt und freilich überflüssig. Die Form des Adj. ist die weib-
liche. Bsp. sind: it. bella-, medesima-mente, mit unterdrücktem e nach
l und r vil-, maggior-m. Sp. alguna-, sabia-, facü-^ cortes-mente; pg.
discreta-mente etc. Pr. mala-, epsa-, sopta-, fdnessa-men; bemerkens-
werth mescla-men von einem unvorhandenen Adj. mescle, vgl. com-
-misculus TLoivog Gl. lat gr. Fr. aucune-, douce-y molle-y htünte-ment,
aber genti-ment nach einem altern gentil-ment. Nut diese letztere
Sprache stösst den weiblichen Vocal nach einem andern Vocale aus :
trat-, hardi'j sense-ment (afr. bis Ende des 16. Jh. waw-, hardte-,
sensee-m.) und zieht -ante, -erde in -av>, -cm zusammen: constam-fpru-
dem-ment (doch aber presente-m,); überdies hebt sie das stumme e in
einigen, wie eommode-, commune-mefit. An dieser Zss. nehmen mit
geringen Einschränkungen auch solche Adj. Theil, die für sich schon als
Adv. angewandt werden (S. 738. 739), ja selbst eigentliche Adv.: so it.
guari; insieme-, quasi-, onnina-mmte-, afr. akt-, ensemble-, tempre-meiüj
auch com-mentj pr. co-men (nach andrer Deutung von guomodo inde).
It. impune-mente^ fr. impune-ment sind ohne rom. Adj. und gründen
sich auf lat impune. Noch ist zu erwähnen, dass das Suffix im Span,
und Pg. in so weit selbständiger ist, als es hier, wenn mehrere dieser
Adv. I aufeinander folgen, nur an dem letzten Adj. ausgedrückt wird:
dara y mtümente, Bsp. dieser Ellipse aus den Schwestersprachen:
it. viUana ed aspramente CNA. p. 34; pr. suau e beUament; crudmen
et amara B. p. 28; andre Chx. VI, 315, Blanc 520.
b) Präpositionale Gasusadverbia. Die wichtigsten Präp.
sind de^ ad und in. a) Neutrale Adjectiva (unter der Fprm des
Masc), lat. de plano^ in breviy drücken gewöhnlich auf eine zierliche
Weise den Sinn der Composition mit mente aus. Bsp. mit de: it di
bdlo, di certOy di piano^ di rado. Sp. de contado^ de firme, de fdlso,
de vero vrlt., de aaino; pg. de certOy de humano, de leve, de manso,
de pran Canc. ined., de vedro vor Alters SRos. Pr. depUm^ deprem.
Fr. de prSsent etc. Wal. de aiuns, de cury^nd, de isnot?, de plin. Mit
n. 463. 464.] Partikelbildung. Adverbia. 741
ad : it. a cerio, a chdo^ a pieno, a voto, Sp. d dura, 6 menudoj d roso
y ä veUoso. Pr. a eeliu, a desliurey a destre^ a senestre, ad estros, a
pensoSj a presen. Fr. ä present, ä travers. Wal. a mfrunt (it. a mi-
nid6)j a tot Mit in: it. in uno, sp. en uno (in unum, mhd. en-ein)]
it in vano, pr. en van^ fr. en vain (lat. in vanum, elg nevov, ahd. in
uppic) ; it in ascaso, fr. en aveugle, en genSräl, wal. in drept, in deiert
(= it in vano) u. dgl. — ß) Weibliche Adj., fast nur mit adj scheinen
sich überall auf ein Subst. zn beziehen und nehmen daher gerne den
Artikel zu sich. It. a desira (ad dexterani)^ a seconda (sc. fortuna\
aJT anHca (sc. maniera), aila cieca^ aUa lihera^ aUa prima, älla fran-
eese. Sp. d la espafiola, Pr. a orba^ a saubuda, a nosavkbuda. Fr. ä
draitCj ä gauche, ä la dirobSe, ä la ISgere, ä Tespagndle. Im Sttd-
westen wird das Adj., vielleicht zu grösserem Nachdruck, lieber in
den Fl. gesetzt, so sp. d ciegas, d ciertas, d escondidas, d firmes Alx.,
d horeajadas^ d hurtadaSj d Itsengas, d osadas Rz., d primas, d sölaSj
d Umtos y d locas\ pg. ds cegas, ds escondidas, a furtadelas (Adj. für-
tado)y a mordidelas (mordido)] so auch pr. a certas, a longas, a orbas,
afr. a eertes, a longes. PL mit de: pr. de primas LR. I, 565, auch
afr. de primes. Mit en\ z. B. pr. en sobinas B. LB. 102, 52. Mit
ausgelassener Präp. sagte man auch^altsp. altpg. pr. certas FJ., FMart.,
GA. 2736, noch neupr. certos, fr. certes; dsgl. pr. longas, primas Bth.
197, vohntieiras Fer. 2164, afr. longes, primes, — y) Substantivische
Adv. dieser Gattung, wie lat. invicem, obviam, interdiu, a tergo, gibt
es in unabsehbarer Menge für örtliche, zeitliche u. a. Beziehungen.
Mit de: it. (auch da) da banda, da canto, da parte, dappib, di nette,
di State, di buon mattino, d' ottobre, di ricapo, d'accordo, di grado, di
btwna voglia, da senno, daddovero (statt da di vero), di salto, di volo
(flngs), di maniera, di modo, di ragione. Sp. de otra parte, de dia,
de noche, de dias, despacio, de cabo, de mano, de cara, de fueraa, de
remate, de priesa, de corrida, de rodülas, de grado, de arte, de forma,
de manera, de modo. Pr. de late, d'estiu, d'ivem, de saeo, de lans,
de saut, de trot, Sespero, de gran esperö, d'ambladura, de briu, de
randd, de bada, de manieira. Fr. de cöte, de jour, de nuit, derechef,
d^abord, d'accord, d^avantage, de grS, de maniere. Wal. de dos, de
lature, de fatef, de parte, de loa, de noapte, de vreame, de Ups f. Mit
ad, vorzüglich für Adv. der Weise, als it. accanio, allato, addosso,
alVerta, aUora, a me^fza notte, abbastansa, a gara, a piombo, a bada,
ad agio, a maraviglia, a caso, ad oHe, a fede, a forea, appena, a fa-
tica, a bocca, a una voce, ad un tratto, a capo nudo, a occhj aperti, a
foggia, a forma, a guisa, Sp. oZ lado, alerta, d noche, d priesa, d
deshora, dporfia, dtrueco, dmaraviUa, dfe, dlafe, dla ley, dfuerea,
d guisa, d modo, und PL wie d penas, d säbiendas, d voces, d gatas
(d. i. d manera de gatas?). Pr. a lat£f, a sae6, alora, ad ais, a lairo,
a tapi, a /a, a dreit, atort, abando, arando, a-trasait^ afor, a guisa.
742 PartikelbilduDg. Adverbia. [11. 464—466.
a leij a penas. Fr. d cote, ä midi, ä Tavenir, a foison, ä aune, ä mar-
veille, ä mort^ ä mon insgu, apropos, äforcc, ä droit, ätorifäpcine^ ä
Venvi. Wal. a Ifture, acasf,afnfnf, a orea, a minie, a nume. Mit in: it. in
dono {gratis), indosso, in fallo, in fretta, in pihy in prova, in maniera.
Sp. encima, en freute, en fuerea, en modo, en orden. Pr. en perdo u.
en perdos (gratis), en fd (stulte) \ und so fr. en komme (lat. humane)j
en roi (lat. regie), en face, en croix, en forme, en vertu, ensuite, afr.
en-tresait, Wal. in dare (d^mo, gratis), in dosul, in loctd, in tiptd, in
urma. Auch hier wird die Präp. nicht jedesmal zu Hülfe gerufen,
z. B. it. (in) caso che, sp. (a) cabo, (d) orillas, (en) frenie, (en) otra
guisa, altpg. (a) bo-fe, pr. (de) man leu GO., (a) riba Fer. 1345, afr.
(a) merveilles; häufig ehalt pas, igniel pas, plein cours, grant dleüre,
cele pari, nfr. (d) hon marche (it. a btwn mercato), (de) hon gre (it. di
grado). — e) Wiederholung des Subst., um das Aneinander oder
Nacheinander auszudrücken: it. (mit doppelter Präp.) a faccia a facda,
a fronte a fronte, a hrano a hrano, a foglio a foglio, Sp. frente d
frente, cara d cara, mano ä mano, gota d gota. Fr. c6te ä cote, tete ä
tele, vis ä vis, hrin ä hrin, afr. le£f a Ue. Auch Adj. werden auf diese
Weise behandelt: it. a soh a solo (zu zweien), sp. poco d poco, fr.
peu ä peu, petit ä petit, setd ä seul, und selbst Partikeln : fr. pres ä
pres, alt re^ a rea. Pr. werden beide Wörter lieber mit et verbunden:
latjs e late, mot e mot Flam. 4766, prop e prop, ras e ras; so afr.
petit e petit TCant. p. 93, pg. pouco e pouco, rez e rez GVic, auch
cousa e cousa. Die neupr. Mundarten fügen dem einfachen Subst. das
Adj. hei bei, welches alsdann, wie schon fr., eine Fülle bedeutet: a
helos pdtados ist = peletee ä peUtee, a helos trupdados = par pdo-
tons (Dict. langued. p. 46).
4. Adverbialbegriffe durch Phrasen ausgedrückt, wie lat. sei-
licet, nudit^s tertius: it. puo essere, {v. peut-etre, wslI, poate ft, sp. quisä
(d. i. quien sähe) für fortasse; neupr. hessai (je sais hien) flir certo]
it. tempo fa, afr. pieg-a, nfr. nagaeres etc. für pridem u. nuper. Längere
Phrasen, wie it. a dire ü vero (quidem), fr. üy a long-tefnps (pridem),
bringen wir nicht in Anschlag.
II. Verzeichnis von Adv., vornehmlich mit Rücksicht auf
die Form.
1. Adverbia des Ortes. Buchstäblich sind die meisten der-
selben noch vorhanden, allein die Beziehungen des Wo, Woher, | Wo-
hin erscheinen nun sehr gestört. Das natürlichste Mittel war, nach-
dem die ursprünglichen Ausdrücke sich verdunkelt hatten, das Woher
mit de, das Wohin mit ad anzuzeigen, und so mag es anfänglich
auch geschehen sein. Allein endlich verloren auch diese Vorwörter,
zumal de, ihre Kraft und bedurften der Verstärkung, wodurch die
n. 466. 467.] Partikelbildung. Adverbia. 74S
Bildnngen sehr in die Länge geriethen. It. ad-d-entrOj sp. de-d-onde^
pr. de-verSy fr. de-d-ans sagen z. B. nicht mehr als intro^ unde^ versuSj
ifUus, womit sie zsgs. sind. Störender ist, dass viele Ortsadv. meh-
reren Beziehungen zugleich dienen, ihr eigentlicher Sinn also darch
das Verbnm ergänzt werden muss: so steht fr. oü für übi und quo,
it. di qua für hie, hinCj huc; ein auch dem Neugriech. eigner Mangel,
worin z. B. Ttov das alte nor, tioxHv und tioi vertreten muss. In-
dessen haben einzelne Sprachen in diesem Puncte auch ihre Fein-
heiten, deren Erörterung uns aber hier nicht obliegt.
Ecce Demonstrativadv. lautet pg. eis {eis aqui, eis ahi\ afr. eis
u. e£ in eiS'Vos, ee-vos (auch estes-vos, estes-le-vos NFC. I, 5, Sg. este-
-tei Psaut. du Trin. coli.), astetei und astevus Lib. psalm. Eccum gab
it. ecco (eccomij eccoti, eccolo; sp. do = ellum), wal. cacf {eacfinf, 4e,
'lu\ pr. hec Bth. 116, afr. ehe in ekevos. Vertreten wird ecce durch
vide, videte: it. vello (d. i. vedi lo\ sp. ved aqui, veis aqui, pr. ve-ti
(= ahd. sih dir), vec-vos (zsgz. veus), worin sich ve mit ec verbunden
haben muss (dieselbe Häufung im gr. i]v idov), ferner fr. void, voHä,
afr. veci oft mit eingefügtem Personal: veg-fne-ci, ve-leci; neupr. vagw»,
vaquiito (v-aqui, v-aqui-te). Eine eigne altsp. Form ist aß PC. 1325.
1951, daher a/em€ ds. 1605, a/e{o513, afellas2Q9^, afevos262\ sodann
fe in ferne Rz. 268, fevos PC. 1343, felhs 493; endlich neusp. he in
heme, hete, helo, heia. Dies sp. fe ist nichts als ein aspiriertes ve (lat.
vide) und das vorangehende a ein blosser Ausruf. Im PC. kommt
ausser afe noch evay, evad, evades, bei J. de Mena Coron. 14 evas vor
(S. 736), zu deren Erklärung man ein verlorenes eben so räthsel-
haftes Yerbum evar annimmt. Unrom. ist das wal. ni, buchstäblich
entsprechend dem ungr. ni und gr. r^vi. Letzteres ist im sie. ani
leicht zu erkennen. |
Ubi: it. ove (alt u\ o'), dove (de ubi), altsp. o, hu, altpg. ou, pr.
0, fr. ow; dafür sp. donde, pg. onde, pr. ont, wal. unde. — Ibi: it.
ivi, vi (zsgs. quivi d. i. eccu'ibi); übrigens in i wie sibi in si verkürzt:
altit. f, altsp. altpg. pr. hi, y, nsp. pg. ahi, — Hie: it. ci (zsgs. lid,
quid), pr. aissi, auch d Jfr., fr. ici, wal. aict, ici (von ecc'hic) ; it. gt«t,
sp. pg. pr. aqui, afr. iqui, equi, enqui (eccu'hic); dsgl. it. qua, altsp.
ogud, nsp. acd, pg. cd (ecc'Äac); pr. sa, sai, ai^ai, fr. fa, altit. cid
(ecce hoc) ; it. quaci bei Ciullo v. Alcamo Nann. Lett. I, 8 {eccu hacce),
gleicher Herkunft wal. coad, coace\ afr. sa%s. — Illic: it. It, sp. pg.
alli\ dsgl. it. lä, sp. allä, pg. Id (alä SRos.), pr. la, lai, ailai, fr. lä
(voniKac), afr. Zai^; it. coid, sp. acuZZd, pg. acoid, wal. coleä {eccu'illac);
afr. t/acc, iloques, mail. tKo u. iiZo^ra Bonv. (von üloc); afr. ictlcc,
dlec (eccHlloc)', wal. cofö, acoZö (eccuHlloc), mail. gwiZo, quiloga aber
für ^unc. — Istic, istac mit vorangehendem eccu^: it co^^t, co^d.
Unde: lt. onde, donde, altsp. ond, nsp. de donde, pg. donde, pr.
744 Partikelbildung. Adverbia. [II. 467. 468.
on, don^ afir. dont, wal. de unde, nfr. ersetzt durch d^aüK Als Pro-
noroinalpartikel (für de quo^ de guibus) lautet es it. onde, altsp. dan,
fr. dont — lüde: it. indi (zsgs. quindi), altsp. ende PC. 3559, Bz.,
nfr. dende, altpg. ende^ pr. en, afr. intj enty wal. »nda (bed. unde s.
Lex. bud.); dafür altsp. des-i PC. 485. 3121, altpg. des-y, nsp. de ahi,
pg. daAi, wal. cfe acdb. Pronominal gebraucht {de eOy de üs) yerkürzt
es sich und lautet it. ne (alt ende, en\ pr. en, minder üblich ne (n*),
doch schon bei Guill. v. Poitiers und im Leodegar^ fr. en. — | Hinc
nur im it. quinci (d. i. eccu" hincce). Umschrieben: it di jui, sp. de
aqulj altsp. pg. pr. daqui, afr. d'enqui, nfr. d'ici, wal. de ad, d'incaaci
u. dgl. — niinc, istinc, letzteres im it. costinci. An die Stelle tritt
it. di cosAj di R, sp. de aUij pg. dcdlij fr. de Ick, wal. de aeolbj d^incolecL
Quo, eo, huc, illuc fehlen und werden durch Wörter der ersten
Reihe, zuweilen mit vorgesetztem ad (sp. adande^ pg. aonde^ altpg.
adü) gegeben.
Aliubi: altsp. altänre FJ., wal. aiurea, yerkttrzt in airea. Analog
geformt it. altrove. Auf aliorsum weist pr. alhors, älhor, fr. aiUeurSj
pg. alhures, vrlt. alhur; auf sinistrorsum afr. senestror (montez par
Vesirier senestror Sax. II, 183). Ersteres umschrieben im sp. emdra
parte, fr. autre-part. — Aliunde: altsp. alhynde Canc. de B., pr. ai-
h<mdre(s) u. älons, wal. de aiurea. Analog it. dltronde. Umschrieben
it. d' altrove, fr. d'ailleurs, wal. de airea, sp. de otra parte, fr. d'autre pari,
Usquam fehlt; alicubi scheint erhalten im speciell pg. algures,
vrlt. algur (fttr algubre?)-, wal. undeva {ubivis). Umschrieben it. m
algun luogo, sp. en qualquier lugar, wal. in vreun loc, fr. qudque pari.
— Nusquam: pg. nenhures (buchstäblich = nee m&i, wie nenhum =
nee unus); wal. nice unde, nec-flri, it. in niun luogo, sp. en ningun
lugar, afr. nul leu {nuUo loco), nfr. ntdU pari. — Ubique mit totus
umschrieben: it. (da) pertutto, sp. por todo, fr. partout, pr. de totas
parte, wal. pre4ut4ndinea. Für ubictftique it. otmmque, sp. donde
quiera que u. a.
Intra mit intro vertauscht: it. entro, dentro, altsp. entro, nsp.
pg. dentro y wal, inlontru (lo intru = it. lä entro), auch in Iftlntru,
Mit intus: pr. tn^i dins, dedins (la-, sa-ins), afr. ens {sai-, lai-ens), nfr.
nur dedan«. — Extra durch foras, foris verdrängt: it. fuora. fuori,
1) Dem pr. ont ward später v vorgesetzt, womit anfangs vielleicht nur
dem Hiatus, z. 6, in la ont, begegnet werden sollte. Brueyssagt: wmtevaaiu^
an luec vonte VÄmour presido. In Marseille ward daraus mounte, Voni zeig^
sich zuerst in der Legende von der Kindheit Jesu 6. 279, SS. 281, 13 etc. Andre
Fälle dieses prothetischen t; sind: neupr. vo für o (oder): dinan oo dinan pas
* sollen wir essen oder nicht?'; dsgl. va für o (es): va vesi pa *icb sehe es nicht*;
digo-va *sage es'; bürg, von für fr. oü: vou ai-i *wo ist er?' Auch das cat.
Ua-v-ors für laors gehört hieher.
II. 468—470.] Partikelbildang. Adverbia. 745
fuore, di fu&ri^ sp. fuera^ de fuera (alt fueras), pg. fora, pr. foraSj
fors, de fars^ fr. Aors, dehors^ wal. o/arf
Supra: it. sopra, sovra, disovra, pr. desohre^ afr. 5orc, wal. de
asupra. Verbreiteter ist susum {sursum) abgekttrzt in sus^ als it. susoy
SU (fassüy quassü), altsp. altpg. suso^ pr. sus, altfr. sus Eulal., nfr.
ife^sii^, wal. dinsus. Umscbreijbnngen: sp. arribtn, encima, fr. enhaut
a. dgl. — Infra wich vor deosum (deorsum), frühe in yo^um n. jusum
entstellt und weiter in jus verktlrzt: it. giuso, giü (zsgs. laggiü, quaggiü\
altsp. yusOj ayusOj altpg. jWo FSant. 531, pr.jos, afr.^W, wsA.dinios.
Synonym istsubtus: it soUo, dis., pr. sot^f^ de sote, fr. dessous^ wal.
de mpt; dsgl. das Adj. it. hasso^ sp. haxo etc. Umschreibungen fUr
die Richtung hinauf, hinab it. in suj in giü^ pr. en sus, en jos, fr. en
haut, en (ä) bas; pr. a mon, eonlra man (mhd. ^e berge, wider berc),
a val (mhd. jse tal), fr. amont, aval.
Oitra fehlt, dafür altsp. aquende, pg. aquem\ it. di qua, pr. (fe
8ai, fr. dß-^a, wal. dincoace-, neusp. de aquesta parte. — Ultra fehlt
als Ady. gleichfalls und wird ersetzt wiectYra: ^iß. allende, pg. aZ^m;
it. di lä, pr. de lai, fr. delä, wal. dincolo, nsp. de aquella parte.
Ante in Gompositis: it. davanti, dinan/H {de ab ante, de in ante),
sp. ddante, pg. diante, pr. davan, denan, fr. d^an^, wal. inainte. —
Für prorsus, protinus : it. tnnan^^t, sp. adelante, pr. ovan, adenan, fr.
ovon^, en ai;an<. — Post, pone mit de retro, de trans vertauscht, als
it dietro (fttr diretro), pr. dereire, fr. derriere\ sp. einfach redro; sp.
pr. detras] der wal. Ausdruck ist dinapoi {de in ad post). — Den
Begriff von retro erfüllt eigentlich it. ad- u. iniietro, pr. a- u. enreire^
fr. amere, en a.; sp. pr. atras; wal. in apoi.
Prope: pr. prop, a propj afr. i?rti^, a i?rti^, altit. aprovo, wal.
a proape; pr. |>röp*, fr. proche {propius); it presse, pr. pre^, fv.pres,
depres, altpg. a i?re5, a/^ZesSRos. (/wessum, oyxO; itvtcino; sp.^un^o;
pg. perto (s. Et Wb. II. b. preto). — Longe : it lungi, altsp. luefie,
pg. lange, pr. luenh, fr. Zorn, nsp. nur lexos (v. Zoxei^); it 2on/ano;
wal. de parte. — Porro hat sich in der Bed. 7ort, weg' im pr. pore,
par und afr. puer erhalten (pr. z. B. par gitar wegwerfen, auch lanh
gitar); der Italiener wählte dafür das mit dem deutschen Veg' zu-
sammentreffende via. — Oirca: it. circa (etwa), sp. pg. cerca (nahe).
Umschreibungen mit torno und virön (im Kreis): it. in-, dintamo,
pr. entam, fr. alentour, autour; altsp. redar, aderredar, nsp. entstellt
in airede\dar, pg. ao redar, derredor (vom Sbst. redor) ; pr. enviro, fr.
enviran (ahd. utnbi-ring, ngr. y«;^w, dsgl. oAoyt'^a = it. d'ognHntarfw) ;
wal. mit gyrus: pregiur, in pregiur {per gyrum).
Simul mlat in simul: it. insenibre, verkürzt insieme, altsp. en-
senMe, ensembra, altpg. emsembra, pr. ensems, wald. ensemp Ghx. II,
92, fr. en^em&Ie; sp. juntamente; wal. in^r' una. Synonym ist das
spätere pr. noch jetzt übliche amay, z. B. de ma vila amay de nas
746 Partikelbildung. Adverbia. [II. 470. 471.
^mit meiner Meierei 80 wie mit uns' Chr. albig. (dunkler Herkunft).
— Seorsim: it. sp. a parte, fr. ä part^ wal. in parte; dsgl. wal. de
osSbi, osebit (das serb. bsobüo).
2. Adverbia der Zeit. — Quando: it. sp. pg.quando, pr.^uats
(caw)» fr. quandj wal. cytnd, Synonym pr. qtwra, quor, quaras (fttr que
ora), noch jetzt mro, cburw. cura, cur; it. qualara, pr. dass. Bth.
Quandocunque nur it. quandunque. — Aliquando: wal. oare
cy^ndj auch cymdva. Umschreibend it. una volta, fr. une fois, waL
datf (von datum) einmal; it. un giomo, sp. un dia etc.
Quondam, olim: fr. jadis {joMdiu), Umschreibend it. aUre
volte, fr. autrefois, wal. altf datf; pr. sai en reire, afr. £a en ayer, nfr.
ci'devantj it. per addietro; dafür auch jam (it. giä ff.). Unlat. ist das
sp. cat. märras (arab marrah). — Antea, ante: it. innanssi, dianeij
avaniiy altit. anti s. Trucchi I, 219, sp. pg. ante, dnieSj afr. ains, dsgl.
pr. anceiSy afr. ningois (von zweifelhaftem Ursprung, vgl. Et. Wb. IL c),
it. testesOy teste (ante ist' ipsum); afr. orains (haraante); afr. paravantj
nfr. auparavant, \ir. entrenan, wal. inainte; it. prima^ pria, pr.primaSy
afr. primes. — Postea buchstäblich das it. poscia, pr. poisas; von post
kam it. poi, di poi, dopo, wal. diipf, sp. pttes (bed. ergo), despues (d. i.
de ex post), pg. depois, pr. |)öis, depois, fr. j?wts, (ieptii^; it. da jttf
mnan^t, afr. dist di in avant, wal. de ad inainte; pr. drer-enan {de
hora inante), des-er-enan (de ipsa hora inante, oder de ex h. %.), fr.
d-or-en-avant (analog neugr. ä/to rcoga xai €ig t6 hC^g); it. oggimai,
zsgz. omai, pr. hueimais, afr. huimais, niaishui, sp. de Kay mas (de
hodie I magis); it. oramai, fr. d-es-or-mais {de ipsa hora magis), pr.
d-ess-er-htm-mais (de ipsa hora hodie magis), wal. -mai apoi u. a. —
Interea: sp. pg. entre tanto, wal. intr' acea, it. introcque Inf. 20 («n^
Äoc), afr. enirues {inter hoc ipsum Burguy II, 289); it. frattanto; it
mentre, sp. mientras (s. Et. Wb.); fr. cependant.
Tunc (alsdann) : zsgs. sp. altpg. entonces {in tuncce), altsp. estonjse
FJ., estvns PC, estoneas Alx. (ftr^iincce), wal. a^Mnc» (od^wncce); altsp.
enton Alx., pg. en^oo (m tum, in tunc). Daneben tritt ein mit d anl.
in die Bedeutung von ergo übergehendes Wort, welches gleichfalls
aus tunc herzustammen scheint: altit. dunqua, adonqua Chx. VI, 332,
neuit. dunque, dunche, altsp. doncas Bc, FJ., pr. donc, adonea{s),
doncx, afr. donques, adunc, aidunc, idunc, nfr. donc. Umschreibungen:
pr. la-or GA., cat. llorV-ors, it. allora, altsp. cdlora Bc, fr. alws, pr.
aleras Chr. albig., mail. illora Bonv. (ad ülam horam, illa hora);
altsp. esora (ipsa hora); pr. a& tan, ab aitan, afr. d tont (hiermit,
hierauf). — • Nunc fehlt überall und wird meist mit hora ersetzt, als
it. ora, sp. pg. hora, altsp. oras Bc, pr. ora, or, oras, auch ara^ ar,
aras u. era, er, eras, churw. era, er, npr, aro, afr. ore, ores, or-endroü,
nfr. or (wie ngr. fdga); altsp. pg. agora (hac hora), nsp. oAora, pr.
n. 471. 472.] Partikelbildung. Adverbia. 747
aora, aoras] afr. asture (von ä ceUe heure); it. adesso, altsp. adiesso
Bc, pr. (ides (ad ipsum); altit. issa (ipsa sc. hara); für sich steht wal.
a-^um, a^. — Jam: it. giä, dt giä, sp. ya^ Vg-M altpg. ya, pr. afr.
jo, nfr. de-jä\ wal. acum, indatf. — Adhuc lautet sp. aun] derselben
Herkunft ist vielleicht it. anche, pr. tmc, afr. ainc, ainqtieSy wal. incf.
Bildungen mit hora: it. ancora (hanc horam), pr. encara(8), enquera(s\
npr. enearOf fr. e»cor€; afr. (selten) unquore Bibl. Rq. I, 467^, uncore
L6. n. 45 (unquam hara).
Nui>er: it. nuovamente, sp. nuevamente, fr. nauvellemefU] pr. afr.
Tatärierj wal. de aJaJ^f m (eig. vorgestern); it. non ha ffuariy fr.
fioj^ere«, it tempo fa und andre Wendungen. — Modo: it. mo, wal.
müy amii, amuH (mit A* = quoque verknüpft, vgl. totuü). — Brevi:
it. in brievey sp. en breve, pr. en ireu, enbreud'ora; wal. peste putein
(nach wenigem); | it. m |?oca cTora, altsp. d poca d'ora Alx. 174, pr.
en petü d'ora, en poca d'ora, en petita d'ara, afr. en peu Sore
Trist, ed. Hag. p. 262».
Für mox, statim, illico sind die Ausdrücke sehr zahlreich.
Einige Beispiele: it. cetto^ altsp. pg. cedo (lat. cxto)\ it. tosto^ altsp.
io^ Alx., altpg. tosio SRos., pr. iost^ fr. toi, bientot, (von tot-c'ito?);
sp. Zuepo, pg. logo, pr. Zti^co;, nUoc, afr. lues (hco^ ad locum), wal. de
loc, altit. Zoco für illic; fr. 5ur /e oAawp; it. ;>rcs^o, pw prestamen etc.;
it. t;i5/o, afr. w«<e, nfr. rt^c (s. Et. Wb.); pr. vivate, viate, afr. vias
{yivac%us)\ altit. aina^ a grande aina^ altsp. agina, aina (von a^ere);
pg. asinha (woher?); it. ratto (raptus); wal. redpede (rapide); pr. 6a<e»
(spornstreichs); afr. errant, erraument (von crrer reisen); it. sp. in-
cantinentCj fr. incontinefit (in continenii)] afr. tempre, temprement (tem-
pore^ temperi) auch für mature; sp. d la hora, fr. totU-OrVheure (mhd.
5ä je^e ^un^), pr. en epsa Tora Bth., afr. ^ es Veure; it. immantinente^
pr. mannen«», da man^en^, fr. maintenant (in manu tenens, manu L);
pr. de manes^ auch manes, afr. (7e manoi«, manot^ (efe manu h x^^Q^9f
mit beigefttgtem ipsum Et. Wb. II. c); afr. en es Veure zur selben
Stunde; en es le pas im selben Augenblick; chaitpas heissen, eifrigen
Schrittes LRs.; isnel pas, igniel pas schnellen Schrittes Ben.'; afr. d«
prim saut (ersten Sprungs); it. in un attimo, in un batier d'occhj, fr.
en un din d'oeil, wal. in o clipitf (im Augenblick); it. in sulV istante,
sp. al instante, fr. d Vinstant; auch pr. ades, altit. adesso dient dem
Begriffe. — Subito: it. sp. pg. dass., pr.sopte, fr. stdnt, dsgl. soudain.
— Repente: it. dass., sp. de repente\ fr. tout-ä-^oup, Pr. und afr.
wird auch sempre, de sempre für statim verwendet.
Hodie: it. oggi, sp. hoy, pg. hoje (oy SRos.), pr. huei, oi, afr.
1) Auch mit Einmischangr des Artikels venir ignel le pas, wie venir los
sautz mtnuti (mit schnellen Sprüngen) GRoss.; hieraus entstellt die häufige
Schreibung igneU pas für ignd le p.
748 PartikelbUdung. Adverbia. [IL 472—474.
hui; dsgl. it. oggicR, sp. hoy äta, fr. aujourd'hui (wie Bhä-tageskUdü);
altit. anc-oij pr. anc-uei, altfr. enc-^ti (so | auch enque-nuitj. Das wal.
Wort ist astfst (isio die). Zu merken noch it sta mane, stasera^ sta
notte (ista nocte). — Heri: it. jeri, zsgs. jemoUe etc., altsp. eri Bc.,
nsp. ayer^ pr. Aer, fr. At«r, wal. eri; der Portugiese hat dafür hantem^
ontem {ante diem?) — Oras, it. crai, sp. cras; lieber mit mane aus-
gedrückt: wal. m\fne, it. dimaniy domani, fr. demain^ sp. mcOanaj pg.
di manAaa. — Homo durch Aoc anno vertreten: it. ugtMmnOy altsp.
hogafio Rz., altpg. o^ano SRos., pr. ogan, ongan (letzteres vielleicht
von hunc annum), afr. auan^ ouen, churw. u6n, Hieher auch sp. an-
ta/fio^ alt- und neupr. antan (ante annum\ überhaupt von Vergangen-
heit wie ogan von Gegenwart gebraucht
Diu einfach nur im churw. gig (wie dies in gi) fortlebend.
Synonym pr. longas^ afr. longes; it nwito^ wal. mult: pr. gan-ren Jfr.
166^, it. gran tempo, fr. long-tempsj sp. buena pieea u. dgl. — Pau-
lisper mit paucum (it. un poco etc.) gegeben. — Quamdiu: pr. quan-
dius Bth.; tamdiu fr. tandis\ für beide it. qtianto ternpo, tamto tempo,
auch bloss tanto.
Semper: it. pg. pr. sempre^ sp. siempreyab.sempres; altsp. jamo«
Bc; pr. afr. ades; pr. jassS s. v. a. ja sempre. Umschreibend it
ogn'ora, ogni otta, tutto dl, tutto tempOj sp. toda ora, todo dia, zsgz.
todia Vid. S. Ild., pr. tots joms, fr. toujours (afr. tot jor u. tote jor)^
afr. auch toa dis, toudis, tojs tens; it. tuttavia^ sp. todavia (== mhd.
al'Wec); wal. <o< (fe aüna (in einem fort, churw. adina d. i. eul «na). —
Unquam: it. unqua, unque (z&gß. unquanc1ie\ i>T.onca(s)j afr. oncques
{omqi Eulal.). Synonym it mai (magis)^ gi^mai (Jam magis^ wie
ahd. io mer)y unquemai\ sp. jamas^ pg. jamais, pr.^'a, jamais^ jajom
(rohd. ie tac)j dsgl. anc, ane^ai^, anc jom^ (r. jamais^. Dafltr waL
Cffndt;» (quandO'Vidt für gtiandoZift^^). — Nunquam: sp. nunca (alt
nungua), pg. nunca {nuncas SRos.), pr. nonca^ afr. nonques (nunquam
Eide, nonqui Eulal.); pr. nulh tempSj nulh' ora; \ wal. nici c^/nd. Den
Begriflf vertritt auch magis, jam magis verbunden mit non,
Saepe fehlt und wird durch subinde vertreten: it sovente, pr.
soven, soentre, fr. souveni (d mit t vertauscht s. Et Wb. I). Statt
dessen auch it frequentemente^ fr. frequemment etc.; it spesso (von
spissum) und so wal. adese (von densum, vgl. ahd. diccho, gr. twxvov)]
it «pe^^e voJ^ß, spess^ora PPS. I, 295, manPore, sp. mticAa^ v^ces, pr.
pro vets, altit äovöw^Vö PPS. I, 105, afr. souventes fois, nfr. bien de
fois, wal. demuttBi oari. — Interdum: it. talora, tcdvoUa^ sp. toi vee^
it qualche volta^ fr. ^eZ9ue/*ai5; dsgl. it aUevolte, sp. dJo^t^ces, pg.
äs vezes^ pr. a vegadas, fr. parfois (mlat tnci&us), wal. a orfla. —
1) Pr. ja weist auf die Zukunft, cmc auf die Vergangenheit, wie sich dies
z. B. in dem Vers ja non er m anc no fo einfach ausspricht
IL 474. 475.] Partikelbildang. Adverbia. 749
Raro: it. rarOj wal. rar^ sp. raramenie^ fr. rarement] it. rare volte;
Bp. poeas veceSy pr. paucas vete. — Quotidie scheint sich im pg. de
cote erhalten zu haben und wird ttbrigens, wie quotannis umschrieben:
pr. z. B. cada dia^ cad'an,
Paulatim: it. apoco a poco, sp. poco ä poco, fr. peu äpeu (ngr.
dUyov xor' oUyov); pr. eada pauc\ der wal. Ausdruck ist mereu (von
tat rnems s. Cibac, vgl. auch alban. mirre sanft). — Denuo: it. di
nuovo^ sp. de nuevo; dagegen wal. iarf (von üerum?).
Die lat. Zahladverbia, welche auf die Frage wie oft? ant-
worten {semelj bis, ter) werden rom. durch Cardinalzahlen in Ver-
bindung mit Subst. umschrieben, die einen Wechsel oder einen Zeit-
punct bedeuten» nur semel hat sich im mail. sema erhalten: per sema
Veo offisi 'für einmal dass ich sttndigte' Bonves. (noch jetzt im Lande
üblich), dsgl. im altleones. siema (Gessner S. 32). 1) Das vornehmste
derselben ist lat. vice (in tribus vicibus\ daher sp. una veß, dos veces,
pg. huma vea, doas veees^ pr. una vete^ doas vete. Das it. vece wird
in diesem Sinne nicht gebraucht. 2) Altsp. altpg. und pr. erweitert
sich vejs in vegada, sp. z. B. ires vegadas Bo. Mis. 97. Das churw.
gada {una gada, duas gadas) muss eine Abkürzung davon sein. 3)
Via (das lat Sbst.): altit. una via, noch jetzt tutta via (allemal), im
übrigen dient es unflectiert zwischen zwei Zahlwörtern zur Multipli-
cation : dus via tre, \ quaitro via cinque, 4) Für pr. veta gilt fr. fois,
weiblich und unflectiert wie jenes und wohl dasselbe Wort, worin
sich jedoch t;, um in der Anlehnung als Inlaut nicht zu zerfliessen,
in f schärfte: fttr une vois, deux vois sagte man une fois^ deux fois\
auch das alte mit t;»Vi*zsgs. toutesvoies ward in toutefois abgeändert.
Ebenso ist im Neapr. fes für vete üblich geworden. 5) Die it. Sprache
besitzt fia, muthmasslich aspiriert aus via, erweitert in das üblichere
fitüa (una fiata, due fiate); ihnen entspricht buchstäblich das afr.
neben fais angewandte fie, gewöhnlich fiee, foiie. 6) Neben fiata ge-
braucht die^it.^ Sprache völta Wendung, Kehr; auch das sp. vueUa
tritt zuweilen für vee ein. 7) Wal. Ausdrücke sind datf (Zeitpunct,
lat; datum) und oarf, z. B. o datf, de dof ori, de trei ori. — Mit Or-
dinalzahlen vertreten diese Wörter die lat. Numeraladv. primum, se-
cundum etc./ t- Diese Methode, Zahl- und Zeitadv. zu umschreiben,
passt geuiftu zu der dtsch. und neugriech.; ahd. dient hierzu stuni,
nbd. mal, ndl. maai, Iceer, reis, engl, time, nord. gang, ngr. ßold, q>oqa
Wurf {[dav (poqav, dvo q>OQaig).
3. Adv. des Grades. — Für valde und zwar vornehmlich zur
Begriffsverstärkung der Adj. sind der Ausdrücke viele. So muUum
(it. molto etc.) und hene\ so pr. fort {fort le Flam. 3956), fr. fort,
wal. foarte (auch alban. fort), wogegen pr. fortmen, afr. forment, nfr.
fortement nur Verbalbegriffe verstärkt; altit. duramente BLat. 178,
760 PartikelbildunffT. Adverbia. [ü. 475—477.
altsp. duramientre Alx. 1055, afr. durement. Aach Präp., gleichsam
losgerissene Präfixe, wurden hierzu angewandt, z. B. trans, fr. tris
(tres bon, eig. tresbon, vgl S. 718); per (in perdoetus), afr. par, vor-
nehmlich in Begleitung von molt, tant, trop und ähnlichen {tatU par
est sages) ; prae (oder slav. pre\ wal. prea (prea bine). — Als Verstär-
kung des Comp., dem lat. multo, longe entsprechend, ist zu merken
it. via, verbunden vieppiü ; fr. beaucoup (afr. noch malt plus wie sp,
macho mas etc.). — Nimis nur pr. nemps; sonst durch ursprüngliche
Subst. ausgedrückt, die eine Vielheit bedeuten: it troppo, pr. fr. trep;
pr. massa (massa bos. guerriers GA. 4100); ebenso churw. memmoj
memgniay meignia (vomdtsch. | Menge?). Der sp. Ausdruck daftlr ist
detnasiado (von demas = de magis) ; der wal. pesie mfsurf (übermässig).
— Satis: it. assai, sp. asae, pg. asscufj pr. assaiay fr. ctösesf; wal. de-
'Stul (saiuUus); sp. harto, 9\ipg, f arte {von farctum); pr. pro (pro
serai ricx Chx. V, 144). — Parum, paulum durch paucum (S. 735)
gegeben, wofür sp. pg. auch dlgo, pr. afr. auqties (8. 732); wal. cam
(von quam flir aliquam: cam acru etwas sauer); dsgl. it guari etc.
mit non (fr. ne guere ban). — Zur Comparation dient pltiSj magis^
minuSy und statt des letzteren speciell ital. manco (von mancus),
Tantum, solum: it. solo^ soltantOj sp. solo, pg. s6y pr. sol^ fr. seu-
lemeni; dsgl. it. pure, pr. j>ur Bth. Umschreibend it. non—chej
non—se non, fr. ne—que, ne rien—sinon, sp. wo— sino, pr. no—mas,
afr. ne—maiSy wal. nu—mais u. dgl. — Vix: churw. vess^ zsgs. mit
a altsp. dbis PC, Alx., mal-avee, afr. am in atTis-onÄ^ Roq. suppl.
Umschreibend it. appena, sp. apSnas, fr. a peine; altsp. d duro, de
duro, dur, altpg. a dur; neupr. cscas (knapp, it. scarso)] so churw.
strusch {it. strojg/sato enge); wal. (fe-a6ea (woher?). — Saltem: it. oZ-
meno, sp. d lo menos, pg. ao menos, pr. a ^o^ Zo menhs {tovkaxiavov);
sp. siquiera, pg. «aguer (wenn nur). Summum ist it alpin u. s. f. —
Vel (selbst, doch, auch): altpg. vel Trov. 10. 37. 113, afr. vels, viaus,
sivelSj pr. sivals (in die Bed. von saltem übergehend); wal. insf (d. i.
ipsum), sp. mismo, fr. mSme, pr. e»^ und n^^-o^, neis, neissas, afr.
ncw, nw (ne ipsum, urspr. wohl negativ); pg. inda {inde ad Et Wb.
IT. b.). — Omnino mit totus ausgedrückt: it. dd tutto, sp. del todo,
pr. del tot, fr. du totäy wal. de tot; auch it affatto, fr. tout-a-faä. —
Fere, paene: it. sp. pg. fr. quasi, pr. afr. cais, altcat quaix Chr.
d'Esclot 728»; altsp. fascas hascas (von Äo^^a ccw» bis fast?); afr.
enaises\ it. presso, fr. pa-e^guc; it pre^so apoeo, fr. d j>cm pre^, sp.jpor
poco 9M«, |)or poco no, it per poco now, pr. per paue, ab pauc non,
afr. a peu ne, pour peu ne (naga ftiTcgov); sp. falta poeo, it. poeo
manca, fr. peu icn faut (parum abest, dliyov del).
Adv. der Vergleichung. Sic: it. st, altsp. si u. sin, \ pr. fr. si,
wal. ia; it. talmente, fr. tellement\ it 5f fattamente, afr. ^' faitemeni.
— Tarn: sp. ton, pg. ^oo (aus ton^o abgekürzt wie san säo aus san^),
n. 477, 478.] Partikelbildung. Adverbia. 761
pr. tan^ ta^ mail. tarn Body. ; it sp. tatUo, wal. atfta, — Aeque, per-
inde anszadrücken wird sie ebenso zsgs. wie ialis : it. cdstf afr. (dsi,
ausij aminc^ nfr. aussi {aliud sie); it. ältrest, sp. otrosiy pg. otUrosim,
pr, aUre(€Ure)si, afr. altresi Eidschw., autresi {altef-um sie); it. cosi,
altsp. ansij afr. ainsinCj ainsinqueSy ansiy insi, nfr. ainsi, nensp. asi^
pg. (Mssinif pr. aiss^ij en aissi, wal. aiea, aiä; für pariter pr. epsamen,
eissamenj issameti {ipsa metUe auf dieselbe Weise), afr. ensement. Die
wal. Sprache hat aach das slav. tocma angenommen (russ. iokma so
eben). — Ut durch quomodo verdrängt, dem aber darum seine eigene
Bedeutung nicht entzogen wird: it. came, frtlher auch com und como,
sp. pg. comOy bei den Alten quomo^ com, co^na GVic, pr. quom (com),
cum, eOj selbst coma, fr. comme, afr. noch com u. cum, wal. cum.
Erweitert pr. comen, fr. comment (fttr die Frage); afr. com faitement.
Der Dacoromane braucht überdies ca (qtia sc. ratione) und caii {qua
sie), der Provenzale consi, cossi {quomodo sie, neupr. coussi). Quam:
sp. quan, pg. quäo^ pr. quan {can), mail. quam Bonv. ; it. quanto, wal.
c^tj ca, — Auch mit Subst., wie it. guisa, maniera, modo, sorte, sp.
mit denselben, fr. mit fagon, guise, maniere, altsp. pr. afr. mit lei (lat.
lex), wal. mit mod, chip (tip, xmiog), besonders feaiiu (ungr. feie),
lassen sich diese Adv. ausdrücken.
4. Adv. der Bejahung und Verneinung. Die positive Aus-
sage liedarf keiner Partikel, um sich als solche anzuzeigen, die ne-
gative braucht non: it. non u. no, jenes conjunctiv, dieses absolut,
sp. no, vrlt. non (letzteres in einigen Quellen, wie Galil. ö D., die
ausschliessliche Form), pg. näo, pr. non, no, fr. non, wal. nu. Im
Franz. ist non die Negation einer Partikel oder eines Nomens {non
Sans, non pas, non plus, sinon, non interesse etc.), als Negation des
Verbums verkürzt es sich in ne. Die beiden ersten Sprachdenkmäler
kennen diese Verkürzung noch nicht und brauchen überall non: non
lO'S tanit, non Vint pois, \ nun li iv-er; eile non eskoltet, non afnast,
non auret, no-s coisL Im Leodegar bemerkt man bereits ne neben
non, und später ist ne die alleinige Form. Sie ist auch it. Mund-
arten, z. B. der cremonesischen, bekannt, worin ne ghel dirbo nUga
dem it. non glido dirb entspricht. — Haud ist spurlos verschwunden.
Verstärkt wird die Position durch Partikeln wie bene und sie,
it. auch pure, afr. mon (wohl von munde = pure). Ein stärkerer
Nachdruck wird durch Adv. der Versicherung wie lat. sane erreicht:
so it. certo, datwero, sicuro, senea fallo, ad ogni modo und ähnliche
in den Schwestersprachen. — Nachdrückliche Verneinung wird ebenso
durch Ausdrücke gewonnen, die dem lat. neutiquam entsprechen: it.
in niun modo, sp. ntdamente, fr. aucunement, point du tout, pr. ni tan
m quan, afr. a nul fuer, wal. nici cum. Noch einfacher wird der
Negation zu diesem Zwecke ein Subst. beigefügt, das einen gering-
762 Partikelbildungr. Adverbia. [II. 478. 479.
fUgigen Gegenstand bedeutet; der Gebrauch verwischt endlich seinen
sächlichen Begriff, es . wird völlig zum Adv. und lässt daher den Ar-
tikel nicht mehr zu. Die wichtigsten Wörter dieser Gattung sind
folgende. 1) It. mica^ miga^ pr. mica^ minga^ gewöhnl. mtüf fr. mie,
wal. nur im zsgs. nimic (von mica)^ z. B. it. nan mica saggio ^nicht
ein Bisschen klug\ 2) It. punio, fr. point (von punäum) : tum vedo
punto 'ich sehe nicht einen Stich', fwn e punto morto 'er ist kein
Pttnctchen (gar nicht) todt\ 3) Speciell pr. ist gens, ges: ges no m'es
greu 'es ist mir gar nicht schwer'; noch jetzt im Munde des Volkes;
s. Et. Wb. IL 0. 4) Fr. pas (von passus Schritt), ein geringes Mass
auszudrücken: je ne vois pas 'ich sehe keinen Schritt', aber auch je
ne veux pas 'ich will keinen Fussbreit' d. i. gar nicht, und so bei
allen Verbis. Dem Franzosen ward pas so geläufig, dass es den ur-
sprünglichen Nachdruck gänzlich einbüsste und ne pas nicht mehr
sagt als das it. oder sp. no. Auch ins Prov. hat sich pas Eingang
verschafft, ohne non (in der alten Sprache) aus seinem Rechte zu
verdrängen. 5) Minder üblich sind einige andre Verstärkungen, wie
sp. cosa; it. gotta, gocciay sp. gota, fr. goutte (d. i. gutta)] it fiare(flos)
dsgl. it. pelo (pilus) u. a. mehr | volksübliche. Auch den dtsch.
Sprachen ist diese sinnliche Verstärkung der Negation wohlbekannt:
dem rom. gutta z. B. entspricht das ahd. trofy dem rom. pas ungefähr
das mhd. fuo/g. Lat. Bsp. sind flocci pendere^ nauci habere u. dgl.
mehr, mit und ohne non. Das beständige Vorkommen des Füllwortes
im negativen Satze verleitete endlich, ihm selbst negative Kraft bei-
zulegen, und so kann fr. pas oder point unter gewissen Bedingungen
rein für sich negieren; das churw. buc bucca (Bissen) bedarf gar
keiner Verneinung mehr und ist mit non ganz gleichbedeutend.
Für Ja findet sich überall eine bestimmte Partikel, die jedoch,
da auch das Latein keine entschiedene vorschrieb, nicht in allen
Mundarten dieselbe ist. Aus sie entstand it. ^, sp. si, pg. 5Jm, wald.
si Ghx. II, 88; im Franz. ist si in Phrasen wie je dis que si noch
üblich. Das Pron. hoc gab die eigentlich pr. Bejahung oc, cat. geschr.
hoch; die afr. Form dafür war o {dire ne o ne non), das aber mit
dem Neutr. il (oil, später oui) verstärkt ward, daher das neupr. oi n.
oüi neben dem altern oc. In Sardinien aber vernimmt man noch
jetzt das lat. imo, s. Et. Wb. I. s. v. st. Für Nein bot sich allen
Sprachen non in den angezeigten Formen dar, it. no. Statt dessen
brauchte das Altfranz, auch nen-il dem bejahenden o-ü analog, daher
nfr. noch nenni, neupr. näni^ afr. nennin non. Ausser sic^ hoc und
non haben" sich hier und da noch andre Ausdrücke eingefunden. Die
Mundart von Bologna z. B. bejaht mit sipa , welches schon Dante
erwähnt Inf. 18, 61. Die von Como bejaht mit al (nach Monti aus
c^o), verneint mit au. Für oc ist in Languedoc osea üblich. Für oui
in Lothringen si-a (lat. sie est). Eine weit verbreitete afr. Partikel
II 479—481.] Partikelbildungr. Adverbia. 758
für und neben oU ist oie (z. B. Aue, Erael., Amis, Guill. d'Or.), für
nan kommt naie vor, das an das altnord. nei mahnt. Der Daco-
romane bedient sich für nu häufig auch der Partikel ha^ die in ge-
wissen Verbindungen auch bejaht (slav. ba). — Verstärkung von Ja
und Nein durch beigefügte Partikeln: it. maisi, mainb, si bene, nan
giä^ fr. oui certeSy non pas (auch point, pas du taut ohne non), afr.
ail mon, naie voir^ nenil nient.
Ausdruck des Zweifels, der Ungewissheit ist unter andern |
it. forse (abgekürzt aus forsan); sp. quijgd, quieas {quieab PC. 2509),
pg. qui^d, quigais; fr. peuUetre^ wal. poate ß; afr. espoir für fespoir
(vgl. ahd. todnu); pr. leu, ben leu, noch jetzt bdeu (mhd. lihte, vü
lihte d. i. wahrscheinlich), entgegengesetzt greu, wal. cu greu (schwer-
lich, gr. x^^^^q)'
Bestimmte Partikeln, welche die Frage anzeigen, wie lat. tium,
ne, an^ gibt es keine mehr. Dagegen nimmt der Fragsatz häufig
Adv. in sich auf, welche die Frage hervorheben, wie it. mat, pure^
sp. pties, pr. doncx, fr. danc, wal. oare ; im älteren Stile auch et (s.
Syntax), im Altfr. namentlich das negative enne (Et. Wb. ü. c).
ni. Gomparation der Adv. Sie geschieht 1) um den Com-
parativ auszudrücken, bei Adjectivadv. wie bei Adj. mit plus oder
magiSy degradierend mit mimts, z. B. it. piü chiarOf men tosto, sp. mos
bien, mos tarde, fr. plus bas, plus loing, wal. mai formos, lat. magis
apertey dsgl. it. piü fortemenie, fr. plus joliment. Nur wenige Fälle
alter organischer Gomparation kommen vor, fast lauter ursprüngliche
Neutra (S. 450), nämlich ausser den eben erwähnten plus, magis^
minus noch melius, pejtis, majus, letzteres nur im vrlt. it. maggio vor-
handen, ausserdem prit4S im it. pria, longius im pr. longeis und wohl
noch andre (vgl. S. 455. 456), dazu mehrere ohne comparativen Sinn,
wie it. se£fso (sequius), fr. proche (prcpius). Auch die übrigen Adv.,
sofern ihr Begriff es gestattet, werden wie die adjectivischen ge-
steigert: it. pm avantij sp. mos adelante, fr. plus souvent, lat. magis
infray magis mane, — 2) Der Superl. kann gleichfalls, wie beim
Adj., durch den dem Comparativ vorangesetzten Artikel angezeigt
werden: so it. al meno^ al piü, al piü presto, sp. d lo menos, d lo
mos, d lo mos tarde, pr. al pus tost, fr. au moins, le plus hing, le
plus fadlement, le plus souvent, afr. au plus tres bdement, wal. intru
cel mai formos chip 'auf die schönste Weise*. Da wo der organische
Superl. vorhanden ist, gestattet er ein Adv. mit mente, wie it. vilissi-
mamente = lat. vilissime, massifnamente = maxime, auch altfr. maisme-
ment. Ein Superl. ohne mente ist it. assaissimo. — 3) Auch durch |
Gemination wird der Begriff des Positivs gesteigert: it. or ora, vidn
vicino, ttUutto, a randa a randa, sard. muru muru Micht an der Mauei',
sp. ya ya, bien bien, pg. logo logo, pr. batbaten spornstreichs GA. v.
Dies roman. Or»min. 11. 6. Aufl. 43
764 Partikelbildung. Präpositionen. [11. 481. 482.
236; vgl. lat. hene lene = optitne (Grut. in ind. gramm.), gr. navza-
TtacTL und für noch andre Sprachen s. Grimm III, 648. — 4) Angmen-
tativ- nnd Diminutivformen an Adv. sind selten. Bsp. it henone, he-
ninot maluccio, apputUino, sp. cerquüa, ä horcajadülaSj d hurtadiUas^
ribericas SBom. 261, pg. a noitezinhay pr. sovendet^ wal. biniiory lat.
primülum, saepiiiscule.
n. Pr&positiouen.
Die meisten lat. Präp. haben sich behauptet; allgemein fehlen
als selbständige Ausdrücke a&, cis^ eXy erga, ob, prae^ propter und
einige andre von geringerem Belang. Die neuen Wörter dieser Classe
sind folgender Art. 1) Zss. aus verschiedenen Präp., z. B. ad-prapcy
de-ad, in-contra, in-ver$u$, per-ad, per-ante^ per-inter (vgl. S. 737), eine
Methode, welche ausser in diesen Sprachen besonders in der eng-
lischen einheimisch ist: in-to, up-on, unth-ifif wüh-otä. 2) Adv. präpo-
sitional gebraucht, aber nicht allen Mundarten gemein. Sie sind
foras, intrOj inttts^ retro, stdbtus, sursum, 3) Nomina, a) Subst., welche
durch Abstossung einer sie regierenden Präp. die Bedeutung einer
Partikel annahmen, wie it. [in] fino, [in] sino^ sp. [a] cabe, pr. [a]
Costa, [a] late, [a] pari, [en] torn, [en] vir 6, fr. [en] dieß\ ihnen ent-
spricht unser kraft, laut, statt etc.; b) Adj. oder Part, neutral ge-
fasst, die durch Ablegung aller Flexion gleichfalls zu Partikeln er-
starrten : so it. lungo, presso, vidnOj eccetto, scdvOj durante, sp. baxOy
junto; pr. niest, seguentre, s^rjoignant; dtsch. während, ausgenommen.
— - Eigentliche Präp., sjntactisch verstanden, sind nur diejenigen,
welche dem Nomen unmittelbar vorangesetzt werden können, und
hieher gehören mit einigen Ausnahmen alle genannten; uneigentliche
sind solche Adv. und Nomina, welche um ein präpositionales Ver-
hältnis auszudrücken, der Vermittlung einer Präp. bedürfen. Von |
der grossen Menge der letztern kann das folgende Verzeichnis nur
wenige aufnehmen; zum Kennzeichen ist ihnen die Präp. beigefügt,
doch werden mehrere der auf diese Weise bezeichneten zuweilen
auch ohne eine solche gebraucht.
Ab ist nur noch in Zss. vorhanden und wird meist durch de,
it. auch durch da vertreten. E^r die Bed. ex oder inde a örtlich
und zeitlich gibt es eigne Wörter, nämlich pr. des, fr. des (wohl von
de ex), sp. desde-, fr. depuis; eigenthümlich pr. ist dauSy auch deus^
dorn, neupr. dius (vgl. S. 736). Absque, schon im Lat. veraltet, soll
sich im mail. asca erhalten haben, s. Et. Wb. IL a.
Ad lautet it. a, ad, sp. pg. ä, pr. a, an, fr. ä, wal. a, im frühen
Mlat. a {quem a liberto nostro dedimtis v. J. 739 Br6q. n. 340). Ein
Compos. den Zweck bezeichnend ist das sp. und pg. pdra, im 12.
und 13. Jh. pora (von pro ad)\ das wal. Wort ist la, gleichbedeutend
n. 482. 488.] Partikelbildung. Präpositionen. 755
mit fr. a, mnthmasslich aber gleicher Herkunft mit fr. lä (älac dort,
dorthin), d. h. ursprünglich Adv.
Ante: it. anjHj anzi a, sp. pg. ante, antesde, pr.äbans^ fr. avant]
it. davanti a, pr. davan^ fr. devant; it. tmian^i, inn. a, da, wal. inainte;
it dinanzi, din. a, da, wal. dinainte\ pg. perante.
Apud (auf Inschr. apue): it appo, pr. ab (s. cum). Die Bed.
erfüllen Snbst. wie sp. cabe, alt ccJio, ftir d ca&o (am Ende) ; fr. chea,
früher chies (in casa, altsp. en cas). Das wal. Wort ist pre la. Vgl.
juxtGy prope.
Oirca: it. circa, circa a, sp. pg. acerca de\ dafür pr. vir6, fr.
environ u. a. (S. 745).
Ois, citra durch Adv. ausgedrückt (s. S. 745).
Contra: it. contra, contro, sp. pg. pr. contra, fr. contre, wal. cftrf,
zsgs. altsp. altpg. escontra {ex c.\ it. incontra{p), pr. mcon^ra, wal.
incontrf. Andre Ausdrücke für contra oder ver^u^ sind it. appetto, a,
diy dirimpetto a (von pectus) ; sp. Aocia (facies). Im Wal. findet sich
auch das fremde im-protivf (serb. protiv).
Cum (cttn, con auf Inschriften) : it. sp. con, pg. com, wal. cu,
wald. com Chx. II, 111. 127, pr. com in einigen Tex|ten, vgl. V, 140.
187. 296, cum Gstl. L. n. 3, 33. Übrigens bedienen sich die Sprachen
Frankreichs einer andern ans apud gekürzten Partikel, nämlich pr.
ab (ap), zuweilen amb, am, neupr. emb, cat. ai; fr. galt sonst gleich-
falls ab (ab Ludher Eide) oder a, vor Vocalen ad {ad une spede
Enlal.), daneben od, o; altit. ward das pr. am gebraucht, s. Castel-
Yetro zu Bembo II, 42 (ed. di Nap. 1714). Mit ab zsgs. ist der nfr.
Ansdruck avec, alt avoc, avuec, aveuques, avecques etc. d. i. ab-oc (mit
diesem), ursprünglich Adv. Altfr. ensemble fttr cum (entsprechend
dem dtsch. sammt).
De: it di, altit. sp. etc. de, wal. auch de la. Synonym it. da,
charw. dad (de ad), ersteres auch in pr. Hss. nicht ohne Bsp. s. S. 427.
Für den Betreff hat man it. a riguardo di, fr. d Vegardde; it. circa,
sp. acerca de etc.
Erga wird mit versus ersetzt
Ex fehlt überall; es wird gewöhnlich durch de vertreten.
Extra, nur pr. estra, afr. estre. Zum Ersatz dient foras, foris,
(S. 744) theils mit theils ohne de.
In : it. in, sp. en, pg. em, pr. en (e), fr. en, wal. in und zsgs. din
(für ex), prin (d. i. per in, für per). Daneben von intus : pr. ins, afr. ens ;
zsgs. mit de pr. dins, dedins, afr. dem, nfr. dans {dedans ist Adv.)^
1) It. Mundarten zeigen eine mit dem bestimmten Artikel verknüpfte Form
int oder ind, z. B. parm. inüa muraja = nel murOt romagn. intla ret = neüa
rete, ven. intda mente = neila m., bergam. indal palazeo = nel p., bei Male-
spini indeHa Magna =3 neUa M,, in den GNA. in della carte, und drgl. häufig
bei Dichtem. Man ist versucht, sie aus intus, welches ja auch Frankreich be-
756 Partikelbildung. Präpositionen. [II. 483—485.
Infra: it infra, fra, pr. en/ra LR. VI, 13, üblicher mit de: den-
fra (defrd).
Inter: sp. pg. pr. etUre, altpg. antre, fr. entre, wal. itUrCj intrt$.
Synonym it. in meeeo a, pr. en mieg, per mieg, afr. enmi, ntr.parfni
(wie mhd. enmüten, dän. imellem, \ neugr. dvdf^eaa); pr. tnest, de mesi
(von mixtuSj ähnlich engl, among, dlSLn.iblandt), Die zeitliche Bedeu-
tung von inter wird mit Part., wie it. sp. durante, fr. durant, pendant
(während, engl, during) ausgedrückt.
Intra: it. itdra, tra^ wal. intrf. Vom Adv. intro: it. entro, dentro^
umgestellt drento, sp. pg. dentro de; pr. entro u. tro s. tenus.
Juxta: it. giustüy gitisto (für secundum), i^t. josta, dej.j Afr. jorie^
jtiste, de j. Sinnverwandt ist it. pr. costa^ afr. de coste, en coste (vom
Sbst. Costa Seite); pr. latjg, afr. les^ de leSj nfr. in Verbindungen wie
Passy-les-Paris, Plessis-les-Tours (von latttö); it. accanto a, fr. d ccie
de u. a.
Ob, welches fehlt, wird meist mit per, pro, wal. mit pentru
(von pe intru) gegeben. Umschreibungen sind: it. a cagione di, sp.
por razon de, fr. d cause de (= engl, for sake, ngr. i^ ahiag), ehnrw.
par via da (= von wegen).
Per: it. altsp. altpg. alt- und neupr. per, afr. per Eide etc. par
Eulal., nfr. par, wal. durch Metathese pre, auch pe, wozu die Ver-
stärkung spre (eX'per) vornehmlich für versus, ad. Neusp. und pg.
wird der Begriflf mit por (s. pro) ausgedrückt, doch ist per in pg.
Verbindungen wie pela, pelos, de per si, de per meio geblieben.
Post: altit. poi (poi motte, poi notte bei Barberino), altpg. poSy
afr. puis (post Eul); zsgs. it. dopo, wal. düpf (S. 746); pg. apos, sp.
empos de vrlt., despues de. Übrigens mit retro ersetzt: pr.reire, afr.
riere, rier\ it. dietro a, auch drieto u. dreto, nfr. derriere.
Praeter (ausser) fehlt. Seine Stelle vertritt ^r.part (s. ultra)';
überdies neutrale Adj. wie it. eccetto, sp. pg. excepto, fr. exceptS; it
sp. salvo, fr. sauf; pr. afr. estiers (von exterius); fr. hormis (d. i.foras
missurn)', sp. auch ademas de.
Pro (für): sp. vg- por, zugleich das verlorenerer ersetzend
(beide nebeneinander: nen por tnes nen per ano FGuard. 417), afr.
pro Eide, por Eulal. etc., nfr. pour, sard. ^tto (nebst per). Umgekehrt
wie im Span, wird im It. und Wal. pro mit per, pre ersetzt. Über
die Verwechslung beider Präp. im | frühern Mlatein sehe man Eck-
hart zur Lex. Sal. Eine Bedeutung von pro erfüllt auch it in luogo,
sp. en lugar, pr. en loc, fr. au lieu, wal. in loc; it. invece, sp. envea
alle mit dem Gen. d. h. mit de construiert.
sitzt, zu deuten: da sie aber nur mit dem Artikel vorkommt, so beruht sie viel-
leicht nur auf euphonischer Einschiebung eines Dentals vor l. Für nel findet
sich bei Älteren auch in nd, vielleicht keine Cumulation (Blanc 178), sondern
entstanden aus dem bemerkten ind^l, wie altit enne aus «nde (lat. indt).
n. 485. 486.] Fartikelbildung. Präpositionen. 757
Prope: ^pT.prop etc. S. 745. Im übrigen wird der Begriff mit
Adj. ausgedrückt: it. presso a, di, appresso, appr, a, dt, pr. pres^ fr.
pres, afr. empres (apres pr. fr. bed. post); it. vicino a; sp. junto de\
pg. perio de \ fr. joignant.
Propter fehlt, s. S. 756 ob.
Secundum: it. secondo etc., auch afr. segont. Ein neues Wort
entsprang aus dem Part, sequens: fr. suivant, und fUr post gebraucht
pr. seguerUre, de s., churw. suenter, afr. soventre, soentre; dsgl. von
longum gewöhnlich für die Bed. längs oder neben: it. lungo, lun-
ghessOy pg. ao longo de, pr. lonc, de lonc, afr. lonCj nfr. de long de, du
L de, au l. de, wal. l^ngf. Aus Vermischung von secundum und lon-
gum entstand afr. selonc, selum, bei Benoit sum, nfr. sdon.
Sine: it. senea, sp. sin, altsp. auch sines PC, senes Alx., sen,
pg. s«n, pr. senes, ses, wald. sencza, neupr. sctwo, afr. sen5, nfr. sans.
Zu merken ist überdies das fast ganz zur Partikel gewordene pr., im
Altfr. seltner vorkommende Adj. hlos mit Gen. (mhd. hlöe).
Sub: sp. so, ipg.sob, vrlt. so; übrigens verdrängt durch subtus:
it. sotto, sottesso, altpg. soto, pr. sotjs, fr. sous, wal. subt Gleichbe-
deutend ist sp. baxo, debaxo de.
Super: altit. sor, sp. pg. pr. sobre, fr. sur. Dazu it. su, pr. sus
{sursum)', sp. en cima de; afr. en som, en son oben auf (in summo),
par son oben über.
Supra: it. sopra, sovra, sovresso, afr. sore, seure sovre (Eulal.),
wal. de asupra, zugleich flir super.
Tenus muss sich im gleichbed. pg. te, zsgs. ate, altpg. deutlicher
atem erhalten haben. Verschieden davon ist das altsp. altpg. fata oder
aia (arab. ^haita). Altsp. altpg. fasta, nsp. hasta, trägt das Änsehn
einer Zss. aus fdda aia. Usque findet sich buchstäblich in der Pas-
sion Christi, zsgs. afr. dusque, desgue (lothr. dehe gue Oberlin p. 198)
jusque, josquc, jues^que, jesque, pr. duesque, nfr. jusque, jusques mit d
u. en (alle von de usque). Die andern Sprachen gewähren andre Aus-
drücke. Altsp. entro, pr. entro u. tro a, zsgs. pr. truesque, afr. tros-
que, truesgtie, tresque, entresque (iniro usque). Speciell afr. ist deci
(desi) a, ded en, deci que (des — deci von — bis). It. fino a, da,
infino a, da, pr. cat. fins a (fine, in finem); it. ferner sino a, da, in-
sino a, da (signum Zeichen, Ziel). Die wal. Partikel ist p^nf (nach
Cihac pfHf von per ad, also = sp. para).
Trans nimmt rom. als Präp. die Bed. von post, pone^n: sp. pg.
pr. tras, afr. tres, tries, auch mit vorangesetztem de, a. Die it. Sprache
gab trans als Präp. auf und schränkte es auf Zss. ein.
Ultra: it. oltra, oltre, pr. oltra, otra, fr. otUre. Pr. u. altcat.
z. B. RMunt. 106 findet sich überdies das substantivische part, das
auch für praeter gilt. Das wal. Wort ist preste, peste (nach Cihac
für prestre = per extra).
758 Partikelbildung. Conjunctionen. [II. 486. 487.
Versus : it. verso^ verkürzt ver, pr. vers^ ves u. selbst vas, fr. vers ;
zsgs. it. inverso, pr. fr. envers (wie engl, towards) und devers. Ein
anderes Wort für die Richtung, zugleich auch für die Rücksicht, ist
pr. endreit (z. B. endr. Valba, endr. me), afr. endroü, wal. indrept (in
directum).
Es gibt noch einige präpositional gebrauchte Nomina, deren
Begriff der Römer lieber auf andre Weise ausdrückt als durch Präp.
Die wichtigsten sind etwa: it. sp. mediante, fr. mayentiant (vermittelst);
it. non ostantej sp. no obstante^ fr. non obstant (ungeachtet) ; it. rasenU,
pr. rasen^ ras de, ras e ras de, afr. ree de, res a res de, nfr. noch
ree pied, reg terre (zum Streifen nah). Aus graium ward grado, gre
(Wille) daher it. malgrado di (statt a m. d, zum Trotz), pr. malgrat
de, fr. malgre,
III. Conjunctionen.
Von den ursprünglichen Wörtern dieser Classe sind nur noch
einige Reste erhalten; Adv., zum Theil in Verbindung mit Conjunc-
tionen, und nominale Umschreibungen treten in die Lücken ein. |
Et: it. e, ed, sp. y, e (im PCid. nur e, kein^^, so auch Cal. 6 D.,
im Alx. zuweilen schon y, so auch im CLuc, J. de Mena hat meist
y), pg. e, pr. e, et, ejs, zuweilen i LR. I, 413 etc., fr. et. Die wal.
Copula ist a (von sie)-, et kommt nicht vor. — Nee: it. ne, ned, altsp.
nen Alx. etc. nin PC, Cal. 6 D., FJ., nsp. ni, pg. nem, pr. ni, ne\
afr. ne schon in den Eiden {ned vor Vocal, s. Eulal.), nfr. ni, wal.
von neque nice u. nici. — Etiam im it. emandio (aus etiam deus)] statt
dessen it. anche, anco, ancora, wal. incp Zeitpartikeln (S. 747); sp.
tambien, pg. tambem', fr. aussi; it. pr. altrest, afr. atresi (filr item,
S. 751), pr. eissamen etc. Ein sehr üblicher Ausdruck ist das occit.
amay {de la villa amay de nos ^ mit der Stadt so wie mit uns' etc.
Chr. albig. p. 77"*, vgl. Honnorat), vielleicht dem sp. ä mos ent-
sprechend. Insuper erhielt sich im afr. ensor-que-tot. Negierend: it.
sp. tampoco; it. nemmeno, sp. ni menos] fr. non plus, wal. nici nu. —
Aut: it.o, od, sp. o, pr. ü, pg. ow, o, ojs, fr. om, wal. au; seunur wal.
sau; zsgs. it. owero {atU verum), oppure, ossia.
Ut, quod. Das rom. Wort dafür ist it. che, ched, sp. pg. fr, que,
pr. que, ques, wal. cf, das seinen Ursprung in quid für qtwdzvi haben
scheint, vgl. in den beiden ältesten fr. Sprachproben quid u. qued.
Eine zweite wal. Partikel für ^ä, final und comparativ, ist ca (von
qua), auch churw. und röm. ca\ eine dritte, aber nur finale, Sf (lat
1) Die weit vorherrschende Form, z. B. im Bth., ist ni. Ne findet haapt-
säohlioh bei folgendem % statt, z. B. ne % ten Chx. lY, 281; ne yJh S86; ne %
tolgues LRom. lY, 806.
II. 487—489.] Partikolbildung. Conjunctionen. 759
si). Zsgs. it perche, afr. parque Gr6g. Rq. I, 152». 320^, sp. para
gue (ngr. diä va)\ it. Mcio cJhe, accib fngr. etg to vd), fr. afin que,
Ut, sicut, quam s. S. 751. Letzterem, sofern es sieh auf einen
Gomparativ bezieht, entspricht it. che, sp. etc. que^ alterthümlich oder
mndartl. aber ca, in dieser Gestalt, wie es scheint, aus der lat. Par-
tikel abgekürzt. — Quasi als Conjunction ist it. gleichlautend, wal.
caii\ statt dessen it. auch come se^ cotne, fr. camme si, wal. ca c^nd
(d. i. wie wenn).
Si: it. se, sed, sp. pr. fr. siy pr. afr. auch se, pg. se, \ wal. S(;
dsgl. wal. de (alban. ebenso). — Nisi wird allgemein in si non auf-
gelöst. — Dummodo: it. dove; afr. en cant {in quant, in o quid); it.
easo ehe^ sp. caso que, fr. en cos que etc.; wal. de car, numai Cf,
Sed und die andern Adversativpartikeln werden durch magis
(statt poiius)j das auch Adv. gab, vertreten, nämlich it. ma (Adv.
ma%)f sp. pg. mos (pg. Adv. mais), pr. mos, mais (mndartl. mar\ fr.
mais. Andre Ausdrtlcke sind: wal. iarf (zugleich für Herum S. 749,
wie ahd. avar)y dsgl. darf (s. ergo) ; it. pero, sp. altpg. pero (im PCid
noch nicht vorkommend), empero, pr. perö, etnperö {per hoc, in per
hoc); ^g.porem (proinde), auch OlTtainen. — Für autem hat eine afr.
Bibel acertes Rq. I, 050% adecertes 177**, 255 , 330^». — Potius: it.
anjn (alt anti, s. Monti, Proposta I, 2, p. 48), sp. pg. äntes, pr. ana,
abans, anceis, afr. ainSj aingois; sp. sind (sondern); it. piuttosto, fr.
plutotj wal. mai mult
Etsiwird auf mannigfache Weise ausgedrtlckt. WfiVdeSi (wört-
lich si etiam), it. selber^, pg. se hem (obwohl), pr. sitot; it. benche, sp.
bien que, fr. bien que (entsprechend ngr. ayxala xa/); it. ancorachi,
sp. aunque, pg. ainda que; it. contuttoehe (ngr. /ai olov miov); it. che
chCy fr. quoique; afT.jasoit que, it awegnachi (sei esdass), al tsp. como
quiera que CLuc, nsp. puesto que; altit. macara se, altsp. maguar,
magar, maguer, wal. macdr cf s. Et. Wb. U. a; it das pronominale
quantunque. — Tarnen: it. pure, churw. pir, zugleich fttr tantum, it.
perb; \i. tuttavolta, tuUavia und so sp. todavia, pr. totavia, afr. toute-
voie, nfr. toutefois (jedesfalls), wal. tötuM, umgekehrt äitot; it. con
ttdto cib, sp. con todo esto (wie ngr. //f oXovtovto); it. non pertanto,
pr. non per täl, afr. ne porquant, non pourtant, nfr. pourtant; it. non-
dimeno, fr. neantnoins fUr naanZ-moin^ (nihäomintis); pr. n^^uedonc,
afr. n^^u^den^ (nicht dass darum, demungeachtet) ; sp. sin embargo
(ohne Hindernis) u. a. m. |
Nam, quia. Eine kurze wohllautende Partikel für nam ist pr.
quar (car), fr. car, afr. auch quer (von quare), altsp. altpg. kaum quar,
gewöhnlich qua, ca (qua sc. re, vgl. wal. ca fttr t4/). Compositionen
1) Gleich dem vieldeutigen ahd. kiioisso steht adecertes auch für quoque
Bibl. Rq. I, 269 b. 466*. 698» und namque Greg. Rq. I, 444. 47 ib, cer«e« 684».
760 Partikelbildung. Interjectionen. [II. 489. 490.
mit der Partikel que (dass): it. perciocche, perocch^ u. imperocchcj fr.
parceque, afr. pour ce gue, par tant que^ paur tant que (darum dass);
wal. pentru Cf\ it. die unmässigen Bildungen con-cio-ssia-cosa-che (auch
ohne cosa) u. con-cio-fosse-cosci-che ] für diese alle auch einfach che,
que, Cf . Compos. mit dem Pron. que : it. percMy sp. pg. porque, afr.
pourquoi, parquoi für nam und quia. Zeitpartikeln in causaler Bedeu-
tung wie in andern Sprachen (lat. quum, gr. STtei, ahd. sit, engl, since^
nhd. weil): it. poiche, poscia che, sp. pues, pues que, pr. pois etc., fr.
puisque; itgiacchi, sp. ya qt4e etc. — Nempe: wal. a nume (nament-
lich); sp. ä sabeTj fr. savoir, afr. lotst a savoir = scüicet Gr6g. Rq.
I, 383% II, 63^5 pg. isto he, it. cioe a dire.
Igitur, ergo. Der afr. Gregor und Hiob bedienen sich der Par-
tikel gier, giers, gieres, die aus ergo entstanden scheint, s. Et. Wb.
IL c. Andre sind: fr. ainsi; sp. pues, pg. pois; sp. luego, pg. logo
(demnach, eig. zunächst); it. dungue, pr. doncx, fr. donc (S. 746); it
per conscguenssa, fr. par consequent. Für ideo, propterea hat man
z. B. it. onde, donde, pg. onde, altsp. altpg. ende, it. quindi, wal. de
aice-, altsp. porend, poren, altpg. porende, porem (proinde-, npg. porem
s. oben «ad); wal. darf, dar, mndartl. de quare Lex. bud. s. v. dar;;
it. pr. perb, afr. i>oro Eulal., poruec (pro hoc; sp. pero s. sccJ); it.
percib, sp. i?or cso, pg. por isso, pr. i?^ so, afr. por ce, nfr. i?ar ccZd,
c'estpourquoi, w^A. pentru acea; it per tanto, sp. porUmto, fr. partott^.
Quum fehlt und wird als Zeitpartikel rom. mit quando, quomodo
(como, com, cum) gegeben, pr. auch mit quora, quoras, quar (qua hora) *.
Verschiedene Zeitadv. können mit | Hülfe der Partikel que (dass) in
das Verhältnis einer Conjunction treten, und diese Partikel kann selbst
unterdrückt werden: so it. allorche, b, lorsque fürgutim, it posciache,
(sp. despues de) für postquam, fincM für donec. Ein neues Wort für
dum ist it. mentre, sp. mientras etc. s. Et. Wb. L
lY. Interjeotionen.
Volksmundarten sind überreich an Empfindungswörtern, Schrift-
sprachen erwehren sich des Übermasses und lassen meist nur das
Unentbehrliche zu. In dem lat. Sprachschatz kommen diese Aus-
drücke ziemlich spärlich vor, die Tochtersprachen haben deren eine
grössere Menge. Es sind, wie überall, theils Naturlaute, theils aus-
gebildete, mitunter wieder verstümmelte oder abgekürzte Wörter. Das
1) Sowohl com wie cum (pr. afr.) haben neben der vergleichenden auch
die zeitliche Bed. 'sowie, sobald als', beide Formen und beide Bedentungen be-
reits im Bth. Cum erinnert allerdings buchstäblich an die lat. Conjunction cum,
quum, aber auch in andern Sprachen ist die Partikel der Gleichung zeitlicher
Bedeutung fähig. Was den Vocal betrifft, so darf pr. lur für lor verglichen werden.
II. 490. 491.] Partikelbildung. Interjectionen. 761
folgende Verzeichnis gibt eine Auswahl von beiden Arten. Inter-
jectionen für Thiere setzen wir bei Seite.
Die gemeinste Interjection ist das zur Verstärkung des Vocat.
dienende o, oh. Einen Zuruf enthält it. eh^ sp. ha^ he, ahe, fr. he, ho,
hemj wal. hei; zsgs. mit la: it. olä, sp. pg. old (äld PC.), fr. holä
(auch ins Deutsche übergegangen) ; wal. nif, sp. ce pst.
Für den Schmerz: it. aA, ahi, sp. ah, ay, ax, pr. ai, hat, hei, afr.
haij n{T.ah,ahi; iteh, ehi, pr. e\ it. oh, ohi, sp. pr. o, fr. 6, wal. ö, oA;
afr. heü NFC. II, 23; mit dem Personalpron.: it. ahime, ehime, oim^
(daher mhd. oimß, vgl. gr. oY/ioi), sp. ayme, ay de mi^ afr. hat mi
Ren. IV, 79; it. deh (von deo für dio), pr. e deus Jfr, 75^. 76»; it.
Icissoj Fem. lassa, pr. Ins, lassa, afr. las, lasse, nfr. las ohne weibl.
Form; it. ahi lasso, sp. aylas Ganc. de B.. pr. ai las, afr. ha las
(daher engl, älas), nfr. helas; altpg. anmro de mi, hui amaro, Fem.
amara (s. Et. Wb. I. amaricare). Körperlichen Schmerz, wie unser
autschi bedeutet insbesondere it. uhei, oi, hui, pg. ui, apre, fr. die,
auf, wal. au. Sowohl drohend wie klagend ist wal. amdr (z. B. amar
vof weh euch!); it. pg. guai, | sp. guay, pr. gai GO. 108, fr. ouais,
afr. wai (weist zunächst auf got. väi), wal. vai, vfi (das lat. vae). —
Manche der einfachen Klagelaute werden auch als Ausdrücke der
Frende gebraucht: so it. oh, o, sp. ah, ay, o, fr. oA; für letztere allein
it. oco.
Für die Verwunderung: it. aA, eh, oh\ sp. ah, ay, o; pg. ha, ah,
oh, pr. ai, oi, fr. ha, oh, 6, wal. dh, 6 u. a. zugleich für den Schmerz
gebraucht. Verdoppelt pflegen sie Ironie oder Spott zu bedeuten,
vgl. pr. ai ai Chx. III, 305, oi oi Flam. v. 747, fr. pg. oh, oh, dtsch.
ei ei; spottend ist auch fr. zesL Eigenthümlicher sind: pg. hui, ui,
wal. hui (= lat. hui), auch wal. ei, fr. ouah (wie ahd. wah)\ it. pah
(spöttisch); it. pape (das lat. papae); it. arm' arme Buommattei Tratt
18, 3, neupr. alarmo Dict. langued. (vgl. mhd. wäfen)-, it. cdpperi, cdp-
pita, sp. cdspüa, caramba und andere von schwer zu errathender Her-
kunft; fr. volksmässig dame (von domine). Ein sehr üblicher afr.
Ausruf unmuthiger Verwunderung ist avoi, daher mhd. avoy, eig. ha
voi (ei sieh), altsp. afe.
Auffordernd, ermunternd ist it. e/a, sp. ea, ea pues, pg. eia, pr.
eya (das lat. ^a); it. su, orsü, sp. pg. sm, fr. sus, sus donc\ sp. cat.
upa, aüpa (dtsch. Herkunft? Et. Wb. II. b); it. via, su via, pr. via sus;
pr. sai (sa Robini 6A. 7941), fr. gä, or gä] altsp. alafe, alahe, aiae
Rz. (eig. betheuernd); it. ebbene, fr: eh bien\ fr. a/totw, gleichbedeutend
wal. blem (aus ambulemus nach Lexic. bud.); it. alle armi, sp. d la
arma, pr. a las armas, wal. d arme und ähnliche; sp. agur, cat. ahur
RMunt. p. 100. Eine dringende AuflForderung, wo nicht einen Vor-
wurf, enthält afr. diva (aus den Imper. di und va), später dea, end-
lich als Adv. da in oui-da, nenni-da. Um Hülfe ruft das norm, haro,
762 Partikelbildung. Interjectionen. [II. 491. 493.
harou (s. Et. Wb. IL c); gleicher Bedentang ist sp. aqul dd rey hie-
her Lente des Königs! Einen Wunsch spricht aus it macäri (v. gr.
fiaxagiog)] sp. pg. oxald wollte Gott! arab. enschd allah); ein Ver-
langen das neupr. lo: venguesse lo käme er doch! Eine Liebkosung
das altsp. hdlo halo Rz. {hdlagar schmeicheln).
Ausrufungen des Widerwillens und der Abwehr sind it fr. fi,
wal. fi, fui; pg. apage, alle schon lat.; sp. d(de weg damit! pg. irra
dass.; it. aibb, oibb bewahre! (mahnt an aißoi), \ auch churw. aibb;
sp. jsape Gott behüte! sp. oxte aus dem Wege! (für exte von exir
Covarr.); it. und churw. via weg! sp. ftiera, pg. fora, wal. a/arf fort!
it. vattene, sp. vete, fr. va fen, wal. vp, PI. vatßi, Reste des Verbums
vadere. Verachtung drückt aus it. wA, puh, afr. hu hu\ Zorn, Un-
willen it. oh, dohj puh, sp. /w, fr. foin,
Schweigen gebieten it. ir?', jgiUo, Fem. jgitta, sp. chito, chiton, pg.
chitäo, fr. cAu^, wal. diu; sp. pg. ^a, /a^ß (scheint von face)] pg. .sfo
(abgekürzt aus süentium?); sp. ro, pg. rou (s. Et. Wb. IL b).
Interjectionen der Betheurung und Verwünschung sind: it per
diOy sp. por dioSy fr. par dieu, mort dieu, aus Scheu vor dem Namen
Gottes in parbieu, parbleu, morbieu, mor&^eu- umgekleidet; afr. auch
par le euer dieu oder de, dafür par le euer bleu Ren. II, 23, III, 7,
M II, 62; so auch cor-hieu, sang-bim, vertu-guieUj por la char bieu,
wie dtsch. potz für Gotts; it inadiö, sp. madios s. Et. Wb. I. s. v.
dio] sp. cuerpo de dios, mit Umgehung dßs göttlichen Namens cuerpo
de tal\ und so ist wohl auch das it. corpo di Bacco zu verstehen;
mndartl. per dinci für per dio. Im it. diäseolo, didmine, didcine, im
fr. diantre erfuhr der Name des Bösen eine ähnliche Verkleidung.
Andre Beispiele solcher Euphemismen verzeichnet Monnard, Chrestom.
exique s. v. jurons, |
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