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Full text of "Repertorium für kunstwissenschaft"

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REPERTORIUM 


FÜR 


REDIGIRT 


FRANZ  SCHESTAG, 

CUSTOS  DER  K.  K.  KUPFERSTICH-SAMMLUNG  IN  WIEN. 


I.  Band. 


STUTTGART. 

VERLAG  von  W.  SPEMANN. 
WIEN,  GEROLD  & Co. 

1876. 


PHOTOMECHANISCHER  NACHDRUCK 
WALTER  DE  GRUYTER  & CO.,  BERLIN  1968 


Archiv -Nr.  38  48680 


© 

1968  by  Walter  de  Gruyter  & Co.,  vormals  G.  J.  Göschen’sche  Verlagshandlung  — J.  Guttentag,  Verlagsbuch- 
handlung — Georg  Reimer  — Karl  J.  Trübner  — Veit  & Comp.,  Berlin  30,  Genthiner  Straße  13. 

Printed  in  the  Netherlands 

Alle  Rechte,  insbesondere  das  der  Übersetzung  in  fremde  Sprachen,  Vorbehalten.  Ohne  ausdrückliche  Geneh- 
migung des  Verlages  ist  es  auch  nicht  gestattet,  dieses  Buch  oder  Teile  daraus  auf  photomechanischem  Wege 
(Photokopie,  Mikrokopie,  Xerokopie)  zu  vervielfältigen 


THE  J.  PAUL  GETTY  CENTER 
LIBRARY 


Vorwort. 


Das  vorliegende  Unternehmen  ist  eine  Frucht  des  vom  1.  bis 
4.  August*  1873  in  Wien  abgehaltenen  ersten  kunstwissenschaftlichen 
Gongresses,  auf  welchem  die  Nothwendigkeit  einer  periodischen  Publi- 
cation  allgemein  anerkannt  wurde,  welche  den  Zweck  hat,  die  seit  dem 
Eingehen  des  Naumann-Weigel’schen  Archivs  für  die  zeichnenden 
Künste  und  der  A.  v.  Zahn’schen  Jahrbücher  für  Kunstwissenschaft 
in  der  Kunstliteratur  bestehende  Lücke  auszufüllen. 

Das  K.  K.  Oesterr.  Ministerium  für  Gultus  und  Unterricht,  durch- 
drungen von  der  Ueber zeugung , durch  die  Förderung  eines  solchen 
Organes  den  kunstwissenschaftlichen  Studien  einen  wesentlichen  Dienst 
zu  leisten,  gewährte  in  bereitwilligster  Weise  eine  namhafte  jährliche 
Subvention,  um  das  Inslebentreten  desselben  zu  ermöglichen.  Ebenso 
bewilligte  das  Kgl.  Preussische  Ministerium  der  geistlichen,  Unterrichts- 
und Medicinal-Angelegenheiten  eine  beträchtliche  Beihilfe,  und  so  ist 
nun  das  Unternehmen  von  materieller  Seite  auf  die  Dauer  gesichert. 
Die  Redaction  wird  auf  das  redlichste  bemüht  sein,  nach  jeder  Seite 
hin  strengste  Objectivität  zu  wahren  und  das  vom  kunstwissenschaft- 
lichen Gongresse  gebilligte  Programm  nach  und  nach  zu  verwirklichen. 
Mit  diesem  Versprechen  übergeben  wir  den  vorliegenden  Band  den 
Händen  der  Leser  mit  der  Bitte,  etwaige  Mängel  nachsichtig  beurtheilen 
zu  wollen. 


F.  S. 


Inhalt. 

Seite 

W.  Lüblce , Zur  Geschichte  der  holländischen  Schützen-  und  Regentenbilder  1 
D.  Schönherr,  Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architekt.  Mit  einem  Rück- 
blick auf  die  Kunstbestrebungen  der  Habsburger  in  Tirol 28 

W.  Rossmann,  Ueber  die  unter  dem  Namen  Albrechts  des  Beherzten  vorhan- 
denen Bildnisse.  Eine  Cranachstudie 45 

W.  Schmidt,  Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis 68 

A.  Woltmann,  Spruchbrief  des  Käthes  zu  Strassburg  in  Sachen  der  Bauhütte 

des  Münsters  und  des  Handwerkes  der  Maurer  vom  7.  December  1402  77 

Scheins,  Die  kirchlichen  Schätze  des  ehemaligen  Klosters  Heilsbronn  bei 

Nürnberg 8^ 

Luschin-Ebengreuth,  Notizen  über  friauler  Künstler  im  15.  Jahrhundert  . . 97 

A.  Woltmann,  Schnaase  (Nekrolog) *94 

A.  Springer,  Lionardo’s  Abendmahl  und  Morghen’s  Stich 209 

F.  Lippmann,  Ueber  die  Anfänge  der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes  215 
W.  Schmidt,  Kritische  Bemerkungen  über  die  Grossherzogliche  Gemäldegalerie 

zu  Darmstadt 249 

A.  Woltmann,  Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  zu  Strassburg  ...  259 

J.  Karabacek,  Ein  damascenischer  Leuchter  des  X1Y.  Jahrhunderts  . . . 265 

H.  Eckstehj,  Römische  Meilensteine  als  Säulen 642 

F.  X.  Kraus,  Ueber  den  Architekten  des  Langhauses  am  Stras3hurger  Münster  343 
R.  Redtenbacher,  Baugeschichtliche  Notizen  aus  Italien,  Deutschland  und  Holland  345 
Fresken  in  der  Kirche  S.  Francesco  in  Gastei fiorentino  entdeckt,  von  J,  . • 347 

Ein  bisher  unbekanntes  Werk  des  Benozzo  Gozzoli  und  des  Giusto  di  Jacopo 

in  Certaldo,  von  G. : C.  948 

W.  Schmidt,  Ein  Stillleben  von  Jan  Thomas  . . . 949 

Malss,  Berichtigung  zu  Nagler’s  Künstlerlexikon  (Familie  Rauch)  . . . , 849 

H,  Janitschek,  Zur  Charakteristik  der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissance- 

Zeit.  I.  Antonio  Crescenzo  und  seine  Schule 353 

A,  Woltmann,  Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  zu  Strassburg  (Schluss)  372 
F.  X.  Kraus,  Urkunden  zur  Baugeschichte  des  Strassburger  Münsters  ...  393 

R.  Bergan,  Der  angebliche  Schonhofer 999 

— — Ist  das  Sakramentshäuschen  zu  Schwabach  ein  Werk  des  Ad.  Krafft?  401 

Messmer,  Urkunden  zur  süddeutschen  Baugeschichte 405 


VI 


Inhalt. 


Seite 

D.  Schönherr,  Andrä  Yllmer,  Uhrmacher  zu  Innsbruck.  Urkundlich  1558—1585  407 


Malss,  Berichtigung  zu  Andresens  Peintre-Graveur 410 

Schmidt , M.  Grünewald ♦ 411 


— — Zu  dem  Aufsatze  „Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis.“  . 412 

Berichte  und  Mittheilungen  aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


Frankfurt  a.  M.  Städel’sches  Kunstinstitut.  Von  Malss ICO.  285 

Heidelberg,  Universität 10 1 

Wien.  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinet  und  k.  k.  Ambraser-Sammlung.  Von 

Frhrn.  v.  Sacken 104 

Florenz.  Königliche  Galerien 283 

Darmstadt.  Grossherzogi.  Museum.  Von  R.  Hofmann 286 


Literaturberichte. 

Adler,  Die  Stoa  des  Königs  Attalos.  315.  — Aldenkirchen , Die  mittel- 
alterliche Kunst  in  Soest.  425.  — Andreucci,  Sulla  scoperta  di  due  busti  in 

terra  cotta  e sopra  un  quadro  a tempera di  Michelangelo.  427.  — Asmus 

u.  Dreiheller,  Die  Kunsttischlerei.  179.  — Audsley  and  Bowes,  Keramic  Art 
of  Japan.  441.  — Barzellotti,  Dell’  animo  di  Michelangelo  Buonarroti.  427.  — 
Belgrano  ed  Neri,  Giornale  Ligustico.  135.  --  Benfenati,  Michelangelo.  Elogio. 
300.  — Bezold,  v.,  Die  Farbenlehre.  116.  — Birch,  Country  Architecture.  157, 

— Bödeker,  Sammlung  mittelalterlicher  Kunstschätze  Hildesheims.  141.  — Bon- 
naffe, Inventaire  des  meubles  de  Catherine  de  Medicis.  334.  — Bonora,  L’Arca 
di  S.  Domenico  e Michelangelo  Buonarroti.  427.  — Bramantino,  Le  rovine  di 
Roma.  148.  — Bry,  Raffet.  164.  — Came.sina,  Regesten  zur  Geschichte  des 
St.  Stephans-Domes  in  Wien.  155.  — Chaffers,  Marks  and  monograms  on  Pottery 
& Porcelain.  4.  Ed.  331.  — Conze,  Vorlegeblätter  für  archäologische  Uebungen.  112. 

— Conze,  Hauser,  Niemann,  Arch.  Untersuchungen  auf  Samothrake.  438.  — 
Cori,  Bau  und  Einrichtung  der  deutschen  Burgen  im  Mittelalter.  153.  — Corsini, 
Michelangelo  nel  suo  IV  Centenario.  428.  — Costumes  du  XVIIIe  siede.  442.  — 
Curtius,  Älterthum  und  Gegenwart.  414.  — Czerny,  Die  Bibliothek  des  Chor- 
herrnstiftes St.  Florian.  338.  — Daremberg  et  Saglio,  Dictionnaire  des  anti- 
quites  Grecques  et  Romaines.  119.  — Delaborde,  Le  departement  des  estampes 
ä la  bibliotheque  nationale.  443.  — Doste,  Notice  historique  sur  Moustiers  et  ses 
faiences.  332.  — Duplessis,  Eaux-fortes  de  A.  van  Dyck.  174.  — Duplessis, 
De  la  gravure  de  portrait  en  France.  327.  — Dürer,  La  Vie  de  la  Sainte  Vierge 
Marie,  repr.  par  Van  de  Weijer.  173.  — English  Pottery  and  Porcelain.  333.  — 
Die  neueren  Erwerbungen  der  Dresdener  Gemäldegallerie.  448.  — Esequie  del  divino 
Michelangelo  Buonarroti.  427.  — Fabbrichesi,  Guide  de  la  Galerie  Buonarroti.  427. 

— Faleni,  Not.  stör,  del  Dävid  del  Piazzale  Michelangelo.  427.  — Fattori. 
Michelangelo  e Dante.  427.  — Fiorelli,  Descrizione  äi  Pompei.  413.  — Förster,  E. 
Peter  v.  Cornelius.  165.  — Frediani,  Su  le  diverse  gite  che  fece  a Carrara 
Michelangelo.  427.  — Führich,  Lebensskizze.  171.  — Garrucci,  Storia  dell’  Arte 
cristiana.  127.  — Gotti,  Vita  di  Michelangelo.  299.  — Gsell-Fels,  Ober-Italien. 
419.  — Gsell-Fels,  Rom  u.  Mittel-Italien.  419.  — Hasenclever,  Gedichte 
Michelangelo’s.  431.  — Hippe rt  et  Linnig,  Le  Peintre-Graveur  hollandaise  et 
beige.  172,  — Ver  Huell,  Jacobus  Houbraken.  324.  — Jacobsthal,  Die  Gram- 
matik der  Ornamente.  116.  — Köhler,  Die  Trachten  der  Völker,  178.  — Krell 


Inhalt 


VII 


u.  Eisenmann,  Die  Klassiker  der  Malerei.  440.  — Lacroix,  XVlIIe  siede.  330. 

— Listes  des  monmnents  et  objets  d’art  donnes  ou  acquis  pendant  les  annees  1874 
et  1875.  445.  — Lochner,  Neudörfer.  Bd.  X.  der  Quellenschriften  für  Kunstgesch. 
u.  Kunsttechnik,  herausgeg.  von  R.  v.  Eitelberger.  292.  — Luynes,  Duc  de, 
Voyage  d’exploration  ä la  Mer  Morte.  124.  — Magherini,  Michelangelo.  300.  — 
Marchesi,  Michelangelo  e 1’  opere  sue.  428.  — Marechal,  lconographie  de  la 
faience.  331.  — Mercanti,  Illustr.  del  Castello  di  Caprese.  427.  — Meteyard, 
Memorials  of  Wedgwood.  333.  — Meyer  u.  Bode,  Königl.  Museen  (Berlin).  Ver- 
zeichniss der  ausgestellten  Gemälde  und  Handzeichnungen  aus  den  im  Jahre  1874 
erworbenen  Sammlungen  Suermondt.  181.  — Michelangelo  Buonarroti.  Ricordo.  300. 

— Milan esi,  Le  Lettere  di  Michelangelo.  29 9.  — Montelius,  Antiquites  sue- 
doises.  416.  — Montelius,  La  Suede  prehistorique.  416.  — Monumente  des  Mittel- 
alters and  der  Renaissance  aus  dem  sächsischen  Erzgebirge.  140.  — Otte,  Ge- 
schichte der  romanischen  Baukunst  in  Deutschland.  150.  — Overbeck,  J.  Pom- 
peji. 3.  Aufl.  120.  — Palliser,  The  China  Collectors  Pocket  Companion.  331.  — 
Panzacchi,  Michelangelo.  428.  — Passerini,  La  Bibliografie  di  Michelangelo. 
299,  — Planche,  The  Cyclopaedia  of  Costume.  330.  — Quicherat,  Histoire  du 
costume  en  France.  178.  — Raffaelli,  Di  alcuni  lavori  del  Buonarroti.  427.  — 
Reber,  Geschichte  der  neuern  deutschen  Kunst.  142.  — Redtenbacher,  Vorbilder 
für  Bautischlerarbeiten.  I.  Abth.  179.  — Revel,  La  mente  di  Michelangiolo.  427.  — 
Riemsdijk  et  Pleyte,  Peintures  murales,  decouvertes  dans  l’eglise  paroissiale  des 
St.  Jacques  ä Utrecht.  158.  — Rosenberg,  Sebald  und  Bartel  Beham.  322.  — 
Rossi,  de.  Bullettino  di  Archeologia  Cristiana.  131.  — Rousselet,  L’Inde  des 
Rajah's.  426.  — Die  Schlosskapelle  zu  Klein-Heubach.  157.  — Schmidt,  C.  Weg- 
Aveiser  für  das  Verständniss  der  Anatomie.  116.  — Schönherr,  Das  Schloss 
Runkelstein  bei  Botzen.  156.  — Seemann,  O.  Kleine  Mythologie  der  Griechen 
und  Römer.  122.  — Smith  and  Cheetham,  Dictionary  of  Christian  Anti- 
quities.  417.  — Springer,  Michelangelo  in  Rom.  308.  — Stockbauer,  Die 
Kunstbestrebungen  am  Bayerischen  Hofe.  141.  — De  Stuers,  Notice  historique  et 
descriptive  des  Tableaux  et  des  Sculptures  exposes  dans  le  Musee  royal  de  La  Haye. 
185.  — Die  Madrider  Teppiche.  Phot,  von  Laurent.  175.  — Thausing,  Dürer.  294. 

— Verhandlungen  des  historischen  Vereins  von  Oberpfalz  und  Regensburg.  22.  Bd. 
der  neuen  Folge.  159.  — Verscheide,  Les  anciennes  maisons  de  Bruges.  320.  — 
Vinet,  L’art  et  l’archeologie.  414.  — Viollet-le-Duc,  Dietionnaire  raisonne  du 
mobilier  franqais.  t.  V.  et  VI.  Armes  de  guerre.  329.  — Vosmaer,  Frans  Hals.  160. 

— Waring,  Geramic  art  in  remote  ages.  332.  — v.  Wilmowsky,  Der  Dom  zu  Trier. 
318.  — v.  Wilmowsky,  Die  hist.-denkAv.  Grabstätten  der  Erzbisch,  im  Dome  zu 
Trier.  421.  — Woltmann,  Geschichte  der  deutschen  Kunst  im  Eisass.  287. 
Wustmann,  Der  Leipziger  Baumeister  Hieronymus  Lotter.  320. 

Journalrevue.  118,  144,  158,  172,  180,  287,  311,  322,  337,  433,  440,  442, 

Verzeichniss  Avichtigerer  Besprechungen.  190,  340,  449. 

Bibliographie.  I,  XXIII,  XXXIX. 


Zur  Geschichte  der  holländischen  Schützen-  und 
Regentenbilder. 

Von  W.  Lübke. 

I. 

Die  Malerei  des  Mittelalters,  fast  ausnahmslos  kirchlich  wie  sie  ist. 
kennt  das  profane  Individuum  nicht.  Bei  ihr  ist  Alles  typisch,  und 
selbst  wo  sie  einmal  ein  Bildniss  wagen  muss , gewinnt  dies  ihr  unter 
den  Händen  unwillkürlich  einen  conventionell  idealisirenden  Zuschnitt. 
Selbst  die  Plastik,  trotz  der  häufig  von  ihr  verlangten  Grabfiguren, 
erliegt  diesem  Bann , innerhalb  dessen  sich  Jahrhunderte  lang  wie  in 
einem  Zauberkreis  die  Gesammtkunst  des  Mittelalters  bewegte.  Wenn 
man  in  St.  Denis  die  im  13.  Jahrhundert  massenhaft  zu  Stande  gekom- 
menen Statuen  der  französischen  Könige  betrachtet,  so  erkennt  man, 
wie  wenig  damals  die  Kunst  sich  zur  Portraitauffassung  zu  erheben 
vermochte.  Sie  konnte  nicht,  weil  sie  nicht  wollte;  sie  wollte  nicht, 
weil  sie  nicht  konnte.  Die  Natur  war  ihr  verhüllt , sie  sah  dieselbe 
nur  durch  einen  dichten  Schleier. 

Als  die  grosse  Bewegung  der  Renaissance , welche  die  neue  Zeit 
bahnbrechend  einleitet,  diesen  Schleier  zerrissen  hatte,  stieg  plötzlich  im 
Leben  wie  in  der  Kunst  mächtig  der  Werth  des  Individuums.  Der 
Einzelne,  aus  den  Fesseln  verjährter  Anschauungen  befreit,  tritt  mit 
gebieterischer  Macht  gestaltend  ins  Leben  und  wird  nun  sofort  der 
Kunst  ein  Gegenstand  höchsten  Interesses.  Wenn  auch  der  kirchliche 
Stoffkreis  noch  über  ein  Jahrhundert  hindurch  die  Kunst  zu  beherrschen 
vermag  — erfüllen  kann  er  sie  nicht  mehr.  Die  Natur  und  der  ein- 
zelne Mensch  nehmen  das  Auge  des  Künstlers  gefangen ; fortan  ist  es 
ihm  eine  Herzenssache,  die  charakteristische  Erscheinung  des  indivi- 
duellen Lebens  mit,  aller  Bestimmtheit  anzustreben.  So  kommt  es,  dass 
ein  Domenico  Ghirlandajo,  Benozzo  Gozzoli , Pietro  Perugino  und  alle 
I l 


2 


Lübke:  Holländische 


die  anderen  Grossen  des  15.  Jahrhunderts,  wo  es  irgend  angeht,  in 
ihre  biblischen  oder  legendarischen  Bilder  die  Zeitgenossen  in  dichten 
Schaaren  zu  Zeugen  der  heiligen  Handlung  aufnehmen.  Es  sind  Gruppen, 
die  wie  der  Chor  der  antiken  Tragödie  die  Handlung  theilnehmend 
begleiten,  bisweilen  sogar  mit  der  Wucht  ihrer  Bedeutung  das  Interesse 
am  Gegenstände  selbst  fast  ersticken  und  die  Aufmerksamkeit  vom 
eigentlichen  Vorgänge  ablenken. 

Eine  andere,  vielleicht  mehr  berechtigte,  abei  meist  minder  künst- 
lerische Art,  das  Bildniss  in  die  kirchliche  Malerei  einzuführen,  ist,  wo 
die  Stifter  einer  Altartafel  sich  mit  ihrer  Familie  anbetend  vor  dem 
Heiland  oder  verehrend  vor  der  Madonna  darstellen  lassen.  Die  kinder- 
reichen Familien  der  Augsburger,  Ulmer,  Nürnberger  Patrizier  finden 
wir,  solchergestalt  unter  den  Schutz  der  Himmlischen  gestellt,  oft  in 
Votivgemälden  angebracht.  Holbein’s  berühmtestes  Werk,  die  Meyer’sche 
Madonna,  ist  das  Prachtstück  dieser  Gattung. 

Es  ward  nun  die  Aufgabe  des  protestantisch  gewordenen  Nordens, 
diese  mehr  oder  minder  lose  Verbindung  des  Profanen  und  Kirchlichen 
zu  trennen  und  zu  einer  wirklichen  Profanmalerei  fortzuschreiten,  in 
welcher  ausschliesslich  die  Darstellung  des  Individuums  zur  Geltung 
kommt.  Wie  man  aber  vom  Mittelalter  her  Zunftverbände,  genossen- 
schaftliche und  gesellige  Vereinigungen  aller  Art  gewohnt  war,  so  ge- 
wann die  Kunst  alsbald  die  Aufgabe,  solche  Collectiverscheinungen  im 
Bilde  zu  fixiren.  Wir  finden  diese  Richtung  bemerkens weither  Weise 
in  den  beiden  staatlichen  Gemeinwesen  republikanischer  und  protestan- 
tischer Ordnung,  welche  die  germanische  Welt  hervorgebracht:  in  der 
Schweiz  und  in  Holland.  In  der  Schweiz,  eigenthümlich  genug,  ist  es 
die  dort  mit  Begeisterung  cultivirte  Glasmalerei,  welche  die  meisten 
Spuren  dieser  Art  bewahrt  hat.  Noch  zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts 
werden  gemalte  Scheiben  in  die  Zunftstuben  gestiftet,  aut  welchen  man 
die  Zunftgenossen  beim  fröhlichen  Schmaus  vereinigt  sieht *). 

Ungleich  bedeutsamere  Gestalt  gewannen  diese  Darstellungen  in 
Holland.  Sie  bildeten  dort  recht  eigentlich  den  Mittelpunkt  für  die 
grossartige,  durchaus  selbständige  Entfaltung  der  Malerei,  ja  seit  dem 
Wegfall  der  gesanunten  kirchlichen  Kunst,  welche  der  calvinistischen 
Lehre  des  Landes  ein  heidnischer  Gräuel  war,  wurden  sie  die  eigent- 
liche monumentale  Malerei  der  Holländer.  Und  dies  um  so  entschiedener, 
als  die  alten  niederländischen  Künstler  in  ihrer  ästhetischen  Kern- 
gesundheit nichts  von  der  Sehnsucht  nach  der  sogenannten  Geschichts- 
malerei kannten,  welche  unserer  Zeit  so  viele  unnütze  Schmerzen  ver- 


*)  Zahn’s  Jahrb,  f.  Kunstw.,  I,  S.  31. 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


3 


ursacht.  Mir  ist  nur  ein  Bild  aus  jener  Schule  bekannt,  welches  ein 
grosses  historisches  Ereigniss  zu  verherrlichen  sucht:  die. merkwürdige 
geniale  Skizze  Rembrandt’s  vom  Jahre  1648 , jetzt  im  Museum  zu 
Rotterdam,  welche  die  Einigung  der  verbündeten  Provinzen  (»de  een- 
dracht  van  het  land«)  schildert.  Bezeichnend  genug  ist  auf  diesem 
kühn  hingeworfenen  Bilde  ein  emblematisches  Allegorisiren  der  Grund- 
zug; also  selbst  hier  keine  Spur  von  realistischer  Historienmalerei.2) 
Auch  bei  den  oft  wiederholten  Darstellungen  von  Seeschlachten  liegt  der 
Accent  weit  weniger  auf  dem  Historischen,  als  auf  der  künstlerischen 
Schilderung  des  Elementaren  in  Luft,  Licht  und  Wasser.  An  Stelle 
der  Historie  treten  nun  die  »Schützen-  und  Regentenstücke«  (schutters- 
en  regenten  - stukken) 3),  mit  welchen  die  Säle  der  Rathhäuser , der 
milden  Stiftungen  und  der  Schützenhäuser  (doelen)  sich  füllen.  Die 
mannhafte  Tüchtigkeit,  die  gesunde  Lebenslust  des  kernigen  Bürger-- 
thums  wird  in  diesen  Werken  sich  selbst  Gegenstand  der  Verherrlichung; 
die  Verherrlichung  besteht  aber  nicht  in  einem  Hineinziehen  von  allerlei 
»höheren«  Tendenzen  politischer  oder  sonstiger  Art,  sondern  lediglich 
in  der  unvergleichlichen  Schlichtheit  und  Gediegenheit,  mit  welcher  die 
Malerei  hier  das  Leben  auffasst  und  vom  durchaus  realistischen  Stand- 
punkt aus  zu  künstlerischer  Unsterblichkeit  erhebt.  Nirgends  ein 
äusserliches  Gebahren , nirgends  auch  nur  der  leiseste  Anflug  von 
bewusster,  etwa  bühnenmässiger  Schaustellung,  wie  sie  in  unserer  heu- 
tigen Kunst  gar  zu  leicht  bei  verwandten  Aufgaben  sich  einschleicht. 
Aber  in  die  realistische  Nüchternheit  wird  schliesslich  durch  die  Kunst 
grosser  Meister  eine  Poesie  der  Farbe,  des  Lichtes,  des  Tones  eingeführt, 
welche  der  ganzen  Gattung  die  Weihe  höchster  Kunstvollendung  verleiht. 

Wenn  Vosmaer  in  seiner  werth vollen  Arbeit  über  die  Vorläufer 
Rembrandt’s  die  frühesten  Schützenbilder  in  die  Zeit  um  1560 — 80  zu 
setzen  scheint,  4)  so  bezieht  er  sich  dabei  offenbar  auf  die  Werke  von 
bereits  stark  entwickeltem  Kunstgepräge , da  er  ohne  Zweifel  die  viel 


2)  Notice  des  tableaux  du  Musee  Boymans  (1872)  Nr.  181.  Links  im  Bilde  ein 
ruhender  Löwe,  von  zwei  Ketten  gefesselt,  davon  die  eine  in  eine  Mauer  festgeschmiedet 
ist,  auf  welcher  man  das  Wappen  von  Amsterdam  sieht,  mit  der  Devise:  Soli  Deo 
Gloria,  während  die  andere  Kette  am  Thron  der  Gerechtigkeit  befestigt  ist.  Den 
Löwen  umgeben  die  Wappen  der  vereinigten  Provinzen.  Im  Vorder-  und  Mittel- 
grund Krieger  zu  Ross  und  zu  Fuss,  welche  sich  zum  Unabhängigkeitskampfe  vor- 
bereiten; im  Hintergründe  tobt  die  Schlacht,  und  der  Feind  beginnt  zu  fliehen. 

3)  Regentenstücke  nennt  man  bekanntlich  in  Holland  die  Bilder,  auf  welchen 
die  Vorsteher  (Regenten)  der  im  Lande  so  zahlreichen  Wohlthätigkeitsanstalten, 
Kranken-,  Armen-  und  Waisenhäuser  u.  dgl.  dargestellt  sind. 

0 G.  Vosmaer,  Rembrandt  Harmens  van  Rijn,  ses  precurseurs  etc.  (la  Haye 
1863)  I,  79. 


4 


Lübke:  Holländische 


älteren  Stücke  dieser  Gattung,  welche  das  Land  noch  jetzt  besitzt,  recht 
gut  kennt.  Von  1530  an  lassen  sie  sich  in  grosser  Anzahl  durch  das 
ganze  16.  Jahrhundert  verfolgen.  Zuerst  sind  es  ziemlich  kunstlose 
Zusammenstellungen  von  Bildnissen  nach  dem  Leben.  Ist  die  Anzahl 
der  Abzukonterfeienden  zu  gross  für  eine  Reihe,  so  werden  sie  in 
mehreren  Reihen  über  einander  vorgeführt,  so  dass  Kopf  an  Kopf  sich 
drängt,  und  die  oberen  Gesichter  durch  die  Lücken  zwischen  und  über 
den  unteren  sichtbar  werden.  Den  übrigen  Körper,  bei  den  frühesten 
immer  nur  im  Brustbild,  zeigt  dann  natürlicher  Weise  nur  die  vordere 
Reihe.  Es  ist  noch  dieselbe  naive  mittelalterliche  Anordnung,  welche 
wir  z.  B.  bei  figurenreichen  Darstellungen  des  Paradieses  (ich  will  nur 
an  das  Bild  Orcagna’s  in  S.  Maria  Novella  zu  Florenz  erinnern)  so  oft 
bemerken.  Von  Composition  noch  keine  Spur;  alles  nur  kindliche 

Juxtaposition.  In  solcher  Art  verfuhr  sogar  noch  der  grosse  Holbein, 
als  er  am  Ende  seines  Lebens  (um  1542)  für  Barbers  Hall  in  London 
jenes  Bild  der  Barbier-  und  Chirurgenzunft  zu  malen  hatte.  So  monoton 
wie  die  Anordnung  ist  nun  in  jenen  Bildern  auch  die  malerische  Be- 
handlung. Von  individueller  Carnation  keine  Rede;  alle  Köpfe  sind  wie 
in  dieselbe  gleichmässige  braune,  etwas  zähe  Sauce  getaucht. 

Aber  mit  diesen  einfachen  Bildern  konnte  man  sich  nicht  lange 
begnügen.  Man  strebte  bald  nach  grösserer  Lebendigkeit  des  Aus- 
druckes, grösserer  Freiheit  der  Anordnung,  grösserer  Mannichfaltigkeit 
in  der  Charakteristik  und  der  malerischen  Darstellung  des  Individuellen. 
In  diesem  zweiten  Stadium,  welches  etwa  um  1570  beginnen  mag, 
scheinen  starke  Einflüsse  der  Schule  von  Brabant  auf  die  holländische 
stattgefunden  zu  haben.  Namentlich  gilt  dies  von  der  coloristischen 
Behandlung.  Der  frühere  monotone  lederfarbene  Ton  des  Fleisches 
weicht  einer  blühenderen,  frischeren  Behandlung,  die  der  Carnation 
jedes  einzelnen  Kopfes  ihre  besonderen  Lokaltöne  abzulauschen  sucht. 
Aus  der  Monochromie  wird  jetzt  Polychromie,  selbst  auf  die  nicht  immer 
ganz  vermiedene  Gefahr  hin,  die  einheitliche  Haltung  des  Ganzen,  die 
ruhige  Grundstimmung  einzubüssen  und  gelegentlich  etwas  bunt  zu 
werden. 

In  dieser  coloristischen  Wendung  ist,  wie  ich  glaube,  der  Einfluss 
der  brabantischen  Schule  zu  erkennen.  Bisher  hat  man  demselben  für 
die  Entwicklung  der  holländischen  Malerei  vielleicht  nicht  genug  Rech- 
nung getragen  und  den  italienischen  Einwirkungen  zu  viel,  den  flan- 
drischen zu  wenig  zugemuthct.  Selbst  Vosmaer  scheint  mir  darin  nicht 
durchgreifend  genug  vorgegangen  zu  sein,  obwohl  er  an  manchen 
Stellen  seines  Buches  allerdings  darauf  hindeutet.  Es  müssen  aber 
bereits  vor  dem  Auftreten  von  Rubens  manche  derartige  Einflüsse  sich 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


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geltend  gemacht  haben,  und  wer  die  Zeitverhältnisse  erwägt,  wird  diese 
Thatsache  erklärlich  linden.  Schon  im  15.  Jahrhundert  waren  es  die 
südlichen  Provinzen  der  Niederlande,  welche  durch  die  Brüder  van  Eyck 
der  Entwickelung  der  Malerei  mächtig  Bahn  brachen  und  der  flandri- 
schen Schule  den  Vorrang  im  ganzen  germanischen  Norden  verschafften. 
Wir  wissen  ja,  wie  viele  Holländer  bei  ihnen  lernten  und  die  gewonnene 
Kunst  dann  in  ihre  Heimath  verpflanzten.  Als  aber  nachher  im 
16.  Jahrhundert  jene  gewaltigen  Kämpfe  begannen,  welche  schliesslich 
den  nördlichen  Provinzen  die  Losreissung  vom  spanischen  Joch,  die 
politische  und  religiöse  Freiheit  bringen  sollten,  vermochte  die  Kunst  in 
diesen  das  ganze  Leben  erschütternden  Krisen  nicht  in  gleicher  Weise 
fortzuschreiten,  wie  in  Brabant,  wo  nach  heftigen  Zuckungen  der  Auf- 
stand blutig  niedergeschlagen,  Frieden  und  die  alte  politische  Ordnung 
hergestellt  wurde,  und  die  neubelebte  katholische  Kirche,  getragen  von 
der  Gunst  eines  bigotten  Fürstenthumes,  der  Kunst  in  vollem  Masse 
ihre  Gunst  zuwandte.  So  kam  abermals  die  Malerei  der  südlichen 
Provinzen  zu  einer  rascheren  Bliithe , die  dann  auf  die  etwas  zurück- 
gehaltene Entwicklung  der  holländischen  Schule  einwirkte.  Diesen 
Prozess  im  Einzelnen  genauer  zu  verfolgen  und  nachzuweisen  bleibt 
immerhin  eine  dankbare  Aufgabe  für  die  auf  dem  Felde  der  holländi- 
schen Kunst  noch  ziemlich  junge  Spezialforschung;  im  Ganzen  und 
Grossen  aber  lässt  sich  die  Thatsache  nicht  verkennen. 

Mit  diesem  malerischen  Fortschritt  ging  bei  den  hier  zu  bespre- 
chenden Werken  auch  die  coinpositionelle  Ausbildung  Hand  in  Hand. 
Das  steife  Aneinanderreihen  gleichartig  gewendeter,  wie  auf  Kommando 
nach  derselben  Seite  blickender  Köpfe  macht  freierer  Bewegung  Platz. 
Man  strebt  nach  künstlerischer  Gruppenbildung,  indem  man  die  mono- 
tonen Reihen  in  rhythmisch  gegliederte  Einzelgruppen  auflöst.  Man 
wagt  schon  statt  des  Brustbildes  das  Kniestück,  ja  selbst  die  ganze 
lebensgrosse  Figur  zu  geben,  und  damit  tritt  eine  noch  stärkere  Nöthi- 
gung  ein,  diese  Gestalten  nun  auch  in  Aktion  zu  setzen.  In  das  pas- 
sive Zustandsbild  wird  ein  Tropfen  dramatischen  Blutes  eingeführt; 
man  stellt  die  Genossenschaft  beim  Mahle  dar , dessen  Freuden  im 
germanischen  Volksleben  eine  so  grosse  Rolle  spielen.  Anfangs  geht 
es  noch  etwas  steif  und  gemessen  dabei  zu;  allmählich  wird  mit  der 
Anordnung  auch  der  Ausdruck  freier,  und  das  heitere,  derbe  Leben 
jener  Zeit  kommt  zu  seiner  frischesten  Entfaltung. 

Inzwischen  hat  sich  in  der  Geschichte  des  Landes  der  entschei- 
dende Umschwung  vollzogen.  Seit  der  Unabhängigkeitserklärung  (1581) 
wurde  in  einer  Reihe  siegreicher  Kämpfe  der  Landesfeind  auf  allen 
Punkten  zurückgeworfen,  so  dass  der  zwölfjährige  Waffenstillstand 


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Lübke : Holländische 


(1609—21)  die  vereinigten  Provinzen  in  ihrer  Freiheit  gesichert  sah. 
Tn  der  kampfdurchtobten  Zeit  war  jenes  Geschlecht  kraftvoller,  wetter- 
gehärteter Männer  herangewachsen,  welches  uns  die  Maler  nunmehr  in 
seiner  vollen  däftigen  Erscheinung  vorführen.  Wie  das  Land  der  Hort 
und  die  Zuflucht  der  um  ihres  protestantischen  Glaubens  willen  Ver- 
folgten wurde,  floss  ein  unglaublicher  Reichthum  an  Kapital,  Arbeits- 
kraft, Unternehmungsgeist  hier  zusammen.  Jetzt  erst  beginnt  der 
glänzende  materielle  Aufschwung  der  holländischen  Städte,  Amsterdam 
an  der  Spitze.  Der  Ueberschuss  der  Volkskraft  strebt  in  die  Ferne; 
überseeische  Golonien  werden  gegründet,  die  ostindische  Compagnie 
(seit  1602)  erobert  in  Asien  ausgedehnte  Länderstrecken;  Holland  wird 
die  erste  Handels-  und  Seemacht , und  seine  Seehelden  Tromp  und 
Ruyter  (dieser  in  Rembrandt’s  Geburtsjahr  geboren)  machen  die  hol- 
ländische Flotte  in  allen  Meeren  gefürchtet.  Zu  dem  materiellen  Auf- 
schwung gesellt  sich  eine  universelle  Blüthe  des  geistigen  Lebens.  In 
jeder  Wissenschaft  erstehen  bedeutende  Männer;  die  Philosophie  wird 
durch  Descart.es,  später  durch  Spinoza,  die  klassische  Philologie  durch 
Scaliger,  Meursius,  Vossius,  Heinsius,  Grotius,  Gronovius  zu  höchstem 
Glanze  erhoben ; in  Mathematik,  Physik,  Chemie,  in  der  Anatomie  und 
den  gesammten  Naturwissenschaften  erheben  sich  hervorragende  Ge- 
lehrte ; wichtige  Erfindungen  , wie  das  F ernrohr , das  Mikroskop , das 
Thermometer  begleiten  den  Fortschritt  der  Forscher.  Endlich  gewinnt, 
unter  dem  begeisternden  Antrieb  patriotischer  Gesinnung,  der  nieder- 
ländische Volksdialekt  seine  Ausbildung  zur  Schriftsprache;  Coornhert 
und  Marnix  beginnen  noch  im  16.  Jahrhundert  die  Reihe  ausgezeichneter 
Dichter  und  Schriftsteller;  Hooft,  Vondel,  Huyghens  und  Cats  führen 
die  holländische  Dichtung  zu  ihrem  Höhenpunkte.  Das  Kraftgefühl  einer 
grossen  Zeit,  die  Begeisterung  der  Freiheitskämpfe  beseelt  die  Werke 
dieser  goldenen  Epoche ; Geschichtsschreiber  wie  Hooft  und  Ubbo  Ein- 
mius,  der  Friese,  geben  dem  nationalen  Geiste  in  ihren  Darstellungen 
lebendigen  Ausdruck,  und  die  Gesellschaft  der  »Ptederykerkamer  in  lief- 
de  bloeyende«  wird  zum  fördernden  Mittelpunkt  dieser  literarischen  Be- 
strebungen. 

Man  braucht  nur  im  Fluge  alle  diese  Verhältnisse  zu  berühren, 
nur  andeutend  diese  edle  Reihe  stolzer  Namen  sich  zu  vergegenwärtigen, 
um  die  Vorstellung  zu  wecken , Avas  aus  der  schon  bis  dahin  rastlos 
vorstrebenden  Malerei  sich  unter  dem  gewaltigen  Hauch  eines  so 
erregten  nationalen  Lebens , einer  so  vielseitigen  Geistesströmung  ent- 
wickeln musste.  In  der  That,  bald  nach  dem  Beginn  des  17.  Jahr- 
hunderts schickt  sie  sich  an,  zu  höchster  Vollendung  aufzusteigen.  Der 
flandrische  Einfluss  hatte  ihr  eine  reichere  Palette , eine  blühendere 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


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coloristische  Stimmung  zugeführt.  Zunächst  hält  sie  diese  grössere 
Mannichfaltigkeit  der  Töne  fest  und  sucht  nur,  unter  stets  feinerer  Aus- 
bildung des  Helldunkels , die  volle  Polyehromie  zu  ruhiger  Gesammt- 
haltung  abzustimmen.  Den  glanzvollsten  Erfolg  dieser  Richtung  zeigen 
uns  die  frühesten  unter  den  Schützenbildern  des  grossen  Haarlemer 
Meisters;  aber  sie  bilden  in  der  Entwicklung  von  Frans  Hals  und  somit 
auch  in  dem  der  gesammten  holländischen  Malerei  nur  ein  Durchgangs- 
stadium. Andere  bleiben  weit  länger  der  Vorliebe  für  die  reiche  Zu- 
sammenstellung festlich  heitrer  Farbentöne  treu;  so  noch  B.  van  der 
Heist  in  dem  berühmten  Hauptwerk  seines  Lebens. 

Auf  gleicher  Stufe  mit  dieser  coloristischen  Bewegung  steht  die 
Tendenz,  auch  compositionell  die  letzten  Consequenzen  zu  ziehen,  den 
leisen  Nachhall  der  alten  Gebundenheit  verklingen  zu  lassen.  Wenn 
derselbe  bisweilen  in  der  Anordnung  selbst  bei  den  grössten  Meistern 
uns  hie  und  da  noch  fühlbar  wird,  so  ist  doch  im  Ganzen  die  zwang- 
loseste Freiheit  in  der  räumlichen  Gruppirung  jetzt  ein  Hauptaugenmerk. 
Wir  sehep  die  Schützen  entweder  beim  Ausmarsch  wie  in  Rembrandt’s 
berühmter  Nachtwache,  oder  in  freier  Versammlung  unter  den  Laub- 
kronen ihres  Schützengartens,  wie  mehrmals  bei  Frans  Hals,  oder  beim 
fröhlichen  Gelage,  wie  so  oft  und  namentlich  in  dem  erwähnten  Haupt- 
werke van  der  Helst’s.  Die  meisterliche  Freiheit,  mit  welcher  eine 
grosse  Anzahl  von  Gestalten  in  voller  Figur  zusammengebracht  und  in 
Aktion  gesetzt  ist,  die  volle  Unbefangenheit,  Absichtslosigkeit,  Naivetät, 
die  dabei  herrscht,  erhebt  diese  Werke  zu  Kapitalschöpfungen  ersten 
Ranges  im  weiten  Bereiche  der  Malerei.  Und  wie  weit  eine  im  Grunde 
durchaus  realistische  Kunst  durch  besondere  Auffassung  der  blossen 
Wirklichkeit,  durch  geniale  Freiheit  der  Anordnung,  durch  coloristischen 
Reiz,  vor  Allem  aber  durch  den  Zauber  des  Lichtes  sich  bis  zu  wahr- 
haft poetischer  Wirkung  erheben  kann,  das  zeigt  wiederum  Rembrandt’s 
Nachtwache. 

Und  doch  gibt  es  darüber  hinaus  noch  einen  Schritt,  der  gethan 
werden  konnte,  und  den  die  niederländische  Kunst  gewagt  hat.  Es 
sind  die  beiden  Grössten,  die  ihn  fast  gleichzeitig  ausgeführt  haben: 
Hals  und  Rembrandt.  Ein  Schritt,  den  niemals  die  Jugend  in  ihrer 
ungebrochenen  Lebens-  und  Farbenfreude,  den  immer  erst  das  ernstere 
Alter  findet.  Das  Abthun  nämlich  jener  bestechenden  Farbenpracht, 
das  Zurückführen  all  der  im  fröhlichen  Lichte  des  Tages  glänzenden 
coloristischen  Lust  zu  schlichter,  entsagungsvoller  Einfachheit : mit  einem 
Worte  der  Uebergang,  wenn  man  das  Wort  gestatten  will,  von  Poly- 
chromie  zur  Monochromie.  Solche  Werke,  muthen  uns  an,  wie  die 
Resignation  des  ernsten,  in  des  Lebens  Schule  schwer  geprüften  Mannes. 


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Lübke : Holländische 


Noch  ist  er  kräftig  genug,  um  die  Welt  der  Erscheinungen  scharf  und 
sicher  zu  erfassen,  ja  mit  wuchtigerer  Gewalt  sie  zu  schildern  als  je 
zuvor.  Aber  die  bunte  Fülle  des  Lebens,  die  ihn  in  jüngeren  Tagen 
fesselte  und  mit  deren  farbenfrischer  Darstellung  er  uns  entzückte,  sie 
hat  für  ihn  den  Reiz  verloren.  Mit  dem  Salomonischen  »Alles  ist  eitel« 
wendet  er  sich  von  dem  heitern  Tand  hinweg  zu  einer  fast  ascetischen, 
puritanisch  ernsten,  selbst  düsteren  Auffassung.  Zu  Hülfe  kommt  dieser 
Richtung  das  Schwarz  der  damaligen  Männertracht,  aus  welchem  nur 
das  Weiss  des  breiten  Kragens  hervorleuchtet,  dies  wieder  als  Einfas- 
sung des  Kopfes,  dessen  derbe,  oft  unschöne,  aber  stets  charaktervolle 
Züge  in  einem  klaren,  goldig  glühenden  Tone  vor  uns  hintreten.  Oft 
scheint  aus  diesem  unendlich  einfachen,  aber  warmen  und  intensiven 
Flcischton  es  wie  von  innerlich  mühsam  verhaltener  Leidenschaft  her- 
vorzuleuchten. Das  tiefe  Schwarz  der  Gewänder  lässt  diese  Carnation 
noch  dominirender  erscheinen. 

Mit  solcher  äussersten  Vereinfachung  der  Farbenscala  geht  eine 
nicht  minder  grosse  Reduction  in  der  darstellenden  Technik  Hand  in 
Hand.  Der  früher  bei  aller  Freiheit  doch  sorgfältig  detaiilirende  Pinsel 
fegt  jetzt,  von  einer  verwegenen  Meisterfaust  geführt,  wie  ein  Sturm 
über  die  Leinwand  und  schleudert  in'  unglaublich  pastosem  Auftrag 
mit  wenigen  breiten  Würfen  Etwas  hin,  das  in  der  Nähe  betrachtet 
wie  ein  Schneegestöber  von  wilden  Klecksen  aussieht,  in  der  richtigen 
Entfernung  aber  das  Antlitz  mit  seinen  charakteristischen  Zügen  voll 
unnachahmlicher  Lebensgewalt  uns  enthüllt.  Die  Kunst  ist  hier  auf 
dem  Punkte  angelangt,  wo  sie  ohne  Umschweif,  mit  souveräner  Ver- 
achtung jedes  nebensächlichen  Details,  direkt  aufs  Wesen  der  Sache 
losgeht,  dieses  dann  aber  mit  ungeheurer  Wucht  ins  Herz  trifft.  Ein 
unglaublicher  Reiz  höchster  malerischer  Vollendung,  die  stimmungsvolle 
Kraft  einheitlichen  Tones,  die  Poesie  des  vollendeten  Helldunkels  liegt 
mit  magischer  Anziehung  auf  diesen  grandiosen  Schöpfungen. 

Meistens  sind  die  Werke  dieser  Kategorie  mässigen  Umfanges,  und 
in  der  Regel  schildern  sie  uns  die  Vorsteher  der  Gilde,  oder  auch  die 
»Regenten«  einer  Wohlthätigkeitsanstalt,  in  ernster  Rerathung.  Es  ist 
uns  vor  diesen  Bildern , als  sei  die  Zeit  selbst  anders  geworden.  Die 
tapferen  Männer,  die  ehedem  auf  den  Schützenstücken  sich  uns  in 
frischer  Jugendkraft,  als  Helden  thatkräftigen  Handelns  und  Geniessens 
zeigten,  sie  sind  älter  und  ernster  geworden.  Sie  versammeln  sich  jetzt, 
schon  etwas  gebeugt  von  der  Last  mehr  der  Erfahrung  als  der  Jahre, 
nicht  mehr  zum  fröhlichen  Auszug,  zu  heiterem  Gelage,  sondern  zu 
stillem  Rathschlagen.  Dazu  stimmt  dann  auch  das  ehrbare  Schwarz 
der  Gewänder,  der  ernste  Ton  des  Ganzen.  Aber  in  den  Köpfen  blitzt 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


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oft  Etwas  auf,  das  uns  daran  gemahnt,  dass  wir  in  dieser  Wandlung 
vielleicht  einen  künstlerischen  Rückschlag  jener  heftigen  politischen  und 
religiösen  Parteikämpfe  zu  erkennen  haben,  welche  schon  in  der  Blüthe- 
zeit  seiner  Macht  das  Land  zerrissen  und  dem  starren  calvinistischen 
Geist  auf  lange  den  Sieg  über  die  milderen  Auffassungen  verschafften. 

II. 

Wenn  ich  nun  versuche,  diese  in  kurzen  Zügen  skizzirte  Entwicke- 
lungsgeschichte im  Einzelnen  mit  Beispielen  zu  belegen , so  weiss  ich 
sehr  wohl , dass  ich  damit  nichts  Erschöpfendes  zu  bieten  vermag- 
Aber  vielleicht  wird  meine  Arbeit  zu  weiteren  Spezialstudien  anregen, 
die  um  so  erwünschter  sind,  je  mehr  für  die  Geschichte  der  holländi- 
schen Malerei  noch  zu  thun  ist. 

Fragt  man  nach  den  ältesten  Beispielen  der  in  Rede  stehenden 
Gattung,  so  darf  bei  etwas  elastischer  Fassung  des  Thema’s  wohl  auf 
jenes  interessante  Bild  Scorel’s  im  Rathhaus  zu  Haarlem  hingewiesen 
werden , das  »de  Ridderlijke  Broederschap  van  den  heiligen  lande  te 
Haarlem«  vorstellt , bezeichnet  mit  dem  Namen  des  Meisters  und  der 
Jahrzahl  1533  5).  Es  sind  zwölf  Halbfiguren , darunter  der  Künstler 
selbst  und  ein  Diener,  hart  und  trocken  gemalt,  wie  aus  Holz  geschnitzt, 
in  einer  Reihe  hinter  einander  angeordnet , mit  Palmzweigen  in  den 
Händen.  Noch  fehlt  jeder  tiefere  individuelle  Ausdruck ; nur  indem 
zwischen  Profilstellung  und  Vorderansicht  dei?  Köpfe  abgewechselt  wird, 
sucht  der  Maler  die  Monotonie  etwas  zu  durchbrechen. 

Um  nun  zu  den  frühesten  Schützenstücken  überzugehen , haben 
wir  uns  ins  Rathhaus  der  Stadt  Amsterdam  zu  begeben,  welches 
eine  überaus  ansehnliche  Zahl  von  Werken  der  älteren , noch  ziemlich 
kunstlosen,  wie  der  späteren  hoch  entwickelten  Art  aufbewahrt.  Durch 
alle  Stockwerke  und  Flügel  des  unansehnlichen  Baues , der  nicht 
mit  dem  alten  prachtvollen,  jetzt  als  königlicher  Palast  dienenden  Stadt- 
haus verwechselt  werden  darf,  muss  man  wandern;  treppauf,  treppab 
in  Corridoren,  Vorzimmern,  Schreibstuben,  Kanzleilokalen  jeden  Kalibers 
bei  schlechtester  Beleuchtung  seine  Studien  mühsam  genug  verfolgen 
und  seine  Notizen  machen.  Ein  gründlicheres  Betrachten  wird  dadurch 
sehr  erschwert  und  kann  erst  dann  in  genügender  Weise  betrieben 
werden , wenn  die  reiche  Stadt  die  brennende  Frage  eines  anständigen 
Museumbaues  gelöst  hat.  Gereicht  es  doch  in  der  That  den  heutigen 
Holländern  nicht  zum  Ruhme,  wenn  man  solche  Missstände  schob  so 


5)  Gatalogus  van  de  schilderten  op  het  museum  der  Stad  Haarlem.  Nr.  98 : 
„Johan  van  Scorel  bin  ik  een  scildere  Canonic  tutrecht  tot  Sinte  Marien“  etc. 


10 


Lübke:  Holländische 


lange  andauern  sieht;  wenn  man  ferner  die  herrlichen  Schätze  der 
beiden  Hauptsammlungen  des  Landes  im  Trippenhuis  zu  Amsterdam 
und  im  Mauritshuis  im  Haag  theils  ganz  unwürdig,  theils  höchst  un- 
zulänglich untergebracht  findet.  Dazu  kam  noch  in  der  letztgenannten 
Sammlung  ein  über  alle  Beschreibung  erbärmlicher  Katalog , der  erst 
kürzlich  durch  die  tüchtige  Arbeit  Victor  de  Stuers’  beseitigt  worden  ist. 

Unter  ungünstigen  Verhältnissen  also  suchen  wir  uns  Rechenschaft 
über  die  138  Nummern  der  Gemäldesammlung  im  Rathhaus  zu  Am- 
sterdam zu  geben;  manches  Werth  volle  mag  dabei  unsrer  Aufmerksam- 
keit entgangen  oder  durch  Ungunst  der  Aufstellung  und  Beleuchtung 
nicht  genügend  erkannt  worden  sein.  Eines  der  ältesten  Schützenbilder 
ist  Nr.  96  des  Katalogs  6),  datirt  von  1531 , mit  dem  Monogramm  A. 
Es  zeigt  siebenzehn  Personen , steif  hinter  einander  aufmarschirt , in 
strenger,  reizloser  Malerei,  umgeben  von  einem  landschaftlichen  Hinter- 
gründe von  sehr  primitiver  Art.  Ganz  ähnlich  ist  ebendort  ein  Bild 
von  1532  (Nr.  3),  während  ein  drittes  (Nr.  1)  von  Cornelius  Anthonis- 
zoon,  gezeichnet  mit  dem  Monogramm  G.  T. , vom  Jahr  1533,  uns 
bereits  ein  Schützenmahl  zeigt,  bekannt  unter  dem  Namen  der  »Bras- 
penningsmaaltijd«.  In  dem  bräunlichen  Ton  der  Malerei  hat  es  eine 
gewisse  Verwandtschaft  mit  früheren  Werken  Holbein’s;  doch  ist 
dies  eine  fast  allen  älteren  Schützenstücken  gemeinsame  Farbe.  Der 
Meister  hat  bereits  nicht  ohne  Erfolg  nach  grösserer  Belebung,  nach 
mannichfaltigerem  Ausdruck  gestrebt.  Weit  befangener  und  steifer  ist 
ein  Schützenbild  von  sechzehn  Köpfen  (Nr.  69),  das  man  demselben 
Künstler  zuschreibt. 

Volle  zwanzig  Jahre  vergehen  bis  zu  dem  nächsten  Bilde,  welches 
1554  von  Dirk  Jacobszoon  gemalt  wurde  (Nr.  2).  Es  führt  in  strenger, 
reihenweiser  Anordnung  zweiundzwanzig  Personen  vor.  Gomposition, 
Auffassung  und  Malerei  lassen  kaum  einen  Fortschritt  erkennen.  Es  ist 
derselbe  gleichmässige  braune  Ton,  dieselbe  einförmige  Behandlung, 
obendrein  in  ziemlich  derber  Pinselführung.  Den  gleichen  Meister  finden 
wir  noch  einmal  unter  Nr.  66,  in  einem  Gildenstück  von  1559,  welches 
einundzwanzig  Personen  in  ziemlich  steifer  Anordnung  und  harter 
Malerei  vorführt.  Doch  sind  einzelne  Köpfe  bereits  lebensvoller  gelungen. 
Ein  anderes  Bild  ähnlicher  Art  mit  siebenzehn  Figuren  (Nr.  91)  vom 
Jahre  1557  scheint  von  der  Hand  desselben  Meisters. 

Man  sieht  immer  noch,  wie  mühsam  die  Künstler  mit  der  schwie- 
rigen Aufgabe  ringen,  eine  so  grosse  Anzahl  von  Gestalten,  die  bei 


6)  Aanwijzing  der  fechilderijen,  oudheden,  modellen,  enz.  zieh  bevindende  op 
het  Raadhuis  der  Stad  Amsterdam.  1864. 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


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ihrer  Gleichberechtigung  den  Anspruch  erheben  mochten,  im  Bilde  zu 
gleicher  oder  doch  ähnlicher  Geltung  zu  kommen,  auf  einem  Plane  zu 
vereinigen.  Immer  noch  herrscht  in  diesen  Werken  das  primitive  Prinzip 
eines  schematischen  Aneinanderreihens.  Auch  in  den  nun  folgenden 
Bildern  ist  der  Fortschritt  noch  kein  grosser,  die  Anordnung  noch 
ziemlich  ungeschickt,  aber  das  Golorit  zeigt  einen  Uebergang  zu  grösserer 
Frische  und  mannichfaltigerer  Betonung  des  Individuellen.  Unter  Nr.  16 
finden  wir  ein  Bild  vom  Jahr  1562,  . dessen  Meister  Dirk  Barentszoon 
seinen  vierzehn  Personen  lebensvolle  Köpfe  und  ein  kräftiges  Golorit  in 
blühend  frischen  Tönen  zu  geben  wusste.  Es  ist  eines  jener  Bilder, 
mit  welchen,  wie  mir  scheint,  der  coloristische  Einfluss  der  flandrischen 
Schule  beginnt.  Aehnlicher  Art  ist  ein  Schützenstück  mit  zwölf  Figuren 
vom  Jahr  1563  (Nr.  94).  Auch  das  kleinere  Bild  mit  sieben  Figuren 
(Nr.  8)  gehört  hieher.  Es  erinnert  an  die  Werke  des  älteren  Pourbus. 
Noch  steif  aufmarschirt , aber  in  ganzer  Figur  neben  einander  darge- 
stellt sind  die  neun  Schützen  auf  dem  Bilde  Nr.  74,  welches  indess 

durch  ein  kräftig  blühendes,  der  Harmonie  jedoch  noch  entbehrendes 
Golorit  bemerkenswerth  ist. 

Die  letzten  beiden  Dezennien  des  16.  Jahrhunderts  zeigen  auf  allen 
Punkten  das  energische  Streben  nach  freierer  Anordnung  und  nach 
höherer  coloristischer  Ausbildung.  Hier  tritt  uns  zunächst  Cornelis  Cor- 
neliszoon  in  einem  Bilde  des  Museums  zu  Haarlem  (Nr.  22)  entgegen. 
Es  ist  ein  Schützenmahl  vom  Jahre  1583,  ein  tüchtiges  Werk  in  ein- 
fach klarer  Haltung  und  kräftig  braunem  Ton , einzelne  Köpfe , beson- 

ders der  junge  Mann  vorn  zur  Linken , lebensvoll  wie  von  Holbein. 
Auch  die  Anordnung  durchbricht  schon  glücklich  die  alte  steife  Ge- 
bundenheit, obwohl  dieselbe  noch  nicht  völlig  überwunden  ist.  Schwarz, 
weiss  und  braungelb  sind  die  dominirenden  Töne.  Die  Malerei  ist 
pastös  aufgetragen  und  weich  vertrieben;  aber  es  fehlt  die  Luftperspective, 
und  die  Figuren  kleben  aufeinander.  Herrscht  hier  noch  die  ältere 
coloristische  Behandlung,  so  geht  derselbe  Meister  in  einem  Bilde  von 
1599,  bezeichnet  G.  H.  (Cornelius  van  Haarlem,  Nr.  26)  desselben  Mu- 
seums, zu  dem  blühenderen,  reicher  abgestuften  Golorit  über,  das  um 
diese  Zeit  allgemein  sich  Bahn  bricht. 

Hieher  gehört  sodann  ein  umfangreiches  Schützenstück  im  Ratn- 
haus  zu  Delft  vom  Jahr  1592,  inschriftlich  als  Werk  eines  einheimi- 
schen Meisters,  des  Jacob  Wilhelm  Delff  bezeichnet 7).  Es  enthält  nicht 
weniger  als  einunddreissig  Figuren,  sämmtlich  Brustbilder,  in  zwei  auf- 
gelösten Reihen  dicht  an  einander  gedrängt.  Der  Maler  hat  die  Köpfe 


7)  Bez. : Opus  Jacobi  Guilielmi  Delphy  anno  post  Christum  natum  MDXCII. 


12 


Lübke : Holländische 


nach  Kräften  aus-  und  übereinander  verschoben  und  lässt  die  übrigens 
gut  gezeichneten  Hände  ziemlich  stark  gestikuliren,  um  nur  ja  Lebendig- 
keit zu  zeigen.  Man  wird  an  das  zu  starke  Gestikuliren  angehender 
Schauspieler  erinnert,  das  ebenfalls  ein  Zeichen  von  Befangenheit.  Alles 
setzt  sich  in  schwarzer  Tracht  von  grünem  Hintergründe  ab,  und  das 
bläuliche  Weiss  der  grossen  faltenreichen  Halskragen  contrastirt  scharf 
mit  dem  braunen  Ton  der  Gesichter,  und  den  tiefen,  etwas  schweren 
Schatten  der  Fleischtheile.  Das  Licht  ist  zu  gleichmässig  verstreut,  es 
fehlt  überhaupt  noch  an  der  feineren  coloristischen  Durchbildung;  am 
meisten  kommt  der  Künstler  dem  Miereveld  nahe,  von  welchem  eben- 
dort mehrere  bedeutende  Werke  sich  finden.  Einzelne  Köpfe  könnten 
von  Pourbus  sein,  was  coloristische  Behandlung  anlangt.  Auch  im 
Rathhaus  zu  Amsterdam  finden  wir  diese  Uebergangszeit  durch 
mehrere  Bilder  vertreten.  So  Nr.  68 , ein  Bild  von  fünfzehn  Figuren, 
etwas  steif  und  geistlos  behandelt,  ein  kleineres  von  sechs  Figuren 
(Nr.  89)  ebenfalls  noch  etwas  hart  in  der  Malerei.  Dagegen  ungleich 
lebendiger  in  der  Gomposition , freier  in  der  Behandlung  das  grosse 
Gildenstück  vom  Jahre  1584  mit  nicht  weniger  als  sechsundzwanzig 
Figuren  (Nr.  93).  Voll  frischer  Tüchtigkeit  sodann  in  überaus  inten- 
siver Färbung,  die  auf  italienische  Einflüsse  deutet  und  an  Anthonis 
Moro  erinnert,  ein  grosses  Schützenstück  von  zweiundzwanzig  Personen, 
aus  dem.  Jahre  1596  (Nr.  98);  steifer  in  der  Anordnung,  aber  weich 
und  luftig  in  der  Malerei  ein  anderes  mit  neunzehn  Figuren  vom 
Jahre  1599,  gezeichnet  A.  P.  (Nr.  90). 

Alle  diese  Bilder,  und  dazu  noch  viele  andere,  gehörten  ehemals 
zu  der  reichen  Ausstattung,  welche  das  frühere  Rathhaus,  das  Meister- 
werk Jacob  van  Gampen’s,  zu  einem  der  prachtvollsten  Paläste  stolzen 
Bürgerthums  machte.  Wohl  ermangelt  ein  Ueber blick  über  diese  zahl- 
reichen gleichartigen  Werke  nicht  einer  gewissen  Monotonie,  aber  jener 
tüchtige  genossenschaftliche  Bürgersinn,  welcher  immer  wieder  solche 
Aufgaben  den  Künstlern  stellte , führte  nun  auch  zu  einer  immer 
grossem  Freiheit  in  Beherrschung  der  Aufgaben  und  zu  der  glanzvollen 
Entwicklung,  welche  mit  dem  17.  Jahrhundert  anhebt  und  in  stetigem 
Fortschreiten  zur  höchsten  Vollendung  führt. 

Zunächst  ist  hier  Frans  Pieterzoon  Grebber  mit  den  vier  Schützen- 
stücken zu  nennen,  welche  das  Rathhaus  seiner  Vaterstadt  Haarlem 
von  ihm  besitzt.  Diese  Arbeiten  erinnern  noch,  besonders  das  Bild 
vom  Jahre  1600  (Nr.  43),  an  die  Werke  des  Gornelis  Corneliszoon. 
Der  röthliche  Fleischton  mit  bräunlichen  Schatten  gibt  den  Köpfen  eine 
etwas  zu  monotone  Wirkung.  Dasselbe  gilt  von  dem  Schützenmahl 
des  Jahres  1610  (Nr.  44),  das  in  der  Malerei  etwas  glatt  und  einförmig 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


13 


erscheint.  Frischer,  farbiger  sind  die  beiden  Gastmähler  von  1619 
(Nr.  45  und  46),  die  mehr  an  die  Behandlungsweise  der  Rubens’schen 
Schule  erinnern.  Da  der  Künstler  in  der  That  bei  Jacob  Savery  ge- 
lernt hat,  so  ist  hier  der  Schulzusammenhang  besonders  deutlich.  Nahe 
Verwandtschaft  mit  diesen  Arbeiten  verräth  in  derselben  Sammlung 
(Nr.  107)  ein  Bild  von  Cornelis  Engelszoon  Verspronck  vom  Jahre  1618, 
welches  ein  Schützenmahl  der  Cluveniers-Doelen  schildert. 

Aehnliche  Uebergangsstellung  zeigt  ein  grosses  Gemälde  im  Museum 
von  Rotterdam  vom  Jahre  1604  (Nr.  262),  welches  als  Kniestück 
sieben  Bildnisse  in  reicher  Tracht  mit  farbigen  Schärpen  neben  einander 
vorführt,  wobei  die  Stellungen  glücklich  abwechseln.  Die  Köpfe  in 
lederbraunem  Ton  mit  schwärzlichen  Schatten  sind  energisch  behandelt, 
aber  im  Streben  nach  Modellirung  ist  eine  volle  harmonische  Wirkung 
noch  nicht  erreicht.  Ungefähr  auf  derselben  Stufe  stehen  ebendort  drei 
grosse  Bilder  von  C.  W.  Eversdijck,  welche  Schützengesellschaften  der 
Stadt  Goes  darstellen.  Das  früheste  vom  Jahre  1616  (Nr.  60)  zeigt 
zwanzig  Personen  des  Magistrats  in  Berathung  um  einen  Bauplan,  den 
Einer  in  der  Hand  hält.  Sie  stehen  in  drei  aufgelösten  Reihen  hinter 
einander,  sämmtlich  in  schwarzem  Kostüm,  die  Köpfe  in  kräftigem 
Fleischton  etwas  mühsam  modellirt,  alle  in  derselben  Haltung  und 
Augen  Wendung , so  dass  trotz  des  glücklichen  Motivs  der  nicht  eben 
geistreiche  Meister  doch  ziemlich  unlebendig  bleibt.  Nur  einige  Köpfe 
lassen  eine  weichere  Malerei  mit  durchsichtigen  Schattentönen  erkennen. 
Aehnlich  in  der  Behandlung,  aber  kräftiger,  frischer  im  Ton,  bisweilen 
freilich  auch  härter  ist  Nr.  61  von  demselben  Künstler,  welches  ein- 
undzwanzig Figuren  enthält.  Auch  hier  hat  der  Meister  nach  freierer 
Anordnung  gestrebt;.  Einige  stehen,  Andere  sitzen  um  einen  Tisch,  mit 
Geldzählen  beschäftigt,  Avährend  ein  Diener  ein  zinnernes  Gefäss  in  der 
Hand  hält.  Es  ist  bezeichnend  für  diese  Epoche,  wie  man  immer  mehr 
bemüht  ist,  diesen  früher  so  monotonen  Zusammenstellungen  von  Figuren 
durch  irgend  eine  gemeinsame  Handlung,  sei  es  Schmausen  und  Trinken 
oder  B,erathen  und  Rechnen,  ein  mehr  dramatisches  Interesse  zu  geben. 
Derselben  Art  ist  ein  späteres  Bild  des  nämlichen  Meisters  vom  Jahre 
1624,  welches  eilf  Mitglieder  der  Bürgergarde  von  Goes  darstellt.  Die 
Offiziere  haben  an  einem  Tisch  Platz  genommen,  und  der  eine  von 
ihnen  bietet  in  goldenem  Pokal  den  Ehrenwein  dar.  Auch  hier  sind 
gewisse  Härten  in  der  Modellirung  noch  nicht  überwunden  und  der 
Haltung  fehlt  noch  die  volle  Freiheit  des  Lebens;  aber  ein  kräftiges 
Streben  nach  Mannichfaltigkeit  der  Charakteristik  ist  nicht  zu  verkennen. 

Von  ungleich  grösserer  Bedeutung  erscheint  nun  aber  das  um- 
fangreiche Bild  im  Rathhaus  zu  Delft,  welches  Michael  Miereveld  im 


14 


Lübke:  Holländische 


Jahr  1611  malte8).  Nicht  weniger  als  sechsunddreissig  Figuren  sind 
im  Wesentlichen  in  zwei  Reihen  um  den  in  der  Mitte  befindlichen  Tisch 
gruppirt,  doch  so,  dass  rechts  drei  Reihen  über  einander  sich  bilden. 
Die  Anordnung  hat  noch  etwas  Mühsames;  hie  und  da  sieht  man 
einen  unbedeutenden  Kopf  zwischen  zwei  kräftiger  behandelten  einge- 
schoben. Man  erkennt  deutlich  das  Ringen  mit  der  früheren  gebun- 
denen Anordnung,  die  der  Künstler  zu  durchbrechen  und  zu  beleben 
beflissen  ist,  indem  er  z.  B.  die  hinterste  Reihe  in  eine  Gruppe  von  je 
drei , vier  oder  fünf  Köpfen  auflöst.  Ebenso  ist  die  vordere , sitzende 
Reihe  in  vier  Gruppen  zerlegt.  Die  Farbe,  meist  schwarz  mit  gedämpf- 
tem Weiss  in  den  Kragen  und  Schärpen,  ist  tief  und  kräftig,  Alles 
hebt  sich  gut  vom  dunkelgrauen  Grunde  ab,  aber  das  Licht  ist  fast 
ganz  gleichmässig  vertheilt.  Die  Köpfe  sind  mit  wenig  Betonung  indi- 
vidueller Garnation  braunroth  gemalt,  ziemlich  hart  modellirt,  mit  fett 
aufgesetzten  Lichtern  und  etwas  zu  undurchsichtig  schweren  Schatten. 
Es  fehlt  noch  an  der  feineren  Ausbildung  des  Helldunkels  und  der 
Luftperspektive,  wodurch  die  Farbe  zu  materiell  erscheint.  Aber  gleich- 
wohl verrathen  die  Gesichter  volle  Kraft  und  Mannichfaltigkeit  des 
Lebens;  einfach  tüchtige  Männlichkeit  liegt  mit  gesunder,  nüchterner 
Gediegenheit  über  dem  Ganzen.  Auch  die  Hände  sind  sehr  gut  und 
charakteristisch  gezeichnet,  dabei  ausdrucksvoll  bewegt.  Auf  der  Tafel 
sieht  man  Butter,  Kümmelbrod,  grosse  Hummern,  die  wie  das  übrige 
Detail  breit  und  solid  behandelt  sind.  Dasselbe  gilt  von  dem  kleinen 
Wachtelhündchen  und  dem  Kopf  eines  grossen  hereinschauenden  Jagd- 
hundes. Mit  einem  Worte:  alles  zeigt  gesunde  Tüchtigkeit,  aber  noch 
keinen  höheren,  feiner  entwickelten,  spezifisch  malerischen  Reiz. 

Wie  dieser  verständige  Meister  in  einem  weit  späteren  Bilde  sich 
auf  beträchtlich  höherer  Stufe  der  Entwicklung  zeigt,  werden  wir  unten 
zu  betrachten  haben;  hier  handelt  es  sich  zunächst  um  ein  anderes 
Werk  an  demselben  Orte,  das  man  dort  ebenfalls  Miereveld  zuschreibt 
und  noch  dazu  in  seine  spätere  Zeit  setzt.  Letzteres  ist  kaum  anzu- 
nehmen, denn  die  derbe  braunrothe  Garnation,  die  vielen  bunten  Farben 
der  Schärpen,  Fahnen  etc.  weisen  die  Arbeit  in  die  frühere  Epoche, 
wo  solche  unruhigere  Haltung  eher  zu  begreifen  ist.  Uebrigens  ein 
Bild  von  anziehender  Lebendigkeit:  vier  Schützenoffiziere  in  reicher 
Tracht,  neben  ihnen  der  Trommler,  rüstig  wie  im  Auszug  begriffen, 
Hintergrund  Ausblick  in’s  Freie;  wiederum  nur  Kniestück. 

Wie  jede  Stadt  damals  ihren  eigenen  Meister  für  solche  Darstel- 
lungen besass,  so  finden  wir  nun  im  Haag  den  trefflichen  Johann  van 


!)  Bez.:  Michael  a Miereveld  delineavit  ac  perfectorie  pinxit  A.  1611. 


Schützen-  und  Hegentenbilder. 


15 


Ravesteyn.  Man  hat  neuerdings  die  bedeutendsten  Bilder  des  städtischen 
Besitzes  dort  aus  dem  Rathhaus  entfernt  und  in  einer  selbständigen 
Sammlung  untergebracht. 9)  Das  früheste  von  den  Bildern  Ravesteyns 
(Nr.  13)  vom  Jahre  1616  zeigt  auf  einer  grossen,  ungefähr  quadrati- 
schen Bildfläche  fünfundzwanzig  lebensgrosse  Figuren  im  Kniestück.  Es 
ist  der  Augenblick  gewählt,  wo  die  Offiziere  in’s  Freie  treten,  dicht 
neben-  und  hintereinander  gedrängt,  so  dass  die  alte  reihenweise  An- 
ordnung nachklingt,  obwohl  mit  Freiheit  umgestaltet  und  belebt.  Viel- 
leicht zum  ersten  Male  begegnet  uns  hier  das  glücklich  erfundene  Motiv, 
einen  Theil  der  Darzustellenden  von  der  Freitreppe  des  Schützenhauses 
herabschreiten  zu  lassen.  Die  Malerei  ist  kräftig  und  frisch  in  braunem 
Ton,  die  Köpfe  blühend  in  männlicher  Gesundheit,  warmröthlich  mit 
aufgesetzten  Lichtern,  Alles  klar  und  einfach  in  ziemlich  gleichmässigem 
Licht,  die  Behandlung  der  flandrischen  verwandt;  doch  ist  auch  hier 
noch  keine  volle  coloristische  Freiheit.  Noch  kräftiger  im  Ton  ist  das 
zweite  Bild  des  Meisters  vom^Jahre  1618  (Nr.  18).  Es  stellt  in  sechs- 
undzwanzig lebensgrossen  Figuren  den  Magistrat  der  Stadt  vor,  wie  er 
den  Offizieren  der  Schützengilde  den  Willkomm  bringt.  In  freier, 
lebensvoller  Anordnung  sieht  man  in  der  Mitte  an  einem  mit  tiefrothem 
Teppich  bedeckten  Ti^ch  die  zwölf  Magistratspersonen  sitzen,  von  denen 
der  Vorsteher  -den  von  beiden  Seiten  hereintretenden  Schützen  den 
Willkomm  in  schimmerndem  Römer  bringt.  Mannichfaltigkeit  des  Aus- 
drucks, Freiheit  der  Anordnung,  Lebendigkeit  der  Bewegungen,  spre- 
chende Wahrheit  der  Köpfe  und  der  trefflich  gezeichneten  Hände,  das 
Alles  stempelt  dies  grosse  Bild  zu  einem  Werke  ersten  Ranges.  Die 
coloristische  Wirkung  ist  voll  gesättigter  Kraft  und  Tiefe;  die  schwarzen 
Gewänder  auf  dunklem  Grunde,  die  bräunlich  rothen  Köpfe,  das  tief 
leuchtende  Roth  der  Tischdecke  geben  eine  Gesammtwirkung  von 
nobler  Energie,  die  durch  den  derben  pastosen  Farbenauftrag  und* die 
resolute  Pinselführung  noch  gesteigert  wird.  Neben  Frans  Hals  ist 
Ravesteyn  der  erste,  welcher  in  den  Schützenstücken  die  höchste  Meister- 
schaft einer  zu  voller  Freiheit  heran  gereiften  Kunst  entfaltet.  Dagegen 
treten  die  sechs  Schützenstücke,  welche  Joris  van  Schooten  1626  und 
1628  für  die  Stadt  Leyden  malte,  jetzt  in  der  Tuchhalle  daselbst  unter 
Nr.  77  bis  82  aufgestellt,  erheblich  zurück,  obschon  sie  durch  solide 
Malerei,  tüchtige  Auffassung  und  einzelne  lebensvolle  Köpfe  eine  immer- 
hin erfreuliche  Wirkung  machen.  Sie  gehören  eben  zum  anständigen 
Mittelgut  der  Zeit. 

Ganz  anderer  Art  sind  die  Schöpfungen  des  grossen  Haarlemer 


')  Katalogus  der  schilderijen  op  liet  Raadhuis  te  S’Gravenhage.  1870. 


16 


Lübke : Holländische 


Meisters,  der  in  seinen  einzelnen  Werken  von  1616  bis  1664  die  Ent- 
wicklung eines  halben  Jahrhunderts  repräsentirt  und  die  verschiedenen 
Stadien  derselben  bis  zur  letzten  Vollendung  durchläuft.  Frans  Hals 
knüpft  in  seinen  früheren  Werken  an  jene  blühende  vielfarbige  Behand- 
lung an,  welche  wir  bereits  kennen  gelernt  haben;  aber  schon  in  seinen 
ersten  hierher  gehörigen  Arbeiten  zeigt  er  sich  als  ein  solcher  Meister 
der  Luftperspective  und  des  Helldunkels,  dass  er,  was  nicht  Jedem 
gelang,  in  allem  Reichthum  der  Palette  die  volle  Harmonie  einheitlichen 
Tones  und  ruhiger  Grundstimmung  zu  erreichen  weiss.  Damit  ver- 
bindet sich  geniale  Freiheit  der  Anordnung,  kecke  Breite  der  Malerei 
und  höchste  Lebendigkeit  mannichfaltig  abgestuften  Ausdrucks.  Hatten 
die  fiüheren  Künstler  fast  ausnahmslos  mit  den  Schwierigkeiten  der 
Anoidnung  zu  kämpfen,  so  dass  ihre  Bilder  uns  häufig  gemahnen  wie 
die  mühsamen  Gruppenaufnahmen  moderner  Photographen , so  wird 
bei  ihm  jedes  Werk  der  Ausdruck  einer  künstlerischen  Genialität,  welche 
ungezwungen,  frei  und  edel  wie  die  Natur  selber  ist. 

Unvergesslich  bleibt  wohl  jedem  Besucher  Haarlems  der  Eindruck 
des  vorderen  galerieartigen  Saales  im  alterthümlichen  Rathhaus,  welcher 
in  gut  abgewogenem  Oberlicht  die  acht  grossen  Bilder  des  Meisters 
vereinigt.  Es  ist  ein  Genuss  seltenster  Art,  unablässig  vom  einen  zum 
andern  zu  gehen,  zu  prüfen,  zu  vergleichen  und  der  Grösse  dieses 
Künstlers  mit  stets  wachsender  Bewunderung  inne  zu  werden.  Das 
früheste  Werk  vom  Jahre  1616  (Nr.  51)  schildert  ein  Mahl  von  Offizieren 
der  St.  Joris-Doelen.  Welche  Freiheit,  Kraft  und  Lebensfülle!  Wie 
unbefangen  sind  die  zehn  lebensgrossen  Figuren  gruppirt  und  in  Be- 
wegung gesetzt!  Welch  frische  Genussfähigkeit  lacht  in  kerniger 
Gesundheit  aus  ihren  Gesichtern  uns  an!  Die  Farbe  ist  von  unglaub- 
licher Tiefe  und  Kraft;  die  rothen  Schärpen  und  die  rothweissen  Fahnen 
geben  dem  Ganzen  einen  fröhlichen  Charakter;  die  Köpfe  mit  ihrem 
energischen  braunen  Ton  und  der  tiefen , in  den  Schatten  bisweilen 
noch  schweren  Modellirung  sind  wie  aus  Bronze  geformt  und  leuchten 
von  unbändiger  Lebenskraft.  Es  ist  als  wäre  alles,  was  von  Charakter 
in  ihnen  lebt,  herausgeholt  und  an’s  Licht  gebracht.  Der  Hintergrund 
mit  seinem  offnen  Blick  in  den  Garten  und  auf  die  bräunlichen  Baum- 
gruppen schliesst  die  Composition  harmonisch  ab.  Alles  Detail,  der 
Damast  des  Tischtuches  und  die  auf  der  Tafel  sichtbar  werdenden 
Speisen  ist  ohne  Peinlichkeit,  doch  mit  grosser  Liebe  behandelt. 

Das  der  Zeit  nach  folgende  Bild,  eilf  Jahre  später  entstanden,  ist 
das  Schützenmahl  derselben  Genossenschaft  von  1627  (Nr.  52).  Die- 
selbe Personenzahl,  wozu  noch  ein  Diener  kommt,  ist  hier  auf  etwas 
kleinerem  Raum  enger  zusammengedrängt,  die  Composition  wieder  mit 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


17 


grossem  Geschick  in  zwei  Gruppen  zerlegt.  Die  Malerei  noch  sehr 
sorgfältig  mit  fettem  Farbenauftrag  bei  höchst  resoluter  Pinselführung, 
der  Gesammtton  ungemein  tief  und  kräftig.  Aus  demselben  Jahre  rührt 
das  dritte  dieser  Bilder,  eine  Mahlzeit  von  Offizieren  der  Cluveniers- 
Doelen  (Nr.  53).  Wieder  sind  die  zwölf  lebensgrossen  Figuren  in  zwei 
Gruppen  vertheilt.  Das  Gelb,  Blau  und  Roth  der  Schärpen  und  Fahnen, 
wenngleich  nicht  ganz  so  harmonisch  wie  in  dem  Bilde  von  1616, 
gibt  dem  Ganzen  einen  ungemein  heiteren  Charakter,  die  Farben  sind 
überhaupt  heller,  da  ein  volles  Tageslicht  den  Raum  erfüllt.  Bei  aller 
Breite  zeigt  auch  hier  die  Behandlung  noch  grosse  Sorgfalt  im  Detail. 

Ihren  Höhepunkt  erreicht  aber  die  Kunst  des  Meisters  in  einem 
der  grössten  dieser  Bilder  vom  Jahre  1633,  welches  vierzehn  Mitglieder 
derselben  Genossenschaft  darstellt.  (Nr.  54.)  Hier  ist  von  Schilderung 
eines  Mahles  Abstand  genommen.  Die  stattlichen  Männer  sind  im 
Freien  dargestellt,  einige  wie  in  Berathung  an  einem  Tisch  sitzend, 
andere  danebenstehend,  mit  Fahnen,  Hellebarden  und  vollem  Waffen- 
schmuck wie  zum  Aufbruch  gerüstet.  Die  Composition  ist  von  wunder- 
barer Lebendigkeit,  der  Ausdruck  der  Köpfe  ruhiger  als  bei  den  lustigen 
Mahlzeiten,  dadurch  vornehmer  und  doch  von  unvergleichlicher  Leben- 
digkeit. Die  Palette  ist  auch  hier  noch  von  grossem  Reichthum,  das 
Hellblau  der  Schärpen  und  Fahnen,  das  lichte  Weiss  der  Kragen  ver- 
bindet sich  mit  den  schwarzen  Gewändern  und  den  dichten  braunen 
Laubmassen  zu  einer  klaren  fein  abgewogenen  Gesammtstimmung, 
welche  gegen  den  kräftig  glühenden  Ton  der  früheren  Bilder  absticht 
und  eine  Wendung  in  der  künstlerischen  Auffassung  des  Meisters  an- 
bahnt. Auch  das  ist  hier  bezeichnend,  dass  er,  auf  der  Höhe  seiner 
Entwicklung  angelängt,  die  Darstellung  eines  Mahles  entbehren  kann 
und  doch  um  Motive  freier  Bewegung  nicht  verlegen  ist. 

Vier  Jahre  später  (1637)  schuf  der  Meister  das  grosse  Schützenbild, 
welches  man  unter  Nr.  6 im  Rathhaus  zu  Amsterdam  sieht,  dreizehn 
lebensgrosse  Gestalten  in  ganzer  Figur  darstellend,  in  ungemein  breiter, 
freier,  kraftvoller  Malerei.  Sodann  kommt  wieder  eins  der  grossen 
Bilder  im  Rathhaus  zu  Haarlem,  und  zwar  das  umfangreichste  von 
allen,  1639  ausgeführt.  (Nr.  55).  Es  schildert  die  Offiziere  der  St.  Joris- 
Doelen,  neunzehn  Figuren,  darunter  der  Maler  selbst.  Im  Begriff  des 
Ausmarsches  sind  sie  im  Freien  versammelt,  zwölf  in  der  vorderen 
Reihe,  die  übrigen  hinter  ihnen  die  Treppe  des  Schützenhauses  herab- 
steigend. Durch  dies  schon  bei  Ravesteyn  vorgekommene  Motiv  gewinnt 
der  Künstler  eine  glückliche  Belebung  für  seine  Composition , welche 
mehr  als  sonst  auf  die  alte  reihenweise  Anordnung  zurückgreift,  aber 
freilich  in  volles  freies  Leben  übertragen.  Ungemein  harmonisch  ist  zu 
I 2 


18 


Lübke:  Holländische 


dem  Schwarz  der  Gewänder  das  Blau  und  Gelb  der  Schärpen  und 
Fahnen  und  das  Weiss  der  grossen  Kragen  gestimmt,  und  der  Blick 
in  die  Landschaft  mit  ihren  frischen  Tönen  gibt  der  reichen  Farben- 
pracht feinen  Abschluss.  In  der  Behandlung  merkt  man  hier  den 
Uebergang  zu  einer  viel  breiteren  Pinselführung,  die  namentlich  in  den 
Händen  mit  erstaunlicher  Keckheit  ihre  derben  Striche  unvertrieben 
nebeneinander  stellt. 

Ueberblickt  man  diese  fünf  grossen  Werke  des  Meisters,  so  bekommt 
man  einen  Eindruck,  wie  ähnlicher  Art  die  Kunst  ihn  nur  noch  in 
gewissen  Cöllectivbildnissen  der  venetianischen  Schule  gewährt.  Aehnlich, 
und  doch  so  verschieden.  Dort  eine  alte  Aristokratie  der  Macht  und 
Bildung,  vornehme  italienische  Gestalten  in  ruhiger  Abgeschlossenheit; 
hier  das  derbere  lebensfrohe  Geschlecht  des  demokratischen  Nordens, 
Männer  einer  neuen  Weltordnung,  einer  selbst  erkämpften  politischen 
und  religiösen  Freiheit,  in  trotzigem  Selbstgefühl  und  kräftigem,  nicht 
selten  überschäumendem  Lebensgenuss , offen  und  keck  ihr  Wesen 
aussprechend. 

Daran  reiht  sich  als  Abschluss  der  mittleren  Entwicklung  des 
Meisters  das  früheste  der  drei  Regentenstücke , fünf  Vorsteher  des 
St.  Elisabeth-Gasthuis,  vom  Jahre  1641  (Nr.  56).  Die  einfache  Aufgabe 
ist  hier  unvergleichlich  lebenswahr,  breit  und  energisch  gelöst.  Trotz 
aller  Kühnheit  und  Schlichtheit  der  Behandlung  ist  die  Zeichnung  noch 
ungemein  durchgebildet,  die  Farbe  tief  und  mächtig  in  jener  streng 
vereinfachten  Palette,  welche  fortan  in  den  Werken  des  Meisters 
vorherrscht. 


m. 

Keine  Frage:  Frans  Hals  ist  es,  der  die  holländische  Malerei  zur 
höchsten  Freiheit  geführt,  der  ihr  die  vollständige  Herrschaft  über  alle 
Mittel  coloristischer  Wirkung  errungen  hat.  Die  Durchbildung  von 
Luftperspective  und  Helldunkel,  wie  er  sie  erreicht,  war  der  letzte 
Schritt  zur  völligen  Befreiung.  Alle  früheren  Künstler,  die  sich  an  der 
Lösung  der  in  Rede  stehenden  Aufgaben  versucht,  vermochten  über 
eine  gewisse  stoffliche  Schwere  der  Farben  nicht  hinauszukommen,  die 
Töne  standen  trotz  allen  Vertreibens  immer  noch  etwas  unvermittelt  auf 
der  Leinwand ; ein  gar  zu  gleichmässiges,  gewissermassen  mit  zu  grosser 
demokratischer  Unparteilichkeit  über  Alle  verstreutes  Licht  liess  eine 
geschlossene  wirkungsvolle  Beleuchtung  nicht  aufkommen.  Auch  ein 
Rest  von  Gebundenheit  der  Anordnung,  den  jene  früheren  Maler  nicht 
loswerden  konnten,  hing  mit  jener  coloristischen  Schranke  innig  zu- 
sammen. Dem  gegenüber  war  es  der  grosse  Haarlemer  Meister,  der 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


19 


durch  die  fein  abgestufte  Luftschicht , welche  seine  Gestalten  umfluthet, 
das  Materielle  der  Farbe  vergeistigte,  die  Einheit  der  Wirkung  durch 
geschlossene,  trefflich  abgewogene  Beleuchtung,  durch  meisterliche  An- 
wendung des  Helldunkels  herstellte  und  damit  auch  in  der  Gomposition 
zu  höchster  Natürlichkeit  und  ungezwungener  Lebendigkeit  durchdrang. 
Wohl  keiner  von  den  Landes-  und  Zeitgenossen  ist  unberührt  von 
seinem  mächtigen  Einfluss  geblieben.  Schon  in  dem  herrlichen  Rave- 
steyn’schen  Bilde  von  1618  glaubt  man  ihn  zu  erkennen;  aber  noch 
weiter  lässt  er  sich  verfolgen. 

Zunächst  ist  hier  Thomas  de  Keyser  (früher  irrthümlich  Theodor 
genannt)  anzuführen,  der  in  dem  grossen  Schützenstück  auf  dem  Rath- 
haus zu  Amsterdam  vom  Jahr  1633  (Nr.  38)  eine  Versammlung  von 
dreiundzwanzig  Personen  in  Lebensfülle  und  Freiheit  darstellt,  wenn 
auch  in  Ausdruck  und  Haltung  der  Köpfe  etwas  zu  Gleichmässiges 
nicht  ganz  überwunden  ist.  Ein  ganz  treffliches  kleineres  Bild  des- 
selben Meisters  vom  Jahr  1638  im  Haager  Museum  schildert  den  Am- 
sterdamer Magistrat,  wie  er  in  einem  grossen  Gemache  des  Rathhauses 
die  Ankunft  der  Maria  von  Medici  erwartet. 

Sodann  aber  gehört  Ravesteyn  mit  den  beiden  späteren  Bildern 
des  Haager  Rathhauses  in  diese  Reihe.  Dasjenige  vom  Jahr  1636  10), 
ist  eins  der  Hauptwerke  des  Meisters  (Nr.  22).  Fünfzehn  Figuren  in 
ganzer  Gestalt  es  ist  eins  der  frühesten  Bilder , welche  sich  vom 
Kniestück  der  bisherigen  Darstellungen  lossagen  — sehen  wir  um  einen 
mit  grünem  Tuch  behangenen  Tisch  versammelt,  um  über  den  Bauplan 
des  neuen  Schützenhauses  zu  berathen.  Ausser  dem  Baillif,  den  Bürger- 
meistern und  Schöffen  sammt  dem  Sekretär , sind  der  Architekt  und 
der  Stadtzimmermeister , der  Rentmeister  der  Schützengilde  und  der 
Bote  des  Magistrats  in  die  Darstellung  mit  aufgenommen.  Die  Gompo- 
sition ist  frei  und  ungezwungen,  das  Verhalten  der  Einzelnen  lebendig, 
soweit  es  die  Aufgabe  zuliess.  Ungemein  charakteristisch  gezeichnet 
und  ausdrucksvoll  bewegt  sind  die  Hände:  der  Eine  faltet  sie,  der 
Andere  legt  sie  behaglich  übereinander , ein  Dritter  legt  sie  auf  den 
Tisch,  ein  Vierter  zeigt  auf  den  Bauplan,  ein  Fünfter  hält  erwartend 
einen  Stift  zum  Schreiben.  Wenn  auch  an  genialer  Kraft  in  Anordnung 
und  Mache  einen  Frans  Hals  nicht  erreichend,  kommen  diese  Bilder 
des  Haager  Meisters  ihnen  doch  sehr  nähe.  Bemerkenswerth  ist  bei 
der  grossen  Energie  die  Vereinfachung  der  Palette.  Aus  Schwarz, 
Weiss  und  Grün  ist  eine  unvergleichlich  noble  Wirkung  gewonnen. 
Die  Köpfe  zeigen  volles  Leben  in  blühender  Garnation,  die  überall  indivi- 


10)  Bez.:  Pinxit  Joannes  a Ravesteyn  1636. 


20 


Lübke:  Holländische 


duell  abgestuft  ist.  Das  Grün  des  Tisches  und  des  Hintergrundes  giebt 
den  Schatten  der  Fleischpartieen  feine  helle  Reflexe;  überhaupt  wird 
an  Stelle  des  warmbraunen  Tones  in  den  früheren  Bildern  des  Meisters 
hier  eine  kühle  Grundstimmung  festgehalten.  Die  Malerei  ist  saftig, 
pastös  mit  zart  vertriebenen  Lasuren. 

Zwei  Jahre  später  (1638)  hatte  der  Maler  das  Schützenstück  aus- 
zuführen, welches  in  derselben  Sammlung  unter  Nr.  31  aufgestellt  ist. 
Man  sieht  zwei  Gruppen  von  je  drei  Offizieren,  die  einander  zugekehrt 
sind,  wie  in  gegenseitigem  Aufmarsch  begriffen;  der  Eine  in  der  Mitte 
legt  dem  Andern  die  Hand  auf  die  Schulter  und  bringt  dadurch  Ab- 
wechselung in  das  sonst  gar  zu  einfache  Motiv.  In  der  malerischen 
Ausführung  zeigt  sich  grosse  Verwandtschaft  mit  dem  oben  besprochenen 
Bilde:  auch  hier  eine  kühle  Gesammthaltung,  Alles  hebt  sich  in  frischem, 
klarem  Ton  von  dem  hellgrauen  Grunde;  die  in  Gesundheit  blühenden 
Köpfe  zeigen  in  den  Schatten  wieder  jene  perlgrauen  Reflexe.  Mit 
einem  Worte:  auch  hier  ist  jeder  Rest  früherer  Farbenschwere  und 
Dunkelheit  durch  die  Macht  eines  fein  abgestuften  Helldunkels  überwunden. 

Sehen  wir  also  die  neue  Bewegung  sogar  die  älteren  Meister 
ergreifen  (Ravesteyn  ist  1572  geboren,  Frans  Hals  wahrscheinlich  1584), 
um  so  natürlicher  wird  es  uns  Vorkommen,  dass  die  jüngere  Generation 
sich  ihr  mit  Begeisterung  hingibt.  Zu  derselben  Zeit  als  der  Ilaarlemer 
Meister  seine  beiden  grossen  Schützenbilder  von  1627  malte,  mühte 
sich  der  dreiundzwanzig  Jahre  jüngere  Rembrandt  in  seinem  Gemälde 
des  heiligen  Paulus,  ehemals  zu  Pommersfelden;  jetzt  in  der  Galerie  zu 
Stuttgart,  noch  in  der  Weise  eines  Anfängers  mit  einem  Beleuchtungs- 
problem ab,  welches  schon  damals  vor  der  Seele  des  jugendlichen 
Künstlers  stand.  Fünf  Jahre  später  (1632)  schafft  er  sein  erstes  grosses 
Meisterwerk,  die  Anatomie  des  Haager  Museums.  War  in  den 
Schützen-  und  Regentenstücken  das  mannhafte  Volk  der  Niederlande, 
gerüstet  zu  frischer  Waffenthat,  zu  frohem  Lebensgenuss,  zu  würdevoller 
Berathung  erschienen,  so  tritt  es  hier  in  seinem  wissenschaftlichen 
Leben  vor  uns  hin.  Schlagender  konnte  aber  der  jugendliche  Meister, 
der  sich  in  diesem  Werke  den  Grössten  ebenbürtig,  ja  überlegen  erwies, 
diese  bedeutende  Seite  im  Leben  seiner  Nation  nicht  zu  künstlerischer 
Erscheinung  bringen,  als  indem  er  einen  berühmten  Anatomen  im  Kreise 
seiner  Zuhörer  an  einem  Leichnam  demonslrirend  darstellte.  Das  Bild 
gehört  demnach  als  berühmtester  Vertreter  einer  ganzen  Gattung  mit 
Recht  in  den  Rahmen  unsrer  Betrachtung.  Wie  hier  der  feinste  Reiz 
individuellen  Lebens  erfasst  und  wiedergegeben  ist,  wie  die  ernsten 
Männerköpfe  im  Moment  gespannter  Aufmerksamkeit  ihr  Wesen  cha- 
rakteristisch aussprechen , wie  Alles  in  höchster  Sorgfalt  und  doch 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


21 


zugleich  in  unübertroffener  Frische  durchgebildet  ist,  wie  endlich  die 
Köpfe  mit  souveräner  Meisterschaft  im  Licht  abgestuft  sind,  das  brauche 
ich  nur  kurz  anzudeuten.  Zahlreiche  Gemälde  ähnlichen  Gegenstandes 
vom  Anfang  des  17.  bis  zum  Ende  des  18.  Jahrhunderts  bezeugen  noch 
jetzt  das  Interesse,  welches  auch  diese  Seite  des  Lebens  erregte.  Da 
diese  Werke  durch  eine  der  competentesten  Federn  bereits  ihre  Wür- 
digung erfahren  haben11),  so  will  ich  hier  nur  auf  eine  Composition 
verwandter  Art  verweisen,  welche  denselben  Gegenstand  in  grösserer 
Ausführlichkeit  behandelt.  Es  ist  jene  geniale  Federzeichnung,  welche 
das  Museum  in  Rotterdam  besitzt;  dort  dem  Fr.  Hals  zugeschrieben, 
in  Wirklichkeit  jedoch  das  Werk  des  Willem  Buytewech.  Mit  breiten 
Strichen  und  wenigen  getuschten  Schatten  ist  hier  der  Hörsaal  eines 
Anatomen  gezeichnet.  Unten  in  der  Mitte  an  einem  Tisch  demonstrirt 
der  Professor  an  einem  Leichnam;  rings  auf  amphitheatralisch  anstei- 
genden Bänken  eine  Menge  von  Zuhörern  in  gespannter  Aufmerksamkeit, 
ein  mannigfach  bewegtes  Leben  mit  wenigen  kecken  Federstrichen  hin- 
geworfen. 

Um  dieselbe  Zeit  tritt  ein  andrer  grosser  Meister  in  die  Schranken, 
der  mit  Rembrandt  und  Frans  Hals  das  Dreigestirn  der  grossen  Kunst 
bei  den  Holländern  vollzählig  macht,  Bartholomäus  van  der  Heist.  Sein 
frühestes  Werk  ist  das  grosse  Schützenstück  im  Rathhaus  zu  Amster- 
dam (Nr.  13)  vom  Jahre  1639.  Es  enthält  nicht  weniger  als  zwei- 
unddreissig  lebensgrosse  Figuren  in  ganzer  Gestalt  und  von  einer  Kraft, 
Frische  und  Lebendigkeit  der  Behandlung,  dass  man  einen  Einfluss 
seines  Landsmannes  Frans  Hals  wohl  anzunehmen  berechtigt  ist.  Drei 
Jahre  darauf  (1642)  schuf  Bembrandt  jenes  weltberühmte  Hauptwerk, 
welches  den  Glanzpunkt  des  Museums  von  Amsterdam  bildet  und 
unter  dem  unpassenden  Namen  der  »Nachtwache«  bekannt  ist.  In 
Wahrheit  ist  es,  wie  der  Katalog  und  Herr  Vosmaer  richtig  bemerken, 
der  Ausmarsch  der  Compagnie  des  Capitains  Banning  Cock.  Ein  volles 
Tageslicht,  das  selbst  bis  in  die  dunkelsten  Winkel  der  hohen  Halle 
seine  leuchtenden  Reflexe  wirft,  ergiesst  sich  machtvoll  über  die  vor- 
deren Gruppen.  Nur  der  tiefgoldige  Ton  dieser  Beleuchtung,  wie  er 
Rembrandt  eigen  ist,  hat  den  Gedanken  an  eine  nächtliche  Scene  ver- 
schuldet. Von  der  ungeheuren  Macht  der  Wirkung  dieses  wunderbaren 
Werkes  hat  nur  Der  eine  Vorstellung,  welcher  das  Original  gesehen. 
In  ganzer  Figur  marschiren  die  Schützen , geführt  von  ihrem  Haupt- 
mann , in  kühner  Bewegung  aus  dem  Bilde  heraus  gerade  dem  Be- 
schauer entgegen,  und  da  das  Gemälde  in  dem  niedrigen  Saale  die 


n)  Durch  C.  Vosmaer  in  V.  Lützow’s  Zeitschrift  1873,  p.  13  ff. 


22 


Lübke : Holländische 


ganze  Höhe  und  Breite  der  Wand  einnimmt  und  unmittelbar  bis  auf 
den  Fussboden  reicht,  so  wird  der  Eindruck  bis  zur  Täuschung  gestei- 
gert. Dazu  dies  fast  dämonisch  glühende  Licht,  das  frappant  Momentane 
der  Bewegungen,  die  concentrirte  Gewalt  der  gesammten  Erscheinung, 
— es  ist  mit  Einem  Worte  eine  Wirkung,  wie  sie  kein  Andrer  solchem 
Gegenstände  zu  entlocken  vermochte,  und  zwar  einfach  desshalb,  weil 
hier  ein  grosser  Poet,  ein  Zauberer  im  Reiche  des  Lichtes,  der  nicht 
bloss  wie  seine  Vorgänger  und  Genossen  im  engen  Kreise  des  einfach 
Zuständlichen  sich  bewegt , sondern  im  weiten  Gebiete  des  alten  und 
neuen  Testaments , in  Landschaft  und  Menschenleben  sich  umgethan, 
hier  die  ganze  Tiefe  seiner  Anschauung,  den  Reichthum  seines  Geistes 
in  das  einfachste  Alltagsthema  ergossen  hat.  Die  malerische  Behand- 
lung zeigt  jene  höchste  Vollendung,  welche  jedes  Einzelne  mit  seiner 
spezifischen  Lokalfärbung  aufgehen  lässt  in  den  Alles  überfluthenden 
Gesammtton.  Eine  höhere  Verklärung  des  rein  Stofflichen  der  Farbe 
lässt  sich  nicht  denken. 

Wie  nun  das  Beispiel  von  Meistern  wie  Hals  und  Rembrandt  selbst 
auf  Künstler  der  älteren  Generation  mächtig  fordernd  eingewirkt  hat, 
das  zeigt  vielleicht  keiner  so  deutlich,  wie  Michael  Miereveld,  wenn 
nämlich  ihm  mit  Recht  das  Schützenstück  des  Rathhauses  zu  Delft 
zugeschrieben  wird,  welches  einen  bedeutenden  Fortschritt  gegen  die 
früheren  der  dortigen  Bilder  zeigt.  Aber  freilich,  falls  die  Jahrzahl  1648 
richtig  wäre,  müsste  man  von  dieser  Annahme  abstehen,  da  der  Meister 
1641  als  Vierundsiebzigjähriger  gestorben  ist.  Das  Bild  trägt  das  Gepräge 
einer  zu  voller  Reife  entwickelten  Kunst,  sowohl  in  Gomposition  wie 
im  Colorit.  Die  Hauptgruppe  bilden  fünf  Offiziere,  welche  in  ganzer 
Figur,  reich  gekleidet,  mit  Fahne  und  Hellebarden,  auf  einer  Terrasse 
vor  dem  Schützenhause  stehen , während  weiter  zurück  ein  Tambour 
und  tiefer  im  Hintergrund  noch  mehrere  Schützen  sichtbar  werden. 
Feine  Luftperspective  und  trefflich  behandeltes  Helldunkel  erhöht  den 
malerischen  Reiz  des  sehr  weich  und  duftig  behandelten  Bildes.  Das 
Gompakte  der  Farben  in  den  früheren  Werken  des  Meisters  ist  hier 
völlig  abgestreift;  die  Gesichter  halten  noch  an  dem  röthlichen  Ton 
fest,  aber  derselbe  ist  nicht  mehr  so  schwer,  nicht  mehr  so  massig  in 
den  Schatten.  Dabei  zeugt  die  Ausfährung  von  grösster  Ruhe  und 
Solidität.  Besonders  der  Kopf  des  dicken  Hauptmanns,'  der  die  Mitte 
einnimmt,  ist  meisterhaft  fein  modellirt.  Das  tiefe  Schwarz  der  Ge- 
wänder, das  gebrochene  Weiss  der  Schärpen  und  Kragen,  das  gelbe 
Lederkoller  des  Fahnenträgers  stimmen  harmonisch  zusammen. 

Die  vierziger  Jahre  zeigen  einen  ausserordentlichen  Reichthum  an 
Schützenbildem.  Das  Land  war  auf  der  Höhe  seiner  politischen  Grösse 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


23 


und  Macht.  Man  spürt  den  kräftigen  Hauch  der  gehobenen  patrioti- 
schen Stimmung  aus  all  diesen  mächtigen  Bildern.  Von  den  bedeu- 
tendsten fallen  nicht  weniger  als  vierzehn  in  dies  Decennium.  Zunächst 
finden  wir  mehrere  im  Haarlemer  Rathhaus  von  dortigen  Meistern, 
die  gleichzeitig  mit  F.  Hals  thätig  waren.  So  von  Pieter  Klaaszoon 
Sout?nan  zwei  grosse  Schützenbilder  (Nr.  101  und  102) ; das  frühere, 
von  1642,  stellt  eine  Versammlung  von  Offizieren  der  Gluveniers  doelen 
dar,  sehr  tüchtig  und  frisch,  in  kraftvollem  Ton  gemalt,  aber  beim 
nahen  Vergleich  mit  der  eminenten  Lebensfülle  eines  Hals  doch  zurück- 
stehend, dabei  im  Farbenvortrag  etwas  zu  glatt,  beinahe  flau.  Aehnlich 
das  andere  Bild  von  1644,  das  in  den  Schatten  der  Köpfe  etwas  zu 
schwere  Töne  zeigt,  im  Uebrigen  ebenfalls  eine  achtbare  Arbeit.  Eben- 
dort aus  derselben  Zeit  ein  Schützenmahl  und  ein  Regentenstück  von 
Joannes  Verspronck  (letzteres  von  1642),  lebendig  und  frisch  gemalt, 
besonders  die  Vorsteherinnen  des  heiligen  Geisthauses  und  die  beiden 
Kinder  auf  diesem  Bilde,  doch  in  der  gefährlichen  Nachbarschaft  von 
Fr.  Hals  fast  philisterhaft. 

Im  Haag  besitzt  das  Rathhaus  ein  vortreffliches  grosses  Bild  vom 
Jahre  1647,  in  welchem  Cornelis  Janssens  in  sechzehn  lebensgrossen 
ganzen  Figuren  den  Magistrat  der  Stadt  dargestellt  hat.  Es  ist  eins 
jener  ruhig  vornehmen  Werke  von  grosser  Kraft  und  Einfachheit  des 
Golorits,  nichts  als  Schwarz  und  Weiss,  dazu  die  feinen  klaren  Köpfe 
mit  ihren  energischen  Schatten  in  mächtiger  Lichtwirkung  heraustretend; 
eine  Vereinfachung  des  Tons , wie  sie  zuerst  bei  Hals  und  Rembrandt 
auftritt,  die  aber  hier  in  ihrer  besondren  Noblesse  zugleich  an  van  Dyck 
erinnert.  Letzteres  erklärt  sich  leicht  aus  dem  längeren  Aufenthalt  des 
Meisters  in  England. 

Mehrere  Werke  derselben  Zeit  finden  wir  im  Rathhaus  zu  Am- 
sterdam. So  ein  grosses  tüchtiges  Schützenbild  von  siebenundzwanzig 
Figuren  in  ganzer  Gestalt,  wie  es  jetzt  immer  mehr  üblich  wird,  1642 
von  Jacob  Bäcker  gemalt  (Nr.  34).  Hier  ist  wieder  das  Motiv  ver- 
wendet, dass  eine  Anzahl  der  Schützen  von  der  Freitreppe  herabsteigt. 
Ein  andres  Bild  ebendort  (Nr.  33)  von  Adriaan  Bäcker  ist  weit  steifer 
in  der  Anordnung,  aber  breit  und  trefflich  in  der  Malerei.  Ueberaus 
energisch,  fast  an  spanische  Meister  erinnernd,  ebendort  ein  Regenten- 
stück von  1643,  welches  man  dem  Dirk  Santvoort  zuschreibt  (Nr.  117). 

Ungleich  grössere  Bedeutung  haben  die  beiden  Meisterstücke  von 
Govert  Flinck.  Das  frühere  von  1642  (Nr.  18),  ehemals  im  grossen 
Schützensaal  der  Gloveniers-Doelen,  zeigt  vier  Offiziere  in  ganzer  Figur, 
breit  und  frei  gemalt,  in  kraftvoller  Wirkung,  die  Köpfe  voll  Leben. 
Noch  bedeutender  ist  das  grössere  Stück  von  1645  (Nr.  72),  welches 


24 


Lübke : Holländische 


zwölf  Gestalten  in  meisterlich  breiter  grossartiger  Auffassung  und  treff- 
licher Anordnung  vorführt.  Es  ist  eins  der  schönsten  Werke  der 
Gattung.  Daran  schliesst  sich  das  herrliche  grosse  Regentenstück,  wel- 
ches Ferdinand  Bol  1649  für  das  Leprozenhuis  gemalt  hat  (Nr.  115), 
ein  Werk  ersten  Ranges,  edel  und  vornehm  aufgefasst,  das  Schwarz 
der  Gewänder  mit  dem  prachtvollen  Teppich  des  Tisches  zu  wunder- 
barer Harmonie  verbunden.  Hierher  gehört  auch  das  treffliche  Bild 
von  Joachim  Sandrart  (Nr.  71),  das  zwar  in  der  Composition  Einiges 
zu  wünschen  übrig  lässt,  aber  dafür  durch  freie  und  kühne  malerische 
Behandlung  entschädigt. 

Während  alle  diese  Künstler  in  der  Vereinfachung  des  Tons  und 
der  höchsten  Freiheit  malerischer  Behandlung  dem  Einfluss  Rembrandt’s 
sich  hingegeben  zeigen,  tritt  B.  van  der  Heist , den  wir  schon  in  einem. 
Bilde  von  1639  kennen  lernten,  mit  seinem  Hauptwerke  von  1648  im 
Museum  zu  Amsterdam  noch  einmal  mit  jener  naiven  objectiven 
Auffassung  der  früheren  Zeit  vor  uns  hin.  Das  berühmte  Festmahl, 
welches  die  Bürgergarde  zur  Feier  des  Westphälischen  Friedens  am 
18.  Juni  1648  veranstaltete,  ist  hier  in  einem  Werke  des  grössten  Um- 
fanges und  der  höchsten  Meisterschaft  geschildert.  Aber  man  kann 
keinen  schärferen  Gegensatz  denken,  als  er  zwischen  diesem  Werke  und 
der  in  demselben  Raume  ihm  gegenüberhängenden  Nachtwache  waltet. 
Nicht  der  mindeste  Einfluss  Rembrandt’s  ist  hier  zu  spüren.  Das  un- 
sägliche Detail  bei  van  der  Heist,  mit  staunenswerther  Hingabe  und 
vollendeter  Meisterschaft  gemalt,  steht  im  nüchtern  klaren  Tageslicht 
ziemlich  unvermittelt,  jede  Lokalfarbe  ungebrochen  für  sich  da ; alle  die 
reichen  Farben,  besonders  das  helle  Blau  der  Schärpen  etc.,  -gehen 
nicht  in  eine  ruhige  Gesammtwirkung  auf.  Es  fehlt  die  bewältigende 
und  stimmende  Kraft  eines  harmonischen  Grundtons,  es  fehlt  in  dem 
gar  zu  gleichmässig  verstreuten  Licht  die  concentrirte  Macht  einer 
dominirenden  Beleuchtung.  Unerschöpflich  reich  freilich  ist  das  In- 
teresse am  Einzelnen ; unvergleichlich  die  Kraft  der  Zeichnung  und 
das  Charakteristische  individuellen  Ausdrucks,  wahrhaft  grossartig  die 
männliche  Wucht  und  Energie  der  Gestalten,  und  das  Alles  in  einer 
dem  Volksgeist  entsprechenden  verstandeshellen  Nüchternheit  ge- 
schildert. 

In  seinen  späteren  Werken  zeigt  nun  aber  auch  van  der  Heist  den 
Einfluss  Rembrandt’s  in  jener  Vereinfachung  der  malerischen  Mittel, 
jenem  Vorherrschen  eines  aus  wenigen  Farben  zusammengestimmten 
Akkordes  voll  ruhiger  Würde  und  Feierlichkeit,  der  fortan  den  Grund- 
zug der  holländischen  Malerei  bildet.  Diese  Werke  fallen  sämmtlich 
in  die  fünfziger  Jahre,  die  neben  ihnen  noch  einige  von  andern  Meistern 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


25 


aufweisen.  Das  früheste  ist  jenes  kleine,  fast  miniaturartig  zierliche 
Bildchen  des  Louvre  von  1653,  von  bewundernswürdiger  Feinheit 
malerischer  Behandlung,  welches  dann  mit  gewissen  Abweichungen  in 
dem  Meisterwerk  des  Museums  zu  Amsterdam  vom  Jahr  1657  in 
grossem  Massstab  wiederkehrt.  Hier  ist  alles  Einzelne  in  seiner  selb- 
ständigen Bedeutung  abgedämpft  und  der  Herrschaft  einer  ruhig  klaren 
Gesammtstimmung  untergeordnet.  Noch  zwei  dieser  späteren  Bilder 
besitzt  das  Rathhaus  zu  Amsterdam  (Nr.  30  und  31),  das  eine  von 
1655,  das  andere  aus  dem  folgenden  Jahre,  beide  von  ruhig  vornehmer 
Haltung,  von  grösster  Einfachheit,  Klarheit  und  Tiefe  des  Tons.  Im 
Rathhaus  zu  Haarlem  endlich  wird  dem  Meister  ein  grosses  lebens- 
volles Schützenstück  (Nr.  68),  welches  statt  ruhiger  Berathung  den  be- 
wegteren Moment  des  Ausmarsches  darstellt,  zugeschrieben ; in  der  That 
ein  treffliches  Werk,  das  sich  neben  den  Schöpfungen  eines  Fr.  Hals 
sehen  lassen  kann,  obwohl  es  weicher,  in  glatterem  Farbenauftrag  und 
milderer  Grundstimmung  gemalt  ist. 

Der  Einfluss  van  der  Heist’ s ist  in  dem  grossen  mächtigen 
Schützenmahl  von  zweiundzwanzig  Personen  zu  erkennen,  welches  1653 
Johan  Spilberg  gemalt  hat,  jetzt  unter  Nr.  19  im  Rathhaus  zu  Am- 
sterdam, voll  Leben  und  Ausdruck  in  kräftiger  Farbenwirkung  durch- 
geführt. In  diese  Reihe  gehören  noch  die  beiden  einfach  tüchtigen 
Regentenstücke  Nr.  80  und  81  im  Haarlemer  Rathhaus,  welche 
J.  van  Loo  1658  und  1659  gemalt  hat,  in  der  Weise  van  der  Helst’s 
bei  aller  Lebensfülle  nach  höherer  Eleganz  strebend.  Endlich  erkennt 
man  ähnliche  Tendenz  an  einem  schönen  grossen  Schützenmahl  des 
Museums  zu  Rotterdam,  von  Willem  Eversdyck  um  die  Mitte  des 
Jahrhunderts  für  die  Stadt  Goes  gemalt. 

Auch  die  sechziger  Jahre  sind  noch  durch  eine  Anzahl  tüchtiger 
Werke  verwandter  Art  ausgezeichnet.  An  der  Spitze  steht  Rembrandt 
mit  seinem  wunderbaren  Bilde  der  Staalmeister  vom  Jahr  1661  im 
Museum  zu  Amsterdam.  Wieder  ein  ruhiges  Beisammensein  würdiger 
Männer  zu  geschäftlicher  Berathung;  aber  eine  Grossartigkeit  der  Cha- 
rakteristik, ein  schlichter  Ernst  des  Ausdruckes,  dass  man  auf  die  wich- 
tigsten Staatsverhandlungen  schliessen  möchte.  Alles  in  grösster  Breite, 
markiger  Kraft  und  genialer  Freiheit  hingestellt,  die  Gestalten  wie  von 
Licht  umfluthet , wie  in  Luft  getaucht;  die  schwarzen  Gewänder,  die 
weissen  Kragen,  die  klaren  Köpfe  voll  individuellen  Lebens,  dazu  der 
tiefrothe  Teppich,  das  ist  ein  Ganzes  voll  markiger  Tiefe,  von  souve- 
räner Macht  fest  geschlossener  Wirkung. 

An  dies  Meisterwerk  reihen  sich  der  Zeit  und  der  Bedeutung  nach 
die  beiden  Regentenstücke  vom  Jahre  1664  von  Fr.  Hals  im  Haarlemer 


26 


Lübke:  Holländische 


Rathhaus.  Hier  ist  eine  noch  breitere  und  kühnere  Behandlung,  etwa 
den  spätesten  Werken  Rembrandt’s  entsprechend.  Der  achtzigjährige 
Meister  hat  in  den  beiden  Bildern  die  Vorsteher  und  die  Vorsteherinnen 
des  Oudemannenhuis  mit  einer  Verwegenheit  der  Pinselführung  auf  die 
Leinwand  geworfen , der  man  zwar  nicht  die  Schwächen  des  Alters, 
wohl  aber  die  Gleichgültigkeit  desselben  gegen  Alles,  was  bloss  Anmuth 
und  äusserer  Schein  ist,  anmerkt.  Dies  schier  verächtliche  Hinwerfen 
gewaltiger  Farbenklexe,  die  so  wie  sie  hingeworfen  wurden,  rück- 
sichtslos stehen  geblieben  sind,  ist  bei  dem  Frauenbilde  minder  erfreu- 
lich , als  bei  dem  Männerbilde , wo  ausserdem  die  mittlere  Figur  auch 
im  Kopfe  feiner  behandelt  und  durch  gesteigertes  Licht  zur  Hauptperson 
gemacht  ist.  Staunenswerth  bleibt  immerhin  die  ungeheure  Gewalt  der 
Wirkung,  mit  welcher  die  Köpfe  sich  im  vollen,  kühlgrauen  Licht  von 
dem  Schwarz  der  Gewänder  und  dem  dunklen  Grunde  abheben.  Es 
ist  eine  Kunst,  die  im  energischen  Streben  nur  das  Wesentliche  zu 
erfassen,  hart  bis  an  die  Grenze  des  Erlaubten  vorgeht. 

Von  einem  gleichzeitigen,  aber  jüngeren  Haarlemer  Meister,  Jan  de 
Bray , besitzt  das  dortige  Rathhaus  vier  recht  bedeutende  Regenten- 
stücke, welche  den  Einfluss  von  Hals  auf  einen  sehr  begabten  Meister 
zu  erkennen  geben.  Die  Vorsteher  des  Waisenhauses  sind  das  früheste 
dieser  Bilder  (1663),  breit  und  pastös  gemalt,  Hände  und  Köpfe  voll 
Leben,  die  Gestalten  kräftig,  von  hellgrauem  Grunde  sich  abhebend. 
Nicht  minder  vortrefflich  die  Vorsteherinnen  des  Waisenhauses,  von 
1664,  in  feinem  hellem  Luftton  gehalten,  das  Schwarz  und  Weiss  der 
Kleider  durch  den  violetten  Tischteppich  meisterlich  zusammengestimmt. 
Das  folgende  Bild  von  1667,  die  Vorsteher  des  Siechenhauses,  ist  viel- 
leicht das  bedeutendste  von  allen , in  Freiheit  und  Leben , Macht  der 
Charakteristik  und  Vollendung  des  Helldunkels  kaum  hinter  Hals 
zurückstehend.  Nicht  ganz  so  bedeutend,  aber  doch  auch  voll  Tüchtig- 
keit, sind  die  Vorsteherinnen  des  Siechenhauses  aus  demselben  Jahre. 
Die  späteren  Werke  des  Künstlers,  welche  dieselbe  Sammlung  bewahrt, 
Darstellungen  allegorischer  und  antikisirender  Art,  zeigen  ihn  nicht 
mehr  auf  gleicher  Höhe,  sondern  bei  aller  Gediegenheit  des  Mach- 
werks schon  zum  Theil  bunt , zum  Theil  conventionell  und  decorativ. 

Ein  tüchtiges  Regentenstück  von  1668,  von  Abraham  van  den 
Tempel , einem  Schüler  Joris  van  Schootens,  besitzt  die  städtische  Galerie 
zu  Leyden.  Aus  etwas  späterer  Zeit  (1675)  sieht  man  ebendort  eine 
der  besseren  Arbeiten  von  Johann  de  Baan  in  einfach  ernstem  Ton, 
kraftvoll  gemalt  auf  dunklem  Grund  mit  Ausblick  in’s  Freie.  Derselbe 
Meister  hat  1682  in  einem  grossen  Bilde  des  Haager  Rathhauses 
den  dortigen  Magistrat  dargestellt.  Wie  hier  die  Allongeperücke  ihre 


Schützen-  und  Regentenbilder. 


27 


Herrschaft  anfängt,  ist  es  mit  der  ungezwungenen  Freiheit  der  früheren 
Zeit  vorbei,  und  die  steife  Gravität  der  Haltung  ist  ebenso  unerfreulich, 
wie  das  Streben  nach  Eleganz,  das  der  Malerei  ihre  alte  Kraft  ver- 
kümmert. Vom  Jahre  1674  besitzt  das  Haarlemer  Rathhaus  noch  ein 
tüchtiges  Regentenstück  von  Pieter  van  Anraadt.  Es  stellt  die  Vor- 
steherinnen des  Heiligengeisthauses  in  derber,  breiter  Behandlung  dar, 
ist  aber  in  den  Schatten  etwas  zu  schwarz  und  schmutzig. 

Aus  dem  18.  Jahrhundert  ist  die  Ausbeute  gering.  Von  den 
bemerkenswertheren  Werken  nenne  ich  nur  die  grosse  Darstellung  im 
Haager  Rathhaus,  in  welcher  Carel  de  Moor  1717  den  dortigen  Ma- 
gistrat in  ziemlich  conventioneller  und  flauer  Weise  vorgeführt  hat. 
Endlich  von  Frans  Decker  ein  Regentenstück  des  Haarlemer  Rath- 
hauses von  1737 , steif  in  der  Haltung  mit  dem  süffisanten  Ausdruck 
der  Köpfe  und  dem  fatalen  hochmüthigen  Zug  der  Lippen,  welcher  sich 
so  gern  mit  der  Allongeperücke  verbindet,  dabei  im  Colorit  leer  und 
bunt.  Man  sieht  ein  Geschlecht,  das  in  Wohlleben  und  Weichlichkeit 
die  alte  Kraft  verloren  hat.  Es  versiegt  immer  auffallender  jenes  kräf- 
tige Gemeingefühl,  welches  in  früheren  Zeiten  die  Freude  an  solchen 
Gesammtdarstellungen  bürgerlicher  Tüchtigkeit  geweckt  und  genährt 
hatte.  Wie  es  einst  mit  der  griechischen  Plastik  zu  Ende  ging,  als 
man  aufhörte,  Siegerstatuen  in  Olympia  zu  errichten,  so  schwand  die 
holländische  Malerei , einst  so  gross  und  machtvoll , zur  Armseligkeit 
herab,  seitdem  die  Freude  an  den  Sclmczenstücken  erloschen  war. 


Erzherzog  Ferdinand  von  'Tirol  als  Architect. 

Mit  einem  Rückblick  auf  die  Kunstbestrebungen  der  Habsburger  in  Tirol. 

Historiker  und  Kunsthistoriker  berichten  übereinstimmend,  Georg 
Podiebrad  habe  um  1459  im  Thiergarten  bei  Prag,  am  nordwestlichen 
Abhange  des  Weissen  Berges  ein  Schloss  erbaut,  dem  er  zur  Erinne- 
rung an  seine  erste  Gemahlin,  Kunigunde  von  Sternberg,  die  auf- 
fallende Form  eines  sechsstrahligen  Sternes  geben  liess. 

Bei  aller  Achtung  vor  der  Galanterie  Podiebrad’ s gegen  seine  erste 
Gemahlin  wird  man  jedoch  schon  durch  die  Form  des  Grundrisses  zu 
dem  Schlosse  auf  den  kaum  zu  bewältigenden  Zweifel  gebracht,  ob  in 
der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  eine  solche  architectonische  Schrulle 
überhaupt  möglich  ist. 

Es  ist  mir  nicht  bekannt,  auf  welche  Urkunden  oder  urkund- 
liche Andeutungen  der  angeblich  Podiebrad’sche  »Stern«  sich  gründet x), 
wohl  aber  stehen  mir  Actenstücke  zu  Gebote,  welche  nicht  bloss  die 
Unmöglichkeit  constatiren,  dass  jener  merkwürdige  Bau  dem  15.  Jahr- 
hundert angehöre,  sondern  auch  direct  den  Baumeister  nennen,  welcher 
den  Plan  zum  Lusthause  Stern  bei  Prag  erfunden  und  gezeichnet  hat. 
Es  ist  dies  kein  anderer  als  Erzherzog  Ferdinand  von  Oesterreich, 
Sohn  Kaiser  Ferdinands  I.,  einst  Statthalter  in  Böhmen,  später  regieren- 
der Landesfürst  von  Tirol  und  Schöpfer  der  berühmten  Ambraser 
Sammlung. 

Schon  Ferdinand  I.  war,  wie  urkundlich  nachgewiesen  werden 
könnte,  ein  gründlicher  Kenner  von  Bauten *  2).  Es  geht  dies  nament- 
lich aus  seinen  Unterredungen  und  Abmachungen  mit  dem  Baumeister 


9 Lotz,  Kunsttopographie  Deutschlands,  II,  391,  beruft  sich  auf  Mertens.  Con- 
servator  Wocel  in  Prag  und  Dr.  Corn.  Schaffner  lassen  ebenfalls  K.  Georg  Podiebrad 
den  Erbauer  des  Schlosses  sein.  Mitth.  der  Gentr.-Comm.  1867  S.  V.  1868  S.  XGI. 

2)  Statth.-Arch.  Innsbruck,  Kop.-Bücher  1550  u.  f. 


Schönherr:  Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architect. 


29 


der  berühmten  Franziskaner  Hofkirche  zu  Innsbruck  hervor,  welche  leider 
durch  den  Ungeschmack  späterer  Zeiten,  der  selbst  jetzt  noch  nicht 
zum  Stillstand  kommen  will,  Ungeheuerliches  erlitten  hat.  Der  Sohn 
des  im  Kunstfache  wohlbewanderten  Kaisers  war  aber  nicht  bloss  Freund 
und  Kenner  der  Kunst,  sondern  selbst  künstlerisch  productiv  und  wie 
gesagt,  der  Schöpfer  des  Lusthauses  Stern  bei  Prag,  dessen  Originalität 
der  berühmte  Kunsthistoriker  Wilhelm  Liibke  in  seinem  Werke  über 
die  deutsche  Renaissance  mit  einer  Ausführlichkeit  gewürdigt  hat,  die 
er  sonst  nur  den  bedeutendsten  Werken  zu  schenken  pflegt.  Ein  besseres, 
unbefangeneres  Zeugniss  für  den  Werth  dessen,  was  der  Erzherzog 
durch  den  Bau  und  die  Ausstattung  des  Prager  Sterns  geschaffen, 
hätte  dem  bisher  ganz  unbekannten  Baumeister  aus  königlichem  Geblüte 
kaum  ausgestellt  werden  können. 

War  aber  Erzherzog  Ferdinand  nun  auch  wirklich  der  Architect 
dieses  merkwürdigen  Schlosses? 

Der  Beweis  hiefür  liegt  in  zwei  Documenten  des  k.  k.  Statthalterei- 
Archivs  in  Innsbruck3),  von  Aussen  mit  der  Aufschrift  bezeichnet: 
»Epitaphium  zum  gülden  stern  im  newen  tiergarten  zu 

Prag«. 

Schon  diese  äussere  Bezeichnung  der  beiden  Schriftstücke  sagt  uns, 
dass  es  sich  in  demselben  um  das  neue,  also  erst  erbaute  oder  zu 
erbauende  Lustschloss  im  Prager  Thiergarten  handle.  Weit  über- 
raschender aber  ist  der  Inhalt  des  Epitaphiums  selbst,  oder  vielmehr 
der  fünf  Epitaphien  oder  Aufschriften,  welche  offenbar  zur  Auswahl 
betreffenden  Orts  vorgelegt  zu  werden  bestimmt  waren  und,  da  eines 
derselben  die  Bezeichnung  »dises  ist  expedirt«  trägt,  auch  wirklich 
vorgelegt  worden  sind.  Zwei  derselben  sind  in  lateinischer , zwei  in 
deutscher  Sprache  verfasst.  Inhaltlich  aber  sagen  alle  dasselbe,  nämlich 
dass  Erzherzog  Ferdinand  dieses  Werk,  den  Sternbau,  erdacht,  den 
Bauplan  dazu  gemacht  und  den  ersten  Stein  in  das  Fundament  gelegt 
habe.  Doch  lassen  wir  die  Epitaphien  selbst  sprechen.  Die  beiden 
lateinischen  lauten  wie  folgt: 

»Cum  lustra  viderat  tercentum  et  undecim  aetas 
A Jesu  nobis  data  salute  nato, 

Sola  me  finxit  fundato  lapide  primo 

Fernandi  archiducis  diva  Minerva  manus. 

Aliud. 

Me  ut  vides  finxit  posuitque  dextera  sacra 
Fernandi,  regis  romanorum  filii.« 


3)  Abtheilung  Pestarchiv  XIII.  36. 


30 


Schönherr: 


Inhaltlich  noch  mehr  sagen  die  deutschen  »Epitaphien«,  indem  s. 
uns  nicht  bloss  den  Erzherzog  als  Architecten  und  den  Tag  der  Grund- 
steinlegung bezeichnen,  sondern  auch  ausdrücklich  bemerken,  dass  an  der 
Stelle-  des  Sterns  früher  kein  Gebäude,  also  auch  kein  Podiebrad’sches 
gestanden  habe.  Die  beiden  ersten,  deutschen  Epitaphien  lauten: 

»Auf  diesem  ort,  wie  mancher  sicht, 

Bey  menschen  Zeiten  ist  gwesen  nicht; 

Es  hat  sich  aber  seltzam  gwendt 
Aus  nichts,  Guldtstern  bin  ich  genent. 

Abgraessen,  gmacht  vnd  circulirt, 

Darzu  mit  erstem  stain  fundirt 
Von  einem  fürsten  lobeleich, 

Ferdinand,  erzhertzog  von  Oesterreich. 

Beschehen  in  1555  jahr  den  27.  Juni.« 

»Ein  andrs.« 

»Im  tausendfünfhunderten  zwar 
Vnd  fünfvndfünfzigisten  jahr, 

Den  siben  vnd  zwanzigsten  tag 

Des  Juni  sommbr  monat 

Hat  disen  stain  legt  vnd  fundirt 

Das  werk  erdacht  vnd  circulirt 

Mit  seiner  tuyren  rechten  hant 

Von  Oesterreich  erzherzog  Ferdinand.« 

Die  dritte  — zum  Glücke  der  Prosodie  und  der  edlen  Dichtkunst 
nicht  gereimte,  deutsche  Inschrift,  welche  den  Preis  der  Goncurrenz 
davon  trug  und  »expedirt«  wurde,  lautet: 

»Als  man  zeit  hat  ain  tausend  fünfhundert  vnd  fünfvndfünfzig  jar, 
den  sibenvndzwainzigisten  tag  des  monats  Junii  haben  der  durch- 
lau chtigiste , hochgeborn  fürst  vnd  herr,  herr  Ferdinand,  erz- 
herzog zu  Österreich,  herzog  zu  Burgundi  etc.,  graue  zu  Tirol  etc. 
volmechtiger  stathalter  irer  fürstlichen  durchlaucht  allergnedigi- 
sten  vnd  gelibtisten  herrn  vnd  vaters,  der  rüm.,  hungerischen  vnd 
behemischen  kön.  Mjt.  diser  löblichen  cron  Beheim  etc.  gegen- 
wurtig  werk  selbst  erdacht,  mit  aigner  hand  abgmessen 
vnd  circulirt,  den  ersten  stain  in  das  fundament  gelegt,  dem- 
selben werk  den  namen  zum  Gulden  Stern  gegeben  vnd  [es]  da- 
mit geeret.« 

Diese  »expedirte«  Inschrift,  nach  welcher  Erzherzog  Ferdinand  dem 
Schlosse  auch  den  Namen  zum  goldenen  Stern  gegeben  hat,  war  ent- 
weder bestimmt,  mit  in  den  Grund  gelegt  oder  irgendwo  am  Gebäude 
selbst  angebracht  zu  werden,  jedenfalls  gibt  sie  uns  über  die  Zeit  des 
Baues  und  des  Architecten  selbst  die  genaueste  und  sicherste  Nachricht. 


Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architect. 


31 


Das  Lustschloss  selbst  ist  ohne  Beigabe  von  Abbildungen  schwer 
zu  beschreiben4).  Der  Grundriss  hat,  wie  schon  der  Name  des  Schlosses 
andeutet,  die  Form  eines  Sternes  und  zwar  läuft  dieser  in  sechs  Strahlen 
aus.  Die  Entfernung  von  einer  Strahlenspitze  zur  andern  beträgt 
124  Fuss , der  Durchmesser  des  ganzen  Gebäudes  244  Fuss.  Das 
Aeussere  des  Baues  fällt  lediglich  durch  die  ganz  ungewöhnliche  Form 
auf,  da  demselben  jeder  äussere  Schmuck  abhanden  gekommen  ist  und 
die  Fenster  beinahe  ganz  vermauert  worden  sind.  Es  unterliegt  wohl 
keinem  Zweifel,  dass  das  Schloss  einst  nicht  bloss  von  innen,  sondern 
auch  von  aussen  reich  geziert  und  geschmückt  war,  ja  dass  selbst  viel 
Gold  dekorativ  daran  verwendet  worden  ist,  denn  umsonst  hätte  der 
prachtliebende  Erzherzog  sein  Lustschloss  nicht  den  goldenen  Stern 
genannt.  Es  wäre  von  grösstem  Interesse  zu  wissen,  auf  welche  Weise 
der  geniale  Erzherzog  an  der  ungewöhnlichen  Form  des  Schlosses 
die  architectonische  Gliederung  und  Verzierung  bewerkstelligt  hat,  denn 
diese  Aufgabe  war  nicht  weniger  schwierig  als  die  kunstgerechte  Ver- 
werthung  der  inneren  Räumlichkeit  des  Sterns , welche  trotz  ihrer 
architectonisch  ungefügigen  Form  von  dem  fürstlichen  Architecten  so 
glücklich  bewerkstelligt  worden  ist.  Im  Innern  erheben  sich  über  dem 
Kellergeschoss  drei  Stockwerke,  von  denen  das  erste  als  Hauptgeschoss 
behandelt  und  decorirt  ist.  Man  gelangt  zu  demselben  auf  einer,  in 
das  Dreieck  eines  Sternstrahles  eingelassenen  Treppe.  Der  innere  Kern 
des  Treppenhauses  umschliesst  überdies  noch  eine  kleine  Wendeltreppe. 
Die  fünf  übrigen  Sternstrahlen  enthalten  fünf  Säle,  von  denen  jeder 
einen  Rhombus  mit  abgestumpften  spitzigen  Ecken  bildet  und  in  welche 
man  durch  die  dazwischen  liegenden  Corridore  gelangt,  die  in  der  Mitte 
des  Gebäudes  unter  einem  zwölfeckigen  Kuppelraum  von  24  Fuss  Durch- 
messer Zusammenläufen.  Nach  Auswärts  münden  die  Corridore  in 
den  zwischen  zwei  Sternstrahlen  liegenden  Winkel,  wo  ein  Fenster 
angebracht  ist,  durch  welches  das  Licht  in  den  Corridor  und  hinein 
in  den  kuppelförmigen  Raum  fällt,  während  die  Säle  ihr  Licht  durch 
zwei  an  den  Seiten  der  Sternstrahlen  angebrachte  Fenster  erhalten. 
In  den  abgestumpften  Ecken  der  Säle  sind  Marmornischen  angebracht, 
ohne  Zweifel  zur  Aufnahme  von  Statuen  bestimmt.  Von  den  Marmor- 
platten  des  Fussbodens  haben  sich  nur  geringe  Reste  erhalten;  völlig 
verschwunden  ist  auch  die  künstlerische  Bekleidung  der  Wände,  dagegen 
sind  sämmtliche  Stuckdecorationen  der  gewölbten  Decken  im  Mittel- 


4)  Ausführliche  Schilderungen  des  Schlosses  bei  Lübke,  Geschichte  der  deut- 
schen Renaissance,  S.  633—638  und  in  den  Publikationen  der  Centr. -Commission 
1867,  S.  V.  von  Wocel,  1868  S.  XCI  von  C.  Schaffner. 


32 


Schönherr : 


raum,  den  Gorridoren  und  den  fünf  Sälen  noch  vollständig  erhalten. 
»Durch  die  geniale  Eintheilung,«  sagt  Lübke,  auf  dessen  Mittheilungen 
und  Zeichnungen  ich  diese  Beschreibung  basire,  »die  in  jedem  Raume 
neue  Motive  anwendet,  sich  nirgends  wiederholt,  mit  dem  feinsten  Zug 
architectonischer  Linien  unerschöpflichen  Reichthum  der  Phantasie 
und  meisterhafte  technische  Ausführung  verbindet,  gehören  diese  Werke 
unbedingt  zu  den  grössten  Schätzen  der  Renaissance-Decoration  dies- 
seits der  Alpen.«  Man  sollte  nun  glauben,  dass  Alles  dran  gesetzt 
würde,  das  noch  in  der  Ruine  so  sehr  bewunderte,  arcbitectonisch  so 
originelle,  decorativ  einzig  schöne  Werk  möglichst  zu  erhalten.  Dem 
ist  leider  nicht  so. 

Seit  unbekannter  Zeit  zu  einem  Pulvermagazin  verwendet,  diente 
es  diesem  Zwecke  bis  1866,  wo  bei  der  preussischen  Invasion  der 
goldene  Stern  geräumt  wurde  und  die  Freunde  der  Kunst  und  des 
Alterthums  nach  Entfernung  des  Pulvers  zum  erstenmale  es  betreten, 
bewundert  und  beschrieben  haben.  Nach  dem  Abzug  der  Preussen 
wurde  das  Schloss  trotz  Beschreibung  und  Bewunderung,  trotz  Bitten 
und  Vorstellungen  des  Prager  Gonservators  Wocel,  des  archäologischen 
Vereins  des  böhmischen  Museums,  seiner  vorigen  Bestimmung  wieder 
zurückgegeben  und  ist  k.  k.  Pulverthurm  wie  früher.  Vergeblich  waren 
die  Anstrengungen,  »das  hochoriginelle  Werk,  ein  Unicum  seltenster 
Art,  der  schmachvollen  Verunglimpfung  zu  entreissen.«  5)  In  die  Wag- 
schale dieser  kunstfreundlichen  Bestrebungen  zur  Rettung  des  Schlosses 
lege  ich  mit  diesen  Zeilen  den  erlauchten  Namen  seines  Erbauers, 
Erzherzogs  Ferdinand,  der  als  einstiger  siegreicher  Feldherr  noch  heute 
ein  Recht  hat,  auch  für  seine  friedlichen  Werke  die  Achtung  des  Gottes 
Mars  zu  verlangen.* *) 

l2s  ist  mir  kein  Gebäude  bekannt,  zu  welchem  ein  erlauchter  Prinz 
den  Plan  erfunden  und  gezeichnet  hätte  und  der  in  der  Kunstgeschichte 
so  berühmt  gewordene  Stern  zu  Prag  hat  für  uns  einen  um  so  höheren 
Werth,  als  der  geniale  Architect  dieses  einstigen  Prachtbaues  dem 
Hause  Habsburg  angehört,  dessen  durch  Jahrhunderte  bethätigter, 


5)  Lübke,  Gesch.  der  deutschen  Renaissance  S.  634. 

*)  Obiger  Aufsatz  wurde  bereits  im  Recember  1874  für  das  Repertorium 
niedergeschrieben.  Es  gereicht  der  Redaction  zur  grossen  Befriedigung,  dem  Leser 
mittheilen  zu  können,  dass  der  Wunsch  des  Herrn  Verfassers  in  Erfüllung  gegangen 
ist  und  das  Sternschloss,  Dank  den  Bemühungen  der  k.  k.  Centralcommission,  nicht 
mehr  als  Pulvermagazin  verwendet  wird.  Auch  dürfte  es  den  Leser  interessiren, 
zu  erfahren,  dass  die  k.  k.  Centralcommission  eine  selbstständige  Publication  über 
dies  Baudenkmal  vorbereitet,  zu  welchem  Zwecke  Oberbaurath  v.  Ferstel  und 
Reg.-R.  J.  von  Falke  dasselbe  untersucht  haben.  (Anm.  d.  Red.) 


Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architect. 


33 


von  keinem  deutschen  Fürstenhause  übertroffene  Kunstsinn  auf  nicht- 
österreichischer Seite  so  gerne  in  Zweifel  gezogen  wird,  worüber  man 
sich  allerdings  nicht  wundern  darf,  da  man  in  Oesterreich  selbst  noch 
jetzt  lieber  unter  den  tschechischen  Podiebrad’s,  als  unter  den  deutschen 
Erzherzogen  die  Schöpfer  bedeutender  Kunstwerke  sucht.  Erst  wenn 
einmal  unsere  Archive  allerorts  benutzbar  gemacht  und  kunsthistorisch 
ausgebeutet  sein  werden,  wird  man  aus  den  gewonnenen  Resultaten 
eine  vollständige  Uebersicht  der  Leistungen  der  Habsburger  auf  dem 
Gebiete  der  Kunst  gewinnen  können.  Viele  Werke  der  Kunst,  welche 
Schöpfung  und  Verdienst  Habsburgischer  Herrscher  sind,  wurden  zerstört, 
viele  vergessen,  viele  auf  fremde  Rechnung  geschrieben.  Was  sie  in 
dem  kleinsten  ihrer  Länder,  in  Tirol  allein,  geschaffen  haben,  müsste 
ihnen  den  ehrenvollsten  Platz  in  der  Kunstgeschichte  sichern. 

Das  mit  Herzog  Rudolf  IV.,  dem  Erbauer  des  Stefansdomes  in 
Wien,  an  das  Haus  Habsburg  gekommene  kleine  Land  Tirol  hatte,  so 
lange  es  selbständig  von  Herrschern  aus  diesem  Hause  regiert  wurde, 
immer  kunstsinniger  Fürsten  sich  zu  erfreuen. 

Schon  Herzog  Friedrich  mit  der  leeren  Tasche  (1406 — 1439)  be- 
tätigte die  in  allen  Habsburgern  gelegene  Baulust.  Nach  den  langen 
Kämpfen  mit  dem  Uebermuth  des  Adels  und  nach  dem  Ausgleich  mit 
seinem  Bruder  endlich  in  den  ruhigen  Besitz  Tirols  gekommen,  ver- 
tauschte er  die  alte  Burg  der  Andechser  zu  Innsbruck  mit  einer  neuen 
und  baute  sich  in  Mitte  der  Stadt  eine  Residenz,  die  durch  das  goldene 
Dächlein  ihres  Erkers  noch  jetzt  eine  Berühmtheit  ist6). 

Erzherzog  Sigismund  (1439 — 1490)  erbte  die  Baulust  seines  Vaters 
und  besass  glücklicher  Weise  auch  die  Mittel,  sie  betätigen  zu  können. 
Der  Burgen  und  Lustschlösser,  die  er  teils  ganz  neu,  teils  vollständig 
umgebaut  und  mit  seinem  Namen  belegt  hat,  sind  so  viele,  dass  er 
jeden  Monat  des  Jahres  in  einem  andern  Schlosse  hätte  verleben  können. 
Von  Sigmundslust  im  UnterinnthaJe  bis  Sigmundsried  am  oberen  Inn 
und  von  Sigmundsburg  am  Fern  bis  Sigmundskron  an  der  Etsch  hat 
Herzog  Sigmund  seinen  Namen  durch  romantische  Bauten  verewigt. 
Auch  die  kirchliche  Baukunst  erhielt  durch  ihn  reichliche  Förderung; 
die  berühmte  gotische  Kirche  in  Landeck  wurde  um  1471  hauptsäch- 
lich mit  seinem  Gelde  erbaut 7).  Erwähnenswert  ist  auch  das  Haus, 
welches  Herzog  Sigmund  seinem  Trabanten,  dem  Riesen  Haidl,  in  der 
Ilofgasse  zu  Innsbruck  gebaut  hat.  Dieses  noch  gut  erhaltene  und  mit 

6)  Die  ersten  zwei  Bürgerhäuser  wurden  zum  Zwecke  des  Burgbaues  1420 
angekauft.  Statth.-Arch.  Camm.-A. 

7)  Statth.-Arch.  Fragm.  lib.  V.  443. 

I 


3 


34 


Schönherr : 


dem  aus  Stein  gemeiselten  Bildnisse  des  Riesen  gezierte  Haus,  noch 
jetzt  das  Riesenhaus  genannt,  ist  kunsthistorisch  in  so  ferne  von  Interesse, 
als  es  die  Zeit  des  ersten  Uebergangs  vom  Spitzbogen  in  den  Rund- 
bogen konstatirt.  Das  Portal  dieses  um  1480  gebauten  Hauses  ist 
bereits  im  Rundbogen,  eingefasst  mit  sich  durchschneidenden  Stäben, 
construirt.  Grosse  Förderung  erhielt  durch  Erzherzog  Sigmund  auch 
das  Kunsthandwerk,  namentlich  die  Goldschmiedekunst.  Die  Pokale  der 
Innsbrucker  Goldschmiede  bildeten  eine  Hauptzierde  der  landesfürstlichen 
Credenz  8).  Den  grössten  Ruhm  aber  erwarb  sich  die  Harnisch- 
schlägerei Erzherzog  Sigmund’ s in  Mühlau  bei  Innsbruck,  deren  Werke 
in  Italien  wie  in  Deutschland  bekannt  und  gesucht  waren9). 

Der  hohe  Kunstsinn  Kaisers  Maximilian  I.  (1490—1519)  ist  nie  in 
Frage  gestellt  worden,  obwohl  einige  seiner  grössten  Schöpfungen  erst 
durch  die  neuere  Forschung  bekannt  geworden  sind.  Er  erbaute  eine 
neue  Burg  zu  Innsbruck10),  den  prachtvollen  Wappenthurm11),  einen 
neuen  Erker  zum  goldenen  Dächlein12),  das  Lustschloss  mit  der  schönen 
gothischen  Kapelle  zu  Flaurling 1S),  die  herrliche  Kirche  zu  Seefeld  mit 
Säulen  und  Gewölbrippen  von  Marmor14);  zahlreiche  andere  Kirchen 
schmückte  er  mit  kunstreichen  Glasmalereien,  wie  die  Kirche  zu  Thaur, 
Nauders,  Graun  u.  A. 15).  Die  landesfürstlichen  Burgen  und  Schlösser 
im  Lande  liess  er  mit  — leider  beispielloser  — Pietät  gegen  seine 


8)  Statth.-Arch.  Inventare. 

9)  Schönherr:  Ueber  Marx  Treitz- Saarwein.  Im  Archiv  für  österr.  Gesch. 
Bd.  48.  Der  Harnisch  K.  Franz  I.  von  Frankreich,  im  Archiv  für  tirolische  Gesch. 
und  Altertlmmskunde.  Bd.  I. 

10)  Auf  derselben  Stelle,  auf  welcher  die  jetzige  Hofburg  steht.  Die  daselbst 
gestandenen  Privathäuser  kaufte  er  und  liess  sie  niederreissen  oder  umbauen. 
(Statth.-Arch.  Gamm.-A.) 

n)  Ein  in  Gothik  und  Renaissance  aufgeführter  Thurmbau  mit  reichem  heral- 
dischen Schmuck  in  den  gothischen  Gliederungen  der  beiden  Hauptseiten.  Ab- 
bildung bei  Herrgott  Mon.  dom.  Habsb.  tom.  I. 

12)  Der  Erker  mit  dem  goldenen  Dächlein  ist  in  seiner  jetzigen  Gestalt,  wie 
Lübke  mit  Recht  behauptet , ein  Werk  der  Maximilianischen  Zeit  und  die  daran 
angebrachte  Inschrift  „anno  1500“  offenbar  die  richtige  Zeitangabe  für  den  Bau. 
Der  ganz  flache  Bogen  mit  den  sich  durchkreuzenden  Stäben  kommt  hier  früher 
nirgends  vor.  Die  in  Marmor  gemeiselten  prachtvollen  Wappen  und  die  figürlichen 
Darstellungen  in  den  Feldungen  müssen  schon  ihres  Inhaltes  wegen  in  die  Zeit 
Maximilians  gesetzt  werden. 

18)  Statth.-Arch.  Mise.  105. 

14)  Statth.-Arch.  Cop.-  und  Raitbücher. 

15)  Statth.-Arch.  Maximiliana.  Eine  Zeichnung  zum  Fenster  der  Kirche  in 
Nauders  hat  sich  noch  erhalten.  Das  Schreiben  Maximilians  mit  dem  Aufträge,  die 
beiliegende  Zeichnung  ausführen  zu  lassen,  ist  aus  dem  Schlosse  Nauders  1516, 
Mai  30.  datirt. 


Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architect. 


35 


Vorgänger,  oder  aus  Liebe  zur  Kunst  restauriren  und  erhalten,  ebenso 
andere  Bau-  und  Kunstdenkmale,  wie  z.  B.  Runkelstein  und  seine 
Fresken 16).  Er  gründete  die  durch  ihre  grossartigen  Werke  berühmt 
gewordene  Kunsterzgiesserei  in  Mühlau17),  die  Hofpl^ttnerei  zu  Inns- 
bruck 18)  und  brachte  die  Münze  zu  Hall  durch  die  Berufung  bedeuten- 
der Eisenschneider  zu  neuer  Blüthe19). 

Ferdinand  I.  (1519 — 1564)  erweiterte  und  verschönerte  die  landes- 
fürstliche Burg  zu  Innsbruck,  schuf  in  derselben  den  selbst  von  Titian  20) 
belobten  »Saal-  und  Paradeisbau«  21) , baute  die  (nach  den  alten  Be- 
schreibungen jetzt  freilich  kaum  mehr  erkennbare)  Franziskaner  Hof- 
kirche, das  anstossende  Kloster  mit  dem  marmorreichen  Kreuzgang22) 
und  schmückte  die  Kirche  selbst  mit  kunstreichen  Logen,  kostbaren 
Altären  und  prachtvollen  Glasmalereien,  alles  von  ersten  Meistern  der 
Hauptstadt  ausgeführt  und  verfertigt 23).  Das  Grabmal  Kaiser  Maximi- 


16)  Schönherr:  Das  Schloss  Runkelstein  bei  Bozen.  Mit  einem  Inventar  des 
Schlosses  von  1493.  Innsbruck  1874. 

17)  Schönherr:  Geschichte  des  Grabmals  Kaiser  Maximilian  I.  1505—1519  im 
Archiv  für  tir.  Gesch.  und  Alterth.  1864.  Bd.  I.  S.  1—70. 

18)  Ueber  Marx  Treitz-Saurwein.  Im  Arch.  für  österr.  Gesch.  Bd.  48. 

19)  Statth.-Arch.  Cop.-  u.  Raitbücher.  Die  meisten  maximilianischen  Münzen 
erhielten  ihren  Stempel  und  ihr  Gepräge  in  der  Münze  zu  Hall  in  Tirol. 

20)  Titian  hielt  sich  wiederholt  am  Hofe  Ferdinands  in  Innsbruck  auf,  welcher 

dem  berühmten  Meister  viele  materielle  Vortheile , namentlich  durch  Unterstützung 
des  von  Titian  in  Tirol  betriebenen  Holzhandels,  zuwandte.  (Statth.-Arch.  Cop.-Buch 
Tirol  1532  1534.)  Titian  hatte  in  Innsbruck  die  Bildnisse  Ferdinand  I.,  seiner 

Gemahlin  und  seiner  Töchter  gemalt.  Ridolfi,  Vite  de’  pittori  Venez.  1648.  p.  166. 

21)  Der  Saal  zeichnete  sich  durch  seine  Grösse,  durch  sein  prachtvolles  Getäfel 
und  die  von  den  ersten  Innsbrucker  Meistern  ausgeführten  Gemälde,  so  wie  durch 
die  in  die  Fenster  eingesetzten  Glasmalereien  aus.  Unter  dem  „Paradeisbau“  ver- 
stand man  die  an  den  Saal  anstossenden  Gemächer.  Der  Saal-  und  Paradeisbau 
fällt  in  die  Zeit  von  1534 — 1540.  Als  Baumeister  erscheint  Lucius  de  Spazis  aus 
Trient.  (Statth.-Arch.) 

22)  Dieser  Kreuzgang  wurde  vor  zwei  Jahren  über  Verwendung  des  gegenwär- 
tigen Statthalters,  Grafen  von  Taaffe,  in  würdiger  Weise  restaurirt. 

23)  Davon  ist  leider  fast  nichts  mehr  zu  sehen,  da  dem  wechselnden  Geschmacke 
und  Ungeschinacke  der  Zeit  und  der  die  Kirche  gottesdienstlich  versehenden  Mönche 
in  sclavischer  Weise  Rechnung  getragen  wurde.  Der  prachtvolle  Orgelkasten  und 
die  s.  g.  Fürstenloge  wurden  mit  Mauertünche  (die  Erzstatuen  mit  Oelfarbe)  über- 
schmiert. Die  ursprünglich  gothischen  Altäre  wurden  dreimal  durch  andere  ersetzt. 
Die  Maasswerke  und  die  Glasmalereien  in  den  Kirchenfenstern  sind  spurlos  ver- 
schwunden. (Ueber  letztere  vgl.  Schönherr:  Paul  Dax,  Maler  etc.  im  Archiv  für  tir. 
Gesch.  II.  107.) 


36 


Schönherr : 


lians,  dessen  ursprünglicher  Plan24)  in  Verlust  gerathen  war,  liess  er 
im  geschmackvollen  Renaissancestyl  ausführen  und  dasselbe  mit  Reliefs 
in  Marmor  schmücken , zu  deren  Ausführung  der  Kaiser  die  Gebrüdei 
Bernhard  und  Arnold  Abel  berief,  während  er  die  Zeichnungen  zu  den 
Reliefs  dem  Maler  Florian  Abel,  einem  Bruder  der  vorigen  und  sess- 
haft in  Prag,  übertragen  hatte25).  Da  die  beiden  Abel  in  vielfacher 
Beziehung  nicht  entsprochen,  berief  er  Alexander  Gollin  von  Mecheln, 
von  dessen  Geschicklichkeit  und  Leistungen  der  Kaiser  auf  seiner  Reise 
nach  Frankfurt  (1562)  viel  Lobenswerthes  gehört  hatte26).  Kurz  vor 
seinem  Tode  hatte  Kaiser  Ferdinand  noch  Gelegenheit,  eine  von  Collin 
ausgeführte  Relieftafel  zu  sehen.  Hoch  erfreut  über  die  ausserordent- 
liche Leistung  ermunterte  er  den  Künstler  die  Arbeit  eifrig  fortzusetzen, 
»damit  solches  Werk  noch  in  dero  Leben  verfertigt  werden  möchte«  27). 

K.  Ferdinand  I.  liess  ferner  den  grösseren  Theil  der  28  grossen 
Erzbilder  zum  Maximilianischen  Grab , so  wie  viele  andere  klein  eie 
Statuen  in  Erz , einige  in  Silber  und  zwar  in  der  Kunsterzgiesserei  zu 
Mühl  au  ausführen28),  welche  er  trotz  aller  finanziellen  Schwierigkeiten 
und  obwohl  er  auf  dem  Schlosse  zu  Prag  eine  zweite  Kunstei  zgiessei  ei 
unterhielt,  nicht  eingehen  liess  29).  Die  von  Kaiser  Maximilian  unvollendet 
[unterlassenen  Bauten,  wie  z.  B.  den  des  Lustschlosses  in  Flaurling, 
liess  K.  Ferdinand  I.  vollenden  30).  Künstlerische  Unternehmungen, 
darunter  insbesondere  die  Glasmalerei- Anstalt  der  Hochstetter  in  Hall, 


24)  Nach  urkundlichen  Andeutungen  sollte  das  Grabmal  ursprünglich  in  Eiz 
gegossen  werden  und  höchst  wahrscheinlich  waren  die  kleinen  Erzbilder,  die  jetzt-in 
der  anstossenden  „silbernen  Kapelle“  stehen,  bestimmt,  das  Grabmal  selbst  zu  zieren. 
Vielleicht  diente  dem  Plane  als  Vorbild  Vischer’s  Werk  in  Magdeburg,  das  Grab- 
denkmal des  Erzbischofs  Ernst. 

25)  Schönherr:  Die  Gebrüder  Abel  in  Mayer’s  Künstlerlexicon.  I.  Band.  1.  Heft 
1870.  Allg.  deutsche  Biographie.  I.  Bd.  1.  Heft.  1875. 

26)  Collin  batte  eben  auf  dem  Schloss  zu  Heidelberg,  wo  er  mit  12  Gesellen 
die  Marmorarbeiten  übernommen  hatte,  sich  einen  Namen  gemacht.  „Sumarische 
Erzellung  was  die  Collinen  dem  hochlöblichen  Hauss  Oesterreich  gedient.“  Ein 
Promemoria  von  Collin’s  Sohn.  Msc. 

2T)  Ebendaselbst. 

28)  Urkunden  und  Acten  des  Statth.-Arch.  Eine  der  in  Silber  ausgeführten  kleineren 
Statuen  hat  sich  erhalten  und  gehört  zum  Kirchenschatze  der  Franziskaner-Hofkirche. 

29)  In  dieser  Giesserei  auf  dem  Schlosse  zu  Prag  bildete  sich  der  nachbin  be- 
rühmt gewordene  Erzgiesser  Heinrich  Reinhart.  (Statth.-Arch.)  Ich  gebrauche  die 
Bezeichnung  Kunsterzgiesserei  im  Gegensatz  zu  blossen  Geschützgiessereien , deren 
K.  Ferdinand  mehrere  unterhielt. 

30)  Statth.-Arch.  Miscell.  105. 


Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architect. 


37 


förderte  er  durch  Privilegien , wie  durch  materielle  Unterstützung 3 1). 
Die  von  Maximilian  I.  gegründete  Hofplattnerei  zu  Innsbruck  gelang 
unter  Ferdinand  zur  höchsten  Blüthe.  Die  aus  derselben  hervor- 
gegangenen Werke,  darunter  der  berühmte  Harnisch  Königs  Franz  I. 
von  Frankreich,  werden  noch  heute  in  Wien  wie  in  Paris  bewundert. 
Was  würde  ein  Regent  wie  Ferdinand  I.  auf  dem  Gebiete  der  Kunst 
nicht  Alles  geschaffen  haben,  wäre  er  hierin  nicht  durch  die  endlosen 
Türkenkriege  und  durch  die  inneren  Wirren  seiner  Länder  fortwährend 
gehindert  und  unterbrochen  worden ! Denn  trotz  allem  dem  hat  er  mehr 
Kunstwerke  geschaffen  als  die  meisten  seiner  fürstlichen  Nachbarn,  die 
in  behäbiger  Ruhe  zuschauten,  wie  der  Habsburger  seine  besten  Kräfte  im 
Kampfe  mit  den  Heeren  des  Halbmonds  verzehrte.  Sein  hohes  Interesse 
und  seine  grossen  Opfer  für  die  Kunst  waren  nicht  Sache  der  Mode, 
sondern  innerem  Bedürfniss  und  eigenem  Verständniss  entsprungen. 
Alles  von  Ferdinand  I.  auf  dem  Boden  der  Kunst  Geschaffene  wurde 
nach  seiner  persönlichen,  eingehenden  Prüfung  und  schliesslichen  Ge- 
nehmigung ausgeführt.  Bei  wichtigeren  Unternehmungen  genügte  ihm 
die  Vorlage  von  Zeichnungen  und  Plänen  nicht , sondern  er  liess  die 
betreffenden  Künstler  selbst  an  sein  Hoflager  kommen  und  vereinbarte 
mit  ihnen  nach  einsichtsvoller  Prüfung  aller  Details  den  endgültigen 
Plan32).  Wie  unter  Kaiser  Maximilian  wurden  nach  dem  Ausweise  der 
1.  f.  Rechnungsbücher  auch  unter  ihm  zahlreiche  arme  Künstler  und 
Künstler  - Wittwen  und  Waisen  unterstützt.  Aus  weiter  Ferne  schrieb 
einmal  der  Kaiser  an  die  Regierung  zu  Innsbruck,  sie  möge  sich  um 
die  Verhältnisse  eines  alten  arbeitsunfähigen  Malers  erkundigen,  er  höre, 
dass  er  mit  seinen  vielen  Kindlein  grosse  Noth  leide;  man  solle  dem- 
selben die  nöthige  Unterstützung  aus  der' Kammer  verabfolgen  und  ihm 
berichten,  dass  es  geschehen33). 

Dem  kunstliebenden  und  kunstverständigen  Kaiser  ebenbürtig  war 
dessen  Sohn,  Erzherzog  Ferdinand,  dessen  Name  allein  schon  ein  Stück 
Kunstgeschichte  repräsentirt.  Hatte  er  schon  in  Prag,  wo  die  Statt- 
halterschaft und  die  Feldzüge  gegen  die  Türken  seine  ganze  Thätigkeit 
in  Anspruch  zu  nehmen  schienen,  noch  Gelegenheit  gefunden,  der  Kunst 
sich  zu  widmen  und  zu  dienen  — das  Schloss  zum  goldenen  Stern 
war  nicht  seine  einzige  Kunstschöpfung  daselbst  — so  musste  seine 
Wirksamkeit  auf  dem  Gebiete  der  Kunst  in  Innsbruck  um  so  vielseitiger 


S1)  Schönherr:  Die  Glashütte  in  Hall  1533 — 1604.  Im  Archiv  für  tir,  Gesch. 
u.  Alterthumskunde.  Band  III. 

32)  Urkunden  und  Acten  über  den  Bau  der  Hofkirche.  Statth.-Arch. 

33)  Statth.-Arch.  Rait.-  u.  Gop.-B. 


38 


Schönherr : 


sich  gestalten,  je  weniger  die  Regierung  des  kleinen  Landes  die  Krai;, 
seines  in  allen  Gebieten  der  Wissenschaft  bewanderten  Geistes  zu  absor- 
biren  vermochte.  War  er  doch  selbst  auf  dem  Parnass  kein  Fremd- 
ling34) und  seine  Beredtsamkeit  wurde  schon  von  Kaiser  Karl  V.  bewun- 
dert, als  er  bei  seiner  Ankunft  in  der  Tiroler  Hauptstadt  von  dem 
jugendlichen  Erzherzog  mit  einer  meisterhaften  Rede  in  lateinischer 
Sprache  begrüsst  worden  war35).  Geistig  und  körperlich  gleich 
kräftig  gebildet,  im  Türkenkrieg  an  Kampf  und  Sieg  gewohnt, 
führte  er  — freilich  nicht  immer  zur  Befriedigung  seiner  Unterthanen 
— auch  alles,  was  er  einmal  wollte,  mit  rücksichtsloser  Energie  durch. 
Alle  guten  Eigenschaften  des  Erzherzogs  überragte  aber  die  Liebe  zur 
Kunst,  die  sich  an  ihm  schon  in  früher  Jugend  bemerkbar  machte. 
Kam  er  zum  Besuche  seiner  Schwestern,  die  in  Innsbruck  ständigen 
Hof  hielten,  in  die  tirolische  Hauptstadt,  in  welcher  er  selbst  einen 
Theil  seiner  Jugend  verlebte,  unterliess  er  nie,  die  Giesserei  in  Mühlau 
und  das  »Bilderhaus«  , d.  h.  jenes  Gebäude , in  welchem  die  für  das 
Maximilianische  Grab  bestimmten  Erzbilder  standen , zu  besichtigen. 
Ebenso  finden  wir  den  jungen  Prinzen  in  Löfflers  Giesserei  zu  Büchsen- 
hausen, im  Zeughause,  in  welchem  Löfflers  Geschütze36)  paradirten 
und  in  der  Werkstätte  der  Hofplattner.  Was  er  später  in  Ambras 
geschaffen , ist  bekannt ; das  Schloss  wurde  unter  ihm  ein  wahres 
Zauberschloss,  vollgepfropft  mit  den  reichsten  Kunstschätzen  und  Rari- 
täten aller  Art  und  belebt  mit  pompösen  Festen,  Rennen  und  Stechen, 
mit  dramatischen  Spielen  und  bezaubernder  Musik.  Seine  hier  ange- 
legte Sammlung  historischer  Rüstungen  ist  noch  heute  ein  Unicum. 
Was  zum  schönsten  und  kostbarsten  der  Gallerie,  der  Schatzkammer 
und  der  Bibliothek  in  Wien  zählt,  stammt  aus  Ambras37).  Wie  bereits 
in  Prag,  so  zeigte  der  Erzherzog  auch  hier  grosses  Verständniss  für 
Bauten  und  feinen  Geschmack  für  architectonische  Decoration.  Die 
äusserst  vornehme  »silberne  Kapelle«  zu  Innsbruck  ist  nach  der  einen, 
der  im  vollen  Zauber  der  Renaissance  prangende  »spanische  Saal«  zu 
Ambras  nach  der  andern  Richtung  der  beste  Beleg.  Seine  von  ihm 


34)  „Eine  schöne  Comoedi:  speculum  vitae  humanae,  auf  teutsch  ein  Spiegel 
des  menschlichen  Lebens  genandt“.  Gedruckt  in  der  fürstlichen  Statt  Innsprugg, 
durch  Johann  Pawer  1584.  Das  Vorwort  sagt,  die  „Comoedi“  habe  „ir  fürstlich 
durchlaucht  selbst  erdacht  und  gemacht.“ 

35)  Statth.-Arch.  Gop.-B. 

36)  Die  Geschütze  des  16.  Jahrhunderts  waren  bekanntlich  nicht  glatte  Rohre 
wie  jetzt,  sondern  mit  reichem  künstlerischen  Schmucke  bedeckt,  wozu  namhafte 
Künstler  dem  Giesser  die  Zeichnungen  und  Modelle  lieferten.  (Statth.-Arch.  Cop.  B.) 

3T)  Vgl.  die  k.  k.  Ambraser  Sammlung,  beschrieben  von  Al.  Primisser.  Wien  1819. 


Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architect. 


39 


selbst  in  der  genannten  Kapelle  arrangirte  letzte  Ruhestätte  prangt  in 
einer  unübertrefflichen  Mosaik,  bei  welcher  die  Auswahl  der  hiezu  ver- 
wendeten Steine,  wie  die  Zeichnung  der  gesammten  Grabesdecoration 
gleich  bewundern s werth  sind.  Die  von  ihm  für  seine,  in  die  klösterliche 
Einsamkeit  zurückgezogenen  Schwestern  erbaute  Stiftskirche  in  Hall 
ist  noch  nach  hundertjähriger  Profanirung  und  Beraubung  ein  sprechen- 
des Zeugniss  für  den  durchgebildeten  Geschmack  des  Erzherzogs38). 

Für  die  Pflege  der  Kupferstecher-  und  Buchdruckerkunst  durch 
Erzherzog  Ferdinand  spricht  am  besten  das  Werk  von  Schrenk,  mit  den 
Abbildungen  der  Persönlichkeiten,  deren  Rüstungen  von  Ferdinand 
gesammelt  wurden.  Das  Prachtwerk  erschien  1601 , in  deutscher  Aus- 
gabe 1602  in  Innsbruck. 

Wie  in  Prag  so  wollte  der  Erzherzog  auch  hier  den  Thiergarten 
mit  einer  künstlerischen  Perle  schmücken.  Jahre  lang  wurde  am  Lust- 
hause des  Innsbrucker  Thiergartens  gebaut  und  verschönert.  Auch  ein 
kunstreicher  Brunnen  von  Erz , zu  welchem  der  Erzherzog  die  Zeich- 
nungen aus  Prag  sandte,  sollte  ihn  zieren.  Die  Verträge  mit  Gollin, 
welcher  ihn  modelliren  und  mit  Löffler,  der  ihn  giessen  sollte,  sind 
1565  abgeschlossen  worden39);  ob  der  Brunnen  auch  ausgeführt  wurde, 
scheint  mir  zweifelhaft  zu  sein40). 

Von  dem  Wirken  der  auch  von  Erzherzog  Ferdinand  unterhaltenen 
Kunst-Erzgiesserei,  welche  er  in  der  Hofburg  selbst  eingerichtet  hatte, 
haben  wir  bisher  keine  andere  Nachricht,  als  dass  die  letzten  Piecen 
zum  Grabmale  Kaiser  Maximilian’s  in  derselben  gegossen  worden  sind, 
zu  welchem  Zwecke  der  Erzherzog  den  italienischen  Giesser  Ludwig 
del  Duca41)  berufen  hatte.  Die  Vollendung  des  Maximilianischen  Mau- 
soleums ist  überhaupt  eines  der  grössten  Verdienste  Erzherzog  Ferdinands. 
Zu  Lebzeiten  des  Kaisers  hatte  Gollin  erst  zwei,  höchstens  drei  Reliefs 
vollendet,  alle  übrigen  wurden  unter  Erzherzog  Ferdinand  verfertigt. 
An  der  Einrichtung  der  Kirche  fehlte  noch  viel,  auch  von  den  Glas- 
malereien für  die  grossen  Kirchenfenster  mangelte  noch  ein  grosser 
Theil,  zu  dessen  Herstellung  Erzherzog  Ferdinand  Thomas  Neidhart, 


38)  Den  Grundstein  zu  dieser  Kirche  legte  der  Erzherzog  am  12.  Mai  1567.  Sie 
wurde  vollendet  1570.  (Schweyger,  Chronik  der  Stadt  Hall.  Innsbruck  1867.  S.  146.) 

39)  Statth.-Arch.  A.  VII.  1.  Cop.-B.  1565. 

40)  Von  der  ganzen  Thiergartenherrlichkeit  ist  nichts  mehr  zu  sehen.  Das 

einstige  Lusthaus  ist  jetzt  ein  unnahbares  Heiligthum  für  Pulverfässer,  Büchsen-  und 
Geschützpatronen.  Nach  Mittheilungen  von  Offizieren  trägt  das  Gebäude  selbst 
keinerlei  künstlerische  Zier  mehr.  j 

41)  Del  Duca,  urkundlich  der  „romanische  Giesser“,  auch  der  „Giesser  von 
Parma“  genannt,  soll  aus  Cevalu  in  Sicilien  gebürtig  gewesen  sein.  (Tir.  Künstl.-Lex.) 


40 


Schönherr : 


Glasmaler  von  Feldkirch  berief,  nachdem  sich  die  Verhandlungen  mit 
einem  Niederländer  Meister  zerschlagen  hatten42).  Zur  Erzeugung  feinen 
venezianischen  Krystallglases  und  speziell  zum  Zwecke  der  Herstellung 
entsprechend  grosser  Glasplatten  zum  Schutze  der  Reliefs  am  Grabmal 
des  Kaisers  Maximilian  berief  er  einen  Meister  aus  Venedig  und  ertheilte 
ihm  allerlei  Privilegien  für  sein  zu  errichtendes  Etablissement43).  Die 
Leistungen  und  Bestrebungen  des  Erzherzogs  Ferdinand  auf  dem  Gebiete 
der  Kunst  sind  hiemit  noch  in  keiner  Weise  erschöpfend  skizzirt.  Ich 
muss  mir  dies  auf  eine  spätere  Zeit  Vorbehalten,  wo  es  eingehendere 
archivalische  Studien  ermöglicht  haben  werden,  und  erwähne  hier 
schliesslich  nur  noch  im  Allgemeinen  seiner  Bemühungen  zur  Hebung 
der  Münzprägekunst.  Der  Erzherzog  hatte  diesfalls  nicht  blos  in  der 
Münze  zu  Hall  bedeutende  Verbesserungen  eingeführt44),  sondern  auch 
mit  grossen  Kosten  »ein  neues  Münzkunstwerk«  in  Mühlau  herstellen 
lassen,  wozu  er  Balthasar  Miel,  Bürger  zu  Basel,  Jacob  Bluntschli  von 
Zürich  und  den  Eisenschneider  Leonhard  Scheneberg  von  Basel  berufen 
hatte45)  Wenn  jene  wahrhaft  prachtvolle  Medaille,  welche  der  Erz- 
herzog zur  Erinnerung  an  seine  erste  Gemahlin,  Philippine,  prägen  liess, 
aus  dieser  Münzstätte  hervorgegangen  ist,  so  behauptete  sie  unstreitig 
einen  ersten  Rang. 

Wie  schon  in  früher  Jugend,  so  war  Erzherzog  Ferdinand  auch 
noch  in  seinem  Alter  ein  steter  Besucher  der  Werkstätten  der  Künstler. 
So  erzählt  Gollin’s  Sohn,  es  sei,  als  sein  Vater  das  Grabmal  des  Erz- 
herzogs in  Arbeit  gehabt  habe,  »Se.  fürstlich  Durchlaucht  oft  kurnen 
zuezusehen«  46).  Obwohl  Gollin  Tag  und  Nacht  daran  arbeitete,  konnte 
der  Erzherzog  sein  letztes  Werk  nicht  mehr  vollendet  sehen.  Er  starb, 
bevor  der  Meister  die  Arbeit  der  letzten  Ruhestätte  für  ihn  vollendet 
hatte. 

In  der  Regierung  des  kleinen  Landes  folgte  1602  Erzherzog  Maxi- 
milian, genannt  der  Deutschmeister.  Fromm  bis  zur  strengsten  Aszese 
und  beispiellos  einfach  in  allen  eigenen  Verhältnissen,  schien  dieser  als 
trefflicher  Regent  hervorragende  Mann  der  Liebe  zur  Kunst  nicht  fähig 
zu  sein  und  doch  pflegte  auch  er  sie  mit  grossem  Erfolge.  Die  von 


42)  Schönherr:  Thomas  Neidhart,  Glasmaler  von  Feldkirch.  Im  Archiv  für 
tirol.  Gesch.  u.  Alterth.  II.  355. 

4S)  St.-Arch.  Cop.-B.  G.  u.  H.  Auf  vielfache  Anregung  wurden  endlich  vor 
einigen  Jahren  diese  Schutzgläser  hergestellt,  leider  ohne  dass  zuvor  das  Mangelnde 
an  den  Reliefs  ersetzt  worden  wäre. 

44)  Schweyger,  Chronik  von  Hall.  Innsbruck  1867.  S.  147. 

45)  Statth.-Arch.  Rtb.  1565.  315—317. 

48)  Summarische  Erzählung  etc. 


Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Arcbitect. 


41 


ihm  mit  neuen  Kräften,  namentlich  dem  trefflichen  »Possirer«  C.  Gras, 
versehene  Kunsterzgiesserei  in  Innsbruck  hat  es  unter  dem  vom  Erz- 
herzog aus  Prag  hieher  berufenen  Meister  Heinrich  Reinhart47)  zu  einer 
so  vollendeten  Technik  gebracht,  wie  sie  diese  seit  dem  Beginne  des 
16.  Jahrhunderts  hier  blühende  Anstalt  nie  zu  erreichen  vermochte. 
Die  vier  grossen  bronzenen  Säulen  an  dem  vom  Erzherzog  selbst  sich 
errichteten  Mausoleum  in  der  Pfarrkirche  zu  Innsbruck  sind  mit  ihrem 
prachtvollen  Laubwerk  und  den  reizenden  Thierchen,  Vögeln,  Schnecken 
und  Raupen  noch  ein  ungelöstes  Räthsel  der  Technik  des  Gusses.48) 

Auch  der  Deutschmeister  theilte  die  Baulust  der  Habsburger,  wenn 
auch  nicht  in  hervorragender  Weise  und  mit  höherem  Verständniss. 
Er  baute  unter  anderen  das  Gymnasium  zu  Innsbruck  (jetzt  Bibliothek) 
und  die  Jesuitenkirche  zu  Hall.  Auf  die  Erhaltung  alter  Bau-  und 
Kunstdenkmale  verwendete  er  die  grösste  Sorgfalt.  So  liess  er  1604 
durch  Christof  Dax  den  Maximilianischen  Wappenthurm , 1609  die 
Grabmäler  Friedrichs  mit  der  leeren  Tasche  und  Erzherzogs  Sigismund 
zu  Stams  durch  Abraham  Collin,  die  beschädigten  Fenster  der  Hof- 
kirche durch  einen  Augsburger  Glasmaler  sorgfältig  und  kunstgerecht 
restauriren.  Sehr  bedeutend  sind  die  Unterstützungen  und  Geschenke, 
welche  Erzherzog  Maximilian  verschiedenen  Kirchen  zuwendete.  Der 
von  den  tirolischen  Regenten  stets  in  hohen  Ehren  gehaltenen  Kirche  zu 
Seefeld  schenkte  er  einen  kunstreichen  Tabernakel,  für  den  er  mehrere 
Tausend  Gulden  bezahlt  hat.  Die  drei  Seiten  desselben  enthielten  in 
Eisen  getriebene  Reliefs  von  einem  berühmten  Mailänder  Meister49). 

Vielseitiger  und  in  reicherem  Maasse  bethätigte  seine  Liebe  zur 
Kunst  der  Nachfolger  des  1618  verstorbenen  Deutschmeisters,  Erzherzog 
Leopold,  Bruder  Kaisers  Ferdinand  II.  Die  Kunsterzgiesserei  hatte  sich 
unter  ihm  der  kräftigsten  und  nachhaltigsten  Unterstützung  zu  erfreuen. 
Das  kühne  Reiterstandbild  am  Rennplatz  zu  Innsbruck  und  die  jetzt 
im  s.  g.  spanischen  Saale  zu  Ambras  in  den  unnatürlichsten  Lagen 
nach  Erlösung  seufzenden  Erzfiguren  sind  noch  heute  laut  sprechende 
Zeugen  der  grossen  Leistungsfähigkeit  der  Hofgiesserei  zu  Innsbruck 
aus  der  Zeit  Erzherzog  Leopold’ s.  Alle  diese  Erzbilder  zierten  einst 


47)  Statth.-Arch.  Cop.-  u.  Raitb. 

48)  Eine  schwache  Abbildung  bei  Herrgott,  Taphographia  etc.  Tab.  59. 

49)  Statth.-Arch.  Cop.-B.  Schönherr:  Meister  Hans  Radolt  und  das  Grabmal 
Friedericlis  mit  der  leeren  Tasche  und  Erzherzogs  Sigismund.  Arch.  tür  tir.  Gesch. 
1.  S.  80.  Die  erwähnten  in  Eisen  getriebenen  Reliefs  kamen  vor  mehreren  Jahren 
in  die  Hände  eines  Schlossers  zu  Innsbruck  und  schliesslich  durch  einen  Antiquar 
in’s  Ausland.  Das  Hauptbild  stellte  das  Abendmahl,  ein  Seitenbild  die  Jünger  von 
Emaus  und  das  andere  das  Wunder  von  Seefeld  dar. 


42 


Scliönherr: 


den  1624  erweiterten  und  verschönerten  Hofgarten,  wo  das  auf  seinen 
leichten  Hinterfüssen  sich  bäumende  Pferd  des  Reiterstandbildes  aul 
einen  säulenförmigen,  schmalen  Sockel  gestellt,  eine  fast  schwindelnde 
Wirkung  auf  den  Beschauer  ausgeübt  haben  soll 5Ü). 

Das  bedeutsamste  Werk  dieses  kunstsinnigen  tiroler  Landesfürsten 
bleibt  aber  immer  die  im  Renaissancestyl  grossartig  angelegte  Drei- 
faltigkeitskirche zu  Innsbruck,  welche  noch  kein  Architect  und  kein 
Kunsthistoriker  ohne  Bewunderung  ihrer  schönen  Verhältnisse,  ihres 
kühnen  Kuppelbaues  und  ihrer  bis  auf  die  kleinsten  Details  tadellosen 
Erhaltung  verlassen  hat. 

Aber  nicht  bloss  Architecten  und  Erzgiesser,  sondern  auch  Maler 
und  Kupferstecher  fanden  bei  Erzherzog  Leopold  Ehre  und  Gewinn. 
Der  Kupferstecher  Johann  Sadeler  hatte  um  1629  in  Innsbruck  stän- 
digen Aufenthalt51).  Auf  dem  Gebiete  des  Kunsthand werks  blühte 
namentlich  die  Zinngiesserei,  die  hier  schon  lange  Tüchtiges  leistete. 

Neben  allgemeinen  Bestrebungen  für  die  Kunst  hatte  fast  jeder 
unserer  tirolischen  Landesfürsten  noch  eine  besondere  Liebhaberei  für 
gewisse  Kunstproducte.  Der  Burgenbauer  Erzherzog  Sigmund  sammelte 
mit  Vorliebe  kunstreiche  Pokale,  Kaiser  Maximilian  I.  Familien-  und 
andere  Portraite,  Erzherzog  Ferdinand  Rüstungen,  Erzherzog  Leopold 
aber  Gemälde  berühmter  Meister.  Als  der  Churfürst  Johann  Georg  von 
Sachsen  den  an  seinem  Hofe  weilenden  Erzherzog  einlud,  aus  seinen 
Kunst-  und  Alterthumsschätzen  ein  Andenken  zu  wählen,  griff  er  nach 
einem  Gemälde  von  Lucas  Kranach 52).  Die  Wohnung  Erzherzogs  Leo- 
pold glich  einer  Gemäldegallerie.  Darin  hingen  die  berühmten,  von 
Titian  gemalten  Habsburgischen  Familienportraite  53)  und  andere  Werke 
berühmter  Meister,  so  namentlich  von  Breughel,  Bassano,  Roland  Sa- 
very  und  Palma54).  Die  »lange  Galleria«,  erzählt  Zeiler,  war  »durchaus 
schön  gemalt«  und  mit  glasirten  und  gebrannten  Steinen  in  weisser, 
gelber  und  blauer  Farbe  gepflastert.  Zwischen  den  Fenstern  hingen 
36  schöne  Damenportraits,  Kniestücke  in  Lebensgrösse.  Obenher  waren 
»eingefasste  Conpartimenti«  mit  75  in  Oel  gemalten  Emblemen,  die  des 


50)  Abbildungen  in  der  Bibliothek  des  Ferdinandeums  in  Innsbruck. 

51)  Statth.-Arch.  Raitb.  1629. 

52)  Von  Leopold’s  Sohne,  Erzh.  Ferdinand  Karl,  der  Pfarrkirche  von  Innsbruck 
geschenkt,  in  welcher  es  sich  noch  befindet. 

53)  Stephanus  Pighius,  Hercules  prodicius  p.  158.  Primisser:  Amr.  Sammlg. 
1819.  S.  33. 

5<)  Beschreibung  der  gefürsteten  Grafschaft  Tyrol  etc.  Augsburg  1703.  S.  115. 
M.  Zeiler:  Itin.  germ.  Ulm  1662.  S.  521.  Zeiler  war  1629  selbst  in  Innsbruck. 
Primisser,  Amras.  21. 


Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architect. 


43 


Menschen  »Complexion  und  Inclination«  von  der  Wiege  bis  zum  Grabe 
darstellten.  Ein  kleinerer  Saal  »hänget  und  leinet  auch  voller  Malerei«. 
In  einem  dritten  Zimmer  prangt  »ein  grosser  Orpheus«,  auf  Leinwand 
gemalt , mit  allerlei  lebensgross  konterfeiten  Vögeln  und  Thieren  in 
grosser  Anzahl,  eine  grosse  Altartafel  und  etliche  andere  Bilder.  Im 
»Schatzgewölbe«  des  Erzherzogs  »hangen  allerlei  Gemälde  und  Tafeln 
von  Oelfarben  und  Miniatur  von  unterschiedlichen  Meistern,  auf  Lein- 
wand, auch  auf  florentiner  Stein,  Agath,  romanischen  Alabaster  und 
Lapis  Lazuli  gemalt.«  Und  doch  scheinen  die  Gemälde  dieses  Ge- 
maches nur  den  Hintergrund  anderer  Kunstschätze  gebildet  zu  haben. 
Hier  stand  nämlich  unter  andern  ein  metallenes  Grucifix  von  Johann 
von  Bologna  und  eine  Gopie  desselben  in  Silber,  eine  ganze  Rüstung, 
in  Silber  getrieben,  eine  zweite,  persische,  mit  Türkisen  und  Rubinen 
besetzt,  eine  Galeere  von  Krystall,  in  Gold  gefasst  u.  s.  w.  Auch  an 
den  Wänden  der  mit  den  kostbarsten  Schätzen  gefüllten  Kunstkammer 
»hanget  es  voller  grosser  und  kleiner  gemalter  Täfelein  von  Miniatur 
und  in  Oelfarben«.  Der  grosse,  50  Schritte  lange  Saal,  an  welchen 
die  sechs  Paradeiszimmer  stossen,  ist  gemalt  und  mit  Bildern  aus  dem 
Leben  des  Herkules  geschmückt. 

Welchen  Einfluss  die  Gattin  des  Erzherzogs,  die  Medizäerin  Claudia, 
auf  seine  Kunstbestrebungen  genommen,  ist  nicht  bekannt.  Ihm  gebührt 
jedenfalls  die  von  Nigrinus  ausgesprochene  Anerkennung,  dass  er  »vor 
und  mitten  unter  den  Kriegstroublen  seine  sonderbare  Liebe  zu  den 
Künsten  höchst  preislich  hervorblicken  liess 55). 

Mit  Erzherzog  Leopold  schliesst  die  Reihe  der  kunstbegeisterten 
Habsburger  in  Tirol.  Seine  zwei  Söhne,  welche  beide  jung  starben 
und  mit  denen  die  tirolische  Linie  1665  erlosch,  hatten  weder  die 
schöpferische  noch  die  sammelnde  Kunstliebe  ihrer  erlauchten  Ahnen. 
Ferdinand  Karl  schwärmte  nur  für  Schauspiele  und  Gonzerte,  zu  deren 
Aufführung  er  zwei  Theater  nacheinander  baute56),  Sigmund  Franz  aber 
scheint,  wie  aus  seiner  Gorrespondenz  mit  Kaiser  Leopold  hervorgeht, 
für  die  Tonkunst  allein  sich  interessirt  zu  haben. 

Nach  der  unmittelbaren  Vereinigung  Tirols  mit  Oesterreich  con- 
centrirte  sich  auch  das  Kunstleben  mehr  und  mehr  im  Herzen  des 
Reichs  und  nur  hie  und  da  fühlte  man  auch  in  dem  entfernten  Gliede 
desselben  seinen  Pulsschlag.  Allmählich  verblasste  aber  auch  in  der 


&5)  Nigrinus,  Tyrol.  S.  402. 

56)  Das  eine  derselben  musste  dem  gegenwärtigen  Platz  machen,  das  andere, 
welches  für  die  hiesigen  Verhältnisse  viel  zu  gross  ausgefallen  war,  wird  heute  als 
Reitschule  benutzt. 


44 


Schönherr:  Erzherzog  Ferdinand  von  Tirol  als  Architect. 


Residenz  selbst  der  goldene  Stern  der  Kunst,  welcher  durch  Jahrhun- 
derte über  Oesterreichs  Königreichen  und  Ländern  geglänzt.  Maria 
Theresia  liess  zwar  ihren  talentvollen  Kindern  sorgfältigen  Unterricht 
im  Zeichnen  und  Malen  ertheilen,  von  drei  Erzherzoginnen  existiren  noch 
reizende  Radirungen  und  geätzte  Blätter57),  der  grossen  Kaiserin  ver- 
dankt auch  Innsbruck  zwei  bedeutende  Bauwerke,  die  Triumphpforte 
und  die  neue  Burg.  Von  nun  an  ging  es  aber  mit  Riesenschritten 
abwärts,  bis  endlich  die  Kriege  mit  Frankreich  hier  wie  überall  den 
Sinn  für  die  Kunst  erstarrten  und  ertödteten.  Der  edle  Sinn,  den 
hundertjährige  Kämpfe  mit  den  Türken  nicht  zu  schmälern  vermochten, 
ging  unter  im  Kriege  mit  der  »grossen  Nation«. 

Innsbruck.  Dr.  David  Schönherr. 


57)  Kupferstichsammlung  des  Grafen  von  Enzenberg  in  Innsbruck. 


Ueber  die  unter  dem  Namen  Albrechts  des  Beherzten 
vorhandenen  Bildnisse. 


Eine  Granachstudie  von  W.  Rossmann. 

Als  gegen  Ende  des  Jahres  1873  in  Dresden  das  Modell  für  die 
im  Burghofe  in  Meissen  zu  errichtende  Statue  Albrechts  des  Beherzten 
öffentlich  ausgestellt  war,  führten  die  Brüder  Julius  und  Albert  Erb- 
stein, Beide  als  gelehrte  Numismatiker  bekannt,  in  einer  Broschüre  über 
»das  wahre  Bildniss  Albrechts  des  Beherzten»1)  den  Beweis,  dass  der 
Künstler  einem  weitverbreiteten  Irrthume  folgend  dasselbe  nach  einer 
falschen  Vorlage  gearbeitet  habe,  und  wiesen  das  richtige  Porträt  in 
Nr.  1720  der  Dresdener  Gemäldegalerie  nach.  Dieses  verdienstliche 
Schriftchen,  dessen  nächster  praktischer  Zweck  nur  die  Vergleichung 
einiger  weniger  Porträts  verlangte,  wurde  mir  Veranlassung,  die  ganze 
Reihe  der  unter  Albrechts  Namen  vorhandenen  künstlerisch  zum  Theil 
sehr  bedeutenden  Bildnisse , in  Bezug  auf  welche  in  der  betreffenden 
Literatur  eine  grosse  Unsicherheit  und  Verwirrung  herrscht,  einer  kri- 
tischen Betrachtung  zu  unterziehen,  und  da  die  Resultate  sowohl  wegen 
der  dargestellten  Persönlichkeiten  als  wegen  des  Künstlers,  der  in  erster 
Reihe  bei  der  Frage  betheiligt  ist,  das  Interesse  der  Forscher  bean- 
spruchen, so  lege  ich  dieselben  im  Folgenden  vor. 

Die  Bildnisse,  welche  ich  untersucht  habe  und  die  in  Inventarien 
und  Katalogen  oder  in  kunstwissenschaftlichen  und  historischen  Werken 
für  die  Persönlichkeit  des  Herzogs  Al  brecht  in  Anspruch  genommen 
werden,  gruppiren  sich  nach  vier  Typen,  die  so  wesentlich  von  ein- 


»)  Das  wahre  Bildniss  Albrechts  des  Beherzten,  Herzogs  zu  Sachsen,  Guber- 
nators von  Friesland.  Zur  Verhütung  der  Errichtung  eines  falschen  Standbildes 
nachgewiesen  von  Julius  und  Albert  Erbstein,  Doctoren  der  Hechte  u.  s.  w. 
Dresden  1873.  Im  Verlage  der  Verfasser.  15  Seiten. 


46 


Rossmann:  Ueber  die  unter  dem  Namen 


ander  ab  weichen,  dass  die  Verschiedenheiten  weder  aus  einer  Differenz 
im  Lebensalter  der  dargestellten  Person,  noch  aus  der  individuellen 
Auffassung  der  darstellenden  Künstler  erklärt  werden  können.  Zwei 
dieser  Typen  sind  nur  durch  je  ein  Porträt  vertreten;  die  beiden  an- 
deren kommen  in  verschiedener  Art  und  Weise  der  Ausführung,  auf 
Münzen , Medaillen  und  Metallplatten , auf  Oelgemälden , Kupferstichen 
und  Holzschnitten,  und  zum  Theil  in  mannichfachen  Variationen  und 
Repliken  vor. 


Erster  Typus. 

Das  hiervon  vorhandene  einzige  Bildniss  ist  ein  Oelgemälde  im 
K.  Historischen  Museum  zu  Dresden  und  stellt  eine  lebensgrosse  stehende 
Figur  im  Bräutigarasschmuck  vor.  'Von  Holz  auf  Leinwand  übertragen. 
H.  1,84;  Br.  0,83.  Es  gehört  ein  Gegenstück  dazu,  welches  eine  reich- 
gekleidete fürstliche  Braut  darstellt. 

Im  Inventar  wird  dieses  Bild  unter  Nr.  92  bezeichnet  als:  »Herzog 
Albertus  Animosus  in  ganzem  Stande,  auf  dem  Haupte  einen  Kranz, 
in  den  Händen  ein  Schwert,  welches  er  ausziehen  will;  zur  Seite  ein 
grosser  Hund.  — Von  Lucas  Granach  gemalt.«  Das  Pendant,  Nr.  93, 
wird  auf  die  Prinzessin  Zedena  oder  Sidonia  von  Böhmen,  die  Gemahlin 
Albrechts,  bezogen.  V.  Quandt  in  seinen  Andeutungen  für  Beschauer 
des  historischen  Museums  (1834,  S.  17)  tritt  der  Benennung  des  In- 
ventars bei.  In  v.  Langenn,  Herzog  Albrecht  der  Beherzte  (1838, 
S.  407),  heisst  es:  »Diess  malte  Granach  nach  einem  anderen  Bilde 
(wenn  Albrecht  hier  als  Bräutigam  erscheint,  des  Kranzes  wegen)  oder 
nach  der  Natur,  jedoch  in  späterer  Zeit,  und  also  verjüngt.  Man 
zweifelt  daher  wohl  auch  daran,  dass  diese  Bilder  ächte  Granach’s 
sind.  Das  Malerzeichen  Granach’s  aber  befindet  sich  im  Hintergründe 
von  Sidonien’s  Bild  mit  der  Jahrzahl  1514.  Daher  wahrscheinlich,  dass 
Granach  beide  Bilder  nach  dem  Tode  Albrechts  und  seiner  Gemahlin 
fertigte.«  Schuchardt  in  seinem  Lucas  Granach  (1851,  II,  S.  55)  be- 
zeichnet das  Bild  einfach  als  ein  Porträt  Albrechts  von  Granach’s  Hand, 
ohne  sich  auf  die  in  dem  vorigen  Werke  berührten,  aber  nicht  eben 
mit  sonderlicher  Klarheit  entwickelten  Schwierigkeiten  einzulassen. 
Ebenso  Parthey  im  deutschen  Bildersaal  (I,  S.  693  ; Nr.  266). 

Das  hier  besprochene  Bild,  welches  mit  seinem  Pendant,  dem  an- 
geblichen Porträt  der  Herzogin  Sidonie,  zusammen  zu  betrachten  ist, 
kann  aber  den  Herzog  Albrecht,  ganz  abgesehen  von  der  Frage  nach 
dem  Urheber,  aus  zwei  entscheidenden  Gründen  nicht  darstellen. 
Erstens  trägt  die  Gestalt  den  Pluderanzug  oder  das  sogenannte  »zer- 
hauene Kleid«,  welches  vor  dem  sechzehnten  Jahrhundert  ebenso  wenig 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


47 


vorkommt,  wie  Kopfputz  und  Gewand  der  weiblichen  Figur,  und  zwei- 
tens ist  der  Mann,  welcher  hier  in  seinem  Hochzeitsanzuge  dargestellt 
ist,  etwa  40  Jahre  alt,  wie  Ein  Blick  auf  das  festgeformte  durchgear- 
beitete Antlitz  zeigt,  während  Herzog  Albrecht  bei  seiner  Vermählung 
im  Jahre  1464  erst  21  Jahre  zählte. 

Vergleicht  man  aber  ferner  mit  dem  Lebensalter  des  Originals 
dasjenige  des  Malers,  der  es  darstellte,  so  ergibt  sich  ein  weiterer  Be- 
weis gegen  die  oben  angeführte  Benennung.  Ueber  den  Maler  aber 
kann  vor  dem  Bilde  kein  Zweifel  bestehen:  es  ist  Cranach.  Man  hat 
seine  Zeichnungs weise , seinen  Vortrag  und,  auf  dem  Pendant,  seine 
Signatur.  Eine  Fälschung  der  letzteren  anzunehmen,  wozu  man  denn 
auch  durch  gar  nichts  gedrängt  wird,  ist  um  so  weniger  zulässig,  als 
das  Bild  ununterbrochen  im  Besitze  der  fürstlichen  Familie  gewesen  ist. 
Nun  aber  war  Cranach  noch  nicht  geboren , als  Herzog  Albrecht  sich 
vermählte,  und  als  Dieser  40  Jahre  alt  war,  das  heisst  so  alt,  wie  der 
auf  dem  Bilde  Dargestellte  (wenn  man  etwa  v.  Langen  n’s  wunderliche 
Idee  gelten  lassen  will,  er  habe  sich  beinahe  20  Jahre  nach  der  Trau- 
ung im  Hochzeitskleide  malen  lassen),  hatte  Jener  erst  ein  Alter  von 
11  Jahren.  Gegen  die  Annahme  schliesslich,  das  Bild  sei  eine  nach 
älterer  Vorlage  gemalte  Copie,  spricht  sowohl  die  freie  Pinselführung 
und  der  transparente  Ton,  wie  namentlich  die  kecke  Art  der  durch- 
gewachsenen Bleistiftstriche.  Cranach  hat  dies  Porträt  im  Jahre  1514 
nach  dem  Leben  gemalt,  daran  kann  kein  unbefangener  Betrachter 
zweifeln , und  eben  desshalb  kann  es  Albrecht  den  Beherzten , der  im 
Jahre  1500  gestorben  ist,  nicht  darstellen. 

Die  Brüder  Erbstein  haben  übrigens  (S.  10  ff.)  schon  wahrschein- 
lich gemacht,  dass  dies  Bild  dem  Sohne  Albrechts,  Heinrich  dem  From- 
men, angehöre,  wie  das  Pendant  der  Gemahlin  desselben,  der  Prinzessin 
Katharina  von  Mecklenburg.  Sie  machen  darauf  aufmerksam,  dass  auf 
dem  Siegelringe  des  Fürsten  die  Buchstaben  H.  H.  Z.  S.  zu  lesen  seien 
(wobei  nach  genauer  Untersuchung  zu  bestätigen,  dass  der  zweite  von 
ihnen  nicht  ganz  deutlich  erkannte  Buchstabe  in  der  That  auch  ein 
H ist)  und  interpretiren  dieselben  richtig:  Heinrich  Herzog  Zu  Sachsen. 
Ferner  finden  sie  im  Schmuck  der  Braut  die  Buchstaben  H und  K 
angebracht,  welche  wohl  nur  Heinrich  und  Katharina  bedeuten  können. 
Diesen  Wahrnehmungen  füge  ich  die.  folgenden  hinzu,  durch  welche 
dieselben  des  Weiteren  bestätigt  werden.  An  dem  Halsschmucke  des 
Fürsten  ist  zwischen  zwei  verschlungenen  Händen  in  ähnlicher  Weise 
wie  bei  dem  der  Prinzessin  ein  Buchstabe,  nämlich  ein  K angebracht, 
auf  dem  Brustlatz  der  Letzteren  zeigt  sich , von  Perlen  gebildet , in 
häufiger  ornamentaler  Wiederholung  ein  gothisches  M,  der  Anfangs- 


48 


Rossmann:  Ueher  die  unter  dem  Namen 


buchstabe  von  Mecklenburg.  Alle  diese  Einzelnheiten , deren  Bedeut- 
samkeit auf  der  Hand  liegen , passen  in  ihrer  Verbindung  in  jener 
ganzen  Zeit  nur  auf  die  bezeichneten  Persönlichkeiten;  auf  Albrecht 
und  Sidonie  aber,  wie  man  sieht,  in  keiner  Weise. 

Auch  das  Alter,  welches  der  Maler  den  Gestalten  gegeben  hat,  ist 
eben  dasjenige,  welches  Heinrich  und  Katharina  im  Zeitpunkte  ihrer 
Vermählung  erreicht  hatten : er  war  etwa  40  Jahre  alt,  sie  35.  Ebenso 
zeigt  der  Anzug  des  Pürsten  dieselben  Farben,  in  welche  der  Herzog 
Heinrich  nach  Georg  Spalatin’s  Erzählung  (Mencken  Script.  Rer.  Germ. 
II,  2147)  bei  seiner  Vermählung  im  Jahr  1512  sein  Gefolge  kleidete: 
»Die  Hauptfarbe  der  Kleidung  ist  gewesen  gehl  und  roth,  die  Beyfarben 
grün,  braun  und  weiss,  alles  unterschattenlich  verstickt.«  Auch  das 
auffallend  reich  mit  Perlen  besetzte  Gewand  der  Fürstin  dürfte  in  seiner 
hier  allerdings  minder  bestimmten  Beschreibung  wieder  zu  erkennen 
sein:  »Die  Braut  hat  einen  gantzen  Perlen  gestickten  Rock  mit  viel 
anderer  Köstligkeit,  wie  einer  Fürstin  ziemlich,  geschmückt  gehabt.« 

Es  scheint  kein  gleichzeitiges  Bildniss  Heinrichs  zu  geben,  durch 
welches  das  vorliegende  für  den  Augenschein  ohne  Weiteres  bestätigt 
werden  könnte;  aber  selbst  aus  der  Medaille  vom  Jahr  1539  (im  K. 
Münzcabinet  zu  Dresden)  lässt  sich  die  Identität  der  Persönlichkeit  noch 
deutlich  ersehen.  Mit  dem  Porträt  der  Fürstin  aber  darf  man  nur  das 
ächte  Bildniss  der  Herzogin  Sidonie  auf  ihrem  Grabe  zu  Meissen  und 
das  damit  übereinstimmende  in  dem  sogenannten  Granachstammbuchc 
auf  der  Oeffentl.  Bibliothek  zu  Dresden  (»Sächfsisches  Stammbuch  mit 
gemahlten  Figuren«)  vergleichen,  um  sofort  zu  erkennen,  dass  dasselbe 
den  Namen  Sidoniens  mit  Unrecht  trägt. 

Den  hier  aufgeführten  Momenten  steht  nun  der  Ausspruch  so  ver- 
dienter Forscher  wie  v.  Quandt,  v.  Langenn  und  Schucharclt  gegen- 
über; aber  es  wird  sich  im  Folgenden  herausstellen , dass  ihr  Urtheil 
in  einer  Frage,  wie  die  vorliegende,  ein  incompetentes  war.  Die  beiden 
Ersteren  haben,  wie  nachgewiesen  werden  wird,  die  disparatesten  Por- 
träts für  identisch  angesehen,  der  Letztere  hat  die  Identität  vollkommen 
gleichartiger  Bildnisse  nicht  zu  erkennen  vermocht.  Parthey  aber  hat 
sich  diesen  seinen  Vorgängern  ohne  alle  eigene  Kritik  angeschlossen. 

Wie  man  indessen  bei  oberflächlicher  Betrachtung  dazu  kommen 
konnte,  unser  Bild  dem  Herzoge  Albrecht  zuzuschreiben,  ist  immerhin 
zu  begreifen.  Georg  der  Bärtige  und  Kurfürst  Moritz,  auf  welche  das 
Kostüm  führen  konnte , waren  durch  mehrfache  Porträts  zu  bekannt, 
um  dafür  in  Betracht  kommen  zu  können;  das  früher  im  Rathhause, 
jetzt  in  der  Gemäldegalerie  zu  Dresden  befindliche  Porträt  Heinrichs 
des  Frommen  aber  zeigt  neben  mächtigem  Bartwuchs  einen  so  anderen 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


49 


Haarschnitt , eine  so  andere  1 rächt , dass  in  der  That  eine  sorgfältige 
Vergleichung  dazu  gehört,  um  das  vorliegende  Bild  derselben  Persön- 
lichkeit zuzuschreiben,  und  da  man  nun  des  Kostüms  wegen  unter 
Moritz  nicht  wohl  herabgehen  konnte,  so  griff  man  über  Georg  und 
Heinrich  auf  Albrecht  zurück.  Eine  so  bedeutsame  Persönlichkeit  bildet 
ohnehin  einen  natürlichen  Anziehungspunkt  wie  für  herrenlose  Anek- 
doten so  für  räthselhafte  und  schwer  zu  bestimmende  Bilder. 

Zweiter  Typus. 

Hierher  gehört  nur  Ein  Oelgemälde  im  Museum  des  Alterthums- 
vereins zu  Dresden.  Es  stellt  einen  jungen  Mann  mit  gekräuseltem 
Haar  im  Alter  von  etwa  20  Jahren  dar,  der  seine  Braut  umfängt  und 
ihr  den  Verlobungsring  an  den  Finger  steckt.  Auf  Lindenholz.  H 0 65- 
Br.  0,46. 

Im  Inventare  heisst  es  davon  unter  Nr.  101 : »Bild  von  Lucas 
Granach  mit  zwei  Brustbildern , angeblich  Herzog  Albrecht  mit  seiner 
Braut  Sidonia,  um  1500,  aus  dem  Schloss  Kahlitz« ; und  im  Führer 
von  F.  L.  Bösigk,  S.  77:  »ein  interessantes,  früher  im  Schlosse  zu 
Stolpen  befindliches  Gemälde  von  Lucas  Granach  dem  Aeltern , oder 
wenigstens  ein  gutes  Bild  der  Schule  desselben,  welches  die  Verlobung 
des  Herzogs  Albrecht  des  Beherzten  mit  der  böhmischen  Königstochter 
Sidonie  darstellt,  leider  aber  an  vielen  Stellen  beschädigt  ist.« 

Auch  dieses  Bild,  welches  offenbar  nach  dem  Leben  gemalt  ist, 
ist  nicht  als  ein  Porträt  des  Herzogs  Albrecht  anzuerkennen.  Zunächst 
schon  desshalb  nicht,  weil  es  ein  Oelbild  ist  und  in  jener  Zeit,  als  der 
Herzog  sich  verlobte,  im  Jahre  1459,  in  Deutschland  noch  nicht  in 
Otl  gemalt  wurde.  Aber  auch  alle  übrigen  Umstände  stimmen  nicht 
zu.  Hei  zog  Albrecht  war  bei  seiner  Verlobung  16  Jahre  alt,  während 
der  hier  dargestellte  Fürst  deren  mindestens  20  zählt.  Doch  wenn  man 
sich  über  diese  Differenz  auch  täuschen  sollte,  so  ist  dies  nicht  wohl 
möglich  in  Betreff  des  Altersunterschiedes  zwischen  der  hier  dargestellten 
Braut  und  der  Prinzessin  Sidonie  zur  Zeit  ihrer  Verlobung.  Diese  war 
damals  erst  10  Jahre  alt,  während  der  Prinzessin  im  Bilde  wohl  18 
zuzuschreiben  sind.  Ferner  wurde  für  den  Herzog  Albrecht  zu  seiner 
Verlobung  (in  den  Acten  als  Vermählung  bezeichnet,  was  jedoch  von 
Beilager  wohl  zu  unterscheiden  ist)  in  Nürnberg  »ein  Sammet,  von 
Silber  wohl  mussiret«  gekauft  (v.  Langenn  S.  41).  Dieses  Gewand 
würde  hier  statt  des  unscheinbaren  dunklen  erscheinen,  wenn  das  Bild 
den  Herzog  Albrecht  vorstellte.  Sodann  gehören  die  roth  ausgeschla- 
gene,  geschlitzte  und  mit  Nesteln  versehene  Kopfbedeckung,  sowie  der 
geschlitzte  Kragen  des  Ueberwurfs  ausschliesslich  dem  ersten  Viertel  des 


50 


Rossmann:  Ueber  die  unter  dem  Namen 


16.  Jahrhunderts  an  (Hefner-Alteneck , Trachten,  III,  PI.  142),  und 
dasselbe  gilt  von  den  Puffenärmeln  der  Braut,  von  ihrem  Kopfputz  und 
von  der  goldenen  gewundenen  Kette,  welche  sie  trägt.  (Hefner-Alteneck 
1.  c.  Weiss,  Kostümkunde  vom  14.  Jahrh.  an,  I,  S.  620  ff.)  Ebenso 
entspricht  das  kurzgekräuselte  Haar  des  Prinzen  der  Mode  vom  Anfänge 
des  16.  Jahrhunderts;  um  1459  trugen  die  Männer  das  Haar  lang,  ja 
jüngere  Leute  weit  herabwallend.  Schliesslich  soll  nicht  unerwähnt 
gelassen  werden,  dass  der  Ausdruck  von  Verliebtheit  und  Vertraulich- 
keit, den  der  Maler  erstrebte,  gar  nicht  zu  den  Umständen  passt,  unter 
welchen  Albrechts  Verlobung  zu  Stande  kam,  die  ein  politisches  Ge- 
schäft war,  welches  für  ihn  in  seinen  unmündigen  Jahren  vollzogen 
wurde. 

Betreffs  der  positiven  Bestimmung  des  Bildes  geben  die  Barettform 
beim  Prinzen  und  die  Decollcttirung  der  Prinzessin  die  Grenzen  an, 
innerhalb  deren  das  Paar  zu  suchen  ist:  beides  verschwindet  in  den 
zwanziger  Jahren  des  16.  Jahrhunderts.  Und  nimmt  man  nun  alle 
oben  angeführten  Merkmale  von  ihrer  positiven  Seite  zusammen,  so 
wird  man  auf  den  Herzog  Johannes,  den  Sohn  Georgs  des  Bärtigen, 
geführt,  welcher  sich  am  7.  Juni  1519,  21  Jahre  alt,  mit  der  Prinzessin 
Elisabeth  von  Hessen  vermählte.  Ich  stehe  nicht  an,  das  leider  sehr 
beschädigte  Doppelporträt  dem  Lucas  Granach  zuzutheilen. 

Man  wird  auch  finden,  dass  die  Bilder,  welche  man  von  diesem 
Paare  in  dem  schon  erwähnten  Cranachstammbuclie  vom  Jahre  1532 
besitzt,  mit  den  vorliegenden,  den  Unterschied  der  Jahre  in  Bechnung 
gezogen,  entschiedene  Aehnlichkeit  haben.  Und  dazu  kommt  endlich, 
dass  sich  auf  einer  freilich  minder  charakteristischen  Darstellung  des 
Herzogs  aus  etwas  jüngeren  Jahren , weiche  sich  unterhalb  der  eben 
genannten  befindet,  wie  auf  dem  Oelbilde  das  Barett  in  Roth  und 
Schwarz  zeigt,  welches  die  Farben  des  Prinzen  gewesen  zu  sein  scheinen. 

Die  falsche  Benennung  des  hier  besprochenen  Gemäldes  ist  aut 
eine  im  Jahr  1843  stattgehabte  Sitzung  einer  Commission  des  Alter- 
thumsvereins  zurückzuführen,  welche  ein  Inventar  des  Museums  auf- 
nahm  und  dabei  das  Doppelporträt  ohne  Angabe  der  Gründe  bestimmte. 
Dieselbe  wird  sich  bei  ihrem  Urtheilc  auf  eine  gewisse,  durch  die  gleich- 
artige Haartracht  verstärkte  Familienähnlichkeit  gestützt  haben,  welche 
zwischen  diesem  Porträt  und  dem  an  erster  Stelle  besprochenen  besteht; 
sie  übersah  aber  dabei  den  starken  Unterschied  im  Bau  der  beiden 
Gestalten  und  licss  überdies  den  Umstand  unberücksichtigt,  dass,  da 
für  das  eine  Bild  der  Moment  der  Verlobung,  für  das  andere  der  der 
Vermählung  gewählt  ist,  das  Alter  der  dargestelltcn  Personen  auf  den- 
selben nahezu  hätte  übereinstimmen  müssen. 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


51 


Dritter  Typus. 

1.  Hier  ist  zunächst  ein  Oelgemälde  im  Besitze  der  Königin  Wittwe 
Maria  von  Sachsen  aufzuführen:  das  Brustbild  eines  Mannes  mit  Unter- 
bart in  Pelzschaube  mit  der  Golddrahthaube  auf  dem  Haupte,  der 
nach  rechts  vom  Beschauer  sieht  und  seine  rechte  Hand  auf  eine  Brü- 
stung stützt.  Bezeichnet  mit  Cranach’s  Monogramm  ohne  Jahreszahl. 
Auf  Eichenholz.  H.  0,555;  Br.  0,36. 

Auf  der  Bück seite  steht  von  einer  Hand  dieses  Jahrhunderts  ge- 
schrieben : »Albrecht  der  Beherzte , reg:  Herzog  zu  Sachsen,  geb: 
27.  Juli  1443  f 12.  Sept.  1500.«  V.  Langenn  (S.  407)  schreibt  da- 
von: »Gewiss  ist,  dass  Cranach  ein  Bild  Albrechts,  jetzt  in  der  Sonder- 
sammlung des  Königs  von  Sachsen  befindlich,  malte;  und  auch  später, 
nach  Albrechts  Tode,  ihn  durch  Zeichnung  und  Kupferstich  verewigte.« 
Schuchardt  (II,  S.  54,  Nr.  287 — 289)  führt  das  Bild  mit  zwei  daneben 
hängenden  an  dritter  Stelle  auf  und  bemerkt  dazu:  »Drei  gute  Cra- 
nach’sche  Brustbilder  in  natürlicher  Grösse,  von  denen  ich  die  beiden 
letzteren,  als  ich  sie  früher  sah,  nicht  benennen  und  auch  die  Namen 
nicht  erfahren  konnte.«  Ihm  folgt  Parthey.  (I,  S.  694,  Nr.  274.) 

Dieses  vortreffliche  Bild  darf  aber  aus  folgenden  Gründen  nicht 
für  Albrecht  den  Beherzten  in  Anspruch  genommen  werden.  Erstens 
ist  es  ein  unzweifelhaft  Cranach’sches  Werk  und,  wie  jeder  Pinselstrich 
verräth,  nach  dem  Leben  gemalt.  Vergleicht  man  nun  das  Alter  der 
dargestellten  Person  mit  den  aus  dem  Leben  des  Herzogs  bekannten 
Daten,  so  müsste  dieser,  der  im  Jahr  1443  geboren  worden,  etwa 
1488 — 1490  dazu  gesessen  haben.  Damals  aber  war  Cranach  erst  16 
bis  18  Jahre  alt  und  weit  davon  entfernt,  so  vorzügliche  Porträts  zu 
malen  und  zur  Ausübung  seiner  Kunst  an  fürstliche  Höfe  berufen  zu 
werden;  er  war  noch  in  der  Lehre  und  völlig  unbekannt.  Sodann 
tritt  die  Drahthaube,  wenn  sie  auch  in  vereinzelten  Beispielen  in  Süd- 
deutschland ganz  am  Ende  des  15.  Jahrhunderts  vorkommt,  in  Sachsen 
erst  im  16.  Jahrhundert  auf.  (Hefner-Alteneck  II,  S.  254.) 

Es  lässt  sich  aber  auch  der  positive  Beweis  führen,  dass  dieses 
Bild  den  Vetter  des  Herzogs,  Friedrich  den  Weisen,  in  der  Mitte  seiner 
vierziger  Jahre,  also  etwa  zwischen  1507,  in  welchem  Jahre  der  Kur- 
fürst das  bis  dahin  getragene  lange  Haar  kürzen  liess,  und  1510 
darstellt. 

Als  Beweismittel  ist  zunächst  das  neben  diesem  Bilde  hängende 
Porträt  Friedrichs  des  Weisen  heranzuziehen,  welches  ihn  in  dem  be- 
kannten späteren , in  so  zahlreichen  Cranach’schen  Conterfei’s  wieder- 
holten Typus  mit  der  Lutherkappe  zeigt.  Die  Identität  der  Originale 
ergibt  sich  sowohl  aus  der  Betrachtung  des  Gesichtsbaues , wobei 


52 


Rossmann:  üeber  die  unter  dem  Namen 


namentlich  Auge  und  Augenhöhle,  der  vorgeschobene  Mund  mit  der 
kurzen  Oberlippe , die  auffallende , gebaucht  hängende  Wange  und  dei 
überbaute  Unterkiefer  zu  vergleichen  sind , als  auch  aus  einer  Verglei- 
chung des  Kostüms.  Auf  beiden  Bildern  erscheint  dieselbe  (nicht  eine 
ähnliche,  sondern  dieselbe)  Pelzschaube  und  derselbe  Fingerring.  Auf 
dem  ersten  trägt  der  Fürst  vier  oder  fünf  Ringe,  nämlich  einen  grösse- 
ren mit  Smaragd  in  einer  zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  beliebten 
Fassung,  einen  kleineren  mit  Smaragd,  eineu  kleineien  mit  Rubin  und 
zwei  Reifen , die  möglicherweise  auch  nur  einen  einzigen  Ring  bilden. 
Auf  dem  zweiten  Bilde  trägt  er  noch,  und  zwar  an  der  anderen  Hand, 
den  ersten  grösseren  Ring ; ebenso  ist  der  Doppelreifen  vorhanden  und 
in  ganz  gleicher  Wbise  gemalt.  Schliesslich  stellt  das  Stück  Landschaft, 
welches  im  Hintergründe  sichtbar  wird , nichts  Anderes  dai  als  einen 
Theil  von  Wittenberg  in  der  von  Cranach  überlieferten  Form. 

Den  unwidersprechlichsten  Beweis  aber,  dass  das  hier  besprochene 
Bild  Friedrich  den  Weisen  darstellt,  liefern  dessen  mit  Umschrift  ver- 
sehene Münzen  aus  den  Jahren  1507  bis  1519.  Es  erhellt  ohne  Wei- 
teres, dass  die  auf  denselben  befindlichen,  sehr  gut  geschnittenen  Köpfe 
mit  unserem  Porträt  identisch  sind,  nur  dass  sie  im  Profil  stehen. 
Legt  man  diese  Münzen  in  chronologischer  Folge  neben  einander,  so 
wird  überdies  ersichtlich,  wie  aus  dem  Kopfe  unseres  Bildes  der  des 
andern  werden  konnte.  Die  Münzen  von  1514  und  1519,  welche  noch 
den  Haarwuchs  und  die  Kopfbedeckung  von  1507  zeigen,  bilden  in  den 
Gesichtszügen  den  entschiedenen  Uebergang  zu  dem  Kopfe  von  1522, 
welchem  Jahre  das  zur  Vergleichung  herangezogene  Bild  gehört.  In 
dieser  letzteren  Form  und  Tracht,  wie  sie  in  währender  Reformation 
und  unter  deren  Einflüsse  auftritt,  ist  Friedrichs  des  Weisen  Porträt 
dann  erst  allgemein  bekannt  geworden  und  bis  auf  den  heutigen  Tag 
populär  geblieben;  in  der  früheren,  die  in  den  veränderlichen  Theilen 
und  Zuthaten  so  verschieden  davon  ist,  hat  ihn  die  Literatur  nicht 
erkannt  und  beachtet. 

Dass  auch  Spezialforscher  wie  v.  Langenn  und  Schuchardt  sich 
über  das  Original  dieses  Porträts  täuschten,  ist  zwar  auffallend,  aber 
ihr  Urtheil  thut  der  Gültigkeit  des  Beweises  keinen  Abbruch.  Wie 
wenig  v.  Langenn  Porträts  zu  unterscheiden  vermochte,  geht  daraus 
hervor,  dass  er  das  Bildniss  im  historischen  Museum  und  das  eben  be- 
sprochene für  ein  und  dasselbe  Original  gelten  lassen  konnte;  und  wie 
unsicher  Schuchardt  im  Erkennen  des  Gleichartigen  war,  erhellt  dar- 
aus, dass  er  die  Identität  des  zuletzt  behandelten  Bildes  mit  den  gleich 
folgenden  Radirungen  übersah. 

Aus  der  Betrachtung  dieser  jetzt  zu  besprechenden  Radirungen 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


53 


wird  sich  noch  eine  weitere  Folge  von  Gründen  für  die  neue  Bestim- 
mung unseres  Bildes  ergeben. 

2.  Eine  Radirung  vom  Jahr  1510,  bekannt  unter  dem  Namen  der 
»beiden  sächsischen  Fürsten«.  Zwei  Fürsten  in  Halbfigur  stehen  unter 
einem  Bogenfenster,  hinter  einer  Brüstung.  Die  Gestalt  links  vom  Be- 
schauer, mit  kurzem  Haar  und  Unterbart,  trägt  eine  Drahthaube,  Pelz- 
schaube und  Kette;  in  den  Händen  hält  sie  einen  Rosenkranz.  Die 
andere  ist  barhäuptig,  hat  langes  lockiges  Haar,  Vollbart  und  trägt 
eine  doppelte  Schmuck  kette ; ihre  Hand  ruht  auf  der  Fensterbrüstung. 
Auf  dieser  liegt  in  der  Mitte  ein  Täfelchen  mit  Cranach’s  nach  rechts 
gewandter , geflügelter  Schlange  und  der  Jahreszahl  1510.  Links  am 
Fensterbogen  ist  das  Kurwappen,  rechts  das  sächsische  mit  dem 
Rautenkranze,  angebracht.  H.  4"  11'";  Br.  4"  4 ". 

Bartsch  (VII,  276,  Nr.  2)  bezeichnet  die  beiden  Figuren  als  Al- 
brecht  d.  B.  und  Heinrich  den  Frommen,  dessen  Sohn.  Heller  in  sei- 
nem Lucas  Granach  (S.  255 , Nr.  2)  folgt  ihm  im  Texte , fügt  aber 
S.  256  in  einer  Anmerkung  hinzu:  »Bartsch  ist  der  erste,  welcher  diese 
beiden  Fürsten  Albrecht  und  Heinrich  nennet,  dahingegen  viel  wahr- 
scheinlicher alle  andern,  besonders  die  sächsischen  Schriftsteller,  sie 
Friedrich  und  Johann  benennen.«  Gleichwohl  versucht  er  nicht,  die 
Sache  zur  Entscheidung  zu  bringen.  V.  Langenn  (S.  407)  benennt  die 
Porträts  wie  Bartsch. 

Die  beiden  Figuren  stellen,  wie  Schuchardt  (II,  185)  schon  richtig 
angibt,  ohne  die  Identität  der  einen  mit  dem  unter  voriger  Nummer 
besprochenen  Oelbilde  zu  erkennen,  unzweifelhaft  Friedrich  den  Weisen 
(links)  und  dessen  Bruder,  Johann  den  Beständigen,  dar,  was  auch 
Passavant  im  Peintre-graveur  (IV,  5)  gegen  Bartsch  anerkennt.  Die 
Radirung  bildete  nämlich,  wie  sowohl  Heller  als  Schuchardt  richtig 
anführen,  das  Titelblatt  zu  dem  Wittenberger  Heilthumbuche,  welches 
im  Jahr  1509  im  Druck  vollendet  wurde  (Panzer  Bibi.  1806.  I.  148. 
Nr.  1131.  Panzer  Annalen  I.  306.  Nr.  644).  Auf'  dem  im  Weimari- 
schen  Museum  befindlichen  Exemplare  des  Blattes  steht  auch  über  der 
Radirung  folgender  Titel  gedruckt:  »Dye  zaigung  des  hochlobwirdigen 
hailigthums  der  Stifftkirchen  aller  hailigen  zu  wittenburg«. 

An  der  Vermehrung  dieser  ihrer  eigenen  Kirche  angehörigen  Heilig- 
thümer  hatten  aber  die  beiden  Fürsten  Friedrich  und  Johann  ihre  be- 
sondere Freude,  und  auf  ihre  Veranlassung  geschah  es,  dass  dieselben, 
zum  Theil  durch  Granach,  gezeichnet  und  mit  erläuterndem  Texte  in 
Holzschnitt  herausgegeben  wurden,  wie  sich  denn  das  Originalmanuscript 
mit  den  Zeichnungen,  wenigstens  zum  grösseren  Theile,  im  S.-Ernesti- 
nischen  Gesammtarchive  zu  Weimar  befindet.  Man  kann  also  hier  gar 


54 


Rossmann:  Heber  die  unter  dein  Namen 


keine  andern  Porträts  erwarten , als  die  ihrigen , und  wenn  Albrecht, 
der  damals  übrigens  schon  10  Jahre  todt  war , zur  Zeit  der  Einheit 
der  sächsischen  Lande  allerdings  auch  eine  Beziehung  zur  Stiftskirche 
von  Wittenberg  hatte,  so  stand  doch  Heinrich  der  Fromme  ausser 
allem  Verhältniss  zu  derselben.  Jeder  noch  mögliche  Zweifel  wird  aber 
dadurch  gehoben  , dass  auf  dem  Bilde  das  Kurwappen  angebracht  ist, 
welches  bekanntlich  nach  dem  Kurfürsten  Ernst  Kurfürst  Friedrich  der 
Dritte,  der  Weise,  führte. 

Von  dessen  Bildnisse  darf  übrigens  nicht  unbemerkt  gelassen  wor- 
den , dass  es  gegen  das  Oelbild  unter  Nr.  1 eine  geringe  Abweichung 
im  Bau  der  Nase  zeigt,  während  ein  wohl  gleichzeitiger  Cranacli’ scher 
Holzschnitt  sich  ganz  genau  an  das  Oelporträt  anschliesst.  Diese  hier 
noch  unscheinbare  Differenz  ist  dann  durch  spätere  Kupferstecher 
ziemlich  beträchtlich  verstärkt  worden,  so  dass  mit  jeder  neuen  Repro- 
duction  die  Aehnlichkeit  mit  dem  Originale  mehr  und  mehr  ver- 
schwindet. 

Wie  wenig  aber  die  Autorität  bedeutete,  durch  welche  sich  Bartsch 
zum  Irrthum  verführen  liess,  wird  unter  Nr.  5 klar  werden. 

3.  Eine  Radirung,  unter  einem  Fensterbogen  dieselbe  Figur  einzeln 
darstellend , welche  auf  der  vorigen  links  steht  , nur  mit  dem  Unter- 
schiede, dass  hier  der  Rosenkranz  fehlt.  Auf  der  Fensterbrüstung  liegt 
ein  Täfelchen  mit  Cranach’s'  geflügelter  Schlange,  den  Buchstaben  L.  G. 
und  der  Jahreszahl  1509.  Oben  an  dem  Fensterbogen  sind  das  Kur- 
wappen und  das  sächsische  Wappen  angebracht.  H.  4"  8\'2"'.  Br. 
3"  3"'.  Verwandt  damit  sind  die  Radirungen  von  1510  (Heller  S.  380, 
Nr.  273  und  274).  H.  4 “ 8'“.  Br.  3"  T“. 

Heller  führt  die  Radirung  von  1509  S.  407  auf  als:  «II.  Brustbild 
Albrechts  des  Beherzten,  Herzogs  zu  Sachsen«;  bemerkt  aber  dazu 
S.  514:  »Wir  sind  bei  der  richtigen  Benennung  dieses  Bildnisses  in 
derselben  Ungewissheit , als  bei  dem  oben  S.  255 , Nr.  2 b beschrie- 
benen ; wir  folgen  hierin  v.  Bartsch , vermuthen  jedoch  mit  grösserer 
Gewissheit,  dass  es  das  Bildniss  des  Kurfürsten  Friedrichs  des  Weisen 
sei.  Sehr  angenehm  wäre  es  uns,  wenn  wir  von  gründlichen  säch- 
sischen Geschichtsforschern  darüber  Aufklärung  erhielten.«  Die  Radi- 
rungen von  1510  benennt  er  S.  380  ohne  Schwanken  richtig. 

Die  Bestimmung  dieser  Radirung  ist  durch  einen  Holzschnitt  ge- 
sichert, der  dieselbe  von  der  Gegenseite  wiedergibt.  Dieses  seltene 
Blatt  kommt  theils  einzeln  vor,  wie  im  Weimarischen  Museum,  welches 
ein  illuminirtes  Exemplar  besitzt,  theils  zusammengedruckt  mit  dem 
Porträt  Luthers  im  Augustinergewande  (Schuchardt  II,  302).  Einer 
dieser  seltenen  Bogen  befindet  sich  auf  der  Bibliothek  zu  Gotha  (Xylo- 


Alhrechts  des  Beherzten'  vorhandenen  Bildnisse. 


55 


graphica  Nr.  12,  Blatt  236  b).  Da  stehen  unter  dem  Bilde  des  Fürsten 
acht  Paar  gereimte  Zeilen,  welche  beginnen: 

»Hertzog  Friderich  bin  ichs  genant 
Ein  Edler  Fürst  in  Sachsen  landt,« 

und  zum  Schluss  die  Worte:  »Erraui  ficut  ouis  que  periit  etc.« 

Unter  dem  Bilde  Luthers  beginnt  die  Unterschrift:  »Der  Luther 
hayfs  ich,  das  ist  war.«  — Das  Blatt  ist  oben  mit  der  gedruckten 
Jahreszahl  1520  bezeichnet. 

Die  Radirung  von  1510  kehrt  ebenfalls  in  einem  Holzschnitte 
wieder,  welcher  sich  in  dem  Buche  »St.  Brigitten  Brüderschaft«  1513 
gedruckt  findet  und  ausdrücklich  als  Friedrich  III.  bezeichnet  ist. 
(Schuchardt  III,  251,  Nr.  164  a.)  Es  ist  der  Beschreibung  nach  der- 
selbe, welcher  auch  in  dem  Buche  »Die  Bruderschafft  sancte  Ursule« 
von  1513  vorkommt  (Panzer  Bibi.  I,  353),  das  ich  nicht  kenne. 

Mit  der  Jahreszahl  1510  ist  auch  ein  kleines  Oelbild  der  Gothai- 
schen.  Galerie,  Nr.  82,  bezeichnet.  H.  0,18.  Br.  0,15.  Im  Katalog 
wird  es  richtig  als  »Bildniss  des  Ghurfürsten  Friedrich  des  Weisen  von 
Sachsen,  mit  einem  Rosenkranz  in  der  Hand,  1510«  aufgeführt.  Der 
Urheber  dieses  Porträts,  welches  eine  unangenehme  Weichlichkeit  und 
Gedunsenheit  zeigt,  ist  nicht  bekannt;  Cranach  ist  es  keinesfalls. 
Wahrscheinlich  ist  es  viel  später  als  1510  nach  der  Radirung  dieses 
Jahres  gemalt;  Form  und  Gonstruction  der  Drahthaube  ist  wenigstens 
völlig  missverstanden.  Diesem  Bilde  sehr  nahe  verwandt  ist  ein  Oel- 
gemälde  im  Besitze  des  Herrp  Jens,  Sattler  zu  Schweinfurt , von  dem 
mir  nur  eine  Zeichnung  vorliegt.  Früher  befand  sich  dasselbe  in 
Gotha. 

4.  Ein  auf  der  Veste  Coburg  befindliches  Oelporträt,  welches  in 
Haltung  und  Ausdruck  identisch  ist  mit  dem  unter  Nr.  1 dieses  Typus 
angeführten,  nur  dass  die  dargestellte  Person  hier  die  Hände  betend 
zusammenlegt.  Auf  Holz.  H.  0,65.  Br.  0,49.  Dazu  als  Gegenstück 
ein  ähnliches  Bildniss  in  gleicher  Tracht  und  Haltung. 

Das  erste  Porträt  gilt,  nach  mündlicher  Nachricht,  auf  Bartsch ’s 
Autorität  als  dasjenige  Albrechts  des  Beherzten,  das  zweite  als  das 
seines  Sohnes  Heinrich. 

Wie  dieses  Bild  aber  die  vollkommenste  Aehnlichkeit  mit  dem 
Porträt  unter  Nr.  1 aufweist,  so  stimmt  es  auch  durchaus  überein  mit 
dem  Gonterfei  eines  die  Madonna  adorirenden  Fürsten,  der  auf  einem 
der  schönsten  Cranach’schen  Holzschnitte  dargestellt  ist.  H.  1'  1"  7"' 
Br.  8“  7'".  Von  Hans  Guldenmund  gedruckt  (Schuchardt  II,  S.  234, 
Nr.  97). 

Interessant  ist  es,  zu  erfahren,  dass  beide  Coburger  Oelgemälde 


56 


Rossmann:  Ueber  die  unter  dem  Namen 


sich  einst  auf  den  Flügeln  eines  Altarwerkes  befanden,  was  durch  die 
biblischen  Darstellungen  bezeugt  wird,  die  noch  jetzt  auf  ihrer  Rückseite 
zu  sehen  sind.  Das  Hauptbild  stellte  ohne  Zweifel  die  Madonna  dar;  die 
Porträts  der  adorirenden  Fürsten  (Friedrichs  des  Weisen  und  Johanns 
des  Beständigen)  schnitt  man  aus  den  Flügeln  heraus , als  sich  die 
dargestellte  Situation  zu  der  inzwischen  veränderten  religiösen  Stellung 
derselben  nicht  mehr  schicken  zu  wollen  schien. 

Bartsch  (Nr.  77)  und  Heller , der  ihm  in  allen  Benennungen , ob- 
wohl oft  zweifelnd,  nachfolgt  (S.  310,  Nr.  100),  vermehren  die  Ver- 
wirrung, indem  sie  den  adorirenden  Fürsten  auf  dem  Holzschnitte, 
dessen  Porträt  sie  sonst  Albrecht  dem  Beherzten  zuschreiben,  diesmal 
eines  vermeintlichen  Unterschieds  halber  als  Kurfürst  Ernst,  dessen 
Bruder,  bezeichnen.  Dieselbe  Benennung  geben  sie  dem  die  Dreifaltig- 
keit anbetenden  Fürsten  (Bartsch  S.  287,  Nr.  78;  Heller  Nr.  101)  auf 
dem  sogenannten  »Letterlein  S.  Bonaventura«  (Schuchardt  II,  S.  235), 
und  demjenigen,  welcher  den  Bartholomäus  adorirt  (Bartsch  S.  276, 
Nr.  3).  Auch  hier  ist  in  Wirklichkeit  niemand  anders  dargestellt,  als 
Friedrich  der  Weise. 

Wie  Bartsch  zu  dieser  Benennung  gekommen  ist,  wird  sich  unter 
der  folgenden  Nummer  zeigen,  wo  wir  den  Quell  des  Irrthums  finden 
werden. 

5.  Ein  illuminirter  Kupferstich  in  einem  Octavbändchen  ohne  Titel, 
welches  12  Porträts  sächsischer  Fürsten  und  das  sächsische  Wappen 
enthält  und  15  bloss  auf  einer  Seite  mit  Reimen  bedruckte  Blätter,  ohne 
Signatur,  Gustoden  und  Seitenzahl.  Das  wahrscheinlich  einzige  Exemplar 
befindet  sich  in  der  K.  öffentl.  Bibliothek  zu  Dresden.  Der  Illuminator 
hat  sich  neben  dem  Wappen  mit  G.  M.  in  Goldschrift  bezeichnet;  auf 
dem  Bildnisse  Georgs  des  Bärtigen  findet  sich  die  Jahreszahl  1577  an- 
gebracht. Die  Verse  sind  dieselben,  welche  in  Johann  Agricola’s  »Ab- 
contrafactur  und  Bildnis  aller  Groshertzogen,  Chur  und  Fürsten,  welche 
— das  land  Sachsen  — regieret  haben.  Wittenberg  1563«  stehen. 
Die  Unterschriften  unter  den  Bildern  sind  mit  der  Feder  gemacht. 
Unter  dem  vierten  Porträt  steht: 

»Von  Gottes  genaden  Albrecht  Hertzog 
Zu  Sachsen  der  Rülanndt  genannt.« 

Dieses  Porträt,  in  groben,  missverstandenen  Zügen  den  hier  be- 
sprochenen Typus  darstellend,  ist  das  älteste,  welches  den  Namen  Al- 
brechts  als  Unterschrift  trägt.  Es  kommt  desshalb  darauf  an,  das  Ge- 
wicht der  Autorität  zu  prüfen , auf  welche  dieselbe  zurückzuführen  ist. 

Zunächst  kann  der  Umstand  bedenklich  machen,  dass  der  Urheber 
dieser  Porträts  dieselben  in  den  Versen  des  ersten  Blattes  dem  Kur- 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


57 


fürsten  August  dedieirt  (»Hab  ich  diss  löblich  Fürstlich  Gschlecht,  Ge- 
macht und  dedieirt,  Wie  recht«),  denn  es  entsteht  der  Schein,  als  ob 
dieser  die  Herausgabe  der  Blätter  veranlasst  und  einen  Kupferstecher 
seiner  Residenz  damit  beauftragt  habe.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall. 
Die  Blätter,  die  in  vereinzelten  Exemplaren  noch  öfter  Vorkommen  (die 
vollständigste  Sammlung  besitzt  das  Kupferstichcabinet  in  Gotha),  stam- 
men von  der  Hand  Balthasar  Jenichens , der  1560  in  Antwerpen  ge- 
boren, bis  1612  in  Augsburg  lebte.  (Andresen , Peintre-Graveur , II, 
118  ff.  15  Bildnisse  und  Wappen.  — Passavant,  Peintre-Graveur,  IV, 
204.  13  Bildnisse  und  Wappen.  Ich  kenne  16  Porträts  dieser  Folge.) 
Dieser  mittelmässige  Kupferstecher,  der  sich,  wie  Andresen  (Peintre- 
Graveur  II,  118)  richtig  bemerkt,  nicht  über  die  gewöhnliche  Brodarbeit 
erhebt , hat  eine  grosse  Zahl  von  berühmten  Persönlichkeiten  seines 
Jahrhunderts  nach  fremden  Vorlagen  auf  Speculation  gestochen  und 
herausgegeben.  Wie  wenig  er  sich  dabei  der  Kritik  befleissigte  und 
wie  fremd  ihm  die  früheren  sächsischen  Fürsten  waren,  beweist  ein 
zweites  Blatt  der  nämlichen  Sammlung,  welches  Johann  Friedrich  den 
Grossmüthigen  darstellt.  Er  nennt  ihn  in  der  (gedruckten)  Unterschrift 
Friedrich  IV.,  gibt  ihm  den  Beinamen  seines  Vaters,  des  Beständigen, 
und  fügt  dann  erst  über  der  Linie  den  Namen  Johannes  hinzu.  Er 
arbeitete  nach  den  Porträts  der  gleich  zu  besprechenden  Schnellboltzi- 
schen  Sammlung  von  Bildnissen  sächsischer  Fürsten,  vermisste  in  der- 
selben die  Brüder  Ernst  und  Albrecht  und  meinte  ohne  Zweifel  einen 
glücklichen  Griff  zu  thun  und  die  Schnellboltzische  Publication  zu  ver- 
drängen, wenn  er  die  Porträts  der  Häupter  beider  Sächsischer  Linien 
hinzufügte  und  seine  Arbeit  dem  regierenden  Kurfürsten  widmete.  Jene 
Fürsten  glaubte  er  jedenfalls  in  den  oben  besprochenen  unbenannten 
Granach’schen  Porträts  zu  finden , die  er  wegen  des  Unterschiedes  in 
der  Tracht  als  Bildnisse  Friedrichs  des  Weisen  nicht  erkannte  und  da 
sie  doch  mit  dem  sächsischen  Wappen  bezeichnet  und  in  der  jüngeren 
Generation  nicht  unterzubringen  waren,  theils  auf  Albrecht,  tlieils  auf 
Ernst  beziehen  zu  dürfen  glaubte.  In  Wittenberg,  in  Dresden  und  in 
Meissen  würde  man  ihn  über  seinen  Irrthum  aufgeklärt  haben;  in 
Augsburg  fehlte  begreiflicher  Weise  sowohl  die  lebendige  Erinnerung, 
als  »in  beglaubigtes  Material. 

Wenn  die  mehr  erwähnten  Granach’schen  Radirungen  wirklich  den 
Herzog  Albrecht  darstellten,  so  würde  der  wittenbergische  Verleger 
Gabriel  Schnellboltz  — und  dies  ist  ein  neuer,  indirecter  Beweis  gegen 
jene  schon  mehrfach  als  falsch  nachgewiesene  Benennung  — eine  Nach- 
bildung davon  ganz  sicher  seinen  Sammlungen  [1)  Illustrissimorum  Du- 
cuin  Saxoniae  — vivae  efflgies  — Witebergae  1563.  — 2)  Abcontra- 


58 


Rossmann:  Ueber  die  unter  dem  Namen 


factur  und  Bildnis  aller  Groshert zogen,  Chur-  und  Fürsten,  welche  — 
das  Land  Sachsen  — regieret  haben.  Durch  M.  Johannem  Agrieolam 
Sprembergensem.  Wittenberg  1563.  — 3)  Imagines  Illustrissirnorum 
Ducum  Electorum  Saxoniae  — a Salomone  Politiano  Sangerhusano. 
Witebergae  1570.]  ein  verleibt  und  Albrechts  wichtige  Stelle  nicht  leer 
gelassen  haben.  Aber  ihm,  für  den  Cranach  noch  selbst  gearbeitet 
hatte,  und  dem  die  Bilder  seiner  Fürsten  auch  selbst  bekannt  waren, 
konnte  der  Gedanke  gar  nicht  kommen,  dass  er  in  jenen  Blättern  das 
ohne  Zweifel  gesuchte  Bildniss  vor  sich  habe.  Er  liess  einfach  den 
Herzog  Albrecht  aus,  weil  es  keinen  Kupferstich  oder  Holzschnitt  von 
demselben  gab. 

Spätere  Wittenberger  Verleger  wussten  sich  dann  die  richtige  Vor- 
lage aus  Dresden  zu  verschaffen  und  füllten  darnach  die  Lücke  in  ihren 
Sammlungen  von  Bildnissen  sächsischer  Fürsten  aus.  Zunächst  Zacha- 
rias Lehmann  in  seinem  »Stammbuch,  Bildniss  und  kurtze  Beschrei- 
bung der  durchlauchtigsten  Hochgeboren,  Chur-  und  Fürsten,  so  die 
— Chur  um  das  Herzogthumb  Sachsen  etc.  — durch  Balthasar  Mentzen 
von  Nimeck.  Wittenberg  1592.«  Dann  Lorenz  Seuberlich  in  einem 
Werke,  welches  den  Titel  führt:  »Abcontrafactur  und  Bildnis  aller 

Gross  Hertzogen,  Chur-  und  Fürsten,  welche  — das  Land  Sachsen  — 
regieret  haben.  Von  Lorentz  Seuberlich  Buchdrucker  zu  Wittenberg 
1599.  Dem  Herzoge  Friedrich  Wilhelm  zu  Sachsen  zugeeignet.« 

Von  Balthasar  Jenichen  an  ist  nun  die  Genealogie  des  Irrthums 
bis  auf  unsere  Tage  zu  verfolgen. 

Seine  Benennung  acceptirte  zunächst  der  Kupferstecher  Dominicus 
Gustos,  der  in  Augsburg  einen  schwunghaften  Handel  mit  Kupferstichen 
betrieb,  in  dem  Werke:  »Saxoniae  Ducum  Caesarib.  Creand.  VII  Virium 
et  caeterorum  — genuinae  effigies  cum  collect,  et  epigramm.  Marci 
Hcnningi.  Augustae  Vindeüc.  ex  caelatura  et  officina  Dom.  Custodis 
eiconogr.  1601.«  Dasselbe  bringt  wie  die  Sammlung  von  Jenichen  die 
Bildnisse  Albrechts  und  Ernsts  in  fast  identischer  Form,  nur  in  ent- 
gegengesetzter Richtung. 

Aus  diesem  Werke  schöpfte  sowohl  Bartsch  für  die  Benennung 
der  Kupferstiche  und  Holzschnitte,  als  Tentzel  für  die  der  Medaillen. 

Bartsch  benutzt  für  die  Benennung  der  fraglichen  Kupferstiche 
eben  nur  wieder  Kupferstiche  und  er  theilt  sie,  je  nach  einer  kleinen, 
ihm  auffälligen  Nuance,  theils  dem  Kurfürsten  Ernst,  theils  dem  Her- 
zoge Albrecht  zu,  deren  Porträts  in  Dominicus  Custos’  Werk  einander 
aus  gutem  Grunde  so  ähnlich  sind.  Nach  Bartsch  sind  dann  die  Blätter 
aller  Orten  in  den  Katalogen  benannt  worden. 

Tentzel  benannte  nach  Dominicus  Custos  die  Porträts  einer  Medaille 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


59 


ohne  Umschrift,  von  der  sich  das  einzige  bekannte  Exemplar  im  Münz- 
cabinet zu  Gotha  befindet.  Er  eröffnet  damit  seine  Saxonia  numis- 
matica  Ernestinischer  Linie  und  bemerkt  dazu  p.  6 : »Obwohl  die  Nah- 
men nicht  dabey  stehen,  so  findet  man  doch  der  beyden  Hertzogen 
Bildnisse  in  Kupfer  gestochen,  welche  denen  auff  der  Medaille  vorkom- 
menden sehr  gleich  sehen.  In  denen  grossen  Folianten,  so  in  der 
Fürstlichen  Bihliothec  daselbst  (zu  Gotha)  stehen,  und  mit  den  schön- 
sten und  raresten  Kupffer-Bildern,  die  Hertzog  Ernst  der  Fromme  col- 
ligiren  lassen,  angefüllet , sind  viele  Sächsische,  und  unter  denselben 
Chur-Fürst  Ernst  und  Hertzog  Albrecht  z weymahl  in  Schauben  und 
Mützen,  davon  sonderlich  die  kleineren  sehr  Übereinkommen  mit  denen 
auff  der  gegenwärtigen  Medaille  exprimirten  Brust -Bildern;  welche 
Gleichheit  nicht  nur  ich,  sondern  auch  andere,  mit  denen  ich  solche 
Collation  angestellet,  erkennet  haben  . . . Ich  will  aber  hierüber  mit 
niemand  streiten,  sondern  einem  jedweden  die  Freyheit  lassen,  diese 
Bildnisse  Chur-Fürst  Friedrichen  und  Herzog  Johannsen  zuzuschreiben, 
wovor  ich  sie  selbst  vor  der  genaueren  Collation  gehalten  habe.« 

Nun  sollte  man  glauben , die  Verification  historischer  Porträts  sei 
eine  der  vornehmsten  Aufgaben  der  Medaillenkunde;  aber  Tentzel  be- 
gnügt sich  so  sehr  damit,  bloss  Sammler  zu  sein  und  begibt  sich  in 
solchem  Masse  alles  eigenen  Urtheils,  dass  er  auf  der  zweiten  Tabelle 
desselben  Werkes  das  mit  voller  Umschrift  und  der  Jahreszahl  1507 
bezeichnete  (im  K.  Münzcabinet  zu  Dresden  befindliche)  Original  zu 
jener  auf  Friedrich  den  Weisen  und  Johann  den  Beständigen  gefertigten 
Medaille  reproducirt,  richtig  benennt  und  doch  den  Umstand  unbemerkt 
lässt,  dass  sie  mit  der  ersten  gleichartig  ist.  Ja  noch  mehr.  In  der 
Alber tini sehen  Linie  hatte  er  einige  Jahre  früher  bereits  eine  andere 
Medaille  auf  Herzog  Albrecht  gebracht  (Tafel  I,  1),  deren  Bildniss  durch 
langes  Haar  und  Bartlosigkeit  ausgezeichnet,  in  jedem  Zuge  von  der 
oben  besprochenen  abweicht,  und  dazu  p.  12  bemerkt:  »Wer  Gelegen- 
heit hat,  dieses  Hertzogs  Gemählde  in  der  Churfürstlichen  Kunstkam- 
mer, und  in  der  Raths-Stube  allhier  zu  Drefsden  zu  sehen,  der  wird 
finden,  dass  kein  Ey  dem  andern  gleicher  seyn  könne.«  Er  gewinnt 
es  also  seinem  Auge  ab,  beide  so  durchaus  verschiedene  Bildnisse  für 
identisch  zu  halten. 

Einen  Augenblick  ist  ihm  der  Unterschied  in  der  That  aufgefallen, 
wie  er  in  der  Erörterung  über  eine  Medaille  zu  erkennen  gibt,  die  in 
Augsburg  auf  die  Geburt  des  Kurprinzen  Friedrich  August  im  Jahre 
1696  geschlagen  wurde  und  die  er  auf  Tafel  74  zur  Albertinischen 
Linie  reproducirt.  Er  bringt  über  diese  Medaille,  welche  auf  der  einen 
Seite  das  angebliche  Bildniss  Albrechts  in  Drahtnetz,  Schaube  und  mit 


60 


Rossmann:  Ueber  die  unter  dem  Narnen 


dem  Vollbart,  auf  der  andern  den  Neugeborenen  im  Wickelkissen  zeigt, 
in  den  von  ihm  herausgegebenen  Monatlichen  Unterredungen  einiger 
guter  Freunde  von  allerhand  Büchern  und  anderen  annehmlichen  Ge- 
schichten etc.  Octob.  1696,  p.  795  folgendes  Gespräch:  »Was  düncket 
meine  Herren,  fing  Tarantinus  Paternus  an,  von  der  expression  des 
Bildnisses  Alberti  animosi,  so  auf  der  einen  Seite  dessen  zu  befinden? 
Der  Barth  scheinet  mir  sehr  gross,  sprach  Tuscianus,  und  kan  ich 
mich  nicht  entsinnen,  dass  ich  andre  Contrafeiten  dergleichen  gesehen, 
die  ich  doch  in  locis  illustribus,  als  z.  E.  auf  dem  Drefsdenischen  so- 
genannten Biesen  - Saale , ingleichen  in  der  Leipzigischen  (soll  wahr- 
scheinlich heissen  Dresdenschen)  Rathsstube  wohl  betrachtet  habe,  und 
wornach  der  Kupferstich  in  Birckens  Sachs.  Helden-Saale  p.  452  gar 
genau  eingerichtet  seyn  soll.«  Er  lässt  dann  den  Atilicinius  bemerken, 
dass  die  Vorlage  zu  der  vorliegenden  Medaille  aus  dem  Werke  des  Do- 
minicus  Custos  entnommen  sei,  versucht  aber  nicht  das  Mindeste  zu 
einer  kritischen  Lösung  des  vorhandenen  Widerspruches. 

Durch  Tentzel,  der  hiernach  in  der  vorliegenden  Frage  nicht  die 
mindeste  Autorität  beanspruchen  kann,  wurde  dann  ohne  Zweifel  dessen 
Verleger,  der  Gothaische  Hof-Medailleur  Wermuth , beeinflusst,  als  er 
seine  in  dessen  Werk  (Albert.  Linie,  Taf.  1)  abgebildete  Medaille  auf 
Albrecht  den  Beherzten  entwarf.  Er  lehnt  sich  an  den  Typus  an,  von 
dem  hier  gehandelt  wird,  schafft  aber,  vielleicht  in  der  Absicht,  die 
vorhandenen  Bildnisse  verschiedenen  Charakters  zu  verschmelzen,  viel- 
leicht auch  aus  blossem  Missverstand,  eine  neue  Abart,  welche  als  das 
praktische  Resultat  der  Tentzel’schen  Urtheilslosigkeit  bezeichnet  wer- 
den kann. 

Durch  Tentzel  wurde  der  Irrthum  bis  auf  unsere  Tage  fortge- 
pflanzt. Auf  ihn  nämlich  wurde,  mündlicher  Nachricht  zufolge,  Riet- 
schel  durch  v.  Quandt  gewiesen,  als  er  nach  einer  Vorlage  für  sein 
Relief bild  des  Kurfürsten  Ernst  suchte,  eine  Thatsache,  die  um  so  auf- 
fälliger ist,  als  v.  Quandt  auch  das  so  völlig  anders  aussehende  Porträt 
Heinrichs  des  Frommen  im  Historischen  Museum  (vgl.  oben)  für  das- 
jenige Albrechts  ansah.  RietschÄ  schloss  sich  an  die  oben  besprochene 
inschriftslose,  in  Gotha  befindliche  Medaille  an  und  erneute,  indem  er 
die  eine  Seite  reproducirte , den  Glauben , dass  die  andere  den  Bruder 
Ernsts,  den  Herzog  Albrecht,  darstelle. 

Vierter  Typus. 

1.  Das  Brustbild  eines  Fürsten,  halb  nach  links  sehend,  in  langem 
grauem,  über  der  Stirn  gerade  abgeschnittenen  Haar,  mit  rothem  Barett 
und  der  Kette  des  goldenen  Vliesses.  Oelbild  auf  Holz.  H.  0.28; 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


61 


Br.  0,19.  Nr.  1720  der  K.  Galerie  zu  Dresden.  Auf  der  Rückseite  ist 
dasselbe  bezeichnet:  »Albertus  animosus«,  und  auf  einem  Zettelchen 

findet  sich  die  Signatur:  XXX.  83.  Diese  Signatur  verweist  auf  das 
alte  Inventarium  der  Kunstkammer  von  1741,  wo  sich  unter  der  ange- 
führten Nummer  p.  572  folgende  Beschreibung  findet:  »Hertzog  Al- 
bertus animosus  mit  langem  grauem  Haar  und  rothem  Barth  auch 
goldenem  Vliess  auf  schwarzem  eichenen  Täfflein.  Ist  sehr  abge- 
sprungen.« Von  späterer  Hand  ist  hinzugefügt:  »Ist  möglichst  repa- 
riret  und  hängt  in  die  Gallerie.«  In  Julius  Hübners  Katalog  ist  das- 
selbe aufgeführt  als:  »1720.  Unbekannt.  Um  das  Jahr  1490.  (Altnieder- 
ländische Schule?)  Bildniss  Albrechts  des  Beherzten,  Herzogs  von  Sach- 
sen und  Erbstatthalters  von  Friesland.  (?)  Auf  H.  — 0,28  h. ; 0,19  br.« 

Hier  ist  zunächst  auf  den  Unterschied  einzugehen,  welcher  zwi- 
schen der  Beschreibung  des  Inventars  und  dem  beschriebenen  Bilde  zu 
bestehen  scheint.  Die  Beschreibung  führt  ‘einen  »rothen  Barth«  an, 
der  dem  Porträt  fehlt  und  den  es  nach  sorgfältiger  Untersuchung  auch 
niemals  gehabt  haben  kann.  Entweder  also  geht  die  Beschreibung  des 
Inventars  auf  ein  anderes  Bild  oder  die  Worte  »mit  rothem  Barth« 
enthalten  einen  Irrthum.  Jene  Annahme  wird  durch  die  Genauigkeit 
der  Bezeichnung  und  die  sonstige  Uebereinstimmung  ausgeschlossen; 
dagegen  liegt  ein  Missverständnis  in  den  Worten  nahe  genug,  um 
begreiflich  zu  werden.  Der  Abschreiber  fand  in  dem  Goncepte  zum 
Inventar  ohne  Zweifel  das  Wort  »Baret«  (Barett)  und  las  dasselbe  als 
»Bart« ; die  Vorstellung  eines  Baretts  war  seiner  Zeit  ja  nicht  mehr 
gegenwärtig.  Dieses  Missverständniss  ist  nicht  vereinzelt;  es  begegnet 
schon  in  Lüntzel’s  Geschichte  der  Hildesheimer  Stiftsfehde,  wo  erzählt 
wird,  dass  ein  Landsknechtsoberster  seinen  Bart  mit  Perlen  solle  geziert 
haben.  Die  Handschrift,  welche  ich  verglichen  habe,  hat  das  Wort 
»Baret«.  Im  vorliegenden  Falle  durfte  aber  die  Erwähnung  des  Baretts 
um  so  weniger  fehlen,  als  dasselbe  zu  den  Insignien  des  Ordens  vom 
Goldenen  Vliesse  gehört  (De  Reiffenberg,  Hist,  de  l’ordre  de  la  Toison 
d’or.  Atlas  Taf.  I) ; und  ohnehin  konnte  der  Beschreiber  es  seiner 
leuchtenden  Farbe  wegen  gar  nicht  übersehen. 

Es  darf  indessen  an  dieser  Stelle  nicht  unerwähnt  gelassen  wer- 
den, dass  Herzog  Albrecht  in  der  That  einmal  einen  Bart  getragen 
hat,  gegen  die  Sitte  seiner  Zeit.  Johannes  Rathalter  (Mencken,  Script- 
II,  2122)  erzählt  davon:  »des  andern  Tages  hielte  Kayserl.  Mayt.  seinen 
Kindern  ein  Pancket,  und  M.  Gnädiger  Herr  zu  Sachsen  trug  einen 
langen  Bart,  den  S.  G.  nicht  abzunehmen  gelobet  hatte,  biess  so  lange 
er  Kayserl.  Mayt.  und  seinen  Kindern  ein  friedlich  Land  überantwortete. 
Da  hat  seine  Mayt.  zugerichtet  meine  alte  gnädige  Frau  von  Burgund 


62 


Rossmann:  Ueber  die  unter  dem  Namen 


dien,  und  Frau  Margaretha,  die  ihr  itzliche  eine  Scheere  in  der  Hand 
hatten,  und  schnitten  S.  G.  ietzliche  ein  Stück  von  dem  Barte,  darum 
S.  G.  denselben  vollend  gar  abnehmen  lassen  musste.«  Aber  aus  dieser 
Anekdote  geht  gerade  hervor,  dass  Herzog  Albrecht  den  Bart  nur  um 
eines  Gelübdes  willen  ausnahmsweise  trug  und  dass  die  vornehme  Welt 
die  ungewohnte  Erscheinung  höchst  auffällig  fand. 

Unser  Porträt  kann,  weil  es  ein  Oelgemälde  niederländischen  Ur- 
sprungs ist,  das  doch  nicht  von  den  Eyck’s  selbst  herrührt,  nicht  vor- 
der zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  und  muss  dem  Charakter  des 
Haarschnittes  zufolge  spätestens  bis  etwa  1520  entstanden  sein.  Da  es 
einen  Ritter  des  Goldenen  Vliesses  und  zwar  von  unverkennbar  deut- 
scher Nationalität  darstellt,  so  ist  der  Kreis  der  Persönlichkeiten,  welche 
dafür  in  Frage  kommen  können,  ein  sehr  eng  begrenzter:  man  würde 
auf  negativem  Wege  sofort  auf  Albrecht  den  Beherzten  als  auf  das 
einzig  mögliche  Original  des  Porträts  geführt  werden,  auch  wenn  es 
nicht  aus  der  kurfürstlichen  Kunstkammer  stammte  und  irgendwo  an- 
ders gefunden  würde;  denn  nach  den  Listen  des  Ordens  (De  Reiffen- 
berg  S.  536)  kommen  ausser  ihm  nur  Friedrich  III. , Maximilian  I., 
Eberhard  von  Württemberg  und  Christoph  von  Baden  in  Betracht,  und 
diese  sind  in  anderen  Bildnissen  nachgewiesen.  Für  Albrecht  spricht 
auch  sofort  die  unverkennbare  Aehnlichkeit  des  Bildes  mit  den  bekannten 
Porträts  des  Kaisers  Maximilian,  der  mit  dem  Herzoge  einen  Grossvaler, 
Ernst  den  Eisernen,  gemeinsam  halte. 

Dass  wir  hier  ohne  allen  Zweifel  das  wahre  Bildniss  Albrechts  vor 
uns  haben,  erhellt  aus  der  Vergleichung  desselben  mit  den  unter  Nr.  2 
und  3 zu  besprechenden  beglaubigten  Darstellungen.  Er  wird  zu  dem- 
selben höchst  wahrscheinlich  im  Jahre  1491  während  seines  Aufenthalts 
in  Mecheln  gesessen  haben  , als  er  daselbst  im  Februar  (worauf  mich 
Dr.  Grässe  gegen  die  Erbsteinischc  Schrift  S.  9 aufmerksam  machl) 
aus  den  Händen  des  Erzherzogs  Philipp  die  Insignien  des  Ordens  em- 
pfangen hatte  (De  Reiffenberg  S.  213). 

2.  Das  auf  der  messingenen  Grabplatte  im  Dome  zu  Meissen  gra- 
virlo  Bildniss  des  Herzogs  Albrecht  in  ganzer  Figur.  Höhe  der  Figur 
1,31.  Die  erhaben  gearbeitete  Umschrift  nennt  Namen  und  Titel  des 
Herzogs  und  besagt,  dass  er  im  Dienste  des  Reiches  gestorben  sei. 

Auf  dieser  sehr  wahrscheinlich  aus  Peter  Vischer’s  Werkstatt  her- 
vorgegangenen vortrefflichen  Platte,  die  bald  nach  dem  Tode  des  Her- 
zogs auf  Veranlassung  seiner  Familie  gefertigt  wurde,  sind  zwar  Mund 
und  Kinn  durch  die  Kinnkappc  bedeckt ; aber  der  obere  Theil  des  Ge- 
sichtes stimmt  in  den  höchst  energisch  gezeichneten  Contouren  so  voll- 
ständig mit  dem  Galeriebilde  überein,  dass  die  Identität  der  Köpfe  sofort 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


63 


einleuchtet.  Da  dieselben  auf  beiden  Darstellungen  bis  auf  die  Linie 
genau  dieselbe  Stellung  haben,  so  darf  man  annehmen,  dass  das 
Galeriebild  dem  Zeichner  der  Platte  zur  Vorlage  gedient  habe.  So  trägt 
denn  die  Gestalt  auch  hier,  wie  man  sieht,  keinen  Bart. 

3.  Bildniss  des  Herzogs  Albrecht  auf  dem  in  den  letzten  Jahren 

des  15.  Jahrhunderts  gemeinschaftlich  mit  Kurfürst  Friedrich  und  Herzog 
Johann  geprägten  s.  g.  Klappmützenthaler.  Der  in’s  Profil  gestellte 
Kopf  steht  links  vom  Beschauer,  gegenüber  demjenigen  des  Herzogs 
Johann.  Die  Umschrift  lautet:  »MONETA.  ABGENTIN.  DVGVM. 

SAXONIE.  — FBIDERICVS.  ALBERT  VS.  IOH  ANNES.« 

Für  das  Bildniss  Albrechts  auf  diesem  Thaler  diente  offenbar  eine 
ältere  Vorlage  aus  seinen  jüngeren  Jahren,  wesshalb  er  denn  mit  noch 
längerem  Haar,  wie  es  jüngere  Leute  zu  tragen  pflegten,  und  ohne  das 
goldene  Vliess  erscheint.  Dass  der  hier  dargestellte  Kopf  mit  demjeni- 
gen auf  dem  Galeriebilde  identisch,  von  den  zuerst  besprochenen  drei 
Typen  aber  vollkommen  verschieden  sei,  liegt  auf  der  Hand. 

Wir  haben  hier  also  ein  zweites  authentisches  Zeugniss  für  die 
Aechthcit  des  Galeriebildes.  Von  ebenso  grossem  Belange  ist  das  dritte, 
welches  wir  unter  Nr.  4 zu  besprechen  haben. 

4.  Ein  Aquarellbild  des  Herzogs  Albrecht  in  ganzer  Figur,  im 
Pilgerklcide.  Im  s.  g.  Granachstammbuch  der  K.  öffentl.  Bibliothek  zu 
Dresden,  bezeichnet  als  »Sächfsisches  Stammbuch  mit  gemahlten  Figu- 
ren.« Fol.  Mscr.  R.  3.  Die  zu  dem  Bilde  gehörigen  geschriebenen 
Verse  beginnen: 

»Albrecht  hat  mich  mein  tauf  genannt 
Ein  Fürst  zu  Sachfsen  wolbekant 
Kaiser  Friedrich  hat  mich  bewegt, 

Zu  dinst  ich  im  ein  Heer  erregt«  etc. 

Dieses  Stammbuch  ist,  wie  die  auf  dem  Deckel  eingepresste  Jahres- 
zahl beweist,  im  Jahre  1532  angelegt  worden.  Damals  hat  eine  und 
dieselbe  Hand  die  Bildnisse  der  alten  sächsischen  Sagenkönige  und  der 
historisch  nachweisbaren  Sachsenfürsten  .bis  auf  Albrecht  den  Beherzten 
und  dessen  Gemahlin  in  dieses  Buch  in  transparenter  Aquarellmanier 
gemalt,  jene  natürlich  aus  der  Phantasie,  diese  wenigstens  von  Fried- 
rich dem  Sanftmüthigcn  an  nach  Vorlagen,  die  freilich  mit  einiger 
Sorglosigkeit  behandelt  sind.  Von  1532  sind  dann  die  Porträts  der 
Fürsten  theils,  wie  es  scheint,  nach  dem  Leben,  theils  nach  Cranach- 
schen  Vorbildern , meist  in  deckenden  Farben , nachgetragen  und  zum 
Theil  cingeklebt , wie  man  ihrer  gerade  habhaft  werden  konnte.  Die 
Stellen  Derjenigen,  deren  Bilder  nicht  gleich  zu  haben  waren,  sind 
einstweilen  leer  gelassen.  Auf  mehreren  Blättern  ist  die  Zahl  1532  in 


64 


Rossmann:  Ueber  die  unter  dem  Namen 


Gold  eingedruckt.  Die  letzte  Jahreszahl,  welche  in  den  Versen  erwähnt 
wird,  ist  1548,  das  letzte  Bild  dasjenige  des  im  Jahr  1538  geborenen 
Johann  Friedrich  des  Jüngern,  im  Alter  von  etwa  10  Jahren. 

Das  Bild  Albrechts  ist  also  32  Jahre  nach  seinem  Tode  gemalt, 
zu  einer  Zeit,  als  die  Erinnerung  an  sein  Aussehen  noch  in  Vieler  Ge- 
dächtnis lebendig  war.  Dasselbe  ist,  wenn  auch  in  der  etwas  rund- 
lichen Formgebung  durch  den  Stil  der  Zeit  beeinflusst,  für  die  vorlie- 
gende Frage  von  um  so  grösserem  Werthe,  als  es  offenbar  auf  eine 
von  dem  Galeriebilde  unabhängige  zweite  Vorlage  zurückgeht  und  da- 
her jenes  um  so  mehr  bestätigt.  Im  Jahre  1532  war  in  Dresden  ein 
wesentlicher  Irrthum  über  die  äussere  Erscheinung  Albrechts  noch  nicht 
wohl  möglich. 

Eine  dem  Bande  vorgeheftete  Notiz  des  Geh.  Archivraths  Dr. 
v.  Weber  besagt:  »Ein  Stammbuch  der  Fürsten  von  Sachsen  mit 
Gontrafacturen  der  Herren,  dem  H.  Fabricio  zuständig,  in  fol.«  erwähnt 
Petrus  Albinus  in  einem  Schreiben  an  Kurfürst  August  vom  Tag 
Laurentii  1579  mit  der  Bemerkung,  »dass  er  es  nicht  erhalten  habe.« 
Demnach  hat  der  Kurfürst  August,  welcher,  wie  wir  noch  sehen  wer- 
den, den  Porträts  seiner  Vorfahren  ein  besonderes  Interesse  zuwandte, 
sich  um  dies  Werk  bemüht;  ein  Beweis  für  den  Werth,  den  man  ihm 
beilegte. 

5.  Aquarell-Nachbildung  des  vorigen  Bildnisses,  in  halber  Figur. 
Am  Rande  der  ältesten  Karte  von  Sachsen,  im  Jahre  1566  durch  Hiob 
Magdeburg  gezeichnet.  Besprochen  in  Karl  Falkenstein’s  Beschreibung 
der  K.  öffentl.  Bibliothek  zu  Dresden  S.  42. 

Die  folgenden  Nummern  werden  zeigen,  dass  am  Hofe  zu  Dresden 
der  Typus  des  Galeriebildes  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  stets  für 
den  richtigen  gegolten  hat. 

6.  Brustbild  des  Herzogs  Albrecht  auf  einer  goldenen  Medaille  im 
K.  Münzcabinet  zu  Dresden.  Die  Umschrift  lautet:  ALB.  D.  G.  DVX. 
SAX.  FIL.  FRI.  II.  NASG.  GRIM.  A.  1443.  VIXIT.  AN.  57.  Auf 
dem  Revers  befindet  sich  das  sächsische  Wappen. 

Tentzel,  der  diese  von  Tobias  Wost,  dem' Medailleur  des  Kurfürsten 
August,  gefertigte  Medaille  auf  der  ersten  Tafel  seiner  Sax.  num.  Lin. 
Alb.  an  erster  Stelle  reproducirt,  macht  S.  155  wahrscheinlich,  dass 
der  Kurfürst  sie  mit  andern  auf  seine  Vorfahren  bezüglichen  Erinne- 
rungsmünzen im  Jahre  1575  bei  Gelegenheit  eines  Besuches  des  Kaisers 
Maximilian  II.  habe  prägen  lassen.  Es  ist  ersichtlich,  dass  der  Medailleur 
sich  des  Galeriebildes  als  Vorlage  bedient  hat. 

7.  Lebensgrosses  Bildniss  des  Herzogs  Albrecht,  in  ganzer  Figur, 
in  Rüstung,  mit  einem  bis  über  die  Kniee  reichenden  Pelzmantel,  mit 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


65 


rothem  pelzaufgeschlagenem  Barett,  goldenem  Vliess.  Die  Rechte  hält 
das  Schwert,  die  Linke  den  Feldherrnstab.  Neben  ihm  rechts  vom 
Beschauer  steht  Heinrich  der  Fromme.  In  der  K.  Gewehrgalerie  zu 
Dresden.  Auf  Leinwand  in  einem  bemalten  und  vergoldeten  Rollwerk- 
Ornamentrahmen.  H.  2,25.  Br.  2,08.  — Ueberschrift  über  dem  Wap- 
pen: »Albrecht  Herzog  zu  Sach.«  Unterschrift  unter  einer  kurzen 
Lebensbeschreibung  auf  besonderem  Schilde: 

»Hectora  te  scriptor  te  bell  ans  turba  Rolandum 
Te  dextram  Imperii  litera  sacra  vocat.« 

(Nollain,  Katalog  der  Gewehrgalerie,  1835,  p.  45.  Neue  Bearbeitung 
desselben  von  Glauss,  1873,  p.  40.) 

Dieses  Bild  ist  das  zweiundvierzigste  in  einer  Reihe  von  53  Bild- 
nissen sächsischer  Fürsten,  welche  mit  dem  fabelhaften  Harderich  be- 
ginnend bis  zu  Christian  II.  von  Heinrich  Göding,*)  dem  aus  Braun- 
schweig gebürtigen  Hofmaler  Christians  I.  und  Christians  II.  in  den 
Jahren  1588  und  1589  (wie  auf  mehreren  zu  lesen)  zum  Schmuck  der 
das  Stallgebäude  mit  dem  Residenzschlosse  verbindenden,  im  Jahr  1 586 
erbauten  Galerie  gemalt,  dann  von  Samuel  Bottschildt  und  J.  G.  Schmidt 
bis  auf  Friedrich  Christian  fortgesetzt  ist.  Es  ist  dies  dieselbe  Folge 
von  Porträts,  deren  A.  Weck  in  seiner  »Der  Churfürstlichen  Sächsi- 
schen weitberuffenen  Residentz-  und  Haupt-Vestung  Dresden  Beschreib- 
und  Vorstellung,  Nürnberg  1680«  p.  56  gedenkt.  Von  Friedrich  dem 
Streitbaren  an  hat  Göding  authentische  Vorlagen  benutzt,  für  Heinrich 
den  Frommen  z.  B.  das  Cranach’sche  Porträt  in  der  K.  Gemälde- 
galerie Nr.  1773  a.  Dem  Bildnisse  Albrechts  liegt  das  schon  mehr 
erwähnte  Galeriebild  Nr.  1720  zu  Grunde,  das  er  nur  von  der  Gegen- 
seite gezeichnet  hat.  Sämmtliche  Bilder  sind  übrigens  ziemlich  sum- 
marisch und  wesentlich  auf  decorative  Wirkung  behandelt,  und  das 
Kostüm  hört  auf  correc  zu  sein,  wo  die  Vorlage  den  Künstler  verlässt. 

8.  Dasselbe  Bildniss  in  Miniatur  auf  Pergament.  Folioband  der 
K.  öffentl.  Bibliothek  zu  Dresden.  Beschrieben  in  Götze,  die  Merkwür- 
digkeiten der  K.  Bibliothek  zu  Dresden.  1.  Sammlung  1744,  p.  105. 
Nr.  91:  »Zwey  und  funffzig  Stück  schöne  Miniatur  Gemählde , welche 


*)  Heinrich  Göding  (auch  Godig,  Godigen,  Gödig , Gödigen,  Gödchen,  Göt- 
bng),  geh.  1531  zu  Braunschweig,  kam  um  1558  als  Hofmaler  nach  Dresden, 
wo  er  1606  starb.  Von  ihm  die  Malereien  am  Hochaltar  der  Schlosskirche  zu 
Stolpen;  ein  Band  mit  13  Miniaturen  aus  dem  Leben  Christi;  Radirungen  über  die 
Belagerung  des  Grimmenstein  während  der  Grumbach’schen  Händel  ; ein  1597 
edirtes  Werk  über  die  „Historie  des  streitbaren  und  beruffenen  Volks  der  Sachsen“; 
Radirungen  von  Dresdener  Tournieren,  von  Jagdgeräthschaften,  Grotesken  etc.  Ein 
"ohn  von  ihm  war  1571—72  Gesell  bei  L.  Cranach  d.  J. 

I 


5 


66 


Rossmann:  Ueber  die  unter  dem  Namen 


die  Vorfahren  Sr.  Königlichen  Majestät  und  ihre  vornehmsten  Thaten 
vorstellen,  auf  Pergament  in  F.«  — Ein  zweites,  um  eine  Anzahl  Por- 
träts vermehrtes  Exemplar  dieses  Miniaturalbums  auf  Papier  besitzt  die 
Weimarische  Bibliothek;  doch  sind  darin  die  Figuren,  wenn  nicht  im 
Gesicht,  doch  in  Stellung  und  Tracht  ein  wenig  verändert.  Die  Unter- 
schrift wie  bei  dem  vorigen  Bilde. 

Ob  diese  Miniaturen,  wie  Falkenstein  (Geschichte  der  K.  öff.  Bibi, 
zu  Dresden,  p.  329)  behauptet,  zum  Theil  von  Göding  selbst  herrühren, 
scheint  mir  zweifelhaft;  sicher  aber  ist,  dass  sie  nach  seinen  Bildern 
in  der  Gewehrgalerie  gemacht  sind.  Götze’s,  freilich  nicht  weiter  be- 
gründete Angabe,  dass  dieselben  auf  Befehl  des  Kurfürsten  Johann 
Georg  I.  nach  den  Porträts  in  jener  Galerie  angefertigt  seien  und  dass 
man  damit  am  2.  Nov.  1645  begonnen  habe,  ist  die  wahrscheinlichere. 

9.  Bildniss  des  Herzogs  Albrecht  auf  einer  unter  Kurfürst  Chri- 
stian II.  (1583—1611)  in  Oel  gemalten  Ahnentafel.  Im  Besitze  der 
Königin  Wittwe  Maria.  Dasselbe  ist  nach  dem  Miniaturen  werke , be- 
züglich dem  Bildnisse  in  der  Gewehrgalerie,  und  wahrscheinlich  auch 
von  Göding  gemalt. 

10.  Bildniss  des  Herzogs  Albrecht,  in  Oel  gemalt.  Aus  dem  Ende 
des  16.  oder  dem  Anfänge  des  17.  Jahrhunderts.  Im  Besitze  des  Kö- 
nigs von  Sachsen;  durch  Schirmer  restaurirt.  Die  Aufschrift  lautet: 
Albertus  Dux  Saxoniae.  Es  ist  von  geringem  Werthe  und  wenig  cha- 
rakteristisch; die  Vorlage  ist  das  Bild  der  Gewehrgalerie,  doch  rührt 
es,  wie  es  scheint,  nicht  von  Göding  selbst  her. 

11.  Das  Bildniss  des  Herzogs  Albrecht  in  ganzer  Figur,  in  Ver- 
bindung mit  dem  des  Kaisers  Maximilian,  dem  der  Herzog  die  Hand 
reicht.  Von  Bendemann  zu  Anfang  der  vierziger  Jahre  im  Vorgemache 
des  Thronsaales  zu  Dresden  an  der  Fensterwand  al  fresco  gemalt. 
Ueberschrift:  Albrecht.  Unterschrift:  Getreu  dem  Reich  bis  in  den 
Tod.  Der  Herzog  ist  hier  in  seinen  jüngeren  Jahren  dargestellt,  bart- 
los, das  Haar  geschnitten,  wie  es  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts üblich  war.  Es  scheint,  dass  der  Künstler  für  diese  Darstel- 
lung das  Bildniss  im  Miniaturenwerke  und  das  Galeriebild  benutzt  hat; 
doch  hat  er  die  Vorlagen  frei  behandelt  und  das  Porträt  verjüngt. 
Verwandt  damit  in  der  Form  des  Gesichts  ist  Sachsse’s  Bild  in 
Dr.  Grässe’s  »Sachsens  Fürsten  in  Bildern«  1855. 

12.  Brustbild  des  Herzogs  Albrecht  im  Schlosse  zu  Rudolstadt. 
Dazu  als  Gegenstück  das  Porträt  der  Zedena,  welches  die  Aufschrift 
trägt:  »Zedena  Herzogin  zu  Sachsen  geborene  Königl.  Prinzessin  aus 
Böhmen.«  In  Oel  auf  Leinwand,  oval.  H.  0,775.  Br.  0,60.  Im  Ka- 
talog Nr.  153  1 und  153  2.  Nach  Parthey  (II,  269)  von  Poitzinger. 


Albrechts  des  Beherzten  vorhandenen  Bildnisse. 


67 


Das  Porträt  des  Herzogs  ist  unter  der  Einwirkung  des  Bildes  in  der 
Gejvehrgalerie  gemalt ; das  der  Zedena  hat  die  Stellung  wie  dasjenige 
im  Cranachstammbuche. 

Schliesslich  seien  noch  zwei  Darstellungen  in  historischen  Werken 
erwähnt,  welche  diesem  Typus  angehören. 

13.  Ganzes  Bildniss  des  Herzogs  Albrecht  in  S.  v.  Bircken’s  Sächs. 
Heldensaal.  Nürnberg  1677,  S.  452.  — Ganz  werthlos  und  uncharak- 
teristisch, doch  erweislich  nach  dem  Bilde  in  der  Gewehrgalerie. 

14.  Ganzes  Bildniss  des  Herzogs  Albrecht  in  Martini  Ilamconii 
Frisia.  Franeckarae,  p.  48b.  Barett,  langes  Haar,  bartloses  Gesicht, 
wenig  charakteristisch.  Hofkleid  mit  langer  Schaube  älterer  Form; 
goldenes  Vliess.  Es  scheint,  dass  für  diese  Darstellung  ein  älteres, 
sonst  nicht  bekanntes  Bild  benutzt  ist.  Aehnlich , aber  unglaublich 
affectirt,  bei  Winsemius.  In  Schotanus  friesländischer  Chronik  ist  der 
unter  Nr.  3 besprochene  Typus  wiedergegeben.  In  Friesland  existirt 
kein  Porträt  des  Fürsten ; auch  die  Medaille,  welche  Hamconius  erwähnt 
und  die  auf  den  Tod  des  Herzogs  geschlagen  sein  soll , ist  in  den 
Sammlungen  friesischer  Münzen  nicht  zu  finden. 

Das  Resultat  dieser  Untersuchung  in  Bezug  auf  Granach  ist  also, 
dass  er  überhaupt  den  Herzog  Albrecht  nicht  dargestellt  hat.  Von  den 
Porträts  seiner  Hand  , welche  für  denselben  in  Anspruch  genommen 
werden,  gehört  eines  dessen  Sohne  Heinrich  dem  Frommen,  eins  wahr- 
scheinlich dem  Herzog  Johannes,  Sohn  Georgs  des  Bärtigen,  an;  die 
übrigen  stellen  sämmtlich , wie  oben  im  Einzelnen  nachgewiesen  wor- 
den, Friedrich  den  Weisen  vor  der  Reformationszeit  dar. 


Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis. 


Ueber  die  Künstler  des  Namens  Porcellis  herrscht  noch  eine  arge 
Verwirrung.  Zum  ersten  werden  die  Namen  derselben  nichts  weniger 
als  übereinstimmend  geschrieben,  und  wir  finden  die  Varianten:  Por- 
cellis, Parcellis,  Parcelis,  Parcelles,  Percelles,  Percelis,  Perselles  u.  A., 
was  uns  bei  der  Gewohnheit  der  Alten,  sich  um  keine  konstante  Recht- 
schreibung zu  bekümmern,  nicht  auffallen  darf.  Hielten  ja  noch  nicht 
einmal  viele  Besitzer  der  Namen  selbst  eine  solche  ein.  Von  jenen 
Varianten  verdienen  nur  drei,  Porcellis,  Percelles  und  Perselles,  eine 
nähere  Berücksichtigung.  Die  besten  Ansprüche  hat  jedenfalls  Porcellis. 
So  wird  der  Künstler  im  Trauregister  und  in  Ampzing’s  Beschreibung 
von  Haarlem  genannt;  entscheidender  aber  ist,  dass  er  sich  selbst  auf 
dem  reizenden  Seebildchen  der  Schleissheimer  Galerie  in  voller  Bezeich- 
nung Ioannes  Porcellis  schrieb.  W.  Bode  wollte  allerdings  Parcellis 
lesen  (Zeitschr.  für  bildende  Kunst  VII.  S.  176),  doch  ist  das  »o«  nicht 
zu  verkennen  und  weicht  in  der  Form  von  dem  »a«  in  Ioannes  ab, 
während  es  mit  dem  »o«  darin  ganz  übereinstimmt  (vgl.  darüber  meine 
Bemerkung  in  der  Zeitschr.  f.  b.  K. , VIII. , Kunstchronik , Spalte  29). 
Nicht  ganz  so  deutlich  ist  bei  dieser  Bezeichnung  das  »i«  in  dem  Namen. 
Ferner  liest  man  auf  zwei  Marinebildern  in  der  Darmstädter  Galerie 
und  bei  Graf  Schönborn  in  Wien  die  Buchstaben  I.  Por. , die  nach 
meiner  Ueberzeugung  nichts  als  eine  Abkürzung  des  Namens  unseres 
Meisters  sind.  Die  Schreibart  Percelles  steht  auf  dem  Titelblatt  einer 
nach  ihm  gestochenen  Folge  von  Seestücken.  Eine  Serie  von  Radi- 
rungen vom  Meister  selbst  zeigt  auf  dem  Titelblatt  den  Namen  »Per- 
selles«. Doch  hat  der  Künstler  sicherlich  nicht  die  Aufschrift  aul  dem 
erstem  Titelblatt  selbst  eingestochen,  und  schwerlich  auch  die  auf  dem 
letztem,  welches  mir  überhaupt  auch  in  dem  bildlichen  Theil  nicht  als 
eine  Arbeit  des  Meisters  vorkommt.  Vermuthlich  liess  der  Verleger 


Schmidt : Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis. 


69 


dasselbe  von  anderer  Hand  hinzustechen,  nachdem  er  die  Platten  des 
Porcellis  erworben. 

Freilich  diese  Untersuchung  über  die  Rechtschreibung  des  Namens 
hat  eine  geringe  Wichtigkeit,  eine  ganz  andere  aber  der  Nachweis,  wo- 
her der  Künstler  stammte.  Dies  entdeckt  zu  haben,  ist  das  Verdienst 
A.  van  der  Willigen’s,  der  den  Akt  seiner  Trauung  auffand.  Am 
30.  August  1622  heirathete  Jan  Porcellis,  Wittwer  von  Gent,  in  der 
St.  Jansstraat  zu  Haarlem  wohnhaft,  die  Janneke  Flessiers  von  Ant- 
werpen, die  gleichfalls  in  der  Jansstraat  domizilirte  (s.  Willigen,  Les 
artistes  de  Harlem,  1870,  S.  242).  Der  Künstler  war  also  kein  Hol- 
länder, und  was  man,  dem  Bericht  Houbraken’s  folgend,  über  seine 
Herkunft  aus  Leiden  gesagt  hat,  erweist  sich  somit  als  urkundlich 
widerlegt.  Da  Porcellis  im  Jahr  1622  bereits  Witwer  war,  so  wird 
ihm  auch  wohl  keine  gar  zu  grosse  Jugend  gegeben  und  seine  Geburt 
in  das  16.  Jahrhundert  gerückt  werden  müssen. 

Porcellis  wanderte  also  aus  den  südlichen  Niederlanden  ein.  Kam 
er  aber  nun  etwa  als  Kind  nach  Haarlem,  oder  als  gereifter  Mann?  Diese 
Frage  ist  keineswegs  müssig,  da  man  in  dem  erstem  Fall  annehmen  muss, 
dass  Porcellis  seine  künstlerische  Ausbildung  in  Holland,  in  dem  zweiten 
aber,  dass  er  dieselbe  in  Belgien  empfangen  habe.  Erwägt  man  noch  zu- 
dem das  gegenseitige  Verhältniss  der  holländischen  und  vlämischen  Kunst 
im  ersten  Viertel  des  17.  Jahrhunderts,  wie  damals  nämlich  die  letztere 
beinahe  schon  die  oberste  Stufe  ihrer  Ausbildung  erklommen  hatte  und 
ihren  grössten  Heros , Rubens , bereits  in  frischester  Kraft  erblickte, 
während  die  erstere  noch  kaum  eine  bestimmte  Eigenart  entfaltet  hatte, 
erwägt  man  ferner,  dass  die  holländische  ihre  Anregungen  damals  der 
entwickeltem  Schwester  wesentlich  verdankte,  so  gewinnt  die  Frage 
eine  ganz  bestimmte  Bedeutung.  Vielleicht  stellt  ja  Porcellis  ein 
wesentliches  Mittelglied  der  beiden  Schulen  dar , vielleicht  könnte 
er  zu  der  Bildung  der  holländischen  beigetragen  haben?  Und  aller- 
dings, diese  Ueberzeugung  habe  ich  aus  dem  Studium  der  Sachlage 
gewonnen. 

Sehen  wir  uns  nun  um,  ob  wir  nicht  dafür  sprechende  Thatsachen 
entdecken ! Thatsachen,  urkundliche  Anhaltspunkte,  sicher  vorliegendes 
Material,  meine  ich,  denn  mit  der  einfachen  Behauptung,  so  und  so 
muss  es  nach  dem  Kunstcharakter  sein , kommt  man  nicht  weit  vor- 
wärts.« Ich  weiss  ja,  welche  Erfahrungen  ich  in  dieser  Beziehung  bei 
Brouwer  gemacht.  Nun  glaube  ich  allerdings  die  vlämische  Manier  bei 
Porcellis  zu  entdecken,  aber  wie  will  man  so  etwas  darthun?  Vor 
den  Bildern  kann  man  wohl  den  Einen  oder  den  Andern  zu  jener 
Ueberzeugung  bringen,  aber  wer  es  nicht  sieht,  dem  kann  man  eben 


70 


Schmidt : 


nichts  beweisen.  Da  kommt  dann  vielleicht  ein  Anderer,  weist  auf 
Jan  van  Goyen  u.  s.  w.  hin,  und  die  ganze  Sache  liegt  wieder  im 
Dämmerschein  der  »subjectiven«  Ansicht.  Darum  Gründe,  auf  That- 
sachen  sich  stützende  Gründe  herbei! 

Wir  sahen,  dass  Porcellis  sich  mit  Janneke  Flessiers  aus  Ant- 
werpen vermählte.  Nun  kann  er  dieselbe  erst  in  Haarlem  kennen 
gelernt  haben,  vielleicht  aber  auch  durch  etwaige  Beziehungen  zu  Ant- 
werpen. Ist’s  nicht  wahr?  Dies  macht  uns  neugierig,  die  Antwerpener 
Liggeren  nachzusehen,  deren  Veröffentlichung  man  den  Gelehrten 
Ph.  Rombouts  und  Th.  van  Lerius  verdankt,  und  richtig  ersehen  wir 
(I.  Theil,  S.  536),  dass  »Jan  Parcelis , Schilder«  sich  1617  in  die 
St.  Lukasgilde  jener  Stadt  um  26  fl.  einschreiben  Hess.  Hier  stimmt 
doch  Alles:  Zeit,  Name  und  das  Malergeschäft.  Ich  glaube  darum  mit 
gutem  Gewissen  in  diesem  »Maler  Jan  Parcelis«  unsern  Meister  zu 
erkennen,  der  dann  später  nach  Haarlem  übersiedelte.  Als  Schüler  ist 
er  nicht  im  Liggere  eingetragen;  vermuthlich  hatte  er  darum  in  seiner 
Vaterstadt  oder  anderswo  in  Belgien  gelernt.  Denn  dass  er  von  Gent 
nach  Holland  gekommen  sei,  dort  gelernt  habe,  dann  nach  Antwerpen 
und  von  da  wieder  nach  Holland  gegangen,  ist  sehr  unwahrscheinlich; 
viel  mehr  dagegen  hat  die  Vermuthung  für  sich,  dass  er  von  Gent  nach 
der  grossen  Kunstmetropole  Brabant’s,  Antwerpen,  und  von  da  nach 
Holland  gezogen  sei.  Houbraken  nennt  ihn  allerdings  einen  Schüler 
von  Hendrik  Cornelisz  Vroom , wohl  aber  nur  aus  dem  Grunde , weil 
Vroom  der  »älteste«  holländische  Marinemaler  war , und  man  sich  so 
den  Porcellis  als  von  ihm  beeinflusst  dachte.  Dass  Houbraken  hier 
eine  sichere  Quelle  gehabt,  ist  nicht  zu  glauben,  weil  er  überhaupt  von 
Porcellis  so  gut  wie  nichts  und  dann  nur  Falsches  wusste;  gerade  die 
Frage,  bei  wem  ein  Künstler  gelernt,  bekümmerte  die  alten  Herren  viel 
weniger  als  manches  Andere  minder  Wichtige  aus  dem  Leben  dessel- 
ben. Eine  sichere  Quellenangabe  lag  Houbraken  gewiss  nicht  vor.  Ich 
sagte  vorhin,  Porcellis  habe  sich  1617  in  die  Antwerpener  Gilde  ein- 
schreiben lassen.  Die  Rechnung  geht  vom  19.  September  1616  bis  in 
den  September  1617,  und  nun  findet  sich  Porcellis  als  der  drittletzte 
unter  denjenigen  eingetragen,  die  ihre  Gebühren  für  das  Meisterwerden 
bezahlten.  Er  ist  noch  einmal  aufgeführt  bei  der  Einzeichnung  des 
»Weingeldes«,  das  die  neu  Aufgenommenen  zu  entrichten  hatten,  und 
zwar  sieht  man  ihn  darin  an  letzter  Stelle.  (Eine  Bezahlung  ist  übrigens 
bei  ihm , wie  bei  mehreren  ihm  Vorausgehenden , nicht  eingetragen.) 
Beide  Male  findet  er  sich  in  der  Umgebung  der  gleichen  Namen.  Ge- 
nauer darf  man  daraus  schliessen,  dass  er  Ende  August  oder  Anfangs 
September  1617  die  Meisterschaft  empfing.  Allerdings  ist  nicht  zu 


Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis. 


71 


übersehen,  dass  dies  noch  immer  nicht  über  den  Rang  erlaubter  Ver- 
muthungen hinausgeht. 

Fünf  Jahre  später  finden  wir  also  den  Künstler  zu  Haarlem , wo 
er  sich,  wie  bemerkt,  am  30.  August  1622  als  Witwer  verheirathet. 
1628  lebte  er  wahrscheinlich  noch  daselbst,  da  er  von  Samuel  Ampzing 
in  dessen  Beschreibung  Haarlem’s,  die  in  jenem  Jahr  erschien,  erwähnt 
wird : 

So  sy  Porcellis  mee  ter  dezer  plaetz  gedacht 

De  grootste  konstenaer  in  schepen  recht  geacht. 

(Das  heisst:  An  diesem  Orte  sei  auch  des  Porcellis  gedacht,  der  mit 
Recht  als  der  grösste  Künstler  in  Schiffen  gilt.) 

Aus  diesen  Versen , sowie  aus  der  Titelaufschrift  auf  der  Folge 
mit  Ansichten  holländischer  Fahrzeuge:  Icones  variarum  navium  — 
notatae  a famosissimo  navium  pictore  Johanne  Percelles,  ersieht  man 
übrigens,  in  welcher  Achtung  der  Künstler  stand.  Und  dies  war  ja 
auch  ganz  wohl  in  der  Ordnung.  Porcellis  konnte  in  der  That  in  den 
zwanziger  Jahren  als  der  grösste  damalige  Seemaler  in  Holland  be- 
trachtet werden ; ich  wenigstens  wüsste  mich  keines  bessern  zu  erin- 
nern. Van  Goyen,  der  auch  Seestücke  gemalt,  war  damals  erst  in 
seiner  Ausbildung  begriffen,  Willem  van  der  Velde  war  noch  gar  nicht 
einmal  auf  der  Welt,  und  der  alte  Vroom,  sowie  Adam  Willaerts  waren 
zu  hart  und  conventionell,  um  sich  mit  der  feinen  leichten  Tusche,  der 
naturgemässen  Zeichnung,  der  Beherrschung  der  Wellen  und  der  aus- 
gebildetern  Perspective  unseres  Helden  vergleichen  zu  können.  Dass 
Vroom  irgendwie  massgebenden  Einfluss  auf  Porcellis  gehabt,  scheint 
mir  unglaublich,  eher  mag  dies  bei  Willaerts  der  Fall  gewesen  sein. 
Willaerts  war  nach  de  Bie  und  seinem  von  Fr.  van  de  Steen  ge- 
stochenen Selbstbildnis  zu  Antwerpen  1577  geboren;  er  scheint  frühe 
die  Vaterstadt  verlassen  zu  haben,  da  er  nicht  im  Liggere  eingeschrie- 
ben steht;  1611  hielt  er  sich  mit  Bestimmtheit  schon  in  Utrecht  auf 
und  lebte  daselbst  noch  1666.  Dass  Porcellis  bei  ihm  geradezu  gelernt, 
ist  mir  nicht  wahrscheinlich,  da  der  Erstere  ja  als  Mitglied  der  Maler- 
gilde von  Antwerpen  sich  aufnehmen  liess,  doch  mag  ihn  das  Studium 
der  Gemälde  Adam’s  gefördert  haben.  Dieser  selbst  ist  kaum  als 
spezifischer  Holländer  zu  betrachten,  wenigstens  wie  die  Kunst  der  letz- 
tem sich  eigenartig  gestalten  sollte;  jedenfalls  empfing  auch  er  seine 
Anregungen  von  der  entwickeltem  vlämischen,  sowie  man  überhaupt 
zur  Zeit  seiner  Lehrjahre,  also  von  1590  an  und  noch  in’s  17.  Jahr- 
hundert hinein  , eine  bestimmte  Trennung  gar  nicht  vornehmen  darf. 
Dass  Porcellis  seine  leichte  flotte  Behandlung  mit  der  Untertuschung 
und  der  geistvollen  Deckung,  sowie  seine  ganze  malerische  Empfindung 


72 


Schmidt : 


aus  Antwerpen  mitbrachte,  dünkt  mir  unzweifelhaft,  und  nicht  minder, 
dass  er  einen  bestimmenden  Einfluss  auf  die  holländische  Landschafts- 
malerei  ausgeübt.  Wie  steif  z.  B.  erscheinen  noch  die  frühem  Bilder 
von  Esaias  van  de  Velde  und  Jan  van  Goyen,  wie  ohne  die  leichte, 
geistvolle  Behandlung  der  gleichzeitigen  und  gleichaltrigen  Antwerpener 
Künstler!  Hier  bildete  Porcellis  einen  Theil  der  Vermittlung,  und 
namentlich  verdankt  van  Goyen  dem  Genter  Maler  ein  gutes  Stück 
seiner  Eigenart,  die  sich  dann  auf  seine  Schüler  und  Nachahmer  ver- 
erbte. Ein  eigentlicher  Schüler  von  Porcellis  braucht  van  Goyen  nicht 
gerade  gewesen  zu  sein;  dessen  Bilder  jedenfalls  hat  er  aber  aufmerk- 
sam studirt.  Damit  soll  ja  selbstverständlich  der  holländischen  Malerei 
ihr  Ruhm  nicht  genommen  sein,  denn  van  Goyen  bildete  Elemente  aus, 
die  er  nicht  von  Porcellis  empfing,  die  vielmehr  schon  in  Esaias  van 
de  Velde  vorgebildet  lagen,  aber  eine  unbefangene  Anschauung  führt 
meines  Erachtens  dazu,  dass  die  holländische  Kunst,  wie  ja  Hals  auch 
wesentlich  von  Rubens  bedingt  ist,  die  Anregungen  von  der  ihr  voraus- 
geschrittenen vlämischen  empfing.  Dann  erst  entwickelte  sie  sich  zur 
selbständigen  Blüthe,  welcher  die  gerechte  Bewunderung  aller  kunst- 
gebildeten Seelen  zum  Lohn  geworden  ist. 


Ausser  Johannes  Porcellis  gibt  es  aber  noch  andere  Angehörige 
dieses  Namens , die  gleichfalls  den  Pinsel  führten.  Zuerst  tritt  uns 
ein  » Jonas  Percelis,  Schilder«  entgegen,  der  mit  vier  Andern  unter  der 
Rubrik  vom  20.  August  1618  im  Antwerpener  Liggere  als  Meister  auf- 
genommen steht.  Er  bezahlte  blos  11  fl.,  während  die  andern  mit  ihm 
im  gleichen  Jahr  Aufgenommenen  23  fl.  4 Stüber  oder  26  fl.  erlegten; 
nur  der  Maler  Michael  Veldener  ist  mit  11  fl.  4 Stüber  eingetragen. 
Es  scheint  also  mit  der  Kasse  des  Jonas  schlecht  bestellt  gewesen  zu 
sein.  Maler  war  er,  aber  was  für  einer?  darüber  habe  ich  gar  keine 
Andeutung  finden  können;  vielleicht  war  es  mit  seiner  Kunst  nicht 
weit  her.  Dem  Namen  nach  zu  urtheilen,  dürfte  er  mit  Jan  Porcellis 
verwandt,  vielleicht  ein  Bruder  gewesen  sein. 

Während  nun  die  Existenz  dieses  Jonas  wenigstens  beglaubigt  ist, 
hat  man  mit  Julius  Porcellis  seine  liebe  Noth.  Man  schreibt  ihm  zwar 
Bilder  zu , und  Houbraken  weiss  von  ihm  zu  erzählen  , aber  wenn  er 
nun  nichtsdestoweniger,  dem  Nebel  gleichend,  der  keine  bestimmte  Ge- 
stalt annehmen  will,  im  Sonnenschein  der  Kritik  verschwände?  Die 
Herren  Kunstschreiber  der  neuesten  Fa§on,  darunter  auch  meine  We- 
nigkeit, haben  ja  schon  manchem  angeblichen  Künstler  das  Lebenslicht 


Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis. 


73 


ausgeblasen,  so  dass  wir  mit  geringer  Aengstlichkeit  an  die  Beseitigung 
des  Julius  gehen.  Eine  sichere  Erwähnung  seiner  ist  mir  nicht  bekannt 
geworden,  denn  was  ein  Fabelkrämer  wie  Houbraken  sagt,  wird  doch 
niemand  mehr  für  baare  Münze  halten.  Der  holländische  Vasari  hatte 
ihn  einen  Sohn  des  Jan  genannt;  er  sei  diesem  in  der  Kunst  so  nahe 
gekommen,  dass  oft  Irrthümer  entstanden,  um  so  mehr,  als  Beide  sich 
gleichmässig  I.  P.  bezeichnet  hätten.  Um  nun  einen  sichern  Anhalts- 
punkt für  Julius  zu  haben,  müsste  man  ächtbezeichnete  Bilder  mit  sei- 
nem vollen  Vornamen  oder  ein  authentisches  Dokument  nachweisen 
können.  Von  Beidem  habe  ich  weder  etwas  gesehen  noch  gehört.  Da- 
gegen trat  ein  » Johannes  Percellis  van  Delden«  im  Jahr  1658  in  die 
Malergilde  zu  Leiden,  wurde  1660  Vorstand  (ist  chef-homme  bei 
v.  d.  Willigen  so  zu  übersetzen?)  und  entrichtete  bis  1680  der  Gilde 
die  ihr  zukommenden  Geldbeträge.  Man  ist  hier  versucht  zu  glauben, 
dass  dieser  Johannes  der  Sohn  des  alten  Porcellis  gewesen;  der  Name 
ist  wenigstens  der  gleiche,  und  auch  das  Alter  würde  sich  damit  füg- 
lich vereinigen  lassen.  Ich  hegte  kaum  einen  Zweifel,  wenn  nicht  der 
Name  »van  Delden«  dabei  stünde.  Dies  bezeichnet  vielleicht  den  Ort 
seiner  Herkunft,  wo  sich  allerdings  der  Alte  könnte  einmal  aufgehalten 
haben ; leider  weiss  ich  nichts  über  die  Lage  desselben.  — Jan  II.  wohnte 
also  zu  Leiden.  Nun  fällt  uns  aber  ein,  was  Houbraken  über  seinen 
Jan  berichtet  hatte:  »Er  war,  glaubt  man,  im  Kaag,  einem  Dorf  bei 
Leiden  geboren.  Doch  versicherte  mich  der  Ritter  Karel  de  Moor,  dass 
er  zu  Leiden  selbst  auf  die  Welt  kam  und  zu  Leiderdorp  begraben 
wurde.«  Ich  bin  der  Ansicht,  dass  Moor’s  Angaben  sich  nicht  auf  den 
alten,  sondern  auf  den  jungen  Jan  beziehen,  weil  eine  Erinnerung  an 
den  letztem,  der  ja  1680  zu  Leiden  noch  lebte,  bei  Moor  viel  eher 
denkbar  ist;  Karel  erblickte  1656  das  Licht  der  Welt,  und  zwar  in 
Leiden  selbst,  konnte  also  unsern  Jan  II.  noch  recht  gut  gekannt  haben. 
Und  dass  die  Angaben  des  Ritters  so  mir  nichts  dir  nichts  aus  der 
Luft  gegriffen  und  ganz  ohne  thatsächlichen  Anhalt  seien,  darüber  kann 
doch  bei  dem  rein  objektiven  Charakter  derselben  ein  Zweifel  nicht 
aufkomm en.  Aber  Houbraken,  durch  den  Vornamen  Johannes  getäuscht 
und  ohne  Kenntniss  von  einem  zweiten  Künstler  dieses  Namens,  wäh- 
rend ihm  bei  demselben  ein  »Julius«  im  Kopfe  war,  bezog  die  ihm 
gewordenen  Angaben  auf  den  ersten.  Beachtens werth  ist  es  übrigens, 
dass  die  Vornamen  aller  drei  Porcellis,  sowie  auch  des  bis  dato  noch 
fabelhaften  Julius,  mit  »J«  angehen,  dass  man  sie  also  leicht  verwech- 
seln kann,  im  Falle  sie  alle,  was  mir  nicht  bekannt,  Seestücke  malten 
und  sich  darauf  der  gleichen  Signatur  I.  P.  bedienten.  Ein  unange- 
nehmer Concurrent  ist  aber  auch  der  Antwerpener  Maler  Jan  Peeters 


74 


Schmidt : 


(geb.  1624,  in  den  70er  Jahren  noch  am  Leben),  der  sich  gleichfalls 

I.  P.  zeichnete.  In  der  Sammlung  des  1856  verstorbenen  Kupferstechers 
Adolf  von  Heydeck  zu  Dessau  befand  sich  eine  Ansicht  des  Strandes 
von  Scheven ingen , die  zufolge  Nagler  (Monogrammisten  IV.  Nr.  260) 
mit  I.  P.  1660  bezeichnet  war.  Nagler  meint,  offenbar  blos  wegen  des 
Monogramms  und  der  Jahreszahl,  dass  das  Gemälde  von  Julius  Por- 
cellis  herrühren  müsse.  Es  wird  mir  indessen  von  Jemand,  der  das 
Bild  noch  gekannt,  mitgetheilt,  dass  er  es  »auf  Grund  der  sehr  ober- 
flächlichen Behandlung  und  des  monotonen  schweren  Grau«  für  einen 
Jan  Peeters  gehalten;  der  Besitzer  selbst  habe  wohl  auch  keine  andere 
Benennung  dafür  gehabt  und  keinen  grossen  Werth  darauf  gelegt. 

Wenn  man  dem  »Catalogus  van  Schilderyen«  von  Ger.  Hoet 
(I.  Thl.  1752,  S.  297;  Nr.  7)  trauen  dürfte,  gibt  es  noch  einen  »AL 
Persellus «.  Es  ist  nämlich  darin  verzeichnet:  Een  heerlyk  Stuk,  zynde 
een  Zeestorm,  van  de  groote  Meester  A.  Persellus,  zyn  alderbeste 
tränt,  Gapitael,  auf  einer  Amsterdamer  Auktion  am  6.  Oktober  1723 
um  21  fl.  verkauft.  Aus  dem  Zusatz  ersieht  man  übrigens,  dass  nie- 
mand anders  als  Jan  Porcellis  gemeint  ist,  denn  das  ist  der  bekannte 
grosse  Meister. 

Die  kritische  Kunstforschung  hat  sich  bis  jetzt  noch  wenig  mit 
den  Porcellis  beschäftigt.  John  Smith  spricht  von  ihnen  in  seinem 
Catalogue  raisonne  (London  1835,  Bd.  VI.  S.  398)  folgender  Massen: 
»Julius  Parcelles,  born  at  Leyderdorf  in  1628,  was  a scholar  of  his 
father  John  Parcelles  a marine  painter  of  little  abilities,  whom  the  son 
very  soon  surpassed  and  ultimately  attained  a degree  of  excellence, 
which  places  some  of  his  productions  in  considerable  affinity  to  those 
of  W.  van  der  Velde.  One  of  this  dass,  representing  a fresh  breeze, 
having  the  initials  of  the  painter , I.  P. , upon  it , was  imported  by  a 
dealer,  in  1817,  and  sold  for  35  1. ; the  same  picture  was  ufterwards 
exhibited  in  the  British  Gallery  under  the  name  of  Will.  v.  d.  Velde, 
and,  having  there  acquired  a reputation,  was  sold  the  following  year 
by  auction,  for  300  gs.,  it  being  at  that  time  the  property  of  a noble 
lord.«  Diese  Worte  gaben  den  Anlass  zu  der  Darstellung  Waagen ’s 
in  seinem  Handbuch  der  deutschen  und  niederländischen  Malerschulen, 

II.  S.  233 : »Julius  Parcellis,  geb.  1628  zu  Leyderdorf,  war  der  Schüler 
seines  Vaters  Jan  Parcellis,  eines  sehr  mittelmässigen  Seemalers.  Er 
erreichte  eine  so  hohe  Stufe  in  derselben  Gattung,  dass  seine  besten 
Bilder  an  Klarheit,  Feinheit  der  Luftperspective  und  Freiheit  der  Be- 
handlung dem  W.  van  de  Velde  gleichkommen,  wie  denn  Smith  erzählt, 
dass  ein  Bild  von  ihm  für  300  Pfund  Sterling  als  ein  Werk  des  letztem 
Meisters  in  London  verkauft  worden  ist.  Seine  beglaubigten  Bilder 


Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis. 


75 


kommen  selten  vor,  wie  mir  denn  in  Galerien  nur  ein  kleines,  aber 
sehr  ieines,  mit  I.  P.  bezeichnetes,  Nr.  822,  in  der  zu  Berlin  bekannt 
ist.«  Diese  Erzählung  ist  von  A bis  Z irrthümlich.  Vorab  wird  man 
aus  meiner  Auseinandersetzung  ersehen  haben,  dass,  selbst  angenom- 
men, Julius  Porcellis  sei  mit  Johannes  II.  identisch,  eine  Geburt  des- 
selben zu  Leiderdorp  und  gar  1628  nichts  weniger  als  erwiesen  ist. 
Auch  das  angegebene  Schülerverhältniss  zwischen  »Vater«  und  »Sohn« 
darf  so  lange  nicht  mit  Sicherheit  behauptet  werden,  als  man  nicht 
das  Geburtsjahr  des  Einen  und  das  Todesjahr  des  Andern  kennt.  Und 
ganz  besonders  gebührt , wie  W.  Bode  (Zeitschrift  für  bildende  Kunst, 
Jahrg.  VII.  S.  176)  mit  Recht  hervorhebt,  Waagen’s  Lob  dem  alten 
Jan.  Natürlich  hat  dieser  keine  Bilder  in  W.  v.  d.  Velde’s  Kunstweise 
gemalt,  wie  Smith  angibt,  denn  dass  einmal  ein  Seestück  von  ihm  für 
einen  Willem  verkauft  wurde,  genügt  doch  nicht,  um  die  Manieren 
beider  als  verwandt  auszugeben.  Das  ist  freilich  unzweifelhaft:  Por- 
cellis war  ein  bedeutender  Künstler,  wie  van  der  Velde,  ja  in  Ansehung 
der  respektiven  Zeit  Verhältnisse,  wenn  auch  nicht  der  rein  ästhetischen 
Wirkung  bedeutender.  Stimme  ich  mit  Bode  in  dieser  Beziehung  überein, 
so  sind  wir  ganz  verschiedener  Meinung  bezüglich  der  schönen  Strand- 
landschaften in  der  Galerie  Schönborn  zu  Wien  und  im  grossherzoglichen 
Museum  zu  Darmstadt  (Nr.  326  des  Hofmann’schen  Kataloges  von 
1872),  welche  beide  die  Bezeichnung  I.  Por.  tragen.  Bode  (a.  a.  0. 
S.  177)  findet  zwar,  dass  sie  sich  der  Manier  des  Jan  Porcellis  an- 
schliessen;  der  Künstler  sei  jedoch  flüchtiger  und  flüssiger  in  der  Be- 
handlung und  dünner  im  Auftrag  der  Farben.  Ich  meinerseits  kann 
das  letztere  nicht  erkennen,  erblicke  vielmehr  eine  vollkommene  Ueber- 
einstimmung  mit  andern  Bildern,  die  man  mit  Fug  dem  Jan  zuschreibt. 
Auf  dem  erwähnten  Schleissheimer  Bildchen  hat  sich  der  Künstler  auch 
mit  »o«  (Porcellis)  gezeichnet,  was  ebenfalls  Beachtung  verdient,  da 
diese  Schreibart  von  den  beiden  Andern,  Jonas  und  Jan  II.,  wohl 
möglich,  aber  nicht  erwiesen  ist.  Der  Urheber  der  »Strandgezigten«  war 
ein  bedeutender  Künstler  und  muss  der  Behandlung  nach  um  1617  bis 
1630  etwa  gearbeitet  haben.  Eben  darum  geht  es  nicht,  diese  pracht- 
vollen Seebilder  mit  der  klaren  Farbe  und  der  sichern  Pinselführung 
dem  »Sohne  Julius  Porcellis«  zuzuschreiben,  den  Bode  für  den  mög- 
lichen Urheber  hält , denn  dieser  fiele  doch  jedenfalls  in  die  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts.  Einen  Künstler  aber,  der  in  die  Blütheperiode  der 
holländischen  Kunst  gehört,  zu  einem,  wie  ich  glaube,  vlämischen  Ar- 
chaisten,  oder  doch  jedenfalls  einem  Archaisten  zu  machen,  dürfte  ohne 
schwerwiegende  Gründe  nicht  angeben.  Und  was  ganz  besonders  auch 
die  Wagschale  zu  Gunsten  des  alten  Jan  hinunterdrückt,  das  ist  die 


76 


Schmidt:  Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis. 


Thatsache,  dass  die  unbezweifelten  Radirangen  von  ihm  in  der  Form 
der  Wellen  und  Wolken  vollständig  mit  dem  Darmstädter  Bildchen 
übereinstimmen , wie  schon  Inspector  Hofmann  in  seinem  Katalog  mit 
Recht  bemerkt  hat. 

München,  Ende  September  1874. 


Wilhelm  Schmidt. 


Spruchbrief 

des  Käthes  zu  Strassburg  in  Sachen  der  Bauhütte  des  Münsters 
und  des  Handwerkes  der  Maurer 

vom  7.  December  1402. 

Wir  Heffeman  Heffe  der  meifter  vnd  der  Rat  von  Strafpurg , Tunt  kunt 
allen  den , die  difen  brief  anefehent , oder  gehörent  lefen , Das  vur  vns 
körnend  her  Vlrich  Gosse  der  Ammanmeifter,  her  peter  Sunner,  her  Wilhelm 
Metziger,  vnd  her  Rulm  Rarpfennig  Alteamman meiftere,  unfer  bürgere,  vnd 
fprochent,  do  werent  vur  fi  körnen  meifter  vlrich  von  Enfingen  wergmeifter 
vnfer  frowen  werckes  in  *)  mergen  Stifft  by  vns , vnd  mit  yme  heinrich  leiner 
von  frisingen  der  parlier,  Otteman  von  wurtzeburg,  hans  Rollender,  Adolf  von 
Bunne,  vnd  peter  zur  krönen,  Steinmetzen  des  egenanten  werckes,  von  Iren 
vnd  der  andern  fteinmetzen  wegen  einlite,  Vnd  darzu  Johans  Beinheim  der 
ftatte  wergkmeifter  Johans  Bergheim  dem  man  fprichet  Ammeifter  des  Ant- 
werckes  der  murer  Ratherre,  hanfeman  ganfer  des  antwerckes  meifter;  Erhärt 
kindelin  lawelin  der  Estricher  Rulman  Im  gieffen  michel  ganfer  Erhärt  von 
hagenow,  Rulman  lawelin,  hanfeman  Stumelin,  Anthonie  der  kacheler,  vnd 
lawelin  wefterman,  murere  vnfer  bürge,  von  Jren,  vnd  des  antwerckes  der 
murer  wegen,  anderfite,  die  hattent  gefpenne  miteinander  gehept  als  harnach 
lutet  Zum  erften  fo  hette  meifter  vlrich,  vnd  die  vorgenanten  Steinmetzen 
fine  gefellen , vnd  vndertane  mit  ymme  geuordert  an  die  murere,  es  wer  von 
alten  zyten  harkomen,  alfe  fie  zu  bedenfiten  miteinander  dienden,  vnd  ein 
antwerck  werent  das  do  ein  yeglich  wergmeyfter  werdanne  zu  zyten  vnfer 
frowen  werckes  wergmeister  was  des  antwerckes  gemeine  baner  hinder  ymme 
hette,  vnd  wenne  man  Reyfen  für,  oder  vur  das  munfter  zogete,  So  gingent 
Steinmetzen  vnd  murere,  zu  eim  wergmeifter  vnd  zugent  vnder  die  baner, 
Darnach  zu  einre  zyt,  do  hetten  die  Steinmetzen  vnd  murer  von  der  Baner 
wegen,  gefpan  gewunnen,  vnd  meinden  es  were  in  nit  bekummenlich  zu  eime 


*)  Durch  einen  Fleck  undeutlich. 


78 


Woltmann : 


wergmeyfter  vnder  die  Baner  zu  ziehende,  vnd  körnend  der  gefpenne  vur  den 
Ammanmeifter  vnd  vur  die  altenammanmeyftere,  die  zu  der  zyt  woren,  vnd 
botent  die  murere  zu  der  zyt  das  in  der  Ammanmeifter  vnd  die  Altenamman- 
meyfter  gunden,  eine  baner  ze  machende,  die  ir  meifter  by  Ime  hette,  vnd  vnder 
die  fi  zugent,  vnd  wenne  fi  in  Reifen,  oder  vur  das  munfter  kement,  So  weltent 
fi  gern  ir  baner  vnder  tun  vnd  vnder  die  baner  ziehen  die  der  wergmeifter 
hette,  darzu  hettent  der  wergmeifter  vnd  die  Steinmetzen  die  zu  der  zyt  woren 
geretd,  vnd  vor  den  herren  ertzalt,  wie  das  von  alter  har  körnen  were,  do 
hettent  der  Ammanmeyfter  vnd  die  altenammanmeyfter  die  zu  der  zyt  woren, 
fie  miteinander  entfcheiden  vnd  gerihtet,  das  die  Baner  by  eime  wergmeyfter 
bliben  folte,  vnd  das  die  murere  keine  baner  foltent  haben  Alfe  das  zwene 
briefe  eigentliche  bewifent  vnd  befagent,  die  darüber  gemäht  wurden,  befigelt 
mit  derf eiben,  altenammanmeyfter  Ingefigele,  der  fie  einen  hetten,  vnd  die 
murere  den  andern,  vnd  nv  hette  fich  nuwelingen  gefuget,  das  vnfer  frowen 
wergk  ein  wile  ofture 2)  ftund , das  kein  wergmeyfter  do  was , In  demme 
hettent  die  murere,  der  Baner  fich  vnderzogen,  vnd  fo  meifter  vlrich  werg- 
meyfter wer  worden,  vnd  die  Baner,  an  die  murere  vorderte,  die  zu  habende, 
alfe  fine  vordem  fi  gehapt  hettend,  vnd  er  ouch  zu  den  wercke  körnen  were, 
mit  folichen  vurworten  vnd  gedingen,  die  ymme  die  pfleger,  vnd  der  Schaffener 
des  werckes  verbriefet  vnd  verfprochen  hetten,  von  vnfer  geheiffe,  vnd  em- 
pfelhniffe,  das  er  by  allen  eren,  wurdikeiten  vnd  Rehten  folte  bliben  vnd  ge- 
halten werden,  als  ander  fine  vorfaren  vor  ymme  bitz  har,  bliben  vnd  gehalten 
find,  So  woltent  ymme  die  murere,  die  Baner  nit  geben,  do  fehent  meifter  Vlrich 
von  Enfingen  der  wergmeyfter,  vnd  die  andern  Steinmetzen  gern,  das  yn  die 
murere  die  baner  widergebent  vnd  dem  wergmeifter  die  lieffent  alfe  daz  ver- 
briefet vnd  vzgetragen  were , vnd  von  alter  harkomen  ift , oder  aber  feitent 
warumbe  fi  das  nit  tun  folten,  Do  gegen  hetten  die  vorgenanten  Johans 
Beinheim,  Johans  Bergheim,  hanfs  ganfer,  Erhärt  kindelin,  lawelin  der  Eftricher 
Rulman  Im  gieffen  michel  ganfer,  Erhärt  von  hagenowe,  Rulman  Lawelin, 
hanfs  Stumelin,  Anthonie  der  kacheler,  vnd  lawelin  wefterman  die  murere,  es 
verantwurtet  vnd  gefprochen  der  Steinmetzen  werent  lützel,  vnd  werent  ir  gar 
vil  vnd  beduhte  fi  billich,  das  ir  meifter  die  Baner,  hette,  das  fi  zu  deme 
zogetent  fo  es  notdurfftig  were,  oder  aber  das  man  In  ouch  eine  baner  gunde, 
vnd  wanne  fie  zu  der  Steinmetzen  baner  kement,  So  weiten  fi  die  Ire  gern 
vndertun  Der  gefpenne  vnd  miffehelle  hettent  der  Ammanmeyfter,  vnd  die 
altenammanmeifter  bede  partien  gütlich  vnd  lieplich,  miteinander  gerihtet,  vnd 
vbertragen,  In  dife  wife,  vnd  ob  es  vns  alfo  gefiele,  Das  ift  der  meifter  vlrich 
der  wergmeyl'ter , der  parlier,  vnd  alle  die  Steinmetzen  die  yetz  in  der  hutten 
ftant,  oder  harnach  darzu  körnend,  vnd  die  darynne  wurckent,  vnd  vnder  eim 
wergmeifter  find,  vnd  alle  ir  nachkomen  ewiglich  follend  des  gefriget  fin,  das 
ir  keinre  mit  dem  Antwercke  der  murer  zunft,  fol  dienen  noch  mit  keime  Ant- 
wercke  In  vnfer  ftat,  fie  tugent  es  danne  gern,  vnd  follend  noch  dörffent,  keine 

2)  Ostür  adv.  = ohne  Leitung.  Vgl.  das  Glossar  zu  den  Chroniken  der  deut- 
schen Städte,  her.  von  der  hist.  Commission;  Strassburg. 


Spruchbrief  des  Rathes  Zu  Strassburg. 


79 


naht  hüte  tun,  vngeuerlich  Wer  aber  fache  das  ein  Steinmetze  uzwendig 
vnfer  frowen  werckes,  erbern  luten,  In  vnfer  ftat,  wurcken  wolte,  mit  dem 
Antwercke , das  er  danne  kutide , der  fol  mit  den  murern  dienen , vnd  der 
zunft  empfohen  vnd  halten,  alles,  das,  daz  ander  murere,  vnde  Ire  zunftgefellen 
haltent,  vnd  tund  one  geuerde,  vfsgenommen  des,  wer  ez,  das  der  wergmeyfter 
lergend  einre  Stifft,  oder  Clofter,  In  vnfer  ftat  vnd  Burgbanne,  dienen  wolte, 
lchihte  der  firne  gefellen  der  Steinmetzen  dar,  vf  das  werg  zu  wurkende,  in 
firne  dienfte,  oder  ob  der  wergmeyfter,  yeman  wolte  ein  farg  tun  ho  wen,  ein 
lauatorium  tun  machen,  oder  ander  dinge  der  glich,  das  mag  der  wergmeyfter, 
oder  die  Steinmetzen  wol  tun,  wenne  es  von  alter  alfo  komen  ift,  vnd  fol 
darumbe,  er,  noch  fie,  nit  verbunden  fin,  mit  den  murern  ze  dienende,  oder 
ynnen  dheine  dienft,  darumbe  ze  tunde  in  enheinen  weg,  one  alle  geuerde, 
Wer  ouch  fache,  das  vnfer  ftat  der  Steinmetzen  bedorffte  In  eine  Reife  zü 
varende,  begerend  ir  danne  vnfer  ftat,  das  fi  mit  yn  varent,  So  follent  es  die 
Steinmetzen  tun,  vnd  mit  varen,  vnd  fol  yn  vnfer  ftat,  darumb  tun  daz  be- 
fcheidenlich  ift,  vngeuerlich  Vnd  botent  vns  die  egenanten  her  vlrich  .goffen  der 
Ammanmeyfter,  vnd  die  andern  Altenammanmeyfter  von  beder  partien  wegen, 
mit  vrteil  zu  bekennende,  den  vorgenannten  vbertrag  ftete  zu  finde,  vnd  noch 
demme  wir,  die  vorgenanten  hern  vlrich  goffen  vnfsern  Ammanmeyfter,  vnd 
die  andern  altenammanmeyfter,  verhortent,  Do  körnend  wir  mit  Rehter  vrteil 
vberein , vnd  hant  es  ouch  erteilt , glich  als  vnfer  Ammanmeyfter , vnd  die 
andern  Altenammanmeyfter,  das  do  vor  von  Worte  zu  worte  begriffen  hant, 
das,  daz  ewiglich  fol  ftete  vnd  kreftig  fin  vnd  bliben,  Doch  mit  beheltniffe  vns 
vnd  vnfer  ftette,  alle  ir  Reht,  friheit,  vnd  gewonheit,  vnd  des  zu  eim  vrkunde, 
So  haben  wir  vnfer  Stette  Ingefigel  geton  hencken  an  difen  brief,  der  geben 
wurt  an  dem  neheften  tage,  nach  Sant  Nicolaus  tage  des  Byfchofes  In  dem 
Jare  do  man  zalte  von  gotes  gebürte  viertzehenhundert  Jar , vnd  zwey  Jare 
haran  woren  wir  her  Johans  zorn  genant  von  Eckerich,  Johans  Bock,  her 
wilhelm  Clobelauch  vnd  heffeman  heffe,  die  vier  meifter,  her  vlrich  goffe,  der 
Ammanmeyfter,  her  Johans  von  Stille,  her  wetzel  marfche,  her  Johans  von 
Kagenecke  der  eilter,  her  Thoman  von  Endingen  her  heintzelin  von  mulnheim 
lutolt  von  mulnheim,  Ronnbolt  Swarber,  walther  von  mulnheim,  Glaus  ginp- 
ping,  claus  mauffe,  Johans  Clobelouch  langhans  feligen  fun,  claus  merfwin 
peter  Beck , Johans  ....  utscheman 3)  der  eilter , walther  Swop,  Gonrat 
phaffenlap  genant  zum  Ruft,  goffe  Rebeftog,  Symund  Buhffener,  hug  völtfche, 
hanman  von  gederthenn , Johans  von  heilgenftein  Johans  peterlin  Jeckelin 
mauffe,  Von  den  Gremern  Johanns  Barpfennig,  von  den  Brotbeckern  Contz  ame 
ftaden , von  den  metzigern  her  wilhelm  metziger,  von  den  Tüchern  Johans 
verwer,  von  den  kuffern  heinrich  hanfeman  zum  zoller,  von  den  gerwern 
heintze  Stumpf,  von  den  winluten  heinrich  kranich,  von  den  Steinmetzen  vnd 
murern  Johans  Bergheim  genannt  Ammeyfter,  von  den  Smiden  Stephan  Sporer, 
von  den  Snidern  Schönheintze,  von  den  Schiffluten  Johans  Nellefheim  genant 


3)  Der  Anfang  des  Namens  durch  einen  Fleck  unkenntlich. 


80 


Woltmann: 


Riethans , von  den  kurfenern  Johans  wefterman , von  den  zimberluten  der 
Lange  obereht,  von  den  winruffern  vnd  winmeffern  lienhart  heifcher,  von  den 
Schuhemachern  Guntzelin  Schultheiffe  von  den  goltfmiden  und  Schiltern  Andres 
Glamman  der  maler,  von  den  kornluten  Gontze  Ruckerfheim,  von  den  garte- 
nern  Boghans,  von  den  vifchern  lambes  hans,  ame  Tiche,  von  den  Scherern 
vnd  Badern,  hans  obereht  an  der  Schmitbrucken,  von  den  Saltzmuttern  lien- 
hart Smit  zu  Trachenfeilfs,  von  den  wöbern  claus  Ingenheim,  von  den  win- 
stichern  vnd  winverkouffern  Schenckenhans , von  den  wagenern  kiftenern  vnd 
drefchelern  Sterken  hans,  von  den  grempern,  Seilern,  vnd  obeffern,  claus  Stein- 
gewürcke,  von  den  vafsziehern  Johans  mörlin,  von  den  Schiffzimberluten, 
Althenn  Glaus,  von  oleyluten,  mullern,  vnd  duchfcherern,  walther  Rynowe  der 
Rat , Vnd  find  difer  briefe  zwen  glich  einre  by  dem  wergmeifter  vnd  den 
Steinmetzen,  Vnd  der  ander  by  den  murern  die  ouch  by  in  blibent. 


[Die  Original-Urkunde  im  städtischen  Archiv  zu  Strassburg  (Lad.  XV 
Nr.  6)  ist  auf  einen  Pergamentbogen  geschrieben  und  mit  dem  Siegel  versehen. 
Sie  trägt  von  späterer  Hand  die  Aufschrift: 

Spruchbrieff  und  Vrteil  die  Steinmetzen  vnd  Murer  betr. 
post  Nicolai  Ao.  1402.] 


Auf  eine  gelegentliche  Erwähnung  dieser  Urkunde  durch  Schnee- 
gans hin  hat  Seeberg  in  der  kleinen  Schrift:  Die  Juncker  von  Prag 
u.  s.  w.,  Leipzig  1871,  S.  40,  Folgendes  gesagt:  »Er  (d.  h.  Ulrich  von 
Ensingen)  war  es,  der  die  Wiederherstellung  der  alten  freien  Baubruder- 
schaft nach  des  grossen  Steinbach’ s Organisation  und  den  alten  Kaiser- 
und  Papst-Privilegien  wieder  herbeizuführen  und  die  Freistellung  von 
dem  städtischen  Zunftverband  zu  bewirken  wusste.  Durch  Raths- 
beschluss vom  7.  December  1402  wurde  die  Selbständigkeit  der  Bruder- 
schaft anerkannt  und  sie  organisirte  sich  wieder  frei  nach  Erwin’s 
alter  Grundlage  als  eigne  Johannes-Bruderschaft«.  Noch  weitergehende 
Folgerungen  macht  F.  Adler  in  der  Deutschen  Bauzeitung,  1873, 
S.  367 , aber  offenbar  nur  auf  Grund  der  Seeberg’ sehen  Mittheilung. 
Die  Urkunde  selbst  enthält  bei  Weitem  nicht  soviel,  als  von  Autoren, 
die  ihren  Wortlaut  nicht  kannten,  veimuthet  worden  ist.  Wir  ersehen 
aus  ihr  allerdings,  dass  neben,  ja  vor  dem  städtischen  Handwerk  der 
Maurer  die  Bauhütte  des  Münsters  schon  längst  als  eine  selbstberech- 


Spruchbrief  des  Rathes  zu  Strassburg. 


81 


tigte  Corporation  bestand.  Näheres  über  deren  Einrichtung  wie  über 
deren  alte  Privilegien,  die  ohne  Zweifel  bestanden  haben,  aber  nicht 
mehr  nachweisbar  sind,  theilt  die  Urkunde  indessen  nicht  mit.  In 
derselben  Zeit,  in  welcher  sich  das  städtische  Zunftwesen  entwickelte, 
im  zwölften  und  dreizehnten  Jahrhundert,  erhielten  auch  die  Bau- 
hütten der  grossen  Kathedralen  in  Frankreich  wie  in  Deutschland 
eine  Organisation  nach  Analogie  der  Zunft  4).  Sie  bestanden  aus 
Künstlern  und  Handwerkern  weltlichen  Standes , denen  aber  das 
Werk,  an  dem  sie  thätig  waren,  eine  freiere  Stellung  den  localen  Ver- 
hältnissen gegenüber  verlieh.  Ihre  Genossen  hiessen,  im  Gegensätze  zu 
den  Maurern,  Steinmetzen;  sie  verstanden  eben  den  Stein  kunstvoll  mit 
dem  Meissei  zu  bearbeiten,  und  zwar  ebenso  als  Bauhandwerker  wie 
als  Bildhauer,  — sie  waren  beides  zugleich.  Die  Stellung  des  Werkmeisters 
entsprach  derjenigen  eines  Zunftmeisters,  den  man  auch  schlechtweg 
Meister  nannte.  Die  städtische  Maurerzunft  in  Strassburg  bestand  im 
Jahre  1263  noch  nicht,  denn  in  dem  Vertrage,  welchen  damals  die  Stadt 
mit  Bischof  Heinrich  von  Geroldseck  abschloss,  wird  sie  unter  den 
Zünften  nicht  erwähnt5 6).  Eine  Bauhütte  gab  es  aber  damals  schon; 
während  der  Streitigkeiten  mit  demselben  Bischof  war  die  Dombauverwal- 
tung aus  den  Händen  des  Bischofes  an  die  Bürgerschaft  übergegangen, 
seit  1263  kommen  weltliche  Pfleger  vor,  welche  vom  Rath  ernannt  worden 
waren  G),  und  die  das  gesammte  Rechnungswesen,  die  allgemeine  Ober- 
aufsicht in  der  Hand  hatten.  Mit  diesen,  welche  gubernatores  oder 
procuratores  fabrice,  auch  rectores  oder  selbst  magistri  fabrice  heissen, 
ist  der  Werkmeister,  magister  operis,  der  technische  und  künstlerische 
Leiter,  zugleich  das  Haupt  der  Steinmctzen-Genossenschaft , nicht  zu 
verwechseln. 

Als  dann  die  städtische  Maurerzunft  sich  bildete,  stand  sie  zu- 
nächst in  einer  gewissen  Verbindung  mit  der  Bauhütte,  dem  »Frauen- 
werk«, ja  in  einer  gewissen  Unterordnung  neben  dieser.  Der  Werk- 
meister des  Münsters  führte  das  Banner,  er  war  im  städtischen  Sicher- 
heitsdienst wie  bei  Kriegszügen  das  gemeinsame  Haupt  beider  Körper- 
schaften. Dabei  blieb  es  auch  in  der  Folge,  nach  obrigkeitlicher  Ent- 
scheidung, obwohl  die  Maurer,  auf  Grund  von  Missliebigkeiten,  sich  von 
den  Steinmetzen  zu  trennen  wünschten.  Später  aber  änderten  sich  die 
Verhältnisse,  die  Zahl  der  Maurer  nahm  im  Zusammenhang  mit  dem 
Aufblühen  des  städtischen  Lebens  und  des  Profanbaues  erheblich  zu. 


4)  Vgl.  Schnaase,  Gesch.  der  bild.  Künste,  2.  Auf].,  IV,  von  S.  214  an. 

ß)  G.  Schmidt,  Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit,  X (1803)  Sp.  345  flg. 

6)  Chroniken  deutscher  Städte.  Hegel,  Strassburg,  S.  1015. 

I 


6 


82 


Woltmann: 


Der  Münsterbau  gerieth  eine  Zeit  lang  vollkommen  in’s  Stocken,  und 
zwar  bald  nach  dem  Jahre  1383,  in  welchem  Michel  von  Freiburg 
vom  Rathe  zum  Werkmeister  ernannt  worden  war7).  Seit  1388  gerieth 
nämlich  die  Stadt  in  gefährliche  Streitigkeiten,  welche  ihr  die  Acht 
Kaiser  Wenzel’s  und  einen  verrätherischen  Kriegszug  von  Seiten  der 
benachbarten  Fürsten  und  Herren,  im  Bunde  mit  dem  Bischöfe  Fried- 
rich von  Blankenheim,  zuzogen.  Erst  1393  wurde  dieser  Kampf, 
in  welchem  die  Bürgerschaft  wacker  aushielt  und  der,  nach  Königs- 
hofen’s Chronik,  der  grösste  Krieg  war,  dessen  sich  Jemand  im  Elsasb 
entsinnen  konnte,  beendigt. 

Damals  hatte  der  Meister  der  Maurerzunft,  in  Ermangelung  eines 
Werkmeisters  der  Bauhütte,  die  ausschliessliche  Führung  seiner  wehr- 
haften Zunft  übernommen.  Als  nun  der  Münsterbau  wieder  aufgenom- 
men wurde  und  Ulrich  von  Ensingen,  der  sich  eine  Reihe  von  Jahren 
hindurch  bei  dem  Ulmcr  Münsterbau  bewährt  hatte,  nach  Strassburg 
berufen  ward,  fand  er  seine  Stellung  gegen  diejenige  früherer  Werk- 
meister beeinträchtigt,  er  konnte  das  alte,  ihm  von  den  Pflegern  eigens 
verbriefte  Vorrecht  nicht  mehr  behaupten. 

Die  Entscheidung  des  Rathes,  welche  auf  die  nun  von  ihm  an- 
gestelltc  Klage  erfolgte,  bestätigte  zwar  eine  privilegirte  Stellung  der 
Bauhütte,  aber  sie  hat  vielleicht  eine  noch  grössere  Bedeutung  dadurch, 
dass  sie  der  städtischen  Maurerzunft  eine  von  dem  Frauenwerk  voll- 
kommen unabhängige  Organisation  zuerkennt.  Hierin  liegt  ihr  eigent- 
licher Schwerpunkt.  Um  den  streitigen  Punkt  zu  beseitigen,  wird  der 
gewöhnliche  Sicherheitsdienst,  besonders  die  Nachtwache,  den  Stein- 
metzen von  Unserer  Frauen  Werk  ganz  erlassen,  nur  wenn  die  Stadt 
ihrer  zum  Kriegsdienste  bedarf,  sollen  sie  denselben  zu  leisten  haben, 
aber  in  . einer  von  den  Maurern  getrennten  Organisation.  Der  Werk- 
meister des  Münsters  mit  seinen  Leuten  soll  ausserdem  berechtigt  sein, 
Arbeiten  seines  Handwerks  für  Stifter  und  Klöster  in  Stadt  und  Weich- 
bild zu  übernehmen,  ja  auch  für  Privatleute  Grabmäler  u.  dgl.  zu 
arbeiten,  ohne  dass  das  Handwerk  der  Maurer  dagegen  Einspruch 
erheben  könne.  Wer  aber  sonst  in  der  Stadt  Arbeiten  dieser  Art 
ausführen  wolle,  olme  zur  Bauhütte  des  Münsters  zu  gehören,  müsse 
das  Zunftrecht  der  Maurer  erwerben. 

Ausser  Ulrich  von  Ensingen  kommen  noch  einige  andere  bekannte 
Meister  in  dieser  Urkunde  vor.  Johann  Bergheim,  genannt  Am- 
meister, Rathsherr  aus  dem  Maurerhandwerk,  ist  entweder  identisch 
mit  Johann  von  Bergheim  dem  Jüngern,  genannt  Ammeister,  der 


7)  Hegel,  a.  a.  O.  S.  1017. 


Spruchbrief  des  Rath  es  zu  Strassburg. 


83 


um  1433  Werkmeister  der  Stadt  war  und  den  1441  begonnenen 
Kornspeicher  baute , oder  wir  müssen  in  ihm  den  sonst  unbe- 
kannten Johann  von  Bergheim  den  Alten  vermuthen.  Vgl.  Gerard, 
Les  artistes  de  l’Alsace  pendant  le  moyen-äge,  Colmar  1873,  II.  S.  100. 
— Erhärt  Kindel  in  ist  als  einer  der  Werkmeister  von  St.  Georg  in 
Schlettstadt  bekannt.  In  Strassburg  schon  längst  einer  der  angesehen- 
sten Männer  seines  Handwerks,  wurde  er  im  Jahre  1414  als  Werk- 
meister nach  Schlettstadt  berufen,  stand  dem  Bau  bis  1422  vor  und 
ist  ohne  Zweifel  der  Schöpfer  des  stattlichen  Chorbaues.  S.  ebenda 
S.  62.  Auch  der  weiterhin  erwähnte  Andreas  Clamman  kommt  als 
Maler  und  Bildschneider  mehrmals  vor.  Vgl.  Gerard  I,  S.  443,  II.  S.  72. 

Prag,  28.  Nov.  1874.  Alfred  Woltmann. 


Die  kirchlichen  Schätze  des  ehemaligen  Klosters  Heils- 
bronn bei  Nürnberg. 


Das  bayrische  Reichsarchiv  in  München  bewahrt  acht  stattliche 
Folianten  in  Papier,  welche  die  Rechnungen  des  ehemaligen  Cister- 
zienserklosters  Heilsbronn  aus  den  Jahren  1334  bis  1544  enthalten. 
Jeder  Klosterbruder,  welchem  ein  Amt  übertragen  war,  musste  jährlich 
ein  Mal  (der  Bursarius  aber  zwei  Mal)  über  dasselbe  Rechnung  ablegen, 
d.  h.  er  musste  seine  Einnahmen  und  Ausgaben  im  Einzelnen  nach- 
weisen,  zwischen  beiden  die  Bilanz  ziehen  und  in  gewissen  Fällen  auch 
das  Inventar  der  ihm  anvertrauten  Gegenstände,  Getreide-  und  Vieh- 
vorräthe  und  Darleihen  angeben.  Dass  diese  libri  computationum  (so 
wurden  sie  zu  Klosterszeiten  genannt)  für  die  Geschichte  des  Klosters 
und  seiner  Besitzungen  von  der  grössten  Wichtigkeit  sind , ist  ohne 
Weiteres  selbstverständlich.  Ebenso  ist  es  klar,  dass  aus  diesen  detail- 
lirten  Angaben  sich  manche  für  die  Gulturgeschichte  jener  Zeit  interes- 
sante Zusammenstellungen  anfertigen  Hessen. 

Aber  auch  für  die  Geschichte  der  kirchlichen  Kunst  sind  die  Heils- 
bronner  Rechnungsbücher  nicht  ohne  Bedeutung.  Diese  gründet  sich 
auf  die  Rechnungen  des  custos  d.  h.  desjenigen  Mönches , dem  die 
Anschaffung  und  Aufbewahrung  sämmtlicher  zum  Gottesdienste  nöthigen 
Gegenstände  oblag.  Seine  Einnahmen  bezog  dieses  Amt  aus  gewissen 
Grundstücken , aus  dem  Inhalte  des  Opferkastens  und  den  Gebühren 
für  Exequien.  Diese  letztere  Einnahmequelle  war  nicht  so  unbedeutend, 
da  das  Kloster  nicht  nur  für  die  Burggrafen  von  Nürnberg  und  späteren 
Markgrafen  von  Brandenburg , sondern  auch  für  die  meisten  um- 
wohnenden Ritterfamilien  die  traditionelle  Begräbnissstätte  war.  Die 
Ausgaben  des  custos  beziehen  sich  auf  die  Anschaffung  von  Gegen- 


Die  kirchlichen  Schätze  des  ehern.  Klosters  Heilsbronn  bei  Nürnberg.  85 


ständen,  deren  man  beim  Gottesdienste  bedurfte.  Wenn  die  Kosten 
sich  zu  hoch  beliefen,  dann  half  der  Abt  aus;  wesshalb  im  Folgenden 
auch  einige  Notizen  aus  den  Rechnungen  der  Aebte  enthalten  sind. 
Das  Inventar  der  Kunst-  und  Reliquienschätze  wurde  bei  verschiedenen 
Gelegenheiten  (z.  B.  dem  Antritte  eines  neuen  Abtes  oder  neuen  Gustos) 
aufgezeichnet,  ohne  dass  hier  eine  feste  Regel  zu  erkennen  wäre.  Im 
Ganzen  enthalten  die  Rechnungen  25  solcher  Inventare;  das  älteste  ist 
von  1339,  das  jüngste  von  1500. 

Auf  diese  Weise  ist  es  möglich,  die  Geschichte  der  Kirchenschätze 
dieses  Klosters  mit  besonderer  Genauigkeit  durch  fast  zwei  Jahrhun- 
derte zu  verfolgen.  Freilich  begreift  sich  leicht,  dass  ein  solcher  Nach- 
weis für  die  Kunstgeschichte  einen  viel  höheren  Werth  besitzen  würde, 
wenn  wir  es  hier  etwa  mit  einer  Stifts-  oder  Domkirche  zu  thun  hätten; 
doch  wird  sich  hoffentlich  zeigen , dass  auch  in  diesen  beschränkteren 
Verhältnissen  die  Forschung  nicht  ganz  ohne  Interesse  ist.  Zu  bedauern 
ist  nur,  dass  aus  den  zwei  Jahrhunderten,  welche  zwischen  der  Stiftung 
des  Klosters  (1132)  und  dem  Jahre  1334  liegen,  keine  Rechnungen 
vorhanden  sind ; der  Anfang  des  ersten  Bandes  zeigt , dass  er  ehedem 
nicht  der  erste  in  der  Reihe  war. 

Alle  Inventare  der  Reihe  nach  abzudrucken,  würde  nicht  zweck- 
mässig sein,  da  sich  in  denselben  sehr  Vieles  wiederholt,  entweder 
wörtlich  oder  nur  mit  unwesentlichen  Aenderungen.  Weil  sich  nun 
das  Inventar  von  1437  durch  detaillirte  Angaben  vor  den  übrigen 
auszeichnet,  so  dürfte  unsere  Aufgabe  sich  dadurch  erledigen  lassen, 
dass  wir  dieses  Inventar  vollständig  mittheilen  und  an  jede  einzelne 
Rubrik  desselben  diejenigen  Abweichungen  anknüpfen,  die  sich  etwa 
in  andern  Inventaren  über  denselben  Gegenstand  vorfinden.  Auch  aus 
den  Einnahmen  und  Ausgaben  werde  ich  diejenigen  Posten , welche 
für  unsern  Zweck  irgendwie  von  Interesse  sind,  herausheben  und  je 
nach  ihren  Objekten  an  die  einzelnen  Rubriken  jenes  Inventars  an- 
knüpfen. Die  wenigen  Arten  von  Gegenständen,  für  die  sich  in  dem 
Inventar  von  1437  keine  Anknüpfungspunkte  finden,  werde  ich  am 
Schlüsse  zusammenstellen. 

Welche  von  den  folgenden  Notizen  aus  den  Inventaren,  die  bloss 
aufzählen,  und  welche  aus  den  Einnahmen  und  Ausgaben  entnommen 
sind,  das  wird  schon  die  Form  derselben  ergeben.  Die  Einnahmen 
sind  meistens  mit  de , die  Ausgaben  mit  pro  (umb,  für)  eingeleitet. 
Die  Kostenberechnung  geschieht  entweder  in  Pfund  (talentum,  abge- 
kürzt t.)  und  Heller  (denarius,  abgekürzt  d.)  oder  in  Gulden  (llor.). 

1437.  Status  connnissus  fratri  Jodoco  Scharpffen. 

Habet  calices  XNXII1I *) , scilicet  XX11I  in  duabus  truculis 2) , et 


86 


Scheins:  Die  kirchlichen  Schätze  des  ehemaligen 


in  porta 3)  unum , in  Nordlingen  unum , in  infirmitorio  unum , apud 
magistrum  Fridericum  Wanner  unum,  circa  reliquias  duos  magnos  4)  et 
sancti  Ottonis  5)  et  unum  alium  6),  et  in  parvo  armario  II. 

x)  Die  Gesammtzahl  hält  sich  stets  Zwischen  30  und  36;  Anschaffung 
neuer  Kelche  ist  deshalb  nicht  häufig,  z.  B.  1402:  pro  calice  aureo  500  fl.; 
1528:  umb  1 kelch , wigt  2 marck  minus  2 lot,  das  lot  umb  5 t.,  facit  18  fl. 

1 t.  9 d.  Es  gab  auch  messingene  und  zinnerne  Kelche,  z.  B.  1509:  für  1 
messen  kelch  2 t.  20  d. ; 1469:  pro  calice  stagneo  3 t.  — 2)  In  früheren  Jah- 
ren war  es  üblich,  einzelne  Kelche  nicht  in  der  Sakristei,  sondern  in  der  Nähe 
derjenigen  Altäre  aufzubewahren,  zu  denen  sie  gehörten;  vermuthlich  waren 
sie  in  Truhen  verschlossen,  in  denen  sich  auch  noch  andere  Ornamente  der- 
selben Altäre  befanden,  z.  B. : 1427 : unum  circa  altare  Trinitatis , unum  circa 
altare  Christinae,  unum  Sebastiani.  Sämmtliche  Kelche  scheinen  für  die  Zeit 
des  Nichtgebrauches  in  leinenen  Säckchen  verpackt  gewesen  zu  sein,  z.  B. 
1386:  pro  panno  lineo  pro  saccis  ad  calices  2 t.  — 3)  Porta  bezeichnet  die 
ehemalige  kleine  Katharinenkirche,  die  so  gebaut  war,  dass  sie  sich  über  dem- 
jenigen steinernen  Thord  befand,  welches  nach  Ansbach  führt.  — 4)  Bei  den 
Reliquienschätzen  mögen  wohl  die  werthvollsten  Kelche  aufbe wahrt  worden 
sein;  1334:  2 calices  extravagantes  pro  prima  missa;  1344:  calix  1 pro 
prima  missa  b.  Virginis.  Dieser  Kelch  wird  seit  1339  sehr  oft  hervorgehoben. 
— 5)  Der  h.  Otto,  Bischof  von  Bamberg  und  »Apostel  der  Pommern«,  war 
der  Stifter  des  Klosters;  der  ihm  vermuthlich  zugeschriebene  Kelch  wird  seit 
1344  erwähnt.  — 6)  Dies  scheint  jener  oben  erwähnte  Kelch  zu  sein,  der  für 
die  damals  enorme  Summe  von  500  fl.  angekauft  wurde.  — Auch  die  Kosten 
für  die  Consecration  der  Kelche  werden  erwähnt,  z.  B.  1444:  pro  calicibus 
consecrandis  28  d. 

Item  XXXXIIII  coclearia  argentea  pro  calicibus. 

Diese  grosse  Anzahl  wird  erklärlich  aus  der  Notiz  von  1435:  de  mala 
pecunia  hinc  inde  collecta  transactis  annis  procuravi  fieri  coclearia  argentea 
ad  calices , pro  quorum  labore  et  duarum  monstrantiarum  reparatione  expendi 
5 t.  Wenn  es  1446  heisst:  coclearia  argentea  ad  calices  superflua  9,  so  scheint 
dies  zu  bedeuten,  dass  ausserdem  jeder  der  33  Kelche  sein  eigenes  Löffelchen 
hatte. 

De  reliquiis.  Item  magnam  crucem  pretiosam. 

Seit  1344  erwähnt.  1500:  crux  argentea  cum  imagine  aurea;  1435:  pro 
reformatione  capsae  ad  pretiosam  crucem  2 t. 

Caput  sancti  Achatii  cum  corona. 

Seit  1356  erwähnt;  der  Zusatz  cum  corona  erst  seit  1389:  Inventar  von 
1500:  ein  brustpild  genant  Achatii,  von  silber  und  ubergalt,  mit  einer  krön 
und  ein  kleins  kreutzlein  dar  bey.  — Andere  Brustbilder  1344:  capita  11  mi- 
lium  virginum  5 ; 1367  werden  deren  6 aufgeführt;  später  aber  ist  von  ihnen 
nicht  mehr  die  Rede. 

Item  in  trucula  tres  *)  cruces  et  unam  parvam  in  parasceue  2). 

*)  1344  werden  nur  2 genannt,  seit  1440  aber  4.  Von  der  Ausstattung 


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heisst  es  1389  und  1396:  una  crux  cum  sex  cornibus.  — 2)  Dieser  Zusatz 
kommt  vor  1437  nicht  vor;  deutlicher  1446:  parvam  crucem,  quae  in  paras- 
ceue  adoratur. 

Item  monstrantias  in  ambabus  truculis  XIV. 

Die  Anzahl  schwankt  zwischen  14  und  17.  Bekanntlich  wurden  in  sol- 
chen Schaugefässen  kleinere  Reliquien  aufbewahrt  (1446:  monstrantias  cum 
reliquiis  15).  lieber  diese  letzteren  verlautet  nur  Weniges ; 1367 : monstran- 
tias sollempnes  17;  item  monstrantia , in  qua  est  de  cerebella  s.  Donati  mar- 
tiris;  1339:  monstrantia  cum  digito  s.  Elisabet , et  unam  monstrantiam  cum 
reliquiis  s.  Jacobi,  et  alteram  cum  reliquiis  s.  Andreae;  item  monstrantiae  12. 
— Einzelne  wurden  von  Klosterbrüdern  geschenkt;  so  1396:  monstrantiae  in 
universo  cum  illa  Holzschuherii  (der  lange  Bursarius  war)  16;  1357:  mon- 
strantias sollempnes  15;  item  unam  monstrantiam  vitream.  quae  fuit  C.  Ziviglin. 
Letztgenannte  war  vielleicht  identisch  mit  jener  Monstranz,  welche  Abt  Ulrich 
im  Jahre  1444  dem  deutschen  Kaiser  in  Nürnberg  eigenhändig  überreichte 
(habet  omnem  statum  in  reliquiis  et  calicibus  ut  invenit , praeter  unam  parvam 
monstrantiam  cristallinam  cum  aliquibus  reliquiis , Habens  forte  quatuor  lotones 
cum  dimidia  argenti,  quae  est  propinata  domino  regi  Friderico,  quando  fuerat 
Nurnbergae  in  magna  diaeta,  ubi  omnes  electores  imperii  fuerant  dempto  Pala- 
tino; et  eandem  dominus  abbas  propriis  manibus  obtulit  domino  regi).  Die 
Bezeichnung  cristallina  bezieht  sich  auf  den  Crystallcylinder,  welcher  die  Re- 
liquien enthielt.  Minder  verständlich  heisst  es  1417:  16  monstrantias  argen- 
teas  et  unam  de  ebore;  ebenso  1367,  unmittelbar  an  die  Monstranzen  sich  an- 
schliessend: item  1 pixidem  eburneam,  item  1 truharn  eburneam.  — Seit  1440 
wird  eine  prächtige  (pretiosa,  magna)  Monstranz  hervorgehoben,  von  der  es 
1463  und  1471  ausdrücklich  heisst:  pro  die  corporis  Christi. 

et  parvam  tabulam  eburneam. 

1380 — 1444  aufgeführt.  Die  stets  wiederkehrende  Verbindung  mit  den 
Reliquiengefässen  scheint  darauf  hinzudeuten,  dass  auch  diese  Elfenbeintafel 
Reliquien  enthielt.  1415  heisst  es:  monstrantias  16,  eburneam;  entweder  ist 
hier  tabulam  irrthümlich  ausgelassen,  oder  wir  haben  hier  das  Seitenstück  zu 
dem  in  der  vorhergehenden  Rubrik  erwähnten  Ausdrucke  von  1417. 

Item  aliam  parvam  tabulam  eburneam  altiorem  cum  valvis  depictis. 

Hier  zum  ersten  Mal  erwähnt.  1500:  ein  deines  helfenpeines  tef eiein. 

Duas  pixides  pro  sacramento  et  vasculum  cum  corpore  dominico 
transsubstantiato . 

Von  den  beiden  pixides  war  eine  zur  Ertheilung  der  h.  Communion  an 
die  Kranken  bestimmt.  Wie  sich  die  beiden  anderen  Gefässe  unterschieden, 
ist  aus  den  Bezeichnungen  nicht  zu  entnehmen.  Es  heisst  1389:  vasculum 
pro  sacro  corporis  Christi,  item  vasculum  corporis  Christi  miraculose  trans- 
mutato  [sic] ; 1396 : vasculum  unum  pro  corpore  Christi,  item  vasculum  cor- 
poris Christi  miraculose  transmutato ; 1399:  vasculum  pro  sacrosancto  corpore 
Christi,  item  vasculum  pro  corpore  Christi  miraculose  transformato ; dabei 
jedes  Mal:  vasculum  pro  communicandis  infirmis.  Vergleicht  man  nun  hiermit 


88 


Scheins:  Die  kirchlichen  Schätze  des  ehemaligen 


die  Angaben  der  vorhergehenden  Inventare  von  1356  (unam  pixidem  argen- 
team pro  infirmis  communicantibus ; item  parvulum  calicem  pro  communican- 
tibus privatis  diebus , gui  servatur  mxtci  mcivus  altare),  1367  (unam  pixidem 
argenteam  pro  communicandis  infirmis , item  1 parvulum  calicem  ad  maius 
altare , item  pixidem  in  qua  est  corpus  domini  nostri  Jesu  Christi)  und  1377 
(vasculum  in  altari  pro  sacramento , item  et  monstrantiam  parvam  in  altari 
cum  sanctuario  corporis  domini , item  pixidem  pro  communicantibus  argenteam), 
so  möchte  man  annehmen,  dass,  abgesehen  von  der  Kranken-Pyxis , das  eine 
Gefäss  den  Vorrath  an  consecrirten  Hostien  enthielt,  von  denen  dann  jedes 
Mal  vor  der  Spendung  der  Gommunion  eine  gewisse  Anzahl  in  das  andere 
Gefäss  übertragen  wurde,  welches  demnach  dem  heutigen  Ciborium  oder  Speise- 
kelch entsprach.  Warum  übrigens,  wie  es  doch  den  Anschein  hat,  das  erst- 
genannte Gefäss  auch  monstrantia  genannt  werden  konnte,  ist  nicht  klar;  auch 
1500:  ein  silberein  puchsen  in  dem  sacramentgeheufs , item  ein  kleines  mon- 
strentzlein  darbey.  Wie  wenig  aber  für  jedes  der  drei  hier  in  Rede  stehenden 
Gefässe  eine  unterscheidende  Bezeichnung  feststand,  geht  daraus  hervor,  dass 
es  1471  einfach  heisst:  3 pixides  pro  sacramento. 

Der  Speisekelch  war  mit  einer  seidenen  Hülle  umgeben,  die  an  der  Spitze 
des  Deckels  befestigt  wurde.  1424:  pro  velamine  ad  sacramentum  34  t.;  1500: 
für  die  decken  auf  des  sacramentz  puchsen  13  t.  pro  parte  mea,  und  der  Abt 
notirt:  ad  comparandum  coopertorium  sacramenti  contribuimus  custodi  2 flor. 

Item  duas  ampullas  argenteas  et  deauratas. 

Seit  1344  regelmässig  aufgeführt.  Doch  scheinen  sie  1464  durch  neue 
ersetzt  worden  zu  sein,  denn  der  Abt  verrechnet:  pro  duabus  ampullis  ar- 
genteis  7 flor.  — Die  Anschaffung  von  geringeren  Messkännchen  wird  häufig 
erwähnt,  jedoch  ohne  Angabe  des  Materials,  z.  B.  1442:  für  opferkendelich 
2 t.;  1451:  umb  6 par  opferkendelein  4 t. ; 1488:  umb  6 par  opferkentlich 
6 t.  18  d.;  1508:  umb  10  newe  messkendelein  2 t.  — Becken  und  Teller  für 
die  Messkännchen  s.  unten. 

Thuribulum  argenteum,  etiam  deauratum. 

So  seit  1367,  während  die  beiden  vorhergehenden  Inventare  zwei  silberne 
Rauchfässer  aufführen.  Die  Anschaffung  geringerer  thuribula  wird  zuweilen 
in  den  Rechnungen  erwähnt. 

Item  duo  picaria  sive  cyffos  argenteos  pro  communicantibus. 

Seit  1356  regelmässig  erwähnt;  aber  nur  hier  mit  der  Nebenbezeichnung 
cijffi  (scyphi) ; 1500:  ziven  silbere  pecher  pro  communione.  Den  Gläubigen 
wurde  aus  diesen  Trinkgefässen  nach  dem  Empfange  der  h.  Hostie  unconse- 
crirter  Wein  gereicht. 

Item  vas  aquae  benedictae  argenteum. 

1379:  pro  aspersorio  novo  argenteo  13  t.  Seitdem  wird  es  stets  ange- 
führt und  erst  1500  besass  man  zway  silberein  iveykefselein.  — In  den  Rech- 
nungen finden  sich  auch  andere,  z.  B.  1436:  pro  vase  ligneo  ad  aquam  bene- 
dictam  12  d.;  1437 : pro  duobus  parvis  caldaribus  de  ferro  ad  aquam  benedictam 
20  d. ; 1474:  für  1 tveychprunnkefselein  12  d. 


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Item  unum  vexillum. 

Die  anderen  Fahnen  folgen  unten. 

Item  librum  missalem  deauratum. 

Genauer  die  erste  Erwähnung  (1396):  unum  librum  in  asseribus  auro  et 
argento  circumdatum.  Rechnung  von  1442 : dass  kostelich  buch  zu  bessern 
2 t.  Kurz  vor  der  Reformation  wurde  ein  neues  Prachtmissale  angefertigt; 
Abtsrechnung  1520:  für  ein  missal  incorporirn  (d.  h.  auszumalen)  und  zu 
beschlagen  35  flor. 

Infula  sancti  Ottonis. 

Hier  zum  ersten  Mal  erwähnt. 

Item  magna  pendula  et  bona  sera  pro  sanctuario. 

Nur  hier  erwähnt;  Bedeutung  unklar. 

Habet  etiam  altare  minus  in  armario. 

Zuerst  1362:  duo  altaria  mobilia , quorum  unum  habet  magister  in  Bon- 
dorf. Rechnung  von  1384:  pro  duobus  altaribus  mobilibus  3 t.  Nach  1437 
nicht  mehr  erwähnt. 

il  kussinos. 

Später  mit  dem  Zusatz  ad  maius  altare. 

Item  II  corporalia  pro  festivitatibus. 

1367:  corporalia  quae  pertinent  ad  communitatem  38.  Rechnung  von 
1435:  pro  una  mappa  ad  patenam  2 t. ; 1483:  umb  1 patentuch  ad  summum 
altare  10  t.;  1485:  umb  seyden  gfrenss  zu  dem  weissen  patentuch  2 t.;  1504: 
pro  cruce  super  corporate  summi  altaris  4 fl.;  1465:  für  corporall  taschen  9 t.; 
1515:  pro  pera  unius  corporalis  7 fl. 

Item  II  pannos  de  serico  qui  dicuntur  offertoria. 

Nur  hier  werden  die  Offertorientücher  unter  diesem  Namen  angeführt ; 
in  den  übrigen  Inventaren  sind  sie  unter  denjenigen  Seidentüchern  zu  suchen, 
von  denen  unten  die  Rede  sein  wird.  Rechnung  von  1477:  pro  panno  offer- 
torii  6 t. 

Item  pelvim  cupream  deauratam. 

Wahrscheinlich  diente  dieses  Becken  als  Untersatz  für  die  silbervergol- 
deten Messkännchen;  wenigstens  werden  1451  beide  hinter  einander  aufgezählt. 

Item  III  paria  candelabrorum  cum  duobus  angelis. 

Die  Engel  hatten  mit  den  Leuchtern  wahrscheinlich  nur  das  gemein,  dass 
auch  sie  zum  Schmucke  des  Altares  auf  die  predella  desselben  gesetzt  wurden. 
— Die  hier  genannten  Leuchter  des  Hauptaltares  waren  gewiss  von  Messing; 
unter  den  übrigen  befanden  sich  auch  zinnerne  und  hölzerne.  Rechnung  von 
1377:  pro  duobus  candelabris  stanneis  4 t.;  1403  ebenso  20  t. ; 1477:  umb 
8 zinne  leuhter  6 t.;  1340:  pro  candelabro  ligneo  27  d. ; 1498:  14  t.  für 
hultze  leuchter. 

Item  duo  magna  candelabra  super  gradum. 

1433:  pro  duobus  candelabris  super  gradum  (d.  h.  auf  den  Stufen  des 
Hochaltares)  26  t. 


90 


Scheins:  Die  kirchlichen  Schätze  des  ehemaligen 


Item  habet  III  pallas  solempnes  et  I de  octavis ; item  imam  pallam 
bonam  sine  serto;  item  unam  pro  quadragesima;  item  II  pallas  sim- 
plices  sine  sertis;  item  parvam  pallam  cum  serto  viridi  et  gemmis. 

Unter  palla  altaris  versteht  man  bekanntlich  jenes  leinene  Tuch,  welches 
die  obere  Fläche  des  Altares  bedeckt  und  nach  beiden  Seiten  herunterhängt. 
Diese  Kopftheile  waren  zuweilen  mit  Fransen  ( cum  sertis,  wofür  1396  cum 
frigiis  steht)  verziert;  1487:  3 t.  4 d.  umb  leysten  (d.  h.  Borden)  und  gefrenss 
an  die  pallen.  — Die  hier  bezeichneten  Pallen  gehörten  dem  Hauptaltar,  was 
sehr  oft  durch  den  Zusatz  ad  summum  altare  in  den  andern  lnventaren 
erwiesen  wird;  dagegen  1387:  6 pallas  cum  sertis  et  3 sine  sertis,  item  84 
pallae  ad  privata  altaria. 

Item  habet  XI.  aureos  pannos,  scilicet:  pannum  cum  leonibus 
item  II  cum  sanctis , item  I de  salutatione  angelica , item  II  rubeos 
pannos,  item  I nigrum  aureum  5 item  unum  album  aureum,  item  anti- 
quior  rubeus,  item  II  longi  aurei  panni. 

Die  vordere  Seite  des  Altares  zu  verhüllen,  war  der  Zweck  dieser  gold- 
gestickten seidenen  Tücher;  1344:  5 sollempnes  pannos  ante  summum  altare 
cum  duobus  foliis  ante  cornu  altaris ; item  2 pannos  communes  ante  idem 
altare ; 1356:  5 sollempnes  pannos  pertinentes  ante  summum  altare  cum  duobus 
foliis  pertinentibus  ante  cornu  altaris ; item  1 pannum  cum  duobus  foliis  pro 
minoribus  festivitatibus.  Hieraus  geht  hervor,  dass  man  für  die  Ausstattung 
der  beiden  Kopfseiten  des  Altares  kleinere  Seidentücher  anfertigte,  welche  von 
dem  Hauptvorhang  getrennt  waren.  Die  drei  Vorhänge  zusammen,  mochten 
sie  nun  ein  einziges  Stück  bilden  oder  trennbar  sein,  hiessen  trifolium.  Der 
Infirmarius  des  Klosters  besitzt  1462  in  seiner  Kapelle:  2 corporalia,  ein  für- 
hanck,  1 trifolium  und  ein  fürhanck  in  quadragesima ; der  Hospitalarius  1463 
in  seiner  Kapelle:  2 trifolia,  2 altertucher  cum  suis  antependiis.  Dabei  ist  es 
allerdings  auffallend,  dass  die  trifolia  fast  nur  in  Verbindung  mit  Leinensachen 
genannt  werden  und  auch  zusammen  mit  ihnen  in  die  Wäsche  gehen;  sehr 
oft  nämlich  werden  Ausgaben  pro  lotione  albarum , pallarum  et  trifoliorum 
berechnet.  Und  ausdrücklich  heisst  es  1471:  pro  panno  lineo  138  eien  zu 
14  alben,  pallen,  trifolia  etc.  67  t.  Es  ist  also  anzunehmen,  dass  die  ein- 
facheren Vorhänge  und  Dreibehänge  der  Altäre  oft  aus  Leinen  bestanden.  — 
Für  den  Haupttheil  des  trifolium  sind  die  Namen  antependium  und  furhang 
(1497:  umb  3 sendle  furheng  ad  altaria ; die  zu  malen,  ring,  gefrenss  23  t. 
18  d.)  bekannt,  weniger  anteponqgium ; 1518:  pro  anteponagiis  altarium  11t. 

— Die  beiden  Seitentheile  wurden  »Flügel«  genannt;  1463:  6 pallas  et  2 
pfligel  in  summis  festivitatibus ; 1483:  umb  2 flugel  ad  altare  Laurentii  2 t. 

— Um  nun  auf  die  obengenannten  Seiden tücher  zurückzukommen,  die  wohl 
sämmtlich  für  den  Hochaltar  bestimmt  waren,  so  wurden  dieselben  aurei 
wegen  ihrer  Goldstickerei  genannt.  Auch  deaurati  und  argentei  hiessen  sie 
aus  ähnlichem  Grunde;  1339:  pannos  sericeos  integros  6 bonos,  item  duos 
deauratos , item  12  communes ; 1459:  excepto  uno  panno  deaurato,  qui  est 
amissus  in  die  Paschae;  1427:  tres  pannos  aureos,  6 pannos  argenteos  et  di- 


Klosters  Heilsbronn  bei  Nürnberg, 


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versi  coloris.  Unmittelbar  nach  den  »goldenen  Tüchern«  wird  in  den  Jahren 
1389 — 1415  ein  kleines,  reich  verziertes  Seidentuch  besonders  hervorgehoben: 
mappulam  unani  sericeam  cum  70  monilibus.  Die  70  monilia  (metallische 
Ornamente?)  hatten  sich  im  Jahr  1410  auf  54  vermindert.  Sollte  diese  map- 
pula  vielleicht  identisch  sein  mit  der  oben  angeführten  parva  palla  cum 
gemmis  von  1437  ? 

Item  ad  pulpitum  de  serico  vel  auro  intextos  pannos  XI. 

Nur  selten  werden  diese  Pulttücher  besonders  namhaft  gemacht;  meistens 
hat  man  sie  unter  den  panni  de  serico  et  auro  zu  suchen. 

Item  pannum  de  apostolis  *)  sive  das  gedruckt  tuch  2)  cum  aquilis 
aureis  3). 

9 Nach  der  Analogie  anderer  Bezeichnungen  sollte  man  vermuthen,  dass 
dieses  Tuch,  welches  später  noch  mehrfach  erwähnt  wird,  dess wegen  de  apo- 
stolis genannt  wurde,  weil  es  mit  den  Bildnissen  wenigstens  einiger  Apostel 
geschmückt  war;  die  goldenen  Adler  würden  dann  bloss  das  Muster  des  Fonds 
bilden.  So  wird  seit  1463  auch  ein  pannus  de  imagine  salvatoris  genannt.  — 
2)  Aufgedruckt  waren  vielleicht  die  Bildnisse  der  Apostel.  Mit  Vorliebe  scheint 
man  gerade  für  die  Altartücher  des  Modeldrucks  sich  bedient  zu  haben;  1435: 
umb  zwey  gedruckt  dücher  ad  maius  altare  9 t.j  1456:  umb  roten  gedrückten 
schetter  zu  altertüchern  14  t.;  1455:  umb  eyn  gemoltz  tuch  umb  den  altar 
Achatii  in  ieiunio  5 gr. ; 1463:  1 pannum  depictum  ad  summum  altare  in 
quadragesima.  Die  älteste  Notiz  über  aufgedruckte  Tücher  ist  von  1393:  pro 
pannis  depingendis  10  t.  — 3)  1442:  für  ein  gefogeltz  tuch  7 gülden. 

Item  de  ornatibus.  Item  habet  in  interiore  custodia  casulas  X 
cum  dalmaticis , scilicet : unum  cum  liliis , item  das  grün  samet , item 
album  aureum  burggravii x),  item  rubeum  aureum,  item  album  ornatum 2) 
sine  auro,  item  viridem  aureum,  item  alium  rubeum  aureum  cum  fibulis 
deauratis3),  item  viridem  intextum  variis  coloribus,  item  alium  viridem 
simplicem  item  nigrum  ornatum  samet.  Item  habet  casulas  sollempnes 
sine  dalmaticis  numero  9:  primo  cum  aquilis,  item  rubeam  cum  pre- 
tiosa  cruce  de  gemmis,  item  aliam  rubeam  cum  cruce  de  fibulis  et 
parvis  clippeis,  item  auream  pretiosam  cum  literis  paganorum4),  item 
nigram  samet  cum  cruce  bona,  item  nigram  damasts  de  Tetelsaw, 
item  samet  cancellatam,  item  albam  casulam  sollempniorem , item  de 
Eyb  auream  antiquam.  Item  habet  casulas  cottidianas  vel  sim- 
plices  sine  dalmaticis:  primo  I cottidianam  in  sacristia,  item  I nigram 
pro  defunctis , item  I nigram  pro  quadragesima.  Item  habet  in 
exteriori  custodia  pro  communi  sanctorum  casulas  cum  dalmaticis  10 
et  cum  dominicalibus. 

Mit  diesen  Angaben  vergleiche  inan  den  folgenden  Abschnitt  aus  dem 
Inventar  von  1500,  in  welchem  zugleich  die  Chormäntel  angegeben  sind:  Auf 
dem  gewelh.  Primo  ein  rott  gülden  stuck:  2 caseln,  2 rock,  1 mantel 5)  und 
dar  zu  5 alben.  Item  ein  guldes  schwartz  und  groe : 1 caseln,  2 rock,  1 mantel 


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Scheins:  Die  kirchlichen  Schätze  des  ehemaligen 


und  3 alben.  Item  ein  plober  atles:  1 caseln , 2 rock , 1 mantel,  3 alben ; item  die 
casel  und  die  rock  haben  silberein  roslein  uberguldt.  Item  ein  schwartz  sammet 
gemusirt  und  darinnen  gülden  plumen : 1 caseln , 2 rock , i mantel , 3 alben. 
Item  ein  rotz  mit  stern  uberguldt:  1 caseln,  2 rock.  In  der  custerey  auf  dem 
brunnen.  Item  ein  schwartz  gülden,  genatti  von  Baden:  1 caseln,  2 rock, 
3 alben.  Item  ein  caseln,  genant  plutestropffen6),  mit  eim  berlein  creutz  und 
1 alben.  Item  ein  casel  von  purper  mit  einem  perlein  creutz.  Item  ein  prämier 
ornat  von  sammet  mit  silberen  lylgen  uberguldt.  Item  ein  caseln  mit  silbern 
spangen  uberguldt.  Item  ein  ploer  ornat  sammet  mit  bilden : 1 casel,  2 rock, 
3 alben,  emptus  per  dominum  Sebaldum  abbatem  25.  anno  1500. 7)  Item  ein 
weyser  ornat  von  damastack:  1 caseln,  2 rock,  ein  mantel,  3 alben.  Item  ein 
grüner  ornat  von  damastack:  1 casel,  2 rock,  3 alben.  Item  ein  grüner  sam- 
met, genannt  vogelen:  1 caseln,  2 rock,  1 alben.  Item  ein  roten  sameten, 
genant  marckgraff  Hansen:8)  1 casel,  2 rock,  3 alben.  Item  ein  von  sammet 
schivartz  und  groe:  1 casel,  2 rock,  3 alben.  Item  ein  roten  mantel  von  sam- 
met und  2 schwartz  von  sammet. 

l)  Dieser  Ornat  wart  als  Geschenk  in  den  Besitz  des  Klosters  gekommen, 
ebenso  wie  die  später  genannten  von  Tetelsau,  Eib,  Baden,  Markgraf  Johann. 
Aus  den  Inventaren  ergeben  sich  noch  folgende  Schenkungen  von  Caseln  und 
Paramenten:  1356:  1 casidam,  quam  dedit  dominus  de  Haydeck ; unum  inte- 
grum Ornatum,  quem  fr  ater  Ulricus  Zainer  de  licentia  domini  abbatis  dedit 
ad  summum  altare,  qui  in  festivitatibus  concedendus  est  praedicto  fratri  Ulrico 
pro  tempore  vitae  suae;  1357:  unum  ornatum,  quem  dedit  regina  Ungariae 
cum  duobus  pannis  sericeis;  sollempnem  casidam  de  samait,  quam  dedit  nobis 
domina  de  Nazzawe ; 1367:  casulam  fratris  Jacobi  Plauer a , quae  sibi  debet 
concedi  festivis  diebus  tempore  vitae  suae;  1389:  duas  tunicas  et  unam  casulam 
consulis  Coloniensis,  quam  concessit  ad  altare  burggravii;  1396:  una  casula, 
quam  dedit  illa  de  Wenkheim;  1357:  unum  ornatum  integrum,  quem  dedit 
domina  burggravia  ad  sepulturam  domini  Johannis  (Burggraf  Johann  II.  von 
Nürnberg  starb  7.  Oct.  1357.)  Diese  letztere  Angabe  ist  wahrscheinlich  so  zu 
verstehen,  dass  die  Burggräfin  ausser  den  beiden  unten  genannten  Tüchern 
ein  grosses  und  kostbares  Seidentuch  schenkte,  welches  bei  den  Leichen- 
feierlichkeiten ihres  Gemahls  über  dessen  Sarg  gebreitet,  später  aber  zur  An- 
fertigung eines  Ornates  verwendet  wurde;  wenigstens  lässt  sich  diese  Sitte  für 
das  Mittelalter  durch  zahlreiche  Belege  nach  weisen  (vgl.  Bock,  Paramentik  des 
Altares  und  Chores,  S.  172).  Aehnlich  ist  wohl  zu  verstehen  1367:  casulam 
auream  de  panno  domini  de  Eyb,  dieselbe  Casel,  die  1437  noch  genannt  wird. 
Auch  ein  von  Seiten  des  Klosters  verschenkter  Ornat  wird  1414  aufgeführt : 
excepto  uno  ornatu,  qui  datus  est  in  subsidium  monasterio  in  Paris,  quod  va- 
statum  fuit  per  incendium.  — 2)  Neben  ornatus  und  integer  ornatus  kommen 
auch  die  Benennungen  integrae  vestes  und  indumentum  altaris  vor;  1362:  pro 
integro  novo, indumento  altaris,  videlicet  casula,  duobus  tunicis  et  tribus  albis 
31t.  15 d.  — 3)  1460:  Clinodia,  qua  eamissa  sunt  per  fratrem  Joliannem  Frid- 
man.  An  dem  roten  messgewant,  das  man  nützt  in  der  karwochen,  12  spangen; 


Klosters  Heilsbronn  bei  Nürnberg. 


93 


item  an  dem  prawn  ornat  7 lilia;  item  an  dem  messgewant  mit  den  adlern 
ein  cleyne  fürspang  auss  eynes  adlers  hertzen,  und  süsst  drey  erhebt  hertz- 
spangen  und  ein  krönlein,  — 4)  So  werden  gewöhnlich  die  arabischen  Schrift- 
zeichen genannt,  wie  sie  sich  in  den  Gewändern  sicilischer  Fabrikation  so 
häufig  finden.,  — 5)  1460  hatte  der  genannte  Bruder  ferner  verloren:  An  dem 
roten  sammeten  mantel  der  gross  stern  mit  dem  agnus  dei  mit  perlein  gefasst 
auf  eynem  sammeten  fleck  mit  den  'ubergülten  ringlein ; et  etiam  die  übergulten 
ringlein  an  dem  pesten  mantel ; item  an  dem  swartzen  gestraymten  mantel  ein 
gescheröbleten  spang  mit  einer  brillen.  — 6)  1502:  ad  reformandum  casulam 
cum  guttis  sanguinis  26  flor.  — 7)  Abtsrechnung  von  1501:  für  den  ploben 
ornat  100  fl.  — 8)  Wahrscheinlich  ist  nicht  der  Kurfürst  Johann  Cicero 
(f  1499),  sondern  Markgraf  Johann  der  Alchymist  (f  1464)  gemeint. 

Von  den  vielen  Ankäufen  neuer  Messgewänder  mögen  wenigstens  einige 
hier  angeführt  werden;  1340:  pro  una  casula  albi  coloris  7 t.;  1376:  pro 
una  casula  22  t.;  1438:  pro  ornato  novo , hoc  est  casula  et  duabus  tunicis 
dalmaticis  faciendis  176  gülden  et  8 marck  argenti,  fecerunt  in  minuta  pecunia 
958  t.;  1444:  habet  15  eien  schetters  pro  casulis  fiendis  in  Nürnberg,  dy  man 
ytzund  auf  druckt;  1521:  umb  ein  grün  schamlot  messgewant  mit  aller  zuge- 
hörung  9 flor.;  1409:  pro  crucibus  aureis  ad  casulas  7 fl.;  1501:  pro  duabus 
crucibus  super  duas  casulas  18  fl. 

Item  habet  in  custodia  superius  V paria  albarum  cum  suis  per- 
tinentiis  pro  ministris  et  in  sacristia  II  paria.  Item  in  custodia  sim- 
plices  albas  festivales  cum  suis  pertinentiis  VII. 

Die  gewöhnlichen  Alben  für  den  täglichen  Gebrauch  sind  hier  gar  nicht 
verzeichnet;  1367:  albas  bonas  et  antiquatas  insimul  44.  — Rechnung- von 
1412:  pro  tribus  novis  albis  ad  maius  altare  15  t. ; 1439:  pro  serico  panno 
mixtum  cum  auro  ad  albas  18  t. ; 1444 : umb  fleck  und  puchsen  ad  albas 
70  d.;  1453:  ad  lavandum  trifolia,  albas,  die  fleck  ah  zu  trennen  und  auf  zu 
neen  3 t.;  1482:  pro  lotura  27  albarum  et  umbralium  ac  trium  pallarum  3 t.. 
dye  schilt,  püchfsen  und  urnbral  wider  auf  zu  neen  4 t. 

Item  IV  mantella  pro  iuvenibus  et  unum  nigrum  pro  exequiis 
defunctorum. 

Sonst  nicht  erwähnt. 

Item  coelum  magnum  et  parvum. 

Seit  1427.  — Rechnung  von  1469:  2 eien  schetters  ad  coelum  17  t.; 
1470:  pittori  ad  pittandum  coelum  103  t. 

Item  II  vexilla  rubea  de  serico  et  duo  plavia  praeter  parva  et 
antiqua. 

Item  tres  baculos  pastorales. 

1344:  virgae  pastorales  sollempnes  2,  communes  5;  1356:  invenit  3 quar- 
tonas  minus  1 quintonae  puri  argenti,  quod  recepit  dominus  abbas  ad  novam 
virgam  pastor alem ; item  2 virgas  pastorales , 1 de  argento  et  aliam  de  ebore ; 
1357:  pastorales  virgas  4,  duas  ligneas , unam  argenteam  et  unam  de  ebore. 


94 


Scheins:  Die  kirchlichen  Schätze  des  ehemaligen 


Der  elfenbeinerne  Stab  wird  liier  zum  letzten  Mal  erwähnt.  Ausrechnung  von 
1440:  pro  curvatura  cMprea  baculi  pastoralis  44  t.;  1477:  pro  infola , baculo, 
pectorali  207  fl.;  1514:  pro  baculo  pastorali  praeter  id,  quod  prim  habuimus , 
92  fl.  addidimus  (Randbemerkung:  baculus  habet  in  pondere  10  marck  3 lot 
3 quintlein,  die  marck  pro  14  fl.). 

Item  II  paria  obumbracula  sive  pecia  ad  humbralia,  quorum  tria 
sunt  de  fibulis  argenteis  deauratis. 

D.  h.  zwei  Paar  seidene  Aufsatzstücke  für  festtägliche  Humeraltücher, 
deren  drei  mit  silbervergoldeten  Spangen  zum  Zusammenhalten  versehen 
waren;  1417:  urnbralia  4 cum  fibulis  argenteis ; 1389:  4 leisten  cum 

monilibus  deauratis  ad  ornat um  humeralium.  Silberne  Spangen  trug  man  auch 
an  Alben;  1427:  12  albas , 2 paria  cum  fibulis  argenteis.  Die  Bezeichnungen 
umbracula  und  (1415)  obumbralia  scheinen  irrthümlich  daraus  entstanden  zu 
sein,  dass  man  für  humerale  auch  humbrale  und  dann  umbrale  sagte;  im 
Kirchenlatein  des  Mittelalters  bezeichnete  man  sonst  mit  umbrale,  umbrella, 
umbracidum  einen  über  dem  Altar  schwebenden  Baldachin. 

Item  pannum  nigrum  mortuorum. 

Dass  hier  nur  ein  einziges  Leichentuch  genannt  wird,  ist  wohl  dahin  zu 
erklären,  dass  die  andern  von  geringem  Werthe  waren;  1344:  5 bonos  pannos 
sericeos  ad  sepulturam  mortuorum  et  6 antiquatos.  — Schon  oben  wurde  be- 
merkt, dass  die  Leichentücher  bei  Exequien  oft  dem  Kloster  geschenkt  wurden ; 
1357:  4 pannos  sollempnes,  videlicet  2 de  domino  Johanne  burqqravio  et  2 de 
clomino  de  Hey  deck  (die  beide  in  diesem  Jahre  gestorben  waren);  Einnahme 
1366:  de  duobus  pannis  funerum  19  t.;  1396:  de  panno  vendito  100  t. 

Item  fibulae  argenteae  inscriptae  cum  litera  E XVIIII  et  aliae 
parvae  multae  sc.  puckelein. 

1417:  flbidas  argenteas  62;  1427:  19  flbulas  und  1 parillen.  Sonst 
nicht  erwähnt. 

Item  pugillus  cum  gemmis. 

Item  IIII  ferramenta  pro  hostiis  faciendis. 

1460:  habet  2 oblateysen  zu  pachen  (backen)  und  2 alte,  item  9 eysen  zu 
aufsstechen  giofs  und  klein.  Rechnung  von  1436:  pro  novo  cultro  ad  hostias 
21  d.;  1437:  pro  uno  forflce  ad  hostias  10  d. ; 1455:  pro  uno  manubrio  pro 
parvis  hostiis  3 d.;  1483:  umb  2 newe  ausstecheyfsen  3 t. 

Item  pio  altaribus  cupreas  patellas  XII  et  de  ferro  bonas  octo 
praeter  antiquas. 

Sie  waren  als  Unterlage  für  die  Messkännchen  bestimmt. 

Item  II  pelves  cupreas  cum  fusorio  cupreo. 

Wahrscheinlich  zur  Hand waschung  des  Priesters  vor  und  nach  der  Messe. 


Klosters  Heilsbronn  bei  Nürnberg. 


95 


Aus  den  Rechnungen  des  Gustos  und  des  Abtes  ergibt  sich  auch  Einiges 
über  folgende  Gegenstände,  welche  in  jenem  Inventar  von  1437  nicht  ge- 
nannt sind. 

Reliquienbehälter. 

1344:  brachium  s.  Willebaldi  et  cultellum  mensale  eiusdem ; 1356:  cornu 
nigrum  cum  capite  argentea.  Bekanntlich  dienten  diese  Büffel-  oder  Auer- 
hörner  gewöhnlich  zur  Aufbewahrung  von  Reliquien ; die  Oeffnung  pflegte  dann 
mit  silberner  Einfassung  und  silbernem  Deckel  versehen  zu  werden. 

Statuetten  aus  Metall. 

1491 : für  allerleg  kleinfs  pruchsilberfs  und  für  6 kleine  pecherlein  und 
für  3 agnus  dei , nobis  propinatis  facit  561  t.,  qui  venerunt  ad  apostolos ; pro 
apostolis  sc.  Salvator e et  aliis  septem  apostolis,  die  wegen  33  marck,  dafs  marck 
für  11  gülden,  facit  367  fl.;  item  die  füesleyn,  darauf  sie  sten,  und  die  sel- 
bigen zu  ubergulden  5 fl.;  item  18  fl.  die  pild  zu  vergolden ; facit  totum  quod 
constant  apostoli  seil.  Salvator  et  alii  septem  419  fl.  et  in  minuta  pecunia 
3075  t.  Item  so  gesten  (gestehen,  d.  h.  kosten)  dye  f origen  pildt  s.  Petrus 
et  Paulus,  Johannes,  Jacobus  antiquior  et  Andreas  231  fl.  2 t.  4 d.;  facit 
totum  quod  constant  apostoli  12  cum  Salvator  e 600  fl.  Item  die  laden  und 
die  zu  beschlagen  7 fl.  — 1445:  pro  ymagine  argentea  misericordiae  Jesu 
Christi  ultra  argentum,  quod  hdbuit , et  ultra  propinata  52  fl.;  1500:  ein 
brustpild  argentea  genant  Misericordia  und  diadema  von  bernlein  und  ein  deines 
creutz  dobey. 

Holzschnitzereien. 

1498:  die  14  nothelf  er  zu  schneiden  in  die  newen  tafel  8 t.;  1518:  ad 
incorporandum  coloribus  tabulam  Petri  et  Pauli  75  fl.;  1523:  scrinitoribus  an 
der  taff  ein  gemacht  54  fl.;  umb  die  pild  in  die  taff  ein  191  fl.;  umb  das  ge- 
hend: der  taffein  und  umb  die  eysen  Stangen  12  fl. 

Inful  des  Abtes. 

1464:  pro  infula  reformanda  12  fl.,  pro  capsa  ad  eandem  3 fl.;  1487: 
für  dy  infein,  für  pernlein  und  galt,  machlon  und  ander  geschmeyd  dar  zu 
88  fl.;  1514:  204  fl.  pro  baculo  et  infula;  pro  tertia  infula  nova  112  fl.,  ad- 
didimus  ad  ante  habita. 

Ghormäntel. 

Die  Zahl  stieg  von  5 (1367)  bis  auf  13  (1471).  1411:  pro  nova  cappa 

sericea  7 fl.;  1439:  umb  ein  gülden  tuch  zu  den  grün  chormenteln,  umb  die 
seyden,  gefrens  und  zu  Ion  18  t. 

Fastentücher. 

1415:  duos  pannos  nigros  cum  crucibus  ruheis  (Leichentücher?),  1 pannum 
nigrum  cum  alba  cruce  in  quadragesima ; 1495:  für  die  swartzen  tucher  in 
der  vasten  22  t.;  1498:  pro  velo  quadragesimali  11  t. ; 1518:  zu  fastentucher 
für  die  altar  8 fl.  6 t.;  1519:  zu  malen  17  fastentucher  34  t. 

Communiontücher. 

1473:  pro  panno  uno  communicantibus  1 t. ; 1484:  pro  panno  novo  ad 
mensam  pro  communicantibus  4 t. 


96  Die  kirchlichen  Schätze  des  ehern.  Klosters  Heilsbronn  bei  Nürnberg. 


Teppiche. 

1440:  pro  novis  tapetis  ad  sumnium  altare  4 gülden;  1443:  für  ivirken 
tuen  unter  ein  tebych  5 t. ; 1455:  tenetur  solvere  10  flor.  Leonhardo  Taffler 
in  Nurnberga  pro  tapetibus  pendentibus  super  stalla  conventus  temporibus  festi- 
vitatum. 

Zum  Schlüsse  dieser  Notizen  möge  hier  noch  die  Bemerkung  stehen,  dass 
von  all  den  genannten  metallischen  und  stofflichen  Gegenständen,  die  im  Vor- 
stehenden genannt  sind,  einzig  und  allein  der  aus  Holz  geschnitzte  Altaraufsatz 
der  hh.  Petrus  und  Paulus  (S.  95)  heute  noch  vorhanden  ist.  Gerade  in 
dieser  Hinsicht  ist  das  Schicksal  der  Klosterkirche  günstig  gewesen:  denn  unter 
ihren  fünf  geschnitzten  Altären  wird  der  grosse  und  reichverzierte  Dreikönigen- 
Altar  zu  dem  Besten  gerechnet,  was  die  Holzschnitzerei  gegen  Ausgang  des 
Mittelalters  hervorgebracht  hat.  Die  metallischen  Werthobjekte,  schon  durch 
den  Bauernkrieg  decimirt,  kamen  allmählich  ganz  in  Abgang,  als  das  Kloster 
reformirt  und  säeularisirt  wurde. 

Dr.  Scheins. 


Notizen 


über 

Friauler  Künstler  im  15.  Jahrhundert. 

Nachfolgende  Notizen , die  uns  eine  Reihe  von  Künstlern  nennen, 
welche  während  des  letzten  Viertels  des  15.  Jahrhunderts  in  Friaul 
thätig  waren,  sind  den  Protokollen  des  ehemaligen  Patriarchats  von 
Aquileja  entnommen.  Das  Verdienst,  auf  diese  für  die  Culturgeschichte 
so  wichtige  Quelle  aufmerksam  gemacht  zu  haben,  gebührt  dem  stei- 
rischen Landesarchivar  Prof.  Zahn,  welcher  dieselbe  für  die  Zwecke  des 
steirischen  Landesarchivs  genau  durchforschte  und  auch  darüber  im 
7.  Jahrgange  der  Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichtsquellen 
(S.  64  ff.)  ausführlicher  berichtet  hat.  Von  etwa  150  Bänden,  welche 
für  die  Zeit  von  1448,  dann  1471—1751  vorhanden  sind,  waren  jedoch 
mir  nur  die  Bände  10,  15  24  zugänglich  und  selbst  hier  musste  ich 

mich  grösstentheils  auf  Seitenvormerke  beschränken.  Was  ich  bieten 
kann,  sind  also  Proben  im  strengsten  Sinne  des  Wortes. 

A.  Maler. 

a.  Meister  Francesco  Martilutti. 

1.  1495,  7.  December,  schreibt  der  Generalvicar  von  Aquileja, 
Hieronymus  a Zendatis  »ad  instantiam  magistri  Francisci  Martilutti 
pictoris  de  Vtino « den  Zechpröpsten  der  Marienbruderschaft  zu  Orsaria 
wegen  Bezahlung  von  31/2  Ducaten,  »in  quibus  ut  asserit  ex  calculo 
secum  facto  ei  obligamini  pro  residuo  vnius  vexilli  sive  confalconi  per 
eum  dicte  fraternitati  fabricati«.  Protocolli  Band  XV,  fol.  160. 

b.  Meister  Anton  von  Florenz. 

2.  1484,  14.  December,  Udine.  Der  Generalgubernator  von  Aqui- 

leja, Petrus,  befiehlt  ad  instanciam  magistri  Antonii  pictoris  florentini, 
Vtini  habitantis  . . . Paolo  Durisa  de  Nimis  camerario  ecclesie  s.  Stefani 
dicti  loci  die  Bezahlung  des  ausbedungenen  Honorars  für  die  »pictura 
de  capella  s.  Stefani  ipsius  ecclesie.«  Prot.  X,  f.  733. 

c.  Meister  Dominions. 

3.  1481,  6.  Aug.,  Udine  — ad  instantiam  mag.  Dominici  pictoris 

1 7 


98 


Luschin-Ebengreuth:  Notizen  über 


de  Vtino  factum  fuit  manclatum  camerariis  s.  Marie  de  Buja,  diesem 
binnen  9 Tagen  de  residuo  palle  in  eadern  ecclesia  fade  Zahlung  zu 
leisten.  Prot.  X,  f.  391'. 

4.  1482,  25.  Nov. , Udine.  — Generalgubernator  Petrus  an  den 

Zechpropst  ecclesiae  s.  Petri  de  Garnea.  — Es  habe  sich  mag.  Domi- 
nicas, pidor,  civis  Vtinensis,  beschwert,  »qualiter  superiori  anno  con- 
venit  uobiscum  de  faciendo  vnam  pallam  siue  anconam  pro  ecclesia 
s.  Petft  predicta,  que  ancona  erit  magni  ualoris  cum  his  pactis  . . quod 
sibi  dare  deberetis  pecunias  per  quanto  laboraret  de  dicta  ancona  suc- 
cessivis  temporibus,  quia  non  posset  ipse  tantam  expensam  facere  nisi 
a uobis  esset  adjutus,  ut  praedicta  asserit  constare  publico  instrumento 
scripto  manu  ser  Joannis,  ser  Danielis  de  Tumecio,  publici  notarii«, 
dass  jedoch  diese  Bedingungen  ihm  nicht  zugehalten  würden.  Befiehlt 
die  Bezahlung  binnen  15  Tagen,  umsomehr  »cum  sit,  quod  (pictor)  plus 
laborauit,  quam  a uobis  habuit.«  Prot.  X,  f.  526. 

5.  1496,  19.  Juli,  Gividale.  Generalvicar  Hieronymus  befiehlt  ad 

instantiam  prouidi  uiri  mag.  Dominici  pictoris,  ciuis  Vtinensis  den 
Zechpröpsten  ecclesie  s.  Helizabeth  (?)  plebis  Enemontii  . . servare  pacta 
et  conventiones  . . . factas  occasione  ancone  siue  pale  per  eum  dicte  ec- 
clesie fabricate.  Prot.  XVI,  fol.  248'. 

6.  1497,  1.  Juni,  Cividale,  befiehlt  derselbe,  auf  Anlangen  des 
gleichen  Meisters:  Jacobo,  Francisci  de  Illigio  Garnee,  camerario  ecclesie 
plebis  s.  Floriani  de  dicto  loco  die  Bezahlung  von  100  Ducaten  » pro 
pala  siue  ancona  fabricata  per  eum  in  dicta  ecclesia  s.  Floriani,  salvo 
sibi  jure  petendi  caseum  sibi  promissum.« 

Prot.  XVI,  f.  380'. 

cl.  Meister  Martin. 

7.  1496,  19.  Juli  Cividale.  — Derselbe  verordnet  . . ad  instantiam 

magistri  Martini,  pictoris , civis  Vtinensis , creditoris  ser  Pauli  de  Spi- 
limbergo  habitatoris  Quadrivii  vti  factoris  seu  quartesarii  quartesii  do- 
mini  clerici  plebis  Quadriuii  de  ducatis  6 pro  fabrica  . . . vnius  ancone 
siue  pale  ad  ipsius  instantiam  facte  . . . sequestretur  . . quartesium  pre- 
dictum  penes  decanum  (sc.  villae).  Prot.  XVI,  f.  249. 

e.  Meister  Peregrin. 

8.  1497,  12.  Jänn.  Cividale.  Derselbe  ladet  ad  instantiam  mag. 
Peregrini  pictoris  de  Vtino  die  Helena,  filia  mag.  Danielis  Portunarii 
de  s.  Daniele  . . occasione  federis  matrimonii  ut  asserit  contracti,  vor. 

Prot.  XVI,  fol.  331'. 

9.  1497,  14.  März  Cividale.  Patriarch  Nicolaus  v.  Aquileja  befiehlt 
vicariis  plebis  s.  Danielis  . . nomine  mag.  Peregrini  pictoris  de  Vtino 


Friauler  Künstler  im  15.  Jahrhundert. 


99 


et  domine  Helene  vxoris  sue,  heredis  quondam  presbyteri  Justi  Teu- 
tonici,  olim  capellani  B.  V.  de  loco  isto  an  Sonn-  und  Festtagen 
»intra  missarum  sollempnia  in  ecclesia  s.  Michaelis«  die  allgemeine  Auf- 
forderung zur  Rückstellung  enttragener  Verlassenschaftsgegenstände 
ergehen  zu  lassen.  Prot.  XVI,  f.  354'. 

10.  Aus  einer  Zuschrift  desselben , ddo.  1497 , 19.  Juni  Gividale, 

ersieht  man,  dass  der  genannte  Schwiegervater  mag.  Daniel  Portunarius 
einen  grossen  Theil  der  verschleppten  Erbschaft:  90  Ducaten,  Getreide, 
Wäsche  u.  s.  w.  dem  Maler  vorenthielt.  Prot.  XVI,  f.  386. 

f.  Meister  Thomas. 

11.  1495,  8.  Dec.  Cividale.  Generalvicar  Hieronymus  befiehlt  ad 

instantiam  mag.  Thomasii  pictoris,  habitantis  in  Givitate  Austrie,  dem 
Kirchenpropst  Thomas,  ecclesie  s.  Marie  plebis  Cauoreti  .die  Bezahlung 
von  10  Ducaten  pro  parte  mercedis  sue,  laborerii  jam  cepti  in  dicta 
ecclesia.  Prot.  XVI,  fol.  160'. 

B.  Bildhauer  und  Graveure. 

g.  Meister  Bariholomeus. 

12.  1495,  11.  Sept.  Generalvicar  Hieronymus  befiehlt  ad  instan- 

tiam mag.  Bartholomei  incisoris  siue  intagliatoris  de  Vtino  den  Kirchen- 
pröpsten von  Agello  die  Bezahlung  »imaginis  s.  Nicolai  ad  vestri  in- 
stantiam vt  asserit  fabricati«.  Prot.  XV,  f.  138. 

h.  Meister  Leonhard,  Theutonicus. 

13.  1482,  30.  Juli,  Udine.  Derselbe  befiehlt  ad  instantiam  mag. 
Leonardi  incisoris  Theutonici  nunc  habitantis  in  Civitate  Austrie  dem 
Pfarrer  von  Gemona,  Alexander  de  Leonellis,  die  Bezahlung  von  10  Du- 
caten . . pro  residuo  precii  cuiusdam  ymaginis  Virginis  Marie  ad  tui 
instantiam  ab  ipso  incisae  secundum  pactum.  Prot.  X,  f.  489. 

14.  Die  Bezahlung  war  aber  bis  zum  29.  November  1482  noch 

nicht  geleistet,  denn  an  diesem  Tage  ergeht  in  gleicher  Angelegenheit 
ein  verschärftes  Decret.  Prot.  X,  fol.  527'. 

Aehnliche  Aufzeichnungen,  wie  die  hier  gebotenen,  befinden  sich 
meinen  Vormerken  nach  in : 

Protocolli,  Band  XV,  f.  374'  — 494'  — 501  — 508'  — 553 ; — 

> » XIX,  f.  45  - 66  - 

» XX,  f.  52  — 86'  — 107  — 109  — 112'  — 

134  - 156  — 158  — 227  — 

» » XXII,  f.  80  — 107'— 118  — 135 -226'- -231'— 

» » XXIII,  f.  59  — 77'  — 98'  - 99'  — 106  — 124'  - 

143'  - 145'  — 192.  — 
Luschin- Ehengreuth. 


Graz.  Mai  1875. 


Berichte  und  Mittheilungen  aus  Sammlungen. 
Museen  etc. 


(Frankfurt  a.  M.)  Mittheilungen  ans  dem  Staedel’schen  Kuustinstitut. 
Verzeichniss  der  im  Jahre  1874  angekauften  Gemälde. 

1.  Baldovinetti  (Alesso).  Die  Mutter  Gottes,  halbe  Figur,  betet  vor  einer 
Hecke  von  Rosen  und  Lilien  das  von  drei  Engeln  dargebrachte  Kind  an. 
Temperagemälde  auf  Holz.  H.  0,63  Meter,  B.  0,49  M. 

Stammt  aus  der  Sammlung  Gsell  in  Wien  (Versteig.-Cat.  Nr.  138).  War 
ausgestellt  im  k.  k.  Oesterr.  Museum  1873  von  H.  Engländer  (Cat.  Nr.  10). 
Gekauft  vom  Frankfurter  Kunstverein,  fl.  1554. 

In  der  Gazette  des  beaux  Arts,  Tome  IX.  2d  Periode  1874,  p.  118,  ist 
eine  dem  Spinello  zugeschriebene,  unserem  Bilde  ganz  ähnliche  »Madonna  au 
Rosier«  abgebildet. 

2.  Neer  ( Art  van  der).  Landschaft  in  Tagbeleuchtung.  An  einem  mit 
Gänsen  und  Enten  belebten  Flüsschen  liegt  rechts  (vom  Beschauer!)  zwischen 
Bäumen  und  Büschen  ein  schlossartiges  Gebäude,  mehr  nach  der  Mitte  zu 
ein  Heuschober  und  mehrere  Bauernhäuser.  Die  Figuren,  zwei  Fischer  mit' 
einem  Hunde  und  ein  heranschleichender  Jäger  mit  seinem  Hunde  sind  von 
Alb.  Kuyp.  Holz.  H.  0,59,  B.  0,83.  Bez.  mit  dem  Monogramm  und  der 
Jahrzahl  16  . . 

Stammt  aus  der  Sammlung  J.  Ph.  Leerse,  genannt  Manskopf  in  Frankfurt. 
Gekauft  vom  Frankfurter  Kunstverein,  fl.  2500. 

3.  Memling  (Hans).  Der  h.  Hieronymus,  als  jüngerer  Mann  aufgefasst, 
kniet  vor  einem  rechts  an  einem  Baume  hängenden  Bilde  des  Gekreuzigten. 
Vor  ihm  liegt  der  Löwe  und  hinter  demselben  liegt  der  Kardinalsmantel  am 
Boden.  Felsen  und  Bäume  im  Hintergründe.  Holz.  H.  0,32,  B.  0,22.  Ge- 
kauft vom  Frankfurter  Kunstverein,  fl.  1000. 

4.  Richter  (Adrian  Ludwig).  Gewitter  am  Monte  Serrone  bei  Olevano. 
Im  Vordergründe  flüchtende  Landleute  mit  ihrem  Vieh,  links  schlägt  der  Blitz 
in  einen  alten  Baum.  Bez.  A.  L.  Richter  1830.  Lwd.  H.  0,82,  B.  1,13. 
Gemalt  für  den  sächsischen  Kunstverein.  B.  Schubert,  Bildhauer  in  Dessau, 
gewann  das  Bild  1830  in  der  Verloosung  des  Vereins.  Gekauft  von  Joh. 
Friedrich  Hoff.  fl.  612. 

5.  Bout  (Pieter).  Der  Strand  von  Scheveningen.  Im  Vordergründe  sitzt 


Berichte  und  Mittheilungen  aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


101 


ein  alter  Fischer  mit  seiner  Frau  auf  umgestürzten  Körben.  Vor  ihnen,  auf 
dem  Boden  zerstreut,  eine  Menge  Seefische,  die  sie  den  umstehenden  Herr- 
schaften zum  Kauf  anbieten.  Im  Mittelgründe  ein  Wagen,  der  mit  Fischen 
beladen  wird.  Rechts  unten  auf  einem  Brett  der  Name  und  die  Jahrzahl  1671. 
Lwd.  H.  0,50,  B.  0,68.  Gekauft  in  der  Versteigerung  von  Georg  Finger  des 
Raths  zu  Frankfurt  a.  M.  (Verst.-Cat.  Nr.  12.)  fl.  1420. 

6.  Flamländische  Schule  Ende  des  XV.  Jahrhunderts.  Die  Verkündigung. 
Maria,  die  Hände  auf  der  Brust  übereinandergeschlagen,  kniet  vor  ihrem  Bett. 
Ein  aufgeschlagenes  Buch  liegt  auf  dem  Boden.  Ihr  Blick  ist  auf  den  links 
erscheinenden,  verkündenden  Engel  gerichtet,  der  mit  der  Linken  ein  Scepter 
hält.  Ueber  der  Maria  schwebt  der  h.  Geist  in  Gestalt  der  Taube.  Im  Hinter- 
gründe eine  Ruhebank  mit  zwei  Kissen  und  ein  Schrank.  Holz.  H.  0,41 
B.  0,32. 

Stammt  von  dem  Experten  des  Louvre  Kunsthändler  George.  Gekauft  in 
derselben  Versteigerung.  (Verst.-Cat.  Nr.  21.)  fl.  1350. 

7.  Steen  (Jan).  Moses,  Wasser  aus  dem  Felsen  schlagend.  Er  steht  in 
einer  Felsschlucht  und  hat  eben  den  Streich  geführt,  in  Folge  dessen  der 
Quell  aus  dem  Gestein  bricht.  Unter  ihm  das  versammelte  Volk.  Eine  Frau 
hebt  mit  beiden  Händen  eine  goldene  Schale  empor,  um  Wasser  aufzufangen. 
Neben  ihr  eine  sitzende  Frau  mit  einem  verschmachtenden  Kinde  im  Schoss, 
die  mit  der  rechten  Hand  Wasser  schöpft.  Im  Vordergründe  ein  kniender 
Knabe,  der  begierig  das  mit  den  Händen  geschöpfte  Wasser  schlürft.  Bez. 
mit  vollem  Namen.  Holz.  H.  0,53,  B.  0,44.  Stammt  ebenfalls  von  George. 

Gekauft  in  derselben  Versteigerung,  fl.  1530.  (Verst.-Cat.  Nr.  71.) 

8.  Brueghel  (Jan)  d.  Aelt.,  Sammtbreughel.  Die  Erschaffung  der  Eva. 
In  einer  reichen  Landschaft  erblickt  man  im  Mittelgründe  Gott  Vater,  der  die 
Eva  aus  der  Rippe  des  Adam  hervorholt.  Links  ein  abgestorbener  Baum,  auf 
welchem  viele  kleine  Vögel  und  eine  Eule.  Davor  ein  weisses  Pferd,  ein  Paar 
Strausse,  Löwen  u.  s.  w.  Rechts  der  Apfelbaum  umrankt  von  Rosen,  dabei 
Tulpen,  Lilien  und  Artischocken,  die  von  einer  Unzahl  Insekten  bedeckt  sind. 
In  der  Mitte  ein  Truthahn  mit  seiner  Henne.  Kupf.  H.  0,29,  B.  0,37.  Ge- 
kauft vom  Frankfurter  Kunstverein,  fl.  600. 

9.  Neer  (Art  v.  d).  Mondscheinlandschaft.  Ein  Kanal  mit  mehreren 
Schiffen,  links  ein  Dorf  unter  Bäumen,  rechts  ein  Leinreuter,  ein  Schiff  ziehend, 
im  Hintergrund  eine  Brücke.  Holz.  H.  0,42,  B.  0,52.  Bez.  mit  dem  Mono- 
gramm. 

Vermächtniss  des  Herrn  Georg  Seufferheld.  Stammt  aus  der  Sammlung 
Mack  in  Frankfurt  a.  M. 

(Heidelberg.)  Kunstunterricht  und  Kunstsammlungen  an  der  Univer- 
sität Heidelberg.  Sommer  1875. 

An  der  Universität  Heidelberg  versammeln  auf  dem  allgemein  ästhetischen 
Gebiete  die  Vorträge  von  Prof.  Kuno  Fischer  im  Winter  über  Schiller  als 
Dichter  und  Philosoph,  im  Sommer  über  Goethe's  Faust  wöchentlich  zwei- 
mal eine  überaus  grosse  Anzahl  von  Zuhörern,  von  Studirenden,  Fremden 


102 


Berichte  und  Mittheilungen 


und  Einheimischen  (gegen  250).  Daneben  hielt  der  Senior  der  Universität, 
Prof.  v.  Reichlin- Meldegg , auch  diesen  Winter  seine  bekannten  Vorträge  über 
Goethe’s  Faust,  wie  im  Sommer  über  Shakespeare’s  Hamlet.  Auch  die 
Culturgeschichte  von  Italien  von  Dante  bis  Macchiavelli  von  Prof.  Erd- 
mannsdörffer  greift  naturgemäss  in  das  kunstgeschichtliche  Gebiet  ein. 

Einmal  trägt  Dr.  Nohl  wöchentlich  Theorie  und  Geschichte  des 
musikalischen  Dramas  vor,  wie  er  im  Sommer  über  Beethoven  und  seine 
Zeit  liest;  derselbe  führte  bereits  auch  in  einem  historischen  Concert  die  Ent- 
wickelung von  Seb.  Bach  bis  Beethoven  vor.  Prof.  Köchly  setzte  diesen  Winter 
seine  für  weitere  Zuhörerkreise  berechnete  kritische  und  ästhetische  Analyse 
der  homerischen  Gedichte  fort. 

Auf  dem  engen  Gebiete  der  Kunstgeschichte  und  Kunstwissenschaft  liegen 
die  Vorträge  von  Prof.  Stark  über  Encyklopädie  und  Methodologie  der 
Archäologie,  sowie  über  Geschichte  der  neuern  deutschen  Kunst  und 
ihre  Theorien  seit  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts,  mit  einem  Bückblick  auf 
die  Gesammtentwickelung  der  Kunst  seit  dem  16.  Jahrhundert.  Dies  letztere 
Colleg  bildet  den  Abschluss  eines  durch  mehrere  Semester  hindurchgehenden 
Curses  der  gesammten  Kunstgeschichte.  Im  laufenden  Sommersemester  wird 
die  Blüthezeit  der  griechischen  Kunst  von  den  Perserkriegen  bis  zur 
Zerstörung  von  Korinth  behandelt. 

An  diese  Collegia  haben  sich  Uebungen  an  geschlossen , welche  diesmal 
das  Ziel  verfolgen,  die  Theilnehmer  zu  eindringendem  Studium  einzelner  ein- 
schlagender Werke  Winckelmann’s , Lessing’s,  Schiller’s,  Göthe’s,  einzelner 
Künstlerbiographien , sowie  zu  genauer  Berichterstattung  über  einzelne  von 
ihnen  kürzlich  besuchte  Sammlungen,  so  in  Kopenhagen,  Dresden,  italienische 
Sammlungen,  zu  veranlassen,  wobei  möglichst  Vorlage  betreffender  Abbildungen 
erfolgt.  Auch  einzelne  deutsche  Städte,  wie  Wimpfen,  Rothenburg  a.  d.  Tauber 
sind  Aufgabe  monographischer  Darstellungen  geworden. 

Die  Theilnahme  des  Auslandes  ist  hier  dabei  ganz  überwiegend  und  be- 
sonders. sind  es  junge  Amerikaner,  welche  in  Heidelberg  ihre  kunstwissen- 
schaftlichen Studien  machen,  die  Ferien'  zu  grösseren  Reisen  nach  Italien  oder 
in  Deutschland  mit  grösstem  Eifer  benützen,  und  am  Schlüsse  ihr  Examen  bei 
der  Fakultät  ablegen. 

Die  archäologischen  Uebungen  des  Wintercurses  waren  auf  allseitige 
Erklärung  des  Olympia  betreffenden  Abschnitts  des  Pausanias  (B.  5 und  6) 
gerichtet,  um  so  zugleich  den  Stand  der  bisherigen  Lokalerforschungen  und 
die  bisher  gefundenen  Monumente  scharf  in’s  Licht  zu  stellen.  Daneben  wer- 
den in  dem  archäolog.  Institut  von  Prof.  H.  Geizer  griechische  epigraphische 
Uebungen  gehallen,  die  zugleich  durch  dessen  Vorträge  über  Epigraphik  be- 
gleitet werden.  Im  Sommercurse  wurde  die  vierte  Verrinische  Rede  des  Cicero 
speciell  archäologisch  erklärt  und  einzelne  sicilische  Städte  zum  Specialstudium 
gemacht. 

Die  officielle  jährliche  wissenschaftliche  Publikation  der  Universität , die 
Prorektoratsrede  am  22.  November,  dem  Tage  der  erneuten  Stiftung  der  Uni- 
versität unter  dem  Grossherzog  Karl  Friedrich  von  Baden,  hat  durch  beson- 


aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


103 


dere  Umstände  veranlasst,  zwei  Jahre  nach  einander  die  Aufgabe  und  Ge- 
schichte der  Kunstwissenschaft  und  Archäologie  und  ihren  Unterricht  auf  deut- 
schen Hochschulen  behandelt;  im  Jahr  1873  lautete  das  Thema:  »Ueber 

Kunst  und  Kunstwissenschaft  auf  deutschen  Universitäten«,  im  Jahr  1874: 
»Friedrich  Greuzer,  sein  Bildungsgang  und  seine  wissenschaftliche  wie  aka- 
demische Bedeutung«.  Beiden  Reden  des  Prof.  Stark  sind  umfangreiche  lite- 
rarische Beilagen,  zum  Theil  Veröffentlichungen  werthvoller  Briefe  und  stati- 
stischer Mittheilungen  angefügt. 

Das  archäologische  Institut  ist  im  verflossenen  Jahre  durch  ein  neues 
Zimmer  erweitert  worden  und  hat  ein  gut  und  passend  mit  beweglichen  Ta- 
feln für  Auslage  von  Abbildungen  u.  dgl.  ausgestattetes  Auditorium  erhalten.  Die 
Anschaffungen,  deren  Mittel  in  dankenswerther  Weise  bisher  durch  Ueberlas- 
sung  eines  Theiles  des  Ertrages  der  öffentlichen  Vorlesungen  akademischer 
Lehrer  gemacht  wurden , waren  das  verflossene  Jahr  überwiegend  auf  \ er- 
mehrung  des  photographischen  und  sonstigen  Abbildungsapparates,  abgesehen 
von  den  dem  Kunstunterricht  zunächst  dienenden  neuen  Abtheilungen  von 
Overbeck’s,  Conze’s,  Langl’s  Bildwerken,  aut  Photographien  der  Berliner  und 
römischen  Antikensammlungen,  auf  solche  von  Braun,  Nöhring  u.  a.  für  die 
italienische  und  deutsche  Kunstgeschichte,  gerichtet.  Noch  am  Schlüsse  des 
Jahres  ist  auf  Antrag  des  akademischen  Senats  vom  Grossh.  Ministerium  die 
Summe  von  1000  Mark  bewilligt  worden,  um  von  den  Photographien  des 
britischen  Museums  die  auf  die  assyrische,  ägyptische,  persische  und  römische 
Kunst  bezüglichen  Abtheilungen  anzukaufen.  Eine  grosse  landschaftliche  Ueber- 
sicht  der  Ebene  von  Troja  von  der  Höhe  des  Balidagh  aus  durch  einen  jungen 
Architekten  unter  Grundlegung  einer  Originalskizze  des  Malers  Wittmer  und 
Photographien  von  des  Granges  und  anderer  aus  dem  Nachlasse  von  Gonsul 
v.  Hahn  entworfen,  schmückt  jetzt  die  eine  Wand  des  neu  gewonnenen  Zim- 
mers. Im  Laufe  des  Sommers  langte  eine  Reihe  grösserer  Gypsabgiisse  von 
der  grossen  Gypsgiesserei  des  Berliner  Museums  an , darunter  ein  assyrisches 
Relief  einer  Löwenjagd,  ein  Kopf  Ramses  des  Grossen,  griechische  Porträtköpfe, 
die  Ariadne  aus  dem  Vatican,  die  Berliner  Amazone,  einer  der  Tyrannen- 
mörder u.  s.  w. 

Geschenke  an  kleineren  antiken  Gefässen  und  antiken  Büsten  sind  der 
Sammlung  zugegangen,  sowie  eine  interessante  phönicische  Stele  aus  Karthago, 
ein  Geschenk  des  Dr.  Maas  aus  Frankfurt , wie  die  Sammlung  dem  freund- 
lichen Interesse  des  Prof.  A.  Eisenlohr  eine  Reihe  interessanter  ägyptischer 
Denkmäler  verdankt.  — Auch  ist  das  archäologische  Institut  Seitens  der 
Grossh.  Regierung  als  ein  Hauptdepot  der  ethnographischen  Gesellschaft  im 
badischen  Lande  anerkannt  und  ihm  die  Funde  im  Unterrheinkreise  wesentlich 
zugewiesen  worden.  — 

So  bildet  sich  allmählich  um  den  Mittelpunkt  einer  Sammlung  für  die 
Lehrzwecke  der  antiken  Kunst  in  grösserer  Peripherie  eine  kunstwissenschaft- 
liche Sammlung  überhaupt,  zunächst  als  wichtige  Parallele  zu  dem  normalen 
Gang  der  antiken  Kunst/  allmählich  sich  vergrössernd  zu  selbständigen  Abthei- 
lungen. Es  ist  dabei  noch  als  wichtige  Ergänzung  hervorzuheben,  dass 


104 


Berichte  und  Mittheilungen 


die  Universitätsbibliothek  bereits  unter  der  Leitung  von  Geh.  Hofrath  Bähr  und 
in  noch  erhöhtem  Masse  und  mit  grossem  Mitteln  unter  dem  jetzigen  Ober- 
biblioihekar  Dr.  Zangmeister  für  das  Fach  der  Kunstwissenschaft  und  Archäo- 
logie verhältnissmässig  reichlich  und  umsichtig  gesorgt  hat  und  insbesondere 
französische,  englische  und  italienische  periodische  Zeitschriften  und  grosse 
Monumentalwerke  angeschafft  hat  und  fort  und  fort  erwirbt.  Auch  befindet 
sich  in  derselben  eine  kleine  von  Prof.  Schreiber  angelegte,  aber  seit  1809 
nicht  mehr  vermehrte  Kupferstichsammlung. 

Auch  der  seit  sechs  Jahren  hier  gegründete  Kunstverein,  über  den  wir 
uns  nähere  Mittheilungen  Vorbehalten,  bietet  durch  eine  Anzahl  von  Gemälden, 
Gartons,  Handzeichnungen  bleibenden  Besitzes,  durch  die  permanente  und 
grössere  periodische  Ausstellung  Anregung  und  Anschauung.  Und  noch  be- 
findet sich  in  Heidelberg  der  werthvolle  Schatz  grosser  Feuerbach’scher  Bilder, 
die  freundlichst  Kunstliebhabern  gezeigt  werden.  Es  war  uns  vergönnt,  die 
neuesten  Resultate  seines  römischen  Aufenthaltes  hier  in  Deutschland  zuerst 
zu  schauen. 

Das  von  Heidelberg  eine  kleine  halbe  Stunde  entfernte,  in  so  überaus 
anmuthiger  Umgebung  gelegene  Stift  Neuburg  besitzt  aus  dem  Nachlasse 
der  kunstsinnigen  Brüder  Schlosser  und  der  Wittwe  des  Einen  einen  noch  viel 
zu  wenig  gewürdigten  Schatz  von  Handzeichnungen,  Aquarellen  der  grossen, 
ersten  Träger  unserer  neuen  deutschen  Kunst,  Cornelius,  Overbeck,  Veit, 
Steinle  u.  a.  Der  jetzige  kunstsinnige  Besitzer,  Baron  von  Bernus,  hat  sein 
Interesse  vor  Allem  der  griechischen  Kunst  zugewandt;  sein  wiederholter  Auf- 
enthalt in  Constantinopel  und  Athen  hat  ihm  zu  glücklichen  Ankäufen  von 
Vasen  älteren  Styles , besonders  von  Terracotten , Bronzen , kleinen  Marmor- 
werken Gelegenheit  gegeben.  Ganz  neuerdings  ist  von  ihm  ein  trefflicher 
Serapiskopf  von  grünschwarzem  Basalt  in  Rom  erworben  worden.  Den  schö- 
nen grossen  Saal,  in  welchem  diese  Kunstschätze,  sowie  eine  reiche  Sammlung 
von  Kupferstichen,  Photographien  und  Prachtwerken  aufgestellt  sind,  schmückt 
besonders  ^ine  grosse  nackte  griechische  Heroenstatue  von  der  Hand  Bissens, 
des  dänischen  Hauptschülers  von  Thorwaldsen. 

Wir  gedenken  schliesslich  des  Schlosses  und  seiner  Bedeutung  für  künst- 
lerische Anregung,  der  Fülle  noch  der  Lösung  harrender  kunstgeschichtlicher 
Fragen  die  dasselbe  an  uns  richtet,  der  Frage  seiner  Restauration,  nur  vor- 
übergehend, ebenso  des  vereinzelten  Werth  vollen  unter  der  Masse  des  Curiosen 
und  specifisch  lokalhistorisch  Wichtigen  in  der  auf  dem  Schlosse  befindlichen 
Gräfl.  Grünberg’schen  Sammlung,  da  wir  uns  im  Zusammenhänge  mit  werth- 
vollen , bisher  unbekannt  gebliebenen  literarischen  Zeugnissen  in  dieser  Zeit- 
schrift bald  darüber  auszusprechen  gedenken. 

(Wien.)  Die  neuesten  Erwerbungen  des  k.  k.  Münz-  und  Antiken- 
Cabinetes  und  der  k.  k.  Ambraser-Sammlung. 

Diese  beiden  kaiserlichen  Hof-Sammlungen  umfassen  Denkmale  der  Kunst 
und  Cultur  aus  allen  Zeiten.  Die  bei  der  Bildung  so  langer  Reihen  unver- 
meidlichen Lücken  allmälig  auszufüllen , ist  der  Zweck  der  neueren  Erwer- 


aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


105 


bungen.  Zu  den  Denkmalen  des  classischen  Alterthums  kommen  neuerer  Zeit 
noch  die  zahlreichen  Ueberreste  der  älteren  einheimischen  Culturzustände,  die 
bekanntlich  erst  seit  wenigen  Decennien  Gegenstand  specieller  Forschung  und 
Sammlung  geworden  sind , aber  einen  unerwarteten  Einblick  eröffnen  in  die 
Anfänge  künstlerischer  Thätigkeit  in  unseren  Ländern  bei  sonst  primitiven 
Zuständen. 

In  der  letzten  Zeit  hat  ziemlich  jede  Partie  der  Sammlungen  wichtige  und 
lehrreiche  Zuwachse  erhalten,  über  welche,  soweit  sie  das  Kunstgebiet  betreffen, 
in  Folgendem  kurzer  Bericht  erstattet  wird. 

Um  mit  den  ältesten  Kunstdenkmalen  zu  beginnen,  sind  einige  interes- 
sante ägyptische  Bildwerke  anzuführen,  namentlich  die  bei  zwei  Fuss  hohe 
Sitzfigur  aus  Kreidestein,  zufolge  der  Aufschrift  darstellend  den  königlichen 
Oberbaumeister  (an  den  Pyramiden)  Herka,  aus  der  vierten  Dynastie  stam- 
mend (ungefähr  3000  v.  Chr.),  gefunden  bei  Meidun.  Diese  Portrait-Statue 
zeigt  eine  weit  naturalistischere  Auffassung  und  breitere  Formgebung,  als  die 
streng  stylisirten  späteren  ägyptischen  Figuren.  Das  runde,  von  reichem 
Haarwuste  umrahmte  Gesicht  mit  platter  Nase  und  wulstigen  Lippen  erinnert 
an  die  Negerbildung,  die  kräftige,  breitschulterige  Gestalt,  nackt  bis  auf  einen 
kleinen  Schurz,  ist  in  einfachen,  breiten  Zügen  charakteristisch  behandelt. 

Aus  derselben  Zeit  stammt  eine  zweite  Figur,  gleichen  Fundortes,  einen 
Schreiber  darstellend,  der  mit  untergeschlagenen  Beinen  sitzt,  die  Rolle  auf 
dem  Schosse,  die  Feder  in  der  Rechten.  Eine  aus  dieser  Periode  herrührende 
bauchige  Urne,  aus  sehr  hartem,  dem  Stahle  widerstehenden  Steine  (graugrünem 
Porphyr)  kunstvoll  gearbeitet,  ist  sowohl  der  meisterlichen  Technik,  als  des 
schön  geschwungenen  Gontours  wegen  merkwürdig;  anstatt  der  Henkel  hat 
das  8 Zoll  hohe  Gefäss  Wulste,  die  behufs  Durchziehens  einer  Schnur  ihrer 
Länge  nach  durchbohrt  sind. 

Der  späteren  ägyptischen  Kunst,  wohl  der  25.  Dynastie,  gehört  eine  Stele 
an,  mit  der  Darstellung  einer  Schaar  sich  verbeugender  Figuren  in  Koilana- 
glyph , nach  dem  Hieroglyphentexte  in  sieben  Columnen  sind  es  asiatische 
Aamu  (Semiten),  die  um  Aufnahme  in  Aegypten  bitten.  Ungefähr  aus  der- 
selben Periode  stammt  ein  vortrefflich  gearbeiteter  liegender,  unbärtiger  Sphinx; 
den  streng  stylisirten,  feinen  Kopf,  dessen  Perücke  rückwärts  in  einen  gewun- 
denen Zopf  ausgeht,  deckt  die  steif  gefältelte,  vorne  mit  der  Uräusschlange 
geschmückte  Haube.  Der  Löwenleib  ist  besonders  lebendig  durchgebildet  in 
der  trefflichen  Charakteristik  des  katzenartigen  Liegens  und  in  der  Modellirung 
der  Fussmuskeln,  die  auf  die  Stärke  und  Sprungkraft  deuten;  die  feine  Natur- 
beobachtung der  ägyptischen  Künstler  tritt  hier  recht  schlagend  hervor. 

Die  Denkmale  der  klassischen  Kunst  erhielten  eine  werthvolle  Bereicherung 
durch  zwei  grössere  Funde,  auf  der  Insel  Samothrake  und  in  den  Ruinen 
von  Karthago.  Die  ersteren  sind  das  Ergebniss  der  i.  J.  1873  auf  Staats- 
kosten unternommenen,  von  Prof.  Conze  geleiteten  Nachgrabungen  auf  Samo- 
thrake; die  Fundstücke  wurden  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  für  A.  h.  dessen 
Sammlung  angekauft.  Sie  rühren  von  zwei  Tempeln  her,  einem  spätgriechi- 
schen dorischen  mit  Prostasis,  ohne  Säulen  an  den  Langseiten,  mit  dreithei- 


106 


Berichte  und  Mittheilungen 


liger  Cella  und  von  einem  aussen  dorischen,  innen  korinthischen  Rundbaue 
aus  der  Diadochenzeit;  sie  bestehen  aus  einer  grossen  Anzahl  figuraler  und 
architektonischer  Fragmente.  Von  den  Figuren  des  südlichen  Giebels  sind 
noch  vier,  leider  in  stark  beschädigtem  Zustande  gefunden  worden:  eine  lau- 
fende weibliche  (Demeter?),  eine  solche  sitzend,  in  der  Hand  eine  Traube,  eine 
liegende  männliche  und  eine  weibliche  mit  Trinkhorn;  sie  sind  von  tüchtiger 
Arbeit.  Der  lebendige  und  charakteristische  Kopf  eines  Kentaurs  nebst  einigen 
Bestandtheilen  des  Leibes  wurde  von  Prof.  Zumbusch  sehr  glücklich  zu  einem 
ganzen  Relief  ergänzt.  Unter  den  Architektur-Bestandtheilen  befindet  sich  eine 
ganze  Ecke  des  dorischen  Tempels,  bestehend  aus  Kapitäl,  Eck  - Architrav, 
Triglyph  und  Geison,  nebst  schönen  Stirnziegeln,  Fragmenten  der  Sima,  Was- 
serspeiern in  Form  von  Löwenköpfen  und  anderen  ornamentalen  Stücken.  Vom 
Rundbau  sind  die  Reliefs  aus  den  Intercolumnicn  des  Innern  interessant,  deren 
jedes  ein  decoratives  Altärchen  darstellt.  Die  bevorstehende  Publikation  vom 
Leiter  der  Nachgrabungen  wird  diese  Denkmale  ausführlich  behandeln. 

Die  an  der  Stelle  Karthago’s  (bei  Tunis)  gemachten  Funde  sind  ein 
Geschenk  des  Khaznadar  von  Tunis  an  Se.  Majestät  den  Kaiser;  sie  waren  in 
der  tunesischen  Abtheilung  der  Wiener  Weltausstellung  aufgestellt.  Es  sind 
theils  punische , theils  römische  Denkmale.  Zu  ersteren  gehören  ausser 
20  Grabsteinen  mit  phönizischen  Inschriften  einige  grössere  Stelen  mit  selt- 
samen, auf  den  Sonnen-  und  Naturcult  bezüglichen  Reliefdarstellungen  von 
äusserster  Rohheit;  die  Figuren,  fast  alle  von  vorne  zu  sehen,  mit  kurzen 
Füssen , zeigen  derbe  Formen , die  Ornamente  haben  etwas  Wildes.  Zwei 
Tafeln  sind  mit  verschlungenen,  bandartigen  Laubzügen  von  eigenthümlichem, 
orientalischen  Charakter  bedeckt;  in  ihnen  prägt  sich  das  phönizische  Element 
am  entschiedensten  aus  und  sie  erinnern  an  die  Ornamentik  der  altjüdischen 
Sarkophage  im  Louvre.  — Unter  den  römisch-karthaginiensischen  Sculpturen 
zeichnet  sich  eine  etwas  überlebensgrosse  Marmorstatue  des  Bacchus  durch 
gute  Arbeit  aus.  Der  edle,  reich  mit  Epheu  und  Trauben  geschmückte  Kopf 
ist  leicht  geneigt,  die  Formen  des  Körpers  sind  weich  und  doch  kräftig,  die 
gesenkte  Rechte  hält  den  Cantharus.  Die  Figur  mag  dem  zweiten  Jahrhundert 
angehören.  Etwas  jünger  sind  zwei  Reliefs,  das  eine,  der  Fries  eines  Sarko- 
phagdeckels, zeigt  einen  langen  Aufzug  von  Gestalten  des  neptunischen  Ge- 
folges, an  den  Enden  Masken,  das  andere  die  schlafende  Ariadne,  — genau 
in  der  Stellung,  wie  die  berühmte  Statue  des  Vaticans,  nämlich  halbliegend, 
den  Kopf  auf  die  linke  Hand  gestützt,  den  rechten  Arm  über  den  Kopf  gelegt, 
— wie  sie  vom  Gefolge  des  Bacchus  entdeckt  wird.  Besonders  charakteristisch 
ist  die  Stellung  des  Faunes,  der,  von  ihrem  Anblick  überrascht,  die  Hand  wie 
abwehrend , dass  man  den  Schlummer  der  Jungfrau  nicht  stören  möge , aus- 
streckt. 

Zu  den  karthaginiensischen  Funden  gehören  noch  mehrere  in  Farben 
ornamental  behandelte  Mosaiktafeln  mit  Blumenkränzen  und  Vögeln,  von  eigen- 
thümlich  provinziellem  Style.  Ein  grossartig  gezeichneter  Kopf  eines  Fluss- 
gottes mit  Arabesken  wurde  an  derselben  Stelle  vom  Herrn  Gontre- Admiral 
G.  Millosich  dem  Boden  enthoben  und  der  kaiserlichen  Sammlung  verehrt. 


aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


107 


Die  neueste  Erwerbung  bildet  das  Fragment  einer  Venus-Statue,  welche 
der  genannte  Admiral  in  der  Nähe  von  Smyrna  in  einer  Meerbucht  gefunden 
hat;  es  ist  der  untere  Theil  mit  der  Gewandung  einer  Replik  der  Venus  von 
Capua,  mit  welcher  sowohl  die  Stellung  der  Fiisse,  als  die  Gewandfalten  voll- 
ständig übereinstimmen.  Der  rechte  Fuss  ist  gut  erhalten , der  linke  sannnt 
dem  Gegenstände,  auf  dem  er  steht,  durch  das  Wasser  stark  corrodirt,  so  dass 
von  letzteren  kaum  zu  entscheiden  ist,  ob  es,  wie  bei  der  capuanischen  Statue, 
ein  Helm  sei,  oder,  wie  bei  einer  kleineren  Wiederholung  in  Dresden,  ein 
Felsstück.  Die  Behandlung  des  Gewandes  bekundet  eine  gewandte  Hand, 
gewisse  Tiefen  und  Stumpfheiten  deuten  aber  auf  die  römische  Zeit.  Aus 
Aquileja  kam  nebst  sehr  schönen  und  wohlerhaltenen  Glasgefässen  (darunter 
besonders  ein  1 Fuss  hohes,  weisses  Baisamarium)  und  verschiedenen  eisernen 
Geräthen  das  Relief  eines  Ackersmannes,  der  mit  zwei  Ochsen  pflügt;  er  trägt 
orientalische  Tracht,  den  Leibrock  und  die  phrygische  Mütze,  auf  einer  da- 
neben stehenden  Pinie  sind  Krotalen  aufgehängt.  Es  ist  kaum  ein  blosses 
Genrebild,  sondern  hat  wohl  mythische  Beziehungen,  die  etwas  derbe  Arbeit 
verräth  die  spätere  römische  Epoche. 

Ein  vorzügliches  Bildwerk  der  römischen  Kunst  ist  ein  kleines,  bei  Cento- 
celle gefundenes  Mosaik,  darstellend  das  Lever  einer  römischen  Dame.  Im 
Hofe  eines  Hauses  liegt  die  junge  Frau  halbaufgerichtet  auf  der  Kline  und 
ertheilt  Befehle  an  einen  Sklaven  und  an  eine  Dienerin,  während  eine  zweite, 
jugendliche  Sklavin  den  Wein  zum  Frühtrunk  aus  der  spitzen  Amphora  in 
den  silbernen  Krater  giesst,  den  ein  eherner  Satyr  auf  dem  Kopfe  trägt.  Das 
Figiirchen  eines  Lar  auf  der  Mauer  bezeichnet  die  Häuslichkeit.  Das  Bild  ist 
von  charakteristischer  Zeichnung,  besonders  aber  bringt  der  warme,  harmo- 
nische Farbenton,  der  an  die  pompejanischen  Wandmalereien  erinnert,  eine 
treffliche  Wirkung  hervor. 

Von  griechischen  Vasen  ist  ein  attischer  Lekythos  hervorzuheben  mit 
drei  in  Gontour  gezeichneten  Figuren.  Bei  einer  geschmückten  Grabstele  sitzt 
trauernd  ein  Jüngling,  in  ernstes  Nachdenken  versunken,  die  Leier  in  der  Hand, 
doch  greift  er  nicht  in  die  Saiten , sondern  die  Rechte  hängt  lässig  herab ; 
vor  ihm  steht  ein  Genosse,  zum  Abschied  gerüstet,  auf  einen  Stab  gestützt, 
Halbstiefel  an  den  Füssen,  hinter  ihm  ein  Mädchen  mit  erhobener  Hand.  Die 
Zeichnung  ist  ungemein  schwungvoll  und  fein,  die  Köpfe  sind  sehr  edel  und 
schön , die  Hände  besonders  charakteristisch  skizzirt.  Die  mit  unglaublicher 
Leichtigkeit  und  Freiheit  ausgeführten  Handzeichnungen  auf  den  attischen 
Grabgefässen  gehören  überhaupt  zu  den  reizvollsten  Hervorbringungen  der 
griechischen  Kunst. 

Interessant  wegen  der  primitiven  Ornamentik , die  noch  ganz  den  Cha- 
rakter des  Flechtwerkes  an  sich  trägt , sind  zwei  grosse  Krüge  aus  Attika, 
Handwerkserzeugnisse,  die  aber  auf  sehr  alten  Traditionen  beruhen.  Die  Thiei  e, 
sowie  die  menschlichen  Gestalten  auf  einem  Bruchstücke,  zeigen  einen  noch 
unentwickelten,  seltsamen  Stil.  Der  Deckel  eines  der  Krüge  besteht  aus  einer 
Tasse,  auf  der  sich  eine  Hülse  befindet,  so  dass  er  aussieht  wie  ein  moderner 
Handleuchter.  Ebenfalls  sehr  primitiv  ist  ein  zu  dieser  Kategorie  von  Ge- 


108 


Berichte  und  Mittheilungen 


fässen  gehöriges  und  mit  solchen  gefundenes  Terracotta-Bildwerk,  nämlich  eine 
Quadriga,  von  einem  Krieger  mit  konischem  Helm  und  eingekerbtem  Schilde 
geführt,  jedoch  ohne  Räder,  denn  der  Wagen  sammt  den  Pferden  steht  auf 
einer  mit  grossen  Rädern  versehenen  Platte,  so  dass  die  ganze  Quadriga  wie 
ein  Kinderspielzeug  herumgeführt  werden  kann. 

Eine  namhafte  Bereicherung  erfuhr  in  letzter  Zeit  die  Sammlung  ge- 
schnittener Steine.  Ein  Kopf  der  Medusa,  von  vorne  gesehen  (Gamee), 
zeigt  einen  eigentümlich  düsteren  Ausdruck  bei  regelmässig  schönen  Formen, 
entspricht  also  ganz  der  entwickelten  Vorstellungs weise , welche  das  Grauen- 
hafte der  Gorgo  gerade  durch  kalte,  herzlose  Schönheit  ausdrückt.  Von  feiner 
Durchbildung  sind* mehrere  Intaglien  mit  öfter,  wiederkehrenden  Darstellungen: 
dem  schwimmenden  Leander,  dem  von  Amor  überraschten  schlafenden  Her- 
maphroditen, der  schreitenden  Omphale,  dem  pissenden  Hercules  und  ver- 
schiedenen Figuren  des  bacchischen  Thiasos,  endlich  eine  Copie  der  Reiter- 
statue des  M.  Aurel.  Ausgezeichnet  ist  ein  Hermes,  mit  der  mantelartigen 
Chlamys  bekleidet,  in  der  Hand  das  Kerykeion,  ein  überaus  graziöses  Figürchen, 
ferner  ein  kleines  Plasma,  in  welches  die  bei  ihren  Pferden  stehenden  Dios- 
kuren  geschnitten  sind.  Erst  bei  Anwendung  eines  starken  Vergrösserungs- 
glases  erkennt  man  die  unglaubliche,  von  feinster  Empfindung  und  vollendeter 
anatomischer  Kenntniss  zeugende  Ausführung  der  nackten  Figuren,  die,  kaum 
3 Linien  gross,  so  modellirt  sind,  dass  jeder  Muskel  hervortritt.  Es  ist  geradezu 
unbegreiflich , wie  man  bei  dieser  schwierigen , spröden  Technik  die  Detail- 
durchbildung so  weit  treiben  konnte.  Ein  Theseus,  der  den  Felsblock  aufhebt, 
ist  ein  vortrefflicher , sogenannter  etruskischer  Stein  archaischen  Styles , mit 
Randschrift  und  Beischrift  der  Darstellung:  0 E S E.  Von  alterthümlich  derber, 
echt  etruskiscner  Arbeit  ist  ein  Intaglio , Hercules , die  Kerkopen , die  als  bor- 
stige Ungeheuer  dargestellt  sind , auf  den  Schultern  tragend.  Ein  ziemlich 
später  Intaglio  mit  der  Darstellung  der  in  die  Knie  gesunkenen , von  Achill 
beim  Arme  gefassten  Penthesileia  ist  darum  interessant,  weil  er,  gleich  dem 
von  Overbeck  publicirten  Pulszky’schen  Steine  die  berühmte  archaische  Ama- 
zonenstatue der  kaiserlichen  Sammlung  als  zu  einer,  in  der  beschriebenen  Art 
angeordneten  Gruppe  gehörig  erklärt. 

Von  toreu tischen  Arbeiten  ist  eine  Bügelhafte  aus  Gold  merkwürdig, 
von  einer  Form,  die  in  die  erste  Kaiserzeit  gehört,  mit  Filigran  verziert,  der 
Nuthlappen  ornamental  durchbrochen  und  mit  drei  Genien-Köpfchen  besetzt, 
gefunden  hoch  auf  der  Steineralpe  in  Krain , ferner  eine  mit  Granaten  und 
Smaragden  geschmückte  Halskette , zu  Sissek  in  einem  römischen  Grabe  ge- 
funden, endlich  ein  Paar  Ohrringe  etruskischer  Arbeit,  am  Dosso  di  Trento 
ausgegraben;  an  den  grossen  Ringen  befinden  sich  Halbkugeln  von  durch- 
brochener Arbeit,  die  wahrscheinlich  mit  einem  farbigen  Kitt  ausgefüllt  waren, 
so  dass  sie  wie  Gloisonne  aussahen ; die  Flächen  der  Halbkugeln , sowie  die 
Ringe  sind  mit  Perlfiligran  besetzt. 

Unter  den  Ankäufen  für  die  Bronzensammlung  befinden  sich  nur 
wenige  Einzelfiguren,  wie  ein  Opferknabe  in  langem  Kleide,  die  Patera  in  der 
Hand,  von  eigen th üm] icher,  gallischer  Gesichtsbildung,  mit  silbernen  Augen,  — 


aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


109 


ein  Hirte  in  der  Exomis,  beide  Hände  auf  einen  Stab  gestützt,  aus  Aquileja, 
u.  s.  w. , meist  sind  es  figürliche  oder  ornamentale  Appliquen  oder  Geräthe. 
Unter  letzteren  erscheinen  bemerkenswert!! : ein  Candelaber,  dessen  Fuss  drei 
menschliche  Beine  bilden,  am  gewundenen  Schafte  eine  hegende  Katze,  ferner 
ein  etruskisches  Kohlenbecken  mit  stylisirten,  sitzenden  Löwen  an  den  Ecken, 
ein  Deichselbeschläge,  in  Form  des  aus  einem  Blattkelche  hervorgehenden 
Rumpfes  eines  Jünglings  mit  der  Sklavenmütze,  vortrefflich  gearbeitet,  endlich 
ein  Gefässhenkel  in  Gestalt  eines  Weinblattes,  darauf  Orpheus  mit  den  Thieren. 
Aus  Frankreich  stammen  die  Fragmente  einer  lebensgrossen , vergoldeten 
Bronzestatue,  ivahrscheinlich  einer  Magistratsperson,  leider  bloss  die  Gesichts- 
maske und  einige  Finger.  Erstere  zeigt  einen  unbärtigen  Mann  von  etwas 
derben  Zügen  und  schlichtem,  ernsten  Ausdruck,  sehr  lebendig  und  charak- 
teristisch durch  gebildet;  die  Augensterne  sind  markirt. 

Die  numismatischen  Erwerbungen  bilden  zwar  einen  besonderen  Zweig, 
wobei  verschiedene  Interessen,  die  historische  Beziehungen,  Währungsverhält- 
nisse u.  s.  w.  zu  berücksichtigen  kommen,  jedoch  sind  unter  den  neuerlichen 
Acquisitionen  einige  von  vorwiegend  künstlerischer  Bedeutung,  so  insbesondere 
eine  Electronmünze  von  Syracus  mit  dem  wunderbar  feinen  Kopfe  des  Apollo 
auf  dem  Averse,  dem  der  Artemis  Soteira  von  eben  solcher  Schönheit  auf 
der  Rückseite. 

Die  sogenannten  prähistorischen  Alterthümer  sind  zwar  von  sehr 
geringem  Kunstwerthe,  jedoch  bemerken  wir  an  manchen  primitive  und  selbst- 
ständige Anfänge  künstlerischen  Strebens,  die  als  Grundlage  nachfolgender 
Entwicklung  nicht  ohne  Interesse  sind.  Dahin  gehören  z.  B.  die  phantastisch 
wilden  Ornamente  mit  Bandverschlingungen  und  Thiergestalten  an  Erzeugnissen 
germanischer  Völker  (in  Oesterreich  unter  anderen  an  den  Gräberfunden  von 
Kettlach),  welche  sich  in  der  Ornamentik  der  romanischen  Periode  forterhielten 
und  in  so  schöner  Weise  entwickelten.  An  Gefässen  eines  Tumulus  bei 
Zegersdorf  (nächst  Stockerau).,  welchen  Herr  Graf  Hieronymus  Mansfeld 
untersuchte,  finden  sich  Versuche  der  Vasenmalerei.  Einige  sehr  grosse,  bau- 
chige Urnen,  mit  Graphit  geschwärzt,  zeigen  mit  glänzendem  Grau  aufgemalte 
lineare  und  kreisförmige  Ornamente,  besonders  merkwürdig  aber  ist  ein  Becken, 
roth,  mit  Graphitstreifen  und  sehr  eigentümlich  gezeichneten  Thiergestalten, 
nämlich  mit  geraden  Linien  in  geometrischen  Figuren,  so  dass  z.  B.  die  Leiber 
aus  je  zwei  mit  der  Spitze  gegen  einander  gekehrten  Dreiecken  gebildet 
erscheinen.  Graf  Mansfeld  hat  die  interessanten  Funde  Sr.  Maj.  dem  Kaiser 
zum  Geschenke  gemacht. 

Zum  Schlüsse  dieser  Besprechung  der  Acquisitionen  aus  dem  Alterthume 
muss  noch  einiger  sehr  merkwürdiger  Denkmale  aus  dem  fernen  Osten  gedacht 
werden,  die  mit  der  klassischen  Kunst  in  Beziehung  stehen.  Es  sind  dies  die 
sogenannt  gr äco-buddhistischen  Bildwerke,  welche  Herr  Dr.  Leitner  in 
Lahore  bei  Takt-i-Bahi  ausgegraben  und  der  kais.  Sammlung  zum  Geschenke 
gemacht  hat.  Sie  zeigen  sowohl  in  der  Darstellungsweise  als  Formgebung 
entschieden  einen  Einfluss  der  classischen  Kunst  auf  die  alt-indische,  der  auf 
die  Verbindungen,  welche  durch  die  Expedition  Alexanders  des  Grossen  nach 


110 


Berichte  und  Mittheilungen 


Indien  angebahnt  wurden , zurückzuführen  sein  dürfte.  Von  zwei  sitzenden 
Königsfiguren  hat  die  eine , welche  mit  untergeschlagenen  Beinen  sitzt , den 
ausgesprochen  indischen  Charakter , die  andere , auf  abendländische  Art , aber 
mit  gekreuzten  Beinen  sitzende,  etwas  Fremdartiges.  Der  europäische  Einfluss 
tritt  am  meisten  hervor  an  einigen  Hochreliefs  mit  spielenden  Kindern,  Opfer- 
scenen  mit  knieenden  Figuren  und  der  ganz  genrehaften  Darstellung  einer 
Kuhtränke. 

Die  k.  k.  Ambraser-Sammlung  hat,  in  Vorbereitung  für  die  Aufstellung 
im  neuen  Hof-Museum , in  der  Partie  der  Kunstwerke  und  Geräthschaften  aus 
dem  Mittelalter  und  der  Renaissance-Periode  sehr  wesentliche  Veränderungen 
erfahren  und  vielfache  Bereicherung  erhalten.  Während  die  kostbaren  Trink- 
gefässe  als  Prunk -Tafelgeschirr  an  die  kais.  Schatzkammer  abgegeben  wurden, 
kamen  aus  dieser  sehr  viele  Gegenstände  vorwiegend  künstlerischer  Bedeutung 
in  die  Sammlung,  so  namentlich  der  berühmte  burgundische  Messornat,  die 
herrlichste  aller  bekannten  Stickereien  des  15.  Jahrhunderts,  das  Spielbret 
K.  Ferdinands  I.  von  H.  Khels , eine  Suite  der  erlesensten  Limoges-Gefässe 
von  Pierre  Rexmon  und  Jean  Courtois , eine  grosse  Zahl  von  Majoliken,  ein 
eiserner  Schreibkasten,  eine  der  schönsten  Tausia- Arbeiten,  ein  grosses,  gothi- 
sches  Vortragekreuz  aus  Silber  und  Krystall , die  liebliche  Marmorbüste  einer 
Herzogin  von  Este,  die  grosse  Sammlung  von  Elfenbein-  und  Holzschnitzereien 
und  kunstvolle  Goldschmiedearbeiten.  Desgleichen  kamen  ausgezeichnete  Kunst- 
werke der  Renaissance  aus  der  Franzensburg  in  Laxenburg  in  die  Ambraser- 
Sammlung,  darunter  zwei  sehr  schöne  Silber-Reliefs  von  Moderni,  prachtvolle 
Kästchen,  Paillon-Malereien , Bijouterien  und  Elfenbeinschnitzwerke.  Weitere 
Uebertragungen  von  Kunstgegenständen  verwandter  Art  aus  den  Sammlungen 
des  Kaiserhauses  sind  in  Aussicht  genommen.  Von  den  neuesten  Erwer- 
bungen, Ankäufen,  wie  Geschenken,  sollen  nur  die  bedeutenderen  hier  genannt 
werden.  Den  grössten  Zuwachs  erhielten  die  Holzschnitzwerke  des  späteren 
Mittelalters,  an  welchen  die  Sammlung  bisher  nicht  reich  war.  Sehr  interes- 
sant ist  ein  7'/2  Fuss  hoher,  61ji  Fuss  langer  Reliquienschrein  (oder  hei- 
liges Grab)  in  Gestalt  einer  Kapelle  mit  Schiff  und  Chor,  von  gothischem  Auf- 
bau mit  Strebepfeilern,  die  Wände  von  hohen  Fenstern  durchbrochen,  deren 
Bogenfelder,  die  auch  das  ganz  durchbrochen  gearbeitete,  hohe  Dach,  die 
mannigfaltigsten,  reichsten  Masswerkornamente  enthalten.  Dieses  in  seiner 
Art  einzige  Denkmal  des  15.  Jahrhunderts  stammt  aus  der  Kirche  zu  Möchling 
in  Kärnten. 

Ein  Flügelaltar  aus  der  Kirche  zu  Heiligenblut  (Kreis  ober  Manhartsberg, 
Niederösterreich)  enthält  im  Schreine  unter  einem  architektonischen  Baldachine 
die  sehr  tüchtig  geschnitzten  Figuren  der  Madonna'  mit  den  Heiligen  Stephanus 
und  Andreas:  den  Hintergrund  bilden  goldene  Teppiche,  in  reizenden  Mustern 
gepresst.  Vortrefflich  sind  die  Tempera-Gemälde  der  Flügel , innen  Darstel- 
lungen aus  dem  Leben  Mariä , auf  Goldgrund  gemalt , aussen  Passionsscenen 
mit  landschaftlichen  Hintergründen'.  Sie  verrathen  die  Hand  eines  feinen 
Künstlers  der  oberdeutschen  Schule  und  unterscheiden  sich  vortheilhaft  von 
den  an  so  vielen  Altären  unseres  Landes  vorfindigen  Gesellenarbeiten.  Die 


aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


111 


Zeichnung  ist  fast  durchaus  correct,  die  Farbe  kräftig  und  harmonisch.  Einige 
Motive  sind  Schongauer’schen  Stichen,  aber  in  freier  Benützung  derselben, 
entnommen,  anderes,  wie  auch  die  Tiefe  und  Leuchtkraft  der  Farbe,  zeugt 
von  Eyk’schem  Einflüsse. 

Von  einem  zweiten  Altarwerke  aus  dem  Schlosse  Rogendorf  in  Pögg- 
stall  ist  nur  mehr  der  Schrein  vorhanden,  mit  fünf  weiblichen  Heiligen,  sehr 
lieblichen  Gestalten,  unter  einem  Baldachin  von  geschweiften  Spitzbogen,  über 
dem  sich  ein  herrliches  Laubgewinde  hinzieht.  Die  Köpfe  zeigen  den  allen 
Werken  dieser  Zeit  eigenthümlichen  frommen,  gemüthvollen  Ausdruck;  auf 
der  Predella  sind  vier  Heilige  in  Halbfiguren  gemalt,  eine  tüchtige  Schularbeit. 

Weiters  sind  zu  erwähnen  ein  unbemalter  Altarschrein  mit  der  Dar- 
stellung der  Krönung  Mariä  und  eine  ungemein  liebliche  Madonna,  eine  vier 
Fuss  hohe  Statue,  bemalt,  mit  goldenem  Gewände,  auf  dem  Monde  stehend, 
dessen  dunklen  Theil  ein  menschliches  Angesicht  bildet.  Auf  der  linken  Hand 
hält  sie  das  ganz  unbekleidete,  mit  feinem  Naturgefuhl  gearbeitete  Kind,  mit 
der  rechten  reicht  sie  diesem  einen  Granatapfel.  Es  ist  eine  feine  Gestalt, 
mit  etwas  zurückgebogenem  Oberleib , das  Gesicht  von  kindlichem  Ausdruck, 
— Alle  die  genannten  figuralischen  Bildwerke  sind  ein  Geschenk  Sr.  kais. 
Hoheit  des  Erzherzogs  Franz  Karl. 

Ein  unbemaltes  Hochrelief,  die  Darstellung  unter  dem  Kreuze,  mit 
der  in  Ohnmacht  sinkenden  Maria , von  tiefer  Empfindung  in  den  feinen 
(6  Zoll  grossen)  Gestalten,  erinnert  an  Schongauer,  — eine  Madonna  in 
Halbfigur,  alt  bemaltes  Stuccorelief  in  Renaissance-Holzrahmen,  an  die  Art 
des  Filippo  Lippi. 

Ein  sehr  anmuthiges  Sculpturwerk  ist  die  lebensgrosse  Marmorbüste 
eines  Mädchens,  offenbar  Portrait,  italienische  Arbeit  des  15.  Jahrhunderts. 
Das  Gesicht  zeigt  feine , individuelle  Züge , das  Costüme  ist  nach  antiker  Art, 
nicht  aber  der  Kopfputz  mit  einem  Netzhäubchen  auf  den  reichen  Haarflechten. 

Von  Werken  der  kleinen  Plastik  sind  besonders  zwei  Porträts  aus 
farbigem  Wachs  hervorzuheben,  ein  Mann  im  schwarzen  Kleide  mit  Spitz- 
bart und  kurz  geschnittenem  Haar  und  eine  Frau  mit  Halskrause  und  Haar- 
netz, sehr  lebendig,  dabei  von  einfacher  Vortragsweise;  es  sind  vorzügliche 
Arbeiten  in  dieser,  so  leicht  widerlich  wirkenden  Technik  aus  dem  16.  Jahr- 
hundert. Ferner  ein  alterthümliches  Elfenbein-Triptychon,  wegen  der  Dar- 
stellung interessant:  auf  der  Mittelplatte  sieht  man  die  Anbetung  der  Weisen, 
oben  den  Kopf  Gott  Vaters,  dem  der  heilige  Geist  in  Taubengestalt  aus  dem 
Munde  kommt.  Endlich  ein  alt  bemaltes  Thonmedaillon , Portrait  der 
Tochter  K.  Maximilians  I.,  Margaretha,  von  1528.  Sowohl  Züge  als  Tracht 
sind  vollständig  ähnlich  der  berühmten  Holzbüste,  welche  sich,  nebst  dem 
männlichen  Pendant  in  der  Sammlung  des  verst.  Kammermedailleurs  J.  D.  Böhm 
befand  (jetzt  bei  Bar.  Rothschild  in  England).  Das  interessante  Bildwerk  ist 
ein  Geschenk  des  Herrn  Regierungsrathes  A.  Ritter  v.  Camesina. 

Ed.  Frh.  v.  Sacken. 


Literaturbericht. 


Theorie  und  Technik  der  Kunst. 
Kunstunterricht. 

Al.  Conze.  Vorlegeblätter  für  archäologische  Uebungen.  1.— 6.  Serie. 

Wien  1869—1874.  f°. 

Wenn  bei  Vorlesungen  über  antike  Kunstgeschichte  vor  allen  Dingen  eine 
gute  Sammlung  der  wichtigsten  Gypsabgüsse  ein  nothwendiges  Erforderniss 
ist,  ohne  welches  jede  Einführung  in  die  alte  Kunst  immer  todt  und  unfruchtbar 
bleiben  muss,  so  gehören  andererseits  zur  Abhaltung  archäologischer  Uebungen, 
in  welchen  Kritik  und  Hermeneutik  gelehrt  und  geübt  werden  sollen,  vor  allen 
Dingen  entsprechende  Vorlagen.  Archäologische  Uebungen,  welche  nur  die 
Interpretation  von  Abgüssen  zum  Objecte  nehmen,  werden  nie  im  Stande  sein, 
vollständig  in  den  Geist  der  antiken  Kunst  einzuführen,  den  Kreis  der  Denk- 
mäler , ihre  Glassen  und  Merkmale  kennen  zu  lehren.  Denn  wenn  es  auch 
eine  vortreffliche  Uebung  genannt  werden  muss,  dass  Jemand  am  Abguss,  der 
für  ihn  im  vorliegenden  Falle  ja  das  Original  beinah  ersetzen  kann,  selbst  lernt, 
das  ihm  vorliegende  Kunstwerk  zu  beschreiben,  im  Einzelnen  zu  prüfen,  auf 
bestimmte  Rücksichten  hin  zu  untersuchen,  die  Erklärungen  dafür  in  Rück- 
sicht auf  ihre  Glaubhaftigkeit  zu  beurtheilen,  — so  ist  damit  doch  bei  weitem 
noch  nicht  Alles  gethan ; um  ein  vollständig  sicheres  und  festbegründetes  Ur- 
theil  über  ein  Kunstwerk  zu  gewinnen,  muss  man  Kenntniss  von  analogen 
Rildwerken  haben,  muss  im  Stande  sein,  das  Kunstwerk  nicht  blos  aus  sich 
selbst  heraus  zu  beurtheilen  (obgleich  das  neuerdings  als  empfehlenswertheste 
Methode  und  als  höchster  Triumph  ästhetischer  Retrachtungsweise  über  die 
archäologische  gepriesen  worden  ist),  sondern  ebenso  mit  Rücksicht  auf  die  ganze 
Denkmälerclasse,  welcher  das  Werk  angehört,  auf  seine  Entstehungszeit,  seinen 
Styl,  seine  muthmassliche  Restimmung  u.  a.  m.  Archäologische  Studien 
müssen  also  sämmtliche  Gebiete  der  antiken  Denkmäler  zu  ihrem  Object  haben, 
denn  nur  dann  ist  es  möglich,  die  Zuhörer  allmählich  mit  dem,  was  man  die 
Sprache  der  Kunstwerke  nennen  kann,  vertraut  zu  machen. 

Da  war  es  denn  von  jeher  eine  grosse  Schwierigkeit,  die  passenden  Vor- 
lagen dafür  zu  beschaffen.  Das  einzige  Hilfsmittel,  welches  dafür  zu  Gebote 


Literaturbericht. 


113 


stand,  waren  kunstgeschichtliche  oder  kunstmythologische  Bilderhefte,  wie  Hirt, 
Millin , Müller-Wieseler ; aber  abgesehen  davon , dass  nur  in  seltenen  Fällen 
dem  Leiter  der  Uebungen  von  jedem  dieser  Bücher  eine  so  genügende  Anzahl 
Exemplare  zu  Gebote  stand , dass  er  der  Mehrzahl  der  Zuhörer  eins  in  die 
Hand  geben  konnte , hatten  auch  diese , ursprünglich  ja  zu  ganz  andern 
Zwecken  bestimmten  Bilderwerke  ihre  grossen  Nachtheile.  Die  Abbildungen  in 
Millins  mythologischer  Gallerie  sind  grösstentheils  so  entsetzlich,  dass  sie  nur 
im  allerdringendsten  Nothfalle  benutzt  werden  sollten;  bei  weitem  besser  sind 
die  Müller’schen,  obgleich  auch  sehr  viele  verfehlte  darunter  sind  und  manche 
nicht  die  Spur  von  dem  Charakter  des  Originals  wiedergeben.  Aber  die  An- 
lage des  Buches  machte  beim  zweiten  Theile,  und  dieser  ist  es  doch  haupt- 
sächlich, welcher  zu  dem  genannten  Zweck  benutzt  werden  musste,  ungemeine 
Sparsamkeit  mit  dem  Raume  nothwendig.  Daher  ist  denn  die  Mehrzahl  der 
Denkmäler  in  solchem  Masse  verkleinert,  dass  sie  wohl  noch  immerhin  brauch- 
bar bleiben,  um  einigermassen  das  Dargestellte  erkennen  zu  lassen,  aber 
vollständig  werthlos  sind,  wenn  es  sich  um  eingehende  Beschreibungen  und 
Interpretation  handelt.  Aus  dem  gleichen  Grunde  ist  meist  eine  solche  Ueber- 
füHe  von  Kunstwerken  auf  derselben  Tafel  zusammengedrängt,  ist  jeder  kleinste 
sich  bietende  leere  Raum  ausgefüllt,  dass  dies  nur  verwirrend  wirken  kann. 
Kurz,  so  werthvoll  und  dankenswerth  der  Müller-Wieseler’sche  Atlas  in  man- 
cher Beziehung  ist,  so  wenig  ist  er  brauchbar  für  archäologische  Uebungen; 
und  wer  den  von  Gerhard  geleiteten  Uebungen  beigewohnt  hat,  wo  in  der 
Regel  Müller-Wieseler  interpretirt  wurde,  wird  mir  darin  aus  Erfahrung  Recht 
geben. 

Unter  diesen  Umständen  blieb  denn , wollte  man  geeignete  Vorlagen  be- 
schaffen, nichts  Anderes  übrig,  als  solche  Denkmäler  zur  Interpretation  vorzu- 
legen, welche  in  möglichst  vielen,  leicht  erreichbaren  Schriften  in  grösseren 
Abbildungen  zugänglich  sind,  so  z.  B.  Denkmäler  aus  Welcker’s  Alten  Denk- 
mälern oder  Overbeck’s  Galerie  heroischer  Bildwerke,  aus  dem  Museo  Borbo- 
nico  u.  s.  w.  So  war  es  möglich,  von  manchen  Denkmälern  den  Zuhörern 
erträgliche  Abbildungen  grösseren  Formats  in  die  Hand  zu  geben;  aber  abge- 
sehen davon,  dass  dies  immerhin  nur  eine  beschränkte  Auswahl  von  Kunst- 
werken ist,  bei  welcher  die  Auswahl  und  Herbeischaffung  des  Materials  immer- 
hin mit  etwas  Unbequemlichkeit  verbunden  ist,  ergiebt  sich  dabei  noch  der 
missliche  Umstand,  dass  die  Abbildungen  in  Bezug  auf  ihren  Werth,  auf  sty- 
listische  Treue,  ja  sehr  oft  auch  in  Bezug  auf  Wiedergabe  der  Einzelnheiten 
ganz  verschieden  sind. 

So  musste  denn  jeder  Archäologe,  welcher  in  der  Lage  war,  diesen  Mangel 
an  Lehrmaterial  zu  empfinden , mit  Freuden  das  Unternehmen  des  Prof. 
Conze  begrüssen,  welcher,  wenn  ich  recht  unterrichtet  bin,  mit  Unterstützung 
der  österreichischen  Regierung  seit  dem  Jahre  1869  jedes  Jahr  zum  Winckel- 
manns-Feste  eine  Reihe  von  Vorlegeblättern  erscheinen  lässt,  welche  in  jeder 
Beziehung  die  oben  beklagten  Mängel  beseitigen  und  ein  vortreffliches  Material 
jeglichei  All  darbieten.  Jede  der  bisher  erschienenen  sechs  Serien  besteht 


114 


Literaturbericht. 


aus  12  Foliotafeln  von  der  Hand  Joseph  Schönbrunners  und  wird,  da  dies 
Unternehmen  kein  buchhändlerisches  ist,  nur  auf  directe  Bestellung  bei  Conze 
selbst  an  archäologische  Seminare  oder  Lehranstalten,  jedes  Blatt  in  10  Ab- 
drücken abgegeben.  Der  Preis  dafür,  der  anfänglich  18,  dann  20  fl.  betrug, 
ist  neuerdings  in  Folge  der  gesteigerten  Herstellungskosten  bis  auf  23  fl.  ge- 
stiegen; immerhin  für  120  Vorlegeblätter  noch  nicht  zu  theuei. 

Diese  Vorlegeblätter  entsprechen,  was  ihre  Auswahl  anlangt,  allen  Anfor- 
derungen, welche  man  an  ein  derartiges  Unternehmen  zu  stellen  berechtigt 
ist,  im  höchsten  Masse.  Sie  nehmen  alle  Classen  von  Denkmälern  in  ihren 
Kreis  auf:  Statuen  und  Reliefs,  Wand-  und  Vasengemälde,  Gemmen,  Münzen 
u.  s.  f.  finden  wir  hier  vertreten,  wenn  auch  freilich  nicht  im  gleichen  nume- 
rischen Verhältniss.  Indessen  hat  das  seine  volle  Berechtigung,  wenn  wir 
Statuen  nur  in  geringer,  Vasenbilder  hingegen  in  sehr  bedeutender  Zahl  vei- 
treten  finden.  Statuen  nach  Abbildungen  zu  interpretiren,  ist  immer  ein  sehr 
mangelhafter  Nothbehelf;  hier  ist  der  Gypsabguss  das  beste  und  natürlichste 
Lehrobject.  Vasenbilder  aber  lassen  sich  nicht  nur  von  allen  Denkmäler- 
gattungen am  leichtesten  stylgetreu  wiedergeben , weil  hier  einfache  Umriss- 
zeichnungen genügen,  sondern  sie  bieten  auch  eine  überaus  grosse  Fülle  an 
Stoff  in  kunstgeschichtlicher,  mythologischer,  antiquarischer  Beziehung  dar. 
Dazu  kommt,  dass  dieselben  meist  in  natürlicher  Grösse  oder  doch  nur  in 
geringer  Verkleinerung  wiedergeben  werden  können,  was  weder  bei  Statuen 
noch  bei  Wandgemälden  möglich  ist. 

Was  die  Gebiete , denen  die  Denkmäler  entlehnt  sind , im  Allgemeinen 
anlangt,  so  wiegen  selbstverständlich  die  mythologischen  Sujets  vor;  sodann 
finden  sich  mehrere  historische  Darstellungen,  wie  z.  B.  die  Alexanderschlächt, 
Augustus-Darstellungen  u.  a.,  während  das  Genre,  das  Alltagleben  mir  etwas 
zu  sehr  vernachlässigt  scheint.  Die  Auswahl  im  einzelnen  betreffend  muss 
man  rühmend  hervorheben,  dass  fast  überall  Denkmäler  gewählt  sind,  welche 
nicht  nur  an  sich  interessant  sind,  sondern  auch  gerade  zur  belehrenden  Inter- 
pretation sich  vornehmlich  eignen,  indem  sie  Gelegenheit  zu  instructiven  Ex- 
cursen  und  Vergleichen  bieten,  zu  Vergleichen,  welche  in  vielen  Fällen  die 
Blätter  selbst  an  die  Hand  geben,  indem  Conze  die  analogen  Darstellungen 
aus  derselben  oder  aus  verschiedenen  Denkmälerclassen  zusammen  gestellt  hat. 
So  finden  w7ir  z.  B.  in  der  dritten  Serie  Tafel  VI  ein  Vasenbild  und  zwei 
Wandgemälde  mit  Ariadne -Darstellungen,  Taf.  VII  zwei  Vasenbilder  und  ein 
Wandgemälde  mit  Darstellungen  des  Kampfes  zwischen  Theseus  und  dem 
Minotauros;  in  Ser.  5 mehrere  Blätter  mit  Darstellungen  des  Iphigenien-Opfers 
u.  s.  f.  — Wenn  schon  solche  Zusammenstellungen,  obschon  auf  Vollständig- 
keit keinen  Anspruch  machend,  geeignet  sind,  den  Werth  der  Vorlegeblätter 
über  ihren  ursprünglichen  und  eigentlichen  Zweck  hinaus  zu  erheben  und 
ihnen  die  Bedeutung  wissenschaftlichen  Materials  zu  verleihen,  so  ist  das  in 
noch  höherem  Grade  dadurch  der  Fall,  dass  vielfach  unedirte  Denkmäler  nach 
Zeichnungen  publicirt  sind;  so  z.  B.  Ser.  4,  IX,  8a.  Ser.  5,  VII.  Ser.  6,  IV. 
V.  VIII  etc.  — Ferner  sind  von  hohem  Werth  die  Zusammenstellungen  einer 
grösseren  Zahl  Vasenbilder  von  der  Hand  desselben  Meisters,  so  in  Ser.  5 die 


Literaturbericht. 


115 


Vasengemälde  von  Euphronios,  in  Ser.  6 die  von  Duris.  Nirgends  sonst  als  hier 
bietet  sich  in  solcher  Weise  Gelegenheit,  Eigenthümlichkeit  und  Styl  eines 
bestimmten  Vasenmalers  an  den  meisten  seiner  erhaltenen  Arbeiten  gleichzeitig 
zu  übersehen.  — 

Sodann  sind  in  hohem  Grade  belehrend  Zusammenstellungen  der  Wan- 
delungen , welche  Denkmäler  im  Laufe  der  Zeit  durchgemacht  haben.  Bei- 
spielshalber bietet  Taf.  X in  Ser.  3 das  Mittelstück  der  Ostseite  des  Parthenon- 
frieses in  folgenden  Abbildungen  dar:  1)  das  Original  im  heutigen  Zustande; 
2)  die  Garrey  sehe  Zeichnung;  3)  der  Stich  im  Museo  Worsleyano;  4)  der 
Stuart’sche  Stich ; 5)  Abbildung  nach  einem  überarbeiteten  Gypsabguss ; 6)  die 
Skizze  des  Gyriacus  von  Ancona,  und  7)  die  Abbildung  nach  einem  echten, 
nicht  überarbeiteten  Gypsabguss.  ln  Ser.  6 Taf.  XII  finden  wir  das  bekannte 
Relief  mit  Athena  und  Marsyas  sowohl  im  heutigen  Zustande  als  in  der 
Stuart’schen  Publication.  Letztere  Tafel  ist  auch  noch  in  anderer  Weise  m- 
structiv;  sie  zeigt  uns  die  Mittel,  welche  uns  zur  Reconstruktion  der  Myroni- 
schen  Gruppe  zu  Gebote  stehen,  indem  sie  ausser  dem  genannten  Relief  noch 
die  Lateran-Statue , die  Bröndstedt’sche  Kupfermünze  und  das  neuerdings  von 
Hirschfeld  publicirte  Vasenbild  zusammenstellt. 

• , In  Serie  2 — 4 ist  Taf.  XII  immer  in  der  Weise  zusammengestellt , dass 
darauf  Probleme  verschiedener  Art,  namentlich  für  Kritik  und  Emendation  ge- 
boten werden;  moderne  Arbeiten,  welche  für  antik  gehalten  werden  und  an 
denen  die  Zeichen  der  Unechtheit  aufzusuchen  sind,  wie  z.  B.  Ser.  2,  XII,  2. 
Ser.  3,  XII,  3 u.  5;  oder  Antiken,  welche  durch  moderne  Ueberarbeitungen 
entstellt  sind,  wie  Ser.  4,  XII,  3;  oder  Fälschungen  von  Inschriften,  welche 
die  Deutung  irre  führen,  wofür  die  Zusammenstellung  der  drei  Reliefs  mit 
Orpheus  und  Eurydice,  Ser.  4,  XII,  la— lc  äusserst  belehrend  ist. 

Das  Lob,  welches  der  Auswahl  und  Anordnung  der  Denkmäler  im  reich- 
sten Masse  zu  spenden  ist,  kann,  wenn  man  auf  die  Art  der  Herstellung  und 
auf  die  Billigkeit  der  Tafeln,  sowie  auf  ihren  Zweck  Rücksicht  nimmt,  auch 
der  Ausführung  gespendet  werden.  Es  sind  grösstentheils  klare  und  scharfe 
Umrisszeichnungen,  getreu  in  Wiedergabe  der  Einzelnheiten  wie  im  Styl;  bei 
Statuen  oder  bei  grösseren  Darstellungen , wie  z.  B.  der  Alexanderschlacht, 
bleibt  freilich  Manches  zu  wünschen  übrig,  allein  man  kann,  wenn  man  ge- 
recht sein  will , eine  künstlerisch-vollendete  Darstellung  hier  auch  gar  nicht 
verlangen,  zumal  in  den  Uebungen,  für  welche  die  Tafeln  bestimmt  sind,  es 
sich  nicht  um  Darlegung  der  Formenschönheit  oder  um  ästhetische  Fragen 
handelt,  sondern  um  rein  archäologische.  Jedenfalls  genügen  fast  alle  Abbil- 
dungen nicht  allein  für  den  Zweck,  für  welchen  sie  zunächst  bestimmt  sind, 
sondern  sie  behalten  auch , wie  schon  oben  bemerkt , wie  als  pädagogisches, 
so  auch  als  wissenschaftliches  Material  ihren  bleibenden  Werth.  Ebendesshalb 
kann  ich  nicht  umhin,  das  Bedauern  auszusprechen,  dass  eine  private  Anschaf- 
fung der  Vorlegeblätter  in  nur  je  einem  Exemplar  der  Tafeln,  welche  gewiss 
Vielen  erwünscht  wäre,  nicht  möglich  ist. 

Breslau. 


Hugo  Bl  ilmner. 


116 


Literaturbericht. 


Die  Grammatik  der  Ornamente.  Nach  den  Grundsätzen  von  K.  Böt- 
ticher’s  Tektonik  der  Hellenen  bearbeitet  und  mit  Unterstützung  des  königl. 
preuss.  Ministeriums  für  Handel,  Gewerbe  und  öffentliche  Arbeiten  hei  aus- 
gegeben von  E.  Jacobsthal.  Berlin,  Springer,  1874—75.  80  Tafeln  in 

gr.  f°  und  28  S.  Text  in  8°. 

Das  unter  diesem  Titel  erschienene  Zeichenvorlagenwerk  ist  bestimmt, 
Lehrern  und  Schülern  beim  Massenunterrichte  in  der  Schule  zu  dienen.  Es 
behandelt,  wie  der  Titel  besagt,  die  Lehre  von  den  Kunstformen  auf  der  Basis 
von  Böttichers  Tektonik  der  Hellenen.  Zu  diesem  Ende  gibt  der  Verfasser  in 
einer  Einleitung  die  Erklärung  über  das  Wesen  der  tektonischen  Formen  und 
deren  Verhalten  zur  Naturform  und  zum  Material,  er  bespricht  die  Kunstformen 
der  Bänder,  der  freien  Endigung,  der  Stützen  und  der  Flächendekoration  und 
bringt  auf  den,  den  Haupttheil  des  Werkes  bildenden  Folioblättern  die  ent- 
sprechenden Darstellungen,  in  acht  Abtheilungen  gegliedert,  wobei  die  fünf 
ersten  Abtheilungen  den  hauptsächlichen  Kunstformen,  die  sechste  einigen  zu 
ornamentalen  Zwecken  verwendeten  Bildungen  der  Natur,  die  siebente  einer 
kurzen  Darstellung  der  Anwendung  der  Kunstformen  in  der  Geräth-  und  Ge- 
fässbildung,  die  achte  einigen  Architekturformen  gewidmet  ist. 

Das  Werk  ist  hauptsächlich  darauf  berechnet,  dem  Schüler  an  muster- 
gültigen Beispielen  die  Bedeutung  des  Ornamentes  und  die  richtige  von  Willkür 
freie  Verwerthung  desselben  mit  Rücksicht  auf  den  Ausdruck  bestimmtei  I1  unk- 
tionen  und  die  Vertheilung  in  der  Fläche  in  klarster  Weise  zu  demonstriren. 
Es  wird  dadurch  zu  einem  Hiilfsmittel  für  die  ersten  Stufen  des  Formen- 
studiums an  Kunst-  und  Kunstgewerbeschulen. 

C.  Schmidt.  Wegweiser  für  das  Verständniss  der  Anatomie  beim 
Zeichnen  nach  der  Natur  und  der  Antike,  sowie  für  die  Studirenden  der 
Medicin  bei  der  Präparation  der  Muskeln.  Tübingen  1874.  Verlag  der 
H.  Laupp’schen  Buchhandlung.  8°. 

Verfasser  gibt  in  der  Art  des  bereits  in  dritter  Auflage  erschienenen 
»anatomischen  Taschenbüchleins«  von  Dr.  A.  v.  Zahn  in  37  Holzschnitten 
die  Umrisse  der  Knochen  und  der  für  den  Künstler  wichtigsten  Muskelgiuppm 
des  menschlichen  Körpers,  Den  Figuren  sind  die  Namen  der  Knochen  und 
Muskeln  beigesetzt.  Im  Anschlüsse  folgt  eine  Tabelle  der  Proportionen  des 
menschlichen  Körpers  und  ein  nach  Körperregionen  geordnetes  Verzeichniss 
der  Muskeln  mit  Ursprung  und  Ansatz.  Vorliegende  Schrift,  die  im  Wesent- 
lichen den  Zweck  hat,  dem  Künstler  gelegentlich  als  Nachschlagebuch  zu  die- 
nen, ist  in  Bezug  auf  die  Gorrectheit  der  Zeichnungen  Zahns  »anatomischem 
Taschenbüchlein«  vorzuziehen,  doch  wäre  ein  prüeiseres  Festhalten  an  den 
gebräuchlichen  anatomischen  Bezeichnungen  wünschenswert  gewesen. 

W.  v.  Bezold.  Die  Farbenlehre  im  Hinblick  auf  Kunst  und  Kunstgewerbe. 
Braunschweig  1874.  Druck  und  Verlag  von  George  Westermann.  8°.  XX 
und  296  S.,  63  Figuren  u.  9 Tai'. 

Bei  dem  innigen  Verkehr,  der  in  unserer  Zeit  zwischen  Kunst  und  Wissen- 
schaft besteht,  und  der  grossen  Bedeutung,  welche  theoretische  Studien  h'ir  den 
Künstler  und  Kunstgewerbetreibenden  gewonnen,  ist  ein  Werk,  das  sich  das 
Ziel  gesteckt  hat,  die  grossen  Errungenschaften  wissenschaftlicher  Forschung 


Literaturbericht. 


117 


für  die  Aufgaben  der  Kunst  zu  verwerthen , eine  willkommene  Erscheinung. 
Speciell  auf  dem  Gebiete  der  Farbenlehre  weist  die  Literatur  der  »Hiilfswissen- 
schaften«  der  Kunst  nebst  mancherlei  Verirrungen  nur  wenig  Gutes  auf. 
Brücke’s  vortreffliches  Werk  (die  Physiologie  der  Farben,  für  die  Zwerke  der 
Kunstgewerbe  bearbeitet)  behauptet  in  Bezug  auf  wissenschaftlichen  Werth  und 
die  Gediegenheit  der  für  den  Künstler  darin  enthaltenen  bedeutsamen  und 
scharfsinnigen  praktischen  Winke  eine  bis  jetzt  unerreichte  Sonderstellung. 
Die  relativ  geringe  Verbreitung  dieses  Werkes  in  jenen  Kreisen,  für  welche 
es  berechnet  war,  veranlasste  v.  Bezold,  einen  neuerlichen  Versuch  zu  machen, 
das  vorliegende  Materiale  zu  bearbeiten. 

Das  Werk  soll  auf  Grundlage  physikalischer  und  physiologischer  That- 
sachen  Künstler  und  Kunstgewerbetreibende  theils  zum  Verständniss  bereits 
vorhandener  Kunstwerke  führen,  theils  durchdachtes  und  bewusstes  Schaffen 
neuer  Werke  anregen.  Das  Buch  gliedert  sich  in  fünf  Kapitel,  von  denen  die 
beiden  ersten  sich  mit  der  Erzeugung  und  dem  Wesen  der  Farbe  befassen; 
das  dritte  Kapitel  behandelt  Farbenmischung  und  Farbensystem,  das  vierte  die 
Lehre  vom  Contrast.  Das  fünfte  Kapitel  endlich  bespricht  die  verschiedene 
Stellung,  .die  die  Farbe  in  der  decorativen  und  ornamentalen  Kunst  und  in 
der  Malerei  einnimmt  und  verwerthet  die  gewonnenen  Kenntnisse  für  ästhe- 
tische Fragen.  Der  Verfasser  setzt  bei  dem  Leser  keinerlei  physikalische  Kennt- 
nisse voraus  und  muss  desshalb  oft  ziemlich  weit  ausholen , um  mit  den  in 
populärer  Weise  abgehandelten  physikalischen  Lehren  nicht  unverständlich  zu 
werden.  Dadurch  gewännt  der  theoretisch-physikalische  Theil  des  Buches,  der 
überdies  weitläufige  Erörterungen  allgemein  bekannter  Thatsachen  enthält,  über 
den  sachlich-praktischen  ein  bedeutendes  Uebergewicht.  Dies  scheint  uns  der 
Hauptfehler  des  Buches  zu  sein,  denn  mit  theoretischen  Deductionen  ist  dem 
Künstler  erwiesenermassen  wenig  gedient  und  wenn  irgend  ein  Umstand  der 
vom  Verfasser  gehofften  allgemeinen  Verbreitung  des  Buches  unter  Künstlern 
und  Kunstgewerbetreibenden  im  Wege  steht,  so  ist  es  die  unter  dem  Scheine 
der  Allgemeinverständlichkeit  versteckte  langathmige  trockene  Wissenschaft. 
Der  Verfasser  fühlt  selbst  das  Missliche,  welches  in  seiner  Anordnung  des  Stoffes 
liegt,  indem  er  in  der  Vorrede  dem  Leser  empfiehlt,  das  letzte  Kapitel  des 
Buches,  welches  die  künstlerische  und  kunsthistorische  Seite  des  Gegenstandes 
behandelt,  vor  den  vier  vorhergehenden  Kapiteln  rein  physikalischen  Inhalts 
zu  lesen  und  erst  dann  auf  diese  überzugehen,  wenn  in  dem  Leser  selbst  das 
»Bedürfniss  nach  einer  sicheren  Grundlage  fühlbar  wird«. 

v.  Bezold’s  Versuch,  neben  Brücke’s  »Physiologie  der  Farben«  ein  Lehr- 
buch zu  schaffen , welches  denselben  Gegenstand  behandelnd  und  gleiche 
Zwecke  verfolgend  durch  allgemein  verständliche  Darstellung  physikalischer 
Lehrsätze  die  Bedingungen  für  eine  allgemeinere  Verbreitung  finden  soll, 
scheint  uns  nicht  ganz  geglückt  zu  sein.  Brücke’s  Werk  erscheint  trotz  vieler 
rein  theoretischer  Erörterungen  doch  in  seiner  ganzen  Anlage  durchaus  für 
die  praktischen  Zwecke  des  Künstlers  berechnet  und  enthält  eine  absolut 
grössere  Summe  das  künstlerische  Schaffen  direkt  beeinflussender  Beobach- 
tungen und  Winke.  Brücke  bespricht  physikalische  Lehrsätze,  die  zum  Ver- 


118 


Literaturbericht. 


ständniss  nachfolgender  Auseinandersetzungen  nothwendig  erscheinen,  mit 
wenigen  knappen  Worten,  v.  Bezold  behandelt  sie  ausgedehnt  auf  vielen  Sei- 
ten — und  wird  damit  nicht  verständlicher,  weil  es  ja  für  den  Künstler  genügt, 
ein  Gesetz  zu  kennen , von  dem  man  für  seine  Zwecke  nun  weiter  deduciren 
will,  und  es  ihm  ziemlich  gleichgültig  bleibt,  wie  man  dieses  Gesetz  gefunden. 
Wenn  es  einem  Künstler  um  derlei  Dinge  zu  thun  ist,  findet  er  ja  in  jedem 
Handbuche  der  Physik  die  erwünschten  Aufschlüsse. 

Da  v.  Bezold  in  seiner  Vorrede  direkt  zu  einem  Vergleich  mit  Brücke’s 
Werk  herausfordert,  war  es  nicht  leicht  möglich,  diesem  Vergleich  auszu- 
weichen. Dass  er  zu  Ungunsten  des  Bezold’schen  Werkes  ausfallen  musste, 
wird  Niemanden  wundern,  der  die  beiden  Werke  vor  sich  liegen  hat.  Es  soll 
auch  mit  dem  Vorhergehenden  nicht  mehr  gesagt  sein,  als  dass  v.  Bezold’s 
Farbenlehre  weder  durch  eine  meritorische  Vermehrung  des  Stoffes,  noch 
durch  Einführung  wesentlich  neuer  Gesichtspunkte  in  die  Behandlung  der 
Materie  berechtigt  sei,  eine  Bevorzugung  vor  Brücke’s  »Physiologie  der  Farben« 
zu  beanspruchen. 

Im  Uebrigen  hat  v.  Bezold’s  Werk  vieles  Verdienstliche.  Eine  gefällige 
und  leicht  fassliche  Schreibweise,  übersichtliche  Anordnung,  zahlreiche  schöne 
Holzschnitte  zur  Erläuterung  des  Textes  sowie  neun  Tafeln , von  denen  na- 
mentlich die  zur  Demonstration  der  Contrastwirkungen  der  Farben  dienenden 
vortreffliche  Wirkung  machen,  sind  nicht  zu  unterschätzende  Vorzüge  des 
Buches,  v.  Bezold  hat  mit  grosser  Sorgfalt  und  oft  in  glücklichster  Weise 
die  die  theoretischen  Auseinandersetzungen  erläuternden  Beispiele  dem  Ideen- 
und  Wirkungskreise  des  Künstlers  entnommen  und  in  dem  ästhetisch-prakti- 
schen Theile  des  Werkes  manche  für  den  Künstler  höchst  interessante  Daten 
zusammengestellt.  Auf  die  physikalischen  Eigenthümlichkeiten  des  Buches 
einzugehen,  scheint  hier  nicht  am  Platze. 

Das  vorliegende  Werk  dürfte  ohne  Zweifel  allen  Jenen,  die  in  Brücke’s 
kurzer  und  prägnanter  Darstellungsweise  ein  Hinderniss  fanden,  sich  mit  dem 
Stoffe  eingehender  zu  befassen,  willkommen  sein. 

Die  Ausstattung  des  Werkes  ist  musterhaft. 

Zeichenhalle.  Herausg.  von  Troschel,  Wendler  & Prüfer.  1875,  1 — 5. 

Inh.:  Die  Aufgaben  d.  heut.  Zeichenunterrichts.  Vortr.  von  R.  v.  Eitel- 
berger. — Theorie  u.  Anwendung  der  Farben.  — Ber.  über  d.  Ausst.  1874.  — 
Sitzungsber.  d.  Ver.  z.  Ford.  d.  Zeichenunterrichts  1874.  — Mittheilungen  d.  1. 
kunstwiss.  Congr.  in  Wien.  — Geometrieunterr.  a.  d.  Töchterschule.  — Einiges  aus 
d.  Proportionswerk  Albrecht  Dürers.  Mit  Tafeln.  — Vereinsnachrichten.  — 
Literaturberichte.  — Notizen.  (Mit  Kunstbeilagen.) 

Zeitschrift  des  Vereines  deutscher  Zeichenlehrer.  Red.  Dr.  H.  Hertz  er. 

Berlin,  1875,  1 — 15. 

Inh.:  In  d.  Ausstellung  (1874).  Von  Gran.  — Die  Central-Raumprojection. 
Von  H.  llertzer.  — Ueber  die  Regeneration  d.  bild.  Künste  durch  Carstens,  Thor- 
waldsen  und  Schinkel.  Von  Banke.  — Zur  Sachlage.  Von  Thiele.  — Instruction 
f.  d.  Prüfung  der  Zeichenlehrer  an  Gymnasien  und  Realschulen  in  Preussen.  — 
Einige  Ideen  über  einen  zeitgemässen  Zeichenunterricht.  Von  Windisch.  — Einiges 
über  Disciplin  bei  dem  Zeichenunterricht.  Von  Thiele.  — Licht-  und  Schatten- 
nachwirkungen der  Wiener  Weltausstellung,  insbes.  mit  Bezug  auf  d.  Schularbeiten 
im  Freihand-  und  kunstgewerblichen  Zeichnen.  — Die  Methodik  des  Zeichenunter- 


Literaturbericht. 


119 


richts.  Von  Domschke.  — Zur  Lage  . . zur  Förderung  des  Zeichenunterrichtes. 
— Prov.  Statut  d.  k.  Akademie  d.  Künste  zu  Berlin.  — Enquete  über  Musterschutz. 
Vermischtes.  — Literaturberichte. 


Kunstgeschichte.  Archäologie. 

Ch.  Daremberg  et  Edm.  Saglio,.  Dictionnaire  des  antiquites  Grecques  et  Ro- 
maines.  Fascic.  1—3.  Paris  1873  u.  74.  Hachette  et  Cie.  gr.  4°. 

Die  bisher  erschienenen  Lieferungen  dieses  umfangreich  angelegten  Wörter- 
buchs lassen  keinen  Zweifel  darüber  übrig,  dass  wir  es  hier  mit  einem  gründ- 
lichen, streng  wissenschaftlich  gehaltenen  und  dauernden  Werth  beanspruchen- 
den Unternehmen  zu  thun  haben:  wir  finden  hier  mit  zahlreichen,  guten 
Holzschnitten  versehen  Erklärungen  für  die  verschiedensten  Termini  aus 
Cultur-  und  Religionsgeschichte,  Künsten,  Wissenschaften,  Krieg,  Handwerk, 
Alltagleben  u.  s.  w.,  grösstentheils  mit  einer  Ausführlichkeit  behandelt,  dass 
manche  Artikel  den  Umfang  einer  kleinen  Broschüre  in  Anspruch  nehmen  (so 
umfasst  z.  B.  der  Artikel  »Alphabetum«  30  doppelspaltige  Seiten  in  Gr.-4).  Der 
Hauptwerth  des  Buches  liegt  in  den  Artikeln,  welche  Handwerk,  Krieg  und 
Seewesen,  Mass  und  Gewicht  u.  ä.  behandeln.  Hier,  wo  Pauly  uns  in  vielen 
Fällen  im  Stich  lässt,  abgesehen  davon,  dass  die  Abbildungen  bei  ihm  fehlen, 
wo  Guhl  und  Koner  oft  nur  kurze  Andeutungen  geben,  existirten  als  ähnliche 
Unternehmungen  bisher  nur  die  mit  grosser  Vorsicht  zu  benutzenden,  wenn 
auch  an  sich  recht  verdienstlichen  Wörterbücher  von  Smith  und  Rieh;  und 
diese  in  ihrer  gedrängten  Kürze  bieten  nicht  nur  in  der  Regel  gar  keine  oder 
doch  nur  sehr  spärliche  Literaturangaben,  sondern  lassen  auch  nähere  Details 
über  die  Provenienz  und  die  Zuverlässigkeit  der  beigegebenen  Abbildungen 
vermissen.  Beides  ist  in  diesem,  freilich  auch  viel  breiter  angelegten  Wörter- 
buche vermieden.  Die  Anmerkungen  geben  uns  nicht  nur  die  ausreichend- 
sten Nachweise  über  die  einschlägige  Literatur,  sondern  auch  zahlreiche  Gitate 
aus  den  alten  Autoren  selbst;  bei  den  Abbildungen,  welche  in  geschickter 
Weise  ausgewählt  sind  (bis  auf  die  häufigen  Wiederholungen  derselben  Figur), 
fehlt  nirgends  der  Nachweis , woher  sie  entnommen , so  dass  sich  Jeder  von 
der  Authenticität  selbst  überzeugen  kann.  Geringeren  Werth  dürfen  die  Artikel 
über  Mythologie,  über  Staats-  und  Rechtsalterthümer  beanspruchen.  Während 
für  die  oben  angeführten  Gebiete  auch  der  Gelehrte  von  Fach  diesen  Diction- 
naire mit  Nutzen  zu  Rathe  ziehen  kann,  wird  er  in  diesen  Fällen  es  immer 
vorziehen , zu  einem  Handbuch  der  Mythologie , Kunstmythologie  oder  der 
Staatsalterthümer  zu  greifen,  wo  er  nicht  nur  zuverlässige,  sondern  auch  eine 
eingehendere  und  sachgemässere  Behandlung  des  Gegenstandes  zu  finden  hoffen 
darf.  — Dessenungeachtet  stehe  ich  nicht  an,  das  Buch  aufs  Wärmste  zu 
empfehlen.  Die  reichhaltigen  Literatur-Nachweise,  welche  bis  zur  neuesten  Zeit 
gehen  und  mit  Gewissenhaftigkeit,  ebenso  die  Specialschriften  wie  die  in  Zeit- 


120 


Literaturbericht. 


Schriften  niedergelegten  Untersuchungen  berücksichtigen,  verleihen  demselben 
besonderen  Werth,  und  es  kann  uns  Deutsche  nicht  minder  mit  Genugthuung 
als  mit  Vertrauen  zu  der  Zuverlässigkeit  des  Werkes  erfüllen,  wenn  wir  sehen, 
welch  bei  weitem  überwiegender  Antheil  an  den  in  den  Noten  citirten  For- 
schungen der  deutschen  Gelehrsamkeit  zufällt.  — Die  Ausstattung  ist  gut,  der 
Preis  (5  Frcs.  pro  Lieferung  von  etwa  20  Bogen  mit  vielen  Abbildungen)  ein 
billiger.  Wünschens werth  wäre  ein  schnelleres  Erscheinen;  obgleich  jährlich 
3—4  Hefte  erscheinen  sollen  (das  Ganze  soll  ungefähr  20  Hefte  umfassen), 
sind  bis  jetzt  (Juni  1875)  seit  1873  erst  drei  Hefte  erschienen. 

Breslau.  Hugo  Blümner. 

J.  Overbeck.  Pompeji  in  seinen  Gebäuden,  Alterthümern  und  Kunstwerken 
für  Kunst-  und  Alterthumsfreunde  dargestellt.  3.  Auflage.  Mit  27  grossem 
Ansichten  und  315  Holzschnitten  im  Texte,  sowie  einem  grossen  Plane. 
Leipzig,  1875,  8. 

Ein  Werk,  welches  wie  das  vorliegende  so  die  Gunst  des  Publikums,  an 
das  es  sich  wendet,  gewonnen  hat,  dass  trotz  der  starken  Auflagen  nach  ver- 
hältnissmässig  kurzer  Zeit  eine  dritte  Bearbeitung  nöthig  geworden  ist,  braucht 
nicht  erst  wie  andere  neu  erschienene  Bücher  seiner  Anlage  und  seinem  Plane 
nach  gewürdigt  zu  werden;  die  Aufgabe  des  Recensenten  kann  nur  darin  be- 
stehen, das  hervorzuheben,  worin  die  neue  Bearbeitung  von  ihren  Vorgängern 
sich  unterscheidet,  zu  untersuchen,  ob  die  einschlägigen  Arbeiten,  die  von  An- 
dern in  der  Zwischenzeit  erschienen  sind,  verwerthet,  frühere  Irrthümer  be- 
richtigt sind.  Und  da  lässt  sich  nun  sagen,  dass  die  neue  Auflage  des  Over- 
beck’schen  Werkes  wesentlich  zu  ihren  Gunsten  sich  von  den  frühem  unter- 
scheidet und  allen  den  Anforderungen  entspricht,  die  man  nach  dem  Plane 
des  Buches  an  dasselbe  zu  stellen  berechtigt  ist.  Ein  erneuter  Aufenthalt  an 
Ort  und  Stelle  hat  dem  Verfasser  gestattet,  das  Ganze  einer  genauen  Revision 
zu  unterziehen,  frühere  Irrthümer  zu  beseitigen  und  Neues  zahlreich  aufzu- 
nehmen. Auch  die  inzwischen  erschienenen  Abhandlungen  anderer  Gelehrten 
sind  in  gebührender  Weise  berücksichtigt  worden,  und  so  hat  das  Buch  in 
Folge  der  bahnbrechenden  Arbeiten  die  für  einige  Theile  der  pompejanischen 
Alterthümer  seit  Kurzem  erschienen  sind,  theilweise  tiefgreifende  Aenaerungen 
erfahren. 

Von  neu  hinzugekommenen  hebe  ich  die  Abbildung  des  vor  Kurzem  ge- 
fundenen , ausgezeichnet  erhaltenen  Abdrucks  eines  alten  Pompejaners  hervor, 
ferner  eine  Ansicht  der  Ausgrabungen  von  1873,  ein  Bild,  welches  nach  einer 
an  Ort  und  Stelle  selbst  angefertigten  Photographie  hergestellt,  ohne  Weiteres 
einen  Einblick  in  die  Art  und  Weise  gibt,  wie  heutzutage  die  Pompeji  be- 
deckende Schicht  weggeräumt  wird.  Sehr  wichtig  und  interessant  ist  ferner 
ein  neu  hinzu  gekommen  er  Plan  der  Stadt,  der  durch  verschiedene  Färbung 
die  aufeinanderfolgenden  Bauperioden  derselben  erkennen  lässt,  und  zugleich 
die  Höhenangaben  enthält;  neu  sind  ferner  die  Abbildungen  eines  wohlerhal- 
tenen Daches  und  mehrerer  Sacraria  in  den  neu  ausgegrabenen  Häusern;  auch 
die  Häuserpläne  sind  aus  den  neuen  Ausgrabungen  vermehrt,  und  so  findet 
man  überall,  dass  der  Verfasser  bemüht  gewesen  ist,  seine  Leser  bis  auf  die 


Literaturbericht. 


121 


neueste  Zeit  hindurchzuführen.  Schade  ist  es,  dass  von  einigen  kürzlich  ge- 
fundenen Denkmälern,  deren  Auffindung  überall  das  grösste  Interesse  erregt 
hat,  blos  Beschreibungen  gegeben,  dass  sie  nicht  lieber  gleich  in  Abbildungen 
vorgeführt  werden , so  z.  B.  das  Marmorgemälde  mit  der  Scene  aus  dem 
Niobemythus,  die  bemalte  Venusstatue  und  vor  Allem  das  so  wichtige  Gemälde 
mit  dem  Amphitheater.  Ich  glaube,  dass  es  dem  Verfasser  von  Vielen,  die 
nicht  selbst  Gelegenheit  gehabt  haben,  das  Bild  zu  sehen,  gedankt  worden 
wäre,  wenn  er  auch  nur  eine  flüchtige  Zeichnung,  so  z.  B. , wie  sie  Fiorelli 
in  seinem  eben  erschienenen  Pompeji  gibt,  mit  eingefügt  hätte. 

Doch  nicht  blos  Neues  ist  hinzugefügt,  auch  die  alten  Zeichnungen  sind 
revidirt  und  vielfach  durch  neue  ersetzt  worden , so  dass  wohl  kaum  noch 
irgend  eine  so  sich  findet,  wie  sie  in  der  ersten  Auflage  gesehen  wurde.  So 
ist,  wie  ich  zu  meiner  Freude  sehe,  endlich  einmal  ein  richtiger  Plan  vom 
Amphitheater  gegeben,  d.  h.  das  kleine  Zimmer  an  dem  schmalen  Gange 
(S.  155,  5 — 5),  6 auf  dem  Plane,  das  gewöhnlich  als  spoliarium  bezeichnet 
wird,  auf  die  richtige  Seite  gelegt  und,  wie  es  in  Wirklichkeit  ist,  viereckig 
gezeichnet  worden,  während  es  selbst  noch  bei  Fiorelli  (Pompei  S.  74)  als 
cella  circolare  bezeichnet  wird.  Beim  Venustempel  ist  dieses  Mal  die  Abbil- 
dung der  Treppe,  die  in  der  vorigen  Auflage  eine  eingehendere  Besprechung 
gefunden,  fortgelassen  worden.  Das  grosse  Theater  ist  durch  eine  neue  Tafel 
würdig  repräsentirt , und  so  Hesse  sich  noch  Vieles  anführen,  was  der  neuen 
Ausgabe  gegen  die  frühere  einen  besondern  Werth  verleiht.  Ein  Bild  freilich, 
von  dem  ich  gewünscht  hätte,  dass  es,  wenn  einmal  abgebildet,  in  einer 
neuern,  bessern  Gestalt  vorgeführt  wäre,  ist  unverändert  geblieben.  Ich  meine 
das  berühmte  Mosaik  der  Alexanderschlacht,  dessen  Abbildung  weder  in  der 
Zeichnung,  noch  in  den  Farben  eine  Ahnung  von  dem  Original  geben  kann. 
Gerade  hier  mögen  aber  die  technischen  Schwierigkeiten  zu  gross  gewesen 
sein;  wenigstens  gilt  das  Urtheil  fast  ohne  Ausnahme  für  alle  davon  gemachten 
Publikationen,  sie  sind  durchgängig  ungenau  und  unvollständig. 

Es  versteht  sich,  dass  wie  in  den  Abbildungen  der  Verfasser  seine  Leser 
bis  zu  den  neuesten  Ausgrabungen  zu  führen  gesucht  hat,  er  auch  im  beglei- 
tenden Texte  Alles  berücksichtigt , was  seit  der  letzten  Auflage  an  neuen 
Funden  oder  an  neuen  Forschungen  hinzugekommen  ist.  So  sind  jetzt  die 
Angaben  über  die  Gemälde  der  einzelnen  Häuser  genau  nach  Helbig  revidirt, 
das  Kapitel  über  Malerei  ist  auf  Grund  der  Donner’schen  und  Helbig’schen 
Untersuchungen  ganz  umgearbeitet;  auch  die  Feststellungen  Mau’s  über  die 
verschiedenen  in  Pompeji  auf  einander  folgenden  Perioden  der  Ornamentik  auf 
das  Eingehendste  berücksichtigt  worden. 

Von  Einzelheiten  möge  mir  gestattet  sein,  noch  Folgendes  hervorzuheben, 
ln  Betreff  der  Anlage  der  Stadt  schliesst  sich  der  Verfasser  nicht  an  Nissen, 
der  Pompeji  in  vier  Quartiere  theilt,  begrenzt  durch  die  sich  schneidenden 
Linien  des  Cardo  und  Decumanus,  sondern  an  Fiorelli  an,  nach  dem  die  Stadt 
in  neun  Theile  zu  zerlegen  ist;  auch  findet  er  die  Hypothese  des  Letztem, 
dass  der  Raum  innerhalb  der  jetzigen  Mauer  nur  ganz  allmählich  vollständig 
bebaut  worden  sei,  dass  ursprünglich  der  Raum  durch  Einzelgehöfte  jedes  mit 


122 


Literaturbericht. 


zwei  jugera  Feld  gebildet  sei,  nicht  unwahrscheinlich.  Vielleicht  bringen  spä- 
tere Funde  auch  über  diese  noch  ungelöste  Frage  Licht. 

Nicht  gefunden  habe  ich  eine  Hinweisung  auf  den  Zweck  des  quadrati- 
schen Aufbaues  zwischen  dem  grossen  Theater  und  dem  Forum  trianguläre ; 
es  war  doch  wohl  ein  Wasserreservoir,  also  ein  anderes  als  die  auf  den  Pfei- 
lern in  der  Strada  Stabiana  zu  vermuthenden.  Mit  Bezug  auf  diese  hätte 
übrigens  auf  Palermo  hingewiesen  werden  können,  wo  sie  noch  in  grosser 
Anzahl  in  Gebrauch  sich  finden;  die  Pfeiler,  von  derselben  Gestalt  wie  die 
pompejanischen,  und  annähernd  gleicher  Höhe,  sind  oft  mit  Grün  ganz  bedeckt, 
in  Folge  des  Wassers,  welches  aus  den  undichten  Röhren  sich  verliert.  Man 
sagte  mir,  als  ich  nach  ihrem  Zweck  fragte,  dass  sie  zur  Wasserleitung  dienten 
und  dass  aus  ihnen  die  Besitzer  (sie  gehören  verschiedenen  Eigenthümern)  das 
Wasser  an  die  umliegenden  Häuser  abgäben.  Zu  bemerken  ist  weiter,  dass 
die  Bilder  im  Hofe  der  grossen  Thermen  (zu  S.  198)  nicht  wirkliche  Gemälde 
sind,  sondern  mit  Zuhülfenahme  von  Stuck  ausgeführt  sind.  Fraglich  ist  mir, 
ob  der  Verfasser  mit  Recht  alle  die  Aufstellungen  Mau’s  über  die  Perioden 
der  Malerei  in  Pompeji  aufgenommen  hat;  anzunehmen,  dass  die  Nachahmung 
des  Marmors  an  den  Wänden  in  Pompeji  eingeführt  sei,  bevor  man  in 
Italien  wirklichen  Marmor  als  Wandschmuck  verwendete,  scheint  mir  allzu 
kühn. 

Druck  und  Papier  sind  gut;  von  Versehen,  die  bei  der  Correctur  stehen 
geblieben  sind,  ist  mir  neben  andern  Kleinigkeiten  aufgefallen,  dass  die  Oeff- 
nungen  im  Boden  des  Jupitertempels,  durch  welche  den  favissae  Licht  zuge- 
führt wird,  angegeben  werden  als  0,86  lang  und  0,8  M.  breit;  offenbar  sollte 
als  Breite  0,08  angegeben  werden. 

Berlin.  B.  Engelmann. 

0.  Seemann.  Kleine  Mythologie  der  Griechen  und  Römer.  Unter  steter 
Hinweisung  auf  die  künstlerische  Darstellung  der  Gottheiten  und  die  vor- 
züglichsten vorhandenen  Kunstdenkmäler.  Mit  68  Holzschnitten.  Leipzig, 
1874,  8. 

Der  Umstand,  dass  der  allgemeinen  Verbreitung  seines  1869  veröffent- 
lichten Buches  »Götter  und  Heroen«  wahrscheinlich  der  wegen  des  grossem 
Umfangs  und  der  zahlreichen  Kunstbeilagen  höher  normirte  Preis  im  Wege 
gestanden,  hat  den  Verf.  bewogen,  in  vorliegendem  Buche  einen  Auszug  des 
grossem  Werkes  zu  geben , dessen  niedrigerer  Preis  eine  Einführung  in  die 
Schulen  ermöglichen  soll.  Zugleich  hat  er  sich  bestrebt,  durch  Beseitigung 
der  Abbildungen,  welche  ängstliche  Gemüther  abhalten  könnten,  das  Buch  der 
Jugend  in  die  Hand  zu  geben,  seine  Mythologie  so  zu  gestalten,  dass  sie  selbst 
in  Töchterschulen  gebraucht  werden  kann.  Ob  ihm  dies  letztere  gelungen  ist, 
mag  ich  nicht  beurtheilen;  sonst  aber  lässt  sich  sagen,  dass  die  Fülle  der  Ab- 
bildungen, die  hier  zu  einem  verhältnissmässig  geringen  Preise  geboten  wird, 
das  Werk  vortheilhaft  von  andern  für  die  Schulen  bestimmten  Mythologien 
unterscheidet,  so  dass  man  wohl  auf  eine  weitere  Verbreitung  desselben  rech- 
nen darf,  selbst  wenn,  wie  ich  fürchte,  der  Wunsch  des  Verfassers:  »die  Be- 
handlung der  Mythologie  auf  den  Schulen  vertieft  zu  sehen,«  noch  für  lange 


Literaturbericht. 


123 


Zeit  nur  ein  frommer  Wunsch  bleiben  sollte.  Der  Auszug  ist  nicht  nur  mit 
allen  den  Vorzügen  ausgerüstet,  die  dem  grossem  Werk  nachgerühmt  werden 
konnten , sondern  weist  nach  vielen  Seiten  noch  bedeutende  Verbesserungen 
auf.  So  hat  es  namentlich  an  Brauchbarkeit  durch  Hineinziehung  der  römi- 
schen Mythologie  gewonnen , wenn  mir  auch  die  Anordnung , Janus  und  Qui- 
rinus den  olympischen  Göttern  zuzufügen,  nicht  ganz  richtig  scheinen  will; 
ferner  ist  an  vielen  Punkten , wo  in  den  »Göttern  und  Heroen«  ein  Ein- 
gehen auf  die  neuesten  Ergebnisse  archäologischer  Forschung  vermisst  wurde, 
in  der  Mythologie  durch  Text  und  Bild  das  Nöthige  gegeben  worden , so  in 
Bezug  auf  den  Zeus  des  Phidias,  die  Hera  des  Polyklet;  vermisst  wird  freilich 
noch  die  Erwähnung  der  athenischen  Statuette  bei  Besprechung  der  Parthenos 
des  Phidias,  ebenso  könnte  man  bei  dem  Apoll  von  Belvedere  eine  Hinweisung 
auf  den  Basler  Kopf  erwarten. 

Die  Abbildungen  sind  im  Ganzen  gut  ausgeführt;  einige  wenige  jedoch 
dürften  vielleicht  besser  durch  neue  Zeichnungen  ersetzt  werden,  so  namentlich 
der  Bogenspanner,  wo  besonders  der  Kopf  ein  ganz  schiefes  Bild  gibt.  Auch 
scheint  mir  das  Hineinziehen  neuerer  Kunstwerke,  besonders  für  solche  My- 
then, wo  ganfc  gute  Darstellungen  aus  dem  Alterthum  erhalten  sind,  nicht  ganz 
zu  billigen;  so  wenn  S.  69  Ganymed,  S.  220  Priamus  vor  Achill  u.  a.  m. 
nicht  nach  Antiken,  sondern  nach  Thorwaldsen  gegeben  wird.  Es  mag  das 
zum  grossen  Theil  daran  liegen,  dass,  um  eine  billigere  Herstellung  zu  ermög- 
lichen, die  in  der  Seemann’schen  Officin  vorhandenen  Holzschnitte  verwendet 
werden  mussten. 

Dass  es  nicht  ganz  an  Versehen  fehlt,  kann  nicht  auffallen;  hoffentlich 
wird  eine  neue  Auflage  diese  völlig  beseitigen.  Nicht  verstehen  kann  ich 
allerdings,  wie  der  Verfasser  einige  Fehler,  die  ihm  in  seiner  grossem  Ausgabe 
nachgewiesen  waren,  ruhig  in  den  Auszug  mit  hat  herüber  nehmen  können. 
So  gibt  er  wieder  S.  97  den  Dionysuskopf  des  Capitols  (gewöhnlich  als 
Ariadne  bezeichnet)  als  aus  Leyden  stammend,  und  so  wird  S.  154  die  Mutter 
der  Jo  wieder  Melia  genannt.  Der  Herr  Verfasser  mag  auf  Grund  der  frühem 
Recensionen  wohl  seine  Notizen  nachgesehen  haben,  aber  auf  die  Quellen  selbst 
ist  er  nicht  wieder  zurückgegangen,  sonst  würde  er  gefunden  haben,  dass  er 
stark  im  Unrecht  ist.  Der  Leydener  Kopf  ist  bei  Müller- Wieseler  II  Nr.  345, 
der  capitolinische  II  Nr.  375  abgebildet;  jedenfalls  ist  hier  die  Aehnlichkeit 
der  4 und  7 in  der  Schreibweise  des  Verfassers  der  Grund  zum  Irrthum. 
Anders  steht  es  mit  der  Melia.  Bei  Jacobi,  Wörterbuch  der  Mythologie,  heisst 
es  s.  v.  Inachos:  »I.  zeugt  mit  einer  melischen  Nymphe,  einer  T.  des  Okeanos, 
oder  mit  Argeia,  seiner  Schwester,  den  Phoroneus  und  Aegialeus.  Apollod. 
2,1,1.  Tzetz.  Lyk.  177.  Hyg.  f.  143;  die  Io  Apollod.  2,1,3.  Hyg.  f.  145.« 
Damit  wird  zwar  bestimmt  Inachos  als  Vater,  aber  noch  keineswegs  Melia  als 
Mutter  der  Io  angegeben , wie  aus  den  angezogenen  Stellen  klar  hervorgeht. 
Die  Argeia  wird  unter  den  angeblichen  Müttern  der  Io  mit  genannt.  Hätte 
der  Verfasser  sich  die  Mühe  genommen , die  Citate  aus  Apollodor  und  Hygin 
anzusehen,  würde  er  die  Melia  wohl  gestrichen  haben. 

Von  andern  dem  kleinen  Werke  eigenthtimlichen  Fehlern  hebe  ich  Fol- 


124 


Literaturbericht. 


gendes  hervor:  S.  23  heisst  es:  die  sonstigen  Attribute  (der  Athena)  sind 
Aegis,  Speer  und  Helm,  wovon  erstere  wohl  als  Schild  dient.  Aber  S.  19 
wird  die  Aegis  definirt  als  »ein  mit  Drachenschuppen  und  Schlangen  um- 
säumter  Panzer,  in  dessen  Mitte  sich  das  Gorgoneion  befindet.«  Also  Schild 
und  Panzer  zu  gleicher  Zeit.  S.  28  heisst  es  vom  Apoll  von  Belvedere:  »er 
steht  mit  dem  rechten  Fusse  gegen  einen  Baumstamm  gelehnt«;  so  durfte 
man  doch  kaum  die  nur  bei  dem  Marmorwerk  nöthige  Stütze  hineinziehen, 
und  der  Schlange  an  der  Stütze  wäre  auch  wohl  besser  keine  besondere  Be- 
deutung zugeschrieben  worden.  Die  Statue  des  Berliner  Museums  Nr.  213 
(Berl.  Ant.  S.  81  Nr.  120)  durfte  nicht  unter  den  Erosstatuen  S.  59  aufgezählt 
werden,  denn  nichts  berechtigt  zu  dieser  Benennung.  Ebenso  wenig  durfte 
wohl  S.  98  von  Danneckers  Ariadne  gesagt  werden,  dass  sie  als  Braut  des 
Theseus  dargestellt  sei.  Auf  einem  Versehen  beruht  wohl  auch  S.  181  die 
Erwähnung  eines  Er z bi  1 des  des  capitol.  Museums,  Herakles  mit  der  Hydra, 
denn  die  bekannte  Gruppe  ist  aus  Marmor. 

Druckfehler  sind  nur  wenige  stehen  geblieben  und  leicht  zu  corrigiren. 
Aber  sollte  die  Form  Erinyen  nicht  vor  den  Erinnyen  den  Vorzug  verdienen? 

R.  Engelmann. 


/oyage  d exploration  a la  Mer  Morte,  ä Petra  et  sur  la  rive  gauche 
lmJ°ndain  Piar  le  Duc  deLBJ'nes.  Oeuvre  posthume  publiee  par  ses 
tTaXfiditeur8  laF(JreCtl0n  de  M'  le  Gomte  de  V°güe.  Paris , Arthur  Ber- 

Das  Werk,  an  dessen  Besprechung  wir  gehen,  ist  ein  wahrhaft  monu- 
mentales, sowohl  hinsichtlich  des  Kostenaufwandes  bei  den  beschriebenen  Bei- 
sen,  als  hinsichtlich  der  gewonnenen  Resultate  und  deren  Bearbeitung,  als 
endlich  hinsichtlich  der  grossartigen  Ausstattung  des  Druckwerkes  und  der 
beigegebenen  Abbildungen  und  des  Atlas. 

Das  Gebiet,  das  es  behandelt,  war  zum  überwiegenden  Theile  bis  in  unser 
Jahrhundert  für  den  Westen  eine  terra  incognita:  aber  Dank  den  Bemühungen 
Seetzens  Burckhardts,  Irby  et  Mangles’,  de  Saulcy’s,  u.  A.,  denen  sich  der  Her- 
zog De  Luynes  würdig  anreiht,  hat  sich  dasselbe  nunmehr  unserer  Erkenntniss 
wenigstens  eröffnet.  Für  die  Bereisung  des  todten  Meeres  erscheint  diese 
Unternehmung  als  eine  Weiterführung  der  bekannten  Expedition  des  Lynch 


Den  wissenschaftlichen  Standpunkt  des  Reisenden  drückt  seine  beiläufig 
geausserte  Befriedigung  aus,  dass  jenes  östliche  Gebiet  weit  genug  vom  Strome 
der  Pilgerfahrten  entfernt  sei,  so  dass  der  Forscher  unbeirrt  durch  die  überall 
sich  zudrängende,  leicht  beleidigte  angebliche  Tradition  die  Zeugen  des  Alter- 
thums befragen,  und  studiren  könne.  - Das  von  ihm  zuerst  aufgestellte 
rogramm  scheint  sich  erst  im  h.  Lande  erweitert  $u  haben,  so  dass  er  die 
Mittel  zu  Unternehmungen  hergab,  welche  zum  grössten  Theil  den  2 Band 
les  grossen  Reisewerkes  füllen. 

Gehen  wir  zunächst  an  der  ersten  Band,  der  die  Aufzeichnungen  aus 
der  Feder  des  Herzogs  selber  enthält. 

Um  das  todte  Meer  zu  befahren,  hatte  der  Herzog  aus  seinem  Vaterlande 


Literaturbericht. 


125 


ein  zerlegbares  Boot , Segor , 9 M.  50  Gent,  lang  und  2 M.  80  Cent,  breit, 
sammt  der  Bemannung  mitgenommen:  wissenschaftliche  Männer,  auch  ein 
Photograph,  befanden  sich  im  Gefolge.  Die  Reise  dauerte  nur  vom  9.  Febr.  1864 
bis  zum  23.  Juni  dess.  J. , an  welchem  Tage  er  die  französ.  Heimat  wieder 
sah.  — Die  Landreise  begann  der  Herzog  in  Beirut  und  benutzte  die  doch 
sonst  ziemlich  gut  bekannte  Tour  über  SaVda,  Nazareth,  durch  Samaria  nach 
Jerusalem  zu  eingehenderen  Forschungen,  deren  Ausbeute  für  altjüdische  Kunst 
sehr  bedeutend  ist.  Die  Spuren  uralter  Erdaufschüttungen  zu  Teil  Beruweh 
bei  Akka  entgingen  nicht  seinem  beobachtenden  Blicke. 

Die  Expedition  am  todten  Meere  selber  begann  am  14.  März  dess.  J.  zu 
Ain  Feschkah:  ernste,  angestrengte  hydrographische,  geologische,  archäologische 
Studien  begannen.  In  vielen  Zickzacklinien  wurde  der  See  befahren , an  den 
wichtigsten  Punkten  gelandet,  ja  der  Ausflug  nach  Kerak  und  dessen  Um- 
gebung kann  als  eine  ganz  bedeutende  Unterbrechung  der  Wasserfahrt  be- 
zeichnet werden.  Der  Photograph  hatte  vollauf  zu  thun  und  die  vielen  uns 
vorliegenden  tüchtigen  Uebertragungen  seiner  Aufnahmen  auf  Stahlplatten 
geben  Zeugniss  von  seinem  Fleisse  während  der  ganzen  Reise. 

Das  Aufsuchen  der  Lage  der  Pentapolis  zieht  wie  ein  rotlier  Faden  durch 
diesen  ganzen  ersten  Band. 

Auf  dem  Gebiete  der  Alterthumskunde  und  Kunstgeschichte  zeigt  sich  der 
Herzog  als  gewiegten  Kenner,  weist  deutlich  auf  die  Lücken  unserer  Kenntnisse 
und  auf  die  Wege,  welche,  wenigstens  für  das  heilige  Land,  die  Forschung 
einzuschlagen  hat  (p.  118  sq.). 

Am  4.  April  wurde  noch  nahe  dem  Einflüsse  des  Jordan  die  warme 
Quelle  Ain  - es  - Suweimeh  mit  ihren  Bewohnern  untersucht  und  endlich  am 
7.  April  die  Barke  für  immer  verlassen  und  die  Reise  über  Jericho  an  das 
linke  Ufer  des  Jordan  angetreten.  Gleich  nahe  der  Furt  Turmanijeh  bemerkt  der 
Herzog  mehrere  Tumuli;  in  denjenigen,  die  er  untersuchte,  fand  er  nur  Töpfer- 
scherben, wie  es  schien,  römischen  Ursprungs  (p.  133).  Auf  einem  Hügel,  Ala 
Saphat,  sah  er  Dolmen:  3 oder  4 Steine  zusammengestellt,  eine  Platte  darüber, 
mit  einer  Oeffnung,  die  als  Eingang  diente.  Den  Archäologen  wird  besonders 
die  von  Araq  el  Emir  handelnde  Partie  interessiren  (p.  138).  Die  schon  bei 
Vogüe,  Le  Temple  pl.  XXXIV  abgebildeten  Löwen  scheinen  so  schön  gearbeitet 
zu  sein,  wie  die  besten  assyrischen.  Die  übrige  Decoration  weist  griechisch- 
römische  Formen  auf.  — In  Eleale  findet  er  unter  den  regellosen  Irümmern 
gekuppelte  Säulen.  Ueberhaupt  hat  der  Herzog  in  diesen  Gegenden  nichts  von 
jener  Architektur  gesehen,  die  man  die  archaische  nennen  kann,  aber  er  tröstet 
sich  damit,  dass  das  Land  ganz  verschieden  ist  von  Aegypten,  Griechenland 
und  Italien  und  dass  es  von  den  Römern  ^slber  noch  umgebaut  wurde.  So 
führt  von  Eleale  nach  den  Ruinen  von  Hesban  (daselbst  ein  moslem.  Castell, 
erbaut  aus  schön  behauenen  Steinen  mit  römischen  Verzierungen,  ja  manche 
auch  mit  dem  Johanniterkreuz)  eine  römische  Strasse  und  eine  Wasserleitung. 
— Wir  machen  den  Leser  auf  die  interessante  Schilderung  des  Berges  Nebo 
aufmerksam,  mit  seinen  alten  Ruinen  und  der  schönen  Aussicht  auf  dem 
höheren  nördlichen  Gipfel,  die  zu  gemessen  dem  Moses  gegönnt  war,  so  dass 


126 


Literaturbericht. 


er  mit  einem  Blicke  das  Land  nach  der  ganzen  Ausdehnung  von  Süd  nach 
Nord  (bis  Banjäs)  überschauen  konnte. 

Wenn  Referent  die  einzeln  stellenden  Steine  im  Wadi  Habi  (p.  157),  die 
grosse  Menge  von  Dolmen  in  dieser  Gegend,  die  Ruinen  von  M’kaur,  Schihan 
(p.  169),  Figou  (den  Redjum  el  a abed  p.  171  mit  der  Skulptur,  welche  der 
ägyptischen  und  assyrischen  ähnelt),  die  seltsamen  Nomadeninschriften  (z.  B. 
p.  177)  namentlich  erwähnt,  so  geschieht  es,  um  die  Forscher  auf  die  Reich- 
haltigkeit der  Berichte  des  Herzogs  aufmerksam  zu  machen.  — 

Ueber  die  Reise  von  Jerusalem  über  Hebron  durch  die  Arabah  und  zurück 
nach  Petra  und  Hebron  können  wir  kurz  berichten;  sie  wird,  namentlich 
wegen  der  Untersuchung  des  Berges  Hör , wegen  der  Beschreibung  der 
(altjüdischen)  Architektur  von  Semu’ah  und  von  Benijeh  dem  Forscher  man- 
ches Interessante  bieten.  Von  Petra  seihst  hat  der  Photograph  eine  genügende 
Reihe  von  Abbildungen  geliefert. 

Auf  dem  Rückwege  besuchte  der  Herzog  die  Glasfabriken  von  Hebron, 
von  welchem  das  Oesterr.  Museum  einige  Fabrikate  besitzt.  Man  sagte  ihm, 
dass  die  braune  Glasmasse  durch  einen  Stein  geläutert  werde , welcher  vom 
Beige  Tabor  kommt;  der  Sand  ist  einheimisch,  das  Natron  stammt  aus 
Aegypten.  Die  Technik  und  die  Instrumente  sind  sehr  primitiv. 

Bald  darauf,  7.  Juni , verliess  der  Herzog  den  Boden  des  h.  Landes 
und  nahm  zu  Jaffa  Abschied  von  seinen  treuen  Begleitern  Vignes  und  Lartet, 
die  im  Lande  zurückblieben  und  noch  Einiges  nachholten,  worüber  der  2.  Band 
Bericht  erstattet. 

Ausser  dem  Reiseberichte  stammen  aus  der  Hand  des  Herzogs  noch  einige 
Abhandlungen,  welche  den  Anhang  bilden:  freilich  waren  im  Texte  deren  viel 
mehl  versprochen  worden,  die  sich  aber  bei  der  Drucklegung  nicht  vorfanden. 
— Was  uns  jedoch  geboten  ist , lässt  uns  mit  dem  Herausgeber , dem  hoch- 
verdienten Grafen  de  Vogüe,  den  herben  Verlust  tief  bedauern,  den  die  Wissen- 
schaft durch  den  Tod  des  edlen  Mannes  erlitten  hat. 

Dem  Werke  liegt  bis  jetzt  eine  grosse  Anzahl  von  Uebertragungen  photo- 
giaphischer  Aufnahmen  auf  Stahl  und  Stein  bei:  einige  sind  wirklich  als  ganz 
gelungen  zu  bezeichnen,  andere  sind  schwächer,  wohl  wegen  ungünstiger  Be- 
leuchtung, die  der  Photograph  nicht  regeln  konnte.  — Eine  andere  Reihe  von 
Blättern  des  Atlas  beschäftigt  sich  eingehend  mit  der  geolog.  Darstellung  des 
Landes 

Dei  2.  Band  enthält  zunächst  einige  Arbeiten  des  M.  Vignes  und  eine 
Reise  desselben  Herrn  von  Jerusalem  nach  Dscherasch  (mit  den  vielen  römischen 
Ruinen),  Um  Kis  (viele  basaltene  Sarkophage,  zwei  römische  Theater,  Säulen- 
strasse mit  tief  eingelassenen  Gelejsen)  und  an  der  Ostseite  des  Sees  Tiberias 
nordwärts.  Leider  war  die  Reise  schnell  vollendet  und  fehlen  liier  die  tieferen 
archäologischen  Betrachtungen,  die  den  ersten  Tlieil  so  vortheilhaft  auszeichnen; 
auch  fehlen  die  detaillirte  Beschreibung  der  Landschaft  und  viele  Namen.  — 
So  kommen  die  beiden  Reisenden  schnell  nach  Baniäs,  Rascheija  und  Da- 
maskus. Ein  Bericht  und  ein  Itinerar  einer  Reise  von  Tripolis  nach  Pal- 
my!  a , mit  Abstechern  nach  Hama  und  Horns  theilen  die  Eigenschaften  mit 


Literaturbericht. 


127 


der  eben  erwähnten  Ostjordanreise.  Aber  doch  konnte  Vignes  die  Aufnahme 
von  10  palmyrenischen  Inschriften  und  35  Ansichten  von  Palmyra  nebst 
Generalübersicht  unter  den  Ergebnissen  dieser  Reise  verzeichnen. 

Reicher  für  das  Studium  der  Kunstgeschichte  und  Archäologie  ist  der 
Ausflug,  welchen  die  Herren  Mauss  und  Sauvaire  von  Jerusalem  nach  Kerak 
und  Schöbek  am  7.  April  des  nächsten  Jahres  machten.  Ueberall  kenn- 
zeichnet sich  der  Architect  (Mauss)  und  der  Kenner  der  arabischen  Sprache 
und  Geschichte  (Sauvaire).  Sie  gehen  über  Hebron  zum  todten  Meere,  über- 
winden beim  Umschreiten  des  Südendes  des  todten  Meeres  bedeutende  Schwierig- 
keiten, erzeugt  durch  stark  angeschwollene  Bäche,  bleiben  14  Tage  in  Kerak 
und  nehmen  diese  prächtige  Kreuzfahrerfestung  gründlich  auf.  Von  der  übrigen 
Reise  hebt  Ref.  nur  den  Punkt  Zat  Rass  (Seetzen  hatte  Dadras  gehört  I,  416) 
mit  seinen  zwei  Tempeln  und  die  Römerstrasse  hervor,  welche  über  dieses 
ehemals  wohl  berühmte  Heiligthum  führte.  Bei  der  Aufnahme  von  Schöbek 
wurden  die  Reisenden  in  unliebsamer,  selbst  blutiger  Weise  behindert  und 
verliessen  schnell  diese  Gegend.  Schöbek  selbst  ist  ein  wahres  Adlernest,  auf 
steilem  Fels  aus  dem  Thal  sich  hebend.  Im  Innern  erscheint  es  ärmlich  ge- 
nug; es  enthält  nichts  als  einige  Reste  aus  nicht  gar  hohem  Alterthume  (etwa 
XIV.  Jahrh.)  - 

Hatte  bei  der  Reise  des  Vignes  der  Archäologe  gefehlt,  so  beklagt  es 
Mauss,  dass  er  keinen  Naturforscher  mit  hatte;  der  Herzog  aber  hatte  nicht 
allein  in  seiner  eigenen  Person  tiefe  Kenntnisse  in  beiden  Wissenskreisen  ver- 
einigt, sondern  auch  in  glücklicher  Zusammenstellung  seine  Begleitung  gewählt. 
Das  Bündniss  dieser  Erkenntnisskreise  tritt  überall  in  dem  Werke  hervor. 
Hoffentlich  wird  der  3.  Band,  welcher  geschichtliche,  geographische,  archäo- 
logische Abhandlungen  und  Bemerkungen  (neben  Meteorologie  und  Hydro- 
graphie) enthalten  soll,  dem  ersten  Band  sich  glücklich  an  die  Seite  stellen; 
ein  4.  wird  sich  mit  Geologie,  Mineralogie,  Palaeontologie  beschäftigen.  Der 
Atlas  wird  aus  ungefähr  110  Blättern  bestehen.  — Die  Ausstattung  ist  so 
prachtvoll,  wie  sie  dem  hohen  Range  des  Reisenden  — und  der  ganzen  Weise 
eines  für  die  Wissenschaften  begeisterten  (französischen)  Adeligen  angemessen 
erscheint;  leider  wird  dadurch  das  Werk  weniger  zugänglich.  Die  Wissenschaft 
ist  dem  Herausgeber,  dem  Grafen  Vogüö,  zu  Dank  verpflichtet. 

W.  Ä.  N. 

Storia  dell’  Arte  cristiana  nei  primi  otto  secoli  della  Chiesa, 
scritta  dal  P.  Raffaele  Gtarrucci  d.  G.  d.  G.  e corredata  della  collezione 
di  tutti  i monumenti  di  pittura  e di  scultura  incisi  in  rame  su  Cinquecento 
tavole  ed  illustrati.  Prato,  Francesco  Giachetti  editore.  1872  1875.  29  Fas- 

cicoli  (ä  3.50  fr.)  Fol. 

Der  Plan  einer  sämmtliche  bis  jetzt  zur  Kenntniss  gekommenen  Mo- 
numente der  altchristlichen  Periode  (1. — 8.  Jahrh.)  zusammenfassenden  Dar- 
stellung und  Publikation  war  s.  Z.  von  Garrucci  und  seinem  berühmten 
Ordensbruder  Martin  zugleich  erfasst  worden  (1856).  Man  hatte  sich  sofort 
an  die  Ausführung  begeben.  Es  handelte  sich  vor  Allem  um  eine  sorgfältige 
Aufnahme  und  treue  Abbildung  der  Denkmale,  die  um  so  nothwendiger 


128 


Literaturbericht. 


erscheinen  musste,  je  mehr  die  Forschungen  der  letzten  Jahrzehnte  die  Unge- 
nauigkeit und  Unzuverlässigkeit  der  altern  Zeichnungen  (z.  B.  auch  der  Bosio- 
schen  Tafeln)  herausgestellt  hatten.  P.  Martin,  selbst  Künstler,  war  wie  kein 
Zweiter  zu  solchem  Unternehmen  befähigt.  Sein  Auge  war  durch  die  Autopsie 
fast  aller  in  Europa  zerstreuter  Monumente  in  einem  seltenen  Maasse  geschärft : 
schwerlich  besass  unter  seinen  Zeitgenossen  Jemand  in  gleichem  Maasse  den 
archäologischen  Blick  und  zugleich  die  künstlerische  Fertigkeit.  Was  Garrucci 
anlangt,  so  hatte  sich  bis  dahin  seine  Thätigkeit  vorwaltend  auf  die  römischen, 
d.  h.  vorchristlichen  Alterthiimer  erstreckt,  doch  hatten  seine  Beiträge  zu  den 
von  den  PP.  Martin  und  Cahier  herausgegebenen  Melanges  d’Archöologie  und 
kleinere  Abhandlungen  seine  Befähigung  zu  der  grossen  Aufgabe  erwiesen. 
Die  im  Jahr  1858  zuerst,  dann  1864  zum  zweitenmale  erschienenen  Vetri 
ornati  di  figure  in  oro  trovati  nei  cimiteri  cristiani  di  Borna  legten  glänzendes 
Zeugniss  von  Garrucci’s  ausserordentlicher  Belesenheit  und  glücklicher  Com- 
binationsgabe  ab. 

Beide  Gelehrten  reisten  sehr  bald  nach  Feststellung  des  Planes  nach  Italien 
ab,  aber  in  Ravenna,  beim  Studium  der  Mosaiken,  erlag  P.  Martin  den  An- 
strengungen, denen  er  sich  mit  grösster  Hingabe  an  die  Sache  unterzog.  Gar- 
rucci blieb  nun  allein  und  hielt  an  dem  Unternehmen  fest , für  das  er , nach 
längerem  vergeblichen  Suchen,  endlich  in  der  geachteten  Firma  von  F.  Gia- 
chetti  zu  Prato,  bekannt  durch  ihre  Ausgaben  Winckelmanns  und  d’Agincourts, 
einen  Verleger  fand. 

Der  im  Jahr  1872  erschienene  Prospectus  kündigte  an,  dass  die  Storia 
della  Arte  cristiana  in  neuen  Kupferstichen  alle  Werke  der  Malerei  und  Sculptur 
mittheilen  werde , welche  aus  den  ersten  acht  Jahrhunderten  bekannt  worden 
seien;  die  Anzahl  der  Tafeln  ist  vorläufig  auf  150  festgestellt.  Der  Text  soll 
in  sieben  Bänden  1)  die  Theorie  und  Geschichte  der  altchristlichen  Kunst; 
2)  die  Gemälde  der  Katakomben ; 3)  die  nicht  den  Katakomben  angehörigen 
Gemälde;  4)  die  Mosaiken;  5)  die  Sculpturen  der  Sarkophage;  6)  die  übrigen 
Werke  der  Plastik;  7)  die  Bildwerke  der  Juden  und  der  altchristlichen  Sekten 
behandeln. 

In  den  bis  jetzt  erschienenen  mir  vorliegenden  29  Lieferungen  wird  nun 
geboten:  1)  die  Theorie  und  Geschichte  der  altchristlichen  Kunst  (—  Bd.  I 
S.  1—96),  noch  unvollendet;  2)  die  Gemälde  der  Katakomben  (=  Bd.  II 
S.  1—133,  dazu  Taf.  I— GV c,  compl.);  3)  von  Bd.  III  S.  1— 28  Taf.  GVI  bis 
GXXXV,  Denkmäler  der  Malerei  ausserhalb  der  Katakomben  gefunden.  Die 
Anordnung  des  Stoffes  und  die  typographische  Einrichtung  lassen  an  Klarheit 
und  Uebersichtlichkeit  zu  wünschen  übrig. 

Gehen  wir  auf  den  ersten  Theil  näher  ein.  Das  I.  Buch  handelt  von 
den  Carattere  dell  arte  cristiane , welcher  Gegenstand  in  folgenden  Kapiteln 
besprochen  wird:  1)  Origine  dell’arte  cristiana,  wo  indessen  nicht  auf  die  viel- 
berufene These  Raoul-Rochettes’  über  das  Entstehen  der  altchristlichen  Kunst 
aus  der  heidnischen  in  historischer  Weise  eingegangen , vielmehr  mit  theolo- 
gischen Argumenten  klar  gemacht  wird , che  harte  cristiana  ebbe  origine 
nella  Ghiesa,  fin  dal  bei  principio  e non  a caso.  2)  Ebraica  tradizione  sull’ 


Literaturbericht. 


129 


arte  del  disegno.  Hier  wird  die  ganz  neue  Behauptung  aufgestellt,  dass  die 
Juden,  weit  entfernt,  der  Kunst  völlig  abhold  zu  sein,  gleichfalls  nicht  nur 
symbolische  Thiere  malten , sondern  auch  menschliche  Figuren , und  es  wird 
als  Beweis  dafür  auf  die  von  Garrucci  s.  Z.  näher  beschriebenen  allerdings 
höchst  merkwürdigen  Wandgemälde  in  der  jüdischen  Katakombe  in  Vigna 
Randanini  an  der  Via  Appia,  dicht  bei  S.  Callisto,  hingewiesen.  Ich  habe 
dieses  Goemeterium  im  vergangenen  Jahre  einer  sehr  eingehenden  Prüfung 
unterworfen,  aber  so  wenig  wie  mein  verehrter  Freund  de  Rossi  die  Ueber- 
zeugung  gewinnen  können , dass  wir  es  hier  mit  einer  ausschliesslich  und 
ursprünglich  hebräischen  Grabstätte  zu  thun  haben;  ich  kann  Garrucci’s  Be- 
weisführung also  nicht  in  ihrem  ganzen  Umfange  zugeben.  3)  Pagana  tra- 
dizione  sull’arte  del  disegno.  Unter  dieser  Ueberschrift  erörtert  G.  den  Unter- 
schied zwischen  dem  Gebrauche  und  dem  Cultus  der  Bilder  zwischen  Heiden 
und  Christen,  und  die  Nichtberechtigung  des  Vorwurfs,  als  habe  das  kirchliche 
adorare  (nQoaxvveLv)  der  Bilder  eine  »Anbetung«  derselben  in  sich  geschlossen. 
Kap.  4 richtet  sich  gegen  die  modernen  Griechen,  welche  mit  Unrecht  dem 
Gebrauch  von  Statuen  in  der  Kirche  ein  minder  hohes  Alter  als  dem  der 
Bilder  zugöstehen  wollen.  Das  5.  Kap.  spricht  von  den  Basiliken  der  alten 
Christen : in  oberflächlichster  Weise,  ohne  im  Entferntesten  von  den  gewich- 
tigen hinsichtlich  des  Ursprungs  und  der  Ausbildung  des  Basilikentypus  in 
Deutschland,  namentlich  seit  Zestermann,  gepflogenen  Verhandlungen  Notiz 
zu  nehmen.  Nicht  minder  ungenügend  und  rein  äusserlich  ist  die  Behandlung 
der  Tauf-  und  Rundkirchen  (Kap.  6).  Besser  sind  die  allgemeinen  Erörte- 
rungen über  die  Cömeterien  (Kap.  7),  mit  denen  sich  der  Verfasser  seinem 
Hauptvorwurf  wieder  nähert.  Kap.  8 untersucht  Wesen  und  Eigenthümlich- 
keiten  der  altchristlichen  Kunst,  namentlich  den  symbolischen  Zug  derselben. 
In  Kap.  9 erklärt  G.  die  Malerei  nach  folgenden  Gesichtspunkten  abhandeln 
zu  wollen:  invenzione,  disegno,  attitudini  (Ausdruck  und  Handlung),  disposi- 
zione  (Composition),  colori,  die  Sculptur  ähnlich,  doch  mit  Weglassung  des 
letztön  Punktes,  »poiche  non  ha  leggi  sue  proprie«.  Demgemäss  geht  das 
10.  Kap.  sofort  auf  die  Invention  o sia  l’artistico  linguaggio  ein  und  handelt 
della  compenetrazione  e della  figura  detta  metafora,  della  allegoria,  della  per- 
sonificazione,  dell’ipotiposo,  del  discorso,  wozu  in  Kap.  11  ein  näheres  Eingehen 
auf  die  biblischen  Sujets  kommt. 

Das  II.  Buch  ist  überschrieben  delPuomo,  und  sein  1.  Kap.  nuditä  delle 
figure  umane.  Die  Frage,  in  wie  weit  die  ältere  christliche  Kunst  in  der  Dar- 
stellung des  Nackten  gegangen,  ist  bekanntlich  in  den  letzten  Jahrzehnten 
ebenfalls  mehrfach  ventilirt  und  in  verschiedener  Weise  beantwortet  worden. 
Wie  Garrucci  über  den  Gegenstand  persönlich  denkt,  erhellt  aus  dem  Satze 
p.  52;  »io  vorrei  veder  abolito  l’uso  dei  tanti  fanciulli  o angeli  che  voglian 
•dirsi,  soliti  figurarsi  pienamente  nudi,  e vorrei  invece  veder  introdotto  il  bei 
costume  che  tutte  le  figure  nel  luogo  sacro  di  panni  siano  ricoperte  e deco- 
rosamente  vestite.«  Diesen  wunderlichen  Vorschlag  hat  s.  Z.  schon  Kreuser 
zu  wiederholten  Malen  gemacht  und  man  kann  sich  nur  wundern , wie  Ge- 

9 


130 


Literaturbericht. 


dauken  derart  von  Männern  ausgesprochen  werden,  denen,  wenn  nicht  die 
Natur,  so  doch  die  beständige  Beschäftigung  mit  Kunstgeschichte  einen  Anflug 
ästhetischer  Bildung  gegeben  haben  sollte.  Im  Uebrigen  muss  G.  einräumen, 
dass  die  altchristliche  Kunst  in  diesem  Punkte  keineswegs  so  prüde  gewesen, 
obwohl  er  nicht  erkennen  lässt,  in  welchem  Umfange  und  wie  lange  Zeit  völ- 
lige Nacktheit  zur  Darstellung  gekommen,  bez.  geduldet  wurde.  — Kap.  2 
und  3 besprechen  die  Technik  der  alten  Wandgemälde  (al  fresco  — al  secco), 
dann  das  Mosaik  und  Email,  Niello,  die  Arbeiten  alla  damaschina,  di  tarsia,  di 
plastica,  di  scalpella  und  geben  manche  dankenswerthe  Notiz.  Kap.  4— 10 
(wobei  Kap.  4 doppelt  gezählt  ist)  sind  der  Kleidung,  Haartracht  u.  s.  f.  der 
alten  Christen,  der  Tonsur  und  Rasur  der  Geistlichen  u.  s.  w.  gewidmet. 
Weiter  reicht  dieser  Theil  des  Textes  nicht. 

Der  Text  zu  dem  II. , die  Cömeterialgemälde  enthaltenden  Bande  ist  in 
der  Form  eines  fortlaufenden  Commentars  zu  den  einzelnen  Tafeln  gehalten. 
Auf  Taf.  1—105  C,  welche  diesen  Band  ausmachen,  kommen  also  sämmtliche 
Darstellungen  aus  den  römischen  Katakomben , ferner  von  ausserrömischerf 
Cömeterien  die  von  Albano , Neapel , Syrakus , Mailand , Reims , Alexandrien, 
Gyrene,  Aphrodisias  in  Libyen  zur  Publikation.  Der  folgende  III.  Band  ist 
eben  erst  begonnen:  von  ihm  sind  ausgegeben  Taf.  106  mit  den  sog.  ftxovsg 
d^eiponoiTjrat,  Taf.  107  die  sog.  Lukas’schen  Madonnenbilder,  Taf.  108—111 
die  Papstbildnisse  aus  der  alten  Basilika  S.  Paolo  fuori  le  mura,  Taf.  113 — 135 
alte  Miniaturen.  Der  Text  umfasst  nur  noch  Taf.  106—111. 

Schon  aus  den  mitgetheilten  Proben  erhellt,  wie  wenig  P.  Garrucci  ge- 
willt oder  befähigt  ist,  sich  den  Wahlspruch  de  Rossi’s  zu  eigen  zu  machen: 
archaeologum,  non  theologum  ago.  Ueberall  tritt  die  theologische  Betrachtungs- 
weise in  den  Vordergrund,  der  historische  und  ästhetische  Standpunkt  kom- 
men , wenn  überhaupt , nur  sehr  verkümmert  zur  Geltung.  Da  der  II.  Band 
zum  guten  Theil  dieselben  Denkmale  reproducirt,  welche  zum  erstenmale  in 
de  Rossi’s  Roma  sotterranea  zur  Veröffentlichung  gelangten,  so  ist  es  leicht, 
den  Vergleich  zwischen  der  Methode  des  Einen  und  des  Andern  dieser  beiden 
hervorragenden  Archäologen  zu  ziehen.  An  Belesenheit  und  Erudition  mögen 
sich  Beide  gleichkommen,  nicht  selten  gibt  auch  Garrucci  Beweise  grossen 
Scharfsinns  und  scharfer,  glücklicher  Combinationsgabe;  sein  Text  wird  immer- 
hin als  eine  werthvolle  Ergänzung  der  Rossi’schen  Forschungen  dastehen  und 
namentlich  da  zu  schätzen  sein,  wo  er  über  letztere  hinausgreift  und  die  von 
de  Rossi  nicht  behandelten  sowie  die  ausserrömischen  Monumente  behandelt. 
Aber  wie  weit  überragt  Giovanni  Battista  de  Rossi  den  gelehrten  Jesuiten  an 
wissenschaftlicher  Methode,  an  Freiheit  des  Geistes,  an  Sicherheit  und  Grösse 
des  Blickes!  Man  hat  bekanntlich  Garrucci’s  Fides  vielfach  angezweifelt.  Ich 
bin  weit  entfernt,  zuzugeben,  dass  Padre  Garrucci  sich  jemals  absichtlicher 
Fälschungen  schuldig  gemacht  habe:  aber  von  gewissen  — ich  möchte  sagen  — 
Hallucinationen  kann  man  ihn  nicht  freisprechen.  Es  ist  Thatsache,  dass  er 
auf  Inschriften  Dinge  gelesen  hat,  die 'kein  anderes  sterbliches  Auge  auf  den 
Steinen  finden  konnte.  Was  die  christlichen  Monumente  anlangt,  so  habe  ich 
ihn  nirgend  auf  einer  Untreue  ertappt;  die  für  die  älteste  Kunst  so  wichtigen 


Literaturbericht. 


131 


Wandgemälde  der  neapolitanischen  Gömeterien  habe  ich  an  Ort  und  Stelle 
genau  verglichen  und  muss  im  Ganzen  die  Reproduction  loben ; die  von  Beller- 
mann begangenen  Unrichtigkeiten  sind  hier  berichtigt.  Im  Uebrigen  halten 
die  Tafeln  natürlich  mit  den  Chromolithographien  de  Rossi’s  den  Vergleich 
nicht  aus;  sie  sind  im  Ganzen  von  mittelmässiger  artistischer  Ausführung. 

Mehr  Gewicht  muss  ich  auf  den  nur  zu  oft  hervortretenden  Mangel  an 
Methode  und  Kritik  legen.  Man  hat  immer  den  Eindruck,  als  habe  man  es 
mit  einem  geschickten  Advokaten  zu  thun,  nicht  mit  einem  vor urth  eilsfreien 
Forscher;  jedesmal,  wo  Garrucci’s  scholastische  Theologie  irgendwie  in  Betracht 
kommt,  gehen  seiner  Kritik  die  Pferde  durch.  Ich  verweise  dafür  z.  B.  auf 
das  Kapitel  über  die  Imagine  acheropite  (II.,  p.  5 ff.).  Hier,  wo  die  Kunst- 
geschichte mit  dem  päpstlich  anerkannten  Reliquienkult  in  Collision  geräth, 
offenbart  der  Verfasser  eine  klägliche  Unkritik.  Oder  was  soll  man  dazu 
sagen,  wenn  dei  Abschnitt  über  die  Sacra  Sindone  Torinese  (das  angebliche 
Leintuch,  in  welches  der  Leichnam  Christi  soll  eingewickelt  worden  sein  und 
welches  die  Umrisse  desselben  bewahrt  hat)  mit  dem  Satze  schliesst:  »II  divin 
Salvatore  ha  per  sua  misericordia  concesso  a noi  di  contemplare  in  questa 
Sindone  quanto  basta  a destare  in  noi  sensi  di  divozione  e viva  reminiscenza 
di  quanto  seppe  fare  e patire  per  amor  nostro:  l’umana  curiositä  vi  ha  ancora 
la  sua  parte,  in  quanto  a suo  agio  puö  ora  sapere  quali  forme  generalmente 
e come  proporzionate  scegliesse  il  Verbo,  incarnandosi  in  Maria«  u.  s.  f. 

Trotz  dieser  Mängel  wird  Garrucci’s  Werk  als  Gesammtrepertorium  für 
die  Kunst  der  ersten  acht  christlichen  Jahrhunderte  unentbehrlich  sein  und 
eine  wesentliche  Lücke  ausfüllen.  Wenn,  wie  es  mir  aus  Italien  schon  im 
im  verflossenen  Jahre  gemeldet  wurde,  der  Verleger  sich  genöthigt  sehen  sollte, 
die  Publikation  zu  unterbrechen  oder  gar  einzustellen,  so  würde  dies  ohne 
Zweifel  von  allen  Seiten  nur  in  hohem  Grade  bedauert  werden. 

F.  X.  Kraus. 

Bullettino  di  Archeologia  Cristiana  del  Commendatore  Giovanni  Bat- 
tista  de  Kossi,  2a  serie,  anno  VI«.  Roma  1875,  Nr.  I. 

Das  erste  Heft  des  neuesten  Jahrgangs  von  de  Rossi’s  Bulletino,  der  ein- 
zigen dem  christlichen  Alterthum  speciell  gewidmeten  Zeitschrift,  bringt  einen 
Aufsatz,  welcher  nähere  Betrachtung  verdient. 

Die  Ausgrabungen  in  den  Katakomben  sind  seit  dem  Jahre  1870  im  All- 
gemeinen minder  energisch  fortgesetzt  worden  als  in  den  letzten  Jahren  der 
päpstlichen  Regierung.  Der  Zusammensturz  der  letztem  entzog  dem  Unter- 
nehmen zum  grossen  Theil  die  noth wendigen  Mittel.  Vor  1870  wurden  die 
Kosten  der  Ausgrabungen  zum  weitaus  grossem  Theil  theils  aus  Staatsmitteln, 
theils  aus  der  Privatkasse  des  Papstes  gedeckt;  wenn  Zuschüsse  aus  der  letztem 
seit  1870  auch  nicht  ganz  weggefallen  sind,  so  sind  sie  jedenfalls  beträchtlich 
vermindert,  während  seit  der  Annexion  der  Staat  zu  diesem  Zwecke  gar  nichts 
mehr  hergibt.  So  stockten  die  Arbeiten  längere  Zeit,  und  nur  kleinere  For- 
schungen konnten  ausgeführt  werden,  zu  denen  einige  vornehme  Fremde  das 
Geld  hergaben.  Was  die  Fortsetzung  der  begonnenen  Arbeiten  wesentlich 


132 


Literaturbericht. 


störte,  waren  denn  auch  jene  verdriesslichen  Streitigkeiten  und  Prozesse,  welche 
das  Eigenthumsrecht  der  Katakomben  betrafen.  War  der  Ausgang  derselben 
auch  nicht  ungünstig,  so  konnte  doch  der  illiberale  Besitzer  des  über  dem 
Cömeterium  des  Prätextat  gelegenen  Terrains  His  jetzt  nicht  bewogen  werden, 
de  Rossi  und  der  Commission  den  Zugang  zu  der  Katakombe  zu  gestatten 
ein  Verhalten,  das  nicht  scharf  genug  zu  brandmarken  ist.  In  Folge  dessen 
verzögerte  sich  die  Herausgabe  des  längst  vorbereiteten  dritten  Bandes  der 
Roma  sotterranea,  welcher  gerade  das  besagte  Cömeterium  behandeln  sollte. 
Nächst  diesem  war  das  Augenmerk  de  Rossi’s  vor  Allem  auf  die  von  ihm  so- 
zusagen erst  entdeckte  Katakombe  der  h.  Domitilla  gerichtet,  und  hier  traf  es 
sich  allerdings  glücklich,  dass  der  mit  zeitlichen  Gütern  reichlich  gesegnete 
Msgr.  de  Merode  sich  im  Interesse  der  ^lterthumswissen schaft  zum  käuflichen 
Erwerb  der  über  und  neben  jenem  Cömeterium  gelegenen  Vignen  verstand. 
Auch  die  Mittel  zur  Ausgrabung  gab  der  Prälat,  der  während  seiner  letzten 
Lebensmonate  fast  täglich  hinausfuhr,  um  sich  der  köstlichen  Funde  zu 
erfreuen,  welche  nun  hier  auf  seinem  Grund  und  Boden  zu  Tage  gefördert 
wurden.  Merode  starb  im  Sommer  1874,  doch  nahm  sein  Erbe,  Graf  Werner 
de  Merode,  nicht  minder  warmen  Antheil  an  dem  Unternehmen,  so  dass  dieses 
nicht  von  Neuem  in’s  Stocken  gerathen  ist. 

Im  Winter,  bez.  Frühling  1874  deckte  nun  de  Rossi  ganz  in  der  Nähe 
des  alten  s.  Z.  von  ihm  gefundenen  und  beschriebenen , wohl  noch  in’s 
1.  Jahrh.  hinaufreichenden  Eingangs  zum  Cömeterium  Domitillae  eine  Basilika 
auf,  deren  Abbildung  und  Beschreibung  das  I.  und  II.  Heft  des  vorjährigen 
Bullettino  gaben.  Ein  höchst  merkwürdiger  Fund,  dessen  allmähliches  Hervor- 
treten aus  dem  Schosse  der  Erde  uns  — ich  brachte  jene  Zeit  gerade  in  Rom 
zu  — mit  steigender  Befriedigung  erfüllte:  lag  ja  die  Tragweite  desselben  für 
den  ganzen  Umfang  der  Katakombenforschung  sofort  vor.  Man  hatte  die  Ba- 
silika S.  Petronillae  gefunden,  von  der  noch  die  Mirabilia  des  Francesco  Alber- 
tino  in  den  Tagen  Giulio’s  II.  (1510)  Kenntniss  geben,  die  das  Papstbuch  in 
der  Vita  Gregorii  III.  (715—41)  wenigstens  indirect  erwähnt,  in  welcher 
Gregor  d.  Gr.  seine  28.  Homilie  hielt.  Es  hätte  auch  an  die  von  P.  Damasus 
(f  884)  für  das  Begräbniss  seiner  Familie  erbaute  Basilika  gedacht  werden 
können;  aber  eine  in  den  Fundamenten  gefundene  Inschrift  <vom  Jahr  890 
schloss  den  Gedanken  an  jenen  Bau  aus. 

Ich  gehe  nicht  näher  auf  diese  Basilika  ein:  es  ist  über  dieselbe  auch  in 
deutschen  Organen  im  Laufe  des  Jahres  1874  mehrfach  berichtet  worden. 
Was  vor  Allem  wrerthvoll  erscheinen  musste , war  die  glänzende  Bestätigung, 
welche  der  neue  Fund  de  Rossi’s  Aufstellungen  und  Vermuthungen  über  das 
Cömeterium  Domitillae  oder  St.  Nerei  et  Achillei  gab.  Unter  den  Inschriften- 
fragmenten, wrelche  sich  im  Schutte  des  alten  Baues  vorfanden  , waren  zwei 
von  hervorragender  Bedeutung:  eines  ergab  sich  sofort  als  eines  jener  schönen, 
in  ganz  eigentümlicher  Kalligraphie  im  Auftrag  des  P.  Damasus  gearbeiteten 
Epitaphien:  die  Bruchstücke  Hessen  sich  leicht  ergänzen  und  es  stellte  sich 
sofort  heraus,  dass  man  es  mit  den  durch  Gruter  Inscr.  11 71 b längst  aus 
dem  Cod.  Palatinus  bekannt  gemachten  damasischen  Elogium  auf  die  Märtyrer 


Literaturbericht. 


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Nereus  und  Achilleus  zu  thun  habe.  Damit  war  der  Beweis  geliefert,  dass 
man  an  der  Grabstätte  beider  Märtyrer  stand,  die  laut  den  alten  Angaben  in 
praedio  Domitillae  beigesetzt  wurden. 

Ein  anderes  Bruchstück  lautete: 

RVM 

ORVM 

Nur  schüchtern;  aber  doch  nicht  ohne  guten  Grund,  wagte  Herr  de  Rossi 
sepulcRUM  flaviORUM  zu  ergänzen  — eine  Vermuthung,  welche  sich  nun 
ebenfalls  glänzend  gerechtfertigt  hat. 

Im  neuesten  Hefte  des  Bullettino,  demselben,  welches  hiemit  zur  Anzeige 
gebracht  wird,  ist  de  Rossi  in  der  Lage,  mehrere  Inschriftenfunde  mitzutheilen, 
welche  jene  Vermuthung  unbedingt  bestätigen.  Ausser  einem  Cippus  mit  den 
Worten  LOCVS  SÄGER  SAGRILEGE  GAVE  MALU(m),  der  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  schon  im  1.  Jahrh.  am  Eingänge  der  Begräbnissstätte  auf- 
gestellt gewesen,  traf  er  zunächst  auf  eine  in  den  schönsten  griechischen  Cha- 
rakteren gemeisselte  Inschrift: 

' (PACABE  INO  CK  AI. 

TITIANH  ■ AAEAtpOI 

Diesen  Stein  hatte  Marangoni  schon  1741  gesehen  — er  hatte  bis  hart  an 
die  Petronilla’sche  Basilika  gegraben  — und  fehlerhaft  in  seinem  bekannten 
Buche  delle  cose  gentilesche  trasferite  ad  uso  delle  chiese  p.  459  veröffentlicht. 
Auf  derselben  Seite  gab  er  eine  unverständliche  Inschrift:  M.  AERIVS  B AL  || 
SVNIO  REFECITil  PARENTIBVS  SVIS  MER  ||  ENTIBVS,  welche  nun 
de  Rossi  mit  geringer  Beschädigung  dicht  neben  der  des  Fl.  Sabinus  fand  und 
die  sich  nun  also  liest: 

vALERIVS  BAL 
buS  IVNIOR  FECIT 
pARENTIBVS  SUIS  MER 
enTIBVS 

Endlich  hat  die  Aufdeckung  des  erstgenannten  Titels  gezeigt , dass  eine 
dritte  an  besagter  Stelle  von  Marangoni  gegebene  Inschrift  nicht,  wie  man 
bisher  glaubte,  auf  demselben  Steine  mit  der  des  Fl.  Sabinus  gestanden:  diese 
dritte  Inschrift  lautet: 

• & A-  PL  TO  AEMAIOC 

HP  KAI 

• OYjni.  KONKOPJIA 

• CYMB. 

Was  Corsini  Notae  Graecor.  p.  57,  vgl.  Kirchhoff  Corp.  Inscr.  Gr. 
n.  9653  gelesen:  ÜToXef-iaioQ  77 ar? xai  OiXßLa  Kovxöpdici  crvußicÖTca, 

während,  da  keine  Nachkommen  erwähnt  sind,  das  Tip  in  npaircop  aufzu- 
lösen ist. 

Flavius  Sabinus  ist  der  Name  des  Bruders  K.  Vespasianus’;  dass  wir  es 
nicht  mit  einem  obscuren  Clienten  zu  thun  haben  , sondern  mit  einem  Des- 
cendenten  des  kaiserlichen  Bruders , zeigt  die  Verbindung  beider  Namen , des 


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Literaturbericht. 


gentilicium  und  des  cognomen,  und  der  Namen  der  Schwester.  Titiana.  Der 
Herausgeber  verspricht  im  nächsten  Hefte  eingehendere  Mittheilungen  über 
die  Titi  Flavii  Titiani  des  2.  Jahrh.  zu  geben,  von  denen  zwei  um  die  Mitte 
des  2.  Jahrh.  Präfecten  in  Aegypten  waren , woher  sich  der  Ptolemäus  der 
dritten  Inschrift  erklärt.  Eine  kürzlich  bei  Alexandrien  gefundene,  im  Bulletin 
de  l’Institut  Egyptien  1872—73,  p.  120  abgedruckte  Inschrift  gedenkt  eines 
Ptoleus  (Abkürzung  von  Ptolemäus),  Sohnes  eines  M.  Gaius  Julius  Processus, 
Soldaten  der  2.  trajanischen  Legion.  Fl.  Ptolemäus  wird  ähnlich  der  Sohn 
eines  der  beiden  Fl.  Titiani  gewesen  sein  und  zur  Zeit,  als  der  Vater  in 
Aegypten  weilte,  dort  das  Licht  der  Welt  erblickt  haben. 

Dasselbe  Heft  des  Bulletino  gibt  aber  von  noch  weitern  Funden  Bericht, 
von  Funden,  welche  die  Ueberschrift  Insigni  scoperte  nel  cimitero  di  Domitilla 
rechtfertigen.  Zunächst  ist  Rede  von  einem  Säulenschaft,  der  sich  sofort  als 
einer  der  ehemals  als  Stützen  des  ciborium,  des  Altars,  dienenden,  zu  erkennen 
gab,  und  der  ungefähr  an  seiner  Mitte  ein  Relief  trägt,  das,  im  Styl  der  alt- 
christlichen Sarkophage  vom  ausgehenden  4.  bis  angehenden  5.  Jahrhundert 
die  Hinrichtung  eines  Martyrs  darstellt.  Die  dabei  angebrachte  Inschrift 
AGILLEVS  (Achilleus)  lässt  keinen  Zweifel  an  den  hier  dargestellten 
Gegenstand:  es  ist  das  Martyrium  des  Achilleus,  dem  jedenfalls  dasjenige  des 
Nereus  auf  einer  der  andern  Säulen  des  Ciboriums  entsprach.  Dieses  Werk 
altchristlicher  Plastik  ist  um  so  interessanter,  als  Darstellungen  von  Marter- 
scenen  in  den  ersten  Jahrhunderten  der  christlichen  Kunst  zu  den  grössten 
Seltenheiten  zählen.  Prudentius  sah  deren  allerdings  auf  den  Gräbern  des 
hl.  Hippolytus  zu  Rom  und  des  hl.  Gassianus  zu  Imola  (Peristephan.  Carm. 
IX,  11).  Dann  meldet  uns  das  Papstbuch  (vit.  Sylvestri,  §.  24),  Constantin 
d.  Gr.  habe  das  Grab  des  hl.  Laurentius  mit  silbernen  Cancelli  umgeben,  aul 
welchen  die  Leidensgeschichte  desselben  ebenfalls  in  Silber  abgebildet  war. 
Hier  haben  wir  ein  neues  Beispiel  dieser  Darstellungen,  die,  wie  bemerkt,  im 
Allgemeinen  der  altchristlichen  Empfindung  ferner  lagen  als  spätem  Zeiten. 
Der  Fund  lässt  dann  weiter  keinen  Zweifel  darüber,  dass  wir  hier  das  Grab 
der  beiden  Kämmerer  Domitilla’s  zu  suchen  haben. 

Eine  fernere  nicht  minder  werthvolle  Entdeckung  bildet  das  Grab  der 
Veneranda,  dessen  Arcosolium  ein  Wandgemälde  mit  den  Inschriften:  VENE- 
RANDA  DEPosita  (oder  DEfuncta?)  VII-  IDUS-  IANVARIAS  über 
dem  Haupte  der  einen  Person,  PETRONELLA  MARTyr  über  dem  der 
zweiten  enthält.  Der  Sinn  des  Bildes , der  in  vieler  Hinsicht  interessant  ist, 
ist  offenbar  der,  dass  Veneranda  durch  die  hl.  Petronilla  in’s  Paradies  geleitet 
wird.  Dass  letztere  als  Martyr  bezeichnet  wird , widerspricht  allen  Angaben 
des  Alterthums,  welches  Petronilla  nicht  als  Märtyrin  kannte. 

Vermuthlich  hat  der  Maler  hier  seiner  persönlichen  Inspiration  gefolgt, 
vielleicht  war  auch  der  Begriff  des  Martyr  ihm  nicht  ganz  geläufig  und  er 
setzte  es  einfach  =r  sancta,  ein  Ausdruck,  der  als  terminus  technicus  für  die 
Kirchenheiligen  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  aufkommt.  Die 
Tradition  bezeichnete  Petronilla  bekanntlich  als  filia  apostoli  Petri.  De  Rossi 
hat  in  einem  frühem  Aufsatze  nachgewiesen,  dass  das  Cognomen  Petronilla  nicht 


Literaturbericht. 


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von  Petrus,  sondern  von  Petro  (Petronis)  herzuleiten  ist.  Dieses  nämliche 
Cognomen  figurirt  aber  in  der  Genealogie  der  Fl.  Augusti  und  speciell  der 
christlichen  Flavier  des  ersten  Jahrhunderts:  so  dass  de  Rossi  die  Vermuthung 
nicht  unterdrücken  kann , Petronilla  habe  in  der  That , wie  die  Legende  be- 
hauptet, im  ersten  Jahrhundert  gelebt  und  sei  die  Tochter  eines  Flaviers  und 
einer  Amelia  oder  umgekehrt.  F.  X.  Kraus. 

Giornale  Ligustico  di  archeologia,  storia  e belle  arti.  Fondato  e 
diretto  da  L.  T.  Belgrano  ed  A.  Neri.  Anno  I.  e II.  1 — 5.  Genova,  tipogr. 
del  R.  Istituto  Sordo-Muti  1875.  8°. 

Prof.  Santo  Varni  widmet  einen  eingehenden  Artikel  der  historischen  und 
kunstgeschichtlichen  Schilderung  des  alten  Crucifixes  im  Dome  von  Sarzana, 
bekannt  unter  dem  Namen  il  Cristo  del  Guglielmo,  welches  Rosini  in  seiner 
Storia  della  pittura  ital.  kurz  erwähnt.  Dieses  Kunstwerk  ist  aus  der  Marien- 
kirche der  Stadt  Luni  nach  seinem  dermaligen  Aufbewahrungsorte  gekommen. 
Der  Verfasser  hält  es  für  eine  ursprüngliche  Verzierung  des  Dachbalkens, 
ähnlich  wie  dermassen  in  dem  Dome  zu  Carrara  und  in  Sta.  Giulia  in  Lucca 
Vorkommen.  Unser  Christus  ist  auf  eine  dichte  Leinwand  ä tempera  gemalt, 
das  Gewebe  selbst  aber  auf  ein  Brett  von  Nussholz  geklebt.  Die  Höhe  beträgt 
2.50  Metres,  die  Dicke  circa  85  Cent.  Der  Styl  der  Malerei  erinnert  an  die 
Crucifixe  des  Margheritone  d’Arezzo,  des  Giunta  von  Pisa  etc.  Doch  übertrifft 
es  diese  Werke  durch  das  im  Christus  ausgedrückte  Leben  und  durch  die 
reicheren  Darstellungen  auf  dem  Hintergründe  der  Kreuzfläche.  Der  Körper 
hat  eine  vorherrschend  gelbliche  Carnation , von  welcher  Farbe  jene  des  bis 
unter  die  Kniee  reichenden , an  einem  Strick  befestigten  Schamtuches  kaum 
abweicht.  Seine  rosa-schattirten  Falten  sind  jene  der  byzantinischen  Malweise. 
Die  Beine  stützen  sich  auf  das  kleine  Suppedaneum.  Die  Gestalt  ist  noch  am 
Leben  gedacht  und  hält  die  elliptisch  geformten  Augen  offen,  auch  die  Lippen 
sind  nur  halb  geschlossen.  Das  Haupt  umgibt  ein  Nimbus  mit  Ornamenten, 
welche  im  Goldgrund  vertieft  erscheinen  und  darüber  ist  zu  lesen: 

Anno  milleno  centeno  ter 

Qvoque  deno  octavo  pin 

Xit  Gvilielmvs  et  hec  metra  finxit. 

Neben  der  Hauptfigur  sind  ferner  eine  Anzahl  anderer  Gebilde  an  dem 
Kreuze  zu  sehen.  Zunächst  die  heiligen  Frauen  und  Johannes,  rechts  und 
links  daneben,  sie  sind  alle  nimbirt  und  von  Versinschriften  umgeben,  welche 
ihre  Bedeutung  erklären.  Die  Lichter  der  Gewänder  sind  mit  Gold  gehöht 
und  zeugen , wie  die  gesammte  Ausführung  der  kleinen  Figuren  von  ausser- 
ordentlicher Sorgfalt  des  Pinsels.  Die  übrigen  Theile  des  Kreuzes  zerfallen  in 
Felderabtheilungen  und  enthalten  die  nachstehenden  Darstellungen:  der  Judas- 
kuss, die  Geisselung,  Christus  begegnet  seiner  Mutter,  die  Kreuzabnahme,  die 
Grablegung,  die  Frauen  besuchen  das  Grab,  die  Herabkunft  des  heiligen  Gei- 
stes. Endlich  finden  wir  noch  die  Halbfiguren  der  Propheten  Jeremias  und 
Isaias,  umgeben  von  den  Symbolen  der  Evangelisten,  angebracht. 

Der  Verfasser  hat  dieses  interessante  Werk  in  seinem  tüchtigen  Aufsatze 
sehr  sorgfältig  mit  einer  grossen  Anzahl  verwandter  Darstellungen  , besonders 


136 


Literaturbericht. 


auch  mit  Proben  der  Miniaturmalerei  jener  Zeiten  in  Parallele  gestellt.  Uns 
scheint  kunstgeschichtlich  vor  Allem  die  besondere  Betonung  der  Passionsscenen 
an  einem  Denkmal  so  früher  Zeit  merkwürdig. 

Von  allgemeiner  Bedeutung  und  Wichtigkeit  sind  die  Berichte  der  Com- 
missione  consultiva  per  la  conservazione  dei  monumenti  storici  e di  belle  arti. 
In  der  Sitzung  derselben  vom  9.  Sept.  1873  kam  die  Frage  wegen  der  Aus- 
grabungen von  Liburna  zur  Verhandlung,  der  wir  das  Nachstehende  entnehmen. 
Es  wurde  ein  Comite,  bestehend  aus  den  Herren  Varni,  Belgrano  und  Dufour 
bestellt,  welches  im  Verein  mit  dem  Prof.  Cav.  G.  Fr.  Capurro  und  dem  Ca- 
nonicus  C.  Ferrari  die  Vorkehrungen  für  jene  Unternehmung  berathen  sollten. 
Am  3.  Oktober  gedachten  Jahres  erfolgte  bereits  ein  Bericht  über  die  gegen- 
wärtigen Verhältnisse  der  in  Frage  stehenden  Alterthümer.  Das  antike  Theater 
befindet  sich  in  einem  sehr  vernachlässigten  Zustande,  Bäume  und  Gesträuche 
füllen  das  Innere,  vieles  Gestein,  darunter  auch  die  Lisenen  des  Portales  sind 
zu  Neubauten  ausgebrochen  worden.  Vorhanden  ist  noch  der  von  einem  Bogen 
überwölbte  Zugang  in  die  unterirdischen  Räume,  an  der  Seite  der  Seena  erheben 
sich  zwei  Gemächer,  dereinst  zum  Aufenthalte  der  Histrionen  bestimmt.  Nahe  dem 
Theater  liegen  die  Reste  eines  Amphitheaters.  Nach  Genehmigung  der  von 
dem  Comite  zugleich  gemachten  Vorschläge,  begannen  die  Arbeiten  am  15.  De- 
cember,  von  welchem  Tage  ein  Journal  über  die  dabei  stattgehabten  Ereignisse 
geführt  wurde.  Unter  den  Trümmern  des  Theaters  herrschte  von  Marmor- 
arten der  Carrarische,  der  Parische,  der  Persichetto,  der  geäderte  Gelbe,  der 
grüne  Serpentin , der  Cipollin  vor.  Man  stiess  auf  das  Gemäuer  der  Seena. 
Unter  vielen  Dachsteinen  und  Marmorstücken  kam  eine  bronzene  Schliesse  zu 
Tage,  bloss  6 Cent,  gross,  ferner  ein  Schreibegriffel.  Eine  Medaille  zeigte  am 
Avers  die  Büste  der  Salonina,  sammt  Namensumschrift,  rückwärts  die  Worte: 
Venus  Victrix  und  deren  Bild  mit  Hehn  und  Scepter.  Zwei  Wasserzüge 

zogen  von  dem  Haupteingang  und  von  der  rechten  Seite  durch  das 
Theater  zur  Bühne , von  wo  aus  der  eine  zum  Amphitheater  ablenkte. 
Auch  geriethen  die  Forschenden  auf  deutliche  Spuren  von  Wan dmaler eien r 
welche  an  diesem  Theater,  wie  an  dem  von  Pompeji  und  Tusculum,  einzelne 
Wandparthien  zu  schmücken  bestimmt  gewesen.  Die  unterdessen  im  Januar 
1874  fortgesetzten  Untersuchungen  leiteten  auf  die  Entdeckung  der  Schwelle 
des  Hauptthores,  ein  Bruchstück  eines  Capitäles  aus  Sandstein,  eine  Bronze- 
münze des  Marcaurel,  endlich  deckte  man  die  im  Ganzen  51  M.  lange  Pro- 
scenium-Mauer  eine  Strecke  von  27  M.  auf.  Fragmente  von  Gesimsen,  eine 
grosse  Bronzemünze  des  Antoninus  Pius,  ein  Tragstein,  ein  kleiner  weiblicher 
Kopf,  ein  Elfenbeingriffel,  eine  zweite  Medaille  der  Salonina  waren  die  nach- 
folgenden Fundergebnisse. 

Santo  Varni  berichtet  über  eine  dem  15.  Jahrh.  angehörende  Pala,  von 
Nussbaumholz  geschnitzt , welche  als  Altarschmuck  sich  in  der  Kirche  der 
h.  Margaretha  in  Testana  befindet;  sie  misst  in  der  Breite  2,  in  der  Höhe 
2.24  M.  Dargestellt  ist  Christus  in  Trauer  und  Betrachtung  auf  dem  Kreuze 
zwischen  den  Schächern  sitzend , dabei  die  Vorkehrungen  der  Henker  zur 
Kreuzigung,  die  Personen  der  Obrigkeit,  zum  Theil  durch  Mitren  und  Turbane 


Literaturbericht. 


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ausgezeichnet , endlich  Maria  mit  Johannes.  Ueber  dieser  Darstellung  erblickt 
man  jene  der  Kreuzigung,  des  Begräbnisses  und  der  Auferstehung,  wobei  die- 
selben Figuren  immer  wiederkehren.  Der  Fond  der  Darstellungen  und  vieles 
Detail  an  den  Figuren  ist  vergoldet.  Ueber  dem  Werk  erhebt  sich  ein  reich- 
geschnitztes Baldachindach  mit  feinen  Durchbrechungen,  von  gothischem  Styl- 
charakter. 

Derselbe  fand  1871  in  der  Kirche  Sta.  Trinitä  zu  Pozzuolo-Formigaro  ein 
Tafelbild  von  Franceschino  da  Castelnuovo-Scrivia.  Es  besteht  aus  drei  Theilen, 
in  dem  mittleren  ist  die  Jungfrau  mit  dem  Kinde,  an  den  Seiten  eine  Heilige 
in  weissem  Kleide  und  mit  offenem  Buche,  ferner  ein  Heiliger  im  Panzer- 
gewand mit  Schwert  und  Palme  (S.  Sebastian?)  dargestellt,  in  der  oberen 
Lünette  Christus,  am  Staffel  mehrere  Historien.  Die  Composition  ist  tüchtig, 
das  Colorit  schön.  Von  zwei  Inschriften  besagt  die  Eine,  dass  das  Werk  die 
Stiftung  geistlicher  Personen  ist,  mit  dem  Datum  20.  August  1507.  Die 
Andere  lautet: 

Francichinus  de  Boxili 0 

In  Dertona  (Tortona)  pinxit.  t 

Die  Gesellschaft  zur  Aufmunterung  der  Künste  und  Industrie  hat  in  einer 
Ausstellung  in  der  Exkirche  della  Pace  in  Genua  interessante  Proben  von 
Wiederherstellungsversuchen  der  Vergoldungen  in  beschädigten  Miniaturmalereien 
zur  Ansicht  gebracht. 

Prof.  Varni  liefert  eine  ausführliche  Schilderung  des  alten  Kirchleins  S. 
Innocenzo  in  Castelletto  d’Olba,  das  gegenwärtig  aufgelassen  ist.  Die  Faqade 
gleichwie  das  Uebrige  ganz  von  Quadern  erbaut,  hat  zwei  Lisenen  und  ein 
mit  Olivenblattwerk  geziertes  Rundbogenportal.  Zwei  Reliefs  zeigen  daselbst 
einen  Kelch,  neben  dem  zwei  Hähne  stehen  und  ein  Netz,  darin  einige  Ringe, 
endlich  zwei  Löwen  gegen  einander  schreitend,  Skulpturen,  deren  ähnliche  in 
Genua  und  an  anderen  Orten  Vorkommen.  Ueber  diesen  Bildwerken  ist  ein 
Fenster  angebracht,  an  den  Seitenwänden  je  vier,  wovon  zwei  dem  Schiffe, 
zwei  dem  Presbyterium  entsprechen.  Der  Chorabschluss  endigt  nicht  in  eine 
Apsis,  sondern  quadratisch,  unter  dem  Tympanon  sieht  man  hier  das  Bild 
eines  Kreuzes  auf  rohe  Weise  von  Ziegeln  hergestellt.  Im  Innern  dieses 
Baues,  dessen  erwähnte  Skulpturen  auf  das  7.  oder  8.  Saeculum  hinweisen 
sollen,  befinden  sich  bemerkenswerthe  Fresken  des  14.  und  15.  Jahrhunderts. 
Die  Decke  besteht  aus  Holzwerk,  ein  gewaltiger  Balken  trägt  ein  rohes,  alter- 
thümliches  Crucifix.  Auch  sind  noch  zwei  alte  Weihwasserbecken  im  Schiffe 
vorhanden.  Die  Malereien  auf  der  rechten  Wand  des  Schiffes  stellen  neun 
Heilige  vor,  S.  Antonio  (?),  Giorgio,  Margareta,  ein  Bischof,  Hieronymus, 
Innocenz,  Laurentius,  Bernardino  (?),  und  ein  weiterer  Heiliger.  Die  Gründe 
sind  theils  golden,  theils  mit  weissen  Ornamenten  auf  Rosa  hergestellt.  Ausser 
diesen  Einzelbildern  enthält  ferner  die  Wand  noch  ein  grösseres  Gemälde, 
welches  St.  Bernardino,  Innocenz,  Katharina  und  die  Madonna  mit  Johannes 
vorstellt.  Im  Hintergrund  sieht  man  das  zinnengekrönte  Jerusalem  und  an 
der  Seite  die  Verkündigung.  Im  Raume  des  Presbyteriums  setzt  sich  dieser 
Wandschmuck  fort,  es  folgt  eine  Madonna  mit  dem  Kinde  und  S.  Pancrazio, 


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Literaturbericht. 


dann  die  ihr  heiliges  Haus  segnende  Madonna  di  Loreto,  ein  grosser  Fries  mit 
elf  Figuren  von  Heiligen,  die  Halbbilder  der  Apostel,  Christus,  Maria,  Johannes 
und  Magdalena.  Die  linke  Seite  des  Schiffes  zeigt  zunächst  die  Jungfrau  in 
throno,  eine  Nonne,  den  h.  Sebastian,  die  Madonna  unter  einem  Baldachin 
mit  Johannes  dem  Täufer,  die  graziöse  Gestalt  der  h.  Radegunde,  eine  andere 
Heilige,  die  Madonna,  einen  h.  Bischof,  einen  h.  Diacon,  Johannes  Baptista  und 
eine  Heilige.  Die  Gemälde  zeigen  die  Spuren  von  mehr  als  einer  Hand. 

In  der  Sitzung  der  Sezione  di  belle  arti  vom  28.  März  berichtet  der 
Präsident  (Prof.  F.  Alizeri)  über  zwei  Ligurische  Maler  des  16.  Jahrhunderts: 
Bernardino  Fazolo  und  Agostino  Bombelli;  in  jener  vom  6.  Juni  wurde  ein 
Schreiben  des  Prof.  Varni  verlesen,  in  welchem  er  das  Grabmal  der  Kaiserin 
Margaretha  schildert,  welches  nach  einer  neu  aufgefundenen  Urkunde  1313 
dem  Giovanni  Pisano  zur  Herstellung  übergeben  worden  sein  soll.  Das  Denk- 
mal, in  S.  Francesco  zu  Castelletto  ehedem  aufgestellt,  befindet  sich  nur  mehr 
in  Resten  erhalten  in  der  Villa  Brignole  zu  Voltri;  dieselben  stellen  drei  weib- 
liche Gestalten  vor. 

M.  Remondini  lieferte  eine,  mit  einer  Tafel  versehene  Abhandlung  über 
ein  Basrelief  sammt  Inschrift  am  Thurme  des  h.  Johannes  di  Pre  in  Genua. 
Der  Marmor  enthält  in  der  spitzbogigen  Umrahmung,  worauf  die  Inschrift  zu 
lesen,  den  liegenden  Kopf  eines  Mannes  und  stammt  vom  Jahre  1180.  Dieses 
Bildwerk  hielten  bisher  die  Einen  für  den  Kopf  S.  Johannis  decollati,  die 
Andern  für  die  Büste  eines  Jerusalemiter- Ritters  oder  eines  Erzpriesters  der 
hiesigen  Kirche  und  lasen  die  schwierig  zu  entziffernde  Inschrift  , in  der  ver- 
schiedensten Weise.  Nach  der  Lesung  und  Auffassung  des  Verf.  des  Berichtes 
geht  hervor,  dass  das  Skulpturwerk  den  Gründer  des  Gebäudes,  den  Restau- 
rator der  Johanueskirche  und  der  benachbarten  Commende,  Guglielmo  Acton, 
seiner  Abstammung  nach  ein  Engländer,  vorstelle. 

Interessant  sind  die  allgemeinen  Mittheilungen  Alizeri’s  (vom  27.  Juni) 
über  den  Verfall  der  Bildhauerkunst  und  ihren  Aufschwung  im  14.  Jahrh. 
und  über  die  Erzgiesserkunst  in  Genua.  Das  13.  Jahrh.  zählte  hier  bereits  vor- 
zügliche Glockengiesser. 

Die  Mittheilung  XXVI,  im  Fase.  I.,  der  Sezione  di  Archeologia  vom  4.  Juli 
1874,  enthält  einen  Bericht  des  Mitgliedes  Tammar  Luxoro  über  einige  Alter- 
thümer  in  Laigueglia  und  im  Thale  von  Andora,  woraus  wir  die  nachstehenden 
Daten  entnehmen. 

An  der  Faijade  eines  Hauses  in  Laigueglia  befindet  sich  ein  Fresco, 
Sta.  Maria  mit  dem  Kinde,  in  viereckiger  Nische,  ausserhalb  derselben  an  der 
Seite  ein  Heiliger  mit  einem  Schwert  in  Händen  (also  wohl  Paulus?)  und  ein 
anderer,  den  der  Verf.  für  Antonius  hält.  Das  stark  verdorbene  und  restaurirte 
Gemälde  hat  die  Aufschrift: 

BERNARDO  . . . A.  2. 

FILIA  SVA  CATARIN A 1529 
II.  JVLII  A.  9. 

An  den  Mauern  bei  der  Kapelle  der  Madonna  del  Garmine  ist  ein  römisches 
opus  reticulatum  von  bemerkenswerther  Sorgfalt  der  Arbeit.  Zahlreiche  Mauern 


Literaturbericht. 


139 


aus  derselben  Zeit  führen  zu  der  fontana  nuova,  von  der  ein  Rundbogen  noch 
vorhanden  ist.  Ein  gewaltiger  viereckiger  Thurm  bezeichnet  das  Local  des 
Castelles,  indessen  gehört  das  Gebäude  dem  Mittelalter  an.  An  demselben  be- 
finden sich  Spuren  von  Malerei,  darunter  aber  auch  eine  gut  erhaltene,  »sehr 
alte«  Verkündigung. 

Die  Kirche  des  Castells  zeigt  aussen  Formen  des  gothischen  Baustyles 
und  Reste  von  Bemalung,  das  Portal  ist  von  Colonetten  von  Marmor  gestützt. 
Das  Innere  ist  in  drei  Schiffe  getheilt,  deren  Länge  durch  fünf  Spitzbogen- 
stellungen bestimmt  wird.  Die  Säulen  an  denselben  sind  theils  rund,  theils 
achteckig,  mehrere  von  jenem  grauen  Stein,  welcher  Columbino  genannt  wird. 
Hinter  dem  Hauptaltar  erhebt  sich  ein  grosses  holzgeschnitztes  Kreuzbild  mit 
der  Inschrift:  Questo  Crocifisso  e stato  fabbricato  l’anno  1301  e ristorato 
l’anno  1837. 

An  den  Innenwänden  der  Absiden  in  der  Kirche  von  Fassolo  kamen 
Farbspuren  zu  Tage.  Der  Verf.  versuchte  im  Vereine  mit  mehreren  Freunden 
die  Blosslegung  der  Malereien  an  diesem  Orte  und  entdeckte  solche  mit  der 
Inschrift:  Magister  Manfredinus  Pistoriensis  me  pinxit  MCCLXXXXII  in  mense 
Madii.  Auch  in  der  Kirche  der  Heil.  Jacobus  und  Philippus,  welche  mit  der 
letzterwähnten  im  Style  grosse  Verwandtschaft  offenbart,  wurden  gemalte  Köpfe, 
doch  ohne  Inschrift  entdeckt.  Andere  Spuren  sind  am  Gebäude  des  Hospitals 
und  an  den  Trümmern  des  alten  Castelles,  welches  den  Namen  Paxo  oder 
Paraxo  il  Casalis  führt.  Die  Madonna  mit  dem  Bambino,  welcher  einen  Vogel 
hält,  und  ein  Heiliger  mit  einem  Buche  sind  mit  einer  Inschrift  versehen, 
welche  sie  als  Werke  desselben  Pistojesen  manifestirt:  hier  ist  noch  zu  lesen 
ein  A und  der  Name  Manfredinus. 

Aus  den  Mittheilungen , welche  derselben  Section  am  25.  Juli  gemacht 
wmrden  (XXX.),  heben  war  hervor: 

Der  Ingenieur  Giov.  Grossi  fand  bei  Abbadino  nahe  bei  Carü  während 
des  Baues  der  Eisenbahn  von  Savona  nach  Turin  römische  Alterthümer,  Ge- 
fässe,  Lampen,  Schüsseln,  Salbgefässe  &c. 

Das  Museum  von  Caffa  bewahrt  einen  Stein,  herrührend  vom  Thurme 
des  Papstes  Clemens  VI.  daselbst,  welcher  fünf  Wappen  und  eine  Inschrift  in 
zehn  Leoninen  enthält.  Aus  derselben  erhellt  das  Jahr  1348  als  Bauzeit  des 
Gebäudes. 

Der  Fascicolo  II.  e III.  bringt  eine  Notiz  von  Santo  Varni,  der  Unter- 
suchung, wer  der  Urheber  der  Verkündigung  in  der  Kirche  Santa  Maria  di 
Castello  zu  Genua  sei,  gewddmet.  Dieses  Gemälde  ist  ein  Tafelbild  des  15.  Jahr- 
hunderts von  ausserordentlicher  Schönheit.  Alizeri  in  seinem  Guida  artistica 
di  Genova,  I.  pag.  364,  schreibt  es  Nicolö  da  Vol tri,  Andere  dem  Vincenzo  Foppa 
von  Brescia  oder  dem  Antonio  Vivarini  von  Murano  zu.  Mit  der  l\eise  des 
Letzteren  hat  es  auch  entschiedene  Aehnlichkeit.  Neuerdings  bewies  indessen 
der  Fund  einer  Urkunde  im  Carteggio  Ducale  im  Staatsarchiv  in  Genua,  welchen 
der  Cav.  M.  Caffi  machte , dass  der  Meister  Giovanni  Mazone  aus  Alessandria 
sei;  das  undatirte  Document  ist  vom  Ende  des  15.  Saeculums.  Ferner  geht 
aus  einer  von  Alizeri  (Notizie  dei  professori  del  disegno  Ac.  II.  pag.  190  bis 


140 


Literaturbericht. 


192)  publicirten  Urkunde  vom  6.  Nov.  1497  hervor,  dass  Meister  Giovanni 
di  Barbagelasa  sich  verpflichtet,  di  facere  et  depingere  maiestatem  unam  Beate 
Nunciate  ....  de  ilia  bonitate,  qualitate,  pulcritudine  et  ditioritate  seu  dili- 
gentia, ac  magnitudine  altitudinis  et  longitudinis  qualis  est  maiestas  illa  in 
ecclesia  a parte  dextra  sancte  Marie  de  Castello  sita  in  predicta  ecclesia  a 
parte  dextra  &c.  &c.,  Patron  der  Capelle  und  Besteller  des  Bildes  war  Giacomo 
Marchione,  der  übrigens  den  Meister  zu  einer  Supplik  an  den  Dogen  nöthigte, 
da  er  ihm  den  Preis  des  Gemäldes  nicht  voll  ausgezahlt  hatte.  Giovanni  nennt 
sich  in  der  betreffenden  Bittschrift : artifex  et  pictor. 

Die  Besprechung  des  Buches : Deila  vita  e delle  opere  del  commendatore 
Domenico  Promis,  Memorie  storiche,  biografiche  e bibliografiche,  con  documenti 
inediti,  publicate  da  Leone  Tettoni  (Torino,  stamperia  reale,  1874),  enthält 
schätzenswerthe  Mittheilungen  über  Leben  und  Werke  dieses  verdienten 
Alterthumsforschers  und  Numismatikers. 

Girolamo  Rossi  theilt  im  Fase.  IV.  e V.  mit,  dass  die  alte  Kirche  S.  Nicolö 
in  Monaco  auf  .Befehl  des  Fürsten  Carlo  III.  demolirt  wurde,  um  einem  pom- 
pösen Neubau  des  Architecten  Ch.  Lenormand  zu  weichen.  In  ihr  befand  sich 
die  Gruft  der  Grimaldi.  A.  II  g. 

Monumente  des  Mittelalters  und  der  Renaissance  aus  dem  sächsi- 
schen Erzgebirge,  die  Klosterkirche  Zschillen,  jetzt  Wechselburg 
und  die  Rochlitzer  Kunigundenkirche.  Anf  Anregung  und  unter  d. 
Protectorate  Ihrer  M.  d.  Königin  Carola  von  Sachsen  herausgegeben. 
50  Bl.  gr.  f°.  Lichtdruck  von  Römler  & Jonas  unter  artist.  Leitung  von 
C.  Andreä.  Dresden,  Gilbers,  1875. 

Das  vorliegende  Werk,  dessen  5.  (Schluss-)Lieferung  uns  soeben  zuge- 
kommen ist,  verdankt  seine  Entstehung  der  Reise  der  Königin  Carola  von  Sach- 
sen in’s  sächsische  Erzgebirge  im  Frühling  1874,  und  schon  jetzt,  nach  Ver- 
lauf von  kaum  fünf  Viertel  Jahren,  liegt  es  vollendet  in  50  Tafeln  gr.  f°.  und 
1 Textblatte  vor  uns.  Es  enthält  die  wichtigsten  Kunstdenkmale  der  sächsi- 
schen Bergstädte,  welche  bisher  theils  wenig  bekannt,  theils  auch  ungenügend 
in  künstlerischer  Beziehung  publicirt  waren.  Die  Ausführung  der  Tafeln  in 
Lichtdruck,  aus  der  artistischen  Anstalt  von  Römler  & Jonas  in  Dresden,  ist 
eine  vorzügliche.  Dass  einige  Innenansichten  weniger  gelungen  sind,  liegt  in 
der  Natur  der  angewandten  Reproductionsmethode.  Von  den  50  Tafeln  gibt 
die  erste  eine  Ansicht  von  Freiberg,  Tafel  2 — 4 bringen  eine  Gesannntansicht 
und  Details  von  der  goldenen  Pforte,  Taf.  5 zwei  Kanzeln:  die  eine,  die  sog. 
Tulpen kanzel  aus  der  spätgothischen  Periode  ist  wohl  das  einzige  existirende 
Beispiel  einer,  mit  absichtlicher  Vermeidung  jeder  architektonischen  Zierformen, 
aus  Laub-  und  Blumenwerk  mit  dazwischen  angebrachten  Figuren  gebildeten 
Kanzel,  die  zweite  ein  bedeutendes  Denkmal  der  deutschen  Renaissance.  Taf.  6 
bringt  das  Morizmonument , Taf.  7 — 12  die  Begräbniskapelle  mit  den  hervor- 
ragendsten Denkmälern,  darunter  auch  zwei  gravirte  Grabplatten,  Taf.  13  die 
jetzt  im  Besitz  des  Alterthumsvereins  zu  Dresden  befindlichen  Holzsculpturen 
und  Taf.  14  eine  Renaissancethür  aus  Schmiedeeisen.  Taf.  15  und  16  geben 
das  Seitenportal  der  Schlosskirche  zu  Chemnitz  und  die  Geisselungsgruppe 


Literaturbericht. 


141 


daselbst.  Taf.  17—25  behandeln  Annaberg:  die  goldene  Pforte  in  der  Anna- 
kirche,  Altäre,  Taufstein  etc.  Ferner  sind  1 Taf.  Lauenstein,  2 Taf.  Schnee- 
berg, 3 Taf.  Dippoldiswalde,  6 Taf.  Wechselburg  (romanische  Kanzel  etc.),  8 Taf. 
Rochlitz  und  10  Taf.  Zwickau  gewidmet.  Der  Text  beschränkt  sich  auf  eine 
kurze  Erläuterung  der  Tafeln.  F.  S. 

Sammlung  mittelalterlicher  Kunstschätze  Hildesheims  nach  den 
Originalen  photogr.  von  F.  H.  Bödeker.  Hildesheim  bei  A.  Lax.  I.  Serie: 
12  Blätter.  17  : 11  Cm. 

Die  vorliegenden  12  Blätter  enthalten  eine  Auswahl  der  interessantesten 
Werke  der  kirchlichen  Goldschmiedekunst  des  Mittelalters  aus  dem  Domschatze 
und  der  Magdalenenkirche  zu  Hildesheim  von  den  Arbeiten  des  Bischofs 
Bernward  an  bis  zu  denen  der  spätgotlnschen  Epoche.  Auf  der  Rückseite  jeder 
Photographie  befindet  sich  ein  kurzer,  fachmännisch  abgefasster  Text,  der 
über  Stoff,  Entstehungszeit  und  Aufbewahrungsort  des  abgebildeten  Gegen- 
standes Auskunft  gibt.  Die  Auswahl  ist  eine  gute,  die  Photographien  sind  vor- 
züglich und  können  allen  Freunden  mittelalterlicher  Goldschmiedekunst  auf’s 
wärmste  empfohlen  werden.  F.  S. 

Die  Kunstbestrebungen  am  Bayerischen  Hofe  unter  Herzog  Albert  V. 
und  seinem  Nachfolger  Wilhelm  V.  Nach  den  im  K.  Reichsarchiv 
vorhandenen  Correspondenzacten  zusammengestellt  von  Dr.  J.  Stockbauer, 
K.  Prof.  f.  Kunstgeschichte  an  der  Kunstgewerbeschule  in  München.  (Achter 
Band  der  Quellenschriften  zur  Kunstgesch.  und  Kunsttechnik,  herausgegeben 
von  B.  y.  Eitelberger.)  Wien  1874,  W.  Braumüller.  8°.  172  S. 

Herzog  Albrecht  V.  von  Bayern  (1550 — 15/9),  welcher  eine  geleinte 
Bildung  genossen  und  einige  Jahre  vor  seiner  Thronbesteigung  Italien  bereist 
hatte,  war  Kunstfreund  und  Sammler  in  höherem  Grade,  als  seine  Finanzen 
vertrugen  und  den  Ständen  des  Landes  lieb  war.  Die  Briefschaften,  Rechnungen 
und  sonstigen  Aufzeichnungen,  welche  Dr.  Stockbauer  in  dankenswerther 
Weise  aus  dem  Archive  in  München  zusammengestellt  hat,  zeigen  uns  den 
Fürsten  unablässig  bestrebt,  für  seine  Kunstkammer  (welche  nach  der  Sitte 
der  Zeit  auch  Naturalien,  musikalische  und  mathematische  Instrumente,  allerlei 
Curiositäten  u.  s.  w.  umfasste)  »Antiquitäten«  durch  Kauf  oder  Schenkung  zu 
erwerben.  Jakob  Strada  und  Nicolo  Stoppio  (letzterer  ein  Prachtexemplar 
eines  Schwindlers)  kauften  für  ihn  in  Italien,  verschiedene  Cardinäle  in  Rom 
verhiessen  Geschenke,  scheinen  aber  nie  Wort  gehalten  zu  haben,  und  auch 
aus  Deutschland,  den  Niederlanden,  Spanien  kamen  Kaufanerbietungen  genug. 
Denn  der  Ruf  der  Kauflust  des  bayerischen  Herzogs  hatte  sich  weit  verbreitet, 
und  der  Cardinal  Otto  von  Augsburg  schreibt  aus  Rom  7.  September  1569: 
»es  heisse,  der  Herzog  wolle  den  Strada  nach  Rom  schicken,  darauf  spitzen 
schon  viele,  und  haben  die  Antiquitäten  alle  aufgeschlagen«.  (S.  74.)  Der 
Herzog  will  nur  Antiquitäten  haben,  nichts  Neues  und  Modernes,  »denn«, 
schreibt  einer  von  den  Fuggers  an  Stoppio,  »dergleichen  Dinge  sind  jedeizeit 
zu  bekommen  und  ist  das  Geld,  das  man  darüm  gibt,  sammt  den  Unkosten 
und  Fuhrlohn  darum  verloren;  denn  man  achtet  diese  Dinge  bei  uns  nicht.« 
(S.  63.)  Aber  dass  er  manche  Fälschungen  mit  in  Kauf  nehmen  musste,  be- 
weist nicht  allein  die  oben  erwähnte  Correspondenz  (»soviel  aber  den  Verstand 


142 


Literaturbericht. 


belangt,  etwas  neu  oder  alt  zu  halten,  darin  will  ich  mich  nicht  rühmen, 
denn  ich  sehe,  dass  die  besten  Meister  und  grossen  Antiquare  betrogen  werden«, 
Stoppio  S.  62),  sondern  auch  die  Befherkung  des  Herzogs  selbst  gelegentlich 
der  Erwähnung,  dass  sich  in  der  Montfort’schen  Verlassenschaft  ein  rostiger 
messingener  Pfennig  befinde,  der  mit  100  Thalern  bezahlt  worden:  »Das 
glauben  wir  gerne,  denn  Uns  etwas  selbes  auch  wohl  dergleichen  begegnet 
ist.«  (S.  81.)  Als  Unterhändler  oder  selbst  Händler  kommt  mehrmals  auch 
Tizian  vor,  von  welchem  Stoppio  sagt : »chi  e la  istessa  avarizia  e diffidenzia« 
(S.  92.)  Die  Kunstkammer,  für  welche  Albrecht’s  ganz  von  Jesuiten  beherrschter 
und  von  den  Ständen  bedrängter  Nachfolger  Wilhelm  nur  wenig  that,  wurde 
im  dreissigjährigen  Kriege  und  im  spanischen  Erbfolgekriege  grossentheils  zer- 
streut, doch  bilden  die  erhaltenen  oder  wieder  aufgebrachten  Reste  noch 
heute  sehr  wesentliche  Bestandtheile  der  Bibliothek  und  Kunstsammlungen 
in  München. 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  Mittheilungen  über  bayerische  Kunst- 
handwerker, namentlich  Goldschmiede.  So  wird  1576  in  Augsburg  ein 
Reliquienkästchen  als  Geschenk  des  Herzogs  für  den  König  von  Spanien  gear- 
beitet von  dem  Goldschmied  Ulrich  Eberli,  die  Figur  des  heil.  Jacobus  darauf 
von  Goldschmied  Hadrian  von  Friedberg  modellirt , die  Visirung  zu  dem 
»Trühel«  von  dem  Kistler  Wendel  Dietherich,  die  Kunsttischlerarbeit  vom 
Kistler  Hans  Krieger,  sämmtlich  in  Augsburg.  Als  dortige  Goldschmiede  (von 
Sighart  nicht  erwähnt)  werden  ferner  namhaft  gemacht : Valthin  Hueter 

(1576),  Jörg  Bernhard  (1579  und  1589),  Lorenz  Giesser  (1588  und  1589), 
in  München  Heinrich  Wagner.  Valentin  Drausch,  Edelstein  Schneider  und  Gold- 
schmied aus  Strassburg,  1580  bis  1582  in  Diensten  des  Herzogs  Wilhelm,  ging 
demselben  mit  Kleinodien  durch  zum  Kaiser  Rudolf  nach  Prag.  Die  weit- 
wendigen Verhandlungen  mit  ihm  und  über  ihn  resumirt  das  Schlusskapitel 
des  Werks.  Ferner  bringt  der  neunte  Abschnitt  Material  bei  zur  Geschichte 
der  Versuche,  die  venezianische  Glasfabrikation  in  Bayern  einzubürgern  (Vertrag 
des  Herzogs  Wilhelm  mit  dem  Italiener  Giovanni  Scarpoggiato  von  1584)  und 
Daten  über  die  Glasschleiferei  in  Schwäbisch  Gmünd,  wo  venezianisches  Glas, 
das  für  den  Export  über  Antwerpen  bestimmt  war,  raffmirt  wurde. 

B.  B. 

Geschichte  der  neuern  deutschen  Kunst  vom  Ende  des  vorigen  Jahr- 
hunderts bis  zur  Wiener  Ausstellung  1873  mit  Berücksichtigung  der  gleich- 
zeitigen Kunstentwickelung  in  Frankreich,  Belgien,  Holland,  England,  Italien 
und  Russland  von  Dr.  Franz  Heber,  Prof,  am  Polytechnicum  und  an  der 
Universität  in  München.  Stuttgart,  Meyer  & Zellers  Verlag  (Fr.  Vogel) 
gr.  8°,  S.  1—384. 

Eine  ausführliche  Darstellung  des  Entwickelungsganges  der  deutschen  Kunst 
von  ihrer  Wiedergeburt  im  vorigen  Jahrhundert  an  ist  eine  höchst  erwünschte 
Erscheinung,  erwünscht  für  die  Fachkreise  wie  für  das  grössere  Publikum. 
Denn  während  das  letztere  durch  die  allbekannten  Handbücher  der  Geschichte 
der  Kunst  überhaupt  oder  der  einzelnen  Erscheinungsformen  derselben  Kunde 
erhält  von  den  Ergebnissen  der  Forschung  auf  diesem  Gebiete,  ist  den  weiteren 
Leserkreisen,  wie  wir  uns  nicht  verhehlen  können,  die  allmähliche  Umwand- 


Literaturbericht. 


143 


lung  ziemlich  fremd  oder  doch  unverstanden  geblieben,  welche  sich  in  den 
letzten  Jahrzehnten  in  der  Beurtheilung  des  Schaffens  der  jüngsten  Vergangen- 
heit vollzogen  hat.  Unsere  Generation  ist  noch  mit  der  Vorstellung  aufge- 
wachsen, die  gesammte  Kunst  des  achtzehnten  Jahrhunderts,  ja  ein  gutes  Stück 
des  siebzehnten  noch  eingerechnet,  sei  schlechthin  verwerflich;  sie  nimmt  den 
Ruhm  der  Classicisten  gläubig  aber  wenig  überzeugt  hin,  hat  ganze  Schulen 
mitbewundert  und  mitvergessen,  wie  es  von  der  Kritik  des  Tages  vorgeschrieben 
wurde  und  gibt  sich  ebenso  willenlos  jeder  neuen  Tagesgrösse  gefangen.  Ord- 
nung in  die  Ueberfülle  der  Erscheinungen  eines  Zeitraums  von  hundert  Jahren 
zu  bringen,  den  Zusammenhang  derselben  darzuthun  und  ihre  Bedeutung  ob- 
jectiv  abzuwägen,  ist  also  ein  ebenso  dankenswerthes  Unternehmen,  als  es 
schwierig  ist,  und  Reber  verdient  die  wärmste  Anerkennung  für  die  Umsicht, 
Gründlichkeit  und  Gewissenhaftigkeit,  mit  welcher  er  sich  der  mitunter  wenig 
lockenden  Arbeit  unterzogen  hat,  das  massenhafte  künstlerische  und  literarische 
Material  zu  bewältigen.  Wenn  hier  und  da  etwas  übersehen  ist,  wenn  das 
Urtheil  über  diese  oder  jene  künstlerische  Persönlichkeit  vielleicht  angefochten 
werden  kann,  so  fällt  das  der  Verdienstlichkeit  der  Leistung  im  Grossen  und 
Ganzen  gegenüber  nicht  ins  Gewicht. 

Dass  der  Verfasser  einerseits  zurückgreift  bis  auf  die  letzten  Lebensäusse- 
rungen der  Renaissance-Epoche,  um  die  Zustände  zu  begründen,  aus  denen  es 
sich  emporzuarbeiten  galt,  anderseits  die  Wechselbeziehungen  zwischen  Deutsch- 
land und  den  übrigen  Ländern  mehr  als  vorübergehend  in  Betracht  zieht,  dürfte 
allgemeine  Billigung  finden.  Das  gegenseitige  Geben  und  Empfangen,  Anregen 
und  Angeregtwerden  ist  ja  kaum  auf  einem  anderen  Felde  der  Culturarbeit  so 
unbedingt  über  alle  nationalen  und  politischen  Schranken  hinweggegangen, 
dass  eine  wahrhaft  historische  Arbeit  in  der  Beschränkung  auf  das  Schaffen 
eines  einzigen  Volksstammes  gar  nicht  denkbar  wäre;  und  wir  betrachten  es 
eben  nur  als  ein  zufälliges  Auslassen  auf  dem  Titel  des  Buches,  wenn  dort 
der  skandinavischen  Länder  nicht  gedacht  wird.  Auch  die  Bedenken,  welche 
das  Vorrücken  des  Abschlusses  bis  in  die  gegenwärtigste  Gegenwart  hinein 
erregen  kann,  müssen  bei  genauerer  Erwägung  schwinden.  In  der  That  haben 
wir  es  ja  nur  noch  mit  dem  Ausleben  von  Richtungen  zu  thun,  welche  sich 
heute  schon  unbefangen  beurtheilen  lassen,  und  auch  die  letzte  wienei  Aus- 
stellung wies  keine  Keime  einer  neuen  selbständigen  Epoche  auf. 

Das  Werk  soll  in  fünf  Lieferungen  erscheinen,  von  welchen  drei  bereits 
vorliegen.  Das  erste  Buch : »Das  Wiedererwachen  der  Kunst-Periode  des  Classi- 
cismus«,  schildert  in  den  einleitenden  Kapiteln  die  Zustände  im  siebzehnten 
und  in  der  ersten  grösseren  Hälfte  des  achtzehnten  Jahrhunderts,  nach 
einem  vom  Verf.  mit  Vorliebe  gebrauchten  Bilde:  Abend  und  Nacht.  Der 
letztere  Ausdruck  ist  indessen  nicht  allzu  streng  zu  nehmen,  Reber  ist  keines- 
wegs blind  eingenommen  gegen  die  Zeit  der  Pöppelmann,  Fischer  von  Erlach, 
Knobelsdorff,  Chodowiecky  u.  s.  w.,  charakterisirt  vielmehr  Barock  und  Rococo 
treffend  in  ihren  Licht-  und  Schattenseiten,  wenn  auch  unseres  Bedünkens  der 
grosse  Zug  in  der  Gesammtanlage  der  Paläste  dieser  Periode,  besonders  wo 
diese  mit  Gärten  verbunden  waren  oder  verbunden  werden  sollten,  etwas  stärkei 


144 


Literaturbericht. 


hätte  betont  werden  können.  Als  »Dämmerung«  folgt  dann  die  Zeit  des  Mengs, 
von  welchem  wir  ein  sehr  gelungenes  Bild  erhalten,  der  Canova,  Dannecker, 
Gottfried  Schadow,  Langhaus,  Erdmannsdorf  und  der  Gefolgschaft  dieser  Künstler, 
welche  die  »classicistischen  Regungen«  repräsentiren. 

Den  »Morgen«  lässt  Reber  natürlich  mit  Carstens  anbrechen,  dessen  lebens- 
längliches Ringen  mit  allen  Widrigkeiten,  die  ein  MensÄhenschicksal  bestimmen 
können,  in  der  schlichten  aber  warmen  Darstellung  ergreifen  muss.  Im  fünften 
Kapitel  sehen  wir  dann  das  Beispiel  des  Carstens  fortwirken  in  den  Malern 
Wächter,  Schick,  Koch,  — in  Thorwaldsen,  welchem  Reber  allerdings  die 
höchste  Stelle  im  modernen  Classicismus  zugesteht,  ohne  doch  das  Ueberwiegen 
des  formalen  Talents  über  Gedanken,  Phantasie  und  Empfindung,  und  den  Ein- 
fluss der  Ganova’schen  Grazie  in  den  anmuthigen  kleineren  Werken  zu  ver- 
kennen — und  dessen  Nachfolgern.  Hieran  reiht  sich  der  unmittelbar  von 
Gilly  (f  1800  im  Alter  von  29  Jahren)  angeregte  Schinkel,  dessen  Biographie 
Reber  leider  zerreissen  musste,  da  die  Hauptzeit  seines  Wirkens  bereits  in  die 
Periode  der  Romantik  fällt. 

Dieser  ist  das  zweite  Buch  gewidmet.  Hier  nun  kann  der  Verfasser  nicht 
umhin,  die  verwandten  Bestrebungen  in  der  gleichzeitigen  Literatur  heranzu- 
ziehen, während  er  im  ersten  Buche  der  Betrachtung  derartiger  Beziehungen 
etwas  auffallend  aus  dem  Wege  geht ; desgleichen  werden  die  französischen 
Romantiker  eingehender  behandelt.  Die  Häupter  der  Bewegung  in  Deutschland 
lassen  sich  natürlich  wieder  nicht  in  diesem  einen  Buche  abfertigen,  sondern 
gehen,  vor  allen  Cornelius,  in  das  dritte,  »die  Glanzzeit  der  deutschen  Kunst«, 
hinüber.  Das  Wirken  dieses,  von  Reber  nicht  einseitig  bewunderten,  Meisters 
in  Rom,  Düsseldorf,  München,  die  glänzende  Zeit  Münchens,  die  neuen  düssel- 
dorfer  Anfänge  unter  W.  Schadow  füllen  die  dritte  Lieferung  des  Werkes, 
dessen  weiterem  Erscheinen  gewiss  in  allen  kunstfreundlichen  Kreisen  mit  reger 
Theilnahme  entgegengesehen  wird.  B.  B. 

Archäologische  Zeitung.  Herausgeg.  v.  Curtius  u.  Schöne.  Jahrg.  38.  Heft 
1.  2.  Berlin,  1875.  4°. 

Inhalt:  Curtius,  Die  Darstellungen  des  Kairos.  — E.  Schulze,  Marmor- 
büste eines  römischen  Feldherrn.  — F.  Matz,  Ueber  ein  Relief  im  Palazzo  Co- 
lonna.  — R.  Engelmann,  Herakles  mit  Erginos.  — G.  Hirschfeld,  Teos.  — 
C.  Th.  Michaelis,  Bemerkungen  zur  sicyonischen  Malerschule.  — G.  Treu, 
Aphrodite  Anadyomene,  Terracottagefäss  des  K.  Museums  zu  Berlin.  — Miscellen. 
— Berichte.  (Mit  Kunstbeilagen.) 

Bullettino  dell’  instituto  i corrispondenza  archeologica.  Roma,  1875. 
I— VII.  8°. 

Inh.:  Henzen,  Illustrazione  d’una  lapide  latina  ritrovata  a Castel  Porziano.  — 
Hel  big,  Süll’  uso  e sull’  introduzione  de’  rasoji  ne’  paesi  antichi.  — Mau,  Scavi 
di  Pompei.  — Rosa,  Scavi  di  Terramo.  — Zannoni,  Rasoi  di  bronzo.  — Due 
vasi  di  Misanello.  — Mau,  Graffiti  di  Pompei  contenenti  l’alfabeto  osco.  — Eroli, 
Scavi  d’Isola  di  Fano.  — Gamurrini,  Specchi  etruschi.  — Mau,  Osservazioni  sul 
cosidetto  auditorio  di  Mecenate.  — Bertolini,  Scavi  concordiesi.  — Poggi,  Scavi 
nel  Parmense.  — Corazzini,  Scavi  di  Canneto.  — Henzen,  Tessera  d’un  panto- 
mimo.  — Bortolotti,  Notazione  numerale  prealfabetica.  — Mau,  Tabelle  scritte 
pompeiane.  — 

Revue  de  l’Art  chretien.  Recueil  mensuel  d’archeologie  religieuse.  Dirige 
par  J.  Corblet.  2e  sörie,  t.  II.  1 — 4.  Paris  1875.  Gr.  8°. 


Literaturbericht. 


145 


Inh.:  G.  de  Linas,  Les  origines  de  l’orfevrerie  cloisonnee.  — P.  Schmidt, 
Eglise  du  Voeu  national  au  Sacre-Coeur.  — E.  Le  Blant,  Sur  une  pierre  tumu- 
laire  portant  les  mots  Christus  hic  est.  — Van  Drival,  L’Exposition  de  Lille 
(6e  article).  La  Groix  de  Henri  IV  ä Rome,  notice  avec  des  annotations  de  Mgr. 
Barbier  de  Montault.  — J.  Gorblet,  Deux  grands  artistes  chretiens:  les  freres 
Duthoit.  De  Boyer  de  Ste.  Suzanne,  Les  Tapisseries  d’ Amiens.  — J.  M.  Ri- 
chard, Inventaire  du  couvent  des  Dominicaines  d’Arras  en  1324.  — E.  Le  Blant, 
Xote  sur  quelques  representations  antiques  de  Daniel  dans  la  fosse  aux  lions.  — 
P.  Minasi,  Le  Sarcophage  de  Sainte-Quitterie.  — J.  Corblet,  L’Architecture  civile 
et  militaire  de  Pise,  avant  le  XVe  siede.  — Les  Silex  de  Wagnonlieu,  pres  Arras. 
— Davin,  Les  anciens  Monuments  chretiens  de  Rodez.  — Delvigne,  Quelques 
remarques  ä propos  d’une  nouvelle  edition  de  l'Imitation  de  Jesus-Christ.  — Le 
nouveau  Choeur  de  la  basilique-cathedrale  de  Montpellier.  — J.  Gorblet,  Un  chef- 
d oeuvre  typographique.  — Dom.  Fr.  Plaine,  Le  Bienheureux  Charles  de  Blois, 
duc  de  Bretagne,  protecteur  des  arts  au  XlVe  siede.  — L.  Ghaillot,  Castel- 
Gandolfo.  Barbier  de  Montault,  Decouverte  d’un  traite  de  symbolisme  du 
XIRe  siede  ä la  bibliotheque  de  la  ville  de  Poitiers.  — Berichte.  — Biographien  (Mit 
Illustrationen.) 

Der  Kirchenschmuck.  Blätter  des  christlichen  Kunstvereines  der  Diözese 
Seckau.  VI.  Jahrg.  Graz  1875.  Nr.  1—8 

Inh.:  R.  Rosegger,  Das  Wiederaufleben  der  kirchlichen  Kunst  und  seine 
Bedingungen.  — Die  heil.  Gräber  in  der  Charwoche.  II.  — G.  Bautcaxler,  Pedum 
Pastorale.  (Forts.)  — Bildnisse  Mariä.  (Forts.)  — J.  Graus,  Der  Aegidiusdom  zu 
Graz.  (Forts.)  — 0.  Kernstock.  Ein  Frohnleichnamsfest  im  Chorherrenstifte 
vorau  aus  dem  14.  Jalirh.  — Das  Schultertuch  (amictus,  humerale).  — Der  Granat- 
apfel (malum  punicum).  — M.  Grabner,  Ministranten-Kleidung.  — Ausstellung  des 
Diöcesan-Kunstvereines.  — Der  verewigte  Gründer  des  Kirchenschmuck,  P.  Ulrich 
Greiner.  — A.  II  g,  Uebersicht  der  Kunstgeschichte  von  Graz.  — A.  Ort  wein, 
Vorlesung  über  das  Wesen  des  Stickens  und  über  die  richtige  Farbengebung  in  den 
dekorativen  Künsten,  Altar  und  Altaraufsatz.  — Der  Ciborium-Altar.  — Korre- 
spondenzen.  — Notizen.  (Mit  autograph.  Illustrationen). 

Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  23.  u.  24.  Bericht  des  Ver.  f.  d. 
Museum  schles.  Alterth.  Breslau  1875.  4°. 

Inh.:  Nehring,  Ueher  die  »Jungfrau  mit  dem  Fisch«  auf  dem  Zobtenbergo.  — 
Luchs,  Wie  man  bei  Funden  aus  der  Heidenzeit  zu  verfahren  habe.  — A.  Schultz 
lieber  einige  Bildwerke  des  12.  Jahrh.  zu  Breslau.  — J.  Hodann,  Ueber  die 
Aschenfelder  bei  Trebnig  und  die  dort  gemachten  archäolog.  Funde.  — V.  v.  Keltsch, 
Alte  Heerstrassen  in  Schlesien.  — E.  Wernicke,  Rössler  und  Luchs,  Allerlei. 

G.  Galle,  Zehn  schles.  Kirchen  der  Uebergangszeit.  — B.  v.  Prittwitz, 
Notizen  zur  Bau-  und  Kunstgeschichte  Schlesiens,  gesammelt  aus  handschriftl.  Nach- 
trägen zu  Nie.  Pols  Hemerologium  Silesiacum  Wratislaviense.  — E.  Wernicke, 
Schweidnitzei  Maler  von  1377  an.  — Luchs,  Ueber  die  bemalten  Getasse  in  den 
heidnischen  Gräbern  Schlesiens.  — Ders„  Ueber  die  Altarformen  der  Renaissance- 
zeit in  Schlesien.  E.  Beck,  Ueber  die  mittelalterlichen  Webereien  und  Sticke- 
reien im  Museum  und  einiges  andere  damit  Verwandte.  — (Mit  Bildtafeln.) 

Dasselbe.  25.  Bericht.  8°. 

Inh.:  Luchs,  Ueber  das  Museum  in  Posen.  — W.  Schwarz,  Ueher  die 
aichäolog.  Beziehungen  Posens  zu  Schlesien.  — Mitth.  über  verschiedene  Ent- 
deckungen und  Erwerbungen. 

Anzeiger  für  Schweizerische  Alterthumskunde,  lndicateur  d’antiquites  Suisses. 
Zürich  1875.  Nr.  1—2. 

Inh.:  Grangier,  Objet  lacustre  en  bronze.  — Bürki,  Schalensteine  ouer 
sogen.  Druiden-Altäre  in  der  Umgegend  von  Biel.  — Bilder  des  Jupiter,  gefunden 
im  Kanton  V all is.  — J.  Müller,  Ein  römischer  Meilenstein  von  Mumpf  bei  Rhein- 
felden.  Gremaud,  Fragments  d’inscriptions  du  Grand  Saint  Bernard.  — 
F.  Keller,  Südfrüchte  aus  Aventicum.  — Hersche,  Sturmtöpfe.  — R.  Ritz. 
Zwei  untergegangene  Dörfer  bei  Saviese  oberhalb  Sitten.  — R.  Ritz,  Notiz  über 
1 10 


146 


Literaturbericht. 


einige  verlassene  Ortschaften  des  Bezirkes  Goms  (Wallis).  — Rahn,  Lawinen- 
spalter. — Rahn,  Zur  Statistik  schweizerischer  Kunstdenkmäler.  — C.  v.  Planta, 
Der  etruskische  Fund  in  Arbedo.  — F.  v.  Mandach,  Höhle  am  Rheinfall  bei 
Schafl'hausen.  — A.  Quiquerez,  Clef  du  premier  äge  du  fer.  — J.  Müller,  Das 
römische  Bad  zu  Eschenz  bei  Stein  a.  Rh.  — Hagen,  Die  Amsoldinger  Inschriften. 
— Befund  des  Herrn  Prof.  Bachmann.  — Her  sehe,  Handmühlen.  — (Mit  Illu- 
strationen.) 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Yorzeit.  N.  F.  XXII.  Nürnberg  1875. 

Nr.  1-8.  A ^ 

Inh.:  Fürst  Hohenlohe,  Zwei  Fliesen  aus  dem  15.  Jahrh.  — A.  Essen- 
wein, Buntglasirte  Thonwaaren  des  15.— 18;  Jahrh.  im  germanischen  Museum.  — 
Wattenbach,  Handschriften  der  Stockholmer  Bibliothek.  — Jacobs,  Zur  Ge- 
schichte der  Feuerwaffen.  — E.  Wernicke,  Drei  Briefe  des  Görlitzer  Magistrats 
an  den  Ritter  Wilhelm  Zub  von  Landstein  in  Sachen  des  Malers  Georg  Burchart. 
Sphragistische  Aphorismen.  — C.  Wernicke,  Urkundliche  Beiträge  zur  Künstler- 
geschichte Schlesiens.  — Busl,  Das  Grabmal  des  Ritters  Wilhelm  von  Rechberg 
im  Kreuzgang  der  Stiftskirche  von  Ellwangen.  — H.  Ahrendts,  Zur  Geschichte 
des  Ofens.  — Fl.  Römer,  Zur  Darstellung  der  »heiligen  Familie«.  — G.  Sommer, 
Ergebnisse  einer  im  Jahre  1874  geschehenen  Nachgrabung  auf  der  Ruine  der  Kloster- 
kirche von  Bosau  (jetzt  Posa)  bei  Zeitz.  — Messmer,  Ueber  Glockenräder  in  pol- 
nischen Kirchen.  — Chronik  des  germanischen  Museums.  — Nachrichten.  (Mit 
Holzschnitten.) 


Zeitschrift  f.  bild.  Kunst.  Herausg.  v.  Prof.  Dr.  C.  von  Lützow.  X.  1875. 

1—11. 

Inh.:  ih  Vis  eher,  Sienesische  Studien.  — Dohme,  Das  Nationaldenkmal 
auf  d.  Niederwalde.  — Valentin,  Tracht  u.  Mode.  — E.  v.  Engerth,  Das 
Porträt  des  Marcantonio  Barbaro  von  P.  Veronese  im  Belvedere  zu  Wien.  — Woh- 
in ann,  Die  Galerie  Suermondt.  — Krell,  Stuttgarts  neuere  Bauthätigkeit.  — 
R.  Zimmermann,  Nachlese  zu  Carstens  Werken.  — Die  Weltausstellung  in  Phila- 
delphia. — Nord  hoff,  Die  Künstlerfamilie  Knop  zu  Münster.  — Pompejana.  — 
Die  drei  Grazien  von  Rubens.  — Lermolieff,  Die  Galerien  Roms.  — Redten- 
bacher,  Baugeschichtl.  Mitth.  aus  d.  Handzeichnungen-Samml.  d.  Uffizien.  — Zur 
Technik  der  ital.  Miniaturmaler.  — B.  Atkinson,  Landseer.  — P.  d’Abrest,  Die 
neue  Oper  in  Paris.  — E.  v.  Engerth,  J.  Seiseneggers  aufgef.  Werke.  — v.  Lützow, 
Michelangelo’s  kleiner  Johannes.  — J.  P.  Richter,  Die  Schöpfung  d.  1.  Menschen 
in  d.  Sixtin.  Kapelle.  — C.  Brun,  Mantegna  im  Mus.  zu  Tours.  — Lücke,  Goya.  — 
Rosen  her  g,  Die  Bauthätigkeit  Berlins.  — Woermann,  Die  Landschaft  in  d. 
Kunst  der  alt.  Aegypter.  --  Geymüller,  Zur  Baugeschichte  von  St.  Peter  in  Rom. 
Erwiderung.  — Clauss,  L.  Richter  und  seine  neuesten  Werke.  — R.  Vischer, 
Ueber  zwei  altvenetian.  Holzschnitte.  — Lübke,  K.  Schnaase.  — P.  d Abrest, 
Artistische  Wanderungen  durch  Paris.  — Woermann,  H.  Holbeins  d.  J.  Selbst- 
porträt von  Schloss  Fähna.  — Woltmann,  Streifzüge  im  Eisass.  — Rossmann, 
Nachträge  zu  Cornelius’  Biographie.  — Janitschek;  Ein  Denkmal  frühromanischer 
Malerei  in  Verona.  — (Mit  Kunstbeilagen.) 


Kunst-Chronik.  Beiblatt  zur  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst.  X.  Jahrg.  1—46. 

Inh.:  Die  akad.  Kunstausstellung  in  Berlin.  — Die  Formsymbolik  von  V.  Va- 
lentin. — Das  italien.  Kopistenübel  von  H.  Allmers.  — Kunstgewerbemuseum 
in  Leipzig.  — Das  Schiksal  der  Kunstwerke  Unteritaliens.  — Die  Wiener  Bauhütte. 
— Die  Kunstausstellung  in  Amsterdam.  — Gustave  Deloye  von  B.  Gr o 1 1 er.  — 
Vom  Christmarkt.  — Das  Epitaph  auf  W.  Jamitzers  Grabe  zu  Nürnberg  von  R.  Ber- 
gau.  _ Aus  Wiener  Ateliers  von  B.  Groller.  — Die  k.  Sammlungen  f.  Kunst  u. 
Wissensch.  zu  Dresden.  — Ein  Stadtbild  von  Hobbema.  — Zum  Titelholzschnitt 
der  »Neuen  Nürnberger  Reformation«  vom  J.  1522  von  G.  Sello.  — Die  Ausgra- 
bungen im  Kolosseum.  — Aus  d.  Germanischen  Museum  von  R.  Bergau.  Die 
Eröffnung  der  grossen  Oper  in  Paris.  Von  P.  d’Abrest.  — Aus  den  Katakomben 
Roms  von  J.  P.  Richter.  — Ankäufe  für  d.  Museum  in  Sigmaringen  von  D.  Leh- 
ner.  — Die  Venus  von  Milo  von  V.  Valentin.  — Das  Kriegerdenkmal  in  Stuttgart 
von  P.  F.  Krell.  — Zur  Säeularfeier  Michelangelo’s  von  J.  Cavallucci.  — Arthur 
Fitger,  der  Jüngste  der  Malerdichter.  — Carl  von  Haller  s Selhstbiographie,  mitgeth. 


Literaturbericht. 


147 


von  R.  Bergau.  — Fortuny-Ausstellung  von  Isidor.  — Ausst.  alt.  Meister  in  d. 
Londoner  Akademy  von  J.  B.  Atkinson.  — Rafael’s  Madonna  di  Tempi,  gestochen 
von  J.  L.  Raab,  von  W.  Lübke.  — Aus  Barbizon  von  P.  d’Abrest.  — Die  k.  k. 
Kupferstichsammlung  und  die  Hofbibliothek  in  Wien.  — Der  Umbau  der  Berliner 
Gemäldegalerie  u.  d.  Samml.  Suermondt.  — Ein  neues  Bild  von  Ad.  Menzel.  — Zur 
Universitätsfeier  der  Stadt  Leyden.  — Aus  d.  Wiener  Künstlerhause.  — Georg  Brew 
von  A.  Rosenberg.  — Ornament-Stiche  von  B.  Bergau.  — Die  Oeffnung  des 
Medicäergrabes  in  Florenz.  — Zur  dänischen  Kunstgeschichte  von  S.  Müller.  — 
Alfr.  Michiels  u.  d.  Kasseler  Galerie.  — Die  neue  Venus  des  Kapitol  von  L.  Julius. 

— Die  Jahresausstellung  im  Wiener  Künstlerhause  von  G.  Groller.  — Die  Her- 
stellung des  Vierungsthurmes  am  Strassburger  Münster  von  A.  W o 1 tm  a nn.  — 
Zur  Erinnerung  an  Gust.  Bläser.  — Zur  Kunstgeschichte  Nürnbergs.  — Falsche 
Regnault’s.  — Ueber  einen  Kupferstich  Aldegrever’s  von  A.  Bosenberg.  — Karl 
Schnaase  f.  — Der  Salon  von  P.  d’Abrest.  — Der  Sieger  in  der  Concurrenz  um 
den  Dresdener  Theatervorhang.  — Die  Wiederherstellung  des  Vierungsthurmes  am 
Strassburger  Münster  von  W.  Lübke.  — Die  Schleissbeimer  Galerie.  — Gutachten 
Eberhard  Wächters  über  die  Boisseree’sche  Sammlung,  mitgetheilt  von  Dr.  Lehn  er. 

— Die  Mosaiken  der  Fagade  von  St.  Paul  vor  den  Mauern  Borns.  — Zur  Michel- 
angelofeier. — Die  schweizerische  Kunstausstellung  von  1875  von  Brun.  — Zur 
Sixtinischen  Madonna  von  Danz.  — Die  Ausstellung  älterer  kunstgewerbl.  Arbeiten 
in  Dresden  von  Glauss.  — Neue  Bilder  von  Makart.  — Zur  schweizerischen  Kunst- 
geschichte von  Zetter.  — Die  Glasgemälde  aus  den  jetzt  zerstörten  Kirchen  Kölns 
von  Ennen.  — Die  Verschleppung  der  Kunstwerke  aus  Italien.  — W.  Linden- 
schmit’s  Venus  und  Adonis  von  V.  Valentin.  — Das  Hermannsdenkmal.  — Ber. 
über  Auctionen,  Ausstellungen.  — Nekrologe.  — Correspondenzen  etc. 

Gazette  des  beaux-arts.  Paris,  1875.  1 — 9. 

Inh.:  Saint-Cyr  de  Rayssac,  Quinze  sonnets  de  Michel-Ange.  — A.  de 
la  Tornelle,  Anet.  — Le  Baron  de  Vick.  — P.  Lefort,  Murillo  et  ses  eleves.  — 
Jacquemart,  Exposit.  de  l’Union  centrale.  Hist,  du  Costume.  Salles  orientales. — 
Mailet,  Les  ivoires  de  F.  Duquesnoy.  — Darcel,  Expos,  de  Lille  (2  art.)  — 
Mesnard,  L.  Signorelli : Chapelle  S.  Brizio  a Orvieto.  — W.  Fol,  Jean  Louis 
Hamon.  — Lechevallier-Chevignard,  Un  amateur  parisien  du  XVIe  siede. 

— L.  Menard,  La  symbolique  du  feu.  — E.  Veron,  Le  musee  de  Lyon.  — 
R.  Menard,  Clodion.  — Ch.  Blanc,  Em.  Galichon.  — Clement  de  Ris,  Le 
tresor  imperiale  de  Vienne.  — P.  Mantz,  Ch.  Gleyre.  — Ch.  Blanc,  De  la  forme 
des  vases.  — W.  Fol,  Fortuny.  — Lechevallier-Chevignard,  La  salle  de  la 
renaissance  ä Fexpos.  hist,  du  costume.  — 0.  Rayet,  Les  figurines  de  Tanagra  au 
musee  du  Louvre.  — Bouisson,A  propos  de  Corot.  Darcel,  Histoire  du 
costume.  Salle  du  moyen  age  ä l’expos.  de  l’Union  cent.  — Schneider,  Un  ca- 
binet d’amateur  en  Suisse  (musee  Fol.)  — L.  Courajod,  Expos,  retrosp.  de  Milan: 
Art  industriel.  — Bonnaffe,  Maitre  Pihourt  et  ses  heteroclites.  — Dumont,  Les 
moulages  du  musee  du  Louvre.  — Chesneau,  J.  F.  Millet.  — E.  Didron,  Du 
role  decoratif  de  la  peinture  en  mosaique.  — Duplessis,  Les  eaux-fortes  de  Rem- 
brandt.  — Viardot,  Quelques  avis  aux  collectionneurs  de  tableaux.  — Anatole 
de  Montaiglon,  Le  salon  de  1875.  — Chesneau,  Un  humoriste  anglais.  John 
Leech.  — Gonse,  Les  graveurs  contemporains:  J.  Jacquemart.  — Gheron,  Biblio- 
graphie. — Courajod,  Une  statue  de  Louis  XV,  de  J.  B.  Lemoyne.  — Al.  Ba- 
silewsky,  Le  disque  de  Beresoff.  — Lavoix,  Les  arts  musulmans.  — Gonse, 
Le  portrait  d’homme  du  musee  de  Montpellier.  — Mantz,  Jan  van  Goyen.  — Du- 
plessis, Gavarni,  — Gonse,  Aquarelles,  dessins  et  gravures  au  Salon  de  1875.  — 
Gte.  CI.  de  Ris,  Un  paquet  de  lettres.  — Heuzey , Recherches  sur  un  grouppe 
de  Praxitele  d’apres  les  figurines  de  terre  cuite.  — Demay,  Les  sceaux  des 
archives  nat.  (cont.)  — Darcel,  Expos,  retrospective  de  Nancy.  — Mit  Kunst- 
beilagen. 

La  chronique  des  arts  et  de  la  cnriosite.  Supplement  ä la  Gazette  des 
beaux-arts.  1875.  1 — 29.  4°. 

Inh.:  Aicard,  La  Venus  de  Milo.  — Societe  nationale  des  artistes  francais. 
Reglement.  — Darcel,  Ad.  Lance.  — Projet  d’ecole  de  mosaTstes.  — Emile  Ga- 
lichon f.  — Heron  deVillefosse,  L’ancienne  ecole  de  mosai'que  sous  Napo- 
leon ler.  — Darcel,  L’art  et  l’archeologie  au  theatre.  — Darcel,  Les  faiences 


148 


Literaturbericht. 


de  Deruta.  — Eloge  de  M.  Vitet.  — Darcel,  Peintures  de  M.  M.  H.  Leyy  et 
D Maillart  dans  les  galeries  du  Bon-Marche.  — Les  derniers  emailleurs  Nivernais.  — 
Manufactures  nationales:  Sevres.  — Note  sur  les  musees  nationaux  par  F.  Reiset  — 
Conseil  superieur  des  beaux-arts  (Decret).  — Fred.  Villot  f-  — Les  fouilles 
d’Olvmpie  (convention  conclue  entre  1’Alleniagne  et  la  Grece).  — Oourajod,  L m- 
ventaire  des  richesses  de  Part  en  France.  — Champfleury,  Terres  jaspees  de  la 
fabrique  de  Douai.  — \aria.  — 


Journal  des  beaux-arts  et  de  la  litterature.  Direct.:  M.  Ad.  Sir  et.  1875 
1 16  4°. 

Inh.:  Rousseau,  Paul  Veronese.  — Les  nouv.  peintures  de  l’hotel  de  villi 
de  Bruxelles.  — Notes  supplem.  sur  Fred,  van  de  Kerkhove.  --  Vente  de  la  Col- 
lection Sanford.  — Expos,  des  oeuvres  de  F.  v.  d.  Kerkhove.  — Jouin,  Sur  la 
sculpture.  Mitgeth.  v.  Sir  et.  — Canneel,  Peintures  murales  modernes  ä Burst.  — 
L’enfant  de  Bruges.  - Sir  et,  Lettre  ä M.  J.  Rousseau  ä propos  de  1 expos.  des 
oeuvres  de  F v d Kerkhove.  — Travaux  d’art  executes  par  des  artistes  flamands 
ä l’eglise  de  St.  Jean,  ä Malines,  de  1450  ä 1793.  - »Crushed  by  icebergs«,  tableau 
de  Bradford.  — Jouin,  Corot.  — Premiere  publication  de  la  societe  intern,  des 
aqua-fortistes.  Eaux  fortes  de  l’Art  universel.  — La  collection  Beissel.  — Collection 
de  gravures  de  La  Motte-Fouquet.  - Apropos  des  tapisseries  de  1 hotel  van  Susteren 
Du  Bois  — Expos,  des  oeuvres  de  Gallait,  Portaeis,  Robert  et  de  la  collect.  Car- 
don.  — Jean  Joest.  - Jouin,  Le  Salon  de  1875.  - L’expos  de  Liege.  - Pein- 
tures  murales  a Teglise  St.  Joseph  ä Louvain.  Tableau  de  C.  Meumei.  Lxpös. 
Smits  — Sculpture  religieuse:  Autel  de  l’eglise  de  St.  Roch  k Courtrai  par  CI.  Car- 
bon — Neeffs,  L’arcde  triomphe  de  Malines.  — Clir.  Kramm.  — Schoy,  Ara- 
besclii  e Groteschi.  - Bordeaux,  L’eglise  de  Normanville  pres  d’Evreux.  - Re- 
flexions k propos  du  Salon  de  Bruxelles.  — Les  beaux-arts  et  les  a\eugles.  Hotel 
Plantin-Moretus.  Nouv.  details.  — Berichte  über  Ausstellungen,  Auktionen  etc. 


The  Art-Journal.  London,  1875.  1 — 9.  Kl.  Fol. 

Inh.:  Studies  and  sketches  by  E.  Landseer.  — Seguier,  Early  engiavings  in 
the  roval  Gallery  at  Florence.  — Simmonds,  Gold  is  an  art-material.  — J.  Daf- 
forne The  works  of  L.  Alma-Tadema.  - E.  Owen,  The  spinal  column  artisti- 
cally  considered.  - Hall  & L.  Jewitt,  The  stately  homes  of  England.  - Cutts, 
The  history  of  the  eucharistic  vestments.  — Ri  mm  er,  Anc.  stone  crosses  ot  Lng- 
land  — Hunter,  Metal  work  among  the  Hindoos.  — Je  wett,  Art  under  the 
seats.  — Jarves,  Pen-and-ink  likenesses  of  artists  and  critics.  - Dafforne,  The 
works  of  F.  D.  Hardy.  - S.  R.  Alcock,  Japanese  art.  — F.  R.  Conder,  Womens 
work  in  Austria.  — Grüner,  The  Green  Vaults  of  Dresden.  — Cutts,  Traditions 
of  Christian  art.  — B.  Atkinson,  Florence  as  it  was  and  as  lt  is.  — J.  J.  Jarves, 
An  assumed  example  of  greek  easel-painting.  — Dafforne,  rhe  works  ot 
G.  A.  Storey.  — E.  Owen,  On  certain  natural  arches.  — J.  H.  Lawrence- 
Arclier,  Chinese  porcelain,  part.  that  of  the  Ta  Mmg  Dynasty.  Allen,  Shake- 
speares London,  and  the  house  he  lived  in.  — B.  Palliser,  M Jules  Jacquemart  s 
collection  of  shoes  in  the  Mus.  of  costume,  Paris.  — Berichte  über  Gallenen,  Aus- 
stellungen, Notizen  etc.  (Mit  Kunstbeilagen.) 


Architektur. 

Le  rovine  di  Roma  al  principio  del  secolo  XVI.  Studi  del  Brainantiuo 
(Bartolomeo  Suardi).  Da  un  manoscritto  dell’  Ambrosiana  di  80  Tavole 
l'otocromolitografate  da  Angelo  della  Croce  con  prefazione  e note  di  Giu- 
seppe Mongeri.  (Ed.  di  200  exempl.  num.)  Milano  Hoepli,  1875.  4°. 

Unter  diesem,  dem  Inhalte  des  Buches  nicht  vollständig  entsprechenden 
Titel  liegt  die  Publication  eines  Manuscriptes  der  Ambrosiana  vor,  welches  aus 
80  Tafeln  mit  Zeichnungen  und  in  die  letzteren  eingeschriebenen,  auf  dieselben 
bezüglichen  Noten,  ferner  aus  einem  von  der  Hand  des  Verfassers  der  Zeich- 


Literaturbericht. 


149 


n ungen  und  zugeschriebenen  Noten  nicht  herrührenden  Titelblatte  besteht. 
Mongeri  hat  zu  diesen  in  tüchtigen  Photochromolithographien  ausgeführten  Blät- 
tern eine  Einleitung,  zu  jeder  Tafel  eine  Erklärung  und  zum  Ganzen  das  obige 
Titelblatt  beigegeben.  In  Anbetracht  der  wenigen  erhaltenen  und  bekannten 
Zeichenbücher  aus  der  Renaissancezeit,  in  denen  Studien  nach  römischen 
Baudenkmälern  Aufschluss  über  so  vieles  unwiederbringlich  verloren  gegangenes 
geben  könnten,  wird  diese  Publication  das  grösste  Interesse  erregen  müssen; 
es  hindert  dies  aber  auch  nicht,  gerade  einer  solchen  Arbeit  mit  um  so  grösserer 
Vorsicht  zu  begegnen,  zumal  als  die  Autorschaft  der  Zeichnungen  und  Noten 
unbekannt,  oder  wenigstens  auf  kein  sicheres  Zeugniss  zurückzuführen  ist,  und 
auch  die  Zeichnungen  selbst  nicht  der  Art  sind,  um  ihnen  ohne  Weiteres  als 
gewissenhafte  Nachbildungen  der  »Rovine  di  Roma  im  16.  Jahrhunderte«  das 
vollste  Vertrauen  entgegen  bringen  zu  können.  Das  Titelblatt  des  Manuscripts, 
das  vom  Ingenieur  Ricchini  im  Jahre  1660  geschrieben  ist,  besagt:  »Bramantis, 
Pictoris  et  Architecti  mirabile  Studium«.  Mongeri  sucht  in  seiner  Einleitung 
über  den  Urheber  der  Zeichnungen  nachzuweisen,  dass  es  sich  hier  nicht  um 
den  grossen  Bramante,  sondern  um  Bramantino  (Bartolomeo  Suardi)  handle, 
ohne  dafür  ganz  stichhaltige  Gründe  beizubringen.  Aus  den  gebotenen  Zeich- 
nungen mit  ihren  an  Provinzialismen  reichen  erläuternden  Noten  lässt  sich  die 
Urheberschaft  eines  lombardischen  Architekten  nachweisen,  eines  Künstlers, 
der  sich  vor  Allem  auf  Grundrissdispositionen  gewölbter  und  mit  Nischen  ver- 
sehener Centralbauten,  auf  jene  Dispositionen,  wie  sie  durch  die  bramantisch- 
lombardische  Schule  in  die  neue  Architektur  eingeführt  wurde,  verlegte. 

Man  sieht  aber  deutlich,  dass  es  hier  nicht  darauf  ankam,  römische  Bau- 
denkmale in  ihren  Resten  genau  wiederzugeben , sondern  der  Architekt  gab 
auch  seinen  Ideen  mit  Unterlegung  antiker  Motive  Ausdruck.  Sichtlich  genügen 
ihm  oft  geringe  Reste  des  Alterthums,  um  sie  in  seiner  Weise  zu  ergänzen, 
und  solcher  Art  an  ihnen  zu  studiren.  Man  wird  dies  am  deutlichsten  dort 
sehen,  wo  zu  den  hier  fast  durchweg  vorherrschenden  Grundrisszeichnunge 
auch  Aufrisse  skizzirt  sind.  (Taf.  2,  72  u.  a.)  Nicht  weniger  wird  hierbe. 
auch  der  Umstand  zu  berücksichtigen  sein,  dass  in  den  Noten  häufig  nur  von 
erhaltenen  Fundamenten  oder  von  Fundamenten,  welche  erhalten  waren, 
die  Rede  ist. 

Viele  Grundrisse  tragen  den  ausgeprägten  Charakter  spätrömischer  Zeit. 
Es  muss  hauptsächlich  die  häufige  Anordnung  der  im  Inneren  und  Aeusseren 
der  Gebäude  vor  die  Wände  gestellten,  auf  verkröpfte  Gebälke  berechneten 
Säulen,  welche  an  die  Thermenräume  und  den  grossen  Tempel  in  Spalato 
erinnern,  auffallen.  Freilich  läuft  auch  hier  Vieles  unter,  dem  man  nicht  un- 
bedingten Glauben  entgegen  bringen  wird.  Mongeri  ist  übrigens  mit  der  Be- 
zeichnung der  Grundrisse  dort,  wo  ihn  der  Autor  im  Stich  lässt,  allzu  schnell 
bei  der  Hand  und  sieht  überall  ohne  zwingenden  Grund  einen  Tempio  und 
eine  Cella  sacra. 

Der  Zeichner  geht  nur  auf  die  Hauptdisposition  der  Architektur  aus  und 
vermeidet  alles  Detail  wiederzugeben.  Dies  zeigen  ausser  den  Grundriss- 
dispositionen besonders  die  am  Ende  seiner  Arbeit  gebrachten  Studien  nach 


150 


Literaturbericht. 


Triumphbögen,  unter  denen  man  den  Titusbogen  und  Septimius  Severusbogen 
(von  Mongeri  fälschlich  als  Constantinsbogen  bezeichnet)  erkennt.  Sie  sind 
mit  Hinweglassung  aller  ornamentalen  und  figuraien  Äuszier  gegeben,  und  da 
auch  die  Verhältnisse  nicht  genauen  Vermessungen  entsprechen,  wird  man  von 
hier  auch  auf  das  Uebrige  den  Schluss  ziehen  dürfen,  dass  es  sich  mehr  um 
freie,  als  um  gewissenhafte  Aufnahmen  in  dem  Sinne,  wie  wir  dies  heute  an- 
streben, handelt.  Zu  einem  Skizzen-  und  Studienbuch  im  vollsten  Sinne  wird 
das  Manuscript  auch  dadurch,  dass  einestheils  moderne  Arbeiten,  die  ent- 
schieden der  Renaissance  angehören,  in  dasselbe  einbezogen  sind,  andererseits 
Copien  aus  Büchern  mit  unterlaufen;  so  wird  unter  Anderem  auf  Taf.  66  eine 
Ka,nzel,  auf  Taf.  57  ein  Tempelgrundriss  und  dieser  letztere  aus  einem  Buche 
des  »Mro.  Lionardo«  gebracht. 

In  den  Zeichnungen  fehlen  alle  Hülfslinien  und  Behelfe  vollständig,  die 
Ausführung  ist  eine  so  fertige , dass  man  nicht  an  ein  Skizzenbuch , das  un- 
mittelbar vor  dem  Objekte  der  Aufnahme  gedient  hat,  denken  kann,  sondern 
vielmehr  an  ein  solches,  in  welches  nach  draussen  gemachten  Studien  die 
Formen  mit  allen  Zuthaten  rein  eingetragen  wurden. 

Alles  dieses  zusammengenommen  schwächt  den  grossen  Werth  des  Buches 
nicht  ab,  denn  wenn  man  es  auch  vom  archäologischen  Standpunkte  mit  Vor- 
sicht wird  behandeln  müssen , gibt  es  doch  andererseits  wieder  einen  schätz- 
baren Einblick  in  die  Studien  eines  Renaissancearchitekten  gegenüber  den 
römischen  Baudenkmalen. 

Wenn  Mongeri  das  Buch  Rovine  di  Roma  im  16.  Jahrhunderte  nennt, 
so  muss  aber  endlich  noch  hervorgehoben  werden , dass  die  wichtigsten 
Reste  der  Jetztzeit,  die  es  auch  für  die  damalige  Zeit  gewesen  sein  dürf- 
ten , wie  die  grossen  Thermen , Amphitheater , Theater , das  Pantheon  etc. 
in  demselben  vollständig  fehlen , dieser  Titel  demnach  keine  volle  Berech- 
tigung hat. 

Die  schöne  Ausstattung  des  Werkes  und  präcise  Wiedergabe  der  Zeich- 
nungen können  für  alle  ähnlichen  Fälle  als  mustergültig  hervorgehoben  werden. 

Alois  Hauser. 

Geschichte  der  deutschen  Baukunst  von  der  Römerzeit  bis  zur 
Gegenwart,  von  Heinrich  Otte.  1.  Geschichte  der  Romanischen  Baukunst 
in  Deutschland.  Mit  4 Tafeln  und  309  eingedruckten  Holzschnitten.  VIII 
und  752  Seiten.  8°.  Leipzig,  T.  0.  Weigel,  1874.  Pr.  18  M. 

Unter  den  Lesern  dieser  Blätter  dürfte  wohl  keiner  sein , bei  dem  Hein- 
rich Otte’s  Name  nicht  längst  bekannten  und  guten  Klang  hätte.  Seit  Jahren 
befindet  sich  in  wiederholten  Auflagen  Otte’s  Handbuch  der  mittelalterlichen 
Kunstarchäologie  .in  den  Händen  Aller,  die  sich  mit  deutscher  oder  mittel- 
alterlicher Kunst  beschäftigen.  Ich  habe  mit  Freuden  es  nicht  blos  in  Deutsch- 
land , sondern  weit  über  dessen  Grenzen  hinaus  in  fremden  Ländern  bei  Ge- 
lehrten wie  bei  einfachen  Kunstfreunden  wiedergefunden.  Seiner  Anlage  nach 
noch  bedeutender  und  umfassender  ist  das  Werk,  dessen  erster  Theil  nunmehr 
vollständig  vorliegt  und  dem  diese  kurze  Besprechung  gewidmet  ist. 

Der  Verfasser  hat  sich  zur  Aufgabe  gesetzt,  die  Geschichte  der  deutschen 


Literaturbericht. 


151 


Architektur  vom  ersten  Beginn  des  Kunstbaues  auf  deutscher  Erde  bis  zur 
Gegenwart  darzustellen.  Ein  grosses  Unternehmen,  zumal  wenn  man  einen 
beträchtlichen  Theil  der  in  Frage  kommenden  Denkmale  nicht  aus  eigener 
Anschauung,  sondern  wie  Herr  Otte  in  der  Vorrede  bemerkt,  oft  nur  aus  Ab- 
bildungen und  Aufzeichnungen  Anderer  kennt.  In  der  That  kann  man  zu- 
weilen bedauern,  dass  der  Verfasser  nicht  in  der  Lage  war,  selbst  den  That- 
bestand  zu  untersuchen,  sich  vielmehr  auf  Andere  verlassen  musste;  es  ist 
dies  ohne  Zweifel  ein  Mangel  des  Buches,  aber  man  muss  auch  anderseits 
zugestehen,  dass  in  der  Art  der  Benützung  fremden  Materials  und  der  Fähig- 
keit, sich  im  Ganzen  stets  das  Richtige  aus  dem  Dargehotenen  zurechtzulegen, 
sich  Herr  Otte  geradezu  bewundernswerth  zeigt.  Nur  ein  Mann  von  feinstem 
durchgebildetem  Stylgefühl  konnte  Aehnliches  leisten. 

Der  erste  Theil  nun , der  der  Ueberschrift  nach  die  romanische  Kunst 
in  Deutschland  behandelt,  beginnt  mit  einer  Einleitung  über  die  Baukunst  der 
Römer.  Es  werden  hier  die  Grenzen  des  römischen  Gebietes  in  Deutschland, 
Material,  Styl  und  Technik  ihrer  Bauten,  ihre  Baumeister  und  Handwerker, 
ihre  Kriegsbauten , Brücken , Befestigungen  , ihre  Wohn-  und  Luxusgebäude, 
endlich  die  römischen  Kirchen  des  4.  Jahrhunderts  besprochen.  Sofort  wird 
zur  Baukunst  der  Deutschen  übergegangen.  In  einem  1.  Abschnitt  wird  die 
Periode  von  der  Römerzeit  bis  Ausgang  des  10.  Jahrh.  behandelt,  im  2.  die 
Architektur  des  11.,  im  3.  diejenige  des  12. — 13.  Jahrh.  Zu  den  einzelnen 
Abschnitten  sind  reiche  literarische  Nachweisungen  und  Nachträge  gegeben, 
welche  zu  weitern  Studien  das  Material  liefern , dann  aber  auch  die  Quellen 
nachweisen,  aus  denen  die  Darstellung  geschöpft  ist. 

Otte’s  kunstgeschichtliche  Ansichten  sind  im  Wesentlichen  aus  seinem 
Handbuche  bekannt;  ebenso  seine  durchaus  anzuerkennende  Manier,  von  all- 
gemein gehaltenen  Betrachtungen,  hinter  deren  Phrase  sich  nur  zu  oft  Un- 
klarheit und  Unkenntniss  der  Sache  verbirgt,  abzusehen  und  sofort  jeden  Satz 
an  den  Denkmalen  selbst  zu  erläutern  und  zu  belegen.  Wir  müssen  da  ver- 
zichten auf  geistreiche  Aperqu’s,  auf  stylistisch  glänzende  Schilderungen  von 
Zeit-  und  Kulturverhältnissen.  In  trockener,  nüchterner,  aber  immer  wohl- 
geschriebener Prosa  werden  uns  die  baugeschichtlichen  Thatsachen  vorgeführt 
und  aus  ihnen  die  Gesetze  der  Entwicklung  theils  in  kurzen  Andeutungen 
gezogen,  theils  dem  Leser  sich  selbst  zurechtzulegen  anheimgegeben.  Den 
Fachmann  stört  das  nicht.  Für  die  grosse  Menge  der  Leser  wäre  vielleicht 
ein  Hervorkehren  allgemeiner  Gesichtspunkte  und  übersichtlichere  Charakteri- 
sirung  der  einzelnen  Entwickelungsstadien  wünschenswerth  gewesen. 

Dass  der  Verfasser  mit  dem  Material  überall  bekannt  ist,  bedarf  nicht  der 
Versicherung.  Es  ist  geradezu  staunenswerth,  wie  ein  Gelehrter  in  einer  so 
abgeschlossenen,  von  den  Gentren  wissenschaftlicher  Bewegung  so  weit  ab- 
liegenden Existenz  hinsichtlich  der  Literatur  so  vollständig  auf  dem  Laufenden 
bleiben  kann.  Ein  Uebelstand  macht  sich  nur  insofern  geltend,  als  die  ersten 
Lieferungen  des  Werkes  schon  vor  mehreren  Jahren  ausgegeben  wurden,  wäh- 
rend sie  jetzt  mit  dem  Datum  1874  zu  einem  Ganzen  verbunden  sind,  wo 
doch  die  inzwischen  erschienene  Literatur  nicht  mehr  berücksichtigt  sein 


152 


Literaturbericht. 


konnte.  Hoffentlich  wird  eine  zweite  Auflage  dem  Verfasser  Gelegenheit 
geben,  auch  hier  nachzuhelfen. 

Solche  Passus,  die  einer  Umarbeitung,  bez.  Ergänzung  bedürfen,  wird 
Herr  Otte  selbst  schon  manche  notirt  haben.  Einige  seien  hier  nachgetragen, 
wobei  ich  von  Allem  absehe,  was  J.  Aldenkirchen  in  den  Jahrb.  d.  Vereins 
v.  Alterthumsfr.  i.  Rheinland  Heft  LV  209  ff.  monirt  hat. 

S.  29  wird  von  der  Porta  Nigra  in  Trier  gesagt:  »wenn  nicht  militär- 
wissenschaftliche  Kriterien  den  Ausschlag  für  die  Entstehung  unter  der  Römer- 
herrschaft gäben,  so  wäre  selbst  die  Zeit  der  ersten  Merowinger  nicht  auszu- 
schliessen.«  Dieser  Erneuerung  der  unglücklichen,  von  Kugler  aufgestellten 
(von  ihm  selbst  aber  später  mündlich  zurückgezogenen)  Hypothese  von  dem 
fränkischen  Ursprung  der  Porta  kann  ich  nicht  beistimmen.  Ich  muss  sogar 
bekennen,  dass  die  von  E.  Hübner  (in  den  Monatsberichten  der  Berl.  Akad. 
d.  Wiss.)  zuerst  aufgestellte  Behauptung  von  der  Erbauung  der  Porta  im 
1.  Jahrh.  v.  Ghr.  mir  keineswegs  unannehmbar  erscheint  — eine  Ansicht,  die 
Herrn  Otte  noch  nicht  bekannt  scheint. 

S.  28  die  Villa  zu  Fliessen  ist  erst  durch  die  neuesten  Nachgrabungen 
ausm’  Weerths  (1873 — 74)  vollständig  bekannt  geworden. 

S.  29  ebenso  sind  die  Angaben  über  die  sog.  Thermen  in  Trier  wesent- 
lich zu  erweitern,  bez.  zu  berichtigen.  Der  Bericht  über  die  Ausgrabungen 
der  letzten  Jahre  soll  in  Kürze  erscheinen. 

S.  31  wird  die  sog.  Basilika  in  Trier,  die  jetzige  evangelische  Kirche 
»zum  Erlöser«,  als  eine  eigentliche  basilica  forensis  oder  iudiciaria  bezeichnet. 
Ich  glaube  den  Beweis  geliefert  zu  haben , dass  diesem  Bau  wesentliche  Ele- 
mente der  basilica  abgehen.  Vgl.  meine  Anfänge  der  Christi.  Kunst,  S.  186. 

S.  33  wird  noch  der  alte  von  Kugler  §chon  dem  Franzosen  Prevost 
nachgeschriebene  Irrthum  wiederholt,  welcher  die  Basilika  des  Reparatus  zu 
Orleansville  ins  Jahr  252  statt  325  setzt.  Vgl.  Anfänge  der  Christi.  Kunst, 
S.  150. 

Ueber  den  Dom  von  Trier  S.  35  enthalte  ich  mich  jeder  Bemerkung; 
der  ganze  Passus  ist  jetzt,  nach  dem  Erscheinen  des  lange  erwarteten  v.  Wil- 
mowsky’schen  Werkes  antiquirt. 

Ob  Oehrn  S.  45,  die  Benennung  des  Wirthschaftshofs , auf  area  zurück- 
zuführen, scheint  zweifelhaft.  In  Trier  heisst,  wie  der  Verfasser  selbst  ander- 
wärts bemerkt , das  alte  Kloster  ad  Horrea  (S.  Irminen)  Oehren.  Es  wäre 
demnach  eher  an  horrea  zu  denken. 

Unhaltbar  sind  auch  S.  47  die  Angaben  über  die  Bauthätigkeit  des 
Bischofs  Nicetius  in  Trier,  namentlich  hinsichtlich  des  Doms.  Falsch  oder 
wenigstens  unbewiesen  ist,  dass  der  Mitte  des  6.  Jahrh.  »zwei  bedeutende  Stif- 
tungen vor  den  Thoren  der  Stadt  angehören:  stromaufwärts  S.  Maximin, 
stromabwärts  S.  Eucharius«.  Zudem  liegen  beide  Klöster  umgekehrt,  S.  Eu- 
charius ober-,  Maximin  unterhalb  der  Stadt. 

Das  Castell  des  Nicetius  S.  48  wird  bekanntlich  an  verschiedenen  Orten 
gesucht.  Otte  spricht  nur  von  einer  Annahme , indem  er  zwei  Hypothesen 
vermischt,  von  denen  die  eine  das  Schloss  nach  Neumagen,  an  den  Ausfluss 


Literaturbericht. 


153 


des  Dhrone-  (nicht  Rhone-)  Aussehens,  5 Stunden  unterhalb  Trier,  verlegt,  die 
andere  es  mit  Bischofstein  an  der  Untermosel  bei  Coblenz  identificirt. 

S.  49  Echternach  liegt  an  der  Sauer,  nicht  Sur. 

S.  60  wird  die  Geschichte  der  Ethikonen.  der  h.  Ottilie  und  ihrer  Stif- 
tung auf  der  Hohenburg  als  historisch  gesichert  behandelt.  Die  reiche,  den 
Gegenstand  betreffende  Specialliteratur  und  der  sagenhafte  Charakter  der  Le- 
gende scheinen  dem  Verfasser  entgangen  zu  sein.  Ebenso  unvollständig  sind 
die  Angaben  über  die  berühmte  »Heidenmauer«  S.  61. 

S.  212  die  Basilika  zu  Echternach  ist  in  den  letzten  Jahren  wieder  her- 
gestellt worden. 

Mancherlei  Hesse  sich  über  das  Strassburger  Münster  und  überhaupt 
in  Betreff  der  Denkmale  des  Elsasses  nachtragen.  Bei  der  unvollständigen 
und  geringen  Kunde,  welche  über  letztere  bisher  jenseits  des  Rheines 
gedrungen,  kann  das  unmöglich  einen  Vorwurf  begründen.  Das  warme  In- 
teresse, welches  der  Chef  der  Eisass -Lothringischen  Verwaltung,  Herr  Ober- 
präsident von  Möller,  an  den  nationalen  Monumenten  nimmt,  hat  es  ermög- 
licht, wenigstens  einigermassen  diesem  Uebelstand  abzuhelfen.  In  diesen  Tagen 
soll  der  erste  Band  der  im  Aufträge  der  kaiserl.  Regierung  von  mir  bearbeiteten 
beschreibenden  Statistik  der  Denkmale  von  Elsass-Lothringen  unter  die  Presse 
gehen,  und  ich  hoffe,  dass  auch  für  die  Fortsetzung  und  Ergänzung  des  Otte- 
schen  Werkes  sich  mancher  Beitrag  ergeben  wird. 

Die  vorstehenden  Bemerkungen  haben  nur  den  Zweck,  als  Fingerzeige  bei 
einer  neuen  Auflage  des  Buches  zu  dienen,  keineswegs  jedoch,  das  Verdienst 
Otte’s  irgendwie  zu  schmälern.  Die  Partieen  des  Werkes,  welche  dem  Wohnsitz 
des  Verfassers  näher  liegen,  sind,  soweit  ich  sie  zu  beurtheilen  weiss,  tadellos, 
das  Ganze  ist  und  bleibt  gleich  dem  »Handbuch  der  Kunstarchäologie«  eine  Zierde 
unserer  Literatur.  Wir  bringen  dem  ehrwürdigen  Greise  mit  unserm  Glück- 
wünsche zugleich  den  Ausdruck  unserer  wärmsten  Wünsche  für  den  Fortgang 
und  die  glückliche  Vollendung  der  »Geschichte  der  deutschen  Baukunst«  dar. 

Strassburg,  22.  Juli  1875.  F.  X.  Kraus. 

Joh.  N.  Cori,  Bau  und  Einrichtung  der  deutschen  Burgen  im  Mittel- 
alter  mit  Beziehungen  auf  Oberösterreich.  Mit  104  Abbildungen  im  Texte. 
Linz  1874.  Verlag  des  Museum  Francisco-Gärolinum,  8°,  172  S. 

Ueber  die  profane  Architektur  des  Mittelalters  besitzen  wir  an  den  all- 
gemeinen Schriften  von  Krieg  von  Hochfelden,  San  Marte-Schulz , Scheiger, 
Weininger,  Leber,  von  Gohausen  bereits  eine  treffliche  Literatur,  woran  sich 
zahlreiche  Monographien  über  einzelne  Schlösser  reihen.  Nichts  desto  weniger 
hat  uns  der  Verf.  im  vorliegenden  Buche  einen  sehr  willkommenen  Beitrag 
geboten  und  eigentlich  zum  erstenmal  das  berührte  Thema , in  doctrinärer 
Weise  aus  zahlreichen  Quellen  und  Hilfsschriften  schöpfend,  in  einen  einheit- 
lichen Rahmen  gefasst.  Sowol  in  historischer  als  cultur-  und  kunstgeschicht- 
licher Beziehung  finden  wir  hier  den  umfangreichen  Gegenstand  in  gedrängter 
Darstellung,  welche  nur  das  hauptsächlichste  und  allgemein  wichtige,  diess 
aber  gründlich  und  erschöpfend  behandelt.  Dabei  dienen  die  allerdings  zahl- 
reich eingemischten  Beispiele  in  Wort  und  Bild,  in  denen  die  Burgen  Ober* 


154 


Literaturbericht. 


Österreichs  in  erster  Linie  gestellt  sind,  als  Erklärung  der  allgemein  aufgestellten 
Hauptgesichtspunkte,  oder  der  als  Abweichungen  von  der  Regel  bezeichnten 
Erscheinungen. 

Die  Einleitung  stellt  zunächst  die  Eintheilung  der  Burgen  in  Land-  und 
Stadtburgen,  Wasser-,  Gebirg-  und  Flachlandbauten  fest.  Wir  vermissen  hier 
nur,  dass,  wie  in  dem  ganzen  Werke,  der  so  wichtigen  und  kunsthistorisch 
am  interessantesten  erscheinenden  Kaiserpfalzen  keine  Erwähnung  gethan  wird, 
über  welche  doch  in  Moller’s  Denkmälern  , in  Grueber’s  Kaiserburg  zu  Eger 
und  A.  Holzen’s  Kaiserhaus  in  Goslar  sehr  bedeutende  Monographien  vorliegen. 
Die  historischen  sowie  die  rechtlichen  Bedingungen  des  Burgenbaues  werden 
erörtert,  die  Reminiscenzen  des  Römischen  Lager-  und  Festungsbaues,  welche 
sich  bis  ins  romanische  Zeitalter  erhalten  haben  und  sowol  in  der  Anlage  des 
Planes  als  in  gewissen  Mauertechniken  nachweisbar  sind , bezeichnet.  Bruch- 
stein-, Quaderstein-  und  Backsteinbau  erscheinen  nach  localen  und  zeitlichen 
Bedingungen  in  abwechselnder  Folge. 

Im  Uebrigen  zerfällt  der  Inhalt  des  trefflichen  Buches  in  die  genauen 
Schilderungen  der  Herrenburg  und  des  besonders  dem  niederen  Adel  eigenen 
Burgstalls.  Betreffs  der  ersteren  beschreibt  der  Verf.  zunächst  die  Vorburg 
mit  der  Zingelmauer  und  dem  ersten  Thore,  dem  eingeschlossenen  Zwinger  oder 
Turnierhofe  (Reithof),  um  den  sich  von  gemeinschaftlicher  Mauer  umfriedet, 
die  Nutzgebäude,  Ställe  u.  dgl.  gruppirten.  Bei  der  Beschreibung  der  Haupt- 
burg ist  dem  System  der  Zinnenbekrönung,  deren  geläufigen  Namen  Crenneli- 
rung  wir  vermissen,  eingehende  Würdigung  gewidmet,  ihre  Theilung  in  Wint- 
berge  und  Scharten,  die  Vorrichtungen  der  Schiesslucken,  Mordgänge,  Wehr- 
gänge und  auf  Consolen  vorkragenden  Frieshögen  sammt  den  Schutzdächern 
mit  Erklärung  ihrer  fortificatorischen  Bedeutung  geschildert.  Erker  und  Wich- 
häuser  sind  die  kleinen  Schutzthürme  auf  den  Mauern;  die  letzteren  kommen 
jedoch  früher  vor  als  der  Verf.  annimmt,  wie  unter  Anderm  eine  Stelle  im 
deutschen  Alexanderlied  beweist.  Die  Literatur  des  Mittelalters  ist  vom  Verf., 
wie  aus  der  Darstellung  zu  erhellen  scheint,  überhaupt  nicht  viel  zum  Zweck 
von  Belegen  herbeigezogen,  obschon  die  Rittergedichte  Frankreichs  und  Deutsch- 
lands diessbezüglich  reiche  Ausbeute  gewähren  und  von  San  Marte  u.  a.  zum 
genannten  Behufe  auch  theilweise  schon  in  Anspruch  genommen  wurden. 
Hievon  wird  man  z.  B.  bei  der  Beschreibung  der  für  die  Thorsperre  gebrauchten 
Vorrichtungen  erinnert  (pag.  45  ff.),  wozu  Wigalois  höchst  merkwürdige  Bei- 
trage lieferte.  Sehr  erschöpfend  gibt  uns  der  Verf.  das  Wesen,  Entstehung  und 
Zweck  des  Bergfried’s  zu  verstehen,  dessen  innere  Eintheilung,  dessen  öfters 
aus  Holz-  und  Steinbau  gemischte  Architektur  ausführlich  beschrieben  ist. 

Ein  besonderer  Abschnitt  sucht  von  dem  Angriffs-  und  Vertheidigungs- 
wesen  der  Burgen  ein  Bild  zu  entwerfen,  schildert  die  Organisation  der  Be- 
satzung, die  Vorkehrungen  und  Stürmmaschinen  der  Belagerer,  die  Vorgänge 
bei  einer  kriegsgemässen  Zerstörung  des  Gebäudes  und  endlich  die  Umwand- 
lungen, welche  alle  diese  Verhältnisse  nach  Einführung  der  Feuerwaffen  (von 
deren  Anwendung  in  Oberösterreich  zuerst  1390  Erwähnung  geschieht)  er- 
fahren haben. 


Literaturbericht. 


155 


Zu  der  Erörterung  über  den  Palas  hätten  die  Einrichtungen  der  grossen 
deutschen  Burgen,  Gelnhausen,  Münzenberg  u.  a.,  sowie  ebenfalls  die  litera- 
rischen Zeugnisse  viele  Aufhellungen  gebracht.  Sehr  umständlich  und  mit 
bestem  kunsthistorischen  Verständnisse  wird  im  Anschlüsse  daran  die  Con- 
struction  und  Decoration  der  Innenräume  gegeben.  Die  hier  berührten  Gegen- 
stände gehören  dem  Gebiete  der  Kunstindustrie  an,  Bodenfliesse,  Wandteppiche, 
Vorrichtungen  für  den  Lichteinlass,  Kamin  und  Ofen,  Mobiliar.  Wenn  bei 
dem  Artikel  Leuchter  eine  Anzahl  romanischer  Lichtträger  von  Kandelaberform 
der  romanischen  Erzgiesserkunst  in  Illustrationen  sammt  darauf  bezüglichem 
Texte  vorgeführt  werden,  so  wäre  indess  zu  bemerken,  dass  dergleichen  bloss 
eine  kirchliche  Anwendung  fanden  und  keineswegs  im  Wohngemache;  dagegen 
gibt,  was  die  Erleuchtung  der  Sääle  anbelangt,  die  bekannte  Stelle  im  Parzival 
Auskunft,  für  Laternen  auch  z.  B.  Theophilus  &c. 

Die  nach  Zeit  und  Kunststyl  wechselnden  Formen  der  Eisenarbeiten  an 
den  Jhüren,  die  Brunnen,  Küchen  und  sonstige  Vorrathsräume  erfahren 
gründliche  Beschreibung,  und  schliesst  sich  daran  ein  kulturgeschichtliches 
Kapitel  über  das  Leben  der  ritterlichen  Gesellschaft  auf  dem  Turnirplatz,  im 
Saal,  in  Kemanate  und  Gaden. 

In  dem  kleinen  Burgstall  vertritt  der  burgfried  die  Stelle  des  Palas  und 
ist  also  sowol  Schutzbau  als  Wohnraum.  Die  Vorburg  fehlt  natürlich  in  diesem 
Falle  gänzlich.  Zuweilen  schrumpft  der  Thurm  dann  völlig  zum  befestigten 
Wohnhause  zusammen.  Am  Schlüsse  liefert  der  Verf.  noch  einige  Mittheilun- 
gen über  die  in  neuester  Zeit  so  häufige  pietätlose  Verwüstung  alter  interes- 
santer Bauwerke  dieser  Gattung.  Wo  von  dem  Ende  des  mittelalterlichen 
Burgenwesens  im  16.  Jahrh.  die  Rede  ist,  wären  Hinweisungen  auf  die  von 
Italien  kommenden  Neuerungen  im  Fortificationsbau  und  auf  Dürer’s  diess- 
bezügliche  Verdienste  wohl  am  Platze  gewesen. 

Das  sehr  gut  gearbeitete  und  ausserordentlich  methodisch  angelegte  Werk 
darf  in  der  That  ein  Lehrbuch  für  seinen  Gegenstand  genannt  werden,  worüber 
es  in  der  klarsten  Weise  zu  orientiren  geeignet  ist.  A.  Ilg. 

Regesten  zur  Geschichte  des  St.  Stephans-Domes  in  Wien,  von 
A.  Camesina  R.  v.  San  Vittore,  Wien  1874.  8.  133  Seiten. 

Es  ist  eigenthümlich,  dass  der  St.  Stephansdom  in  Wien,  ein  Bauwerk, 
das,  abgesehen  von  der  Besonderheit  seines  Hochthurmes,  in  der  Gruppe 
der  gothischen  Kirchenbauten  einen  der  hervorragendsten  Plätze  einnimmt,  bis 
jetzt  ebenso  einer  wissenschaftlich-archäologischen  Bearbeitung,  wie  einer  ur- 
kundlich begründeten,  quellensicheren  Baugeschichte  entbehrt.  Wenngleich  die 
Literatur  dieses  Kunstdenkmals  nicht  gering  ist  und  sich  unter  den  zahlreichen 
dasselbe  behandelnden  Werken  mehrere  finden,  bei  deren  Bearbeitung  man 
von  diesen  beiden  Standpunkten  ausging,  so  können  sie  doch  den  Ansprüchen, 
die  man  gegenwärtig  an  derlei  Werke  stellt,  nicht  genügen;  sie  sind  wohl 
schätzbares  Material,  aber  ungenügend,  d.  i.  weder  erschöpfend  historisch,  noch 
hinreichend  eingehend  archäologisch. 

Ebensowenig  wurden  die  Mittheilungen  der  k.  k.  Centr.-Comm.  für  Bau- 
denkmale und  die  Schriften  des  Wiener  Alterthums -Vereines  dieser  Aufgabe 


156 


Literaturbericht. 


bisher  gerecht , obgleich  sich  in  den  vielen  Bänden  dieser  Publicationen 
nicht  wenige  Aufsätze  finden,  welche  als  sehr  beachtenswerthe  Beiträge  zur 
Bearbeitung  des  Domes  nach  beiden  Richtungen  gelten  können.  Doch  wollen 
wir  desshalb  mit  beiden  Instituten  nicht  rechten;  die  betreffenden  Redactionen 
hatten  sicherlich  triftige  Gründe , die  von  uns  gewünschte  und  bezeichnete 
Publication  zu  unterlassen. 

Das  neueste  Werk,  durch  welches  die  Literatur  des  Wiener  Münsters  be- 
reichert wurde,  ist  das  oben  erwähnte.  Es  gehört  ebenfalls  nur  in  die  Gruppe 
jener  Publicationen,  die  die  Bestimmung  haben,  den  einstigen  Geschichtschreibern 
der  Wiener  Hauptkirche  reiches  und  verlässliches  Material  zuzuführen,  und 
diesem  Zwecke  entspricht  es  vollkommen.  Camesina’s  Werk  beschäftigt  sich 
mit  jenen  im  städtischen  Archiv  vorhandenen  Urkunden,  'welche  sich  auf 
solche  Stiffungen  beziehen,  die  mit  dem  Dome  in  irgend  einer  Verbindung 
stehen.  Die  älteste  erwähnte  Urkunde  datirt  von  1306,  die  jüngste  von  1545, 
die  627  meist  präcis  äbgefassten  Regesten  umfassen  demnach  einen  Zeitraum 
von  nahezu  dritthalbhundert  Jahren.  Die  meisten  dieser  Urkunden  bringen 
Nachrichten  über  Stiftungen  zu  bestimmten  Altären,  über  Jahrtage,  ewige 
Lichter  und  Grabstellen,  und  bekommen  mehr  Bedeutung  durch  die  Stifter 
selbst  und  durch  das  Stiftungs- Vermögen  (häufig  Wiener  Häuser  oder,  um 
sich  der  heutigen  Bezeichnungsweise  zu  bedienen,  durch  die  auf  diesen  zu 
Stiftungszwecken  angelegten  Haussätze),  als  wie  durch  die  Art  der  Stiftungs- 
persolvirung.  Viele  Urkunden  werden  jedoch  dadurch  wichtig,  dass  sie  uns 
Partien  der  inneren  Einrichtung  der  Kirche,  einzelne  Kapellen  bezeichnen, 
über  deren  Standort  und  Bestand  man  heutzutage  nicht  im  klaren  ist,  so  z.  B. 
den  Lettner,  die  Karner,  die  Altäre  am  heutigen  Musikchor,  der  ehemaligen 
Empore,  die  als  Capelle  diente  u.  s.  w.  Einige  bringen  auch  Nachrichten  über 
den  Chor-  und  Langhausbau,  über  die  Ausschmückung  der  Fenster  mit  farbigen 
Gläsern.  Es  ist  nicht  zu  wundern,  dass  sich  im  städtischen  Archive  eine  so 
grosse  Anzahl  diessbezüglicher  Urkunden  findet,  da  die  Stadt  Wien  der  stete 
Patron  des  Münsters  war  und  die  städtische  Obrigkeit  meist  als  Hort  zu 
Hinterlegung  der  wichtigen  Documente  diente  und  mit  der  Vollstreckung  der 
letztwilligen  Anordnungen  überhaupt  betraut  wurde.  Uebrigens  findet  sich 
unter  diesen  Regesten  hie  und  da  eines,  das  aus  einer  anderweitig  befindlichen 
Urkunde  excerpirt  wurde. 

Ein  so  wichtiger,  ja  unentbehrlicher  Beitrag  diese  Regesten  für  die  einstige 
Bearbeitung  der  Geschichte  des  Domes  sind,  so  glauben  wir  doch  nicht  zu 
irren,  wenn  wir  im  Archive  der  erzbischöflichen  Kanzlei,  des  Wiener  Bürger- 
spitals und  vielleicht  auch  der  n.  ö.  Stände,  jedoch  insbesonders  des  Dom- 
kapitels eine  nicht  geringere  Ausbeute  nach  dieser  Richtung  vermuthen.  Diesen 
Schatz  zu  heben,  dürfte  mit  Rücksicht  auf  das  vorliegende  Buch  niemand 
mehr  berechtigt  sein,  als  Reg.-Rath  von  Gamesina,  der  gründliche  Kenner  der 
älteren  Geschichte  Wiens  und  der  emsige  Forscher  nach  ihren  Details. 

Dr.  Karl  Lind. 

David  Schönherr,  Das  Schloss  Runkelstein  bei  Botzen.  Mit  einem 
Inventar  des  Schlosses  von  1493.  Innsbruck,  Wagner  1874.  S.  56.  8. 


Literaturbericht. 


157 


Eine  humoristisch  gefärbte  Darstellung  des  trostlosen  Zustandes,  in  welchem 
sich  das  Schloss  Runkelstein  und  seine  bekannten  Fresken  befinden.  In  Bezug 
auf  die  jüngstens  viel  besprochene  Frage,  inwieweit  diese  Fresken  resp.  das 
Schloss  zu  erhalten,  zu  restauriren  oder  zu  erneuern  sind,  stellt  sich  der  Ver- 
fasser auf  die  Seite  des  Gutachtens  der  k.  k.  Central-Commission  zur  Erhaltung 
der  Baudenkmale,  welches  das  Ministerium  für  Gultus  und  Unterricht  adoptirt 
hat  und  in  Ausführung  bringt.  Darnach  wird  gestützt  und  erhalten  nur  das- 
jenige, dessen  Erhaltung  (ohne  Erneuerung)  eben  im  Bereiche  der  Möglichkeit 
liegt.  Dem  Schriftchen  ist  ein  Inventar  des  Schlosses  Runkelstein  aus  dem 
Jahre  1493  über  seine  civile  und  kriegerische  Ausstattung  in  wörtlichem  Ab- 
druck angehängt.  Dasselbe  mag  als  Beitrag  zur  Geschichte  der  Burgen,  ihrer 
Einrichtung  und  Ausrüstung  gelten.  J-  F. 


Die  Schloss-Kapelle  zu  Klein-Heubach  und  ihre  künstlerische 
Ausschmückung.  Mainz,  Kirchheim.  1875.  8°.  (96  S.) 

Bis  vor  wenigen  Jahren  ganz  im  Geschmacke  der  Zopfzeit  ausgestattet, 
wurde  die  Kapelle  im  Aufträge  des  jetzigen  Besitzers  Fürsten  Karl  zu  Löwenstein 
nach  dem  Plane  des  Oberbaurathes  Friedrich  Schmidt  in  Wien  restaurirt  oder 
vielmehr  in  eine  reich  polychromirte  Kapelle  der  romanischen  Uebergangszeit  ver- 
wandelt. Die  Compositionen  der  Wandgemälde  sind  von  Prof.  Ed.  Steinle  in  Frank- 
furt entworfen  und  von  ihm  selbst  und  seinen  Schülern  Bode  und  Becker  aus- 
geführt. Die  Decorationsmalereien  hat  Beckers  aus  Cöln  gefertigt.  Die  Marmor-, 
Steinhauer-  und  Holzschnitzarbeiten  rühren  von  Blees  in  Mainz,  das  Figürliche 
von  Petri  in  Frankfurt  her.  Auch  die  übrige  Ausschmückung  der  Kapelle 
mit  Metallarbeiten,  Stickereien  u.  dgl.  wurde  bewährten  Kräften  anveitiaut. 
Hauptzweck  der  Schrift  ist,  den  frommen  Besuchern  der  Kapelle  einen  Schlüssel 
zum  Verständniss  der  Wandgemälde  und  der  in  denselben  angewandten  Sym- 
bolik zu  geben.  &• 


John  Birch,  Architect.  Gountry  Architecture  . . . . being  a series  of 
executed  works  and  designs  for  buildings  connected  with  landed  property  . • • 
Edinburgh  & London.  William  Blackwood  and  Sons,  1874.  4°  49  Tafeln 
mit  begleitendem  Text. 

Dieses  Werk  des  Architekten  John  Birch  gibt  Beispiele  für  alle  Arten 
Nützlichkeitsbauten,  deren  man  auf  dem  Lande  bedarf.  Der  Gesichtspunkt  ist 
also  der  der  Brauchbarkeit  in  Verbindung  mit  Comfort,  nicht  der  künstlerischei 
Schönheit  oder  malerischer  Decoration,  wie  sie  heute  bei  den  ländlichen  Bauten 
Englands  in  besonderer  Uebung  steht.  Das  Malerische,  was  diese  Bauten  den- 
noch zum  grossen  Theile  haben , geht  aus  der  Grundanlage  und  dei  Lin 
theilung  hervor,  darauf  das  englische  Haus  den  ersten  und  grössten  Nachdruck 
legt.  Die  Arten  von  Gebäuden , welche  sich  in  diesem  Werke  dargestellt 
finden,  dem  Zwecke  entsprechend  fast  sämmtlich  niederer  Ordnung,  sind  die 
folgenden : Arbeiter-Cottages,  einzeln  wie  in  Gruppen , die  auf  den  Land- 
besitzungen verschiedener  Herren  ausgeführt  worden,  oder  andere  für  die 
Arbeiter  errichtete  Bauten  wie  z.  B.  ein  Leseinstitut;  Eingangslodges,  d.  i. 
Wohngebäude  für  den  Thorwächter,  nebst  Thor  und  Brücke,  Häuser  für 
Gärtner  und  Aufseher,  für  die  Meierei,  für  den  Hufschmied  und  den  'S  ei  w altei , 


158 


Literaturbericht. 


Stallgebäude,  Hospitäier,  Schulen,  alles  für  den  ländlichen  Bedarf  berechnet. 
Die  letzten  Tafeln  enthalten  auch  einige  Landsitze  für  Gentlemen,  bei  denen 
aber  auch  Anordnung  und  Comfort  die  Hauptgesichtspunkte  sind.  Den  Tafeln, 
die  jedesmal  den  Aufriss  nebst  allen  nöthigen  Grundrissen  enthalten,  ist  ein 
kurzer  Text  beigegeben,  der  jedoch  auch  das  Nöthige  für  den  Maurer,  den 
Zimmermann  und  die  sonstigen  Handwerker  mittheilt  und  zugleich  die  Kosten 
angibt.  Die  Ausstattung  ist  gediegen.  J.  F. 

Allgemeine  Bauzeitung.  Gegr.  von  Förster.  XL.  Wien  1875.  1—8. 

Inh.:  Hansen,  Restauration  des  Schlosses  Rappoltenkirchen.  — Fr.  Tophoff, 
Das  sogen,  venetianische  Haus  zu  Münster  in  Westfalen.  — Th.  Kutschmann, 
Schlosskirche  zu  Quedlinburg.  — Das  Schloss  zu  Wolbeck  in  Westfalen.  — Grü- 
ner, Kapelle  im  Peterhof  zu  Freiburg  im  Breisgau.  — Ferner  moderne  Bauten : 
Komische  Oper  in  Wien,  Kirche  in  Fünfhaus,  Villen  etc. 

Deutsche  Bauzeitung.  Red.:  K.  E.  0.  Fritsch  und  F.  W.  Büsing.  IX.  Jahrg. 
Berlin  1875.  Nr.  1 — 71. 

Inh.:  Karl  Tietz.  (Nr.  5.)  — Das  neue  Stadthaus  zu  Paris.  (Nr.  9.)  — Archi- 
tektonische Streifzüge  in  Kleinasien.  (Nr.  15.)  — Der  Entwurf  zur  äusseren  Her- 
stellung der  Vierungskuppel  am  Münster  zu  Strassburg.  (Nr.  21.)  — Die  neuen  Pläne 
zur  Umgestaltung  des  alten  Museums  in  Berlin.  (Nr.  25.)  — F.  Adler,  Der  Dom 
zu  Regensburg.  (Nr.  27  u.  ff.)  — Zur  Herstellung  der  Vierungskuppel  am  Münster 
zu  Strassburg.  (Nr.  33.)  — Vom  Dome  zu  Naumburg  (Nr.  54.)  — P.  Tornow,  Zur 
Herstellung  der  Vierungskuppel  am  Münster  zu  Strassburg.  (Nr.  59.)  — Vom  Dome 
zu  Köln.  (Nr.  63.)  — Zur  Inventarisirung  der  deutschen  Baudenkmäler.  (Nr.  64.)  — 
Zur  Ausgrabung  der  Altis  von  Olympia.  (Nr.  65.)  — Die  Enquete  über  das  Urheber- 
recht auf  dem  Gebiete  der  bildenden  Kunst.  (Nr.  71.)  — Mittheilungen  aus  Vereinen, 
Konkurrenzen  etc.  (Mit  Illustrationen.) 

Daly,  Revue  generale  de  Parchitecture  et  des  traveaux  publics.  Paris, 
Ducher  et  Cie.  1875.  4e  ser.  vol.  2.  1 — 6.  Fol.  • 

Inh.:  Culs-de-lampe  au  chäteau  de  Blois  et  au  chäteau  de  Ghambord.  — 
Fragments  divers , ä Torcello  (XI.  siede).  — Cartouche  et  Metopes  au  chäteau  de 
Bournazel  (XVI.  siecle).  — Couronnernent  de  croisee  (XVIII.  siede),  — Moderne 
Bauten  etc.  Abbildungen  in  Kupferstich,  im  Text  Holzschnitte. 

Encyclopedie  d’architecture.  Revue  mensuelle  des  traveaux  publics  et  parti- 
culiers.  Paris,  Ve.  Morel  et  Cie.  II.  ser.  4.  1—7.  Fol. 

Inh.:  Le  palais  Granveile  ä Besan^on.  Restauration.  — Baudot,  La  restau- 
ration  de  nos  monuments  historiques  devant  hart  et  devant  le  budget.  — Chäteau 
d’Ormesson  (XVII.  et  XVIII.  siecle).  — Petit  theätre  de  Trianon  XVIII.  et  XIX. 
siecle).  — Moderne  Bauten  etc.  Kupferstiche,  im  Text  Holzschnitte. 


Malerei. 

Peintures  murales,  decouvertes  dan  s l’eglise  paroissiale  de  St.  Jacques 
ä Utrecht,  decalquees  par  Theod.  H.  F.  van  Riemsdijk,  dessinees,  litho- 
graphiöes  et  publiees  par  W.  Pleyte.  Leyde,  E.  J.  Brill  1874.  2 Bl.  Text. 
XIV  Tafeln. 

In  der  Jacobskirche  zu  Utrecht  wurden  vor  einiger  Zeit  an  dem  Thurm, 
der  noch  aus  dem  zwölften  Jahrhundert  herrühren  soll,  an  einer  dicken  Schicht 
von  Tünche  Reste  von  Wandmalereien  aufgefunden.  Die  Gemälde  sind  in  der 
letzten  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  und  keineswegs  von  einem  irgend 
hervorragenden  Künstler  ausgeführt,  dabei  in  einem  so  desolaten  Zustande, 


Literaturbericht. 


159 


dass  man  nur  mit  Mühe  einzelne  Darstellungen  zu  erklären  vermag.  Das 
beste  und  interessanteste  Gemälde  dürfte  das  auf  Taf.  I wiedergegebene  sein. 
Herr  W.  Pleyte  glaubt  in  den  Heiligen  S.  Stephania  und  S.  Victor  zu  er- 
kennen. Sind  die  auf  Taf.  II  u.  III  in  Originalgrösse  gegebenen  Durch- 
zeichnungen correct,  so  müssen  die  Köpfe  dieser  Heiligen  von  grosser  Schön- 
heit sein.  Auf  Taf.  IV  — X sind  Darstellungen  aus  dem  Leben  des  Eremiten 
Antonius  wiedergegeben;  einige  Durchzeichnungen  einzelner  Köpfe  zeigen  jedoch, 
dass  dieser  ganze  Kreis  von  Bildern  ziemlich  unbedeutend  ist.  Taf.  XI  zeigt 
Fragmente  von  verschiedenen  Gemälden;  das  eine  erklärt  Herr  W.  Pleyte 
als  den  Tod  der  Maria  aegyptiaca,  die  zur  Seite  der  Leiche  knieenden  Männer 
als  S.  Zopinus  und  Johannes.  Ich  halte  dies  Gemälde  für  eine  Darstellung 
aus  der  Legende  der  Maria  Magdalena.  Im  Hintergründe  sieht  man  sie  von 
der  Erde  emporgehoben;  an  ihrer  Leiche  den  h.  Maximin  und  den  Einsiedler, 
der  die  Verklärung  der  Heiligen  schon  früher  bemerkt  hatte.  Taf.  XII  ent- 
hält Umrisse  von  unentzifferbaren  Fragmenten;  Taf.  XIII  zeigt  die  Ueberreste 
eines  schwer  beschädigten  Gemäldes,  das  möglicherweise  den  Calvarienberg 
darstellte.  Vier  Engel,  welche  die  Passionswerkzeuge  tragen  und  in  der  Luft 
schweben,  sind  leidlich  erhalten;  dass  sie  nicht  von  besonderer  Schönheit  sind, 
beweist  die  auf  Taf.  XIV  mitgetheilte  Pause  eines  der  Köpfe.  Der  Vordergrund  ist 
gänzlich  ruinirt;  hie  und  da  sind  Köpfe  und  Extremitäten  wahrzunehmen, 
einen  Zusammenhang  in  der  Darstellung  ausfindig  zu  machen,  ist  jedoch  wohl 
kaum  möglich.  Die  Hypothese  des  Herausgebers,  dass  diese  Malerei  als  Hinter- 
grund für  ein  plastisch  gearbeitetes  Krucifix  diente,  hat  viel  für  sich. 

Wenn  somit  die  Wandmalereien,  die  in  dieser  sehr  glänzend  ausgestatte- 
ten Publication  uns  vorgeführt  werden,  dem  Archäologen  wie  dem  Kunst- 
freunde nur  wenig  interessantes  und  anziehendes  zu  bieten  vermögen,  da  weder 
die  künstlerische  Ausführung  derselben  irgend  über  das  Niveau  des  Gewöhn- 
lichen sich  erhebt,  noch  iconographisch  bemerkens werth e Folgerungen  sich  an 
dieselben  anknüpfen  lassen,  so  ist  doch  die  Sorgfalt  der  Herausgeber  und  vor 
allem  die  Opferwilligkeit  der  Utrechter  Provincialgesellschaft  für  Kunst  und 
Wissenschaft , auf  deren  Veranlassung  die  Publication  erfolgte , hoch  an- 
zuerkennen und  es  wäre  nur  zu  wünschen,  dass  dies  Beispiel  in  Deutschland  von 
Seiten  unserer  vielen  Vereine  recht  viel  Nachahmung  fände.  Besseres  und 
Wichtigeres  würden  wir  allerdings  zu  veröffentlichen  haben. 

Breslau.  Alwin  Schultz. 

Verhandlungen  des  historischen  Vereins  von  Oberpfalz  undRegens- 
burg.  22.  Band  der  neuen  Folge.  Stadtamhof,  1874.  8°. 

Der  vorliegende  Bericht  enthält  eine  kunstgeschichtlich  interessante  Studie 
von  Dr.  B.  Hidber,  ord.  Professor  der  Geschichte  an  der  Hochschule  in  Bern, 
unter  dem  Titel:  Der  Goliath  in  Regensburg  und  die  Goliath-  und  Gollatten- 
gassen  überhaupt.  In  genannter  Stadt  befindet  sich  unfern  der  alten  Donau- 
brücke, mit  der  Rückfronte  gen  Norden  blickend,  ein  altes  Haus,  an  der 
Strassenmauer  mit  einem  riesigen  Gemälde  des  Goliath  und  David  geziert, 
welches  heute  in  stark  restaurirtem  Zustande  doch  immer  noch  seine  Ent- 
stehung während  des  16.  Jahrhunderts  erkennen  lässt.  Das  Haus  erscheint 


160 


Literaturbericht. 


zuerst  i.  J.  1573  unter  der  Benennung:  zum  Goliath.  Graf  von  Walderdorff 
in  seinem:  Regensburg  in  seiner  Vergangenheit  und  Gegenwart  hält  es  nicht 
für  unmöglich,  dass  der  tüchtige  Salzburger  Freskomaler  Hans  Bocksberger, 
von  dem  auch  die  Schildereien  am  Regensburger  Rathhause  herrühren,  der 
Verfertiger  des  Riesenbildes  gewesen  sei.  Prof.  Hidbej-  weist  nun  in  seiner 
überzeugenden  Darstellung  des  Gegenstandes  nach,  dass  wir,  was  die  Ent- 
stehung von  Goliathbildern  überhaupt  betrifft,  es  mit  einer  jener  im  Mittelalter 
nicht  seltenen  naiven  Verwechslungen  oder  Umdeutungen  von  ursprünglich 
etwas  ganz  anderes  bedeutenden  Namen  zu  thun  haben.  Der  Verfasser  erklärt 
also  Goliath  in  diesem  Betracht  aus  Gollata,  welches  mittellateinische  Wort 
denjenigen  Stadttheil  bezeichnet,  woselbst  sich  Leibeigene  von  adeligen  Herren 
oder  Klöstern  unter  städtischem  Schutze  angesiedelt  hatten,  um  ihren  Dienst- 
leistungen gegen  die  bisherigen  Herren  zu  entgehen.  Sie  wurden  von  den 
Städtern  sehr  gerne  aufgenommen,  welche  dadurch  an  Wehr-  und  Arbeits- 
kraft bedeutend  Zunahmen , während  der  Adel  in  denselben  Beziehungen  eine 
empfindliche  Schädigung  erfuhr.  Häufig  wurden  blutige  Kämpfe  desswegen 
geführt.  Insbesondere  zeigen  schweizerische  Städte  die  Eigentümlichkeit  der 
Collaten,  welche  Du  Gange  erklärt:  vectigal,  tributum  quod  ab  universis  sub- 
ditis  domino  confertur.  So  besitzen  Biel,  Bern,  Genf,  St.  Gallen,  Burgdorf, 
Zürich,  Basel,  Chur,  Solothurn,  Freiburg  an  der  Saane  ihre  Collaten,  welche 
immer  jedoch  nicht  im  Kern  der  Stadt , sondern  zwischen  der  innern  und 
äussern  Befestigung  (so  auch  in  Regensburg)  lagen.  Im  Laufe  der  Zeit,  bei 
schwindendem  Bewusstsein  von  der  ursprünglichen  Bedeutung  der  Sache  bil- 
deten sich  an  den  verschiedenen  Orten  wunderliche  Ausdrücke  an  Stelle  des 
alten  Namens,  z.  B.  in  der  Golletten,  Corraterie,  Kolaberg,  Kolahüs,  ja  selbst 
Goldgasse,  Göldithurm,  in  der  Golden  oder  Gölten.  In  St.  Gallen  heisst  die 
alte  Gollata  zwischen  dem  innern  und  äussern  Thore  Goliathslrasse  und  ver- 
ziert ein  grosses  Goliathbild,  ebenso  wie  in  Regensburg,  wo  neben  dem  Hause 
ein  Kohlenmarkt  hegt,  die  Fronte  eines  dortstehenden  Gebäudes. 

Es  wäre  zu  wünschen,  dass  im  Hinblick  auf  diesen  Gegenstand  auch  an 
andern  Orten  Untersuchungen  angestellt  würden.  Dass  eine  derartige  Naivetät 
dem  Geiste  der  alten  Zeit  ganz  angemessen  wäre,  zeigen  genug  Beispiele. 
Haben  wir  in  Wien  doch  ein  altes  Haus,  das  in  Reiminschrift  und  Bildwerk 
auf  den  Jordanfluss  in  Palästina  bezogen  wurde,  obwohl  der  Name  von  einem 
Besitzer  Namens  Jordan  herrührt ; machten  doch  die  Italiener  aus  der  Bezeich- 
nung eines  alten  Christushauptes  einen  neuen  besonderen  Heiligen , der  den 
Titel:  il  Santo  Volto  bekam,  und  dergleichen  mehr.  A.  Ilg. 

Trans  Hals.  Radirungen  von  William  Unger,  mit  Text  von  C.  Vosinaer. 

Leiden.  A.  W.  Sijhoff.  Fol. 

Das  Werk , das  uns  vorliegt , ist  die  dritte  von  den  speciell  dem  Einen 
Meister  Frans  Hals  gewidmeten  Monographien,  die  innerhalb  eines  Zeitraumes1 
von  nur  7 Jahren  erschienen  sind.  Bürgers  Aufsätze  im  XXI.  Bande  der 
Gazette  des  Beaux  Arts,  und  darauf  folgend  Wilhelm  Bode’s:  »Frans  Hals  und 
seine  Schule«  hatten  zuerst  die  volle  Bedeutung  der  Individualität  dieses 
Künstlers  dargelegt,  der  letztgenannte  Forscher  nebstdem  auch  die  von  ihm 


Literaturbericht. 


161 


ausgehende  Einwirkung  auf  die  holländische  Malerei  in  genauere  Untersuchung 
gezogen.  Die  neue  Publication  Vosmaers  setzt  es  sich  zum  Ziele,  ausser  der 
Darstellung  der  künstlerischen  Thätigkeit  vornehmlich  auch  den  Charakter  der 
Umgebung  und  Zeitstimmung  zu  schildern,  unter  deren  Einfluss  sich  das  Na- 
turell jenes  Meisters  bildet  und  formt. 

Der  Umstand,  dass  die  eigentliche  künstlerische  Descendenz  und  die 
Jugendarbeiten  des  Frans  Hals  sogut  wie  unbekannt  sind,  gibt  seinen  später 
so  scharf  ausgesprochenen  Eigenthümlichkeiten  immer  einigen  Anschein  spon- 
tanen Entstehens,  oder  wenigstens  eines  für  uns  nicht  ganz  klaren  Bildungs- 
processes.  Die  einzige  Kunde  von  seiner  Frühepoche,  die  Kenntniss  der  That- 
sache,  dass  Hals  ein  Schüler  des  van  Mander  gewesen  und  bei  diesem  zwischen 
den  Jahren  1600—1603  eine  Lehrzeit  durchgemacht  hatte,  war  mehr  geeignet, 
sein  Emporkommen  räthselhaft  erscheinen  zu  lassen , als  es  aufzuklären , und 
die  Annahme  Waagens,  dass  Hals  seine  Weise  von  Rubens  erlernt,  schliesst 
neben  innerer  Unwahrscheinlichkeit  sogar  äilssere  Unmöglichkeiten  in  sich. 
(Vergl.  Bode  a.  a.  0.) 

Was  kann  van  Mander  den  Hals  gelehrt  haben?  fragt  Vosmaer  und 
indet  dafür  neben  der  blossen  »Fertigkeit  der  Pinselführung«  und  »Facilität 
der  Auffassung«  noch  ganz  bestimmte  Hindeutungen.  In  jenen  seiner  erstem 
Periode  angehörigen  genreartigen  Gemälden,  wie  das  früher  in  der  Suermondt- 
schen  Sammlung,  jetzt  in  der  Berliner  Galerie  befindliche  Bild  eines  ist,  das 
einen  Mann  in  lustiger  Unterhaltung  mit  zwei  reichgekleideten  Mädchen’  dar- 
stellt*), spielt  in  der  Tracht  wie  in  der  Auffassung  ein  Zug  spanisch-flämischer 
Verwandtschaft,  und  dieses  Bild  gehört  dem  Charakter  wie  den  Gebärden  der 
Figuren  nach  zu  der  Reihe  ähnlicher  Scenen  wie  sie  Dirk  Hals,  Esaias  van 
de  Velde  und  Buytenwech  so  häufig  schildern.  In  Karel  van  Mander  II.,  dem 
Sohne  und  Schüler  des  van  Mander,  der  fünf  Jahre  älter  als  Frans  Hals  von 
diesem  jedenfalls  gekannt  sein  musste,  erkennt  aber  der  Verf.  solche  Merkmale, 
die  auf  die  Verbindung,  also  auf  die  Gemeinsamkeit  des  Herkommens  beider 
unstier,  demnach  auf  Karel  van  Mander,  den  Vater,  zurück  weisen.  Die 
Kompositionen,  die  dieser  junge  Karel  van  Mander  für  von  Christian  IV., 
König  von  Dänemark,  bestellte  Tapeten  liefert,  zeigen  dieselben  Motive. in 
Kleidung,  Haltung  und  Bewegung  wie  bei  den  eben  genannten  Meistern,  aber 
neben  dem  »Aecht-holländischen«  schimmern  da  auch  Nüancen  von  spanisch- 
ämischer Art  hinein,  »welche  tiefer  als  in  der  blossen  Uebereinstimmung  von 
Schnitt  und  Farbe  der  Kleidung  liegend,  sich  in  den  Haltungen  und  Gebärden, 
in  der  Weise  sich  zu  belustigen,  im  Ausdruck  der  Gesichter,  in  der  Form  der 
rme,  Finger  und  Beine,  in  allen  jenen  kleinen  Zügen  verrathen,  von  denen 
ie  n lvidualität  bedingt  wird.  Diess  alles  deutet  auf  den  Einfluss  des  van 
an  er  und  der  Figuren  von  Frans  Vranks,  in  welchen  wir  dieselben  Grund- 
zuge wiederfinden,  und  noch  weiter  zurück  sogar  auf  J.  Breughel  hin«  (p.  12). 

?euen  Katal°g  der  »uermondt’schen  Sammlung  von  Meyer  und  Bode  ist 
dieses  Bild  dem  Dirk  Hals  zugetheilt. 


11 


162 


Literaturbericht. 


Endlich  lässt  eine  bei  Ploos  van  Amstel  gestochene  Zeichnung,  welche  einen 
Herrn  und  eine  Dame  Guitarre  spielend  in  einem  Renaissancesaal  darstellt,  den 
Verf.  nicht  mehr  zweifeln,  dass  ihr  Urheber  Karel  van  Mander  (1.)  mit 
flämischen  Erinnerungen  erfüllt  der  Stammvater  der  ganzen  Klasse  von  hollän- 
dischen Gesellschaftsstücken  ist,  die  neben  den  beiden  Hals  ihre  erwähnten 
Genossen  dann  vorwiegend  culti viren.  Ich  vermag  diese  Darlegung  hier  nur 
in  knappen  Worten  zu  summiren,  ihr  Sinn  ergiebt  eine  flandrische  Filiation 
wenigstens  für  die  eine  Seite  der  Kunst  des  Frans  Hals.  Diese  Richtung  wird 
allerdings  bei  ihm  in  den  Hintergrund  gedrängt  durch  seine  Thätigkeit  als 
Bildnissmaler,  als  welcher  Hals  sich  uns  heute  beinahe  ausschliesslich  präsentirt. 
Aber  jenen  Typus  einer  Früh-Epoche  im  Auge  zu  behalten,  erscheint  zumal 
desshalb  wichtig,  weil  -die  Bekanntschaft  damit  uns  noch  am  Ehesten  zu  seinen 
eigentlichen  Anfängen  zu  führen  vermag. 

Ueberaus  lehrreich  und  anziehend  ist  was  der  Verfasser  an  Parallelen  und 
Beispielen  beibringt,  wie  sich  das  Wesen  des  holländischen  Volkes  und  die 
Haltung  der  gleichzeitigen  Literatur  in  den  Schildereien  der  Maler  wiederspiegelt, 
von  der  wichtig  thuenden  Feierlichkeit,  der  »Deftigheid«  der  schwarz  gekleideten 
Matronen  und  Herren,  dem  zurückgebliebenen  Rest  spanischer  Grandezza  und 
der  calvinistischen  Gravität  der  »Dortrechtschen«  »Sancten«,  dem  lebensfrohen 
Gleichmuthe  der  selbstbewussten  Bürger,  die  als  Oberste  und  Fähnriche  ihre 
festlichen  Gelage  feiern,  bis  zu  dem  tollen  Uebermuthe  der  Kneipbrüder  und 
ihrer  weiblichen  Gefährtinnen  »mit  den  kurzen  Fersen«  wie  Breederoo  sagt, 
die  als  ihrem  ständigen  Aufenthalt  in  den  Spelunken  um  die  St.  Bavo -Kirche 
in  Haarlem  zu  finden  sind,  und  den  harmlosen  Rommelpotspielern  herab,  die 
die  Kinder  auf  den  Gassen  erlustigen. 

»Ein  Band  inniger  Verwandtschaft  knüpfte  damals  die  Malerei  und  die 
Literatur  zusammen,  beide  ergänzen  und  erklären  sich.  Man  findet  die  Rhetoriker 
wieder  in  den  Künstlern  der  Renaissance,  und  vorzüglich  bei  den  Kupferstechern 
des  16.  Jahrhundertes;  dieselben  Sinnekens  (Sinngedichte,  Emblemata)  wurden 
gedichtet  und  gezeichnet.  Die  italienischen  Sympathien,  welche  Goltzius,  Feddes, 
Bloemaert,  van  Mander,  Franz  Floris  und  Spranger  begeistern,  wecken  auch 
Spiegel,  Cornhert,  Visscher,  und  den  jungen  Hooft.  Derselbe  Sinn  für  Natur 
und  Volksleben,  welcher  die  junge  Schule  im  Anfänge  des  17.  Jahrhunderts 
erfüllt,  lebt  in  Breederoo,  Goster,  Starter,  Gats  und  Huygens,  und  als  später 
Hooft,  Vondel,  de  Groot,  van  Baerle  den  lateinischen  Glassicismus  durchführen 
und  handhaben,  sieht  man  diesen  ebenso  sich  äussern  bei  Lievens,  Bol,  Hoog- 
straten, Bisshop,  Lairesse  und  so  vielen  Andern.«  (p.  9.) 

Die  nach  Breederoo  ausgeführte  Erzählung  einer  Lustpartie,  welche  einige 
Bauern  nach  einem  benachbarten  Dorfe  unternehmen,  liest  sich  nicht  anders 
als  die  direkte  Beschreibung  einiger  Bilder  von  Ostade,  Brouwer  oder  Jan 
Steen.  Zuerst  der  gemüthliche  Schmaus,  Einzelne  mit  den  herausgeputzten 
Mädchen  scherzend,  bis  der  Wein  die  Köpfe  erhitzt,  das  verletzende  Wort 
fällt,  der  Streit  sich  entspinnt,  »Arent«  sein  Messer  zieht,  »Kees«  die  Heugabel 
fasst,  — nun  geht  es  drunter  und  . drüber,  das  Blut  strömt,  Einer  bleibt  todt, 
die  Gesellschaft  stiebt  auseinander.  Alle  die  aus  den  Gemälden  uns  so  wohl- 


Literaturbericht. 


163 


bekannten  kleinen  Züge  bis  auf  die  Art  und  Farbe  der  Kleidung,  und  jene 
Gestalten,  wie  sie  auch  Hals  zuweilen  malt,  scheinen  nun  völlig  lebendig  vor 
uns  zu  stehen,  wenn  wir  sie  die  Sprache  der  Dichter  und  Schriftsieller  wie 
Breederoo,  Starter  und  Coster  reden  hören.  — 

Der  Nachweis  der  essentiellen  Identität  dessen  was  die  Eigenthümlichkeiten 
der  Kunstrichtung  des  Frans  Hals  ausmacht  mit  der  gleichzeitigen  Geistes- 
strömung in  Holland,  und  die  Darstellung  der  Analogien,  zwischen  dem  was 
gedichtet  und  was  gemalt  wurde,  ist  unstreitig  die  bedeutendste  Partie  in  der 
Schrift  Vosmaers.  — Eine  nun  folgende  eingehende  Erörterung  der  Malweise 
des  Meisters  in  den  verschiedenen  Stadien,  gibt  damit  zugleich  eine  nach  den 
Entstehungszeiten  angeordnete  Liste  seiner  Werke,  die  ein  Anhang  am  Schlüsse 
noch  weiter  ausführt.  Obwohl  hier  wiederum  mehrere  Bürger  und  Bode  un- 
bekannt gebliebene  Gemälde  erwähnt  erscheinen,  so  sind  wir  meiner  Ansicht 
nach  gegenwärtig  doch  noch  ziemlich  weit  entfernt  davon,  uns  eine  irgendwie 
vollständige  Uebersicht  des  wirklich  vorhandenen  Vorrathes  der  Arbeiten  des 
Haarlemer  Künstlers  etwa  so  bilden  zu  können,  wie  wir  diess  bei  einem  nie 
vergessen  gewesenen,  und  immer  in  Ansehen  gestandenen  Meister,  z.  B.  bei 
Rembrandt  im  Stande  sind.  Fortwährend  tauchen  Bilder  von  Frans  Hals 
auf,  welche  die  hohe  materielle  Werthschätzung  ans  Tageslicht  ziehen  hilft.  Auf 
der  Ausstellung  alter  Kunstwerke  im  Palais  des  Corps  legislativ  in  Paris 
(Sommer  1874)  sah  man  wenigstens  8 — 10  echte  Gemälde  von  ihm,  darunter 
mehrere  bisher  ganz  unbekannte. 

Ueberaus  merkwürdig  war  da  ein  Bild  aus  der  Collection  Gocret  (Gat. 
Nr.  844),  das  in  lebensgrossen  Halbfiguren  eine  Gruppe  von  vier  Personen 
darstellt,  die  in  ausgelassener  Weise  lachend  und  scherzend  um  einen  gedeckten 
den  Vordergrund  einnehmenden  Tisch  versammelt  sind.  Den  Mittelpunkt  der  Ge- 
sellschaft bildet  ein  reich  geputztes  Frauenzimmer,  mehrere  von  Wein  und 
Lustbarkeit  erhitzte  Gesichter  erscheinen  zwischen  den  Schultern  der  vorne 
Stehenden.  Die  Färbung  ist  sehr  energisch , in  den  Köpfen  sogar  übermässig 
roth  und  hart,  die  ganze  Haltung  ungefähr  an  die  buntem  Bilder  des 
Dirk  Hals  erinnernd , wenn  man  sich  diese  etwa  in  grossem  Massstabe  aus- 
geführt denkt,  doch  lässt  die  Art  der  Pinselführung  und  die  Qualität  der 
Malerei  keinen  Zweifel  aufkommen , dass  wir  es  hier  mit  einem  zwar  un- 
gewöhnlichen, aber  ächten  und  sehr  frühen  Gemälde  des  Frans  zu  thun  haben, 
das  vielleicht  jener  Van  Mander’schen  Periode  näher  steht  als  alle  seine  übrigen 
bisher  bekannt  gewordenen  Werke.  Seltsam  und  alterthümlich  ist  auch  die 
form  des  gross  und  auffällig  hingesetzten  Monogrammes,  ungefähr:  f. |j. 

Den  bedeutendsten  erhaltenen  Gemälden  des  Frans  Hals  müssen  wir  ein 
Bild  zuzählen , das  sich  (Juni  1874)  im  Besitze  des  Hrn.  C.  Warnek  in  Paris 
befindet,  und  eine  lebensgrosse  Portraitgruppe  von  drei  Kindern  in  ganzer 
Figur  darstellt:  zwei  Mädchen  von  etwa  4 und  8 Jahren  und  einen  zehnjährigen 
Jungen.  (Ca.  I1/*  Met.  hoch  und  1 Met.  br.).  Das  Kleinste  sitzt  in  einem 
Wägelchen,  an  das  eine  schwarzgraue,  mit  einem  grossen  Blumenkranz  um 
den  Hals  geschmückte  Ziege  gespannt  ist.  Das  grössere  Mädchen  geht  neben 
dem  Wagen  einher,  und  fasst  leicht  das  darinsitzende,  während  der  Knabe 


164 


Lileraturbericlit. 


ganz  im  Vordergrund  stehend  die  Zügel  des  Gefährtes  hält.  Unübertrefflich 
ist  das  frohe  Treiben  der  Kinder  zum  Ausdruck  gebracht,  der  Uebermuth  des 
Knaben,  der  hellauf  lachend  das  Thier  zum  schnellem  Gang  antreiben  will, 
während  die,  wie  es  scheint,  nicht  ganz  freiwillige  Passagierin  etwas  ängstlich 
und  mit  zusammengepressten  Lippen  dreinsieht,  und  von  ihrer  ältern  Schwester, 
die  ihr  mit  Lachen  Muth  zuzusprechen  scheint,  beruhigt  wird.  Die  parkartige 
Landschaft  eröffnet  links  den  Blick  in  eine  Ebene,  die  von  einem  Dorf  mit 
überragendem  Kirchthurm  abgeschlossen  wird.  — Nicht  leicht  gibt  es  ein 
Kunstwerk,  in  dem  sich  die  reine  Heiterkeit  einer  sorglosen  Kinderexistenz 
klarer  wiederspiegelt,  und  wenn  die  Scala  der  Seelenzustände,  die  Frans  Hals 
fixirt,  an  sich  keinen  grossen  Umfang  hat,  so  weiss  er  dafür  ihre  feinsten 
Nüancen  mit  Bestimmtheit  zu  erfassen,  wie  kein  zweiter.  Im  lebhaften  Golorit 
und  im  Vortrag  erinnert  das  Warnek’sche  Bild  an  den  Cavalier  aus  der  Samm- 
lung Pourtales,  jetzt  bei  Sir  Richard  Wallace  in  London  (Bethnal  Green  Branch 
Museum  R.  W.  Goll.  Cat.  Nr.  236). 

Die  beherrschende 4 Sachkenntniss  und  die  Anschaulichkeit,  mit  welcher 
Vosmaer  die  Charakteristik  seines  Landsmannes  aus  dessen  Zeit  und  Umgebung 
entwickelt,  hat  ihr  würdiges  Seitenstück  auch  in  der  Wiedergabe  der  Bilder 
in  den  20  Radirungen  von  William  Unger,  die  die  Publication  illustriren. 
Die  Schmiegsamkeit  der  Nadel  Ungers  ist  gerade  der  Malerei  des  Frans  Hals 
gegenüber  eine  so  vollständige,  dass  seine  Blätter  eine  Interpretation  dieser 
selbst  in  Weiss  und  Schwarz  geben,  dergestalt,  dass  jedesmal  nicht  bloss  die 
Haltung  mit  äusserster  Treue,  sondern  sogar  auch  die  Kennzeichnung  der 
wechselnden  Vortragsweisen  in  den  verschiedenen  Epochen  mit  Sicherheit  ab- 
zulesen ist.  — 

Ohne  schmerzliche  Empfindung  können  heute  die  Haarlemer  ihren  an- 
geblichen Erfinder  der  Buchdruckerkunst,  den  die  moderne  Kritik  unbarmherzig 
zu  einem  Phantom  verflüchtigt  hat,  von  seinem  Postamente  wieder  herunter- 
steigen sehen,  sie  haben  einen  Ersatz  für  ihn  an  einem  andern  grossen  Bürger 
ihrer  Stadt.  Dem  hingeworfenen  Rathe  Vosmaers  aber,  an  die  Stelle  jenes 
vielgehegten  Coster  die  reellere  Persönlichkeit  des  Frans  Hals  zu  setzen,  möchten 
wir  nicht  beistimmen ; das  Museum  zu  Haarlem  ist  ein  glänzenderes  Monument 
als  jede  moderne  Broncepuppe  es  je  sein  wird,’  und  die  Monographie,  die  uns 
vorliegt,  zeigt,  dass  die  Holländer  ihre  Landsleute  gebührend  zu  verherrlichen 
wissen.  L..nn. 

Auguste  Bry.  Raffet,  sa  vie  et  ses  oeuvres.  Paris  1874,  Baur.  8°. 

Der  Verfasser  vorliegender  Monographie  über  einen  der  talentvollsten  und 
productivsten  französischen  Künstler  der  Gegenwart,  war  ein  jahrelanger  Freund 
desselben  und  hat  mit  diesem  Werke  dem  frühverstorbenen  Meister  ein  Denk- 
mal gesetzt,  das  von  der  edelsten  Freundschaft  inspirirt  ist.  Raffet  war  zu 
Paris  am  1.  März  1804  geboren;  der  Glanz  der  Waffenthaten  Napoleons  be- 
leuchtete seine  Wiege  , und  schon  als  Kind  verherrlichte  er  in  Zeichnungen 
den  Waffenruhm  seiner  Nation.  Zwar  hatten  ihn  missliche  Verhältnisse 
gezwungen , bei  einem  Drechsler  als  Lehrling  einzutreten , aber  die  Liebe 
zur  Kunst  liess  ihm  keine  Ruhe,  das  Genie  überwand  alle  Schwierigkeiten. 


Literaturbericht. 


165 


Nachdem  er  unter  Charlet  und  le  Gros  fleissige  Studien  gemacht  hatte, 
trat  er  als  fertiger  Künstler  vor  das  Forum  der  Oeffentlichkeit.  Seine 
Hauptstärke  bestand  in  der  Zeichnung;  zwar  versuchte  er  sich  auch  in  der 
Malerei,  errang  sogar  den  Preis  der  silbernen  Medaille,  aber  seine  eigentlichen 
Triumphe  feierte  er  in  den  poetisch  erfundenen  und  mit  französischem  Esprit 
auf  den  Stein  hingeworfenen  Compositionen.  Bry  gibt  uns  in  seinem  Werke 
die  chronologische  Aufeinanderfolge  derselben  und  schliesst  biographische 
Notizen  an,  um  zu  erklären,  wie  dieses  oder  jenes  Werk  entstanden  sei.  Denn 
Arbeit,  unermüdliche  Production  ist  des  Künstlers  eigentliches  Leben,  die  ge- 
wöhnlichen Lebensumstände  begleiten  dasselbe  nur  wie  Episoden.  Eine  solche 
günstige  und  nachhaltend  auf  Raffet’s  Kunststreben  wirkende  Episode  war  die 
Freundschaft  des  Fürsten  Demidoff,  den  er  auf  der  Expedition  nach  der  Krim 
1837  begleitete,  und  von  welcher  er  eine  Masse  der  herrlichsten  Zeichnungen 
von  Land  und  Leuten  zurückbrachte;  viele  hat  er  auch  mittelst  Lithographie 
veröffentlicht.  Denselben  Fürsten  begleitete  er  später  auch  nach  Spanien,  so 
wie  er  auch  auf  dessen  italienischer  Besitzung  San  Donato  ein  freundliches 
Daheim  fand.  Auf  einer  Rückreise  von  Paris  dahin  erkrankte  er  plötzlich  in 
Genua  und  starb  am  17.  Februar  1860.  Neben  der  Lithographie  beschäftigte 
er  sich  auch  mit  der  Radirnadel;  die  Blätter,  welche  er  äzte,  werden  ihm 
gleichfalls  einen  unsterblichen  Namen  sichern.  Leider  vermissen  wir  in  Bry’s 
Werke  ein  Verzeichniss  seiner  Lithographien  und  Radirungen,  er  verweist  nur 
auf  Hector  Giacomelli,  der  einen  solchen  specialisirten  Gatalog  nachliefern  will. 
Die  Gazette  des  beaux-arts  beschäftigte  sich  oft  mit  der  künstlerischen  Thätig- 
keit  des  Meisters,  im  7.  Bande  sind  auch  einige  Compositionen  desselben 
copirt , unter  anderen : Reveille , eine  seiner  beträchtlichsten  historischen 

Dichtungen.  Bry’s  Werk  bringt  uns  auch  zwei  Bildnisse  des  Künstlers;  das 
eine  stellt  ihn  als  19jährigen  Jüngling  vor,  wie  er  sich  selbst  1823  gezeichnet 
hatte,  das  andere  im  kräftigen  Mannesalter;  auch  zwei  unedirte  Radirungen 
liegen  dem  Werke  bei,  sowie  zahlreiche  Facsimiles  seiner  Briefe.  Die  National- 
Bibliothek  zu  Paris  besitzt  sein  completes  Werk,  bei  dem  sich  viele  seiner 
Jugendwerke  befinden,  die  heutzutage  vergebens  im  Kunsthandel  gesucht 
werden.  Bry’s  Werk,  dass  nur  in  300  Exemplaren  gedruckt  wurde,  ist,  wie 
man  von  einem  Verleger  wie  T.  Baur  gewohnt  ist,  typographisch  vollendet  zu 
nennen.  J.  E.  W. 

E.  Förster,  Peter  v.  Cornelius.  Ein  Gedenkbuch  aus  seinem  Leben  und  Wirken, 
mit  Benutzung 'seines  künstlerischen  wie  handschriftlichen  Nachlasses,  nach 
mündlichen  und  schriftlichen  Mittheilungen  seiner  Freunde  und  eigenen  Er- 
innerungen und  Aufzeichnungen.  2 Bände.  Berlin,  Reimer.  1874.  1875.  8°. 

Der  Werth  der  vorstehenden  Arbeit  beruht  auf  der  systematischen  Aus- 
beute des  Nachlasses  unseres  Meisters.  Denn  sonst  hätte  sich  nach  den  beiden 
bereits  vorliegenden  Biographien  f),  welche  beide  in  ihrer  Art  vortrefflich  sind, 
und  dadurch,  dass  sich  die  eine  (Riegel)  auf  die  extrem  bewundernde,  die  an- 


*)  H.  Riegel,  Cornelius  der  Meister  der  deutschen  Malerei.  Hannover,  1866. 
A.  Frh.  v.  Wolzogen,  Peter  von  Cornelius.  Berlin,  1867. 


166 


Literaturbericht. 


dere  dagegen  (v.  Wolzogen)  auf  die  allzu  schwarzsichtige  Seite  stellt,  sich  auch 
gegnerisch  ergänzen,  eine  dritte  wohl  kaum  empfohlen. 

In  einer  Beziehung  aber  befriedigte  der  Nachlass 2)  die  Erwartungen  keines- 
wegs, und  zwar  gerade  in  der  künstlerischen.  Denn  in  dieser  Beziehung  ent- 
hält er  ausser  den  ersten  Redactionen  der  Lunettenbilder  der  Glyptothek  (Götter- 
saal), welche  demnächst  auf  Veranlassung  des  Besitzers  in  Merz’schen  Stichen 
zur  Publication  gelangen  werden,  und  früheren  Actzeichn ungen  wenig  Bemer- 
kenswerthes.  Dennoch  liegt  auch  in  dem  Mangel  eine  negative  Belehrung  über 
die  Gonceptionsweise  des  Künstlers.  Jene  experimentellen  Vorarbeiten,  das  Hin- 
und  Herzerren  des  Motivs,  das  Denken  mit  dem  Stifte,  wie  es  die  Entwürfe 
der  meisten  grossen  Künstler  zeigen,  findet  sich  bei  ihm  nicht.  Die  Concep- 
tionen  wurden  augenscheinlich  mit  ruhender  Hand  so  weit  auf  rein  geistigem 
Wege  ausgebildet,  bis  sie  zum  definitiven  Entwürfe  gereift  waren,  welcher  dann 
wohl  nur  selten  mehr  verworfen  ward. 

Ungemein  reich  dagegen  war  das  handschriftliche  und  urkundliche  Material, 
welches  der  Künstler  mit  Sorgfalt,  ja  sogar  mit  der  Absicht,  seine  eigenen 
Memoiren  zu  schreiben,  gesammelt  hatte.  Die  privaten  und  amtlichen  Corre- 
spondenzen gestatten  nun  nicht  blos  manchen  Blick  in  die  geistige  Werkstatt, 
in  welcher  der  Künstler  mehr  als  die  meisten  seiner  künstlerischen  Zeitgenossen 
schuf,  sondern  sichern  auch  manches  rein  Aeusserliche,  was  sonst  im  Künstler- 
leben leicht  verschwimmt,  und  worüber  die  Künstler  selbst  in  spätem  Jahren 
oft  nicht  mehr  Aufschluss  zu  geben  vermögen.  Die  Biographie  des  Cornelius 
erscheint  mit  einem  Worte  hier  in  authentischer  Gestalt. 

Verhältnissmässig  spärlich  ist  das  Material  für  die  Jugendjahre.  Doch  sind 
seine  Geburtsdaten  (23.  Sept.  1783)  und  Heimatverhältnisse  (der  Vater  war 
Gallerieinspector  Aloisius  Cornelius  in  Düsseldorf)  und  anderes  längst  bekannt. 
Auch  die  Correspondenz  mit  dem  schwärmerischen  Jugendfreunde,  dem  Kauf- 
mannsohn Fritz  Flemming  aus  Neuss  ist  nicht  im  Nachlass  vorhanden,  sondern 
wurde  von  einem  Neffen  des  Genannten  in  der  Kölnischen  Zeitung  1867, 
Nr.  84 — 86  veröffentlicht  (bei  Förster  reproducirt).  Der  Briefwechsel,  in  welchem 
sich  die  Freunde  die  Namen  Plato  und  Raphael  beilegten,  ist  ziemlich  excentrisch, 
und  verräth  ebenso  viele  unklare  Genialität  wie  jugendlich  romantische  An- 
schauungen ; doch  ist  der  Drang  nach  Grossem  und  Ausserordentlichem  bereits 
deutlich  zu  erkennen.  Auch  die  Schicksale  der  frühesten  Concurrenzarbeiten, 
die  Cornelius  an  die  »Weimarer  Kunstfreunde«  gesandt,  sind  durch  Goethe’s 
nicht  allzu  günstige  Urtheile  in  der  Jenaer  Literaturzeitung  1804  und  1805 
bekannt.  Nach  Förster  wären  die  beiden  Zeichnungen  im  Münchener  Kupfer- 
stich- und  Handzeichnungskabinet  »Moses  am  Felsenquell«  und  der  »Segen 
Jakobs«,  die  erstere  Riegel  unbekannt,  die  ältesten  der  erhaltenen  oder  be- 
kannten Werke  und  von  1800  und  1801.  Diesen  würden  dann  die  Wand- 
malereien in  S.  Quirin  zu  Neuss,  leider  in  neuerer  Zeit  zerstört,  folgen,  indem 


2)  Er  ist  durch  Kauf  aus  den  Händen  der  Wittwe  des  Meisters,  nunmehriger 
Signora  Bajardi  in  Urbino , in  den  Besitz  seines  Neffen , Prof.  Dr.  G.  Cornelius  in 
München,  übergegangen. 


Literaturbericht. 


167 


sie  der  Meister  selbst  vor  nunmehr  50  Jahren  als  in  seinem  19.  Jahre  gefertigt 
bezeichnet  hat.  Von  Oelmalereien  sind  die  »Vierzehn  hh.  Nothhelfer  im  Ora- 
torium der  barmherzigen  Schwestern  zu  Essen  die  ältestbekannten  Bilder,  welche 
die  direkte  Einwirkung  der  Düsseldorfer  Galleriestudien  nach  deutschen  wie 
italienischen  Meistern  nicht  verleugnen,  im  Gegentheil  dieselben  bis  zur  Cha- 
rakterlosigkeit applicirt  zeigen.  Unerfreulicher  noch  sind  dann  Familienbild- 
nisse, wie  das  im  Besitz  des  Baron  v.  Grainger  zu  Düsseldorf  befindliche  von 
1808,  und  das  Erinnerungsbild  an  ein  verstorbenes  Kind  im  Besitz  der  Familie 
Scheidt  zu  Werden  a.  d.  R.  Mehr  Gehalt  und  Selbständigkeit  verräth  ein 
mythologisches  Bild  »Pallas  die  Weberei  lehrend«,  im  Besitz  des  Professors 
E.  aus’m  Werth  zu  Kessenich  bei  Bonn,  wohl  aus  derselben  Zeit  wie  die  beiden 
vorgenannten. 

Eine  bestimmte  Richtung  vermochte  er  in  Düsseldorf  nicht  einzuschlagen. 
Erst  als  er  sich  aus  dem  Schulkreise  losgerissen  hatte  und  nach  dem  Tode 
seiner  Mutter  nach  Frankfurt  a.  M.  übergesiedelt  war,  begann  er  seinen  Weg 
zu  finden.  Ein  Brief  von  Mosler  an  ihn  v.  J.  1809,  September,  welchen  Förster 
mittheilt,  zeigt  indess,  dass  der  junge  Künstler  seinem  Freunde  bereits  vor 
seiner  Uebersiedlung  von  seinen  neuen  Ansichten  und  von  dem  romantischen 
Entschluss,  der  »dürerischen  Art«  nachzustreben,  Bekenntniss  abgelegt  hatte. 
Es  künstlerisch  zu  documentiren  hatte  er  jedoch  erst  in  den  Faust- 
bildern3)  zu  Frankfurt  Gelegenheit,  nachdem  er  noch  1809  in  der  h.  Familie 
(Städtische  Gemäldesammlung  zu  Frankfurt)  ein  ziemlich  eklektisches  Verfahren 
beobachtet  hatte.  Mit  den  Faustblättern  aber  war  er  in  den  Kreis  der  Ro- 
mantiker eingetreten. 

Wie  er  sich  dann  nach  kurzem  Aufenthalt  zu  Frankfurt  in  Rom  1811 
bis  1819  den  schon  vor  ihm  dahin  gelangten  Romantikern  des  Overbeck’schen 
Kreises  gegenüber  verhielt,  ist  in  der  Hauptsache  bekannt.  Doch  erhärten  die 
von  Förster  beigebrachten  Briefe,  dass  er  zwar  bald  der  präraphaelitischen 
Strömung  gegenüber  einen  entschieden  deutschen  Standpunkt  zu  wahren  suchte, 
wie  er  denn  von  vorneherein  Meister  Stephan  über  Fiesoie  setzte,  dass  er  aber 
anfangs  das  Uebergewicht  Overbeck’s  entschieden  empfand  und  sich  der  naza- 
renischen  Richtung  hingebend  und  beinahe  fanatisch  anschloss.  Seine  damaligen 
Oelbilder  zeigen  überdiess  Cornelius  entschieden  unter  Overbeck,  wie  die  (frei- 
lich unvollendeten)  klugen  und  thörichten  Jungfrauen  in  der  städtischen  Ge- 
mäldesammlung zu  Düsseldorf,  die  Flucht  nach  Aegypten  bei  Baron  Schack  in 
München,  und  die  drei  Marien  am  h.  Grabe,  im  Besitz  der  Frau  Obermedizinal- 
räthin  Stanius  in  Rostock.  Das  letztgenannte  dieser  Werke  lässt  überdiess  den 
Künstler  (nach  einer  Originalphotographie  zu  urtheilen)  den  Genossen  Over- 
beck’s am  verwandtesten  erscheinen. 

Allein  Cornelius  war  sich,  seit  er  den  Nibelungencyclus  4)  in  Angriff  ge- 


3)  12  Federzeichnungen  im  Städel’schen  Institute  zu  Frankfurt.  Gest,  von 
Ruscheweyh  und  Thäter.  1816. 

4)  1812  -1817.  Sieben  Zeichnungen  im  Besitz  des  Buchhändlers  G.  Reimer 
in  Berlin,  gest.  v.  Lips,  Ritter,  Amsler  und  Barth. 


168 


Literaturbericht. 


nommen,  bewusst  geworden , dass  seine  Kunst  nach  anderen  Zielen  gerichtet 
sei,  nämlich  nach  monumentalen.  Sein  Brief  an  J.  Görres  vom  3.  November 
1814  5),  gewissermassen  ein  Manifest  und  Apell  an  die  deutsche  Nation  behufs 
Begründung  einer  derselben  würdigen  Kunstthätigkeit  ist  bekannt.  Weltbekannt 
geradezu  aber  dürfen  die  ersten  Schöpfungen  der  wieder  erweckten  Fresco- 
malerei  in  der  Gasa  Bartoldi  zu  Rom  wie  in  Villa  Massimi  genannt  werden. 
Bald  nach  Vollendung  der  ersteren  folgte  Cornelius  dem  Rufe  des  Kronprinzen 
Ludwig  von  Bayern  nach  München  (Herbst  1819).  Auch  hier  sind  die  glanz- 
volle Stellung  und  Thätigkeit  des  Meisters  so  bekannt  wie  sein  Werk  in  der 
Glyptothek  und  Ludwigskirche,  beide  je  ein  Jahrzehend  in  Anspruch  nehmend. 

Die  erstere  Arbeit  hatte  fünf  Jahre  lang  das  freilich  auch  nicht  reizlose 
Hemmniss  zu  bekämpfen,  dass  der  Aufenthalt  des  Künstlers  zwischen  Düssel- 
dorf und  München  getheilt  war,  indem  er  den  Winter  als  Direktor  der  Düssel- 
dorfer Akademie  am  Rheine,  und  den  Sommer  in  München  zu  verbringen 
pflegte.  Kaum  aber  hatte  der  Meister  die  Düsseldorfer  Fessel  abgestreift,  um 
alle  seine  Kräfte  München  zu  widmen,  so  hatte  er  auch  schon  die  ersten  Stö- 
rungen seines  anfangs  so  gedeihlichen  Verhältnisses  zu  König  Ludwig  zu  er- 
fahren. Die  aktenmässige  Darstellung  des  Conflictes  mit  dem  Hofbauinten- 
danten v.  Klenze  und  durch  dessen  Vermittlung  mit  dem  Könige  von  Bayern 
bis  zum  unvermeidlich  gewordenen  Bruch  ist  neu,  wie  auch  namentlich  der 
Umstand,  dass  der  Künstler  schon  1829  in  Folge  der  Missverständnisse  mit 
der  Ausmalung  der  Pinakothekloggien 6)  Schritte  gethan , um  München  mit 
Berlin  vertauschen  zu  können,  und  dass  nur  die  Uebertragung  der  Ausmalung 
der  Ludwigskirche  den  Meister  bewog,  noch  ein  weiteres  Decennium  auszu- 
harren. In  den  eifersüchtigen  Kämpfen  jener  Zeit  sammelte  sich  mittlerweile 
viel  Stoff  für  den  Schöpfer  der  famosen  Aussenbilder  der  Neuen  Pinakothek  zu 
München. 

Cornelius,  tief  gekränkt,  von  seinem  Könige  auch  entschieden  unterschätzt, 
verliess  im  Frühling  1841  München  in  der  Hoffnung  auf  die  glänzenden  Auf- 
träge, die  ihm  in  Berlin  zu  Theil  werden  sollten.  Die  materiellen  Verhältnisse 
hatten  sich  für  ihn  durch  die  Gnade  des  Königs  Friedrich  Wilhelm  IV.  nicht 
ungünstig  gestaltet,  wie  auch  dem  Meister  ohne  amtliche  Belastung  Rang^und 
Titel  eines  Direktors  und  selbst  ein  »zu  erbauendes  Haus  zugesichert  worden 
war,  aber  die  gehegten  künstlerischen  Erwartungen  sollten  nicht  in  Erfüllung 
gehen.  Eben  damals  starb  Schinkel,  welcher  dem  Künstler  die  Gelegenheit  zu 
monumentalem  Schaffen  hätte  darbieten  sollen.  Die  vom  Könige  zunächst  ge- 
wünschte Ausführung  der  Schinkelfresken  in  der  Vorhalle  des  Alten  Museums 
misslang,  und  das  Misslingen  fiel  dem  persönlich  wenig  betheiligten  Meister  zur 
Last,  weil  derselbe  als  Hauptkraft  hiezu  C.  Herrmann  aus  München  berufen 


ä)  Zuerst  abgedruckt  im  Archiv  f.  d.  zeich.  Künste  1867.  S.  352. 

6)  Die  Skizzen  des  Cornelius  zu  diesen  von  CI.  Zimmermann  ausgeführten  Ma- 
lereien, im  k.  Kupferstich-  und, Handzeichnungsk abinet  zu  München  verwahrt,  sind 
nach  dem  Erscheinen  von  Förster’s  Buch  in  trefflichen  und  getreuen  Stichen  von 
H.  Merz  mit  Text  von  E.  Förster  bei  A.  Dürr  in  Leipzig  erschienen  (1875). 


Literaturbericht. 


169 


hatte,  der  in  seinen  selbständigen  Münchener  Arbeiten  wenig  Glück  gezeigt. 
Dazu  benutzte  der  Meister  seine  eigene  augenblicklich  auftragslose  Zeit  zur 
Ausführung  des  vom  Grafen  Raczynski  verlangten  Bildes  »Christus  in  der  Vor- 
hölle« und  debutirte  somit  vor  dem  scheelsichtigen  Berliner  Publikum  gerade 
in  dem  Gebiete,  worin  seine  unzweifelhafte  Schwäche  lag,  nemlich  im  Gebiet 
der  Oelmalerei.  Endlich  war  die  sonstige  Beschäftigung,  welche  ihm  der  König 
vorläufig  überwies,  keineswegs  seines  grossen  Namens  würdig,  wie  Composi- 
tionen  zu  einem  Pathenschild  für  den  Prinzen  von  Wales  7),  zu  Ehrenmedaillen, 
zu  lebenden  Bildern  für  ein  Hofcarnevalfest 8)  u.  s.  w.  Die  Sache  wurde  noch 
schlimmer,  als  Cornelius  die  letzteren  durch  den  Stich  veröffentlichen  liess, 
wozu  sie  entschieden  nicht  angethan  waren. 

Das  Berliner  Publikum  verbarg  auch  seine  Enttäuschung  keineswegs  und 
Cornelius  fand  sich  bald  in  Berlin  mehr  angegriffen  als  jemals  in  München. 
Dafür  war  die  königliche  Gunst,  damals  noch  von  A.  v.  Humboldt  gestützt, 
unwandelbar  geblieben.  Im  Sommer  1843  erfolgte  der  Auftrag  zur  Ausmalung 
des  damals  beschlossenen  Königsfriedhofs  neben  dem  Dome,  und  der  Künstler 
hatte  mit  den  Entwürfen  hiezu  Anlass  gefunden,  sich  den  kleinen  Gelegen- 
heitsarbeiten zu  entziehen  und  seine  Kunst  an  einem  derselben  würdigeren  Ge- 
genstände zu  erproben.  Das  Jahr  1843  auf  1844,  welches  Cornelius  grossen- 
theils  in  Rom  verbrachte,  sah  nun  jene  herrlichen  Compositionen  9)  entstehen, 
welche  unstreitig  zu  den  grössten  Schöpfungen  der  Neuzeit  gehören,  ja  viel- 
leicht die  bedeutendsten  Werke  der  neueren  deutschen  Kunst  genannt  werden 
dürfen.  Noch  grossartiger  entfalteten  sich  die  aus  den  Entwürfen  erwachsen- 
den Cartons,  von  welchen  in  den  nächstfolgenden  Jahren  einige  mit  dem  ge- 
wissenhaftesten Fleisse  hergestellt  wurden,  vorab  die  apokalyptischen  Reiter. 
Allein  mit  der  Revolution  1848—49  kam  die  Angelegenheit  ins  Stocken.  Am 
22.  Juni  1849  wurde  sogar  die  Sistirung  aller  Arbeiten  ausdrücklich  angeordnet, 
womit  namentlich  die  Verpflichtung  zu  den  stipulirten  Zahlungen  aufhören 
sollte.  Förster  gibt  die  ganze  hieraus  sich  entspinüende  höchst  unerquickliche 
Correspondenz.  Das  Schmerzlichste  für  den  Künstler  aber  war,  dass  nicht 
blos  die  politische  und  finanzielle  Situation  die  Sistirung  veranlasst  hatte  und 
aufrecht  erhielt,  indem  er  nicht  übersehen  konnte,  dass  über  die  Treppenhaus- 
malereien Kaulbachs  im  Neuen  Museum  eine  solche  Arbeitseinstellung  nicht 
verfügt  worden  war.  Das  ganze  Project  war  vielmehr  im  höchsten  Grade 
unpopulär  und  mehr  als  sonst  war  dieser  Umstand  auch  von  Einfluss  auf 
den  König. 

Dieser  jedoch,  keineswegs  gewillt,  den  Künstler  die  dem  Camposanto  ent- 
gegenstehenden Schwierigkeiten  allzu  schmerzlich  empfinden  zu  lassen,  betrieb 


7)  Umrisszeichnungen  im  Besitz  des  Bildhauers  Hähnel  in  Dresden , gest.  von 
Hoffmann  u.  Schubert. 

8)  Sechs  Umrisszeichnungen  zu  Tasso,  im  Besitz  des  Buchhändlers  G.  Reimer 
zu  Berlin,  gest.  von  Eichens. 

9)  In  vier  Umrisszeichnungen  im  Museum  zu  Weimar,  gest.  von  J.  Thäter  mit 
Text  (von  Brüggemann).  Leipzig,  Wigand.  1846. 


170 


Literaturbericht, 


nun  die  Herstellung  des  grossen  Bildes  für  die  Domapsis,  für  welche  der  König 
als  Gegenstand  »die  Erwartung  des  Weltgerichts«  gewählt  hatte.  Entwürfe, 
wie  sie  die  Frankfurter  Ableger  der  Nazarenerschule  Veit  und  Steinle  auf  sein 
Ansuchen  eingesandt,  befriedigten  ihn  wenig,  seinen  einfach  grossartigen  und 
etwas  strengen  Ideen  konnte  nur  ein  Cornelius  gerecht  werden.  Drei  Jahre 
lang  (von  1853 — 1856)  arbeitete  nun  dieser  in  Rom  an  dem  Entwürfe,  nicht  mit 
der  Freudigkeit  zwar  wie  am  Gamposanto,  dessen  Entwürfe  ihn  in  eine  wahrhaft 
selige  Stimmung  versetzt  hatten,  doch  mit  Hingebung  und  Versenkung.  Gleich- 
wohl dürfte  das  Werk  nach  der  sorgfältigen  Deckfarbenskizze  (5'  5"  : 4'  8" 
gross)  zu  urtheilen,  in  seiner  strengen  und  nicht  selten  an  Härte  streifenden 
Gebundenheit  den  Vergleich  mit  den  Camposantocompositionen  kaum  aushalten. 
König  Friedrich  Wilhelm  IV.  sah  es  noch  und  zwar  mit  hoher  Befriedigung, 
verfügte  noch  voll  Anerkennung,  dass  auch  die  Friedhofsmalereien  wieder  auf- 
genommen werden  sollten,  sank ‘aber  dann  bald  in  jenen  trostlosen  Zustand, 
der  die  Einsetzung  der  Regentschaft  in  der  Person  des  gegenwärtigen  deutschen 
Kaisers  zur  Nothwendigkeit  machte. 

Doch  verblieb  es  zunächst  bei  der  Fortarbeit,  ja  es  schien  der  Wunsch 
nach  der  Ausführung  von  oben  lebhafter  als  vorher.  Die  ausgestellten  Gartons 
hatten  Berlin  bekehrt  und  einen  Sturm  von  Bewunderung  hervorgerufen.  Es 
wurden  bereits  Berathungen  gepflogen,  wie  man  die  Malereien  an  dem  vor  der 
Sistirung  hergestellten  Gemäuer  beginnen,  und  sie  vor  athmosphärischen  Ein- 
flüssen und  vor  Beschädigung  bei  Fortsetzung  des  Baues  schützen  könne.  Cor- 
nelius wurde  durch  die  Berufung  an  die  Spitze  der  Berliner  Akademie  aus- 
gezeichnet, um  seiner  Wiederkehr  nach  Berlin  zur  Inangriffnahme  der  Wand- 
malerei eine  möglichst  ehrenvolle  Form  zu  geben.  Nach  fast  siebenjährigem 
Aufenthalt  in  Italien  kehrte  er  daher  1861  mit  frischen  Hoffnungen  nach  Berlin 
zurück,  aber  nur  um  sich  neuerdings  enttäuscht  zu  sehen.  Bethmann-Hollweg, 
der  als  Cultusminister  sich  so  warm  wie  vormals  A.  v.  Humboldt  um  die  In- 
teressen des  ihm  befreundeten  Meisters  angenommen,  war  während  der  Ver- 
zögerung von  Cornelius’  Rückkehr  aus  dem  Cabinete  ausgeschieden,  und  die 
Strömung  in  Preussen  war  indess  entschieden  kriegerisch  geworden.  Der 
Künstler  ward  mit  Achselzucken  und  bedauernden  Worten  empfangen,  und  von 
der  Fortsetzung  des  Werkes  war  an  massgebender  Stelle  nicht  mehr  die  Rede. 
Doch  das  Werk  war  des  Meisters  Lebensaufgabe  geworden,  welcher  er  um 
seiner  selbst  willen  naclikommen  musste.  Noch  sieben  Jahre  lang  zeichnete 
der  Künstlergreis  in  edler  Zurückgezogenheit  zu  Berlin  an  den  Cartons  fast 
bis  an  den  Tag  seines  Todes  (6.  März  1867). 

Vollendet  wurden  von  den  grösseren  Cartons  und  harren  ihrer  Aufstellung 
im  Berliner  Nationalmuseum  folgende : Die  vier  apokalyptischen  Reiter  10),  die 
sieben  Engel  mit  den  Schalen  des  Zornes,  die  Gruppe  »Selig  die  da  hungern 
und  dursten  nach  der  Gerechtigkeit11),  die  Ankunft  des  neuen  Jerusalem,  die 

.10)  Gest,  von  J.  Thäter  1849  und  1863. 

n)  In  Oel  gemalt  für  Raczynski.  Der  Entwurf  zur  Grablegung  des  Camposanto- 
cyklus  diente  zu  einem  Temperahilde  für  einen  englischen  Besteller , an  dessen 
Namen  sich  Cornelius  selbst  nicht  mehr  zu  erinnern  vermochte. 


Literaturbericht. 


171 


Fesselung  Satans,  die  Auferstehung  am  jüngsten  Tage,  der  Sturz  Babels,  der 
Herr  der  Ernte,  Gott  auf  den  vier  Symbolen',  Christus  und  Thomas,  und  die 
Sendung  des  h.  Geistes.  Gleichzeitig  entstanden  nur  wenige  andere  und  zu- 
meist kleinere  Arbeiten,  von  welchen  Förster  die  Zeichnung  Lady  Macbeth 
nachtwandelnd  nach  Riegel  noch  in  den  Besitz  F.  Bruckmann’s  in  München 
setzt,  welcher  sie  aber  seit  längerer  Zeit  dem  Weimarer  Museum  geschenkt  hat. 
Zur  Aufzählung  seiner  letzten  Arbeiten  bei  Riegel  ist  durch  Förster  keine  weitere 
anzufügen  gewesen. 

Man  dürfte  sich  glücklich  schätzen,  über  jeden  bedeutenderen  Meister  die 
Akten  so  zuverlässig  und  reichlich  zu  finden,  wie  sie  jetzt  der  Kunstgeschichte 
über  Cornelius  zur  Verfügung  stehen,  über  welchen  noch  wesentlich  Neues  bei- 
zubringen nach  Förster’s  Buch  nachgerade  schwer  geworden  sein  dürfte.  F.  R. 
Joseph  Ritter  von  Führich.  Lebensskizze.  Zusammengestellt  aus 
dessen  im  Jahrgange  1844  des  Almanachs  »Libussa«  erschienener  Selbst- 
biographie und  den  wichtigsten  von  Freundeshand  gesammelten  bis 
zur  Gegenwart  reichenden  Daten.  Mit  Porträt.  Wien  und  Pest. 
C.  Sartori.  1875.  8°.  71  pag. 

Der  Referent  ist  in  der  That  in  Verlegenheit,  von  welchem  Standpunkte 
an  das  Schriftchen  der  Massstab  einer  Beurtheilung  gelegt  werden  soll.  Wäre 
es  der  blosse  Wiederabdruck  der  interessanten  und  fesselnd  geschriebenen 
Autobiographie,  so  würde  es  genügen,  hier  zu  sagen,  dass  damit  allen  Freunden 
des  edlen  Meisters  und  der  Kunstgeschichte  ein  Dienst  geleistet  sei,  denn  diese 
Lebensskizze  von  Führich’s  eigener  Hand  hat  hohen  Werth,  sie  stellt  sich  den 
merkwürdigsten  Mittheilungen  von  Künstlern  aus  allen  Zeiten  ebenbürtig  an 
die  Seite.  Wie  seine  der  Gegenwart  entfremdete , wirklich  grosse  Kunst 
unterscheidet  sich  auch  diese  Weise  Führichs,  über  sich  selbst  zu  sprechen, 
von  allem  Modernen.  Und  solches  nicht  hlos  durch  den  Inhalt,  welcher  so 
»unzeitgemässe«  Ansichten  offenbart,  sondern  auch  in  der  Form,  durch  die 
ehrliche,  unaffektirte  Einfalt,  durch  das  liebevolle  Eingehen  auf  die  gemüth- 
lichen  Seiten  des  Lebens  und  die  wesentliche  Betonung  des  Häuslichen , des 
Familienlebens.  Es  ist  kein  Zufall,  aber  noch  weniger  Absicht,  wenn  uns  der 
Verfasser,  der  als  Künstler  mit  so  warmer  Begeisterung  den  Fussstapfen 
Albrecht  Dtirer’s  gefolgt  ist , in  der  Beschreibung  seiner  Schicksale , seines 
Werdeganges  an  die  Aufzeichnungen  jenes  alten  deutschen  Meisters  erinnert. 

Dies  tritt  insbesondere  bei  der  Schilderung  seines  Jugendlebens  und  der 
frühesten  Erziehung  im  Elternhause,  ferner  bei  der  Erwähnung  von  des  Vaters 
Hinscheiden  an  den  Tag. 

Jedoch,  wir  haben  an  dieser  Stelle  nicht  die  Selbstbiographie  zu  bespre- 
chen , deren  Abfassung  einer  früheren  Zeit  angehört.  Es  genügt  ferner  auch 
nicht  zu  constatiren,  dass  die  Publicirung  derselben  ein  Verdienst  sei,  insofern 
die  »Libussa«  in  den  Händen  der  Wenigsten  nur  mehr  anzutreffen  ist;  an 
diesem  Orte  erfordert  die  Erweiterung  der  Lebensbeschreibung  »von  Freundes- 
hand« Beachtung.  Das  Vorwort  baut  dem  unausbleiblichen  Tadel,  der  eine 
so  flüchtige  und  ungenügende  Arbeit  treffen  muss , mit  der  Bemerkung  vor, 
dass  »Lücken  und  kleinere  chronologische  Verstösse«  entschuldigt  werden 
mögen,  indem  »es  nicht  zulässig  war,  an  die  Quelle,  den  Künstler  selbst,  sich 


172 


Literaturbericht. 


zu  wenden , wen  man  denselben  mit  dem  vorliegenden  Büchlein  überraschen 
wollte,«  — die  Publikation  erfolgte  nämlich  anlässlich  des  fünfundsiebenzigsten 
Geburtstages  unseres  Meisters.  Der  Verfasser  scheint  also  von  der  Ansicht 
auszugehen,  dass  noch  Niemand,  ausser  Führich  selbst,  sich  mit  der  Erörte- 
rung von  dessen  Lebensgeschichte  und  Kunstthätigkeit  beschäftigt  habe. 

Nun,  es  wären  doch  wohl  unschwer  Mittel  und  Wege  zu  finden  gewesen, 
um  den  Gefeierten  durch  eine  sorgfältigere  Arbeit  in  der  That  würdig  über- 
raschen zu  können,  indem  seit  der  Veröffentlichung  der  Autobiographie  schon 
.eine  ganz  ansehnliche  Literatur  über  Führich  sich  angesammelt  hat.  Hätte 
der  Herausgeber  nichts  Anderes  gethan,  als  Wurzbach’s  biographisches  Lexikon 
des  Oesterr.  Kaiserstaates  aufzuschlagen,  es  müsste  mehr  zu  Tage  gekommen 
sein,  als  diese  neun  Seiten  umfassende  Notiz,  welche  dreissig  Jahre  aus  einem 
so  bedeutenden  Künstlerleben  behandeln  will , und  nicht  einmal  eine  vollstän- 
dige Aufzählung  seiner  hervorragendsten  Werke  und  der  literarischen  Arbeiten 
Führich’s  enthält.  Schon  Wurzbach  bedauerte,  in  der  Selbstbiographie  eine 
Anführung  der  zur  selben  Zeit  entstandenen  Schöpfungen  zu  vermissen  und 
bemühte  sich , die  Reihe  derselben  komplett  anzugeben , ohne  zum  Ziel  zu 
gelangen;  die  vorliegende  Arbeit  erhebt  sich  aber  nicht  über  die  Gedrängtheit 
der  Angaben  eines  Conversationslexikons.  Auch  von  einer  ästhetischen  Wür- 
digung der  Führich’schen  Muse  ist  keine  Rede  und  so  muss  man  diesen  Theil 
und  Zweck  des  Buches  wohl  als  einen  verfehlten  erachten. 

Es  ist  seltsam,  dass  der  katholische  Meister  von  protestantischen  Landen 
die  kräftigste  Unterstützung  erfahren  hat.  Dort  werden  seine  Zeichnungen  in 
Holz  geschnitten  und  finden  Verleger,  dort  zieren  sie  den  Tisch  des  christ- 
lichen Hauses.  In  der  Heimath  ist  die  Feier  seines  75.  Geburtstages  sehr 
geräuschlos  vorübergegangen  und  haben  seine  Schöpfungen  meist  nur  unver- 
ständige Kritiken  erlebt.  Sollte  das  hier  besprochene  Büchlein  vorbedeuten, 
dass  ein  wärmeres  Interesse  künftig  dem  edlen  Künstler  auch  von  seiner 
eigenen  Partei  gewidmet  werden  würde,  so  wünschen  wir  nur,  dass  dann  mit 
dem  guten  Willen  auch  Kraft  und  Vermögen  harmonisch  Hand  in  Hand 
gehen  möchten.  Il g. 

Italia.  Herausgeg.  von  Karl  Hillebrand.  I und  II. 

Inh.:  Herrn.  Grimm,  Notizen  über  Lionardo  da  Vinci.  I.  p.  140—155.  — 
Kaden,  Die  Malernester  in  den  Sabinerbergen.  II.  86—115. 


Schrift,  Druck,  graphische  Künste. 

To  Hippert  et  J.  Linnig.  Le  Peintre-Graveur  hollandais  et  beige  du 
19.  siede.  Bruxelles  1874.  8°.  I.  Partie. 

Kunsthistoriker,  welche  das  Leben  und  Wirken  eines  Künstlers,  sei  es  als 
abgeschlossene  Monographie  oder  als  Beitrag  zu  einem  Lexicon,  auf  Grundlage 
archivalischer  Forschungen  zusammenstellen,  wissen  von  den  Schwierigkeiten 
zu  erzählen,  die  sich  einer  erschöpfenden  Benützung  des  Materials  und  einer 
irrthumlosen  Ausfüllung  der  Lücken  entgegenstellen.  Ueber  das  Leben  findet 
man  wenige  Notizen  von  Zeitgenossen  derselben,  diese  widersprechen  sich  oft 


Literaturbericht. 


173 


in  ihren  Angaben,  selbst  Geburts-  und  Todesjahr  differiren  manchmal  um 
mehrere  Jahre;  die  Werke  der  Maler  sind  in  verschiedenen  Galerien  zerstreut, 
die  Werke  der  Kupferstecher  liegen  nur  selten  complet  und  in  allen  Abdrucks- 
verschiedenheiten in  einem  Portefeuille  beisammen.  Dieser  Umstand  mag  den 
verstorbenen  Andresen  bewogen  haben,  die  Malerradirer  der  Gegenwart,  des 
19.  Jahrhunderts,  in  einem  speciellen  Werk  zu  behandeln,  weil  man  bei  Leb- 
zeiten des  Künstlers  oder  bald  nach  seinem"  Tode  noch  manche  Notizen  über 
denselben  und  seine  Werke  sammeln  kann,  die  nach  einigen  Decennien  für 
die  Kunstforschung  unrettbar  verloren  gehen.  Wie  wichtig  diese  Arbeit  für 
lexicalische  Werke  einmal  werden  muss,  ist  leicht  einzusehen.  Es  mag  der- 
selbe Umstand,  oder  vielleicht  auch  Andresen’s  Vorbild  Hippert  und  Linnig 
bestimmt  haben,  in  gleicher  Weise  die  holländischen  und  belgischen  Malerradirer 
der  Neuzeit  zu  behandeln  und  ihre  Werke  zu  bestimmen.  Anlass  zu  dieser 
Arbeit  gab,  wie  die  Vorrede  sagt,  die  reiche  Sammlung  von  Radirungen  aus 
der  genannten  Zeit,  die  sich  im  Besitz  Linnig’s  befindet.  Kunstfreunde  und 
Kunstforscher  werden  gewiss  das  Werk  mit  grosser  Befriedigung  aufgenommen 
haben,  denn  wir  "werden  neben  den  reichen  Werken  bekannterer  Künstler, 
von  denen  die  Sammler  ausser  Holland  oft  nur  einzelne  Blätter  kannten,  auch 
mit  Künstlern  bekannt,  deren  Namen  bis  heute  noch  kaum  über  die  Grenzen 
ihres  Vaterlandes  gekommen  waren.  Das  Werk  unterscheidet  sich  in  der 
Form  von  dem  deutschen  des  Andresen,  dass  es  lexicalisch  die  Künstler  in 
alphabetischer  Ordnung  bringt.  Damit  hat  es  sich  eine  Schranke  gesetzt,  die 
dem  deutschen  zu  seinem  Vortheil  fehlt.  Die  Geschichte  der  Gegenwart  ist 
flüssig;  Andresen  wollte  auch  solchen  Künstlern,  deren  Werke  erst  in  fünf 
oder  zehn  Jahren  einer  besonderen  Aufmerksamkeit  und  Würdigung  werth 
sein  werden,  freien  Raum  in  einem  zwanglos  erscheinenden  Werke  reserviren. 
Die  holländischen  Biographen  werden  dann  gezwungen  sein,  solche  neu  auf- 
tauchende Künstler  in  den  Nachtrag  zu  verweisen.  Was  wir  auch  im  erwähnten 
Werke  schmerzlich  vermissen,  das  ist  das  biographische  Material;  bei  vielen 
Künstlern  ist  dieses  gar  zu  knapp  zugemessen,  bei  mehreren  fehlt  es  sogar 
gänzlich.  In  dem  uns  vorliegenden  Bande  (I.  Abtheilung)  sind  69  Künstler: 
Achard  — Flameng  mit  ihren  Werken  angeführt.  Es  war  uns  neu,  auf 
S.  147  den  Jaroslav  Germäk  als  belgischen  Künstler  eingereiht  zu  finden.  Wir 
erlauben  uns,  denselben,  wenngleich  er  Gallait’s  Schüler  war,  für  uns  zu 
reclamiren,  denn  er  ist  zu  Prag  geboren  und  war  zuerst  ein  Zögling  der  prager 
Academie.  '?•  E-  ^ • 


La  Vie  de  la  Sainte  Vierge  Marie  en  vingt  gravures  sur  bois  par 
Albrecht  Dürer  Nuremberg  1511 , decrite  en  vers  latins  par  Ghelidonius. 
Reproduction,  Procede  de  P.  W.  Jan  de  Weijer  Imprimeur-Lithographe  avec 
une  Introduction  de  Gh.  Ruelens  Conservateur  ä la  Bibliotheque  royale 
de  Bruxelles.  Utrecht  P.  van  der  Weijer.  Fol. 

Die  vorliegende  Publication  reproducirt  die  Holzschnitte  und  den  typo- 
graphischen Text  von  Dürers  ,, Leben  der  Maria”  mittelst  eines  Lichtdruck- 
processes  genau  in  der  Grösse  des  Originales,  und  weicht  in  der  Anordnung 
von  diesem  nur  insoferne  ab,  als  der  Textdruck  nicht  wie  in  der  Ausgabe 


174 


Literaturbericlit. 


von  1511  in  tergo  der  Holzschnitte,  sondern  hier  auf  separaten  beigehefteten 
Blättern  sich  befindet. 

Eine  mit  der  Druckpresse  hervorgebrachte  Wiedergabe,  hat  vor  gewöhn- 
lichen Photographien  nicht  nur  den  Vorzug  der  absoluten  Unveränderlich- 
keit, sondern  auch  den,  einen  dem  Originale  analogen  Effect  in  weit  höherem 
Masse  hervorzubringen.  Allerdings  ist  die  heutige  Technik  noch  nicht  auf 
dem  Punkt  angelangt,  um  die  Lichtdruckproceduren  in  jeder  Beziehung  völlig 
zu  beherrschen,  und  wenn  wir  das,  was  ein  jedes  Jahr  darin  leistet,  über- 
blicken, so  werden  wir  zwar  einen  stetigen  Fortschritt,  aber  doch  auch  finden, 
dass  man  über  das  Stadium  des  Experimentirens  eigentlich  noch  nicht  hinaus- 
gekommen ist.  Die  Lichtdrucke,  die  uns  vorliegen,  theilen  viele  gute  aber 
auch  viele  schlechte  Eigenschaften  mit  den  bisher  bekanntgewordenen.  Zu  den 
guten  rechnen  wir,  dass  der  Process  offenbar  ein  absolut  mechanischer,  und 
keine  Spur  einer  manuellen  Nachhilfe  oder  Retouche  entdeckbar  ist,  zu  den  schlech- 
ten, dass  an  Stelle  der  reinen,  klaren,  saftigen  und  scharfen  Striche  wie  sie 
die  guten  Drucke  der  Dürer’schen  Holzschnitte  zeigen,  wir  hier  rauhe,  in  den 
Gontouren  rissige,  in  den  genäherten  und  engen  Lagen  zusammengelaufene 
Linien  finden,  wodurch  nicht  nur  die  zarten  Details  undeutlich  und  unerfreulich, 
sondern  auch  die  Gesammthaltung  der  Blätter  eine  etwas  schwere  und  un- 
vermittelte wird.  Gegenüber  den  enormen  Preisen,  die  aber  heutzutage  für 
Originale  gezahlt  werden , sind  die  Anschatfungskosten  einer  Reproduction 

wie  der  Van  der  Weijer’schen  so  gering,  dass  sie  sich  schon  aus  diesem 

Grunde  für  viele  Zwecke  wie  den  Kunstunterricht  u.  dgl.  empfiehlt,  und 

sicherlich  ist  es  auch  an  sich  ein  nicht  wenig  dankenswerthes  Unternehmen, 
jenes  unvergleichliche  Meisterwerk  Dürers  in  seiner  ursprünglichen  Gestalt, 
wie  es  von  seinem  Schöpfer  gemeint  war,  als  Buch,  dem  Publikum  zugänglich 
zu  machen.  Dass  dies  im  Ausland  geschieht,  zeugt  wie  so  Vieles  andere, 
wiederum  einmal  dafür , dass  man  der  deutschen  Kunst  Verständniss  und 

Werthschätzung  dort  in  höherem  Maasse  entgegenbringt  als  auf  ihrem  hei- 
mischen Boden.  p%  L..nn. 

Eaux-fortes  de  Antoine  van  Dyck,  reproduites  et  publiees  par  Amand- 
Durand,  texte  par  Georges  Dnplessis,  bibliothecaire  du  departement  des 
Estampes  ä la  Bibliothöque  nationale.  Paris  1874.  f°. 

Die  vorliegende  Publication  bietet  Nachbildungen  der  21  Originalradirungen 
van  Dyck  s (19  Portraits,  le  Christ  au  roseau  und  Le  Titien  et  sa  maftresse), 
in  Heliogravüre  ausgeführt  in  dem  Institute  Amand-Durand , welches  bereits 
in  der  Folge  der  »Eaux-forfes  et  gravures  des  maitres  anciens«  mit  auf  dem- 
selben Wege  gewonnenen  Reproductionen  alter  Stiche  vor  das  Publikum 
getreten  ist.  Die  Copien  sind  auch  im  angezeigten  Werke  mit  jener  tech- 
nischen Vollendung  gegeben , welche  im  Punkte  der  materiellen  Genauigkeit 
nichts,  in  jenem  des  specifischen  Tones  und  coloristischen  Hauches  der  Ori- 
ginale hie  und  da  noch  ein  Mehr  wünschen  lässt. 

Es  scheint  durch  diese  Methode,  welche  sich  für  den  Zweck  der  Kupfer- 
stichreproduction  in  geschicktester  Weise  die  Photographie  und  Galvanoplastik 
dienstbar  macht,  in  der  That  schon  die  äusserste  Grenze  der  Nachbildung 


Literaturbericht. 


175 


auf  mechanischem  Wege  erreicht  zu  sein , und  nur  die  rothe  Controlmarke 
auf  der  Rückseite  jedes  Blattes,  sowie  die  Beschaffenheit  des  Papiers  wird  vor 
Verwechslungen  oder  gar  Täuschungen  schützen  können. 

Da  die  Marke  vielleicht  durch  chemische  Mittel  entfernt  werden  könnte, 
so  heben  wir  speciell  hervor,  dass  das  Papier  weder  die  Weisse  noch  die 
Feindrähtigkeit  und  die  eigenthiimlichen  Wasserzeichen  des  bei  den  betreffenden 
Originalabdrücken  verwendeten  Papiers  besitzt,  sondern  gelblich  oder  gräulich, 
ziemlich  grobdrähtig  und  mit  dem  stereotypen  Wasserzeichen  eines  Genius 
versehen  ist,  welcher  auf  einer  Kugel  stehend  mit  beiden  Händen  einen 
Schleier  über  dem  Haupte  hält. 

Die  veröffentlichten  Copien  geben  die  allerersten  Zustände  der  von  van  Dyck 
selbst  radirten  Platten , somit  durchgehends  noch  vor  jenen  Ueberarbeitungen 
und  Zuthaten,  welche  späterhin  leider  so  viele  dieser  geistreichen  Radirungen 
betroffen  und  eines  Theiles  ihrer  Vorzüge  beraubt  haben.  Fast  alle  diese 
Plattenzustände  sind  Unica,  theils  im  Besitze  des  brittischen  Museums,  theils 
in  sonst  unzugänglichen  englischen  oder  französischen  Privatsammlungen  zer- 
streut (le  Christ  au  Roseau  im  reinen  Aetzdruck,  le  Titien  etc.  ebenso  mit 
den  weissen  Stellen,  die  radirten  Köpfe  von  Bischof  Triest,  Wilhelm  de  Vos  u.  a.) 

Der  in  eleganter  Diction  geschriebene  Text  bringt  theils  schon  Bekanntes 
über  das  berühmte  Bildnisswerk  »Centum  Icones  etc.«,  theils  neue  interessante 
Nachweise  über  die  persönliche  Mitwirkung  des  Meisters  bei  der  Entstehung 
desselben.  In  scharfsinniger  Weise  sind  die  Gründe  der  Ausscheidung  der 
dem  Van  Dyck  irrthümlich  zugeschriebenen  Radirungen  ausgeführt  und  unter 
manchen  anderen  Streitfragen  auch  namentlich  die,  ob  die  Wiederholungen 
der  Porträts  von  Josse  de  Morn  per  und  Jan  Snellincx  ebenfalls  der  Hand 
van  Dyck’s  zuzuschreiben  sind,  zum  erstenmale  gründlich  erörtert,  und  zwar 
gegen  die  Annahme  Carpenters  und  Webers  im  negativen  Sinne,  w'ohl  end- 
gültig erledigt.  Zuerst  wird  auch  dort  das  interessante,  äusserst  seltene  zweite 
Titelblatt  zur  Centurie  (Adresse  Gilles  Hendricx)  beschrieben  und  die  Zeichnung 
desselben  nach  einem  Carton  von  Agostino  Mitelli  constatirt. 

Die  Ausstattung  des  Werkes  ist  in  ihrer  Gediegenheit  musterhaft,  — die 
Zusage,  dass  ähnliche  Publicationen  über  andere  Meister  folgen  werden,  erfreu- 
lichster Art  F.  W. 


Kunstindustrie. 

Die  Madrider  Teppiche.  131  Photographien,  aufgen.  von  Laurent  in 
Madrid.  F°. 

Ein  lang  gehegter  Wunsch  ist  in  Erfüllung  gegangen.  Von  den  im  Madrider 
Königspalaste  bewahrten  Teppichen  liegt  uns  in  131  Blättern  eine  photo- 
graphische Reproduction  vor*  Wir  danken  sie  der  Thätigkeit  Laurent’s,  dessen 
Institut  mit  jenem  Braun’s  und  Alinari’s  an  Reichthum  der  Aufnahmen  wett- 
eifert. Unsere  erste  Frage  bei  der  Durchmusterung  der  Blätter  war  natürlich, 
ob  die  Teppiche  des  Jan  C.  Vermeven  mit  der  Schilderung  des  Tuniser 


176 


Literaturbericht. 


Kriegszuges  sich  noch  unter  den  Madrider  Schätzen  vorfinden?  Alle  zwölf 
Teppiche,  von  der  sogenannten  Quarte,  der  landkartenartigen  Darstellung  des 
Kriegsschauplatzes  bis  zur  Rückkehr  des  Heeres  haben  sieh  unversehrt  erhalten, 
so  dass  nun  der  Vergleich  mit  den  in  Wien  bewahrten  Cartons  und  Teppich- 
copien  mit  aller  Sicherheit  angestellt  werden  kann.  Während  die  Wiener 
Teppiche  (vgl.  Kunstchronik  1874  Nr.  20)  nur  eine  lateinische  Inschrift  besitzen, 
zeigen  die  Madrider  Tapeten  eine  ausführliche  spanische  und  eine  metrische 
lateinische  und  ausser  dem  Wappenschilde  des  Doppeladlers  auch  noch  die 
Säulen  des  Hercules  mit  dem  Motto : Plus  ultra.  Die  Erhaltung  der  Teppiche 
scheint  nach  den  Photographien  zu  schliessen  eine  vortreffliche,  ihre  An- 
ziehungskraft freilich,  wo  der  Farbenreiz  fehlt,  ist  nur  dann  noch  wirksam, 
wo  der  Künstler  in  dem  Gewühle  der  Schlacht  und  Belagerung  einzelne  Epi- 
soden individueller  Art  einschob.  Wie  Vermeyens  Teppiche,  so  gehören  die 
meisten  anderen  dem  16.  Jahrh.  und  der  flandrischen  Schule  an.  Der  Inhalt, 
der  höfischen  Cultur  jener  Tage  entsprechend,  ist  bald  der  Bibel  entlehnt, 
bald  aus  der  antiken  Geschichte  und  Sage  (Gesell.  Alexander  d.  Gr. , die 
Gründung  Roms)  geschöpft,  bald  endlich  aus  den  allegorischen  Dichtungen 
geholt.  Dass  die  Versuchung  des  h.  Antonius  nicht  fehlt,  ist  selbstvertändlich. 
Nur  einige  wenige  Bemerkungen,  wie  sie  bei  raschem  Durchblick  auftauchten, 
mögen  hier  gestattet  sein.  Bei  den  Darstellungen  aus  der  Apocalypse  sind 
theilweise  die  Dürer’schen  Holzschnitte,  insbesondere  seine  vier  Reiter  und 
Engel,  der  Gomposition  zu  Grunde  gelegt  worden!  Das  ist  nicht  das  einzige 
Mal,  dass  der  Holzschnitt  dem  Tapeten wirker  hilfreich  zur  Seite  steht  und  ihm 
die  Last  der  Erfindung  abnimmt.  Eine  Reihe  von  Teppichen  (Nr.  524 — 529), 
in  welchen  das  Leben  Mariä  geschildert  wird,  fällt  durch  die  Gliederung  der 
Scenen  auf.  Dass  auf  einem  Teppiche  mehrere  Scenen  vereinigt  werden,  ist 
nicht  ungewöhnlich,  wohl  aber  die  abgesonderte  Einrahmung  derselben  durch 
schmales  gebogenes  Leistenwerk.  Auf  den  ersten  Blick  ersieht  man,  dass  diese 
dünnen  Stäbe  theilweise  überdiess  gekrümmt  und  gebrochen,  nicht  der  textilen 
Kunst  ursprünglich  angehören.  Dagegen  kennen  wir  längst  die  gleiche  Felder- 
theilung  in  der  sog.  biblia  pauperum,  wo  sie  auf  natürlichem  Wege  entstanden 
ist.  Da  auch  der  Inhalt  der  erwähnten  Teppiche  und  der  biblia  pauperum 
überein  stimmt , hier  und  dort  typologisch  das  neue  Testament  durch  das  alte 
erläutert  wird,  so  nehmen  wir  keinen  Anstand,  die  biblia  pauperum  als  das 
Originalvorbild  der  Teppiche  anzunehmen,  wenn  wir  auch  augenblicklich  nicht 
im  Stande  sind,  anzugeben,  welche  Redaction  der  biblia  pauperum  (oder  des 
speculum  humanae  salvationis)  dem  Teppichzeichner  vorlag.  Isaaks  Opferung 
und  Moses  vor  dem  brennenden  Dornbüsche  als  Vorbilder  der  Darstellung 
Christi  im  Tempel  sind  ungewöhnlicher  Art,  so  dass  die  Vermuthung  kaum 
zurückgewiesen  werden  kann , die  Kette  typologischer  Beziehungen , die  im 
Mittelalter  so  fest  gespannt  war,  sei  zur  Zeit  der  Entstehung  der  Madrider 
Teppiche  schon  ziemlich  gelockert  gewesen. 

Es  ist  begreiflich , dass  man  im  Angesicht  so  zahlreicher  flandrischer 
Kunstwerke  — denn  über  den  flandrischen  Ursprung  der  Madrider  Teppiche 
kann  kein  Zweifel  herrschen  — emsig  forscht,  ob  sich  nicht  in  denselben 


Literaturbericht. 


177 


die  Spuren  der  bekannten  grossen  Meister  der  Eyckschen  Schule  nachweisen 
lassen. 

In  dei  That  wird  die  Zeichnung  einzelner  Teppiche,  wir  wissen  nicht 
auf  welche  Autorität  hin,  Jan  van  Eyck  und  Roger  van  der  Weyden  zu- 
geschrieben. Auf  den  Namen  des  letzteren  werden  die  Teppiche  (Nr.  488  bis 
492)  geschrieben,  welche  die  Passion  Christi  behandeln.  Die  Benennung 
scheint  aus  der  Zeit  zu  stammen,  in  welcher  man  alle  dramatisch  wirksamen, 
heftiger  bewegter  Scenen,  insbesondere  die  Kreuzigung  und  die  Kreuzabnahme 
auf  Roger  zurückzuführen  liebte.  Die  Zeichnung  der  Teppiche  lässt  den  Ge- 
danken an  Roger  van  der  Weyden  gar  nicht  aufkommen,  es  sei  denn,  dass 
man  das  Luftgebäude  eines  jüngeren  Roger  zu  Hilfe  nimmt.  Das  eine  allein 
lässt  sich  mit  Bestimmtheit  sagen : Der  Zeichner  der  Passionsteppiche  lebte  in 
den  Jahren,  in  welchen  die  Eycksche  Schule  schon  ihre  feste  Grundlage  ver- 
loren, die  Gestalten  auf  der  Basis  des  unmittelbar  packenden  Porträtes  auf- 
zubauen aufgegeben  hatte.  Er  künstelte  an  den  Contouren  des  Gesichtes, 
er  regelte  die  Proportionen  nach  abstracten  Maassen  und  verfiel  aus  Mangel 
an  Naivetät  leicht  in  das  Uebertriebene,  sowohl  nach  der  Seite  des  Zierlichen 
wie  nach,  jener  des  Pathetischen.  Dass  er  Dürers  Passion  kannte,  wird  aus 
der  Kreuztragung  (Nr.  489)  ersichtlich. 

Auch  die  Angabe,  der  Johannesteppich  (insbesondere  Nr.  530  und  531) 
rühre  von  Jan  van  Eyck  her,  hält  bei  ruhiger  Betrachtung  nicht  Stich.  Die 
wiederholte  Benützung  von  Motiven  der  Renaissance-Architektur  schliesst  jene 
Vermuthung  unbedingt  aus,  auch  wenn  das  Costume  und  der  Typus  der 
Frauenköpfe  nicht  auf  die  erste  Hälfte  des  sechzehnten  Jahrhunderts  hinwiesen. 
Desto  begründeter  ist  der  Anspruch  auf  höheres  Alter,  in  das  fünfzehnte  Jahr- 
hundert zurück,  bei  den  Tapeten  Nr.  485  — 487,  in  welchen  die  Geschichte 
Davids  und  Bathseba’s  erzählt  wird.  Merkwürdig  genug  scheint  nicht  die 
Bibel,  sondern  eine  höfische  Umdichtung  der  Gomposition  zu  Grunde  zu  liegen. 
Die  sonst  gern  in  das  Derbe  hinübergezogene  Scene,  wie  David  Bathseba  im 
Bade  erblickt,  wird  hier  in  ein  artiges  Minnespiel  verwandelt.  Vor  einem 
gothischen  Brunnen  steht  Bathseba  in  reicher  Tracht,  Zofe  und  Page  ihr  zur 
Seite.  Sie  selbst  hat  nur  die  Finger  genetzt  und  nimmt  die  Dienste  der  Zofe 
und  des  Pagen  mit  Becken  und  Tuch  entgegen;  den  Vordergrund  füllt  das 
Gefolge  der  Dame  aus,  während  links  und  in  der  Mitte  des  Hintergrundes 
fröhlich  musicirt  und  heiter-  gesungen  wird.  David  selbst  mit  seinen  Höflingen 
blickt  rechts  vom  erhöhten  Altane  herab.  Die  beiden  andern  Teppiche  stellen 
Davids  Vermählung  mit  Bathseba  und  Nathans  Strafpredigt  dar.  Die  Behand- 
lung der  Landschaft  erregt  namentlich  auf  dem  ersten  Teppiche  unsere  grösste 
Bewunderung.  Kein  Zweifel,  dass  die  Teppiche  in  der  Nähe  der  grossen 
flandrischen  Meister  entstanden  sind.  Doch  wird  die  vorsichtige  Forschung 
zunächst  noch  anstehen,  bestimmte  Namen  zu  nennen.  Sind  wir  ja  nicht 
einmal  noch  genau  unterrichtet,  in  welcher  flandrischen  Stadt  die  Teppiche 
gewebt  wurden,  und  das  ist  doch  das  erste,  was  wir  wissen  müssen,  ehe  wir 
nach  dem  Zeichner  rathend  ausschauen.  Dass  die  Gartons,  wie  es  bei  den 


178 


Literaturbericht. 


Rafaelischen,  ebenfalls  in  Madrid  vorhandenen  Tapeten  der  Fall  war,  gewöhn- 
lich aus  weiter  Ferne  herbeigeschafft  wurden,  ist  nicht  anzunehmen.  Würden 
wir  jetzt  schon  die  besten  Madrider  Teppiche  (und  den  köstlichen  in  S.  Maria 
maggiore  in  Rom  1867  entdeckten  Teppich)  auf  die  einzelnen  Meister  der 
Eyckschen  Schule  vertheilen,  so  möchten  wir  nur  die  Summe  luftiger  Hypo- 
thesen vermehren,  welche  ohnehin  die  Kunstgeschichte  überreichlich  belasten. 
Mit  zunehmender  genauer  Kenntniss  der  flandrischen  Tapeten  wird  abei  jeden 
falls  eine  Gorrectur  in  der  nordischen  Kunstgeschichte  vorgenommen  werden 
müssen:  Die  flandrische  Schule  schränkt  ihre  ihätigkeit  keineswegs  auf  Tafel- 
bilder ein.  Dass  die  Tapeten  die  Stelle  von  Fresken  hier  vertreten,  der  Kreis 
der  kunsthistorischen  Anschauungen  durch  dieselben  wesentlich  erweitert  wild, 
ist  ein  ebenso  wichtiger  kunsthistorischer  Grundsatz,  wie  dass  den  Werth  der 
altdeutschen  Malerei  in  erster  Linie  die  Holzschnitte  und  Kupferstiche,  und 
dann  erst  die  Tafelbilder  bestimmen.  Anton  Springer. 

Karl  Kehler,  die  Trachten  der  Völker  in  Rild  und  Schnitt.  Dresden, 
Verlag  von  Klemm  & Schmidt,  1871-75.  8.  Mit  Illustrationen.  11  Hefte. 

Dieses  Werk  stellt  für  die  Gostümgeschichte  einen  neuen  ergänzenden 
Gesichtspunkt  auf.  Hatten  die  bisherigen  Werke  archäologische,  künstlerische, 
kulturgeschichtliche  Ziele,  so  will  dieses  Werk  über  den  Schnitt  des  geschicht- 
lichen Gostüms  Auskunft  geben.  Stellen  uns  die  früheren  Werke  das  Costüm 
so  dar,  wie  wir  es  auf  den  Rildern  sehen,  in  angelegter  Tracht,  so  löset  dieses 
die  Tracht  auf  und  zeigt  uns  die  Zusammensetzung,  den  Schnitt,  die  Form. 
Offenbar  ist  das  ein  Gesichtspunkt,  der  in  erster  Linie  den  Costümier  interes- 
sirt,  sodann  aber  auch  den  Künstler  und  den  Archäologen,  ln  diesem  Sinne 
nennt  sich  das  Werk  ein  Supplement  zu  den  übrigen  Gostümwerken.  Dem 
Ziele  entsprechend  behandelt  der  Text  vorzugsweise  diesen  Gesichtspunkt;  die 
im  Gontour  gehaltenen  zahlreichen  Illustrationen  geben  die  Costüme  einmal 
den  bildlichen  Quellen  entsprechend,  wie  sie  in  denselben  erscheinen  und  so- 
dann aufgelöst,  ausgebreitet  mit  Angabe  der  Massverhältnisse.  Erschienen  sind 
bis  jetzt  11  Hefte,  von  denen  zwei  den  ersten  Rand  (die  Völker  des  Alter- 
thums), vier  den  zweiten  (die  Völker  des  Mittelalters)  und  vier  den  unvollen- 

deten dritten  Band  bilden.  Der  erste  enthält  186  Seiten  mit  106  Illustrationen, 
der  zweite  359  Seiten  mit  325  Illustrationen,  der  dritte  bis  jetzt  240  Seiten 
mit  241  Illustrationen.  Jedem  Rande  ist  ein  Register  beigegeben.  J.  F. 

J.  Quicherat,  Histoire  du  costume  en  France.  Paris  1875.  8.  680  Seiten, 

481  Abb.  in  Holzschnitt.  Librairie  Hachette  et  Co. 

Eine  Geschichte  des  Gostüms  in  Frankreich  — das  ist  fast  eine  Geschichte 
der  Mode  überhaupt.  Diesen  weiten  Standpunkt  nimmt  aber  das  Werk  von 
Quicherat  nicht  ein.  Es  beschränkt  sich  räumlich  auf  Frankreich,  geht  aber 
auf  die  älteste  Zeit,  auf  die  Gallier,  zurück,  deren  Costüm  wohl  noch  nirgends 
so  eingehend  betrachtet  worden,  und  schliesst  mit  dem  Ende  des  18.  Jahr- 
hunderts, die  Trachten  der  Revolutionszeit  noch  in  sich  begreifend.  Die  zahl- 
reichen , gut  und  verständlich  gezeichneten  Abbildungen  geben  für  die  Gallier 
ausser  dem  eigentlichen  Costüm  auch  Einzelheiten  in  Schmuck , Waffen  und 
Geräth;  darnach  stellen  sie  mit  wenigen  Ausnahmen  durchgängig  ganze  Figuren 


Literaturbericht. 


179 


dar,  Krieger  wie  civile  Personen,  jene  allerdings  nicht  mit  voller  Gonsequenz 
durch  die  Jahrhunderte  hindurch.  Unter  den  letzteren  befinden  sich  viele 
historische  Persönlichkeiten.  Der  Text  gibt  in  32  Kapiteln  die  Geschichte  des 
Costüms  in  Frankreich  mit  steter  und  reichlicher  Berücksichtigung  der  gleich- 
zeitigen schriftlichen  oder  gedruckten  Quellen  und  Auszüge  aus  denselben. 
Fs  ist  nicht  alles  neu  an  diesem  Werke.  Ein  grosser  Theil  der  mitgetheilten 
Costümfiguren  ist  auch  aus  anderen  Werken  bekannt;  ein  Theil  des  Werkes 
selbst,  Text  wie  Figuren,  war  bereits  früher  nach  und  nach  im  Magazin  pit- 
toresque  abgedruckt  worden,  erscheint  jedoch  hier  in  vermehrter  oder  verän- 
derter Gestalt.  j j? 

Vorbilder  für  Bautischlerarbeiten.  Sammlung  ausgewählter  Bautischler- 
Arbeiten  der  Renaissance  in  Italien.  Nach  Original-Aufnahmen  gezeichnet 
und  herausgegeben  von  Rudolf  Redtenbaclier,  Architekt.  I.  Abtheilung. 
36  Blatt  mit  erläuterndem  Text.  Garlsruhe.  J.  Veith  1875.  Fol. 

Der  Verfasser  stellt  sich  die  Aufgabe,  dem  Bautischler  und  Architekten 
das  reiche  Material  von  Bautischlerarbeiten  der  Renaissance  in  Italien  zum 
Studium  und  zur  praktischen  Verwerthung  in  genügenden  Abbildungen  vorzu- 
legen. Er  hat  daher  hauptsächlich  solche  Arbeiten  aufgenommen  und  in  dem 
vorliegenden  Werke  wiedergegeben,  welche  für  die  gegenwärtige  Praxis  in 
diesem  Fache  lehrreich  sind,  und  sich  durch  Verhältnisse,  Profilirungen  etc. 
auszeichnen,  während  andere,  welche  nur  einen  kunstgeschichtlichen  Werth 
haben  oder  aber  Arbeiten,  die  ins  Gebiet  der  Holzschnitzerei  gehören,  nur 
auf  wenige  Beispiele  beschränkt  sind. 

Der  Stoff  ist  so  abgegrenzt,  dass  Möbel  im  Allgemeinen  ausgeschlossen 
bleiben,  dagegen  solche  Kirchenmobilien,  welche  der  Bautischlerei  vorzugsweise 
anheimfallen,  mit  berücksichtigt  werden. 

In  der  vorliegenden  I.  Abtheilung  sind  in  einfacher  klarer  Darstellung 
Thüren  aus  Florenz,  Pistoja,  Genua,  Brescia,  Rom,  Montepulciano,  Neapel, 
Verona,  Decken  nach  Handzeichnungen  in  den  Ufficien,  dann  aus  römischen 
Kirchen,  Schrank  und  Wandtäflung  aus  Orvieto  und  Siena,  und  Bilderrahmen 
aus  Siena  wiedergegeben,  wobei  die  Ansichten  meist  in  720/  die  Details  in  7* 
oder  72 , die  reichlichen  Profile  in  der  Grösse  der  wirklichen  Ausführung  ge- 
zeichnet sind. 

Die  Kunsttischlerei,  ihre  Motive  und  deren  Verwendung  von  K.  Asnms, 
Holzbildhauer,  und  J.  Dreiheller,  Zeichenlehrer.  Langensalza,  H.  Bever. 
1875.  Heft  1 mit  6 lithogr.  Tafeln  in  F °. 

Die  Herausgeber  beabsichtigen,  »in  der  Kunsttischlerei  und  den  damit  ver- 
wandten Zweigen,  dem  Praktiker  sowohl  als  dem  zeichnenden  Schüler  ein 
Werk  zu  nutzbarer  Verwendung  an  die  Hand  zu  geben«.  Auch  soll  nur 
wiiklich  Ausgeführtes  oder  Ausführbares  in  Haupt-  und  Detailzeichnungen  zur 
Darstellung  kommen. 

Der  letztere  Punkt  des  Programmes  wird  bei  der  uns  vorliegenden  ersten 
Lieferung  eingehalten.  Auch  entbehren  sowohl  die  Haupt-  als  auch  die  Detail- 
zeichnungen nicht  einer  grossen  Nettigkeit  und  Präcision  der  Darstellung. 
Allein  wogegen  wir  entschieden  Einsprache  erheben  müssen,  das  ist  die  Aus- 


180 


Literaturbericht. 


wähl  der  dargestellten  Objecte.  Dieselben  kann  wohl  Niemand  von  Geschmack 
ausführen  oder  ausführen  lassen.  Wir  empfehlen  den  H.  Herausgebern  gute 
alte  Möbel  und  Motive  zu  bringen,  an  denen  in  Deutschland  ja  kein  Mangel 
ist;  dann,  aber  auch  nur  dann  wird  dass  Unternehmen  eine  Lücke  ausfüllen 
und  für  den  »Praktiker  und  den  zeichnenden  Schüler«  nützlich  sein.  F.  S. 

Blätter  für  Kunstgewerbe.  Red.  von  V.  Teirich.  IV.  Wien  1875.  Heft  1 — 9. 

Inh.:  J.  Falke,  Fransen  und  Quasten.  — A.  Hauser,  Die  Möbel  und  Be- 
leuchtungsgegenstände des  Alterlhumes.  — V.  Teirich,  Ueber  Marmor-Mosaik.  — 
Fr.  Fischbach,  Die  Physiologie  der  Farben.  — P.  F.  Krell,  Die  ehemalige  Por- 
cellanfabrik  zu  Ludwigsburg  und  ihre  Erzeugnisse.  — A.  Conze,  Die  antike  Ge- 
wandung. — Abbildungen  von  älteren,  hauptsächlich  jedoch  modernen  Gegenständen 
der  Kunstindustrie.  — Mit  Detailzeichnungen. 

Gewerbehalle.  Red.  von  J.  Schnorr.  XIII.  Stuttgart  1875.  Heft  1 — 8. 

Inh.:  J.  Falke,  Die  ehemalige  kaiserl.  Porzellanfabrik  in  Wien.  — Stock- 
bauer, Die  italienische  Renaissance-Arabeske.  — C.  Th.  Polilig,  Das  Drechsel’sche 
Haus  in  Dinkelsbühl.  — E.  Paulus,  Die  Loggien  des  Raffael  im  Vatikan.  — 
F.  Ewerbeck,  Ueber  Holzarbeiten  des  Mittelalters  und  der  Renaissance  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Sitzmöbel.  — Ornamente  und  Motive.  — Abbildungen 
von  Gegenständen  moderner  Kunstindustrie.  — Detailzeichnungen. 

Das  Kunsthandwerk.  Sammlung  mustergültiger  kunstgewerblicher  Gegenstände 
aller  Zeiten.  Herausg.  v.  Br.  Bücher  u.  A.  Gnauth.  II.  Jahrg.  cplt. 
Stuttgart  1875. 

Inh.:  Textile  Kunst,  10  Taf.  — Gefässbildnerei,  5 Taf,  — - Schmiede-  und 
Gusseisen,  4 Taf.  — Bronze,  3 Taf.  — Unedle  Metalle,  5 Taf.  — Wehr  u.  Waffen, 
3 Taf.  — Möbel,  9 Taf.  — Holzbildhauerei,  2 Taf.  — Getäfel  u.  Holzmosaik,  1 Taf. 

— Schrift  u.  typogr.  Verzierungen,  3 Taf.  — Wanddekoration,  3 Taf.  — Decken- 
dekoration, 1 Taf.  — Fussbodendekoration,  1 Taf.  — Mosaik,  1 Taf.  — Dekorative 
u.  kleine  Plastik,  7 Taf.  — Goldschmiedekunst,  9 Taf.  — Email,  3 Taf. 

Kunst  und  Gewerbe.  Red.  v.  0.  v.  Schorn.  IX.  Nürnberg  1875.  Nr.  1 — 36. 

Inh.:  Stockbauer,  Hans  Miehlich.  — Kuhn,  Die  Entwickelung  des  gewerb- 
lichen Lebens  in  Bayern.  — Fr.  Fisch  hach,  Zur  Entwickelung  der  Weberei.  — 
A.  v.  Eye,  Ein  Wort  zur  Frage  des  Musterschutzes.  — Ueber  unsere  moderne 
Wandbekleidung,  die  Tapete.  — Künstliche  Edelsteine.  — Stockbauer,  Die 
deutsche  Goldschmiedkunst  des  XVI.  Jahrh.  — G.  A.  Regnet,  Münchener  Kunst- 
gewerbe. — A.  v.  Go  hausen,  Provinzial-Museen  für  Gegenstände  des  Alterthums 
und  der  Kunstgewerbe.  — 0.  v.  Schorn,  Die  bildende  Kunst  und  was  ihr  ange- 
hört. — Stockbauer,  Geschichte  der  königl.  Glasmalereianstalt  in  München.  — 
Bi  eh  ring  er,  Die  mechanischen  Arbeitsleistungen  und  das  Perpetuum  mobile.  — 
Die  Ausstellung  kunstgewerblicher  Arbeiten  in  Dresden.  — Museen,  Schulen,  Aus- 
stellungen etc.  — Für  die  Werkstatt.  — Kleine  Nachrichten.  (Mit  Kunstbeilagen.) 
Mit  dem  Beiblatte:  Mittlieilungen  des  Bayrischen  GewerbPimiseuins  zu  Nürn- 
berg. Red.  v.  0.  v.  Schorn. 

Mittheilungen  des  k.  k.  Oesterreich.  Museums  für  Kunst  und  Industrie. 

Red.:  Br.  Bücher.  Wien  1875.  Januar  — September. 

Inh.:  Bericht  über  die  Weihnachts-Ausstellung  im  Museum.  — Die  österr. 
Bronze-,  Gold-  und  Silberarbeit  auf  der  Weltausstellung.  — J.  Falke,  Die  Weih- 
nachts-Ausstellung im  Oesterr.  Museum.  — Vorlesungen  im  Museum.  — Fortsetzung 
des  Kataloges  der  Ornamentstich-Sammlung.  — Kunstunterricht  und  Kunstpflege  im 
österr.  Budget  für  1875.  — Das  künftige  Gewerbemuseum.  — Gutachten  der  n.  ö. 
Handels-  und  Geworbekammer  über  eine  höhere  Webereischule  in  Wien.  — Kara- 
bacek,  Merkmale  zur  Bestimmung  sarazenischer  Kunst-  und  Industrie-Denkmäler. 

— Die  Bronzeindustrie-Gesellschaft  und  die  gegenwärtige  Lage  der  Kunstindustrie 
in  Oesterreich.  — Projekt  einer  Schule  für  Mosaikarbeiten  in  Sevres.  — Ueber  die  An- 
ordnung und  Aufstellung  der  kais.  Alterthumssammlungen  im  neuen  Hofmuseum.  — 
Internationale  photographische  Ausstellung  in  Wien  1875.  — Ausstellung  der  kunst- 


Literaturbericht. 


181 


gewerblichen  Fachschulen.  — Concurs-Ausschreibungen  der  Gesellschaft  zur  Förde- 
rung der  Bronzeindustrie.  — Die  Gewerbemuseen  in  den  Kronländern  Oesterreichs. 

— lieber  den  gegenwärtigen  Stand  der  Vorarbeiten  für  die  Aufstellung  der  kais. 
Gemäldegalerie  im  neuen  Hofmuseum.  — Das  Orientalische  Museum  in  Wien.  — 
Die  photographische  Ausstellung  im  k.  k.  Oesterr.  Museum.  — Petition  der  Gesell- 
schaft für  Bronzeindustrie.  — Katalog  der  Bibliothek  des  k.  k.  Oesterr.  Museums.  — 
Das  Deutsche  Gewerbemuseum  in  Berlin.  — Kunstgewerbliche  Ausstellung  in  Dresden. 

— Der  Ausstellungsraum  in  Philadelphia.  — Jubiläumsfeier  des  Kunstgewerbevereins 
in  München.  — Schutz  für  Werke  der  bildenden  Kunst  und  der  Kunstgewerbe.  — 
Katalog  der  verkäuflichen  Gypsabgüsse  des  k.  k.  Oesterr.  Museums.  — Die  Gewerbe- 
Ausstellung  in  Teplitz.  — Die  historische  Ausstellung  kunstgewerblicher  Erzeugnisse 
zu  Frankfurt  a.  M.  — Die  Kunstsammlungen  und  Zeichenschulen  in  Basel.  — 
Wiener  historische  Kunstausstellung  1876.  — Die  Holzschnitzerei  in  Schleswig- 
Holstein.  — 

Die  Wartburg.  Organ  des  Münchner  Alterthumsvereins.  III.  Jahrg.  Zeit- 
schrift f.  Kunst  u.  Kunstgewerbe.  Red. : G.  Förster.  München  1875. 
Nr.  1-3. 

Inh.:  K.  Eheberg,  Die  Zunft  der  Handwerker  im  Mittelalter.  — Zur  Reform 
des  Kunstunterrichts  mit  besonderer  Beziehung  auf  die  Kunstgewerbe.  — C.  Fried- 
rich, Beitrag  zur  christlichen  Alterthumskunde.  — C.  Friedrich,  Notiz  zur 
christlichen  Kunstgeschichte.  — Münchener  Alterthumsverein.  — Kleine  Mitthei- 
lungen. (Mit  einer  Photogr.) 

Zeitschrift  des  Kunstgewerbevereins  zu  München.  Red.  von  Dr.  Lichten- 
stein. XXV.  München  1875.  Heft  1 — 8. 

Inh.:  F.  v.  Miller,  Aus  der  Geschichte  der  Münchener  Erzgiesserei.  Vortr. 

— W.  Steinhausen,  Ueber  die  Natur  in  der  Verzierungskunst.  — Gehring, 
Ueber  Verzierung  von  Metallen  und  Holz  für  kunstgewerbliche  Zwecke.  — Kunst- 
beilagen. 


Literatur  über  Museen,  Ausstellungen  etc. 

Königliche  Museen  (Berlin).  — Verzeichniss  der  ausgestellten 
Gemälde  und  Hand  Zeichnungen  aus  den  im  Jahre  1874  erworbenen 
Sammlungen  des  Herrn  Barthold  Suermondt.  Von  Dr.  Julius 
Meyer,  Direktor  und  Dr.  Wilhelm  Bode,  Direktorialassistent  der  Königlichen 
Gemäldegallerie.  2.  verbesserte  Auflage.  Berlin,  1875.  8«.  (VII  u.  165  SS.) 

Der  Specialkatalog  der  ehemaligen  Suermondt’schen  Collection,  die  nach 
dem  Ankäufe  und  vor  ihrer  Einreihung  in  den  Gesammtstock  der  Berliner 
Gallerie  noch  einmal  als  ein  Ganzes  dem  Publikum  in  einer  Ausstellung  vor- 
geführt wird,  bezeichnet  einen  bemerkenswerthen  und  in  nicht  geringem 
Grade  erfreulichen  Fortschritt  im  Katalogwesen  der  deutschen  Gemäldesamm- 
lungen. Nicht  nur,  dass  überall  in  den  historischen  und  biographischen  Angaben 
die  Resultate  der  Forschung  durchaus  verwerthet  sind,  ist  auch  in  der  Be- 
stimmung und  Namengebung  das  Princip  unabhängiger,  echter  und  von  keinerlei 
Neben rücksicht  beeinflusster  Wissenschaftlichkeit  in  vollstem  Masse  zur  Geltung 
gelangt.  Dies  ist  zumal  einer  neuen  Acquisition  gegenüber,  die  dem  Staate 
eine  erkleckliche  Summe  kostet,  und  deren  Ruf  doch  vielleicht  noch  grösser 
war,  als  ihr  nun  vorurtheilsfrei  dargelegter  innerer  Gehalt,  keine  kleine  und 
unbedeutende  Sache.  Wenn  von  dem  halben  Dutzend  »Rembrandt«,  dessen 
sich  die  Collection  in  ihrem  alten  Bestände  rühmte,  nur  ein  einziger,  das 
»Bildniss  eines  Rabbiners«  (No.  60),  vor  der  Kritik  Stich  hält,  wenn  ferner 


182 


Literaturbericht. 


andere  ehemalige  »Hauptbilder«  auf  ihren  wahren  Werth  gesetzt  sich  mit 
einer  bescheidenen  Bezeichnung  nun  begnügen  müssen,  so  kann  ein  solches  Ver- 
fahren vielleicht  von  einem  gewissen  Standpunkte  aus  als  ein  Verlust  erscheinen, 
ist  aber  in  Wahrheit  lediglich  ein  Gewinn,  der  sowohl  der  Werthschätzung 
der  echten  Meisterwerke  als  auch  der  Gesammtqualität  einer  sich  so  ohne 
störende  Beigaben  repräsentirenden  Kunstsammlung  zu  Gute  kommt.  Dieses 
Verfahren  ebenso  herzhaft  in  manchen  andern  grossen  Gallerien  durchgeführt, 
würde  zwar  die  Listen  der  stolzen  Namen  wesentlich  verkleinern,  aber  einem 
System  der  Täuschungen  ein  Ende  machen,  dessen  Opfer  doch  nur  der  ohne 
Selbsturtheil  den  Katalogen  gläubig  vertrauende  Beschauer  ist.  Was  ferner 
als  eine  werth volle  Neuerung  uns  hier  entgegentritt,  ist  die  Art  der  Behand- 
lung der  Künstler-Biographien,  die  sich  nicht,  wie  sonst  in  deutschen  Katalogen 
üblich,  auf  Geburts-  und  Todesdaten  und  einige  magere  Notizen,  die  in  zwei 
oder  drei  Zeilen  abgethan  werden,  beschränkt,  sondern  eine  ausführliche  Dar- 
legung des  kunstgeschichtlichen  Verhältnisses  der  alten  Meister  enthält,  in  der 
Alles  zum  unmittelbaren  Verständnisse  ihrer  Werke  Nöthige  gegeben  wird. 
So  sind  namentlich  z.  B.  die  Lebensbeschreibung  Rembrandt’s,  dann  des 
Frans  Hals  und  des  Jan  van  der  Meer  von  Delft  u.  a.  mustergiltig  zu  nennen 
in  ihrer  Weise  des  concisen  Zusammenfassens , und  der  klaren  Darstellung 
der  für  das  Leben  und  die  Kunst  der  Meister  entscheidenden  Momente. 

Auch  in  den  Beschreibungen  der  Bilder  ist  die  hergebrachte  Schablone  ver- 
lassen, häufig  eine  kurze  kritische  Erörterung  der  Qualität  etc.  angefügt  und, 
was  ganz  besonders  empfehlens-  und  nachahmenswerth  erscheint  — dort  wo 
der  Erhaltungszustand  von  wesentlichem  Einfluss  auf  den  Charakter  und  Ein- 
druck des  Werkes  ist  — darüber  in  gewissenhafter  Weise  Rechenschaft  gelegt. 
Was  ein  guter  Katalog  in  vollem  Sinne  immer  sein  soll , kein  bloss  auf- 
zählendes Verzeichniss,  sondern  ein  wissenschaftlicher  Führer,  der  mit  richtigem 
Takte  das  Wichtige  hervorhebt,  ist  der  vorliegende  in  bestem  Sinne. 

Wenn  wir  trotzdem  unsere  in  einigen  Punkten  von  seinen  Bestimmungen 
abweichende  Ansicht  aussprechen,  so  geschieht  dies  in  dem  Rahmen  des  von 
den  Verfassern  selbst  in  so  freier  Weise  gehandhabten  kritischen  Principes. 
Unsere  hauptsächlichen  Bedenken  gelten  einigen  Bestimmungen  von  Gemälden 
der  altdeutschen  und  altflandrischen  Schule.  Die  Ueberzeugung,  dass  gerade 
durch  ein  unerbittliches  Ausmerzen  Alles  in  der  Qualität  nicht  durchaus 
Stichhaltigen,  die  ohnehin  noch  nicht  über  jeden  Angriff  stehende  Werthschätzung 
der  deutschen  Malerei  nur  gewinnen  kann,  veranlasst  uns,  sie  hier  nicht  zu 
verschweigen. 

Die  dem  Jan  van  Eyck  belassene  »Madonna  im  Garten«  (No.  2)  wird 
sich,  zumal  in  der  Nachbarschaft  der  Genter  Altarflügel,  und  auch  des  herr- 
lichen Portraites  der  Suermondt’schen  Sammlung,  »der  Mann  mit  der  Nelke«, 
wohl  nicht  als  unangezweifeltes  Werk  des  grossen  Meisters  behaupten  können. 
Besonders  der  herbe  Typus  der  Maria,  die  Befangenheit  in  der  Darstellung 
der  Körperformen  spricht  am  meisten  gegen  van  Eyck.  Dieses  Moment  ist 
wohl  das  in  erster  Linie  massgebende  und  bedeutungsvoller,  als  die  im  Ka- 
talog hervorgehobenen  Analogien  der  Behandlung  der  Landschaft  mit  der  im 


Literaturbericht. 


183 


Genter  Altar.  In  diesem  Theile  der  Darstellung  sind  die  Schüler  immer  un- 
gleich treuer,  und  wenn  man  so  sagen  kann,  individualitätsloser  den  Meistern 
gefolgt,  als  im  Uebrigen.  Dies  lässt  sich  bei  der  Schule'  der  Eyck  ebenso 
beobachten,  als  bei  der  des  Rogier.  Die  Frage,  ob  man  die  »Madonna  im 
Garten«  mit  Crowe  und  Cavalcaselle  für  eine  Jugendarbeit  des  P.  Christus 
halten  darf,  möchten  wir  indess  ebenso  wenig  bejahen.  Neben  Allem  Andern 
spricht  aber  auch  die  obwohl  höchst  gediegene,  doch  schon  etwas  massivere 
Malweise  gegen  van  Eyck. 

Ein  »heil.  Hieronymus  in  der  Zelle«,  eine  lebensgrosse  Halbfigur  (No.  6) 
war  von  Suermondt  dem  Hans  Kulmbach  zu  geschrieben,  ist  aber  nun  im 
Katalog,  und  wie  es  heisst,  in  Uebereinstimmung  mit  einer  früher  bestandenen 
Tradition,  Quentin  Massys  genannt  worden.  Vielleicht  liegt  die  Wahrheit  in 
der  Mitte,  insofern  als  keiner  von  beiden  Namen  recht  passen  will,  denn  mit 
der  subtil  - zarten , keuschen  Vortragsweise  des  Kulmbach  hat  dieses  Bild 
eben  so  wenig  Verwandtschaft,  als  mit  Quentin  Massys,  in  dessen  echten 
Werken  ein  feines  emailartiges  Sfumato  herrscht,  das  von  dem  doch  nur  harten 
und  glasigen  Tone  des  Suermondt’schen  Hieronymus  gar  weit  verschieden  ist; 
— dann  sehe  man  die  Leerheit  der  Formen,  die  geistlose  Art  der  Zeichnung 
z.  B.  in  den  Händen  mit  den  wie  geknitterten  und  schematisch  hingemachten 
Hautfalten  — für  uns  ist  dieser  Hieronymus  nicht  mehr  und  nicht  weniger  als 
die  Arbeit  eines  der  vielen  ungenannten,  technisch  oft  nicht  ungeschickten 
späten  Nachahmer  der  alten  Weise,  aber  keineswegs  ein  selbstständiger  und 
grosser  Meister  wie  Massys. 

Der  von  der  Münchner  Ausstellung  1869  her  bekannte  und  später  aus 
dem  Besitze  der  Familie  Holzschuher  in  Augsburg  an  Suermondt  übergegangene 
Dürer:  »Kopf  eines  Greises«  (No.  7)  hatte  uns  schon  damals,  als  wir  ihn  zum 
ersten  Male  sahen,  einen  fremdartigen  Eindruck  gemacht,  und  dass  er  die 
Qualitäten  eines  Dürer’schen  Bildes  wenigstens  nicht  in  eclatanter  Weise  be- 
sitzt , das  musste  man  alsbald  empfinden.  Das  Bild  ist  auch , soviel  wir 
glauben,  zur  Zeit  der  Münchner  Ausstellung  eigentlich  erst  als  »Dürer«  »ent- 
deckt« worden.  Eine  wiederholte  und  genaue  Besichtigung  hat  uns  aber  zu 
der  Ueberzeugung  gebracht,  dass,  was  wir  hier  vor  uns  haben,  zwar  kein 
Dürer,  aber  ein  vortreffliches  und  ganz  sicheres  Werk  des  Hans  Baidung 
Grün  ist.  Was  diesen  Künstler,  der  in  der  Empfindungs weise,  in  den  Typen 
und  in  der  Auffassung  dem  Dürer  oft  sehr  nahe  kommt,  wieder  scharf  und 
kenntlich  von  seinem  zeitweiligen  Vorbilde  und  Meister  unterscheidet,  ist  ganz 
besonders  die  Art  der  malerischen  Ausführung.  Nie  hat  Dürer  die  Lichter  so 
pastös  und  sogar  speckig  aufgesetzt,  wie  man  es  an  dem  »Studienkopf« 
in  der  Modellirung  der  Gesichtsfalten  sieht;  das  ist  ganz  charakteristisch  für 
Baidung,  der  überhaupt  von  vorneherein  weit  mehr  »malt«.  Und  mit  dieser 
malenden  Vortragsweise  stimmt  auch  die  Bildung  der  Haare,  besonders  des 
Bartes,  überein,  die  im  äussern  Effect  allerdings  dem  Dürer  wiederum  nahe 
kommt,  aber  in  der  Art  der  Anlage  ganz  von  seiner  Weise  verschieden  ist. 
Während  Dürer  die  Haarmasse  aus  einzelnen  Partien  zusammenbaut,  deren 
jede  ihre  ins  letzte  Detail  sorgfältige  Durchführung  hat,  legt  Baidung  über  eine 


184 


Literaturbericht. 


leichte  Untermalung  bloss  einzelne  scharf  gerissene  hellere  und  dunklere 
Striche,  die  die  Höhen  der  Glanzlichter  und  die  Modellirung  der  Massen  an- 
zeigen.  Diese  Ausführungsweise  Baidungs  ist  von  der  Dürers  nicht  etwa 
bloss  dem  Grade  der  Durchbildung  nach  verschieden,  sondern  beruht  auf  einem 
wie  erwähnt,  von  vorneherein  andern  Vorgang,  und  man  wird  sie,  einmal 
festgehalten,  in  dem  Studienkopf  der  Suermondt’schen  Sammlung  in  vollster 
Deutlichkeit  erkennen.  Uebrigens  ist  auch  die  Malerei  überhaupt  hier  fetter 
und  breiter  als  die,  welche  man  an  Dürer  zu  sehen  gewohnt  ist.  Damit  wäre 
allerdings  auch  das  zweite  Bild  dem  grossen  Nürnberger  abgesprochen,  nach- 
dem dem  » Selbstbildnis « der  hoffentlich  in  der  Zukunft  unbestritten  verbleibende 
Rang  einer  Gopie  Verdientermassen  ertheilt  worden  ist. 

Bei  'dem  Bildnisse  eines  »Jungen  Mannes«  von  Holbein  (No.  9)  scheinen 
die  Verfasser  des  Kataloges  vielleicht  selbst  einen  leise  aufdämmernden  Zweifel 
empfunden  zu  haben.  Hier  heisst  es:  Unser  Bild  fällt  der  Zeit  seiner  Ent- 
stehung nach  in  die  Zeit  seines  ersten  Aufenthaltes  in  London.  Daher  tritt 
in  ihm,  ähnlich  wie  in  den  Bildnissen  von  Warham  und  Kratzer,  der  Einfluss 
der  niederländischen  Malerei,  die  der  Künstler  auf  der  Reise  zuerst  kennen 
gelernt  hatte,  besonders  deutlich  hervor;  die  Schatten  sind  ungewöhnlich  dunkel 
und  gegen  seine  Gewohnheit  mit  Schwarz  aufgetragen,  sämmtliche  Gold- 
zierrathen sind  nicht  in  Blattgold,  sondern  in  Braun  und  Gelb  gemalt etc. 

Dem  Eindrücke,  dass  das  Bild  schwer  und  unerfreulich  in  den  Schatten, 
überdiess  auch  trocken  und  energielos  im  Vortrag  ist,  wird  sich  eben  Niemand 
entziehen.  Aber  der  Einfluss  der  Niederländer,  etwa  eines  Massys,  auf  Holbein, 
wie  man  ihn  besonders  deutlich  in  dem  erwähnten  Bildniss  des  Astronomen 
Kratzer  im  Louvre  sieht,  äussert  sich  nicht  als  eine  Hemmung  seiner  Kunst, 
sondern  in  dem  Annehmen  einer  durchsichtigem  lasirenden  Technik  mit 
leichten  braunen  Schatten.  Eine  so  schwere  Farbe  und  eine  so  schwarze 
Schattengebung  konnte  Holbein  aber  damals  noch  von  keinem  der  guten  nieder- 
ländischen Maler  annehmen,  die  sind  das  Kennzeichen  einer  spätem  Epoche 
als  der  Holbeins,  in  die  wir  auch  dieses  Bild,  das  vielleicht  einem  Maler  der 
Kölnischen  Schule  angehört,  versetzen  möchten. 

Was  das  kleine  Rundbildchen  von  Aldegrever,  welches  die  Scene  der 
Steinigung  der  beiden  Alten  aus  der  Geschichte  der  keuschen  Susanna  dar- 
stellt, und  in  der  Composition  seinem  Stiche,  Bartsch  33,  entspricht,  so  ist 
schon  diese  Aehnlichkeit  eine  fatale  und  die  Echtheit  von  vorneherein  ver- 
dächtigend, vollends  beim  nähern  Zusehen  wird  man  darin  nur  eine  jener, 
namentlich  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  nach  Stichen  deutscher 
Meister  allerwegen  fabricirten  Malereien  erblicken.  Die  glatte  kraftlose,  von 
den  späten  Ausläufern  der  altniederländischen  Schule  beeinflusste  Mache,  hat 
mit  der,  wenn  auch  etwas  harten  und  bunten,  doch  ganz  energischen  und 
selbstständigen  Weise,  in  der  die  echten  Bilder  des  Aldegrever  — wie  etwa 
das  interessante  Portrait  der  Lichtenstein  - Gallerie  — ausgeführt  sind,  nichts 
gemein. 

Wie  die  holländische  Malerei  die  Stärke  der  Suermondt’schen  Sammlung, 
so  bildet  sie  auch  denjenigen  Theil  des  Kataloges,  gegen  dessen  Bestimmungen 


Literaturbericht. 


185 


vielleicht  die  wenigsten  wesentlich  alterirenden  Einwendungen  zu  machen  sein 
werden.  Das  »Lustige  Kleeblatt«  (No.  22)  ist  dem  Franz  Hals,  als  dessen,  seiner 
Frühepoche  entstammendes  Hauptwerk  es  galt,  abgesprochen  und  seinem 
Bruder  Dirk  Hals  zugeschrieben  worden.  Ob  aber  nicht  doch  die  Malerei  für 
diesen  letztem  eine  allzufreie  und  geistreiche  ist?  Ist  es  von  Dirk,  dann  hat 
er  wohl  nie  ein  besseres  Bild  gemalt. 

Schliesslich  gibt  es  eine  Reihe  eigenartiger  Meister,  deren  Phasen  in 
allen  ihren  Gestaltungen  zu  übersehen  wir  noch  nicht  in  der  Lage  sind, 
und  bei  solchen  wird  freilich  die  Attribuirung  eines  Bildes  oft  nur  vermöge 
eines  mehr  oder  weniger  starken  Zusatzes  subjectiven  Dafürhaltens  möglich, 
daher  die  Erörterung  einer  darauf  bezüglichen  Frage  oft  wenig  förderlich  sein. 
So  etwa  in  gewisser  Beziehung  der  Delft’sche  van  der  Meer,  dessen  »Junge 
mit  den  Seifenblasen«  (No.  68)  uns  zu  dunkel  in  den  Schatten  und  zu  fest 
und  plastisch  zeichnend  im  Vortrag  scheint,  um  ihn  als  unzweifelhaft  anzusehen, 
doch  Alles  zusammengenommen  wird  Jeder  beim  Besehen  der  Suermondt" 
sehen  Sammlung,  mit  ihrem  jetzigen  Catalog  in  Händen,  durchaus  den  Eindruck 
der  aus  ihm  sprechenden  echten  Kennerschaft  und  vollkommenen  Beherrschung 
der  Aufgabe  haben,  welche  Eigenschaften  man  bislang  bei  den  Verwaltungen 
der  übrigen  deutschen  Galerien  leider  noch  immer  vergeblich  suchen  dürfte. 

Stehen  gebliebene  störende  Druckfehler  wie  die  Jahreszahlen  1626—1628 
in  den  Angaben  über  Holbein  pag.  11  Z.  4 v.  u.  werden  wohl  in  der  näch- 
sten Auflage  ihre  Verbesserung  finden. 

F.  L — nn. 

Notice  historique  et  descriptive  des  Tableaux  et  des  Sculptures 
exposes  dans  le  Musee  royal  de  La  Haye.  (Par  T.  de  Stuers.)  La 
Haye,  Nijhoff.  1874.  8°.  (XVII— 363  S.) 

Wenn  man  die  schlechtesten  der  Galerie-Kataloge  nannte,  dann  durfte 
der  vom  Haager  k.  Museum  nicht  fehlen.  Eine  Schande,  bis  1874  in  einer 
so  berühmten  Sammlung  ein  derartiges  Machwerk  zu  verkaufen,  das  in  jeder 
Beziehung  erbärmlich  war!  Doch  Verzeihung!  Nicht  in  jeder  Beziehung,  denn 
die  Angaben  der  Meister  waren,  wenn  man  von  der  schwach  vertretenen  aus- 
ländischen Schule  absieht,  fast  durchgängig  korrekt,  allerdings  aber  war  dies 
nicht  das  Verdienst  des  Katalogschreibers.  Von  einer  solchen  Folie  hebt  sich 
das  neue  von  Victor  de  Stuers  besorgte  Verzeichniss  um  so  glänzender  ab; 
das  ist  wirklich  eine  Leistung,  die  mit  dem  grössten  Lobe  ausgezeichnet  zu 
werden  verdient.  Vorn  geht  eine  kurzgefasste  Geschichte  her,  dann  folgen 
die  Kunstwerke  nach  Schulen  geordnet  und  in  diesem  Rahmen  die  Meister 
nach  alphabetischer  Reihenfolge.  Nicht  bloss,  dass  die  Grösse  der  Bilder  über- 
haupt angegeben  ist,  auch  die  Maasse  der  Figuren  finden  wir  verzeichnet,  und 
die  Beschreibungen  sind  recht  ausführlich,  wie  man  es  allerdings  wohl  nur  in 
einer  kleinern  Galerie  mit  Bequemlichkeit  durchführen  kann.  Die  Vornamen 
der  Künstler  sind  in  der  Originalschreibart  wiedergegeben,  z.  B.  Dirk  statt 
Thierry , Willem  statt  Guillaume  u.  s.  w.  Da  dies  der  einzig  wissenschaft- 
liche Weg  ist,  so  sollte  man  diese  Methode  überall  einführen,  das  Verständniss 
der  Inschriften,  der  Monogramme  u.  s.  w.  würde  dadurch  ganz  entschieden 


486 


Literaturbericht. 


erleichtert:  bis  jetzt  scheint  aber  bloss  in  Holland  und  Deutschland  diese 
Bezeichnung  vollständig  durchgedrungen.  Gleichfalls  aus  Vernunftgründen  nur 
zu  billigen  ist  es,  dass  der  Verfasser  die  Bezeichnung  rechts  und  links  vom 
Beschauer  aus  gebraucht ; wer  hat  denn  jemals  die  Dinge  der  Welt  anders 
nach  rechts  und  links  bezeichnet,  als  sie  sich  von  seinem  Standpunkte  aus 
darstellten?  Und  ein  Bild  ist  doch  nichts  als  ein  Gegenstand  und  ein  Abbild 
dieser  Welt!  Erst  dann,  wenn  man  ein  Haus,  das  sich  Einem  zur  Hechten 
darstellt , als  links  befindlich  erklärt , werde  ich  zugeben  können , dass  man 
auch  im  Bilde  ein  rechts  befindliches  auf  die  linke  Seite  verrückt.  Die  Be- 
zeichnungen sind  treu  nachgebildet  und  den  Beschreibungen  kleine  Provenienz- 
notizen u.  dgl. , ferner  Nachrichten  über  dargestellte  Persönlichkeiten,  sowie 
die  Angabe  der  Vervielfältigungen  beigefügt.  Wirklich  musterhaft! 

Die  geschichtlichen  Mittheilungen  über  die  Künstler  sind  recht  fleissig  ge- 
arbeitet , dass  es  indessen  ohne  einige  Ausstellungen  nicht  abgeht , thut  dem 
Werthe  der  Arbeit  natürlich  nur  geringen  Eintrag;  bei  einer  solchen  zum 
Erstenmal  in  Angriff  genommenen  Arbeit  sind  Meinungsverschiedenheiten  und 
Irrthümer  unvermeidlich. 

So  finden  wir  gleich  bei  der  ersten  Nummer  die  geschichtlichen  That- 
sachen  nicht  klar  auseinandergesetzt.  Das  Bild  trägt  nämlich  das  Monogramm 
des  von  Oostzanen  gebürtigen  Jacob  Cornelisz,  von  dem  zugleich  eine  grosse 
Anzahl  von  Holzschnitten  existirt.  Der  Katalog  will  die  Beziehung  des  Mono- 
grammes auf  den  Jacob  nicht  annehmen,  aber  nach  der  Lage  der  Dinge  mit 
grossem  Unrecht.  Denn  die  bei  K.  van  Mander  demselben  zugeschriebenen 
Holzschnitte  sind  nicht  bloss  in  ihren  Gegenständen  mit  denen , welche  jenes 
Zeichen  tragen,  identisch,  sondern  sind  offenbar  dieselben;  wo  sollten  denn  die 
erstem  hingerathen  sein  ? Eine  grössere  Anzahl  Holzschnitte  verschwindet  nicht  so 
mir  nichts  dir  nichts  aus  dem  Dasein.  Kann  uns  Herr  de  Stuers  einmal 
wirklich  nachweisen,  dass  die  van  Mander’schen  Blätter  andere  sind,  dann 
erst  wollen  wir  ihm  getrost  glauben.  Dass  der  Verleger  Mommart  die  mit  jenem 
Monogramme  bezeichneten  Blätter  aus  der  Passion  unter  dem  Namen  des 
Jacob,  Sohnes  von  Cornelius,  in  Handel  brachte,  lässt  sich  auch  nicht  so  ohne 
weiteres  zur  Seite  schieben ; ebenso  wenig,  dass  unser  Monogrammist  zweifel- 
los in  Amsterdam  gelebt  hat,  was  nach  van  Mander  gleichfalls  mit  Cornelisz 
der  Fall  war,  und  dass  die  Zeit  übereinstimmt.  Diesen  wohlbegründeten 
Schlüssen  gegenüber  kann  die  Form  des  Monogrammes  nicht  in’s  Gewicht 
fallen,  um  so  weniger,  als  deren  absolute  Unverträglichkeit  mit  dem  Namen 
nicht  nachzuweisen  ist.  Der  Buchstabe  des  Vornamens  stimmt : I,  d.  h.  Jacobus, 
das  A kann  recht  gut  Amstelaedamus  als  Aufenthaltsort  des  Künstlers  be- 
zeichnen, und  das  Zeichen  in  der  Mitte  scheint  mir  nicht  aus  Buchstaben  zu 
bestehen,  sondern  eine  der  zu  jener  Zeit  so  zahlreichen  Handmarken  zu  sein, 
die  man  zwischen  die  Initialen  der  Namen  einschob.  Man  vergleiche  nur  ein- 
mal die  verschiedenen  Formen  des  Monogrammes  Nagler,  M.  IV.  29  mit  andern 
wirklichen  Lettern;  das  Zeichen  sieht  weder  wie  ein  W noch  wie  ein  M aus,  noch 
sonst  wie  ein  Buchstabe,  während  I und  A mit  grösster  Deutlichkeit  markirt 
sind.  (Siehe  meine  Bemerkung  in  Zahn’s  Jahrbüchern  für  Kunstwissenschaft 


Literaturbericht. 


187 


V.  48).  Unsern  Künstler  nannte  man  eine  Zeitlang  Johann  Walter  (ayich 
Werner,  Waer)  van  Assen.  Diese  Vornamen  hat  man  nach  beliebter  Mode 
aus  dem  Monogramm  herausgelesen , das  Assen  ist  eine  aus  Oostsanen  ent- 
standene Accommodirung  an  das  Monogramm;  andere  Corruptionen  des  Geburts- 
ortes sind  Ossanen  und  Hossenau.  Nagler’s  Deutung  als  Jan  van  Meren 
Antwerpiensis  ist  ganz  aus  der  Luft  gegriffen.  Wir  empfehlen  dem  Katalog 
noch  Passavant’s  Peintre-Graveur  zu  citiren,  der  eine  grössere  Wichtigkeit  als 
die  »Monogrammisten«  beansprucht. 

Abraham  Bloemaert’s  Geburt  verlegt  der  Katalog  auf  1565.  Es  wäre  mir 
sehr  erwünscht  zu  vernehmen,  ob  da  ein  sicheres  Aktenstück  zu  Grunde  liegt. 
Wahrscheinlich  jedoch  stützt  sich  der  Katalog  bloss  auf  Kramm.  Dieser  hatte 
nämlich  eine  Urkunde  gefunden,  wonach  unser  Künstler  am  2.  Mai  1592 
27  Jahre  zählte.  »27  von  1592  macht  1565«,  rechnete  Kramm,  »also  muss 
das  von  de  Bie  angegebene  Geburtsjahr  1564  falsch  sein.«  Wenn  aber  Bloe- 
maert  1564  nach  dem  2.  Mai  geboren  war,  so  zählte  er  an  dem  gleichen 
Tag  1592  ja  auch  nur  27  Jahre ; das  Dokument  stimmt  danach  ganz  mit 
der  Angabe  des  Lierer  Poeten.  Sowie  man  also  bis  auf  weitere  Aufschlüsse 
das  bezeichnete  Monogramm  dem  Jacob  Cornelisz  zuschreiben  muss,  so  muss 
man  auch  Abraham’s  Geburtsjahr  auf  1564  stellen. 

Mit  der  Biographie  Jan  Both’s  sieht  es  noch  übel  aus;  einigermassen  zu- 
verlässiges Material,  ausser  dem  Actenstück  natürlich,  das  Both’s  Anwesenheit 
in  Utrecht  bereits  auf  1649  feststellt,  bietet  nur  Sandrart;  und  trotzdem  hat 
man  denselben  bisher  zu  Gunsten  Houbraken’s,  der  ihm  bloss  in  gewohnter 
leichtfertiger  Weise  nachschrieb  und  Sandrart’s  einfache  Angaben  interessanter  zu 
machen  suchte,  unberücksichtigt  gelassen.  Zufolge  Sandrart  studirten  die 
beiden  Brüder  Ja,n  und  Andries  in  Utrecht  zu  gleicher  Zeit  mit  ihm , sodann 
gingen  sie  über  Frankreich  nach  Italien.  In  Venedig,  ertrank  Andries;  Jan 
begab  sich  hierauf  nach  Utrecht  zurück,  wo  er  »seine  Kunst  ausbreitete«  und 
viel  zu  thun  bekam.  Sandrart  traf  damals  mit  ihm  zusammen  ; da  derselbe 
1645  oder  1646  nach  Deutschland  zurückging,  so  muss  Jan  schon  vorher  sich 
in  Holland  aufgelialten  haben.  Von  einer  späteren  Reise  Sandrart’s  nach 
Holland  ist  nichts  bekannt  geworden.  »Endlich,«  fährt  der  Letztere  fort,  »er- 
krankte Jan  und  starb  ungefähr  1650.«  Houbraken  nahm  dieses  Jahr  zu 
Andries,  offenbar  bloss  aus  Leichtsinn,  und  liess  dann  — mit  ein  Paar  senti- 
mentalen, den  Leser  fesseln  sollenden  Phrasen  — den  Jan  bald  darauf  aus 
der  Welt  scheiden. 

Meine  Behauptung  (Dezemberheft  1873  der  Zeitschrift  für  bild.  Kunst, 
IX.  S.  95),  dass  D.  van  Deelen  nur  durch  Missverstand  Houbrakens  zu  einem 
Schüler  des  Frans  Hals  gemacht  worden  sei , theilt  der  Katalog ; um  so  be- 
fremdlicher ist  mir  darum  seine  Wiederholung  der  Houbraken’schen  Angabe, 
Brouwer  sei  ein  Mitschüler  des  Ostade  bei  Hals  gewesen.  Hat  ihn  die  dliat- 
sache  nicht  stutzig  gemacht , dass  Houbraken , der  Brouwer  und  Deelen  als 
Schüler  des  Haarlemers  bezeichnet  zu  finden  glaubte,  nach  seiner  Weise  die 
Beiden  sofort  einen  »Ulk«  gegen  Hals  ausiiben  liess?  Rein  zum  Zwecke,  sein 
Buch  zu  einer  amüsanten  Lectüre  zu  machen.  Das  wirft  ein  helles  Licht  auf 


188 


Literaturbericht. 


die  Entstehungsweise  solcher  Geschichtchen.  In  meiner  Broschüre  über  Adriaen 
Brouwer  (Leipzig,  1873)  habe  ich  mich  über  die  Fabeleien  verbreitet,  und  ich 
verwahre  mich  dagegen , dass  man , aller  geschichtlichen  Entwicklung  wider- 
sprechend , den  nach  Abkunft  und  Kunstweise  ächten  Vlaming  zu  einem 
Schüler  des  Hals  machen  will,  blos  weil  es  Houbraken  gefabelt.  Ganz  und 
gar  unverständlich  ist  es  mir,  wie  man  den  »Rommelpotspeeler«  und  das 
»lustige  Trio«  als  Beweismittel  beigezogen  hat,  welche  doch  von  Adriaen’s 
lebendiger  und  ineinandergreifender  Compositionsweise  weit  entfernt  sind. 
Man  überzeuge  sich  nur  selbst,  sie  sind  ja  in  Abbildungen  erschienen!  Grade 
diese  Bilder,  in  denen  Hals  genreartige  Gegenstände  vorbringt,  zeigen  den 
Unterschied  seiner  Auffassung  von  denen  des  Audenaarder  Malers  deutlich. 
Ohne  Houbrakens  Novelle  hätte  gewiss  kein  Mensch  den  Brouwer  von  Hals 
dependiren  lassen!  Was  Dirk  van  Deelen  anbelangt,  so  will  Herr  Prof.  Marg- 
graff  in  seinem  Katalog  der  Augsburger  Galerie  aus  der  angeblichen  Bezeich- 
nung des  dortigen  Bildes  mit  1623  Schlüsse  auf  Dirks  Geburtszeit  machen; 
nur  Schade,  dass  man  wahrscheinlich  1632  lesen  muss.  Die  Bezeichnung 
D.  D.  scheint  mir  auf  einer  Verwechselung  mit  der  Jahreszahl  zu  be- 
ruhen. 

Mit  Recht  schreibt  de.  Stuers  »Dou«  und  nicht  »Dov«,  wie  es  nur  durch 
Unverstand  der  Bezeichnung  DOV  entstanden  ist.  Die  Majuskel  V bedeutet 
an  sich  sowohl  den  Gonsonanten-  als  den  Vokallaut;  dass  hier  aber  der  letztere 
zu  verstehen  ist,  lehren  der  Name  seines  Vaters  Douwe  und  die  Schreibarten 
de  Bie’s  und  Houbrakens , die  sicher  nur  nach  der  Aussprache  Dou  und  Dau 
schrieben.  Ich  habe  mich  darüber  bereits  in  der  Zeitschr.  für  b.  K. , VIII., 
Beiblatt,  S.  260,  verbreitet. 

Dass  Gysbrecht  de  Hondecoeter  ein  Sohn  von  Gillis  sei,  möchte  ich  kei- 
neswegs mit  dem  Verfasser  bezweifeln;  die  gleichzeitige  Aufnahme  1627  in 
die  Gilde  zu  Utrecht  beweist  nur,  dass  Beide  damals  dorthin  übersiedelten. 
Sonst  ist  gar  kein  Grund  vorhanden,  Houbraken’s  Angabe  zu  bemängeln,  war 
ja  Melchior  erst  1695  gestorben;  Houbraken  konnte  also  noch  zuverlässige 
Nachrichten  haben.  Auch  seine  Angabe,  der  alte  Gillis  habe  sich  als  Witwer 
mit'  einem  jungen  Amsterdamer  Mädchen  verheirathet , ist  vollkommen  durch 
die  Akten  bestätigt  worden;  die  an  diese  einfache  Thatsache  geknüpften  Er- 
zählungen werden  allerdings  mehr  oder  weniger  in  das  Bereich  der  Erfindung 
gehören. 

Die  biographische  Notiz  zu  de  Heem  ist  äusserst  mangelhaft.  Zuvörderst 
sind  die  Jahreszahlen  1570  und  1632  für  den  alten  David,  glaube  ich,  blos 
von  Stanley  nach  gebräuchlicher  Manier  aus  der  Luft  gegriffen.  Zum  Andern 
kann  ich  nicht  zugeben,  dass  neben  Jan  Davidszoon  de  Heem  noch  gleich- 
zeitig ein  Jan  de  Heem  existire,  wie  ich  schon  vor  zwei  Jahren  nachgewiesen 
zu  haben  glaube.  Der  Irrthum  kam  eben  durch  die  verschiedene  Bezeichnung 
Jan  Davidsze’s,  der  sich  bald  J.,  bald  J.  D.  schrieb;  da  das  D blos  den  »Sohn 
Davids«  bezeichnet,  also  nicht  zum  Vornamen  gehört,  so  konnte  es  Jan  bald 
setzen,  bald  weglassen.  Der  Amsterdamer  Katalog  von  1872  war  übel  be- 
rathen,  als  er  das  Bild  von  1640  dem  Jan  Davidszoon  absprach.  »Gerade  die 


Literaturbericht. 


189 


Hauptwerke  Jan  Davidsze’s  in  Wien  (von  1648)  und  in  Berlin  (1650)«,  sagte 
ich  in  der  Zeitsclir.  f.  b.  K.  VIII.,  Beibl.  260,  »führen  nicht  das  D;  und  um- 
gekehrt ist  das  , ausführlich  bezeichnete  Prachtbild'  im  Dresdener  Museum  nicht 
J.  De  Heem,  sondern  J D (verschlungen)  De  Heem  fe.  A°.  1650  bezeichnet, 
also  auf  alle  Fälle  dem  »Vater«  zuzuschreiben.  Ebenso  trägt  ein  Bild  im  Mu- 
seum zu  Gotha  die  Bezeichnung:  Johannis  de  Heem  fecit  1628.  Ein  von 
Jan  Davidszoon  unterschiedener  Jan  de  Heem,  der  sich  schlechtweg  so  schriebe, 
ist  für  diese  Zeit  und  in  dieser  Manier  nicht  nachgewiesen.  Jan  Davidszoon 
de  Heem,  geh.  zu  Utrecht  wohl  erst  nach  1600,  liess  sich  im  Jahr  1635—36 
in  die  Antwerpener  Gilde  als  Meister  einschreiben  und  wurde  daselbst  den 
28.  August  1637  Bürger.  Sein  Sohn  Gornelis  liess  sich  1660—61  daselbst 
als  Meister  aufnehmen.  C.  de  Bie  spricht  von  beiden  in  seinem  G.  Gabinet 
(1661):  Hier  leven  twee  door  Gonst,  den  Sone  en  den  Vader.  Dieser  Vater 
ist  nicht,  wie  Houbraken  verstand,  der  alte  David  de  Heem,  welcher  dazumal 
jedenfalls  schon  verstorben  war,  sondern  eben  unser  Jan,  und  der  Sohn  ist 
offenbar  Gornelis,  wenn  auch  sein  Name  nicht  ausdrücklich  genannt  wird. 
Später  kam  Jan  noch  einmal  nach  Utrecht  zurück , wo  er  als  der  Johan  de 
Heem  kunstschilder  von  1669  und  der  Sr.  (seigneur)  de  Heem  constschilder 
vom  16.  August  1670  zu  betrachten  ist.  Nach  Houbraken  flüchtete  er  beim 
Einfall  der  Franzosen,  der  aber  nicht  1670.,  sondern  1672  statthatte,  nach 
Antwerpen,  und  zwar  mit  angeblich  zwei  Söhnen  und  vier  Töchtern.  Hier 
starb  er  1683 — 84  und  nicht  1674,  wie  unser  Fabelkrämer  berichtet.  Von 
den  beiden  Söhnen  , die  Houbraken  verzeichnet , nennt  er  blos  den  Gornelis 
mit  Namen,  während  de  Bie,  der  unsere  Künstler  wohl  persönlich  kannte, 
nur  Einen  nennt , worunter  gleichfalls  Cornelis  zu  verstehen  ist.  Sollte  also 
Jan  wirklich  einen  zweiten  Sohn,  der  auch  Maler  war,  gehabt  haben,  so  könnte 
es  nur  ein  später  als  Gornelis  geborener  sein.  Wie  er  aber  mit  Vornamen 
hiess,  wissen  wir  nicht.  Untersuchungen  in  den  Antwerpener  Akten  dürften 
uns  darüber  aufklären.  Soviel  aber  kann  ich  mit  Sicherheit  behaupten,  dass 
mir  noch  keine  Spur  eines  Stillleben  malenden  »Sohnes«  Jan,  der  sich  in 
vollständiger  Bezeichnung  Jan  Janszoon  hätte  nennen  müssen , vorgekommen 
ist,  und  dass  die  oben  erwähnten  Bilder  von  1628,  1640,  1648  und  1650  von 
Jan  Davidsze  de  Heem  herrühren.«  So  meine  Worte.  Wenn  Herr  de  Stuers 
die  von  Th.  van  Lerius  und  Ph.  Bombouts  herausgegebenen  Antwerpener 
Liggeren  benutzt  hätte,  würde  seine  Biographie  de  Heem’s  besser  ausgefallen 
sein.  Ueberhaupt  muss  ich  hier  auf  die  ausserordentliche  Wichtigkeit  dieser 
Publikation  die  Forscher  aufmerksam  machen  ; das  Werk  erscheint  keineswegs 
nach  Gebühr  geschätzt  und  benutzt.  Mir  wenigstens  ist  es  für  meine  nieder- 
ländischen Studien  unentbehrlich.  Für  die  vlämischen  Maler  überhaupt  würde 
Herr  de  Stuers  manche  Ergänzung  daraus  gewonnen  haben.  So  hätte  er  sich 
über  den  Antwerpener  Maler  Abraham  Govaerts  unterrichten  können;  ganz 
mit  Unrecht  hat  er  ihn  in  die  holländische  Schule  eingereiht,  Govaejls 
erscheint  vielmehr  als  ein  Nachahmer  Jan  Brueghel’s  und  trat  1607  in  die 
Antwerpener  Gilde:  Zeit,  Name  und  Kunstweise  stimmen.  Peeter  van  Spi- 
rinekx  trat  1655 — 56  in  die  gleiche  Gilde  und  wurde  am  30.  August  1711  in 


190 


Verzeichniss 


Antwerpen  begraben.  Johan  van  Kessel , ausdrücklich  als  blomschilder  be- 
zeichnet, wurde  1644—45  Mitglied.  U.  s.  f. 

Jan  Peelers  war  nicht  der  Neffe,  sondern  der  Bruder  Bonaventura’s;  in 
de  Bie  ist  es  ausdrücklich  gesagt. 

Dass  der  tüchtige  Landschafter  R.  van  Vries  Renier  oder  Jan  Renier  ge- 
heissen habe,  ist  nicht  verbürgt;  wahrscheinlich  hat  man  jene  Vornamen  nur 
aus  seiner  Bezeichnung  herausgelesen,  wie  man  es  bei  vielen  Malern  gemacht 
hat.  Der  bei  van  der  Willigen  (les  Artistes  de  Harlem  , 1870 , S.  38)  ge- 
nannte Roelof  de  Vries  hat  vielleicht  auf  die  Bilder  Anspruch,  um  so  mehr, 
als  wir  nach  der  Kunstweise  derselben  am  liebsten  auf  einen  Haarlemer  Maler 
verfallen  würden. 

Die  Ansichten  von  Wilhelm  Bode  über  die  Landschaften  Gillis  de  Honde- 
koeter’s  theile  ich  durchaus. 

Nummer  237,  »Bildniss  einer  jungen  Frau«,  schien  mir  nicht  in  der 
Manier  Holbein’s,  sondern  in  der  Granach’s  gemalt.  Ich  setze  voraus,  dass 
dies  die  Nummer  197  des  alten  Kataloges  ist,  neben  welcher  ich  diese  Be- 
merkung finde. 

München,  Mai  1875.  Wilhelm  Schmidt. 


Verzeichniss  der  wichtigeren  Besprechungen. 


Adler.  Die  Stoa  des  Königs  Attalos  II. 
zu  Athen.  (Liter.  Centralbl.  33.  Kunst- 
chron.  X.  12.) 

Aicard , La  Venus  de  Milo.  (Liter.  Cen- 
tralbl. 19.) 

Arnold.  Das  altrömische  Theatergebäude. 
(Von  R.  Engelmann  in:  Zeitschr.  f.  d. 
Gymnasial w.  29.  1.  — Von  Flasch  in: 
Kunstchron.  X.  8.) 

Les  heaux-arts.  (Kunstchron.  X.  19.) 

Belgrano.  Deila  vita  privata  dei  Geno- 
vesi.  (Von  Hartwig  in  Jenaer  Lit.-Zeit. 
30.) 

Benndorf.  Die  Metopen  von  Selinunt. 
(Von  Gaedechens  in  Jen.  Lit.-Zeit.  24.) 

Bertolotti,  Benvenuto  Cellini  a Roma. 
(Chrom  des  arts,  1875,  29.) 

v.  Bezold.  Farbenlehre  im  Hinblick  auf 
Kunst  und  Kunstgewerbe.  (Lit..  Cen- 
tralbl. 9.) 

Bezzenherger , Littauische  und  lettische 
Drucke  des  16.  Jahrh.  (Selhstanz.  in 
Gotting,  gel.  Anz.  47.  — Lit.  Cen- 
tralbl. 10.  — Von  Weber  in  Jenaer 
Literaturz.  15.) 

Blond el,  Hist,  des  eventails.  (Von  de  Lo- 
stalot  in  Gaz.  des  beaux-arts,  1875,  8.) 

Bocher,  Les  gravures  franqaises  au  XVIIR 
siede.  (Chronique  des  arts,  1875,  20.) 

Brancourt,  Notice  sur  l’eglise  et  le  village 
deDouchy,  (Revue  de  hart  ehret.  XIX.  4.) 


II.  Brunn,  Die  Bildwerke  des  Parthenon. 
Von  L.  Schwabe.  Jenaer  Lit.-Zeit.  11. 

H.  Brunn,  Die  Bildwerke  des  Theseion. 
Von  Schwabe  in  Jenaer  Lit.-Zeit.ll. 

Bücher,  B.,  Gesch.  d.  techn,  Künste. 
(Lit.  Centralbl.  34.  Anz.  f.  K.  d.  d. 
Vorz.  5.  Zeitschr.  d.  Kunstgew.-Ver.  zu 
München.  3.) 

Buchot  de  Kersers,  Statistique  monumen- 
tale du  depart.  du  Cher  (In:  Chronique 
des  arts,  1875.  18.) 

Bullettino  della  commissione  archeol.  mu- 
nicipale.  (Von  Klügmann  in  Jen.  Lit.- 
Zeit.  Nr.  22.) 

Bursian,  Jahresbericht  über  die  Fort- 
schritte der  klassischen  Alterthums- 
wissenschaft. (Liter.  Centralblatt  14.) 

Cahier,  Nouveaux  melanges  d’archeologie 
(Journ.  des  beaux-arts  XVII,  14.) 

Bn.  A.  de  Calonne,  Hist,  des  abbayes  de 
Dommartin  et  de  St. -Andre  - au  - Bois 
(in  Revue  de  hart  ehret.  XIX.  4.) 

Camphell.  Annales  de  la  typographie 
neerlandaise  au  15.  siede  (Mag,  f.  Lit. 
d.  Ausl.  1.) 

Carhone.  Una  corona  sulla  tomba  d’Ar- 
qua.  (Von  Geiger  in  Gotting,  geh  Anz.  2.) 

Carriere.  Die  Kunst  im  Zusammenhang 
der  Kulturentwickelung  etc.  Bd.  V. 
(Von  Lemcke  in:  Zeitschr.  f.  b.  Kunst, 
1875,  1.) 


der  wichtigeren  Besprechungen. 


191 


Carriere,  Aesthetik.  (Von  Lemcke  in 
Zeitschr.  f.  b.  Kunst.  1875,  1.) 

Cassagne,  Traite  d’aquarelle.  (Chron.  des 
arts,  1875,  27.) 

Champfleury , Histoire  de  la  caricature 
sous  la  republique,  l’empire  et  la  re- 
stauration.  (In  Gaz.  des  beaux-arts 
1875,  3.) 

v.  Cohausen,  Schlösser  und  Schlüssel  der 
Römer.  (Kunst  und  Gewerbe  5.) 
Compte-rendu  de  la  Commission  imperiale 
archeologique.  (Von  A.  Furtwängler,  in 
Jenaer  Lit.-Zeit.  1875  Nr.  1.) 

Conze,  Heroen-  und  Göttergestalten.  (Von 
Bursian  in  Jenaer  Lit.-Zeit.  37.) 

Cori,  Bau  und  Einrichtung  d.  deutschen 
Burgen.  (Lit.  Gentralbl.  24.) 

Cornelius , P.  v.  Entw.  zu  d.  Fresken  in 
den  Loggien  d.  Pinakothek  zu  München. 
(In  Zeitschr,  f.  bild.  Kunst,  X.  3.) 
Courajod,  Histoire  de  l’enseignement  des 
arts  du  dessin  au  18e  siede.  (Von  Gonse 
in  Chron.  des  arts,  1875,  17.) 

Croive  &■  Cavcilcaselle.  Gesch.  d.  ital.  Ma- 
lerei. Deutsche  Orig.-Ausgabe.  Bd.  5. 
(Lit.  Centralbl.  7.) 

Darcelet  Basilewsky . Collection Basilewsky. 
(Von  Clement  de  Ris  in  Gaz.  d.  beaux- 
arts  1875,  1.  Blätter  für  Kunstg.  5.) 
Deladreue  et  Mathon , Hist,  de  l’abbaye 
r.  de  St.-Lucien.  (Von  Corblet  in  Revue 
de  l’art  ehret.  XIX.  3.) 

Delahorde,  Le  departement  des  estampes 
ä la  bibliotheque  nat.  (Von  L.  Gonse 
in  Chron.  des  arts  1875,  23.) 

Demay,  Le  costume  de  guerre  et  d’apparat 
d’apres  les  sceau  du  moyen  äge.  (Chron. 
des  arts,  1875,  28.) 

Desjardins,  Les  drapeaux  franqais.  (Von 
Riou-Maillou  in  Gaz.  des  beaux-arts, 
1875,  1.) 

Destailleurs,  La  fidelle  ouverture  de  hart 
du  serrurier  par  M.  Jousse.  (Chron. 
des  arts,  1875,  21.) 

Dcville,  Recueil  de  Statuts  et  de  docu- 
ments  relatifs  ä la  Corporation  des 
tapissiers,  1258—1875.  (Chron.  des  arts, 
1875,  27.) 

Dictionnaire  des  antiquites  grecques  et 
rom.  p.  sous  la  direct,  de  Daremberg 
et  Saglio.  (Lit.  Centralbl.  14.) 

E.  Doeliler , Die  relig.  Kunst  bei  den 
Griechen.  (Von  R.  Gaedechens  in  Je- 
naer Lit.-Zeit.  17.) 

Dürer,  La  vie  de  la  Ste.  vierge  Marie, 
repr.  par  Van  de  Weyer  (Journ.  d. 
beaux-arts  XVII,  6.) 

II.  Diitschke,  antike  Bildwerke  in  Ober- 
italien. (Von  F.  Schlie  in  Jenaer  Lit.- 
Zeit.  2.  — Liter.  Centralbl.  26.) 
Duplessis,  Eaux-fortes  de  P.  Potter,  Eaux- 


fortes  de  A.  van  Dyck.  (Von  Cheron 
in  Gaz.  des  beaux-arts,  1875,  9.) 

Dupont-Auberville,  L’ornement  des  tissus. 
(Chron.  des  arts  1875,  19.) 

Eggers.  Chr.  D.  Rauch.  (Von  Bruno 
Meyer,  in  Jenaer  Lit.-Zeit.  33.) 

H.  de  VEpinois,  Les  catacombes  de  Rome. 
(In  Revue  de  l’art  ehret.  XIX.  4.) 

L.  de  Farcy , Notices  archeologiques  sur 
les  tentures  et  les  tapisseries  de  la 
cathedrale  d’Angers.  (In  Chron.  des 
arts  1875,  19.) 

Fischbach,  Ornamentik  der  Gewebe.  (Von 
Bergau  in  Kunstchron.  X.  11.  Kunst 
und  Gewerbe  8.) 

Förster,  R.  Der  Raub  u.  d.  Rückkehr  der 
Persephone  (Lit.  Centralbl.  6 ) 

Förster,  E.  Peter  v.  Cornelius.  (Von  Regnet 
in  D.  Warte  8,  11.  — Lit.  Centralbl.  34. 
— Kunstchron.  X,  12.) 

Franken,  L’oeuvre  de  Willem  Jacobszoon 
Delff.  (Kunstchron.  X,  24.) 

Führich,  Der  Psalter.  (In  Zeitschr.  f. 
bild.  Kunst,  1875,  2.) 

Gasparoni , Scritti  sopra  le  arti  e le  let- 
tere.  (Von  Comte  de  Maguelonne  in 
Revue  de  l’art  chretien,  XIX,  3.) 

Genthe,  Ueber  d.  etruskischen  Tausch- 
handel nach  d.  Norden.  (Von  Kohl 
in  Göttinger  gel.  Anz.  49.) 

Gentili,  Sulla  manifattura  degli  Arazzi. 
(In  Chronique  des  arts  1875,  3 u.  ff. 
von  Alf.  Darcel.) 

Geymüller,  Die  ursprüngl.  Entwürfe  für 
St,.  Peter  in  Rom.  (Von  Redtenbacher 
in  Kunstchron.  X.  38.) 

Göthe’s  Faust.  Mit  Bildern  u.  Zeichn. 
von(A.  v.  Kreling.  (Kunstchron. X. 41.) 

Gozzadini,  Delle  torre  gentilizie  di  Bo- 
logna. (Lit.  Centralbl.  34.) 

Grimm’ s Kinder-  und  Hausmärchen  in 
Bildern  von  E.  II  le.  (Kunstchron.  X,  41.) 

Grimouard  de  St.-Laurent.  Guide  de  l’art 
chretien.  (Von  D’Avril  in  Revue  de 
l’art  chretien.  XIX,  2.) 

Grothe,  Leonardo  da  Vinci  als  Ingenieur 
und  Philosoph.  (Lit.  Centralbl.  20.) 

Gruyer,  Les  oeuvres  d’art  de  la  renais- 
sance  italienne  au  temple  de  St.-Jean. 
(In  Chronique  des  arts  1875,  15.) 

Halevy,  Rapport  sur  une  mission  archeo- 
logique dans  le  Yemen.  (Von  Stade 
in  Jen.  Lit.-Zeit.  51.) 

— — Melanges  d’epigraphie  et  d’ar- 

cheologie  semitique.  (Von  Schlottmann 
in  Jen.  Lit.-Ztg.  24.) 

Handelmann  &■  Pansch,  Moorleichenfunde 
in  Schleswig-Holstein  (Anzeiger  f.  K. 
d.  d.  Vorz.  2.) 

Herdtle,  Flächen  Verzierungen,  Ahtli.  II  bis 
IV.  (Kunstchron.  X,  18.) 


192 


Verzeichniss 


H.  Heydemann , Marmorbildwerke  zu 
Athen.  (Von  R.  Förster  in  Jenaer  Lit.- 
Zeit.  12.) 

K.  Hillebrand,  Italia.  (Von  W.  Bernhardi 
in  Jenaer  Lit.-Zeit.  4 u.  9.  — Lit. 
Centralbl.  11.) 

Hirrlinger,  Farbenlehre.  (Kunst  und  Ge- 
werbe 12.) 

Die  Holzschnitte  des  14.  u.  15.  Jahrh.  im 
Germanischen  Museum.  (Kunstchron.  X, 
24  u.  46.) 

Hostmann , Urnenfriedhof  bei  Darzan. 

(Anz.  f.  K.  d.  d.  Vorz.  2.) 

Italien.  (In  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  1875, 

2.  — Kunstchron.  X,  41.) 

Jacobsthal,  Grammatik  der  Ornamente. 

(Literar.  Centralbl.  34.  Kunst  und  Ge- 
werbe 18.) 

Julius,  Ueber  d.  Agonaltempel  d.  Grie- 
chen. (Kunstchron.  X,  11.) 

Kaden,  Wandertage  in  Italien.  (In  Hille- 
brand’s  Italia,  I.) 

Kinkel,  P.  P.  Rubens.  (Von  Woltmann 
in  Kunstchron.  X,  12.) 

Knudtzon,  Masaccio.  (Kunstchron.  X,  37.) 
Körte,  Ueber  Personifikationen  psychol. 
Effekte  in  d.  spät.  Vasenmalerei.  (Von 
Flasch  in  Kunstchron.  X,  11.) 

Kuglers,  Handbook  of  Italian  painting. 
4.  ed.  by  L.  Eastlake.  (Kunstchron. 
X,  40.) 

Lachmann,  Umrisszeichnungen  zu  d.  Tra- 
gödien des  Sophokles.  (In  Zeitschr.  f. 
bild.  Kunst,  1875,  3.) 

Lacroix,  Le  XVIIIe  siede.  (Von  Menard 
in  Gaz.  des  beaux-arts,  1875,  1.) 
Langt,  Denkmäler  der  Kunst.  (Von  Kra- 
tochwil  in  Zeitschr.  f.  Oesterr.  Gymn. 
25,  9 u.  10.) 

Leittier,  Monogr.  des  Schlosses  Schön- 
brunn. (Von  Ltitzow  in  Zeitschr.  f. 
bild.  Kunst,  1875,  8.) 

Lessing’s  Laokoon,  von  Buschmann.  (Von 
Gaedechens  in  Jenaer  Lit.-Zeit,  27.) 
Leasings  Laokoon  von  Gosack.  2.  Au  fl. 
(Von  Gaedechens  in  Jenaer  Liter.- 
Zeit.  27.) 

Lieblein,  Die  ägypt.  Denkm.  in  St.  Peters- 
burg. (Lit.  Centralbl.  3.) 

Lilienfeld,  Die  antike  Kunst.  (Von  Gae- 
dechens in  Jenaer  Lit.-Zeit.  27.) 
Lobmeyer  u.  11g.  Glasindustrie.  (Liter. 
Centralbl.  20.  — Mittheilungen  des  k.  k. 
Oesterr.  Museums  115.  — Anz.  f K.  d. 
d.  Vorz.  5.  — Kunst  u.  Gewerbe  14. 
Zeitschr.  d.  K unst gew.-Ver.  zu  Mjiin- 
chen  3.) 

Lochner , Topogr.  Tafeln  zur  Gesell. 

Nürnbergs.  (Anzeiger  f.  K.  d.  d.  Vorz.  3.) 
Liibke  u.  Lützow,  Denkmäler  der  Kunst, 

3.  Auf!.  (Kunstchron.  X,  27.) 


Lützow  u.  Tischler,  Wiener  Neubauten. 
(In  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst,  1875,  8.) 

Lumbroso,  Giacomo,  Notizie  sulla  vita  di 
Gassiano  dal  Pozzo.  Torino  1875.  (Von 
Klügmann  in  Jenaer  Lit.-Ztg.  22.) 

Menard,  R.  Entretiens  sur  la  peinture. 
(Kunstchron.  X,  19.) 

Meyer  u.  Bode,  Verzeichniss  der  Gemälde 
etc.  d.  Samml.  Suermondt,  2.  Aufl, 
(Von  Woltmann  in  Kunstchron.  X,  33, 
35  u.  36.) 

Milanesi,  Scritti  varj.  (Von  J.  P.  Richter 
in  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  1875,  5.) 

Mithoff,  W. , Kunstdenkmale  und  Alter- 
thümer  im  Hannoverschen.  (Von  J.  H. 
Müller  in  Jenaer  Lit.-Zeit.  9.  — Lit. 
Centralbl.  17.) 

Mothes,  1 11 . Bau  lexikon.  (K  un  stchron.  X , 1 5.) 

Müller.  Numismatique  de  l’ancienne  Af- 
rique,  (Lit.  Centralbl.  6.) 

Müller  u.  Mothes,  Illustr.  archäol.  Wörter- 
buch. (Kunstchron.  X,  15.  — Kunst  u. 
Gewerbe  1.) 

Le  niuse'e  Fol.  (Von  Furtwaengler  in 
Jenaer  Lit.-Zeit.  4.) 

Naue,  Die  Gesch  d.  Völkerwanderung, 
Bildercyklus.  (Kunstchron.  X,  13.) 

Noire,  Die  Entwicklung  der  Kunst.  (Lit. 
Centralbl.  5.) 

Nordhoff,  Denkwürdigkeiten  aus  dein 
Miinsterischen  Humanismus.  (Lit.  Cen- 
tralbl. 28.) 

DaU’Ongaro , Fr.,  Scritti  d’arte.  (Lit. 
Centralbl.  10.  Zeitschr.  f.  b.  Kunst  X,  9.) 

Otte,  II.,  Geschi  ;hte  der  deutschen  Bau- 
kunst. (Von  lieber  in  Jenaer  Lit.-Zeit. 
1875  Nr.  2.  Von  Aldenkirchen  in  Jahrh. 
d.  Ver.  v.  Altertliumsfr.  im  Rheinland, 
55—56.) 

Perrot,  Memoires  d’arclieologie , d’epi- 
graphie  et  d’bistoire.  (Chron.  des  arts 
1875,  26.) 

Pfau.  Kunstgew.  Musterbilder  aus  d. 
Wiener  Weltausstellung.  (Lit.  Central- 
bl. 3.) 

Prestel,  Der  Tempel  der  Athene  Nike. 
(Von  Flasch  in  Kunstchron.  X,  8.) 

Premier , Ueber  die  Venus  von  Milo. 
(Liter.  Centralbl.  19.) 

Preuss,  Die  baulichen  Altertluimer  des 
Lippischen  Landes.  (Von  L.  v.  Donop 
in  Kunstchron.  X,  18.) 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  u.  Kunst- 
technik, lierausg.  v.  R.  v.  Eitelbergcr. 
Bd.  VI.  Das  Leben  des  Michelangelo 
von  Gondivi.  (Von  Lützow  in  Zeitschr. 
f.  bild.  Kunst  1875,  6.  - In  Hille- 
brand’s  Italia  I.) 

Dasselbe.  Bd.  Vü  u.  VIII.  Theophilus 
u.  Kunstbestrebungen  am  bayerischen 
Hofe.  (Lit.  Centralbl.  Nr.  7.  Bd.  VIII 


der  wichtigeren  Besprechungen. 


193 


in  Kunst  u.  Gewerbe  2.  — Blätter  f. 
Kunstgew.  3.) 

Dasselbe.  Bd.  IX  u.  X.  Donatello  u. 
Neudörfer.  (Mitth.  des  k.  k.  Oesterr. 
Museums  120.) 

Heures  romaines  avec  figures  par  A. 
Queyroy,  gravees  par  A.  Gusman. 
Tour,  Marne  et  f.  (Von  Darcel  in  Gaz. 
des  beaux-arts  1875,  2.) 

Rahn,  J.  R.,  Gesch.  d.  bild.  Künste  in 
der  Schweiz.  (Von  Reber  in  Jenaer 
Lit.-Zeit.  13.) 

Reber,  Gesch  d.  neuern  deutsch.  Kunst. 
(Von  A.  Woltmann  in  Jenaer  Lit.- 
Zeit.  7.  — Kunstchron.  X,  17.) 
Reumont,  Lorenzo  de’  Medici.  (Von  Hora- 
witz in  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  X,  6. 
Von  Rudloff  in  Gotting,  gel.  Anz.  16.  — 
In  Hillebrand’s  Italia  I.) 

Riedmauer,  Studien  zur  Gesch.  d.  antiken 
Handwerks.  (Von  Büchsenschütz  in 
Zeitschrift  f.  d.  Gymnasialwesen.  29, 
4—5.  — Von  Adam  in  Bl.  f.  d.  bayer. 
Gymn.  u.  Realschulw.  XI,  1.) 
Riemsdijk,  H.  F.  van,  Peintures  murales 
decouvertes  dans  l’eglise  de  St.  Jacques 
ä Utrecht.  (Von  Messmer  in  Kunst- 
chron. X,  42.) 

Ritter,  Malerische  Ansichten  aus  Nürn- 
berg. (Von  Bergau  in  Zeitschr.  f.  bild. 
Kunst  1875,  3.) 

Rohault  de  Fleury,  La  Toscane  au  moyen 
äge.  (In  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst,  1875,' 1.) 
Rollett , Die  drei  Meister  der  Gemmo- 
glyptik , A.,  G.  u.  L.  Pichler.  (Lit. 
Centralbl.  3.) 

Ronchaud,  L.  de,  Le  peplos  d’Athene 
Parthenos.  (Chron.  des  arts  1875,  27.) 
Rottmanns  Arkadenfresken  in  Farben- 
^ druck  (Kunstchron.  X,  25  von  Allmers.) 
Salazaro,  Studi  sui  monumenti  della  Italia 
meridionaie.  (In  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst, 
1875,  4.) 

v.  Sollet,  Untersuchungen  über  A.  Dürer. 
(Lit.  Centralbl.  3.) 

Salvo-Cozzo,  G.,  del  primato  della  stampa 
tra  Palermo  e Messina.  (Von  Hartwig 
in  Jenaer  Lit.-Zeit.  10.) 

Schlie.  Zwei  popul.  Vorträge.  (Von  Gae- 
dechens  in  Jenaer  Lit.-Zeit.  27.) 
Schmidt,  Wegweiser  f.  d.  Verständn.  d. 

Anatomie.  (Lit.  Centralbl.  10.) 
Schneider,  Die  Karol.  Basilika  zu  Stein- 
bach - Michelstadt.  (Anz.  f.  K,  d.  d. 
Vorz.  5.) 


Schneider,  Gräberfunde  im  Ostchore  d. 
Domes  zu  Mainz.  (Anz.  f.  K.  d.  d. 
Vorz.  5.) 

Schultz,  Aug.  De  Theseo.  (Liter.  Cen- 
tralbl. 33.) 

Schulz,  J.  Beitrag  zur  Profil-  u.  Formen- 
lehre. (Lit.  Centralbl.  7.) 

Seelhorst,  Metallindustrie.  Amtl.  Bericht 
über  d.  Wiener  Weltausstellung  1873. 
(Lit.  Centralbl.  22,  28.) 

Seguin,  La  dentelle.  (Journ.  des  beaux- 
arts  XVII,  2.) 

Shakespeare’ s sämmtliche  Werke,  illustr. 
von  J.  Gilbert.  (Kunstchron.  X,  41.) 

Siebmacher’s  Wappenbuch.  (Anz.  f.  K.  d. 
d.  Vorz.  7.) 

Storch,  Kunstgew.  Vorlageblätter.  (Kunst- 
chron. X,  18.) 

Architektonische  Studien , herg.  vom 
Archit.-Ver.  am  k.  Polytechn.  in  Stutt- 
gart. (Von  Krell  in  Kunstchron.  X,  20.) 

Stuers,  V.  de,  Notice  hist,  et  descr.  des 
tableaux  . . . exposes  dans  le  musee  de 
La  Haye.  (Von  Bode  in  Zeitschr.  f. 
bild.  Kunst  1875,  4.) 

Smith,  Assyrian  discoveries.  (Von  Win- 
disch  in  Jen.  Lit.-Zeit.  24.) 

Toppen , Elbinger  Antiquitäten.  (Von 
Koppmann  inHans.Geschichtsbib.  1873.) 

Vosmaer,  Frans  Hals.  (Von  Siret  in  Journ. 
des  beaux-arts  XVII,  1.) 

Waagen,  Kleine  Schriften,  1875.  (Von 
F.  Reber  in  Jenaer  Lit.-Zeit.  33.  — 
Von  Eisenmann  in  Kunstchron.  X,  46.) 

— — Handbook  of  painting.  N.  ed. 
revised  by  Cr  owe.  (Von  Eisenmann 
in  Kunstchron.  X,  43.) 

Wachsmuth,  Die  Stadt  Athen  im  Alter- 
thum. (Kunstchron.  X , 29.  — Lit. 
Centralbl.  33.) 

Wessely,  Ikonographie  Gottes  und  der 
Heiligen.  (Kunstchronik  X,  3.) 

— — Die  Kupferstich  - Sammlung  des 
k.  Mus.  in  Berlin.  (Kunstchron.  X,  13.) 

v.  Wilmowsky,  Der  Dom  zu  Trier.  (Von 
Ladner  in  Monatsschrift  für  rhein.-westf. 
Geschichtsf.  u.  Alterthumskunde.  I.) 

v.  Zahn,  Vorlagen  für  Ornamentmalerei. 
(Lit.  Centralbl.  9.) 

Zettler , Enzler  u.  Stockbauer,  Ausgew. 
Kunstwerke  a.  d.  Schatze  der  reichen 
Kapelle  in  München.  (Von  Messmer  in 
Kunstchron.  X , 42.  — Kunst  u.  Ge- 
werbe 9 u.  21.) 


I 


13 


Karl  Schnaase. 


In  Schnaase  hat  die  neuere  Kunstwissenschaft  ihren  Meister  verloren. 
■Unter  den  Männern,  welche  ihr  in  unserem  Jahrhundert  die  Grenzen  gezogen 
und  die  Bahn  gewiesen,  stand  keiner  so  hoch  wie  er.  durch  umfassenden 
Ueberblick  über  alle  Zweige  dieser  Disciplm  sowie  alle  angrenzenden  Gebiete 
des  Wissens,  durch  Gorrectheit  in  der  Methode  Und  Klarheit  m der  Darstel- 
lung durch  jene  geistige  Tiefe,  welche  überall  die  Kunst  im  innigsten  Zu- 
sammenhang mit  dem  gesammten  Gultur-  und  Geistesleben  auffasst  und  ihrer 
geschichtlichen  Auffassung  und  Erforschung  eine  gesicherte  Stellung  im  a ge- 
meinen Bildungsleben  schuf.  Wenn  ein  Greis  von  siebenundsiebzig  Jahren 
stirbt  ein  Mann,  dessen  Gesundheit  ausserdem  seit  Jahrzehnten  eine  zarte  un 
schwankende  wJr , und  der  sich  nur  durch  die  sorgfältigste  Schonung  seiner 
Kräfte  so  lange  erhielt,  so  ist  dies  kein  überraschendes  Ereigniss,  aber  es  ist 
desshalb  für  ^eine  wissenschaftlichen  Freunde  nicht  minder  ergreifend  Zu 
deS  Schmerze  um  die  ehrwürdige  und  seltene  Persönlichkeit,  an  welcher  Jeder 
der  ihr  nahegetreten,  mit  Hingebung  hängen  musste,  komm  das  Gefühl,  dass 

eine  bestimmte  Epoche  derjenigen  Wissenschaft,  die  er  vertra  , mi  im 

“hliesst,  dass  mit  Schnaase.  der  letzte  unter  de»  eigenthehe»  Begründern  der 

KUnttaC“n  veTwt'r^ger  Bahn,  ohne  ungewöhnliche  Ereignisse  als 
das  einfache  Dasein  eines  Gelehrten,  dessen  Interesse  wesentlich  au  die 
monische  Ausbildung  zu  seinem  wissenschaftlichen  Berufe 
senuente  Arbeit  im  Dienste  desselben  gerichtet  wa  . 

tember  1798  ZU  Danzig  geboren,  das  Kind  einer  sehr  vermögenden  und  ange- 
F milie  Der  Vater  ehemals  Jurist,  war  Besitzer  einer  grossen  Wein 

rhdriF»e-glLnde„  Aufwand  und  bewegte  sich  beinahe  fortwährend  aut 
handlang,  liebte  glanzenaen  FamUie  unlernahm.  Die  Mutter  war  eine 

* ihren  Karl  zärtlich  liebte;  sein,  fünf  Jahre  jta» 
Sehwester  Pauline  schloss  er  sich  mit  besonderer  Innigkeit  an.  Ausserde 
besass  er  zwei  Brüder  Wilhelm  und  Fritz,  der  erste  etwas  alter, 

1.  rar  hpidp  im  Wesen  sehr  von  ihm  verschieden.  Das  Janr 

aeL  die  ^ufin  P^  dann  zog  sie  nach  Berlin.  Karl’s  erste  Erinne 

rangt,  knüpften  sich  an  den  Einzug  der  Franzosen  in  Berlin  nach  der  Schlacht 


Karl  Schnaase  (Nekrolog). 


195 


bei  Jena.  In  seinem  väterlichen  Hause  ging  es  aber  auch  in  dieser  Unglücks- 
zeit lustig  zu.  Der  Zuschnitt  des  Lebens  war  ein  grossartiger.  Der  Vater 
hielt  sich  eine  Privatcapelle  und  hatte  ein  Liebhabertheater  errichtet.  Bei  Ge- 
legenheit einer  dramatischen  und  musikalischen  Aufführung,  welche  die  Schwe- 
ster und  ihre  Altersgenossen  zur  Feier  des  Geburtstages  der  Mutter  veran- 
stalteten, sprach  der  neunjährige  Karl  einen  Prolog  in  Versen,  den  der  Vater 
verfasst  hatte,  zu  dessen  grosser  Befriedigung.  Im  Jahre  1809  war  die  ganze 
Familie  von  neuem  in  Paris,  die  Kinder  erhielten  Privatunterricht  von  deutschen 
und  französischen  Lehrern,  Karl  besuchte  schon  damals  häufig  die  verschie- 
denen Pariser  Theater.  Bei  der  Rückkehr  nach  Berlin  wurde  von  Braunschweig 
aus  ein  Besuch  in  Helmstedt  gemacht  und  bei  dieser  Gelegenheit  erfahren  wir 
zuerst  etwas  von  künstlerischen  Eindrücken,  die  der  Knabe  mit  Bewusstsein 
aufnahm.  In  sein  Tagebuch  trug  er  Notizen  über  Kunstwerke  ein,  die  er  bei 
Professor  Baireis  gesehen. 

In  Berlin  besuchte  er  sodann  die  Schule,  aber  er  verliess  sie , als  seine 
Familie  zu  Anfang  des  Jahres  1813,  beim  Nahen  der  Kriegsgefahr,  wieder  von 
dort  aufbrach.  Auf  grundlosen  Wegen,  unter  fortwährenden  Hemmungen  des 
Verkehres,  die  durch  die  grossen  Ansprüche,  die  gemacht  wurden,  acht  bis 
zehn  Pferde  auf  jeder  Station,  noch  Zunahmen,  kam  man  zunächst  nach  Bres- 
lau. Hier,  dann  in  Prag  und  in  Wien  wurde  längerer  Aufenthalt  gemacht. 
Kail  empfing  theils  auf  öffentlichen  Schulen,  theils  durch  Privatlehrer  Unter- 
richt, mit  Interesse  sah  er  die  Baudenkmäler  und  Kunstwerke  dieser  Städte 
an.  Mit  Spannung  und  Freude  folgte  man  den  Kriegsnachrichten  aus  der 
Heimat,  und  als  die  Verbündeten  siegreich  vordrangen,  wurde  die  Rückkehr 
beschlossen;  am  Tage  der  Schlacht  bei  Leipzig,  den  18.  October,  langte  man 
in  Berlin  wieder  an. 

Hier  besuchte  Karl  ein  Gymnasium.  Im  Jahre  1814  starb  der  Vater  un- 
vermuthet,  und  nun  zeigte  sich , dass  die  bisherige  Lebensweise  doch  eine  zu 
verschwenderische  gewesen.  Das  grosse  Vermögen  war  zusammengeschmolzen 
und  Einschränkungen  thaten  noth.  Während  Karl  in  Berlin  zurückblieb,  zog 
die  Mutter  mit  dem  jüngsten  Sohne  und  der  Tochter  wieder  nach  Danzig,  wo 
Wilhelm,  der  älteste  Sohn,  unterdessen  die  Weinhandlung  übernommen  hatte. 
Ostern  J816  machte  Karl  das  Abiturientenexamen,  besuchte  nun  zunächst  auf 
ein  Jahr  die  Universität  Berlin  und  widmete  sich  auf  Rath  seines  Vormundes 
juristischen  Studien.  Ostern  1817  ging  er  nach  Heidelberg,  wo  er  ein  Jahr 
blieb  und  neben  seinen  Fachcollegien  namentlich  noch  Hegel’s  philosophische 
Vorlesungen  eifrig  besuchte.  Die  Zeit,  welche  er  hier  zubrachte,  war  für  ihn 
tine  sehr  glückliche,  er  fand  angenehme  gesellige  Verhältnisse  und  eine  behag- ' 
liehe  Existenz;  die  Boisseree’sche  Gemäldesammlung,  welche  gerade  dort  war, 
bot  seinem  Interesse  für  die  Kunst  Nahrung,  die  landschaftlichen  Schönheiten 
und  die  Denkmäler  der  Vorzeit  lockten  zu  Ausflügen  in  die  nähere  und  fernere 
Umgebung.  Gelegentliche  Wanderungen  führten  ihn  in  den  Schwarzwald, 
nach  Strassburg,  im  Herbst  1817  in  die  Schweiz. 

In  Heidelberg  verlebte  er  ein  Semester  gleichzeitig  mit  einem  Anderen 
unter  den  Begründern  der  Kunstwissenschaft  in  Deutschland,  G.  F.  Waagen. 


196 


Alfred  Woltmann: 


Persönlich  scheinen  die  beiden,  später  eng  befreundeten  Männer  damals  nicht 
in  Beziehung  mit  einander  gekommen  zu  sein.  Auch  Waagen  war  in  erster 
Linie  durch  Hegel  hierher  gezogen  worden,  der  dann  freilich  bald  nachher 
dem  Rufe  nach  Berlin  folgte.  Der  Entwicklungsgang  der  beiden  Männer,  die 
in  der  Folge  verwandten  Zielen  zustrebten,  war  aber  ein  sehr  verschiedener. 
Waagen,  dadurch  länger  in  seinen  Studien  aufgehalten,  dass  er  als  Freiwilliger 
die  Kriege  der  Jahre  1813—15  mitgemacht,  war  doch  schon  während  seiner 
Studentenjahre  zu  voller  Klarheit  über  seine  Ziele  gekommen.  Sein  Vater  war 
Maler  gewesen,  sein  Oheim  war  Ludwig  Tieck;  die  nahe  persönliche  Verbindung 
mit  dem  Meister  der  romantischen  Dichtung,  welche  so  nachhaltigen  Einfluss 
auf  die  Erweiterung  des  künstlerischen  Verständnisses,  auf  Erschliessung  des 
Sinnes  für  die  mittelalterliche  und  neuere  Kunst  geübt  hat,  war  für  ihn  be- 
stimmend. Schnaase  dagegen  konnte  trotz  der  frühen  Anregungen,  welche 
ihm  zahlreiche  Reisen  geboten,  trotz  des  Kunstsinnes,  den  er  von  jeher  besass, 
nicht  auf  den  Gedanken  kommen,  dass  die  Erforschung  der  Kunstgeschichte 
eine  selbständige  wissenschaftliche  Aufgabe  zu  werden  vermöchte , und  so  be- 
wegte er  sich  hinsichtlich  seines  Lebensberufes  zunächst  in  einer  anderen 
Bahn. 

Dies  geschah  freilich  nicht  ohne  schwere  innere  Kämpfe,  die  namentlich 
seit  dem  Anfang  seiner  praktischen  Beamtenthätigkeit  begannen.  Nachdem  er 
das  letzte  Studienjahr  in  Berlin  verlebt,  trat  er  zunächst  im  Herbst  1819  als 
Prakticant  in  Danzig  ein  und  kam  dann  im  Jahre  1821  als  Referendarius  an 
das  Oberlandesgericht  zu  Marienwerder.  Der  Briefwechsel  zwischen  Mutter 
und  Sohn  aus  dieser  Zeit  beweist,  dass  er  sich  in  dem  kleinen  Orte  bei  seinem 
tieferen  wissenschaftlichen  Interesse  geistig  vereinsamt  fühlte , dass  er  der  Ab- 
neigung gegen  seinen  Beruf  nur  mit  äusserster  Kraftanstrengung  Herr  werden 
konnte.  Wesentlich  aus  Rücksicht  gegen  die  Mutter  und  aus  dem  Pflicht- 
gefühl, welches  nichts  Begonnenes  einfach  aufgeben  wollte,  hielt  er  aus;  dem 
juristischen  Wissen  gewann  er  allmälich  das  Interesse  ab , welches  es  einem 
scharf  denkenden,  präcisen  Geiste  gewähren  kann,  und  er  vermochte  es,  in 
diesem  Berufe  mit  solchem  Erfolge  zu  arbeiten , dass  er  später  zu  hohen 
Staatsstellungen  in  demselben  gelangte. 

Sein  Examen  bestand  er  im  Jahre  1824  in  Berlin,  und  nachdem  er  zu- 
nächst eine  Zeit  lang  in  Marienwerder  und  Königsberg  dienstlich  beschäftigt 
war , gönnte  er  sich  dann  eine  Frist  zur  Erholung  und  zur  allgemeinen  gei- 
stigen Ausbildung,  indem  er  im  Juli  1825  seine  erste  Reise  nach  Italien  an- 
trat. Ueber  Wien,  wo  er  länger  verweilte,  ging  er  nach  Venedig,  über  Verona, 
Mantua,  Bologna  und  Florenz  nach  Rom,  dann  bis  Neapel  und  Sorrent;  über 
Genua,  Mailand,  die  Schweiz  und  die  Rheinlande  kehrte  er  zurück. 

Schmerzliche  Schläge  trafen  ihn  im  Jahre  1828.  Er  verlor  seine  Muttei, 
vierzehn  Tage  später  seine  Schwester  Pauline,  und  bei  seinem  innigen  Ver- 
hältniss  zu  beiden,  wurde  er  dadurch  so  erschüttert,  dass  er  bedenklich  er- 
krankte. Auf  ärztlichen  Rath  verliess  er  zunächst  Marienwerder  und  kam 
glücklich  nach  Berlin,  wo  dann  seine  Freunde  und  Gönner  mit  Rücksicht  aut 
seine  Gesundheit  seine  Versetzung  an  den  Rhein  veranlassten.  Im  Jahre  1829, 


Karl  Sclinaase  (Nekrolog). 


197 


in  welchem  er  noch  in  Marienwerder  zum  Rathe  ernannt  worden  war,  kam  er 
als  Procurator  an  das  Landgericht  in  Düsseldorf  und  betrat  in  dieser  Stadt  den 
Boden , auf  dem  sein  eigentliches  und  innerstes  Wesen  sich  entfalten 
konnte. 

Das  Aufblühen  des  dortigen  Kunstlebens  hatte  kurz  vorher  begonnen  und 
gerade  seine  ersten  Früchte  getragen.  Wilhelm  von  Schadoiv , der  nach  dem 
Abgänge  von  Cornelius  im  Jahre  1826  als  Director  der  Düsseldorfer  Kunst- 
akademie berufen  worden  war,  konnte  sich  zwar  mit  der  Genialität  und 
schöpferischen  Kraft  seines  grossen  Vorgängers  nicht  messen,  aber  war,  was 
dieser  niemals  gewesen,  ein  vortrefflicher  Lehrmeister  und  Leiter.  Auf  die 
äusserste  künstlerische  Zerfahrenheit  folgte  ein  Geist  ernster  Zucht  und  ge- 
wissenhafter Arbeit,  strenge  Hingabe  an  die  Natur,  Bewältigung  der  tech- 
nischen Mittel.  Die  Fähigkeit,  auf  den  Einzelnen  zu  wirken,  ihm  begreiflich 
zu  machen,  was  ihm  fehle,  ihm  das  innere  Verständniss  der  Kunst  zu  er- 
schlossen, das  Anspornen  und  gleichzeitige  Zügeln  verschiedener  Kräfte,  die 
Humanität  der  Gesinnung,  welche  zugleich  die  gesammte  Geistesbildung  junger 
Künstler  zu  heben  suchte,  trugen  schnell  ihre  Früchte.  Lessing , Hübner , 

Hildebrandt  und  Sohn  waren  mit  Schadow  aus  Berlin  gekommen  und  bildeten 
seine  nächststehenden  Schüler.  Von  denen,  die  bereits  in  Düsseldorf  vorhan- 
den, schloss  sich  vorzugsweise  J.  W.  Schirmer  eng  an  den  Director  an  und 
wurde  in  seinem  Streben  lebhaft  von  ihm  gefördert.  Bald  kamen  Eduard 
Bendemann,  Adolph  Schrödter  und  Andere  an  den  Rhein.  Gonsequente  Arbeit, 
Irische  Jugendlichkeit  des  Strebens  und  freundschaftlicher  Wetteifer  führten  zu 
überraschenden  Fortschritten,  bald  erfolgten  die  ersten  Triumphe  der  jungen 
Malerschule  auf  den  Ausstellungen  in  Berlin ; Jünglinge,  die  eben  noch  in  der 
Schule  steckten,  gewannen  plötzlich  einen  Namen,  der  in  Deutschland  gefeiert 
ward,  und  was  sie  schufen,  wurde  vom  Publicum  enthusiastisch  begrüsst. 
Zugleich  herrschte  ein  Ton  herzlichster  Vertraulichkeit,  unbefangener  Heiter- 
keit und  gesunden  Humors  in  dem  Künstlerkreise,  der  sich  dem  frohen  Be- 
hagen des  rheinischen  Lebens  keck  in  die  Arme  warf.  Mitten  im  Schaffen 
und  Wetteifern  erweiterte  sich  der  geistige  Horizont  aller  Einzelnen,  die 
Schöpfungen  der  Dichtung,  der  Musik  fanden  empfänglichen  Boden  und  weckten 
Begeisterung.  Dann  kam  im  Jahre  1827  Immermann  als  Landgerichtsrath 
nach  Düsseldorf.  Imposant  auch  als  äussere  Erscheinung , gewann  er  schnell 
durch  geistige  Ueberlegenheit,  durch  Freiheit  und  Schneidigkeit  des  Urtheils, 
durch  bewusste  Männlichkeit  des  Wesens  und  der  Empfindung  im  Künstler- 
kreise Einfluss.  Vertraulicher  verkehrte  der  Dichter  Friedrich  von  TJechtritz , 
der  kürzlich  als  Assessor  dorthin  gekommen,  mit  den  Malern ; geistig  mittheil- 
sam, mit  lebhaftem  Bedürfniss  des  Gedankenaustausches.  Er  erschloss  denen, 
die  hören  wollten,  die  Quelle  der  Romantik , vor  Allem  die  Dichtungen  seines 
Freundes  und  Meisters  Ludwig  Tieck. 

In  diesen  Kreis  trat  nun  Schnaase , der  an  Schadow  von  Berlin  her  Em- 
pfehlungen mitbrachte;  er  war  in  dem  Künstlerkreise  bald  zu  Hause,  schloss 
sich  Immermann  und  Uechtritz  freundschaftlich  an  und  stand  als  geistig  Eben- 
bürtiger neben  beiden.  Von  den  Malern  standen  ihm  bald  Lessing  und  nament- 


198 


Alfred  Woltmann: 


lieh  Schirmer  persönlich  am  nächsten.  Die  Unbefangenheit  des  Lebens  und 
Treibens,  die  Fülle  der  Anregungen  wirkten  auf  ihn  ein  und  brachten  die 
Keime,  die  bisher  unerschlossen  in  ihm  ruhten,  schnell  zur  Entfaltung. 
Schnaase’s  Verhältniss  zu  dem  Düsseldorfer  Kreise  wird  mir  von  einer  aus- 
gezeichneten Frau,  welche  diese  Zeit  selbst  mitdurchlebte,  mit  folgenden  Worten 
geschildert:  »Durch  sein  warmes  Intetesse,  sein  feines  Verständniss  für  die 
Kunst  und  seine  tief  eindringende  und  anregende  Kritik  wurde  er  bald  eine 
geliebte  und  verehrte  Autorität  der  Düsseldorfer  Künstler,  von  denen  mehrere 
in  nahe  freundschaftliche  Beziehungen  zu  ihm  traten,  die  auch  erst  mit  dem 
Tode  endeten.  Der  gesunde,  lebensfrohe  und  nach  den  höchsten  Zielen  stre- 
bende Sinn  der  damaligen  jungen  Malerschule  erfrischte  und  vermehrte  noch 
Schnaase’s  Interessen  für  die  Kunst,  und  während  seine  prüfende,  vielseitige, 
feine  Kritik  und  sein  liebenswürdiges,  mittheilsames  Wesen  den  Künstlern  zu 
gute  kam , lernte  er  auch  wieder  Vieles  von  ihnen , so  dass  keiner  der  allein 
Gebende,  keiner  der  allein  Empfangende  war.«  — Dass  es  Schnaase  war,  der 
durch  Berichte  von  einer  amtlichen  Reise  in  Westphalen,  auf  der  er  ein  un- 
gebrochenes, kerniges  Volksthum  beobachtet  hatte,  dem  Dichter  Immermann 
die  erste  Anregung  zur  Hofschulzen-Episode  im  Münchhausen  geboten,  bildet 
für  den  gegenseitigen  geistigen  Austausch  in  diesem  Kreise  einen  schönen 
Beleg. 

Damals  lernte  Schnaase  auch  seine  Lebensgefährtin  kennen,  die  im  Winter 
1832—33  in  einer  befreundeten  Familie  zum  Besuch  war.  Die  lebhafte  Ge- 
selligkeit, Immermann’s  Vorlesungen,  Lessing’s  Atelier  gaben  Gelegenheit,  sich 
näher  kennen  zu  lernen.  Im  Juni  1833  wurde  ein  Bund  geschlossen,  der  an 
Innigkeit,  Treue  und  Hingebung  seines  Gleichen  suchte. 

In  derselben  Zeit  entstand  seine  erste  schriftstellerische  Arbeit  kunstwissen- 
schaftlichen Inhaltes.  Unter  mehreren  grösseren  oder  kleineren  Reisen,  die 
er  von  Düsseldorf  unternommen,  hatte  ihm  namentlich  eine  Fahrt  nach  Hol- 
land und  Belgien  im  Jahre  1830  das  lebhafteste  Interesse  gewährt.  Die  Ein- 
drücke reiften  langsam  und  wurden  in  den  Mussestunden , welche  die  Amts- 
geschäfte Hessen,  gründlich  verarbeitet.  Ihr  Resultat  war  das  1834  erschienene 
Buch:  »Niederländische  Briefe«,  das  sofort  eine  Stellung  unter  den  bahn- 
brechenden Schriften  der  neueren  Kunstwissenschaft , neben  Rumohr’ s »Italie- 
nischen Forschungen«  und  Waagen’ 's  »Hubert  und  Jan  van  Eyck«,  einnahm. 
In  der  F orm  scheinbar  viel  leichter  als  diese  Bücher , ein  blosser  Reisebericht 
in  Briefform,  zeigt  Schnaase’s  Arbeit  doch  in  andern  Beziehungen  eine  Vertiefung, 
wie  wir  sie  bei  keinem  andern  der  gleichzeitigen  Kunstschriftsteller  finden. 
Wie  der  Autor  damals  inmitten  eines  Kreises  lebte,  der  in  Malerei  und  Dich- 
tung eine  Nachblüte  der  Romantik  repräsentirt,  so  tritt  in  seinem  Werke  deut- 
lich der  befruchtende  Einfluss  zu  Tage,  welchen  die  romantische  Dichtung  auf 
die  Kunstauffassung»  geübt  hatte.  Wie  das  moderne  Schaffen , so  regte  sie 
auch  die  geschichtliche  Kunstbetrachtung  an,  erschloss  ihr  weite  Gebiete,  die 
bisher  unbeachtet  dagelegen , als  man  in  leerem  formalem  Idealismus  nur  die 
Kunst  des  classischen  Alterthums  würdigte  und  nur  nach  ihrem  Massstabe  alle 
anderen  Perioden  zu  messen  wusste.  Auch  in  diesem  durchaus  nicht  syste- 


Karl  Schnaase  (Nekrolog). 


199 


matisch  angelegten  Buche  ist  schon  jene  acht  historische  Auffassung  vorhanden, 
welche  die  Kunst  im  engsten  Zusammenhänge  mit  den  allgemeinen  geschicht- 
lichen Bedingungen,  dem  Charakter  jeder  Epoche,  dem  jedesmaligen  Volks- 
geiste betrachtet.  Wenn  er  behaglich  Land  und  Leute  schildert,  dann  zu  den 
Kunstwerken  übergeht,  die  Gebäude  glücklich  charakterisirt,  die  Gemälde  tref- 
fend und  lebendig  beschreibt,  so  ist  hiermit  seine  Aufgabe  noch  nicht  gethan. 
Ein  Blick  auf  die  Landschaften  und  Genremalereien  im  Museum  des  Haag 
führt  ihn  dazu,  das  Wesen  der  landschaftlichen  Schönheit  und  ihre  Bedeutung 
als  Gegenstand  für  die  Malerei  zu  untersuchen,  der  Entstehung  des  Sittenbildes 
nachzuforschen,  das  Verhältniss  der  Kunst  zum  Leben  während  des  Alterthums, 
des  Mittelalters,  der  neueren  Zeit,  bei  den  Italienern  wie  bei  den  nördlichen 
Völkern  zu  prüfen.  Berichte  über  die  Galerie  in  Antwerpen  geben  die  Ver- 
anlassung, um  in  der  Charakteristik  von  Quintin  Messys  die  Gegensätze  von 
zwei  Kunstepochen,  die  Herausbildung  des  neueren  Stils  aus  dem  älteren  so 
fein  und  geistig  erschöpfend  zu  entwickeln,  wie  es  in  der  modernen  Kunst- 
literatur weder  vorher  noch  nachher  geschehen  ist.  Die  Auseinandersetzungen 
gingen  überall,  wie  Schnaase  selbst  sagt,  aus  einem  Geiste  hervor,  dem  es 
Bedürfniss  ist,  das  Neuerworbene  mit  früheren  Anschauungen  in  Einklang  zu 
bringen.  Vom  Einzelnen  ausgehend  gelangt  er  dennoch  zu  dem  Resultat,  fast 
die  gesammte  Geschichte  der  christlichen  Kunst  in  den  Kreis  der  Betrachtung 
zu  ziehen,  die  Kunst  aber  nicht  bloss  für  sich,  sondern  auch  in  ihrem  Ver- 
hältniss zu  Natur,  Sitte,  Religion  zu  betrachten.  Er  selbst  hat  sich  über  dies 
Werk  sehr  treffend  in  einem  Briefe  ausgesprochen,  den  er  im  Jahre  1873  an 
den  ersten  kunstwissenschaftlichen  Congress  in  Wien  gerichtet:  »In  begeisterter 
Ueberzeugung  von  der  Berechtigung  dieser  neuen  Wissenschaft,  die,  wie  es 
gewöhnlich  geschieht,  wenn  die  Zeit  reif  ist,  fast  gleichzeitig  an  verschiedenen 
Stellen  und  in  verschiedenen  Individuen  erwachte,  dachten  wir  nur  daran,  das 
Gebiet  dieser  Wissenschaft  im  Allgemeinen  zu  umgrenzen  und  die  Nothwendig- 
keit  ihrer  Existenz  darzuthun.  Meine  »Niederländische  Briefe«  hatten  gewisser- 
massen  den  Zweck,  als  eine  Einleitung  in  diese  Wissenschaft  zu  dienen,  in 
der  sie,  von  der  gegenwärtigen  Kunst  und  von  ästhetischen  Anforderungen 
ausgehend  und  zu  der  Kunst  der  früheren  Zeit  aufsteigend,  den  thatsächlichen 
Beweis  der  inneren  Einheit  der  gesammten  Kunstentwicklung  führen  sollten.« 
In  ehrwürdiger  Bescheidenheit  setzte  der  zurückblickende  Greis  hinzu:  »Es 
war  dies  ein  etwas  dilettantisches , aber  vielleicht  nicht  fruchtloses  Be- 
streben.« 

Unter  schriftstellerischen  Arbeiten  der  folgenden  Jahre  sind  namentlich 
die  »historischen  Erläuterungen  zu  Ludwig  Schwanthaler’s  Werken«, 
Düsseldorf  1840,  hervorzuheben.  Schnaase  trat  durch  diese  mit  der  Verlags- 
buchhandlung von  J.  Buddeus  in  Beziehung,  die  in  der  Folge  das  Hauptwerk 
seines  Lebens  in  würdigster  Form  herausgegeben  hat. 

Unmittelbar  an  die  »Niederländischen  Briefe«  schlossen  sich  nämlich  die 
Vorarbeiten  für  ein  zweites  und  grösseres  Werk,  durch  welches  dann  Schnaase’s 
wissenschaftliche  Stellung  wesentlich  begründet  wurde.  Im  Winter  1834  hielt 
er  in  seinem  Hause  vor  einem  kleinen  Kreise  befreundeter  Familien  eine  Reihe 


200 


Alfred  Woltmann: 


kunstgeschichtlicher  Vorträge,  die  dann  allerdings  durch  ein  Halsleiden  unter- 
brochen wurden,  aber  immerhin  den  Keim  des  grossen  Unternehmens  in  sich 
bargen,  das  ihn  bis  zum  Schlüsse  seines  Lebens  beschäftigte,  der  »Geschichte 
der  bildenden  Künste«.  Als  der  erste  Band  im  Jahre  1843  herauskam, 
war  zwei  Jahre  früher  Kugler’s  Handbuch  der  Kunstgeschichte  erschienen,  als 
erster  Versuch,  einen  zusammenhängenden  Ueberblick  über  das  weite  Feld  zu 
gewähren.  Schnaase’s  Aufgabe  schien  auf  den  ersten  Blick  eine  ähnliche,  und 
doch  war  sein  Werk  von  vornherein  von  dem  Buche  Kugler’s,  dem  er  das 
seinige  widmete,  grundverschieden.  Bescheiden  nannte  er  sich  in  der  Wid- 
mung einen  Dilettanten,  und  doch  hatte  noch  niemand  die  Geschichte  der 
bildenden  Künste  mit  gleicher  Vertiefung  behandelt.  Hatte  früher  die  Kunst 
»als  ein  durch  sorgfältige  Auswahl  der  natürlichen  Formen,  durch  guten  Ge- 
schmack und  durch  geschickte  Benützung  der  besten  Vorbilder  bedingtes  Er- 
zeugnis menschlicher  Genialität«  gegolten,  so  zeigte  Schnaase,  dass  die  Werke 
der  Kunst  nur  durch  die  Einsicht  in  die  Bedingungen  ihres  Ursprungs  zu  ver- 
stehen seien,  und  schildert  die  Kunst  jeder  Epoche,  wie  sie  mit  innerer  Noth- 
wendigkeit,  einem  Naturproduct  gleich,  erwuchs.  Dies  tritt  nicht  blos  in  den 
einleitenden  Kapiteln,  welche  jedesmal  Natur  des  Landes  und  Charakter  des 
Volkes,  Sitte,  Verfassung,  Religion,  Literatur  behandeln,  sondern  im  ganzen 
Umfang  der  Darstellung  hervor,  und  neben  der  Fähigkeit  culturhistorischer 
Behandlung  ist  auch  die  sichere  Meisterschaft  bewundern  swerth , mit  welcher 
Schnaase  die  Kunstformen  in  ihrer  Gesetzmässigkeit,  ihrem  Wesen  und  ihrer 
Entwicklung  schildert.  Der  tiefe  Denker,  der  die  weitesten  Gebiete  überschaut 
und  beherrscht,  der  ruhige  Beobachter,  der  scharf  in  die  Objecte  eindringt  und 
ihre  feinsten  Einzelnheiten  durchdringt,  ist  zugleich  ein  Meister  in  der  Dar- 
stellung, in  der  Eintheilung,  Anordnung  und  Zusammenfassung  des  Stoffes,  in 
der  Folgerichtigkeit  der  Entwicklung,  in  der  Sprache,  die,  durchsichtig  und 
klar,  edel  und  charaktervoll,  fein  in  der  Dialektik,  anmuthig  in  der  Schilderung, 
schwungvoll  und  zugleich  einfach,  die  wissenschaftliche  Darstellung  der  Kunst- 
geschichte selbst  als  eine  künstlerische  Leistung  erscheinen  lässt.  Schon  von 
den  beiden  ersten  Bänden,  die  das  klassische  Alterthum  behandelten,  gilt  was 
Lübke  von  dem  ganzen  Werke  Schnaase’s  sagt:  »Der  Scharfsinn  des  Histori- 
kers, der  Tiefblijtk  des  Philosophen,  das  feine  Formgefühl  des  Künstlers  scheinen 
sich  in  ihm  vereinigt  zu  haben,  um  eine  Leistung  hervorzurufen,  die  wir  als 
geradezu  classisch  bezeichnen  dürfen.« 

Schon  früh  fanden  die  ersten  Bände  eine  Aufnahme  wie  sie  ihnen  zukam, 
und  der  Verfasser  arbeitete  mit  jenem  Fleiss  und  jener  Hingebung  weiter,  wie 
sie  ihm  eigen  waren,  aber  der  Fortgang  des  Werkes  war  kein  rascher,  da 
dem  Verfasser  das  Material  fortwährend  unter  den  Händen  wuchs  und  da  bei 
grösserer  Vertiefung  in  die  Sache  fortwährend  die  Ansprüche  stiegen , die  er 
selbst  an  seine  Leistung  stellte.  Zudem  war  der  beste  Theil  seiner  Zeit  durch 
die  Amtsgeschäfte  in  Anspruch  genommen,  denen  er  sich  mit  strenger  Pünkt- 
lichkeit widmete  und  die  an  Umfang  Zunahmen,  als  er  zum  Oberprocurator  in 
Düsseldorf  vorrückte.  Die  Ferien  benützte  er  alljährlich  zu  kunstwissenschaft- 
lichen Reisen , auf  denen  er  Museen  und  Kunstdenkmäler  kennen  lernte ; im 


Karl  Schnaase  (Nekrolog). 


201 


Jahre  1844  inachte  er  eine  an  Ergebnissen  besonders  fruchtbare  Reise  nach 
Frankreich,  1845  ging  er  nach  Oberitalien  bis  Florenz. 

Als  er  im  Jahre  1848  als  Obertribunalrath  nach  Berlin  berufen  wurde, 
sah  der  Düsseldorfer  Freundeskreis  ihn  mit  grosser  Betrübniss  scheiden,  und 
er  selbst  ging  mit  gemischten  Empfindungen;  denn  das  rheinische  Leben  war 
ihm  lieb  geworden  und  an  Berlin  hatte  er  sich  schon  in  der  Jugend  nur  schwer 
gewöhnen  können.  Nahm  ihn  aber  auch  seine  neue  Stellung  geschäftlich 
mehr  in  Anspruch,  als  ihm  lieb  war,  so  boten  ihm  dafür  die  reichen  Hilfs- 
mittel der  Sammlungen  und  Bibliotheken  eine  glänzende  Entschädigung.  Auch 
angenehme  freundschaftliche  und  gesellige  Beziehungen  ergaben  sich  bald,  und 
von  besonderer  Wichtigkeit  war  für  ihn  das  Zusammenleben  mit  einem  Kreise 
wissenschaftlicher  Fachgenossen,  der  sich  damals  in  Berlin  zusammengefunden 
hatte.  Diese  Stadt  war  in  den  fünfziger  Jahren  durch  das  Zusammentreffen 
ausgezeichneter  Kräfte  für  die  Entwicklung  der  Kunstwissenschaft  von  mass- 
gebender Bedeutung.  Kugler , Waagen , der  Archäologe  Eduard  Gerhard, 
Hotho,  Schorn , Sotzmann  standen,  jeder  auf  seinem  Gebiete,  in  voller  Kraft 
und  in  eifriger  Thätigkeit.  Jüngere  Kräfte  fanden  sich  ein,  die  sich  eng  an 
die  bewährten  Männer  lehnten,  unter  ihnen  Wilhelm  Lübke,  der  bald  Schnaase 
ganz  besonders  nahe  stand,  Friedrich  Eggers,  später  der  Archäologe  Karl 
Friederichs.  Der  Verein  für  Kunst  des  Mittelalters  bildete  für  diesen  Kreis  einen 
willkommenen  geselligen  Mittelpunkt.  Das  deutsche  Kunstblatt,  1850  von  Eggers 
begründet,  bildete  ein  gemeinschaftliches  wissenschaftliches  Organ , das  an  die 
Stelle  des  älteren  Cotta’schen  Kunstblattes  getreten  war,  und  auch  Schnaase 
arbeitete  lebhaft  an  dieser  Zeitschrift  mit. 

Schnaase  war  von  tief  religiöser,  kirchlicher  Gesinnung,  das  Ghristenthum 
war  ihm  Herzenssache,  aber  wenn  auch  in  dieser  Richtung  noch  ein  Zug 
romantischer  Empfindungsweise  lebt,  so  war  doch  von  einer  Hinneigung  zum 
Katholicismus,  wie  sie  sonst  unter  den  Romantikern  überwog,  keine  Rede, 
sondern  seine  Gesinnung  war,  ähnlich  wie  die  seines  Freundes  Schirmer,  eine 
ausgesprochen  protestantische.  Mit  Hingebung  nahm  er  demzufolge  an  der 
Gründung  eines  Vereins  für  die  religiöse  Kunst  in  der  evangelischen  Kirche 
theil,  der  im  Jahre  1851  in’s  Leben  trat.  Am  1.  März  des  Jahres  1852  hielt 
er  auf  Veranstaltung  des  Evangelischen  Vereins  für  kirchliche  Zwecke  einen 
Vortrag  »Ueber  das  Verhältniss  der  Kunst  zum  Christenthume  und 
besonders  zur  evangelischen  Kirche«,  der  auch  im  Druck  erschien 
(Berlin  1852.  Verlag  von  W.  Schultze).  Auch  für  diejenigen,  welche  seinen 
Standpunkt  nicht  theilen,  ist  die  Rede  hochwichtig  als  eine  Aeusserung  seiner 
eigensten  Denkweise,  sie  enthält  die  feinsten  kunstgeschichtlichen  Winke  über 
die  Stellung  der  neueren  Malerei  zu  den  religiösen  Stoffen.  Sowohl  hier  wie 
in  einer  Polemik,  die  sich  damals  über  die  moderne  religiöse  Kunst  zwischen 
ihm  und  Friedrich  Eggers  im  Deutschen  Kunstblatte  entspann  und  die  in  den 
feinsten  Formen  ausgetragen  wurde,  spricht  sich  Schnaase  über  das  Verhältniss 
der  bildenden  Künste  zu  ihren  Stoffen  in  einer  Weise  aus,  die  noch  heut  vollste 
Beherzigung  verdient.  Er  ist  frei  von  bestimmten  ästhetischen  Vorurtheilen,  mit 
denen  sonst  erst  die  letzten  Jahre  aufzuräumen  begonnen  haben,  so  von  der 


202 


Alfred  Woltmann: 


Ueberschätzung  der  geschichtlichen  Malerei,  und  ebenso,  trotz  des  nahen  Ver- 
kehrs mit  den  Düsseldorfer  Künstlern,  von  aller  Sentimentalität,  wie  sie  oft 
in  diesem  Kreise  auftrat.  So  rechnete  er  es  zu  den  Kinderkrankheiten  unserer 
Zeit,  »dass  die  Künstler  gern  die  Stoffe  aus  Gedichten  nahmen,  ohne  zu  ahnen, 
dass  sie  hier  schon  für  die  Zwecke  der  Poesie  verarbeitet,  in  eine  von  der 
bildenden  Kunst  abweichende  Richtung  gebracht  waren.«  Er  weist  nach,  dass 
der  bildende  Künstler  anders  zu  seinem  Stoffe  stehe  als  der  Dichter,  seine 
Begeisterung  sei  mehr  weiblicher  Natur,  sie  gebe  dem  Gedanken  räumliches 
Dasein,  körperliche  Gestalt,  sie  nähre  ihn  mit  ihrem  Herzblut,  bilde  ihm  ihre 
Züge  an,  aber  wolle,  dass  er  ihr  zugebracht  werde.  Es  sei  Unnatur,  die  nur 
todtgeborene  Kinder  erzeuge,  wenn  sie  ihn  selbst  schaffen  wolle.  Für  solche 
Irrth ümer  sei  freilich  nicht  der  Künstler  allein  oder  der  Kritiker  verantwortlich, 
sondern  die  ganze  Stimmung  unsrer  Zeit.  »Mächtig  nur  in  der  Beherrschung 
der  materiellen  Natur,  individuell  bis  zur  Auflösung  aller  allgemeinen  Bande, 
in  allen  höheren  Beziehungen  unsicher,  schwankend,  oft  theilnahmlos,  verlangt 
sie  die  bildenden  Künste,  ohne  sich  auf  den  Ideenkreis,  in  welchem  diese  ihre 
Stärke  haben,  überhaupt  einzulassen.«  Wenn  er  dann  auf  die  religiöse  Kunst 
der  Gegenwart  zu  sprechen  kommt  und  von  ihr  historische  Gelehrsamkeit  und 
genrehaften  Naturalismus  zurückweist,  sie  zum  Beharren  auf  dem  traditionellen 
Boden  mahnt  und  der  Meinung  ist,  dies  sei  kein  Nazarenerthum,  so  gab  er 
auch  hierin  vielen  modernen  Verirrungen  gegenüber  den  richtigen  Wink.  Seine 
Bestrebungen  für  Hebung  der  religiösen  Kunst  in  der  christlichen  Kirche  setzte  er 
fort,  indem  er  neben  Grüneisen  und  Schnorr  von  Carolsfeld  als  Herausgeber  des 
christl.  Kunstblattes  auftrat,  in  welchem  er  auch  mehrere  Aufsätze  veröffentlichte. 

Die  Geschichte  der  bildenden  Künste  war  unterdessen  vorgeschritten,  und 
mit  dem  Weiterrücken  wuchs  unausgesetzt  die  wissenschaftliche  Bedeutung 
des  Werkes.  Anfangs  konnten  Schnaase  und  seine  Zeitgenossen  sich  als  Ver- 
treter der  allgemeinen  Kunstgeschichte  fühlen,  allmählich  aber  begann  eine 
grössere  Specialisirung  auf  dem  weiten  Gebiete,  die  classische  Archäologie 
schied  sich  strenger  von  der  Erforschung  der  mittelalterlichen  und  neueren 
Kunst,  die  Methode  musste  vielfach  eine  verschiedene  seiq;  während  die  erstere 
sich  an  die  classische  Philologie  lehnte,  musste  sich  letztere  an  die  Geschichts- 
forschung anschliessen  und  mit  ihren  Mitteln  operiren.  Mit  dem  dritten  Bande, 
der  die  Geschichte  der  christlichen  Kunst  eröffnete,  stand  Schnaase  auf  dem 
Boden,  auf  dem  er  völlig  heimisch  war.  Hier  war  er  nicht  nur  der  zusammen- 
fassende Geschichtsphilosoph,  sondern  der  kritische  Historiker,  der  keine  Theil- 
nahme  an  der  Arbeit  der  Specialforschung  verschmähte,  alle  Fragen  bis  in 
das  Einzelne  mit  der  Schärfe  des  Fachmannes  prüfte  und  auf  solcher  Grund- 
lage eine  kunstvoll  gegliederte  Darstellung  aufbaute.  Dieses  Verhältniss  der 
späteren  Bände  des  Werkes  zu  den  früheren  hat  Springer  kürzlich  in  einem 
Nachrufe  an  Schnaase  (im  Neuen  Reich  1875,  I,  S.  881)  treffend  gezeichnet, 
indem  er  mit  den  Worten  schloss:  »So  hat  also  Schnaase  persönlich  dieselbe 
Entwicklung  durchgemacht,  welche  die  historische  Wissenschaft  vollzog.  Mit 
Recht  wird  desshalb  sein  Werk  als  ein  Markstein  in  der  Entwicklungsgeschichte 
der  Kunstwissenschaft  gepriesen.« 


Karl  Schnaase  (Nekrolog). 


203 


Die  grossartige  Schilderung  des  spätrömischen  Lebens,  seines  Verfalles  in 
sich  selbst  und  der  ersten  christlichen  Regungen,  die  allgemeine  culturhistorische 
Einleitung  in  die  Kunstgeschichte  des  Mittelalters,  am  Anfang  des  vierten 
Bandes,  sowie  die  Entwicklung  des  Systems  der  mittelalterlichen  Architektur, 
ihrer  verschiedenen  Stile  und  ihres  gemeinsamen  Ideals,  der  Ursprung  und  die 
Ausbildung  der  Gothik  in  Frankreich  (Bd,  V),  verbunden  mit  dem  neuen  Ver- 
such einer  synchronistischen  Darstellung  des  in  sich  überaus  mannigfaltigen 
Kunstlebens  des  dreizehnten  Jahrhunderts,  der  Zusammenhang  der  Mystik  mit 
der  Malerei  des  vierzehnten  und  fünfzehnten  Jahrhunderts  (Bd.  VI),  der  tiefe 
Zusammenhang  der  italienischen  Kunst  des  vierzehnten  Jahrhunderts  mit  den 
geistigen  Bestrebungen  der  Epoche,  mit  Dante,  mit  seinem  sittlichen  Ideal, 
seinem  Naturgefühl  (Bd.  VII)  — das,  um  nur  Einzelnes  herauszugreifen,  sind 
Stellen  und  Abschnitte,  .die  theils  der  Kunstgeschichte  ganz  neue  Bahnen  er- 
schlossen haben,  theils  über  das  Gebiet  der  Fachwissenschaft  durch  ihre  allge- 
meine Bedeutung  weit  hinausreichen.  Aber  die  Hauptsache  bleibt,  dass  in 
diesem  Wferke  trotz  der  mühsamen  Arbeit,  die  im  Einzelnen  gefordert  wurde, 
Alles  aus  einem  Geiste  ist,  durchaus  organisch,  in  unbedingt  harmonischer 
und  vollendeter  Behandlung. 

Im  Jahre  1852  zog  das  Fortschreiten  des  Werkes  ihm  einen  Angriff  zu, 
gegen  den  eine  Abwehr  erfolgen  musste.  In  krankhafter  Selbstüberschätzung 
beschuldigte  ihn  der  Architekt  F.  Mertens  des  Plagiates;  Schnaase’s  Darstel- 
lung des  gothischen  Stils  und  seiner  Entwicklung  sei  aus  seinen  im  Jahre  1841 
zu  Düsseldorf  gehaltenen  Vorlesungen,  denen  Schnaase  beigewohnt,  geschöpft. 
Diesem  unwürdigen  Angriff  trat  Schnaase  nicht  bloss  mit  einer  Abwehr  gegen- 
über, sondern  er  gab  im  Deutschen  Kunstblatt,  Bd.  III,  eine  Kritik  von  Mertens’ 
Forschungen  über  die  Baukunst  des  Mittelalters  und  das  System,  welches 
derselbe  aufzustellen  versucht  hatte,  die  in  durchdringender  Schärfe  und  klarer 
Objectivität  ein  Meisterstück  ist. 

Im  Jahre  1853  wurde  Schnaase  zum  Ehrenmitgliede  der  Kunstakademie 
in  Berlin  erwählt.  Um  dieselbe  Zeit  war  er  vielfach  leidend,  im  Jahre  1855 
erkrankte  er  an  einem  Halsübel  so  schwer,  dass  er  im  folgenden  Sommer  einen 
längeren  Urlaub  antreten  musste.  In  Begleitung  seiner  Frau,  die  ihm  von 
nun  an  fast  immer  auf  seinen  Reisen  zur  Seite  war,  ging  er  nach  Italien  und 
brachte  den  Winter  in  Rom  zu.  Bald  nach  der  Rückkehr  im  Sommer  1857 
liess  er  sich  aus  Gesundheitsrücksichten  pensioniren,  und  im  Jahre  1858  trat 
er  eine  neue  Reise  nach  der  Schweiz  und  nach  Italien  an,  wo  zwei  jüngere 
Fachgenossen  und  Freunde,  Wilhelm  Lübke  und  Carl  von  Lützow , grössten- 
theils  an  seiner  Seite  waren.  Die  Zeit  nach  der  Rückkehr  wurde  der  Arbeit 
an  der  Geschichte  der  bildenden  Künste  mit  erneuertem  Eifer  gewidmet.  Mehrere 
kleinere  Aufsätze  erschienen  um  diese  Zeit  in  den  »Mittheilungen  der  k.  k. 
Centralcommission  für  Erforschung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale«,  einem 
Blatte,  das  damals  auch  die  besten  ausserösterreichischen  Kräfte  um  sich  zu 
schaaren  gewusst  hatte  und  seit  dem  Erlöschen  des  Deutschen  Kunstblattes 
(1858)  die  einzige  Gelegenheit  zu  kunstwissenschaftlichen  Veröffentlichungen 
bot.  Zum  Theil  waren  es  Vorstudien  für  die  Fortsetzung  des  grossen  Werkes, 


204 


Alfred  Woltmann : 


zum  Theil  von  diesem  unabhängige  Arbeiten,  unter  denen  namentlich  auch 
ein  Aufsatz  »Zur  Geschichte  der  österreichischen  Malerei  im  XV.  Jahrhundert« 
hervorzuheben  ist,  die  Frucht  einer  im  Jahre  1861  unternommenen  Reise  nach 
Wien. 

Später  arbeitete  er  für  die  in  Wien  erscheinenden,  von  G.  von  Lützow 
redigirten  »Recensionen  über  bildende  Kunst«,  welche  im  Jahre  1864  seinen 
Aufsatz  über  Michelangelo’s  Statuen  der  Medicäer,  der  gegen  H.  Grimm's 
willkürliche  Umtaufe  derselben  gerichtet  war,  und  im  Jahre  1865  eine  unter- 
dess  nöthig  gewordene  Duplik  brachte.  Diese  Artikel  sind  ein  Muster  kritischer 
Untersuchung,  ausgezeichnet  durch  methodische  Sicherheit,  und  vollendete  Fein- 
heit der  Discussion.  Auch  in  der  Polemik  hatte  er  nur  die  Sache  im  Auge; 
erst  wo  ihm  dünkelhafte  Ueberhebung  und  persönliche  Rechthaberei  entgegen- 
trat, fehlte  es  ihm,  bei  aller  Zurückhaltung,  nicht  an  schneidiger  Schärfe.  Sehr 
treffend  sagt  Springer,  der  im  Jahre  1860  mit  Schnaase  einen  wissenschaft- 
lichen Streit  über  die  Geschichte  des  Kölner  Dombaues  führte:  »Mit  ihm  zu 
streiten,  brachte  stets  der  Sache  Gewinn,  und  lehrte  ihn  als  Gegner,  gleichviel 
ob  er  Sieger  blieb  oder  nicht,  nur  um  so  höher  achten.« 

Im  Winter  1864 — 65  war  Schnaase  wiederum  sehr  leidend  gewesen,  und 
so  sah  er  sich  genöthigt,  von  neuem  eine  Reise  nach  Italien  anzu treten.  Zu- 
erst nahm  er  in  Mentone  Aufenthalt,  dann  ging  er  nach  Florenz  und  Rom. 
Wochenlang  war  er  auf  der  Reise  lebensgefährlich  krank.  In  Rom  war  damals 
ein  Kreis  trefflicher  jüngerer  Archäologen  und  Kunsthistoriker  vereinigt,  mit 
dem  Schnaase  lebhaft  verkehrte,  unter  Anderen  Benndorf,  R.  Schöne,  A.  von 
Zahn,  R.  Rahn.  Auf  der  Rückreise  blieb  er  in  Garlsruhe,  wo  er  die  nächsten 
Freunde  des  alten  Düsseldorfer  Künstlerkreises  wiedersah,  und  in  Wiesbaden. 
Etwas  wohler  kehrte  er  im  October  1866  nach  Berlin  zurück,  aber  er  konnte 
sich  der  Ueberzeugung  nicht  mehr  verschliessen , dass  ihm  das  rauhe  Klima 
von  Berlin  nicht  zuträglich  sei,  und  so  wurde  die  Uebersiedlung  nach  Wies- 
baden beschlossen,  die  dann  im  Sommer  1867  erfolgte. 

Nachdem  im  Jahr  1864  der  siebente  Band  der  »Geschichte  der  bildenden 
Künste«  erschienen  und  das  Werk  damit  bis  an  den  Schluss  des  Mittelalters 
geführt  war,  trat  an  Schnaase,  ehe  er  an  die  Weiterarbeit  denken  konnte,  zu- 
nächst eine  neue  Aufgabe  heran.  Die  ersten  Bände  des  Werkes  waren  voll- 
ständig vergriffen  und  es  musste  zunächst  eine  neue  Auflage  in  Angriff  genom- 
men werden.  Bei  seiner  Gewissenhaftigkeit  wendete  Schnaase  dieser  Sache 
die  grösste  Sorgfalt  zu.  Allein  die  Arbeit  auf  sich  zu  nehmen,  verbot  ihm 
seine  schwankende  Gesundheit;  die  Bereicherung  des  Materials,  welche  seit 
dem  Erscheinen  der  ersten  Bände  namentlich  für  die  Kunst  des  Alterthums 
eingetreten,  war  eine  ausserordentliche  und  verlangte  volle  Berücksichtigung. 
Schnaase  entschloss  sich  daher,  mit  befreundeten  jüngeren  Gelehrten  zusammen- 
zuarbeiten, und  so  kam  die  Arbeit  in  etwa  zehn  Jahren  beinahe  gänzlich  zu 
Stande;  nur  die  zweite  Hälfte  des  siebenten  Bandes  steht  vorläufig  noch  aus. 
Trotz  der  Mitarbeiterschaft  Anderer  wurde  indess  Schnaase  durch  dies  Werk 
lebhaft  in  Anspruch  genommen,  die  Leitung  des  Ganzen,  die  Controle  dessen, 
was  die  Anderen  thaten,  die  lebhaftere  Theilnahme  an  einzelnen  Partien  be- 


Karl  Schnaase  (Nekrolog). 


205 


schäftigten  ihn  andauernd.  In  den  beiden  ersten  Bänden  griff  die  Thätigkeit 
der  Mitarbeiter  etwas  weiter,  die  Bereicherung  des  Stoffes  war  wesentlich  ihre 
Sache,  in  den  folgenden  Bänden  traten  dieselben  grösstentheils  in  eine  be- 
scheidenere Stellung  zurück.  Manche  Abschnitte  behielt  auch  Schnaase  sich 
allein  vor,  so  schrieb  er  im  dritten  Bande  die  Geschichte  der  karolingischen 
Kunst  ganz  von  neuem,  die  nun  zu  den  trefflichsten  Bereicherungen  des  ganzen 
Werkes  gehört.  Im  Uebrigen  war  der  Gang  der  Arbeit,  wenn  mir  gestattet 
ist,  aus  persönlicher  Erfahrung  zu  berichten,  ungefähr  folgender.  Schnaase 
theilte  seinem  Mitarbeiter  eine  Anzahl  vorläufiger  Notizen  und  Ergänzungen 
mit,  ohne  dass  diese  durchaus  massgebend  zu  sein  hatten.  Dann  war  es  die 
Sache  des  helfenden  jüngeren  Gelehrten,  das  Material  weiter  herbeizuschaffen 
und  in  den  Text  hineinzuarbeiten.  Aber  Schnaase  prüfte  hernach  jede  Einzel- 
heit, fast  jedes  Wort,  und  so  gern  er  bereit  war,  auch  Berichtigungen  seiner 
eigenen  früheren  Ansichten  vorzunehmen,  wenn  sie  überzeugend  dargethan 
wurden,  so  nahm  er  doch  nur  an,  was  er  nach  ernster  Prüfung  sich  wahrhaft 
aneignen  konnte,  und  war  unausgesetzt  auf  die  harmonische  Einheit  des  ganzen 
Werkes  nach  Inhalt  und  Form  bedacht.  Nothwendige  Voraussetzung  war 
allerdings  die  Uebereinstimmung  des  Verfassers  und  seines  Helfers  in  den 
kunstwissenschaftlichen  Hauptfragen  und  Grundanschauungen.  Dann  war  die 
Arbeit  vielleicht  nicht  immer  eine  bequeme,  wohl  aber  eine  sehr  lehrreiche 
und  fördernde  für  den  Mitarbeiter.  Man  fand  bei  Schnaase  das  richtigste  Ge- 
fühl für  Methode  und  die  ruhigste  aber  eindringlichste  Kritik,  das  Streben 
überall  auf  den  Grund  zu  gehen,  die  Fähigkeit,  auch  die  grösste  Mannigfaltig- 
keit des  Details  klar  zu  überblicken.  Mir  selbst  war  diese  Verbindung  zu  ge- 
meinschaftlicher Thätigkeit  mit  Schnaase  eine  Schule,  der  ich  viel  verdanke 
und  auf  die  ich  stets  mit  wärmster  Erinnerung  zurückblicken  werde. 

Noch  einen  Band  hatte  er  zum  Abschluss  des  ganzen  Werkes  in  Aussicht 
genommen,  welcher  die  Anfänge  der  neueren  Kunst  darstellen,  namentlich  das 
XV.  Jahrhundert  eingehender  behandeln  und  die  Perspective  in  das  reiche 
Kunstleben  des  XVI.  Jahrhunderts  erschlossen  sollte.  Bei  der  Zeit,  welche 
er  der  zweiten  Auflage  widmete,  rückte  diese  Arbeit  langsamer  vor,  aber 
manche  Abschnitte  sind  wenigstens  soweit  vorhanden,  dass  Einiges,  wie  wir 
hoffen,  noch  nach  seinem  Tode  an  das  Licht  treten  wird.  Eine  culturhisto- 
rische  Einleitung  über  die  Renaissanceepoche,  deren  Geist  und  Werke  er  viel- 
fach in  anderer  Weise  auffasste,  als  heut  gewöhnlich  geschieht,  lag  bereits 
vollendet  da,  aber  sie  war  dem  Autor  etwas  zu  lang  gewesen.  Dann  hatte 
er  namentlich  den  Abschnitt  über  die  altflandrische  Malerei,  die  ihn  von  jeher 
vorzugsweise  interessirte,  vorbereitet.  Ein  Aufsatz,  welcher  über  seine  Stellung 
zur  Renaissance  Auskunft  gibt,  ist  die  eingehende,  in  Lützow’s  Zeitschrift  fiir 
bildende  Kunst  erschienene  Besprechung  von  Jacob  Burckhardt’s  Geschichte 
der  italienischen  Renaissancearchitektur.  Unter  anderen  grösseren  Aufsätzen 
seien  der  schöne,  warm  empfundene  Nekrolog  seines  alten  Freundes  Waagen 
(Zeitschrift,  B.  III),  der  »Rückblick  auf  die  Holbein-Ausstellung  in 
Dresden«  (Im  Neuen  Reich,  1871),  dann  der  Nachruf  an  Fried  erichs  (Christi. 
Kunstblatt,  1872)  hervorgehoben. 


206 


Alfred  Woltmann: 


Im  Ganzen  war  ihm  das  Klima  in  Wiesbaden  zuträglich,  aber  er  wurde, 
nun  schon  hoch  betagt,  doch  von  Jahr  zu  Jahr  schwächer.  Die  Anmuth  des 
Ortes  zog  ihn  an,  er  fand  auch  Verkehr,  der  ihm  zusagte,  abei  allerdings  sah 
er  sich  gerade  in  wissenschaftlicher  Hinsicht  sehr  vereinsamt.  Eine  Zeitlang  lebte 
Dr.  R.  Kekule,  jetzt  Professor  der  Archäologie  in  Bonn,  als  Conservator  der 
dortigen  Antikensammlung  in  Wiesbaden  und  trat  zu  Schnaase  in  nahe  per- 
sönliche Beziehungen.  Sonst  war  Schnaase  wesentlich  auf  den  Besuch  wissen- 
schaftlicher Freunde,  von  denen  manche  nicht  gar  zu  entfernt  wohnten,  ange- 
wiesen. Am  häufigsten  kamen  Lübke  von  Stuttgart  und  ich  selbst  von  Carls- 
ruhe  aus.  Mit  lebhafter  Freude  nahm  er  solche  Besuche  auf,  falls  es  irgend 
seine  Gesundheit  erlaubte,  der  Aufenthalt  in  seinem  Hause  war  stets  behaglich, 
der  Verkehr  mit  ihm  geistig  anregend  und  in  jeder  Hinsicht  wohlthuend.  Mir 
hatte  er  schon  während  der  letzten  Jahre  in  Berlin  ein  freundliches  Wohl- 
wollen bewiesen,  meiner  Berufung  nach  Garlsruhe,  bei  der  er  als  Autorität 
des  Faches  befragt  worden  war,  hatte  er  die  lebhafteste  Theilnahme  zuge- 
wendet. Die  Entfernung  war  jetzt  eine  so  mässige,  dass  ich  ihn  häufiger  sehen 
konnte,  und  wir  standen  in  lebhafter  Correspondenz.  Je  länger  diese  Bezie- 
hungen dauerten,  um  so  wärmer  lernte  ich  ihn  lieben  und  verehren,  denn  der 
ausgezeichnete  Gelehrte  war  auch  ein  seltener  Mensch.  Mir  ist  im  Leben  noch 
kaum  je  eine  Persönlichkeit  gegenübergetreten,  für  welche  ich  so  unbedingte 
Ehrfurcht  empfunden.  Man  glaubte  in  seiner  Nähe  eine  reinere  Luft  zu 
athmen.  Die  Lauterkeit  des  Empfindens,  die  sittliche  Hoheit  des  Wesens,  das 
vielseitige  Wissen,  das  geistige  Vertrautsein  mit  allem  Grossen  und  Edlen,  die 
Klarheit  und  tiefe  Weisheit  seines  Urtheils  in  den  mannigfachsten  Verhältnissen 
des  Lebens , die  Liebenswürdigkeit  im  Verkehr  mit  Anderen  — das  sind  ein- 
zelne Eigenschaften , die  man  hervorheben  könnte , die  Hauptsache  aber  ist 
die  wohlthuende  Harmonie  seiner  ganzen  Persönlichkeit.  Höchst  charakteri- 
stisch für  ihn  und  auch  ausgeprägt  in  dem  Aeusseren  des  kleinen  Mannes  mit 
dem  geistvollen  Kopf,  in  dem  sich  milde  Freundlichkeit  und  höchste  Feinheit 
des  inneren  Lebens  aussprachen,  während  zugleich  ein  Zug  von  Schärfe  um 
Mund  und  Blick  spielte,  war  bei  Schnaase  die  Verbindung  von  zartester  Em- 
pfindung und  durchdringendem  Verstand.  Im  Gespräche  mit  ihm  durfte  man 
sich  keine  Phrase,  keine  Unklarheit,  keine  unlogische  Folgerung  zu  Schulden 
kommen  lassen;  nichts  derart  liess  er  durchgehen,  wenn  er  auch  immer  beim 
Opponiren  die  liebenswürdigsten  Formen  wahrte.  Sehr  bezeichnend  sagt  eine 
Dame,  die  ihm  nahe  stand:  »Bei  seinem  vielseitigen  Wissen  verschmähte  er 
nicht,  auch  das  unbedeutendste  Wort  von  Andern  eingehend  zu  beachten. 
Seine  grosse  Gründlichkeit  hatte  aber  für  Viele  etwas  Beängstigendes,  da  man 
bei  ihm  oft  in  die  Lage  kam , von  dem  oft  nur  instinctiv  ausgesprochenen 
Urtheil  den  Grund  und  die  Ursache  angeben  zu  sollen.«  Die  Wärme,  mit 
welcher  er  der  Entwickelung  und  den  Leistungen  jüngerer  Fachgenossen  folgte, 
gehört  zu  seinen  schönsten  Zügen;  er  erhielt  sich  im  Verkehr  mit  Jüngeren 
selbst  die  volle  Jugendlichkeit  und  Frische  in  Urtheil  und  Auffassung,  er  war 
dabei  sogar  für  Richtungen,  die  ihm  ferner  lagen,  verständnissvoll  und  tolerant. 
Mit  seiner  Ansicht  hielt  er  den  jüngeren  Fachgenossen  gegenüber  nicht  zurück. 


K.  Schnaase  (Nekrolog). 


207 


Seine  Zustimmung  konnte  glücklich  machen,  sein  Tadel  zugleich  eine  innig 
wohlthuende  Wirkung  zurücklassen.  Aus  der  wissenschaftlichen  Verbindung 
entwickelte  sich  stets  ein  rein  menschliches  Verhältniss , und  dann  bewies  er 
die  treueste,  aufrichtigste  Gesinnung,  die  freundlichste  Theilnahme  unter  allen 
Lagen  des  Lebens.  Bei  der  Feinheit  seines  Empfindens  ist  endlich  auch  erklär- 
lich, dass  er  besonders  gern  mit  wahrhaft  bedeutenden  Frauen  verkehrte. 

In  den  ersten  Jahren  seines  Aufenthaltes  in  Wiesbaden  unternahm  er  des 
Sommers  noch  grössere  oder  kleinere  Reisen,  die  ihn  zur  Erholung  in  schöne 
Natur  führten,  aber  oft  auch  künstlerischen  Studien  dienten.  So  hielt  er  sich 
im  Sommer  1869  in  München  auf,  im  Jahre  1871  ging  er  nach  Schwaben, 
der  Bodenseegegend,  Basel,  einigen  Theilen  der  Schweiz  und  später  zur  Holbein- 
ausstellung nach  Dresden.  Im  Jahre  1872  war  er  eine  Zeit  lang  in  Cannstatt, 
zum  Verkehr  mit  den  Stuttgarter  Freunden,  Grüneisen , Lübke  u.  s.  w.  Auch 
ich  hatte  die  Freude,  ihn  dort  zu  sehen  und  traf  dann  etwas  später  wieder 
in  Freiburg  mit  ihm  zusammen,  wo  er  bei  der  gemeinschaftlichen  Besichtigung 
des  Münsters  und  seiner  Kunstwerke,  namentlich  des  Altares  von  Hans  Bai- 
dung, in  alter  Frische  erschien.  Von  hier  aus  ging  er  nach  Baden  weder,  das 
er  auch  im  folgenden  Jahre  noch  einmal  besuchte.  Von  dorther  richtete  er 
am  27.  August  1873  eine  Zuschrift  an  den  kunstwissenschaftlichen  Congress 
in  Wien,  welchem  persönlich  beizuwohnen  ihm  seine  Gesundheit  nicht  erlaubte. 
Dieses  Schreiben,  welches  in  den  Mittheilungen  des  Oesterreichischen  Museums 
abgedruckt  ist,  bildet  ein  werthvolles  Document  für  Schnaase’s  ganze  Denk- 
weise , und  sehr  beachtenswerth  ist  namentlich  das , was  er  hier  über  den 
Unterschied  zwischen  der  ältern  Generation  der  Kunsthistoriker,  die  fast  allein 
noch  in  ihm  ihre  Vertretung  finde,  und  der  jüngeren  Generation  sagt,  welche 
die  Fülle  des  Einzelnen  und  die  kritische  Unterscheidung  stärker  betone,  wäh- 
rend jene  vielleicht  zu  grosses  Gewicht  auf  den  Zusammenhang  des  Ganzen 
gelegt  habe. 

Der  folgende  Winter  war  noch  schwerer  als  die  früheren.  Er  fühlte  sich 
matter,  die  Arbeit  ward  ihm  schwerer,  sehr  störend  war  ihm  das  fortwährende 
Zittern  der  Hand,  das  ihn  am  Schreiben  hinderte.  Damals  begann  eine  grosse 
Aengstlichkeit , welche  sich  namentlich  mit  dem  Herannahen  des  Abends 
krankhaft  steigerte.  Im  Sommer  1874  bezog  er  in  Wiesbaden  eine  neue  Woh- 
nung, eine  reizende  Villa  auf  dem  Adolfsberg.  Die  behaglichen  Räume,  die 
liebliche  Aussicht,  das  Gärtchen  und  die  reine,  gesunde  Luft  thaten  ihm  wohl. 
Hier  sah  ich  ihn  Ende  Juli  1873  zum  letzten  Mal.  Der  Winter  verlief  erträg- 
lich, doch  bei  der  langen  Dauer  der  Kälte  und  des  Schneefalles  war  er  noch 
vereinsamter  als  sonst.  Eine  Lectüre,  die  ihn  damals  besonders  anzog  und 
beschäftigte,  war  die  Geschichte  der  italienischen  Literatur  von  Francesco  de 
Sanctis,  Neapel  1873,  die  ihm  geistreich,  originell  und  wohlgeeignet  schien, 
auch  für  die  Geschichte  der  Kunst  neue  Gesichtspunkte  zu  gewähren.  Der 
Verlust  manches  lieben  Freundes,  unter  Andern  Friedrich' s von  Uechtritz,  traf 
ihn  schwer.  Mit  dem  Beginne  des  Frühlings  freute  er  sich  über  jede  auf- 
brechende Knospe,  über  Sonnenschein  und  erquickende  Luft.  Er  correspondirte 
lebhafter  mit  den  Freunden.  Am  7.  und  8.  Mai  dictirte  er  den  letzten  Brief, 


208 


Alfred  Woltmann:  Karl  Schnaase  (Nekrolog). 


den  ich  von  ihm  erhalten.  Am  17.  wurde  er  mitten  in  lebhafter  Unterhaltung 
mit  dem  aus  Italien  zurückgekehrten  Professor  R.  Kekule  von  einem  leichten 
Unwohlsein  befallen , das  schnell  verschwand  und  kaum  beachtet  wurde.  Es 
war  der  erste  Schlaganfall , dem  bald  ein  zweiter  und  am  selben  Abend  ein 
dritter  folgte,  der  ihn  der  Sprache  beraubte  und  seine  «linke  Seite  lähmte.  Am 
19.  zwischen  zwei  und  drei  Uhr  entschlief  er  sanft  in  den  Armen  seiner  Frau. 

Seine  Kupferstichsammlung  hatte  er  anfangs  der  Universität  Strassburg 
zugedacht,  als  aber  eine  Neubesetzung  des  dortigen  kunstgeschichtlichen  Lehr- 
stuhls zweifelhaft  wurde,  vermachte  er  sie  der  Universität  Bonn.  Strassburg 
hat  dagegen  einen  Theil  seiner  Bibliothek  erhalten,  während  der  andere  Theil 
seinem  Freunde  W.  Lübke  bestimmt  worden  war,  in  dessen  Hand  auch  der 
gesammte  wissenschaftliche  Nachlass  und  die  Briefe  Schnaase’s  gelegt  sind. 

Auf  dem  Boden,  den  er  bereitet,  arbeiten  zahlreiche  rüstige  Kräfte  weiter. 
Alle , welcher  Richtung  und  welcher  Generation  sie  auch  angehören  , blicken 
auf  ihn  als  auf  ihren  Meister  zurück.  Dass  er  als  Mensch  ebenso  hoch  stand 
wie  als  Gelehrter , wissen  Diejenigen , denen  es  vergönnt  war , ihm  näher  zu 
stehen. 

Prag,  Juni  1875. 


Alfred  Woltmann. 


Lionardo’s  Abendmahl  und  Morghen’s  Stich. 

Mit  freudiger  Erwartung  sehen  alle  Kunstfreunde  der  Vollendung 
des  Kupferstiches,  welchen  Rudolf  Stang  nach  dem  Lionardo’schen 
Abendmahle  arbeitet,  entgegen.  Stang  hat  sich  durch  die  ganz  vor- 
treffliche Wiedergabe  des  Rafael’schen  Sposalizio  den  Meisterrang  im 
Kreise  moderner  Kupferstecher  erworben  und  wird  durch  sein  neues 
Werk  den  bereits  gewonnenen  Ruhm  festhalten,  ja  gewiss  noch  ver- 
mehren. Ueber  einen  Vorzug  des  Stang’schen  Blattes  können  wir  jetzt 
schon  mit  vollkommener  Sicherheit  urtheilen.  Es  liegt  demselben  eine 
überaus  gewissenhafte  Zeichnung  zu  Grunde,  so  dass  der  ausgeführte 
Stich  dem  Originale  ungleich  näher  kommen  und  dessen  eigentümliche 
Züge  treuer  und  genauer  wiedergeben  wird,  als  alle  bisher  bekannten 
Reproductionen.  Darin  überragen  überhaupt  die  modernen  Kupfer- 
stecher ihre  Vorgänger,  dass  sie  die  Beziehung  des  Stiches  zum  Vor- 
bilde schärfer  im  Auge  behalten,  den  Facsimile- Charakter  des  ersteren 
sorgfältiger  wahren.  Den  älteren  Kupferstechern  lag  in  erster  Linie 
daran,  den  selbständigen  Werth  ihrer  Kunst  im  vollsten  Lichte  zu  zei- 
gen, ihre  oft  staunenswerthe  Herrschaft  über  alle  technischen  Mittel  zu 
offenbaren.  Wenn  dieses  Ziel  durch  einzelne  Abweichungen  vom  Ori- 
ginale, durch  leise  Varianten  besser  erreicht  wurde,  so  zögerten  sie  nicht, 
solche  vorzunehmen.  Einen  Tadel  oder  Vorwurf  desshalb  brauchten 
sie  von  ihren  Freunden  und  Verehrern  am  wenigsten  zu  fürchten.  Auch 
wir  sind  heutzutage  nicht  stumpf  geworden  gegen  die  brillanten  Eigen- 
schaften der  früheren  Stecherschulen  und  begrüsscn  die  Wiederaufnahme 
der  alten  technischen  Weise  als  die  beste  Bürgschaft  für  das  dauernde 
Gedeihen  der  Kupferstecherkunst,  deren  Lage  sonst  gar  bedroht  erscheint. 
Nach  der  ganzen  Stellung,  die  wir  zur  bildenden  Kunst  einnehmen,  bei 
dem  steten  Einnisten  des  wissenschaftlichen  Interesses  in  jeden  ästhe- 
tischen Genuss  ist  es  aber  begreiflich,  dass  wir  nicht  allein  Schönheit 
I 


210 


Springer : 


sondern  auch  Wahrheit  vom  Kupferstiche  verlangen  und  dem  Kupfer- 
stecher eine  stärkere  Abhängigkeit  vom  Vorbilde  zumuthen,  als  die  alten 
Meister  des  Faches  sich  gefallen  Hessen.  Die  Schwierigkeiten  sind  für 
denselben  in  hohem  Grade  gewachsen.  Er  soll  eine  Selbstlosigkeit  be- 
sitzen, wie  sie  von  einer  schöpferischen  Kraft  kaum  erwartet  werden 
kann,  im  Hintergründe  bescheiden  verborgen  bleiben  und  dennoch  sein 
ganzes  Können  und  Vermögen  der  Sache  widmen,  sein  Bestes  leisten. 
Wenn  ihn  nur  dann  immer  reiche  Anerkennung  lohnte!  Wir  wissen 
aber,  wie  die  Kupferstecherkunst  die  längste  Zeit  das  Aschenbrödel 
unter  den  Schwesterkünsten  spielen  musste  und  selbst  jetzt  noch  mit 
grossen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  hat.  So  soll  dem  modernen  Kupfer- 
stecher wenigstens  das  Loh  zu  Theil  werden,  dass  seine  Interpretation 
eines  Kunstwerkes  in  der  Regel  treuer  und  treffender  ist,  als  jene  seiner 
grossen  Ahnen. 

Prüft  man  auf  diesen  Gesichtspunkt  hin  die  Kupferstiche  der 
älteren  Perioden,  so  stösst  man  auf  merkwürdige  Resultate.  Die  Schön- 
heit der  Stiche,  ihr  Werth  an  sich  und  ihre  Bedeutung  für  den  Sammler 
werden  durch  diese  Prüfung  nicht  im  Geringsten  berührt,  man  staunt 
aber  über  die  vielen  Freiheiten , welche  sie  sich  mit  den  reproducirten 
Gemälden  und  Statuen  genommen  haben.  Sie  sind  auch  auf  dem  be- 
rühmten Stiche  Rafael  Morghens  nach  dem  Abendmahle  Lionardo 
Vinci’s  nachweisbar.  Als  Stang  den  Entschluss  fasste,  die  Freske  in 
S.  Maria  delle  grazie,  die  trotz  allen  Unbilden  für  das  Auge  des  Ein- 
geweihten noch  viele  gar  köstliche  Züge  birgt,  mit  dem  Grabstichel 
wiederzugeben  und  zunächst  die  genaue  Zeichnung  in  Angriff  nahm, 
musste  er  pflichtmässig  die  bereits  vorhandenen  Nachbildungen  unter- 
suchen und  Stellung  zu  ihnen  nehmen,  insbesondere  zu  dem  Stiche 
Morghens,  der  ja  in  mancher  Hinsicht  als  unübertrefflich  gilt.  Da 
zeigten  sich  zu  seiner  grössten  Ueberraschung  grosse  Abweichungen  von 
dem  Wandgemälde,  welche  die  eingehende  Prüfung  nur  noch  in  ihrem 
Gewichte  steigerte.  Stangs  Beobachtungen  wurden  auch  von  anderer 
Seite  bestätigt  und  lassen  sich  grossentheils  auch  mit  Hilfe  grosser 
directer  Photographien  verfolgen.  Sie  schliesssn  mit  der  Thatsache  ab, 
dass  der  Morghen’sche  Stich  gar  nicht  nach  dem  Lionardo’ sehen  Ori- 
ginale, sondern  nach  der  Gopie,  welche  Marco  d’Oggiono  von  dem  Werke 
genommen  hatte,  gemacht  wurde.  Diese  Gopie  wurde  für  das  Kloster 
in  Castellazzo  bei  Mailand  gemalt  und  kam  1832  in  die  Brera,  wo  sie 
gegenwärtig  mit  aller  Bequemlichkeit  zur  Vergleichung  herangezogen 
werden  kann.  Dass  der  Künstler,  welcher  im  Aufträge  Rafael  Morghen’s 
die  Vorlage  für  den  Stich  zeichnete  (Teod.  Matteini),  sich  nicht  mit  dem 
Studium  des  Originales  begnügte,  ist  begreiflich.  Einzelne  Partien  des- 


Lionardo’s  Abendmahl  und  Morghen ’s  Stich. 


211 


selben  sind  ja  nur  aus  den  Gopien  noch  zu  entnehmen.  Aber  auch 
der  Umstand,  dass  er  die  Gopie  Marco’s  überhaupt  als  Grundlage  der 
Zeichnung  vorzog , kann  kaum  befremden.  Es  war  gewiss  nicht  die 
grössere  Bequemlichkeit  allein,  die  ihn  dazu  verleitete,  sondern  höchst 
wahrscheinlich  auch  der  gute  Glaube,  dass  die  Gopie  die  ursprüngliche 
Schönheit  des  Lionardo’schen  Werkes  am  besten  wiedergebe.  Die  etwas 
schwächlichen  Formen  auf  dem  Bilde  Marco  d’Oggiono’s  entsprächen 
jedenfalls  dem  Geschmack,  der  am  Anfang  des  Jahrhunderts  herrschte 
und  den  Anforderungen,  die  man  damals  an  ein  ideales  Kunstwerk 
stellte,  besser  als  die  gewaltigen  Köpfe,  der  unbeugsam  scharfe  natur- 
wahre Ausdruck  auf  dem  Originale.  Wie  stumpf  die  Augen  allmählich 
für  den  Stil  Lionardo’s  geworden  sind,  lehrt  am  besten  die  Copie 
Bossi’s,  die  nur  die  Composition  des  Abendmahles  wiederholt,  in  allem 
Detail,  insbesondere  auch  im  Ausdrucke,  sich  vom  Originale  willkürlich 
entfernt,  oder  doch  nicht  willkürlich;  vielmehr  die  alten  für  den  Zeit- 
geschmack herben  Formen  in  die  süssliche  Glassicität  der  Napoleoni- 
schen  Kunstperiode  verwandelt. 

Hält  man  den  Morghen’schen  Stich  mit  der  Lionardo’schen  Freske 
zusammen,  so  entdeckt  man  auf  ersterem  folgende  Abweichungen.  Die 
malerische  Haltung  des  Stiches  ist  jener  des  Originals  geradezu  ent- 
gegengesetzt. Während  Morghen  alle  Figuren  sich  hell  vom  dunkeln 
Hintergründe  absetzen  lässt,  wodurch  er  allerdings  einen  sogenannten 
schlagenden  Effekt  erzielt,  durchströmt  bei  Lionardo  das  Licht  den 
ganzen  Raum  und  beleuchtet  auch  den  Grund,  in  welchem  die  Ge- 
stalten, insbesondere  die  Köpfe,  stehen.  Das  hellste  Licht  fällt  in  dem 
Morghen’chen  Stiche  auf  das  Tischtuch;  die  Luft  ist  hier  ebenso  stark 
abgetont,  wie  auf  dem  Originale  wieder  das  Tischtuch.  Unter  dieser 
Veränderung  der  malerischen  Haltung  und  der  Licht vertheilung  leidet 
bei  Morghen  der  Ghristuskopf  am  meisten.  Christus  erscheint  hier  fast 
zur  Unbedeutenheit  herabgesunken  und  fesselt  weniger  die  Aufmerk- 
samkeit als  die  energischen  Charakterköpfe  der  Apostel.  Lionardo  ver- 
lieh dagegen  der  Christusfigur  beinahe  einen  überirdischen  Reiz,  indem 
er  den  Kopf  dunkel  gegen  die  hellere  Luft  absetzte  und  so  die  materielle 
Beleuchtung  der  Formen  aufhob.  Wie  im  Gesammttone,  so  weicht 
auch  in  zahlreichen  Einzelnheiten  der  Stich  vom  Bilde  auffallend  ab. 
Auf  dem  Stiche  ist  die  Decke  des  Saales  heruntergerückt  und  dadurch 
das  ganze  Format  des  Bildes  ungebührlich  gedrückt.  Die  Streifen, 
welche  den  Fussboden  gliedern,  im  Original  dunkel,  bei  Morghen  helf 
sind  hier  so  gelegt,  dass  die  Füsse  Christi  auf  einem  derselben  ruhen, 
in  S.  Maria  delle  Grazie  waren  sie  ursprünglich  auf  ein  Zwischenfeld 
gestellt.  Die  Tischfüsse  hat  der  Stecher  aus  dem  Sechsseitigen  in  das 


212 


Springer : 


Vierseitige  umgearbeitet,  sie  zum  Ersatz  für  die  einfachere  Gestalt  wie- 
der verziert;  er  hat  ferner  bei  Jacobus  major  und  Christus  den  Gürtel 
weggelassen  und  das  Gewand  des  letzteren,  wie  schon  Marco  d'Oggiono 
vor  ihm  mit  kleinen  Falten  ausgestattet,  welche  Lionardo  mit  Recht 
verschmäht  hat.  Es  lohnt  in  der  That  die  Mühe,  Gruppe  für  Gruppe 
zu  studiren  und  was  aus  den  Figuren  des  Originals  auf  dem  Stiche 
wurde,  zu  untersuchen.  Man  bekommt  dann  erst  den  vollkommenen 
Einblick  in  das  willkürliche  Verfahren  des  alten  durch  Marco  d’Oggiono 
verleiteten  Stechers. 

Die  erste  Gruppe  rechts  vom  Beschauer  umfasst  die  Figuren  dei 
Apostel  Simon,  Thaddäus  und  Matthäus.  Simon  (bekanntlich  am  Ende 
des  Tisches)  wird  von  Morghcn  als  ein  Mann  mit  langer,  starkgebogener 
Nase,  festgeschlossenem  Munde  geschildert.  Die  Freske  zeigt  durchaus 
keine  auffallend  grosse  Nase,  wohl  aber  einen  sprechenden  geöffneten 

Mund  wie  es  mit  der  Bewegung  der  Hände  übereinstimmt.  Ihaddaus 

ist  im’  Stiche  stärker  nach  links  gewendet  als  auf  dem  Bilde  Lionardo’s, 
Matthäus  ist  gar  in  einen  bartlosen  Jüngling  mit  ausgesprochenem  römi- 
schen Profile  verwandelt  worden.  In  Wahrheit  besitzt  er  einen  feinen 
Bart  und  eine  leise  gebogene  Nase,  auch  der  Arm  ist  straffer  gestreckt 
als  auf  der  Nachbildung.  In  der  zweiten  Gruppe  hat  Philippus,  aller- 
dings einer  der  schwierigsten  Köpfe , in  welchen  Lionardo  die  ent- 
zückendste Anmuth  gezaubert  hat,  seinen  ursprünglichen  Charakter 
vollständig  zu  Gunsten  einer  süssen  Weichlichkeit  emgebusst.  Bei  Jacobus 
major  und  Thomas  könnte  man  streiten,  ob  der  Ausdruck  in  der  That 
unverändert  geblieben,  ob  nicht  bei  der  ersteren  Figur  das  Staunen  dem 
Schrecken  das  Gegengewicht  halten  sollte;  doch  das  sind  Dinge,  über 
welche  die  Empfindung  allein  entscheidet.  Halten  wir  uns  an  das 
Messbare , über  welches  sich  kein  endloser  Streit  fortspinnen  kann. 
Messbar  ist  z.  B.  die  grössere  Neigung  des  Christuskopfes  bei  Morghen, 
wodurch  die  ernste  Würde  desselben  verringert  wird,  ebenso  die  Ver- 
kürzung des  Petruskopfes  im  Verhältniss  zum  Original.  Judas  zeigt 
nicht  allein  den  rechten  Arm  verkrüppelt,  sondern  hat  auch  bei  Marco 
d’Oggiono  und  Morghen  in  ungeschickter  Weise  das  Salzfass  umge- 
worfen, wovon  sich  bei  Lionardo  keine  Spur  entdecken  lässt.  Vollends 
die  Eckgestalt  links,  der  Bartholomäus,  erweist  sich  als  eine  schlimme 
Fälschung  der  ursprünglichen  Gestalt.  Dass  er  so,  wie  ihn  die  Copien 
und  der  Stich  schildern,  nicht  füglich  stehen  kann  (die  Fiisse  gekreuzt 
und  nach  vorn  vorgezogen,  gerade  so  wie  den  Oberleib,  so  dass  der 
o-anze  Körper  allein  auf  den  beiden  Händen  ruht),  sieht  man  bei  unbe- 
fangener Betrachtung  sofort.  Statt  nun  zu  untersuchen,  auf  welchem 
Wege  dieser  Fehler  in  die  Copien  sich  eingeschlichen  hatte,  mühte  man 


Lionardo’s  Abendmahl  und  Morghen’s  Stich. 


213 


sich  ab,  sie  im  Originale  zu  vertheidigen  und  dass  kein  Fehler  vorliegen 
könne,  zu  erhärten.  In  Wahrheit  haben  aber  auf  dem  Bilde  Lionardo’s 
die  Füsse  des  Apostels  eine  ganz  andere  Stellung,  sie  sind  einfach  na- 
türlich, wie  die  vorgebeugte  Lage  des  Oberkörpers  es  verlangte,  ge- 
zeichnet und  alle  künstlichen  Erklärungsversuche  der  unnatürlichen 
Haltung  vollkommen  überflüssig. 

Nach  diesen  thatsächlichen  Berichtigungen  kann  Morghen’s  Stich, 
seine  übrigen  trefflichen  Eigenschaften  in  Ehren  gehalten,  nicht  füglich 
mehr  als  eine  treue  Nachbildung  des  Lionardo’schen  Werkes  gelten. 
Ist  aber  eine  solche  bei  dem  unseligen  Zustande  des  Wandgemäldes 
überhaupt  möglich,  ist  nicht  jeder  Reproducent  mehr  oder  weniger  auf 
seine  Phantasie  angewiesen,  welche  ihn  in  schmutzigen  Farbenklecksen 
Linien  und  Formen  erratlien  lässt?  Gewiss  ist  das  Schicksal  unbarm- 
herzig grausam  mit  Lionardo’s  grösster  Schöpfung  umgegangen  und 
bleibt  dieselbe  für  den  harmlosen  Laien  wenig  genussreich.  Doch  liegt 
in  der  Behauptung,  das  Abendmahl  wäre  vollständig  verdorben  und 
in  Wahrheit  den  verlorenen  Werken  gleichzustellen,  eine  arge  Ueber- 
treibung.  Wer  sich  die  Mühe  nimmt,  das  Wandgemälde  Figur  für 
Figur,  Kopf  für  Kopf  zu  studiren,  jedem  einzelnen  Umrisse  nachzugehen, 
die  Betrachtung  bei  verschiedener  Beleuchtung  wiederholt,  insbesondere 
sich  die  Gunst  zu  verschaffen  weiss,  dass  bei  einfallendem  Sonnenlichte 
nicht  die  Vorhänge  vorgezogen  werden,  der  ist  wohl  noch  im  Stande, 
das  Original  in  seinen  wesentlichen  Zügen  zu  restituiren.  Durch  die 
Uebermalung  haben  nur  folgende  Theile  am  meisten  wesentlich  gelitten 
und  eine  beträchtliche  Aenderung  erfahren: 

1)  das  Mittelstück  des  Tischtuches  vor  dem  Heilande  in  der  Länge 
von  etwa  drei  Fuss,  doch  sind  Teller  und  Schüssel  unberührt  ge- 
blieben ; 

2)  die  rechte  Hand  und  das  Handgelenk  des  Petrus; 

3)  das  linke  Auge  und  der  äussere  Umriss  des  Stirnknochens 
am  Kopfe  des  Andreas,  doch  lässt  sich  der  Lionardo’sche  Gontour  noch 
deutlich  verfolgen  und  darnach  die  Zeichnung  ergänzen; 

4)  der  untere  Theil  des  Gesichtes  Christi,  so  dass  für  Mund  und 
Nase  der  bekannte  schöne  Studienkopf  in  der  Brera  herangezogen  wer- 
den muss;  Auge,  Stirn,  der  äussere  Umriss  sind  intact  geblieben; 

5)  die  rechte  Hand  des  Matthäus; 

6)  die  rechte  Hand  des  Thomas; 

7)  das  Gewand  des  Andreas. 

Verhältnissmässig  am  besten  sind  die  Köpfe  des  Bartholomäus, 
Jacobus  d.  ä.,  Philippus  und  Matthäus  erhalten,  am  schlechtesten  con- 
servirt  dagegen  die  Köpfe  des  Simon,  Johannes  und  Thaddäus.  Auch 


214 


Springer:  Lionardo’s  Abendmahl  und  Morghen’s  Stich. 


die  Rückwand  hat  eine  Aenderung  des  Tons  erfahren , der  mit  der 
Färbung  der  beleuchteten  Seite  rechts  nicht  stimmt. 

Gewiss  sind  diese  Schäden  beträchtlich  genug,  aber  doch  nicht 
so  gross,  dass  ein  für  Lionardo  begeisterter,  mit  scharfem  Auge  und 
feiner  Hand  begabter  Künstler  den  Muth  verlieren  müsste,  das  Werk 
des  Meisters  wiederbeleben  zu  können.  Wir  haben  zu  der  Kunst  Ru- 
dolf Stang’s  das  volle  Vertrauen,  dass  ihm  sein  Vorhaben  gelingen 
werde. 


Anton  Springer. 


Heber  die  Anfänge  der  Formschneidekunst  und  des 

Bilddruckes. 

Von  Friedrich  Lippmann. 


Auf  das  Hervorgehen  der  Druckkunst  und  des  Bilddruckes,  in 
dem  Sinne  und  in  dem  Umfange,  wie  wir  heute  diesen  Begriff  ver- 
stehen, aus  dem  technischen  Verfahren  des  Zeugdruckens,  ist  schon 
von  Papillon  im  Traite  de  la  Gravüre  sur  Bois  *),  und  weiterhin  von 
Murr  im  Journal  für  Kunstgeschichte  **)  wenn  auch  nur  andeutungs- 
weise, so  doch  der  Sache  nach  entsprechend  den  Resultaten  der  neueren 
Untersuchungen,  hingewiesen  worden.  Indessen  blieb  dieser  Zusammen- 
hang von  Bilddruck  und  Zeugdruck  bei  den  genannten  Autoren  mehr 
ein  blos  vermutheter,  als  eine  wirklich  nachweisbare  Thatsache,  und 
zuerst  die  Entdeckung  der  sogen.  »Tapete  von  Sitten«  durch  Ferdinand 
Keller***)  brachte  ein  bedeutsames  Monument  des  Zeugdruckes  an  das 
Tageslicht,  das  einer  Epoche  angehört,  die  beträchtlich  vor  der  bestimm- 
baren Zeit  der  Ausübung  des  eigentlichen  Bilddruckes  liegt. 

Die  Tapete  von  Sitten  ist  ein  gegenwärtig  etwa  21/*  Meter  langer 
und  etwas  weniger  als  1 Meter  breiter  Leinwandstreifen,  mit  in  rother 
und  schwarzer  Farbe  gedruckten,  sich  nach  Art  eines  Musters  zwischen 
ornamentirten  Büsten  und  Figurenfriesen  regelmässig  wiederholenden 
Darstellungen  von  Tänzen,  Kämpfen  zwischen  Rittern  und  Mohren,  und 
Scenen  aus  der  Geschichte  des  Oedipus,  deren  Stylcharakter  auf  die 
Mitte  des  vierzehnten  Jahrhunderts  und  auf  Italien  als  den  Ursprung 
hinweist.  Sehen  wir  an  diesem  Beispiele , dass  man  in  jener  Zeit 
schon  eine  bedeutende  Fertigkeit  erlangt  hatte  sogar  complicirte  Model- 
formen herzustellen,  und  in  vollkommener  Weise  auf  gewebten  Stoff 


*)  Paris  1756.  Bd.  I.  Cap.  IV,  V.  **)  Band  II.  p.  75  ff. 

***)  Mitth.  der  Antiq.  Gesellschaft  in  Zürich  B.  IX  Heft  6. 


216 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


aufzudrucken,  so  zeugen  daneben  die  von  Gamesina  in  der  Bibliothek 
des  Stiftes  Melk  aufgefundenen  Reste  von  gedruckten  Pergament-Tapeten*) 
für  eine  bemerkenswertlie  Vielseitigkeit  in  der  Verwendung  des  Druck- 
verfahrens. Es  sind  Reste  von  drei  verschiedenen  Stücken,  die  als 
Ueberzüge  von  Manuscripteinbänden  erhalten  blieben,  nachdem  sie,  der 
Meinung  des  Herausgebers  zufolge,  ursprünglich  als  Behänge  von  Chor- 
stühlen gedient  haben  mögen.  Der  gefärbte  Ton  des  Pergamentes  — 
roth  und  gelb  — bildet  den  Fond  für  den  sehr  klar  und  kräftig,  bei 
zwei  von  den  Stücken  in  schwarzer  und  bei  dem  einen  in  grüner 
Farbe  ausgeführten  Aufdruck.  Das  Muster  dieses  Aufdruckes  stimmt 
völlig  mit  den  Dessins  der  Webereien  aus  dem  dreizehnten  bis  vier- 
zehnten Jahrhundert,  und  hiernach  zu  schliessen,  dürfte  die  Entstehung 
dieser  Pergamentdrucke,  selbst  wenn  man  für  das  conventionelle  Bei- 
behalten einer  einmal  beliebt  gewordenen  Art  der  Zeichnung  möglichst 
lange  Zeiträume  setzt,  doch  kaum  später  als  in  der  frühesten  Epoche 
des  fünfzehnten  Jahrhunderts  anzunehmen  sein. 

Einmal  auf  den  Gegenstand  aufmerksam  gemacht,  hat  man  in 
neuerer  Zeit  Reste  alter  Zeugdrucke  in  nicht  unbeträchtlicher  Zahl  an 
das  Tageslicht  gezogen.  T.  0.  Weigel  in  seinem  grossen  Werke: 
»Die  Anfänge  der  Druckerkunst«  **)  publicirte  eine  ganze  Serie  davon, 
wobei  freilich  eine  leicht  erklärliche  Vorliebe,  den  Stücken  ein  möglichst 
hohes  Alter  zu  ertheilen,  die  dort  angeführten  Datirungen  nicht  durchaus 
verlässlich  macht.  Ueberdies  mangeln  uns  ja  die  wissenschaftlich  zurei- 
chenden Anhaltspunkte,  das  oft  sehr  einfache  Ornamenten-Motiv  eines 
Zeugdruckes  in  eine  nur  irgendwie  schärfer  zu  bestimmende  Zeitepoche  zu 
versetzen,  und  so  können  wir  eine  Datumbestimmung  wie  sie  z.  B.  bei 
dem  bedruckten  Seidenstoff  Nr.  1 bei  Weigel  für  das  zwölfte  Jahrhun- 
dert getroffen  ist,  nur  als  eine  Möglichkeit,  durchaus  aber  nicht  als  irgend- 
wie nachweisbar  anerkennen. 

Eine  ganz  eigenthümliche  frühe  Verwendungsart  des  Druckver- 
fahrens hat  kürzlich  A.  Essenwein  entdeckt  und  bekannt  gemacht  ***), 
nämlich  die,  dass  man  Modeldrucke  auf  gewebtem  Zeug  als  Vorzeich- 
nungen für  zu  fertigende  Stickereien  schon  im  vierzehnten  Jahrhundert 
benützt  zu  haben  scheint.  Nach  den  Ausführungen  des  Genannten 
zeigen  zwei  Stickereien  des  Germanischen  Museums,  von  denen  die 
eine  die  Grablegung  und  Auferstehung  Christi,  die  andere  den  Tod  der 
Maria  darstellt,  an  den  abgeriebenen  Stellen,  wo  der  als  Träger  die- 
nende Leinenstoff  zum  Vorscheine  gekommen  ist,  deutliche  Merkmale, 

*)  Mitth.  der  k.  k.  Central-Commission,  Bd.  IX,  p.  96. 

**)  Leipzig  1866.  2 Bde.  fol. 

***)  Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit,  1872,  p.  146  ff. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


217 


dass  der  schwarze  Vorriss  nicht  gezeichnet,  sondern  mittelst  eines  Mo- 
dels auf  gedruckt  war.  Dieser  Vorriss  ist  von  weit  grösserer  Feinheit 
und  Vollendung  der  Zeichnung  als  die  darauf  gemachte  Nadelarbeit,  und 
die  Dimensionen  — 30  Centimeter  Höhe  bei  einer  Breite  von  58  Centi- 
metern  — für  einen  Formschnitt  ziemlich  bedeutend.  Das  Ganze  leitet 
den  Verfasser  weiterhin  darauf,  dass  überhaupt  manche  der  ältesten 
Zeit  angehörige  grosse  Formschnitte , von  denen  wir  Papierabzüge 
besitzen,  wie  beispielsweise  der  »Tod  der  Maria«  aus  der  Sammlung 
Weigel  *)  und  ein  ebenfalls  grosses  sehr  alterthümliches  Blatt  im 
Britischen  Museum,  »Christus  vor  Pilatus«  **),  ursprünglich  zur  Anferti- 
gung von  Vorzeichnungen  für  Stickereien  u.  dgl.  gedient  haben,  und 
vielleicht  nur  später  und  gelegentlich  auch  auf  Papier  abgezogen  wor- 
den sind.  Essenwein  ist  geneigt,  den  »Tod  der  Maria«  seinem  Kunst- 
charakter nach  eher  in  die  erste,  als  in  die  zweite  Hälfte  des  vier- 
zehnten Jahrhunderts  zu  versetzen,  wann  jedoch  der  gegenwärtig  vor- 
handene Papierabdruck  gefertigt  ist,  erscheint  ihm  unbestimmt  und  über- 
haupt schwer  bestimmbar,  und  dasselbe  ist  der  Fall  mit  dem  Blatte 
des  Br.  Museums.  Wir  werden  weiterhin  die  Gründe  entwickeln,  wess- 
halb  wir  diese  Abdrücke  selbst  für  alt,  und  der  Anfertigung  des  Models 
nahe  stehend  halten. 

Das  Druckverfahren  auf  gewebtem  Zeug  beschreibt  endlich  Cennino 
Cennini  im  Trattato  della  Pittura  im  173.  Capitel  sehr  ausführlich 
unter  dem  Titel:  »Die  Weise  mit  der  Form  Gemälde  auf  Leinwand  zu 
arbeiten«  ***).  Wir  ersehen  hier,  dass  zur  Zeit  der  Abfassung  des 
Tractates,  die  jedenfalls  »lange  vor  1437«  fällt  f),  das  Formschneiden 
und  Zeugdrucken  eine  schon  ganz  wohlbekannte,  und  keineswegs  neue 
Sache  gewesen  sein  muss,  denn  Cennini  beginnt  jenes  173.  Capitel 
gleich:  »Da  zur  Malerkunst  aber  auch  noch  gewisse  auf  Leinenstoff 
gemalte  Arbeiten  gehören,  die  gut  sind  zu  Röckchen  von  kleinen  Knaben 
und  Kindern  und  für  gewisse  Kirchenpulte,  so  ist  die  Weise  sie  her- 
zustellen, folgende«  ff).  Dass  aber  unter  den  »Lavori  dipinti«,  die 

*)  Jetzt  im  Germanischen  Museum.  Abgeb.  im  Anzeiger  f.  Kunde  der  deutsch. 
Vorzeit  1872  und  in  dem  Werke:  Die  Holzschnitte  des  14.  und  15.  Jahrh.  im  Germ. 
Museum.  Nürnberg  1874.  Taf.  I.  II. 

**)  Eigentlich  Christus  vor  Herodes.  Dieses  Blatt  befindet  sich  unter  Nr.  13 
im  Schaukasten  II  der  typographischen  Seltenheiten  des  Br.  Museums. 

***)  C.  Cennini,  Trattato  della  Pittura,  herausgeg.  v.  Milanesi,  Florenz,  Le  Mon- 
nier  1859,  p.  126.  II  modo  di  lavorare  colla  forma  dipinti  in  panno. 

t)  Milanesi  in  der  Einleitung  zum  Tr.  d.  C.  C. 

tt)  Perche  all’  arte  del  penello  ancora  s’appartiene  di  certi  lavori  dipinti  in 
panno  lino  che  son  buoni  da  guarnelli  di  putti  o ver  fanciulli,  e per  certi  leggii  da 
cliiese,  el  modo  del  lavorarlj  si  e questo, 


218 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


Gennini  als  im  Gebrauch  stehend  anführt,  nur  gedruckte  Zeuge  zu  ver- 
stehen sind , dafür  spricht  sowohl  die  Ueberschrift  als  auch  der  Sinn 
und  Zusammenhang  der  angeführten  Stelle  mit  dem  Inhalt  des  Gapitels. 
Auf  das  dort  dargestellte  Druckverfahren  werden  wir  sogleich  zurück- 
kommen. 

Für  die  Fragen,  die  uns  hier  beschäftigen,  handelt  es  sich  aber 
zunächst  darum,  den  frühesten  Spuren  des  eigentlichen  Bilddruckes, 
und  dem  supponirten  Uebergang  vom  Zeugdruck  zum  Bilddruck  nach- 
zugehen, wobei  wir  unter  dem  Begriffe  »Bilddruck«  das  Verfahren  ver- 
stehen, bei  welchem  das  Hervorbringen  und  die  Vervielfältigung  einer 
bildlichen  Darstellung  durch  den  Druck  zur  eigentlich  beabsichtigten 
Hauptsache  wird,  zum  Unterschiede  vom  Zeugdrucke  und  Aehnlichem, 
wobei  der  Druck  blos  die  Bedeutung  eines  technischen  Handgriffes 
zum  Zwecke  der  ornamentalen  Ausstattung  eines  Gewebes,  Pergamentes 
oder  dgl.  hat. 

An  dieser  Unterscheidung  festhaltend,  können  wir  auch  das  von 
Weigel  als  Bilddruck  aus  dem  dreizehnten  Jahrhundert  publicirte  Per- 
gamentblatt, das  Christus  am  Kreuz  mit  Maria  und  Johannes  in  einer 
ornamentalen  Umrahmung  darstellt*),  nicht  als  eigentlich  hierher  gehörig 
ansehen.  Selbst  wenn  dieses  Blatt  wirklich  gedruckt,  d.  h.  mittelst 
Aufpressens  einer  hochgeschnittenen  Metallform  wie  Weigel  will,  hervor- 
gebracht wäre,  so  könnte  man  es  immer  doch  nur  als  ein  etwas 
complicirteres  Beispiel  der  zu  allen  Zeiten  vorkommenden  Buchbinder- 
pressungen auf  Leder  etc.  ansehen;  die  Existenz  des  eigentlichen  Bild- 
druckes, wie  wir  diesen  Begriff  verstehen,  deshalb  im  dreizehnten  Jahr- 
hundert anzunehmen,  wäre  durchaus  unstatthaft.  Das  Weigel’sche  Per- 
gamentblatt ist  aber  wahrscheinlich  nicht  einmal  das  Erzeugniss  einer 
dem  Drucken  analogen  Verfahrungsart,  sondern,  wie  vielerlei  Merkmale 
darthun,  ist  die  Druckähnlichkeit  der  etwas  vertieften  Zeichnung  nur 
so  hervorgebracht , dass  die  Striche  mittelst  eines  harten , vielleicht 
erwärmten  Metallstiftes  nachgezogen  wurden,  — ob  ursprünglich,  oder 
später  zum  Zwecke  einer  archäologischen  Mystification,  dürfen  wir  wohl 
hier  ununtersucht  lassen  **). 

Man  bezeichnet  gewöhnlich  als  das  älteste  und  primitivste  Druck- 
verfahren auf  Papier,  das  Drucken  mit  dem  Reiber,  welches  bekannter- 
massen  darin  besteht,  dass  das  zu  bedruckende  Blatt  auf  die  mit 
Farbe  bestrichene  Druckform  gelegt  und  durch  Herumreiben  auf  der 
Rückseite  mittelst  eines  glatten  Holzes  oder  Lederballens  der  Abdruck 


*)  Anfänge  der  Druckerkunst  I pag.  25  Nr.  11. 

**)  Vergl.  A.  Essenwein,  Anzeig.  f.  Kunde  d.  deutsch.  Vorz.  1872,  p.  141. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


219 


erzeugt  wird.  Die  von  dem  Reiben  zurückbleibenden  Spuren  der  Glät- 
tung, des  Niederdrückens  der  Papierfasern  lassen  derartige  Reibdrucke 
mit  ziemlicher  Bestimmtheit  von  Drucken  unterscheiden,  die  durch  Pres- 
sung, worunter  wir  ein  Aufdrücken  der  Form  auf  das  Papier  verstehen, 
erzeugt  sind.  Bei  der  Pressung  ist  es  nicht  nöthig  an  den  Gebrauch 
eines  complicirten  mehr  oder  minder  vollkommen  eingerichteten  Ap- 
parates, wie  es  die  Buchdruckerpresse  ist,  zu  denken,  sondern  das 
primitive  Druckverfahren  wird  eben  nur  in  einem  energischen  Aufdrücken 
der  bestrichenen  Form  auf  das  Papier  bestanden  haben,  ganz  so  wie 
wir  uns  das  Herstellen  der  Zeugdrucke  mittelst  des  Holzmodels  vor- 
stellen müssen.  Gennini  in  dem  schon  oben  erwähnten  173.  Capitel 
seines  Trattato  beschreibt  es  folgendermassen : »fange  an,  und  setze  sie 
(die  im  Vorhergehenden  beschriebene  Druckform)  in  Ordnung  und 
gleichmässig  auf  das  erwähnte  in  den  Rahmen  gespannte  Tuch  und 
nimm  unter  dem  Rahmen  in  die  rechte  Hand  ein  Schild  oder  ein  Schild- 
chen von  Holz,  und  mit  dessen  Rücken  reibe  kräftig  auf  einen  solchen 
Raum,  soviel  das  geschnittene  Brett  einnimmt«  *).  Vergegenwärtigen 
wir  uns  genau  diese  Art  der  Procedur,  so  finden  wir  in  ihr  beide 
Systeme,  das  des  Aufpressens  und  des  Abreibens  vereinigt.  Das  Tuch 
ist  in  einen  viereckigen  Rahmen  fest  eingespannt,  der  Model  wird  dar- 
aufgesetzt, das  energischere  Anhaften  der  Farbe  mittelst’  des  Holz- 
schildchens bewirkt,  das  man  unter  dem  Tuch  dort  wo  der  Model  auf- 
liegt herum  bewegt.  Ging  man  vom  Drucken  auf  Zeug  oder  Tuch  zum 
Drucken  auf  Papier  über,  so  musste  das  Verfahren  wesentliche  Verände- 
rungen erleiden.  Zunächst  liess  sich  das  Papier  nicht  in  einen  Rah- 
men hohl  einspannen,  sondern  man  musste  es,  wollte  man  die  Form 
daraufsetzen,  auf  eine  feste  Fläche  legen;  hiermit  unterblieb  auch  die 
Procedur  des  Reibens  mit  dem  Holzschildchen  an  der  Unterseite.  Eine 
genaue  Beobachtung  der  charakteristischen  Eigenthümlichkeiten  der  Form- 
schnitte, die  vermöge  des  Stylcharakters  ihrer  Zeichnung  zu  den  älte- 
sten ihrer  Art  zu  rechnen  sind,  macht  es  mir  in  hohem  Grade  wahr- 
scheinlich, dass  in  der  ersten  Epoche  des  Bilddruckes  die  eben  be- 
schriebene Weise  des  Drückens  vorwiegend  angewendet,  also  die  be- 
strichene Platte  einfach  auf  das  Papier  aufgesetzt,  und  mit  einem  mehr 

*)  Commincia,  e mettila  ordinata  e gualiva,  e sopra  la  detta  tela  distesa  in 
sul  telaro,  e di  sotto  dal  telaro:  togli  in  mano  destra  una  scudella  o scudellino  di 
legno,  e col  dosso  frega  fortemente  per  quello  spazio  quanto  Fasse  intaliata  tiene, 
pag.  127.  Diese  Stelle  übersetzt  A.  11g  in  der  deutschen  Ausg.  des  Gennini  (Quellen- 
schriften für  Kiinstgesch.  Bd.  I.) : »Lege  es«  — (das  »vertiefte  Brett«,  nämlich  den 
Model)  — »ordentlich  und  gleichmässig  unter  die  in  den  Rahmen  gespannte  Lein- 
wand; nimm  ein  Holzschild  in  die  Rechte  und  presse  mit  dem  Rücken  kräftig  auf 
diese  Fläche,  soweit  es  das  geschnittene  Brett  erträgt«,  (pag.  122.) 


220 


Lippmann : Ueber  die  Anfänge 


oder  minder  kräftigen  Aufpressen  der  Abzug  erzeugt  wurde.  Zum  Unter- 
schiede von  den  Reibdrucken  möchte  ich  die  derartig  gemachten  Drucke 
Pressdrucke  nennen,  und  sie  sowohl  von  jenen,  als  auch  von  den  mit 
der  vollkommenen  Buchdruckerpresse  hergestellten  Pressendrucken  aus- 
einanderhalten. 

Dass  wir  gerade  in  den  ältesten  Productionen  der  Formschneide- 
kunst zum  grössten  Theil  Pressdrucke  vor  uns  haben,  wird  sowohl  die 
Qualität  des  Farbenauftrages  als  die  Untersuchung  der  Rückseite  mit 
vieler  Wahrscheinlichkeit  lehren.  Wir  sehen  die  Blätter  der  frühesten 
Epoche  gewöhnlich  mit  öliger  schwarzer  Farbe,  welche  häufig  dick, 
ungleichmässig,  abgerissen,  und  mit  unreinen  Contouren  der  Striche  auf- 
getragen ist,  gedruckt.  Trägt  schon  die  Vorderseite  alle  jene  Eigen- 
schaften, die  sich  ergeben,  wenn  man  einen  stark  bestrichenen  Model 
ohne  genügende  Festigkeit  und  Sicherheit  auf  das  Papier  setzt,  so  ent- 
spricht dem  auch  vollkommen  die  Rückseite  des  Blattes,  an  der  wir 
keinerlei  tieferen  Einschnitt  und  keine  Spur  eines  scharfen  Eindruckes 
oder  einer  Quetschung  bemerken,  wie  dies  bei  den  Reibdrucken  sowohl, 
als  auch  wiederum  in  anderer  Weise  bei  den  mit  der  Buchdruckerpresse 
erzeugten  Abzügen  vorkommt.  Der  »h.  Christof«  bei  Weigel  (Nr.  12)*), 
der  »h.  Georg  zu  Pferde«  ebenda  (Nr.  14),  der  »Tod  der  Maria«  aus 
derselben  Sammlung  (Nr.  21),  jetzt  im  Germanischen  Museum**),  ferner 
der  »h.  Vitus«  der  Wiener  Hofbibliothek***),  das  schon  vorhin  erwähnte 
Blatt  »Christus  vor  Herodes«  im  Britischen  Museum  sind  Beispiele  die- 
ser Art  von  Pressdrucken,  Beispiele  die  man  in  den  Sammlungen  von 
München,  Wien,  Paris,  Berlin  und  London  unschwer  vermehren  könnte. 
Die  gemusterten  Pergamenttapeten  von  Melk  sind  sicherlich  auch 
Press-  und  keine  Reibdrucke , und  in  eine  ähnliche  Kategorie  gehören 
zwei  Formschnitte  des  Münchner  Cabinetes,  die  in  einfachen  Con- 
touren im  Style  der  phantastisch  verschlungenen  Handschriftmalereien 
des  vierzehnten  Jahrhundertes  aus  hundeähnlichen  Thierfratzen  zu- 
sammengesetzte Ornamente  darstellen,  und  mit  dicker  pastoser  Farbe 
auf  Papier  gedruckt  sind.  Sie  hatten  vielleicht  den  Zweck,  als  eine  Art 
Tapete  zu  dienen. 

Es  scheint,  dass  jene  mit  dünner  und  flüssiger  Farbe  erzeugten 
leichten  braunen  und  grauen  Drucktöne  im  Allgemeinen  erst  später  auf- 
kommen,  und  zwar  wie  ich  glaube  dann  und  dort,  als  man  die  primi- 
tivste Druckprocedur  mittelst  des  Aufpressens  verlassen  hatte,  und  zum 

*)  Jetzt  in  Privatbesitz  in  Wien. 

**)  Abgebildet  und  beschrieben  von  A.  Essenwein  im  Anzeiger  f.  K.  d.  d. 
Vorz.  1872. 

***)  Fr.  v.  Bartsch,  Die  Kupferstichsammlung  der  Wiener  Hofbibi.  Nr.  2527. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


221 


Drucken  mit  dem  Reiber  übergegangen  war,  wobei  man  reinere  und 
schärfere  Abzüge  erzielen  konnte,  aber  sich  nicht  mehr  der  früheren 
dicken  öligen  Schwärze  bedienen  durfte,  die  mit  dem  Reiber  nur  ganz 
und  gar  schlechte  und  verschmierte  Exemplare  geliefert  hätte.  Das 
Verlassen  der  primitiven  Pressprocedur  und  der  Uebergäng  zum  Ge- 
brauche des  Reibers,  war  ein  verhältnissmässiger  Fortschritt  und  eine 
entschiedene  Verbesserung.  Die  Erzeugnisse  der  erstem  Art  sind  für' 
den  Anfang,  die  der  letztem  für  die  spätere  Zeit  des  15.  Jahrhunderts 
charakteristisch,  und  diese  Wandlung  geht  mit  dem  Einflüsse  der  Van 
Eykschen  Kunst  und  der  wachsenden  Gomplicirtheit  des  Plattenschnittes 
ziemlich  parallel.  Andrerseits  auch  mit  der  Ausbildung  des  Gewerbes 
der  Briefdrucker,  denn  Reiberabzüge  konnten  immer  und  überall  ohne 
weitere  Vorbereitung,  sowohl  von  fein,  als  auch  von  grob  geschnit- 
tenen Platten  genommen  werden,  und  sie  eigneten  sich  viel  besser  als 
die  andern  zum  Goloriren.  Mit  dem  Aufkommen  der  Buchdruckerpresse 
kehrte  man  zwar  zu  dem  alten  Principe  des  Aufdruckens  zurück,  aber 
mit  der  Modifikation  und  der  ausserordentlichen  Verbesserung,  welche 
der  Pressapparat  bietet.  Daneben  bleibt  das  Drucken  mit  dem  Reiber, 
als  das  billigste  und  einfachste  Verfahren  bei  den  Briefdruckern , die 
sich  eine  kostspielige  und  schwer  transportable  Presse  nicht  anschaffen 
konnten,  noch  lange,  bis  zum  Schlüsse  des  15.  Jahrhunderts,  in  Uebung. 
Ob  es  wirklich,  wie  ich  meine,  dem  thatsächlichen  Verhältniss  ent- 
spricht, die  Kategorie  der  mit  der  Hand  gefertigten  Pressdrucke  als 
die  älteste  zu  den  bisher  angenommenen  der  Reibdrucke  und  Buch- 
druckerpressendrucke hinzuzufügen,  wird  wohl  noch  die  fortgesetzte 
Untersuchung  lehren,  und  immerhin  wird  es  vielleicht  nicht  überflüssig 
sein,  auf  ein  Kriterium  zu  achten,  dessen  Bedeutung  sich  ungezwungen 
aus  der  natürlichen  Entwickelung  der  Bilddrucktechnik  aus  dem  Zeug- 
drucke ergiebt  *). 


*)  Sehr  bemerk enswerth  ist  die  1465  vorkommende  urkundliche  Erwähnung 
eines  im  Kloster  Bethanien  in  Mecheln  existirenden  Druckapparates  (Presse?)  wovon 
van  Even  (L’ancienne  Ecole  de  Louvain.  pag.  104)  Nachricht  gibt.  Am  3.  März  1465 
stirbt  daselbst  Jacoba  van  Looz-Hensberge , frühere  Aebtissin  des  Klosters  Thorn 
bei  Mastrich , die  sich  aber  seit  1455  in  das  zuerst  genannte  Kloster  in  Mecheln 
zurückgezogen  hatte.  In  dem  am  7.  März  1465  aufgenommenen  Inventar  ihres  Nach- 
lasses kommt  unter  Anderem  vor:  ......  Unum  instrumentum  ad  imprimendas 

scripturas  et  ymagines«.  » Novem  printe  lignee  ad  imprimendas  ymagines 

cum  quatuordecim  aliis  lapideis  printis«.  Im  Kloster  Bethanien  ist  der  Bilddruck 
im  15.  Jahrhundert  ausgeübt  worden,  wie  ein  von  dem  oben  genannten  Autor  citirtes 
Blatt,  darstellend  die  h.  Martha,  mit  der  Unterschrift:  »ex  Bethania  prope  Mechli- 
niam  traditur  pressa«  darthut.  Was  mit  den  »Quatuordecim  lapideis  printis«  ge- 
meint sein  mag.  bleibt  völlig  rälhsolbaft . und  wäre  die  Urkunde  von  weniger  be- 


222 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


Hier  im  Anschlüsse  müssen  wir  noch  eine  andere,  die  technische 
Seite  der  Formschneidekunst  betreffende  Frage  in  Erörterung  ziehen, 
nämlich  die  des  Materiales  der  Platten.  Man  hat  in  neuerer  Zeit  viel- 
fach angenommen,  dass  ein  grosser  Thefl  der  Bilddrucke  des  15.  Jahr- 
hunderts, nicht  wie  man  bislang  glaubte  von  Holzstöcken,  sondern  von 
geschnittenen  Metallplatten  abgezogen  worden  sei,  und  nannte  solche 
Bilddrucke  »Metallschnitte«.  Den  Anstoss  zur  Ausbildung  dieser  Theorie 
gab  wohl  C.  F.  v.  Rumohr  mit  seinen  Untersuchungen  über  den  Ur- 
sprung und  frühen  Gebrauch  von  Metallabgüssen  und  Cliches  nach 
Holzschnitten* *),  weiterhin  sind  es  namentlich  J.  D.  Passavant  im 
Peintre-graveur  und  Weigel  in  den  schon  wiederholt  citirten  »Anfängen 
der  Druckerkunst« , welche  die  Frage  als  eine  ausgemachte  Thatsache 
behandeln,  und  die  Formschnitte  in  Holz-  und  Metallschnitte  eintheilen. 

Die  Merkmale,  an  denen  von  einem  vorhandenen  Abdruck  die 
Natur  der  verwendeten  Druckplatte  erkannt  und  erschlossen  werden 
soll,  hat  am  eingehendsten  der  zuletzt  genannte  Autor,  Weigel,  erörtert, 
und  wir  werden  uns  sowohl  deshalb,  als  auch  weil  dieser  so  ziemlich 
Alles  früher  über  den  Metallschnitt  Gesagte  zusammenfasst,  an  seine 
Ausführungen  halten**). 

Vor  Allem  bemerkt  Weigel  unter  den  ältesten  Bilddrucken  häufig 
Blätter  bei  denen  die  Druckfarbe  »sehr  ungleich  vertheilt«  ist,  oder 
auch  im  Druck  »wenig  angesprochen  hat«.  Bald  sind  die  Linien  fett, 
bald  wieder  ausgeblieben,  der  Druck  ist  dasjenige  was  man  wegen  des 
Vorkommens  einer  Menge  kleiner  weiss  gebliebener  Stellen  »griesslich« 
nennt,  andrerseits  ist  in  den  engen  Strich-Partien,  wie  in  den  Augen, 
Haaren,  Fingern,  die  Farbe  häufig  zusammengelaufen,  und  die  Zeich- 
nung daselbst  in  Folge  dessen  nur  undeutlich  ausgedrückt:  »Man  ver- 
misst bei  diesen  Drucken  Schärfe,  Gleichmässigkeit  und  Sauberkeit.  Im 
Schnitte  sind  die  scharfen  Winkel  und  Ecken,  sowie  die  feinen  Linien 
vermieden,  und  im  Drucke  scheint  der  Reiber  selten  angewendet  zu 
sein,  weil  die  Rückseite  derartiger  Bilder  minder  scharfe  Eindrücke 
zeigt.«  Hierauf  wendet  sich  Weigel  gegen  den  Ein  wand,  durch  den 
man  das  Vorkommen  solcher  Bilddrucke  dadurch  erklären  wollte,  dass 
man  annahm,  die  Formschneider  und  Briefdrucker  hätten  die  Farbe 
nicht  gut  aufgetragen,  das  Papier  nicht  gehörig  befeuchtet,  überhaupt 
nicht  kunstgemäss  verfahren.  Weigel  meint,  diese  Männer  hätten  ihre 

wahrter  Seite  publicirt,  so  würden  wir  glauben,  dass  lapideis  hier  statt  ligneis  ge- 
lesen worden  ist,  — denn  an  die  Existenz  der  »Lithographie  im  XV.  Jahrhundert«, 
wofür  nach  van  Even  diese  Stelle  zeugen  soll,  ist  denn  doch  nicht  zu  denken. 

*)  Zur  Geschichte  und  Theorie  der  Formschneidekunst.  Leipzig  1837. 

**)  Die  Anfänge  der  Druckerkunst  I pag.  21  ff. 


dei  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


223 


»Standesehre«  und  ihren  »Ruf«  nicht  durch  das  Verkaufen  so  schlechter 
Waare  preisgegeben,  wenn  sie  die  Mangelhaftigkeit  ihrer  Erzeugnisse 
überhaupt  hätten  vermeiden  können.  »Dies  muss  aber  bei  dem  zur 
Druckplatte  verwendeten  Material  nicht  möglich  gewesen  sein.«  Weiter- 
hin: »Das  Material  der  Platten,  welche  den  verhältnissmässig  unvoll- 
kommenen Druck  lieferten,  muss  Metall  gewesen  sein,  wie  auch  erfah- 
rene Drucker  behaupten.«  Als  ferneres  hauptsächliches  Argument 
endlich  führt  Weigel  die  an  den  derartigen  alten  Blättern  zuweilen 
vorkommenden  Verbiegungen  von  Einfassungslinien , und  endlich  die 
unbestreitbare  Existenz  von  erhalten  gebliebenen  Metall-  (d.  h.  Kupfer-) 
Schnitt- Platten  (zum  Hochdruck)  aus  dem  Anfänge  des  16.  Jahrhun- 
dertes  an.  Weigel  beschreibt  nun  dreiundsechszig  Nummern  seiner 
grossen  Sammlung  als  Metall  schnitte,  darunter  beinahe  durchaus  solche 
Blätter  die  den  Kunstcharakter  der  ältesten  Zeit  des  Bilddruckes,  oder 
wenigstens  eine  sehr  primitive  Technik  aufweisen. 

Bevor  wir  auf  eine  Untersuchung  der  Denkmale  selbst  näher  ein- 
gehen , werden  wir  uns  eine  Meinung  über  die  Umstände  zu  bilden 
haben,  welche  es  überhaupt  veranlassen  konnten,  in  der  primitiven  Epoche 
der  Druckkunst  Platten  von  Metall  statt  solcher  von  Holz  zum  Drucken 
zu  adoptiren.  — Da,  auch  nach  der  Ansicht  Weigel’s,  die  wir  voll- 
kommen theilen,  der  Bilddruck  historisch  aus  dem  Zeugdruck  abzuleiten 
ist,  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  man  es  schon  in  der 
ersten  Zeit  verstand  Holzmodel  herzustellen , denn  dass  die  gewebten 
Zeuge  mit  solchen  und  nicht  etwa  mit  Metallmodeln  gedruckt  sind, 
bedarf  wohl  keines  weitern  Beweises,  und  dafür  spricht  auch  klar  das 
Zeugniss  Gennini’s.  Wozu  hätten  aber  dann  fernerhin  die  Bilddrucker, 
die  ja  ebensowenig  wie  die  Handwerker  von  heutzutage  etwas  Un- 
nöthiges  oder  Ueberflüssiges  thaten,  statt  des  schon  bekannten  und 
erprobten  Holzes  zum  »Metall«  gegriffen?  Etwa  weil  es  besser  druckte? 
Nein,  denn  wir  erfahren,  dass  gerade  der  bald  zusammen-,  bald  aus- 
einanderlaufende, kurz  der  unklare  und  »griesliche«,  in  den  Feinheiten 
stumpfe  Druck  ein  wesentliches  Kennzeichen  der  »Metallschnitte«  ist, 
dass  man  überhaupt  gar  nicht  im  Stande  war  mit  Metallplatten  ordent- 
lich zu  drucken,  denn  die  alten  Briefmaler  hätten  sich  sogar  geschämt, 
so  schlechte  Exemplare  zu  verkaufen,  wenn  sie  bessere  hätten  zu  wege 
bringen  können. 

War  aber  etwa  das  Metall  im  Schnitt  leichter  zu  behandeln  als 
das  Holz  ? Ein  hartes  Metall  wie  Bronze  oder  Kupfer  sicherlich  nicht, 
sondern  unendlich  mühevoller,  zumal  wenn  man  so  hohe  Stege,  wie 
sie  zum  Reliefdruck  ohne  Presse  nöthig  sind,  braucht;  und  aus  einem 
weichen  Metall,  wie  etwa  Blei,  Zinn  oder  dergl.  eine  solche  Druckform 


224 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


zu  bilden  ist  wohl  leichter  als  aus  hartem,  aber  keineswegs  leichter 
als  sie  aus  Holz  zu  machen.  Und  wie  wäre  es  mit  der  Dauerhaftigkeit 
solcher  weicher  Metailplatten  namentlich  gegenüber  den  hölzernen  be- 
stellt ? Dass  eine  Holzform  selbst  bei  wenig  sorgfältiger  Behandlung  eine 
ungemein  grosse,  ja  wenn  sie  grob  geschnitten  ist,  wie  die  alten  es 
waren,  eine  beinahe  unbegrenzte  Anzahl  von  Abdrücken  aushalten  kann, 
ist  bekannt.  Becker  in  der  Einleitung  zu  der  von  ihm  herausgegebenen 
Sammlung  von  Abdrücken  der  Derschau’schen  Holzplatten  beschreibt 
kleine  Holzstöcke,  von  denen  200,000  und  mehr  Exemplare  gezogen  wur- 
den, ohne  dass  sie  eine  Einbusse  an  der  zum  Liefern  guter  Drucke 
nöthigen  Schärfe  erlitten  hätten*). 

Hierin  übertrifft  nicht  einmal  ein  hartes  Metall  das  Holz  an 
Widerstandsfähigkeit  und  Ersteres  bleibt  überdies  noch  der  Gefahr  aus- 
gesetzt durch  Oxydation  und  chemische  Einwirkung  der  Buchdrucker- 
farbe zu  leiden,  womit  Weigel  auch  zum  Theile  die  Unvollkommenheit 
der  angeblichen  »Metallschnitt«-Drucke  zu  erklären  versucht.  Wenn 
man  überdies  bedenkt,  wie  unendlich  kostspieliger,  namentlich  bei  den 
hohen  Metallpreisen  im  Mittelalter,  eine  solche  Bronze-  oder  Kupferplatte 
gegenüber  einer  Holzform  zu  stehen  gekommen  wäre,  so  wird  man 
keinen  Grund  finden,  der  die  Drucker  und  Briefmaler  jene  statt  dieser 
anzuschaffen  hätte  bewegen  können.  Die  Vorzüge  einer  Holzform  vor 
einer  aus  weichem  Metall  sind  aber  völlig  in  die  Augen  springend. 
Schwierig  in  der  Handhabung  und  ausserordentlich  empfindlich  gegen 
jede  Beschädigung , die  durch  Ritzen , ungleichmässigen  Druck , Quet- 
schung etc.  geschehen  kann,  hätte  eine  solche  Metallform  lediglich 
Nachtheile  gegen  eine  Holzform,  daher  a priori  ebenfalls  nicht  anzu- 
nehmen ist,  dass  es  Jemand  einfiel,  davon  zahlreiche  und  in  grossem 
Massstabe  zu  machen**).  Wohl  sind  wirkliche  Metallschnitte  um  das 
Ende  des  15.  und  im  Anfänge  des  16.  Jahrhundertes  an  verschiedenen 
Orten  in  Gebrauch  gewesen,  und  wir  besitzen  solche  erhaltene  Druck- 
platten, die  aus  Frankreich,  den  Niederlanden  und  der  Schweiz  stam- 
men, aber  diese  Metallschnitte  fallen  unter  einen  wesentlich  andern  Ge- 
sichtspunkt, als  derjenige  ist,  unter  welchen  wir  die  aus  der  Frühepoche 
der  Druckkunst  zu  stellen  hätten.  Was  davon  bisher  bekannt  geworden 
ist,  sind  einige  in  Kupfer  geschnittene  Buchdruckerzierleisten  aus  dem 


*)  Holzschnitte  alter  deutscher  Meister,  herausgeg.  von  Z.  Becker.  Gotha  1808. 
fol.  Lief.  I„  p.  6. 

**)  Ich  brauche  wohl  nicht  eines  Weitern  auszuführen,  dass  hier  an  Metall- 
ahklatsche  nicht  zu  denken  ist,  denn  wenn  es  im  15.  Jahrh.  überhaupt  Cliches  ge- 
geben hat,  was  durchaus  unerwiesen  und  noch  sehr  zweifelhaft  scheint,  so  kann 
doch  sicherlich  von  ihrer  Existenz  vor  Gidtenherg’s  Erfindung  keine  Kode  sein. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


225 


16.  Jahrhundert,  die  Rothenhan  im  Basler  Archiv  entdeckt  hat*),  fer- 
ner die  »Vision  der  h.  Bathilde«,  ein  Metallschnitt,  ebenfalls  in  Kupfer, 
französischen  Kunstcharakters  aus  dem  Ende  des  15.  oder  Anfang  des 
16.  Jahrhunderts  mit  einer  lateinischen  dreizeiligen  xylographischen 
Unterschrift**),  weiterhin  eine  »Anbetung  der  Hirten«  im  Style  der 
Illustrationen  der  französischen  Livres  d’Heures,  von  der  sich  auch  mehr- 
fach Abdrücke  in  den  Heures  des  Simon  Vostre  finden,  einige  Schnitte 
im  Charakter  der  venetianischen  Illustrationen,  von  der  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts***),  endlich  ein  Metallschnitt,  dessen  Abdrücke  als 
Mitgliedzeichen  der  Bruderschaft  der  Schuhflicker  von  Mecheln  dienten, 
und  dessen  Entstehung  um  1502  zu  setzen  ist  f). 

Alle  diese  Metallschnitte  gehören  einer  verhältnissmässig  sehr 
späten  Epoche  der  Druckkunst  an,  und  stehen  theils  in  engem  Zu- 
sammenhänge mit  dem  Bücherdrucke,  theils  ist  ihre  Anfertigung,  wie 
bei  der  Druckform  von  Mecheln,  durch  specielle  Umstände  zu  erklären. 

Ornamente,  Zierleisten  u.  dg],  und  die  zum  Drucken  der  »Heures« 
bestimmten  Illustrationen  aus  Metall  statt  aus  Holz  herzustellen,  dazu 
waren  mehrfach  hinreichende  Gründe  vorhanden.  Solche  Platten  soll- 
ten bei  einer  grossen  Feinheit  des  Striches  und  engen  Ausführung  im- 
mer möglichst  reine  und  scharfe  Abzüge  liefern,  wie  dies  namentlich 
für  den  Druck  der  pergamentenen  Heures  nöthig  war.  Nun  wird  ein 
etwas  subtiler  Holzschnitt  weitaus  mehr  durch  das  Reinigen  und  Wa- 
schen mit  der  Bürste,  das  die  Oberfläche  aufweicht  und  zerfasert,  an- 


*)  Passavant,  Peintre-graveur  I.,  p.  3. 

**)  Cabinet  de  l’Amateur  et  de  l’Antiquaire  1842,  p.  367  ff.  Die  Kupferplatte 
ist  mit  Stiften  auf  eine  Holztafel,  auf  der  die  Unterschrift  eingeschnitten  ist,  befestigt. 

***)  Ibid,  1861—62,  p.  67  ff.  (M.  Piot).  Hierher  gehört  auch  die  ausdrückliche 
Erwähnung  des  Illustrationsdruckes  mit  Metall- (Kupfer-) Stöcken,  die  sich  in  den 
1488  von  Jan  du  Prö  in  Paris  gedruckten  »Heures  a lusage  de  Rome«  findet.  Diese 
Heures  führen  den  Titel:  Les  presentes  heures  a lusaige  de  ro(m)e  ont  este  im- 
primees  a paris  p.  Jehan  du  pre  demoura(n)t  en  la  gra(n)t  rue  samt  iaques  a len- 
saigne  des  deux  signes  ....  in  fine:  Ges  prese(n)tes  heures  a lusaige  de  ro(m)e 
fure(n)t  acheuees  a paris  p.  Jeha(n)  du  pre  le  iiii.  iour  de  feurier  en  lan  mil.  iiii. 
cccc.  iiii.  xx  et  viii.  kl.  4°.  Verso  des  zweiten  Blattes  liest  man:  G’est  le  reper- 
toire  des  histoires  & figures  de  la  bible  tant  du  vieil  testame(n)t  q(ue)  du  nouueau 
(con)tenues  dedens  les  vignettes  de  ces  presentes  heures  imprimees  en  cuyure.  En 
chascune  desq(e)lles  vignettes  so(n)t  contenues  deux  figures  du  vieilz  t,estame(n)t 
signifians  vraye  histoire  du  nouueau.  — Brunet  Manuel  V.  Sp.  1612. 

f)  Hymans,  H.,  Gravüre  criblee.  Docum,  iconog.  et  typ.  de  la  Bibliotheque 
Roy.  Belg.  II.  Livr.  Brux.  1864.  Diese,  die  Dreifaltigkeit  mit  den  Heiligen  Crispinus 
und  Crispinianus  darstellende  Metallsehniltplatte  war  ursprünglich  an 'einem  starken 
Holzblock  befestigt.  Die  Abzüge  wurden  mittelst  des  Schlages  eines  Hammers  auf 
den  Holzblock,  also  durch  eine  Art  Prägung,  hergestellt. 

I 


15 


226 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


gegriffen,  als  durch  das  Drucken  selbst,  und  dieses  Reinigen  der  Stöcke 
war  bei  der  alten  Art  des  Einschwärzens  und  der  gebräuchlichen  sehr 
zähen  und  compacten  Farbe  ungemein  häufig  nothwendig  wo  es  sich  darum 
handelte,  schöne  und  klare  Abzüge  zu  erzielen.  Es  ist  bekannt,  wie  selten 
man  gerade  von  den  feineren  in  den  Büchern  des  16.  Jahrhundertes 
enthaltenen  Holzschnitten  gute  Drucke  antrifft.  Wo  nun  eine  sehr 
grosse  Auflage  von  Abzügen,  oder  vielmehr  eine  voraussichtlich  lange 
dauernde  Benützung  eines  feinen  Schnittes  mit  der  Forderung  nach 
möglichst  scharfen  und  klaren  Drucken  verbunden  wurde,  mochte  im- 
merhin ein  hartes  Metall  statt  des  Holzes  in  Anwendung  gekommen 
sein.  Dies  lässt  aber  keinerlei  Rückschluss  zu  auf  die  ganz  und  gar 
verschiedenen  Verhältnisse  in  der  primitiven  Epoche  der  Formschneide- 
kunst. Die  Vertreter  der  Metallschnitt-Theorie  finden  ja  gerade  in  den 
rohesten,  einfachsten,  schlecht  und  unvollkommen  gedruckten  Blättern 
alle  Kriterien  des  »Metalles«,  eine  Analogie  mit  den  Metallschnitten  der 
zuletzt  beschriebenen  Art  ist  also  hier  gar  nicht  vorhanden. 

Aber  selbst  in  jener  Epoche,  aus  der  wir  einzelne  erhaltene 
Metallstöcke  besitzen,  mag  ihre  Anfertigung  nur  selten  und  ausnahms- 
weise geschehen  sein,  wie  denn  auch  ihre  Zahl  gegen  die  auf  uns  ge- 
kommene Menge  geschnittener  Holzplatten  gehalten  eine  verschwindend 
kleine  ist,  hingegen  ist  bisher  kein  einziger  Metallstock  aufgetaucht, 
dessen  Ursprung  in  eine  frühe  Zeit  zurückreichen  würde. 

Noch  können  wir  hier  eine  Hindeutung  auf  den  Metallschnitt 
nicht  ganz  übergehen,  den  man  in  die  Schlussschrift  der  1473  in  Augs- 
burg von  Johann  Bsemler  gedruckten  deutschen  Uebersetzung  des  Belial 
von  Jacob  von  Teramo  hat  finden  wollen.  Diese  Schlussschrift,  latei- 
nisch und  deutsch  abgefasst,  lautet:  Processus  judiciari(us)  Belial  in- 
titulat(us)  de  latino  in  volgarem  stilu(m)  mirifice  translat(us)  Opus 
inq(ue)  egregiu(m)  com(m)endandu(m)q(ue).  fimtq(ue)  faustissime  Que(m) 
ereis  figuris  Johannes  Baemler  in  cesarea  vrbe  Augustensi  felicit(er) 
atq(ue)  dignissime  p(er)fecit  Anno  domi(ni)  (MGGCG)  LXXIII  In  die 
Valentini.  Hie  endet  sich  daz  buch  Belial  von  des  gerichts  Ordnung  ein 
hochgründt  vnd  lobsam  werk  das  hat  gedruckt  vnd  volenndt  Johannes 
Baemler  in  der  keyserlichen  stat  Augspurg  An  sant  Valentinstag  nach 
Xsti  gepurt  MGGGG  vnd  in  dem  lxxiij  jare.  — Auch  der  bei  Heinrich 
Knoblotzer  in  Strassburg  1478  erschienene  deutsche  Druck  des  Belial 
hat  dieselbe  Schlussschrift  adoptirt:  Processus  judiciarius  Belial  intitu- 
latus  de  latino  ....  quem  ereis  figuris  Henricus  Knoblotzer  in  cesarea 

vrbe  argentine  . . . Anno  Domini  LXXXVIII etc.  und  ebenso  die 

Ausgabe  Augsburg  Anton  Sorg  1481  *). 

*)  Processus  judiciarius  Belial  intitulatus  de  latino  in  vulgarem  stilum  miri- 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


227 


In  den  ersten  Zeiten  der  Buchdruckerkunst  begegnen  wir  in  den 
Schlussschriften  häufig  stylistischen  Wendungen,  welche  darauf  hinzielen, 
die  neue  vom  Schreiben  verschiedene  Art  der  Bücherherstellung  zu 
charakterisiren , und  nicht  mehr  als  eine  solche,  und  eine  Hinweisung 
auf  die  Anfertigung  des  Buches  mit  metallenen  Lettern,  keineswegs 
aber  eine  Andeutung,  dass  die  Abbildungen  in  Metall  ausgeführt  waren, 
vermögen  wir  in  dem  Ausdrucke  »ereis  figuris  perfecit«  zu  erblicken. 
»Absque  calami  ulla  exaracione  sic  effigiatus«  lautet  die  bekannte  End- 
schrift im  Psalter  von  1457,  »litteris  eneis  impressa«  heisst  es  im  Co- 
lofon  der  Historia  scholastica  des  Petrus  Comestor,  Augsburg,  Günther 
Zainer  1473* *).  »Non  pennis  ut  pristi  quidem  sed  litteris  sculptis  arti- 
ficiali  certe  conatu  ex  ere  remota  nempe  indagine  ingeniique  diversa  in- 
quietacione  illustre  figuratum«  hat  das  Prceceptorium  divinse  legis  von 
Johannes  Nieder,  Augsburg,  Johann  Wiener  1479**)  und  nicht  mehr  als 
diese  und  ähnliche  Phrasen,  von  denen  die  Beispiele  sich  leicht  endlos 
vermehren  Hessen,  wollen  die  Worte  im  Belial  sagen.  Schon  dass  sich 
diese  in  den  von  verschiedenen  Typographen  herrührenden  und  mit 
verschiedenen  Bildern  ausgestatteten  Ausgaben  gleichmässig  wieder- 
holen, zeigt  deutlich  genug  ihre  Beziehungslosigkeit  zu  den  Abbildungen, 
welch’  letztere  sich  auch  sonst  durch  Nichts  von  den  gewöhnlichen, 
ziemlich  rohen  Illustrationen  unterscheiden,  die  aus  den  Officinen  von 
Baemler  und  Sorg  hervorgingen.  Auch  von  den  angeblichen  Kennzeichen 
der  »Metallschnitte«  wird  man  kaum  Eines  an  ihnen  entdecken. 

Sprechen  also  inpere  oder  historische  Gründe  nicht  für  den  Ge- 
brauch der  Metallplatten  zum  Bilddruck,  so  bleibt  noch  zu  untersuchen, 
ob  und  in  wie  ferne  dennoch  aus  der  Natur  der  vorhandenen  Denk- 
male ein  Rückschluss  darauf  möglich  ist. 

Die  Kennzeichen,  welche  die  von  Metallschnitt-Platten  herrührenden 
Drucke  trägen  sollen,  haben  wir  oben  schon  nach  Weigel  gegeben.  Es 
frägt  sich  aber  vor  Allem,  ob  solche  bestimmte  Merkmale  überhaupt 
dem  Mtetall , und  ferner,  ob  sie  nicht  unter  Umständen  auch  den  Ab- 
drücken von  Holztafeln  zukommen  können.  Vorerst  ist  nicht  recht  ab- 
zusehen, warum  das  Metall  nicht  eben  so  gut  wie  das  Holz  die  Druck- 
farbe annehmen  und  wiedergeben  sollte,  und  es  entspricht  auch  diese 
Annahme  durchaus  nicht  dem  thatsächlichen  Verhältniss,  wenn  man 


fice  translatus , opus  quod  egregium  commendandumque  finit  faustissime.  Quod 
aeneis  figuris  Anthonius  Sorg  in  caesarea  vrbe  Augstensi  feliciter  atque  dignissime 
perfecit  anno  Domini  MGGGCLXXXI.  feria  sexta  post  Ascensionis  domini.  fol.  Ob 
sich  das  gleiche  Golophon  auch  in  der  1479  bei  Sorg  gedruckten  deutschen  Belial- 
Ausgabe  findet,  vermag  ich  nicht  anzugeben. 

*)  Hain  Rep.  bibl.  5531.  **)  ibid.  11792. 


228 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


sich  die  Mühe  nimmt  es  praktisch  zu  prüfen.  Wenn  man  z.  B.  die 
Weise  des  Farbauftrages  in  den  ältesten  mit  beweglichen  Typen  ge- 
druckten. Büchern  — die  Typen  waren  doch  sicherlich  Metall  — unter- 
sucht, so  wird  man  keinerlei  »Metall  «-Eigenschaften  daran  finden,  man 
wird 1 aber  ebensowenig  finden,  dass  zwischen  dem  Farbaufträge  des 
Typendruckes  und  den  unmittelbar  daneben  befindlichen  Holzschnitt- 
Illustrationen  irgend  ein  Unterschied  existirt.  Bei  einer  vervollkommneten 
Druckprocedur,  wie  der  mittelst  der  Presse,  kann  also  von  einer  Ver- 
schiedenheit der  Farbabgabe  von  Holz  und  Metall,  und  demgemäss 
einer  Möglichkeit,  diese  noch  am  fertigen  Abzug  zu  unterscheiden,  keine 
Rede  sein*).  Bei  Produkten  einer  unvollkommenen  Druckprocedur 
muss  es  aber  immer  ungewiss  bleiben,  welche  von  jenen  angeblichen 
Metallschnitt-Merkmalen  auf  Rechnung  des  Materiales  der  Druck-Tafel, 
und  welche  auf  Rechnung  des  Druckverfahrens  zu  setzen  sind.  Wir 
finden  unter  den  Einblattdrucken,  die  als  Metallschnitte  ausgegeben  wer- 
den, zumeist  Werke  der  ältesten  Periode,  und  zugleich  wird  gesagt, 
dass  der  Reiber  selten  angewendet  worden  zu  sein  scheint,  weil  die 
Rückseiten  solcher  Blätter  minder  scharfe  Eindrücke  zeigen.  Wir  haben 
aber  schon  oben  erörtert,  dass  gerade  in  der  ältesten  Zeit  wahrschein- 
lich ein  Pressungsverfahren  vorzugsweise  in  Uebung  stand,  welches 
schon  an  sich  nicht  geeignet  war  scharfe  und  reine  Drucke  hervor- 
zubringen, zumal  auch  die  verwendete  dicke,  ölige  und  wenig  leicht 
ansprechende  Farbe  der  Vollkommenheit  der  Wiedergabe  der  geschnit- 
tenen Striche  nicht  förderlich  sein  konnte.  Taucht  man  einen  Model, 

— gleichgiltig,  ob  Holz  oder  Metall,  — in  eine  derartige  Farbmasse, 
und  klatscht  ihn  ohne  energische  Pressung  auf  gar  nicht  oder  schlecht 
gefeuchtetes,  starkes  und  rauhkörniges  Papier  ab,  so  werden  die  Linien 
sich  abquetschen,  bald  dick,  bald  dünn  bleiben,  bald  zusammenlaufen, 

— kurz  man  wird  Alles  genau  so  herausbringen,  wie  uns  die  »Metall- 
schnitte« gekennzeichnet  werden,  — auch  das  »Griesige«  des  Abdruckes 
wird  unter  Umständen  nicht  ausbleiben,  — was  wohl  auch  Weigel’s 
»erfahrene  Drucker«  bestätigen  würden. 

Wichtiger  und  entscheidender  als  die  Weise  des  Farbauftrages 
wäre  aber  für  den  Rückschluss  auf  die  Natur  der  Druckformen  eine 
Eigenthümlichkeit , von  der  feststeht,  dass  sie  nur  dem  Metall  und 
nicht  dem  Holz  zukommen  kann,  nämlich  Verbiegungen , die  einzelne 
Strich-Stege  der  Form  betroffen  haben,  und  die  sich  im  Abdruck  als 

*)  gehr  evident  wird  die  Unmöglichkeit  einer  derartigen  Unterscheidung,  wenn 
man  die  in  verschiedenen  französischen  »Heures«  vorfmdlichen  Abdrücke  der  zu- 
fällig erhalten  gebliebenen  und  auf  uns  gekommenen  Holz-  und  Metallschnitt-Platten 
mit  einander  vergleicht ! S.  Cabinet  de  1 Amateur  1863,  p.  67  ff. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


229 


krummgezogene  Linien  kenntlich  machen.  Rumohr  hat  zur  Stütze 
seiner  Annahme , dass  man  schon  frühzeitig  Cliche’s  von  Form- 
schnitten anfertigte,  zuerst  auf  das  Vorkommen  solcher  Verbiegungen 
hingewiesen.  Obwohl  die  Frage  der  Clichirung  nicht  direct  mit  jener 
zusammenhängt  die  uns  hier  beschäftigt,  und  namentlich  auch  eine 
ganz  andere,  viel  spätere  Epoche  betrifft,  so  ist  die  Sache  doch  für 
uns  insoferne  lehrreich,  als  sie  zeigt,  wie  leicht  ein  Irrthum  in  Bezug 
auf  das  Herausfinden  solcher  »Verbiegungen«  passiren  kann.  In  der 
bekannten  holländischen  sog.  Divisie  - Ghronijk  von  1517*)  kommen 
Illustrationen  vor,  die  von  älteren  offenbar  zerschnittenen  Stöcken  ge- 
zogen sind.  Es  sind  die  Bilder,  die  sich  auf  den  fol.  90  recto,  113 
verso,  137  r.,  143  v.,  152  v.,  159  r.,  162  v.,  184  v.,  195  v.,  203  v., 
209  r.,  221  (271)  v.  und  256  r.  finden,  deren  Ursprung  Rumohr  nicht 
kannte,  die  aber  aus  dem  um  1486  bei  Gotfr.  van  Os  in  Gouda  ohne 
Druckort  und  Jahreszahl  erschienenen  Roman  des  Olivicr  de  La  Marche: 
»Le  Chevalier  delibere«  stammen**).  Rumohr  bildet  auf  Taf.  VII  seiner 
Geschichte  und  Theorie  der  Formschneidekunst  die  auf  fol.  256  r.  der 
Chronijk  befindliche  Figur  einer  Dame  in  reicher  burgundischer  Tracht 
ab,  und  weist  an  dem  untern  Theile  der  rechtseitigen  schwarzen  Ein- 
fassungslinien Verbiegungen  nach,  aus  denen  zu  schliessen,  dass  die 
Abzüge  in  der  Chronik  von  Metall-Cliches  gemacht  sein  müssen.  In 
der  Nachbildung  bei  Rumohr  ist  diese  Verbiegung  allerdings  sehr  auf- 
fallend, — nicht  so,  wenn  man  sie  an  dem  Original  untersucht.  Da 
zeigt  sich  blos  eine  schräg  ausgesprungene  Stelle  in  der  Einfassungs- 
linie, und  darunter  wieder  ein  kleines  stehen  gebliebenes  Stück,  das 
schon  im  Schnitt  keinen  völlig  geraden  Aussencontour  hatte,  daher  etwas 
geschwellt  und  ungleichmässig  dick  erscheint.  Eine  sorgfältige  Ver- 
gleichung der  Rumohr’schen  Nachbildung  mit  einer  Anzahl  von  Exem- 
plaren der  Chronijk,  ergab  für  uns  überall  gleichmässig  das  eben  be- 
schriebene Resultat,  d.  h.  die  Ungenauigkeit  seiner  mit  der  freien  Hand 
gemachten  Nachbildung,  und  folglich  die  Unrichtigkeit  seiner  Beobachtung. 
Aber  ein  noch  viel  triftigerer  Grund  lässt  sich  gegen  Rumohr  an- 
führen. Die  Frauenfigur  von  fol.  256  r.  ist  die  rechte  Hälfte  eines 
zerschnittenen  Stockes  und  bildet  im  Chevalier  delibere  Eine  Illustration 
zusammen  mit  der  auf  fol.  90  r.  der  Chronijk  vorkommenden,  dort 
Arnulphus  übersphriebenen  Figur  eines  Mannes  in  schwarzem  Pilger- 
gewande.  Legt  man  die  linke  Bildhälfte  mit  der  Frauenfigur  an  die 

*)  Die  cronycke  van  Hollandt,  Zeeland  en  Vrieslandt  ....  etc.  Leyden,  Jan 
Severs’.  1517.  fol. 

**)  Gambell,  Annales  de  la  Typ.  neerlandaise  Nr.  1083.  — Holtrop,  Monu-n, 
typ.  p.  75. 


230 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


rechte  Hälfte  von  fol.  92  r.,  so  sieht  man,  wie  beide  Stücke,  bis  auf 
den  deutlich  erkennbaren  Streifen,  welchen  die  Dicke  des  Sägeblattes 
beim  Zerschneiden  des  Stockes  weggenommen  hat,  aufeinanderpassen, 
und  man  sieht  auch,  wie  diese  Schnittlinien  keine  ganz  gerade  und 
regelmässige  war.  Die  Figur  des  Pilgers  auf  fol.  92  zeigt  aber  in  den 
Abdrücken  der  Chronijk  so  zahlreiche  und  unverkennbare  Spuren  von 
Wurmfrass,  die  sich  im  Chevalier  delibere  nicht  finden,  dass  kein  Zweifel 
darüber  obwalten  kann,  dass  wir  es  hier  mit  einem  gewöhnlichen  Holz- 
schnitt zu  thun  haben.  Es  kann  demgemäss  auch  die  weibliche  Figur 
von  fol.  256  r.  der  Chronijk  nur  dasselbe,  d.  h.  ein  Holzstock  sein,  da 
doch  niemand  wird  behaupten  wollen,  man  hätte  von  einer  Druckplatte 
nur  eine  Hälfte  clichirt.  Wurmstichspuren  kommen  übrigens  noch  mehr- 
fach in  den  dem  Chevalier  delibere  entstammenden  Bildern  der  Chronijk 
vor,  und  die  ganzen  eben  erörterten  Thatsachen  müssen  uns  lehren, 
dass  Rückschlüsse  vom  Abdruck  auf  die  metallische  Natur  der  Platte 
nur  mit  grösster  Vorsicht  zu  machen  sind.  — Es  ist  ferner  unserer 
Ansicht  nach  die  Möglichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dass  scheinbare 
Verbiegungen  selbst  bei  Abdrücken  eines  Holzstockes  Vorkommen.  Ein 
Knoten  oder  eine  Unebenheit  der  Unterlage  beim  Drucken,  und  die  in 
Folge  dessen  entstehende  Dehnung  und  Zerrung  des  gefeuchteten  Pa- 
pieres,  vermag  ein  Krummziehen  einzelner  Striche  zu  veranlassen , das 
einer  Verbiegung  ähnlich  sieht,  — und  bevor  man  eine  solche  consta- 
tirt,  wird  man  sich  von  den  Ursachen  des  Krummseins  zu  überzeugen 
haben.  Möglich  auch,  dass  eine  solche  Zerrung  in  dem  Exemplare  der 
Chronijk,  welches  Rumohr  vorlag,  ihn  zu  seiner  falschen  Annahme  ver- 
leitete. 

Ein  Fall  anderer  Art  ist  es,  den  Weigel  unter  Nummer  63  im 
ersten  Bande  seines  Werkes  bekannt  gemacht,  und  als  eine  »Verbie- 
gung«, die  ihn  auf  einen  Metallschnitt  schliessen  lässt,  consta tirt  hat. 
Es  betrifft  das  93.  Blatt  der  Abbildungen  in  dem  um  1480  bei  Joh. 
Ph.  de  Lignamine  in  Rom  gedruckten  Herbarium  Apulei  Platonici  *). 
Hier  ist  die  Einfassungslinie  **)  in  der  oberen  rechten  Ecke  des  Bildes 
wirklich  und  auffallend  krumm.  Weigel  nimmt  nun  ohne  Weiteres  an, 
dass  die  Krümmung  eine  Verbiegung  ist,  ohne  zu  untersuchen,  ob  diese 
Unregelmässigkeit  nicht  schon  im  Schnitt  selbst  bestanden  hat.  Die 
Illustrationen  im  Herbarium  sind  äusserst  primitiv,  ja  roh  und  schleu- 
derhaft ausgeführt,  und  die  Sorglosigkeit  der  Behandlung  macht  es  im- 
merhin möglich,  dass  nur  sie  die  Ursache  der  krummen  Führung  der 

*)  Hain  1322. 

**)  Wir  erkennen  mit  Weigel  an,  dass  die  Einlassung  nicht  etwa  ein  ange- 
setzter Stab,  sondern  mit  dem  Körper  des  Bildstockes  aus  Einem  Stücke  ist. 


Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


231 


Einfassungslinie  ist,  wozu  vielleicht  noch  eine  Ungleichheit  der  Structur 
der  Holztafel,  etwa  ein  Astloch  beigetragen  haben  mag.  In  den  zahl- 
reichen übrigen  Pflanzen-Abbildungen  des  Herbarium  mangelt  es  nicht 
an  ähnlichen  Beispielen,  ja  beinahe  nirgends  sind  die  Einfassungslinien 
gerade  oder  gleichmässig.  Oft  sind  sie  an  einem  Ende  noch  einmal 
so  dick  als  an  dem  anderen,  — wie  auf  den  Abbildungen  23  Herba 
Hierobulbi,  72  Solago  minor,  128  Ghrysocantes  etc.,  — so  dass  offen- 
bar der  Zeichner  oder  Schneider  sich  nirgends  des  Richtscheites  be- 
dient, sondern  die  Linien  recht  und  schlecht  aus  freier  Hand  gezogen 
hat.  Die  vielen  ausgesprengten  Stellen,  sowohl  in  den  Bildern  als 
auch  in  den  Linieneinfassungen  sprechen  unserer  Ansicht  nach  schon 
deutlich  genug  dafür,  dass  wir  es  hier  mit  Holzschnitten  zu  thun 
haben;  — in  einem  weichen,  ductilen  Metall,  welches  überhaupt  Ver- 
biegungen zulässt,  können  solche  Aussprünge  nicht  Vorkommen,  wäh- 
rend anderseits  bei  einem  harten,  etwa  bei  Bronze,  doch  wieder  so 
grosse  Verbiegungen  nicht  anzunehmen  sind*).  Ueberdies  lassen  sich 
.auch  im  Herbarium  unverkennbare  Spuren  von  Plattensprüngen,  welche 
die  Holztafel  der  Länge  nach  spalten,  erkennen,  so  auf  den  Abbildungen 
12  Herba  Artemisia,  18  Herba  Gentiana  u.  a.  m.  Insgesammt  sind  aber 
die  Illustrationen  in  diesem  Werke  derartig  beschaffen,  dass  nicht  nur 
die  völlige  Ungeübtheit  der  Hand  die  sie  ausführte,  sondern  auch  die 
stattgehabte  Verwendung  einer  zur  Xylographie  nur  wenig  geeigneten 
Holzgattung  zu  erschliessen  ist.  Auch  an  den  Bildern  in  den  von 
demselben  Drucker  Johannes  Philippus  de  Lignamine  1481  ebenfalls  zu 
Rom  herausgegebenen  Opuscula  des  Philippus  de  Barberiis**)  finden 
sich  in  ähnlicher  Weise  krumm  und  unregelmässig  geschnittene  Linien- 
züge. Man  sieht  wie  der  Xylograph  überall  mit  dem  Materiale  zu 
kämpfen  hat,  wie  die,  vielleicht  nicht  unkünstlerischen  Vorzeichnungen, 
— z.  B.  der  Sybilla  Delphica  auf  fol.  13  r.  — unter  seinen  Händen 


*)  Eine  Verbiegung  wie  sie  Weigel  in  dem  besprochenen  Blatte  des  Her- 
barium sehen  will,  halte  ich  aber  an  sich  und  in  jedem  Material,  mit  dem  sich 
überhaupt  drucken  lässt,  für  unmöglich.  Es  ist  wohl  denkbar,  dass  sich  ein 
Metallsteg  um  ein  kleines  Stück  verschiebt,  und  zwar  in  der  Bichtung  seiner  Breite- 
dimensionen und  soweit  als  die  Metallschichte,  die  seine  Höhe  ausmacht,  eine  Zer- 
rung zulässt,  es  ist  aber  ganz  und  gar  undenkbar,  dass  ein  solcher  Metallsteg  in 
der  Direction  seiner  Längsrichtung  verschoben  wird,  und  dies  müsste  bei  dem  von 
Weigel  angezogenen  Beispiel  der  Fall  sein,  denn  die  rechte  obere  Ecke  der  Ein- 
fassungslinie ist  wenigstens  um  3 mm.  seitwärts  ihrer  richtigen  Lage,  d.  h.  der  Steg, 
der  die  obere  Einfassungslinie  bildet,  müsste  um  ebensoviel  (wohin?)  zusammen- 
gedrückt worden  sein,  was  eine  physische  Unmöglichkeit  ist. 

**)  Hain  2455,  Dibdin  Bibi.  Spenc.  111,  pag.  173,  wo  zwei  Facsimile  von  darin 
enthaltenen  Holzsch. 


232 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


missrathen,  wie  gerade  sein  sollende  Linienzüge,  z.  B.  auf  dem  Täfel- 
werke am  Fussboden  in  der  Darstellung  Christi  mit  den  Marterwerk- 
zeugen fol.  22  r.,  schief  durcheinanderlaufen  — was  man  Alles  doch 
nicht  als  blosse  »Verbiegungen«  auffassen  kann. 

Wenn  nun  endlich  noch  zur  Kennzeichnung  der  Metallschnitte  an- 
geführt wird , dass  bei  ihnen  scharfe  Winkel  und  Ecken , sowie  feine 
Linien  gewöhnlich  vermieden  erscheinen  *),  so  vermögen  wir  darin  nur 
die  stylistischen  Eigentümlichkeiten  jener  Kunstepoche  zu  erkennen,  in 
welcher  noch  nicht  durch  den  Einfluss  der  flandrischen  Malerei  der 
scharf  gebrochene  Faltenwurf  in  Aufnahme  gekommen  war.  Der  Zeit- 
styl und  nicht  das  Material  der  Platten  ist  hiefür  bestimmend.  Das 
Jüngste  Gericht  bei  Derschau  Heft  I.  A 3,  von  dem  wir  doch  noch  die 
Holztafel  besitzen , würde , wenn  es  in  einem  alten  Abdruck  vorläge, 
nach  den  erwähnten  Kennzeichnungen  ohne  Zweifel  als  »Metallschnitt« 
taxirt  worden  sein! 

Fassen  wir  endlich  Alles  zusammen,  was  wir  bis  jetzt  aus  der 
Frühzeit  der  Druckkunst  über  die  Verwendung  der  geschnittenen  Metall- 
platten wissen , so  finden  wir , dass  für  die  Annahme  einer  solchen 
Verwendung  lediglich  vage  Vermuthungen  vorhanden  sind,  dass  sich 
aus  der  Natur  der  erhaltenen  alten  Abdrücke  keinerlei  Indicien  in  dieser 
Beziehung  ableiten  lassen,  und  dass,  wenn  auch  die  Möglichkeit  hierfür 
nicht  geradezu  ausgeschlossen  erscheint,  doch  aus  inneren  Gründen  ein 
stattgehabter  Gebrauch  von  Metalldruckplatten  am  wenigsten  ange- 
nommen werden  darf. 

In  weit  schwächerem  Masse  als  es  der  Bedeutung  und  Wichtig- 
keit des  Gegenstandes  entsprechen  möchte,  hat  die  neuere  historische 
Localforschung  urkundliches  Material  zur  ältesten  Geschichte  der  Druck- 
kunst geliefert.  In  diesem  Gebiete  bleibt  ganz  besonders  in  Deutsch- 
land noch  sehr  viel  zu  thun  übrig,  und  es  wäre  in  hohem  Grade 
wünschenswerth , wenn  die  Archive  namentlich  der  süddeutschen  und 
rheinischen  Städte  daraufhin  fleissiger  ausgebeutet  würden.  Wir  sind 
hier  beinahe  allein  auf  die  am  Ende  des  vorigen  und  am  Anfänge  die- 
ses Jahrhundertes  angestellten  Forschungen  angewiesen,  Forschungen, 
welche  trotz  allem  Verdienste,  das  sie  haben,  doch  häufig  genug  in 
nur  unexacter  und  unverlässlicher  Form  publicirt  worden  sind,  und 
einer  allseitigen  Revision  dringend  bedürfen.  Dass  aber  sowohl  eine 
solche  Revision  als  auch  die  Herbeischaffung  des  zweifellos  noch  reich 
vorhandenen,  bisher  unbekannten  Materiales  nur  durch  ein  Zusammen- 
wirken vieler  geeigneter  Kräfte  möglich  ist,  ist  klar.  Nur  für  Nürn- 


')  Weigel  a.  a.  0.,  pag.  21. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


233 


berg  lassen  sich  erhebliche  neuere  Untersuchungsresultate  verzeichnen, 
welche  der  verdienstvolle  Archivconservator  Baader  in  seinen  »Bei- 
trägen zur  Kunstgeschichte«  dieser  Stadt,  und  im  zweiten  Bande  der 
»Jahrbücher  für  Kunstwissenschaft«  veröffentlicht  hat. 

Die  älteste  historische  Nachricht  von  einem  »Drucker«,  die  wir 
derzeit  besitzen,  kommt  aus  Antwerpen  und  datirt  vom  Jahre  1417. 
In  dem  dortigen  Stadtarchiv  hat  Leon  de  Burbure  vier  jenes  Datum 
tragende  Actenstücke,  betreffend  verschiedene  vor  den  Schöffen  abge- 
handelte Rechtsfälle,  entdeckt,  in  denen  ein  »Jan  de  printere«  genannt 
erscheint.*) 

Der  wesentliche  Inhalt  dieser  Urkunden  lautet: 

1417.  21.  Mai.  Der  Ritter  Wouter  Van  der  List  garantirt  für 
eine  Schuld  von  130  liv.  und  7 Schillinge  vlämischen  Groschen,  welche 
in  seiner  Gegenwart  Ghysbrecht  de  Goninc  und  Jan  der  Drucker,  gegen- 
über dem  - Jacob  de  Beckere,  Kaufmann  von  Brügge,  contrahirt  haben. 

1417.  5.  August.  Jan  der  Drucker  schuldet  dem  Pergamentmacher 
Willem  Tserneels,  oder  dem  Jnhaber  des  Schuldscheines,  II  liv.  XII 
Schillinge  und  IIII  Groschen,  zu  bezahlen  am  nächsten  Osterfest.  Zum 
Pfand  seine  Person  und  sein  Eigenthum  etc. 

1417.  18.  September.  Jan  Sohn  des  Ghysbrecht  van  Wezele, 
Johannes  Houbrake  und  Jan  der  Drucker  schulden  solidarisch  dem  Jan 
Vanderhouven  und  Aerde  de  Clere  von  Audenaerde  oder  dem  Inhaber 
des  Schuldscheines  VIII  liv.  Brabantische  Groschen,  zu  bezahlen  am 
nächsten  Pfingstfest,  und  haben  sich  dafür  mit  ihrer  Person  und  ihrem 
Eigenthum  haftbar  erklärt. 

1417.  29.  November.  Johannes  Houbraken  und  Jan  der  Drucker 
schulden  solidarisch  dem  Joh.  Bac  oder  dem  Inhaber  des  Schuldscheines 
X liv.  XV.  sh.  VI  den.  vlämische  Groschen,  zu  zahlen  am  nächsten 
Pfingstmarkt ; wofür  sie  sich  haftbar  erklärten  etc.,  überdies  soll  im 
Falle  ihres  Unvermögens  der  Ritter  Wouter  Van  der  List  an  ihrer  Statt 
die  eingegangenen  Verpflichtungen  erfüllen  etc.**) 


*)  Sur  l’anciennite  de  l’art  typographique  en  Belgique.  Lettre  de  M.  le  Che- 
valier Leon  de  Burbure.  Bull,  de  l’Acad.  de  Belgique  VIII,  pag.  294. 

**)  1417.  21  mey.  Heer  Wouter  Van  der  List,  riddere  geloefde  von  aisulken 
geloeften  als  Ghysbrecht  de  Coninc  ende  Jan  de  printere  voer  hem  geloefd  ende 
gedaen  hebben  Jacoppe  de  Beckere,  coepman  van  Brügge,  van  der  soinmen  van 
GXXX  U VII  scell.  vlemsche  groten;  te  geldene  etc. 

1417.  15  augusti.  Jan  de  printere  debet  Willeme  Tserneels,  den  parkement- 
mackere,  vel  latori,  II  U XII  sc.  IIII  den.  groten,  dandum  in  festo  Passche  proximo; 
op  hem  ende  tsine,  etc. 

1417.  18  septembris.  Jan  filius  Ghysbrechts  van  Wezele,  Johannes  Houbrake 
ende  Jan  de  printere,  debent,  elc  vor  al,  Janne  Vanderhouven  ende  Aerde  de  Giere, 


234 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


Was  wir  hieraus  positiv  erfahren,  ist  die  Existenz  eines  Druckers 
Jan  und  seine  Beziehung  zu  einer  Anzahl  anderer  Persönlichkeiten, 
über  welche  De  Burbure  theilweise  Näheres  beibringt.  Das  Wich- 
tigste ist  vielleicht  das  aus  der  zweiten  Urkunde  erhellende  Schuld- 
verhältniss , in  dem  der  Drucker  zu  dem  Pergamentmacher  Wilhelm 
Tserneels  steht,  und  seine  offenbar  enge  Verbindung  mit  Jan  van  Wezele 
— Sohn  des  Ghysbrecht,  welcher  das  Geschäft  eines  Färbers  trieb,  wie 
aus  Schöffenacten  von  1417  und  1418,  in  denen  er  als  »verwere«  und 
»tinctor«  bezeichnet  wird,  hervorgeht* *).  Welche  Art  von  Erzeugnissen 
der  Druckkunst  der  Antwerpner  Jan  liefert,  bleibt  freilich  unbekannt, 
aber  unserer  Ansicht  nach  ist  es  durchaus  nicht  ohne  Weiteres  anzu- 
nehmen, dass  er  gerade  Bilddrucke  im  eigentlichen  Sinne  fertigte.  Seine 
Geldschuld  an  den  Pergamentmacher  möchte  eher  darauf  hindeuten, 
dass  es  vielleicht  Tapeten  oder  Behänge  nach  Art  der  in  Melk  erhal- 
tenen oben  erwähnten  Reste  von  ornamentirtem  Pergament  waren,  und 
dass  er  zusammen  mit  einem  Färber  dritten  Personen  Geld  schuldet, 
legt  wenigstens  die  Vermuthung  nahe,  dass  er  eigentlich  ein  Zeugdrucker 
gewesen  ist.  Mit  diesem  Gewerbe  in  Zusammenhang  liesse  sich  auch 
das  Pergamentdrucken  denken.**)  Wir  vermögen  deshalb  auch  nicht 
durchaus  auf  die  Schlussfolgerungen  De  Burbure’s  einzugehen,  welche 
er  aus  dem  zieht,  was  über  die  übrigen  in  den  Antwerpner  Acten- 
stücken  vorkommenden  Persönlichkeiten  zu  erfahren  war.  Wenn  der 
Ritter  Wouter  van  der  List,  ein  angesehener  einer  alten  Familie  an- 
gehöriger  Mann,  der  wiederholt  Ehrenämter  bekleidet,  als  Garant  der 
Schuld  des  Jan  de  printere  auf  tritt,  so  lässt  das  allein  doch  noch  nicht, 
wie  De  Burbure  möchte,  in  ihm  einen  »Mäcen«  unseres  Jan  vermu- 
then***).  So  wichtig  und  im  höchsten  Grade  werthvoll  die  Nachrichten 

van  Oudenaerde,  vel  latori,  VIfl  U groten  Brabants,  prout  nunc;  dandum  nu  te 
Sinxenen  proximo ; unde  obligaverunt  seipsos  et  omnia  sua,  etc. 

1417.  29  novembris.  Johannes  Houbraken  ende  Jan  de  printere  debent,  elc 
vore  al,  Janne  Bac,  vel  latori,  X ff  XV  sc.  VI  den.  groten  vlems ; dandum  in  de 
Sinxenmerct  proximo;  unde  obligaverunt,  etc.;  ende  ghebraeke  aen  hen  yet,  Wouter 
Van  der  List,  riddere,  saelt  voldoen,  etc.  etc. 

*)  De  Burbure  a.  a.  0.,  p.  297. 

**)  De  Burb.  interpretirt  den  Färber  zugleich  als  »Farben bändler«  und  sieht 
darin  einen  »werthvollen  Fingerzeig«  ibid.  Ein  Willem  van  Wezele  kommt  als 
»scildere«-  vor  in  einer  Urkunde  vom  8.  Mai  1419.  In  einer  Rechnung  von  1410  im 
Archiv  der  Notre-Dame-Kirche  von  Antwerpen  wird  ein  Haus  angeführt  als:  het 
huys  Willems  van  Wezele,  des  beeldeverwers,  aen  de  Cornmerkt.  ibid. 

***)  Ueber  die  Persönlichkeit  des  in  den  Urkunden  III  und  IV  vorkominenden 
Jan  Houbraken  liess  sich  zwar  aus  alten  Aufzeichnungen  keinerlei  Licht  verbreiten, 
de  Burbure  ist  aber  geneigt,  daraus,  dass  ein  Jean  Houbraken  als  Maler  und  1453 
Mitglied  der  Antwerpner  Lucasgilde  vorkommt,  dass  ein  gleichnamiger  Maler  wie- 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes, 


235 


über  den  Antwerpner  Drucker  Jan  von  1417  auch  sind,  für  das  »Alter 
der  typographischen  Kunst  in  Belgien«  bilden  sie  an  sich  noch  keinen 
vollgültigen  Nachweis. 

Neben  den  schon  länger  bekannten  Nachrichten  von  Druckern, 
welche  1442  als  Mitglieder  der  Lucasgilde  in  Antwerpen,  1456  in 
Brügge  etc.  Vorkommen,  haben  die  von  Van  Even  in  Löwen  entdeckten 
Documente,  betreffend  einen  1452  sich  daselbst  ansiedelnden  Form- 
schneider, durch  die  dabei  eintretenden  Nebenumstände  ein  ganz  spe- 
cielles  Interesse  *).  Das  bezügliche  Actenstüc.k  enthält  die  Verhandlung, 


derum  in  einer  Urkunde  1468  genannt  wird,  und  dass  überhaupt  die  Houbraken, 
Oubraken,  Van  Oubraken , Van  Opbraken  »beinahe  alle  Maler  waren«,  auch  auf 
dieselbe  Qualification  bei  dem  hier  auftretenden  Jean  Houbraken  zu  schliessen.  id 
ibid.  p.  298. 

*)  Van  Even.  L’Ancienne  Ecole  de  Louvain.  Brux.  1870.  p.  101.  »Item, 
alsoe  als  Andries  van  Voshem,  Peeter  van  Bladen,  Aernd  de  Muntere  en  Peter 
van  Ynden,  geswoirenen  vanden  Rademakers,  Scrynmakers,  Draeyers  en  Cuypers 
Ambachte,  te  Loevene,  ter  eender  zyden,  ende  Jan  vanden  Berghe,  printsnydere, 
ter  andere,  comen  syn,  op  heden,  byden  Raide  vander  Stadt,  alhier  versueckende 
en  begerende  de  voirscreven  ambachthouders  dat  de  voirscreven  Jan  int  scryn- 
makers ambacht  quame  ende  trecht  daer  af  plaghe,  alsoe  dat  behoert,  ende 
ander  van  gelycken,  alsoe  zy  die  noempden,  en  daer  aff  zekere  conde  by  brach- 
ten , ander  wyle  gedaen  hebben , den  voirscreven  Janne , daerop  verantworden, 
seyde  dat  hy  meynde  dat  van  gelycken  ende  van  Letteren  ende  Beeldeprynten 
te  snyden  int  ambacht,  met  bedwange  van  rechte,  niet  comen  en  waeren  oft  dat 
sy  hem  in  dien  qualyck  verantwoerdet  hebben  mochten , ende  alsoe  hoopte  hy 
hier  inne  niet  gelast  te  werden,  want  syn  wercke  een  sunderlinghe  const 
waere,  des  men  hier  ’t  sgelycx  niet  en  dade,  ende  ginghe  eensdeels  meer  der 
Clerckgien  aen  dan  den  voirscreven  ambachte;  daer  op  de  voirscreve  ambachthou- 
deren  repliceerden  en  seyden  dat  de  persoene  alsoe  int  ambacht  gecomen  oick 
Printen  van  Letteren  ende  Beeiden  sneden,  ende  wesmen  daer  af  hebben 
wilde,  alsoe  zy  eensdeels  thoonden,  en  al  en  waer  des  nit,  soe  waer  emmer  de 
printsnyder,  midts  der  schavinghen  ende  ander  gereetschap  vanden  printhoute  en 
des  daer  aen  cleeft,  sculdich  int  voirscreven  ambacht  te  comen,  ende  soe  nauwe 
en  conste  hen  nyemant  dat  voer  gedaen,  de  werkman  vanden  printen  midts  snydenen 
ende  anders  en  ginghe  den  voirscreven  ambachte  te  nae,  ende  dat  en  conste  hy  met 
gheene  vryheyt  van  Clergien  oft  dier-gelycke  verschoonen,  oft  hem  des  ontwerken; 
nae  den  welcken  ende  meer  anderen  redenen,  byden  voirscreven  partien  te  beyden 
syden  aengehoirt,  al  int  langhe,  submitteerde  en  keerde  hem  de  voirscreven  Jan  in 
d’ordinantien  vander  stadt,  biddende  om  gratie  ende  goedertierenheyt  vanden  incom- 
ghelde  daer  op  staende,  soe  heeft  de  Raidt  vander  stadt,  hier  op  raedt  ende  beli- 
beratie  voort  gehadt,  te  rechte  en  te  bescheyde  getermineert  ende  vutgesproken 
dat  de  voirscreven  Jan  int  voirscreven  ambacht  comen  sal,  ende  ’t  ’sambachts  rechts 
pleghen,  ende  tot  der  vryheyt  ende  rechte  daer  af  slaen.  Ende  want  hy  hen  guetelyck 
gesubmitteert  heeft,  ende  om  goederthierenheydt  gebeden,  soe  es  den  selven  Janne, 
ter  begeerten  en  versuecke  vander  stadt,  te  desen  maele  ende  sondere  prejuditie 
vanden  voirscreven  ambachte,  in  toecomenden  tyden,  seker  goedertierentheyl  daeraf 


236 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


die  vor  dem  Rathe  der  Stadt  Löwen  zwischen  den  Geschworenen  des 
Stellmacher-,  Schreiner-,  Drechsler-  und  Küfer  - Handwerkes  einerseits, 
und  dem  Formschneider  Jan  van  den  Berghe  anderseits  gepflogen  wor- 
den, und  in  der  die  Vorsteher  der  erwähnten  Handwerke  begehren, 
dass  der  genannte  Jan  in  das  Schreiner-Handwerk  eintrete  und  dazu 
seinen  Beitrag  leiste.  Andere  Formschneider,  die  sie  nannten,  und 
von  denen  sie  sichere  Anzeige  beibrachten,  hätten  dasselbe  gethan.  Jan 
van  den  Berghe,  das  Ansinnen  ablehnend  und  sich  deshalb  verantwor- 
tend, sagte,  da  sein  Gewerbe  eine  besondere  Kunst  wäre  die  hier  noch 
keine  Ausübung  gefunden  hätte  und  die  auch  mehr  die  Geistlichen* *) 
anginge  als  die  in  Rede  stehenden  Handwerke,  könne  er  wegen  des 
Schneidens  von  Schrift  und  Bilderdrucken  rechtlich  nicht  gezwungen 
werden  in  das  Handwerk  einzutreten,  und  er  hoffe  hiermit  nicht  be- 
schwert zu  werden.  Hierauf  repliciren  die  Handwerksvorsteher,  dass 
schon  Personen  in  das  Handwerk  gekommen,  die  ebenfalls  Schrift-  und 
Bilddrucke  und  Aehnliches  schnitten,  und  es  wäre  der  Holzschneider 
schon  wegen  des  Hobelns  und  der  andern  Behandlung  der  Druckformen 
schuldig,  in  das  Handwerk  zu  kommen.  Nach  noch  mancherlei  Hin- 
und  Widerreden  urtheilt  endlich  der  Rath,  dass  Jan  wohl  verpflichtet 
sei,  in  das  Handwerk  einzutreten,  und  spricht  ihn  nur  in  Anbetracht 
seiner  Bitten  und  ohne  dass  daraus  ein  Präjudiz  für  die  Zukunft  ge- 
zogen werden  dürfe , von  den  bezüglichen  Lasten  frei.  Weiterhin 
erfahren  wir  noch,  dass  Jan  van  den  Berghe  1457  ein  Haus  in  der 
Dorpstrat  in  Löwen  besitzt,  womit  die  Berichte  über  ihn  erlöschen. 

Beachtens werth  ist,  dass  in  Löwen  schon  vor  1468  ein  wie  es 
scheint  gewerbsmässiger  Händler  mit  Bilddruckwaaren  vorkommt,  Ghis- 
bert  de  Ketelbuetere , der  an  den  Maler  Gord  van  den  Dale  für  drei 
rheinische  Gulden  und  16  Stüver  »Prynten  ende  beelderien«  verkauft 
hatte,  und  den  Betrag  nach  dem  1469  erfolgten  Tode  des  Malers  ge- 
richtlich von  dessen  Erben  einfordert**). 

Ein  Jahrzehnt  später  als  wir  in  Antwerpen  einen  »Drucker«  an- 
getroffen haben,  finden  wir  in  Nürnberg  einen  Formschneider,  H.  Pömer, 
der  zuerst  1428  urkundlich  erwähnt  wird***).  Von  da  an  erscheint 
kein  Formschneider  mehr  in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhundertes 


gedaen  ten  incomen  ende  ontfane  desselfs.  Actum  pres.  Leymingen,  Wynghe,  Bur- 
gimag.  et  aliisque  pluribus  de  Gonsilio.  Decembris  xiij  a«  lij.«  (1452).  — Generalen 
Rolle  van  alle  de  Ambachten  der  hooftstadt  Loven.  MS.  n°  108,  f.  137—38. 

*)  »Glerckgien«,  vielleicht  auch  Literaten  im  Allgemeinen ; vergl.  die  Definition 
des  Wortes  »clerk«  bei  Wattenbach,  Schriftwesen  im  Mittelalter. 

**)  Die  Urk.  bei  Van  Even  a.  a.  0.  pag.  103. 

***)  Baader,  Beitr.  I,  pag.  6. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes, 


237 


in  den  Verzeichnissen  dieser  Stadt,  und  der  Nächste  ist  erst  wieder 
der  unter  der  Jahreszahl  1459  vorkommende  Mathes  Kypfenberger. 
Auch  der  erste,  urkundlich  auftretende  Briefmaler  Niklas  Dürndrot 
kommt  da  nicht  früher  als  1459  vor,  hingegen  finden  wir  die  Karten- 
maler Michel  Winterpeck  1441  und  Hanns  Paur  1445*). 

Bei  dem  Gewerbe  der  letztgenannten  Gattung,  den  Kartenmalern, 
das,  wie  bekannt,  an  andern  Orten  schon  in  sehr  früher  Zeit  des 
15.  Jahrhundertes  auftritt,  wird  es  aber  immer  zweifelhaft  bleiben,  ob 
und  inwieweit  diejenigen  die  es  trieben,  sich  des  Druckverfahrens  be- 
dienten. Die  Datirung  der  ältesten  erhaltenen  gedruckten  Spielkarten 
ist  eine  durchaus  problematische,  und  vielleicht  keine  von  ihnen  reicht 
in  die  erste  Hälfte  des  15.  Jahrhundertes  zurück.  Mit  dem  Namen 
Hanns  Paur  finden  wir  jedoch  einen  Einblattdruck  der  Stuttgarter 
Bibliothek  und  einen  andern  der  Münchener  Kupferstichsammlung  be- 
zeichnet, woraus  zu  schliessen*  dass  Hanns  Paur  neben  der  Beschäf- 
tigung des  Kartenmalers  auch  die  eines  Briefdruckers  oder  Formschnei- 
ders betrieben  haben  muss.  Das  Stuttgarter  Blatt  in  gross  Folio  ent- 
hält eine  Nebeneinanderstellung  von  Brustbildern  der  Propheten  und 
Apostel,  begleitet  von  einem  ziemlich  ausgedehnten  xylographischen 
Texte,  welcher  beginnt:  Gott  der  herr  spricht  ....  Links  unten:  Hanns 
Paur.  Das  Blatt  des  Münchener  Gabinetes  stellt  den  zur  Ehe  nöthigen 
Hausrath  in  einfachen,  in  24  Felder  eingetheilten  Abbildungen  dar;  in 
der  Mitte  ein  Mann,  der  einem  neben  ihm  sitzenden  Mädchen  einen 
Ring  reicht.  Ueber  dem  Paare  vier  Zeilen  xylographische  Schrift:  Wer 
zu  der  ee  greyfen  welle  Der  tracht  das  er  dar  zu  bestelle  — hausrat 
das  er  nit  mangel  hab  ....  etc.  Links  unter  dem  Paare:  hanns  paur. 
(H.  258,  Br.  369  mm.)  Beide  Blätter  sind  grau-braune  colorirte  Reib- 
drucke. 

Die  Datirungen,  welche  die  frühen  Denkmäler  des  Bilddruckes  als 
Zeugnisse  der  Epoche  ihrer  Entstehung  uns  zu  bieten  vermögen,  bleiben 
trotz  aller  darauf  gerichteten  Nachforschungen  bisher  auf  nur  höchst 
wenige  und  noch  dazu  in  Bezug  auf  ihren  Werth  nicht  völlig  unange- 
fochtene Jahreszahlen  beschränkt.  Der  von  Heinecke  in  Buxheim  bei 
Memmingen  entdeckte  und  bald  darauf  an  Lord  Spencer  für  seine 
Bibliothek  in  Althorp  verkaufte  heilige  Christof  mit  der  Jahreszahl  1423 
war  bis  zum  Auffinden  der  jetzt  im  Brüsseler  Museum  bewahrten  Ma- 
donna mit  Heiligen,  mit  dem  Datum  1418,  der  ältest  bekannte  datirte 
Formschnitt.  Blieb  aber  schon  die  Gültigkeit  der  Jahreszahl  des  Bux- 
heimer  Christof  nicht  ganz  unangefochten,  so  war  dies  von  Anfang  an 


')  Baader,  a.  a.  0. 


238 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


noch  viel  mehr  bei  der  Brüsseler  Madonna  der  Fall.  Diese  rief  bald 
nach  ihrer  Entdeckung  eine  förmliche  Literatur  von  Streitschriften,  die 
dem  Nachweise  ihrer  Aechtheit  oder  der  gegentheiligen  Meinung  galten, 
hervor.  Die  Sachlage  beim  Buxheimer  Christof  und  der  Madonna  von 
1418  ist  jedoch  eine  von  einander  ganz  verschiedene. 

Fasst  man  die  Gesammtheit  des  heute  bekannten  historischen 
und  kunstgeschichtlichen  Materiales  über  die  einschlägigen  Punkte  zu- 
sammen, so  kann  im  Allgemeinen  die  Möglichkeit  der  Existenz  von 
Formschnitten  aus  den  Jahren  1418  oder  1423  nicht  bezweifelt  wer- 
den. Der  Werth  jener  Jahreszahlen  liegt  daher  gegenwärtig  nicht  so 
sehr  in  ihrer  Beweiskraft  für  das  Alter  der  Formschneidekunst  über- 
haupt, als  vielmehr  im  Beweise  für  das  Alter  des  einzelnen  Bilddruckes, 
der  sie  trägt,  und  welcher  uns  so  einen  Rückschluss  auf  das  Stadium 
des  Formschnittes  in  jenen  Epochen  ermöglichen  könnte.  Der  Bux- 
heimer Christof  befindet  sich  noch  jetzt  in  der  Spencer’schen  Bibliothek 
zu  Althorp  bei  Northhampton  in  dem  Zustande,  in  dem  ihn  Heinecke 
auffand,  eingeklebt  auf  der  Innenseite  des  rückwärtigen  hölzernen  Ein- 
banddeckels eines  lateinischen  Manuscriptes : Laus  Virginis.  Von  den 
bisher  erschienenen  Nachbildungen  gibt  keine  seinen  Kunstcharakter 
mit  voller  Treue  wieder,  verhältnissmässig  am  Besten  noch  die  in 
Ottley’s  History  of  Engraving,  obwohl  auch  hier,  namentlich  in  den 
feinem  Schnittpartien,  z.  B.  des  Kopfes,  der  Ausdruck  und  die  stylistische 
Energie  des  Originales  durchaus  nicht  erreicht  ist*). 

Zweifel  an  seiner  Echtheit,  d.  h.  an  der  mit  dem  darauf  befind- 
lichen Datum  1423  gleichzeitigen  Entstehung,  hat  meines  Wissens  zu- 
erst Sotzmann  ausgesprochen,  und  in  präciser  Weise  in  die  Worte 
gefasst:  »Entweder  kann  die  Jahrzahl  unrichtig  sein,  oder  sie  kann 
sich  auf  ein  anderes  Datum  als  das  der  Verfertigung  des  Holzschnittes 
beziehen,  oder  der  Abdruck  kann  erst  nach  einigen  Decennien,  von 
der  alten  Platte  mit  der  inzwischen  erfundenen  Presse  und  Drucker- 
schwärze gemacht  sein**). 

Was  das  erste  Bedenken,  das  gegen  die  Richtigkeit  der  Schreib- 
weise der  Jahreszahl,  anbelangt,  so  sind  allerdings  die  Fälle  aus  dem 
15.  Jahrhunderte  durchaus  nicht  selten,  wo  namentlich  in  den  Schluss- 
schriften von  Druckwerken  durch  Weglassen  einzelner  Buchstaben,  so 


*)  Der  Nachschnitt  von  Seb.  Roland  bei  Murr  Journal,  II,  p.  104  ist  ungenau 
und  namentlich  allzu  mager,  die  Copie  bei  Falkenstein,  Geschichte  der  Buchdrucker- 
kunst, ist  nicht  nach  dem  Original,  sondern  nach  der  Ottley’schen  Wiedergabe 
gemacht,  und  auch  insoferne  unrichtig,  als  sie  braun  statt  schwarz  gedruckt  ist. 

**)  Sotzmann;  Gutenberg  und  seine  Mitbewerber.  Raumer,  hist.  Taschenbuch 
1841,  p.  555. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


239 


z.  B.  des  L,  eine  ältere  Datirung  als  die  beabsichtigte  entstanden 
ist.  Wir  sind  jedoch  nur  dann  berechtigt,  a priori  das  Vorhanden- 
sein eines  solchen  Fehlers  anzunehmen , wenn  eine  wirkliche  und 
augenscheinliche  Differenz  zwischen  dem  Styl  - und  Zeitcharakter 
des  Werkes,  und  seiner  Datirung  vorhanden  ist.  Dies  ist  aber  beim 
Buxheimer  Christof  nicht  der  Fall.  Die  Weise  seiner  Zeichnung  und 
Auffassung,  die  vollen  Körperformen,  der  runde  und  lang-fliessende 
Zug  der  Gewänder  — Alles  deutet  auf  das  Hervorgehen  aus  einer 
Kunstrichtung,  die  von  der  von  Flandern  ausgehenden  Reform  nicht 
berührt,  und  vor  ihr  ist.  Selbst  die  Art  des  Druckes  scheint  mit  der 
Epoche  zu  stimmen.  Es  ist  kein  Reibdruck,  aber  auch  nicht,  wie 
Sotzmann  zu  glauben  geneigt  ist,  ein  mit  der  Bücherpresse  hergestellter 
Druck,  — es  ist  ein  Erzeugnis  des  in  der  Frühepoche  geübten  Press- 
verfahrens, das  älter  ist  als  jenes  mit  dem  Reiber,  wie  wir  oben  dar- 
zulegen versuchten,  und  gerade  diese  Qualität  des  Buxheimer  Holz- 
schnittes scheint  uns  ein  beachtenswerthes  Zeugniss  für  sein  wirkliches 
Alter*).  Auch  darin,  dass  seine  Druckfarbe  schwarz  und  nicht  braun 
ist,  stimmt  der  Christof  mit  den  aus  allgemeinen  stylistischen  Gründen 
früh  zu  setzenden  Bilddrucken  überein.  Der  Druck  selbst  ist  indess 
kein  vollkommen  gelungener,  und  an  einigen  Stellen  etwas  ausgeblieben. 

Was  aber  ferner  ein  beachtenswerthes  Indicium  für  die  Ent- 
stehung um  1423  beim  Buxheimer  Bilddrucke  bildet,  ist  die  Art  seines 
Zusammenhanges  mit  dem  Buche.  Dieses  selbst  ist,  wie  die  bei  Dibdin 
richtig  gegebene  Schlussschrift**)  anzeigt,  1417  geschrieben,  womit  auch 
der  Charakter  der  Handschrift,  eine  feste  nicht  sehr  sorgfältige  Cursive, 
vollkommen  übereinstimmt.  Der  Einband  ist  offenbar  noch  der  erste 
und  ursprüngliche,  und  das  Christofbild  sowohl,  als  auch  die  noch  zu 
erwähnende  Verkündigung  auf  der  Innenseite  des  vordem  Deckels  sind, 
die  ganze  Fläche  einnehmend,  als  dessen  alleiniger  Ueberzug  unmittel- 
bar auf  das  Holz  geklebt. 

Ob  sich  die  Jahreszahl  auf  ein  anderes  Datum  als  das  der  Ver- 
fertigung des  Holzschnittes  bezieht,  wie  Sotzmann  für  wenigstens  nicht 
unwahrscheinlich  hält,  wird  allerdings  kaum  je  nach  einer  oder  der 
andern  Richtung  hin  erweisbar  sein , aber  soviel  steht  fest , dass 
die  lateinischen  Verse  in  der  Unterschrift  keinerlei  Hindeutung  auf  eine 


*)  Eine  kleine  losgelöste  Partie  an  der  untern  rechten  Ecke,  gestattet  die 
Rückseite  des  Blattes  zu  untersuchen. 

**)  Bibi.  Spenc.  I,  p.  IV.  Explicit  über  iste. 

Qui  intytulat(ur)  laus  virginis 

Anno  d(omi)ni  m°  cccc°  xvij0  in  vigilia  S(anc)te 

mathye  ap(osto)li. 


240 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


specielle  Begebenheit,  etwa  ein  Mirakel  enthalten,  welche  sich  irgend 
wie  mit  der  Jahreszahl  1423  in  Zusammenhang  bringen  liesse.  Der 
Glaube  an  die  Schutzkraft  der  Ghristofbiider  gegen  unvorhergesehenen 
plötzlichen  Tod  war  allgemein  verbreitet,  das  und  Nichts  anderes  spre- 
chen die  Verse  aus: 

Ghristofori  faciem  die  quacumque  tueris 
lila  nempe  die  mala  morte  non  morieris 
und  kommen  ähnlich,  und  in  vielfachen  Variationen  auf  gedruckten, 
wie  auf  den  gemalten  Christofbildern  vor,  die  im  Mittelalter  an  den 
Aussenseiten  der  Kirchen  und  an  andern  weithin  sichtbaren  Stellen 
angebracht  wurden*). 

So  scheint  Alles  darauf  zu  weisen,  dass  wir  in  dem  Buxheimer 
Christof  wirklich  einen  Holzschnitt  von  1423  vor  uns  haben.  Weshalb 
gerade  dieser  unter  so  vielen  anderen  datirt  ist?  Vielleicht  wusste  der 
Verfertiger  den  sich  neben  den  Versen  bietenden  leeren  Raum  nicht 
besser  auszufüllen,  jedenfalls  bietet  die  Beisetzung  einer  Jahreszahl  auf 
einem  Kunstwerke  auch  ohne  sonstige  Namensbezeichnung  oder  der- 
gleichen nichts  Auffallendes  und  hat  überall  unzählige  Analogien. 

Der  Fundort  wie  auch  die  künstlerischen  Eigenthümlichkeiten  des 
Buxheimer  Christof  deuten  auf  seine  Entstehung  im  obern  Deutsch- 
land. Das  Blatt  zeigt  aber  auch  eine  so  bedeutende  Stufe  technischer 
Vollkommenheit  in  der  Handhabung  des  Schnittes,  dass  es  zu  seiner 
Zeit  kein  vereinzelter  und  dilettanischer  Versuch,  sondern  nur  die 
Frucht  einer  vorhergegangenen  langen  Uebung  und  Entwickelung  der 
Xylographie  gewesen  sein  kann. 

In  der  schon  erwähnten  Verkündigung  besitzen  wir  ein  in  allen 
Beziehungen  ebenbürtiges  Seitenstück  des  Christof  als  Zeugniss  des  eben 
behaupteten  Verhältnisses.  In  dem  Einbande  der  Handschrift  in  ganz 
gleicher  Weise  wie  der  Christof  angebracht,  ist  sie  offenbar  von  der- 
selben Hand  entworfen  und  gefertigt**).  Die  weichen  Formen,  wie  sie 

*)  Ein  Christof,  Holzschnitt  des  15.  Jahrh.  in  der  Wiener  Hofbibliothek  hat 
z.  B.  die  Verse: 

Cristoffore  sancte,  virtutes  sunt  tibi  tante 
Qui  te  mane  videt  nocturno  tempore  ridet 
Cristoffori  faciem  quicunque  devote  tuetur 
Illo  namque  die  nullo  languore  grauetur. 

F.  v.  Bartsch,  Die  Kupferstichsamml.  der  Hofbibi,  in  Wien,  Nr.  2518.  Eine 
Zusammenstellung  von  Christophsbilder-Inschriften , beinahe  alle  einen,  den  ange- 
führten ähnlichen,  Gedanken  ausdrückend,  bei  Van  Heukelüm:  Van  sante  Cristoffels 
Beeiden.  Utrecht  1865  p.  42  ff. 

**)  Eine  verkleinerte  nicht  völlig  entsprechende  Nachbildung  bei  Ottley,  Hist, 
of  Eng.  I.  p.  95.  Der  verkündigende  Engel  allein  originalgross  abgebildet  bei  Dibdin 
Bibi.  Spenc.  I.  III. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


241 


dort  der  Kopf  des  Christkindes  zeigt,  treffen  wir  hier  sowohl  im  Kopfe 
der  Madonna  als  des  Engels  wieder,  die  Art  des  runden  und  fliessenden 
Faltenwurfes  ist  dieselbe,  auch  die  Schnittweise  ist  ganz  ähnlich,  und 
vielleicht  nur  in  der  Behandlung  etwas  zarter  als  dort*). 

Merkwürdig  und  für  eine  Art  von  Ruf  sprechend , in  dem  dieses 
Werk  gestanden  haben  mag,  ist  es,  dass  sich  von  der  Buxheimer 
Verkündigung  zwei  verschiedene  ziemlich  frühe  Copien  vorfinden.  Beide 
waren  in  der  ehemaligen  Weigel’schen  Sammlung,  und  sind  mit  ihr 
unter  den  Nummern  18  und  81  publicirt  und  abgebildet,  das  erstere 
Exemplar,  das  derber  geschnitten  und  stumpf  gedruckt  ist,  als  »Metall- 
schnitt«, das  andere  als  Holzschnitt.  Dass  wir  aber  in  der  Buxheimer 
Verkündigung  das  Original  und  die  Vorlage,  in  den  zwei  Weigel- 
schen  jedoch  Nachbildungen  vor  uns  haben,  das  beweisen  ausser 
der  weit  grossem  Vollkommenheit  der  Zeichnung  und  Ausführung 
in  der  Buxheimer  Verkündigung,  noch  Umstände  anderer  Art.  Bei 
dieser,  der  Buxheimer  Verkündigung,  sind  die  Köpfe  gut  proportionirt 
und  voll  entsprechenden  Ausdruckes,  namentlich  ist  eine  gewisse  weib- 
liche Anmuth  in  dem  Gesichte  der  Maria,  und  ein  kindliches  Wesen 
m dem  des  Engels  vollkommen  gelungen.  In  dem  Blatte  bei  Weigel  81 
sind  die  Nasen  grade  weg  und  hölzern  gezeichnet,  die  Feinheiten  der 
Linien  am  Munde  und  dem  runden  Kinn  fehlen , der  Faltenwurf  ist 
wie  confus  und  ohne  Verständniss , was  besonders  in  den  am  Boden 
aufliegenden  Gewandtheilen  bemerkbar  wird.  Nicht  besser,  nur  vielleicht 
der  Zeit  nach  dem  Originale  etwas  näher  stehend  — die  Falten  sind 
hier  mehr  rund  — ist  der  bei  Weigel  sog.  Metallschnitt  Nr.  18.  Möglich 
auch,  dass  Nr.  81  gar  keine  Gopie  nach  dem  Buxheimer  Original, 
sondern  nur  wiederum  eine  Gopie  der  Gopie  Nr.  18  ist**).  Ganz 
besonders  bemerkenswerth  scheint  mir  aber  ein  costümlicher  Unterschied 


*)  Auch  die  Weise  der  bei  beiden  Blättern  sehr  sorgfältigen  Colorirung  ist 
die  gleiche.  Beim  Christof  ist  der  ganze  Boden  und  die  beiden  Berge  rechts  und 
links  lichtgrün,  in  leichter,  flüssiger  Farbe,  die  Kronen  der  Bäume  etwas  dunkler. 
Die  Gebäude,  die  Baumstämme,  einige  Theile  vom  sichtbar  werdenden  Innern  vom 
Mantel  des  Christof  etc.  licht  schwefelgelb,  ebenso  die  Heiligenscheine,  die  Welt- 
kugel etc.  Das  Kleid  des  Christkindes  und  des  Eremiten  lichtgrau.  Der  Mantel  des 
Christof  glanzlos  rosabraun.  Die  sichtbar  werdenden  Fleischtheile  der  Figuren  mit 
einem  leichten  feinen  Fleischton  angelegt,  der  in  die  weiss  stehen  gelassenen  Lichter 
zart  ausgetuscht  ist.  Ein  etwas  griesiges  Ultramarinblau  kommt  in  der  obern 
Partie  des  Wassers,  dem  Unterkleide  des  Christof  etc.,  vor.  Bart  und  Haare  des 
Christof  und  des  Eremiten  dunkelschwarzgrau  mit  ausgetuschten  Rändern  etc.  Die 
Gesammthaltung  fein,  hell  und  blass. 

**)  Leider  war  mir  das  Weigel’sche  Werk  in  Althorp  nicht  zur  Hand,  um 
eine  ganz  genaue  unmittelbare  Vergleichung  anstellen  zu  können 

I 


16 


242 


Lipptnann:  Uebev  die  Anfänge 


zwischen  dem  Buxheimer  und  den  Weigel’schen  Exemplaren.  In  dem 
Ersteren  hat  die  Madonna  ein  um  den  Leib  eng  anschliessendes 
gürtelloses  Unterkleid,  das  sich  knapp  um  die  Hüften  legt,  während 
dieses  in  den  beiden  Weigel’schen  Blättern  von  einem  deutlich  ange- 
zeigten Gürtel  zusammengezogen  ist,  und  nach  oben  und  unten  ver- 
laufende schmale  Längsfalten  bildet.  Das  gürtellose,  um  die  Hüften 
anschliessende  Kleid  entspricht  der  älteren  Trachtweise,  wie  sie  vor- 
nehmlich im  14.  Jahrhunderte  üblich  war,  und  im  Beginn  des  15.  dem 
um  den  Leib  gezogenen  Gürtel  Platz  macht.  Ein  derartiges  treues 
Festhalten  an  der  jeweiligen  Zeittracht,  wie  wir  es  bei  dem  sonst  doch 
nur  copierenden  Schnitte  der  Weigel’schen  Blätter  finden,  ist  kein  ver- 
einzeltes Vorkommniss  unter  den  Werken  der  frühen  Formschneidekunst, 
und  bietet,  so  wie  auch  hier,  in  manchen  Fällen  einen  Hinweis  wenig- 
stens auf  das  relative  Alter  von  Wiederholungen,  und  eine  Andeu- 
tung zur  Bestimmung  von  Original  und  Gopie.  Ein  dem  in  Rede 
stehenden  ganz  analoger  Fall  lässt  sich  z.  B.  in  den  verschiedenen 
Ausgaben  der  xylografischen  Apocalypse  beobachten.  Vergleicht  man 
die,  von  Sotheby*),  wie  ich  glaube  mit  Recht,  als  älteste  betrachteten 
Ausgaben  I (IV.  bei  Heinecke)  und  II  (Heinecke  III.),  mit  den  übrigen 
Ausgaben,  so  wird  man  costümliche  Unterschiede  in  ziemlicher  Zahl 
und  auffällig  sichtbar  finden.  So  bestehen  auf  dem  Blatte  13  (Gaude 
equorum)  der  Ausgabe  I,  die  Rüstungen  der  auf  den  flammenspeienden 
Löwen  sitzenden  Ritter  in  Panzerhemden  und  Helmen,  von  weit  älterer 
Form,  als  diejenigen,  die  auf  der  nämlichen  Darstellung  in  Ausgabe  IV 
erscheinen,  wo  dieselben  Reiter  vollständige  Plattenharnische  mit  Sturm- 
hauben, und  den  runden  Gelenk-Schutz-Platten  haben,  wie  sie  in  den 
Zeiten  Karls  des  Kühnen  üblich  waren,  während  die  Composition  der 
Bilder  sonst  ziemlich  treu  reproducirt  ist.  Auf  dem  Blatte  1 (Conuersi 
ab  ydolis)  ist  in  Ausgabe  I der  Gürtel  nach  der  ältern  Trachtweise 
von  den  Hüften  herabfallend,  in  den  spätem  Ausgaben  wiederum  den 
Leib  eng  umschliessend  dargestellt,  ganz  wie  es  die  Wandlungen  des 
Costümes  mit  sich  brachten,  welche  zwischen  dem  Erscheinen  der  ver- 
schiedenen Ausgaben  (Gopien)  vor  sich  gegangen  waren. 

Im  Jahre  1844  wurde  ein  Holzschnitt  entdeckt,  auf  welchem 
man  die  Jahreszahl  1418  las,  also  ein  um  fünf  Jahre  älteres  Datum 
als  das  des  Buxheimer  Christof.  Es  ist  dies  die  schon  erwähnte 
Madonna  mit  Heiligen,  jetzt  in  der  Brüsseler  Bibliothek.  Man  fand  ihn 
angeklebt  auf  der  Innenseite  des  Deckels  eines  Koffers,  welcher  ursprüng- 
lich zum  Auf  bewahren  von  Acten  des  1473  von  Karl  dem  Kühnen 


) Principia  Typographica  Vol.  I. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


243 


gegründeten  Conseils  von  Mecheln  gedient  haben  soll.  Die  ziemlich 
reiche  Composition  stellt  den  Vorgang  der  Vermählung  der  heiligen 
Katharina  dar,  welche  Letztere  rechts  von  der  sitzenden,  das  Christkind 
auf  dem  Schoosse  haltenden  Maria  steht.  Links  die  heilige  Barbara, 
weiter  nach  vorne  die  heilige  Margaretha  und  die  heilige  Dorothea.  Die 
ganze  Gruppe  befindet  sich  in  einer  Art  Garten,  der  von  einem  Zaun 
umschlossen  wird.  An  der  Planke  der  vorne  in  der  Mitte  angebrachten 
Eingangsthüre  liest  man  die  Jahreszahl  Mcccco  XVIII.  Das  Blatt  ist 
wenig  gut  erhalten,  theilweise  verrieben,  der  Unterrand  abgerissen,  die 
ursprüngliche  Colorirung  verwaschen  und  von  ihr  nur  noch  einzelne 
Farbflecken  vorhanden.  Der  scharfe  und  reine  Druck  ist  in  lichtbrauner 
Farbe,  und  wie  es  allen  Anschein  hat,  mit  dem  Reiber  ausgeführt. 

Der  Entdeckung  und  ersten  Publication  des  Holzschnittes  von  1418 
durch  Baron  Reiffenberg  folgten  alsbald  einige  Schriften,  welche  die 
Frage  der  Echtheit,  d.  h.  der  Gültigkeit  der  Jahreszahl  1418,  erörter- 
ten*), und  sie  theilweise  leugneten.  In  neuerer  Zeit  fasste  Ch.  Ruelens 
in  einer  längeren,  mit  einem  getreuen  Facsimile  versehenen  Abhand- 
lung**) das  bezügliche  Material  zusammen,  und  gelangte  zum  Schlüsse, 
die  Entstehungszeit  des  Blattes  in  Uebereinstimmung  mit  seiner  Da- 
tirung  anzuerkennen. 

Dass  die  Brüsseler  Madonna  jedoch  gleich  vom  Anfänge  an 
Bedenken  und  Zweifel  über  ihr  wirkliches  Alter  wachgerufen  hat,  liegt 
in  dem  Charakter  der  Zeichnung  und  Composition  vornehmlich  begründet. 
Während  beim  Buxheimer  Christof  eine  vollständige  Coincidenz  zwischen 
dem  Kunststyle  und  der  Epoche  der  Datirung  obwaltet,  ist  das  Gleiche 
bei  der  Madonna  von  1418  nicht,  oder  wenigstens  nicht  in  eclatanter 
Weise  der  Fall.  Verweilen  wir  einen  Moment  bei  der  Beschreibung  des 
Blattes  selbst.  Den  Gegenstand  der  Darstellung  haben  wir  schon  oben 
angedeutet.  Die  Composition  ist  eine  jener  in  den  niederländischen 
Malereien  des  15.  Jahrhunderts  häufig  vorkommenden  Gruppen  der 
Maria  von  weiblichen  Heiligen  umgeben,  wie  sie  das  bekannte  Bild  des 
Gerhard  Öavid  im  Museum  zu  Rouen,  eines  der  Münchener  Pinacothek 
und  mehrere  andere  dieser  Zeit  und  Schule,  aufweisen.  Die  Anordnung 
ist  eine  symmetrische  — oben  im  Mittelgründe  Maria  und  zwei  weib- 
liche Heilige,  zwei  andere  vorne  rechts  und  links  sitzend  — doch 


*)  Reiffenberg,  La  plus  ancienne  gravure  connue  avec  une  date,  1845.  4° 
G.  D.  B.  (C.  de  Brou),  Quelques  mots  sur  la  gravure  au  millesime  de  1418 
Brux.  1846.  — M.  J.  A.  L.  (Luthereau),  Opinion  d’un  Bibliophile  sur  l’estampe  de 
1418.  Brux.  1846. 

**)  Documents  iconographiques  et  typographiques  de  la  Bibliotheque  royale  de 
Belgique.  I.  Ser.  3 Livr.  La  Vierge  de  1418  par  Cb.  Ruelens.  Brux.  1865.  f. 


244 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


ist  bei  aller  Regelmässigkeit  die  Positur  frei  von  architektonischer  Strenge 
und  Gebundenheit,  in  genrehaft -natürlicher  Weise  zusammengebaut. 
Aber  auch  ausser  der  Gesammtheit  der  Gomposition  ist  in  der  Bewe- 
gung und  Zeichnung  der  Gestalten,  der  Körperbildung,  den  lypen  und 
ganz  besonders  im  Wurf  der  Falten  die  Charakteristik  der  flandrischen 
Malerei  zur  Zeit  ihrer  vollen  Ausbildung,  unleugbar  ersichtlich.  Die 
Gewänder  legen  sich  in  scharf  gebrochene,  stellenweise  ziemlich  gehäufte 
Falten,  welche  mehr  conventionell  als  eigentlich  organisch  angeordnet  sind; 
die  Behandlung  des  Schnittes  zeigt  vollständige  und  routinirte  Beherr- 
schung des  Materials.  Die  Linien  sind  ziemlich  dünn,  aber  fein,  scharf, 
gleichmässig,  und  selbst  in  den  schwierigen  Partien,  wie  in  den  Augen, 
Nasen,  Mund,  Händen,  mit  Sicherheit  und  durchaus  gewandter  Hand- 
habung des  Messers  gezogen,  Schattenlagen  nirgends  angegeben  — der 
Druck  war  zum  Goloriren  bestimmt,  wie  auch  die  noch  sichtbaren  Farben- 
reste beweisen.  Die  Behandlung  des  Holzes  ist  im  Principe  ganz  analog 
der,  welche  wir,  wenn  auch  in  subtilerer  Art,  im  Niederländischen  Specu- 
lum,  in  den  Originalen  der  xylografischen  Armenbibel  und  überhaupt  in 
den  xylografischen  Erzeugnissen  antreffen,  die  unter  dem  direkten  Ein- 
flüsse der  van  Eyck’schen  und  Roger’schen  Schule  hervorgegangen 
sind.  Dahin  gehört  vor  Allem  auch  eine  Madonna  immaculata  mit 
niederländischer  Umschrift  im  Berliner  Museum.  In  dem  letztgenannten 
Holzschnitte  hat  man  eine  ganz  besondere  Aehnlichkeit  mit  dem  Brüsse- 
ler Blatt  erblicken  wollen*).  Eine  Aehnlichkeit  ist  wohl  vorhanden, 
sie  geht  aber  nicht  über  die  allgemeine  Schulverwandtschaft  hinaus. 
Die  Bildung  der  Nasen  ist  in  den  Köpfen  auf  dem  Brüsseler  Madonnen- 
bilde etwas  mehr  vorspringend  und  mit  breiterem  Rücken  als  bei  dem 
Berliner  Blatte,  auch  ist  auf  letzterem  der  Schnitt  massiver,  derber  und 
selbst  einfacher  als  auf  dem  ersteren.  Zur  Aufhellung  der  über  die 
Brüsseler  Madonna  schwebenden  Fragen  kann  aber  die  Berliner  wenig 
helfen,  da  wir  nicht  mehr  von  ihr  wissen,  als  dass  sie  niederländischen 
Ursprungs  ist,  was  die  Umschriften  beweisen,  was  aber  an  der  Brüsseler 
Madonna  auch  ohne  diese  Analogien  kaum  zweifelhaft  sein  könnte. 
Der  Schwerpunkt  der  Echtheitsfrage  bei  der  Madonna  von  1418  wird 
immer  in  den  Kunststyl  der  Zeichnung  zu  legen  sein.  Wir  haben  keiner- 
lei sichere  Kenntniss  von  dem  Zustande  der  Holzschnitt-Technik  in 
jener  Zeit.  Bei  grosser  Unvollkommenheit  im  Uebrigen  mag  vielleicht 
die  Holzschneidekunst  in  einzelnen,  oder  vielleicht  in  einer  einzelnen 
Werkstätte  schon  mit  besonderer  Vollendung  geübt  worden  sein, 

*)  Facsimile  bei  Holtrop,  Monuments  pl.  II  und  bei  Ruelens  a.  a.  0.  Ersterer 
gibt  auch  die  richtige  Lesung  des  von  Passavant  I.  p.  111  falsch  citirten  xylo- 
graphischen  Textes. 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


245 


gleich  der  Malerei  in  der  Werkstätte  der  van  Eyck;  aber  die  Ent- 
wicklung der  Zeichnungsweise  liegt  ungleich  klarer  vor  uns,  und  da 
wird  man  fragen  müssen,  ob  es  denkbar  ist,  dass  1418  eine  Zeich- 
nung ausgeführt  wird,  die  in  unverkennbarer  Weise  den  Typus  der 
van  Eyck’schen  Schule  zeigt?  — und  dass  das  Berliner  sowohl  als  das 
Brüsseler  Madonnenbild  der  Eyck’schen  Schule  an  gehört,  wird  allgemein 
und  auch  von  Ruelens  zugegeben*).  — Kann  aber  1418  von  einer 
solchen  die  Rede  sein?  Der  Versuch,  Analogien  zwischen  der  Madonna 
von  1418  und  gleichzeitigen  Miniaturen  zu  entdecken,  ist,  wie  der  eben 
citirte  Autor  sagt,  deshalb  ohne  Erfolg  geblieben,  weil  wir  keine  ganz 
bestimmt  datirbare  Miniaturenhandschrift  der  niederländischen  Schule  aus 
dieser  Zeit  besitzen,  und  weil,  wie  man  hinzusetzen  kann,  eine  Diffe- 
renz von  verhältnissmässig  nur  wenigen  Jahren,  bei  der  raschen  Ent- 
faltung der  flandrischen  Malerei,  eine  Vergleichung  mit  solchen  spätem 
Werken  für  di§se  Frage  werthlos  macht. 

Auch  die  Untersuchung  des  Costumes  der  Figuren  vermag  die 
Entscheidung  nicht  zu  fördern.  Einestheils  bietet  die  Tracht  der  dar- 
gestellten Heiligen  in  einfachem,  langem,  faltigen,  um  die  Hüften  mit 
einem  Gürtel  zusammengehaltenen  Kleid  allzu  wenig  Anhaltspunkte, 
anderseits  wäre  es,  wenn  selbst  prägnantere  Eigenthümlichkeiten  her- 
vortreten würden,  doch  kaum  möglich,  für  diese  eine  genügend  scharfe 
Grenze  zu  fixiren.  So  bleibt  vorläufig  für  die  Beurtheilung  nur  jener 
allgemeine  Eindruck  und  der  Charakter  des  Werkes  entscheidend,  den 
wir  schon  vorhin  angedeutet  haben. 

Es  ist  wohl  im  Ganzen  richtig,  dass  mit  dem  Emporblühen  der 
Malerei,  und  zuerst  von  den  Brüdern  van  Eyck  ausgehend,  an  die 
Stelle  der  lang  fliessenden  rundlichen  Falten  das  gebrochene  und 
geknickte  Faltenwerk  Eingang  findet,  aber  eine  genaue  Beobachtung 
wird  auch  lehren,  dass  innerhalb  dieser  Art  der  Falten brechung 
sich  verschiedene  Stadien , oder  verschiedene  Phasen  geltend  machen. 
Während  die  van  Eyck  noch  grosse  einfach  angeordnete  Gewand- 
massen anwenden,  bei  denen  nur  zumeist  die  Biegungen  des  auf- 
liegenden Stoffes ' in  gradlinig  contourirte , in  einen  spitzen  Winkel 
zulaufende,  an  den  Ecken  leicht  abgerundete  Falten  gelegt  sind, 
treten  die  völlig  scharfbrüchigen  Falten  mit  spitziger  Vereinigung  der 
Gontouren  erst  in  den  Werken  des  Roger  van  der  Weyden,  und  in 
weiterer  Steigerung  bei  seiner  Schule  auf.  Bei  dem  Meister  E.  S.  von 
1466 , bei  Martin  Schongauer  und  den  Malern  der  letzten  drei  oder 


*)  P.  46  a.  a.  0.:  »Comme  celle  do  1418,  eile  (die  Berliner  Madonna)  appar- 
tient  evidemment,  par  son  style,  ä l’ecole  des  Van  Eyck.- 


246 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge 


vier  Decennien  des  15.  Jahrhundertes  wird  die  Manier  des  scharf- 
brüchigen Faltenwerkes  völlig  durchgebildet.  Es  erscheint  sehr  ge- 
wagt , anzunehmen , dass  so  geknickte  und  so  conventioneil  gebildete 
Falten,  auf  der  Brüsseler  Madonna  schon  1418  Vorkommen  sollen, 
wie  wir  sie  anderwärts  nur  an  Kunstwerken  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  15.  Jahrhundertes  finden.  Und  noch  viel  mehr  als  die  Bildung 
der  Falten  selbst,  deutet  die  gewissermassen  schematische,  und  wenn 
man  so  sagen  kann  abreviirte  Art,  in  welcher  sie  im  Holzschnitt  zum 
Ausdrucke  gelangen,  auf  eine  Epoche,  in  welcher  die  derartige  Zeich- 
nungsweise nicht  nur  alle  Stadien  der  Entwickelung  aus  dem  einfachen 
Faltenwurf  der  van  Eyck’schen  Zeit,  zu  dem  complicirten  der  Blüthe- 
periode  der  Schule  des  Boger  durchlaufen  hatte,  sondern  auch  von 
der  graphischen  Kunst  längst  aufgenommen  und  selbständig  verarbeitet 
worden  war. 

Jene  hakenförmigen  Bildungen  der  Faltenlinien  finden  sich  wie 
auf  der  Madonna  von  Brüssel  wieder,  z.  B.  in  den  Schnitten  des  Spe- 
culum , welchem  heutzutage  doch  wohl  Niemand  mehr  geneigt  sein 
wird,  eine  Entstehungszeit  etwa  vor  1450 — 60  anzuweisen.  Diese 
hakenförmige  und  knittrige  Bildung  findet  sich  jedoch  noch  nicht  in 
den  Holzschnitten  des  Spirituale  pomerium  der  Bibliothek  de  Bourgogne, 
deren  Entstehung  um  oder  vor  1440  fällt,  ebensowenig  in  dem  damit 
nahe  verwandten  Exercicium  super  pater  noster  der  Pariser  Bibliothek. 
Sicher  ist:  Wäre  die  Brüsseler  Madonna  nicht  datirt,  für  ein  Werk 
aus  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhundertes  würde  sie  wohl  nie  ge- 
halten worden  sein. 

Bei  einem  so  flagranten  Widerspruch  zwischen  Jahreszahl  und 
Stylcharakter  wird  man , wenn  man  nicht  alle  herkömmlichen  und 
wohlbegründbaren  Vorstellungen  von  der  Gestaltung  der  Kunsttypen 
für  irrig  erklären  will,  den  Fehler  doch  nur  in  das  inschriftliche  Datum 
verlegen  müssen.  Wir  halten  dieses  aber  weder  für  beschädigt,  radirt 
oder  gefälscht;  wofür  es  mehrfach  erklärt  wurde,  sondern  für  voll- 
kommen erhalten,  und  nur,  was  ebenfalls  schon  ausgesprochen  worden 
ist,  in  der  ursprünglichen  Schreibung  geirrt.  Ob  nun  ein  L ausgefallen 
ist,  so  dass  der  Zeichner  MCCCCXVIII  statt  MCCCCLXVIII  schrieb, 
oder  ob  statt  des  X ein  L stehen  sollte  (MGCGGLVIII) , ist  schwer 
zu  entscheiden.  — Fehler  ähnlicher  Art  sind  aber  bekanntlich  durch- 
aus nicht  selten  in  den  Schlussschriften  gedruckter  Bücher  des  15.  Jahr- 
hundertes. Mit  der  Annahme  eines  derartigen  Fehlers  aber  fällt  auch 
sofort  Alles  hinweg , was  die  Brüsseler  Madonna  für  den  Beschauer 
Wider spruch volles  bietet.  Mit  der  Zeit  von  1458  oder  1468  har- 
monirt  die  Art  der  Zeichnung  und  der  Faltenwurf,  die  Behandlung 


der  Formschneidekunst  und  des  Bilddruckes. 


247 


des  Schnittes  und  die  Druckweise  mit  dem  Reiber  und  in  lichter 
Farbe. 

Noch  können  wir  hier  zwei  Bilddrucke  nicht  unerwähnt  lassen, 
die  Henri  Delaborde  in  der  Gazette  des  Beaux-Arts*)  publicirt  hat, 
und  die  nach  der  Conjectur  des  genannten  Gelehrten  aus  der  Zeit  um 
1406  stammen  sollen.  Diese  beiden  Blätter,  von  denen  eines  die 
Kreuztragung,  das  andere  das  Sch weisstuch  der  heiligen  Veronica  dar- 
stellt, sind  Schrotblätter  und  befinden  sich  in  einer  klein-octavo  Papier- 
handschrift der  Pariser  Nationalbibliothek,  worin  ausser  einigen  Trac- 
taten  geistlichen  Inhaltes  ein  Calendarium  und  Abschriften  von  Stücken 
aus  den  vier  Büchern  von  Thomas  a Kempis  Imitatio  Christi  enthalten 
sind.  Die  Blätter  sind  nicht  eingeklebt,  sondern  mit  dem  Buche  gebunden, 
in  welchem  sie  ganze  Folien  bilden,  und  sowohl  auf  den  freien  Stellen 
der  Vorderseite  als  auch  in  tergo  beschrieben.  Der  Grund,  der  Dela- 
borde dazu  geführt  hat,  für  die  beiden  Drucke  die  erwähnte  Entstehungs- 
zeit anzunehmen,  ist  das  in  dem  Manuscripte  enthaltene  Calendarium, 
welches,  obwohl  vielfach  incorrect,  für  die  Jahre  von  1394—1406  gestellt 
erscheint,  zu  welchem  Resultat  man  jedoch  nur  mittelst  einer  mehr- 
fachen Verbesserung  der  vorkommenden  Fehler  gelangen  kann,  wobei, 
was  besonders  bemerkenswert!!  ist,  die  deutlich  geschriebene  Jahreszahl 
1473  als  verschrieben,  und  1413  gelesen  werden  muss.  Ohne  jedoch 
hier  eines  Längern  aüf  den  Werth  der  dergestaltigen,  aus  dem  Kalender 
geschöpften  Datumsbestimmungen  einzugehen,  müssen  wir  vor  Allem 
einen,  Delaborde  wie  es  scheint  unbekannt  gebliebenen,  Umstand  her- 
vorheben. Die  beiden  in  dem  Pariser  Manuscripte  enthaltenen  Schrot- 
blätter kommen  nämlich  als  Abdrücke  derselben  Platten,  und  zusammen 
mit  achtzehn  ähnlichen  Bildern  in  einem  »Leiden  Christi«  mit  typo- 
graphischem Text  vor,  welches  sich  in  der  Münchener  Hofbibliothek 
befindet.  Dieses  Büchlein,  möglicher  Weise  ein  Erzeugniss  der  Pressen 
des  Albert  Pfister  von  Bamberg,  ist  von  F.  H.  Stöger  ausführlich 
publicirt  worden**).  Die  darin  enthaltenen  Schrot-Schnitte  sind  ziemlich 
rohe  Arbeiten , mit  unbehilflicher  Zeichnung  der  Figuren , in  der  ge- 
wöhnlichen punktirten  Ausführung.  Delabordes  Blätter  finden  sich  auf 

*)  Notice  sur  deux  estampes  de  1406  etc.  Gazette  des  Beaux-Arts  1869, 
p.  239  ff. 

**)  Zwei  der  ältesten  deutschen  Druckdenkrnäler  beschrieben  . . etc.  . . . von 
Franz  Xaver  Stöger.  München  1833  8°.  Das  »Leiden  Christi«  ist  in  einem  klein- 
octavo-Band  zusammen  mit  einem  in  der  Ausstattung  ganz  ähnlichen  Büchlein  von 
den  »Sieben  Freuden  der  Maria«.  (Münch.  Bibi.:  Xyl.  15.)  Fragmente  einer  von 
der  Münchner  etwas  verschiedenen  Ausgabe  des  »Leidens  Christi«,  jedoch  mit  den- 
selben Schrotschnitten  aus  der  Weigel’schen  Sammlung  Nr.  338  im  Britischen 
Museum. 


248 


Lippmann:  Ueber  die  Anfänge  der  Formschneidekunst  etc. 


Fol.  9 verso  das  Schweisstuch,  und  auf  Fol.  11  recto  die  Kreuztragung. 
Nimmt  man  seine  Entstehung  so  früh  als  möglich  an,  so  wird  dieses 
Buch  des  mit  beweglichen  Lettern  gedruckten  Textes  halber,  doch  frühe- 
stens erst  gegen  1460  zu  setzen  sein ; — ist  es  aber  glaublich,  dass  zwei 
Holzschnitte  vor  1406  einzeln  abgedruckt  werden , und  dann  fünfzig 
Jahre  später  wiederum,  und  als  Bestandtheile  einer  grossen  Suite  ana- 
loger Bilder,  zu  der  sie  offenbar  gehören,  in  einem  typographischen 
Produkt  Verwendung  finden?  Ist  es  nicht  vielmehr  wahrscheinlich  und 
ganz  natürlich,  dass  solche  Platten  nach  ihrem  Gebrauche  zum  Bücher- 
druck zerstreut  und  einzelne  Abdrücke  davon  dann  gelegentlich  in  ein 
Manuscript  mit  eingebunden  wurden?  Die  Bedeutung  des  Calendarium 
vermag  hiergegen  kaum  ins  Gewicht  zu  fallen,  denn  es  kommt  vor, 
dass  Abschreiber  ältere  Galendarien  ganz  mechanisch  copiren,  und 
ihren  Manuscripten  vorsetzen,  — und  die  Mangelhaftigkeit  des  in  Rede 
stehenden  spricht  ganz  dafür,  dass  es  eine  solche  Gopie  ist,  die  hier 
vorliegt.  Endlich  aber  haben  die  neueren  Untersuchungen  die  Autor- 
schaft des  1380  geborenen  Thomas  von  Kempen,  und  damit  die  Ab- 
fassung der  Imitatio  Christi  frühestens  im  zweiten  Jahrzehnt  des 
XV.  Jahrhundertes,  beinahe  zur  Evidenz  dargethan.*)  Keinesfalls  und 
am  wenigsten  auf  jenes  so  bedenkliche  Calendarium  hin,  wäre  jedoch 
die  Annahme  noch  statthaft,  dass  die  Imitatio  schon  T406  bekannt 
und  verbreitet  gewesen  sein  soll. 

Es  sind  nur  lückenhafte  und  vereinzelnte  Thatsachen,  die  unsere 
Kenntniss  bis  zur  Urgeschichte  der  Druckkunst  hinaufzuleiten  vermögen, 
es  muss  aber  vor  Allem  daran  gelegen  sein,  diese  Kenntniss  wenn  auch 
nur  auf  wenigen,  so  doch  auf  feststehenden  Stützpunkten  aufzubauen. 


*)  Vergl.  K.  Hirsche:  Prolegomena  zu  einer  neuen  Ausgabe  der  Imitatio 
Christi  nach  dem  Autograph  des  Thomas  von  Kempen.  Berlin  1870. 


Kritische  Bemerkungen  über  die  grossherzogliche 
Gemäldegalerie  zu  Darmstadt. 


Die  Darmstädter  Galerie  ist  erst  seit  einigen  Jahren  bekannter 
geworden.  Ein  Hauptverdienst  daran  gebührt  Prof.  G.  Kinkel,  der  am 
8.  Januar  1870  einen  Vortrag  über  dieselbe  hielt  und  ihn  durch  die 
Presse  verbreitete.  A.  Woltmann  besprach  in  der  Zeitschr.  für  bildende 
Kunst,  V.  S.  303,  das  Schriftchen  und  knüpfte  verschiedene  kritische 
Bemerkungen  daran.  Noch  mehr  musste  man  aufmerksam  werden, 
als  Hr.  Galerieinspektor  R.  Hofmann  im  J.  1872  einen  neuen  und 
wesentlich  verbesserten  Katalog  der  Sammlung  herausgab,  dem  0.  Eisen- 
mann in  der  Zeitschr.  f.  b.  K.,  Beibl.  VIII.  491,  eine  kurze  Besprechung 
widmete.  Es  liegt  also  ein  ziemlich  grosses  Material  vor  uns.  Trotz- 
dem jedoch  ist  ein  specielleres  Eingehen  auf  verschiedene  Punkte 
dringend  geboten,  namentlich  was  die  eigentliche  Bilderbestimmung  an- 
belangt. In  vielen  Benennungen  nämlich  weichen  wir  von  dem  Kataloge 
ab.  Wir  meinen  das  gar  nicht  als  Vorwurf,  denn  cs  ist  bei  einer 
bisher  so  wenig  gesichteten  Galerie  kaum  anders  zu  verlangen.  Wenig 
gesichtet  auch  trotz  der  oben  angeführten  Besprechungen,  zu  denen 
noch  vereinzelte  Notizen  bei  andern  Schriftstellern  kommen.  Die  be- 
treffenden Autoren  verbreiteten  sich  nur  über  eine  geringe  Anzahl 
Bilder,  soweit  nämlich  die  Kunstkritik  in  Frage  kommt.  Kinkel  nament- 
lich lässt  das  kritische  Element  sehr  vermissen;  man  wird  vielleicht 
sagen,  er  habe  das  gar  nicht  gewollt,  indessen  sind  doch  auch  wieder 
Stellen  darin,  in  denen  Bilder  kritisch  zu  bestimmen  gesucht  werden, 
freilich  mit  wenig  Glück  und  zumeist  in  schwankenden,  die  Sache 
unentschieden  lassenden  Angaben. 

Zuvörderst  möchten  wir  Hrn.  Hofmann  namentlich  auf  A.  van 
der  Willigcn’s  Artistes  de  Harlem  (1870)  und  auf  die  Liggeren  von 
Ph.  Rombouts  und  Th.  van  Lerius  aufmerksam  machen.  In  Bezug 
auf  die  Berichtigung  der  Künstlerdaten  wird  ihm  noch  Manches  zu  thun 
übrig  bleiben;  auch  hielte  ich  einen  Hinweis  auf  die  Literatur  für 
wünschenswerth.  Kinkel’s  und  Woltmann’s  Arbeiten  hätten  wohl  citirt 
werden  können.  Gehen  wir  nun  zu  unserer  Hauptaufgabe  über! 


250 


Schmidt:  Kritische  Bemerkungen 


Die  Entwickelung  der  kölnischen,  man  kann  sagen  deutschen 
Malerei  vom  vierzehnten  bis  in  die  erste  Hälfte  des  fünfzehnten  Jahr- 
hunderts ersieht  man  u.  A.  in  No.  161,  worin  noch  die  langen  Körper- 
proportionen erscheinen  und  in  No.  169,  worin  man  sie  bereits  kurz 
erblickt.  — Meister  Stepharis  Darstellung  im  Tempel  trägt  bekanntlich 
eine  Jahreszahl,  die  1407  und  1447  gelesen  wird;  ich  schliesse  mich  der 
letzteren  Deutung  an,  da  man  nicht  annehmen  kann,  dass  im  Jahre 
1407  bereits  eine  derartige  Kunstweise  in  Köln  möglich  gewesen.  — 
No.  194  und  195  tragen  den  späten  kölnischen  Schulcharakter  des 
Meisters  vom  Tode  Mariä  und  des  Barth.  Bruyn.  — Die  beiden  Bilder 
198  und  199  sind  richtig  als  Bruyn  bestimmt;  mit  Sicherheit  kann 
ich  dies  von  dem  erstem  sagen,  weniger  von  199,  da  dies  letztere  hoch 
aufgehängt  ist.  Aus  dieser  späteren  kölnischen  Richtung  sind  überhaupt 
noch  mehrere  Kunstwerke  da,  so  die  No.  200,  204,  205  etc.  — No. 
233,  Christus  am  Oelberg , ist  nicht  fränkisch  sondern  niederrheinisch. 

— No.  231  ist  als  »Oberdeutsch,  dem  Wolgemut  zugeschrieben«  be- 
zeichnet. Der  wulstige,  rundliche,  vielfach  gebrochene  Faltenwurf,  die 
tief  glühenden  Farben  u.  s.  w.  weisen  das  Bild  in  die  Nähe  der 
Niederlande.  Die  oberdeutsche  Schule  kennt  eine  derartige  runde  Mo- 
dellirung,  die  den  breiten,  platten  Flächen  aus  dem  Wege  geht,  keines- 
wegs. In  Oberdeutschland  sind  die  Formen  durchaus  flacher;  manche 
Theile,  namentlich  der  Gewänder,  sind  statt  sorgfältig  und  tief  in  Licht 
und  Schatten  an  jedem  Orte  abgestuft  zu  sein,  bis  an  die  Biegungen 
mit  einer  gleichmässigen  oder  doch  wenig  nüancirten  Farbe  ausgcfüllt. 
Noch  bei  Dürer,  auch  in  seinen  Stichen  und  Schnitten,  machen  sich 
diese  platten  Flächen  geltend.  Gerade  neben  unserm  Bilde  hängen 
zwei  Tafeln,  No.  229  und  230,  deren  Flachheit  der  Modellirung  auf 
die  oberdeutsche  Malerei  hinweist.  Im  Katalog  heissen  sie  »dem 
Michael  Wolgemut  verwandt«;  mir  schienen  sie  dagegen  eher  mit  der 
schwäbischen,  speciell  Ulmer  Schule,  zusammenzuhängen;  bei  der  un- 
günstigen Stelle  spreche  ich  jedoch  diese  Ansicht  nur  sehr  hypothetisch 
aus.  Noch  deutlicher  wird  dem  Betrachter  das  Verhältniss  der  nieder- 
ländischen und  niederrheinischen  Schule  auf  der  einen  und  der  ober- 
deutschen auf  der  andern  Seite,  wenn  er  die  »mittelrheinischen«  Tafeln 
211 — 215  zu  Rathe  zieht.  Das  obenbesprochene  Bild,  No.  231,  ist 
also  entweder  niederländisch  oder  niederrheinisch  (kölnisch);  soweit  ich 
nach  dem  hohen  Standpunkt  urtheilen  kann,  übrigens  eher  das  Letztere. 

— Auch  das  feine  Bildchen  No.  255,  der  englische  Gruss,  als  »Unbe- 
kannt« angegeben,  zeigt  niederrheinische  Ausführung.  — Das  Charakte- 
ristische, wodurch  sich  diese  Bilder  von  den  eigentlich  niederländischen, 
mit  denen  sie  doch  sonst  so  eng  verwandt  sind,  unterscheiden,  liegt  in 


über  die  Gemäldegalerie  zu  Darmstadt. 


251 


dem  oberflächlichem  Pinsel  und  dem  Fleischton,  worin  röthliche  Töne, 
die  etwas  flach  modellirt  sind,  sich  gerne  finden.  Der  ächte  Nieder- 
länder erscheint  bestimmter  und  genauer  in  der  Modellirung.  Darum 
scheint  mir  auch  No.  185,  der  Tod  der  Maria,  keineswegs  niederrheinisch, 
wie  angegeben,  sondern  durchaus  niederländisch.  Herr  Hofmann  ver- 
weist auf  eine  gewisse  Verwandtschaft  der  Zeichnung  wie  der  ganzen 
Empfindungsweise  mit  den  Stichen  des  Johann  von  Köln,  der  komischer 
Weise  der  Meister  mit  dem  Weberschiffchen  genannt  wird.  Der  eckige 
und  unbehülfliche  Johann  kann  aber  dies  Meisterwerk  nie  gemacht 
haben;  auch  zeigen  seine  Typen  nur  die  allgemeine  Zeitverwandtschaft. 
Johann  lebte  in  Zwolle,  also  im  Gebiet  des  jetzigen  Holland,  und  was 
man  noch  an  dem  Hofmann’schen  Hinweis  vielleicht  zugeben  könnte, 
wäre  eine  allenfallsige  Entstehung  des  Bildes  in  Holland  selbst.  Es 
erinnert  in  der  That  etwas  an  Geraert  van  Haarlem;  leider  bedeckt 
die  Altholländische  Schule  noch  dichter  Nebel.  — Der  Kunstweise  des 
Gerard  David  verwandt  präsentirt  sich  uns  Nr.  189,  ein  feines,  weiches, 
wenn  auch  etwas  kraftloses  Bild.  — Den  seltenen  Namen  des  Lucas 
van  Leyden  trägt  die  heil.  Familie,  Nr.  191,  der  ich  jedoch  trotz  Kinkel 
und  Woltmann  die  Aechtheit  abstreiten  muss  ; ich  kann  das  Bildchen 
nur  für  eine  Gopie  nach  dem  »kleinen  Männlein«  halten.  Seine  Formen 
geben  sich  darin  allerdings  zu  erkennen,  jedoch  zeichnete  Lucas  scharf, 
wenn  auch  manierirt,  während  hier  die  Zeichnung  oberflächlich,  die 
Pinselbehandlung  grob  erscheinen. 

Was  die  oberdeutsche  Schule  anbelangt,  so  interessirt  uns  vor 
Allen  Nr.  226,  Brustbild  eines  rothgekleideten  Jünglings.  Das  Bild 
wird  von  Zahn  in  den  »Ergebnissen  der  Holbeinausstellung  zu  Dresden« 
(Jahrbücher  für  Kunstwissenschaft  V.  Jahrg.  S.  197)  folgendermassen 
besprochen:  »—  — wird  vorläufig  noch  zu  denjenigen  Werken  zu 
zählen  sein,  welche  in  Ermangelung  einer  Bezeichnung  nicht  mit  voller 
Sicherheit  dem  Hans  (d.  h.  dem  Sohn)  zugeschrieben  werden  können, 
sondern  möglicherweise  dem  Ambrosius  Holbein  angehören«.  Sonder- 
barer Irrthum!  Unser  Bild  ist  ja  bezeichnet,  und  zwar  in  deutlichster 
Weise  H-H!  Das  Zeichen  des  Ambrosius  war  dies  kann  er 

aber  hier  nicht  angewendet  Jiaben,  da,  das  zweite  H der  Inschrift  weg- 
gedacht, dieselbe  nicht  mehr  symmetrisch  auf  dem  unteren  Bande  des 
Bildes  erschiene.  Sollte  der  Künstler  nun  A H in  getrennten  Buch- 
staben bezeichnet  haben,  so  müsste  man  annehmen,  da  das  erste  H 
der  Inschrift  vollkommen  deutlich  erscheint,  dass  man  das  A weggekratzt 
und  dafür  jenes  H hingesetzt  habe.  In  diesem  Falle  müssten  jedoch 
Spuren  vorhanden  sein,  wovon  aber  ganz  und  gar  nichts  zu  entdecken 
ist;  oder  sollten  wir  das  Recht  haben,  ohne  solche  Anhaltspunkte  an- 


252 


Schmidt : Kritische  Bemerkungen 


zunehmen,  was  uns  beliebt?  Schöne  Aussicht  dann  für  die  Kunst- 
geschichte, die  sich  nur  auf  dem  Boden  des  Thatsächlichen  bewegen 
darf,  und  der  von  Seite  der  ohne  jede  specielle  Bilderkenntniss 
Schreibenden  mehr  Schaden  zugefügt  worden  ist,  als  man  gewöhnlich 
glaubt.  Das  erste  H ist  ebenso  ächt,  und  zeigt  dieselbe  alte  email- 
artige Farbe  wie  die  andern  Buchstaben;  es  rührt  aus  derselben  Hand, 
aus  demselben  Farbentopfe  her.  Dazu  kommt  noch,  dass  die  Behand- 
lung des  Bildes  den  Werken  des  Vaters  Holbein , namentlich  dem  um 
die  gleiche  Zeit  fallenden  Sebastiansaltar,  so  gleicht,  wie  ein  Ei  dem 
andern.  Kein  Zweifel,  dass  wir  hier  ein  Werk  des  Vaters  vor  uns 
haben.  — Der  heilige  Laurentius,  Nr.  223,  ist  in  der  That  ganz  im 
Charakter  Zeitblorris ; ich  möchte  darum  das  »angeblich«  streichen. 
— Das  Eccehomo,  Nr.  234,  zeigt  im  Kopfe  viel  Ausdruck.  Es  ist 
offenbar  Dürer’sche  Schule;  man  sieht  dies  an  der  Behandlung,  be- 
sonders auch  der  Dornenkrone,  wo  die  braune  Untertuschung  benutzt 
wurde,  um  darauf  die  Dornen  etc.  mit  dem  Pinsel  zu  zeichnen.  Leider  hat 
das  schöne  Bild  durch  Putzen  namentlich  gelitten;  der  Kopf  weniger,  mehr 
dagegen  Hände,  Arme  und  Brust,  die  sich  jetzt  recht  schlecht  präsentiren. 
Gut  erhalten  ist  das  Roth  des  Gewandes,  wo  noch  die  dünnen,  weissen 
Lasuren  sich  finden,  welche  die  höchsten  Lichtstellen  darin  bezeichnen. 
Um  das  Bild  einem  bestimmten  Meister  zuzuschreiben , fehlen  grössere 
Anhaltspunkte.  Ob  an  Hans  Scheufelein  zu  denken  ist,  der  allerdings 
auch  fleissig  ausführen  und  verhältnissmässig  koloristisch  sein  konnte, 
mag  ein  Anderer  entscheiden.  Verwandtschaft  hat  das  Bild  jedenfalls 
zu  ihm,  vielleicht  aber  blos  die  der  allgemeinen  Schule.  — Nr.  267, 
Pieta,  ist  jedenfalls  nicht  von  Ghr.  Schwarz;  wenn  ich  mich  recht 
erinnere,  stimmt  die  Komposition  mit  einem  nach  J.  Stradanus  ausge- 
führten Stiche.  Man  sieht  übrigens  deutlich  den  Einfluss  der  spätem 
Venetianer,  namentlich  des  Bassano,  in  der  Art  und  Weise  wie  die 
Figuren  sich  gebärden,  in  den  Typen  der  Farbenbehandlung  mit  den 
dunkeln  Schatten.  Daneben  aber  verräth  die  Ausführung  deutlich  den 
nordischen  Meister;  der  Vortrag  ist  hart,  das  Ganze  überhaupt  sehr 
gering.  An  ein  Original  ist  hier  wohl  nicht  zu  denken,  ebensowenig 
als  bei  Nr.  272  an  Anthonis  Moor  oder  an  Clouet. 

Was  die  spätem  Niederländer  anbelangt,  so  schwebt  bei  Nr.  274 
der  Name  des  A.  Crabeth  rein  in  der  Luft.  Vielleicht  bestimmte  man 
ursprünglich  diesen  Namen  nach  dem  Münchener  Frauenporträt , das 
das  Monogramm  A C trägt.  Aber  auch  bei  diesem  letzteren  ist  der 
Crabeth  nicht  im  entferntesten  nachgewiesen  und  vielleicht  eher  an 
A.  Claeissoon  von  Brügge  zu  denken.  — Nr.  275  schönes  und  ächtes 
Bild  des  Nicolaus  von  Neufchatel,  nach  Woltmann’s  richtiger  IBestim- 


über  die  Gemäldegalerie  zu  Darmstadt. 


253 


mung.  Die  falschen  Daten  kann  sich  Herr  Hofmann  aus  meinem  Auf- 
sätze in  Zahn’s  Jahrbüchern,  V.  S.  143,  berichtigen.  — Zu  den  Num- 
mern 276  und  277  habe  ich  mir  bemerkt:  Nicht  von  Gortzius.  Es  sind 
ganz  ausgezeichnete  Porträts,  die  sich,  namentlich  277,  durch  eine  feste 
Zeichnung  her vorthun,  mehr,  als  dies  bei  Gortzius  der  Fall.  — Nr.  278, 
steifes,  schlechtes  Bild.  — Nr.  290,  jedenfalls  nicht  von  Jan  Brueghel, 
sondern  beträchtlich  später.  — Nr.  304.  Weich,  Verblasen,-  sicher 
später  als  der  alte  Teniers.  Hat  mit  Apshoven  Aehnlichkeit.  — Nr.  308. 
Die  Figuren  sind  gewiss  nicht  von  Frans  Francken.  B.  van  Bassen 
pflegte,  wie  man  aus  der  Behandlung  sieht,  seine  Staffage  selbst  zu 
malen;  dass  das  Bild  im  Berliner  Museum  von  Francken  staffirt  ist, 
beweist  natürlich  nichts  für  das  Darmstädter  und  anderweitige  Bilder. 

— Nr.  310.  Sicher  nicht  Daniel  Zegers ; spät  decorativ.  — Nr.  319. 
Hier  finde  ich  in  meinem  Katalog  die  Bleistiftnotiz:  »Figuren  von 
S.  Vrancx«.  Mir  ist  die  Sachlage  nicht  deutlich;  soll  das  heissen:  blos 
die  Figuren  sind  von  Vrancx,  oder  erkannte  ich  an  den  Figuren,  dass 
das  Bild  von  Sebastian  sei?  Ein  Beispiel,  zu  welchen  Verwirrungen 
allzu  lakonische  Eintragungen  führen  können.  — Nr.  323.  Nicht  von 
Jan  van  Gogen,  sondern  von  Solomon  van  Ruisdael.  — Nr.  324.  Nicht 
»in  der  Art  des  van  Gogen«,  sondern  vollkommen  in  der  des  P.  Molgn 
d.  Ä. ; auch  Nr.  339 , wo  die  Bezeichnung  S.  Ruisdael  unächt  ist, 
ähnelt  dem  Letztem.  In  Molyn’s  Art  arbeiteten  verschiedene  Maler. 

— Nr.  326.  Aechtes  und  sehr  bezeichnendes  Bildchen  des  Jan  Por- 
cellis,  nicht  von  dem  angeblichen  Julius,  wie  Bode  will.  Mit  grossem 
Rechte  sagt  der  Katalog:  „Radirungen  dieses  Meisters  stimmen  in  Mo- 
tiven und  in  Formgebung  vortrefflich  zu  diesem  feinen  Bildchen«.  In 
der  That  verräth  die  Zeichnung  des  Wassers  sowohl  als  des  Himmels 
in  unserer  Marine  und  den  Radirungen  die  gleiche  Hand.  Ich  habe 
mich  über  die  Porcellis  in  einem  eigenen  Artikel  des  Weitern  ausge- 
sprochen, worauf  ich  verweise.  — Nr.  334.'  Nicht  von  Jan  Davidszoon 
de  Heem,  sondern  von  David.  — Nr.  335.  Die  Figuren  sind  sicher 
von  A.  van  de  Velde.  — Nr.  345.  Die  Biographie  des  A.  Brouwer 
kann  der  Verfasser  aus  meinem  Schriftchen  über  denselben  (Leipzig, 
1873)  berichtigen.  Das  Darmstädter  Bildchen  kann  ich  nur  für  eine 
allerdings  schöne  Gopie  halten.  Für  unsern  Maler  ist  die  Behandlung  zu 
glatt,  nicht  geistvoll  genug.  — Nr.  346  hängt  zur  nähern  Bestimmung  zu 
schlecht,  so  viel  aber  kann  man  erkennen,  dass  es  viel  zu  hart  für 
Adriaen  ist.  Das  »angeblich«  des  Kataloges  kann  man  nur  berechtigt 
finden.  — Nr.  347.  Rembrandf s Vorname  ist  eben  Rembrandt,  nicht 
Paul.  Mit  dem  Katalog  lese  ich  1658  und  nicht  1668,  wie  Bode.  Die 
dritte  Ziffer  ist  weit  eher  einer  5 als  einer  6 ähnlich  und  weicht  von 


254 


Schmidt:  Kritische  Bemerkungen 


der  vorhergehenden  6 in  der  Form  zu  sehr  ab.  Das  Bild  ist  übrigens 
ächt;  was  man  von  der  folgenden  Nummer  nicht  sagen  kann.  Für 
Rembrandt  ist  bei  diesem  die  Behandlung  viel  zu  glatt,  vermuthlich  ist 
es  Gopie  oder  auch  von  einem  Nachahmer.  — Die  Behandlung  in  349, 
350  und  378  haben  grosse  Aehnlichkeit.  Die  beiden  erstem  Nummern 
sind  jedenfalls  von  dem  gleichen  Maler;  ob  auch  378,  mögen  specielle 
Rembrandtianer-Kenner  entscheiden.  An  Eeckhout  und  Gelder  ist  nicht 
zu  denken.  Zu  Nr.  351  hatte  ich  mir  in  den  Katalog  bemerkt: 
»Späterer  Meister.  Terburg  ist  mir  in  dieser  Weise  noch  nicht  vor- 
gekommen. Aehnelt  Netscher «.  Nachdem  nun  auch  Eisenmann  den 
Letztem  als  Meister  genannt,  also  zwei  Forscher  unabhängig  auf  die- 
selbe Meinung  gekommen , dürfte  man  das  Bild  dem  Netscher  ohne 
viele  Gewissensbisse  zurückgeben.  — Nr.  358.  »Unbekannt,  vielleicht 
von  der  Hand  Th.  de  Keyzer’s«.  Weder  von  Keyser  noch  Bol,  unter 
dessen  Namen  es  erworben  wurde,  überhaupt  nicht  holländisch,  son- 
dern der  Antwerpener  Schule  angehörig.  Eisenmann’s  Bestimmung  als 
Frans  Hals  ist  darum  gleichfalls  verfehlt.  Hätte  er  noch  Brouwer  ge- 
sagt, so  würde  ich  die  Ansicht  zwar  nicht  getheilt,  aber  doch  beach- 
tenswert]! gefunden  haben.  So  nahe  das  wundervoll  geistreich  gemalte 
und  trefflich  erhaltene  Bildniss  auch  dem  lustigen  Adriaen  steht,  so  ist 
es  doch  etwas  zu  hart  in  Vortrag  und  Golorit.  Wir  haben  hier  einen 
David  Jeniers  d.  J.  vom  ersten  Range  vor  uns;  Behandlung  und  Farbe, 
z.  B.  des  Hutes,  des  Hintergrundes  u.  s.  w.  lassen  keinen  Ausweg  und 
weisen  das  Bildchen  in  die  frischeste  Zeit  des  Meisters , als  er  vom 
Geiste  des  Rubens  noch  lebendig  erfüllt  war.  — Das  rohe  Bild,  Nr.  371, 
ist  jedenfalls  nicht  von  Pieter  van  Laar ; ob  Gopie,  kann  ich  nicht 
sagen.  — Die  Bildnisse  von  Mann  und  Frau,  Nr.  386  und  387,  gehören 
zu  den  vornehmsten  Schätzen  der  Galerie;  wie  lebendig,  wie  unmittelbar 
dei  Ausdruck,  wie  herrlich  das  Golorit!  Rembrandt  wirkt  hier  in  voller 
Stärke  nach;  an  ihn  selbst  aber  zu  denken,  verbietet  das  gleiche  Ver- 
hältnis, das  wir  bei  Nr.  358  beobachteten:  trotz  aller  Schönheit  sind 
auch  hier  Vortrag  und  Farbe  für  einen  so  grossen  Meister  zu  hart, 
nicht  spirituell  genug.  Mit  dem  Katalog  möchte  ich  aber  keineswegs 
an  G.  van  den  Eeckhout  denken,  vielmehr  an  Ferd.  Bol , den  trefflichsten 
und  geistreichsten  Porträtisten  aus  Rembrandt’s  Schule,  dessen  eigen- 
thümliche  Behandlung  den  Bildern  eigen  zu  sein  scheint.  — Die  glü- 
hend, mit  kräftigem  Pinsel  colorirte  Landschaft  mit  der  Brücke,  Nr.  389, 
ist  doch  wohl  sicher  kein  Everdingen.  Am  ersten  dürfte  an  R.  Rogh- 
man  zu  denken  sein.  Nr.  394  ist  viel  besser,  als  die  verblasene 

Abendlandschaft,  Nr.  393.  — Beim  Namen  des  Paul  Potter,  Nr.  395, 
möchte  ich  das  Fragezeichen  streichen.  Ich  halte  das  Bild  für  durch- 


über  die  Gemäldegalerie  zu  Darmstadt. 


255 


aus  ächt , wenn  auch  zugegeben  werden  muss , dass  die  Bezeichnung 
nicht  über  allen  Zweifel  erhaben.  Allein  die  unächte  Bezeichnung  be- 
weist noch  nicht  die  Unächtheit  des  Bildes  selber.  Das  Letztere  ist 
um  so  interessanter,  als  sich  darin  das  Werden  eines  der  grössten  hol- 
ländischen Künstler  ausspricht.  Der  Einfluss  der  frühem  Bilder  des 
Adriaen  van  Ostade , dann  von  dessen  Bruder  Isaac  ist  hier  in  voller 
Stärke  erkennbar.  Der  junge  Potter  war  noch  unsicher  in  der  Zeich- 
nung, ungeschickt  in  der  Composition,  aber  wie  solide  stellt  sich  schon 
Alles  dar,  wie  erkennt  man  bereits  alle  Vorzüge,  die  den  unglücklichen 
Paul  zu  schmücken  bestimmt  waren.  Es  ist  sein  pastoser,  modellirender 
Vortrag  mit  der  grössten  Deutlichkeit  erkennbar , nicht  minder  das 
merkwürdige  Raumgefühl,  das  sich  in  dem  Bilde  ausspricht.  Wie  glaubt 
man  um  die  einzelnen  Gegenstände  herumgreifen  zu  können,  wie  ver- 
tieft sich  die  Lokalität,  wie  energisch  leuchtet  die  Sonne  herein!  Dass 
die  Kuh  zur  Hauptsache  gemacht  ist,  darin  erkennt  man  bereits  den 
Maler,  den  es  zur  Darstellung  der  Thiere  zog.  Je  mehr  man  sich  in 
das  Bild  vertieft , desto  unmöglicher  wird  es , den  grossen  Potter  nicht 
als  Urheber  anzuerkennen.  — Nr.  400  und  401  nicht  von  J.  vanRuis- 
dael,  das  erste  aber  auch  nicht  von  J.  van  der.  Meer  von  Haarlem.  — 
Aber  auch  Ruisdael’s  berühmter  Zeitgenosse,  M.  Hobbema , ist  mit  Un- 
recht für  eine  kleine  Landschaft  verantwortlich  gemacht  worden.  Schon 
die  Jahreszahl  1649  weist  seinen  Namen  mit  Entschiedenheit  ab,  da 
der  Meister  im  Jahr  1668  erst  30  Jahre  alt  war.  Es  bedürfte  aber 
gar  nicht  der  Jahreszahl,  die  harte,  scharfe,  kleinliche  Behandlung  weist 
jenen  bedeutenden  Namen  nicht  minder  ab.  Ich  halte,  gestützt  auf  die 
Gleichheit  der  Behandlung  in  dem  Bilde,  das  von  B.  T.  van  der  Veen 
(wohl  dem  Haarlemer  Baltus  van  der  Veen , s.  v.  d.  Willigen)  auf 
der  Wiener  Ausstellung  älterer  Gemälde  1873  zu  sehen  war,  unsere 
Landschaft  von  diesem  Meister.  In  der  Kunstchronik,  Beilage  zur 
Zeitschr.  für  bild.  Kunst  IX.  S.  298,  habe  ich  mich  bereits  darüber 
ausgesprochen.  — Nicht  minder  können  wir  auch  bei  Nr.  407,  der 
Wachtstube,  bezeichnet  Nys  1662,  den  Namen  des  Kataloges:  *Ema- 
nuel  Nys«  nicht  anerkennen.  Dieser  ist  aus  der  Angabe  G.  de  Bie’s, 
Knüpfer  habe  zuerst  bei  einem  Maler  Emanuel  Nysen  in  Leipzig  gelernt, 
entstanden;  das  muss  so  um  1619  der  Fall  gewesen  sein.  Diesen 
Künstler , der  wohl  nur  ein  ganz  untergeordneter  Maler  war , nennt 
Geyscr  in  seiner  Geschichte  der  Malerei  in  Leipzig,  Archiv  für  die  zeich- 
nenden Künste  III.  S.  95  »Nysse«.  Selbstverständlich  kann  dieser 
unser  von  1662  datirtes  Bild  nicht  gemalt  haben.  Dagegen  wird  eher 
der  P.  Nys , der  Maler  der  beiden  Bauernstücke  in  der  Liechtenstein- 
schen  Galerie  auch  für  das  Darm städter  Bild  mitverantwortlich  zu 


256 


Schmidt:  Kritische  Bemerkungen 


machen  sein.  Leider  mangelt  mir  eine  deutliche  Erinnerung  der  Wie- 
ner Tafeln.  Sonderbarer  Weise  hat  man  die  »Wachtstube«  mit  zwei 
Kasseler  Bildern,  Bourdon  genannt,  Nr.  456  und  457  in  Einen  Topf 
geworfen;  das  eine  dieser  Bilder  ist  bekanntlich  bonnyn  oder  bonuyn 
1643  bezeichnet , das  andere , Nr.  457 , die  soldatische  Neckerei , zeigt 
deutlich  einen  direkten  Rubensianer,  wohl  G.  van  Herp.  — Mit  Recht 
bezweifelt  der  Katalog  bei  Nr.  418  den  Namen  des  A.  van  der  Velde. 
Das  Bild  ist  gewiss  nicht  von  ihm,  ebensowenig  als  bei  Nr.  426,  Land- 
schaft von  Jan  van  Kessel , die  Figuren,  wie  der  Katalog  glaubt,  den 
trefflichen  Adriaen  zum  Urheber  haben;  sie  sind  dafür  nicht  gut  ge- 
nug. — Willem  van  Royen,  der  Urheber  der  beiden  Thierstücke,  437 
und  438,  ist  nicht  so  unbekannt;  er  war  kurfürstlich  brandenburgischer 
Hofmaler  und  soll  1723,  69  Jahre  alt,  gestorben  sein.  (Siehe  Nagler.) 
Das  vermeintliche  d des  Kataloges  in  der  Bezeichnung  ist  nichts  als 
die  oft  vorkommende  Form^  für  e.  Hinsichtlich  anderer  Bilder  von 
ihm  siehe  unter  Anderem  Parthey’s  Bildersaal.  — Eines  der  interes- 
santesten Bilder  der  Galerie  ist  Nr.  442,  einen  holländischen  Jahrmarkt 
darstellend,  das  unier  die  »Unbekannten«  verwiesen  ist.  Ein  geistreich 
gemaltes  aber  schwach  gezeichnetes  und  mit  einer  gewissen  Buntheit 
gemaltes  Bild  — eine  frühe  Arbeit  von  Jan  Steen , als  er  noch  stark 
unter  dem  Einfluss  des  Ostade  stand.  In  einem  Artikel  in  der  Augsb. 
allgemeinen  Zeitung  1874,  Beilage,  S.  4787,  habe  ich  bereits  Einiges 
darüber  gesagt.  Die  Typen,  die  Figurenzeichnung,  das  Golorit,  Licht- 
wirkung erinnern  durchaus  an  den  genialen  Bierbrauer ; die  Vollendung 
fehlt  freilich  noch:  wir  sehen  die  Jugendlichkeit  des  Künstlers  überall 
durchschimmern.  Dem  etwaigen  Einwand,  dass  es  kein  Interieur  sei, 
kann  man  durch  den  Hinweis  begegnen,  dass  Steen  auch  »Exterieurs« 
gemalt  hat,  vermuthlich  zumeist  in  seiner  Jugendperiode.  — Ich  muss 
gestehen,  dass  mir  die  Kunst  weise  des  »Matthias  van  Baien , geb.  zu 
Dortrecht  1684,«  nicht  geläufig  ist,  kann  darum  auch  nicht  die  Un- 
richtigkeit der  Bezeichnung  bei  Nr.  460  nachweisen;  bemerkt  habe  ich 
mir  darüber  aber  im  Katalog:  Rubens’sche  Schule,  im  Geschmack  des 
P.  van  Avont  oder  Quellinus.  Das  muss  ich  freilich  gänzlich  dahin- 
gestellt sein  lassen.  — Das  prachtvolle  Bild,  Nr.  472,  dürfte  denn  doch 
eher  dem  Mittet  als  dem  Glauber  und  Dughet  angehören;  auch  dass 
die  Staffage  von  Lairesse  herrühren  könne,  möchte  ich  durchaus  be- 
zweifeln. Erscheint  uns  also  Millet  als  der  Urheber  eines  ihm  vorent- 
haltenen Bildes,  so  könnte  er  dagegen  bei  Nr.  479  seinen  Platz  mit 
Glauber  wechseln.  Die  Staffage  rührt  von  einem  andern  holländischen 
Maler  her;  sie  passt  ihrem  Charakter  nach  gar  nicht  in  das  Gemälde. 

Ein  Hauptwerk  der  italienischen  Schule  in  Darmstadt  ist  das 


über  die  Gemäldegalerie  zu  Darmstadt. 


257 


männliche  Bildniss  Nr.  519,  in  dessen  Bezeichnung  als  Tintoretto , nicht 
Tizian , ich  mit  Woltmann  und  Eisenmann  übereinstimme.  — Mit  vollem 
Rechte  vermuthet  der  Katalog,  dass  die  schlafende  Venus  nach  Tizian, 
Nr.  520,  von  einem  nordischen  Meister  wiedergegeben  wurde.  — Bei 
Nr.  523,  Johannes  der  Täufer,  in  der  Wüste  sitzend,  weiche  ich  ganz 
entschieden  von  dem  allgemeinen  Urtheile  ab,  welches  das  Gemälde  ent- 
weder dem  Raphael  selbst  beilegt,  oder  doch  in  seinem  Atelier  ent- 
standen sein  lässt.  Dass  die  Gomposition  auf  Raphael  zurückgeht,  soll 
dabei  ja  nicht  bestritten  werden,  desto  mehr  aber  die  Ausführung.  Die 
Formen,  der  Kopf  haben  etwas  leeres,  akademisches,  die  Behandlung 
etwas  weiches  und  verblasenes,  und  man  merkt  den  Einfluss  der  cor- 
reggesken  Färbung,  welcher  sich  namentlich  seit  den  Carracci  in  der 
ganzen  italienischen  Schule  mehr  oder  minder  bemerkbar  macht.  Die 
Landschaft,  der  dunkle  Ton,  die  Abtönung  kennzeichnen  nicht  minder 
die  späte  Entstehung.  Höchstenfalls  ist  das  Bild  aus  dem  Ende  des 
16.  Jahrhunderts,  wahrscheinlich  aber  noch  später,  aus  dem  17.,  und 
mit  vollstei  Sicherheit  darf  ich  behaupten,  dass  es  nicht,  wie  der  Ka- 
talog meint,  vielleicht  als  Studie  nach  einem  schönen  Modell  entstanden 
sei:  Studien  haben  einen  andern  Charakter.  — Das  Brustbild  Nr.  526 
weist  jedenfalls  auf  ein  Original  aus  guter  Zeit  zurück,  das  einen  Sar- 
tisten,  etwa  Pontormo  oder  einen  Aehnlichen,  zum  Urheber  haben 
möchte.  In  unserer  Gopie  verräth  die  Art  der  Malerei  das  17.  Jahr- 
hundert. — Es  ist  jammerschade , dass  das  prächtige  Bild  Nr.  529. 
lebensgrosses  Brustbild  eines  Feldherrn,  das  ganz  richtig  als  Paris 
Bordone  bestimmt  ist  und  einen  Hauptschatz  der  italienischen  Schule 
bildet,  so  stark,  namentlich  in  den  Händen,  überhaupt  im  Fleisch, 
übermalt  ist.  Nr.  534,  jedenfalls  nicht  von  Tintoretto , sondern  aus 
dem  Ende  des  17.  oder  dem  Anfang  des  18.  Jahrhunderts.  — Dass 
Nr.  541  ein  schönes  und  ganz  carracceskes  Bild  — in  Malerei  und 
Auffassung  — ist,  soll  nicht  geleugnet  werden,  aber  weder  in  Behand- 
lung noch  Sicherheit  der  Zeichnung  noch  Weichheit  des  Golorites  des 
Annibale  würdig.  Vielleicht  eine  Gopie  nach  ihm.  — Unter  dem  Na- 
men des  malenden  »Improvisators«  Giuseppe  Cesari  d’Arpino  erscheint 
ein  kleines  Bild,  das  mich  vor  allen  gefesselt.  Es  stellt  Antiope  vor, 
die  von  Jupiter  in  Gestalt  eines  Satyrs  überrascht  wird;  hinter  dem 
ersten  Satyr  wird  noch  der  Kopf  eines  zweiten  sichtbar.  Den  Hinter- 
grund bildet  links  ein  Flussthal,  das  sich  in  Windungen  in  den  Hinter- 
giund  zieht,  sonst  Waldung.  Die  feinste  malerische  Stimmung  herrscht 
darin.  Der  Pinsel  ist  weich  und  fett  und  trotzdem  recht  ausführlich, 
ohne  irgendwie  in’s  Kleinliche  zu  verfallen.  Der  Meister  zeigt  sich  be- 
sonders auch  in  der  Nüancirung  des  Fleisches : das  der  Antiope  ist  hell, 
1 17 


258  Schmidt:  Kritische  Bemerkungen  über  die  Galerie  zu  Darmstadt. 


blond,  das  des  kleinen  Amor  vorn  etwas  röthlicher,  die  Nymphe  hat 
wieder  ein  anderes  Golorit,  welches  gegen  dasjenige  der  Antiope  ordinär 
aussieht.  Wunderbar  ist  das  Helldunkel,  wie  z.  B.  an  dem  vordersten 
fliegenden  Amor  der  helle  Schein  auf  das  erhobene  Bein  fällt  und  die 
Schattenpartien  im  tiefsten  Halbdunkel  erscheinen.  Wie  schön  ist  das 
Köpfchen  des  zweiten  Amor,  der  hinter  dem  ersten  emporblickt!  Wie 
wunderbar  sind  die  Haare  gemalt!  Zur  Vergleichung  der  vollen  Mei- 
sterschaft genügt  ein  Blick  auf  den  nebenhängenden  Passignano,  die 
Anbetung  der  Hirten,  Nr.  540.  Recht  fleissig  ist  die  Letztere  ausge- 
führt, aber  um  wie  viel  härter  in  den  Farben,  geleckter  in  der  Be- 
handlung, flauer,  oberflächlicher  in  der  Zeichnung!  Wie  ist  da  z.  B. 
der  linke  Arm  des  rechts  fliegenden  Engels  an  der  Schulter  verzeichnet, 
sein  Kopf  hängt  nicht  mit  dem  Körper  zusammen , und  so  finden  wir 
durchgängig  eine  oberflächliche  Formgebung,  der  es  an  sorglichem 
Naturstudium  fehlt.  In  dem  angeblichen  Gesari  dagegen  erblicken  wir 
eine  vollendete  Meisterschaft  der  Zeichnung.  Und  so  keusch  ist  der 
bedenkliche  Vorgang  aufgefasst!  Es  ist  beklagenswerth,  dass  das  Juwel 
durch  Putzen  gelitten  hat;  es  macht  darum  aus  einer  gewissen  Ent- 
fernung einen  bessern  Eindruck,  als  aus  der  Nähe,  wo  die  Schäden 
greller  hervortreten.  Das  Blau  im  Umhängetuch  der  Antiope  zeigt 
leider  ganz  die  Ultramarinkrankheit,  auch  in  der  Landschaft  und  in 
den  Flügeln  der  Amoren  macht  sich  dieselbe  geltend.  Alles  in  Allem 
genommen:  es  macht  sich  der  Einfluss  der  correggesken  Färbung  und 
Behandlung  in  grösster  Stärke  geltend,  und  namentlich  erscheint  das 
Bildchen  von  dem  gleichen  Meister,  welcher  den  reizenden  leider  stark 
übermalten,  kleinen  flöteblasenden  Faun  Nr.  1266  in  der  Münchener 
Pinakothek  geschaffen.  — Nr.  589,  zu  glatt  und  fleissig  für  den  genialen 
Schmierer.  — Nr.  636,  Bild  aus  dem  17.  Jahrhundert;  wie  es  scheint, 
unter  dem  Einfluss  des  Garavaggio.  — Die  beiden,  unter  dem  Namen 
des  Velazquez,  allerdings  nur  als  angeblich,  erscheinenden  Bilder  haben 
keinen  Anspruch  auf  seinen  Namen:  Nr.  639  ist  ein  schlechtes  Bild, 
vielleicht  von  einem  Franzosen.  — Nicht  minder  kann  ich  in  Nr.  641 
das  Sfumatocolorit  des  Murillo  nicht  finden;  ich  halte  das  treffliche 
Porträt  für  niederländisch,  allerdings  auch  nicht  von  Rubens  selbst. 

So  habe  ich  eine  erklecklicke  Anzahl  Bilder  in  den  Kreis  meiner 
Betrachtungen  gezogen.  Viele  freilich  habe  ich  übergangen,  nicht  allein 
die  Gemälde,  bei  deren  Benennungen  ich  mit  dem  Katalog  überein- 
stimme, sondern  auch  manche,  deren  Standort  mich  an  einer  zuver- 
lässigen Bestimmung  hinderte,  sowie  solche,  deren  Beurtheilung  bei  mir 
noch  nicht  feststeht. 

München,  Ende  Juni  1875. 


Wilhelm  Schmidt. 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauen  Werkes  in  Strassburg. 

Das  für  die  Baugeschichte  des  Strassburger  Münsters  wichtige  Wohlthäter- 
buch oder  über  dativus  im  Frauenhaus-Archive  wurde  schon  mehrfach 
benutzt,  namentlich  von  Schneegans  (Revue  d’Alsace,  Strassburg  1836  und 
Colmar  1852),  der  es  nach  längerer  Vergessenheit  wieder  aufgefunden.  An 
einem  zusammenhängenden  Studium  dieser  Quelle  hat  es  aber  bisher  noch 
gefehlt.  Einige  Resultate,  die  ein  solches  geliefert,  habe  ich  bereits  in 
meiner  »Geschichte  der  deutschen  Kunst  im  Eisass«  mitgetheilt,  jetzt  lasse 
ich  den  grösste^  Theil  meiner  Auszüge  im  Zusammenhänge  und  unter  Hervor- 
hebung der  wichtigsten  Ergebnisse,  die  man  aus  dem  Buche  ziehen  kann, 
folgen.  Wenn  noch  andere  Publicationen  aus  dem  reichen  Urkundenschatze 
des  Frauenhaus- Archives  in  Strassburg  erfolgen,  wie  das  kürzlich  verheissen 
worden  ist,  so  wird  sich  dann  offenbar  weiteres  Material  ergeben,  welches  das 
jetzt  Gebotene  ergänzt. 

Das  Wohlthäterbuch  ist  ein  Manuscript  auf  Pergament  mit  363  numerirten 
Blättern,  denen  zwei  nicht  numerirte  vorhergehen  und  fünf  folgen.  Es  ent- 
hält die  Eintragungen  von  Geschenken,  welche  dem  Werke  unserer  lieben 
Frau  gemacht  wurden,  meist  in  Form  eines  Vermächtnisses,  durch  welches  ein 
Anniversarium  der  Geschenkgeber  eingesetzt  ward,  an  dem  man  für  ihre  Seele 
betete.  Die  Schenkungen  sind  nach  dem  Kalender  eingetragen,  am  Todestage 
des  Gebers,  denn  auf  das  Datum  seines  Ablebens  kam  es  für  die  Abhaltung 
des  Anniversariums  an.  An  jedem  einzelnen  Tage  sind  die  Vermächtnisse 
nach  der  Reihenfolge,  in  welcher  sie  eingesetzt  wurden,  notirt.  Mitunter  kom- 
men auch  Schenkungen  bei  Lebzeiten  vor.  Die  Anniversarien  waren,  wie  aus 
dem  Texte  mehrfach  hervorgeht,  an  den  Altar  der  heiligen  Jungfrau  unter  dem 
Lettner,  den  sogenannten  Frügealtar,  geknüpft.  Da  es  nur  auf  das  Kalender- 
datum ankam,  sind  leider  die  Jahreszahlen  in  der  Regel  nicht  genannt ; erst 
seit  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  werden  sie  häufiger  hinzugefügt,  vor  dieser 
Zeit  wurden  sie  nur  in  einzelnen  Fällen  ausnahmsweise  eingetragen.  Aber 
aus  der  Kritik  der  Handschriften,  aus  den  einzelnen  vorkommenden  Jahres- 


260 


Woltmann: 


zahlen,  aus  anderen  Nachrichten  über  das  Todesjahr  mehrerer  Persönlichkeiten, 
kann  man  sich  wenigstens  ungefähr  über  die  Zeit  orientiren,  in  welcher  die 
einzelnen  Eintragungen  stattfanden.  Die  Schenkungen  können  erst  nach  dem 
Jahre  1252  begonnen  haben,  in  welchem  der  Frügealtar  geweiht  wurde.  Aber 
zunächst  haben  wir  keine  Originalaufzeichnungen  vor  uns,  sondern  nur  eine 
Reinschrift  aus  der  frühem  Zeit  des  14.  Jahrhunderts  auf  Grund  eines  ältern 
Gonceptes.  Diese  erste  Hand  hat  zunächst  die  Kalenderdaten  der  einzelnen 
Tage  eingetragen,  aber  erst  von  Blatt  12  b an,  dem  13.  Januar,  dem  Tage  des 
heiligen  Hilarius,  und  hier  steht  am  obern  Rande  der  Seite  zugleich  die  Notiz, 
dass  am  ersten  Sonntage  nach  Hilarien  der  Jahrestag  der  Weihe  des  Früge- 
altars  gefeiert  werde.  Die  Datirungen  von  dieser  Hand  schliessen  dann  auf 
Blatt  359b,  bei  dem  26.  Dezember.  Dann  folgt  auf  jedem  Blatte  eine  grössere 
oder  geringere  Zahl  Eintragungen  von  derselben  Hand.  Unter  dieser  kommen 
vor:  Gisela,  Gattin  Elnhard’s,  1295  (hier  ist  die  Jahreszahl  angegeben),  als 
zweiter  Posten  (Blatt  331b);  Einhard  »der  Grosse«  selbst,  gestorben  1304 
(Mon.  Germ.  h.  SS.  XVII.  S.  91  ff.),  als  sechster  und  vorletzter  Posten  von  dieser 
Hand  (Blatt  32b);  der  berühmte  Meister  Erwin,  gestorben  1318,  als  siebenter 
Posten  unter  zehn  von  dieser  Hand  (Bl.  18b).  — Dagegen  ist  Leopold  II. 
von  Oesterreich,  der  1328  starb,  schon  von  einer  spätem  Hand  einge- 
schrieben. Die  erste  hört  also  zwischen  1318  und  1328  auf.  Von  da  an 
wurden  die  Eintragungen  stets  in  das  Buch  selbst  gemacht,  und  nun  kommt 
eine  grosse  Anzahl  von  verschiedenen  Händen  vor.  Mit  der  Zeit  der  Refor- 
mation schliessen  die  Stiftungen;  die  letzte  Jahrzahl  ist  1521.  Anfangs  waren 
die  Notizen  äusserst  knapp,  erst  seit  dem  15.  Jahrhundert  tritt  eine  grössere 
Breite  und  Umständlichkeit  des  Ausdrucks  ein. 

Dadurch,  dass  anfangs  keine  Originaleintragungen  vorhanden  sind,  sondern 
nur  eine  Reinschrift,  erklärt  sich  Manches,  was  frühere  Benützer  des  Wohl- 
thäterbuches  in  Verlegenheit  setzte.  Ward  Meister  Erwin  nicht  an  seinem 
Todestage,  dem  17.  Januar  nach  der  Grabschrift,  sondern  erst  am  19.  einge- 
tragen (Blatt  18  b),  so  erklärt  sich  dies  aus  einer  Undeutlichkeit  des  Gon- 
ceptes, man  las  XIV.  kl.  statt  XVI.  kl.  Wurde  der  Name  dann  auch  auf 
dieser  Seite  wieder  ausgestrichen  und  erst  ein  paar  Zeilen  tiefer  von  späterer 
Hand  wieder  hingesetzt,  so  kommt  dies  daher,  dass  seine  Stiftung  mit  einer 
Stiftung  seines  Sohnes  zusammen  genannt  werden  sollte.  Eben  diese  Un- 
sicherheit über  das  Datum  von  Erwin’s  Todestag  war  der  Grund  dafür,  dass 
der  Sohn  Winlin  anfangs  am  16.  Januar  (XVII.  kl.)  erwähnt,  da  aber  wie- 
der ausgestrichen  und  dann  am  19.  unter  dem  Namen  des  Vaters  eingetragen 
wurde,  während  er  gleichzeitig  auch  am  22.  April  notirt  ist  (Bl.  111b),  seinem 
eigentlichen  Todestage.  Er  hatte  also  wohl  ein  Anniversarium  für  sich  ge- 
stiftet, zugleich  aber  das  Anniversarium  seines  Vaters  vermehrt..  Auf  Bl.  111b 
schenkt  er  arma  sua  et  unam  vestem  et  quatuor  libras,  auf  Bl.  18  b omnia 
preparamenta  corporis  sui  et  IIII01'  libras.  Der  Erlös  der  Waffen  war  also 
speziell  für  sein  persönliches  Anniversarium  bestimmt.  Einen  Anhalt  hiefür 
gewährt  uns  das  Anniversarienbuch  von  St.  Martin  zu  Colmar,  in  welchem 
Martin  Schongau  er  5 Schilling  für  seinen  eigenen  Jahrestag,  19  Schilling 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg. 


261 


1 Pfennig  ad  Anniversarium  paternum  a quo  habuit  minus  Anniversarium  ver- 
macht. Wenn  mehrere  Mitglieder  derselben  Familie  unter  demselben  Datum 
erwähnt  sind,  so  bedeutet  dies,  dass  nach  dem  Willen  des  Stifters  sein  Anni- 
versarium auch  auf  jene  Bezug  hatte,  dass  auch  für  sie  an  diesem  Tage  ge- 
betet werden  sollte.  Daher  finden  wir  unter  Meister  Erwin  auf  Blatt  18  b 
auch  Adelheidis  uxor  magistri  Erwini.  Bei  ihr  heisst  es  nur  obiit , eine 
Schenkung  von  ihrer  Seite  ist  nicht  eingetragen,  in  der  Stiftung  des  Gatten 
war  auch  sie  mitinbegriffen.  Aehnlich  sind  auch  wohl  die  vielen  anderen  Fälle 
zu  erklären,  in  welchen  auf  das  obiit  kein  dedit  folgt. 

Durch  diese  Aufklärungen  werden  besonders  jene  Bedenken  gegenstands- 
los, die  kürzlich  Herrn  F.  X.  Kraus  in  Strassburg  bei  Benutzung  der  auf  Er- 
win und  seine  Familie  bezüglichen  Stellen  zu  einer  Hypothese  veranlasst  haben 1), 
der  ich  nicht  beistimmen  kann.  Er  nimmt  sich,  da  bei  dem  wiederholten 
Vorkommen  derselben  Namen  der  Todestag  ausgeschlossen  sei,  die  Freiheit, 
das  abgekürzte  0.  manchmal  nicht  als  obiit , sondern  als  operi  zu  lesen.  Meist 
ist  obiit  als  0.  mit  schrägem  Querstrich  abgekürzt,  manchmal  aber  auch  als 
0’.  Heisst  es  im  Text:  Item  0.  der  und  der  qui  dedit  das  und  das,  oder:  Item 
0.  der  und  der  dedit  das  und  das,  so  liesst  Herr  Kraus  obiit;  heisst  es  aber: 
Item  der  und  der  0.  dedit  das  und  das,  so  liest  er  operi , d.  h.  operi  beatae 
Mariae  Virginis.  Nun  würde  aber  zunächst  das  abgekürzte  operi  nicht  ff  ge- 
schrieben sein , sondern  opi,  mit  dem  Abkürzungszeichen  unter  dem  p ; die 
Endung  des  Dativs  namentlich  würde  nicht  verloren  gehen.  Dann  wäre  es 
doch  sehr  auffallend,  dass  in  allen  Fällen,  in  denen  Herr  Kraus  wirklich 
obiit  liest,  der  Dativ  nicht  im  Text  vorkäme,  dass  dagegen  in  denjenigen  Fällen, 
in  welchen  der  Dativ  vorkäme,  kein  obiit  im  Satze  existirte,  also  das  Werk,  dem 
das  Geschenk  zugedacht  ist , nur  bei  Schenkungen  unter  Lebenden,  niemals 
aber  bei  Vermächtnissen  namhaft  gemacht  würde.  Wollte  man  nun  gar 
genauer  Zusehen  und  fragen,  ob  denn  in  den  beiden  zuerst  erwähnten  Formen 
der  Satzbildung  die  Abkürzung  niemals  (f , in  der  dritten  Form  aber  immer 
0’  lautete,  so  würde  man  vollends  sehen,  dass  sich  diese  Hypothese  nicht 
aufrecht  erhalten  lässt.  Ihr  zufolge  wäre  es  mit  der  Möglichkeit,  das  Wohl- 
thäterbuch für  die  Geschichte  des  Strassburger  Münsters  zu  verwerthen,  viel 
übler  bestellt,  als  es  in  Wahrheit  der  Fall  ist.  Gerade  der  Umstand,  dass  wir 
zwar  nicht  immer  das  Todesjahr  einer  bestimmten,  in  ihm  vorkommenden  Per- 
sönlichkeit kennen,  wohl  aber  in  der  Hegel  das  Monatsdatum  ihres  Todes,  gibt 
uns  die  Möglichkeit,  manche  Unterschiede  zu  machen  und  manche  Schlüsse 
zu  ziehen. 

Für  die  Datirung  ist  der  Strassburger  Kalender  bei  Hegel,  Chroniken 
der  deutschen  Städte,  Strassburg,  Beilagen  X,  S.  1064  ff.  zu  vergleichen. 
Die  Wochentage  sind  stets  durch  die  Buchstaben  A — G bezeichnet  und  können 
also  ermittelt  werden,  wenn  man  das  Sonntagsdatum  des  betreffenden  Jahres 
kennt.  Dann  folgen  der  römische  Kalender  und  die  Heiligentage  und  Feste, 
in  denen  das  liber  dativus  einige  Varianten  aufweist. 

*)  Kunstchronik  XI,  Nr.  4. 


262 


Woltmann: 


Die  Objecte  der  Schenkung  sind  sehr  mannigfaltig.  Da  haben  wir 
erstens  baares  Geld.  Ueber  das  Münzwesen  ist  zu  vergleichen  Hegel,  Bei- 
lagen V,  S.  987  ff.  Das  Pfund  Strassburger  Pfennige  (libra,  auch  Laientum) 
enthält  20  Schillinge  (solidos)  und  240  Pfennige  (denarios).  Seit  dem  12. 
Jahrhundert  bis  zum  Anfang  des  14.  war  der  Werth  der  Silbermünzen  fort- 
während gesunken.  Nach  der  Münzverordnung  des  Jahres  1829  gingen  auf 
die  feine  Mark,  die  Anfangs  einem  Pfunde  entsprochen,  540  Pfennige;  in  der 
Folge  tritt  eine  weitere  Minderung  des  Pfennigwerthes  ein,  nach  dem  Münz- 
vertrag von  1893  gingen  drei  Pfund  auf  eine  feine  Mark.  In  derselben  Zeit 
galt  der  rheinische  Goldgulden,  Floren,  10  Schillinge.  Zweitens  Renten,  z.  B. 
redditus  quatuor  unciarum,  eine  Unze  ist  '/la  Pfund,  also  80  Pfennige.  Drit- 
tens Häuser,  Höfe,  Landbesitz;  z.  B.  ein  Haus  am  Rossmarkt  (in  foro  equo- 
rum  sitam),  ein  steinernes  Haus  (lapideam  domum),  einen  Hof  mit  zwei  Häu- 
sern, Ackerland  Wiesen,  Rebenfelder  {agrum,  unum  pratum,  da  und  da  ge- 
legen, viniferos  agros,  unam  oierdenzal  viniferam).  Manchmal  werden  auch 
Producte  des  Bodens,  so  und  so  viel  qnartaUa  siliginis,  Mass  Weizen,  ver- 
macht. Viertens  fahrende  Habe  aller  Art,  die  dann  wohl  grössten theils  auf 
Rechnung  der  Münsterfabrik  verkauft  wurde  oder  sonst  eine  passende  Vcr- 
werthung  fand.  Geschenke  in  Objecten,  welche  einen  Werth  repräsentiren, 
sind  in  einer  Zeit,  deren  Geldverkehr  gering  war,  um  so  häufiger.  Zunächst 
vermachen  Männer  und  Frauen  die  Kleidung  ihres  Leibes2),  vestem , tunicam, 
togam,  gambasiurn  (Wamms),  superpeUicium,  ein  blawen  rock,  blaueam  vestem, 
kursatum  et  capucium,  velam,  peplum  oder  gleich  omnia  preparamenta  corporis. 
Die  Frauen  geben  ihre  Schmucksachen  her,  Ringe,  vergoldete  Gürtel  aus  Silber, 
Kostbarkeiten  verschiedener  Art;  manchmal  werden  aber  Kleinodien  ausdrück- 
lich nicht  zum  Verkauf,  sondern  zum  Schmuck  des  Marienbildes  in  der  Kapelle 
gestiftet.  Da  schenkt  ein  Priester  ciphum  argenteum,  da  eine  Frau  „ein 
Pfanne“.  Die  Ritter  und  Vornehmeren  schenken  meistens  ihre  Waffen,  ihre 
Pferde,  equum  et  arma,  arma  et  duo  spadones,  panzirum,  palafridum  cum 
tota  armatura.  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  vermacht  ein  grosses 
Pferd,  seine  Waffen  und  ein  Gewand.  Der  Blatt  332b  eingetragene  »fromme 
theure  Ritter  und  besondere  Gönner  des  Frauenwerkes«  Johannes  Zorn, 
genannt  Schultheiss  (wir  haben  die  Stelle  des  interessanten  Wortlautes 
wegen  aufgenommen) , hatte  schon  bei  Lebzeiten  mehrere  Pferde  und 
Hengste  — letztere  waren  etwa  von  doppeltem  Werthe  — geschenkt.  Aber 
auch  Meister  Erwin  fügt  seiner  Stiftung  sein  Pferd  bei,  auch  Bürger  und 
Handwerker  schenken  ihre  Waffen3)  und  bisweilen  ein  Pferd.  Alle  zünftigen 
Bürger  waren  wehrpflichtig,  mit  ihnen  ihre  Dienstgesellen ; Leute  von  grösserem 
Vermögen  aber  waren  verpflichtet,  ein  Pferd  zu  stellen,  von  je  400  Pfund 
Gutes  ein  halbes  Pferd  (Zunftordnung  der  Zunft  zum  Stelzen  im  städtischen 

2)  Vgl.  hierüber  Zappert,  Ueber  das  Fragment  eines  liber  dativus , Sitzungs- 
berichte der  philosophisch-historischen  Glasse  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften XIII,  Wien  1854,  S.  97  ff. 

s)  Arma  kann  in  diesem  Falle  freilich  auch  Werkzeuge  heissen. 


Das  Wohlthäterbucb  des  Frauenwerkes  zu  Strassburg. 


263 


Archiv).  Gelegentlich  werden  auch  Bücher  vermacht,  mitunter  werden  Kunst- 
werke gestiftet  oder  es  wird  für  Restauration  eines  Kunstwerks,  für  Bemalung 
und  Vergoldung  ein  bestimmter  Betrag  festgesetzt.  Nicht  selten  kommt  es 
vor,  dass  die  Leute  sogar  ihre  ganze  Habe  (omnia  bona  sua)  vermachten, 
und  namentlich  bei  den  Pflegern  des  Frauenwerks  ist  eine  so  reiche  Spende 
nicht  ungewöhnlich.  Wenn  es  aber  endlich  von  einer  Nonne  heisst  (12  b) 
duxit  annuatim  lapidem , so  ist  hierunter  wohl  eine  eigene  körperliche  Dienst- 
leistung für  den  Bau,  welche  der  frommen  Demuth  Ausdruck  geben  sollte,  zu 
verstehen. 

Die  Stellen,  welche  unser  Auszug  enthält,  sind,  mit  wenigen  Ausnahmen, 
nur  solche,  welche  sich  auf  Mitglieder  und  Beamte  des  Frauen- 
werkes, mitunter  auch  auf  deren  Familien,  auf  einzelne  Künstler,  auf 
ein  paar  Kunstwerke  beziehen. 

Ueber  die  Organisation  der  Bauhütte  gibt  ein  Buch  im  Frauenhaus- 
Archiv  (Nr.  6):  „ Ordenung  Buch  der  Pfleger  eins  Schaffners  vnnd  der  Gesinde 
unser  Frauwerksu  u.  s.  w.,  wohl  um  1500  entstanden,  doch  mit  späteren  Zu- 
sätzen, Auskunft.  Dem  Ganzen  stehen  die  drei  Pfleger  vor,  welche  seit  dem 
Jahre  1263  (Hegel  S.  1015)  vom  Rathe  erwählt  werden  und  ihm  . Rechnung 
abzulegen  haben.  In  ihrer  Hand  liegt  die  finanzielle  Oberleitung,  die  Verwal- 
tung der  Güter  und  Einkünfte  des  Frauenwerkes.  Sie  heissen  gubernatores 
oder  procuratores  fabrice,  gelegentlich  (Hegel,  ebendaselbst)  auch  rectores  und 
magistri  fabrice)  was  mit  dem  Ausdruck  magistri  operis  (Werkmeister,  d.  h. 
Architekt)  nicht  zu  verwechseln  ist.  Ihr  Amt  ist  ein  unbesoldetes  Ehrenamt. 
Die  Einkünfte  des  Werkes  müssen  nur  jährlich  zweimal  zu  einem  grossen 
Schmause  herhalten,  der  sie  nach  der  Rechnungsablage  mit  Meister  und  Rath 
der  Stadt  vereinigt. 

Unter  den  Pflegern  steht  der  Schaffner  (appreciator  fabrice),  als  be* 
zahlter  Verwalter  des  Ganzen.  ■ Er  hat  alle  Einnahmen  und  Ausgaben  zu  be- 
sorgen, muss  den  Pflegern  Rechnung  ablegen,  hat  den  baulichen  Zustand  der 
Häuser  und  Höfe  des  Werkes  in  Stadt  und  Land  zu  beaufsichtigen,  für  An- 
kauf des  Baumaterials  zu  sorgen,  endlich  auch  nachzusehen,  dass  die  Arbeiter 
aller  Art  in  der  Steinhütte  und  am  Münster  ihre  Schuldigkeit  thun.  Anfangs 
scheint  freilich  die  Organisation  eine  etwas  andere  gewesen  zu  sein,  die 
Function  des  Schaffners  übte  kein  besoldeter  Beamter,  sondern  einer  der  drei 
Pfleger  selbst  aus,  wesshalb  auch  nicht  immer  streng  zwischen  Pfleger  und 
Schaffner  unterschieden  wurde.  Vielleicht  bringen  die  Urkunden  des  Frauen- 
hauses noch  Bestätigungen  hiefür.  Aber  man  darf  schon  jetzt  aus  einigen  bereits 
bekannten  Umständen  darauf  schliessen.  Es  heisst  bei  Glosener  (Hegel,  S.  133): 
„Do  man  zalt  1327  jor,  in  den  ziten  do  her  Cunrat  Ripelin  und  her  Reimbold 
von  Achenheim,  rittere  pflegen  worent  und  her  Johanes  Urselinger  schaff  euer  des 
Werkes  unserre  Frowen  zu  Strosburg u.  Heilmann  von  Nör düngen,  im 
liber  dativus  als  procurator  fahrice  aufgeführt,  kommt  1347  als  Schaffner  vor 
(Glosener,  S.  133,  Königshofen,  S.  727).  Konrad  Oleymann,  im  Wohl- 
thäterbuche  appreciator  fahrice  genannt,  erscheint  in  Urkunden  als  procurator 
und  als  magister  fabrice,  einmal  freilich  (nach  Kraus,  Kuustchronik  XL  Sp.  56) 


264  Woltmann:  Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  zu  Strassburg. 

als  magister  operis,  was  wohl  nur  ein  ungenauer  Ausdruck  ist.  Drei  Pfleger 
bestanden  schon  im  13.  Jahrhundert,  denn  im  Jahre  1292  wird  neben  Ein- 
hard einmal  Lucas  Miles,  ein  anderes  Mal  Henricus  als  Pfleger  genannt  (Mon. 
Germ.  a.  a.  0.). 

Unter  den  Pflegern  und  dem  Schaffner  standen  die  zwei  Schreiber, 
welche  in  der  Schreibstube  anwesend  waren,  die  Zinsen  einzogen,  aufschrieben 
und  verrechneten.  Da  ferner  die  Arbeiter  gemeinsam  verköstigt  wurden,  waren 
ein  Kellermeister,  ein  Bäcker  (Pfister)  und  ein  Koch  bestellt.  Unter- 
beamte sind  sodann  die  Münsterknechte  und  die  Hüttenknechte.  Sie 
stehen  nicht  nur  unter  Pflegern  und  Schaffner,  sondern  auch  unter  dem  Werk- 
meister. Erstere  haben  für  Yerschliessung  des  Münsters  zu  sorgen,  haben  es 
bei  Tage  während  der  Mahlzeiten  zu  bewachen  und  haben  bei  Nacht  innerhalb 
des  Gebäudes  zu  schlafen.  Die  Hütten  knechte  haben  besonders  dafür  zu  sor- 
gen, dass  nichts  aus  der  Hütte  weggeschleppt  werde. 

Der  Architekt,  welcher  den  Bau  leitet,  heisst  der  Werkmeister  (ma- 
gister operis,  Werckmeister  vff  der  Steinhutten),  er  nimmt  innerhalb  der  Ge- 
nossenschaft der  bei  dem  Münsterbau  thätigen  Kräfte  eine  Stellung  ein,  welche 
der  eines  Zunftmeisters  analog  ist.  Unter  ihm  stehen  die  Steinmetzen 
(lapicidae),  von  welchen  der  oberste  der  Parlier  (Balier)  ist.  Die  Stein- 
metzen, wenn  sie  auch  Gesellen  genannt  werden,  haben  doch  die  Stellung 
selbstständiger  Meister,  wie  denn  auch  der  Ausdruck  Geselle  in  älterer  Zeit 
soviel  heisst  wie  Zunftgenosse,  und  der  Geselle  in  unserem  Sinne  Knecht  genannt 
wird.  Manchmal  kommt  auch  ein  alumnus  fabrice  vor.  Das  wird  als  Lehr- 
bube oder  als  Geselle  im  modernen  Sinne  zu  verstehen  sein.  Ausserdem  hat 
das  Werk  seinen  Zi  mm  ermann,  seinen  Schmied.  Endlich  haben  die  aus- 
wärts gelegenen  Güter  ihre  besonderen  Verwalter,  zu  denen  namentlich  „der 
Meinster  und  die  Meinsterin“  zu  Bibelnheim  (bei  Bad  Sulz),  der  Grubmeister 
des  Steinbruchs  zu  Gressweiler  (bei  Mutzig),  der  Meier  und  die  Meierin  auf 
dem  Hofe  zu  Nieder wiher.  die  Förster  in  Holchen  und  Hiltershofen  gehören. 

Alfred  Woltmann. 


(Schluss  im  nächsten  Hefte.) 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  XIY.  Jahrhunderts. 


Von  J.  Karabacek. 

Die  an  Kostbarkeiten  überaus  reiche  Kunstsammlung  des  Herrn 
Grafen  Rudolf  Hoyos  in  Wien  enthält  unter  anderen  Gegenständen 
der  orientalischen  Kunstindustrie  auch  einen  arabischen  Leuchter,  welcher 
im  wahren  Sinne  des  Wortes  als  ein  Unicum  gelten  kann.  Der  Be- 
sitzer erwarb  das  Stück  in  Damascus,  wo  es  gerade  vor  einem  halben 
Jahrtausend  in  die  berühmte  Omajjaden-Moschee  als  Stiftung  eines 
mamlükischen  Emir’s  gelangt  war.  Nicht  allein  dieser  Umstand,  dem 
zufolge  unser  Leuchter,  als  einziges  Exemplar,  noch  einen  besondern 
historischen  Werth  gewinnt;  sondern  auch  seine  ganz  merkwürdige 
technische  Erscheinung  rechtfertigen  dessen  Veröffentlichung:  sie  mag 
aber  insofern  noch  erwünscht  sein,  als  bis  jetzt  leider  nur  sehr  wenige 
chronologisch  sichere  Ueberbleibsel  aus  der  Blüthezeit  der  morgen- 
ländischen Kunstindustrie  in  einer  den  wissenschaftlichen  Anforderungen 
genügenden  Weise  bekannt  gemacht  worden  sind. 

Hier  nun  die  Beschreibung. 

Die  aus  der  beigegebenen  Vignette x)  ersichtliche  Form  des  Leuchters 
erscheint  dreitheilig.  Der  unterste  Theil  oder  Sockel  verläuft  im  Durch- 
messer glockenartig  von  340  Mm.  an  der  Basis  bis  zu  245  Mm.  seiner 
obern,  durch  ein  Doppelfries  bekränzten,  Fläche.  Die  Höhe  ergiebt 
220  Mm.  — Der  zweite  Theil  oder  Hals,  welcher  in  einer  20  Mm. 
hohen  Auftreibung  des  gegen  die  Mitte  zu  abfallenden  Glockendaches 
eingelassen  ist,  hat  eine  Höhe  von  98  Mm.  bei  einem  mittleren  Durch- 
messer von  62  Mm.  — Der  dritte  Theil  endlich,  oder  der  zur  Aufnahme 
der  Kerze  bestimmte  Kopf,  misst  in  der  Höhe  60  Mm.  und  an  der 
Oeffnung  im  Durchmesser  83  Mm.  — Die  wirkliche  Höhe  des  Leuchters 


!)  Zum  Schluss  des  Aufsatzes. 


266 


Karabacek  : 


aber  beträgt  384  Mm.  Das  Ganze  aus  getriebenem,  etwa  4 Mm.  starkem, 
Messing  ist  vollständig  bedeckt  mit  einer  herrlichen  Blumen-  und 
Vögelornamentik , mit  Arabesken , Inschriften  und  Wappenfiguren  von 
aufgelegten  und  eingehämmerten  gravirten  Silber-  und  Kupfer  plättchen. 
Das  Verfahren  dabei  war  folgendes:  die  inneren  Flächen  der  Zeich- 
nungen sind  gegen  die  aufstehenden  Contouren  zu  abgehämmert  und 
erscheinen  demnach  etwas  gewölbt.  Dadurch,  sowie  dass  knapp  an 
den  Umrissen  mittelst  Grabstichels  auch  noch  feine  scharf  punktirte 
Linien  gezogen  wurden,  fanden  die  zum  Belegen  verwendeten  Metall- 
plättchen einen  gewissen  Halt,  der  überdies  noch  durch  ein  pechartiges 
Bindemittel  verstärkt  wurde.  Doch  erscheinen  die  Gontouren  so  zart 
und  unmerklich  erhöht,  dass  man  schwer  zu  begreifen  vermag,  wie 
diese  Metallplättchen  solch  eine  Festigkeit  gewinnen  konnten,  dass  jetzt 
noch  viele  derselben  trotz  der  ersichtlichen  gewaltsamen  Beschädigung 
des  Leuchters  anhaften.  Und  so  mag  das  silberschimmernde  Pracht- 
stück mit  den  feinen  vergoldeten  Linien  seiner  Ornamentik  im  neuen 
vollkommenen  Zustand  wohl  einen  herrlichen  Anblick  gewährt  haben. 

Fassen  wir  nun  die  Ornamentirung  selbst  in’s  Auge.  Die  durch 
herausgetriebene  verzierte  Gesimse  bekränzte  Mittelfläche  des  Sockels 
wird  in  vier  Felder  getheilt:  zwei  davon  sind  durch  eine  blumengefüllte 
Kreisrundung  für  sich  abgeschlossen  und  enthalten  je  ein  aufgelegtes 
Wappenbild  (Fig.  A.);  die  beiden  andern  aber  werden  durch  eine  in 
zierlichem  Laubwerk  aufgerollte  Inschrift  (Fig.  1 und  2)'  beherrscht, 
deren  Höhenbuchstaben  nicht  weniger  als  115  Mm.  messen.  Sie  weist 
in  das  XIV.  Jahrhundert  und  ist  im  prächtigen  verschlungenen  Tümär- 
Zug  ausgeführt;  ich  lese: 

el-dschendb  el-ält  el-maulawt  el-emirt  el-kebiri  es-seifi  kasim  ustäd 

ed-där  el-kerimi  Toka  Timur  emir  medschlis,  ’azza  näsruhu. 
d.  h.  »die  hohe  Excellenz,  Client  des  Herrn  des  Gross-Emirs  Seifed-din, 
Vertrauter  des  Ustäd-ed-där  (Majordomus)  des  Hochedlen,  Toka  Timur, 
Staatsrath,  dessen  Sieg  verherrlicht  werde !« 

Um  das  Glockendach  herum,  an  seiner  äussern  Peripherie,  als 
Abschluss  des  obersten  Gesimses,  läuft  ein  mit  fliegenden  Vögeln  figu- 
rirtes  Band,  welches  durch  vier  später  noch  zu  besprechende  Schilde 
(Tartschen,  arab.  därake)  getheilt  wird.  Die  übrige  gegen  den  Hals 
zu  abfallende  Fläche  des  Glockendaches  enthält  in  zwei,  durch  blumen- 
gefüllte Kreise  abgeschlossenen  Hälften  die  obige  Inschrift,  nur  mit  dem 
Unterschiede,  dass  nach  el-kebiri  noch  das  Wort  el-machdumi  folgt.  — 
Der  Hals  des  Leuchters  zeigt  zwischen  zwei  einfach  ornamentirten 
Bändern  ein  drittes  eingefügt,  welches  durch  vier  Medaillons  ausgefüllt 
ist.  Diese  letztem  wechseln  in  der  Art  ab,  dass  auf  je  eines  mit  dem 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


267 


schon  erwähnten  Wappen,  ein  anderes  mit  der  Tartsche,  die  überdies 
noch  von  ab-  und  zufliegenden  Vögeln  umgeben  erscheint,  folgt.  — Am 
Kopfe  des  Leuchters  endlich,  zwischen  zwei  Gesimsen,  wiederholt  sich 
auf  einem  durch  zwei  Tartschen  getheilten  Bande  die  in  ihren  Titeln 
abgekürzte  Inschrift  des  Sockels. 


Wie  bei  den  meisten  muhammedanischen  Denkmälern  dient  auch 
hier  der  epigraphische  Theil  als  wesentlichster  Behelf  zur  Bestimmung 
und  Datirung  des  Gegenstandes.  Wir  finden  nämlich,  übereinstimmend 
mit  den  von  mir  jüngst  dargelegten  Gesichtspunkten,  gerade  in  den 


268 


Karabacek: 


eigenartig  entwickelten  Schriftzügen  unsres  Leuchters  die  "Merkmale, 
welche  zugleich  auch  die  nutzbringende  Heranziehung  der  historischen 
Kritik  für  die  Zwecke  unsrer  Untersuchung  gestatten  2).  Es  ist  bereits 
früher  bemerkt  worden,  dass  die  in  Rede  stehende  Inschrift  im  grossen 
Ductus  des  Tümdr , dessen  eigentliche  Blüthe  in  das  XIV.  und  XV. 
Jahrhundert  fällt,  ausgeführt  ist.  Diese  Schriftgattung  bietet  insofern 
Schwierigkeiten,  als  sie  bei  gewissen  Formen  nicht  an  die  Schriftgesetze 
sich  bindet.  Namentlich  geschieht  dies  bei  dem  Ja  im  Finalzug  und 
in  seiner  Ligatur  mit  incompatiblen  Buchstaben.  In  beiden  Fällen  ver- 
liert das  Jä  häufig  sein  graphisches  Merkmal,  den  ausgebauchten  Ansatz, 
und  wird  zum  Re,  Ze  oder  Nun,  ausgenommen  wenn  es  im  Finale  mit 
Ldm  sich  verbindet,  wobei  es  dann  gänzlich  in  diesen  letztem  Buch- 
staben aufgeht 3).  Unsere  Inschrift  birgt  nun  gerade  auch  in  ihrem 
wichtigsten  Theile  eine  dieser  graphischen  Veränderungen.  Der  Name 
Toka  Timur  (in  Fig.  2)  könnte  scheinbar  ebenso  gut  Tokuz  Timur 
gelesen  werden,  zumal  dieser  gleichfalls  historischen  Personen  des  XIV. 
Jahrhunderts  angehört.  Die  einzige  hierbei  in  Betracht  zu  ziehende 
Persönlichkeit  wäre  für  den  ersten  Augenblick  indess  nur  der  Staats- 
rath Tokuz  Timur,  welcher  während  der  kurzen  Regierungsdauer  des 
Sultan  el-Melik  en-Näsir  Schihäb  ed-din  Ahmed  (1342)  eine  politische 
Rolle  spielte.  Allein  die  Nisbe  dieses  Emirs  ist  es-Sälihi,  ein  Umstand, 
der  ihn,  wie  sich  später  erweisen  wird,  sofort  wieder  ausser  Gombina- 
tion  setzt.  Wenn  wir  nun  unter  Beobachtung  der  geschilderten  gra- 
phischen Eigenthümlichkeiten  des  Tümär,  zu  welchen  unsere  Inschrift 
(Fig.  1 und  2)  selbst  noch  einige  sichere  Analogien  aufweist,  bei  der 
Lesung  Toka  Timur  mit  Recht  beharren,  so  wird  es  nicht  schwer, 
hiefür  auch  die  geschichtliche  Bestätigung  zu  finden.  Es  stehen  uns 
nämlich  für  diesen  Zweck  zwei  der  hervorragendsten  biographischen 
Werke  aus  der  Mamlüken-Zeit  zu  Gebote.  Sie  sind  grossartige  Denk- 
male des  wissenschaftlichen  Dranges  einer  an  merkwürdigen  Begeben- 
heiten und  politischen  Umwälzungen  reichen  Epoche.  Das  erste  mit 
dem  Titel  »die  verborgenen  Perlen  über  die  ausgezeichneten  Männer 
des  achten  Jahrhunderts  d.  H.«  hat  den  Scheich  Jbn  Hadschr  al-'As- 

2)  Vgl.  meine  Abhandlung:  Merkmale  zur  Bestimmung  sarazenischer  Kunst-  und 
Industrie-Denkmäler  (Mittheilungen  des  k.  k.  österr.  Museums  für  Kunst  und  In- 
dustrie, X.  Jahrg.  1875,  p.  301  ff.,  wo  auch  p.  306  der  Schreibfehler  »el-Makkari« 
in  L i s ä n ed-din  zu  verbessern  ist). 

3)  Das  Wort  salla  (segnen)  erscheint  im  Tümär  z.  B.  ganz  wie  soll  ohne  Jä, 
was  oft  schon  zu  Irrungen  Anlass  gegeben  hat.  Wenn  man  aber  weiss,  dass  in 
solchem  Falle  der  Ausläufer  des  vermeintlichen  Läm  gegen  die  Regel  des  Tümär 
tief  unter  die  Grundlinie  herabgeht,  so  wird  man  kaum  das  ligirte  Jä  in  ihm  ver- 
kennen dürfen. 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


269 


kaläni  (f  1448)  zum  Verfasser  und  enthält  nicht  weniger  als  über 
4500  Biographien  des  XIV.  Jahrhunderts  4).  Das  andere,  mit  mindestens 
ebenso  vielen  Lebensbeschreibungen,  gehört  dem  freisinnigen  ägyptischen 
Geschichtschreiber  Abü-l-Mahäsin  (f  1469)  an5). 

Unter  mehreren  in  diesen  beiden  Werken  angeführten  Persönlich- 
keiten des  Namens  Toka  Timur  finden  wir  nun  auch  einen  Emir 
Seif  ed-din  Toka  Timur  mit  der  Nisbe  esch- Scheriß6).  Was  wir  dort 
über  ihn  erfahren,  ist  folgendes:  Toka  Timur  war  einer  der  damasce- 
nischen  Emire  und  Kämmerer.  Als  Tokuzdemir  die  Statthalterschaft 
von  Damascus  bekleidete,  ernannte  er  unsern  Emir  zum  Oberstkäm- 
merer daselbst.  In  dieser  Stellung  zeigte  sich  Toka  Timur  vanfänglich 
hart  gegen  das  Volk,  ward  aber  später  wohlwollend  und  führte  einen 
belobten  Lebenswandel.  Zu  Beginn  des  Jahres  749  d.  H.  (=  April 
1348  n.  Ghr.)  übergab  ihm  der  Emir  Arghünschäh  die  Statthalterschaft 
über  Rahaba,  als  Nachfolger  des  Näsir  ed-din  Muhämmed  ibn  Schehri, 
von  wo  er  jedoch  bald  wieder  abgerufen  wurde.  Nach  Damascus  zu- 
rückgekehrt, starb  Toka  Timur  erblindet  im  Schewwäl  750  (=  13.  Dec. 
1349—10.  Jan.  1350).  — Diese  Nachrichten  genügen,  um  die  Identität 
der  auf  unserem  Leuchter  genannten  Persönlichkeit  mit  dem  eben  er- 
wähnten Toka  Timur  festzustellen.  Dass  derselbe  die  Nisbe  esch-Scherifi 
führt,  während  sie  am  Leuchter  es-Seifi  lautet,  darf  nicht  befremden, 
weil  die  Mamlüken  fast  immer  eine  doppelte,  ja  auch  dreifache,  Nisbe 
d.  h.  Beziehung  (auf  die  Abstammung)  führen.  Einige  Bemerkungen 
über  den  Ursprung  und  das  Wesen  dieser  eigenthümlichen  Gepflogen- 
heit werden  das  Verständniss  unsrer  Beweisführung  erleichtern. 

Mamlük  bedeutet  Sclave.  Zumeist  in  frühester  Jugend  aus  den 
Steppen  von  Kipdschak  und  der  Mongolei,  aus  Gircassien  und  Klein- 
asien weggeschleppt,  wurden  die  Mamlüken  auf  die  syrischen  und 
ägyptischen  Märkte  zum  Verkauf  gebracht 7).  Dort  entschied  sich  ihr 

4)  Arabische  Handschr.  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  Wien,  4 Bände  mit  2564 
Seiten.  Codex  1172. 

,5)  El-manhal  es-sdfi  u>a-l-mustaufi  ba'd  el-wäfi.  Arab.  Handschrift  der  Wiener 
Hofbibliothek,  2 Bände  in  Gross-Folio  mit  1698  Seiten.  Cod.  1173. 

6)  Abü-l-mah äsin,  1.  c.  II.  Band,  Blatt  6a.  — ’Askaläni,  1.  c.  II.  Band, 
Blatt  78  a,  welcher  dem  Toka  Timur  auch  noch  den  Titel  Sildhddr  (Oberstwaffen- 
träger) giebt. 

7)  Nach  den  Quellen  ward  der  Sclavenhändler  euphemistisch  Kaufmann 
(tddschir),  ferner  Treiber  (dschälib)  oder  Herr  (chawddsdia)  genannt.  Dass  sogar 
Emire  als  „Treiber“  mit  dem  einträglichen  Sclavenhandel  sich  befassten,  davon  giebt 
Abü-l-mahäsin  l.  c.  I.  Bl.  163a  ein  Beispiel:  Der  tapfere  Emir  Inäl  reiste  wie- 
derholt nach  Circassien  und  brachte  von  dort  ganz  nach  Art  der  Sclavenhändler 
jedesmal  einen  „Trieb“  Sclaven  nach  Kairo,  wo  er  sie  dem  Sultan  Muajjed  Scheich 
verkaufte.  Vgl.  auch  Abü-l-mahäsin,  1.  c.  I.  Bl.  367  r. 


270 


Karabacek : 


Schicksal.  Aber  nicht  allein  die  körperlichen  Vorzüge  und  der  dadurch 
sich  bestimmende  Kaufpreis,  sondern  vielmehr  die  gnädige  Fügung  des 
Zufalls,  welcher  den  Mamlüken  früher  oder  später  in  die  Hände  eines 
hochgestellten  Herrn  brachte,  war  für  die  Gestaltung  seiner  Zukunft 
bestimmend.  Hatte  er  sogar  das  Glück,  von  dem  Sultan  gekauft  zu 
werden,  so  eröffneten  sich  ihm  die  glänzendsten  Aussichten : und  darauf 
hatten  gar  Viele  die  Anwartschaft.  Der  Bedarf  an  Menschenwaare  für 
die  kaiserliche  Sclavengarde  stieg  nämlich  in  dem  Verhältnisse  der  Ent- 
wicklung des  auf  rücksichtsloseste  Gewalt  gebauten  Mamlükenstaates. 
Wie  früher  schon  unter  den  Ajjübiden  die  Mamlükengarden  zur  Be- 
zähmung einheimischer,  namentlich  der  arabischen,  Elemente  verwendet 
wurden,  oblag  ihnen  später  seit  der  Erhebung  Eines  aus  ihrer  Mitte 
auf  den  ägyptischen  Thron  (1250)  mehr  noch  der  persönliche  Schutz 
des  Erwählten,  dem  sie  durch  genossene  Wohlthaten  jeglicher  Art  tief 
verpflichtet  waren.  Die  Möglichkeit,  mittelst  Wahl  den  Thron  zu  er- 
langen, führte  daher  die  Emire  zu  ungeheurem  Aufwande  an  Mam- 
lüken8). Gleiches  Recht  für  Alle  galt  bei  der  Erreichung  dieses  höch- 
sten Ziels  im  ehrgeizigen  Streben  der  Sclaven,  denn  »jeder  von  ihnen« 
sagt  treffend  ein  arabischer  Geschichtschreiber  »trägt  das  Phantasiebild 
des  Sultanats  im  Gehirne  von  dem  Momente  an,  wo  er  zum  Verkauf 
auf  den  Markt  geschleppt  wird,  bis  zu  seinem  Tode«  9). 

Bevor  nun  der  Mamlük  die  oberste  Stufe  solcher  Fähigkeit  wirk- 
lich erreicht,  d.  h.  im  Stande  der  Freiheit  Gross-Emir  geworden  war, 
musste  eine  lange  Reihe  von  Bedingungen  erfüllt  sein.  Wenn  die  vor- 
nehmlich auf  Stählung  der  körperlichen  Kräfte  und  kriegerische  Aus- 
bildung gerichtete  Erziehung,  von  der  uns  der  feinbeobachtende  Sene- 
schall  Joinville  ein  so  wahrheitsgetreues  Bild  entwirft,  vollendet  war; 

8)  Bektimur,  Gouverneur  von  Safed,  hatte  beispielsweise  800  Mamlüken  in  seinen 
Diensten,  und  wenn  er  in  ihrer  Begleitung  ausritt,  sah  es  fast  aus,  als  wäre  dies 
die  Besatzung  der  Festung  (Abü-l-mahäsin,  I.  Bl.  192  a).  Der  Emir  Itmisch  besass 
etwa  1000  (1.  c.  Bl.  154  r),  Sultan  Beibars  10,000  (1.  c.  Bl.  202  r),  Sultan  Kilawün 
12,000  (1.  c.  II.  Bl.  188  r)  Mamlüken  u.  s.  w.  Der  Sold  (dschamkijje)  verschlang 
riesige  Summen,  zumal  die  Emire  aus  dem  obenbezeichneten  Grunde  sich  zu  über- 
bieten suchten.  Während  z.  B.  Sultan  Barkük  nach  Abü-l-mahäsin,  I.  Bl.  182a, 
seinen  5000  Sclaven  monatlich  400,000  Dirhem,  also  für  den  Mann  80  Dirhem  oder 
4 Dinare  (Ducaten)  auswarf,  bewilligte  der  uns  schon  bekannte  Emir  Inäl,  ein  ge- 
wesener Mamluk  Barkük’s,  einigen  seiner  Mamlüken  den  monatlichen  Sold  von 
5000  Dirhem  (—  250  Dinare),  dem  Geringsten  aber  10  Dinare.  Vgl.  Abül-mahäsin, 
I.  Bl.  162  r. 

’9)  Kotb  ed-din,  Chronik  von  Mekka,  Textausgabe  von  Wüstenfeld,  III.  p.  189. 
Diese  Einbildung  ging  soweit,  dass  ein  armseliger,  äusserst  kahlköpfiger  und  lahmer 
Mamlük  zu  seinem  ihn  ausbietenden  Führer  sagte:  „Vielleicht  wird  noch  der  kahl- 
köpfigste und  lahmste  Mensch  als  Sultan  in  Aegypten  herrschen!“  1.  c.  p.  223. 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


271 


so  folgte  aus  der  nach  und  nach  erworbenen  Stellung  zum  Herrn 
(Ustäd)  d.  h.  aus  der  Art  und  Weise  des  Dienstes,  die  ordo  et  digni- 
tas  mancipiorum.  Es  unterschieden  sich  demnach  die  Mamlüken  in  die 
Kibdr  und  Sighär  d.  h.  die  Grossen  und  Kleinen  10). 

Wie  nach  alter  römischer  Anschauung  in  dem  Wesen  der  Scla- 
verei  schon  der  Keim  zur  vollkräftigen  Persönlichkeit  lag,  die  aber  erst 
durch  die  manumissio  gleichsam  erweckt  wurde , ebenso  galt  auch  in 
der  mamlükischen  Staatseinrichtung  die  Freilassung  ( atk)  als  eine  ge- 
wöhnliche Folge  des  Verhältnisses  des  Mamlüken  zu  seinem  Ustäd.  Die 
potestas  (mulk)  gieng  in  eine  Glientel  über,  und  es  konnte  geschehen, 
dass  selbst  Freie  freiwillig  unter  besondern  Umständen  zur  Erlangung 
der  letztem,  in  den  Stand  der  Mamlüken  traten,  wodurch  ihnen  eben 
eine  ausgiebige  Protektion  gesichert  schien* 11).  Der  freigelassene  Mam- 
lük  heisst  'Ätik  oder  Mutak,  der  Freilasser  Mütik.  Das  Verhältniss 
zwischen  beiden  gestaltete  sich  oft  sehr  innig  und  führte  nicht  selten 
zur  Verschwägerung  durch  Heirath 12).  Als  eine  der  merkwürdigsten 
Seiten  des  mamlükischen  Wesens  kann  gewiss  die  angesehen  werden, 
wonach  die  Freigelassenen  dem  Freilasser  gegenüber  ihren  status  servi- 
tutis  nominell  aufrecht  erhielten ; daher  denn  auch  die  direkten  Anreden : 
»0  Herr,  du  bist  unser  Ustäd  und  wir  sind  die  Mamlüken«  oder  »Ich 
bin  dein  Mamlük«  oder  »0  Herr,  deine  Mamlüken  insgesammt  bleiben 

10)  Beispiele  bei  Abü-l-mahäsin  I,  Bl.  127a,  142a,  173 r,  210a,  213a,  215a, 
306a,  319  r,  326 r,  II.  364 r u.  s.  w.  — Die  Bezeichnung  Küdamä  „Alte“  (Abül- 
mahäsin,  I.  144a,  224r,  243r  etc.),  also  dem  Wortlaute  nach  das  römische  „man- 
cipia  veterana“,  bezieht  sich  jedoch  nur  auf  die  Zeit,  und  nicht,  wie  das  letztere, 
auf  das  Vertrauen,  welches  dem  Mamlüken  zu  Theil  wurde.  Dem  widerspricht 
scheinbar  die  Stelle  im  Codex  CXLVII  der  königl.  Bibliothek  zu  Kopenhagen, 
Bl.  24  rev.  f.,  wo  die  Auszeichnung  des  Emir  Kaitbai,  seine  Correspondenz  mit  dem 
Hofe  auf  rothem  Papier  führen  zu  dürfen,  nach  dem  Texte  leicht  auf  seinen 
Bang  als  „Alter“  gedeutet  werden  könnte.  Indess,  Kaitbai  war  Gouverneur  der 
Festung  Karak,  und  als  solcher  allein  genoss  er  jenes  Vorrecht,  das  mit  ihm  nur 
noch  der  Vicekönig  von  Damascus  theilte. 

11)  Ein  sehr  lehrreiches  Beispiel  finde  ich  bei  Abü-l-mahäsin  1.  c.  II.  Bl.  190  r: 
Kausün,  der  mächtige  Günstling  und  Schwiegersohn  des  Sultan  Näsir,  kam  als  Knabe 
im  Gefolge  einer  Gesandtschaft  des  Uzbek  Chan  nach  Kairo.  Als  er  eines  Tags  mit 
einem  Kaufmann  die  Citadelle  bestieg,  ward  er  von  dem  Sultan  erblickt  und  erregte 
dessen  Bewunderung.  „Um  wie  viel  verkaufst  du  diesen?“  frag  der  Sultan.  „Er 
ist  kein  Mamlük,“  war  die  Antwort,  aber  Näsir  sagte:  „Kein  Zweifel,  dass  ich  ihn 
((jennoch)  kaufe!“  worauf  er  ihm  die  Summe  von  8000  (nach  Askaläni,  1.  c. 
III  Bd  Bl.  28a,  aber  80,000)  Dirhem  zuwägen  liess.  Diesen  Kaufpreis  sandte  Kausün 
seinem  Bruder  in  die  Heimat.  Wer  die  Art  und  Weise  der  arabischen  Stilistik 
kennt  wird  aus  dieser  lakonischen  Erzählung,  trotz  allem  Anscheine,  keinen  Ge- 
waltstreich herausfmden  können,  wodurch  das  oben  Gesagte  umgestossen  würde. 

12)  Bei  Abül-mahäsin,  1.  c.  II.  Bl.  366  a,  ein  Beispiel  für  viele. 


272 


Karabacek : 


dies  in  ihren  Herzen«  u.  s.  w.,  wenn  auch  der  Anredende  dem  Ange- 
redeten schon  vollständig  ebenbürtig  gegenüberstand.  Und  so  wird  es 
kaum  überraschen,  dass  in  einem  Staate,  wo  nicht  seiten  ein  scharf- 
geschliffener Dolch  und  ein  sicherer  Stoss  von  rückwärts  die  Throner- 
ledigung vollzogen,  selbst  dessen  Oberhaupt  im  günstigen  Falle  der  Ent- 
sagung oder  Entsetzung  sogleich  wieder  das  Bewusstsein  des  Sclaven 
fand:  »der  Mamlük  küsst  die  hohe  Hand  seines  Herrn«  schrieb  dann 
der  abgesetzte  Sclave  dem  Eingesetzten 13).  Dieser  gewohnheitsmässigen 
Bezeugung  der  Unterwürfigkeit  und  vollen  Hingebung,  die  freilich  oft 
nicht  mehr  als  eine  leere  Phrase  war,  fand  nun  auch  äusserlich  ihren 
Ausdruck  durch  die  Führung  der  Nisbe  d.  h.  Beziehung  auf  die  Ab- 
stammung, in  den  Titeln.  Kein  Mamlük,  selbst  der  Sultan  nicht, 
entschlug  sich  dieser  Formalität 14). 

Die  Nisbe  war  mehrfach.  Sie  konnte  auf  den  Sclavenhändler 
sich  beziehen,  ward  aber,  soviel  mir  Titel  aus  mamlukischen  In- 
schriften bekannt  sind,  in  solchen  niemals  angewendet15).  Die  Nisbe 
auf  denUstäd  (dominus)  findet  sich  jedoch  regelmässig16).  Auch  auf 
den  Freilasser  kann  sie  lauten  17),  doch  vermag  derselbe  mit  dem 
Ustäd  identisch  zu  sein.  Endlich  findet  sich,  wiewohl  seltener,  die  Be- 
ziehung auf  einen  geographischen  Namen  18). 

13)  Es  geschah  wohl  auch,  dass  ein  Sultan  mit  dem  Bewusstein,  ein  Sclave  zu 
sein,  den  Thron  bestieg.  Sultan  Lädschin  wurde  (1299)  ermordet,  weil  er  das  den 
Mamlüken  gegebene  Versprechen,  auch  fürderhin  im  Glanze  der  Majestät  sich  nur 
als  einen  aus  ihrer  Mitte  zu  betrachten  und  sich  nicht  über  sie  zu  erheben , ge- 
brochen hatte.  Abü-l-mahäsin,  II.  Bl.  201a. 

14)  Der  furchtbare  Christenfeind  Sultan  Kiläwün  (f  1290)  führt  selbst  auf  seinen 
Goldmünzen  an  ausgezeichneter  Stelle  die  Nisbe  es-Sälihi,  d.  h.  Client  des  el-Melik 
es-Sälih  Nedschm  ed-din  Ajjüb ; auf  den  Silberstücken  aber  die  Nisbe  en-Nedschmi  el- 
Alfi  „Gient  des  Nedschm  ed-din  Ajjüb,  der  Tausender“.  Letztere  Bezeichnung  geht  auf 
die  1000  Dinare,  um  welche  der  Sultan  Nedschm  ed-din  Ajjüb  ihn  gekauft  hatte  (Abü-l- 
mahäsin,  II.  BI.  187  a f.).  In  einem  im  Metrum  Sari‘  abgefassten  Lobgedichte  auf  Kilä- 
wün vom  Imam  ’Abd  el-wahhäb  ibn  Fadhl-alläh  (1.  c.  II.  Bl.  83  a),  wird  der  Ursprung 
des  Alfi  natürlich  anders  hergeleitet:  da  der  Sultan  im  Schlachtengetümmel  Tau- 
senden gegenüber  furchtlos  Stand  hält,  heisst  er  „der  Tausender“. 

15)  Vgl.  Abü-l-mahäsin,  I.  Bl.  103a,  107a  f.,  173r,  250r,  263r,  367r,  u.  v.  a. 
— Kotb  ed-din,  1.  c.  III.  p.  201,  222  u.  s.  w. 

,6)  Ein  Beispiel  für  viele  bei  Abü-l-mahäsin,  II.  183a. 

17)  Abü-l-Mahäsin,  I.  Bl.  127a,  306a  u.  s.  w. 

18)  Kutlüboghä  führte  z.  B.  die  doppelte  Nisbe  ez-Zähiri  el-Karaki : erstere 
von  seinem  Ustäd  Sultän  ez-Zähir  Barkük,  letztere  von  der  Festung  Karak,  wohin 
er  seinem  Herrn  ins  Gefängniss  folgte  (Abü-l-mahäsin  II.  Bl.  183a).  — Der  Emir 
’Ali  el-Märidin!  (1.  c.  II.  129a)  hatte  die  Nisbe,  weil  er  ursprünglich  Mamlük  des 
Fürsten  von  Märidin  gewesen.  Eine  Glaslampe  mit  Wappen,  Titel  und  Nisbe  dieses 
Emir’s  aus  der  Hasan-Moschee  in  Kairo  war  in  der  ägyptischen  Abtheilung  der 
Wiener  Weltausstellung  zu  sehen. 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


273 


Nach  der  vorstehenden  kurzen  Erläuterung  wollen  wir  nun  an 
die  Entscheidung  der  Frage  bezüglich  unsres  Toka  Timur  gehen.  Mit 
demselben  liegen  uns  zwei  Nisben  vor:  das  esch-Scherifi  der  Quellen 
und  das  es-Seifi  des  Leuchters.  Letzteres  schliesst  nach  dem  Ge- 
sagten die  Beziehung  auf  den  Sclavenhändler  aus,  ersteres  weist  jedoch 
auf  eine  solche  hin , da  eine  derartige  Nisbe  zu  einem  mamlükischen 
Emir  nicht  passen  würde.  Wir  dürfen  daher  unter  der  mit  esch- 
Scherifi  bezogenen  Persönlichkeit  um  so  eher  den  Sclavenhändler 
suchen,  als  dafür  auch  ein  quellenmässiges  Analogon  sich  vorfindet 19). 
Was  nun  das  es-Seifi  anlangt,  so  möchte  man  zuerst  an  die  Be- 
ziehung auf  einen  Sultan  mit  dem  Titel  Seif  ed-din  denken.  Als  der 
hier  überhaupt  in  Betracht  kommende  wäre  der  Sultan  el-Melik  el- 
Mansür  Seif  ed-din  Kiläwün  (f  1290);  allein  die  Nisbe  auf  diesen 
lautet  in  den  Quellen  el-Mansüri  nach  dem  Lakab  (Ehrentitel)  el- 
Melik  el-Mansür,  wobei  noch  zu  bemerken  ist,  dass  Toka  Timur  als 
ehemaliger  Mamlük  dieses  Sultans  nicht  nur  ein  ungewöhnlich  hohes 
Alter  erreicht  haben  müsste,  sondern  in  diesem  Falle  auch  von  den 
Quellen  als  einer  der  Küdamä  (s.  Anm.  10)  namhaft  gemacht  worden 
wäre,  was  immer  geschieht,  wenn  ein  »Alter«  erst  unter  dem  Sohne 
oder  Enkel  seines  Ustäd  eine  wichtigere  Rolle  zu  spielen  begann.  Allem 
dem  steht  endlich  noch  der  übrige  Text  unsrer  Inschrift  entgegen  ? 
woraus  klar  hervorgeht,  dass  die  Nisbe  es-Seifi  keinesfalls  auf  Sultan 
Kiläwün  gehen  könne,  eine  Zurückdatirung  des  Leuchters  in  die  Zeit 
von  dessen  Gross-Emirat,  also  in  die  zweite  Hälfte  des  XIII.  Jahrhun- 
derts, aber  aus  historischen  und  palaeographischen  Gründen  unstatthaft 
sei.  Wer  mit  der  Fassung  von  derlei  Inschriften  vertraut  ist,  wird 
demnach  die  fragliche  Nisbe  unbedenklich  mit  der  unter  dem  Titel 
eines  Ustäd  ed-där  (Majordomus)  gemeinten  Persönlichkeit  in  Zu- 
sammenhang bringen.  Sehen  wir  also,  inwiefern  uns  die  Geschichte 
hier  weiter  hilft. 

Wir  wissen  bereits,  dass  Toka  Timur  durch  Tokuzdemir  im  Amte 
befördert  ward.  Dies  fiel  in  die  Zeit,  als  Letzterer  nach  dem  Ableben 
des  Idighmisch  Vicekönig  von  Damascus  wurde  (Dez.  1342)  und  da- 
selbst bis  kurz  vor  seinem  Tode  (Sept.  1345)  verblieb  20).  Dieser  To- 
kuzdemir führte,  wie  fast  alle  Mamlüken-Emire,  den  Titel  Seif- ed-din 
(Schwert  der  Religion);  da  jedoch  seine  bis  ins  Einzelne  durch  die  Ge- 

19)  Abü-l-mahäsin,  I.  BI.  144r  sagt  nämlich  in  der  Biographie  des  Emir 
Thanbogha  esch-Scherifi  en-Näsiri : „sein  Ursprung  ist  aus  den  Mamlüken  des  el- 
Melik  en-Näsir  Faradsch  und  seine  Nisbe  esch-Scherifi  geht  auf  seinen 
Kau  fmann.“ 

20)  A bu- 1 - ma  h äsin , II.  Bl.  6 rev.  ff. 

I 


18 


274 


Karabacek : 


schichte  aufgedeckte  Lebensbahn  keine  Spur  aufweist,  welche  uns  zur 
Annahme  berechtigte,  als  hätte  er  dennoch  die  Stelle  eines  Obersthof- 
marschalls (Majordomus)  bekleidet,  so  werden  wir  auf  eine  Beziehung 
der  fraglichen  Nisbe  zu  ihm  verzichten  müssen.  Anders  verhält  es  sich 
mit  Emir  Seif  ed-din  Arghün  Schah  dem  zweiten  und  eigentlichen 
Gönner  Toka  Timurs.  Beide  waren  Landsleute,  Mongolen.  Nachdem 
Arghün  Schah  von  dem  Ilchäniden  Bü  Sa  id,  dessen  Sclave  er  war, 
geschenksweise  an  den  ägyptischen  Sultän  Näsir  ed-din  Muhammed 
überlassen  worden,  entwickelte  er,  nach  seiner  Freilassung  rasch  von 
Würde  zu  Würde  steigend,  eine  besondere  Liebhaberei  in  der  Erwer- 
bung von  Mamlüken  und  Pferden21).  Unter  der  Regierung  des  el- 
Melik  el-Kämil  Seif  ed-din  Schäbän  (4.  Aug.  1345  — 20.  Sept.  1346) 
wurde  er  Ustäd  ed-där,  mit  welchem  hohen  Amte  zu  jener  Zeit  die 
weitgehendsten  Befugnisse  über  Alles,  was  die  kaiserlichen  Paläste, 
Schätze,  Güter,  Pagen,  Sclaven  u.  s.  w.  betraf,  verknüpft  waren.  Bald 
jedoch,  nachdem  Arghün  Schah  als  Rädelsführer  an  der  Entthronung 
und  Ermordung  seines  Wohlthäters  theilgenommen , ward  er  von  dem 
Nachfolger  und  Bruder  Scha'bän’s,  el-Melik  el-Muzaffar  Hadschi,  seines 
Amtes  entsetzt  und  zum  Statthalter  von  Safed  ernannt  (Jan.  1347). 
Kurz  darauf  kam  er  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Haleb,  und  noch  in 
demselben  Jahre  erhielt  er  endlich  die  Würde  eines  Vicekönigs  von 
Damascus , wo  er  Dienstag  den  24.  September,  Morgens,  seinen  Einzug 
hielt 22).  — 

Es  kann  nunmehr  kein  Zweifel  über  die  Beziehung  unsrer  Inschrift 
zu  den  eben  geschilderten  historischen  Thatsachen  bestehen.  Geht 
schon  aus  der  raschen  Beförderung  des  Toka  Timur  zum  Statthalter 
bald  nach  dem  Erscheinen  Arghün  Schäh’s  in  Damascus  eine  gegen- 
seitige Vertraulichkeit  hervor,  so  können  wir  bei  der  jetzt  nicht  mehr 
ungerechtfertigten  Annahme  eines  Glientel- Verhältnisses  zwischen  Beiden, 
auch  das  Emirat  im  Staatsrathe  dem  Toka  Timur  auf  Verwendung 
seines  Gönners  von  jener  Zeit  an  zuweisen , wo  dieser  Ustäd  ed-där 
geworden  (Aug.  1345  — Sept.  1346).  Wir  halten  eine  solche  Annahme 
desshalb  begründet,  weil,  nach  vielfältigen  Beispielen,  eben  die  Würde 
des  Staatsrathes  meist  den  Uebergang  zur  Statthalterschaft  vermittelte. 
Und  somit  wird  es  auch  gestattet  sein,  die  Anfertigung  unsres  Leuch- 
ters in  die  Epoche  zwischen  1345—1348  zu  versetzen,  da  Toka  Timur 
eben  im  April  des  letztgenannten  Jahres  zum  Statthalter  in  Rahaba 
ernannt,  und  Arghün  Schäh  einige  Monate  vor  Toka  Timurs  Tode 


21)  'Askaläni,  1.  c.  I.  Bl.  197  rev.  f. 

22j  ’Askalänl.  1.  c.  — Abü-l-mahäsin,  I.  Bl.  101  rev.  ff. 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


275 


(im  Juni  1349)  ermordet  wurde23):  sie  muss  aber  auch  schon  desshalb 
in  die  Lebenszeit  des  Arghün  Schah  fallen,  weil  im  entgegengesetzten 
Falle  mit  der  Nennung  des  Ustäd  ed-där  nach  dem  Sprachgebrauch 
die  formelle  Anempfehlung  an  die  Barmherzigkeit  Gottes  verbunden  sein 
müsste.  Nicht  überflüssig  ist  indess  hiezu  die  Bemerkung,  dass  selbst 
für  den  Fall  der  Ausdehnung  der  Anfertigungsepoche  bis  ins  Jahr  1349 
die  in  diese  Zeit  fallenden  Veränderungen  in  den  Stellungen  beider 
Emire,  welche  den  Amtstiteln  unsrer  Inschrift  zu  widersprechen  scheinen, 
die  Datirung  des  Leuchters  dennoch  nicht  zu  alteriren  vermöchten,  da 
die  Würden  eines  Ustäd  ed-där  und  Staatsrathes  den  Genuss  des 
Titels  auf  Lebenszeit  nach  sich  zogen. 


Nachdem  ich  also  der  Herkunft  unsres  Leuchters  entsprechend, 
genügend  nachgewiesen  zu  haben  glaube,  dass’  derselbe  als  Stiftung 
des  damascenischen  Emirs  und  Staatsrathes  Seif  ed-din  Toka  Timur 
in  den  Jahren  1345 — 1348  angefertigt  worden  sei , möge  es  gestattet 
sein,  kurz  noch  einen  Gegenstand  zu  berühren,  der  ebensowohl  mit 
dem  Stifter  als  seiner  Stiftung  in  Zusammenhang  steht:  ich  meine  das 
folgende,  bereits  oben  erwähnte  Wappen  (Fig.  A).  Es  zeigt  in  einem 
sogenannten  normannischen  Schild  auf  rothem  Felde  24)  einen  heraldisch 
gestellten  einfachen  silbernen  Adler  mit  einem  herabhängenden  runden 

23)  ’Askaläni  I.  Bl.  198a.  — Abü-l-mahäsin,  I.  Bl.  102 r. 

24)  Am  Originale  aus  F.  u pfer  plättchen.  In  der  Abbildung  ist  die  Schraffirung 
selbstverständlich  nur  zufällig,  nicht  heraldisch. 


276 


Karabacek : 


Brustschildchen,  rechtshin,  über  einen  silbernen  Kelch  schwebend,  dessen 
Mundöffnung  von  dem  Schweif  des  Vogels  bedeckt  wird. 

Dieses  Wappen  (renk)  beweist,  dass  Toka  Timur  Ritter  gewesen. 
Zu  seiner  Zeit  war  die  Führung  des  ritterlichen  Wappens  — denn 
es  gab  auch  andere  — auf  Waffen,  Rüststücken,  Kleidern  und  Geräth- 
schaften  hergebrachte  Sitte25).  — Der  Kelch  iin  Wappen  Toka  Timur  s 
ist  der  Kelch  des  Ritterthums  (käs  el-futuwwa),  aus  dem  der  Ritter- 
trunk zu  geschehen  hatte,  sobald  die  Investitur  mit  dem  Beinkleid 
des  Ritterthums  (seräwil  el-futuwwa ) vollzogen  war.  Dieser  Act 
der  Bekleidung  mit  dem  Seräwil,  der  Hülle  der  Mannhaftigkeit,  wurde 
öffentlich  vollzogen,  zur  Bezeugung  vollendeter  Ritterlichkeit26).  Mit 
der  Investitur  und  dem  Trünke  war  die  Ceremonie,  welche  dem  abend- 
ländischen Ritterschlag  entspricht , beendet ; der  Ritter  aber  hatte  die 
Befugniss,  Hose  und  Kelch,  zusammen  oder  einzeln,  als  Wappenschmuck 
neben  dem  Personalwappen  zu  führen  2 7). 

Als  eine  weitere  Auszeichnung  genoss  der  Ritter  das  Recht  auf 
Schild,  Lanze  und  Schwert.  Häufig  finden  sich  daher  diese  Waffen- 
stücke als  Insignien,  vereint  oder  vereinzelt,  den  Wappenfiguren  beige- 
geben. Auf  unserem  Leuchter  begegnen  wir  dem  Schild.  Es  ist  der 
alte  nationale  Rundschild , därake  (auch  turs ) , dessen  ursprüngliches 
Material  aus  Leder  bestand.  Aus  ihm  entwickelte  sich  der  Wappen- 

25)  Um  nur  ein  Beispiel  aus  den  Quellen  zu  citiren,  waren  bei  dem  Einzuge  des 
eben  erwähnten  Emir’s  Arghün  Schah  in  Damascus  sämmtliche  oben  aufgezählten 
Gegenstände  mit  Wappen  und  Namen  desselben  geschmückt  (wa-l-dschawA'u  bi 
mnihi  wn  renJcihi),  Abü-l-mahäsin , I.  Bl.  102  a;  Cod.  Berol.  Wetzstein.  II.  298, 
Bl.  23  a.  — Es  ist  begreiflich,  dass  diese  Gepflogenheit  gerade  für  unsere  Forschungen 
auf  kunsthistorischem  Gebiete  die  wichtigsten  Merkmale  zur  Datirung  und  Bestim- 
mung der  Denkmäler  abgiebt.  Gelegentlich  meiner  Publication  über  das  sarazenische 
Wappenwesen  soll  indess  darüber  ausführlicher  gesprochen  werden. 

28)  Die  arabische  Mystik,  der  die  Futuwwa  als  der  erreichte  „Standpunkt  des 
Starken“  gilt,  bringt  sie  lediglich  nur  mit  der  (glaubensstarken)  vollkräftigen  Männ- 
lichkeit, die  in  die  Zeit  von  der  erlangten  Pubertät  bis  zum  vollendeten  vierzigsten 
Lebensjahre  fällt,  in  Zusammenhang.  Ibn  el-’Arabi  (f  1240):  el-Futühät  el- 
Mekkijje;  Handschr.  der  k.  k.  Hofbibi,  zu  Wien,  Cod.  1912,  I.  Bd.,  S.  618. 

27)  Diese  beiden  Insignien  des  Ritterthums  finden  sich  thatsächlich  auch  vereint 
als  Wappenzier  auf  einem,  im  Besitze  des  Freiherrn  Alexander  von  Warsberg 
befindlichen,  kostbaren  sarazenischen  Helm  des  XII.  Jahrhunderts.  Derselbe  zeigt 
die  Hose,  darüber  den  Kelch,  darunter  das  Personalwappen,  einen  Widderkopf  eil 
face,  nach  dem  Sternbilde  der  „Stossende“  (Näthih),  alles  vollständig  blasonirt. 
Gewöhnlich  findet  sich  nur  der  Kelch  bei  dem  Wappen.  Nach  einem  Berichte  des 
Gaufrid  Vinisauf  führte  indess  Takt  ed-din,  der  Neffe  Saladins  (J.  1191)  die 
Hose  in  seinem  Panier:  „habens  Baneriam  insignilam  miro  genere  distinctionis, 
scilicet  incisarum  schemate  braocarum“,  welche  Nachricht  aber  noch  Wilken. 
Geschichte  der  Kreuzzüge.  IV.  416.  für  einen  Scherz  erklärt. 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


277 


schild,  indem  die  därake  durch  eine  breite  querlaufende  Binde  ('isäbe) 
getheilt,  die  älteste  Form  des  abendländischen  sogenannten  Binden- 
schildes repräsentirte 28).  Für  den  bindenlosen  Schild,  wofern  nicht 
andere  Abzeichen  das  Wappen  an  demselben  vertraten  20),  waren  schon 
in  den  ältesten  Zeiten  des  Islam  die  kreisförmigen  Ornamentirungen 
beliebt,  welche,  merkwürdig  genug,  noch  im  XIV.  Jahrhundert  auftreten, 
wie  die  Rundschilde  unsres  Leuchters  beweisen80). 

Besehen  wir  nun  das  Personalwappen  Toka  Timur’s.  Wie  die 
meisten  sarazenischen  Wappenfiguren  dem  Kreise  der  Himmelszeichen 
mit  Beziehung  auf  deren  symbolische  Bedeutung,  entnommen  sind, 
finden  wir  auch  hier  den  »Adler  des  ‘Himmels« : er  heisst  et-tä'ir  »der 
Fliegende«  wegen  der  Ausdehnung  seiner  Flügel  und  an  seinem  Halse 
funkelt  als  Talisman  der  gleichnamige  Stern  erster  Grösse.  Diese 
Symbolik  ist  an  unserm  Wappenbild  deutlich  ausgedrückt 3 *).  Und  wie 
zugleich  das  Schweben  des  Adlers  über  dem  Haupte  des  Auserwählten 
dem  Morgenländer  als  glückverheissende  Vorbedeutung  künftiger  Herr- 
schaft gilt,  sehen  wir  hier,  in  Erinnerung  an  dieses  köstlichste  Traum- 
bild mamlükischen  Ehrgeizes,  sehr  passend  die  Fittige  des  Adlers  über 
das  Symbol  der  hiezu  erlangten  Weihe  ausgebreitet 32). 

Wir  haben  nunmehr  nur  noch  Einiges  über  die  Form  und  tech- 
nische Herstellung  des  Leuchters  zu  sagen.  Was  die  erstere  betrifft, 
ist  dieselbe  die  altherkömmliche  der  grossen  Moscheen-  oder  Grabkan- 
delaber. Sie  hat  sich  aber  auch  sonst  im  Hausgebrauch,  wo  europäi- 
scher Einfluss  nicht  umgestaltend  auf  sie  gewirkt,  ziemlich  analog  ent- 


28)  Das  giebt  die  wissenschaftliche  Erklärung  der  Herkunft  des  öster- 
reichischen Bindenschilds  aus  dem  Oriente. 

29)  Wie  z,  B.  Leder-  oder  Wollbüschel,  von  denen  uns  das  alte  sarazenische 
Wandgemälde  in  der  Kirche  von  Segovia  Kunde  giebt,  . vgl.  Monumentos  arquitectö- 
nicos  de  Espagna:  Zöcalos  pintados  en  el  interior  de  la  torre  de  Santo  Domingo, 
vulgo  de  Hercules.  Selbst  schon  Wäkidi,  Kitäb  el-maghäzi,  ed.  by  A.  v.  Kremer, 
Calcutta  1856,  p.  70,  256,  überliefert  die  färbigen  Wollbüschel  als  Abzeichen  der 
Ritter  im  Heidenthum  und  in  den  ersten  Kämpfen  des  Islams  zur  Zeit  des  Pro- 
pheten, was  auch  noch  durch  eine  andere  Tradition  im  God.  597  der  Biblioth.  zu 
Leiden,  S.  144,  bestätigt  wird. 

30)  Schon  aus  der  Zeit  ’Omar’s,  des  zweiten  Ghalifen,  wird  diese  Art  von 
Schildornamentik  überliefert.  Vgl.  Dschähiz  (f  869  n.  Chr.),  el-Mahäsin  etc. 
Handschrift  der  Wiener  Hofbibi.,  God.  356,  I.  Bl.  34  a. 

31)  Auch  aul  einigen  uns  erhaltenen  arabischen  Himmelsgloben  des  Mittelalters 
sind  die  Sterne  als  Kreise  eingetragen. 

32)  Darum  prahlt  auch  der  Königsadler  in  den  berühmten  persischen  Vögel- 
gesprächen des  Ferid  ed-d!n  Attär  (geb.  1216  n.  Chr.),  dass  Alles  seine  Fittige 
aufsuche,  indem  sein  Schatten  Herrscher  schaffe. 


278 


Karabacek : 


wickelt33).  Wohl  nur  dieser  Gestalt  wegen  wurden  derlei  grosse 
Moscheenleuchter  tör  (plur.  atwär ) genannt.  Es  ist  dies  eine  Bezeich- 
nung, welche  in  den  arabischen  Wörterbüchern  fehlt;  tör,  ein  Fremd- 
wort, bedeutet  eigentlich  einen  Krug,  aus  dem  Wasser  getrunken  wird: 
also  ein  Gefäss  ungefähr  in  der  Gestalt  der  dorak  genannten  Kühlkrüge 
mit  engem  Halse  und  breitem  Unterkörper34).  Indess  mag  diese  ver- 
führerische Form  unserem  Leuchter,  der  vielfach  schon  auch  als  voll- 
tönendes Glockeninstrument  Bewunderung  gefunden,  dennoch  anpassen, 
wenn  man  bedenkt,  dass  er  zum  Träger  einer  riesigen  Wachskerze,  die 
bei  einem  Durchmesser  von  6,5  Gm.  eine  Höhe  von  mindestens  128  Gm. 
beanspruchte,  bestimmt  war35).  -Im  ’Ujün  et-tewärich  des  Muhammed 
ibn  Schäkir,  nach  Ibn  ’Asäkir,  findet  sich  übrigens  ausdrücklich  er- 
wähnt, dass  derlei  A&cdr-Kandelaber  in  der  Omajjaden-Moschee  an 
verschiedenen  Orten  aufgestellt  wurden36). 

Schon  im  Eingänge  ist  die  Technik  bei  der  Herstellung  unsres 
Leuchters  beschrieben  worden:  ich  füge  hier  zum  Schlüsse  nur  noch 
einige  dieselbe  betreffende  historische  Nachrichten  an.  Das  Bekleiden 


8S)  In  dem  handschriftlichen  Roman  des  Prinzen  Kamr  al-Akmär  und  der  Prin- 
zessin Schams  an-nehär,  einer  von  Husein  ibn  ’Ali  aus  Monastir  besorgten  türkischen 
Uebersetzung  der  bekannten  Erzählung  aus  1001  Nacht,  vom  Jahre  1001  d.  H. 
(=  1593  n.  Chr.),  im  Besitze  des  st.  1.  Joanneums  in  Graz,  befindet  sich  die  zier- 
liche Abbildung  eines  solchen  Leuchters. 

34)  Abgebildet  in  der  Description  de  l’Egypte,  E.  M.  Yol.  II.  PI.  FF.  Nr.  2,  3, 
5,  15. 

35)  Es  würde  zu  weit  abseits  führen,  wollte  ich  hier  auch  über  die  Blüthe  der 
Wachskerzenfabrikation  zu  Damaskus  im  XIV.  Jahrhundert  einiges  sagen;  ich  habe 
darüber  bereits  an  einem  andern  Orte  Andeutungen  gegeben.  Nur  die  Thatsache 
sei  hier  erwähnt,  dass  gerade  zur  Zeit  unsres  Leuchters  ausserhalb  des  westlichen 
Thores  der  Omajjaden-Moschee,  dem  bab  el-berid  (Postthor),  in  den  Vorhallen  des 
schafeitischen  Collegiums  die  Läden  der  Wachskerzenhändler  sich  befanden  (vgl. 
Kitäb  rihla  Ibn  Batüta,  Ausgabe  von  Kairo,  1287,  I.  53).  Wie  die  Quellen  er- 
zählen, hat  man  daselbst  sogar  centnerschwere  Kerzen  mit  figuralen  Darstellungen 
zum  Verkauf  gebracht. 

36)  Quatremere,  Hist,  des  Sultans  Mamlouks  par  Makrizi,  II.  Bd.,  1.  Abth. 
p.  272.  — Auch  scham'dän  bedeutet  Leuchter  und  ist  der  gewöhnliche  Ausdruck 
dafür.  Ein  Kronleuchter  oder  Luster  heisst  turäjjä  (pl.  turajjät).  Es  gab  davon  in 
den  Moscheen  grosse  und  kleine,  die  bei  verschiedenen  Festlichkeiten  abwechselnd 
benützt  wurden,  so  z.  B.  in  Mekka  die  grossen  nur  im  Ramadhän  und  zur  Wall- 
fahrtszeit (Azraki,  Chron.  v.  Mekka,  ed.  Wüstenfeld,  1.  p.  332.).  Die  arabischen 
Kronleuchter  des  XIV.  Jahrhunderts  bestanden  (nach  mir  vorliegenden  Zeichnungen) 
aus  einem  flachen,  tassenartigen,  mit  Untersatz  versehenen  Behälter  oder  Träger, 
der  mit  Schnüren  oder  Ketten  an  die  Decke  zu  befestigen  war.  Auf  diesen  Behälter 
nun  wurden  rundherum  die  Wachskerzen  zum  Schutze  gegen  den  Luftzug  in  Glas- 
becher gesteckt. 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


279 


von  Metallflächen  mit  Metallplättchen  dürfte  bei  den  Sarazenen  nicht 
sehr  frühzeitig  in  Uebung  gestanden  sein;  wenigstens  fand  ich  bei  dem 
gänzlichen  Mangel  an  Beweisstücken,  bisher  keine  darauf  bezügliche  Nach- 
richt in  den  ältesten  arabischen  Quellenschriften37).  Wohl  aber  vermag 
ich  zu  constatiren,  dass  das  Prinzip  dieser  Technik  bereits  im  I.  Jahr- 
hundert d.  H.  (=  7.  Jahrh.  n.  Ghr.)  anderweitig  durchgeführt  erscheint 
und  schon  im  III.  Jahrh.  (;=  9.  Jahrh.  r>.  Ghr.)  ganz  allgemein  in  Auf- 
nahme gelangt  war:  man  pflegte  nämlich  die  verschiedensten  Objekte 
aus  hartem  Holze,  wie  Kassetten,  Thüren,  Säulen  u.  s.  w.  mit  gravirten 
Plättchen  von  Gold,  Silber,  Kupfer  und  Blei  zu  bekleiden.  Haupt- 
sächlich ward  dazu  das  aus  Indien  eingeführte  sog.  Tekholz  (sädsch), 
ferner  jenes  der  Pinie  (sanäubar)  und  der  Cypresse  (serw)  benützt. 
Dagegen  fanden  die  Hölzer  der  .Dom-Palme  und  Berg-Gypresse  ’är’ar 
(juniperus?)  nur  eine  beschränkte  Verwendung,  weil  sie  wegen  ihrer  un- 
genügenden Stärke  und  Länge  für  bestimmte  Zwecke,  z.  B.  als  Decken- 
balken, untauglich  erschienen.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  auch 
die  Metallbekleidung  des  Holzes  nach  der  eingangs  beschriebenen  Me- 
thode cer  Einlegung  ausgeführt  wurde,  denn  dasselbe  Verfahren  hat. 
man  sogar  auch  mit  farbigem  Leder  bei  Holz-  oder  Papparbeiten 
(Bücherünbänden, ' Behältnissen  u.  s.  w.)  noch  bis  über  das  XIV.  Jahr- 
hundert angewendet 3 8).  Auf  Metallgrund  jedoch  scheint  man  in  den 

37)  Dit  frühesten  mir  bekannten  Denkmäler  dieser  Art  sind  eiserne  saraze- 
nische Heine  des  XIII.  Jahrhunderts  und  eine  prachtvolle  kupferne  sicilisch- 
arabische  Kinne  (ibrlk)  aus  derselben  Zeit. 

38)  Kotb  ed-dln,  1.  c.  p.  193  f.  — Nach  demselben  Schriftsteller  (p.  53)  war 
’Abd  ulläh  bn  ez-Zobeir  (f  690  n.  Chr.)  der  Erste,  welcher  die  Ka‘ba  und  ihre 
Säulen  mit  loldplättchen  belegen  lies.  Zweifelsohne  geschah  dies  damals  noch 
unter  Mitwirkmg  fremder  Werkleute.  Ferner  erzählt  Abü-l-Waltd  Muhämmed  el- 
Azrak!  in  seiiem  Kitäb  achbär  Mekka  (Textausgabe  von  Wüstenfeld,  p.  214  f.)  als 
Zeitgenosse,  we  der  Goldschmied  Ishäk  ibn  Sälma  im  Jahre  241  H.  (=  855  Ghr.), 
als  er  auf  Beshl  des  Chalifen  Mutawakkil  die  Restaurationsarbeiten  in  der  Ka'ba 
besorgte,  die  äte  beschädigte  Thürschwelle  daselbst  dur'ch  ein  Stück  Sädsch-Holz 
ersetzte  und  es  mit  Silberplättchen  bekleidete.  Der  Ausdruck  dafür  ist:  albasa  sa- 
fdjih  fiddha  (ode-  dsähab)  „mit  Silber-  (oder  Gold-)  Plättchen  bekleiden“,  oder  wie 
es  1.  c.  p.  206  hisst:  fa  dhüribet  ’ala-l-bäb  safäjih  min  fiddha,  „nun  wurden  auf  die 
Thüre  Plättchen  us  Silber  geschlagen“.  Daher  die  Formel : albasa  fiddha  madhrüba, 
„mit  (ein)geschlajenem  Silber  bekleiden“  (1.  c.  p.  214  u.  s.  w.).  Bei  Kotb-ed-din, 
1.  c.  p.  430,  ist  ach  zu  lesen:  „ein  Lampenträger  aus  Holz  mit  aufgelegten  Blei- 
plättchen“ (musäff h bi-r-rusäs).  Ein  gravirtes  Metallplättchen  heisst : saßha  man- 
küscha  (Azraki,  1.  « p.  204  ff.).  Zn  bemerken  ist,  dass  diese  Plättchen,  wohl  aus 
Zier,  mit  gravirter.  Nägeln  (mesämir)  aus  Edelmetall  beschlagen  wurden  (Kotb  ed- 
din,  p.  60).  — Dies»  Metallbekleidung  verschlang  enorme  Summen  und  entzog  die- 
selben dem  Geldmatte,  denn  die  dazu  verwendeten  Plättchen  wurden  meist  aus 
gemünztem  Gold  undSilber  umgehämmert.  Um  nur  ein  paar  Beispiele  anzuführen 


280 


Karabacek : 


ersten  Jahrhunderten  der  Hidschra  nur  Tauschirungen  ausgeführt  zu 
haben39).  Wir  müssen  also  in  unserm  Leuchter  das  Denkmal  einer 
merkwürdigen  Kunsttechnik,  deren  Anfänge  in  Europa  nur  etwa  viert- 
halbhundert  Jahre  weit  zurückreichen,  um  so  höher  halten,  je  seltener 
die  Vergangenheit  Schätze  dieser  Art  auszuliefern  pflegt:  zu  desto  grös- 
serem Danke  aber  sind  wir  daher  auch  dem  edlen  Besitzer  verpflichtet, 
dessen  liebenswürdige  Bereitwilligkeit  eine  Publication  ermöglicht  hat, 
durch  welche  vielleicht  auch  Andere  zu  weitern  wünscheriswerthen 
Forschungen  auf  gleichem  Gebiete  die  Anregung  finden  mögen. 


Nachschrift.  Während  meiner  diesjährigen  wissenschaftlichen 
Reise  fand  ich  in  den  Bibliotheken  zu  Berlin,  Kopenhagen  und  Leiden 
noch  weitere  handschriftliche  Quellenbelege,  welche  die  von  mir  im 
Vorstehenden  versuchte  Beweisführung  bestätigend  ergänzen.  — Was 
vor  Allem  die  Person  des  Emir  Toka  Timur  betrifft,  so  erfahren  wir 
auch  durch  den  zeitgenössischen  Historiker  und  Biographen  Sdäh  ed- 
din  es-Safedi  (f  762  H.)  aus  dessen  Werk  ’TJjün  el-asr  wa  ’clvän  en- 
nasr  (Berlin,  God.  Wetzst.  II.,  298;  Bl.  59  rev.),  dass  der  Genannte 
nicht  nur  in  Damascus  ein  Emir  war,  sondern  auch  daselist  sein 
Domicil  hatte  (käna  . . . . bi-Dimaschk  emiran  wa  mahälhhu  bihä). 
Bei  voller  körperlicher  Gesundheit  befiel  ihn  hier  eine  Augemrankheit, 
die  sein  Gesicht  derart  schwächte,  dass  er  der  Führung  eines  Hamlüken, 
der  ihn  zugleich  von  den  Grussbezeugungen  der  Leute  in  Kenntniss 
zu  setzen  hatte,  nicht  entrathen  konnte.  Und  so  lebte  Toka  Tmur  durch 
vier  Jahre  zurückgezogen  im  Familienkreise  seines,  nächst  d<m  Gebäude 
des  Schams  ed-din  innerhalb  des  Kleinthores  (bäb  es-saghii)  gelegenen 
Hauses.  Am  11.  Schewwäl  750  d.  i.  Mittwoch  den  28.  Deomber  1349 
starb  er  mit  Hinterlassung  zweier  Söhne.  — Wir  vermissen  in  diesem 
Berichte  die  Angabe  der  kurzen  Episode  von  Toka  TimuF  Statthalter- 
schaft, April  1348  bis  unmittelbar  vor  seinem  Tode.  Diese  Auslassung 

sandte  der  Chalife  Walid  (f  714  n.  Ghr.)  zu  diesem  Zwecke  36,00*  Goldstücke  (Di- 
nare) nach  Mekka.  Amin,  der  Sohn  Harün  al-Raschid’s  (f  813  j.  Ghr.),  widmete 
18,000  Dinare  und  der  obengenannte  Goldschmied  Ishäk  deckte  ms  70,000  Silber- 
stücken (Dirhem)  seinen  Bedarf  an  Plättchen  u.  s.  w.  Kotb-ed-di.  p.  53  f. 

89)  So  liest  man  bei  Azraki,  p.  216:  hdika  min  hadld  murdwwaha  bi-l-fiddha 
mutafdrrika,  „ein  Ring  aus  Eisen  mit  zerstreutem  Silber  tauschet“.  Oder  in  Kotb 
ed-din’s  Chronik,  p.  60  die  jüngere  Nachricht:  wa  süffiha  bi-l-fidhati-l-mumdwwaha 
bi-ds-dsdhab , „und  sie  (die  hölzerne  Dachrinne)  wurde  mit  in  Gold  tauschirten 
Silberplättchen  belegt“. 


Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


281 


Safedi’s  ist  nur  zufällig;  sie  ist  auch  belanglos  gegenüber  der  bestimmten 
Erzählung  von  Toka  Timur’s  häuslicher  Zurückgezogenheit  in  Damascus. 
Der  Beginn  derselben  ist,  da  wir  sie  vom  April  1348  zurückdatiren 
müssen , in  die  erste  Hälfte  des  Jahres  1345  zu  setzen : somit  genau 
in  die  Zeitepoche,  von  welcher  an  wir  aus  der  Gombination  mit  anderen 
Nachrichten  das  Emirat  im  Staatsrathe  unserem  Emir  zugewiesen 
haben.  Nicht  nur,  dass  gerade  diese  Würde  mit  lediglich  consultativer 
Funktion  (in  politischen  Dingen)  mit  dem  körperlichen  Gebrechen  Toka 
Timur’s  vereinbarlich  ist  und  g'ewissermassen  als  die  natürliche  Com- 
pensation  für  den  unverschuldeten  Entgang  an  Dienstesfähigkeit  er- 
scheinen muss;  sondern  wir  finden  auch  noch  anderwärts  die  Bestäti- 
gung für  diese  unsre  Annahme.  Im  Codex  CXLVII  der  Königl.  Bib- 
liothek zu  Kopenhagen , Bl.  17  a.,  wird  nämlich  ausdrücklich  gesagt, 
dass  gerade  dem  Yicekönig  von  Damascus  vier  hohe  Würdenträger, 
und  darunter  eben  auch  ein  Emir  des  Staatsrathes,  in  der  Admi- 
nistration beigegeben  waren40).  Wenn  man  sich  nun  erinnert,  dass 
Toka  Timur  bald  wieder  von  der  Statthalterschaft  in  Rahaba,  die  sein 
Emirat  im  Staatsrathe  unterbrach,  nach  Damascus  zurückkehrte:  so 
wird  man  annehmen  müssen,  dass  dies  entweder  mit  Rückversetzung 
in  seine  frühere  Stellung  oder  mit  Aufsteigung  in  eine  nächst  höhere 
Würde  geschah.  Für  die  erstere  Annahme  findet  sich  nun  nirgends 
ein  Anhaltspunkt , wohl  aber  für  die  letztere.  Unter  den  erwähnten 
vier  damascenischen  Administrativ-Beamten  nimmt  nämlich  die  nächst 
höhere  Stelle  nach  dem  Staatsrath  der  Emir  Sildh  (Emir  der  Waffen) 
ein.  Ihm  oblag  die  Inspection  des  Arsenals  ( Silähchänäh ) ; er  war 
das  Oberhaupt  derjenigen  Emire,  welche  den  Titel  Silähdär  (Waffen- 
träger) führten,  wobei  zu  bemerken  kommt,  dass  dieser  Titel  in  der  spätem 
Zeit  auch  auf  die  Person  des  Chefs  (als  Oberstwaffenträger)  überge- 
gangen ist.  Und  so  wird  uns  mit  einem  Male  klar,  dass  unser  Toka 
Timur  vor  seinem  Lebensende  auch  noch  dieses  Amt  bekleidet  habe, 
denn  einer  seiner  Biographen  hat  uns  wirklich  den  entsprechenden 
Titel  überliefert,  wie  aus  der  Anmerkung  6)  dieser  Abhandlung  er- 
sichtlich ist.  Die  Datirung  unseres  Leuchters  vom  J.  1345 — 1348  wird 
daher  ebenso  wenig  mehr  einem  Zweifel  unterliegen,  als  es  aus  Safedi’s 
Bericht  gewiss  wird,  dass  der  fromme  Stifter  des  Kunstdenkmals  eben 
an  den  Folgen  seines  schweren  Leidens  — der  sogen,  ägyptischen 
Augenentzündung  — unter  völliger  Erblindung  eines  frühzeitigen  rl  ödes 
starb.  — 


40)  Es  sind  dies  der  Atäbek  (Generalissimus)  des  Heeres,  der  Emir  Siläh,  der 
Emir  des  Staatsrathes  und  der  Emir  dchör  Kebir  (Oberststallmeister). 


282 


Karabacek:  Ein  damascenischer  Leuchter  des  14.  Jahrhunderts. 


Wenn  ja  die  richtige  Bestimmung  und  Datirung  unseres  Leuchters 
noch  irgend  einer  Bekräftigung  bedürfte,  so  möchte  zum  Schlüsse 
gestattet  sein,  eine  solche  aus  den  Reiseergebnissen  auch  noch  für  den 
inscriptionellen  Theil  herbeizuziehen.  Die  an  früherer  Stelle  für  die 
Lesart  Toka  Timur  beigebrachten  graphischen  Momente  erhalten  jetzt 
ihre  volle  Erläuterung  aus  einem  der  gleichen  Periode  angehörenden 
Schriftstücke.  Der  Codex  640  in  der  Universitätsbibliothek  zu  Leiden, 
aus  dem  J.  729  H.  (=  1329  n.  Chr.)  enthält  am  Titelblatt  in  lapi- 
darem Ductus,  weiss  auf  Gold,  die  prächtige  Widmung  an  einen  mam- 
lükischen  Grosswürdenträger.  Was  an  ihr  eben  auffällt  , ist  die  Nisbe 
el-Aschrafi,  also  ein  zweifellos  sicheres  Wort,  das  die  Re-  oder  Ze- Form 
des  Final  -Jä  in  identischer  Formgebung  mit  jener  des  Toka  Timur 
aufweist. 


Berichte  und  Mittheilungen  aus  Sammlungen, 
Museen  etc. 


(Florenz.)  Mittheilungen  aus  den  königlichen  Galerien. 

Es  sind  erst  wenige  Jahre  her,  da  man  in  Florenz  in  der  Sakristei  der 
Kirche  S.  Maria  Maddalena  dei  Pazzi  ein  schönes  Tafelbild  des  Bastiano  Mai- 
nardi,  eines  Lieblingsschülers  des  Domenico  Grillandajo  (und  später  vermält 
mit  dessen  Schwester  Alessandra)  bewunderte.  Dieses  Bild,  das  von  hoher 
kunstgeschichtlicher  Bedeutung  schon  deshalb  ist,  da  es  vielleicht  das  einzige 
Werk  des  Mainardi,  das  man  ausser  den  von  ihm  in  seiner  Heimath  Gemignano 
ausgeführten  Fresken  kennt,  bildet  heute  einen  Bestandtheil  der  Sammlung  der 
Uffizien.  Es  ist  in  drei  Compartimente  getheilt  und  stellt  dar  den  hl.  Jakob, 
den  hl.  Stephan  und  den  hl.  Petrus.  Im  vorigen  Jahrhundert  wollte  man  den 
hl.  Stephan  in  einen  Hieronymus  umformen,  indem  man  das  jugendliche  Ge- 
sicht des  Heiligen  mit  einem  langen  grauen  Bart  versah,  die  Gestalt  mit  einem 
hässlichen  rothen  Mantel  umhüllte,  ihm  eine  Feder  statt  der  Palme  in  die  Hand 
gab  und  zu  seinen  Füssen  einen  Cardinaishut  sehen  liess.  Zum  Glücke  gelang 
es  der  Restauration,  diese  barocke  Transformation  zu  beseitigen  und  man 
sieht  nun  wieder  den  Heiligen  in  seiner  ursprünglichen  Gestalt,  gekleidet  in 
seine  reiche  Diakon-Gewandung. 

Das  Bild  hat  eine  Höhe  von  1,74  Meter  und  eine  Breite  von  1,75  M. 
Die  Figuren  zeigen  Lebensgrösse. 

Demnächst  findet  die  Aufstellung  eines  grossen  Tafelbildes  des  Lorenzo 
Monaco  statt,  dessen  Restauration  nun  vollendet  ist*). 

Dieses  herrliche  Werk,  bei  dessen  Anschauen  man  sich  unwillkürlich 
sagen  muss,  hier  ist  das  Höchste  geleistet,  was  die  Kunst  jener  Zeit  zu  leisten 
vermochte,  schmückte  zuerst  den  Hauptaltar  der  Kirche  des  Klosters  degli 
Angeli  in  Florenz ; im  16.  Jahrhundert  wurde  es  von  da  nach  der  Badia  di 
S.  Pietro  a Gerreto,  welche  den  Camaldulensern  gehörte,  übertragen;  von  hier 
kam  es  am  4.  November  1864  nach  Florenz  zurück,  um  der  Galerie  der  Uffi- 
zien einverleibt  zu  werden. 

*)  Die  Aufstellung  war  wohl  längst  ersehnt.  Burckhardt  (III.  795)  bezeichnet 
das  hier  genannte  Bild  als  das  Hauptwerk  Lorenzo’s. 


284 


Berichte  und  Mittheilungen 


Das  Bild,  welches  die  Form  eines  gothischen  Triptychons  hat,  zeigt  den 
Reichthum  von  nahezu  100  grösseren  und  kleineren  Figuren.  Den  Haupt- 
gegenstand der  Darstellung  bildet  eine  Krönung  Mariens.  Maria  sitzt  mit  Chri- 
stus auf  dem  Throne,  der  die  Krone  auf  ihr  Haupt  setzt.  Sie  ist  umgeben 
von  sechzehn  Engeln;  ihr  zur  Seite  stehen  je  zehn  Heilige.  Die  reichen  Pi- 
laster , welche  das  Triptychon  schmücken , zeigen  in  kleiner  Proportion  die 
Figuren  der  Propheten  und  Evangelisten.  In  den  drei  oberen  dreieckigen  Ta- 
bernakeln, welche  die  Form  eines  Baldachins  zeigen,  ist  die  hl.  Dreieinigkeit 
in  der  mittleren,  dann  in  den  Seitennischen  die  Verkündigung  dargestellt. 

Die  Predella  zeigt  vier  Darstellungen  aus  dem  Leben  des  hl.  Bernhard, 
dann  eine  Geburt  Christi  und  die  Anbetung  der  Magier. 

Hier  auch  liest  man  folgende  Inschrift: 

HEC  .TABVLA.  FACTA.  EST  . PRO.  ANIMA  . ZENOBII. 
CECCHI  . FRASCHE . ET . SVORUM  . IN . RECOMPEN- 
SATIONE.  VNIVS  . ALTERIVS  . TABVLE  . PER  . EVM  . 
IN  . HOC [LA]  VRENTII  . IOHANNIS  . ET  . SVO- 

RUM . MONACI . H VI  VS  . ORDINIS  . Q VI . E AM  . DEPINSIT  . 
ANNO.  DOMINI.  MCCCCXIII . MENSE . FEBRVARII . TEM- 
PORE . DOMINI  . MATHEI  . PRIORIS  . HVIVS  .MONA- 
STERII. 

Das  Ornamentale  an  dem  Werk  zeigt,  abgesehen  von  dem  schönen  rei- 
chen Schnitzwerk,  in  der  Architektonik  so  vornehme  Verhältnisse,  wie  solche 
kaum  bei  einem  anderen  Werke  jener  Zeit,  d.  i.  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts an  getroffen  werden.  Die  Composition  des  Hauptgegenstandes,  dessen 
Figuren  Lebensgrösse  besitzen,  ist  von  einfach  edler  Anordnung.  Den  Gesichts- 
ausdruck der  männlichen  Figuren  charakterisirt  ein  würdiger  Ernst , das 
Antlitz  der  Jungfrau  und  der  Engel  verklärt  eine  himmlische  Anmuth.  Die 
Gewandung  zeigt  eine  hohe  Linienschönheit,  der  Faltenwurf  ist  von  edler  wür- 
diger Haltung. 

Gleiches  Lob  muss  den  kleinen  Figuren  der  Propheten  und  Evangelisten 
in  den  Pilaster-Nischen  gespendet  werden  und  nicht  minder  den  Historien  der 
Predella.  Ein  tiefes  religiöses  Gefühl  liess  es  nirgends  zu  einer  blos  äusser- 
lichen  Darstellung  kommen. 

Das  Colorit  ist  im  Allgemeinen  heiter,  von  kräftigem  Auftrag,  dabei  aber 
doch  von  einer  Transparenz,  wie  sie  nur  bei  Miniaturen  angetroffen  wird. 

Die  Totalhöhe  des  Bildes  beträgt  4.70  Meter,  die  Breite  4.50  M.  Die 
Haupttafel  ist  2.52  M.  hoch  und  3.75  M.  breit. 

Die  Historien  der  Predella  haben  eine  Höhe  von  0.31  M.  und  eine  Breite 
von  0.54  M.  Die  Malereien  der  drei  oberen  Tabernakel  sind  je  0.82  M.  hoch 
und  0.50  M.  breit. 

Die  Restauration  des  Bildes  wurde  unter  Aufsicht  der  »Commissione 
Conservatrice  delle  belle  arti«  durch  Herrn  Ettore  Franchi,  Restaurator  der 
Galerien  von  Florenz,  in  geschickter  Weise  bewerkstelligt. 

Florenz. 


G:  C.  G. 


aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


285 


(Frankfurt  a.  M.)  Mittheilungen  aus  dem  Städel’schen  Kunstinstitut. 

Verzeichniss  der  im  Jahre  1875  erworbenen  Gemälde. 

1.  van  Goyen , Jan.  Flache  Gegend  von  Wasser  und  Baumgruppen 
unterbrochen ; in  der  Ferne  ein  Ort  mit  einem  Kirchthurm.  Unter  einer  Baum- 
gruppe links  das  Wirthshaus  zum  Schwan,  vor  welchem  drei  Wagen,  mit  Per- 
sonen besetzt,  und  zwei  Reiter  Halt  machen.  Weiter  links  auf  einer  Bank 
zwei  Personen,  die  sich  mit  zwei  vor  ihnen  stehenden  unterhalten.  Rechts 
ein  landender  Kahn  mit  sechs  Personen  und  zwei  Kühen.  Bezeichnet  auf 
dem  Kahn  V G 1643.  Holz.  H.  0,34.  B.  0,44. 

Gekauft  von  F.  A.  G.  Prestel  in  Frankfurt  a.  M.  Mk.  1714.  — 

2.  Tischbein , Joh.  Friedr.  Aug.  Brustbild  eines  Mannes  in  einem  brau- 
nen Mantel  mit  kurzem  Kragen,  sich  mit  dem  Kopf  auf  die  linke  Hand  stützend 
(Vater  der  Testantin,  war  Goldarbeiter  zu  Frankfurt  a.  M.).  Lwd.  H.  0,59. 
B.  0,50. 

3.  Derselbe,  Brustbild  einer  jungen  Frau  (Mutter  der  Testantin)  in  gel- 
bem Strohhütchen,  grauem  Mieder  und  weissem  Kleide.  Schwarzer  Flor  ver- 
hüllt Hals  und  Brust.  Goldene  Kette  und  Nadel  mit  Medaillons.  Lwd. 
H.  0,59.  B.  0,50. 

Beide  Vermächtniss  von  Fräulein  Marie  Henriette  Lauck  in  Frankfurt 
a.  M.  Nach  Angabe  der  Testantin  sollen  dies  die  letzten  Bilder  des  Künstlers 
sein  um  1803 — 1805.  Tischbein  starb  aber  erst  1812. 

4.  Oppenheim,  Prof.  Moritz,  in  Frankfurt  a.  M.  Das  Verhör.  In 
einem  Zimmer  sitzt  in  einem  Armstuhl  ein  alter  jüdischer  Gelehrter  vor  einer 
spanischen  Wand,  hinter  welcher  ein  grosses  Büchergestell  fast  die  ganze 
Breite  des  Zimmers  einnimmt.  Vor  ihm  ein  Junge  an  einem  mit  einem  rei- 
chen Teppich  überdeckten  Tische  vor  der  aufgeschlagenen  Bibel  ein  scharfes 
Examen  des  Grossvaters  bestehend.  Neben  dem  Alten  die  aufmerksam  zu- 
hörende Mutter,  die  Belohnung  für  den  gut  Bestehenden  auf  einem  Teller 
haltend.  — Grau  in  Grau  in  Oel  gemalt.  (Bestimmt  zur  Photographie  für 
das  bei  Keller  in  Frankfurt  herausgekommene  Werk:  Altjüdisches  Familien- 
leben.) Bez.  MOppenheim  1866.  Lwd.  H.  0,46.  B.  0,39. 

Geschenk  der  Söhne  des  Künstlers,  Emil  und  Guido  Oppenheim. 

5.  Brueghel  der  Alte,  Pieter,  gen.  Bauern-Brueghel.  Kirmess  in  einem 
Dorfe.  Im  Vordergründe  ein  blinder  Leyermann,  geführt  von  seinem  Hunde, 
umgeben  von  einer  Menge  Kinder.  Im  Hintergründe  auf  dem  Dorfplatze  ein 
Gänserennen  und  andere  Lustbarkeiten.  Holz.  H.  0,55.  B.  0,69.  Gekauft 
vom  Frankfurter  Kunstverein.  Mk.  1100.  — 

Stammt  aus  der  Sammlung  des  Hofapothekers  Wahle  in  Mannheim. 
Versteig. -Katalog  Nr.  225. 

6.  Guido  Reni.  Christus  nackt  an  einen  Säulenschaft  gebunden,  ein 
weisses  Tuch  um  die  Lenden,  steht  von  Schmerz  gebeugt.  Lebensgrosse  Figur. 
Lwd.  H.  1,94.  B.  1,16. 

Gekauft  in  der  Versteigerung  Dr.  jur.  Th.  Wiesen  in  Frankfurt  a.  M. 
8.  Juni  1875.  Nr.  34  des  Verst.-Kat.  Mk.  7200. 

Ein  Russe  mit  Namen  Trackert  soll  das  Bild  seiner  Zeit  bei  einem 


286 


Berichte  und  Mittheilungen  aus  Sammlungen,  Museen  etc. 


Trödler  in  Frankfurt  für  eine  Kleinigkeit  gekauft  haben.  Er  liess  den  kgl. 
Experten  des  Louvre,  Georg,  dem  er  befreundet  war,  nach  Frankfurt  kommen, 
um  das  Bild  zu  beuriheilen.  Es  wurde  als  acht  erkannt.  In  den  dreissiger 
Jahren  bot  Trackert  das  Bild  Sr.  Robert  Peel  für  fl.  30000  zum  Kauf  an. 
Sr.  Robert  bot  fl.  29000,  aber  Trackert  gab  es  nicht.  Im  Jahre  1855  bot  die 
Wittwe  Trackert  das  Gemälde  dem  Städel’schen  Kunstinstitut  für  fl.  21000  an. 
Es  wurde  zu  theuer  befunden.  1856  abermals,  für  fl.  18000.  Abermals  zurück- 
gewiesen. Wie  dasselbe  in  den  Besitz  von  Dr.  Wiesen  kam,  ist  bis  jetzt  nicht 
klar  geworden.  (Alle  diese  Mittheilungen,  mit  Ausnahme  der  vom  Städel’schen 
Institut,  sind  Traditionen  von  einzelnen  Leuten,  die  seiner  Zeit  den  Guts- 
besitzer Trackert  aus  Russland,  der  in  Frankfurt  wohnte  und  starb,  persönlich 
gekannt  haben.) 

Das  Bild  ist  von  Valentin  Schertle  lithographirt  und  diese  Lithographie 
in  Kuglers  kleinen  Schriften  Bd.  II  S.  610  besprochen. 

7.  Zimmermann,  Albert.  Landschaft-Motiv  aus  dem  Bayrischen  Hoch- 
gebirge. Rechts  hohes  Gebirge,  welches  sich  nach  links  in  eine  Fernsicht 
verliert.  Im  Mittelgründe  waldiges  Terrain  mit  einem  Schloss,  hell  von  der 
Sonne  beleuchtet.  Im  Vordergründe  Steinbrüche  von  rothem  Sandstein,  links 
ein  abziehendes  Gewitter  mit  einem  Regenbogen.  Bez.  A.  Zimmermann,  Mün- 
chen. Lwd.  H.  1,72.  B.  2,10. 

Geschenk  des  Herrn  Georg  Rittner  in  Frankfurt  a.  M. 

G.  Malss. 

(Darmstadt.)  Grossherzogliches  Museum.  Cabinet  der  Handzeich- 
nungen. 

Unserem  Gabinet  der  Handzeichnungen  wurde  vor  Kurzem  eine  höchst 
erwünschte  Bereicherung  zu  Theil.  Es  ist  dies  die  Erwerbung  einer  bisher 
unbekannten  ausgeführten  Tuschzeichnung  von  Cornelius,  das  Martyrium  der 
h.  Gatharina  darstellend. 

Dr.  Riegel  in  Braunschweig,  mit  dem  ich  darüber  correspondirt,  kannte 
bisher  nur  eine  dafür  dienende  Aktzeichnung,  die  sich  im  Nachlass  von  Cor- 
nelius vorgefunden  hatte  und  wusste  durch  Heller,  dass  G.  diesen  Gegenstand 
behandelt  hatte.  Die  Zeichnung  fällt  unverkennbar  in  die  Zeit  des  ersten 
römischen  Aufenthalts  des  Meisters , vielleicht  zwischen  die  Faust-  und  Nibe- 
lungenblätter und  dürfte  für  die  Kenntniss  seiner  künstlerischen  Entwickelung 
wichtig  und  höchst  beachtenswerth  sein. 

Darmstadt. 


Ji.  Ilnf mann. 


Literaturbericht. 

Kunstgeschichte,  Archäologie. 

Geschichte  der  deutschen  Kunst  im  Eisass.  Von  Dr.  Alfred  Wolt- 
mann,  Professor  an  der  k.  k.  Universität  in  Prag.  330  Seiten  gr.  8 mit 
74  Holzschnitt-Illustrationen.  Leipzig  E.  A.  Seemann  1876.  M.  10.  — 

Eine  Summe  langjähriger  und,  man  sieht  es,  mit  Vorliebe  betriebener 
Studien  zusammenfassend  füllt  das  vorliegende  Werk  eine  längst  empfundene 
Lücke  in  der  Geschichte  der  deutschen  Kunst.  Nicht  als  ob  Eisass  ein  terra 
incognita  geblieben  wäre;  zu  allen  Zeiten  hat  dieses  an  charaktervollen  und 
theil weise  hochbedeutenden  Denkmälern  reiche  Land  von  Heimischen  und 
Fremden  die  ihm  gebührende  Aufmerksamkeit  gefunden.  Was  aber  die  neueste 
Zeit  noch  immer  vermissen  liess,  das  war  eine  zusammenhängende  und  die 
Stellung  des  Einzelnen  aus  dem  Gesichtspunkte  der  allgemeinen  Kunstgeschichte 
behandelnde  Darstellung.  Freilich  stellten  auch  hier,  wie  überall,  wo  es  sich 
um  die  Schilderung  einer  beschränkten  Monumentalgruppe  handelt,  der  Schwie- 
rigkeiten sich  manche  entgegen,  besonders  die  Eine,  der  Mangel  einer  Conti- 
nuität,  denn  Italien  ausgenommen  und  dem  Rhein  mit  Göln  und  Trier  an  der 
Spitze  ist  keinem  Lande  diejenige  Summe  von  Denkmälern  verblieben,  an  deren 
Hand  sich  die  allseitige  und  ununterbrochene  Entwickelung  localer  Kunst  von 
der  Frühzeit  des  Mittelalters  bis  zu  den  höchsten  Zielen  der  Gothik  ver- 
folgen Hesse. 

So  ist  besonders  die  Zahl  der  vorromanischen  Werke  eine  sehr  be- 
schränkte; sie  reducirt  sich  auf  die  Denkmäler  der  Plastik  und  für  die  Kennt 
niss  der  Malerei  auf  die  Otfried-Handschrift  in  der  k.  k.  Hofbibliothek  zu  Wien. 
Ein  zweites  ebenfalls  aus  Strassburg  (S.  Maria)  stammendes  Miniaturwerk 
scheint  dem  Verfasser  unbekannt  geblieben  zu  sein,  es  ist  dies  die  merkwürdige 
und  bilderreiche  Aratus-Handschrift  aus  dem  zehnten  Jahrhundeit  in  dei 
Stadtbibliothek  zu  Bern  (cf.  Hagen,  Gatalogus  Codicum  Bernensium.  1874, 
p.  XVII.  108.  648). 

Eine  zusammenhängende  Geschichte  der  deutschen  Kunst  im  Eisass  lässt 
sich  erst  seit  dem  elften  Jahrhundert  verfolgen.  Hier,  wie  überall,  ging  die 
Pflege  zunächst  von  dem  Baueifer  der  bischöflichen  Metropole  und  der  Stifter 
aus.  Schon  in  diesen  ersten  romanischen  Bauten  ist  eine  eigene  Entwickelung 
zu  gewahren,  die  nur  mit  den  unmittelbar  auf  dem  badischen  Ufei  gegenübei 


288 


Literaturbericht. 


liegenden  Bauten,  nicht  aber  mit  den  gleichzeitigen  Werken  der  schwäbischen 
Bauschule  und  auch  nur  mit  wenigen  unter  den  schweizerischen  Monumenten 
im  Zusammenhänge  erscheint.  Als  älteste  Denkmäler  werden  genannt  die 
geringen  Ueberreste  eines  zwischen  1007  und  1015  errichteten  Münsters  zu 
Stiassburg.  bestehend  aus  der  Grundanlage  von  Chor  und  Querschiff  und  den 
östlichen  Theilen  der  Krypta;  die  Krypta  zu  Andlau  (1049  geweiht)  und  der 
Unterbau  des  Thurmes  mit  seinem  an  altchristliche  Symbolik  erinnernden  Por- 
talschmucke. Interessant  ihrer  seltenen  Anlage  willen  sind  die  Doppelkapelle 
zu  Neuweiler  und  das  vielbesprochene  Octogon  zu  Ottmarsheim. 

Das  zwölfte  Jahrhundert  bezeichnet  die  Blüthezeit  des  romanischen  Stils. 
Mit  der  grösseren  Sorgfalt  in  der  Ausführung  des  Einzelnen  verbindet  sich 
eine  Veredelung  der  Verhältnisse  und  eine  Bereicherung  der  Details,  die  jetzt, 
im  Gegensatz  zu  den  früheren  Bauten , auch  der  Erscheinung  des  Aeusseren 
zu  Statten  kommt.  Gelegentlich  fing  man  auch  an  — in  den  Seitenschiffen 
wenigstens  die  Kunst  des  Wölbens  zu  erproben  (Mutzig  und  Hagenau), 
oder  es  tritt  an  die  Stelle  der  einfachen  Säulen-  und  Pfeilerreihe  der  rhyth- 
mische Wechsel  beider  Stützenformen  (Surburg  und  Lautenbach).  Endlich, 
eine  Folge  der  engen  Beziehungen,  welche  die  Stifter  der  Benedictiner  und 
Cistercienser  mit  ihren  geistlichen  Centren  in  der  vorgeschritteneren  Bourgogne 
verbanden,  mag  zum  ersten  Male  auch  die  systematische  Anwendung  des  Ge- 
wölbebaues auf  ganze  Kirchen  versucht  worden  sein.  Diejenigen  des  Bernhardi- 
nerordens sind  alle  zerstört  oder  durch  Neubauten  ersetzt  (an  die  Stelle  der  alten 
angeblich  vom  heil.  Bernhard  gegründeten  und  geplanten  — Gerard  I,  33  — Kirche 
von  Lützel  war  schon  um  1346  ein  gothischer  Neubau  getreten.  Trouillat, 
III  834.  IV.  225).  Der  erste  Bau,  welcher  diesen  Fortschritt,  die  consequente 
Anwendung  von  Gewölben,  zeigt,  ist  die  wahrscheinlich  aus  dem  Anfang 
des  zwölften  Jahrhunderts  stammende,  jetzt  in  Buinen  liegende  Benedictiner- 
kirche  von  Alspach,  eine  zweite  diejenige  von  Murbach,  die  dritte  die  Kirche 
von  Rosheim,  deren  gegenwärtiger  Bau  jetzt  allgemein  vom  Jahre  1132  datirt 
wird,  und  die  auch  sonst  noch,  ihres  bildnerischen  Schmuckes  und  der  eigen- 
artigen  Gliederung  der  Fa^ade  wegen  von  Interesse  ist.  Eine  verwandte 
Fatjadenbildung  ohne  Zweifel  eine  Specialität  der  Elsässer-Schule  — zeigen 
die  Kirche  von  Mauresmünster  und  Lautenbach , wo  die  Verbindung  einer 
doppelthürmigen  Fronte  mit  einer  über  der  Eingangshalle  gelegenen  Kapelle 
den  Anlass  zur  Nennung  mancher  Analoga  hätte  geben  können,  eine  Ein- 
richtung, die,  ohne  Zweifel  auf  Cluny  zurückweisend,  selbst  in  Mitteldeutsch- 
land (Pauhnzelle)  zur  Nachahmung  gelangte.  Den  Abschnitt  über  die  Kunst 
des  i omanischen  Zeitalters  beschliesst  eine  Abhandlung  fiher  den  Odilienberg 
und  den  Hortus  deliciarum  der  Herrad  von  Landsberg. 

Im  Jahre  1144  war  Abt  Sugers  Chorbau  in  S.  Denis  vollendet  worden, 
das  erste  Werk,  in  welchem  die  Principien  des  neuen  Stils  nachweisbar  zur 
Geltung  kamen.  Mit  1180  etwa  ist  der  Sieg  desselben  entschieden,  immer 
selbständiger  und  klarer  entwickelt  sich  das  gothische  System,  dessen  Kennt- 
nisse durch  Lehrende  und  Lernende  sich  bald  über  ganz  Europa  verbreiteten. 

Im  Eisass  scheint  sich  der  Uebergang  zu  dem  neuen  Systeme  unter  ähn- 


Literaturbericht. 


289 


ichen  Erscheinungen  vollzogen  zu  haben,  wie  sie  in  gleichzeitigen  Bauten  der 
Schweiz  beobachtet  werden.  Die  ersten  von  diesem  Processe  berührten  Monu- 
mente sind  noch  strenger,  einfacher  sogar  als  die  der  unmittelbar  vorher- 
ge  lenden  spätromanischen  Epoche.  Die  Anwendung  des  Spitzbogens  be- 
schrankt sich  auf  die  Wölbung,  aber  ohne  vorerst  zu  weiteren  Gonsequenzen 
z U fuiir®n:  das  alte  System  der  Doppeljoche  behielt  man  bei,  auch  Fenster 
und  Thiiren  sind  noch  häufig  im  Rundbogen  geschlossen.  Neu  sind  die  Strebe- 
pfeiler an  der  imposanten  Fagade  von  Leodegar  zu  Geb  weder  (noch  unter 
französischer  Herrschaft  vortrefflich  restaurirt)  und  am  Chor  zu  Pfaffenheim, 
wo.  zum  ersten  Male  an  die  Stelle  der  halbkreisförmigen  Apsis  ein  aus  fünf 
Seiten  des  Achtecks  gebildetes  Halbpolygon  tritt.  Dieselbe  Erscheinung  wieder- 
holt sich  in  der  annähernd  gleichzeitigen  Kirche  von  S.  Ursanne  im  Bisthum 
Basel,  die,  wie  die  Collegiatkirche  von  Neuchätel,  mit  der  elsässischen  Bau- 
schule augenscheinlich  eng  zusammenhängend,  gelegentlich  wohl  hätte  genannt 
werden  können.  Folgt  in  den  vorher  erwähnten,  wie  anderen  Bauten,  das 
Detail  noch  wesentlich  den  alten  romanischen  Traditionen,  so  tritt  das  gotbisehe 
System  zum  ersten  Male  mit  allen  seinen  Gonsequenzen  in  der  westlichen  Fort- 
setzung der  Stiftskirche  von  Neuweiler  in  Kraft;  wir  finden  hier  den  Streb- 
bogen, und  Bündelpfeiler  und  zwar  in  gleicher  Form  für  Haupt-  und  Neben- 
stutzen, das  sechstheilige  Rippengewölbe,  und  den  Spitzbogen  fast  allgemein 
herrschend. 

Ihren  glänzendsten  Ausdruck  fand  die  neue  Weise  in  dem  Bau  des 
Strassburger  Münsters,  der  1176  mit  Beibehaltung  der  östlichen  Grund- 
anlage begonnen  und  langsam  mit  fortschreitender  Kenntniss  des  fremden 
Systems  gefördert  wurde.  Noch  vor  der  Mitte  des  dreizehnten  Jahrhunderts 
begann  der  Neubau  des  Schiffes  durch  Meister  Heinricus  dictus  Wehelin, 
wie  ein  nachträglich  von  dem  Verfasser  entdeckter  Vermerk  in  dem  Wohl- 
thäterbuche  des  Münsters  besagt.  Er  fand  seinen  Abschluss  1275;  zwei  Jahre 
später  erfolgte  die  Grundsteinlegung  der  Fagade  durch  Meister  Erwin  von 
Steinbach,  der  früher  wohl  selbst  an  französischen  Bauten  bethätigt,  unter 
allen  Umständen  aber  in  der  Anschauung  solcher  geübt,  ihr  System  mit  einer 
Gonsequenz  zur  Geltung  brachte,  wie  es  auf  deutschem  Boden  sonst  nicht 
mehr  zur  Anwendung  gelangte.  Der  Bau  dieser  herrlichen  Faqade  wurde 
rasch  gefördert  bis  1298,  als  ein  Brand,  in  der  Nähe  des  Münsters  ausgebrochen, 
einen  grossen  Theil  desselben  beschädigte.  Wie  sich  in  damaliger  Zeit  unter 
den  Auspicien  eines  so  bedeutenden  Meisters  nicht  anders  erwarten  liess,  ver- 
blieb es  nicht  bei  einer  einfachen  Reconstruction  des  früheren  Systems.  Die 
Höhenmaasse  wurden  beträchtlich  gesteigert  und  der  Oberbau  des  Schiffes  in 
einer  Weise  verändert,  die  auch  hier  den  französischen  Stil  zu  reicher  Ent- 
faltung brachte.  Erwin  f 1318,  nach  einer  wenigstens  vier  Decennien  langen 
1 hätigkeit,  die  er  dem  Ausbau  des  Münsters  zugewendet.  Diese  wurde  zunächst 
fortgesetzt  durch  zwei  seiner  Söhne  und  einen  1339  verstorbenen  Enkel. 
Ihnen  folgte  ein  gewisser  Gerlach,  unter  welchem  — so  scheint  es  — die 
Thürme  bis  zur  Höhe  der  jetzigen  Plattform  gediehen.  So  weit  stimmte  das 
Werk  noch  im  Wesentlichen  mit  Erwin’s  Entwurf  überein , jetzt  aber,  wahr- 
1 19 


290 


Literaturbericht. 


scheinlich  unter  der  Leitung  Ulrich  Ensinger’s  (seit  1402)  begann  die  erste 
Abweichung  durch  Einschaltung  des  nüchternen  Freigeschosses.  Ihm  folgten 
die  ungleich  tüchtigeren  Junckher  von  Prag,  deren  Werk,  der  achteckige  Hoch- 
bau des  Nordthurms,  seit  1428  von  dem  Cölner  Johannes  Hülz  um  eine 
weitere  Etage  fortgesetzt  und  schliesslich  zur  Pyramide  geführt  wurde,  die 
ihrerseits  1439  in  einer  freilich  gegen  den  ersten  Entwurf  sehr  verkümmerten 
Weise  zum  Abschluss  gelangte. 

Und  wie  die  Architektur,  so  zeigt  auch  die  plastische  Ausschmückung 
des  Münsters  die  mannigfaltigen  Phasen  der  mittelalterlichen  Kunstentwickelung. 
Die  ältesten  Bildwerke  gehören  dem  zwölften  Jahrhundert,  die  übrigen  im 
Wesentlichen  zwei  Hauptepochen  an:  dem  zweiten  Viertel  des  dreizehnten 
Jahrhunderts  und  Meister  Erwin’s  Zeit.  Aus  jener  mittleren  Epoche  stammte 
der  bis  auf  wenige  Fragmente  zerstörte  Portalschmuck  des  südlichen  Quer- 
flügels. Der  Name  einer  Bildhauerin  Savina,  den  man  dort  las,  hat  bekannt- 
lich seit  Specklin’s  Zeit  auf  die  irrige  Annahme  geführt,  es  sei  dies  eine 
Tochter  Erwin’s  gewesen,  worauf  denn  Spätere  die  ebenso  unbegründete  An- 
nahme basirten,  dass  auch  jener  südliche  Querarm  von  Erwin  erbaut  worden 
sei.  Sicher  ist  aber  nur  die  Existenz  einer  Bildhauerin  Savina,  deren  muth- 
massliche  Wirksamkeit  in  die  Zeit  zwischen  1230  und  38  fällt  und  diese  in 
der  That  sehr  seltene  Stellung  einer  Frau  mag  denn  auch  zuvörderst  den 
Anlass  zur  Verewigung  ihres  Namens  gegeben  haben.  Die  Plastik  aus  Meister 
Erwin’s  Zeit  gibt  sich  am  glänzendsten  in  dem  dreifachen  Portalschmuck  der 
Westfront  zu  erkennen,  hinsichtlich  des  statuarischen  Reichthums  und  der 
Mannigfaltigkeit  der  Beziehungen,  zu  denen  sich  die  sämmtlichen  Theile  zu 
einem  cyklischen  Ganzen  verbinden,  das  glänzendste  Werk  auf  deutschem 
Boden. 

Von  andern  Denkmälern  gothischen  Stils  sind  die  bedeutendsten  das 
Münster  S.  Georg  zu  Schiettstadt,  S.  Martin  zu  Colmar  und  S.  Theobald  zu 
Thann.  Als  Vollender  der  prächtigen  Thurmpyramide  (1516)  dieser  letzteren 
Kirche  nennt  Schöpflin  (Alsatia  111.  II,  42)  einen  Meister  »Rumict  Valch«,  es 
ist  dies  ohne  Zweifel  eine  aus  der  unleserlich  gewordenen  Inschrift  entstandene 
Missdeutung  des  Namens  Remigius  oder  Ruman  Voesch,  desselben  Meisteis 
wohl,  der  1488  den  Chor  der  Basler  Carthause  wölbte,  1489  beim  Bau  des 
Martinsthurmes  am  Münster  derselben  Stadt  als  Experte  berufen  und  seit  dem 
Jahre  1503  an  dem  nämlichen  Bau  zum  Werkmeister  ernannt  wurde  (Basler 
Chroniken  I.  333.  n.  5.  Basler  Neujahrsbl.  1850.  5.  22). 

Das  Bild  des  reichen  mittelalterlichen  Kunstlebens  ergänzen  die  zahl- 
reichen profanen  Bauten,  unter  denen  die  Burgen,  zumal  romanische,  durch 
eine  Reihe  prächtiger  Beispiele  vertreten  sind. 

Seltener  sind  die  Denkmäler  der  Plastik  und  Malerei.  Jene,  soweit  sie 
nicht  Theile  gothischer  Bauten  bilden,  beschränken  sich  auf  einige  Grabmäler, 
deren  mehrere  als  Werke  Meister  Wölfelin’s  von  Rufach,  des  bedeutendsten 
unter  den  im  vierzehnten  Jahrhundert  wirkenden  Elsässer  Bildhauern,  genannt 
werden.  Wandgemälde  sind  nur  noch  in  Bruchstücken  vorhanden;  man  muss, 
will  man  die  Kunst  der  Elsässer  Maler  kennen,  ihre  Werke  im  Ausland  suchen, 


Literaturbericht. 


291 


wie  diejenigen  Nicolaus  Wurmser’s  in  KaiTs  IV.  Veste  Karlstein  bei  Prag. 
Günstiger  war  die  Folgezeit  für  die  Glasmalerei,  unter  deren  Vertretern  wir 
dem  bis  1426  in  Strassburg  wirkenden  Hermann  von  Basel  (Gerard  II.  68.  u ff.), 
einem  Universalisten  im  wahren  Sinne,  gerne  die  gebührende  Stellung  ge- 
gönnt hätten. 

Während  die  Plastik,  abgesehen  von  den  Anregungen,  welche  der  kurze 
Zeit  im  Eisass  weilende  Nicolaus  von  Leyden  bot,  entweder  im  alten  Geleise 
sich  fortbewegte,  oder  in  handwerklichen  Zierstücken  das  Schicksal  der  Bau- 
kunst, einer  spätgothischen  Zersetzung  und  Verwilderung  theilte,  hebt  seit  der 
Mitte  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  für  die  Malerei  ein  neuer  Aufschwung  an, 
er  knüpft  sich  in  erster  Linie  an  Martin  Schongauer,  dessen  Werke,  künst- 
lerische Bedeutung  und  Lebensverhältnisse,  so  weit  die  sparsamen  und  vielfach 
widersprechenden  Nachrichten  hinsichtlich  der  letzteren  einen  Aufschluss  ge- 
statten, uns  der  Verfasser  in  einem  ansprechenden  und  vielfach  neue  Gesichts- 
punkte eröffnenden  Bilde  vor  Augen  führt. 

Aehnlich  gibt  der  zwischen  1498  und  1516  verfertigte  Hochaltar  von 
Isenheim  (jetzt  im  Museum  zu  Colmar)  den  Anlass  zu  einer  Umschau  über 
die  leider  durch  wenige  und  dazu  meist  noch  schwach  beglaubigte  Werke 
markirte  Wirksamkeit  des  Matthias  Grünewald  von  Aschaffenburg,  des 
»deutschen  Correggio«,  wie  ihn  schon  Sandrart  nannte. 

Neben  den  epochemachenden  Schöpfungen  dieser  Meister  sind  eine  Reihe 
von  kleineren  Leistungen  nicht  minder  wichtig  als  Merksteine  für  die  ihren 
höchsten  Zielen  sich  nahende  Entwickelung  der  deutschen  Kunst.  Wie  der 
Kupferstich  in  Schongauer  den  grössten  Meister  des  fünfzehnten  Jahrhunderts, 
so  hat  auch  der  Holzschnitt  auf  elsässischem  Boden  manche  seiner  hervor- 
ragendsten Vertreter  gefunden.  Strassburg,  der  Sitz  einer  Reihe  in  das  Geistes- 
leben des  fünfzehnten  Jahrhunderts  tief  eingreifender  Männer , wurde  zum 
Mittelpunkt  der  humanistischen  und  reformatorischen  Bestrebungen,  die,  wie 
in  der  Literatur,  so  auch  in  der  Kunst  einen  vielseitigen  Nachhall  fanden. 
Bald  erstreckte  sich  die  Mitwirkung  der  Illustratoren  auf  alle  Zweige  der  lite- 
rarischen Production.  Der  Aufschwung  des  elsässischen  Holzschnitts  beginnt 
zu  Anfang  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  und  knüpft  sich  an  den  Einfluss  der 
Golmarer  Schule  Schongauer’s  und  die  Wirksamkeit  Sebastian  Brandt’s  (seit 
1498  , wieder  in  seiner  Vaterstadt  Strassburg  zurück).  Das  Auftreten  der 
Renaissance  knüpft  sich  an  Johann  Wechtlin  (seit  1514  in  Strassburg  ver- 
burgerrechtet),  einen  Hauptvertreter  des  Glairobscur.  Vor  allen  bahnbrechend 
war  dann  aber  der  grösste  Meister,  der  seit  1509  für  den  Holzschnitt  in  Strass- 
burg thätig  wirkte,  Hans  Bai  düng  Grien,  über  den  uns  Verfasser  eine  wieder 
auf  Grundlage  der  neuesten  Forschung  vielfach  bereicherte  Abhandlung  gibt. 

Daran  schliesst  sich  der  letzte  Abschnitt  über  die  Kunst  der  Renaissance, 
die  hier,  wie  überall  in  Deutschland,  erst  lange,  nachdem  sie  in  Holzschnitten, 
Kupferstichen  und  anderen  Werken  der  Baukunst  sich  Bahn  gebrochen,  auch 
in  der  Architektur  zum  Durchbruch  gelangte.  Verfasser  schildert  in  Kürze  die 
Hauptwerke  dieses  Stils,  die  Rathhäuser,  die  städtischen  Wohnhäuser  mit  ihren 
schmucken  Erkern,  den  phantastisch  geformten  Staffelgiebeln  und  reich  ver- 


292 


Literaturbericht. 


zierten  Portalen  mit  ehrenfest-trotzigen  Sinnsprüchen.  Neben  Strassburg,  wo 
der  vielgewanderte  Specklin  sein  Bestes  schuf,  hat  Schlettstadt  in  dem  Stadt- 
baumeister Ziegler  einen  ohne  Zweifel  an  den  Quellen  der  Renaissance  ge- 
bildeten Vertreter  des  Neuen  besessen.  Endlich  hat  Eisass  den  Deutschen  ein 
gut  Theil  der  bedeutendsten  Renaissance-Theoretiker  gegeben:  die  Brüder 
Vogtherr,  den  unerschöpflichen  Dietterlein,  Specklin.  Solch  reiches  Kunst- 
leben erklärt  es,  wenn  Fremde  sich  gern  an  demselben  betheiligten,  wie  der 
Schweizer  Tobias  Stimmer,  der,  1539,  wie  Harder  nachgewiesen  (nicht  1534), 
zu  Schaffhausen  geboren,  mit  seinem  Bruder  Christoph  die  Heimath  verliess, 
um  in  Frankfurt  und  Strassburg  eine  einträglichere  und  seinen  Talenten  ent- 
sprechendere Wirksamkeit  zu  finden.  Tobias  scheint  diess  gelungen  zu  sein, 
während  Christoph,  ohne  Zweifel  minder  glücklich,  der  Kunst  entsagte;  er  schrieb 
sich  1581  »der  Löbl.  vörderösterreichischen  drey  Landständen  Diener  und 
Generaleinnehmer  des  Maasspfennigs  Eisass-  und  Sundgäuschen  Gestads«. 
(Illustr.  Schweiz.  1872  S.  122  u.  f.) 

Es  ist  ein  ansprechendes  Bild,  welches  der  Verfasser  in  seinem  Buche 
entrollt;  in  frischen  lebendigen  Zügen  stets  die  Umschau  auf  die  weiteren  Ge- 
biete wahrend,  weiss  er  die  Beute  seiner  Kreuz-  und  Querfahrten  geschickt  in 
den  Rahmen  der  allgemeinen  Kunstgeschichte  zu  fügen.  Noch  manche  Lücke 
freilich  wird  der  Ergänzung  bedürfen,  namentlich  wird  es  die  Sache  künftiger 
Forscher  sein,  den  kleineren  ländlichen  Schöpfungen  ein  aufmerksames  Auge 
zu  schenken;  denn,  geben  jene  Hauptwerke  vor  allem  den  Maassstab  zum  Ver- 
gleiche nach  Aussen,  so  sind  diese  kleinen  Denkmäler  nicht  minder  wichtig 
zur  Erklärung  so  mancher  Besonderheiten  localer  Kunst.  Dem  Verfasser  der 
Statistik  ist  eine  lohnende  Aufgabe  auch  jetzt  noch  bewahrt. 

Den  Woltmann’schen  Werken  reiht  auch  das  vorliegende  als  würdige 
Leistung  sich  an,  ein  neuer  Beweis  des  rastlosen  Schaffens,  mit  dem  der  Ver- 
fasser stets  neue  Gebiete  zu  erobern  und  ebenso  geistreich  wie  formgewandt 
seine  Errungenschaften  zum  Gemeingute  zu  machen  versteht. 

Zürich.  December  1875.  -R.  R- 

Des  Johann  Neudörfer,  Schreib-  u.  Rechenmeisters  zu  Nürnberg  Nachrichten 
von  Künstlern  und  Werkleuten  daselbst  aus  d.  J.  1547  nebst  der  Fort- 
setzung d.  And.  Gulden  nreh  s.  Handschr.  u.  m.  Anmerkungen  hrsg.  von 
G.  W.  K.  Locliner.  Quellenschriften  für  Kunstgeschichte  und  Kunsttechnik 
des  Mittelalters  u.  der  Renaissance  herausg.  v.  R.  v.  Eitelberger.  Band  X. 
Wien,  Braumüller  1875.  8°.  (XXI,  237  S.)  Fl.  2.  50. 

Wenn  der  um  die  Nürnbergische  Kunstgeschichte  hochverdiente  Ver- 
fasser von  Zeit  zu  Zeit  mit  einer  neuen  Arbeit  auftritt,  so  ist  das  für  den 
Freund  objectiver  Behandlung  unsres  Stoffes  stets  ein  willkommenes  Ereigniss. 
Auch  durch  die  jüngste  Arbeit  wurde  uns  mit  jener  Anspruchslosigkeit  und 
Bescheidenheit,  die  nicht  den  Autor  allein,  sondern  die  ganze  Periode  kenn- 
zeichnet, welcher  sein  Mannesalter  angehörte,  eine  erstaunliche  Stofffülle  dar- 
gereicht, aus  welcher  die  moderne  Oekonomie  des  Faches  inclusive  der  erfor- 
derlichen Zuthaten,  allgemeinen  culturhistorischen  Einleitungen,  philosophisch- 
ästhetischen Seitensprünge  etc.,  eine  gehörige  Reihe  von  Bänden  fabricirt  hätte. 


Literaturbericht. 


293 


Auf  jeder  Seite  dieses  Buches , welches  sich  schlicht  genug  als  nichts  weiter 
denn  ein  corrigirter  Abdruck  der  Campe’schen  Neudörffer- Ausgabe  »mit  Noten« 
gibt,  hat  der  Verfasser  eine  unendliche  Menge  vollkommen  neumitgelheilter 
Nachrichten,  zum  erstenmal  aus  den  Urkunden  geschöpft,  angesammelt,  dicht- 
gedrängt und  in  knappster  Kundgebung,  so  dass  es  ihm  meist  sogar  nicht 
möglich  wurde,  aus  dem  Substrate  dieser  Funde  die  sachlichen  Resultate  für 
die  Forschung  zu  ziehen.  Ein  Buch  wie  das  vorliegende  ist  für  den  Autor  in 
dem  gewöhnlichen  Sinne  eine  undankbare  Arbeit,  als  der  Referent  niemals 
irn  Stande  sein  kann,  den  Reichthum  seines  Inhaltes  nur  einigermassen  an- 
zudeuten, denn  auch  nur  die  Hauptergebnisse  jener  Originalmittheilungen  aus 
dem  Nürnber gischen  Archive  der  Stadt  hier  für  die  Kenntnissnahme  der 
Kunstgeschichte  excerpircn  und  aufzählen  wollen,  hiesse  beinahe  den  Gesummt- 
inhalt der  Noten  hiehersetzen.  Aber  auch  damit  wäre  zur  Verwertliung  des 
Materials  für  die  allgemeinere  Geschichte  des  Faches  noch  wenig  gethan,  denn 
der  Verfasser  hat,  wie  bemerkt,  fast  nirgends  die  Gonsequenzen  gezogen  und 
das  Münzen  seines  reichen  Goldschatzes  Anderen  überlassen.  Somit  würde  cs 
eine  stattliche  Arbeit  erfordern,  um  Alles  zu  sammeln,  zu  prüfen,  zu  coin- 
biniren,  mit  älterbekannten  Angaben  zu  vergleichen  und  in  fertigen  Schlüssen 
hinzustellen,  wozu  das  Buch  bloss  Wege  und  Stege  weisen  will.  Dr.  Lochner 
hat  sich  lediglich  auf  Nürnbergisches  in  dieser  Arbeit  beschränkt.  Aus  dem 
städtischen  Archive  dieser  alten  Kunstmetropole  stammen  die  werthvollen  Ent- 
deckungen, ein  Nürnberger  ist  der  Quellenschriftsteller  NeudörlTer,  dessen  Arbeit 
hier  vom  Neuen  herausgegeben  wurde,  desgleichen  sein  Fortsetzer  Andreas 
Gulden.  Fast  ausschliesslich  nürnbcrgisch  erscheinen  aber  auch  sämmtliche 
Verhältnisse,  auf  welche  überhaupt  Rücksicht  genommen  wird.  Bei  Künstlern 
und  Kunsthandwerkern,  welche  wie  Peter  Vischer,  Stoss,  Jamitzer  und  Andere 
eine  beträchtliche  Spanne  Zeit  ihres  Lebens  und  einen  integrirenden  Tlieil 
ihrer  Wirksamkeit  auch  an  anderen  Orten  zugebracht  und  vollendet  haben, 
leitete  jene  Beschränkung  auf  das  speciell  heimathliche  Seitens  des  Verfassers 
unleugbar  zu  einer  gewissen  Einseitigkeit  und  schuf  oft  ansehnliche  Lücken, 
aber  wer  möchte  das  dem  Specialforscher  verargen?  Wäre  es  ihm  doch  ge- 
wiss unmöglich  gewesen,  etwa  die  Bamberger  Periode  Vischer’s,  die  polnische 
des  Stoss,  die  Wienerische  des  Jamitzer  ebenso  erschöpfend  aus  den  Quellen  der 
Archive  zu  ergründen,  als  er  deren  Nürnbergisehen  Aufenthalt  und  ihre  dort- 
hin zielenden  Beziehungen  sorgfältig  zu  beleuchten  im  Stande  gewesen  ist. 
Dr.  Lochncr’s  Buch  greift  damit  den  Monographien  der  genannten  und  zahl- 
reicher anderer,  in  NeudörfTer’s  Nachrichten  besprochenen  Meister  nicht  vor, 
wohl  aber  hat  er  solchen  vorgearbeitet  und  das  für  seinen  Tlieil,  nach  den 
ihm  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  in  einer  so  gediegenen,  so  fruchtbringenden 
Weise,  dass  wir  nur  allen  Archiven  in  Nah  und  Fern  ähnliche  Vorarbeiter 
der  Kunstgeschichte  wünschen  möchten! 

Ein  so  löblicher  Sammeleifer  der  Minulien  gehört  gerade  nicht  unter 
die  Hauptmerkmale  der  gegenwärtigen  Weise  zu  arbeiten;  eine  derartige  Libe- 
ralität, das  Gesammelte,  das  mühsam  Gepflückte  hinzustellcn,  bevor  die  Kränze 
aus  den  Blumen  gewunden  sind,  aber  noch  weit  mehr.  So  erachteten  wir  es 


294 


Literaturbericht. 


denn  für  Undank  und  Verkennung,  wenn  das  Präparatorische  einer  Arbeit 
wie  diese  geringgeschätzt  würde,  und  suchen,  der  Intention  des  fleissigen 
Sammlers  entsprechend,  vielmehr  gerade  in  diesem  ihrem  Charakter  den  vollen 
Werth  der  Leistung. 

Die  am  meisten  hervorragenden  Beiträge,  welche  dem  Autor  die  Quellen 
des  Archives  geliefert  haben,  betreffen  die  folgenden  Künstler  und  Handwerker 
des  alten  Nürnbergs:  den  Steinmetzen  Hanns  Behaiin  d.  ä.,  den  Bildhauer 
Adam'  Kraft,  den  ältern  Peter  Vischer,  Rothschmied,  den  jüngeren  d.  N.,  Se- 
bastian Lindenast,  Kupferschmied,  die  Plattner  Wilhelm  von  Worms  und 
Grünewalt,  Hans  Bülmann,  Schlosser,  Andreas  Heinlein,  den  sonstigen  apo- 
kryphischen  Peter  Hele,  angeblichen  Erfinder  der  berühmten  Nürnberger  Eier, 
Veit  Stoss,  Hanns  Krug  d.  J.,  Münzeisenschneider,  Veit  Hirschvogel  d.  Ä., 
Hanns  Neuschel,  Posaunenmacher,  und  Anthoni  Koberger,  Buchdrucker. 

Unter  all’  diesen  Berichten  übertrifft  wieder  derjenige  über  Stoss  alle 
übrigen  an  Wichtigkeit.  Die  Abstammung  des  grossen  Künstlers,  seine  Ent- 
fernung nach  Krakau,  1477,  seine  Verheirathung  und  Familien  Verhältnisse,  die 
Bewandtniss,  welche  es  um  seinen  Criminalprocess  und  seine  1503  stattgehabte 
Bestrafung  hatte,  die  mühsame  und  wirre  Abwickelung  seines  »Geschäftes« 
an  die  Nachkommen  und  Verwandten,  insbesondere  auch  eingehende  Nach- 
richten über  die  Söhne,  finden  wir  hier  in  einer  dreissig  Seiten  umfassenden 
Note  ausführlich  initgetheilt.  Nächst  Veit  Stoss  erscheint  der  ältere  Peter 
Vischer,  dann  Adam  Kraft  unter  den  Künstlern  ersten  Ranges  auf’s  umständ- 
lichste bedacht.  Von  den  Biographien  bei  Gulden  wurden  jene  der  Schreib- 
meister Brechtei,  der  Maler  Paul  und  Friedrich'  Juvenel  besonders  mit  Bei- 
trägen und  Erörterungen  ausgestattet.  Dass  endlich  der  Verfasser  in  seinem  Nach- 
worte Sandrart’s  Verdienste  als  Kunstschriftsteller  hervorhebt,  wollen  wir  ihm 
besonders  danken.  Es  gilt  diese  Anerkennung  des  fleissigen  Autors  der  Teut- 
schen  Akademie  aber  von  einem  nocli  viel  weiteren  Gesichtspunkte  als  der- 
jenige ist,  welcher  ihn  als  willkommenen  Ergänzer  der  Nachrichten  über  Niirn- 
bergische  Künstler  erscheinen  lässt.  Seine  wichtige  Arbeit  in  wissenschaftlich 
genügender  Form  neu  an’s  Licht  zu  geben,  diente  einem  ernsten  Bedürfnisse 
zur  Befriedigung,  dem  wir  gerne  wieder  das  Wort  geredet  haben  möchten. 

J. 

Moriz  T hausing.  Dürer,  Geschichte  seines  Lebens  und  seiner  Kunst.  Mit 
Titelkupfer  und  mit  Illustrationen  gezeichnet  von  Joseph  Schönbrunner, 
Holzschnitt  von  F.  W.  Bader.  Leipzig,  Verlag  von  E.  A.  Seemann,  1876. 
gr.  8°.  X und  537  S.  22  Mark. 

In  der  Schilderung  des  Lebens  und  in  der  Darstellung  der  Kunst  des  gröss- 
ten deutschen  Meisters,  wie  sie  Thausing  unternimmt,  galt  es  vorerst  alle  jene  von 
Alters  her  anklebenden  Zuthaten  einer  willkührlichen  Gombination,  die  durch 
die  lange  Ueberlieferung  beinahe  die  Geltung  von  Thatsachen  erlangt  hatten,  zu 
entfernen.  Kleinbürgerlich,  in  beengenden,  fast  ärmlichen  Verhältnissen  dachte 
man  sich  lange  genug  das  Leben,  und  mit  diesem  zugleich  gehemmt,  ja  vor 
ihrer  rechten  Entfaltung  geknickt,  die  Kunst  Dürer’s.  Freilich  der  ästhetisiren- 
den  Betrachtungsweise  musste  Alles  als  Unvollkommenheit  erscheinen,  worauf 


Literaturbericht. 


295 


ihre  aus  antiken  und  modernen  Brocken  mühsam  genug  zusammengeleimten 
Glaubenssätze  schlechterdings  nicht  passen  wollten,  und  die  Beschränktheit, 
welche  die  Aesthetik  in  den  Werken  der  deutschen  Meister  und  an  ihrer  Spitze 
in  denen  Dürer’s  fand,  wurde  auch  auf  seine  Person,  ja  auf  die  äussern  Lebens- 
umstände übertragen.  Vollständig  und  entschieden  hat  der  Verfasser  mit  jenem 
Kunstkatechismus  gebrochen,  reiner  und  so  völlig  unbeeinflusst  von  subjectivem 
Geschmacksurtheil  wie  die  vorliegende,  ist  nicht  leicht  eine  Künstlerbiografie 
dargestellt  worden.  In  der  Literatur  über  den  einen  Meister  Dürer  spiegeln 
sich  beinahe  alle  Wandlungen,  welche  die  Literatur  der  Kunstgeschichte  über- 
haupt durchgemacht  hat  — von  der  blossen  Apologie  zur  trockenen  Biografie 
und  chronikartigen  Aufzählung,  weiterhin  zu  der  von  romantischen  Ideen  und 
ästhetischen  Vorurtheilen  getrübten  Auffassung,  und  endlich  an  deren  statt,  in 
dem  vorliegenden  Werke,  die  ihrer  Mittel  und  Ziele  klarbewusste,  rücksichts- 
lose, historische  Forschung.  Zufolge  dieser  letztem,  stellt  sich  aber  nun  der 
Nürnberger  Maler  als  eine  Persönlichkeit  von  doch  noch  ganz  anderem  Schrot 
und  Korn  heraus,  als  er  selbst  in  den  Augen  derjenigen  gewesen,  die  schon 
über  das  vornehme  oder  milde  anerkennende  Kunstrichtevthum  theilweise  hinaus- 
gekommen waren.  Von  den  Besten  und  Edelsten  seines  Landes  enger  Freund- 
schaft und  vertrauten  Umganges  gewürdigt,  von  ihnen  angeregt,  und  an  Geistes- 
bildung diesen  Genossen  mit  Bücksicht  auf  seinen  Beruf  keineswegs  nach- 
stehend, war  auch  seine  Kunst  keine  Bettelkunst  und  seine  materiellen  Ver- 
hältnisse durchaus  nicht  klein  oder  dürftig.  Dürer  war  schon  bei  Lebzeiten 
und  auch  in  Deutschland  kein  verkanntes  Genie.  Thausing  hat  sehr  recht 
gethan,  das  Alles  in  vollem  Umfang  mit  überzeugenden  Details  darlegend,  in 
zusammenhängender  Erzählung  dem  Uebrigen  voranzuschicken,  denn  zu  ihrem 
richtigen  Verständnisse  musste  die  Dürer’sche  Kunst  vor  jedem  etwa  anhaften- 
den Verdacht  eines  beschränkten  Gesichtskreises  des  Meisters  gereinigt  werden, 
um  an  die  Stelle  eines  mehr  instinctiven  Bienenfleisses,  wie  man  ihn  bei  einer 
gedrückten  nicht  zur  vollen  Freiheit  entfalteten  Individualität  denken  konnte, 
den  seiner  Ziele  vollauf  bewussten,  und  für  seine  Schöpfungen  die  volle  Ver- 
antwortung tragenden  Künstlergenius  zu  setzen.  — 

Die  frühe  Entwicklung  Dürer’s  deducirt  Thausing  aus  dem  Verhältniss 
zu  Michael  Wohlgemuth  in  weitaus  bestimmterer  Weise,  als  unsere  bisherige 
Kenntniss  der  Sachlage  es  vorzustellen  erlaubte. 

Die  in  dem  Wesen  der  Dürer’schen  Kunst  so  wiederspruchsvolle  Er- 
scheinung ihrer  Anfänge  und  frühen  Epochen,  empfängt  in  den  Capiteln  »Michael 
Wohlgemuth«  und  »Der  Wettstreit  mit  Wohlgemuth«  eine  durchaus  neue  merk- 
würdige Begründung,  welche  zwar  noch  manchen  Bodensatz  vorläufig  unge- 
löster Fragen  enthält,  deren  Hauptsache  aber  in  so  durchaus  präciser  und 
sicherer  Methode  dargethan  ist,  dass  man  schon  heute  sagen  kann,  die  fer- 
nere Kunstforschung  werde  hier  wohl  noch  ausbauen  und  ergänzen  müssen, 
das  Wesentliche  aber  nicht  mehr  umgestalten.  Den  abgerissenen  Faden  der 
Tradition  von  Wohlgemuth’s  Künstlerschaft  sucht  Thausing  aus  den  bekannten 
Holzschnittwerken,  dem  Schatzbehalter  und  der  Schedel’schen  Chronik,  aus 
den  wenigen,  bislang  mehr  oder  minder  ignorirten  Malereien,  und  endlich  aus 


296 


Literaturbericht. 


den  Kupferstichen  mit  dem  Monogramm  W anzuknüpfen,  welch’  letztere  Bartsch, 
entgegen  einem  früheren  überlieferten  Gebrauch,  vermöge  dessen  das  W 
als  Wohigeinuth  gedeutet  wurde,  insgesammt  dem  Wenzel  von  Olmütz  zu- 
geschrieben hat.  Manche  der  frühen  Dürer’schen  Stiche  existiren  nun  in 
Duplicaten,  nämlich  zugleich  auch  mit  jenem  Zeichen  W,  und  es  war  das 
Nächstliegende  die  letztem  einfach  als  Gopien  anzusehen,  was  auch  Bartsch 
gethan  hat,  ja  für  diesen  bildete  das  doppelte  Vorkommen  der  in  Rede  stehen- 
den Blätter  geradezu  ein  Argument  gegen  die  Autorschaft  Wohlgemuth’s,  da 
er  doch  nicht  annehmen  konnte,  es  hätte  der  Lehrer  den  Schüler  copirt.  An 
der  Hand  der  genauesten  Untersuchung,  die  von  vortrefflichen  Nachbildungen 
bis  zur  Autopsie  unterstützt  wird,  gelangt  Thausing  zu  dem  überraschenden, 
aber  mit  zwingender  Beweiskraft  sich  ergebenden  Resultat,  dass  gerade  das 
Umgekehrte  der  bisherigen  Annahme  der  Fall,  und  Dürer  der  Copist  der  Stiche 
mit  dem  Monogramm  W gewesen  ist.  So  sehr  den  gewohnten  Anschauungen 
entgegen  dies  auch  sein  mag,  die  demonstrirten  Thatsachen  stehen  zu  fest, 
um  sich  hinwegleugnen  zu  lassen.  Dass  ferner  hinter  der  Marke  W kein 
anderer  als  Wohlgemuth  zu  suchen  ist,  ergiebt  nicht  blos  die  einfachste  und 
natürlichste  Folgerung  aus  dem  Verhältniss  von  Lehrer  und  Schüler,  sondern 
auch  die  stylistische  Aehnlichkeit  mit  den  Holzschnitten  im  »Schatzbehalter« 
und  in  der  Chronik.  Doch  möchten  wir  eine  Einschränkung  gemacht  wissen. 
Um  eine  richtige  Vorstellung  von  dem  Oeuvre  des  Wohlgemuth  zu  gewinnen, 
scheint  es  uns  nöthig,  aus  der  Menge  der  mit  W bezeichneten  Stiche  alle  blossen 
Copien  nach  Schongauer  und  dem  Meister  des  Amsterdamer  Cabinetes  aus- 
zuscheiden. Jener  Wenzel  von  Olmütz  hat  ja  unzweifelhaft  existirt,  und  die 
in  Rede  stehenden  Copien  zeigen  durchweg  in  der  Auffassung,  wie  in  der 
Ausführung  und  selbst  in  der  Druckweise  solche  Analogien  mit  seinem  voll 
bezeichneten  »Tod  der  Maria«  nach  Schongauer,  und  solche  Verschiedenheiten 
im  Vergleich  mit  den  mit  W bezeichneten , selbstständig  erfundenen  Stichen, 
dass  die  Annahme,  der  Nürnberger  Künstler  und  der  Olmützer  Copist  hätten 
sich  desselben  Monogrammes  bedient,  weitaus  einfacher  und  entsprechender 
ist,  als  die  Supposition  einer  Stecherwerkstätte  bei  Wohlgemuth  wie  Thau- 
sing sie  will , die  Productionen  in  allen  Beziehungen  so  ganz  und  gar 
differirender  Art  geliefert  haben  müsste.  Durch  eine  solche  Spaltung  des  ge- 
stochenen Werkes  mit  dem  Monogramm  W in  zwei  Gruppen,  — eine  Wohl- 
gemuth, die  andere  Wenzel  von  Olmütz  — gewinnt  das  Bild  von  dem  Schaffen 
und  die  Charakteristik  Wohlgemuth’s  erheblich  an  Bestimmtheit  und  Präcision, 
und  dass  wir  überhaupt  Copien  nach  fremden,  andern  Kunstschulen  ange- 
hörigen  Werken  nicht  ohne  Weiteres  in  den  Kreis  der  Wohlgemuth-Dürer’schen 
Arbeiten  aufnehmen  dürfen,  dafür  hat,  wie  ich  glaube,  der  Verfasser  selbst 
indirect  einen  Hinweis  geliefert.  Die  Holzschnitte  in  den  1500  bei  Koburger 
gedruckten  Revelationes  der  Brigitta  scheidet  er  aus  dem  Dürerwerke , zu 
dem  sie  bisher  gezählt  wurden,  lediglich  auf  Grund  ihrer  Kunstqualitäten  aus, 
— die  Nichtzugehörigkeit  dahin  erhärtet  aber  auch  noch  der  Thausing  unbe- 
kannt gebliebene  Umstand,  dass  gerade  die  Brigitta  - Bilder  lediglich  Nachbil- 
dungen der  Schnitte  einer  ältern  1492  zu  Lübeck  von  Bartholomeus  Gothan 


Literaturbericht. 


297 


gedruckten  Ausgabe  der  Revelationes  sind*).  Die  Gompositionen  sind  lediglich 
copirt  und  nur  die  Eigentümlichkeiten  der  Zeichnung  und  Ausführung  erschei- 
nen im  Sinne  der  Nürnberger  Schule  verändert. 

Schwieriger  und  eomplicirter  als  bei  Dürer  ist  wohl  nicht  leicht  bei 
einem  Meister  die  Erklärung  seines  individuellen  Kunststyles  und  die  Darlegung 
der  ihn  treibenden  Kräfte.  Neben  der  mächtigen  Directive,  welche  der  Ein- 
fluss Wohlgemuth’s  ausübt,  ist  noch  ein  Zug  italienischer  Weise  wirksam, 
der  mehr  als  ein  blosser  Eindruck  gesehener  oder  studirter  Kunstwerke  ist, 
und  beinahe  eine  zweite  Schulung  nach  der  Nürnberger  Lehrzeit  unseres 
Künstlers  voraussetzt.  Dieser  zweite  Meister  von  eminent  beeinflussender 
Wirkung  auf  Dürer  ist  Jacob  Walch,  oder  wie  er  auch  heisst,  Jacopo  de 
Barbari.  Thausing  widmet  dieser  Beziehung,  die  einen  gewissen  Paral- 
lelismus mit  jener  zu  Wohlgemuth  inso ferne  hat,  als  Dürer  auch  hier  wieder 
nachahmend  auftritt,  und  wie  dort  den  Wohlgemuth  hier  den  Barbari  ge- 
wissermassen  auf  dessen  eigenem  Gebiet  zu  erreichen  und  zu  übertreffen 
strebt,  das  Capitel:  Der  Wettstreit  mit  Barbari.  Dass  wir  in  den  innern 
Gestaltungs-  und  Assimilationsprocess  der  Kunst  Dürer’s  und  Jacopo’s  nicht 
mit  der  verhältnissmässigen  Deutlichkeit  blicken,  wie  in  dem  frühem  Abschnitt 
»Wohlgemuth«,  liegt  in  der  schwer  fassbaren  Persönlichkeit  Barbari’s  begründet. 
Dieser  selbst  ist  ein  räthselhafter  Maler,  mit  deutscher  Grundstimmung  und 
Empfindungsweise,  die  von  Mantegna  Aeusserlichkeiten  borgt,  und  in  Venedig 
unter  Bellini  zur  Empfindsamkeit  verweichlicht.  In  Nürnberg  und  bei  den 
Deutschen  in  Venedig  unter  dem  Namen  Walch  wohlbekannt,  ist  er  von  den 
zahllosen  weitaus  bedeutendem  Malern  der  Lagunenstadt  der  erste,  auf  den 
Dürer  stösst,  und  der,  welcher  für  ihn  den  Vermittler  italienischer  Stylrichtung 
bildet.  Dass  er  zu  Venedig  geboren  sei,  sagt  Dürer,  aber  trotzdem  muss  er 
in  einem  engen  Zusammenhang  mit  Deutschland  gestanden  haben.  Woher 
dieser  Zusammenhang  rührt,  dafür  giebt  es  eine,  bisher  wie  mir  scheint  über- 
sehene Hindeutung.  In  den  siebziger  und  achtziger  Jahren  des  fünfzehnten 
Jahrhunderts  treffen  wir  in  Venedig  einen  Buchdrucker  Georg  Walch,  der 
sich  in  den  Schlussschriften  zweier  von  ihm  gedruckten  Bücher  Alemanus 
nennt  **).  Walch  gehört  zur  zahlreichen  Colonie  deutscher  Typografen  in 
Venedig,  von  denen  manche  wie  Bernhard  von  Augsburg  — Bernhardus  pictor 
Augustaneus,  wie  er  sich  schreibt  — von  Hause  aus  Maler  oder  Formschneider 
waren. 

Es  ist  sicherlich  keine  gewagte  Annahme,  den  Jacob  Walch  als  Ver- 

*)  Hain  3204. 

**)  1)  (Werner  Hole vinck)  Fasciculiis  temporum.  Tabula  breuis  et  vtilis 
super  libello  quoda(m)  q(ui)  dicitur  fasciculus  te(m)por(um);  auf  dem  letzten  Bl.  r.: 
Chronica  q(ua?)  d(icitu)r  fascicul(us)  tempor(um)  imp(re)ssa  venetijs  singulari  industria 
atq(ue)  impensa  Georij  Walch  almani  an(n)o  d(omi)ni  1479.  Sixto  quarto  ponti- 
fice  maxirno:  finit  feliciter.  fol.  Hain  6924.  2)  Guillelmi  Duranti  Rationale  divino- 
rum  officiorum  ....  in  fine:  Georgius  Ualch  alamanus  p(ro)batissimus  librarie  artis 
exactor.  Impressum  Uen(etiis).  annodomini  MCGCClxxxij.  die  v(er)o  xviij  Mensis. 
Maij ....  etc.  fol.  Hain  6486. 


298 


Literaturbericht. 


wandten,  vielleicht  als  Sohn  des  Georg  Walch  zu  denken.  Dass  Jacob  einer 
der  Ersten  ist,  der  in  Italien  den  Formschnitt  in  grösserem  Style  ausübt,  er- 
klärt sich  dann  vollkommen  durch  seine  Herkunft  von  einer  deutschen  Drucker- 
familie, welche  diese  ^Fertigkeit  schon  mit  über  die  Alpen  gebracht  hatte,  denn 
auch  Georg  Walch  stattet  den  von  ihm  1479  herausgegebenen  Fasciculus 
temporum  mit  Holzschnitten  aus,  die  freilich  ziemlich  unbedeutend  sind,  aber 
entschieden  das  Gepräge  der  deutschen , vielleicht  sogar  das  der  Nürnberger 
Richtung  erkennen  lassen.  Der  Name  Walch,  der  durch  ein  sonderbares  Zu- 
sammentreffen, und  nur  zufällig  die  Deutung  als  »Wälscher«  zuliess,  ist  dem- 
nach wohl  der  eigentliche  Familienname  des  Meister  Jacob,  und  Jacopo  de 
Barbari  nur  eine  Italienisirung. 

Nur  eine  Beherrschung  des  Stoffes,  die  überall  die  verbindenden  Fäden 
sofort  erfass^  und  verknüpfen  kann , vermochte  von  dieser  unübersehbar 
scheinenden  Menge  der  Werke  aller  Art,  der  Handzeichnungen,  Holzschnitte, 
Kupferstiche  und  Bilder  Diirer’s  jedes  an  seinen  richtigen  Platz  zu  stellen  und 
keines  zu  übergehen,  und  nur  so  konnte  es  möglich  werden,  dem  sachlichen 
Materiale,  das  von  gar  spärlichen  Nachrichten  begleitet  auf  uns  gelangt  ist, 
die  Fülle  neuer  Gesichtspunkte  und  selbst  positiver  Daten  zu  entlocken.  Bei 
einer  derartigen , zur  vollständigen  Einheitlichkeit  der  dargestellten  That- 
sachen  ausgearbeiteten  historischen  Untersuchung  fällt  es  wohl  schwer , Ein- 
zelnes vor  dem  Andern  herauszuheben,  und  wenn  wir  nach  literarischer  Sitte 
diess  doch  nicht  ganz  unterlassen  dürfen,  so  möchten  wir  als  besonders  her- 
vorragende Partien  der  ersten  Hälfte  des  Buches  den  Abschnitt  bezeichnen, 
in  dem  die  Entstehung  und  Bedeutung  des  Kupferstiches  »die  Nemesis«  als 
Gedenkblatt  auf  den  Schweizerkrieg  dargelegt  wird,  weiter  das  Capitel  über 
die  Apocalypse  und  die  frühen  Holzschnitte  mit  der  Abhandlung  über  die 
Bücher  des  Conrad  Geltes,  und  die  Würdigung,  die  Dürer  als  Landschafts- 
maler zu  Theil  wird.  Diese  Seite  der  Kunst  des  Meisters  ist  freilich  mehr 
aus  seltenen  und  vereinzelt  erhaltenen  Handzeichnungen  und  Wasserfärben- 
malereien als  aus  den  ausgeführten  Bildern  im  ganzen  Umfänge  ihres  Werthes 
zu  entnehmen,  nichts  destoweniger  aber  vollgültig  vorhanden.  Nur  blieb  die 
Landschaftsmalerei  bei  Dürer  ohne  propagirende  Wirkung,  so  gut  wie  Alt- 
dorfer darin  keinen  Nachfolger  hat,  und  in  dem  Verstände,  dass  er  der  Erste 
mit  den  Sinnen  der  neuen  Zeit  die  Landschaft  gesehen  und  erfasst  hat,  muss 
auch  der  Satz  gelten,  den  Thausing  in  der  Freude  der  gewonnenen  Erkennt- 
niss  der  Universalit  Diirer’s  ausruft:  »Dürer  ist  der  Begründer  der  modernen 
Landschaftsmalerei. « 

Mit  dem  Anlangen  auf  der  Höhe  seiner  Entwicklung  um  das  Jahr  1514 
treten  bei  Dürer  die  bewegenden  Factoren,  die  seine  Kunst  formen  halfen, 
gleichmässig  zurück,  und  verschwinden  in  seiner  nunmehr  völlig  abgeschlossenen 
und  keine  entschiedenen  Wandlungen  mehr  zeigenden  Individualität.  Mit 
diesem  Zeitpunkt  hat  demnach  die  Darstellung  der  Geschichte  seiner  Kunst 
den  Haupttheil  ihrer  Aufgabe  vollendet.  An  die  Stelle  des  Strebens  nach 
neuen  stylistischen  Ausdrucksmitteln , das  die  frühen  Epochen  charakterisirt, 
tritt  nun  die  unveränderte  Gleichmässigkeit  und  Gediegenheit  der  Durchbildung, 


Literaturbericht. 


299 


und  auch  vor  einem  Niedergange  blieb  Dürer  bewahrt,  kraft  seines  unver- 
löschlichen  Genius,  und  gleich  den  andern  grössten  Meistern. 

Weiterhin  sind  es  seine  theoretischen  Schriften,  die  ihn  in  seinen  letzten 
Lebensjahren  fast  ausschliesslich  beschäftigen  — aber  so  ereignisslos  äusser- 
lich  dieser  Lebenslauf  auch  ist,  so  weiss  ihn  doch  Thausing,  ohne  dass  er 
den  festen  Boden  historischer  Realität  auch  nur  einen  Augenblick  verlässt, 
beinahe  dramatisch  zu  gestalten.  Die  echt  deutsche,  nimmer  ruhende,  und 
stets  nach  neuer  Erkenntniss  strebende  Forscherseele  Dürer’s  stellt  sich  uns 
auf  dem  Hintergründe  des  Humanismus  und  der  Reformation  völlig  als  mit- 
wirkend, und  in  ihrer  Weise  in  die  Bewegung  der  Geister  eingreifend  dar,  und 
wie  jedes  edle  Menschenleben  schon  an  sich  ein  echtes  in  allen  Theilen  har- 
monisches Kunstwerk  ist,  so  erscheint  selbst  der  nach  Lebensjahren  gerechnet 
frühe  Tod  Dürer’s  nicht  wie  ein  Abbruch,  sondern  wie  der  prädestinirte  Ab- 
schluss einer  Laufbahn,  die  vollendet  war,  nachdem  der  Genius  Alles  was  er 
zu  sagen  hatte,  erschöpft,  und  das  Geschick  seine  Kunstformen  gleichsam 
davor  bewahren  will,  mit  der  Welt  herum  in  jenen  Widerspruch  zu  treten, 
der  bald  darauf  den  Kern  des  Kunstlebens  in  Deutschland  verzehren  und 
vernichten  sollte. 

Was  Thausing  so  unübertrefflich  aufgezeigt  hat,  die  Einheitlichkeit  und 
den  Zusammenhang  der  Erscheinung  Dürer’s  mit  der  Geschichte  der  Geistes- 
strömung in  Deutschland,  wird  seine  Wirkung  weit  über  die  Würdigung  des 
Einen  Meisters  hinaus  haben,  und  mit  ihm  endlich  auch  die  deutsche  Malerei 
dem  Verständnisse  der  Gesammtheit  näher  bringen.  Den  Inhalt  vermochten 
wir  hier  kaum  dem  äussern  Umfang  nach  anzudeuten.  Was  davon  fernerhin 
vielleicht  nicht  ohne  Widerspruch  bleibt,  wie  die  supponirte  Aenderung  der 
Dürer’schen  Stichtechnik  um  1514,  die  Art,  wie  Thausing  die  Bildung  des 
Dürer’schen  Ghristustypus  herleitet  oder  sonst  Anderes , wird  seine  Erledigung 
auf  dem  Boden  der  Kunstforschung  mit  demselben  Ernste  wissenschaftlicher 
Untersuchung  finden  müssen,  den  der  Verfasser  selbst  durchweg  so  streng 
bewahrt  hat. 

Noch  können  wir  schliesslich  eine  Anerkennung  der  äussern  Ausstattung 
des  Buches  nicht  zurückhalten.  Die  beiden  auf  dem  Titelblatt  genannten 
Künstler,  welche  mit  seltenem  Verständniss  und  treuer  Hingebung  die  Holz- 
schnitte gezeichnet  und  ausgeführt  haben,  verdienen  das  uneingeschränkteste  Lob. 

Fr.  Lippmann. 

Die  Michelangelo-Literatur  der  Centenar ium-Feier. 
a)  In  Italien. 

1)  La  Bibliografia  di  Michelangelo  Buonarroti  e gli  incisori  delle 
sue  opere  (compilata  dal  conte  Luigi  Passeriui).  Firenze,  coi  tipi  di  M.  Cel- 
lini  & C.  1875.  4°.  (IX.  381.  S.)  L.  12.  - 

2)  Le  Lettere  di  Michelangelo  Buonarroti,  publicate  coi  ricordi  e 

di  contratti  artistici  per  cura  di  Gaetano  Milanesi.  In  Firenze , coi  tipi  dei 
successori  Le  Monnier.  1875.  4°.  (IX.  721  S.)  L.  30.  — 

3)  Vita  di  Michelangelo  Buonarroti,  narrata  con  l’ajuto  di  nuovi 

documenti  da  Aurelio  Gotti.  2 vol.  Firenze,  Tipografia  della  Gazetta  d’Italia 
Editrice.  1875.  8°.  (XIII.  680  S.)  L.  15.  - 


300 


Literaturbericht. 


4)  Michel angelo  Buonarroti  pur  Giovanni  Magherini.  Firenze,  Tipo- 
gralia  di  Barbera,  1875.  4°.  (XUI.  308  S.)  L.  5.  — 

5)  Michelangelo  Buonarroti.  Ricordo  al  popolo  Italiano.  In  Firenze, 
G.  C.  Sansoni,  Editore.  1875.  8°.  (XV.  22G  S.)  L.  2.  — 

6)  Michelangelo  Buonarroti.  Elogio  hiogralico  di  Pietro  Alfonso 

Benfenati.  Bologna,  Tipogralia  Mareggiani.  " 1875.  8Ü.  (34  S.)  L.  — . 50. 

Entsprechend  der  Schreibseligkeit  und  dem  Schreibedrange  der  Gegen- 
wart, hat  die  Feier  des  vierten  Centenariums  von  Michelangelo’s  Geburt  eine 
Hochflut  von  Gelegenheitsschriften  entfesselt.  In  künstlicher  oder  echter  Be- 
geisterung glaubte  jeder,  der  etwas  auf  dem  Herzen  oder  in  der  Feder  hatte, 
sich  berechtigt,  dies  auch  aussprechen  zu  dürfen,  hoflend  in  dem  allgemeinen 
Enthusiasmus,  wenn  nicht  Anerkennung  so  doch  Duldung  zu  linden.  — Nun 
aber,  da  an  Stelle  der  Begeisterung  nüchterne  Erwägung  in  ihre  Rechte  ge- 
treten, darf  diese  auch  nach  dem  Facit  solchen  literarischen  Echauflements 
tragen.  Es  ist  wahr,  es  mangelten  diejenigen  Scribenten  nicht,  welche  nur  dess- 
lialb  die  Schultern  des  Gefeierten  erklommen,  um  von  da  aus  die  eigene  Per- 
sönlichkeit in  die  Sehweite  des  Publicums  zu  bringen.  Eben  so  wenig  aber 
dail  gelüugnet  werden,  dass  eine  oder  die  andere  der  literarischen  Weihegaben 
von  schwerwiegendster  Bedeutung,  wissenschaftliche  Thaten  im  vollsten  Sinne 
des  Wortes  sind.  — 

Spenden  des  Municipiums  von  Florenz  sind  die  Bibliogralia  und  der 
Epistolario.  Die  Bibliogralia  (Nr.  1)  wurde  vom  Grafen  Luigi  Passerini,  dem 
Diieetor  der  Nazionale,  coinpilirt.  Werke  dieser  Art  können  immer  nur  eine 
relative  Vollständigkeit  aufweisen;  Passerini’s  Arbeit  entspricht  auch  hochge- 
stellten Anforderungen.  Die  italienische  Literatur  ist  selbstverständlich  am 
vollständigsten  behandelt;  da  ist  kein  Gedicht,  kein  Zeitungsartikel,  geschweige 
denn  eine  ernstere  Arbeit  dem  sorgsamen  Verfasser  entgangen.  Doch  auch 
in  den  fremden  Literaturen  wird  man  kaum  eine  Arbeit  von  irgend  welchem 
Belang  übergangen  finden.  Ich  habe  da  besonders  die  deutsche  Michelangelo- 
Literatur  im  Auge.  Für  den  ersten  Moment  überrascht  cs,  Italien  mit  mehr 
als  300  Nummern  vertreten  zu  finden,  wogegen  England  und  Deutschland  je 
kaum  ein  halbes  Hundert  erreichen.  Frankreich  weist  circa  85  Publicationen 
aid,  Russland  2,  Schweden  1.  — Dabei  ist  eben  in  Anschlag  zu  bringen,  dass, 
in  Italien  seit  Vasari  in  der  kunstwissenschaftlichen  Disciplin  eine  ununter- 
brochene Continuität  der  Arbeit  herrscht,  während  in  den  andern  Ländern  die 
Kunstforschung  zu  den  jüngsten  Disciplinen  gehört. 

Dagegen  kann  der  Katalog  der  Stiche  nur  als  Vorarbeit  zu  einem  solchen 
betrachtet  werden.  Berücksichtigung  landen  eigentlich  nur  die  Sammlungen 
Italiens  und  einige  Englands;  hier  aber  durfte  man  dann  eine  fachgeinässe 
Beschreibung  der  angeführten  Stiche  erwarten.  Leider  mangelt  diese,  so  dass 
auch  das  Gebotene  des  wissenschaftlichen  Werthes  entbehrt.  — Es  ist 
wünschenswerth,  dass  Passerini  s gut  gemeinter  Versuch  Veranlassung  werde 
zur  wirklichen  Lösung  des  hier  Angestrebten.  — 

Die  zweite  Festgabe  des  Municipio  ist  die  von  G.  Milanesi  besorgte 
Publication  der  Lettere.  Ricordi  und  Contratti  (Nr.  2). 


Literaturbericht. 


301 


Jener  Theil  des  Hausarchivs  der  Buonarroti,  der  1860  in  den  Besitz  des 
Britischen  Museums  kam  und  damit  der  Forschung  zugänglich  wurde,  musste 
ebenso  sehr  durch  das,  was  er  bot,  als  durch  das,  was  er  verschwieg,  die 
Sehnsucht  nach  vollständiger  Kenntniss  des  Vorhandenen  bis  zur  Ungeduld 
steigern.  H.  Grimms  Vermuthung,  die  Londoner  Gorrespondenzen  dürften 
ergiebiger  sein  als  die  Florentiner,  konnte  da  nur  einen  geringen  Trost  geben 
und  hat  sich  nun  auch  als  irrig  erwiesen  — gewiss  zur  freudigen  Ueber- 
raschung  Grimm’s  selber.  — Die  Sammlung  der  Briefe  Michelangelo’s,  wie  sie 
nun  vorliegt,  enthält  nicht  weniger  als  495  Nummern  — die  darunter  zum 
ersten  Male  publizirten  sind  gleich  bedeutend  für  eine  richtigere  Kenntniss  von 
Michelangelo’s  persönlichem  Charakter  wie  für  die  Geschichte  seines  künstlerischen 
Schaffens.  Ich  hebe  in  ersterer  und  in  letzterer  Beziehung  nur  einige  Haupt- 
punkte hervor. 

Michelangelo’s  Verhältniss  zu  den  Medici,  namentlich  zu  Clemens  VII., 
dann  seine  Flucht  aus  Florenz  während  der  Belagerung  1529,  haben  bis  jetzt 
alle  Energie  der  Apologeten  herausgefordert,  sollte  kein  Makel  auf  den  persön- 
lichen Charakter  Michelangelo’s  fallen.  — Die  Erklärung  ist  nun  für  Beides 
gegeben.  Neben  allen  seinen  künstlerischen  Planen  verfolgt  Michelangelo  Ein 
Ziel  unausgesetzt:  die  Erhöhung  seines  Hauses  zu  einstigem  Glanze  (Lettera  171 
u.  a.  0.),  denn  die  Buonarroti  sind  von  so  edler  Abkunft  und  von  so  hohem 
Alter  als  nur  irgend  eine  florentinische  Familie  (Lett.  210).  Von  wahrhaft 
furchtbarer  Erhabenheit  wird  sein  Zorn,  wenn  ein  Glied  der  Familie  selbst 
diesen  Bestrebungen  entgegenarbeitet  (Lett.  127).  — Da,  als  er  dem  Gelingen 
seiner  Pläne  nahe,  tritt  die  Gewaltherrschaft  der  Medici  ein.  Nicht  blos  die 
unmittelbaren  Gegner  derselben  sind  mit  Confiscation  der  Habe,  mit  Exil, 
Tortur  und  dem  Tode  bedroht,  sondern  auch  deren  Angehörige.  Das  ver- 
pflichtet Michelangelo  Klugheit  zu  üben,  da  er  nicht  nachgiebig  sein  kann. 
Diese  Klugheit  dictirt  ihm  den  Brief  an  seinen  Neffen  (Bl.  195),  in  welchem 
er  von  seiner  Vorsicht  im  Umgänge  mit  den  aus  Florenz  Vertriebenen  spricht, 
dieselbe  Klugheit  macht  ihn  Clemens  willfährig,  welch’  letzterer  aber  that- 
sächlich  mit  wahrhaft  zärtlicher  Neigung  an  Michelangelo  hängt,  und  dieselbe 
Klugheit  dictirt  ihm  seine  Briefe  an  Herzog  Cosimo,  in  welchen  er  zwar  die 
Einladung  nach  Florenz  zu  kommen  niemals  direct  ablehnt , aber  immer 
neue  Gründe  für  ein  Hinausschieben  der  Erfüllung  des  herzoglichen  Wunsches 
auffindet.  Dass  Michelangelo  im  Uebrigen  auch  einem  Medici  gegenüber  des 
vollen  Mannesmuthes  nicht  entbehrt,  zeigt  nicht  minder  die  Ironie,  mit  der  er 
den  Herzog  Alessandro  abfertigte,  da  dieser  von  ihm  den  Plan  einer  Zwing- 
burg verlangt,  als  jener  Brief  voll  burlesker  Satyre,  mit  welcher  er  den  tollen 
Plan  Clemens’  VII.  — einen  Coloss  zu  errichten,  der  bis  an  die  Zinnen  des 
Palastes  der  Medici  reiche  — zerstörte  (Lett.  399). 

Die  Flucht  Michelangelo’s  aus  Florenz  zur  Zeit  der  Belagerung,  die  bis 
jetzt  die  Apologeten  Michelangelo’s  mitunter  zu  den  subtilsten  Hypothesen 
greifen  liess,  hat  nun  auch  ihre  Erklärung  durch  Michelangelo  selbst  gefunden. 
Der  diesbezügliche  Brief  (Lett.  406)  von  Venedig  aus  an  den  Patrioten  Deila 
Palla  in  Florenz  gerichtet,  ist  einer  der  interessantesten  der  Sammlung.  Den 


302 


Literaturbericht. 


ganzen  Hergang  konnte  allerdings  selbst  Busini  nicht  wissen.  Ob  es  »Gott 
oder  Teufel«  war,  der  Michelangelo  aus  der  Stadt  führte,  ist  nicht  schwer  zu 
errathen,  wenn  man  Michelangelo’s  Stellung  zu  Malatesta  Bagiioni  fest  im 
Auge  hält. 

Das  bisher  Bekannte  über  das  Verhältniss  Michelangelo’s  zu  Vittoria 
Golonna  hat  keine  Berichtigung  oder  Vervollständigung  erfahren.  Die  Ver- 
muthung,  dass  der  Beginn  desselben  nicht  vor  1536  zu  setzen  sei,  bleibt  un- 
angefochten, denn  die  Gonjectur  Milanesi’s  und  Gotti’s,  der  Inhalt  zweier  Briefe 
an  Tommaso  Cavalieri  dat.  vom  1.  Jänner  und  28.  Juli  1533  (Lettere  411 
und  416),  dann  des  Brieffragmentes  an  Bartolommeo  Angiolini  (Lett.  418)  gelte 
Vittoria  Golonna,  entbehrt  für  mich  jeder  Berechtigung.  — Den  Grund  der 
Wahl  einer  so  wunderlichen  Gommunication  vermöchte  Niemand  anzugeben; 
die  Leidenschaftlichkeit  des  Inhaltes  aber  findet  ihr  Pendant  in  den  beiden  von 
Varchi  in  seiner  »Lezione«  zitirten  Sonetten  (in  der  Ausgabe  der  Rime,  besorgt 
durch  Quasti,  Sonetti  XXX  und  XXXI).  Dass  beide  an  Tommaso  gerichtet 
waren,  bezeugt  Varchi  ausdrücklich  und  bezeugt  auch  die  Schlusszeile  des 
zweiten  Sonetts  mit  ihrem  Wortspiel:  »Resto  prigion  d’un  cavalier  armato«, 
die  dem  jüngeren  Michelangelo  so  wunderlich  vorkam,  dass  er  aus  moralischer 
Skrupulosität  glaubte  corrigiren  zu  müssen:  »Resto  prigion  d’un  cor  di  virtü 
armato«.  Sogar  noch  ein  drittes  Sonett  — vielleicht  das  von  Grimm  zitirte 
»Eh  Alles  war«  u.  s.  w.  — dichtete  Michelangelo  an  Cavalieri  wie  aus  einem 
Briefe  an  Giovan  Francesco  Fattucci  hervorgeht  (Lett.  466).  Schliesslich  darf 
auch  manches  Ueberraschende  der  Ausdrucksweise  dem  Style  der  Zeit  zu- 
gerechnet werden,  der  sich  einer  aufgebauschten  Rhetorik  zuneigte,  von  welchem 
sich  auch  die  besten  Schriftsteller  der  Zeit  nicht  freizuhalten  vermochten. 

Ist  man  so  geneigt  nur  aus  den  Zeilen  und  nicht  zwischen  den  Zeilen 
zu  lesen,  so  gewinnt  man  in  diesen  Briefen  einen  interessanten  Einblick  in 
den  Gemüthszustand  Michelangelo’s,  wie  er  ihn  beherrschte  von  circa  1532  an 
bis  dass  er  Vittoria  Golonna  kennen  lernte. 

Weiter  erwähne  ich  noch  zwei  Briefe,  die  auf  Michelangelo’s  persönliches 
Leben  Bezug  haben  und  von  hohem  Interesse  sind.  Der  Brief  an  Giuliano 
da  Sangallo  (Lett.  343),  worin  Michelangelo  die  Gründe  seiner  Flucht  aus 
Rom  1506  angibt.  Der  Satz  darin:  ein  Umstand  hätte  es  ihm  klar  gemacht, 
sein  Verbleiben  in  Rom  würde  ihm  früher  das  eigene  Grab  bereiten,  als  er 
das  Grabmal  Julius  II.  vollenden  könnte,  wirft  ein  scharfes  Licht  auf  die  Heftig- 
keit, mit  welcher  gegen  ihn  von  Seite  Bramante’s  und  dessen  Anhängern  vor- 
gegangen wurde:  denn  dahin  deute  ich  diesen  Satz.  In  einem  Briefe  Michel- 
angelo’s an  den  Gapitano  von  Cortona  (Lett.  354  von  Milanesi  dat.  auf  Mai 
1518)  begegnet  uns  der  Name  Luca  Signorelli.  Michelangelo  tritt  gegen  diesen 
klagbar  auf;  Luca  hatte  von  Michelangelo  100  Julische  Dukaten  im  ersten 
Jahre  des  Pontificats  Leo  X.  entliehen,  dann  aber  als  Michelangelo  Zahlung 
forderte,  dem  Gapitano  von  Gortona  gegenüber  behauptet,  die  Schuld  schon 
abgetragen  zu  haben. 

Was  nun  die  Arbeiten  Michelangelo’s  betrifft,  so  erfährt  besonders  die 
Geschichte  des  Grabmals  Julius  II.  viel  aufhellende  Kenntniss.  Mit  Hülfe  der 


Literaturbericht. 


303 


darauf  bezüglichen  Ricordi  wird  sich  nun  mit  Ziffern  nachweisen  lassen,  was 
es  mit  jenem  impertinenten,  auch  von  Pietro  Aretino  colportirten  Gerüchte  aul 
sich  hat,  Michelangelo  habe  viel  grössere  Summen  empfangen,  als  er  anzu- 
geben für  gut  finde.  Die  veröffentlichten  Gontracte  ergeben , dass  jener  Ent- 
wurf des  Grabmals,  welchen  Grimm  schon  der  zweiten  Redaction  des  Ver- 
trages (6.  Mai  1513)  zueignen  möchte,  erst  der  dritten  Redaction  (8.  Juli  1516) 
angehört. 

Folgende  auf  das  Grabmal  bezügliche  Documente  erwähne  ich  dann 
noch : 1.  Bevollmächtigungserklärung  Giovan  Francesco  Fattucci’s  mit  den 
Erben  Julius  II.  über  eine  neue  Revision  des  Vertrags  zu  verhandeln  (dat. 
14.  Juni  1525);  2.  Der  Vertrag,  geschlossen  am  29.  April  1532;  3.  Michelan- 
gelo vermiethet  an  Rafaello  da  Montelupo  die  Vollendung  von  drei  Marmor- 
figuren (dat.  27.  Februar  1542);  4.  Michelangelo  vermiethet  an  Giovanni  de 
Marchesi  und  an  Francesco  detto  l’Urbino  die  Arbeit  der  zum  Grabmal  ge- 
hörigen Wanddecoration  (hieher  gehören  dann  auch  die  Briefe  an  Luigi  del 
Riccio,  Lettere  431  und  432);  5.  Neuer  Vertrag  in  gleicher  Angelegenheit 
mit  Giovanni4  de’  Marchesi  und  Urbino ; 6.  Letzte  Convention,  abgeschlossen 
zwischen  Michelangelo  und  den  Agenten  des  Herzogs  von  Urbino,  dat.  20.  Aug. 
1542 ; 7.  Girolamo  Tiranno , Gesandter  des  Herzogs  von  Urbino , vermiethet 
an  Rafaello  da  Montelupo  die  Vollendung  von  fünf  Marmorstatuen  (»che  erano 
prima  sbozzate  et  quasi  finite  dal  prefato  messer  Michelangelo  Bonarruoti:  le 
quali  sonno,  videlicet,  una  Nostra  Donna  con  il  Putto  in  Braccio,  una  Sibilla, 
un  Propheta,  una  Vita  activa  et  una  Vita  contemplativa«)  und  ah  Francesco 
detto  l’Urbino  den  Rest  der  Arbeit  der  Wandumrahmung  des  Grabmals  (dat. 
21.  August  1542);  8.  Bernardo  Bini  bezeugt,  im  Aufträge  des  Gardinals  Agi- 
nense  an  Michelangelo  zu  Anfang  des  Pontificats  Leo  X.  3000  Dukaten  für 
Rechnung  des  benannten  Grabmals  bezahlt  zu  haben  (dat.  14.  Mai  1548). 

Erwähnt  sei  es  hier,  dass  Milanesi  jenen  bekannten  Brief  (Lett.  435), 
worin  Michelangelo  die  Gründe  darlegt,  warum  das  Grabmal  Julius  II.  nicht 
zu  Stande  gekommen,  und  worin  er  Bramante  und  Raphael  so  hart  mitnimmt, 
im  Gegensätze  zu  Gaye  und  Anderen,  welche  dessen  Autenticität  bezweifeln, 
für  unbedingt  echt  hält.  Milanesi  datirt  diesen  Brief  auf  October  1542  und 
vermuthet,  dass  derselbe  an  den  Kardinal  Ascanio  Puritani  oder  einen  der 
Hofprälaten  Paul  III.  gerichtet  wurde.  Nur  »gewisse  müssige  und  unnöthige 
Auslassungen«  möchte  er  auf  Rechnung  des  Copisten  Luigi  del  Riccio  setzen. 
Ich  gestehe,  dass  mir  auch  letztere  Annahme  unnöthig  erscheint;  einem  Brause- 
kopf, wie  es  Michelangelo  war,  konnte  in  der  Erregung  schon  das  Wort  ent- 
fahren: alles  was  Raphael  von  Kunst  verstand,  hatte  er  von  mir  gerade 
so  wie  er  dem  Antonio  San  Gallo  in’s  Gesicht  schleuderte,  er,  Michelangelo, 
verstünde  vom  Festungsbau  mehr,  als  alle  San  Gallo’s  zusammen. 

Auch  die  Geschichte  des  Fagadenbaues  von  San  Lorenzo,  der  Mediceer- 
Gräber  und  der  Libreria  hat  bedeutsame  Vervollständigung  erfahren.  Auf  den 
Faqadenbau  nehmen  Bezug  u.  A.  die  Briefe  346,  dann  348  350;  von  den 

Ricordi,  die  von  Jänner  1517  bis  August  desselben  Jahres,  dann  von  August 
1518  bis  Ende  October  1518,  endlich  von  Januar  1519  bis  März  1520.  Vom 


304 


Literaturbericht. 


19.  Januar  1518  ist  der  Vertrag  zwischen  Michelangelo  und  Leo  X.,  wornach 
ersterer  sich  verpflichtet,  im  Laufe  von  acht  Jahren  die  Fa^ade  von  San  Lorenzo 
für  den  Preis  von  40,000  Ducaten  zu  erbauen ; es  steht  ihm  dabei  frei , den 
Marmor  von  Carrara  oder  Pietrasanta  (»dove  meglio  judichera  al  proposito 
della  opera«)  zu  benützen.  In  einem  Briefe,  dat.  Mai  1517  an  Domenico 
Buoninsegni,  welcher  in  dieser  Bauangelegenheit  den  Mittelsmann  zwischen 
Leo  X.  und  Michelangelo  machte,  veranschlagte  Michelangelo  die  Kosten  auf 
nur  35,000  Ducaten  und  getraute  sich  das  Werk  in  6 Jahren  zu  vollenden 
(Lett.  348).  Daraus  ersieht  man,  welche  günstige  Baustimmung  einige  Zeit 
herrschte,  bis  dass  der  neuerliche  Ausbruch  der  Beibungen  wegen  der  Marmor- 
brüche von  Carrara  und  Pietrasanta  auf  beiden  Seiten  die  Lust  zur  Fortsetzung 
des  Werkes  verleidete. 

Ueber  den  Bau  der  Sagrestia  und  die  Errichtung  der  Grabmäler  sind 
Ricordi  vom  April  1521  bis  zum  27.  October  1524  vorhanden,  über  den  Bau 
der  Libreria  bis  zum  3.  April  1525.  Von  diesbezüglichen  Briefen  erwähne 
ich  jenen  an  Clemens  VII.  (Lett.  381),  in  welchem  Michelangelo  volles  Ver- 
trauen und  volle  Unabhängigkeit  fordert,  falls  die  Arbeit  der  Grabkapelle  Fort- 
schritte machen  sollte.  — Milanesi  datirt  den  Brief  auf  das  Jahr  1524.  — 
Wie  schlimm  hier  wieder  von  allen  Seiten  dem  (Michelangelo  mitgespielt  wurde, 
zeigt  der  Brief  an  Piero  Gondi  (Lett.  387).  Weiter  gehören  hieher  die  Briefe 
389  392,  394,  400,  402  und  403.  Auf  den  Christus  in  der  Minerva  in  Rom 
nehmen  zwei  Documente  Bezug.  Das  eine  ist  der  Vertrag,  abgeschlossen  am 
14.  Juni  1514  zwischen  Michelangelo  einerseits  und  Messer  Bernardo  Cencio, 
Mario  Scapucci  und  Metello  Vari  andererseits.  Michelangelo  verpflichtet  sich 
darin,  den  Christus  um  den  Preis  von  200  Ducaten  in  einem  Zeitraum  von 
vier  Jahren  zu  vollenden.  — Das  zweite  Document  ist  ein  Ricordo  vom 
26.  Oktober  1821,  wornach  Federigo,  detto  Frizzi,  für  die  letzte  Vollendung 
dieser  Statue  vier  Ducaten  gezahlt  erhielt.  Aus  einem  von  Gotti  mitgetheilten 
Briefe  Sebastiano’s  geht  hervor,  dass  Frizzi  das  zu  verbessern  hatte,  was  Pietro 
Urbano  an  dem  Werke  gesündigt.  Letzterer  hatte  nämlich  von  Michelangelo 
den  Auftrag,  die  Statue  von  Florenz  nach  Rom  zu  bringen,  und  ihr  da  die 
letzte  Vollendung  zu  geben.  Aus  dem  Briefe  Sebastianp's  geht  auch  genau 
hervor,  was  von  Michelangelo  unvollendet  gelassen  worden  war. 

Mit  Michelangelo’s  Uebersiedelung  nach  Rom  fliesst  das  Material  zwar 
noch  immer  reichlich  genug  für  die  Geschichte  seines  persönlichen  Lebens, 
doch  für  die  Geschichte  seiner  künstlerischen  Thätigkeit  ist  der  Zuwachs  an 
neuen  Nachrichten  nicht  so  gross,  wie  er  es  für  die  florentinische  Periode  war. 
Die  Ricordi,  welche  dieser  Zeit  angehören,  verzeichnen  nur  Ausgaben  und 
Einnahmen,  welche  auf  Michelangelo’s  Hausstand  Bezug  haben;  die  Briefe,  bis 
1540  besonders  spärlich,  sind  doch  auch  nach  diesem  Zeitpunkt  in  weit 
grösserer  Anzahl  an  Glieder  der  Familie,  besonders  Lionardo  gerichtet,  als  an 
Persönlichkeiten,  mit  welchen  Michelangelo  über  seine  Arbeiten  zu  verhandeln 
gewohnt  ist.  Letzteres  wird  allerdings  seinen  Grund  darin  haben,  dass  nun 
Michelangelo  im  Kreise  derer  stand,  mit  welchen  er  sich  über  diese  Dinge 
aussprach.  Mit  Ausnahme  jener  Documente  und  Briefe,  welche  auf  das  Grab- 


Literaturbericht. 


305 


mal  Julius  II.  Bezug  nehmen,  sind  aus  dieser  römischen  Periode  von  beson- 
derem Interesse,  erstens  jener  Brief  an  Paul  III.  (Lett.  441,  dat.  1544),  worin 
Michelangelo  von  der  Vitruv’schen  Definition  aus,  was  Architektur  sei,  den 
Entwurf  des  Antonio  San  Gallo  für  das  Schlussgesimse  des  Palazzo  Farnese 
einer  wahrhaft  vernichtenden  Kritik  unterzieht.  Zweitens,  ein  Brief  an  König 
Franz  I.  (Lett.  459,  dat.  26.  April  1546),  in  welchem  Michelangelo  verspricht, 
nach  Erledigung  der  Arbeiten  für  den  Papst,  dem  König  eine  Statue  in  Marmor, 
ein  Bronzewerk,  und  eine  Malerei  zu  arbeiten;  »sollte  aber  der  Tod  meinem 
Wunsche  ein  Ziel  setzen  so  fahrt  Michelangelo  fort  — so  werde  ich  mein 
Versprechen  im  andern  Leben,  wo  man  nicht  mehr  altert,  erfüllen,  falls  man 
auch  dort  malen  und  meissein  kann.« 

Von  jenen  Briefen,,  welche  über  den  Bau  von  St.  Peter  handeln,  er- 
wähne ich  einen  an  Vasari  gerichteten  (Lett.  475,  dat.  11.  Mai  1555),’  der 
eine  erste  Publication  findet,  dann  einen  Brief  an  Lionardo,  dat.  13.  Februar 
1557  (Lett.  302).  In  dem  Briefe  an  Vasari  ersucht  Michelangelo  seinen  Freund, 
er  möge  ihn  bei  dem  Herzog  entschuldigen;  er  sei  nun  schon  bei  der  Wöl- 
bung der  Kuppel  angelangt;  würde  er  jetzt  Rom  verlassen,  so  wäre  das  der 
Ruin  des  ganzen  Baues  und  er  müsste  sich  schämen  vor  der  ganzen  Christen- 
heit. Auch  der  Inhalt  des  Briefes  an  Lionardo  ist  an  die  Adresse  des  Herzog’s 
gerichtet;  er  sei  von  ganz  Rom,  besonders  aber  vom  Kardinal  di  Carpi  ge- 
beten, ein  grosses  Modell  der  Kuppel  und  der  Laterne  in  Holz  anzufertigen, 
um  jedes  Abweichen  von  seinem  Plane  nach  seinem  Tode  zu  verhindern’ 
Das  erfordere  zum  Mindesten  die  Arbeit  eines  Jahres.  In  ähnlichem  Sinne 
schreibt  Michelangelo  an  den  Herzog  Gosimo  selbst  (Lett.  481,  dat.  Mai  1557). 

Nicht  gewissenhafter  konnte  das  Munieipio  von  Florenz  verfahren,  als 
dass  sie  die  Herausgabe  der  Briefe  und  Documente  Gaetano  Milanesi’  an- 
vertraute. In  Kenntniss  des  archivalischen  Materials  wird  gegenwärtig  G.  Milanesi 
in  Italien  von  Niemandem  übertroffen.  Die  Herausgabe  des  Vasari,  die  nament- 
lich vom  fünften  Bande  an  einzig  sein  Werk,  wäre  ein  genügend  vollwichtiges 
Zeugniss,  hätte  Milanesi  auch  keine  andere  Publication  aufzu weisen.  So  be- 
sitzt er  die  umfassendste  Kenntniss  der  Zustände  und  Persönlichkeiten  der 
Zeit,  wodurch  selbst  da,  wo  er  nur  Gonjecturen  zu  geben  vermag,  diese  in 
den  meisten  Fällen  etwas  zwingend  Ueberzeugendes  erhalten.  — ’Man  darf 
hoffen,  dass  der  Herausgabe  der  Briefe  Michelangelo’s  in  nicht  zu  ferner  Zeit 
die  Publication  der  zahlreichen  Briefe,  die  von  Zeitgenossen  an  Michelangelo 
gerichtet  wurden,  folgen  werde.  Dass  G.  Milanesi  schon  mit  den  Vorarbeiten 
für  eine  solche  beschäftigt,  davon  konnte  sich  der  Verfasser  dieser  Zeilen  selbst 
überzeugen;  der  Zeitpunkt  wird  also  nur  mehr  oder  minder  eine  — Geld- 
frage sein. 

Es  ist  erklärlich,  dass  eine  solche  Fülle  neuer  Nachrichten,  wie  sie 
das  nun  erschlossene  Archiv  Buonarroti  gibt,  zu  einer  neuen  Darstellung  des 
Lebens  Michelangelo’s  antreibt.  - Wem  das  Glück  gegönnt  war,  als  Erster 
aus  diesem  Quell  zu  schöpfen,  der  konnte,  schon  um  der  Sache  willen  der 
vollen  Berücksichtigung  sicher  sein.  Man  begreift  es,  dass  die  Italiener ’ dies- 
mal zuerst  auf  dem  Felde  erscheinen  wollten.  So  erhielten  wir  zu  gleicher 


306 


Literaturbericht. 


Zeit  mit  dem  Epistolario  die  »Vita  di  Michelangelo«  geschrieben  von  Aurelio 
Gotti,  dem  Director  der  königlichen  Museen  in  Florenz.  Gotti  durfte  sich  da- 
bei auch  schon  jener  Briefe  und  Documente  bedienen,  welche  der  Publication 
noch  entgegen  harren.  Das  gibt  seiner  Arbeit  die  eminente  Bedeutung.  Um 
eine  Vorstellung  von  dem  Reichthum  des  in  dieser  Beziehung  Gebotenen  zu 
geben,  erwähne  ich  nur  folgende,  von  Gotti  zum  ersten  Male  mitgetheilte  Briefe 
und  Documente.  Im  erten  Band  pag.  46  den  Brief  Roselli’s  über  das  üble 
Verhalten  Bramante’s  Michelangelo  gegenüber.  Pag.  156  Bezugnahme  auf 
einen  Brief  des  Giovan  Francesco,  worin  dieser  im  Namen  des  Papstes 
Michelangelo  den  Antrag  stellte,  die  niederen  Weihen  zu  nehmen  und  das 
Versprechen  zu  geben,  nie  heiraten  zu  wollen.  Pag.  201  ein  Aufsatz  des 
Francesco  Tedaldi  über  die  Schicksale  des  Bildes  der  Leda,  der  Vasari  wieder 
als  starken  Fabulanten  erscheinen  lässt.  • Pag.  203  ein  Ricordo  des  Antonio 
Mini,  welches  enthüllt,  dass  die  Bande  des  Baccio  Bandinelli  die  Zeit  der  Be- 
lagerung benützte,  um  in  die  Werkstätte  Michelangelo’s  einzubrechen  und 
ca.  50  Zeichnungen  und  4 Wachs-  und  Thonmodelle  zu  stehlen. 

Der  Appendice,  welcher  den  ganzen  zweiten  Band  füllt,  bringt  zuerst 
eine  Genealogie  der  Familie  Buonarroti,  die  gediegene  Arbeit  des  Grafen  Passe- 
rini,  der  in  der  Familiengeschichte  von  Florenz  wie  kein  Zweiter  bewandert 
ist.  Es  erhellt  daraus,  dass  schon  1228  Buonarroti  in  Florenz  constatirbar  — 
im  Gegensätze  zur  Aussage  Michelangelo’s,  der  die  Buonarroti  Simoni  erst 
1250  in  Florenz  einwandern  lässt.  Wir  erhalten  auch  die  vollgiltigen  Beweise, 
dass  Michelangelo’s  Meinung,  die  Familie  der  Buonarroti  sei  Eines  Blutes  mit 
den  Grafen  von  Canossa,  eine  irrige  gewesen.  Jener  Simone,  von  welchem 
die  Nachkommen  den  Familiennamen  annahmen,  sass  unter  den  Räthen  der 
Commune  1284  und  wird  ausdrücklich  als  Sohn  eines  Buonarrota  angeführt, 
kann  also  nicht  Sohn  jenes  Rolandino,  Grafen  von  Canossa,  gewesen  sein,  der 
1283  als  Capitano  del  popolo  genannt  wird. 

Hierauf  folgen  Documenti  e lettere  »illustrative«.  Ich  führe  daraus  an: 
1)  den  Vertrag  bezüglich  der  Anfertigung  der  Pieta  in  St.  Peter;  2)  einen 
Brief  des  Giovanni  Balducci  an  Michelangelo,  in  welchem  von  dem  Transport 
eines  Werkes  an  Giovanni  und  Alessandro  Moscheroni  & C.  zu  Brügge  in 
Flandern  gehandelt  wird.  Leider  wird  der  Gegenstand  (»lacosa«)  nicht  näher 
bezeichnet,  so  dass  die  Streitfrage  durch  dieses  Document  der  Entscheidung, 
ob  Marmorstatue,  ob  Bronze-Relief,  nicht  näher  gebracht  wird;  3)  einen  Brief 
Sebastiano’s,  der  uns  mitten  in  die  Kämpfe  zwischen  den  Anhängern  Michel- 
angelo’s und  Raphael’s  (»principe  della  Sinagoga«)  hineinführt;  4)  zwei  Briefe, 
dat.  22.  Juni  1522  und  11.  Juli  1523,  worin  Cardinal  Grimani  Michelangelo 
um  ein  kleines  Bild  für  sein  Studirzimmer  bittet;  5)  ein  Document,  das  auf 
Michelangelo’s  Fortificationsarbeiten  im  Jahre  1529  Bezug  nimmt.  — Hierauf 
folgt  eine  sorgsame  Zusammenstellung  der  Aussagen  und  Meinungen  über  die 
Flucht  Michelangelo’s  zur  Zeit  der  Belagerung.  Document  19  bringt  ein  Ver- 
zeichniss der  Habe  Michelangelo’s,  die  in  Sicherheit  gebracht  wurde,  als  er  die 
Confiscaticn  fürchtete.  Document  42  gibt  das  Inventar  sämmtlicher  Habe,  die 
nach  dem  Tode  Michelangelo’s  vorgefunden  wurde  — auch  der  Skizzenzeich- 


Literaturbericht. 


307 


nungen,  und  zwar  sind  es  zehn  Zeichnungen  und  Skizzen  und  drei  unvollendete 
Sculpturwerke  (die  Statue  eines  hl.  Petrus,  eines  Christus  und  einer  andern 
Figur,  und  eines  kreuztragenden  Christus).  — Den  Schluss  des  Bandes  bildet 
ein  Verzeichniss  der  Kunstwerke  und  Zeichnungen  Michelangelo’s  — nach  den 
verschiedenen  Ländern  geordnet  — das  an  Fleiss  und  Sorgfalt  und  in  Folge 
dessen  an  Vollständigkeit  nichts  zu  wünschen  übrig  lässt. 

Also,  an  Interessantem,  Neuem  hat  es  keinen  Mangel  in  der  Vita,  die 
A.  Gotti  geschrieben.  Aber  erschöpft  sich  der  Werth  der  Arbeit  einzig  in 
dem  beigebrachten  Material?  Ich  hielte  dies  Urtheil  für  ungerecht. 

Dass  Gotti’s  Arbeit  einseitig,  lässt  sich  nicht  leugnen  und  auch  nicht 
damit  entschuldigen,  dass  diese  Einseitigkeit  eine  bedachte.  Wer  das  Leben 
Michelangelo’s  schreibt,  wird  niemals  der  Forderung  entgehen  können,  die 
verlangt,  darin  nicht  blos  die  moralische  Persönlichkeit  entwickelt  zu  finden, 
sondern  auch  die  künstlerische,  ebensosehr  in  ihrer  Selbständigkeit  und  Frei- 
heit, wie  in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  Zeit,  in  welcher  sie  wurzelt.  — Gotti 
dachte,  die  künstlerische  Individualität  Michelangelo’s  liegt  dar  in  seinen  Wer- 
ken, das  Leben  seiner  Persönlichkeit  aber  hat  an  mehr  als  einer  Stelle  Be- 
richtigung und  Aufhellung  gefunden,  dies  also  möge  Art  und  Anordnung  der 
Arbeit  bestimmen.  — Und  so  schreibt  Gotti  in  erster  Linie  nur  eine  Bio- 
graphie — im  engen  Sinne  des  Wortes.  Wo  er  aber  doch  verhalten  ist,  ein 
Urtheil  über  ein  künstlerisches  Werk  zu  sprechen,  da  nimmt  er  gewöhnlich 
zu  Vorrednern  die  Zuflucht,  am  Meisten  zu  Gondivi  und  Vasari.  — Das  ver- 
mehrt noch  mehr  das  Mosaikartige  der  Darstellung,  welches  sie  ohnedies  schon 
durch  die  zahlreich  eingeflochtenen  Brief-  und  Document-Citate  erhält. 

Die  ersten  drei  Kapitel  sind  dürftig  bis  zur  Aermlichkeit ; dann  scheint 
der  Verfasser  das  Fehlerhafte  seiner  allzu  puritanischen  Strenge  gegenüber 
jeder  zeitgeschichtlichen  Disgression  eingesehen  zu  haben  und  auch,  dass  man 
in  der  Darstellung  des  Lebens  eines  Künstlers  nicht  geradezu  jedem  Urtheil 
über  eines  oder  das  andere  seiner  Werke  unbedingt  aus  dem  Wege  gehen 
dürfe:  so  wird  die  Erzählung  gerundeter;  im  VII.  Gapitel  schon  erhalten 
wir  eine  kurze  aber  treffliche  Skizzirung  der  Zeitverhältnisse  unter  Julius  II. 
und  das  IX.  Gapitel  ist  sogar  vollständig  dem  — Raphael  gewidmet.  Und  so 
wächst  Gotti  wirklich  mit  dem  Fortschritte  seiner  Arbeit  und  die  schlichte 
gewissenhafte  Darstellung  vermag  uns  schliesslich,  zu  fesseln,  zu  gewinnen, 
mögen  wir  uns  dabei  auch  niemals  verhehlen,  dass  wir  es  hier  mit  keinem 
Werke  jener  höheren  Biographik  zu  thun  haben,  in  welchem  der  Biograph 
das  Dasein  des  Geschilderten  in  der  Intuition  gleichsam  wiedergelebt  hat,  son- 
dern nur  mit  dem  Werke  eines  guten  Verstandes  und  emsigen  Kopfes. 

Der  typographischen  Ausstattung  würde  ich  alle  Anerkennung  zollen, 
wären  die  Gapitel-Vignetten  nicht  eine  zu  eklatante  Beleidigung  des  Auges. 

Eine  zweite  Vita  Michelangelo’s  schrieb  Giovanni  Magherini  (Nr.  4). 
Der  Enthusiasmus  für  die  Sache  kann  die  Existenz  dieses  Buches  noch 
nicht  rechtfertigen.  Das  neue  Material,  das  Gotti  benützte,  war  Magherini 
nicht  zugänglich;  seine  ästhetischen  Reflexionen  beanspruchen  nicht  mehr  Be- 
deutung als  die  jedes  anderen  gebildeten  Laien.  Fleissige  Benützung  der 


308 


Literaturbericht. 


Hauptwerke  der  Michelangelo-Literatur  mag  ich  dem  Buche  auch  noch  nach- 
sagen , dann  aber  bleibt  mir  darüber  nichts  mehr  zu  bemerken  übrig , als 
höchstens  die  Notiz  zu  verzeichnen,  dass  Magherini  den  Giovannini  des  sig. 
Rosselmini  in  Pisa  für  ein  zweifellos  echtes  Werk  Michelangelo’s  hält,  und 
dass  er  darin  jenen  Giovannini  wieder  erkennt,  den  Michelangelo  nach  seinem 
ersten  Aufenthalte  in  Bologna  für  Lorenzo  di  Pier  Francesco  de’  Medici  gear- 
beitet hatte  (pag.  33). 

Ein  gedrängtes  Bild  des  Menschen  und  des  Künstlers,  eine  Anleitung 
zum  Genüsse  seiner  Werke,  geschrieben  mit  Rücksicht  auf  die  grosse  Menge, 
gibt  das  Buch:  »Michelangelo  Buonarroti  — Ricordo  al  popolo  italiano«  (Nr.  5). 
Ein  Volksbuch  im  besten  Sinne  des  Wortes,  geschrieben  gleichsam  unter  der 
Devise:  »dem  Volke  ist  das  Beste  gut  genug«.  — Die  hervorragendsten  Kunst- 
gelehrten von  Florenz  haben  Theil  an  dieser  Arbeit.  Milanesi  ist  darin  mit 
einer  kurzen  Abhandlung : »Dei  ritratti  di  Michelangelo«  vertreten.  An  Vasari 
ankniipfend,  vermuthet  Milanesi,  dass  das  von  Bugiardini  gemalte  Porträt 
wahrscheinlich  verloren  sei,  falls  man  es  nicht  in  einem  Bilde,  das  sich  im 
Besitze  des  March.  Lotteringo  della  Stufa  in  Florenz  befindet,  wiedererkennen 
will.  Das  von  Jacopo  dcl  Conte  gemalte  möchte  er  in  dem  Porträte  der  Gal- 
leria  Strozzi  vcrmuthen.  Daniello  Ricciarelli  porträtirle  Michelangelo  in  drei 
Bronze-Reliefs;  dessen  Schüler  fügten  diesen  eine  vierte  hinzu.  — Eine  davon 
vermuthet  Milanesi  in  jenem  der  Gallcria  Buonarroti,  welches  man  ohne  erheb- 
lichen Grund  dem  Giovanni  Bologna  zueignet;  die  andern  drei  vertheilen  sich 
vielleicht  auf  die  Galleria  del  Campidoglio . das  Museo  Nazionale  in  Florenz 
und  die  Sammlung  des  Herrn  Eugen  Piot.  — Von  der  von  Leone  Leoni  an- 
gefertigten Medaille  existiren  mehrere  Exemplare. 

L.  Venturi  hat  für  das  Werkchen  das  Leben  Michelangelo’s  und  einen 
Aufsatz  über  dessen  Gedichte  geschrieben.  Prof.  G.  E.  Saltini  erläutert  den 
David  und  den  Moses;  Prof.  G.  Dupre  die  Gräber  der  Mediceer;  G.  Mongeri 
die  Malereien  der  Sixtina.  Dann  folgen  gleichfalls  aus  fachmännischer  Feder 
zwei  Abhandlungen  über  Michelangelo  als  Civil-  und  als  Militär -Architekt. 
Prof.  Cavalucci  endlich  stellte  einen  sorgfältigen  Führer  für  den  Besuch  von 
Michelangelo's  Werken  in  Florenz  zusammen. 

Der  »Elogio  biografico«  eines  11.  P.  A.  Benfenati  (Nr.  C)  bietet  unge- 
suchte Erheiterung  nach  ernster  Lectüre.  Benfenati  weiss  uns  die  schnurrig- 
sten Dinge  zu  erzählen  , z.  B.  dass  Michelangelo  mit  Vittoria  Colonna  verliei- 
rathet  war  und  dass  diese  bald  hernach  starb,  als  sie  seine  Gattin  geworden 
(p.  32):  dass  Michelangelo  eine  Statue  »il  Pensiero«  (wohin  sich  ihm  der 
Pensieroso  verflüchtigte)  für  die  niedicoischc  Kapelle  arbeitete  u.  dgl.  Bei  aller 
Heiterkeit  darf  man  sich  aber  immerhin  wundern,  dass  solche  Dinge  in  dem 
gelehrten  Bologna  gedruckt  werden  können. 

Florenz.  Hubert  Janitachel-. 

(Schluss  t'olfjt.) 
hl  I n 1>  eil  t s c li  1 a n (1. 

Anton  Springer:  Michelangelo  in  Rom  1 -»08 — 1512.  Leipzig.  \ erlag  von 
S.  Hirzel.  1875.  8°.  73  S.  2 Mark. 


Literaturbericht. 


309 


Wie  vorauszusehen,  hat  die  Kunstforschung  mit  der  Revision  der  Ge- 
schichte des  Lebens  und  Schaffens  Michelangelo’s  auf  Grundlage  der  neu 
erschlossenen  Quellen  sofort  begonnen.  Dabei  stellt  sich  die  Ausbeute  reicher, 
als  man  geglaubt. 

Ein  Beleg  für  das  Gesagte  ist  die  oben  angeführte  Schrift  Springer’s, 
welche  die  Geschichte  Michelangelo’s  in  den  Jahren  1508—1512  einer  gründ- 
lichen Revision  unterzieht.  — Dass  der  Verfasser  seine  Untersuchung  gerade 
der  Zeit  von  1508—1512  zuwendet,  begründet  er  damit,  dass  eben  zu  dieser 
Zeit  Michelangelo  auf  der  Sonnenhöhe  seines  künstlerischen  Schaffens  steht. 
Die  Deckenmalereien  der  Sixtina  allein  sind  es,  in  welchen  er  seine  künst- 
lerische Kraft  fast  unbegrenzt  entfalten  konnte.  »Wer  die  Fresken  an  der 
Decke  der  Sixtina  kennt,  kennt  beinahe  den  ganzen  Michelangelo,  wer  sie  nicht 
kennt,  besitzt  keinen  klaren  Einblick  in  die  Natur  des  Meisters  und  wären 
seinen  Augen  auch  alle  plastischen  Werke  desselben  geläufig«.  Ja  man  darf 
annehmen,  dass  jener  Gedankenkreis,  welchem  Michelangelo  hernach  in  den 
Gestalten  der  Plastik  Verkörperung  gab,  durch  die  Malerei  in  der  Sixtina  in 
ihm  geweckt  wurde. 

So  stellt  sich  also  in  den  Mittelpunkt  der  Untersuchung  die  Frage  nach 
der  Vollendung  der  Deckenmalereien  der  Sixtina;  daneben  wird  noch  eine  Er- 
örterung erheischen  1)  das  Verhältniss  Michelangelo’s  zu  Rafael  in  jener  Zeit, 
2)  der  damalige  Stand  der  Grabmalangelegenheit.  Als  Ausgangspunkt  der 
Untersuchung  benützt  Springer  den  Brief  Michelangelo’s  an  Fatucci  (Lettere, 
CCCLXXXIII)  geschrieben  ca.  Januar  1524,  in  welchem  Michelangelo  seinem 
Freunde  einen  kurzen  Abriss  der  Geschichte  seiner  Thätigkeit  für  Julius  II. 
gibt.  — Die  Nachricht  Condivi’s,  Michelangelo  habe  die  Deckenmalereien  der 
Sixtina  in  der  Zeit  von  20  Monaten  vollendet,  stiess  fast  immer  auf  einige 
Skepsis,  zumal  die  diesbezüglichen  Aussagen  Condivi’s,  wenn  nicht  mit  Wider- 
spruch behaftet,  so  doch  unklar  sind. 

Gerne  vermuthete  man  daher  das  Jahr  1512  als  Zeitpunkt  der  Vollen- 
dung. Springer  erhebt  diese  Vermuthung  zu  wissenschaftlicher  Gewissheit. 
Damit  dies  gelingen  konnte,  mussten  die  einschlägigen  Briefe  allerdings  mit 
einer  eben  so  umsichtigen  als  rigorosen  und  muthigen  Kritik  gelesen  werden. 

Gerade  jene  drei  Briefe,  welche  von  der  Vollendung  des  Werkes  sprechen 
(Lettere  .XII,  XIII,  XV)  ermangeln  der  Datirung.  Wem  die  Autorität  Condivi’s 
für  unerschütterlich  galt,  der  musste  sie  in  das  Jahr  1509  setzen.  Da  Hess 
sich  selbst  Milanesi  einengen,  »dessen  Scharfsinn  in  Erkenntniss  des  wahren 
Datums  in  den  meisten  Fällen  unsere  Bewunderung  erregt«.  Was  aber  dann 
mit  dem  vom  7.  Sept.  1510  datirten  Briefe  (Lettere  XXI)?  Da  heisst  es:  »Avi- 
sovi  come  io  resto  avere  qua  dal  Papa  ducati  Cinquecento  guadagnati,  e al- 
trettanta  me  ne  doveva  dare  per  fare  el  ponte  e seguitare  l’altra  parte 
d eil ’ opera  mia«.  Man  bezieht  dies  dann  auf  die  von  Julius  II.  projectirten 
Wandmalereien.  Es  geht  aber  aus  dem  erwähnten  Brief  an  Fatucci  hervor, 
dass  Michelangelo  erst  nach  der  Rückkehr  von  Bologna,  also  1511,  daran  ging, 
Cartons  für  diese  Malereien  zu  schaffen.  Zwei  Briefe  (Lettere  LXXX VII  und 
LXXXIX)  endlich,  welche  den  Empfangstag  von  der  Hand  des  Adressaten,  des 


310 


Literaturbericht. 


Bruders  Michelangelo’s , angemerkt  zeigen,  und  zwar  den  25.  August  und 
'9.  Sept.  1512,  enthalten  gleichfalls  Aeusserungen,  welche  nur  auf  Michelangelo’s 
Arbeiten  in  der  Sixtina  Bezug  haben  können.  Verfolgt  man  so  in  vorurtheils- 
loser  Weise  die  auf  Michelangelo’s  Arbeiten  in  der  Sixtina  bezüglichen  zer- 
streuten Bemerkungen  in  den  Briefen  dieser  Zeitperiode,  bringt  sie  mit  ein- 
ander in  logische  Verbindung,  so  bleibt  schliesslich  nicht  mehr  der  geringste 
Zweifel,  dass  die  Briefe  XII,  XIII  und  XV,  welche  auf  die  Vollendung  des 
Werkes  Bezug  haben  und  diese  endlich  melden,  in  das  Jahr  1512,  nicht  aber 
1509  zu  setzen  seien. 

So  kommt  Springer  zu  dem  Resultat:  Bis  zum  Beginn  des  Jahres  1509 
hat  die  Arbeit  in  der  Sixtina  keinen  erheblichen  Fortschritt  gemacht ; im 
Herbste  1510  war  die  Wölbung  (d.  h.  die  Mittelbilder)  beinahe  fertig  gemalt; 
im  Winter  1510 — 1511  nach  der  Rückkehr  Michelangelo’s  aus  Bologna  wurden 
die  seitlichen  Bilder  in  Angriff  genommen;  das  ganze  Werk  fand  im  October 
1512  den  Abschluss. 

Wie  stellt  sich  zu  dieser  Zeit  das  künstlerische  und  persönliche  Verhält- 
niss  Michelangelo’s  zu  Rafael?  Für  die  Declarirung  desselben  hat  bis  jetzt 
als  Hauptquelle  ein  Brief  gegolten,  den  Sebastiano  del  Piombo  an  Michelangelo 
richtete,  der  von  Gaye  (II.  487)  publicirt  und  auf  den  15.  October  1512  datirt 
wurde.  Springer  führt  den  Beweis,  dass  dieser  Brief  erst  nach  dem  Tode  Ra- 
faels, also  1520  geschrieben  wurde;  die  angeführten  Gründe  scheinen  mir  un- 
anfechtbar. Statt  sie  hier  zu  reproduciren , möchte  ich  nur  zu  einem  Punkt 
eine  Bemerkung  machen.  In  dem  von  Gaye  publicirten  Briefe  wird  Julius  II. 
das  geflügelte  Wort  in  den  Mund  gelegt:  »ma  e terribile,  non  si  pol  pratichar 
con  lui«.  Springer  bemerkt  nun  mit  Recht,  das  habe  in  dem  Munde  Julius  II. 
keinen  Sinn,  stimme  aber  mit  dem  Charakter  Leo  X. ; und  dazu  finde  ich  nun 
das  Analogon,  das  mir  nicht  minder  die  Kraft  eines  Beweises  zu  haben  scheint. 
In  einem  vom  9.  Nov.  1520  datirten  Briefe  Sebastiano’s  an  Michelangelo  heisst 
es  wie  eine  neuerliche  Wiederholung  zu  dem  früheren:  Ma  e terribile  u.  s.  w. 
»Ma  fate  paura  a ognuno,  insino  a’  Papi« ; Michelangelo  scheint  sich  darüber 
gekränkt  zu  haben,  so  kommt  die  Erklärung  Sebastiano’s  in  Bezug  auf  das 
terribile:  »che  non  gli  (nämlich  dem  Papste)  pareva  terribile  se  non  per 
harte  cioe  il  maggior  maestro  che  fusse  mai«  (beide  Briefstellen  bei  Gotti 
I.  140). 

Mit  Datirung  des  Briefes  auf  den  15.  October  1520  ist  das  wichtigste 
historische  Zeugniss  für  die  künstlerische  Abhängigkeit  Rafaels  von  Michel- 
angelo’s Sixtina-Malereien  beseitigt,  eine  Abhängigkeit,  die  sich  — nach  Springer 
— thatsächlich  doch  nur  darauf  gründen  lässt,  dass  Raphael  auch  einmal  Pro- 
pheten und  Sibyllen  darstellt ; es  ist  dann  ferner  der  Wahrscheinlichkeitsschluss 
erlaubt,  dass  es  erst  nach  1512  zwischen  Michelangelo  und  Raphael  zu  offenem 
Kampfe  kam  und  desgleichen  ist  der  Schluss  erlaubt:  aus  der  durch  Docu- 
mente  verbürgten  Thatsache,  dass  Michelangelo  nach  Rafaels  Tode  hart  ange- 
gangen wurde,  die  Schüler  des  Letzteren  zu  verdrängen  und  an  deren  Stelle 
die  Malerei  in  den  vatikanischen  Stanzen  zu  vollenden  — habe  die  mythen- 
bildende Phantasie  bei  Vasari  und  Condivi  die  Legende  geformt,  welche  erzählt, 


Literaturbericht, 


311 


Rafael,  von  Bramante  angestachelt,  hätte  gern  die  Fortsetzung  von  Michelangelo’s 
Arbeit  in  der  Sixtina  an  sich  gerissen.  — 

Der  Arbeit  am  Grabmal  Julius  II.  stand  Michelangelo  in  diesen  Jahren 
— wie  er  ja  selbst  gesteht  — gänzlich  ferne.  Erst  nach  dem  Tode  Julius  II., 
also  1513,  trat  diese  wieder  in  den  Vordergrund.  Da  heisst  es  nun  in  dem 
Briefe  an  Fatucci:  »e  a tempo  nel  principio  di  Leone,  Aginensis  volendo  ac- 
crescere  la  sua  sepultura,  cioe  far  maggiore  opera  che  il  disegno  aveva  fatto 
prima  si  fece  uno  contratto«  etc.  . . . Dies  veranlasst  Springer,  auch  hier  die 
Lanze  gegen  Condivi’s  Glaubwürdigkeit  einzulegen,  der  den  ersten  Entwurf  als 
den  grossartigsten  hinstellt.  Meiner  Meinung  nach  spricht  diese  Stelle  nicht 
unbedingt  gegen  Condivi.  — Es  lässt  sich  denn  doch  kaum  leugnen,  dass  der 
von  Condivi  beschriebene  erste  Entwurf  mindestens  im  architektonischen  Auf- 
bau grossartiger  gedacht  war,  als  jener,  welcher  dem  Vertrag  von  1513  an- 
gehört. Die  Zahl  der  Statuen  war  bei  beiden  Entwürfen  ziemlich  gleich. 
Wenn  nach  Springer  bei  gleichem  Statuenschmuck  das  vierfrontige  Grabmal 
des  ersten  Entwurfes  dürftiger  erscheinen  müsse,  als  das  dreifrontige  des  zwei- 
ten Entwurfes  j so  hat  dies  doch  nur  eine  Thatsache  der  ästhetischen  An- 
schauung berührt,  aber  nicht  die  reelle  Grösse.  Vergleicht  man  aber  die  Be- 
schreibung des  Entwurfes,  der  dem  Vertrage  von  1516  angehört,  mit  dem  Ent- 
wurf von  1513,  so  zeigt  der  erstere  gegenüber  dem  letzteren  wieder  einen 
grossartigeren  reicheren  architektonischen  Aufbau,  und  wenn  der  Schmuck 
an  freistehenden  Statuen  in  Etwas  beschränkt  ist,  so  ist  dafür  die  Zahl  der 
projectirten  Bronze-Reliefs  eine  grössere.  Billig  dürfte  man  also  die  Phrase 
»acrescere  la  sua  sepultura«  auf  den  Entwurf  von  1516  gegenüber  dem  von 
1513  beziehen;  diese  Ansicht  theilt  auch  Milanesi,  welcher  in  dem  erwähnten 
neu  geschlossenen  Contract,  den  vom  8.  Juli  1516  erkennt  (Lettere,  Anmer- 
kung 2,  pag.  428).  — Das  »a  tempo  nel  principio  di  Leone«  hat  auch  für 
diesen  Zeitpunkt  noch  immer  seine  Geltung.  — Die  neuen  Dokumente  schrän- 
ken die  Glaubwürdigkeit  Condivi’s  in  Etwas  ein ; ein  zu  weit  gehender  Radi- 
calismus wäre  aber  doch  auch  nicht  am  Platze. 

So  klein  das  Schriftchen  Springer’s  an  Umfang,  so  gewichtig  sind  des- 
sen Resultate.  Man  kann  nichts  sehnlicher  wünschen , als  dass  das  neu 
erschlossene  Quellenmaterial  für  jede  Periode  des  Lebens  und  Schaffens  eine 
so  umsichtige  Durchforschung  und  Verwerthung  der  gefundenen  Resultate 
finden  möge,  wie  es  die  Zeit  von  1508 — 1512  durch  Springer  gefunden  hat. 

Hubert  Janitschek. 

Archäologische  Zeitung.  Herausgeg.  v.  Gurtius  u.  Schöne.  Jahrg.  33. 

Heft  3.  Berlin,  1875.  4°. 

lnli.:  Dilthey,  Ueber  die  Darstellungen  der  kindermordenden  Medea.  — 
Dütschke,  Admetos  und  Alkestis.  — R.  Förster,  Ueber  den  Sarkophag  von 
Wiltonhouse.  — v.  Sallet,  Zeus,  Poseidon  und  Nike,  Vasenbild.  — Treu,  Der 
Teller  des  Duris  im  Berliner  Museum.  — Gurtius,  Die  griechische  Kunst  in  In- 
dien. — Robert,  Neue  Fragmente  der  Parthenonskulpturen.  — Miscellen.  — Be- 
richte. (Mit  Kunstbeilagen.) 

Bullettino  dell’  instituto  di  corrispondenza  archeologica.  Roma,  1875. 
VIII— XII.  8°. 

I.  Scavi:  Cav.  A.  Zannoni,  Scavi  di  Felsina,  — Mau,  Scavi  di  Pompei. 


312 


Literaturbericht. 


— Crespellani,  Di  alcune  fornaci  roipane  dell’  agro  modenese.  — Can.  Brogi, 
Sopra  le  toinbe  a pozzo  scavate  nell’  agro  chiusino.  — Stevenson,  Scavi  della 
via  Latina.  — M.  S.  de  Rossi,  Sulla  suppellettile  arcaica  disotterata  all’ Esquilino. 

— Helbig,  Scoperta  di  antichitä  galliche  nel  circondario  di  Siena.  — Gozzadini, 
Osservazioni  intorno  all’  articolo  del  sig.  Zannoni.  — II.  Monumenti:  Poggi,  Di 
una  nuova  iscrizione  a lettere  etrusche  teste  scoperta  nel  Ganton  Ticino.  — Tomas- 
setti,  Epigrafe  inedita  provegnente  dalla  via  Ardeatina.  — Mau,  Pitture  di  Pom- 
pei. — Bruzza,  Scoperta  di  figuline  in  Pozzuoli,  — 

Gazette  archäologique,  publ.  par  J.  de  Witte  et  F.  Lenormant.  I.  1—6. 

Inh.:  Lenormant,  Tete  du  fronton  occid.  du  Parthenon.  — De  Witte, 
Dionysus  et  Syl&ne.  — Lenormant,  L’initi§  de  l’autel.  Dionysus  et  deux  Satyres. 

— E.  de  Chanot,  Aphrodite  et  Myrtile.  — Ravaisson,  Vase  funeraire  attique. 

— Papayannakis,  L’acropole  d’Athenes  avant  1687.  Ann.  p.  Lenormant.  — 
De  Witte,  Cronos  et  Rhea.  — Lenormant,  Athlete  couronne  p.  Ja  Victoire. 
L1  Apollon  du  Vieil-Evreux.  — Boussigues,  Sarcophage  du  Musee  de  Marseille.  — 
De  Chanot,  Aphrodite  au  bain.  — Lenormant,  Hercule  et  Iphicles.  — De  Cha- 
not, Tete  de  Meduse,  marteau  de  porte  en  bronze.  — Lenormant,  Pan  Nomios 
et  la  naissance  des  serpents.  Peinture  d’un  manuscr.  de  Nicandre.  — E.  Le  Blant, 
Les  larmes  de  la  priere.  — J.  de  Witte,  Hercule  et  Achelous.  — Thes6e  et  le 
Minotaure.  — Lenormant,  Bas-reliefs  votifs  d’Eleusis.  — E.  de  Chanot,  Oeno- 
cho£  de  bronze.  — Lenormant,  Ganymede  et  Aphrodite,  terres-cuites  b^otiennes. 

— J.  de  Witte,  Fragments  de  vases  relatifs  a Trajan.  — Lenormant,  La  V<§nus 
du  Liban.  — J.  Roulez,  La  mort  d’Alceste.  — E.  de  Chanot,  Hermes  double 
de  Dionysos  Psilax  ef  d’un  Satyre.  — J.  de  Witte,  Persee  et  les  Gorgones.  — 
L.  Revon,  Bustes  de  bronze  decouverts  aupr£s  d’Annecy.  — L.  Fivel,  La  sphaera 
de  Zagreus.  — J.  de  Witte,  Camee  repiAsentant  Octavie,  soeur  d’ Auguste.  — 
Lenormant,  Peintures  d’un  manuscrit  de  Nicandre.  — E.  de  Chanot,  V6nus 
de  bronze  de  la  Collection  de  Luynes.  — M.  Boussigues,  Tetes  de  marbre  con- 
servees  a Nimes.  - Lenormant,  Disque  de  bronze  du  Mus£e  britannique.  — 
E.  de  Chanot,  Statuettes  de  bronze  du  Musee  de  Rennes.  (Mit  Kunstbeilagen.) 

Bullettino  di  archeologia  cristiana  del  comm.  G.  B.  de  Rossi.  VI.  2 u.  3. 

Inh.:  Continuazione  delle  scoperte  nel  cimitero  di  Domitilla.  — Roma:  Scavi 
nel  Cimitero  di  Callisto,  Cimitero  di  s.  Agnese.  Sicilia:  Catacombe  cristiane.  — II 
pavimento  di  s.  Maria  in  Castello  di  Corneto-Tarquinia. 

Revue  de  l’Art  chrätien.  Recueil  mensuel  d’archeologie  religieuse.  Dirige 
par  J.  Corblet.  2e  s6rie,  t.  II.  5—6,  III.  1—2.  Paris  1875.  gr.  8°. 

Inh.:  Bouillet,  Essai  sur  l’eglise  Sainte-Foy  de  Conches  (Eure).  — Bar- 
thelemy,  Les  Tableaux  de  l’eglise  Saint-Louis  de  Versailles.  — Lucas,  Les  Arclii- 
tectes  de  la  cathedrale  de  Tol£de.  — Corblet,  Vocabulaire  des  symboles  et  des 
attributs  employes  dans  l’iconographie  chrötienne  (14e  article).  — F.  Clement,  Des 
Formes  bteratiques  et  de  leur  influence  sur  le  progres  des  arts.  — Giraud,  l’ficole 
laTque  du  XIR  stecle.  — Barbier  de  Montault,  Deux  musiciens  oubli£s.  — 
Rostan,  L’Eglise  du  couvent  des  Dominicains  de  Saint-Maxirnin.  — Germer- 
Durand,  Rapport  sur  l’imagerie  religieuse.  — Grimmouard  de  Sa  int -Lau- 
rent, Le  Bon  Pasteur  et  l’Orante.  Nouv.  6tude  sur  un  sarcophage  d’Arles.  — 
D’Ayzag,  L’ane.  Etüde  d’archeologie  mystique.  — E.  de  Barthelemy,  Les 
Pyrenees  franqaises.  Histoire  et  monuments.  — Patöne  en  or  cisele.  — Berichte. 

— Biographien.  (Mit  Illustrationen.) 

Der  Kirchenschmuck.  Blätter  des  christlichen  Kunstvereines  der  Diözese 
Seckau.  VI.  Jahrg.  Graz  1875.  Nr.  9—12.  8°. 

Inh.:  Der  Ciborium- Altar.  (Forts.)  — Bildnisse  Mariä.  (Forts.)  — A.  Ort- 
wein, Vorlesung  über  das  Wesen  des  Stickens  und  über  die  richtige  Farbengebung 
in  den  decorativen  Künsten.  (Schluss.)  — Führich’s  Psalmen.  — Zur  Jubelfeier  in 
Salzburg.  — G.  Bautraxl  er,  Die  Bildnerei  des  vorchristlichen  Heidenthums  und 
der  katholischen  Kirche.  — Die  Restauration  der  Propstei-  und  Stadtpfarrkirche.  — 
Notizen.  (Mit  autograph.  Illustrationen.) 


Literaturbericht. 


313 


Anzeiger  für  Schweizerische  Alterthumskunde.  Indicateur  d’antiquitös  Suisses. 

Zürich  1875.  Nr.  3.  8°. 

Inh.:  v.  Feilenberg,  Der  römische  Wasserstollen  bei  Hageneck  am  Bieler- 
see.  — R.  Ritz,  Keltisch-römische  Thongefässe  aus  dem  Wallis.  — Thiessing, 
Grabhügel  und  Wall  aus  der  Steinzeit  auf  Mont  Vaudois  bei  Ericourt.  — Grangier, 
Tumulus  de  Montsalvens,  Canton  de  Fribourg.  — H ersehe,  Handmühlen. 
Zeller,  Die  Burg  Pfungen.  — Rahn,  Zur  Statistik  schweizerischer  Kunstdenk- 
mäler. (Mit  Illustrationen.) 


Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  Nr.  5.  XXII.  9—12. 

Inh.:  Essenwein,  Buntglasirte  Thonwaaren  des  15.— 18.  Jahrh.  im  german. 
Museum.  — Fürst  Hohenlohe,  Ueber  das  Doppelwappen  auf  dem  Schwerte  des 
hl  Mauritius.  — Essenwein,  Romanische  Kirchengeräthe  im  germ.  Museum. 
Löffelholz  von  Kolberg,  Einige  Briefe  an  Wolfg.  Löffelholz  zu  Nürnberg  ge- 
richtet, nebst  einigen  historischen  Erläuterungen.  - Sphragistische  Aphorismen.  — 
Baader,  Des  Pfalzgrafen  Ott-Heinrich  Bestallungen  für  einen  Uhrmacher  und  einen 
Geiger  und  Seidenweber. 

Mittheilungen  der  k.  k.  Centralcommission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Kunst-  und  historischen  Denkmale.  Red.:  Dr.  K.  Lind.  Neue  Folge. 
I.  Bd.  Heft  1.  2.  Wien  1875.  4°. 

Inh,;  pr.  Freih.  v.  Sacken,  Ueber  einige  neue  Funde  im  Grabfelde  zu  Hall- 
stadt. — V.  Makarewicz,  Die  Ghorgestühle  der  Kathedrale  in  Tarnow.  — 
J.  Falke,  Ideen  zu  einer  Geschichte  des  Wohnhauses  in  Oesterreich.  — Fr.  Lipp- 
mann,  Alte  Wandmalereien  in  Olmütz.  — Glavinich,  Inschriftsteine  des  Museums 
zu  Salona.  — Frd.  Kenner,  Gedenktafel  des  Josef  v.  Rabatta  in  Görz.  — Restau- 
ration alter  Baudenkmale  in  Böhmen.  — Frd.  Kenner  und  A.  Hauser,  Die 
Ausgrabungen  in  Aquileja.  — B.  Dudik,  Vorchristliche  Begräbnissplätze  in  Mäh- 
ren — J.  Jenny,  Die  öffentlichen  Thermen  Brigantiums.  — Fr.  Schmoranz,  Die 
Restaurirung  des  Domes  in  Königgrätz.  — K.  Lind,  Denkmale  der  Familie  Eitzinger. 
— Der  heutige  Zustand  der  Burg  Rungeistein.  — Der  Erker  des  Carolinum  m 
Prag. 


Le  Mus6e  archeologique.  Recueil  illustre  de  monuments  de  l’antiquite , du 
moyen-äge  et  de  la  renaissance.  Publie  sous  la  dir.  de  Am.  de  Caix  de 
Saint-Aymour.  Paris,  E.  Leroux,  1875.  t.  I.  1.  2.  gr.  8°. 

Inh.:  A.  de  Caix  de  Saint-Aymour,  A nos  Lecteurs.  Galerie  des  archeo- 
logues  illustres : le  comte  de  Caylus;  Seroux  d’Agincourt.  — G.  de  Mortillet. 
Classification  des  fibules.  — A.  Heron  de  Villefosse,  Mosaique  decouverte  a 
Constantine.  — E.  T.  Hamy,  Documents  inedits  sur  les  bougors  du  gouvernement 
de  Tomsk  (Sibörie).  — A.  Heron  de  Villefosse,  Inscription  trouvöe  a Cherchell. 

— L.  Leguay,  Inscription  gallo-romaine  inödite  trouvee  a Paris.  Ad.  deLong- 
p e r i e r , Le  nom  gaulois  Atepomarus.  — A.  de  Caix  de  Saint-Aymour, 
Bronzes  etrusques  portant  des  croix  sur  les  vetements.  Bob  an,  Antiquites 
mexicaines.  — A.  Forgeais,  Crayons  historiös  du  moyen  age.  — Courajod,  Un 
Email  de  Löonard  Limosin,  exposö  dans  la  galerie  d’Apollon,  au  musöe  du  Louvre. 

— G.  de  Mortillet,  Autel  chrötien  du  IVe  siöcle,  trouvö  dans  1 Ardöche.  — 
A.  Höron  de  Villefosse,  Lampes  chr6t.  in&lites  (lampes  d’Algörie  et  du  Musöe 
du  Louvre).  — A.  de  Bart  h öleruy,  Carreaux  ömailles  du  XlVe  siöcle,  provenant 
du  Mnsöe  de  Saint-Germain-en-Laye.  — Indicateur  de  l’Archöologue  et  du  Collec- 
tionneur.  (Mit  Kunstbeilagen  u.  Abbild,  im  Text.) 


Giornale  Ligustico  di  archeologia,  storia  e helle  arti.  II.  6—12. 

Inh.:  Neri,  11  sigillo  del  Comune  di  Sarzana.  — Gras  so,  Sigillo  dell 
Uffizio  di  Moneta.  — Ast  engo , Sigillo  di  Battista  Campofregoso.  — Neri,  Del 
palazzo  del  Comune  di  Sarzana  e di  un’  opera  di  Matteo  Civitali.  Lux oro,  Dell 
ufficiuolo  Durazzo,  e di  alcune  altre  opere  d’arte.  — Desimoni,  Osservazioni  sovia 
due  portolani  di  recente  scoperti,  e sovra  alcune  proprietä  delle  carte  nautiche.  — 
S.  Varni,  Deila  Pieve  di  Gavi.  — Alizeri,  Dei  progressi,  degli  statuti  e delle 
costumanze  degli  scultori  in  Genova  nel  sec.  XV.  (Auszugsweise  mitgetheilt.) 
Mittheilungen,  Literaturberichte. 


314 


Literaturbericht. 


Zeitschrift  f.  bild.  Kunst.  Herausg.  von  Prof.  Dr.  G.  v.  Lützow.  X.  1875, 
12.  1876,  1-3. 

Inh-:  Knudtzon,  Saly’s  Reiterdenkmal  Friedrichs  Y.  in  Kopenhagen.  — 
Woltmann,  Streifzüge  im  Elsass.  — P.  d’Abert,  Artistische  Wanderungen  durch 
Paris.  — Ilg,  Ein  Standbild  des  Don  Juan  d’Austria.  — Jansen,  Aus  dem  Leben 
des  Malers  und  Ingenieurs  Biagio  del  Bianeo  aus  Florenz.  — Notizen:  v.  Wurz- 
bach, Zur  Kenntniss  Govaert  Flinck’s.  — Berg  au,  Irische  Ornamentik.  — Vos- 
maer,  Lustige  Gesellschaft  von  Dirk  Hals.  — XI.  Bruno  Meyer,  Ad.  Menzel.  — 
v.  Donop,  M.  v.  Schwind  an  B.  Genelli.  Ungedr.  Briefe.  — K.  Brun,  Neue  Docu- 
mente  über  Mantegna.  — Die  Michelangelo- Ausstellung  in  Florenz.  — Redten- 
b ach  er,  Die  Villa  Madama  in  Rom.  — J.  P.  Richter,  Die  neuen  Documente 
über  Michelangelo.  Jansen,  Baccio  Bandinelli.  — v.  Eitelberger,  Die  deutsche 
Renaissance  u.  die  kunstbestrebungen  der  Gegenwart.  — Dohme,  Zur  Literatur 
über  A,  Watteau.  Notizen:  Die  Tanzstunde  von  P.  Codde.  — Unger,  Ueber 
den  Ursprung  der  irischen  Ornamentik.  — Betteljungen  von  Murillo.  — Wessely, 
Ein  Selbsporträt  Michelangelo’s.  — Rosenberg,  Die  Einigung  der  deutschen 
Stämme  von  A.  v.  Werner. 

Kunst-Chronik.  Beiblatt  z.  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst.  X.  47—52.  XI.  1—13. 

Inh,:  Das  Hermannsdenkmal.  — Holländische  Kunstzustände.  — P.  d’Abert, 
Der  Salon.  — Das  deutsche  Gewerbemuseum.  — Die  2.  Sakristei  im  Dome  zu 
Schwerin.  — Lützow,  Das  Michelangelofest  in  Florenz.  — Eisenmann,  Zur  Ge- 
burtsfeier Michelangelo’s.  — Busch,  Die  Kupferstichsamml.  des  f Directors  Kalle 
in  Bonn.  — Die  kunstgewerblichen  Fachschulen  Oesterreichs.  — F.  X.  Kraus, 
Meister  Erwin  von  Strassburg  und  seine  Schule.  — Die  neue  Faqade  des  Doms  von 
Florenz.  — B.  Meyer,  Die  neu  aufgedeckten  Fresken  im  Dome  von  Verona.  — Ein 
literarisches  Denkmal  für  Schnaase.  — Vom  Christmarkt.  — Das  Steindenkmal  in 
Berlin,  -y  Woltmann,  Die  Familie  Meister  Erwins.  — P.  d’Abert,  »1807«  von 
Meissonnier.  — Von  d.  kunstgew.  Ausst.  zu  Frankfurt. 

Gazette  des  beaux-arts.  1875.  10—12. 

Inh.:  F.  Lenormant,  Les  antiquite’s  de  la  Troade.  — Mantz,  Jan  van 
Goyen.  — Lavoix,  Les  arts  musulmans.  — Champfleury,  Point  de  vue  sur 
Callot.  — Gonse,  Les  graveurs  contemporains.  — Lemonnier,  Exposition  trien- 
nale  des  beaux-arts  ä Bruxelles.  — Müntz,  Les  peintures  de  Melozzo  da  Forli  a 
la  bibliotheque  du  Vatican.  — Gonse,  Les  fetes  du  centenaire  de  Michel-Ange.  — 
A.  de  Montaiglon,  La  sculpture  franqaise  a la  renaissance.  — Cte  CI.  de  Ris, 
Musees  du  nord:  Les  musees  de  Copenhague.  — Mantz,  Les  commencements  de 
l’ecole  florentine.  — Gonse,  Les  vertus  theologales;  grisaille  de  Raphael  au  Musee 
du  Vatican.  — Jacquemart,  Note  sur  la  fabrication  de  la  porcelaine  chinoise.  — 
Darcel,  Alb.  Jacquemart.  — CI.  d e Ris,  Pils.  — Bonnaffä,  Le  Pour  et  le 
Contre.  — Lefort,  Franc.  Goya.  — Duplessis,  L’Amadee  de  Marc-Antoine  Rai- 
mondi.  — A.  de  Lostalot,  Les  publications  nouvelles.  — Bibliographie. 

La  Chroniqne  des  arts  et  de  la  curiositä.  1875.  30—41.  1876.  1 u.  2. 

Inh.:  Gonse,  La  Madonne  de  Notre-Dame  de  Bruges.  — C.  de  Ris,  Cuve 
baptismale  du  chäteau  de  Mello.  — Viardot,  Sur  la  Madonne  de  Bruges.  — 
Müntz,  Importation  d’oeuvres  d’art  en  France  au  XVIIe  siede.  — Müntz,  De 
quelques  artistes  franqais  de  la  renaissance  employes  au  Vatican.  — Gonse,  Quel- 
ques mots  encore  sur  la  Madonne  de  Bruges.  — Darcel,  L’art  au  theatre.  — 
Gonse,  Expos,  des  oeuvres  de  Barye.  — Soury,  Aphrodite-Eros.  — Les  monu- 
ments  religieux.  — Müntz,  La  fabrication  des  tapisseries  ä Florence.  — Les  anti- 
quites  d’Ibruz.  — Les  tapisseries  de  Bayeux.  — Rapport  fait  au  nom  de  la  Com- 
mission des  Services  administratifs  sur  la  Direction  des  beaux-arts  au  ministere  de 
l’instruction  publique  etc.  par  E.  Charton. 

Journal  des  beaux-arts.  XVII.  17—24. 

Inh.:  Question  van  den  Kerkhove.  — Siret,  Le  salon  de  Bruxelles.  — La 
madonne  de  Michel-Ange,  ä Bruges.  — Pensees  et  maximes.  — Exposition  des 
^eaux-arts  ä Termonde.  — Jouin,  L’inventaire  general  des  richesses  d’art  de  la 
France.  Genard,  A.  M.  A.  Siret.  — Schoy,  Michelangiolo  Buonarroti.  Sou- 


Literaturbericht. 


315 


venir  des  fetes  florentines  du  IVe  centenaire.  — Question  van  den  Kerkhove:  Rap- 
port  de  la  commission  d’enquete  du  Willems-fonds.  — Exposition  au  cercle  artis- 
tique  d’Anvers.  — Paul  Lauters  — Concours  de  gravure  ä l’eau  forte,  ouvert  par  le 
journal  de  beaux-arts  en  1876.  — Le  petit  Brunin.  — Un  chemin  de  croix. 

J o u i n , Le  sculpteur  Barye.  — 

The  Art-journal.  London  1875.  10 — 12.  1876.  1. 

Inh.:  Studies  and  sketches  by  S.  E.  Landseer.  — Jarwis,  Ethics  of  taste.  — 
Recent  acquisitions  in  the  S.  Kensington-Museum.  — Cutts,  Tradition  of  Christian 
art.  — Palliser,  M.  J.  Jacquemarts  collection  of  shoes.  — Jewitt,  The  cross 
Tau,  as  an  emblem  and  in  art.  — Royal  school  of  art-needlework,  S.  Kensington. 

— Simmonds,  Silver  as  an  art-material.  — Piggot,  The  Marlborough  gems. 
Dafforne,  The  works  of  J.  G.  Naish.  — Alcock,  Japanese  art.  — The  Bernal 
Green  Museum.  — Greenfield,  Art-designs  on  mediaeval  tiles.  — Wilson,  The 
fourth  centenary  of  M.  Buonarroti.  — The  proposed  establishment  of  an  art  museum 
in  Ireland.  — MM.  Copeland  & Sons  new  internal  mural  tile-decoration.  — Daf- 
forne, Pictures  of  italian  architecture.  — Archer,  On  the  progress  of  our  art- 
industries. — A new  method  of  detecting  restoration  in  old  pictures.  — Jewitt, 
The  Fylfot  cross  or  Thorrs  hammer.  — Tooke,  History  of  the  art  of  bookbinding. 

— Dunbar,  The  gallery  of  Don  Marcella  Massarenti,  in  the  Vatican.  — Dafforne, 
The  works  of  Frank  Holl.  — Fitzgerald,  Theaters:  Their  construction  and 
arrangement.  --  Thornbury,  The  costume  of  English  women  from  the  Heptarchy 
to  the  present  time.  — The  intern,  exhib.  at  Philadelphia,  1876.  — 


Architektur. 

Die  Stoa  des  Königs  Attalos  zu  Athen.  Vierunddreissigstes  Programm 
zum  Winkelmannsfest  der  archäologischen  Gesellschaft  zu  Berlin  von  F. 
Adler.  Nebst  vier  Tafeln  und  zwei  Holzschnittvignetten.  Berlin  1874.  Ge- 
druckt auf  Kosten  der  archäologischen  Gesellschaft.  4°  (22  S.)  Hierzu  er- 
gänzender  Beitrag  in  der  Erbkam’schen  Zeitschrift  für  Bauwesen  Lief.  I bis 
III  des  Jahrgangs  1875.  Endlich  beide  Arbeiten  zusammengefasst  unter 
dem  Titel:  Die  Stoa  des  Königs  Attalos  II.  zu  Athen.  Mit  sieben  Tafeln 
und  drei  Holzschnitten.  Berlin  1875.  Fol.  16.  S. 

Die  im  Nordwesttheile  der  Unterstadt  von  Athen  zwischen  Theseion  und 
Hadriansgymnasium  gelegene  Ruine  eines  antiken  Gebäudes,  welche  bald 
Serapeion,  bald  Gymnasion  des  Ptolemaios,  bald  Stoa  Poikile  genannt  wurde, 
endlich  aber  1861  in  Folge  einer  auf  Epistylblöcken  aufgefundenen  Inschrift 
als  Bau  des  klein  asiatischen  Dynasten  Attalos  II.  'nachgewiesen  war,  bildet  den 
Gegenstand  der  vorliegenden  Abhandlung. 

’ Von  der  archäologischen  Gesellschaft  in  Athen  in  den  Jahren  1859  bis 
1862  aufgegraben,  wurde  das  sehr  zerstörte  Gebäude  in  seinen  Resten  von 
Adler  aufgenommen.  Während  der  Publication  der  erhaltenen  Theile  nur 
geringes  Gewicht  beigelegt  ist,  wurde  das  Hauptaugenmerk  auf  die  Restauration 
gelegt.  Der  Verfasser  lässt  vor  unsern  Augen  ein  griechisches  Profangebäude 
aus  hellenistischer  Zeit  und  genau  datirt  erstehen,  von  dem  in  Wirklichkeit 
nur  geringe  Reste  existiren.  Die  sehr  verdienstliche  Arbeit , der  man  haupt- 
sächlich die  Bekanntschaft  mit  dem  Gebäude  verdanken  darf,  ist  aber  so  weit 
nicht  frei  von  Lücken  und  Fremdartigem,  um  ihr  den  Vorwurf  ersparen  zu 
können,  dass  hier  zu  wenig  und  zu  viel  geschehen  ist. 

Der  Verfasser  sucht  zuerst  durch  Rechnung,  da  die  sonstigen  Anhalts- 


316 


Literaturbericht. 


punkte  grossentheils  fehlen,  Anzahl  und  Stellung  der  Säulen  herauszubringen 
und  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  in  drei  Reihen  je  45  Säulen  gestanden 
hätten.  Aus  der  ungeraden  Anzahl,  welche  die  Stellung  einer  Säule  in  der 
Mitte  bedingt,  schliesst  er,  dass  die  Anordnung  einer  besonders  betonten  Mittel  - 
parthie,  eines  Säulenrisalites , unmöglich  wäre  und  restaurirt  demnach  gerade 
fortlaufende  Säulenstellungen  mit  je  44  Intercolumnien.  Da  für  Stellung  und 
Zahl  der  Säulen  keine  zwingende  Bedingung  herrscht,  scheint  uns  diese  An- 
ordnung nicht  die  einzig  mögliche,  sondern  es  lässt  sich  trotz  der  bekannten 
Länge  von  Architravbalken  sagen,  dass  bei  umgekehrtem  Vorgänge  bei  der 
Annahme  eines  Risalites  ein  einfaches  Dividiren  mit  der  Architravlänge  in  die 
Gesammtlänge  des  Gebäudes  unzulässig  sei.  Aber  auch  selbst  die  Berechnung 
des  Verfassers  beibehalten,  würde  dieselbe  die  Anordnung  von  zwei  Risaliten 
in  der  Fronte  nicht  ausschliessen. 

Nach  der  ersten  Dorischen  Säulenreihe,  welche  durch  eine  Standspur 
erhalten  ist,  wird  eine  zweite  von  neuerdings  45  Säulen,  für  deren  Stand  gar 
keine  Anhaltspunkte  existiren,  und  endlich  eine  dritte  jonische  Reihe,  für  welche 
fünf  Standspuren  vorhanden  sind,  ergänzt.  Unter  gewöhnlichen  Umständen 
lässt  sich  ja  bei  wenigen  Standspuren  die  Säulen  Stellung  eines  griechischen 
Tempelbaues  annähernd  errathen,  aber  wir  würden  es  nicht  wagen,  aus  fünf 
Standspuren  vorliegender  Art  eine  dem  gewöhnlichen  Schema  fremde  Säulen- 
stellung von  135  Säulen  zu  restauriren. 

Gar  nicht  begründet  ist  die  Annahme  der  zweiten  dorischen  Säulenreihe, 
denn  Niemand  wird  bei  einem  Profanbau,  wie  dieser  ist,  die  Vermuthung  zurück- 
weisen können,  dass,  wenn  auch  das  Gebälk  nach  Aussen  von  Marmor  war,  das 
Deckenwerk  des  Innern  von  Holz  gewesen  sein  könnte,  um  eine  Spannung  von 
6 M.  zu  erreichen,  um  so  mehr  als  auch  vom  Deckenwerk  kein  Stückchen 
erhalten  blieb. 

Den  Kenner  der  Lokalität  von  Athen  als  reiche  Trümmerstätte,  kann  es 
nicht  überzeugen,  wenn  der  Verfasser  sagt:  »Diese  mittlere  Stützenreihe  musste 
immer  ergänzt  werden,  auch  wenn  kein  technischer  oder  kunstformaler  Anhalt 
gegeben  wäre;  er  ist  indessen  durch  die  beiden  dorischen  Trommel  Varietäten 
gesichert.«  In  den  Säulenstellungen  liegen  natürlich  die  wesentlichsten  Mo- 
mente für  die  Gebäudeform.  Der  Langwand  der  Rückseite  schliessen  sich 
21  Gemächer  an,  die  von  der  Säulenhalle  durch  Thüren  zugänglich  sind. 

Man  merkt  dem  Grundrisse  an,  dass  darin  etwas  fehle,  und  dass  die 
Säulenstellungen  mit  den  rückwärtigen  Räumen  und  dem  grossen  Zwischen- 
raum zwischen  denselben  kein  organisches  Ganze  geben. 

Nachdem  über  die  Höhe  und  die  Geschosse  des  Gebäudes  das  ent- 
sprechende erörtert  ist,  kommt  der  Verfasser  zu  einem  wichtigen  Punkte  seiner 
Restauration,  nämlich  dazu,  herauszufmden,  wo  der  Marmorfrontbau  endet  und 
wo  der  Porosstein  für  die  Seitenmauer  und  Rückmauer  beginnt. 

Das  gefundene  Resultat,  das  den  Marmor  auf  die  Frontseite  und  je  ein 
Stück  um  die  beiden  Ecken  gehend  verweist,  gibt  zu  einer  höchst  befremdenden 
Formation  Anlass. 

Sie  ist  die  Folge  der  Ausschliessung  des  Giebels  von  der  Frontseite,  der 


Literaturbericht. 


317 


hier  an  das  äussere  Ende  gestellt  die  einfachste  Lösung  ergeben  würde,  und 
schon  formal  den  grossen  Widerspruch  gelöst  hätte,  der  in  der  langen  mono- 
tonen Säulenhalle  ohne  Giebel,  zu  den  Giebeln  über  Mauern  an  den  Seiten 
lag.  Man  braucht  nicht  vorauszusetzen,  dass  dem  Giebel  für  diesen  Profanbau 
die  Bedeutung  wie  am  Gultmonument  blieb,  aber  die  architektonisch  formale 
Bedeutung  blieb  ihm  gewiss,  und  in  dieser  abschliessend  und  krönend  hätte 
man  ihn  nicht  von  der  Säulenfagade  weg  schwer  und  lastend  und  von  schlech- 
terem Material  gebildet,  allein  auf  die  Seitenfronten  geschoben.  Er  kommt  aber 
bei  Adler  allein  dahin  und  muss  sich  ausserdem  noch  mit  einer  geringeren 
Breite  als  die  der  wirklichen  Breitseite  des  Gebäudes  begnügen,  eine  Anord- 
nung, die  gegen  alle  Analogie  ist.  Diese  künstlich  geschaffte  schmälere  Seiten- 
ansicht beschränkt  sich  aber  nur  auf  das  obere  Stockwerk  und  bildet  vor  dem 
Baukörper  um  circa  0.2  M.  vorspringend  einen  ganz  geringen  Risalit  zu  dem 
Zwecke,  um  das  Hauptgesimse  der  Vorderfronte  todtlaufen  und  den  Giebel  für 
sich  bestehen  lassen  zu  können. 

Wer  sich  die  gegebene  Zeichnung  Taf.  3 plastisch  darzustellen  vermag, 
wird  das  Flache  in  dieser  Anordnung  und  die  Unmöglichkeit  des  Todtlaufens 
des  Frontgeisons  sofort  erkennen,  er  wird  auch  sehen,  wie  das  Eckakroterion 
des  Giebels  mit  der,  eine  ebenfalls  schwache  Stelle  der  Restauration  deckenden 
Figur  mit  Postament  fast  zusammenfällt. 

Der  Augenschein  genügt,  um  das  Unmögliche  dieser  Anordnung  klar  zu 
legen,  und  es  bedarf  gar  keines  Eingehens  in  die  vom  Verfasser  angestellten 
Berechnungen,  welche  in  diesem  Falle  keinen  Werth  haben. 

Mit  der  Anordnung  der  Giebel  steht  die  der  grossen  Thüren  und  der  ge- 
säulten  Fenster  in  Bezug.  Die  Lage  dieser  Thüren  zu  ihrer  Umgebung  ist 
sowohl  für  die  Süd-  als  Nordseite  nicht  gut  zu  verstehen.  An  der  Südseite 
hemmt  die  Stiegenmauer  den  bequemen  \erkehr,  an  der  Nordseite  führt  die 
Thtire  von  3.43  M.  Breite  und  als  Mündung  eines  5.80  M.  breiten  und  über 
100  M.  langen  Raumes  in  einen  Gang  von  1.5  M.  Breite,  oder,  da  dieser 
Gang  senkrecht  auf  die  Richtung  der  Thüre  steht,  fast  direct  an  die  Lang- 
mauer desselben. 

Eben  so  wenig  zweckentsprechend  wäre  die  Anlage  der  Stiege,  welche 
in  das  obere  Stockwerk  der  Stoa  führen  sollte,  gewesen.  Der  Auf-  und  Ab- 
verkehr zwischen  der  unteren  und  oberen  Stoa  durch  eine  Thür  von  1 M. 
Breite  und  über  eine  einzige  Stiege  von  l1/«  M.  Breite  ginge  gewiss  nicht  so 
bequem  von  Statten,  als  es  sich  der  \erfasser  denkt  und  gerade  am  wenigsten 
für  den  Fall,  dass  die  Oberstoa,  welche  1260  Personen  fasst,  nur  für  hohe 
Festtage  benützt  werde. 

Gar  nicht  verständlich  ist  auch  die  Art  der  Beleuchtung  der  geschlos- 
senen Räume  an  der  Rückseite  der  Stoa  und  der  Umstand,  dass  diese  Räume 
eine  ganz  unverhältnissmässige  Höhe  erlangen,  ohne  in  Geschosse  getheilt  zu 
werden.  Es  würde  diesen  oberen  Räumen  bei  vorliegender  Restauration  frei- 
lich ebensosehr  der  Zugang  gänzlich  fehlen,  wie  er  der  Oberstoa  durch  die 
vorhandene  Stiege  nur  mangelhaft  beschafft  ist. 

Alles  zusammengenommen  glaube  ich  den  Restaurationsversuch  Adier  s 


318 


Literaturbericht. 


schon  auf  das  Gesagte  hin  der  Hauptsache  nach  als  missglückt  betrachten  zu 
können.  Solche  Arbeiten  aus  bewährten  Händen  richten  viel  Unheil  an,  und 
noch  mehr  dann,  wenn,  wie  es  hier  der  Fall  ist,  die  Tafeln  nicht  mit  der 
Bezeichnung:  Restauration  der  Stoa  etc.,  sondern  mit  der  bestimmten  Bezeich- 
nung: Stoa  des  Attalos  II.  auftreten  und  sich  dadurch  falsche  Vorstellungen 
bei  dem  immer  lieber  schauenden  als  lesenden  Publikum  einbürgern. 

Für  die  Beurtheilung  der  Architekturdetails  dieser  Spätzeit  geben  eine 
Anzahl  Detailaufnahmen  den  besten  Anlass.  Man  wird  sie  als  Beitrag  zum 
Studium  der  Formen  der  hellenistischen  Architektur  entsprechend  zu  würdigen 
haben.  Alois  Hauser. 

Der  Dom  zu  Trier  in  seinen  drei  Hauptperioden:  der  römischen, 
der  fränkischen,  der  romanischen.  Beschrieben  und  durch  26  Tafeln 
erläutert  von  Domcapitular  J.  N.  von  Wilmowsky.  Trier,  Verlag  der 
Fr.  Lintz’schen  Buchhandlung.  1875.  Preis  90  M. 

Der  Verfasser  der  hervorragenden  Monographie,  welche  wir  hiemit  zur 
Anzeige  bringen,  ist  durch  eine  Reihe  archäologischer  Forschungen  rühmlichst 
bekannt.  Trier,  in  antiquarischer  Hinsicht  weitaus  die  merkwürdigste  Stadt 
Deutschlands,  nennt  ihn  als  den  erfahrensten  und  verdienstvollsten  Erforscher 
seiner  Alterthümer.  Seit  mehr  als  dreissig  Jahren  Capitular  am  Dome  zu 
Trier,  hat  der  leider  nunmehr  erblindete  Gelehrte  diesem  Denkmale  vor  allen 
andern  ein  liebevolles  Studium  gewidmet.  Die  Restauration , welcher  von 
1848—58  der  Dom  unterworfen  wurde,  fand  unter  seinen  Augen  und  unter 
seiner  Leitung  statt:  es  kam  dem  Forscher  zu  gut,  dass  er  selbst  künstlerisch 
angelegt  und  ausgebildet  über  einen  tüchtigen  Schatz  technischer  Kenntnisse 
und  Erfahrungen  zu  gebieten  hatte. 

Der  Dom  zu  Trier  entstammt  in  seinem  jetzigen  Zustande  sehr  ver- 
schiedenen Zeiten;  man  kann  sagen,  dass  alle  Epochen  der  abendländischen 
Kunstentwickelung  an  ihm  gebaut  haben.  Der  ursprüngliche  Bau  ist  römisch. 
Fünfzehn  Fusk  tief  unter  der  jetzigen  Erdoberfläche  traf  v.  Wilmowsky  auf 
die  ersten  Spuren  des  römischen  Lebens.  Er  fand  da  in  pompejanischer  Art 
gebaute  und  gemalte  Gemächer  mit  Fussböden  von  Holzgetäfel  über  gestampftem 
Sande,  noch  ohne  Mosaik  und  Marmor,  aber  mit  schön  gemalten  Wänden. 
Diese  mit  dem  Sockel  des  Gebäudes  standen  noch  drei  Fuss  hoch,  die  Fuss- 
böden aber  waren  zu  einer  dünnen  Schichte  verbrannt.  Die  Sohle  des  Mo- 
numents lag  auf  der  obersten  der  drei  durch  zahlreiche  Ausgrabungen  in  Trier 
constatirten  römischen  Bodenschichten  und  durfte  die  Entstehung  des  Gebäudes 
schon  aus  diesem  Grunde  in  die  Glanzperiode  der  Stadt,  in  die  Zeit  Valen- 
tinians  I.  und  Gratians,  die  hier  residirten,  gesetzt  werden.  Der  antike  Bau 
bildete  ein  Quadrat,  dessen  innere  Seiten  122  Fuss  massen.  Die  Mauern  stie- 
gen, nach  den  noch  vorhandenen,  von  dem  spätem  Bau  ummauerten  Resten 
zu  schliessen,  110  Fuss  in  die  Höhe,  sie  waren  6 Fuss  dick  und  öffneten  sich 
nach  Westen  zu  in  drei  riesigen  Thoren.  Dazu  kommen  4 kleinere  Thüren 
und  37  Fenster.  Die  Apsis,  welche  bisher  durchweg  angenommen  wurde, 
fehlte  ebenso  wie  die  Vorhalle.  An  den  Seiten  der  Faqade  lagen  zwei  qua- 
dratische Treppenthürmchen  und  hinter  diesen  an  der  Nord-  und  Südseite 


Literat  urbericbt. 


319 


mehrere  oblonge  Nebengemächer.  Der  Innenraum  lag  um  eine  Stufe  höher 
als  der  Vorplatz.  Vier  mächtige  gegen  50  Fuss  hohe  Säulen  trugen  die  zwölf 
Schwibbögen,  auf  denen  die  flache  Decke  und  das  Dach  ruhten.  Sie  standen 
im  Quadrat  und  etwa  30  Fuss  von  den  Wänden  ab.  Der  Fussboden  der 
freien  Halle  war  eben,  noch  an  der  Ostwand  lag  ein  erhöhter  abgesonderter 
Raum. 

Die  Merkmale  der  letzten  Bauperiode  der  römischen  Augusta  Treverorum 
stimmten  zu  einem  Münzfund  aus  den  Zeiten  Gratians,  so  dass  über  die  Ent- 
stehungszeit des  Baues  kaum  ein  Zweifel  walten  kann.  Fraglicher  scheint  die 
Bestimmung  desselben.  Mit  der  alten  Sage,  der  Dom  sei  ursprünglich  die 
domus  beatae  Helenae  gewesen , der  Palast  der  Mutter  Constantins , den 
B.  Ayricius  um  314—330  zur  Kirche  umgewandelt,  ist  endgültig  aufgeräumt. 
Wilmowsky’s  Vermuthung,  das  Gebäude  sei  eine  Gerichtshalle  gewesen  und  in 
Valentinians  Tagen  erbaut,  ist  sicher  am  meisten  begründet;  als  Basilika  kann 
man  es  nicht  ansehen,  da  ihm  wesentliche  basilikale  Eigenschaften  fehlen.  Eine 
Schwierigkeit,  welche  ich  bereits  in  der  A.  A.  Z.  1875,  Nr.  62  Beil,  hervor- 
gehoben, liegt  indessen  in  dem  von  Herrn  von  Wilmowsky  betonten  Verhält- 
nisse zur  Porta  Nigra,  welche  derselbe  gleichfalls  der  valentinianischen  Zeit 
zuweist,  während  sehr  starke  Argumente,  namentlich  die  von  E.  Hübner  ver- 
öffentlichten Steinmetzenzeichen  auf  das  erste  Jahrhundert  n.  Ghr.  weisen. 

Wilmowsky  ist  der  Ansicht,  um  418  sei  die  Gerichtshalle  verlassen  und 
zu  einer  christlichen  Kirche  umgewandelt  worden ; die  dafür  beigebrachten  Be- 
weise haben  mich  nicht  überzeugt.  Bei  der  Zerstörung  der  Stadt  zwischen 
430  und  440  ward  auch  dies  alte  Gebäude  ein  Raub  der  Flammen ; die  Spuren 
des  Brandes  konnte  Wilmowsky  nachweisen.  Um  532—61  stellte  es  Bischof 
Nicetius  wieder  her  und  machte  es  zu  seiner  Domkirche.  Auch  die  Reste 
dieser  Bauperiode  Hessen  sich  unzweifelhaft  nachweisen : eine  höchst  erwünschte 
Bereicherung  der  Kunstgeschichte,  die  von  den  kirchlichen  Bauten  des  sechsten 
Jahrhunderts  diesseits  der  Alpen  so  wenig  weiss.  Herr  v.  Wilmowsky  glaubt 
hier  byzantinische  Einflüsse  wahrzunehmen.  Ich  möchte  eher  vermuthen,  dass 
ravennatische  Künstler  in  Trier  gearbeitet:  wir  wissen  aus  einem  Brief  des 
Bischofs  Rufus  von  Octodurum  an  Nicetius,  dass  letzterer  sich  Italiener  für 
seinen  Dombau  kommen  liess. 

Als  der  Dom  zu  Trier  gen  Anfang  des  11.  Jahrhunderts  baufällig  ge- 
worden, unternahm  Erzbischof  Poppo  den  Neubau,  an  dem  seine  Nachfolger 
Egibert,  Udo  und  Bruno  fortbauten,  den  dann  Erzbischof  Hillin  im  glänzendsten 
ausgebildeten  Stil  des  12.  Jahrhunderts  vollendete.  Das  13.  Jahrhundert  gab 
dem  Dom  seine  volle  Ausgestaltung  und  würdige  Decoration. 

Die  26  Tafeln,  welche  dem  Werk  beigegeben  sind,  bieten  in  vorzüg- 
lichen in  der  Lonillot’schen  Officin  zu  Berlin  ausgeführten  Chromolithographien 
die  getreue  Wiedergabe  der  Aufnahmen,  welche  Herr  v.  Wilmowsky  selbst 
z.  Z.  genommen.  Kaum  eine  kunstarchäologische  Publication  unserer  Tage 
gibt  ein  so  getreues  und  belehrendes  Bild  der  allmähligen  Entstehung,  der 
verschiedenen  Phasen  eines  Gebäudes.  Indem  ich  die  glänzende  Veröffent- 
lichung der  Aufmerksamkeit  aller  Kunstfreunde  empfehle,  freue  ich  mich,  auch 


320 


Literaturbericht. 


die  Fortsetzung  derselben,  welche  wesentlich  die  kleinern  Antiquitäten  und  die 
spätem  Zeiten  des  Doms  umfassen  soll,  als  bereits  unter  der  Presse  ankündigen 
2U  kÖRReR-  F.  X.  Kraus. 

Charles  Verscheide,  Les  anciennes  maisons  de  Bruges,  dessinees  d’apres 
les  monuments  originaux.  Bruges  1875.  4.  33  S.  Text,  40  Tafeln  in 

Steindruck. 

Der  Verfasser,  Architekt  in  Brügge,  geht  von  dem  richtigen  Gesichts- 
punkt aus,  dass  es  an  der  Zeit  sei,  die  Aufmerksamkeit,  welche  bis  dahin  vor- 
zugsweise der  kirchlichen,  civilen  oder  militärischen  Baukunst  gegolten,  nun- 
mehr der  alten  häuslichen  Architektur  zuzuwenden.  Sein  Werk  soll  dazu 
einen  Beitrag  liefern,  indem  es  die  Abbildungen  von  alten  Gebäuden  in  Brügge 
giebt.  Wir  bedauern  nur,  dass  diese  Absicht  zum  guten  Theil  dadurch  ver- 
fehlt ist,  dass  Von  keinem  Hause  der  Grundriss  mitgetheilt  worden.  Je  mehr 
man  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  dass  Inneres  und  Aeusseres  eines  Gebäudes 
im  engsten  Zusammenhang  stehen,  jemehr  dies  gerade  für  mittelalterliche 
Häuser  gilt,  um  so  weniger  sollte  die  Beifügung  des  Grundrisses  vernachlässigt 
werden.  Unser  Werk  giebt  nur  Fagaden,  die  so  allein  nur  beschränktes 
Interesse  bieten.  Die  meisten  derselben  gehören  der  letzten  Zeit  der  Gothik 
an.  Dieser  Stil  zog  sich  in  jenen  Landen  bis  tief  in  das  sechszehnte  Jahr- 
hundert hinein,  mit  einzelnen  Motiven  selbst  in  das  siebenzehnte.  Einige  der 
mitgetheilten  Fa^aden  stammen  noch  aus  dem  eigentlichen  Mittelalter,  ein  paar 
gehören  der  Renaissance.  j ]? 

Der  Leipziger  Baumeister  Hieronymus  Lotter  1497—1580.  Von  Dr. 

61.  Wustmann.  Leipzig,  E.  A.  Seemann,  1875.  4°. 

Der  durch  seine  trefflichen  literarischen  Jahresberichte  in  den  »Illustrirten 
Weihnachtskatalogen  für  den  deutschen  Buchhandel«  wohlbekannte  Verfasser 
bat  mit  obengenannter  Schrift  einen  höchst  schätzbaren  Beitrag  Zur  Kenntniss 
der  Geschichte  der  deutschen  Renaissancearchitektur  geliefert.  Die  nächste 
Veranlassung  war  ihm  hiezu,  wie  er  selbst  bemerkt,  das  betreffende  Werk  von 
Lübke,  das  so  allgemeine  Freude  und  Bewunderung  hervorrief.  Es  wäre  sehr 
zu  wünschen,  dass  alle  Theile  der  deutschen  Renaissancearchitektur-Geschichte 
eine  so  ausgezeichnete  Specialbearbeitung  erführen,  wie  es  mit  dem  in  Rede 
stehenden  Thema  der  Fall  ist. 

Die  mit  andauerndstem  Fleisse  aus  den  verschiedensten  Quellen  und  be- 
sonders aus  Archiven  geschöpften  Notizen  sind  in  übersichtlichster  Weise  zu- 
sammengestellt und  auf  s Trefflichste,  sowie  mit  aller  Gewissenhaftigkeit  ver- 
werthet.  Die  wörtliche  Anführung  vieler  brieflicher  Urkunden , besonders 
solcher,  die  von  Lotter  selbst  herrühren,  in  dem  naiven  Tone  jener  Zeit 
gehalten,  geben  sodann  der  Abhandlung  noch  einen  eigenen  Reiz. 

Wir  lernen  in  Lotter  einen  Baumeister  der  Renaissance  kennen,  der  für 
Leipzig  das  war,  was  Holl  für  Augsburg,  Schickhardt  für  Stuttgart  gewesen, 
wenn  er  auch  mit  diesen  nicht  in  eine  Reihe  zu  stellen  ist.  Es  ist  eine  Per- 
sönlichkeit, welche  uns  Achtung  abnöthigt  und  unser  inniges  Interesse  erweckt, 
ein  Mann  aus  ganzem  Gusse,  wie  dergleichen  namentlich  die  Renaissance  her- 


Literaturbericht. 


321 


vorgebracht;  von  der  Natur  begabt  mit  ungewöhnlicher  Arbeitskraft  und  voll 
Selbstvertrauen,  entwickelt  er  nach  allen  Richtungen  hin  eine  staunenswerthe 
Thätigkeit,  ausser  in  seinem  speciellen  Fache  auch  als  Industrieller,  als  Fa- 
milienhaupt wie  als  Gemeindelenker.  Die  Stadt  Leipzig  erwählte  ihn  nicht 
weniger  als  achtmal  zu  ihrem  Bürgermeister. 

Wie  durch  eine  Fügung  glücklich  gestaltet  sich  die  erste  Hälfte  seines 
Lebens;  wir  sehen,  wie  er  immer  mehr  emporsteigt  und  an  die  für  ihn  be- 
sonders geeignete  Stelle  rückt,  nachdem  er  doch  als  ein  Fremder  Leipzig  zu- 
erst betreten.  Bedeutsam  ist  es  auch,  dass  mit  seinem  Erscheinen  in  Leipzig 
in  der  Architektur  die  Renaissance  zugleich  daselbst  auftritt.  Nachdem  er  mit 
Privatbauten  begonnen,  betraut  ihn  die  Stadt  mit  den  wichtigsten  Aufträgen; 
dazu  gehört  vor  Allem  das  Rathhaus,  das  Kornhaus  und  die  Waage.  Wust- 
mann  plaidirt  lebhaft  für  Erhaltung  des  Rathhauses,  über  welchem  gegen- 
wärtig die  Frage  des  Abbruchs  schwebt,  als  des  Hauptwerkes,  welches  Leip- 
zig's  Baumeister  der  Renaissance  xctr’  e^o'/rjv  geschaffen.  Er  führt  zu  diesem 
Zweck  den  Leipzigern  den  Nachweis  vor  Augen,  dass  die  Gemeinde  dieser 
Stadt  als  solche  von  jeher  für  die  Kunst  sehr  wenig  Interesse  gezeigt. 

Auch  von  auswärts,  wie  z.  B.  von  der  Stadt  Pegau,  wurde  Lotter  in 
Anspruch  genommen;  der  Hauptsache  nach  aber  hat  er  den  zweiten  Theil 
seines  Lebens  dem  Dienste  der  sächsischen  Fürsten  Moritz  und  August  ge- 
widmet. Sie  verwendeten  Lotter  namentlich  zur  Fortification  Leipzigs,  wozu 
der  Bau  der  mächtigen  Pleissenburg  gehörte,  deren  eben  stattfindende  Demo- 
lirung  und  Modernisirung  Wustmann  ebenfalls  beklagt. 

Nach  so  vielen  Erfolgen  trifft  dann  den  nahezu  siebenzigjährigen  Bau- 
meister der  Auftrag,  der  für  ihn  verhängnissvoll  werden  sollte,  nämlich  zur 
Erbauung  des  grossartigen  Waldschlosses  der  Augustusburg,  wozu  ein  politi- 
scher Triumph  des  Kurfürsten  Veranlassung  gab.  Mit  wahrem  Mitleid  für 
den  Meister  verfolgen  wir  den  Verlauf  dieses  Unternehmens  und  sehen  die 
Widerwärtigkeiten  für  denselben  sich  häufen  und  ihn  endlich  bei  dem  unhoch- 
herzigen Fürsten  in  Ungnade  fallen  und  schmählich  entlassen  werden. 

Dann  geht  es  Schlag  auf  Schlag  mit  Familienunglück,  das  ihn  heimsucht; 
fern  von  Leipzig  und,  gegenüber  seinem  einstigen  grossen  Besitz  verarmt  zu 
nennen,  stirbt  Lotter  dreiundachtzigjährig.  Auch  in  diesem  herben  Schlüsse 
eines  so  überaus  verdienstreichen  Lebens  ist  derselbe  mit  Holl  und  Schickhardt 
zu  vergleichen. 

Wenn  nun  aber  auch  das  Studium  der  Lotter’schen  Bauwerke  an  und 
für  sich  nicht  von  dem  Werthe  ist,  wie  dasjenige  der  Schöpfungen  jener  beiden 
andern  Architekten,  so  erhalten  wir  doch  bei  dieser  Gelegenheit  durch  Wusl- 
manns  Schrift  so  viele  Aufschlüsse  über  die  Zustände  und  Gebräuche  der  Zeit 
in  baulicher  Beziehung,  dass  diese  Schrift  als  ein  besonders  wichtiges  Docu- 
ment  für  die  Geschichte  deutscher  Renaissancebaukunst  angesehen  werden 
muss. 

Der  Schilderung  des  Vater  Lotter  sind  angeschlossen  die  vorhandenen 
Notizen  über  dessen  Söhne,  von  welchen  der  mit  dem  Vater  gleichnamige 
Hieronymus  ebenfalls  sich  als  Baumeister  hervorgethan  und  in  künstlerischer 
I 21 


322 


Literaturbericht, 


Hinsicht  jenen  übertrollen  haben  dürfte.  Ihm  wird  das  reizvolle  sog.  »Fürsten- 
haus« in  Leipzig  zugeschrieben. 

Was  in  die  Darstellung  Wustmanns  etwa  noch  einzufügen  wäre,  das  ist 
eine  eingehendere  stylistische  Würdigung  der  zur  Betrachtung  kommenden 
Bauwerke.  Dieselben  besitzen  denn  doch  einen  bestimmten  Charakter  und 
einen  gewissen  Grad  künstlerischen  Gehaltes;  es  ist  ihnen  eine  anziehende 
Wirkung  eigen,  die  manchen  in  der  Einzelheit  correcten  modernen  Bauten 
fehlt.  Es  wäre  von  Interesse,  den  Ursachen  worauf  dies  beruht,  nachzu- 
spüren. Wenn  Wustmann  ferner  erklärt,  dass  ein  einigermassen  regelmässiger 
Entwicklungsgang  der  Leipziger  Renaissance-Architektur  nachzuweisen  kaum 
möglich  sei,  so  mag  dies  seine  Richtigkeit  haben,  doch  möchten  Parallelen  mit 
den  Bauwerken  anderer  Städte,  mit  welchen  Leipzig  in  Bezug  auf  Architektur 
in  Rapport  stand,  für  Manches  die  Erklärung  darbieten. 

Noch  haben  wir  zu  bemerken,  dass  die  in  Rede  stehende  Druckschrift 
eine  sehr  elegante  Ausstattung  erhalten  hat  und  reich  mit  guten  Holzschnitten 
geziert  ist.  Unter  denselben  vermissen  wir  allein  eine  Abbildung  desjenigen 
Bauwerkes,  das  im  Leben  Lotters  eine  so  grosse  Rolle  gespielt,  der  Augustus- 
burg.  P.  F.  Krell. 

Deutsche  Bauzeitung.  IX.  72—104. 

Inh.:  Die  Enquete  über  das  Urheberrecht  auf  dem  Gebiet  der  bildenden 
Kunst.  Forts.  (Nr.  73.)  — Historische  Ausstellung  kunstgewerblicher  Erzeugnisse  zu 
Frankfurt  a.  M.  (Nr.  77.)  — Der  Tangermünder  Thorthurm  in  Stendal  und  der 
Conflict  um  die  Erhaltung  desselben.  (Nr.  81.)  — J.  Mertins,  Malereien  auf  Lava- 
platten. (Nr.  89.)  — Neue  Denkmale.  — Ueber  den  Stand  der  Ausgrabungen  in 
Olympia.  (Nr.  90.)  — Das  Schloss  zu  Schwerin.  (Nr.  95  u.  ff.)  — Vorbereitungen 
für  eine  Inventarisirung  und  Aufnahme  der  Baudenkmale  in  der  Provinz  Branden- 
burg. (Nr.  95.)  — Mittheilungen  aus  Vereinen,  Concurrenzen  etc.  (Mit  Illustrationen.) 

EncyclopGdie  d’architecture.  1875.  8—12. 

Inh.:  Chateau  d’Ormesson  (XVII  et  XVIII  siede).  — Fontaine  publique,  ä 
Paris,  impasse  de  la  Poissonnerie  du  marche  Sainte -Catherine  (XVIII  siede).  — 
Eglise  de  Chaource  (Aube)  (XVI  siede).  — Musee  historique  d’Orleans  (XVI— XIX 
siede).  — Cascade  dite  du  Buffet.  Versailles,  Grand  - Trianon.  Vue  perspective 
(XVIII  siede). 

Daly,  Revue  gen.  de  Parchitecture  et  des  travaux  poblics.  1875.  7—10. 

Inh.:  Tourelle  rue  Vieille-du-Temple , ä Paris  (XVe  siede).  — Escalier  d’un 
Rötel  prive,  rue  Seguier,  ä Paris  (XVIle  siede).  — Suspension  de  cloche  (XVIIe  siede), 
ä Narbonne  (Aude).  — Croix  en  pierre  (Xle  siede),  ä Ravenne  (Italie). 


Malerei. 

Adolf  Rosenberg.  Sebald  und  Barthel  Beham,  zwei  Maler  der  Deutschen 
Renaissance.  Mit  fünfundzwanzig  Holzschnitt-Illustrationen.  Leipzig,  Verlag 
von  E.  A.  Seemann,  1875.  gr.  8°  (IV  und  140  S.)  6 Mark. 

Die  uns  hier  vorliegende  Monographie  verfolgt  die  Tendenz  aus  den 
Werken  und  den  überlieferten  Nachrichten  ein  kunstgeschichtliches  Bild  von 
den  beiden  Meistern  Beham  zu  entwerfen,  und  wir  können  dem  Verfasser  die 
Anerkennung  nicht  versagen,  dass  er  mit  kritischem  Takt  und  mit  Umsicht 


Literaturbericht. 


323 


das  Material  benützt  und  wohl  angeordnet,  und  die  trockenen  Daten,  wie  sie 
die  Bezeichnungen  der  Werke  geben,  durch  ein  lebendiges  Band  pragmatischer 
Darstellung  verknüpft  hat.  Eine  eigentliche  Erweiterung  des  Stoffes  aber,  wie 
sie  nur  directe  urkundliche  Forschung,  und  autoptisches  die  verschiedenen 
Sammlungen  und  Galerien  umfassendes  Studium  ermöglicht  hätte,  scheint 
vorerst  nicht  in  seiner  Absicht  gelegen  gewesen  zu  sein.  Bleibt  nun  also  auch 
ein  Haupttheil  der  Arbeit,  die  archivalische  und  Denkmäler-Untersuchung , für 
die  beiden  hervorragendsten  der  deutschen  Kleinmeister  noch  zu  thun  übrig, 
so  bildet  doch  das  Buch  Rosenbergs  eine  Grundlage,  von  der  aus  wir  den 
ganzen  Umfang  der  dermaligen  positiven  Kenntnisse  über  die  Beham  in  klarer 
und  gerundeter  Darstellung  übersehen.  Worüber  wir  aber  vom  Verfasser  ein- 
gehendere Aufschlüsse,  schon  im  Interesse  des  allgemeinen  Verständnisses  der 
Entwickelung  der  Renaissance  in  Deutschland,  deren  hervorragende  Träger  ja 
die  Beham  mit  sind,  gewünscht  hätten,  das  ist  über  das  Herkommen  ihrer 
Kunst.  Dass  die  Beham  Schüler  Dürer’s  waren,  ist  doch  wie  auch  Rosenberg 
richtig  annimmt,  nur  dahin  zu  verstehen,  dass  sie  im  Allgemeinen  unter  seiner 
Einwirkung  standen,  und  von  ihm  hätten  sie  auch  nicht  das  ihnen  eigen- 
tümliche Renaissance-Element  empfangen  können.  Aber  bei  den  Beham  ist 
der  neue  Stil  so  sehr  in  Fleisch  und  Blut  übergegangen,  dass  es  zur  Er- 
klärung ihrer  Formenauffassung,  wie  sie  sich  sowohl  in  der  Darstellung  der 
menschlichen  Gestalt  als  auch  im  Aufbau  der  Ornamente  kundgibt,  nicht  ge- 
nügen kann,  diese  aus  den  von  Italien  hergekommenen  Kupferstichen  und 
Zeichnungen,  und  den  überdies  historisch  kaum  nachweisbaren  Berührungen 
mit  italienischen  Künstlern  in  Deutschland  herzuleiten ; — ohne  Annahme  di- 
recter  jenseits  der  Alpen  gemachter  Studien  wird  ihr  Wesen  nie  völlig  zu  be- 
greifen sein.  Wir  können  den  Satz,  den  der  Verfasser  ausspricht:  »Hätten 
sich  deutsche  Meister  in  dem  grossen  Kunstleben  jenseits  der  Alpen  bewegt, 
so  würde  ihre  Eigenart  den  neuen  überwältigenden  Eindrücken  nicht  lange 
Stand  gehalten  haben,  sie  würden  vor  allen  Dingen  einen  grossen  Stil  mit 
nach  Hause  gebracht  haben,  der  aber  der  Malerei  der  deutschen  Renaissance 
fremd  ist«,  nicht  gelten  lassen,  - er  trifft  nicht  bei  Dürer,  er  trifft  nicht  bei 
Holbein  zu,  und  auch  bei  andern  Geringern  nicht,  wie  bei  Burgkmair,  dessen 
florentinische  Studien  ja  in  vielen  seiner  frühen  Holzschnitte  und  Bilder  so 
handgreiflich  hervortreten  und  der  doch  immer  durchaus  »deutsch«  bleibt. 
Wichtig  und  lohnend  wäre  es  aber  den  Vorbildern  und  geheimen  Beziehungen 
nachzuspüren,  welche  die  deutschen  Künstler  mit  Italien  verknüpfen.  Mittelst 
einer  gewissen  Abstraction  wird  man  beinahe  bei  Jedem  von  ihnen,  bei  dem 
ein  solcher  Einfluss  sich  zeigt,  zu  einem  italienischen  Urtypus  gelangen,  der 
in  der  deutschen  Auffassung  entsprechend  der  Individualität  modificirt,  vielleicht 
zuweilen  selbst  verzerrt,  aber  doch  immer  kenntlich  ist,  und  wäre  es  an  diesem 
Orte  gestattet,  eine  solche  vorerst  selbstverständlich  ganz  hypothetische  Ansicht 
auszusprechen,  so  möchten  wir  sagen,  dass  wir  etwa  bei  Hans  Sebald  Beham 
eine  Einwirkung  des  Sodoma  und  der  Lionardesken  empfinden,  keinesfalls 
aber  können  wir  uns  bei  der  Behauptung  des  Verfassers  beruhigen,  dass  die 
Kunstformen  der  Beham  durchaus  auf  deutschem  Boden  entwickelt  sein  sollen. 


324 


Literaturbevicht. 


Die  Charakteristik,  welche  der  Verfasser  im  vierten  Abschnitt  von  Barthel, 
und  im  sechsten  von  Sebald  Beham  als  Maler,  Stecher  und  Zeichner  entwirft, 
ist  voll  zutreffender  Bemerkungen,  und  besonders  ansprechend  die  Weise,  in 
der  die  genrehaften  und  Bauernscenen  des  Sebald  als  Vorläufer  der  spätem 
niederländischen  Darstellungen  dieser  Art  aufgefasst  werden,  ln  dem  Katalog 
den  Rosenberg  am  Schlüsse  seines  Buches  von  den  Werken  beider  Künstler 
gibt,  hätten  wir  eine  mehr  in  das  Detail  eingehende  Beschreibung  der  Stiche 
und  Holzschnitte  gewünscht,  die  namentlich  dort,  wo  verschiedene  Platten- 
zustände und  Copien  zu  notiren  sind,  wohl  unbedingt  nöthig  ist,  denn  ein 
solcher  Katalog  soll  nicht  ein  blosses  Nummern  verzeichn  iss,  sondern  ein  In- 
ventar der  Leistungen  des  betreffenden  Meisters  sein , das  schon  an  sich  den 
Ueber blick  über  seine  gesammte  Thätigkeit  ermöglicht. 

Dem  Verzeichniss  der  Holzschnitte  des  Sebald  S.  117  möchten  wir  hin- 
zufügen, dass  die  Bilder  zum  alten  Testament  ursprünglich  für  eine  von 
Rosenberg  nicht  angeführte  deutsche  Bibel  in  Folio  gemacht  sind,  die  15o4 
bei  Christian  Egenolph  in  Frankfurt  erschien.  Sie  führt  den  1 itel : Biblia 
Altes  vnd  Newen  Testament  | Ausz  Ebreischer  vnd  Griechischer  Spraach  1 
gründtlich  verteutscht.  Getruckt  zu  Frankfurt  am  Meyn  Bei  Christian  Egenolph. 
Fol.  Am  Schlüsse  des  A.  T. : Gedruckt  . . . etc.  Volendet  des  Erstentags 
Mertzens  Anno  . M . D . XXX1III.  Am  Schlüsse  des  N.  T.:  Gedruckt  . . . etc. 
Volendet  auff  den  XXVI  tag  Mertzens  nach  Geburt  Christi  unseres  Säligmachers 
M . D . XXXIII1  jare.  Alle  Wiederholungen  und  die  vier  Evangelisten  gerechnet, 
kommen  hier  113  Abdrücke  der  Bibelholzschnitte  (Rosenberg  S.  118  2 81) 

vor,  die  Bilder  zum  neuen  Testament  und  zur  Apocalypse  erscheinen  jedoch 
nicht  darin.  Ganz  besonders  bemerkenswerth  ist  aber  die  überaus  reiche 
prächtige  Titelbordüre  dieses  wie  es  scheint  sehr  seltenen  Buches.  Sie  ent- 
hält nicht  weniger  als  fünfzehn  über-  und  neben  einandergeordnete  Darstellungen 
aus  dem  alten  und  neuen  Testament,  in  äusserst  figurenreichen  Scenen  und 
der  zartesten  und  vortrefflichsten  Ausführung  sowohl  in  Beziehung  aut  die 
Zeichnung  als  auf  den  Schnitt,  ja  wir  stehen  nicht  an,  diese  Einfassung  zu  dem 
Schönsten  zu  rechnen,  das  Sebald  Beham  geschaffen  hat. 

Durch  die  gefällige  Schreibweise  und  die  Ausstattung  mit  einer  Menge 
guter  Nachbildungen  von  Beham’schen  Stichen,  Holzschnitten,  Zeichnungen 
und  Bildern  wird  sich  das  Buch  Rosenbergs  unzweifelhaft  einen  bedeutenden 
Leserkreis  erwerben , und  dann  findet  sich  der  Verfasser  vielleicht  noch  ver- 
anlasst, eine  Erweiterung  seiner  Arbeit  nach  den  oben  angedeuteten  Rich- 
tungen vorzunehmen.  Fr.  Lippmann. 


Schrift,  Druck,  graphische  Künste. 

A.  Ter  Hnell:  Jacobus  Houbraken  et  son  ceuvre.  Arnhem,  P.  Gouda  Quint 
1875.  X,  130.  gr.  8°. 

Man  hat  Houbraken  den  Flügelmann  jener  stattlichen  Reihe  von  Stechern 
genannt,  deren  sich  Holland  im  17.  Jahrhunderte  rühmen  konnte,  eines  Goltzius, 


Literaturbericht. 


Snyderhoef,  Visscher  u.  a.  m.  ln  der  That  hat  er  die  Vorzüge  all’  dieser 
seiner  Vorgänger  für  sich  trefflich  zu  verwerthen  gewusst  und  last  700  Blätter 
zeigen  den  gelehrigen  Schüler,  der  geboren  1698,  bereits  1718  in  seines  Vaters 
Arnold:  Groote  Schouwburg  der  Nederlandsche  Konstscliilders  Proben  seines 
ausgebildeten  Talentes  ablegte  und  dann  als  selbständiger  Meister  rastlos  und 
gleich  gediegen  fortarbeitete  bis  zu  seinem  Tode  1780.  In  diese  verwirrende 
Menge  ermüdend  gleichmässigen  Stoffes  hat  nun  Ver  Huell,  der  erst  vor  nicht 
langer  Zeit  eine  umfangreiche  Monographie  über  Cornelis  Troost  veröffentlicht 
hat,  durch  einen  beschreibenden  Katalog  Ordnung  zu  bringen  versucht  und 
sich  dadurch  gewi  5>  alle  Sammler  von  Houbraken’s  Werk  zu  Danke  ver- 
pflichtet. 

Nach  einer  Einleitung  mit  den  wenigen  aus  dem  schlicht  verlaufenen 
Leben  des  Meisters  bekannt  gewordenen  Daten  über  dessen  Geburt  . Heirat, 
Familie  und  Tod  schliessl  er  der  Anführung  zweier  Selbstportraits  Houbraken  s 
die  Beschreibung  von  500  Bildnissen  von  Persönlichkeiten  der  verschiedensten 
Stände  in  alphabetischer  Ordnung  an,  darunter  auch  jene,  welche  in  Wage- 
naar’s  Vaterland'sche  Historie  erschienen  sind.  Die  Statthalter  des  republika- 
nischen Gemeinwesens  und  ihre  Frauen  hat  er  davon  abgesondert,  weil  er  sie 
erst  aus  der  Folge,  welche  Houbraken  im  Verein  mit  Tau  je  von  1748  bis 
1757  (nicht  1751)  publicirte , ausscheiden  wollte,  ebenso  auch  jene  Tafeln, 
welche  er  für  Van  Gool’s  Nieuwe  Schouwburg  der  Nederl.  Konstscliilders  ge- 
liefert hat.  Dann  kommen  noch  drei  Portraits  aus  Lenfant’s  Geschichte  des 
Concils  von  Pisa  und  die  108  berühmten,  sogenannten  Bircli  Heads-Bildnisse, 
für  Thomas  Bircli  englische  Geschichte  und  deren  Fortsetzung  von  Rapin ; 
als  Anhang  folgen  noch  die  wenigen  Stiche  Houbraken’s  nach  Rembrandt  und 
Gorn.  Troost.  Diese  besondere  Aufzählung  der  in  Büchern  erschienenen  Bild- 
nisse ist  für  die  Aufsuchung  eines  Blattes  etwas  störend  und  hätte  können 
vermieden  werden,  wie  ja  Ver  Huell  bei  Wagenaar’s  Werk  bewiesen  hat,  ohne 
zu  vielen  Wiederholungen  gezwungen  zu  sein.  Sonst  ist  an  der  ganzen  Arbeit 
wenig  auszustellen:  die  Beschreibung  ist  kurz,  aber  genügend  klar,  die  stets 
wiederkehrenden  technischen  Ausdrücke  sind  abgekürzt,  die  Masse  nur  allge- 
mein, als  8°,  4°,  fol.  bezeichnet,  was  jedoch  für  die  meisten  Fälle  ausreicht. 
Dass  wir  trotzdem  schon  nach  der  einzigen  Sammlung  von  Houbraken  s Werk 
in  der  Albertina  zu  Wien  ziemlich  viele  Nachträge  zu  Ver  Huell’s  neuem 
Kataloge  liefern  können,  daraus  wird  ihm  bei  der  Grösse  seiner  Aufgabe  kein 
allzu  schwerer  Vorwurf  zu  machen  sein. 

Zunächst  wollen  wir  die  Nummern  jener  Blätter  anführen,  von  denen 
wir  Abdrücke  vor  aller  Schrift  gefunden  haben  und  deren  grosse  Zahl  in  Ver- 
bindung mit  den  vielen  von  V.  Huell  erwähnten  wohl  zu  dem  Schlüsse  be- 
rechtigen dürfte,  dass  sich  solche  erste  Zustände  als  Probedrucke  von  fast 
sämmtlichen  Stichen  Houbraken’s  annehmen  lassen.  Es  sind  dies  folgende: 
Nr.  27,  38,  41,  42,  75,  86,  87,  97,  103,  114,  118,  123,  125,  132,  140,  143, 

153,  155,  163,  174,  175,  186,  194,  196,  210,  224,  233,  240,  255,  257,  269, 

283,  287,  289,  317,  351,  352,  387,  393,  417,  430,  440,  443,  448,  460,  469, 

470.  Dazu  kommt  noch  ein  Abdruck  vor  aller  Schrift  von  dem  herrlichen 


326 


Literaturbericht. 


Bildnisse  des  Joan  Willem  Friso  (V.  Huell  p.  94).  Von  Einzelheiten  wäre  zu 
bemerken,  dass  Nr.  69  auch  mit  der  Adresse  Tirion  vorkömmt,  ebenso  Nr.  100 
mit  der  veränderten  Inschrift : Bevelhebber  der  Burgerije  wan  Leijden  in’t 
Jaar  1574.  J.  H.  sc.  1777  ohne  den  Namen  Visscher,  mit  der  Adresse  Hon- 
koop  & Zoon.  Nr.  292  vor  dem  Namen  des  Malers,  Nr.  347  vor  der  Inschrift 
auf  dem  Täfelchen,  Nr.  384  vor  der  Adresse  Waesberge.  Von  dem  schönen 
Blatte  Nr.  274  existirt  ein  sehr  interessanter  Probedruck,  bei  dem  ausser  dem 
vollendeten  Bildnisse  Gerards  van  Loon  alles  Andere  auf  der  Platte  blos  ganz 
zart  vorgerissen  war.  Zu  warnen  ist  dagegen  vor  einem  Probedrucke,  wie  er 
sicli  in  der  Albertina  von  Nr.  300  befindet,  und  der  nur  durch  Zudecken  der 
betreffenden  Theile  hergestellt  ist,  sich  aber  derb  genug  durch  die  noch  sicht- 
bare Wölbung  vom  Tintenfasse  des  Originals  verräth. 

Bei  Ver  Huell  gar  nicht  erwähnt  sind  folgende  Porträts: 

1.  Bentzmann,  Kniestück;  im  Lehnstuhl  an  einem  Tische  sitzend,  auf 
dem  Schriften  und  eine  Glocke;  seine  Linke  ruht  auf  dem  Tische,  die  Rechte 
auf  der  Lehne  des  Stuhls.  Hinter  ihm  ein  Vorhang.  Darunter  vier  lateinische 
Verse  von  G.  Lengnich.  Dan.  Klein  pinxit.  J.  H.  sc.  Fol. 

2.  Lord  Gheef,  Baron  de  Gomyns.  Brustbild  in  einem  Oval;  geradeaus 

blickend , in  Allongeperücke , mit  Kette  über  einega  schwarzen  Kragen , den 
wiederum  Pelzwerk  bedeckt.  Unten  das  Wappen  über  einer  Tafel.  1.  Zustand, 
die  Tafel  unbeschrieben,  rechts  unten  J.  Houbraken  sc.  Amst.  1745.  4°. 

3.  Willem  Gitters,  eine  gleichseitige  Wiederholung  oder  vielmehr  die 
Vorlage  für  V.  H.  Nr.  85  im  Grossen.  Unter  dem  Oval  das  Wappen  und  vier 
Zeilen  holländisch.  J.  Palthe.  J.  Houbraken  sc.  1759.  Fol. 

4.  Formey,  J.  H.  S.,  Philosoph  und  Historiker;  Brustbild  in  einfachem 
Oval,  geradeausblickend,  in  zugeknöpftem  Talar  und  Mantel.  Darunter  in  zwei 
Zeilen  der  Name  und  »age  de  LIX  ans«.  G.  Gualtieri  delin.  J.  H.  sc.  8°. 

5.  Georg  Friedrich  Haendel,  der  Compositeur.  Brustbild  im  Oval;  rechts- 
hin gewandt  in  Perücke  und  gesticktem  Rock.  Links  eine  Orgel,  rechts  Noten, 
ein  Horn  und  Blätterwerk,  unten  eine  allegorische  Szene.  Links  J.  H.  sc. 
Amst.  Fol. 

6.  Hildebrand  Jacob,  Esq.  Brustbild  in  einem  Oval.  Der  Kopf,  gegen 
rechts  blickend,  mit  einem  Tuche  umwunden,  der  Halskragen  offen  und  falten- 
reiche Gewandung.  Unten  eine  Tafel  mit  obiger  Inschrift  zu  beiden  Seiten 
des  Wappens.  J.  H.  sc.  Amst.  1735.  G.  Knapton  pinx.  Roma.  4°. 

7.  Homer,  die  bekannte  Büste,  linkshin  gewandt,  mit  einem  Käppchen 
über  gefurchter  Stirn  und  krausem  Haar.  Auf  der  Brust  [der  Name  in  grie- 
chischen Buchstaben.  Unter  dem  Sockel:  ex  marmore  antiquo  in  Aed.  Far- 
nesianis,  Romae.  J.  H.  sc.  8°. 

8.  Claude  Nicol.  Le  Gat,  Arzt  und  Professor  zu  Rouen.  Brustbild,  gegen 
links  blickend,  mit  Perücke,  gesticktem  Rock  und  Hemdkrause,  in  einem  Oval, 
aus  dem  ein  pelzbesetzter  Kragen  heraushängt.  Unten  französisch  in  sechs 
Zeilen  Name  und  Würden.  Peint  par  Bernard,  gr.  p.  H.  en  1762.  4°. 

9.  Willem  Baron  van  Lijnden,  Brustbild  im  Oval,  rechtshin  gewandt, 
mit  Perücke,  Zopfschleife,  Halskrause  und  zugeknöpfter  Weste.  Darunter  vier 


Literaturbericht. 


327 


Zeilen  holländisch:  Willem  — Rijmpsalmen.  P.  F.  de  la  Groix  ad  viv.  del. 
De  Wed.  Loveringh  en  Allart  excud.  J.  H.  sc.  1776.  8°. 

10.  Mohammed,  Brustbild  im  Oval,  aufwärtsblickend,  in  faltigem  Ge- 

wände, das  auch,  über  den  Kopf  gezogen,  schleierartig  zu  beiden  Seiten  herab- 
hängt. Unten  auf  einem  Täfelchen  vier  Zeilen  holländisch  mit  Name  und 
Abstammung.  J.  H.  sc.  naar’t  Antique.  1780,  8°. 

11.  Prinz  von  Oranien,  Graf  von  Nassau;  Brustbild  im  Oval;  Profil  gegen 
rechts  mit  reichem  Lockenhaar  und  offenem  Rock,  unter  dem  von  der  linken 
Schulter  ein  breites  Band  herabgeht.  Oben  und  links  ein  Vorhang,  an  dem 
Sockel  das  Wappen,  darunter  vier  Disticha  von  Laur.  de  Haan.  P.  van  Dyk 
pinxit.  J.  H.  sc.  8°. 

12.  Peter  d.  Gr.  von  Russland.  Eine  kleine  gleichseitige  Wiederholung 
v.  V.  H.  Nr.  827,  nur  der  Schnurrbart  ist  dünner,  das  Haupthaar  mehr  ge- 
lockt. Auf  einem  Täfelchen  unten  in  französischer  Sprache  Name,  Titel  und 
Alter.  Links  J.  H.  sc.  Eine  ganz  aufgestochene  Platte,  auf  der  wohl  nichts 
mehr  von  des  Meisters  Hand.  8°. 

13.  A.  Severinus,  Arzt  und  Professor  in  Neapel.  Linkshin  blickend,  mit 
breitem,  zurückgelegtem  Kragen  und  hoch  zugeknöpftem  Rock.  Brustbild  in 
ovalem  Rahmen  mit  Namen  und  Alter , über  einem  Sockel , auf  dem  chirur- 
gische Instrumente  liegen.  Rechts  J.  H.  sc.  8°. 

14.  Sebastian  Vaillant,  Botaniker.  Brustbild  im  Oval;  das  Gesicht  ge- 
radausblickend , der  Körper  linkshin  gewandt,  mit  Perücke,  Halstuch  und  fal- 
tigem Mantel.  Unten  der  Name  und  ein  lateinisches  Distichon.  Links  J.  E.  sc. 
Kl.  Fol. 

Schliesslich  sei  noch  eines  allegorischen  Blattes  oder  etwa  einer  Kauf- 
mannsetiquette  von  Houbraken  gedacht:  Im  Vordergründe  sind  vier  Frauen 
mit  dem  Abmessen  von  Stoffen  beschäftigt,  hinter  ihnen  wird  einem  Schreiber 
ein  Brief  gebracht.  Oben  zwei  Genien  mit  einem  Monogramm,  links  das  Meer 
mit  Neptun , rechts  schlägt  der  Genius  der  Zeit  einen  Vorhang  zurück.  Auf 
dem  Ladentische  steht  wie  eine  angedeutete  Adresse:  N.  Au  L.  Links  unten 
Jac.  Houbraken  sculp.  4°.  E.  Ch. 

Georges  Duplessis:  De  la  gravure  de  portrait  en  France.  Paris,  Rapilly, 
1875.  p.  IV,  162.  8°. 

Diese  neueste  Schrift  Duplessis’,  der  in  bewundernswerther  Arbeitskraft 
nun  bereits  seit  zwei  Decennien  fast  alljährlich  mit  einem  grösseren  Werke 
vor  die  Oeffentlichkeit  tritt,  wurde  durch  die  Ausschreibung  des  Bordin’schen 
Preises  von  Seite  der  Akademie  angeregt  und  erhielt  denselben  auch  zuerkannt. 
Sie  will  die  Geschichte  des  Porträts  im  französischen  Holzschnitt  und  Kupfer- 
stich darstellen,  von  dessen  schüchternen  Anfängen  in  Büchern  des  XVI.  Jahr- 
hundertes,  als  er  noch  bescheiden  den  Leistungen  Deutschlands  und  Italiens 
nachhinkte,  bis  über  seine  glänzendste  Periode  im  XVIII.  Jahrhunderte  hinaus, 
da  eine  Reihe  von  Meistern  des  Stichels  erstand,  wie  sich  deren  kein  andres 
Land  rühmen  kann.  Ohne  eine  katalogartige  Vollständigkeit  in  Aufzählung  der 
Künstler  anstreben  zu  wollen,  begnügt  sich  der  Verfasser  mit  Recht,  stets  bloss 
einzelne  bedeutende  Blätter  hervorzuheben,  an  ihnen  den  Charakter  der  jewei- 


328 


Literaturbericht. 


ligen  Zeitepochen  und  Schulen  zu  entwickeln  und  sie  mit  den  gleichzeitigen 
Meisterwerken  des  Porträtstiches  ausserhalb  Frankreich  in  Vergleich  zu  setzen. 
So  wurde  aus  dem  Ganzen  ein  geschichtlicher  Essay,  meisterhaft  leicht  und 
niessend  geschrieben,  was  bei  einem  so  widerhaarigen  Stoffe  nicht  zu  unter- 
schätzen ist  und  für  die  Landsleute  des  Verfassers  doppelt  erfreulich,  weil  sie 
sehen,  wie  auch  mit  diesem  Zweige  ihre  Kunst,  die  verhältnissmässig  spät  in 
den  Reigen  der  übrigen  Nationen  eintrat,  dieselben  rasch  einholte  und  die  un- 
bestrittene Führerschaft  bis  heutzutage  gewann.  Trotzdem  haben  wir  andern 
keinen  Grund , mit  Neid  auf  sie  zu  blicken  und  Duplessis’  Büchlein  sei  als 
angenehme  und  lehrreiche  Lecture  bestens  empfohlen , wenn  wir  auch  in 
manchen  Punkten  uns  den  Ansichten  des  Verfassers  nicht  anschliessen  können. 
Auf  mehrere  zu  allgemein  gehaltene  absprechende  Urtheile  über  die  italienische 
und  deutsche  Kunst  wollen  wir  kein  besonderes  Gewicht  legen  und  uns  eben- 
sowenig in  eine  Widerlegung  der  Behauptung  einlassen,  dass  Jean  Morin  ein 
besserer  Interpret  der  Van  Dyk’schen  Bildnisse  sei,  als  dessen  eigene  Schüler. 
Wir  können  auch  dem  nicht  beistimmen,  dass  Vermeulen  seinen  Ruhm  einzig 
den  wenigen  Porträtstichen  nach  Rigaud  und  Largilliere  verdanke,  und  erklären 
uns  die  Verurtheilung  Ant.  Masson’s  wegen  seiner  Sorgfalt  für  das  Beiwerk 
nur  aus  Duplessis’  allzustrengem  Festhalten  an  seiner  Aufgabe  der  Porträt- 
schilderung. Gegen  seine  Meinung,  dass  zu  Anfang  des  17.  Jahrhundertes  der 
Porträtstich  in  Italien  und  Deutschland  ganz  todt,  und  in  den  Niederlanden 
unbedeutend  gewesen  sei,  brauchen  wir  bloss  die  Franc.  Villamena,  (Jttav. 
Lione,  Gorn.  Galle  d.  J.,  Lucas  Kilian,  Jan  Müller,  die  beiden  Crispin  de  Pass, 
und  vor  allen  Gorn.  Visscher  und  Suyderhoef  zu  nennen.  Am  meisten  über- 
rascht waren  wir  von  Duplessis’  Aeusserung,  dass  zwei  von  ihm  sonst  hoch- 
geachtete deutsche  Meister  auf  die  französische  Stechkunst  glücklicherweise  kei- 
nen ernsten  und  üblen  Einfluss  (serieuse  et  fächeuse  influence)  geübt  hätten. 
Damit  meint  er  G.  F.  Schmidt  und  J.  G.  Wille,  der  allerdings  seine  Steeh- 
weise  erst  in  Paris  vervollkommn ete,  aber  sie  in  dieser  vollendeten  Form  bald 
aus  einer  französischen  zur  gesammteuropäischen  machte  und  gewissermasseti 
der  Lehrer  der  ganzen  neuern  Kupferstechkunst  wurde.  Ueberhaupt  so  aus- 
gezeichnet die  Sicherheit  des  Urtheils  betreffs  der  einzelnen  Künstler  ist,  so 
wenig  glücklich  erscheint  uns  die  Bestimmung  der  Schulgenerationen  und  der 
Abfolge  der  einen  aus  der  andern.  Der  Grund  liegt  wohl  zumeist  darin,  dass 
Duplessis  die  Objectivität,  welche  er  bei  der  Behandlung  des  jungen  französischen 
Stiches  in  löblichster  Weise  innehält,  in  der  weitern  Arbeit  verliert  und  gegen- 
über den  Leistungen  des  Auslandes  und  deren  Einfluss  auf  die  französischen 
Künstler  nicht  ganz  gerecht  ist.  Er  gab  hiedurch  die  nothwendigen  Bindeglieder 
für  die  architektonische  Anordnung  seiner  Darstellung  preis  und  diese  entbehrt 
in  Folge  dessen  theilweise  der  Klarheit  im  Hervortreten  des  Bemerkenswerthen 
vor  dem  Unbedeutenden.  Abgesehen  davon , hätte  aber  die  gestellte  Aufgabe 
kaum  in  einer  geistreicheren  und  gefälligeren  Weise  gelöst  werden  können, 
als  es  von  Duplessis’  bewährter  Feder  geschehen  ist.  E.  Chmelarz. 


Literaturbericht. 


329 


Kunstindustrie. 

Viollet-le-Duc,  Armes  de  guerre  offensives  et  defensives.  Dictionnaire 
raisonne  du  mobilier  franqais  de  l’epoque  carlovingienne  ä la  renaissance. 
t.  Vme  et  YIn,e.  Paris,  Morel  et  Comp.  1874 — 75.  8°. 

Auf  keinem  Gebiete  der  Alterthumswissenschaft  hat  sich  bisher  der 
Dilettantismus  breiter  gemacht  als  im  mittelalterlichen  Waffenwesen. 

Es  kann  uns  daher  nur  sehr  freuen,  endlich  wieder  einem  Autor  zu 
begegnen,  der  bei  der  Würdigung  des  Waffenwesens  dasselbe  als  einen  Theil 
des  Kriegswesens  auffasst  und  daher  jede  Waffe  stets  nach  ihrem  Zwecke, 
nach  der  Construction  und  ihrem  Gebrauche,  nicht  aber  wie  es  meist  geschieht, 
nach  blos  äusserlichen  Gesichtspunkten  beurtheilt.  Die  allgemeine  Anlage  des 
im  Jahre  1858  begonnenen  Werkes  und  dessen  Eintheilung  wird  als  bekannt 
vorausgesetzt.  Hervorgehoben  zu  werden  verdient  jedoch  der  Umstand,  dass 
Viollet-le-Duc  den  Kriegswaffen  zwei  ganze  Bände  des  Dictionnärs  widmet,  wäh- 
rend das  übrige  reiche  Material  in  vier  Bände  zusammengedrängt  erscheint  — 
diess  zeigt,  welche  culturgeschichtliche  Bedeutung  der  Autor  den  Kriegswaffen 
beilegt.  Um  auch  dem  Nicht-Fachmanne  es  zu  ermöglichen,  die  Wechsel- 
wirkung zwischen  Schutz-  und  Angriffswaffen  kritisch  zu  beurtheilen,  findet 
sich  am  Schluss  des  6.  Bandes  eine  Abhandlung  der  französischen  Kriegstaktik 
des  Mittelalters.  Die  in  den  Text  eingefügten  Abbildungen  sind  meisterhaft 
ausgeführt  und  veranschaulichen  klar  die  Construction  der  Waffen.  Geradezu 
unentbehrlich  erscheinen  dieselben  für  die  Erklärung  der  Handhabung  der 
Waffen,  was  so  erschöpfend  durch  die  beste  Beschreibung  allein  nicht  hätte 
erzielt  werden  können.  Es  ist  nur  zu  bedauern,  dass  dem  Verfasser  verhält- 
uissmässig  wenig  mittelalterliche  Original -Waffen,  an  welchen  Frankreich  arm 
ist,  zu  Gebote  standen.  Um  so  ausgiebiger  benützte  er  das  daselbst  vorhan- 
dene reiche  handschriftliche  Materiale.  Bei  dem  ersterwähnten  Mangel  ist  es 
um  so  bedauerlicher,  dass  der  Verfasser  die  reichen  Waffenschätze  von  Wien 
und  Dresden  so  wenig  berücksichtigte.  Manche  Waffe,  die  Viollet-le-Duc  als 
französisch  vorführt,  hätte  er  sofort  als  deutsche  Arbeit  erkennen  müssen. 
Auch  sonst  würde  er  dadurch  vor  manchem  lrrthume  bewahrt  geblieben  sein, 
so  z.  B.  wird  Bd.  VI  pag.  23  ein  friauler  Spiess  und  eine  Runka  »Hallebarde« 
genannt.  Hallebarde  stammt  aber  von  Helmbarte  und  bedeutet  ein  auf  eine 
Stange  (Helm)  geschiftetes  Beil  (Barte),  während  wirkliche  Helmbarten  als 
»Vouge«  (VI.  359  und  360)  bezeichnet  erscheinen.  Das  Reiterschwert  Bd.  V, 
pag.  392  stammt  nicht  aus  der  Mitte  des  15.,  sondern  aus  dem  16.  Jahrhun- 
dert. Auch  ist  das  Klingenzeichen  weder  ein  Löwe  noch  ein  Pferd  oder  ein 
Eber,  wie  der  Autor  vermuthet,  sondern  das  Zeichen  der  berühmten  Klingen- 
schmiede von  Passau  , »der  passauer  Wolf«,  wodurch  auch  die  deutsche  Pro- 
venienz des  Schwertes  bewiesen  wird  u.  dgl.  mehr. 

Durch  diese  Bemerkungen  soll  das  Verdienst,  welches  sich  Viollet-le-Duc 
durch  das  besprochene  Werk  um  die  Verbreitung  der  Kenntniss  des  französi- 
schen Waffenwesens  erworben  hat,  nicht  verkleinert  werden.  Jeder  Freund 
mittelalterlicher  Waffen  wird  das  interessante  Werk  des  berühmten  Archäo- 
logen, Architekten  und  im  Feuer  erprobten  Kriegs-Ingenieurs  nur  mit  grosser 
Befriedigung  aus  der  Hand  legen.  Q.  v.  Leitner. 


330 


Literaturbericht. 


James  Robinson  Planche,  The  Cyclopaedia  of  Gostume  or  a dictionary  of 
Dress.  . . . With  numerous  illustrations.  London.  4°. 

Von  dieser  »Cyclopädie  des  Gostüms«  liegen  uns  sieben  Lieferungen  vor, 
bis  jetzt  noch  ohne  Haupttitel  und  Vorrede.  Eine  »Allgemeine  Geschichte  der 
Costüme  in  den  Hauptstaaten  Europa’s«,  die  dem  Werke  voraufgehen  soll, 
fehlt  ebenfalls  noch.  Die  sieben  Lieferungen  dieses  lexikographisch  angelegten 
Werkes  beginnen  mit  Abacot  und  gehen  bis  Headdress.  Sie  umfassen  274  Quart- 
seiten und  enthalten  zahlreiche  in  den  Text  eingedruckte  Illustrationen.  Jeder 
Lieferung  ist  eine  Farbendrucktafel  beigegeben,  sei  es  eine  einzelne  Costüm- 
figur  oder  figurenreiche  Gruppen  in  Zimmer-  und  Gartenscenen  darstellend. 
Die  Illustrationen  sind  nicht  grade  besonders  gut  in  ihrer  künstlerischen  Art, 
aber  sie  sind  deutlich  und  treu.  Der  Text  stellt  natürlich  die  englischen  Wör- 
ter, welche  in  der  Costümgeschichte  Vorkommen,  an  die  Spitze,  ihnen  sind 
sehr  häufig  die  französischen  hinzugefügt,  zuweilen  letztere  auch  selbstständig 
abgehandelt.  Selten  findet  sich  ein  deutsches  Wort.  Dieses  Gostüm Wörterbuch 
trägt  daher  vorwiegend  englisch-französischen  Charakter.  Die  Behandlung  des 
Textes  zu  den  einzelnen  Wörtern  ist  wohl  ungleich  und  sieht  zuweilen  an 
einander  gefügten  Notizen  ähnlich,  wie  auch  die  Zusammenstellungen  der  Ab- 
bildungen bei  vielen  Gegenständen,  die  eine  chronologische  Entwicklung  haben, 
Zwischenglieder  vermissen  lassen,  aber  das  Gegebene  erscheint  zuverlässig  und 
viele  Hinweisungen,  viele  Originalstellen,  die  den  alten  Schriften  entnommen 
sind,  machen  den  Text  werthvoll.  Was  den  Umfang  der  Gegenstände  betrifft, 
so  beginnen  sie  mit  der  angelsächsischen  Zeit  und  gehen  herab  bis  gegen  das 
Ende  des  18.  Jahrhunderts;  sie  begreifen  in  sich  die  ganze  civile  Tracht,  die 
militärische  sammt  den  Handwaffen,  und  die  geistliche  Tracht.  J.  F. 

Paul  Lacroix.  XVIIIme  Siede.  Institutions,  Usages  et  Costumes.  France 
1 '00  1789 Paris,  1875.  4°.  520  S.  Mit  21  Chromolithogra- 

phien und  850  Holzschnitten. 

Dieses  »18.  Jahrhundert«  von  Paul  Lacroix  ist,  was  die  äussere  Aus- 
stattung betrifft,  eine  wahre  Musterpublication.  Man  kann  die  Vollendung  und 
Reinheit  der  Holzschnitte,  die  Schönheit  und  Genauigkeit  der  mit  zahlreichen 
kleinen  Figuren  angefüllten  Farbendruckbilder  kaum  übertreffen.  Die  einen 
wie  die  anderen  sind  bewundernswürdig. 

Nach  Inhalt  und  Form  stellt  däs  Werk  eigentlich  eine  Fortsetzung  dar 
von  dem  bekannten  Werk  desselben  Verfassers:  »Le  Moyen  äge  et  la  Renais- 
sance.« Sein  Inhalt  ist  reich  und  mannigfach  wie  dieser  und  giebt  in  be- 
schreibender und  künstlerischer  Darstellung  ein  Bild  der  französischen  Gesell- 
schaft des  18.  Jahrhunderts.  Dies  geschieht  in  19  Kapiteln,  nämlich:  1.  Der 
König  und  der  Hof;  2.  der  Adel;  3.  die  Bourgeoisie;  4.  das  Volk;  5.  die  Armee 
und  die  Marine;  6.  die  Geistlichkeit;  7.  die  Parlamente;  8.  die  Finanzen; 
9.  der  Handel;  10.  die  Erziehung;  11.  die  Wohlthätigkeit ; 12.  Gericht  und 
Polizei;  18.  Anblick  von  Paris;  14.  Feste  und  Vergnügungen  von  Paris; 
15.  Küche  und  Tisch;  16.  die  Theater;  17.  die  Salons;  18.  Reisen;  19.  Tracht 
und  Mode.  Die  Abbildungen  sind  den  Arbeiten  der  bedeutendsten  Künstler 
des  18.  Jahrhunderts  entnommen,  wie  Watteau,  Vanloo,  Rigaud,  Boucher, 


Literaturbericht. 


331 


Laurret,  J.  Vernet,  Chardin,  Jeaurat,  Bouchardon,  Eisen,  Moreau,  Wille  u.  a. 
Sie  geben  figurenreiche  Scenen  aus  dem  Leben  aller  Stände,  wie  nicht  minder 
einzelne  Figuren  und  einzelne  Gegenstände,  vortreffliche  Miniatur porträts,  auch 
Interieurs  und  Prospecte,  soweit  sie  für  die  Zeit  charakteristisch  sind.  Das 
Werk  ist,  so  wie  es  vorliegt,  vollendet  und  selbstständig,  doch  ist  eine  zweite 
Abtheilung  beabsichtigt,  welche  Literatur  und  Wissenschaft,  Industrie  und 
Kunst  im  18.  Jahrhundert  in  gleicher  Weise  darstellen  soll.  Dann  soll  ein 
Werk  über  das  17.  Jahrhundert  folgen,  welche  Zeit  allerdings  eine  Lücke 
zwischen  dem  früheren  Werk  (le  moyen  äge  etc.)  zu  dem  in  Rede  stehenden 
bildet.  So  ist  die  Absicht  der  Verlagshandlung  Firmin-Didot.  J.  F. 

1.  W.  Chaffers,  Marks  and  monograms  on  Pottery  & Porcelain.  4.  Ed. 

London  1874.  8°.  1000  Seiten  mit  3000  Marken  u.  Abbild. 

2.  Mrs.  Bury  Palliser,  The  China  Collectors  Pocket  Companion.  London 

1875.  12.  164  S.  mit  Abbild,  von  Marken. 

3.  M.  A.  A.  Marechal,  Iconographie  de  la  faience.  Dictionnaire  illustre  de 

planches  ....  Paris  1875.  12.  133  S.  Mit  Abbild. 

Diese  drei  Bücher  verfolgen  denselben  Zweck,  ein  Führer  oder  Handbuch 
für  den  Sammler  von  Poterien,  Faiencen  wie  Porzellanen  zu  sein.  Das  erste 
von  W.  Chaffers  ist  allen  Liebhabern  und  Sammlern  bekannt  genug  und  es 
genügt  daher  eigentlich  nur  auf  das  Erscheinen  dieser  4.  Ausgabe  des  brauch- 
baren Buches  hinzuweisen.  Es  ist  diese  Ausgabe  (die  dritte  zählte  777  Seiten) 
wiederum  bedeutend  vermehrt,  fast  um  ein  Viertheil.  Ebenso  ist  die  Zahl  der 
Zeichen  und  Marken  beträchtlich  gewachsen.  Der  Fortschritt  dieses  Werkes 
legt  zugleich  Zeugniss  ab  von  dem  beständigen  Anwachsen  der  Faience-  und 
Porzellankunde,  sowie  von  der  Zunahme  der  Liebhaber  und  Sammler. 

Während  das  Buch  von  Chaffers  zugleich  die  historischen  und  techni- 
schen Daten  giebt,  begnügt  sich  Mrs.  Palliser’s  Pocket  Companion  mit  den 
Marken  selbst  und  deren  Nachweis.  Es  will  für  den  Sammler  auf  seinen 
Reisen  und  Forschungen  ein  Taschenbuch  sein,  ein  steter  und  bequemer  Be- 
gleiter. Diesem  Zweck  entspricht  ein  kleines  bequemes  Format  bei  sehr  hüb- 
scher solider  Ausstattung.  Die  Einrichtung  des  Büchleins  ist  so  getroffen,  dass 
allemal  die  Seite  links  die  facsimilirten  Marken  oder  Schriften  giebt,  die  Seite 
rechts  die  Fabrik,  den  etwaigen  Künstler  und  Verfertiger  nebst  der  Angabe 
von  Ort  und  Eigenthümer  von  jenem  Stücke,  dem  Marke  und  Schrift  entnom- 
men sind.  Der  Inhalt  umfasst  das  ganze  Gebiet  der  Kunstpoterie  und  nicht 
bloss  das  Porzellan,  wie  der  Titel  anzugeben  scheint. 

Ungefähr  denselben  Zweck  verfolgt  die  Iconographie  de  la  Faience  von 
Marechal.  Sie  giebt  ein  alphabetisches  Verzeichniss  der  Marken  und  Namen 
in  diesem  Zweige  der  Kunst,  indem  sie  die  Marken  als  Initialen  betrachtet  und 
demnach  einreiht.  Hinzugefügt  ist  die  Angabe  des  Ortes  und  der  Zeit.  Ausser- 
dem sind  dem  Werke  aber  noch  dreizehn  Farbendruckbilder  beigegeben,  welche 
charakteristische  Beispiele  verschiedener  französischer  Fabriken  enthalten.  Die- 
jenigen Marken,  welche  Zeichen  und  nicht  Buchstaben  vorstellen,  sind  hinten 
angehängt.  Die  gedruckten  Blätter  sind  überall  mit  weissen  Blättern  durch- 
schossen, um  dem  Sammler  Gelegenheit  zu  eigenen  Bemerkungen  und  Ergän- 


332 


Literaturbericht. 


zungen  zu  geben,  eine  sehr  dankbare  Einrichtung  bei  dieser  jungen,  in  stetem 
Fortschritt  begriffenen  Wissenschaft.  J.  F. 

J.  B.  Waring,  Ceramic  art  in  remote  ages,  with  essays  on  the  symbols  of 
the  civile,  the  cross  and  civile,  the  civile  and  ray  Ornament,  the  fylfot,  and 
the  serpent London  1874.  4°.  116  S.  Text  mit  55  lithogr.  Tafeln. 

Diese  »ceramische  Kunst  in  fernen  Zeiten«  ist  ein  nützliches  Buch  als 
Zusammenstellung  aller  derjenigen  Thongefässe,  welche  der  s.  g.  prähistorischen 
Zeit  angehören.  Der  Verfasser  verwirft  diesen  Ausdruck,  weil  er  meint,  die 
Perioden,  denen  diese  Gefässe  entstammen,  seien  zum  Theil  schon  sehr  civili- 
sirt  und  der  Geschichte  sehr  wohl  bekannt  gewesen.  Das  ist  richtig;  prä- 
historisch ist  ein  relativer  Begriff  und  gilt  nicht  allgemein  als  Zeitbestimmung, 
sondern  eben  nur  für  die  Gegend  oder  das  Land,  welche  in  Rede  stehen.  In 
dieser  relativen  Bedeutung  mag  man  den  Ausdruck  gelten  lassen,  wie  ja  auch 
die  vielgebrauchten  Nothbezeichnungen : Stein-,  Bronze-  und  Eisenzeitalter  nur 
in  diesem  sehr  beschränkten  Sinne  ihre  Richtigkeit  haben. 

Der  Verfasser  stellt  also  auf  seinen  Tafeln  alle  die  Thongefässe  oder 
sonstigen  Gegenstände  von  gebranntem  Thon  zusammen,  welche  Perioden  an- 
gehören, die  der  eigentlichen  bekannten  Geschichte  ihrer  Fundgegend  vorauf- 
gehen. Sie  können  daher  auch  von  ziemlich  jungem  Datum  sein.  Das  Stu- 
dium dieser  Gegenstände,  früher  sehr  dilettantisch  betrieben,  hat  in  jüngster 
Zeit  durch  die  anthropologischen  Gesellschaften  erneutes  Interesse  erhalten ; man 
ist  besonders  zu  Vergleichungen  der  Formen  und  Ornamente  angeregt  worden. 
Da  man  dieselben  bis  jetzt  in  sehr  vielen  und  zum  Theil  nicht  leicht  zugäng- 
lichen Werken  aufsuchen  musste,  so  kann  man  dem  Verfasser  für  diese  über- 
sichtliche und  ausführliche  Zusammenstellung  nur  dankbar  sein.  Der  Gesichts- 
punkt der  Zusammenstellung  ist  eben  der  künstlerische,  wenn  man  hier  schon 
von  Kunst  reden  kann  — d.  h.  in  Bezug  auf  Form  und  Ornament  — ein  Ge- 
sichtspunkt, der  sich  hier  rechtfertigen  lässt,  weil  es  sich  ja  eben  um  die  Ver- 
gleichung, um  die  Entstehung,  die  Geschichte  und  Bedeutung  der  Ornamente 
in  ihren  einfachsten  und  ursprünglichsten  Formen  handelt.  — 

Der  Verfasser  begnügt  sich  aber  nicht  mit  der  Zusammenstellung,  er 
zieht  seine  Schlüsse  aus  der  Vergleichung,  insbesondere  in  Bezug  auf  religiöse 
Fragen.  Solcher  Untersuchung  werden  dann  noch  speciell  einige  Zeichen  des 
prähistorischen  Ornamentes  unterzogen,  welche  bereits  auf  dem  Titel  ange- 
geben sind.  Unter  ihnen  befindet  sich  auch  jenes  Kreuz  mit  Füssen  an  den 
Kreuzenden,  das  wir  das  laufende  Kreuz  nennen  möchten.  Dieses  Kreuz  hatte 
schon  im  alten  Indien  unter  dem  Namen  Svastica  als  Zeichen  des  heiligen 
Feuers  seine  Bedeutung.  Neuerdings  ist  durch  Schliemann’s  Ausgrabungen 
auf  der  Stätte  Troja’s  die  Aufmerksamkeit  wieder  darauf  gelenkt.  Die  Piesul- 
tate  des  Verfassers  aus  diesen  ornamentalen  Untersuchungen  können  wir  hier 
nicht  besprechen;  wir  fügen  hier  nur  noch  die  Bemerkung  hinzu,  dass  viel- 
fach Münzen,  Bronzen,  Schmuck  und  andere  Gegenstände  mit  denselben  Zeichen 
zur  Vergleichung  herbeigezogen  sind.  J.  F. 

J.  E.  Doste,  Notice  historique  sur  Moustiers  et  ses  faiences.  Marseille 
1875.  8°.  31  S. 


Literaturbericht. 


333 


Die  Faiencen  von  Moustiers,  einer  malerisch  gelegenen  Stadt  in  der 
oberen  Provence  sind  Liebhabern  und  Sammlern  wohlbekannt.  Sie  zeichnen 
sich  aus  durch  gute  Formen  wie  durch  reiche  und  zierliche  Decoration,  die 
ursprünglich  bloss  in  Blau,  später  daneben  auch  in  verschiedenen  Farben  auf 
weisser  Glasur  gehalten  wurde.  Man  unterscheidet  darnach  zwei  Perioden, 
die  erste  noch  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  beginnend  und  ver- 
anlasst durch  die  Familie  Clerissy,  die  zweite  durch  einen  Faiencekünstler  aus 
Moustiers  Namens  Olery,  der  in  Spanien  neue  Manieren  hatte  kennen  lernen. 
Darüber  giebt  das  Büchlein  bestimmte  Notizen.  Es  enthält  eine  kurze  Ge- 
schichte der  Stadt  wie  ihrer  Faiencen  und  bildet  dadurch  eine  willkommene 
Ergänzung  zu  dem  Wenigen,  was  die  grösseren  Werke  über  Poterien  von 
Moustiers  berichten.  Angehängt  sind  zwei  Blätter  mit  den  facsimilirten  Marken 

J.  F. 

Englisli  Pottery  and  Porcelain:  being  a concise  account  of  the  develop- 
ment of  the  potters  art  in  England.  Profusely  illustrated.  London,  o.  Jahres- 
zahl (1875).  8°.  138  S. 

Dieses  kleine  mit  vielen  Illustrationen  ausgestattete  Buch  will  für  die 
Freunde  und  Liebhaber  englischer  Poterien,  welche  nicht  Zeit  oder  Lust  haben 
die  grösseren  Werke  nachzuschlagen,  ein  handlicher  Führer  sein.  Solche  Lieb- 
haber sind  heute  zahlreich,  und  auch  der  Kunstfreund  des  Gontinents,  obwohl 
er  nicht  geneigt  ist,  die  gleichen  enormen  Preise  wie  der  englische  Sammler 
zu  zahlen,  schenkt  doch  dem  englischen  Porzellan  einige  Aufmerksamkeit. . Der 
Verfasser  theilt  sein  Reich  in  zwei  Haupttheile:  in  die  gebrannten  und  glasirten 
Thonwaaren  und  in  das  eigentliche  Porzellan.  Jene  beginnen  sehr  früh  und 
mancherlei  ist  erhalten,  doch  erreichten  sie  niemals,  wie  in  Italien  die  Majo- 
liken, einen  eigentlich  künstlerischen  Charakter  ausser  in  den  Wedgwood- 
arbeiten, welche  der  Verfasser  mit  in  dieser  Abtheilung  aufführt.  Die  hoch 
entwickelte  moderne  Faienceindustrie  ist  natürlich,  da  das  Buch  füi  Antiqui 
tätensammler  bestimmt  ist,  nicht  mit  aufgenommen,  ebenso  ist  die  allerneueste 
Geschichte  des  Porzellans  ausgeschlossen,  jedoch  ist  sie  bis  auf  den  Tod  Min- 
ton’s,  des  Begründers  dieser  neuen  Entwicklung  (1861)  herabgeführt.  Die 
Illustrationen  sind  gut  gewählte  Beispiele.  Die  Fabriksmarken  sind  wohl  ziem- 
lich vollständig  im  Facsimile  mitgetheiit.  J-  F. 

Elisa  Meteyard,  Memorials  of  Wedgwood.  A selection  from  his  fine  art 
works  ....  London  1874.  4.  Text  mit  Photographien. 

Miss  Meteyard,  die  Verfasserin  von  »Life  of  Wedgwood»,  »Wedgwood 
and  his  works«,  beschenkt  uns  hier  mit  dem  dritten  Werk  über  ihren  Helden, 
den  grossen  und  berühmten  englischen  Porzellanfabrikanten,  den  Gründer  der 
»Etruria  works«.  Die  Absicht  dieses  Werkes  ist,  Beispiele  von  Wedgwood’s 
Kunst  zu  geben,  Abbildungen  seiner  Werke,  theils  als  Erinnerungen  an  den 
Schöpfer,  theils  als  Quelle  der  Nachbildung  für  den  Fabrikanten,  theils  als 
Mittel  des  Studiums  für  die  Kunstindustrieschulen.  Der  Text  der  »Memorials« 
giebt  auf  zwanzig  Seiten  mehr  zerstreute  Notizen  über  seine  verschiedenartigen 
Werke  als  ein  kurzes  Bild  seines  Lebens  und  seines  Thuns.  Der  Hauptnacb- 


334 


Literaturbericht. 


druck  ist  auf  die  Abbildungen  gelegt,  welche  ein  kurzer  Text  begleitet.  Es 
sind  28  Tafeln  Photographien  mit  Portrait-  und  idealen  Gameen,  Basreliefs, 
Figuren,  Vasen,  Krügen,  Kannen,  Schalen,  Leuchtern,  kurzum  Beispiele  der 
ganzen  vielumfassenden  Thätigkeit  von  Wedgwood,  soweit  sie  von  künstlerischer 
Art  war.  j j? 

ln ventaire  des  meubles  de  Catherine  de  Medicis  en  1589  par  Edmond 
Bonnaffe.  Paris,  Aubry,  1874.  8°. 

So  betitelt  sich  ein  220  S.  starkes  Buch,  welches  nach  einem  Manuscript 
der  Bibliotheque  nationale  in  Paris  daselbst  1874  in  250  Exemplaren  publicirt 
wurde  und  durch  seinen  Inhalt  an  sich,  sowie  die  denselben  begleitenden  Noten 
von  der  grössten  Bedeutung  ist.  Zum  bessern  Verständniss  dieses  »Inventars« 
hat  der  Autor  demselben  eine  Einleitung  beigegeben,  in  welcher  er  über  seine 
Geschichte  und  die  sie  begleitenden  Umstände  berichtet. 

Katharina  von  Medicis  starb  zu  Blois  den  6.  Januar  1589.  Ihre  Hinter- 
lassenschaft wurde  sofort,  ohne  Rücksicht  auf  ihre  testamentarischen  Verfü- 
gungen, von  ihren  Gläubigern  in  Beschlag  genommen  und  gerichtlich  versiegelt. 
Zunächst  wurde  diese  Massregel  auf  das  von  der  Königin  zuletzt  bewohnte, 
von  J.  Bullant  erbaute  Hotel  de  la  reine  in  der  rue  des  Deux-Ecus  und  die  in 
demselben  enthaltenen  Einrichtungsgegenstände  und  Kunstsachen  angewendet, 
dann  auch  auf  die  seit  17  Jahren  nicht  mehr  weitergebauten  Tuilerien  und 
ihre  aus  776  Nummern  bestehende  kostbare  Sammlung  von  Manuscripten, 
welche  gegenwärtig  der  bibliotheque  nationale  einverleibt  ist,  ausgedehnt.  Vor- 
liegendes Inventar  entstand  durch  ganz  eigenthümhche  Ereignisse.  Damals  war 
bekanntlich  in  Frankreich  der  sogenannte  Krieg  der  drei  Heinriche,  der  mit 
der  Ermordung  Heinrich  III.  durch  Jacques  Clement,  1.  August  1589,  einen 
vorläufigen  Abschluss  fand.  Zu  den  Gegnern  Heinrich  III.  gehörten  besonders 
die  von  ihm  verbannte  Herzogin  von  Montpensier  und  der  Herzog  von  Mayenne, 
ihr  Bruder.  Nach  Heinrichs  Abgang  zur  Armee  kamen  beide  nach  Paris  und 
logirten  sich,  unbekümmert  um  die  gerichtlichen  Siegel,  im  Hotel  de  la  reine 
ein,  wohl  mit  dem  Nebengedanken,  für  ihr  confiscirtes  Vermögen  sich  hier 
einigermassen  zu  entschädigen.  In  der  Nothlage,  in  welche  dadurch  die  Rech- 
nungskammer einerseits  den  Gläubigern  der  Königin,  anderseits  dem  mächtigen 
General-Lieutenant  und  seiner  Familie  gegenüber  kam,  erfand  man  den  Aus- 
weg , ein  genaues  Inventar  von  sämmtlichen  Gegenständen,  welche  die  Ver- 
lassenschaft der  verstorbenen  Königin  ausmachten,  aufnehmen  zu  lassen,  und 
alsdann  die  Verantwortlichkeit  für  die  Erhaltung  der  Gegenstände  dem  ge- 
nannten Herzog  und  seiner  Schwester  zu  überlassen.  Mit  der  Abfassung  des 
Inventars  wurden  J.  Depleurre  und  B.  de  Geriziers,  Oberräthe  der  Rechnungs- 
kammer, betraut,  welche  anfangs  vom  General-Procureur  persönlich,  dann  von 
seinem  Stellvertreter  unterstützt  und  von  einem  »plumetif«,  Schreiber,  begleitet 
waren.  Die  Arbeit  nahm  die  Zeit  vom  15.  Juli  1589  bis  25.  August  desselben 
Jahres  in  Anspruch.  Ausser  den  in  den  Zeitereignissen  liegenden  waren  der 
Abfassung  des  Inventars  noch  andere  Schwierigkeiten  hinderlich.  Katharina 
von  Medicis  hatte  Paris  den  30.  Juli  1588  verlassen.  Nach  der  Gewohnheit 
jener  Zeit  wurden  darauf  sämmtliche  Teppiche,  Gobelins,  Möbel  und  Einrich- 


Literaturbericht. 


335 


tungsgegenstände  verpackt,  die  kleinern  Gegenstände  in  coffrets,  ötuis,  liettes, 
boestes,  bougettes  etc.,  und  diese  wieder  in  grössere  coffres  oder  bahuts,  welche 
dann  in  den  galetas,  den  gardemeubles  aufbewahrt  wurden.  Unsere  Inven- 
taristen  mussten  nun  diese  Kästen  und  Kisten  Stück  für  Stück  durchgehen 
und  deren  Inhalt  aufzeichnen.  Dieser  Umstand  trägt  auch  die  Schuld,  dass 
wir  von  keinem  Zimmer  eine  ganz  klare  Anschauung  seiner  Einrichtung  und 
Ausstattung  bekommen.  Der  Autor  versucht  zwar  eine  skizzirte  Beschreibung 
des  Schlosses,  allein  trotz  vieler  höchst  interessanter  aus  dem  Inventar  gezo- 
gener Details  bleibt  die  Beschreibung  eben  nur  Skizze.  — Im  ersten  Stock- 
werke befand  sich  eine  Gemäldegalerie  in  mehreren  aneinander  grenzenden 
Gabineten  : ungefähr  341  Porträts  und  135  andere  Bilder;  dann  das  Cabinet 
des  emaux,  so  genannt  von  den  39  ovalen  Bildern  und  den  32  Porträts,  welche 
in  Limoges  - email  ausgeführt,  in  die  Wandvertäfelung  mittelst  Rahmenwerk 
befestigt  waren.  Mit  Recht  macht  der  Verfasser  auf  diese  ursprüngliche  Ver- 
wendung der  Limoges-Emailplatten  aufmerksam.  Ein  Pendant  zu  diesem  Zim- 
mer war  das  Gabinet  des  miroirs,  welches  in  die  Vertäfelung  119  Venezianer- 
spiegel und  83  kleinere  Porträts  ein  geschlossen  zeigte. 

In  den  Privatgemächern  der  Königin  befanden  sich  verpackt,  Lederfächer 
aus  der  Levante,  venezianische  Masken  und  Spiegelgläser,  Schnitzereien  aus 
Elfenbein,  Perlmutter  und  Corallen , Gefässe  von  Bergkrystall , Puppen  vetues 
en  deuil  ou  en  damoiselle  — eine  italienische  Mode  — , »et  mille  petits  riens 
de  la  femme«;  endlich  auch  6 ausgestopfte  Grocodile  und  »un  grand  massacre 
de  cerf«.  Eine  Eigentümlichkeit  des  Schlosses  war  das  »cabinet  de  deuil«. 
Katharina,  welche  nach  dem  Tod  ihres  Gemahls  nur  mehr  Trauerkleider,  und 
zwar  schwarze  statt  des  früheren  Weiss  trug,  hatte  sich  ein  eigenes  Zimmer 
schwarz  und  weiss  decoriren  lassen.  Alles,  sogar  die  Teppiche  und  Ueberzüge 
trug  diese  Farbe.  Hier  werden  erwähnt  kostbare  Silber-  und  Perlenstickereien 
auf  schwarzem  Grund,  Geräthe  und  Gefässe  von  Jet,  Schnitzereien  und  Meubles 
von  Ebenholz,  schwarze  Sammtbehänge  mit  kunstreichen  Spitzendecorationen 
u.  dgl.  Eine  kleine  Handbibliothek  mit  einer  Sammlung  geographischer  Kar- 
ten in  einem  »petit  coffre  de  bahut«  und  einem  »armoire  ä quatre  guichetz«, 
einem  jener  Möbel,  aus  zwei  Theilen  bestehend,  welche  man  damals  cabinets, 
bibliotheques  oder  einfach  meubles  nannte,  die  Kapelle  mit  ihrer  Einrichtung, 
und  endlich  der  Garten  mit  Sculptur-  und  Marmorwerken  vollenden  die  Be- 
standtheile  des  Schlosses  »der  Frau , welche  einst  den  grössten  Aufwand 
machte.« 

Gehen  wir  auf  das  Inventar  des  Spezielleren  ein,  so  geben  uns  die  in 
demselben  zerstreut  angebrachten  Notizen  über  die  Geschichte  seiner  Abfas- 
sung auch  wichtige  Einblicke  in  die  politischen  Verhältnisse  der  Hauptstadt. 
Doch  den  meisten  Werth  hat  die  Aufzählung  der  Besitzgegenstände  der  ver- 
storbenen Königin.  Vor  Allem  fällt  der  grosse  Reichthum  von  Tapeten  und 
Textilproducten  auf,  deren  Beschreibung  Dank  der  Sachkenntnis  des  beige- 
zogenen Tapezierers  Trubart  eine  sehr  ausführliche  ist.  Wir  begegnen  Haute- 
lisse-Tapeten  Faqon  de  Bruxelles,  von  Flandern,  von  Beauvais,  solchen  ä gro- 
tesques  und  ä boscages.  Perners  türkischen , egyptischen  und  persischen 


336 


Literaturbericht. 


Teppichen  in  grosser  Anzahl,  Sammettapeten  mit  Streifen,  welche  die  Verbin- 
dung der  einzelnen  Theile  maskirten,  Seiden-,  Gold-  und  Silberstoffen,  platten 
und  figurirten  Sammetstoffen,  bedrucktem  Brüsseler  Atlas,  Leinengeweben  von 
Holland,  Lyon  und  der  Türkei,  Spitzen  aller  Art  und  endlich  einer  Unzahl 
gestickter  Kissenstücke,  theils  noch  unfertig,  welche  zu  ihrer  praktischen  Ver- 
wendung der  Montirung  von  Seite  des  Tapezierers  harrten.  Ein  grosser  Theil 
dieser  Arbeiten  war  von  Katharina  selbst  gefertigt , welche  bekanntlich  auch 
den  durch  seine  Musterbücher  berühmten  Fr.  de  Vinciolo  von  Venedig  an 
ihren  Hof  gezogen  hatte.  Zu  diesen  Stoffen  und  Geweben  kommen  dann  die 
Bettbaldachine  und  Vorhänge,  Betttücher  — fagon  de  Turquie,  Matratzen  und 
Ueberzüge;  Tischteppiche,  Servietten  und  Tischtücher  — ouvröes  ä la  fagon 
de  Venise  u.  A.  Ein  Prachtbett  wird  Nr.  561  ausführlich  beschrieben  und 
die  besondere  Bezeichnung  eines  Bettes  — fagon  d’imperiale  mit  (damals  sel- 
tenem) roth  bemaltem  Holzgestell  dahin  erklärt,  dass  die  Vorhänge  se  rele- 
vaient  ä la  nouvelle  mode  au  lieu  de  se  tirer  (Nr.  134).  Besondere  Beach- 
tung verdienen  noch  die  häufig  erwähnten  Ledertapeten.  Der  Autor  giebt 
dazu  S.  130  folgende  Note:  »Im  16.  Jahrh.  unterscheidet  man  zwei  Arten 
von  Ledertapeten;  mit  der  Vertäfelung  verbundene  und  frei  aufgehängte.  Erstere 
hatten  eigentliche  Bilder  von  künstlerischem  Werth  mit  vergoldeten  Orna- 
menten. Sie  kamen  erst  unter  Heinrich  IV.  auf.  Letztere  waren  leicht 
gemustert , mehr  handwerksmässig  gearbeitet  mit  gemalten  Ornamenten  auf 
silbernem  Grund.  Die  Reliefdecoration  der  Ledertapeten  kam  erst  im  17.  Jahrh. 
in  Aufnahme.  Diese  Tapeten  wurden  in  den  Wohnungen  der  Vermöglicheren 
besonders  in  der  Sommerszeit  aufgehängt , wo  ihnen  ihre  natürliche , den 
Sonnenstrahlen  mehr  widerstehende  Frische  und  ihre  Unempfänglichkeit  für 
Staub  und  Ungeziefer  den  Vorzug  von  den  Wolltapeten  einräumte,  welche  für 
den  Winter  reservirt  blieben. 

Unter  den  Producten  der  Keramik  begegnen  wir  antiken  Vasen,  Bechern 
und  Tassen,  gemalt  ä la  Turquie,  Porcellanplatten  und  Bechern,  vielleicht  im 
Oriente  oder  in  der  Fabrik  des  Franz  von  Medicis  in  Florenz  gearbeitet  von 
Piermaria  detto  il  faentino  delle  porcellane,  dann  blauem  und  weissem  Faience- 
geschirr.  Von  besonderem  Interesse  sind  141  keramische  Produkte,  Fagon  de 
Jaspe.  Der  Autor  sieht  hierin  die  berühmten  Arbeiten  Palissy’s  und  obgleich 
das  Inventar  diesen  Namen  nicht  nennt,  giebt  doch  die  Beschreibung,  welche 
Palissy  selbst  von  seinen  Werken  macht:  »Vaisseaux  de  divers  emaux  entre- 
meslez  eti  maniere  de  jaspe«,  dann  die  Form  dieser  Gegenstände:  coupes 
godronnees , coupes  ä jour , salieres , ecritoires  etc.  den  Beweis , dass  wir  es 
hier  wirklich  mit  Fabrikaten  des  inventeur  des  figulines  rustiques  zu  thun 
haben.  Ausser  den  genannten  Venezianergläsern  und  Spiegeln  und  den  Arbeiten 
aus  Bergkrystall  finden  wir  im  Inventar  verzeichnet  Leuchter  und  Gefässe  von 
blauem  Glase,  Gläser,  fagon  de  St.  Germain  en  Laye,  jener  Glasfabrik,  die 
Heinrich  11.  gegründet  und  nach  deren  Erlöschen  Heinrich  IV.  die  Venezianer- 
glasfabriken zu  Nevers  und  Paris  errichtet  hatte,  dann  verschieden  gemalte 
Gläser.  Von  Möbeln  weiss  das  Inventar  Viel  zu  berichten.  Wir  lesen  von  Tischen 
— fagon  d’Allemagne,  d.  h.  en  marqueterie  des  bois,  runden  Tischen  — fagon 


Literaturbericht. 


337 


de  Turquie,  solchen  mit  dem  Beiwort  brisäes,  = se  repliant  en  dessous,  fagon 
des  Indes,  d.  h.  fabriquees  aux  Indes  ou  en  Chine,  dann  Tischen  de  camp 
brisees , bedeckt  mit  Silberpfatten  oben  und  unten.  Ferner  werden  erwähnt 
cabinets  d Allemagne , auch  genannt  en  marqueterie  de  bois  de  couleurs  — 
diese  waren  damals  sehr  gesucht,  — Cabinete  mit  figürlichen  Darstellungen 
im  Innern,  Bettgestelle,  dann  Stühle  aller  Gattungen  und  Arten.  Dazu  kommt 
noch  eine  Menge  von  Koffern  und  Kästchen  mit  kostbaren  Einlagen,  Cabinets 
und  Credenzen  aller  Arten. 

Am  ärmsten  erscheint  das  Inventar  an  Silbergeschirr  und  Schmuk:  wohl 
weil  dasselbe  nach  Blois  mitgenommen  worden  war.  Von  dem  Wenigen,  was 
aufgeführt  worden,  erwähnen  wir  silberne  Leuchter  und  Becher,  Flacons, 
Schmucksachen  von  Korallen  mit  Goldverzierung,  dann  einen  Coffre  d’Alle- 
magne  d’acier,  ein  versilbertes  Cabinet,  gleichfalls  deutsche  Arbeit  und  kupferne 
Leuchter,  fagon  d’Allemagne. 

Im  Garten  des  Hotels  wurden  noch  die  Marmorstücke  und  Marmorbilder 
inventiit  und  hierauf  das  Verzeichniss  der  Manuscriptsammlung  aufgenommen. 
Wie  gesagt  umfasste  dieselbe  776  Nummern  und  war  eingetheilt  in:  Theo- 
logica,  Philosophica,  Poetica,  Rhetorica  et  Grammatica,  Mathematica,  Historica, 
Medica  et  Legalia  und  jedes  einzelne  Fach  wieder  nach  Sprachen  — griechisch, 
lateinisch  und  hebräisch  geordnet.  Der  Abt  von  Bellebranche,  Bencivenny 
hatte  dieselbe  in  seiner  Wohnung,  rue  de  la  Plätiere,  in  Verwahrung.  Die 
grosse  Bibliothek  der  Königin,  ungefähr  4500  Bände  enthaltend,  befand  sich 
im  Schloss  Saint-Maur-des-fosses  und  scheint  von  den  Gläubigern  nicht  ange- 
sprochen worden  zu  sein. 

Das  Letzte,  was  unsere  Inventaristen  beschäftigte,  war  die  Durchsuchung 
der  Tuilerien.  Hier  fand  man  aber  blos  Marmorreste  und  Baustücke,  und  die 
berühmte  Grotte  Palissy’s  bot  nur  mehr  einige  Thonarbeiten,  welche  der  Auf- 
nahme nicht  werth  gehalten  wurden.  Schliesslich  wurden  beim  Bildhauer 
G.  Pilon  zwei  Säulen  noch  aufgezeichnet,  an  denen  er  im  Aufträge  der  Kö- 
nigin  gearbeitet  hatte  und  dann  das  Verzeichniss  geschlossen. 

Die  hier  verzeichneten  Schätze  sind  grossentheils  zu  Grunde  gegangen, 
theils  von  den  Gläubigern  verkauft,  theils  von  der  Herzogin  v.  Mayenne  be- 
halten worden.  Was  noch  erhalten  scheint,  hat  der  Herausgeber  gewissenhaft 
notirt,  ohne  doch  in  den  wenigsten  Fällen  über  Vermuthungen  hinauszu- 
kommen. Das  stolze  Hotel  de  la  Reine  selbst  fiel  der  Zeit  und  der  Revo- 
lution zum  Opfer,  nur  die  astronomische  Säule  des  Jean  Bullant  hat  sich, 
allerdings  in  modernem  Gostüme  als  Brunnen  erhalten  und  steht  in  der  Korn- 
halle zu  Paris,  ein  dürftiger  Rest  aus  den  Zeiten  der  Königin  von  Frankreich 
Catherine  de  Medicis.  j%  gf. 

Blätter  für  Kunstgewerbe.  Red.  V.  Teirich.  IV.  Wien  1875.  Heft  10—12. 

V.  1876.  Heft  1-3. 

Inh.:  Stockbauer,  Die  Schatzkammer  der  Reichen  Capelle  in  der  königl. 
Residenz  zu  München.  — Monogramme  und  Inschriften.  — W.  Boeheim,  Die 
Papier-Tapeten.  — Etwas  über  Wappenschilder.  — J.  Falke,  Die  Geschichte  des 
Schrankes.  — R.  v.  Eitelberger,  Kunstgewerbliche  Zeitfragen.  I.  Die  Volkskunst 
und  die  Hausindustrie.  — Die  Symbolik  im  Kunstgewerbe. 

I 


22 


338 


Literaturbericht. 


Gewerbehalle.  XIII.  Stuttgart  1875.  Heft  9-12. 

Inh.:  F.  Ew  erb  eck,  Ueber  Holzarbeiten  des  Mittelalters  und  der  Renais- 
sance, mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Sitzmöbel.  (Schluss.)  — J.  Falke, 
Vorbemerkungen  zur  Weltausstellung  in  Philadelphia.  — Stockbauer,  Stilisti- 
sches über  Metallindustrie.  — A.  Ilg,  Blicke  auf  die  Entwicklung  des  deutschen 
Kunstgewerbes. 

Kunst  und  Gewerbe.  IX.  Nürnberg  1875.  Nr.  37—48. 

Inli.;  Stegmann,  Die  Ausstellung  kunstgewerblicher  Arbeiten  in  Dresden. 
(Forts)  — G.  Dahlke,  Pacher’s  Flügelaltar  zu  Tisens  in  Südtirol.  — J.  Frtih- 
auf  Das  Kunstindustrie-Gewerbe  seit  dem  Kriege.  — 0.  v.  Schorn,  Die  historische 
Ausstellung  kunstgewerblicher  Erzeugnisse  zu  Frankfurt  a.  M.  — J.  Früh  auf,  Die 
Lage  der  Kunst-Industrie  der  Gross-  und  Hauptstädte  in  volkswirtschaftlicher  Hin- 
sicht. — Die  Betheiligung  am  technischen  Unterricht  im  Königreich  Bayern.  — 
Stockbauer,  Beiträge  zum  Verständniss  der  Kunstliebhaberei  und  Kunstkenntniss 
der  Römer.  — Ott,  Gewerbliche  Lehrwerkstätten.  (Mit  Kunstbeilagen.) 

Mit  dem  Beiblatte:  Mittheilimgen  des  bayrischen  Gewerbemuseums  zu 
Nürnberg.  Red.  v.  0.  v.  Schorn. 

Mittheilungen  des  k.  k.  Oesterreich.  Museums  für  Kunst  und  Industrie. 

Wien  1875.  October  — December.  1876.  Januar  — Februar. 

Inh.:  Ausstellung  der  kunstgewerblichen  Fachschulen.  — J.  Falke,  Zur 
neuesten  Geschichte  der  Porzellanfabrik  von  Sevres.  — Kunstgewerbeschule  des 
Oesterreich.  Museums.  — R.  Bergau,  Der  Landschadenbund.  — Die  Tiroler  Glas- 
malerei 1875.  — Die  Vertretung  der  österreichischen  Kunstgewerbe  und  kunst- 
oewerblichen  Schulen  auf  der  Münchener  Festausstellung  1876.  — Permanente 
kunstgewerbliche  Ausstellung  in  Prag.  — Wiener  historische  Kunstausstellung  von 
1876.  — Wilhelm  Hoffmann’s  Spitzen-Musterbuch.  — Zum  Musterschutz.  — J.  Falke, 
Die  Weihnachts-Ausstellung  des  Oesterreich.  Museums.  — Der  artistische  und  der 
technische  Aufsichtsrath  der  dem  Handelsministerium  unterstehenden  gewerblichen 
Fachunterrichtsanstalten.  — Das  Kosch’sche  Versuchsatelier  und  die  Ciselirschule.  — 
Koni  gl.  ungar.  Landes-Zeichenschule  und  Zeichenlehrer-Präparandie  in  Budapest.  — 
Königl.  bayer.  Kunstgewerbeschule  in  Nürnberg. 

Die  Wartburg.  III.  Jahrg.  München  1875—76.  Nr.  4—7. 

Inh.:  G.  Wittmer,  Zur  Reform  des  Kunstunterrichts.  (Forts.)  — Aufsatz 
vom  Jahre  1586.  — G.  Friedrich,  Das  sogenannte  Constantinische  Monogramm. 
— G.  Friedrich,  Das  Crucifix  bis  zum  7.  Jahrhundert.  (Mit  3 Photogr.) 

Zeitschrift  des  Kunstgewerbevereins  zu  München.  XXV.  München  1875. 

Heft  9-12.  Tr  , 

Inh.:  J.  Ja  ge  mann,  Entstehung  von  Zeitmessern.  — Kunstbeilagen. 


Literatur  über  Museen,  Ausstellungen  etc. 

Die  Bibliothek  des  Chor herrnstiftes  St.  Florian.  Geschichte  und  Be- 
schreibung. Von  Albiu  Czerny.  Ein  Beitrag  zur  Kulturgeschichte  Oester- 
reichs. Linz,  1874.  Ebenhöch’sche  Buchhandlung.  8°. 

Wir  entnehmen  dieser  vorzüglichen  und  sehr  exacten  Arbeit  nachstehende 
für  die  Kunstgeschichte  bedeutende  Mittheilungen. 

Bereits  im  9.  Jahrh.  erhielt  die  Klosterhibliothek  einen  liber  profetarum, 
auf  184  Bl.  in  4°  in  karolingischer  Minuskel  geschrieben.  Derselbe  enthält 
zu  den  Lamentationes  Jeremiae  musikalische  Noten,  die  Initialen  in  Roth, 
Gelb  und  Grün  stellen  zum  Theil  fischartige  Gestalten  vor.  Im  11.  Jahrh. 
fand  sich  hier  bereits  der  grosse  Codex  mit  Schriften  des  alten  und  neuen 
Bundes  vor,  worin  besonders  grosse  Miniaturen  und  Initialen;  im  nächsten  Jahr- 
hundert kam  von  Handschriften  mit  künstlerischer  Ausstattung  eine  Abbildung 


Literaturbericht. 


339 


des  Ptolomäischen  Planetensystems  hinzu,  jetzt  in  der  kais.  Hofbibliothek  zu 
Wien.  Im  Ganzen  sind  noch  65  Bände  mit  hervorragenderen  Miniatur- 
malereien vorhanden,  welche  noch  vor  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhun- 
derts entstanden,  ferner  35  aus  dieser  Zeitperiode  und  bis  zum  Schluss  des 
letztverflossenen  Jahrhunderts  noch  weitere  20.  In  das  11.  gehört  von  jenen 
älteren  Handschriften  eine,  in  das  12.  9,  13.  6,  14.  33,  15.  16.  Das  Missale 
III.  208  enthält  romanische  Initialen  und  Gemälde,  unter  denen  die  besondere 
Vorliebe  für  St.  Florian  von  ihrer  Entstehung  am  Orte  selbst  Zeugniss  giebt. 
In  drei  anderen  nennen  sich  Mitglieder  des  Stiftes  als  Urheber,  nämlich  Hen- 
ricus  von  Marbach,  Henricus  de  Ihlinge  und  Fridericus  Tobler,  alle  aus  öster- 
reichischen Geschlechtern  im  13.— 14.  Saeculum  (Miss.  III.  205  A.,  III.  221  A. 
und  XI,  391).  Schon  im  15.  Jahrh.  besass  St.  Florian  das  in  dieser  Zeit 
auch  entstandene  Missale  III.  205,  dessen  Miniaturen  sich  durch  zarte  Durch- 
führung in  Gold,  Silber  und  Farben  auszeichnen.  Probst  Kaspar  Vorster 
(1467 — 81)  cultivirte  diese  Kunst  insbesonders. 

Durch  die  seltene  Grösse  der  Malereien  merkwürdig  ist  ein  Codex  vom 
Beginn  des' 12.  Jahrhunderts,  XI.  1.  Die  über  zwei  Fuss  hohen  Blätter  sind 
mit  Darstellungen  aus  dem  alten  und  neuen  Testament  geschmückt.  Unter 
den  nicht  im  Hause  entstandenen  gemalten  Codices  nimmt  jener  der  Libri 
quinque  decretalium  von  Nicolaus  de  Bononia  die  Hauptstelle  ein.  Dies  dürfte 
derselbe  Künstler  des  14.  Jahrhunderts  aus  Bologna  sein , von  dessen  ge- 
schickten Händen  die  Münchener  Hofbibliothek  und  jene  von  St.  Peter  in 
Salzburg  Handschriften  besitzen.  Auch  ein  im  aufgehobenen  Benediktiner- 
kloster Wiblingen  im  15.  Jahrh.  geschriebenes  Legendarium  gehört  jetzt  der 
Florianer  Bibliothek , dessen  grosse  Miniaturen  die  dortigen  Klosterbrüder 
Georgius  Spär  und  Martinus  Imler  zu  Urhebern  haben.  Ueber  die  von  Game- 
sin a in  dem  Jahrbuch  V der  k.  k.  Gentralcommission  facsimilirte  Biblia  pau- 
perum  aus  dem  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  ist  hier  nichts  nachzutragen;  das 
Psalterium  trilingue  (deutsch,  polnisch,  lateinisch)  aus  dem  14.  Jahrh.,  einst 
im  Besitz  Margaretha’s,  Gemahlin  Ludwigs  I.  von  Ungarn  und  Polen,  öfters 
besprochen , hat  prachtvollen  malerischen  Schmuck.  In  einem  Brevier  des 
15.  Jahrh.  findet  sich  ein  Tintenrecept , innen  auf  den  Deckel  notirt.  Gleich 
anderen  österreichischen  Klöstern  hatte  St.  Florian  auch  eigene  Buchbinder 
unter  den  Gonventualen. 

Probst  Johann  Georg  (1732—55),  ein  prachtliebender  und  dabei  fein- 
gebildeter Mann,  verlieh  der  Bibliothek  das  neue  im  Zeitgeschmack  reich- 
erbaute Lokal  und  vermehrte  diese  sowie  andere  Sammlungen  des  Stiftes 
bedeutend.  So  erwarb  er  Apostolo  Zeno’s  Münzensammlung  um  20,000  fl., 
eine  andere  von  Medaillen,  vorher  de  France  in  Wien  gehörig,  um  850  fl., 
eine  Sammlung  fiktiver  Münzen  aus  vergoldetem  Zinn  von  S.  Gruebmiller  in 
Linz  um  80  fl.  Im  Jahre  1753  begann  er  die  Anlegung  einer  Groschen-  und 
Thal  er  Collection.  Weitere  Erwerbungen  waren : Schwefelabgüsse  griechischer 
und  römischer  Münzen  um  50  Scudi  aus  Born,  Münzen  und  kleine  Götzen- 
bilder um  100  fl.  Zur  Geschichte  der  Preise  im  Kunsthandel  sind  folgende 
Nachrichten  interessant.  Die  complette  Sammlung  der  Stiche  nach  Hubens’ 


340 


Verzeichniss 


Malereien  der  Galerie  Luxemburg  kostete  1749  in  vorzüglichen  Exemplaren 
30  fl.,  93  Porträts  nach  van  Dyck  desgleichen  14  fl.,  Oudenard’s  Alexander- 
schlacht in  5 Bl.  80  fl.  Endlich  erwarb  man  den  Theuerdank  von  1517  aui 
Pergament  illuminirt  im  Jahre  1750  um  — — 84  fl.  37  kr.  und  dazu  mehr 
als  400  Kupferstiche  als  Daraufgabe. 

Der  Neubau  der  Bibliothek,  durch  Gotthart  Hayberger,  Baumeister  aus 
Steyer,  geführt,  war  1747  vollendet.  Die  Decke  des  Saales  malten  Barth. 
Altomonte  und  Antonio  Thassi  um  2500  fl.  in  Iresco;  dieser,  von  dem  das 
Architektonische  daran  herrührt,  erhielt  600  fl.  Daniel  Gran  in  Wien  hatte 
den  Entwurf  der  allegorischen  Composition  gemacht,  welche  die  Vermählung 
der  Tugend  und  Wissenschaft  zum  Gegenstände  hat.  Die  schönen  Tischler- 
arbeiten stellte  Joh.  Christian  Jegg  im  Kloster  her  um  2830  fl. , die  reich- 
decorirten  Gitter  Ludwig  Gattinger,  Schlosser  in  Linz  für  750  fl.,  die  ge- 
schnitzten Zierrathen  der  Bildhauer  Johann  Paul  Sattler  für  200  fl.  12  kr.  ) 

A.  Ilg. 

i)  Wir  machen  hei  dieser  Gelegenheit  aufmerksam,  dass  das  photographische 
Atelier  August  Red  in  Linz  von  den  schönsten  architektonischen  Ansichten  und  In- 
terieurs dieses  prachtvollen  Stiftes  sehr  gelungene  Aufnahmen  gemacht  hat ; das 
Hauptportal,  das  Treppenhaus,  der  Aufgang  des  Treppenhauses,  der  sog.  Kaiser- 
gang, das  Prinz  Eugen-Zimmer,  der  Marmorsaal,  das  Innere  der  Kirche,  der  Altar 
des  h.  Florian  sind  Gegenstände  dieser  Aufnahmen,  welche  Musterbilder  der  prunk- 
vollsten Barockdecoration  darbieten.  (Siehe  Katalog  der  Photogr.  Ausstellung  im 
k.  k.  Oesterr.  Museum  zu  Wrien,  1875,  pag.  84.) 


Verzeichniss  der  wichtigeren  Besprechungen. 


Audsley  and  Bowes,  the  keramic  art  of 
Japan.  (Art-journal  10.) 

Auguin,  Exposition  retrospectif  de  Nancy. 

(Ghron.  des  arts  35.) 

Blümner,  Technologie  u.  Terminologie  d. 
Gewerbe  u.  Künste  bei  Griechen  u. 
Römern.  (Von  Büchsenschütz  in  Jenaer 
Lit.-Zeit.  45.) 

Bocher,  La  gravure  franqaise  au  XVIII 
siede.  (Ghron.  d.  arts  40.) 

Bruzza,  Inscrizioni  antiche  vercellesi.  (Von 
Henzen  in  Bullett.  dell’  instit.  X.) 
Bulliot,  Le  temple  du  Mont  de  Sene.  (Von 
Millescamps  in  Le  Musee  arcbeol.  I.  1.) 
Cahier,  Nouveaux  melanges  d’archeologie, 
vol.  2.  3.  (Von  Springer  in  Jen.  Lit.- 
Zeit.  51.  Liter.  Gentralbl.  1876,  7.) 
Castel,  La  tapisserie.  (Chron.  d.  arts  1 87 6. 2.) 
Chabas,  F.  Les  Etudes  prehistoriques  et 
la  libre  pensee.  (Revue  de  hart  ehret. 
XIX.  5-6.) 

Cohausen  u.  Wörner,  Röm.  Steinbrüche 
auf  d.  Felsberg.  (Kunstchr.  XI.  9.) 
Cole,  Ancientneedlepoint.  (Kunstchr.  XI.  7.) 


Conze,  Hauser,  Niemann,  Arch.  Unter- 
suchungen auf  Samothrake.  (Von  Gurlitt. 
Wiener  Abendp.  254.  255.  Von  Benn- 
dorf in  Augsb.  Allg.  Zeit.  Beil.  1876, 
13  u.  ff.) 

Cori,  Bau  u.  Einrichtung  der  Burgen. 

(Von  Nordhoff  in  Theol.  Litbl.  24.) 
Crowe  u.  Cavalcaselle , Niederl.  Malerei. 
Deutsche  Ausg.  von  Springer.  (Von 
Woltmann  in  Nationalzeitung  561.  Lit. 
Gentralbl.  1876,  8.  Von  Lübke  in 
Preuss.  Jahrb.  XXXVII.) 

Curtius,  Die  griech.  Götterlehre  vom  ge- 
schichtl.  Standpunkt.  (Von  Geizer  in 
Jenaer  Lit.-Zeit.  38.) 

Darcel,  Jean,  De  l’architecture  des  jardins. 

(Gbronique  des  arts,  30.) 

Daubigny  et  son  oeuvre  gravee.  (Ghron.  d. 
arts,  36.) 

Dohne,  Kunst  u.  Künstler  d.  Mittelalters 
u.  der  Neuzeit.  Lief.  1 u.  2.  (Zeitschr. 
f.  b.  K.  XI.  1.) 

Dütschke,  Antike  Bildwerke  in  Oberitalien. 
II.  (Von  Schlie  in  Jenaer  Lit.-Zeit.  50.) 


der  wichtigeren  Besprechungen. 


341 


Furtwängler , Eros  in  d.  Vasenmalerei. 
(Liter.  Centralbl.  51.  — Jenaer  Lit.- 
Zeit.  1876,  1.) 

Grasset,  Faiences  nivernaises  du  XVIIIe 
siede.  (Chron.  d.  arts  37.) 

Gurlitt,  Das  Alter  der  Bildwerke  u.  die 
Bauzeit  d.  sog.  Theseion.  (Kunstchr. 
XI.  12.) 

Heydemann,  Die  antiken  Marmorbildwerke 
in  der  s.  Stoa  des  Hadrian  etc.  (Liter. 
Centralbl.  51.) 

Macher,  E.  Le  Jube  du  Card.  Pb.  de 
Luxembourg,  ä la  cathedrale  du  Mans. 
(Revue  de  l’art  ehret.  XX.  1 — 2.) 
lly,  Studien  auf  d.  Gebiete  des  kunstgew. 

Unterrichts  in  Italien.  (Kunstchr.  XI.  6.) 
Jordan,  Forma  urbis  Romae  regionum 
XIIII.  (Von  Nissen  in  Jen.  Lit.-Ztg.  43.) 
Kaiser,  La  galerie  de  MM.  Six.  (Kunstchr. 
X.  50.) 

Kinkel , Mosaik  zur  Kunstgeschichte. 
(Kunstchr.  XI.  7.  Blätter  f.  Kunstgew. 
V.  2.  Liter.  Centralbl.  1876,  9.  --  Von 
lieber  in  Jenaer  Liter.-Zeit.  1876.  2.) 
Kraus,  Kunst  u.  Alterthum  in  Elsass- 
Lotliringen.  (Lit.  Centralbl.  1876,  8.) 
Lapidarium  septentrionale.  (Von  Hübner 
in  Jenaer  Lit.-Zeit,.  49.) 

Le  Men , La  rnanufacture  de  faience  de 
Quimper.  (Chron.  des  arts  36.) 
Lenormant,  Die  Anfänge  der  Cultur.  (Lit. 
Centralbl.  42.) 

Lilienfeld,  Die  antike  Kunst.  Liter.  Cen- 
tralbl.  43.) 

Luchs,  Culturhist.  Wandtafeln.  (Liter. 
Centralbl.  48.) 

Lübke,  Gesell,  d.  Architektur.  (VonRedten- 
bacher  in  Kunstchr.  XI.  1.) 

Luschin,  Vorschläge  u.  Erfordernisse  für 
eine  Geschichte  der  Preise.  (Lit.  Cen- 
tralbl. 41.) 

Luschin,  die  mittelalt.  Siegel  der  Abteien 
u.  Convente  der  Steiermark.  (Liter. 
Centralbl.  41.  Jenaer  Liter.-Ztg.  1876,  7 
von  Schum.) 

Luthardt . A.  Dürer.  (Liter.  Centralbl.  51.) 
Mehlis,  Bemerk,  z.  prähist.  Karte  der 
Rheinpfalz.  (Lit.  Centralbl.  48.) 
Menard,  Hist,  des  beaux-arts.  (Kunst- 
chronik XI.  3.) 

Noire , Entwicklung  der  Kunst.  (Von 
Schmidt  in  Wissensch.  Monatsbl.  10.) 
Overbeck,  Pompeji.  (Von  Heydemann  in 
Jen.  Lit.-Zeit.  44.) 

Photographische  Aufnahmen  aus  der 
Dresdener  Ausstellung  alter  kunstgew. 
Arbeiten.  (Anzeiger  f.  K.  d.  d.  Vorz.  10.) 
Poulet-Malassis , Les  ex-libris  frangais. 
(Von  Gueullette  in  Gazette  des  beaux- 
arts  10.) 


Quellenschriften.  VIII.  Stock  bauer, 
Kunstbestreb,  am  bayerischen  Hofe. 
(Von  Messmer  in  Zeitschr.  f.  b.  K. 
X.  12. 

Heber,  Gesch.  d.  neuern  deutschen  Kunst. 

(Von  Messmer  in  Theol.  Litbl.  20.) 
Redtenbacher,  Mitth.  aus  d.  Samml.  arch. 
Handzeichnungen.  (Liter.  Centralbl. 
1876,  4.) 

E.  Reynard,  Catalogue  du  musee  de  Lille. 

(Chronique  des  arts,  35.) 

Riegel,  Grundriss  d.  bild.  Künste.  (Von 
Zeising  in  Bl.  f.  lit.  Unterh.  37.) 
Rjsenberg,  S.  u.  B.  Beham.  (Von  Wolt- 
mann  in  Kunstchr.  X.  49.) 

Rossi,  Musaisi  cristiani.  (Von  Müntz  in 
Revue  critique  33.) 

Sollet,  Die  Medaillen  A.  Dürers.  (Liter. 
Centralbl.  51.) 

Schlie,  Zu  den  Kyprien.  (Von  R.  Förster 
in  Jenaer  Lit.-Zeit.  52.) 

Schütz,  Hist,  alphabeti  attici.  (Von  Eisen- 
lohr in  Jenaer  Lit.-Zeit.  45.) 

Äug.  Schidtz,  De  Theseo.  (Von  Wachs- 
muth  in  Jen.  Lit.-Zeit.  47.) 

Smith,  Assyrian  discoveries.  (Von  Budden- 
sieg  in  Zeitschr.  f.  D.  Th.  20,  3.) 

Solly.  Life  of  W.  Müller.  (Von  J.  B.  At- 
kinson  in  Kunstchron.  XI,  5.) 
Springer,  Michelangelo  in  Rom.  (Liter. 
Centralbl.  1876,  7.) 

Stark,  Friedr.  Creuzer.  (Von  Bursian  in 
Jen.  Lit.-Zeit.  41 , Lit.  Centralbl.  43.) 
Steche,  Führer  durch  die  Ausst.  kunstgew. 
Arbeiten  v.  Dresden.  2.  Aufl.  (Kunst- 
chron. X,  50.) 

Storck,  Einfache  Möbel.  (Kunstchr.  XI,  1.) 
Teichlein,  Gemälde -Verzeichniss  der  k. 
bayer.  Staatsgalerie  in  Schleissheim. 
(Von  Eisenmann  in  Kunstchr.  XI,  4.) 
Thausiny,  Dürer.  (Kunstchr.  XI,  9,  Wiener 
Abendp.  7 u.  8.) 

Vollmer’s  Wörterbuch  der  Mythologie. 

(Liter.  Centralbl.  40.) 

Wachsmutli,  Die  Stadt  Rom  im  Alterthum. 

(Von  Schöll  in  Jen.  Lit.-Zeit.  39.) 
Wessely,  Aul.  z.  Kenntniss  u.  z.  Sammeln 
d.  Werke  d.  Kunstdruckes.  (Kunstchr. 
XI,  10.) 

Wiener,  Sur  les  sculptures  en  bois  attri- 
buees  ä Bagard.  (Chronique  des  arts,  35.) 
Wieselet’,  Archäol.  Bericht  über  s.  Reise 
nach  Griechenland.  (Liter.  Centralbl.  50.) 
Wittstein,  Der  goldene  Schnitt.  (Von  Zei- 
sing in  Bl.  f.  lit.  Unterh.  37.) 
Woltmann,  Gesch.  d.  deutschen  Kunst  im 
Eisass.  (Von  Schultz  in  Jen.  Lit.-Ztg.  50. 
Kunstchr.  XI,  7.  Liter.  Centralbl. 
1876,  7.) 


Notizen. 


(Römische  Meilensteine  als  Säulen.)  Wenn  man  die  an  land- 
schaftlicher Schönheit  so  reiche  Strasse  von  Bordighera  nach  Mentone  geht, 
so  muss  man  auch  das  kleine  italienische  Grenzstädtchen  Ventimiglia  berühren. 
An  einen  Berghang  lehnen  sich  die  Häuser  und  die  im  Yerhältniss  zahl- 
reichen Kirchen , während  ein  Fort  die  Spitze  des  Hügels  krönt.  Nicht  weit 
von  diesen  Befestigungswerken,  auch  über  der  Stadt,  erhebt  sich  eine  Kirche, 
die  der  Zeit  des  romanischen  Stiles  angehört.  Sie  steht  auf  einem  freien 
Platze,  das  Porlal  nach  Osten  zugewendet.  Leider  verdecken  jetzt  einige  vor- 
gebaute Häuser  den  Blick  auf  das  Meer. 

Der  einfache  Ziegelbau  mit  geringen  Ornamenten  am  Gesimse  und  ge- 
rader Decke  lohnt  eben  nicht  die  eingehende  Aufmerksamkeit;  desto  interes- 
santer ist  die  von  4 Säulen  gestützte  Krypta,,  zu  welcher  man  auf  4 Stufen 
herabsteigt.  Welcher  Zeit  oder  welchem  Baustile  die  Säulen  angehören,  schien 
unmöglich  zu  bestimmen.  Ungefähr  2 M.  hoch,  verjüngen  sie  sich  ziemlich 
stark  nach  oben,  aber  sowohl  Basis  als  auch  Gapitäl  fehlen.  Glücklicherweise 
kam  uns  ein  Kirchendiener  zu  Hilfe,  der  mit  einer  brennenden  Kerze  zu  uns 
herabstieg  und  uns  in  der  so  schwer  verständlichen  Landessprache,  diesem 
Gemisch  von  Italienisch  und  Französisch,  aufforderte,  die  erste  Säule  zur  rech- 
ten Hand  genauer  zu  betrachten.  Da  er  uns  leuchtete,  so  konnten  wir  latei- 
nische Buchstaben  an  ihr  erkennen  und  ohne  grosse  Mühe  den  Namen  An- 
toninus  Pius  lesen.  So  war  das  Räthsel  gelöst.  Man  hatte  einen  jedenfalls 
an  Ort  und  Stelle  (Ventimiglia  ist  das  Römische  Albiuin  Intemelium)  gefun- 
denen römischen  Meilenstein  als  Säule  bei  dem  Baue  verwendet  und  die  drei 
anderen  Säulen  dann  diesem  Vorbilde  genau  nachgebildet.  Weiter 
machte  uns  der  Führer  noch  auf  das  Weihwasserbecken,  welches  am  Eingang 
der  Kirche  stand , aufmerksam.  Auch  zu  diesem  Zwecke  hatte  man  einen 
römischen  Meilenstein  verwendet,  man  hatte  den  oberen  Theil  desselben  ab- 
geschlagen und  den  Stein  ausgehöhlt.  Leider  war  die  Inschrift  nicht  mehr 
zu  entziffern.  Wie  uns  unser  Führer  noch  ferner  versicherte,  so  soll  an  der 
Stelle  der  Kirche  ein  dem  Gastor  und  Pollux  geheiligter  Tempel  gestanden 
haben.  Diese  Nachricht  ist  nicht  unwahrscheinlich,  da  das  Heiligthum  gewiss 
vom  Meere  aus  zu  erblicken  war  und  die  Bewohner  Liguriens  noch  heutigen 
Tages  wegen  ihrer  Tüchtigkeit  als  Seefahrer  berühmt  sind,  ln  welchem  Ver- 
hältniss  aber  Castor  und  Pollux  zu  der  Schifffahrt  standen,  ist  ja  allgemein 
bekannt.  }J.  Eckstein. 


Notizen. 


343 


Uefoer  (len  Architekten  des  Langhauses  am  Strassburger  Münster. 

Im  Nachtrag  zu  seiner  »Geschichte  der  deutschen  Kunst  im  Eisass« 
S.  321  sagt  Herr  Prof.  Woltmann,  von  dem  sog.  Donationsbuch  des  Strass- 
burger Frauen  werks- Archiv  sprechend: 

»Bisher  ist  eine  Stelle  völlig  übersehen  worden,  welche  den  Baumeister 
des  frühgothischen  Langhauses  namhaft  macht.  Blatt  213  (2.  Aug.);  Item 
Heinricus  dictus  Wehelin  Magister  operis  qui  edificavit  istud  altare  beate  vir- 
ginis  obiit  dedit  centum  marcas.  Der  Altar  der  Jungfrau  ist  der  1252  geweihte 
Früge-Altar,  mit  dem  der  frühgothische  Lettner  zusammenhing  und  bei  dessen 
Entstehung  der  Langhausbau  schon  im  Gange  gewesen  sein  muss.  Der  Posten 
ist  noch  von  der  ersten  Hand  und  zwar  schon  an  dritter  Stelle  eingetragen. 
Der  Tod  von  Wehelin’s  Gattin  findet  sich  auf  Blatt  58  (28.  Febr.),  als  der 
erste  unter  neun  Posten  von  der  ersten  Hand:  Item  Berhta  uxor  Wehelini 
magistri  fabrice  obiit  dedit  XX  libras  vestem  et  pallium.« 

Es  sei  mir  gestattet,  diesen  Ausführungen  einige  Bemerkungen  zu  widmen. 

Die  fraglichen  Stellen  im  Donationsbuche  waren  mir  bei  Inventarisirung 
des  Domarchivs  und  Ausbeutung  der  daselbst  aufbewahrten  Handschriften 
keineswegs  entgangen.  Ich  unterliess  aber  in  meinem  Aufsatz  in  Ltitzow  s 
Zeitschr.  f.  bildende  Kunst  XI,  S.  56,  wo  ich  von  dem  Baumeister  des  Lang- 
hauses sprach,  sie  anzuführen,  weil  ich  weit  entfernt  war,  die  von  Hrn.  Wolt- 
mann vorgelegten  Folgerungen  aus  ihnen  zu  ziehen. 

Dass  diese  Folgerungen  irrthümlich  sind,  lässt  sich  leicht  nach  weisen. 
Zunächst  geht  Herr  Woltmann  von  der  fälschen  Unterstellung  aus,  als  sei  der 
Marienaltar  unter  dem  Lettner  des  Münsters  identisch  mit  dem  Frügealtar;  ei 
lag  im  Gegentheil  neben  demselben  und  wurde  mindestens  12  Jahre  nach 
demselben  gestiftet,  wie  wir  urkundlich  wissen.  Grandidier  kannte  die 
betreffende  Urkunde  (Essais  sur  la  Cathedrale  p.  350),  nannte  aber  den  1264 
neben  dem  Frügealtar  von  Meister  Wehelin  gestifteten  Altar  irrthümlich 
St.  Florentius-  statt  Marienaltar.  Der  Passus  concernens  der  im  »Statbuch« 


(God.  Nr.  3 des  Frauenhaus  - Archivs)  Fol.  1 eingerückten  Urkunde  Bischof 
Heinrichs  von  Geroldseck  lautet:  . . . quoniam  vir  honorabilis  heinricus  civis 
Argentinensis  dictus  Wehelin  de  consensu  et  bona  voluntate  nostra  piovida 
eircumspectione  adhibita  in  ecclesia  nostra  Argentinensi  ...  ob  reverenciam 
gloriose  virgin is  Dei  genitricis  Marie  suis  altare  sumptibus  prope  altare  quod 
dicitur  fruegealtar  in  remedium  anime  sue  fecit  construi  et  construxit , huic 
siquidem  altari  prebendam  annexam  instituit  et  fecit  etc. 

Mit  dem  Frügealtar  von  1252  hat  unser  Wehelin  überhaupt  nichts  zu 
thun  und  die  darauf  basirte  Beweisführung  für  seine  Stellung  als  Baumeister 
ist  durchaus  hinfällig.  Zwar  nannte  ihn  das  Donationsbuch  magister  operis 
(nicht  operis  liuius  ecclesie,  wie  die  Dombaumeister  gewöhnlich  genannt  wer- 
den) und  magister  fabrice.  Aber  diese  Eintragungen  müssen  aut  Irrthum  be- 
ruhen. Die  ältesten  lnscriptionen  der  Handschrift  fallen  schwerlich  vor  1330 
bis  1340;  wo  sie  Personen  des  13.  Jahrh.  anlangen,  beruhen  sie  zweifelsohne 
auf  älteren  Aufzeichnungen  , die  vermuthlich  nicht  hinreichend  genau  waren. 
Der  Schreiber  von  1340  mag  Wehelin  für  einen  Architekten  gehalten  haben; 


344 


Notizen. 


dass  er  dies  nicht  war  und  dass  er  in  einem  andern  Verhältnisse  zum  Münster 
stand,  erhellt  aus  zwei  gleichzeitigen  Urkunden.  In  der  einen,  1281,  wird  her 
Wehelin  der  lonherre  unsers  frowen  Werkes  angeführt;  und  1282  übergiebt 
Gonradus  dictus  de  Zabernia  civis  Arg.  ihm  als  Procurator  des  Frauenwerkes 
(Heinrico  Wehelin  nomine  fabrice  eccl.  Arg.)  omne  ius  sibi  competens  in 
duabus  arcis  etc.  (Statbuch  f.  3800).  Wehelin,  der  1264  noch  offenbar  in 
keiner  amtlichen  Beziehung  zum  Frauenwerk  stand,  fungirt  demnach  1281  und 
1282,  zu  einer  Zeit,  wo  nach  allgemeiner  Annahme  Erwin  längst  dem  Baue 
Vorstand , als  Kassenbeamter  des  Domes , in  welcher  Stellung  er , wie  andere 
urkundlich  beglaubigte  Procuratoren , auch  magister  fabrice  hiess , was  den 
Schreiber  des  Wohlthäterbuchs  zu  jenem  Irrthum  veranlasste. 

Adler  hat  in  der  deutschen  Bauzeitung  1873,  S.  311  den  bereits  Schnee- 
gans und  Hegel  bekannten , von  beiden  Gelehrten  als  einfachen  Procurator 
angesehenen  Gonradus  Oiemann  als  den  Architekten  des  Langhauses  erklärt. 
Derselbe  wird  in  Urkunden  von  1263  und  1274  Cunradus  civis  Argent.  dictus 
Oleman  magister  seu  rector  fabrice  ecclesie  Argent.  genannt.  Dass  mit  rector 
nur  der  Baumeister  könne  gemeint  sein , glaubt  Adler  aus  der  gleichen  Be- 
zeichnung des  Meister  Gerhard  in  Köln  (Boisseree,  Dom  zu  Köln  S.  102: 
magistro  Gerardo  lapicidae  rectori  fabrice  huius  ecclesie)  feststellen  zu  können. 
Nach  Urkunden  von  1263  und  1266  könnte  man  Oleymann  für  einen  ein- 
fachen Schaffner  des  Werks  halten,  da  er  hier  procurator  und  appreciator 
heisst.  Dagegen  nennt  ihn  eine  Urkunde  von  1274,  die  noch  im  Original  im 
Frauenhause  erhalten  ist  und  von  welcher  ich  zuerst  in  meinem  Aufsatze  über 
»Erwin  von  Strassburg  und  seine  Familie  (Lützow’s  Ztschr.  f.  b.  K.  Beibl.  XI, 
S.  56)  gesprochen  habe,  ausdrücklich  magister  operis  ecclesie  Argentinensis. 
Unter  diesen  Umständen  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  Gonrad 
Oleyman  Dombaumeister  in  Strassburg  und  dass  er  zugleich  mit  Verwaltungs- 
geschäften beauftragt  war.  Wir  hätten  hier  einen  ähnlichen  Fall,  wie  bei 
Erwin,  den  seine  Grabschrift  gubernator  nennt.  Die  urkundlichen  Erhebungen 
haben  festgestellt,  dass  sowohl  in  der  Verwaltung  des  Münsterwerkes  selbst 
wie  in  den  Bezeichnungen  für  die  einzelnen  Beamten  bis  in’s  zweite  Decen- 
nium  des  13.  Jahrh.  ein  gewisses  Schwanken  herrscht.  Von  1263—1291 
liegt  die  Administration  in  den  Händen  des  Domcapitels,  das  eines  oder  meh- 
rere seiner  Mitglieder  zu  »Pflegern«  ernennt  , daneben  aber  auch  geistliche 
und  weltliche  »Schaffner«  (Procuratoren)  hat.  So  erscheint  eben  1263  der 
Domherr  E.  de  Sarringin  als  rector  fabrice  (woraus  gegen  Adler  hervorgeht, 
dass  rector  nicht  unbedingt  der  Titel  des  Baumeisters  war)  und  Oleyman  in 
derselben  Urkunde  als  procurator.  Von  1290  an  übernimmt  der  Magistrat  die 
Geschäfte  und  lässt  dieselben  zunächst  durch  einen  oder  zwei  »Pfleger«  be- 
sorgen. Dass  zu  jener  Zeit  die  Bezeichnungen  »gubernator«  und  »procurator« 
noch  ursprünglich  dasselbe  besagen,  lehrt  eine  Urkunde  von  1303,  wo  Einhart 
procurator  seu  gubernator  predicte  fabrice  heisst,  ebenso  wird  1299  Heilmann 
Frocurator  seu  gubernator  genannt,  wogegen  1295  ein  Heinricus  clericus  pre- 
bendarius  altaris  b.  Marie  als  einfacher  Procurator  der  Fabrik  auftritt.  Erst 
im  zweiten  Jahrzehnt  des  14.  Jahrh.  fixiren  sich  die  Bezeichnungen.  »Guber- 


Notizen. 


345 


natoren«  oder  »Pfleger«  sind  von  jetzt  an  die  zwei  oder  vier  aus  den  Stett- 
meistern  bestellten  adligen  Herren,  »Procuratoren«  oder  »Schaffner«  die  unter 
Aufsicht  der  ersteren  arbeitenden  Kassenbeamten,  welche  lange  Zeit  hindurch 

meist  noch  aus  der  niedern  Domgeistlichkeit  genommen  wurden. 

F.  X.  Kraus. 

Baugeschichtliche  Notizen.  1.  Renaissance  in  Italien. 

a)  Albert  Jahn  hat  in  den  Jahrbüchern  für  Kunstwissenschaft  II.  S.  147 
oben  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  in  den  Mappen  des  Antonio  da  San 
Gallo  giovane,  Band  YII  ein  Plan  seines  eigenen  Wohnhauses  in  Montepulciano 
a.  S.  Biagio,  ferner  eine  unausgeführte  Zeichnung  zur  Thurmspitze  der  Kirche 
gleichen  Namens  sich  befindet.  Ich  bin  nun  stark  geneigt,  zu  glauben,  dass 
diese  Kirche  überhaupt  ein  Bau  des  jüngeren  Antonio  da  San  Gallo  und  nicht, 
wie  Vasari  sagt,  des  älteren  Meisters  dieses  Namens  ist.  Vasari  kann  leicht 
die  beiden  Meister  verwechselt  haben;  die  Jahrszahl  1518  widerspricht  der 
Derbheit  und  dem  schon  etwas  überreifen  Charakter  der  Architektur;  aller- 
dings führt  der  grobkörnige  Kalkt nflf  (oder  Travertin?)  bei  den  Bauten  in 
Montepulciano  von  selbst  zu  einer  Grobheit  der  Formen,  aber  ihre  leichte 
Hinneigung  zum  Barocken  (namentlich  am  Thurm)  spricht  für  die  Annahme, 
Piconi  sei  der  Architekt  dieser  Kirche.  Von  dem  älteren  Antonio  da  San 
Gallo,  welcher  1584  starb,  hätten  wir  somit  in  Montepulciano  gar  keinen 
sicher  datirten  Bau,  da  ja,  wie  Albert  Jahn  S.  144  seines  eben  citirten  Auf- 
satzes »die  Sammlung  der  Handzeichnungen  italienischer  Architekten  in  der 
Galerie  der  Uffizien  zu  Florenz«  nachwies , der  Palast  des  Cardinais  von 
Montepulciano  Ricci  oder  del  Monte,  ein  Werk  des  Baldassare  Peruzzi  ist. 
Vielleicht  hat  der  ältere  Antonio  da  San  Gallo  wohl  den  Plan  zu  dieser  Kirche 
gemacht  und  sie  gegründet , sein  Neffe  aber , der  jüngere  gleichen  Namens, 
den  Bau  nach  seinen  eigenen  Plänen  durchgeführt.  Ich  bitte , diese  Frage 
einmal  genauer  zu  prüfen. 

b)  Palazzo  Uguccioni  in  Florenz,  sonderbarer  Weise  sowohl  Rafael  als 
Palladio  zugeschrieben , scheint  das  Werk  des  Giorgio  Vasari  zu  sein.  Für 
die  beiden  ersten  Meister  ist  er  im  Detail  nicht  gut  genug.  In  den  Uffizien 
befinden  sich  zwei  Handzeichnungen,  beide  von  gleicher  Hand  gezeichnet  und 
mit  Unterschrift  versehen;  ob  die  Handschrift  diejenige  Vasari  s ist,  kann  ich 
augenblicklich  nicht  sagen.  Diese  zwei  Zeichnungen,  die  Faqade  der  Uffizien 
gegen  den  Arno  hin  und  den  Palazzo  Uguccioni  darstellend  (er  hiess  schon 
damals  so)  neben  einander  gelegt,  lassen  sofort  die  auffallende  Aehnlichkeit 
der  Architektur  im  Detail  erkennen;  die  Dürftigkeit  in  der  Behandlung  der 
Gliederungen  bei  einer  gewissen  Häufung  derselben , die  ungünstigen  Verhält- 
nisse der  Säulenstellungen  sind  bei  beiden  Zeichnungen  vorhanden.  Wenn 
die  Handschrift  beider  Blätter  sich  als  diejenige  des  Giorgio  Vasari  heraus- 
stellen  sollte,  so  scheint  mir  die  Frage,  wer  der  Erbauer  des  Palastes  Uguccioni 
war,  selbst  für  den  Fall  kaum  mehr  zweifelhaft,  dass  man  dieser  Ansicht  das 
gänzliche  Schweigen  Vasari’s  über  diesen  Bau  in  seiner  Selbstbiographie  ent- 
gegenhielte. Oder  sollte  Vasari  den  Palazzo  Uguccioni  so  genau  studirt,  so 
sehr  bewundert  haben , dass  er  sich  beim  Bau  der  Uffizien  durch  ihn  beein- 


346 


Notizen. 


flussen  liess?  Gsell-Fels  giebt  an  (Oberitalien,  S.  946),  dieser  Palast  sei 
wahrscheinlich  nach  einer  Handzeichnung  des  Rafael,  aber  erst  1550  erbaut; 
die  Uffizien  sind  von  1561  an  von  Vasari  ausgeführt. 

Auch  diese  Frage  ersuche  ich  einer  Prüfung  zu  unterziehen. 

2.  Mittelalterliches  aus  Deutschland. 

Zwei  Fragen  interessiren  mich  sehr,  und  es  sei  hier  gestattet,  sie  aus 
einer  grösseren  Arbeit  zu  wiederholen , da  meines  Wissens  bis  jetzt  Niemand 
dieselben  in  Fachzeitschriften  berücksichtigt  hat. 

a)  In  meinem  Werk  »Beiträge  zur  Kenntniss  der  mittelalterlichen  Bau- 
kunst in  Deutschland.  Frankfurt  a.  M. , Klimsch.  1874«  erwähnte  ich  im 
Text  zu  Tafel  21,  Fig.  1 und  2 der  eigenthümlichen  Masswerke  an  der 
Stefanskirche  und  der  zerstörten  Liebfrauenkirche  zu  Mainz.  Letztere  ist  von 
einem  Meister  Heinrich  von  Böhmen  nach  dem  Brand  vom  17.  April  1285 
neu  erbaut  worden,  eingeweiht  1311.  Derselbe  Meister  hatte  sich  1300  in 
einem  Baucontract  verpflichtet,  ohne  des  Stifts  Genehmigung  wegen  des  Baues 
der  Liebfrauenkirche  an  keinem  anderen  Bau  sich  zu  betheiligen.  Ich  schrieb 
einige  1 enstermasswerke  an  St.  Stephan  in  Mainz  demselben  Meister  Heinrich 
zu  und  vermuthete,  dass  derselbe  auch  an  den  gothischen  Capellen  des  Domes 
daselbst  sich  betheiligt  habe.  Dieser  Meister  Heinrich  von  Böhmen  ist  jeden- 
falls für  die  Gegend  von  Mainz  kunstgeschichtlich  bedeutungsvoll.  Von  ihm 
stammt  vielleicht  der  Chor  der  Christofskirche , der  mit  dem  Chor  der  Lieb- 
frauenkirche sehr  ähnlich  ist.  Welche  Rolle  Heinrich  in  Mainz  und  Um- 
gebung spielt,  ist  ganz  unbekannt  und  es  wäre  vor  Allem  Sache  der  Forscher 
böhmischer  Baugeschichte,  diesen  Meister  näher  kennen  zu  lernen.  Ob  ihm 
wohl  das  Kaufhaus  in  Mainz , das  prachtvolle  Südportal  des  Wormser  Domes 
zuzurechnen  ist?  Hat  er  Antheil  an  der  Katharinenkirche  zu  Oppenheim? 
Alles  Fremdartige  in  der  ganzen  dortigen  Gegend , welches  man  in  der  ent- 
wickelten Gothik  bemerkt , verführt  einen , ari  diesen  Meister  Heinrich  von 
Böhmen  zu  denken.  Mainz  ist  zur  Zeit  des  Anfangs  des  14.  oder  Ende  des 
13.  Jahrhunderts  zu  sehr  von  Göln  und  Strassburg  beherrscht;  warum  berief 
man  einen  Meister  aus  Böhmen? 

b)  Und  ein  Zweites  citire  ich  hier  aus  meinem  genannten  Werke,  siehe 
den  Text  zu  Tafel  22,  Fig.  17.  Das  Mass werkfenster  am  nördl.  Querschiff- 
arm des  Domes  zu  Halberstadt  ist  eine  fast  genaue  Gopie  nach  dem  grossen 
Pergamentplan  für  den  Dom  in  Regensburg;  er  ist  zwischen  1354  und  1442 
ausgeführt  worden.  Die  Gestaltung  dieses  Masswerksfensters  ist  so  eigen- 
thümlich,  dass  ein  direkter  Zusammenhang  mit  ihm  und  dem  Pergament  in 
Regensburg  kaum  zweifelhaft  ist.  Wie  aber  ist  dieser  Zusammenhang  zu 
ei  klären?  Dasselbe  Masswerksmotiv  findet  man  mit  einigen  Abänderungen  an 
der  Westfront  der  Iheinkirche  in  Prag,  aber  im  Charakter  der  Spätgothik 
gebildet.  Auch  Braunschweigische  Bauwerke  der  reifen  Gothik  erinnern,  in 
ihren  Masswerksformen  manchmal  an  dieses  seltsame  Bauspiel. 

3.  Einiges  aus  Holland. 

a)  Die  bis  jetzt  noch  nirgends  in  diesem  Sinne  erwähnte  Kirche  zu 
Meerssen,  erste  Eisenbahnstation  von  Maastricht  gen  Aachen  gehört  zu  den 


Notizen, 


347 


in  Deutschland  seltenen  Stationen  der  Verbreitung  der  Frühgothik  von  West 
nach  Ost.  Ihre  Mittelschiffspfeiler  sind  gleichgebildet  mit  denen  der  Liebfrauen- 
kirche in  Trier  und  der  Elisabethkirche  in  Marburg.  Die  Pfeilerbasen  zeigen 
seltsamerweise  noch  den  Diamantschnitt  zwischen  zwei  Rundwulsten.  Chor 
und  Oberbau  der  Kirche  sind  später  erbaut.  Vergleiche  Romberg’sche  Bau- 
zeitung, 1875  und  1876. 

b)  Die  Westerkerk  zu  Enkhuizen  enthält  ein  Prachtwerk  der  Holz- 
schnitzerei, einen  Chorabschluss  in  Eichenholz  in  den  Formen  der  schönsten 
italienischen  Hochrenaissance;  zweifellos  ist  der  Meister  des  Werkes  in  Italien 
gewesen;  er  hat  die  Arbeit  von  1542 — 72  vollbracht,  wurde  aber  nach  dem 
Abfall  der  Stadt  vom  spanischen  Joch  an  der  Vollendung  gehindert;  eine 
Sockelfüllung  fehlt.  Das  Werk  ist  übersponnen  mit  der  zierlichsten  Ornamentik 
und  trägt  folgendes  Monogramm  Dieselbe  Kirche  enthält  ein  pracht- 
volles Orgelbuffet,  ganz  schwarz  ^ *7  lakirt , mit  gemalter  Goldorna- 
mentik von  1549.  Es  ist  dem  ] 1 L System  nach  ein  gothischer  Auf- 

bau, aber  ganz  in  den  Formen  der  O dorischen  Säulenordnung  durch- 
geführt. I 

Die  schöne  Canzel  mit  vortrefflichen  Füllungen,  Darstellungen  der  vier 


Evangelisten  und  Intarsien  an  der  Unterseite  des  Handbrettes,  1567  68  aus- 

geführt, zeigt  folgende  Chiffres: 


Wer  über  diese  Monogramme  etwas  mitzutheilen  weiss,  wird  darum  gelälligst 
ersucht. 

c)  In  der  St.  Michaeliskirche  zu  Zwolle  befindet  sich  eine  prächtige  holz- 
geschnitzte Canzel  mit  folgender  Inschrift: 

Adam  Straes  van  Weilborch 
uijt  dat  Duijtslant  Nassauwe 
hest  dit  gemackt  sonder  arch 
en  dat  al  door  Gots  betruwe. 

1617 — 1622.  Rudolf  Redtenbacher. 

(Fresken  in  der  Kirche  S.  Francesco  in  Gastelfiorentino  ent- 
deckt.) In  der  Kirche  S.  Francesco  in  Castelfiorentino  wurden  vor  Kurzem 
im  Chore  und  in  anderen  Theilen  der  Kirche  Fresco-Malereien  entdeckt.  Die 
»Commissione  Gonsultiva  delle  Belle  Arti  e Monumenti«  in  Florenz  (Section 
Malerei),  welche  dieselben  in  Augenschein  nahm,  erkannte  sie  . als  zum  grossen 
Theile  von  einem  Schüler  Giotto’s  herrührend.  Die  Fresken  stellen  einige 
Ereignisse  aus  dein, Leben  des  hl.  Franciscus  dar;  obwohl  stark  beschädigt 
durch  Unbilden  der  Zeit  und  menschliche  Devastation,  wurden  dieselben  doch 
von  der  Commission  als  für  würdig  erkannt,  ihrer  historischen  Bedeutung 
wegen  aufbewahrt  zu  werden.  J> 


348 


Notizen. 


(Ein  bisher  unbekanntes  Werk  des  Benozzo  Gozzoli  und  des 
Giusto  di  Jacopo  in  Certaldo.)  Es  sind  nur  wenige  Tage  vergangen,  als 
man  zu  Certaldo , dem  Orte , wo  Giovanni  Boccacci  sein  Leben  beschloss , in 
einer  Kapelle  einige  Fresken  entdeckte,  welche  dem  Pinsel  des  Benozzo  Goz- 
zoli und  des  Giusto  di  Jacopo,  seines  Schülers,  zugeeignet  werden  müssen. 
Die  kleine  Kapelle,  vom  Volke  die  Kapelle  der  Madonna  della  Tosse  genannt, 
zeigt  im  Innern  in  der  Mitte  ein  nach  jeder  Seite  hin  freistehendes  Tabernakel, 
das  im  Innern  sowohl  wie  an  der  Aussenseite  mit  Freskomalereien  geschmückt 
ist.  Die  Hauptwand  des  Innern  zeigt  eine  Kreuzabnahme  mit  Figuren  wenig 
unter  Lebensgrösse.  Auf  der  einen  Seite  des  todten  Erlösers  sieht  man  seine 
Mutter,  die  beiden  Marien,  Johannes  und  Magdalena,  auf  der  andern  Seite 
Josef  von  Arimatea,  Nicodemus  und  eine  dritte  Figur.  In  den  Bogenzwickeln 
des  Tabernakels  sieht  man  zur  Rechten  des  Beschauers  den  hl.  Jacopo  und 
den  hl.  Antonio  Abate,  zur  Linken  den  hl.  Johannes  den  Evangelisten  und 
einen  andern  jugendlichen  Heiligen , der  wahrscheinlich  den  hl.  Miniato  dar- 
stellt; in  der  Bogenrundung  sind  die  Evangelisten  und  in  der  Mitte  GottVater 
mit  der  Taube  abgebildet.  Die  äussere  Seite  des  Bogens  zeigt  die  Verkündi- 
gung (in  zwei  Theilen)  und  erhöht  in  der  Mitte  neuerdings  Gott  Vater  in 
Halbfigur.  Ausserhalb  des  Tabernakels  befindet  sich  auf  der  rechten  Seite 
innerhalb  einer  Nische  Christus  am  Kreuze  mit  Maria  und  Johannes,  auf 
der  andern  Seite  ein  heiliger  Sebastian.  Die  Umrahmung  bildet  Blattwerk, 
untermischt  mit  Köpfen  in  Medaillonform  und  dann  den  Wappen  einiger  Fa- 
milien der  Comunen  von  Florenz  und  Certaldo.  Die  anderen  Frescomalereien 
dieser  Kapelle  sind  eine  Auferstehung  Christi  auf  der  Wand,  welcher  das 
Tabernakel  den  Rücken  zukehrt.  Dann  ein  St.  Girolamo  auf  der  rechten  und 
Tobias  mit  dem  Engel  auf  der  linken  Wand. 

Was  die  kunstgeschichtliche  Bedeutung  dieser  Fresken  betrifft,  so  wur- 
den dieselben  laut  einiger  von  Gaye  im  1.  Bande  seines  Carteggio  mitgetheilten 
Memorien  ca.  1465  von  Benozzo  Gozzoli  und  dessen  Schüler  Giusto  di  Andrea 
di  Giusto  ausgetührt,  welcher  in  seinem  Diarium  aufzeichnet,  er  habe  einen 
todten  Christus  im  Tabernacolo  dei  giustiziati  di  Gertaldo  gemalt. 

Den  Annotatoren  des  Vasari  waren  diese  Fresken  unbekannt  und  mit 
einiger  Zurückhaltung  bezogen  sie  desshalb  das  von  Gaye  Mitgetheilte  bezüg- 
lich der  Cappella  dei  Giustiziati  auf  eine  Frescomalerei , die  noch  heute  in 
dem  Vestibül  des  alten  Palazzo  Pretorio  von  Gertaldo  zu  sehen  ist.  Dieses 
Werk  stellt  allerdings  Christus  am  Kreuze  dar , umgeben  von  Maria , dem 
hl.  Johannes , den  Evangelisten  und  der  hl.  Magdalena ; doch  trägt  es  das 
Datum  1484,  während  es  eben  evident  ist,  dass  Gozzoli  mit  seinem  Schüler 
Giusto  die  vorgenannte  Kapelle  im  Jahre  1465  malte,  in  welche  Zeit  auch  die 
Fresken  von  S.  Gimignano,  einem  Orte  in  der  Nähe  Certaldo’s,  gehören. 

Prüft  man  dann  diese  Malereien  genauer,  so  erhellt,  dass  der  Haupttheil 
der  Arbeit  von  einem  Maler  herrührt,  welcher  der  Schule  des  Benozzo  ange- 
hört, doch  den  Meister  an  Vollkommenheit  nicht  erreicht;  die  Hand  des  Goz- 
zoli erkennt  man  dagegen  unbedingt  in  den  Figuren  des  hl.  Jacob,  des  bl.  An- 
tonius, dann  in  den  beiden  Fresken  Christus  am  Kreuze  und  St.  Sebastian, 


Notizen. 


349 


ingleichen  im  Ornament.  Der  auferstandene  Christus,  S.  Girolamo  und  S.  To- 
bias verrathen  die  Hand  eines  etwas  späteren  und  sicher  minder  talentvollen 

Meisters.  r 

Florenz,  am  22.  December.  Lr-  Lr- 

(Ein  Stillleben  von  Jan  Thomas.)  Im  Besitz  der  Frau  von  Oefele 
in  München  befindet  sich  ein  ziemlich  grosses  Stillleben:  auf  einem  grün- 
belegten Tische  befinden  sich  Tischgeräth,  eine  Citrone,  Kelche,  Gläser  u.  s.  w. 
Auf  dem  Griffe  des  Messers  liest  man:  IO  AN  : THOMAS  : 1638,  auf  der  Scheide 
steht  noch  einmal  der  Name  THOMAS.  Die  Behandlung  ist  eine  geistvolle, 
Farbe  überaus  kräftig,  die  Erhaltung  sehr  gut.  Wer  ist  aber  dieser  Jan  Tho- 
mas? Wahrscheinlich  doch  wohl  der  bekannte  Maler  und  Radirer  Jan  Tho- 
mas, der  1617  zu  Ypern  auf  die  Welt  kam.  Andere  Stillleben  sind  mir  zwar 
nicht  von  ihm  bekannt,  doch  kann  er  in  seiner  Jugend  sich  recht  gut  auch 
in  solchen  versucht  haben.  Vor-  und  Zunamen  stimmen,  und  das  Jahr  macht 
keine  Schwierigkeit.  Vielleicht  ist  übrigens  ein  Anderer  besser  darüber  unter- 
richtet. W-  Sch™idt 


(Berichtigung  zu  Nagler’s  Künstlerlexicon  Bd.  XII  p.  308.  309.) 

1.  Rauch,  Johann  Nepomuk  (nicht  Joh.  Joseph,  wie  dort  angegeben),  Thier- 
und  Landschaftsmaler  und  Radirer  ist  geboren  zu  Wien  den  15.  Mai  1804. 
Er  war  der  älteste  Sohn  des  Bilderrestaurators  zu  Wien  Michael  Rauch  aus 
dem  Ganton  Thurgau  in  der  Schweiz.  Nach  Absolvirung  seiner  Studien  auf 
der  k.  k.  Akademie  zu  Wien,  wo  er  den  ersten  Preis  erhielt,  ging  er  nach 
Florenz  (1829—1831),  von  da  nach  Russland,  wo  er  in  Moskau  fast  zehn 
Jahre  verweilte  und  viele  Arbeiten,  namentlich  für  den  Grafen  Panin,  hinter- 
liess.  Er  musste  dann  seiner  Gesundheit  wegen  das  nördliche  Klima  mit  dem 
südlichen  vertauschen  und  ging  nach  Neapel,  dann  nach  Rom,  wo  er  am 
7.  März  1847  starb.  Sein  letztes  Bild  »der  Titusbogen«,  durch  welchen 
ein  mit  Büffeln  bespannter  Karren  fährt,  wurde  noch  kurz  vor  seinem  Tode 
von  der  Königin  der  Niederlande  gekauft  und  befindet  sich  im  Sommerpalast 
bei  Utrecht. 


Seine  beiden  jüngeren  Brüder: 

2.  Joseph  (nicht  Johann  Nepomuk,  wie  Nagler  angibt)  war  den  27.  Fe- 
bruar 1811  zu  Wien  geboren. 

3.  Ferdinand,  geb.  ebenda  den  4.  April  1813,  starb  auf  einer  Jagd  des 

Fürsten  Esterhazy  am  3.  November  1852. 

Beide  Schüler  des  Johann  Nepomuk  waren,  ohne  den  Bruder  zu  errei- 
chen, doch  auch  tüchtige  Künstler  und  besonders  malte  Ferdinand  Vieles  für 
den  Fürsten  Esterhazy. 

Mittheilung  des  Sohnes  von  Joh.  Nepomuk:  J.  N.  Rauch  jun.,  geb.  zu 
Moskau  1834,  Musiker  zu  Frankfurt  a.  M.  G.  Malss. 


Im  ersten  Hefte  der  Monatsschrift  für  rheinisch- westfälische 
Geschichtsforschung  und  Altertliumskunde,  herausg.  von  R.  Pick, 
theilt  Falk  p.  101 — 103  ein  auf  der  Mainzer  Stadtbibliothek  in  den  Schaab- 
schen  Papieren  sich  befindendes  Blatt  mit,  welches  interessante  Mittheilungen 


350 


Notizen. 


über  das  Schicksal  des  Schatzes  und  des  Archives  von  St.  Maximin 
bei  Trier  enthält.  Die  Mönche  von  St.  Maximin  flüchteten  nämlich  ihr 
Archiv  und  ihre  Schatze  vor  den  Franzosen  nach  Mainz  und  gaben  sie  einem 
dortigen  Professor,  Seb.  Nau  in  Aufbewahrung.  Letzterer  machte  sich  der 
Verletzung  des  Briefgeheimnisses  schuldig  und  entfloh.  In  dem  Prozesse,  der 
hierauf  angestrengt  wurde,  kamen  auch  die  drei  Kisten  mit  dem  Maximin’schen 
Schatze  zum  Vorschein.  Das  Werthvollste  der  zwei  Kisten  mit  den  Archivalien 
wurde  an  die  kgl.  Bibliothek  in  Paris  abgeliefert,  die  dritte  Kiste  mit  kostbaren 
Perg.-Ms.,  goldenen  Kelchen,  Reliquiarien  etc.  wurde  gestohlen.  Nach  vollen 
sechs  Jahren,  d.  i.  im  Juli  1807,  wurden  dem  Verfasser  der  Aufzeichnung, 
für  welchen  Falk  Bodmann  hält,  sechs  Gegenstände,  welche  aus  dem  gestoh- 
lenen Schatze  herrührten,  zum  Kaufe  angeboten  und  gekauft.  Nach  und  nach 
kamen  noch  drei  Goldtafeln  und  ein  kostbarer  Buchdeckel  von  Elfenbein  mit 
Goldfiligranfassung  an’s  Tageslicht.  Das  zu  letzterem  gehörige  Buch,  dem 
12.  Jahrh.  angehörig,  wurde  vom  Diebe  verbrannt.  2. 

In  einer  im  Besitze  des  k.  Reichsarchivs  zu  München  befindlichen  Ur- 
kunde, dd.  17.  September  1446,  bestätigt  der  Steinmetz  Conrad  Roritzer  den 
Empfang  des  im  Dienste  der  Stadt  Regensburg  erhaltenen  Soldes  . . mit 
vrchünd  dez  brieffs  den  ich  in  gib  versigelt  mit  meins  lieben  Steüffvater 
maister  Andre  Engl  Tümbmeisters  czu  Regenspurg  furgedrucktem  Innsigel.  . . 
Daraus  erhellt,  dass  der  in  vielen  kunstgeschichtlichen  Werken  Andreas  Egl 
genannte  Regensburger  Dombaumeister  in  Wahrheit  Andreas  Engl  hiess  und 
G.  Roritzers  Stiefvater  war. 

Gelegentlich  der  Nachgrabungen  nach  römischen  Inschriftsteinen  fand 
man  das  Piedestal  eines  längst  verschollenen  Kunstwerkes  von  Wolfgang 
Roritzer,  welches  im  Lauf  der  Zeit  als  Baustein  verwendet  wurde.  Es  gibt 
Aufschluss  über  den  bisher  unbekannten  Namen  seiner  Frau  und  lautet:  1501 
Wolfgang  Roritzer  Thummaister.  Kungund  Hofsteterin  sein  hausfrau.  pit  got, 
für  sie  paide.  (Verhandl.  d.  hist.  Vereins  v.  Oberpfalz  u.  Regensburg,  Bd.  29, 
p.  139.  G.  W.  Neumann.  Zwei  Nachträge  zur  Monographie:  »Die  drei 
Dombaumeister  Roritzer  und  ihr  Wohnhaus  zu  Regensburg.) 

Der  Palazzo  Riccardi  in  Florenz,  das  bedeutende  Werk  des  Miche- 
lozzo  Michelozzi,  welcher  während  der  kurzen  florentinischen  Residenzherrlich- 
keit das  Ministerium  des  Innern  beherbergte,  ist  nun  bestimmt,  die  Präfectur 
und  das  Provinzial-Gonsilium  aufzunehmen.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  ein- 
greifende Restaurationen  für  nöthig  erachtet.  Bei  dem  schlimmen  Ruf,  in 
welchem  — nur  zu  sehr  mit  Recht  — derartige  Restaurationen  stehen,  gewährt 
es  viel  Beruhigung,  dass  uns  Da  Fosciano  in  der  »Nazione«  (vom  13.  Juli  v.  J.) 
in  einem  grösseren  Artikel  über  den  Palast  Riccardi  mittheilt,  dass  diese  Re- 
stauration bewährten  Kräften  anvertraut  sei,  von  welchen  man  das  Beste 
hoffen  dürfte.  j 

(Ein  Portal  aus  Gremona  im  Louvre.)  Das  Portal  des  Palastes 
Stanga  zu  Gremona,  ein  hervorragendes  Werk  der  norditalienischen  Früh- 
renaissance, von  dem  Marseiller  Kunstfreunde  M.  Vaisse  erworben  und  nach 


Notizen. 


351 


Paris  übertragen,  bildet  heute  einen  Bestandtheil  der  Sammlungen  des  Louvre. 

Es  wurde  von  Gicognara  in  seiner  Storia  della  scultura , sammt  einigen  an- 
deren Werken,  dem  Bramante  Sacchi  zugeschrieben.  Um  diese  Behauptung 
Cicognara’s  zu  prüfen  und  über  den  Urheber  dieses  Denkmals  Aufschluss  zu 
erhalten,  sandte  die  Direction  des  Louvre  den  Herrn  Louis  Courajod,  ehe- 
maligen Schüler  der  Ecole  des  chartes,  jetzt  Adjunct  am  Louvre,  nach  Cre- 
mona,  um  die  Archive  dieser  Stadt  zu  durchforschen.  Courajod  fand  zwar 
die  Quellen,  auf  welche  sich  Cicognara  stützte,  allein  diese  sind  nicht  gleich- 
zeitig und  deren  Glaubwürdigkeit  erleidet  dadurch,  dass  die  anderen  demselben 
Meister  zugeschriebenen  Werke  den  Quellen  gemäss  von  anderen  Künstlern 
herrühren , einen  gewaltigen  Stoss.  Die  bisherigen  archivalischen  Studien 
Courajod’s  haben  die  Existenz  eines  Bramante  Sacchi  noch  nicht  zu  erweisen 
vermocht,  obwohl  zwei  Familien  del  Sacha  am  Ende  des  15.  Jahrhunderts  in 
Gremona  lebten,  deren  Glieder  aus  Notariatsacten  bekannt  sind.  Wir  sehen 
mit  Spannung  den  weiteren  Forschungen  des  Herrn  Courajod  entgegen  und 
erwähnen  nur  noch,  dass  Herr  Barbet  de  Jouy,  dessen  Aufsatz  in  Heft  2 der 
Gazette  des  beaux  arts  1876  wir  obige  Mittheilung  entnehmen  ^geneigt  ist, 
das  Portal  für  ein  Werk  der  Brüder  Rodari  zu  halten , welche  auch  bei  der 

Certosa  bei  Pavia  beschäftigt  waren.  2- 

»La  Rivista  Cristiana«  Periodico  mensile  — Anno  3°,  Fase.  3°,  Marzo 
1875,  — Firenze  1875  enthält  einen  interessanten  Artikel:  Paolo  Vero- 

nese innanzi  al  Tribunale  della  Santa  Inquisizione.  Das  hier  mitge- 
theilte  Aktenstück  (aus  archivio  generale  Ven.,  Processi  del  S.  Uffizio,  Busta  33) 
über  ein  Verhör  Paul  Veronese’s  vor  der  hl.  Inquisition,  ward  zwar  schon 
vor  mehreren  Jahren  einmal  durch  den  Franzosen  Baschet  veröffentlicht  und 
danach  in  der  Gazetta  di  Venezia  (5.  Nov.  1867)  abgedruckt,  wird  aber  hier 
jetzt  ausführlicher  und  genauer  wiedergegeben.  Es  handelt  sich  um  das  Bild 
»Christus  beim  Gastmahl  im  Hause  des  Levi«  in  der  Gemäldegalerie  der  Aka- 
demie der  schönen  Künste  in  Venedig  (Katal.-Nr.  547).  Ursprünglich  war  es 
von  Paul  Veronese,  als  »Christus  beim  Gastmahl  im  Hause  Simons«  (des 
reichen  Pharisäers)  gedacht,  gemalt  und  bezeichnet.  Allein  die  Herren  Inqui- 
sitoren nahmen  an  den  darauf  angebrachten  Figuren  eines  aus  der  Nase  blu- 
tenden Dieners,  einiger  deutschgekleideter  Hellebardierer , einiger  Zwerge  und 
Spassmacher  und  Hunde  Anstoss,  namentlich  auch  an  einem  im  Vordergründe 
sitzenden  grossen  Hunde,  der  sich  nach  einem  unter  dem  Tafeltuche  hervor- 
spielenden Kätzchen  umblickt.  Sie  hatten  daher  durch  den  Dominikanerprior 
den  Maler  auffordern  lassen,  anstatt  dieses  Hundes  die  Magdalena  hinzumalen, 
was  aber  Paul  Veronese  abgelehnt  hatte,  da  eine,  solche  Figur  in  dieses  Bild 
nicht  passe.  So  ward  er  denn  persönlich  vor  das  h.  Offiz  geladen,  welches 
ihm  nach  längerem  interessanten  Verhör  schliesslich  befahl,  bei  Vermeidung 
ernsterer  Strafen  das  Bild  binnen  drei  Monaten  nach  den  Ansichten  der  hoch- 
würdigen Inquisitoren  abzuändern.  — Es  mag  hinzuzufügen  gestattet  sein, 
welchen  Ausgang  diese  Angelegenheit  nahm,  worüber  uns  zwar  nicht  das 
erwähnte  Aktenstück,  wohl  aber  das  Bild  selbst  Aufschluss  ertheiit.  Paul 
Veronese  wischte  das  der  Nase  des  Dieners  entströmende  Blut  weg  und  schrieb 


352 


Notizen. 


mit  schwarzer  Farbe  auf  das  obere  schmale  Gesims  der  schon  erwähnten 
Pfeiler  des  Treppengeländers  FEGIT  D.  GO VI.  MAGNV.  LE VI  — LUGiE  GAP.  V. 
So  war  aus  dem  »Gastmahl  bei  Simon«  das  »Gaslrnahl  bei  Levi«  geworden; 
von  der  Magdalena  konnte  hier  keine  Rede  mehr  sein  und  der  Hund  war 
gei  ettet.  Die  Inquisitoren  gaben  sich  zufrieden , aber  der  jetzige  Beschauer 
wild,  wenn  ei  von  diesem  Vorgang  keine  Kenntniss  hat,  durch  die  gegen- 
wärtige  Bezeichnung  des  Bildes  irre,  da  er  wohl  einen  reichen  Pharisäer 
(Simon),  aber  keinen  Zöllner  (Levi)  erblickt. 

Venedig.  Theodor  Elze. 

In  einem  Briefe  an  M.  A.  Siret , den  Director  des  Journal  des  beaux- 
arts , zeigt  Herr  P.  Genard  an,  dass  seine  Forschungen  über  die  Geburt  des 
P.  P.  Rubens  die  Behauptungen  Du  Mortier’s,  der  für  die  Geburt  Rubens’  zu 
Antwerpen  eintritt,  bestätigen.  Die  Ansichten  • der  Herren  Backhuizen-Van  den 
Brinck , der  den  Künstler  zu  Siegen,  und  Ennen,  der  ihn  zu  Göln  das  Licht 
dei  Welt  erblicken  lässt , haben  somit  wieder  einen  Stoss  erlitten  und  wir 
sehen  der  Veröffentlichung  der  Documente  in  den  Schriften  der  Academie  royale 
dt  Belgique^die  Herr  Genard  in  Aussicht  stellt,  freudig  entgegen.  2- 

Die  Sammlung  der  Malerbildnisse  in  der  Galerie  der  Uffizien  in  Florenz 
wurde  Mitte  Juli  um  das  Selbstportrait  Friedrich  Preller’s  vermehrt.  Der 
Kunstkritiker  der  »Nazione«  benutzt  dies  (24.  Juli),  um  einen  kurzen  Abriss 
des  Lebens  und  Schaffens  dieses  Künstlers  zu  geben.  Die  Beurtheilung  ist 
eine  im  Ganzen  sehr  günstige.  Bezüglich  des  Selbstporträts  meint  er,  es  trage 
die  Vorzüge  aber  auch  die  Schwächen  dieses  Meisters  an  sich;  streng  und 
correct  in  der  Zeichnung,  mangelt  Wahrheit  der  Farbe  und  Kraft  und  Richtig- 
keit des  Helldunkels.  - Wir  hoffen,  bald  Gelegenheit  zu  finden,  ein  auf 
Augenschein  beruhendes  Urtheil  abgeben  zu  können.  J, 

(Monumenta  Germaniae  historica.)  In  der  in  Berlin  vom  7.  bis 
11.  April  1875  stattgehabten  ersten  Versammlung  der  neuen  Generaldirection  der 
Monumenta  Germaniae  wurde  u.  A.  beschlossen , dass  bei  der  Abtheilung 
»Antiquitates«  eine  Sammlung  von  Nekrologien,  Handschriftenkatalogen,  Ver- 
zeichnissen von  Kirchenschätzen,  Inschriften  etc.  Aufnahme  finden  soll. 

(K ün stier- Au tographe.)  Bei  der  Versteigerung  der  Bibliothek,  Auto- 
graphen- und  Kupferstichsammlung  des  verstorbenen  John  Young,  Esqu.  zu 
London,  kamen  auch  folgende  Autographe  unter  den  Hammer:  Ein  Schreiben 
Rembrandt’s  bezüglich  einer  Geldsumme,  welche  ihm  der  Grosspensionär  nicht 
gewähren  wollte  (400  fl.);  ein  Brief  des  Rubens,  hauptsächlich  über  politische 
Angelegenheiten  (230  fl.).  In  wessen  Besitz  befinden  sich  gegenwärtig  diese 
Autographe? 

Nachtrag.  Als  ich  den  Aufsatz  über  die  Darmstädter  Gemäldegalerie 
geschrieben,  war  mir  unbekannt,  dass  einige  Monate  vorher  eine  zweite  Auf- 
lage des  Hofmann’schen  Kataloges  erschienen  war.  In  der  letztem  hat  Herr 
Hofmann  bereits  einige  von  mir  berührte  Punkte  richtig  gestellt;  in  der  Haupt- 
sache jedoch  gelten  meine  Bemerkungen  auch  für  diese  Auflage,  um  so  mehr, 
als  die  Nummern  dieselben  geblieben  sind.  Wilhelm  Schmidt. 


Zur  Charakteristik  der  palermitanischen  Malerei  der 
Renaissance-Zeit. 

I.  Antonio  Crescenzo  und  seine  Schule. 

Solange  die  territoriale  Abgeschlossenheit  Siziliens  vom  Festlande 
verbunden  war  mit  einem  selbstständigen  kräftigen  politischen  Dasein, 
zeigt  die  Insel  trotz  der  Heterogeneität  der  Bevölkerungs-Elemente  ein 
selbstständiges  und  dabei  so  rühriges  künstlerisches  Leben,  dass  sie  das 
italienische  Festland  hierin  nicht  nur  erreicht,  sondern  weit  überflügelt. 
Das  gilt  nicht  blos  von  der  Architektur,  sondern  auch  von  der  Sculptur 
und  Malerei *)•  Man  zähle  doch  nur  die  Reihe  malerischer  Gedanken 
zusammen,  die  man  allein  in  den  Mosaiken  der  Palatina,  der  Dome 
von  Monreale  und  Cefalu  antrifft,  und  vergleiche  damit  das  Resultat 
des  in  dieser  Beziehung  und  aus  derselben  Periode  auf  dem  Festlande 
Vorfmdigen *  2);  oder  man  versenke  sich  in  die  Betrachtung  der  Kapitäl- 


b Illustrirt  durch  Bild  und  Schrift  wurde  diese  Periode  genugsam ; strenge 
historische  Forschung  muss  sich  ihren  Denkmalen  erst  zuwenden.  Für  die  mittel- 
alterliche Kunst  Palermo’s  ist  in  dieser  Beziehung  ein  bedeutsamer  Anfang 
A.  Springer’s  gründliche  Monographie : Die  mittelalterliche  Kunst  in  Palermo.  Bonn, 
1869.  4°. 

2)  In  der  Streitfrage,  ob  diese  Mosaiken  vornehmlich  byzantinischen  oder  ein- 
heimischen Händen  zuzuweisen,  sei  es  mir  gestattet,  folgende  Meinung  auszusprechen : 
Die  rasche  Aufeinanderfolge  der  Bauten,  welche  zu  schmücken  waren  (Cefalu  1131, 
Palatina  1140,  Monreale  1174),  lässt  es  nicht  zu,  all’  diese  Arbeit  fremden  griechi- 
schen Händen  zuzuweisen;  es  müssten  da  ganze  Ströme  von  Mosaicisten  nach  Sizilien 
gewandert  sein,  was  die  Chronisten  gewiss  nicht  verschwiegen  hätten.  Wohl  wird 
man  annehmen  müssen,  dass  Boger  II.,  als  er  die  Palatina  und  Cefalu  mit  Mosaiken 
schmücken  liess,  Mosaicisten  aus  Griechenland  berief,  welche  die  auf  der  Insel  in 
Vergessenheit  gerathene  Kunst  wieder  zu  neuem  Aufschwünge  bringen  sollten.  Diese 
fanden  dann  an  dem  einheimischen  sarazenischen  Elemente,  das  für  alle  technischen 
Fertigkeiten  hohe  Begabung  zeigte,  tüchtige  Hilfsarbeiter  und  mehr  als  dies  — für’s 
Ornamentale  selbstständig  schaffende  Kräfte.  Das  einheimische  normannische  Ele- 
ment aber,  das  gewiss  gleichfalls  zu  dieser  Arbeit  gezogen  wurde,  belebte  mit  seiner 
I 23 


354 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


sculpturen  des  Klosterhofes  von  Monreale;  wahrlich,  man  wird  da  nicht 
selten  durch  eine  so  hohe  Formvollendung  überrascht,  dass  man  ver- 
meint, es  schaffe  hier  schon  derselbe  Geist,  der  auf  dem  Festlande  erst 
im  Quattrocento  erwacht. 

Schon  unter  den  Hohenstauffen  ist  die  Thätigkeit  auf  diesen 
Kunstgebieten  m Abnahme  begriffen.  Friedrich  II.,  wohl  mit  Recht  im 
Rufe  eines  Freigeistes,  ist  wenig  zu  kirchlichen  Bauten  aufgelegt.  Sein 
literarischer  Hof  in  Palermo  kennzeichnet  das  goldene  Zeitalter  der 
Poesie  für  Sizilien;  er  selbst  und  seine  beiden  Söhne  glänzen  unter  den 
ältesten  Poeten  italienischer  Zunge  3).  Die  fortdauernden  inneren  Kämpfe, 
welche  Sizilien  nach  Abschluss  der  Hohenstauffen-Tragödie  heimsuchen, 
der  Wechsel  der  Dynastien,  die  schlimmen  Leidenschaften,  welche  von 
diesen  zum  Zwecke  der  Selbsterhaltung  wachgerufen  werden,  der  wach- 
sende Uebermuth  der  Feudalherren  gegenüber  den  Städten:  alles  dies 
hält  mit  Verwirrung  und  Sorge  die  Gemüther  gefesselt  und  lässt  nicht 
jene  Heiterkeit  und  Freiheit  der  Stimmung  aufkommen,  welche  das 
wahre  zeugende  Element  künstlerischer  Thätigkeit  ist.  Daher  die  trost- 
lose Oede  nach  solcher  Rührigkeit,  wie  sie  das  12.  und  zum  Theile 
noch  die  erste  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  zeigt,  und  kräftigere  Spuren 
künstlerischen  Lebens  erst  wieder,  da  Alfons  I.  kräftigerer  Hand  und 
weiseren  Geistes  als  seine  meisten  Vorgänger  die  Regierung  Siziliens 
führt.  Das  selbstständige  künstlerische  Leben  ist  aber  erloschen;  die 
heimische  Kunstpflege  bringt  es  nicht  weit  über  die  Reproduction 
erstarrter  alter  Formen  und  Typen  hinaus.  Es  bedarf  des  Anstosses 
von  Aussen,  soll  einige  Rührigkeit,  einiger  Fortschritt  sichtbar  werden. 
Wahrlich,  es  ist  verlorene  Liebesmüh,  wenn  noch  Kunsthistoriker,  wie 
der  jüngste  und  tüchtigste  Siziliens,  di  Marzo,  allen  Ernstes  darzulegen 
versuchen,  dass  die  künstlerischen  Traditionen  auf  der  Insel  nicht  unter- 
brochen wurden,  dass  das  künstlerische  Leben  sich  stets  aus  eigener 
Kraft  regenerirte,  ohne  des  Anstosses  von  Aussen  zu  bedürfen  4). 

Damit  will  ich  keineswegs  sagen,  dass  die  Nachblüthe,  welche  der 
grossen  Thätigkeit  des  12.  Jahrhunderts  im  15.,  16.  und  noch  17.  Jahr- 
hundert folgt,  jene  Missachtung  verdiente,  die  ihm  nach  dem  Vorgänge 
Vasari’s  von  Seite  der  Kunstforschung  zu  Theil  wurde.  Man  begegnet 
auch  in  dieser  Periode  ansprechenden,  ja  bedeutenden  Erscheinungen, 


frischen  Phantasie  die  erstarrten  byzantinischen  Formen  und  wird  verantwortlich  zu 
machen  sein  für  die  Fülle  der  Genre-Motive  und  deren  fast  naturalistische  Darstel- 
lung , welchen  man  in  der  Palatina  und  noch  mehr  im  Dom  von  Monreale  so  oft 
begegnet. 

3)  Scelte  Poesie  Liriche  di  Scrittori  anteriori  al  Petrarca.  Milano,  1871. 

4)  Di  Marzo,  Delle  belle  arti  in  Sicilia,  bis  1862  4.  vol.  Palermo.  4°. 


der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


355 


welche  auch  neben  den  zahlreichen  grossen  künstlerischen  Erscheinungen 
des  italienischen  Festlandes  Aufmerksamkeit  verdienen.  Allerdings, 
mannigfache  Schwierigkeiten  stellen  sich  auch  in  dieser  weit  vorgerückten 
Periode  der  Forschung  entgegen.  Während  ein  stark  ausgeprägtes  Per- 
sönlichkeitsgefühl und  Gefühl  für  nationalen  Ruhm  uns  auf  dem  Fest- 
lande eine  Fülle  von  zeitgenössischen  Nachrichten  über  Kunst  und 
Künstler  Zuströmen  lässt,  während  dort  früh  regsame  Sorge  für  Erhal- 
tung des  Vorhandenen  eintritt,  schliesslich  sich  dazu  in  jüngster  Zeit 
die  gewissenhafteste  Durchforschung  des  archivalischen  Materials  von 
Seite  tüchtiger  Kräfte  gesellt:  vermisst  man  hier  all’  diese  drei  Dinge 
zugleich.  Nachrichten  über  Künstler  fliessen  äusserst  spärlich  und  in 
den  meisten  Fällen  rühren  diese  von  Späteren  her  und  erscheinen  dann 
schon  durch  Localpatriotismus  getrübt;  die  Denkmale  selbst  bringen 
viel  häufiger  den  Namen  des  Spenders  als  des  Künstlers;  die  Zeit  bour- 
bonischer  Herrschaft  ist  dann  zwar  bedeutsam  im  Verschleudern,  im 
Zugrunderichten  des  Vorhandenen,  nicht  aber  in  Erhaltung  desselben. 
Was  die  Archive  hier  zu  bieten  vermögen,  wird  man  erst  sehen,  wenn 
Ordnung  und  Durchforschung  des  Materials  hier  in  einer  Weise  Platz 
gegriffen  haben  wird,  wie  es  auf  der  Halbinsel  der  Fall.  Dem  ist  man 
bis  jetzt  noch  sehr  ferne. 

Aus  diesen  letzteren  Gründen  musste  auch  in  diesen  beiden  Ab- 
handlungen, die  ich  als  Studienfrucht  längeren  Aufenthaltes  in  Palermo 
hier  vorlege,  manches  Gonjunctur  bleiben;  sie  prätendiren  auch  nicht, 
ein  völlig  Festes,  Unanfechtbares  zu  geben,  sondern  wollen  nur  als  ein 
Versuch  betrachtet  werden,  einiges  Licht  in  die  Geschichte  der  Malerei 
in  Palermo  während  des  Quattrocento  und  Cinquecento  zu  bringen. 

Ich  sagte  schon  vorhin,  nach  Erlöschen  der  grossen  künstlerischen 
Thätigkeit  im  12.  und  in  der  ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  tritt 
völlige  Productionslosigkeit  ein  und  als  dann  gegen  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts wieder  Anzeichen  künstlerischen  Lebens  sich  zeigen,  tragen 
diese  in  den  meisten  Fällen  die  Spuren  eines  vom  Festlande  gekom- 
menen Impulses.  Ein  ziemlich  steifes,  in  der  Farbe  trockenes  Ma- 
donnenbild von  einem  Magister  Bartholomseus  von  Carnulio  aus  dem 
Jahre  1346  (Minoriten-Gonvent , jetzt  Museo)  gab  Anlass  zur  Behaup- 
tung di  Marzo's,  die  Malerei  Palermo’s  habe  aus  eigener  Kraft  neuen 
Aufschwung  genommen  und  Bartolomeo  di  Carnulio  habe  für  das 
palermitanische , ja  sicilianische  Kunstleben  eine  ähnliche  Bedeutung 
wie  Giotto  für  das  Festland.  Abgesehen  von  jeder  Kritik  des  Werthes 
des  Bildes  (des  einzigen , das  von  diesem  Meister  auf  der  Insel  vor- 
findig),  ist  es  nun  festgestellt,  dass  Bartolomeo  aus  Carnulio  im  Genue- 
sischen stammle  und  dass  dort  mehrere  Werke  dieses  Malers  vorkom- 


356 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


men5).  Erst  gegen  Ende  des  14.  Jahrhunderts  scheint  der  Einfluss 
Giotto’ s,  wahrscheinlich  von  Neapel  her,  nach  Palermo  gedrungen  zu 
sein.  Zwei  Krönungen  Marien’s  (dasselbe  Thema  erscheint  noch  öfter 
wiederholt)  legen  davon  Zeugniss  ab.  Beide  zeigen  einen  nicht  unbe- 
deutenden Schönheitssinn  im  Gontour;  in  Bezug  auf  Farbe  besitzen  sie 
die  kränkliche  Reinheit  giottesker  Tafelmalerei 6).  Neben  dem  giottesken 
Einfluss  muss  auch  dem  sienesischen  eine  kleine  Stelle  eingeräumt  wer- 
den. Aus  dem  Jahre  1402  befindet  sich  ein  Triptychon  im  Museo 
(Nr.  859),  das  von  einem  Nicolao  di  Magio  aus  Siena  herrührt7).  Das 
Bild  ist  von  höchst  untergeordnetem  Werthe.  Ein  Jacopo  Michele, 
detto  Gerardo  da  Pisa  malte  für  die  Arciconfraternitä  della  Nunciata 
ein  Triptychon  mit  ganz  bedenklichen  byzantinischen  Reminiscenzen. 
Allerdings  braucht  bei  dieser  Gelegenheit  di  Marzo  nicht  gerade  die 
Fremden  für  das  Rückschrittliche  in  der  sizilianischen  resp.  palermi- 
tanischen  Malerei  verantwortlich  zu  machen;  ich  werde  später  darauf 
hinzuweisen  haben,  dass  noch  in  den  ersten  Jahrzehnten  des  16.  Jahr- 
hunderts eingeborne  Künstler,  auf  welche  die  Localforscher  stolz  sind, 
sich  solcher  Reminiscenzen  nicht  zu  entschlagen  vermögen. 

In  solchen  Gleisen  findet  man  die  schwache  künstlerische  Thätig- 
keit  in  Palermo  fast  bis  gegen  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts.  Da 
begegnet  uns  plötzlich  ein  Künstler,  der  mit  einem  Male  eben  so  sehr 
den  Bannkreis  heimischer  Traditionen,  als  die  coloristische  Beschränkt- 
heit seiner  giottesken  Vorgänger  verlässt,  und  bei  dem  sich  einem  hohen 
Schönheitsgefühl  Fülle  wahren  Lebens  und  — wie  man  zu  schliessen 
berechtigt  ist  — eine  hohe  dramatische  Kraft  des  Ausdruckes  zugesellt; 
dessen  Einfluss  dann,  wenngleich  nur  in  Wenigen,  fortwirkt,  bis  eine 
noch  mächtigere  Erregung  wieder  vom  Festlande  herkommt  und  die 
Talentvollsten  in  ihrem  Schaffen  bestimmt. 

5)  Milanesi  fand  einige  darauf  bezügliche  Urkunden ; ich  gestehe , dass 
Di  Marzo  selbst  es  war,  der  mir  hiervon  zuerst  persönliche  Mittheilung  machte.— 

Camulium,  das  Camoglio  des  Leandro  Alberti  (Descrizione  d Italia,  ed.  Venezia 
1561)  heute  Camogli,  ca.  14  ital.  Milien  von  Genua  entfernt. 

6)  Beide  im  Museo  Nr.  79  und  82.  Das  Eine  gezeichnet  1400.  Maria  von 
vollem  Oval.  Hohe  Stirne.  Nase  ohne  Winkel  von  der  Stirne  abzweigend.  Nasen- 
rücken kräftig.  Augenrücken  stark  gewölbt,  Augenöffnung  gross,  mandelförmig. 
Haar  röthlich  blond.  Die  assistirenden  Engel  erinnern  mit  ihren  ausgebogenen  Ge- 
stalten, dem  aufgehöhten  hektischen  Roth  des  Incarnats  der  Wangen  und  auch  in 
Folge  eines -gewissen  holden  Liebreizes  an  die  Weise  Fra  Angelico’s. 

T)  Die  Inschrift,  in  jüngster  Zeit  durch  Wegbruch  eines  Flügels  der  Predella 
beschädigt,  lautete:  A.  D.  M . GGCC  . II. 

Hoc  . op.  fieri  fec.  dns.  Petr, 
de  Biluidiri . canonicus  . panormitan  . 
p,  man.  Nicolai  di  Magio . de  . Senis. 


der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


357 


Es  ist  dies  Antonio  Crescenzo. 

Bis  jetzt  ist  es  noch  nicht  gelungen,  ein  schriftliches  Document 
aufzufinden , welches  auf  ein  oder  das  andere  Ereigniss  seines  Lebens 
oder  seines  Schaffens  directen  Bezug  nähme. 

In  der  Tradition  und  Localforschung  spielt  der  Name  Crescenzo 
in  Bezug  auf  Malerei  dieselbe  Rolle,  wie  ungefähr  später  der  Name 
Gagini  in  der  Bildhauerei  Palermo’s.  Um  so  schwieriger  wird  da  der 
Versuch  einer  kritischen  Sichtung.  Die  Localforschung  eignet  dem  An- 
tonio Crescenzo  folgende  Werke  zu: 

1)  Als  frühestes  Werk  ein  Bild  aus  dem  Jahre  1417,  das  noch 
existiren  aber  in  fremde  Hände  übergegangen  sein  soll.  Di  Marzo  sagt, 
es  sei  mit  dem  Namen  des  Künstlers  gezeichnet 8). 

2)  Circa  1440  die  beiden  monumentalen  Werke  im  Ospedale 
Nuovo  (o  Grande),  wovon  das  »Ultimo  Giudizio«  zerstört  ist , der 
Trionfo  delia  Morte  noch  heute  bewundert  wird. 

3)  Circa  1466  eine  Darstellung  der  Jungfrau  im  Tempel ; verloren 
oder  zerstört. 

4)  Circa  1476,  die  7 Tafeln  mit  Darstellungen  heiliger  Jungfrauen; 
davon  nur  Eine  noch  vorhanden,  jetzt  im  Dom. 

5)  Wahrscheinlich  dann  eine  Conversazione , jetzt  Museo  Nr.  85. 

Was  nun  gleich  das  erste  Werk  betrifft,  so  möchte  ich  dabei  die 

Autorschaft  des  Malers  des  Ultimo  Giudizio  und  der  Tafeln  von  1476 
stark  anzweifeln;  selbst  angenommen,  dass  diese  Tafel  existire,  dass 
sie  mit  dem  Namen  Antonio  Crescenzo  gezeichnet  sei,  wäre  dies  noch 
kein  Beheben  unseres  Zweifels.  Thatsache  ist  es , dass  Glieder  der 
Familie  Crescenzo  mit  den  Vornamen  Antonio  oder  Antonello  mehrere 
Generationen  hindurch  wirken;  man  kann  darnach  die  Tafel  immerhin 
einem  anderen  Crescenzo  zuweisen.  Dafür  sprechen  auch  chronologische 
Erwägungen;  eignet  man  die  Tafel  von  1417  unserem  Crescenzo  zu,  so 
umfasste  seine  künstlerische  Thätigkeit  zum  Mindesten  60  Jahre , wozu 
noch  käme,  dass  er  gerade  in  einem  kaum  normalen  Greisenalter  die 
umfangreichste  Thätigkeit  entfalten  würde. 

Ist  nun  seine  erste  beglaubigte  Leistung  nach  dem  Jahre  1440 
festzustellen,  so  kann  man  seine  Geburt  zwischen  dem  ersten  und 
zweiten  Jahrzehnt  des  15.  Jahrhunderts  setzen  (und  zwar  näher  dem 
ersten  als  dem  zweiten  Jahrzehnt).  Alle  Schriftsteller,  die  über  Cres- 
cenzo berichten,  sind  einig,  dass  die  Familie  eine  erbansässige  in  Pa- 


8)  Di  Marzo  o.  c.  III.  p.  110.  Der  Autor  beschreibt  weder  das  Bild,  noch 
giebt  er  an,  wohin  es  gekommen.  Er  scheint  diese  Nachricht  nur  vom  Hörensagen 
zu  besitzen. 


358 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


lermo  gewesen.  Früh  scheint  Antonio  nach  dem  italienischen  Festlande 
gekommen  zu  sein;  kann  er  nun  dort  auch  nicht  — schon  aus  chrono- 
logischen Gründen  nicht  — ein  Schüler  Masaccio’s  9)  gewesen  sein , so 
mag  er  immerhin  Toscana  besucht,  hier  sein  Auge  für  Form  und  Farbe 
geübt  und  in  Pisa  die  Begeisterung  für  die  monumentale  Composition 
geschöpft  haben.  Zurückgekehrt,  wagte  er  sich  dann  bald  an  die  grosse 
Composition  des  »Ultimo  Giudizio«,  die  sich  einst  an  der  Ostwand  des 
Hofes  des  Ospedale  Grande  befand.  Dieser  Bau  wurde  schon  im  Jahre 
1330  von  einem  Comes  Matheeus  Sclafanus  im  Wetteifer  mit  einem 
Grafen  Chiaramonte  von  Modica  erbaut  — wie  die  Inschrift  sagt  — 
in  der  Frist  eines  Jahres  10).  Im  Jahre  1440  wurde  dann  der  Palazzo 
Sclafani,  der  damals  den  Vicekönig  Siziliens  zum  Eigenthümer  hatte, 
von  dem  Magistrate  der  Stadt  Palermo  für  150  Unzen  (ob  Gold  oder 
Silber  wird  nicht  gesagt)  erworben  und  zum  Asyle  für  Arme  und 
Kranke  bestimmt.  Hospitale  novum  et  grande  wird  es  aber  genannt 
»quod  et  structurse  magnitudine  et  pulchritudine  loci  cseteris  Italiae 
Xenodochiis  nihil  invidet«  *).  An  eine  systematische  malerische  Aus- 
schmückung der  Hofarkaden  scheint  man  nicht  gedacht  zu  haben.  Das 
»Ultimo  Giudizio«  befand  sich  an  der  Ostwand;  der  Trionfo  befindet 
sich  an  der  Südwand;  im  Jahre  1634  malte  dann  Pietro  Novelli  an 
die  Nordwand  eine  Darstellung  des  Paradieses.  Nach  1440  also  ist 
das  Ultimo  Giudizio  zu  setzen.  Es  scheint  der  Zerstörung  nicht  lange 
Stand  gehalten  zu  haben;  eine  genaue  Beschreibung  desselben  ist  nir- 
gends zu  finden ; schon  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  be- 
richtet Cascini  folgendes:  Dieses  Gemälde  (das  jüngste  Gericht),  welches 
ca.  1440  entstand,  dann  in  Folge  von  Feuchtigkeit  sehr  verdarb,  wurde 
in  moderner  Zeit  zum  Theile  restaurirt;  besser  erhallen  blieb  der  obere 

9)  Nach  di  Marzo  hat  Gallo  in  seinem  Elogio  storico  di  Pietro  Novelli,  3.  ed. 
Palermo  1830  pag.  25  in  nota  diese  Meinung  ausgesprochen.  Die  Gründe,  die  Gallo 
hiefür  angiebt , die  Beweise,  womit  er  seine  Behauptung  stützt,  kenne  ich  leider 
nicht.  In  der  seconda  ediz.  v-  1828,  die  mir  zu  Gebote  stand,  fand  ich  diese  Mei- 
nung nicht.  Pag.  31  findet  sich  nur  eine  Erwähnung  der  Hauptwerke  des  Antonio 
Crescenzo  mit  Citirung  des  Baronius  u.  s.  w. 

10)  Ueber  das  Architektonische  beider  Bauten  — Palazzo  Sclafani  und  Palazzo 
Chiaramonti,  — Springer,  o.  c.  S.  26.  Das  Historische  bei  Facelli,  De  rebus 
Siculis  Decades  Duae.  Panormi  1560.  Lib.  VIII.  p.  175. 

*)  Fazelli  an  vorerwähnter  Stelle.  Das  auf  die  Gründung  resp.  Einrichtung 
des  Hospitals  bezügliche  päpstliche  Breve  bei  Manganante,  Sacro  Teatro  Paler- 
mitano.  5 vol.  Ms.  der  Nazionale  (in  Palermo)  Signatur:  qq  D 11 — 15.  vol.  III,  a fol. 
938  ff.  Auch  Ranzano,  der  sein  Werkchen  »De  auctore  et  primordiis  ac  progressu 
felicis  urbis  Panormi«  in  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  schrieb,  gedenkt 
des  Hospitals,  ohne  aber  eine  Malerei  des  Hofes  zu  erwähnen.  Ed.  di  Marzo,  Pa- 
lermo 1864,  pag.  79  ff. 


der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


359 


Theil,  wo  sich  auch  im  Chore  der  Seligen  die  fünf  Schutzpatroninnen 
Palermo’s  befinden.  Unter  diesen  stellt  die  in  der  Mitte  mit  dem  Rosen- 
kränze auf  dem  Haupte  und  den  betend  emporgerichteten  Händen  die 
heilige  Rosalia  dar;  zu  ihrer  Rechten  befindet  sich  St.  Agatha,  welche 
die  Art  ihres  Märtyrthums  arizudeuten  die  Hände  auf  den  Rusen  legt; 
die  in  ihrer  Nähe,  welche  einen  Strick  in  der  Hand  hält,  scheint 
S.  Christina  zu  sein,  welche  an  einen  Stein  gefesselt  in  das  Meer  ver- 
senkt wurde.  Zur  Linken  der  hl.  Rosalia  befindet  sich  die  hl.  Oliva, 
mit  dem  Oelzweige  als  ihrem  Symbol,  und  die  hl.  Nympha,  ein  Gefäss 
in  der  Hand  haltend  — zum  Zeichen  ihres  Märtyrertodes  durch  sie- 
dendes Oel  — und  mit  Rosen  und  Lilien  bekränzt,  weil  sie  in  dieser 
Weise  von  einem  Engel  geschmückt  wurde,  als  sie  von  dem  heiligen 
palermitanischen  Rischofe  Mamilianus  die  Taufe  erhielt11).  Als  im 
Jahre  1713  dort  eine  Treppe  gelegt  wurde,  verschwand  der  letzte  Rest 
der  Malerei.  — Einstimmig  sind  aber  alle  Stimmen,  welche  sich  über- 
dies Werk  äüssern,  im  Lobe  desselben  und  im  Bezeugen,  dass  Antonio 
Crescenzo  der  Maler  desselben  sei.  Giacomo  del  Duca  (nicht  zu  ver- 
wechseln mit  Giovanni  del  Duca),  ein  palermitanischer  Bildhauer  und 
wie  er  selbst  bezeugt,  Schüler  Michel  Angelo’s,  sprach  darüber  zu  Ma- 
riano Smiriglio  in  folgender  Weise:  »Enim  vero,  Mariane  mi,  si  Michael 
Angelus  Bonarota,  Magister  meus,  Panormum  trajecisset,  affirmarem 
certe  totum  id,  quod  de  communi  Hominum  judicio  in  Pontificio  sacello 
Romae  descripsit,  ex  hac  pictura  fuisse  ab  illo  diligenter  exscriptum«  12). 

Baronius  äussert  sich  über  das  jüngste  Gericht,  dass  es  in  der 
ganzen  Malerei  nichts  Schöneres,  nichts  Formvollendeteres,  nichts  der 
Wahrheit  näher  kommendes  geben  könne,  als  dies  Werk  des  Antonio 
Crescenzo.  Bei  dieser  Gelegenheit  betont  er  auch,  dass  es  meh- 
rere Crescenzo  gebe,  dass  sie  Palermitaner  und  dass  ihr  Ruhm  fast 
über  den  ganzen  Erdkreis  verbreitet  sei  (!)  13).  Manganante,  der  ein 
fleissiger  Sammler  von  Notizen  und  Compilator  älterer  Schriftzeugnisse, 


n)  Cascini,  Di  s.  Rosalia,  Vergine  Palermitana  libri  tre.  Palermo  1651  (nach 
dem  Tode  des  Verfassers  edirt;  geschrieben  ca.  1635),  pag.  318. 

Cascini  bringt  auch  ein  — allerdings  recht  dürftiges  — Kupfer  dieser  Gruppe. 
12)  Franscisci  Baronii  »De  Majestate  Panormitana  Libri  IV«.  Panormi  1630. 
lib.  III.  pag.  101.  Baronius  bringt  diese  Stelle  allerdings  mit  dem  Trionfo  in  Ver- 
bindung; wie  sich  aus  dem  Inhalt  ergiebt  und  wie  Spätere  reportiren,  bezieht  sich 
dies  Urtheil  auf  das  »Jüngste  Gericht«.  Baronius  zählt  auch  diesen  Giacomo  del 
Duca  unter  den  palermitanischen  Bildhauern  auf. 

1S)  »Praetereo  nunc  Crescentios  Panormitanos  Pictores  toto  fere  terrarum  orbe 
celeberrimos  de  quibus  sane  cum  satis  fama  proloquatur,  non  est,  cur  de  his  ipsis 
mihi  habeatur  oratio«.  Baronius  an  angeführter  Stelle. 


360 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


eignet  gleichfalls  unbedenklich  das  Werk  dem  Antonio  Crescenzo  zu14). 
Es  wäre  zwecklos , all’  die  weiteren  Stimmen  anzuführen ; ein  Zweifel 
an  der  Autorschaft  Antonio  Crescenzo’s  gegenüber  diesem  Werke  wurde 
nie  erhoben.  So  mag  das  Angeführte  genügen,  einem  nun  gänzlich  zer- 
störten Werke  gegenüber,  das  — darf  man  dem  von  Baronius  und 
Anderen  citirten  Urtheile  eines  Schülers  Michel  Angelo’s  trauen  — eine 
gewaltige  dramatische  Kraft  der  Darstellung  aufwies  und  dabei  anderer- 
seits wo  es  am  Platze,  ideale  Haltung,  edle  Lineatur,  eine  fast  bis  in’s 
Allgemeine  gehende  Stilisirung  der  Köpfe  zeigte  — wenn  man  Letzteres 
nach  dem  dürftigen  Kupfer  bei  Cascini  schliessen  darf. 

Als  zweites  Hauptwerk  wird  demselben  Antonio  Crescenzo  der 
»Trionfo  della  Morte«  zugeeignet. 

Ich  gebe  zuerst  eine  kurze  Beschreibung  des  Bildes.  Dasselbe 
nimmt  einen  grossen  Theil  der  Südwand  des  Hofes  ein;  es  besitzt  eine 
Länge  von  6 Meter  und  20  Centimeter  und  eine  nicht  viel  geringere 
Höhe.  »Restaurirt«  und  gefirnisst  wurde  dasselbe  in  den  ersten  Jahren 
unseres  Jahrhunderts  durch  den  palermitanischen  Maler  Giuseppe  Ve- 
lasques.  An  die  Worte  Petrarca’s  wird  man  gemahnt  — mag  der 
Maler  dieselben  auch  nicht  im  Sinne  gehabt  haben: 

» ....  Ed  ecco  da  traverso 

Piena  di  morti  tutta  la  campagna 

Che  comprender  non  puö  prosa  ne  verso. 

Da  India,  dal  Cataio,  Marocco  e Spagna 
II  mezzo  avea  giä  pieno  e le  pendici 
Per  molti  tempi  quella  turba  magna. 

Ivi  eran  quei  che  für  detti  felici, 

Pontefici,  regnanti  e’  mperatori; 

Or  sono  ignudi,  poveri  e mendici. 


Er’  a vederla  un’  altra  valorosa 

Schiera  di  donne  non  dal  corpo  sciolta 

Per  saper  s’  esser  puö  Morte  pietosa  . . . . 15). 

Das  Ensemble  des  Bildes  ist  mit  grosser,  doch  aufgehobener  Sym- 
metrie in  mehrere  Hauptgruppen  geordnet.  Der  Tod,  als  Gerippe  ge- 
dacht, nimmt  die  dominirende  Stelle  ein;  auf  einem  abgemagerten,  doch 
trefflich  gezeichneten  Pferde  saust  er  durch  die  Luft,  seine  todbringenden 
Pfeile  auf  die  Menge  sendend,  ohne  Jugend  oder  Alter,  Macht  oder 

14)  Manganante,  o.  c.  vol.  III  a fol.  948  ff. 

15)  Petrarca,  Trionfo  della  Morte,  cap.  I. 


der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


361 


Niedrigkeit,  Seligkeit  oder  Elend  zu  beachten.  In  entgegengesetzter  Be- 
wegung braust  durch  die  Lüfte  eine  grauenhafte  Frauengestalt , zwei 
Hunde  an  einer  Leine  zügelnd;  ich  wage  dieselbe  nicht  zu  deuten.  Im 
Vordergründe  ist  das  grosse  Feld  des  Todes.  Geistliche  Würdenträger, 
gekrönte  Gewalthaber,  Fürsten,  Gelehrte,  Volk  — sie  alle  sind  Beute 
des  Unerbittlichen.  Die  da  rechts,  von  Alter  gebeugt,  oder  verachtend 
die  trüglichen  Güter  der  Erde,  scheinen  ihn  zu  begrüssen,  wie  einen 
Erlöser,  einen  ersehnten  Freund.  Aber  in  diese  Gruppen  links,  bunt 
gemischt  aus  prächtig  gekleideten  Frauen  und  weltlich- stolzen  Männern 
— alle  befangen  in  irdisches  Thun  und  irdische  Freude  — greift  er 
hinein  als  unerwünschtes , ferngeglaubtes  Schicksal.  Der  Fuss  dieser 
schönen  Mädchen  und  Frauen  möchte  noch  den  Tönen  jenes  Lauten- 
spielers folgen,  aber  die  Todesblässe  legt  sich  schon  auf  die  Wangen. 
Auf  derselben  Seite  im  Hintergrund  sieht  man  einen  Brunnen  (gothische 
Architektur)  umgeben  von  einer  heiteren,  tändelnden  Gruppe  von  Mäd- 
chen und  Jünglingen;  einige  bespiegeln  sich  in  der  Wasserfläche  des 
Brunnens;  ich  möchte  dies  deuten  als  Symbolisirung  des  Traumhaften, 
Schattenartigen  alles  irdischen  Daseins. 

Unter  der  mittleren  Gruppe  der  vom  Todespfeil  Getroffenen  findet 
sich  auch  ein  Mann  im  Talar  der  Rechtsgelehrten,  er  hält  eine  geöff- 
nete Rolle,  darin  man  in  grossen  gothischen  Schriftcharakteren  ge- 
schrieben findet:  »Bartulus  de  Haixferratu  lux  juris  civilis«.*)  Ziemlich  auf 
demselben  Plane,  in  dem  sich  rechts  die  Brunnengruppe  befindet,  stehen 
links  zwei  Männergestalten,  der  Eine  mit  dem  Pinsel,  der  Andere  mit 
der  Palette  in  der  Hand,  die  auf  den  Maler  des  Werkes  und  seinen 
Schüler  gedeutet  werden.  Den  Hintergrund  bildet  dichte  Waldlandschaft, 
von  Schmetterlingen  und  Vögeln  reich  belebt;  links  dringt  durch  eine 
kleine  Lichtung  der  Himmel  ein. 

*)  Bartulus  de  Haixferratu,  d.  h.  Bartolo  von  Sassoferrato  in  Umbrien,  einer 
der  berühmtesten  Rechtsgelehrten  seiner  Zeit.  Geboren  1313  starb  er  1355  oder 
1357.  Einige  Zeit  hindurch  lehrte  er  zu  Pisa.  In  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts, nach  Erfindung  der  Buchdruckerkunst,  erlebte  er  eine  neue  Epoche  des 
Glanzes.  Seine  Schriften  über  das  Corpus  juris  civilis  wurden  wiederholt  edirt  und 
besonders  von  Alessandro  da  Imola  commentirt  und  mit  neuen  Annotationem  ver- 
sehen. Aus  dieser  Popularität  erklärt  es  sich,  wie  er  hier  gleichsam  als  hervor- 
ragendster Bepräsentant  des  stolzen,  nichtsdestoweniger  der  Macht  des  Todes  unter- 
worfenen Gelehrtenthums  auftritt.  — Der  Curiosität  wegen  citire  ich  ein  Werkchen 
des  Bartolo,  worin  er  seine  Rechtsgelehrsamkeit  auf  eine  überirdische  Streitfrage 
anwendet:  Libellus  procuratoris  in  quo  diabolus  producit  litem:  coram  judice  omni- 
potente Deo  contra  genus  humanum  pro  quo  beata  virgo  Maria  tamquam  procuratrix 
et  advocata  comparens,  tandem  pugnam  obtinuit:  et  inimici  versuciam  confudit.  — 
Die  Sizilianisirung  des  Lateins  in  dem  Jaixferratu  statt  Sassoferrato  mag  auf  Rech- 
nung des  einheimischen  Mitarbeiters  gestellt  werden. 


362 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


Was  steht  nun  fest  über  die  Autorschaft  dieses  Werkes?  Gleich 
zuerst  wirkt  es  auffallend,  dass  man  vom  Anfang  an  in  der  Nennung 
des  Namens  schwankend  ist,  während  in  dieser  Beziehung  dem  »Ultimo 
giudizio«  gegenüber  doch  völlige  Einheit  herrschte.  Baronius  bringt  es 
nur  zu  einer  Ungeheuerlichkeit,  indem  er  das  Werk  dem  Vincenzo  Aine- 
molo  zueignet16).  Auch  das  ungebildete  Auge  wird  nicht  einen  Mo- 
ment in  Versuchung  fallen,  den  Trionfo  dem  Ainemolo  zuzueignen,  hat 
es  auch  nur  ein  Bild  dieses  Raphaelisten  gesehen.  So  ist  es  auch 
kaum  nöthig  anzuführen , dass  Auria , der  das  erste  Verzeichniss  der 
Werke  Ainemolo’ s bringt  und  darin  nur  zu  wenig  skrupulös  in  der 
Sichtung  ist  ( — aus  Eifer  dem  Ainemolo  so  viel  als  möglich  zuzu- 
eignen — ),  den  Trionfo  in  dieser  Liste  nicht  erwähnt 17).  Manganante 
behauptet  zwar  positiv  die  Autorschaft  des  Antonio  Grescenzo  gegen- 
über dem  »Ultimo  Giudizio«,  doch  dem  »Trionfo«  gegenüber  hat  er 
keine  feste  Meinung.  Er  citirt  zuerst  Baronius,  dann  schreibt  er: 

»Alte  Leute , welche  in  dem  Hospital  verweilten , sagen  mir , sie 
hätten  dort  gehört,  dass  der  »Trionfo  della  Morte«  von  einem  flandri- 
schen Meister  gemalt  worden  sei.  Dieser  war  als  ein  Unbekannter 
krank  in  das  Hospital  gekommen  und  dort  gut  aufgenommen  und  ge- 
pflegt worden.  Da  habe  er  dann,  als  er  genesen,  aus  Dankbarkeit  das 
Bild  gemalt,  ohne  weiter  eine  Nachricht  von  sich  zurückzulassen«.  Man- 
ganante spricht  zwar  seine  Zustimmung  hiezu  nicht  aus;  ebenso  wenig 
konnte  ich  aber  wie  Mongitore  — Manganante  citirend  — behauptet, 
den  Namen  Mario  Gezio  in  dem  mir  vorliegenden  Manuscripte  entdecken, 
welchen  Manganante  anrufen  soll  als  mehr  glaubwürdigen  Gewährs- 
mann, dazu  bemerkend,  dass  dieser  den  Antonio  Grescenzo  als  Autor 
nenne 18). 

Ich  komme  nun  zu  Mongitore  selbst.  Er  ist  der  fleissigste  Sammler 
von  Nachrichten  auf  Kunst  und  Künstler  Palermo’s  sich  beziehend. 

Sein  grosses  Werk  »Dell’  istoria  sagra  di  tutte  le  Chiese,  Con- 
venti,  Monasteri,  spedali  e altri  luoghi  pii  della  Gitta  di  Palermo«  und 
seine  »Memorie«  etc.  — beide  Manuscripte  der  Nationalbibliothek  in 


16)  Baronius,  o.  c.  III.  pag.  101. 

17)  Auria  (Yinc.)  Memorie  di  Vicenzo  Romano.  Als  Anhang  zu  seinem  »II 
Gagino  Redivivo«  gedruckt.  Palermo  1698. 

18)  Manganante,  o.  c.  III.  a.  fol.  948,  Mongitore,  Memorie  dei  pittori,  scultori 
e architetti  siciliani.  Ms.  Gq.  C.  63  (über  Grescenzo  fol.  37.  38.  39).  Den  Namen 
Mario  Gezio  (nicht  Gegio,  wie  di  Marzo  fälschlich  citirt)  konnte  ich  in  der  Zahl  der 
sizilianischen  Schriftsteller  nicht  entdecken,  auch  nicht  in  dem  flüssigsten  biblio- 
graphischen Werke  dieser  Art:  Mongitore,  Bibliotheca  Sicula.  Palermo  1708-14. 
Desgleichen  konnte  ich  auch  nichts  Handschriftliches  von  diesem  Autor  auffinden. 


der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


363 


Palermo  — sind  eine  Fundgrube  für  jeden  auf  diesem  Gebiete  For- 
schenden. — Mongitore  nun,  vom  Trionfo  sprechend,  resumirt  zuerst 
die  verschiedenen  Meinungen.  Er  weist  Baronius  zurück,  ebenso  die, 
welche  einen  Gignani  als  Maler  dieses  Bildes  nennen  19);  auch  die  Ge- 
schichte von  dem  flandrischen  Meister  erscheint  ihm  nicht  glaubwürdig; 
dagegen  halte  er  es  für  stichhältiger  (»opinione  piu  ferma«),  wenn  nach 
Manganante  Gezio  dies  Werk  dem  Antonio  Grescenzo  zueigne.  Mit 
ganz  wildem  Eifer  hat  die  Autorschaft  des  Grescenzo  dann  zuletzt 
di  Marzo  vertheidigt,  wobei  wohl  in  Folge  grossen  Eifers  einige  Fehler 
gegen  die  Gründlichkeit  unterliefen20).  Erwähnt  sei  noch,  dass  Mon- 
gitore zuerst,  nach  ihm  auch  di  Marzo  anführt,  die  beiden  Männer  mit 
Pinsel  und  Palette  sollten  den  Antonio  Grescenzo  und  dessen  Schüler 
Tomaso  de  Vigilia  darstellen.  Voilä  tout.  Also , die  historischen 
Stützen,  welche  die  Autorschaft  Antonio  Grescenzo’s  in  Bezug  auf  dieses 
Bild  fand,  sind  ziemlich  schwächlich.  Da  soll  denn,  wie  di  Marzo  an- 
führt, Giuseppe  Velasques  bei  seiner  Restauration  des  Bildes  in  der 
Manschette  des  Aermels  des  Künstlers  das  Autograph  in  gothischen 
Charakteren  entdeckt  haben.  Mit  Hülfe  der  Loupe,  und  nur  durch  die 
angegebene  Direction  gelang  es  mir,  folgendes  Monogramm  aufzufinden : 

Diese  kleinen  zierlichen  runden  (nicht  gothischen!)  Lettern,  die 
Aengstlichkeit,  sich  auf  der  gewaltigen  Fläche  zu  verbergen,  die  Weise 
der  Verschlingung  der  Buchstaben  und  der  Abkürzung  des  Namens  — 
alles  das  zeigt  mit  Evidenz  die  ängstliche  gutgemeinte  Fälschung,  zur 
Zeit  der  Restauration  gethan,  einer  vom  Localpatriotismus  gestützten 
Tradition  eine  wenn  auch  kleine  Hilfe  angedeihen  zu  lassen. 

Was  ergiebt  nun  dem  gegenüber  eine  vorurtheilslose , genaue 
Untersuchung  des  Stils  und  des  Colorits21)? 

Der  Stoff  sowohl,  welcher  in  diesem  Gemälde  behandelt  ist,  als 


19)  Das  Lächerliche  dieser  Aussage  leuchtet  allerdings  auf  den  ersten  Blick 
ein,  da  jener  Carlo  Cignani , welchen  die  Kunstgeschichte  kennt,  ein  Schüler  des 
Francesco  Albani,  im  17.  Jahrhundert  malt. 

20)  Di  Marzo  o.  c.  III.  pag.  113.  Er  ruft  dabei  als  Zeugen  auch  an  »Pirri, 
Gezio,  Cascini  etc.«.  Was  es  mit  Gezio  für  eine  Bewandtniss,  erwähnte  ich  schon; 
Gascini.  der  dort,  wo  er  über  das  Ultimo  giudizio  spricht,  den  Trionfo  nur  kurz 
erwähnt,  nennt  hier  und  dort  keinen  Künstlernamen.  Desgleichen  erwähnt  Pirri 
keinesorts  den  Trionfo.  Das  »&«  aber  ist  unkritikabel. 

21)  Ein  für  alle  Mal  danke  ich  hier  dem  Maler  Ludwig  Otto  aus  Dresden, 
— als  Künstler  eben  so  tüchtig,  wie  theoretisch  in  seinem  Fache  gebildet,  — für 
die  Hilfe,  die  er  mir  bei  der  Untersuchung  des  Colorits  hier  sowohl,  wie  in  anderen 
zweifelhaften  Fällen  angedeihen  liess. 


364 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


auch  einzelne  Details  der  Gomposition,  können  bei  oberflächlicher  Be- 
trachtung leicht  dazu  führen,  dasselbe  mit  der  toscanischen  Malerei 
speciell  mit  den  Camposanto-Malereien  in  Pisa  in  einen  innigeren  Zu- 
sammenhang zu  bringen,  als  es  thatsächlich  der  Fall.  Es  geschah  dies 
auch  wirklich.  Ein  genauerer  Vergleich  dagegen  mit  dem  Trionfo  della 
Morte  in  Pisa  zeigt,  dass  der  Zusammenhang  ein  äusserst  loser.  Einzig 
die  Gruppe  der  den  Tod  anflehenden  Greise,  die  in  starker  Correspon- 
denz  mit  der  entsprechenden  Gruppe  des  Pisaner  Bildes  steht,  macht 
es  wahrscheinlich,  dass  dem  Maler  des  Trionfo  im  Hospital  jener  im 
Gamposanto  nicht  unbekannt  gewesen  sein  mag.  Von  der  Naivität  des 
ca.  100  Jahre  früher  entstandenen  Pisaner  Bildes  ist  nichts  mehr  zu 
spüren;  es  ist  ein  stark  rationalistischer,  dabei  nichtsdestoweniger  phan- 
tastischer Geist,  der  sich  hier  offenbart,  verwandt  jenem,  aus  welchem 
die  Todtentänze  hervorgingen.  Und  auch  die  spätere  Zeit  bietet  weder 
auf  dem  italienischen  Festlande  noch  auf  der  Insel  ein  einheimisches 
Werk,  das  in  verwandtschaftliche  Beziehung  zu  demselben  gebracht 
werden  könnte.  Wo  anders  ist  diese  Verwandtschaft  zu  suchen.  Man 
könnte  für  das  Genreartige  der  Haltung  der  Gruppen  links  und  in  der 
Mitte  die  Parallelen  auch  von  den  Toscanern  holen;  studirt  man  aber 
die  Typen  selbst,  besonders  die  der  Frauen,  so  sieht  man  sich  auf 
italienischem  Boden  vergeblich  nach  Analogien  um,  wohl  aber  findet 
man  die  verwandten  Typen  hiezu  auf  den  Bildern  flandrischer  Meister 
der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts.  — Die  Modellirung  der  Köpfe 
zeigt  ein  so  stark  naturalistisches  Element,  ein  solches  Eingehen  auf 
Treue  der  Formen,  selbst  die  Härte  nicht  scheuend;  ein  solches  Ueber- 
schätzen  individueller  Wahrheit  gegenüber  der  Schönheit,  wie  es  eben 
charakteristisch  ist  für  die  nordische  Kunst  jener  Zeit,  wo  das  Trachten 
und  Ringen  nach  Lebenswahrheit  nicht  sein  Regulativ  fand  an  dem 
Studium  der  Antike,  wie  es  in  Italien  der  Fall  gewesen.  Der  häufigste 
Frauentypus  ist:  Auffallend  hohe  starkgewölbte  Stirn,  individuell  gebil- 
dete Nase,  schmale  Lippen,  kleinliches  etwas  zugespitztes  Kinn,  klug 
schauende  Augen  — der  ganze  Typus  stark  in’s  Breite  gehend.  Die 
Frauen  tragen  prächtige  Gewänder , wobei  die  phantastisch  geblümten 
und  ornamentirten  schweren  Stoffe  eine  ausserordentlich  sorgsame  im 
Ornament  stark  pastose  Behandlung  erfahren  haben.  — Einer  völlig 
anderen  Formgebung  und  Behandlung  begegnet  man  auf  der  rechten 
Seite  des  Bildes.  Hier  treten  uns  in  den  Köpfen  der  Männer  die  Typen 
der  Mosaiken  entgegen;  Haupthaar  und  Bart  sind  drahtähnlich  behan- 
delt, die  vorspringenden  Stellen  des  Gesichtes  zeigen  aufgehöhte  Lichter, 
die  Gewandung  ist  schwerfällig  und  ohne  Lebenswahrheit.  Die  Farbe, 
im  Ganzen  stumpfer,  zeigt  namentlich  in  den  Fleischschatten  das  achai- 


der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


365 


stische  todte  Bläulich-Grün.  Alles  zeigt,  dass  hier  eine  andere  Hand 
wirkte,  coloristisch  und  formell  von  andern  Traditionen  bestimmt.  Diesen 
Unterschied  vermochte  selbst  die  »Restauration«  nicht  zu  vertilgen.  Nun 
möchte  ich  auch  noch  die  Technik  des  Gemäldes  in  Erwägung  ziehen. 
Der  pastose  Farbenauftrag  lässt  mich  noch  jetzt  — trotz  Restauration 
und  Firniss  — keinen  Augenblick  in  Zweifel,  dass  hier  weder  al  tem- 
pera  noch  al  fresco  gemalt  wurde.  Betrachtete  man  nun  das  Bild,  als 
von  einem  einheimischen  Maler  herrührend , entstanden  ca.  1440 , so 
musste  man  darauf  verfallen,  es  für  encaustische  Malerei  zu  erklären. 
So  meint  denn  auch  di  Marzo,  Antonio  Grescenzo  hätte  das  mit  den 
Alten  verloren  gegangene  Geheimniss  der  Enkaustik  wieder  entdeckt,  es 
bei  dem  »Trionfo  della  Morte«  angewendet  und  es  dann  wieder  mit 
sich  in  das  Grab  genommen22).  Warum  — darf  man  aber  dann  billig 
fragen  — brachte  er  diese  Technik  zum  Mindesten  nicht  auch  bei  dem 
Ultimo  Giudizio  zur  Anwendung,  das  dann  sicher  der  Zerstörung  länger 
widerstanden  hätte?  Es  ist  schwer  bei  dem  jetzigen  Zustande  des  Bil- 
des, dieser  Aussage  mit  überzeugender  Kraft  entgegenzutreten ; dennoch 
erscheint  es  mir  wahrscheinlich,  dass  man  es  hier  mit  der  Oelfarben- 
technik  zu  thun  habe. 

So  drängt  denn  Alles  zu  folgender  Annahme.  Die  Formengebung, 
die  Auffassung,  der  Vortrag  des  Stoffes  stützen  jene  von  Manganante 
in  sagenhafter  Form  mitgetheilte  Meinung,  dass  der  Trionfo  della  Morte 
in  seinem  Haupttheile  von  einem  flandrischen  Maler  herrühre,  der 
schon  bekannt  mit  der  Oelmalerei  seiner  Landsleute , die  Ausführung 
in  Oel  gethan  habe.  Dies  findet  auch  noch  seine  Stütze,  dass  man  in 
der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  auf  Sizilien  zahlreichen  Spuren 
flandrischer  Kunstthätigkeit  begegnet 23).  Wie  die  rechte  Seite  des  Ge- 
mäldes zeigt,  wirkte  an  der  Ausführung  ein  einheimischei  Künstlei  mit 
und  zwar  jener  Richtung  angehörend , welche  mit  Starrheit  an  heimi- 
schen Traditionen  festhielt;  mag  er  immerhin  der  Familie  der  Crescenzo 
angehört  haben,  gewiss  aber  ist,  dass  er  nicht  jener  Antonio  Grescenzo 
war,  der  mit  diesem  Bilde  in  Verbindung  gebracht  wird  und  der,  wie 
wir  bald  genauer  sehen  werden,  in  Formgebung  und  Farbe  die  ein- 
heimischen Traditionen  gänzlich  verlassen  hat  und  wahrscheinlich  auch 


22)  Di  Marzo,  o.  c.  III,  pag.  120. 

23)  Und  dies  nicht  blos  in  den  grossen  Seestädten;  so  z.  B.  sah  ich  in  der 
Bibliothek  in  Syrakus  ein  Mariale,  das  dahin  aus  dem  Besitz  einer  dort  einheimi- 
schen Familie  kam,  und  zweifellos  von  einem  flandrischen  Miniaturmaler  jener  Zeit 
herrührt.  Was  Palermo  betrifft,  so  erwähne  ich  nur  das  fein  und  elegant  gemalte 
Tritticon  eines  flandrischen  Meisters,  das  eine  Perle  des  Museo;  ebenso  ein  Bild  in 
Polizzi  u.  s.  w. 


366 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


zu  den  Toscanern  in  die  Schule  gegangen  ist.  Dies  könnte  man  als 
Erklärungshilfe  bringen,  warum  der  Name  Grescenzo  mit  dem  Trionfo 
in  Verbindung  gebracht  worden;  die  Hauptsache  wird  aber  hier  immer 
sein,  dass  es  die  Tradition  liebt,  Bedeutendes  jedoch  Unbestimmtes  an 
ihr  geläufige  Namen  anzuknüpfen.  Die  Zeit  der  Entstehung  des  Trionfo 
wird  man  füglich  in  den  Anfang  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts setzen  können.  Selbst  zugegeben , dass  das  Ultimo  Giudizio 
bald  nach  1440  entstand,  so  bedingt  ein  gewisser  Zusammenhang  des 
Inhaltes  noch  nicht  den  Parallelismus  der  Zeit.  Eine  systematische 
Darstellung  der  Tragödie  der  »letzten  Dinge«  war  hier  gewiss  nicht 
vorbedacht,  da  Pietro  Novelli  erst  1634  das  Paradies  malte;  selbst  die 
architektonische  Gorrespondenz  hatte  man  nicht  im  Auge,  da  das  eine 
der  beiden  grossen  Werke  die  Südwand,  das  andere  aber  die  Ostwand 
deckte. 

Das  zeitlich  nächste  Werk,  das  man  dem  Antonio  Grescenzo  zu- 
zueignen geneigt,  ist  eine  Darstellung  Mariens  im  Tempel  aus  dem 
Jahr  1466.  Es  ist  verloren  oder  zerstört.  Mongitore  beschreibt  es  so: 
»Das  Bild  stellte  dar  die  Präsentation  der  Jungfrau  im  Tempel.  Rechts 
sah  man  erhöht  einen  Porticus,  in  welchem  musicirende  Engel  sich 
befanden;  links  stand  ein  Tempel,  zu  welchem  eine  Treppe  von  15  Stufen 
emporführte.  Vor  der  Ptorte  desselben  stand  der  ehrwürdige  Simeon, 
am  Fusse  der  Treppe  Joachim  mit  Anna  und  auf  der  Mitte  der  Treppe 
Maria  in  glänzend  weissem  Gewände.  Ueber  dem  Bilde  erhob  sich  ein 
giosses  Kieuz  mit  der  Gestalt  des  Erlösers.  Die  vier  Endpunkte  des 
Kreuzes  hatten  die  Form  von  vier  Lilien;  auch  sie  enthielten  Darstel- 
lungen. Oben  sah  man  den  Ewigen  Vater,  mit  der  rechten  Hand  seg- 
nend, in  der  linken  ein  Buch  haltend,  wo  geschrieben  stand : Ich  bin 
das  Alpha  und  Omega.  Weiter  hinab  befand  sich  ein  Pelikan,  als 
Symbol  der  Erlösung.  Unten  erblickte  man  Christus  mit  Dornen  ge- 
krönt , im  Purpurkleide , in  der  Hand  das  Rohr  haltend.  Rechts  war 
die  schmerzhafte  Jungfrau,  links  Johannes  zu  sehen.  Auch  auf  der 
Kehrseite  war  die  Tafel  bemalt.  Und  zwar  befand  sich,  entsprechend 
dei  Präsentation,  das  offene  Grab  Christi  mit  den  Wächtern,  und  ent- 
sprechend dem  Gekreuzigten,  das  Bild  des  auferstandenen  Heilands;  an 
den  4 Endpunkten  aber  waren  die  Symbole  der  vier  Evangelisten  dar- 
gestellt 24)«. 

Diese  »Darstellung  der  Jungfrau  im  Tempel«  wurde  auf  Anord- 
nung des  Erzbischofs  von  Palermo  Nicolaus  Puyades  im  Jahre  1466 


24)  Mongitore,  Storia  sagra  &.  Ms.  Qq.  E 3 — 11  (9  vol.)  vol.  III  pag.  240  ff. 


der  palermitanisehen  Malerei  der  Renaissancezeit,. 


367 


für  die  grosse  Tribüne  des  Doms  gemalt25).  Später  wurde  dieselbe  in 
die  Kapelle  der  Madonna  di  Libera  inferni  versetzt,  endlich  als  man 
diese  mit  einer  Stuckzier  bedachte,  in  Stücke  zerlegt  und  zertheilt  auf- 
gestellt. Nach  und  nach  kamen  alle  Theile  in  Verstoss. 

Auch  über  die  Autorschaft  dieses  Bildes  sind  die  Meinungen 
getheilt.  Baronius  weist  es  dem  Vater  des  Tommaso  Laureti  zu26); 
mit  Unrecht,  da  Tommaso  Laureti’s  — des  Schülers  des  Sebastiano  del 

Piombo  Thätigkeit  in  die  zweite  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  fällt, 

demgemäss  sein  Vater  nicht  schon  ca.  100  Jahre  früher  gemalt  haben 
kann.  Auch  Amato  weist  Baronius  zurück,  nimmt  aber  mit  Mongitore 
an,  dass  Tommaso  de  Vigilia  der  Schüler  Grescenzo’s  der  Urheber  des 
Bildes  sei27).  Dem  kann  man  nun  mit  Recht  entgegnen,  dass  Tom- 
maso de  Vigilia’s  Thätigkeit  erst  von  1480  an  Beweise  zurückgelassen, 
dass  man,  wie  auch  di  Marzo  entgegenhält,  zu  einem  Werke,  das  die 
Tribüne  des  Doms  zieren  sollte,  gewiss  eher  den  berühmten  Meister  als 
den  noch  unberühmten  Schüler  gewählt  haben  dürfte.  Da  kein  anderer 
bedeutender  Meister  aus  dieser  Zeit  bekannt,  so  wird  es  immerhin  ge- 
stattet sein,  die  »Präsentation«  dem  Antonio  Grescenzo  zuzueignen. 

Ich  komme  nun  zu  jenem  Bilde,  das  als  einziges  sicheres  Denk- 
mal der  Kunstthätigkeit  Antonio  Grescenzo’s  zurückgeblieben. 

Im  Jahre  1476  wurde  auf  Kosten  des  Pietro  Speciale  der  hl. 
Ghristina  im  Dome  eine  Kapelle  errichtet  und  darin  die  Bilder  der  am 
meisten  verehrten  weiblichen  Heiligen  Palermos  aufgestellt,  nämlich. 
Catharina,  Lucia,  Margherita,  Oliva,  Ninfa,  Gäcilia  und  Agatha.  Alle 
Bilder  mit  Ausnahme  dessen  der  hl.  Gäcilia  geriethen  bei  dem  letzten 
Umbaue  des  Doms  in  Verlust;  Mongitore,  der  dieselben  noch  sah,  be- 
schreibt dieselben,  fügt  hinzu,  sie  seien  von  Antonio  Grescenzo  gewesen, 
und  er  selbst  habe  gelesen  über  einem  Bilde:  Opus  Antonj  Grescencj 
Panormitani 28).  Es  liegt  kein  Grund  vor,  diese  Angabe  Mongitori’s  in 
Zweifel  zu  ziehen. 

Das  Bild  der  hl.  Gäcilia  befindet  sich  jetzt  an  der  linken  Wand 
der  Kapelle  des  hl.  Ignazius  im  Dom  von  Palermo. 

Cäcilia  lauscht  sinnend  dem  Lautenspiel  eines  Engels,  der  ihr  zu 

25)  »Morto  chi  fu  ipsu  (Simeon  von  Bologna  f 1465)  15  subchessi  in  lo  archi- 
episcopato  Nicolao  Puyata  Barsalonensi , homo  di  multa  excellencia  di  vertuti;  lu 
quali  in  una  gran  parti  cum  soi  dinari  fichi  fari,  pingiri  et  ornari  la  tavula  oy  vero 
la  ycona  nobilissima  chi  ja  si  vidi  elevata  supra  l'altaro  di  la  majori  ecclesia  panor- 
mitana.«  P.  Ranzani  o.  c.  ed.  di  Marzo  pag.  81. 

26)  Baronius  o.  c.  III.  pag.  102. 

27)  Amato,  De  principe  Templo  Panormitano  Libri  XIII.  Panormi  1728. 
pag.  165.  Mongitore,  Storia  sagra  III.  pag.  242.  Di  Marzo  darüber  o.  c.  III.  pag.  115. 

28)  Mongitore,  Storia  sagra  III.  pag.  331  ff 


368 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


Füssen  kniet.  Die  Gestalt  Cäciliens  umfliesst  der  wundersame  Zauber 
rnagdlicher  Holdseligkeit.  Nicht  wie  Raphael’s  Cacilia  lauscht  sie  in 
gehaltenem  Entzücken  den  Engelsmelodien,  die  von  oben  kommen;  das 
leicht  gebeugte  Haupt,  die  etwas  herabgesunkenen  Augenlider  verbreiten 
den  Ausdruck  andächtigen  Sinnens,  über  das  kindlich-süsse  von  bräun- 
lich-blonden Flechten  umrahmte  Gesicht.  Sieht  man  nur  auf  die  Formen- 
behandlung des  Kopfes,  so  zeigt  sich  hier  ein  durch  und  durch  grund- 
verschiedener Typus,  als  wir  ihm  im  »Trionfo«  begegneten.  Die  nicht 
zu  hohe  schön  modellirte  Stirn,  die  edle  doch  individuelle  Form  der 
Nase,  der  kleine  volle  Mund,  das  zierlich  doch  kräftig  gerundete  Kinn 
— in  Allem  offenbart  sich  jene  Individualisirungsweise , welche  mitten 
hindurchgeht  zwischen  der  leeren  Allgemeinheit  künstlerisch-impotenter 
Nachahmer  der  Antike  und  den  rüden  Virtuosen  seichter  Naturnach- 
ahmung.  Der  zur  Gäcilia  emporgehobene  Kopf  des  Engels,  welcher  die 
Action  zu  trefflichem  geistigen  Ausdruck  bringt,  ist  in’s  Grössere,  Kräf- 
tigere gebildet  und  trägt  im  Ganzen  die  Signatur  einer  eigenthümlichen 
geistigen  Vornehmheit.  Die  Landschaft,  in  welche  der  Vorgang  gestellt, 
zeigt  eine  liebenswürdige  Versenkung  in  das  Detail.  Den  Hintergrund 
begränzen  grüne  Höhen.  Im  Mittelgrund  sieht  man  einen  kleinen 
Weiher,  ein  Boot  schaukelt  sich  darauf,  ein  Schwan  zieht  darauf  hin ; 
weiter  nach  vorn  bemerkt  man  ein  aus  rothbraunen  Ziegeln  erbautes 
Haus.  Alles  ist  aus  einem  warmen  Braun  herausgearbeitet,  so  dass  das 
Golorit,  trotzdem  dass  starke  Beleuchtung  vermieden  wurde,  doch  den 
Eindruck  des  Heiteren  , Lebendigen  macht.  — So  zeigt  sich  hier  in 
Farbe  und  Styl  eine  solche  Grundverschiedenheit  vom  Trionfo,  dass 
man,  wie  ich  meine,  nicht  einen  Augenblick  in  Versuchung  hatte  fallen 
dürfen,  Einem  Maler  den  »Trionfo«  und  die  »Gäcilia«  zuzueignen. 
Während  dort  ein  gewisser  bizarrer  Naturalismus  Composition  und 
Formenbildung  des  Einzelnen  bestimmt,  zeigt  sich  hijpr  jener  durch  die 
Antike  geläuterte  Realismus  der  Form  — ausgefüllt  mit  einfachem,  ja 
naivem,  doch  tiefem  Empfinden  — wie  wir  dies  zu  jener  Zeit  vornehm- 
lich in  der  toscanischen  Kunst  antreffen.  Dies  Gäcilienbild  ist  desshalb 
auch  eine  ganz  bedeutende  Stütze  jener  Angabe,  dass  Antonio  Cres- 
cenzo  das  italienische  Festland  besucht  habe.  Nur  so  konnte  er  den 
todten  starren  Idealismus  der  heimischen  Kunstrichtung  völlig  über- 
winden. 

Nach  diesem  Werke  treffen  wir  kein  beglaubigtes  Bild  Antonio 
Crescenzo’s  mehr.  Dagegen  tritt  mit  1480  seines  Schülers,  Tommaso  de 
Vigilia’s  Thätigkeit  in  den  Vordergrund;  Antonio  Grescenzo  mochte  gegen 
1480  gestorben  sein. 

Der  Vollständigkeit  wegen  sei  aber  noch  Folgendes  bemerkt.  Di 


der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


369 


Marzo  ist  geneigt,  ein  ungezeichnetes  Bild  im  Museo  (Nr.  85),  das  sich 
früher  in  der  Confraternität  S.  Giovanni  e Giacomo  befand,  dem  An- 
tonio Grescenzo  zuzuschreiben,  wogegen  der  Katalog  einen  Antonello  Cres- 
cenzo  nennt,  der  am  Ende  des  15.  und  Anfang  des  16.  Jahrhunderts 
geblüht  haben  soll.  Das  Bild  ist  im  Style  der  Gonversazioni  aufgebaut. 
Maria  sitzt  auf  reich  geschmücktem  Throne,  das  Kind  steht  ihr  auf 
dem  linken  Knie  und  streckt  die  Hand  nach  der  Brust  aus.  Ueber  Maria 
halten  zwei  Engel  eine  Krone,  sechs  Heilige  assistiren  — Petrus,  Pau- 
lus, Gosmas  und  Damian,  Agatha  und  Apollonia.  St.  Agatha  präsen- 
tirt  die  blutende  Brust,  Apolfonia  (?)  eine  Tasse  mit  ihren  Augen.  Die 
Typen  zeigen  eine  ziemlich  allgemeine'  doch  harte  Modellirung,  die  Ma- 
donna ist  von  jener  todteJi  Starrheit,  wie  sie  uns  auf  schlechteren  Mo- 
saiken entgegentritt.  Das  Golorit,  obgleich  von  warmer  Stimmung,  ent- 
behrt jeder.  Delicatesse  sowohl  in  den  Haupt-  als  Mitteltönen. 

Wenn  di  Marzo  in  Styl,  Zeichnung,  Gompositionsweise , in  dem 
würdigen  Ernste  des  Gesichtsausdruckes,  im  Golorit  eine  »völlige  Ueber- 
einstimmung«  mit  vielen  Figuren  des  Trionfo  und  der  Gäcilia  entdeckt 
hat29),  so  möge  er  dies  nach  der  einen. wie  nach  der  andern  Seite  hin 
verantworten.  Selbst  aber,  wenn  di  Marzo  seine  Glaubensforderung  um 
etwas  herabstimmt  und  meint,  zum  Mindesten  müsse  man  es  einem  der 
Söhne  t oder  tüchtigsten  Schüler  des  Antonio  Grescenzo  zueignen , so 
wende  ich  gegen  das  Erstere  nichts  ein,  denn  der  Apfel  kann  weit  vom 
Stamme  fallen;  ein  tüchtiger  Schüler  Grescenzo’s  aber  hätte  sicherlich 
einen  mehr  geläuterten  Geschmack  des  Vortrags  und  einen  höheren 
Adel  der  Form  bewiesen. 

Schliesslich  trägt  eine  Verkündigung  in  zwei  Stücken  (Museo  Nr.  74 
und  76)  im  Katalog  die  Bemerkung:  In  der  Manier  Antonello  Crescenzo’s 
— wobei  jener  Vorgenannte  gemeint  ist.  Es  hat  mit  der  früher  erwähnten 
Gonversazione  nichts  Gemeinsames,  zeigt  dagegen  stark  flandrischen  Ein- 
fluss und  erinnert  in  der  Darstellung  des  Vorganges  sowohl  wie  in  den 
Typen  leicht  an  die  Verkündigung  aus  dem  Genter  Altar  Hubert’s 
van  Eyck,  jetzt  im  Berliner  Museum.  Auch  die  sorgfältige  Behandlung 
der  Landschaft,  die  Genrescenen,  die  in  kleinsten  Figuren-Dimensionen 
im  Hintergründe  angebracht,  bekunden  diesen  Einfluss.  Das  Bild  ist 
trefflich  gezeichnet;  über  das  Colorit  lässt  sich  bei  der  Uebermalung 
und  starken  Ueberfirnissung  kaum  ein  Urtheil  fällen  30).  Antonio  Cres- 

29)  Di  Marzo  III.  pag.  116. 

30)  Sollte  hier  an  jenen  Thomas  Grescentius  zu  denken  sein,  welchen 
H.  W.  Schulz  anführt  als  eine  der  auffallendsten  Erscheinungen , an  der  sich  flan- 
drischer Einfluss  besonders  offenbare  und  von  dem  er  sagt,  dass  bei  ihm  ein  »breiter 
Charakter«  vorherrsche?  Denkmäler  %der  Kunst  des  Mittelalters  in  Unteritalien.  III. 

I 24 


370 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


cenzo’s  Einfluss  wirkt  nun  in  der  palermitanischen  Malerei  so  lange 
fort,  bis  ein  anderer  gewaltigerer  Impuls,  das  raphaelische  Spasimo,  zu 
noch  höherer  Kräfteentfaltung  in  Form  und  Golorit  antreibt.  Doch 
ergreift  dieser  Einfluss  Antonio’s  nicht  das  ganze  künstlerische  Leben; 
selbst  in  Mitgliedern  der  Familie  Grescenzo’s  bleibt  die  heimische  Tra- 
dition stärker,  als  das  Beispiel  des  genialen  Verwandten.  Schon  die 
Gonversazione , die  ich  nannte,  mochte  jener  Richtung  angehören;  das 
stärkste  Beispiel  hiefür  aber  ist  jener  Antonello  Crescenzo,  dessen  Thätig- 
keit  in  die  ersten  Jahrzehnte  des  16.  Jahrhunderts  fällt.  Er  copirtc 
u.  A.  das  Raphael’ sehe  Spasimo  (Museo  Nr.  365);  es  trägt  die  Zeich- 
nung: AmtonelF  Crescenciu’  Pi'sit 

A.  D.  M.  5.  38. 

Es  ist  eine  Verballhornung  Raphael’s  durch  byzantinische  Manier;  von 
den  Raphael’schen  Typen  ist  kaum  mehr  etwas  zu  erkennen;  fast  noch 
schlimmer  ist  die  coloristische  Behandlung.  Aufgehöhte  weisse  Lichter, 
grünlich- stumpfe  Fleischschatten,  — die  Farbe  im  Ganzen  kalt,  dumpf, 
todt31)!  — 

Von  Jenen  dagegen,  welche  die  Richtung  Antonio  Grescenzo’s 
verfolgen,  ist  in  erster  Linie  Tommaso  de  Vigilia  als  sein  directer 
Schüler  zu  nennen.  — Wie  ich  erwähnte,  wollte  man  sein  Porträt  aut 
dem  Trionfo-Gemälde  in  der  Mannesgestalt  mit  der  Palette  in  der  Hand 
erkennen.  Wie  ich  jenem  Antonio  Crescenzo  alle  Mitwirkung  an  dem 


S.  182.  Gestehen  muss  ich,  dass  mir  der  Name  Thomas  Grescentius  niemals  unter 
die  Augen  gekommen  ist.  Eine  Verwechslung  kann  doch  hier  nicht  stattfinden  mit 
dem  Schüler  des  Antonio  Crescenzo,  Thomas  de  Vigilia.  — Es  ist  jammerschade, 
dass  das  Material,  welches  Schulz  für  die  Kunstgeschichte  Siziliens  sammelte,  un- 
edirt  geblieben. 

31)  Nichtsdestoweniger  hat  dieser  Antonello  Crescenzo  ein  grosses  Ansehen  in 
der  Stadt  genossen.  Nicht  nur,  dass  er  an  der  Decoration  der  Tribüne  des  Doms 
beschäftigt  war,  wiederholt  wurde  er  officiell  herbeigerufen,  ein  künstlerisches  Gut- 
achten abzugeben.  Aus  mehreren  Documenten  erhellt  dies. 

In  dem  ersten,  dat.  Die  XXI  mensis  augusti  III.  Ind.  1530,  giebt  er  zugleich 
mit  Mario  de  Laurito,  Giovanni  Gili  und  Antonello  Gagini  ein  Gutachten  über  ein 
von  Vincenzo  de  Pania  gemaltes  Bild. 

Das  zweite  Document,  dat.  Die  V.  mensis  Ottobris  IV.  Ind.  1530,  ist  in  der- 
selben Angelegenheit  abgefasst. 

Ein  drittes  Document  endlich,  dat.  XXVIII.  mensis  mai  Ind.  1532,  bringt  ein 
von  ihm  und  Giovanni  Gili  abgegebenes  Gutachten  über  ein  Werk  des  Antonio 
Gagini. 

In  den  Registern  des  Notars  Giov.  Franc.  La  Panithera,  Archivio  dei  notari 
defunti  vol.  in  data  1530—1538.  Mitgetheilt  auch  von  di  Marzo,  Anhang  zu  o.  c. 
III.  Darüber  auch : di  Marzo : Memorie  storiche  di  Antonello  Gagini  im  Archivio  stör, 
ital.  Ser.  III.  tom.  VIII.  pars  II.  pag.  70  & nota. 


der  palermitanischen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


371 


Bilde  absprechen  musste,  so  auch  dem  Tommaso  de  Vigilia,  und  zwar 
auch  an  jenem  Theile,  der  evident  von  einem  palermitanischen  Maler 
herrührt.  Schon  aus  chronologischen  Gründen;  von  Tommaso  begegnen 
uns  Werke  erst  von  1480  an;  nach  denjenigen  nun,  die  den  Trionfo 
um  1440  setzen,  hätte  er  um  1480  schon  ein  Alter  von  mindestens 
60  Jahren  haben  müssen!  — Welche  Kritiklosigkeit.  — Ich  setzte  zwar 
den  Trionfo  später,  doch  jedenfalls  bald  nach  1450;  wo  blieben  dann 
aber  all’  die  Zeugen  der  Thätigkeit  vor  1480;  dazu  ist  seine  Formen- 
gebung  und  sein  Golorit  dem  Trionfo  nicht  minder  fremd  als  das 
seines  Meisters  Antonio  Crescenzo. 

Von  Tommaso  wird  uns  ein  nicht  unbedeutendes  Verzeichniss  von 
Werken  genannt;  alle  aus  der  Periode  von  1480  bis  1497.  Er  mag 
wohl  erst  während  der  späteren  Thätigkeit  des  Antonio  Crescenzo 
dessen  Schüler  geworden  sein;  seinen  Tod  wird  man  gegen  1500  setzen 
dürfen.  Folgendes  Verzeichniss  seiner  Werke  lässt  sich  herstelien 32) : 

1)  ivionasterio  delle  Chiarine  in  Palermo  ein  Bild  Mariä  mit  dem 
Kinde,  zur  Rechten  Petrus  und  Franciscus,  zur  Linken  Paul  und  Clara; 
es  trägt  die  Inschrift:  MCCCCLXXX,  Thomas  de  Vigilia  pinsit33). 

2)  St.  Sebastian,  für  die  Kirche  St.  Maria  di  Gesu  dei  Minori, 
gezeichnet:  Thomas  de  Vigilia  pinxit  MCCCCLXXXIIII. 

3)  Die  kleine  Kirche  S.  Niccolo  lo  Reale  befindet  sich  noch  im 
Besitze  eines  hl.  Nicolaus  mit  Inschrift:  Thomaus  de  Vigilia  pinxit  1484. 

4)  Im  Privatbesitze  des  Duca  della  Verdura  ein  Triptychon  von  1486. 

5)  Die  Klosterkirche  delle  Vergini  besass  ein  Bild  aus  dem  Jahre 
1488,  es  stellte  dar  Maria  mit  dem  Kinde,  assistirt  vom  hl.  Hierony- 
mus und  der  hl.  Theodora. 

6)  Etwas  später  werden  zu  setzen  sein  vier  Tafeln  — Vertreibung 
der  Wechsler,  Einzug  in  Jerusalem,  Christus  auf  dem  Oelberg  und  Ur- 
theil  des  Pilatus,  die  Tommaso  de  Vigilia  für  den  Dom  malte. 

7)  Von  einem  Johannes  Evangelista  befindet  sich  eine  Copie  im 
Museo  (Nr.  554) ; auch  die  Inschrift  ist  copirt : Thomaus  de  Vigilia 
pinsit  1492 34). 

32)  Das  Meiste  auch  bei  Mongitore.  In  den  »Memorie«  foi.  248  ff.  In  der 
»Storia  Sagra«  bei  Beschreibung  der  betreffenden  Kirchen.  Als  frühestes  Bild  führt 
Mongitore  die  »Darstellung  Mariens«  an,  aus  dem  Jahre  1466;  ich  eignete  dies  Bild, 
wie  oben  erhellte,  wenngleich  mit  Reserve,  dem  Antonio  Crescenzo  zu. 

33)  Aus  gleichem  Jahre  soll,  unverbürgter  Angabe  nach,  die  Kirche  Sta.  Chiara 
in  Salerno  ein  Bild  von  Tommaso  de  Vigilia  besessen  haben. 

34)  Johannes,  eine  jugendlich  schöne  Gestalt,  schreibend;  zum  Fenster  herein 
blickt  weite  Landschaft;  zur  Seite  des  Johannes  ein  Engel  mit  der  Posaune  des 
Gerichts,  vor  ihm  der  Adler,  der  im  Schnabel  einen  Papierstreifen  hält  mit  der  In- 
schrift: In  Principio  erat  verbum.  St.  Johannes  wurde  für  die  Kirche  S.  Giovanni 


372 


Janitschek:  Zur  Charakteristik 


8)  Aus  gleichem  Jahre  datirt  eine  Madonna  del  Garmelo,  mit  um- 
laufenden Heiligenhistorien  und  der  Inschrift:  Hane  visionem  vidit  atque 
approbavit  Joannes  Papa  vicesimus  secundus.  Thomas  de  Vigilia  pinsit 
Anno  Domini  1492.  Auch  die  Stelle  dieses  Bildes  nimmt  jetzt  eine 
sehr  mittelmässige  Gopie  ein. 

9)  Aus  dem  Jahre  1494  führt  Gascini  eine  Rosalia  an,  gemalt 
für  das  Kloster  S.  Rosalia  in  Bivona.  Das  Bild  war  gleichfalls  gezeichnet. 

10)  Nach  Md.  Power,  Guida  per  la  Sicilia,  befände  sich  in  Po- 
lizzi  ein  gezeichnetes  Bild  aus  dem  Jahre  1497,  das  dann  chronologisch 
das  letzte  wäre. 

In  Folge  der  Vernachlässigung , welche  bis  vor  Kurzem  Kunst- 
werken sowohl,  wie  der  Kunstpflege  auf  Sizilien  entgegengebracht 
wurde,  blieben  in  Palermo  nur  zwei  authentische  Werke  von  Tommaso 
de  Vigilia  zurück:  S.  Nicolaus  in  der  kleinen  Bruderschaftskirche  glei- 
chen Namens,  und  ein  Triptychon  im  Privatbesitz  des  Duca  della  Ver- 
dura.  Alle  anderen  Werke  sind  theils  zerstört,  theils  nach  dem  Aus- 
lande verkauft.  Das  Triptychon  zeigt  auf  der  Haupttafel  Maria,  dem 
Kinde  die  Brust  reichend.  Ihr  zur  Seite  steht  die  heilige  Lucia  und 
eine  andere  weibliche  Heilige.  Tiefer  unten  sieht  man  S.  Galogero, 
einen  Greis  in  Eremitengewandung,  im  Begriff,  einen  Hirsch  zu  segnen, 
der  zu  ihm  flieht,  verfolgt  vom  Jäger,  der  in  kleiner  Figurdimension 
tief  unten  im  Vordergrund  erscheint.  Dem  hl.  Galogero  entspricht  ein 
anderer  männlicher  Heiliger  in  Mönchsgewandung.  Auf  dem  linken 
Flügel  des  Triptychons  ist  St.  Ghristophorus  — in  schöner  Landschaft  — 
abgebildet;  der  rechte  Flügel  zeigt  den  heiligen  Thomas.  Das  Bild  ist 
gezeichnet:  Thomaus  de  Vigilia,  Panormitanus 

pinsit  MGCGGLXXXVI. 

Der  Aufbau  der  Gomposition  könnte  einfacher,  edler  gedacht  sein; 
im  Uebrigen  ist  das  Bild  formell  und  coloristisch  von  hoher  Vollendung. 
Maria  und  die  weiblichen  Heiligen  zeigen  energische  Modellirung,  doch 
einen  schönen  edlen  Gesichtstypus , dem  man  nur  etwas  mehr  Weich- 
heit des  Ausdruckes  wünschen  möchte.  Richtig  hat  Di  Marzo  hervor- 
gehoben, dass  Tommaso  in  der  Charakteristik  männlicher  Typen  bedeu- 
tender ist.  Die  energische  Modellirung  kommt  ihm  da  zu  statten;  die 
weichen  Formen  jugendlicher  Frauenköpfe  erhalten  bei  ihm  einen  An- 
flug von  Herbheit.  So  sind  denn  auch  die  männlichen  Heiligen  hier 
sowohl,  wie  St.  Nicolaus  und  die  vor  diesem  knienden  Mönche  auf  dem 
Bilde  in  der  Kirche  S.  Niccolo  lo  Reale  von  einer  Würde  des  Ausdrucks 


degli  Eremiti  gemalt;  für  die  Gopie  giebt  der  Katalog  als  Provenienz  das  Kloster 
S.  Maddalena  di  Corleone  an. 


der  palermitani sehen  Malerei  der  Renaissancezeit. 


373 


und  Vollendung  der  Form,  die  sie  als  ideale  Existenzen  im  besten  Sinne 
des  Wortes  erscheinen  lässt.  Die  Gewandbehandlung  zeigt  im  Falten- 
wurf einfache  Grossheit  und  Natürlichkeit.  Im  Nackten  offenbart  sich 
ein  tüchtiges  Studium  des  menschlichen  Körpers.  Das  Colorit  zeigt  noch 
grössere  Leuchtkraft  als  bei  Crescenzo.  Auf  dem  Triptychon  sowohl, 
wie  auf  dem  Nicolausbilde  arbeitet  Tommaso  aus  dem  Braun  heraus; 
die  Schatten  erscheinen  bei  aller  Wärme  nicht  brandig,  das  Braun  ist 
leicht  mit  etwas  Grün  vertrieben.  Meinte  ich,  dass  Tommaso  als  Colorist 
tüchtiger  als  sein  Meister  sei,  so  scheint  ihm  dieser  in  der  Composition 
voraus  gewesen  zu  sein.  Die  naive  Missachtung  perspectivischer  Ge- 
setze, welche  sich  in  der  Figur  des  Jägers  — auf  dem  Hauptbilde  des 
Triptychons,  der  in  der  Tiefe  des  Vordergrundes  aufgestellt  — zeigt,  ist 
nicht  zu  entschuldigen;  man  könnte  nur  hinweisen,  dass  man  demselben 
Fehler  auf  manchen  andern  Bildern  dieser  Zeit  in  Palermo  begegnet. 
Sollte  ich  ihn  noch  weiter  mit  seinem  Lehrer  vergleichen , so  möchte 
ich  behaupten,  dass  er  von  seinem  Meister  die  Präcision  in  der  Form- 
gebung übernahm , dass  er  aber  durch  fleissiges  Naturstudium  und  in 
Folge  einer  nur  durch  den  Meister  vermittelten  Kenntniss  toscanischer 
Kunstbildung  einen  Schritt  weiter  über  den  gedämpften  Realismus  sei- 
nes Lehrers  hinaus  that,  und  selbst  naturalistischer  Treue  fähig  ist,  wenn 
ihm  dies  statthaft  erscheint,  wie  z.  B.  in  der  Charakteristik  des  Wald- 
riesen, Christophorus  (linker  Flügel  des  Triptychons).  Dieselbe  Rich- 
tung wie  sie  Antonio  Crescenzo  und  Tommaso  de  Vigilia  wandeln,  zeigt 
sich  in  zwei  Bildern,  wovon  das  Eine  in  der  Kapuziner-Kirche  zu  Scicli, 
das  andere  in  der  Kirche  della  Gancia  in  Palermo  (Kapelle  Monserrato) 
sich  befinden.  Das  Erstere  ist  gezeichnet:  Antonellus  Pan.  1497;  das 
Letztere:  Antonel’  Pa.  Pi'sit  i.  D.  28.  Ich  kenne  von  dem  Bilde  in 
Scicli  nur  einen  Stich;  abgesehen  aber,  dass  die  Namenszeichnung  auf 
denselben  Meister  hinweist,  bemerkt  man  auch  in  der  Composition  so- 
wohl als  in  den  Gesichtstypen  nahe  Verwandtschaft  mit  dem  Bilde  in 
der  Kirche  della  Gancia.  Das  letztere  Bild  zeigt  Maria  mit  dem  Kinde, 
zur  Seite  Barbara  und  Agatha.  Im  Vordergrund  sind  zwei  Putten 
beschäftigt,  ein  Felsstück  zu  durchsägen;  seitwärts  hinter  einem  Felsen- 
hang sieht  man  einen  weiblichen  und  männlichen  Donator  in  Halbfigur. 
Die  Situation  ist  in  reiche,  schöne  Landschaft  gesetzt.  Die  Madonna 
ist  von  einer  Lieblichkeit,  wie  sie  Tommaso  de  Vigilia  nie  erreichte. 
Die  beiden  assistirenden  Frauen  erinnern  in  ihrer  Schönheit  an  die 
Assistenzbilder  der  Venetianer.  Das  Christuskind,  sich  mit  einem  Vogel 
erlustigend,  lebhaft  bewegt;  dieses  sowohl  wie  die  beiden  Putten  des 
Vordergrundes  zeigen  eine  schöne  natürliche  Bildung.  Die  Bergland- 
schaft des  Hintergrundes,  reich  belebt  mit  Häusern,  zeigt  ähnlich  der 


374  Janitschek:  Zur  Charakteristik  der  palermitanischen  Malerei  etc. 


Landschaft  auf  dem  Cäcilien-Bilde  eine  grosse  Vorliebe  für  das  Detail. 
Im  Colorit  dominirt  ein  goldiges  Braun;  die  warmen  Lichter  und  Schatten 
sind  nicht  immer  fein  gestimmt,  doch  im  Ganzen  ist  Harmonie  und 
hohe  Leuchtkraft  vorhanden.  Di  Marzo  hat,  in  Verlegenheit,  sich  den 
Ruf  Antonello  Grescenzo’s  in  seiner  Vaterstadt  zu  erklären,  es  versucht, 
den  Antonello  Palermitano  mit  jenem  Antonello  Crescenzo,  dem  Copisten 
des  Spasimo  zu  identificiren.  Dem  widerspreche  ich  energisch,  da  ein 
Künstler,  dem  solche  Kraft  der  Farbe,  solcher  Adel  der  Form,  wie  sie 
uns  im  Bilde  der  Kirche  della  Gancia  begegnet,  es  unmöglich  vermöchte 
im  Anblicke  von  Raphael’s  Linienhoheit  und  Farbenschönheit  ein  At- 
tentat zu  verüben,  wie  es  die  Byzantinisirung  des  Spasimo  ist.  Ausser- 
dem bliebe  es  völlig  unklar,  warum  derselbe  Künstler  sich  einmal  An- 
tonello Palermitano,  das  andere  Mal  Antonello  Crescenzo  nennen  sollte. 

Antonello  Palermitano  gehört  schon  jener  Periode  an,  da  in  Pa- 
lermo das  Spasimo  Raphael’s  mächtig  zu  wirken  beginnt  und  Raphael 
hier  einen  Nacheiferer  findet,  der  an  ausgebildetem  Formensinn,  an 
harmonischer  Schönheit  des  Colorits  allen  Sizilianern  vorausgeht , mag 
er  auch  einem  Crescenzo  oder  dem  späteren  talentvollen  Manieristen, 
Pietro  Novelli,  an  schöpferischer  oder  doch  beweglicher  Phantasie  nach- 
stehen. Es  ist  dies  Vincenzo  Ainemolo,  detto  il  Romano,  über  welchen 
ich  im  nächsten  Aufsatze  sprechen  will. 


Dr.  Hubert  Janitschek. 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauen  Werkes  in  Strassburg. 

(Schluss.) 

Wir  stellen  die  Resultate,  welche  der  unten  folgende  Auszug  des  Wolil- 
thäterbuches  in  den  angeführten  Beziehungen  liefert,  zusammen. 

Pfleger.  Da  ihrer  stets  drei  waren  und  sie  als  angesehene  Männer 
werth volle  Schenkungen  zu  machen  im  Stande  waren,  ist  ihre  Zahl  hier  be- 
sonders gross.  In  erster  Linie  ist  Einhard  oder  Ellenhard  der  Grosse  zu 
nennen,  der  den  Beinamen  von  seinem  hohen  Wüchse  hatte  und  öfter  auch, 
nach  der  Lage  seiner  Wohnung,  als  Ellenhardus  prope  monasterium  urkund- 
lich vorkommt,  uns  ausserdem  wohlbekannt  durch  die  Strassburger  Annalen, 
die  er  zusammenstellen  liess  und  die  eine  der  wichtigsten  Quellen  für  die  Ge- 
schichte der  Stadt  sind.  Er  hatte  die  Stellung  eines  Pflegers  1284  angetreten1) 
und  sie  zwanzig  Jahre  bis  zu  seinem  Tode  (1304)  bekleidet.  Einhard  ist  auf 
Bl.  132b,  seine  1295  gestorbene  Frau  Gisela  auf  Bl.  331b  eingetragen. 
Der  Name  Einhard  kommt  auch  sonst  mehrfach  vor;  Bl.  227b  Elnhardus 
filius  Elnhardi,  45  b Mecza  uxor  Elnhardi,  231b  Margareta  uxor  Elnhardi. 
Andere  Pfleger,  deren  Name  noch  von  erster  Hand  eingetragen  ist,  sind:  Her- 
mann Stehellin  (321b),  Heinrich  (352b),  1292  Ellenhard’s  College,  siehe 
oben  S.  264,  Heilemann  (217b);  letzterer  Ellenhard’s  College  von  1299 
bis  1303  (vergl.  Mon.  Germ.  a.  a.  0.,  abgedruckte  Urkunden  S.  92  Anm.); 
endlich  Oleymann,  als  appreciator  fabrice  eingetragen  (348b),  schon  1263 
bis  1277  nachweisbar. 

Dem  weiteren  14.  Jahrhundert  gehören  an:  Ein  anderer  Heilema»n, 
genannt  Heilemann  von  Nördlingen  (235b  230b).  Er  war  Schaffner  des 
Werkes  im  Jahr  1347,  als  das  Frauenhaus  errichtet  wurde  (Chroniken  von 
Glosener  und  von  Königshofen,  Hegel  S.  133,  727).  Vielleicht  ist  er  auch 
derselbe,  der  als  Meister  der  Stadt  Strassburg  von  Karl  IV.  mit  dem  Spitz- 
namen »Kaiser  Heilmann«  bezeichnet  ward  (Hegel  S.  1041  ffg.).  Ferner  Jo- 
hannes Kesseler  (230b  und  Nachtrag),  Albert  Vierling,  dessen  Gattin 
Gertrud  vorkommt  (27b),  Johannes  Harrer  (116b))  Johann  von  Ehen- 

J)  Es  heisst  von  ihm  im  bellum  Waltheri;  . . . »Qui  nondum  (8.  März  1262) 
erat  procurator  fabrice  sed  post  diem  conflictus  per  spacium  22  annorum  effectus 
est  procurator.«  Mon.  Germ,  a.  a.  O. 


376 


Woltmann : 


heim  (130b),  Johann  von  Munoltzheim  (135b);  dieser  Name  ist  unter 
den  Unterzeichnern  des  Schwörbriefes  von  1371  zu  finden  (Hegel  S.  938). 
Jahrzahlen  stehen  bei  Folgenden:  Ritter  Nicolaus  von  Grostein  der 

Aeltere,  gestorben  1363  (Bl.  103b)  und  Johann  zum  Trübei,  gestorben 
1374  (Bl.  324  b).  Diese  beiden  sind  offenbar  identisch  mit  den  Männern 
gleichen  Namens  in  einem  Schreiben  des  Strassburger  Rathes  an  den  von  Speier 
(Hegel,  S.  935),  und  zwar  kommt  hier  Johann  zum  Triibel  als  Meister  der 
Stadt,  Klaus  von'Grostein  als  ein  Abgesandter  derselben  vor.  Wohl  schon  dem 
Anfang  des  15.  Jahrhunderts  gehört  die  Eintragung  des  Priesters  Hermann 
in  der  Kirchgasse  an  (231b);  derselbe  wird  in  einem  Rathsbeschluss  von 
1402  als  Inhaber  der  mit  dem  Frügealtar  verbundenen  Pfründe  genannt  (Hegel 
S.  1018).  Ferner  aus  dem  15.  Jahrhundert:  Johannes  Romersheim  (332b), 
Ritter  Johann  von  Kageneck  (25b),  Magister  Rudolf  von  Lutishofen, 
offenbar  ein  Gelehrter,  der  unter  Anderem  juristische  Bücher  schenkt  (231b), 
der  Münstervicar  Konrad  Scriptoris  (363b),  endlich,  mit  Jahrzahl,  Adam 
Riffe,  1445  (311b)  und  Egidius  Villenbach  von  Augsburg,  1452  (erstes 
Blatt,  Bl.  135,  251,  363).  In  Schad’s  Münsterbüchlein  finden  wir  von  den 
Vorgenannten  Johann  von  Kageneck  den  Aelteren  als  Pfleger  im  Jahr  1399, 
Adam  Ryff  (1429 — 1445),  Egidius  Villenbach  1452 — 1462  als  Schaffner  auf- 
geführt. Die  im  Text  des  Wohlthäterbuches  gegebene  Jahrzahl  1452  bezeichnet 
also  die  Einsetzung  seiner  bei  Lebzeiten  gemachten  Stiftung,  nicht  seinen  Tod. 

Als  notarius  fdbrice  kommt  ein  Mangold  im  14.  Jahrhundert  vor 
(125b);  dieses  Amt  ist  wohl  dasselbe  wie  scriptor.  Ferner  werden  als  Schreiber 
genannt:  Johannes  von  Ettlingen,  14.  Jahrhundert  (153b);  Johann  Fühs- 
sing  (134b),  Reimbold  von  Erstheim  (215b),  Erhard  Letschner  von 
Baden  (56b),  sämmtlich  im  15.  Jahrhundert,  letzterer  als  major  scriptor,  da 
man  zwischen  Ober-  und  Unterschreiber  unterschied;  endlich  Bernhard  Gross 
zu  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  (226b).  Sodann  finden  wir  im  14.  Jahr- 
hundert zwei  Köche  des  Frauenhauses,  Conrad  (172b)  und  Peter  Krantz 
von  Hallegau  (208b),  im  15.  Jahrhundert  einen  Münsterknecht  Conrad 
(228b),  im  14.  einen  Meister  des  Hofs  zu  Biblenheim,  Nicolaus  Dürmercket 
(53b). 

Ungleich  wichtiger  sind  die  Werkmeister.  Ausser  Erwin  kommen 
noch  zwei  vor,  die  von  der  ersten  Hand  eingeschrieben  sind:  Erstens  Meister 
Hermann  (Bl.  239b).  Als  Schneegans  in  der  Revue  d’Alsace,  1850,  S.  290, 
die  Vermuthung  aussprach,  dass  Hermannus  Auriga , laut  ehemaliger  Inschrift 
am  Zollthor  der  Baumeister  der  Stadtbefestigung  unter  Bischof  Conrad  II.  von 
Hünenburg  (1190—1202),  auch  der  Baumeister  des  im  Uebergangsstil  gehal- 
tenen Querhauses  sei,  und  den  Beweis  hiefür  beizubringen  versprach,  hatte  er 
vielleicht  von  dem  Werkmeister  Hermann  im  Wohlthäterbuche  Kunde.  Aber 
die  Identität  dieser  beiden  Persönlichkeiten  ist  doch  nicht  wahrscheinlich,  da 
gerade  ein  halbes  Jahrhundert  zwischen  dem  Tode  Conrads  von  Hünenburg 
und  der  Weihe  des  Frügealtars , nach  welcher  erst  die  Einzeichnungen  be- 
gonnen wurden,  liegt.  Jedenfalls  scheint  er  der  älteste  Werkmeister  des  Mün- 
sters, von  dem  wir  Kunde  haben,  zu  sein,  denn  sein  Name  ist  auf  dem  betref- 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg. 


377 


fenden  Blatte  der  erste  unter  einer  grossen  Anzahl,  die  von  derselben  Hand 
geschrieben  sind.  In  dem  zweiten  aber  (Bl.-  213  b)  ist  höchst  wahrscheinlich 
der  Erbauer  des  frühgothischen  Langhauses  nachgewiesen:  »Heinrich  Wehelin 
der  Werkmeister,  der  diesen  Altar  der  heiligen  Jungfrau  erbaut  hat«.  Der 
Altar  der  heiligen  Jungfrau  oder  der  Frügealtar,  1252  geweiht,  hing  aber  mit 
dem  frühgothischen  Lettner  architektonisch  zusammen,  von  dem  noch  einige 
spärliche  Fragmente  im  Frauenhause  bewahrt  werden.  Aus  der  Stellung  des 
Lettners  aber,  nicht  an  der  Vierung,  sondern  schon  vor  der  ersten  Arcade 
des  Langhauses  ergiebt  sich,  dass  bei  seiner  Errichtung  der  Bau  des  1275 
vollendeten  frühgothischen  Langhauses  wenigstens  schon  ein  Stück  vorgerückt 
sein  musste.  Auch  stimmen  viele  der  ältesten  Langhausdetails,  namentlich 
die  Krönungen  der  östlichsten  Strebepfeiler,  ganz  mit  den  Resten  des  Lettners 
überein. 

Kürzlich  ist  bestritten  worden,  dass  der  Marienaltar  mit  dem  Frügealtar 
identisch  sei.  Herr  F.  X.  Kraus  hat  dies  im  vorigen  Hefte  des  Repertoriums 
(S.  343)  eine  »falsche  Unterstellung«  genannt.  Aber  Grandidier , welchem 
dieser  Vorwurf  gelten  würde,  citirt  (Essais  etc.  S.  349)  den  Wortlaut  einer 
Urkunde  von  1269:  Altäre  beate  Virginis  quod  dicitur  frühe-altar.  Ebenda 
führt  er  die  Stelle  an:  Altäre  situm  in  ecclesia  Argentinensi  inter  duos  gradus, 
quibus  itur  ad  chorum  ipsius  ecclesie , per  universitatem  civium  Argentinensium 
fundatum  et  dotatum.  Da  demnach  der  Frügealtar  eine  Stiftung  der  gesammten 
Bürgergemeinde  war,  bedeutet  in  der  auf  Wehelin  bezüglichen  Stelle  unseres 
Buches  das  Wort  edificavit  nicht,  dass  er  der  Stifter,  sondern  dass  er  der 
ausführende  Erbauer  des  Altars  war.  Zwölf  Jahre  später  wird  Heinrich 
Wehelin  in  Verbindung  mit  einem  andern  Altar  genannt,  der  im  Jahre  1264 
zur  Seite  des  Marien-  oder  Frügealtars  errichtet  wurde,  und  den  Grandidier 
als  Florentiusaltar  nennt.  Noch  ausführlicher  theilt  Herr  Kraus  die  betreffende 
Stelle  der  Urkunde  mit:  Quoniam  vir  honorabilis  heinricus  civis  Argentinensis 

dictus  Wehelin in  ecclesia  nostra  Argentinensi ob  reve- 

renciam  gloriose  virginis  Dei  genitricis  Marie  suis  altare  sumptibus  prope  altare 
quod  dicitur  fruegealtar  in  remedium  anime  sue  fecit  construi  et  construxit  etc. 
Diese  Stelle  besagt  also  keineswegs,  dass  der  von  Wehelin  1264  gestiftete  Altar 
der  Maria  gewidmet  und  nach  ihr  genannt  war,  wie  Herr  Kraus  meint,  son- 
dern die  reverencia  glor.  Virg.  Marie  war  für  Wehelin  nur  die  Veranlassung 
zu  einer  neuen  Stiftung  in  der  ihr  geweihten  Kirche,  ihrem  schon  bestehenden 
Altar  zunächst.  In  diesem  Falle  scheint  aber  Wehelin  sowohl  der  Stifter  als 
der  Ausführer  gewesen  zu  sein,  wie  sich  aus  dem  Ausdruck  fecit  construi  et 
construxit  schliessen  lässt.  In  der  Folge  wurde  er,  ebenso  wie  später  Meister 
Erwin,  Pfleger  des  Baues;  Herr  Kraus  hat  a.  a.  0.  Notizen  beigebracht,  denen 
zufolge  er  1281  als  lonherre , 1282  als  procurator  des  Werkes  genannt  wird. 

Im  Wohlthäterbuch  kommt  ferner  Wehelin’s  Gattin  vor  (58  b),  Behrta 
mit  Namen.  Auch  sonst  ist  diese  Familie  in  Strassburg  zu  finden,  zwei  Per- 
sonen Namens  Rudolf  Wehelin  kommen  vor  (214b,  216b).  Die  bedeutende 
Summe,  hundert  Mark,  die  Meister  Heinrich  Weh elin  vermachte,  lässt  auf  eine 
sehr  ansehnliche  bürgerliche  Position  schliessen.  Die  »Alte  genannt  Werk- 


378 


Woltmann: 


meisterin«,  die  von  der  zweiten  Hand  eingetragen  ist  (Bl.  242b),  wird  die 
Wittwe  eines  älteren  Werkmeisters  gewesen  sein. 

Meister  Erwin  starb,  wie  wir  sahen,  nach  der  Grabschrift  am  17.  Februar 
1318;  im  Wohlthäterbuche  ist  er  am  19.  eingetragen  (Bl.  18b).  Wir  haben 
diese  Abweichung  oben  erklärt.  Man  schwankte  offenbar  über  den  Tag,  dess- 
halb  wurde  der  Name , der  von  der  ersten  Hand  hier  eingeschrieben  war, 
wieder  ausgestrichen,  dann  aber  von  der  zweiten  Hand  nochmals  auf  dieselbe 
Seite  gesetzt.  Auf  dem  Grabsteine  wird  er  gubernator  fabrice  genannt,  es  war 
ihm  also  gegen  Ende  seines  Lebens,  als  er  die  technische  Leitung  des  Baues 
wahrscheinlich  Alters  halber  aufgegeben,  das  Ehrenamt  eines  Pflegers  über- 
tragen worden,  aber  in  seiner  Eigenschaft  als  Werkmeister  war  er  seinen  Mit- 
bürgern durch  jahrzehntelanges  Wirken  doch  vorzugsweise  bekannt,  und  so 
ist  erklärlich,  dass  man  ihn  nur  in  der  officiellen  Grabschrift  als  gubernator 
fabrice,  in  der  Notiz  des  Wohlthäterbuches  aber  als  magister  operis  aufführte. 
Seine  Gattin  hiess  nach  der  Grabschrift  Husa,  und  sogar  domina  Husa,  was 
auf  eine  edle  Abkunft  deutet,  und  starb  am  21.  Juli  1316.  Unter  diesem 
Monatsdatum  (Bl.  201b)  kommt  auch  eine  Gattin  Meister  Erwin’s  im  Wohl- 
thäterbuche vor,  aber  sie  wird  Gertrud  genannt.  Ich  habe  bereits  (Geschichte 
der  deutschen  Kunst  im  Eisass,  S.  323)  die  Vermuthung  ausgesprochen,  dass 
dies  nur  ein  Lesefehler  der  Reinschrift  ist : der  im  Eisass  und  speciell  auch 
in  diesem  Wohlthäterbuche  sehr  häufig  vorkommende  Name  Husa  ist  eine 
Abkürzung  des  gleichfalls  vorkommenden  Gerhusa2),  und  hieraus  hat  dann 
der  Schreiber  Gerdrudis  gemacht.  Da  unter  der  ersten  Eintragung  Meister 
Erwin’s  (Bl.  18b)  sogleich  Adelheidis  uxor  magistri  Erwini  steht,  ist  diese 
offenbar  eine  frühere  Gattin  des  Meisters,  auf  die  er  seine  Anniversarienstiftung 
mitbezogen,  was  er  für  Husa  nicht  zu  thun  brauchte,  die  schon  für  sich  selbst 
eine  Stiftung  gemacht  hatte.  Auf  Bl.  18  b steht  ferner  magister  Winlinus 
natus  predicti  Erwini , also  ausdrücklich  als  Sohn  des  berühmten  Erwin,  auf- 
geführt und  zwar  von  der  zweiten  Hand.  Auf  Blatt  15  b war  er  anfangs  in 
derselben  Schrift  eingetragen , aber  da  wieder  ausgestrichen  worden . Er 
kommt  aber  nicht  nur  am  Todestage  seines  Vaters,  sondern  auch  an  seinem 
eigenen  Todestage  vor,  dem  22.  April  (Bl.  111b)  und  hier  als  magister  Jo- 
hannes dictus  Winlin.  Er  wird  zwar  magister,  doch  an  keiner  dieser  Stellen 
magister  operis  genannt.  Aber  in  andern  Quellen,  z.  B.  in  einer  von  Kraus 
(Kunstchronik  XI,  Sp.  53)  erwähnten  Urkunde  des  Frauenhausarchivs  von  1355 
ist  seiner  als  olim  magistri  operis  fabrice  ecclesie  Argentinensis  Erwähnung 
geschehen.  Dieselbe  Handschrift,  wie  in  der  erwähnten  Stelle  auf  Bl.  111b, 
eine  breite,  unschöne  Schrift  aus  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts,  sehen  wir 
auf  Bl.  127b,  wo  der  am  8.  Mai  gestorbene  magister  Erwinus  magister  huius 
operis  eingeschrieben  steht.  Dies  ist  wahrscheinlich  derselbe,  der  in  einem 
schon  von  Schilter  mitgetheilten  Protocoll  über  einen  Strassenkampf  aus  dem 
Jahre  1332  als  » Erwin  Erwines  sun«-  vorkommt.  Es  giebt  also,  wie  zuerst 


2)  Z.  B.  Item  hans  yeger  der  eldef't  vnd  Frowe  gerhufen  fin  elich  hufsfrowe 
(137b)  oder,  abgekürzt,  Item  G’hufa  uxor  Johannis  in  der  Brüdkuchin  (155b). 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg. 


379 


die  verdienstvollen  Forschungen  von  Schneegans  (Revue  d’Alsace,  1852)  nach- 
gewiesen, drei  Werkmeister  des  Strassburger  Münsters  aus  der  Erwin’schen 
Familie,  den  berühmten  Meister  Erwin  und  zwei  Söhne  desselben,  Erwin 
und  Johannes,  genannt  Winlin  (Kosename,  von  Erwin  abgeleitet).  Nun 
kommt  aber  in  einer  Urkunde  von  1342,  die  von  Wittwe  und  Kindern  des 
quodam  Wernlinus  (soll  heissen  Winlinus)  magistri  operis  ecclesie  Argentinensis 
handelt  (vgl.  Kraus  a.  a.  0.),  als  Oheim  der  hinterbliebenen  Kinder  vor  Jo- 
hannes dictus  Erwin  filius  quondam  magistri  Erwini  civis  Argentinensis.  Es 
frägt  sich  nun,  ob  dieser  Johannes  Erwin  mit  Erwin  Erwin’s  Sohn  und 
dem  am  8.  Mai  gestorbenen  Werkmeister  Erwin  identisch  ist  oder  ein 
dritter  Bruder.  Allerdings  kommt  im  Wohlthäterbuche  auch  noch  ein  J o- 
hannes  Erwin  vor,  der  am  7.  August  starb,  aber  erst  von  der  vierten 
Handschrift  auf  dieser  Seite,  gegen  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  (Bl.  218b).  Der 
berühmte  Meister  Erwin  hatte  also  jedenfalls  zwei  Söhne  Johannes  taufen  lassen, 
jeder  trug  dazu  den  Namen  des  Vaters,  aber  der  eine,  offenbar  der  jüngere 
Bruder,  zum  Unterschied  in  der  Koseform.  Es  ist  bekannt,  dass  der  berühmte 
Erwin  dann  noch  einen  Sohn  hatte,  den  am  5.  December  1329  (nicht  1330,  wie 
die  Photographie  des  Grabsteins  zeigt)  gestorbenen  Werkmeister  der  Kirche  zu 
Niederhaslach , dessen  Name  auf  dem  Grabstein  daselbst  vollständig  zerstört 
ist,  der  aber  »Sohn  des  seligen  Erwin,  Werkmeisters  der  Strassburger  Kirche« 
genannt  wird.  Dagegen  ist  der  magister  Johannes , der  auf  dem  Grabstein  zu 
Strassburg  hinter  Husa  und  dem  berühmten  Erwin  als  am  18.  März  1339 
gestorben  vorkommt  und  filius  Erwini  magistri  operis  huius  ecclesie , nicht 
aber  magistri  quondam  operis  genannt  wird,  nicht  der  Sohn  des  ersten,  sondern 
des  zweiten  Erwin,  des  damals  noch  lebenden  Werkmeisters,  wie  das  Schnee- 
gans glücklich  bewiesen  hat. 

Wahrscheinlich  Mitglieder  derselben  Familie  sind  dann:  Winlin,  Gruben- 
meister zu  Dinsheim,  mit  seiner  Frau  (46b),  Erwin  (165b),  Anna  vxor  dicti 
Erwin  (200b),  alle  drei  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  eingeschrieben, 
endlich  der  schon  erwähnte  Johannes  Erwin  aus  dem  15.  Jahrhundert 
(218b). 

Auf  Meister  Erwin  und  seine  beiden  Söhne  folgte  dann  als  Werkmeister 
Gerlach,  welcher  den  Schwörbrief  von  1349  als  Mitglied  des  Rathes  mit 
unterzeichnet  hat  (Hegel  S.  938).  Im  Wohlthäterbuch  erscheint  er  auf  Bl.  9 b, 
in  einer  Schrift  aus  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts,  als  magister  Jo- 
hannes dictus  gerlach , und  in  einer  etwas  frühem  Schrift  kommt  auf  Bl.  72  b 
eine  Sophia,  Tochter  Gerlach’s,  des  Werkmeisters,  vor.  Cunrad  magister  huius 
operis  (75b)  mag  identisch  sein  mit  dem  Werkmeister  Guntz,  der  1382  als 
Rathsmitglied  vorkommt,  die  Schrift  gehört  in  der  That  dem  Ende  des  14.  Jahr- 
hunderts an.  Der  Zeit  nach  folgen  Ulrich  von  Ensingen  (40b,  225b), 
Anfang  des  15.  Jahrhunderts,  und  Jodocus  Dotzinger  (206b).  Das  Ver- 
mächtniss,  das  dieser  einsetzt,  ist  vom  Jahre  1463  datirt,  nun  kommt  aber 
sein  Name  urkundlich  noch  1465  vor  (Gerard  II,  S.  252).  Der  Wortlaut  der 
Stiftung  klärt  dies  auf,  sie  wurde  bei  Gelegenheit  des  Todes  seiner  Frau  ge- 
macht. Endlich  Meister  Jacob  von  Landshut,  der  1501  mit  seiner  ersten 


380 


Woltmann: 


Frau  Kunigunde,  1509  mit  seiner  zweiten  Frau  Katharina  Martzolffskleinen 
»noch  bei  gesundem  Leibe«  eine  Stiftung  macht  (87b,  88,  311b). 

Steinmetzen.  Von  erster  Hand  eingetragen:  Behrtoidus  (26b), 
Nicolaus  Strowelin  (36b),  Heinrich  (48b),  Hugo  (133b),  Goetzo 
und  Gerlach  (144b),  Hugo  (152b)  Rulin  de  Nortgasse  (273b).  Aus  dem 
späteren  14.  Jahrhundert:  Johannes  Zovinger  (44b),  Conrad  Schultheiss 
oder  Schulz  (Scultetus  — 80b),  Jaoob  (157b),  Oberlin  (206b),  Conrad 
(225b),  Meister  Rulin  (245b).  Aus  dem  15.  Jahrhundert:  Johann  von 
Lützelstein  (85b)  und,  datirt:  Conrad  von  Frankenberg  der  Balier,  der 
1404  das  »traurige  Marienbild«  schenkt. 

Alumni  fabrice.  Cristoph  Schwickerer,  Anfang  des  16.  Jahr- 
hunderts (98b),  und  Peter  Mouchheimer  von  Aletzheim  (vielleicht  Alt- 
Olsheim  oder  Algolsheim  bei  Neubreisach),  1502  (313  b). 

Zimmerleute  des  Frauenwerkes.  Von  erster  Hand:  Heinrich 
(226b)  und  ein  zweiter  Heinrich  (229b);  aus  dem  14.  Jahrhundert:  Hein- 
rich Klopfheim  (3Öb). 

Schmiede  des  Frauenwerkes.  Erste  Hand:  Otto  (52b).  Ferner: 
Peter  von  Beinheim,  1446  (79b),  Conrad,  später  custos  sancti  crucis, 
1502  (206b). 

Andere  Architekten.  Heilmann,  Werkmeister  zu  Jung  St.  Peter, 
noch  von  erster  Hand  (254  b),  also  vielleicht  der  Erbauer  des  edelgotbischcn 
Chores;  der  Scholasticus  Johannes  Erlin  zu  St.  Thomas,  als  Baumeister  des 
Langhauses  von  St.  Thomas  bekannt  (240  b),  vierte  Hand  auf  dieser  Seite, 
14.  Jahrhundert.  Er  starb,  nach  anderen  Nachrichten,  am  29.  August  1343, 
das  Monatsdatum  stimmt.  — Als  Stadtbaumeister  sind  bekannt:  Hans  von 
Bergheim  der  Aeltere,  genannt  Ammeister,  um  1415 — 1429  nachweisbar 
(Schneegans  in  Didron’s  ann.  archöol.  VIII  S.  147  ff.)  und  sein  gleichnamiger 
Sohn,  der  Erbauer  des  1443  begonnenen  Speichers  (vgl.  Gerard,  Les  artistes 
de  l’Alsace  II,  S.  100  ff.  und  Repertorium  S.  83).  Ob  Henselin  de  Bergheim 
(85  b)  und  Johannes  Bercheim  (115b),  die  ohne  weiteren  Zusatz  über  ihr 
Gewerbe,  der  Erstere  in  einer  Schrift  von  Anfang  des  15.  Jahrhunderts,  der 
Zweite  von  einer  Hand  aus  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts,  im  Wohlthäter- 
buch  Vorkommen,  mit  diesen  beiden  identisch  sind,  muss  dahingestellt  bleiben. 
Der  103  b erwähnte  Zimmermann  Hans  von  Bergheim  ist  jedenfalls  eine  andere 
Persönlichkeit;  die  beiden  Stadtbaumeister  waren  »Murer«. 

Maler.  Hermann,  Ende  des  14.  oder  Anfang  des  15.  Jahrhunderts 
(332b),  Martin  Ernst  (48b)  und  Richen  (167b),  15.  Jahrhundert.  Endlich 
der  berühmte  Hans  Baidung  Grien;  er  lässt  sich  am  31.  October  1510  in 
die  Brüderschaft  unsrer  lieben  Frau  zu  Strassburg  mit  seiner  Ehefrau  Marga- 
retha aufnehmen  (303b),  nachdem  er  schon  am  17.  April  1509  Bürger  da- 
selbst geworden  war.  Da  er  aus  Gmünd  stammt  und  da  er  als  Hans  von 
Gmünd  später  in  Freiburger  Urkunden  vorkommt,  sei  bemerkt,  dass  auch  ein 
Johannes  de  Gamundia,  in  einer  Handschrift  aus  dem  Ende  des  15.  Jahr- 
hunderts, im  Wohlthäterbuche  zu  finden  ist  (314b). 

Orgelbauer:  Nicolaus  Karle,  14.  Jahrhundert  (334b).  Er  verfer- 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg.  3Sl 

tigte  die  neue  Orgel  des  Münsters  im  Jahr  1327  um  450  Pfund;  »der  waz 
ein  zimberman  und  ein  luterre  leye«  heisst  es  von  ihm  bei  Closener  (Hegel 
S.  133);  1333  zeichnete  er  sich  bei  der  Einnahme  von  Schwanau  aus  (ebenda 
S.  99). 

Kunstwerke.  Das  traurige  Marienbild,  gestiftet  im  Jahre  1404 
von  Conrad  von  Frankenberg  dem  Balier,  aufgestellt  an  der  steinernen 
Säule  neben  der  Mariencapelle  (26  b),  ein  wegen  ergreifender  Lebhaftigkeit  des 
Schmerzensausdruckes  berühmtes  Werk  der  Juncker  von  Prag  (vgl.  Schads 
Münsterbüchlein,  S.  37,  Schilter  zu  Königshofen  S.  565,  Seeberg,  die  Juncker 
von  Prag,  S.  52  f.)  Das  traurige  Christusbild,  von  dem  Strassburger 
Küfer  Yetterhans  und  seiner  Gattin  Elsa  1410  gestiftet,  innerhalb  des  Mün- 
sters hinter  dem  Hauptportal  aufgestellt  (312b);  vgl.  Seeberg  ebenda,  S.  56, 
und  im  Archiv  für  die  zeichnenden  Künste,  XV,  S.  171  fl.,  Schneegans  in 
Stöber’s  Sagen  des  Elsasses,  S.  449  ff.  Die  beiden  berühmten  Bildwerke  be- 
standen bis  zur  Reformation.  — Erwähnt  wird  ein  Bild  des  heiligen  Nicolaus 
an  dem  Frügealtar,  schon  von  der  ersten  Hand  (221b).  Ende  des  14.  oder 
Anfang  des  15.  Jahrhunderts  wird  ein  Tafelbild,  darstellend  Christi  Geburt, 
geschenkt  (44  b).  Für  Herstellung  des  Altarbildes  auf  dem  Marienaltar  werden 
zweimal  im  15.  Jahrhundert,  das  einemal  1463,  nicht  unansehnliche  Geld- 
beiträge vermacht.  Ein  Vermächtniss  vom  Ende  des  15.  Jahrhunderts  gilt  der 
Vergoldung  des  Gewölbes  in  der  Mariencapelle  (184  b). 

Auszug  aus  dem  Wohlthäterbuch. 

Erstes  (nicht  numerirtes)  Blatt: 

Lieben  kinder  helffent  mir  got  getr  uw  entliehen  bitten  vor  alle  die  men - 
fchen  lebenden  vnd  totten,  die  ir  almüfen  und  ftür  habent  geben  an  das  werck 
unfer  lieben  frouw  vnd  deilfam  Kant  gemacht,  alles  gutz,  daz  hie  gefchit  mit 
fingen  und  mit  lefen,  Der  nammen  harnoch  gefchriben  ftont  vnd  fallen  In 
differ  wuchen  zu  dem  ersten  Gedenckent  durch  gotz  willen  Des  erber n manfs....  ) 
Nun  zumol  mit  ine  mit  den  feien  vnd  allen  glöbigen  feien,  gedenck  ein 
ieglicher  menfeh  fins  vatters  und  finern  muttern  feien,  unnfers  vatters  und 
unfer  mutter  feien,  und  befunder  der  regierer  des  weröks  unfer  lieben  frouwen 
zu  naft  fprech  ein  ieglicher  menfeh  ein  Pater  nofter  u/nd  ein  Ave  maria, 
Vatter  unser  etc. 

Der  fchaffener  uff  unfer  er  frouwen  hufe  fol  ierlichen  bef teilen  dife 
nochgefchriben  meffen  zu  befingen  In  der  cappelle  unfer  lieben  frouwen 
und  zubeluten  als  gewonlich  ift  noch  ordenunge  meifter  und  Rate  der 
ftat  zu  ftrafsburg3  4). 

Rückseite  dieses  Blattes:  Circumcisio  domini  [1.  Januar]: 

Egidius  villenbach  de  Augufta  procurator  fabrice  huius  ecclesie  et  Engela 
for sterin  eius  uxor  qui  fe  et  fua  in  valore  f eptingentorum  florenorum  auri 

3)  Der  Name  fehlt. 

*)  Nun  werden  einzelne  Messen  aufgezählt,  darunter,  schwer  lesbar,  einige  etwas 
spätere  Eintragungen  mit  den  Jahrzahlen  1427  und  1477.  Die  Schrift  der  abge- 
druckten  Stellen,  nicht  immer  deutlich,  rührt  vom  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  her. 


382 


Woltmann : 


r-enenfis  ipfi  fabrice  donaverunt  qui  quidem  Egidius  ad  dies  vite  fue  ipsi  fa- 
bnce  praefuit  ut  procurator  fidelis  quorum  memoria  in  perpetuum  aput  cap- 
pellam  ipsius  fabrice  merito  esi  habenda  ei  recommendanda  feliciter  et  votive 
tn  fancta  reqmescant  pace.  Actum  die  martis  xij  menfis  Septembris.  Anno 
domini  MiUefimo  quadringentefimo  quinquagefimo  fecundo.  Quod  etiam  habetur 
pagmibus  Cxxxv,  Ccxlj  et  Ccclxiij. 

RI.  9b:  C.  pauli  primi  heremite  [10.  Januar]: 

Bern  magister  Johannes  dictus  gerlach  olim  magifter  operis  huius  fabrice 
obiit  dedit  arma  fua  et  redditus  quinque  librarum* * * *  5) 

12b:  Prima  dominica  poft  hylarij  eft  dedicatio  iftius  altaris 
F.  Id.  Octava  Epiphanie.  Hylarii  episcopi  (13.  Januar). 

Hartungus  de  friburg  obiit  dedit  varias  veftes  . Item  Heinricus  de 
Sehf 'elf heim  obiit  dedit  .x.  folidos  . Item  wernherus  de  Binkendorf  obiit  dedit 
.viij.  talenta  . Item  Irmendrudis  de  Butenheim  obiit  dedit  .v . folidos.  Item 
Iledewigis  foror  ecclefie  obiit  duxit  annuatim  lapidem  . Item  heinricus  fwevus 
obiit  dedit  veftem  . Item  Mater  domini  de  Erenberg  Canonici  . Item  Sophia  de 
Horenberg  obiit  dedit  .v.  libras  denariorum  . Item  Johannes  dictus  froudenrich 
obiit  dedit  .viij.  quartalia  et  veftem  fuam  . Item  Hugo  facerdos  fancti  andree 
obiit  dedit  Curiam  cum  duabus  domibus  in  foro  equorum  . Item  Otto  dictus 
ivolf  obiit  dedit  veftem  . Item  Johannes  dictus  pf aff enlap  obiit  dedit  omnia  pre- 
paramenta corporis  fui  . Item  Götzo  de  fternenberg  obiit  dedit  Tunicam  . Item, 
Hugo  dictus  lentzelin  obiit  dedit  libram  et  tougam  . Item  dietericus  ante  Mona- 
ftei  ium  obiit  dedit  ortum  . Item  . . . dictus  Gütewernher  obiit  dedit  veftem 
Item  heinricus  de  mülnecke  armiger  obiit  dedit  omnia  arma  fua6 *) 

15b:  B.  xvijJ  kl.  Marcelli  pape  et  martyris  [16.  Januar]: 

Item  magister  Winlinus  obiit  dedit  omnia  preparamenta  corporis  fui1). 
18b:  E.  xiiij.  kl.  Marii  et  Marthe  [19.  Januar]: 

Item  Magifter  Erwinus  huius  operis  obiit  dedit  equum  et  redditus  iiijor 
unciarum8 9)  . Item  adelheidis  uxor  magiftri  Erwini  obiit8)  . . . Item  Magister  Er- 
winus huius  operis  obiit  dedit  equum  et  redditus  iiij”  unciarum  . Item  ma- 
gifter Winlinus  natus  predicti  Erwini  obiit  dedit  omnia  preparamenta  corporis 
fui  et  iiij0T  libras  denariorum  argentinenfium  10). 

25b:  E.  vij.  kl.  Policarpi  episcopi  et  martyris  [26.  Januar]: 


')  Achter  Posten  von  neun,  Hand  aus  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts. 

) Auf  diesem  Blatt  fängt,  in  Datirung  und  in  Eintragungen,  die  erste  Hand 

an.  Wir  haben  als  Probe  Alles,  was  von  ihr  herrührt,  mitgetheilt.  Bis  hieher,  oder 

wenigstens  bis  zum  vorletzten  Posten,  scheint  auch  Alles  auf  einmal  geschrieben 

zu  sein,  dann  folgen  spätere  Eintragungen. 

) Diese  Notiz,  von  der  zweiten  Hand,  die  der  ersten  noch  sehr  ähnlich,  ist 

wieder  ausgestrichen. 

8)  Wieder  ausgestrichen. 

9)  Beide  Posten  noch  von  erster  Hand,  der  7.  und  8.  unter  zehn,  die  von  ihr 
herrühren. 

°)  Wenige  Zeilen  später,  von  einer  zweiten,  der  ersten  noch  sehr  ähnlichen 

Hand. 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg. 


383 


Item  Johannes  de  kagenecke  miles  gubernator  huius  fabrice  obiit  dedit 
arma11). 

26b:  F.  vj.  kl.  Johannis  Crifpftomi  [27.  Januar]: 

Item  Behrtoldus  Lapicida  obiit  dedit  veftes  fuas 12)  ...  Cunrat  de  Francken- 
berg  lapicida  alias  ballierer  fabrice  ecclesie  Argentinenfis  qui  dedit  triftem 
ymaginem  Beate  marie  virginis  ftantem  iuxta  columnam  lapideam  extra  cap- 
pellam  beate  virginis  Et  dedit  redditus  .v.  folidorum  Sub  anno  Domini  m°ccccn 
quarto. 

27b:  G.  v.  kl.  Octava  Sande  Agnetis  virginis  [28.  Januar]: 

Item  Gerdrudis  uxor  alberti  dicti  vierling  procuratoris  fabrice  ecclefie 
argentinensis  obiit  dedit  omnia  bona  fua 13). 

29b:  B.  iij  kl.  Adelgundis  virginis  [30.  Januar]: 

Item  peritus u)  vir  magifter  Rudolf us  de  lutishofen  procurator  huius 
fabrice  obiit  dedit  x.  libras  denariorum  et  tunicam  suam  optimam  Et  tres  libros 
in  legibus  fcilicet  digeftum  vetus  codicem  infor  datum13). 

30b:  C.  ij.  kl.  Vigilii  episcopi  et  martyris  [31.  Januar]: 

Item  obiit  magifter  heinricus  didus  k'lopfheim  carpentarius  fabrice  dedit 
ij  libras  denariorum 16)  .*  Item  obiit  petrus  offentür er  pro  Eius  anima  Marga- 
retha eius  Relida  et  amborum  progenitorum  liberorum  legavit  x florenos  pro 
dechore  et  reparatione  tabule  Altaris  et  inmaginis  quorum  memoria  habeatur 
fecunda  feria  ante  purificationis  marie  festiuum17). 

36b:  B.  viij.  Id.  Vedafti  et  amandi  episcoporum  [6.  Februar]: 

Item  Nicolaus  lapicida  didus  ftrowelin  obiit  dedit  tougam 18). 

40b:  F.  iiij.  Id.  Scolastice  virginis  [10.  Februar]: 

Item  obiit  ulricus  de  Enfingen  magifter  operis  huius  fabrice  dedit  omnia 
arma  et  tonicam19). 

44b:  C.  xvj.  kl.  marcij.  Valentini  episopi  et  martyris  [14.  Februar]: 

Item  Johannes  lapicida  didus  zovinger  obiit  dedit  veftem  et  .j.  libram 
denariorum29).  ..  lückin  dida  f oldin  monialis  monafterij  fände  katherine  obiit 
dedit  tabulam  depidam  de  puerperio21). 

45b:  D xv.  kl.  Fauftini  et  Jonite  martyrum  [15.  Februar]: 

Item  mecza  vxor  Elnhardi  obiit  dedit  veftem22). 

46b:  E.  xiiij.  kl.  Juliane  virginis  et  martyris  [16.  Februar]: 


n)  Hand  des  15.  Jahrhunderts. 

12)  Erste  Hand,  zweiter  Posten. 

13)  Zweite  Hand. 

14)  Darübergeschrieben:  venerandus. 

15)  Hand  vom  Anfang  des  15.  Jahrhunderts. 

1S)  Späteres  14.  Jahrhundert. 

17)  15.  Jahrhundert. 

18)  Zweite  Hand,  der  ersten  noch  ähnlich,  14.  Jahrhundert. 

19)  Letzter  Posten,  früheres  15.  Jahrhundert. 

20)  Frühere  Hand,  der  ersten  noch  ähnlich. 

21)  Ende  des  14.  Jahrhunderts  oder  Anfang  des  15. 

22)  Ende  des  14.  Jahrhunderts. 


384 


Woltmann  ■ 


Item  Winlinus  magifter  fosse  in  Tüngentheim  et  adelheidis  uxor  fua  obie- 
runt  dederunt  unam  vierdenzal  viniferam  et  iiij or  uncias  denariorum 23)  ...  Item 
ouck  gedencken  der  erfamen  frowen  frowe  Nefen  von  kagenecke  ir  müier  her 
iohans  von  kagenecke  fettigen  tohter  eines  Ritters  vnd  ein  pflegen  gefin  dez 
werckes  unfer  lieben  frowen  zu  ftrosburg  hett  geben  by  iren  lebetagen  ein  fehee 
feder  vnd  hett  gemäht  . v . fchillinge  geltz  den  Cappellon  in  unfer  liben  frowen 
cappelle 2i). 

48b:  G.  xij.  kl.  Pimenij  et  Symeonis  martyrum  [18.  Februar]: 

Item  heinricus  lapicida  obiit  dedit  veftem  et  . 5 . folidos25)  ..  Obierunt 
Martinus  Ernfte  pictor  et  Elizabeth  von  fchopffen  uxor  eius  legittima  qui  legave- 
runt  ob  remedium  animarum  ipforum  ut  puerorum  vj  florenos  in  auro  ut  ha- 
beatur  memoria  eorum  annualis  fabato  post  valentini  in  cappella  beate  virginis 
marie  26J. 

52b:  D.  viij.  Tpl.  Cathedra  Sancti  Petri  [22.  Februar]: 

Item  Otto  faber  quondam  fabrice  obiit  dedit  .ij . veftes27). 

53b:  E.vij.kl.  Vigilia  [23.  Februar]: 

Nycolaus  dürmercket  olim  magifter  curie  fabrice  in  Bybelnheim  fite  dedit 
omnia  bona29). 

56b:  A.  iiij.  kl.  Fortunati  episcopi  [26.  Februar]: 

Item  habeatur  memoria  honefte  mulieris  Elizabeth  uxoris  Erhardi  letf ebner 
de  Baden  maioris  feriptoris  fabrice  que  legavit  ob  remedium  anime  fue  et 
fuorum  progenitorum  nec  nön  maritorum  unum  cingulum  argenteum  deauratum 
fabrice  valore  .v.  florenorum  renenfium % ut  eius  anniverfarium  habeatur  fexta 
feria  ante  Efto  mi  etc.22). 

58b:  C.  ij.  kl.  Celeris  et  aliorum  ,xi.  martyrum  [28.  Februar]: 

Item  Behrta  uxor  wehelini  magiftri  fabrice  obiit  dedit  .xx.  libras  vefiem 
et  pallium 30)  ...  Item  reverendus  dominus  lüpoldus  dux  auftrie  obiit  dedit 
Equum  unum  magnum  arma  fua  et  variam  veftem  fuam. 

72b:  C .ij.  Id.  Zacharie  pape  [14.  März]: 

Item  obiit  Sophya  filia  gerlaci  magiftri  huius  operis  dedit  pallium  et 
tonicam 31). 

75b:  F.  xv j.  kl.  Gerdrudis  virginis  [17.  März]: 

Item  obiit  Cunradus  magifter  huius  operis  dedit  arma32). 

79  b:  C.  xij.  kl.  Benedicti  abbatis  [21.  März] : 

Item  Meifter  Peter  von  Beinheim  unfer  lieben  frowen  werckes  fmit  obiit 

23)  Zweite  Hand  auf  dieser  Seite;  Mitte  des  14.  Jahrhunderts. 

24)  Ende  des  15.  Jahrhunderts. 

25)  Erste  Hand. 

26)  15.  Jahrhundert. 

27)  Erste  Hand. 

28)  Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

29)  15.  Jahrhundert. 

30)  Erste  Hand. 

31)  14.  Jahrhundert,  zweiter  Posten,  noch  von  früherer  Hand. 

32)  Ende  des  14.  Jahrhunderts. 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg.  335 

in  vigilia  Annunciationis  beate  marie  virginis  Anno  domini  m°  cccc0  xlvj  dedit 
.xxx.  f.  deniariorum  und  ein  hant  büfss3). 

80b:  I)  .xi.  kl.  Pauli  episcopi  [22.  März]: 

Item  Conradus  fcultetus  lapicida  obiit  dedit  unam  libram  denariorumu). 

85b:  B.  vj.  kl.  [27.  März]: 

Item  obierunt  henfelin  de  bergkeim  et  katkerina  eius  uxor  dederunt  Red- 
ditus  .v.  f.  et  .x.  florenos  in  prompto  et  arma  fua  propter  et  eorum  anteceffores 
et  fucceffores33)  . . . Item  obiit  koneftus  Jokannes  de  lützelftein  lapicida  et  katke- 
rina eius  uxor  legitima  legaverunt  annulum  aureum  cum  magno  topafion  In 
valore  vinginti  florenorum  *6). 

37b:  D.  iiij.  kl.  [29.  März]. 

88  a:  Item  Jacobus  de  landßkut  ein  werckmeifter  unfer  lieben  frauwen 
wercks  kat  gebenn  unfer  frauwen  werck  für  fick  vnd  fine  kußfrauw  kunigund 
und  aller  finer  vervordern  f runden  vnd  nackkomen,  zwen  fckilling  pfennig 
gelts  uff  eim  gülden  gelts  fo  er  uff  der  badtftuben  zum  Roßbaum  Jerlicken 
fallen  kat  Actum  Anno  etc.  xvc  primd. 

Item  der  felbig  kat  ouck  für  fick  unnd  fine  kußfrauw  kaikerin  geben  In 
die  bruderfckafft  unnfer  lieben  frauwen  aber  zwen  fckilling  gelts  uff  dem  gülden 
gelts  fo  er  dan  uff  der  badtftuben  zum  Roßboum  fallen  kat  wie  obgemelt  Das 
alle  Jor  uff  Jetzgenanten  dag  f ollen  gelefen  werden  vier  felmeffen  unnd  die 
uberigen  Sübenkalb  fckilling  pfennig  an  den  gülden  gelts , kat  er  geordnet  an 
der  fteinmetzen  bruderfckafft , nack  lut  vnd  befagung  des  felbig en  bruderfckaffts- 
bucks  Anno  xve  Nun.31) 

97b:  G.  vj.  Id.  [8.  April]: 

Item  Obiit  frouw  kungund  von  Offenburg,  Meifter  Jacobs  von  Landßkut 
des  werckmeifters  kußfrow  gewefen , katt  geben  an  das  werck  vnnfer  lieben 
frouwen  ein  Berleckten  Krantz  In  vigilia  palmarum  Anno  etc.  1503. 

98b:  A.  v.  Id.  [9.  April]: 

Item  obiit  Criftoferus  fckwickerer  alumnus  fabrice  Et  dedit  xx  florenos 
et  omnia  bona  fua  Ita  fub  tali  condictione  quod  omni  anno  peragatur  anni- 
verfarium  fuum  cum  una  miffa  etc.  In  remedium  anime  fue  et  omnium  bene- 
factorum  fuorum38). 

103  b:  F.  xviij.  kl.  maij.  Tyburtij  Valeriani  et  Maximi  martyrum  [14.  April]  : 

Item  obiit  dominus  Nicolaus  de  Groftein  fenior  miles  gubernator  kuius 
Ecclefie  anno  domini  m° .ccc.lxiij. 

Item  kans  de  bergkeim  carpentarius  dedit  vivo  corpore  arma  fua33). 

33)  Die  vigilia  der  Verkündigung  ist  der  24.  März. 

34)  Früheres  14.  Jahrhundert,  zweite  Hand. 

35)  Anfang  des  15.  Jahrhunderts. 

36 1 Späteres  15.  Jahrhundert. 

37)  Auf  der  vorhergehenden  Seite,  in  lateinischer  Sprache,  eine  auf  die  Stif- 
tung des  Jacob  von  Landshut  bezügliche  Stelle,  welche  dann  wieder  ausgestrichen 
und  durch  diese  ersetzt  ist. 

38)  Letzter  Posten.  Anfang  des  16.  Jahrhunderts. 

39)  Mitte  des  15.  Jahrhunderts. 

I 


25 


386 


Woltmann: 


111b:  G.  x.  kl.  Gayi  pape  [22.  April]: 

Item  obiit  Magifter  Johannes  dictus  winlin  dedit  arma  fua  et  unam 
veftem  et  iiij  libras*5). 

115b:  D.  vj.  kl.  [26.  April]: 

Item  obiit  Johannes  bercheim  dedit  omnia  bona  fua*1). 

116b:  E.  v.  kl.  Anaftafii  pape  [27.  April]: 

Item  obiit  dominus  Johannes  harrer  procurator  huius  fabrice  dedit  om- 
nia bona  fua*2). 

125b:  G.  ij.  Non.  Johannis  ante  portam  latinam  [6.  Mai]: 

Item  Mangoldus  notarius  fabrice  obiit  dedit  omnia  bona  fua*2). 

127b:  B viij.  Id.  Victoris  martyris  [8.  Mai]: 

Item  obiit  magifter  Erwinus  magifter  huius  operis  dedit  veftem  unam 
cafulam  et  arma**). 

130b:  E.  v.'  Id.  Gangolfi  martyris  [11.  Mai]: 

Item  obiit  Johannes  de  Ehenheim  procurator  fabrice  dedit  omnia  bona 

fua*5). 

132b:  G.  iij.  Id.  Sande  Marie  ad  martyres  [13.  Mai]: 

Item  Elnhardus  magnus  procurator  fabrice  obiit  dedit  omnia  bona  fua*5)... 
Obiit  honeftus  dominus  Nicolaus  pfuler  de  ganßheim  prebendarius  huius  altaris 
beate  marie  virginis  et  bonus  promotor  fabrice  qui  ob  remedium  anime  fue 
parentum  fuorum  ac  omnium  benefadorum  vivente  corpore  legavit  Ui  florenos 
fabrice  ut  habeatur  memoria  eius  ficut  aliorum  fratrum  fororumque  in  fra- 
ternitate  beate  marie  exiftentium  etc.*1). 

133b:  A.  ij.  Id.  [14.  Mai]: 

Hugo  lapicida  obiit  dedit  .x.  folidos*8). 

134b:  B.  Id.  maij  [15.  Mai]: 

Item  Johannes  dictus  fühffing  fchriba  fabrice  obiit*8). 

Memoria  Friderici  magifter  Sophie  eius  uxoris  legitime  eorum  progeni- 
torum  et  liberorum  Qui  legaverunt  in  remedium  animarum  fuorum  omnium 
ecclefie  fabrice  prima  legatione  Quinquaginta  florenos  ad  deaurandam  teftudinem 
cappelle 50). 

Item  et  denuo  pro  ftrudura  fabrice  contribuerunt  quadraginta  libros  in 
prompta  peccunia  Quorum  memoria  peragitur  feria  fecunda  Rogacionum  in 
Cappella  beate  marie  virginis. 


40)  Um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts;  dritte  Hand  auf  dieser  Seite. 

41)  Mitte  des  15.  Jahrhunderts. 

42)  Zweite  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts;  vierte  Hand  auf  dieser  Seite. 

43)  Vor  Mitte  des  14.  Jahrhunderts;  zweite  Hand  auf  dieser  Seite. 

44)  Dieselbe  Hand  wie  bei  Joh.  Winlin,  Bl.  111b. 

45)  Dieselbe  Hand  wie  soeben,  zweite  auf  dieser  Seite. 

46)  Erste  Hand,  sechster  und  vorletzter  Posten  von  dieser. 

47)  Anfang  des  16.  Jahrhunderts. 

48)  Erster  Posten,  erste  Hand. 

49)  15.  Jahrhundert. 

50)  Ende  des  15.  Jahrhunderts. 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg.  387 

135b:  C.  xvij.  kl.  Junij  [16.  Mai]: 

Item  obiit  Johannes  de  munolczheim  gubernator  fabrice  dedit  equum  et 
arma51). 

144b:  E.  viij.  kl.  TJrbani  pape  et  martyris  [25.  Mai]: 

Item  Goetzo  lapicida  obiit  dedit  veftem. 

Item  Gerlacus  lapicida  obiit  dedit  kurfatum52), 

152b:  F.  iiij.  Non.  Marcellini  et  petri  martyrum  [2.  Juni]: 

Item  hugo  lapicida  obiit  dedit  vj.  quartalia  filiginis 63). 

153b:  G.  iij.  Non.  Herasmi  martyris  [3.  Juni]: 

Item  Johannes  de  Etting en  fcriptor  fabrice  dedit  v folidos  denariorum hi). 
157b:  D.  vij.  Id.  Luciani  martyris  [7.  Juni]: 

Item  iacobus  lapicida  obiit  dedit  arma  fua55). 

165b:  E.  xvij.  kl.  Viti  modefti  et  creffentie  [15.  Juni]: 

Item  Erwinus  obiit  dedit  korfatum  et  capucium 5B). 

167b:  G.  xv.  kl.  Aurei  et  Juftine  virginis  [17.  Juni]: 

Item  Richen  pictor  dedit  arma57). 

172b:  E.  x.  kl.  Paulini  episcopi  [22.  Juni]: 

Item  Cunradus  Cocus  fabrice  obiit  dedit  pallium 58). 

200b:  E.  xiij.  kl.  Sabine  virginis  Maximi  et  Romani  martyrum  [20.  Juli]: 
Item  Anna  vxor  dicti  erwin  obiit  dedit  veftem  cum  vario59). 

201b:  F.  xij.  kl.  Arbogafti  episopi  Praxedis  virginis  [21.  Juli]: 

Item  Gerdrudis  uxor  magiftri  Erwini  obiit  dedit  tougam  et  tunicam60). 
206b:  D.  vij.  kl.  herafti  episcopi  Anne  matris  marie61)  [26.  Juli]: 

Item  obiit  greda  de  hafelo  uxor  oberlini  lapicide  dedit  veftem62). 

Item  domina  Clara  gerböttin  relicta  quondam  petri  de  Colonia  legavit  in 
remedium  anime  fue  mariti  liberorum  et  parentum  Cuntzonis  gerbotten  Adel- 
heids matris  iam  dicte  clare  xxj  florenos  pro  reparacione  picture  Ältaris  beate 
marie  virginis.  Cum  hoc  procuravit  ut  perpetuis  temporibus  in  fummis  feftivi- 
tatibus  compulsum  omnium  campanarum  fiat  in  fecundis  vefperis  Et  ut  in 
praefefto  fände  Anne  matris  marie  genitricis  dei  fando  prandio  hora  prima 


51)  Ende  des  14.  Jahrhunderts.  — Es  folgt  unter  der  Ueberschrift  Nota  der 
auf  Egidius  Villenbach  bezügliche  Posten,  vgl.  Rückseite  des  ersten  (nicht  nume- 
rirten)  Blattes,  mit  dem  Zusatz  Quod  videbis  etiam  ante  in  prima  fade  et  fequentibus 
fdlicet  ccxlj  et  ccclxiij. 

58)  Die  Hand  wohl  noch  die  erste,  doch  nicht  dieselbe  Tinte  wie  das  Datum. 

53)  Erste  Hand,  dritter  Posten. 

54)  Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

55)  14.  Jahrhundert. 

56)  Dritte  Hand,  14.  Jahrhundert. 

57)  15.  Jahrhundert. 

58)  Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

59)  Mitte  des  14.  Jahrhunderts;  zweite  Hand. 

60)  Erste  Hand. 

S1)  Diese  drei  Worte  später  hinzugefügt. 

®2)  Mitte  des  14.  Jahrhunderts. 


388 


Woltmann: 


cum  una  campana  confweta  dentur  figna  et  fecunda  hora  compulfantur  omnes 
campane,  et  hora  confweta  compulfentur  vefpere  Omnibus  cum  campanis  et  in 
fefto  compulfetur  fumma  miffa  et  mane  ad  miffam  cantandam  de  beata  virgine 
cantetur  in  parvis  organis  et  in  magno  organo  ad  fummam  miffam , Et  pro 
remedio  anime  fue  et  uxoris  fue  urfule  defuncte  et  omnium  parentum  et  bene- 
factorum  fuorum  legavit  ad  predictum  feftum  follempniter  in  ecclefia  maiori 
celebrandum  ut  pronotatum  eft  ij  libras  denariorum  magifter  Jodocus  dotzinger 
opifex  fabrice  actum  etc.  Anno  Ixiij6  63). 

Idem  magifter  Jodocus  dotzinger  opifex  fabrice  de  poft  legauit  pro 
remedio  anime  fue  et  urfide  vxoris  fue  legittime  fabrice  ftructure  iiij  libras 
denariorum  ut  habeatur  memoria  fui  et  uxoris  fue  urfule  omnium  parentum  et 
benefactorum  fuorum  in  miffa  defunctorum  decantanda  proxima  feria  post  in- 
clytum  anniverf arium  exaltationis  fände  crucis. 

Obiit  Conradus  . . . olim  faber  fabrice  postea  cuftos  fände  crucis  circa 
hostium u)  huius  Ecclefie  Ipsa  die  fände  anne  1502  qui  legavit  fabrice  omnia 
fua  bona  orate  pro  . . . . 

208b:  F.  v.  kl.  Pantaleonis  martyris  [28.  Juli]: 

Item  petrus  krantz  de  hallegaw  cocus  fabrice  dedit  omnia  bona65). 

213b:  D.  iiij.  Non.  Stephani  pape  et  martyris  [2.  August]: 

Item  heinricus  didus  Wehelin  Magifter  operis  qui  edificavit  iftud  altare 
beate  virginis  obiit  dedit  Centum  marcas66). 

214b:  E.  iij.  N.  Inventio  S.  Stephani prothomartyris  et  aliorum  [3.  August]: 
Item  Rudolfus  didus  Wehelin  obiit  dedit  xx  libras61). 

215  b:  F.  ij.  N.  Juftini  confessoris. 

Item  Reimboldus  et  erftheim  olim  fcriba  fabrice  obiit  dedit  redditus  .iij. 
librarum  et  ij  uncias  et  tunicam  ei  arma66). 

216b:  G.  Non.  Oswaldi  regis  et  martyris  [5.  August]: 

Item  Rudolfus  didus  Wehelin  obiit  dedit  xiiij  libras. 

217b:  A.  viij.  Id.  Syxti  Felicissimi  et  Agapiti  martyrum  [6.  August]: 
Item  Heilemannus  Procurator  fabrice  obiit  dedit  xx  libras66). 

218b:  B.  vij.  Id.  Afre  Martyris  Donati  episcopi  [7.  August]: 

Item  Johannes  didus  Erwin  obiit  dedit  unam  libram10). 

221b:  E.  iiij.  Id.  Laurentii  martyris  [10.  August]: 


es)  1463. 

64)  Diese  zwei  Worte,  schwer  zu  entziffern,  in  Facsimile.  t'Vr  rcc  ß-n 
Die  Kreuzcapelle  liegt  am  südlichen  Querhausportal.  — Für  den 
Namen  ist  oben  eine  Lücke  gelassen. 

65)  Ende  des  14.  Jahrhunderts. 

6t)  Erste  Hand,  dritter  Posten;  statt  magister  war  ursprünglich  Procurator 

geschrieben,  dann  wieder  ausgestrichen. 

67)  Erste  Hand. 

68)  15.  Jahrhundert. 

69)  Noch  erste  Hand. 

70)  Erst  vierte  Hand  auf  dieser  Seite;  unmittelbar  darauf  folgt  ein  Posten 
von  1455. 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg. 


389 


Item  Mehthildis  dicta  Sydelerin  obiit  dedit  .iij.  agros  in  banno  Ecken- 
orth fitos  de  quibus  fabrica  miniftrabit  lumen  ante  ymaginem  beati  Nicolai 
apud  fruealter11). 

225b:  B.  xix.  kl.  Septembris.  Eufebij  confessoris  [14.  August]: 

Item  conradus  lapicida  obiit  dedit  kurfatum  gambafium  et  panzirum 7t). 
Item  obiit  uxor  magiftri  udalrici  de  enfingen  magiftri  huius  operis  dedit 
pallium 1S). 

226b:  C.  xviij.  kl.  Affumptio  fände  Marie  virginis  [15.  August]: 

Item  heinricus  carpentarius  huius  fabrice  obiit  dedit  omnia  que  habuit li). 

227b:  D.  xvij.  kl.  Arnulfi  confessoris  et  episcopi  [16.  August]: 

Item  Elnhardus  filius  Elnhardi  obiit  dedit  ,x.  folidos15). 

228b:  E.  xvj.  kl.  Odava  S.  Laurentii  martyris  [17.  August]: 

Item  Conrat  der  münfterknecht  het  befetzt  zu  fyme  feleg  er  eit  dem  werck 
vnfer  lieben  frowen  ein  gülden16). 

229b:  F.  xv.  kl.  Agapiti  martyris  [18.  August]: 

Item  Heinricus  carpentarius  iftius  operis  obiit  dedit  omnia  que  habuit 11). 

230b:  G.  xiiij.  kl.  Magni  martyris  [19.  August]: 

Item  obierunt  dominus  heilemannus  de  noerdelingen.  et  dominus  iohannes 
de  geiftpoltzheim  procuratores  huius  fabrice . Dederunt  omnia  bona  fua 78 b 

231b:  A.  xiij.  kl.  Filiberti  confessoris  [20.  August]: 

Item  Margareta  uxor  Elnhardi  obiit  dedit  veftem  cum  vario 79). 

Item  hermanus  in  kirchgasse  presbyter  olim  procurator  huius  fabrice66). 

235b:  E.  ix.  kl.  Bartholomei  apoftoli  [24.  August]: 

Item  dominus  heilemannus  procurator  huius  fabrice  obiit  dedit  omma 
bona  fua61). 

239  b : B.v.  kl.  Hermetis  et  Pelagii  martyrum  Auguftini  episcopi  [28.  August] : 
Item  Hermannus  magifter  operis  obiit  dedit  talentum  et  pallium6,1). 

240  b:  C iiij.  kl.  Decollatio  sandi  Johannis  Baptifte  Adelfi  episopi  Sabine 
virginis  [29.  August]: 


71)  Erste  Hand,  zweiter  Posten. 

72)  Zweite  Hand,  der  ersten  noch  sehr  ähnlich. 

73)  Anfang  des  15.  Jahrhunderts. 

74)  Erste  Hand.  — Weiterhin,  in  einer  Stelle  vom  Anfang  des  16.  Jahrhun- 
derts, wird  ferner  nicht  nur  der  Procurator  Egidius  Villenbach  gelegentlich  als 
Uebermittler  einer  Stiftung  genannt,  sondern  auch  bernhardus  gross  cum  uxore 
fcriptor  fabrice,  der  ein  gestiftetes  Capital  zur  Verzinsung  übernommen. 

75)  Erste  Hand,  einer  der  spätesten  Posten  von  dieser. 

76)  Ende  des  15.  Jahrhunderts. 

77)  Erste  Hand. 

78)  Späteres  14.  Jahrhundert. 

79)  Erste  Hand. 

80)  Anfang  des  15.  Jahrhunderts. 

81)  Späteres  14.  Jahrhundert;  wieder  ausgestrichen;  Bl.  vgl.  217b,  230b. 

82)  Erste  Hand,  erster  Posten  von  vielen. 


390 


Woltmann: 


Item  Johannes  dictus  erlin  fcolafticus  fancti  thome  obiit  dedit  veftem 
variam 63). 

241b:  [30.  August]  Die  auf  Villenbach  bezügliche  Eintragung;  wie  auf 
dem  ersten  Blatt,  mit  Verweisung  auf  die  andern  Stellen,  vgl.  oben. 

242b:  E.  ij.  kl.  Paulini  episcopi  [31.  August]: 

Item  obiit  antiqua  dicta  wergmeifterin  dedit  veftem64). 

245b:  A.  iij.  Non.  Anthonini  confessoris  [3.  September]: 

Item  Magister  Rulinus  Lapicida  dedit  arma  fua  et  unum  agrum 85). 

254b:  C .ij.  Id.  Syri  episcopi  Luciani  Sacerdotis  [12.  September]: 

Item  heilmannus  magifter  Sancti  petri  Junioris  operis  obiit  dedit  .x. 
libras  denariorum66). 

273b:  kl.  A.  Octobris.  Remigii  episcopi  [1.  October]: 

Item  Rulinus  de  Nortgasse  lapicida  obiit  dedit  omnia  bona  fua6'1). 

303b:  C.  ij.  kl.  Quintini  martyris  [31.  October]: 

Meifter  hans  Baidung  und  Margaretha  fyn  eliche  husfrouwe  hant  dem 
werck  unfere  lieben  frouwen  geben  Eyn  fchwartz  fchammelotten  karfuckell  und 
domit  fich  beyde  verbrüderet  Inn  unfer  lieben  frouwen  bruderf chafft  Actum 
Die  ut  fupra  Anno  xva  Decimo. 

311b:  1).  vj.  Id.  Quatuor  Coronatorum  [8.  November]: 

Gedencken  durch  gots  willen  des  Er f amen  meifter  Jacobs  von  landßhuts 
Werckmeifters  difes  wercks  unnfer  lieben  frauwen,  und  katherinen  Martzolffs- 
kleinen  des  metzigers  feligen  tochter  finer  eelichen  hußfrouwen  die  do  mit 
gefunden  libe  geben  haben  dem  werck  unfer  lieben  frauwen  Driffig  gülden  vnd 
domit  gemacht  ein  ewige  gedechtniß  für  fich  vnd  fine  hußfrauwen,  vnd  alle  vor- 
vordern  vnd  nachkomen , das  man  zu  ewigen  zyten  allwegen  uff  der  viergekronten 
dag  mit  funff  prieftern  foll  laffen  lefen  funff  vigilien  und  v felmeffen  do  von 
man  ein  ieden  priefter  j f.  8 geben  foll , die  dan  durch  ein  Cappelion  zu  der 
zyt  des  wercks  vff  den  ietzgenanten  dag  bef teilt  werden  f ollen  Und  dan  eim 
Cappellai;  des  wercks , und  eim  figriften  der  Capellen  der  uberig  fchilling 
Pfennig  gegeben  werden  foll , Nemlichen  dem  Cappellan  viij  8 und  dem  figriften 
iiij  8 do  für  foll  Jeder  In  Sonderheit  fchuldig  ein  eigene  vigily  zu  gut  denen 
die  das  geftifft  zelefen  fin,  Actum  uff  Montag  Ipfa  Sixtj  Anno  xvc  Nono. 

Zusatz:  Dat  fabrica. 

312b:  E.  v.  Id.  Theodori  martyris  [9.  November]: 

Item  dictus  Vetterhans  Cuparius  Argentinenfis  Et  Eifa  eius  uxor  legi- 
tima  Emerunt  Triftem  ymaginem  Christi  portantem  crucem  fuper  humeris  po- 
fitam  in  hac  maiori  ecclesia  retro  maiorem  valvam  eiufdem  ecclefie  Et  ean- 
dem  tjmaginem  in  eorum  anime  remedium  donaverunt  huic  fabrice  Sub  Anno 
m°cccc°  decimo. 


83)  Vierte  Hand  auf  dieser  Seite;  er  starb  den  29.  Aug.  1343. 

84)  Zweite  Hand,  früheres  14.  Jahrhundert. 

85)  Mitte  des  14.  Jahrhunderts. 

88)  Erste  Hand,  vierte  und  letzte  Eintragung  von  dieser. 

87)  Erste  Hand,  dritter  Posten. 


Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg. 


391 


brice  legauit  Redditus  vf.  denariorum  ac  uxor  filia  happenmacher  pro  anni- 
uerfario  cappellanis  Capelle  beate  marie  virginis  ad  perpetuam  rei  memoriam 
Anno  domini  M°cccc°xlv°  etc.  « 

313b:  F.  iiij.  Id.  Martini  pape  [10.  November]: 

Item  obiit  Petrus  dictus  Mouchheimer  de  Aletzheim  alumnus  fabrice 
Legauit  omnia  bona  fua  dicte  fabrice  Anno  1502. 

314b:  G.  iij.  Id.  Martini  episcopi  [11.  November]: 

Item  Johannes  de  Gamundia  dedit  vf.  denariorum  vivo  corpore  88j. 

321b:  G xiiij.  kl.  Caffiani  martyris  [8.  November]: 

Item  Hermannus  dictus  ftehellin  Gubernator  quondam  fabrice  obiit  dedit 
Redditus  .viij.  librarum  eguum  et  ,xx.  marcas  argenti89). 

324:  C.  xi.  kl.  Gelafii  pape  Mauri  martyris  [21.  November]: 

Item  Johannes  dictus  zu  trübel  gubernator  fabrice  obiit  anno  domini 
m°  ccc°  Ixxiiijto  dedit  arma  fua  et  duo  fpadones  et  xx  libras. 

331b:  C iiij  kl.  Trophimi  episcopi  [28.  November]: 

Item  anno  domini  m°  cclxxxxv  In  Craftino  faturnini.  Gif  ela  vxor  Eln- 
hardi  procuratoris  fabrice  obiit  dedit  veftem  variam 90). 

332  b : D iij  kl.  Saturnini  Crisanti  Mauri  et  Darii  martyrum  vigilie 
[29.  November]: 

Item  Johannes  Romersheim  procurator  fabrice  obiit  dedit  omnia  bona. 
Item  gedencket  Margaretha  uxor  hermanni  pictoris  et  katharina  foror 
eius  obierunt  orate  pro  eis. 

Item  obiit  her  Johans  Schultheiff  zorn  felige  ein  fromer  türer  Ritter  ein 
funderbarer  lieb  haber  vnfer  lieben  frowen  vnd  Jres  yoercks  der  by  finem  leben 
das  werk  mit  vil  finen  hengeften  vnd  pferden  und  nach  finem  tode  ietzund  mit 
finem  harnafch  und  einem  pferde,  aber  begobet  het  Orate  pro  eo91). 

334  b:  Kl.  F.  Decernb.  Elegii  episcopi  Candide  virginis  [1.  December]: 
Item  Nicolaus  dictus  Karle  structor  Organorum  obiit  dedit  arma  fua92). 

348b:  F.  xviij.  kl.  Valeriani  episcopi  [15.  December]: 

Item  Conradus  dictus  oleyman  appreciator  fabrice  contulit  multa  bona98). 

352b:  C.  xiiij  kl.  xxx  martyrum  [19.  December]: 

Item  Heinricus  procurator  fabrice  obiit  dedit  omnia  que  habuit9i). 

363a:  Die  Stiftung  des  E.  Villenbach,  wie  oben,  erstes  Blatt. 

363b  (letzte  numerirte  Seite;  30.  December):  Nota,  dominus  Cunradus 
Scriptoris  vicarius  Chori  Ecclefie  maioris  Argentinenfis  Olim  procurator  fabrice 
Item  obiit  dominus  Adam  Riffe  magifter  fcabinorum  ac  gubernator  fa- 


88)  Ende  des  15.  Jahrhunderts. 

89)  Erste  Hand,  erster  Posten.  Ueber  gubernator  steht  in  einer  Schrift  des 
15.  Jahrhunderts  pfteger. 

90)  Erste  Hand,  zweiter  Posten. 

91)  Alle  drei  Posten  Ende  des  14.  oder  Anfang  des  15.  Jahrhunderts. 

92)  Zweite  Hand,  der  ersten  noch  sehr  ähnlich. 

9S)  Erste  Hand,  zweiter  Posten. 

94)  Erste  Hand. 


392  Woltmann:  Das  Wohlthäterbuch  des  Frauenwerkes  in  Strassburg. 

Legavit  Cappellanis  Cappelle  Beate  marie  virginis  Redditus  v f.  denariorum 
pro  anniuerfario  fuo  peragendo  die  proximo  ante  Bartholomei  apoftoli  etc.95). 

Erstes  der  fünf  nicht  numerirten  Blätter: 

Hy  funt  cenfus  et  redditus  honorabilium  dominorum  et  cappellanorum 
Cappelle  beate  Marie  virginis  fub  arnbone  in  ecclesia  Argentinenfi  Et  renouati 
funt  fub  anno  domini  millefimo  quadringentefimo  fexagefimo  etc. 

Vierter  Posten: 

Item  .x.  ß legauerunt  Johannes  har  rer  et  Johannes  Römer  sheim  quon- 
dam  procuratores  fabrice  dat  fabrica  Conceptionis  marie. 

Zehnter  Posten: 

Item  viij  f.  legaverunt  heilmannus  de  nördlingen  et  iohannes  dictus  kes- 
feler  quondam  procuratores  fabrice  dat  Liepherren  hanfeman  de  fcharroch- 
bergheim  prope  Bibelnheim  Martini. 

21.  Posten: 

Item  .v.  f.  legavit  Conradus  fcriptoris  quondam  procurator  fabrice  dat 
Behtolt  eilfeffer  der  f eher  er  Symonis  et  Jude. 

Das  vierte  dieser  Blätter  ist  leer,  das  fünfte  enthält,  in  etwas  späterer 
Schrift,  unter  anderen  Posten,  nochmals  ausführlicher  die  Stiftung  von  Heil- 
mann und  Johannes  Kesseler. 

95)  Ende  des  15.  Jahrhunderts. 


Alfred  Woltmann. 


Urkunden  zur  Baugeschichte  des  Strassburger  Münsters. 

Mitgetheilt  von  Prof.  Dr.  F.  X.  Kraus. 

Der  in  den  nächsten  Monaten  erscheinende  zweite  Theil  meines  ersten 
Bandes  von  »Kunst  und  Alterthum  in  Elsass-Lothringen«  wird  den  Nachweis 
liefern,  wie  wenig  die  bisherige  Behandlung  der  Strassburger  Münstergeschichte 
eine  urkundlich  gesicherte,  wie  viel  auf  diesem  Gjebiete  noch  zu  thun  war. 
Eine  kleine  Auswahl  des  hier  Neuzubietenden  sollen  die  nachfolgenden  Blätter 
geben,  denen  nur  die  nothwendigsten  Erläuterungen  beigegeben  sind;  für  die 
umfassende  Verwerthung  des  Materials  muss  ich  auf  meinen  Text  selbst  ver- 
weisen. 

1284. 

Wir  Niclawes  von  Kagenecke  der  meister  vnd  der  rat  von  Strazburg 
tunt  kunt  allen  den  die  disen  brief  gesehent  oder  gehörent.  das  her  ||  Hein- 
rich Wehelin  der  lonherre  vnd  meister  Erwin  Wercmeister  vur  sich 
vnd  vur  ir  nachkummen  mit  hern  Niclawese  von  Kagenecke,  mit  hern  Jo- 
hanne ||  inz  Kalbesgafsen  vnd  mit  herrn  Johanne  von  Sarburg  vnseres  spittalen 
pflegern  ze  Strazburg  sind  vberein  kommen  , daz  iemine  , swer  in  deme  hu||se 
deme  nehisten  deme  münstere,  das  her  Wehelin  gebuwen  het,  gesefsen  ist. 
der  sol  geben  dem  Spittal  ze  Strazburg  iergelichs  sehze||hen  unce  Strazburger 
gen  ge  vnd  geben  pfenninge,  wand  ouch  enmalz  die  nehiste  houestat  den 
spittal  anehorte  : vnd  mit  des  selben  husez  en||weg  zelihenne,  noch  mit  deme 
erschatze  . son  het  der  spittal  niht  er  niht  zeschaffenne.  Daz  diz  war  si  vnd 
stete  blibe.  darumbe  sint  vn  ||  ser  stette  vnd  hern  Wehelins  ingesigel  an  disen 
brief  gehenket  zeime  vrkunde.  Diz  geschach  an  sante  Gallen  tage,  da  von  gots 
ge||burte  warent  tusent  iar,  zwei  hundert  iar.  vnd  viere  und  ahzig  iar . herant 
warent  her  Johans  Panfile  . her  Lucas  . her  Reinboldelin  ||  vnd  her  Niclawes 
von  Kagenecke  die  vier  meistere  vnd  der  rat  von  Strazburg. 

Pergament.  Sigel  der  Stadt  und  des  Herrn  Wehelin. 

Diese  hochwichtige  Urkunde  gibt  die  einzige  urkundliche  Erwähnung 
Erwin’s  als  Werkmeister.  Zwar  hatte  schon  Schneegans  (Rev.  d’Als.  1852, 
p.  114)  von  einer  deutschen  Urkunde  aus  dem  Jahr  1287  gesprochen,  welche 
Erwin  nenne;  allein  diese  ohne  Nachweis  gegebene  Notiz  entzieht  sich  jeder 
Controle.  Das  hier  mitgetheilte  Aktenstück  des  städtischen  Archivs  wurde 


394 


F.  X.  Kraus: 


zuerst  von  Herrn  Dr.  Wiegand  bemerkt,  welcher  die  Güte  hatte,  mir  es 
sofort  mitzutheilen.  Da  Erwins  Name  in  einer  Rasur  steht,  lässt  sich  die 
Ursprünglichkeit  der  Steile  bezweifeln. 

Nur  im  Vorübergehen  sei  darauf  hingewiesen,  dass  die  Urkunde  Wehelin, 
den  Herr  Woltmann  zum  Architekten  des  Langhauses  gemacht  hat,  wieder 
als  Lonherre,  d.  i.  als  Kassenbeamten  des  Frauenhauses,  erwähnt.  Vgl.  Reper- 
torium Heft  III,  343  f. 

1338. 

Anno  Domini  m° . GGG  . XXXVlII . feria  quarta  ante  Marg(arete)  virginis 
do  Rud  . Judenbreter  meister  waz  do  rechent  her  Heilmann  vf  unser  frowen 
huse  do  zugegen  warent  der  vorgenant  meister  . her  Berhtold  Swarber  . her 
Götze  von  Grostein  . her  Clawes  von  Grostein  . Henselin  von  Schoennecke  . 
Joh.  von  Rosheim  . Reinbolt  zum  Trübei  .Wilhelm  der  metziger  meister 
Gerlin  (steht  in  Rasur,  könnte  auch  Gerlacus  sein) , Erwine  . meister  Erle- 
win  . meister  Johannes  Winlin  . Clawes  Snyder  . Heintze  Gire  . Frantze 
Moteren(?)  . vnd  Ahlbrecht  Mülbach  . da  het  der  vorgenant  her  Heilman  inge- 
nomen  vnd  empfangen  fünf  hundert  pfunde  . LXII  pfunde  . vnd  X d . die  het 
er  wider  gerechent  vnd  blibet  schuldig  von  pfenningen  XXXVI  pfunde  sibende 
halp  Schillinge  minre  . so  sint  die  rebelute  schuldig  drü  hundert  pfunde  die 
sullent  sie  geben  zu  herbste  vnd  XVII  pfunt  sehse  Schillinge  minre  di  sol  her 
Heilman  innemen  vnd  sol  sie  vns  wider  rechenen , so  blibet  der  vorgenant 
her  Heilmann  schuldig  nune  hundert  vierteile  weiszen  vnd  rocken  vnd  XXVIII 
vierteile  vnd  von  gersten  zwei  hundert  vierteile  vnd  VI  vierteile  . So  blibet  er 
fchuldig  von  wine  hundert  fudere  vnd  zwei  vnd  sibentzig  fuder. 

Urkunde  des  Stadtarchivs,  für  die  Geschichte  der  Erwin’schen  Familie 
nicht  unwichtig.  In  wiefern  dieselbe  die  von  mir  aufgestellte  Genealogie  der- 
selben bestätigt,  bleibt  einer  besondern  Ausführung  Vorbehalten. 

1351. 

Goram  nobis  Iudice  curie  Argentinensis  constitutus  Johannes  dictus  zu 
dem  Trübei  et  Gerlacus  magister  operis  fabrice  ecclesie  Argentinensis 
nomine  civitatis  Argent.  locaverunt  et  concesserunt  Lückeline  filie  quondam  Ru- 
dolf! dicti  Enecke  civis  argent.  presenti  coram  nobis  et  conducenti  fibi  et  eius 
heredibus  unum  fundum  feu  vicum  dictum  in  gefselin  fitum  in  civitate  Argent. 
ante  monasterium  in  dem  fronehove  bi  dem  burnen  iuxta  domum  eiusdem 
Lückelin  que  nunc  eft  ftupa  aurifabrorum  ex  alia  iuxta  horreum  beate  Marie 
Virginis  pro  annuo  censu  unius  solidi  denariorum  Ar  gentinen  fium  ab  ipsa  con- 
ducte  et  eius  heredibus  sine  augmentatione  dicti  census  solvendo  . . . magiftro 
et  consulibus  dicte  civitatis  nomine  eiusdem  civitatis  de  eodem  fundo  in  fefto 
beati  Martini  annuatim  ita  quod  quandocunque  magistro  et  consulibus  dicte 
civitatis  placuerit  quod  tune  presens  locacio  fit  extincta  et  quod  ipse  vicus 
almenda  sit  prout  fuerat  hucusque  . et  in  huius  rei  testimonium  sigillum 
curie  Argentinensis  presentibus  est  appensum  . Actum  nonis  Augusti  . anno 
domini  . millefimo  trecentefimo  quinquagesimo  primo. 

Pergamenturkunde  des  Stadtarchivs.  Sigill.  cur.  Arg. 


Urkunden  zur  Baugeschichte  des  Strassburger  Münsters. 


395 


1399. 

Die  Rechnungen  dieses  Jahres  sind  nicht  im  Frauenhaus,  doch  haben 
sich  dieselben,  vermuthlich  in  dem  den  Pflegern  übergebenen  Exemplare,  im 
Stadtarchiv  erhalten.  Am  Samstage  nach  Pfingsten  wird  der  Werkmeifter 
(es  kann  dies  nur  der  bald  darauf  abgesetzte  Klaus  v.  Lohre  gewesen  sein) 
noch  ausgezahlt;  in  der  Frohnleichnamswoche  fehlt  seine  Erwähnung;  einige 
Wochen  später  heisst  es  denn: 

VII  gl.  meister  Vlrich  dem  nuwen  wergmeister  vnd  sime  Knechte  zu 
vertrinckende  vnd  VII  ß.  verzerte  er  in  Nefselbaches  herberge. 

Diese  Notiz  lehrt  uns  zum  erstenmale  das  Datum  des  Amtsantritts 
Ulrichs ; dass  derselbe  bis  1418,  seinem  Todesjahr,  in  demselben  verblieb,  soll 
später  gezeigt  werden. 

1419. 

Wir  Rülin  Barpfenig  Altammeister , Hug  Zorn,  Heylant  Zorns  seligen 
sun  wilent  stettemeister  zu  Straszburg  vnd  Johans  Sturm  von  Sturmecke, 
pflegere,  vnd  Johans  Schilling  schaffener  unser  lieben  frowen  Werkes  zu  Strasz- 
burg, verjehend  vnd  bekennent,  das  wir  von  zeheisse  wegen  maister  vnd  ratz 
der  stat  Straszburg  vnser  herren  gewunnen  haben,  Meister  Johanns  Hiltzen 
von  Kölle,  zu  eim  wergmeistere  des  Werkes  vnd  münsters  vnser  lieben  frowen 
zu  Straszburg,  also,  das  er  dem  wercke  vnd  münster  unser  lieben  frowen  sol 
mit  sinen  künsten  vnd  meysterschaften  dienen  vmd  tun,  also  das  dem  werg 
nützlich,  gut  vnd  erlich  ist  vnd  ime  selber  zimlich,  die  wile  er  gelebet,  vnd 
darumb  so  versprechen  wir  ime,  für  vns  vmd  alle  vnsere  nachkommen  an 
der  selben  pflegnifse,  — von  des  werckes  gute,  vnser  lieben  frowen  schaffen 
zu  gebende,  alle  fronfaste  fünf  pfunt  Straszburger  pfennige  vnd  alle  woche 
darzu  fünf  Schilling  pfennige,  vnd  sin  herberge,  da  ein  werckmeister  biszher 
inne  gesefsen  ist  gewesen,  item  fünf  pfunt  vür  ein  gewant  zu  Ostern,  item 
jars  zu  sant  Johanstag  zu  Süngichten  ein  stück  holtzes  in  sin  husz,  item 
z wüschen  t den  zwein  mefsen  vnser  lieben  frowen  zwentzig  vierteils  korns  in 
sin  husz  vnd  jors  zu  sant  Martinistag  ein  fuder  wins  in  sin  husz,  vnd  in  ouch 
zu  haltende  in  den  eren  als  andere  wergmeister  sine  vorfaren  biszhar  vor 
XXX  jaren,  vnd  do  vor  von  alterhar  von  vnsern  vorfaren  gehalten  sint  vn- 
geverlich,  vnd  mit  namen,  so  sollent  wir  noch  unsere  nachkomen  an  unsern 
ambachten  noch  nyeman  von  vnsern  wegen  ime  nit  vrlob  geben,  vmb  keine 
leitwende,  dann  weres  dar  er  missetete,  oder  missewürckte , vnd  Meister  vnd 
Rat  zu  Stroszburg  die  dann  sient  mit  urteil  bekentent,  noch  irer  hotten  vnd 
werklute  sagende,  das  er  misseton  oder  missewürcket  hette,  oder  das  wür  «in 
befsern  kundent  oder  möhtent  vinden,  dann  er  ist,  vnd  das  künstlich  were, 
so  mögent  Meister  vnd  Rat  die  dann  sint,  ime  vrlop  geben,  obe  sie  wöllent, 
vnd  nit  anders  on  geverde  vnd  des  zu  eim  woren  urkunde  so  hant  wir  die 
vorgenant  pfleger  vnder  yeglicher  sin  Ingesiegel  an  diesen  brief  gehencket 
vnd  wann  ich  Johans  .... 

(Papier,  ohne  Siegel,  unfertiger  Entwurf.)  Die  Urkunde  gibt,  obgleich 
das  Datum  nicht  angefügt  ist,  durch  Mittheilung  der  Behörden  das  Jahr  1419 


396 


F.  X.  Kraus: 


als  Beginn  der  Hültz’schen  Thätigkeit  an;  sie  ist  zugleich  der  erste  urkund- 
liche Beleg  für  die  Herkunft  desselben  aus  Köln. 

1451. 

Fürsichtigen  ersamen  vnd  wysen,  Min  willig  unverdrofsen  dienste,  sind 
üwer  fuersichtikait  von  mir  berait,  voran  gnädigen  lieben  herren,  als  üwere 
Ersamkeit  minen  herren  von  Ulme  geschrieben  vnd  ottlich  abschreifften  mit- 
gesandt hant,  ainer  üschreibung,  wie  ich  mich  des  wercks  zu  vnser  lieben 
frowen  by  üch,  als  ain  kirchenmaister  min  leptag  vnderwunden,  vnd  ouch 
buwe  zu  tun  angefangen  vnd  zu  geseit  haben  sulle  vnd  in  befliefsung  begerent, 
diewile  ich  mich  zu  minen  herren  von  Ulme  verpflicht  hab  mit  inne  zu 
schaffen,  das  ich  den  costen  den  das  werck  vff  min  zu  sagen  gehept  habe,  ab- 
trage, mit  mer  wortten  in  üwern  briefe  begreiffen  etc.,  dieselben  schrifften  mir 
min  herren  von  Ulme  furgehept  hand,  die  mich  ettwas  nit  vnbillich  fremd  sin 
beduncken,  angesehen,  das  üch  die  Sachen  anders,  dan  ich  die  mit  dem  Schaffner 
des  wercks  gehandelt  han,  fürgehept  sin,  vnd  das  ir  herkommen  vnd  verlauft 
der  sache  vnderricht  wordent,  gnädigen  lieben  herren,  so  ist  es  ...  . das  nit, 
Ich  bin  vff  ain  zite  zu  üwere  wiszhait  körnen,  vnd  han  begert  üwere  werck- 
maister  zu  werden,  darzü  der  Wiszbock  von  üwern  wegen  vnd  maister  Hirtz 
von  minen  wegen  gefügt  würden,  do  redt  der  Wiszbock,  wie  ich  mit  minen 
herren  von  Ulme  daran  were,  do  sait  ich  ime  das  ich  in  ettwas  zits  zu  dienen 
geredt  hette,  redt  er  daruff  Sy  wolten  mich  gern  zu  ainem  maister  empfahen, 
wan  min  zile  uszkäme,  das  ich  nieman  dann  allein  minen  herren  von  Strasz- 
burg  solte  verpflicht  fin,  vff  das  batt  ich  sy,  mir  zu  den  von  Ulme,  ze  jar  ain 
ryt  oder  zwen  zu  tun  zu  vergunden,  wan  ich  inen  von  dienste  wegen  ettwas 
zu  tun  gehaissen  hett,  da  antwurt  mir  der  Wiszbock,  ich  sölt  an  maister  vnd 
rate  zu  Straszburg  vrlob  vnd  gunst  nit  von  Straszburg  körnen,  vnd  ward  da 
geredt,  wann  min  zyle  uszkaime,  so  sölt  ich  mit  gelüpt  vnd  aiden  tun,  was 
ainem  maister  zu  gehörte,  vnd  das  solte  verbrieft  werden,  vff  das  macht  der 
schaftner  anmornends  (?)  ain  concept,  was  solde  ain  maister,  vnd  was  man 
jm  zu  tun  hette,  an  derselben  concept  liesz  ich  mich  nit  begnügen,  vnd  redt 
min  notdurfft  darin  . Sprach  er  wölt  ain  ander  concept  machen,  ob  ich  min 
Insigel  by  mir  hett,  da  sprach  ich,  ich  hab  sie  nit  hie,  vnd  ist  dehain  entlieh 
bestellung,  noch  geschrifft  begriffen  worden,  ich  han  mich  oüch  weder  mit 
gelüpt  noch  underwunden , vnd  ist  auch  danen , nit  anders  dann  als  vor  stat 
geredt  noch  verlauffen  worden , dann  hatt  ich  deszhalb  ichzit  verhaissen , ich 
wölt  das  halten  als  billich  were,  vnd  main  nach  ergangen  Sachen,  dem  werck 
noch  nieman  deheinen  ab  trag  oder  bekere  pflichtig  zu  sein,  wol  ist  an  das 
nit,  ich  hab  ettlich  buwe,  die  zijte  da  ich  zu  Straszburg  gewezen  bin,  ange- 
fangen, vnd  min  arbit  darinnen  getruwelich  gethan,  gott  zu  lob  vnd  üch,  vnd 
dem  münster  zu  eren,  vnd  dehainen  sold  darüber  begert  noch  empfangen 
dann  soviel  die  cost  die  mir  worden  ist,  das  ich  billich  wan  das  zu  schulden 
kernet  verdiene,  darüber  gnädigen  lieben  herren,  so  bitt  ich  üwer  fürsichtig 
wiszhait,  zu  male  vlissig,  Jr  wöllent  mich  vmb  miner  willigen  dienste  willen 
verdrugen  vertragen,  vnd  deszhalb  vnangelangt  lauffen,  vnd  das  mit  den  pfleger 
vnd  Schaffner  gethan  schaffen  vnd  mich  hiemit  verantwurt  haben,  als  ich  üch 


Urkunden  zur  Baugeschichte  des  Strassburger  Münsters. 


397 


sunder  zwifels  wol  getruwe  vnd  main  nach  herkomen  vnd  gestalt,  der  Sachen, 
hillich  süe , kan  ich  das  yendert  vmb  üch,  die  üwern  wnd  das  münster  ver- 
dienen, des  erbüt  ich  mich  willig  vnd  beraitt.  Datum  vff  Sonntag  vor  unsers 
hern  fronlichnamstag  Anno  domini  lj°  (1451). 

Matheus  Enszinger 
Kirchenmaister  zu  Ylme. 

(Papier  ohne  Siegel). 

Math,  von  Ensingen,  Ulrichs  von  Ensingen  Sohn,  erscheint  in  den 
Rechnungen  von  1450  nebst  seinem  Sohne  Vincenz.  Er  hatte  1449  Bern 
verlassen  und  demnach  nur  etwa  zwei  Jahre  in  Strassburg  als  Werkmeister 
fungirt. 

1486. 

Wir  dise  nochgenannten  Hanns  Rüdolff  von  Endingen  Ritter , Peter 
Schott  Altammeister  vnd  Andres  Haxmacher  pflegere  vnd  Conradus  Hammel- 
burger priester  schaffener  des  wercks  vnser  lieben  frowen  der  hohen  stifft  zu 
Stroszburg  bekennen  vnd  thun  kunt  meniglich  mit  difem  briefe  als  die  strengen 
fürsichtigen  wisen  meister  vnd  rat  der  statt  Stroszburg,  zü  deren  handen  oas 
genant  werck  statt,  Meister  Hans  Hammer  von  Werde  zü  eim  Werckmeister 
des  obgenannten  Werkes  uffgenommen  vnd  entpfangen  haben  vnd  er  ouch 
daruff  gesworen  hatt  liplich  zü  gott  vnd  den  heiligen  mit  vffgehepten  fingern, 
vnd  gelerten  Worten  das  vorgenant  werck  getruwelich  zü  regieren,  zü  ver- 
sehen vnd  zü  versorgen  mit  siner  kunst  vnd  arbeit  vff  das  aller  nützlichest 
vnd  beste  vnd  des  wercks  nutz  vnd  fromen  zü  fürder  vnd  zü  werben  vnd 
sinen  schaden  zü  warnen  vnd  zü  wenden  in  allen  dingen,  so  verre  er  kan 
oder  mag.  Item  dhemen  Steinmetzen  gesellen  in  der  hütten  hindern  noch 
fördern  weder  vmb  gunst  gobe  liebe  oder  leit  nid  oder  hasz  noch  durch  sins 
eigenen  nutzs  willen  dann  welcher  ine  der  beste  vnd  dem  werck  der  nützlichest 
bedüncket , den  sol  er  fördern  vnd  instellen.  Item  das  er  nit  me  dann  einen 
diener  in  sinem  huse  vnd  costen  haben  sol,  der  den  wochenlone  entpfohet. 
Item  das  er  in  dem  huse  in  dem  fronhofe  nebent  dem  geistlichen  gericht 
wonen  vnd  seszhafftig  sin  sol  vnd  ine  deheinem  andern  huse  als  alle  werck- 
meister vor  ime  gethan  haben  off  das  er  desterbasz  zü  den  hütten  vnd  zü 
den  gesellen  warnemen  vnd  gesehen  mag.  Item  das  er  dhein  ander  werck  in 
statt  oder  land  vndersten  sol  zu  regieren  oder  ,zu  ime  nemen  one  der  pflegere 
oder  des  schaffeners  sunder  erlouben  wifsen  vnd  willen.  Item  das  er  deheinen 
nuven  noch  alten  gebuwe  an  dem  werck  anfohen  zü  machen  one  der  pflegere 
oder  des  schaffeners  rat  wifsen  vnd  wollen.  Item  das  er  die  hütte  nit  über 
laden  sol  mit  gesellen  anders  dann  ime  vun  den  pflegern  vnd  dem  schaffener 
gegönnet  vnd  erloubet  würt,  es  were  dann  das  vngeverlich  ein  frömder  oder 
zwen  anderszwoher  in  der  wochen  inn  die  hütte  kement  vnd  begertent  das  er 
sie  fördern  solte;  die  möhte  er  die  selbe  woche  also  fördern  vnd  nit  lenger. 
Ouch  sol  er  eym  jeden  gesellen  verbieten  des  wercks  geschwere  als  meyszel 
stein  exe  vnd  anders  nit  usz  der  hütten  zü  tragen  one  erloubnüfs  der  pflegeie 
oder  des  schaffeners.  Item  das  gelt  so  wöchentlich  gegeben  wurt  von  werck 
genant  zugelt,  sol  geantwortet  werden  in  die  buchsse  vnd  do  mit  gehandelt 


398 


F.  X.  Kraus: 


mit  rot  wifsen  vnd  willen  der  pflegere  oder  des  schaffeners.  Ouch  sol  die 
Blues  che  (?)  des  wercks  sin,  vnd  der  werckmeister  ein  getreuwe  vffseher  dozü 
haben.  Item  er  sol  ouch  niemans  keinen  stein  veil  bieten  es  sigent  sarckstein 
oder  andere  one  voranbringen  pflegere  oder  schaffeners  . vnd  ob  er  an  dem 
werck  üt  zit  mifsbuwete  oder  verwarlosete  oder  sich  anders  domit  hielte  dann 
billich  were  vnd  sich  das  mercklich  und  kuntlich  erfunde,  so  hatt  er  sich 
begeben,  das  unnser  herren  meister  vnd  rat  der  statt  Straszburg  das  zu  sinem 
libe  vnd  gut  richten  vnd  rechtfertigen  mögen,  wnd  ob  er  darüber  jemer  eini- 
cherley  ansproch  oder  forderung  hette  oder  gewenne  an  das  werck  oder  an 
die  pflegere  vnd  schaffener  oder  sie  widerumb  an  ine  keynerley  uszgenommen, 
vnd  das  nit  güttlich  übertragen  werden  künde,  semlichs  sol  er  nyergent  an- 
derszwo  verrechtigen  vnd  rechtlich  vsztragen,  dann  vor  meister  vnd  ratt  der 
statt  Stroszburg  oder  dahin  sie  das  wisent  vnd  was  do  erkant  wurt  stete  vnd 
veste  zu  halten  on  allen  uszzugk  vnd  intragk.  Wann  er  sich  ouch  nit  hielte 
zu  willen  pflegener  vnd  schaffeners  zü  nutze  des  wercks,  so  mögen  pflegere 
vnd  schaffener  ime  vrlop  geben  vnd  einen  andern  werckmeister  uffnemen  . 
vnd  sol  er  des  deheinen  widersatz  thün  noch  niemans  von  sinen  wegen.  Er 
sol  aber  nit  mäht  haben,  vrlop  zu  fordern  alles  by  sinem  obgemelten  geschwo- 
renen eyde.  Alszdann  das  alles  ein  sunder  brieff  wiset  der  das  werck  darumb 
von  ime  versigelt  inne  hatt.  Daruff  vnd  dogegen  so  habent  wir  die  obge- 
nanten pflegener  vnd  schaffener  für  uns  vnd  unser  nachkommen  von  des 
egenanten  wercks  wegen  zugeseit  dem  egenannten  meister  Hans  Harner  zü 
geben  zum  ersten  alle  woche  einen  Rinischen  gülden,  summer  vnd  winter 
glich,  item  alle  jore  sehs  eien  lynisch  tuchs  für  ein  cleidt  als  anderen  gesinden 
off  dem  huse,  item  zehen  fierteil  rocken  zwüschent  den  zweyen  mefsen  vnnser 
lieben  frouwen  tag  der  eren  vnd  der  hindernd.  Item  alle  jore  ein  gemein 
fuder  wins  in  dem  herbst  von  Bibelnheim.  Item  ein  hundert  sumpest  kentes1) 
Item  ein  viertel  wins  vff  sant  Martins  nacht.  Item  zu  wyhnahten  zwen  sweig- 
kese.  Item  ein  lebekuchen  vnd  ein  ledelin  mit  zinszbrot  als  andern  des  wercks 
güten  fründen.  Item  zehen  Schilling  pfennige  sinem  gesinde  zü  wynahten  zü 
hantgifft.  Item  zu  Ostern  ein  lamp  vnd  hundert  eyger.  Item  alsz  dick  man 
die  gemeinen  stocke  im  münster  uflthut  dirthalb  Schilling  pfennige.  Item  so 
dick  man  ein  grap  ime  münster  vffthüt,  gehört  ime  fünf  Schilling  pfennige  von 
den  ilienen  denen  die  greber  sint.  Item  altz  dann  der  werckmeister  der 
dryer  einer  ist  die  die  gebuwe  inn  der  statt  Stroszburg  besehen 
vnd  darüber  sprechen  sollent,  do  von  gefellet  ime  das  driteil.  So  hatt  er  ouch 
mäht  alle  gebannen  firtag  vnd  hochzittlich  tage  vff  dem  huse  zü  efsen.  Mit 
sollichen  Jone,  nützen  vnd  gefellen  er  sich  ouch  benugen  lafsen  sol,  vnd  das 
werck  ouch  die  pflegere  vnd  schaffener  niemes  höher  drengen  inn  deheinen 
weg  . vnd  des  alles  zü  woren  vrkunde  so  habent  wir  die  obgenanten  pflegere 
vnd  schaffener  vorabe  des  wercks  insigel  vnd  darzu  vnnser  vierer  insigele 
gehenket  offenlich  an  diesen  brieff  . der  geben  ist  vff  montag  nechst  noch 


1)  Kentes  — Kentwein,  vinum  medicatuni?  Oberl  in. 


R.  Bergau:  Der  angebliche  Sebald  Schonhofer. 


399 


sant  Margreden  tag  der  heyligen  jungfrouwen  als  man  zeit  noch  christi  vnseres 
herren  gebürt  vierhundert  achtzigk  vnd  sechs  jore. 

Pergament  mit  fünf  Siegeln:  des  Werkes,  Her  Rüdolffs , Her  Peters, 
Juncker  Andrefs,  des  Schaffners. 

Die  in  vieler  Hinsicht  hochinteressante  Urkunde  gibt  das  Datum  des 
Amtsantritts  von  Hans  Hammer,  desselben  Meisters,  welcher  für  Johann 
Geiler  aus  Kaisersberg  die  berühmte  Kanzel  erbaute.  Dass  er  identisch  ist 
mit  HansMeiger,  lässt  sich  jetzt  nicht  mehr  bezweifeln.  Letzterer  Name 
erscheint  urkundlich  in  einem  Spruchbrief  von  1487  (Bez.  Archiv,  Spach, 
Inventaire  III.  384.  G.  3650).  Wie  lange  Hans  dem  Bau  Vorstand,  ist  ungewiss. 
Das  Heckler’sche  Manuscript  lässt  ihn  nach  Jakob  von  Landshut  (1494 — 1509) 
wieder  1510—1520  (?)  im  Amte  sein. 


Der  angebliche  Sebald  Schonhofer. 

Als  das  Haupt  der  Nürnberger  Bildhauerschule  des  vierzehnten  Jahr- 
hunderts gilt  gewöhnlich  der  Bildhauer  Sebald  Schonhofer,  welcher  um  1361 
die  Sculpturen  an  der  Vorhalle  der  Frauenkirche  und  etwa  gleichzeitig  auch 
die  Statuen  am  »Schönen  Brunnen«,  beide  in  Nürnberg,  gefertigt  haben  soll. 

Die  Statuen  der  Vorhalle  der  Frauenkirche  sind  aber  sehr  verschieden 
nach  Arbeit  und  Werth,  lassen,  abgesehen  von  den  modernen  Restaurationen, 
wenigstens  vier  verschiedene  Meister  erkennen , sind  auch , wie  die  an  den 
Consolen  derselben  angebrachten  Wappen  beweisen,  von  verschiedenen  Fa- 
milien gestiftet. 

Auch  die  Statuen  am  schönen  Brunnen  sind  von  verschiedenen  Händen 
gearbeitet  und  sind,  so  weit  man  nach  den  noch  erhaltenen,  im  Germanischen 
Museum  befindlichen  Resten  der  alten  Statuen  urtheilen  kann  denn  die 
Statuen  am  Brunnen  selbst  sind  gelegentlich  der  Restauration  des  Brunnens 
in  den  Jahren  1821  — 1824  meist  neu  gefertigt  und  sind  keineswegs  getreue 
Copien  der  alten  im  Allgemeinen  viel  besser,  als  jene  an  der  Vorhalle 
der  Frauenkirche , zeugen  zum  Theil  von  einer  bewundernswürdigen  Kennt- 
niss  der  Formen , vielem  Geschmack  und  grosser  Geschicklichkeit  ihrer  Ver- 
fertiger, sind  besonders  in  den  Köpfen  und  Gewändern  mit  solcher  Vollendung 
ausgeführt,  dass  ich  nicht  anstehe , sie  den  bessern  antiken  Statuen  gleichzu- 
stellen. Sie  gehören  ohne  Zweifel  zu  den  allerbesten  plastischen  Arbeiten  des 
vierzehnten  Jahrhunderts. 

Da  der  schöne  Brunnen,  wie  Baader  aus  alten  Rechnungen  nachgewiesen 
hat,  in  den  Jahren  1385—1396  von  dem  Parlier  Heinrich  erbaut  worden  ist, 
werden  die  Statuen  an  demselben  bald  nachher  gefertigt  worden  sein.  Die 
Meister  derselben  kennen  wir  nicht  aus  beglaubigten  urkundlichen  Nachrichten. 
Sie  werden  unter  denjenigen  sein , deren  Namen  v.  Murr  in  seinem  Journal 


400 


R.  Bergau:  Der  angebliche  Sebald  Schonhofer. 


für  Kunstgeschichte  (Bd.  II,  Seite  44—46)  und  Baader  in  seinen  Beiträgen  zur 
Kunstgeschichte  Nürnbergs  (Heft  I,  Seite  3—4)  verzeichnet  haben.  Zwar 
befindet  sich  jetzt  an  der  am  Brunnen  befindlichen  Statue  Kaiser  Karl  IV. 
und  zwar ' am  Brustharnisch  desselben  die  Inschrift  »Schonhofer«  und  die 
Jahreszahl  1361.  Doch  ist  diese  Inschrift  neu  und  geradezu  gefälscht,  an 
Stelle  der  alten,  auf  dem  Torso  der  alten  Statue  des  Kaisers  im  Germanischen 
Museum  noch  wohl  erhaltenen  Inschrift: 

tcl)®f)  o f© 

und  o u 1 0 

gesetzt  worden.  Die  Tradition,  dass  die  Statuen  am  schönen  Brunnen  um 
1361  von  Sebald  Schonhofer  gefertigt  worden  seien,  ist  demnach  völlig  un- 
begründet. 

Auch  die  Vorhalle  der  Frauenkirche  kann  nicht  um  das  Jahr  1361 
gleichzeitig  mit  der  Kirche  erbaut  worden  sein.  Sie  ist  vielmehr,  wie  eine 
kritische  Untersuchung  derselben  in  technischer,  künstlerischer  und  historischer 
Beziehung  ergeben  hat,  ein  späterer  Anbau  an  die  vorher  schon  fertige  West- 
fagade  der  Frauenkirche  und  ist  wahrscheinlich  erst  am  Anfang  des  fünfzehnten 
Jahrhunderts,  — in  den  Jahren  1411  und  1413  wurde,  wie  Baader  (Beiträge  I, 
Seite  172)  mitgetheiit  hat,  daran  gearbeitet,  — erbaut  worden.  Die  Künstler 
derselben  und  ihres  plastischen  Schmuckes  sind  uns  ebenfalls  nicht  in  glaub- 
hafter Weise  überliefert. 

Während  alle  ältern  Chroniken  von  Nürnberg  (Meisterlein,  Müller  etc.) 
und  auch  die  ältern  Beschreibungen  von  Nürnberg  (Merian,  Wagenseil,  Falken- 
stein, v.  Murr)  über  die  Meister  der  Statuen  an  der  Frauenkirche  und  dem 
schönen  Brunnen  schweigen,  auch  Doppelmayr  sie  nicht  kennt,  und  v.  Murr 
in  seinem  Journal  für  Kunstgeschichte  (Bd.  II,  Seite  44)  ausdrücklich  gesteht, 
dass  er  die  Namen  derselben  nicht  kenne,  bringt  v.  Murr  in  der  zwei- 
ten Auflage  seiner  Beschreibung  von  Nürnberg  (vom  Jahre  1801)  plötzlich 
den  Namen  Schonhofer,  ohne  seine  Quelle  für  denselben  anzugeben.  Diese 
Quelle  kann  jedoch  nur  Siebenkees  sein , welcher  in  seinen  Materialien  zur 
Nürnbergischen  Geschichte  (Bd.  I,  Seite  66)  darauf  aufmerksam  macht,  dass 
der  Kupferstecher  Thomas  Hirschmann  im  Jahre  1683  das  Porträt*)  des 
»Sebald  Schonhofer,  Bildhauer  der  Frauenkirche  und  des  schönen  Brunnens« 
in  Kupfer  gestochen  habe.  Aus  dem  viel  benutzten  Buche  v.  Murr’s  ist  dieser 
Name  dann  in  alle  späteren  Beschreibungen  von  Nürnberg,  in  das  Buch  von 
Rettberg  und  daraus  in  alle  neueren  kunstgeschichtlichen  Werke  übergegangen. 
Wie  der  Name  an  sich  schon  verdächtig  ist,  so  lehrt  auch  die  Betrachtung 
dieses  Kupferstichs,  dass  das  Porträt  (und  vielleicht  auch  der  Name)  von 
Hirschmann  oder  seinem  Auftraggeber  zu  einem  uns  jetzt  nicht  mehr  bekannten 
Zwecke  erfunden  worden  ist.  Der  Name  Schonhofer  ist  demnach  aus  der 
Kunstgeschichte  gänzlich  zu  streichen.  R.  Bergau. 

*)  Dasselbe  ist  überaus  selten.  Panzer  führt  es  in  seinem  Verzeichniss  von 
Nürnbergischen  Porträten  auf. 


R.  Bergau:  Ist  das  Sakramentshäuschen  zu  Schwabach  etc. 


401 


Ist  das  Sakramentshäuschen  zu  Schwabach  ein  Werk  des 

Adam  Krafft? 

Alte,  noch  heute  lebendige  Traditionen,  welche  bisher  nur  in  seltenen 
Fällen  durch  eine  wissenschaftliche  Kritik  in  ihre  richtigen  Grenzen  gewiesen 
sind,  schreiben  fast  alle  irgendwie  bedeutenden  Kunstwerke  aus  dem  Anfang 
des  sechzehnten  Jahrhunderts  in  Nürnberg  und  Umgegend  den  berühmten 
Künstlern  Albrecht  Dürer,  Adam  Krafft,  Veit  Stosz  und  Peter  Vischer  zu.  So 
viel  diese  trefflichen  Männer  auch  geschaffen,  so  geht  die  grosse  Anzahl  alles 
dessen , was  die  ihre  Verdienste  dankbar  anerkennende  Nachwelt  ihnen  zu- 
schreibt, doch  weit  über  ihre  Kräfte,  ja  die  Kräfte  eines  Menschen  überhaupt, 
hinaus.  Ausserdem  würden  die  Künstler,  und  besonders  der  grösste  unter 
ihnen,  A.  Dürer,  mit  dessen  Namen  wirklich  Unfug  getrieben  wird,  sich  oft 
wenig  geschmeichelt  fühlen,  wegen  ihrer  angeblichen  Autorschaft  von  Werken, 
welche,  wenngleich  zuweilen  recht  gut,  doch  weit  unter  ihnen  stehen.  Diese 
Sucht,  alle  hervorragenden  Kunstwerke  der  bezeichneten  Periode  mit  den  ge- 
nannten, berühmten  Namen  in  Zusammenhang  zu  bringen,  beruht  nicht  nur 
auf  einem  Mangel  an  Kunstkritik,  sondern  auch  auf  einer  nur  unvollständigen 
Kenntniss  der  Kunstzustände  jener  Zeit  überhaupt,  und  ihr  wahrer  Grund  ist 
oft  genug  nur  Gewinnsucht. 

Die  genannten  Männer  waren  im  Anfänge  des  sechzehnten  Jahrhunderts 
nicht  die  einzigen  bedeutenden  Künstler,  welche  in  den  betreffenden  Fächern 
arbeiteten,  sondern  sie  bildeten  nur  die  äussersten  Spitzen  einer  grossen  An- 
zahl anderer,  oft  nahezu  ebenso  bedeutender,  oder  doch  nicht  viel  geringerer 
Künstler,  deren  Namen  uns  durch  Zufall  und  weil  die  genannten  grossen 
Meister  durch  ihren  Glanz  alle  andern  verdunkelten,  uns  nicht  erhalten  sind, 
oder  wenn  erhalten,  bis  jetzt  nicht  mit  den  vorhandenen  Werken  in  Zusammen- 
hang gebracht  werden  konnten. 

Die  hohe  Bedeutung  Nürnbergs  in  künstlerischer  Beziehung  am  Ende 
des  fünfzehnten  und  im  Anfänge  des  sechzehnten  Jahrhunderts  beruht  eben 
auf  der  grossen  Anzahl  im  höchsten  Grade  durchgebildeter  Handwerker, 
welche  zum  Theil  zu  Künstlern  höhern  oder  geringem  Grades  sich  empor- 
gearbeitet hatten.  Die  Wahrheit  dieser  Ansicht  wird  nicht  nur  durch  die 
Menge  von  Künstlernamen,  welche  v.  Murr  und  Baader  aus  Urkunden  gezogen 
haben,  sondern  vorzüglich  auch  durch  die  unendliche  Fülle  von  Nürnberger 
Kunstwerken  aller  Art  bewiesen,  die  freilich  nur  zum  kleinern  Theil  in  Nürn- 
berg selbst  noch  vorhanden,  zum  allergrössten  Theil  aber  über  alle  Länder 
der  gebildeten  Welt  zerstreut  sind,  so  dass  kaum  eine  namhafte  Kunstsamm- 
lung vorhanden  sein  dürfte,  welche  keine  nürnberger  Arbeiten  aufzuweisen 
hat,  zum  Theil  aber  auch  bereits  zerstört  sind  und  durch  Unverstand  oder 
bösen  Willen  leider  auch  in  unsern  Tagen  noch  oft  genug  zerstört  werden. 

Dass  wir  von  vielen  vortrefflichen  Werken  der  bezeichneten  Kunstperiode 
die  Urheber  nicht  mehr  angeben  können , liegt  zum  Theil  auch  an  der  Be- 

I 26 


402 


R.  Bergau:  Ist  das  Sakramentshäuschen  zu  Schwabach 


scheidenheit  der  Künstler  jener  Zeit,  welche  sich  als  einfache  Handwerker 
betrachteten,  ihre  Werke  mit  aller  Liebe  und  Sorgfalt  vollendeten  so  gut  sie 
es  vermochten,  und  dann  fortgaben,  ohne  Besorgniss,  ob  man’  ihre  Namen 
kannte  oder  nicht,  ähnlich,  wie  heute  z.  B.  die  Tischler  die  kunstvollsten 
Schränke  und  Tische  ohne  Bezeichnung  ihres  Verfertigers  lassen.  Viel  wich- 
tiger erschien  in  jener  Zeit  bei  öffentlich  aufgestellten  Kunstwerken  die  Be- 
zeichnung des  Stifters  oder  Donators  durch  Wappen  oder  Bild.  Nur  wenige 
Künstler  setzten  ihren  Namen  oder  Monogramm,  das  ursprünglich  nur  eine 
Art  Schutz  gegen  unbefugte  Nachbildung  gewesen  zu  sein  scheint,  auf  ihr 
Werk.  Letztere  werden  jetzt  aber  oft  nicht  verstanden,  können  entweder  gar 
nicht  oder  nur  zweifelhaft  gedeutet  werden.  Daher  werden  wir  über  die  Ur- 
heber vieler  bewunderter  Werke  wohl  für  immer  in  Ungewissheit  bleiben, 
wenn  nicht  etwa  zufällige  Aufzeichnungen  von  Zeitgenossen  oder  Contracte, 
welche  Besteller  und  Verfertiger  abgeschlossen  haben,  aufgefunden  werden. 

Ueber  die  Werke  des  trefflichen  Steinmetzen  Adam  Krafft  sind  wir 
durch  Neudörfer’s  Aufzeichnungen  im  Allgemeinen  gut  unterrichtet.  Doch  ist 
sein  Verzeichniss  wohl  nicht  ganz  vollständig.  Es  ist  demnach  nicht  befrem- 
dend, dass  dem  Meister  auch  noch  viele  andere  Werke  zugeschrieben  werden. 
Zu  diesen  gehört  u.  A.  auch  das  etwa  13  Meter  hohe,  wohl  erhaltene  Sakra- 
mentshäuschen in  der  Pfarrkirche  zu  Schwabach,  welches  in  Nürnberger 
Künstlerkreisen  jetzt  allgemein  für  ein  Werk  Krafft’s  gehalten  wird.  Seit 
einiger  Zeit  zieht  jährlich  am  Johannistage  eine  Schaar  junger  Künstler  nach 
Schwabach,  hält  an  diesem  Sakramentshäuschen  eine  kleine  Gedächtnissfeier 
für  Krafft  und  legt  zu  seinen  Ehren  einen  Kranz  nieder. 

Prüfen  wir  nun,  um  zu  einem  einigermassen  sichern  Urtheil  darüber  zu 
kommen,  ob  Adam  Krafft  der  Verfertiger  desselben  sei  oder  nicht,  zuerst  die 
schriftliche  Ueberlieferung  und  dann  das  Werk  selbst  im  Vergleich  mit  andern 
beglaubigten  Werken  dieses  Meisters. 

Die  älteste  Nachricht  über  Krafft  und  seine  Werke  verdanken  wir,  wie 
erwähnt,  dem  gleichzeitig  mit  Krafft  lebenden,  berühmten  Nürnberger  Schreib- 
meister Johann  Neudörfer,  welcher  im  Jahre  1547  allerlei  Notizen  über  die 
ihm  persönlich  bekannten  Künstler  und  ihre  Werke  zusammentrug.  Neudörfer 
gibt  ein  reichhaltiges  Verzeichniss  der  Werke  Kraff't’s,  nach  welchem  der  un- 
genannte Verfasser  des  im  Jahre  1822  erschienenen  ersten  Heftes  der  »Nürn- 
bergischen  Künstler«  ein  chronologisch  geordnetes  Verzeichniss  derselben  auf- 
stellen konnte,  mittels  dessen  wir  die  Thätigkeit  des  Meisters  vom  Jahre  1490 
bis  an  seinen  im  Jahre  1507  oder  8 erfolgten  Tod,  von  Jahr  zu  Jahr  verfolgen 
können.  Die  Zeit  des  Meisters  ist  mit  den  dort  aufgeführten  Werken  so  voll- 
ständig ausgefüllt,  dass  er  ausser  den  genannten  nur  wenige,  kleinere  Sachen 
gefertigt  haben  kann.  Das  Sakramentshäuschen  in  Schwabach  wurde,  laut 
Inschrift,  im  Jahre  1505  fertig.  Da  Krafft  es  aber  schwerlich  vor  der  im 
Jahre  1500  erfolgten  Vollendung  seines  Hauptwerkes,  des  Sakramentshäuschens 
in  St.  Lorenz  zu  Nürnberg,  angefangen  haben  wird  und  er  in  der  Zeit  von 
1500  bis  1505  noch  mehrere  andere  grössere  Werke,  darunter  die  Grablegung 
in  der  Holzschuher’schen  Kapelle,  geschaffen  hat,  blieb  ihm  für  Ausführung 


ein  Werk  des  Adam  Kr  afft  ? 


403 


eines  so  grossen  Werkes  schwerlich  noch  Zeit  übrig.  Ausserdem  ist  es  nicht 
wahrscheinlich,  dass  Neudörfer,  welcher  von  dem  Sakramentshäuschen  in 
St.  Lorenz  ausführlich  spricht,  ein  so  grosses  Werk,  wie  das  Sakraments- 
häuschen in  Schwabach  ist,  vergessen  haben  sollte,  wenn  Krafft  es  selbst  ver- 
fertigt hätte  oder  mit  demselben  auch  nur  in  irgend  welcherVerbindung  stände. 

Von  spätern  Schriftstellern  gibt  Sandrart  nur  einen  kurzen  Auszug  aus 
Neudörfer,  und  Doppelmayr,  welcher  seine  über  Nürnberger  Künstler  und  Me- 
chaniker zusammengetragenen  Notizen  im  Jahre  1730  publicirt  hat,  geht  über 
Krafft  nur  ganz  kurz  hinweg.  In  den  Nachrichten  über  Schwabach,  welche 
J.  H.  v.  Falkenstein  im  Jahre  1756  mit  grossem  Fleiss  zusammengestellt  hat, 
ist  weder  über  den  nach  Neudörfer’s  wenig  glaubwürdiger  Angabe  — denn 
Krafft  hatte  in  Nürnberg  ein  eigenes  Haus  und  eine  Ehefrau  — im  Jahre  1507 
in  Schwabach  erfolgten  Tod,  noch  über  den  Verfertiger  des  Sakraments- 
häuschens, irgend  eine  Notiz  vorhanden.  Auch  alle  spätern  Autoren,  welche 
über  das  Werk  oder  den  angeblichen  Künstler  desselben  geschrieben  haben, 
Fiorillo,  Waagen,  M.  M.  Mayer  (in  dem  Nürnberger  Kunst-  und  Alterthums- 
freund) wissen  nichts  davon.  Die  Nachricht,  dass  Adam  Krafft  der  Verfertiger 
dieses  Werkes  sei,  erscheint  in  der  Literatur  zuerst  im  Jahre  1831  in  dem 
Anhang  zu  dem  vierten  Hefte  der  »Nürnbergischen  Künstler«,  woselbst  Seite  58 
bis  59  die  Sakramentshäüschen  zu  Schwabach,  Kalchreuth,  Fürth  und  Katz- 
wang  kurzweg,  ohne  Begründung  dieser  Ansicht,  als  Arbeiten  Krafft’s  aufge- 
führt werden.  Bald  darauf  hat  Martini,  »rechtskundiger  Bürgermeister  von 
Schwabach«,  diese  Vermuthung  in  Nr.  53  des  Stuttgarter  Kunstblatts  vom 
Jahre  1832  wiederholt  und  sie  durch  Hinweis  auf  die  »Aehnlichkeit  der  Con- 
struction«,  auf  Tradition,  die  Jahreszahl  1505  und  den  angeblichen  Tod  Krafft’s 
in  Schwabach  zu  begründen  versucht.  Später  haben  diese  Notiz  Nagler  (in 
Bd.  VII  seines  Künstler-Lexikons),  Petzold  (in  seiner  Chronik  von  Schwabach) 
und  R.  v.  Rettberg  (sowohl  in  die  erste,  wie  in  die  zweite  Bearbeitung  seiner 
Kunstgeschichte  Nürnbergs)  aufgenommen.  Aus  Rettberg  haben  Förster, 
Kugler , Sighard,  Otte,  Lotz  u.  A.  diese  Notiz  als  nicht  beglaubigt  in  ihre 
Werke  übernommen,  während  andere  Forscher,  wie  Lübke,  sie  unbeachtet 
gelassen  haben.  Wanderer  endlich,  welcher  nicht  nur  die  Werke  von  Krafft 
selbst,  sondern  auch  die  seiner  Schule  zur  Anschauung  bringen  wollte,  hat 
alle  genannten  Sakramentshäuschen  und  noch  einige  andere  abgebildet  und 
ist  der  Ansicht,  dass  einige  derselben,  darunter  das  Schwabacher,  »unter  dem 
Namen  des  Meisters  aus  seiner  Werkstatt  hervorgegangen«  seien. 

Das  Sakramentshäuschen  zu  Schwabach  besteht,  wie  die  meisten  Sakra- 
mentshäuschen *)  jener  Zeit , aus  einer  schlanken  Thurmpyramide  mit  spät- 
gothischen,  den  Verfall  dieser  Kunstweise  verkündenden  Detailformen.  Sie  ist 
phantastisch  angelegt , mit  realistischem  Pflanzen-Ornament  und  figürlichen 
Darstellungen  in  reichster  Weise  ausgestattet,  hat  im  Ganzen  und  in  vielen 
Einzelnheiten  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  fünf  Jahre  vorher  fertig  gewordenen, 

*)  Aehnliche  befinden  sich  auch  in  Nördlingen,  Esslingen,  am  Niederrhein, 
in  Oesterreich  etc. 


404  R.  Bergau:  Ist  das  Sakramentshäuschen  zu  Schwabach  etc. 

gewiss  schon  damals  hochberühmten  Sakramentshän sehen  in  der  Lorenzkirche 
zu  Nürnberg  und  ist  wohl  als  Nachahmung  desselben  zu  betrachten.  Es  ist 
mit  vielem  Geschick  componirt  und  baut  sich  sehr  hübsch  auf.  Aber  die 
Willkürlichkeiten,  welche  den  Verfall  der  Gothik  charakterisiren,  nehmen  schon 
zu  sehr  überhand.  Auf  das  Material  und  die  durch  dasselbe  bedingte  Con- 
struktion  ist  gar  keine  Rücksicht  mehr  genommen.  Es  ist  componirt,  als 
sollte  es  in  Holz  ausgeführt  werden.  Die  Säulen  und  Pfeiler  sind  viel  zu 
schlank , als  dass  sie  die  auf  ihnen  ruhende  Last  tragen  könnten.  Der  Bal- 
dachin des  Mittelbaus  mit  der  Gruppe  der  Krönung  der  Maria,  welcher  beson- 
ders schwer  ist,  war  nicht  anders  zu  halten,  als  mittels  starker  Consolen, 
welche  in  die  Wand  der  Kirche  ein  gemauert  sind.  Da  dieselben  gar  keine 
Kunstformen  haben,  stören  sie  die  Harmonie  des  Ganzen  in  auffallender  Weise 
und  veranlassen,  den  Gedanken,  der  Meister  habe  das  Gewicht  der  Steinmassen 
vorher  nicht  berechnet,  wäre  nach  Vollendung  des  Ganzen  beim  Aufbau  des- 
selben in  Verlegenheit  gerathen  und  hätte  zu  diesem  letzten  Mittel  greifen 
müssen.  Auch  die  obern  Fialen  sind  sämmtlich  durch  Eisenstangen  in  der 
Kirchenwand  befestigt.  Diese  Fehler,  eine  Folge  der  Vernachlässigung  der 
Tektonik,  sind  auf  der  von  Wanderer  (vom  Langhause  aus)  gezeichneten  Ansicht 
möglichst  verdeckt,  treten  aber  bei  der  Ansicht  vom  Hauptaltar  aus  sehr  stö- 
rend hervor.  Die  Ausführung  im  Einzelnen  ist  mit  grossem  technischen  Ge- 
schick — • ein  Resultat  der  lange  Zeit  blühenden  Nürnberger  Steinmetz- 
schule — gemacht,  aber  die  Formen  sind  keineswegs  meisterhaft  und  eines 
Krafft  würdig.  Die  Säulen  und  Fialen  sind  meist  als  Baumäste  mit  Rinde 
gebildet  und  ganz  naturalistisch  behandelt.  Alles  Laubwerk  ist  überaus  kraus  und 
in  solcher  Fülle  angebracht,  dass  dadurch  die  Klarheit  leidet.  Die  Statuen 
und  Reliefs  sehen  in  Betreff  ihrer  Ausführung  den  beglaubigten  Werken  Krafft’s 
nicht  entfernt  gleich.  Die  Köpfe  der  am  Fuss  angebrachten,  ganz  rohen  Pro- 
phetenfiguren , welche  Aehnlichkeit  mit  Krafft  haben  sollen , beweisen  nichts 
für  die  Autorschaft  dieses  Meisters. 

Das  Resultat  meiner  Untersuchung  ist  also,  dass  beglaubigte  ältere  Nach- 
richten darüber,  dass  Adam  Krafft  der  Künstler  dieses  Werkes  sei,  nicht  be- 
kannt sind,  und  dass  dasselbe  in  Betreff'  seiner  künstlerischen  Durchführung 
des  Krafft  nicht  würdig  ist.  Die  Aehnlichkeit  dieses  Werkes  mit  Krafft’s 
hochberühmtem  Sakramentshäuschen  in  der  Lorenzkirche  ist  eine  nur  ganz 
allgemeine,  welche  durch  dieselbe  Schule  und  dieselbe  Zeit,  in  welcher  beide 
entstanden  sind,  so  wie  das  Verhältniss  von  Original  zu  Nachbildung  ihre  ge- 
nügende Erklärung  findet. 

Es  bleibt  uns  also  nichts  übrig,  als  anzunehmen,  dass  irgend  ein  dem 
Namen  nach  uns  nicht  bekannter  Steinmetz,  an  welchen  Nürnberg  im  fünf- 
zehnten und  auch  in  der  ersten  Hälfte  des  sechzehnten  Jahrhunderts  überaus 
reich  war,  das  Sakramentshäuschen  auf  Kosten  des  damals  in  Schwabach 
hoch  angesehenen  Münzmeisters  Hans  Rosenberger,  dessen  Wappen  an  der 
Galerie  angebracht  ist,  angefertigt  habe.  R.  Bergan. 


Messmer:  Urkunden. 


405 


Urkunden  zur  süddeutschen  Baugescliichte. 

Mitgetheilt  von  Dr.  Messmer. 

1598  Juli  17. 

Erzherzog  Matthias  an  Herzog  Maximilian. 

Unser  freuntlich  willig  dienst  . . . Nachdem  uns  der  Röm:  kai:  Mt. 
hofkriegsrat  und  paussuperintendent  der  grenitz-gebew  in  Hungarn  und  Öster- 
reich Hans  Albrecht  von  Sprintzenstain  freiher  etc.  gehorsamblich  berichtet, 
das  sich  bei  E.  L.  zu  München  sein  hievor  gewester  hauspfleger  Georg  Rauch 
so  alda  in  der  Jesuiter  collegio  von  schönen  stuccho  wurtzgarten  geschir  und 
dergleichen  Sachen  gearbeit , sich  noch  aufhalte , dessen  wir  nur  auf  ain  Zeit 
da  E.  L.  seiner  entraten  könten,  wol  bedürften  hierumb  so  gesinnen  wir  an 
E.  L.  hiemit  freüntlich,  ime  Rauchen  nit  allein  zu  uns  herab  in  gnaden  zu  er- 
lauben und  dasjenig  darumb  ime  vorbesagter  von  Sprintzenstain  mit  sich  zu- 
bringen zugeschrieben,  herab  zu  füern  zuvergönnen,  sonder  da  auch  E.  L.  von 
mörmuschln  schwannin  gen  tufstainen  und  selzamen  gewechsen  was  übrig 
betten,  uns  damit  freunt-  und  vetterlich  zuwilfaren  und  ime  Rauch  auf  unsern 
uncosten  mit  herab  zufüeren  anhendigen  zu  lassen.  Sonst  hat  auch  er  von 
Sprintzenstain  E.  L.  obristen  paumaister  dem  Friedrichen  noch  umb  ain  andere 
person  herabzulassen  geschriben  do  si  uns  auch  denselben  vetterlich  herab 
verstatten  wolten , erzaigten  si  uns  sonders  angenembes  gefallen  Dero  wir  in 

almügliche  weg  hin  wider  lieb  und  freuntschaft  zuerzaigen  genaigt Geben 

in  der  stat  Wien  den  sibenzehenden  tag  monats  July  anno  etc.  im  achtund- 
neunzigisten.  Mathias. 

Staats- Archiv  München  a.  30/11  f.  27  Orig. 

1598  Juli  26. 

Hans  Albrecht  von  Spr inzenstein  (kais.  Hofkriegsrath  und  Rau- 
superintendent der  Grenzgebäude  in  Ungarn  und  Oesterreich)  an  Herzog 

Maximilian. 

Durclilauchtigister  hochgeborner  fürst  ....  thue  E.  f.  D.  gehorsambist 
zu  wissen,  das  derselben  geliebter  her  vötter  ertzhertzog  Mathias  zu  Öster- 
reich etc.  mir  genedigist  auferlegt  in  der  kai:  purgk  alhie  zu  Wien  derselben 
ein  klaine  capeln  wie  auch  nit  weit  darvon  ein  klaine  grotta  zuezurichten  und 
pauen  zu  lassen  wie  dan  in  wenig  tagen  was  das  gemeir  belangt,  baide  ver- 
ferttigt  sein  werden.  Weil  aber  hechstermelte  f.  d.  die  capellen  mit  stuccho 
und  geistlichen  malwerch  sauber  zieren  wolt  lassen,  desgleichen  die  grotta  mit 
stuccho  groteska  und  muschlwerck  füerderlich  zu  erichten,  weil  aber  dergleichen 
leit  alhie  die  darzue  tauglich  nicht  zubekomen  hat  I.  f.  D.  mier  genedigist 
auferlegt  über  des  schreiben  so  dieselb  E.  f.  D.  vötterlich  zugethan  derselben 
ausfüerlich  die  leit  zu  benennen  die  von  Münichen  auf  dem  wasser  füerderlich 
herab  zu  ziechen  von  E.  f’.  D.  erlaubnus  haben  sollen,  als  erstlich  den  Antoni 
Grotteschka  maller  gar  auf  eine  kurtze  zeit  füers  ander  gleichergestalt  der  Rue- 
pcrt  Scultor  fürs  drit  mein  gewesner  hauspfleger  Georg  Rauch , fürs  viert 
zwen  oder  drei  maurer  sogar  wol  und  fleissig  tünichen,  und  da  müglich  das 


406 


Messmer:  Urkunden, 


sie  auch  von  stuccho  wo  nit  recht  arbaiten  aufs  wenigist  dem  Georg  Rauch 
meinem  gewesnen  hauspfleger  wol  zuehelffcn  könden.  Ich  hab  selbs  maurer 
zu  münichen  neben  meinem  hauspfleger  gebraucht  die  nicht  allain  im  wol 
zuegeholffen  sondern  selbst  von  stuccho  arbaiten  können,  zweifei  nicht,  es 
werde  dergleichen  leit  daselbst  nicht  manglen,  es  wüert  der  Antoni  und  Rupert 
in  gar  kurzer  zeit  die  klaine  arbait  balt  verrichten  können;  aber  gesetzt  der 
Ruepert  kont  so  lang  nicht  herunden  bleiben,  das  er  etwo  für  E.  D.  genedige 
Sachen  zumachen  het,  so  kann  er  aufs  wenigist  allhie  ein  mass  zu  den  figuren 
nemen  und  I.  f.  D.  zu  deren  gefallen  der  figuren  halben  ein  model  machen ; si 
werden  im  grossen  werck  allain  vom  laimb  gemacht,  alsdan  gebrent  und  wie 
ein  märblstain  weis  angestrichen. 

Ferner  begert  der  ertzhertzog  an  E.  f.  D.  was  dieselb  nach  und  nach 
zu  auspösserung  deren  grotta  im  klainen  gärtlen  von  muschel  tufstain  und 
anderem  seltzamen  gewächs  zu  Münichen  nicht  mcr  bedürften  derselben  vet- 
terlich  in  faslen  oder  truechen  eingeschlagen,  herab  folgen  zu  lassen  und  mögen 
sich  E.  f.  D.  vergewissen,  das  deren  geliebter  her  vötter  sollichc  grosse  freunt- 
schaft  umb  dieselb  zuverdienen  und  in  einem  merern  zuerwidern  jederzeit 
willig  bereit  sein  wüert.  E.  f.  D.  können  nit  glauben  was  der  her  füer  ein 
verlangen  hat  die  capeln  und  grotta  balt  zu  vollenden;  es  freien  sich  auch 
I.  f.  D*  nit  wennig  auf  die  Münicherischen  gueten  arbaiter  und  scheme  mich 
gnedigister  Her  das  in  der  stat  Wien  kain  ainiger  maurer  der  ein  glaten  dünich 
zieren  kont  vil  weniger  ein  gwölb  von  stuccha  machet  hetten  dergleichen  E. 
f.  Dl  leit  ein  wenig  ein  gibs  im  Vorrat,  thätten  dieselb  deren  geliebten  hem 
vöttern  ein  sonders  angenembes  gefallen  mit  den  muscheln  auf  dem  flos 
hcrabzuschicken. 

Vcrnner  hab  ich  meinem  gnedigisten  hern  gesagt,  das  ich  zu  Münichen 
in  die  Zeughaus  wonung  (so  aber  nie  aufgeschlagen  worden)  etliche  nusspämene 
ticregerücht  machen  lassen  under  aus  der  ains  darauf  mit  vergulden  puech- 
staben  geschriben  stet  per  non  tormierc;  der  Georg  Rauch  mein  gewesener 
pfleger  und  Veit  Humpl  zeugschreiber  zu  Münichen  im  fuerstlichen  zeughaus 
werden  wol  wissen,  wo  mans  hingelegt  dan  I.  f.  D‘  dergleichen  tiergerücht 
jetzt  auch  wolten  machen  lassen.  Bit  derowegen  E.  f.  D*  die  wellen  deren 
geliebten  hern  vöttern  das  tiergericht  volgen  lassen. 

Was  nun  auf  das  floslon  und  zerrung  deren  leit  so  jetzt  herab  körnen 
fuer  uncosten  auflauft,  wel  E.  f.  Dl  der  camer  genedigist  auferlegen,  das  man 
michs  ausfuerlich  avisir;  wil  ich  dem  flosman  der  die  Sachen  herab  fiert  das 
gelt  und  den  aufgewenten  uncosten  zuestellen  machen. 


Wien  den  26.  Juli  a0,  etc.  98. 

E.  f.  D* 

unterthenigster  gehorsamer  diener 

Hans  Albrecht  frhr.  von  Sprinzenstain 
auf  Neuhaus. 

Staats-Archiv  München  a.  30/12  f.  31  Orig. 


Schönherr:  Andrä  Illmer,  Uhrmacher  zu  Innsbruck. 


407 


. 1598  August  7. 

Herzog  Maximilian  an  Sprinzenstein. 

....  Uns  ist  dein  underthenigist  schreiben  wol  und  zue  recht  gelifert 
worden,  daraus  wir  verstanden,  welchermassen  der  durchleuchtigst  fürst  unser 
freuntlicher  lieber  vetter  her  Mathias  ertzhertzog  zue  Österreich  etc.  uns  freunt 
vetter lieh  ersuechen  lassen  das  wir  deroselben  zue  vorhabenden  iren  gepeuen 
etliche  persones  so  von  stuccho  muschelwerch  und  dergleichen  Sachen  arbaiten 
künden  auf  ein  zeitlang  hinunter  schicken  sollen.  Nun  sind  wir  zwar  nit 
ungenaigt,  I.  L.  nit  allain  in  disem,  sonder  noch  mererm  allen  freunt  vetter- 
lichen  willen  und  mögliche  wilferigkait  zuerzaigen,  wir  könden  dir  aber  gne- 
digst  nit  pergen,  das  und  sovil  erstlich  den  Antoni  maler  anbelangt,  da  ist 
derselbe  also  beschaffen , das  er  selbsten  wenig  oder  schier  gar  nichts  mer 
arbait  sonder  schaffet  allain  an  und  sihet  allenthalben  zue,  also  das  er  ver- 
muethlich  dergleichen  rais  nit  leicht  auf  sich  nemmen  würdet.  Zue  deme  so 
brauchen  wir  ine  der  zeit  in  unsern  selbst  aignen  Sachen  davon  wir  ine  je 
nit  entlassen  künden  so  balden  er  aber  damit  fertig,  wellen  wir  ime  gar  gern 
gnedigst  erlaubnus  geben.  Der  Rauch  und  Ruepprecht,  wie  auch  die  andern 
maurer  so  mit  gips  und  dem  tünchen  umbgehen  könden  sein  nit  in  unserm 
dienst  sonder  burgersleut  alhie  und  arbaiten  für  sich  selbsten,  wir  wellen  aber 
nit  underlassen  deswegen  mit  inen  handlung  zu  pflegen,  ob  sie  auf  ein  zeit 
hinunter  raisen  mechten.  Was  dan  die  muschel,  tufstain  und  andere  seltzame 
gewechs , so  wir  in  dem  clainen  gärttl  alhie  gebraucht  anbelangt , da  haben 
wir  der  zeit  nit  allain  gar  nichts  überiges  sonder  es  ist  [maisten]  thail  [zuvor 
I.  L.  zuegeschickt,  der  Überrest  zu  ausjpesserung  der  grotta  in  dem  bemelten 
clainen  gärttl  verbrauchet  worden,  also  das  allain  noch  etliche  gar  wenige  uhd 
nur  Sachen  [die  man  teglich  zum  ausbesser  bedarf]  verbanden.  Welest  uns 
demnach  bei  wolermelts  ertzhertzogen  L.  das  wir  irem  begern  und  unserm 
selbst  verlangen  nach  nit  wilfaren  kinden,  entschuldigen  . so  wir  dir  hin- 
widerumb  antwortlich  anfüegen  wellen  . . . Datum  München  den  7.  Augusti 
a.  98. 

Staats-Archiv  München  a.  30/12  f.  37  Concept-Copie. 

(Aus  dem  k.  Staats-Archiv  in  München.  Abschrift  mir  von  Dr.  Stieve  zur  Ver- 
öffentlichung gütigst  überlassen.  Dr.  Messmer.) 

Anmerkung.  Die  []  gesetzten  Stellen  sind  eigenhändige  Verbesserungen  des 
Herzogs. 


Andrä  Yllmer, 

Uhrmacher  zu  Innsbruck.  Urkundlich  1558 — 1585. 

Andrä  Yllmer,  vielleicht  der  berühmteste  deutsche  Uhrmacher  seiner 
Zeit,  übte  seine  Kunst  urkundlich  von  1558  bis  1585  in  Innsbruck  aus,  wo 


408 


Schönherr: 


er  zuerst  als  Inwohner,  später  als  Bürger  gelebt  hat*).  Er  scheint  jedoch 
kein  geborener  Innsbrucker  gewesen  zu  sein,  da  er  zuerst  als  Inwohner  erscheint 
und  erst  später  die  Bürgerrechte  erhielt.  Wahrscheinlich  gehörte  er  der  gleich- 
namigen Familie  an,  welche  noch  1560  zu  Sterzing  in  zahlreichen  Zweigen 
blühte.  Der  Name  dieses  Meisters  wurde  verschieden  geschrieben,  urkundlich 
heisst  er  bald  Yllmair,  bald  Yllmer.  Er  selbst  schrieb  nach  der  Inschrift  an 
einer  seiner  Uhren  Ilmar,  was  nach  dem  hiesigen  Dialekte,  nach  welchem 
e wie  a ausgesprochen  wird,  gleichbedeutend  mit  Illmer  wäre. 

Eine  Zeit  lang  concurrirte  mit  Yllmer  ein  anderer  berühmter  Innsbrucker 
Uhrmacher,  Niclas  Lantz,  welcher  verschiedene  kostbare  Uhren  für  die  in 
Innsbruck  Hof  haltenden  Töchter  K.  Ferdinand  I.,  für  Erzherzog  Karl,  ja  für 
den  Kaiser  selbst  verfertigte.  Nach  seinem  Tode  fielen  die  Hofbestellungen 
ausschliesslich  Yllmer  zu,  welcher  seinen  berühmten  Nebenbuhler  offenbar 
schon  bei  dessen  Lebzeiten  überflügelt  hatte. 

Die  Uhren  beider  Meister  zeichneten  sich  in  doppelter  Beziehung  aus, 
einerseits  durch  die  künstlerische  Hülle,  welche  die  Mechanik  ihres  Uhrwerkes 
umgab  und  andererseits  — was  bei  Uhren  eben  die  Hauptsache  ist  — durch 
ihren  exacten  Gang. 

Was  das  künstlerische  Kleid  änbelangt,  in  weichem  der  Uhrmacher  sein 
Werk  in  die  Welt  schickte,  kann  man  so  ziemlich  sicher  annehmen,  dass  das 
nicht  seine  Arbeit , sondern  die  eines  Mannes  von  Fach  war.  Das  Verdienst 
des  Uhrmachers  in  dieser  Beziehung  dürfte  sich  lediglich  darauf  beschränken, 
eine  gute  Wahl  unter  den  betreffenden  Künstlern  getroffen  zu  haben.  Die 
hohen  Ansprüche,  welche  die  Zeit  des  guten  Geschmacks  nach  allen  Rich- 
tungen stellte,  bedingten  entschiedenes  Zusammenwirken  von  Kunst  und  Hand- 
werk. So  finde  ich  urkundlich  die  hervorragendsten  Maler  der  Maximilianischen 
und  Ferdinandeischen  Zeit  mit  Aetzen  und  Vergolden  von  Harnischen  beschäf- 
tigt, die  dann  einfach  als  Werke  der  berühmten  Plattner  Seusenhofer  in  die 
Welt  gingen.  Zum  Gitter  des  Grabmals  Maximilians  I.,  dem  vielbewunderten 
Meisterwerk  von  Schlosserarbeit,  machte  der  Maler  Paul  Trabi  die  Zeichnung. 
Die  prachtvollen  Helmparten  der  Trabanten  Erzherzog  Ferdinands  äzte  der 
Maler  Hans  Polhammer.  Die  prachtvoll  ausgestattete  Uhr  des  Niclas  Lantz, 
welche  1549  von  Erzherzog  Karl  angekauft  wurde,  erhielt  ihren  künstlerischen 
Schmuck  durch  den  Innsbrucker  Goldschmied  Rudolf  Köllinger**)  und  wer 
weiss,  ob  nicht  auch  dieser  wieder  nach  Zeichnungen  eines  Malers  arbeitete. 
Stehen  mir  auch  keine  urkundlichen  Belege  für  den  Nachweis  zu  Gebote,  dass 
auch  die  Uhren  des  Andrä  Yllmer  ihre  künstlerische  Zier  nicht  von  seiner 
eignen  Hand  erhielten,  so  wird  ausser  dem  Obgesagten  auch  die  grosse  Menge 
der  von  ihm  verfertigten  vornehmen  Uhren  darauf  schliessen  lassen,  denn 


*)  Das  urkundliche  Material  zu  dieser  Skizze  entnahm  ich  den  Copial-  und 
Raitbüchern  des  k.  k.  Statthalterei-Archivs  zu  Innsbruck. 

**)  »Dem  Rudolf  Köllinger,  Goldschmied,  von  der  Ur  zu  stechen  und  von 
Silber  Lauber  und  Pilder  darauf  zu  machen«  etc.  Statth. -Arch.  Raitbuch  1549 
Fol.  81. 


Andrä  Yllmer,  Uhrmacher  zu  Innsbruck. 


409 


woher  sollte  ein  Uhrmacher  die  Zeit  nehmen,  nicht  bloss  so  viele  und  so 
complicirte  Uhren  zu  verfertigen,  sondern  sie  auch  noch  künstlerisch  auszu- 
statten? Die  grossen  Verdienste  als  Uhrmacher  bleiben  Andrä  Yllmer  dess- 
wegen  doch  ungeschmälert ; seine  Uhren  zierten  selbst  die  Prachtgemächer 
der  Hofburg  und  massen  mit  verlässlichem  Takte  des  Kaisers  kostbare  Stunden. 

Der  äussern  Form  nach  verfertigte  Yllmer  urkundlich  folgende  Uhren: 
Halsuhren,  flache  Halsuhren,  Halsührchen,  flache  Uhren,  runde  Uhren  und 
Spiegeluhren.  Die  Verzierungen  an  den  Uhren  finde  ich  nicht  näher  erwähnt, 
doch  waren  seine  feineren  Uhren  jedenfalls  von  der  Hand  des  Graveurs  kunst- 
reich geschmückt,  wie  es  auch  dem  Geschmacke  Ferdinand  I.  entsprach, 
welcher  einmal  bei  Lantz  eine  Uhr  bestellte,  welche  er  »auswendig  herum  mit 
keinem  Wappen,  doch  aufs  subtilist  und  seubrist  ausgestochen«  wissen  wollte. 
Die  Leistungsfähigkeit  der  Uhren  des  Meisters  Illmer  war,  wie  man  sie  heute 
kaum  besser  wünschen  kann.  Sie  gingen  vollkommen  genau , hatten  nicht 
bloss  Stunden-,  sondern  theilweise  auch  schon  Minutenzeiger,  schlugen  Stunde 
und  Viertelstunde  und  weckten  zur  gewünschten  Zeit.  Den  genauen  Gang  der 
Uhr  musste  der  Meister  garantiren ; der  Kaiser , welcher  nach  den  mir  vor- 
liegenden Akten  von  Yllmer  12  Uhren  bezog , liess  sie  unter  der  Bedingung 
dreiwöchentlicher  Probe  kaufen,  doch  kam  kein  Fall  vor,  dass  eine  an  den  Hof 
abgegebene  Uhr  nicht  entsprach.  Die  Preise,  welche  für  die  an  den  Hof  ver- 
kauften Uhren  gezahlt  wurden,  bewegen  sich  zwischen  35  und  450  Gulden. 

Eine  der  schönsten  Uhren  Yllmers  ist  wohl  die  von  ihm  1559  für  den 
Landgrafen  Philipp  von  Hessen  angefertigte,  welche,  wie  hoffentlich  noch 
andere  Werke  dieses  Meisters,  uns  erhalten  blieb  und  sich  noch  vor  Kurzem 
im  Besitze  des  Herrn  Butsch  in  Augsburg  befand.  Sie  ist  von  besonderer 
Schönheit  und  Erhaltung  und  enthält  einen  bewundernswerthen  Mechanismus. 
Wie  bei  den  meisten  Uhren  aus  der  Zeit  der  Renaissance  ist  auch  bei  dieser 
die  Form  die  eines  Hauses,  welches  an  den  vier  Ecken  von  reich  ornamen- 
tirten  Säulen  getragen  wird.  Das  bimförmig  aufgesetzte , durchbrochene 
Dächlein , dessen  vier  Ecken  in  zierliche  Fischgestalten  auslaufen , wird  von 
einem  Knopfe  gekrönt,  der  mit  dem  Wappen  des  genannten  Landgrafen  geziert 
ist.  Das  zierliche  Dächlein  birgt  das  Schlagwerk.  Auf  der  vordem  Seite  und 
auf  der  Rückseite  der  Uhr  befinden  sich  sämmtliche  zur  Zeit  bekannten  astro- 
nomischen Systeme  angebracht,  welche  durch  den  Mechanismus  des  Uhrwerkes 
in  steter  Bewegung  erhalten  werden  konnten , so  dass  sich  zu  jeder  Zeit  Mo- 
nat, Tag,  Stunde,  Sonnen-  und  Mondlauf,  goldene  Zahl,  Sonntagsbuchstabe  etc. 
darauf  finden  Hessen.  Die  beiden  Seitentheile  enthalten  religiöse  und  alle- 
gorische Darstellungen  eingravirt  und  zwar  je  in  der  Mitte  die  Kreuzigung  und 
Auferstehung,  oben  die  Justitia  und  Fortuna,  unten  Fides  und  Patientia.  Sämmt- 
liche Zwischenräume  sind  durch  gravirte  Ornamente  ausgefüllt.  Das  Ganze 
repräsentirt  ein  Meisterstück  deutscher  Uhrmacherkunst  der  Renaissance. 

Die  Uhren,  welche  von  Yllmer  an  den  hiesigen  Hof  verkauft  und  durch 
die  Kammer  bezahlt  wurden,  sind  folgende: 

*)  Beschreibung  und  gelungene  Abbildungen  dieses  Werkes  finden  sich  in 
Butsch:  Museum  Soyterianum. 


410 


Malss:  Berichtigung  zu  Andresen. 


1558.  Eine  Uhr  für  K.  Ferdinand,  bezahlt  mit  95  Thalern  (ä  68  kr.) 
oder  107  fl.  40  kr. 

1560.  Für  K.  Ferdinand  eine  grosse  Uhr,  bezahlt  mit  400  Thalern  und 
eine  kleine  Uhr,  bezahlt  mit  95  Thlr.,  zusammen  495  Thlr.  oder  561  fl. 

1561.  1)  eine  Uhr,  die  »zeigt  und  schlägt«,  per  35  fl. 

2)  Eine  Uhr,  die  »schlägt,  zeigt  und  weckt«,  per  95  Thlr.  (ä  70  kr.) 

3)  Eine  »Halsuhr  mit  dem  Minutenzeiger«,  95  Thlr, 

4)  'Eine  Uhr,  welche  »die  Stund  schlägt  und  weckt«,  45  fl. 

5)  Eine  Uhr,  welche  »die  Stund  schlägt«,  35  fl.,  endlich 

6)  eine  »Spieglur«  per  300  fl. 

1563.  Ein  »schlagendes  Werk«  für  Erzherzog  Karl,  36  fl.  rh. 

1564.  Für  K.  Ferdinand  ein  »Halsürl  mit  Minuten,  Viertel,  Halb  und 
ganz  Stund  schlagend«,  95  Thlr.  und  eine  »flache,  schlagende  Halsur«,  92  Thlr. 

1566.  Eine  »flache  schlagende  Halsur«,  welche  vom  Hofe  »dem  floren- 
tinischen  Kriegsvolksobersten  verehrt«  worden,  34  fl. 

Auch  den  Hof  Erzherzog  Ferdinands  von  Tirol,  welcher  Yllmcr  zu  sei- 
nem Hofuhrmacher  ernannte , versorgte  derselbe  mit  seinen  Werken.  Von 
Erzherzog  Ferdinand  erhielt  auch  die  Innung  der  Uhrmacher  und  Schlosser 
(später  verbanden  sich  die  Uhrmacher  mit  den  Büchsenmachern  zu  einer 
Innung)  eine  von  den  Meistern  beider  Handwerke  ausgearbeitete  Ordnung  coh- 
firmirt  und  bestätigt,  und  zwar  unterm  17.  Nov.  1573  *).  Die  hervorragende 
Stellung,  welche  Yllmer  zu  dieser  Zeit  unter  den  hiesigen  Meistern  behauptete, 
macht  seinen  Einfluss  in  dieser  Sache  wahrscheinlich. 

Die  von  Yllmer  an  den  Hof  Erzherzogs  Ferdinand  verkauften  Uhren 
linden  sich  nicht  einzeln  aufgeführt.  1574  erhielt  Meister  Yllmer  von  der 
1.  f.  Kammer  einen  Schuldschein  ausgestellt,  lautend  auf  1200  fl.,  welche  ihm 
der  Erzherzog  für  Uhren  und  ein  zum  Zwecke  der  Erweiterung  des  Hofgartens 
von  ihm  gekauftes  Stück  Mahd  schuldig  geworden  war.  1581  erscheint  Meister 
Yllmer  zum  letztenmale  mit  einer  Uhr  in  den  Rechnungsbüchern  der  Kammer, 
welche  ihm  für  eine  an  den  Hof  abgegebene  Uhr  127  fl.  auszahlt.  Er  starb 
1586  oder  1587.  Das  für  die  damalige  Zeit  und  die  Verhältnisse  eines  Uhr- 
machers nicht  unbedeutende,  bei  der  Kammer  anliegende  Kapital  von  1200  fl. 
ging  auf  seine  Kinder  über.  Seine  Kunst  aber  blieb  unbeerbt. 

Innsbruck.  Br.  D.  Schönherr. 

Berichtigung  zu  Andresen,  Deutscher  Peintre-Graveur  Bd.  IV.  p.  323: 
Philipp  Uffenbach.  In  Passavant,  Peintre-Graveur  IV  p.  240  und  Andresen, 
deutscher  Peintre-Graveur  IV  p.  323  Holzschnitt  Nr.  1,  die  Römerhalle 
zu  Frankfurt  a.  M. , (nicht  La  Salle  du  Römer,  wie  Passavant  schreibt)  wird 
dieser  Holzschnitt  als  nach  einem  in  der  städtischen  Gallerie  zu  Frankfurt 
befindlichen  und  von  Uffenbach  1601  gemalten  Bilde  gefertigt  bezeichnet.  — 
Die  Sache  verhält  sich  grade  umgekehrt!  — Das  allerdings  von  Uffenbach 
gemalte  Bild  ist  nach  dem  Holzschnitt  gemacht  und  der  Holzschnitt  ist  von 
Heinrich  Lautensack  und  befindet  sich  in  dessen  1564  zu  Frankfurt  erschie- 
nenem Werke:  Des  Girkels  und  Richtscheits,  auch  der  Perspectiva  und  Pro- 


Schmidt:  M.  Grünewald. 


411 


portion  etc.  etc.  Unterweisung.  Hüsgen  in  seinem  Artistischen  Magazin  p. 
134  und  571  hat  also  ganz  recht,  wenn  er  das  Blatt  dem  Lautensack  zu- 
schreibt, denn  der  1640  verstorbene  Uffenbach  kann  unmöglich  an  einem  1564 
erschienenen  Holzschnitt  theil  haben,  noch  dieser  Holzschnitt  nach  dessen  1601 
gemaltem  Bilde  gemacht  sein.  Und  auch  Gwinner,  Kunst  und  Künstler  in 
Frankfurt  a.  M.,  hat  recht,  wenn  er  Uffenbach’s  Bild  für  eine  Nachbildung 
des  Holzschnittes  erklärt,  auch  soll  nach  Gwinner  Lautensacks  1.  Auflage 
schon  1553  erschienen  sein.  G.  Malss. 

(M.  Grünewald.)  Gelegentlich  einer  Besprechung  von  Woltmann’s  »Ge- 
schichte der  deutschen  Kunst  im  Eisass«  in  Heft  3,  S.  294  des  Repertoriums 
bemerkt  der  Referent,  dass  die  Werke  des  Matthias  Grünewald  meist  noch 
schwach  beglaubigt  seien.  Diese  Aeusserung  gibt  mir  die  Veranlassung,  auf 
diese  wichtige  Frage  zurückzukommen,  nachdem  ich  schon  in  Nr.  316,  Jahrg. 
1874  der  Augsburger  Allgemeinen  Zeitung  meinen  Standpunkt  wenigstens  an- 
gedeutet. Ich  nannte  diese  Frage  »wichtig«,  denn  es  handelt  sich  hier  um 
einen  der  bedeutendsten  deutschen  Meister,  dessen  Bild  nach  langer  Vergessen- 
heit und  moderner  Entstellung  der  Nachwelt  klar  dargestellt  zu  werden  ver- 
dient. Dass  der  grosse  Hochaltar  in  Kolmar  wirklich  von  Grünewald  herrührt, 
scheint  mir  gar  nicht  bezweifelt  werden  zu  können,  wenn  man  die  Nachrichten 
bei  Jobin  (1573)  und  bei  Sandrart  mit  einander  vergleicht.  Das  Issna  des 
Strassburgers  Jobin  ist  offenbar  mit  dem  Eysenach  Sandrart’s  identisch  und 
»köstlich  Gemäl«  des  Erstem  mit  dem  »Altar-Blat  — und  darinnen  ein  ver- 
wunderlicher S.  Anlonio,  worinnen  die  Gespenster  hinter  den  Fenstern  gar 
artig  ausgebildet  sein  sollen«,  des  Letztem.  An  dem  Eysenach  Sandrart’s  darf 
man  sich  nicht  stossen,  es  ist  eben  eine  Verstümmelung  des  »Issna«,  wovon 
er  gehört  hatte;  Sandrart  dachte  eben  begreiflicher  Weise  eher  an  die  be- 
kannte Stadt  Eisenach  als  an  das  Kloster  Isenheim.  Wer  sich  die  verschie- 
denen Gesichtspunkte  klar  zerlegt,  wird  gewisslich  auf  keine  andere  Anschauung 
kommen.  So  war  ich  bereits  zur  Zeit,  als  die  betreffende  Ausführung  Wolt- 
mann’s in  der  Zeitschrift  für  bildende  Kunst,  VIII.  Jahrgang,  S.  325  u.  326, 
erschien,  von  ihrer  Richtigkeit  überzeugt,  obwohl  ich  damals  das  Kolmarer 
Altarwerk  noch  nicht  gesehen.  Eine  Prüfung  desselben,  die  ich  in  der  Zwischen- 
zeit anstellte,  verscheuchte  vollends  den  Rest  jeder  Bedenklichkeit.  Ich  gewann 
die  Ueberzeugung,  dass  auch  der  Münchener  Flügelaltar  vollkommen  mit  dem 
Isenheimer  übereinstimme.  Das  heisst,  nur  das  Mittelbild  des  Pinakothek- 
gemäldes, der  hl.  Mauritius  in  Unterredung  mit  dem  hl.  Bischof  Erasmus, 
während  die  Flügel  von  ganz  anderer  Malweise  sind  und  offenbar  aus  dem 
L.  Granach’schen  Atelier  herrühren.  Sie  sind  ganz  in  der  Manier  des  Meisters 
Lucas,  Gesichter,  Farbe,  Faltenwurf,  alles  stimmt,  nur  dass  man  von  Cranach 
selten  Gemälde  antrifft,  die  sich  mit  den  Darstellungen  der  Flügel  — über- 
lebcnsgrosse  stehende  Heiligenfiguren  — vergleichen  lassen.  Aus  diesen  Flügel- 
bildern hat  man  sich  dann  das  Bild  eines  dem  L.  Cranach  verwandten  Meisters 
Grünewald  zusammengesetzt  und  damit  eine  heillose  Verwirrung  angerichtet. 
Obwohl  dieser  Granach’sche  Grünewald  oder  Griinewald'sche  Cranach  erst  seit 


412 


Schmidt:  Die  niederländische  Malerfamilie  der  Porcellis. 


den  vierziger  Jahren  unseres  Säculums  entstanden  ist,  so  ist  er  doch  schon  so 
tief  eingedrungen,  dass  ich  fest  überzeugt  bin,  nur  einem  langen  Zeitraum 
werde  die  völlige  Beseitigung  gelingen.  Indem  wir  aber  das  Mittelbild  in 
München  als  von  dem  Meister  des  Kolmarer  Altares  erkennen , so  liegt  hierin 
entschieden  ein  weiterer  Grund , an  der  Richtigkeit  der  Bezeichnung  Grüne- 
wald bei  dem  Letztem  festzuhalten,  denn  ohne  Zweifel  war  für  die  Benennung 
des  Münchener  Gemäldes  eine  Tradition  massgebend,  die  es  Grünewald  nannte. 
Schwerlich  würde  man  sonst  auf  den  Namen  dieses  Meisters  gekommen  sein. 

München,  Ende  Juni  1876.  Wilhelm  Schmidt. 

Zu  dem  Aufsatze  »Die  niederländische  Malerfamilie  der  Por- 
cellis« pag.  68. 

Herr  Dr.  0.  Eisenmann  theilt  mir  eine  kleine  Nachricht  mit  über  ein 
von  ihm  gesehenes  Bild  des  Jan  Porcellis.  Da  Letzteres  den  Vorzug  einer 
vollen  Bezeichnung  des  Meisters  hat,  so  möchte  die  Mittheilung  wohl  nicht 
uninteressant  erscheinen.  Dr.  E.  schreibt  mir:  »Ich  fand  im  Jahr  1874  in 
Westfalen  auf  einem  Gute  bei  Hamm  in  der  früher  Haindorf’schen,  jetzt  Löb- 
schen  Sammlung  ein  feines,  I.  Porcellis  bezeichnetes  Bild  — Landschaft  mit 
See,  darauf  Fischerkähne  und  Leute,  welche  aus  einem  eben  anlandendcn 
Segelboot  über  das  seichte  Ufer  an’s  Land  getragen  werden  — und  zwar 
stimmte  es  vollkommen  mit  allen  von  Ihnen  dem  Einen  Meister  Jan  Porcellis 
in  Wien,  Darmstadt  u.  s.  w.  mit  Recht  zugeschriebenen  Gemälden.«  Man 
wird  bemerkt  haben,  dass  diese  Bezeichnung  mit  der  von  mir  angenommenen 
Schreibart  des  Meisters  übereinstimmt.  Wilhelm  Schmidt. 


Literaturberieht. 


Kunstgeschichte,  Archäologie. 

(x.  Fiorelli,  descrizione  di  Pompei.  Napoli  1875.  8°. 

Unter  den  verschiedenen  Führern  durch  die  Strassen  des  aus  der  Asche 
des  Vesuv  wieder  erstandenen  Pompeji’s  nimmt  das  oben  angeführte  Buch 
den  ersten  Platz  ein.  Hervor  gegangen  aus  der  Hand  des  Mannes,  der  mehr 
als  ein  anderer  für  die  wissenschaftliche  Erforschung  der  alten  Stadt  thätig 
gewesen  ist  und  dem  an  Kenntniss  aller  Einzelheiten  vermöge  des  lange  von 
ihm  bekleideten  Amtes  als  Soprantendente  Generale  del  Museo  e degli  Scavi 
di  Napoli  wohl  keiner  an  die  Seite  gestellt  werden  kann,  ist  das  Werk  geeignet, 
nicht  nur  an  Ort  und  Stelle  dem  Besucher  Pompeji’s  als  Wegweiser  zu  dienen, 
sondern  kann  auch  als  ein  Werk,  welches  den  strengsten  wissenschaftlichen  An- 
forderungen entspricht,  allen  denen  empfohlen  werden,  welche  fern  von  der  alten 
Stadt  über  ihre  Geschichte  und  Topographie  und  die  erhaltenen  Kunstwerke 
sich  unterrichten  wollen,  auf  das  Wärmste  empfohlen  werden.  Der  Verfasser 
beginnt  mit  einer  kurzen  Geschichte  der  Stadt  von  ihrer  Entstehung  bis  zu 
ihrem  Untergang  und  beschreibt  dann  die  einzelnen  Baulichkeiten  und  Denk- 
mäler Pompeji’s  in  streng  topographischer  Folge  nach  Regiones  und  Insulae 
geordnet;  indem  für  jede  Insula  zugleich  genau  die  Zeit  angegeben  wird,  wo 
ihre  Ausgrabung  begonnen  oder  fortgesetzt  worden  ist,  wird  Demjenigen,  der 
behufs  wissenschaftlicher  Forschung  weitere  Nachfragen  anstellen  möchte,  Ge- 
legenheit geboten,  aus  dem  grösseren  Werke  Pompejanarum  Antiquitatum 
tom.  y.  sich  Aufklärung  zu  verschaffen;  insofern  kann  das  Buch  als  Ver- 
treter der  noch  immer  fehlenden  Indices  locupletissimi  der  Antiquitates  be- 
trachtet werden.  Zu  gleicher  Zeit  ist  durch  Einfügung  von  Abbildungen, 
wenngleich  sie  in  der  einfachsten  Weise  ausgeführt  sind,  besonders  für  die 
neu  aufgefundenen  und  durch  das  Interesse,  was  sie  erregen,  hervorragenden 
Bildwerke  gesorgt  worden;  bei  Beschreibung  der  einzelnen  Gebäude  werden 
ferner  nicht  nur  die  in  denselben  noch  befindlichen  Gemälde  und  Mosaiken 
bezeichnet , sondern  es  werden  auch  die  hauptsächlichsten  derer  genannt, 
welche  der  bessern  Erhaltung  wegen  nach  Neapel  geschafft,  oder  die  nur  noch 
in  Abbildungen  vorhanden  sind. 

Das  was  vor  allem  in  dem  Buche  neu  ist  und  was  ihm  einen  besondern 
Werth  für  die  Wissenschaft  verleiht,  ist,  dass  hier  zum  ersten  Male  die  jetzt 


414 


Literaturbericht. 


officiell  eingeführte  Bezeichnung  der  Regiones , Insulae  und  der  einzelnen 
Häuser  durchgängig  angewendet  ist,  mit  Beseitigung  der  früheren  willkürlichen 
Strassen-  und  Häusernamen.  Aus  dem  von  den  Mauern  eingeschlossenen 
Flächenraum  hat  Fiorelli  berechnet,  dass  die  ersten  Ansiedler,  Osker,  in  Zahl 
von  loO  Familien  kamen ; auf  dem  jeder  Familie  zugetheilten  Terrain  (zwei 
jugera)  Hessen  sie  sich  entweder  in  Gruppen  oder  einzeln  nieder,  ohne  Rück- 
sicht auf  die  wenigen  Strassen,  die  damals  bestimmt  waren  (Cardo  und  De- 
cumanus, dazu  des  grösseren  Flächenraums  wegen  ein  Decumanus  minor  und 
ein  zweiter  Cardo).  Erst  die  nachrückenden  Sabiner,  welche  der  Stadt  die 
grösste  Blüthe  brachten,  sorgten  für  Anlage  von  kleineren  Strassen,  innerhalb 
der  neun  durch  die  beiden  Gardines  und  Decumani  entstandenen  Quartiere, 
Regiones  genannt;  diese  kleinen  Wege  wurden  dann,  mit  vielleicht  geringen 
Ausnahmen,  durch  Ordnungszahlen  bezeichnet.  Die  Richtigkeit  dieses  Systems 
scheint  daraus  hervorzugehen,  dass  an  einer  Querstrasse  der  ehemaligen  Via 
Stabiana  (Cardo),  der  dritten  vom  Decumanus  Minor  (Strada  dell’  Abbondanza; 
der  Decumanus  Maior  ist  die  sogenannte  Strada  della  Fortuna)  Via  III  ange- 
schrieben war.  Auch  die  Häuser  haben  andere  Bezeichungen  bekommen , zu- 
nächst durch  Nummern  nach  den  verschiedenen  Eingängen , dann  aber  auch, 
wenn  auf  irgend  welche  Weise  der  Name  des  Eigenthümers  aus  den  Funden 
sich  ergeben  hatte ; als  Hauptmittel  dafür  gelten  besonders  die  Stempel , die 
oft  genug  sich  finden,  ferner  aber  auch  Graffiti  und  sonstige  Inschriften  inner- 
halb und  ausserhalb  des  Hauses , die  Beziehung  auf  den  Eigenthümer  zu  ver- 
rathen  scheinen.  Dass  wenn  es  plötzlich  den  antiken  Bewohnern  von  Pom- 
peji vei gönnt  wäie,  wieder  zu  erscheinen,  es  auch  nach  den  neuen  Benen- 
nungen nicht  ohne  manchen  Process  wegen  Entziehung  oder  falscher  Vertheilung 
des  Eigenthums  abgehen  würde,  kann  man  immerhin  zugeben,  denn  es  leuchtet 
ja  ein,  wie  der  Zufall  auch  mit  dem  Verlieren  von  Stempeln  mannigfach 
gespielt  haben  kann,  aber  dennoch  verdienen  diese  immerhin  auf  wissenschaft- 
lichen Giünden  beruhenden  Benennungen  bei  weitem  den  Vorzug  vor  den 
willkürlichen  früherer  Zeiten,  wo  oft  wegen  der  zufälligsten  Umstände  einem 
einzigen  Hause  die  verschiedensten  Benennungen  zu  Theil  geworden  waren. 

Eine  bis  in’s  Einzelnste  eingehende  Prüfung  wird  nur  dem  möglich  sein, 
welcher  an  Ort  und  Stelle  mit  dem  Buche  in  der  Hand  Pompeji  durchmustert; 
er  wird  aber,  wie  mich  bedünkt,  wenig  Ausstellungen  zu  machen  finden,  auf 
so  soi  gfältigen  Vorarbeiten  scheint  das  Buch  zu  beruhen.  Mir  ist  eigentlich 
nur  eins  aufgefallen , dass  der  Raum , welcher  neben  dem  für  das  Hinweg- 
schleppen der  gefallenen  Gladiatoren  bestimmten  Gange  angebracht  ist,  nicht 
als  viereckig,  sondern,  wie  es  früher  immer  hiess,  als  rund  bezeichnet  ist. 

R.  Engelmann. 

Ernest  Vinet,  L’Art  et  l’archeologie.  Paris,  Didiers  et  Cie.  1874.  8°. 
Ernst  Cnrtius,  Alterthum  und  Gegenwart.  Gesammelte  Reden  und 
Vorträge.  Berlin,  1875.  Willi.  Hertz.  8°. 

Die  zwei  Werke,  an  deren  Besprechung  wir  gehen,  haben  in  Entstehung 
und  Inhalt  manche  Aehnlichkeiten , die  uns  berechtigen,  sie  unter  Einem  ab- 


Literaturbericht. 


415 


zuhandeln.  Zunächst  erscheinen  sie  als  Sammlungen  von  Aufsätzen , die  in 
oft  weit  auseinander  liegenden  Zeitabständen  verfasst,  resp.  gesprochen  wurden. 

Vinet’s  Aufsätze  sind  ursprünglich  in  mehreren  französischen  Zeitschriften 
erschienen  und  umfassen  den  Zeitraum  vom  Jahr  1850—1873;  aber  obgleich 
einige  dieser  Arbeiten  längst  überholt  sind,  so  können  sie  doch  nicht  veraltet 
genannt  werden,  so  wenig  wie  die  22  Reden,  welche  Curtius  in  seinem  Werke 
zusammenstellt  und  deren  älteste  aus  dem  Jahr  1853  stammt. 

Da  der  Inhalt  all  dieser  Aufsätze  in  einem  bestimmten,  wenn  auch  mehr 
oder  weniger  weithin  sich  ausdehnenden  Felde  gelegen  war , ergab  sich  den 
denselben  zusammenstellenden  Autoren  ungesucht  ein  gewisser  Zusammenhang 
und  war  der  Titel  des  Sammelwerks  leicht  zu  finden.  Vinet  verfolgte  in  sei- 
nen Aufsätzen,  meist  in  der  Form  von  anregenden  Kritiken,  die  Ergebnisse 
der  Forschungen  über  Kunstgeschichte  und  Archäologie  und  moderne  Einrich- 
tungen zur  Hebung  der  Kunst  und  ordnete  dieselben  in  vorliegendem  Werke 
so  an  , dass  er  einen  religionsgeschichtlichen  Abschnitt  an  die  Spitze  stellte, 
den  Kern  des  Werkes  aber  so  gestaltete,  dass  er  die  klassische  und  orienta- 
lische Archäologie,  — griechische  Kunst  und  Literatur  in  einer  grossen  Reihe 
von  Aufsätzen  behandelte,  das  Mittelalter  und  die  Renaissance  durch  drei  An- 
sprachen von  Rio’s  und  Vitel’s  Werken  vertreten  sein  liess  und  in  weitern  fünf 
Abhandlungen  moderne  französische  Zustände,  Strebungen,  Arbeiten,  Einrich- 
tungen besprach,  um  endlich  das  ganze  Werk  mit  drei  warm  geschriebenen 
Biographien  (Thorwaldsen , Herzog  de  Luynes,  Halevy)  zu  beschliessen.  So 
ziehen  die  archäologischen  und  künstlerischen  Arbeiten  der  letzten  20  Jahre 
(ja  manchmal  greift  Vinet  viel  weiter  zurück)  an  unseren  Augen  vorüber,  wir 
sehen  die  Deutschen,  Franzosen,  Engländer  im  edlen  Wetteifer  bemüht,  die 
Schätze  des  Alterthums  zu  erkennen , für  die  Nachkommen  zu  retten  und 
wohlgeordnet  dem  Forscher  zur  Betrachtung  aufzustellen.  — Ungern  enthalten 
wir  uns  davon , eingehender  den  reichen  Inhalt  darzulegen , wir  sagen  nur : 
»nimm  und  lies«  . . . »und  lass  dich  von  einer  oder  der  andern  Herbheit  (es 
sind  nur  wenige!),  die  das  Jahr  1870  in  die  Feder  des  sonst  so  billig  den- 
kenden Mannes  einfliessen  liess,  nicht  unangenehm  berühren.«  — Besonders 
beachtenswerth  für  uns  ist  der  Aufsatz  »über  den  Zeichnenunterricht  für 
Frauen  des  Arbeiterstandes«  pag.  444,  auf  den  wir  die  hiefür  gegründeten 
Vereine  und  Staatsanstalten  recht  angelegentlich  aufmerksam  machen.  Denn 
obwohl  sehr  viel  bei  uns  geschehen  ist , so  wird  man  so  manche  Winke, 
namentlich  für  weitere  Verwendung  künstlerisch  gebildeter  Frauenbünde  in 
jener  Abhandlung  erhalten. 

Ist  die  Sprache  Vinet’s  immer  interessant,  ja  in  vielen  Parthien  geradezu 
glänzend  zu  nennen,  so  zeigen  die  Reden  Curtius’  eine  durchsichtige,  herr- 
liche, massvolle  Sprache,  wie  sie  nur  durch  stete  Berührung  mit  antiken 
Mustern  sich  heranbildet.  Man  freut  sich  dieser  Wohlgeordnetheit  und  Schön- 
heit der  Gedanken,  der  einfachen  und  edlen  Gliederung  der  Reden  wie  der 
einzelnen  Sätze.  Nach  einer  wie  einleitenden  Rede  über  das  Mittleramt  der 
Philologie,  die  das  Leben  der  alten  Welt  im  ganzen  Umfange  zu  umfassen 
hat,  behandelt  Curtius  die  Beziehungen  zwischen  Alterthum  (vorzugsweise  dem 


416 


Literaturbericht. 


klassischen)  und  der  Gegenwart,  berührt  sich  mit  Vinet  in  der  Darstellung  des 
Instituts  in  Rom  u.  s.  w.  Aus  seinem  Werke  heben  wir  besonders  den  Auf- 
satz über  Museen,  namentlich  das  britische  Museum  (pag.  109),  hervor,  in 
dessen  Lobe  er  mit  Vinet  übereinstimmt,  wie  es  denn  auch  nicht  anders  sein 
kann.  Dass  auch  in  Curtius’  Reden  das  Jahr  1870  mehrmalen  zur  Besprechung 
kommen  musste,  ist  klar,  aber  nur  ruhige,  klare  Gedanken  schlingen  sich  wie 
ein  zartes  Band  um  die  Siegeskrone.  Wenn  wir  noch  den  in  unserer  Zeit 
recht  interessanten  Artikel  über  grosse  und  kleine  Städte  als  beherzigenswerth 
bezeichnen , schliesslich  aber  erklären , dass  wir  denn  doch  nicht  mit  den  auf 
S-_  46,  111  und  126  gegebenen,  wohl  zu  harten  Urtheilen  ganz  einverstanden 
sein  können,  glauben  wir  der  Referentenpflicht  Genüge  gethan  zu  haben. 

Die  Ausstattung  beider  Werke  ist  ausgezeichnet,  man  wird  es  uns  nicht 
verargen,  wenn  wir  leicht  corrigirbare  Druckfehler  einfach  dem  Leser  über- 
lassen, er  wird  nur  eine  höchst  geringe  Anzahl  linden;  aber  darauf  müssen 
wir  wohl  aufmerksam  machen,  dass  in  Curtius’  Werk  die  letzte  Zeile  von 
S.  149  als  letzte  Zeile  der  S.  148  irrthümlich  umgestellt  worden  ist. 

W.  A.  N. 

Antiquites  suedoises,  arrangees  et  decritees  par  Oscar  Montelius,  des- 
sinees  par  C.  F.  Lindberg.  I.  1878,  Stockholm,  Norstedt  et  Söner. 

La  Suede  prehistorique  par  Oscar  Montelius.  Traducteur:  J.  H.  Kramer. 
Stockholm,  Norstedt  et  Söner. 

Zwei  Werke,  die  sich  gegenseitig  ergänzen,  indem  das  erste  die  Abbil- 
dungen und  kurzen  Erläuterungen,  also  gleichsam  das  Material  für  das  zweite 
liefert,  obschon  auch  in  diesem  eine  ziemliche  Anzahl  von  Zeichnungen  sich 
befindet.  Mit  grosser  Gelehrsamkeit  und  wohl  auch  mit  Phantasie  stellt  Montelius 
die  Grabfunde  zusammen  und  entwirft  ein  Bild  der  Lebensweise,  welche  die 
Bewohner  Schwedens  während  der  Stein-,  Bronze-  und  Eisenzeit  führten. 
Montelius’  Schilderungen  reichen  von  dem  Auftreten  des  Menschen  in  jenen 
Breiten  (noch  zur  Zeit  der  Coniferen)  bis  in’s  elfte  Jahrhundert  nach  Ghr. 

Die  Steinzeit  theilt  er  ab  in  die  palaeo-  und  neolithische  Periode,  die 
er  mit  der  Wende  des  ersten  Jahrhunderts  vor  Ghr.  abschliesst.  Wir  erwähnen 
aus  dieser  Zeit  nur,  dass  die  Kochgeschirre,  die  über  dem  Feuer  hingen,  schon 
im  Ganzen  hübsche  Formen  zeigen,  ja  selbst  Verzierungen  von  schachbrett- 
ai  tig  gestalteten,  länglichten  Vierecken,  alternirend  angefüllt  mit  weisser  Masse, 
oder  von  Zickzacklinien  und  Kreisen , oder  von  Bändern , wie  solche  Verzie- 
rungen sich  auch  in  viel  späteren  Zeiten  am  Rheine  finden  (Lindenschmitt, 
op.  cit.  VI.  Tafel  6).  Wir  heben  nur  noch  kurz  aus  den  Schilderungen  M.’s 
die  Todtenbestattung  in  Ganggrüften  und  Steinkisten  heraus,  in  welche  die 
Leichen  (unverbrannt)  beigesetzt  wurden  und  wohin  man  den  Todten  noch 
einige  Nahrung  in  Töpfen  mitgab. 

Das  Bronzealter  lässt  M.  für  Schweden  mit  dem  ungefähren  Jahr  1000 
v.  Chr.  beginnen.  Den  Anstoss  zur  Benutzung  der  Metalle  gab  die  Berührung 
der  aus  zwei  Rassen  bestehenden  Einwohner  mit  orientalischer  Givilisation, 
die  sich  langsam  über  den  Norden  und  Nordwesten  des  europäischen  Fest- 
landes verbreitete,  so  dass  weder  dem  Einflüsse  der  Etrusker,  noch  phöniki- 


Literaturbericht. 


417 


sehen  Niederlassungen,  noch  einer  neuen  Einwanderung,  noch  endlich  der 
eigenen  Erfindung  jener  nördlichen  Völker  die  Benutzung  der  Metalle  zu 
danken  wäre.  Das  Bronzealter  thftilt  M.  in  das  erste,  in  welchem  man  die 
Leichname  nicht  verbrannte  und  man  elegante  Spiral-  und  Zickzacklinien  als 
Ornamentirung  verwendete,  und  in  das  zweite  mit  Leichenverbrennung  und 
ganz  verschiedener  Verzierung.  — 

Das  Eisenzeitalter,  welches  M.  mit  dem  Anfänge  unserer  Zeitrechnung 
beginnen  lässt  und  dessen  Schilderung  er  mit  der  Mitte  des  elften  Jahrhun- 
derts schliesst,  theilt  er  in  drei  Perioden  ab,  deren  Wenden  durch  die  unge- 
fähren Jahre  450  und  700  angegeben  werden. 

In  der  ersten  Periode  erkennt  unser  Autor  Spuren  einer  Invasion  des 
Landes;  römische  Funde,  Glas  und  Glasperlen  u.  A.  charakterisiren  diese  Zeit, 
während  die  zweite  sich  durch  byzantinische  Funde  von  oft  bedeutendem 
Goldwerth  auszeichnet.  Der  römische  Einfluss  hat  aufgehört,  es  findet  sich 
neben  ganz  ausgezeichneten  Zeichnungen  (z.  B.  p.  114,  115  auf  Schwertgriffen) 
ein  ganz  barbarischer  Geschmack,  der  die  Oberherrschaft  erringt. 

Die  dritte  Periode  ist  fast  ganz  ausgefüllt  von  der  »Vikinga-Zeit«.  — 
Der  Autor  weist  nach,  dass  die  heidnischen  Skandinavier  keineswegs  blos  dem 
Kriege  lebten,  sondern  gar  wohl  die  Werke  des  Friedens  kannten;  die  Fibeln 
jener  Zeit  zeigen  einheimischen  Geschmack  (sind  also  nicht  nothwendig  als 
durch  Raub  in’s  Land  gebracht  zu  denken,  pag.  137),  denn  sie  haben  eben- 
dieselben sonderbaren  Verschlingungen,  wie  die  Bänder  der  Runensteine. 

Wir  deuten  nur  mehr  an , dass  hier  wie  in  den  älteren  Epochen  der 
Leser  in  das  alltägliche  Leben  der  Bewohner  hineingeführt  wird,  in  ihre  Be- 
schäftigung mit  Viehzucht,  Ackerbau,  Jagd,  Krieg,  Zeichenkunst  und  selbst 
Musik.  Ja,  bis  zu  Schlüssen  über  ihr  religiöses  Denken  wagt  M.  vorzu- 
schreiten. Es  ist  wohl  Manches  an  dem  von  M.  Gebotenen  nur  Werk  der 
ausmalenden  Phantasie,  wir  sind  aber  dem  Verfasser  für  dies  die  prähistorischen 
Erkenntnisse  klar  anführende  und  verwerthende , schön  ausgestattete  Buch  zu 
Dank  verpflichtet.  W.  A.  N. 

A Dictionary  of  Christian  Antiquities.  Being  a continuation  of  the 
, Dictionary  of  the  Bible*.  Edited  by  William  Smith,  D.  G.  L.,  LL.  D.  and 
Samuel  Cheetham,  M.  A.,  Professor  of  Pastoral  Theology  in  King’s  College, 
London.  In  two  vols.  — Vol.  I.  Illustrated  by  engravings  on  wood. 
London,  John  Murray,  Albermarle  Street.  1875.  XI  & 898  pp.  in  gr.  8°. 
Preis  M.  36. 

Die  beifällige  Aufnahme,  welche  Martigny’s  Dictionnaire  des  Antiquites 
chretiennes  (Paris,  1865)  gefunden,  musste  die  Brauchbarkeit  und  das  Bedürf- 
nis ähnlicher  encyclopädischer  Werke  bezeugen  und  zur  Nachahmung  in 
Deutschland  und  England  anregen.  Bei  uns  hat  bereits  vor  fünf  Jahren  die 
Herder’sche  Officin  in  Freiburg  eine  »Realencyclopädie  der  christl.  Antiquitäten« 
herauszugeben  unternommen , an  welcher  unter  meiner  Redaction  seither  ge- 
arbeitet wird  und  welche  hoffentlich  bis  zum  nächsten  Winter  unter  die  Presse 
gehen  kann.  England  kommt  uns  mit  dem  hier  angezeigten  Werke  zuvor. 
Der  Herausgeber,  Herr  W.  Smith,  ist  bereits  durch  seine  Encyclopaedia  of 
I 27 


418 


Literaturbericht. 


classical  Antiquity  und  das  Dictionary  of  the  Bible  bekannt;  er  hat  übrigens, 
nach  dem  Vorwort  zu  schliessen,  hier  den  grössten  Theil  der  redactionellen 
Arbeit  Prof.  Gheetham  überlassen,  neben  welchem  Anfangs  noch  die  Pro- 
fessoren Stubbs  und  Plump tre  als  Mitredactoren  fungirten.  Die  Liste  der 
Mitarbeiter  zählt  nicht  weniger  denn  77  Namen  auf,  unter  ihnen  Will.  Bright, 
Will.  Dickson,  Al.  Forbes,  Arthur  West  Haddan,  Jos.  Barber  Light- 
foot,  R.  A.  Lipsius,  Wharton  B.  Mariott  (f),  de  Pressense,  Ph.  Schaff, 
Gh.  Ant.  Swainson,  Rieh.  St.  John  Tyrwhitt,  Foss  Westcott,  John 
Wordsworth,  Will.  Aid.  Wright  und  andere  Namen  von  gutem  Klange, 
von  ddnen  man  allerdings  sagen  muss , dass  eigentlich  kein  einziger  auf  dem 
Gebiete  der  christlichen  Archäologie  Specialist  und  durch  hervorragende  Lei- 
stungen auf  diesem  engern  Felde  bekannt  wäre.  Die  Mehrzahl  der  Herren  hat 
mehr  auf  dem  kirchengeschichtlichen  oder  kanonistischen  Gebiete  gearbeitet 
und  so  erklärt  sich  denn  allerdings,  dass  die  Artikel  über  Disciplin,  Recht, 
Institutionen  der  alten  Kirche  durchweg  selbständiger  und  origineller  gehalten 
sind,  während  die  Behandlung  der  Monumente  sich  im  Ganzen  und  Grossen 
in  vollständiger  Abhängigkeit  von  den  Vorlagen  bewegt  und  fast  nichts  gibt, 
was  über  Martigny  hinausginge. 

Nach  mehr  als  einer  Seite  haben  die  Herausgeber  ihr  Feld  weiter  ge- 
steckt, als  sowohl  Martigny  als  ich  für  unsere  Encyklopädieen  es  geeignet 
erachtet  haben.  So  geben  dieselben  auch  ein  mehr  oder  weniger  vollständiges 
Verzeichniss  der  altchristlichen  Märtyrer-  und  Heiligennamen,  wobei  die  abend- 
ländischen Heiligen  dem  Martyrologium  Usuardi  entnommen  sind,  jedoch,  — 
warum,  sieht  man  nicht  ein  — für  die  beiden  ersten  Buchstaben  A und  B 
des  Martyrologium  Roman,  vetus  und  die  sog.  Martyrologien  des  Hieronymus 
und  Beda  zu  Grunde  gelegt  wurden.  So  nützlich  diese  Zugabe  ist,  so  habe 
ich  doch  meine  Bedenken  dagegen,  da,  solange  die  von  de  Rossi  in  Aussicht 
gestellte  kritische  Bearbeitung  des  Martyrol.  Hieronymianum  nofch  fehlt,  jede 
Benutzung  und  zusammenfassende  Verwerthung  der  altchristlichen  Martyrologien 
durch  den  heillos  verwirrten  Zustand  derselben  fast  unmöglich  gemacht  wird. 
Dann  dehnen  Herr  Smith  und  seine  Mitarbeiter  den  Zeitraum,  welchen  ihr 
Dictionary  behandelt , bis  auf  Karl  den  Gr.  aus , sich  Gibbon  anschliessend, 
welcher  in  der  Regierung  des  grossen  Kaisers  den  wahren  Grenzstein  zwischen 
Alterthum  und  Mittelalter  erblickt.  Martigny  geht  nicht  so  weit,  und  auch  ich 
schliesse  die  altchristliche  Epoche  mit  der  Zeit  Gregors  d.  Gr.,  mit  dem  Zu- 
sammensinken der  griechisch-römischen  Bildung  und  den  Anfängen  der  germa- 
nischen Reiche.  Die  Uebergangszeit  vom  sechsten  bis  achten  Jahrhundert 
trägt  bereits  mehr  den  Charakter  der  mittelalterlich-germanischen  als  den  der 
antiken  Gultur.  Ein  Blick  auf  die  öffentlichen  und  politischen  Institutionen 
beweist  dies  sofort , einzelne  stärkere  Nachklänge  der  Antike  in  Leben  und 
Kunst  kommen  dagegen  nicht  auf. 

Es  kann  hier  nicht  am  Platze  sein,  auf  ein  Werk  näher  einzugehen, 
was  seinem  grossem  Theile  nach  wesentlich  theologischen  Inhaltes  ist,  noch 
weniger  kann  ich  daran  denken,  meine  in  manchen  Punkten  abweichenden 
Anschauungen  hier  gegen  dasselbe  geltend  zu  machen.  Nur  soviel  glaube  ich 


Literaturbericht. 


419 


bemerken  zu  dürfen,  dass  der  in  dem  ganzen  Buche  herrschende  Ton  ein 
durchaus  wohlthuender , jeder  gehässigen  Polemik  fremder  ist.  Die  Verfasser, 
zum  grössten  Theile  ja  der  englischen  Hochkirche  angehörig,  haben  sich  durch- 
weg bestrebt,  in  ihrer  Forschung  Objectivität , in  ihrer  Sprache  massvolle 
Rücksicht  auf  Andersdenkende  zu  bewahren. 

An  Vollständigkeit  und  Reichthum  des  Materials  übertrifft  das  Dictionary 
Martigny  bedeutend,  wie  es  denn  auch  an  Umfang  mehr  als  das  Doppelte 
bringt.  Die  Holzschnitte  sind  durchweg  besser,  als  die  des  Franzosen,  die 
Ausstattung  überhaupt  vortrefflich,  nur  ist  der  Druck  von  einer  Feinheit,  wie 
sie  nur  Leser  der  englischen  Zeitungen  gewohnt  sind.  Möge  die  Fortsetzung 
des  überaus  nützlichen,  den  Freunden  der  christlichen  Alterthumswissenschaft 
fast  unentbehrlichen  Werkes  nicht  zu  lange  auf  sich  warten  lassen. 

F.  X.  Kraus. 


Ober-Italien.  Von  Dr.  Th.  Gsell-Fels.  Zweite  umgearbeitete  und  vermehrte 
Auflage.  Mit  TO  Karten,  38  Plänen  und  Grundrissen,  20  Ansichten  in  Stahl- 
stich, 1 Panorama  und  64  Ansichten  in  Holzschnitt.  2 Bände  in  8°.  Leipzig, 
Bibliographisches  Institut.  XII  S.  und  1455  Gol. 

Rom  und  Mittel-Italien.  Von  Dr.  Th.  Gsell-Fels.  Zweite  Auflage. 
Erster  Band.  Mittel-Italien  und  die  römische  Gampagna.  Mit  5 Karten, 
8 Plänen  und  Grundrissen,  6 Ansichten  in  Stahlstich  und  18  Ansichten  in 
Holzschnitt.  XIV  und  715  Gol.  in  8°.  Zweiter  Band.  Rom.  Mit  47  Plänen 
und  Grundrissen,  16  Ansichten  und  1 Panorama  in  Stahlstich  und  39  An- 
sichten in  Holzschnitt.  Leipzig,  1875.  Bibliographisches  Institut.  999  Gol.  in  8°. 

Indem  ich  die  beiden  Werke  hier  anzeige,  kann  es  sich  nicht  darum 
handeln,  das  Publicum  im  Allgemeinen  damit  bekannt  zu  machen.  Die  Gsell- 
Fels’schen  Reisehandbücher  für  Italien  haben  sich  in  kurzer  Zeit  in  den  wei- 
testen Kreisen  zahlreiche  Freunde  erworben.  Es  gewährte  mir  stets  Vergnügen 
zu  sehen,  wie  die  braunen  Bändchen  in  den  Händen  der  Reisenden  bereits 
über  die  rothen  überwiegen:  ein  Beweis,  dass  sich  die  Zahl  der  Touristen 
mehrt,  welche  das  Sehenswerthe  nicht  bloss  ablaufen,  sondern  wirklich  geniessen 
und  lernen  will. 

Eine  eingehende  Vergleichung  der  zweiten  Auflage  von  Ober-  und  Mittel- 
Italien  zeigt,  mit  welch’  ausserordentlicher  Sorgfalt  der  Verfasser  sich  bemüht 
hat,  sein  Werk  nach  allen  Seiten  zu  vervollständigen  und  betreffs  aller  in- 
zwischen eingetretenen  Veränderungen  auf  dem  Laufenden  zu  erhalten.  Auch 
in  kleinen  Dingen  untergeordneter  Art  suchte  man  den  Desiderien  der  Freunde 
des  Buches  zu  entsprechen.  So  wurde  zum  Beispiel  beim  zweiten  Abdruck 
der  zweiten  Auflage  von  Ober-Italien  der  stark  angeschwollene  Band  in  zwei 
Theile  zerlegt.  Einiges  bleibt  mir  freilich  noch  zu  wünschen.  So  möchte  ich 
das  Strassen-Verzeichniss  von  Rom  vervollständigt  sehen  und  den  Plan  der 
Stadt  Rom  lieber  gleich  auf  Leinwand  beigegeben  haben. 

Die  Anleitung  zum  Genüsse  und  zum  Verständniss  der  Kunstwerke 
Italiens  bildet  bekanntlich  den  Hauptvorzug  der  Gsell-Fels’schen  Handbücher 
vor  allen  andern.  Natürlich  werden  nach  dieser  Richtung  immer  noch  Nach- 


420 


Literaturbericht. 


träge  nöthig  werden.  Von  Einzelnem,  was  mir  aufgestossen,  notire  ich  Nach- 
stehendes, was  mir  gerade  zur  Hand  liegt. 

Ober-JLtaiien  S.  323  wird  das  Breviario  Grimani  noch  vorzüglich  Memling 
zugeschrieben,  eine  Ansicht,  die  jetzt  ziemlich  allgemein  aufgegeben  ist.  — Zu 

5.  382  Nr.  582  wäre  darauf  hinzuweisen,  dass  Cima’s  Bild  eine  Nachahmung 
der  unter  38  angeführten  Bellini’schen  Madonna  ist;  eine  zweite  Nachbildung 
liefert  Francia’s  Bild  in  Bologna.  — Zu  S.  383  wäre  doch  der  dem  Publikum 
verschlossene  Saal  der  Akademie  zu  Venedig  zu  bemerken,  in  welchem  die 
merkwürdigen  Imitationen  (nicht  Gopien)  älterer  venezianischer  Meister  wie 
Giorgione’s  und  Tizian’s  von  Prof.  Fabris  aufbewahrt  werden  — ein  Saal, 
dessen  Besuch  Allen  zu  empfehlen,  die  sich  im  Bestimmen  der  Bilder  einiger 
Unfehlbarkeit  rühmen.  — S.  421  ist,  wenn  mich  meine  Erinnerung  nicht 
täuscht,  das  Grabmal  des  Dogen  Morosini  (Michele  M.  1382?)  als  dasjenige 
des  Marco  Corner  abgebildet.  — S.  721  war  für  Grabmal  des  Galeazzo  und 
Ludovico  il  Moro  Kenotaph  zu  setzen,  da  die  Leichen  hier  nicht  ruhen.  — 
Ebendaselbst  das  Tabernakel  erinnert  auffallend  an  Bramante’s  Rundtempelchen 
in  S.  Pietro  in  Montorio  zu  Rom.  — S.  686  sollte  doch  mit  einigen  Worten 
auf  die  betr.  des  Lionardo  da  Vinci  (Bildniss  der  Beiatrice  d’Este?)  bestehende 
Gontro verse  hingewiesen  sein;  ungern  vermisse  ich  die  in  der  ersten  Auflage 
mitgetheilte  Aeusserung  Mündler’s.  — S.  709  Sammlung  im  Palazzo  Brignole- 
Sale:  Via  Stanza  Lionardo  da  Vinci’s  Täufer;  ob  das  Bild  von  Luini,  ist 
zweifelhaft;  aber  wohl  ziemlich  sicher  nicht  von  Lionardo.  — Ebendaselbst 
Van  Dyck,  Christus  mit  den  beiden  Pharisäern,  ist  nebst  Carlo  Dolce’s  Christus 
im  Oelgarten  und  Fr.  Albani’s  Noli  me  tangere  nach  Paris  gewandert  und 
schwerlich  mehr  in  die  Sammlung  nach  Genua  zurückgekehrt. 

II.  S.  1002,  Bologna  S.  Domenico:  gegenüber  dem  Grabmal  Enzio’s 
Porträt  des  h.  Thomas  von  Aquin,  von  Simone  da  Bologna.  — S.  1042  Ra- 
venna: Nebenkapelle  des  Battisterio  degli  Ortodossi:  Ciborium  aus  dem  Dom, 

6.  Jalirh.  — Im  Battisterio  noch  ein  sehr  alter  Brunnen  zu  erwähnen. 

S.  1053  die  Mosaikfragmente  in  der  verschlossenen  Kapelle  von  S.  Gio- 
vanni Evang.  werden  mit  Recht  von  Gsell-Fels,  Rahn  folgend,  später  als 
5.  Jahrh.  gesetzt.  Sie  fallen  schon  der  Inschriften  wegen  in’s  9.— -10.  Jahrh. 

Bei  Ravenna  konnte  wohl  auf  die  schöne  Sammlung  ravennatischer 
Photographien  bei  L.  Ricci  (Casa  di  Lord  Byron,  295  Strada  Porta  Sisi)  auf- 
merksam gemacht  werden.  Der  für  die  Denkmäler  seiner  Vaterstadt  begeisterte 
Künstler  verdient  alle  Unterstützung. 

S.  1302:  S.  Croce  in  Florenz:  auf  dem  Corridor,  der  zur  Capelia  Medici 
führt,  Crucifix  von  Margheritone.  — Die  in  der  Sakristei  von  S.  Croce  be- 
wahrten herrlichen  Miniaturen  sind  übergangen ; ebenso  ein  Tragaltar , eine 
Terracotte  von  L.  della  Robbia,  eine  Madonna,  angeblich  von  Giotto  u.  A.  — 
Im  Refectorium  soll  jetzt  ein  Museum  angelegt  werden;  man  zeigte  da  1874 
eine  schöne  Madonna  aus  Ognisanti,  Fresco  von  Taddeo  Gaddi. 

S.  1129  mit  den  Angaben  über  die  Architekten  des  Campanile  von  Flo- 
renz sollte  man  doch  etwas  vorsichtiger  sein.  Giotto,  der  dem  Dombau  über- 
haupt kaum  drei  Jahre  Vorstand,  kann  höchstens  am  untern  Stockwerk  gebaut 


Literaturbericht. 


421 


haben;  die  Weiterführung  des  Baues  durch  Taddeo  Gaddi  ist  mit  nichts 
erwiesen.  Der  Plan  des  Ganzen  wurde  dreimal  geändert. 

S.  1187  die  Madonna  im  Hofe  der  Opera  del  Duomo  (in  der  ersten  Auf- 
lage dem  18.  Jahrh.  zugewiesen)  ist  sicher  nicht  aus  Andrea  Pisano’s  Schule; 
ich  halte  sie  für  viel  älter.  Sie  zeigt  merkwürdige  Anklänge  an  die  sächsische 
Schule.  — S.  1251  die  Ueberschrift  der  Savonarola’schen  Zelle  in  S.  Marco, 
welche  hier  deutsch  gegeben  ist  und  in  der  ersten  Auflage  unrichtig  reprodu- 
cirt  war,  lautet:  has  cellulas  ven.  p.  s.  Hieronymus  Savonarola  vir  apostolicus 
inhabitavit.  — S.  1216  die  Nr.  476  in  der  Stanza  dei  Putti  ist  unzweifelhaft 
kein  echtes  Werk  Andrea’s  del  Sarto.  — S.  1347  konnte  für  Pisa  auf  die 
photographische  Anstalt  von  van  Lint  am  Lungarno  hingewiesen  werden. 

Zu  Florenz  wäre  noch  zu  erwähnen  das  schöne  Marmorkamin  des 
Benedetto  da  Rovezzano  im  Palazzo  del  Turco  (Borgherini) ; ebenso  Sansovinos 
Terracotte  im  Oratorium  der  Bruderschaft  der  h.  Clara:  die  kleine,  aber  hoch- 
interessante Kirche  S.  Leonardo  bei  S.  Miniato;  in  S.  Trinita  (S.  .1283)  die 
schöne  Statue  der  h.  Magdalena  von  Desiderio  da  Settignano,  in  der  Auffassung 
des  Donatello. 

S.  1336  die  Kreuzigung  in  der  Cappella  della  Stimate  in  Alvernia  ist 
nicht  von  Luca,  sondern  Andrea  della  Robbia. 

Mittel -Italien  I.  S.  272  in  St.  Girolamo  bei  Volterra  schöne  Arbeit 
des  Andrea  della  Robbia,  vgl.  Rio  l’Art  ehret.  I,  420.  — Zu  S.  218 : zu  Fo- 
jano  im  Val  di  Chiana  in  drei  Kirchen  vorzügliche  Terracotten  A.  della  Robbia  s, 
die  einer  Erwähnung  werth  sind.  Ebenso  in  S.  Fiora  bei  Siena  und  in  Radico- 
fani.  — - S.  508  konnte  eine  Notiz  über  die  Katakombe  in  Albano  gegeben 
werden. 

Zu  der  im  II.  Bande  gegebenen  übersichtlichen  Darstellung  der  römischen 
Katakomben  wird  die  demnächst  unter  die  Presse  gehende  zweite  Auflage  meiner 
Roma  sotterranea  manches  Neue  bringen;  desgl.  für  die  Katakomben  von  Chiusi, 
Neapel  und  Syrakus.  Hoffen  wir,  dass  es  dem  Herrn  Verfasser  indessen  mög- 
lich sein  werde,  uns  auch  den  noch  ausstehenden  Band  über  die  italienischen 
Inseln  bald  zu  liefern:  Beifall  und  Dank  aller  Freunde  Italiens  sind  ihm  im 
Voraus  gewiss.  X-  Kraus. 

Die  hist'o risch-denkwürdigen  Grabstätten  der  Erzbischöfe  im 
Dome  zu  Trier  und  die  archäologisch-liturgisch  und  k u n s t- 
geschichtlich  bemerkenswerthen  Fundgegenstände  inden- 
seiben. Nebst  der  archäologischen  Prüfung  des  zur  Verhüllung  der  Re- 
liquie der  Tunica  des  Erlösers  verwendeten  pi  achtreichen  liturgischen  Ge- 
wandes daselbst,  und  dem  Berichte  über  die  Sandalen  des  Erlösers  in  der 
Salvatorkirche  zu  Prüm.  Beschrieben  und  durch  elf  Tafeln  erläutert  von 
Domkapitular  J.  N.  v.  Wilmowsky.  Trier,  Verlag  der  Fr.  Lintz’schen  Buch- 
handlung. 1876.  47  Seiten  in  gr.  4°,  Atl.  gr.  Fol.  elf  Taf.  Pr.  25  M. 

Das  hier  angezeigte  Werk  ist  ein  Nachtrag  zu  der  grossem  Publication 
des  Verfassers  über  die  Domkirche  zu  Trier  (Repert.  I,  3,  S.  318  f.)  und  ver- 
dient, wenn  auch  bei  weitem  nicht  in  demselben  Grade  wie  dieses,  die  Be- 
achtung Aller,  welche  sich  mit  kirchlicher  Archäologie  beschäftigen.  In  Trier 
hat  dasselbe  allerdings  noch  weit  grösseres  Aufsehen  erregt  und  während 


422 


Literaturbericht. 


mehrerer  Wochen  die  Geister  und  die  Localpresse  dieser  von  der  grossen  Be- 
wegung in  Wissenschaft  und  Literatur  herzlich  weit  abliegenden  ehemaligen 
Metropolis  in  hohem  Grade  beschäftigt.  Dieser  »Sturm  im  Glase  Wasser« 
war  durch  den  Anhang  zu  Wilmowsky’s  Schrift  hervorgerufen,  wo  das  bisher 
für  die  Tunica  Christi  gehaltene  Gewandstück  für  ein  orientalisches  Pracht- 
kleid erklärt  wird,  welches  keineswegs  die  Tunica  selbst  sei,  sondern  nur 
ein  Stück  derselben  — eine  graue  Gewandpartikel  — verberge  und  umhülle. 
Jenes  äussere  Prachtgewand,  dessen  Muster  auf  Taf.  XI  dargestellt  ist,  zeigte, 
als  der  Verfasser  es  kurz  vor  der  definitiven  Reponirung  der  Tunica  1844 
untersuchte,  in  tiefrothem  Grunde  goldgelbe  Figuren,  kleine  Vogelgestalten  in 
quadratischen  Feldern,  ähnlich  jenen  liturgischen  Seidenstoffen,  wie  sie  Ana- 
stasius Bibliothecarius  beschreibt.  Die  Zeichnung  ist  noch  sehr  unvollkommen; 
auf  dem  Kopfe  des  Thieres  sieht  man  drei  Linien,  welche  Federn  andeuten 
sollen,  der  Hals  ist  übermässig  lang,  die  Füsse  plump  und  kurz,  der  Schwanz 
stumpf.  Es  ist  demnach  fraglich,  ob  der  Zeichner  einen  Pfauen  oder  den 
Silberreiher  darstellen  wollte.  Wie  es  scheint,  streckt  der  Vogel  den  Hals  in 
die  Höhe,  indem  er  die  Flügel  schwingt.  Auch  die  quadratische  Einfassung 
ist  sehr  einfach  und  primitiv.  Die  sich  kreuzenden  Bänder  sind  durch  kleine 
übereckgestellte  Vierecke  belebt.  Wilmowsky  sieht  demnach  in  dem  Stoffe  ein 
frühbyzantinisches  Seidengewebe,  in  welches  die  Partikel  des  h.  Rocks  schon 
im  christlichen  Alterthum  eingehüllt  wurde.  Verstehe  ich  ihn  recht,  so  wäre 
dies  schon  im  4.  Jahrhundert  durch  Constantin’s  Mutter,  Helena,  geschehen. 

Dass  ein  hochgestellter  Geistlicher,  den  Alter  und  Krankheit  dem  Ende 
seiner  Laufbahn  nahegebracht,  nicht  Anstand  nimmt,  sich  die  letzten  Tage  zu 
verbittern,  die  leicht  vorauszusehende  und  in  reichem  Maasse  ihm  zu  Theil 
gewordene  Verketzerung  über  sich  ergehen  zu  lassen,  indem  er  der  Trier’schen 
Kirche  erklärt,  sie  habe  irrthümlich  ein  byzantinisches  Prachtgewand  für  den 
h.  Rock  Christi  angesehen  und  ausgestellt,  während  sie  nur  eine  kleine  Par- 
tikel dieses  angeblich  ungetheilten  Gewandes  besitze  — diese  sittliche  Energie 
muss  nothwendig  unsern  Beifall  und  unsere  Achtung  gewinnen.  Der  Schreiber 
dieser  Zeilen,  welcher  selbst  seit  einigen  Jahren  um  den  Thatbestand  wusste, 
muss  hier  freilich  eigenthümliche  Betrachtungen  unterdrücken,  welche  sich  ihm 
bei  der  Frage  aufdringen , warum  die  mit  der  Sachlage  bekannte  Trierisehe 
Curie  nicht  bereits  bei  der  letzten  Ausstellung  1844  der  Wahrheit  die  Ehre 
gegeben  habe,  oder  warum  nicht  vor  oder  nach  derselben  eine  sorgfältige 
Untersuchung  gestattet  wurde;  — konnte  ja  Herr  v.  Wilmowsky  selbst  nur 
auf  wenige  Minuten  und  gewissermassen  verstohlener  Weise  das  Gewand  prüfen 
und  die  Zeichnung  in  der  Schnelligkeit  durchpausen.  Indessen  ist  hier  nicht 
der  Ort,  solche  Dinge  zu  verfolgen;  ebensowenig  kann  ich  hier  auf  die  von 
Herrn  v.  Wilmowsky  ohne  weiters  angenommene  Tradition  von  der  Tunica 
Christi  in  der  Trierischen  Domkirche  eingehen.  Was  ich  von  den  angeblichen 
»Beweisen«  für  die  »Reliquien  des  Herrn«  in  Trier  u.  s.  f.  halte,  habe  ich 
bereits  im  Jahr  1868  in  meinen  »Beiträgen  zur  Trierschen  Geschichte  und 
Archäologie«  Bd.  I.  auseinandergesetzt. 

Mehr  interessirt  den  Leser  dieser  Zeitschrift,  was  Wilmowsky  über  die 


Literaturbericht. 


423 


von  ihm  untersuchten  Grabstätten  der  Trierischen  Erzbischöfe  beibringt.  Taf.  I. 
gibt  den  Grundriss  des  Doms  mit  Einzeichnung  der  bischöflichen  Gräber.  Die 
älteren  hier  in  Betracht  kommenden  Grabmale  (11.,  12.  und  13.  Jahrhundert) 
waren  länglich-viereckige  Steinsärge,  aus  einem  Block  gehauen,  die  Deckel 
theils  flach  gehalten,  theils  abgerundet,  theils  dachförmig  zugerichtet;  einige 
waren  so  behauen,  dass  ihre  Oberfläche  die  Form  eines  halben  oder  ganzen 
Kreuzes  bildete.  Die  späteren  (14.  und  15.  Jahrhundert)  stellen  ansehnlichere 
aufgemauerte  Mausoleen  dar.  Bis  in  die  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  lagen 
die  Erzbischöfe  alle  auf  dem  blossen  Boden  des  Steinsarges,  nichts  als  eine 
Hand  voll  Erde  unter  dem  Haupte;  erst  Arnold  v.  Isenburg  (f  1258)  hat  ein 
Kopfkissen  von  Leder,  die  spätem  solche  von  Sammet  und  Saffian. 

Tafel  II  veranschaulicht  u.  a.  die  Gebeine  der  Erzbischöfe  Albero  (f  1152) 
und  Boemund  II  (f  1367),  wie  sie  der  Verfasser,  mit  den  bischöflichen  Ge- 
wändern bekleidet,  mit  Mitra,  Stab  und  Kelch  noch  auffand  und  sofort  zeichnete. 
Dann  das  gothische  Grabmal  des  Erzbischof  Heinrich  von  Finstingen  (f  1286) 
und  die  in  den  Gräbern  der  Erzbischöfe  Egilbert  (1107),  Udo  (1078)  und 
Bruno  (1124)  gefundenen  Bleiplatten  mit  den  Epitaphien  der  drei  Fürsten. 

Tafel  III  gibt  die  in  den  Gräbern  auf  der  Brust  der  Bischöfe  gefundenen 
kleineren  und  grösseren  Kelche  in  natürlicher  Grösse  wieder ; eine  symbolische 
Beigabe,  welche  die  Priesterwürde  andeuten  soll.  Natürlich  sind  diese  Kelche 
ad  hoc,  d.  h.  mit  der  Bestimmung  den  Leichen  beigegeben  zu  werden,  gear- 
beitet worden.  Der  älteste,  im  Sarge  Poppo’s  (f  1047)  gefunden,  ist  sehr 
klein,  aus  Goldblech;  die  spätem  etwas  grösser,  mit  Ausnahme  desjenigen 
Udo's  (1078),  am  Rande  bereits  etwas  geschweift;  sie  sind  meist  aus  Zinn, 
das  nun  zum  Theil  oxydirt  als  schwere  Metallasche  auf  den  Ueberresten  des 
Gewandes  liegt.  In  den  Grabsärgen  des  15.  Jahrhunderts  und  den  folgenden 
fehlen  die  Kelche  ganz.  Herr  v.  Wilmowsky  fragt  sich,  wie  jene  einfachen 
Zinnkelche  im  Einklang  stehen  mit  den  kostbaren  Ornamentstücken,  in  denen 
die  Bischöfe  beigesetzt  wurden,  und  glaubt  annehmen  zu  müssen,  man  sei  bei 
den  baulichen  Veränderungen  des  12.  und  wieder  des  18.  Jahrhunderts  auf 
die  Särge  gestossen,  habe  sie  eröffnet  und  die  kostbaren  Kelche  aus  edlerm 
Metall  gegen  solche  aus  Zinn  vertauscht  — eine  Ansicht,  der  ich  ohne  urkund- 
liche Beweise  für  ähnliches  Vorgehen  nicht  zustimmen  kann.  Die  symbolische 
Beigabe  von  Grabkelchen  war  im  frühem  Mittelalter  eine  ziemlich  allgemein 
eingeführte  Sitte,  welche  durch  zahlreiche  Grabfunde  bestätigt  ist;  so  weit 
mir  bekannt  ist,  sind  aber  mit  geringen  Ausnahmen  alle  jene  symbolischen 
Kelche  nicht  aus  Gold,  sondern  aus  geringem  Metalle.  Der  kostbare  Ornat 
aber  begleitete  den  Kirchen  fürsten  gerade  so  gut  ins  Grab,  wie  den  Ritter 
sein  Leib-  und  Waffenrock:  hier  waltete  keine  Symbolik  vor. 

Tafel  IV  veranschaulicht  die  erzbischöfliche  Fussbekleidung  vom  11.  16. 

Jahrhundert.  Aus  jedem  Jahrhundert  ist  ein  Exemplar  ausgewählt,  welches 
Schnitt,  Ausstattung,  Stoff  beurtheilen  lässt.  Die  Schuhe  der  Erzbischöfe 
Bruno  und  Albero  sind  fast  nur  noch  Sandalen,  dagegen  hat  der  Schuh  des 
Erzbischof  Hillin  bereits  die  Sandalenform  verlassen.  Die  Sohle  ist  Korkholz, 
das  Leder  der  Vorder-  und  Rückseite  künstlich  durchbrochene,  mit  Seide  über- 


424 


Literaturbericht, 


zogene  Arbeit;  zwischen  den  Durchbrechungen  die  schönsten  romanischen 
Muster,  die  Goldstickerei  durch  Edelsteine  gehoben.  Mit  der  Fussbekleidung 
des  Erzbischofs  Theoaorich  (18.  Jahrh.)  tritt  der  Schuh  des  gewöhnlichen 
Lebens  ein.  Die  Musterung  ist  frühgothisch,  oben  wird  der  Schuh  durch  eine 
kleine  goldene  Schnalle  geschlossen.  Tafel  V wiederholt  die  bereits  in  dem 
Hauptwerk  gegebene  Abbildung  der  Sandalen  Arnolds  I.,  aber  hier  in  blossen 
Umrissen,  ohne  Farben-  und  Golddruck. 

Gemusterte  Gewandstoffe  von  grossem  Reichthum  stellt  Tafel  VI  aus 
den  Gräbern  der  Erzbischöfe  Poppo  (ehemals  in  St.  Simeon,  jetzt  in  St.  Ger- 
vasius in  Trier),  Arnold  I.,  Boemunds  II.  (f  1367),  Otto  von  Ziegenheim 
(f  1429)  dar.  Hervorragend  ist  namentlich  die  auf  Tafel  VII  in  natürlicher 
Grösse  wiederholte  Musterung  der  Casula  des  Erzbischofs  Arnold  I.,  Pfauen 
zwischen  Medaillons  mit  Greifen  zeigend. 

Tafel  VIII  gibt  zunächst  die  im  Vergleich  zu  den  Gewändern  der  roma- 
nischen und  frühgothischen  Zeit  sehr  einfache  Musterung  eines  spätgothischen 
Stoffes;  dann,  zu  der  Kopfbedeckung  übergehend,  die  Mitren  der  Erzbischöfe 
Albero,  Theodorich  I.  und  Arnold  II.  Auch  hier  ist  die  Bischofsmütze  bis 
zum  12.  Jahrhundert  niedrig,  bald  rundes  Scheitelkäppchen,  auf  dem  Kopfe 
ruhend,  bald  kegelförmig,  bald  cylinderartig  gestaltet,  stets  von  der  Binde  um- 
wunden, welche  sich  um  den  Rand  der  Mitra  als  Besatz  windet  und  dann  in 
zwei  Streifen  herabhängt.  Im  12.  Jahrhundert  baucht  sich  die  Mitra  nach 
zwei  Seiten  aus,  die  Erhöhungen  finden  entweder  zu  den  Seiten  des  Kopfes 
oder  vorne  und  hinten  Platz.  Letzteres  wird  seit  dem  13.  Jahrhundert  Regel, 
wir  finden  jetzt  die  Klappe  über  der  runden  Mütze,  deren  allmählig  immer 
höher  steigende  Fläche  für  reichen  Schmuck  Raum  bietet.  So  bei  Theoderich 
und  Arnold  II.  Von  den  bischöflichen  Handschuhen  war  bereits  auf  Taf.  V 
eine  Probe,  wenigstens  zwei  Medaillons  mit  Agnus  Dei  und  der  Hand  Gottes 
von  den  Ghirotheken  Arnolds  I.  gegeben.  Aehnlich  waren  diejenigen  Hillins 
und  Boemunds  verziert.  Diese  Handschuhe  reichten  über  einen  Theil  des 
Armes  hinauf,  ihr  Saum  war  mit  einer  von  Löwen  und  Drachen  gemusterten 
Goldborte  eingefasst.  Auf  Tafel  XIII  sind  dann  ferner  mehrere  erzbischöfliche 
Ringe  abgebildet,  unter  denen  der  Ring  Arnolds  I.  eine  sehr  schöne  Einfassung 
des  ächten  Rubins,  derjenige  Arnolds  von  Isenburg  inwendig  einen  Kopf  mit 
reichgelocktem  Haupthaar  in  schöner  Niellogravirung  zeigt. 

Tafel  IX  theilt  die  erzbischöflichen  Hirtenstäbe  aus  den  Gräbern  des  11., 
12.,  13.  und  15.  Jahrhundert  mit.  Mehrere  andere  waren,  in  Asche  aufgelöst, 
nicht  mehr  zu  erkennen.  Diese  Stäbe,  gleichfalls  als  symbolische  Beigaben 
ad  hoc  gefertigt,  waren  aus  .Holz,  die  Krümmung,  manchmal  der  ganze  Stock, 
vergoldet.  Auf  derselben  Tafel  sieht  man  das  Schwert  Theoderich’s  II. , das 
an  der  Linken  des  Bischofs  ganz  entblösst  lag;  die  Klinge  war  von  Stahl,  die 
Querstange  von  Bronze,  der  Griff  von  vergoldetem  Draht  umsponnen.  Es  ist 
das  erste  Schwert,  welches  v.  Wilmowsky  als  Zeichen  der  fürstlichen  Würde 
in  einem  der  Trierischen  Bischofssärge  fand. 

Tafel  X bringt  in  vorzüglichem  Farbendruck  zwei  emaillirte  Bischofsstäbe 
aus  dem  Schatze  des  Doms,,  dessgleichen  den  Fuss  eines  emaillirten  Leuchters, 


Literaturbericht. 


425 


der  wahrscheinlich  aus  einem  Kloster  der  Stadt  stammt  und  den  der  Verfasser, 
wie  mir  däucht  aber  zu  spät,  in  die  Uebergangszeit  von  der  romanischen  zur 
gothischen  Kunst  setzt.  Wepn  er  Studium  der  Antike  in  demselben  zu 
erkennen  weiss,  so  kann  ich  ihm  auch  hierin  nicht  beipflichten.  Der  Obertheil 
des  Leuchters  ist  verloren;  auf  dem  Fusse  schweben  Gestalten,  oben  Menschen, 
unten  Seeungeheuer,  welche  in  der  Rechten  ein  Schwert,  in  der  Linken  einen 
Schild  führen.  Dieselbe  Tafel  wiederholt  die  Tafel  VIII  gegebenen  Ringe  in 
den  Farben  ihrer  Edelsteine. 

Tafel  XI  endlich  gibt  in  Nr.  1 die  Musterung  der  bisher  für  die  Tunica 
Christi  gehaltenen  Umhüllung.  Wenn  der  Verfasser,  wie  oben  erwähnt,  dieses 
Prachtgewand  in  ein  sehr  hohes  Alterthum  versetzt,  so  glaube  ich  kaum  darin 
zustimmen  zu  dürfen.  Viel  wahrscheinlicher  dünkt  mir,  dass  1196,  bei  der 
bekannten  Erhebung  der  Tunica,  die  Reliquie  mit  diesem  reichen  Stoffe  um- 
kleidet wurde.  Die  Beschaffenheit  und  Musterung  desselben  weicht  nicht  son- 
derlich von  ähnlichen  Stoffen  ab,  welche  im  Zeitalter  der  Kreuzzüge  ins 
Abendland  gelangten.  Fig.  2 und  3 stellt  die  in  der  Salvatorkirche  zu  Prüm 
aufbewahrten  »Sandalen  des  Herrn«  dar.  Dieselben  bestehen  aus  feinem 
weichem  Leder  von  gelbbrauner  Farbe.  Die  Vorderseite  ist  später  übergoldet 
und  mit  einem  romanisirenden  Rankenwerk  aus  Leder , mit  rother  Seide  auf- 
gesteppt, und  später  noch  mit  einem  Firniss  überzogen,  besetzt  worden.  Fig.  4 
und  5 geben  zwei  Stücke  eines  Prachtschuhes  der  romanischen  Zeit  wieder, 
welche  später  den  Sandalen  beigegeben  und  dann  auch  als  »Sandalia  s.  Sal- 
vatoris«  bezeichnet  wurden.  Wenn  der  Verfasser  darauf  hinweist,  dass,  wie 
bekannt , diese  Reliquie  in  Prümer  Urkunden  von  Pipin  762  und  K.  Lothar 
855  erwähnt  wird,  so  hätte  ich  hinzuzufügen,  dass  man  in  Rom  im  11.  Jahr- 
hundert ganz  dieselbe  Reliquie  vorzeigte.  Gregor  VII  führte  1074  den  Abt 
Theoderich  von  S.  Hubert  in  den  Ardennen  und  den  Bischof  Herimann  von 
Metz  in  die  Kapelle  quae  dicitur  ad  sanctum  Laurentium  (im  Lateran),  ubi 
cum  sandaliis  dominicis  retinentur  capita  apostolorum  Petri  et  Pauli. 
Chron.  S.  Huberti  c.  25,  bei  Pertz  S.  VIII,  584.  Weiter  hatte  man  solche 
Sandalen  in  Constantinopel.  In  die  zur  Erinnerung  an  seinen  Sieg  über  die 
Bulgaren  erbaute  Salvatorkirche  in  Ghalke  (ein  Vestibulum  magni  Palatii  oder 
des  Triclinium  in  Byzanz,  s.  Zonaras  p.  171)  übertrug  Kaiser  Tzimisce  (976) 
das  Bild  Christi  aus  Berytus  und  Christi  Sandalen,  die  er  h nowiloLq  %qu- 
(teoiq  xccl  diccXi'O'oiQ  xtßovpioig  niederlegte.  Ducange  CP.  Christ.  II  54. 
Eine  kritische  Geschichte  des  Reliquien wesens , zu  welchem  sich  in  den  Col- 
lectaneen  des  Referenten  reiches  Material  angesammelt  hat,  würde  auch  kunst- 
geschichtlich nicht  uninteressant,  culturgeschichtlich  von  grosser  Wichtigkeit 
sein,  wenn  sie  auch  schwerlich  den  Dank  Derjenigen  ernten  dürfte,  welche 
fortfahren,  die  religiöse  Empfindung  der  Gegenwart  mit  den  frommen  Phanta- 
sien des  Mittelalters  zu  beschweren.  F.  X.  Kraus. 

Die  mittelalterliche  Kunst  in  Soest.  Ein  Beitrag  zur  rheinisch- 
westfälischen Kunstgeschichte.  Mit  neun  Tafeln  und  mehrern  eingedruckten 
Holzschnitten.  Von  Joseph  Aldenkirchen,  Rector  in  Viersen.  Festprogramm 
zu  Winckelmann’s  Geburtstage  am  9,  December  1875.  Herausgegeben  vom 


426 


Literaturbericht. 


Vorstand  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im  Rheinlande.  Bonn,  1875. 

39  S.  in  4°. 

Soest  war  bekanntlich  im  Mittelalter  eine  der  bedeutendsten  westfälischen 
Städte,  hervorragend  durch  seine  Beziehungen  zu  den  Rheinlanden,  besonders 
Köln,  und  durch  seinen  Rang  unter  den  Hansestädten.  Elf  mehr  oder  weniger 
namhafte  Kirchen,  25  Kapellen  gaben  von  der  religiösen  Gesinnung  wie  dem 
materiellen  Aufblühen  desselben  Zeugniss.  Die  vorliegende  Abhandlung  will 
kein  Gesammtbild  des  Kunstlebens  in  Soest  entwerfen , sondern  hauptsächlich 
die  im  letzten  Jahrzehnt  erst  völlig  aufgedeckten  Denkmale  der  Malerei  und 
Sculptur  und  einige  seltene  Ueberreste  der  gothischen  Kleinkunst  in  Be- 
tracht ziehen.  Vor  Allem  beschäftigt  sie  sich  mit  den  Wandgemälden  des 
Hauptchors  in  der  Patroclikirche  (Tafel  I und  II),  welche  Lübke  dem  Ende 
des  11.  oder  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  zugewiesen  hat,  während  v.  Quast 
sie  lange  nach  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  setzt.  Dem  Verfasser  gelang  es, 
die  datirte  Inschrift  in  der  Goncha  zu  lesen,  welche  für  die  Begabung  des  Al- 
tares mit  den  Reliquien  die  Jahreszahl  1166  gibt,  was  mit  v.  Quast’s  Ver- 
muthung  zusammenstimmt.  Tafel  II  bringt  die  Wandmalerei  aus  der  Kilians- 
kirche zu  Lüzol  bei  Pyrmont,  III  die  Kreuztafel  mit  Reliefs  und  Malereien  aus 
der  Hohenkirche  zu  Soest,  IV  ein  Glasgemälde  in  der  Wiesenkirche  (»das 
westfälische  Abendmahl«),  V ein  prächtiges,  hochinteressantes  Altartuch,  gleich- 
falls aus  der  Wiesenkirche,  VI  einen  gothischen  Messkelch  aus  der  Soester 
Petrikirche,  VII  Steincandelaber  und  Sakramentsschrein  aus  der  Wiesenkirche, 
VIII  einen  Altar  aus  Soest.  Das  auf  Tafel  V gegebene  Altartuch  hat  ausser 
mehrern  anderen  Darstellungen  eine  Jagdscene:  ein  Hirsch  (Einhorn?)  von 
Hunden  gehetzt,  springt  auf  eine  Frauengestalt  mit  dem  Nimbus  hin,  zwei 
Personen  (eine  männliche  mit  der  Krone)  knieen  vor  ihr;  rechts  vor  diesen 
hält  ein  Diener  zwei  gesattelte  Pferde,  hinter  denen  zwei  Reiter  mit  Hunden 
einhersprengen.  Von  den  Reitern  scheint  der  eine  ein  Bischof,  der  andere 
mit  der  Krone  ein  Fürst.  Lübke  hat  hier  die  Legende  der  Genovefa  gefun- 
den; der  Verfasser  will  die  Jagd  auf  das  Einhorn  als  Symbol  Christi,  das  sich 
in  den  Schooss  der  Jungfrau  flüchtet,  sehen.  Die  erste  Auslegung  hat  keinen 
Anhalt  in  der  Legende  und  vergisst,  dass  Genovefa  in  Westfalen  und  dem 
Rheinland  nicht  als  Heilige  verehrt  wurde;  die  zweite  scheint  mir  ebenso  un- 
haltbar. 

Die  wohlausgestattete  Schrift  ist  auf  dem  Gebiet  der  Kunstgeschichte  die 
Erstlingsarbeit  eines  geistvollen  und  hochgebildeten  jungen  Geistlichen,  der 
uns  hoffentlich  noch  öfter  mit  ähnlichen  Gaben  erfreuen  wird.  F.  X.  Kraus. 

Louis  Rousselet,  L’Inde  des  Rajahs.  Voyage  dans  finde  centrale  et  dans 
les  r<§sidences  de  Bombay  et  du  Bengale.  Paris,  1875.  4°.  807  S.  Mit 
317  Holzschnitten. 

Dies  vortrefflich  ausgestattete  Werk  ist  eigentlich  eine  gut  geschriebene 
Reisebeschreibung  oder  der  Bericht  über  den  mehrjährigen  Aufenthalt  eines 
Franzosen  und  seine  Erlebnisse  in  Indien.  Herr  Rousselet  hat  viel  gesehen 
und  viel  erlebt  und  er  erzählt  gut.  Aber  er  ist  zugleich  Kunstkenner  und 
insbesondere  interessirt  für  die  Kunst  Indiens.  Er  führte  auf  seinen  Reisen 


Literaturbericht. 


427 


einen  photographischen  Apparat  mit  sich,  den  er  fleissig  in  Thätigkeit  setzte, 
und  hatte  zudem  einen  Maler  namens  Schaumburg  zum  Reisegefährten.  Da 
er  verschiedene  selten  besuchte  und  der  Kunst  ganz  unbekannte  Gegenden 
aufgesucht  und  meist  längere  Zeit  sich  dort  aufgehalten  hat,  so  bietet  sein 
Werk  eine  Fülle  neuer  Abbildungen,  welche  der  Kunstgeschichte  den  werth- 
vollsten Beitrag  liefern.  Seine  Photographien,  die  bei  der  klaren,  durchsich- 
tigen Luft  alles  oft  wunderbare  Detail  in  grösster  Schärfe  darstellen,  sind 
durch  Holzschnitte  von  höchster  Vollendung  wiedergegeben.  Man  kann  nichts 
Vollkommeneres  in  seiner  Art  sehen.  Die  meisten  der  abgebildeten  Monumente 
gehören  der  muhammedanisch-indischen  Kunst  an  und  zeigen  hier  eine  Ent- 
wicklung des  arabischen  Stils,  welche  jene  in  Spanien,  Kairo  oder  in  Persien 
an  Reichthum  und  Grossartigkeit  übertrifft.  Viele  Abbildungen  stellen  aber 
auch  Monumente  altindischer  Kunst  dar,  zu  deren  Auffindung  unser  Reisende 
Kosten  und  Beschwerden  nicht  scheute.  Rousselet  hat  Indien  nach  allen  Rich- 
tungen umkreiset  und  durchstreift;  vorzugsweise  ist  es  aber  von  Bombay 
nordwärts  das  innere  Gebirgsland,  das  Land  der  Rajahs,  welches  er  der  Kunst 
fast  neu  erschliesst. 

Die  Michelangelo-Literatur  der  Centenar ium-Feier. 

(Schluss.) 
a)  In  Italien. 

7)  Michelangelo  e Dante.  Studio  di  Ettore  Fattori.  In  Firenze, 
coi  tipi  di  M.  Cellini  e C.  1875.  16°.  208  S.  L.  2. 

8)  Alberto  Revel:  La  Mente  di  Michelangiolo.  Firenze,  Tipografia 
Claudiana.  1875.  8°.  24  S.  L.  50. 

9)  Dell’  Animo  di  Michelangelo  Buonarroti.  Per  il  Dottore 
Giacomo  Barzellotti.  Firenze,  Tip.  e Lit.  di  G.  Carnesecchi.  1875. 

10)  Illustrazione  del  Castello  di  Caprese  di  Luigi  Mercauti. 
Firenze,  Stabilimento  di  P.  Pellas.  1875.  8°.  L.  1.  oO. 

11)  Raggionamento  storico  su  le  diverse  gite  che  fece  a Carrara  Michel- 

angelo Buonarroti  scritto  da  Carlo  Frediani.  Sec.  ed.  Siena,  1875.  Tip. 
Sordo-Muti  di  L.  Lazzeri.  8°.  60  S.  L.  1.  — 

12)  L’Arca  di  San  Domenico  e Michelangelo  Buonarroti.  Ricerche 
storico-critiche  del  P.  Tommaso  Bonora.  Bologna,  presso  Gaetano  Romagnoli, 
1875.  8°.  40  S. 

13)  Sulla  scoperta  di  due  busti  in  terra  cotta  e sopra  un  quadro  a 

tempera  in  tavola amendue  di  Michelangelo  Buonarroti  pel  Avv.  Ottavio 

Andreucci.  Firenze,  Tipografia  di  G.  B.  Campolmi,  1875. 

14)  Di  alcuni  lavori  del  Buonarroti  essistenti  nelle  Marche  con  ccnni 

biografici  di  Ascanio  Condivi  per  il  March.  Filippo  Raffaelli,  bibliotecaiio  della 
communale  di  Fermo.  1875.  8°.  XXXII  S. 

15)  Esequie  del  divino  Michelangelo  Buonarroti.  Testi  di  lingua  pei  la 

prima  volta  ristampato  sull’  edizione  del  Giunti  del  1564.  Firenze,  Tipografia 
della  Gazzetta  d’Italia.  1875.  16°.  72  S.  L.  2. 

16)  Guide  de  la  Galerie  Buonarroti.  Redige  par  Ange  Fabbricliesi, 
Conservateur.  Florence,  Typografia  Cenniniana  delle  Murate.  1875. 

17)  Notizie  storiche  del  David  del  Piazzale  Michelangelo  e cenni  bio- 

grafici del  cav.  Prof.  Clemente  Papi  per  l’Avv.  Antonio  Faleni.  Firenze, 
Tipografia  della  Gazzetta  dei  Tribunali,  1875.  8°.  40  S.  L.  1 . 


428 


Literaturbericht. 


18)  Michelangelo  e F opere  sue.  Plausi  di  Giulio  Marehesi.  Firenze, 
Tipogratia  di  G.  Barbera,  1875.  8°.  20  S. 

19)  Michelangelo  nel  suo  IV  Centenario.  Canzone  di  Guido  Corsini. 

Firenze,  Tipografia  di  M.  Ricci,  1875.  8°.  14  S.  L.  1.  — . 

20)  Michelangelo.  Canto  di  Enrico  Panzacchi.  In  Bologna,  presso 

Nicola  Zanichelli,  1875.  8°.  16  S.  L.  — 60. 

Bevor  ich  jene  Schriften  in’s  Auge  fasse,  welche  einzelne  Ereignisse 
von  Michelangelo’s  Leben  oder  Schaffen  zum  Vorwurf  nehmen,  erwähne  ich 
dreier  Schriftchen,  welche  die  geistige  Gesamintphysiognomie  Michelangelo’s 
zu  beleuchten  versuchen.  — 

Ettore  Fattori  sucht  dies  durchzuführen  in  einem  Vergleiche  Michel- 
angelo’s mit  Dante  (Nr.  7).  Er  stellt  eine  Art  »Gedankenharmonie«  zusammen, 
durch  Citation  charakteristischer  Stellen  aus  den  Gedichten  Beider  über  Re- 
ligion, Vaterland,  Liebe,  Kunst.  — Die  Causerien,  die  Fattori  dann  daranknüpft, 
zeigen  eine  gefällige  Prosa,  aber  gewinnen  dem  längst  und  oft  verhandelten 
Vergleich  keine  neuen  Gesichtspunkte  ab.  Einen  Ausfall  gegen  Grimm  und 
die  deutsche  Gelehrsamkeit  überhaupt  glaubte  Fattori  sich  dabei  nicht  versagen 
zu  dürfen.  S.  128  frägt  er  verwundert,  was  Grimm  wohl  mit  Anführung  des 
Diariums  des  Francesco  d’Ollanda  für  die  Liebe  Vittoria’s  und  Michelangelo’s 
habe  beweisen  wollen,  »andar  niente  meno  che  a Lisbona  a trovar  le  prove 
d’un  amore  italiano  noto  ,lippis  et  tonsoribus'  la  mi  pare  una  gita  comica 
assai,  segnatamente  pel  dotto  tedesco  che  ha  frugato  tanti  anni  nelle  nostre 
biblioteche.«  Ich  gestehe,  dass  ich  die  Verwunderung  ganz  auf  Fattori’s  Frage 
übertrage.  — Die  Liebe  oder  die  Intimität  der  Beziehungen  wollte  Grimm  mit 
Anführung  dieses  Documentes  allerdings  nicht  beweisen,  wohl  aber  zog  er  es 
zu  einer  ausführlicheren  Illustrirung  herbei,  auf  welch’  tiefem  geistigen  Grunde 
dies  Verhältniss  beruhte.  — 

Alberto  Revel,  Professor  des  Waldenser  Gollegs  in  Florenz,  schrieb: 
La  Mente  di  Michelangelo  (Nr.  8).  Das  Endziel  der  kleinen  Publication  scheint 
mir  dahin  zu  gehen,  zu  zeigen,  dass  Michelangelo,  obwohl  ohne  äusseren  Zu- 
sammenhang mit  der  Reformation , doch  in  deren  Sinne  die  Lehre  von  der 
Rechtfertigung  auffasste.  Grimm  drückte  eine  ähnliche  Ansicht , wenn  auch 
nicht  mit  gleicher  Schärfe,  aus.  — In  so  guter  Meinung  das  gedacht  sein 
mag,  thut  es  doch  der  Thatsache  Gewalt  an.  Michelangelo  steht  völlig  inner- 
halb des  katholischen  Dogma’s , und  gerade  seine  Ansicht  von  der  Rechtferti- 
gung liefert  die  stärksten  Beweise  hiefür.  — Einzelne  abgerissene  Stellen  aus 
seinen  Gedichten  sagen  da  nichts.  Ich  verweise  auf  seine  praktische  Gepflogen- 
heit. Die  erste  Erkundigung,  nachdem  Michelangelo  den  Tod  Gismondo’s  und 
später  Giovansimone’s  vernommen,  ist,  ob  sie  versehen  mit  den  Sacramenten 
der  Kirche  gestorben  seien  (Lettere  191  und  283).  Die  auch  von  Revel 
zitirte  Stelle  darf  nicht  aus  dem  Zusammenhänge  gerissen  werden. 

Nachdem  sich  Michelangelo  im  Briefe  191  erkundigt,  ob  Giovansimone 
versehen  mit  den  Sacramenten  der  Kirche  gestorben  sei  (»perche  quando  1’ 
abbia  avute,  e che  io  il  sappi,  n’arö  manco  passione«),  muss  Lionardo  geant- 
wortet haben,  dass  dies  auf  irgend  eine  Weise  verhindert  worden  sei;  darauf 
antwortet  Michelangelo  in  Lett,  193;  »Deila  morte  mi  scrivi  che,  se  bene  non 


Literaturbericht. 


429 


ä avuto  tutte  le  cose  Ordinate  della  chiesa,  che  pure  ä avuto  buona  contrizione: 
e questa  per  la  salute  basta,  se  cosie.«  Damit  steht  Michelangelo  völlig  inner- 
halb des  katholischen  Dogma’s,  welches  lehrt,  dass  die  vollkommene  Reue  ge- 
nüge, wenn  Jemand  durch  Todesnoth  überrascht  wird.  Ein  anderes  Mal 
veranlasst  Michelangelo  seinen  Neffen  Lionard  zu  einer  Wallfahrt  nach  Loretto, 
um  dort  für  das  Seelenheil  des  Vaters  zu  beten  (Lett.  196)  und  als  sein  Ur- 
bino  schwer  krank,  erkundigt  er  sich  bei  Lionardo,  ob  er  in  Florenz  eine 
fromme  Person  wisse,  die  für  die  Genesung  Urbino  s beten  würde  (Lett.  283). 
Ich  verweilte  an  diesem  Punkte , weil  es  mir  für  die  Unparteilichkeit  der  Ge- 
schichtschreibung gefährlich  erscheint,  die  Bestrebungen  Derer,  welche  Schiller 
zum  Katholiken  zu  machen  versuchten,  zu  imitiren.  — 

An  Gedankengehalt  und  edler  Form  übertrifft  die  beiden  vorgenannten 
Publicationen  das  Schriftchen  des  Giacomo  Barzellotti:  »Dell  Animo  di 
Michelangelo  Buonarroti«  (Nr.  9).  Das  Verhältniss  Michelangelo  s zu  seiner 
Zeit  wird  kurz  aber  trefflich  charakterisirt , wobei  manches  geistvolle  Apergu 
über  den  Entwickelungsprocess  des  italienischen  Geistes  von  Dante  bis  Michel- 
angelo ausgesprochen  wird;  die  Tiefe,  Kraft,  das  Lebensgefühl,  das  Michel- 
angelo’s  Werken  innewohnt,  aus  seiner  starken  concentrirten  Persönlichkeit 
erklärt.  Nicht  minder  präcis  wird  das  Charakteristische  der  Kunstübung  Michel 
angelo’s  ausgesprochen : »Cercava  l’Idea  non  altro  che  1 Idea  potentemente 

significata  per  via  del  disegno , sdegnando  cio  che  egli  soleva  chiamai  e alleta- 
menti  esterni  dell’  arte.«  — 

Ich  komme  nun  zu  jener  Serie  von  Publicationen,  welche  ein  einzelnes 
Ereigniss  aus  Michelangelo’s  Leben  oder  Schaffen  zum  Gegenstände  haben. 

Luigi  Mer canti  gibt  eine  »Illustrazione  del  Castello  di  Caprese«  (Nr.  10). 
Die  Auffrischung  der  längst  entschiedenen  Streitfrage,  ob  Michelangelo  zu 
Cliiusi  oder  zu  Caprese  geboren  sei,  hätte  sich  der  Verfasser  ersparen  können. 
Die  frische  Schilderung  des  Ortes  Caprese  und  seiner  Bewohner  ist  das  Beste 
an  der  Schrift.  Die  Geschichte  oder  Chronik  von  Caprese  kann  ein  nur 
geringes  Interesse  abgewinnen. 

Carlo  Frediani’s  Ragionamento  storico  su  le  diverse  gite  che  fece  a 
Carrara  Michelangelo  Buonarroti  (Nr.  11)  ist  eine  vom  Verleger  besorgte  (der 
Verfasser  ist  längst  todt)  neue  Ausgabe  der  ersten  Edition  von  1837. 

So  fand  demgemäss  die  irrige  Ansicht , Michelangelo  s erster  Aufenthalt 
in  Carrara  habe  ununterbrochen  vom  November  1505  bis  1506  gedauert,  keine 
Correctur.  Michelangelo  muss  noch  während  des  Winters  nach  Rom  zuiiick- 
gekehrt  sein,  denn  am  Freitag  nach  Ostern  des  Jahres  1506  findet  jener  Auf- 
tritt statt , der  zur  unmittelbaren  Veranlassung  von  Michelangelo  s Flucht  aus 
Rom  wird  (Lett.  343,  dict.  2.  Mai;  darnach  ist  auch  Grimm  zu  corrigiren, 
der  diesen  Auftritt  und  die  Flucht  nach  dem  zweiten  Aufenthalt  in  Carrara 
setzt,  welcher  aber  erst  in  der  zweiten  Hälfte  Mai  stattgefunden  hat,  wie  aus 
dem  Documente,  welches  darauf  Bezug  nimmt  — bei  Frediam  pag.  34  — 

hervorgeht).  . 

Michelangelo’s  Thätigkeit  zu  Bologna  während  seines  ersten  Aufenthaltes 

dortselbst  hat  zum  Gegenstände  die  fleissige  und  sorgfältige  Schrift  des  Padre 


430 


Literaturbericht. 


Tommaso  Bonora:  L’Arca  di  San  Domenico  e Michelangelo  Buonarroti  (Nr.  12). 
Mir  ist  Grimm’s  Abhandlung  in  den  preuss.  Jahrb.  über  das  gleiche  Thema 
nicht  zur  Hand,  um  einen  genauen  Vergleich  mit  dem  hier  Gebotenen  an- 
stellen zu  können.  Bonora’s  Schrift  stellt  das  gesammte  Quellenmaterial  zu- 
sammen. Die  gewichtigste  Aussage  ist  da  wohl  die  des  Leandro  Alberti,  der 
kaum  ein  Jahr  später,  da  Michelangelo  an  der  Area  gearbeitet  hatte,  in  das 
Kloster,  dem  die  Kirche  zugehörte,  eintrat.  So  berichtet  er  gewissermassen 
als  Augenzeuge.  Seine  Aussage  hierüber  in  seinem  Werkchen:  De  divi  Do- 
minici  Calaguritani  obitu  et  sepultura,  lautet: 

* Maximum  a Nicolao  incrementum  accepit  (sc.  sepulcrum),  sed 

moi  te  prawentus  ipse  ad  finem  minime  deducere  potuit.  Nec  ob  tanti  statuarii 
mortem  Senatus  Bononiensis  opus  imperfectum  esse  voluit,  quinimmo  per 
Michaelem  Angelum  florentinum  virum  excellentis  ingenii  ac  nobilissimum 
statuarium,  addi  voluit  nonnulla  alia  marmorea  simulachra,  videlicet  simu- 
lachrum  divi  Petronii,  Proculi  et  alterius  Angeli«.  Was  den  Petronius 
betrifft,  so  beschränkt  Pietro  Lamo  in  seinem  »Graticola  di  Bologna«  (1560) 
Michelangelo  s Arbeit  auf  die  Gewandung  — welche  Ansicht  beiläufig  bemerkt 
Gotti  reproducirt  — ; da  die  Statue  des  Petronius  eigentlich  nur  »Gewandung«, 
so  hat  diese  Beschränkung  wenig  zu  sagen.  — Die  Statue  des  hl.  Proculus 
ging  nach  einer  handschriftlichen,  von  Bonora  pag.  28  mitgetheilten  gleich- 
zeitigen Aufzeichnung  des  frate  Lodovico  am  4.  August  1572  zu  Grunde.  Was 
den  Engel  betrifft,  so  huldigt  Bonora  der  nun  wohl  schon  allgemein  getheilten 
Ansicht,  dass  der  minder  anmuthige  das  Werk  Michelangelo’s  sei. 

Ist  Bonora s Schrift  wirklich  ein  Stück  wissenschaftlicher  Arbeit,  so 
haben  wir  es  in  der  Brochüre  des  Avv.  Ottavio  Andreucci:  Sulla  scoperta 
di  due  busti  in  terra  cotta  e sopra  un  quadro  a tempera  (Nr.  18)  mit  blossen 
Hallucinationen  zu  thun.  Zwei  Thonbüsten,  die  Michelangelo  und  Yittoria 
darstellen  sollen  (mir  wurde  dies  zu  erkennen  schwer)  und  die  man  wegen 
ilnei  miserablen  Arbeit  in  gar  keine  Zeit  zu  rangiren  vermag  — weil  die 
schlimmste  Mittelmässigkeit  stets  charakterlos  — reklamirt  der  Verfasser  für 
Werke  Michelangelo’s,  dessgleichen  eine  rohe,  etwas  abgeänderte  Copie  des 
Tribunabildes,  wo  der  hellsehende  Verfasser  in  der  Maria  die  Vittoria  vor  ihrer 
Verheirathung  mit  Pescara  und  im  Josef  den  jungen  Michelangelo  wieder  zu 
erkennen  vermag.  Wahrscheinlich  in  der  Absicht,  dem  Leser  ein  logisches  Netz 
über  den  Kopf— oder  vielmehr  über  das  Gesicht  — zu  werfen,  theilt  Andreucci 
seine  Schrift  in  79  Paragraphe.  Als  Beweisgründe  vermag  er  aber  nur  einige 
Stellen  aus  Michelangelo’s  — Gedichten  beizubringen.  — Die  beiden  Büsten 
sind  Eigenthum  des  Kunsthändlers  Pietro  Radicchi,  das  Gemälde  - jetzt 
gleichfalls  in  einem  Hinterzimmer  der  Galleria  Gorsini  in  Florenz  zum  Ver- 
kaufe ausgestellt  — gehört  einem  Dr.  Enrico  Gallizioli.  — Man  könnte  fast 
meinen,  Andreucci  habe  seine  Schrift  auf  Bestellung  fabricirt. 

»Di  alcuni  lavori  del  Buonarroti  esistenti  nelle  Marche«  von  March. 
I'ilippo  Raffaelli  (Nr.  14)  tritt  für  die  Autorschaft  Michelangelo’s  gegenüber 
dem  Marmor-Abbozzo  eines  gekreuzigten  Christus  — im  Besitze  des  Prof. 

G.  B.  Carducci  in  Fermo  — und  der  Farbenskizze  einer  Pieta  — im  Besitze 


Literaturbericht. 


431 


des  Grafen  A.  Caccialupi  in  Macerata  — ein.  Die  Beweisführung  entbehrt 
des  arroganten  Tons,  die  Photographie  des  Marmor- Abbozzo  spricht  zu  Gunsten 
des  Vorgebrachten.  Ein  Urtheil  wage  ich  aber  nicht  zu  sprechen  ohne  Kennt- 
niss  der  Werke  selbst.  Die  Brochüre  bringt  dann  noch  einige  biographische 
Notizen  über  Condivi,  für  die  man  dem  Verfasser  zu  Dank  verpflichtet  ist, 
und  die  Beschreibung  eines  Gemäldes  des  gegeisselten  Christus,  in  der  Kirche 
von  Cingoli,  worin  Rafaelli  eine  jener  Skizzen  vermuthet,  die  Sebastiano  del 
Piombo  nach  Aussage  Vasari’s  nach  der  Zeichnung  Michelangelo  s,  anfertigte. 

Willkommen  wird  man  heissen  den  Wiederabdruck  eines  selten  gewor- 
denen Büchleins:  Esequie  del  divino  Michelangelo  Buonarroti  (Nr.  15),  in 
treuer  Nachahmung  der  Originalausgabe,  wie  sie  bei  Giunti  1564  erschien. 

Um  vollständig  zu  sein,  erwähne  ich  dann  noch,  dass  der  »Guide  de 
la  Galerie  Buonarroti«  (Nr.  16)  in  neuer  Ausgabe  erschien  und  dass  Antonio 
Faleni  in  einer  Brochüre  die  Nachrichten  zusammenstellte,  welche  auf  die 
Bronzecopie  des  David  auf  dem  Piazzale  Michelangelo  und  auf  den  Leiter  des 
Bronzegusses  Prof.  Clemente  Papi  Bezug  haben  (Nr.  17).  Selbstverständlich 
Hessen  auch,  die  Poeten  es  sich  nicht  entgehen,  Michelangelo  mit  ihren  Gauen 
zu  bedenken.  Ich  wähle  nur  drei  aus  der  Schaar.  Wenn  bei  uns  die  »ge- 
bildete Sprache«  für  die  Mehrzahl  der  Lyriker  dichten  und  denken  muss , so 
hat  sie  bei  dem  italienischen  Poeten  nur  zu  tönen:  die  Musik  der  Worte 
schmeichelt  sich  den  Sinnen  ein,  ohne  im  ersten  Augenblick  die  Gedanken- 
leere recht  zum  Bewusstsein  zu  bringen.  Giulio  Marehesi  bedenkt  in  seinen 
»Plansi  (Nr.  18)  jedes  einzelne  Werk  Michelangelo’s  mit  einem  Sonett;  Form- 
schönheit muss  allen  nachgerühmt  werden,  hie  und  da  auch  eine  treffliche 
Wendung,  z.  B.  in  dem  Sonett  II  Mose  die  Schlussstrophe: 

E tu,  Mago,  divin,  quäl  Mose  l’acque 
Faceva  un  giorno  scaturir,  tu  festi 
Lui  Mose  stesso  uscir  vivo  del  sasso.« 

Guido  Gorsini’s  Canzone  (Nr.  19)  klingt  wie  ein  Echo  von  Leopardi  s 
Gedankenlyrik  — das  sage  ich  keineswegs  im  tadelnden  binne.  Ueber  Michel- 
angelo spricht  Gorsini  wenig,  um  so  mehr  über  das  der  Natur  entfremdete, 
schuldbefleckte,  friedenslose  Zeitalter. 

Enrico  Panzacchi  ist  in  seiner  Canzone  (Nr.  20)  gegenwartsfreudiger. 
Auf  Michelangelo  bezüglich  meint  er: 

»il  ricordo  di  te  non  s’e  mai  spento 
E la  grand’  alma  tua  restö  con  noi.«  — 

Heil , wenn  es  so  wäre.  Der  tiefe , sittliche  und  künstlerische  Ernst 
Michelangelo’s  wäre  der  stärkste  Bundesgenosse,  das  Reformwerk  zu  vollenden, 
welches  das  italienische  Volk  auf  allen  Daseinsgebieten  durchzuführen  hat,  will 
es  jene  Höhe  erreichen,  auf  der  es  schon  einmal  stand,  und  wohin  es  durch 
die  Genialität  seiner  Natur  berufen  ist.  H.  Janitschelc. 

b)  In  Deutschland. 

Sophie  Hasenclever:  Sämmtliche  Gedichte  Michelangelo’s  in  Giustis 
Text,  mit  deutscher  Uebersetzung.  Eingeführt  durch  Max  Jordan.  Leipzig, 
Verlag  von  Alphons  Dürr.  1875.  8°. 


432 


Literaturbericht. 


Diese  Ausgabe  von  Michelangelo’s  Gedichten  mit  Uebersetzung  von 
Sophie  Hasenclever  ist  eine  deutsche  Festgabe  zur  Feier  des  vierten  Cen- 
tenaiiums  von  Michelangelo’s  Geburt;  und  wahrlich,  wir  brauchen  bei  Dar- 
bringung derselben  unsere  Augen  nicht  zu  Boden  schlagen. 

Der  Wiedergabe  des  Originaltextes  ist  die  Edition  Giusti  — doch  mit 
Weglassung  der  Varianten  — zu  Grunde  gelegt;  die  Uebersetzung,  frei  von 
jeder  Gelegenheitseile,  ist  sicherlich  die  Frucht  eines  jahrelangen  Hineinlebens 
in  die  geistige  und  sprachliche  Eigenart  des  Dichters  Michelangelo.  — Man 
mag  ein  oder  das  andere  Gedicht  bei  Witte,  Regis,  Grasberger  — von  den 
herrlichen  Nachdichtungen , die  H.  Grimm  im  »Leben  Michelangelo’s«  bringt, 
zu  schweigen  — in  besserer  Uebertragung  finden:  an  ebenmässiger  Güte 
kommt  keine  frühere  Arbeit  der  hier  vorliegenden  gleich.  In  den  meisten 
Fällen  bietet  Sophie  Hasenclever  Nachdichtungen  im  besten  Sinne  des  Wortes: 
Gedanke  und  Empfindung  behalten  die  Gewandung,  welche  der  Dichter  ihnen 
verliehen,  aber  der  Faltenwurf  ist  mit  so  viel  Freiheit  umgeordnet,  als  der 
Geist  der  deutschen  Sprache  erheischte.  — Das  erfordert  mehr  Geist,  Phan- 
tasie und  Formtalent,  als  in  einigen  Dutzend  Gedichten  von  unsern  modernen 
Lyrikern  verausgabt  wird.  — 

Wer  sich  m Michelangelo’s  Gedichten  eingelesen,  weiss,  dass  sein  ganz 
dem  Transzendentaltalent  zugewandter  Geist  nicht  selten  so  steile  Gedanken- 
pfade wandelt,  dass  ihm  nur  seltene  geistige  Rüstigkeit  zu  folgen  vermag;  dazu 
hat  seine  Ausdruckweise  nichts  mit  der  Gewandtheit  seiner  leicht  und  leicht- 
sinnig reimenden  Zeitgenossen  gemein,  sie  ist  nicht  selten  allzu  knapp,  dabei 
olt  hart  und  ungefügig.  — 

Sophie  Hasenclever  ist  unermüdlich  in  treuer,  geistiger  Nachfolge  und 
man  muss  es  bewundern,  wie  sicher  sie  in  den  meisten  Fällen  die  Spuren 
des  Vorwandelnden  findet.  — Es  kann  hier  nicht  der  Ort  sein,  nach  all’  den 
Fallen  zu  spüren,  wo  ein  »Fehltritt«  zu  verzeichnen  wäre;  nach  den  Schwächen 
zu  suchen,  wo  so  viele  Vorzüge  vorhanden,  ist  ein  unbehagliches  Thersites- 
Geschaft.  Doch  Eines  und  das  Andere  berühre  ich  um  des  Principes  willen. 

hn  siebenten  Madrigale,  welches  die  ästhetische  Glaubenslehre  Michel- 
au gern  s wie  kein  anderes  seiner  Gedichte  zum  Ausdruck  bringt,  übersetzt 
Sophie  Hasenclever  die  beiden  Zeilen  S’e  giudizzii  u.  s.  w.: 

»0  thörichter,  vermessener  Gedanke, 

Die  hohe  Schönheit  Sinnenlust  zu  schelten.« 

Wo  steht  das?  Tirar  kann  fig.  allerdings  auch  für  bestiammare  gebraucht 
werden,  aber  tirar  al  senso  ist  doch  von  jeder  Zweideutigkeit  frei.  Durch  die 
falsche  Uebersetzung  dieser ' beiden  Zeilen  erleidet  aber  der  Gedankengang  des 
ganzen  Gedichtes  eine  bedenkliche  Alteration.  Nach  der  Uebersetzung  wäre 
es  die  Schönheit  überhaupt,  welche  jedem  gesunden  Geiste  Himmelspfade  zeigt. 
Meiner  Meinung  nach  ist  der  Sinn  des  Madrigals  der:  Wem  die  Schönheit  als 
Gabe  verliehen,  der  ist  nur  dann  treu  seinem  Berufe,  wenn  jene  ihm  ein  Mittel 
ist,  das  Erhabene  in  Bildwerk  und  Malerei  darzustellen.  Nur  der  Thor  und 
Frevler  zieht  die  Schönheit  zu  den  Sinneh  herab,  d.  h.  meint,  Zweck  der 
Schönheit,  also  überhaupt  der  Kunst,  sei  es,  Sinnenreiz  zu  bewirken.  That- 


Literaturbericht. 


433 


sächlich  hat  auch  Michelangelo  für  diese  seine  Idee  so  strenger  Schönheit  in 
jedem  seiner  Werke  Zeugenschaft  abgelegt.  — 

Im  Sonette  XXX  interpolirt  die  Uebersetzerin  »hohe  Frau«  trotz  der 
»Lezione«  des  Varchi  mit  dem  darauf  bezüglichen  Brief  Michelangelo’s  (der 
ja  schon  in  den  Lettere  pittoriche  V.  pag.  48  publicirt  worden  war),  wornach 
dies  und  das  folgende  Sonett  zweifellos  an  Tomaso  Cavalieri  gerichtet  war. 
Vielleicht  hätte  die  Bedachtnahme  auf  solchen  psychologischen  Zustand  auch 
eine  richtigere  Uebertragung  der  dritten  Strophe  des  Sonetts  XXXI  finden 
lassen : 

Pero  se  ’l  colpo,  ch’io  ne  rub’  e’  nvolo 
Schifar  non  poss’  almen  s’  e destinato, 

Chi  entreran  fra  la  dolcezza  e V duolo? 

»Kann  Niemand  vor  dem  herben  Schmerz  sich  retten, 

Wohlan,  so  treff  er  mich  in  jenen  Stunden, 

Wo  Lust  und  Schmerz  sich  in  die  Seele  theilen.« 

Da  hat  mindestens  die  letzte  Zeile  gänzlich  ihren  Sinn  verloren. 

Ueberhaupt  steht  die  Uebersetzung  der  Sonette  an  Vorzüglichkeit  dem 
Andern  in  Etwas  nach;  doch  dies  hängt  damit  zusammen,  dass  die  Bewälti- 
gung dieser  poetischen  Form  im  Deutschen  nur  dem  vollendeten  Meister  der 
Sprache  gelingt. 

Ich  wollte  aber  das  Medisance  meiden;  so  gehe  ich  selbst  über  die 
Schlussstrophe  des  Gedichtes:  In  lode  della  vita  rusticale,  welche  Sophie 
Hasenclever  in  echt  weiblichem  Ordnungsfanatismus  für  die  Uebersetzung  hin- 
zugedichtet hat,  schweigend  hinweg.  — Der  Mensch  und  das  Werk  wird  im- 
mer viel  richtiger  aus  seinen  Vorzügen  heraus,  als  aus  seinen  Fehlern  erkannt; 
so  mag  man  sich  uneingeschränkt  an  dem  reichlich  vorhandenen  Guten  und 
Tüchtigen  der  gebotenen  Gabe  erfreuen.  Mag  sie  das  Ziel  erreichen , Michel- 
angelo, den  Dichter,  dem  deutschen  Volke  näher  zu  bringen,  dem  es  sich 
verwandt  fühlen  wird  in  Allem,  was  es  in  sich  Grosses  und  Gutes  findet. 

Die  künstlerische  Ausstattung  des  Werkes  mit  dem  reichen,  interessanten 
Ornamentenschmuck  (nach  Meistern  wie  Virgil  Solis,  Peter  Flötner  u.  A., 
geschnitten  von  Flegel  in  Leipzig)  verdient  alles  Lob,  welches  ihr  Max  Jordan 
am  Schlüsse  des  einführenden  Vorwortes  spendet. 

Florenz.  Hubert  Janitschek. 

Archäologische  Zeitung.  Herausgeg.  v.  Gurtius  u.  Schöne.  Jahrg.  33. 

Heft  4.  Berlin,  1876.  4°. 

Inh.:  Petersen,  Die  neueste  Erklärung  der  Westgiebelgruppe  des  Parthenon. 
— Gebhard,  Das  braunschweigische  Onyxgefäss.  — Pervanoglu,  Diptychon 
des  städtischen  Museums  zu  Triest.  — Robert,  Iphigeneia  in  Tauris;  — Die  Aus- 
grabungen in  Tanagra.  — Mylonas,  Drei  griechische  Spiegel.  — Weil,  Münzfund 
von  Dipylon.  — Gurtius,  Zwei  Terracotten  des  Antiquariums  in  Berlin.  — Mis- 
cellen.  — Berichte.  — Die  Ausgrabungen  von  Olympia.  (Mit  Kunstbeilagen.) 

Bullettino  delP  instituto  di  corrispondenza  archeologica.  Roma,  1876. 
I— VI.  8°. 

Inh.:  I.  Scavi.  Helbig,  Scavi  di  Corneto  e di  Pompei.  — Mau,  Scavi  di 
Pompei.  — Nuovi  scavi  di  Bologna,  lettera  diZannoni.  — Scavi  di  Corneto,  let- 
tera  del  s.  c.  Dasti.  — Helbig,  Scavi  di  Corneto.  — Helbig,  Scavi  di  Pale- 
I 28 


434 


Literaturbericht. 


strina.  — Mantovani,  Lettere  sermidesi.  — II.  Monumenti.  Sogliano, 
Dipinti,  pompeiani  con  epigrammi  greci.  — Mommsen,  Iscrizione  d’anfora  romana. 

— Barnabei,  Iscrizione  sabelüca  di  Bellante.  — Zvetaieff,  Un’  iscrizione  osca 
in  Pompei.  — Henzen,  Iscrizione  d’  Olbia.  — Iscrizione  africana,  — Guarda- 
bassi,  Oggetti  di  corallo  e di  ainbra  del  gabinetto  Guardabassi.  — Mau,  Pitture 
di  Pompei.  — Lumbroso,  Iscrizione  di  Malaga.  — Mau,  Ripostiglio  di  Rignano. 

— Henzen,  Iscrizione  del  foro  romano  — III.  Osservazioni.  Mau,  La  pittura 
pompeiana  di  Laocoonte.  — Kluegmann,  Sulla  maniera  di  rappresentare  i Cen- 
tauri. 

Gazette  areheologique,  publ.  par  J.  de  Witte  et  F.  Lenormant.  II.  1 — 3. 
Paris,  1876.  4°. 

Inh.:  E.  G.  Martin-Daussigny,  Tete  de  Junon  reine.  Bronze  du  musee  de 
Lyon.  — A.  Heron  de  Villefosse,  L’Apollon  d’Entrains.  — J.  de  Witte,  Her- 
cule  et  les  oiseaux  de  Stymphale.  — Lenormant,  Artemis  Nanaea.  — Ch.  Papa- 
gannakis,  Tete  d’ Alexandre  le  jeune.  — L.  Fivel,  Persephone  cueillant  les  fleurs. 

— J.  de  Witte,  Hercule  et  la  biche  Cerynite.  — E.  Recamier,  Les  courses  de 
chars  ä Lugdunum.  — E.  deChanot,  Gaystros  et  Cilbis.  — Helene  et  Canobros. 
Peintures  d’un  manuscrit  de  Nicandre.  — S.  Tri  vier,  Statues  decouvertes  ä Aptera 
de  Crete.  — S.  Tri  vier,  Diane  chasseresse,  Bronze  de  Lyon.  — Lenormant, 
Tete  de  Trajan  pere.  — E.  de  Ghanot,  Terres-cuites  de  Megäre.  — J.  de  Witte, 
Adonis,  Bronze  de  Gypre.  — E.  C.  Martin-Daussigny,  Foculus  de  Bronze  du 
musee  de  Lyon.  — A.  Heron  de  Villefosse,  Le  Mercure  d’ Annecy.  — (Mit 
Kunstbeilagen.) 

BuIIettino  di  archeologia  cristiana  del  comm.  G.  B.  de  Rossi.  VI.  4.  und 
III.  Serie  I.  1.  8°. 

Inh. : Roma:  Scavi  nel  cimitero  di  Gallisto.  — Encolpio  di  vetro  pisciforme.  — Bac- 
cano  sulla  via  Gassia.  — Modena:  Lucerna  di  bronzo  bilicne  e letterata.  — Feren- 
tillo:  Abbazia  di  S.  Pietro  e suoi  monumenti  sacri  e profani.  — Africa:  Scoperte  di 
insigni  storiche  epigrafi  di  martiri  di  Milevi,  di  Sitifi  e di  luogo  incerto  tra  Kalama 
e Girta.  — Indici  gener.  per  gli  anni  1870—75.  III.  Ser.  1.  Insigne  vetro,  sul 
quäle  e effigiato  il  battesimo  d’una  fanciulla,  ed  oratorio  domestico  scoperti  nel 
Monte  della  giustizia  presso  le  terme  Diocleziane.  — Scoperte  nel  agro  Verano  e 
nel  sotterraneo  cimitero  di  Giriaca.  — Sarcofago  figurato  scoperto  presso  Riano  al 
XVI  miglio  della  Flaminia.  — Notizie,  (Mit  Illustrationen.) 

Revue  de  l’Art  chretien.  Recueil  mensuel  d’archeologie  religieuse.  Dirige 
par  J.  Gorblet.  2e  serie,  t.  III.  3 — 4.  Paris  1875.  gr.  8°. 

Inh.:  G-  de  Linas,  Les  Origines  de  l’orfevrerie  cloisonnee  (7e  article).  — 
D’Ayzac,  La  Hyäne.  Etüde  d’archeologie  mystique.  — Barbier  de  Montaul t, 
Les  Eglises  de  Rome,  etudiees  au  point  de  vue  archöologique.  — Gorblet,  Voca- 
bulaire  des  symboles  et  des  attributs  employes  dans  l’iconographie  chretienne  (15e  ar- 
ticle). — Richard,  Deuxieme  Inventaire  du  couvent  des  Dominicaines  d’Arras.  — 
Petit,  D’un  pretendu  manuscrit  de  1406,  contenant  divers  fragments  de  lTmitation 
de  Jesus-Ghrist,  — Giraud,  Le  Genie  grec  et  le  Christianisme.  — Berichte.  — 
Biographien.  (Mit  Illustrationen.) 

Der  Kirchenschmuck.  Blätter  des  christlichen  Kunstvereines  der  Diözese 
Seckau.  VII.  Jahrg.  Graz  1876.  Nr.  1 — 6.  8°. 

Inh.:  Beförderung  des  Verständnisses  der  kirchl.  Kunst  im  christl.  Volke.  — 
0.  Kernstock:  Die  älteren  Chorbücher  des  Stiftes  Vorau.  — Zu  den  Bildnissen 
Mariä.  — Zur  Geschichte  des  Baues  der  Herz-Jesu-Kirche  in  Graz.  — Der  Künstler- 
beruf. — Die  Passionsblume.  — A.  J e 1 e , Essay’s  über  Glasmalerei.  — Die  Tiroler 
Glasmalerei  1875.  — f Joseph  Ritter  v.  Führich.  — Glasmalerei-Ausstellung  zu 
Innsbruck  am  6.  Febr.  1876.  — Zum  Projekte  des  Herz-Jesu-Kirchenbaues.  — Leop. 
Kugelwieser  und  Jos.  v.  Führich.  — F.  Platt n er,  Ideengang  eines  Bildercyklus, 
zur  Ausführung  in  einer  Landkirche  in  Tirol  bestimmt.  — Die  Retable  als  Schmuck 
des  Altares.  — Bilder,  welche  der  hl.  Lukas  gemalt  haben  soll.  — Notizen.  Mit 
autograph.  Illustrationen. 


Literaturbericht. 


435 

Schlesiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift.  26.-80.  Bericht  des  Vereins  f d 
Museum  schles.  Alterth.  Breslau  1875—76.  8°. 

Inh.:  Göppert,  Ueber  die  sogen,  verglaste  Burg  bei  Jägerndorf.  — Di  eck 
Ueber  die  Bronzefrage.  — Luchs,  Zu  den  drei  beiliegenden  Bildtafeln  schlesischer 
Bronzen.  Schultz,  Mittheilungen  aus  den  von  den  Herrn  Pfarrern  und  Pastoren 
behufs  Abfassung  einer  Monumentalstatistik  Schlesiens  eingelieferten  Berichten  über 
die  Kunstdenkmale  schlesischer  Kirchen.  — Luchs,  Ueber  das  neu  entdeckte 
Wandgemälde  im  Rathhaus  zu  Breslau.  — Lüdecke,  Ueber  die  Restauration  des 
Breslauer  Doms.  — Klose,  Ueber  eine  gravirte  Zinnkanne  von  1523  (mit  2 Taf.)  — 
Luchs,  Ueber  ein  ähnliches  Stück  in  Dürrenmungenau  (mit  1 Taf.)  — Bie'fel 
Vergleichung  einiger  etruskischer  und  schlesischer  Bronzen  (mit  Ergänzungen  von 
Gissmann  und  Dieck).  — Ne h ring,  Neuere  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  vor- 
historischen Alterthümer  in  slavischen  Ländern.  — Zimmermann,  Zur  Kenntniss 
der  Fundstätten  vorgeschichtl.  Alterthümer  in  Schlesien  (Erläuterungen  zu  der  von 
demselben  neu  bearbeiteten  archäol.  Karte). 

Anzeiger  für  Schweizerische  Alterthnmsknnde.  Indicateur  d’antiquitös  Suisses 
Zürich  1875.  Nr.  4.  8°. 

* v>  Feilenberg , Der  römische  Wasserstollen  bei  Hageneck  am  Bieler- 
see  (Schluss).  — Dilthey,  Eine  gallo-römische  Gottheit.  (Mit  Illustrationen). 

Anzeiger  für  Kunde  der  deutschen  Vorzeit.  N.  F.  XXIII.  1—6. 

V.  Eye,  Wismuthmalereien  im  germanischen  Museum.  — Schultz,  Der  pol- 
nische Hofmaler  Claude  Callot.  — Löffelholz  von  Kolberg,  Gemälde  von 
Dürer  u.  G.  Palma  im  früheren  Pellerischen  Besitz  zu  Nürnberg.  — Essenwein 
Buntglasirte  Thonwaaren  (Forts.)  — v.  Eye,  eine  Doublette  aus  dem  Mittelaller. 

^phragistische  Aphorismen.  — Messmer,  Ein  Gemälde  A.  Dürer’s  zu  Mainz, 
r:  Messmer,  Ein  Gemälde  von  Tizian.  — A.  v.  Reumont,  Pandolfo  Reschi.  — 
Siegel  mit  gereimter  Legende.  — Wernicke,  Urkundliche  Beiträge  zur  Künstler- 
geschichte  Schlesiens.  Lochner,  Ein  Erzdenkmal  von  Pangraz  Labenwolff  zu 
Lemberg.  — A.  v.  Eye,  Venetianische  Humpen  im  german.  Museum. 

Mittheilungen  der  k.  k.  Centralcommission  zur  Erforschung  und  Erhaltung 
der  Kunst-  und  historischen  Denkmale.  Red.:  Dr.  K.  Lind  Neue  Folee 
I.  Bd.  Heft  3.  4.  Wien  1875—76.  4°.  g ' 

Inh;:  J.  Gradt,  Das  Hochschloss  Bruck  bei  Lienz.  — V.  Makarewicz,  Die 
Chorgestühle  der  Kathedrale  in  Tarnow.  (Forts.)  — A.  Ilg,  Der  Wagen  Friedrichs  IV 
im  Grazer  Zeughause.  — Fr.  Lippmann,  Der  Todtentanz  bei  Metniz.  — Gla- 
viniü,  Inschriftsteine  des  Museums  zu  Salona.  — Aus  Salzburg.  Aus  dem  Berichte 
des  k.  k.  Conservators  Petzolt.  — K.  Rosner,  Die  Propsteikirche  in  Zwettl.  — 
K.  Lind,  Alte  Grabdenkmale  von  Wiener  Bürgern  in  Heiligen-Kreuz.  — Came- 
sina,  Beiträge  zur  Geschichte  des  Wiener  Rathhauses  aus  den  Kammeramtsrech- 
nungen. — A.  Müllner,  Der  Urnenfund  bei  Maria-Rast  in  Steiermark.  — A.  Dungel, 
Locus  Veneris  Felicis.  Eine  Untersuchung  über  das  römische  Castell  dieses  Namens! 

— A.  Ilg,  Die  Keckmann’schen  und  Siegenfelder’schen  Grabmäler  bei  St.  Stephan 
zu  Wieiy  — Fr.  Kürschner,  Herzog  Rudolf  IV.  Grabschrift.  — J.  Schmoranz, 
Das  grüne  Thor  in  Pardubitz.  — Die  Pfarrkirche  zu  Nimburg  in  Böhmen.  — 
W-  Neumann,  Bericht  über  die  Kunstthätigkeit  der  Stifte  Heiligenkreuz  und 
Lilienfeld  im  Jahre  1875.  — Frh.  v.  Helfert,  Staatliche  Fürsorge  für  Denkmale 
der  Kunst  und  des  Alterthums.  — Ed.  Frh.  v.  Sacken,  Der  Pfahlbau  im  Lai- 
bacher Moore.  — Bericht  der  k.  k.  Centralcommission  über  ihre  Thätigkeit  in  den 
Jahren  1874  und  1875.  — F.  Wimmer,  Kunstdenkmale  in  Schleissheim  bei  Wels. 

— K.  Lind,  Das  Stadtrichterschwert  von  St.  Pölten.  — A.  Winkler,  Grab- 
denkmale in  Oberösterreich,  Mühlviertel.  — Notizen.  (Mit  Kunstbeilagen.) 

Le  Mus6e  archeologique.  Recueil  illuströ  de  monuments  de  l’antiquitö , du 
moyen-äge  et  de  la  renaissance.  Public  sous  la  dir.  de  Am.  de  Gaix  de 
Saint-Aymour.  Paris,  E.  Leroux,  1875.  t.  I.  8.  4.  gr:  8°. 

luh.:  A.  de  Caix  de  Saint-Aymour,  Galerie  des  archeologues  illustres: 
L abbe  Cochet.  — G.  de  Mortillet,  Migrations  ä l’epoque  Lamaudienne,  ou  fin  de 
läge  du  bronze.  J.  Geslin,  Etudes  sur  l’art  chypriote:  Les  premiers  essais  de 


436 


Literaturbericht. 


representation  de  la  figure  humaine.  — J.  de  Baye,  Chaines  et  ceintures  gauloises. 
— Clermont-Ganneau,  Matöriaux  inedits  pour  servir  ä l’histoire  des  croisades: 
Inscriptions  mediaevales  de  Palestine.  — A..  de  Longperier,  Un  faux  dien,  ob- 
servations  sur  un  basrelief  de  Strasbourg.  — G.  Milles  camps,  Les  fonds  bap- 
tismaux  de  Lassy  (Seine  et  Oise).  — A.  de  Caix  de  Sain t-Ay m our,  Tombes  du 
cimetiere  de  Montleveque  (Oise).  — A.  Forgeais,  Ecritoires  et  ampoules.  — In- 
dicateur  de  l’Archeoloque  et  du  collectionneur.  (Mit  Kunstbeilagen  und  Abbildungen 
im  Text.) 

Giornale  Ligustico  di  archeologia,  storia  e helle  arti.  III.  1 — 6.  8°. 

Inh.:  Oderico,  Lettera  intorna  un  sepolcro  romano  scoperto  all’Avenza.  — 
Belgrano,  Avvertenze  circa  una  iscrizione  dipinta  nella  fronte  del  Palazzo  di  Pa- 
gano  d’Oria.  — Bertolotti,  Esportazione  di  oggetti  di  belle  arti  nella  Liguria, 
Lunigiana,  Sardegna  e Corsica  nei  secoli  XVI,  XVII  e XVIII.  — Franciosi,  Quanto 
v’abbia  di  vero  nell  antico  paragone  fra  Michelangelo  e Dante.  — 

Zeitschrift  f.  bild.  Kunst.  Herausg.  von  Prof.  Dr.  G.  v.  Lützow.  XI.  1876. 
4-10. 

Inh.:  Jansen,  Baccio  Bandinelli.  — v.  Eitelberger,  Die  deutsche  Re- 
naissance und  die  Kunstbestrebungen  der  Gegenwart.  — Busch,  Frankfurter 
Glossen.  — Richter,  Die  neuen  Dokumente  über  Michelangelo.  — Zum  National- 
denkmal auf  dem  Niederwald.  — Lermolieff,  Die  Galerien  Roms.  — Rosen- 
berg, Die  Bauthätigkeit  Berlins.  — Ansichten  aus  dem  kaiserlichen  Thiergarten 
bei  Wien.  — Wolf,  Das  Altarbild  von  Sebastiano  del  Piombo  in  S.  Giovanni  Cri- 
sostomo  zu  Venedig  und  die  sogenannte  Fornarina  in  den  Uffizien.  — Fechner, 
Ueber  den  Streit  der  Form-Aesthetiker  und  Gehalts-Aesthetiker  in  Bezug  auf  die 
bildende  Kunst.  — P.  d’Abrest,  Artistische  Wanderungen  durch  Paris.  — Eisen- 
mann, Dürer,  Geschichte  seines  Lebens  und  seiner  Kunst,  von  M.  Thausing.  — 
Die  Galerie  Lippmann-Lissingen.  — Thausing,  Masaccio  und  Masolino  in  der 
Brancacci-Kapelle.  — Zur  Erinnerung  an  Josef  Seileny.  — Teichlein,  Zur  Cha- 
rakteristik Wilhelm  von  Kaulbach’s.  — Lübke,  Die  Kreuzgruppe  der  Kirche  zu 
Wechselburg.  — Woltmann,  Sechs  Gedichte  von  Michelangelo.  — Ennen,  Das 
Rathhausportal  zu  Köln.  — Lichtenstein,  Die  deutsche  Kunst-  und  Industrie- 
Ausstellung  in  München.  — Dürrn,  Die  Villa  Lante  bei  Bagnaia  und  das  Kloster 
S.  Maria  della  Quercia.  — Hahn,  Der  germanische  Mythus  und  die  bildende  Kunst. 

— Die  neue  Organisation  der  kunsthistorischen  Museen  des  österreichischen  Kaiser- 
hauses. — Der  Codex  des  Bramantino  auf  der  ambrosianischen  Bibliothek  zu  Mailand. 

Kunst-Chronik.  Beiblatt  zur  Zeitschr.  f.  bild.  Kunst.  XI.  14—41. 

Inh.:  Berggruen,  Die  Selleny-Ausstellung  im  Wiener  Künstlerhause.  V.  — 
Berg  au,  Zur  Kenntniss  der  Nürnberger  Goldschmiedekunst.  — Die  Ausgrabungen 
in  Olympia.  — Ein  neues  Bild  von  Gabriel  Max.  — Michelangelo  in  Haft.  — Neu- 
entdeckte Fresken  in  Rom.  — Mantegna’s  Triumphzug  Cäsars.  — Holländische 
Kunstzustände.  IV.  — Kunstunterricht  in  Amerika.  — Woltmann,  Die  Museen 
in  Paris.  — A.  Wolf,  Kopien  venezianischer  Meisterwerke  in  der  Schack’schen 
Galerie  zu  München.  — P.  d’Abrest,  Aus  Pariser  Ateliers.  — Berggruen, 
Aus  dem  Wiener  Künstlerhause.  — Iakob  Alt’s  Aquarelle.  — Lübke,  Literatur 
zur  Baukunde.  — Ein  Brief  Rietschel’s.  — Die  Organisation  der  Verwaltung  der 
k.  preuss.  Museen.  — Rosenberg,  Die  Berliner  Nationalgalerie.  — Bergau, 
Kupferstiche  von  Wenzel  Jamitzer.  — C.  T.  Newton  über  die  olympischen  Funde. 

— Berggruen,  Die  Jahres-Ausstellung  im  Wiener  Künstlerhause.  — Das  Söll- 
schlösschen in  Tirol.  — P.  d’Abrest,  Der  Salon  von  1876.  — Zweck  und  Ziel 
der  Kunst-  und  Kunstindustrie-Ausstellung  in  München.  — Regnet,  Die  Eröffnung 
der  deutschen  Kunst-  und  Kunstgewerbe-Ausstellung  in  München.  — Die  Karlsruher 
Kunstschule.  — J.  P.  Richter,  Das  Antikenmuseum  zu  Smyrna.  — Berggruen, 
Die  Flügelrösse  auf  dem  Wiener  Opernhause.  — J.  BeavingtonAtkinson, 
Kontinentale  Gemälde  in  London.  — Bergau,  Zur  Kenntniss  der  Nürnberger  Gold- 
schmiede 16.  Jahrhunderts.  — Thorbecke’s  Standbild  in  Amsterdam.  — Die  Medi- 
ceergräber in  Florenz. 

Gazette  des  beaux-arts.  1876.  1—7. 

Inh.:  Blanc,  Guillaume,  Mantz,  Garnier,  Mezieres  et  A.  de  Mon- 
taiglon : Michel-Ange.  — Jouy  et  Guitton,  La  Porte  de  Crömone,  au  Louvre.  — 


Literaturbericht. 


437 


Le  fort,  Francisco  Goya.  — Lenormant,  Les  Antiquites  de  la  Troade,  — Ber- 
ger, La  Theologie:  Peinture  de  M.  Timbal.  — Ephrussi,  Jacopo  de  Barbarj.  — 
A.  de  Montaiglon,  Limitation  de  Jesus-Christ  (publication  de  Glady  freres).  — 
Bertolotti,  L’Atelier  de  Benvenuto  Gellini.  — Blanc,  Du  Decor  des  vases.  — 
Duplessis,  La  Collection  de  M.  Camille  Marcille.  — Lemonnier,  Les  Artistes 
beiges:  Alfred  Hubert.  — Gonse,  Les  Graveurs  contemporains : Jules  Jacquemart. 

— De  Lostalo  t , Collection  de  M.  le  Chevalier  J.  de  Lissingen.  — La  Galerie  de 
M.  Schneider.  — Ray  et,  L’Architecture  ionique  en  Jonie:  Le  Temple  d’Apollon 
Didymeen.  — Gonse,  La  Galerie  de  M.  Schneider.  — Ephrussi,  Le  Triptyque 
d' Albert  Dürer,  execute  pour  Jacob  Heller.  — A.  de  Montaiglon,  La  Familie  des 
Juste  en  France.  — Gueullette,  Artistes  contemporains:  M.  Alphonse  Legros.  — 
Havard,  Correspondance  de  Hollande:  Les  Musees  de  La  Haye;  le  Mauritshuis: 
Les  Collections  van  Walchren  et  Jacobson.  — Mantz,  Carpeaux.  — Yriarte,  Le 
Salon  de  1876.  — Demay,  Les  Sceaux  des  Archives  nationales:  Type  des  Reines 
et  des  Dames.  — A.  de  Montaiglon,  L’Architecture  au  Salon  de  1876.  — De 
Lostalot,  J.  F.,  Millet , par  A.  Piedagnel.  — Darcel,  Exposition  retrospective 
d’Orleans  et  de  Reims.  — Bibliographie. 

La  Chronique  des  arts  et  de  la  curiosite.  1876.  8 — 26. 

Inh.:  La  galerie  de  l’hötel  de  la  Banque  de  France.  — Gonse,  Le  rapport 
de  M.  Charton  sur  la  direction  des  beaux-arts.  — Mi c hi  eis,  Le  peintre  Horemans. 

— Ray  et,  Les  fouilies  d'Oiympie.  — Commerce  et  fabrication  d’antiques.  — 
Ch  au  ln  es,  Notes  sur  la  Chine.  — Gonse,  L’inventaire  des  richesses  d’art  de 
la  France.  — Oberlin,  La  photochromie  de  M.  L.  Yidal.  — Concours  pour  le 
prix  de  Sevres.  — -Ministere  de  l’instruction  publique,  des  cultes  et  des  beaux-arts. 
Direction  des  beaux-arts.  Commission  de  l’inventaire  des  richesses  d’art  de  la 
France.  Ordre  a suivre  dans  la  description  des  objets  d’art  contenus  dans  une 
eglise.  — La  date  de  la  naissance  de  J.  Ruysdael.  — Inventaire  des  richesses  de 
la  France.  Questionnaire  envoye  aux  directeurs  des  musees.  — Fi llon,  Medaille 
d’Isabelle  Andreini.  — Darcel,  L’art  et  l’archeologie  du  theatre.  — Müntz,  Un 
document  inedit  sur  Fra  Angelico.  — Fiorelli,  Les  fouilies  d’Herculanum.  — Fouilies 
ä Rome.  — L’art  africain.  — Müntz,  Nouvelles  recherches  sur  l’histoire  de  la 
tapisserie  florentine  au  XV®  et  XVI®  siecles,  — Le  temple  de  Minerve  Polias  ä 
Priere.  — Müntz,  L’atelier  de  tapisseries  du  Cardinal  Franqois  Barberini  ä Rome. 

Journal  des  beaux-arts  et  de  la  litterature.  Dir.  M.  A.  Siret.  XVIII.  1 — 14. 

Inh.:  Schoy,  Artistes  flamands  ä l’etranger.  L’arazeria  medicea.  — Le 
Michel- Ange  de  la  Gazette  des  beaux-arts  et  celui  de  l’art.  — Schoy,  Michelangiolo 
Buonarroti.  Souvenir  des  fetes  Florentines  du  IVe  centenaire.  — Jouin,  M.  Ch. 
Timbal.  — Statue  de  St.  Francois  d’Assise,  d’Alonzo  Cano,  copiee  par  M.  J.  Astruc, 
reproduite  en  marbre,  bronze  et  bois,  par  MM.  Christofle  et  Cie.  — Une  maison 
d’artiste  ä Maestricht.  — Willaert,  Carpeaux  et  Watteau.  . — Le  troisieme  cen- 
tenaire de  Rubens.  — La  Hollande  et  un  franqais.  — Jouin,  Decouverte  du  St. 
Sebastien  de  Fra  Bartolommeo.  — Neeffs,  Les  mesaventures  de  Daniel  de  Coster 
ä Malines.  — Une  lettre  de  M.  A.  Michiels.  — Gonzales  Coques.  — L’entree  de 
Philippe  le  Hardi,  fresque  par  M.  G.  Guffens.  — Jouin,  Le  poeme  de  Tarne,  expos. 
de  28  tabl.  par  M.  L.  Janmot.  — Jouin.  Le  Salon.  — Schoy,  Les  grands  archi- 
tectes  de  la  renaissance  au  Pays-Bas.  — Van  Galesbergh,  Oeuvres  d’art  beiges 
ä Jerusalem.  — Jouin,  La  sculpture.  Du  procede. 

The  Art-journal.  London  1876.  2 — 7. 

Inh.:  Studies  and  skitches  by  S.  E.  Landseer.  — C.  Bruce  Allen,  The  holy 
families  by  M.  Angelo  in  the  Sistine  Chapel.  — Tooke,  The  history  of  the  art  of 
bookbinding.  — S.  R.  Alcock,  Japanese  Art.  — Hall  & Jewitt,  The  stately 
homes  of  England.  — Cutts,  Traditions  of  Christian  art.  — Fitzgerald,  Theätres, 
their  construction  and  arrangement.  — A new  Leonardo  da  Vinci.  — Thornbury, 
The  costume  of  english  women.  — Hunter,  Enamelling  on  precious  metals  in 
India.  — Michel  Angelo’s  »Virgin  and  Child«.  — Dafforne,  The  works  of  J.  T. 
Peele.  — Jewitt,  Ancient  Irish  Art.  The  shrine  of  St.  Manchän.  , — Corruption 
of  national  art  idiosyncrasy.  — Jarves,  Bric-a-Brac  at  Florence.  — Datforne, 
Pictures  of  Italian  architecture.  — Simmonds,  Bronze  as  an  art  material. 


438 


Literaturbericht. 


Architektur. 

Archäologische  Untersuchungen  auf  Samothrake,  ausgeführt  im  Aufträge  des 
K.  K.  Ministerium  für  Kultus  und  Unterricht  mit  Unterstützung  seiner  Maje- 
stät Gorvette  Zriny , Gommandant  Lang,  von  A.  Gonze,  A.  Hauser, 
G.  Niemann.  Mit  72  Tafeln  und  36  Holzschnitten.  Wien  1875.  fol. 

In  vorliegendem  prachtvoll  ausgestatteten  Buche  werden  uns  die  Ergeb- 
nisse der  im  Jahre  1873  im  Aufträge  der  K.  K.  Regierung  ausgeführten  Aus- 
grabungen in  Samothrake  vorgeführt.  Sie  sind  bedeutend  genug  und  beweisen 
wie  sehr  jene  Insel  eine  eingehende  Untersuchung  verdiente.  Man  hat  in  der 
so  kurz  bemessenen  Zeit  von  6 Wochen  nicht  allein  einen  dorischen  Tempel 
blossgelegt,  der  vermöge  seiner  von  allen  andern  abweichenden  Bauart  höchst 
interessant  und  wohlgeeignet  ist  einiges  Licht  über  den  in  solches  Dunkel 
gehüllten  Gottesdienst  der  Gabiren  zu  verbreiten,  sondern  man  hat  auch  eine 
Reihe  von  wichtigen  Sculpturen  gefunden  und  den  Rundtempel  der  Arsinoe 
genauer  untersuchen  können  als  es  bis  dahin  möglich  gewesen  war;  ausser- 
dem werden  eine  Reihe  von  Details  über  die  alten  polygonen  Mauern  der  Stadt 
gegeben.  Die  drei  Leiter  der  Expedition  hatten  die  Aufgabe  so  unter  einander 
vertheilt,  dass  A.  Gonze  die  allgemeine  Leitung,  A.  Hauser  speciell  die  Aus- 
grabung des  dorischen  Marmortempels,  G.  Niemann  dagegen  die  des  Rund- 
baus der  Arsinoe  zufiel,  und  diese  Vertheilung  der  Arbeit  ist  auch  in  dem 
vorliegenden  Werke  beibehalten  worden.  So  giebt  Gonze  zunächst  die  Ge- 
schichte der  Untersuchung  (S.  1—14),  behandelt  dann  weiter  die  Entstehungs- 
zeit und  Bestimmung  der  Bauten  (15—24),  bespricht  die  gefundenen  Sculp- 
turen und  sonstigen  Alterthümer  der  Insel  und  giebt  zuletzt  die  beim  Aus- 
graben zu  Tage  geförderten  Inschriftsteine  (S.  24—45),  während  A.  Hauser 
auf  S.  45—77  den  dorischen  Marmortempel,  und  G.  Niemann  S.  77—86  den 
Rundbau  der  Arsinoe  behandelt.  Am  wichtigsten  ist  jedenfalls  der  Marmor- 
tempel, sowohl  wegen  der  doppelten  Säulenstellung  vor  der  nicht  peripteralen 
Cella,  als  wegen  des  apsisartigen  Abschlusses  an  der  Hinterseite,  wohl  bestimmt 
für  die  Aufstellung  der  Götterbilder  (wie  es  scheint  eines  Dreivereins),  und 
ausserdem  wegen  des  vor  den  Götterbildern  angebrachten  Loches  zur  Auf- 
nahme von  Blutspenden,  wodurch  die  Götter  als  chthonische  bezeichnet  wer- 
den, und  ferner  noch  durch  den  gitterförmigen  Abschluss  innerhalb  der  Thür, 
wodurch  es  möglich  wurde,  zwischen  Eingeweihten  und  nicht  Eingeweihten 
eine  Schranke  zu  schaffen.  Was  für  Götter  im  Tempel  verehrt  wurden,  dar- 
über gestatten  die  Bruchstücke  des  Giebelfeldes  der  Eingangsseite  wenigstens 
eine  Vermuthung;  ausser  mehreren  sitzenden  Figuren,  deren  eine  ein  Trinkhorn, 
eine  andere  eine  Traube  hält,  hat  man  nämlich  den  untern  Theil  einer  weib- 
lichen in  heftiger  Bewegung  nach  rechts  begriffenen  Figur  gefunden,  und  wohl 
mit  Sicherheit  für  das  Bruchstück  einer  ihre  Tochter  Persephone  suchenden 
Demeter  gehalten.  Da  die  Vermischung  des  Demetercultus  mit  dionysischen 
Elementen,  wie  sie  hier  in  dem  Trinkhorn  und  der  Traube  sich  zeigen,  auch 
sonst  vorkommt  und  gerade  für  diese  Gegend  bezeugt  ist,  so  kann  man  wohl 
vermuthen,  dass  auch  im  Innern  ein  Dreiverein,  aus  Demeter,  Persephone  und 


Literaturbericht. 


439 


Dionysos  bestehend,  zur  Verehrung  aufgestellt  war;  dass  diese  vielfach  als 
Götter  der  Unterwelt  aufgefasst  und  verehrt  wurden,  ist  ja  bekannt,  ebenso 
dass  die  ihnen  als  solchen  gespendeten  Blutopfer  von  der  Erde  aufgesaugt 
werden  mussten,  wie  es  durch  das  oben  erwähnte  Loch  vor  den  Göttei bildern, 
unter  dem  der  natürliche  Boden  stehen  geblieben  ist,  ermöglicht  wurde.  Auch 
dass  von  einem  Centauren,  wie  Zumbusch  treffend  erkannt  hat,  Fragmente  sich 
gefunden  haben,  stimmt  damit  trefflich  überein,  denn  Centauren  im  Gefolge 
des  Dionysos  sind  ja  sehr  häufig.  Schade  ist  es,  dass  bis  jetzt  über  zwei 
Reliefs,  das  eine  mit  zeusähnlichem  Kopf,  das  andere  mit  dem  eines  Jüng- 
lings, in  quadratischer  Vertiefung,  sich  nichts  bestimmtes  sagen  lässt,  weder 
über  ihre  Bedeutung,  noch  ihre  architektonische  Verwendung.  Wäre  es  wirk- 
lich nicht  möglich,  dieselben  sich  als  an  der  Decke  angebracht  zu  denken? 
Ich  entsinne  mich  in  den  Ruinen  von  Solunto  auf  Sicilien  auf  einen  kleinen 
Tempel  gestossen  zu  sein,  auf  dessen  einer  Geisonplatte,  von  der  einen  Ecke 
des  Gebäudes  herrührend,  an  der  Stelle,  wo  sonst  wohl  nur  Rosetten  als 
Schmuck  angebracht  zu  sein  pflegen,  ein  Relief  zu  sehen  war,  bestehend  aus 
zwei  weiblichen  Figuren,  deren  eine  mit  langen  Locken  versehen,  e.  f.,  m der 
einen  Hand  einen  oben  dicker  werdenden  länglichen  Gegenstand  hält  (eine 
Fackel?),  während  sie  die  andere,  rechte  Hand  nach  der  zweiten,  links  von 
ihr  e.  pr.  stehenden  ausstreckt.  Allerdings  ist  hier  der  Grund  nicht  quadra- 
tisch ausgeschnitten,  wie  bei  den  samothrakischen  Reliefs,  aber  das  könnte 
sich  durch  deren  Verwendung  in  einem  Cassettenfelde  erklären;  war  man 
einmal  dazu  übergegangen  die  Decke  des  Tempels  an  den  Ecken  mit  Figuren 
zu  verzieren,  wie  es  das  Fragment  von  Solunto  beweist,  dann  konnte  man 
kaum  davor  zurückscheuen  auch  die  Gassetten  mit  Bildschmuck,  einzelnen 
Köpfen  u.  dgl.  zu  versehen. 

Auch  der  Rundtempel,  zu  dessen  Vergleichung  treffend  von  Gonze 
pompejanische  Landschaftsbilder  herangezogen  werden , ist  höchst  geeignet  die 
Aufmerksamkeit  des  Lesers  zu  fesseln,  besonders  wegen  der  Inschrift  am  Ge- 
bälk, die  eine  genaue  Datirung  erlaubt.  Aus  den  zwei  Bruchstücken,  auf  denen 
von  einer  Tochter  des  Ptolemaios  als  Weiherin  des  Tempels  geredet  wird, 
am  Anfang  als  Königin  bezeichnet  und  deren  Name  mit  Aq  beginnt,  hatte 
schon  Deville  geschlossen,  dass  von  Arsinoe,  Tochter  des  Ptolemaios  un 
Gattin  ihres  Bruders  Ptolemaios  die  Rede  ist;  Gonze  hat  diese  Ergänzung  an- 
genommen und  danach  den  Tempelbau  zwischen  276,  wo  Arsmoe  sich  mit 
ihrem  Bruder  verheirathete , und  247  wo  sie  starb,  gesetzt;  erwägt  man  rei 
lieh,  dass  sie  als  Königin  von  Egypten  kaum  viel  Gelegenheit  hatte,  sich  um 
Samothrake  zu  bekümmern,  während  sie  in  ihrer  ersten  Ehe  mit  Lysimachos, 
König  von  Makedonien,  vielfach  mit  der  Insel  und  dem  nahe  hegenden  Fest- 
lande zu  thun  hatte,  so  scheint  die  Vermuthung  von  Wilamovitz,  dass  nich 
TltolEiiaiov  yvv?j,  sondern  Ava^idxov  yvvij  zu  lesen  sei,  nicht  von  der  an 
zu  weisen.  Dadurch  würde  der  Tempel  um  20—  30  Jahre  älter  anzune  men 
sein,  wogegen  von  architektonischem  Standpunkte  sicher  nichts  emzuwen  en 
wäre.  Zugleich  würde  die  grössere  Lücke  (die  Buchstaben  Ava^axov  ne  men 
nicht  so  viel  Raum  in  Anspruch  als  Hro^touou)  erlauben,  an  Stelle  es  immer 


440 


Literaturbericht. 


hin  auffallenden  svyr)v  ein  anderes  auf  die  Bestimmung  des  Gebäudes  bezüg- 
liches Wort,  wie  tov  vaöv,  zu  vermuthen. 

R.  Engelmann. 


Allgemeine  Bauzeitung.  Gegr.  von  Förster.  XL.  Wien  1875  9—12 

XLI.  1876.  1—6. 

Inh. : Trzeschtik,  Die  Entwicklung  dg?  Renaissance  und  ihr  Einfluss  in 
baukünstlerischer  Beziehung  besonders  in  Oesterreich,  (p.  30).  — Tophoff  Das 
Kramer-Amthaus  zu  Münster.  Mit  Abbild,  (p.  44.) 

Deutsche  Bauzeitung.  X.  1 — 61. 

t-  v,Inh,:,  .Die  Ausgrabungen  zu  Olympia.  (Nr.  1 u.  ff.)  — Die  Restauration  der 
Liebfrauenkirche  zu  Arnstadt.  (Nr.  3.)  — Ein  spanisches  Geschenk  an  die  Berliner 
Bau-Akademie.  (Nr.  4.)  — Das  Rathhaus  in  Stralsund.  (Nr.  8.)  — K.  Schaupert, 
Ueber  die  zweckmässige  Ausnutzung  italienischer  Studienreisen.  (Nr.  11.)  — G.  Schä- 
ler, Restaurationsbarbarei  und  Kunstgelehrsamkeit.  (Nr.  17.)  — Die  Aufnahmen 
italienischer  Dekorationsmalereien  durch  M.  Meurer.  (Nr.  33.)  — Das  Gebäude  der 
National-Galerie  in  Berlin.  (Nr.  37  u.  ff.)  — Mittheilungen  aus  Vereinen,  Concur- 
renzen  etc.  (Mit  Illustrationen.) 


Encyclopedie  d’architecture.  1876.  1 — 7. 

Inh.:  Desjardins,  L’art  des  etrusques  et  leur  nationalite.  — Dutert  Le 
Forum  tnangulaire  de  Pompei.  — Desjardins,  Theatre  du  Petit-Trianon ; - Petit- 
inanon,  salon  de  la  reine.  — Narjoux,  Maisons  privees,  ä Lille  (Nord).  — C he- 
deville,  Porte  en  bois  sculpte  du  XVIRe  siede.  — Sauvageot,  Chateau  de 
Gournay-sur-Marne.  Mit  Illustrationen. 


Daly,  Revue  gen.  de  l’architecture  et  des  travaux  publics.  1875  11  — 12 
1876.  1—6. 

Inh.:  Cuivre  tombal  (commencement  du  XVIe  siede)  dans  la  cathedrale  de 
Bruges.  — Lucarne  (XVIe  siede)  au  chäteau  de  Bournazel.  — Metopes  (XVIe  siede) 
au  chäteau  de  Bournazel.  — Tombeau  (commencement  du  XVIe  siede)  dans  l’eglise 
Saint- Just,  ä Narbonne.  Details.  — Panneau  en  bois  sculpte  (XVIe  et  XVIIIe  sieclesl 
Mit  Illustrationen. 


Malerei. 

Die  Klassiker  der  Malerei,  herausgegeben  von  Dr.  P.  F.  Krell,  unter 
Mitwirkung  von  Dr.  0.  Eisenmann.  Stuttgart,  Verlag  von  Paul  Neff.  f°. 

Das  Werk  »Die  Klassiker  der  Malerei«  scheint  in  der  Absicht  unter- 
nommen zu  sein,  um  für  Unterrichtszwecke,  für  Schüler  oder  für  den  Ge- 
brauch in  der  Familie  passende  Vorlagen  zur  Geschichte  der  italienischen 
Malerei  während  der  Renaissanceperiode  darzubieten.  Wo  dieses  mässige 
Folioformat  ausreicht  und  wo  die  Mittel  und  die  Gelegenheit  nicht  vorhanden 
sind,  um  einen  grösseren  Apparat  an  Stichen  oder  an  Photographien  nach 
dem  Original  zusammenzustellen,  kann  die  hier  dargebotene  Auswahl  ganz 
willkommen  sein.  Der  Photographie-Druck  gewährt  die  Möglichkeit,  solche 
Vorlagen  zu  mässigem  Preise  dauerhaft  und  nach  guten  Meistern  zu  liefern. 
Die  einzelnen  Lieferungen,  welche  je  zwei  Blatt  enthalten,  erscheinen  in  Um- 
schlägen mit  geschmackvoller  Titelumrahmung,  der  Text,  in  kleinerem  For- 
mate und  gut  ausgestattet,  gibt  eine  kunsthistorische  Einleitung,  biographische 
Notizen  über  die  Künstler  und  kurze  Würdigungen  der  einzelnen  reproducirten 
Werke.  Er  erfüllt,  soweit  die  zwei  ersten  Hefte  urtheilen  lassen,  passend  seine 


uiteraturbericht. 


441 


Aufgabe,  in  populärer  Form  zu  belehren  und  das  Wissenswürdigste  so  mitzu- 
theilen,  wie  es  dem  jetzigen  Stande  der  Forschung  entspricht.  Den  Repro- 
ductionen  liegen  neuere  Kupferstiche  zu  Grunde,  nur  in  Einem  Falle  ist  eine 
(nicht  eben  gut)  retouchirte  Photographie  nach  dem  Original  benutzt  worden. 
Es  ist  da  nicht  zu  vermeiden,  dass  je  nach  den  Stichen  die  Blätter  sehr  ver- 
schiedenartig von  einander  sind , wenn  man  die  getreue  und  charakteristische 
Wiedergabe  des  Originalbildes  als  Massstab  annimmt.  Toschi’s  Stiche  nach 
Raphaels  Kreuztragung  und  nach  der  Kreuzabnahme  von  Daniele  da  Volterra 
sind  bessere  Vorbilder  als  Lasinio’s  Stiche  nach  Masaccio,  und  doch  hat  man 
auch  diese  in  der  Auswahl  nicht  umgehen  können.  Bei  der  immerhin  be- 
quemen Reproduction  von  Stichen  ist  aber  auf  Eines  besonders  zu  achten, 
dass  womöglich  stets  Abdrücke  von  erster  Qualität  zu  Grunde  gelegt  werden, 
und  in  dieser  Hinsicht  waltet  bis  jetzt  noch  nicht  hinreichende  Gleichmässig- 
keit,  während  zugleich  der  Photographiedruck  von  Rommel  noch  klarer  und 
reiner  erwartet  werden  könnte.  Die  Auswahl  ist  im  Ganzen  wohl  getroffen,  nur 
hätte  nicht  der  Stich  von  N.  Dupuys  nach  der  Idylle  im  Louvre,  welche  der 
dortige  Katalog  Giorgione  zuschreibt,  reproducirt  werden  sollen.  Dass  dies  Bild 
nicht  von  Giorgione  ist,  steht  längst  fest,  Waagen  hatte  bereits  seine  Zweifel 
dargelegt.  Er  war  geneigt,  es  Palma  Vecchio  zuzu schreiben,  Growe  und  Caval- 
caselle  denken  an  Sebastiano  del  Piombo.  Zweifelhafte  Werke  wie  dieses  sind 
aber  bei  einem  solchen  Unternehmen  zu  vermeiden.  A.  W. 


Kunstindustrie. 

Keramic  Art  of  Japan,  by  George  Ashdown  Audsley  & James  Lord 
Bowes.  Liverpool  & London,  1875.  Fol.  Text  mit  Abbildungen  in  Farben- 
druck und  Lichtdruck,  ä Heft  24  M. 

Die  Kunst  Japans  hat,  wie  das  Volk  selbst,  in  den  letzten  fünf  bis  zehn 
Jahren  ausserordentliche  Aufmerksamkeit  erweckt.  Man  hat  insbesondere  auf 
den  Ausstellungen  zu  Paris  und  Wien,  wo  die  Regierung  selbst  bemüht  gewesen 
war,  die  gesammte  Kunst-  und  Industrieproduction  des  Landes  zur  Darstellung 
zu  bringen,  gesehen,  dass  dieses  geschickte  Volk  nicht  bloss  im  Besitz  einer 
ausserordentlichen  und  vielseitigen  Technik  sich  befindet,  sondern  auch  einen 
eigenen  und  eigenthümlichen  Geschmack  besitzt,  der  nicht  bloss  Anziehendes, 
sondern  wirklich  Schönes  und  Treffliches  zu  leisten  vermag.  Es  haben  daher 
nicht  bloss  die  Kunstfreunde  diesen  Gegenständen  der  japanischen  Kunst  ihr 
Interesse  zugewendet,  man  hat  auch  gefunden,  dass  dieselben  künstlerische 
Gesichtspunkte  darbieten,  um  derentwillen  sie  des  Studiums  würdig  sind.  So 
haben  sich  auch  die  literarisch-artistischen  Publicationen  bereits  mehrfach  mit 
ihnen  beschäftigt,  sowohl  im  Allgemeinen,  als  insbesondere  mit  den  Porzellan- 
arbeiten, dem  verbreitetsten  und  bekanntesten  Zweige  der  japanischen  Industrie. 
Dieser  Zweig  findet  nun  in  dem  in  Rede  stehenden  Werke  der  Herrn  Audsley 
und  Bowes  eine  wahre  Musterpublication , von  der  uns  die  ersten  drei  Liefe- 
rungen vorliegen,  welche  einen  Theil  des  Textes  und  eine  Anzahl  Tafeln  in 


442 


Literaturbericht. 


Chromolithographie  und  Lichtdruck  enthalten.  Das  Werk  gibt  in  einer  Ein- 
leitung (die  bisher  erschienenen  Lieferungen  enthalten  den  Anfang  davon)  eine 
Untersuchung  über  das  Wesen  und  die  Eigenthümlichkeiten  der  japanischen 
Kunst  überhaupt.  Dann  folgt  eine  Geschichte  des  Porzellans  in  Japan  (eben- 
falls erst  der  Anfang)  und  eine  Beschreibung  seiner  verschiedenen  Arten.  Der 
Verfasser  enthält  sich  dabei  auf  die  Sagen  und  Hypothesen  über  die  ältere 
Geschichte  des  Porzellans  einzugehen.  Er  findet  nur  sichere  Nachrichten  seit 
dem  Beginn  des  holländischen  Verkehrs  mit  Japan,  also  etwa  seit  1640.  Die 
farbigen  Tafeln  sind  mit  höchster  Vollkommenheit  ausgeführt;  sie  geben  ver- 
schiedene Gegenstände,  buntes  Porzellan  von  Kaga,  blaues  von  Owari  und  ver- 
schiedene reich  geschmückte  Satsuma-Faiencen.  Mehreres  von  dieser  letzten 
Art  bieten  im  Kleinen  die  Lichtdrucktafeln.  Jeder  Tafel  ist  ein  besonderer 
beschreibender  Text  beigefügt.  Die  Farbendrucktafeln  sind  zu  Paris  in  der  An- 
stalt von  Firmin  Didot  ausgeführt.  J.  F. 

Gostumes  du  XVIII.  siede.  Ajustements  et  coiffures  d’apres  les  dessins 
de  Watteau  fils,  Ledere,  Desrais,  Cochin  etc.  ...  20  Eatixfortes  de 

A.  Guillaumot  fils.  Paris,  1875.  Fol. 

Bekanntlich  trugen  die  Damenmoden , insbesondere  die  Kopftrachten, 
gegen  den  Anfang  der  französischen  Revolution  einen  höchst  extravaganten 
Charakter.  Man  hatte  eine  Menge  verschiedener  Formen,  welche  sich  Friseur 
und  Dame  selbst  erfinden  konnte,  und  man  legte  ihnen  die  sonderbarsten, 
ebenso  eigenwillig  erfundenen  Namen  bei.  Von  diesen  Moden  gibt  das  vor- 
liegende Werk  zwanzig  höchst  charakteristische  Beispiele  in  weiblichen  Brust- 
bildern, welche  A.  Guillaumot  nach  den  Zeichnungen  der  im  Titel  genannten 
Künstler  radirt  hat.  Die  Originalzeichnungen  befinden  sich  in  der  Sammlung 
von  Victorien  Sardou.  Das  uns  vorliegende  Exemplar  ist  colorirt.  Ein  kurzer 
Text  gibt  die  damaligen  Bezeichnungen  dieser  eigenthümlichen  Modeschöpfungen,, 
welche  den  heutigen  Haartrachten  theilweise  zum  Muster  dienen.  J.  F. 

Blätter  für  Kunstgewerbe.  Red.  V.  Teirich.  V.  Wien  1876.  Heft  4 — 7. 

Inh.:  Hauser,  Die  wohnliche  Einrichtung  des  antiken  Hauses.  — v.  Eitel- 
berger, Kunstgewerbliche  Zeitfragen.  II.  Die  Kunsttraditionen  und  ihre  Verwer- 
thung  für  Kunst  und  Kunstindustrie.  III.  Die  modernen  Kunstgewerbeschulen  und 
ihr  Verhältniss  zu  den  Museen.  IV.  Künstler,  Kunsthandwerker  und  die  kunst- 
gewerbliche Ausstellung  in  München.  V.  Die  Kleingewerbe  und  die  Grossindustrie. 

— Ranzoni,  Valentin  Teirich. 

Gewerbehalle.  XIV.  Stuttgart  1876.  Heft  1-8. 

Inh.:  J.  Falke,  Kirchliche  Kunst.  — E.  Paulus,  Die  Gisterzienser-Abtei 
Maulbronn  in  Württemberg.  (Mit  Abbild.)  — Fr.  Fisch bach,  Die  Tapeten-Industrie, 

Kunst  und  Gewerbe.  X.  Nürnberg  1876.  Nr.  1—80. 

Inh.:  0.  v.  Schorn,  Peter  Vischer.  — Stockbauer,  Die  Hindernisse  der 
kunstgewerblichen  Entwickelung  in  Bayern.  — R.  Kayser,  Die  Bedeutung  der 
Chemie  im  Gewerbe.  — Woltmann,  Die  Maler  der  deutschen  Renaissance  und 
das  Kunstgewerbe.  — G.  Dahlke,  ln  der  Werkstatt  eines  Naturschnitzers.  — 
Stockbauer,  Ueber  die  Nürnberger  Goldschmiedzeichen.  — Das  Ehrengeschenk 
der  Hanauer  Bürger  für  den  Fürsten  Bismarck.  — Stockbauer,  Ueber  Lackmalerei. 

— 0.  v.  Schorn,  August  von  Kreling.  — Das  provisorische  Statut  der  kgl.  Aka- 
demie der  Künste  zu  Berlin.  — R.  Steche,  Die  Porte  de  Hai  zu  Brüssel.  — 

0.  v.  Schorn,  Die  Kunst-  und  Kunstindustrie-Ausstellung  in  München.  — G.  Dahlke, 
Marmorindustrie  in  Tirol.  (Mit  Kunstbeilagen.) 


Literaturbericht. 


443 


Mit  dem  Beiblatte:  Mittheilungen  des  Bayrischen  Gewerbemuseums  zu 
Nürnberg.  Red.  v.  0.  v.  Schorn. 

Mittheilungen  des  k.  k.  Oesterreich.  Museums  filr  Kunst  und  Industrie. 

Wien  1876.  März — Juli. 

Inh,:  Valentin  Teirich.  — Inspection  der  Zeichenschulen.  — Das  deutsche 
Musterschutzgesetz  vom  11.  Januar  1876.  — Die  volkswirtschaftliche  Frage  und 
das  Museum.  — Zur  Reform  des  Zeichenunterrichtes.  — F.  Schestag,  Ueber 
Punzenarbeiten.  - Jahresbericht.  — Kunstgewerbe  im  heutigen  Venedig.  — 1 1 g. 
Die  Spitzenausstellung.  — Statut  der  chemisch-technischen  Versuchsanstalt  des  k.  k. 
Oesterr.  Museums  für  Kunst  und  Industrie.  — Oesterreich  und  die  Pariser  Welt- 
ausstellung vom  Jahre  1878.  — Die  Denkschrift  der  Bronzeindustrie-Gesellschaft  über 
das  deutsche  Musterschutzgesetz.  — Das  Kunstgewerbe-Museum  in  Leipzig.  — Ber- 
gau,  Zur  Kenntniss  der  Nürnberger  Goldschmiedekunst.  — Das  Programm  des 
Unterrichtsministers  Waddington.  — Die  Münchener  Jubel -Ausstellung  1876.  — 
Memorandum  der  Wiener  Bildhauer.  — Das  Budget  Grossbritanniens  für  Museen.  — 
Organisation  der  Unterrichts- Anstalt  des  deutschen  Gewerbe-Museums  zu  Berlin. 

Die  Wartburg.  III.  Jahrg.  München  1876.  Nr.  8 — 12. 

Inh. : Ueber  Aetzgrund  und  Aetzkunst.  — Ueber  das  Glas.  — Die  Germania 
von  Kaupert.  — Ueber  die  Rauchmäntel.  — Mittheilungen  aus  den  wöchentlichen 
Ausstellungen  des  Münchener  Kunstvereines  etc.  (Mit  2 Taf.) 

Zeitschrift  des  Kunstgewerbevereins  zu  München.  XXVI.  München  1876. 
Heft  1-4. 

Inh.:  Berlepsch,  Renaissance-Interieurs  der  Schweiz.  — Schmädel,  Zweck 
und  Ziel  der  allgemeinen  deutschen  Kunst-  und  Kuustindustrie -Ausstellung  in 
München. 


Literatur  über  Museen,  Ausstellungen  etc. 

Le  departement  des  estampes  ä la  bibliotheque  nationale. 
Notice  historique  suivie  d’un  catalogue  des  estampes  exposees  dans  les  salles 
de  ce  departement  par  le  Vte  Henri  Delaborde,  Conservateur  etc.  Paris, 
Pion,  1875.  8°.  442  SS. 

Die  vorliegende  Schrift  zerfällt  in  zwei  Theile,  in  die  Notice  historique 
und  in  den  Katalog  der  im  Kupferstichdepartement  ausgestellten  Erzeugnisse 
der  graphischen  Künste.  Besonders  dankbar  sind  wir  dem  Verfasser  für  den 
ersten  Theil,  worin  er  eine  auf  Quellen  basirende,  verlässliche  Geschichte  des 
Pariser  Kupferstichkabinetes  giebt,  deren  Mangel  bisher  von  allen  Freunden 
der  Kupferstichkunde  schwer  vermisst  wurde.  Ersetzt  doch  eine  solche,  worin 
die  wichtigeren  Acquisitionen  ganzer  Sammlungen  angeführt  werden,  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  einen  Katalog,  der  bei  einer  so  Ungeheuern  Anzahl  von 
Blättern  (der  Verfasser  schätzt  sie  auf  mehr  als  2 Millionen  200,000  Stück, 
welche  in  14,500  Bänden  und  4000  Portefeuilles  aufbewahrt  werden)  wohl 
kaum  durch  Druck  veröffentlicht  werden  kann. 

Der  Grund  zu  der  heute  reichsten  Sammlung  der  Welt  wurde  im  Jahre 
1667  durch  Ankauf  der  Sammlung  des  Abbö  de  Marolles  (bestehend  aus 
128,400  Bl.,  um  die  Summe  von  30,400  Livres)  gelegt,  und  dem  ehemaligen 
Besitzer  auch  die  Aufstellung  der  nunmehr  öffentlichen  Sammlung  übertragen. 
Für  Golbert,  dem  Frankreich  diese  Gründung  verdankt,  war  dieselbe  jedoch 
nicht  Selbstzweck,  sondern  nur  ein  Glied  in  der  Kette  seiner  reformatorischen 


444 


Literaturbericht. 


Schöpfungen,  L ast  noch  bedeutender  als  die  Gründung  der  Kupferstichsamm- 
lung  war  der  zweite  Schritt,  den  er  unmittelbar  darauf  (1670)  machte.  Um 
nämlich  im  französischen  Volke  das  Verständniss  für  Kupferstiche  zu  fördern 
und  den  Stechern  ihrer  würdige  Aufgaben  zu  stellen,  schuf  er  das  Cab  in  et 
du  Roi,  eine  Institution,  welcher  noch  heute  Frankreich  seinen  Vorrang 
auf  diesem  Kunstzweige  verdankt.  Die  besten  Gemälde  wurden  von  den  her- 
vorragendsten Künstlern  wie  Edelinck,  G.  Audran  u.  A.  gestochen,  die  Platten 
von  der  Kupferstichsammlung  in  Verwahrung  genommen  und  die  Abdrücke 
zu  sein  niederen  Preisen  dem  Volke  zugänglich  gemacht.  Ein  weiterer  Schritt, 
dei  jungen  Sammlung  die  neuen  Erzeugnisse  der  französischen  Stecher  zuzu- 
wenden, war  die  Durchführung  des  Gesetzes  über  die  Pflichtexemplare,  nach 
welchem  von  allen  mit  königl.  Privileg  erschienenen  Büchern  oder  Stichen 
ein  Exemplar  an  die  königl.  Bibliothek,  resp.  Kupferstichsammlung,  abgeliefert 
werden  musste.  Dieses  Gesetz,  1689  erlassen,  erhielt  für  die  letzten  37  Jahre 
rückwirkende  Geltung,  so  dass  im  Prinzipe  die  seit  1652  mit  kgl.  Privileg 
publicirten  Stiche  dem  Kupferstichdepartement  zugewiesen  wurden. 

Ueber  das  weitere  Anwachsen  der  Sammlung  giebt  die  angezeigte  Schrift 
höchst  schätzenswerthe  Details.  Es  wurde  im  Laufe  der  Zeit  mit  grossen 
Mitteln  gekauft,  so  u.  A.  1716  die  Sammlung  R.  de  Gaignieres,  1731  die  des 
Marquis  de  Beringhen  (80,000  BL),  1775  aus  dem  Nachlasse  P.  J.  Mariette’s 
12,504  Bl.  um  20,663  Liv.  11  sols,  1784  ein  Werk  Rembrandt’s  um  24,000  Liv., 
1854  die  Porträtsammlung  Debure’s  bestehend  aus  65,000  Porträten  um 
38,000  Frcs.,  1858  die  Sammlung  Deveria  113,000  Bl.  um  30,000  Frcs.  etc.  etc., 
mit  welchen  Käufen  grossartige  Geschenke  patriotisch  gesinnter  Männer  parallel 
laufen,  wie  1712  die  Schenkung  Glement’s  von  18,000  Porträts,  1753  die  des 
Lallemen t de  Betz  von  14,406  Porträten  und  Karten  und  in  neuerer  Zeit 
(1863)  das  Legat  Hennins  von  16,230  Blättern.  Um  kurz  zu  sein:  die 
tabellarische  Uebersicht  der  Erwerbungen  ganzer  Sammlungen  durch  Kauf 
oder  Schenkung  füllt  6 Seiten!! 

Wir  müssen  es  uns  versagen,  auf  die  höchst  lehrreichen  Schilderungen 
des  Wachsthums  der  einzelnen  Gruppen  und  der  allmälig  nöthig  werdenden 
Aenderungen  in  der  Aufstellungsmethode  des  Näheren  einzugehen,  hervorheben 
müssen  wir  jedoch  den  warmen  und  dabei  vollkommen  objectiven  Ton,  in 
welchem  das  Werk  geschrieben  ist.  Auf  jeder  Seite  spricht  das  Interesse  für 
die  ihm  anvertraute  Sammlung  zu  uns;  das  Verhalten  der  Regierung  R.  de 
Gaignieres  gegenüber  wird  scharf  getadelt,  das  Wirken  Duchesne’s  unter  den 
nominellen  Vorständen  Soly  fils  und  Thövenin  nach  Gebühr  gewürdigt , sowie 
auch  die  Verdienste  Deveria’s  um  die  neue  Art  der  Adjustirung  der  Kupfer- 
stiche in  Bänden  mit  beweglichen  Rücken  meines  Wissens  das  erste  Mal 
öffentlich  anerkannt.  Der  zweite  Theil  der  Schrift  enthält  einen  Katalog  der 
ausgestellten  Erzeugnisse  der  graphischen  Künste,  geordnet  nach  Schulen  und 
in  den  Schulen  nach  Meistern  in  chronologischer  Ordnung.  Jedem  beschriebenen 
Blatte  geht  eine  kurze  Biographie  des  Meisters  voraus.  F.  S. 


Literaturbericht. 


445 


Direction  des  Musöes  nationaux.  Listes  des  Monuments  et  Objets  d’art 
donnös  ou  acquis  pendant  les  annöes  1874  et  1875,  dressees  dans  cha^ue 
Conservation.  (In:  Journal  officiel  de  la  republique  fran^aise,  ld.  April  187b.) 

Die  Direction  der  Nationalmuseen  veröffentlichte  im  »Journal  officiel 
de  la  republique  franqaise«  vom  13.  April  1.  J.  ein  Verzeichniss  der  durch 
Geschenke  oder  Kauf  in  den  Jahren  1874  und  1875  neu  erworbenen  Kunst- 
werke, das  wir  im  folgenden  auszugsweise  mittheilen.  Die  Reichhaltigkeit 
desselben  ist  wohl  im  Stande,  den  Neid  von  einer  ganzen  Reihe  unserer 
Sammlungen  wach  zu  rufen,  und  die  grosse  Zahl  französischer  Kunstliebhaber, 
die  sich  durch  werthvolle  Schenkungen  um  die  Museen  ihrer  Heimat  verdient 
machten , bezeugt  zugleich  das  allgemeine  Kunstinteresse  jenes  Landes.  Wo 
wir  keinen  Namen  besonders  anführen,  wurden  die  Objecte  den  Sammlungen 
von  der  Direction  des  Beaux  Arts  gespendet. 

Gemälde:  Dubufe,  Edouard,  Bildniss  des  Admirals  Tröhouart.  — Angeb- 
lich von  Luca  Giordano,  die  keusche  Susanna,  Geschenk  der  Frau  XXX  — 
Fleury,  männliches  Portrait,  Geschenk  des  Hrn.  Auger.  — Trupheme,  Portrait 
des  Hrn.  v.  Pongerville , Geschenk  von  dessen  f rau.  Biondei , Bildniss  des 
Architekten  Heurtault,  Geschenk  der  Frau  Ringel.  — Vestier,  Bild  eines  Weibes 
aus  dem  Volke,  Geschenk  von  dem  Enkel  des  Künstlers.  — Millet,  die  Kirche 
in  Greville.  Badende  Mädchen.  — Bellanger,  Abel.  — Cabanel,  Thamar.  — 
Gourtat,  Leda.  — Harpignies,  das  Thal  von  L’Aumance.  — Hanoteau,  Frösche. 
— Henner,  eine  Najade.  — Masson,  eine  Septembernacht  im  Walde  von 
Fontainebleau.  — Vollon,  Rüstungen.  — Sautal,  Erinnerung  an  Rom.  — - 
Laurens,  die  Achtserklärung  Roberts  des  Frommen.  Carolus  Durant,  die 
Dame  mit  dem  Handschuh.  Die  letztgenannten  zehn  Nummern  waren  im 
Salon  1875  ausgestellt.  — Corot , Ansicht  des  Forums,  und  Ansicht  des 
Colosseums,  beide  ein  Vermächtniss  des  Künstlers.  Princeteau,  Bildniss  des 
Marschalls  Mac  Mahon  zu  Pferde.  — Höbert,  Bildniss  der  Frau  J.  d’Attaine- 
ville,  und  Bildniss  der  Prinzessin  von  Beauveau.  Isabey,  zwei  Weiber  in  einer 
Landschaft.  — Phil.  Rousseau,  drei  Bilder.  Die  letzten  sechs  Kunstwerke 
sind  Geschenke  des  H.  Jouvain  d’Attainville.  — Henri  Regnault,  Orpheus  in 
der  Unterwelt,  Concurrenzbild  für  den  römischen  Preis  1865.  Veturia  zu  den 
Füssen  Coriolans  (erhielt  1862  das  1.  Accessit  des  römischen  Preises  1862.) 
Bildniss  der  Frau  Mazois  auf  ihrem  Todtenbette,  eine  Studie.  Bildniss  des 
Hrn.  Biot,  eine  Studie.  Vier  Landschaftsstudien;  diese  sämmtlichen  Gemälde 
nebst  nicht  weniger  als  107  ausserordentlich  interessante  Zeichnungen,  zum 
grossen  Theil  Skizzen  für  ausgeführte  Werke  sind  ein  Geschenk  von  Hrn. 
Victor  Regnault,  dem  Vater  des  frühverstorbenen  Meisters.  — Porbus  d.  J. 
(dessen  Schule).  Bildniss  der  Maria  von  Medicis  und  Heinrichs  IV.,  Ver- 
mächtniss des  Hrn.  Comairas.  — Von  der  Anstalt  selbst  wurden  folgende 
Bilder  angekauft.:  Venetianische  Schule,  männliches  Bildniss,  datirt  1507.  — 
Le  Nain,  junge  Männer  beim  Kartenspiel.  — Ribera,  der  Eremit  S.  Paul  in 
einer  Grotte. 

An  Zeichnungen  wurden  die  Sammlungen  vermehrt  durch:  D’Aligny, 
drei  Landschaften,  Vermächtniss  von  dessen  Wittwe.  — Tassaert,  weibliches 


446 


Literaturbericht. 


Bildniss,  Geschenk  des  Hrn.  Dubreuil.  - 97  Miniaturen  aus  der  Renaissance- 
zeit, Vermächtnis,  des  Hrn.  Lenoir.  — Millet,  15  Studien.  - Puget  drei 
Decorationsbüsten , Geschenk  des  Marquis  de  Valori.  - Frau  Jacquotot’  zwei 
Zeichnungen  für  Porcellain  nach  Raphael  und  ein  Bildniss,  Vermächtniss  des 
Hrn.  Comairas.  - P.  Delaroche,  fünf  Bleistiftstudien,  Vermächtniss  des  Hrn.  Jouvin 
d’Attamville,  nebst  sechs  Aquarellstudien  von  Eugene  Lami.  — Jos.  Carrier, 
drei  ‘Miniaturen,  Vermächtniss  der  Frau  Carrier. 

Von  den  Erwerbungen  an  Stichen  sind  hervorzuheben:  Lalauze,  Maria 
Lescinska , und  Hedouin,  Ruhe  während  der  Jagd,  beide  nach  Van  Loo.  — 
Masson,  der  todte  Christus  nach  Ribera.  - Bridoux,  die  Jungfrau  mit  dem 
Jesuskinde  nach  Lionardo.  — Flameng,  Marie  de  Medicis  nach  Rubens.  — 
De  Marc,  die  hl.  Familie  und  S.  Sebastian  nach  Giorgione.  — Desvaches, 
Karl  I.  nach  Van  Dyck.  — Huot,  Bildniss  des  Descartes  nach  Halt.  — Jacquet, 
Mme.  Recamier  nach  David.  — Didier,  die  Jungfrau  mit  dem  Jesuskinde  und 
den  Heiligen  Katharina,  Benedict  und  Georg,  nach  Paul  Veronese.  — H.  Lefort, 
der  Schulmeister  nach  Ostade. 

Es  versteht  sich  fast  von  selbst,  dass  der  Erwerbungen  an  Antiken  auch 
nicht  wenige  sind.  Da  sind  vor  allem  mehrere  Schenkungen  afrikanischen 
Fundortes  zu  erwähnen,  darunter  eine  Votivstele  mit  punischer  Inschrift, 
Broncecylmderj  Bleitafeln  mit  Inschriften,  Fragmente  von  Glas  mit  eigenthüm- 
lichem  metallartigem  Email,  eine  bemalte  Maske  u.  A.  Aus  Griechenland 
kamen  abermals  mehrere  bemalte  Figürchen,  zwei  Göttinnen  archaischen  Styles 
und  gegen  fünfzehn  Vasen  mit  Malereien.  Der  Orient  ist  diessmal  bloss  durch 
Abgüsse  von  Inschriften  vertreten,  die  bedeutendste  wohl  die  aus  Byblos  von 
der  Stele  von  Ychaw-Melek  mit  15  Zeilen  in  phönizischer  Sprache  und  eine 
griechische  aus  Jerusalem,  welche  den  Fremdlingen  den  Eintritt  in  den  Tempel 
verbot.  Weit  zahlreicher  sind  in  dieser  Gruppe  die  Ankäufe  durch  die  An- 
stalt selbst:  107  Stücke  aus  Tanagra,  darunter  nicht  weniger  als  60  Figürchen, 
10  bemalte  Vasen,  9 kleine  Masken,  ein  eisernes  Schwert,  eine  Krone,  eine 
Schussel  mit  Figuren;  von  der  Insel  Melos  eine  grosse  Amphora  mit  dem 
Kampfe  der  Giganten  mit  den  Göttern.  Aus  Dhibain  in  Palästina  die  grosse 
Stele  des  Mesa,  Königs  von  Moab  mit  34  Inschriftzeilen  in  phönizischer  Sprache, 
von  96  v.  Chr.,  in  Basalt.  Von  Gypern  der  Kopf  einer  Frau  mit  Diadem 
und  ein  Pantherkopf  in  Bronce.  Auch  die  diplomatischen  Agenten  waren  für 
die  Interessen  ihrer  heimatlichen  Kunstsammlungen  thätig  und  sandte  M.  de 
Samte  Marie  20  Votivstelen  mit  Inschriften  aus  Karthago,  M.  Heron  de  Ville- 
fosse  mehrere  lateinische  Inschriften,  sechs  Kaiserbüsten,  eine  Sonnenuhr  nebst 
anderem  ebenfalls  aus  Afrika  und  Hr.  Dozon,  der  Gonsul  zu  Janina,  zwei 
archaische  männliche  Torso  aus  Actium. 

Die  Gruppe  der  Sculpturen  aus  dem  Mittelalter  bis  zur  Neuzeit  wurde 
durch  die  Munificenz  der  Direction  des  Beaux  Arts  mit  48  Kunstwerken  von 
35  verschiedenen  Meistern  vermehrt;  es  genüge  hier  bloss  die  Aufzählung  von 
deren  Namen:  Aizelin,  Barrias,  Barrye,  Bonnassieux,  Bourgeois,  Carrier-Belleuse, 
Gaveher,  Chapu,  Crauk,  Delaplanche,  Dumont,  Duret,  Falguiere,  Degeorges, 
Fremiet,  Guillaume,  Hiolle,  Iselin,  Jaley,  Jouffroy,  Leharivel-Durocher,  Maillet, 


Literaturbericht. 


447 


Mene,  Millet,  Mercie,  J.  Moreau,  M.  Moreau,  Moulin,  Nanteuil,  Oliva,  Perraud, 
Leroux,  Salmson,  Trupheme,  Tournois.  Ausserdem  schenkte  Vicomte  de  Fredy 
zwei  Statuetten  in  Terracotta,  einen  Gladiator  und  Herkules  von  N.  Goustou; 
Herr  Phil.  Lenoir  381  verschiedene  Kunstgegenstände,  davon  über  200  Taba- 
tieren  aus  hartem  Stein , mit  Mosaik , Email,  Gameen,  Malereien  und  andrei 
Zier-,  74  Miniaturen,  über  60  Schmuckstücke  vom  XV.  bis  zum  XVIII.  Jahr- 
hunderte, Elfenbeinschnitzereien,  Lackarbeiten  u.  A.  Von  Hrn.  Gust.  Dreyfuss 
stammt  eine  kleine  Sammlung  erlesener  italienischer  Broncemedaillen  des  XIV. 
und  XV.  Jahrhunderts.  Einen  Kopf  des  hl.  Petrus,  französische  Arbeit  des 
XIII.  und  eine  kleine  Sibylle  in  Marmor,  italienische  Arbeit  des  XIV.  Jahr- 
hunderts stiftete  Hr.  Bonnaffe.  Eine  kleine  Terracottafigur  eines  jungen  Krie- 
gers von  N.  Goustou,  zwei  italienische  gravierte  Eisenscheiben  vom  J.  1504, 
eine  Marmorgruppe,  die  Jungfrau  mit  dem  Kinde,  französische  Arbeit  aus  dem 
Anfänge  des  XV.  Jahrhunderts,  ferner  zwei  Kannen  und  drei  grosse 
Schüsseln  Porcellan  und  Fayence  aus  Persien  erwarb  das  Museum  aus  seinen 
eigenen  Mitteln. 

Die  ägyptische  Abtheilung  ward  von  Hrn.  Hope  Rapp  mit  einer  Schen- 
kung von  60  Stücken  Sarkophagfragmenten,  Vasen,  Grabfigürchen,  Lampen, 
Basreliefs  u.  A.  bedacht.  Gr.  Maunier  testirte  eine  sitzende  Figur  in  Kalkstein 
aus  der  saitischen  Periode,  ebenso  Hr.  Jauvain  d’Attainville  mehrere  Grab-1 
figürchen  und  das  Bild  des  Gottes  Nafre-Toum.  Die  Anstalt  kaufte  vier  Holz- 
statuen aus  der  Zeit  des  alten  Reiches  und  nebst  anderem  eine  Kalksteinstele 
von  der  XIX.  Dynastie. 

Die  Anführung  der  Erwerbungen  in  der  Gruppe  für  Ethnographie  und 
Marine  lassen  wir  wegen  ihres  ausschliesslich  technischen  Interesses  ganz  bei- 
seite und  wollen  nur  noch  in  Kürze  auf  die  Bereicherung  des  Museums  von 
Saint-Germain  hinweisen,  dessen  Hauptstärke  bekanntlich  in  seiner  Sammlung 
prähistorischer  Funde  und  frühmittelalterlicher  Denkmäler  beruht.  Auch  hier 
wurden  die  Ankäufe  bei  weitem  überragt  durch  die  werthvollen  Schenkungen 
zahlreicher  Spender.  Abgesehen  von  den  Funden  aus  Dolmen  in  Hannover, 
l’Aveyron,  Meudon,  Feuersteinen  aus  der  Grotte  von  Thaingen  in  der  Schweiz, 
und  aus  Grönland , mehreren  Gegenständen  aus  der  Steinzeit  in  Schweden, 
Pfeilspitzen  und  Gold-  und  Silberschmuck  aus  russischen  Grabhügeln  wäre 
besonders  zu  erwähnen  ein  merovingischer  Sarkophag,  gefunden  bei  Nanterre, 
Geschenk  von  Hrn.  Duval  daselbst,  ein  Lehnstuhl  aus  Stein,  Sculpturen  und 
Gefässe  aus  der  Republik  Ecuador,  eine  merovingische  Platte,  Geschenk  des 
Barons  de  Watteville,  eine  schöne  Broncevase  von  Hrn.  Guegan,  vier  Gefässe 
aus  Albano  in  Italien,  von  Hrn.  A.  Dumont,  eine  emaillirte  Platte  vom  Berge 
Beuvray , Geschenk  des  Vicomte  d’Ahoville  und  Hrn.  Bubliod  und  mehrere 
gallorömische  Gegenstände  als  Geschenk  des  Hrn.  R.  Pottier.  Einzelne  Stadt- 
municipien  und  Private  sorgten  überdiess  für  Abgüsse  interessanter  Kunst- 
werke und  auch  das  Museum  selbst  wusste  sich  eine  stattliche  Reihe  von 
historischen  Denkmälern  ähnlicher  Art  wie  die  vorgenannten  zu  verschaffen. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  die  Aufmerksamkeit  auf  die  Bibliothek  der  Na- 
tionalmuseen hingewendet , welche  von  Seite  der  Regierung  mit  mehr  als 


448 


Literaturbericht. 


achtzig  Hilfsbüchern  für  die  Museumsverwaltung,  und  durch  Schenkung  vieler 
Werke  von  Seite  ihrer  Autoren  eine  für  eine  beschränkte  Fachbibliothek  nicht 
zu  unterschätzende  Vermehrung  erfuhr.  Unter  den  letzteren  sind  besonders 
zu  nennen, die  Herren:  Barbet  de  Jouy,  Buisson  (Jules.),  Graf  Gonestabile, 
Castellani,  G.  Gazzadini,  d’Eschavannes , G.  Duplessis,  Courajod,  Heron  de 
Villefosse,  de  Liesville,  Marcille,  Mazard,  de  Mortillet,  Saglio,  Revillout,  Anatol 
de  Barthölemy,  Alex.  Bertrand,  de  la  Saussaye,  Gust.  d’Eichtal,  Ed.  Fleury, 
L.  Lartel,  Schuermans,  J.  B.  Bulliot,  Cotteau,  de  Witte,  Lenormant,  Vicomte 
Ponton  d’Amecourt,  Martinetti,  Gardoni,  Ed.  Flouert,  Reiset. 

Die  neueren  Erwerbungen  der  Dresdener  Gemäldegalerie.  Beilage 
zur  Augsb.  Allg.  Zeit.  1876,  Nr.  127.  B 

Die  im  J.  1869  neuerrichtete  Generaldirection  der  königlichen  Samm- 
lungen für  Kunst  und  Wissenschaft,  die  mit  der  Stellung  eines  selbständigen 
Staatsministeriums  und  eigenem  Etat  mit  dem  Könige  und  der  Ständever- 
sammlung in  directen  amtlichen.  Verkehr  trat,  hat  sich  bis  nun  in  hohem 
Gi  ade  bewährt.  Dank  der  Liberalität  der  Ständeversammlung,  welche  in  ein- 
gehenden directen  Verhandlungen  mit  der  Generaldirection  Gelegenheit  fanden, 
sich  von  den  Bedürfnissen  der  Sammlungen  zu  überzeugen,  und  mit  Hilfe  des 
Reservefondes,  der  1874  wiederum  durch  150,000  Thaler  aus  der  französi- 
schen Kriegsentschädigung  vermehrt  wurde,  konnten  in  den  letzten  Jahren 
58  Gemälde  angekauft  werden.  Diese  vertheilen  sich  nebst  drei  aus  königlichem 
Besitz  überwiesenen  und  zwei  von  Privaten  geschenkten  auf  54  Meister,  von 
denen  31  in  der  Gallerie  bisher  gar  nicht  vertreten  waren.  Auf  die  altitalie- 
nische Schule  entfallen  15  Werke,  darunter  ein  Christus  auf  dem  Grabe  von 
Lippo  Memmi,  eine  heilige  Familie  von  Andrea  del  Gastagno,  zwei  Pilaster 
mit  Heiligenfiguren  von  Luca  Signorelli,  eine  Jungfrau  mit  dem  Kinde  von 
Gentile  da  Fabriano,  ein  Sandro  Botticelli  und  der  hl.  Sebastian  von  Anto- 
nello  da  Messina  besonders  hervorzuheben.  Den  Uebergang  zu  den  Schulen 
der  Blüthezeit  bilden  zwei  sehr  bemerkenswerthe  Gemälde  von  Lorenzo  di 
Credi,  eine  Madonna  mit  dem  Kinde  und  eine  Madonna  in  trono  mit  S.  Se- 
bastian und  dem  Evangelisten  Johannes.  Den  höchsten  Rang  unter  den  neu 
erworbenen  Bildern  nimmt  die  Kreuztragung  von  Sebastian  del  Piombo  ein, 
und  als  sehr  glückliche  Bereicherung  der  Sammlung  sind  noch  eine  hl.  Familie 
mit  dem  jungen  Johannes  von  Gaudenzio  Ferrari  und  zwei  ungemein  breit 

und  leuchtend  gemalte  Landschaften  von  Salvator  Rosa  zu  erwähnen.  An 

älteren  Niederländern  ist  von  Mabuse  das  Bildniss  einer  Mutter  mit  ihrem 
Kinde  und  eine  durch  ausserordentlich  leuchtendes  Golorit  ausgezeichnete 
hl.  Familie  von  Orley  erworben,  denen  sich  eine  Anbetung  der  Könige  von 
J.  Biueghel , eine  grosse  Landschaft  von  Momper  und  ein  prachtvoll  gemalter 
Hund  mit  einem  Knaben  und  einem  Zwerge  würdig  anschliessen,  ^ In  der 
holländischen  Schule  sind  einige  sehr  empfindliche  Lücken  aufs  beste  ausge- 
füllt und  von  mehreren  bereits  vertretenen  Meistern  ersten  Ranges  neue  höchst 
bedeutende  Arbeiten  erlangt  worden,  so  äusserst  characteristische  Bildnisse 
von  A.  Cuyp,  Fr.  Hals,  Moreelse  und  Nie.  Maes.  Von  grösster  Bedeutung  ist 
das  lebensgrosse  Porträt-Genrebild  von  Hals,  Hille  Bobbe  hinter  ihrem  Fisch- 


Verzeichniss  der  wichtigeren  Besprechungen. 


449 


kram.  Unter  den  erworbenen  Genrebildern  steht  ein  grösseres  biblisches  Werk 
von  J.  Steen,  die  Verstossung  der  Hagar,  obenan,  und  von  Gorn.  Dusart,  der 
sich  zuerst  an  Ostade  anlehnte,  ist  eines  seiner  bedeutendsten  Bilder  des  selb- 
ständigen Styles,  das  Kegelspie],  zugewachsen.  Der  Kreis  der  Landschafter  ist 
in  höchst  bedeutsamer  Weise  erweitert  worden  durch  eine  grosse  Waldland- 
schaft von  Hobbema,  den  »Sandweg  am  Waldrand«  von  Jac.  Ruysdael,  eine 
Abendstimmung  von  C.  Decker  und  eine  Dorfstrasse  von  Drooch  Sloot.  Im 
ganzen  sind  in  die  holländiäfche  Abtheilung  zwölf  neue  Meister  eingeführt. 
Die  deutsche  Schule  ist  durch  eine  wohl  der  Kölner  Schule  angehörige  Kreuz- 
abnahme und  einen  grossen  Ecce  homo  von  Granach,  die  französische  durch 
ein  Porträt  von  Clouet  Janet,  den  »guten  Hausvater«  von  Greuze  und  das 
Porträt  eines  Herzogs  de  la  Rochefoucauld  von  Largilliere  bereichert.  Für 
alle  diese  Erwerbungen  wurde  bloss  die  Summe  von  99,394  Thalern  veraus- 
gabt. Zur  Vermehrung  der  modernen  Gemälde  stand  bis  1874  nur  die  Stiftung 
des  Staatsministers  von  Lindenau  und  der  Ertrag  der  Eintrittsgelder  von  der 
jährlichen  akademischen  Ausstellung  zur  Verfügung.  Im  genannten  Jahre  be- 
willigten aber  die  Stände  wiederum  von  der  französischen  Kriegsentschädigung 
100,000  Thaler  für  Zwecke  der  heutigen  Kunst  und  ist  nun  dieselbe  durch 
treffliche  Gemälde  von  L.  Richter,  Leypold , Diethe,  Fr.  Preller,  R.  und 
A.  Zimmermann,  Ritscher,  O.  Achenbach,  Becker,  Gärtner,  Choulant,  Dörr, 
Hübner,  H.  M.  Müller,  P.  Kiessling,  A,  Richter  und  Meissner  zur  Genüge  und 
charakteristisch  vertreten. 


Verzeichniss  der  wichtigeren  Besprechungen. 


Audsly  & Bowes,  Ker.  art  of  Japan  (von 
Atkinson  in  Kunslchr.  15). 

Becker,  Die  römischen  Inschriften  . . . des 
Museums  der  Stadt  Mainz  (Liter.  Cen- 
tralbl. 15). 

lertrand,  Le  casque  de  Berru  (Chron, 
des  arts  8). 

Blümner , Technol.  u.  Terminologie  d. 
Gew.  u.  Künste  (Liter.  Centralbl.  17). 

Bötticher , Der  Zophorus  am  Parthenon 
(Lit.  Centralbl.  16). 

Bose,  Dictionnaire  rais.  d’architecture 
(Journ.  des  beaux-arts  12). 

Bramantino,  Le  rovine  di  Roma  (Zeitschr. 
f.  bild.  Kunst  10). 

Bulliot  et  de  Fontenay.  L’art  de  l’email- 
lerie  chez  les  Eduens  (Chron.  d.  arts  7). 

Cahier,  N.  . Melanges  d’archeologie  (Dar- 
cel  in  Gaz.  des  beaux-arts  2). 

Carriere,  Die  Kunst  im  Zusammenh.  d. 
Culturentw.  (von  Messmer  in  Theol. 
Litbl.  9). 


Choisy,  L’art  de  batir  chez  les  Romains 
(Lit.  Centralbl.  28). 

Cohausen,  Wörner,  Römische  Steinbrüche. 
(Lit.  Centralbl.  12). 

Conze,  Hauser,  Niemann.  Arch.  Unter- 
suchungen auf  Samothrake.  (Von  Matz 
und  v.  Duhn  in  Bullettino  dell’  instituto 
1866,  V.  Gaz.  des  beaux-arts  4.  Gur- 
litt in  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn. 
27,  ,1.  Im  neuen  Reich  13.  Ausland  20.^ 

Crowe  & Cavalcaselle , Gesch.  d.  niederl. 
Malerei.  Deutsche  Orig.Ausg.,  bearb. 
v.  A.  Springer.  (Von  Eisenmann  in 
Kunstchron.  16,  von  Lübke  in  Preuss. 
Jahrb.  37.  2.) 

— — Ital.  Malerei,  V.  (von  Brun  in 

Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  4). 

Didot,  Les  Drevet  (Journ.  d.  beaux-arts  12), 

Dohme.  Kunst  u.  Künstler  des  Mittel- 
alters u.  d.  Neuzeit  (Lit.  Centralbl.  29). 

Flasch.  Polychromie  d.  griech.  Vasen- 
bilder (N.  Jahrb.  f.  Phil.  u.  P.  113,  5). 


450 


Verzeichntes  der  wichtigeren  Besprechungen. 


Förster,  E.  Gesch.  d.  ital.  Kunst  (Lit. 
Centralbl.  29). 

Förster.  Pet.  von  Cornelius  (von  Lücke 
in  Jen.  Lit.-Zeit.  24). 

Fotvke.  The  Bayeux  tapestry  (von  At- 
kinson  in  Künsteln’.  15). 

Gazette  archeol.  p.  p.  De  Witte  et  Le- 
normant  (Kunstchr.  15;  chronique  des 
arts  5). 

Grimouard  de  St.  Laurent,  Guide  de  l’art 
chretien  (von  Barbot  in  Rev.  de  l’art 
chr6t.  XX.  3). 

Grueber.  Die  Elemente  der  Kunstthätig- 
keit  (Kunstchr.  27 ; Lit.  Centralbl.  10). 

Hamerton.  Examples  of  modern  etching 
(Atkinson  in  Kunstchr.  19). 

Hammerich.  Thorwaldsen  u.  seine  Kunst 
(Lit.  Centralbl.  32). 

Hettner,  F.  Kat.  d.  Rhein.  Mus.  vaterl. 
Alterth.  in  Bonn  (Hübner  in  Jen.  Lit.- 
Ztg.  10). 

Hofmann’ 's  Spitzen  - Musterbuch  (Kunst- 
chr. 36). 

Jänner.  Bauhütten  des  deutschen  Mittel- 
alters (Wiener  Abendp.  140). 

Jordan.  Forma  Urbis  Romae  (Lit.-  Cen- 
tralbl. 25). 

Jouin.  La  sculpture  au  Salon  de  1875 
(Journal  des  beaux-arts  8). 

Jungk.  Die  bremischen  Münzen  (Lit. 
Centralbl.  23). 

Kautsch  & Socin.  Die  Aechtheit  d.  moa- 
bit.  Alterthümer.  — Koch.  Moabitisch 
od.  Selimisch?  (Von  Schlottmann  & 
Peym  Jen.  Lit.-Ztg.  15). 

Kinkel.  Mosaik  z.  Kunslgesch.  (Zeitsehr. 
f.  bild.  Kunst  5 ; Lübke  in  Augsb.  Allg. 
Ztg.  43;  wissensch.  Monatsbl.  4,  2). 

Köhler.  Polychr.  Meisterwerke  der  mon. 
Kunst  in  Italien  (Allmers  in  Kunst- 
chr on.  30). 

Lapidarium  septentrionale  (Kunstchr.  16). 

Lieblein.  Die  ägypt.  Denkm,  in  St.  Peters- 
burg, etc.  (Eisenlohr  in  Jen.  Lit.-Ztg.  11). 

De  L’Epinois.  Les  catacombes  de  Rome 
(von  Tolra  de  Bordas  in  Rev.  de  l’art 
ehret.  XX.  3). 

Lievre.  Bibliotheque  des  beaux-arts  (von 
Duplessis  in  Gaz.  des  beaux-arts  5). 

Lilienfeld.  Die  ant.  Kunst  (Zeitschr.  f. 
d.  Gymnasialw.  30,  3 — 4). 

Lobmayr,  Hg,  Boeheim.  Glasindustrie. 
(Kunstchr.  15). 

Luchs.  Kulturhist.  Wandtafeln  (Kunst- 
chr. 18). 

Mariette.  Karnak.  Ders.  Les  listes  geo- 
graphiques  des  Pylones  de  Karnak 
(von  Eisenlohr  in  Jen.  Lit.-Ztg.  23). 


Mosler.  Kritische  Kunststudien  (Kunst- 
chron.  28,  29). 

Noirö.  Die  Entwicklung  der  Kunst 
(Kunstchr.  16). 

Petersen.  Die  Kunst  des  Pheidias  (Liter. 
Centralbl.  16). 

Prutz.  Aus  Phönizien  (Lit.  Centralb.  22; 
von  Stade  in  Jen.  Lit.-Ztg.  20). 

Quellenschriften  f.  Kunstgesch.  IX.  Dona- 
tello  von  Semper  (Lit.  Centralbl.  13;  von 
Janseft  in  Zeitschr.f.  bild.  Kunst.  10). 

— — X.  Neudörfers  Nachrichten,  hrsg. 
vonLochner  (Lit.  Centralbl.  13;  Bergau 
in  Zeitschr.  f.  b.  K.  5). 

Heber,  Gesch.  d.  neuen  deutschen  Kunst. 
(Messmer  N.  Jahrb.  f.  Phil.  u.  P.  11,  15). 

Reiseaufnahmen  aus  Lippoldsberg  (Kunst- 
chr. 23). 

de  Rossi.  Musaici  christiani  (von  Brock- 
haus in  Theol.  Lit.-Ztg.  I.  3). 

v.  Sallet.  Untersuchungen  über  A.  Dürer 
(Kunstchr.  18). 

Salon  de  1875  (Kunstchr.  23). 

Saulcy.  Numismatique  de  la  Terre-Sainte. 
(Lit.  Centralbl.  17). 

Schmidt.  Wegweiser  f.  d.  Verstndn.  der 
Anatomie.  (Kunstchr.  15). 

Schnaase.  Gesch.  der  bild.  Künste.  VII. 
(Von  Reber  in  Jen.  Lit.-Ztg.  27.) 

Schuster.  Ueber  d.  erhalt.  Portraits  d. 
griech.  Philos.  (Von  Heydemann  in 
Jenaer  Lit.  Zeit.  30.) 

Soldi.  La  sculpture  egyptienne  (Chron. 
des  arts  21). 

Thausing.  Dürer  (von  Eisenmann  in 
Zeitschr.  f.  bild.  Kunst  7 u.  9). 

Ver  Huell.  J.  Houbraken  (Kunstchr.  28 
u.  37). 

Vincenti.  Wiener  Kunst-Renaissance 
(Kunstchr.  40.  Lit.  Centralbl.  10). 

Vinet.  L’art  et  l’archeologie  (von  J.  Cointe 
in  Gazette  des  beaux  arts  4). 

Vosmaer.  Hals,  II.  Abth.  (von  Liitzow  in 
Zeitschr.  f.  bild.  Kunst). 

Wattenbach.  Schrifttaf.  z.  Gesch.  d.  griech. 
Schrift  (Schöll  in  Jenaer  Lit.-Ztg.  15). 

Wessely.  Das  Ornament  u.  die  Kunst- 
industrie (v.  Bergau  in  Kunstchr.  40). 

Wilson.  Michelangelo  (Art-Journal  4). 

Woermann.  Die  Landschaft  in  d.  K.  d. 
alten  Völker  (Lit.  Centralbl.  21.  Bur- 
sian  in  Jenaer  Lit.-Zeit.  28). 

— — Die  antiken  Odyseelandsch al- 
ten (von  Bursian  in  Jenaer  Lit.-Zeit.  28). 

Ziegler.  Illustrationen  zur  Topographie 
des  alten  Rom.  (Lit.  Centralbl.  25.) 

Zimmermann.  Karten  u.  Pläne  z.  Topogr. 
d.  alten  Jerusalems.  (Lit.  Centralbl.  30. 


BIBLIOGRAPHIE, 


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Kunstunterricht. 

Ainail,  V.  Manuel  des  alliages  d’or  et  d’ar- 
geut,  des  ors  de  couleur  et  de  leurs  sou- 
dures,  de  la  fonte  d’or  et  d’argent,  de  la 
mise  en  couleur  pour  le  bijou  d’or.  Ouvrage 
utile  aux  fabricants  ...  8<>,  152  p.  Paris, 
imp.  Michels.  4 Fr.  50  C. 

Bailby,  E.  Cours  de  perspective  eldmentaire. 
t°  oblong  k 2 col. , 11  p.  et  20  pl.  Paris, 
Delagrave. 

Barret,  George.  Anleitung  zur  Aquarellmalerei. 
Zum  Selbstunterricht  f.  Anfänger  u.  f Künst- 
ler. Aus  dem  Engl.  2.  Aufl.  8°  (VIII,  92  S.) 
Stuttgart,  Neff.  1 M.  20. 

Berger,  G.  Lehre  der  Perspective  in  kurzer, 
leicht  fassl.  Darstellung.  Auf  die  einfachste 
Methode  zurückgeführt  für  Architekten,  Bau- 
handwerker, Maler  u.  Dilettanten.  5.  Aufl. 
Mit  4 (lith.)  Taf.  (in  f«)  hoch  4°  (12  S.)  Leip- 
zig, Scholtze.  2 M.  40. 

Boehcnek,  J.  Die  männliche  u.  weibliche  Nor- 
mal-Gestalt nach  einem  neuen  System,  gr.  8o 
(46  S.  m.  eingedr.  Holzsclin.  u.  2 Steintaf.  in 
gr.  fo).  Berlin,  Haack.  5 M. 

Bocion,  F.  L’Ecole  industrielle  cantonale  de 
Lausanne.  Guide  pour  l’enseignement  col- 
lectif  du  dessin  dans  les  dcoles  primaires 
du  cant.  de  Vaud.  fJ,  4 p.  de  texte  et 
28  feuilles  eontenant  120  modeles.  Lausanne, 
Rouge  et  Dubois.  3.  — 

Bossuet,  F.  Resumd  du  traitd  de  perspective 
lindaire.  gr.  8,  80  p.  et  fig.  Bruxelles, 
l’auteur.  2.  — 

Bumbke,  Otto.  Das  Linearzeichnen  in  der 
Elementarschule  nach  den  ministeriellen  Be- 
stimmungen. 4 Hfte.  8<>.  (ä  12  Steintaf.  Bres- 
lau , Gürlich.  ä 20  Pf.  Zeichenheft  dazu 
(12  Steintaf.  in  qu.  40.)  15  Pf. 

Cabello  y Aso,  L.  Ensayo  de  estdtica  de  las 
artes  del  dibujo.  — I.  Fundamentos  esteticos 
ö teoria  general.  — II.  La  arquitectura ; teo- 
ria  del  arte.  — III.  La  escultura.  — IV.  La 
pintura.  Madrid,  M.  Murillo.  Cuaderno  1. 
4°.  XV— 142  p.  16  r.  Compl.  in  4 Heften. 

Carpentier,  P.  Notes  sur  la  peinture  ä la  cire 
cautdrisde,  ou  procede  encaustique,  d’apres 
les  laborieuses  recherches  de  Paillot  de  Mon- 
tabert,  auteur  du  Traite  complet  de  la  pein- 
ture (t.  8,  eh.  568).  8°,  39  p.  et  6 pl.  Paris, 
Henry  Loones. 

Carrierc,  Mor.  Die  Kunst  im  Zusammenhang 
der  Culturentwicklung  und  die  Ideale  der 
Menschheit.  5.  Bd.  A.  u.  d.  T. : Das  Welt- 
alter des  Geistes  im  Aufgange.  Literatur 
und  Kunst  im  18.  u.  19.  Jahrh.  2.  Aufl.  gr.  8o. 
(XVI,  672  S.)  Leipzig  1874.  Brockhaus.  11  M. 

Cartolano,  F.  La  filosofia  dell’  arte.  Torino, 
S.  Giuseppe,  1875.  16°.  p.  XXVIII  — 286.  L.  3.  — 

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Paris,  Fouraut  et  Als. 

G'avalcaselle , G.  B.  Sulla  conservazione  dei 
monumenti  e degli  oggetti  d’arte  e sulla 
riforma  dell’  insegnamento  accademico : ri- 
stampato  dalla  „Rivista  dei  Comuni  italiani 
del  1863.“  Roma,  E.  Loescher  e C.,  1875.  8°. 
p.  54.  L.  1.  50. 

Conseil  de  perfectionnement  de  l’enseignement 
des  arts  du  dessin.  Session  de  1874.  Rap- 
port du  President.  Procös-verbaux.  Pidces 
justificatives.  8°,  77  p.  Bruxelles,  imp.  Ern. 
Devroye. 

Publication  offic.  du  ministere  de  l’interieur 

Dietrich.  Anweisung  zur  Oelmalerei,  zur  Aqua- 
rell-, Fresco-  und  zur  Miniaturmalerei.  Nebst 
40  Geheimnissen  für  Zeichner,  Maler  und 
Lackirer,  als:  Ueber  Farbenlehre  und  Har- 
monie der  Farbe,  — bestes  Verfahren,  Zeich- 
nungen zu  copiren,  — Kupferstiche  u.  Litho- 
graphien auf  Papier,  Holz  u.  Glas  abzu- 
ziehen etc.  7.  verb.  Aufl.  gr.  16.  (VIII, 
150  S.)  Quedlinburg,  Ernst.  1 M.  50  Pf. 

Domsclike,  Prof.  C.  Methodische  Anleitung  zum 
Freihandzeichnen.  2.  Hft.  10.  Aufl.,  3.,  4.  Hft. 
6.  Aufl.,  6.  Hft.  4.  Aufl.  qu.  4°.  (ä  12  Steintaf.) 
Berlin,  Löwenstein,  ä 75  Pf. 

Dreesen,  G.  Elementar-Zeichen-Wandtafeln  in 
4 Abthlgn.  2.-4.  Abth.  f°.  (ä  16  Steintaf.  in 
gr.  f°  m.  1 S.  Text.  Flensburg,  Westphalen. 
(Cplt.  M.  13.  10.) 

Fautras,  A.  Tout  le  monde  dessinateur.  Thdorie 
des  proportions  du  corps  humain.  16°,  29  p. 
et  13  pl.  Paris,  Dentu.  3 Fr. 

Fielil,  G.  A Grammar  of  Colouring  applied  to 
Decorative  Painting  and  the  Arts.  Newedit., 
revised,  enlarged,  and  adapted  to  the  use  of 
the  Ornamental  Painter  and  Designer,  by 
Ellis  A.  Davidson.  12° , p.  238.  2 s.  6 d. 
(Weale’s  Rudimentary  Series.)  (Lockwood.) 

Forchhammer,  P.  V.  Ueber  Reinheit  der  Bau- 
kunst auf  Grund  des  Ursprungs  der  4 Haupt- 
Baustyle.  Mit  9 (lith ) Bildtaf.  2.  verm. 
Ausg.  gr.  8°.  (VIII,  76  S.)  Kiel,  Homann. 
2 M.  40  Pf. 

Fürstenberg,  S.  Elementar  - Zeichenschule  für 
den  Schul-  u.  Selbstunterricht.  Mit  39  in 
den  Text  eingedr.  Fig.  (in  Holzsclin.)  u. 
10  (lith.)  Taf.  2.  verm.  u.  verb.  Aufl.  gr.  8<>. 
(VIII,  32  S.)  Saarbrücken,  Möllinger.  2 M.  40. 

Giusti,  P.  La  riforma  dell’  insegnamento  del 
disegno  nelle  scuole  secondarie  d’Italia.  — 
I maestri  artisti,  un  opuscolo  del  prof.  G.  A. 
Boidi,  e alcuni  scritti  anonimi : osservazioni. 
Torino,  tip.  del  Giornalc  II  Conte  Cavour, 
1875.  8»,  p.  88. 

Gölkel,  II.  Zeichenheft  m.  Vorzeichnungen. 
2.  Hft.  Zeichnen  m.  krummen  Linien.  6.  Aufl. 
qu.  4".  (16  Steintaf.)  nof,  Büching.  30  Pf. 

Grneber,  Bernh.  Die  Elemente  der  Kunst- 

14 


II 


Bibliographie. 


thätigkeit  erläutert,  gr.  8°.  (IX,  260  S.  m. 
eingedr.  Holzschn.)  Leipzig , Brockhaus. 
6 M. 

Guillcmia,  Amad£e.  La  Lumiöre  et  les  Couleurs. 
Ouvrage  illuströe  de  71  fig.  gravöes  sur  bois. 
18«,  VIII— 302  p.  Paris,  Hachette  et  Cie. 
1 fr.  25  c.  — Petite  encyclopedie  populaire. 

Haugk,  Fritz.  Das  Lichtpaus- Verfahren.  Aus- 
führliche Anleitung,  auf  mechan.  Wege 
schnell  u.  mühelos  mathematisch  genaue 
Reproductionen  von  Stichen,  Karten,  Zeich- 
nungen u.  dgl.  zu  erlangen.  Für  Ingenieure, 
Bauhandwerker,  Technikeretc.  Mit  Abbildgn. 
(in  eingedr.  Holzschn.)  8°.  (47  S.)  Berlin, 
Grieben.  1 M.  50. 

Herdtle,  Ed.  Vorlagenwerk  für  den  Elementar- 
unterricht im  Freihandzeichnen  Im  Aufträge 
der  kgl.  Commission  für  die  gewerbl.  Fort- 
bildungsschulen Württembergs  bearb.  5.  Aufl. 
60  (lith.)  Blätter,  schwarze  Umrisse.  Imp.- 
Fol.  24  Blätter  Farbdrücke.  gr.  4o  m.  Text, 
gr  8°.  (26  S.)  Stuttgart,  Nitzschke.  30  M. 

Hoffmeyer,  Fritz.  Zeichenhefte  mit  Rücksicht 
auf  die  allgemeinen  ministeriellen  Bestim- 
mungen vom  15.  October  1872  herausgeg. 
1.  Hft.  Die  gerade  Linie.  4°.  (24  Steintaf.) 
Hannover,  Helwing.  25  Pf. 

Jullien,  A.  Methode  nouvelle  pour  l’enseigne- 
ment  de  la  göometrie  descriptive  (perspec- 
tives et  reliets).  Cours  elömentaire  de  geo- 
mötrie  descriptive,  conforme  au  Programme 
du  baccalaureat  es  Sciences.  12°,  XXIV— 156  p. 
et  143  pl.  Paris,  Picard. 

La  möthode  se  compose  d’un  traite  ölemen- 
taire  et  d’jine  collection  de  reliefs  qui  se 
vendent  söparöment. 

Leitcli , R.  P.  A Course  of  Sepia  Painting. 
With  25  Plates.  4«.  5 s.  (Cassell.) 

Lessing’s  Laokoon  für  den  Schulgebrauch  bearb. 
u.  m.  Erläut.  vers.  v.  J.  Buschmann.  Mit 
einem  Holzschn  gr.  16°.  (162  S.)  Paderborn 
1874.  Schöningh.  1 M.  20  Pf. 

Lessing.  Laocoon.  Nouv.  Edition,  publiee  avcc 
une  notice,  un  arguinent  analytique  et  des 
notes  en  franQais,  par  B.  Lövy.  16o,  256  p. 
Paris,  Hachette  et  Cie.  2 fr.  50  c. 

Nouvelle  collection  de  classiques. 

Lessing.  Laocoon.  Edition  classique,  pröeödde 
d’une  notice  littöraire  par  H.  Grimm.  18°, 
XX— 243  p.  Paris,  J.  Delalain  et  Als.  1 fr.  60. 

Lessing.  Laocoon.  Translated,  with  Preface 
and  Notes,  by  the  Right  Hon.  Sir  Robert 
Phillimore.  With  Woodbury-type  Illustra- 
tions. 8°,  p.  410.  12  s.  (Macrnillan.) 

Llcot,  F.  Notions  de  perspective  elementaire, 
suivies  des  procödes  ä l’usage  du  dessin 
d’apres  nature.  4°,  16  pl.,  texte  et  gravures 
autographiöes.  Bruxelles,  impr.  et  lith. 
F.  Meur.  2 fr. 

Lierinann,  A.  Zeichen-Vorlagen.  Enth.  leichte 
Geräthe  u.  Landsch.  m.  besond.  Berücksicht, 
der  Perspective.  (Anschluss  zur  „neuen  Zei- 
chenschule“.) 1.  — 4.  Heft.  qu.  4°  (a  1 2 Steintaf.) 
Langensalza,  Schulbuchh.  ä 90  Pf. 

Luchs,  Herrn.  Culturliistorische  Wandtafeln  f. 
Gymnasien,  Realschulen,  Seminare  u.  ver- 
wandte Lehranstalten,  gezeichnet  v.  Alph. 
Holländer,  Jean  Brück,  Carl  Lüdecke,  her- 
ausgeg. u.  m.  erläut.  Text  versehen.  Ausg.  A. 
i.  Lfg.  qu.  gr.  f°  (10  Steintaf.)  m.  Text  gr.  8°. 
(72  S.)  Breslau,  Korn.  12  M.;  Text  ap.  2 M. 

Manjarres,  J.  Teoria  estetica  de  las  artes  del 
dibujo.  Comprende  la  teoria  estetica  de  la 
arquitectura,  que  constituye  la  memoria  que 
sobre  este  tema  premiö  la  Aeademia  de  Bel- 
las Artes  de  San  Fernando  en  el  concurso 
abierto  en  1866.  4°,  432  p.  Madrid,  Murillo,  52. 


Marenco,  Leop.  L’arte  che  crea  e l’arte  che 
riproduce:  conferenza.  Milano,  N.  Battezzati, 
1875.  16°.  p.  22. 

Matthias,  J.  Die  Formensprache  des  Kunstge- 
werbes. Ueber  die  Bedeutung,  Gestaltung 
und  Anwendung  der  ornamentalen  Formen, 
Typen  u.  Symbole  auf  dem  Gebiete  der 
techn.  Künste.  Zum  Gebrauche  für  Gewerbe  - 
schulen , Industrieschulen,  Kunstschulen, 
Abendzeichenschulen  u.  äbnl.  Lehranstalten, 
sowie  für  den  Selbstunterricht.  Mit  41  (lith) 
Taf.  Abbildungen.  Lex. -8°.  (XII,  159  S.) 
Liegnitz,  Cohn.  8 M. 

Meyer  , C.  Normal  - Zeichenbuch  mit  einge- 
druckten Vorzeichnungen.  Nr.  1—7.  qu.  4°. 
(ä  32  Steintaf.)  Wolfenbüttel,  Holle’s  Nach- 
folger. ä 30  Pf.  — Inhalt:  1.  Elementar- 
heft. — 2.  Geräthschaften.  — 3.  Blätter  u. 
Blumen.  — 4.  Theile  d.  menschl.  Körpers.  — 
5.  Köpfe.  — 6.  Arabesken.  — 7.  Thiere. 

Modöle  de  dessin  acadömique.  Par  J.  Casse. 
Nancy,  imp.  lith.  Berger-Levrault. 

Modöle  de  dessin  pour  le  concours  des  ecoles 
chretiennes.  Paris,  imp.  lith.  Monrocq. 

Riegel,  Herrn.  Grundriss  der  bildenden  Künste, 
im  Sinne  einer  allgemeinen  Kunstlehre  u. 
als  Hülfsbuch  beim  Studium  der  Kunstge- 
schichte dargestellt.  3.,  neu  bearb.  Ausg.  m. 
34  (eingedr.)  Holzschn.  gr.  8°.  (XIX,  428  8.) 
Hannover,  Rümpler.  UM. 

Odescalchi,  Bald.  Gli  studi  di  Roma:  ricordi 
artistici.  Roma,  F.  Capaccini  edit. , 1875. 
16°.  p.  112.  L.  2. 

Opzoomer,  Mr.  C.  W.  Het  wezen  en  de  gren- 
zen der  Kunst,  gr.  8°.  (34  Bl.)  Leiden, 
P.  van  Santen,  f.  40.  Overgedruekt  uit  de 
Vaderlandsche  letteroefeningen. 

Parant,  L.  Notes  sur  le  cours  pratique  de  per- 
spective professö'ä  l’öcole  de  dessin  indust- 
riel  de  la  ville  de  Bourg.  De  partie.  8°,  16  p. 
Bourg,  imp.  Burlet. 

Paysage  (le)  au  fusain,  par  Allonge,  cours  pro- 
gressif  composö  de  54  pl.  dessinöes  d’apres 
nature  2e  livraison.  Chaque  planche,  4 fr. 
50  c.  Paris,  phot.  Goupil  et  Cie. 

Petroz,  P.  L’Art  et  la  Critique  en  France  de- 
puis  1822.  18o,  VI  — 345  p.  Paris,  Germer- 
Bailliöre.  3 fr.  50  c. 

Pillet,  J.  Dessin  geometrique.  Thöorie  des 
ombres  et  du  lavis.  Leqons  professöes  ä 
l’öcole  Turgot.  Cours  de  3e  annöe.  lrepartie. 
12°,  VIII— 273  p.  Paris,  Delagrave.  Cet  ouv- 
rage  fait  suite  au  Cours  de  dessin  geome- 
trique et  lavis  par  MM.  Tronquoy  et  Pillet. 

Pintor:  Manual  del  pintor  al  lavado  y ä la 
aguada.  Traduccion  de  D.  Enrique  Gimenez 
y Granada.  3.  ed. , illustrada  con  «na  gran 
lämina  al  final  de  la  obra.  Valencia,  P.  Agui- 
lar.  8o,  146  p.  5. 

Preisliste,  illustrirte,  der  Gypsmodelle  f.  den 
Unterricht  im  Freihandzeichnen,  Projections- 
zeichnen  u.  Modelliren,  welche  in  der  Mo- 
delliranstalt  der  k.  w.  Centralstelle  f.  Ge- 
werbe u.  Handel  gefertigt  u.  v.  der  k.  Com- 
mission f.  die  gewerbl.  Fortbildungsschulen 
als  Lehrmittel  empfohlen  werden.  f°.  (29  Stein- 
taf. Stuttgart,  Wittwer.  2 M. 

Nuevos  principios  de  dibujo  y colorido;  por 
una  sociedad  de  artistas  y profesores  bajo 
la  direceion  de  Jullien  y J.  Ducollet. 
40  oblong  ä 3 col.,  8 p.  Paris  , Jouby  et 
Roger. 

Regolamento  e prograinmi  della  Scuola  d’arti 
e mestieri  di  Foligno.  Foligno,  tip.  Tomas- 
sini,  1875.  80,  p.  32. 


Bibliographie. 


III 


Schauplatz,  neuer , der  Künste  u.  Handwerke. 
Weimar,  Voigt.  — Bd.  82.  G.  A.  Siddon’s 
praktischer  u.  erfahrener  englischer  Rath- 
geber in  der  Kunst  des  Schleifens  und  Po- 
lirens.  4.  Aufi.  von  A.  Richter.  (X&V, 
265  S.)  3 M.  — Bd.  148  A.  W.  Hertel’s 
moderne  Bautischlerei.  8.  Aufl.  v.  A.  Graef. 
Mit  Atlas  in  4o,  enth.  82  (lith  ) Taf.  u.  30  in 
den  Text  eingedr.  Holzschn.  (XIV,  228  S.) 
lo  M.  50.  — Bd.  260.  Handbuch  der  Metall-, 
giesserei,  enth.  die  verschiedenen  Form-  u. 
Giessweisen  des  Kunst-.  Bild-,  Glocken-  u. 
des  Werkgusses.  Von  F.  W.  Abbass.  Mit 
Atlas  v.  20  Folio-Taf.  (X,  160  S.)  6 M.  75  Pf. 

— 43.  Bd.  Das  Gesammtgebiet  des  Steindrucks 
od.  vollständ.  theoretisch-prakt  Anweisung 
zur  Ausübung  der  Lithographie  in  ihrem 
ganzen  Umfange  und  auf  ihrem  jetzigen 
Standpunkte.  Nebst  einem  Anh.  von  der 
Zinkographie,  dem  anastat.  Drucke  u.  der 
Photolithographie.  Von  H.  Weishaupt.  5. 
verb.  u.  verm.  Aufl.  Nebst  einem  Atlas  von 
12  (lith.)  Taf.  (in  qu.  f°),  enth.  140  Abbil- 
dungen. (XVI,  563  S.)  gr.  8.  7 M. 

Schoop.  Zeichenschule.  I.  Abthlg.  2.  Hft. 

з.  Aufl , II.  Abth.  1.  Heft,  2.  Aufl.  qu.  4°. 
Frauenfeld,  Huber.  In  Mappe,  ä M.  2.  50. 

Schreiber,  Guido.  Lehrbuch  der  Perspective. 
Mit  einem  Anh.  üb6r  den  Gebrauch  geometr. 
Grundrisse.  Zum  Vortrag  u.  zum  Selbst- 
studium. 2.  Aufl.  Durchgesehen  von  Archit. 
A.  F.  Viehweger.  Bevorwortet  von  Prof. 
Dr.  Ludw.  Nieper.  Mit  über  160  in  den 
Text  gedr.  Holzschn.  u.  13  (lith.)  Taf.  bildl. 
Darstellungen.  Lex.-8o  (XVI,  212  S ) Leipzig, 
Oehmigke.  12  M. 

— — II  disegno  lineare:  corso  pratico  per 
artisti  e industriali.  2.  ed.,  riv.  ed  ampliata. 
Torino,  E.  Loescher,  1875,  160,  p.  206.  L.  8.  50. 

Schröder,  Karl.  Leitfaden  beim  Unterricht  im 
geometr.  Freihandzeichnen.  Für  die  unteren 
Klassen  der  Mittelschulen.  Mit  11  lith.  Taf. 

и.  3 (eingedr.)  Holzschn.  Deutsche,  verb.  u. 
stark  verm.  Ausg.  hoch  4°.  (48  S.)  Budapest, 
1872,  Lampel’s  Verl.  3 M. 

Seaton,  Major -Gen.  Sir  Thos.  A.  Manual  of 
Fret  Cutting  and  Wood  Carving.  With  Dia- 
grams.  8<>.  p.  158.  2 s.  6 d.  (Routledge.) 
Sermond,  H.  Anleitung  zur  Ertheilung  d.  Zei- 
chenunterrichtes in  der  Volksschule.  Nach 
den  Grundsätzen  der  ministeriellen  allge- 
meinen Bestimmungen  vom  15.  Oktbr.  1872 
ausgearb.  u.  m.  24  (lith.)  Taf.  (in  qu.  4°)  f. 
das  Netz-  u.  stiginograph.  Zeichnen,  als  der 
Vorstufe  des  Freihandzeichnens , versehen. 
8°.  (40  S.)  Halle,  Anton.  1.  M.  60. 
Siccardsburg , Prof.  Aug.  v.  Die  Thür-  u. 
Fensterverschlüsse  nach  ihrer  technischen 
Entwickelung  in  den  verschiedenen  Ländern 
bis  auf  die  neueste  Zeit.  Aus  dessen  Nach- 
lasse im  Aufträge  u.  mit  Unterstützg.  des 

к.  k.  Handelsministeriums  vervollständigt 
herausgeg.  von  Prof.  J.  Storck  u.  Archit. 
G.  Gugitz.  Unter  Mitwirkg.  von  F.  Paulik. 
50  Taf.  in  Farbendr.  m.  Text.  6 Lfgn.  f°. 
(1.  Lfg.  9 Chromolith.  in  Imp.  - f°).  Wien, 
Lehmann  & Wentzel.  24  M. 

Storck,  Prof.  Jos.  Einfache  Möbel  im  Cha- 
rakter der  Renaissance  ausgeführt  im  Auf- 
träge u.  mit  Unterstützung  d.  k.  k.  Handels- 
ministeriums als  Vorlagen  f.  Möbeltischler, 
gewerbl.  Fach-  u.  Fortbildungsschulen  her- 
ausgeg. 4 Lfgn.  gr.  fo  (ä  3 Steintaf.  u.  2 lith. 
Bl.  Details  in  gr.  fo  u.  Imp.-f°.)  Wien,  Leh- 
mann & Wentzel.  io  M. 

— — Kunstgewerbliche  Vorlageblätter  f.  Real-, 
gewerbl.  Fach-  u.  Fortbildungsschulen.  Im 
Aufträge  der  k.  k.  Ministerien  f.  Cultus  u. 


Unterricht  u.  d.  Handels  herausgeg.  2.-  5. 
Lfg., enth.  Bl.  2—5  der  Sectionen  1-X.  Imp-fJ. 
(ä  10  Lith.  u.  Chromolith.)  Wien,  v.  Wald- 
heim. ä 15  M. 

Szabö,  Endre,  u.  Tamäs  Toth.  Zeichenmuster 
zum  Elementar-Zeichnen.  Im  Sinne  der  Be- 
schäftigungs-Methode Frdr.  Fröbels  , zum 
Gebrauche  in  Kindergärten,  Volksschulen  u. 
Familien  zusammengestellt,  gr.  8o.  (16  S.  m. 
60  Steintaf.)  Klausenburg,  Stein.  2 M. 

Tiberi,  Leop.  Deila  imitazione  nell’arte:  dis- 
corso.  Perugia,  tip.  Santucci,  1874.  8°,  p.  16. 

Tretau,  F.  W.  Der  kleine  Zeichner.  Eine  An- 
leitung für  den  Elementarunterricht  im  Frei- 
handzeichnen. Zum  Gebrauche  an  Volks- 
schulen u.  zum  Selbstunterricht.  4.  Aufl. 
gr.  8o.  (XVI,  64  S.  m.  eingedr.  Holzschn.) 
Leipzig.  Klinkhardt.  1 M.  80  Pf. 

Ungewitter,  G.  Lehrbuch  der  gothischen  Con- 
structionen.  2.  udveränd.  Aufl.  2.  Lfg.  gr.  8o. 
(S.  161—320.)  M.  Atlas  fo.  (9  Steintaf.)  Leip- 
zig, T.  O.  Weigel,  ä 9 M. 

Valentinls,  G.  U.  La  rigenerazione  e le  regie 
pinacoteche.  Udine,  tip.  Seitz,  1875.  8,  p.  8. 

Estratto  dal  giornale  II  Diritto. 

11  restauro  e la  rigenerazione  dei  di- 

pinti  ad  olio  di  M.  de  Pettenkofer:  studii. 
Udine,  tip.  Seitz,  1874.  8o,  p.  40. 

Wagner,  H.  E.  Zeichenblättchen  für  Schulen. 
Geradlinige  geometr.  Fig.  Gr.  l6o.  (4  S. 
Deutscher,  französ.  u.  engl.  Text  m.  ausge- 
schnittenen Figuren  auf  Carton.)  Leipzig, 
Scholtze.  30  Pf. 

Weishanpt,  Heinr.  Das  Elementarzeichnen  an 
der  Volksschule.  445  methodisch  geordnete 
Aufgabenmotive,  qu.  gr.  8°.  (24  Steintaf.) 

München,  Oldenbourg.  1 M.  30. 

Leitfaden  für  das  Elementarzeichnen  an 

der  Volksschule.  8«.  (120  S.  m.  einged.  Holz- 
schn.) München,  Oldenbourg.  50  Pf. 

Wright,  Th.  A History  of  Cavicature  and  Gro- 
tesque  in  Literature  and  Art.  The  Illu- 
strations drawn  and  engraved  by  F.  W.  Fair- 
holt. N.  ed.  8o.  p.  512.  7 s.  6 d.  ((Jhatto  & W.) 

Zeichenheft  zu  den  Elementar-Zeichen-Wand- 
tafeln  von  Geo.  Dreese.  4.  (32  S.)  Flens- 
burg, Westphalen.  20  Pf. 

Kunstgeschichte.  Archäologie. 

Alilfeld,  Fr.  und  E.  Luthardt.  Hans  Sachs  u. 
Albrecht  Dürer.  Lebensbilder  aus  Nürnberg. 
Zwei  Vorträge.  8o.  (52  S.)  Leipzig,  Buchh. 
d.  Vereinsh.  1 M. 

Alizeri,  F.  Guida  illustrativa  del  cittadino  e 
del  forestiero  per  la  cittä  di  Genova  e sue 
adiacenze.  Dispensa  I.  Genova,  tip.  Sam- 
bolino,  1875.  l6o,  p.  LXVI-46  con  tavole.  L.  2. 

Si  pubblicherä  in  5 dispense. 

Alterthümer,  die,  unserer  heidnischen  Vorzeit. 
Nach  den  in  öffentl.  u.  Privatsammlgn.  be- 
findl.  Originalien  zusammengestellt  u.  her- 
ausgeg. von  dem  römisch-german.  Central- 
museum in  Mainz  durch  dessen  Dir.  L.  L i n- 
denschmit.  3.  Bd.  5.  Hft.  gr.  4'.  (20  S.  m. 
6 lith.  u.  chromolith.  Taf.)  Mainz,  v.  Zabern. 
3 M.  60.  (I— III,  5 u.  Beilage-Hft. : 76.  10.) 

Ancessi , V.  L’Egypte  et  Moi'se.  lre  partie. 
Les  Vetements  du  grand-pretre  et  des  L6- 
vites ; le  Sacrifice  des  colombes,  d’aprös  les 
peintures  et  les  monuments  dgyptiens  con- 
teinporains  de  Moise.  8°,  153  p.  Paris,  Leroux. 

Andreucci,  A.  O.  Sulla  scoperta  di  due  busti 
in  terra  cotta  e sopra  un  quadro  a tempera 
in  tavola,  nel  possesso,  l’uno  del  negoziante 
P.  Radicchi,  P altro  del  dottor  E.  Gallizioli, 


IV 


Bibliographie. 


opere  amendue  di  Michelangiolo  Buonarroti ; 
illustrazione  storico-artistico-critica.  Firenze, 
tip.  G.  B.  Campolmi,  1875.  80,  p.  86. 

Arcelin , A.  La  Chronologie  prdhistorique, 
d’apres  l’etude  des  berges  de  la  Saöne.  80, 
55  p.  Mäcon,  imp.  Protat.  — Extr.  des  Ann. 
de  l’Acad.  de  Mäcon,  t.  12. 

Nouvelles  archives  de  l’art  franqais,  recueil 
de  docutnents  inedits  publids  par  la  Soeidte 
de  l’histoire  de  l’art  frangais.  Annees  1874 
a 1875.  80,  VIII— 529  p.  Paris,  Baur. 

Art  in  Ireland.  1875.  Painting  and  Sculpture. 
8o.  (Dublin,  Me.  Glashan)  p.  16.  6 d.  (Simp- 
kin).  Criticisms  on  the  Royal  Hibernian 
Academy. 

Asselin,  M.  A.  Promenade  artistique  dans 
l’dglise  Saint -Pierre  de  Douai.  8°.  34  p. 
Douai,  Crepin.  1 fr.  50  c. 

Extr.  des  Mem.  de  la  Soc.  d’agricult., 
Sciences  et  arts  de  Douai. 

Asseline,  D.  Les  Antiquitdz  et  Chroniques  de 
la  ville  de  Dieppe.  Publides  pour  la  mfois, 
avec  une  introduction  et  des  notes  hist.,  par 
MM.  Hardy,  Gudrillon  et  l’abbd  Sauvage. 
2 vol.  8°,  XXXII  — 825  S.  Paris,  Maisonneuve 
et  Cie.  Tire  ä 289  exempl. 

Aubertin,  Ch.  Notice  sur  une  sepulture  cdldbre 
ä Beaune.  8Ü,  12  p.  Dijon,  imp.  Jobard. 
Anbertin , Ch.  Note  sur  la  dalle  fundraire 
d’E.  Quarrd  de  Chateau -Regnault,  comte 
d’Aligny  etc.  8°,  23  p.  Beaune,  Batault-Morot. 
Barges,  J.  J.  L.  Notice  sur  un  autel  antique 
dddid  ä Jupiter,  ddcouvert  ä Saint-Zacharie 
(ddpartement  du  Var),  et  sur  quelques  autres 
monuments  romains  trouvds  dans  la  meine 
localitd  ou  dans  les  environs.  8°,  48  p.  Paris, 
Leroux.  Tird  ä 200  exempl. 

Baxley , H.  W.  Spain:  Art  Remains  and  Art 
Realities  ;*  Painters , Priests,  and  Princes. 

2 vols.  8o.  21  s.  (Longmans). 

Beltrani,  G.  Discussioni  recenti  su  gli  studi 
e gli  scavi  d’  antichitä  in  Italia.  Roma,  tip. 
Barbera,  1875.  8°,  p.  40.  L.  1. 

Benezet,  B.  Etüde  sur  lä  renaiksance  des 
lettres,  des  Sciences  et  des  arts  ä Toulouse, 
discours  en  prose  qui  a remportd  l’immortelle 
d’or.  8o.  62  p.  Toulouse,  imp.  Douladoure. 
Bigarne,  Ch.  Etüde  sur  l’origine,  la  religion 
et  les  monuments  des  Kaldtes  - Edues.  8°, 
123  p.  et  6 pl.  Beaune,  Lambert. 
Bignami-Sormani,  E.  L’archeologia  preistorica 
in  Italia:  conferenza.  Milano,  Natale  Bat- 
tezzati  edit.,  1875.  l6o,  p.  82.  L.  — 50. 

Pubblicazione  dell  Ist.  stenografico  di  Mi- 
lano, a benefizio  del  Collegio  d’Assisi. 
Bilancio  dell’  anno  1876  della  Societk  degli 
amatori  e cultori  delle  Belle  Arti  in  Roma. 
Roma,  tip.  Fratelli  Pallotta,  1875.  8’,  p.  24. 
Blondel,  8.  Le  Jade.  Etüde  historique,  archdo- 
logique  et  littdraire  sur  la  pierre  appelde 
Yü  par  les  Chinois.  8°,  30  p.  Paris,  Leroux. 
BISmner,  H.  Technologie  u.  Terminologie  der 
Gewerbe  u.  Künste  bei  Griechen  u.  Römern. 

1.  Bd.  2.  Hälfte,  gr.  8o  (XII  u.  S.  195—361.) 
Leipzig,  Teubner.  5 M.  20. 

Bortier,  P.  Cobergher,  peintre,  architecte,  in- 
genieur  (1560—1630).  4e  ddition.  8«,  32  p. 
avec  4 pl.  Bruxelles,  H.  Manceaux.  1 fr. 
Bouillet,  J.  B.  Description  archdol.  des  monu- 
ments celtiques  , romains  et  du  tnoyen  äge 
du  ddpartement  du  Puy -de -Dome,  classds 
par  arrondissements , canlons  et  communes. 
8«,  268  p.  Clermont-Ferrand,  Thibaut. 

Extr.  des  Mdm.  de  l’Acaddmie  de  Clermont. 
Boutaric,  E.  Vincent  de  Beauvais  et  la  con- 


naissance  de  l’antiquitö  classique  au  XHIe 
siede.  80,  55  p.  Paris,  Palmd. 

Extr.  de  la  Revue  des  questions  historiques. 

De  Bry.  Narrative  of  Le  Moyne,  an  Artist 
who  accompanied  the  French  Expedition  to 
Florida  under  Laudonniere  in  1564.  With 
Heliotypes.  40.  Boston.  50  s. 

Burnouf , F.  La  Mythologie  des  Japonais, 
d’aprös  le  Koku  - si  - Ryaku  , ou  Abrege  des 
historiens  du  Japon.  Traduite  pour  la  prd- 
miere  fois  sur  le  texte  japonais.  80,  16  p. 
Paris,  Maisonneuve  et  Cie. 

Cahier,  P.  Ch.  Nouveaux  mdlanges  d’archdo- 
logie,  d’histoire  et  de  litterature  sur  le  moyen 
äge;  par  Ch.  Cahier.  Döcorations  d’dglises. 
gr.  40,  XVI— 294  p.  et  nombr.  grav.  Paris, 
Finnin  Didot  freres,  fils  et  Cie. 

Cara,  Cav.  G.  Sulla  genuinitä  degl’.Idoli  Sardo- 
Fenici  esistenti  nel  museo  archeologico  della 
R.  Universitä  di  Cagliari:  relazione.  Cag- 
liari,  tip.  Cattolica,  1875.  8°,  p.  404,  eon  tav. 

Carocci,  G.  illustrazione  storico-artistica  dei 
contorni  di  Firenze  Firenze,  Galletti  e Cocci, 
1875.  80,  p.  160.  L.  2. 

Carriere,  Mor.  Atlas  der  Plastik  und  Malerei. 
30  Tat.  in  Stahlst,  nebst  erläut.  Texte.  Aus 
„Bilder- Atlas,  2.  Aufl.“  qu.  f°  (18  S.)  Leipzig, 
Brockhaus.  8 M. 

Casotti,  F.  Opuscoli  di  areheologia,  storia  ed 
arti  patrie.  Firenze,  stab.  Pellas,  1875.  80. 
p.  CXXII. 

Cauvet,  M.  J.  Notice  archdologique  sur  M.  Ar- 
cisse  de  Caumont,  lue  ä la  sdance  solennelle 
de  la  Sociötö  des  antiquaires  de  Normandie, 
tenue  le  1«  döcembre  1873.  80,  16  p.  Caen, 
Le  Blanc-Hardel. 

Chabas,  F.  Les  silex  de  Volgu  au  Musde  de 
Chälon  - sur  - Saöne.  80,  19  p.  Chälon  - sur- 
Saöne,  imp.  Sordet-Montalan.  Extrait. 

Chambrun  de  Bosemont,  M.  Etüde  pröliminaire 
sur  les  antiquitds  antdrieures  aux  Romains 
dans  le  ddpartement  des  Alpes  - Maritimes. 
Rapport  prdsentd  ä la  Sorbonne,  le  8 avril 
1874.  80,  14  p.  Nice,  imp.  Caisson  et  Mignon. 

Chantre , E.  Les  Palafittes  ou  constructions 
lacustres  du  lac  de  Paladru,  prös  Voiron 
(Isöre),  Station  des  Grands-Roseaux.  2<>  dd. 
gr.  80,  25  p.  et  plan.  Lyon,  Georg. 

L’Age  de  la  pierre  et  l’Age  du  bronze 

en  Troade  et  en  Gröce.  gr.  80,  25  p.  Lyon, 
Georg. 

Projet  d’une  lögende  internationale  pour 

les  cartes  archeologiques  prdhistoriques. 
Rapport  prdsentd  au  Congrös  intern,  d’an- 
thropologie  et  d’archdologie  prdhistoriques 
(Session  de  Stockholm).  8«,  35  p.,  2 tableaux 
et  une  carte  paldoethnologique  d’une  partie 
du  bassin  du  Rhone.  Lyon,  imp.  Pitrat. 
Titre  rouge  et  noir. 

Chedeville.  Lettres  ä M,  E.  Guichard,  ancien 
prdsident  de  l’union  centrale.  8»,  72  p.  avec 
2 eaux  - fortes  et  grav.  intercaldes  dans  le 
texte.  Paris,  imp.  Pougin. 

Claretta,  Bar.  G.  Notizie  artistiche  sul  regno 
del  Duca  Carlo  Emanuele  II  ricavate  da 
documenti  inediti.  Torino,  stamp.  di  G.  B. 
Paravia  e C.,  1875.  80,  p.  34. 

Estr.  dagli  Atti  della  Soc.  di  Areheologia. 
Clement.  Michel  - Ange.  Ldonard  de  Vinci. 
Raphael.  Avec  une  dtude  sur  l’art  en  Italie 
avant  le  XVIe  sidcle,  et  des  catalogues  rai- 
sonnds  hist,  et  bibliograph.  8e  dd.,  revue  et 
augm.  I80,  414  p.  Paris,  Hetzel  et  Cie.  3 fr. 
Congres  archdologique  de  France.  XL«  Session. 
Söances  gdndrales  tenues  ä Chateauroux  en 


Bibliographie. 


V 


1873  par  la  Soe.  franQ.  d’archeologie  pour  la 
Conservation  et  la  description  des  monuments. 
80,  LXII— 731  p.  et  grav.  Paris,  Didron. 

Ponti,  A.  Dell’  arte  sapiente  di  Raffaello : dis- 
corso.  Urbino,  Rocchetti  e C.,  1875.  8o,  p.  48. 

Conzc,  Alex.  Römische  Bildwerke  einheimi- 
schen Fundorts  in  Oesterreich.  2.  Hft.  Sculp- 
turen  in  l’ettau  u.  St.  Martin  am  Pacher. 
Mit  Taf.  V -X  (in  Rupferst.)  Aus : „Denkschr. 
d.  k.  Akad.  d.  Wiss.“.  Imp.-40  (u  S.)  Wien, 
Gerold’s  Sohn  in  Comm.  5 M. 

Cotteau,  M.  G.  Congres  intern  d’anthropologie 
et  d’arch.  pröhistoriques.  Session  de  Stock- 
holm. 8o,  66  p.  Auxerre,  imp.  Perriquet. 

Cousin , J.  Notice  sur  un  plan  de  Paris  du 
XVI«  siöcle  nouvellement  decouvert  k Bäle. 
8o,  31  p.  Nogent-le-Rotrou,  imp.  Gouverneur. 

Extrait  du  t.  1 des  Mömoires  de  la  Societö 
de  l’histoire  de  Paris  et  de  l’Ile- de -France. 

Crespellani,  A.  A.  Del  sepolcreto  e degli  altri 
monumenti  antichi  scopcrti  presso  Bazzano: 
memoria.  Modena,  soc.  tip.,  1875.  4o,  p.  26. 

Crespi,  Vinc.  Bollettino  bimestrale  delle  sco- 
perte  archeologiche  sarde.  Cagliari , tip. 
Timon,  1875.  8«,  p.  16. 

Estratto  dalla  Rivista  Sarda. 

Demniin,  A.  Eneyclopödie  hist.,  archöologique. 

. . . des  beaux  arts  plastiques.  T.  3.  L’art 
de  la  gravure,  son  liistoire  et  sa  technologie, 
Caraeteres  typographiques.  Mödailles  et 
monnaies.  Estampes.  Cartes  göographiques. 
Dorure  et  reliure.  Table  gönerale  et  alpha- 
betique.  Avec  460  gr.  8°,  2437—2866  p.  Paris, 
Fourne,  Jouvet  et  Cie. 

Denkmäler  der  Kunst  zur  Uebersicht  ihres  Ent- 
wicklungsganges von  den  ersten  Versuchen 
bis  zu  den  Standpunkten  der  Gegenwart, 
3 verb.  u.  m.  ca.  30  Taf.  verm.  Aufl.  Bearb. 
v.  Prof.  Dr.  W,  Lübke  u.  Prof.  Dr.  C.  v. 
Lützo’w.  2.-9.  Lfg.  qu.  fo.  Text  Lex.-8o. 
Stuttgart,  Ebner  & Seubert.  k Lfg.  4 M. 

Desjardins,  T.  Rome.  Le  Mont  Palatin.  8o, 
23  p.  Lyon,  imp.  Riotor. 

L’Art  des  Etrusques  et  leur  nationalite. 

8n,  56  p.  Lyon,  imp.  Perrin  & Marinet. 

Dictionnaire  des  antiquites  grecques  et  ro- 
maines,  publ.  sous  la  direction  de  Mm.  Ch. 
Daremberg  et  Edm.  S a g 1 i o.  Avec 3000  fig. 
d’aprös  l’antiqu.  3e  fase.  4°  k 2 col. , 321  a 
480  p.  avec  196  grav.  Paris,  Hachette  et  Cie. 
5 fres.  — Auf  c.  20  Hefte  berechnet. 

Dictionnaire  hist,  et  archöologique  du  depar- 
tement  du  Pas  - de  - Calais ; publie  par  la 
comm.  döpart.  des  monuments  hist.  Arron- 
dissement de  Montreuil.  8»,  III— 422  p.  Arras, 
Sueur-Charruey. 

Drioux.  Precis  616mentaire  de  mythologie 
grecque,  romaine,  indienne,  persane,  egyp- 
tienne,  gauloise  et  scandinave,  k l’usage  des 
institutions  etc.  19e  öd.,  entierement  refon- 
due.  18<>,  232  p.  Paris,  Belin. 

Duboin,  E.  La  Muraille  de  Cesar.  Les  Allo- 
broges  et  Immigration  des  Helvetes.  A pro- 
pos  de  vestiges  romains  dccouverts  pres  de 
Chancy.  8 , 32  p.  Saint-Julien,  imp.  Mariat. 

Du  Roucliet , H.  et  R Pottier.  L’Age  de  la 
pierre  polie  dans  les  Landes.  8o,  31  p.  Paris, 
Leroux. 

Extrait  de  la  Revue  d’anthropologie,  1875. 

Duluc,  J.  Autel  epigraphique  desenfoui  k l’ar- 
senal  de  Tarbes,  le  l«-  septembre  1873,  avec 
la  critique  de  Plnscription  funeraire  de 
Tarbes.  8°,  62  p.  et  vign.  Paris,  Aubry. 

Tire  k 100  exemplaires. 

Durand , P.  Le  Sarcophage  de  Salone-  Le 


Bon  paSteur  a-t-il  et6  representö  sur  des 
tombeaux  dans  l’antiquite  profane?  8o,  27  p. 
Chartres,  imp.  Garnier. 

Extr.  dtA  Mem.  de  la  Soc.  arch.  d’Eure-et- 
Loire,  50  exeinpl. 

Durand,  V.  Aquae  Segetac  et  laVoie  romaine 
en  Forez.  8o,  36  p.  Saint- Etienne,  Chevalier. 

Endie,  J.  The  ecclesiastical  Cyclopaedia;  or, 
Dictionary  of  Christian  Antiquities  and  Sects. 
5th  edit.  8°,  p.  668.  8 s.  6 d.  (Grifiin.) 

Eiclithal  et  Perrot.  La  Site  de  Troie  selon  M. 
Lechevalier  ou  selon  M.  Schliemann.  Ex- 
cursion  k Troie  et  aux  sources  du  Mendere. 
8°,  79  p Paris,  Durand  & Pedone-Lauriel. 

Extr.  de  l’Ann.  de  l’assoc.  pour  l’encourage- 
ment  des  6t.  grecques  en  France.  1874. 

Encyklopädie  der  klassischen  Alterthumskunde 
für  Gymnasien.  1.  Thl.  gr.  8»,  Leipzig,  Teub- 
ner.  2 M.  25.  — Inhalt:  Handbuch  der 
Religion  u.  Mythologie  der  Griechen  u.  Rö- 
mer. Für  Gymnasien  bearb.  v.  Prof,  lleinr. 
Wilh  St  oll.  Mit  32  Abbildgn.  (in  eingedr. 
Holzschn.)  6.  Aufl.  (X,  231  S.) 

Espinay,  G.  d’.  Voie  romaine  de  la  capitale 
des  Andes  ä celle  des  Rhedones,  par  M.  de 
Matty  de  Latour  (comte  rendu).  8o,  8 p. 
Angers,  imp.  Lachöse,  Belleuvre  et  Dolbeau. 

Extrait  des  Memoires  de  la  Societö  d’agri- 
culture,  Sciences  et  arts  d’ Angers. 

Excursions  archöol.  dans  les  environs  de  Com- 
piegne.  (1869—1874),  faites  per  la  societö 
historique  de  Compiegne.  8«,  87  p.  Com- 
piögne,  impr.  Edler. 

Fahre,  A.  Tresor  de  la  sainte  - chapclle  des 
ducs  de  Savoie , au  chateau  de  Cliambery, 
d’aprös  des  inventaires  inedits  des  XVe  et 
XVIe  siecles.  Etüde  hist,  et  arch.  2e  6d.  8o, 
VIII— 200  p.  et  1 pl.  Lyon,  Scheuring. 

Tir6  k 250  et  50  exempl. 

Fiorelli,  G.  Descrizione  di  Pompei.  Napoli, 
tip.  Italiana,  1875.  16°,  p.  462,  con  una  carta. 

Fouilles  faites  en  1873  k Saint-Donatien,  avec 
plans  et  dessins.  8°,  115  p.  et  14  pl.  Nantes, 
imp.  Forest  et  Grimaud. 

Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.archeol.  de  Nantes. 

Galy,  E.  Le  Dolmen  de  Saint-Aquilin.  8o,  15  p. 
et  2 pl.  Perigueux,  imp.  Dupont  et  Cie. 

Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  hist,  et  arch.  du 
Pörigord. 

Garrucci,  R.  Scavi  della  necropoli  Albana  fatti 
da  Gaudenzio  Testa  e da  Sante  Limiti  nel 
1874,  descritti  ed  illustrati.  Prato,  tip.  Gia- 
chetti  e figli,  1875.  8o,  p.  16. 

Estratto  dalla  Civiltk  Cattolica. 

Gauticr,  Th-  Voyage  en  Italie.  Nouv.  ödition, 
considörablement  augmentee.  18°,  370  p.  Paris, 
imp.  RaQon  et  Cie.  3 fr.  50  c. 

Bibliothöque  Charpentier. 

_ _ Portraits  contemporains.  Littörateurs, 
peintres,  sculpteurs,  artistes  dramatiques. 
3.  ed.  18»,  468  p.  Paris,  Charpentier  et  Cie. 
3 fr.  50  c. 

Bibliotheque  Charpentier. 

Gazan.  Refutation  de  la  brocliure  de  M.  Rossi, 
intitulöe:  le  Sphinx  de  Sollies  - Pont  (Var). 
8»,  17  p.  et  pl.  Draguignan,  imp.  Latil. 

Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  d’ötudes  scient. 
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province  d’Alsace  8°,  74  p.  Nancy,  imp. 
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VI 


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gr.  8«,  915  p.  et  5 pl.  Paris,  Challamel  aine. 

Guhl,  E.  u.  W.  Koner.  Das  Leben  der  Grie- 
chen und  Römer  nach  antiken  Bildwerken 
dargestellt.  4.  verb.  u.  verm.  Aufl.  (In 
12Lfgn.)  l.Lfg.  gr.  8o  (S.  1—64  m.  eingedr. 
llolzschn.)  Berlin,  Weidmann.  1 M. 

— — The  Life  of  the  Greeks  and  Romans. 
Transl.  fron»  the  3rd  German  edit.  by 
F.  Hueffer.  With  543  Woodcuts.  80.  p.  630. 
21  s.  (Chapman.) 

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belles-lettres  et  arts  de  Lyon. 

ilayaux  du  Tilly.  Carte  de  la  Gaule  ancienne 
indiquant  l’anciennete  et  l’importance  rela- 
tives des  voies  romaines  d’aprös  les  itinö- 
raires  d’ Anton  in  et  de  la  Table  de  Peutinger. 
8o,  8 p.  Paris,  Abel  Pilon. 

Index  op  de  keur  en  gebodregisteri  van  de 
stad  llaarlem  van  1490  tot  1694.  Aangevuld 
tut  1755.  Uitgegeven  door  Mr.  A.  J.  En- 
schede. 8».  (X  en  277  bl.)  ’s  Gravenhage, 
Martinus  Nijhoff.  f.  3. 

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nel  1851:  memoria;  ed  alcune  iscrizioni  ivi 
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Fay.  — Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  nivernaise 
des  lettres,  Sciences  et  arts. 

Kaslski.  Bericht  über  die  im  Jahre  1873  fort- 
gesetzten Untersuchungen  von  Alterthümcrn 
in  der  Umgegend  v.  Neustettin.  (Aus  „Schrif- 
ten der  näturforsch.  Ges.  in  Danzig.  Lex.-8<>. 
(29  S.  m.  eingedr.  Holzschn.)  Danzig,  An- 
huth.  1 M. 

Keller,  O.  Die  Entdeckung  Ilions  zu  Hissar- 
lik.  gr.  8°  (65  S.)  Freiburg  i./Br.  Bader 
& Co.  2 M. 

Köhler , H.  Polychrome  Meisterwerke  der 
monumentalen  Kunst  in  Italien  vom  5.  bis 
16.  Jahrh. , dargestellt  durch  12  perspect. 
Ansichten  in  Farbendruck  mit  erläut.  Text. 

1.  Lfg.  Camera  della  Segnatura  in  Roma, 
San  Pietro  in  Roma.  2.  Aufl.  Imp.-fo.  (IV. 
12  S.  m.  2 Oelfarbendr.  - Bildern.  Leipzig, 
Baumgärtner.  30  M. 

König,  Fr.  La  Jeunesse  de  Michel-Ange,  eoup 
d’oeil  sur  ses  principaux  ouvrages.  Nouv. 
6d.  8o,  189  p.  et  grav.  Tours,  Marne  et  tils. 

Künstler-Lexikon,  allgemeines.  Unter  Mitwir- 
kung der  namhaftesten  Fachgelehrten  /des 
ln-  u.  Auslandes  herausg.  von  Jul.  Meyer. 

2.  gänzlich  neu  bearb.  Aufl.  von  Nagler’s 
Künstler- Lexikon.  19.  u.  20.  Lfg.  Lex.-8o, 
(2.  Bd.  S.  513—624.)  Leipzig,  Engelmann, 
ä 1 M.  20.  Schreibpap.  1 M.  60. 

Kunst  u.  Künstler  des  Mittelalters  u.  der  Neu- 
zeit. Biographien  u.  Charakteristiken.  Unter 
Mitwirkung  von  Ad.  Bayersdorfer,  R.  Ber- 
gau,  W.  Bode  etc.  herausgeg.  von  Dr.  Rob. 
Dohme.  Mit  vielen  (eingedr.)  Illustr.  in 
Holzschn.  1.  Lfg.  hoch  4o.  (ä  5 B.)  Leipzig, 
Seemann.  2 M. 

Langl,  J. • Denkmäler  der  Kunst.  Bilder  zur 
Geschichte  vorzugsweise  für  Mittelschulen 
u.  verwandte  Lehranstalten.  (6.  Lfg.)  Blatt 
10,  11,  15,  17  u.  18.  Oelfarbendr.  Imp.-fo. 
Wien,  Holzel.  Subscr.-Pr.  ä 5 M. 

Lapidarium  Septentrionale,  The;  or,  a Descrip- 
tion of  the  Monuments  of  Roman  Rule  in 
the  North  of  England.  Published  by  the 
Society  of  Antiquaries  of  Newcastle-on-Tyne. 
fo.  p.  500.  L.  7.  7 s.  (B.  Quaritch.) 

Le  Bas,  Ph.  et  W.  H.  Waddington.  Voyage 
archöologipue  en  Gröce  et  en  Asie  Mineure, 
fait  par  ordre  du  gouvernement  frang.ais, 
pendant  les  annöes  1843  et  1844,  et  publiö 
sous  les  auspices  du  ministere  de  l’instruc- 
tion  publique.  Avec  la  Cooperation  d’E.  Lan- 
don.  Gravüre  de  Lemaitie.  83«  livraison. 
Inscriptions.  T.  2.  gr.  4o.  ä 2 col.,  28  p.  et 
2 pl.  Paris,  Firmin  Didot  fröres,  Als  et  Cie. 

Lecocq,  Ad.  Dissertation  historique  et  arcliöo- 
logique  sur  la  question : Oü  est  l’emplacement 
du  tombeau  de  Fulbert,  öveque  de  Chartres 
au  Xie  siecle.  8»,  95  p.  et  6 pl.  Chartres, 
imp.  Garnier.  Tire  ä 40  exemplaires. 

Lecoy  de  la  Marche,  A.  Le  Roi  Ren6,  sa  vie, 
son  administration,  ses  travaux  artistiques 
et  littöraires , d’apres  les  doeuments  inedits 
des  archives  de  France  et  d’Italie.  2 vol., 
8o,  XVI— 1056  p.  Paris,  Finnin  Didot  fr.,  f. 
et  Cie. 

Lectures  on  Literature  and  Art,  delivered  in  the 
Theatre  of  the  Royal  College  of  Scienze, 
St.  Steplien’s  Green,  Dublin.  By  Mahaffy, 
Jellett,  Dowden,  lleron,  Ruskin  etc.  12».  (Du- 
blin, Me.  Gee).  p.  350.  5 s. 

Lefcbure,  E.  Etudes  egyptologiques.  4*  liv- 


Bibliographie. 


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schichtliche u.  archäolog.  Studien.  Autoris. 
vom  Verf.  rev.  u.  verb.  Ausg.  2 Bde.  gr.  80, 
(VIII,  267  u.  369  S.)  Jena,  Costenoble.  12  M. 

L’Epinois,  H.  de.  Les  Catacomhes  de  Rome, 
notes  pour  servir  de  complöment  aux  cours 
d’arch<5ologie  chretienne,  avec  dessins.  18», 
238  p.  Paris,  Soci6t6  bibliographique.  2 fr.  50. 

Lettere  (Tre)  artistiche  inedite  (Canova,  Saba- 
telli,  Bezzuoli)  pubblicate  per  nozze  Bianchi- 
Conti,  Firenze,  tip.  Successori  Le  Monnier, 
1875.  So,  p.  20.  (150  esemplari.) 

Liste  des  artistes  recompenses , franijais  et 
6trangers,  vivant  au  1«  mars  1875.  Peintres, 
sculpteurs , graveurs  en  mödailles  ou  en 
pierres  lines,  architectes,  graveurs,  litho- 
graphes.  8o,  110  p.  Paris,  imp.  nationale.  ’ 

Lopez  y Rämajo,  A.  M.  Disertacion  histörico- 
arqueolögica  de  la  autigua  Miröbriga.  2 ed., 
corr.  y aumentada.  Madrid,  libr.  de  los  Hijos 
de  Vazquez.  4°,  34  p.  Libr.  de  Murillo.  4. 

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gine  dell’  incivilimento : versione  italiana 
di  M.  Lessona,  con  un  capitolo  intorno  all’ 
uomo  preistorieo  in  Italia,  di  A.  Issel : opera 
corredata  di  numerose  incisioni  intercalate 
nel  testo  e di  tavole  separate.  Disp.  1—2. 
Torino.  Unione,  1874.  80,  p.  1—128.  — Ogni 
Disp.  L.  1.  20.  — In  continuazione. 

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F.  E.  Bunnett.  3ni  edit.  2 vols.  80,  p.  950. 
42  s.  (Smith  & E.) 

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numents which  are  commonly  called  in  Eng- 
land Cromlechs,  and  in  France  Dolmens,  and 
are  here  sbown  to  have  been  the  Sepulchral 
Chambers  of  once  existing  Mounds : prevai- 
ling  Errors  on  the  Subject  refuted  by  a Cri- 
tical  Examination  of  the  Monuments  referred 
to  by  the  Maintainers  of  these  Errors.  80. 
fllipon,  Johnson),  p.  32.  2 s.  (Simpkin.) 
Partly  reprinted  from  Nature. 

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mit  Erläuterungen.  Mit  Dürers  Selbstportr. 
(in  Holzschn. 1 gr.  8».  (VI,  73  S.)  Leipzig, 
Dörffling  & Franke.  1 M.  60. 

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ä la  mer  Morte,  ä Petra  et  sur  la  rive  gauche 
du  Jourdain.  Oeuvre  posthume  pnbliöe  par 
ses  petits-fils,  sous  la  direction  de  M.  le  comte 
de  Vogü<5.  T.  1 et  2.  4o,  III— 623  p.  Paris, 
A.  Bertrand. 

Maclagan,  Ch.  The  Hill  Forts,  Stone  Circles, 
and  other  Structural  Remains  of  Ancient 
Scotland,  fo.  (Edinburg,  Edmonston  & D.) 
31  s.  6 d.  (Hamilton.) 

Mailet,  J.  Cours  el6mentaire  d’archeologie 
clirötienne.  8»,  IX— 244  p.  Paris,  Poussielgue 
freres. 

Mareuse,  E.  Le  Dit  des  rues  de  Paris  (1300), 
par  Guillot  (de  Paris);  avec  preface,  notes 
et  glossaire.  Suivi  d’un  plan  de  Paris  sous 
Philippe-le-Bel.  16o,  XXV— 95  p.  Paris,  imp. 
Alcan-L6vy  5 fr.  — Tire  ä 360  exempl. 

Martaui,  A.  B.  Lodi  nello  poche  sue  antichitä 
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Santo  Rezzonico,  1874.  8»,  p.  440.  L.  4. 

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de  414  gravures  representant  les  chefs- 
d’oeuvre  de  l’art  ä toutes  les  dpoques.  4o, 

2 col. , 516  p.  Paris,  lib.  de  l’Echo  de  la 
Sorbonne.  10  fr. 

Menard,  L.  et  R.  Mus6e  de  peinture  et  de 
sculpture,  ou  Recueil  des  principaux  tableaux, 
statues  et  has  -reliefs  des  colleetions  pub- 
liques  et  particulieres  de  l’Europe  dessinö  et 
grav6  ä l’eau-forte  par  Röveil.  Texte.  Vol.  1 
ä 8 et  10.  18o,  720  p.  Paris,  Ve.  A.  Morel 
et  Cie. 

Merimee,  P.  Etudes  sur  les  arts  au  moyen 
äge.  180,  383  p.  Paris,  Michel  L6vy  freres. 

3 fr.  50  c. 

Mesnard,  L.  Trois  6tudes  sur  l’art  chrötien. 
Extrait  de  la  Gazette  des  beaux-arts. 

Meyer’s  Reisehücher.  Rom  u.  Mittel- Italien 
von  Dr.  Th.  Gsell-Fels.  2.  Aufl.  2 Bde. 
Mit  5 (lith.  u.  chromolith  ) Karten  (in  qu.  4« 
u.  Imp.-fo),  55  Plänen  u.  Grundrissen  (in 
Lith.  u.  IIolz8chn.),  22  Ansichten  u.  1 Pa- 
norama in  Stahlst,  u.  57  (eingedr.)  Ansichten 
in  Holzschn.  8.  (XIV,  715  u.  IX , 1000  Sp.) 
Leipzig,  bibliograph.  Institut.  18  M. 

Le  Cimetiere  de  Caranda  et  la  coexi- 

stence  de  l’usage  des  instruments  de  pierre 
avec  ceux  de  bronze  et  de  fer  jus.qu’k  l’epoque 
mörovingienne.  80,  12  p.  Paris,  imp.  Hen- 
nuyer.  — Extr.  des  Bull,  de  la  Soc.  d’anthro- 
pologie  de  Paris. 

Mille scamp8 , M.  G.  Sur  les  silex  tailles  du 
cimetiere  franc  de  Caranda.  Röponse  ä M. 
de  Mortillet.  80,  16  p.  Paris,  imp.  Hennuyer. 
Extr.  des  Bull,  de  la  Soc.  d’anthropologie  de 
Paris. 

Monumente  d.  Mittelalters  u.  d.  Renaissance 
aus  d.  sächsischen  Erzgebirge.  Auf  An- 
regung und  unter  dem  Protectorate  Ihrer 
Maj.  der  Königin  Carola  von  Sachsen  hrsg. 
50  Blatt  gr.  fo,  photogr.  Aufnahmen  u.  Schnell- 
pressen-Lichtdr.  von  Römmler  & Jonas  unter 
artist.  Leitung  v.  Carl  Andrea e.  5 Lfgn. 
gr.  fo  (ä  10  Bl.)  Dresden,  Gilbers.  k 15  M. 

Mortillet,  M.  G.  de.  D6eouvertes  de  sepultures 
dans  Seine-et-Marne , l’Aisne  et  le  Loir-et- 
Cher.  80,  11  p.  Paris,  imp.  Hennuyer.  — 
Extr.  des  Bull,  de  la  Soc.  d’anthropologie  de 
Paris. 

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Russell,  1875.  80.  3 M. 

Müller,  Alb.  Ein  Fund  vorgeschichtlicher 
Steingeräthe  bei  Basel.  Mit  einer  Photogr. 
gr.  4o  (11  S.)  Basel,  Meyri.  2 M.  80. 

Müller,  J.  J.  Nyon  zur  Römerzeit.  (Mitthei- 
lungen der  antiquarischen  Gesellschaft  in 
Zürich.)  Zürich,  1875.  4o.  4 fr. 

Müller  u.  Mothes.  Illustrirtes  archäologisches 
Wörterbuch  der  Kunst  des  germanischen 
Alterthums,  d.  Mittelalters,  sowie  der  Re- 
naissance. 3.-5.  Lfg.  Lex. -80.  (S.  161—200 
in.  eingedr.  Holzschn.)  Leipzig , Spanier, 
ä 1 M. 

Manier,  M.  A.  Decouvertes  pröhistoriques 
faites  dans  la  chaine  de  montagnes  de  la 
Gardeoie.  2e  communication  fait  k l’Acad. 
des  seiences  et  lettres  de  Montpellier  (söance 
du  12  janvier  1874),  4o,  7 p.  et  3 pl.  Mont- 
pellier, imp.  Boehm  et  lils.  Extr.  des  M6- 
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VIII 


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on  India  and  the  Gashmerian  Himalayas. 
Illustrations.  8».  New-York.  18  s. 

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in  relation  to  fine  art.  London,  Bentley  & 
Son,  1875.  8°.  XVI— 96  p.  f.  3. 

Nicolay,  N.  de.  Description  gönörale  du  Bour- 
bonnais  en  1569  , ou  Histoire  de  province 
(villes,  bourges,  chäteaux,  fiefs,  monasteres, 
familles  anciennes  etc.)  Publiöe  et  annotee 
par  les  soins  de  M.  le  comte  M.  d’Irisson 
d’Hörisson.  4o,  210  p.  et  carte.  Moulins, 
Desrosiers.  25  fr.  (300  exempl.) 

Oeuvres  diverses  de  Langlois  pöre  et  fils , re- 
cueillies  par  un  amateur  de  Rouen.  Paris, 
höliog.  A.  Durand. 

Overbeck,  J.  Pompeji  in  seinen  Gebäuden, 
Alterthümern  und  Kunstwerken  für  Kunst- 
und  Alterthumsfreunde  dargestellt.  3.,  aber- 
mals durchgearb.  u.  verm.  Auflage.  Mit  26 
grösseren,  zum  Theil  färb.  Ansichten  (in 
Holzschn.  u.  Lith.  in  Lex.-8»  u.  qu.  gr.  4o)  u. 
315  Holzschn.  im  Texte,  sowie  einem  grossen 
(lith.)  Plane  (in  qu.  fo).  Lex.-8o.  (XVI,  530  S.) 
Leipzig,  Engelmann.  20  M. 

— — Griechische  Kunstmythologie.  Beson- 
derer Theil.  2.  Bd.,  2.  Thl.,  3.  Buch:  Posei- 
don. Mit  7 lith.  Taf.  u.  5 (eingedr.)  Holzschn. 
Lex. -80.  (S.  207—4045.)  Ebenda.  11  M. 

Atlas  der  griechischen  Kunstmythologie. 

3-  Lfg.  Imp.-fo.  (3  Steintaf.  m.  2 8.  Text  ) 
Leipzig,  Engelmann.  1—3.:  124  M. 

Overzicht  der  algemecne  Kunstgeschiedenis. 
Bouwkunst,  beeldhouwkunst , schilderkunst 
en  toonkunst.  De  liv.  8o,  160  p.  et  92  fig. 
dans  le  texte.  Gand,  G.  Rogghö.  — Publi- 
cation  du  Willems-Fonds,  No.- 81. 

Pnravicini,  T.  V.  Süll’ arte  degli  antichi  egizi: 
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16°.  p.  40  von  tav.  L.  1. 

Passerini,  L.  Curiositä  storico  - artistiche  fio- 
rentine : scritti.  Seconda  Serie.  Firenze, 
presso  St.  Jouhaud,  1875.  p.  136.  L.  2.  50. 

Patay,  M.  Repertoire  archöologique  du  döparte- 
rnent  du  Loiret.  Arrondissement  d’Orlöans. 
Olivet,  Saint-Hilaire  — Saint-Mesmin,  Saint- 
Jean-le-Blane,  Saint-Pryv6  - Saint-Mesmin. 
8o,  16  p.  Orlöans,  imp.  Jacob.  — Extr.  des 
M6m.  de  !a  Soc.  arch.  de  l’Orl6anais. 

Patria  Belgica.  Liv.  36.  Contient:  E.  Leclercq. 
Histoire  de  la  peinture.  — G.  J.  Dodd.  Histoire 
de  la  sculpture.  — H.  Ilymans.  Histoire  de 
la  gravure.  — J.  Rousseau.  Les  expositions 
des  beaux-arts  depuis  1830.  — C.  Piqu6. 
Numismatique. 

Peigne-Delacourt.  Topographie  arch6ologique 
des  cantons  de  la  France.  Departement  de 
l’Oise,  Arrondissement  de  Compiegnc.  Can- 
ton  de  Ribecourt.  8o,  X— 123  p.,  3 cartes  et 
37  vignettes.  Noyon,  Andrieux. 

Pellegrlni , G.  Officina  preistorica  a Rivole 
Veronese  di  armi  e utensili  di  selce  con 
avanzi  umani  ed  animali,  e frammenti  di 
stoviglie.  Verona,  tip.  Franchini,  1875.  8o,  p.78. 

Perrot,  G.  Memoires  d’archcologie  d’epigraphie 
et  d’histoire.  8o,  XXlV-406p.  et  9 pl.  Paris, 
Didier  et  Cie.  8 fr. 

Piette,  M.  Ed.  Sur  de  nouvelles  fouilles  dans 
la  grotte  de  Gourdan.  8°,  19  p Paris,  imp. 
Ilennuyer.  — Extr.  des  Bull,  de  la  Soc. 
d’anthropologie  de  Paris,  söance  du  15  avril 
1875. 


Puaux,  F.  Michel-Ange.  8o,  32  p.  Paris,  imp. 
Meyrueis..  — Extr.  de  la  Revue  chrötienne. 

Rahn,  J.  R.  Geschichte  der  bildenden  Künste 
in  der  Schweiz  von  den  ältesten  Zeiten  bis 
zum  Schlüsse  des  Mittelalters.  2.  Abth.  Mit 
zahlreichen  (eingedr.)  Holzschn.  gr.  8o.  (S.  193 
bis  432  m.  1 Holzschntaf.  in  schmal  fo.)  Zürich, 
Staub.  11  M.  20.  11.2:  18  M.  70. 

Reber,  Prof.  Dr.  Frz.  Geschichte  der  neuern 
deutschen  Kunst  vom  Ende  d.  vor.  Jahrh. 
bis  zur  Wiener  Ausstellung  1873  mit  Berück- 
sicht. der  gleichzeit.  Kunstentwicklung  in 
Frankreich,  Belgien,  Holland,  England,  Ita- 
lien u.  Russland.  3.  Lfg.  gr.  8°.  (8.257—384.) 
Stuttgart,  Meyer  & Zeller,  ä 2 M.  40. 

Reichensperger,  A.  Ueber  das  Kunsthandwerk. 
Vortrag , geh.  zu  Köln  in  der  Wolkenburg 
am  4.  März  1875.  (Aus  Köln.  „Volkszeitung“.) 
gr.  8»  (27  S).  Köln,  Bachem.  60  Pf. 

Renaissance,  italienische.  Original-Aufnahmen 
v.  architekton.  Details,  Flächendecorationen, 
plast.  Ornamenten  u.  kunstgewerbl.  Erzeug- 
nissen in  systemat.  Gruppirung.  1.— 7.  Heft, 
fo.  Leipzig,  Seemann,  ä 2 M.  50  Pf. 

Renault,  M.  Notice  biographique  sur  M.  de 
Caumont,  fondateur  de  l’Association  nor- 
mande.  8o,  35  p.  Caen,  Le  Blanc  - Hardel. 
Extr.  de  l’Annuaire  normand.  annöe  1874. 

Renier.  Le  Sphinx  de  Solliös-Pont  (Var).  Re- 
ponse  ä M.  le  colonel  Gazan.  8o,  lo  p.  Dra- 
guignan,  imp.  Latil.  — Extr.  du  Bull,  de  la 
soc.  d’ötudes  scient.  et  arch.  de  la  ville  de 
Draguignan. 

Rensens,  E.  Elements  (f  archeologie  chr6tienne. 
Tome  deuxiöme , De  partie.  8»,  144  p.  et 
165  fig.  Louvain , Cli.  Peeters.  L’ouvragc 
complet  15  fr. 

Revoil,  H.  Fouilles  archeologiques.  Nr.  4.  8o, 
11  p.  et  pl.  Nimes  et  Paris,  Ve.  Morel.  — 
Extr.  des  Mömoires  de  l’Acad.  du  Gard. 

Riclie,  A.  L’art  chrötien.  Le  Culte.  L’Eglise 
(2  vol.)  Les  ordres  religieux.  La  Societö 
civile.  6 opuscules.  18°,  XXX— 606  p.  Paris, 
Le  Clese,  Reichel  et  Cie.  Chaque  opuscule  50  c. 

Riegel,  H.  Geschichte  der  deutschen  Kunst 
seit  Carstens  und  Gottfried  Schadow.  2.  Heft, 
gr.  8»  (S.  81—160.)  Hannover,  Rümpler.  ä 2 M. 

Romussi,  C.  Milano  nei  suoi  monumenti.  Mi- 
lano, Brigola,  1876.  16o,  p.  VlII — 408.  L.  4. 

Roscher,  W.  H.  Studien  zur  vergleichenden 
Mythologie  der  Griechen  u.  Römer.  II.  Juno 
u.  Hera.  gr.  o (X,  106  S.)  Leipzig,  Engel- 
mann. 3 M.  (1  u.  2:  5 M.) 

Povoonov'kog,  A&.  *£.,  ' Ey^ELgidiov 
rrjg  ' E’h'krjvixijg  agyaio’koyiag  xar a 
Tag  ni]yag  xai  tcc  ägurra  ßorjd’rj- 
f. tara  ngog  OToifcEiüdrj  gad-senv  tov 
ßiov  ti) g ag/aiag  'EÄXctSog.  Tgtyia  I. 

gr.  8»  (VI,  288  S.  mit  8 Steintaf.)  Athen,  1874. 
Wilberg.  6 M. 

Sammlung  mittelalterlicher  Kunstschätze  Hildes- 
heims, nach  den  Originalen  photogr.  v.  F.  H. 
Bödeker.  2.  Serie-  8o  (12  Photogr.)  Hildes- 
heim, Lax.  ä 12  M. 

Sclilio,  Fr.  Zwei  populäre  Vorträge  aus  dem 
Gebiete  der  Kunst- u.  Alterthumswisscnscbaft. 
1.  Ueber  alte  u.  neue  Kunst.  II.  Ueber  Ein- 
führung der  Kunstgeschichte  in  den  Lehr- 
plan der  Gymnasien,  gr.  8o  (52  S.)  Rostock, 
Stiller.  1 M.  25. 

Schliemnnn,  Dr.  H.  Troy  and  its  Remains:  a 
Narrative  of  Researches  and  Discoverics 
made  on  the  Site  of  Ilium  and  on  the  Tro- 


Bibliographie. 


IX 


jan  Plain.  Edited  by  Philip  Smith.  With 
Map,  Plans,  Views,  and  Cuts,  representing 
500  Objects  of  Antiquity  discovered  on  the 
Site  8»,  p.  448.  42  s.  (Murray.) 

Schniit,  M.  J.  A.  Promenades  antiques  aux 
alentours  de  Chäteau-Salins.  (Ire  suite  ) 8», 
24  p.  Nancy,  Wiener.  — Extr.  des  M6m.  de 
la  Soc.  d’arch.  lorraine. 

Schnaase , Dr.  C.  Geschichte  der  bildenden 
Künste.  2.  verb.  u.  verm.  Aufl.  7.  Bd.  1.  Abth. 
Bearb.  vom  Verf.  unter  Mithülfe  von  Dr.  E. 
Dobbert.  Mit  zahlreichen  in  den  Text  gedr. 
ITolzschn.  gr.  8o.  (336  S.)  Düsseldorf,  Bud- 
deus.  10  M.  (I— VII.  1.:  74  M.) 

Schwartz,  Dr.  W.  Materialien  zur  prähistori- 
schen Kartographie  der  Provinz  Posen  (Zu- 
sammenstellung der  Funde  und  Fundorte) 
gr.  4o  (6  S.)  Posen,  Heine.  30  Pf. 

Smith,  G.  Assyria,  from  the  Earliest  Times 
to  the  fall  of  Nineveh.  l8o.  p.  192.  2 s. 
(Ancient  History  from  the  Monuments). 

— — Assyrian  Discoveries : an  Account  of 

Explorations  and  Discoveries  on  the  Site 
of  Nineveh  during  1873  and  1874.  With  Illu- 
strations. 8o,  p.  463.  18  s.  (Low.)  Dasselbe 
2.  u.  3.  Aufl- 

Smith  (Rev.  Thornley).  The  History  of  Joseph 
viewed  in  connection  with  Egyptian  Anti- 
quities  and  the  Customs  of  the  Time  inwhich 
he  lived.  5th  edit.  8».  p.  290.  3 s.  6 d.  (Ha- 
milton.) 

Soultrait,  M.  le  comte  de.  Repertoire  arclieo- 
logique  du  departement  de  laNiövre;  redigö 
sous  les  auspices  de  la  Societe  nivernaise 
des  lettres,  Sciences  et  arts.  4o  k 2 col., 
IV— 115  p.  Paris,  imp.  nationale. 

Stark,  Prof.  Dr.  K.  B.  Friedrich  Creuzer,  sein 
Bildungsgang  u.  seine  bleibende  Bedeutung. 
Eine  Pi  orektoratsrede  nebst  Beilagen  aus 
Orenzer’s  handschriftl.  Nachlass,  gr.  4o.  (64  8.) 
Heidelberg,  J.  C.  B.  Mohr.  1 M.  20. 

Stuers,  V.  de.  Da  Capo.  Een  woord  ower 
regeering,  kunst  en  oude  monumenten.  gr.  8o. 
(95  bl.)  ’s  Gravenhage,  D.  A.  Thieme.  f.  — 75. 

Sybel,  L.  v.  Ueber  Schliemann’s  Troja.  Vor- 
trag. gr.  8°.  (28  S.)  Marburg,  Elwert’s  Verl. 
60  Pf. 

Symonds,  John  Addington,  Renaissance  in 
Italy:  the  Age  of  the  Despots.  8»,  p.  576. 
16  s.  (Smith  & E.)  The  first  of  3 volumes. 
The  second  will  treat  of  fine  Arts  and  the 
Revival  of  Learning,  and  the  third  Italian 
Literature. 

Travers,  J.  M.  Arcisse  de  Caumont.  Extraits 
de  ses  lettres  a M.  Fr6d6ric  Galeron.  8o,  p,  20. 
Caen  , imp.  Le  Blanc  - Hardel.  — Extr.  du 
Bull,  de  la  Soc.  des  antiquaires  de  Normandie. 

Treu,  G.  De  ossium  humanorum  larvarumque 
apud  antiquos  imaginibus  capita  II.  Disser- 
tatio  arclieologica.  gr.  8o.  (60  S.)  Göttingen, 
Vandenhoeck  & Ruprecht.  1 M.  20. 

Vacliez,  A.  Archöologie.  Les  fouilles  du  tu- 
inulus  de  Machezal  (Loire).  8o,  7 p.  Lyon, 
imp.  Vingtrinier. 

Vasalli,  L.  Le  Sirene  nei  monumenti  funerarj 
greco-egizii.  Roma,  stab.  tip.  Civelli,  1875. 
4o,  p.  IV. 

Vaux,  W.  S.  W.  Persia,  from  the  Earliest 
Period  to  the  Arab  Conquest.  l2o.  p.  ihO. 
2 s.  (Ancient  History  from  the  Monuments.) 

Vayra,  P.  II  sarcofago  d’Odilone  di  Mercceur 
nel  Museo  civico  di  Torino:  cenno.  Torino, 
stamp.  reale  di  G.  B.  Paravia  e C.,  1875.  8o, 
p.  24  con  tav. 

Vesteiro  Torres,  J.  Galeria  de  gallegos  ilustres. 


Artistas.  El  maestro  Raimundo , Domingo 
de  Andrade,  Casa  Novoa,  Lois  Monteagudo, 
Francisco  Moure,  Gregorio  Hernandez,  Felipe 
de  Castro , Josö  Ferreiro , Pecul  y Crespo, 
Gregorio  Ferro,  Perez  Villaamil,  Cärlos  Pa- 
tinno, D.  Jos6  Paclieco.  8°,  160  p.  Madrid, 
Murillo.  4 y 4. 

Vlmercati-Sozzi,  P.  Monumenti  bergamaschi  in 
Roma.  Bergamo,  tip.  Pagnoncelli,  1875.  8o, 
p.  8 con  12  tav. 

Waagen,  G.  F.  Kleine  Schriften.  Mit  einer 
biograph.  Skizze  u.  dem  Bildniss  des  Verf. 
(in  Stahlst.)  gr.  8o.  (V,  381  S.)  Stuttgart, 
Ebner  & Seubert.  8 M.  40. 

Wey,  Fr.  Rome,  desc.ription  et  Souvenirs.  Ouv- 
rage  cont.  358  grav.  sur  bois  et  un  plan. 
3e  ed.  revue  et  corr. , augm.  d’un  voyage  k 
Rome  en  1874,  et  suivie  d’un  index  güneral 
analytique.  4».  XII— 760  p.  Paris,  Hachette 
et  Cie.  50  fr. 

Architektur. 

Adler,  F.  Ausgeführte  Bauwerke.  IT.  Christus- 
kirche zu  Berlin.  Elisabethkirche  zu  Wil- 
helmshaven. gr.  fo.  (2  S.  m.  10  Kupfertaf.l 
Berlin,  Ernst  & Korn.  12  M.  (I  u.  II:  26  M.) 

— - Di6  Stoa  des  Königs  Attalos  II.  zu 

Athen,  fo.  (16  S.  m.  3 eingedr.  Holzschn., 
2 Steintaf.  u.  5 Kpfrtaf.  in  fo.  u.  gr.  fo.)  Ber- 
lin, Ernst  & Korn.  8 M. 

Architecture  de  la  renaissance.  I.  Le  Chateau 
de  Blois,  ensembles  et  dötails,  sculpture  or- 
nementale,  döcorations  peintes , chöminöes. 
tentures , plafonds , carrelages  (extörieur  et 
intörieur).  Texte  hist,  et  descriptif.  fo.  Paris, 
Ducher  et  Cie.  — 1 vol.  60  pl.  dont  12  en 
chromolithogr.  (comptant  pour  24)  et  35 
photogr.inalterables.  L’ouvrage  compl.l80fr. 

Asselin.  Monographie  du  beffroi  de  Douai, 
1387  — 1413.  8»,  40  p.  Douai,  Crepin. 

Baltard,  L.  P.  et  Fontaine.  Are  de  triomplie  du 
Carrousel,  edifi6  par  Percier  et  Fontaine, 
architectes,  grave  d’apres  leurs  dessins  par 
L.-P.  Baltard,  precödö  d’un  aperqu  sur  les 
monuments  triomphaux,  rödige  par  Fontaine, 
et  d’une  notice  sur  l’arc  du  Carrousel,  tire 
presque  entierement  de  ses  mömoires  manu- 
scrits.  fo.  III  — 20  p.  et  24  pl.  Paris,  imp. 
Claye. 

Baudenkmäler,  die  mittelalterlichen,  Nieder- 
sachsens. Ilrsgeg.  v.  dem  Architekten-  u. 
Ingenieur  - Verein  zu  Hannover.  Red.  v. 
C.  W.  Hase.  18.  II ft.  m eingedr.  Holzschn. 
u.  7 Steintaf.  Hannover,  Sehmorl  & v.  See- 
feld. 3 M. 

Bauten  u.  Entwürfe.  Hrsg,  vom  Dresdner  Ar- 
chitektenverein. 2.-5.  Lfg.  fo.  (k  6 Bl.  in 
Lichtdr.)  Dresden,  Gilbers.  k 6 M. 

Beigrand , M.  Les  Travaux  Souterrains  de 
Paris.  II.  ue  partie.  Les  Eaux.  Introduction. 
Les  Aqueducs  romains.  8o,  241  p.  8 pl.  et 
atlas  de  12  pl.  Paris,  Dunod. 

Bertolottl,  L.  Progetto  di  una  Chiesa  parroc- 
eliiale  da  costruirsi  nelle  pianure  del  Bi- 
sagno  in  Genova  esposto  in  due  diverse 
forme  con  un’  appendice  intorno  al  modo  di 
costruire  le  völte  senz’  armatura.  Genova, 
tip.  della  Gioventü,  1875.  fo.  p.  12  con  tav. 

Besson.  Le  Trifbrium  de  l’öglise  mctropolitaine 
de  Besanqon.  8o,  8 p.  Besan^on,  imp.  Jacquin. 

Blocht,  Ed.  Faqaden  - Album  , enth.  35  Ent- 
würfe zu  Villen,  eingebauten  m.  freisteh. 
Wohn-,  Mieth-  u.  Geschäftshäusern,  versehen 
mit  Grundriss  - Skizzen  od.  erläut.  Text. 
1.  Sammlung.  7 Hefte.  4o.  (1.  Ilft.  8 S m. 
5 Steintaf.)  Leipzig,  Scholtze.  ä Hft.  1 M.  20. 


X 


Bibliographie. 


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virons.  Pree6d6  d’une  notice  sur  les  monu- 
ments  les  plus  interessants  de  la  ville  d’Am- 
boise, b l’usage  des  visiteurs.  Nouv.  ed. 
18o,  88  p.  Paris,  Guilland-Verger. 

Bois  (le)  de  Boulogne  arcliitectural.  Choix  de 
constructions  dlevees  dans  son  enceinte  sous 
la  direction  de  M.  Alphand,  par  M.  Davioud. 
2e  ddition , revue  et  augmentöe  d’un  texte 
historique  et  descriptif.  fo,  19  p.  et  38  pl. 
Paris,  A.  L6vy. 

Bose,  E.  Architecture  rurale.  Traitd  des  con- 
structions rurales.  8«,  XIII— 509  p.  et  8 pl. 
Paris,  Ve.  Morel  et  Cie.  — Encyclop6die  ge- 
ndrale  de  l’architeete-ing6nieur. 

Bonrasse,  J.  J.  Les  plus  helles  eglises  du 
monde,  notices  historiques  et  archöologiques 
sur  les  temps  les  plus  cdlebres  de  la  chrd- 
tiente.  Illustrations  d’aprös  Karl  Giradet. 

edition.  8«,  584  p.  Tours,  Marne  et  fils. 
Bibliothöque  illustree. 

Bramantino  (Bartolommeo  Suardi).  Le  rovine 
di  Roma  al  principio  del  sec.  XVI:  studi,  da 
un  manoscritto  dell’  Ambrosiana  di  80  tavole 
fotoeromolitografate  da  Angelo  della  Croce 
con  prefazione  e note  di  Giuseppe  Mongeri. 
Milano,  Ulrico  Hoepli,  1875.  4o.  L.  70. 

Biihlmann,  J.  Die  Architektur  des  klassischen 
Alterthums  u.  der  Renaissance.  2.  Abthlg. 
2.  Heft.  Thüren  u.  Fenster.  7 Stahlstichtaf. 
m.  Text.  (4  8.)  gr.  fo.  Stuttgart,  Ebner  & 
Seubert.  33  M.  60. 

Bulliot,  J.  G.  Le  Temple  du  mont  de  Sene,  k 
Santenay  (Cöte  d’Or).  Fouilles  de  1872.  go, 
23  p.  et  21  pl.  Autun,  imp.  Dejussieu.  — 
Extrait  du  Bulletin  de  la  Socidtö  6duenne, 
nouvelle  s6rie,  t.  3. 

Calonne,  A.  de.  Le  nouvel  Opdra  de  Paris. 
8° , 38  p.  Paris,  bureaux  de  la  Revue  bri- 
tannique.  — Extr.  de  la  Revue  brit.  janvier 
1875. 

Caselli,  C.  11  tempio  israelitico  in  Torino,  ar- 
chitettura  del  cav.  prof.  Alessandro  Anto- 
nelli:  dissertazione.  Torino,  stamp.  reale  di 
G.  B.  Paravia  e C.,  1875.  8°,  p.  64  con  tav. 

Cantel,  J.  B.  Monographie  de  Notre-Dame-du 
Mont-Carmel  k Marseille  (ßglise  des  Grands 
Carmes).  8o,  22  p.  Marseille,  Lebon. 

Cezano,  P.  Visite  au  nouvel  Op6ra.  Avec  24 
gravures  reprösentant  les  monuments  sous 
toutes  ses  faces,  architecture,  peinture  etc. 
gr.  8° . fi  2 col. . 30  p.  Paris,  imp.  Rouge, 
Dunon  et  FresnA  60  c. 

Chapelle  commdmorative  de  S.  A.  I.  le  grand- 
duc  Cesarewitch  Nicolas  Alexandrowitch,  k 
Nice.  (Descriptions  et  Souvenirs.)  2.  edition. 
So,  42  p.  et  plan.  Nice.  imp.  Faraud  et  Conso. 

Charvet,  L.  Rend  Dardel,  1706—1871.  gr.  8°, 
136  p.  et  portr.  Lyon,  Glairon-Mondet.  (1873.) 
Biographies  d’architectes. 

Cittadella,  Cav.  L.  N.  II  Castello  di  Ferrara: 
descrizione  storico- artistica  con  appendici. 
Ferrara,  D.  Taddei  e figli,  1875.  8o,  108  p. 

Collections  de  vues  et  de  monuments  de  la 
Belgique.  P.  P.  Deloeul,  photographe-öditeur. 

Collet,  J.  Le  Batiment  des  facultes  fi  Grenoble. 
Historique  des  travaux,  avec  planches,  4», 
16  p.  et  7 pl.  Grenoble,  Baratier  fröres  et 
Dardelet. 

Coste,  P.  La  Cathddrale  de  Saint-P6tersbourg. 
La  future  cathödrale  de  Marseille.  8o,  14  p. 
Marseille,  imp.  Olive. 

— — Palais  de  la  Bourse  de  Marseille.  8o, 
12  p.  Marseille,  imp.  Olive.  — Extr.  de 
la  Revue  de  Marseille  et  de  Provence. 


Conlange,  de.  Saint  - Germain  - en  - Laye  pitto- 
resque  et  ses  environs.  Livr.  1 et  2.  4o,  k 
2 pl.  et  texte.  Saint -Germain,  L6veque.  — 
L’ouvrage  paraitra  en  12  livraisons. 

Daly,  C.  L’architecture  privee  au  XIXe  si6cle, 
urbaine  et  suburbaine.  3e  s6rie.  Decorations 
interieures  peintesf  (salons,  salles  k manger, 
chambres  k coucher,  salles  de  billard , bou- 
doirs,  bibliothöques,  galeries  etc.  4e  fase,  fo, 
10  pl.  dont  2 doubles.  Paris,  Ducher  et  Cie. 
32  fr.  Compl.  en  10  fascicules. 

— — Conferences  k la  Session  de  1873  du 

Congres  des  architectes  franqais.  gr.  8o,  32  p. 
Paris,  Ducher  et  Cie.  — Extr.  des  Annales 
de  la  Soc.  Cent,  des  architectes,  annee  1874. 

Dell’Acqna,  C.  Dell’  insigne  Reale  Basilica  di 
San  Michele  maggiore  in  Pavia:  Studio. 
Pavia,  tip.  Fratelli  Fusi,  1875.  4o,  p.  292. 
L.  15.  (300  esemplari.) 

Denais,  J.  Monographie  de  Notre- Dame  - de- 
Beaufort  en  Vall6e,  dglise  et  paroisse.  8°, 
V— 567  p.  Paris,  Dumoulin. 

Denkmäler  der  Baukunst.  Zusammengestellt, 
autogr.  gezeichnet  u.  m.  Unterstützung  Sr. 
Exc.  des  Ministers  für  Handel,  Gewerbe  u. 
öffentl.  Arbeiten  herausgeg.  von  Studirenden 
der  königl.  Bau-Akademie  zu  Berlin.  8.  u. 
9.  Lfg.  gr.  fo.  (k  12  Steintaf.)  Berlin,  Beelitz 
in  Comm.  k 3 M. 

Deschamps,  Al.  L’Antique  dglise  collügiale  de 
Notre-Dame  k Namur.  8°,  92  p.,  gravures  et 
plans.  Namur,  Wesmael-Carlier. 

Desribes,  E.  Histoire  de  l’6glise  d’Ambert  en 
Livradois.  Suivie  d’une  notice  sur  Notre- 
Dame -de- Leyre.  l2o,  XH— 203  p.  et  grav. 
Clermont-Ferrand,  Thibaud.  2 fr.  50  c. 

Dessins  d’arcliiteeture , par  Leblan  (25  pl.) 
Paris,  chromolith.  Monrocq. 

Details,  architektonische.  Entwürfe  von  Prof. 
L.  Bohnstedt,  C.  Dollinger,  A.  Geul  u.  A.  in 
der  Gesammtheit  ihrer  Details  in  natürl. 
Massstabe.  Red.  u.  für  den  Umdruck  ge- 
zeichnet von  B.  Liebold.  7.  Hft  (2.  Jahrg., 
1.  Hft.)  fo.  Halle,  Knapp’s  Verl,  k 3 M. 

Dumont.  Les  Ruines  de  la  Meuse.  T.  4.  Seig- 
neurie  de  Sorcy  - sur  - Meuse.  8°,  376  p.  et 
10  pl.  Paris,  Derache. 

Edouard,  1’abbA  Fontevrault  et  ses  monuments, 
ou  Histoire  de  cette  royale  abbaye  depuis 
sa  fondation  jusqu’k  sa  Suppression  (1100  k 
1793),  orn6e  d’une  gravure  et  des  armoiries 
des  abbesses.  T.  2.  8»,  367  p.  Paris,  Aubry. 
Les  2 vol.  14  fr. 

Entwürfe  der  Studirenden  des  Baufaches  am 
Polytechnikum  in  Aachen,  angefertigt  unter 
der  Leitung  der  Profess.  H.  Damert  u. 
F.  Ewerbeck.  1.  u.  2.  Hft.  fo.  (k  12  Photo- 
lith.  m.  1 Bl.  Text).  Aachen,  M.  Jacobi. 
k 3 Mark. 

Essenwein,  August.  Atlas  der  Architektur. 
53  Taf.  in  Stahlst,  nebst  eiläut.  Texte.  (Aus 
„Bilder- Atlas,  2.  Aufl.“)  qu.  fo.  (67  8.)  Leipzig, 
Brockhaus.  15  M. 

Etchecopar.  L’6glise  de  Tardets  (Basses-Pyi  6- 
n6es)  et  son  premier  fondateur.  8»,  9 p. 
Bordeaux,  imp.  Perey. 

Farcy,  M.  P.  de.  L’dglise  de  l’abbaye  de  Lon- 
gues,  diocöse  de  Bayeux.  8o,  16  p.  Caen, 
imp.  Le  Blanc-Hardel.  — Extr.  du  Bull,  de 
la  Soc.  des  antiquaires  de  Normandie. 

Flechier,  Mgr.  Description  de  la  cathedrale 
de  Nimes  (1693).  Publi6e  pour  la  premiere 
fois  et  annotde  par  A.  de  Lamothe.  8o,  38  p. 
Nimes,  Grimaud. 

Fleury,  Ed.  L’Eglise  primitive  de  Chivy  <*tu- 


Bibliographie. 


XI 


diöe  au  point  de  vue  des  origines  de  Parchi- 
tecture  chrötienne.  8»,  63  p.  Laon,  imp. 
H.  Jacob. 

Fontaine,  Ch.  Recueil  de  differents  monu- 
ments  du  diocöse  de  Saint-Di6  (Vosges),  au- 
tograpliies  et  accompagnös  de  notices.  lre 
partie.  gr.  4o,  23  p.  et  60  pl.  Saint -Di6, 
imp.  Humbert. 

Fontaine-Borget,  C.  Description  hist,  et  monu- 
mentale de  l’Hötel-de-ville  de  la  röpubl.  et 
eanton  de  Geneve.  Genöve,  H.  Georg.  12®, 
42  p.  1 fr. 

Geul,  Alb.  Das  Aeussere  der  Wohngebäude 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  städtische 
Wohn-  u.  Miethhaus.  Zugleich  2.  Bd.  der 
„Anlage  der  Wohngebäude“.  Zum  Gebrauche 
f.  Bauhandwerker , angeh.  Architekten  u. 
techn.  Lehranstalten.  Mit  100  Taf.  1.— 10.  Lfg. 
gr  4®.  Stuttgart,  G.  Weise.  15  M. 

Geymüller,  Bar.  Heinr.  v.  Die  ursprünglichen 
Entwürfe  für  St.  Peter  in  Rom  v.  Bramante, 
Raphael  Santi,  fra  Giocondo,  den  Sangallo’s 
u.  A.  m.  Nebst  zahlreichen  Ergänzungen 
u.  einem  (deutschen  u.  französ.)  Texte  zum 
ersten  Male  herausgeg.  1.  Lfg.  Imp.-f®  (VII  S. 
in  gr.  4o  u.  9 Taf.  in  Steindr. } Kupierst,  u. 
Lichtdr.  in  Imp.  -fo).  Wien,  Lehmann  & 
WentzeU  18  M,  --  Dasselbe,  französ.  Ori- 
ginalausg.  Paris,  Baudry. 

Grieken,  Th.  M.  M.  van.  Handboek  voor  bur- 
gerlijke  bouwkunst.  II.  l®  afl.  2®  druk.  8®. 
(bl.  1—96  met  3 platen.)  Groningen,  J.  B. 
Wolters,  f.  1.  25. 

Guilhermy,  M.  F.  de.  Description  de  la  Sainte- 
Chapelie.  Avec  6 grav.  de  M.  Gaucherel. 
ye  Edition.  12®,  79  p.  Paris,  imp.  Goupy. 

Gnlllaume,  l’abbö.  Eglise  des  Cordeliers,  cha- 
pelle  ducale  et  tombeaux  des  princes  de  la 
maison  de  Lorraine.  Description  historique 
et  sommaire.  18®,  40  p.  Nancy,  imp.  Cr6pin- 
Leblond. 

Hiftenkofer.  Praktische  Holz  - Architektur. 
Eine  Sammlung  von  Beispielen  zur  direkten 
Nutzanwendung.  Zum  prakt.  Gebrauche  für 
Zimmerleute,  sowie  für  Architekten  und 
Schüler  der  Architektur  und  des  Bauge- 
werkes. 2 Sammlung.  2.-4.  Heft.  4°.  (ä  8 
Steintaf.  in  4o  u.  f®  ) Leipzig,  Scholtze.  — 
Subscr.-Pr.  (ä)  2 M.  80  Pt.;  Einzelpr.  (ä  4 M.). 

Hitzig,  Fr.  Das  Palais  des  II.  v.  Kronenberg 
in  Warschau,  gr.  f®.  (14  Taf.  in  Kpfrst.  u. 
Farbendr.  u.  1 Bl.  Text).  Berlin,  Ernst  & 
Korn.  25  M . 

Huclier,  E.  Jube  du  Cardinal  Philippe  de 
Luxembourg,  ä la  cathödrale  du  Maus,  decrit 
d’aprös  un  dessin  d’architecte  du  temps  et 
des  documents  inödits.  fo.  ä 3 col.,  6 p.  et 
8 pl.  Le  Mans,  Monnoyer. 

Jordan,  H.  Forma  urbis  Romae  regionum  XIV. 
gr.  f®  (VII,  70  8.  mit  37  lith.  u.  chromolith. 
Taf.  in  gr.  f®.  u.  Imp.-f®.)  Berlin,  Weidmann. 
60  M. 

Kämmerling,  H.  Der  Civilbau.  Eine  Samm- 
lung v.  Entwürfen  zu  Privat-Wohngebäuden 
f.  Stadt  u.  Land.  In  Grundrissen,  Fa^aden, 
Profilen  u.  Details.  3.  Auf!.,  1.  Bd. , 1.  Lfg. 
fo.  (0  Lith.  u.  Chromolithogr.  m.  2 S.  Text ) 
Berlin,  Nicolai’s  Verl.  6 M.  50. 

Lalande,  M.  de.  Notre-Dame  de  Paris.  18®, 
111  p.  Paris,  imp.  de  8oye  et  fils. 

La  Saussaye,  L.  de.  Histoire  du  chäteau  de 
Blois.  7e  Edition,  rev.  et  augm.  8«,  VIII  — 
405  p.  et  8 pl.  Paris,  Aubry. 

Lauzun,  Ph.  de.  Etüde  sur  le  chäteau  de  Hain- 
trailles,  eanton  deLavardac,  arrondissement 


de  Nörac  (Lot-et-Garonne).  8o,  124  p. , plan 
et  vue.  Agen,  imp.  Noubel. 

Lefort,  L.  La  Basilique  de  Sainte -Petronille 
au  sein  de  la  catacoinbe  de  Domitille  pvös 
de  Rome.  8®,  16  p.  Paris,  Douniol  et  Cie. 
Extr.  du  Correspondant. 

Leiden  vöör  300  jaren  en  thans.  Photolitho- 
graphische afbeelding  van  een  plattegrond 
van  1578  en  chromolithographische  afbeel- 
ding van  het  chaertbouc  van  Strafen  binnen 
deser  Stadt  Leyden  en  Chaertbouc  van  de 
stadts.  Wateren  gemeten  bij  Mr.  Salomon 
Davidssoon  van  Dulmanhorst  e Jan  Pieters- 
soon  Dou,  voorafgegaan  door  eene  geschied- 
kundi'ge  schets  van  den  Platte-Grond  en  de 
voornaamste  gebouwen  der  stad,  met  opgave 
der  woonhuizen  van  eenige  personen,  die 
tijdens  het  beleg,  de  stichting  der  Akademie 
en  thans  op  den  voorgrond  treden  door 

W.  Pleyte.  f®.  (2,  114  en  4 bl.,  8 bl.  bijlagen 
en  53  kaarten).  Leiden,  E.  J.  Brill.  1874. 
fl.  30.  — Gedruckt  in  200  gen.  exemplaren. 

Leroux,  M.  Notice  hist.,  descr.  et  pittoresque 
du  chäteau-fort  de  Bouillon,  depuis  son  ori- 
gine jusqu’k  nos  jours.  12®,  128  p.  Arlon, 
imp.  j.  Bourger. 

Liebold,  B.  Die  mittelalterliche  Holzarchitektur 
im  ehemaligen  Niedersachsen.  Nach  Orig.- 
Aufnahmen  bearb.  Atlas  2.  Thl.  au.  fo  (7 
Steintaf.)  Halle,  Knapp’s  Verl.  9 M.  Text 
u.  Atlas  1 u.  2. : 20  M. 

Lübke,  W.  Geschichte  der  Architektur.  5.  ver- 
mehrte u.  verb.  Aufl.  Mit  etwa  800  (eingedr.) 
lllustr.  in  Holzschn.  1.  Lfg.  Lex. -8®.  (S.  1 
bis  48.)  Leipzig,  Seemann.  1 M. 

Neubauten , Wiener  Unter  Mitwirkung  der 
Architekten  H.  v.  Ferstel,  E.  u.  H.  v.  Förster, 
Th.  v.  Hansen  etc.  herausgegeben  von  Prof. 
Dr.  C.  v.  Lützow  u.  Ludw.  Tischler.  Ge- 
stochen unter  Leitung  von  Ed.  Obermeyer. 
3.-5.  Hft.  gr.  f®.  (ä  8 Kupfertaf.  m.  1 Bl. 
Text.)  Wien,  Lehmann  & Wentzel.  ä 8 M. 

Dasselbe,  französ.  Ausgabe. 

Marie,  F.  G.  Elöments  d’architecture.  Dessins 
lineaires  tirös  des  monuments  et  des  autres 
classiques.  4®,  36  p.  et  26  pl.  Paris,  Dunod. 

Monasticon  gallicanum , collection  de  168 
planches  de  vues  topographiques  reprösentant 
les  monastöres  de  Vordre  de  Saint-Benoit,  con- 
grögation  de  Saint-Maür,  avec  deux  cartes 
des  ötablissements  bönödictins  en  France,  le 
tout  reproduit  par  les  soins  de  M.  Peignö- 
Delacourt,  avec  une  pröface  de  M.  L.  Delisle, 
membre  de  l’Institut.  2 vol.  4o,  LI  — 16  p.  et 
168  pl.  Paris,  Palme.  1871. 

Mothes,  O.  Illustrirtes  Baulexicon  Praktisches 
Hülfs-  u.  Nachschlagebuch  im  Gebiete  des 
Hoch-  und  Flachbaues,  Land-  und  Wasser- 
baues etc.  3.  Aufl.  30.-35.  Heft.  Lexicon-8®. 
Leipzig,  Spamer.  ä 50  Pf. 

Niess,  A.  Architectonische  Entwürfe  aus  dem 
Atelier  des  Prof.  H.  Nicolai  in  Dresden. 
12.  Lfg.  Imp.-f®  (12  Steintaf.)  Berlin,  Grie- 
ben. Cpl.  76  M. 

Nultter,  Ch.  Le  nouvel  Opöra.  Ouvrage  con- 
tenant  59  grav.  sur  bois  et  4 plans.  18®, 
261  p.  Paris,  Hachette  et  Cie.  3 fr.  50  c. 

The  New  Opera.  The  monument,  the  artists; 
by  X,  Y.  Z.  18®,  301  p.  With  illustrations. 
Paris,  Levy  fr.  5 fr. 

Le  Nouvel  Op6ra.  Monument,  artistes;  par 

X.  Y.  Z.  18®,  339  p.,  gravures  et  portraits. 
Paris,  imp.  Liberal.  5 fr. 

Nouvel  (le)  Opöra.  Vues  ext6rieures  et  int<5- 
rieures  (18  pl.)  Paris,  phot.  Braun. 

Penjon,  A.  Cluny.  Notice  sur  la  ville  et 


XII 


Bibliographie. 


l’abbaye.  Avec  15  dessins  k la  plume  par 
P.  Legrand.  2e  edition.  80,  20  p;  Cluny, 
imp.  Demoule.  50  c. 

Poucques  d’Herblngliem , A.  Les  Ruines  du 
chäteau  de  Fiennes.  8<>,  7 p.  Amiens,  imp. 
Glorieux  et  Cie.  — Extr.  du  Bull,  de  la  So- 
eiäte,  1874,  No.  2. 

Pongeols,  A.  L’antique  et  royale  cit6  de  Moret- 
sur-Loing  (Seine- et  - Marne).  8°.  230  p.  et 
4 pl.  graväes.  Paris,  lib.  Pougeois. 

Quesvers,  P.  Note  sur  les  <5glises  Saint-Nicolas. 
et  Saint -Jean  de  Montereau  - Fault  - Yonne. 
8o  carr6,  16  p.  Montereau-Fault-Yonne,  imp. 
PardA  Tirä  k 13  exemplaires. 

Quicherat,  J.  L’age  de  la  cathädrale  de  Laon. 
8o,  6 p.  Nogent-le-Rotrou,  imp.  Gouverneur. 
— Extr.  de  la  Bibliothöque  de  l’Ecole  des 
chartes,  t.  35. 

Rehm,  K.  Gang  durch  und  um  die  Münster- 
kirehe  zu  Kloster  Heilsbronn.  Mit  (lith.) 
Grundriss  u.  Situationsplan  toach  Stillfried) 
in  4o,  80.  (27  S).  Ansbach,  Briigel  & Sohn. 
90  Pf. 

Renauld,  J.  L’Ermitage  de  Sainte  - Valdröe, 
pres  de  Laneuveville-devant-Nancy.  8o,  27  p. 
etdessin.  Nancy,  Wiener.  — Extr.  des  Mäm. 
de  la  Soc.  d’arch.  lorraine. 

Rosenthal,  L.  Landscliatts-  u.  Städtebilder  aus 
Südamerika.  Nach  der  Natur  aufgenommen. 
In  Photogr.  m.  erläut.  Text.  1.  Lfg.,  2.  Hälfte 
u.  2.  Lfg.  gr.  4o.  Berlin,  Lichtwerck.  9 M. 

l,  2.  Hälfte  (2  Photogr.)  3 M.  — 2.  (4  Pho- 
togr.) 6 M. 

Royer  & Gerome.  Le  nouvel  Opöra.  Descrip- 
tion,  architecture , peinture,  sculpture-  par 
A.  Royer.  Histoire  de  l’Opära  par  Gerome. 
gr.  4o,  16  p.  Paris,  Lövy  fr.  1 fr. 

Ruprlch- Robert,  V.  L’Eglise  et  le  Monastöre 
du  Val  de  Grace,  1645  - 1665.  4o,  II— 125  p 
et  15  pl.  Paris,  Ve.  A.  Morel  et  Cie. 

— — Les  Arönes  de  Lutöce,  Conference  ä la 
Session  de  1873  du  Congrös  des  architectes 
frantiais.  gr.  8.  39  p.  et  3 pl.  Paris,  Ducher 
et  Cie.  Extr.  des  Ann.  de  la  Soc.  centr.  des 
architectes. 

Salies,  A.  de.  Le  chäteau  de  Vendöme,  sa 
Position  stratägique,  ses  anciennes  fortifica- 
tions , ses  Souterrains  et  le  siege  qu’il  a 
subi  en  1589.  8°.  76  p.  et  2 plans.  Angers 
imp.  Lachese,  Belleuvre  et  Holbeau.  — Extr’ 
des  Travaux  du  Congres  arch  de  France 
39e  session. 

Scheben,  W.  Das  Zunfthaus  und  die  Zunft  der 
Brauer  in  Köln.  Nach  meist  ungedr.  Quel- 
len bearb  (Als  Manuscript  gedr.)  80,  (IV 
176  S.)  Köln,  Bachem.  1 M.  50.  ’ 

Schloss-Kapelle,  die,  zu  Klein-Heubach  u.  ihre 
künstlerische  Ausschmückung,  gr.  16»  (96  S). 
Mainz,  Kirchheim.  1 M, 

Schuffenhauer,  W.  Fagadenbuch.  Sammlung 
von  Fagaden  neu  ausgefiihrter  Wohnhäuser 
u.  Original  - Entwürfe  nebst  Grundrissen  u. 
Details.  5.  Aufl.  1.-24.  Hft.  (1.— 4 Samml.) 
5.  Samml  7 Hfte  4.  Autl.  40  (ä  5 Steintaf.) 
Leipzig,  Scholtze.  ä Hft  1 M.  20. 

Seidel,  G.  F.  Die  königliche  Residenz  in  Mün- 
chen. _ Mit  Unterstützung  Sr.  Maj  .d.  Königs 
Ludwig  II.  von  Bayern.  In  Kupferstichen 
von  Ed.  Obermayer  und  Farbendrucken  von 
Winckelmann  & Söhne.  3.  Lfg.  Imp.-fo  (2 
Kupferst.  u.  2 Chromolith.)  Leipzig,  Seemann. 
Ausg.  m.  der  Schrift  auf  weissem  Pap.  24  M. 
— Ausg.  vor  der  Schrift  auf  weissem  Pap. 

m.  breitem  Rande  30  M.  — Praeht-Ausg.  vor 
der  Schrift  auf  chines.  Pap.  nt.  breitem  Rande 
45  M. 


Skizzen-Buch,  architektonisches.  Eine  Samm- 
lung von  Landhäusern,  Villen  etc.  Mit  De- 
tails. Jahrg.  1875.  6 Hfte.  k 6 Taf.  Berlin, 
Ernst  & Korn,  k Hft.  4 M. 

Studien,  architektonische.  Herausg.  v Archi- 
tektenverein am  kgl.  Polytechnikum  in  Stutt- 
gart. 21.-24.  Hft.  od.  4.  Jahrg.  3.-6.  Hft. 
gr.  fo  (k  6 autograph.  Taf.)  Stuttgart,  Wittwer. 
k 2 M.  40. 

Taschen  - Bibliothek , deutsche  bautechnische. 

2. -4.  Hft.  8».  Leipzig,  Scholtze.  5 M.  20. 
(l.  — 4. : 7 M.  20  ) — I n h alt : 2.  Die  griechisch- 
dorische Architektur.  Bearb.  v.  Ed.  Blocht. 
Mit  59  (eingedr.)  Holzschn.  (44  S.)  1 M.20.  — 

3.  u.  4.  Das  freistehende  Familien-Wohnhaus. 
Bearb.  v.  Hittenkofer.  Mit  99  (eingedr.l 
Holzschn.  in  2 Hftn.  (107  S.)  k 2 M. 

Tholln,  G.  Etudes  sur  l’architecture  religieuso 
de  l’Agenais,  du  Xe  au  XVle  siede,  suivics 
d’une  notice  sur  les  söpultures  du  moyen 
äge.  80,  XVI — 364  p.  et  32  pl.  Paris,  Didron. 

Verviers.  Album  editä  par  Ernest  Gilon.  14 
photographies  grand  in  8°  oblong,  repäsen- 
tant  les  principales  vues  de  Verviers,  reunies 
en  volume  richement  cartonnA  Vervi«  rs, 
E.  Gilon.  12  fr. 

Yinet,  E.  Esquisse  d’une  histoire  de  l’archi- 
tecture  classique.  80,  33  p.  Paris,  A.  L6vy. 

Viollet  le  Duc,  E.  Annals  of  a Fortress.  Trans- 
lated  by  Benjamin  Bucknall.  80,  p.  400. 
15  s.  (Low.) 

Wilkinson,  W.  English  Gountry  Houses:  Sixty- 
one  Views  and  Plans  of  Recently  - erected 
Mansions,  Private  Residences,  etc.  2nd  edit. 
80.  25  s (Parker.) 

Wohnsitze,  die  ländlichen,  Schlösser  und  Re- 
sidenzen der  ritterschaftlichen  Grundbesitzer 
in  der  preussischen  Monarchie  nebst  den 
königl.  Familien-,  Haus  - Fideicommis-  und 
Schatullgütern  in  naturgetreuen,  künstlerisch 
ausgeführten,  färb.  Darstellungen  nebst  be- 
gleit. Text.  Herausg.  von  Alex.  Duncker. 
257.-260.  Lfg.  qu.  fo  (k  3 Chromolith.  m. 
3 Blatt  Text.)  Berlin , 1874.  A.  Duncker. 
k 3 M.  75. 

Wustmann,  G.  Der  Leipziger  Baumeister  Hie- 
ronymus Lotter  1497-1580.  Ein  Beitrag  zur 
Geschichte  Leipzigs  u.  der  deutschen  Re- 
naissance. Lex.-8.  (IV,  92  S.  m.  eingedr. 
Holzschn.)  Leipzig,  Seemann.  3 M. 


Sculptur. 

Abel , M.  Ch.  Deux  bas  - reliefs  gaulois  du 
Musee  de  Metz.  8»,  n p.  Nancy,  imp.  Reau. 
Extr.  des  Memoires  de  l’Acadömie  de  Metz, 
1872-1873. 

Le  grand  Art  chrötien.  Opinion  de  la  presse 
sur  la  cälöbre  statue  de  saint  Frangois 
d’Assise,  copiöe  par  M.  Z.  Astruc  et  repro- 
duite  en  marbre,  bronce  et  bois  par  M.  M. 
Christofle  et  Cie.  80,  64  p.  Paris,  imp. 
J.  Claye. 

t'ara,  G.  Schiarimenti  sopra  una  statuetta  di 
Venere  scoperta  nel  villaggio  di  Orani  in 
Sardegna  nel  1875.  Cagliari,  tip.  Cattolica, 
1875.  4o,  p.  12. 

Dütschke,  H.  Antike  Bildwerke  in  Oberitalien. 
II.  Zerstreute  antike  Bildwerke  in  Florenz, 
gr.  8 (X,  254  S.)  Leipzig,  Engelmann.  7 M. 
(1.  u.  2. : 10  M.) 

Erection  d’une  statue  k M.  le  marquis  de 
Chasseloup-Laubat,  le  13  septembre  1874,  k 
Marennes.  8»,  8 p.  et  grav.  Nancy,  Berger- 
Levrault  et  Cie.  — Extr.  de  la  Rev.  marit 
et  coloniale. 


Bibliographie. 


XIII 


Etex,  A.  Phidias.  Environ  488  k 421  avant 
notre  öre.  gr.  8»,  k 2 col.,  15  p.  Paris,  imp. 
Motteroz. 

Granier  de  Cassagnac,  A.  Histoire  de  la  colonne 
Vendöme,  16«,  16  p.  Paris.  Lachaud  et  Cie. 
25  c. 

Hayaux  du  Tilly.  Etüde  sur  la  colonne  de 
Pompöe  k Alexandrie.  8«,  22  p.  Senlis,  imp. 
Payen.  Extr.  des  Möin.  du  Com.  arch.  de 
Senlis. 

Henault,  A.  Etüde  sur  des  sculptures  du  por- 
tail  royal  de  la  cathödrale  de  Chartres.  8o, 
13  p.  et  photogr.  Chartres,  imp.  Garnier. 

Leveque,  E.  A propos  de  la  colonne  Vendöme 
restquröe,  moins  le  couronnement,  et  de  la 
statue  ölevee  k Jeanne  d’Arc,  prös  des  Tui- 
leries  (vers)  12«,  13  p.  Bernay,  imp.  Ve. 
Lefövre. 

Linsenharth,  G.  Moderne  Grabdenkmale.  Zur 
Auswahl  u.  zum  Gebrauch  für  Bildhauer, 
Steinmetzen  etc.  qu.  gr.  4 (44  Steintaf.)  Wei- 
mar, B.  F.  Voigt.  6 M. 

Nationaldonkmal,  das,  auf  dem  Niederwald  von 
Joh.  Schilling.  (Von  A.  Fendi  er.)  gr.  4o. 
12  S.  m.  einer  Holzschntaf.  in  f».  Berlin, 
A.  Duncker.  1 M. 

Pion,  E.  Thorwaldsen,  sein  Leben  u.  seine 
Werke.  Aus  dem  Franz,  nach  der  2.  Aufl. 
übers,  von  M.  Münster.  Mit  37  (eingedr.) 
Holzschn.  nach  Zeichnungen  von  E.  Gaillard, 
gr.  8»,  VIII,  351  S.  Wien,  Gerold’s  S.  8 M. 

Prosch,  E.  Plastische  Werke  der  griechischen 
und  römischen  classischen  Kunst  nach  ihrem 
Inhalt  u.  ihrer  künstler.  Bedeutg.  erläutert. 
2.  Thl.  8»,  IV,  137  S.  Schwerin,  Stiller  in 
Cornm.  k 1 M. 

Thorbecke,  H.  Zur  Geschichte  des  Hermanns- 
denkmals. Festschrift  f.  den  Tag  derüeber- 
gabe  des  Denkmals  an  das  deutsche  Volk, 
den  16.  Aug.  1875,  nebst  einer  biogräph. 
Skizze  E.  v.  Bändels.  Mit  einem  Bilde 
E.  v.  Bändels  u.  einer  Ansicht  des  Denkmals 
(Holzschn. -Taf.  in  8»  u.  qu.  4o).  8°,  V,  80  S. 
Detmold,  Meyer.  75  Pf. 

Tribolati , A.  F.  Per  l’inaugurazione  della 
statua  di  Giovanni  Pisano  nel  camposanto 
urbano  di  Pisa:  parole.  Pisa,  tip.  Nistri, 
1875.  8o,  p.  12. 

Vivanet,  F Della  scultura  in  Italia  a propo- 
sito  di  alcuni  lavori  di  Giovanni  Pandiani. 
Cagliari,  tip.  Timon,  1875.  8o,  p.  20.  Estratto 
dalla  Rivista  Sarda. 

Dasselbe,  2.  Ausg. 

Wiener,  L.  Sur  les  sculptures  en  bois  attri- 
buees  k Bayard.  8«,  12  p.  Nancy,  imp. 
Cröpin-Leblond.  — Extr.  du  Journ.  d’archöo- 
logie. 

Wilckens,  C.  F.  Züge  aus  Thorwaldsens  Künst- 
ler- u.  Umgangsleben.  Mit  seinem  Bilde  (in 
Stahlst.)  Nach  der  2.  dän.  Ausg.  v.  Th. 
Schorn.  8o,  VII,  131  S.  Kopenhagen,  Sal- 
monsen.  2 M.  50. 


Malerei. 

Arundel  society.  First  ann.  publications : P. 
Lorenzetti,  The  deposition  from  The  cross; 
Melozzo  da  Forli,  Sixtus  IV  giving  audience. 
Extraord.  publ.:  M.  Albertinelli,  The  meeting 
of  Mary  and  Elizabeth  ; Monument  to  the 
doge  Vendramin,  Venice.  Chromolithogr. 

Augerot,  A.  d’.  La  Peinture  et  les  Peintres 
cölöbres.  gr.  8»,  XLIX— 238  p.  et  portr.  Li- 
moges, Barbou  fr. 


Angerot,  A.  d’.  Histoire  de  la  peinture.  8o, 
122  p.  et  grav.  Limoges,  Barbou  fr. 

— — La  Peinture  et  ses  öcoles.  8®,  XLFX— 
76  p.  Limoges,  Barbou  fr.  Bibliothöque 
chrötienne  et  morale. 

Bergerat,  Em.  Peintures  döcoratives  de  Paul 
Baudry  au  grand  foyer  de  l’Opöra.  Etüde 
critique.  Avec  pröface  de  Th.  Gautier.  l8o, 
11—154  p.  Paris,  Lövy  fr.  2 f. 

Blackburn,  H.  Academy  Notes.  With  40  Illu- 
strations of  sonne  of  the  Principal  Pictures 
at  Burlington  House.  8»,  p.  54.  (Chatto&W.) 

Carsnghi,  G.  B.  Brevi  cenni  su  Cristofano 
Gherardi  pittore  da  San  Sepolcro.  Pesaro, 
tip.  di  G.  Federici,  1875.  16«,  p.  20. 

Colbacchini,  G.  Due  preziosi  dipinti  di  Antonio 
Allegri  da  Correggio,  illustrati,  premessevi 
alcune  osservazioni  critiche.  Venezia,  tip. 
Longo,  1875.  8°,  p.  32.  (100  esemplari.)  Fuo'ri 
di  commercio. 

Courval,  Vte.  de.  Album  du  paysagiste.  (17  pl.) 
Paris,  imp.  lith.  Lemercier. 

Couturier,  Ph.  L.  Millet.  Corot.  8°,  43  p. 
Saint  - Quentin , imp.  Poette.  — Extr.  du 
journal  le  Guetteur  de  8aint-Quentin. 

DavUlier.  Fortuny,  sa  vie,  son  oeuvre,  sa  cor- 
respondance.  Avec  5 dessins  inödits  en  fac- 
simile  et  deux  eaux-fortes  originales.  8°, 
163  p.  Paris,  Aubry. 

Devemy,  M.  L.  Notices  biographiques  sur  F. 
Souchon,  peintre,  et  le  P.  H.  Besson,  son 
öleve.  8°,  50  p.  Douai,  Cröpin.  1 fr.  50  c. 
— Extr.  des  M6m.  de  la  Soc.  d’agriculture, 
Sciences  et  arts  de  Douai,  2«  sörie,  t.  12. 

Dieusy,  A.  Album  de  dessins  de  E.  H.  Lang- 
lois,  du  Pont-de-1’ Arche,  graves  par  J.  Ade- 
line, E.  Le  Fevre  et  Bracquemond,  et  fac- 
simile  reproduits  par  les  procödös  hölio- 
grapliiques  de  M.  Amand  - Durand.  Auto- 
biographie et  recueil  de  lettres  k B.  de 
Rocquefort,  classös  et  accompagnös  d’un 
texte.  f°,  8 p.  et  4 pl.  Rouen,  imp.  Boissei. 

Disegni  (I)  dei  grandi  maestri  tratti  dagli  ori- 
ginali  esistenti  nelle  principali  Gallerie 
d’Italia  riprodotti  col  sistema  fotolitografico. 
Fascicolo  di  saggio , e fase.  I.  Firenze, 
P.  Smorti  e C.,  1875.  f°.  k L.  1.  In  con- 
tinuazione. 

Dnmesnil,  H.  Corot,  Souvenirs  intimes.  Avec 
un  portr.  dessinö  par  Aimö  Millet,  gravö  par 
Alph.  Leroy.  80,  142  p.  Paris,  Rapilly. 

Ekkehard.  Photographien  nach  Original-Car- 
tons  von  J.  Benczür,  W.  Diez,  J.  Flüggen, 
E.  Grützner,  J.  Herterich,  A.  Liezen-Mayer, 
G.  Max,  CI.  Schraudolph,  R.  Seitz.  Imp.-Fol. 
(12  Photogr.)  München,  Bruckmann.  M.  144. 

Escamps,  M.  H.  d’.  Pierre  - Charles  Marquis, 
peintre  d’histoire.  Sa  vie  et  ses  ouvrages. 
8<>,  14  p.  Paris,  imp.  Goupy. 

Fenaroli,  St.  Alessandro  Bonvicino  soprano- 
minato  il  Moretto,  pittore  bresciano:  memo- 
ria. Brescia,  stab.  tip.  del  pio  ist.  Pavoni, 
1875.  80.  p.  58.  200  esemplari. 

Flandrin , Hippolyte.  A Christian  Painter  of 
the  Nineteenth  Century.  By  the  Author  of 
,A  Dominican  Artist1.  80.  p.  248.  7 s.  6 d. 
(Rivingtons.) 

Förster,  E.  Peter  von  Cornelius.  Ein  Lebens- 
bild. (32  S.)  gr  80.  Berlin,  Liideritz’  Verl. 
75  Pf.  Aus : Sammlung  gemeinverständlicher 
wissensch.  Vortr. , herausg.  von  Virchow 
und  Holtzendorff. 

Führich,  J.  Ritter  v.  Lebensskizze,  zusammen- 
gestellt aus  dessen  im  Jahrg.  1844  des  Al- 
manachs  „Libussa“  erschienener  Selbstbio- 


XIV 


Bibliographie. 


graphie  u.  den  wichtigsten  von  Freundes- 
hand gesammelten  bis  zur  Gegenwart  rei- 
chenden Daten.  Mit  Portr.  (in  Photogr.) 
gr.  8°  (IV,  71  S.)  Wien,  Sartori.  2 M.  40.,  — 
m.  Portr.  in  Lichtdruck  1 M.  80. 

Galerie  photographique.  Salon  de  1875.  Paris, 
pbot.  Goupil  et  Cie. 

Guillard,  L.  Rapport  sur  le  tableau  de  saint 
Arnlrd,  copi6  d’aprös  le  Dominiquin,  donnö 
par  le  Cardinal  Fesch  ä l’dglise  de  Saint- 
Jean.  8°,  7 p.  Lyon,  imp.  Riotor.  — Extr. 
des  Mdm.  de  l’Acaddmie  des  Sciences,  etc., 
de  Lyon. 

Oiacometti,  G.  Notice  sur  l’esquisse  originale 
de  la  fresque  de  Raphael  d’Urbin  au  palais 
de  la  Farnesina,  reprßsentant  le  Triomphe 
de  Galatde.  gr.  8°,  24  p.  Paris,  Lemerre. 

Hegg,  Terdsa.  Alpenblumen.  Vorlegeblätter  f. 
-Blumenmalerei.  3.  Hft.  4°  (6  Chromolith.) 
Leipzig,  Arnold,  ä 6 M. 

Hlgnard,  M.  Les  peintures  antiques  relatives 
au  mythe  de  Daphnd,  d’apr6s-W.  Wolfgang 
Ilelbig.  8<>,  20  p.  Lyon,  imp.  Riotor. 

Houze  de  l’Aulnoit,  Airnd.  Notice  sur  un  ta- 
bleau de  Van  Dyck  appartenant  aux  hospices 
de  Lille  40,  8 p.  Lille,  imp.  Lefebre-Ducrocq. 

Jaennicke,  F.  Handbuch  der  Aquarellmalerei. 
Nach  dem  heut.  Standpunkte  u.  in  vorzügl. 
Anwendg.  auf  Landschaft  u.  Architektur. 
Nebst  1 Anh.  über  Holzmalerei.  8°.  (XII, 
225  S.)  Stuttgart,  Neff.  4 M. 

Kaiser,  V.  Macbeth  und  Lady  Macbeth  in 
Shakespeare’s  Dichtung  und  in  Kunstwerken 
von  Cornelius  und  Kaulbacb.  8 . Basel, 
Schweighauser.  M.  1.  Oeffentl.  Vorträge. 

Kambli,  C.  W.  Die  Fresko  - Gemälde  in  der 
reformirten  Kirche  in  Horgen,  gemalt  von 
A.  B.  Cattaneo.  Mit  2 Lichtdruckbildern 
nach  Original-Photographien  von  J.  Ganz. 
Zürich,  Orell,  Füssli  & Co.  br.  gr.  4.  6.  — 

— — Die  Fresko -Bilder  in  der  reformirten 

Kirche  Horgen.  Ein  Gedenkblatt  an  deren 
Enthüllung  den  11.  Oct.  1874.  Zürich,  Orell, 
Füssli  & Co.  8u.  l.  — 

Leech,  J.  Portraits  of  the  Children  of  the 
Mobility.  Drawn  from  Nature.  4°,  10  s.  6 d. 
(B^ntley.) 

Marcllle,  M.  C.  Notice  sur  Mathieu  Cochereau, 
peintre  beauceron.  8°,  19  p.  avec  portrait 
et  2 pl.  Chartres,  imp.  Garnier. 

Martlnetti  • Cardoni , G.  Le  pitture  di  Guido 
Reni  in  Ravenna:  Lettera.  Ravenna,  tip. 
Calderini,  1875.  8°,  p.  8. 

Müller,  W.  J.  Memoir  of  the  Life  of  William 
James  Müller,  a native  of  Bristol,  Landscape 
and  Figure  Painter.  With  Original  Letters, 
and  an  Account  of  his  Travels  and  of  his 
Principal  Works.  By  N.  Neal  Solly.  Illu- 
strated  with  Photographs  from  Paintings 
and  Sketches  by  the  Artist’s  own  hand.  8°. 
p.  386.  36  8.  (Cliapman.) 

Neujahrsblatt  der  Künstlergesellschaft  in  Zürich 
für  1875.  Mit  1 Portrait  u.  1 Abbildg.  gr.  4°, 
18  S.  Zürich,  tip.  J.  J.  Ulrich.  — Inh.: 
Jacob  Sutter,  Landschaftsmaler,  von  Hot- 
tingen n.  Zürich.  — Leonh.  Tanner,  Portrait- 
maler,  von  Lützelfliih,  Ktn.  Bern. 

Neujahrsblatt,  hrsg.  von  der  Stadtbibliothek 
in  Zürich  auf  das  Jahr  1875.  Mit  1 Portr. 
4°,  16  S.  Zürich,  Druck  v.  Orell,  Füssli  & Co. 
Inh.:  Die  Sammlung  von  Bildnissen  Zür- 
cherischer Gelehrter,  Künstler  und  Staats- 
männer auf  der  Stadtbibliothek  in  Zürich. 
1.  Heft. 

Polllon,  L.  N.  Poussin.  Etüde  biographique. 
2e  ddition.  12o,  142  p.  et  grav.  Paris,  Lefort. 


Nouvelles  publicatlons  de  dessins  d’apres  Bou- 
cher, Huet  etc.  (7  pl.)  Paris,  Aubert. 

Remy,  M.  Kleine  Vorlagen  f.  Blumenmalerei. 
Zum  Uebertragen  auf  Papier,  Holz,  Marmor, 
Alabaster,  Elfenbein,  Pergament,  Leder,  Por- 
zellan, Seide  u.  s.  w.  Nach  der  Natur  in 
Gouache  ausgeführt.  3.  Hft.  4°.  (6  Chromo- 
lith.) Leipzig,  Arnold,  ä 5 M. 

Bosenberg , Ad.  Sebald  und  Barthel  Beham, 
zwei  Maler  der  deutschen  Renaissance.  Mit 
24  (eingqdr.)  Holzschn.-Illustr.  (u.  1 Holz- 
schnitttaf.)  gr.  8o  (IV,  143  S.)  Leipzig,  See- 
mann. 6 M. 

Botelll , L.  La  sala  prefettizia  del  Palazzo 
provinciale  di  Perugio  dipinta  dal  cav.  Do- 
menico Bruschi : lettera  descrittiva.  Perugia, 
tip.  Santucci,  1875.  8°.  p.  20: 

Bottmann’s,  Carl,  italienische  Landschaften. 
Nach  den  Fresken  in  den  Arkaden  des  kgl. 
Hofgartens  in  München  in  Chromolith.  aus- 
geführt von  R.  Steinbock.  1.  — 3.  Lfg.  qu. 
gr.  f®.  (ä  3 Chromolith.)  München,  Bruck- 
mann. ä 30  M. 

Salon  de  1875.  Reproductions  photographlques 
des  principaux  ouvrages  exposds  au  palais 
des  Champs-Elys6es  par  les  artistes  vivants. 
Paris,  phot.  Goupil  et  Cie.  Liv.  1—16. 

De  Scolari,  C.  G.  Del  celebre  quadro  di  Paolo 
Caliari;  „La  famiglia  di  Dario“  della  nobil 
casa  Pisani  di  Venezia,  ora  nel  museo  nazio- 
nale  di  Londra,  e del  suo  modelletto  origi- 
nale a olio  esistente  in  Verona:  memoria. 
Verona,  tip.  Merlo,  1875.  80,  d.  24. 

Selvatico,  P.  Di  alcuni  abbozzi  di  Tiziano  e 
di  altri  dipinti  nella  Galleria  del  conte  Se- 
bastiano  Giustinian  Barbarigo  in  Padova, 
Padova,  tip.  Sacchetto,  1875.  8,  p.  16.  — Estr. 
dal  Giorn.  di  Padova. 

— — La  pittura  murale  di  Roma  antica  esa- 
minata  nelle  opere  scoperte  di  recente.  Pa- 
dova, tip.  Sacchetto,  1875.  8°,  p.  26.  — Per 
Nozze  Marzolo  De’  Fabii. 

Slret,  Ad.  Fr6d6ric  Van  de  Kerkhove , pay- 
sagiste,  mort  ä l’äge  de  dix  ans  et  onze 
mois,  le  12  aoüt  1873.  Sa  vie  et  ses  oeuvres. 
3e  edition,  augmentde.  8°,  82  p.  Bruxelles, 
Decq  et  Dulient.  60  c.  — Extr.  du  Journ. 
des  beaux-arts;  se  vend  au  bendfice  de  la 
Caisse  des  artistes. 

Toschi’s  Engravings,  from  frescoes  by  Correggio 
and  Parmegiano.  Reproduced  by  the  Helio- 
type  Process  from  the  Gray  Collection  of 
Engravings , Harvard  University  24  Pl., 
with  Titles  and  brief  Descr.  4o.  Boston.  50  s. 

Tyrwhitt,  R.  St.  J.  A Handbook  of  Pictorial 
Art.  With  a Chapter  on  Perspective,  by  A. 
Macdonald.  2nd  edit.  8°,  p 394.  18  s.  Mac- 
millan. 

Vlnl  de  Sabligny,  Al.  'Venus,  ä propos  du  ta- 
bleau de  Cabanel.  8°,  3 p.  Paris,  Fothering- 
ham. 

Wappenkunde,  Münz-,  Medaillen-, 
Siegel-  und  Gemmenkunde. 

Les  Armoiries  de  la  ville  de  Paris  , sceaux, 
emblemes,  couleurs,  devises,  livrdes  et  c6r<$- 
monies  publiques.  Ouvrage  commencd  par 
feu  le  comte  A.  de  Coetlogon,  refondu  et 
compldte  par  M.  L.  Tisserand  et  le  Service 
hist,  de  la  ville  de  Paris.  T.  1.  4°,  XXV— 
351  p.  Paris,  imp.  nationale.  Les  2 vol. 
100  fr. 

Barthelemy,  A.  de.  Etüde  sur  des  monnaies 
gauloises  trouvees  en  Poitou  et  en  Saintonge. 


Bibliographie. 


XV 


8°,  42  p.  et  pl.  Poitiers.  imp.  A.  Dupre.  — 
Extr.  du  37e  vol.  des  Mem.  de  la  Soc.  des 
antiqu.  de  l’Ouest. 

Benoit,  A.  Armorial  de  quelques  monasteres 
lorrains.  8°,  7 p.  et  pl.  Nancy,  imp.' Crepin- 
Leblond.  — Extr.  du  Journ.  de  la  societe 
d’arch.  lorraine. 

— — Description  des  drapeaux  et  etendards 
des  rügiments  francais  des  anciennes  pro- 
vinces  d’Alsace,  de  Franche-Comte  et  de  Lor- 
raine. 8°,  20  p.  Mulhouse,  imp.  Ve.  Bader 
et  Cie.  — Extr.  de  la  Rev.  d’Alsace. 

Billing,  A.  The  Science  of  Gems,  Jewels, 
Coins,  and  Medals,  Ancient  and  Modern.  New 
edit.,  revised  an  corrected.  8o,  p.  230.  21  s. 
(Daldy  & J.) 

Clnilon,  R.  Curiosites  numismatiques.  Monnaies 
rares  ou  inMites  (2D  artiele).  8°,  5 p.  et  1 pl. 
Bruxelles,  imp.  Fr.  Gobbaerts.  — Extr.  de 
„Le  chapitre  de  la  cathedrale  de  Saint- 
Lambert  ä Liege“. 

Changarnier-Molssenet,  A.  Numismatique  gau- 
loise.  Lettre  ä M.  Anatole  de  Barthelemy, 
secretaire  de  la  Commission  de  la  topo- 
graphie  des  Gaules.  8°,  8 p.  Beaune,  imp. 
Batault. 

Cherge,  de.  Note  sur  un  appendice  heraldique 
ajoutd  ä de  vieilles  armoiries.  4°,  14  p.  et 
planche  photographiöe  et  vignettes.  Le  Blanc, 
imp.  et  lib.  de  Saint-Thibault.  Papier  verge. 

Chiffres  et  armoiries.  Par  Callot  et  Viollat. 
Paris,  imp.  lith.  B.  Thomas. 

Chiffres  et  armoiries  pour  voitures,  par  Callot 
et  Viollat.  2®  Serie.  Pl.  5 et  6.  Paris,  imp. 
lith.  Delarue. 

Codera  y Zaidin,  F.  Errores  de  varios  numis- 
mäticos  extranjeros  al  tratar  de  las  monedas 
aräbigo  - espanolas.  Madrid,  impr. , est.  y 
galv.  de  Aribau  y compa.  4°,  34  p.  10. 

Bei  Daugnon,  F.  F.  Origine  gloriosa  dell’  Arma 
d’ Austria:  cenno  storico-araldico.  Venezia, 
tip.  Antonelli,  1875.  40,  p.  28. 

De  Stein  d’ Altenstein,  J.  Armorial  des  allianees 
de  la  noblesse  de  Belgique.  19«  livr.  40. 
4 feuilles  de  texte  et  4 pl.  Bruxelles,  C.  Mu- 
quardt.  Fig.  noires  2 fr.  50  c.,  flg.  col.  4 fr. 

De  Schodt.  Le  Chapitre  de  la  cathedrale  de 
Saint  - Lambert  ä Lidge  et  ses  meraux  ou 
jetons  de  presence.  8 ■,  125  p.  et  2 pl.  Bru- 
xelles, imp.  F.  R.  Gobbaerts.  — Extr.  de  la 
Rev.  beige  de  numismatique. 

Drapeau  (le)  de  la  France  avant  1789.  18", 
41  p.  Paris,  Fechoz. 

Even,  Ch.  Abecddaire  de  numismatique  roinaine, 
notes  indispensables  aux  jeunes  amateurs. 
8°,  59  p.  et  10  pl.  Saint-Brieuc,  Guyon. 

Farcyj  P.  de.  Sigillographie  de  la  Normandie 
(eveche  de  Bayeux).  Ouvrage  orne  de  planches 
gr.  ä l’eau-forte  par  l’auteur.  Ire  fase.  4°, 
178  p.  et  19  pl.  Caen,  Le  Blanc-Hardel.  12  fr. 

Fleury,  P.  de.  Inventaire  sommaire  des  sceaux 
originaux  des  archives  de  la  Haute-Marne. 
8°,  23  p.  Paris,  Dumoulin. 

Goldegg,  H.  v.  Die  Tyroler  Wappenbiiclier  im 
Adelsarchive  des  k.  k.  Ministerium  des  In- 
nern zu  Wien.  1.  Thl.  gr.  8°.  (150  S.)  Inns- 
bruck, Wagner.  2 M.  40. 

Gonnard,  H.  Decouverte  de  monnaies  anciennes 
ä Montbrison.  8°,  27  p.  Vienne,  Savigne. 

Gronser,  A.  Die  Wappen  der  infulirten  Pröpste 
von  Klosterneuburg  in  Nieder  - Oesterreich. 
(Aus:  „Jahrb.  des  heraldiscli-genealog.  Ver- 
eines , Adler*  in  Wien“.)  Imp. -4°.  (9  S.  m. 
eingedr.  Holzschn.  u.  3 Holzschn. -Taf.  Wien, 
1874.  (Bramniiller.)  2 M. 


Grotefend , H.  Ueber  Sphragistik.  Beiträge 
zum  Aufbau  der  Urkundenwissenschaft,  gr.  8o. 
(54  S ) Breslau,  Max  & Co.  1 M. 

Hildebrandt , Ad.  M.  Stammbuchblätter  des 
norddeutschen  Adels.  Aus  Stammbüchern 
des  16.  u.  17.  Jahrh.  gesammelte  wortgetreue 
Copien  der  Inschriften  u.  genaue  Beschrei- 
bung der  Wappen.  Ein  Beitrag  zur  Adels- 
Culturgeschichte.  2.  Hälfte,  gr.  8o.  (S  193 
bis  486,)  Berlin,  Mitscher  & Rösteil.  (ä)  6 M. 

La  Chenaye-Desbois  et  Radier.  Dictionnaire  de 
la  noblesse.  T.  18.  2<*  partie.  4»,  ä 2 col., 
222  p.  Paris,  Schlesinger  freres.  — L’ouvrage 
aura  17  vol.  et  un  Armorial  de  meme  format. 
II  est  distribue  par  demi-vol.  du  prix  de  10  fr. 
et  de  30  fr.  pour  l’armorial. 

Magny,  le  V.,  L.  de.  Armorial  de  la  France. 
8u,  166  p.  avec  fig.  herald.  Amiens,  imp.  Yvert. 

Menjot  d’Elbenne,  S.  Sceaux  de  Saint-Georges- 
du  Rosay,  arriere-fief  de  la  Mousse.  8o,  12  p. 
et  planche.  Le  Mans , imp.  Monnoyer.  — 
Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  d’agriculture  etc. 
de  la  Sarthe. 

Nobiliaire  universel,  ou  Recueil  general  des 
gendalogies  historiques  des  Maisons  nobles 
de  l’Europe,  public  sous  la  direction  de  L. 
de  Magny.  5e  vol.  de  la  2e  serie  (I2e  vol.). 

1874.  4 o,  217  p.  Amiens,  imp.  Alfred  Caron 
fils  et  Cie.  20  Fr. 

Poplimont,  Ch.  La  France  heraldique.  T.  8 
et  dernier.  Sabatier-Zylof.  8»,  350  p.  Saint- 
Germain,  imp.  Heutte  ct  Cie.  10  fr.  T.  ler 
(reimpression). 

Reverend  Dumesnil.  Armorial  liistorique  de 
Bresse,  Bugey,  Dombes,  pays  de  Gex,  Val- 
romey  et  Frane-Lyonnais , d’apres  les  tra- 
vaux  de  Guichenon,  d’Hozier,  Aubret ...  les 
archives  et  les  manuscrits  etc.  avec  les  re- 
marques critiques  de  Ph.  Collet.  2.  livr. 
H— Z.  40.  328— 714  p.  Lyon,  imp.  Vingtrinier. 

Sallet,  A.  v.  Die  Medaillen  Albrecht  Diirer’s. 
Mit  2 Taf.  (in  Photogr.)  gr.  8o.  (8  S.)  Ber- 
lin, Weidmann.  1.  20. 

Siebmaclier’s , J.,  grosses  u.  allgemeines  Wap- 
penbuch in  einer  neuen  vollständig  geord- 
neten und  reich  verm.  Aufl.  mit  herald.  u. 
historisch-genealog.  Erläuterungen  neu  her- 
ausg.  von  G.  A.  v.  Mül v erst edt,  A.  M.  II i 1- 
debrandt  u.  A.  124  — 129.  Lfg.  gr.  40.  (loo 
S.  m.  108  Steintaf.)  Nürnberg,  Bauer  & Raspe. 
Subser.-Pr.  HM.  Einzelpr.  ä 7 M.  50. 

Soultrait,  le  comte  de.  Armorial  ecclesiastique 
du  Nivernais.  8<>,  28  p.  Paris,  Dumoulin. 

Stillfried,  Dr.  R.  G.  Die  Titel  u.  Wappen  d. 
preussischen  Königshauses,  historisch  erläu- 
tert. gr.  40  (59  8.  in.  eingedr.  Holzschn., 
5 Lichtdr.  u 1 Tab.  in  gr.  fo.)  Berlin,  C.  Iley- 
mann’s  Verl.  12  M.;  Ausgabe  auf  Kupfer- 
druckpapier 30  M. 

Van  Hollebeke,  L.  Ilistoire  et  legislation  des 
ordres  de  ehevalerie  et  marques  d’honncur, 
d’apres  les  documents  officiels.  Royaume  de 
Belgique.  gr.  40,  116  p.  sur  velin  avec  fi- 
gures  et  2 grandes  planches  coloriees  et 
dorces.  Bruxelles,  G,  A.  Van  Tricht.  20  fr. 

Schrift,  Druck  und  graphische 
Künste. 

Album  d’eaux-fortes  originales  et  inedites,  pu- 
blic sous  la  direction  de  M.  Fclicien  Rops. 

1875.  fi).  Bruxelles,  F.  Callewaert  pere.  Par 
an.  75  fr.  S.  18. 

Benoit,  A.  Bernard , le  calligraphe  lorrain. 
8«,  10  p.  Nancy,  imp.  Crcpin  - Leblond.  — 
Extr.  du  Journ.  de  la  soc.  d’arch.  lorraine. 


XVI 


Bibliographie. 


Bezzenberger,  A.  Litauische  u.  lettische  Drucke 
des  16.  Jahrh.  II.  Der  lettische  Katechismus 
vom  J.  1586.  111.  Das  litauische  Tauffor- 

mular vom  J.  1553.  IV.  Anhang:  Das  (an- 
geblich altpreussisclie)  lettische  Vaterunser 
d.  Simon  Grunau  gr.  8°  (XXV11I,  59  S.) 
Güttingen,  Peppmüller.  4 M.  (I— IV : 6 M.) 

Bibel,  die,  oder  die  heilige  Schrift  des  alten 
u.  neuen  Testamentes  nach  der  deutschen 
Uebersetzung  von  Dr.  Mart.  Luther.  Praelit- 
ausg.  m.  230  gr.  Bildern  (Holzschn.-Taf.)  illu- 
strirt  v.  Gust.  DorA  4.  Aufl.  1.  Lfg.  gr.  io. 
(1 . Bd.  Sp.  1 - 24.)  Stuttgart,  Hallberger.  1 M.  20. 

Bocher,  E.  Les  Gravures  frangaises  du  XVIID 
siöcle,  ou  Catalogue  raisonne  des  estampes, 
piöces  en  couleur,  au  bistre  et  au  lavis,  de 
1700  a 1800.  l er  fascicule.  Nicolas  Lavreince. 
4o,  73  p.  Paris,  Lib.  des  Bibliophiles.  15  fr. 
500  exempl.  num. 

Badenstedt,  F.  Die  Lieder  d.  Mirza  - Schaffy, 
50.  Aufl.  Jubel-Ausg.  Mit  dem  Bildnisse  des 
Verf.  nach  Kaulbach  (in  Photogr.),  1 Titel- 
blatte u.  12  Illustr.  von  Giovanni  Abonnelli  u. 
Adb.  Müller  in  Farbendr.  v.  W.  Loeillot.  fo. 
(XVI,  220  S.)  Berlin,  v.  Decker.  72  M. 

Cahier  d’ötudes,  eaux-fortes  originales  et  in- 
edites,  publie  sous  la  dir.  de  M.  F.  Rops. 
Ire  annüe.  f°.  Bruxelles,  F.  Callewaert  pere. 
Par  an.  75  fr.  — Publ.  de  la  Soc.  intern,  des 
Aqua-fortistes. 

Codex  Syro  - hexaplaris  Ambrosianus  photo- 
lithographice  editus  curante  et  adnotante 
sac.  obl.  A.  M.  Ceriani.  Mediolani , im- 
pensis  Bibi.  Ambr.  1874.  f°. 

Le  Corbeau.  The  Raven.  Poeme  par  Edgar 
Poe.,Traduction  frangaise.  Avec illustrations 
par  Edouard  Manet.  Paris,  Lesclide,  1875. 
l'o.  25  fr. 

Dasnoy,  J.  B.  L’Art  d’imiter  les  lettres  mou- 
16es  et  de  faire  de  beaux  titres,  ou  moyen 
facile  de  reproduire  par  le  dessin  les  ecritures 
typographiques  avec  ou  sans  ornements.  Ca- 
hier oblong,  16  p.  et  18  pl.  Arlon,  P.  A.  Bruck. 

Desbareaux  - Bernard.  Le  Missei  d’Uzös,  im- 
primö  aLyon,  en  l’annöe  1495,  par  Jean  Nu- 
meister,  de  Mayence.  12°,  8 p.  Toulouse, 
imp.  Montaubin.  — Extr.  du  Journ.  de  Tou- 
louse. 

Didot,  A.  Firmin.  Aid  Manuce  et  I’hellenisme 
ä Venise.  Orn6  de  4 portr.  et  d’un  fac- 
simile.  8o,  LXVIII-651  p.  Paris,  Firmin 
Didot  fr.,  f.  et  Cie. 

Dürer,  Albert.  La  vie  de  la  sainte  vierge 
Marie  en  vingt  gravures  sur  bois,  Nurem- 
berg,  Anno  1511,  decrite  en  vers  latins  par 
Chelidonius.  Reproduction,  procedö  de  P.  W. 
van  de  Weyer,  avec  une  introduction  de 
Cli.  Ruelens.  gr.  4°.  (26  bl.  met  19  platen  en 
een  titelplaat.)  Utrecht,  P.  W.  van  de  Weyer. 
Op  hollandsch  papier.  f.  10. 

Duplessis,  G.  De  la  gravure  de  portrait  en 
Farnce.  8«,  IV— 166  p.  Paris,  Rapilly. 

Duplessis,  G.  et  Amand-Durand.  Eaux-fortes 
de  Paul  Potter.  f°.  30  p.  et  21  pl.  Paris, 
imp.  Claye. 

Eggleston,  E.  D.  D.  Christ  in  Art:  the  Story 
of  the  Words  and  Acts  of  Jesus  Christ. 
Illustr.  witli  100  full-page  plates  on  Steel 
and  wood,  after  Bida,  and  numerous  exposi- 
tory  engravings.  4o.  New-York.  28  s. 

Flehens,  M.  Dichterworte  illustrirt.  gr.  4o. 
(io  Chromolith.  m.  färb.  Titel.)  Berlin. 
(Leipzig,  Zander.)  6 M.  75. 

Estienne,  II.  La  foire  de  Francfort,  exposition 
universelle  et  permanente  au  XVI  e siöcle. 


Traduit  en  frangais  pour  la  lre  fois  sur 
P Edition  originale  de  1574,  par  Isidore  Liseux, 
avec  le  texte  latin  en  regard.  18»,  XII— 94  p. 
Paris,  imp.  Motteroz.  4 fr 
Geissendörfer,  L.  Schriften-Vorlagen  für  Tech- 
niker aller  Fächer.  9.  Aufl.  qu.gr.  8o.  (16  8.) 
Heidelberg,  Bassermann.  1 M 20. 

Goethe’s  Faust.  1.  Thl.  Mit  Bildern  u.  Zeich- 
nungen von  A.  v.  Kreling.  (In  8 Lfgn.) 

1.  u.  2.  Lfg.  fr.  (40  S.  m.  eingedr.  Holzschn. 
u.  4 Photogr.)  München,  Bruckmann.  12  M.  50. 
3.  u.  4.  Liefg.  (S.  41—72  mit  eingedr.  Holz- 
schn. u.  4 Photographien.)  M.  12.  50. 

Goncourt,  E.  de.  Catalogue  raisonnAde  l’oeuvre 
peint,  dessinA  et  grave  d’ Antoine  Watteau. 
8o,  VIII— 374  p.  et  portr.  Paris,  Rapilly. 

Hedon.  Noel  Le  Mire  et  son  oeuvre,  suivi  du 
catalogue  de  l’oeuvre  gravö  de  Louis  Le 
Mire.  Portrait  ä l’eau-forte  par  Gilbert.  8°, 
VIII -319  p.,  portr.  et  dessin.  Paris,  Baur. 
HIppert,  C.  et  J.  Linnig.  Le  peintre  - graveur 
hollandais  et  beige,  du  XIX«  siöcle.  1«  par- 
tie,  A— F.  8°,  287  p.  Bruxelles,  Fr.  J.  Oli- 
vier.  10  fr. 

Hochgebirge,  das,  der  Schweiz.  Prachtwerk 
mit  64  Ansichten  aus  dem  Alpen-,  Felsen- 
und  Gletschergebiete.  Originalzeichnungen 
von  C.  Huber.  Mit  topogr.  Text  von  Ed. 
Osenbrüggen.  II.  Aufl.  Lfg.  1—10  (compl. 
in  16  Lfgn.)  Basel,  Krüsi.  gr.  4.  ä 1 M.  20. 
Houssaye , A.  Jacques  Callot,  sa  vie  et  son 
oeuvre.  10  eaux-fortes  de  Callot  ou  d’apres 
Callot.  4o,  40  p.  Saint-Germain , J.  Maury 
et  Cie.  Paris,  Maury. 

Imitation  (P)  de  Jesus -Christ;  par  l’abbö  de 
Lamennais.  32»,  470  p.  Dijon,  Darantiöre. 
Encadrements  en  couleur. 

Italien.  Eine  Wanderung  von  den  Alpen  bis 
zum  Aetna.  In  Schilderungen  von  Karl 
Stieler,  Ed.  Paulus,  Wold.  Kaden,  m. 
Bildern  von  G.  Bauernfeind , A.  Boecklin, 
Germ.  Bohn  etc  Holzschn.  von  Adolf  Closs. 
6.— 16.  Liefg.  Fol.  (S.  89-264  m.  eingedr. 
Holzschn.  u.  Holzschn.-Taf.  Stuttgart,  Engel- 
horn. ä 2 M. 

Konewka,  P.  Album.  6 Silhouetten.  7.  Aufl. 

gr.  4<>  (6  Holzschnitt-Taf.)  Berlin,  Pätel.  3 M. 
Legrand,  M.  A.  L’Imprimerie  nationale.  Dis- 
cours  prononce  k l’Assemblöe  nationale.  16o. 
27  p.  Mortain,  imp.  Ve.  Boulay.  — Extr.  du 
Journal  officiel. 

Lenormant,  F.  Essai  sur  la  propagation  de 
l’alphabet  phenicien  dans  l’ancien  monde. 
2e  ödition.  T.  1«.  gr.  80,  348  p.  et  23  pl. 
Paris,  Maisonneuve  et  Cie.  — Developpement 
d’un  mömoire  couronne  par  l’Academie  des 
inscriptions  et  helles -lettres.  Cette  ödition 
nouvelle  est  une  simple  röimprcssion  sans 
aucun  changement. 

Longperier-Grimoard.  A propos  d’un  ex-libris. 
Correspondance.  8',  3 p.  Paris,  imp.  Pillet 
Als  aine.  — Extrait  du  Bulletin  du  Bouqui- 
niste,  1875.  50  exempl. 

Mintrop,  T.  König  Heinzelmann’s  Liebe.  Ein 
Märchen  in  70  Bildern.  Originalzeichnungen 
in  Lichtdruck  ausgeführt.  (In  6 Lfgn.)  1.  Lfg. 
fo.  (12  Taf.  in  Lichtdr.  m.  Bl.  Text.)  Dres- 
den, Reinhardt.  15  M. 

Müller,  E.  Antiphonaire  du  Mqnt-Renaud. 
8o,  61  p.  et  5 pl.  Noyon,  imp.  Andrieux.  — 
Extr.  du  Bull,  du  Com.  arch.  de  Noyon. 
Nicklas,  C.  Drei  gothische  Alphabete.  Alt- 
gothisch  , Italienisch  - Gothisch  und  Neu- 
Gothisch.  qu.  gr.  4o.  (7  Holzschnitttafeln.) 

Dresden,  Reinhardt.  4 M. 


Bibliographie, 


XVII 


Nordpol-Expedition,  die  österr. -Ungar. , 1872  — 
1874.  12  Photogr.  nach  Zeichnungen  v.  Jul. 
Payer  , gemalt  v.  A.  Obermüllner.  qu.  fo. 
Mit  Text  v.  Jul.  Payer,  gr.  4o.  (8  S.) 

München,  Bruckmann.  70  M.,  einzelne  Blät- 
ter ä 5 M;  kleine  Ausg.  qu.  8»,  m.  Text 
(29  S.)  12  M ; einzelne  Blätter  ä 1 M. 

Norton,  Ch.  E.  Catalogue  of  the  Plates  of 
Turner’s  Liber  Studiorum.  With  an  Intro- 
duction  an  Notes.  With  Heliotype  Facsi- 
miles  of  three  Echings.  4o.  7 s.  6 d. 

Pausinger,  F.  v.  Waidmann’s  Erinnerungen 
(12)  Photographien  nach  den  Orig.  - Cartons. 
Mit  24  (eingedr.)  Holzschnitt -Illustrationen. 
Begleitender  Text  von  K.  Stieler.  fo.  (76  S.) 
München,  Bruckmann.  36  M. 

Poulet-Malassis,  A.  Les  ex-libris  frangais,  de- 
puis  leur  origine  jusqu’ä  nos  jours.  N.  6d. 
revue , trös  - augmentde  et  ornee  de  24  pl. 
so  , VIII— 79  p.  Paris , Roquette.  15  fr.  — 
Tird  ä 350  exempl. 

Quantin,  A.  Aide  Manuce  et  l’hell6nisme  k 
Venise,  par  A.  Firmin-Didot.  8'*,  15  p.  Paris, 
imp.  Briere.  — Extr.  des  Proces-verbaux  de 
la  Socidtd. 

Rabelais.  Oeuvre  de  Rabelais.  Gravures  de 
l’ödition  de  1741,  avec  un  texte  explicatif. 
1«  fascicule.  4«,  io  p.  et  6 grav.  Paris, 
Champion.  L’AIbum  complet  15  fr.  sur  pap. 
teint6,  grand  format;  25  fr.  sur  pap.  de  Chine 
teint6,  grand  format. 

Reineck,  Thdr.  Vorlegeblätter  für  Firmen- 
schreiber , Architekten , Bild-  u.  Steinhauer 
etc.  30  Grossplano-Taf. , enth.  Vorlagen  der 
gebräuchlichsten  Schriftarten,  Zahlen  etc. 
mit  Hülfslinien,  sowie  eine  Sammlung  von 
Ornamenten,  Einfassungen,  Eckstücken  etc. 
fo.  (30  Steintaf.  in  Imp.-fo.  m.  1 Bl.  Text.) 
Weimar,  Voigt.  9 M. 

Reinhard,  W . Systematischer  Schreibunterricht. 
Im  Aufträge  grossh.  Oberschulraths  verb. 
von  L.  Keller.  7 Hfte.  4o.  Tauberbisehofs- 
lieim,  Lang.  5 M.  45. 

lteiny,  M.  Italienische  Blumen  und  Früchte. 
Nach  der  Natur  in  Gouache  gemalt.  5 Lfgn. 
gr.  4o.  (ä  4 Chromolith ) Düsseldorf,  Brei- 
denbach  & Co.  k 5 M.,  — einz.  Bl.  l M.  50. 

Röponse  de  la  chambre  des  imprimeurs  de 
Paris  au  Rapport  de  M.  Vidal  sur  le  budget 
de  l’imprimerie  nationale.  4o,  24  p.  Paris, 
Delalain  et  f. 

Rheinfahrt.  Von  den  Quellen  des  Rheins  bis 
zum  Meere.  Schilderungen  von  K.  Stieler, 
H.  Wachenhusen  und  F.  W.  Hacklän- 
der. Illustrirt  von  R.  Püttner,  A.  Bauer, 
C.  F.  Deiker  etc.  Holzschn.  von  Ad.  Closs. 
L— 2.  Lfg.  fo.  (S.  1 —40  m.  eingedr.  Holzschn. 
u.  Holzschn. -Taf.)  Stuttgart,  Kröner.  ä 1 M.50. 

Riant,  A.  L.  Discussion  sur  l’usage  de  l’öcri- 
ture  du  temps  d’Hoinöre,  d6di6e  ä M.  Victor 
Resal.  8°,  16  p.  Luneville.  imp.  Chatelain 
et  Cie. 

Ridinger’s,  J.  E.,  Jagd-Album.  Hirsch-Abnor- 
mitäten, interessante  Hatzen  u.  seltene  Jagd- 
thiere.  Nach  den  Original-Radirungen  pho- 
tographirt  von  C.  Schauer  Nachf.  2.  Serie. 
9.  u.  10.  Lfg.  gr.  4°.  (ä  4 Photogr.)  Berlin, 
Lichtwerck.  4 M.  50. 

Royal  Navy.  Lithographed  in  Colours  in  a series 
of  Illustrations  from  Original  Drawings. 
3rd  edit. , revised  and  corrected.  4o.  30  s. 
(Griffin.) 

Shakespeare , W.  Ein  Sommernachts  - Traum. 
Mit  24  Schattenbildern  (in  eingedr.  Holzschn.) 
von  P.  Konewka.  3.  Aufl.  gr.  4°.  (90  S.) 
Heidelberg,  Bassermann.  8 M. 

Shakespeare-Galerie.  Gezeichnet  von  M.  Adamo, 

I 


H.  Hofmann,  H.  Markart  etc.  36  Blätter  in 
Stahlst.,  gestochen  von  Bändel,  Goldberg, 
Raab  etc.  Mit  erläut.  Text  von  Fr.  Pecht. 
8.-10.  Lfg.  hoch  40.  (32  S.  m.  3 Stahlst.) 
Leipzig,  Brockhaus,  (ä)  4 M. 

Statuto  della  Societk  bibliofila  di  Lodi.  Lodi, 
tip.  C.  Dell’Avo,  1875.  16,  p.  8. 

Steidinger,  J.  Vorlegeblätter  für  Rundschrift. 

3.  Aufl.  qu.  fo  (7  Steintaf.  m.  1 Bl.  Text.) 
Basel,  Meyri.  1 M.  50. 

Tessier,  A.  Di  Cesare  Veeellio  e de’  suoi  di- 
pinti  e disegni  in  una  collezione  di  libri  dei 
secoli  XV  e XVI.  Venezia,  tip.  Cecchini  figlio, 
1875.  8o.  p.  34. 

Thomas,  J.  The  Ilistory  of  Printing  in  Ame- 
rica. With  a Biography  of  Printers  and  an 
Account  of  Newspapers,  and  a Catalogue  of 
American  Publications  previous  to  the  Re- 
volution of  1776.  (2  vols.)  2nd  edit.  Vol.  l. 
8o.  Albany.  30  s. 

Thomas  v.  Kempen.  Vier  Bücher  von  der  Nach- 
folge Christi.  Mit  Orig. -Zeichnungen  v.  Jos. 
Ritter  v.  Führich , in  Holzschn.  ausgeführt 
von  Kasp.  Oertel.  2.  Aufl.  gr.  4°  (III,  288  S. 
Leipzig,  A Dürr.  20  M. 

Tissandier,  M.  G.  Histoire  de  la  gravure  typo- 
graphique.  Conference.  4°,  ä 2 col.,  14  u. 
Paris,  imp.  Pillet  Als  aind.  — Extr.  de  la 
Chron.  du  Journ.  de  la  libr.  etc. 

Todtentanz  der'Stadt  Basel.  Basel,  Schneider, 
1875.  12°.  1 M.  50. 

Ver  Huell,  A.  Jacobus  Iloubraken  et  son 
oeuvre.  8o.  (X  en  131  bl.  inet  en  portret  van 
J.  Iloubraken  gegraveerd  door  D.  J.  Sluijter.) 
Arnhem,  P.  Gouda  Quint,  f.  4. 

Vinet,  E.  Un  mot  sur  l’Alde  Manuce  de  M. 
Ambroise  Firmin  Didot.  8o,  15  p.  Paris, 
imp.  Firmin  Didot  et  Cie.  — Extr.  du  Mo- 
niteur universel  du  21  avril  1875.  — Tire  ä 
100  exempl. 

Weihnachts-Album,  illustrirtes.  Salonbilder  aus 
dem  Gebiete  der  Architektur,  Sculptur  u. 
Malerei  nach  Originalen  berühmter  Meister, 
fo.  (VIII,  22  S.  m.  88  Holzschn. -Taf.  in  fo  u. 
gr.  fo.  Leipzig,  Weber.  20  M. 

Werner,  A.  v.  Illustrationen  zu  J.  V.  Schef- 
fel’s  „Frau  Aventiure“.  qu.  f°.  (12  Photogr.) 
m.  Text.  gr.  4°  (4  S.)  München,  Bruckmann. 
30  M.,  — kleine  Ausg.  qu.  8o  m.  Text  (8  S.) 
12  M. 

Westermann’sIIolzschnitt-lilustrations-Katalog. 

4.  Nachtrag.  Enth.  Nr.  3425—4115.  Zum  Ge- 
brauch für  Buchhändler  u.  Buchdrucker.  Imp.- 
4o.  (135  Holzschn. -Taf.  m.  12  S.  Text.  Braun- 
schweig, Westermann.  4 M.  50.  (Hauptwerk 
u.  1.— 4.  Nachtrag:  21  M.  30.) 

Woodbury,  W.  Treasure  Spots  of  the  World: 
a Selection  of  the  chief  Beauties  and  Won- 
ders  of  Nature  and  Art.  Cont.  28  splendid 
Photographs.  4o,  21  s.  (Ward  & L.) 

Zeitriig,  B.  Sammlung  kalligraphischer  Mu- 
steralphabete, neuer  u,  älterer  Zierschriften 
u.  Initialen , bearb.  f.  Lithographen  , Gra- 
veure, Schriftenmaler  etc.  1.  u.  2.  Heft.  qu. 
gr.  4o.  (ä  10  lith.  u.  chromolith.  Taf.)  Nörd- 
lingen,  Beck,  k 3 M. 

Kunstindustrie. 

Anserini,  A.  Compendio  della  Storia  delle  Arti 
industriali  dall’  origine  di  ciaseheduna  agli 
Ultimi  progressi  moderni.  Torino,  Unione. 
1875.  16o,  p.  650.  L.  4.  50. 

Aubert,  Ed.  Reliure  d’un  manuscrit  dit  dvan- 
geliaire  de  Charlemagne.  8o,  21  p.  Nogeant- 
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15 


XVIII 


Bibliographie. 


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Lyon,  Georg.  — Extr.  de  la  3e  sörie  des 
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20  p.  Angers,  imp.  Lachöse,  Belleuvre  et 
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Extr.  de  la  Gaz.  deNormandie  tir6  130  exempl. 

Benrath,  H.E.  Die  Glasfabrikation.  Mit  zahl- 
reichen in  den  Text  eingedr.  Holzschnitten, 
1.  Lfg.  gr.  8o.  (VII,  192  S.)  Braunschweig, 
Vieweg  & Sohn.  4 M. 

Bethke,  H.  Details  f.  decorativen  Holzbau. 
EineSammlg.  v.  Zierbrettern,  Eck-  u.  Giebel- 
blumen, Rosetten  etc.,  überhaupt  Details  f. 
alle  bei  decorativem  Holzbau  vorkommend. 
Gegenstände.  11,  u.  12.  (Schluss-)  Lfg,  f°. 
(ä  6 Steintaf.)  Stuttgart,  Wittwer.  ä 3 M. 

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Loones. 

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illustre  de  50  gravures  et  suivi  de  notices 
sur  l’ecaille , la  nacre  et  l’ivoire.  8» , IV— 
340  p.  Paris,  Loones. 

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du-Port.  4o,  40  p.  et  3 pl.  Nancy , imp. 
Cröpin-Leblond.  — Extr.  des  Mem.  de  la 
Soc.  d’arch.  lorrainc. 

De  Bruyn,  Abr.  Costumes  civils  et  militaires 
du  XVle  siede,  par  Abr.  de  Bruyn,  d’Anvers. 
Reproduction  fac-simile  de  l’edition  de  1581. 
Pet.  in  f«.  de  33  pl.  color.  Bruxelles,  G.  A. 
Van  Triebt.  60  fr. 

Campaner  y Fuertes,  A.  Dudas  y con.jecturas 
acerca  de  la  antigua  fabricacion  mallorquina 
de  la  loza  con  retie.jos  metälicos.  (Carta  al 
Sr.  Baron  J.  C.  Davillier.)  Palma,  Imprenta 
de  Pedro  Josö  Gelabert.  — Nicht  im  Handel- 

Cliaffers,  W.  The  Collector’s  Handbook  of 
Marks  and  Monograms  on  Pottery  and  Por- 
celain. 2nd  edit.  8o,  p.  188.  6 s.  (Bickers.) 

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dans  la  fabrication  des  tapisseries  et  tapis 
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Iluzard.  Soc.  d’encouragement  pour  l’indu- 
strie  nat. 

CogniauXj'A.,  et  E.  Marclial.  Les  Plantes  orne- 
mentales  ä feuillage  panachc  et  colore. 
Ouvrage  edite  par  A.  Dallicre  ;i  Gand.  2 vol. 
Album  in  8o  oblong,  et  60  pl.  col.  avec  texte. 
Gand,  Ad.  Iloste.  20  fr. 

Courajod,  L.  Un  email  de  Leonard  Limosin 
expose  dans  la  galeric  d’Apollon  au  Musöe 


du  Louvre.  8o,  15  p.  Paris,  Leroux.  — Extr. 
du  Musöe  arch. 

Catalogue  des  poteries  artistiques  de  la  mai- 
son  Dekoninck,  fröres,  fabricants  de  poteries 
artistiques  ä Diest.  8o  , 11  p.  Bruxelles, 
imp.  Deverver. 

Cours  ölömentaire  d’ornement  (pl.  1 ä 30).  Pa- 
ris, imp.  lith.  Monrocq. 

Cours  d’ornement,  par  F.  A.  M.  3«  partie. 
(2  pl.)  Paris,  imp.  lith.  Delarue. 

Decorationsmotive  für  d.  praktischen  Gebrauch 
von  Malern , Stuccateuren  , Ornamentisten, 
Zeichenschulen  etc.  Mit  Beiträgen  von  Ar- 
chitekt O.  Hummel,  Dir.  Aug.  Ortwein, 
Fr.  Westphal  und  anderen  Fachgenossen. 
3.-6.  Heft.  gr.  4o.  (ä  6 . Chromolithogr.) 
Leipzig,  Seemann,  ä 3 M. 

Demay,  M.  G.  Le  Costume  de  guerre  et  d’ap- 
parat  d’apres  les  sceaux  du  moyen  äge.  8°, 
56  p.  et  26  pl.  Paris,  Dumoulin.  — Extr.  du 
t.  35  des  Mem.  de  la  Soc.  nat.  des  antiqu. 
de  France. 

Demmin,  A.  Histoire  de  la  cöramique  en 
planches  phototypiques  inaltörables , avec 
texte  explicatif.  Livr.  108  ä 125  (fin  de 
l’ouvrage).  f°,  13  p.  et  10  pl.  Paris,  Loones. 

Deville,  J.  Recueil,  de  documents  et  de  Statuts 
relatifs  ä la  Corporation  des  tapissiers  de  1258 
ä 1876.  Reflexions  concernant  cette  Corpora- 
tion. 8o,  416  p.etpl.  Paris,  imp.  A.Chaix  etCie. 

Diefenbach  , L.  Geometrische  Ornamentik. 
Eine  Samml.  von  Ornamenten  auf  geometr. 
Grundlage,  welche  sich  mit  Lineal  u.  Zirkel, 
ohne  freies  Ilandzeiehnen,  hersteilen  lassen. 
Für  Gewerbeschulen  und  alle  Industrie- 
zweige , besonders  für  Schreiner , Glaser, 
Steinhauer  u.  Decorationsmaler , in  Farben, 
ausgeführt  und  mit  erklärendem  Texte  ver- 
sehen. (In  9 Lfgn.)  1.  Lfg.  qu.  fo.  (S.  1— 8 
m.  10  Chromolithogr.)  Glogau  , Flemming. 
1 M.  50. 

Doste,  J.  E.  Notice  historique  sur  Moustiers 
et  ses  fai'ences.  8°,  31  p.  Marseille,  imp. 
Olive.  — Tir6  ä 110  exempl. 

Duc , M.  Ministere  de  l’instruction  publique, 
des  cultes  et  des  beaux-arts,  Direction  des 
beaux-arts.  Manufactures  nationales.  Rap- 
port adresse  ä M.  le  ministre.  4°,  66  p, 
Paris,  imp.  nationale. 

Du  Frnisse  de  Vernines.  Parallele  des  ouvrages 
de  poterie  d’Auvergne  anciens  et  modernes. 
8»,  15  p.  Paris,  Aubry.  — Extr.  du  Bull,  du 
bouquiniste.  (100  exempl.) 

Dupont-Auberville.  Art  industriel.  L’Ornement 
des  tissus.  Recueil  historique  et  pratique. 
Avec  des  notes  explicatives  et  une  intro- 
duction gendrale.  Dessins  par  Kreutzberger, 
lithogr.  par  Rögamey.  100  pl.  en  couleurs, 
or  et  argent.  4o.  Paris,  Ducher  et  Cie. 
Livr.  1-3  ä 10  pl.  L’ouvrage  compl.  135  R.M. 

Ebliardt,  F.  Traite  de  la  dentelle  irlandaise 
et  des  jours  ä l’aiguille  (point  d’Alemjon). 
2e  ödition,  revue  et  aug.  16°,  75  p.  et  149  fig. 
Saint-Gilles,  Fr.  Ebhardt. 

Falk,  Rieh.  Muster-Buch  der  Berliner  Möbel- 
industrie. Neueste  Folge,  enth.  alle  Arten 
prakt.  Berliner  Tischler-  u.  Polster-Arbeiten 
in  neuem  u.  elegantem  Styl.  qu.  fo.  (50  Stein- 
taf.) Berlin,  Falk.  17  M. 

Farcy,  L.  de.  Notices  archeologiques  sur  les 
tentures  et  les  tapisseries  de  la  cathedrale 
d’ Angers.  8o,  108  p.  et  1 pl.  Angers,  La- 
chese,  Belleuvre  et  Dolbeau. 

Felirmann , E.  G.  Album  f.  Baudecoration  u. 
Zimmerschmuck.  Sammlung  v.  figiirl.  und 
ornamentalen  Bnudecorntionen,  sowie  Motivo 


Bibliographie. 


XIX 


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nach  Naturabgüssen  u.  Zeichnungen.  3—6. 
Lfg.  fo.  (k  6 Bl.  in  Lichtdruck.)  Dresden, 
Cjilbers.  k,  5 M. 

Figuier,  L.  Les  Merveilles  de  l’industrie. 
17e  et  18e  series.  T.  2.  8°,  521-  680  p.  Pa- 
ris, Furne,  Jouvet  et  Ce.  — Ouvrage  illuströ 
de  1000  grav.  et  publiö  en  200  livraisons  ä 
10  c.  ou  20  söries  ä 1 fr.  10  c. 

Fontaine,  Ch.  Recueil  d’anciennes  croix  du 
diocese  de  Saint-Di6  (Vosges) , dessinöes  et 
accompagnöes  de  notices.  4o,  XI— 24  p.  et 
40  pl.  Saint-Die,  imp.  Humbert. 

Gaste  et  Herve-Bazin,  E.  Les  Grandes-industries 
de  l’Anjou.  Pröface  et  table.  8o,  8 p.  An- 
gers, BarassA 

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1875.  Cavalcade  historique  organisöe  par  la 
ville  de  Malines , k l’occasion  du  jubilö  de 
Saint-Rombaut , patron  de  la  commune. 
Plans  et  dessins  de  M.  W.  Geets;  texte  fran- 
Qais  par  M.  E.  Neeffs.  Atlas  in  fo  oblong, 
7 pl.  tiröes  en  couleur  et  or,  avec  texte  ex- 
plicatif  en  franqais  et  en  flamand.  Bruxelles, 
etablissement  lithogr.  de  Ve  Simoneau-Too- 
vey,  editeur.  8 fr. 

Glaise  , N.  Album  du  peintre  en  bätiment. 

Ornements  (4  pl.).  Paris,  Ducher. 

Graf,  Aug.  Musterzeichnungen  von  Möbel- 
verzierungen u.  Holzschnitt-Arbeiten  aller 
Art  in  natürlicher  Grösse  für  Holzbildhauer, 
Möbelfabrikanten , Instrumentenmacher  etc. 
Enth.  Garnituren  für  Büffets,  Schreibtische, 
Spiegel  etc.  40  Grossplano-Taf.  in  4 Lfgn. 
1.  Lfg.  gr.  fo.  (io  Steintaf.  in  Imp.-F»  mit 
2 S.  Text.)  Weimar,  Voigt.  7 M.  50. 

Guide  (le)  du  carrossier.  Paris , imp.  lith. 
Brice. 

Hall,  H.  B.  The  Bric-a-Brac  Hunter;  or, 
Chapters  on  Chinamania.  8»,  p.  300.  10  s.  6 d. 
(Chatto  & W.) 

Hauptmann,  A.  Moderne  ornamentale  Werke 
im  Stile  der  Renaissance.  2.  Aufl.  10—23. 
Lfg.  fo.  (k  6 Taf.  in  Lichtdr.)  Dresden, 
Gilbers.  k 5 M. 

11  ul  nie  , T.  E.  Principles  of  Ornamental  Art. 
4o.  25  s.  (Cassell.) 

Irnbcrt.  Documents  concernant  l’orfövrerie 
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pin  Lucazeau,  orfevre  k Thouars.  8o,  li  p. 
Niort,  Clouzot.  — Extr.  des  Bull,  de  la  Soc. 
Statist,  de  Niort. 

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Frederic  Böttger.  18»,  282  p.  Paris,  Ha- 
chette  etc.  l fr.  25  c. 

Krug  u.  Pertzel’s  Ornamentik  f.  Schlosser  u. 
Architekten.  Darstellung  von  in  Schmiede- 
eisen ausgeführten  Thoren,  Thüren,  Thür- 
füllungen etc.  Suppl.-Hft.  zur  1.  Auf!.,  her- 
ausgeg.  v.  Ed.  Puls.  36  Ornamente  auf  28 
(lith.)  Taf.  gr.  4o.  (Text  2 S.)  Gera,  Ka- 
nitz’  Verl.  6 M. 

Lecocq,  Ad.  Notice  sur  un  four  k pouzzolane 
factice  decouvert  pres  de  Chartres  en  1868. 
8o,  8 p.  et  vign.  Chartres,  imp.  Garnier.  — 
Tirö  k 25  exemplaires. 

Lecocq , Ad.  Recherches  sur  une  curiositö 
chartraine  du  XVe  siede.  8o,  7 p.  Chartres, 
imp.  Garnier.  Tir6  k 25  exemplaires. 
Legrand,  L.  Etüde  historique  sur  les  corpora- 
tions  d’arts  et  mötiers,  comprenant  l’histoire 
des  communautes  et  confreries  de  marchands 
et  d’artisans  jusqu’k  leur  abolition  en  France 
en  1791.  8o,  VIII— 341  p.  Roubaix,  Beghin. 
Le  Roy  de  Sainte-Crolx.  L’Art  industriel  et  I 


ornemental  fran(;ais  au  XIXe  siöcle.  La  Mai- 
son  Susse  fröres  de  Paris.  12o,  90  p.  Paris, 
Pion  et  Ce. 

Le  Sergeant  de  Monnecove,  F.  Inventaire  ana- 
lytique  des  registres  de  l’abbaye  de  Saint- 
Bertin,  k Saint-Omer,  existant  au  döpöt  des 
archives  döpartementales  du  Pas-de-Calais. 
8o,  32  p.  Saint-Omer,  imp.  Fleury-Lemaire. 
— Extr.  du  Bull.  hist,  de  la  Soc.  des  antiqu. 
la  Morinie.  50  exemplaires. 

Mareschal,  M.  A.  A.  Ieonographie  de  la  faience. 
Dictionnaire  illustrd  de  planches  reprodui- 
sant  en  couleur  la  note  dominante  des  prin- 
cipales  fabriques  , le  nom  des  artistes  cöra- 
mistes  et  les  localit6s  oü  ils  ont  travaillö, 
enfin  les  marques  qui  se  recontrent  le  plus 
ordinairement  sous  les  fai'ences  de  tous  les 
pays  et  les  font  le  mieux  connaitre.  Dessins 
inödits.  8»  carrö,  VI— 139  p.  Paris,  Baur. 
10  fr. 

Martin,  Ch.  Essai  critique  et  descriptif  sur 
les  nouveaux  vitraux  de  l’öglise  Notre-Dame 
de  Bourg.  So,  VIII— 53  p.  Bourg  , Martin- 
Bottier. 

Matthias,  «T.  Der  menschliche  Schmuck,  Form, 
Farbe  und  Anwendung.  Ein  Beitrag  zur 
Bildung  des  Geschmacks  in  häusl.  u.  gewerbl. 
Kreisen.  Mit  16  (lith.)  Taf.  Abbildungen. 
2.  bili.  Ausg.  Lex.-8o.  (XVIII,  114  S.)  Lieg- 
. nitz,  Cohn.  4 M. 

Meteyard,  E The  Wedgwood  Handbook : a 
Manual  for  Collectors,  treating  of  the  Marks 
Monograms,  and  other  Tests  of  the  Old  Pe- 
riod  of  Manufacture ; also  including  the  Cata- 
logues,  with  Prices  obtained  at  various  Sales, 
together  with  a Glossary  of  Terms.  12o. 
p.  414.  10  s.  6 d (Bell  & S.) 

Michel , Em.  Des  arts  du  dessin  dans  leurs 
rapports  avec  l’industrie.  8o,  56  p.  Nancy, 
imp.  Berger-Levrault  et  Ce.  — Extr.  des 
Mem.  de  l’Acad.  de  Stanislas. 
Mobilien-Entwürfe,  herausg.  vom  Gewerbever- 
ein in  Hamburg  unter  Mitwirkung  liamburg. 
Architecten  u.  Bildhauer.  7.  u.  8.  Heft.  gr.  fo. 
Hamburg,  Boysen.  k 2 M.  50.  (1—8:  19  M.) 
Modes  et  costumes  historiques  franqais  et 
ötrangers.  Paris . Lib.  des  Modes  et  co- 
stumes hist. 

Morpurgo,  E.  Uno  sguardo  alla  industria  ve- 
traria.  Venezia,  tip.  della  Gazzetta.  8o, 
p.  14.  — Estratto  dalla  Gazzetta  di  Venezia. 

Morpurgo,  E.  L’industria  dei  merletti.  Vene- 
zia, tip.  della  Gazzetta,  1875.  8»,  p.  10. 

Münchhausen , Frhr.  A.  F.  v.  Teppiche  des 
Jungfrauenstifts  Marienberg  bei  Helmstedt. 
Erläutert  u.  m.  photolithogr.  verm.  Abbil- 
dungen auf  9 Taf.  (in  gr.  4o  u.  qu.  fo)  ver- 
sehen. Als  Beigabe  zum  7.  Jahrg.  der  Zeit- 
schrift d.  Harzvereins  f.  Geschichte  und 
Alterthumskunde,  gr.  4«.  (28  S.)  Wernige- 
rode 1874.  Quedlinburg,  Huch  in  Comm.  3M. 

Musterblätter  zu  Laubsäge-Arbeiten  f.  Kunst- 
tischler u.  Dilettanten.  Nr.  361—384.  Lith. 
gr.  fo.  München,  Mey  & Widmayer.  3 M.  60. 

Notice  explicative  des  vitraux  de  Saint-Winoc 
posds  en  1874  dans  l-’eglise  paroissiale  de 
Bergues.  18o,  X— 97  p.  Bergues , M.  Hilst, 
directeur  de  la  confrörie  de  Saint-Winoc. 
60  c. 

Ory,  P.  Les  Proccdös  industriels  des  Japonais. 
L’Arbre  k laque.  Notice  traduite  pour  la 
premicre  fois  du  japonais.  8»,  20  p.  Paris, 
Leroux. 

Ornamente  für  Architektur  u.  Kunst-Industrie, 
nach  den  Gypsabgüssen  des  k.  k.  österr. 
Museums  f.  Kunst  u.  Industrie  ausgewählt 


XX 


Bibliographie. 


von  A.  Ilg.  Aufgenommen  von  J.  Löwy. 
10  Lfgn.  gr.  fo  (ä  5 Lichtdr.-Taf.).  Wien, 
Lehmann  & Wentzel.  40  M. 

Ornements  divers  pour  appartements.  Album 
G.  B.  et  J.  C.  (7  planches.)  Paris,  imp.  lith. 
Lemercier  et  Ce. 

l’alliser,  Mrs.  B.  The  China  Collector’s  Pocket 
Companion.  Enlarged  and  revised  edit.,  with 
many  Marks  and  Monograms.  Illustrated. 
12,  p.  162.  5 s.  (Low.) 

Parenteau,  F.  Un  canon  de  bronze  du  Möge 
d’Orlöans  en  1428.  2c  ödition.  8«,  16  et 
2 pl.  Nantes,  imp.  Forest  et  Grimaud.  — 
Papier  vergö.  Titre  rouge  et  noir. 

Pnrvllle,  II.  de.  Causeries  scientificmes , dö- 
eouvertes  et  inventions,  progrös  de  la  Science 
et  de  l’industrie.  Ouvrage  ornö  de  74  vign. 
I4e  annöe.  1874.  18o,  360  p.  Paris,  Roth- 

schild. 3 fr.  50  c.  — Collection  Hetzel. 

Ponche,  M.  N.  Amiens  industriel,  son  passö, 
son. present,  son  avenir.  Lecture  faite  ä 
l’assembltie  gönöral  publique  de  la  Societe 
industrielle  d’ Amiens,  le  17  janvier  1864. 
De  partie.  gr.  8o,  35  p.  Amiens,  imp.  Jeunet. 
— Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  industr.  d’ Amiens, 
du  1er  mars  1864. 

English  Pottery  and  Porcelain;  being  a con- 
cise  Account  of  the  Development  of  the  Pot- 
ter’s  Art  in  England.  Profusely  Illustrated. 
8«,  p.  134.  5 s.  (Bazaar  offiee.) 

Prcussens  Heer.  Seine  Laufbahn  in  histor. 
Skizze  entrollt  von  G.  Hiltl.  Mit  zahlrei- 
chen (eingedr.)  Illustr.  (in  Ilolzschn.)  nach 
Skizzen  von  L.  Burger , Menzel  u.  A.  — 
Seine  heutige  Uniformirung  u.  Bewaffnung 
gezeichnet  v.  F.  Schindler.  Auf  50  lith. 
u.  m.  der  Hand  sorgfältigst  color.  Tafeln. 
Pracht-Ausgabe.  2—6.  Lfg.  gr.  fo.  (S.  5—20 
in.  25  color.  Steintaf.)  Berlin  . H.  J.  Mei- 
dinger.  ii  15  M. 

Pugin,  A.  W.  Glossary  of  Ecelesiastical  Orna- 
ment and  Costuine.  3rd  edition.  4o.  L.  6.  6 s. 
(Quaritch.) 

Puls,  Ed.  Ad.  Krug  u.  Ant.  Pertzel.  Ornamen- 
tik für  Schlosser  u.  Architekten.  Darstel- 
lung von  in  Schmiede-Eisen  ausgeführten 
Thoren,  Thiiren,  Thürfüllungen  etc.  2.  verm. 
u.  verb.  Aufl.  in  120  Taf.  u.  11  Bogen  De- 
tails, enth.  170  Musterabbildungen  nach  aus- 
geführten Arbeiten  der  bedeutendsten  Archi- 
tekten u.  renommirtesten  Kunst-  u.  Bau- 
schlossereien alter  u.  neuer  Zeit.  3 — 10. 
(Schluss-)  Lfg.  gr.  4.  (a  10  Steintaf.  m.  lith. 
Beilage  in  gr.  fo).  Gera,  Kanitz’  Verl,  ä 
2 M.  50. 

liacinet , M.  A.  Das  polychrome  Ornament. 
100  Taf.  in  Gold-,  Silber-  u.  Farbendr.,  etwa 
2000  Motive  aller  Stilarten,  enth.:  Antike  u. 
orientalische  Kunst,  Mittelalter,  Renaissance, 
XV1T.  u.  XVIII.  Jalirh.  Eine  histor.  u.  prakt. 
Sammlung.  Mit  erklärenden  Beschreibungen 
und  einer  allgemeinen  Einleitung.  Deutsche 
Ansg.  v.  Prof.  R.  Reinhardt.  Unter  Mit- 
wirkung von  A.  Mecklenburg.  2.  Aufl.  (In 
50  Lfgn.  1.  Lfg.  fo.  (2  Chromolith.  m.  2 Bl. 
Text.)  Stuttgart,  Neff.  2 M.  40. 

ltavotli,  M.  u.  R.  Vogel.  Ornamente  der  italie- 
nischen Renaissance.  Nach  den  Originalen 
aufgenommen  und  gezeichnet.  1.  Heft.  gr. 
4o.  (4  Steintaf.  in  qu.  fo.  u.  Imp.  fo.).  Halle, 
Knapp.  3 M. 

Retlexions  tcchniques  et  historiques  sur  l’es- 
crime;  par  un  ancien  amateur.  8o,  39  p. 
Lille,  imp.  Mcriaux  et  Vitez.  1 fr. 

Reiffenberg,  M.  de.  Des  marques  et  deviscs 
mises  ä leurs  livres  par  un  grand  nombre 
d’amateurs.  8o,  29  p.  Paris.  Rouveyre.  — 
Tire  ä petit  nombre. 


Relazione  annualo  sulle  operazioni  della  So- 
cietä  d’incoraggiamento  d’arti  e mestieri  di 
Milano.  Milano,  tip.  Bernardoni,  1875.  8», 
p.  34. 

Rennuld,  J.  Coutumes  et  usages  lorrains.  Los 
officiers  du  corps  des  perruquiers  de  Nancy, 
esquisse  de  moeurs  locales  d’aprös  les  docu- 
ments  inödits.  8»,  67  p.  Nancy,  Wiener.  — 
Extr.  des  Mem.  de  la  Soc.  arch.  lorraine. 

Rüdiger,  O.  Die  ältesten  hamburgischen  Zunft- 
rollen u.  Brüderschaftsstatuten.  Gesammelt 
u.  mit  Glossar  versehen.  Herausg.  v.  Bürger- 
meister Kellinghusen’s  Stiftung,  gr.  8°,  (XVI, 
350  8.)  Hamburg,  1874.  Gräfe  in  Comm.  6 M. 

Rühl,  L.  Führer  durch  die  Bijouterie-Fabriken 
und  deren  verwandte  Geschäfte  in  Pforzheim. 
Firmen  sämmtlicher  Bijouterie-  und  damit 
verwandten  Geschäfte,  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Specialität  ihrer  Fabri- 
kate. 8o,  (VII,  46  S.)  Pforzheim,  Riecker. 
2 M.  50. 

Saint-Genods,  J.  de.  Les  Couvertures  et  feuilles 
de  garde  des  vieux  livres  et  des  manuscrits. 
8»,  16  p.  Paris,  Rouveyre.  — Tirö  ä petit 
nombre. 

Schilling-Baumann,  J.  Ueber  Uhren  im  Allge- 
meinen, deren  Geschichte  und  Behandlung. 
Mit  2 Taf.  8o,  19  Stn.  Zürich,  Orell,  Füssli 
& Co.  1.  — Sep.-Abdr.  a.  d.  Jahresbericht  d. 
Techn.  Gesellscli.  in  Zürich. 

Serben,  die,  an  der  Adria.  Ihre  Typen  und 
Trachten.  7,8.  Lfg.  fo,  (5  Chromolith.)  Leip- 
zig, 1874,  Brockhaus,  ä 6 M. 

Schmidt,  R.  Die  Handfeuerwaffen,  ihre  Ent- 
stehung u.  techn. -hist.  Entwicklung  bis  zur 
Gegenwart.  Mit  Atlas  von  56  Taf.  Lfg.  1 — 
4.  (Schluss.)  Basel,  B.  Schwabe,  br.  40, 
Compl.  in  4 Lfgn.  ä fr.  5.  — 

Springer,  .1.  B.  Musterzeichnungen  von  Tafel- 
aufsätzen, Mittelstücken  etc.  für  Conditoreien 
und  verwandte  Fächer  nebst  erläut.  Text.  2. 
u.  3.  Heft  (ä  3 S.  mit  16  Steintaf.)  Frank- 
furt a.  M . Rommel,  ä 1 M.  50  Pf. 

Schütz,  A.  Metallotechnik.  Sammlung  prakt. 
Entwürfe  für  ltunstgewerbl.  Erzeugnisse  der 
Silber-,  Bronze-,  Zink-  und  Eisen-Industrie. 
1.  Serie.  1.  Heft.  Imp.  4o,  (12  Taf.  in  Tondr.) 
Leipzig,  Seemann.  10  M. 

Tiffln,  W.  F.  A Chronograph  of  the  Bow, 
Chelsea,  and  Derby  Porcelain  Manufactories ; 
showing  their  simultaneous  Progress  an  their 
various  , Marks1.  8o,  1 s.  (Simpkin). 

Yerdellet,  J.  L’Art  pratique  du  tapissier.  De 
sdrie.  80,  46  p.  et  12  pl.  Paris,  imp.  Dufour. 
12  fr. 

Visclier,  L.  Die  industrielle  Entwicklung  im 
Königreich  Württemberg  und  das  Wirken 
seiner  Centralstelle  f.  Gewerbe  u.  Handel  in 
ihren  ersten  25  Jahren.  Nach  Erhebungen 
aus  den  Akten  und  unter  Benützung  von 
Aufzeichnungen  des  Herrn  Präs.  Dr.  v.  Stein- 
beis,  Exe.,  sowie  im  Rückblick  auf  eigene 
Mitwirkung  dargestellt.  Mit  einem  Beilagen- 
Bande  u.  13  (chromolith.)  Karten  (in  gr.  4o) 
gr.  80,  (XL,  639  S.)  Stuttgart,  Griininger. 
20  M. 

Waring,  J.  B.  Ceramic  Art  in  Remote  Ages 
40,  84  s.  (Day.) 

Museen,  Ausstellungen  etc. 

Art  moderne.  Documents  relatifs  ä la  galerie 
Bruyas.  8».  36  p.  Montpellier,  impr.  Ricateau, 
Ilainelin  et  Cie. 

Aufnahmen,  photographische,  aus  der  Dresdner 
Ausstellung  alter  kunstgewerblicher  Arbeiten 
1875.  Nach  Auswahl  d.  Comite’s  in  Schnell- 


Bibliographie. 


XXI 


pressen-Lichtdr.  ausgeführt  v.  Römmler  u. 
Jonas.  1.  Lfg.  fo.  (5  Bl.)  Dresden,  Gilbers.  5 M. 

Berichte  Hamburger  Gewerbetreibender  über 
die  Wiener  Weltausstellung  1878.  Herausg. 
auf  Veranlassung  der  Hamburg.  Landes- 
Commission.  8o,  (VIII.  461  8.  m.  6 Steintaf. 
in  qu.  gr.  4o.)  Hamburg.  3 M. 

Bouilhet,  H.  La  Manufacture  de  Sevres  et  ses 
produits  k l’exposition  des  Champs-Elysöes, 
1874.  Kapport.  4o,  18  p.  Paris,  imp.  Bouchard- 
Huzard. 

La  manuf.  de  Sövres  k l’exp.  des  Champs- 

Elysöes,  1874.  Sociötö  d’encouragement  pour 
l’industrie  nationale.  Kapport.  8o.  35  p.  Paris, 
imp.  Claye. 

Catalogo  dei  dipinti  appartenenti  alla  famiglia 
Tescari  di  Castelfranco-Veneto.  Padova,  tip. 
Prosperini,  1875.  8»,  p.  64. 

Catalogo  dei  quadri,  sculture  in  marmo,  mo- 
saici,  pietre  colorate,  bronzi  ed  altri  oggetti 
di  belle  arti  esistenti  nella  galleria  giä  dei 
Monte  di  Pietk  di  Roma,  ora  della  Cassa  dei 
depositi  e prestiti.  Roma , tip.  dei  Popolo 
Romano,  1875.  8o.  p.  104.  50  L. 

Catalogo  generale  dei  Rami  incisi  al  bulino 
ed  all’acquaforte , posseduti  dalla  R.  Calco- 
grafia  di  Roma.  Roma,  Regia  tip.,  1874,  4&, 
p.  VIII — 82.  ’ ’ 

Catalogue  de  la  bibliotheque  de  la  ville  de 
Lille.  Sciences  et  arts.  Supplöment.  1.  partie. 
8°,  XVIII-514  p.  Lille,  imp.  Lefebvre-Ducrocq. 

Catalogue  de  la  R.  Galerie  de  Florence:.  Pre- 
miere et  seeonde  partie.  Florenee,  imp.  Cen- 
niniana,  1875.  16o,  p.  168. 

Catalogue  des  objets  d’antiquitös  et  de  curio- 
sitös  exposös  dans  le  Musöe  communal 
d’Amiens.  8o,  210  p.  Amiens,  imp.  Alfred 
Caron  fils  et  Cie. 

Catalogue  du  Musöe  d’antiquitös  de  Rouen. 
8°,  XVII— 204  p.  Rouen,  imp.  Benderitter. 
2 fr.  50  c. 

Catalogue  du  Musöe  Rath  k Geneve.  Geneve, 
J.  G.  Fick.  12“,  92  p.  50  c. 

Cliesnel,  E.  L’Exposition  universelle  de  1873, 
De  Caen  k Vienne.  Les  Exposants  normands 
Notes  de  voyage.  8°,  60  p.  Caen,  Le  Blanc- 
Hardel.  1 fr.  50  e. 

Delaborde,  H.  Le  Döpartement  des  estampes 
k la  Bibliothöque  nationale.  Notice  histo- 
rique  suivie  d’un  catalogue  des  estampes  ex- 
posees  dans  les  salles  de  ce  döpartement. 
8o,  446  p.  Paris,  Pion  et  Cie.  5 fr. 

Don  de  M.  et  Mme.  Philippe  Lenoir.  Musde 
nat.  du  Louvre  12o,  129  p.  Paris,  imp.  de 
Mourgues  fr.  75  c. 

Bevlenne,  A.  Les  Artistes  du  Nord  ou  salon 
de  1874.  12o,  63  p.  Lille,  imp.  Petit. 

Elenco  delle  pitture  ed  altri  oggetti  d’arte 
esistenti  nella  Pinaeoteea  eretta  nella  Chiesa 
di  Betlemme  in  Foligno.  Foligno , stab. 
Sgariglia,  1875.  16“,  p.  16. 

Erculei,  R.  Museo  artistico  industriale  (S.  P. 
Q,.  R.)  Anno  I.  Roma,  tip.  Salviucci,  1874. 
8o,  p.  50. 

Erwerbungen  der  königl.  Museen  zu  Berlin  seit 
dem  J.  1872.  Veröffentlicht  von  der  General- 
verwaltung der  königl.  Museen,  gr.  8»  (42  S.) 
Berlin,  G.  Reimer  in  Comm.  50  Pf. 

Explication  des  ouvrages  de  peinture , sculp- 
ture,  architecture , giavure  et  lithographie 
des  artistes  vivants,  exposes  au  palais  des 
Champs-Elysöes  le  1«  mai  1875.  12“,  CXLIV 
—631  p.  Paris,  imp.  nationale.  1 fr. 

Explications  des  ouvrages  de  peinture,  seulp- 
ture,  architecture,  etc  , exposes  par  la  So- 


cidtd  des  Amis  des  arts  de  Reims.  16o,  120  p. 
Reims,  imp.  Luton,  76  c. 

Exposition  de  1867.  Delegation  des  ouvriers 
relieurs.  2“  partie.  La  reliure  k l’exposit. 
de  1867.  Etudes  comparatives  de  la  reliure 
anclenne  et  moderne.  12» , 226  p.  Paris, 
imp.  Masquin  et  Cie. 

Exposition  de  l’oeuvre  de  Corot  k l’Ecole  na- 
tionale des  beaux-arts,  quai  Malaquais.  Ca- 
talogue pröcödö  d’une  notice  biographique, 
par  M.  Ph.  Burty.  18«,  72  p.  et  portr.  Paris, 
imp.  Jules  Juteau  et  fils.  l fr. 

Exposition  des  Oeuvres  de  M.  Maxime  Lalanne 
au  profit  des  pauvres  et  d’oeuvres  charitables 
de  Bordeaux,  du  lundi  9 novembre  au  jeudi 
10  döcembre,  dans  les  galeries  de  la  Sociötö 
des  Amis  des  arts.  8o,  38  p.  Bordeaux,  imp. 
Delmas.  30  c. 

Exposition  d’oeuvres  d’art  des  artistes  ama- 
teurs  au  profit  d’une  bonne  oeuvre.  Cata- 
logue des  oeuvres  exposöes.  8o,  20  p.  Paris, 
imp.  Morris  pöre  et  fils.  60  c. 

Exposition  libre  des  oeuvres  d’art  refusöes  au 
Salon  de  1876.  8»,  20  p.  Paris,  imp.  Ve.  E. 
Vert. 

Dasselbe.  24  p. 

Exposition  des  Amis  des  arts  de  l’Aube.  Salon 
de  1875.  De  liyr.  4°,  12  p.  Troyes , imp. 
Dufour-Bouquot. 

Exposition  universelle  de  Vienne  en  1873. 
France.  Commission  supörieure.  Rapports. 
T.  1—4,  80  Paris,  imp.  nationale. 

— — Rapport  adressö  k M.  le  gouverneur 
general  civil  de  l’Algörie  par  la  commission 
algörienne.  8»,  XII— 247  p.  Paris,  imp.  nat. 

Franklin,  A.  Pröcis  de  l’histoire  de  la  Biblio- 
thöque  du  roi,  aujourd’hui  Bibliothöque  na- 
tionale. 2e  öd.  corr.  et  trös-augmentöe.  8“, 
VII— 345  p.  Paris,  Willem.  8 fr. 

Gemälde  - Verzeichniss  der  k.  bayer.  Staats- 
galerie in  Schleissheim.  1875.  (Von  A.  T eich- 
lein.) O.O.  8o.  107  S.  1 M. 

Germain,  L.  Notice  des  peintures,  sculptures 
et  dessins  du  Musöe  döpartemental  de  Niort. 
8o,  136  p.  Saint-Maixent,  imp.  Reversö. 

Gonze,  L.  Musöe  de  Lille.  Le  musöe  de  pein- 
ture. gr.  8o,  72  p.  avec  vignettes.  Paris, 
imp.  Claye.  — Extr.  de  la  gazette  des  beaux- 
arts. 

Greppo,  Fr.  Le  Salon.  Revue  gönörale  de 
l’exposition  de  la  Sociötö  des  amis  des  arts 
de  Lyon , d’apres  les  notes  critiques  d’un 
comitö  d’artistes  et  de  gens  de  lettres. 
2e  annöe.  1875.  4«,  86  p.  et  7 photogr.  Lyon, 
Jevain.  12  fr. 

Gower,  Lord  R.  A Pocket  Guide  to  the  Public 
and  Private  Galleries  of  Holland  and  Bel- 
gium.  l8o.  p.  280.  5 s.  (Low.) 

Joliet,  M.  L.  Le  Musöe  des  souverains,  remi- 
niscences  classiques.  gr.  18o,  32  p.  Paris, 
imp.  Claye. 

Jouin,  H.  La  Sculpture  au  Salon  de  1874.  8o, 
91  p.  Paris,  Pion  et  Cie. 

Katalog  der  photographischen  Ausstellung  im 
k.  k.  Oesterr.  Museum  für  Kunst  & Industrie 
zu  Wien.  Wien,  1875.  8o.  Supplement  zu: 
Photogr.  Correspondenz. 

La  Fizeliere , A.  de.  Memento  du  Salon  de 
peinture,  de  gravure  et  de  sculpture  en  1875, 
indiquant  les  oeuvres  les  plus  remarquables 
exposöes  an  palais  de  l’Industrie.  16o,  VIII 
—71  p.  Paris,  Lib.  des  bibliophiles.  1 fr.  — 
Tire  k 100  exempl.  sur  pap.  de  Hollande,  10 
sur  papier  de  Chine  10,  sur  pap.  Whatman. 

Lamy,  0.  L’Art  francais  k l’exposition  des 


XXII 


Bibliographie. 


beaux-arts  appliquös  ä l’industrie  (palais  des 
Champs-Elysöes),  annöe  187-1 . 8»,  68  p.  Pa- 
ris, l’auteur,  17,  rue  Larochefoucauld. 

Le  Vavasseur,  ö.  Les  Artisies  picards  au  Sa- 
lon de  1874.  8«,  15  p.  Amiens,  imp.  Delattre- 
Lenoel.  — Extr.  de  la  Picardie. 

Liste  des  oeuvres  d’art  exposees  par  la  ville 
de  Paris.  Ecole  des  beaux-arts.  Juillet  1875. 
12»,  69  p.  Paris,  A.  Chaix  et  Cie. 

Liste  des  dons  faits  au  Musee  de  Troyes  pen- 
dant  l’anntie  1873  , avec  les  noms  des  dona- 
teurs;  par  J.  Ray,  Nr.  12,  8o,  8 p.  Troyes, 
imp.  Dufour-Bouquot.  Extr.  des  Möm.  de  la 
Soc.  acad.  de  l’Aube. 

Livret-catalogue  de  l’exposition  de  1874  de  la 
Societö  artistique  et  industrielle  de  Cher- 
bourg. 8o,  44  p.  Cherbourg,  imp.  Mouchel.  50  c. 

Livret  explicatif  des  ouvrages  d’art  admis  ä 
l’exposition  de  la  sociöte  des  amis  des  arts 
de  Pau.  Exposition  de  1875,  du  12  janvier  au 
10  mars.  32o,  70  p.  Pau,  au  Musee.  50  c. 

Louvrier  de  Lajollais.  Le  Musee  national  du 
Louvre  et  la  Note  de  M.  F.  Reiset.  4o,  12  p. 
Paris,  Heymann.  — Extrait  de  l’Art. 

Maigne,  M.  Arts  et  manufaetures.  Exposition 
soinmaire  des  methodes  et  procddes  de  l’in- 
dustrie  eontcmporaine.  1.  partie.  12«,  VII-439. 
p.  avec.  fig.  Paris,  Belin. 

Malassis,  A.  P.  Monsieur  Alphonse  Legros  au 
Salon  de  1875.  Note  critique  et  biographique 
ornöe  de  3 grav.  du  maitre.  4o,  12  p.  Paris, 
Rouquette.  — Tire  ä 200  exempl.  sur  pap. 
verge. 

Masson,  M.  G.  Les  Arts  grapliiques  ä l’Expo- 
sition  de  Vienne  (groupe  XII).  8«,  144  p. 
Paris,  imp.  Ragon  et  Cie.  Reimpression  du 
Rapport  publid  par  la  Commission  supörieure. 

Mazard,  H.  A.  Musde  des  antiquites  nationales 
de  Saint-Germain-en-Laye.  La  Ceramique. 
12«.  336  p.  et  6 pl.  Saint-Germain,  Lancelin. 
— Extr.  du  journal  l’lndustriel  de  Saint- 
Germain-en-Laye.  — Tire  ä 100  exempl. 

Musöe  de  Chartres.  Notice  des  peintures,  dessins 
et  sculptures.  2.  edition.  8»,  1V-97  p.  Chartres, 
imp.  Ed.  Garnier. 

Navarro  Reverter,  J.  Del  Türia  al  Danubio 
Memorias  de  laExposicion  univers.  de  Vienna. 
C011  un  prölogo  del  Excmo.  Sr.  D.  Josö  Emi- 
lio  de  Santos,  Vicepresidente  del  Jurado 
espanol.  Obra  ilustr.  con  un  plano  general 
de  la  exp.,  y una  vista  de  la  rotonda.  Valen- 
cia, impr.  de  J.  Domenech.  80,  XX1I-748  p.  24. 

Niepce,  L.  Projet  de  la  creation  d’un  musee 
historique  ii  Lyon.  8«,  43  p.  Lyon,  imp.  Ving- 
trinier.  — Extr.  de  la  Revue  du  Lyonnais, 
mai  1874. 

Niepce,  L.  Le  Palais  Saint-Pierre.  Observa- 
tions  sur  la  reorganisation  des  musees  et  de 
l’ecole  des  beaux-arts  de  Lyon.  8»,  52  p. 
Lyon,  imp.  Vingtrinier.  Extrait  de  la  Revue 
du  Lyonnais,  juillet  1874. 

Notice  des  peintures,  sculptures  et  dessins  de 
l’ecole  moderne  exposös  dans  les  galeries 
du  musee  national  du  Luxembourg.  12o, 
110  p.  Paris,  imp.  de  Mourgues  fröres.  75  c. 

Notice  sommaire  des  tableaux  et  objets  d’art 
exposds  dans  les  salons  de  l’hötel  - de -ville 
de  Nancy,  en  1875,  au  proiit  des  Alsaciens- 
Lorrains  Emigrant  en  Algörie.  U<>,  2e  et  3e 
cditions.  12»,  131  p.  Nancy,  imp.  Reau. 
1 fr.  50  c. 

Otreppc  de  Bouvette,  A.  d’.  Tablettes  liegeoises 
120e  liv.,  fevrier  1875.  (Discours  d’inaugu- 


ration du  musöe  archeologique  Liögeois).  12o, 
72  p.  Liege,  imp.  Vaillant, -Carmanne. 

— — Projet  de  fonder  un  musee  d’armes  ä 
Liege,  suite  aux  Tablettes  liegeoises,  I21e 
liv.  12o,  24  p.  Lidge,  imp.  Vaillant-Carmanne. 

Parant,  E.  Tissage.  Les  Tissus  pour  ameuble- 
ments  ä l’Exposition  des  beaux-arts  appliques 
ä l’industrie.  80,  25  p.  et  1 pl.  Paris,  E. 
Lacroix.  4 fr. 

Pinacoteca  della  R.  Accademia  di  belle  arti 
in  Milano:  Seconda  edizione  con  aggiunte  e 
correzioni.  Milano,  stab.  Civelli,  1874.  16o, 
p.  116  p.  L.  1. 

Pöhlmann,  H.  Beiträge  zur  Geschichte  des 
königl.  Gymnasiums  zu  Tilsit.  4.  Stück.  Die 
königl.  Provinzialschule  von  1718—1791.  — 
Nachricht  über  die  auf  der  Lehrer-Bibliothek 
des  königl.  Gymnasiums  zu  Tilsit  vorhan- 
denen Handschriften  u.  alten  Drucke.  4o. 
(36  S.)  Tilsit  (Schubert  & Seidel.)  75  Pf. 

Programma  e regolamento  per  l’esposizione  in- 
dustriale-artistico-agraria  in  Fabriano.  Fa- 
briano,  tip.  Fabi-Milanesi,  1874.  80,  16  p. 

Proth,  M.  Voyage  au  pays  des  peintres.  Sa- 
lon de  1875.  Avec  dessins  autographes  de 
MM.  A.  Lefeuvre,  d’ Alheim , Amy,  Bastien- 
Lepage,  etc.  80,  115  p.  et  9 dessins.  Paris, 
Vaton. 

Beiset,  M.  Notes  sur  les  musees  nationaux. 
80,  28  p.  Paris,  imp.  de  Mourgues  freres. 

Benier,  J.  S.  Catalogues  des  dessins  d’artistes 
liegeois  d’avant  le  XIXe  siecle,  possödes  par 
l’Acadömie  des  bes^ux-arts  et  la  bibliotliöque 
de  l’Universitö  ä liÖge.  80,  195  p.  Verviers, 
imp.  A.  Remacle.  4 fr.  50  c. 

Saint-Bobert,  P.  de.  Souvenir  de  l’Exposition 
nationale  des  arts  industriels  1874.  18o,  II— 
314  p.  Bfuxelles,  imp.  Ch.  Vanderauwera. 
3 fr.  50. 

Scliasler,  M.  Die  königl.  Museen  von  Berlin. 
Ein  prakt.  Handbuch  zum  Besuch  der  Gale- 
rien, Sammlungen  und  Kunstschätze  der- 
selben. 11.  völlig  umgearb.  u.  verm.  Aufi. 
M.  Stahlst,  u.  Holzschn.  80  (196  S.)  Berlin, 
Nicolai’s  Verl.  1 M.  50. 

Societö  des  Amis  des  arts  de  Bordeaux.  23. 
exposition.  Explication  des  ouvrages  de  pein- 
ture,  sculpture,  architeeture,  gravure  et  litho- 
graphie  des  artistes  vivants  exposös  dans 
les  salons  de  la  Sociöte , le  28  mars  1875. 
12»,  76  p.  Bordeaux,  imp.  Gounouilhou.  50  c. 

Union  centrale  des  beaux-arts  appliques  ä l’in- 
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de  1876.  gr.  80,  36  p.  Paris,  imp.  Pougin. 

Verzeiclmlss  der  römischen,  germanischen,  etc. 
Denkmäler  des  Museums  der  Stadt  Mainz 
herausgeg.  \on  dem  Vereine  zur  Erf.  der 
rheinischen  Gesöh.  u.  Alterth.  in  Mainz.  I. 
gr.  80.  Mainz,  v.  Zabern  in  Comm. — I.:  Die 
röin.  Inschriften  u.  Steinsculpturen  des  Mu- 
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von  J.  Becker.  (XXIV,  140  L.)  8 M. 

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Beriicksiclit.  der  österr.  Glasindustrie.  Be- 
richt an  die  Handels-  und  Gewerbekammer 
in  Reichenberg.  gr.  80.  (29  S.)  Prag  1874. 
(Dresden,  v.  Zahn.)  1 M.  20. 

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handbücher, gr.  80.  (XII,  264  S.)  Leipzig. 
II.  Vogel,  8 M 


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nen.  Eene  handleiding  bij  het  onderwijs 
en  tot  zelfoefening  voor  aankomende  am- 
bachtslieden.  8°.  (6  en  71  bl.  met  houtsnee- 
flguren  tusschen  den  tekst.  ’s  Gravenhage, 
I).  A.  Thieme.  f.  — 40. 

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f.  Künstler  u.  Kunstfreunde.  5.  Aufl.  Nach 
d.  4.  Aufl.  gänzlich  neu  bearb.  v.  A.  Ehr- 
hardt. Nebst  e.  Anli.  üb.  Conservirg  , Re- 
generation u.  Restauration  alter  Gemälde, 
gr.  8o.  (XXXI,  536  S.  m.  7 Kpfrtaf.  in  qu. 
gr  4°.)  Braunschweig,  Scliwetschke  & Sohn. 
9 M. 

CampUlo  y Rodriguez,  J.  Sobre  el  origen  y 
tendencia  de  la  estetica,  como  medio  de  de- 
terminar  en  qu6  consiste  la  verdadero  en- 
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en  la  solemne  apertura  del  curso  de  1875  k 
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imp.  y lit.  de  Brid.  4°,  98  p. 

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comprenant  l’enluminagedes  grav.  etlithogr., 
le  coloris  du  daguerröotype , des  vues  sur 
verre  pour  störöoscope,  et  la  retouche  de  la 
photogr.  k l’aquarelle,  la  gouache  et  k l’huile 
8o.  46  p.  Paris,  Renauld.  Bibi,  artistique. 

Champfleury.  Histoire  de  la  caricature  au 
moyen  äge  et  sous  la  renaissance.  2e  öd., 
trös-augmentöe.  18«,  355  p.  Paris,  Dentu, 
5 fr. 

Courval,  de.  Album  du  paysagiste  pour  l’ar- 
rangement  des  parcs  et  desjardins,  23  plan- 
clies  contenant  300  croquis  composüs  et  des- 
sinüs  par  le  vicomte  de  Courval.  f°,  8 p.  et 
23  pl.  Paris,  Rothschild.  25  fr. 

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Painting,  Graining,  Marbling,  and  Sign  Wri- 
ting.  Containing  full  Information  on  the 
Processes  of  House  Painting  in  Oil  afid  Dis- 
temper, the  Formation  of  Letters  and  Prac- 
tice  of  Sign  Writing,  the  Principles  of  De- 
corative  Art;  a Course  of  Elementary  Dra- 
wing  for  House  Painters,  Writers,  etc.;  and 
a Collection  of  useful  Receipts.  Witli  9 Co- 
loured  Illustr.  of  Woods  and  Marbles , and 
num.  Wood  Engravings.  12°,  p.  415.  6 8. 
(Lockwood.) 

Dessin  professioDnel.  Menuiserie  et  ma<jon- 
nerie.  Paris,  imp.  lith.  Monrocq. 

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Avec  une  pröface  par  A.  Houssaye.  18», 
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1 


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Brockhaus.  15  M. 

Fialkowskl,  N.  Anleitung  zur  Zusammenstel- 
lung geoinetr.  Formen  in  der  Ebene.  144 
Muster  m.  einleit.  Constructionen  (auf  24 
chromolith.  Taf.)  für  Real-Gymnasien,  Real-, 
Bürger-  und  Gewerbeschulen,  sowie  f.  höhere 
Mädchenschulen  entworfen  und  gezeichnet. 
2.  verb.  u.  verm.  Aufl.  gr.  8o  (8  S.)  Wien 
1876,  Holder.  M.  3.  20. 

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in  Kunst  u.  Leben.  Praktische  Aesthetik  f. 
d.  gebildete  Frauenwelt.  3.  Ausg.  8».  (XXII, 
391  S.)  Berlin  1876,  Nicolai’s  Verl.  5 M. 

Gulllemin,  A.  La  Lumiöre  et  les  Couleurs. 
Ouvr.  illuströ  de  71  fig.  grav.  sur  bois. 
2«  6d.  18o,  VIII— 302  p.  Paris,  Hachette  et  Ce. 

1 fr.  Petite  encyclopödie  populaire. 

Goupil.  La  Perspective  experimentale,  arti- 
stique, möthodique  et  attrayante,  ou  l’Ortho- 
graphe  des  formes,  k l’usage  des  amateuis 
et  des  artistes  peintres,  sculpteuis  et  archi- 
tectes.  8o,  64  p.  Paris,  Renauld.  1 fr. 
Bibi,  artistique. 

Gonpil.  Traitö  methodique  de  l’aquarelle  et 
du  lavis  appliquös  k l’ötude  de  la  figure  en 
g6n6ral,  du  portrait  d’aprcs  nature,  du  pay- 
sage  de  la  marine,  des  animaux,  des  fleurs 
et  des  papillons.  8<>,  79  p.  Lagny,  Renauld. 

1 fr.  50  c.  Bibliothöque  du  progrös  et  de 
l’art  vulgarisateur  du  beau. 

Goupil.  Traitö  möthodique  et  gönöral  du  des- 
sin , du  coloris  , de  l’aquarelle  et  du  lavis 
appliquös  k l’ötude  de  la  figure  en  gönöral, 
du  portrait  d’aprös  nature,  du  paysage,  de 
la  marine,  des  animaux,  des  fleurs  et  des 
papillons.  gr.  8o,  80  p.  Paris , Renauld. 
Avec  9 aquarelles  modöles.  10  fr. 

Hermann,  C.  Aesthetische  Farbenlehre,  gr.  8c, 
(IV,  91  S.)  Leipzig,  1876.  M.  Schäfer.  2 M. 

Hirt , G.  Blumen  - Studien  nach  der  Natur. 
Imp.-fo.  (7  Steintaf.)  Leipzig,  Baumgärtner. 
8 M. 

Hoffmeyer,  Fr.  Zeichenhefte  m.  Rücksicht  auf 
die  allgemeinen  ministeriellen  Bestimmgn. 
vom  15.  Oct.  1872  h-rsg.  2.  Hft.  Der  Winkel. 
2.  Aufl.  4°.  (32  S.  m.  eingedr.  Holzschn.) 
Hannover,  Helwing.  — 30. 

Katalog  v.  Werken  üb.  d.  Zeichenunterricht 
nach  den  verschiedenen  Zweigen  desselben 
f.  Schul-  u.  Selbstunterricht.  Zum  Gebrauch 
f.  Buchhändler,  Zeichenlehrer  und  alle  die- 
jenigen, welche  dem  Zeichnen  ein  Interesse 
zuwenden,  gr.  8°.  (XXV,  136  S.)  Neuwied, 
1876,  Heuser.  4 M. 

Lannltz,  Ed.  v.  d.  Wandtafeln  zur  Veranschau- 
lichung antiken  Lebens  u.  antiker  Kunst. 
Taf.  XVI  u.  XVII.  Imp.-fo.  (2  Chromolith.) 
Mit  Text.  gr.  8°  (8  S.)  Cassel,  Fischer. 
27  M.  (1  — XVII : 163.  50.)  - Inhalt:  XVI. 


XXIV 


Bibliographie. 


Grammatischer  Unterricht.  9 M.  — XVII. 
Die  Akropolis  v.  Athen.  18  M. 

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tral Tint.  With  24  Plates.  4o.  5 s.  (Cassell.) 

Lessing.  Laocoon.  Nouv.  traduction  fran<jaise 
pav  E.  Hallberg.  180,  XIX-224  p Paris, 
J.  Delalain  et  lils.  1 fr.  60  c. 

Liebert , A.  Nouveau  proc6d6  d’impression 
photographiqne  inaltörable  aux  sels  de 
chrome , produisant  des  images  k une  ou 
plusieurs  teintes,  avec  ou  sans  inscription, 
redress6es  et  6maill6es , mates  ou  demi- 
brillantes  comme  le  papier  albumin6,  k l’aide 
d’un  nouveau  systkme  de  chässis,  par  L.  Lam- 
bert. Multiplication  des  types  et  contre-types. 
Description  pratique  des  op6rations.  160, 
53  p.  Paris,  imp.  Malteste  et  Cie. 

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in  Distemper.  8«.  10  s.  6 d.  (Rowney.) 

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Luchs , H.  Culturhistorische  Wandtafeln  f. 
Gymnasien,  Realschulen,  Seminare  u.  ver- 
wandte Lehranstalten,  gezeichnet  v.  A.  Hol- 
länder, J.  Brück  u.  C.  Lüdecke,  hersg. 
u.  m.  erläut.  Text  versehen,  l.  Reihe.  Ausg.A. 
2.  Lfg.  Imp.-fo.  (io  Steintaf.)  Breslau.  Korn, 
ä 10  M.;  Ausg.  B (auf  starke  Deckel  aufge- 
sogen m.  Ringen)  ä 18  M. 

Mildenberger,  W.  Geometrische  Zeichnungen. 
Zum  Gebrauche  f.  Zeichenschulen.  2.  Aufl. 
144  lith.  geometr.  Fig.  auf  72  Taf.  hoch  4°. 
Leipzig,  8choltze.  6 M. 

Müller,  Geo.  Linearzeichnen.  Eine  umfass. 
Sammlg.  geometr.  Constructionen  systema- 
tisch geordnet  f techn.  Schulen , Techniker 
u.  Bauhandwerker,  m.  347  fig.  auf  16  (lith) 
Taf.  (in  qu.-4o.)  2.  (Titel-)  Ausg.  8o.  (VII, 
112  S.)  Iserlohn  (1858)  1876,  Baedeker.  2.  75. 

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de  San  Fernando.  Madrid,  impr.  y fundicion 
de  M.  Tello.  40,  44  p. 

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tive, 6tude  ä l’usage  des  artistes-peintres, 
des  61feves  des  6coles  des  beaux-arts,  des 
öcoles  industrielles,  etc.  2r  ed.,  revue  et  cor- 
rigöe.  18°.  XVI- 90  p.  Paris,  Lacroix.  4 fr. 
Bibi,  des  professions  industrielles  et  agri- 
coles,  sörie  A,  No.  4. 

Penley,  A.  Sketching  from  Nature  in  Water 
Colours.  With  Illustr.  in  Chromo-Litliogr. 
after  Original  Water -Colour  Drawings.  fo. 
15  s.  (Cassell.) 

Philip’s  Landscape  Drawing  Studies.  f°.  4 s. 
(Philip.) 

Programme  des  conditions  d’admission  ä l’Ecole 
centrale  des  arts  et  manufactures  et  ä l’Ecole 
du  commerce.  Concours  de  l’annöe  1875.  12° 
30  p.  Paris,  J.  Delalein  et  fils.  30  c. 

Programme  des  conditions  d’admission  k l’Ecole 
franqaise  d’Athknes  et  k l’Ecole  fran^aise  de 
Rome.  12°.  12  p.  Paris,  Delalain  et  fils.  20  c. 

Programme  des  conditions  d’admission  aux 
6coles  d’arts  et  mcütiers.  12°,  8 d Paris 
J.  Delalain  et  fils.  20  c. 

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Zum  Uebertragen  auf  Papier,  Holz,  Marmor, 
Alabaster , Elfenbein  , Pergament , Leder, 
Porzellan,  Seide  u.  s.  w.  Nach  der  Natur  in 


Gouache  ausgef.  4.  Hft.  40.  (Bl.  19—40.) 
Leipzig,  Arnold,  k 5 M. ; cplt, : 22  M. 

Scheltema,  C.  A.  Klassikaal  lijnteekenen.  'In 
50  platen.  ie-4e  an.  gr.  fo.  (20  pl.)  Am- 
sterdam, C.  L.  Brinkman.  Per  afl.  fl.  l.  50. 
Compl.  in  10  afl. 

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leitg.  z.  Erlerng.  d.  Zeichnen-Kunst  nebst 
einem  Umriss  d.  plast.  Anatomie,  d.  Lehre 
d.  Perspective,  sowie  d.  Behandlng.  d.  Was- 
ser- u.  Oel-Farben.  Mit  üb.  460  Illustr.  (in 
eingedr.  Holzschn.)  1.  Hft.  hoch  40.  (32  S.) 
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DauphinA  I«  partie.  Inscriptions  antiques 
anterieures  au  VIID  siede ; par  A.  Allmer. 
T.  1,  2,  3.  2°  partie:  lnscriptions  du  moyen 
age  anterieures  au  XVIR  sifecle;  par  A de 
Terrebasse.  T.  1 et  2.  8°,  XLV-2607  p.  et 
atlas  in  4°  de  106  pl.  Paris,  Thorin.  Tir6 
k 200  exempl. , dont  10  sur  pap.  fort,  avec 
atlas  grand  format.  Les  6 vol.  et  l’atlas  in 
4o,  pap.  ord.  90  fr.;  grand  papier,  150  fr., 
les  6 vol,  de  texte  s6par6ment,  45  fr.  Le 
4e  vol.  paraitra  dans  les  premiers  mois  de 
1876. 

Amador  de  los  Bios , R.  Läpida  aräbiga  de  la 
Puerta  de  las  Palmas  en  la  catedral  de  Cör- 
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ligion of  Our  Forefathers.  All  the  Myths  of 
the  Eddas  carefully  systematized  and  inter- 
preted;  with  an  Introduction , Vocabulary 
and  Index.  8’.  Chicago.  12  s.  6 d. 

Archer,  J.  H.  L.  Monumental  lnscriptions  of 
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de  Nimes,  accompagnöes  de  quelques  details 
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erläutert.  2.  unveränd.  (Ti'el-)Ausg.  gr  8° 
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Brugsch-Bey,  H.  L’Exode  et  les  monuments 
egyptiennes.  Discours  prononce  k l’occasion 
du  congrös  international  d’orientalistes  k 
Londres.  Accompagne  d’une  carte  (chromo- 
lith.  in  qu.-gr.  fo).  gr.  8°.  (35  8.)  Leipzig, 
Hinrichs  Verl.  4 M. 

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du  döp.  du  Cher.  Texte  et  dessins  par  A.  B. 
d K.  Canton  des  Aix  - d’Angillon.  lllustrd 
d’un  frontispice,  d’une  carte  et  de  22  pl.  grav. 
k l’eau-forte  par  Jul.  Boussard.  40,  90  p.  et 
23  pl.  Paris,  Ve.  A.  Morel  et  Ce. 

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4»,  42  s.  (Triibner.) 

Cangialas,  de.  Les  Tombes  illustres  d’Arles  et 
les  Tombes  illustres  du  Canada.  5e  öd.  8o, 
XV— 756  p.  Avignon,  Söguin  ainö.  Tirö  k 
20  exempl , non  mis  en  vente. 

Cazalis  de  Fondouce,  P.  Revue  prehistorique. 
8o,  14  p.  Paris,  E.  Leroux.  Extr.  de  la  Re- 
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de  M.  P.  Broca,  t.  4e  (1876),  No.  3. 

Cincinnati  (Kenny’s  Illnstrated).  A Pictorial 
Handbook  of  the  Queen  City.  With  over 
320  Engravings  and  a Map  of  the  City  and 
Suburbs.  So.  Cincinnati.  7 s.  6 d. 

Coello  y Quesada,  F.  Noticias  sobre  las  vias, 
poblaciones  y ruiuas  antiguas,  especialmente 
de  la  öpoca  romana,  en  la  provincia  de  Alava. 
Madrid,  impr.  de  T.  Fortanet.  En  4o,  28  p., 
con  un  mapa  iluminado.  6 y 8. 

Coliansen,  A v.  u.  E.  Wörner.  Römische  Stein- 
brüche auf  d.  Felsberg  an  der  Bergstrasse 
in  hist.  u.  techn.  Beziehung.  Mit  6 (lith  ) 
Taf.  Abbildgn.  (in  gr.  8o,  qu.  gr.  4o  u.  qu.  fo.) 
gr  8o.  (IV,  66  S.)  Darmstadt  1 876,  Brill.  3 M. 

Contreras,  R.  Del  arte  krabe  en  Espana,  mani- 
festado  en  Granada,  Sevilla  y Cordoba  por 
los  tres  monumentos  principales : La  Al- 

hambra , el  Alcäzar  y la  gran  Mezquita. 
Apuntes  arqueolögicos.  Granada,  imp.  Ven- 
tura. 4o,  312  p.  con  muchos  grabados  inter- 
ealados,  dos  planos  plegados  y un  apöndice 
de  XX— 28  p.  30  y 32. 

Conze,  A.,  A.  Hauser,  G.  Niemann.  Archäo- 
logische Untersuchungen  auf  Samothrake, 
ausgeführt  im  Auftr.  d.  k.  k.  Ministeriums 
f.  Kultus  und  Unterricht  m.  Unterstützg.  Sr. 
Maj.  Corvette  „Zrinyi“,  Commandant  Lang, 
fo.  (92  S.  m.  36  eingedr.  Holzschn.  u.  72 
chromolith. , phototyp.  u.  Kpfrtaf.)  Wien, 
Gerold’s  Sohn.  100  M. 

Daremberg,  Ch.  et  E.  Saglio.  Dictionnaire  des 
antiquites  grecques  et  romaines,  d’apres  les 
textes  et  les  monuments.  Avec  3000  fig. 
d’aprös  l’antique,  dessinöes  par  P.  Sellier  et 
grav.  par  M.  Rapine.  4o  fase.  4o  k 2 col , 
481  — 640  p.  avec  723  grav.  Paris,  Hachette 
et  Cie.  5 fr.  — L’ouvr.  se  composera  d’en- 
viron  20  fase. , chaque  fase,  comprendra 
20  feuilles  d’impression.  II  paraitra  3 ou  4 
fase,  par  an, 

Dasselbe.  2e  ed.  l«  fase.  4»  k 2 col.,  VII— 
160  p.  avec  189  grav.  Paris,  Hachette  et  Cie, 
5 fr. 


Davillier , Baron  Ch.  Spain  Illustrated  by 
G.  Dorö.  Tfanslated  by  J.  Thomson,  fo, 
p.  520.  63  s.  (Low.) 

De  Maricourt,  R.  Les  ötudes  pröhistoriques. 
Lettre  k M.  De  Gubernatis.  Florence,  imp. 
dell’ Association,  1875.  8»,  p.  16.  Extr.  dalla 
Rivista  Europea. 

Denkmäler  der  Kunst  zur  Uebersicht  ihres  Ent- 
wicklungsganges von  den  ersten  Versuchen 
bis  zu  den  Standpunkten  der  Gegenwart. 
3.  verb.  u.  m.  ca.  30  Taf,  verm.  Aufl.  Bearb. 
v.  W.  Lübke  u.  C.  v.  Lützow.  10.— 12. 
Lfg.  qu.  fo.  (13  Stahlst,  u.  2 Chromolith.) 
Nebst  Text.  Lex.-8o.  (S.  113-144.)  Stutt- 
gart, Ebner  & Seubert.  k 4 M. 

Description  archöologique  de  l’ancienne  abbaye 
de  Cercamp,  pres  S'rövent.  8o,  15  p.  Arras, 
imp.  de  Söde  et  Cie. 

Dizionario  (Nuovo)  di  Mitologia,  compilato  sui 
migliori  autori.  Milano , C.  Barbini  edit., 
1875.  16o,  p.  328.  L.  2. 

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et  fils.  Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  archöolog., 
littöraire  et  scientiüque  du  Vendömois. 

Dyer,  Th.  H.  Pompeii:  its  History,  Buildings, 
and  Antiquities.  New  edit.  revised  and  en- 
larged.  12o,  p.  590.  7 s.  6 d.  (Bohn’s  Illu- 
strated Library),  (Bell  & S.) 

Espinay,  G.  d’.  Notices  archöologiques.  l«  sörie: 
Monuments  d’ Angers.  2«  Serie:  Saumur  et 
ses  environs.  2 vol.  8o,  VIII— 416  p.  et 

19  pl.  Angers,  Barassö. 

Fallet,  Mme.  C.  Galerie  des  artistes  cölöbres, 
peintres,  sculpteurs,  architectes.  Nouv.  6d. 
8o,  237  p.  Rouen , Mögard  et  Cie.  Biblio- 
thöque  morale  de  la  jeunesse. 

Förster,  E.  Geschichte  der  italienischen  Kunst. 
4 Bd.  gr.  8o.  (425  S ) Leipzig,  T.  0.  Weigel. 
6 M.  75.  (1-4:  27  M.  30.) 

Franke,  W.  B.  Desings  for  Monuments;  con- 
taining  Designs  for  Headstones,  Monuments, 
Sarcophagi,  Military  Monuments,  Obelisks, 
Mortuary  Chapels,  Vaults,  Copings,  Posts, 
Gates  etc.  With  40  Plates,  fo.  Newyork. 
60  s. 

Franklin,  A.  La  Sorbonne,  ses  origines,  sa 
bibliothöque , les  döbuts  de  l’imprimerie  k 
Paris  et  la  succession  de  Richelieu,  d’apres 
des  documents  inödits.  2e  ed.,  corrigee  et 
augmentee.  8®,  XIV — 279  p.  et  plan.  Paris, 
Willem.  8 fr.  — Tirö  k 400  exempl.  tous 
num. : 275  sur  pap.  velin  (Nos  126  k 400); 
100  Sur  pap.  de  Holl.  (Nos  26  k 125);  25  sur 
pap.  de  Chine  (Nos.  1 k 25). 

Girardot,  de.  Fölix  Thomas,  grand  prix  de 
Rome,  architecte,  peintre,  graveur,  sculpteur. 
8o,  28  p.  Nantes,  imp.  Ve.  Mellinet. 

Giraud,  M.  Ch.  Les  Bronzes  d’Osuna.  Remar- 
ques nouvelles.  gr.  8°,  113  p.  Paris,  Larose. 

Giry,  A.  Notes  sur  l’influence  artistique  du  roi 
Renö.  8o,  16  p.  Nogent-le-Rotrou,  imp.  Dau- 
peley.  Extr.  de  la  R6v.  crit.  d’hist.  et  de 
littörature,  Nos.  45  et  46. 

Goncourt,  Ed.  et  J.  de.  L’Art  du  XVIII«  siöcle. 
Notules,  additions,  errata,  prkeedes  du  titre 
et  de  la  pröface  du  livre.  Livr.  conten. 
4 eaux - fortes.  4»,  IV —67  p.  Paris,  Dentu. 

20  fr.  Tirö  k 200  exempl.  Les  cuivres  ont 
öt6  dktruits  apres  le  tirage. 

Gsell-Fels.  Die  Schweiz.  Mit  Bild,  u Zeichn. 
(in  eingedr.  Holzschn.  u.  Holzschntaf.)  v. 
A.  Bachelin,  J.  Balmer,  F.  Bocion  etc.  (In 
24  Lfgn.)  1.  Lfg.  fo.  (12  S.)  München,  Bruck- 
mann. 2 M. 


XXVI 


Bibliographie. 


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congrbs  d’anthropologie  et  d’archdologie  prd- 
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8 fr.  Collection  Hetzel. 

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temps  de  l’Exode.  8o,  15  p.  Lyon,  imp. 
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Bauzeit  d.  sogen.  Theseion  in  Athen.  Eine 
archäolog.  Untersuchg.  8».  (95  S.)  Wien, 
Gerold’s  Sohn.  2 M. 

Heuzey,  M.  L.'  La  Pierre  sacrde  d’Antipolis. 
8°,  23  p.  avec  vign.  Nogent-le-Rotrou,  imp. 
Gouverneur.  Paris.  — Extr.  du  t.  35  des 
Mdm.  de  la  Soc.  nationale  des  antiquaires  de 
France.  Papier  vergd. 

Italien.  Eine  Wanderung  von  den  Alpen  bis 
zum  Aetna.  In  Schildergn.  von  K.  Stiel  er, 
Ed.  Paulus,  W.  Kaden,  m.  Bildern  v. 
G.  Bauernfeind,  Germ.  Bohn,  A.  Calame  etc. 
Holzschn.  v.  A.  Clo ss.  17—27.  (Schluss-) 
Lfg.  fo.  (S.  265—430  m.  eingedr.  Holzschn. 
u.  Holzschntaf.)  Stuttgart,  Engelhorn,  k 2 M. 

Kinkel,  G.  Mosaik  zur  Kunstgeschichte-  Lex.- 
8o.  (XII,  467  S.)  Berlin,  1876.  Oppenheim.  9 M. 

Klügmann,  Ad.  Die  Amazorten  in  der  attischen 
Literatur  u.  Kunst.  Eine  archäolog  Ab- 
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Spemann.  6 M. 

Krans,  Fr.  X.  Kunst  und  Alterthum  in  Eisass- 
Lothringen.  Beschreibende  Statistik  im  Auf- 
träge des  kais.  Oberpräsidiums  von  Eisass- 
Lothringen  herausgeg.  I.  Band.  I.  Abth. 
Mit  109  Holzschn.  u.  einer  photogr.  Tafel, 
gr.  8o.  (XVI,  208  S.)  Strassburg,  C.  F.  Schmidt. 
5 M. 

Kroon,  T.  T.  Mythologisch  woordenboek.  Be- 
werkt  naar  aanleiding  van  Terwen,  händ- 
woordenboek  der  mythologie-  II.  Grieksche 
en  Romeinsche  mythologie.  8«.  (12  en  804  bl. 
met  houtgrav.  tusschen  den  tekst.)  s’Graven- 
hage,  D.  A.  Thieme.  f.  4.  80. 

Kunst  n.  Künstler  d.  Mittelalt.  u.  d.  Neuzeit. 
Biographien  u.  Charakteristiken.  Unter  Mit- 
wirkg.  v.  Ad.  Bayersdorfer , R.  Bergau, 
W.  Bode  etc.  hrsg.  v.  Rob.  Dohme.  Mit 
vielen  Illustr.  in  (eingedr.)  HolzschD.  2.  Lfg. 
hoch  4o.  (ä  5 B.  Leipzig,  Seemann,  ä 2 M. 

Lacroix,  P.  The*  Arts  in  the  Middle  Ages  and 
at  the  period  of  the  Renaissance.  New  ddit. 
8o,  31  s.  6 d.  (Chapman.) 

Lancelat,  D.  La  Rochelle  et  son  arrondissement. 
Histoire,  description,  monuments,  paysages. 
58  grav.  ä l’eau-forte,  imp.  par  E.  Berthiault, 
ä Tours,  fo,  52  p.  et  58  grav.  dont  25  hors 
texte.  Tours,  Marne  et  tils.  60  fr. 

Le  Blant,  E.  Tablai  dgyptiennes  ä inscriptions 
grecques.  Mdmoire  accompagnd  de  69  fig. 
d’aprds  les  monuments  originaux.  8o,  48  p. 
et  18  pl.  Paris  , Didier  et  Cie.  Extr.  de  la 
Rev.  archdologique,  anndes  1874-75. 

Le  Blant,  M.  Ed.  Sur  une  pierre  tumulaire 
portant  les  mots ; Christus  hic  est.  8o,  15  p. 
Nogent-le-Rotrou,  imp.  Gouverneur  LParis. 
Extr.  du  t.  35  des  Mdm.  de  la  Soc.  nat.  des 
antiquairds  de  France.  Papier  vergd. 

Lecocq,  G.  Etudes  aichdologiques.  Notice  sur 
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(Aisne).  8o,  13  p.  Saint-Quentin,  imp.  Poette. 

— — Saint-Quentin,  son  histoire  et  ses  mo- 

numents. 8®,  47  p.  Amiens,  Delattre-Lenoel. 
Extr.  de  la  Picardie. 

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Lombard! , E.  Deila  attinenze  fra  la  scienza 
e l’arte  in  Italia  — Parte  prima:  la  scienza 
e l’arte  per  Dio.  Bergamo,  stab.  tip.  Gaffuri 
e Gatti , 1875.  8® , p.  82.  Extr.  dagli  Atti 
dell’  Ateneo  di  scienze  lettere  ed  arti  di  Ber- 
gamo. 

Lubbock,  Sir  John.  L’Homme  prdhistorique 
dtudid  d’aprds  les  monuments  retrouvds  dans 
les  diffdrentes  parties  du  monde,  suivi  d’une 
description  comparde  des  moeurs  des  sau- 
vages modernes.  Edition  traduite  sur  la 
3e  dd.  anglaise  par  Ed.  Barbier ; suivie  d’une 
confdrence  sur  les  troglodytes  de  la  Vdzidre, 
par  M.  P.  Broca.  Avec  256  fig.  intercaldes 
dans  le  texte,  gr.  8»,  VI— 639  p.  Paris,  Ger- 
mer Baillidre.  15  fr. 

Hallay,  A.  Rapport  sur  les  fouilles  archdolo- 
giques  executdes  au  sommet  du  Puy  de 
Dome.  8o , 16  p.  Clermont  - Ferrand,  Thi- 
baud.  Extr.  des  Mdm.  de  l’Acaddmie  de  Cler- 
mont, annde  1875. 

Handln,  J.  Une  visite  aux  principaux  monu- 
ments de  Rodez , ä l’occasion  du  congres 
scientifique  de  cette  ville.  (Rapport  prdsentd 
ä la  Socidtd  historique  et  archdologique  du 
Pdrigord.)  Note  sur  deux  vases  fundraires 
trouvds  ä Riou- Martin  (Charente)  et  ä Ver- 
teillac  (Dordogne).  Notes  sur  l’art  du  peintre- 
verrier.  8»,  12  p.  Pdrigueux,  imp.  Dupont 
et  Cie.  Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  historique 
et  archdologique  du  Pdrigord. 

Mariette-Bey,  A.  Karnak,  iltude  topographiqne 
et  archdologique,  avec  un  appendice,  com- 
prenant  les  principaux  textes  hi  droglyphiques, 
ddcouverts  ou  recueillis  pendant  les  fouilles 
exdcutdes  k Karnak,  hoch  4o,  88  S.  m.  1 At- 
las von  57  Steintaf.  in  fo. , gr.  fo. , wovon  3 
color.  u.  in  Imp.-fo.)  Leipzig,  Hinrich’s  Verl. 
1 M.  50. 

— — Les  listes  gdographiques  de  pvlönes 
de  Karnak,  comprenant  la  Palestine,  l’Ethio- 
pie,  le  pays  des  Somäl.  hoch  4®.  (IV,  67  S. 
m.  3 lith.  u.  color.  Karten  in  Imp.-fo.)  Ebd. 
30  M. 

Marlot,  II.  Les  Autiquitds  gallo -romaines  de 
la  commune  de  Vic  - de  - Chassenay  (Cöte- 
d’Or).  8®,  23  p.  Semur,  Verdot. 

Martin,  M.  P.  Etüde  sur  l’oeuvre  d’ Emile  Ga- 
lichon.  Lue  k la  sdance  du  25  mars  1876  de 
l’Acaddmie  de  Mäcon.  8°,  32  p.  Mäcon,  imp. 
Protat. 

Mddaillons  d’archdologie  romaine.  Planches 

grav.  par  Callot,  en  1623.  Nancy,  imp.  lith. 
hristophe  et  Cie. 

Medici,  U.  La  cappella  dei  principi  Corsini  in 
S.  Spirito  e un  quadro  di  Raffaello  De  Carli? : 
memoria  storico  - artistica.  Firenze,  tip. 
P.  Capponi,  1875.  8o,  p.  80. 

Menard.  Histoire  civile,  eccldsiastique  et  lit- 
tdraire,  de  la  ville  de  Nimes,  avec  texte  et 
notes,  suivie  de  dissertations  liistoriques  et 
critiques  sur  ses  antiquitds,  et  de  diverses 
observations  sur  son  histoire  naturelle.  T.  6. 
8<>,  662  p.  Nimes,  imp.  Clavel-Ballivet.  Ch. 
vol.  7 fr.  L’ouvrage  formera  7 vol. , il  pa- 
rait  par  livr.  k 50  c.  Les  Preuves  formeront 
2 vol.  k part. 

Menard,  R.  L’Art  en  Alsace- Lorraine.  Avec 
grav.  exdcutdes  sous  la  direction  de  M.  L. 
Gaucherel,  d’aprds  les  documents  fournis  par 
l’auteur.  4°,  562  p.  Paris,  Delagrave 


Bibliographie. 


XXVII 


Michelangelo-Buonarroti. 

— Album  Michelangiolesco  dei  disegni  ori- 
ginal! di  Michelangiolo  Buonarroti  riprodotti 
in  fotolitografia.  Firenze,  stab,  fotolit.  8morti 
e C.,  1875.  4»  obl.  L.  20. 

— Andreucci,  0.  La  filosofia  del  concetto 

nelle  opere  di  Michelangelo  Buonarroti:  di- 
scorso.  Firenze,  tip.  edit.  della  Gaz.  d’Italia, 
1875.  16o,  p.  28. 

— Barzellotti,G.  Dell’ animo  di  Michel- 
angelo Buonarroti.  Firenze,  tip.  Carnesecchi, 
1875.  80,  p.  26.  Estr.  dalla  Rivista  Contemp. 

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roti: elogio  biografico  scritto  in  occasione 
del  quarto  centenario  celebrato  in  Firenze 
nel  settembre  1875.  Bologna,  tip.  Marreg- 
giani,  1875.  80,  p.  34.  L.  — . 50. 

— Bonora,  T.  L’Arca  di  San  Domenico  e 
Michelangelo  Buonarroti:  ricerche  storico- 
critiche.  Bologna,  presso  G.  Romagnoli, 
1875.  80,  p.  40. 

— Buonarroti,  Michelangiolo,  il  giovine. 
Sonetto  inedito  sopra  la  sua  galleria  pub- 
blicato da  P.  Galletti.  Firenze,  tip.  Ben- 
cini,  1875.  80,  p.  12. 

— Calderini,  G.  Michelangelo  Buonarroti  e 
l’architettura  moderna : pensieri.  Perugia, 
tip.  Boncompagni  e C.,  1876.  So,  p.  22. 

— Capponi,  G.  Ritratto  di  Michelangelo 
Buonarroti  dalla  „Storia  della  Repubblica  di 
Firenze“  pubblicato  per  cura  di  C.  Tom- 
masi.  Firenze,  tip.  di  M.  Ricci,  1875.  I60, 
p.  14.  L.  — y.  10. 

— Corsini,  G.  Michelangiolo  e il  suo  quarto 
centenario:  canzone.  Firenze,  tip.  Ricci, 
1875.  80,  p.  14.  L.  1. 

— Esequie  del  divino  Michelangelo  Buonar- 
roti: testo  di  lingua  per  la  prima  volta  ri- 
stampato  sull’  edizione  dei  Giunti  del  1564. 
Firenze,  tip.  della  Gaz.  d’Italia,  1875.  16°, 
p.  72.  L.  2.  Ed.  di  soll  320  esempl.  — Nuova 
raccolta  di  Operette  piacevoli  ed  istruttive 
inedite  0 rare,  num.  1. 

— Faleni,  A.  Notizie  storiche  del  David 
del  piazzale  Michelangelo,  e cenni  biogra- 
flei del  C.  Papi.  Firenze,  tip.  della  Gaz.  dei 
Tribunali,  1875.  8»,  p.  40.  L.  1. 

— Fattori,  E.  Michelangelo  e Dante:  Stu- 
dio. Firenze,  tip.  di  M.  Cellini,  1875.  16«, 
p.  208.  L.  2. 

— Foresi,  A.  La  tomba  di  Lorenzo  e di 

Alessandro  de’  Medici  aperta  il  di  1»  Marzo 
1875:  ricordo.  Firenze,  tip.  del  Vocabolario, 
1875.  16o,  p.  16. 

— Frediani,  C.  Ragionamento  storico  sulle 
diverse  gite  che  fece  a Carrara  Michelan- 
giolo Buonarroti.  2.  ed.  8iena,  tip.  Lazzeri, 
1875.  80,  p.  60.  L.  1. 

— Gargiolli,  C.  Michelangiolo.  - Roma- 
Firenze-Italia : canto.  Firenze,  tip.  della 
Gaz.  d’Italia,  1875.  16o,  p.  16. 

— Giotti,  N.  Michelangiolo  Buonarroti: 
ode  sinfoniea:  musica  del  maestro  Teodolo 
Mabellini  da  eseguirsi  sotto  la  direzione  dell’ 
autore  nella  circostanza  del  centenario  Mi- 
chelangiolesco. Firenze,  tip.  Galletti  e Cocci, 

1875.  160,  p.  16.  L.  — . 50. 

— Gotti,  A.  Vita  di  Michelangiolo  Buonar- 
roti narrata  con  l’aiuto  di  nuovi  documenti. 
2 vol.  Firenze,  tip.  della  Gaz.  d’Italia,  1875. 
80,  p.  XIV.  384,  296.  L.  15. 

Sämmtliche  Gedichte  Michelangelo’s  in  Guasti’s 
Text  mit  deutscher  Uebersetzung  von  8. 
Hasenclever.  Eingeführt  durch  M.  Jor- 
dan. 80.  (XVIII,  428  8.)  Leipzig,  A.  Dürr. 

1876.  20  M. 


— Lockart,  J.  M.  A.  Michelangiolo  Buo- 
narroti : ode  for  the  quatercentenary  cele- 
bration.  Firenze,  tip.  dei  succ.  Le  Monnier, 
1875.  4o,  p.  22. 

— Magherini,  G.  Michelangiolo  Buonar- 
roti. Firenze,  tip.  Barböra,  1875.  80,  p.  XIV-304. 

— Marchesi,  G.  Michelangiolo  e le  opere 
sue:  sonetti.  Firenze,  tip.  Barbara,  1875. 

8»,  p.  20. 

— Mercanti,L.  Illustrazioni  del  Castel io  di 
Caprese.  2.  ed.  Firenze,  stab.  tip.  Pellas, 
1875.  80,  p.  68  con  lit.  L.  1.  50. 

— Michelangiolo  Buonarroti:  ricordo  al  ]>o- 

polo  Italiano.  Firenze,  G.  C.  Sansoni  edit., 
1875.  16o,  p.  XV 1-228.  L.  2. 

— Milanesi.G.  Le  Lettere  di  Michelan- 
gelo Buonarroti  pubblicate  con  i ricordi  ed 
i contratti  artistici  per  cura  di  G.  Milanesi. 
Firenze  coi  tipi  dei  Succ.  Le  Monnier,  1875. 
40,  p.  XII-722.  L.  30.  — Pubblicato  per  ordine 
del  Comitato  del  quarto  centenario  di  Michel- 
angelo Buonarroti. 

— Mistrali,  Fr.  Per  la  solenne  commemo- 
razione  nel  IV  centenario  di  Michelangiolo 
Buonarroti : ode  a Firenze.  Bologna,  tip. 
Militare  e delle  Scienze,  1875.  160,  p.  12. 

— Moda  (La)  ai  tempi  di  Michelangiolo:  in- 
dagini  per  cura  della  ditta  Emilia  Bossi. 
Firenze,  tip.  della  Gaz.  d’Italia,  1875.  8«,  p.  16. 

— Paganucci,  L.  Parere  intorno  all’  in- 
dividualitä  dei  due  scheletri  trovati  nel  mau- 
soleo  scolpito  da  Michelangiolo  e che  sta  a 
sinistra  di  chi  entra  nella  celebre  cappella 
della  Basilica  di  8.  Lorenzo  a Firenze.  Fi- 
renze (tip.  Fioretti)  s.  1.  n.  d.  80,  p.  8.  L.  — . 50. 

— Panzacchi,  E.  Michelangiolo:  canto. 
Bologna,  presso  N.  Zanichelli,  1875.  80,  p.  16. 
L.  — . 60. 

— Passerini,  L.  La  bibliografia  de  Mi- 
chelangiolo Buonarroti  e gli  incisori  delle 
opere  sue.  Firenze,  tip.  di  M.  Cellini,  1875. 
4o,  p.  XII-332.  L.  6.  — Pubblicato  in  occa- 
siöne  del  quarto  centenario  di  Michelangiolo 
Buonarroti. 

— Pierotti,  G.  Il  piazzale  Michelangelo: 
stanze.  Firenze,  tip.  della  Gaz.  d’Italia, 
1875.  8»,  p.  20. 

— Raffaelli,  F.  Di  alcuitf  lavori  del  Buo- 
narroti esistenti  nelle  Marche,  con  cenni 
biograflei  di  Ascanio  Condivi.  Fermo,  tip. 
E.  Paccasassi,  1875.  8«,  p.  XXXII. 

— Revel,  A.  La  mente  di  Michelangiolo 
Buonarroti.  Firenze,  tip.  Claudiana,  1875. 
8»,  p.  24.  L.  — . 60. 

— Ricordo  dei  disegni  di  Michelangiolo  Buo- 
narroti: riproduzione  in  Fotolitografia.  Fi- 
renze, stab.  Fotogr.  Smorti  e C.,  1875.  16o 
obl.  L.  2. 

— Springer,  A.  Michelangelo  in  Rom  1508— 
1512.  80  (73  8.)  Leipzig,  Hirzel.  1875.  2 M. 

— Suzzi,  C.  Pel  centenario  di  Michelan- 
giolo: Ode.  Pistoia,  tip.  Cino  dei  fratelli 
Bracali,  1875.  24«,  p.  8». 

— Taruffi,  R.  Michelangiolo  poeta:  discor- 
so  letto  la  sera  del  di  11  Settembre  1875 
nella  sala  del  Circolo  Filologico  di  Firenze. 
Firenze,  tip.  della  Gaz.  d’Italia,  1876. 16®,  p.  38. 

— Villa,  J.  Tutto  ha  progredito  : ,e  l’arte? 
— Memoria  letta  in  occasione  del  pranzo 
artistico  internazionale  dato  nel  salone  dei 
Cinquecento  a onoranza  del  centenario  di 
Michelangiolo  in  Firenze.  Firenze,  tip  Ma- 
riani,  1875.  80,  p.  22. 

— Vita  (La)  di  Michelangiolo  Buonarroti  pit- 
tore  «cultore  e architetto  nella  riccorenia 


XXVIII 


Bibliographie. 


del  suo  IV  centenario  raccontato  al  popolo 
Italiano  da  C.  B.  e un  canto  dello  stesso  au- 
tore  intitolato  „Michelangiolo  a San  Miniato“. 
Firenze,  tip.  Sborgi,  1875.  16o,  p.  32.  L.  —.10. 

— Zobi,  A.  Discorso  sopra  un  ritratto  ad 
olio  rappresentante  Michelangiolo  Buonar- 
roti. 4e  ed.  Firenze,  tip.  Carnesecehi,  1875. 
80,  p.  28. 

— Zuechetti,  L.  Nel  quarto  centenario  di 
Michelangiolo  Buonarroti:  canzone.  Peru- 
gia, tip.  Bartelli,  1875.  8»,  p.  8. 

Montrond,  M.  de.  Les  Architectes  et  les  Sculp- 
teurs  les  plus  cölebres.  4e  ed.  l2o,  192  p.  et 
grav.  Paris,  Lefort. 

loody,  F.  W.  Lectures  and  Lessons  in  Art ; 
being  an  Introduction  to  a Practical  and 
Comprehensive  Scheme.  Cheap  edit.  8«, 
p.  190.  3 s.  6 d.  (Bell  & S.) 

Müller  u.  Mothes.  Illustrirtes  archäologisches 
Wörterbuch  d.  Kunst  d.  germanischen  Alter- 
thums, d.  Mittelalters,  sowie  d.  Renaissance. 
6.— 10.  Lfg.  Lex. -80.  (S.  201—400.)  Leipzig, 
Spanier,  k 1 M. 

Notes  pour  servir  k l’ötude  de  la  haute  anti- 
quite  en  Bourgogne.  (3e  fase.)  Le  Tuinulus 
de  la  Bosse  du  Meuley,  k Chambain  (Cöte- 
d’Or) ; par  Ed.  Flouest.  80,  21  p.  Semur, 
imp.  Verdot.  — Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  des 
Sciences  historiques  et  naturelles  de  Se- 
mur, 1874. 

Olilenschlager,  F.  Verzeichniss  der  Fundorte 
zur  prähistorischen  Karte  Bayerns.  1.  Thl. 
Bayern  südlich  der  Donau,  gr.  80.  (XXII. 
130  S.)  München,  Lindauer.  2 M. 

Oliver  Hurtado,  J.  y M.  Granada  y sus  monu- 
mentos  ärabes.  Mälaga,  imp.  M.  Oliver  y 
Navarro.  Libr.  M.  Murillo.  4o,  XXXVIII- 
624  p.  48  y 52. 

Oudheden,  Friesche.  Afbeeldingen  van  merk- 
waardige  voorwerpen  van  wetenschap  en 
kunst,  gevonden  in  de  archieven,  kerken, 
kasteelen,  terpen  enz.  van  Friesland.  In 
32  platen  met  hist,  toeliclitingen,  benevens 
eene  geschiedenis  van  het  opgerigte  kabinet 
van  oudheden,  uitgeg.  door  het  Friesch  ge- 
nootschap  van  geschied-,  oudheid-  en  taal- 
kunde  te  Leeuwarden.  gr.  4o.  (61  bl.  m. 
32  gekl.  gelith.  pl.)  Leeuwarden,  H.  Kui- 
pers.  f.  9.  60. 

Parker,  J,  H.  The  Archaeology  of  Rome. 
Chapter  or  Part  4 : the  Egyptian  Obelisks. 
To  which  is  added  a Supplement  to  the  first 
three  parts,  which  form  the  first  volume.  80. 
10  s.  6 d.  (Parker. ) 

Patria  Belgien.  Liv.  37.  Contient:  E.  M.  O. 
Dognöe.  Ilistoire  des  arts  industriels.  — 
A.  Pinchard.  Gravüre  de  medailles,  tapis- 
•serie  de  haut-lisse,  dinanderie.  — E.  Gens. 
Art  heraldique.  — H.  Ilymans.  Costumes. 

Pierart,  Z.  J.  Ilistoire  de  Saint-Maur-des-Fos- 
ses,  de  son  abbaye,  de  sa  peninsule  et  des 
communes  des  cantons  de  Charenton,  Vin- 
cennes  et  Boissy  Saint-Leger,  avec  le  plan 
dötaille  des  lieux,  des  dessins  des  monu- 
ments  celtiques,  gallo-romains,  etc.,  retrou- 
v6s  ou  existant  encore  debout  sur  le  terri- 
toire;  un  glossaire,  des  aperqus  archöologi- 
ques  et  etymologiques  nouveaux.  80,  VI-642 
p.  Paris,  Claudin.  16  fr. 

Pierret,  P.  Dictionnaire  d’archeologie  egyp- 
tienne.  12o,  576  p.  Paris,  Rollin  et  Feuardent. 

Piper,  F.  De  boom  des  levens,  in  de  schrift, 
in  de  kerk,  in  de  kunst.  Bewerkt  naar  een 
uitvoerige  monographie  (uit  het  Iloogd. ) door 
J.  J.  L.  ten  Kate.  80  (4  en  35  bl.)  Amster- 
dam, A.  van  Oosterzee.  f.  — 40. 


Portfolio  (The).  Edited  by  Ph.  G.  Hamerton. 

Vol.  for  1875.  fo.  35  s.  (Seeley.) 

Preller,  L.  Griechische  Mythologie.  2.  Bd. 
Die  Heroen.  3.  Aufl.  v.  E.  Plew.  gr.  80. 
(VI,  537  S.)  Berlin  Weidmann.  5 M.  (1.  u.  2. : 

11  M.) 

Quellenschriften  f.  Kunstgeschichte  u.  Kunst- 
technik d.  Mittelalters  u.  d.  Renaissance, 
m.  Unterstützung  d.  k.  k.  österr.  Ministe- 
riums f.  Kultus  u.  Unterricht  im  Vereine  m. 
Fachgenossen  lierausgeg.  v.  R.  Eitelber- 
ger v.  Edelberg.  9.  u.  10.  Bd.  gr.  8°. 
Wien,  Braumüller.  11  M.  (1—10:  M.  35.  40.) 
Inh.:  9.  Donatello,  seine  Zeit  u.  Schule. 
Eine  Reihenfolge  von  Abhandlungen  v.  H. 
Semper.  Im  Anh. : Das  Leben  des  Dona- 
tello v.  Vasari,  übers  v.  Obigem.  Der 
Tractat  d.  Francesco  Bocchi  üb.  d.  S. 
Georg  d.  Donatello,  übers,  v.  C.  Cerri.  Quel- 
lenangaben, Register  d.  unbestimmten  Werke 
Donatello’s,  Regesten,  Documente.  Personen- 
u.  Sachregister.  (III,  338  S.)  6 M.  — 10.  Des 
Johann  Neudörfer,  Schreib- u. Rechen- 
meisters zu  Nürnberg,  Nachrichten  v.  Künst- 
lern u.  Werkleuten  daselbst  aus  d.  Jahre 
1547  nebst  d.  Fortsetzung  d.  Andr.  Gulden, 
nach  d.  Handschr.  u.  in.  Anmerkungen  her- 
ausgeg.  v.  G.  W.  K.  Lochner.  (XXI, 
237  S.)  5 M. 

Queux  de  Saint-Hilaire,  de.  Notice  sur  la  vie 
et  les  ouvrages  de  M.  L.-M.  Normand.  80, 

12  p.  et  portr.  Paris,  imp.  Malteste  et  Ce. 
Raymond,  P.  Les  Artistes  en  Bearn  avant  le 

XVIIIe  siede.  Notes  et  doeuments.  80,  193  p. 
Pau,  Ribaut.  — Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  des 
Sciences,  lettres  et  arts  de  Pau.  — Tir6  k 
100  exempl. 

— — Memoire  sur  les  inscriptions  des  co- 
lonnes  de  l’öglise  de  Bielle  (Basses-Pyrö- 
nöes).  80,  37  p.  Pau,  Ribaut.  — Extr.  du 
t.  35  des  Mem.  de  la  Soc.  nat.  des  antiquai- 
res  de  France.  — Papier  vergö. 

Reber,  Frz.  Geschichte  d.  neuern  deutschen 
Kunst  v.  Ende  d.  vor.  Jahrh.  bis  zur  Wiener 
Ausstellung  1873  m.  Berücksicht,  d.  gleich- 
zeit.  Kunstentwicklung  in  Frankreich,  Bel- 
gien, Holland,  England,  Italien  u.  Russland. 
4.-5.  Lfg.  gr.  80.  (XVI  u.  S.  385-720.)  Stutt- 
gart, Meyer  & Zeller.  7 M.  20.  (cplt.  14  M.  40.) 
Records  of  the  Past;  being  English  Trans- 
lations  of  the  Assyrian  and  Egyptian  Monu- 
ments. Vol.  4:  Egyptian  Text’s.  8»,  p.  164. 
Vol.  5 : Assyrian  Texts.  80,  p.  190  k 3 s.  6 d. 
(Bagster.) 

Relazione  annuale  suile  operazioni  della  So- 
cietk  d’ineoraggiamento  d’arti  e mestieri  di 
Milano.  Milano,  tip.  Bernadoni,  1875,  80,  p.  34. 
Riegel,  H.  Geschichte  d.  Wiederauflebens  d. 
deutschen  Kunst  zu  Ende  des  18.  u.  Anfang 
d.  19.  Jahrh.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  d. 
allg.  Wiedergeburt  d.  deutschen  Volkes.  Mit 
4 (eingedr.)  Holzschn.  (Geschichte  der  deut- 
schen Kunst  seit  Carstens  u.  G.  Schadow. 

1.  Thl.)  gr.  8».  (XII,  364  S.)  Hannover  1876. 
Rümpler.  8 M. 

Riminer,  A.  Ancient  Stone  Crosses  of  Eng- 
land. With  72  lllustr.  on  Wood.  80,  p.  158. 

9 s.  (Virtue.) 

Rossi,  D.  Le  Sphinx  de  Sollies-Pont  et  le 
Defi  k M.  le  colonel  Gazan.  8°,  15  p.  Dra- 
guignan,  Gimbert  fils. 

Rousselet,  L.  India  and  its  Native  Princes : 
Travels  in  Central  India  and  in  the  Presi- 
dencies  of  Bombay  and  Bengal.  Carefully 
revised  and  edited  by  Buckle.  Containing 
317  lllustr.  and  6 Maps.  f»,  p.  580.  63  s. 
(Chapman.) 


Bibliographie. 


XXIX 


ßuskin,  J,  Lectures  on  Art,  delivered  before 
the  University  of  Oxford,  in  Hilary  Term, 
1870.  2nd  edit.  8»,  p.  190.  6 3.  (Macmillan.) 

Sammlung  gemeinverständl.  -wissenschaftlicher 
Vorträge,  herausg.  von  R.  Virchow  und 
v.  Holtzendorff.  gr.  8®.  Berlin.  231. Hft  : 
Das  alexandrinische  Museum.  Eine  Skizze 
aus  d.  gelehrten  Leben  d.  Alterthums.  Vor- 
trag geh.  zu  Eisenach  v.  Dr.  Weniger. 
(32  S.)  75  Pf. 

Sauze,  C.  Les  Instruments  de  pierre  taill6e 
ou  polie,  ä Bougon  et  aux  environs.  8®,  14  p. 
Niort,  Clouzot.  — Extr.  des  Bull,  de  la  Soc. 
de  statistique,  Sciences,  lettres  et  arts  des 
Deux-Sövres. 

Schebek,  Edm.  Wallensteiniana  in  Memoiren, 
Briefen  u.  Urkunden.  (Aus  „Mittheilgn.  d. 
Ver.  f.  Geschichte  d.  Deutschen  in  Böhmen). 
Lex.-8o.  (64  S.)  Prag,  Mercy.  2 M. 

Schnitze,  M.  Handbuch  d.  ebräischen  Mytho- 
logie. Sage  u.  Glaube  d.  alten  Ebräer  in 
ihrem  Zusammenhang  mit  d.  religiösen  An- 
schauungen anderer  Semiten,  sowie  d.  Indo- 
germanen u.  Aegypter.  gr.  8®.  (X.  294  S.) 
Nordhausen,  Förstemann.  5 M. 

Smith,  W.  A Dictionary  of  Christian  Antiqui- 
ties  ; being  a Continuation  of  the  Dictionary 
of  the  Bible.  Edited  by  W.  Smith  and  S.Cheet- 
liam.  Illustrated  by  Engravings  on  Wood. 
(2  vols.)  Vol.  l.  8®,  p.  906.  31  s.  6 d.  (Murray.) 
Stoll,  H.  W.  Die  Götter  u.  Heroen  d.  klassi- 
schen Alterthums.  Populäre  Mythologie  d. 
Griechen  u.  Römer,  2 Thle.  in  1 Bd.  Mit 
42  Abbild.  (Holzschntaf.)  5.  Aufl.  8o.  (XII, 
314  u.  IV,  268  S.)  Leipzig,  Teubner.  4 M.  50. 
Storjr,  W.  W.  Graffiti  d’Italia.  2nd  edit.  8o 
7 s.  6 d.  (Blackwoods.) 

Thansing,  M.  Dürer,  Geschichte  seines  Lebens 
und  seiner  Kunst.  Mit  Titelkupfer  u.  mit 
Illustr.  (in  eingedr.  Holzschn.  u.  Holzschntaf. 
in  gr.  8o  u.  qu.  gr.  4o),  gezeichn.  v.  J.  Schön- 
brunner, Holzschn.  v.  F.  W.  Bader.  Lex.-8o, 
(XVI,  537  S.)  Leipzig  1876,  Seemann.  22  M. 
Troubat,  J.  Document  nouveau  sur  Söbastien 
Bourdon : minute  de  son  contrat  de  mariago 
avec  la  soeur  de  Louis  Du  Guernier,  peintre 
miniaturiste  (1641).  4o,  6 p.  Paris,  Heymann. 
Extr.  de  l’Art. 

Van  Mol,  J B.  Anvers-Guide.  Histoire,  insti- 
tutions.  Descriptions  des  monuments  et  Oeu- 
vres' d’art.  l8o,  280  p.  avec  fig.  Anvers 
J.  B.  Van  Mol.  2 M.  50. 

Van  Bobais,  A.  Notices  sur  les  cimetiöres  francs 
de  Domart-en-Ponthieu,  Maisniöres-Harce- 
laines,  Martainneville  et  Waben.  8o,  16  p. 
Amiens , imp.  Glorieux  et  Cie.  — Extr.  du 
Bull,  de  la  Soc.  des  antiquaires  de  Picardie, 
annöe  1874,  n0  4. 

Vie  du  duc  Renö  II,  imprimöe  ä Saint-Diö  en 
1510.  Pröcödöe  d’une  ötude  sur  l’auteür  de 
la  Vie  de  Renö  II,  par  H.  Lepage,  et  suivie 
d’une  traduction  par  M.  l’abbö  Guillaume. 
8<>,  42  p.  Nancy,  imp.  Cröpin-Leblond.  — 
Extr.  du  Journ.  de  la  Sociötö  d’archöologie 
lorraine,  mai,  juin,  1875. 

Vincenti,  C.  v.  Wiener  Kunst-Renaissance. 
Studien  u.  Charakteristiken.  8o  (VIII,  464  S.) 
Wien,  Gerold’s  Sohn.  8 M. 

Vuylsteke,  J.  Overzicht  der  Allgeineene  kunst- 
geschiedenis.  Bowkunde,  beeldhouwkunst, 
schilderkunst  en  toonkunst.  Naar  de  derde 
uitgave  van  het  duitsche  werk  „Leitfaden 
f„  d.  Unterricht  in  d.  Kunstgeschichte“  en 
andere  bronnen,  vertaald  en  ongewerkt.  8o, 
VIII,  337  p.  avec  135  fig.  Gand,  W.  Roggliö. 
4 M.  50.  — Publ.  du  „Willems-Fonds“  no  81. 


Weale,  W.  H.  J.  Bruges  et  ses  environs.  De- 
scription  des  monuments,  objets  d’art  et 
antiquitös,  pröcödöe  d’une  notice  historique. 
3®  6d.  entiörement  revue , ornöe  de  deux 
plans.  18°,  XX,  328  p.  Bruges , Beyäert- 
Defoort.  3 M.  50. 

White,  T.  P.  Archaeological  Sketches  in  Scot- 
la.nd:  Knapdale  and  Gigha  fo.  42  s.  (Black- 
woods.) 

Woltmann,  A.  Geschichte  der  deutschen  Kunst 
im  Eisass.  Mit  74  Illustr.  in  Holzschn.  (ein- 
gedr. und  auf  Tafeln.)  Lex  -8®  (XVI,  330  S.) 
Leipzig  1876,  Seemann.  10  M. 

Worsaae,  J.  J.  A.  La  colonisation  de  la  Russie 
et  du  Nord  Scandinave  et  leur  plus  ancien 
ötat  de  civdlisation.  Essai  d’archöologie  prö- 
historique  comparative.  Traduit  par  E.Beau- 
vois.  — (Extrait  des  Mömoires  de  la  Sociötö 
Royale  des  Antiq.  du  Nord,  1873  et  1874.) 
Copenhague,  Gyldendal,  1875.  8®,  126  p. 

f.  1.  88. 

Würdinger,  Jos.  Prähistorische  Funde  inBayern. 
Vortrag  geh.  am  9.  Aug.  1875  in  der  General- 
versammlg.  der  deutschen  anthropolog.  Ge- 
sellschaft. gr.  8o  (40  S.)  München , (Lin- 
dauer.)  80  Pf. 

Ziegler,  Chr.  Illustrationen  zur  Topographie 
des  alten  Rom.  Mit  erläut  Texte  f.  Schulen 
nrsg.  3.  Hft.  1.  u.  2.  Abth.  qu.  fo  (4  Chromo- 
lith.)  Stuttgart,  Neff.  6M.;  (I— III,  2:  18  M.) 

Architektur. 

Agenda  spöcial  des  architectes  et  des  entre- 
preneurs  de  bätiments  pour  l’annöe  1876; 
publiö  avec  le  concours  de  MM.  les  archi- 
tectes. Tablettes  de  poche  pour  tous  les 
jours  de  l’annöe.  10,000  renseignements.  18o, 
117  p.  Paris,  Ve  A.  Morel  & Cie. 
Architektur,  innere  u. äussere,  u.ausgef.  Bauten 
in  Hannover  u.  Umgegend  v.  Hase,  Hehl 
u.  m.  A.  Photogr.  nach  d.  Natur.  1.  u.  2. 
Lfg.  fo  (ä  4 Photogr.)  Hannover,  Helwing 
ä 6 M. 

Bernau,  Fr.  Geschichte  des  alten  Schlosses 
Petschau  bei  Carlshad.  16®  (111  S.  m.  1 Holz- 
schntaf.) Carlsbad,  Feiler.  1 M. 

— — Die  Ruine  Engelsburg  bei  Carlsbad. 
Eine  Monographie.  i6o  (39  S.  m.  J Holz- 
schntaf.) Carlsbad,  Feiler.  Ebd.  1874.  60  Pf. 
Boos,  H.  Kurze  Beschreibung  d.  Münsters  zu 
Basel.  8®  (14  S.  m.  1 Photogr.  Basel,  Bahn- 
maier. 80  Pf. 

Bouchard,  J.  M.  Monographie  de  l’öglise  et 
du  cloitre  de  Saint-Pierre  de  Moissac,  d’aprös 
les  notes  et  les  indications  de  M.  Laroque. 
8o,  93  p.  Toulouse,  imp.  Sirven. 

Büchner,  M.  A.  La  Cathödrale  de  Lund  et  sa 
lögende.  8o,  15  p.  Caen,  Le  Blanc-Hardel. 
— Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  des  beaux-arts 
de  Caen. 

Cardevacque,  A.  de.  Histoire  de  l’abbaye 
d’Auchy-les-Moines.  8®,  255  p.  et  2 pl.  Arras, 
Sueur-Charruey.  Tirö  ä 250  exempl.  sur 
pap.  ordin.  et  50  exempl.  sur  pap.  vergö  num. 
Cenni  (Brevi)  sul  Duomo  di  Monreale,  sua 
erezione  e posteriori  cambiamenti.  Palermo, 
tip.  del  Giorn.  di  Sicilia,  1875.  8o,  p.  38. 
Cernesson,  M.  L.  Emile  Gilbert,  sa  vie,  ses 
oeuvres.  Notice  biographique.  Lu  ä la  Ses- 
sion de  1875  du  Congres  des  architectes  fran- 
Qais.  gr.  8o,  24  p.  Paris,  Ducher  & Cie.  — 
Extr.  des  Annales  de  la  Soc.  centr.  des  archi- 
tectes. lr®  sörie,  2e  vol.  Non  mis  dans  le 
commerce. 


XXX 


Bibliographie. 


Cliäteau  de  Blois.  Tours,  photoglyptie  Blaise; 
Ducher  & Cie. 

Croff,  G.  B.  Progressive  American  Architec- 
ture; presenting  in  Illustration  an  extensive 
Collection  of  Original  Studies  for  Dweiiings, 
Bank,  School,  and  Office  Buildings;  also 
Details  of  every  Feature , exterior  and  in- 
ferior, of  every  character  and  dass,  for 
Town  and  Country  Buildings.  All  drawn  to 
an  intelligible  seale.  4o,  97  Plates.  New- 
York.  50  s. 

Cuypers,  P.  J.  H.  Der  Dom  zu  Mainz,  seine 
Gründg.,  Erweiterg.  u.  Herstellg.  Eine  Fest- 
schrift zur  Jubelfeier  d.  hochw.  Herrn  Wil- 
helm Emanuel,  Frhrn.  v.  Ketteier,  Bischofs 
v.  Mainz,  fo,  (16  8.  m.  1 Photogr.)  Mainz, 
Kirchheim.  1 M.  50. 

Deconchy,  M.  F.  Victor  Baltard,  sa  vie,  ses 
oeuvres.  Notice  biographique.  Lu  k l’Assem- 
blöe  gönörale  du  16  avril  1874  de  la  Sociötö 
centrale  des  architectes.  gr.  8o,  16  p.  Paris, 
Ducher  & Cie.  — Extr.  des  Annales  de  la 
Soc.  centr.  des  architectes,  De  s6rie,  ler  vol. 
Non  mis  dans  le  commerce. 

Details,  architektonische.  Entwürfe  v.  L.  Bohn- 
stedt , C.  Dollinger , A.  Geul  etc.  in  der  Ge- 
sammtheit  ihrer  Details  in  natürl.  Massstabe. 
Red.  u.  f.  d.  Umdruck  gez.  v.  B.  Liebold. 
2.  Jahrs1-  2.-4.  Hft.  (der  ganzen  Reihe  8.,  9. 
u.  10.  Hft)  fo.  Halle,  Knapp,  k 3 M. 

Dohme,  R.  Das  königl.  Schloss  in  Berlin.  In 
Photograph.  Aufnahmen  von  H.  Rückwardt, 
Liclitdr.  von  Römmler  u.  Jonas.  1.— 7.  Lfg. 
Imp  -fo  (k  4 Lichtdr.-Taf.)  Leipzig,  Seemann, 
ä 20  M. 

Dunraven,  Earl.  Notes  on  Irish  Architecture. 
Edited  by  M.  Stokes.  Vol.  1.  fo,  84  s.  (Bell  & S.) 

Entwürfe  der  Studirenden  des  Baufaches  am 
Polytechnikum  zu  Aachen,  angefertigt  unter 
der  Leitg.  der  Prof.  d.  Anstalt.  3.  u.  4.  Hft. 
f°  (k  12  Taf.  in  Aubeldr.)  Aachen,  Jacobi. 
k 3 M. 

Körn uri.  F.  II  Duomo  di  Milano  e la  nuova 
piazza.  Guida  storica  artistica.  Milgno, 
tip.  del  „Monitore  de’  Teatri“,  1875.  82o,  n. 
132.  L.  1.  r 

Funghlni,  V.  Voti  e pareri  sulla  facciata  del 
Duomo  di  Firenze,  contro  il  sistema  Tricus- 
pidale  : pensieri.  Arezzo,  tip.  di  Buonafede 
Pichi,  1875.  8«,  p.  20. 

Galeotti,  L.  La  facciata  di  Santa  Maria  del 
Fiore : relazione.  Firenze,  tip.  Cellini  e C., 
1875.  8o,  p.  60. 

Hirschberg,  Rhoid.,  u.  Osk.  Feierabend.  Die 
Wohnhäuser  d.  Bau-  u.  Spargenossenschaft 
Arbeiterheim  in  München.  Nach  Entwurf 
u.  Ausführung  dargestellt,  nebst  einer  Ge- 
schichte dieser  Genossenschaft.  Mit  18  lith. 
(zum  Theil  färb.)  Taf.  (in  gr.  4o  u.  qu.  fo.) 
gr.  40  (54  S.)  München,  Brissel.  4 M.  20. 

Hittenkofer.  Neuere  Dach-Binder.  Nach  Spann- 
weiten und  Unterstützungen  im  Metermaass 
systematisch  zusammengestellt  z.  Gebrauche 
f.  Architekten,  Baugewerkmeister  u.  Schüler 
der  Bautechnik.  49  sauber  lith.  Taf.  in  fo. 
u.  e.  grosse  Bogentafel  nebst  Text.  2.  Auf!, 
fo.  (8  S.)  Leipzig,  Scholtze.  26  M. 

— — Praktische  Holz  - Architektur.  Eine 

Sammlung  v.  Beispielen  zur  direkten  Nutz- 
anwendg.  Zum  prakt.  Gebrauche  f.  Zimmer- 
leute, sowie  f.  Architekten  und  Schüler  der 
Architektur  u.  d.  Baugewerkes.  2.  Sammlg. 

5.  Hft.  (der  ganzen  Reihe  10.  Heft.)  gr.  4o. 

(8  Steintaf.  in  gr.  4o.  u.  Imp.-fo.)  Leipzig, 
Scholtze.  Subscr.-Pr.  k 2 M.  80.  Einzelpr. 
ä 4 M. 


Kaemmerling,  H.  Der  Civilbau.  Eine  Sammlg. 
v.  Entwürfen  zu  Privat-Wohngebäuden  für 
Stadt  u.  Land.  In  Grundrissen , Faqaden, 
Profilen  u.  Details  f.  Architekten,  Maurer- 
u.  Zimmermeister.  3.  Aufl.  2.  Bu.  3.  Lfg. 
fo  (6  Steintaf.  m.  1 Bl.  Text.)  Berlin,  Nico- 
lai’s  Verl.  6 M. 

Knäbel,  A.  Villen  u.  Wohngebäude.  Ausge- 
führte u.  projektirte  Original-Entwürfe  mit 
Grundrissen,  Durchschnitten  u.  Details  nebst 
erläut.  Text.  3 Lfgn.  fo  (12  S.  m.  25  Steintaf.) 
Leipzig,  Scholtze.  k 4 M. 

Lucas,  Ch.  Architecture  et  archöologie.  Caius 
Mutius  et  les  temples  de  l’Honneur  et  de  la 
Vertu  k Rome.  2e  ötude  antique.  gr.  8o, 
20  p.  Paris,  Ducher  & Cie.  — Extr.  des 
Annales  de  la  Soc.  centrale  des  architectes, 
Ire  sdrie,  ler  vol.,  ann6e  1874. 

Lucot,  M.  l’abbö.  L’Eglise  de  Jalons,  sacrypte 
et  ses  vitraux.  8®,  16  p.  Chälons,  imp.  Martin. 

Lübke,  Wilh.  Geschichte  der  Architektur.  5. 
verm  u.  verb.  Aufl.  2.— 20.  (Schluss-)  Lfg. 
Lex.-8o,  (mit  eingedr.  Holzschn.  Leipzig, 
Seemann,  k 1 M. 


Lützow  u.  Tischler.  Wiener  Neubauten.  Unter 
Mitwirkg.  der  Archit.  H.  v.  Ferstel,  E.  u.  H. 
v.  Förster,  Th.  v.  Hansen  etc.  herausgeg.  v. 
C.  v.  Lützow  u.  L.  Tischler.  Gest,  unter 
Leitung  v.  Ed.  Obermayer.  6.  u.  7.  Hft.  fo, 
(15  Kupfertaf.  m.  2 Bl.  Text  ) Wien,  Leh- 
mann & Wentzel.  h 8 M. 


— — Dasselbe,  französische  Ausgabe,  k 8 M. 
Maujarres,  J.  Teoria  estetica  de  la  arquitec- 
tura.  Obra  premiada  por  la  Real  Acadeinia 
de  Bellas  Artes  de  San  Fernando.  Madrid, 
imp.  Tello.  4o.  84  p.  y dos  lam. 
Monteccliini,  P.  Su  alcune  questioni  della  se- 
zione  di  Architettura  trattate  nei  eongressi 
degli  Architetti,  osservazioni , documenti  e 
proposte.  Pesaro,  tip.  di  G.  Federici,  1875. 
8»,  p.  56. 

Mothes,  O.  Illustrirtes  Baulexikon.  Prakt. 
Nachschlagebuch  f.  Architekten,  Maurer  u. 
Zimmerleute  etc.  3.  Aufl.  36.— 42.  Lfg.  Lex.- 
8°.  (3.  Bd.  S.  33—256  m.  eingedr.  Holzschn.) 
Leipzig,  Spamer.  k 50  Pf. 

Nuitter,  Ch.  Le  nouvel  Opüra.  Ouvr.  conten. 
59  grav,  sur  bois  et  4 plans.  2e  öd,  18» 
263  p.  Paris,  Hachette  & Cie.  3 fr. 


rnuiuH 


.oiicntiAiujiö  aer  wagia 

Sophia  oder  d.  Tempels  der  göttl.  Weisheit. 
Uebers.  u.  mit  Anmerkgn.  begleitet  v.  Joh. 
Jak.  Kreutzer.  Mit  ein.  (lith.)  Grundrisse 
der  Kirche,  gr.  8®.  (IX,  77  S.)  Leipzig1, 
T.  O.  Weigel,  l M.  50. 


Pfeifer,  H.  Das  Kloster  Riddagshausen  bei 
Braunschweig  am  19.  Jan.  1875.  gr.  8o.  (39  s.) 
Wolfenbüttel,  Zwissler.  75  Pf. 


Prutz,  H.  Aus  Phöniziern  Geograph.  Skizzen 
u histor.  Studien.  Mit  4 lith.  Kartenskizzen 
u.  ein.  (lith.)  Plan.  gr.  80.  (XXXIII,  418  S.) 
Leipzig  1876,  Brockhaus.  8 M. 


Roussel,  P.  D.  Histoire , description  du  chä- 
teau  d’Anet  depuis  le  Xe  siöcle  jusqu’k  nos 
jours , pr<Scöd6e  d’une  notice  sur  la  ville 
d’Anet,  terminüe  par  un  sommaire  chrono- 
logique  sur  tous  les  seigneurs  qui  ont  habite 
le  chäteau  et  sur  ses  propriütaires , et  con- 
tenant  une  etude  sur  Diane  de  Poitiers.  Ou- 
vrage  ornd  de  lettres  majuscules  entetes  de 
pages,  bois,  fleurons  et  53  pl.  hors  texte. 
4o,  III,  215  p.  Paris,  Ve  A.  Morel  & Cie. 
70  fr.  Tirö  k 500  exempl. 

Saint- Aignan,  L.  de.  Le  Temple  de  Salomon, 
sa  description  d’apres  les  dücouvertes  r6- 
centes  de  la  palestinologie  et  de  l'ügyptolo- 


Bibliographie. 


XXXI 


sie.  80,  22  p.  Paris,  bureaux  des  Annales 
de  Philosophie  chrötienne.  — Extr.  des  An- 
nales de  phil.  chröt. 

Sammlung  ausgeführter  bürgerl.  Wohnhäuser 
in  FaQaden.  Grundrissen,  Durchschnitten  u. 
Details,  4.  Aufl.  8 Lfgn.  fo.  (ä  6 Steintaf.) 
Leipzig,  Scholtze.  ä 3 M. 

Sehliking,  B.  Oldenburg-Album.  6 Ansichten 
u.  Titelbild  in  Licbtdr.  ausgef.  v.  Römmler 
u.  Jonas,  qu.  gr.  fo.  Oldenburg,  Schulze. 
15  M. 

Schmitz,  F.  Der  Dom  zu  Köln , seine  Con- 
struction  u.  Ausstattung.  Histor.  Text  von 
L.  Ennen.  21.  u.  22.  Lfg.  Imp.-fo.  (11  lith. 
u.  chromolith.  Taf.)  Köln  u.  Neuss,  Schwann, 
ä 6 M. 

Schubert,  F.  C.  Rath-  u.  Pfarrhäuser,  Kirchen, 
Kapellen  u.  Schulen.  Entwürfe  ausgeführter 
und  projektirter  Kommunal-Bauten.  2.  Hft. 
Imp. -4c.  (2  S.  mit  10  Steintafeln.)  Leipzig, 
Scholtze.  ä 6 M. 

Seidel,  G.  F.  Die  kgl.  Residenz  in  München. 
Mit  Unterstützg.  Sr.  Maj.  des  Königs  Lud- 
wig II.  v.  Bayern.  In  Kupferst.  v.  Ed.  Ober- 
mayer u.  Farbendrucken  v.  Winckelmann  & 
Söhne.  4.  Lfg.  Imp.-fo.  (5  Kupierst.)  Leip- 
zig, Seemann.  Ausg.  m.  d.  Schrift  auf  weiss. 
Pap.  ä 14  M. ; Ausg.  vor  d.  Schrift  auf  weiss. 
Papier  m.  breitem  Rande  ä 30  M. ; (Pracht-) 
Ausg.  vor  d.  Schrift  auf  chines.  Papier  mit 
breitem  Rande  45  M. 

Setticelli,  L.  Sguardo  storico  sulla  facciata 
del  Duomo  in  Firenze  e considerazioni  rela- 
tive ai  concorsi  e giudizij  emessi  negli  anni 
1863.  1864,  1867.  2.  ed.  Firenze,  tip.  Coope- 
ratiVa,  1875.  16»,  p.  196.  L.  1 30. 

Sharpe,  K.  Illustrated  Papers  on  Church  Ar- 
chitecture.  N»  1,  April  1876:  Cistercian  Ar- 
chitecture.  40,  7 s.  6 d.  (Spons.) 

Stubenvoll,  B.  Die  Basilika  und  das  Benedic- 
tinerstift  St.  Bonifaz  in  München.  Festschrift 
zum  25jähr.  Jubiläum,  gr.  80.  (212  S.  m.  1 
Lichtdr.)  München,  Stahl.  2.  M.  60. 

Studien,  architektonische.  Herausg.  v.  Archi- 
tekten-Verein  am  königl.  Polytechnikum  in 
Stuttgart.  25.-27.  Ilft.  od.  5.  Jahrg.  1.— 3.  Hft. 
gr.  fo  (ä  6 autogr.  Taf.)  Stuttgart,  Wittwer. 
ä 2 M.  40. 

Sunaert,  A.  P.  & L.  Debbaut.  Recueil  de  24 
lanches  de  modöles  de  portes  et  fenetres, 
l’usage  des  architectes,  constructeurs,  en- 
trepreneurs,  menuisiers,  etc.,  ainsi  que  des 
öcoles  industrielles,  de  dessin.  Avec  la  tra- 
ductipn  flamande.  Liv.  1 et  2,  12  pl.  in  fo. 
Gand*,  W.  Rogghö.  La  liv.  3 fr. 

Taschenbibliothek,  deutsche  bautechnische.  5. 
u.  6.  Hft. : Der  Schulhausbau.  Bearb.  von 
Hittenkofer.  Mit  86  (eingedr.)  Holzst.  2 
Hfte.  (140  S.)  7.  Heft:  Die  Bauten  von  Stein. 
Bearb.  von  E.  H.  Hoff  mann.  (48  S.  m.  ein- 
gedr. Holzschn.)  8».  Leipzig,  Scholtze.  ä 2 M. 

Tiersot,  E.  Histoire  et  description  de  l’öglise 
de  Brou.  Pröcödöes  d’une  pröface  par  L. 
Blanc.  80.  carrö,  XII,  88  p.  et  gray.  Bourg, 
imp.  Chambaud. 

Tietz,  Osc.  Entwürfe  zu  ausgeführten  Ge- 
bäuden. Enth.  städt.  u.  ländl.  Wohngebäude. 
Hotels,  Villen,  Zirken,  Theater,  öffentl.  Ver- 
gnügungslokale u.  s.  w.  in  Ansichten,  Grund- 
rissen, Profilen  u.  Details.  Für  Architekten, 
Maurer-  u.  Zimmermeister,  Bauunternehmer 
u.  s.  w.  (In  7 Hftn.)  1.— 6.  Heft,  fo  (ä  1 Bl. 
m.  6 Steintaf.)  Leipzig,  Scholtze.  ä 3 M. 

Ungewitter,  G.  Lehrbuch  d.  gothischen  Con- 
structionen.  2.  unveränd.  Aufl.  3.  u.  4.  Lfg. 
gr.  80.  (XXII  u.  S.  321-639.)  m.  Atlas,  fo. 
(26  Steintaf.)  Leipzig,  T.  O.  Weigel,  ä 9 M. 


Verscheide,  Ch.  Les  anciennes  maisons  de 
Bruges  dessinöes  d’aprös  les  monuments  ori- 
ginaux.  4°,  32  p.  et  40  pl.  sur  teinte  Chine. 
Bruges,  Beyaert-Defoort.  20  M. 

ViolIet-le-Duc,  E.  Description  du  chäteau  de 
Coucy.  4e  öd.,  compl.  ref.  et  augm.  80,  31  p. 
Paris,  Ve  A.  Morel  et  Ce. 

— — M.  Dictionnaire  raisonne  de  l’archi- 
tecture  fran^aise,  du  Xle  au  XVI«  siöcle. 
2e  öd.  T.  3 et  4,  illustr.  de  765  grav.  80, 
1036  p.  Paris,  A.  Morel. 

— — On  Restauration  ; and  a Notice  of  his 
Works  in  Connection  with  the  Historical 
Monuments  of  France,  by  Ch.  Wethered.  80, 
p.  HO.  2 s.  6 d.  (Low.)  — An  English  Ver- 
sion of  the  article,  »Restauration*,  reprinted 
from  , Dictionnaire  Raisonnö  de  l’Architec- 
ture  Fran<jaise*. 

— — Histoire  de  l’habitation  humaine  de- 
puis  les  temps  pröhistoriques  jusqu’a  nos 
jours;  texte  et  dessins  par  Viollet-le-Duc. 
gr.  80,  376  p.  Paris,  Hetzel  et  Ce.  9 fr. 

Wlerda,  Hz.,  S.  Gids  van  de  Belgische  in- 
dustrie  met  betrekking  tot  de  bouwkunde, 
en  wel  in  het  bijzonder  hare  steen-,  mar- 
mer-,  lei-,  kalk-  en  glasproductie.  Bewerkt 
naar  opgaven  van  J.  S.  J.  Bottemanne,  gr.  80. 
(VII  en  8i  bl.)  Amsterdam,  C.  L.  Brink- 
man.  f.  1.  25. 

Wohnsitze,  die  ländlichen,  Schlösser  u.  Resi- 
denzen d.  ritterschaftl.  Grundbesitzer  in  der 
preussischen  Monarchie,  nebst  d.  kgl.  Fami- 
lien-, Haus-,  Fideicommiss-  und  Sehatull- 
Gütern  in  naturgetreuen,  künstlerisch  aus- 
geführten färb.  Darstellgn.  nebst  begleit. 
Text.  Hrsg.  v.  Alex.  Duncker.  261—264. 
Lfg.  qu.-fo.  (ä  3 Chromolith.  m.  3 Bl.  Text.) 
Berlin,  A.  Duncker.  ä 3 M.  76. 

— dasselbe.  Rheinprovinz.  29.  u.  30.  Lfg. 
qu.-fo.  (ä  3 Chromolith.  m.  3 Bl.  Text.)  Ebd. 
ä 4 M.  25. 

Woodward,  B.  B.  Windsor  Castle,  Picturesque 
and  Descriptive.  23  Photographs.  fo.  L.  5. 
5 s.  (Ward  & L.) 


Sculptur. 

Conrajod,  L.  Une  statue  de  Louis  XV  exöcu- 
töe  par  J.  B.  Lemoyne  pour  la  ville  de  Rouen. 
80,  15  p.  Paris,  Menu.  — Extr.  de  la  Gaz. 
des  Beaux-Arts,  juillet  1876. 

Delätre,  L.  L’enlövement  de  Polyxöne  group 
de  grandeur  colossal  exöeutö  en  marbre  par 
M.  Pio  Fedi,  placö  sous  le  portique  d’Or- 
cagna  ä Florence.  Florence,  imp.  Ducci, 
1875.  80,  p.  8. 

— — The  rape  of  Polyxena  a group  in  mar- 
ble,  of  colossal  size  executed  by  Pio  Fedi 
it  is  seen  at  the  loggia  of  Orcagna,  Florence. 
Florence,  E.  Ducci,  1875.  80,  p.  8. 

Henzey,  L.  Recherches  sur  un  groupe  de  Praxi- 
töle  d’aprös  les  figurines  de  terre  cuite.  80, 
19  p.  Paris,  imp.  Claye.  — Extr.  de  la  Gaz. 
des  beaux-arts,  septembre  1875. 

Lanzone,  B.  Descrizione  di  una  statuetta  di 
bronzo  rappresentante  il  re  Usarkan  I,  XXII 
dinastia  Bubastite,  959  av.  C.  Torino,  lit. 
Sociale,  1876.  80,  p.  28.  — Ed.  in  litogr. 

Leblanc,  J.  Döeouverte  de  deux  inscriptions 
et  d’une  statue  en  bronze  ä Vienne.  8°,  8 p. 
Vienne,  imp.  Timon.  — Extr.  du  Moniteur 
viennois,  5 fövrier  1875. 

LeVeel,  A.  Quelques  observations  sur  Jeanne 
d’Arc  au  point  de  vue  de  sa  reprösentation 
plastique.  80,  14  p.  Paris,  imp.  A.  Chaix  et  Ce. 


XXXII 


Bibliographie. 


Reiset,  F.  Le  Groupe  en  marbre  de  l’kglise 
Notre-Dame  k Bruges.  8<>,  8 p.  Paris,  imp. 
De  Mourgues  freres. 

Rietschel,  Ernst,  tlie  Sculptor,  and  the  Les- 
sons  oi  his  Life  : an  Autobiography  and  Me- 
moir.  By  Andr.  Oppermann.  Trans- 
lated  from  the  German  by  G.  Sturge.  80, 
p.  214.  5 s.  (Hodder  & S.) 


Malerei. 

Arundel  society.  See.  ann.  publications  1875: 
Stephan  Lothener,  The  annuneiation;  Jacopo 
d’Avanzo,  S.  Lucy  sentenced  to  death  by  the 
Roman  Praeter.  Ohromolithogr. 

Augerot,  A.  d’.  Histoire  de  la  peinture.  l2o, 
122  p.  et  grav.  Limoges,  Barbou  fr. 

Blechy.  La  Peinture  chez  les  Romains  et  les 
Egyptiens.  i2o,  1 43  p.  et  grav.  Limoges, 
Barbou  fr.  — Bibi.  chrkt.  et  morale. 

Boudrot,  M.  J.  Bapt.  Chef  d’oeuvre  de  la  pein- 
ture flamande  au  XVe  siecle.  Monographie. 
Le  Jugement  dernier,  retable  de  l’hötel  de 
ville  de  Beaune.  Ornk  de  2 pl.  h l’eau-forte. 
4«  k 2 col.,  60  p.  Beaune,  Batault-Morot. 

Callcott,  Sir  A.  W.  Pictures.  With  Descriptions 
and  a Biographical  Sketeh  of  the  Painter 
by  J.  Dafforne.  i°,  p.  66.  21  s.  (Virtue.) 

Chini,  L.  Vita  di  Giotto  nuovamente  scritta  e 
dedicata  ai  suoi  compaesani.  Firenze,  tip. 
e lit.  di  G.  Carnesecchie  figli,  1875.  16e,  p.  48. 

Contreras,  R Ligero  estudio  sobre  las  pintu- 
ras  de  la  Alhambra.  Madrid,  impr.  de  No- 
guera,  k eargo  de  M.  Martinez.  En  4o, 
24  p.  3 y 4. 

Correggio,  Antonio  Allegri  da.  From  the  Ger- 
man of  Jul.  Meyer.  Edited,  and  with  an 
Introduction,  by  Ch.  Heaton.  8°,  p.  330.  31  s. 

6 d.  (Blackwoods.)  Illustr.  with  20  photogr. 

Crowe,  J.  A.  u.  G.  B.  Cavalcaselle.  Geschichte 
der  altniederländischen  Malerei.  Deutsche 
Orig.-Ausg.  bearb.  v.  A.  Springer.  Mit 

7 (phototyp.  u.  lith.)  Taf.  (in  gr.  8»  u qu. 
gr.  4o.)  gr.  8».  (XII,  462  S.)  Leipzig,  Hirzel. 
15  M. 

Cruikshank,  G.  Cruikshankiana : a Collection 
of  the  most  celebrated  Works  of  G.  Cruiks- 
hank. fo.  42  s.  (F.  Bentley.) 

Diccionario  pictorico.  Biografias  de  los  hom- 
bres  que  mäs  se  han  distinguido  en  la  pin- 
tura,  dihujo  y grabado,  desde  la  mks  remota 
antigüedad  hasta  nuestros  dias.  Recapilado 
por  una  sociedad  de  amantes  de  las  beilas 
artes.  T.  I.  Sevilla,  Juan  Moyano,  editor. 
4o,  350  p.  Madrid,  Murillo.  25  y 28. 

Dufour,  V.  La  Danse  macabre,  composke  par 
Jehan  Gerson,  peinte  en  1425  au  cimetikre 
des  Innocents.  Facsimile  de  l’kdition  de 
1484,  prkckdk  de  recherclies.  4»,  23  p.  Paris, 
Willem. 

Eastlake,  8ir  Ch.  Pictures  of.  With  a Biogra- 
phical and  Critical  8ketch  of  the  Artist  by 
W.  Cosmo  Monkhouse.  4o,  2l  s.  (Virtue.) 

English  Painters  of  the  Georgian  Era : Ho- 
garth  to  Turner.  Biographical  Notices  of 
the  Artists.  Illustr.  with  48  Permanent  Pho- 
togr. after  their  most  celebrated  Pictures. 
4o,  18  s.  (Low.) 

Etchings  from  the  National  Gallery : 18  Pla- 
tes after  Masaccio,  Bellini,  Gyorgione,  Mo- 
roni, Mantegna.Velasquez,  Rembrandt,Cuyp, 
Maes,  Hobbema,  Reynolds,  Gainsborough, 
Turner,  and  Landseer.  With  Notes  by  R. 
N.  Wornum.  fo.  81  s.  6 d.  (Seeley.) 


Gallerie,  illustrirte,  berühmter  Männer  u. Frauen 
aller  Völker  u.  Zeiten.  4.-6.  Hft.  (Guten- 
berg, v.  M.  R o d er i ch  ; — Dürer,  u.  Rafael, 
v.  J.  Hübner.)  Mit  Je  4 Holzsehntaf.  Dach 
Orig.-Zeichngn.  gr.  8«.  Dresden,  Th.  Mein- 

^hold.  k M.  — . 75. 

Gonse,  M.  L.  Le  Portrait  d’homme  du  muske 
de  Montpellier.  8°,  8 p.  Paris,  imp.  Claye. 
— Extr.  de  la  Gaz-  des  beaux-arts,  aoüt  1875. 

Hall,  8.  P.  Sketches  from  an  Artist’s  Port- 
folio. fo.  63  s.  (Low.) 

Houssaye,  A.  Les  Peintres  du  cabaret.  Van 
Ostade,  sa  vie  et  son  oeuvre.  Avec  20  eaux- 
fortes  par  Van  Ostade,  Ch.  Jacque  et  Suber- 
case.  gr.  8o,  16  p.  St  -Germain,  J.  Maury 
et  Ce.  — Tirk  k 100  exempl.  num 

Jugenderinnerungen  eines  alten  Mannes  (Wilh. 
v.  Küg eigen.)  7.  Abdr.  gr.  8o.  (VIII, 498 S. 
Berlin  1874,  Hertz.  6 M. 

Klassiker,  die,  der  Malerei.  Eine  Sammlg. 
ihrer  berühmtesten  Werke  m.  erläut.  Texte 
f Künstler,  Freunde  der  Kunst  u.  Lehrer 
der  Kunstgeschichte.  Hrsg.  v.  P.  F.  Krell, 
unter  Mitwirkg.  v.  O.  Eisenmann.  In  un- 
verändert. Photogr. -Druck  ausgef.  v.  M.  Rom- 
mel. (In  ca.  30  Lfgn.).  1.— 3.  Lfg.  gr.  fö. 
(k  2 Bl.  Photographien  m.  Text.  gr.  4°. 
S.  1 —20.)  Stuttgart,  Neff.  k 2 M.  50. 

Lecocq,  Ch.  Documents  inkdits  sur  M.  Q.  de 
La  Tour,  puhliks  d’aprks  les  Archives  muni- 
cipales.  8°,  66  p.  et  portr.  Saint-Quentin, 
imp.  Poette.  Tirk  k 50  exempl. 

Menard , R.  French  Artists  of  the  Present 
Day:  Notices  of  some  Contemporary  Painters. 
With  12  Facsimile  Engravings  from  Pictures. 
fc.  21  s.  (Seeley.) 

Uulready,  Wm.  Pictures.  With  Descriptions 
by  Jas.  Dufforne.  4o.  21  s.  (Virtue.) 

Unsee  Fran^ais.  Fifty  of  the  Finest  Examples 
of  the  Old  Masters  from  this  famous  Collec- 
tion. Reproduced  in  Permanent  Woodbury- 
type.  With  Descriptive  Letterpress,  f '.  42  s. 
(Bickers.) 

Raphael  Santl’s  Decken -Gemälde  der  Stanza 
dell’  Eliodoro  im  Vatican.  Nach  d.  Zeichngn. 
N.  Consoni’s  gest.  v.  L.  Grüner  u.  Th.  Langer. 
Mit  erläut.  Vorw.  v.  C.  Ruland.  Hrsg.  v. 
L.  Grüner,  qu.  gr.  f°.  (7  S.  m.  6 Stahlst, 
u.  1 Chromolith.)  Dresden.  (Leipzig,  Arnold.) 
40  M. 

Ricordo  di  Pietro  Vaini,  pittore  romano  morte 
a New-York.  Roma,  tip.  Bencini,  1875.  8o, 

p.  16. 

Scott,  Wm.  B.  Pictures  by  Venetian  Painters. 
With  Notices  of  the  Artists  and  Subjects  en- 
graved.  f°.  21  s.  (Routledge.) 

Shedd,  Mrs.  J.  H.  Famous  Painters  and  Pain- 
tings.  Illustr.  8<*.  Boston.  25  s. 

Uhde,  Herrn.  Erinnerungen  u.  Leben  der  Ma- 
lerin Louise  Seidler  (geb.  zu  Jena  1786,  gest. 
zu  Weimar  1866.)  Aus  handschriftl.  Nach- 
lass zusammengestellt  u.  bearb.  2.  umgearb. 
Auti.  gr.  8o.  (X,  396  S.)  Berlin,  Hertz.  7 M. 

Viardot,  L.  Les  Merveilles  de  la  peinture. 
3e  kd.  i Ire  skrie,  contenant  24  vign.  sur  bois 
par  Paquier.  l8o,  347  p.  Paris,  Hachette 
et  Cie.  2 fr.  25  c.  Bibi,  des  merveilles. 

Woerm&nn,  K.  Die  Landschaft  in  der  Kunst 
der  alten  Völker.  Eine  Geschichte  der  Vor- 
stufen u.  Anfänge  der  Landschaftsmalerei. 
Lex. -8°.  (VII,  431  S.  m.  10  Steintaf.  München 
1876,  Th.  Ackermann.  12  M. 


Bibliographie. 


XXXIII 


Wappenkunde,  Münz-,  Medaillen-, 
Siegel-  und  Gemmenkunde. 

Belleral,  de.  Nobiliaire  de  Pontliieu  et  de 
Vimeu.  2e  dd.,  revue,  corrigde  et  augmentde. 
8°,  ä 2 col.,  476  p.  Paris,  Baehelin-Deflorenne. 

Boneber  de  Molandon,  M.  Note  sur  un  gros 
tournois  de  saint  Louis,  trouvd  ä Reuilly, 
commune  de  Chdcy  (Loiret).  2e  dd. , revue. 
80,  6 p.  Orldans,  Herluison.  Extr.  du  Bull, 
de  la  Soc.  arch.  et  hist,  de  l’Orldanais. 

Bretagne,  M.  Decou  verte  de  monnaies  lorraines 
ä Sionviller.  8°,  22  p.  et  pl.  Nancy,  imp. 
Crdpin-Leblond.  Extr.  des  Mdm.  de  la  Soc. 
d’archeologie  lorraine. 

Burke,  Sir  B.  Genealogical  and  Heraldic  Dic- 
tionary of  the  Peerage  and  Baronetage  of 
the  British  empire.  88th  ed.  8.  38  s.  (Har- 
rison.) 

Catalogue  of  oriental  coins  in  the  British  Mu- 
seum. Vol.  1 gr.  8°.  London.  (Berlin,  Asher 
& Co.)  12  M.  — Inhalt:  The  coins  of  the 
eastern  Khaleefehs  in  the  British  Museum. 
By  Stanley  Lane  Poole.  Ed.  by  Regi- 
nald Stuart  Poole.  (XX,  263  S.  m.  8 phototyp. 
Taf.) 

Chabouillet,  A.  Notice  sur  une  medaille  in- 
ddite  de  Ronsard  par  Jacq.  Primavera,  suivie 
de  recherches  sur  la  vie  et  les  oeuvres  de 
cet  artiste.  8°,  66  p.  Orleans,  imp.  Jacob. 
Extr.  du  t.  15  des  Mdmoires  de  la  Societd 
archeologique  et  historique  de  l’Orldanais. 

De  Schodt,  A.  Le  chapitre  de  la  calhddrale  de 
Saint-Lambert,  ä Lidge,  et  ses  mdraux  ou 
jetons  de  prdsence.  8».  125  p.  et  2 pl. 

Bruxelles,  imp.  Gobbaerts. 

Dncrocq,  M.  Th.  Le  Sesterce  et  l’histoire  de 
sa  fabrication  dans  le  monnayage  romain,  ä 
propos  du  sesterce  du  trdsor  de  Vernon.  8o, 
16  p.  Paris , E.  Thorin.  Extr.  du  38e  vol. 
des  Mdm.  de  la  Soe.  des  antiqu.  de  l’Ouest. 

Fernandez  y Gonzalez,  M.  Las  nionedas  falsas. 
(Memorias  de  un  cambiante.)  Madrid,  U.  Ma- 
nini,  ed.  8°,  272  p.  Murilio.  4 M. 

Froidefond  de  Bonlazac,  A.  de.  Quelques  inots 
sur  les  armoiries  de  la  ville  et  de  la  citd  de 
Pdrigueux  pour  faire  suite  ä l’Armorial  de 
la  noblesse  du  Pdrigord.  8o,  12  p.  et  1 pl. 
Pdrigueux,  imp.  Dupont  et  Cie.  Extr.  du 
Bull,  de  la  Soc.  hist,  et  arch.  du  Pdrigord. 

Grotefend,  H.  Ueber  Sphragistik.  Beiträge 
zum  Aufbau  der  Urkundenwissenschaft,  gr.  8°. 
(54  S.)  Breslau,  Max  & Co.  1 M. 

Hartmann-Franzenshuld,  E.  Edler  v.  Die  heral- 
dische Kunst  im  Wiener  Minoriten-Necro- 
logium.  Eine  Quelle  f.  österr.  Heraldik  d. 
Mittelalters.  Wappenstudie.  Mit  8 Bildtaf. 
(in  Holzschn  ) u.  14  in  d Text  gedr.  (Holz- 
schn.-)Illustr.  (Aus : -Jahrbuch  1874  d.  herald.- 
genealog.  Vereins  Adler  in  Wien.“)  Imp.-4. 
(15  S.)  Wien,  1874.  (Sintenis.)  3 M.  60. 

— — Heraldische  Studien.  Ein  Vortrag.  Mit 
6 (eingedr.)  Holzschn.  u.  1 (chromolith.)  Taf. 
gr.  4°.  (20  S.)  Wien,  1874.  (Sintenis.)  1.  60. 

— — Ueber  das  Studium  der  Heraldik.  (Aus: 
„Heraldisch-genealog.  Zeitschr“)  gr.  8j.(20  S.) 
Wien,  1873.  (Sintenis).  — 60. 

Heffner,  C.  Die  deutschen  Kaiser-  u.  Königs- 
siegel nebst  denen  der  Kaiserinnen , Köni- 
ginnen u.  Reichsverweser.  162  getreue  Ab- 
bildgn.  in  Lichtdr.  (auf  30  Taf.)  m.  beschreib. 
Texte.  f°.  (XIII,  48  S.)  Würzburg,  Stahel. 
45  M. 

Jungk,  H.  Die  bremischen  Münzen.  Münzen 
u.  Medaillen  d.  Erzbisth.  u.  der  Stadt  Bre- 


men m.  geschichtl.  Einleitg.  Mit  39  (lith.  u. 
phototyp.)  Taf.  Hrsg.  v.  d.  hist.  Gesellschaft 
d.  Künstlervereins.  Lex.-8o.  (X,  408  S.)  Bre- 
men, Müller’s  Verl.  30  M. 

Lehr,  E.  Essai  sur  la  numismatique  suisse. 
8«.  115  p.  et  5 pl.  Paris,  imp.  Arnous  de 
Rividre  et  Cie.  Extr.  de  la  Revue  numis- 
matique’, nouv.  sdrie,  t.  15,  1874. 

Lepage , H.  Notes  et  documents  sur  les  gra- 
veurs  de  monnaies  et  mddailles  et  la  fabri- 
cation des  monnaies  des  ducs  de  Lorraine 
depuis  la  fin  du  XVe  siede.  8°,  229  p.  et  4 pl. 
Nancy,  Wiener.  Extr.  des  Mdm.  de  la  Soc. 
d’archeologie  lorraine. 

Mommsen,  Th.  Histoire  de  la  monnaie  romaine. 
Traduite  de  l’allemand  par  le  duc  de  Blacas 
et  publiee  par  J.  de  Witte.  T.  4e  et  dernier. 
4o,  CCXIX-119  p.  et.pl.  21  ä40.  Paris,  Franck. 

Pettenegg,  Ed.  G.  Frhr.  v.  Zur  Epitafik  v. 
Tirol.  Mit  23  Abbilgn.  (Zinkogr.-Taf.)  (Aus 
„Jalirb.  d herald.-genealog.  Vereines  , Adler' 
in  Wien.“)  gr.  8°.  (91  S.)  Wien.  (Innsbruck, 
Wagner.)  6.  — 

Portloli,  A.  II  medagliere  dei  Marchesi  di 
Bagno  di  Mantova.  Mantova,  stab.  tip.  Eredi 
Segna,  1875.  16o,  p.  30. 

Raymond,  P.  Sceaux  des  archives  du  ddpar- 
tement  des  Basses-Pyrendes.  8°,  390  p.  Pau, 
Ribaut.  Extr.  du  Bulletin  de  la  Socidtd  des 
Sciences,  lettres  et  arts  de  Pau.  — Tire  ä 
100  exempl. 

Siebmacher’ s,  J.,  grosses  u allg.  Wappenbuch 
in  e.  neuen  vollständig  geordneten  u.  reich 
verm.  Aufl.  m.  herald.  u.  historisch-genealog. 
Erläutergn.  neu  hersg.  130.  — 134.  Lfg.  gr.  40. 
(96  S.  m.  92  Steintaf.)  Nürnberg,  Bauer  & 
Raspe.  Subscr.-Pr.  ä 6 M.  Einzelpr.  ä 7 M.  50. 

Statuts  de  l’Acaddmie  Hdraldico-gdndalogique 
italienne.  Pise,  typ.  Hdraldique,  1875.  8o, 

p.  20. 

Tommasini,  V.  Di  alcune  monete  inedite  in 
oro  de’  Selgiukidi  di  Persia  : memoria  prima 
Firenze,  tip.  dei  Succ.  Le  Monnier,  1875. 

8o,  p.  22. 

Van  Bastelaer,  D.  A.  Les  armes  et  les  sceaux 
de  Charleroi.  Recherches  sur  les  vraies  et 
ldgitimes  armoiries  de  cette  *ville  et  sur  le 
blason  apocryphe  qui  leur  a dtd  substitud 
au  XIXe  sidcle.  8»,  92  p et  4 pl.  Mons, 
H.  Manceaux.  2 Fr. 

Schrift,  Druck  und  graphische 
Künste. 

Apell,  A.  Nachträge  u.  Berichtigungen  zum 
Werk  d.  Malers  u.  Radirers  Johann  Christoph 
Erhard.  Mit  e.  Rad.  gr.  8o.  (16  S.)  Leipzig, 
Danz.  1 M.  50. 

Baker,  W.  S.  The  Origin  and  Antiquity  ot 
Engraving.  With  some  Remarks  on  the 
Utility  and  Pleasures  of  Prints.  With  Helio- 
type  lllustr.  4o.  (Boston.)  25  s. 

Bandet,  P.  J.  H.  Notice  sur  la  part  prise  par 
Willem  Jansz.  Blaeu  (1571—1638)  dans  la 
ddtermination  des  longitudes  terrestres.gr.  8». 
(19  bl.  en  uitsl.  facs.)  Utrecht,  K.  A.  Mans- 
sen.  (Nicht  im  Handel.) 

— — Notice  sur  les  cartes  en  bosse  du  XVIe 
sidcle.  gr.  8».  (20  bl.)  Utrecht,  K.  A.  Mans- 
sen.  (Nicht  im  Handel.) 

Braun,  H.  Heine’sche  Lieder  im  Bilde.  Sil- 
houetten. 2.  Lfg.  gr.  f°.  (8  8teintaf.)  Berlin, 
A.  Duncker.  9 M.  (1.  u.  2.:  19  M.  50.) 

Burty,  Ph.  Eaux-fortes  de  Jules  de  Goncourt. 
Notice  et  catalogue.  f°,  XVIII-26  p.,  20  pl. 


XXXIV 


Bibliographie. 


ä l’eau-forte  et  li  grav.  sur  bois  dans  le 
texte.  Paris,  Delagrave.  — Les  Eaux-fortes 
ont  6t6  tiröes  k 2 exempl.  sur  peau  de  vülin, 
100  exempl  sur  pap.  du  Japon  et  200  exempl. 
sur  pap.  vergü. 

Dies,  A.  C.,  Ch.  Reinhart,  J.  Mechau.  Col- 
lection ou  suite  de  vues  pittoresques  de 
l’Italie,  dessinües  d’aprks  nature  et  gravües 
k l’eau  forte  k Rome.  (Cont.  72  pl.)  (18  Livr.) 

1 Livr.  gr.  fo.  (4  Stahlst,  m.  1 Bl.  Text.) 
Nürnberg,  Lotzbeck.  6 M. 

Ducos  du  Hauron,  L.  L’Hüliochromie;  döcou- 
vertes,  constatations  et  amöliorations  impor- 
tantes. Lettre  k M.  le  prüsident  de  la  So- 
cietö  franqaise  de  photographie.  8«,  15  p. 
Agen,  imp.  Noubel. 

Du  Mast,  P.  Jacques  Callot.  gr.  4»,  36  p.  Nancy, 
Berger-Levrault  et  Ce. 

— — Jacques  Callot.  8»,  51  p.  Nancy,  imp. 
Berger-Levrault  et  Ce.  — Extr.  des  Memoi- 
res  de  l’Acadümie  de  Stanislas. 

Flaxman,  J.  62  Umrisse  zu  Homer’s  Ilias  u. 
Odyssee.  Nach  d.  engl.  Original  gezeichnet 
v.  L.  u.  J.  Schnorr.  7.  Aufl.  qu.-Lex  -8o. 
(62  Stahlst.)  Stuttgart,  Göschen.  4 M. 

Gay,  J.  Quelques  femmes  bibliophiles  : notes 
sur  des  Collections  de  livres  possödües  par 
des  femmes  k diverses  Gpoques.  Bordighöre, 
J.  Gay  et  C.,  edit.,  1875.  l6o,  p.  YI1I-120. 

Goethe’s  Paust.  1.  Thl.  Mit  Bildern  u.  Zeich- 
nungen v.  A.  v.  Kreling.  3.  u.  4.  Lfg.  fo. 
(S.  41 — 72  m.  eingedr.  Holzschu.  u.  4 Photogr.) 
München,  Bruckmann,  k 12  M.  50. 

— — Outlines  to  26  Etchings.  ByM.Retzsch. 
4o.  10  s.  6 d.  (Low.) 

Grabador  al  agua  fuerte  (El).  Coleccion  de 
obras  originales  y copias  de  las  selectas  de 
autores  espanoles,  grabadas  y publicadas 
por  una  sociedad  de  artistas.  Madrid.  Tomo  I. 
En  fölio  mayor,  5 hojas  de  texto  y 48  lämi- 
nas,  estampadas  en  la  Calcografia  nacional. 
Libreria  de  Murillo.  — Pruebas  de  artista 
(N°s  i ä,  20)  360  y 380.  Id.  kntes  de  la  letra 
(Nos  21  k 50)  240  y 260.  Id.  con  letra  144  y 164. 

Grabador  mayor.  Cuaderno  XIII.  Nüm.  1 al 
20  30—33,  Nüm.  21  al  50  20—23,  Nüm.  51  en 
adelante  12—15.  — Este  cuaderno  contiene 

4 lkm.  grabadas  por  los  Sres.  Galvan,  Tör- 
ras,  Martinez,  Espinosa  y Maura. 

Hamerton,  Ph.  G.  Etching  and  Etchers.  New 
edit.  Illustr.  8o,  p.  480.  21  s.  (Macmillan.) 

— — The  Etclier’s  Handhook.  2nd  edit.  8o. 

5 s.  (Roberson.) 

— — The  Sylvan  Year:  Leaves  from  tlie 
Note  Book  of  R.  Dubois.  With  20  Etchings 
by  the  Author  and  other  Artists.  8o,  p.  252. 
12  s.  6 d.  (Seeley.) 

Hüliogravure  Amand-Durand.  Eaux-fortes  et 
gravures  des  maitres  anciens  tirees  des  col- 
lections les  plus  cölkbres  et  publikes  avec 
le  concours  d’Ed.  Likvre.  Notes  par  G.  Du- 
plessis.  5e  vol.  2e  skrie.  Paris,  Amand- 
Durand. 

Henriet,  F.  C.  Daubigny  et  son  oeuvre  gravk. 
Eaux-fortes  et  bois  inkdits  par  C.  Daubigny, 
Karl  Daubigny,  Lkon  Lhermitte.  Hkliogra- 
vures  Durand  d’aprks  des  pikces  rares  de 
l’oeuvre  de  Daubigny,  etc.  gr.  8»,  216  p.. 
8 grav.  et  portr.  Paris,  A.  Lkvy. 

Hlddemann,  F.,  u.  H.  Luders.  Illustrationen  zu 
Fritz  Reuter’s  Werken.  In  Holzschn.  aus- 
geführt v.  R.  Brend’amour,  A.  v.  Steindel 
u.  A.  Mit  einer  Einleitung  v.  O.  Glagau. 
2.  Aufl.  gr.  4«.  (24  S.  m.  75  Holzschnitttaf.) 
Berlin,  Grote-  15  M. 


Hildebrandt,  Ed.  Aus  Europa.  Neue  Sammlg. 
v.  Aquarellen.  (In  ca.  4 Lfgn.)  1 Lfg.  (5  Chromo- 
lith.)  Imp.-fo.  Berlin,  R.  Wagner.  60  M. ; 
einzelne  Bl.  k 15  M. 

Imitation  (P)  de  Jksus-Christ  (les  quatre  livres). 
t Traduction  de  M.  de  Marillac,  publike  par 
les  soins  de  D.  Jouaust.  Prkface  par  M.  E. 
Caro.  Dessins  hors  texte  par  H.  Lkvy,  gra- 
vks  k l’eau-forte  par  Waltner;  ornements 
par  H.  Giacomelli.  8»,  XXX-264  p.  Paris, 
Libr.  des  Bibliophiles.  30  fr.  — Tirk  k 750 
exempl.,  plus  25  exempl.  sur  pap.  de  Chine 
(N«s  i k 25),  25  exempl.  sur  pap.  Whatman 
(Nos  26  k 50),  avec  kpreuves  des  grav.  avant 
la  lettre,  au  prix  de  60  fr.  — II  a ktk  fait  en 
outre  un  tirage  sur  grand  papier  (form,  so- 
leil),  ainsi  composk:  10  exempl.  sur  pap. 
Whatman,  100  exempl.  sur  pap.  vergk,  avec 
les  grav.  en  double  kpreuve  avant  et  avec 
la  lettre,  k 50  fr. 

Keble,  J.  The  Christian  Year.  With  12  Illustr. 
by  Fr.  Overbeck,  reproduced  in  Permanent 
Photography.  New.  edit.  i2o.  6 s.  (Bickers.) 

Konewka,  P.  Lose  Blätter.  5 Silhouetten. 
2.  Aufl.  gr.  4«.  (5  Holzschntaf.  in  gr.  4o.  u. 
gr.  fo.  m.  2 Bl.  Text.)  Berlin,  Bette.  5 M. 

Kunst,  deutsche,  in  Bild  u.  Lied.  Orig-.-Beitr. 
deutscher  Maler,  Dichter  u.  Tonkünstler. 
Hrsg.  v.  A.  Träger.  18.  Jahrg.  1876.  Lith. 
Druck  der  Kunst-Anstalt  v.  J.  G.  Bach  in 
Leipzig,  gr.  4o.  (1X2  S.  m.  9 Steintaf.  u. 
7 Bild,  in  Oelfarbendr.)  Leipzig,  Klink- 
hardt.  13  M. 

La  Fontaine,  J.  de.  Fahles,  illustrkes  de  100 
grav.  par  J.  Dksandrk  et  W.  H.  Freeman. 
Avec  des  notes  et  une  prkface  par  Dkcembre- 
Alonrier.  32»,  384  p.  Paris,  Bernardin-Bkchet. 

Liste  der  hieroglyphischen  Typen  aus  d.  Schrift- 
giesserei  d.  Herrn  F.  Theinhardt  in  Berlin. 
(Mit  Vorwort  v.  R.  Lepsius.)  Hoch  4».  (VI, 
24  S.)  Berlin.  (Leipzig,  Hinrich’s  Verl.)  3 M. 

Liverseege,  H.  Engravings  from  the  Works  of. 
fo,  42  s.  (Routledge.) 

Mannfeld,  B.  Durch’s  deutsche  Land.  Ma- 
lerische Stätten  aus  Deutschland  u.  Oester- 
reich. In  Original-Radirgn.  Nebst  begleit. 
Text  v.  Aemil  Fendler.  1.  u.  2.  Lfg.  gr. 
fo.  (10  Kupferst.  m.  11  Bl.  Text.)  Berlin, 
A.  Duncker.  k 4 M. 

National  (The)  Portrait  Gallery.  Vol.  1.  4o. 
12  s.  6 d.  (Cassell.) 

Notice  sur  l’atelier  typographique  ktabli  en 
1622,  par  l’abbesse  Jeanne  de  Beauvilliers, 
dans  l’abbaye  d’Avernay  (Marne);  par  H.  M. 
8°,  8 p.  Paris,  Menu. 

Offor,  Edw.  Illuminating  made  Easy;  includ- 
ing  a Series  of  Examples  in  Outline  of  Flo- 
wers, Scrolls,  Alphabets,  etc.  from  Original 
Manuscripts.  With  Instructions  for  Colour- 
ing  them  in  every  part;  also  a Simple  Me- 
thod  of  making  raised  Gold  Ornamentatlons, 
and  other  Information.  8»,  p.  58.  6 s. 

(Bunyard.) 

Pearson,  E.  C.  The  Story  of  Gutenberg  and 
the  Art  of  Printing.  Illustr.  16o.  Boston. 
10  s.  6 d. 

Pennino,  A.  Catalogo  ragionato  dei  libri  di 
prima  stampa  e delle  edizioni  Aldine  e rare 
esistenti  nella  Biblioteca  Nazionale  di  Pa- 
lermo, e preceduto  da  una  relazione  storica 
sulla  medesima  del  F.  Evola.  Vol,  I.  Pa- 
lermo, stab.  tip.  Lao,  1875.  8»,  p.  374. 

Preller’s,  Frdr.,  Figuren-Fries  zur  Odyssee.  16 
Compositionen  in  24  färb.  Steindr.-Taf.  Mit 
erläut.  Text  aus  der  Odyssee,  Vossische 
Uebersetzg.  Hersg.  v.  M.  Jordan,  qu.-fo. 
(VI,  4 S.)  Leipzig,  A.  Dürr.  24  M. 


Bibliographie. 


XXXV 


Regenten,  brandenburgisch  - preussisehe,  aus 
dem  Hause  Hohenzollern.  18  Bildnisse  (Holz- 
schntaf.)  Volks-Ausg.  2.  Aufl.  gr.  4o.  Leip- 
zig, G.  Wigand.  3 M.  50.;  auf  Pappe  ge- 
zogen 12  M. 

Rethel,  A.  Auch  ein  Todtentanz.  Mit  erklär. 
Text  v.  R.  R einick.  10.  Aufl.  qu.  fo.  (6 
Holzschntaf.)  Leipzig,  Schlicke.  2 M. 
Rheinfahrt.  Von  den  Quellen  des  Rheins  bis 
zum  Meere.  Schilderungen  v.  K.  Stieler, 
H.  Wachenhusen  u.  F.  W.  Hackländer. 
Illustr.  v.  R.  Büttner,  A.  Baur,  C.  F.  Deiker 
etc.  Holzschn.  v.  Ad.  Closs  3.  -7.  Lfg.  fo. 
(S.  41  — 104  mit  eingedr.  Holzschn.  u.  Holz- 
schntaf.) Stuttgart,  Kröner.  ä 1 M.  50. 

Richter,  L.  Aus  der  Jugendzeit.  Scherz  und 
Ernst.  In  Holzschn.  Hrsg.  v.  G.  Scherer, 
gr  4o,  (II,  36  Bl.  m.  eingedr.  Holzschn.) 
Leipzig,  A.  Dürr.  3 M. 

Ridinger’s,  Joh.  Elias,  Jagd-Album.  Hirsch- 
Abnormitäten,  interessante  Hatzen  u.  seltene 
Jagdthiere.  Nach  d.  Orig.-Radirgn.  photogr. 
v.  C.  Schauer  Nachf.  2.  Serie.  11.— 12.  Lfg. 
gr.  4».  (8  Photogr.)  Berlin , Lichtwerck. 

ä 4 M.  50. 

Rosenthal,  L.  Landschafts-  u.  Städtebilder  aus 
Süd-Amerika.  Nach  d.  Natur  aufgenommen. 
In  Photogr.  m.  erläut.  Text.  3.  Lfg.  gr.  4o. 
(4  Photogr.)  Berlin,  Lichtwerck.  k 6 M. 

Schiller’s  Fight  with  the  Dragon,  and  Fredo- 
line  : 26  Etchings  by  M.  Retzscli.  4o,  10  s. 

6 d.  (Low.) 

Schweizerland,  das.  Eine  Sommerfahrt  durch 
Gebirgu.  Thal.  In  Schildrgn.  v.  W.  Kaden, 
m.  Bild.  v.  G.  Bauernfeind,  A.  Braith,  Al. 
Calame  etc.  Holzschn.  v.  Ad.  Closs.  1.  Lfg. 
fo.  (16  S.  m.  eingedr.  Holzschn.  u.  4 Holz- 
schntaf.) Stuttgart,  Engelhorn.  2 M. 

Shakespeare-Galerie.  Charaktere  u.  Scenen  aus 
Shakespeare’s  Dramen.  Gezeichnet  von  M. 
Adamo,  H.  Hofmann,  H.  Makart  etc.  36  Bl. 
in  Stahlst.  Gest  v.  Bankei,  Goldberg,  Raab 
etc.  Mit  erläut.  Text  v.  Frdr.  Pecht.  11.  u. 
12.  (Schluss-)  Lfg.  hoch  4«.  (70  S.  m.  Stahlst.) 
Leipzig,  Brockhaus,  ä 4 M. 

Stilke,  H.  Im  Frühling.  Lenzlieder  deutscher 
Dichter  m.  8 Aquarellen.  2.  Ausg.  fo.  (20  S.) 
Leipzig,  Arnold.  30  M. 

Storni,  Th.  Hausbuch  aus  deutschen  Dichtern 
seit  Claudius.  Eine  krit.  Anthologie.  Erste 
illustr.  Ausg.  Mit  (eingedr.)  Holzschn.  nach 
Orig.-Zeiehngn.  v.  H.  Speckter,  ausgeführt 
v.  H.  Kaeseberg.  gr.  40.  VIII,  462  S.)  Leip- 
zig, Mauke.  30  M. 

Strölil,  H.  Schwoarzkerschäln.  Silhouetten  zu 
oberösterr.  Schnadähüpfeln.  Hoch  4o.  (IV  S. 
m.  26  Holzschntaf.)  Wien , Sommer  & Co. 
3 M. 

Tissandier,  G.  A History  and  Handbook  of 
Photography.  Translated  from  the  French. 
Edited  by  J.  Thomson.  With  upwards  of 
70  Illustr.  16®,  p.  340.  6 s.  (Low.) 
Waltarilied,  das,  verdeutscht  v J.  V.  Scheffel, 
illustr.  v.  Alb.  Baur.  Holzschn.  v.  A.  C 1 o s s. 
gr.  4o.  (63  S.  m.  eingedr.  Holzschn.  u.  Holz- 
schntaf.) Stuttgart,  Metzler.  10  M, 
Wattenbach,  W.  Das  Schriftwesen  im  Mittel- 
alter.  2.  verm.  Aufl.  gr  8o.  (VIII,  569  S.) 
Leipzig,  Hirzel.  11  M. 

Wessely,  J.  E.  Anleitung  zur  Kenntniss  und 
zum  Sammeln  der  Werke  des  Kunstdruckes. 
Mit  2 (Holzschn.-)  Taf.  Monogramme,  gr.  8». 
(VTII,  338  S.)  Leipzig  1876,  T.  0.  Weigel. 

7 M.  20. 

Wllberg’s,  Chrn.,  Aquarelle.  Potsdam.  1.  Serie. 


Potsdam  u.  seine  Umgebungen.  Facsimile- 
Reproductionen  v.  W.  Loeillot,  R.  Steinbock 
u.  G.  W.  Seitz.  1.  Lfg.  gr,  fo.  (4  Chromo- 
lith.)  Berlin,  A.  Duncker.  63  M. ; einzelne 
Blätter  ä 19  M.  50. 


Kunstindustrie. 

Amateurs  Practical  Guide  to  Fretwork,  Wood 
Carving,  Marquetry,  Buhl  Work,  Mitreing 
Picture  Frames,  Lattice  and  Verandah  Work, 
Staining,  Varnishing,  Polishing,  and  many 
useful  Receipts.  With  num.  Illustr.  of  Tools 
and  Designs,  by  a Practical  Hand.  12°, 
p.  184.  2 s.  6 d.  (Kent.) 

Ameublement  (P).  Collection  simple.  I71e  livr. 
Par  Midard,  d’aprös  Guilmard.  Paris,  imp. 
lith.  Becquet. 

Archiv  f.  ornamentale  Kunst.  Hrsg.  m.  Unter- 
stützg.  d.  königl.  preuss.  Minist,  f Handel, 
Gewerbe  u.  öffentl.  Arbeiten.  Red.  v.  M. 
Gropius.  Mit  erl.  Text  v.  L.  Lohde.  1.— 7. 
Hft.  gr.  ft>  (ä  6 Steintaf.  u.  Chromolith.  m. 
1 Bl.  Text.)  Berlin,  Winckelmann  & Söhne, 
ä 3 M. 

Audsley  - Bowes.  Keramik  Art  of  Japan,  fo. 
(Part.  1.)  In  7 parts,  21  s*  (Liverpool,  So- 
theran.) 

Bauer,  F.  Tapisseries  du  XVIIe  siöcle  ex£- 
cutöes  d’aprfes  les  cartons  de  Raphael  par 
J.  Raes,  de  Bruxelles.  Description  et  notes. 
Pröeödöes  d’une  notice  par  Ed.  About.  8 , 
28  p.  Paris,  J.  Lecuir  et  Cie. 

Bemrose,  Wm.  Instructions  in  Fret  Cutting. 
With  Designs.  8»,  p.  24.  1 s.  (Beinrose.) 

— — Mosaicon;  or,  Paper  Mosaik,  and  How 
to  Make  it.  With  full  Instructions,  Dia- 
grams,  and  Coloured  Plates.  8°.  1 s.  (Bem- 
rose.) 

Benrath,  H.  E.  Die  Glasfabrikation.  Mit  201 
in  den  Text  eingedr.  Holzst.  2.  (Schluss-)  Lfg. 
gr.  8o.  (IX— XII  u.  S.  193—496.)  Braun-) 
schweig,  Vieweg  & Sohn.  6 M.  (cplt.  10  M. 

Bacher,  Br.  Geschichte  der  technischen  Künste. 
Im  Verein  m.  J.  Brinckmann,  A.  Ilg,  J.  Les- 
sing, Fr.  Lippmann , H.  Rollet  hrsg.  2.-8. 
Lfg.  Lex.-8°.  (1.  Bd.  XVI  u.  S.  65-447  m. 
eingedr.  Holzschn.  u.  Holzschntaf.  in  gr.  8o 
u.  qu.  gr.  4.)  Stuttgart,  Spemann.  k 2 M.* 

Central-Möbel-  n.  Decorations-Bazar.  765  moderne 
Orig.-Ansichten  u.  Details  f.  Tischler,  Holz- 
bildhauer, Tapezierer  u.  Decorateure.  1.— 10. 
Lfg.  gr.  4o  (k  5 Steintaf.)  Berlin,  Grieben, 
k 1 M.  50.,  color.  k 2 M.  25. 

Champfleury.  Histoire  des  fai'ences  patriotiques 
sous  la  Revolution.  3e  6d. , avec  grav.  et 
marques  nouvelles.  18®,  XII— 382  p.  Paris, 
Dentu.  5 fr. 

Conti,  C.  Ricerche  storiche  sull’  arte  degli 
Arazzi  in  Firenze.  Firenze,  G.  C.  Sansoni 
edit.,  1875.  16o,  p.  XVI— 120.  L.  2. 

Costume  du  temps  de  Goya.  Par  Fortuny. 
(2  pl.)  Paris,  imp.  Goupil. 

Costumes  du  XVIII  siöcle.  Ajustements  et 
coiffures  d’aprös  les  dessins  de  Watteau  Als, 
Ledere.  Desrais,  Cochin  etc.,  tires  de  la 
collection  de  M.  V.  Sardou.  2e  s6rie.  (20  pl.) 
Paris,  imp.  Chardon  ainö. 

Cousin,  E.  Les  Arts  et  l’Industrie.  8o,  4 d. 
Cherbourg,  imp.  Feuardent. 

Davidson,  E.  A.  The  amateur  House  Carpenter: 
a Guide  in  Building,  Making  and  Repairing. 
With  num.  Illustr.  drawn  on  Wood  by  the 
Author.  8®,  p.  274.  10  s.  6 d.  (Chapman.) 


XXXVI 


Bibliographie. 


Elementary  Needlework;  containing  clear  In- 
structions  for  Teaching  and  Doing  every 
kind  of  Stitch  used  in  Plain  Work,  together 
with  full  DiiectioiiS  for  Cutting  out  and  Ma- 
king  Underclothing.  By  the  Silkworm.  With 
85  Illustr.  I60,  p.  68,  1 s.  (Silkworm  Series.)* 
(Weldon.) 

Engel,  C.  Musical  Instruments.  With.  num- 
Woodcuts.  8°,  p.  130.  2 s.  6 d.  (South  Ken- 
sington  Handbooks.)  (Chapman.) 

Fischbach,  Frdr.  Ornamente  der  Gewebe  m- 
besond.  Benutzg.  d.  ehemal.  Bock’schen  Stoff- 
sammlg.  d.  k.  k.  öst.  Museums  f.  Kunst  u. 
Industrie  in  Wien  hrsg.  2.  Lfg.  gr.  f3.  (40 
Chromolith.)  Hanau,  Alberti.  ä 48  M.  Auf 
starkem  Carton  ä 54  M. 

Flasch,  A Die  Polychromie  der  griechischen 
Vasenbilder,  gr.  8o.  (IV,  65  S.)  Würzburg, 
Stahel.  2 M.  40. 

Fortnum,  C. , Drury  E.  Majolica.  With  num. 
Woodcuts.  8»,  p.  192.  2 s.  6 d.  (South  Ken- 
sington  Handbooks.)  (Chapman  & H.) 

Gefässe  der  deutschen  Renaissance  (Punzen- 
arbeiten). Im  Aufträge  des  k.  k.  Handels- 
ministeriums lierausgeg.  vom  k.  k.  Oesterr. 
Museum  für  Kunst  und  Industrie,  fo.  16  Helio- 
graphien mit  Vorwort  von  Fr.  Schestag. 
Wien,  k.  k.  Oesterr., Museums,  1876.  10  M. 

Graef,  Aug.  Der  Möbeltischler  f.  das  bürgerl. 
Wohnhaus  in  allen  seinen  Räumen.  Vor- 
lagen zu  Möbeln  f.  Wohn-,  Speise-  u.  Schlaf- 
zimmer, Gesellschafts-  u.  Arbeitszimmer,  f. 
Toilette,  Garderobe,  Vorsaal,  Comptoir, Küche, 
Garten  u.  s.  w.  in  den  modernsten  u.  gang- 
barsten Formen.  Mit  bes.  Rücksicht  auf  das 
bürgerl.  Bedürfniss , wie  auf  leichte  u.  bill. 
Herstellg.  gr.  4o.  (12  S.  m.  36  Steintaf.  in 
qu.  f°  ) Weimar  1876,  B.  F.  Voigt.  9 M. 

Hoffmann,  Wilhelm,  Spitzen-Musterbuch.  Nach 
der  im  Besitze  der  k.  k.  Oesterr.  Museums 
befindlichen  Originalausgabe  vom  Jahre  1607 
herausgeg.  vom  k.  k.  Oesterr.  Museum  für 
Kunst  und  Industrie,  q.  4«.  (Mit  einem  Vor- 
wort, Titelblatt  u 18  Musterblättern  (Photo- 
lithogr.).  Wien,  Verl.  d.  k.  k.  Oesterr.  Mu- 
seums, 1876.  3 M.  60. 

Hope,  Th.  Costume  ofthe  Ancients.  New  edit. 

2 vols.  8o,  45  s.  (Chatto  & W.) 

Kanitz,  F.  Handleiding  voor  de  geschiedenis, 
de  ontwikkeling  en  de  kennis  der  meest 
eigenaardige  vormen  van  de  voornaamste 
ornamentstijlen  uit  alle  tijden.  Naar  het 
Hoogduitsch  vrij  bewerkt  (door  Braet  von 
Ueberfeldt  en  V.  Bing.)  8o.  (XXIV  en  147  bl. 
met  129  houtsneefig.  tussehen  den  tekst.) 
Amsterdam,  G.  Th.  Bom.  f.  1.  75. 

Kunst-Tischler,  der  kleine.  Eine  reichhaltige 
Sammlg.  v.  Laubsägearbeiten.  30.— 35.  Lfg. 
gr.  f°.  (ä  1 Steintaf.)  Leipzig,  M.  Schäfer, 
ä 50  Pf. 

Lacroix,  P.  The  XVIIlth  Century:  its  Institu- 
tions, Customs,  and  Costumes.  Illustr.  with 
21  Chromolithogr.  and  351  Wood  Engravings 
after  Watteau,  Vanloo , Rigaud,  Boucher, 
Lancret,  etc.  etc.  8o,  p.  496.  42  s.  (Chapman.) 

Lasteyrie,  F.  Histoire  de  l’orfövrerie  depuis 
les  temps  les  plus  reculös  jusqu’ä  nos  jours. 
Ouvrage  illustr.  de  62  grav.  d’aprös  les  des- 
sins  de  J.  Storck,  P.  Sellier,  etc.  l8o,  326  p. 
Par;s,  Hachette  & Cie.  2 fr.  25  c.  Bibi,  des 
merveilles. 

Liger,  F.  La  Ferronnerie  ancienne  et  moderne, 
ou  monographie  du  fer  et  de  la  serrurerie. 
T.  2.,  contenant  56  pl.  sur  pap.  de  luxe  et 
505  fig.  intercalöes  dans  le  texte,  8»,  250  p. 
paris,  imp.  Rouge,  Dunon  et  Fresnd.  25  fr. 


Mareschall,  M.  A.  La  Cöramique  et  les  Faus- 
saires.  32o,  32  p.  Beauvais,  Raphael  Simon. 
Maskell,  W.  Ivories  : Ancient  and  mediaeval. 
With  num.  Woodcuts.  8o,  p 130.  2 s.  6 d. 
(South  Kensington  Handbooks.)  (Chapman.) 

MobUien-Entwürfe,  hrsg.  v.  Gewerbe- Verein  in 
Hamburg  unter  Mitwirkg.  hamburg.  Archi- 
tekten und  Bildhauer.  8.  u.  9.  Heft-  gr.  fo. 
Hamburg,  Boysen.  ä 2 M.  50.  (1—9.:  21  M.  50. 

Palliser,  Mrs.  Bury,  A History  of  Lace.  3rdedit. 

8«,  p.  464.  2 t s.  (Low.) 

Pollen,  John  Hungerford.  Ancient  and  Modern 
Furniture  and  Woodwork.  With  num.  Wood- 
cuts. 8«,  p.  142.  2 s.  6 d.  (South  Kensington 
Handbooks.)  (Chapman.) 
ßaschdorff,  J.  Abbildungen  deutscher  Sehmiede- 
werke.  (In  6 Hftn.)  1.  Hft.  gr.  fo.  (8  Kpfrtaf. 
m.  1 Bl.  Text.)  Berlin,  Ernst  & Korn.  10  M. 
Regnard,  Mme  C.  Manuel  de  travaux  ä l’ai- 
guille,  ä l’usage  des  jeunes  Alles.  Avec  90 
figures  intercaldes  dans  le  texte.  2«  6d.  18o, 
III  — 178  p.  Paris,  Hachette  et  Cie.  2 fr. 
Rendiconto  della  scuola  Veneta  d’arte  appli- 
cata  all’  industria.'  Anno  111,  1874—75.  Ve- 
nezia, stab.  tip.  Fontana,  1875.  8o,  p.  22. 
Rock,  Rev.  D.  Textile  Fabrics.  With.  num. 
Woodcuts.  8o,  p.  116  2 s.  6 d.  (South  Ken- 

sington Handbooks.)  (Chapman.) 

Roger,  A.  L’Art  dans  l’industrie.  gr.  8o,  23  p. 
Amiens,  imp.  Yvert. 

Schweinfurth,  G.  Artes  africanae.  Abbildgn. 

u.  Beschreibgn.  v.  Erzeugnissen  d.  Kunst- 
fleisses  centralafrikan.  Völker.  Mit  21  lith. 
Taf.  fo.  (X,  42  S.  deutscher  u.  engl.  Text.) 
Leipzig,  Brockhaus.  24  M. 

Stock  et  Morand,  fabrique  de  passementerie 
pour  meubles,  rue  Saint-Denis,  169,  ä Paris. 
Album  de  20  pl.  par  Strock.  Paris,  chromo- 
lith. Monrocq. 

Travail  arabe  dit  macramö.  Ouvr.  de  dames. 
Album  No.  135.  i6o,  16  p.  et  10  pl.  Paris, 
imp.  Martinet. 

Tredgold,  Th.  Elementary  Principles  of  Car- 
pentry.  Revised  from  the  Original  edit.  and 
partly  rewritten  by  J.  Th.  Hurst.  2nd  edit. 
8o,  p.  520.  18  s.  (Spons.) 

Tredgold,  T.  Elementary  Principles  of  Car- 
pentry;  and  a Treatise  on  Joinery  by 
E.  Wyndham  Tarn.  2nd  edit.  12o,  p.  310. 
3 s.  6 d.  (Weale’s  Series.)  (Lockwood.) 
Ungewitter,  G.  G.  Entwürfe  zu  gothischen 
Ornamenten,  zunächst  f.  Decken  u.  Wände. 
3.  Aufl.  gr.  fo.  (8  Steintaf.)  Glogau,  Flem- 
ming.  4 M.  50. 

Yayssiere , A.  Etüde  archöologique  sur  les 
Stalles  de  Saint-Claude.  8o,  36  p.  et  pl.  Lons- 
le-Saulnier,  imp.  Gauthier  fr. 

Zur  Geschichte  der  Costüme.  Nach  Zeichngn. 

v.  W.  Dietz,  E.  Fröhlich,  M.  Gierymski  etc. 
Neue  verm.  Ausg.  fo.  (34  Holzschntaf.  in  gr. 
fo.)  München,  Braun  & Schneider;  4 M.  70; 
color.  7 M.  40. 


Museen,  Ausstellungen  etc. 

Araujo  Sanchez,  C.  Los  museos  de  Espana. 
Madrid,  Murillo.  8»,  204  p 8 y 10. 

Archäologie  pröhistorique  gauloise,etc.  Compte 
rendu  des  objets  exposds  au  foyer  du  thöätre 
de  la  Renaissance  du  19  au  26  aoüt  1875.  8o, 
16  p.  Nantes,  imp.  Boucherie  et  Ce. 

Assier,  A.  Ce  qu’on  apprenait  aux  foires  de 
Troyes  et  de  la  Champagne  au  Xllle  siöcle. 


Bibliographie. 


XXXVII 


suivi  <i’une  notice  historique  sur  les  foires 
de  la  Champagne  et  de  la  Brie.  2e  öd.,  revue 
et  augmentöe.  12o,  48  p.  Paris,  Champion. 
— 65  exempl.  num.  — Bibi,  de  l’amateur 
champenois. 

Bericht,  offlcieller,  über  die  sächsische  Gewerbe- 
u.  Industrie-Ausstellung  zu  Dresden  1875. 
Unter  Mitwirkg.  v.  Clauss,  Eberle,  Filsin- 
ger  etc.  hrsg.  v.  W.  H.  Uhland.  Mit  vielen 
lllustr.  in  Holzschn.  gr.  8o.  (XXXIV,  266  8.) 
Leipzig,  Baumgärtner.  2 M.  50. 

Beschrijving,  Beknopte,  van  de  kunst-voorwer- 
pen  tentoongesteld  in  het  koninklijk  kabi- 
net  van  schilderijen  te  ’s  Gravenhage,  (door 
V.  de  Stuers.)  8».  (VI  en  57  bl.)  ’s  Graven- 
hage, M.  Nijhoff-  f.  — . 50. 

Bouillon  - Landais.  Nomenclature  des  objets 
d’art  composant  le  musöe  de  Marseille,  suivie 
d’un  essai  historique  sur  ce  musöe.  2e  öd. 
8°,  63  p.  Marseille,  imp.  Cayer  et  Ce. 

Bray,  A.  La  Peinture  ä l’exposition  rötro- 
spective  de  Nancy.  8o,  IX-312  p.  Nancy, 
imp.  Cröpin-Leblond.  3 fr. 

Bretonniere,  L.  Lettres  k un  ami  sur  la 
deuxiöme  exposition  de  la  Soc.  des  arts  röu- 
nis  de  Laval  auxGaleries  de  l’industrie.  8o, 
159  p.  Laval,  imp.  Bonnieux.  2 fr.  60  c. 
Catalogo  degli  oggetti  posti  in  mosta  all’  Es- 
posizione  della  Soc.  promotrice  delle  Belle 
Arti  nell’  Umbria.  Anno  XIII.  Perugia,  tip. 
Boncompagni  e C.,  1875.  8»,  p.  14. 

Catalogue  de  la  bibliothöque  de  la  Commission 
des  monuments  historiques.  Ministöre  de 
l’instruction  publique,  des  cultes  et  des 
beaux-arts.  8o,  140  p.  Paris,  direct,  des 
Beaux-Arts. 

Catalogue  de  l’exposition  döpartementale  de 
l’Union  artistique  du  Pas-de-Calais.  Ville 
d’Arras.  1875.  8o,  44  p.  Arras,  imp.  Ve  Alph. 
Brissy. 

Catalogue  des  imprimös  de  la  bibliothöque 
d’ Angers-,  par  M.  Albert  Lemarehand,  biblio- 
thecaire  en  chef.  Sciences  et  arts.  8o,  XIX- 
696  p.  Angers,  imp.  Lachöse,  Belleuvre  et 
Dolbeau. 

Catalogue  des  objets  d’art  anciens  exposös  du 
5 septembre  ou  io  octobre  1875  par  la  Soc. 
des  arts  röunis  de  Laval  (2e  annöe);  dressö 
par  M.  H.  de  La  Broise.  12o,  11 1 p.  Laval, 
imp.  Moreau. 

Catalogue  des  oeuvres  d’Antoine-Louis  Barye, 
exposöes  k l’Ecole  des  beaux-arts,  novem- 
bre  1875.  gr.  18®,  134  p.  et  portr.  Paris,  imp. 
Claye.  l fr. 

Catalogue  des  oeuvres  modernes  exposöes  du 
5 septembre  ou  10  octobre  1875  par  la  Soc. 
des  arts  röunis  de  Laval  (2e  annöe).  12o, 
84  p.  Laval,  imp.  Moreau.  1 fr. 

Catalogue  des  peintures,  dessins,  gravures, 
lithographies,  photographies  et  sculptures 
du  musöe  de  Roubaix  -,  par  Tb.  Leuridan. 
12o,  VIII-79  p.  Roubaix,  imp.  Beghin. 

Catalogue  methodique  des  livres  et  manuscrits 
de  la  bibliothöque  de  la  ville  de  Nevers. 
Sciences  et  arts.  8®,  131  p.  Nevers,  imp. 
Vincent. 

Chaumelin,  M.  L’Art  contemporain.  Avec  une 
introduction  par  W.  Bürger.  8o,  XV-464  p. 
Paris,  Loones.  — La  Peinture  ä l’Exposition 
univ.  de  1867.  Salons  de  1868,  1869,  1870. 
Envois  de  Rome,  concours,  etc. 

Exposition  des  Amis  des  arts  de  l’Aube.  Salon 
de  1875.  Livr.  2 k 5.  4o,  13-47  p.  Troyes, 
imp.  Dufour-Bouquot.  5 fr.  la  livr.  — Tirö 
k 50  exempl.  seulement. 


Exposition  gönörale  des  beaux-arts,  1875.  Ca- 
talogue explicatif.  l2o,  231  p.  Bruxelles, 
imp.  Ad.  Mertens.  Fr.  —50. 

Expositions  internationales.  Londres,  1874. 
Commission  supörieure.  Rapports,  8®,  LX- 
322  p.  Paris,  imp.  nat. 

Esposizione  d’arte  antica:  Bergamo  1875.  Ber- 
gamo, tip.  frat.  Bolis,  1875.  16®,  p.  16. 
Fabbrichesi,  A.  Guida  della  Galleria  Buonar- 
roti. 3.  ed.  Firenze,  tip.  Cenniniana,  1875. 
16o/,  p.  24.  L.  1. 

Fahne,  A.  Die  Fahnenburg  und  ihre  Bilder- 
gallerie  unter  Rückblick  auf  die  Geschichte 
ihrer  Umgebung.  Mit  xylogr.  Abbildgn.  (ein- 
gedr.  u.  23  Taf.  in  gr.  8®.  u.  qu.  gr.  4o.)  von 
Gemälden,  Monogrammen,  Gebäuden  etc. 
gr.  8®.  (IV,  176  S.)  Cöln  1873,  Heberle  in 
Comm.  6 M. 

Galleria  dei  quadri  antichi  del  conte  Vinc. 
Machirelli-Giordani  da  Pesaro.  Pesaro,  tip. 
dei  Frat.  Rossi,  1875.  16o.  p.  12. 

Galerie  Durand-Ruel.  Recueil  d’estampes  gra- 
vöes  k l’eau-forte.  25  — 3Celivr.  Paris,  Durand- 
Ruel. 

Gotti,  A.  Le  Gallerie  e i Musei  di  Firenze, 
discorso  storico.  2.  ed.  Firenze,  tip.  Cellini 
e C.,  1875.  ISO,  p.  VIII-440.  L.  8. 
Goutzwiller,  Ch.  Le  Musöe  de  Colmar.  Martin 
Schongauer  et  son  öcole.  Notes  sur  l’art 
ancien  en  Alsace  et  sur  les  oeuvres  d’artistes 
alsaciens  modernes.  2e  ödit.  revue  et  ornöe 
de  26  gravures  et  d’un  portrait.  8o,  164  p. 
Paris,  Sandoz  et  Fischbacher. 

Grasset  ainö , M.  Musöe  de  la  ville  de  Varzy 
(Niövre).  Cöramiques.  Faiences  nivernaises 
du  XVIIIe  siöcle.  Notice.  8®,  16  p.  et  l pl. 
Paris,  Loones. 

Hedou.  Discours  de  röception  de  M.  J.  Hedou, 
prononce  ä la  söance  du  25  juin  1875  de 
l’Acadömie  des  Sciences,  belles-lettres  et  arts 
de  Rouen.  4o,  31  p.  Paris , imp.  Cagniard. 
De  la  nöcessitö  de  relever  le  goüt  en  pro- 
vince,  et  spöcialement  de  creer  k Rouen  un 
cabinet  d’estampes  et  de  dessins  et  une 
bibliothöque  consacröe  exclusivement  aux 
beaux-arts. 

Kohanovsky,  (MUe).  Une  galerie  de  portrait« 
en  province.  Florence,  imp.  de  l’Association 
1875.  8®,  p.  70.  — Extr.  de  la  Rivista  Europea. 

Laffaille,  G.  Le  Salon  de  1875.  4o,  k 2 col., 
39  p.  et  15  pl.  Paris,  imp.  Martinet.  — Pu- 
bliö  par  la  Revue  illuströe  des  lettres,  Scien- 
ces, arts  et  industries  des  deux  mondes. 

La  Flecherye  (de).  Le  Salon  de  1875.  IS®,  164  p. 
Paris,  imp.  Balitout,  Questroy  & Cie.  — 
Extr.  du  journ.  le  Monde. 

Lagye,  G.  L’exposition  des  arts  industriels  de 
Bruxelles,  1874.  8®,  XIV- 584  p.  Bruxelles, 
H.  Manceaux.  10  Fr. 

Liesrille,  A.  R.  de.  Les  Artistes  normands  au 
Salon  de  1875.  8°,  90  p.  Paris,  Champion.  — 
Tirö  k 156  exempl.,  dont  50  sur  pap.  vergö, 
3 sur  pap.  teintö,  3 sur  pap.  rouge,  100  sur 
velin. 

Livret  de  l’Exposition  du  Colisöe  (1776),  suiyi 
de  l’analyse  de  l’exposition  ouverte  k l’Elysee 
en  1797,  et  pröcödö  d’une.histoire  du  Colisöe 
d’aprös  les  mömoires  du  temps,  avec  une 
table  des  artistes  qui  prirent  part  k ces  deux 
expositions.  (Complement  des  livrets  de 
l’Acadömie  royale  et  de  l’Acadömie  de  Saint- 
Luc.)  12o,  67  p.  Paris,  J.  Baur.  3 fr.,  6 fr. 
et  10  fr.  — Tirö  k 200  expl.  sur  pap.  vergö, 
10  sur  pap.  de  Hollande,  5 sur  pap.  de  Chine. 
Monavon,  A.  Notice  descriptive  de  l’intörieur 


XXXVIII 


Bibliographie. 


des  palais  de  Trianon  et  Catalogue  des  pein- 
tures,  sculptures , objets  d’art  et  d’ameuble- 
ment  exposds  dans  les  appartements.  8», 
43  p,  Versailles,  imp.  Duboscqet  Thded.  ! fr. 

Montaiglon,  A.  de.  Salon  de  1875.  Peinture  et 
stulpture.  Aquarelles,  dessins  et  gravures 
par  M.  L.  Gonse.  gr.  8o,  lll  p.  et  35  grav. 
et  dessins.  Paris,  Detaille. 

Musee  Fol,  (le).  Etudes  d’art  et  d’archdologie 
sur  l’antiquitd  et  la  renaissance.  2.  annde. 
Choix  d’intailles  et  de  camdes  antiques,  gem- 
mes  et  pätes  ddcrits  par  W.  Fol.  Accom- 
pagne  de  100  planclies  gravdes  sur  euivre. 
f°.  (IX,  168  S.  Gendve.)  Basel,  Georg.  20  M. 
(I  — II. : 36  M.) 

Museum  van  der  Hoop.  Twaalf  staalgrav., 
naar  de  uitnemendste  en  belangrijkste  schil- 
derijen.  Grav.  van  C.  L.  van  Kesteren.  Tekst 
van  W.  J.  Hofdijk.  le  afl.  fo.  (8  bl.  m.  1 staal- 
grav. en  gelith.  omslag.)  Amsterdam,  Wed. 
J.  C.  van  Kesteren  en  zoon.  Per  afl.  gewone 
druk.  f.  — 75;  op.  Chineesch  en  extra  zwaar 
papier.  f.  1.  — Oompl.  in  12  afl. 

Palais,  (le),  de  l’lndustrie,  1855-1875.  Petites 
annales  du  palais.  Exposition  universelle. 
Expositions  divers  et  concours.  Les  Salons. 
Fetes  et  cdrdmonies.  Le  Palais  pendant  la 
guerre  et  la  Commune.  Les  Inscriptions 
murales.  Exposition  internationale  des  in- 
dustries  maritimes  et  fluviales,  avec  section 
frangaise  d’exportation.  12a,  XVII— 180  p. 
Paris,  au  Palais  de  l’lndustrie.  1 fr.  25  c. 

Propos  (les)  de  Germanus  sur  l’exposition  des 
beaux-arts  de  Bruxelles.  1875.  Les  artistes 
beiges.  8o,  25  p.  Gand,  W.  Rogglid.  50  c. 

Reglaonento  y clasificacion  de  productos  para 
la  Exposicion  agrieola,  industrial  y artistica 
que  se  ha  de  celebrar  en  Oviedo  del  20  al 
30  de  Setiembre  de  1875.  Oviedo,  imp.  y lit. 
de  Brid.  4o,  92  p. 

Relazioni  degli  operai  italiani  inviati  dalle 
Societh  operaie  romane  all’esposizione  uni- 
versale di  Vienna  nel  1873  a spese  del  Mu- 
nicipio.  Roma,  stab.  tip.  Italiano,  1875.  8», 
p.  168  eon  tav. 

Reynart,  Ed.  — Catalogue  des  tableaux,  bas- 
reliefs  et  statues  exposds  dans  les  galeries 
du  musde  des  tableaux  de  la  ville  de  Lille. 
5®  dd.  8o,  XXIV— 257  p.  Lille,  imp.  Lefebre- 
Ducrocq.  1 fr.  25  c. 

ßodriguez  Ferrer,  M.  Discurso  leido.  el  dia  30 
de  Setiembre  de  1875,  eon  motivo  de  la  dis- 
tribucion  de.  premios  en  su  primera  Exposi- 
cion provincial , celebrada  en  Oviedo  en  el 
salon  de  grados  mayores  de  su  Universidad. 
Oviedo,  imp.  y lit.  de  Brid.  8®,  16  p. 

Rosa,  G.  L’esposizione  preistorica  Bresciana : 
discorso.  Brescia,  tip.  Apollonio,  1875.  8®, 

p.  12. 

Royal  Academy  Albnm:  a Series  of  Photographs 
from  Works  in  the  Exhibition,  1875.  4®,  126 
s.  (L.  Reeve.) 

Schäfer,  W.  Historisch-kritischer  Catalog  der 
königl.  Gemälde-Galerie  zu  Dresden.  Mit 
Nachträgen  über  die  neuesten  Erwerbungen 
versehen  v.  Detleff  Frhr.  v.Biedermann. 
gr.  16®.  (393  S.)  Dresden  1876,  Kaufmann’s 
Sort.  3 M. 

Spitzer,  F.  et  Ch.  Wiener.  Collection  Frdddric 
Spitzer.  Portulan  de  Charles-Quint  donnd 
ä Philippe  II.  Gr.  4o  oblODg,  39  p.  et  14  pl. 
Paris,  imp.  Claye.  Tird  ä 100  exempl. 

Veron,  Th.  Salon  de  1875.  De  l’art  et  des 
artistes  de  mon  temps.  2e  dd.  12®,  128  p. 
Paris,  Oudin. 


Yerzeichniss  der  Gemälde,  Gypsabgüsse,  ge- 
schnittenen Steine  etc.  in  der  grossherzogl. 
Sammlung  zu  Oldenburg.  4.  durchgeseh.  u. 
vervollst.  Auf!,  gr.  16®.  (IV,  142  S.)  Olden- 
burg, Schulze.  1 M. 


Neue  periodische  Publicationen. 

L’ Alliance  des  arts  et  des  lettres,  journal  illu- 
strd.  D®  annde.  Nr.  1.  28  janvier  1875.  4o. 
ä 2 col.,  8 p.  Paris,  imp.  Morris  p.  et  f.  Le 
numero  Paris  25  c.  Hebdomadaire. 

Annales  de  la  Socidtd  centrale  des  architectes. 
ler  vol.  Annde  1874.  Congrds  des  architectes 
frangais,  lre  session  (1873).  Comptes  rendus 
et  mdmoires.  gr.  8®,  XXIII— 295  p.  et  25  pl. 
Paris,  Ducher  et  Cie. 

Annuaire  des  beaux-arts.  1875.  Notes  et  eaux- 
fortes  par  A.  P.  Martial.  Mois  de  janvier  ä 
juin.  4®  ä 2 col.,  16  p.  Paris,  imp.  Beillet. 

Les  beaux-arts.  Ire  annde.  Nr.  1.  Janvier  1875. 
f®,  12  p.  et  4 pl.  Paris,  Dentu.  Un  an  36  l’r.; 
sur  pap.  de  Hollande , dpreuves  d’artiste  et 
dpreuves  sur  chine  volant,  100  fr.  La  livr. 
8 fr.  et  5 fr. 

Bulletin  de  la  Socidtd  de  l’histoire  de  Part 
frangais.  Ire  annde.  Nr.  1.  Janvier  1875.  8<>, 
20  p.  Paris,  Baur.  Trimestriel. 

Bulletin  de  la  Socidtd  des  architectes  des  Alpes- 
Maritimes.  No.  1.  ler  septembre  1875.  8o, 
16  p.  Nice,  imp.  Caisson  et  Mignon. 

Correspondance  (la)  frangaise,  moniteur  biblio- 
graphique,  artistique,  industriel  et  littdraire. 
Ire  annee.  No.  1 h 25.  24  janvier  — 24  juillet 
1875.  f®  ä 3 col.,  100  p.  Paris,  imp.  Courtet- 
Gaubert  et  Alcan-Ldvy.  10  fr.  par  an.  Heb- 
domadaire. — A cessd  de  paraitre  au  No.  25. 

Exposition  (1’)  internationale  de  1875.  Organe 
officiel  de  l’Exposition  internationale  des  in- 
dustries  maritimes  et  fluviales,  avec  section 
frangaise  d’exportation.  Nr.  1 (specimen). 
18  avril  1875.  gr.  4".  ä 3 col.,  16  p.  Paris, 
imp.  Pougin,  28,  rue  Richelieu.  Abonnement: 
France  et  Belgique,  20  fr.;  dtranger  et  colo- 
nies,  25  fr.  Un  numdro,  l fr. 

Gazette  archeologique.  Recueil  de  monuments 
pour  servir  ä la  connaissance  et  ä l’histoire 
de  Part  antique;  publid  par  les  soins  de 
J.  de  Witte,  membre  de  Plnstitut,  et  Frangois 
Lenormant,  professeur  d’archdologie  prds 
la  Bibliothdque  nationale.  Ire  annde.  Nr.  1. 
Mars  1875.  4°,  20  p.  et  6 pl.  Paris , imp. 

Chamerot. 

Indicateur  (P)  de  l’Exposition  universelle  de 
Philadelphie,  moniteur  gdndral  des  exposants. 
Ire  annde.  No.  1.  2 septembre  1875.  fo.  ä 
6 col. , 4 p.  Paris , imp.  Liberal  et  Cie. 
Abonn. : Paris,  un  an,  20  fr:;  ddp.  30  fr. ; 
dtranger,  40  fr.  Le  numdro  25  c.  Parait  le 
jeudi. 

Maestra  (La)  di  ricamo,  supplemento  alla  Moda 
Italiana,  periodico  mensile.  Milano,  tip.  Po- 
litti.  8o,  p.  4.  Abbuonamento  annuo  L.  3. 

Musee  (le)  archeologique.  Recueil  illustrd  de 
monuments  de  l’antiquite,  du  moyen  äge  et 
de  la  renaissance,  indicateur  de  l’archdologue 
et  du  collectionneiH-.  T.  ler.  ire  livraison. 
26  avril  1875.  gr.  8o , 104  p.  et  2 pl.  Paris, 
Leroux.  Abonnement:  Paris,  25  fr.  Parait 
tous  les  trois  mois  par  livraisons  de  6 ä 8 
feuilles  ricliement  illustrdes  de  ftg.  et  de  pl. 

Revue  de  l’exposition  de  Philadelphie,  1876. 
No.  1,  octobre  1875.  Bruxelles,  Parent  et  Cie. 


BIBLIOGRAPHIE. 


Theorie  und  Technik  der  Kunst. 
Kunstunterricht. 

Auszug  aus  e.  Exposd  üb.  die  Organisation  d. 
gewerbl.  Unterrichts  in  Oesterreich.  3.  Aufl. 
[Aus:  „Jahresber.  d.  k.  k.  Min.  für  Cultus 
u.  Unterr.  f.  1875“.]  Lex.-8o.  (62  S.)  Wien, 
Manz,  1.  20. 

Barrett,  G.,  Anleitung  zur  Aquarellmalerei. 
Zum  Selbstunterricht  f.  Anfänger  u.  f.  Künst- 
ler, welche  die  Mittel  kennen  lernen  wollen, 
durch  welche  die  engl.  Aquarellmaler  ihre 
giänz.  Erfolge  erreichen.  Aus  dem  Engl. 

3.  unveränd.  Aufl.  8c.  (VIII,  92  S.).  Stuttgart, 
1875,  Neff.  1.  20. 

Blanc , Cli.  Grammaire  des  arts  du  dessin. 

3«  ed.  gr.  8o.  695  p.  Paris,  Loones. 

Burg,  Gebr.  A.  R.  en  P.  van  der.  Handleiding 
tot  de  methode  van  het  hout-en  marmer- 
schilderen,  zoals  die  theoretisch  en  practisch 
wordt  geleerd  en  toegepast  op  de  schilder- 
school.  Bekroond.  1870.  London.  2e  prijs.  — 
1873.  Weenen,  Fortschritts-Medaille.  Toege- 
licht  door  platen  in  kleurendruk,  vervaar- 
digd  ter  koninklijke  steendrukkerij  van 
Amand  te  Amsterdam,  fo.  1«  en  2e  afl.  (8  bl. 
met  6 gelith.  pl.).  Rotterdam,  P.  M.  Bazen- 
dijk.  Per  afl.  f.  3.  Compl.  in  12  afl. 

Cabello  y Aso,  L.  Estetica  de  las  artes  del 
dibujo.  La  arquitectura , su  teoria  estdtica, 
expuesta,  comprobada  y aplicada  ä la  com- 
posicion,  constituyendo  un  ensayo  de  teoria 
del  arte.  4°,  XVI— 402  p.  Madrid , Murillo. 
40  y 44.  — Esta  ohra  se  ha  publicado  en 
dos  partes. 

Diaphanie  (la),  nouveau  proeddd  facile  et  6co- 
nomique  de  ddcoration  du  verre  ä l’aide  de 
feuilles  chromolithographiques  transparentes 
imitant  la  peinture  sur  verre  avec  tout  l’öclat 
et  le  charme  des  couleurs.  8«,  16  p.  et  12  pl. 
Paris,  imp.  Claye.  1 fr. 

Diderot.  Oeuvres  completes  de  Diderot.  T. 
10—12.  Beaux-arts,  I— III.  8<>.  Paris,  Gar- 
nier fr.  Chaque  vol.  6 fr.  Cette  6dition  for- 
mera  environ  15  vol.  II  sera  tirö  100  exempl. 
sur  pap.  de  Holl. 

Dorn,  H.  Das  provisorische  Statut  der  kgl. 
Akademie  der  Künste  in  Berlin  beurtheilt. 
gr.  8o  (15  S.)  Berlin,  1875.  Behr.  — 25. 
Eitelberger  v.  Edelberg , R.  Ueber  Zeichen- 
unterricht und  kunstgewerbl.  Fachschulen. 
Zwei  Vorträge,  geh.  im  k.  k.  österr.  Museum 
in  Wien.  Mit  e.  Anhang,  enth.  Verordngn. 
üb.  Zeichenunterricht  u.  Daten  über  die 
kunstgewerbl.  Fachschulen  in  Oesterreich, 
gr.  8<>.  (IV,  92  S.)  Wien,  Braumüller.  1.  60. 
Etudes  d’apres  nature  (100  pl.).  Paris,  phot. 
Quinet. 

Etüde  (P)  du  fusain  par  M.  Lalanne.  Cours 
öldmentaire  et  artistique  formd  de  17  pl. 

I. 


fac-similöes  par  la  pantotypie,  proeddd  Tbiel 
aind,  d’aprös  les  originaux  pris  sur  nature 
par  M.  Lalanne:  l’ensemble  180  fr.  Paris, 
imp.  lith.  Thiel;  L.  Berville. 

Fau,  J.  Anatomie  artistique  dldmentaire  du 
eorps  humain.  A l’usage  des  dcoles  de  des- 
sin, des  Colleges  etc.  5e  dd.  8°,  39  p.  et  17  pl. 
Paris,  J.  B.  Ballidre  et  fils. 

Fiedler,  C.  Ueb.  die  Beurtheilung  v.  Werken 
der  bildenden  Kunst,  gr.  8°  (74  S.)  Leipzig, 
Hirzel.  2.  — 

öyurkovics . G.  v.  Eine  Studie  üb.  Lessing’s 
„Laokoon“.  8°.  (IV— 27  S.)  Wien,  Rosner. 

— 80. 

Ilg,  A.  Die  kunstgewerblichen  Fachschulen 
des  k.  k.  Handelsministeriums,  anlässlich 
der  im  Octbr.  1875  im  k.  k.  österr.  Museum 
f.  Kunst  u.  Industrie  veranstalteten  Ausstellg. 
derselben  besprochen  im  Namen  d.  Ausstel- 
lungscomitös.  gr.  8o.  (XIV,  220  S.)  Wien, 
Lehmann  & Wentzel  in  Comm. 

Lahnek,  Fr.  Anleitung  zur  Holzmalerei  nebst 
Anweisung  zum  Poliren  der  gemalten  Gegen- 
stände. 8°.  (46  S.).  Leipzig,  Glaser  & Garte. 

1 M. 

Leroy-Beaulieu , A.  La  Restauration  de  nos 
monuments  historiques  devant  l’art  et  devant 
le  budget  (Cathedrale  d’Evreux).  8°,  28  p. 
Paris,  Picard.  — Extr.  de  la  Rev.  des  deux 
mondes  du  1«  deebr.  1874. 

Lessing’s  Laokoon.  Hrsg.  v.  R.  Gosche.  Mit 
lllustr.  nach  Zeichngn.  v.  Ad.  Neumann  u. 
F.  Reimers,  in  Holz  gesch.  v.  Aug.  Neu- 
mann u.  A.  8o  (XXXII  — 318  8.)  Berlin, 
Grote.  3 M. 

Longuemar,  M.  de.  Le  Guide  de  l’art  chrdtien, 
ötudes  d’esthötique  et  d’iconographie,  de  M. 
le  Cte.  Grimouard  de  Saint-Laurent,  analyse 
au  point  de  vue  de  ses  rapports  avec  les 
döcorations  murales  des  dglises  de  l’Ouest. 
gr.  18o,  79  p.  Paris,  Oudin  fr. 

Ludwig,  H.  Ueb.  die  Grundsätze  der  Oelmalerei 
u.  das  Verfahren  der  klassischen  Meister, 
gr.  8°  (XII— 272  S.  m.  e.  eingedr.  Holzsclin.) 
Leipzig,  Engelmann.  6 M. 

Mathey’s,  L.,  Anleitung  zur  Anfertigung  aller 
Arten  v.  Oel-  und  Wasserfarben  zum  Malen 
und  Anstreichen,  so  wie  den  dazu  nöthigen 
Farben , Oel-  und  Lackfirnissen  etc. , nebst 
Anweisg.  über  das  Beizen,  Poliren  und  Ver- 
golden des  Holzes;  üb.  die  Kunst,  auf  Glas 
und  Porzellan  zu  malen  u.  Zubereitg.  dieser 
Farben,  wie  auch  üb.  die  Anfertig,  v Wachs- 
leinwand. Eine  nützl.  Schrift  f.  Jedermann. 
4.  Aufl.  Verb.  u.  m.  Zusätzen  hrsg.  v.  Th. 
Weiss.  8o  (IV— 60  S.)  Quedlinburg,  1870. 
Ernst.  1 M. 

Middleton,  Ch.  Magic  Lautern  Dissolving  View 
Painting.  With  Coloured  Illustrations  by 
the  Author,  showing  a Progressive  Course 
of  81ide  Painting  froin  the  Plain  Outline 


XL 


Bibliographie. 


to  the  Finished  Picture.  80,  p.  80.  2 s. 
(Brodie  & M.) 

Neumann,  R.  Die  polytechnische  Hochschule 
u.  die  Bauakademie.  Ein  Wort  zur  Tages- 
frage. gr.  8°  (40  S.)  Berlin,  Ernst  & Korn. 
60  Pf. 

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Christendom.  Edited  by  J.  Ruskin.  8°,  p.  510. 
7 s.  6 d.  (Mozley.) 

Poggl.  G.  Sulla  conservazione  dei  monumenti 
architettonici  ed  interessanti  d’archeologia. 
Firenze,  tip.  della  Gazz.  d’Italia.  8«,  p.  40. 

Programme  des  conditions  d’admission  aux 
öeoles  nationales  des  beaux-arts  et  au  Con- 
servatoire  de  musique.  12o,  12  p.  Paris. 
J.  Delalain  et  fils.  20  C. 

Regolamento  della  scuola  d’arte  applicata  all’ 
industria  in  Venezia.  Venezia,  tip.  Antonelli. 
80,  p.  24. 

Regolamento  della  scuola  di  disegno  e di  pla- 
stica pegli  artigiani  della  prov.  di  Padova. 
Padova,  tip.  frat.  Salmin.  80,  p.  24." 

Relchensperger,  A.  Ueb.  monumentale  Malerei. 
Vortrag,  gehalten  zu  Köln  in  der  Wolken- 
burg am  16.  März  1876.  (Aus:  „Köln.  Volks- 
zeitg.“]  gr.  80  (21  S ) Köln,  Bachem.  60  Pf. 

Reinhard.  Ueber  bild.  Kunst  u.  Zeichenunter- 
richt. Programm  d.  höh.  Bürgersch.  in 
Bernburg.  2.  Th.  28  S.  4<>. 

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du  corps  humain  et  l’emploi  qu’en  011t  fait 
les  artistes  grecs.  Lu  k l’Acadömie  des  beaux- 
arts  de  PInstitut.  dans  la  säance  du  27  no- 
vembre  1875.  80,  16  p.  Paris , imp.  Jules 
Juteau  et  fils. 

Taine,  H.  Philosophie  de  l’art  en  Italie.  Le- 
gons  professäes  ä l’Ecole  des  beaux-arts. 
2e  äd.  18°,  180  p.  Paris,  Germer  Bailliöre. 
2 fr.  50  c.  Bibi,  de  phil.  contemporaine. 

Veckenstedt,  E.  Ueb.  die  Nachahmung  der 
Natur  in  der  Kunst.  Aesthetische  Studie.  80 
(31  S.)  Cottbus,  Differt.  50  Pf. 

Vesly,  M.  L.  de.  Mämoire  sur  le  symbolisme 
dans  l’ornementation  ägypto  - asiatique.  80, 
18  p.  Rouen,  imp.  Lecerf. 

Zschimmer,  E.  Vorlagen  f.  Holzmalerei,  l.  Hft. 
fo  (8  Chromolith.)  Leipzig,  Glaser  & Garte. 
6 M. 


Kunstgeschichte.  Archäologie. 

Alizerl,  F.  Guida  illustrativa  del  cittadino  e 
del.  forastiero  per  la  cittä  di  Genova.  Ge- 
nova. tip.  Sambolini.  16o  (p.  543  A 678.)  L.  2. 

Archäologie  des  jeunes  filles.  Cours  dädiö  aux 
älöves  des  ursulines.  80 , 64  p.  Clermont- 
Ferrand,  imp.  Thibaud. 

Asensio,  J.  M.  Francisco  Pacheco,  aus  obras 
artisticas  y literarias,  especialmente  el  „Libro 
de  de8cripcion  de  verdaderos  retratos  de  ilu- 
stres  y memorables  varones*  qui  dejö  in- 
ädito.  Apuntes  que  podrAn  servir  de  intro- 
duccion  a aquel  libro  si  alguna  vez  llega  ä 
publicarse.  8»,  294  p.  Sevilla,  Alvarez  y 
Comp.  12  y 14. 

Becker,  K.  v.  Geschichte  des  bad.  Landes  zur 
Zeit  der  Römer.  1.  Heft.  Critik  der  Ge- 
schicht8schreibg.  Mone’s  u.  seiner  Schule. 
Die  sogen.  Römerburgen  Krieg’s  v.  Hoch- 
felden.  gr.  80  (69  8.)  Karlsruhe  (Creuzbauer). 
1 M.  60. 

Bellars , W.  The  Fine  Arts  and  their  Uses ; 
Essays  on  the  Essential  Principles  and  Li- 
mits of  Expression  of  the  various  Arts,  with 


especial  Reference  to  their  Populär  Inttuence. 
80,  p.  382.  9 s.  (Smith  & E.) 

Blanc,  M.  Ch.  Voyage  de  la  Haute-Egypte, 
ebssrvations  sur  les  arts  ägyptien  et  arabc. 
Avec  80  dessins  par  M.  F.  Delangle.  8°,  372  p. 
Paris,  Loones. 

Bone,  C.  Das  Plateau  v.  Ferschweiler  bei 
Echternach , seine  Befestigung  durch  die 
Wickinger  Burg  und  die  Niederburg  u.  seine 
nichtröm.  u.  röm.  Alterthumskunde.  Mit  3 
(lith.)  Taf.  Hrsg.  v.  d.  Gesellschaft  f.  nützl. 
Forsehgn.  gr.  40  (43  S.)  Trier,  Lintz  in  Comm. 
1 M.  20. 

Brouchoud,  C.  Archäologie.  Vienne  soaterraine. 
80,  8 p.  Lyon,  imp.  Bellon. 

Brun,  F.  Etüde  sur  les  säpultures  gallo- 
romaines  dans  les  Alpes-Maritimes  du  Ille 
au  VIe  siäcle.  80,  11  p.  Nice,  imp.  Caisson 
et  Mignon.  — Extr.  des  Ann.  de  la  80c.  des 
lettres  etc.,  des  Alpes-Maritimes,  3e  vol. 

Quelques  notes  ä propos  d’un  nouveau 

sarcophage.  80,  7 p.  Nice,  imp.  Caisson  et 
Mignon. 

Buhot  de  Kersers,  A.  Statistique  monumentale 
du  däpartement  au  Cher , texte  et  dessins. 
2e  fase.:  Canton  d’Argent,  illusträ  d’un  fron- 
tispice , d’une  carte  et  de  12  pl.  graväes  k 
l’eau-forte  par  J.  Boussard.  gr.  80,  85—124  p. 
Paris,  Ve.  A.  Morel  et  Cie. 

Burckhardt,  J.  La  civiltä  del  secolo  del  rina- 
scimento  in  Italia.  Saggio  tradotto  sulla 
seconda  ediz.tedesca  dalD.  Valbusa.  Firenze. 
G.  C.  Sansoni.  16o,  2 vol.,  p.  XIV-384.  L.  7. 

Calland,  V.  Notice  sur  une  söpulture  prä- 
historique  däcouverte,  en  sept.  1874,  dans  le 
parc  du  chäteau  de  Glaignes,  canton  de 
Cröpy-en-Valois  (Oise).  32°,  16  p.  Senlis, 
imp.  Payen. 

Carte  archeologique  de  l’arrondissement  de 
Montreuil.  Arras , imp.  lith.  Desavary-Du- 
tilleux. 

Carte  des  voies  et  fondations  romaines,  des 
voies  et  localitäs  gauloises  et  des  cimetiöres 
mörovingiens.  Par  M.  Aug.  Terninck.  Ar- 
ras. imp.  lith.  Desavary-Dutilleux. 

Catalogue  par  ordre  chronologique  des  ouv- 
rages  de  gravure  et  de  sculpture  de  J.  Ed. 
Gatteau,  membre  de  l’lnstitut  (Acadämie  des 
beaux-arts),  älöve  de  son  pöre , N.  M.  Gat- 
teaux  et  de  Moitte.  fo,  22  p.,  portr.  et  34  pl. 
Paris,  imp.  Claye. 

Cerf,  l’abbä.  Le  Vieux  Reims.  Vieilles  mai- 
sons  de  la  Ville  de  Reims.  Sculptures,  sta- 
tues  etc. , conservöes  dans  les  rues.  Ety- 
mologie des  noms  de  rues,  avec  une  idöe  du 
vieux  Reims  en  1328.  8»,  168  p.  Reims,  imp. 
Lagarde. 

Chabas,  F.  Les  Fouilleurs  de  Soluträ.  Lettre 
ouverte,  en  räponse  A une  lettre  ouverte  de 
M.  l’abbä  Ducrost,  curö  de  Soluträ,  et  de  M. 
Arcelin,  de  l’Acadämie  de  MAcon.  80,  30  p. 
Paris,  Maisonneuve  et  Cie.  l fr. 

Chevremont,  F.  Marat.  Index  du  bibliophile 
et  de  l’amateur  de  peintures,  gravures  etc. 
80,  468  p.  Paris,  imp.  Claye.  25  fr.  — Tirö 
ä 100  exempl.  num.  sur  pap.  välin. 

Claretie,  J.  L’Art  et  les  artistes  franqais  con- 
temporains.  18o,  IX— 456  p.  Paris,  Cliar- 
pentier  et  Cie.  3 fr.  50  c.  Bibi.  Charpentier. 

Clayton,  E.  C.  English  Female  Artists.  2 vols. 
80,  p.  860.  30  s.  (Tinsley  Bros.)  — A History 
of  Female  Artists,  from  the  days  of  Queen 
Mary  to  the  present  time,  including  some 
living  cliaracters.  Dedicated  to  Miss  Toin- 
pson. 


Bibliographie. 


XU 


Clement,  Ch.  Artistes  anciens  et  modernes. 
120,  414  p.  Paris,  Didier  et  Cie. 

Crosnier,  Mgr.  Iconographie  chrdtienne,  ou 
Etüde  des  sculptures , peintures  etc. , qu’on 
rencontre  sur  les  monuments  religieux  du 
moyen  äge.  Ornde  de  nombreuses  yign.  80, 
Xll— 420  p.  Tours,  Marne  et  Als. 

Ddcouvertes  inddites  d’antiquitds  dans  l’arron- 
dissement  de  Pont-Audemer;  par  A.  C.  8o, 
16  p.  Rouen,  imp.  Deshays. 

De  Meester  de  Ravesteen , E.  A propos  de  cer- 
taines  classiflcations  prdhistoriques.  12»,  28  p. 
Brux.,  imp.  Baertsoen. 

Denkmäler  der  Kunst  zur  Uebersicht  ihres 
Entwickelungsganges  von  den  ersten  Ver- 
suchen bis  zu  den  Standpunkten  der  Gegen- 
wart. 8.  verb.  u.  m.  ca.  36  Taf.  verm.  AuA. 
Bearb.  v.  Proff.  DD.  W.  Lübke  und  Dr.  C. 
v.  Lützow.  18.— 18.  Lfg.  qu.  fo.  Nebst  Text. 
Lex.-8o.  Stuttgart,  Ebner  & Seubert.  ä 4 M. 

Desjardins,  F.,  Ravenne.  8o,  47  p.  Lyon,  imp. 
Riotor.  — Extr.  des  Mdm.  de  l’Acaddmie  des 
Sciences,  belles-lettres  et  arts  de  Lyon. 

Dictionnaire  historique  et  archdologique  du 
ddpartement  du  Pas-de-C'alais ; publid  par  la 
commission  ddpartementale  des  monuments 
historiques.  Arrondissement  de  Bdthune. 
T.  1.  gr.  8e,  481  p.  Arras,  Sueur-Charruey. 

Ducrost  et  A.  Arcelln.  Les  Fouilles  de  Solutrd. 
Lettres  ä M.  Chabas,  correspondant  de  l’in- 
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Protat. 

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— Extr.  des  Bull,  de  la  Soc.  d’anthropologie 
de  Paris,  sdanee  du  19  nov.  1874. 

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8e  dd.  8D,  647  p.  Paris,  Lecoffre  Als  et  Cie. 

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16  p.  Soissons,  imp.  Michaux.  — Extr.  du 
4e  vol. , 2«  sdrie,  des  Mdm.  de  la  Soc.  arch. 
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et  Cie.  — Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  historique 
et  archdologique  du  Pdrigord. 

Garrufeci,  R.  Storia  dell’  arte  cristiana  nei 
primi  otto  secoli  della  Chiesa,  corredata  dalla 
collezione  di  tutti  i monumenti  dl  pittura  e 
scultura  incisi  in  rame  su  600  tav.  Prato, 
G.  Guasti.  fo.  Fase.  38-41  (p.  65-96,  tav. 
176—195).  L.  3.  60  la  disp. 

Gaume,  Mgr.  Histoire  des  catacombes  de  Rome, 
accompagnde  d’un  plan;  suivie  d’un  Essai 
sur  les  inscriptions.  18o,  CI  — 515  p.  Paris, 
Gaume  et  Cie.  4 fr. 

Goethe,  G.  V.  Ricordi  di  viaggio  in  Italia. 
Traduzione  dal  tedesco  di  A.  di  Cossilla. 
Milano,  F.  Manini,  1875.  16®,  p.  XII-396.  L.  4. 

Govi,  G.  Intorno  a un  opuscolo  rarissimo  della 
Ane  del  secolo  XV  intitolato:  „Antiquarie 
prospettiche  romane,  composte  per  prospet- 
tivo  milanese  dipintore.“  _ Ricerche  lette  alla 
Reale  Accademia  dei  Lincei.  Roma,  tip. 
Salviucci.  4o,  p.  30  e 1 tav. 


Grimouard  de  Salnt-Laurent,  le  cte.  de.  Guide 
de  l’art  chrdtien,  dtudes  d’esthdtique  et 
d’iconographie.  T.  6.  8®,  XVI— 428  p.,  7 pl. 
et  13  vign,  Paris,  Didron. 

Gueroult,  E.  Notes  sur  les  antiquitds  gauloises 
de  Caudebec-en-Caux.  8»,  19  p.  et  2 pl.  Le 
Havre,  imp.  Lepelletier.  T.  ä 200  exempl. 
Gsell-Fels.  Die  Schweiz.  Mit  Bild.  u.  Zeichn. 
von  A.  Bachelin,  J.  Balmer,  F.  Bocion  etc. 
2.-7.  Lfg.  fo.  München,  Bruckmann,  ä 2 M. 
Guhl , E.  u.  W.  Koner.  Das  Leben  der  Grie- 
chen u.  Römer,  nach  antiken  Bildwerken 
dargestellt.  4.  verb.  u.  verm.  AuA.  6.-8,  Lfg. 
gr.  8°.  Berlin,  Weidmann,  k 1 M. 
Handelmann,  H.  Die  prähistorische  Archäo- 
logie in  Schleswig -Holstein.  Ein  Vortrag, 
geh.  am  21.  Juni  1875.  [Aus  „Schriften  des 
naturw.  Ver.  zu  Kiel“]  gr.  80  (16  S.)  Kiel, 
1875,  Homann  in  Comm.  40  Pf. 

Hautecombe.  Guide  et  Souvenirs  artistiques. 
Description  de  l’dglise  (avec  un  plan),  ap- 
partements  royaux,  environs  d’Hautecombe. 
80,  68  p.  Ldrins,  imp.  Marie-Bernard.  76  c. 
Inaugurazione  de’  restauri  della  R.  basilica  di 
S.  Michele  di  Pavia  il  di  14  marzo  1876.  Pa- 
via,  tlp.  Fusi.  16o,  p.  72. 

Jäger,  0 Die  ägyptische  Expedition  der  Fran- 
zosen 1798-1801.  [Aus:  „Thiers,  histoire  de 
la  rdxplution  frangaise“  u.  „Histoire  du  con- 
sulat  et  de  l’empire“.]  Zur  Lectüre  in  höhe- 
ren Lehranstalten  redigirt.  2.  AuA.  Mit  e. 
(lith.i  Karte  (in  kl.  4o).  80  (VI-177  8.)  Köln, 
Römke  & Co.  1 M.  20. 

Kabdebo,  H.  Bibliographie  zur  Geschichte  der 
beiden  Türkenbelagerungen  Wiens  1529  u. 
1683.  Mit  e.  lith.  Taf.  u.  60  Holzsehn.  gr.  8°. 
Wien,  Faesy  & Frick.  8 M. 

Kautzsch,  E.  u.  A.  Socin.  Die  Aechtheit  der 
moabitischen  Alterthümer  geprüft.  Mit  2 
(lith.)  Taf.  gr.  8«.  (VIII- 191  8.)  Strassburg 
Trübner,  M.  4. 

Knapp,  P.  Nike  in  der  Vasenmalerei,  gr-  8° 
(101  S ) Tübingen,  Fues.  2 M.  40. 

Kraus , F.  X.  Kunst  u.  Alterthum  in  Eisass- 
Lothringen.  Beschreibende  Statistik  im  Auf- 
träge d.  kais.  Oberpräsidiums  v.  Elsass- 
Lotnringen  hrsg.  1.  Bd.  1.  Abth.  Mit  109 
(eingedr.)  Holzschn.  u.  1 photogr.  Taf.  gr.  8«. 
(XVI— 208  S.)  Strassburg,  Schmidt.  5 M. 
Künstler-Lexicon,  allg.  Unter  Mitwirkg.  der 
namhaftesten  Fachgelehrten  d.  In-  u.  Aus- 
landes hrsg.  v.  Jul.  Meyer.  2.  gänzlich 
neubearb.  AuA.  v.  Nagler’s  Künstler-Lexikon. 
21.  Lfg.  Lex.-8o  (2.  Bd.  S.  625-680).  Leipzig, 
Engelmahn,  ä 1 M.  20.;  Schreibpap.  1 M.  60. 
Kürck,  M.  A.  Le  Bronze  prdhistorique  et  les 
Bohdmiens  dans  le  Nord.  8»,  12  p.  Paris, 
imp.  Hennuyer.  — Extr.  des  Bull,  de  la  Soc. 
d’anthropol.  de  Paris,  sdanee  du  2 mars  1876. 
La  Chenaye-Desbois  et  Badler.  Dictionnaire  de 
la  noblesse,  contenant  les  gdndalogies,  l’his- 
toire  et  la  Chronologie  des  famillea  nobles 
de  la  France,  l’expllcation  de  leurs  armes. 
3e  dd.,  augmentde.  T.  19,  l«  partie.  4o,  ä 
2 col.,  248  p.  Paris,  8chlesinger  fr.  — L’ouv- 
rage  aura  au  moins  17  vol.  et  un  Armorial 
de  meme  format.  11  est  distribud  par  demi- 
vol.  du  prix  de  10  fr.  et  de  30  fr.  pour  1’ Ar- 
morial. 

Lacroix,  P.  Iconographie  molidresque.  2«  dd., 
revue , corrigde  et  considdrablement  aug- 
mentde.  80,  XLIII— 396  p.  Paris,  Fontaine. 
26  fr. 

La  Queriere,  M.  J.  de.  Archdologie  rouennaise. 
Conservation  des  monuments  historiques  de 
Rouen.  80,  7 p.  Rouen,  imp.  Lecerf. 


XLII 


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dier. 

Launitz,  E.  7.  der.  Wandtafeln  zur  Veran- 
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Kunst.  Taf.  XVIII  u.  XIX.  Imp.-Fol.  (Lith. 
u.  Chromolith.)  Mit  Text.  gr.  8»  (21  S.)  Kassel, 
Fischer.  M.  39.  (I— XIX : 202  M.  50.) 

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(Aisne).  80,  10  p.  et  -2  pl.  Saint- Quentin, 
imp.  Poette.  — Extr.  du  t.  12,  3e  Serie,  des 
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sur  le  dolmen  de  Neuvillette.  80,  10  p.  et  pl. 
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mentale. Ouvrage  accompagnö  d’eaux-fortes 
et  de  lithographies  reprösentant  les  monu- 
ments  de  ce  pays  dessinös  d’aprös  nature  et 
gravös  par  M.  E.  Sadoux.  gr.  4o,  413  p.  et 
28  pl.  hors  texte.  Paris , imp.  Claye.  50  fr. 
Lefebvre , F.  A.  Notice  historique  et  archöo- 
logique  sur  Halinghem  (canton  de  Samer, 
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durchgeseh.  Aufl.  1.  u.  2.  Bd.  Mit  eingedr. 
Holzschn.-Illustr.  Lex.-8<>  (XI— 388  u.  XXIV 
— 459  S.)  Stuttgart,  Ebner  & Seubert.  ä7M.  20. 
Lundy,  J.  P.  Monumental  Christianity;  or,  the 
Art  and  Symbolism.  of  the  Primitive  Chureh 
as  Witnesses  and  Teaehers  of  the  one  Ca- 
tholic  Faith  and  Practice.  With  nearly  200 
Illustrations  throughout  the  Text,  and  seve- 
ral  large  folding  Plates.  1 vol.  demy  4». 
Newyork.  38  s. 

Mailllnger,  J.  Bilder-Chronik  der  kön.  Haupt- 
u.  Residenzstadt  München.  Verzeichnis  e. 
Sammlg.  v.  Erzeugnissen  der  graph.  Künste 
zur  Orts-,  Kultur-  und  Kunstgeschichte  der 
bayer.  Capitale  vom  15.  bis  in  das  19.  Jahrh. 

3 Bde.  gr.  8 (1.  u.  2.  Bd.  VIII-253  u.  VIII 
266  S.)  München,  Montmorillon.  Baar  15  M. 
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sion, tenue  k Chäteauroux  en  1873. 

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Michelangelo-Buonarroti . 

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lani.  32o,  p.  96.  L.  — 20. 

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Buonarroti  da  Firenze  nel  1529  (con  l’aiuto 
di  alcuni  nuovi  documenti).  Sassari,  tip. 
Azuni.  80,  p.  52. 


I Michelangelo-Buonarroti. 

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tenaire  de  Florence,  1475  — 1875.  80,  15  p. 
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— Montesquiou,  le  cte.  A.  Poesies  de 
Michel-Ange  Buonarroti,  traduites  en  vers. 
18o,  175  p.  Meulan,  imp.  Masson. 

— Oeuvre  (P)  et  la  vie  de  Michel-Ange,  des- 
sinateur,  sculpteur,  peintre,  architecte  et 
poete;  par  MM.  Ch.  Blqnc,  E.  Guillaume, 
P.  Mantz,  Ch.  Garnier,  Möziöres,  A.  de  Mon- 
taiglon,  G.  Duplessis  et  L.  Gonse.  gr.  80, 
343  p.  Paris,  imp.  Claye;  Gaz.  des  beaux- 
arts.  — Tirö  ä 500  exempl.  num.  Exempl. 
sur  pap.  de  Holl.,  avec  grav.  avant  la  lettre, 
Nos.  1 ä 70,  80  fr. ; exempl.  sur  vdin  teintö, 
grav.  avant  la  lettre,  Nos.  1 ä 430,  45  fr. 

— Villa,  J.  Tutto  ha  progredito,  e l’arte? 
Memoria  letta  in  accasione  del  pranzo  arti- 
stico  internazionale  per  celebrare  il  IV  cen- 
tenario  di  Miehelangiolo  in  Firenze.  2.  ed. 
Firenze,  tip.  Mariani,  1875.  80,  p.  56.  L.  1. 

— Wilson,  Ch.  H.  Life  and  Works  of 
Michelangelo  Buonarroti.  The  life  partly 
compiled  from  that  by  the  comm.  A.  Gotti. 
London,  J.  Murray  (Florence.  printed  at  the 
establishment  of  the  Gazz.  d’Italia).  80,  p. 
XL1V— 372,  con  tav. 

Morel,  M.  Decouverte  de  söpultures  gauloises 
au  territoire  de  Marson.  Rapport.  Lu  ä la 
Soc.  d’agriculture,  commerce  etc.,  du  döp.  de 
la  Marne,  le  27  oct.  1874.  80,  20  p.  Chälons- 
sur-Marne,  imp.  Martin. 

Mortillet,  G.  de.  Origine  du  bronze.  80,  16  p. 
et  pl.  PariS,  Leroux.  — Extr.  de  la  Rövue 
d’anthropologie,  1875,  Nr.  4. 

Montie,  A.  Chevreuse.  Recherches  historiques, 
archöologiques  et  gönöalogiques.  Tableaux 
gönöalogiques  et  sceaux  de  seigneurs  de 
Chevreuse.  80,  9 p.  et  3 pl.  Rambouillet. 
Raynal. 

Müller,  A.  Venedig,  seine  Kunstschätze  und 
histor.  Erinnerungen.  4.  verm.  Aufl.  Mit 
dem  Plane.  Venezia,  F.  Ongania  succ.  Mün- 
ster. L.  3. 

Müller  u.  Mothes.  Illustrirtes  archäologisches 
Wörterbuch  der  Kunst  des  germanischen 
Alterthums,  des  Mittelalters,  sowie  der  Re- 
naissance. 11.  Lfg.  Lex. -8»  mit  eingedr. 
Holzschn.  Leipzig,  Spamer.  ä 1 M. 

Museo  Arqueolögico.  Noticia  histörico-descrip- 
tiva  del  Museo  Arqueolögico  Nacional,  pu- 
blicada  siendo  Director  del  mismo  el  Excmo. 
sennor  D.  A.  Garcia  Gutierrez.  fo  Port. 
210  p.  6 Indice.  Madrid,  imp.  de  Fortanet. 
— No  se  ha  puesto  k la  venta. 

Nibby,  A.  Intinöraire  de  Rome  et  de  ses  en- 
virons.  Ile  öd.  revue  et  augmentöe  avec  18 
vues,  8 plans , une  carte  des  environs,  un 
plan  ä vol  d’oiseau  de  Rome  monumentale, 
36  vign.  et  29  plans  intercalös  dans  le  texte. 
Rome  ,1  Loescher  e C.  120,  p.  XXII— 458. 
L.  12. 

Nicaise,  A.  Etudes  palöoethnologiques.  Les 
puits  funöraires  de  Tours-sur-Marne.  Epoque 
de  la  pierre  polie.  La  Marne  archöologiqne. 
80,  32  p.  Chälons-sur-Marne,  imp.  Thouille. 
NIcaise,  M.  A.  Table  des  travaux  publiös  dans 
les  Memoires  de  la  Sociöte  d’agriculture, 
commerce , Sciences  et  art3  du  departement 
de  la  Marne,  1807—1873.  80,  134  p.  Chälons- 
sur  Marne,  imp.  Martin. 

Peigne-Delacourt , M.  Technologie  archeolo- 
logique.  Les  Chemins  des  Gaulois  com- 
parös  aux  chaussöes  des  Romains.  Ire  fase. 
Les  Chemins.  80,  XI— 62  p.  et  2 pl.  Noyon, 
imp.  Andrieux. 


Bibliographie. 


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architectes  franqais  , 1535  — 1711,  extraites 
par  M.  U.  Robert  de  la  collection  de  quit- 
tances provenant  de  la  chambre  des  comptes 
conservöe  au  döpartement  des  manuscrits  de 
la  Bibi,  nat.,  augmentöes  de  quittances  com- 
muniquöes  par  feu  M.  J.  Boilly  et  par  MM. 
E.  Charavay,  B.  Fillon,  C.  Morbio,  de  Milan, 
E.  Münten , et  aecompagnöes  de  quelques 
notes  par  M.  A.  de  M.  8o,  81  p.  Nogent- 
le-Rotrou,  imp.  Daupepeley.  — Tirö  ä 15 
exempl.  sur  pap.  vergö. 

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lations  of  the  Assyrian  and  Egyptian  Mo- 
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J.  ßoyer.  — Extr.  du  journ.  l’Explorateur. 

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stock den  17.  Aug.  1875.  gr.  4»  (21  S.)  Wa- 
ren 1875.  (Rostock,  Stiller.)  1 M.  20. 

Schnaase,  C.  Geschichte  der  bildenden  Künste. 
2.  verm.  u.  verb.  Aufl.  7.  Bd.,  2.  Hälfte.  Be- 
arb.  vom  Verf.  unter  Mitwirkg.  von  E.  Dob- 
bert.  gr.  8»  (XVI  u.  S 337—688  m.  eingedr. 
Holzschn.)  Düsseldorf,  Buddeus.  10  M.  (I-VII, 
2.:  84  M.) 

Schuster,  P.  Ueber  die  erhaltenen  Portraits 
der  griechischen  Philosophen.  Mit  4 Taf.  in 
Lichtdr.  Lex.-8®.  (VIII— 27  S.)  Leipzig,  Breit- 
kopf & Härtel. 

Selvatico,  P.  De  kunst  in  het  leven  der  kun- 
stenaars.  Uit  het  Italiaansch  vertaald  door 
H.  J.  Wansink.  2 dln.  gr.  8».  (8  en  344,  6 
en  330  bl.)  Arnhem,  J.  Rinkes  jr.  f.  6.  45. 

Sepp,  Jerusalem  u.  das  heilige  Land.  Pilger- 
buch nach  Palästina,  Syrien  und  Aegypten. 
2.,  durch  architekton.  u.  diplomat.  Studien 
verm.  Aufl.,  mit  550  (eingedr.  Holzschn.-) 
lllustr.  u.  e.  selbständ.  (lith.  u.  color.)  Karte 
von  Palästina  u.  d.  Bildniss  d.  Verf.  17.— 24. 
(Schluss-)  Lfg.  gr.  8».  Regensburg,  Manz. 
io  M.  80.,  cplt.  30  M. 

Smith,  R.  Persian  Art.  With  Map  and  Wood- 
cuts. 8»,  p.  58.  1 s.  6 d.  (Chapman.) 


Taillepied,  F.  N.  Les  Antiquitös  et  singulari- 
t6s  de  la  ville  de  Pontoise.  Röimpression  de 
l’ouvrage  de  F.  N.  T.  Edition  revue  et  an- 
notöe  sur  les  manuscrits  des  archivfes  de  Pon- 
toise, et  collationnöe  sur  l’imprimöe  de  1587, 
par  A.  Frangois;  pröcödöe  d’une  notice  bio- 
graphique  et  bibliographique  sur  l’auteur, 
par  H.  Le  Charpentier.  Ornö  de  2 plans  et 
de  2 vues  d’aprös  d’aneienne's  estampes.  8», 
IV- 148  p.  Paris,  Champion.  5 fr. 

Taine,  II.  Voyage  en  Italie.  3e  6d.  2 vol.  18«, 
864  p.  Paris,  Hachette  et  Cie.  7 fr. 

Tivier,  H.  et  A.  Riquier.  Mythologie,  lllu- 
strations  sur  les  dessins  de  Gluck.  2e  6d., 
revue  et  corrigöe.  Cours  ölömentaire.  18o, 
VIII— 332  p.  Paris , Delagrave.  1 fr.  25  c. 
Cours  complet  d’instruction  ölömentaire  ä 
l’usage  de  la  jeunesse,  par  MM.  Riquier  et 
l’abbö  Cornbes. 

Travers,  E.  Une  voie  saxonne  ä Caen.  8»,  9 p. 
Caen,  imp.  Le  Blane-Hardel.  — Extr.  du 
Bull,  de  la  Soc.  des  antiquaires  de  Nor- 
mandie, t.  7. 

Vasari,  G.  Vita  di  Raffaello  da  Urbino.  Z.  Ge- 
brauche bei  Vorlesgn.  hrsg.  v.  H.  Grimm. 
[Aus:  „Grimm’s  Leben  Raphaels  v.  Urbino.“] 
8°  (III— 48  S.)  Berlin,  Dümmler’s  Verl  60  Pt. 

Yayssiere,  A.  Inscriptions  recueillies  dans 
l’eglise  de  Brou.  8o,  19  p.  Bourg-en-ßresse, 
Grandin.  — Tirö  ä 100  exempl. 

Wassiltschikoff,  A.  Liste  alphab6tique  de  por- 
traits russes.  2 vols.  Lex. -8»  (VIII  -540  u. 
499 S.)  St.  Petersburg,  Leipzig,  Voss.  13M.33. 

Wessely , J.  E Die  Gestalten  des  Todes  u.  d. 
Teufels  in  der  darstellenden  Kunst.  Mit  2 
Rad.  d.  Verf.  u.  21  lllustr.  in  Holzschn. 
gr.  8«  (IV— 123  S.)  Leipzig,  H.  Vogel.  4 M.80. 

Wilson,  D.  Pr6historic  Man:  Researches  into 
the  Origin  of  Civilisation  in  the  old  and  the 
New  World.  3r<i  ödit.  rev.  and  enlarged. 
With  lllustr.  2 vols.  8®,  p.  820.  36  s.  (Mac- 
millan.) 


Architektur. 


Angoitia,  F.  Estilos  de  la  arquitectura  cri- 
stiana  anterior  al  siglo  XVI.  8»,  64  p.  Ma- 
drid, Murillo.  4 y 5. 

Architecture  moderne  de  Vienne,  publiö  avec 
le  concours  des  Architectes  H.  v.  Ferstel, 
E.  et  H.  v.  Förster , Th.  v.  Hansen  etc.  par 
Prof.  Dr.  C.  v.  Lützow  et  Archit.  en  chef 
L.  Tischler.  Planches  gravöes  sous  la 
direction  de  Ed.  Obermayer.  8 — 10  livr.  gr. 
fo.  Wien,  Lehmann  & Wentzel.  ä 8 M. 

Beisser,  W.  Die  restaurirte  reformirte  Kathe- 
dralkirche  zu  St.  Jacob  in  Cöthen.  Aufzeich- 
ngn.  u.  Erläutergn.  zu  den  Baudenkmälern 
der  Kathedrale.  Mit  vielen  erläut.  Abbildgn. 
(in  eingedr.  Holzschn.  u.  Steintaf.),  gezeich- 
net v.  E.  Klaus,  gr.  8o  (119  S.)  Cöthen, 
Schulze.  2 M. 

Bion  de  Marlavagne,  L.  Histoire  de  la  cathö- 
drale  de  Rodez,  avec  piöces  justiflcatives  et 
de  nombreux  documents  sur  les  öglises  et 
les  anciens  artistes  du  Rouergue.  Ornöe  de 
27  grav.  8®,  XVI— 423  p.  Paris,  Didron. 

Bohnstedt,  L.  Entwürfe.  4.  u.  5.  Heft.  Fol. 
ä 6 Steintaf.  m.  1 Bl.  Text.  Halle,  Knapp, 
ä 6 M. 

Bonne,  Cli.  Notice  biographique  sur  Jean 
Thiriot,  de  Vignot,  arehitecte  du  roi  Louis 
XIII.  8®.  16  p.  Bar-le-Duc,  imp.  Contant- 
Laguerre.  — Ext.  des  M6m.  de  la  Soc.  des 
lettres,  Sciences  et  arts  de  Bar-le-Duc,  t.  4. 


XLIV 


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Tours,  Marne  et  fils.  Nouv.  Collection 
illustrA 

— — Les  plus  belles  cathödrales  de  France, 
gr.  80,  382  p.  et  4 grav.  Tours,  Marne  et  Als. 
— Bibi,  illuströe. 

Charles,  R.  Etüde  historique  et  archöologique 
sur  l’ßglise  et  la  paroisse  de  8ouvign6-sur- 
Meme  (Sarthe).  8»,  38  p.  Marners,  imp. 
Fleury  et  Dangin.  - Extr.  de  la  Rev.  hist, 
et  arch.  du  Maine,  t.  1,  No.  l,  1876. 

Choron,  E.  La  fausse  porte  Saint  - Martin  et 
les  divers  emplacements  de  l’hötel  de  ville 
a Soissons.  8o,  loi  p.  Soissons,  imp.  Mi- 

- chaux.  — Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  archöol., 
historique  et  scientiflque  de  Soissons,  5e  vol., 
2e  sdrie,  söance  du  5 octobre  1874. 

Details,  architektonische.  Entwürfe  von  Proff. 
L.  Bohnstedt,  C.  Dollinger,  A.  Geul 
etc.  in  der  Gesammtheit  ihrer  Details  in 
natürl.  Massstabe.  Red.  u.  f.  d.  Umdruck 
gezeichnet  v.  B.  Lieb  old.  12.  Heft.  fo. 
Halle,  Knapp,  ä 3 M. 

Fergnsson,  J.  History  of  Indian  and  Eastern 
Architecture.  Forming  the  3rd  vol.  of  the 
new  edition  of  the  „History  of  Architecture.“ 
8°,  p.  770.  42  s.  (Murray.) 

Fricke , A.  Wohngebäude  f.  Stadt  u.  Land  in 
Fanden,  Grundrissen,  Durchschnitten  und 
Details.  Mit  Beiträgen  v,  H.  Kämmerling, 
F.  Stock,  W.  Schuffenhauer  u.  A.  7.  Aufl. 
12  Lfgn.  fo  (ä  6 Steintaf.).  Leipzig,  Scholtze. 

Geymüller,  Bar.  H.  v.  Die  ursprünglichen  Ent- 
würfe f.  Sanet  Peter  in  Rom  v.  Bramante, 
Raphael  Santi,  Fra  Giocondo,  den  Sangallo’s 
u.  A.  m.  Nebst  zahlreichen  Ergänzgn.  u.  e. 
(deutschen  u.  französ.)  Texte  zum  ersten  Mal 
hrsg  2.  Lfg.  Imp.-fo  (n  Taf.  ln  Steindr., 
Kupferst.  u.  Lichtdr.)  Wien , Lehmann  & 
Wentzel.  18  M. 

Gladbach,  E.  G.  Die  Holz- Architektur  der 
Schweiz.  Mit  68  in  den  Text  gedr.  Orig  - 
Zeichngn.  Lex.-8«  (58  S.)  Zürich,  Orell, 
Fussli  & Co.  5 M.  ’ 

Gwilt,  J.  An  Encyclopaedia  of  Architecture : 
Historical , Theoretical,  and  Practical.  Re- 
vised,  with  Alterations  and  considerable  Ad- 
ditions,  by  Wyatt  Papworth,  additionally 
lllustrated  with  nearly  400  Engraving'S  on 
Wood  by  0.  Jewitt,  and  nearly  200  other 
Woodcuts.  New  edit.  8»,  p.  1390.  L.  2. 12  s. 

6 d.  (Longmans.) 

Hase,  C.  W.  Sammlung  v.  Zeichnungen  aus- 
geführter Kirchen,  Schulgebäude  u.  Privat- 
bauten in  Haustein  u.  Backstein.  7 -io 
(Schluss-)Lfg.  fo  (ä  6 Steintaf.)  Hannover, 
Schmorl  & v.  Seefeld.  UM. 

Hittenkofer.  Vergleichende  architektonische 
Formenlehre.  Eine  populäre  Darstellg.  zur 
Formenkenntniss  der  wichtigsten  Baustil- 
perioden (griechisch,  römisch,  byzantinisch, 
romanisch,  gothisch,  Renaissance  u.  modern). 
Zum  Gebrauch  f.  Bauhandwerker,  angeh. 
Architekten  u.  techn.  Lehranstalten.  Mit 
85  lith.  Taf.  (1530  Illustr.)  nebst  belehr.  Text 
m.  eingedr.  Holzschn.  1—3.  Hft.  gr.  4o  (ä  4 
Steintaf.  m.  8 S.  Text.)  Leipzig,  Scholtze. 

1 M.  20. 

Holz,  F.  W . Ziegelstein- Architektur.  Auswahl 
prakt.  Beispiele.  1.  u.  2.  Sammlg.  f°  (k  2o 
Steintaf.)  Leipzig,  Scholze.  18  M. 

Jacqnemain , M.  Notre  - Dame  d’Avioth  et  son 
eglise  monumentale  au  diocöse  de  Verdun 
(Meuse).  8o,  140  p.  et  grav.  Sedan,  imp. 
Laroche, 


Jauner,  F.  Die  Bauhütten  d.  deutschen  Mittel- 
alters. gr.  80  (VIII— 310  S.)  Leipzig,  See- 
mann. 4 M.  60. 

Lance,  A,,  sa  vie,  ses  oeuvres,  son  tombeau. 
8»,  47  p.  et  l grav.  Paris,  Ve.  A.  Morel  et  Ce. 

Leybold,  L.  Entwürfe  zu  städtischen  Wohn- 
gebäuden, Land-  u.  Gartenhäusern  in  Grund- 
rissen, Ansichten  u.  Durchschnitten  nebst 
Details  in  grösserem  Massstabe.  7.  Hft. 
(Neue  Folge.  1.  Hft.)  gr.  fo.  (6  color.  Stein- 
taf.) Stuttgart,  Wittwer.  ä 6 M. 

Marx,  J.  Die  Ringmauern  u.  die  Thore  der 
Stadt  Trier.  Nebst  e.  Lebensskizze  d.  Verf. 
8»  (XVII— 147  S.)  Trier,  Lintz. 

Mazzanti,  R.  ed  E.  — Del  Lungo,  T.  Raccolta 
delle  migliori  fabbriche  antiche  e moderne 
di  Firenze,  disegnate  e descritte.  Firenze, 
G.  Ferroni.  disp.  la  e 2»  in  fo. , tav.  7.  L.  4 
la  disp. 

Mitscher,  G.  Zur  Baugeschichte  d.  Strass- 
burger Münsters.  Mit  1 Abbildg.  (Holzschn.- 
taf.  in  4o.  gr.  8 (60  S.).  Strassburg,  Schultz 
& Co.  l M.  60. 

Monographie  de  la  crypte  et  rotonde  de  Saint- 
Bönigne  et  de  l’ancienne  basilique  des  b6nd- 
dictiu8  k Dijon.  8o,  67  p.  et  3 pl.  Dijon, 
imp.  Marchand. 

Motlies,  O.  Illustrirtes  Baulexikon.  Prakti- 
sches Nachschlagebuch  f.  Architekten,  Mau- 
rer u.  Zimmerleute  etc.  43.  - 50.  Lfg.  gr.  8°. 
m.  eingedr.  Holzschn.  Leipzip,  Spanier.  Baar 
ä 60  Ff. 

Narjoux,  F.  Notes  de  voyage  d’un  architecte 
dans  le  nord-ouest  de  l’Europe.  Croquis  et 
descriptions.  8«,  471  p.  Paris,  Ve.  Morel  et  Ce. 
Neubauten,  Wiener.  Unter  Mitwirkung  der 
Architekten  H.  v.  Ferstel,  E.  u.  II.  v.  För- 
ster, Th.  v.  Hansen  etc.  hrsg.  v.C.v. Lützow 

u.  Lud.  Tischler.  Gestochen  unter  Leitg. 

v.  Ed.  Obermayer.  8.-10.  Hft.  gr.  fo.  Wien, 
Lehmann  & Wentzel.  ä 8 M. 

Notice  historique  et  archdologique  sur  le  chä- 
teau  de  Langeais  (Indre-et-Loire).  80,  16  p. 
et  grav.  Tours,  imp.  Juliot. 

Obry,  M.  E.  Notice  sur  le  chäteau  de  Tumejus 
et  sur  la  Blaissiöre,  ban  de  Bulligny.  8<>, 
64  p.  Nancy,  imp.  Cröpin-Leblond.  — Extr.’ 
des  Möm.  de  la  Soc.  d’archdologie  lorraine. 
Poli,  0.  de.  Recherches  sur  le  nom  vulgaire 
de  l’amphithßätre  Flavien  (Colisöe).  8o,  31  p. 
Paris,  Didier  et  Cie. 

Bosengarten,  A.  A Handbook  of  Architectural 
Styles.  Translated  from  the  German  by 
W.  Collet  - Sandars.  With  639  Illustr.  80, 
p.  526.  21  s.  (Chapman.) 

Sacken,  Ed.  Frh.  v.  Katechismus  der  Baustile 
od.  Lehre  der  architekton.  Stilarten  von  den 
ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegenwart.  Nebst 
e.  Erklärung  der  im  Katechismus  vorkomm. 
Kunstausdrücke.  5.  verb.  Aufl.  Mit  103  in 
den  Text  gedr.  (Holzschn.-)  Abbildg  (XII, 
184  S.)  Weber’s  illustr.  Katechismen.  Nr.  39. 
8o.  Leipzig,  Weber.  1 M.  50. 

Salazaro,  D.  Notizie  storiche  sul  palazzo  di 
Federigo  II  a Castel  del  Monte.  Napoli,  tip. 
S.  Pietro  a Majella,  1875.  8o,  p.  16. 
Sanmichell,  M.  Le  fabbriche  civili  ecclesia- 
stiche  e militari , disegnate  ed  incise  da 
Fr.  Ronzani  e G.  Luciolli,  con  testo  illustra- 
tive, e riveduto  da  Fr.  Zanotto.  Genova, 
M.  Morando.  fo,  p.  88  e CL  tav. 
Schnffenhaner , W.  Kleine  Landhäuser  und 
Villen.  Orig. -Entwürfe  nebst  Bauanschlägen 
u.  Berechngn.  Zum  prakt.  Gebrauche  f. 
Architekten,  Bauhandwerker,  Maurer  und 


Bibliographie. 


XLV 


Bauunternehmer.  2.  Aufl.  f°.  (6  Steintaf. 
in.  10  S.  Text.)  Leipzig,  Scholtze.  4 M.  80. 

Sharpe , E.  Illustrated  Papers  on  Church  Ar- 
chitecture.  No.  2.  4o.  7 s.  6 d.  (Spons.l 

Skizzen-Bucli,  architektonisches.  Eine  Sammlg. 
v.  Landhäusern,  Villen,  ländl.  Gebäuden, 
Gartenhäusern,  Gartenverziergn.  Mit  Details. 
Jaljrg.  1876.  6 Hefte.  [Der  ganzen  Folge  136 
bis  141.  Hft.]  ä 6 Bl.  in  Stich,  Lith.  u.  färb. 
Druck,  fo  (ä  1 Bl.  Text.)  Berlin,  Ernst  & 
Korn,  ä Hft.  4 M. 

Steindorff,  H.  Vorlegeblätter  f.  das  Studium 
der  Baukunst,  besonders  f.  die  Zeiclinenübgn. 
der  Bauconstructionslehre.  Mit  Unterstützg. 
namhafter  Architekten  hrsg.  1.  Hft.  gr.  fo. 
(6  autogr.  Taf.  in  Imp.-f»  u.  1 Bl.  Text.) 
Stuttgart,  Wittwer.  ln  Mappe  6 M.  80 

Studien,  architektonische.  Hrsg,  vom  Archi- 
tektenverein am  königl.  Polytechnikum  in 
Stuttgart.  28.— 31.  Hft.  gr.  fo  (k  6 autogr. 
Taf,)  Stuttgart,  Wittwer.  k 2 M.  40. 

Viollet-le-Dnc , M.  Dictionnaire  raisonnö  de 
l’architecture  fran<j.  du  XI®  an  XVI®  siöcle. 
T.  7,  8,  9.  8o,  1661  p.  Paris,  A.  Morel. 

— — Storia  di  una  casa;  con  illustrazioni 
disegnate  dallo  stesso.  Milano,  Simonetti. 
8«,  p.  200.  L.  4. 

— — E.  Lectures  on  Architecture.  Trans- 
lated  from  the  French  by  B.  Bucknall.  Part  1. 
8»,  p.  170.  10  s.  6.  d.  (Low.) 

— — E.  The  Habitations  of  Man  in  all  Ages. 
Translated  by  B.  Bucknall.  With  num.  Illustr. 
8»,  p.  410.  16  s.  (Low.) 

Weale,  W.  H.  J.  Les  öglises  du  doyennö  de 
Dirmude.  Notices  historiques  et  descriptions, 
suivies  de  nombreux  documents.  2e  partie: 
Documents.  8»,  518  p.  Bruges,  imp.  A.  De- 
zuttere.  30  M. 

Wohnsitze,  die  ländlichen,  Schlösser  u.  Resi- 
denzen d.  ritterschaftl.  Grundbesitzer  in  der 
preussischen  Monarchie,  nebst  d.  kgl.  Fami- 
lien-, Haus-,  Fideicommiss-  und  Schatull- 
Gütern  in  naturgetreuen,  künstlerisch  aus- 
geführten färb.  Darstellgn.  nebst  begleit. 
Text.  Hrsg.  v.  Alex.  D un  c ker.  265—268. 
Lfg.  qu.-fo.  (k  3 Chromolith.  m.  3 Bl.  Text.) 
Berlin,  A.  Duncker.  k 3 M.  75. 

— dasselbe.  Prov.  Sachsen.  37.  u.  38.  Lfg. 
qu.-fo.  (k  3 Chromolith.  m.  3 Bl.  Text.)  Ebd. 
k 4 M.  25. 

— dasselbe.  Prov.  Schlesien.  59.  u.  60.  Lfg. 
qu.-fo  (k  3 Chromolith.  m.  3 Bl.  Text.)  Ebd. 
k 4 M.  25. 

Withers , Fr.  C.  Church  Architecture  : Plans, 
Elevations  and  Views  of  2 1 Churches  and 
2 School  Houses,  Photo-lithographed  from 
Original  Drawings : with  numerous  lllu- 
strations , showing  Details  of  Construction, 
Church  Fittings  etc.  fo.  Newyork.  70  s. 

Woollett , Wm.  W.  Villas  and  Cottages  ; or, 
Homes  for  All : Plans,  Elevations,  and  Views 
of  12  Villas  and  10  Cottages , being  a Col- 
lection of  Dwellings  suited  to  various  Indi- 
vidual Wants  and  adapted  to  different  Lo- 
cations. 40  Plates.  8o.  Newyork.  15  s. 


Sculptur. 

Conze,  A.  Bericht  über  die  Vorarbeiten  zur 
Herausgabe  der  griechischen  Grabreliefs. 
[Aus:  „Sitzgsber.  d.  k.  Akad.  d.  Wiss.“]  Lex.- 
8“  (14  S.)  Wien,  1875,  Gerold’s  Sohn  in  Comm. 
30  Pf.  (1.  u.  2.:  70  Pf.) 

Desnoyers,  M.  l’abbö.  Statue  de  Bacchus-Her- 
cule,  trouvöe  k Lailly  (Loiret).  8«.  14  p.  Or- 


leans, Herluison.  — Extr.  des  Möm.  de  la 
Soc.  arch.  et  hist,  de  l’Orlöanais. 

Diegerick,  A.  Le  sculpteur  Charles  Van  Poucke 
et  l’autel  du  Saint-Sacrement  de  l’öglise  de 
St.  Martin  k Ypres.  8o,  18  p.  Ypres,  imp. 
S.  Lafonteyne.  — Extr.  du  tome  VI  des  Ann. 
de  la  Soc.  hist  , etc. , de  la  ville  d’Ypres  et 
de  l’aneienne  West-Flandre. 

Entwürfe  zu  Grabdenkmälern.  8»  (33  color. 
Steintaf.)  Glauchau,  Hobeda.  geb  6 M. 

Furtwängler,  A.  Der  Dornauszieher  und  der 
Knabe  mit  der  Gans.  Entwürfe.  Geschichte 
der  Genrebildnerei  bei  den  Griechen.  Mit 
2 Holzsehn,  auf  1 Taf.  il03  S.)  2 M.  [Samml. 
gemeinverständlicher  Wissenschaft!.  Vortr., 
hrsg.  v.  R.  Virchow  u.  Fr.  v.  Holtzen- 
dorf.  245.  u.  246  Hft.]  Berlin,  Habel. 

Hammerich,  M.  Thorwaldsen  u.  seine  Kunst. 
Ein  Lebensbild.  Aus  dem  Dän.  gr.  8.  (XII, 
164  S.  m.  4 Holzschntaf.)  Gotha,  Schloess- 
marin.  3 M. 

Hermida,  J.  M.  Iglesia  del  colegio  de  Mon- 
forte  de  Lemos.  Retablo  del  altar  mayor 
construido  par  el  escultor  Fr.  Moure.  8o, 
128  p.  Orense,  imp.  de  J.  M.  Ramos.  6 M. 

Huclier , E.  Statuette  gauloise  döcouverte  ä 
Roullö,  commune  deMont-Saint-Jean  (Sarthe). 
So , 8 p.  et  grav.  Le  Mans , imp.  Monnoyer. 

Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  d’agriculture  etc. 
de  la  Sarthe. 

Wies  eler , F.  üeb.  e.  Votivrelief  aus  Megara. 
[Aus:  „Abhandlgn.  d.  k.  Ges.  d.  Wiss.  zu 
Göttingen.“]  gr.  4o.  (39  S.  m.  1 Steintaf.)  Göt- 
tingen 1875,  Dieterich’ s Verl.  2 M.  24. 


Malerei. 

Alizeri,  F.  Notizie  dei  professori  del  disegno 
in  Liguria,  dalla  origine  al  secolo  XVI.  Disp. 
32,  vol.  3,  p.  425—472.  Genova,  tip.  L.  Sam- 
bolino,  1875.  8».  L.  1.  60. 

Arundel  society.  Ist  annual  publications,  1876. 
The  crucifixion.  From  the  large  central 
panel  of  the  altar  piece  by  H.  Memling,  in 
the  Cathedral  at  Lübeck,  1491.  Drawn  and 
Chromolith  by  C.  Schultz.  Printed  by  Han- 
gard-Maugö,  Paris. 

Bardua,  W.  Jugendleben  der  Malerin  Caro- 
line Bardua.  Nach  e.  Mscr.  hrsg.  von  W. 
Schwarz.  Mit  dem  (phototyp.)  Bildniss 
der  Caroline  Bardua.  8»  (VIII — 295  S.)  Bres- 
lau, 1874.  Hoffmann.  4 M.  20. 

Bianchl,  E.  Intorno  le  pitture  del  Casino  pos- 
seduto  dai  signori  Antonini  _ Bernardi  in 
Carpello  ipresso  Fuligno),  attribuite  ai  frat. 
Zuecari  : discorso.  Torino,  Unione  tip.-edi- 
trice.  8o,  p.  44. 

Dalton,  H.  Rembrandt  u.  seine  Gemälde  in  der 
kais.  Eremitage  zu  St.  Petersburg.  Vortrag, 
gr.  8o  (22  S.)  St.  Petersburg,  Röttger. 

Dnplessis,  G.  Gavarni,  6tude.  Ornöe  de  14 
dessins  inödits.  8o,  88  p.  Paris,  Rapilly. 

Dupont,  R.  Röflexions  sur  la  peinture  en 
France.  8o,  44  p.  Limoges,  imp.  Chatras  & Ce. 

Ephrussi,  Ch.  Le  Triptyque  d’ Albert  Dürer, 
exöcutö  pour  Jacob  Heller,  gr.  8o,  27  p. 
Paris , imp.  Claye.  — Extr.  de  la  Gaz.  des 
beaux-arts,  avril  1876. 

Falconierl,  C.  Vita  di  Vincenzo  Camuccini,  e 
pochi  studi  sulla  pittura  contemporanea. 
Roma,  stab.  tip.  Giliberti,  1875.  16o,  p.  352. 
L.  4. 

Flaxman.  Drawings  of  Flaxman.  With  De- 
scriptions by  8.  Colvin.  f°.  L.  10.  10  s. 
(Bell  & S.) 


XL  VI 


Bibliographie. 


Grässe,  Th.  Sachsens  Fürsten  aus  dem  Hause 
Wettin.  Portraits  u.  Silhouetten,  gleichzeitig 
als  Erläuterung  zum  Fürstenfries  auf  der 
Augustusstrasse  zu  Dresden.  [Aus:  „Neue 
Reichszeitg.“]  8°  (141  S.)  Dresden , Bur- 
dach. 1 M. 

Klassiker,  dife,  der  Malerei.  Eine  Sammlg. 
ihrer  berühmtesten  Werke  m.  erläut.  Texte 
f.  Künstler,  Freunde  der  Kunst  u.  Lehrer 
der  Kunstgeschichte.  Hrsg.  v.  P.  F.  Krell, 
unter  Mitwirkg.  v.  O.  Eisenmann.  In  un- 
verändert. Phötogr. -Druck  ausgef.  v.  M.  Rom- 
mel. 3.-8.  Lfg.  gr.  fö.  (ä  2 Bl.  Phototypien.) 
Stuttgart,  Neff.  ä 2 M.  50. 

Lavoix,  M.  H.  Les  Arts  musulmans.  Les  Pein- 
tres  arabes.  8o,  44  p.  Paris,  Baer  et  Ce.  — 
Extr.  de  Gaz.  de  beaux-arts,  aoüt,  octobre 
et  novembre  1875. 

Michiels,  A.  Histoire  de  la  peinture  flamande, 
döpuis  ses  döbuts  jusqu’en  1864.  2e  6d.  T. 
10  et  dernier.  8«,  608  p.  Paris,  Lib.  Internat. 

Mont-Louis,  R.  de.  La  Sainte  Familie  de  Ra- 
phael. 12»,  34  p.  et  grav.  Limoges,  E.  Ar- 
dant  et  Ce. 

Ottley,  H.  Dictionary  of  Reeent  and  Living 
Painters  and  Engravers,  forming  a Supple- 
ment to  Bryan’s  Dictionary  of  Painters.  8°. 
12  s.  (Bell  & S.) 

Pauly,  T.  Carstens.  Ein  Lebensbild,  gr.  8o., 
(16  S.)  Berlin,  Oehmigke’s  Verl.  50  Pf. 

Piedagnel,  A.  J.  F.  Millet.  Souvenirs  de  Bar- 
bizon. Avec  1 portr.  et  9 eaux-fortes  par 
Ch.  Beauverie,  M.  Lalanne , Ad.  Lalauze, 
Piquet,  F.  Rops,  Saint-Raymont  et  Afr.  Taiöe 
et  un  fac-simile  d’autographe.  gr.  8«,  108  p. 
Paris,  Ve.  Cadart.  12  fr.  — Tird  ä 545  exempl. 
num. : 500  sur  pap.  vergü  de  Holl.,  25  sur 
pap.  de  Chine,  15  sur  pap.  Whatman,  5 sur 
parchemin. 

Potiquet,  A.  Jean  Bapt.  Santerre,  peintre;  sa 
vie  et  son  oeuvre.  8«,  22  p.  Paris,  Sandoz 
et  Fischbacher. 

Pradere,  0.  Notice  sur  Vincent  de  Montpetit 
(Arnaud),  peintre  franqais  du  XVIIL  siScle. 
8»,  55  p.  Brest,  imp.  Roger  pdre. 

Prüfer,  Th.  Der  Todtentanz  in  der  Marien- 
kirche zu  Berlin  u.  Geschichte  u.  Idee  der 
Todtentanzbilder  überhaupt.  Ein  Beitrag  zur 
Archäologie  u.  Kunstgeschichte.  Mit  6 pho- 
tolith.  Taf.  fin  qu.  gr.  fo.)  [Aus : „Schriften 
d.  Vereins  f.  die  Geschichte  Berlins.“]  fo. 
(26  S.)  Berlin,  v.  Decker.  3 M. 

Raccolta  di  120  principali  Disegni  originali  di 
Michelangelo , Raffaelo , Leonardo  da  Vinci, 
Tiziano,  e d’altri  celebri  artisti,  esistenti 
nella  R.  Accademia  di  Belle  arti  in  Venezia. 
Fac-simile  eseguito  in  eliotipia.  Venezia, 
F.  Ongania  succ.  Münster,  vol.  1 , 2 di  120 
tav.  4o.  L.  120. 

Bottmann’s , C. , italienische  Landschaften. 
Nach  den  Fresken  in  den  Arkaden  d.  kgl. 
Hofgartens  in  München  in  Chromolith.  aus- 
geführt v.  R.  Steinbock  4.  Lfg.  q.  gr.  f°, 
(3  Chromolith.)  München,  Bruckmann.  Baar 
ä 30  M. ; einzelne  Blätter  ä 12  M. 

Stothert,  J.  French  and  Spanish  Painters. 
With  Illustrations  in  Steel  from  famous  Pic- 
tures,  and  Critical  and  Biograpliical  Account 
of  the  Artists  of  the  French  and  Spanish 
Schools.  8o,  p.  288.  31  s.  6 d.  (Nimmo.) 

Walther,  W.  A.  Sachsens  Fürstenhaus.  Sgraf- 
fitofries  am  kgl.  Schlosse  zu  Dresden.  Ein- 
leitg.  v.  A.  Stern.  Lichtdr.  v.  Römmler  & 
Jonas,  qu.  gr.  fo.  (8  Phototyp.  m.  1 Bl.  Text.) 
Dresden,  Gutbier.  18  M. 

Woermann,  K.  Die  antiken  Odyssee  - Land- 


schaften vom  esquilinischen  Hügel  zu  Rom. 
In  Farben-Steindr.  hrsg.  u.  erl.  6 färb.  Taf., 
1 schwarze  Taf.  u.  Text.  qu.  gr.  f°.  (VII, 
18  S.)  München,  Th.  Ackermann.  80  M. 

Wappenkunde,  Münz-,  Medaillen-, 
Siegel-  und  Gemmenkunde. 

(Jaix  de  Saint-Aymour,  A.  Un  sceau  du  prieurö 
de  Bray-sur-Aunette  (Oise).  8«,  8 p.  Senlis, 
imp.  Payen.  — Extr.  des  Comptes  rendus  et 
Möm.  du  Comitö  arehöolog.  de  Senlis.  — 
Tir6  ä 50  exempl. 

Clialande , M.  J.  F.  Denier  d’argent  attribuc 
par  Comberousse  ä Philippe  IV  le  Bel  et 
qui  doit  etre  restituö  ä Philippe  III  le  Hardi 
8o,  4 p.  Toulouse,  imp.  Chauvin  et  fils.  — 
Extr.  d’une  lecture  faite  ä la  Soc.  archöol. 
le  9 juin  1874. 

Cohen , II.  Guide  de  l’acheteur  de  mödailles 
romaines  et  byzantines,  ou  Tableau  du  prix 
des  mödailles  romaines  et  byzantines  dans 
tous  les  mdtaux.  8°,  19  p.  Paris,  Dumoulin. 

Dannenberg,  II.  Die  deutschen  Münzen  der 
sächsischen  u.  fränkischen  Kaiserzeit.  Mit 
1 Karte  (in  Kupferst.)  u.  61  (photolith.)  Taf. 
Abbildgn.  (in  cart.  Sep.-Bd.)  gr.  4».  (XX— 
510  S.)  Berlin,  Weidmann  cart.  M.  40. 

Dorn,  B.  Collection  de  monnaies  Sassanides 
de  feu  le  lieutenant-gönöral  J.  de  Bartholo- 
maei, representde  d’apres  les  pitsces  les  plus 
remarquabies.  [Avec  1c  portr.  de  M.  de  Bar- 
tholomaei et  32  planches  gravdes  sur  cuivre.] 
2e  6d.  gr.  4».  (14  S.)  St.-P6tersbourg  1875. 
Leipzig,  Voss.  10  M.  30. 

Escudero  de  la  Penna , J.  Sigilografia  espan- 
nola.  Sellos  de  Alfonso  VII  de  Castilla,  y 
de  Ceit  Abuceit,  rey  moro  de  Valencia;  pu- 
blicados  en  la  Revista  de  Archivos,  Biblio- 
tecas  y Museos.  8»,  64  p.  y una  lam.  Ma- 
drid, Murillo.  24  M.  — Tirada  aparte,  de 
muy  pocos  ejemplares,  en  papel  de  hilo. 

Fabretti , A.  Raccolta  numismatica  del  R. 
Museo  di  antichitä  di  Torino.  Monete  con- 
solari.  Torino,  frat.  Bocca.  8«,  p.  XVI— 336. 
L.  12.  50. 

Gentili,  T.  Le  monete  pontificie  anonime  e 
di  sede  vacante  nel  secolo  XIV.  Lettera  a 
C.  Strozzi.  Firenze,  tip.  G.  Ilarbera.  4°, 
p.  24  e una  tav. 

Graesse,  J.  G.  Th.  Geschlechts-,  Namen-  u. 
Wappensagen  d.  Adels  deutscher  Nation. 
Mit  178  (eingedr.)  Wappen-Abbildungen,  ge- 
zeichnet v.  L.  Friedrich,  in  Holz  geschn.  v. 
H.  Biirkner.  gr.  8°.  (VI -192  S.)  Dresden, 
Schönfeld.  10  M. 

Grenser,  A.  Deutsche  Künstler  im  Dienste 
der  Heraldik.  Mit  16  lieliogr.  Fcsm.  v.  Alb. 
Franz,  gr.  4».  (18  S.)  Wien,  Braumüller.  4M. 

— — Die  Wappen  der  Aebte  v.  Melk  in 

Nieder-Oesterreich.  Mit  3 Bildtaf.  (in  Holz- 
schn ) u.  12  in  den  Text  gedr.  (Holzschn.-) 
Illustr.  gr.  4.  (15  S.)  Ebd.  2 M. 

Grünenberg.  Des  Conrad,  Ritters  und  Burgers 
zu  Costens , Wappenbuch  , vollbracht  am 
nünden  Tag  des  Abrellen,  do  man  zalt  tu- 
send  vierhundert  drü  und  achtzig  jar.  In 
Farbendr.  neu  hrsg.  v.  R.  Graf  Stillfried- 
Alcäntara  u.  Ad.  M.  Hildebrandt.  1. 
u.  2.  Lfg.  gr.  fo.  (ä  10  Chromolith.)  Görlits, 
Starke,  ä 9 M. 

Hildebrandt,  A.  M.  Heraldisches  Alphabet,  gr. 
4o.  (8  S.  m.  24  Chromolith.)  Görlitz,  1875. 
Starke.  5 M. 


Bibliographie. 


XLVII 


Hucher,  E.  Sigillographie  du  Maine.  Sceaux 
des  eveques  du  Mans.  Sceau  de  Geoffroy 
d’Assd  (1270—1277).  8«,  3 p.  Le  Mans,  imp. 
Monnoyer.  — Extr.  du  Bull,  de  la  Soc.  d’agri- 
culture,  Sciences  et  arts  de  la  Sarthe. 

Laugier,  M.  Notice  sur  quelques  monnaies  et 
m6dailles;acquises  par  le  mus6e  nuinismatique 
de  Marseille  de  1870  k 1874.  8»,  39  p.  et  pl. 
Marseille,  imp.  Barlatier-Feissat  pere  et  Als. 

Maricourt,  le  victe-  de.  Un  coin  de  la  vieille 
Picardie.  18«,  117  p.  Fournay,  H.  Caster- 
inan.  60  Pf. 

Meaunie,  E.  M6dailles  avec  bdliöre  servant  de 
decoration.  8<>,  15  p.  Nancy,  imp.  Crßpin- 
Leblond.  — Extr.  du  Journ.  de  la  Soc.  d’ar- 
cheologie  lorraine,  sept.  et  oct.  1875. 

Picliler,  F.  Repertorium  der  steierischen  Münz- 
kunde. 3.  Bd.  A.  u.  -d.  T. : Die  mittelalterigen 
u.  neuen  Münzen  u.  Medaillen  der  Steiermark, 
gr.  8«  (VII— 232  S.  m.  7 Steintaf.)  Graz,  1875, 
Leuschner  & Lubensky.  7 M. 

Poole,  S.  L.  Numismata  Orientalia:  the  Inter- 
national. Part  2:  the  Urtuki  Turkumans. 
4o.  9 s.  (Trübner.) 

(Juarre  deVerneuil,R.  Les  couleurs  de  la  France, 
ses  enseignes  et  ses  drapeaux.  Etüde  histo- 
rique.  Avec  66  fig  8o,  95  p.  Paris,  Du- 
maine. 4 fr. 

Raccolta  di  medaglie  relative  alla  storia 
d’Italia  dal  1815  al  1875.  Bergamo,  tip.  Gaf- 
furi  e Gatti,  1875.  16»,  p.  14.  — Extr.  de  La 
Provincia,  Gazz.  di  Bergamo. 

Rietstap,  J.  B.  Handboek  der  wapenkunde, 
bevattende:  1.  De  geschiedenis  der  wapen- 
kunde; II.  De  praktijk  der  wapenkunde; 
III.  Registers  der  wapens  van  den  thans 
bloeijende  Nederlandschen  adel;  van  den 
staatslieden  en  veldheeren  van  Napoleon  I; 
van  beroemde  personen  uit  vroeger  en  later 
tijd  enz.  Met  5 pl.  2e  (nieuwe  titel-)  uit- 
gaaf.  gr.  8°  (XII  en  522  bl.  met  6 gelith.  pl.) 
Amsterdam,  G.  Th.  Born.  f.  4.  50. 

ltoman,  J.  Sigillographie  du  diockse  d’Embrun. 
4o,  XIII— 190  p.  et  15  pl.  Paris,  Rollin  et 
Feuardent.  — Tir6  k 222  exempl.,  dont  7 sur 
pap.  de  Holl  teintk,  grav.  sur  chine  avant 
la  lettre;  15  sur  pap.  de  Holl,  blanc,  grav. 
sur  chine  et  200  sur  pap.  ordinaire.  — Monu- 
ments de  l’histoire  des  Hautes-Alpes. 

Saulcy,  F.  de.  Histoire  numismatique  du  regne 
de  Franqois  Ie®,  roi  de  France.  4o,  VI— 226  p. 
Paris,  Van  Peteghem. 

Siebmncher’s,  J.,  grosses  u allg.  Wappenbuch 
in  e.  neuen  vollständig  geordneten  u.  reich 
verm.  Aufl.  m.  herald.  u.  historisch-genealog. 
Erläutergn.  Neu  hersg.  v.  Mülverstedt, 
A.  M.  Hildebrandt,  Heyer  v.  Rosen- 
feldt  etc.  135.  — 140.  Lfg.  gr.  4o.  (48  S.  m. 
54  Steintaf. t Nürnberg,  Bauer  & Raspe. 
Subscr.-Pr.  ä 6 M. ; Einzelpr.  ä 7 M.  50. 

Städte w appen , 232  d.  deutschen  Reiches.  2. 
verb.  Aufl.  Ohromolith.  Imp. -f°.  Frank- 
furt a.  M.,  Rommel.  6 M. 

Wappen  vormals  souverainer  Dynastien  und 
Staaten  v.  Europa.  Armoiries  de  dynasties 
et  d’etats  europöens  autrefois  souverains. 
qu.  gr.  fo.  (l  Bl.  in  Farbendr.)  Frankfurt 
a.  M.,  Rommel.  5 M. 

Schrift,  Druck  und  graphische 
Künste. 

Arndt,  W.  Schrifttafeln  zum  Gebrauch  bei 
Vorlesungen  und  zum  Selbstunterricht,  fo. 
(25  photoiith.  Taf.  in.  4 S.  Text.)  Berlin, 
Weidmann  in  Comm.  9 M. 


Astle,  Th.  The  Origin  and  Progress  of  Wri- 
ting.  4o.  35  s.;  large  paper,  63  s.  (Chatto 
Sc  W.) 

Attributs  et  ornements  par  Polidoro  (3  pl.) 
Paris,  imp.  Lelogeais. 

Baker,  W.  S.  American  Engravers  and  their 
Works.  12o.  Newyork.  10  s.  6 d. 

Bibel,  die,  od.  die  heilige  Schrift  d.  Alten  u. 
Neuen  Testaments  nach  der  deutschen  Ueber- 
setzg.  v.  Dr.  Mart.  Luther.  Pracht- Ausg. 
m.  230  grossen  Bildern  illustrirt  v.  G n s t. 
Dor6.  4.  Aufl.  1.  — 39.  Lfg.  fo.  A.  T.  Sp. 
1-936  m.  eingedr.  Holzschn.  u.  Holzschntaf.) 
Stuttgart,  Hallberger.  Baar  ä 1 M.  20. 

Bocher,  E.  Les  gravures  franqaises  du  XVI ID 
siede,  ou  Catalogue  raisonnd  des  estampes, 
pieces  en  couleur,  au  bistre  et  au  lavis,  de 
1700  ä 1800.  3®  fase.  Jean  Baptiste  Simöon 
Chardin.  Avec  portr.  gravk  k l’eau- forte 
par  Ch.  Courtry,  d’apres  l’estampe  de  Che- 
villet.  4o,  134  p.  Paris,  Rapilly.  15  fr.  — 

— Tirk  k 500  exempl.  num. : 450  sur  pap. 
vergk  (Nos.  26  k 475),  25  sur  pap.  Whatman 
(Nos.  1 k 25). 

Brivois,  J.  Bibliographie  de  l’oeuvre  de  P.  J. 
de  Bkranger , contenant  la  description  de 
toutes  ies  editions,  l’indication  d’un  grand 
nombre  de  contrefaqons , ie  classement  des 
suites  de  gravures,  vignettes  etc.  8®,  129  p. 
Paris,  Conquet  — Tirk  k 150  exempl.  sur 
grand  pap.  de  Holl.,  num.  de  1 k 150,  et  500 
exempl.  sur  pap.  vergk,  num.  de  151  ä 650. 

Brofferio,  A.  Cenni  storici  intorno  all’  arte 
tipogratica  e suoi  progressi  in  Piemonte, 
dalP  invenzione  della  stampa  sino  al  1835, 
dettati  giusta  le  memorie  e i documentii 
somministrati  dal  G.  Pomba.  Milano , tip. 
Bernardoni.  gr.  8o.  p.  XXII  — 138.  L.  5.  ■— 
Elegante  edizione,  dedicata  al  Re , di  soli 
400  esemplari,  a beneflcio  de  Fondo  Vedove 
ed  Orfani  del  Pio  Istituto  Tipograftco. 

Cliapoulaud , A.  Un  peu  de  tipographie  par 
un  imprimeur.  8o , 19  p.  Limoges , imp. 
Chapoulaud  fr. 

De  quelques  livres  imprimks  au  XV®  siede 
sur  des  papiers  de  diffkrents  formats.  8°, 
30  p.  Toulouse,  imp.  Douladoure. 

De  Yienne,  T.  L.  The  Invention  of  Printing: 
a Collection  of  Facts  and  Opinions  descrip- 
tive  of  early  Prints  and  Playing-Cards , the 
Block-Books  of  the  löth  Century,  the  Legend 
of  the  Lourens  Janszooncoster,  of  Harlaem, 
and  the  Work  of  J.  Gutenberg  and  his  As- 
sociates. Illustrated  with  Facsimiles  of 
Early  Types  and  Woodcuts.  Part  1.  8°. 

(Newyork.)  5 s. 

Didot,  A.  F.  Les  Drevet  (Pierre,  Pierre-Imbert  et 
Claude).  Catalogue  raisonnk  de  leur  oeuvre, 
prkcedk  d’une  introduction.  Ornk  du  portr. 
inkdit  de  P.  Drevet,  d’aprks  H.  Rigaud, 
gravk  k l’eau-forte  par  P.  Le  Rat  8®,  XLIV 

— 146  p.  Paris,  Firmin  Didot  et  Ce.  — Tirk 
k 660  exempl.  dont  600  sur  pap.  vergk  de 
Holl,  et  60  sur  pap.  Whatman. 

Diegerick,  A.  Essai  de  bibliographie  Yproise. 
j£tude  surlesimprimeurs  Yprois.  XVII®  sikcle 
(2®  fase.)  8o.r70p.  Ypres,  8.  Lafonteyne.  2 fr. 

— ler  fase.  Ütude  sur  les  imprimeurs  Yprois 
du  XV Ie  siede.  8o,  57  p.  et  3 pl.  Paru  en 
1873.  2 fr.  Tirk  k petit  nombre. 

Dürer,  A.  La  grande  passion  en  douze  gra- 
vures sur  bois.  Nuremberg  anno  1511.  _Re- 
production  prockdk  P.  W.  van  de  Weijer, 
Utrecht,  d’apres  les  öpreuves  avant  la  lettre 
appartenant  au  cabinet  de  Dr.  Straeter,  Aix- 
la-Chapelle,  avecune  introduction  de  G.  Du- 
plessis  f®  (8  bl.  met  12  pl.  en  een  feuille- 


XL  VIII 


Bibliographie. 


particuliäre,  tete  de  Christ  couronnäe  d’äpines 
par  A.  Dürer).  Utrecht,  P.  W.  van  de  Weijer, 
1875.  f.  23.  75. 

Dupiessis,  G.  Le  livre  de  bijouierie  de  Renä 
Boyvin,  d’Angers,  reproduit  en  fac-simile 
par  M.  Amand^Durand;  notice  par  G.  D.  8° 
obl.,  16  p.  et  20  pl.  Paris,  Rapilly. 

Enault,  L.,  Londres.  Illusträ  de  174  grav.  sur 
hois  par  G.  Dorä.  gr.  4o,  438  p.  Paris,  Ha- 
chette  et  Ce.  50  fr. 

Ephrussi,  Ch.  Notes  biographiques  sur  Jacopo 
de  Barbarj,  dit  le  Maitre  au  caducäe,  peintre- 
graveur  vänetien  de  la  fln  du  XVe  siäele. 
Avec  sept  grav.  tiräes  hors  texte.  4»,  32  p. 
Paris,  imp.  Jouaust.  Tirä  k 400  exempl.  sur 
pap.  vergä  de  Holl. 

Europe  pittoresque.  (In  60  parts.)  Part  1.  gr.  4o. 
(48  S.  m.  eingedr.  Holzschn.  u.  3 Stahlst.) 
London.  Dresden , Meinhold  & Söhne  in 
Comra.  3 M. 

Faulmann,  K.  Neue  Untersuchungen  üb.  die 
Entstehung  der  Buchstabenschrift  und  die 
Person  des  Erfinders,  gr.  8»  (VIII— 62  p.) 
Wien,  Bermann  & Altmann.  2 M.  40. 
Forgeais , A.  Crayons  , äcritoires  et  ampoules 
du  moyen  äge,  d’apräs  les  plombs  historiäs 
trouväs  dans  la  Seine  et  recueillis.  gr.  8°, 
39  p.  Paris,  imp.  Claye.  — Extr.  du  Musäe 
archäologique. 

Goethe’s  Faust.  1.  Thl.  Mit  Bildern  u.  Zeichn. 
von  Dir.  A.  v.  Kreling  5.  u.  6.  Lfg.  fo 
(S.  73—104  m.  eingedr.  Holzschn.  u.  4 Phot.) 
München,  Bruckmann,  k 12  M.  50. 
Hamerton,  Ph.  G.  Etching  and  Etchers.  New 
edit.  illustrated.  8»,  p.  486.  21  s.  (Macmillan.) 
Havard,  H.  La  Hollande  pittoresque.  Les  Fron- 
tiäres  menacäes,  voyage  dans  les  provinces 
de  Frise,  Groningue , Drenthe,  Overyssel, 
Gueldre  et  Limbourg.  Avec  une  präface 
par  M.  E.  Levasseur.  Ouvrage  illusträ  de 
10  grav.  sur  hois  dessinäes  d’apräs  nature 
par  M.  le  baron  de  Constant-Rebecque  et 
enriehi  d’une  carte  des  Pays-Bas.  18«,  IX— 
481  p.  Paris,  Pion  et  Ce.  4 fr. 
Heliogravüre  Amand  Durand.  Eaux-fortes  et 
gravures  des  maitres  anciens  tiräes  des  col- 
lections  les  plus  cäläbres  et  pübliäes  avec 
les  concours  d’Ed.  Liävre.  Notes  par  G.  Du- 
piessis. 5e  vol.  4e  särie.  Paris,  imp.  Durand. 
Hoffbauer.  Paris  k travers  les  äges.  Aspects 
successifs  des  monuments  et  quartiers  histo- 
riques  de  Paris  depuis  le  Xllle  siäele  jus- 
qu’k  nos  jours,  fidälement.  restituäs  d’apräs 
les  documents  authentiques.  Texte  par  MM. 
Ed.  Fournier,  P.Laeroix,  A.deMontaiglon  ete. 

I.  Livr.  gr.  fo  (72  S.  m.  eingedr.  Holzschn. 

u.  9 lith.  u.  chromolitli.  Taf.)  Paris,  1875. 
Didot.  24  M. 

Homer’s  Werke  [Ilias  u.  Odyssee],  übers,  von 

J.  H.  Voss.  Mit  25  Radirgn.  nach  Zeichngn. 

v.  Bonaventura  Genelli.  Neue  Ausg.  in  e. 
Bde.  (In  6 Lfgn.i  1.  Lfg.  Lex. -8«.  Stutt- 
gart, Cotta.  1 M.  50. 

Italien’ s Städte  und  ihre  Umgebungen.  1.  Bd. 
Imp  -4°.  München,  Bruckmann.  Geb.  mit 
Goldschn.  — Inhalt:  Venedig  v.  Dr.  Th. 
Gsell-Fels.  Mit  Bildern  u.  Zeichn.  von 
Th.  Coulant,  Fr.  Eibner,  E.  Kirchner,  L.  Pas- 
sini,  F.  Wagner.  (III,  73  S.  m.  eingedr. 
Holzschn.,  10  Holzschntaf.  u.  10  Photogr.) 
45  M. 

Kaden,  V.  La  Svizzera,  Trad.  di  M.  A.  Canini, 
con  illustrazioni  di  Ant.  et  Art.  Calame.  Mi- 
lano, frat.  Treves.  4».  disp.  U,  p.  32  e 4 
quadri.  L.  2. 

Lafontaines  Fabeln,  übersetzt  v.  E.  Dohm. 


Illustr.  v.  G.  Dorä.  (In  ca.  45  Lfgn.)  1.-13. 
Lfg.  fo.  (m.  eingedr.  Holzschn.  u.  Holz- 
schntaf.) Berlin,  Moeser.  k 2 M. 

Lambert,  G.  J.  N.  Laugier,  graveur  d’histoire. 
Sa  vie  et  ses  oeuvres.  8»,  29  p.  Toulon, 
imp.  Laurent.  — Extr.  du  Bull,  de  la  Soc. 
acadämique  du  Var. 

Ledeboer,  A.  M.  Alphabetische  lijst  der  boek- 
drukkers,  boekverkoopers  en  uitgevers  in 
Noord-Nederland,  van  de  uitvinding  derboek- 
drukkunst  tot  den  aanvang  der  negentiende 
ecuw.  le  afl.  gr.  4»  (bl.  1—32  in  2 kol.) 
Utrecht,  J.  L.  Beijers.  Per  afl.  Bij  inteek. 
f.  0,80;  buiten  inteek.  f.  1.  — Compl.  in  5 k 
6 afl. 

Lepic  et  de  Saint-Arroman.  Eaux-fortes  de  Le- 
pic.  Comment  je  devins  graveur  k l’eau-forte, 
essai  historique,  par  R.  d.  St.-A.  fo,  44  p. 
et  80  pl.  Paris,  Ve.  Cadart. 

Livre  (le)  de  Ruth,  trad.  de  la  sainte  Bible 
par  Lemaistre  de  Sacy.  gr.  fo,  17  p.  Paris, 
Hachette  et  Ce.  Sur  pap.  välin,  30  fr.  — 
Edition  de  luxe  enrichie  de  9 grandes  com- 
positions,  de  4 tetes  et  de  culs- de -lampe 
grav.  k l’eau-forte  d’apräs  les  dessins  origi- 
naux  de  Bida.  Ila  ätä  tirä  150  exempl. 
num.  sur  pap.  de  Holl,  au  prix  de  50  fr.;  50 
sur  pap.  de  Chine , 60  fr. ; sur  pap.  What- 
man  80  fr. 

Longperier-Grimoard,  le  cte.  de.  Etüde  sur  les 
Ex-libris.  8®,  4 p.  Senlis,  imp.  Payen. 

Madden,  J.  P.  A.  Lettres  d’un  bibliographe. 
4 särie,  ornäe  de  6 pl.  et  de  plusieurs  fac- 
simile.  8°,  XIX— 287  p.  Paris,  Leroux. 

Malou,  M.  J.  Sphäre  terrestre  et  Sphäre  cäleste 
de  Gärard  Mercator,  de  Rupelmonde,  äditäes 
k Louvain,  en  1541  et  1651.  Ed.  nouv.  de 
1875,  d’apräs  l’original  appartenant  k la  bi- 
bliothäque  royale  de  Belgique.  Reproduit 
par  la  photographie,  par  la  Däp.  de  la  guerre. 
fo,  ll  pl.  Brux. , C.  Muquardt,  accompagnä 
de  la  notice  de  M.  Van  Raemdonck.  30  fr. 
— Tirä  k 200  exempl.  num. 

Mannfeld,  B.  Durch’s  deutsche  Land.  Male- 
rische Stätten  aus  Deutschland  u.  Oester- 
reich. In  Orig. -Radirgn.  nebst  begl.  Texte 
red.  v.  Aemil  Fendler.  4 Lfg.  fo.  (5  Kpfr.- 
taf.  m.  4 Bl.  Text.)  Berlin , A.  Duncker. 
k 4 M. 

Merlmee,  P.  Chronique  du  rägne  de  Charles  IX. 
Illusträe  de  31  compositions  dessinäes  et 
graväes  k l’eau-forte  par  E.  Morin.  2 vol. 
8o , XV— 430  p.  Paris,  imp.  Chamerot.  — 
Iinprimä  pour  les  amis  des  livres  ct  tirä  k 
115  exempl.  Les  exempl.  num.  1 k 100  por- 
tent  les  noms  des  souscripteurs ; ceux  de 
101  k 115  les  noms  des  personnes  auxquelles 
ils  ont  ätä  Offerts. 

Hintrop,  Th.  König  Heinzelmann’s  Liebe. 
Ein  Märchen  in  70  Bildern.  (Des  Künstlers 
eigene  Liebe.)  Text  u.  Aphorismen  von  B. 
Lucas.  In’s  Engl,  übers,  v.  D.  Asher. 
Poetisch  eingeleitet  v.  Emil  Rittershaus. 
Orig. -Zeichngn. , in  Lichtdruck  ausgeführt. 
2.  Lfg.  fo  (12  Taf.  in  Lichtdr.)  Dresden, 
Reinhardt,  k 15  M. 

Montrosler,  E.  L’Eau-forte  en  1876.  30  eaux- 
fortes  originales  ou  inädites,  par  JO  des  ar- 
tistes  les  plus  distinguäs.  Texte  $ar  E.  M. 
fo,  15  p.  et  30  pl.  Paris,  Ve.  Cadart. 

Münchhausen,  d.  Frhrn.  v. , Abenteuer  u.  Rei- 
sen. Neu  bearb.  v.  Edm.  Zoller.  Illustr. 
v.  G.  Dorä.  2.  Aufl.  Imp.4o.  (VIII — 224  S.  m. 
eingedr.  Holzschn.  u.  Holzschntaf.)  Stuttgart, 
Hallberger.  9 M. 

Nicklas,  C.  Alphabete.  2.  Hft.  3 Alphabete 
nebst  einigen  Wortverbindgn. , enth.  franz. 


Bibliographie. 


XLIX 


Ronde,  deutsche  Fraktur  u.  röm.  Renaissance, 
qu.  gr.  4°.  (9  Steintaf.)  Dresden,  Reinhardt. 
In  Couvert.  6 M. 

Petrovits,  L.  E.  Die  Wiener  Ringstrasse.  Voll- 
endeter Theil.  8 Ansichten,  in  Farben- 
Holzschn.  ausgef.  v.  F.  W.  Baden  qu.  fo. 
Wien,  Manz.  10  M. 

Phototypie  albnm.  gr.  4o  (12  pl.)  ’s  Graven- 
hage,  Gebr.  Belinfante.  f.  9. 

Plaine,  F.  Essai  historique  sur  les  origines 
et  les  vicissitudes  de  l’imprimerie  en  Bre- 
tagne. 4o,  47  p.  Nantes,  Morel.  — Extr.  de 
la  Revue  de  Bretagne  et  de  Vendöe.  Tir6 
ä 50  exempl.  sur  pap.  vergö  et  50  sur  pap. 
inöeanique. 

Restlf  de  La  Bretonne.  Monument  du  costume 
pliysique  et  moral  de  la  fin  du  XVIII»  siede, 
ou  tableaux  de  la  vie , ornös  de  26  _fig.  des- 
sinöes  et  gravdes  par  Moreau  le  jeune  et 
par  d’autres  cölöbres  artistes,  avec  texte  par 
R.  de  La  Br. , revue  et  corrig6  par  M.  Ch. 
Brunet.  Pröface  par  M.  A.  de  Montaiglon. 
Fase.  12  ä 16  (fin).  fo,  VIIl-56-72  p.  et 
10  pl.  Paris,  Willem.  — Tir6  ä 500  exempl. 
num. : 370  sur  pap.  völin,  la  livr.  10  fr. : 100 
sur  pap.  de  lloll.,  grav.  sur  chine,  la  livr. 
20  fr.;  30  sur  pap.  de  Holl.,  grav.  sur  chine, 
en  doubles  öpreuves  noires  et  bistres,  la  livr. 
32  fr.  » 

Rheinfahrt.  Von  den  Quellen  des  Rheins  bis 
zum  Meere.  Schilderungen  v.  K.  Stieler, 
H.  Wachenhusen  u.  F.  W.  Hackländer. 
Illustr.  v.  R.  Püttner,  A.  Baur,  C.  F.  Deiker 
etc.  Holzschn.  v.  Ad.  Closs.  8.  -17.  Lfg.  fo. 
Stuttgart,  Kröner.  ä 1 M.  50. 

Rldinger’s,  J.  E.  Jagd-Album.  Hirsch-Abnor- 
mitäten, interessante  Hatzen  u.  seltene  Jagd- 
thiere.  Nach  den  Orig.-Radirgn.  photogr. 
v.  C.  Schauer  Nachf.  2.  Serie.  13.  u.  14. 
Lfg.  gr.  4o.  Berlin,  Liehtwerck.  ä 4 M.  50. 
Roger-Laurent , M.  Heliogravüre.  8o,  16  p. 
Brux.,  imp.  Rossel. 

Rosenthal,  L.  Landschafts-  u.  Städtebilder 
aus  Südamerika.  Naeh  der  Natur  aufge- 
nommen. In  Photogr.  m.  erläut.  Text.  4.  Lfg. 
gr.  4o  (4  Photogr.)  Berlin,  Liehtwerck.  Baar 
ä 6 M. 

Ruthner,  A.  v.  Das  Kaiserthum  Oesterreich 
u.  Königr.  Ungarn  in  malerischen  Orig.- 
Ansichten  seiner  reizendsten  Landschaften 
und  grossartigsten  Naturschönheiten,  seiner 
bedeutendsten  Städte  u.  ausgezeichnetsten 
Bauwerke  in  photographisch  treu  ausge- 
führten  Stahlstichen.  Mit  beschreib.  Text. 
50.-53.  Lfg.  hoch  4o.  Wien,  Perles.  ä 1 M. ; 
feine  Ausg.  ä 1 M.  80;  Künstler- Ausg.  lmp.-40 
ä 1 M.  80;  Pracht- Ausg.  Imp.-lo  ä 3 M. 
Saint- Arroman,  R.  de.  La  gravure  ä l’eau-forte, 
essai  historique.  Comment  je  devins  gra- 
veur  ä l’eau-forte;  par  le  cte.  Lepic.  8°, 
125  p.  et  portr.  Paris,  Ve.  Cadart.  6 fr.  50  c. 
Schrift,  die  heilige,  d.  Alten  und  neuen  Testa- 
mentes, übers,  von  A 1 1 i o 1 i.  Pracht- Ausg. 
m.  230  grossen  Bildern  illustrirt  v.  G.  Dorö. 
4.  Aufl.  1.— 39.  Lfg.  fo  (A.  T.  Sp.  1-928  m. 
eingedr.  Holzschn.  u.  Holzschntaf.)  Stuttgart, 
Hallberger.  Baar  ä 1 M.  20. 

Schweizerland,  das.  Eine  Sommerfahrt  durch 
Gebirg u. Thal.  In  Schildrgn.  v.  W.  Kaden, 
m.  Bild.  v.  G.  Bauernfeind,  A.  Braith,  Al. 
Calame  etc.  Holzschn.  v.  Ad.  Closs.  2.-5. 
Lfg.  fo.  Stuttgart,  Engelhorn.  2 M. 

Sinker,  R.  Catalogue  of  15th  Century  Printed 
Books  in  Library  of  Trinity  College,  Cam- 
bridge. 8°.  7 s.  6 d.  (Bell  & S.) 
Soennecken,  F.  Die  Rundschrift.  Methodische 
Anleitg.  zum  Selbstunterricht  u.  z.  Gebrauche 


in  Schulen,  mit  e.  Vorw.  v.  F.  Reuleaux. 
Nebst  e.  Sortiment  (25  Stück)  einfacher  u. 
doppelter  Rundschriftfedern.  2.  Aufl.  gr.  4°. 
(XVIII  S.  m.  20  Steintaf.)  Remscheid,  Soen- 
necken. 4 M.;  Schul -Ausg.  (8  Steintaf.) 

2 M.  50. 

— Dasselbe,  3.  Aufl. 

Stegllch,  E.  A.  Skizzen  üb.  Schrift-  u.  Bücher- 
wesen der  Hebräer  z.  Zeit  d.  alten  Bundes, 
gr,  4°  (16  S.)  Leipzig  (Hinrichs’  Sort.).  Baar 
1 M. 

Yan  Raemdonck,  J.  Les  sphkres  terrestre  et 
edeste  de  Gkrard  Mercator  (1541—1551).  No- 
tice publike  ä l’occasion  de  la  reproduction 
de  ces  sphkres,  ä l’aide  de  fac-simile  de 
leurs  fuseaux  originaux,  gravks  par  Mercator 
et  conservks  ä la  bibliothkque  royale  de 
Bruxelles.  80,  70  p.  Brux.,  Muquardt.  3 M. 

Vidal,  L.  Photographie  au  charbon.  Recueil 
pratique  de  divers  prockdks  de  tirage  des 
kpreuves  positives  formkes  de  substances  in- 
dklkbiles.  Prockdk  Johnson  (report  sur  verre, 
report  direct  sur  papier).  Photomktre.  2epart. 
8°,  63  p.  Paris,  imp.  Pougin. 

Wattenbach,  W.  Schrifttafeln  zur  Geschichte 
der  griechischen  Schrift  u.  zum  Studium  der 
griechischen  Palaeographie.  fo  (20  photolith. 
Taf.  m.  4 S.  Text.)  Berlin,  Weidmann  in 
Comm.  Baar  10  M. 

Wood,  F.  G.  Alphabets  and  Designs  of  Dif- 
ferent Periode  for  Use  of  Illuminators  and 
Decorative  Artists.  6t 6 edit.  12°.  1 s.  (Bar- 
nard.) 

Zeiträg,  B.  Sammlung  kalligraphischer  Muster- 
alphabete neuerer  u.  älterer  Zierschriften  u. 
Initialien,  bearb.  f.  Lithographen,  Graveure, 
Schriftenmaler  etc.  3.  Ilft.  qu.  gr.  4o  (io  lith. 
u.  chromolith.  Taf.)  Nördlingen,  Beck,  (ä) 

3 M. 

Zeller,  Mrs.  H.  Wild  Flowers  of  the  Holy 
Land.  Fifty-four  plates  printed  in  colours. 
With  Preface  by  H.  B.  Tristram,  and  Intro- 
duction  by  E.  Atkinson.  2nd  edit.  8°,  21  s. 
(Nisbet.) 


Kunstindustrie. 

Abel,  M.  Ch.  Spkcimens  de  l’orfkvrerie  mosel- 
lane  au  Xe  sikcle.  8o , 8 p.  et  pl.  Nancy, 
imp.  Rkau.  — Extr.  des  Mkm.  de  l’Acadkmie 
de  Metz,  1873-1874. 

Architecture  (1’)  intkrieure.  Par  E.  Daubourg. 
(20  pl.)  Paris,  Baudry. 

Aube,  A.  Traitk  complet  du  filet  et  du  filet- 
guipure.  Avec  planche  (lith.  in  Imp.-fo)  et 
illustrk  de  126  gravures  (sur  bois,  intercalkes 
dans  le  texte).  8<>  (VII,  64  S.)  Bruxelles. 
M.  1.  25. 

Andsley,  G.  A.  and  J.  L.  Bowes.  Keramic  Art 
of  Japan.  f°.  7 Parts.  Part  3.  21  s.  (Sot- 
heran.) 

Aus  der  Buchbinder-Werkstatt.  Die  Marmorir- 
kunst.  Anleitung  zur  Herstellg.  marmorirter 
Buchschnitte  u.  zur  Selbstanfertigg.  d.  dazu 
nöth.  Materials.  8o.  (15  S.)  Leipzig, Winckler. 
75  Pf. 

Barthelemy,  A.  de  Carreaux  kmaillks  du  XlVe 
sikcle  provenant  duMuske  de  Saint-Germain- 
en-Laye.  gr.  8o,  5 p.  et  pl.  Paris,  Leroux. 
— Extr.  du  Muske  archkolog. 

Bemrose , W.  Fret  Cutting  and  Perforated 
Carving;  with  Practical  Instruction.  816  edit. 
4o.  5 s.  (Bemrose.) 

Berger,  M.  G.  Notes  sur  la  mosai'que.  8o,  14  p. 

I Paris , imp.  Pougin.  — Extr.  du  Bqll,  de 


L 


Bibliographie. 


l’Union  centrale  des  beaux-arts  appliquds  ä 
l’industrie. 

Blätter  f.  Kostümkunde.  Historische  u.  Volks- 
trachten. Nach  authent.  Quellen  in  Stahl 
gestochen  v.  verschiedenen  Künstlern.  2.  Hft. 
fo.  (12  color.  Stahlst,  u.  2 S.  Text.)  Berlin, 
1875.  Lipperhcide.  ä 4.  M.  50. 

Brenel,  6.  Kicordi  artistici  di  Siena,  disegnati 
ed  iilustratl  da  note  storiche.  Siena,  tip. 
A.  Mucci.  ü'up.  IV— VI.  tav.  29. 

British  Manufacturing  Industries.  Edited  by. 
G.  Th.  Be  van.  Paper,  by  Archer;  Printing 
and  Bookbinding,  by  J.  Hatton ; Engraving, 
by  the  late  S.  Davenport;  Photography,  by 
P.  Le  Neve  Foster ; Toys,  by  G.  C.  T.  Bart- 
ley.  l2o,  p.  200.  3 s.  6 d.  (Stanford.) 

Central- Möbel-  u.  Decorations- Bazar.  765  mo- 
derne Orig. -Ansichten  u.  Details  f.  Tischler, 
Bildhauer,  Tapezierer  u.  Decorateure.  16.  bis 
60.  Lfg.  f°  (ä  5 Steintaf.  in  u.  gr.  f°.)  Ber- 
lin, Grieben,  ä 1 M.  50.;  col.  ä 2 M.  25. 

— — 1.— 12.  Special  - Sammlg.  fo.  Berlin, 
Grieben.  In  Mappen.  109  M.;  1.— 9.  11.  u. 
12.  color.  152  M. 

Chapoulaud,  A.  Le  nouveau  vitrail  de  l’eglise 
Saint-Pierre  de  Limoges.  8»,  15  p.  Limoges, 
imp.  Chapoulaud  fr.  — Extr.  du  Bull,  de  la 
Soc.  arch.  et  hist,  du  Pdrigord. 

Chauffier,  L’abbd.  Essai  sur  un  coffret  du  XIIo 
siöcle  appartenant  ä la  cathddrale  de  Vannes- 
8o,  .so  p.  Vannes,  Galles.  — Extr.  du  Bull- 
de  la  Soc.  polymatique  du  Morbihan,  2e  sem. 
1874. 

Davison,  Misses.  Triqueti  Marbles  in  the  Al- 
bert Memorial  Cliapel,  Windsor : a Series  of 
Photographs.  fo.  L.  10.  10  s.  (Chapman.) 

Denis,  F.  Arte  plumaria.  Les  Plumes,  leur 
valeur  et  leur  emploi  dans  les  arts  au  Me- 
xique,  au  Pdrou,  au  Brdsil,  dans  les  Indes 
et  dans  l’Ocdanie.  8c,  76  p.  Paris,  E.  Leroux. 

Diefenbach,  L.  Geometrische  Ornamentik.  Eine 
Sammlg.  v.  Ornamenten  geometr.  Grundlage, 
welche  sich  m.  Lineal  u.  Zirkel,  ohne  freies 
Handzeichnen,  herstellen  lassen.  Für  Ge- 
werbeschulen u.  alle  Industriezweige,  beson- 
ders f.  Schreiner,  Glaser,  Steinhauer  u. 
Decorationsmaler,  in  Farben  ausgeführt  u. 
in.  erklär.  Texte  versehen.  2.-9.  (Schluss-) 
Lfg.  qu.  fo.  (8  S.  Text  mit  80  Lithogr.  u. 
Chromolith.)  Glogau,  Flemming.  ä 1 M.  5o. 

Dilettant , der.  Musterblätter  f.  Laubsäge-, 
Schnitz-  u.  Einlegearbeiten,  Holzmalerei  u. 
verwandte  häusl.  Kunstarbeiten.  Red.:  Jos. 
Bergmeister.  Neue  Folge,  l.  Jahrg.  1876. 
12  Nrn.  (*/2  B.  m 2 Steintaf.  in  gr.  fo.)  gr.  4o. 
München,  Mey  & Widmayer.  Halbj.  2 M. 

Doepler,  C.  E.  Blätter  f.  Kostümkunde.  Histo- 
rische u.  Volkstrachten.  Neue  Folge.  1.  Hft. 
(12  Bl.  in  color.  Stahlst.)  Nach  Aquarellen 
u.  m.  e.  beschreib.  Texte,  hoch  4o  (34  S.) 
Berlin,  Lipperheide.  4 M.  50. 

Ferraro,  G.  L’arte  della  lana  in  Ferrara  nell’ 
anno  1550:  da  un  ms.  della  biblioteca  di 
Ferrara,  corredato  di  documenti  e note.  Fer- 
rara, tip.  Taddei  e figli.  16°,  p.  84.  — Ediz. 
di  100  esempl. 

Fischer,  M.  D.  Saint-Quirin,  ses  verreries.  8o, 
20  p.  Nancy,  imp.  Crdpin-Leblond.  — Extr. 
des  Mem.  de  la  Soc.  d’archdologie  lorraine 
pour  1876. 

Forestie,  M.  E.  Une  fai'encerie  montalbanaise 
pour  XVIIIe  sieele.  8o,  23  p.  et  2 pl.  Mon- 
tauban, imp.  Forestid  neveu.  — Extr.  du  Re- 
cueil  de  la  Soc.  des  Sciences,  belles-lettres 
et  arts  de  Tarn-et-Garonne,  1873—1874. 

Guadagnini,  A.  Della  Vita  di  Lorenzo  Radi 


muranese  e delle  sue  reproduzioni  vetrarie: 
Cenni  biograflei  storici.  Venezia,  tip.  Fon- 
tana, 1875.  8o.  p.  44. 

Haslem,  J.  The  Old  Derby  China  Factory; 
the  Workmen  and  their  Produetions.  Con- 
taining  Biographical  Sketches  of  the  chief 
Artist -Workmen , the  various  Marks  used, 
Facsimiles  copied  from  the  Old  Derby  Pat- 
tern Books,  the  Original  Price  List  of  more 
than  500  Fig.  and  Groups , etc.  8o , p.  270. 
31  s.  6 d (Bell  & S.) 

Hofdijk,  W.  J.  De  oude  schutterij  in  Neder- 
land.  4o  (10  en  182  bl.  met  15  grav.  en  15 
vign.  tusschen  den  tekst.)  Utrecht.  Kemink 
en  zoon.  f.  12.  50. 

Ilg,  A.  Geschichte  u.  Terminologie  der  alten 
Spitzen.  Vorträge,  geh.  im  k.  k.  österr. 
Museum  f.  Kunst  u.  Industrie  am  20.  u.  27. 
Jänner  1876.  Mit  2 (eingedr.)  Holzschn.  u. 

4 Taf.  in  Lichtdr.  gr.  8°  (V— 64  S.)  Wien, 
Lehmann  & Wentzel.  4 M. 

Industrial  (The)  Arts : Historical  Sketches. 
With  numerous  Illustrations.  8»,  p.  280.  7 s. 
6 d.  (Chapman.) 

Tho  give  some  general  Information  with  regard 
to  the  History  of  Art  Workmanship. 

Kunst,  die,  im  Gewerbe.  Darstellung  ausge- 
führter Arbeiten,  als:  Möbel,  Decorationen, 
Hausgeräthe , kunstgewerbl.  Gegenstände, 
Brunnen , Grabdenkmäler  etc.  nebst  Orig.- 
Aufnahmen  kunstgewerbl.  Erzeugnisse  aus 
der  Blüthezeit  d.  Mittelalters , hrsg.  vom 
hannov.  Architekten-  u.  Ingenieur-Verein, 
red.  v.  E.  Op p ler.  5.  Bd.  6 Hfte.  fo.  (l.Hft. 

5 Steintaf.  in  fo  u.  Imp.-fo  m.  2 Bl.  Text.) 
Halle,'  Knapp.  12  M. 

Lecocq,  G.  Notice  sur  un  reliquaire  de  Saint- 
Quentin.  8o,  13  p.  Saint-Quentin,  imp.  Poette. 
— Extr.  de  l’Art  chrdtien  et  du  Vermandois. 

Lienard.  Portefeuille  de  Lienard.  Motifs  in- 
ddits  applicables  äux  arts  industriels  et  somp- 
tuaires , choisies  et  mis  en  ordre  par  MM. 
P.  Lidnard  et  A.  Doussamy.  Ouvrage  dddid 
aux  artistes.  ler  fase.,  pl.  l ä 50.  fl).  Liöge, 
C.  Claesen.  50  M.  — L’ouvrage  se  composera 
de  125  pl.  et  paraltra  en  3 fase.  Prix  125  M. 

— Dasselbe,  mit  deutschem  Titel. 

Lorenzi,  G.  II  Carroccio:  sue  origini  e vario 
uso  nel  medio  evo.  Milano,  tip.  G.  Agnelli. 
12o,  p.  30.  L.  — 25. 

Loriquet,  Ch.  Les  Tapisseries  de  Notre-Dame 
de  Reims,  description  prdcddde  de  l’histoire 
de  la  tapisserie  dans  cette  ville  d’aprös  des 
documents  inddits.  12°,  LXIX— 230  p.  Paris, 
Didron. 

Manjarres,  J.  El  Arte  en  el  teatro.  4o,  320  p. 
Barcelona,  J.  y A.  Bastinos.  22  y 24.' 

Manufaeture  de  poeles  en  faience  et  panneaux 
pour  chemindes  et  revetissements.  Mosaique, 
etc.  Victor  Vogt,  11  pl.-modöles.  Paris,  imp. 
Beillet. 

Meyer,  E.  Amours  et  figures  ddcoratives  ap- 
pliquds ä l’art  industriel.  Livr.  1 ä 6,  24  pl. 
fo.  Liöge,  Ch.  Claesen.  24  M. 

Milet,  A.  Antoine  Clericy,  ouvrier  du  roi  en 
terre  sigillde  (1612  — 1663).  Esquisse  sur  sa 
vie  et  ses  oeuvres.  8»,  20  p.  Paris.  Baur. 

Nachbildungen,  photographische,  aus  der  histo- 
rischen Ausstellung  kunstgewerblicher  Er- 
zeugnisse zu  Frankfurt  a.  M.  1875.  Nach 
Auswahl  d.  Comitd  photogr.  v.  Al.  Liebner, 
Schnellpressen-Lichtdr.  v.  Brauneek  & Maier. 
20  Lfgn.  gr.  fo.  (ä  5 Phototyp.)  Frankfurt 
a.  M.,  Keller.  Baar  ä 5 M. 

Polet,  A.  Les  Mosai'ques  de  Nimes  (1522—1864). 
80,  45  p.  Nimes,  imp.  Clavel-Ballivet. 


LI 


Bibliographie. 


Preussens  Heer.  Seine  Laufbahn  in  histor. 
Skizze  entrollt  v.  G.  Hiltl.  Mit  zahlreichen 
Illustr.  nach  Skizzen  v.  L.  Burger,  Menzel 
u.  A.  — Seine  heut.  Uniformirg.  u.  Bewaffng. 
gezeichnet  v.  F.  Schindler.  Auf  50  lith. 
u.  m.  der  Hand  sorgfältigst  color.  Taf. 
Pracht- Ausg.  7.-10.  (Schluss-lLfg.  gr.  f°. 
(VIII  u.  S.  21—32  m.  20  color.  Steintaf.)  Ber- 
lin, H.  J.  Meidinger.  Baar  4 15  M. 

Ravotli,  M.  u.  R.  Vogel.  Ornamente  der  ita- 
lienischen Renaissance.  Nach  den  Originalen 
aufgenommen  u.  gezeichnet.  2 Hft.  gr.  4o. 
(4  Steintaf.  in  qu.  fo.  u.  Imp.-fo.)  Halle,  Knapp. 

4 3 M. 

Ris-Paquot.  Histoire  gönörale  de  la  fai'ence  an- 
cienne  franqaise  et  ötrangöre  considöröe 
dans  son  histoire,  sa  nature,  ses  formes  et 
sa  döcoration.  200  pl.  en  couleur  retouchöes 
4 la  main,  1400  marques  et  monogrammes. 
f°,  244  p.  sur  pap.  vergö.  Paris,  Simon. 

Roubo.  L’Art  de  la  menuiserie.  Nouv.  6d. 
revue,  corrigöe  et  augmentöe  par  un  comitö 
d’architectes  et  d’entrepreneurs  de  menui- 
serie, chefs  d’atelier,  professeurs  de  trait  etc. 
8',  VIII— 398  p.  et  atlas  de  112  pl.  Paris, 
Juliot.  30  fr. 

Rühl,  L.  Führer  durch  die  Bijouteriefabriken 
u.  deren  verwandte  Geschäfte  in  Pforzheim. 
Anhang.  [Nachtrag  zum  1.  Thl.  u.  alphabet. 
u.  übersichtl.  Verzeichniss  sämmtl.  Firmen. 
8°  (30  S.)  Pforzheim,  (Riecker.)  Baar  1 M. 
— (Führer  u.  Anh. : 3 M.  60.) 

Schütz,  A.  Metallotechnik.  Sammlung  prakt. 
Entwürfe  f.  kunstgewerbl.  Erzeugnisse  der 
Silber-,  Bronze,  Zink-  u.  Eisen  - Industrie. 
1.  Serie.  2.  Hft.  Imp. -4°  (12  zum  Theil  färb. 
Taf.  in  Tondr.)  Leipzig  1875.  Seemann. 
4.  10  M. 

Soldi,  E.  L’Art  et  ses  procödös  depuis  l’anti- 
quitö.  La  Sculpture  ögyptienne.  Edition 
illuströ  de  grav.  dans  le  texte,  gr.  8»,  128  p. 
Paris,  Leroux.  7 fr.  50  c. 

Transitlonal  Period  of  Ornamentation : 1145  bis 
1190.  Nr.  2,  Part  2.  10  s.  6 d.  (E.  Sharpes.) 

Treu,  G.  Griechische  Thongefässe  in  Sta- 
tuetten- u.  Büstenform.  Nebst  2 Taf.  in 
Lichtdr.  gr.  4°  (21  S.)  Berlin  1876,  Hertz  in 
Comm.  Baar  3 M. 

ürbani  de  Gheltof,  G.  M.  Studi  intorno  alla 
ceramica  veneziana.  Venezia,  tip.  diP.  Na- 
ratovich.  16°,  p.  92. 

Vecellio,  C.  Corona  delle  nobili  et  virtuose 
Donne:  disegni  di  merli,  fregi  mostre,  ro- 
sette,  ecc.  — 214  tav.  in  eliotipia  (facsimile). 
Venezia,  F.  Ongania  succ.  Münster.  L.  60. 

Vieilles  decorations,  depuis  l’öpoque  de  la  Re- 
naissance jusqu’4  Louis  XVI.  Par  P6qu6- 
gnöt.  (20  pl.)  Paris,  imp.  Sarazin. 

Zanetti,  V.  Lorenzo  Radi  fabbricatore  di 
smalti  per  mosaici , ed  un  Comunicato  del 
figlio  di  lui  alla  Gazz.  di  Venezia.  Venezia, 
tip.  di  G.  Longo.  8o,  p.  20. 


Museen,  Ausstellungen  etc. 

Blackburn,  H.  Academy  Notes.  1876  ; with  107 
lllustrations  of  the  principal  Pictures  at 
Burlington  House.  8«,  p.  70.  l s.  (Chatto  u.  W.) 

Blackburn,  H.  Academy  Notes,  1875.  New  edit. 
8«.  1 s.  (Chatto  u.  W.) 

Bonghi,  R.  II  Collegio  romano,  la  Biblioteca 
Vittorio  Emanuele,  e i Musei.  Discorso  in- 
augurale.  Roma,  tip.  Barbara,  p.  28. 

British  Museum.  Catalogue  of  Oriental  Coins 
in  the  British  Museum.  Vol.  1 : the  Coins 


of  Eastern  Khaleefehs,  Amawee,  and  Ab- 
bassöe  By  8.  L.  Poole.  With  8 Plates  of 
Typical  Specimens.  1875.  8°.  12  s.  (Bri- 

tisch Museum.) 

i Cämara,  E.  y M.  Monistrol.  Resümen  de  las 
actas  y tareas  de  la  Real  Academia  de  Bel- 
las Artes  de  San  Fernando  durante  el  anno 
acadömico  de  1874  4 1875.  4«,  88  p.  Madrid, 
imp.  de  M.  Tello.  — No  se  ha  puesto  4 la 
venta. 

Catalogo  degli  oggetti  presentati  alla  Espo- 
sizione  preistorica  veronese.  Verona,  tip.  di 
G.  Franchini.  8°,  p.  64. 

Cat41ogo  de  la  Exposicion  general  de  Bellas 
Artes  de  1876.  8°,  103  p.  (519  nüm.)  Ma- 
drid, imp.  Tello.  2 y 3. 

Catalogue  de  l’exposition  des  beanx-arts  du 
Havre,  organtsöe  sous  le  patronage  de  la 
Soc.  nat.  havraise  d’ötudes  diverses.  12o, 
84  p.  Le  Havre,  'imp.  Brindeau  et  Ce.  75  c. 

Catalogue  de  l’exposition  des  oeuvres  de  Pils 
4 l’Ecole  des  beaux-arts.  8°,  78  p.  Paris, 
imp.  Lahure. 

Catalogue  de  l’exposition  rötrospective  des 
beaux-arts  et  des  arts  appliquös  4 l’industrie, 
ouverte  le  le»  mai  1876  dans  la  halle  Saint- 
Lcuis  4 Orlöans.  8®,  XXIII— 186  p.  Orleans, 
imp.  Jacob,  l fr. 

Catalogue  des  tableaux  du  Musöe  de  Nimes. 
32o,  64  p.  Nimes,  imp.  Clavel-Ballivet.  50  c. 

De  Bruyn,  H.  L’art  beige  au  salon  de  Bru- 
xelles, 1875.  18o,  1M8  p.  Brux.,  Muquardt 
et  Ce.  1 fr. 

Delisle,  M.  L.  La  Bibliothöque  nationale  en 
1876.  Rapport  4 M.  le  ministre  de  l’instruc- 
tion  publique.  8°,  52  p.  Nogent-le-Rotrou, 
imp.  Daupeley. 

Description  des  objets  d’Arts  de  la  Royale 
Acadömie  des  Beaux-Arts  de  Florence.  Flo- 
rence,  imp.  Calasanziana,  18751  16o,  p.  64. 
L.  1. 

Discorso  letto  dal  segretario  della  Commissione 
archeologica  municipale,  in  occasione  dell’ 
apertura  delle  nuove  sale  dei  Musei  Capi- 
tolini.  Roma,  tip.  del  Salviucci,  1875.  8J, 

p.  22. 

Duranty.  La  Nouvelle  peinture  , 4 propos  du 
groupe  d’artistes  qui  expose  dans  les  gale- 
ries  Durand-Ruel.  8o,  42  p.  Paris,  Dentu. 

Estampes  formant  le  cabinet  de  feu  M.  le  vi- 
comte  B.  du  Bus  de  Ghisignies.  8o,  260  p. 
Brux.,  Olivier. 

Explication  des  ouvrages  de  peinture,  sculp- 
ture, architecture,  gravure  et  lithographie 
des  artistes  vivants,  exposes  au  palais  des 
Champs-Elysöes,  le  1er  mai  1876.  l6o,  CIV  — 
539  p.  Paris,  imp.  nat.  1 fr. 

Explication  des  ouvrages  de  peinture,  sculp- 
ture, architecture,  gravure,  lithographie  et 
Photographie  exposöes  en  1876  dans  les  salles 
de  l’hötel  de  ville  par  la  Soc.  des  Amis  des 
arts  de  Reims.  8»,  127  p.  Reims,  imp.  Mau- 
rice. 1 fr. 

Exposition  internationale  de  Paris  en  1878. 
Rapport  prösentö  au  norm  de  la  souscommis- 
sion  4 la  Commission  supörieure  des  exposi- 
tions  internationales,  relativement  4 l’Ex- 
position  internationale  de  1878.  Ministöre 
de  l’agriculture  et  du  commerce.  8o , 35  p. 
Paris,  A.  Wittersheim  et  Ce. 

Exposition  universelle  de  Vienne  en  1873. 
France.  Commission  supörieure.  Rapports. 
T.  5 et  dernier.  gr.  8»,  686  p.  et  1 carte. 
Paris,  imp.  nat. 

Fontenay,  H.  de.  Notice  des  tableaux,  dessins, 


LII 


Bibliographie. 


estampes,  lithographies , photographies  et 
sculptures  exposds  dans  les  salles  du  mus6e 
de  l’hotel  de  ville  d’Autun.  8»,  94  p.  Autun, 
imp.  Dejussieu.  — Publ.  de  la  Soc.  dduenne. 

Galleria  (La)  dei  quadri  ed  oggetti  d’arte  del 
Monte  de  Pietä  di  Roma  (col  testo  francese 
a fronte).  Roma,  tip.  del  Popolo  Romano, 
1875.  4o,  p.  24. 

Tre  Giorni  in  Pistoia  e l’esposizione  artistica 
dei  quadri  di  Giuseppe  Ciaranfi:  Appunti 
dal  Taccuino  di  X.  Pistoia,  tip.  Cino  dei 
frat.  Bracali,  1875.  32»,  p.  18.  L.  — 30. 

Gonse,  L.  La  Galerie  de  M.  Schneider,  gr.  8«, 
22  p.  Paris,  imp.  Claye,  — Extr,  de  la  Gaz. 
des  beaux-arts,  avril  1876. 

Goutzwiller,  Ch.  Le  musde  de  Colmar.  Mart. 
Schongauer  et  son  6cole.  Notes  sur  l’art  an- 
cien  en  Alsace  et  sur  les  Oeuvres  d’artistes 
alsaciens  modernes.  2«  6d.  revue  et  orn6  de 
26  grav.  (sur  bois,  intercaldes  dans  le  texte 
et  sur  cuivre).  gr.  8°  (III— 158  S.)  Colmar 
1875,  Barth.  6 M. 

Guide  au  Musde  de  Versailles ; abrdgd  de 
l’histoire  du  palais  de  Versailles,  description 
des  salles,  galeries  etc.  18o,  88  p.  avec  fig. 
Nancy,  imp.  Berger-Levrault  et  Ce.  1 fr. 

Guide  de  l’exposition  de  peinture  et  de  Sculp- 
ture,  contenant  le  rdsumd  des  principales 
oeuvres  exposdes,  avec  une  courte  critique 
de  ces  oeuvres.  Annde  1876.  18»,  68  p.  Pa- 
ris, Coste.  50  c. 

Hansen,  G.  v.  Die  Sammlungen  inländischer 
Alterthümer  u.  anderer  auf  die  baltischen 
Provinzen  bezüglichen  Gegenstände  d.  est- 
ländischen  Provinzialmuseums  beschrieben. 
Mit  11  lith.  Taf.  u.  den  Katalogen  der  Ab- 
theilgn.  historisch  u.  ethnographisch  merk- 
würd.  Gegenstände  aus  dem  übrigen  Europa 
u.  den  aussereurop.  Erdtheilen.  gr.  8o  (VI— 
124  S.)  Ebd.  1875.  4 M.  80. 

Havard,  H.  Catalogue  raisonnd  des  objets  d’art 
et  de  curiositd  composant  la  collection  de 
W.  G.  F.  van  Romondt,  d’Utrecht,  illustrd  de 
ravures  ä l’eau- forte  par  L.  Flameng  et 
. L van  Kesteren.  8».  (173  bl.  met  4 etsen.) 
La  Haye,  D.  A.  Thieme.  f.  5. ; op  best  pap. 
f.  10. 

Janmot,  L.  Exposition  de  peinture,  avril  1876, 
au  salon  du  cercle  catliolique  du  Luxem- 
bourg. Poeme  de  l’äme.  Ire  sdrie.  8o,  7 p. 
Paris,  imp.  Goupy.  — Le  Poeme  formera 
3 sdries. 

.Ton  im  H.  La  Sculpture  au  Salon  de  1875.  8o, 
67  p.  Paris,  E.  Pion  et  Cie. 

Katalog  d.  königl.  rheinischen  Museums  vater- 
ländischer Alterthümer  bei  der  Universität 
Bonn.  gr.  8».  (VIII— 99  S.)  Bonn,  Cohen 
& Sohn.  2 M. 

La valley,  G.  Catalogue  des  ouvrages  relatifs 
aux  beaux-arts  qui  se  trouvent  k la  biblio- 
thdque  municipale  de  Caen.  8»,  158  p.  Caen, 
imp.  Le  Blanc-Hardel.  — Extr.  du  Bull,  de 
la  Soc.  des  beaux-arts.  — Tird  ä 120  exempl. 

Le  Sergeant  de  Monnecove,  F.  Les  Artistes 
artdsiens  et  flamands  au  Salon  de  1875.  8», 
48  p.  Paris,  Champion.  — Tird  ä 200  exempl. 
sur  pap.  de  Holl. , 30  sur  pap.  vdlin , 10  sur 
pap.  teintd  et  5 sur  grand  pap. 

Livret  explicatif  des  ouvrages  de  peinture, 
sculpture , dessin , gravure  etc. , admis  ä 
l’Exposition  de  la  Soc.  des  amis  des  arts  de 
Peau.  Expos,  de  1876,  du  6 janvier  au  6 mars. 
8o,  88  p.  Pau,  imp.  Ve.  Vignancour.  50  c. 

Madrazo,  F.  Discurso  sobre  el  estado  y tra- 
bajos  de  la  Real  Academia  de  Bellas  Artes 
de  San  Fernando,  durante  el  trienio  de  1872 


ä 1875.  4o,  22  p.  Madrid,  imp.  de  M.  Tello 
— No  se  ha  puesto  k la  venta. 

Morin,  A.  Conservatoire  des  arts  et  mdtiers. 
Catalogue  des  eollections,  publid  par  ordre 
de  M.  le  ministre  de  l’agriculture  et  du 
commerce.  6e  dd.  gr.  18o,  LII— 298  p.  Paris 
imp.  Vidville  et  Capiomont. 

Mouton,  E.  La  Bibliothdque  de  l’Ecole  natio- 
nale des  beaux-arts.  8o,  48  p.  Paris,  Bauer 
et  Cie  — Titre  rouge  et  noir. 

Musde  ddpartemental  d’archöologie  (de  Nantes). 
Collection  L.  Ballereau.  8o,  16  p.  Nantes, 
imp.  Forest  et  Grimaud.  2 fr. 

Musei  del  medio-evo  e del  rinascimento , per 
lo  studio  dell’  arte  applicata  all’  lndustria. 
Catalogo  per  l’anno  1876,  e Cenni  storici 
sulla  istituzione  del  museo,  per  R.  Erculei. 
Roma,  tip.  del  Salviucci.  16o,  p.  106.  L.  2. 

Palais  (le)  ducal  et  le  Musde  lorrain  en  1875; 
par  H.  L.  8o,  16  p.  et  5 pl.  Nancy,  imp. 
Crdpin-Leblond. 

Parada  y Santin,  J.  Las  ciencias  y la  pin- 
tura.  Estudio  de  critica  cientifica  sobre  los 
cuadros  del  Museo  de  pinturas  de  Madrid. 
8«,  47  p.  Madrid,  A.  Castilla.  4 — . 

Patay.  Coup  d’oeil  sur  l’Exposition  rdtrospec- 
tive  de  Blois  (1875).  8»,  34  p.  Orldans,  Her- 
luison.  — Extr.  des  Bull,  de  la  Soc.  arch. 
et  hist.  d’Orldanais. 

Rijksmuseum,  Het,  te  Amsterdam.  Etsen  van 
J.  A.  Boland.  Tekst  van  J.  ten  Brink,  J.  ter 
Gouw,  H.  Havard,  W.  J.  Hofdijk,  P.  Schel- 
tema,  Jhr.  Mr.  V.  de  Stuers,  J.  van  Vloten, 
C.  N.  Wijbrands  en  anderen.  ' Afl.  1 — 4.  fo. 
(4  en  16  bl.  mes  8 etsen.)  Haarlem,  J.  M. 
Schalekamp.  Per  afl.  Gewone  druk.  f.  1.  50; 
Broefdruk  vöör  de  letter  op  Chineesch  pap. 
f.  2.  20;  dpreuve  d’artiste  op  Chineesch  pap., 
buitengewoon  groot  formaat.  f.  3.  — Compl. 
in  25  afl.  vormende  2 Serien  of  deelen. 

Bonget,  E.  Critica  de  las  obras  mäs  notables 
que  figuran  en  la  Esposicion  Nacional  de 
Bellas  Artes  de  1876.  So,  56  p.  Madrid,  imp. 
V.  Saiz.  2 y 2.  50. 

Royal  Academie,  1876.  Guide  to  the  Leading 
Pictures.  8®,  p.  H2.  6 d.  (W.  Reeves.) 

Salinas,  A.  Breve  guida  del  Museo  Nazionale 
di  Palermo.  Parte  prima:  Antichitä  clas- 
siche  e oggetti  moderni.  Palermo,  tip.  del 
Giorn.  di  Sicilia,  1875.  16»,  p.  40  con  3 tav. 
L.  - 50. 

Salon  de  1876  (ddition  grand  in  fo).  Paris, 
Paris,  phot.  Goupil  et  Ce. 

Salon  de  1876.  Reproductions  photographiques 
des  principaux  ouvrages  exposds  au  palais 
des  Champs-Elysdes  par  les  artistes  vivants. 
Paris,  phot.  Goupil  et  Ce. 

Santereau,  E.  Souvenir  de  l’exposition  des 
beaux-arts  de  1875  & Versailles  (vers).  8o, 
16  p.  Versailles,  imp.  Aubert. 

Scientific  Apparatus;  Handbook  to  the  Special 
Loan  Collection  at  the  South  Kensington 
Exhibition.  8«.  (Chapman.) 

Shepherd,  R.  H.  The  Visitors  Handbook  to  the 
Royal  Academy  at  Burlington  House,  Picca- 
dilly,  1876 : Notes  of  the  Principal  Pictures. 
8o,  p.  52.  1 s.  (Haddon.) 

Societä  degli  amatori  e cultori  delle  belle  arti 
in  Roma.  Esposizione  dell’  anno  1876  (XLVII 
della  sua  istituzione).  Catalogo  delle  opere 
esistenti  nelle  sale  di  esposizione.  Roma,  tip. 
frat.  Pallotta.  8o,  p.  30.  L.  — 25. 

Visconti,  P.  E.  Catalogo  del  Museo  Torlonia 
di  sculture  antiche.  Roma,  tip.-dd.  Romana. 
16o,  p.  224. 


Bibliographie. 


LIII 


Wassermann,  W.  Vollständiger  Führer  durch 
die  königl.  Museen  Berlins.  Mit  bes.  Be- 
rücksicht. der  Gemälde-Galerie.  Nach  amtl. 
Quellen  (Ausg.  A.)  10.  vollst.  rev.  Aufl.  80, 
(154  S)  Berlin,  Engelmann.  lM.;  (Ausg.  B.) 

10.  Tollst,  rev.  Aufl.  (118  8.)  75  Pf.;  (Ausg.  C.) 

12.  vollst.  rev.  Aufl.  (85  S.)  50  Pf. ; (Ausg.  D.)  , 
12.  vollst.  rev.  Aufl.  (38  8.)  25  Pf. 

— — Special  catalogue  of  the  royal  museums 
at  Berlin.  A manual  for  the  visitors  of  the  | 
collections  of  the  royal  museum , with  spe-  | 
cial  regard  to  the  picture-gallery.  10.  dd. 

8o  (IV— 108  u.  IV— 176  S.)  Berlin.  Engel- 
mann. 2 M.  25. 


Neue  periodische  Publicationen. 

Art  (P)  framjais.  l«  annde.  N»  1.  25  decemhre  • 
1875.  4»  & 2 col.,  8 p.  Paris,  imp.  J.  Le  Clerc 
et  Ce.  Abonn. : Paris  et  ddp.,  un  an,  24  fr. ; 
six  mois,  15  fr.,  trois  mois,  6 fr;  Etranger, 
le  port  en  sus.  Un  num.,  50  c. 

Art  Gallery.  Nr.  1.  April,  f».  1 s.  Published 
Monthly.  (A.  H.  Moxon.) 

Beaux-arts  (les)  illustrds  1«  annde.  No  1. 

22  mai  1876.  i<>  k 2 col.,  8 p.  Paris,  imp. 
Debons  et  Ce.  Abonn.:  Paris,  un  an,  6 fr.; 
ddp.,  8 fr.  Un  num.,  10  c.  - Hebdomadaire. 

Gewerbe  - Blatt , schweizerisches.  Organ  der 
Gewerbemuseen  Zürich  u.  Winterthur.  Red.- 
Comitd : W.  8chlebach,  H.  Längs  dorf, 

E.  Studer,  A.  Müller.  1.  Jahrg.  Mai  — 
Decbr.  1876.  16  Nrn.  (ä  1—  V/t  B.  m.  eingedr.  I 


Holzschn.  u.  Holzschntaf.)  hoch  4o.  Zürich, 
Meyer  & Zeller  in  Comm.  5.  40. 

Maler-Journal,  deutsches.  Plafonds,  Vestibüle, 
Treppenhäuser  etc.  Für  den  prakt.  Gebr. 
der  Zimmer-  u.  Deeorationsmaler,  Lakirer, 
Architekten,  Zeichenschulen  unter  Mitwirkg. 
v.  H.  Ende , C.  Graff,  H.  Köhler  etc.  hrsg. 
v.  A.  Gnauth  u.  L.  Lesker.  l.Bd.  6Hfte. 
fo  (1.  Hft  8 S.  m.  4 Chromolith.  u.  *6  lith. 
Schablonentaf.  in  Imp.-fo.)  Stuttgart,  Spe- 
mann.  ä Hft.  6 M. 

Revue  historique  et  archdologique  du  Maine. 
Ire  annde.  lre  livr.  Janv.  1876.  8«,  154  p. 
Marners,  imp.  Fleury  et Danging.  Ab.:  15fr. 
par  an.  — Parait  tous  les  deux  mois. 

Science  (la)  et  l’Art,  revue  hebdomadaire  des 
Sciences,  des  belles-lettres  et  des  arts,  publide 
en  Stenographie  avec  l’autorisation  des  frdres 
Duployd.  Ire  annde.  Num.  spdc.  4o  ä 2 col. 
8 p.  Lyon,  imp.  lith.  Vacher.  Ab.:  Un  an, 
20  fr.;  six  mois,  10  fr.;  trois  mois,  5 fr. 

Socidtd  des  architectes  de  Nantes,  fondde  en 
1846.  Bull.  No.  1.  (Extr.  des  procös-verbaux 
des  sdances.)  Anndes  1871 — 1875.  8°,  72  p. 
Nantes,  imp.  Boucherie  et  Ce. 

Tissus  (les),  publication  d’dchantillons , ren- 
seignements,  dessins  et  nuanqages  de  chaque 
saison  pour  la  fabrieation  des  dtoffes  faQon- 
ndes,  pantalons  et  paletots,  de  l’industrie 
lainidre.  Avec  le  concours  d’industriels,  ne- 
gociants  et  dessinateurs  aptes  k prdvoir  les 
genres  qui  devront  avoir  le  plus  de  valeur 
pour  les  Saisons  prochaines.  lr«  annde.  N°  1. 
30  sept.  1875.  gr.  8°,  16  p.  Elbeuf  (Seine- 
Inferieur),  autogr.  Saint-Denis. 


F.  S.