REPERTORIUM
FÜR
KUNSTWISSENSCHAFT
REDIGIERT
VON
HENRY THODE,
PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT IN HEIDELBERG
UND
HUGO VON TSCHUDI,
DIRECTOR DER KÖNIGLICHEN NATIONALGALERIE IN BERLIN
XXVI. Band.
BERLIN W. 35
DRUCK UND VERLAG von GEORG REIMER
1903
PHOTOMECHANISCHER NACHDRUCK
WALTER DE GRUYTER & CO., BERLIN 1968
Archiv-Nr. 3848680
©
1968 by Walter de Gruyter * C!o., vormals G. J. Göschen’sohe Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuch-
handlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30, Genthlner Straße 13.
Printed in the Netherlands
Alle Rechte, Insbesondere das der Übersetzung ln fremde Sprachen, Vorbehalten. Ohne ausdrückliche Geneh-
migung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Telle daraus auf photomechanlschem Wege
(Fhotokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen
TH£J. PAUL GEHY CtNl
LIBRARY
Inhaltsverzeichnis
Seite
Über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers auf Grund von Dürers Pro-
portionslehre. Von Constanthi IVinterberg i, loo, 204, 296, 41 1
Die Pacher-Schule. Ein Nachwort zur Kunsthistorischen Ausstellung in Innsbruck.
Von Robert Stiafsny 20
Zu Zeitblom. Von Friedr. Haack 33
Ein Brief Peter Vischers des Älteren. Von Albert Gümbel 97
Zu den Landsknechten David de Neckers. Von Campbell Dodgson I17
Appunti e docuinenti per l’Arte del pinger su vetro in Perugia nel sec. XV. Di
Conte Luigi Manzoni 120
Notizen zu Georg Breu, Caspar de Crayer, Franciabigio. W. Schmidt 133
Zwei große Gemälde von Hans Bol in Stockholm. Axel L, Romdahl 135
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol. Von Franz
Jacob Schmitt 181
Due Strambotti inediti per Antonio Vinciguerra e un ignoto ritratto di Vettor Car-
paccio. Di Arduitio Colasanti 198
Die Allegorie des Lebens und des Todes in der Gemäldegalerie des Germanischen
Museums. Von Lud^vig Lorenz 219
Zur Geschichte der Plastik Schlesiens von ca. 1550 — 1720. Von Berthold Haendcke. 223
Ein kleiner Beitrag zur Dürerforschung. Ca7Hpbell Dodgson 236
Petrarca und die bildende Kunst. Von Wertter Weisbach 265
Das Stabbrechen auf den Darstellungen des Sposalizio. Von Ernst v, Modler . . 288
Meister Berthold von Nürnberg, ein Glied der Familie Landauer. Von A. Gümbel, 318
Zum Gebetbuch des Kaisers Maximilian. Heinrich Röttinger 328
Magister Nicholas Pietri de Apulia — aus Pisa. Von Ernst Polaczek 361
Die Vision des Ezechiel (cap. 37) auf einer byzantinischen Elfenbeinplatte. Von
E. voti Dobschütz 382
Reichenauer Malerei und Ornamentik im Übergang von der karolingischen zur
ottonischen Zeit. Von Georg Swarzcnski 389, 476
Zu Lukas Cranach. Dr. Hcinr. LIeerwagefi 425
Über Dürers künstlerisches Schaffen. Von Ludwig Justi 447
Zu Hans Multscher. August Schmarsow 496
Zu Dürers schriftlichem Nachlaß. R. Wustmann 508
Zu Leonhard Beck und Sigismund Holbein. Ernst Polaczek 51 1
Literatur.
Ainalow, D. Die hellenistischen Grundlagen der byzantinischen Kunst. (Russisch.)
f?. Wulff 35
Benois, Alexander. Les Tresors d’art en Russie. Jafnes v. Schmidt 237
Berenson, Bernhard. The Study and criticism of Italian Art. Second Series.
W. V. Seidlitz 136
Brockhaus, Heinrich. Forschungen über Florentiner Kunstwerke. G, Gr. ... 55
Büchner, Otto. Die mittelalterliche Grabplastik in Nord-Thüringen. Dehio . . . 246
IV
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Dobschütz, E. von. Christusbilder und Untersuchungen zur christlichen Legende.
Arthur Haseloff 33p
Fabriczy, Cornelius von. Die Handzeichnungen Giulianos da Sangallo. Charles
Loeser 137
Grisar, Hartmann. Geschichte Roms und der Päpste im Mittelalter. C.v, Fabriczy, 333
Guthmann, Johannes. Die Landschaftsmalerei der toskanischen und umbrischen
Kunst von Giotto bis Rafael. Schmarsow 350
Hasak, Max. Die romanische und die gotische Baukunst. Einzelheiten des Kirchen-
baues. Fr. yacob Schmitt 426
Herrn an iiT, Federico. Gli affreschi di Pietro Cavallini a Santa Cecilia in Traste-
vere. Paul Schubring 140
Hiazintow, W. Die Wiedergeburt der italienischen Skulptur in den Werken Niccolö
Pisanos. G. Wulff 428
L’Arte. Periodico dell’ arte medioevale e moderna, diretto da Ad. Venturi. C. von
Fabriczy 252
Laste yrie, Rob. de. Etudes sur la sculpture frangaise au moyen-äge. Vöge . . 512
Maaß, Ernst. Aus der Farnesina. Hellenismus und Renaissance. G. Gr 59
Modern, Heinrich. Giovanni Battista Tiepolo. Hans Mackowsky 144
Ricci, Corrado. Pintoricchio, sa vie, son oeuvre et son temps. Fr. Malaguzzi
Val er i 442
Schneider, Friedrich. Die Schatzverzeichnisse der drei Mainzer Klöster Karthause,
Reichenklaren und Altenmünster bei ihrer Aufhebung im Jahre 1781. Arthur
Haseloff 34g
Siren, Oswald. Dessins et tableaux de la Renaissance italienne dans les col-
lections de la Suede. Hans Mackowsky 437
Strong, Arthur. Reproduction of Drawings by old masters in the Collection of the
DuLe of Devonshire at Chatsworth, — of the Earl of Pembroke and Mont-
gomery at Wilton House. P. K, 60
Vitry, Paul. Michel Colombe et la sculpture frangaise de son temps. Dehio . 247
Ausstellungen.
Die Brügger Leihausstellung von 1902. Von M. J. Friedländer 66, 147
Die Ausstellung muhammedanischer Kunst in Paris. Von Fr. Sarre 521
Flrfurt. Kunstgeschichtliche Ausstellung, September 1903. Friedländer 533
Mitteilungen über neue Forschungen.
Über Annibale da Bassano. HM, 92
Lorenzo da Monte Aguto. C.v. F. 93
Das Tagebuch Jacopos da Pontormo. C.v.F 95
Fresken der Capp. Grifo in S. Pietro in Gessate zu Mailand. C.v.F. 176
Über ein frühvenezianisches Bild. G, Gr 177
Tizians himmlische und irdische Liebe. G. Gr 177
Beiträge zu Werken Leonardos. G. Gr 179
Piero di Cosimos Kampf der Kentauren und Lapithen. G. Gr 180
Signorellis Pansbild der Berliner Galerie. C.v.F. 261
Das Marmorrelief der Krönung eines Kaisers im Museo Nazionale zu Florenz. C, v. F. 262
Das Grabmal Kaiser Heinrichs VII. C. v. f 263
Erwiderung. Hasak, Reg.- u. Baurat 358
Bibliographie. Von Ferd. Laban.
über die Proportionsgesetze des menschlichen
Körpers auf Grund von Dürers Proportionslehre.
Von Constantin Winterberg.
Im Text zum »Polyklet« pag. 17. bemerkt Schadow, indem er die
von den hervorragendsten Künstlern verschiedener Zeiten und Nationen
aufgestellten Proportionsgesetze des menschlichen Körpers diskutiert, bei
denen Dürers, daß von den in dessen »Symmetrie des menschlichen
Körpers« dargestellten männlichen Figuren wahrscheinlich nur eine
(welche, wird nicht gesagt’) natürlich, und nach dem lebenden Modell
genommen sei, die übrigen aber dadurch entstanden schienen, daß aus
Quadraten Rechtecke gebildet wären, die eine übermäßige Schlankheit
erzeugt hätten. Diese Ansicht findet sich sogar durch Dürers eigene
Worte scheinbar bestätigt, indem im 3. Buche vorgen. Werkes ein Ver-
fahren von ihm angegeben wird, um auf rein mechanische Art eine ge-
gebene menschliche Figur in eine andere verschiedenen Charakters zu
verwandeln. Allein es wird sogleich hinzugesetzt, daß die so verwandelte
Figur in den Teilen, welche der Natur widersprächen, der Verbesserung
des Künstlers bedürfe, die er denn auch a. a. O. genauer erläutert.
Dürers Intention ist also, wie man sieht, durch mechanische Mittel
dem Anfänger zwar einen gewissen Anhalt, nicht aber ein fertiges Resultat
oder Schema zu bieten, wie Schadow vermutet. In der Tat wird man
trotz einzelner bei allen Figuren ohne Ausnahme bemerkbarer Verstöße
gegen die Natur denselben eine gewisse Eigentümlichkeit nicht absprechen
können, die ihnen ähnlich den Antiken einen Anschein von Lebenstähig-
keit verleiht, derart, daß, wenn auch in Wirklichkeit nicht vorhanden,
sie die Phantasie des Beschauers gleichwohl lebendig sich denken kann.
Sie gehen damit wie jedes, auch das unscheinbarste Werk von Künstler-
hand über den Bereich des Lernbaren hinaus, und werden durch die
’) Wahrscheinlich Nr. 3, die sich den Queteletschen auf Messung belgischer
Männer beruhenden Proportionen am meisten nähert (Quetelet, Anthropometrie
p. 120).
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI.
I
2
Constantia Winterberg:
Zutat des künstlerischen Genies geadelt. Darum wird es sich in erster
Linie für den Lernenden nicht sowohl um das Verfahren handeln, wodurch
Dürer zu seinen Resultaten gelangt, sondern zunächst um die Klarlegung
der in den a. a. O. gegebenen Zahlen ausgesprochenen Proportionsgesetze,
soweit sie durch einfache Relationen mathematischen Ausdruck finden.
Das Wesentliche davon findet sich in den beiden ersten Büchern
des qu. Werkes zusammengestellt, auf welche sich daher das Nachstehende
beschränkt.
Maßeinheit und Maßbestimmung.
Im ersten Buche wird als Maßeinheit die Körperlänge selbst be-
nutzt, als deren aliquote Teile (resp. Summen aus solchen) die übrigen
Längenmaße im allgemeinen sich darstellen. Die Bestimmungen halten
sich im wesentlichen an die Gesetze der harmonischen Teilung. Im
2. Buche wird dagegen als Modulus der 600 te (eigentlich iSoote)’)
Teil der Körperlänge adoptiert. — Die Bestimmungen erscheinen übrigens
im ganzen mehr der Wirklichkeit angepaßt, wenn auch so noch nicht
frei von aller Willkür, außerdem ist, um möglichst erschöpfend alle
Variationen der Natur zu umfassen, die Zahl der männlichen Typen von
5 auf 8, die der weiblichen sogar von 5 auf das Doppelte vergrößert.
Proportional figur.
Dürers Messungen liegen wesentlich die charakteristischen Punkte
der Skelette zu Grunde: insofern ist sein Prinzip als einzig richtiges und
sachgemäßes zu bezeichnen. Die Punkte ß i 0 ^ bezeichnen dabei
durchweg die Hauptteilpunkte der Körperlänge, auf deren so erhaltenen
Abschnitten sich, die übrigen als Zwischenpunkte interpolieren. Von
Wichtigkeit sind dabei insbesondere die Drehpunkte der Gelenkköpfe
von Oberarm und Oberschenkel, als welche sich theoretisch die Centra
derselben darstellen. — Beim Ellbogen findet sich der übergreifende Teil
oder Höcker nicht mit in Rechnung gebracht, wie z. B. bei Schadow,
wodurch sich jedoch die relative Kürze der Unterarme nach Dürer nur
teilweise erklärt. Ebenso die der gesamten Armlänge nur teilweise da-
durch, daß Dürer dieselbe bei herabhängender Haltung nicht vom höchsten
Punkte, sondern vom oben bezeichneten Drehpunkt aus bezeichnet.
In den Querdimensionen fehlt a. a. O. durchweg die Angabe der Maxihial-
breite des Oberarms: dafür findet sich der im allgemeinen ihr nahezu
gleiche Vertikalabstand: Halsgrube — Armspalt vorn und rückwärts an-
gegeben: wovon in Tabelle der erstere als Maß für die gen. Maximal-
*) Letzteres zwar nur gelegentlich, doch in bestimmter, freilich illusorischer Absicht.
3) Vgl. die beigegebene Proportionalfigur. Hinsichtlich der sonst noch im Text
vorkommenden Bezeichnungen vgl. die Proportionstabelle.
Rep. f. Kunstw. Bei. 26.
Zu S 2 ft'.
Interimistische Beigabe.
Der Al)druck dieser Abbildung erfolgt im Text des 2. Heftes.
c) Breiten.
Back of
Foldout
Not Imaged
it- 5-ss-^s--f Hwii? 1 1
Back of
Foldout
Not Imaged
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
5
breite adoptiert ward in den Fällen, wo dies mit den übrigen Verhält*
nissen nicht zu kollidieren schien. Auch von den auf das Maximum der
Rippenbreite bezüglichen beiden Angaben vorn und rückwärts ist im
allgemeinen nur die erstere als für die Vorderansicht notwendig, in
Tabelle benutzt.
Bezüglich der Extremitäten ist ferner die Länge ww der horizontal
und seitlich erhobenen Arme, gezählt von Mittel- zu Mittelfingerspitze
von Interesse. Als Analogon dazu ist ebenso die Länge der zur Breiten-
richtung parallelen Basis ww der Fußslellung in einzelnen Fällen wichtig,
dadurch erhalten, daß beide Füße bis in die bezeichnete Richtung ge-
dreht werden, indem dabei die Absatzenden p'p' genau lotrecht unter
den Oberschenkelknorren -Centren sich befinden, sodaß sie als deren
Horizontalproportion erscheinen.
Eine andere im 2. Buche bei Dürer gelegentlich benutzte Arm-
haltung ist die, wobei aus der vorhergenannten beide Arme so hoch
gehoben werden, bis die Mittelfingerspitzen die durch den Scheitel a
gelegte Horizontale treffen. Die bezüglichen Drehschnittspunkte sind
unter den »Bemerkungen« der Proportionstabelle mit bezeichnet.
Proportionstabelle.
In der auf Grund von Dürers Zahlenangaben entworfenen Proportions-
tabelle, welche die entsprechenden Gesetze durch einfache Relationen zu
veranschaulichen sucht, finden sich zuerst die auf die Vertikalmaße be-
züglichen derart geordnet, daß danach der gesetzliche Zusaminehhäng
der am meisten charakteristischen Maße, soweit ein solcher überhaupt
1
4
Constantin Winterberg:
vorhanden, unmittelbar zu übersehen ist. Von diesen aus ergibt sich
laut Tab. in der Regel ein einfacher Übergang zu den Quermaßen, die
ihrerseits mittelbar oder unmittelbar ebenso einfache Beziehungen unter-
einander verbinden.
In beiden Büchern durfte auf Grund der in den »Bemerkungen«
der Tabelle enthaltenen einfachen Relationen außer der Körperlänge auch
die Kopflänge a priori als bekannt angenommen werden. In der Reihe
der auf Länge, Breite und Dicke bezüglichen Relationen der Tab. gibt
es ferner stets gewisse die für den betreffenden Typus charakteristisch zu
nennen sind: wonach namentlich hinsichtlich der Längenteilung der
Körperaxe bald diese bald jene Punkte als maßgebend für die bezüglichen
Proportionen sich kennzeichnen. Im ersten Buche tritt dies weniger scharf
zu Tage als im zweiten, wo die bezüglichen charakteristischen Relationen
darum vorangestellt und unterstrichen sind, weil aus ihnen sukzessif die
übrigen Relationen sich entwickeln.
Die Typen beiderlei Geschlechts lassen sich auf Grund der allge-
meinen Charakteristik a. a. O. in beiden Büchern in vier Gruppen teilen,
wobei als Einteilungsgrund die Kopflänge benutzt ist. Da die Körper-
länge bei Dürer in absoluten Längenmaß sich nicht angegeben findet, so
haben alle Maße nur relative Bedeutung.
I. Buch.
Die erste der vier gen. Gruppen (Kopflänge = 4- Körperlänge) nur
durch Typus i vertreten, entspricht dem Maximum der Körperfülle, die
zweite (Kopflänge = 4" Körperlänge) mit Typus 2 und 3 zeigt die Ver-
hältnisse mittlern normalen, dort schon ins Schlanke gehenden Körper-
baus. Die dritte (Kopflänge = ^ Körperlänge) nur mit Typus 4 hält
die Mitte zwischen jenen und der nächstfolgenden, nur mit Typus 5 ver-
tretenen, dem Maximum der Schlankheit.
Das gemeinsame Prinzip der Proportionierung zeigt zwar gewisse
Inkonsequenzen, insofern, wo dasselbe sich den natürlichen Verhältnissen
nicht genau genug anschließt, oft im Prinzip ganz willkürliche Abweich-
ungen eintreten, welche den gesetzlichen Zusammenhang durchkreuzen;
der jedoch im übrigen sich als solcher ohne Schwierigkeit zu erkennen
gibt: indem sich die Proportionen der Hauptmaße in der Regel als
Glieder der harmonischen Reihe:
^ ^ ^ ‘ i ' i ’ '
*) Die geometrische Darstellung einer harmonischen Reihe der qu. Art darf
zwar im allgemeinen als bekannt angenommen werden: gleichwohl sei bei der Wichtig-
keit der vorliegenden Fälle das Bezügliche kurz in Erinnerung gebracht. Es werde
demgemäß das erste Glied derselben oder die als Einheit anzusehende Körperlänge
und außerdem noch das 2. oder deren Hälfte als Linearmaß gegeben angenommen.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. g
oder irgend welcher daraus durch Interpolation oder durch Ausscheidung
bezüglicher Zwischenglieder derivierter Reihe gleichen Charakters dar-
stellen lassen.
Da jedoch die durch harmonische Teilung ausgedrückten Proportions-
gesetze, weil sie stets Relationen unter je drei Größen ergeben, weniger
übersichtlich und praktisch brauchbar erscheinen, so schien es, schon des
Vergleichs mit denen des 2. Buches wegen, notwendig, aus ihnen andere,
einfachere nur zwischen je zwei Größen stattfindende Beziehungen abzu-
leiten, wie sie sich in der Proportionstabelle kurz zusammengestellt finden.
Es bleiben dabei allerdings, soweit es sich um die für Darstellung der
Figur erforderliche Gesammtheit der Daten handelt, immer einzelne Re-
lationen übrig, für welche, da sie einen einfacheren mathematischen Aus-
druck nicht gestatten, auf das harmonische Gesetz rekurriert werden muß,
wie es, um die Übersicht der Tabelle nicht zu erschweren, unter deren
Text sich angemerkt findet.
Die einzelnen Typen.
A. Männer.
I. Gruppe.
Typus I.
Derselbe ist als Maximum der Körperfülle im allgemeinen den natür-
lichen Verhältnissen gemäß charakterisiert, nur fällt die Kürze des Ober-
arms (= ei) sowie die der Hand Körperlänge) auf, wie unter den
Dicken die des Kopfes (— ad) und ferner die relative Dicke und Breite
der Gesamtpartie, welche nach beiden Dimensionen das bezügliche
Maximum der Brust übertrifft und den beabsichtigten Charakter bäurischer
Schwerfälligkeit zum Maximum steigert, von vorn umsomehr, als die
Weichenbreite wie bei Frauen, vom Maximum des Rippenkorbes sich
nicht unterscheidet.
Die harmonischen Reihen stellen die Verhältnisse selbst in dieser
Form nur unvollständig d^r, indem sich Dürer genötigt sieht, zur Er-
Dann sollen daraus die folgenden Glieder der obigen Reihen durch Konstruktion
sukzessif bei jeder beliebigen Anzahl dargestellt werden; was am einfachsten durch
ein harmonisches Strahlenbündel geschieht. Man trage dazu die zwei gegebenen
Maße auf denselben Graden aneinander, sodaß op = 1 oq — \ wird, nehme einen be-
liebigen außer ihr liegenden Punkt (als Mittelpunkt des qu. Büschels und ziehe von
ihm aus drei Strahlen 0 p q, verlängere den durch 0 gehenden um sich selber, sodaß
<7^=00^ wird, ziehe durch 0* eine Parallele zu Cp., welche Cq in p' trifft, und lege
durch 0 und p' eine Grade, die Cp in q' schneidet. Darin findet sich nach elementaren
Sätzen die Länge op' — oq' . Durch weiteres Anträgen derselben Länge op' —p'r' = • • •
auf der nämlichen Linie und durch Verbindung der sukzessifen Punkte mit C findet
sich sodann in der Reihe der Durchschnittspunktc dieser Strahlen mit pq die har-
monische Teilung dieser Graden bei jeder gewollten Distanz durcbgeführt,
6
Constantin Winterberg:
gänzung des Fehlenden auf heterogene Beziehungen zu rekurrieren. Man
findet angenommen:
a) Längen:
az : fo' : ad : k'd \ eV - - ' = i ^ i = i • iV • iV ’ * '
2k’o': ei{=af')\p'u' • • i : i i. : I * • •
c
Die erste aus der allgemeinen durch Überspringen von je zwei
Zwischengliedern gebildete Reihe bestimmt, wie man sieht, mittels der
als Einheit gesetzten Körperlänge az sowie der zu \ davon gegebenen
Kopllänge ad zunächst die Länge von Unterarm plus Hand fo' als mitt-
lere Harmonische, sodann die Handlänge und das der Armdicke gleiche
Maß eb' ff. Mittels der zweiten würde nachdem zunächst die Fußlänge
als dritte Harmonische zu 2 f’o' und f'd gefunden, die Länge der Brust-
partie sich bestimmen, endlich mit der dritten durch Interpolation eines
Zwischengliedes aus der allgemeinen Reihe resultierenden die Länge des
Rippenkorbes oder des ihr gleichen Oberarms gefunden werden. Der Ab-
stand ae oder der diesem gleiche io würde jedoch schon in seiner Be-
stimmung vom Prinzip abweichen: indem er a. a. O. sich als Summe
der Hand- und halben Rippenkorblänge darstellt. Die Bestimmung
des Kniepunkts q geschieht sogar nach dem Prinzip der mitttern Pro-
portionale, jedoch nur ausnahmsweise, auf diesen Fall sich beschränkend.
b) Dicken.
Den Übergang zu diesen bildet die der Brusttiefe gleiche Fußlänge,
indem man erhält:
7 ' : I ' : 2 ' : Z). '') in e\ D. ob. Knie • • • = i : y • i • i • tV ' ‘ ‘
Die fehlenden Hauptmaße 8' und 9' setzen sich als Summen be-
reits bekannter Glieder oder deren Teilen zusammen. Ähnliches gilt für
die übrigen Maße.
c) Breiten:
Hier bildet die der Gesäßbreite gleiche Länge fd den Übergang
von den Längen, demgemäß sich findet:
D, = Dicke.
über die Proportionsgesette des menschlichen Körpers etc.
7
9 : 8 : 2.3 ®) : 2. 1 1 : I ; 5^.^) in J | : -f : | | : jV ' '
Bezüglich der fehlenden Maße gilt ähnliches wie ad 2 bemerkt,
insbesondere fällt wie bei den Dicken das Maximum der Waden auf, als
trotz seiner relativen Kleinheit nur durch Summation bestimmbar.
Proportionstabelle.
Dieselbe enthält zwar bezüglich des in Rede stehenden Typus die
meisten der zu seiner Charakteristik notwendigen Beziehungen durch je
zwei Größen in mathematischer Form direkt oder indirekt ausgedrückt,
indem sich , bei den Längen außer der Kopflänge zunächst die des
Rumpfes als Maximum (ao = 2 em') somit die untere Extremität und
ferner der der Rippenkorblänge gleiche Oberarm als Minimum ergibt:
indessen ist man genötigt, zur Vervollständigung der in Tab. nicht be-
stimmten Maße auf die vorher diskutierten Beziehungen zu rekurrieren,
bezüglich der Längen insbesondere bei ei und ae sowie hinsichtlich des
Kniepunkts q. Bei den Quermaßen tällt es nach Tab. übrigens auf daß
die Gesäßpartie nicht bloß von vorn gesehen, sondern auch im Pfofil als
Maximum sich darstellt, indem sie hier die Fußlange noch übertrilft
\ en) was sonst nur bei unfertigen männlichen Bildungen vorkommt,
ebenso wie die Gleichheit von 7 und 8 sonst nur bei Frauen sich findet.
II. Gruppe.
Typus 2 und 3 sind nur unwesentliche Modifikationen voneinander,
sowohl die Längen wie die Quermaße zeigen im ganzen relativ geringe
Unterschiede: beide dem mittlern männlichen Typus von 8 Kopflängen
entsprechend: der eine etwas voller, der andere etwas leichter und
schmaler gebildet.
Typus 2.
Dürer will hier augenscheinlich dartun, daß das harmonische Prinzip
den Verhältnissen normaler männlicher Schönheiten relativ am besten sich
anschließt :
a) Längen.
Den Ausgangspunkt bildet demgemäß die von der Einheit aus-
gehende Hauptreihe selber:
az äh \ ^ai qio 2 ef \ ae • " = \ \ ^ \ \ \ "
Die Punkte k' und n finden sich durch harmonische Interpolation,
während nur n und 0 sich als zweigliedrige Summen darstellen.
b) Dicken.
Den Übergang dazu bildet auch hier die Fußlänge: zu ihr und der
®) 2'3, 2* *11 u. s. f. besagt das Doppelte der Breite 3; ii; u. s. f. Entsprechendes
gilt für das Folgende.
ü Br, = Breite.
*) » = Spalt, vgl, Prop.-Tab.
8
Constantin Winterberg:
Länge des Oberarms findet sich zunächst die Brusttiefe als dritte Har-
monische, und sodann die übrigen Hauptsummen durch die Reihe:
pu =
wo die Brusttiefe zugleich der des Gesäßes entspricht, während die fehlenden
sich aus jenen in bekannter Art harmonisch ergänzen: nur 8' tritt als
zweigliedrige Summe auf,
c) Breiten.
Der Übergang wird durch die der Schulterbreite gleiche Länge f o' ge-
bildet: mittelst ihr und der Rippenbreite am Armspalt bestimmt sich zunächst
das Maximum der letzteren auf der Rückseite als mittlere Harmonische:
5 • 7r • in b' = \ \ '
ebenso der Brustwarzenabstand durch
ad : 6 : k' d = : yijj- • . .
Nur die Gesäßbreite sowie die Abstände der Oberarm- und Ober-
schenkelknorren-Centra erscheinen in zweigliedriger Summenform.
Proportionstabelle.
Die Verlegung der Körpermitte gerade in den Spalt deutet auf
hohe Statur, während andrerseits die Kopflänge auf mittlere normale
Verhältnisse schließen lassen würde. Die Verlängerung von ef bis auf
die Handlänge ist schon als Maximum zu bezeichnen. — In den Quer-
maßen fällt auch hier die gegen das Gesäß verminderte Brusttiefe auf. Für
den Übergang von Längen und Dicken findet sich keine einfachere als die
genannte harmonische Beziehung, Im übrigen bemerkt man hier wie auch
schon im vorigen Falle das Bestreben, die wesentlichsten Quermaße, wenn
es ohne Zwang geschehen kann, durch I^ängenmaß direkt anzugeben:
außer der Kopfdicke bei T. ®) i. Brust- und Gesäßtiefe sowie Schulter-
und Gesäßbreite, im vorliegenden Falle: außer den gen, Dicken auch die
des Knies und außer angegebenen Breiten noch die des Rippenkorbes
sowie der Weichen: also im wesentlichen die Hauptmaße von Kopf und
Rumpf, wodurch die Fehler der Interpolation sich nur auf ''Nebenmaße
reduzieren.
Typus 3.
Derselbe kann als leichtere Variante des Vorigen betrachtet werden,
wo das harmonische Prinzip weniger streng durchgeführt erscheint. Der
allgemeine Eindruck beider verhält sich etwa wie der des Doryphoros
zum Diadumenos, indem jener dem Typus 2 analog schon ganz ans Männ-
liche anklingt, dieser dagegen den Charakter des Jünglings mehr betont.
a) Längen:
an' : qw : : ad : k'o' i- ; . . .
p'u' : f'k' .ad\eg:b*d:ef^^-= | : J,- : } : : ,S • ••
9) Typus.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
9
Die erste Reihe geht somit von der halben Körperlänge als Ein-
heit aus, wonach die übrigen aus den zwei ersten Gliedern in bekannter
Art sich ergeben. Bezüglich der zweiten muß zunächst f k' als har-
monisches Mittel gefunden werden, wonach das übrige sich ergibt. Von
den fehlenden Maßen ist ae oder aa. resp. ei als mittlere Harmonische
zu 2k'o' und p'v! zu bestimmen, deren Hälfte ef entspricht, während
in, io und ebenso af und fo' als zweigliedrige Summen, somit als ab-
weichend vom Prinzip zu betrachten sind.
b) Dicken:
Den Übergang bilden einerseits p'u' und eg, als deren harmonisches
Mittel sich 7' und die ihr gleiche Gesäßtiefe findet, während andrerseits
die Dicke 8' als dritte Harmonische zur Länge und Tiefe des Rippen-
korbes gefunden wird. Sodann mittels jener:
2.12' : 9' : 2.1 1' : 2.3' : • • • = | : : • • • u. s. f.
'2"
während nur Kopftiefe und Dicke in 0 sich als zweigliedrige Summen
ergeben.
c) Breiten:
Den Übergang bilden einerseits die aus der Längenbestimmung be-
kannten Grössen aa = p' v! und p'p' = f*k' indem dadurch die Weichen-
breite als mittlere Harmonische sich findet, andrerseits ad und k'd
als deren harmonisches Mittel Kopfbreite rep. Brustwarzenabstand erscheint.
Danach ferner:
2 . 1 2 : 2 . 3 : 6 : 2 . 1 1 : • • • = : -I- 1 : j u. s. f, (wo 12 = 1 1 ' bekannt)
Nur Schulter- und Gesäßbreite fügen sich dem Prinzip nicht, sondern
stellen sich als zweigliedrige Summen dar.
Proportion Stabelle.
Als Modifikationen gegen den vorigen Typus, soweit sie nach den
gegebenen Bestimmungen sich verdeutlichen, findet sich bezüglich der
Längen :
Das Teilverhältnis der Körperlänge in n zwar beidemale identisch,
aber das der obern Strecke durch e und i insofern modifiziert, als
nur die zwei obern Abschnitte unter sich gleich sind, der dritte sich
laut Note i der Tab. infolge Verlängerung jener im vorliegenden Falle
entsprechend verkürzt. Danach erscheint der Hals hier länger, die Brust-
warzen rücken bis auf die Mitte des Rippenkorbes herauf {ef und im'
wechseln gegen T. 2 die Rollen). Die Quermaße erscheinen im ganzen
etwas vermindert, wie im Profil insbesondere die Bauchtiefe o' verdeut-
licht, die nur die des Gesichts erreicht: während die zu demselben Zwecke
um etwas weniges reduzierte Schulterbreite sowie die des Gesäßes dies
Verhältnis durch eine einfache Relation nicht darzustellen erlaubt. Da-
für sind andrerseits 6 und 7 scharf und bestimmt durch korrespondierende
Längen darstellbar.
IO
Constantin Winterberg:
III. Gruppe.
Typus 4
als Übergang zwischen denen der vorliegenden Gruppe und dem durch
T. 5 vertretenen Maximum der Schlankheit charakterisiert. Konstruktiv
liegt hier der einzige Fall vor wo alle Längenmaße ohne Ausnahme nach
dem gleichen Prinzip der harmonischen Teilung gefunden werden. Die-
selbe beginnt demgemäß bezüglich der
a) Längen mit der Hauptreihe:
az ao •. ai\ qw " • — 1 • i i • i • * ‘
wozu noch tritt:
ei : in : im : ad : k'd ••=
Die fehlenden Maße ergeben sich unter Bezugnahme auf die relative
Gleichheit einzelner durch harmonische Interpolation \i\t\eg=(ad^k'
af = (2 ad, p'u')\ (oder wie in Tab. Anm. angegeben).
b) Dicken:
Die Hauptrumpfmaße sind nur als zweigliedrige Summen gegeben,
daher hier statt der Fußlänge k'd und ad den Übergang bilden, wonach
sich als dritte Harmonische die Dicke in f und sodann das übrige mittels
der Reihe findet:
D, in /: i' : 2' : D. i. Mitte d. Ob. Sch") : Z>. in ^ : • • = ^ ^
Die noch fehlenden Maße finden sich außer der zuerst genannten
sodann als aliquote Teile oder durch harmonische Interpolation bereits
bekannter.
c) Breiten:
Auch hier sind zwei Hauptmaße: das Maximum des Kopfes und
Gesäßes als zweigliedrige Summen gegeben. Daher ist hier von den
Breiten in o und am Armspalt auszugehen, für welche die resp. gleichen
Längen io und in den Übergang bilden: nämlich:
Br. in 0 : Br. in b' : Br. a Adamskn. : 6 : • • • = | : -|r : ^ ' ferner
10 : 12 : 27 : II : • • • = yV = tV • tV = • • •
wobei das erste Glied 10 bestimmt wird als dritte Harmonische von;
5 : af ; 2.10 = 1^:
Proportionstabelle.
Als Bedingung der der Kopflänge von | Körperlänge entsprechenden
Schlankheit findet sich die untere Extremität auf Kosten des Oberkörpers
abermals verlängert, so daß die Körpermitte C nicht mit dem Spalt,
sondern dem Rumpfende o zusammenfällt: und somit den extremsten
Fall charakterisiert, indem bereits bei Typus 5 diese Bedingung nicht
mehr ganz erfüllt ist. Übrigens ergeben sich gewisse Analogien des vor-
*0) (öo'i /tV) = Mittlere Harmonische von und k'o' (vgl. Prop.-Tab.).
’ ”) Ob. Sch. = Oberschenkel.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
1 1
liegenden mit Typus 2: die Dreiteilung der obern Körperhälfte, auch
die gleiche Länge des Unterschenkels qw sowie analoge Beziehungen für
die Bestimmung der obern Extremität und ihrer Teile. Die Übereinstimmung
von p'u' mit aa kann als Modifikation der entsprechenden von Typus i
betrachtet werden. — Mit letzterem hat der vorliegende überdies die
blockartige Kopfform gemein. Die Verhältnisse der Hauptmaße der Quer-
dimensionen auf der Vorderseite des Rumpfes entziehen sich aus ange-
gebenem Grunde der Beurteilung. Auffallend ist auch hier wie schon
bei Typus i die Übereinstimmung der Rippenbreite am Armspalt mit
der in den Weichen.
rv. Gruppe.
Typus 5.
Wie der vorige in den Längenverhältnissen, ist der vorliegende in
denen der Quermaße als entgegengesetztes Extrem von Typus i ge-
kennzeichnet. Das harmonische Teilverhältnis stellt sich im Gegensatz
zum vorigen Typus klarer in den Quermaßen als in der Längen teilung dar.
a) Längen;
Die Hauptteilpunkte e und n bestimmen sich nur durch zwei-
glisdrige Summen, zur Kopflänge und Körperlänge findet sich die Fuß-
länge als mittlere harmonische, sodann:
fo\ :p'u’ ; öflf : I : tV : tV •• •
ferner findet sich der Vertikalabstand aa als mittlere Harmonische von 2 ad
und sodann:
af : aa : ei:p'u' :/>'/>'••• = A • i = tV ^ t = •
Die übrigen Maße bestimmen sich wie sonst entweder als aliquote
Teile bereits bekannter oder durch harmonische Interpolation.
b) Dicken:
Den Übergang bildet wie unter normalen Verhältnissen die Fuß-
länge; mittels dieser und den der Kopf- resp. Handlänge gleichen Dicken
der unteren Extremität bestimmt sich die Reihe;
p'u’ : 7 ' : Z? in ; 2?. in ^ : 8' : • • • = } : ^ : yV • TT • * *
ferner :
i' : 2' : 2.19' : 17' : ii' : 18' : . . . = yV : tV = iV = tV = tV ^ A " *
Nur Gesäß- und Wadentiefe erscheinen als zweigliedrige Summen,
c) Breiten:
Hier erscheint nur die Schulterbreite als zweigliedrige Summe: den
Übergang zu den übrigen bilden die resp. Gesäß- und Rippenbreite gleichen
Längen aa und ei, wonach sich findet:
9 : 7 : in ^ : 8 : 2.10 . • • = I : yV : I = tV = i * * *
ferner:
2 : 2.19: 12:27 ...= tV^tV^tV: A s-
wonach das übrige in mehrerwähnter Weise zu finden.
Constantin Winterberg:
1 2
Proportion stab eile.
Eine einfache Beziehung für die Körperhalbierung wie bei den drei
vorigen Typen läßt sich hier nicht aufstellen: ob die in Tab. aufge-
nommene die sei, von welcher Dürer ausging, ist zweifelhaft, da sie weniger
naheliegt. Als bemerkenswerte Modifikation gegen Typus 4 ist das Teil-
verhältnis der in beiden Fällen gleichen Länge aa hervorzuheben. Außer
de erreicht auch qz im vorliegenden Falle sein Maximum. Ferner vari-
iert hier das von aa aus gezählte Teilverhältnis der Länge des Ober-
körpers in i gegen Typus 4 sofern hier aa. größer als ai, indem letztere
Strecke nur dem Abstande in' entspricht’*).
Hinsichtlich der oberen Extremität ist im ersten Buche der Unterschied
gegen das zweite zu bemerken, daß die Länge (äio der horizontal seitwärts
erhobenen Arme im ersten Buche durchgehends größer ist als die Körper-
länge, während im zweiten im allgemeinen das Gegenteil zutrifft.
Bezüglich der Quermaße fällt es beim Vergleich mit Typus 4 auf,
daß sowohl aa wie p'p' trotz größerer Schmalheit der Figur die korr.
Maße des letztgenannten übertreffen, wodurch die Knochenteile fast zu
nahe an die Oberfläche treten. Die relative Verminderung der Kopf-
dicke erscheint dagegen hier ganz naturgemäß.
B. Frauen.
Die weiblichen Typen können im ganzen als Übertragungen der
entsprechenden Männer ins Weibliche bezeichnet werden; den natürlichen
Geschlechtsunterschieden gemäß, jedoch mit folgenden Modifikationen:
1. Die größere Rumptlänge der Frau wird in der Regel durch Ver-
längerung des Rippenkorbes erreicht (nur bei Typus 3 durch Verlängerung
von iö).
2. Die Länge oz ist naturgemäß bei Frauen relativ kürzer als bei
Männern, wie umgekehrt bezüglich ao gilt.
3. Der Abstand qz ist meist etwas kürzer, seltener gleich der des
Mannes (vgl. T. i und 5).
4. Der Abstand ae ist bei beiden Geschlechtern nahezu gleich groß,
nur in den beiden extremen Fällen von T. i und T. 5 zeigt er sich bei
Frauen relativ kürzer resp. relativ länger als beim Manne.
Da ferner der vertikale Abstand der Linie aa von der Halsgrube
bei beiden Geschlechtern nur sehr geringe Unterschiede zeigt, dagegen
die Schulter- und Rippenbreite sehr stark differieren, so erklärt sich da-
nach der steilere Schulterabfall der Frauen auch da, wo die Halslänge
nur eine mittlere ist.
’*) Vgl. damit Typus 8 des 2. Buchs, nur das es sich hier um einen Jüngling
handelt (Rumpfende rückwärts liegt tiefer als vordere Schämende!) während dort ein
fertiger Mannestypus gemeint ist.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
13
5, Kopf-, Fuß- und Länge der obern Extremität zeigen bei den
stärkern Typen beider Geschlechter relative Gleichheit, wogegen bei den
schwächern insbesondere der weibliche Fuß kürzet erscheint (bei Typ. 3
auch der Arm).
Die Quermaße lassen außer den durch natürliche Geschlechtsunter-
schiede zu erklärenden Abweichungen, abgesehen davon, daß darin zu-
weilen fast zu sehr ins Extrem gegangen wird, weiter keine Besonderheiten
erkennen.
Einteilung und Gruppierung der Frauentypen entspricht, MÜe bereits
vorweggenommen, der bei den Männern, indem im Gegensatz zum 2. Buche
die relativen Kopflängen korrespondierenden Typen genau übereinstimmen.
I. Gruppe.
Typus I .
a) Längen:
Kopf-, Fuß- und Länge der obern Extremität sind nach dem vorher
Bemerkten als durch den betr. Mannestypus gegeben zu betrachten; danach
bestimmen sich ferner die Reihen:
wonach die fehlenden Maße bei auf aa und qz^ welche als zweigliedrige
Summen auftreten, sich wie gewöhnlich interpolieren,
b) Dicken:
Den Übergang dazu bilden p'u' und ad, wonach sich die Reihe
bestimmt :
welche jedoch nur Nebenmaße enthält, indem sich die Hauptmaße i', 7',
9', 12' als zweigliedrige Summen ergeben,
c) Breiten:
Auch für diese gilt entsprechendes hinsichtlich der Hauptmaße i,
7, 9, 12. Als Übergang zu den durch harmonische Reihe darstellbaren
Maßen dient
fd = Breite in k
p'u' — „ y, b' wonach sich findet:
Proportionstabelle.
Infolge der vorangeschickten Bemerkung ist hier die Rumpflänge eo
nach Tab. zu vier Handlängen ebenso ao ein absolutes Maximum. —
Die Länge qz wird ferner auf zweifache Art bei Dürer bestimmt: der
fd : ei : \ ad\i im' : ef\ k'd • • •
fo' : qw : ei : ae : p'u' • • •
Br. in ^ : Br. in : 6 : 2 : 3 : • • • = ^ : I : • • • u. s. f.
erste Modus korrespondiert dem des Mannes: nach der zweiten in Tab.
13) b == Wirbelpunkt am Hinterkopfe (vgl. Prop.-Tab.).
14
Constantin Winterberg:
aufgenommenen Angabe wäre dagegen qz nicht ein Minimum, indem es
das entsprechende Maß von Typus 2 noch überträfe. Die Länge ww
der ausgestreckten Arme übertriflft wie beim Manne die Körperlänge.
Ebenso findet sich naturgemäß die von w w hier größer als die halbe
Körperlänge, welche sie beim Manne nur grade erreicht. — Bei den Quer-
maßen ist mit Bezug auf das bereits vorher Bemerkte nur ein Kopfmaß
in Tab. direkt durch Längenmaß gegeben: die Dicke in g, oder die ihr
gleichen 8' und 10'. — Die Schulterbreite tritt nur in diesem einen
Falle als vierfaches der Armbreite auf. Den Dicken analog finden sich
auch hier Rippen- und Weichenbreite unmittelbar im Längenmaß dar-
gestellt. Auffallend ist übrigens, daß allerdings nur hier im Maximum der
Körperfülle die Gesäßbreite sich größer als die Schulterbreite darstellt. ’*)
II. Gruppe.
Typus 2.
a) Längen:
Als zweigliedrige Summen finden sich aa, in, io, qz. Für die
übrigen Längenmaße kann als durch den korrespond. männlichen Typus
bereits gegeben fo' und a'f gelten, wonach sich findet:
fd : a!f : ae : \ad\eg\ k'o' : c/": • • • = i : i | : i : ^ : tV = A
b) Dicken:
Nur die Kopfdicke ist als zweigliedrige Summe gegeben. Für die
Bestimmung der übrigen bildet ad und p'u' den Übergang, wozu sich als
dritte Harmonische 9' findet,, sodann das übrige durch die Reihe:
das Fehlende wie sonst zu interpolieren.
c) Breiten:
Schulter- und Gesäßbreite, die beiden Maxima bestimmen sich zwei-
gliedrig. Rippen- und Weichenbreite durch die Fuß- 6 durch die Hand-
länge. Für das übrige bildet den Übergang ad und k'd , wonach sich
die Reihe findet:
12 : 1 1 : 27 : 20 : 18 • • • = yV : tV : TsV : : nV • • *
das Fehlende wie gewöhnlich zu ergänzen.
Proportionstabelle.
Die Verkürzung der Rumpfpartie gegen den vorigen Typus ist in
Tab. dadurch ausgedrückt, daß im vorliegenden Falle em’ = 3^V: woraus.
'♦) wenn nicht etwa ein Druckfehler a. a. O. vorliegt (vgl, das im folgenden
darüber Bemerkte).
1®) Vorliegender ist der einzige Fall, wo Dürer absichtlich die Körpermitte be-
nutzt haben will, da sie nur hier in der betr, Figur ausdrücklich bezeichnet ist. In
der Tat ist sie zur Bestimmung einzelner Maße durch harmonische Teilung nicht zu
umgehen, wie z. B. für e/^ ae (s. d. betr. Anmerkung der Prop. -Tabelle).
über die ProportionsgeseUe des menschlichen Körpers etc. i 5
da im allgemeinen m'o wohl stets kürzer ist als eine Handlänge, das
Gesagte sich ergibt: da zugleich ae sich etwas verkürzt, so folgt Ent-
sprechendes um so mehr bezüglich ao. Da ferner die Rippenkorblänge
beidemale relativ gleich, nämlich zwei Handlängen ist, so bestätigt sich
das einleitend gesagte, wonach die Rumpfverkürzung wesentlich durch
die untere Partie io erzeugt wird. Wo keine Geschlechtsunterschiede in
Frage kommen, schließen sich die Bestimmungen der Tab. beim männ-
lichen und weiblichen Typus übrigens sehr nahe einander an: so z. B.
bezüglich der Halbierung der Länge ai durch die Linie «a. — Bei der
obern Extremität tällt im Gegensatz zu den Männern die Übereinstimmung
der Länge des Oberarms mit der des Rippenkorbes auf, die siclr bei allen
weiblichen Typen außer Typus i wiederholt, ohne daß jedoch die betr.
Maße wirklich koinzidieren. — Bezüglich der unteren Extremität wieder-
holt' sich die Bestimmung oioj = zp'u' (vgl. Männer T. i.) In den Quer-
maßen fällt zunächst die Form des Rippenkorbes auf, indem sich weder
die Bauchtiefe noch die entsprechende Breite in den Weichen als Minimum
zwischen Brust- und Gesäßpartie darstellt, sondern den bezüglichen Maßen
im obern Teil des Rippenkorbes gleichkommt: danach zeigt der Rippen-
korb somit die Form eines platten Zylinders. In der Vorderansicht ist
überdies die Übereinstimmung von Schulter- und Gesäßbreite zu be-
merken i. welcher Fall nur noch einmal: im Maximum der Schlankheit
(Typus 5), wiederkehrt. Dem schließt sich , im vorliegenden Falle noch
die Gleichheit von aa und p'p' an: auch die Bestimmung des Brust-
warzenabstandes zur Hälfte der Breite in o (eine Handlänge) ist etwas
schematisch.
Typus 3.
Wie der entsprechende Mann ist auch der weibliche T. 3 als Modi-
fikation von Typus 2 ins Leichtere zu charakterisieren.
a) Längen:
Die Maße in qz, p'u' stellen sich als zweigliedrige Summen dar:
Für die übrigen Längen können außer ad als durch den korresp. Mann
bereits gegeben angesehen werden: ae, ef, eg, ei, im' und fo' = 2 ad.
Sodann liefert die Reihe:
f'o' : et/' : in : im : im' • • • = i ^ i : jV • tV * * *
das Fehlende mit Berücksichtigung der sonst noch vorhandenen Gleich-
Wortlaut und Figur a. a. O. widersprechen sich augenscheinlich. Sehr
wahrscheinlich ist die Länge nicht auf die ganze Strecke ^z, sondern nur auf
den Abstand zu beziehen. Das in der Zeichnung für letztere angegebene Maß
würde dieser Annahme tatsächlich entsprechen, da im Gegenteil dem Text zufolge gw
und ebenso ^z kürzer als bei T. i sein müßten. Dies aber wäre gegen die Natur,
sofern bei abnehmender Länge des Oberkörpers die Unterschenkel insbesondere zu
wachsen pflegen.
i6
Constantin Winterberg;
heiten {qiv = fo' ; ei = af u. s. f.), anderes durch harmonische Inter-
polation.
b) Dicken:
Mit Rücksicht auf die unmittelbar durch Längenmaß gegebenen
Dicken: in e, in k, Gesichts- und Bauchtiefe, bedarf es von Hauptmaßen
nur noch der Gesäßtiefe, die sich aus jenen durch harmonische Inter-
polation ergibt, ebenso das übrige auf bekannte Art. Nur die Brusttiefe
ist als zweigliedrige Summe davon ausgeschlossen.
c) Breiten:
Auch hier gilt Analoges, sofern die Breite in in den Weichen,
ferner die des Kopfes und der Brustwarzenabstand unmittelbar bekannten
Längen gleichkommen: die Schulterbreite dem doppelten Brustwarzenab-
stand entspricht u. s. f.
Proportionstabelle.
Das Leichtere des Baus gegen Typus 2 charakterisiert sich in den
Längen nach Tab. durch geringe Rumpfverkürzung und Verlängerung
von qz und ae oder da ad beidemale gleich groß ist, durch größere
Halslänge. Die Rumpfverkürzung geschieht jedoch als unwesentliche
Variante desselben Falles nicht durch Verminderung von io, sondern von
ei, so daß diese Länge wie beim korresp. Manne gleich ae wird. Dem-
gemäß stimmt auch ai bei beiden Geschlechtern dieses Typus überein
und findet sich im vorliegenden Falle überdies zu vier Handlängen. Sogar
das Teilverhältnis von ei durch f ist bei beiden Geschlechtern dasselbe.
In den Quermaßen fällt der quadratische Querschnitt des Kopfes
(1=1') auf, der sich noch beim folgenden Typus wiederholt. Ferner ist,
dem leichteren Bau entsprechend, die Gesäßbreite hier wenn auch nur
wenig gegen die der Schultern, der Brustwarzenabstand sogar bis auf
die halbe Gesäßbreite vermindert. Auch die übrigen Rumpfbreiten zu
den Schultern proportioniert, relativ schmaler als im vorigen Falle.
III. Gruppe.
Typus 4.
Die größere Schlankheit gegen die Typen der vorherigen Gruppe
bedingt eine weitere Verkürzung in den Längen der obern Kopf- und
Rumpfpartie.
a) Längen:
Die Maße io qz finden sich als zweigliedrige Summen. Bezüglich
der übrigen können als vom korrespondierenden männlichen Typus bekannt
außer der Kopflänge angesehen werden: ae in af fo' und ff , wonach
das übrige durch die Reihe sich findet:
fo' : af : fu' \ im \ im' ^ \ \ \ \ \ yV • t ir ‘ *
Die noch fehlenden Maße wie gewöhnlich zu finden durch har-
monische Interpolation oder Teilung bekannter Maße.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
17
b) Dicken:
Nur 7' stellt sich als zweigliedrige Summe dar: bezüglich der übrigen
bildet den Übergang die der Gesäßtiefe gleiche Fußlänge, sodann die
Kopf-, Gesichts- und Handlänge, mittels deren sich die Reihe bestimmt:
wonach sich das Fehlende wie sonst ergibt,
c) Breiten:
Rippen- und Gesäßbreite sind als zweigliedrige Summen gegeben.
Bezüglich der übrigen bilden den Übergang: die doppelte Gesichts- und
die Handlänge, wonach sich die Reihe ergibt:
5:8:6: -^aa:Br. ob. Knie: 27:20: 18 :•••= j : | : -jL : ^ :
Proportionstabelle.
Die V|srkürzüng von ao gegen den vorigen Typus findet sich hier
durch Venriinderung von ae, während die Länge des Rippenkorbes ei
unverkürzt bleibt. Auch das Teilverhältnis ei : io bleibt wie bei jenem,
dagegen das von ao im Punkte i sich insofern ändert, daß ai das Doppelte
von io beträgt (im vorigen Falle ai = \ io). Die Verlängerung von oz
kommt dem Oberschenkel oq zu gute, indem zu ^ sich zwar qw wie beim
vorigen Typus, aber wz etwas kürzer sich darstellt. Brust- und Armmaße
zeigen sich denen der letzteren analog: so daß also auch hier, da oa
unverändert, die Länge cow die Körperlänge übertriift. — Die Verminderung
der Quermaße tritt in Tab. nur gelegentlich deutlich hervor: so darin,
daß hier 12' das Maß erhält, was im vorigen Falle für ii angegeben;
ferner daß die Schulterbreite sich hier nur als doppelte mittlere Har-
monische von ef und eg\ im vorigen als das Doppelte von eg darstellt,
während zugleich der Brustwarzenabstand = ef ist (wie vielfach unter den
Antiken). Auch wird wie im vorigen Falle die Gesäß- von der Schulter-
breite übertroffen. Ein Unterschied findet sich jedoch insofern, als hier 8
nicht mehr dem Rippenmaximum gleichkommt, sondern sich als Minimum
zwischen dieses und die Gesäßbreite stellt.
IV. Gruppe.
Typus 5.
Dasselbe als Extrem der Schlankheit charakterisiert, liefert folgende
Beziehungen :
a) Längen:
Nur die Maße in, io, p'u' sind als zweigliedrige Summen gegeben.
Bezüglich der übrigen können als durch den korresp. männlichen Typus
bekannt angesehen werden, außer der Kopflänge : aa, qz, af fo', k'o'.
Danach bestimmt sich die Reihe:
D. in k : D. in g : 10' : S' : 2' • . . = ^ .
2aä : ei : aa : ae : ^ qz : ’ • ■ = i : i :
das Fehlende wie sonst zu interpolieren.
Repertorium für Kuustwisseuschaft, XXVj.
2
18
Constantin Winterberg:
b) Dicken:
Die Maxima 7' und 9' sind zweigliedrige Summen. Zu den übrigen
bildet den Übergang außer der der letzteren gleichen Fußlänge die von
ad, k'd , wonach sich findet:
D. in : 8 ^ : 2 ^ : D. in • == • • •
ferner die kleineren:
i' : D. in : 2.20' : 12' : 1 7' ■ • • = tt • tV • iV • tV ^TV ' ' ‘
c) Breiten:
Den tibergang bilden die Längen ai, aa, ei, wonach
5 : 2.6 : Bt'. mk : Br. in a : aa : p'p' : Br. in e • -=yY : I ■ jj ^ I = • i ' tV ' ‘
ferner für die kleinern:
23 ’• 3 ■ 20 : 4- 1 o : 1 8 : • • • = • -2V ^ ifV • "sV • TfV ■ • • *
Proportionstabelle.
Die Hauptmaße der Rumpflängenteile stimmen mit denen vom
Typus entweder ganz überein, oder nähern sich denselben: zunächst
bleibt die Lage der Punkte 0, m', n' ebenso die des Punktes i unver-
ändert.”') Dagegen stehen die Punkte Bf, g i hier von der Linie aa
soweit ab, wie beim vorigen Typus von der Halsgrube, deren Scheitel-
abstand im letzteren Falle zugleich dem der besagten Linie im vorliegenden
Typus entspricht. — Als Besonderheit ist noch die Verkürzung von ww
unter die Körperlänge zu beachten, indem hier im Maximum der Schlank-
heit aa sein Minimum erreicht. Entsprechendes gilt für cow. Von vorn
gesehen zeigen die unter sich gleichen Maxima 5 und 9 sich mit der
Rippenkorblänge ei übereinstimmend, welche bei T. i vom Minimum 8
erreicht ward. Rippen- und Weichenbreite erreichen hier nur das Skelett-
maß p'p' . Auch der Hals ist schmaler als sonst (3 <C 3') ebenso 6 ge-
ringer als ef.
Das harmonische Teilprinzip ist dem gesagten zufolge im i. Buche
überhaupt nur teilweise durchgeführt und das Verfahren überdies nicht
frei von einer gewissen Willkür, sofern in den zu einer harmonischen Reihe
vereinigten Maßen bald mehr, bald weniger wichtige, bald in engeren, bald
nur in ganz allgemeinem Zusammenhang stehende Größen auftreten.
Jedenfalls besteht für deren Auswahl keine aus den Bedingungen des
Organismus folgende Notwendigkeit, während oft gerade für die Form-
verhältnisse am meisten charakteristische Maße nur nebenbei durch Inter-
polation aus den übrigen bestimmt werden können. Durch die Anwendung
verschiedenartiger Prinzipien wie das der Summation, der dritten Pro-
portionale wird überdies nicht nur die Einheit des Verfahrens, sondern
U) nur ist zu beachten, daß in Tab. für die unter der Rubrik eb' ef eg ei an-
gegebenen Längen ab' af ag ai zu lesen ist, indem nur in diesem einen Falle die
Rumpf länge a. a. O. anstatt von e von an aus zählt (vgl. Bern. d. Tab.).
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
19
auch die Übersichtlichkeit gestört. Indem nämlich die Bestimmung in
den Längenmaßen a. a. O. nicht in Bezug auf das ganze, d. h. die Körper-
länge, sondern abschnittsweise von gewissen sich stets in derselben Ord-
nung folgenden Teilpunkten aus geschieht; so ereignet es sich, daß, um
die Länge eines nicht darunter unmittelbar enthaltenen Abstandes zu
finden, man genötigt ist, nicht nur 2, sondern oft 3, 4, 5 Brüche ver-
schiedener Nummern oder sogar Summen aus solchen zu addieren: eine
Unzuträglichkeit, die im 2. Buche trotzdem darin dieselbe abschnittsweise
Bestimmung der Teilmaße festgehalten ist, dadurch vermieden ist, daß
alle durch Summation daraus zusammengesetzten Ausdrücke den gemein-
samen Nenner 600 haben. In diesem stellt Dürer nämlich, wohl in der Über-
zeugung, daß für das Prinzip der harmonischen Teilung nach allem, was über
die Anatomie des menschlichen Körpers bekannt ist, ein innerer organischer
Grund in Wahrheit nicht besteht, die Proportionen des menschlichen Körpers
nach einer »andern Meinung«, wie er sich ausdrückt, von neuem auf. Es
haben demnach zu Dürers Zeiten wie es scheint auch unter den Meistern
der deutschen Malerzunft verschiedene Meinungen über die naturgemäßeste
Auffassung und Darstellung der menschlichen Proportionen geherrscht.
Jene im i. Buche enthaltene aber war wohl als die durch Tradition
überkommene, wenn auch mißverstandene, die damals im allgemeinen
vorherrschende Lehre, der sich darum auch Dürer zu Anfang angeschlossen
hat, bis durch vielerlei Erfahrungen er, von deren Unzulänglichkeit über-
zeugt, es aufgibt, seine durch die Praxis gewonnenen Resultate in das
Prokrustesbett eines a priori willkürlich angenommenen geometrischen Ge-
setzes einzwängen zu wollen. Jene andre Meinung aber, die er sodann
im 2. Buche darlegt, mag dann wohl spezifisch als eine von ihm selbst
ausgehende, also wesentlich als sein geistiges Eigentum zu betrachten
sein. Darauf läßt schon, abgesehen von allem übrigen, die ungleich sorg-
fältigere Behandlung, die größere Zahl und Mannigfaltigkeit der vor-
gebrachten Fälle schließen, wovon das Nähere weiter unten folgt. Das
Wesentliche und Unterscheidende des 2. Buches liegt jedenfalls darin,
die Einfachheit der harmonischen Zahlenreihe einem komplizierteren Zahlen-
ausdruck zu opfern, um dafür um' so einfachere lineare Beziehungen der
unter sich im nächsten natürlichen Zusammenhang stehenden Raumgrößen
besonders unter den Längenmaßen zu erhalten: für die künstlerische Praxis
jedenfalls das Wichtigere und Notwendigere, wobei Dürer es allerdings
darin versieht, die Angabe des Moduls oder der als Einheit gewonnenen
Körperlänge in einer davon unabhängigen bekannten Maßeinheit hinzu-
zufügen, ein Mangel, wodurch die Beurteilung der absoluten Größen-
verhältnisse der verschiedenen Typen unmöglich wird.
(Fortsetzung folgt.)
Die Pacher-Schule.
Ein Nachwort zur Kunsthistorischen Ausstellung in Innsbruck
(15. August bis 15. September 1902).
Von Robert Stiafsny.
Der Gedanke der kunstwissenschaftlichen Kongresse ist von einer
Ausstellung ausgegangen, der Dresdener Holbein- Ausstellung des Jahres
1871. Im richtigen Augenblick angeregt, hatte jene erste zwanglose
Begegnung von Kennern und Künstlern bekanntlich einen mehr als
aktuellen Erfolg; die Echtheitserklärung der seither so glanzvoll wieder-
erstandenen Darmstädter Madonna. Ein gleich glücklich gewählter Anlaß
hat die fahrenden Kunsthistoriker nur noch einmal zusammengeführt, in
den großen Tagen der Amsterdamer Rembrandt-Ausstellung. Die Spezial-
Ausstellungen, zu denen die übrigen Wanderversammlungen den Anstoß
gegeben, bildeten dagegen nur ein dekoratives Beiwerk, nicht mehr den
bewegenden Mittelpunkt der Zusammenkunft. Im Interesse des Unter-
nehmens darf die Frage aufgeworfen werden, ob man nicht besser daran
getan hätte, mit jenen wichtigen retrospektiven Veranstaltungen in Fühlung
zu bleiben, sich regelmäßig, nicht bloß von Fall zu Fall ihrer Anziehungs-
kraft zu versichern, statt durch die rasche Wiederholung in nur zwei-
jährigen Zwischenpausen den Tagungen ihren festlichen Charakter zu
nehmen und die Teilnahme auch der engeren Fachkreise abzustumpfen.
Der gegebene Kongreßort im verflossenen Herbst wäre jedenfalls Brügge
gewesen. Mit den erlesenen Schätzen der dortigen Sommerausstellung
konnte die Innsbrucker Vorführung selbstverständlich keinen Vergleich
aufnehmen. Ein Ausschnitt aus den 1865, 1879 und zuletzt 1893 in der
tiroler Landeshauptstadt abgehaltenen Leihausstellungen, gewann sie indes
gerade durch den eng gesteckten Rahmen eine gewisse Geschlossenheit,
deren Reiz noch erhöht worden wäre, hätte man die verschiedenen
Spezialitäten alttiroler Kunst gleichmäßiger herangezogen und dafür auf
die Beiträge nichttirolischer Herkunft verzichtet. Denn um eine inter-
nationale Abteilung von einiger Bedeutung zu bestreiten, erwies sich schon
bei jenen früheren Gelegenheiten der Privatbesitz im Lande als nicht
Robert Stiafsny: Die Pacher-Schule.
31
ergiebig genug. Immerhin gab es unter den deutschen, flandrischen und
italienischen Gemälden, die einen Saal füllten, einige bemerkenswerte
Nummern: eine Vermählung der hl. Katharina aus der großen Gruppe
der gewöhnlich mit dem Namen Herri met de Bles abgefundenen Bilder
(Innsbruck, Lemmen), ein Täuferbrustbild im Charakter Signorellis, die
im »Klassischen Bilderschatz« veröffentlichte Verkündigung Kulmbachs,
früher bei Hasselmann in München, und ein 155® datierter älterer Cranach:
Christus und die Samariterin, die drei letzterwähnten Stücke bei Prof.
V. Oppolzer in Innsbruck. Die Enthauptung der hl. Katharina aus Stift
Wüten hielt Bayersdorfer für einen verputzten Altdorfer — eine ähn-
liche Komposition bietet das Gemälde auf den Außenflügeln des Altares
in Corvara (Ennebergtal}, über das Dahlke ausführlich berichtet hat im
Repertorium VI, 16 ff. Ein Opfergang Mariae in der Sammlung Vintler
zu Bruneck, zwischen Kulmbach und Wolf Traut stehend, wurde im
Katalog nicht ohne Grund auf Ulrich Springinklee bezogen, einen in
Bruneck nachweisbaren Namensvetter und wohl auch Verwandten des
bekannten Dürer-Schülers. Ein als italienisch-tirolische Arbeit des 1 6. Jahr-
hunderts angesprochenes Porträt des Anton von Rummel (nicht Rumbl)
von Lichtenau, Rates Kaiser Karls V. bei der Regierung in Innsbruck
am gleichen Ort (No. 44) ruft den Gedanken an Amberger hervor, der
ja 1548 Entwürfe für mehrere Erzstatuen des Maxgrabes • nach Innsbruck
geliefert hat.
Unter dem Nachlaß der heimischen Kunst ist es in Tirol noch am
besten mit den Erzeugnissen der Kleinkunst bestellt, so stark der inter-
nationale Sammeleifer der letzten Jahrzehnte auf diesem Gebiete auch auf-
geräumt hat. Leider zeigte die Ausstellung nur Weniges von diesen präch-
tigen Altsachen, die den monumentalen Schöpfungen der Landeskunst durch
Frische der Lokalfarbe und Feinheit der Stimmung so häufig überlegen sind.
Noch bedauerlicher war die spärliche Vertretung der tiroler Holzplastik,
von deren Arbeiten ein großer, aber kunstgeschichtlich völlig ungesichteter
Vorrat sich erhalten hat. Eine andere in Tirol bodenwüchsige Kunst-
übung, die Wandmalerei, war von dieser Rückschau naturgemäß ausge-
schlossen. (Dem Schreiber dieses, der die Ausstellung erst nach dem Kon-
gresse besucht hat, blieb auch der Vortrag unbekannt, mit dem Prof.
Semper in die Bresche trat). Die tiroler Barock- und Zopfmaler, ebenfalls
in erster Linie Freskanten, waren wenigstens mit einer Reihe von Staffelei-
bildern zur Stelle, die freilich weniger von dem erstaunlichen Handgeschick
dieser flotten Manieristen als von ihrer vollkommnen Verwälschung Kunde
gaben. Umgekehrt fesseln die gotischen Altarmaler Tirols durch ihre
auf sich gestellte Künstlerschaft, durch das Vollblut einer herbkräftigen
Eigenart, die auch in der Art und Weise der Aufnahme des Fremden
sich nicht verleugnet. Die instruktive Auswahl z. T. wenig gekannter
22
Robert Stiafsny:
Denkmäler tiroler Tafelkunst, die Semper, unterstützt von Dr. Schmölzer,
auf der Ausstellung vereinigt hatte, bildete denn auch den Glanzpunkt
der ganzen verdienstlichen Veranstaltung.
Dem ältesten Gemälde, einer Kreuzigung aus Kloster Neustift (Nr. i),
lag eine in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in den bayerisch-
österreichischen Alpenländern weitverbreitete Komposition zu Grunde, die
auf ein oberitalienisches Urbild zurückgeht. Den Einfluß der spätgiot-
tesken Veronesen, den diese Tafel verrät, finden wir auf einer höheren
Stufe und selbständiger verarbeitet in einem interessanten Votivbilde des
Ritters Hildebrand von Jauffenberg aus Passeir wieder, gleichfalls aus
Neustift (Nr. 2). Der Stifter kniet in Verehrung vor der hl. Dreieinigkeit,
empfohlen von seinem Schutzpatron St. Georg, ihnen gegenüber König
Sigismund. Daß mit der gekrönten Figur der populäre tiroler Landes-
heilige gemeint ist, ergibt sich aus dem vergessenen Bestimmungsort der
Tafel. Sie befand sich nämlich früher in der Kirche des Dorfes St.
Sigmund im Unterpustertal, einer Filialexpositur von Neustift, wie einer
handschriftlichen Reisebeschreibung des Innsbrucker Bibliothekars Ant.
Roschmann von 1747 in der Bibliotheca tirolensis des Ferdinandeums
zu entnehmen ist (Stadt Brauneggen und dero Gegenden etc.). Mit dem
Eritstehungsjahr 1418, das der Katalog aus den beigefügten Wappen
erschloß, stimmt der Stilcharakter des Gemäldes. Die weich fließenden
Formen, die konventionell formulierten Einzelheiten und individualitäts-
losen Köpfe sind noch ganz deutsch-altgotisch. Daneben machen sich
aber schon leise Züge einer freieren Behandlung und nicht nur in der
rein giottesken Hintergrundsarchitektur — einem echten »Giottokäfig« —
deutliche Beziehungen zur oberitalienischen Trecentokunst bemerkbar.
Man weiß ja, daß diese einen starken Absenker nach Südtirol getrieben
und speziell auf die Wandmalerei südlich des Brenners veronesische Vor-
bilder entscheidend übergewirkt haben. Schon im Jahr 1387 tritt ein
Meister Bettinus, Maler von Verona, urkundlich in Trient auf (»Kunst-
freund« von K. Atz, 1894, S. 8). Die Fresken in dem Hügelkirchlein
Sta. Lucia bei Fondo in Nonsberg z. B. stehen im engen Zusammen-
hang mit Altichieros und Jacopo Avanzos Wandbildern in der Georgs-
kapelle zu Padua. Die Titelrückseite eines 1449 vollendeten Anti-
phonares in der Neustifter Bibliothek, das 1893 auf der Innsbrucker
Ausstellung zu sehen war, hat ein Zeit- und Schulgenosse des Stefano da
Zevio mit dem reizenden Miniaturbilde einer thronenden Madonna ge-
schmückt. Ja, neuestens ist sogar die persönliche Anwesenheit Zevios in
Südtirol für das Jahr 1434 wenn auch nicht beglaubigt, so doch wahr-
scheinlich gemacht worden durch eine Urkunde aus Schloß Brughiero in
Nonsberg, in der ein »magister Stephanus pictor quondam Johanis de
Verona habitator nunc in c. Bragiero« als Zeuge genannt ist (»Kunst-
i
Die Pacher-Schule.
23
freund«, 1900, S. 31). Daß der Maler unseres Präsentationsbildes nicht
weit von Brixen zu Hause war, ergibt sich aus den Analogien mit
einer Gruppe von Wandgemälden aus dem Ende des 14. Jahrhunderts
im dortigen Kreuzgang. Der Ritterheilige Sigismund mit seiner rot-
blonden Lockenperücke ist geradezu ein Seitenstück zu Karl dem Großen
und St. Albuin in der ersten Gewölbekappe der 12. Arkade. Wie in
der stillen Freundlichkeit der zierlich-schmächtigen Gestalten so klingt
auch in dem reichen Metallglanz des Bildes — die Rüstungen und das
Flechtwerk des Hintergrundes sind echt versilbert — noch die Romantik
des Trecento nach, die in der südtiroler Malerei erst Mitte des 15. Jahr-
hunderts durch einen kräftigen Vorstoß des nordisch-gotischen Realismus
verdrängt wurde. Man pflegt diesen an den Namen des Brixener Kreuz-
gangsmalers Jakob Sunter zu knüpfen, dessen Arbeiten sich auf die Jahre
1458 — 1475 verteilen. Auf der Ausstellung war nur Ein Bild seiner
Richtung vorhanden, der Tod der hl. Martha aus Neustift (Nr. 3), dessen
Frauenköpfe schon auf einen späteren Brixener Meister vorv.'eisen, den
Maler der Augustin-Legende in Neustift. Die von Semper bei dieser
Gelegenheit der Sunter-Schule zugeteilte Anbetung der Könige in der
kais. Gemäldegalerie zu Wien (No. 1395, auf der Rückseite eine Ver-
mählung Marias) ist als dahin gehörig bereits von Walchegger im »Kunst-
freund« 1894 (S. I, Anm. i) erkannt worden. Ein bisher übersehenes
Originalwerk Sunters, eine freie Wiederholung der Grablegung von 1470
im dritten Gewölbejoch des Brixener- Kreuzgang, befand sich vor wenigen
Jahren im Münchener Kunsthandel (Einstein & Co.). Übrigens scheint
Sunter nur der uns zufällig gerade überlieferte Name eines gar nicht
tonangebenden Meisters aus jener Brixener »Malerhütte« zu sein, die,
1440 — 1480 mit der Ausschmückung des Kreuzganges beschäftigt, die
Vorschule Michael Pachers gebildet haben mag. Nach wie vor fehlen
jedoch die Mittelglieder, klafft ein Sprung zwischen Sunter und seinen
Leuten und dem führenden Meister der tiroler Gotik. Die x\usstellung
gab auf diese wichtige Frage keine Auskunft — zumal Pacher selbst auf
ihr nur mit einem Spätwerk vertreten war, der Vermählung der hl.
Katharina aus dem Petersstift in Salzburg. Das koloristisch feine, in
Zeichnung und Stimmung etwas flaue Bild hat leider beträchtlich gelitten
an seinem bisherigen Aufbewahrungsort, dem Kreuzgang des Klosters,
für das es Pacher wohl auch gemalt hat. Mit Semper es für einen
Überrest des von dem Künstler für die Stadtpfarr-, jetzige Franziskaner-
kirche in Salzburg gelieferten Liebfrauenaltares zu halten, verbietet sich
darum, weil eine derartige isolierte Szene in dem für die Flügel voraus-
zusetzenden Mariencyklus keinen Platz gefunden hätte, im Mittelraume
aber eine noch erhaltene geschnitzte Madonnenfigur stand. Während der
ungewöhnlich langdauernden Arbeit an diesem Schreine (1484 — 1498)
24
Robert Stiafsny:
und der wiederholten Besuche in der Bischofsstadt, die sie erforderte,
wird Pacher eben noch andere Aufträge dort übernommen haben. In
diese Schlußzeit des Meisters versetze ich auch zwei vorzügliche Gemälde
des Salzburger Museums, die mit dem Meister bisher nicht in Verbindung
gebracht wurden. Es sind Orgelflügel mit den Gestalten der in Salzburg
verehrten Heiligen Primus und Hermes (in Saal XVII, Burgkapelle).
Durch die breite, lockere Malweise nähern sie sich dem Bilde aus St.
Peter ebensosehr, als sie ihm durch die temperamentvolle, urpacherische
Auffassung überlegen sind. Deutlicher als dieses lassen sie erkennen,
daß es für Pacher auch nach dem Wolfganger Altar noch eine Weiter-
entwicklung gegeben hat und zwar in einer ausgesprochen malerischen
Richtung.
Die Kunst, die auf dem Grund und Boden seiner Werkstatt zur
besonderen Blüte gelangt war, trieb aber ihre Wurzeln durch das ganze
deutsche Südtirol. In den Hauptorten des Pustertales, in Brixen und in
Bozen, saß Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts eine Reihe
von Meistern, die Ähnliches wollten, wenn auch nicht Gleiches konnten
wie Michael Pacher. Immer klarer erhellt, daß dieser Künstlername sich
zu einem geographischen Stilbegriff ausgewachsen hat, zu einem Gattungs-
namen etwa wie Tiroler »Spezial«, unter welcher Bezeichnung auch
recht unterschiedliche Marken ausgeschenkt werden. Waltet schon über
der anonymen Gesamtarbeit der Werkstatt häufig nur der Geist des
Meisters und vermögen wir mit Sicherheit eine ganze Anzahl von Gehülfen-
händen in ihr zu unterscheiden, so beginnen sich vollends aus seiner
»Schule« mehr oder weniger greifbare Sonderpersönlichkeiten herauszu-
runden. Unter den unmittelbaren Genossen tritt Friedrich Pacher als
der Einzige, über den wir nähere Kunde haben, heute wohl mehr wie
billig in den Vordergrund (vgl. meinen Aufsatz, Repertorium XXIII, 38 ff.).
Aus der inschriftlich beglaubigten und 1483 datierten Taufe Christi,
welche das Klerikal-Seminar in Freising auf die Ausstellung geliehen h^tte,
spricht eine trocken verständige, etwas spießbürgerliche Natur, deren
Härten unter dem Eindruck wahlverwandter paduanischer und veronesischer
Muster sich eher verschärft als gemildert hatten. Mit der hageren Eckig-
keit der Squarcionesken, eines Marco Zoppo etwa, verbindet sich in dem
Vordergrundsmotiv — einer Steinbrüstung mit Blumentopf und Papagei —
anscheinend eine venetianische Reminiszenz. Bezeichnend ist, daß das
Gemälde altertümlicher wirkt als sein Vorbild auf einer der Flügeltafeln
des Wolfganger Altars, die Friedrich zwei Jahre früher, unter Mitwirkung
Michael Pachers, vollendet hatte. Andrerseits lassen die von einer
weitgehenden Restauration verschont gebliebenen Partien der Freisinger
Taufe es erklärlich erscheinen, daß Friedrich nach einer gleichzeitigen
Aussage zu den »besten und verständigsten Meistern« in Brixen zählte.»
Die Pacher-Schule.
25
und machen es unmöglich, so handwerklich derbe Leistungen wie den
Katharinen- Altar und das Barbara-Martyrium aus Neustift (Nr. 6, 7) ihm
auch nur als Jugendwerke zuzutrauen. In der zweiten Auflage des
Kataloges hat Semper diese seine frühere Annahme denn auch fallen
gelassen. Das Katharinen -Triptychon rührt offenbar von einem Maler
her, der durch die Werkstatt der Pacher gegangen ist und einige Schwächen,
namentlich die Zeichenfehler Friedrichs, angenommen hat, während ihm
dessen Vorzüge fremd blieben. In der Verkündigung auf den Flügel-
außenseiten und auf einer der Innentafeln mit Katharina im Kerker sind
Modellskizzen von Engelköpfen der Wolfganger Taufe benutzt. Die
Gestalt des Wächters auf dem Kerkerbilde stammt aus dem Gemälde
Christus und die Ehebrecherin in St. Wolfgang, und den Szenen aus
dem Leben des Altarheiligen dort sind zwei weitere Figuren der
Katharinenbilder entlehnt. Die Barbara-Tafel ist das Mittelstück eines
kleineren, nicht mehr zur Gänze erhaltenen Altarwerkes, von dem die
Neustifter Sammlung drei Flügelbilder (Inv. Nr. 150, 153, 154) und
Frau Seeböck in Bruneck das Fragment eines vierten besitzt. Von
demselben Brixener Lokalmaler sind zwei Legendendarstellungen, Be-
kehrung und Taufe zweier fürstlicher Frauen im Bayerischen National-
Museum zu München (Saal XI. Inv. Nr. 3220, 3221). Die tief bräun-
liche, brandige Färbung dieser Malereien, die kurzen, stämmigen Gestalten,
die grell übertreibende Charakteristik weichen sowohl von der Manier
der Katharinenbilder wie der zahmeren Tonart Friedrich Pachers ab.
Hieße es diesen also unterschätzen, wollte man ihm die Verantwortung
für derartiges Schulgut aufbürden, so würde seine Autorschaft an einer
Gruppe anderer, ihm von Semper neuestens zugeteilter Arbeiten eine
Wandlungsfähigkeit voraussetzen, die einer Überschätzung seiner künstler-
ischen Kraft gleichkäme. »Semper idem« scheint nicht der Wahlspruch
dieser Bestimmungen gewesen zu sein. Das aus Pariser Privatbesitz auf
der Ausstellung aufgetauchte Dreibild mit der Trinität zwischen dem
Evangelisten Marcus und Antonius Abbas gehört ohne Frage in den
Kreis Pachers, zeigt aber keine der Besonderheiten Friedrichs. Das
Äußere der Anordnung, die feststehenden, unverschließbaren Seitentafeln
samt der architektonischen Einfassung von gotischen Giebeln und fialen-
förmigen Halbsäulen erinnern an die Anconen der Vivarini. Die knolligen,
gedunsenen Formen, die zu großen Köpfe, die lederartig gegerbte Haut,
die verschnörkelte Zeichnung der Hände finden sich aber ähnlich wieder
auf einem aus Bozen in das Germanische Museum gelangten Triptychon,
das Semper folgerichtig ebenfalls dem Friedrich Pacher zuschreibt. Dem-
selben begabten Vertreter der jüngeren Pacher-Schule dürften die von
Dahlke im Repertorium IV, iiiff. besprochenen Flügeltafeln in Ambras
beizumessen sein, die auf der Ausstellung fehlten.
2Ö
Robert Stiafsny:
Leider gelang es auch nicht, das Doppelbild der hl. Petrus und
Paulus von Schloß Tratzberg für sie zu gewinnen. Diese bedeutende
Schöpfung wird von Semper jetzt gleichfalls für Friedrich Pacher in An-
spruch genommt. Sie liegt indes vollends jenseits der Grenzen, die dem
Können unseres Meisters gezogen waren. Die rauhe Größe der beiden
kolossalen Gestalten, die gediegene, körnige Malweise deuten vielmehr aul
Michael Pacher selbst, den schon Rob. Vischer als Urheber der Tafel ver-
mutet hat (Studien z. Kunstgesch. S. 458). Der Kopf des Petrus stimmt
überein mit dem Kaiserbildnisse auf dem Fresko Pachers über dem
Südportal der Stiftskirche in Innichen, in dem ich ein Porträt Ottos des
Großen nachweisen konnte (Beilage zür Allgem. Zeitg. 1899, Nr. 221).
Unbekannt ist bisher, daß wir es in Tratzberg mit dem Mittelbilde eines
Altarwerkes zu tun haben, das 1475 dem Peter- und Paulus-Kirchlein
am Jöchelsturm in Sterzing aufgestellt wurde. Die Predella mit der das
Schweißtuch haltenden Veronika zwischen den knienden Figuren der
Bauherren der Kirche, der Sterzinger Gewerken Lienhart und Hans
Jöchl befindet sich noch in Tratzberg, während sieben Bilder aus dem
Leben der Apostelfürsten und des Evangelisten Johannes von den Türen
des Altars — eines darunter eben mit dem Datum 1475 — durch Pfarrer
Gotthart aus Oberbergkirchen 1809 in Sterzing erworben, später in den
Besitz Prof. Sepps in München übergingen, der sie 1861 der deutschen
Peterskirche zu '^Tiberias in Palästina geschenkt hat (Repertorium, XI,
346 f.).
An monumentaler Würde den Tratzberger Aposteln ebenbürtig
sind die Heiligen Jakobus und Stephanus auf dem Gemälde der Samm-
lung Sepp, das schon auf der Renaissance-Ausstellung in München (1901)
verdiente Beachtung gefunden hat. In Innsbruck erlitt das Bild an
künstlerischen Ehren keinen Abbruch, obwohl man mit Recht nicht mehr
Michael Pacher, sondern nur einen seiner anonymen Nachfolger als
Autor gelten ließ. Mit dem großen Wurf und der markigen Charakter-
istik der Tratzberger Tafel vereinigt es eine mehr malerische Haltung,
eine weichere Tonschönheit, ein feineres Flelldunkel, Qualitäten, in denen
man bereits das herannahende 16. Jahrhundert verspürt. Während der
Okkupation Tirols durch die Bayern 1803 kam es aus Neustift in das
Schleißheimer Galerie-Depot, um mit anderen Stücken desselben 1852
versteigert zu werden. Vermutlich bildete es die Mitteldarstellung eines
Jakobus- und Stephanus- Altars, den, nach den Klosterannalen, einer
Handschrift des 17. Jahrhunderts in der Neustifter Bibliothek, der Brixener
Bischof Georg Golsner im Chore der Kollegiatkirche 1481 geweiht hatte,
dessen Ausführung sich jedoch üblicherweise einige Zeit hinausgezogen
haben dürfte. Zweifellos auf denselben Künstler gehen ein vorzügliches
Abendmahl aus Neustift in der Schleißheimer Galerie (Nr. 98) und ein
Die Pacher-Schule.
27
ebendaher stammender Tod Mariä im Ordinariatsgebäude der Münchener
Frauenkirche zurück. Acht Bilder aus der Augustin-Legende in Neustift
— von denen fünf auf der Ausstellung gezeigt wurden (Nr. loa — e) —
sowie die große Sippendarstellung mit der Zurückweisung des Opfers
Joachims auf der Rückseite am gleichen Ort (Nr. ii) berühren sich in
den schweren Formen, der starken, dunklen Färbung und den ausdrucks-
vollen Köpfen mit der Seppschen Tafel, ohne deren hohen Stil zu er-
reichen. Immerhin zeigen sie den Pacherschen Schultypus selbständig
abgewandelt durch .eine künstlerische Individualität, die mit den Traditionen
der Werkstatt paduaner und bellineske Einflüsse, in der Weise etwa eines
Lazzaro Bastiani, Mansueti, Vittore di Matteo, zu verschmelzen weiß.
Die Vermutung liegt nahe und ist von mir bereits im Repertorium
(XXIII, 46) geäußert worden, daß dieser vertraute Jünger des Altmeisters
Hans Pacher war, der dritte Maler der Familie. Trifft die Annahme zu,
^o wäre bei ihm auch die öfters besprochene und publizierte Altartafel
aus Utenheim in der Vintlerschen Sammlung zu Bruneck (Nr. 8) gut
aufgehoben, obwohl sie in der härteren Zeichnung und der bunteren,
kühleren Farbengebung sich um einen Grad befangenener erweist. Zu
dem Augustin-Altar gehört, wie schon Semper erkannt hat, eine Predella
mit den Brustbildern der hl. Augustin und Monika im Münchener National-
Museum (Saal XV). Von der nämlichen Hand sind weiter das Fragment
einer Darbringung in derselben Sammlung (Saal XI, Inv. Nr. 3130) und
ein Flügelgemälde mit den hh. Florian und Sebastian bei Frau Seeböck
in Bruneck, auf das ich im Repertorium a. a. O. aufmerksam gemacht
habe. Stilverwandte Arbeiten sind ferner eine Beschneidung Christi aus
Innsbrucker Privatbesitz (Nr. 16) und ein 1484 datiertes Miserikordien-
bild der Sammlung Sepp, das nicht auf die Ausstellung gekommen war.
Es wiederholt die bekannte paduanische Komposition des auf dem Sarko-
phagdeckel sitzenden, von der Madonna und Engeln betrauerten Heilandes
mit einem Stifterpaar.
Entschlossener als der Augustinmeister und der Maler des Sepp-
schen Jakobus- und Stephanus-Bildes ging ein dritter Künstler aus dem
Nachwuchse des Pacher- Ateliers auf die Tendenzen des neuen Jahrhunderts
ein: der Monogrammist M. R., vermutlich identisch mit einem in Inns-
bruck, Bozen und Salzburg nachweisbaren Maler Marx Reichlich. Die
Ausstellung brachte von ihm nur zwei wenig charakteristische Predellen-
stücke aus Wüten (Nr. 25, 26), die keinen Ersatz boten für sein Haupt-
werk, das 1893 in Innsbruck vorgeführte Flügelpaar aus der Waldaufschen
Kapelle in der Pfarrkirche zu Hall. Noch ganz im Geiste Pachers,
obschon aus einer anderen Palette gemalt, haben diese trefflichen Bilder
auch ein gegenständliches Interesse, das in der Beschreibung Sempers
•(Zeitschrift des Ferdinandeums, 1891, S. 81 ff.) zu kurz gekommen ist.
28
Robert Stiafsny;
Ihr Stifter, der Ritter Florian Waldauf von Waldenstein, Hofkanzler
Maximilians I. in Innsbruck (gest. 1510), war ein besonderer Gönner und
Förderer der damals neu aufgekommenen Andacht zur hl. Brigitta, von
deren »Revelationes« er auf seine Kosten die bekannte deutsche Ausgabe
(Nürnberg, Koburger, 1500) veranstaltet hat. Daher erscheint auf der
Vorderseite des einen der Haller Flügel die Stifterin, Freifrau von
Waldauf, mit ihrer Namenspatronin Barbara, umgeben von Mönchen und
Nonnen des Brigitta-Ordens, an deren Spitze die schwedische Heilige.
— Diesen, wohl noch im Vollendungsjahre der Waldauf-Kapelle 1500
entstandenen Votivtafeln schließt sich ein Bild aus der Jakobuslegende
in der Reindlkapelle der Münchener Frauenkirche an, das in den »Kunst-
denkmalen des Königreichs Bayern« (I, 981) irrtümlich als »niederdeutsch«
bezeichnet ist. Das sammtartige Kolorit mit den tiefen Schatten, die
plastische Modellierung der kühn verkürzten Gestalten, der aparte Ge-
schmack der Trachten lassen jedoch den Tiroler nicht verkennen. Es
stammt gleichfalls aus dem Neustifter Zuwachs der Schleißheimer Galerie,
aus dem ein anderes Gemälde des Künstlers, ein Opfergang Marias,
kürzlich der neugegründeten bayerischen Filialgalerie in Burghausen über-
wiesen wurde. Diese Tafel gehört zu demselben Marien-Altar wie die
Geburt Marias und die Heimsuchung in Schleißheim (Nr. 100, loi)
und ist wichtig, weil sie außer dem Monogramm M. R. auch das Datum
der ganzen Folge tragt: 1502. Der leichte, flüssige Vortrag und das
sichere Verständnis der Renaissance-Architektur geben Zeugnis von der
rasch fortgeschrittenen Stilwandlung des originellen Meisters. In die
nämliche Zeit oder nicht viel später fällt eine in Vischers »Studien«
(S. 476) ihm mit Recht zugesprochene Geburt Johannes des Täufers
im Prager Rudolfinum (Nr. 672). Von einem schwächeren Nachfolger
rühren endlich die acht Tafeln mit Apostel- und Heiligen-Figuren im
Ferdinandeum zu Innsbruck her (Nr. 35 — 42).
Haben wir in dem Monogrammisten M. R. den äußersten Flügel-
mann der eigentlichen Pacher-Schule vor uns, so verkörpert Andre Haller
aus Brixen die künstlerischen Bestrebungen einer jüngeren Generation, in
der sich der Geist der tiroler Gotik, der in Pacher seinen vollendetsten
Ausdruck gefunden, unter dem erneuten Einströmen süddeutscher und
oberitalienischer Elemente zu zersetzen beginnt. Neben Pacher und den
Seinen macht dieser Epigone eine so geringe Figur, daß es schwer be-
greiflich ist, wie Semper ihn früher als den Urheber des Tratzberger
Apostelbildes und der Seppschen Altartafel betrachten konnte. Ein
handfester Praktiker, hat er die rassige Urwüchsigkeit der alten Tiroler
der äußerlichen Nachahmung Dürerscher Typen, ihre zäh energische, auf
die schärfste Bezeichnung des Einzelnen ausgehende Formensprache einer
leeren Glätte, ihre breite, gesättigte Färbung einem glasig leuchtenden
Die Pacher-Schule.
29
Kolorit preisgegeben. Die Nummern 19 — 24 der Ausstellung, aus Neu-
stift und Freising — denen man noch die Brustbilder des segnenden
Salvators und einer Madonna in der Sammlung des Museumsvereins zu
Bozen (Inv. Nr. 1246 und 1247) sowie eine große Kreuzigung im Brixener
Diözesan-Museum (aus der dortigen Johanneskirche) hätte beifügen können
— vermochten dieses Urteil nicht zu seinem Gunsten zu korrigieren.
Auch die aus Brixen stammende »Mater speciosa« des Ferdinandeums
(No. 46) hängt mit Haller zusammen. Zwei noch von den Tratzberger
Aposteln inspirierte Tafeln mit den Heiligen Petrus und Paulus in der
Marienkapelle der Neustifter Kollegiatkirche, die für ihn selbst zu gut,
seine Richtung deutlich ankündigen, waren nicht auf der Ausstellung.
Vor allem vermißte man auf dieser das einzige inschriftlich gesicherte
Werk des Meisters, den Durnholzer Altar von 1513» heute im Ansitz
Stillendorf zu Bozen. Der Vergleich der Schreinskulpturen mit den in
das Ferdinandeum gelangten Flügelgemälden (Nr. 43, 44) hätte unwider-
sprechlich ergeben, daß Haller, obwohl er sich als Lieferant des ganzen
Altares nennt, die Schnitzereien nicht persönlich ausgeführt haben kann,
wie dies in zahlreichen anderen Fällen urkundlich belegt ist. In die
Nähe Hallers gehört der im Kataloge als Kopie nach Pacher bezeichnete
hl. Corbinian beim Grafen Wilczek (»Segnender Bischof« Nr. 36). Das
interessante Bild zeigt einen abgeschwächten Nachklang des Pacher-
Stiles, gekreuzt mit schwäbischem Einfluß, der ihm in der Sammlung
Develey in München, in der es sich früher befand, zu dem Namen des
älteren Holbein verholfen hatte (Janitschek, Gesch. d. deutsch. Mal.,
S. 268).
Die schwäbische Kunstweise, im Oberinntale das künstlerische
Stammesidiom der Bevölkerung, findet über das Vintschgau nach Süd-
tirol und durch einen starken Zuzug aus Schwaben auch in den
übrigen Teilen des Landes Verbreitung. Direkter Import und die Arbeiten
schwäbisch geschulter Tiroler (vgl, Nr. 27 — 31 der Ausstellung) sind
nicht immer leicht auseinanderzuhalten, wie für das 15. Jahrhundert schon
das Beispiel des Multscher- Altares in Sterzing beweist, der die längste
Zeit als Landesprodukt gegolten hat. Das figurenreiche Sippenbild von
1510 aus Flaurling, mit dem Portrait Kaiser Maximilians I. unter den
Vorfahren Jesu (Nr. 39), erinnert an den Allgäuer Meister Jakob Schick
aus Kempten, von dem das bayerische Nationalmuseum zwei Altäre besitzt,
und noch näher an die flachdekorativen Gemälde des wohl hauptsächlich
von Schaffner beeinflußten Sebastian Scheel aus Innsbruck. In einer
anderen Gruppe nordtiroler Bilder herrscht wieder der bajuvarische
Charakter, die Verwandtschaft mit der oberbayerischen Nachbarschule
vor, so in der Aposteltrennung aus Wüten (Nr. 12), für welche die
Stiftstradition sogar einen Namen bereit hält, den des Malers Marx
Robert Stiafsny;
.^O
Tanauer, der in Innsbruck und Wüten 1493—1507 urkundlich er-
wähnt wird.
Von der selbständigen Entfaltung und großen Ausbreitung, welche
die tiroler Holzskulptur im 15. und 16. Jahrhundert erlangt hatte, gab
die Ausstellung, wie schon gesagt, keinen rechten Begriff. Da vollständige
Altarwerke überhaupt fehlten, konnte das wichtige Verhältnis von Tafel-
malerei und Schnitzkunst nicht veranschaulicht werden, die sich wechsel-
seitig bedingten und in die Hand arbeiteten. Auch in dieser Gattung häufte
man bis in die letzte Zeit wahllos nicht einmal die besten, sondern die
verschiedenartigsten und meist schon dem 16. Jahrhundert angehörigen
Leistungen auf den Meisternamen Pachers. Bezeichnenderweise ist
gerade im Pustertale nichts von Schnitzwerken vorhanden, was mit den
Malereien seiner Richtung stilistisch übereinstimmte. Die früher für
Pacher in Anspruch genommenen Flachreliefs einer Kreuzabnahme und
Grablegung im Ursulinenkloster zu Bruneck (Nr. 85, 85 a) sind von der
Hand desselben Pustertaler Bildhauers, der in der Totenkapelle zu
Wahlen bei Toblach ein 1520 datiertes Altärchen mit reichem Renaissance-
Rahmen und ein zweites, identisch behandeltes in der Mooskirche bei
Niederdorf ausgeführt hat. Den Vintschgauer Lokalstil, wie ihn die
Altäre von Latsch und Niederlana repräsentieren, zeigt in charakteristischer
Prägung das Fragment einer kleinen, sehr bewegten Freigruppe mit dem
Tode Mariä im Besitze des Grafen Wilczek (Nr. 89; aus Meran). Ein
kleiner Schrein mit der Krippe zwischen den Heiligen Anna und Katharina
(Nr. 84), der ganz den Eindruck eines geschnitzten Gemäldes macht und
in den Frauentypen an den Augustinmeister anklingt, ist wohl Brixener
Herkunft. Für den Meister des Traminer Altares im National-Museum
zu München, dem der Katalog dieses Stück gibt, ist die Arbeit zu gering.
Hingegen hat dieser geniale Schnitzer nicht nur die ihm schon von Semper
zugeschriebenen Altäre in der Jodokuskapelle der Bozener Franziskaner-
kirche und in Pinzon geschaffen, sondern auch die köstliche Marienstatue
der Sammlung Figdor in Wien (Nr. 83), über deren weichbewegter Gestalt
mit dem mild individuellen Antlitz ein Abglanz von der Schönheit der
Südtiroler Landschaft zu liegen scheint. Die schon auf der Münchener
Renaissance-Ausstellung vielbewunderte Figur gehörte mit einem hl. Josef
in der Sammlung Thiem in San Remo zu einer »Anbetung des Kindes«
aus Schloß Saltaus im Passeirtale. Auch das reizend naive Relief einer
Geburt Christi im Bayerischen National-Museum (Saal XII, Nr. 9) und
ein Altärchen aus Montan b. Pinzon in der Kapelle von Schloß Tirol
darf man auf den leider noch namenlosen Künstler zurückführen, der in
dem Formenadel seiner Gebilde einen welschen Bluteinschlag verrät.
Alle diese Schnitzwerke, obwohl entschieden jünger, haben die größte
Verwandtschaft mit den Wolfganger Skulpturen, stammen aber nicht aus
Die Pacher-Schule.
31
dem Heimatstale des Brunecker Meisters, sondern aus dem Etschlande.
Ist es nun logischer, zu sagen, gerade in der Bozener Schnitzerschule
habe sich der Stil Pachers festgesetzt und sei dort fortentwickelt worden,
oder anzunehmen, auch der Hauptbildhauer des Wolfgangdr Altares sei
aus jener Schule hervorgegangen, deren Aufschwung die wiederholte
Anwesenheit des Meisters in Bozen und die von ihm gelieferten
Entwürfe immerhin zu Gut gekommen sein mögen? Leider blieb die
Ausstellung die Antwort schuldig auf diese Kernfrage des Pacher-Problems,
die ich vor mehreren Jahren — in einem Aufsatze der »Deutschen
Rundschau« (1897, S. 422 ff.) — aufgerollt habe. Denn auch die schon
1901 in München gesehene Bischofsstatuette aus dem gräflich Wilczek-
schen Schlosse Seebarn, die Semper als eine eigenhändige Schnitzarbeit
Pachers ins Treffen führte (Nr. 82), kann nicht den Ausschlag geben.
Wohl erinnern Kopf und Hände in ihrer brillanten Behandlung an den
St. Wolfgang im Schrein des Wolfganger Altares (dessen ausgelegte Teil-
photographien, beiläufig bemerkt, für die von mir vorbereitete Publikation
hergestellt worden sind, wegen ihrer Unzulänglichkeit jedoch zurück-
gewiesen werden mußten). Der weinerliche Gesichtsausdruck der Figur,
der dürftige, unpacherische Körperbau, die unfreie Art des Sitzens, sowie
der Farbengeschmack der Fassung nähern aber das Werk noch weit mehr
dem Stile Riemenschneiders, unter dessen Namen es in Würzburg er-
worben wurde. Man vergleiche besonders die beiden Bischofsstatuen im
Berliner Museum, abgebildet bei Streit, Leben und Werke D. Riemen-
schneiders, Taf. 7 a. — Auch der neueste Biograph Riemenschneiders,
Ed. Tönnies, zweifelt nicht an dessen Urheberschaft und setzt die Figur,
in der er einen hl. Kilian vermutet, um 1505 an, nach Vollendung des
Blutaltars in Rothenburg. (Brief!. Mitteilung).
So hat die Innsbrucker Ausstellung, wie man sieht, zwar keine
überraschenden Aufschlüsse gebracht, aber ein schönes Stück altdeutscher
Kunst dem Tagesinteresse der Forschung näher gerückt. Diese Lands-
mannschaft kernhafter, bodenechter Künstlercharaktere, die uns um die
Wende des 15. Jahrhundert in Tirol entgegentritt, wird denn doch noch
immer beträchtlich unterschätzt. An Bedeutung geht sie entschieden
voraus so mancher oberdeutschen Lokalschule, deren Leistungen längst
kritisch gesiebt und mit allen kunstgeschichtlichen Ehren gebucht sind.
Wie vieles hier noch in Fluß begriffen, zeigte eben die Ausstellung. Sind
doch selbst die Akten über den Fall Pacher noch keineswegs geschlossen.
Nach wie vor kennen wir nicht die formbestimmende Vorstufe seiner
Kunst, läßt die Chronologie seiner Arbeiten fast alles zu wünschen übrig,
und bleibt uns sein persönliches Wesen verborgen, so lange nicht einmal
ausgemacht ist, wo der Schwerpunkt seiner Begabung gelegen hat, auf
malerischem oder plastischem Gebiete. Auf beiden hat jedoch seine
32
Robert Stiafsny: Die Pacher-Schule.
Wirksamkeit so breite Spuren hinterlassen, daß es zunächst gilt, sein
Eigenstes auszuscheiden aus der Kollektivproduktion der Sippe und
Schule, der Nebenbuhler und Nachfolger, ehe man versuchen kann, die
Individualität des Meisters schärfer zu erfassen. Die schwierige Aufgabe,
in dieses Inventarium Ordnung zu bringen, hat uns das Innsbrucker
Unternehmen wesentlich erleichtert, die Förderung dieser wichtigen Vor-
arbeit ist es, wofür wir ihm Dank wissen.
Zu Zeitblom,
Von Friedr. Haack, Erlangen.
Der Katalog der Münchener Pinakothek zählt drei Gemälde von
Zeitblom auf, die Heiligen Margareta, Ursula und Brigitta. Es smd
ganz wundervolle Tafeln: leuchtend in satten tiefen klaren Farben, von
stiller ernster sanfter Religiosität der Auffassung, von auserlesenem Ge-
schmack in der Anordnung der Gestalten vor den prächtigen Hinter-
gründen und von einer für die damalige Zeit einzigen Schlichtheit und
Größe des Faltenwurfes. Von einer ganz besondern Feinheit zeugt die
Art, wie Kopf, Kopftuch, Krone, Heiligenschein und Hintergrund wirkungs-
voll miteinander verbunden sind. — Der Katalog gibt ganz richtig an,
daß die Ursula ursprünglich das Seitenstück zur Margareta gebildet hat.
Über das Verhältnis, in dem die Brigitta zu den beiden andern gestanden
hat, sagt er dagegen nichts. Das Brigitten-Bild hat nun ohne Zweifel
die Rückseite der Ursula-Tafel gebildet. Die beiden Malbretter sind
nämlich sehr dünn, sie messen nur je beiläufig einen halben Centimeter
in der Tiefe, während die Tafel mit der heiligen Margareta einen ganzen
Centimeter dick ist. Zu allem Überfluß finden sich auch noch deutliche
Sägespuren. Die beiden dünnen Tafeln, die also ursprünglich zusammen-
gehört und einen Altarflügel gebildet haben, besitzen auch genau die
gleichen Höhen- und Breitenmaße: i37X44,5 cm. Die diesbezüg-
lichen Angaben des Katalogs, welche einen geringen Unterschied auf-
weisen, sind nicht ganz genau. Auch sachlich stimmt die h. Ursula,
welche vor einem dunkelblauen Grunde stehend dargestellt ist, vortrefflich
als Rückseite zur Ursula, die sich von einem Goldgrund abhebt, wie
er der Vorderseite eines Altarflügels zukommt.
Und wie steht’s nun mit der Rückseite der Margaretentafel? —
Hier erblicken wir gleichfalls eine Heilige, welche allerdings im Pina-
kothekkataloge gar nicht erwähnt wird. Zwar ist das Bild dieser Heiligen
leider arg zerstört, aber die Hauptsache: der größte Teil des Kopfes und
namentlich die Hände sind sehr gut erhalten. Die Heilige entspricht in
Haltung und Wendung vollkommen der anderen Außenflügelfigur, der
h. Brigitte. Wie hier, so dort ein golddurchwirkter Teppich und gotisches
Astwerk auf dunkelblauem Grunde. Die Heilige ist in ein rotes Gewand
Repeitoiiiim für Kunst Wissenschaft, XXVI. 3
34
Friedr. Haack: Zu Zeitblom.
und in einen grünen Mantel gekleidet, auf dem Haupte trägt sie über
weißem Kopftuch eine Krone. Wundervoll ist die Neigung des Hauptes
auf die linke Seite. An ihrer linken Schulter lehnt ein Baumstamm, an
den man sie sich wohl als gefesselt vorzustellen hat, jedenfalls ist ihr
linker Arm um den Baum herumgegeben. Die Hände sind übereinander-
gelegt. Am Boden züngeln gelbrote Flammen empor. Wir haben daher
in dieser Gestalt die heilige Afra zu erblicken (vgl. Pfleiderer, Die
Attribute der Heiligen. Ulm 1898, speziell S. 57).
Der Münchener Pinakothekkatalog gibt über die Herkunft der
Zeitblombilder an, daß sie im Jahre 1816 vom Grafen Rechberg in die
Wallersteinsche Sammlung abgegeben worden sind. Zwei von ihnen
haben sich bis 1882 in der Moritzkapelle zu Nürnberg befunden. Aus
der Wallersteinschen, vormals Rechbergschen Sammlung stammt nun
gleichfalls ein Gemälde Zeitbloms, das noch in Nürnberg und zwar im
Germanischen Museum aufbewahrt wird (Nr. 143). Dasselbe stellt die
heilige Anna selbdritt zwischen Margareta und Barbara auf der einen,
Dorothea und Magdalena auf der anderen Seite dar. Sämtliche Gestalten
in Halbfigur. Das sehr niedrige und sehr breite Bild ist offenbar eine
Predella gewesen. Es mißt 92 cm in der Breite, also um nur 3 cm mehr
als die beiden Münchener Altarflügel zusammen. Die stilistische Über-
einstimmung zwischen diesen und dem Gemälde in Nürnberg ist aller-
dings keine vollkommene. Die Nürnberger Predella reicht an die
Münchener Flügel nicht ganz heran, weder im Geschmack der Anordnung
(z. B. des Kopftuches, der Krone, des Heiligenscheins und des gemusterten
Hintergrundes), noch in der Sorgfalt der Ausführung im einzelnen, noch
endlich in der Güte der Malerei. Aber auf der anderen Seite stimmt
die Predella mit den Münchener Altarflügeln im Kolorit, in den Typen,
in den Bewegungs- und Gewandmotiven so genau überein, daß sie nicht
nur von demselDen Künstler, sondern während derselben Stilepoche ge-
malt sein muß. Die Hypothese dürfte demnach nicht zu kühn er-
scheinen, daß die Nürnberger Tafel die Predella zu den Münchener
Altarflügeln gebildet hat. Die etwas geringere Qualität der Predella ließe
sich zur Not aus der geringeren Bedeutung dieses Altarteils erklären.
Der Breitenüberschuß von 3 cm fällt auf die Mittelleiste zwischen den
beiden Altarflügeln. Im Innern des Schreins dürften, wie gewöhnlich
bei Zeitblom, Holzfiguren gestanden haben. Wir aber hätten in Zeitbloms
München-Nürnberger »Frauenaltar«, wenn man so sagen darf, ein zu-
sammenhängendes Werk zu erblicken, in dem dieser frauenhafte, lyrisch
gestimmte, aller lebhaften Bewegung abholde Meister das Beste hinter-
lassen hat, was er überhaupt zu geben vermochte.
Literaturbericht.
Kunstgeschichte.
D. Ainalow. Die hellenistischen Grundlagen der byzantinischen
Kunst. Untersuchungen auf dem Gebiet der frühbyzan-
tinischen Kunstgeschichte. S. Petersburg. 1900. IV -h 229 S.
mit 4 Taf. u. 48 Textabb. (Russisch).
Seit bald drei Jahren liegt ein Werk vor, das einen der wichtigsten
neuesten Beiträge zu dem lebhaft geführten Meinungsstreit über die
ethnischen Grundlagen der spätantiken und altchristlichen Kunst bildet
und nur deshalb bisher so gut wie keine Berücksichtigung erfahren hat,
weil es in russischer Sprache abgefaßt ist. So glaube ich noch heute
der kunstgeschichtlichen Forschung einen guten Dienst zu leisten, wenn
ich es versuche, ihr in gedrängtem Auszuge die Summe der tatsächlichen
Ergebnisse des russischen Forschers mit Beschränkung auf wenige kritische
Bemerkungen in [ ], dafür aber unter Anführung der wesentlichsten
Quellen und Literaturnachweise zu vermitteln. Neben einem seltenen
Feingefühl für die Unterscheidung der Stilrichtungen hat gerade ein
ausgebreitetes Quellenstudium Ainalow befähigt, die strittigen Fragen auf
Grund einer Reihe neuerer Publikationen und genauer Kenntnis der ein-
schlägigen Kunstwerke in breit angelegter Untersuchung ihrer Lösung
näher zu bringen.
In der Einleitung (S. i — 6) nimmt det Verfasser zu den prinzipiellen
Standpunkten anderer Forscher, Kondakows (Byz. Emails, S. 293 ff.) und
Strzygowskis (Byz. Zeitschr.I, S.ösff.) einerseits. Kraus’ (Gesch. d. christl. K.,
S. 547 ff.; [vgl. S. 84 ff.]) und Riegls (Stilfragen, S. 273) andererseits Stellung.
[Der Name des extremsten Vertreters der Theorie von der grundlegenden
Bedeutung'^ der römischen Kunst für die altchristliche, — Wickhoffs,
fehlt hier.] Dieser Anschauung gegenüber betont A. [was übrigens von
Kraus halbwegs anerkannt worden ist] daß auch die Katakombenkunst
schon ihre Typen nur dem christlichen Orient entlehnt haben kann.
Sind es doch griechische Kirchenväter, die sich zuerst und vorwiegend
s-"
36
Literaturbericht.
mit ihnen beschäftigen. Seine eigentliche Aufgabe sieht A. darin, die
christlich griechische Kunst als Vorstufe der byzantinischen unter den
Gesichtspunkten ihres Zusammenhanges mit der hellenistischen und ihrer
Umwandlung durch fremde orientalische Einflüsse in den Denkmälern der
Malerei und Plastik klarer zu erfassen. — A. geht (S. 7 — 40) aus von byzan-
tinischen Miniaturenhandschriften, die sich als direkte Kopien
alexandri nischer ansprechen lassen, obwohl sich die byzantinische
Formengebung in ihnen geltend mache. An der Spitze steht der Pariser
Kod. des Nikander (Bibi. nat. 247 suppl.) a. d. ii. Jh. Die Vorlage
setzt A. (auf Grund von Tertullian, adv. gnost. Scorp. 1. I, c. i) in die
Zeit des Autors (2. Jh. v. Chr.). Der Charakter der Darstellungen selbst
weise auf die hellenistische Naturwissenschaft zurück. Von Elementen,
die sich dann in der byzantinischen (bezw. altchristlichen) Kunst
wdederfinden, vermerkt Ainalow den Hirten (z. B. Orion; vgl, Abel im
Cosmas Vat.), das Grab des Gyges (Ädicula des Lazarus), den späteren
namenzeichnenden Segens- bezw. Redegestus u. a. m. [Ist letzterer
nicht vom Kopisten hereingebracht? Und gehören wirklich sowohl die
ohne Rahmen, Hintergrund und Bodenlinie gegebenen Szenen, wie die
Bilder »illusionistischen« Stils (zwei Vollbilder am Ende der Hdschr. und
die Geburt der Schlangen aus Gigantenblut) dem hellenistischen Original
an, oder stellen nicht vielmehr die ersteren nur einen byzantinischen
Auszug dar (wie im Cosmas Vat.; s. u.)?] Stärker macht sich nach A.
der byzantinische Stil des n. Jh. im Apoll onius von Kitium (-f- 60
V. Chr.) der Laurent. (LXXIV, 7) fühlbar. Trotzdem- tritt er gegen
H. Schöne für engsten Zusammenhang des Kod. mit einem alexandrinischen
Original ein. Diesem entstammen nach A. nicht nur die aus bewußter
Absicht übertreibenden anatomischen Figuren, sondern auch die in der
Komposition von ihnen untrennbaren Arkaden, welche eine Reihe von
Motiven der byzantinischen Ornamentik des 6. neben solchen des
12. Jh. darbieten. Unbedenklich erkennt A. in der Modellierung der
Gestalten die antike Skiagraphia wieder, auf die der Text des Apollonius
Bezug nimmt (f. 2,23) und von der sich noch bei mehreren Kirchenvätern
(Patr. gr.LI, 247 u.LXVIII, 140) eine dunkle Vorstellung erhalten hat. A. hält
die Bilder sogar für älteren Ursprungs als den Traktat selbst. Auf heller
nistischer Tradition beruhen ferner nach A. Miniaturenhandschritten wie
der Ptolomäus in Watopädi (Nr. 543 in 4®) mit wertvollen Proben
byzantinischer Kartographie oder der Pariser Kod. der Schrift des Athenäus
über die Kriegsmaschinen. Eingehend untersucht er sodann den
Cosmas Vat., in dem er eine Kopie des 7. — 8. Jh. nach den Original-
illustrationen der um 536 — 547 verfaßten »christlichen Topographie« und
den Hauptzeugen der auf Alexandria zurückführenden Strö-
mung der byzantinischen Kunst erkennt. Die im Vat. fehlenden
Literaturbericht.
37
Tier- und Pflanzendarstellungen des Kod. Laurent, und Sinait. haben die
gleiche Herkunft. So ist z. B. das von Löwen zerfleischte Roß im ersteren
ein hellenistischer Typus (Gruppen im Vat. Mus. u, Kons. Pal.). Auf
Alexandria weisen die häufigen Personifikationen (Jordan, Helios, Thanatos),
die Mohren unter dem Thron des Ptolomäus, der Feuertopf des Isaak-
opfers (vgl. die afrikanischen Terrakottareliefs,* Röm. Mittig. XIII, 302)
und Mosesbusches hin. Im Cosmas finden die Jonasbilder der Kata-
komben und Sarkophage ihre Analogie; seine Miniatur wiederholt die
ganze an hellenistisches Genre gemahnende r. Hälfte der Darstellung des
bekannten Lateransarkophags (Garrucci, 307,1). Eine gewisse Ähnlichkeit
mit Katakombenfresken verrät aucK Elias Himmelfahrt. Scharfsinnig er-
klärt A. die »früheste Weltgerichtsdarstellung« im Cosmas und deren
schon hier für immer festgestellte streifenförmige Komposition aus der
durch mehrere Diagramme illustrierten Anschauung des Autors vom Welt-
gebäude, für das er im Gegensatz zum Hellenismus als Christ die
sphärische Gestaltung bestreitet. Christus thront m dem auf vier Säulen
über der Erde gewölbten ersten Himmel, die Engel stehen auf dem
zweiten ((jTspstujia), die Menschen auf der Erde, unter der die Toten aus
der Hölle auferstehen. Die Gruppierung folgt daher den Gesetzen des
Hochreliefs (Isokephalie u. s. w.). Sie wirkt nach im Kod. d. Parallelen
d. Kirchenväter der Bibh nat. (Nr. 923, f. 67) a. d. 9. Jh., in den
Psaltern u. s. w. bis Michel Angelo. Aus dem illustrierten Cosmas haben
(Vat. 74Ön) die Psalter und Oktateuche ihre Weltbilder geschöpft. An
der Hand einzelner Bilder wie der Bekehrung Saüls und vor allem des
Abrahamsopfers führt A. den Nachweis, daß die christliche Buchmalerei
Alexandrias komplizierte Kompositionen mit Figuren Wiederholung auf ein-
heitlichem in der Kopie fortgelassenem Schauplatz kannte. Dafür bietet
die Beschreibung der letztgenannten Szene in dem Sendschreiben Cyrills
V. Al., das in den Akten d. II. Nicänums (Labbe, Concilia VIII, 204)
erhalten ist, die vollste Bestätigung. A. leitet jedoch den »konti-
nuierenden Stil« im Gegensatz zu Wickhoff von der alt-
griechischen und nicht von der römischen Kunst ab, allerdings
ohne die Unterscheidung desselben vom »kompletierenden« (Polygnots)
zu berücksichtigen. Trotzdem wird man ihm zustimmen dürfen, da beide
zweifellos Zusammenhängen (vgl. auch Strzygowski, Orient u. Rom, S. 3 ff.).
In den einschlägigen Szenen des Cosmas Vat. ist zwar der szenische
Hintergrund fast völlig unterdrückt, sie bewahren jedoch noch die Um-
rahmung ganz bildmäßig ausgeführter Vorlagen und verraten solche schon
durch die Figurenanordnung. Verschiedenen ikonographischen Typen
der späteren byzantinischen Kunst wie z. B. dem des greisen Propheten
(Jesaias u. a.) begegnen wir bereits in der völlig ausgebildeten Typologie
des Cosmas Vat. Den wichtigsten unter ihnen, den historischen Christus-
38
Literaturbericht.
typus, bringt A. mit der in Ägypten verbreiteten Verehrung der Schweiß-
tücher zusammen (vgl. Tobler et Molinier, Itinera Ii6; Gramer, Anec.
8^- II» 333); [I^ ikonographischer Beziehung ist freilich nicht zu vergessen,
daß im 6. Jh. auch Ägypten sicher unter syrischem Einfluß steht.] Mit
Recht betont A. den kraftvollen Körperbau der breitschultrigen und
großköpfigen Figuren des Cosmas und die freie Gewandbehandlung als
echt antike Merkmale seiner stilistischen Eigenart, wenngleich sich in
seiner stellenweise harten Brechung, in der Verkleinerung der Füße und
dgl- Zügen ein gewisser Stilverlust nicht verkennen lasse. — Eine alt-
byzantinische Kopie einer alexandrinischen Handschrift liegt
uns endlich selbst im Wiener Prachtkod. des Dioskorides vor.
Von seinen Titelminiaturen ist nur die letzte, welche seine einstige Be-
sitzerin, die Prinzessin Juliana (1524), umgeben von Eroten und allegorischen
Frauengestalten zeigt, gleichzeitiger Entstehung. Für die Ärzteversammlung
(f. 2) mit dem Autor inmitten erlaubt das Mosaik der Caracallathermen
(Winckelmann, Opere t. CLXV) ein zwischen 500 n. Chr. und seiner
Lebenszeit (i. Jh. n. Chr.) entstandenes Vorbild vorauszusetzen. Auf noch
älterer Grtmdlage ruhen die beiden Darstellungen des Dioskorides mit
der Eupr](jts (f. 3 u. 4), die ihre Parallele in der Urania des lateinischen
Aratkod. findet (Bethe, Rh. Mus. Bd. 48). Sie können einer der frühesten
Ausgaben des Traktats entstammen. Werden doch durch Seneca (s. u.) solche
Prachthandschriften mit Autorenporträts bezeugt. Die Pflanzenbilder
selbst weisen auf hellenistische Herbarien und nach Al. zurück. Außer
der Vorliebe für Personifikationen, von denen die Amphitrite in einer
Statue in Byzanz wiederkehrt (Piper, Mythol. I, S. 491), sind die Motive
des Amorettengenres charakteristische alexandrinische Züge. Die Er-
klärung für diese nachhaltige alexandrinische Tradition in
der byzantinischen Miniaturmalerei findet A. in der geschicht-
lichen Tatsache der Berufung dortiger Gelehrter durch Kon-
stantin d. Gr. und der Einrichtung der Bibliothek im Oktagon. Sie
enthielt alexandrinische Originalhandschriften. — Im Folgenden (S. 42 -47)
untersucht A. zwei koptische Handschriften. Zur Darstellung eines
byzantinischen Kaisers mit Gattin und Tochter im Neapler Hiobfragment
(?• Jh-) zieht er das Zeugnis des Joh. Chrysostomus (I, 51**'-) über
Kaiserliche Familienbildnisse in Titelminiaturen heran. Diese hingen
von den offiziell in die Provinzen versandten Tafelbildern ab. Zu ver-
gleichen seien auch die Mosaiken von S. Vitale. In ornamentaler Be-
ziehung erscheint ein von W. Golenischtschew in Ägypten erw. Unzialkod.
der Apostelgeschichte hochwichtig, der bereits die großen Initialen der
Handschriften des 9. ii. Jh. und die Tierornamentik aufweist. In
den Vogelsilhouetten am Rande mit ihrer einförmigen Standweise fühlt
A. den Einfluß ägyptischer Kunst heraus, die Gruppen (Löwe und
Literaturbericht.
39
Gazelle, Greifenkampf u. a.) verraten den sassanidischen Einfluß. Als
Erklärung des Fuchses, der zugleich von Wolf und Storch angegriffen
wird, vermutet A. eine Variante der Tierfabel, auf die der Predigermönch
Schnudi Bezug nimmt (Amdlineau, Les meines ögypt. p. 306). Das übrige
Ornament dieser u. a. Handschriften (Röm. Qu. S. 1887, S. 330) berührt
sich mit dem der koptischen Stoffe. — Die hellenistisch-antike Grundlage
verleugnet auch das 586 geschriebene Rabula-Ev. , unser Kronzeuge für
Sy.rien (S.47— 55) , nicht. Die dekorative Architektur der Kanones-
tafeln kommt aus der Wandmal erer ei, wie sie auch schon im Kalender
des Chronographen vofi354 vorliegt. Die Zeugnisse für deren Nachahmung
in der antiken Buchmalerei liefern dem Verf. wieder Seneca (de tranqu.
an. 9) und Sid. Apoll. (VIII, p. 475^'-)» der die Wände eines caldariums
»paginae« nennt. Aber diese Architektur ist bei Rabula flächenhäfter auf-
gefaßt, und es mischen sich einmal in den Pflanzen und Vögeln auf
den Giebeln, dann aber auch im rein Architektonischen neue Formen
ein: figurierte Kapitelle, Pilaster mit Flachenfüllungen, das syrische
pyramidale Ziborium. Auf diesem oder in den Bogenfeldern (Apsiden)
erscheint wie im Kirchenschmuck das auf der Kugel oder einem Sockel
stehende Kreuz. Die meisten Motive des Flachornaments: gereihte
Herzen (bezw. Epheublätter), die Wellenranke, Zickzackstreifen, Quadrate,
einfache und getreppte Rauten, der Regenbogen und die Rosette, offen-
baren engen Zusammenhang mit den koptischen Geweben. Das Wid-
mungsbild, das Christus zwischen Jakobus (?) und Ephraim (?) mit Rabula
und dem Abt seines Klosters zeigt, (nach Ussow die in d. Nachschr.
des Kod. genannten Presbyter Joh. und Martyrius, der Diakon Isaak und
der Mönch Lugentus) läßt sich dem der Juliana (s. o.) vergleichen, der
schwebende Evangelist dem Dioskorides selbst. Die Vollbilder der
Kreuzigung und der Frauen am Grabe sowie der Himmelfahrt bewahren
noch den illusionistischen Stil (letztere sogar mit Lichteffekten) im
Widerspruch zu Wickhof*fs These von seinem Aufhören nach dem
4. Jahrhundert. Trotz des unverkennbaren Anschlusses an die spät-
alexandrinische Malerei spricht aber ein anderer Geist aus dem Rabula-
Evangeliar. In seinen Miniaturen, von denen die kleinen Randbilder als
freie Kopien feststehender Typen anzusehen sind, tritt deutlich der Zu-
sammenhang mit der Kunst Palästinas hervor. Verkündigung,
Geburt, Kreuzigung (mit den beiden Räubern) und Himmelfahrt haben
mit den Ampullen von Monza charakteristische Züge gemein. In dem reichen
Bestand der Evangelienszenen walten die Wunder und historischen
Passionsszenen vor, während die Parabeln fehlen. Dem entspricht ein
Wechsel im ikonographischen Typus besonders Mariä und Christi.
An Stelle des antiken Ideals tritt ein Rassen typus, bei Maria
schmächtiges Oval, schwarze Brauen, kleiner Mund, bei Christus langer
40
Literaturbericht.
schwarzer Bart und Haupthaar, wie es die syrischen Legenden über das
Veronikabild bezeugen. Doch hält sich daneben der antike kurzbärtige
Typus mit kastanienbraunem Haar. Abfallende Schultern, unsicherer Stand,
gelegentlich auch gestreckte Verhältnisse und geschärfte Faltengebung
charakterisieren die Figuren. Eine zweite syrische Ev. Handschrift der
Bibi. Nat. (Nr. 33) aus dem Kloster Mar-Anania setzt A. (S. 55ff.) eben-
falls noch ins 6. Jahrh. Sie wahrt in dem blühenderen Typus Marias
und dem dunkelblonden kurzbärtigen Christi, in den farbigen Nimben,
den Engelgestalten, Stellungen und Bewegungen, sowie in der flotten
Technik sogar noch ein stärkeres antikes Gepräge, und ihre Ornamentik
ist weniger von jenen neuen Elementen durchsetzt. Dabei fehlen ihr
jedoch schon durchweg die malerischen Hintergründe, vielmehr sind die
oft halbierten Szenen, auch hier zu beiden Seiten der Kanones ohne
Rahmen und Bodenlinie ausgeführt, und zwar in Übereinstimmung mit
Rabula und zum Teil auch mit den Ampullen (Verkündigung, Heilung
der Verkrümmten nach Luk. XIII, ii und der Blutflüssigen, Myrrhophoren).
Dazu kommen die halbzerstörten Darstellungen der Scheidung der Böcke
und Schafe (?), der Verleugnung Petri (?) und augenscheinlich der wunder-
baren Vermehrung der Fische und Brote (s. Abb. bei A.). Mit dem
Rabula-Ev. teilt der Kod. außerdem die Vogeltypen (Störche, Pfauen,
Fasanen und Ibis mit Schlange). Steht er der Antike näher, so zeigt
das Etschmiadsin-Ev. aus dem Jahre 989 alle syrischen Stileigentümlich-
keiten in verstärktem Grade (S. 58 — 68). Bei größerer Übereinstimmung
mit Rabula erscheint sogar die Architektur und Ornamentik der Kanones
vergröbert. Die Bilder sind zum Teil rohe, aber getreue Kopien des
Kalligraphen Johannes nach »echten alten Originalen«. Einige von diesen
selbst erkennt Ainalow in den am* Schluß angefügten vier älteren Minia-
turen (6. Jh.), von denen die Magieranbetung im Texte selbst un-
geschickt kopiert ist. Die letztere und das Abrahamsopfer weisen
nach Palästina. Diese Szene unterscheidet sich von dem bei Cosraas
und in umgekehrter Komposition auf römischen Sarkophagen vertretenen
Typus durch die eigenartige Gestalt des Altars, welche auch auf zwei
Elfenbeinpyxiden in Berlin und Bologna vorliegt, obgleich dieselben in
ihrem fast antiken Stil keine Verwandtschaft mit der Miniatur verraten.
A. erklärt dies Detail als eine in den Pilgerberichten (Tobler, Itinera
57> ^3> 102, 149, 152) wiederholt erw. Treppe, die auf den Kalvarien-
berg zu der Stätte emporführte, die nach einer schon Hieronymus (in
Ev. Marc. XV) bekannten Legende als Schauplatz jenes Vorganges galt
(im Gegensatz zur jüdischen Tradition, die ihn auf den Berg Moriah
verlegte); Die Übereinstimmung der Denkmäler wird begreiflich aus einem
ihnen zu gründe liegenden gemeinsamen Vorbild. Das gilt auch hinsicht-
lich der Magieranbetung, die mit einer zum Diptvchon von Mürano ge-
Literaturbericht.
41
hörigen Tafel (bei Lord Crawford) zusammengeht, während die älteren
Katakombenbilder, die Vase des Mus. Kircheriano (Garrucci 427), der
Mailänder Silberkasten u. a. m. von ihnen durch die antike Tracht und
größete Zahl der Magier unterschieden sind. Der pyramidale und streng
symmetrische Bau der Gruppe führen zUr Vermutung, daß jenes Original
ein Mosaik war, das eine Apsis oder einen Giebel schmückte. Das
Prototyp solcher Kompo'sitionen stellen weltliche Zeremonialbilder wie die
von Eusebius (Vita Const. IV, 7) beschriebene Huldigung der Völker von
Konstantin d. Gr. dar. Auf die Monumentalmalerei weist nach A. auch
die Giebelarchitektur der Miniatur zurück, die in Agios Georgios in
Saloniki, im Baptisterium der Orthodoxen u. a. Ravennatischen Mosaiken
eine ähnliche Zusammensetzung hat. Die Frage, wo jenes Vorbild zu
suchen sei, wird noch verwickelter, dadurch das ein karolingisches Elfen-
bein (Graeven, Elfenbeinwerke, Ser. I, No. 30) die r. Hälfte derselben
Komposition wiedergibt. Jedenfalls bezeugt aber das Synodal-Send-
schreiben des Jahres 836, daß die Fassade der Basilika von Betlehem ein
solches Mosaik trug. Von den älteren Miniaturen haben auch die Ver-
kündigung an Maria und an Zacharias, die in strenger Symmetrie
als Gegenstücke komponiert sind, ganz monumentalen Charakter. In
ikonographischer Beziehung stehen sie dem Rabula-Ev., den Am-
pullen und den Stoffen aus Achmim (Forrer, Seidentextil. T. XVII, 9)
am nächsten, dagegen ist die zweite Szene anders aufgefaßt als auf der
Sabinatür und am Triumphbogen von S. Maria Maggiore. Ebenso bildet
die Taufe Christi, welche allein in reich ornamentiertem Rahmen bild-
mäßig ausgeführt ist, mit der entsprechenden Miniatur Rabulas und
dem von A. hsgb. Elfenbein der Samml. Golenischtschew eine
engere ikonographische Gruppe. — Die Ergebnisse der vorhergehenden
Untersuchungen verwertet A. nun bei der Beurteilung griech. Handschr.
(S.69— 87), an erster Stelle des Rossanensis (z. T. von Haseloff abweichend).
Nach A. fehlt dem Rossanensis der malerische Stil bereits gänzlich
[wobei er dem Gethsemanebilde keine Rechnung trägt]. Die friesartige
Komposition (mit Isokephalie) in der Mehrzahl der Szenen, die symme-
trische Anordnung der Pilatusbilder in halbkreisförmiger Umrahmung läßt ihn
geradezu Kopien monum entaler Darstellungen in seinen Miniaturen
erkennen, wie die nach Art byzantinischer Wandgemälde hinzugefügten
Prophetenbüsten bestätigen sollen. A. betont die nahe Beziehung des
Rossanensis zum Rabula-Ev. und zur palästinensischen Kunst. Die
reichere Ausgestaltung des Verhörs vor Pilatus führt er auf illustrierte
Apokryphen wie das arabische Ev. der Laurentiana und das
Madrider Niködemos-Ev. zurück, die darin vorangegangen seien
(Barrabas verneige sich vor Christus). Die beiden beim Einzug in Jerusalem
Christus folgenden Gestalten deutet A. auf das Gespräch des Cursors mit
42
Literaturbericht.
einem Apostel aus den »Akten des Pilatus«. [Unbegründet ist es hingegen
wohl, wenn er unter den individualisierten Jüngern im Lazarusbilde Markus
und Johannes, beim Abendmahl Matthäus statt Johannes erkennt.] Christus
selbst hat den syrischen Typus (s, o.), dessen Verbreitung im O. u. W.
(Rom u. Ravenna) A, auf den Einfluß der nicht von Menschen-
händen gemachten Bilder vonEdessa, Jerusalem und Memphis
zurückführt. Aber der Rossanensis weist nach A. auch Be-
ziehungen zu Alexandria in dem schreibenden Evangelisten und der
inspirierenden Fr^uengestalt auf. Diese hält A. mit Kondakow für Eupr^ai?.
Den Kreis mit den Evangelistenmedaillons bringt er mit dem Lorbeerkranz
vor dem Text des Dioskorides in Parallele. Anderweitige Analogien
bietet das Triumphbogenmosaik von S. M. Maggiore (zur Tempel-
architektur bei der Austreibung der Händler) und vor allem die
Wiener Genesis in der Para^iesesdarstellung mit der davorstehenden
Tür und der streifigen bezw. zweifarbigen Himmelsdarstellung beim Gebet
in Gethsemane. Mit der W. Genesis teilt aber der Rossanensis auch
abgesehen von aller gegenständlichen Übereinstimmung (Tierwelt, Gerät,
Architekturen) sowohl die ornamentale wie die technisch-stilistische Be-
handlung. In der Figurenbildung bieten beide Handschriften, mit dem
Cosmas Vat, und den syrischen Handschriften verglichen, eine dritte mit
dem jüngeren byzantinischen Typus verwandte Varietät; großköpfige Ge-
stalten von schwächlichem Bau mit dünnen Beinen und kleinen Füßen. Be-
sonders der rundköpfige Jünglings- und der Greisentypus erinnert an jenen.
Die Bewegungen haben nicht mehr die volle Freiheit, sondern etwas ge-
zwungenes. Das echt byzantinische Übertreten über das zurückgestellte
Bein ist bereits da. Selbst die fehlerhaften Kopfwendungen, die Trachten
und die felsige Landschaft haben R. und G. gemein. Die Folgerung
ihrer gleichzeitigen Entstehung an demselben Ort erscheint A. un-
umgänglich. Die Ab weichungen sind nicht durch die Verschieden-
heit der Kunstrichtung oder Werkstatt, sondern durch die des Injialts
und namentlich der Vorbilder bed ingt. Der Genesis liegen Miniaturen
zu Grunde, und zwar zwei verschiedene Vorlagen. Auf die eine gehen »die
illusionistischen« Bilder Wickhoffs einschließlich der Sündflut und des Gebets
Noahs zurück, alle übrigen dagegen, die einen friesartigen Zusammenhang
zeigen, auf eine Rolle, wie schon Lüdtke vermutet hatte. Die Mosaiken
von S. M. Maggiore und die Quedlinburger Itala erweisen das Vorhanden-
sein von Genesisillustrationen der ersteren Art. Die Zweiteilung falle
mit dem schon von Ussow bemerkten Wechsel in der Vegetation
und Tierwelt zusammen. Auch, die späteren Oktateuche verraten nach
A. eine Benutzung mehrerer Vorlagen. Dagegen hält A. an Kondakows
Annahme einer einheitlichen Ausführung der Genes isbilder
wegen der Gleichartigkeit der Gestaltenbildung und der völlig überein-
Literaturbericht.
43
stimmenden Malweise fest. Schon allein der Figurentypus beweist nach
A. ihre Entstehung auf griechischem Boden wie auch der epische und
idyllische Charakter der Miniaturen, Lichteffekte und farbige Schatten,
polychrome Architekturen u. a. m. beruhen auf der antiken Tradition
der alexandrischen Schule. — Zwischen der Illustration antiker Epen
und christlicher Bücher besteht ein geschichtlicher Zusammen-
hang. Auch die vatikanische Josuarolle sieht A. als einen Abkömm-
ling der ersteren an. Die Ilias der Ambrosiana und der Vergil
der Vat. mit ihrer endlosen Folge von Schlachtszenen hält A. für Kopien
von Rollen in Buchform. In solchen und nicht in den nach Stoff
und Kunstgattung der Josuarolle viel ferner stehenden römischen Triumphal-
reliefs erkennt er mit Kondakow (Hist. I, 63) und im Gegensatz zu
Wickhoff ihr eigentliches Vorbild. In den Personifikationen, phantastischen
Architekturen, farbigen Nimben weisen s^e mit ihr nähere Berührungen
auf, welche den letzteren fehlen. Die Bedeutung der zuletzt betrachteten
Handschriften und der Cottonbibel, welche der byzantinischen Kunst
noch näher steht als die W, Genesis, liegt für A. darin, daß sie die
Übertragung al exand rinischer Miniaturmalerei auf byzan-
tinischen Boden mit syrischen Nebeneinflüssen erkennen lassen.
Einen bestimmteren Schluß auf den Ort ihrer Entstehung zu ziehen, ent-
schließt er sich nicht [was m. E. jetzt wenigstens für den Kodex Rossanensis
mit nahezu völliger Bestimmtheit möglich ist].
Weit schwieriger lag für A. die Aufgabe der Denkmäler-
gruppierung in der Plastik (Kap. II), in der sich selbst die Hauptwerke
nicht durch literarische Beziehungen oder äußere Zeugnisse so leicht festlegen
lassen, wie bei den Handschriften]. Der Verf. bewährt hier ganz besonders
seine feine Unterscheidungsgabe für die verschiedenen Stilrichtungen. Er
geht von der Tatsache aus, daß noch die jüngere byzantinische Kunst
ein (allerdings verkümmertes) malerisches Relief besitzt und fragt nach
dessen Herkunft. Die schon von Strzygowski hervorgehobene Ausfüllung
des Reliefgrundes durch Architektur auf dem Holzrelief von Al’Muallaka
und den mit ihm verwandten Pyxiden Nesbitt und F'igdor, die auch für
den ganzen bisher für ravennatisch gehaltenen Kreis der Maximians-
kathedra, der fünfteiligen Dyptychen von Paris und Etschmiadsin und
einer Anzahl Pyxiden bezeichnend ist, bringt A. zusammen mit der Rolle,
die Alexandria nachweislich in hellenistischer Zeit für die
Ausbildung des malerischen Reliefs gespielt hat. Innerhalb der
Marmorplastik (S. 87 — 93) vertreten nur noch wenige Sarkophage in Rom
und Ravenna diese Richtung. An erster Stelle zieht A. dep o. a. Jonas-
sarkophag des Lateran heran. Dieser bietet auf seiner Hauptseite ein
merkwürdiges Beispiel derVereinigung fertiger, aber ungleichartiger
Typen, von denen die Szenen der oberen Reihe nach den Gesetzen des
44
Literaturbericht.
strengen Hochreliefs, der untere Streifen hingegeh mit der Geschichte des
Jonas ganz malerisch und in alexandrischem Geiste behandelt ist (s. o.). Die
Figur des angelnden Fischers am Strande steht hellenistischen Statuetten,
besonders der Londoner (Collignon Sculpt. gr. II, fig. 289) sehr nahe.
Reiche architektonische Hintergründe weist der lateranensische
Sarkophag (Ficker, No. I74) mit der Heilung der Blutflüssigen und der
Verleugnung Petri auf. Sie sind in diesem Falle vorher ausgebildeten
Hochrelieftypen zugefügt, erweist sich doch die erstere Szene durch
ihre Übereinstimmung mit den Miniaturen der o. a. beiden syrischen
Evangelien und einem koptischen Stoff des Trocadero als Kopie der
von Eusebius genau beschriebenen Gruppe von Paneas in Palästina.
Entlehnung von Vorbildern aus der einen sowie aus der anderen Relief-
gattung, zwischen denen ein Hauptunterschied darin begründet ist, daß
bei jener die Figuren auf dem malerisch wiedergegebenen Terrain, bei
dieser auf dem unteren Rahmenstreifen stehen, begegnet noch öfter auf
den Sarkophagen, so z. B. bei den Myrrhophoren und dem Thomas
eines mailändischen (Garr. 115,5), Jonasszenen und den Magiern
eines solchen im Vat. (Garr. 337,1), und verdient als wichtiger Vorgang
in der Entstehung ihres Bilderkreises aufmerksame Berücksichtigung. Der
ersteren gehören z. B. die in Vogelperspektive, wie sie auch der Vat.
Vergil kennt (Wickhoff, W. Genesis Taf. D.), dargestellten idyllischen
Hirtenszenen (Garr. 298,3) an. Wenn aber die malerischen Elemente
auf den römischen Sarkophagen oft sehr zurückgedrängt erscheinen, so
treten sie uns ungleich geschlossener in der Kleinkunst ent-
gegen (S. 94). Das schönste Beispiel bietet die Doppelszene inMer Auf-
erstehungsgeschichte auf dem Elfenbein Trivulzi mit seiner ansteigen-
den Bodenfläche, seiner architektonischen Perspektive (der Tür) mit
der Wiedergabe der Wolken und den starken Verkürzungen in der Figuren-
zeichnung (Garr. 449,2). A. nimmt es für Alexandria, jedenfalls für den
Orient in Anspruch und setzt es ins 4. Jahrh. Das strenge aus Akanthus
und Lotos bestehende Ornament hat rein griechischen Charakter (vgl.
Mon. Piot, 1895, pl. IX). Der klassische ausdruckslose Kopftypus ohne
Angabe des Augapfels erinnert namentlich an die Köpfe des Silberschatzes
von Bosco Reale. Die Darstellung des Grabes als Rundbau hängt von
dem konstantinischen Bau ab, und unter den auf der Prachttür darge-
stellten Wundern Christi sind die Geschichte des Zachäus und die Heilung
des Aussätzigen bisher nur auf Denkmälern des Orients belegt. Die
sechsflügeligen Evangelistensymbole haben ihre Parallele in den ganz vom
Osten abhängigen Mosaiken von Neapel und Capua, das Kostüm der
Wächter am Grabe endlich nicht nur auf römischen Sarkophagen, sondern
auch an den Magiern im Cosmas. — Malerische Auffassung einzelner
Szenen liegt ferner auf den o. a. Pyxiden von Berlin und Bologna mit
.Literaturbericht.
45
dem Abrahamsopfer (bei Wiedergabe der Treppe) vor, einer Darstellung,
die erst durch sie verständlich wird. Die gleiche Form des Altars wie
hier ist aber bisher nur in Alexandria nachgewiesen (Neroutsos-Bey,
L’anc. Al. p. 76). In der Gestalt des Abraham sieht A. mit Graeven'
eine freie Wiederholung des Calchas aus dem Opfer der Iphigenia von
Timanthes. Eine andere Entlehnung aus demselben Bilde stellt er in
der Gestalt des fortgetragenen Ananias auf der Lipsanothek von Brescia
fest. — An dem Hauptdenkmal des ganzen Kreises der Maximians-
kathedra (S. loi — 120) ist mit Bewußtsein malerisches Flachrelief
neben plastischerem Hochrelief verwandt, was zur verfehlten An-
nahme zweier Ravennatischen Schulen geführt hat. Jenes herrscht auf den
großen und hohen Feldern vor (Geburt, Maria mit Kind, der Magieran-
betung, Taufe, Flucht nach Ägypten, Marias Wasserprobe, dem Wunder
zu Kana, der Samariterin, dem Einzug in Jerusalem), von denen jedoch
zwei (Brotvermehrung und Blindenheilung) wieder eine Vermischung
beider Relief arten zeigen. Dagegen sind die schmaleren und langen
Streifen der Josefgeschichte durchgängig friesartig rhit einer Figurenreihe
(mit Isokephalie) komponiert. Unter ihnen nähert sich aber wenigstens
die eine Szene der Verkaufung Josephs an Potiphar durch Hinzufügung
von Architektur und einer oberen Figurenreihe, sowie durch ihre Terrain-
angabe umgekehrt der malerischen Richtung. Es sind also Über-
gänge zwischen den äußersten Gegensätzen vorhanden. Auf der
Kathedra zeigen sich bereits gewisse Erscheinungen von Stilverfall, die
später irn verstärktem Maße zu bleibenden Zügen des byzantinischen
Kunststils werden. Den falschen Stand, bei dem beide Füße im Profil
voll aufstehen, hat der Ev. Marcus (s. u.). Die Streckung der Gestalten
des Matthäus und Johannes ist nach A. durch die hohen und engen
Felder, in die sie hineingestellt sind, hervorgerufen. Aus der Vermischung
der verschiedenen Reliefarten entspringt die umgekehrte Perspektive,
z. B. in der Wiedergabe der Bücher, die nach der Weise des Hoch-
reliefs auf drei Seiten den Schnitt sehen lassen und daher oben verbreitert
erscheinen. Bezeichnend für die noch mit reichem antiken Erbe
ausgestattete Werkstätte der Kathedra ist einerseits ihre ikono-
graphische Abhängigkeit von der Kunst Palästinas, — dorthin
weist die Prüfung Marias durch das Fluchwasser, das Kirchlein am Jordan
bei der Taufe Christi (Tobler, Itinera 177), die Form der Krippe bei
der Geburt, der Engel bei der Flucht nach Ägypten — andererseits das
starke Interesse an der Geschichte Josephs, aus der auch die
koptischen Stoffe einzelne Szenen darbieten. Auf Alexandria führen
die häufigen Personifikationen (Jordan, die Tochter Zions, d. h.
die Kirche beim Einzug in Jerusalem, der Hypnos beim Schlaf
Pharaos) zurück, dann aber auch die stilistischen Merkmale.
46
Literaturbericht.
Der figürliche Typus ist der o. charakterisierte des Cosmas Vat.
(vgl. z. B. den Paulus dort mit den Ev.), ebenso auch die Kopftypen
(vgl. den bärtigen Apostel der Blindenheilung mit dem ersteren, den jugend-
lichen der Brotvermehrung mit dem Moses), die Bewegungen (z. B. des
Abraham dort und des Isaak bei der Wiedererkennung, der Magier und
der Hirten), die Geberden, wie die offen erhobene Hand. Die Hirten-
gestalten der Brüder Josefs stimmen bis zu den hohen Knöpfgamaschen
herab mit dem Moses auf dem Horeb des Cosmas überein. Die Typen
und die Frisur der Ismaeliten erinnern an Köpfe der alexandrinischen
Plastik (Collignon, a. a. O. II, p. 563). Ganz antik ist noch die mehr
plastische als malerische Gewandbehandlung. Die Ravennatische
Schule steht demnach in engstem Anschluß an die Kunst
Alexandrias. Sie verdankt nach A. ihre Entstehung dem Erzb. Maximian,
dessen Monogramm die Kathedra schmückt, wie die gesamte Kunst
Ravennas sich auf die von ihm mit dem Orient und Byzanz imter-
haltenen Beziehungen gründet. [Die Folgerung, daß die Kathedra und
die verwandten Denkmäler in Alexandria selbst entstanden seien, hat A.
weiter unten auf Grund von Patr. lat. CVI. p. 608 als möglich angedeutet.]
Zu diesen rechnet er (S. izoff.) die o. a. beiden Pyxiden und die
Diptychen von Etschmiadsin, Paris und Berlin, die ihr sowohl in
ikonographischer Hinsicht wie namentlich im figürlichen Typus sehr nahe
kommen. Aber die Rundung der ersteren und die Einteilung der
Diptychen in hohe und schmale Felder sei bei ihnen weniger der Anwendung
des reinen als des halbmalerischen Reliefs förderlich. — Vollendete Proben
des echten malerischen Flachreliefs bietet wieder die Tür von
S. Sabina (S. 121 — 126), z. B. in der Himmelfahrt des Elias mit ihrer
ganz antiken Felsenlandschaft und in dem Übergang der Juden über das
Rote Meer. Dazu gehören anscheinend auch unter den mehr oder weniger
restaurierten Szenen das Gebet in Gethsemane, jedenfalls aber Moses auf dem
Berge Horeb, der sich auf drei Felsterrassen viermal wiederholt, ganz so
wie Homer auf dem antiken Relief der Apotheose. Malerische Hintergründe
weisen auch die Kreuzigung und die Berufung Habakuks auf, obwohl
hier die Figuren auf dem Rahmen stehen. An Beziehungen zu Palästina
fehlt es der Sabinatür nicht. In der Verkündigung an Zacharias findet
sich das Golgathakreuz, die Kreuzigung hat ihre nächsten Parallelen auf
den Ampullen von Monza, die Himmelfahrt des Elias unterscheidet sich
von älteren Darstellungen (Garr. 324, 2; 327, 3) vor allem durch die
Hinzufügung der beiden Prophetensöhne der palästinensischen Legende
(Tobler, Itinera 19). Die sich mehrenden geschichtlich lokalen
Züge im malerischen Relief weisen auf den Einfluß der Kunst des
hl. Landes mit seinen Wohlfahrtsstätten hin. — A. reiht den Denkmälern
des malerischen Reliefs endlich noch zwei Taufdarstellungen an (S. 127 ff.).
Litfer aturb ericht.
47
Etschmiadsin. Die zweite bietet das einzige in Konstantinopel erhaltene
Beispiel dieses Stils. Es ist die von Strzygowsky publ. Säulentrommel
des ottoirianische n Museums, Mit der Kathedra hat sie die
Zeichnung und technische Behandlung (ä jour) der Weinranke gemein,
deren Windungen hier wie dort Tiergestalten ausfüllen. Dagegen finden
wir hier statt der schweren und stämmigen Figuren der Kathedra
schmächtige Gestalten mit dünnen Armen und ovale Köpfe mit scharfem
Blick. Die Analogien für diesen Typus bietet eine andere
Denkmälergruppe, in deren Mittelpunkt das Diptychon von
Murano (s. u.) steht. Er begegnet uns auch auf einem Steinrelief
in Kairo (Gayet, Musee de Boulaq, pl. VI, 7) und neben dem der
Kathedra überwiegend auf dem Holzfries von Al’Muallaka.
Im III. Kap, sucht A. die hellenistische Tradition in der Wand-
malerei des 4. — 8. Jh. nachzuweisen (S. 129 — 158). Das Verständnis
der kirchlichen Malereien erschließt sich uns nur im Zusammenhänge mit
der gesamten dekorativen Malerei dieser Zeit. Die gemeinsamen helle-
nistischen Grundelemente, die wiederum der Osten reicher bewahrt
hat, bilden Inkrustation und Polychromie der Wände, in die
Vollbild, Porträt und Landschaft nebst reichem Ornament ein-
gehen. Für ihr Fortleben im malerischen Schmuck des christlichen
Hauses zeugen Asterios von Amaseia, Cyrill von Al., Theodoret und
Chrysostomus (Patrol, gr. XL, p. 165; VII, p. 648; LXXXIII, p. 617
u. 720; LVII. LVIII, p. 750 und LI. LII, p. 195). Charakteristisch ist be-
sonders -der Bericht über die Umwandlung eines antiken Hauses in Amaseia
in eine Kirche, wobei die heidnischen Mosaikbilder durch christliche
ersetzt wurden (Patr. gr. LIIL LIV, p. 607). Ein erhaltenes Beispiel
bietet die Casa caelimontana. Über karyatidenähnlichen Gestalten,
zu denen die verlorenen Mosaiken von S. Costanza [und die Vik-
torien der neuentdeckten Katakombe in Palmyra] Analogien bieten,
weist sie — , wie die Tonnengewölbe dort, die Kat. der Domitilla u. a. — ,
Weinlaub als Deckenschmuck auf, im tablinum aber das opus
Isodomum und symmetrische Akanthusrank en. Unter den figür-
lichen Elementen begegnen uns auch die in den Katakomben
vorkommenden Schafe zu seiten der mulctra, die Orans u. dgl.^) Die
von Eusebius (Vita Const. 1,3) beglaubigte Bildnismalerei an den
Wänden — [in Palmyra sind wieder Proben davon aufgetaucht] —
setzt sich noch während des Bildersturmes fort, indem sie die aus ihr her-
vorgegangenen Heiligendarstellungen wieder verdrängt (Nikeph.
Patr. bei Pitra, Specil. Sol. IV, p. 276). Im 5. u. 6. Jh. haben auch
schon Vollbilder ^>iblischer Vorgänge und sogar Passionsszenen in
9 P. Germano di Stanislao. La casa caelimontana. Roma. 1894.
48
Literaturbericht.
Die eine eines Elfenbeinfragments (Graeven, a. a. O. No. 28) steht der
gleichen Szene der Kathedra ziemlich nahe und berührt sich andrerseits
in der Szenerie mit der Heilung des Besessenen auf dem Diptychon von
den häuslichen Freskenschmuck Eingang gefunden (Augustinus, Patr. 1.
XLII, p. 446 und Leontius bei Mansi, Coli. Concil. XIII p. 46). Als
wichtigste Tatsache ergibt sich für das 5. u. 6. Jh. eine voll-
kommene Gleichartigkeit des gesamten dekorativen Systems
im O. u. W. Die gleichen Gegenstände finden sich an gleicher Stelle
(Verklärung in S. Apollinare in CI. und auf dem Sinai), Rundfriese an
Kuppeln (in den Baptisterien Ravennas und A. Georgios in Saloniki),
lange über Säulen (in S. Apollinare Nuovo und in Bethlehem), Märtyrer-
porträts an Bogen u. a. m, Alexandrinischen Ursprungs sind die ägypti-
sierenden B'lußlandschaften mit Erotengenre der Mosaiken, z. B. in
S. M. Maggiore und S. Giovanni in Laterano. Das erstere hat
schon Woermann mit dem Rahmen fries der Alexanderschlacht, das letztere
Wickhoff mit Philostrats Beschreibung (Imag. I, p. 342 Boiss.) verglichen
(entsprechende Motive auf antiken und christl. Denkmälern s. bei
Garr. I. 461, 2; H^ron de Villefosse,, Md. d’archtfol. et. d’art p.
181,3; Fond. Piot III, p. ig8 und auf kopt. Geweben in Wien). Wie
dieser so hat noch Chorikios von Gaza (p. 121) dafür die Bezeichnung Nil.
Auch Nilus (Ep. 1. IV, c. 61) spricht nicht vom Jordan, sondern nur
vom »Meer«. Dieser Name ist wahrscheinlich erst durch die Restaurationen
des Jac. Torriti in die beiden o. a. Kirchen hineingekommen, wenngleich
oder vielmehr weil er in anderen röm. Mosaiken in der Tat vorkommt.
In solchen Fällen ist aber der Fluß ganz einfach mit Felsufern und
Grasbüscheln dargestellt. Im allgemeinen nicht symbolisch verstanden,
konnte jene Dekoration doch leicht christliche Elemente wie den Fischer
u. dgl. aufnehmen (z. B. in S. Costanza nach Ugonio). Jagd Szenen
in Häusern und Kirchen (wie z. B. in der Basilika des J. Bassus bei
Ciampini, Vet. Mon. I, p. 242 t. 22 ss.) werden von Nilus (a. a. O.),
Asterius und Theodoret bezeugt. Sie lebten im Bilderstreit nur noch
kräftiger auf (Patr. gr. C., p. 1113 u. 1120). Der von Chorikios (p. 89
SS.) beschriebene Garten findet als alleenartiger TrsptTTato? seine Parallele
in den Fresken von Primaporta und Pompeji, aber auch noch in der
Wiener Genesis und im Rabula-Ev., und geht auf die von Demetrios
(2. Jh. V. Chr.) in Alexandria und Rom aufgebrachte Malerei der
Paradiese zurück. Die kirchlichen Mosaiken entlehnen daher ihre
Palmen, Blumen u. a. m. Besonders merkwürdig sind die Architek tur-
friese, von denen schon der einfachste der Kap. des hl. Vittor in
Mailand das Grundprinzip dieser Dekoration in den aneinander-
gereihten Musche'lnischen, die noch auf dünnen mit Statuetten und
Büsten geschmückten Pilastern ruhen, im Keime vorgebildet zeigt. In
Literaturbericht.
49
Agios Georgios in S. sind daraus drei oder fünfteilige teils aus Quer-
schnitten, teils aus Fassaden zusammengesetzte Gebäude entstanden. Ihre
einzelnen Elemente (Giebel, Bogen, Gewölbe, Kassetten, Kandelaber.
Vasen, Vögel u. a. m.) lassen sich bis in den zweiten und dritten
pompejanischen Stil zurück verfolgen, sie sind aber hier zu einem
eigenartigen Ganzen vereinigt und dem neuen künstlerischen
Zweck entsprechend umgebildet. Als Vorstufe dieses Systems und
als Derivat alexandrinischer Dekoration sind die im Jahre 1893 aut
dem Palatin entdeckten Fresken a. d. 2. Jh. n. Chr. (Röm. Mittig.
1893, S. 291) anzusehen, und besonders für die dort fehlenden Oberteile
ist die Beschreibung des Palastes auf einem die Geschichte der Phädra
darstellenden Bilde bei Chorikios zu vergleichen. Fertig liegt es be-
reits in den phantastischen Architekturen des Kalenders v. J.
354 als lineare Umrahmung von Figuren und Text vor. Fehlen auch
noch die charakteristischen christlichen Bestandteile, so ist doch die
schlanke pompejanischc Säule durch schwere Pilaster mit Edelsteinschmuck
und Vorhängen ersetzt. — In den Mosaiken treten Spiralsäule, Apsis, Zi-
borien, Kanzellen u. a. m. hinzu, was zugleich mit der Verselbständigung
dieser ganzen Gebilde auf die Nachahmung kirchlicher Architektur hin-
weist. Es ist eine, wie die ältere, durch Formen der Wirklichkeit
bestimmte, von einem in Alexandria schon früh auf kommenden und in
Byzanz sich behauptenden neuen Farbengeschmack (rote Friese, blaue
Gründe und buntfarbige Details in Verbindung mit Gold) begleitete
dekorative Stilbildung. Das Fehlen von Kreuzen und die Auswahl
der Hl. lassen in dem Mosaik von A. Georgios vielleicht eine mo-
numentale Reproduktion eines griechischen Kalendars aus Konstantins
Zeit erkennen. In Ravenna kommen meist nur die einzelnen Elemente
dieser Dekoration vor (S. Appollinare Nuovo, S. Vitale u. s. w.), im
Baptisterium der Orthodoxen aber zusammenhängende Quer-
schnitte einer Basilika mit dem Blick in die Apsis. Die schemati-
schen, aber ähnlichen Innenansichten der älteren Teile des Mosaiks
von Betlehem zeigen darüber noch die äußere Dach- und Kuppel-
bildung und sind mit den phantastischen Kirchen-Darstellungen späterer
byzantinischer Miniaturen (und Wandgemälde?) zu vergleichen. Maß-
gebenden Einfluß auf die kirchlichen Wandmalereien muß ferner nach A.
die antike Bildnismalerei ausgeübt haben, auf deren Grundlage
die historischen Typen (Christi, Marias u. s. w.) der christlichen
Ikonographie geschaffen seien. Mit den Porträts aus dem
Fajum, in denen er, Strzygowski folgend, die Fortsetzung der Enkaustik
erkennt, haben besonders die Heiligenmedaillons an den Triumph-
bogen und Langwänden der ravennatischen u. a. Kirchen die ganze
posierende Auffassung in Voll- oder Dreiviertelansicht ohne Hände,
Hepertorium für Kunstwis.'seuschaft, XXVI. 4
5°
Literaturbericht.
den auf den Beschauer gerichteten Blick und namentlich bei den Frauen
die auf Fernsicht berechnete dekorative Vergrößerung des Auges gemein.
Für den Orient bieten die Brustbilder Christi und der Apostel auf den
Ampullen von Monza und die Nachrichten über die Porträts der Nicäni-
nischen Väter (Tobler, It. p. 272) Belege, Im allgemeinen Gebrauch
goldner, silberner und blauer Gründe, wie sie auch beim Bildnis
(z, B. im Cosmas Vat., Dioskorides, Rossanensis, den Mosaiken vom
Sinai und in Ravenna) und auf koptischen Stoffen üblich erscheinen,
sieht A. ein Erbteil der durch den Orient beeinflußten alexan-
drinischen Dekoration (vgl. die Angaben das Kallixenos über die
Gold-, Silber- und Kupferinkrustation des Serapeums). Namentlich die
der ägyptischen und assyrischen Kunst seit alters geläufigen blauen
Gründe waren in der starken dekorativen Verbindung mit Gold beliebt
(Greg, Nyss. bei Migne, Dict. d. mscr. I, p. 1191 u. Chorikios, ip. 90).
Gold und Kupfer ist für Konstantins Euktirion in Antiochia (Euseb.
Vita Const. III, p, 50), ersteres auch für die Kirchen von K — pel und
Jerusalem, Silber seltener bezeugt (Chorikios, p. 89),
Im Schlußkapitel (S. 158 — 218) geht Ainalow hauptsächlich an der
Hand neuerer Funde den Beziehungen Konstantinopels, dessen Kunst-
anfänge durch seine Ausschmückung mit Kunstschätzen derGroß-
städte des Orients und Kleinasiens bestimmt sind, zu den letzteren
nach und sucht den dort erhaltenen schon bekannten Skulpturresten weitere
anzuschließen. An erster Stelle steht hier das inzwischen nach Berlin über-
tragene und von Strzygowski (Orient oder Rom) unter Berücksichtigung
der wesentlichsten Ausführungen Ainalows veröffentlichte Christusrelief
(4. — 5. Jh.) eines Sarkophags (aus Sulu-Monastir). — Eine aus
Brussa stammende Statuette des g. Hirten gewinnt dadurch besondere
Bedeutung, daß A. aus Marmorresten ihrer Basis in ihr eine plastische
Wiederholung der in Katakombenfresken beliebten Gruppe mit zwei
Schafen erkannt hat. Durch ihre Übereinstimmung mit dem in einer
Statuette des Lateran und einer weiteren des Ottom. Museums vertretenen
Typus sowie durch den unbearbeiteten Zustand ihrer Rückseite wird
de Rossis Vermutung, daß der letztere auf die von Konstantin d. Gr.
als Gegenstück zu Daniel mit den Löwen aufgestellte Brunnenfigur
(Euseb. Vita Const. III, 59) zurückgeht, bestätigt. In stilistischer Hin-
sicht stellt A. sie treffend mit der Hirtengestalt einer skulpierten Säule
in K — pel (Byz. Zeitschr. I, Taf.) zusammen. Beiden sind der unsichere
Stand, der lange Rumpf, die kurzen Arme, das gesträubte Haar, die
gleiche Gewandbehandlung gemein. Noch stärker als in ihnen (vgl. die
Hirtengestalten der Maximianskathedra) macht sich der Einfluß grie-
chisch-orientalischer Kunst in einem Flachrelief gleichen Fund-
orts geltend, in dem A. gewiß richtig den knieenden Isaak mit auf den
Literaturbericht.
51
Rücken gebundenen Händen und Abrahams Hand auf dem Haupt
erkennt. Die Profilstellung des übergroßen Kopfes und der Beine bei
Frontansicht des Oberkörpers, das scharf umrissene [groß geöffnete, fast
e. f. stehende] Auge und die eingeschnittene wenig tiefe Haar- und
Faltengebung erinnern an koptische [wohl noch mehr an asiatische] Relief--
plastik. — Auf die nahen Beziehungen von Byzanz zu der von
Konstantins Bautätigkeit in Jerusalem bis 614 n. Chr. währenden Kunst-
blüte Palästinas werfen die Ölampullen von Monza helles Licht.
Ihre Kompositionen sind als freie Nachbildungen bekannter
Typen anzusehen, die je nach der Größe des Prägestempels eine Ver-
einfachung in. der Zahl, der (friesartigen oder pyramidalen) Anordnung
(z. B. der Magier, Hirten und Engel bei der Anbetung), aber auch in
der Haltung (z. B. der bald ausgebreiteten, bald gebogenen Arme der
Gekreuzigten) und Form der Figuren (Büsten oder gar bloße Köpfe) und
Gebäude (z. B. des Grabes Christi bald als Rundbau, bald scheinbar als
Giebelbau) erfuhren. Der Bestand der Bilder ist mit Ausschluß des
Alten Testaments sowie der Wunder durch das Evangelium eng
umschrieben. Besondere Bedeutung hat ihre Kombination (bis zu sieben),
weil sie entsprechend den bald allgemein, bald spezieller (z. B. auf der
in dieser Hinsicht den Menasampullen völlig gleichstehenden einzigen
Tonampulla) gehaltenen Inschriften sichere Hinweise aut be-
stimmte von den Pilgern besuchte Heiligtümer enthält (vgl. Garr. I,
p. 566), und zwar auf solche Bethlehems (Geburt, Anbetung, Heim-
suchung und wohl auch die Gottesmutter zwischen Engeln), Nazareths
(Verkündigung), Jerusalems (Kreuz, Kreuzigung, Myrrhophoren, Himmel-
fahrt und Thomaswunder) und die Kirche am Jordan (Taufe). Für die
Mehrzahl derselben sind durch Eusebius und vor allem durch die
Pilger von Bordeaux, Silvia, Petronius, Arculph und die Russen Epi-
phanius (8. — 9. Jh.) und Daniel (1106 — 8) monumentale Mosaik-
bilder bezeugt (vgl. Molinier u. Köhler, Itinera Hier. p. 146; Silviae
Peregr. ad loca s-ta; Tobler, It. p. 38, 68, 184; Archiv d. orthod. Paläst.-
Ges. III, XI, XIII, XX, XXIII, XLIX u. a. m.), für die übrigen zweifellos
vorauszusetzen, von denen die ikonographischen Typen der Ampullen
z. T. aufs nächste abzuhängen scheinen. Die Übereinstimmung dreier
Stempel mit der Anbetung der Magier u. Hirten (Garr. 433, 7 u. 9;
434, 1) weist auf ein Prototyp zurück, das man mit J. Smirnow im
Mosaik der Basilika von Bethlehem erkennen könnte, welches, un-
geachtet ihrer Restauration unter Justinian, wohl eine Stiftung der hl.
Helena gewesen sein kann, wie in seiner ältesten Beschreibung im
Synodalsendschreiben von 836 überliefert ist. Doch macht es der Um-
stand, daß hier außer der Gottesmutter und den Magiern die Geburt,
dagegen nicht die Hirten erwähnt werden, — ganz so sind auch in der
4*
52
Literaturbericht.
Miniatur des Etschmiadsin-Ev. und auf dem Elfenbein des Lord Crawford
(s. o.) die Magier allein zu beiden Seiten Marias dargestellt — noch
wahrscheinlicher, daß jenes Vorbild vielmehr in dem Apsismosaik
der Geburtshö hie zu suchen ist, das schon von Epiph9.nius und Daniel
erwähnt, wenngleich erst von Phokas (12. Jh.) genauer beschrieben
wird. Zwar benutzt er dabei des Chorikios Schilderung eines Bildes
der Sergiuskirche in Gaza, welches dem palästinensischen verwandt
erscheint, fügt Jedoch offenbar aus eigner Anschauung so wichtige
und den Ampullen entsprechende Züge wie die grasende Herde, das
Aufblicken der Hirten und das Kniebeugen der Magier hinzu. Die
Form des Sternes und der Vorbau der Höhle in der Geburt ist auf
diesen sichtlich durch örtliche Anlagen und Legenden bestimmt (vgl.
Tobler, It. p. 292 u. Archiv d. orth. P. G. XI. p. 124 u. VIII, p. 52).
Die Verkündigung und Heimsuchung lassen sich wieder dank
Phokas (a. a. O. XXIII,; u. 36) wohl auf Mosaiken der Kirche in
Nazareth und zwei vor dieser errichtete (auch auf dem Goldring in
Palermo dargestellte) Säulen beziehen. In der Kreuzigung ist mit
einer Ausnahme (Garr. 434, 4) stets das auf dem Golgathafelsen er-
richtete Votiv-Kreuz (wie im Mosaik von S. Pudentiana) mit dem Brust-
bild Christi darüber dargestellt. Unter einem Bogen, aber ohne den
Felsen, ist es auf dem Halse sämtlicher Ampullen wiedergegeben. Das Grab
des Herrn (die »Anastasis«) besteht meist aus dem äußeren Rundbau
und dem inneren tegurium, vor dem sich das von Silvia erwähnte Gitter
befindet, mit dem von Arculph gesehenen Kreuz darüber, seltener aus
dem tegurium allein. In der Himmelfahrt sind bei einheitlicher
Grundlage die Variationen ziemlich stark (in der Anordnung der Apostel,
der Zahl der Engel, Stellung Marias und dem jugendlichen oder bärtigen
Christustypus). Die Gotteshand mit Strahl und Taube weist auf die
Ausgießung des hl. Geistes hin, die wie sie auf den Ölberg be-
zogen wurde. Den groben Stempel der thronenden Gottesmutter
ist A. geneigt auf eins der besonders verehrten Marienbilder Beth-
lehems oder Palästinas zurückzuführen, dessen Typus auch das Berliner
Diptychon und das Mosaik der Panagia Kanakaria wiedergeben. Eine
bestimmte lokale Anknüpfung ist auch für die auf der Thonampulla in
einem mit dem Sarkophag der Adelfia und dem Mailänder Diptychon
übereinstimmenden Typus dargestellte Verkündigung am Quell noch nicht
möglich. Die Kompositionen der Ampullen sind teils nach den Gesetzen
des malerischen, teils nach denen des Hochreliefs gestaltet. Der antike
Stil hat auf ihnen eine starke Einbuße erlitten. Der Blick ist
scharf und manchmal den sassanidischen Münzen verwandt. Ebenso das
oft mit voller Vorderansicht des Rumpfes gepaarte Profil. Die vor-
herrschende Parallelfältelung erinnert an den Ambon von Saloniki und
Literaturbericlit.
53
das o. a. Isaakrelief [und an palmyrenische Grabreliefs]. Der Stand ist
unsicher. Beim Ausschreiten nach r. findet sich das Vortreten mit
dem r. Bein, das auch dem Rossanensis eigen, dagegen der Maximians-
kathedra, dem Cosmas Vat. und der W. Genesis fremd ist. Durch
die Ampullen wurde die palästinensische Ikonographie mit
ihrem historischen Stil weit verbreitet, vor allem ging sie aber
mit allen ihren Eigentümlichkeiten in die byzantinische Kunst ein.
Für ihre weitgehende Übereinstimmung mit der ägyptischen
[die aber doch wohl seit dem 4. Jh. auch als der nehmende Teil er-
scheint] zeugen mehrere Denkmäler. Ein Amulet mit der Inschrift
ZTAYPE (das wahre Kreuz!) BOH©l ABAMOYN (Byz. Zeitschr. 1893,
S. 187) schließt sich in den beiden Darstellungen der Kreuzigung und
der Myrrhophoren so eng an die Ampullen an, daß es nur eine
palästinensische Arbeit sein kann, und der ägyptische Name (Abamun)
erklärt sich leicht aus der lebhaften Beteiligung der Ägypter am Kreuz-
aufrichtungsfest in . Jerusalem (vgl. Theoph. I, p. 244). Ein anderes,
zweifellos gnostischen Ursprungs (Journ. d. Minist, d. Volksaufklär. 1902,
Aug. S. 93) zeigt im abgekürzten Typus der Himmelfahrt das Brustbild des
bärtigen Christus der Ampullen, darunter in zwei Reihen z. T. nur auf
Denkmälern des Ostens (Goldmedaillon aus Adana im Ottom. Mus.,
Diptychon von Murano u. a.) belegte Szenen (Magieranbetung, Heilung
des Blinden am Quell [Siloam], des Besessenen, Hämerrhoissa und viel-
leicht die Ehebrecherin, Zachäus, den Gichtbrüchigen und wohl nochmals
den geheilten Besessenen), zuunterst endlich Christus, ein Ehepaar ver-
einigend, wie z. B. auf den Ringen von Tarsus und Palermo. Der Stil
offenbart alle Mängel der syrischen und afrikanischen Elfenbeine (eckige
Gliederbildung, zu kurze Verhältnisse u. a. m.) und weist ins 6. Jh.
Die weit verbreitete Komposition dreier nebeneinander stehenden
Kreuze führt A. auf Grund einer in einem Grabe in Sofia ent-
deckten Freske, die das mittlere größere von einer Aureole umgeben
zeigt, auf Palästina und die Kreuzauffindungslegende (Byz. Zeitschr. 1895,
S. 332) zurück. Den Einfluß seiner Kunst im Hinterlande Syriens
und die Rückwirkung des dort mächtigen sassanidischen Kuiist-
stils (in der punktierenden Haar- und Bartbehandlung, den gemusterten
langen Ärmelgewändern, Vereinigung von Profil- und Vorderansicht; s. o.)
veranschaulicht die im J. 1898 im Gouv. Perm gefundene Silber-
schüssel (Mater, zur Archäol. Rußl. Nr. 22), welche die drei häufigsten
Szenen der Ampullen: Kreuzigung, Myrrhophoren und Himmelfahrt, wie
sie, in verschlungenen Medaillons in wenig abweichender, wenngleich die
erstere in bereicherter Komposition zeigt (dazu Daniel und Petrus mit
dem Hahn). Derselbe stilistische Charakter ist den groben kaukasischen
Reliefs (Mater, zur Archäol. des Kaukasus IV, T. 7 u. 8) eigen, während
54
Literaturbericht.
ihre Kompositionen eine noch ^’üngere Entwicklungsstufe der Ampullen-
typen vertreten, die Disposition und Ornamentik dagegen den fünf-
teiligen Diptychen entspricht.. Eine viel charaktervollere Probe des
syrischen Mischstils und der Kunstweise der dortigen Silberschmiede
z, T. persischer Abstammung (vgl. Patrol. gr. LXXXII, 3271) ist die
Stroganowsche Silberschüssel mit den beiden Engeln zu den Seiten
eines Kreuzes, welches die Gestalt der von Konstantin d. Gr aufgestellten
Nikos-Kreuze (vgl. die 7 Wunder v. Byzanz; Byz. Z. 1898) hat. A. stellt
weiter mit diesen Denkmälern die Pyxiden von Kertsch und Oserukowo
und vor allem das Diptychon von Murano, dessen verlorene Teile von
ihm, Graeven und Strzygowski (Byz. Z. 1899) fast vollständig zusammen-
gebracht worden sind, zusammen und erkennt auch in den gereckten,
eckigen Figuren des letztem mit dem emporgerichteten oder schielenden
Blick syrische Typen. Daß sein Stil [nicht so sehr der beider Pyxiden]
von dem der Maximianskathedra sich weit entfernt, ist unleugbar [die
Analogien mit jenen syrischen Arbeiten hingegen erscheinen nicht zwin-
gend]. A. selbst hat genau dieselben „persischen“ Stilmerkmale in der
Fußstellung des Markus, mangelhaften Verkürzungen u. s. w. und dazu
manche äußeren Berührungen (Barbarenkostüm und Josefs Tiara) für die
Kathedra festgestellt. [Das Muraneser Diptychon könnte sie also auch
wenn es einer andern ägyptischen (nach Strzygowski der oberägyptischen
Schule) angehört, ebenfalls durch syrischen Kunsteinfluß empfangen haben].
Die ikonographischen Analogien gehören z. T. Ägypten an. Auch A.
erkennt sein Ornament noch als wesentlich antik an. Bei dem der
Kathedra ist der Zusammenhang mit den dekorativen Friesen von
Meschita augenfällig [dessen Ursprung ist aber gewiß nicht sassanidisch,
sondern wohl syrisch oder gar umgekehrt ägyptisch]. Daß Elfenbein- und
Holzschnitzerei in Syrien blühten, wird durch Zeugnisse des Eusebius
(X, 4, 42), Gregor v. Nyssa (XLVI, p. 737^^), Chorikios (p .116 u. 119)
u. a. bestätigt. P'ür den Austausch künstlerischer Kräfte zwischen
Byzanz und dem Orient liegen ebenso sichere Beispiele vor (vgl.
Garr. I, p. 403; Sittl, Archäol. S. 788; Theoph. I, p. 230). So ver-
dankt wohl auch das von A. zum erstenmal nach einer, allerdings un-
vollständigen und undeutlichen, Photographie veröflentlichte Mosaik der
Basilika auf dem Sinai seine Enstehung der unmittelbaren Initiative
Justinians. Der Christustypus der [z. T. restaurierten] Verklärung findet
seine Parallele in S. Apollinare in Classe und S. Cosma e Damiano (Rom),
im Rabula-Ev. und Rossanensis. Alt sind auch die Apostel- und
Prophetenbüsten am Triumphbogen, während die Szenen des Moses auf
dem Horeb und auf dem Sinai schon durch ihre Nichterwähnung in
einer genauen Beschreibung des 16. Jh. (Archiv d. orth. Pal. Ges.
XXXV, 21) verdächtig erscheinen. Vom gleichen Gesichtspunkte zieht A.
Literaturbericht.
55
zuletzt die Karte von Madaba in seine Untersuchung hinein. Er betont
die Übereinstimmung ihrer Technik mit byzantinischen Mosaiken (S. Vitale),
sowie ihren landschaftlichen Charakter, der den ununterbrochenen Zu-
sammenhang zwischen römischen, spätantiken (Daremberg et Saglio, Dict.,
p. 1251, 1539, 3196) und mittelalterlichen Karten (Tab. Peut.) erkennen
läßt. Im Cosmas Vat. durch allegorische Deutung teilweise verdunkelt,
bricht er doch gelegentlich durch, um in Hdschr. des byzantinischen
Mittelalters (Psalt. Barberini, Vat. Oktate.uch 746) wieder stärker hervor-
zutreten. Sowohl für Madaba wie für den Sinai legen nach A. die be-
gleitenden Inschriften den Gedanken, daß eine Beziehung zwischen diesen
Denkmälern und der Sendung des Architekten Theodoros, von der Prokop
(de aed. 321 u. 328) u. a. berichten, besteht, sehr nahe. — Als End-
ergebnis der Betrachtung hebt der Verf. in kurzem Schlußwort (S. 219)
einerseits den innerhalb der verschiedenen Denkmälergattungen erbrachten
Nachweis des Zusammenhanges der christlichen Kunst des griechischen
Orients mit der hellenistischen hervor, andrerseits die in jener unter dem
Einfluß der altorientalischen sich vollziehende Stilwandlung, infolge deren-
die der letzteren unbekannte Verkürzung schwindet, Disproportion und um-
gekehrte Perspektive platzgreift, eine neue Ornamentik aufkommt und
das Relief sich verflacht. Die Bedeutung von Byzanz liegt in der Ver-
schmelzung aller dieser Stileigentümlichkeiten.
Berlin, Januar 1903. 0. Wulff.
Heinrich Brockhaus. Forschungen über Florentiner Kunstwerke.
Leipzig, F. A. Brockhaus 1901. IX u. 139 S.
Die neuere italienische Kunstgeschichte setzte mit den Forschungen
Rumohrs und Gayes glorreich ein. Eine Fülle von Tatsachen wurde
von diesen beiden geboten, an deren Verarbeitung Jahrzehnte hinaus zu
tun war. Es verging eine längere Zeit, bis andere dem gegebenen Bei-
spiel folgten: unter ihnen Gaetano Milanesi, durch günstige äußere
Umstände allen voraus, der fruchtbarste und glücklichste Finder auf dem
Gebiet archivalischer Studien.
Neben dieser auf dem scheinbar ganz festen Boden der Tatsachen
wandelnden Forschung scheint vielen der Bau, der von den Freunden
stilkritischer Untersuchung aufgeführt worden ist, in gefährlicher Weise
unsicher, ja schwindelhaft. Viele mögen sich nicht dem eignen Auge
anvertrauen und noch weniger Resultate acceptieren, die andere mit ihren
Augen gefunden haben wollen: sie greifen lieber zur Stütze der Doku-
mente, die doch auch oft verschiedene Auslegung zulassen und nicht
selten in Gegensatz treten zu dem, was der Augenschein überzeugend
dartut.
56
Literaturbericht.
Eine Verständigung zwischen beiden Richtungen, deren Anhänger
gegen einander kriegerisch gestimmt scheinen, will sich zunächst offenbar
nicht anbahnen lassen. Das mag daher kommen, daß jene — soweit
wenigstens die gegenwärtige Erfahrung reicht — sich gegenseitig aus-
schließen. —
Heinrich Brockhaus, seit Jahren in Florenz ansässig, hat in seinen,
vier Kunstwerken des Quattrocento gewidmeten Forschungen echt
deutschen Sammel- und Forschereifer bewiesen. Er unterzog sorgfältiger
Erwägung, was die Entstehung beeinflußt haben konnte, wo verwandte
Gegenstände sich finden; er forschte nach dem Namen der etwa Dar-
gestellten u. a. m. Und so erfahren wir auch über Kunstwerke, die allen
vertraut sind, neue Details.
Ghibertis Tür, deren Anordnung in zehn großen Relieftafeln der
gedrängten Fülle der beiden älteren Türen so ungeheuer überlegen ist,
sollte ursprünglich in zwanzig kleineren Darstellungen die Hauptmomente
aus den frühesten Tagen der Menschheitsgeschichte erzählen; dazu wurden
noch acht Reliefs mit Propheten geplant, so daß die gleiche Gesamtzahl
der Reliefs, wie bei den beiden anderen Türen, herausgekommen wäre.
Diesen ursprünglichen Entwurf hatte Leonardo Bruni aufgestellt ; er wurde,
nach vorübergehendem Versuche einer Reduktion auf 24 Reliefs, aufge-
geben und die gegenwärtig sichtbare Anordnung gewählt, dabei aber
der Inhalt Jener ersten großen Zahl von Darstellungen beibehalten, in-
dem viele Einzelszenen in geschickter Weise auf einem Relief vereinigt
wurden. So umfaßt das erste Relief der Tür die ersten vier Darstellungen
des Brunischen Entwurfes. Besonderes Interesse wendet der Verf. dem
Tempel auf dem letzten Relief, der ihm als Idealbild des Florentiner
Doms erscheint, und den Bildnissen des Meisters zu; der Anregung,
welche die herrliche Umrahmung der beiden Ghibertitüren der Familie
della Robbia hat gewähren können, und die etwa Raphael für einige
seiner großen Kompositionen daraus geschöpft haben mag, wird gedächt.
In den Erläuterungen findet man eine Untersuchung über »die Dom-
aufnahme und den Tempel zu Jerusalem« und das urkundliche Material
über die Herstellung der Tür.
Im zweiten der Aufsätze »Die Hauskapelle der Medici« ist Fra
Filippos Altarbild der »Anbetung des Kindes« in der Berliner Galerie in
Zusammenhang gebracht mit einem dem heiligen Bernhard von Clairvaux
zugeschriebenen Gedicht zum Preise Christi und seiner Mutter. Mancherlei
im Bild erhält danach symbolische Bedeutung. Fra Filippo malte seine
lieblichste Schöpfung für die Kapelle des Mediceerpalastes in Via larga,
die heute noch, von nicht allzu störenden Änderungen abgesehen, ihren
strengen, schönen Charakter rein bewahrt. Aber im .Mittelpunkt fehlt
das Bild mit der jungfräulichen Mutter und dem liebreizenden Kind zu
Literaturbericht.
57
ihren Füßen; Benozzos Engel an den Schmalseiten rechts und links am
Fenster drängen sich wie einst herzu, ihre Verehrung zu bezeugen; das
macht das Fehlen so recht fühlbar. Wie wenige Kompositionen der Zeit
hat Filippos Bild gefallen, hat es ungemein oft Nachahmung gefunden.
Der dritte Aufsatz behandelt Castagnos 1899 in der Annunziata
wieder aufgedecktes Fresko, bespricht die Momente, die zur Entstehung,
wie die, welche zur Jahrhunderte währenden Verdeckung führten. Die
Stiftungsurkunde der Kapelle Corboli, in der sich Castagnos Fresko be-
findet, von 1451 ist im Wortlaut mitgeteilt.
Und wieder mit einem Fresko, das in unseren Tagen freigelegt
wurde, beschäftigt sich der letzte Aufsatz: mit Ghirlandaios zwei Szenen
vereinigendem Werk, das die Kapelle der Vespucci in Ognissanti ziert.
Dieses aber ist nur Ausgangspunkt für Untersuchungen über die durch
den jüngeren Amerigo berühmt gewordene Familie, die es ermöglichen,
jedem einzelnen der unter dem Schutz der «Mantelmadonna« vereinigten
Mitglieder wieder seinen Namen zurückzugeben und die negativ ergeben,
daß der Namensgeber eines Weltteils hier nicht zu suchen ist, — obwohl
die später verbreiteten Porträts auf zwei verschiedene Personen unter den
hier Dargestellten sich zurückführen lassen. Im Anhang ist Material über
die Darstellungen der Madonna della Misericordia und zur Familien-
geschichte der Vespucci zusammengestellt; alle bildlichen Darstellungen der
Familie werden geprüft, wobei sich natürlich das Interesse besonders auf
die »bella Simonetta«, Marco Vespuccis jung verstorbene Frau, kon-
zentriert.
So hat der Verf. vielerlei zusammengetragen, um für einzelne Kunst-
werke neues Material zu gewinnen und damit nach eigenen Worten
»Florenz und die Florentiner Kunst, die für die Geistesgeschichte der
Menschheit von so hoher Wichtigkeit sind, unserm Verständnis noch
näher zu bringen«.
Nicht die vieldeutige Sprache persönlicher Eindrücke wird gesprochen,
die dem einen dies, dem andern das verraten; was hier gesagt wird, —
wenigsten fast durchgehends hat es Geltung — ist nicht diskutierbar,
ist gewonnene Tatsache . . .
Der Kunsthistoriker wird stets für Bereicherung um tatsächliche
Kenntnisse dankbar sein müssen, wo so vieles noch im Fluß ist. Und
doch: es mag ein Defekt sein, der im Beruf liegt (der ja, wie das Wort,
das ihn bezeichnet, nicht einheitlicher Natur ist), vielleicht ist es ein
Defekt des Referenten; es will scheinen, als führen Dokumente immer
nur zu einem bestimmten Punkt, bei dem dann die wirklichen
Schwierigkeiten erst beginnen. An dem einen Beispiel des Altarbildes
der Mediceer Kapelle mag erläutert werden, was gemeint ist.
Wir werden hier, wie oben erwähnt wurde, mit einem Gedicht
58
Literaturbericht,
bekannt gemacht, das zu Recht oder Unrecht des heiligen Bernhards
Namen als des Verfassers führt. Wie das literarische Produkt das bild-
nerische beeinflußte, wird dargetan. Ist nun damit erschöpft, was uns
das Kunstwerk zu sagen hat? Ich glaube nicht. Wohl ist hingewiesen
(S. 58), wie allmählich diese Anregung die Phantasie des Künstlers be-
fruchtet: aber blieb nicht trotzdem das Wesentlichste übrig, die sinnliche
Anschauung, die allein erklärt, daß so überraschend im Quattrocento
dies herrliche, in seiner Art nie wieder übertroffene Naturabbild gezeitigt
wurde? Hatte der Künstler, fragt man sich, der intime Freund der Medici,
in den geheimnisvollen Wäldern um Camaldoli das Motiv erlauscht, oder
hatte das Waldweben auf dem Monte Senario auf ihn so tiefen Eindruck
gemacht — so geeignet, die liebliche Szene der Anbetung zu umschließen,
wie eine Böcklinsche Jungfrau auf dem Einhorn. Hier hat der Frate
wahrhaft Unvergängliches und Vorbildliches geschaffen, nicht nur Abbild
der Natur, sondern auch die Stimmung, die sie weckt, wiedergegeben.
Daher der immer sich erneuernde Eindruck dieses lieblichsten unter seinen
Altarbildern.
Aber auch. zu einer feinen stilkritischen Untersuchung mag das Bild
anregen, die für die Erkenntnis von Fra Filippos künstlerischer Bildung
die größte Bedeutung hat. Zweimal hat Fra Filippo die gleiche Kompo-
sition, in den äußern Formen annähernd ähnlich, wiederholt; beide Bilder
bewahrt die Florentiner Akademie. Das eine, nahezu mit dem Berliner
Bild identische stammt aus Camaldoli, das andere, das Joseph nebst ein
paar Heiligen hinzufügt, aus dem Annalena-Kloster. Das Verhältnis ist
nun durchaus nicht so, daß der Maler das Bild, das ihm fast über seine
Kräfte hinaus so wohl gelungen war, mehrfach für andere Besteller
wiederholte: vielmehr sind jene Bilder Vorstufen und sie zeigen, ver-
glichen mit dem Bild in Berlin, wie der Künstler sich vervollkommnete,
die Formen der Masolino-Schule abstreifte, immer bewußter seine Kompo-
sition abrundete.
Damit haben wir aber erst einen ungefähren Anhalt für die Datierung
des Bildes gewonnen; und neue Fragen erheben sich, wollen wir ver-
suchen diese zu präzisieren. Der letzte Biograph Fra Filippos (Edward
C. Strutt; London 1901) setzt es in die erste Florentiner Periode an, der
jene zwei Akademiebilder sicher angehören; und ebenso würde es auch
nach Crowe und Cavalcaselle zu datieren sein. Ohne daß ein genaues
Jahr angegeben wird, sind die dreißiger Jahre gemeint. Das Berliner
Altarbild schmückte zweifellos die Kapelle des Palazzo Medici in der
Via larga. Dieser wurde gegen 1451 im Bau fertig, der malerische
Schmuck erst im danach folgenden Jahrzehnt ausgeführt Und gerade
für die Dekoration der Kapelle haben wir die Briefe, die Benozzo Gozzoli
im Jahre 1459 Pietro Medici richtete. Es wurde erwähnt, wie Behozzos
Literaturberlch^.
59
Fresken als Mittelpunkt Filippos Bild erfordern; dürfen wir rückschließen,
daß dieses damals erst entstand? Oder war es nahezu zwanzig Jahre früher
entstanden und wurde von Cosimo, der es vielleicht besonders hoch
schätzte, als Altarbild seiner Privatkapelle bestimmt?
Es soll hier nur angedeutet werden, welche bedeutsamen Fragen
gerade dieses Bild stellt; nicht die Beantwortung aber, die nur auf
Grund minutiöser stilistischer Untersuchung gegeben werden könnte, kann
hier versucht werden. Dokumente lassen uns im Stich, der Hymnus
Sankt Bernhards gibt keinen Fingerzeig: wer aber sich versenkt in die
Kunst des Frate, wie sie sich bildete, und wie sie, wachsend, ihn zu
Schöpfungen, gleich dem Mediceerbild, inspirierte, wird vielleicht die
Lösung geben können.
Dies Beispiel mag zeigen, daß eben doch der kunsthistorischen
Weisheit letzter Schluß nicht aus Archiven, die uns gewiß wertvollste
Baumaterialien gegeben haben und noch in Aussicht stellen, sondern von
den Kunstwerken selbst zu holen ist. —
Es wäre unrecht, nicht hervorzuheben, daß die Illustrationen, die
in reicher Zahl dem Buch beigegeben sind, vor allem die Lichtdrucke,
vorzüglich sind. Der Kopf des Hieronymus z. B. (aus Castagnos Fresko)
ist schlechthin unübertrefflich wiedergegeben.
G. Gr.
Malerei.
Ernst Maafs. Aus der Farnesina. Hellenismus und Renaissance.
Marburg 1902. 56 S.
Die Besucher von Agostino Chigis Villa konzentrieren ihre Auf-
merksamkeit zumeist auf Raphaels Schöpfungen, den Psyche-Cyclus und
das Galateafresko. Die Deckenbilder, die Lünetten sind relativ wenig
beachtet; und gewiß haben nur vereinzelte, mit antiken Schriftquellen
Vertraute es versucht, den Inhalt der in Lünetten, Sechsecken und Spitz-
bogen umschlossenen Darstellungen sich nahe zu bringen. Ein Archäologe
hat zuerst Deutungen gegeben (Förster, Farnesina -Studien 1880) und
wiederum ein Archäologe unternimmt es, die noch vorhandenen Unklar-
heiten zu beheben. Unverstandenes richtig zu deuten und für den
Gesamtzyklus die Quelle nachzuweisen.
Als Gesamtthema kann für die Galateahalle jener Vers der Ilias
bezeichnet werden, in dem der Inhalt der Darstellungen auf dem Schild
des Achilleus gegeben ist: das Reich der Erde, des Himmels und des
Meeres. Die Arbeit in diesem Raume ist nicht vollendet worden: so
repräsentiert Galatea allein das Meeresreich, das Reich der Erde ist nicht
6o
Literaturbericht.
dargestellt worden; an dem oberen Teil der Wände und an der Decke
erscheinen die den Äther bewohnenden Gestalten und die Sternbilder.
Hat Ovid die Darstellungen von Boreas und Oreithyia, von Phaetons
Sturz u. s. w. bestimmt, so war Hygins im Mittelalter oft abgeschriebenes,
in den Anfängen der Buchdruckerkunst viel aufgelegtes Buch für die
Bilder der Planeten und des Tierkreises die Quelle. Wie vertraut die
Renaissance mit den echt hellenistischen Vorstellungen von Hygins Schrift
war, das weist der Verf. an den Farnesinafresken im einzelnen nach und
ergänzt es aufs glücklichste durch Stellen aus Ariosts Gedicht.
Nur in einem Falle kann ich seiner Deutung nicht ganz zustimmen.
Wer immer den Blick in diesem Raum zu den Lünetten- und Decken-
bildern gerichtet hat, dem ist der gewaltige Kopf in der einen Lünette
aufgefallen. Der Verf. hat, nach eigenem Geständnis (S. 45), von diesem
seine Untersuchungen ausgehen lassen. »Der Schöpfer aller der Wunder
des Himmels und der Erden selber ist es, welcher, in sinnende Teilnahme
versunken, sein Werk beschaut; . . . der weltschöpfende Gott der Antike;
ob wir ihn bestimmt benennen oder unbestimmt lassen wollen, ist an
sich gleich.« Es wird darin erinnert, daß auch Caelus bartlos dargestellt
erscheint: aui dem lateranensischen Sarkophag. Hier wäre auch an
Donatellos Relief in Sant' Angelo a Nilo in Neapel zu erinnern. Recht
befriedigend ist die Erklärung nicht. Weder die Verschiedenheit der
Technik noch der Dimension wird erläutert, wenn dieser Kopf vorbedacht
im Zusammenhang mit den übrigen Darstellungen entstanden sein soll.
Der rein improvisierte Charakter ist stets aufgefallen; ihn suchte Vasari
durch die bekannte Anekdote zu erläutern. So wenig es zu dem ge-
schlossenen Inhalt aller im selben Raum enthaltenen Kompositionen passen
will : etwas wie künstlerischer Gelegenheitseinfall schaut dabei heraus.
Oder soll man denken, daß der Künstler an dieser Stelle begann, sich
im Maßstab vergriff uud deshalb hernach davon abging?
So mag, was schon von Zeitgenossen nicht voll begriffen ward, noch
lange hinaus zu nachdenklicher Betrachtung verlocken.
G. Gr.
Graphische Kunst.
Reproductions of Drawings by old masters in the Collection
of the Duke of Devonshire at Chatsworth. With an introduction
by S. Arthur Strong. M. A. — London, Duckworth & Co. 1902.
Reproductions in Fascimile of Drawings by the Old Masters
in the Collection of the Earl of Pembroke and Montgomery
at Wilton House. With text explanatory and critical by S. Arthur
Strong. — London. P. & D. Colnaghi. (6 parts) 1900 — 1902.
Literaturbericht.
6i
Man gibt sich hoffentlich keiner Täuschung hin, wenn man glaubt,
da.ß den heutigen Besitzern und Sammlern von Werken der alten Kunst
— soweit sie nicht nur von merkantilen Absichten geleitet werden —
die edlen Pflichten, die ihnen aus ihrem vornehmen Besitze erwachsen,
stäirker zum Bewußtsein gekommen sind; daß sich die Eigentümer privater
Sa.mmlungen, wie die Hüter öffentlicher Anstalten, oder wenigstens die
Gebildeten unter ihnen, nicht mehr bloß in der Rolle der beati possi-
de)ntes, der »Herren«, gefallen, sondern ihre Schätze dem Genüsse der
Li'ebhaber und dem Studium und der freien wissenschaftlichen Besprechung
de;r Forscher zugänglich zu machen geneigt und bemüht sind. Einen
Beweis darf man wohl darin erblicken, daß neuerdings zahlreiche Sammler
odler Besitzer alten künstlerischen Familiengutes nicht nur den Gelehrten
die Betrachtung ihrer Sammlungen und ein freies Wort gestatten, sondern
auch durch prächtige Publikationen der schönsten ihrer Kunstwerke das
Stiudmm zu fördern und das Interesse weiterer Kreise anzuregen suchen.
Unter den in dieser schönen Absicht unternommenen Veröffentlichungen
diärfen die beiden, oben genannten, für die wir nicht nur dem Kunstsinne
uiud der Liberalität des Besitzers, sondern auch dem Eifer und der Ein-
sicht des gelehrten und kunstverständigen Herausgebers zu Dank ver-
pflichtet sind, einen hervorragenden Platz durch die glänzende und ge-
schmackvolle Ausstattung wie durch den Wert der in den Abbildungen
wLedergegebenen Kunstwerke und auch durch den mit viel Kritik und
unnfassender Denkmälerkenntnis abgefaßten Text von Arthur S. Strong
beanspruchen. Mehr als auf andern Gebieten der Kunst.forschung sind
wir für das so wichtige wie schwierige Studium der Zeichnungen alter
Mieister auf solche Publikationen angewiesen. Unser Besitz an guten alten
Zeichnungen ist im Verhältnis zu dem an Werken der monumentalen
Kiunst verschwindend klein, so daß hier jedes gute Stück einen erhöhten
Wert gewinnt. Für den einzelnen Liebhaber wäre es freilich besser,
wenn er die Blätter in guten Photographien oder Lichtdrucken im Handel
eimzeln zu mäßigen Preisen erwerben könnte. Die Grundlage unserer
Studien, wie überhaupt aller menschlichen Erkenntnis, ist die Vergleichung,
die unendlich erleichtert wird, wenn die Reproduktionen schnell zur Hand
sind und bequem nebeneinander oder neben die Originale verwandter
Knmstwerke gehalten werden können. Man lernt zweifellos sehr viel
m<ehr aus einzelnen Abbildungen, die man besitzt und die man oft durch
die Hände gehen lassen kann, als aus den kostbaren Werken in öffent-
lichen Sammlungen oder selbst der eigenen Bibliothek. Publikationen
dieser Art haben natürlich vielerlei große Schwierigkeiten, und wenn
wir auch von den öffentlichen Sammlungen eine solche populäre und
wissenschaftliche Form der Veröffentlichung ihrer Schätze verlangen
dürfen, so haben andererseits in sich geschlossene Publikationen von
Ö2
Literaturbericht.
Privatsammlungen , besonders von historischer Bedeutung, ihre innere
Berechtigung, ja oft den Wert eines kulturgeschichtlichen Dokumentes.
Die Auswahl der Zeichnungen, die Strong in der berühmten Samm-
lung des Herzogs von Devonshire mit Geschmack und Sachkenntnis
getroffen hat, bietet zum größten Teile Werke italienischer Meister.
Unter den 70 Tafeln befinden sich 59 Zeichnungen italienischen und nur 11
Blätter deutschen oder niederländischen Ursprungs. Zwei herrliche
Zeichnungen von Domenico Ghirlandaio (Tf. 22 und 23) sind Studien
zu dem Fresko der Geburt Mariae in S, Maria Novella zu Florenz. Nicht
so unmittelbar überzeugend scheint Ghirlandaios Autorschaft in dem
dritten, künstlerisch ebenso bedeutenden Blatte, das ihm zugeschrieben
wird (Tf. 2), dem Bildnis eines Florentiner Patriziers. Eine nicht weniger
glänzende Leistung der Florentiner Bildniskunst ist ein Kopf von Lorenz o
di Credi, in dem das Bildnis des Mino da Fiesoie erhalten sein soll
(Tf. 29). Die Studie eines Knieenden (Tf. 3) scheint eher umbrisch als im
Stile Fra Angelicos. Filippino Lippi, dessen Zeichnungen Ja über-
haupt weniger selten sind, ist mit einigen besonders vorzüglichen Studien
vertreten (Tf. ii, 14, 34). Signorelli werden einige charakteristisch derbe
Aktfiguren (Tf. 12) wohl mit Recht zugeschrieben. Sehr glücklich scheint
mir Strongs Zusammenstellung des A. Bronzino zugeschriebenen weib-
lichen Kopfes (Tf. 45) mit dem berühmten, früher Raffael genannten
Bildnis Cesare Borgias und sein Hinweis auf Mündlers sehr beachtens-
werte Zuschreibung des Borgiabildnisses an Parmigianino, von dem Tafel
65 noch eine Jiübsche Madonna bringt. Gewagt ist selbst die fragweise
Zuschreibung des Kopfes Tf. 13. an Leonardo, von dem' auf Tf. 28 fünf
groteske Köpfchen in Federzeichnung abgebildet sind. Von der langen
Reihe der früher Raffael zugeschriebenen Zeichnungen hat, wie der
Herausgeber freimütig genug zugesteht, keine einzige unbestrittenen An-
spruch auf eine so hohe Herkunft. Von den abgebildeten Blättern
scheint das Rund mit der Madonna und Heiligen (Tf. 15) ganz besonders
fein und dem venezianischen Skizzenbuche nahe verwandt. Ebenso
steht es mit der viel umstrittenen Zeichnung zu einem der Fresken
Pinturicchios in der Libreria des Domes zu Siena (Tf. 43). Die übrigen
Zeichnungen sind interessante, z. T. sehr gute Arbeiten der Schule
Raffaels.
Mindestens ebenso bedeutend wie die Zeichnungen der Florentiner
Schule sind die zahlreichen Blätter oberitalienischer Meister, die die
Publikation bietet. An erster Stelle ist die bekannte große Mantegna-
zeichnung zu nennen (Tf. 4). Drei herrliche Blätter (Tf. 5, 31, 31a) lassen
an der Autorschaft Vittore Carpaccios keinen Zweifel aufkommen,
ebenso sicher kann man die feine Studie eines Bockes für die Medaille
der Cecilia Gonzaga (Tf. 10) als Werk Pisanellos bezeichnen, dagegen
Literaturbericht.
63
werden die Figuren im Stil des jungen Gio. Bellini (Tf. 33), wie so
viele andere venezianische Blätter dieser Art, wohl noch lange namenlos
bleiben müssen. Die schöne, von Strong, wie mir scheint, nicht mit Recht
angezweifelte Enthauptung eines Heiligen von Giorgione ist, wie einige
andere Blätter der Sammlung, schon von Braun photographiert worden;
die Qualitäten der Zeichnung kommen aber durch die stärkeren Lichter
hier viel besser zur Wirkung. Morellis Zuschreibung des hl. Hieronymus
(Tf. 39) an Tizian hat Wickhoff widersprochen und ist mit dem Namen
Marco Riccis der Wahrheit wohl viel näher gekommen. Auf Tafel 21
ist ohne Zweifel das Bildnis des Andrea Alciati dargestellt, dessen Name
in der linken Ecke steht, ob aber von der Hand Tizians, mag dahin-
gestellt bleiben. Auch über die andern Tizian zugewiesenen Zeich-
nungen sind trotz Morelli die Akten wohl noch nicht geschlossen. Be-
sondere Hervorhebung verdienen noch die wundervolle Ledadarstellung
von Sodoma (Tf. 35) und zwei Studien von Correggio (Tf. 8 und 50)
und aus späterer Zeit eine großartige Grablegung von Fed. Baroccio
(Tf. 63) und das Bildnis des Kunstsammlers P. Resta von Carlo Maratti
(Tf. 70).
Die Zahl der abgebildeten deutschen Zeichnungen ist nicht groß.
Von den drei hochbedeutenden Zeichnungen vdn Hans Holbein ist
das Bildnis (Tf. 26) ein wahres Wunderwerk künstlerischer Stilisierung
des unmittelbaren Naturbildes. Die drei Blätter von Dürer sind schon
im großen Werke der Dürerzeichnungen abgebildet. Adam und Eva
(Tf. 54) ist eine besonders gute Arbeit Hans Baidungs. Von einigen
Veduten von Jan Breughel, dem einzigen Vertreter der Niederlande in der
Publikation, ist vornehmlich die Ansicht des Forum Augusti in Rom (Tf. 69)
von Interesse.
Die Publikation der Pembroke Sammlung bietet fast nur italienische
Zeichnungen der Hochrenaissance. Das italienische Trecento ist nur
durch eine sehr interessante, wenig spätere Kopie nach Giottos Navicella
in S. Peter vertreten (Tf. 39), das Quattrocento durch eine Studie
Antonio Pollaiolos zu seinem großen Kupferstiche mit dem Herkules-
kampfe (Tf. 17), durch eine Zeichnung von Filippino Lippi (Tf. 18),
dessen Schule auch die von Strong mit Vorbehalt Piero di Cosimo zuge-
schriebene Anbetung der Könige (Tf. 32) angehören mag, durch eine
anatomische Pferdestudie von Verrocchio (Tf. 58), einen Francesco di
Simone zugeschriebenen Skulpturenentwurf (Tf. 12) und endlich durch
eine Studie zum Merkur im Cambio zu Perugia (Tf. 57), die Perugino
als recht dürftigen Zeichner erscheinen lassen würde. Ein Hauptstück
der Sammlung bildet ein prachtvoller Entwurf Leonardos zu einem
Reiterdenkmal (Tf. i), während alle andern von der Tradition als seine
Werke bezeichneten Studien der Sammlung vom Herausgeber mit Recht
64
Literaturbericht.
dem Meister selber abgesprochen werden (Tlf. 15, 28, 29, 63, 64). Von
seinen Schülern ist Cesare da Sesto mit einer hl. Familie (Tf. 5) ver-
treten und, Vr’ic ich glaube, auch Luini, denn die alte Inschrift »Lovini
Milanese« auf der von Strong D. Campagnola zugeschriebenen Zeichnung
(Tf. 54) scheint mir doch wohl ernste Beachtung zu verdienen. Die
Sodoma zugeschriebene Studie zum Fresko der Verlobung Mariae in S.
Bernardino in Siena (Tf. 27) ist doch im Vergleich mit den echten Zeich-
nungen des Künstlers zu schwach, um als Original angesehen werden zu
können.
Den Glanzpunkt der Publikation bilden die Zeichnungen Correggios,
dem nicht weniger als ii Blätter zugewiesen werden. Zu den schönsten
Zeichnungen des Meisters gehören die herrliche Anbetung der Hirten
(Tf. 2) und die Studie zur Verkündigung in der Annunziata in Parma
(Tf. 25); auch in den Putten (Tf. 24), und in der Trophäe (Tf. 47) wird
man Correggios Hand erkennen dürfen, die andern Blätter dagegen
(Tf. 14, 35— 38, 48, 56) müssen wohl noch mit einem mehr oder weniger
dicken Fragezeichen hinter dem Namen des Meisters versehen werden.
Von Parmigianino sind drei Studien abgebildet (Tfif. 6, 34 und 45) und
von Primaticcio zwei sehr wichtige Entwürfe für Zwickel im Schlosse
zu Fontainebleau (Tlf. 52, 53); auch die beiden Zeichnungen des besonders
als Radierer interessanten Andrea Schiavone(Tff. 7 und 16) verdienen
Beachtung.
Unter den Zeichnungen der römischen Schule ragt eine Studie
Raffaels zu einer Darstellung der Ungläubigkeit des hl. Thomas (Tf. 22)
hervor, die Strong mit Recht in die letzte Zeit der Tätigkeit des Künstlers
verweist. Der Neptun von Perino del Vaga (Tf. 33) scheint mir inter-
essant wegen seiner stilistischen Verwandtschaft mit Marcantons Kupfer-
stich, dem »Quös ego«. Von den andern Blättern dieser Schule ist
Giulio Romanos Jagd auf den Kalydonischen Eber (Tf. 51) hervorzu-
heben.
Von Werken norditalienischer Meister ist Nicolo Giolfinos Studie
zu einem Fresko in der Cap. di S. Croce in S. Bernardino zu Verona
(Tf. 4) das älteste. Der Entwurf zu der Lotto zugeschriebenen Madonna
mit Heiligen in der Borghese -Galerie (Tf. ii) wird für die nähere Be-
stimmung dieses schönen Bildes noch Wichtigkeit gewinnen. Die angeb-
liche Studie Tizians zu einem Gott Vater, der Sonne und Mond schafft
(Tf. 9), wird man dagegen kaum ohne Kopfschütteln betrachten können;
sie sieht doch allzu secentistisch aus. Von Veronese sehen wir einen
Entwurf zum Deckenbild in der Sala del Maggior Consiglio des Dogen-
palastes (Tf. 3); die Pordenone zugeschriebene Zeichnung (Tf. 40) er-
innert uns dagegen mehr an ferraresische Meister (etwa Ortolano?). Der
Zweifel Strongs an der Echtheit der Romanino zugeschriebene Szene
Literaturbericlit.
65
aus der römischen Geschichte (Tf. 49) scheint mir nicht berechtigt ange-
sichts einer schönen, Romanino genannten Zeichnung derselben Hand,
die aus der Sammlung Beckerath in das Kupferstich-Kabinet zu Berlin
übefge gangen ist. Von spätem Italienern sind Annibale Carracci
(Tf. 44), Guido Reni (Tf. 46), Baroccio (Tff. 8 und 50) und Salvator
Rosa (Tf. 10) sehr gut vertreten.
Von nichtitalienischen Meistern bietet die Publikation nur vier Blätter,
vor allem eine Studie Van Dycks zum Reiterbildnis des Count of
Arenberg, jetzt in Holkham, dann eine Puttengruppe von Duquesnoy
(Tf. 30), und eine, wie mir scheint, mit Unrecht Dirk van Staren zuge-
schriebene Zurückweisung des Opfers Joachims (Tf. 31) von einem hol-
ländischen Meister der Richtung des Lucas van Leyden und endlich eine
Zeichnung von dem Miniaturmaler Isaac Oliver (Tf. 66).
P. K.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI.
5
Ausstellungen.
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
Von Max J. Friedländer.
Den im vorigen Jahrgange dieser Zeitschrift (S. 2 28 ff.) erschienenen
Bericht v. Tschudis über den Eindruck, Inhalt und Charakter der
Brügger Ausstellung altniederländischer Bilder ergänzend, ordne ich das
gesamte Material kunstgeschichtlich. Der gegen den Schluß der Aus-
stellung von Georges H. de Loo (Georges Huhn) herausgegebene aus-
gezeichnete »catalogue critique« enthält einen großen Teil der Be-
stimmungen, die ich im folgenden notiere, indem der Verfasser jenes
Kataloges und ich vielfach unabhängig voneinander zu denselben Er-
gebnissen gekommen sind. In nicht wenigen Punkten habe ich von
dem Scharfblick dieses Gelehrten profitiert und in manchen anderen
hat er meine mündlich oder schriftlich geäußerten Vorschläge über-
nommen, wie seine Zitierungen erkennen lassen. Im allgemeinen ist
vieles, was die deutsche Kunstforschung seit Jahrzehnten vertreten hat,
bei Gelegenheit der Brügger Ausstellung einem internationalen Forscher-
kreise klar geworden, wie eine Vergleichung der älteren Arbeiten
Scheiblers, Justis, v. Tschudis mit den in den letzten Jahren publizierten
belgischen und französischen Aufsätzen zeigt. Was die aus England
geliehenen Gemälde betrifft, ist der Artikel v. Tschudis über die 1892 im
Burlington Club veranstaltete Ausstellung (Rep. XVI, S. 100 ff.) und
mein Bericht über die Leihausstellung in der New Gallery (Rep. XXIII,
S. 245 ff.) zu vergleichen; was die aus Berlin gesandten Gemälde an-
geht, mein Bericht über die Berliner Renaissance-Ausstellung von 1898
in dem Werke über diese Ausstellung (Berlin, G. Grote).
Eine kleine Gruppe altertümlicher Tafeln sollte die niederländische
Kunst aus der Periode vor dem Genter Altar repräsentieren. Bei
näherer Prüfung blieb jedoch nur von einer Tafel die Sicherheit der
M. J. Friedländer: Die Brügger Leihausstellung von 1902.
67
niederländischen Provenienz bestehen. Für die Frage nach der Her-
kunft der Eyckschen Kunst wurde nichts gewonnen. Das Andachtsbild
aus dem Hospice von Ypres (i), wie mir scheint, erst 1420 etwa
entstanden, rührt von einem zurückgebliebenen Meister her und ik
historisch von geringer Bedeutung. Viel wichtiger ist die bekannte
Tafel mit dem Gekreuzigten und Heiligen aus S. Sauveur zu Brügge
(4), aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Brügger Maler auf der
Stilstufe des sogenannten Meisters Wilhelm, recht fein, wohl das beste
flandrische Tafelbild dieser Periode.
Schon bei dem sehr interessanten kleinen Flügelaltar aus der
Galerie Weber, der als „Broederlam“ ausgestellt war (2), ist die Lokali-
sierung schwierig. Der Umstand, daß dieses Stück in einer Sammlung
zu Dijon war, ist gewiß kein ausreichender Hinweis. Mit den be-
rühmten, dem Broederlam in Dijon zugeschriebenen Flügeln hat diese
Malerei nicht viel zu tun, am ehesten erinnert sie an niederländische
Buchmalereien aus der Zeit um 1400. Noch schwieriger ist die Lo-
kalisierung der Flügelbilder eines stark restaurierten Madonnentabernakels
— mit Holzstatuette — aus dem Besitz des Herrn Ch. L. Cardon (3).
Das derbe, provinziell zurückgebliebene Andachtsbild, die Madonna mit
den Heiligen Peter, Paul, Magdalena und dem Donator aus der Kathedrale
von Lüttich (5), von 1459 füge ich hier an, weil diese Tafel trotz der
späten Entstehung zu den wenigen Malereien auf der Ausstellung ge-
hörte, die von den Errungenschaften der van Eyck ’ unberührt erschienen.
In der Gegend von Lüttich ist fast nichts von der Malerei des 15. Jahr-
hunderts erhalten geblieben. Aus diesem Grunde ist dem Bilde über-
triebene Beachtung gewidmet worden.
Mit Ausnahme der unvollendeten „Barbara“ und des Mittelteils
des Genter Altares war alles auf der Ausstellung, was Belgien von
Jan van Eyck noch besitzt. Neben dem Pala-Altar (10), der besser
als an seinem gewöhnlichen Standort zu sehen war, und dem Frauen-
bildnis (12) standen die kleine Antwerpener Madonna von 1439 (13)
und die Tafeln mit Adam und Eva vom Genter Altar aus der
Brüsseler Galerie (9), die wohl mit Recht ganz allgemein für eine
Schöpfung des Jan van Eyck gehalten werden. Eine mittelmäßige
Kopie aus der Tafel des Genter Altars mit den musizierenden Engeln —
drei Engelsköpfe auf runder Fläche — war von Ch. L. Cardon aus-
gestellt (213). Die Madonnenfigur des Pala-Altars ist öfters kopiert
worden. Eine von den beiden Nachahmungen, die auf der Londoner
Leihausstellung in der New Gallery 1900 zu sehen waren, wurde auch
hier gezeigt, das recht schwache Bildchen aus der Sammlung des Earl
of Northbrook (ii). Eine andere Kopie ist als die eine Hälfte eines
5"
68
M. J. Friedländer:
von 1513 datierten Diptychons in der Sammlung Bartels in Kassel zu
finden.
Das erst vor wenigen Jahren bekannt gewordene Porträt aus dem
Gymnasium zu Hermanstadt (15) bestand die Feuertaufe. Leider er-
scheint das Kolorit dieser Tafel nach der Reinigung etwas unharmonisch.
Über das ehemals als früheste Arbeit Jans in der Literatur oft erwähnte
Bild, die Bischofsweihe des Thomas von Canterbury (8), ist schon bei
früheren Gelegenheiten Gericht gesprochen worden. Die Inschrift ist
falsch, dieTafel stark übermalt, immerhin in einigen Partien gut genug er-
halten, ein stilkritisches Urteil zu gestatten. Ein bestimmter, ziemlich
schwacher, wahrscheinlich Brügger Meister von 1510 etwa hat diese
Darstellung irgend einer Bischofsweihe gemalt. Alles, was auf den eng-
lischen Heiligen deutet, ist von dem Restaurator hinzugefügt. Ein Bild,
merkwürdiger Weise ebenfalls im Besitz des Duke of Devonshire, ist von
derselben Hand (147 — Abschied eines jugendlichen Heiligen). Viel ge-
stritten wurde vor der Tafel mit den drei Frauen am Grabe Christi auk
der Sammlung Cook zu Richmond (7). Die hohe Altertümlichkeit, der
entschieden Eycksche Charakter und die außerordentliche Qualität dieser
Malerei, also jene Eigenschaften, die v. Tschudi bei Gelegenheit der
Burlington Club- Ausstellung 1892 energisch betont hat, wurden nicht
von allen Beurteilern anerkannt, und die Gruppe derer, die das Bild
ähnlich wie v. Tschudi beurteilten, zerfiel wiederum in zwei Parteien,
indem die Frage »Jan oder Hubert« gerade hier dringlich gestellt
wurde. Ich wage nicht, an die Beantwortung dieser Frage zu gehen,
da die Scheidung der Hände im Genter Altar noch nicht gelungen ist.
Das Cooksche Bild steht dem unteren Mittelbilde des Genter Altares
näher als irgend eine andere Malerei. Daß die Tafel noch immer
unterschätzt wird, liegt zum Teil wenigstens an dem Zustand, auf dessen
recht erhebliche Mängel ich schon öfters hingewiesen habe. Viele
Partien der Oberfläche sind verrieben und retuschiert, wie namentlich der
Himmel, einiges in den Baulichkeiten des Hintergrundes, die Köpfe der
heiligen Frauen und anderes.
Schwierigkeiten anderer Art bot das Löwener Triptychon, das, bis
vor kurzem im Hause des Herrn Schollaert, von Herrn G. Helleputte
(14) ausgestellt war. Dieser Flügelaltar soll aus 'St. Martin in Ypern
stammen und ist besser beglaubigt als Arbeit Jans denn irgend eine
andere Malerei, von den signierten Stücken abgesehen. Dennoch stellt
sich vor dem Bilde selbst die freudige Gewißheit nicht ein. Die ganze
Fläche scheint in neuerer Zeit übermalt zu sein. Die Kunst des van
Eyck ist in der Ausführung nicht zu entdecken. In der Anlage, der
Komposition, in den Hauptlinien der Zeichnung ist nichts, was der
Die Briigger Leihausstellung von 1902.
69
beiachtenswerten Überlieferung widerspricht, außer dem Kopf des Stifters,
deissen Bartschnitt in die Zeit von 1570 weist. Ein sicheres Urteil
ist bei dem Zustand des Werkes schwer abzugeben. Undenkbar wäre es
nicht, daß wir nur eine Kopie vor uns hätten. Wahrscheinlich aber ist,
daß der ursprünglich unvollendete Altar im 16. Jahrhundert mit einem
nevien Stifterkopf versehen und später vollkommen übermalt worden ist,
ein trauriger Rest, immerhin der noch nicht genügend beachtete Rest
eines Eyckschen Originals.
Der aus der ernsteren Literatur verschwundene, in Katalogen aber
imimer wieder auftauchende Name »Margaretha van Eyck« stand bei
dem hübschen kleinen Flügelaltar mit der Anbetung der Könige in der
Mntte, der G. Donaldson (London; 327) gehört. Dieses Werk ist etwa
14.90 Von einem guten südniederländischen Meister ausgeführt, von dem
mehrere Tafeln im Antwerpener Museum ganz ohne Grund unter dem
Namen »Van der Meire« gezeigt werden (s. unten). Verständigerweise nicht
mehr mit der Bestimmung »Margaretha v. Eyck« hatte Helbig (Lüttich;
4S) sein aus der Sammlung Weyer stammendes, ziemlich charakterloses
Andachtsbild, eine Arbeit von 1470 etwa, ausgestellt, von der früher in
der Literatur öfters die Rede war. Man hat hier die Inschrift: »Mar-
gareta e eyc« zu finden geglaubt.
Petrus Christus war sehr reich vertreten, durch das signierte
und von 1449 datierte bekannte Bild aus dem Besitz des Freiherrn v.
Oppenheim (17), durch das allgemein anerkannte Bildnis eines jüngeren
Mannes, das aus der Northbrook-Sammlung in den Besitz George
Saltings übergegangen ist (18), durch die miniaturartige figurenreiche
Kreuzigung aus Wörlitz (19), und durch eine leider nicht gut erhaltene,
im landschaftlichen Grunde und auch sonst vielfach verputzte »Be-
weinung Christi«, die Herr Ad. Schloß aus Paris gesandt hatte (325).
Ini dieser Gesellschaft stand das stattliche Breitbild mit der Beweinung
Clhristi aus der Brüsseler Galerie (20), die durch ein wunderliches Ver-
sehen vor einiger Zeit mit Ouwater in Verbindung gebracht worden ist,
und es wurde klar, daß Scheibler, Bode und andere deutsche Kenner
ganz mit Recht die Zuschreibung an Petrus Christus vertreten hatten.
Nach einer interessanten Beobachtung Hulins wäre die Tafel bald nach
1460 entstanden. Ein Edikt von 1460 befahl den Edelleuten eine voll-
kommene Rasierung des Hauptes. Der ganz und gar geschorene Schädel
des Mannes zur Rechten ist wirklich sehr auffällig. Daß die Figur
der zusammensinkenden Maria durch die entsprechende Figur in
Rogers berühmter Kreuzabnahme angeregt ist, wurde schon früher be-
merkt. Werden wir durch diese Beobachtungen nach Löwen und in
relativ späte Zeit gewiesen, so erscheint es nicht weiter merkwürdig.
70
M. J. Friedländer:
daß der stets anlehnungsbedürftige Meister sich bei diesem Versuche
monumentaler und dramatischer Gestaltung wie an Roger, so auch an
Dirk Bouts gehalten hat. Sein ältestes in Brügge ausgestelltes Bild ist
wohl die Wörlitzer Kreuzigung.
Die recht unbedeutende kleine Kreuzigung aus der Galerie Novak
in Prag scheint die Arbeit eines wesentlich kopierenden Malers zu sein,
der sich an Petrus Christus, aber freilich auch an Roger angelehnt hat (i86).
Roger van der Weyden war vielfach gegenwärtig auf der
Ausstellung. Nicht daß er mit Schöpfungen seiner Meisterschaft eine
unmittelbare Wirkung geübt hätte, wie im Escurial und in der Berliner
Galerie, aber seine Kompositionstypen wurden das allgemeine Gut der
niederländischen Maler. Niemand ward soviel kopiert wie er; der
Meister von Flömalle und Memling, abgesehen von den vielen kleineren
Nachfolgern, verdanken ihm viel. So wenige sichere eigenhändige
Werke dieses großen Meisters zu sehen waren, so oft müssen wir seinen
Namen anrufen, um die kunstgeschichtliche Position geringerer Bilder
anzudeuten.
Als Originalwerk des Meisters fast allgemein anerkannt und als
neue Erscheinung mit besonderem Interesse betrachtet wurde die „Be-
weinung Christi“ (25), die das Brüsseler Museum 1901 auf der Auktion
Pallavicini-Grimaldi in Genua erworben hat. Die Komposition ist des
großen Dramatikers würdig, ihre Nachwirkung in Darstellungen der
Brügger Schule (Gerard David, Memling) mehrfach zu bemerken. Die
Berliner Galerie hat ganz kürzlich aus Italien eine im Stile Rogers aus-
geführte, in der Komposition nahverwandte Darstellung erworben (an
die Stelle der knieenden Magdalena des Brüsseler Bildes ist hier die
Stifterfigur getreten). Der starke stimmungerregende Farbeneindruck des
Brüsseler Gemäldes ist fremdartig, rührt aber wohl zum größeren Teil
von gefärbtem Firniß her. Eine bessere, dem Roger noch näher
stehende Gestaltung derselben Komposition befindet sich bei dem Earl
of Powis in London.
Das vom Grafen Wilczeck ausgestellte Lukas-Bild (116), das auch
auf der Münchener Leihausstellung 1901 war, ist offenbar nur eine
sorgfältige Kopie nach Roger aus der Zeit um 1500. Eine weit bessere
Replik besitzt das Museum in Boston. Von diesem Lukas-Bilde, als
dessen Original wohl doch mit Recht die Münchener Tafel angesehen
wird, stammt eine lange Reihe von Halbfiguren der Madonna ab. Roger
hat den zwischen 1450 und 1470 allgemein gültigen Typus des Marien-
bildes geschaffen.
Der Qualität nach geordnet, standen auf der Ausstellung: die von
Mr. Matthys in Brüssel ausgestellte Madonna (28) gut erhalten und
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
71
namentlich im Kopf Mariae ganz in der Art des Meisters, zumal mit
dem Medici-Bild in Frankfurt zusammengehend (die mangelhaft ge-
zeichneten Augen des Christkindes machen bedenklich); die Madonna
aus der Sammlung des Chevalier Mayer v. d. Bergh (113), eine gegen-
seitig in der Komposition mit dem zuletzt genannten Bild ziemlich
genau übereinstimmende Darstellung, mit dem Datum i44i(?) in etwas
wunderlicher Form auf dem Rahmen, von einem tüchtigen Nachfolger
Rogers; die Halbfigur der Madonna, die Mr. Nardus eingesandt hatte (144)
nah verwandt einem kürzlich aus deutschem Privatbesitz für die Brüsseler
Galerie gekauften Bilde, und wie dieses, etwas bessere, Stück von einem
kopierenden Nachfolger Rogers; das vom Baron d’Albenas geliehene
Bild (94), dessen Meister freilich außer dem Vorbilde Rogers auch das-
jenige des Dierick Bouts vor Augen hatte.
Unter den Bildnissen schien mir ein sicheres und ' vollkommen
erhaltenes Original von der Hand Rogers das Frauenporträt aus
Wörlitz (108). Der scharfe Typus des Meisters ist in der Porträt-
erscheinung durchaus deutlich. Die meisterhaft gezogene reine und
große Linie, die Sparsamkeit der Schatten, die Bildung des etwas
vorgeschobenen Mundes und der Augen, alles ist besonders cha-
rakteristisch für den Meister und durchaus seiner würdig. Von den
Männerporträts machen zwei ernstlich und erfolgreich Anspruch darauf,
für Originale des Meisters gehalten zu werden: das Bildnis eines
Mannes in mittleren Jahren, ausgestellt als „Pierre Bladelin“ — wohl
mit Unrecht, die Ähnlichkeit mit dem Donatorenbildnis in Berlin ist
nicht groß — aus der Sammlung R. v. Kaufmann (26), und das ganz und
gar verputzte Porträt eines jüngeren Herrn (27) aus dem Besitz des
Herrn Ch. L. Cardon in Brüssel.
Als Arbeit Rogers wird von den besten Kennern die kleine über-
aus fein durchgebildete »Madonna« der Northbrook-Galerie betrachtet,
die früher als »Jan van Eyck« galt und oft schon ausgestellt war (30).
Das Täfelchen gehört zu einer festgeschlossenen Gruppe, die sich aus
dem »Werke« des Meisters heraushebt. Hierher gehören die kleine
stehende Madonna in Wien, die hl. Katharina ebendort, die kleine
Verkündigung in Antwerpen und die Visitationen in Turin und Lütz-
schena und eine Verkündigung im Louvre. Ich kann mich nicht dazu
entschließen, diese Gruppe zierlicher Arbeiten von den sicheren Ar-
beiten des Brüsseler Meisters abzutrennen.
Von jener Darstellung der Kreuzabnahme, die häufiger als irgend
eine andere Komposition des 15. Jahrhunderts wiederholt worden ist,
jenem Hochbilde, in dem der Leib Christi bis zu den Knien sichtbar
und Maria, Johannes und Nikodemus dargestellt ist, befand sich auf der
72
M. J. Friedländer:
Ausstellung ein besonders gutes Exemplar (335, Dr. Jurie de Lavandal,
Wien). Das verschollene Original, das wahrscheinlich in Brügge gev/esen
ist (hier gibt es mehrere alte Wiederholungen), war sicher ein Werk
Rogers, wie ein vergleichender Blick auf die reichere Kreuzabnahme
im Escurial lehrt.
Die Nachwirkung der Kunst Rogers ist nicht auf Brüssel, nicht
auf Brabant beschränkt, sie reicht tief nach Flandern hinein. Eine
ganze Anzahl interessanter Werke auf der Ausstellung zeigten als einziges
für uns faßbares Merkmal zur kunstgeschichtlichen Bestimmung mehr
oder weniger ausgeprägte Spuren der Rogerschen Anregungen.
Ein bedeutender Nachfolger Rogers hat die Tafel in der Kathe-
drale von Antwerpen geschaffen, die nebeneinander links die Zurück-
weisung des Opfers im Tempel, rechts die Vermählung Mariae und
Josephs zeigt (29). Der von Roger nicht ganz leicht zu unterscheidende,
aber weit weniger sicher und auffallend ungleichmäßig zeichnende
Meister, der eine flackrige Lichtführung liebt und die Einführung vieler
porträtmäßiger, etwas chargierter Köpfe, hat, wie mir scheint, auch die
Beerdigung eines Bischofs in der Londoner National Gallery gemalt,
wahrscheinlich auch den Edelheer-Altar in Löwen, das Mittelstück nach
Roger kopierend, und endlich das hübsche Porträt einer Frau, das in
Brügge zu sehen war (96, J. P. Heseltine). Wie nahe der Werkstätte
Rogers wir mit dieser Gruppe von Bildern noch sind, wird bei
einer Vergleichung des Altars von Cambrai (Prado) klar. Wir finden
in diesem Altar, der urkundlich von Roger herrührt, an dem der
Meister selbst aber offenbar nicht viel getan hat, Architekturmotive
wieder, die wir von dem Bilde der Antwerpener Kathedrale her
kennen.
Der Werkstatt Rogers angehörig, oder doch von einem tre,uen
Schüler des Meisters gemalt sind die beiden Altarflügel mit je zwei
Heiligen, geliehen von Ch. Sedelmeyer (97) die noch den strengen Stil
unaufgelöst zeigen.
Der Meister von Flemalle hat gewiß seine historische Stellung
dicht bei Roger, sei es, daß er ein Schüler Rogers war, sei es, daß er
mit Jacques Daret identisch, wie eine neue geistreiche Hypothese vor-
schlägt, als Mitschüler Rogers anzusehen ist. Als ein unbezweifeJtes
Original von seiner Hand stand die bekannte Madonna aus der Somzee-
Sammlung (23) auf der Ausstellung, tadelloserhalten, bis auf eine kleine
übermalte Fläche. Das Bild ist mit den anderen in Brügge ausgestellten
Stücken dieser Sammlung an eine Londoner Firma verkauft worden.
Sons^ waren nur Kopien nach Schöpfungen dieses Meisters zu
Die Brtigger Leihausstellung von 1902.
73
sehen, da auch die Dreifaltigkeit mit Engeln aus der Löwener Galerie
(206), die öfters für ein Original gehalten worden ist, nur als ziemlich
grobe Nachahmung aus der Zeit um 1500 betrachtet werden kann.
Wichtig unter den Kopien, nicht sowohl wegen der Eigenschaften der
Ausführung, wie vielmehr wegen der Bedeutung des zugrunde liegenden
Urbildes ist das Triptychon aus Liverpool mit der Kreuzabnahme
Christi (2 2). Ein Fragment des Originals, der böse Schächer, ist in der
Frankfurter Galerie erhalten. Der ursprünglich wahrscheinlich in Brügge
stehende Flügelaltar war bei geöffneten Flügeln mindestens 4 m breit
und 2 m hoch, gehörte zu den größten Werken der altniederländischen
Malerei, und war wahrscheinlich das Hauptwerk des Flemaller Meisters.
Teile dieses gewaltigen Werkes sind oft kopiert worden, so in dem Breit-
bilde zu S. Sauveur in Brügge, das mit Unrecht dem Gerard van der
Meire (s. unten) zugeschrieben wird (120), in einem oft erwähnten
Kupferstich des Bandrollen-Meisters und in einer Tafel mit der Kreuz-
abnahme, die Herr E. Schweitzer in Berlin kürzlich aus dem Florentiner
Kunsthandel erworben hat.
In der Tafel der Gregorsmesse, aus der Galerie Weber (156), die
V. Tschudi ganz mit Recht als Kopie nach dem Flemaller Meister be-
zeichnet hat, wurde die — merkwürdig späte — Jahreszahl 1514 en-t-
deckt (die letzte Stelle der Zahl nicht ganz deutlich). Eine Wieder-
holung dieser Komposition (das Original?) befindet sich in Lissabon und
ist publiziert von dem Besitzer des Bildes J. Moreira (mit dem wunder-
lichen Titel: Un probl^me de l’art, l’ecole portugaise creatrice des
grandes ecoles).
In ziemlich losem Zusammenhang mit dem Meister von Fl^malle
steht die hübsche aus der Zeit um 1500 stammende Madonna am
Kamin, mit Engeln (24) aus der Sammlung des Sir Fr. Cook, deren
Komposition einige Verwandtschaft zeigt mit der bekannten Petersburger
Madonna des Meisters.
Wahrscheinlich geht die in mehreren Wiederholungen bekannte
vor einer Kirchenapsis stehende säugende Madonna auf den Flemalle-
Meister zurück. Ein besonders gutes Exemplar dieser Komposition
befindet sich im Privatbesitz zu Gratz. Auf der Ausstellung war ein
Exemplar aus englischem Besitz (89; James Mann) ein Triptychon — die
selten fehlenden beiden musizierenden Engel auf den Flügeln (übrigens
mit vertauschten Plätzen) — , eine mittelgute Arbeit, noch aus dem
15. Jahrhundert. Von einer freieren Wiederholung der Hauptfigur in
einem Altarbild des Pseudo-Mostaert wird noch die Rede sein.
Die predellenartige, derb gemalte, aber höchst charaktervolle Tafel
aus der Kirche von Hooghstraeten (341) mit Szenen aus der Geschichte
74
M. J. Friedländer:
Josephs, eine anscheinend nicht in einem Zentrum der niederländischen
Kunsttätigkeit entstandene Arbeit von 1440 etwa läßt sich, soweit ich
sehe, nicht besser bestimmen als durch Hinweis auf eine deutliche,
wenn auch nicht sehr tief reichende Stilverwandtschaft mit dem Flemalle-
Meister und ein Hinweis nach derselben Kraftquelle bleibt auch als
einziges Mittel, jene vier merkwürdigen, kaum nach 1460 entstandenen
vier Kirchenväter aus dem Besitz des Herrn Le Roy (Paris; 318) kunst-
historisch unterzubringen.
Die im Gesamtcharakter altertümliche, nicht sehr bedeutende An-
dachtstafel aus S. Sauveur in Brügge (6 — Crucifixus, Maria und Stifter)
erinnert in der Figur des Gekreuzigten entschieden an den Meister von
hiemalle, dessen lätigkeit auch sonst Spuren in Brügge hinterlassen hat.
Ich füge eine Reihe mittelguter Werke an, die zwischen 1450
und 1500 entstanden, wahrscheinlich in der Brabanter Gegend, nicht
anders als durch unbestimmte Beziehungen zu Roger kunstgeschichtlich
bestimmt werden können.
Daß die Madonna aus der Galerie Oppenheim ganz und gar
nichts mit Gerard David (133) zu tun hat und daß sie in der Kom-
position genau übereinstimmt mit einer Madonna im Besitz des Earl of
Crawford (132, mit falchem Dürer-Monogramm), habe ich schon früher
bemerkt. Die Komposition, die als Mittelstück eines Triptychons in
Lille (legs Reynart — auf den Flügeln: Engel) vorkommt, geht vielleicht
auf Roger zurück. Die beiden Exemplare auf der Ausstellung sind
sehr verschiedenartig in der Ausführung und schwerlich in einer Werkstatt
entstanden. Das englische Bild ist weich, mit voller Farbe gemalt,
ähnlich wie die vorhin erwähnte „Madonna“ der Cook - Sammlung
(24), während das Exemplar der Sammlung Oppenheim trocken und
nüchtern, ohne Luft- und Raumvorstellung, wie eine Stickerei, ausge-
führt ist und durch diese Eigenschaften der Ausführung an zwei unbe-
deutende Flügel mit weiblichen Heiligen erinnert, die von L. Harris ge-
liehen waren (404, 405.)
Im losen Zusammenhang mit Rogers Kunst erschienen zwei
schwache Werke, das von M. Colnaghi ausgestellte Diptychon mit
Philippe Hinckaert als dem Stifter (31) und die kleine helle und nüchterne
Beweinung Christi, die A. H. Buttery geliehen hatte (214). Hier und
dort ist die Magdalenenfigur der berühmten Kreuzabnahme Rogers ent-
nommen. Das Diptychon ist kaum vor 1470, die kleine einzelne
Tafel kaum vor 1490 entstanden.
Von einem interessanten Nachfolger Rogers, von dessen Hand die
Brüsseler Galerie die Darstellung eines vor Bischöfen predigenden
Bischofs besitzt, ist die altertümliche Tafel, auch mit der Darstellung
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
75
einer Predigt (344; von de Walle, Brügge). Vielleicht gehören die
beiden Stücke zusammen. Das Bild in Brüssel stammt aus Brügge!
Die Maßverhältnisse kann ich nicht vergleichen, da die Maßangabe im
Brüsseler Katalog offenbar irrtümlich ist. Von demselben Meister, der
mit einer spröden Technik eine fesselnde Zartheit der Empfindung,
verbindet, rührt die Rückkehr des hl. Bruno in die Karthause her,
eine bescheidene, von besonderer Poesie erfüllte Tafel (17 1, Baron
B^thune). Ich glaube, wir haben hier einen zu Brügge um die Mitte
des 15. Jahrhunderts tätigen Meister vor uns. Einige Stileigenschaften
gemeinsam mit dieser Gruppe von drei Bildern zeigt das Triptychon mit
der Gregormesse in der Mitte, das durch die Versteigerungen Ruhl, Habich,
Hoesch, Huybrechts gegangen und nun von Herriman (Rom; 87) aus-
gestellt war. Diese schwache Malerei, in der älteren Literatur stark über-
schätzt, steht nicht auf der Höhe der stilverwandten Werke.
Ein bestimmter, um 1480 in den Südniederlanden tätiger Meister,
der von Bouts vielleicht mehr als von Roger bestimmt ist, und dessen
scharfe, häßliche Typik leicht wiederzuerkennen ist, hat die Altarflügel
geschaffen, die in falscher Zusammenstellung als ganzer Altar auf
der Ausstellung zu sehen waren (iio; Ch. L. Cardon, Brüssel). Dar-
gestellt ist die Königin von Saba vor Salomon mit Geschenken, auf
dem anderen Flügel: ein Bote vor David (?); auf den Rückseiten, jetzt
neben den Innenbildern: die Verkündigung. Das verschollene Mittel-
stück zeigte wahrscheinlich die Anbetung der Könige. Das Hauptwerk
dieses Meisters ist der auf der Auktion Feschenbach zu Köln ver-
steigerte, jetzt im Kölner Museum bewahrte große Altar (einige Teile
hier von einem Schüler) mit der Heimsuchung, dem Passafest und
anderen Darstellungen. Im Besitz der Herren v. Radowitz in Madrid
befindet sich ein kleiner Altar mit Holzschnitzerei in der Mitte, dessen
Flügel von demselben Meister herrühren, und endlich ist die interessante
Tafel mit dem Götzendienst Salomons, die am 9. Dezember 1902 bei
Müller in Amsterdam verkauft worden ist (aus Middelburg stammend,
jetzt im Rijksmuseum zu Amsterdam), von ihm.
Mit ruhiger Sicherheit und besonders großem Erfolg konnte auf
der Ausstellung die Persöhnlichkeit des Dierick Bouts erkannt, konnte
das ihm Zugehörige aus dem reichen Material gesondert und geordnet
werden, weil der mittlere Hauptteil seines beglaubigten und überdies
tadellos erhaltenen Löwener Werkes, das Abendmahl Christi, als Maß-
stab und Ausgangspunkt gegenwärtig war (36). Zwischen dem März
1464 und dem Februar 1468 war Bouts an dem Sakramentsaltar tätig,
er sollte während dieser Arbeit nichts anderes unternehmen und allen
Fleiß und alle Kunst daran wenden.
76
M. J. Friedländer:
Nicht eigentlich beglaubigt, aber durch alte, von der Stilkritik
bestätigte Tradition als Schöpfung desselben Meisters geltend stand auch
der andere Altar aus der Löwener Peterskirche auf der Ausstellung (35),
das Martyrium des hl. Erasmus. Mit unbeholfener Feierlichkeit und
naiver Sachlichkeit ist der furchtbare Vorgang geschildert. Die wunder-
bar sorgsame, aber etwas befangene Durchführung scheint darauf zu
deuten, daß dieses, übrigens vollkommen erhaltene Werk eher vor, als
nach dem Sakramentsaltar entstanden ist. Der Hippolytus- Altar aus
Brügge wird seines grausigen Motivs wegen stets in engem Zusammen-
hang mit dem Erasmus-Altar erwähnt. Die Arbeit steht nicht ganz auf
der Höhe der Löwener Altäre, sei es daß die Gestaltungskraft des
Meisters im Schwinden war, als er dieses Werk ausführte, sei es, daß
er hier nicht seine ganze Kraft einsetzte. Zweifel an der Autorschaft
halte ich für unberechtigt. Übrigens ist die Tafel nicht ganz so gut
wie die beiden Löwener Stücke erhalten.
Mit der grau in grau gemalten Figur Johannes des Täufers aus
Wörlitz (219) war ein Teil eines zerstreuten Altares auf der Ausstellung.
Man sieht in der Figur des Evangelisten Johannes in München, der
Gefangennahme Christi ebendort, der Auferstehung Christi in Nürnberg
und diesem Wörlitzer Stück zwei beiderseitig gemalte Altarflügel. In
den Maßen stimmt das Wörlitzer Bild genau zu der Gefangennahme
Christi, während die beiden anderen Stücke, unter sich gleich groß,
wesentlich breiter sind. Für diese Abweichung der Breitenmaße weiß
ich keine Erklärung zu geben.
Zwei Tafeln aus der Galerie Thiem bewährten sich in der Nachbar-
schaft des Löwener Abendmahls als echte Schöpfungen des Dierick Bouts,
das kleine wundervoll erhaltene, aus Mailand stammende »Gastmahl bei
Simon« (39) und das mindergut erhaltene Bild mit dem Gekreuzigten,
Maria und Johannes — im Hintergründe die Türme von Brüssel (40),
das ehemals zu Wien in der Sammlung Fr. Lippmann gewesen ist und
angeblich von Malta stammt. Die Komposition des »Gastmahls bei
Simon« kommt mindestens in drei alten Kopien vor (Brügge; Brüssel,
Galerie; Pariser Privatbesitz). Mit noch größerer Sicherheit als in
dieser Kreuzigung wurde die Formauffassung des Löwener Meisters
in dem Porträt eines Mannes (38) aus der Galerie Oppenheim wiedererkannt,
das dieser Sammler so glücklich war zusammen mit zwei anderen ausge-
zeichneten altniederländischen Porträts vor einigen Jahren zu erwerben.
Das tadellos erhaltene Bildnis erinnert mit der hohen Kopfform, den
geradlinigen Zügen an die Bildnisse der Gerechtigkeitstafeln in Brüssel
und gehört der letzten Zeit des Meisters an. Den Freunden der Berliner
Galerie war das Fragment mit dem anbetenden Joseph, das Herr Noll
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
77
aus Frankfurt a. M. geliehen hatte (44), sehr interessant, insofern wie
es ein Rest jener Tafel ist, von der ein anderes Stück, die Halbfigur
Mariae, sich in Berlin befindet. Der ausgestellte Teil ist nicht ganz so güt
erhalten wie das Berliner Fragment. Die Bestimmung auf Dierick Bouts
ist vor langer Zeit von Scheibler vor dem Berliner Bildchen getroffen
worden, namentlich wohl im Hinblick auf das zierliche Triptychon mit
der Anbetung der Könige in München. Eine alte Kopie der ganzen Tafel
befindet sich im Berliner Privatbesitz.
Eine höchst interessante Darstellung des hl. Lukas und der
Madonna, in der Komposition angeregt durch die berühmte Tafel
Rogers, ganz im Stil des Bouts, fand auf der Ausstellung viel Be-
achtung als eine neue Erscheinung. Das im Besitz des Lord Penrhyn
(115) befindliche Bild ist leider scharf geputzt und nicht im besten
Zustand. Die Landschaft und die Gestalt des Evangelisten sind des
Meisters würdig, während die plumpen Gestalten der Gottesmutter und
des Kindes der Bestimmung zu widersprechen scheinen. Vielleicht
haben wir hier eine vergleichsweise frühe Schöpfung des Lowener
Meisters vor uns. Nur als frühe Arbeiten in das »Werk« des Meisters
aufzunehmen wären auch die beiden kleinen Madonnenbilder aus dem
Besitz der Mrs. Stephenson Clarke (43. 54). Das bessere dieser Täfelchen
(43) zeigt eine Anordnung mit Garten und Baulichkeiten, wie sie die
holländischen Maler des 15. Jahrh., aus deren Kreis Bouts hervorgegangen
ist, liebten. Die Halbfigur der Madonna aus dem Besitz des Grafen
Fr. Pourtal^s (269) weiß ich auch jetzt, wie bei Gelegenheit der Ber-
liner Renaissance-Ausstellung, nirgends besser als im »Werk« des Löwener
Meisters unterzubringen.
Der als »Meister der Himmelfahrt Mariae« seit einigen
Jahren in der kunstgeschichtlichen Literatur oft genannte Meister hängt
äüfs engste mit Bouts zusammen, dessen Kompositionen er wiederholt,
dessen Formenbehandlung er nachahmt. Viel Eigenes hat er nicht zu
bieten. Die Hypothese, daß wir in ihm den Sohn des Dierick Bouts,
Albert Bouts zu sehen hätten, ist leicht zu begründen. Von ihm war
das Doppelbild aus der Sammlung Crews, Moses vor dem brennenden
Busch und Gideon (41), eigentlich zwei Altarflügel, die unglücklich zu-
sammengesetzt sind (von v. Tschudi auf der Burlington Fine Arts
Club -Ausstellung richtig bestimmt) wiederzusehen. Zu seinen vorzüg-
lichsten Arbeiten gehören die beiden Altarflügel mit Heiligen und
geistlichen Stiftern aus der Sammlung v. Kaufmann (141. 142).
Die häufig verkommenden Brustbilder Christi und Mariae in
mehreren Varianten scheinen ganz besonders in Löwen beliebt gewesen
zu sein. Fast stets, auch in schwächeren und vergleichsweise späten
78
M. J. Friedländer:
Stücken dieser Art ist der Stilzusammenhang mit Dierick Bouts deutlich,
während im i6. Jahrhundert das Vorbild des — aus Löwen stammenden
— Quinten Matsys maßgebend wird.
Die Brustbilder Christi und Mariae, die auf der Ausstellung zu
sehen waren, stelle ich hier zusammen, so weit sie den Stilcharakter
des 15. Jahrhunderts zeigten:
365 (van Speybrouck) Maria. Aus den Versteigerungen Clave und
Haberthür. Genau entsprechende Bilder im Louvre, in der Lon-
doner National Gallery (mit Christus als Gegenstück), auf der Ver-
steigerung Westenberg (1902) und sonst. Alte Kopie nach
D. Bouts.
238 (de Somzee) Christus, ganz von vorn. Nachfolger des D. Bouts.
252. 253 (V‘® Rufifo) Christus und Maria. Gegenstücke. Meisterder
Himmelfahrt Mariae.
237 (Dr. Martins, Kiel) Christus. Meister der Himmelfahrt Mariae.
95 (Dr. Hofstede de Groot, Haag) Christus und Maria, auf einer Tafel
nebeneinander. Der Kopf Christi restauriert. Meister der
Himmelfahrt Mariae.
239 (Peyralbe, Brüssel) Christus. Schwache Nachahmung des
typischen Löwener Vorbildes.
248 (Bequet, Namur) Christus. Ziemlich schwache Nachahmung
des typischen Löwener Vorbildes.
193. 194 (S. Gilles, Brügge) Christus und Maria. Gegenstücke. Stil
des Meisters von S. Sang, um 1510 (s. unten).
Die Nachwirkung des Dierick Bouts war — von dessen Brust-
bildern Christi und Mariae abgesehen — nicht stark fühlbar unter den
ausgestellten Werken. Am ehesten von seiner Typik beherrscht schien
mir die um 1490 entstandene Darstellung des Pfingstfestes (53, Brügger
Privatbesitz).
Die große Kunst des Hugo van der Goes war auf der Aus-
stellung durch den „Marientod“ aus der Brügger Akademie vertreten
(51). Man schien endlich die von der deutschen Kunstforschung schon vor
Jahrzehnten vorgeschlagene Zuschreibung anzuerkennen, während noch
immer die sonderbare Behauptung wiederholt 'wurde, die Tafel sei
schlecht erhalten. Sie ist in Wahrheit ungewöhnlich gut erhalten, und
die auffällig kühle, bläuliche Tönung, die etwas scharfen Farbenkontraste,
hier ungemildert und nicht verfälscht durch warm tönenden Firniß, sind
dem Meister eigentümlich. In der dramatischen Lebhaftigkeit, der
Tiefe des Ausdrucks, der Mannigfaltigkeit der Gesten, in der Meister-
schaft der Zeichnung, im Verständnis des Körperbaues steht dieses
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
79
Bild vielleicht unter allen altniederländischen Werken an erster Stelle.
Bei weitem nicht so charakteristisch, weder in den Typen noch in der
Färbung, scheint mir der kleine Flügelaltar mit der Anbetung der
Könige, den der Fürst Liechtenstein geliehen hatte (52), ein überaus
köstliches, emailartig funkelndes Werk, dessen Komposition in eigentüm-
licher Art durch die engen Raumverhältnisse beschränkt ist.
Schließlich ist das Stifterpaar in dem Hippolytus- Altar des Dierick
Bouts von van der Goes! Diese höchst merkwürdige Tatsache, die vor Jahren
schon V. Tschudi bemerkt hatte, wurde unter den günstigen Beobachtungs-
verhältnissen deutlich. Die in tiefer schwärzlich violetter Tönung des
Kostüms, mit weißlichem Teint, ungemein eindrucksvoll im Umriß
und koloristisch reizvoll im Gegensatz zu dem hellen Grün der Land-
schaft sich heraushebenden Stifterfiguren lassen die — in diesem Falle
besonders schwächliche — Leistung des Löwener Meisters weit hinter
sich. Von Goes (nicht von Bouts) ist auch die einfarbige Heiligenfigur
auf der Rückseite des Stifterflügels. Wahrscheinlich hinterließ Bouts
den Altar unvollendet bei seinem Tode, im Jahre 1475, Goes
führte den Auftrag zu Ende. So wäre ein Datum für das Werk des
einen und des anderen Meisters gewonnen.
Das aus der Spitzer-Sammlung stammende Täfelchen mit der
Halbfigur der Gottesmutter, das jetzt Frau O. Hainauer gehört (107),
hat in der Zeichnung, namentlich der Hände, vieles, was an van der
Goes erinnert, ist für den Meister selbst aber zu gering.
Eine sehr häufig, zumeist in sehr geringwertigen Wiederholungen
vorkommendes Brustbild der Kreuzabnahme, das in Brügge durch ein
Exemplar aus der Galerie von Tournay (388) vertreten war, geht auf
Hugo van der Goes zurück, wovon man sich vor den besten Exemplaren,
z. B. in Neapel, leicht überzeugen kann.
Ein tüchtiger Meister, der vor 1470 tätig war und in den Typen
etwas an Hugo van der Goes erinnert, hat derb aber ernst und groß-
zügig die Tafel mit einem Donator (angeblich Hieronymus de Busleyden)
und dem hl. Hieronymus (10 1; F. P. Morrell, London) gemalt, vielleicht
derselbe Meister, von dem die schwere Halbfigur des Jacobus maior
(99 ; Vincent Bareel, Cappellen) herrührt.
Hier sei des Gerard van der Meire gedacht, von dessen Tätig-
keit wir keinerlei Vorstellung haben. Die verschiedenen Stücke, die
diesem Meister in Belgien zugeschrieben werden, sind von verschiedenen
Meistern, und keines davon ist nachweislich ein Werk Gerards. Das
wichtige Bild, das unter diesem geheimnisvollen Namen gezeigt wird,
die breite, sehr bedeutende, um 1460 entstandene Tafel in S. Bavo zu
8o
M. J. Friedländer:
Gent, war nicht auf der Brügger Ausstellung, wo ich auch vergeblich
nach einer Arbeit derselben Hand gesucht habe.
Dagegen war auf der Ausstellung die predellenardge Darstellung
der Einnahme Jerusalems (119; de Ruyck, Gent), die früher öfters dem
van der Meire zugeschrieben und als Predelle des Triptychons in S.
Bavo betrachtet worden ist. Nach Weale stammt diese namentlich
kulturhistorisch bemerkenswerte Tafel aus einer Kapelle in der Krypta
der Genter Kathedrale. Wie dem auch sei, im Stilcharakter hat sie
mit dem Triptychon nichts zu tun und erscheint um ein Menschenalter
jünger.
Ein ganz anders gearteter Maler, ein wesentlich kopierender
unerfreulicher Brügger, hat die breite Tafel mit Passionsdarstellungen
geschaffen, die zu S. Sauveur in Brügge traditionell Gerard van der
Meire genannt wird. Das Datum »1500« auf dem Rahmen ist
glaubhaft. Der Maler hat dem großen Altar des Flemalle -Meisters
bekanntlich mehrere Figuren entnommen (s. oben). Von der Hand
dieses Malers, den man den Brügger Meister von 1500 nennen
könnte, besitzt die National Gallery zu London eine sehr genau, aber
sehr trocken, mit Anlehnung an Schongauer, ausgeführte Ecce homo-
Darstellung, und der Prado ein Bild mit dem Eselswunder des hl.
Antonius.
Endlich stehen im Museum zu Antwerpen mehrere Tafeln, dem
Gerard van der Meire zugeschrieben, die von einem liebenswürdigen,
ziemlich fruchtbaren Meister herrühren, der um 1510 tätig, auf der
Ausstellung durch ein Triptychon mit der Anbetung der Könige (327;
G. Donaldson »Margarete van Eyck« s. oben) vertreten war. Ein Haupt-
werk dieses Malers, dessen Figuren etwas steif, dessen Landschaft be-
sonders hübsch zu sein pflegt, befindet sich in der Sammlung des Chev.
Mayer van den Bergh zu Antwerpen, eine Anbetung der Könige. Sonst
kenne ich noch mehr als 10 Bilder von seiner Hand.
Memling war überaus reich vertreten. Die Werke aus dem Jo-
hanneshospital gaben mit ihren Daten ein festes Gerüst. Die überallher
geliehenen Tafeln fügten sich ein, sodaß eine lange vielgliedrige und
ununterbrochene Vorstellungskette geboten wurde. Im allgemeinen war-
das Ergebnis der Studien bei dieser einzigen Gelegenheit erfreulich
positiv. Die allermeisten Bestimmungen wurden bestätigt. Ich reihe
die Bilder Memlings auf, den Nummern des Kataloges folgend:
16 (Baron Oppenheim) Bildnis eines alten Mannes. Besonders feines
Porträt aus der Früh zeit Memlings, nahe verwandt dem Bildnis
des alten Mannes in Berlin. Nicht ganz tadellos erhalten. Nament-
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
81
lieh die Hände höchst charakteristisch. Sonderbarerweise als ein
Werk des Jan van Eyck ausgestellt.
55 (Antwerpen) Porträt des Medailleurs Spinelli (geb. 1430). Nach dem
Alter des Dargestellten wahrscheinlich bald nach 1470 ent-
standen.
56 (Duke of Devonshire) Der Flügelaltar mit der Madonna und
Heiligen, gestiftet von Sir John Donne. Wie Weale nachgewiesen
hat, vermutlich 1468 entstanden.
57, 58 (Leopold Goldschmidt, Paris) Die Bildnisse des Thomas Por-
tinari und seiner Gemahlin. Die erst kürzlich im Florentiner Kunst-
handel aufgetauchten Tafeln leiden unter einem sehr schweren und
gelben Firniß. Der Zustand unter dem Firniß ist etwas unklar und
keineswegs einwandfrei, besonders der dunkle Hintergrund in dem
Bildnis des Mannes ist verdächtig. Entstanden um 1475, ^twa
gleichzeitig mit dem Altar der Portinari, dem Meisterwerk des
Hugo van der Goes.
59 (Brügge, Hospital) Der große Altar mit der Madonna und Heiligen.
Das Datum auf dem Rahmen, 1479, nicht durchaus zuver-
lässig, aber wohl glaubhaft. Die Malerei ist stellenweise stark be-
schädigt und sehr mangelhaft restauriert. Arge Retuschen stören
namentlich im Mittelfelde und auf der Außenseite. Am besten
erhalten ist die Innenseite des linken Flügels.
60 (Brügge, Hospital) Der Floreins-Altar, inschriftlich beglaubigt
und datiert 1479 ^.uf dem Originalrahmen. Vollkommen erhalten
und von höchster Feinheit.
61 (Brügge, Hospital) Der Flügelaltar mit der Beweinung Christi, ge-
stiftet von Adriaen Reyns, datiert 1480. Früher öfters ganz mit
Unrecht bezweifelt.
62 (Brügge, Hospital) Die Sibylle Sambetha, die porträtierte junge
Frau ist durch spätere Aufschrift zur Sibylle gemacht worden.
Glaubhaft datiert 1480.
63 (Leopold Goldschmidt) Madonna mit weiblichen Heiligen. Schon
auf der Londoner Leihausstellung in der New Gallery, damals
ausgestellt von Mr. Bodley, allgemein anerkannt. Schwache
Kopie danach in der venezianischen Akademie. Unter gelbem
Firniß nicht tadellos erhalten. Dem Stil nach um 1480 entstanden.
64, 65 (Brüssel) Die Bildnisse des Willem Moreel und seiner Gattin.
Nach dem Alter des Dargestellten, der 1484 in dem Altar des
städtischen Museums zu Brügge (66) dargestellt ist, wahrscheinlich
noch etwas vor 1480 entstanden.
Repeitorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 6
82
M. J. Friedlftnderi
66 (Brügge, Städtisches Museum) Der große, von Moreel gestiftete
Altar von 1484.
67 (Brügge, Hospital) Das Doppelbild der Madonna und des Martin
van Nieuwenhove. Datiert 1487.
68 (Brügge, Hospital) Der Ursula-Schrein. Das oft angegebene Datum
»1489« bezeichnet die Entstehungszeit dieses Werkes nicht mit
Sicherheit, darf vielmehr nur als terminus ante quem betrachtet werden.
Der Stil paßt aber sehr wohl zu diesem späten Termin. Die Er-
haltung ist leider nicht vollkommen; einige Tafeln sind ein wenig
verrieben.
69 (Brüssel) Martyrium des hl. Sebastian. Unter stark vergilbtem
Firniß. Dem Stil nach bald nach 1470 entstanden.
70 (Baron Oppenheim) Porträt eines jüngeren Mannes. Um 1470
entstanden.
7 1 (NsLtdus, Paris) Bildnis einer alten Frau. Gegenstück zu dem
Porträt des alten Mannes in Berlin. Aus der Sammlung Meazza
in Mailand. Besonders fein empfundene Schöpfung aus der Zeit
vor 1470.
72 (Fürst Liechtenstein) Madonna in Halbfigur. Die Tafel stellt ur-
sprünglich wohl die Madonna in ganzer Figur dar und ist nur
fragmentarisch erhalten. Aus mittlerer Zeit, von 1480 etwa.
73 (Haag, Mauritshuis) Bildnis eines Mannes. Höchst ausdrucksvoll.
Aus mittlerer Zeit.
74, 75 (Hermannstadt, Gymnasium) Stifterbildnis eines Mannes mit
seinem Sohne. Bildnis der Gattin des Stifters. Ausschnitte aus
den Flügeln eines Triptychons, auf denen die Stifter mit Heiligen
dargestellt waren. Der Grund stark übermalt. Bald nach 1480
dem Stil nach entstanden.
76 (Brocklebank, London) Fragment aus einer großen Tafel mit der
Eccehomo - Darstellung. Der stark übermalte Rest einer sehr be-
deutenden Schöpfung Memlings. Die wenigen erhaltenen Partien,
namentlich der Kopf des Soldaten zu äußerst rechts, und die erste
Hand vom linken Rande lassen die Art und die Qualität des
Meisters deutlich genug erkennen. Das interessante Stück war in
der New Gallery in London als „Massys“ ausgestellt,
77 (G. Salting, London) Bildnis eines jungen Mannes. Aus der Samm^
lung Felix. Die feingliedrigen Hände erinnern ein wenig an Roger.
Dennoch glaube ich nicht, daß dieses sehr zarte und liebenswürdige
Bild eine besonders frühe Arbeit Memlings ist. Es scheint nach
1470 entstanden zu sein.
78 (A. Thiem) Madonna mit einem Engel. Die reizende, nicht tadellos
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
83
erhaltene Tafel tauchte vor wenigen Jahren im Privatbesitz zu
Mailand auf. Der steinerne Thron erinnert in den Dekorations-
formen an denjenigen auf der großen Madonnentafel des Louvre,
die der Spätzeit des Meisters angehört. Unser Bild erscheint ein
wenig altertümlicher.
79 (Wörlitz) Madonna mit zwei Engeln. Diese Tafel ist eine der
wenigen aus der Reihe der unter sich nah verwandten Madonnen-
bilder, die mich ein wenig befremdet. Die schwächliche Haltung
wird vielleicht durch späte Entstehungszeit allein nicht ausreichend
erklärt. In der Komposition dem bekannten Bilde in Florenz ent-
sprechend, ist das Wörlitzer doch durchaus keine Kopie nach
jener Tafel.
80 (Clemens, München) Die Geburt Christi. Das Täfelchen, das
aus Spanien stammt, wurde schon auf der Münchener Leihaus-
stellung 1901 als ein feines Werk Memlings begrüßt. Die seitdem
vorgenommene Reinigung hat den Reiz erhöht. Vor 1470 ent-
standen.
8 1 (Fürst Liechtenstein) Madonna mit dem hl. Antonius und dem Stifter.
Das Datum 1472 ist unecht, vielleicht aber beachtenswert und
glaubhaft, da die Zahl von dem verlorenen Originalrahmen abge-
schrieben sein könnte. Schon das Kostüm des Stifters zeigt, daß
wir es in der Tat mit einer ziemlich frühen Arbeit des Meisters
zu tun haben.
82 (Stephenson Clarke) Madonna mit zwei Engeln. Ganz und gar
übermalt, aber an einzelnen Partien mit Sicherheit als Original
Memlings zu erkennen.
83 (Baron L. Bethune) Madonna mit musizierenden Engeln. Sorgfältige
und genaue Schulkopie der Nieuwenhove- Madonna; drei Engel
recht ungeschickt hinzugefügt.
84 (Antwerpen) Das große Triptychon von Najera, das vor einigen
Jahren für das Antwerpener Museum erworben worden ist. Wahr-
scheinlich für Spanien, in ungewohnt großen Verhältnissen von
Memling ausgeführt und nicht besonders gut erhalten. Die laut
gewordenen Zweifel sind ganz unberechtigt. Aus den 80 er Jahren
des 15. Jahrhunderts.
85 (Fürst Radziwill) Die Verkündigung. Die Tafel von höchst eigen-
artiger Komposition und besonderer Feinheit in Empfindung und
Durchführung wurde von Waagen als ein von 1482 datiertes Werk
in die kunstgeschichtliche Literatur eingeführt. Jetzt ist von dem
Datum nichts zu sehen. Vielleicht stand die Zahl auf dem ver-
6*
84
M. J. Friedländer:
lorenen Originalrahmen. Der reife Stil des Bildes entspricht wohl
dem Datum 1482.
86 (Bachhofen, Basel) Der hl. Hieronymus. Aus der Sammlung Schubart.
Teilweise schlecht erhalten und nicht besonders glücklich in der
Anordnung, aber echt, aus der mittleren Periode.
91 (Fürst Doria, Rom) Beweinung Christi. Nicht in allen Teilen gut
erhalten und unter trübem Firniß. Nach 1480 entstanden, später
als die entsprechende Komposition in Brügge (61) und wesentlich
später als der Flügelaltar mit der Beweinung Christi bei Herrn
V. Kaufmann in Berlin (92).
92 (v. Kaufmann, Berlin) Flügelaltar mit der Beweinung Christi und den
Heiligen Jacobus und Christoph auf den Flügeln. Aus der Samm-
lung Heath. Aus der früheren Zeit des Meisters, von 1470 etwa.
III (Pacully, Paris) Die Einkleidung des hl. Ildefonsius durch die Ma-
donna. Diese aus Spanien stammende Tafel scheint das Werk
eines vortrefflichen Nachfolgers Memlings zu sein.
140 (Earl of Northbrook) Madonna in Halbfigur. Von einem tüchtigen
wesentlich kopierenden Nachfolger Memlings.
176 (Straßburg i. E.) Sechs Täfelchen: Gottvater mit Engeln. Die
Hölle. Der Tod. Ein Totenschädel. Die Eitelkeit, eine nackte
Frau mit Spiegel. Das Wappen des Stifters. — Vortreffliche und
besonders tief gefärbte Arbeit aus der Spätzeit des Meisters.
Das Hündchen, das neben der nackten Frau steht, scheint dasselbe
Tier zu sein, das bei der Donatrix in Hermanstadt zu sehen ist.
Diese Bilderfolge stammt aus Italien und ist wahrscheinlich lür
einen Italiener ausgeführt worden.
215 (Sommier, Paris) Madonna in Halbfigur. Von einem tüchtigen un-
mittelbaren Nachahmer Memlings, vielleicht demselben, von dem
die unter No. 140 notierte Tafel.
Mit dieser Liste ist die Zahl der Werke erschöpft, die den Stil-
charakter Memlings in deutlicher Ausprägung zeigen.
Zwei relativ schwache, allem Anschein nach in Brügge zwischen
1470 und 1490 tätige Meister traten auf der Ausstellung deutlich hervor.
Diese Kunstgenossen und Landsleute Memlings teilen manche Eigen-
schaften mit dem großen Meister, sie sind namenlos, und ich bin ge-
zwungen, sie je nach einem Hauptwerke zu benennen. Das bekannte
Breitbild der Brüsseler Galerie (114, nach Weale 1489 entstanden), die
Madonna mit 1 1 weiblichen Heiligen, schwankend und unselbständig in
der Typenbildung, hell und nüchtern in der Färbung, rührt von dem
Maler her, der die Legende der hl. Lucia auf einer länglichen Tafel in
Bie Brügger Leihausstellung von 1902.
85
drei Abteilungen (50, S. Jacques, Brügge) geschildert hat. Diesen
Maler, der sich an Rogers und Memlings Vorbild hält, der steife
Bewegungen und schlanke Figuren liebt, könnten wir »Brügger
Meister von 1480« — diese Jahreszahl steht auf dem Bilde der Lucia-
Legende — nennen. Der Turm von Notre Dame zu Brügge ist
in diesem Stück und auch in zwei anderen Arbeiten des Meisters
zu sehen, nämlich in dem Altarbild mit der hl. Katharina im museo
civico zu Pisa (hier ist nur der mittlere Teil von seiner Hand) und
in dem sehr schwachen Madonnenbilde, das auch der Versteigerung
Fondi (Rom I895) vorkam.
Weit reicher ist das »Werk« des ebenfalls sicher in Brügge und
etwa gleichzeitig tätigen Meisters, dessen am meisten hervortretende
Schöpfung die 8 teilige Schilderung der Ursula-Legende bei den soeurs
noires zu Brügge ist (46. 47). Man hat diese etwas unbeholfenen aber
freundlichen Täfelchen, die eher noch in den 70 er als in den 80 er
Jahren des 15. Jahrhunderts entstanden sind, namentlich im Hinblick
auf Memlings Ursula-Schrein beachtet und ganz mit Recht hier eine
frühere Brügger Gestaltung der reichen Historie begrüßt. Nichtsdesto-
weniger ist der Meister dieser Tafeln in seiner Gesamtwirksamkeit wohl
von Memling angeregt. Die Figuren der Kirche und Synagoge ge-
hören offenbar zu demselben Altar wie die Flügeltafeln, die auf
der Vorderseite je 4 Szenen aus der Legende der hl. Ursula und
auf der Rückseite 4 Evangelisten und 4 Kirchenväter zeigen. Dieser
Meister ist besonders kenntlich an dem weißlichen Fleischton, dem
rötlichen Haar und den schwarzen Augen seiner weiblichen Gestalten,
er liebt ziemlich niedrige Proportionen und große Köpfe. Auf
der Ausstellung war von derselben Hand die Halbfigur der Ma-
donna mit zwei Engeln, die die Krone tragen, aus dem Aachener
Museum (173), und ein in jeder Beziehung dieser Tafel nah verwandtes
Werk ist die hübsche Madonna, die Herr Steinmeyer in Köln besessen
hat (jetzt bei Mr. Nardus in Paris) und die kürzlich in der Zeitschrift
für christliche Kunst publiziert worden ist. Ein ausgezeichnetes Haupt-
werk dieses »Meisters der Ursula-Legende« ist die Altartafel bei
Herrn Geheimrat v. Kaufmann in Berlin mit Anna-Selbdritt und
4 Heiligen in ganzer Figur. Ich kenne außer anderen Tafeln ein
Triptychon dieses Malers aus dem Besitz des Duca di Parma und ein
von i486 datiertes Diptychon bei Fairfax Murray in London. Die
interessante, grau in grau gemalte Folge der Grafen von Flandern
(aus der Bibliothek der Abtei von Dunes, jetzt im Seminar zu
Brügge, 408 — 413), datiert von 1480, erinnert an die Werke des
Meisters der Ursula-Legende.
86
M. J. Friedländer:
Als eine Schöpfung der Brügger Kunst, die keinen deutlich wahr-
nehmbaren Zusammenhang mit einer der bekannten Persönlichkeiten
zeigt, verzeichne ich hier das öfters in ganz anderem Zusammenhang
erwähnte Triptychon aus Sigmaringen (49), das ein auffällig frühes
Datum — 1473 — trägt und ebendeshalb historisch beachtenswert
erscheint. Der bedeutende Meister dieses vom Bürgermeister de Witte
gestifteten Altärchens erscheint nicht wie ein Schüler Memlings, eher
wie ein Mitschüler Memlings bei Roger van der Weyden.
Den Flügelaltar mit dem Abendmahl Christi im Mittelfelde aus
dem Seminar zu Brügge (42) betrachte ich als Arbeit eines Brügger
Meisters aus keinem bessern Grunde, als weil die Provenienz dafür
spricht. Die in den 60 er oder 70 er Jahren des 15. Jahrhunderts ent-
standene Malerei erinnert mit den scharf markierten Typen an eine
Darreichung Christi im Tempel im Bargello zu Florenz. Der Schul-
zusammenhang mit Roger ist hier wie dort nicht zu übersehen. Kein
Schluß aus der Provenienz kann in Hinsicht auf das erheblich feinere
Bild mit zwei Darstellungen unbekannten Inhalts gezogen werden, das
in der Kapelle von S. Sang zu Brügge bewahrt, dorthin erst im 19.
Jahrhundert gekommen sein soll (45). Der Stil des übel zugerichteten,
um .1470 entstandenen Gemäldes gestattet mir keine nähere Bestimmung.
Ein unbekannter, nicht sehr bedeutender, aber ziemlich selb-
ständiger Brügger Meister hat kurz vor 1500 die beiden Flügel mit
Szenen aus der Legende des hl. Georg gemalt, die sich im städt.
Museum von Brügge befinden (370. 370b).
Die Entwickelung der Brügger Malerei weiter verfolgend, reihe
ich katalogartig die Werke auf, die als Schöpfungen Gerard Davids
auf der Ausstellung zu erkennen waren. Die Wandlungen im Stil
dieses Meisters sind weit merkwürdiger und überraschender als die
Stilwandlungen in Memlings Kunst. Eine lückenlose Kette bot die
Ausstellung nicht, sodaß ich auf verschiedene Zwischenglieder, die
fehlten, hinweisen muß. Gerard David war bereits 1484 Meister in
Brügge, während die Brügger Gerechtigkeitsbilder, von 1498 datiert und
die berühmten, allgemein anerkannten Hauptwerke noch weit später
entstanden sind ! Er starb erst 1524.
117. (Notre Dame, Brügge) Die Transfiguration. Matte und lahme
Arbeit aus der letzten Zeit des Meisters, sehr hell und kühl gefärbt.
121. 122 (Brügge, städt. Museum). Die besten Tafeln mit der Ge-
schichte des Sisamnes aus dem Brügger Stadthaus. Datiert 1498.
Mit den etwas unklaren urkundlichen Nachrichten allein ließe sich
schwerlich beweisen, daß diese Tafeln von David herrühren. Die
Die Brügger Leihausstellung von 1902. 87
stilkritische Betrachtung, die Vergleichung mit den anderen be-
glaubigten Schöpfungen des Meisters, im Verein mit den urkund-
lichen Nachrichten schlägt jeden Zweifel nieder. Gut erhalten
unter trübem und ungleichem Firniß.
123 (Brügge, städt. Museum) Flügelaltar mit der Taufe Christi im
Mittelfelde, gestiftet von Jan des Trompes, datierbar nach den
von Weale festgestellten Lebensdaten der dargestellten Frauen des
Stifters. Die Innenseite kurz vor 1502, die Außenseite um 1508.
124 (Rouen, Museum) . Die Madonna inmitten weiblicher Heiligen.
Wie Weale festgestellt hat, authentisch und 1509 entstanden.
Tadellos erhalten.
125 (De Somzee, Brüssel) Dreiteiliger Altar mit Anna Selbdritt, Nikolaus
und Antonius von Padua. Aus den hierzu gehörigen erzählenden
Tafeln wurde eine „chässe“ fabriziert, die ganz kürzlich wieder
auseinandergenommen worden ist. Die kleinen Tafeln sind in den
Besitz der Lady Wantage übergegangen. Aus der Sammlung des
Kardinals A. Despuyg vor 8 Jahren etwa nach Paris gebracht, ist
dieser übermäßig große Altar wahrscheinlich .ursprünglich für die
iberische Halbinsel geschaffen worden und nimmt im „Werk“
Davids etwa die Stellung ein, die der Altar von Najera in
Memlings „Werk“ einnimmt. Aus der späteren Zeit des Meisters,
bald nach 1510.
128. 128 bis (Sigmaringen) Die Verkündigung. Der alte Firniß ist von
diesen Tafeln etwas zu energisch entfernt worden, sonst sind sie
gut erhalten. Um 1510.
134. 134 bis (v. Kaufmann) Johannes d. T. und der hl. Franciscus.
Die beiden kleinen Tafeln habe ich schon des öfteren als feine und
charakteristische Werke aus der früheren Zeit Gerard Davids
erwähnt. Aus den 90er Jahren des 15. Jahrhunderts.
135 (Brüssel) Die Anbetung der Könige. Stellenweise schlecht erhalten.
Vor langer Zeit schon im Hinblick auf die Gerechtigkeitsbilder in
Brügge von Scheibler bestimmt, trotzdem als „inconnu“ auf der
Ausstellung. Oft kopiert. Um 1500 entstanden.
138 (J. Simon, Berlin) 4 Täfelchen von einem Altar, die Heiligen
Franciscus, Hieronymus, Christoph und Antonius. Charakteristische
Arbeit aus der mittleren Zeit des Meisters.
149 (Baron Schickler, Paris) Lünette mit Gottvater und zwei Engeln.
Tadellos erhaltenes Meisterwerk Davids, aus der mittleren Zeit.
172 (De Somzde) Der hl. Hieronymus. Gut erhaltene und fein emp-
fundene Arbeit aus der früheren Zeit des Meisters.
209 (Straßburg i. E.) Madonna in Halbfigur. Auf der Versteigerung
88
M. J. Friedländer:
Hulot ZU Paris erworben. Von Holz auf Leinwand übertragen,
Variante der Komposition des in der Galerie Brignole Sale zu
Genua bewahrten Bildes, von dem die Brüsseler Galerie kürzlich
eine genaue Wiederholung erworben hat. Die Variierung besteht
fast nur darin, daß der Kopf des Kindes gedreht und gehoben ist.
Gute Ausführung im Stil der Spätzeit Davids.
218 (Pacully, Paris) Maria, den toten Christus beklagend. Aus Spanien
erworben. Eng begrenzte Komposition; die Köpfe Mariae und
Christi dicht beieinander auf relativ kleiner quadratischer Fläche.
Aus der mittleren Zeit des Meisters.
268 (Baron Bethune, Brüssel) Die Madonna in Halbfigur, auf runder
Fläche. Etwas ungewöhnlich im Typus der Madonna. Aus der
Frühzeit des Meisters.
343 (Martin Le Roy, Paris) Die heilige Familie. Eng umgrenzte
Komposition, mit relativ großen Köpfen auf beschränkter Fläche.
Gerard David liebte die Konzentration der Wirkung mit solchen
Mitteln zu erreichen. Vortreffliches Werk aus der Spätzeit Davids.
Genaue und gute Wiederholungen bei Herrn Clemens in München
und in Schleißheim.
Bekanntlich gibt es eine große Zahl vortrefflicher Buch-
malereien, die sich unmittelbar an die schematisierende Gestaltung
Gerard Davids anschließen. Weale hat versucht, in der Wasserfarben-
malerei, die Willett in Brighton besessen hat, und die von P. und D.
Colnaghi in Brügge ausgestellt war (130), eine Arbeit der Gattin Gerard
Davids, der Cornelia Cnoop, nachzuweisen. Aus drei Buchmalereien,
deren Stil nahe Verwandtschaft mit einigen Blättern des Kodex Grimani
zeigt, hat man ein Flügelaltärchen hergestellt — die Madonna in der
Mitte, die Heiligen Barbara und Katharina rechts und links. ,,Die
Bestimmung stützt sich auf eine Inschrift, die nicht mehr vorhanden ist.
Fast noch enger an Gerard David schließen sich die beiden be-
kannten Miniaturmalereien an, die ebenso wie die drei der Cornelia
Cnoop zugeschriebenen Blätter aus der Abtei von Dunes stammen, jetzt
im städtischen Museum von Brügge bewahrt werden, die Predigt des
Täufers und die Taufe Christi (129). Eine Schrift auf der Rückseite
dieser hübschen Bildchen, eine Schrift, die nach Weale noch aus dem
16. Jahrhundert stammt, nennt als den Meister »Geeraert van
Brugghe«.
Ein guter Miniaturmaler der Brügger Schule, der sich durchaus
an Davids Vorbild hält, hat um 1520 die Anbetung der Könige auf
feiner Leinwand mit Wasserfarben gemalt, die die Erben de Somzees
Die Brüggex Leihausstellung von 1902.
89
ausgestellt hatten (246), während die mittelmäßige Aquarellmalerei
der Herabkunft des hl. Geistes (Alfred de Pass, London; 131) weit
weniger deutlich mit dieser stark und lange wirkenden Stiltradition zu-
sammenhängt.
Der bei weitem fruchtbarste Nachfolger Gerard Davids ist jener
in Brügge etwa zwischen 1510 und 1540 tätige, erfindungsarme, aber
liebenswürdige Maler, den Waagen ganz irrtümlich auf Grund verschie-
dener Mißverständnisse für Jan Mostaert, den in Haarlem tätigen
Meister, von dem van Mander ziemlich ausführlich spricht, gehalten hat.
Freilich sind manche von Waagen diesem Meister zugesprochene Arbeiten
nicht einmal vom Pseudo -Mostaert, während andererseits sein
»Werk« weit größer ist, als Waagen ahnte. Hulin hat die Hypothese
aufgestellt, daß wir hier den als Schüler Davids urkundlich bezeugten-
Adriaen Ysenbrant vor uns hätten. In der Typik und dem Falten-
wurf eng verwandt mit seinem Lehrer Gerard David, ist dieser Maler
leicht kenntlich an seinem Kolorit, das übertrieben warm, bräunlich ist
und als herrschende Lokalfarbe fast stets ein schönes leuchtendes Rot
hat. Die Landschaft in den Bildern des Pseudo-Mostaert ist manchmal
ganz in der Art Davids, wohl vielfach kopiert nach diesem Meister,
häufiger aber recht originell und an eigentümlichen schräg in den Boden
gesteckten Felskörpern kenntlich. Die Brügger Meister gegen die Mitte
des 16. Jahrhunderts ahmen den Pseudo-Mostaert vielfach nach, so-
daß es zuweilen schwer wird, seine Arbeit abzugrenzen. Ich zähle die
in Brügge ausgestellten Bilder in der Reihenfolge auf, daß ich die
besten Arbeiten voranstelle.
178. 179 (Brügge, Notre Dame und Brüssel, kgl. Museum) Maria, um-
geben von sieben Darstellungen ihrer Schmerzen — Die Stiftertafel
des Joris van de Velde, deren Zusammengehörigkeit mit dem be-
rühmten Brügger Bild Hulin erkannt hat. Entstanden nach den
Lebensdaten der Stifter zwischen 1528 und 1535 unter der Vor-
aussetzung, daß das Diptychon nach dem Tode v. d. Veldes von
der Witwe gestiftet worden sei. Der Meister wird nach diesem Werke
»maitre de Notre Dame des sept douleurs« genannt. Vieles in den
Kompositionen ist kopiert. Dürer und Schongauer werden nächst
Gerard David von diesem Meister am häufigsten beraubt. Die
Ausführung der Brügger Tafel ist von großer Feinheit, während die
Porträttafel verhältnismäßig schwach ist und von charakteristischer
Ungeschicklichkeit in der Anordnung. Im allgemeinen sind die kleinen
Bilder des Pseudo-Mostaert weit reizender und erfreulicher als die
größeren.
90
M. J. Friedländer;
182 (De Somzee) Magdalena in der Wüste. Besonders hübsche und
tadellos erhaltene Arbeit des Meisters.
152 (ri/arl of N orthbrook) Die thronende Madonna. Zart und sehr ge-
fällig. Die Architektur mit den vielen Widderköpfen ist typisch
und ganz ähnlich wie in der Brügger Haupttafel, die etwas später
entstanden zu sein scheint.
1 5 1 (Earl of Northbrook) Maria, dem hl. Ildefonso erscheinend. Feine
und charakteristische Schöpfung. Die hübsche Komposition ist
wahrscheinlich entlehnt.
145 (Graf Arco, München) Maria inmitten weiblicher Heiligen. Die
Komposition geht auf Gerard David zurück, an den auch die land-
schaftlichen Formen erinnern (Vergl. meinen Bericht über die
Münchener Leihausstellung von 1901, Repert. XXIV, 323).
180 (v. Kauftnann) Zwei Flügel mit Stifterfamilie, dem hl. Johanne sund.
der hl. Barbara. Dieselbe Familie in der Tafel, die der Earl of
Northbrook besitzt (183).
183 (Earl of Northbrook, nicht in der alten Baring-Galerie, sondern neuer-
dings im Londoner Kunsthandel erworben) Die thronende Madonna
mit Stifterfamilie. Etwas schwere und rauhe Behandlung. Der
Kopf Mariae restauriert und etwas fremdartig. (Vergl. 180 und
meinen Text im Werk über die Berliner Renaissance-Ausstellung
von 1898).
187 (P. D. Colnaghi) Der hl. Lukas. Tüchtige Arbeit des Meisters.
185 (Ch. Sedelmayer, Paris) Drei Heilige und Christus am Kreuze im
Mittelgründe. Auffallend schwärzlich, aber sonst mit allen Eigen-
tümlichkeiten des Meisters. Die Gruppe des Gekreuzigten und der
Trauernden fast genau übereinstimmend mit der entsprechenden
Darstellung in der Tafel mit den sieben Schmerzen in Brügge (178).
188 (hürst Doria, Rom) Halbfigur der lesenden Magdalena. Der Maler,
der ja fast stets kopiert, hat in diesem Fall ein Bild des Halb-
figuren-Meisters zum Muster genommen. Man darf aber daraus
keinen Anlaß nehmen, die beiden Persönlichkeit, die sich deutlich
von einander unterscheiden, zu verwechseln. Das Vorbild hat hier
nicht nur die Haltung der Figur, sondern auch die Kopfform und
die Form der Hand alteriert.
93 (D^ Somzde) Zwei Flügel mit Hieronymus und Johannes dem
Täufer, Sehr charakteristisch, wahrscheinlich besonders frühe Arbeit
des Pseudo-Mostaert, mit auffallend hohen Propositionen und relativ
großen und ernsten Köpfen.
177 (Lotmar, Zürich) Kleiner Flügelaltar mit der Madonna im Mittel-
felde. Ziemlich schwache und formlose Arbeit des Meisters.
Die BrUgger Leihausstellung von 1902.
91
(Vergl. meinen Bericht über die Münchener Lehrausstellung 1901
Repert. XXIV, 323).
184 (Brügge, S. Sauveur) Flügelaltar mit der Darbringung Christi im
Tempel. Wichtig als frühe Arbeit des Pseudo-Mostaert, um 1510
etwa entstanden. Die von Weale festgestellten Lebensumstände
der Stifter scheinen in noch frühere Zeit zu weisen, doch schließen
schon die Trachten eine andere Datierung aus. Die stehende
Madonna im Mittelfelde ist, obgleich höchst unpassend innerhalb
der Gesamtkömposition, entlehnt, sie entspricht einem im 15. Jahr-
hundert beliebten Kompositionstypus der säugenden Madonna, die
zumeist zwischen zwei Engeln aufrecht vor einer Kapellenapsis
steht. Dieser Typus, der vielleicht auf den Flömalle-Meister zurück- ♦
geht, war auf der Brügger Ausstellung durch Nr. 89 (James Mann)
vertreten. Charakteristisch für die Frühzeit des Pseudo-Mostaert ist
die vergleichsweise energische Plastik der Körperformen.
195 (Mgr. Bethune, Brügge) Flügelaltar, von Diego de Pardo gestiftet,
mit der Madonna im Mittelfelde. Schwach und mäßig erhalten.
212 (F. Scribe, Gent) Madonna in der Landschaft. Etwas verputzt, in
der Art des Pseudo-Mostaert.
229 (C. Baus, Ypres) Madonna. Von einem wesentlich kopierenden
Nachahmer des Meisters.
153 (Visart du Bocarmö, bei Brügge) Die thronende Madonna. Rohe
Nachahmung.
385 (Baron de Volsbergh, Ypres) Madonna in Landschaft. Kopie nach
dem Pseudo-Mostaert, mit fremdartiger Landschaft
139 (Aachen, Museum) Madonna in Halbfigur. Schlecht erhalten, in
der Art des Pseudo-Mostaert, unbedeutend.
364 (De Bruyne, Antwerpen) Christus am Kreuze, Maria und Johannes.
Nachahmung im Stile des Pseudo-Mostaert
136 (Städt Museum, Brügge) Die Anbetung der Könige. Mittelmäßige
Brügger Arbeit von 1530, mit einigem Anklang an die Art des
Pseudo-Mostaert
(Fortsetzung folgt.)
Mitteilungen über neue Forschungen.
über Annibale da Bassano, den Erbauer der Loggia del Con-
siglio, Paduas schönstem Renaissancebauwerk, macht Vittorio Lazzarini
im Bollettino del Museo civico di Padova (Vol. V. 1902, auch als S. A.
erschienen) eingehende, auf archivalischer Forschung beruhende Mitteil-
ungen. Der Meister entstammt der angesehenen Familie der Maggi, die
zu Beginn des Quattrocento aus Bassano nach Padua einwanderte. Sein
Vater Nicolö saß seit 1424 im Richterkollegium der Stadt. Das Geburts-
jahr des Sohnes erfahren wir nicht; nur gibt der Nicolö 1444 im Estimo
an, daß er fünf Söhne, alle unter 20 Jahren, besitze. Die erste Arbeit
des jungen Künstlers ist eine Karte des Paduaner Territoriums, bezeichnet
Hannibal De Madijs fecit sibi et suis anno 1449, auf bewahrt in der
Ambrosiana zu Mailand. Kreisrund (Dm. 0.58) zeigt sie im Mittelpunkt
die Stadt mit dem doppelten Mauerring, den vorgelagerten Kastellen,
den umliegenden Landhäusern und den vorbeiströmenden Flußläufen.
Jomard hat das Blatt lithographisch in den Monuments de la göographie
vervieltältigt. 1450 taucht Annibales Name zuerst in den Atti del Consiglio
auf. Von 1457 an bekleidet er eine schier endlose Reihe öffentlicher
Ämter in immer steigendem Range, oft unter drückender Verantwortlich-
keit, ja selbst unter Lebensgefahr, wie 1479, gewählt wird, die
Zahl der Pestkranken festzustellen, ihnen Hülfe zu gewähren und für die
Bestattung der Toten zu sorgen.
Das Werk, mit dem sein Name verknüpft ist, hat er erst in seinen
letzten Lebensjahren begonnen. Am 29. Juli 1493 faßt die oberste Stadt-
behörde den Beschluß, ihr baufälliges Versammlungslokal zu erneuern.
Außer Annibale reichen noch zwei unbekannte Meister Lorenzo und
Pietro Antonio Modelle ein. Die Entscheidung (25. Februar 1496) fällt
zu Gunsten des Annibale aus, dessen Modell »fere ab omnisbus laudatur«.
Die Baugeschichte ist bekannt. Als Annibale im Juni 1504 stirbt, muß
er sein Werk unvollendet zurücklassen. Erst der Ferrarese Biagio Rosetti
legt 1523—26 die letzte Hand an. H. M.
Mitteilungen über neue Forschungen.
93
Lorenzo da Monte Aguto, ein unbekannter florentinischer Ar-
chitekt, wurde uns jüngst durch Aless. Luzio enthüllt. In seiner so an-
regenden Studie über die Bildnisse Isabellas von Este Gonzaga (Emporium,
Mai 1900) berichtet er episodisch, ihrem Gatten, dem Markgrafen
Francesco habe bei einem Besuch von Florenz die Villa seines dortigen
Kommissionärs, des reichen Kaufmanns Angelo del Tovaglia so sehr ge-
fallen, daß er kurz darauf den Gedanken faßte, eine gleiche für sich im
Mantuanischen erbauen zu lassen und sich im Juli 1500 mit dem Er-
suchen an den Besitzer wandte, er möge ihm den Plan seiner Villa zu-
schicken. Schon einen Monat darauf war der Agent des Markgrafen
Franc. Malatesta in der Lage, ihm das Gewünschte u. z. in der Auf-
nahme keines Geringeren als Leonardos da Vinci mit dem beifolgenden
Schreiben vom ii. August zu übersenden:
Mando alla ill. ma S.V. el disegno de la chasa de Agnolo Tavaglia
facto per man propria de Leonardo Vinci el quäl se rechomanda
come servitore suo a quella et similmente a la S.ria de Madona. Domno
Agnolo dice che ’l vorä poi venire a Mantova per poter dar indicio quäl
serä stato migliore architetto o la S.V. o lui; bench^ ’l sia certo de
dover essere superato da quella, si chö »facile est inventis addere«, si
perchö la prudentia de la S.V. non ö da equiparare a lui. El p.to
Leonardo dice che a fare una chosa perlecta bisogneria poter trans-
portare questo sito che e qui lä dove vol fabrichare la S.V. che poi quella
haria la contenteza sua. Non ho facto far colorire el disegno n^ fatoli
metere li ornamenti de verdura, di hedera, di busso, di cupressi ne di
lauro come sono qui per non parer me molto de bisogno; pur de sa S.V.
vorä, il p.to Leonardo se offerisse (sic) a farlo cusi di pictura che
di modello come vorä la p.ta S.V.
Wenn auch die politischen Sorgen, die den Markgrafen dazumal
bedrückten, ihm nicht erlaubten, sofort an die Ausführung seines Pro-
jektes zu gehen, so ließ er dasselbe doch nicht aus den Augen, sondern
verlangte das angebotene Modell des Baues zu besitzen, wie sich aus dem
folgenden Schreiben Franc. Malatestas vom 2. April 1501 an ihn ergibt:
Io ho facta opera con D. Agnolo Tovaglia de far fare el modello
de la chasa sua per mandarlo a la S.V. Ma esso Agnolo me ha pro-
posto uno partito el quäl sarä molto piü al proposito . . . che la p.ta
S.V. havesse li el M(aest)ro che fece la propria casa sua, el quäl h uno
Lorenzo da Monte Aguto, el quäl ultra la casa del p.to D. Agnolo
fece de molte fabriche al M.co Lorenzo q(uondam) de Medici,
et k tenuto questo tal m.ro homo inzegnoso et molto sufficiente circha
tal exercitio del fabricare. M.ro Lorenzo ö contento de venire a servir
quella et a questo modo la S.V. haveria el modello et el m.ro insieme.
Et se non desidera di avere M.ro Lorenzo si farä fare il modello.
94
Mitteilungen über neue Forschungen.
Luzio glaubt, die Pläne für die Anlage der neuen Villa hätten
später (1508) in dem Bau des Lustschlosses Poggioreale Gestalt ge-
wonnen, das seither auch wieder untergegangen ist. Wie weit dabei
das Vorbild der Florentiner Villa befolgt wurde, weiß er ebensowenig
zu sagen, als er über die Person des Baumeisters Lorenzo eine Auskunft
erteilen kann. Sein Name weist auf eines der beiden Kastelle Montauto:
das über Compiobbi am linken Arnoufer, oder das andere im Tale der
Grassina, halbwegs auf dem Wege nach Impruneta gelegene. Wenn er
für Lorenzo Medici viele Bauten ausführte, so muß er wohl ein tüchtiger
Meister gewesen sein. Aber welche Bauten mögen es gewesen sein?
Sowohl hierüber als über seine Person ist es uns bisher nicht gelungen,
irgend etwas zu ermitteln ; ebenso haben uns die Auskünfte unserer
Florentiner Fachgenossen diesfalls im Stich gelassen. Auch das wagen
wir nicht mit Bestimmtheit zu behaupten, ob die Villa Tovaglia, um die
es sich handelte, die La Bugia oder La Torre genannte, unter S. Mar-
gherita a Montici auf dem Wege nach Porta S. Niccolö gelegene sei. Es
ist die einzige, die uns seit 1470 im Besitz der genannten Familie be-
kannt ist. Um die Unregelmäßigkeiten des mittelalterlichen Kastells
zu markieren, war ihr auf, der Seite gegen die Stadt zu eine mächtige
fingierte Fagade vorgesetzt worden. Sollte sie es gewesen sein, die das
Gefallen des Gonzaga erregte? C. v. F.
Nachschrift. Der vorstehenden Notiz bin ich in der Lage bei
ihrer Druckkorrektur folgendes hinzufügen zu können:
Vespasiano da Bisticci berichtet in seinem Lebensbilde Cosimos de’
Medici, er habe den Neubau der Villa Careggi einem »maestro intenden-
tissimo« mit Namen Lorenzo um eine fixe Summe im Generalakkord
übergeben. Als derselbe nun etwa zur Hälfte gediehen war und Cosino
sah, der Meister müsse, wenn er ihn zu Ende führe, dabei einige tausend
Gulden einbüßen, habe ihn Cosimo ermutigt, sein Werk zu vollenden,
und ihn versichert, er werde ihm dafür zahlen, was Rechtens sei, da er
nicht wolle, daß Lorenzo dabei verliere. — Ferner sind wir in den
(nächstens zu veröffentlichenden) Urkunden des Florentiner Staatsarchivs,
die sich auf den Bau der Sakristei von S. Maria de’ Servi beziehen, unter
dem Datum des 14. Juni 1448 einem Vermerk begegnet, wonach ein »Lau-
rentius magister muratorum« für dabei geleistete Arbeiten 265 Lire 5 Soldi
8 Denari zu fordern hatte. Wo nicht mit voller Sicherheit, so doch mit
aller Wahrscheinlichkeit haben wir in dem für die beiden obigen Fälle
identischen Meister Lorenzo unsern Lorenzo da Montauto zu erkennen.
Allerdings muß er sich zur Zeit, von der unsre Notiz berichtet, im
höchsten Greisenalter befunden haben, trotzdem aber noch rüstig gewesen
sein, da er sich bereit erklärte, nach Mantua zu reisen, l'brigens scheint
Mitteilungen über neue Forschungen.
95
er nach dem Zeugnis der obigen Urkunden mehr als Unternehmer von
Maurerarbeiten, als ausführender Werkmeister, denn als schaffender
Architekt in Betracht zu kommen. Als solcher steht zum mindesten für
Careggi und die Sakristei von S. Maria de’ Servi Michelozzo fest.
C. V. F.
Das Tagebuch Jacopos da Pontormo, das der Meister während
der vier letzten Jahre seines Lebens, als er mit der Ausführung der
Fresken im Chor von S. Lorenzo beschäftigt war, führte, macht A. Co-
lasanti zum Gegenstand einer eingehenden Studie (II diario di Jacopo
Carrucci im Bulletino della Societä Filologica Romana, 1902 N. II).
Wir besitzen davon nicht nur eine unvollständige Kopie des Autographs
(Cod. Palatino n. 621, alte Signatur 351, E, 5, 6, 32), die schon Gaye
kannte, — er hat daraus im Carteggio III, 166 die Stellen mitgeteilt, die sich
auf die obengenannten Fresken beziehen. Es ist auch das Original in
einem aus der Bibliothek des Marchese Carlo Strozzi stammenden Mis-
zellaneenbandes der Magliabechiana (VIII, var. 1490, alte Signatur
CI. XXV Cod. 12 bis, nicht katalogisiert) erhalten. Dasselbe hat viel
weniger kunsthistorische als psychologische Bedeutung, indem wir daraus
das Wesen des weitabgewandten, hypochondrischen Meisters in seinep.
intimsten, gewiß nicht für die Öffentlichkeit der Nachwelt bestimmten
Äußerungen kennen lernen. Denn die sechzehn Blätter (wovon überdies
einige ganz leer gelassen, andre nur einseitig, wieder andre nur zur
Hälfte beschrieben sind), enthalten außer Notizen über den täglichen
Fortschritt der Bilder in S. Lorenzo, die von flüchtigen erklärenden
Randskizzen der einzelnen Figuren derselben begleitet sind, zum weitaus
größten Teil genaue Angaben über das kulinarische Regime des Künstlers,
oft mit Preisangaben, Anführung der Genossen seiner Malzeiten, Be-
merkungen über sein körperliches Befinden, das dazumal schon sehr
schwankend war, ferner über einzelne mit Fachgenossen unternommene
Ausflüge. An Ereignissen, die dem Leben des Schreibenden fern stehen,
findet sich nur am 28. März 1556 die Feier aus Anlaß des Friedens-
schlusses von Cambrai verzeichnet. Aber gerade für die Charakteristik
Pontormos als Mensch, die Vasari von seinem Liebling in wenigen Sätzen
so prägnant gegeben hat, bietet das Tagebuch die wertvollsten Illu-
strationen. Freilich muß man nicht außer acht lassen, daß es die Zeit
vom 7. Januar 1554 bis zum 13. Januar 1556 (also bis ein Jahr vor
seinem Tode) umfaßt, wo der leidende Zustand des Künstlers die Eigen-
heiten seines Wesens ganz und gar nach jeder Richtung ausgereift hatte.
Hierdurch findet auch der Umfang Erklärung, der im Tagebuch den,
sein Wohl- oder Übelbefinden betreffenden Beobachtungen, in ihrer oft
sehr drastischen Fassung eingeräumt ist. Die Todesfurcht Pontormos,
96
Mitteilungen über neue Forschungen,
von der schon Vasari, als von einem seiner krankhaften Züge berichtet,
kommt in demselben nicht minder zum Ausdruck; ebenso die den
Leuten, die auf ihre Gesundheit in übertriebenem Maße Bedacht nehmen,
eigene Überzeugtheit von dem Wert ihrer angeblichen Kenntnisse in der
Heilkunde.
Im zweiten Teil seiner Studie berichtigt Colasanti zum Teil auf
dem Wege des Raisonnements, zum Teil aber auf Grund seiner urkund-
lichen Funde im Florentiner Archiv manche chronologischen Ungenauig-
keiten, die sich Vasari in seinen Biographien Pontormos und Andreas del
Sarto hatte zu schulden kommen lassen. Hiervon wird der zukünftige
kritische Biograph namentlich des letzteren Meisters — denn die bis-
herigen haben alle nichts getan, als Vasari ausgeschrieben — Notiz zu
nehmen haben. Unter den Pontormo betreffenden Berichtigungen sei die
endgültige Feststellung seines Geburtsjahres auf 1494, des Todesdatums seiner
Schwester auf den 7. Dezember 1517, des Beginns seiner gemeinsamen
Tätigkeit mit Andrea del Sarto auf 1510, und der von Vasari mit elf
Jahren angegebenen Dauer der Arbeit an den Chorfresken von S. Lo-
renzo auf die Zeit von Anfang 1548 bis 1557 (Pontormo starb am ersten
Tage dieses Jahres) hervorgehoben. In den beiden vorhergehenden
Jahren 1546 und 1547 war Pontormo noch vollauf mit den Kartons der
Wandteppiche beschäftigt, die von den Niederländern Giov. Rost und
Nicc. Karcher für den Saal der Zweihundert im Pal. Vecehio ausgeführt
wurden, — welche Arbeit er aber, nachdem er zwei Kartons gezeichnet
hatte, aufgab, da er damit weder die Teppichweber, noch auch den
Großherzog Cosimo zufriedengestellt hatte. Auch die Behauptung Va-
saris, der Künstler hätte für die Figuren der Fresken von S. Lorenzo zu-
erst Modelle in Ton hergestellt, wird mit dem Hinweis aviderlegt, daß
im Falle ihrer Wahrheit das Tagebuch, worin jede geringste Phase der
Arbeit genau registriert erscheint, doch auch hiervon eine Erwähnung ent-
halten müßte. C. V. F.
Ein Brief Peter Vischers des Älteren.
Von Albert Gümbel- Nürnberg.
An anderer. Stelle^) hatte ich Gelegenheit, ein Aktenstück zu ver-
öffentlichen, welches sich auf die Errichtung der Sebalduskapelle zu
Schwäbisch-Gmünd durch den vor einer verheerenden Seuche dahin ge-
flohenen Kirchenmeister von St. Sebald zu Nürnberg, Sebald Schreyer,
und auf die bisher unbekannte Mitwirkung der Dürerschen Werkstatt an
den Altargemälden der Kapelle bezog. Während nun Schreyer in Gmünd
verweilte (i. August 1505 bis 7. Februar 1506), ging ihm das nachstehend
abgedruckte Schreiben Meister Peter Vischers zu, das uns unter den im
k. Kreisarchiv Nürnberg befindlichen Aufzeichnungen des kunstfreundlichen
Kirchenmeisters in Abschrift erhalten ist. Veranlassung dazu gab der
Umstand, daß die Vormünder der Kinder des Schreiners Herwig Ge-
schwind zu Nürnberg, namens Ulrich Prunner, Jacob Amman *) und Georg
Heuß, *) die Schwiegersöhne Meister Ludwig Gerings, *) »ormachers« an
Peter Vischer das der Tochter Gerings, Elisabeth, Witwe des Schreiners
Geschwind, bei der Teilung der Verlassenschaft Meister Ludwigs zu-
gefallene erbliche Nutzungsrecht an den Häusern, »so davor vier ge-
machde vnder drewen dachungen gewesen sind ond itzo derselben zwey,
Nemlich die hindern, abgeprochen vnd ein gießhüten an derselben stat
gemacht vnd gepawt ist, mitsambt dem hove darbey . . . hinder sant
Kathrina zwischen Peter Vischer’ s, des Rotsmids, und Niclasen
Herbst’ s, des Schlossers sei., und Agnes, etwan seiner vnd Itzo Jobsen
Kunstchronik. N. Flg. XIV. Jahrg. 1902/3, Nr. 4.
2) Beide Schreiner. Letzter wird in gleichzeitigen Urkunden als »Stadtschreiner«
erwähnt.
Der bekannte Verfertiger des Uhrwerks für das Männleinlaufen am Michaels-
chörlein der Marienkirche zu Nürnberg und des Gitters um das Vischersche Sebaldus-
grab. Seine Ehefrau hieß Barbara. Vgl. über ihn Lochner in der Ausgabe der Neu-
dörferschen Nachrichten von Künstlern, Wien 1875 S. 70.
Auch Gerung genannt. Er starb nach dem Großtotenbuch von St. Lorenz am
8. Juni 1505. Vgl. auch Lochner a. a. O.
Repertorium für Kuustwissenschaft, XXVI.
7
98
Albert Gümbel:
Ruprecht elicher Hausfrauen, hewsern gelegen,«^) um 102 fl. Rheinisch
verkauft hatten. Da die veräußerten Behausungen im Eigentum Sebald
Schreyers standen, erbat der Meister (ebenso die Vormünder in einem
gleichzeitig mit dem Vischerschen abgehenden Briefe) Schreyers Ein-
willigung zu diesem Erwerb bezw. Verkaufe des Erbrechts an jenen
Grundstücken.
Das Schreiben Peter Vischers nun hat folgenden Wortlaut:
Dem ersamen und weisen hern Sebolt Schreier von Nur. ietz zw
Gmundt.
Mein freuntlichen grus vnd willigen dienst. Lieber herr Schreier!
Wist, lieber Herre, ich hab euch auf ein zeit gepeten von der hofstat
wegen, die neben mir leit vnnd meister ludbich gewesen ist, ob sie einem
andern verkauft wurd, das ir mir sie zw grossem danck liest widerfaren;
wist, lieber Herr, das ich die hofstat kauft hab vmb hundert vnd zwen
gülden vnd sol euch geben alle Jar zw erbe vier gülden R[einisch]. Nun
will ich euch biten, als mein lieben hem, das Ir mir die Hofstatt wolt
leihen, in gestalt vnd weis, als man pflicht zw don vnd bit euch Ir wolt
emmand (!) geben eurem gewalt, der mir ein Zusagen dut, von eurem
wegen vnd was ich thun sol gegen euch, das will ich geren thone, wann
ich der hofstat notdürftig pin zw meiner hüten, als ir oft wol gesehen
ha[b]t,®) wann ich wider ein groß werck"^) verdinck hab, gott hab lob
vnd ere, got vnd maria helf vns mit liebe zwsamen, ich will dan, was
euch lieb ist, mit meinem armen dienst, an sant Barbaren tag [= 4. De-
zember], 1505. Peter Vischer Rotsmid.
Dem ersamen vnd weisen Sebolt Schreier soll der brieve.
Schreyers Antwort lautete folgendermaßen:
Mein freuntlichen grus zuvor, lieber peter Vischer! Mir ist am
pfintztag vergangen [= 18. Dezember] ein schreiben von euch, auch eins
von den Vormündern meister Ludbig gerings, ormacher seligen, zukumen.
So wird die Lage des Hauses in der Urkunde des Stadtgerichts vom 17. Juni
1506 üher den nach Schreyers Rückkehr, unter dem 26. Mai 1506 wirklich abgeschlossenen
Verkauf der Liegenschaften an P. Vischer geschildert. Vgl. hierüber auch Lochner a. a.
O. S. 26, wo jedoch die Kaufsumme berichtigt werden muß (102 nicht 120 fl.), auch
ist es nicht recht klar, warum Lochner annimmt, Peter Vischer habe kurz vorher noch
ein anderes Haus an sich gebracht.
®) Im Original hat.
^ Es dürfte mit diesen Worten das Grabmal des am 30. Januar 1505 verstorbenen
Bischofs Georg II. vom Bamberg für den Baihberger Dom gemeint sein. Nach Ausweis
der fürstbischöflich -bambergischen Kammerrechnungen war die Zuweisung dieses Auf-
trages an Peter Vischer durch Linhard Held namens des Bischofs Georg III. von Bam-
berg in den Tagen des 24. August bis 21. September 1505 erfolgt. Vgl. auch Beschrb.
der Grabdenicmäler in der Domkirche zu Bamberg, Nürnberg, 1827, S. 32.
Ein Brief Peter Vischers des Älteren.
99
darinnen ich eur gesuntheit gantz gern vernommen hab; wiewol ich
mitler zeit bei andern auch Vorsehung darnach gehabt hab vnd eurm
begern n[a]ch,®) bit ich euch die Sachen in Rwe ston zw laßn, vntz mir
got heim hilft, das, als ich verhoff, den lewffen nach kurtzlich bescheen
mag. So will ich mich vnsrer alten verwontschaft®) nach darinnen halten,
das Ir, als ich mich versihe, von allen teilen gevallen haben werd; vnd
dar[zu] ist meins bedu[n]ckens nit not auch nit für euch noch die Ver-
käufer einich eestung von beden teilen, weder auf das anbieten vber
landt, noch verer g'ewaltgebung zw legen, wann es on dasselb in vnser
aller gegenwertikeit eer vnd förmlicher geendet vnd außgericht werden
mag vnd wollet solich mein schreiben vnd gutbeduncken den Vormündern
Auch zu erkenen geben. Damit spar euch got mitsambt euren mite-
verwanten gesunt. Geben zw gemund am Sambstag sant thomas Abend
(= 2 0. Dezember) Im fünften Jare. Sebolt Schreier.
Dem ersamen peter vischer, Rctsmid zu Nurmberg oberhalb sant
Katherina gesessen.
Daß der Kauf nach Schreyers Rückkehr wirklich zustande kam,
wurde schon oben erwähnt. Am 24. Februar 1506^^) ließen dem ersteren
Käufer und Verkäufer den Kauf durch den geschworenen Fronboten
Heinrich Bauer von neuem »anbieten« und, nachdem sich Peter Vischer
verpflichtet hatte, Schreyer anstatt der bisherigen 4 Gulden Rh. Lands-
währung 4 Gulden Stadtwährung als jährlichen Eigenzins zu geben und
den Verkäufern für diese Mehrung des Zinses noch 6 fl. Rh. 2 M. und
28 Pfg. auf die Kaufsumme daraufzuzahlen, willigte Schreyer ein. Arn
17. Juni wurde dann sowohl der am 26. Mai von den beiden Parteien
abgeschlossene Kauf als auch die Erhöhung des Eigenzinses beim Stadt-
gericht in Gegenwart Hanns Stromers und Georg Hallers als Zeugen be-
urkundet.
Im Or. noch.
9) Hier soviel wie Bekanntschaft, Freundschaft.
10) Im Original: wieder.
11) Der Sinn ist offenbar: Sehr, hält die Kosten, welche dem Käufer und den
Verkäufern einerseits durch das »Anbieten« des Kaufhandels (nämlich durch einen
städtischen Fronboten), andererseits ihm selbst durch Bestellung eines Bevollmächtigten
erwachsen würden, nicht für notwendig.
12) Vor diesem Datum dürfen wir also keinesfalls die Erweiterung der Vischer-
schen Gießhütte setzen. Die Maße der neugekauften Behausung und Hofstatt waren
nach dem Kaufbrief c. 30 Stadtschuhe in der Breite zu 70 Stadtschuhen in der Tiefe.
7
über die Proportionsgesetze des menschlichen
Körpers auf Grund von Dürers Proportionslehre.
Von Constantin Winterberg.
(Fortsetzung.)
II. Buch.'»)
a) Methode.
Dürer teilt, wie bereits angedeutet, um auch feinere Schwankungen
der Oberflächenform noch nach gleichem Prinzip in Zahlen ausdrücken
zu können, seinen Maßstab, welchem er als Einheit die Körperlänge zu-
grunde legt, in 600 — eigentlich 1800 — Teile, indem er jedes 6oo*^®i
(= I pars) noch in weitere 3 Teile zerlegt, die indessen nur ausnahms-
weise praktische Anwendung finden. Auf das Illusorische dieser allzu-
großen Rigorosität wurde bereits hingewiesen. Denn unter normalen
Verhältnissen wird pars nicht mehr als i mm betragen, also eine Größe,
die noch innerhalb derjenigen Grenzen fällt, worin die Unsicherheiten der
Messungen des natürlichen Modells infolge der Bewegungen des Atmens,
des Bluts, der unwillkürlichen Stellungsänderung variieren können — ganz
abgesehen davon, daß eine, innerhalb eines Millimeters genaue Fixierung
korrespondierender Punkte bei verschiedenen Modellen, also auch ein
Vergleich verschiedener nach derselben Methode gemessener Individuen
unter so rigorosen Bedingungen geradezu unmöglich wäre. Dürer wollte, wie
es scheint, damit nicht sowohl den individuellen Eigenschaften Rechnung
tragen, als vielmehr bestimmte Gesetze scharf betonen, die ohne dieses
Mittel als solche kaum kenntlich gemacht werden konnten, wofür sich
später verschiedene Fälle als deutlicher Beweis ergeben. — Es werden
also im Anschluß an das gesagte die Resultate des 2. Buches im allge-
1®) Um Irrtum für das folgende zu vermeiden, sei bemerkt, daß wo beim
Vergleich korresp. Typen des i. und 2. Buchs von gleichen oder unveränderten
Maßen die Rede ist, dies so verstanden wird, daß die auf 6ootel der Körperlänge
= I pars) transformierten Daten des i. Buchs bis auf Bruchteile eines pars über-
einstimmend gefunden wurden.
Constantin Winterberg: Über die Proportionsgesetze etc.
lOI
meinen als mehrstellig, jedenfalls als kompliziertere Zahlenausdrücke
erscheinen, wie im i weshalb denn auch das diesen Daten zugrunde
liegende geometrische Gesetz als solches a priori nicht in die Augen fällt,
sondern gesucht werden muß, wie es in der Proportionstabelle zum
2.' Buche geschehen ist. Zwar findet sich auch schon im i. Buche, wie
die entsprechende Tabelle lehrt, ein gewisses, die Reihe der auf die
Längenteilung bezüglichen Relationen verbindendes Prinzip mehr oder
weniger deutlich ausgedrückt dadurch, daß unter ihnen stets eine
existiert, die als für den betreffenden Fall besonders charakteristisch be-
zeichnet werden darf; doch ohne die Konsequenzen des 2. Buchs, indem
aus der hier stets vorangestellten charakteristischen Gleichung alles
übrige, gleichsam mit Notwendigkeit, wie beim natürlichen Organismus,
abgeleitet werden kann. Nach dieser Auffassung erscheinen somit ins-
besondere im 2. Buch die verschiedenen lypen wesentlich wie in der
Natur als Modifikationen einunddesselben Grundgedankens. Alle daraus
abgeleiteten Relationen sind überdies — wie unter normalen Verhält-
nissen in der Natur — der einfachsten Art; bis auf einzelne, welche der
Eigentümlichkeit des Individuums den andern gegenüber Rechnung tragen,
ohne jedoch den allgemein typischen Charakter dadurch im mindesten
zu alterieren. — Die meisten dieser Relationen besagen übrigens wesent-
lich nichts anderes, als was durch Tradition der künstlerischen Praxis
längst bekannt ist. — Größere Freiheit herrscht, wie in der Natur, auch
hier in den Quermaßen ; während auch im i . Buche immerhin noch eine
gewisse Übereinstimmung in einzelnen Teilen: dem quadratischen Kopfe
und desgleichen Querschnitt des Halses, die Wadenbreite und Knie-
dicke etc,, bekundet, welches sich nach traditionellem Herkommen er-
klärt, so will im 2. Buche der Künstler, wie es scheint, mit aller Tradition
vollkommen brechen, um nur auf Grund der Erfahrung rein individuell
zu charakterisieren. Unter den verschiedenen korresp. Maßen herrscht
darum die größte Verschiedenheit, die sich gelegentlich sogar ins Will-
kürliche verliert. Doch finden sich, wie unter den Längen, stets einzelne,
die als für den betr. Fall speziell charakteristisch bezeichnet werden
müssen, und als solche auch in ihrer tabellarischen Bestimmung gekenn-
zeichnet sind, indem sie sich zum Unterschiede gegen andere, unter-
geordneter Art, gewöhnlich direkt durch korrespondierende Längen
einfach darstellen lassen, während für die Bestimmung der übrigen die
Interpolation genügt.
Rein künstlerisch betrachtet, wird man übrigens kaum zugeben, daß,
abgesehen von der größern Exaktheit der Detaillierung im zweiten Buche
wesentlich ästhetisch genießbarere Resultate als im ersten zu Tage gefördert
werden. Jedenfalls wird sich der unbefangene Beschauer des Eindrucks
kaum erwehren können, daß z, B, von den Männern Fig. 2 und auch
102
Constantin Winterberg:
noch Fig. 3 des ersten Buches an Harmonie der Verhältnisse die meisten
der im zweiten enthaltenen eher hinter sich lassen als das Gegenteil Auch
wird wohl andererseits kein Mensch die erste Figur: Mann, und ebenso
Frau des zweiten Buches für wirkliche Naturmodelle ausgeben wollen, nach
welchen etwa im Sinne der zitierten Schadowschen Stelle die übrigen
entsprechend modifiziert zu denken wären. Wie dem auch sei, so würde
man wohl erst in allerletzter Linie für alle Mangelhaftigkeiten das von
ihm etwa angewandte Messungsverfahren verantwortlich machen können,
denn die Unterschiede entsprechender Typen, z. B. schon der das
Maximum der Körperfülle in beiden Büchern vorstellenden Typen i . sind
viel zu groß, um auch bei noch so unvollkommenen Instrumenten und
Methoden der Messung dadurch allein erklärt werden zu können.
Im übrigen gelten hinsichtlich der in Betracht kommenden am
meisten charakteristischen Maße dieselben Bemerkungen wie im i. Buche.
Dürer legt demgemäß auch hier der Gesamtform das Skelett wieder zu-
grunde, worauf sich die zur Erläuterung auf pag. 2 gegebene Skizze (Fig. i .)
bezieht. Ein Unterschied gegen das erste Buch besteht jedoch insofern,
als im zweiten diese Punkte, insbesondere die Oberarm- und Ober-
schenkelknorren-Centra, wie das folgende lehrt, konstruktiv mehr in
Betracht gezogen werden, obgleich auch hier über die Art, wie diese
Punkte gefunden wurden, dasselbe Dunkel herrscht.
b) Einteilung.
Die Kopflänge kann hier nicht, wie im i. Buche, als ausschließ-
licher Einteilungsgrund benutzt werden: indem das Maximum derselben
nicht wie dort zugleich mit dem der Körperfülle zusammehtrifft, sondern
einem mittleren Typus angehört. Sie variiert überhaupt hier in viel
engeren Grenzen: das Maximum zwar wie im ersten Buche nahezu
-f Körperlänge, wogegen das Mimimum sich genähert gleich also wie
bei Typus 4 des i. Buches ergibt, zum Beweis, daß das Überschlanke
des der altkölner Schule nachgebildeten Typus 5 von Dürer selbst in-
zwischen als solches erkannt und beseitigt wurde, denn es handelte sich
hier nicht sowohl um Phantasiegebilde, als um die Aufstellung eines auf
Erfahrungen basierenden allgemeingültigen naturgemäßen Systems der
verschiedenartigen menschlichen Proportionen zum Nutzen und Gebrauch
der Kunstgenossen.
Nicht wie im i. Buche finden sich ferner die Kopflängen der ver-
schiedenen Typen über das ganze Intervall vom Maxirrtum zum Minimum
gleichmäßig repartiert, sondern gruppenweise geordnet: zunächst um den
Mittelwert Körperl. = 80 p. im Interwall von 86 — 74 p., wobei jedoch
der innere Zwischenraum von 83 — 78 p. frei bleibt. Ebenso findet sich
eine zweite Gruppe um den Mittelwert = 70 p. im Intervall von 74 bis
67 p., wobei die Zwischenwerte fehlen. Im Gegensatz zum i. Buch haben
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
103
die Männer hier etwas größere Kopfmaße: das Maximum um 2, das
Minimum sogar um 3 p. gegen die bezügliche Frau vergrößert; nur bei
drei Typen: 2, 5, und 6, sind beide Geschlechter darin relativ gleich;
in den übrigen Fällen die Frauen um je i — 2 p. verkürzt, wodurch sich
dann zugleich die angedeutete Gruppierung als solche abrundet.
Die in den »Bemerkungen« der Tab. enthaltenen Angaben der
Kopflänge in möglichst einfachen Bruchteilen der Körperlänge zeigen
die bezüglichen Nenner, 7 resp. 8, event. noch mit Zusätzen von
if- . . . ^ versehen, welches genügt um — mit möglichster Genauigkeit —
bis auf unmerklich kleine Bruchteile der a. a. O. gegebenen Parteszahl
zu entsprechen.
Dies scheint in Verbindung mit dem vorher Bemerkten darauf hin-
zudeuten, daß es sich ganz wie im i. Buche nicht sowohl um eine bloß
zufällige Zusammenstellung beliebiger Modelle, sondern um ein festes
Prinzip handelt, wonach auch hier die Koptlängen als etwas a priori Ge-
gebenes der Proportionstabelle zugrunde gelegt wurden.
Aus dem gesagten motiviert es sich ferner, daß, wie bemerkt, die
Einteilung hier nicht an der Kopflänge strikte festhält, wie im i. Buche,
sondern, um sich diesem nach Möglichkeit anzuschließen, mehr auf die
allgemeinen Verhältnisse: der Übergänge vom Breitesten und Vollsten
zum andern Extrem rekurrieren mußte. Außerdem ist zu bemerken,
daß der größeren Variabilität des schönen Geschlechts, wofür dem Meister
leider nicht immer gerade die idealsten Vorbilder zu Gebote stehen
mochten, durch eine größere Anzahl von Typen Rechnung ge-
tragen wird, sodaß auf einen männlichen mehreremale zwei weibliche
entfallen.
Der Einteilung zufolge entsprechen sich
A. Männer:
I. Buch 1 Kopfl. Typus i. II. Buch 85 partes Kopfl.
« I « « 2. 3. « 86 resp. 84 p.
« i « « 4. « 78 « 76. 76.
« « « 5. « 70 « TO.
B. Frauen:
I. Buch \ Kopfl.
Typus I. II. Buch 83 partes Kopfl.
« 2. 3. « 86 resp. 84 p.
« 4- « 17- 76; 77; 75- 74;
« 5. « 70 resp. 67
Typus I.
« 2. 6.
« 3- 4-
« 5. 8.
Typus I.
« 2. 6.'
« 3a. 36.4; 7a. 7b.
« 5. 8.
c) Anordnung der Tabellen.
Im Gegensatz zum i. Buche, dessen Bestimmungen mehr architek-
tonischen, um nicht zu sagen schematischen Charakter tragen, indem
das alte Vitruvianische Prinzip der harmonischen Teilung den Bauten
Albertis, Palladios etc. analog nunmehr auch auf die Verhältnisse des
menschlichen Körperbaues angewandt sind, wobei die Wirklichkeit aller-
104
Constantin Winterberg:
dings nur unvollkommen und näherungsweise sich wiedergeben läßt, können
die Resultate des 2. Buches, trotz der im vorherigen hervorgehobenen
Mängel und Willkürlichkeiten, wie bereits angedeutet, immerhin mehr
organisch genannt werden, schon deswegen, weil sie alles rein Schematische
zu vermeiden suchen, um den erfahrungsmäßigen Beobachtungen keinen
Zwang anzutun. Die dennoch vorhandenen Willkürlichkeiten, insbesondere
bei der Bestimmung der Querdimensionen, entschuldigen sich andererseits
leicht dadurch, daß schon a priori das Urteil hinsichtlich der Längen-
teilung im allgemeinen ein viel sichereres sein muß, als bei den letzt-
genannten Maßverhältnissen, insofern Vermischungen, welche beim Über-
gang von: »klein« zu »groß«, von »untersetzt« zu »elanziert«, von
»kraftvoll« zu »schwächlich« die Längenproportionen erleiden, dem
Künstler wie dem Laien viel auftälliger und dem Auge geläufiger sind,
sodaß schon relativ geringe Verstöße dem Beschauer Disharmonien er-
wecken, von deren Ursache er sich allerdings nicht immer sogleich
Rechenschaft zu geben vermag. Gewisse erfahrungsmäßig feststehende
Prinzipien werden darum auch in den größten Meisterwerken der Plastik
nicht leicht überschritten.'®) Bei den Querdimensionen aber ist es
anders: hier fehlt schon darum, weil sie nicht in einer Linie überein-
anderstehen, der sichere Anhalt des Vergleichs, wie bei den Vertikal-
verhältnissen, zudem gibt wohl auch die Natur selbst in den Quermaßen
mehr Willkürlichkeit als in den Längenverhältnissen zu erkennen. Ganz
naturgemäß erklärt es sich darum, wenn die letzteren als Maßstab der
Beurteilung für jene dienen: es finden sich demgemäß auch bei Dürer
im 2. Buche wenigstens die Hauptmaße des Dicken und Breiten vor-
herrschend als einfache Bruchteile entsprechender Langenmaße dar-
gestellt, wobei, wie angedeutet, immer noch mehr als genügend Raum
bleibt, den freien Flug der künstlerischen Phantasie nicht allzusehr zu
hemmen.
Um nun aus der scheinbaren Kompliziertheit der a. a. O. gegebenen
Zahlen ein den verschiedenen Typen zugrunde liegendes gemeinsames
Prinzip zu erkennen, sind auch hier, wie im i. Buche, gewisse einfache
Relationen unter den in Rede stehenden Maßen abgeleitet und tabel-
larisch nach gleicher Ordnung wie dort zusammengestellt, sodaß zunächst
bezüglich der Längenverhältnisse wiederum die wichtigsten Punkte und
sodann ebenso die Quermaße in einer für die Konstruktion der Umriß-
linien der Gesamtfigur genügenden Weise durch die sie bestimmenden
1®) Dies gilt selbst für Michelangelo, in denjenigen seiner Werke, wo es sich
nicht darum handelt, über die Natur hinausgehende Gestalten, sondern Menschen
als solche zu erzeugen: wofür die beiden Sklaven am Grabmal Julius II. als Beweis
dienen können.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. 105
Relationen festgelegt werden. In diesem Sinne ist auch hier die Reihen-
folge derselben zu verstehen, wobei wiederum von möglichst charakte-
ristischen und zugleich als einfache Bruchteile der Körperlänge darstell-
baren Maßen ausgegangen wird. Die Kopflänge ist, wie bemerkt, auf
Grund der in Tab. »Bemerkungen« enthaltenen Relationen als gegeben
anzusehen.
Der genauere Vergleich dieser, den einzelnen Typen entsprechenden,
kolonnenweise wie im i. Buche zusammengestellten Relationen läßt nun
in der Tat jeden im großen und ganzen als neue Modifikation den
andern gegenüber erscheinen, und demzufolge als aus derselben Grund-
idee entstanden denken, welches man sich etwa auf folgende Art erklären
mag. In jedem der vorgeführten Typen repräsentieren sich, wie in der
Natur, gewisse allgemeine Gesetze des menschlichen Körperbaues, in der
Art, daß gewöhnlich ein, selten mehrere Punkte zunächst in den Längen,
den wesentlichen Charakter der Figur bestimmen, welchen analog auch
in Tabelle eine event. mehrere Relationen entsprechen, während alles
übrige auf Grund der allgemeinen erfahrungsmäßig feststehenden Prinzipien
bereits mehr oder weniger dadurch bedingt erscheint. Jeder neue Typus
stellt sich daher zunächst als neue Variante bezüglich der Bestimmung
jener charakteristischen Punkte resp. der ihnen in Taljelle entsprechenden
charakteristischen Relationen dar, von denen alles andere als abhängig,
und somit ebenfalls als Modifikation gegen frühere Fälle sich darstellt,
sodaß demgemäß das ganze Kriterium sich gewöhnlich auf eine oder
wenige charakteristische Relationen wird zurückführen lassen, wie die Dis-
kussion der einzelnen Typen weiter ersichtlich machen wird.
Über die, den Längenverhältnissen entsprechenden Angaben ist
a priori zu bemerken, daß die zueinander in Beziehung gesetzten Maße
möglichst der Bedingung entsprechend gewählt wurden, zunächst durch
die einfachsten Zahlenverhältnisse darstellbar zu sein und ferner auch
der, daß die bezüglichen Längen selber womöglich nicht in- oder auf-
einanderfällen oder auch nur teilweise Übereinandergreifen, sondern jedes
Maß für sich entweder vom andern durch Zwischenraum getrennt bleibt
oder als dessen unmittelbare Verlängerung erscheint, weil nur da-
durch dem Auge ein sicherer Anhalt für die Schätzung der Verhältnisse
geboten wird. Die charakteristischen Relationen der Tabelle bilden hier
im Gegensatz zu denen des i. Buches, vielleicht von Dürer selber so be-
absichtigt, den naturgemäßen Ausgangspunkt für die Bestimmung der
übrigen, die der Zahl und Reihenfolge nach auch hier zur Konstruktion
der allgemeinen Umrisse in beiden Projektionen genügen.
Diese charakteristischen finden sich demgemäß stets den übrigen in
Tabelle vorangestellt.
io6
Constantin Winterberg:
d) Erläuterungen zu den Tabellen.
I. Männer.
Erste Gruppe: Typus i.
a) Längen.
Typus I. kennzeichnet sich als Maximum der Körperfülle im ganzen
durch dieselben Eigenschaften wie im i. Buche, mit dem Unterschiede
jedoch, daß im vorliegenden Falle, wie schon in der Zeichnung a. a. O.
selber in die Augen fällt, die Verhältnisse viel schärfer charakte-
risiert sind.
Die Kopflänge nähert sich bis auf i p. dem Dürerschen Maximum,
welches somit, wie auch in der Natur, nicht mit dem Maximum der
Körperfülle zusammentrifift, sondern vielmehr den niedersten Wuchs
(T. 2.) kennzeichnet. Das Rumpfende o ist gegen Typus i des i. Buches
etwas heraufgerückt, während der Abstand: Scheitel-Linie der Oberarm-
knorren-Centra fast unverändert bleibt. Dagegen trennt sich die Hals-
grube, welche im i. Buche mit aa koinzidierte, von dieser Linie, indem
sie um lo p. höher rückt, w'odurch die Schultern weniger heraufgezogen
und der Kontour nicht so unbeholfen wie ebendort sich darstellt, sodaß
mit Bezug auf die Lage von o die von e gezählte Rumpflänge eo in
beiden Fällen nahezu unverändert bleibt.**^) In beiden ist dieselbe dem-
gemäß als Maximum gekennzeichnet, nach Tab. hier genau zu | Körper-
länge normiert. Charakteristischer ist jedoch, daß der Abstand des
Rumpfendes o vom Scheitel ebenfalls ein Maximum wird, wie sich durch
die in Tab. den Ausgang bildende Relation:
CO — oz
bekundet. — Die Kniemitte fällt, wie die darauf bezügliche 9, Relation
der Tabelle ausdrückt, im Anschluß daran naturgemäß ebenfalls tiefer
als sonst, doch will das Minimum der Länge qz hier offenbar wenig
sagen, da der Unterschied gegen den nächstfolgenden Typus sich nur auf
einen pars beschränkt. Ebensowenig sind die Teilpunkte i, m' und n des
Rumpfes für die Charakteristik von Bedeutung. Der untere Rippenrand
hat sogar genau den gleichen Scheitelabstand wie Typus 2. Die Relation
io = oq, welche hier nach Tab. ausschließlich an das Maximum gebunden er-
scheint, findet sich, beiläufig bemerkt, auch unter den Antiken bei
übrigens verschiedenartigen Typen, wodurch dieselbe eine viel all-
gemeinere Bedeutung erhält, als sie nach Dürers Erfahrungen bean-
spruchen könnte. Ähnliches gilt von der zur Bestimmung von n dienenden
Relation bf=fn: in modifizierterForm findet sie sich nur noch einmal (Typ. 7)
wiederholt, wo statt n die Körpermitte fTauftritt. Weniger allgemeingültig ist
2®) wenn in Tab. von Vertikalabständen aa af etc. die Rede ist, so wolle man
dies, stets mit Rücksicht auf die Bezeichnungen des Profils als Durchschnittspunkt
der Linien aa, ff. etc., mit der Profilebene verstehen.
über die Proportionsgesetie des menschlichen Körpers etc. 107
die zur Bestimmung von m' in Tab. angegebene Relation, wonach m' z
dem Doppelten von aV entspricht: sie hat aber hier eine besondere Be-
deutung durch ihren Zusammenhang mit den Verhältnissen der oberen
Extremität, wie weiter unten zu ersehen. Nabel und oberer Beckenrand
liegen anstatt wie im i. Buche zu koinzidieren, voneinander getrennt, der
Nabel ~k bis auf die Mitte des Intervalls vom untern Rippen- zum obern
Beckenrande {i!^ heraufgerückt. Nur für letzteren (^) als den wichtigeren
ist in Tab. die zu seiner Bestimmung dienende Relation als um die
doppelte Länge em' von der Sohle entfernt, direkt angegeben (während
k sich im oberen Drittel der Strecke b' q befindet). Von den übrigen
Rumpfteilen hat nur die Brustwarzenhöhe Interesse, insofern nach Tab.
ihre Bestimmung einem nicht bloß in der Natur nach normalen Verhält-
nissen, sondern ebenso in den Meisterwerken der bildenden Kunst oft
wiederkehrenden Gesetze entspricht, demgemäß der Abstand df genau
der Kopflänge gleichkommt, wobei es auftällt, daß dasselbe hier zum
erstenmale bei Dürer Anwendung findet, im ganzen i. Buche dagegen
nicht. Die Bestimmung von g ist offenbar als ein Anschluß an die bereits
diskutierte bezüglich der Lage des Punktes n aufzufassen.
Bezüglich der oberen Extremität wurde im vorherigen schon auf
die Bedeutung der Länge m'z hingewiesen, deren Doppeltes nach Tab. der
Länge ww der ausgestreckten Arme entspricht, die sich demgemäß auch, was
vielleicht noch näher liegt, als das 4 fache des Abstandes aU auffassen
ließe. Man sieht, diese Bestimmung kann nur stattfinden, wo die Arm-
länge nicht zu kurz und Punkt m' verhältnismäßig tief liegt, wie im vor-
liegenden Falle, für welchen darum die Bestimmung charakteristisch ge-
nannt werden muß.
Übrigens könnte man, in Ermangelung derselben, auch die in Tab.
nicht aufgenommenen betrachten, wonach sich der Abstand k'k' beider
Handwurzeln in der vorausgesetzten Armhaltung der Länge ez vergleicht,
sodaß also durch die gen. Maße in der Vorderansicht ein volles Quadrat
umschlossen wird. Ebenso einfach und leicht zu merken ist die in mo-
difizierter Weise mehrfach wiederkehrende, wonach dieLinie der Handwurzeln
bei vertikal herabhängenden Armen mit der Höhe von n koinzidiert, wie dies
bereits im korresp. Falle des i, Buches stattfand, wo gleichzeitig auch die
obere Begrenzungslinie an mit e koinzidierte. — Die zur Bestimmung des
Oberarmendes dienende Relation hat wohl mehr zufälligen Charakter.
Die Hand ist schließlich durch die Bestimmung, wonach deren drei auf
die Strecke en gehen, als appr. Maximum gekennzeichnet: ebenso die
Fußlänge, sofern sie nach Tab. auf der Strecke: Knie — Sohle nur fünfmal
enthalten ist, somit das Vitruvianische Maß, welches im i. Buche dem
Maximum entsprach , noch um einige partes überschreitet. Da außer-
dem auch der Abstand der Oberschenkelknorren-Centra p' p' sich größer
io8
Constantin Winterberg:
als die Fußlänge ergibt, so übersteigt auch die Basis ww hier die halbe
Körperlänge nicht unbeträchtlich, während sie derselben im i. Buche nur
gerade gleichkam.
b) Quermaße.
1. Dicken.
Das Maximum der Kopfdicke findet sich nach Tab. interpolatorisch,
mittels korrespondierender Breiten ; jedenfalls geringer als beim Typus i
des I. Buches, wo sich der Profilschnitt als volles Quadrat ergab. Nur
die Gesichtstiefe ist durch die gleiche Relation gegeben, für die des
Halses gilt dagegen das über die Quermaße im allgemeinen Bemerkte.
Gegen Typus i des i. Buches ist ferner die Vergrößerung der Brusttiefe
und Verminderung der Gesäßdicke von Bedeutung, indem hier beide
Maße sich gleichstellen. Sie übertreffen demzufolge beide die als Kasen-
tiefe anzusehende Fußlänge: ein Fall, der außerdem sich nur bei Frauen
wiederholt. (Daß die Brusttiefe sich nach Tab. als Teil von aV ausge-
drückt findet, erklärt sich dadurch, daß dieselbe hier in die Höhe der
Armspalte b\ anstatt wie sonst in die von f fällt). Naturgemäß ver-
mindern sich auch die beiden andern Rumpfdicken; Bauchtiefe und
Dicke in o. Am meisten charakteristisch ist unter den Dicken der Ta-
belle offenbar die Bestimmung der als Maximum gekennzeichneten Gesäß-
tiefe, welche Eigenschaft bei der ihr gleichen Brusttiefe weniger hervor-
tritt. Nach denen des Rympfes proportionieren sich wie sonst die
übrigen Maße: die Kniedicke als dritter Teil der Länge als Maximum.
Analoges gilt für die obere Extremität, wo die Dicke des Oberarms ein
Maximum ist, sofern sie das im i. Buche angegebene Verhältnis zur
Brusttiefe noch überschreitet.
2. Breiten.
Für das Maximum der Kopf breite ergibt sich nur die Bestimmung
als Fünffaches der Schädelhöhe {ab*), was auf einen niederen Grad der
Intelligenz hinzudeuten scheint. Als Bruchteil davon findet sich die des
Gesichts, analog wie auch . in anderen Fällen (vgl. T. 3). — Von den
Rumpfmaßen ist die Schulterbreite zu ^ der Rumpflänge selber darge-
stellt, im Vergleich zu ähnlichen Bestimmungen späterer Fälle (vgl.
Typus 3) als Maximum charakteristisch. Die Verschiedenheit gegen die
des I. Buches ist im übrigen nur eine scheinbare: indem die größere
Handlänge des vorliegenden Typus den gleichen Ausdruck wie dort
formell nicht gestattet; in Wirklichkeit ist in beiden Fällen das Maß
2') Die resp. Maße Dürers lassen hier allerdings eine einfache Beziehung
vermissen. Man findet aber leicht, daß der Abstand U>w die halbe Länge luco bis auf
I pars Unterschied erreicht.
22) Nach Tab. am einfachsten als Mittel aus den Vertikalabständen der
Vorder- und Rückseite darstellbar.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
109
1^ Körperlänge. Rippen- und Gesäßbreite zeigen dagegen hier ein ge-
geringes Wachstum, welchem sich auch der zur Rippenbreite in dem-
selben Verhältnisse wie dort stehende Brustwarzenabstand anschließt.
Doch nur die beiden ersten sind nach Tab. wie auch bei den Dicken
durch Längenmaß als die wichtigeren und als Maxima deutlich gekenn-
zeichnet, die anderen Rumpfbreiten danach interpoliert. Überdies
lassen die Bestimmungen der Tabelle, wie man leicht übersieht, in den
dabei benutzten Längen einen gewissen Zusammenhang ebenso wie bei
den Dicken erkennen, welcher nicht sowohl als zufällig, sondern olFenbar so
von Dürer beabsichtigt aufgefaßt werden muß, weil auch in den übrigen
Typen ein ähnlicher Zusammenhang wiederkehrt. — Hinsichtlich der
übrigen Maße läßt in der untern Extremität nach Tab. eigentlich nur die
Bestimmung der Minimaldicke über dem Fußknöchel als Hälfte der
Kniedicke Bekanntes erkennen, welche letztere anstatt durch den Unter-
schenkel hier durch den Abstand oq der Oberschenkelpartie, also durch
eine offenbar weniger naheliegende Bestimmung als die korresp. Dicke
gekennzeichnet ist. Ebenso findet sich unter den Maßen der oberen
Extremität außer dem nur hypothetisch angebbaren Maximum nur die
mit der Ellenbogendicke übereinstimmende mittlere Oberarm- und Hand-
knöchelbreite schärfer präzisiert, wonach das übrige sich interpoliert. —
Zweite Gruppe.
Die beiden Typen 2 und 6 dieser Gruppe sind im Vergleich zu
den entsprechenden des ersten Buches augenscheinlich niederer Statur,
der erstere wohl unter mittlerer, der andere kaum mittlerer Größe, in-
dem in beiden Fällen der Körperlänge nicht mehr als ppt. 7 resp. 7^^
Kopflängen gegeben werden. Diese Typen sind also nicht sowohl Modi-
fikationen jener des i. Buches, als vielmehr für sich bestehende Ein-
schiebungen innerhalb des relativ sehr weiten Intervalls von Typus i bis
zum nächstfolgenden.
In den Hauptverhältnissen, insbesondere der Teilpunkte e und n
stimmen beide unter sich fast überein, differieren dagegen in Bezug auf
die Lage der Kniemitte q sowie auch in den Teil Verhältnissen der Rumpf-
partie. — Typus 6 ist der elanziertere, in den Dicken schwächer, dagegen
stärker in den Breiten der oberen Rumpfteile, im ganzen leichter und
elastischer gebaut als der andere, der in seinen Verhältnissen mehr an
jene untersetzten niedern Gestalten der Aigineten erinnert, welche man als
Repräsentanten maximaler Körperkraft anzusehen pflegt, dergleichen sich
u. a. bei Schadow a. a. O. als extremer, in der Natur noch möglicher Fall,
im «Lesbenier» verkörpert findet. Daß gegen diesen der Dürersche Typus 2
so schwach erscheint, hat seine Erklärung wohl darin, das letzterer sich
zur Aufgabe stellte, die möglichste Kraftfülle mit Schönheit, d. h. nach
HO
ConstaDtin Winterberg:
mittelalterlichem Begriff mit äußerstem Grade der Schmalheit und
Schmächtigkeit zu verbinden.
I. Typus 2.
a) Längen.
Der vorliegende Typus ist, wie bemerkt, von niederm Wüchse: die
Kopflänge erreicht dabei das Maximum, welches fast ans Knaben-
hafte anklingt. Auch der Vertikalabstand: Scheitelhöhe der Oberarm-
knorren-Centra, stellt sich als solcher dar, nämlich nach Tab. als
5. Teil der Körperlänge. Das Charakteristische liegt jedoch gegen
Typus I in der Verkürzung des Oberkörpers und entsprechender Ver-
längerung der unteren Extremität, infolge Heraufschiebung der Linie
der Oberschenk elknorren-Centra (Punkt m'), demgemäß sich mit Bezug
auf die Lage von e auch die Rumpflänge als solche verkürzt, doch ohne
sich zu verschieben. Die dies ausdrückende Relation:
am' = oz
bildet darum als besonders charakteristisch in Tab. den Ausgang für die
Konstruktion und man übersieht zugleich, wie der ganze Charakter von
dem des Typus 2 im i. Buch verschieden sein wird, indem die Körpermitte
bei letzterem in den Spalt, also o offenbar viel näher fällt als m' , während
sie hier zu beiden symmetrisch liegt. Da ferner, wie sich aus der Be-
stimmung des Abstandes otz (vgl. Note i. Tab.) ergibt, die Länge qz,
als dritter Teil davon, sich gegen Typus i offenbar nur unwesentlich
wird ändern können, so kann sich die Verlängerung der unteren Extremi-
tät nur in der des Oberschenkels resp. in der Länge von oq bekunden.
Punkt n dagegen ist, wie schon dessen Bestimmung nach Tab. zeigt,
hier nur von untergeordnetem Interesse, da derselbe bereits durch o
mehr oder weniger vorgezeichnet erscheint. Wichtiger würde beim Über-
gang von Typus i zu 2 der Punkt i für die Konstruktion sein, sofern
sich dessen Teilverhältnis der Körperlänge unverändert überträgt, obgleich,
da dasselbe kein einfaches ist, eine bezügliche Relation der Tabelle fehlt.
Auch die Lage des mit dem oberen Beckenrand koinzidierenden Nabels
hat wie im vorigen Falle hier nur untergeordnete Bedeutung und stellt
sich nach Tab. gewissermaßen als Fortsetzung des bezüglich m' und o
bestehenden Gesetzes dar, indem ebenso wie jene zu C, sich k und 0
wieder symmetrisch zu m' verhalten. —
Von den obem Rumpfpunkten ist e bereits durch a mehr oder
weniger bedingt, die Höhe der Brustwarzen durch dieselbe Relation wie
im vorherigen Falle gegeben, wovon dann wiederum die der unteren Brust-
kontur abhängt. In Tab. wurde dafür ein von f unabhängiger Aus-
druck {gq = 4ag) seiner Einfachheit und Verständlichkeit wegen vorge-
zogen, der jedoch auch in dieser Form immer nur individuelles Interesse
beanspruchen dürfte, da analoge Bestimmungen in andern behandelten
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
III
Fällen sich nicht wiederholen. Hinsichtlich der Arme findet nach Tab.
der auch im i. Buche nicht vorgekommene Fall zum erstenmale statt,
daß die Länge tuo) der Körperlänge genau entspricht. — Die Lage der
Handwurzeln bei vertikal herabhängenden Armen läßt ihrerseits in der
zu ihrer Bestimmung dienenden Relation, wobei Ce an Stelle von an tritt,
gegen die von Typus i nur eine unwesentliche Variante erblicken. Von
noch weniger Bedeutung sind die beiden fehlenden Punkte f und o\
obgleich Tab. dafür sehr einfache Bestimmungen liefert.*®)
Den Zusammenhang der obern und untern Extremität will Dürer
augenscheinlich in diesem Falle dadurch ausdrücken, daß er, wie auch im
nächsten Typus 6, Oberarm und Fuß von gleicher Länge setzt, eine Be-
stimmung, die, wenn überhaupt, nur denkbar erscheint, wo der Fuß sein
Maximum, der Oberarm sein Minimum erreicht. Viel häufiger ist be-
kanntlich in der Natur der Fall, daß Unterarm und Fuß gleich groß
erscheinen, was bei Dürer allerdings schon dadurch ausgeschlossen er-
scheint, daß die volle Länge des Unterarms (inkl. EllbogenübergrifF) nipht
angegeben wird. Unleugbar liegt in dieser, im Gegensatz zum ersten
Buch prinzipiell durchgeführten, Verkürzung der oberen Extremität, ins-
besondere des Oberarms eine gewisse Willkür, für welche eine innere
Notwendigkeit nicht abzusehen ist, insofern selbst unter den antiken
Bildungen, da wo die Armlänge ihr Minimum erreicht, die Knabentypen
inbegriffen, der Oberarm die Fußlange stets noch um ein merkliches zu
übertreffen pflegt.*^)
b) Quermaße.
I. Dicken.
Die Kopfdicke ergibt sich wie bei den meisten Typen des 2. Buches
interpolatorisch : die Halsdicke als das i-^ fache der Halslänge nicht so-
wohl durch die Stärke als durch die Kürze des Halses zu erklären. Von
den Rumpfmaßen lassen Brust- und Bauchtiefe eine Verstärkung gegen
Typus 2 des i. Buches wahrnehmen, während die Gesäßtiefe sich nahe-
zu wie dort ergibt. Trotzdem somit die letztere von der Brusttiefe um
einige partes überschritten wird, bleibt diese hinter der als Kasentiefe
anzusehenden Fußlänge auffallend zurück. Die nach Tab. der Kopflänge
gleichgesetzte Gesäßdicke gestattet, da diese mit der Unterarmlänge
identisch ist, nebenbei den unmittelbaren Vergleich der qu. Maße. Sie
**) Die der Gesichtshöhe b* d gleiche Handlange kann zur Bestimmung von d
im vorliegenden Falle übergangen werden, insofern nach dem Gange der Konstruktion
der Punkt b* überhaupt hier keine Rolle spielt.
**) Auch mit Hinzunahme des Abstandes a'«, d. h. also die ganze Länge vom
höchsten Punkt des Oberarms, wie bei den Antiken gezählt, bleiben die Maße hinter
den letzteren erheblich zurück, wie schon daraus hervorgeht, daß das Intervall der
Variabilität beide Grenzen (103J - 123/) auch so viel tiefer gerückt zeigt, als bei
letzteren.
II2
Constantin Winterberg:
ist somit eigentlich das Hauptmaß für die Rumpfdicken indem auch die
Brusttiefe sich danach interpolatorisch ergibt (vgl. Anm. 7 — 9 d. Tab.).
— Nach den Rumpfdicken proportionieren sich die übrigen, von der
untern Extremität besonders die auch im ersten Buche für mittlere
Typen vorherrschende Bestimmung der Kniedicke zu ^ der Unterschenkel-
länge. Die Maße der oberen Extremität zeigen dies weniger deutlich,
doch steht die in Anm. 4 der Tab. zur Bestimmung des Maximums (17')
gegebene Beziehung nicht isoliert: ebenso ist die der Handdicke schon
im I. Buch vertreten.
2. Breiten.
Für die Kopfbreite gilt im allgemeinen das bezüglich der Dicke
Bemerkte. Auch die des Halses findet sich wie im vorliegenden Fall
nur ausnahmsweise durch einfache Ausdrücke gegeben : übrigens zeigt sie
sich gegen die korresp. Dicke nur um i p. vermindert. Volle Gleichheit-
beider Maße findet sich dagegen, im Gegensatz zum i. Buche, nach
Tab. im zweiten nur ausnahmsweise. — Bezüglich der Rumpfmaße zeigt zu-
nächst die Schulterbreite sich gegen Typus 2 des i. Buches, wo sie in
runder Zahl zu ^ Körperlänge, also auffallend schwach angesetzt war,
verglichen z. B. mit Schadows mittleren Mannestypen sogar noch um
einige partes vermindert, indem sie nach Tab. dem Vertikalabstande
Brustwarzen— Rumpfende entspricht. Dem entgegen zeigt die Rippen-
breite das normalmäßige Maß des mittleren Mannestypus, welches aller-
dings wegen der Schmalheit der Schultern nicht wie sonst als dieser,
sondern nach Tab. als der gleiche Bruchteil des der normalen mittleren
Schulterbreite ungelähr entsprechenden Abstandes em' sich darstellt.
Ebenso erklärt sich die Angabe der Tab. Anm. 5 hinsichtlich des Brust-
warzenabstandes dadurch, daß er der Rippenbreite entsprechend gegen
die halbe Schulterbreite etwas vergrößert werden mußte. Auch die
Weichenbreite proportioniert sich in nahezu normaler Weise zu der der
Rippen, wie nach der bezüglichen Bestimmung der Tab. insofern
ersichtlich ist, als der Abstand io, den sie demzufolge bis auf i p. erreicht,
auch sonst unter normalen Verhältnissen dafür öfter als Maß auftritt.
Ebenfalls die Gesäßbreite, zwar etwas stark bemessen, schließt sich hin-
sichtlich der in Tab. enthaltenen Bestimmung als dritter Teil des Ab-
standes kz den auch sonst vorkommenden Fällen an. Die übrigen
Breiten proportionieren sich wie gewöhnlich, was bezüglich der untern
Extremität die wie auch sonst der Kniedicke gleichgesetzte Wadenbreite,
ebenso bezüglich der Arme vom Maximum abgesehen, die der mittleren
Oberarm- und ebenso der Handbreite bekundet.
II. Typus 6.
a) Längen.
Die Köpflänge ist gegen Typus 2 nur um 2 p. vermindert.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. nj
Im Vergleich zu ihm stellt sich, wie bereits bemerkt, der vorliegende
von elanzierterer Form obgleich nur mittleren Wuchses, überdies von
möglichst normalen Proportionen, indem schon aus den Relationen der
Tabelle unverkennbar die Absicht Dürers spricht, die einfachsten und über-
sichtlichsten Verhältnisse der Natur in diesem Typus zu veranschaulichen.
Mit Schadows mittlerem Manne von 66" verglichen, findet sich allerdings
auch hier ein großer Unterschied in der relativen Schmalheit des vor-
liegenden, wofür der Grund im allgemeinen bereits angegeben wurde,
ebenso auch demzufolge in den Vertikalverhältnissen. In einzelnen Punkten
herrscht allerdings Übereinstimmung. Nur in diesem Falle hat z. B. wie
bei Schadow die Körpermitte C als mit dem oberen Penesrande n
zusammenfallend, eine anatomische Bedeutung, weshalb die dies aus-
drückende Relation der Tabelle:
an = nz
für diesen Fall charakteristisch ist. Gegen Typus 2 und 3 des i. Buches,
wo der Spalt h die Stelle von n vertritt, liegt darin ein wesentlicher
Unterschied, insofern durch Verlängerung des Oberkörpers und Verkürzung
der Beine der Natur im vorliegenden Falle offenbar mehr Rechnung ge-
tragen wird. Mit n verschiebt sich selbstredend auch m\ itn vorigen
Falle mit 0 symmetrisch zur Körpermitte gelegen, nach abwärts. Die zur
Bestimmung von w' dienende Relation der Tabelle charakterisiert jedoch,
mit dem vorhergehenden verglichen, nicht sowohl dies, als vielmehr das
Heraufrücken der Brustwarzenlinie. Mit ihr in gleichem Sinne verschieben
sich die oberen Rumpfteile, wie die der Kopflänge hier gleichgesetzte
Brusthöhe eg ersehen läßt, während das obere Rumpfende e gegen
Typus 2 fast ungeändert bleibt. Von den übrigen Punkten ist ins-
besondere das Teilverhältnis des Rumpfs in dem naturgemäß ebenfalls
etwas aufwärts gerückten Punkt i von Interesse, wobei im Gegensatz
zu Typus 2 nicht dem Rippenkorb sondern der untern Rumpfpartie
die größere Länge zugewiesen wird. Dies wäre jedoch, der ent-
sprechenden Relation der Tabelle zufolge, wonach Punkt i die Mitte
des Abstandes aq bilden soll, nicht möglich, ohne daß gleichzeitig auch
der letztgenannte Punkt, die Kniemitte, sich nach aufwärts verschiebt,
somit die Länge oq des Oberschenkels verkürzt wird. Dies bestätigt
denn auch die bezügliche Relation der Tabelle, wonach sich diese Länge
als Hälfte der des Rumpfs ergibt. Bei der obern Extremität, deren
Bestimmungen in diesem Falle besonders charakteristisch sind, ist das
wie bei Tab. 2 der Körperlänge gleiche Maß «>ü> der ausgestreckten
Arme noch nicht das Wichtigste: es tritt vielmehr noch eine zweite
Bestimmung hinzu, durch welche der auch hier mit dem obern Becken-
rand koinzidierende Nabel eine besondere Bedeutung erlangt, indem
mittels des genannten Punkts die Armverhältnisse, oder umgekehrt, wenn
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 8
Constantin Winterberg:
I14
diese bekannt, daraus die Lage jenes abgeleitet werden kann. Dieser
bereits einleitend angedeutete Zusammenhang tritt nach Dürer nicht in
allen Fällen ein, sondern findet sich nur in dreien, und zwar bei beiden
Geschlechtern wiederholt, und besteht darin, daß der vom Nabel k'^^) als
Zentrum mit dem Radius kz beschriebene Kreis durch die beiden Mittel-
fingerspitzen 0^ der ausgestreckten Arme geht, diese soweit erhoben
gedacht, bis die genannten Fingerspitzen die durch den Scheitel gelegte
Horizontale treffen (vgl. Fig. i). In der Tat zeigt die Rechnung,
daß, bis auf eine minimale Differenz das gesagte für die Daten des
vorliegenden Falles zutrifft; in den beiden vorigen dagegen die
Spitzen um in der bezeichneten Horizontale zu bleiben, ziemlich
stark über die Peripherie des genannten Kreises hinausfallen würden.
— Da hier übrigens nach den Relationen der Tabelle sowohl die
Armlängen und deren Teile wie auch der Abstand der Oberarm-
knorren-Centra «a, von denen aus dieselben zählen, als bekannt anzu-
sehen sind, so finden sich nach Andeutung der Fig. i zunächst die
Punkte op^ und mittels dieser dann Punkt k, indem man auf der Mitte
der in a. a. O. fehlenden Verbindungslinie op eine Senkrechte errichtet,
deren Durchschnitt mit der Körperaxe den qu. Punkt ergibt (in Tab. durch
die Relation: kz = o^k kurz angedeutet). Die Bestimmungen der Arm-
teile nach Tab. bedürfen keines Kommentars; für die Konstruktion ist
nur zu beachten, daß die Lage der Horizontale, worauf die Strecke wto
und ihre Teile aufgetragen sind, zur vertikalen Hauptaxe laut Anm. i
der Tabelle dadurch gefunden wird, daß wie ad Typus i bei senkrecht
herabhängenden Armen die Linie der Handwurzeln k'k' mit n koinzidiert,
welcher Punkt als Körpermitte hier als a priori bekannt anzusehen ist. —
Das Verhältnis von Oberarm- und Fuß- zur Körperlänge ist gegen Typus 2
unverändert: nur das von Unterarm und Hand durch Verkürzung der
letzteren und entsprechende Verlängerung Jener dem leichteren Körperbau
mehr angepaßt.
b) Quermaße.
I. Dicken.
Die Kopfdicke — in Tab. nicht angegeben — stellt sich als arith-
metisches Mittel zwischen korrespondierender Länge und Breite dar, während
die Gesichtstiefe (ohne Nasenvorsprung) wie in anderen Fällen der Ge-
sichtshöhe b*d gleichkommt. Ebenso entspricht die Halsdicke den
gewöhnlichen mittlern Verhältnissen. Über die Brusttiefe, welche sich im
Anschluß an die Kopfdicke gegen Typus 2 um etwas weniges vermindert,
obwohl die bezügliche Relation dies nicht zu übersehen gestattet, gilt
25) k = Nabel, zum Unterschied gegen den obern Beckenrand k so bezeichnet,
wo beide ausnahmsweise nicht koinzidieren.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
das bei letzterem bereits Bemerkte, Das Minimum der Bauchtiefe
(Dicke in ^), welche bei Dürer mit Ausnahme des Typus i im allgemeinen
stets kleiner als die Kopftiefe sich darstellt, erscheint im vorliegenden
Falle ganz besonders schwach im Vergleich zu jener und zur Brusttiefe
bemessen. Auffallend gering ist auch hier der nur auf ein i pars redu-
zierte Überschuß der letzteren gegen die Gesäßdicke, wie sich übrigens
schon in den bezüglichen Relationen nahezu angedeutet findet. Letztere
ist nach Tab. auch hier in Übereinstimmung mit Typus 2 der Kopflänge
gleichgesetzt. * *^) Als wesentliche Maße sind somit hier Gesäß- und Brust-
tiefe gekennzeichnet. Die übrigen Rumpfmaße sowie die der untern
Extremitäten finden sich nach Tab. meist interpolatorisch, so daß sich
namentlich die Abschwächung der Kniedicke danach nicht ersehen läßt:
Ähnlich verhält es sich mit der obern Extremität, wo nur die Bestimmung
der Maximaldicke durch die halbe Oberarmlänge für die Proportionierung
der übrigen einen Anhalt bietet.
2. Breiten.
Wie Länge und Dicke bleibt auch die nach Tab. hier zur 3 fachen
Schädelhöhe angesetzte Kopf breite gegen Typus 2 etwas zurück, ent-
sprechend die übrigen Maße: Gesichts- und Halsbreite, obwohl aus
mehrfach angegebenen Grunde nach Tab. nicht zu ersehen. Dagegen sind
bezüglich der Rumpfmaße die Bestimmungen einfacher als sonst; ins-
besondere die allerdings wieder sehr schmal, obgleich etwas voller als
im vorigen Falle, nämlich zu ^ Körperlänge, bemessene Schulterbreite
(als Hälfte des Abstands an dargestellt), während der Brustwarzenabstand,
nach Tab. interpolatorisch bestimmbar (Anm. 5), wenn auch nur um ein
Minimum stärker als die Hälfte von jener erscheint. Trotz der Ver-
größerung der Schulterbreite bleibt hinsichtlich der übrigen Rumpfbreiten
im Vergleich zu ihr dennoch das darüber im vorigen Falle Bemerkte so-
gar noch in verstärktem Maße in Kraft zunächst allerdings hinsichtlich
der Rippenbreite, während in den Weichen der elanzierteren Figur mehr
Rechnung tragend, die Breite sich gegen Typus 2 relativ schwächer
gestaltet. Vielleicht schon der Übereinstimmung mit dem zur Bestimmung
der übrigen Hauptmaße benutzten Längen wegen erklärt es sich, daß
auch für die Gesäßbreite hier statt kz der Abstand ak auftritt, als dessen
Hälfte sie sich darstellt. Gegen die Rippenbreite ist der Unterschied
ein sehr geringer. Deutlicher als die Dickenmaße lassen sich die Breiten
■^®) Da eine einfachere Bestimmung dafür nicht zu ermitteln war, so wurde in
lab, statt ihrer das Mittel aus den Dicken in i und k aufgenommen, welches, wie
auch die Gesäßtiefe, als einfacher Bruchteil der Rumpflänge erscheint.
*0 Obwohl auch eine andere Bestimmung zu \m'q möglich wäre, die jedoch
weniger nahe liegt.
8*
jl5 Constantin Winterberg; Über die Proportionsgesetze etc.
der untern Extremität als proportionale Fortsetzung zu denen des Rumpfs
übersehen, insbesondere die der Waden. In der oberen Extremität gilt
dies zwar weniger, da sich das Maximum nicht einfach genug ausdrückt,
doch deutet wenigstens die mittlere Oberarm- und auch das Maximum
der Unterarmbreite seiner Bestimmung nach auf mittlere, den übrigen
sich anschließende Verhältnisse. Etwas willkürlich erscheint allerdings
die vollständige Übereinstimmung dieser Maße mit denen des vorigen
Typus.
(Fortsetzung folgt.)
Zu den Landsknechten David de Neckers.
Von Campbell Dodgson.
In den zahlreichen Aufsätzen, welche seit der Veröffentlichung
Breunner-Enkevoerths ') dieses Thema behandelt haben, wird man etwas
vergeblich suchen, was doch zur Sache gehört: eine Abschrift von der
Vorrede David de Neckers, die, soweit bekannt, nur in einem voll-
ständigen Exemplar in Stuttgart erhalten ist. Eine solche Abschrift, die
ich der Güte des entgegenkommenden Direktors des Königl. Kupferstich-
kabinets, Prof. K. Kräutle, verdanke, mag an dieser Stelle die empfind-
liche Lücke ausfüllen.
Kurcze Vorred über diese | fünfftzig Landsknecht.
DIse nachfolgende alte Landsknecht seind vor 6o. und etlich jarn
von dreyen guten berümbten Malern, dero gewesner Namen, Hans Burk-
mair, Christoff Amberger und Jörg Brew, alle damals zu Augspurg ge-
wonet, gerissen und gestalt worden. Hat Jobst de Necker formschneider,
mein lieber Vatter seliger zusamen geordnet, dieselben geschnitten, etwo
wegen der guten bossen und seltzamen Kleidungen, weil keiner wie der
1) Römisch kaiserlicher Majestät Kriegsvölker im Zeitalter der Renaissance, Wien
1883, mit erläuterndem Text von Jacob Falke.
2) H. A. Schmid, Zeitschr. f. bild. Kunst. N. F. v. 24, und Kunstchronik, 2. Nov.
1893, Sp. 56. R. Stiaßny, Zeitschr. f. christl. Kunst, 1894. VII. Sp. 119— 120.
W. Schmidt, Repertorium, XVII. 366—368. F. Dörnhöffer, Jahrb. d. Kunstsamml. d.
Allerh. Kaiserhauses, XVIII. 35— 36- Vgl. auch Pauli, Beham, Nrn, 1255—1258,
1455—1459-
Erst als obiges schon zum Satz gegeben war, fand ich die vermißte Vorrede,
freilich mit etwas abweichender Orthographie, im bekannten Buche Konrad Langes über
Flötner (1896) S. 25 publiziert. Ich hätte es nicht versäumen sollen, das gründliche
Werk Langes in diesem Zusammenhang nachzuschlagen, wenn es auch hauptsächlich
die erste Serie Breunner-Enkevoerths behandelt. Ich kann allerdings der Ansicht Langes
nicht beipflichten, daß einige Nummern der zweiten Serie erst nachträglich für D. de
Necker nach den entsprechenden Nummern der ersten Serie geschnitten wurden. Kein
Formschneider des auslaufenden Jahrhunderts wäre im stände gewesen, den Stil der
zwanziger Jahre so trefflich nachzuahm^p, Die ganze Folge trägt, was den Schnitt an-
belangt, ein einheitliches Gepräge,
ii8
Campbell Dodgson:
ander ist, damit die Jugend lust gewinne sich darnach zu üben und
reissen lerne. Weil nun aber unter diesen keines bisher gesehen worden
und niemalen in Druck auszgangen sundern biszher geschlafen: Hab ich
David de Necker solche alte gute bossen herfür gezogen, die mit lustigen
Reimen, und in Druck gefertigt, wie vor äugen.
Aus dieser Vorrede geht hervor erstens, daß David wirklich der Sohn
Jost de Negkers war, was von Passavant und anderen bezweifelt worden
ist; zweitens, daß die Folge von Jost de Negker oder wenigstens in seiner
Werkstatt geschnitten wurde. Die Ausgabe ist leider nicht datiert. Es liegt
jedenfalls kein Grund vor, eines der beiden Jahre (1566, 1579), in denen
ein Wiener Aufenthalt D, de Neckers allein beglaubigt ist, als Datum der
Veröffentlichung anzunehmen. Der Ausdruck »vor 60. und etlich jarn« er-
fordert vielmehr einen späteren Termin, gegen 1590. Die Holzstöcke mögen
lange »geschlafen« haben, aber der Sohn irrt sich offenbar, wenn er meint,
seines V aters W erke haben das Licht noch nie gesehen. Das Gegenteil beweisen
nicht nur die relativ häufig vorkommenden alten Abdrücke,^) sondern auch
die von Guldenmund und Meldemann um 1530 in Nürnberg gefertigten
Kopien, bezw. Nachahmungen. Darin, daß D, de Necker nur drei
Künstler nennt, liegt, wie schon Schmidt bemerkt hat, kein Grund vor,
den Anteil eines vierten bezw. fünften auszuschließen. Über den Anteil
Burgkmairs und Breus an der Folge stimmen die Meinungen verschiedener
Forscher ziemlich überein. Wenn Schmidt meint, daß die übrigen
Nummern keinen so einheitlichen Stil aufweisen, daß man dem weniger
bekannten Amberger alle zuweisen darf, muß man dieser Beobachtung nur
beipflichten. Man würde freilich gar nicht erwarten, mitten in diesem
sonst ganz Augsburgischen Erzeugnis Arbeiten eines Nürnberger Künstlers zu
finden; doch ist ein Anteil Sebald Behams aus stilistischen Gründen nicht
zu leugnen. Was hindert denn, daß der während seiner Wanderungen
in Ingolstadt und München nachgewiesene Flüchtling auch in Augsburg
einige Zeit zugebracht habe? Pauli beschränkt dessen Anteil wohl mit
Recht auf die Nummern 7 und 10 bis 12; doch machen die andern von
Schmidt Beham zugeschriebenen Holzschnitte, Nr. 6, 23, 34, 36, 38,
unter den echt Augsburgischen Arbeiten einen etwas fremden Eindruck.
Wer sie eigentlich gezeichnet hat, muß noch dahingestellt bleiben.
Es darf wohl einigen Lesern folgende vergleichende Tabelle der
bis jetzt veröffentlichten Meinungen über die Autorschaft dieser vielfach
erörterten Blätter willkommen sein.
So im Britischen Museum die Nummern i, 3, 4, 6, 7, 9, ii — 14, 20, 23, 28,
29i 34) 36) 37) 39 — 45) 47) 5o> im ganzen sechsundzwanzig Blatt. Bei Nr. 9 steht
reclits unten i cm. über dem kleinen Strauch die Jahreszahl 1489, welche wohl auf ein
historisches Ereignis anspielt.
Zu den Landsknechten David de Neckers.
I19
Nr. bei
Breuimer-
Enkevoerth
Nr. bei
Hirth
Schmid
Stiaßny j
Schmidt
Dömhöffer
Pauli
I
447
Amberger 5")
Amberger
2
448
Burgkmair
3
444
4
V
5
443
6
Amberger
Beham
nicht Behafn, 1459
7
„
Beham, 1255
8
Amberger
Amberger
9
Burgkmair
IO
Beham
Beham, 1256
1 1
9?
« 1258
12
r>
« 1257
13
Amberger
Amberger
14
n
99
15
436
Burgkmair
16
Amberger
Amberger
17
Burgkmair
18
450
Breu
Breu
Breu
19
441
Amberger 5)
Amberger
20
Burgkmair
21
452
Breu
Breu
Breu
Breu
22
455
»
99
23
Amberger
Beham
nicht Beham, 1458
24
451
Breu
Breu
Breu
Breu
25
Amberger
Amberger
26
Burgkmair
27
Amberger
■ Amberger
28
453
Breu
Breu
Breu
Breu
29
Amberger
Amberger
30
Breu
Breu
31
Burgkmair
32
456
Breu
Breu
Breu
Breu
33
435
Burgkmair
34
Beham
nicht Beham, 1455
35
Amberger
Amberger
36
Beham
nicht Beham, 14^6
37
Burgkmair
38
Amberger
Beham
nicht Beham, 1457
39
Amberger
40
>9
99
41
n
99
42
99
43
Breu
Breu
44
Amberger
Amberger
45
99
46
449
Breu
Breu
Breu
Breu
47
99
99
48
Amberger
99
49
454
Breu
Breu
99
Breu
50
Amberger
Amberger
5) In der Zeitschr. f. bild. Kunst heißen diese beiden Nrn. Breu; in der Kunst-
chronik sind sie dagegen, wie schon Stiaßny bemerkt hat, auf Amberger getauft.
Appunti e documenti
Per l’Arte del pinger su vetro in Perugia nel sec. XV.
Di Conte Luigi Manzoni.
I.
Fra Bartolomeo di Pietro Accomandati da Perugia
de’ PP. Predicatori.
Piü voJte neir osservare il finestrone di S. Domenico in Perugia
mi sono domandato come mai nel 1411 si poteva colorire in tal guisa
in una piccola cittä d’Italia senza l’aiuto di artisti specialmente stranieri,
che l’ardito inventore avessero soccorso nella gravissima ed ardua impresa,
perche era sempre stato detto che quest’ arte del colorir su vetro avevano
portato nei nostri paesi i fiamminghi, che in essa si mostravano valentissimi.
Da un documento pubblicato dal Baldinucci si apprende che gli
operai di S. Maria del Fiore nella prima metä del secolo XV stabiliscono
di ornare di vetri colorati le finestre della chiesa loro, e nella delibera,
che ^ delli 15 ott. del 1436, si dice che vogliono '»decorare variis vitreis
variis historiis picturaruni ut decet tarn inclite Matrici Ecciesiae«, e
perciö stabiliscono ^scripsisse in partibus Alemaniae Bassae in civitate
nomine Lubichi cuidam famosissimo viro nomine Francisco Dominici
Livi de Gambasso comitatus Florentiae magistro in omni et quorumque
genere vitreorum de mosaico.^ (Tom. III. p. 12.)
Nel mentre che a Firenze si studia di ottenere ciö, anche procu-
randb la venuta dell’ artista in patria, a Perugia giä da piü anni, sino
dal 1411, stando alla iscrizione posta sotto il detto finestrone della chiesa
di S. Domenico, un modesto frate termina un’ opera, che addimostra un
ardire Fortissimo nel solo immaginarne la concezione.
Il finestrone di S. Domenico h un ampio vuoto ad arco acuto, in cui
sono dipinte 24 figure in piedi dell’ altezza di oltre un metro e mezzo
e 41 altri quadri piü piccoli facendo un insieme di un’ opera che misura
m, 21 circa di altezza e m. 8,50 di larghezza. Questa finestra, bifora, di forma
ogivale sorprende per la sua ampiezza, e fa meravigliare che essa sia
tutta ornata di mirabili figure dipinte su vetro, formanti un complesso di
Luigi Manzoni: L’arte di pinger su vetro.
I2I
65 rappresentazioni. Detto finestrone 6 diviso in due parti da una lunga
colonna di travertino, formando cosi una finestra detta bifora, quasi come
due finestre unite in una sola. Ognuno di detti specchi pare faccia da
avendo la sua punta ad arco acuto, ed i due archi sono chiusi dentro
un arco principale, che cosi i piccoli archi racchiude e collega, riunendoli
al sommo con una specie di rosone. Nel centro di esso ii pittore
dipinse un Cristo ä mezza figura benedicente colla destra, e tenendo
il mondo nella sinistra, contornato da sei grossi fiori, tre rossi su
fondo bleu, e tre verdi su fondo rosso, che riempiono i sei vuoti formati
dai raggi di eleganti colonnette a spirali dell’ ampia stella o rosone. Divise
poi l’artista le punte degli archi in 3 tondi e 3 punte; collocando e le
une gli altri in tre piani per ogni arco di ciascuna finestra. In questi
tre tondi per ogni punta d’arco pose tre angeli suonanti istrumenti.
Le tre punte sottoposte per ogni finestra divise in due piani; nel
piü alto, che vien terzo, contando dalla cima, pose due profeti maggiori
tramezzati da Mos^ e nell’ altro specchio altri due profeti maggiori
tramezzati da David. Nel quarto piano pose due evangelisti tramezzati
dair arcangelo Raffaele e nel piano identico dell’ altra parte pose altri
due evangelisti tramezzati dall’ arcangelo Michele. Si giunge in tal guisa
al piano dei capitelli, su cui poggiano gli archi ripieni di tanti archetti
e rosoni, in cui sono dipinte le figurazioni sopra descritte. Dai capitelli
in giü cominciano le figure di Santi in piedi disposte come vado a descri-
vere incominciando l’enumerazione da sinistra a destra. In ogni ripiano,
che b alto 3. metri, sono tre figure per bifora, per cui sonvi sei figure,
per ogni ripiano. Nel 1° ripiano io veggo S. Paolo, S. Giacomo
apostolo ’) ai cui piedi ^ un divoto inginocchiato, e non S. Giovanni
Battista come crede il Siepi, l’angelo Gabriele, e posciä la B. V. Annunziata,
S. Giovanni Evangelista e S. Pietro.
Nel 2® ripiano: S. Stefano, S, Pietro Martire, S. Costanzo e poi
S. Ercolano, S. Domenico e S. Lorenzo.
Nel 3® ripiano: S. Tommaso d’Aquino, S. Agostino, mentre altri vi
vuol vedere S. Ambrogio, S. Gregorio oppure un apostolo, e poi nell’ altra
parte S. Ambrogio e S. Gregorio Magno, S. Girolamo, S. Alberto Magno o
S. Antonino.*)
*) Nota il Siepi nella sua Guida al Tom. II. p. 508 che nel 1821 essendo
andata questa figura in frantumi vi si era supplito con la riproduzione della medesima
SU tela trasparente. — La ragione per cui questa figura doveva rappresentare s. Giacomo
e non s. Giovanni si e questa che cioe il pittore volle raffigurare il Santo patrono
della famiglia Graziani che era s. Giacomo, perche detta famiglia aveva tanto coo-
perato per la costruzione di detta vetrata.
2) In questa figura il Siepi vuole nell’ opera citata vedervi rappresentato
s. Antonino arcivescovo di Firenze, mentre altri vi volle vedere il papa Innocenzo V ;
ma io preferisco di vedervi Benedetto XI, prima perche tra figure di santi vi poteva
I 22
Luigi Manzoni:
Sotto questo ripiano, a guisa di sgabello sono 12 tondi, sei per ogni
finestra rappresentanti i santi fondatori dei primi ordini religiosi, tra i
quali si riconoscono s. Romualdo, S. Giacomo, S. Agostino, s. Tommaso
d’ Aquino, S. Bonaventura, S. Francesco d’ Assisi, S. Basilio, S. Benedetto,
S. Bartolomeo, mentre in un r^ ed in altri due vescovi mancano gl’ em-
blemi per fare dei nomi.
Viene poscia un 4° ripiano in cui sono dipinte delle Sante e sono
S. Lucia, S. Elisabetta d’ Ungheria, S. Maria Maddalena e poi nell’ altra
finestra S. Caterina d’Alessandria, S. Caterina da Siena, S. Agnese.
Sotto quest’ ordine, che b l’ultimo delle figure in piedi, avvi un
rettangolo a modo di predella, diviso in tre quadri per parte. In quelli
ai lati estemi sono le armi della famiglia Graziani e negli altri
quattro specchi sono quattro miracoli operati dall’ apostolo S. Giacomo
Maggiore. Sotto questa predella sonvi due iscrizioni, una antica ristaurata
dal prof. Moretti nelle lettere mancanti, a color giallo di forma gotica
arcaica, di cui ecco il tenore:
AD HONOREM DEI ET S. MATRIS | VIRGINIS MARIAE B. lACBOBI |
APOSTOLI ET B. DOMINI CI | PATRIS NOSTRI ET TOTIVS CVRIAE CELESTIS |
FR. BARTHOLOMEVS PETRI DE PERVSIA | HVIVS ALMI ORDINIS PREDI-
CATORVM I MINIMVS FRATER AD SVI PERPETV|AM MEMORIAM FECIT
HANC VITRE|AM FENESTRAM ET AD FINEM VSQUE | PERDVXIT DIVINA
GRATIA MEDIAN|TE ANNO AB INCARNAT. DOM | MCCCCXI DE MENSE
AVGVSTI.
Sotto questa iscrizione avvene poi altra in volgare in lettere romane
bianche, che dice cosi: GVASTA DAL TEMPO. MANOMESSA DAGLI VOMINI
MONCA SCOMPOSTA RIMESCOLATA. FRANCESCO MORETTI PRESE A
RISTAVRARLA E DOPO XII ANNI DI MOLTEPLICE LAVORO FINI DI
RICOLLOCARE IL 1879 CVRANTE IL MVNICIPIO CVI APPARTIENE.»)
Da questa prima iscrizione si rileva che questo splendide monu-
mento fu ideato e lavorato da un frate domenicano perugino. Chi era
questi?
Stare anche un beato, come fu il sopradetto pontefice, a preferenza di Innocenzo, e
poi perche papa Benedetto fu un gran benefattore dei’ ordine domenicano, e
specialmente di questa chiesa, ove esso riposa nello splendido monumento lavorato
da Giovanni pisano (Vasari T. I. 315). — Va poi esclusa assolutamente l’idea che
l’artista abbia voluto rappresentare s. Antonino arciv. di Firenze, perche questi mori
nel 1459, e fu cannonizzato soltante nel 1523. — E poi notevole che l’Orsini nella
sua diligente Guida di Perugia (Perugia 1784. pel Costaniini in 8^ ßg.), ed il Pad.
Boarini nella Descrizione istorica della chiesa di s, Domenico di Perugia. (Perugia 17^8.
stamp, Camerale in 4.) non faccino alcun nome dei santi rappresentati in questo
finestrone. E lo stesso silenzio si verifica nelle guide dei Crispolti, dei Morelli, dei
Gambini e dei Rossi Scotti.
3) Se la cittä di Perugia e gli amatori della cose d’arte possono ancora ammirare
quest’ Opera grandiosa ed insigne lo debbono alla grande valentia e alla forte
perseveranza'del bravo prof. Francesco Moretti il quäle, tolti i pezzi di queste figure
L’arte di pingere su vetro.
123
Frate Bartolomeo domenicano fu figlio di un tal Pietro di Giovanni,
il quäle fu della famiglia degli Accomandati, che abitava nel rione di S.
Pietro, e di cui il sepolcro scrive il Baglioni a c, 74 rovescio^) che doveva
trovarsi presso la cappella dei S. Apostoli Pietro e Paolo T>et le lettere che
dicono S (ser) petri VAnis ACOMANDATI ef il segno del fondaco et V arme
de uno delfino«. E il segno o sigla del fondaco che addimostra esser
esso stato mercante ^ formata da un P e due cc intrecciati e
collegati ad un A.
Cosa facesse da giovinetto frate Bartolomeo noi non sappiamo, n^
c’importa di sapere, e forse avendo inclinazione alla pittura viveva in
qualche Studio d’artista.
Si sa solo, come appare dal testamento di suo padre, fatto li
8 aprile 1370 che in quell’ anno esso era ancora nel secolo, e doveva giä
esercitare l’arte, perch^ lo troviamo inscritto nella prima matricola dell’
arte dei pittori, di cui gli statuti furono compilati nel 1366 ed il carattere
con cui sono scrit’ti detti statuti h identico a quello con cui sono scritti i nomi
nella matricola, per cui essa poträ essere anteriore ma non mai posteriore
all’ anno, in cui furono scritti gli statuti. Il nostro Bartolomeo sotto il
rione di S. Pietro si trova scritto per decimo tra i pittori di quel rione in
tal guisa Bartholomeus Petri, per cui esso era pittore quando non erasi
ancora fatto frate.
Il P. Marchesi®) sopra un documento fornitogli dal fu Prof. Adamo
Rossi, di cui non posso constatare la esattezza, ch^ sino ad oggi io non
l’ho potuto rinvenire, scrive che il 18. novembre del 1382 il nostro
Bartolomeo si trova nominato Sindaco del convento di S. Domenico e
che a rogito del notaio perugino Cola di Michele i. ott. 1382 viene
autorizzato dal Priore del convento a procedere anche guidizialmente,
ove fosse bisogno, per il ricupero della parte che gli spettava dell’ ereditä
del padre. Pare che il nostro Bartolomeo fatto frate occupasse anche
l’ufficio di Priore, giacch^ in un elenco dei Priori che si legge a carta
60 della Chronica de obitu fratr. Predicatorum Conv. Sancti
Dominici de Perusio ab anno 12^2 ad 1500 avendo aggiunte dei
scomposte e collocate in casse, ebbe la mirabile pazienza di ricomporre di nuovo
tutte le figure, rifare i pezzi mancanti, imitando nel colorito e nel disegno l’antico,
e ridare alla luce un opera, che senza il suo sapere di grand’ artista sarebbe stata
perduta per sempre. La cittä, che salutö con ammirazione tanto pregievole lavoro,
ha serbato e serba gratitudine a tanto valoroso suo concittadino, che dodici anni
impiegö a condurre a termine si pregievole impresa.
*) Baglioni P. Domenico — Registro della chiesa e sacrestia di s. Domenico di
Perugia incominciato nelV anno del Signore 1548. Manoscritto cartaceo in foglio, che
fu giä del detto convento ed ora trovasi nelle Biblioteca muncipale di Perugia.
March esi P. Vincenzo, Memorie dei piu insigni pittori, scultori ed architetti
domenicani — 2a Edizione. Bologna 187g. Presso Gaet. Romagnoli Voll. II. in <J0.
•124
Luigi Manzoni:
sec. XV e XVI, ^ notato: F. Crispoltus de Biitoni vixit circa
annum ijögP)
Fr. Jacobus Ang elerius perusinus fuit difinitor Capitoli
Urbevetani I3pp.
F. Laurentius perusinus magister fuit Prior perusinus
14.00.
Tempore quo intermis sa est haec chronica fratrum ^ ut
'infra dicetur, floruit vir ille summe laudandus frater
Bartholemeus Petri Perusinus qui mirabilem fenestram
vitreani nostrae ecclesiae construxit, ut clare patet ex literis
in calce fenestra positis.
Nel margine del libro h scritto in carattere antico »7^7/ fuit prior
perusinus 1413^. Questa notizia h confermata dal Bottonio') il quäle
nel 1° tomo dei suoi annali alla pag. 141 sotto l’anno 1413 esso scrive:
F. Bartolomeo di Pietro perugino era in quesT anno priore del
nostro convento.
II Marchesi sulla fede del citato Rossi lo dice morto nel 1420,
perche in un capitolo dei frati tenuto in quell’ anno alli 27 febbraio, il
suo nome non figura. Tale assenza a me pare che non sia prova suffi-
ciente per creder morto chi non v’interveniva. Questo e il poco che
sappiamo che de hoc ing egnioso viro, alia non habemus. (Chronica
Ms. cit.)
Esso non fu solo a lavorare in tal finestra, ma ebbe degli aiuti
come e presumibile pensare; ed infatti nella guarnizione della veste di
S. Caterina comparisce il nome di un altro artista che non h frate, cioe
Mariottus Nardi Flor entinus che io ho trovato segnato nella
matricola dei pittori fiorentini compilata nel 1339 sotto l’anno 1414 che
e stato accomodato con scassature in 1404 ed ivi il suo nome 6 scritto
in lettere gotiche cosi: Mariotto di Nardo dipintore MCCCCXIV.
Ma fu esso il solo ad aiutare il frate perugino in tal sorprendente
ed immensa opera? Jo non lo credo. Vivevano in quel tempo altri pittori
di vetri come si rileva dai seguenti documenti che io pubblico nella loro
integritä, e furon questi Benedetto Bonfigli, Neri da Monte, Francesco
Barone monaco Benedettino di S. Pietro, ed un Paolo compagno del
citato Neri.
®) Manoscritto in pergamena in ottavo piccolo del sec. XIV. che fu giä del
convento di s. Domenico di Perugia, ed ora nella Biblioteca Comunale, ove e segnato
n. 1141.
’’) Bottonio P. Domenico — Annali del convento di s. Domenico di Perugia dal
1200 al 1^01. Manoscritto cartaceo in foglio in 2 volumi gia del convento di
s. Domenico ed ora nella Biblioteca Comunale,
L’arte'di pingere su vetro.
125
II.
Di Benedetto Bonfigli e di altri pittori su vetro.
Del primo dei sopradetti artisti nei libri d’entrate e spese del
Monastero di S. Pietro sotto l’anno 1467 nel conto della sacrestia alla
carta 106 del volume, che contiene gli anni 1465 — 68, sotto l’anno
sopradetto si legge:
» Benedetto Bonfigli dipintore di vetri deve avere fino a di iiij aprile
f. 5. a bol. 4.0 pei' fior. sono per tanto gli damo per sua faticha della
pittura di una finestra di vetro che a dipinto la quäle abbiamo fatto
per la nostra sagrestia che fu a misura br. viij a rag. di bol. xxiij il
braccio<i. e a carte 107.
'»Spese facciamo per la nostra sagrestia deono dare fino a di 4.
d' aprile f. 5. sono per tanti abbiamo facti buoni a Benedetto di Bonfiglio
dipintore di vetri posti debbi avere in .... c. 106 per la dipintura
di I finestra di vetro che abbiamo fatto alla Sagrestia^. E nello stesso
libro sotto detto anno alla c. 125 si legge:
^Nere di Monte e Paulo suo compagno maestri di vetri deono
avere fino a di i Giugno 146J f. xviiii a bol. xl per fiorino sono per
tanti facciamo loro buoni per loro magisterio (Puna finestra di vetro
messa afighure colorate che loro feciono per la nostra Sagrestia, et etiam
per piu vetri colorati et bianchi avemo per la detta finestra, et pik occhi
di finestra avemo da lui.«. ®)
Questo Neri da Monte dimorava prima del i486 nel rione di porta
S. Angelo, e dopo quell’ anno passö ad abitare nel rione di porta Eburnea,
tantoch^ per ottavo si trova ascritto tra i pittori del rione di quella porta in
una matricola della metä del sec. XV anteriore si crede al 1462, ove
e notato 1^1486 cassus in die prima settembris quia positus porta Heb^.
Viveva ai primi del sec. XVI. trovandosi notato in un elenco che porta la
data del 1506, apparendo primo iscritto nella matricola di quell’ anno tra i
pittori abitanti in quel rione, ed il suo nome non compare piü nella matricola
dello stesso secolo anteriore al 1523 di guisa che e a credere che esso morisse
tra il 1506 e il 1523. Di questo artista il Mariotti®) non fa ricordo e si
vede che non ne ebbe contezza, perche non avrebbe mancato di farne
cenno nella lettera quarta, dove parla di altri pittori di vetro. Si vede
che lo stesso prof. A. Rossi non lo conobbe che pure ne fece ricordo ; e per
8) Alcuni di questi documenti in modo non esatto ed anzi in^ompleti furono
pubblicati per la prima volta dalT Abate Manari dei PP. Benedettini nel giornale
\ Apologetico nella descrizione che in esso stampb della chiesa di s. Pietro, ond io
stante anche la raritä del periodico, in cui detti documenti furon editi, ho creduto,
merce la cortesia di quei RR. Padri, che si fosse per il meglio riprodurli nella loro
integrita.
9) Lettere Püioricke Perugine. Perugia 1788. Stamperia Boduellina in 8^.
I2Ö
Luigi Manzoni:
non aver forse conosciuti i manoscritti del monastero di S. Pietro non ebbe
mai sospetto che detto Neri fosse pittore di vetro, perch^ nel pubblicare nel
Tom. 6.° del suo Giornale (T Ei'udizione gli spogli dei pagamenti della
tesoreria Pontificia, laddove parla dei mandati di pagamento fatti a Don
Francesco Barone benedettino per i lavori in vetro, che faceva nel palazzo
vaticano, non dä importanza ad un mandato di pagamento staccato il
26 Aprile 1453 a favore di detto frate benedettino per ducati 50, in cui
h detto che 15 ne furon dati a Bartolomeo da Perugia e 35 per '»lui
per suo detto a Neri da Monte suo parentet mentre altri tre mandati
di pagamento eran stati rilasciati a favore di lui li 17 Febbraio e 6 li
ed 8 Aprile del 1453. Di lui dirö di nuovo al fine di questo scritto.
E pare che questo Neri rimanesse ancora in Roma a lavorare con
frate Francesco, perch^ negli spogli predetti il Rossi stampava che alli
9 Maggio 1452 si fa mandato di ducati ÖS a bol. /fo contati a Neri
suo per resto a saldo dachordo di tre finestre di vetro fatte ultima-
mente m san pietro a chapo a penitentieri a duc. l. (jo) Vunai.
Chi sia Benedetto Bonfigli non occorre che io lo dimostri avendo
di lui scritto altrove e piu ancora sto scrivendo in un volume che ho
a stampa.
Chi sia Don Francesco Barone e quäl parentela avesse con Neri
dirö piü sotto, chö adesso mi preme rispondere ad una domanda, e cioö
che hanno a che fare queste notizie con l’invetriata di S, Domenico?
il presto detto. Io ho dei dubbii sulla data, che leggesi nella sotto-
scrizione posta sotto il descritto finestrone, che cioö frate Bartolomeo di
Pietro avesse terminata l’intera finestra nel 1411. Questo dubbio lo
ebbero il Mariotti '^) ed il Siepi, '* *) e che cercö di far sparire il prof. Adamo
Rossi con supposti che non reggono alla critica, quando raccoglieva le
notizie sul frate domenicano, che il Marchesi pubblicö nel secondö volume
deir opera citata.
Le ragioni di questo dubbio sono le seguenti:
La chiesa di S. Domenico prima che fosse rilfata come oggi si
trova, era ad arco acuto come appare dalla volta del coro, dalle finestre
esterne, che son chiuse verso il vicolo del Castellaro, e dagli archi a volta
che soprastanno all’ attuale costruzione.
Essa tu cominciata a costrurre nel 1436 e solo nel 1451 fu princi-
piata la volta della chiesa, che non era finita prima del 1458, e fu con-
sacrata da Pio II quando visitö Perugia nel 1459 e propriamente dice il
Bollettino della Regia Deputazione di Storia Patria per l'Umbria. — Perugia.
Unione Tipografica Cooperativa. In 8<>. Tom. VI fascicolo II. P. 16.
*1) Opera citata pag. 88 e 8g.
1*) Siepi Serqfino, Descrizione topologica — istorica della citih di Perugia. — Perwna
1822 pel Garbinesi. In 8®. Voll. IT.
L’arte di pingere su vetro.
127
Fellini '*) a di 10 di Febbraio. Nella quäl chiesa vedevasi giä detto
finestrone a vetri ma non era finito, tantoch^ il Pontefice maravigliato
dalla bellezza sua ordinö che il medisimo fosse condotto a termine. II
che ci viene assicurato da testimone oculare, che seguiva il Pontefice,
cio^ il Campano, il quäle nella vita del medesimo lä dove narra della
dimora da lui fatta a Perugia e della consacrazione della chiesa di
S. Domenico, scrive queste parole:
» Dedicavitque pkanum Dominici postulantibus civibus propter
eximiam magnitudineni et Dona primus intulit Fenestram quoque
eximiae magnitudinis pone arani maximam opere vitreo iussit occludi
artificio et textura texellata«..
Da queste parole non si puö a meno di non supporre che eravi
qualche parte della finestra che mancava di vetrata se il pontefice iussit
occludi.
Non potendovi essere una finestra prima dell’ esistenza del fabbricato,
di cui essa era parte, cosi necessita venire a due conclusioni: o che
l’iscrizione h apocrifa o che la finestra esisteva in precedenza sia pure in
altre dimensioni in altro luogo prima che si facesse la chiesa alla metä
del sec. XV. fe a questa soconda supposizione che io mi tengo, perch^
mi pare sciolga tutte le difficoltä, che si presentano".
Non vi 6 dubbio che frate Bartolomeo non fosse giä pittore nel
1366, quando fu fatta la matricola dei pittori e quindi giä in quegli
anni non era piü un ragazzo, ma se non un nomo fatto, al certo un
giovinotto egli doveva essere.
Nel 1370 h ancora secolare quando in quell’ anno il padre faceva
il suo testamento, e stando al Marchesi nel 1384 era anche tale se esso
in quell’ anno era sindaco del convento di S. Domenico, ed avrebbe avuto
in quest’ anno circa cinquant’ anni se esso fosse stato ricevuto all’ arte
avendo ormai raggiunta l’etä di anni 30 circa, per cui nell’ anno 1411
esso avrebbe avuto dai 70 agli 80 anni circa ed in quest’ anno 1411 era
giä da piü tempo frate domenicano.
Ora prima della chiesa di S. Domenico finita nel 1458 ve ne era
un’ altra dedicata a questo Santo e piü piccola, o perchü non
poteva essere in questa chiesa piccola la finestra di vetro fatta da frate
Bartolomeo? Nulla si oppone a ritenere ciö, e allora sta benissimo
l’iscrizione coli’ anno 1411, giacchü in detto anno poteva benissimo vivere
frate Pietro. Ma anzi a creder ciö vi sono delle ragioni di tecnicismo
d’arte che si deducono dall’ opera stessa. A modo d’esempio i quattro
miracoli di S. Giacomo che si trovano nello sgabello del finestrone
addimostrano un’ arte piü antica delle figure intere superiori dei santi
13) Pellini Pompeo, Dell' islorie di Perugia — Venezia. 16^4, Giov. Giacomo Hertz.
In 4°. Voll. II. al Tom. II. pag. 650.
128
Luigi Manzoni:
e delle sante non solo per il disegno della composizione e per le tinte
delle figure ma per ragioni di pratica nel costrurre le lastre di vetro,
giacche in esse storiette i pezzi dei vetri sono piü piccoli di quelli adoperati
in talune figure grandi. Questo fatto si osserva anche nelle figure grandi
essendovene alcune che oltre al disegno e al grado dei colori addimo-
strano per la piccolezza dei vetri che l’arte di tirare ampie lastre non
era ancora conosciuta. Per cui io suppongo che delle figure dei finestrone
una parte sia dei primi anni dei sec. XV, una parte della seconda metä
di esso secolo ; e quindi il finestrone dell’ antica chiesa lavorato da frate
Bartolomeo sarebbe consistito in i2 figure disposte in tre ripiani od
ordini sormontati da analogo arco accuminato con rosoni e relativi
archetti, e quindi la finestra lavorata da frate Bartolomeo avrebbe avuto
in origine piu’ piccole dimensioni.
Costrutta la grande chiesa dal 1436 al 1458, e conservata forse la
stessa architettura della piccola, si sono trovati con sole 12 figure da
collocare nel nuovo grandissimo vuoto, che ne conteneva il doppio. Quelle
figure che possedevano misero a posto, e cosi il Pontifice trovö fatta la
finestra, mancante di alcune parti, onde opportune giunse il suo desiderio
che la medesima fosse condotta a compimento -»occludi artificio ei
textura tesellata opere vitreo<s..
E di tali finestre colorate il Pontefice era amante, giacche dal libro
delle spese della tesoreria pontificia appare che esso non solo aveva
trovato il Vaticano, alla sua elezione al pontificato, ornato con simili
pitture, ma egli stesso teneva artefici che proseguissero in S. Pietro per
suo ordine l’opera dei suoi predecessori,^^)
E allora l’iscrizione posta sotto l’ampio finestrone poteva esser
quella che si trovava sotto la finestra della chiesa piü antica e puö con-
venire a quella pittura. Quando ciö non si voglia ammettere conviene
dire apocrifa l’iscrizione, giacche assolutamente l’intero finestrone non
e opera dei primi anni dei sec. XV.
Mantenendo il mio supposto io credo che i frati di S. Domenico
che nel secolo XV erano ricchissimi abbiano a loro spese continuata
l’opera, aiutati dalla munificenza della famiglie Graziani, per cui nei due
quadrati esterni dello sgabello posero le armi di questa famiglia; ed uno
dei munifici oblatori vollere fosse colorito inginocchiato presso l’apostolo
S. Giacomo speciale protettore di questa famiglia.
Pertanto se il finestrone fu ultimato nella seconda metä dei
secolo XV, molto probabilmente vi avranno lavorato i pittori su vetro
che si trovavano a Perugia e tra questi Benedetto Bonfigli e Neri da
’*) Rosst Adamo, Giornale d’ Erudizione. Perugia. Tipograßn Boncompagni.
— 77. al Tom. VI pag. 220 ecc.
L’arte di pingere su vetro.
I 29
Monte con Paolo suo compagno, che non si sa ancora chi sia, ed altri.
II trovarsi il Bonfigli occupato in colorir vetri spiega il lungo tempo che
esso impiegö a dipingere la cappella dei Priori e cosi io trovo una
plausibile spiegazione alle sue ripetute interruzioni. Le quali non pote-
vano, come successe, mai essere biasimate dai Priori perch^ lo sapevano
impiegato a lavorare un’ opera, di cui il compimento era stato ordinato
da un Pontefice, che Perugia aveva festeggiato in un modo insolito e che
si faceva a spese di un ordine religiöse, che in quegli anni era una po-
tenza come altrove andrö a dimostrare.
E che in questa mia supposizione vi sia veritä sta il fatto a com-
provarlo e cio^ che quasi tutte le Sante sembrano lavori usciti dalle
mani del Bonfigli. Conviene pensare che questi era tutto dell’ ordine di
S. Dorhenico e se non avesse avuto moglie si sarebbe al certo fatto frate
neir ordine, perch6 quando mori lasciö tutto il suo patrimonio al con-
vento e volle essere sepolto presso la porta della chiesa che dava sulla
via del Castellaro.'“) Mi mancano documenti precisi che fortifichino questa
mia induzione, ma tutti gli argomenti sopro portati mi sembra che diano
ad essa una base di probabilitä.
Si comprendre che a questa mia idea par che 'si opponga l’iscrizione
posta sopra due righe, ma essa essendo divisa in tante parti quanto sono
gli specchi, cosi in luogo di due righe poteva in origine esser posta
sopra tre righe.
Ma una terza supposizione si presenta e che cio^ la parte della
chiesa che costituiva la cappella di mezzo e quelle laterali fosse stata
costrutta come oggi si vede molti anni prima del 1411, come suppone
il Marchesi^®) che scrisse esser questa parte della chiesa stata costrutta
fino dal 130^. La quäl asserzione perö esso non documenta, per cui
non vi si puö prestare fede piena.
Si comprende di leggieri che quanto questo si potesse provare non
vi sarebbero piü dubbii di sorta alcuna.
Non ho eguale certezza che in queste pitture abbiano lavorato il
benedettino Don Francesco Barone e il suo parente Neri da Monte col
compagno Paolo, perch^ essi dal 1450 al 1463 operavano insieme al
Vaticano ed il secondo di essi in patria lo troviamo occupato per il
Monastero di S. Pietro a depingere finestre, Comunque si spieghi la cosa
sta di fatto che il finestrone fu dipinto da fr. Bartolomeo, e da la-
voranti del suo Studio fu terminato, perche h impossibile che un uomo
solo potesse fare da se solo si dificile e grandiosa impresa.
1^) E da vedere il suo testamento da me pubblicato nel citato numero del
Bollettino di Storia Patria. Per TUrabria.
Marckesi P, Vine, Op. cit. Tom. II. pag. 539.
Kepertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. g
130
Luigi Manzoni:
III.
Don Francesco Barone e Neri da Monte.
Fu egli di nascita perugino ed appartenne al Convento o Abbazia
di S. Pietro in Perugia. II p. Galassi disse al Mariotti (pag. 92 op. cit.)
che »fu della famiglia Brunacci e che fece la solenne professione in
quel monastero di S. Pietro il 1° Gennaio del 1440 »che« fu abate in
Napoli »e che« mori in S. Paolo di Roma«.
Quando si fece frate in Perugia era giä uomo adulto, e forse b quel
y> Franciscus Antonii<s. che nella matricola del 1366 si trova scritto per
quarto tra gli artisti di porta Sole e che in carattere antico di fronte al
suo nome si trova scritto -»cassus quia portatus in porta sancti Petri
in qua habitat et alibratur <(..
Nulla posso dire della sua gioventü, ed il primo documento sino
ad oggi rinvenuto k. dell’ anno 1443 citato dal Mariotti (Op. e. 1. cit.) cioe
il ricordo di un pagamento da farsi al medesimo dalla Societä degli
oltramontanti, ove sotto l’anno 1443 e detto '»Don Francesco de Barone
de avere per una fenestra de vetrio la quäle fece esso per la chapella
nostra in Sancta Maria de Servi fiorini cinquanta et sej'i.
Il titolo di don preposto al nome di lui addimostra che non solo
esso in quest’ anno era frate, ma di piü sacerdote. Un secondo docu-
mento del 1446 pubblicato dal Com. Luigi Fumi ricorda un pagamento
fatto dalla fabbrica del Duomo di Orvieto al nostro Don Francesco per
una finestra lavorata per quell’ edificio '^) e ove pare rimanesse sino
al 1449.
Da Orvieto Don Francesco passö a Roma chiamatovi dal Pontefice
e nel 1450 riceve a di 20 di Febbraio il pagamento di ducati 80 »per
chosto de la quarta fenestra de vetro da la man mancha«, ed il 30 marzo
altri 80 ducati gli sono pagati »per l' ottava fenestra de vetro che a
fatta in San Pietro ed ivi sembra che lavorasse a tutto il 1452, giacch^
a di II novembre di quell’ anno riceve per tal titolo un pagamento di
40 ducati.
Negli anni 1453 e 1454 trovasi pure in Roma impegnato in simili
lavori nel palazzo Vaticano ed k. in compagnia di Neri da Monte suo
nipote che per conto dello zio riceve alli 9 Maggio del 1454 un bollet-
tino di pagamento di ducati 65. Un terzo documento pure pubblicato
dal Rossi (op. cit. T. II. p. 325) ci assicura che il nostro Don Francesco
si trovava nel 1458 a Perugia figurando quäl testimonio ad un paga-
mento fatto dai Frati di S. Francesco ad un maestro Stefano miniatore. '*)
Ed altri molti documenti che io rinovenni nei libri d’amministrazione
Fumi Luigi, Il Duomo ct Orvieto e i suoi ristauri. — Roma. 18 gi. Sockta
Laziale tipograßco-editrice. In 4^ fig.
Rossi prof. Adamo — Giornale d Erudizione Tom. II. pag. 325
L’arte di pingere su vetro.
131
del monastero di S, Pietro in Perugia ci assicurano che egli nel 1460 era
al servizio del Monastero e che dal 1461 al 1463 fu cappellano della chiesa
di S. Costanzo e che tenne quell’ incarico a tutto li 1 2 Novembre, tro-
vandosi a carte 164 di quel libro il saldo del conteggio di dare e di
avere di lui col Monastero che si compie dal suo nipote Neri da Monte.
E che esso Don Francesco abbandonasse in quell’ anno il convento di
Perugia lo prova un altro fatto, e cio6 che in detti libri d’amministrazione
sotto il gennaio 1464 ^ notato che si fa un pagamento al nuovo capel-
lano di S. Costanzo che ^ un tale Don Antonio. E a di detto (2 gennaio
1 464) soldi 20 a conto de d. Antonio capellano di san Costanzo in qiiad.
c. 182 per c (corba) / di grano. e alla carta 182 leggesi Don Antonio nostro
capellano a San Costanzo de avere fior. iiij, Hb. 2. s. ii per suo salario
de mezzo anno ave servito siendo Capellano in debito salarii f iiij Hb. 2.
s. II d. tiij.«.. Onde se il 24 gennaio questo Don Antonio aveva giä
servito da mezzo anno, questo prova che Don Francesco aveva lasciata
la cappellania di S. Costanzo sino da sei mesi prima.
Debbo per ultimo dire alcunche di un pittore, ignoto come tale, e non
conosciuto alfatto come lavoratore di vetri colorati, cio6 di Neri da Monte.
Che esso fosse pittore h. provato dal vederlo ascritto nella matricola
di quell’ arte e in due elenchi, in uno della metä del sec. XV ed in un
altro dei primi anni del sec. XVI. Esso era nipote di Don Francesco
di Barone, figlio di una sua sorella, e suo padre si chiamava Niccolö
trovandosi ascritto fra i pittori del rione di Porta S. Angelo nella piii
antica di dette matricole, con tal patronimico, da dove nel i486 fu
tolto per essersi stato portato ad abitare nel rione di Porta Eburnea
ove dimorava ancora nel 1506.
11 documento che prova la sua parentela con il sopra ricordato Don
Francesco dei PP. Benedettini si trova a c. 23 del giornale di spesa
del Monastero di s Pietro dell’ anno 1461 ove h detto; Neri da Monte
nipote di don Franzesco dee dare a di xxx di settembre Hb. i. b. x. sono per
canne cccc'^ . avute da not a bol. iij. il cento levb lui con un charzonetto posto
spese fatte ne' nostri luoghi debbono avere in questo c. q. — Hb. i b. x.^®)
Perö la prima memoria di lui si trova per ora in un documento del
1453 che h uno spoglio della tesoreria pontificia riportato dal prof.
Adamo Rossi a pag. 217 del Tom. VI del suo Giornale di Erudizione
in cui h detto che a 17 Febbraio gli sono dati ducati 20 per conto di
don Francesco.
Pare che esso Neri seguisse sempre lo zio Don Francesco, giacch^
dopo Roma lo troviamo a Perugia nell’ anno 1461 ed ivi nel 1463 salda i
conti a nome dello zio col predetto Monastero di S. Pietro di Perugia.
Ho trascritto il conteggio come leggesi nel manosoritto, ma appare evi-
dentemente errato.
9’
132
Luigi Manzoni: L’arte di pingere su vetro.
Partito lo zio da questa cittä per Napoli Neri 6 a credere rimanesse a
Perugia, si fosse perch^ lo zio non avesse piü bisogno del nipote avendo
abbandonato Tarte ritenendola non piü confacente colla carica di abate,
o si fosse per ragione delT etä che quell’ arte non gli consentiva di seguitare,
sta di fatto che il nostro Neri lo vediamo a Perugia nel 1487 in nuovi
rapporti col monastero di S. Pietro, giacchü dal seguente documento che
qui si pubblica per la prima volta nella sua integritä (mastro 1487 — 90
c, 37) appare che: Nere da Monte da Perosta de havere a de v. de magto
148^ f. trentanove che tante li sono facti boni per saldo facto come
s' era daccordo de questo lavoro ha facto al monasterio Zoe braza
quarantuno et mezo ha facto nel monasterio per lo refectorio et la
cucina et per la fenestra fece a don Fiorenzo et quella de lectorili et
de la sacrestia et molte altre opere ha dato a raconzare le fenestre
con quella fece a san lacomo et finalmente de omni altra cosa ha
fato al monasterio d'accordo. In q. spese di fabricha de avere f xxx.
viiij libt — b — d —
Le nuove ricerche compiute mi permettono di aggiungere sul nostro
Neri che partito lo zio da Perugia e destinato ad altro convento, esso
non lo segui alla sua nuova dimora ma rimase in patria qualche anno e
lo troviamo poi dal 1471 al 1473 in Orvieto, ove lavora finestre per quel
Duomo, ed il Com. Fumi riporta nella storia di quel sacro edifizio che li
31 Luglio si danno a Nerio de Perusia magistro vitrei, qui fecitfenestr am
vetriatam cappellae Corporalis S. Marie Lib, centum viginti den.
NelT anno susseguente a 22 Feb. riceve un pagamentp per la finestra
della cappella Nova dello stesso Duomo, dove deve figurare un’ Assunta,
per il quäl lavoro all’ ultimo di Novembre riceve un acconto di y>baiochos 12«.
mentre ad esso intendeva ancora nel 1477, perche alli 31 ottobre dello
stesso anno ne riceve il prezzo fissato dal rogito in »ducatos triginta duos
larghos « .
Non mi risulta dove il nostro Neri lavorasse dal 1474 al 1487. Perö in
quest’ anno lo si trova a Perugia a liquidare i conti che lo zio Francesco
aveva rimasto col convento di S. Pietro. Esso Neri deve avere ancora lavorato
negli anni susseguenti al 1487 perchü nella matricola dei pittori perugini
compilata nelT anno 1506 si trova segnato per primo tra i pittori abitanti
nel rione di Porta Eburnea. Ed infatti nel 1490 si trova ancora a ^ervigio
del monastero di S. Pietro, giacch^ nel libro di spese della sacrestia di
detto monastero in tale anno si legge 1490 a. c. 363. »Nere da Monte
de dare mine tre de grano date per lui a m. Bartolomeo pittoi'r e .
Di piü oggi di questo artista non so dire, ma spero che nuove ricerche
vorranno essere fruttifere di qualche altra notizia sugli Ultimi anni della
sua vita.
Notizen.
Zu Jörg Breu. Im Repertorium f. K. 1896, S. 286, habe ich über
Holzschnitte des Jörg Breu gehandelt. Von der gleichen Hand sind
meiner Ansicht nach die zahlreichen Illustrationen zu dem Werke »Das
Concilium. So zu Constantz gehalten ist worden, Augspurg durch
Heinrich Steyner im Monat Decembris Anno MDXXXVI« (Muther,
Bücherillustration 1109). Dieselben sind den Holzschnitten der Ausgabe
des Richentalschen Konziliumbuches von Anton Sorg, Augsburg 1483,
nachgebildet, und zwar vollkommen in den Stil des Breu übertragen. Ein
Teil der hierin befindlichen Wappen entstammt den Holzstöcken der
Sorgschen Ausgabe, der größere Teil der Wappen zeigt jedoch den-
Charakter der figürlichen Darstellungen, ist also gleichfalls dem Breu
zuzuschreiben. Der Titelholzschnitt ist vom Petrarcameister gezeichnet,
als Schlußblatt dient eine Darstellung, wie der Papst Urban II. auf dem
Konzil zu Clermont den Keuzzug predigt. Dieser Holzschnitt war
ursprünglich als Titelblatt in der Histori von der Kreuzfahrt nach dem
Heiligen Land (Augsburg bei Hans Bämler 1482) erschienen.
W. Schmidt.
Zu Caspar de Crayer. In der Münchener Pinakothek wird be-
kanntlich dem Frans Hals eine große Familiengruppe (Nr. 359 des Kata-
logs) zugeschrieben. Obwohl diese Bezeichnung schon in J. van Gools
Nieuwe Schouburgh, 1750, vorkommt, kann sie doch nicht anerkannt
werden. Otto Mündler war der erste, der dem Gemälde seinen holländi-
schen Ursprung absprach und es dem Antwerpener Marten Pepyn zu-
schrieb. Jedoch, soweit ich Pepyn kenne, war er trotz aller Schul-
verwandtschaft altertümlicher, als es sich in diesem Werke ausspricht.
Dasselbe hing damals (1865) höchst ungünstig im van Dycksaale oben in
einer Ecke der Südwand, und es ist wohl zu vermuten, daß Mündler es
in besserm Lichte dem Pepyn nicht zugeteilt hätte. Nach einigen
134
Notizen,
Meinungsschwankungen hat sich schließlich die Mehrzahl der Kenner für
Cornelis de Vos entschieden, so namentlich Bredius und Hofstede de
Gioot (Repertorium 1893, S„ 303). Dennoch kann ich nicht für Cor-
nelis stimmen. Es ist ja richtig, daß dieser Maler nicht ohne weiteres
nach dem Pinakothekbilde Nr. 812 beurteilt werden darf; er hat ja
manches geliefert, was einer breiteren Auffassung entspricht. Trotzdem
wüßte ich nicht, daß er sich jemals der »flotten Technik« unserer Bildes
befleißigt habe. Dasselbe setzt vielmehr einen Historienmaler in größerm
Stile voraus. In der Tat ist (von den Früchten des Frans Snyders ab-
gesehen) in dem Gemälde die Hand des Gaspar de Crayer zu erkennen.
Gaspar war ein hervorragender Porträtmaler und sehr wohl imstande, ein
solches Meisterwerk zu schaffen. Dasselbe gilt natürlich auch von den
beiden Kinderbildnissen der Casseler Galerie. Die Darstellung der hl.
Agnes und Dorothea in Halbfiguren, Nr. 599 in Antwerpen, als »un-
bekannter Meister der vlämischen Schule des 17. Jahrh.« bezeichnet,
scheint mir ebenfalls von Crayer herzurühren. Nicht mit der gleichen
Sicherheit möchte ich das in der Galerie zu Augsburg dem M. Sweerts
zugeteilte Konzert (Nr. 593) für Crayer in Anspruch nehmen. Sweerts
scheint mir zwar vollkommen ausgeschlossen, und auf den vlämischen
Meister deutet vieles hin. Immerhin ist zuzugeben, daß die Sache hier
nicht so einfach liegt, und ich einen Irrtum meinerseits als leicht möglich
anerkennen muß. (Vgl. auch Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XII,
269.) Crayer verdiente ein Separatstudium. W. Schmidt,
Zu Franciabigio. Emil Jacobsen bespricht in dem Repertorium XXV,
S. 293, das männliche Porträt des Louvre, Nr. 523. Dies Gemälde zeigt
in der Feinheit der Auffassung die große Bildniskunst des beginnenden
Cinquecento in schönster Ausprägung. Jacobsens Charakteristik ist sehr
treffend. Wer ist nun aber der Künstler? Verschiedene Namen sind
schon genannt worden. Ich für meinen Teil habe das Bild jedoch, so
oft ich es gesehen, nie anders denn als Werk des Franciabigio betrachtet,
auch nie in dieser Bestimmung geschwankt und finde die Malerei so
charakteristisch, daß mir ein jeder andere genannte Künstler ausgeschlossen
erscheint. Es stimmt alles darin mit Franciabigio. Natürlich lassen sich
derartige Dinge schwer oder gar nicht beschreiben. Daß das Bild auch
für die Bestimmung des Goldschmiedes im Palazzo Pitti, der jetzt nach
Morelli dem Ridolfo Ghirlandaio zugeschrieben wird, entscheidend ist,
scheint mir außer Frage. Bereits in der Zeitschrift für bildende Kunst,
^34> habe ich bei dem Pittigemälde auf Franciabigio hingewiesen.
W. Schmidt,
Notizen.
135
Zwei grofse Gemälde von Hans Bol in Stockholm. Im National-
museum zu Stockholm befinden sich zwei alte niederländische Tempera-
bilder auf Eichenholz von dem ziemlich großen Formate 1,54 X i>73»
Gegenstücke mit mythologisch staffierten Landschaften. Das eine führt uns
die Historie von Daedalus und Ikarus, in einer Gegend mit rheinischen
Anklängen vor, das andere schildert mit großem olympischen Aufwand
den Untergang der griechischen Flotte nach der Zerstörung Trojas. Der
Galeriekatalog hat für diese Gemälde keine Meisternamen finden können.
Sie sind aus der kaiserlichen Kunstkammer zu Prag nach Stockholm ge-
kommen, und das Prager Inventar von 1621 gibt als Verfasser des
Daedalusbildes »den alten Bruegel« an und Jost de Momper als Meister
des Gegenstückes. Da wir indessen dem Stockholmer Kataloge in der
Behauptung Recht geben müssen, daß die beiden Bilder aus derselben
Werkstatt hervorgegangen sind, und kaum jemand die Meisterhand Pieter
Brueghels d. ä. in diesem »Daedalus «wiedererkennen möchte, müssen wir
diese Attributionen des auch anderswo unzuverlässigen Inventares ver-
werfen.
Besser unterrichtet uns da van. Mander. In seiner Biographie des
Hans Bol erwähnt er ein großes Daedalusgemälde , das er in Gent und
zwar bei seinem Vetter Jan v. M. gesehen hatte. Die Beschreibung
stimmt bis ins Nebensächlichste mit dem Stockholmer Bilde überein, und
es liegt also nahe, die beiden Bilder zu identifizieren, besonders da auch
ein Stich von Adrian Collaert nach Hans Bol eine im wesentlichen dem
Gemälde im Nationalmuseum ähnliche Komposition im Gegensinn wieder-
gibt (Hymans in seiner Ausgabe des Malerbuches erwähnt auch eine
mit der v. Manderschen Beschreibung übereinstimmende Miniatur von
Bol in Privatbesitz zu Mecheln). Wir dürfen also Hans Bol als Meister
des Daedalusbildes in Stockholm und folglich wohl auch seines Gegen-
stückes ansehen , und die Ausführung der Gemälde spricht ebenso für
diese Attribution. Sie sind interessant als Riesenstücke eines sonst fast
nur als Miniaturisten bekannten Künstlers, von dem doch v. Mander uns
berichtet, daß er von der großen Malerei erst später zu den überzierlichen,
schwer nachahmlichen kleinen Gouachen überging. In Stockholm sind
keine Miniaturen von Hans Bol, wohl aber vier Jahreszeiten von seinem
Stiefsohne Franz Boels. Axel L. Romdahl.
Anm. Nachdem ich zuerst diese Bestimmung in einer Stockholmer
Zeitung veröffentlicht hatte, wurde von dem bekannten Kunstforscher
Dr. O. Granberg mitgeteilt, daß er auch schon im stillen zu demselben
Ergebnis gekommen war
Literaturbericht.
Kunstgeschichte.
Bernhard Berenson: The Study and Criticism of Italian Art’.
Second Series. London, George Bell and Sons. 1902. (M. Abb.)
XII und 152 S. 8°.
Diese zweite Sammlung (die erste besprach ich S. 127 des Bandes
XXV) ist reicher an kunstkritischen Arbeiten als die erste. In einem
Artikel über Masolino schreibt B. diesem außer der Erweckung der Ta-
bitha im Carmine, den Fresken in S. Clemente zu Rom und den beiden
Bildern in Neapel eine Verkündigung bei Lord Wemyss in Gosford House,
die Madonna in Bremen von 1423, Reste von landschaftlichen Fresken
im Palaste von Castiglione d’Olona und eine Madonna in München zu.
Die Madonna zwischen Engeln in S. Stefano zu Empoli sowie die Pietä
im Baptisterium daselbst werden wir dagegen eher mit der VII. Publi-
kation der Kunsthistorischen Gesellschaft (Leipzig) Masaccio als Masolino
zuschreiben, wie B. es will.
Die Zusammenstellung der verschiedenen Madonnen von Baldo-
vinetti zeigt deutlich, daß die kürzlich unter dem Namen Piero della
Francescas für den Louvre erworbene schöne Tafel auch dem erst-
genannten Künstler gehört. Zu dem Artikel über Mantegnas Zeichnungen
wird die tanzende Muse in München abgebildet, eine Studie für den
Parnass im Louvre. Ein Christus mit vier Heiligen, von 1472, im Dom
von Viterbo, wird auf Grund von Sieneser Miniaturen als ein Werk des
Girolamo da Cremona nachgewiesen.
In das Ende des Jahrhunderts führt uns Filippinos Tondo im Besitz
der Mrs. Warren in Boston. Mit dem Sposalizio in Caen beschäftigt
sich ein Artikel, der seinerzeit in der Gazette des Beaux-Arts ab-
gedruckt war. Darin wird ausgeführt, dieses Bild könne nicht das Vor-
bild für Raphaels Sposalizio gebildet haben, auch gehöre es nicht
Perugino. Sondern Raphael habe seine Komposition selbständig ent-
worfen und ein anderer, mehr von Pinturicchio als von Perugino ab-
Literaturbericht.
137
hängiger Umbrer — nach B. Spagna — , habe sie nun in starker An-
lehnung wenn auch mit wesentlichen Änderungen wiederholt. Daß der
große Karton zu einer Madonna, der im Print -Room des Britischen
Museums als Raphael ausgestellt ist, diesem Künstler nicht gehört, dar-
über werden wohl ziemlich alle einig sein. Aber den Sienesen Brescia-
nino als dessen Urheber glaubhaft zu machen, ist B. doch nicht geglückt.
Dazu weichen Form und Ausdruck der Gesichter sowie die Bildung der
Hände zu stark von ihm ab. Wie die Zeichnung Granacci am nächsten
steht, so würde auch für das übereinstimmende Gemälde bei Miss Mackintosh
in London ein Florentiner in Frage zu kommen haben; ob Grannacci, wage
ich nicht zu entscheiden.
Den Beschluß macht ein längeres Fragment, Rudiments of connois-
seurship, dessen Ausführungen über die Bedeutung einzelner Körperteile,
wie der Ohren und Hände, ferner der Faltengebung und der Landschaft,
für die Stilkritik logisch gut überzeugen, wenn auch das Schlußergebnis
stets, wie B. selbst hervorhebt, der sense of quality bleiben muß. Was
bei B. selbst die Stärke ausmacht, ist aber nicht — so sehr er sich auch
den Anschein zu geben sucht — die Anwendung dieser Methode, sondern
ein künstlerisch -poetischer Sinn, der ihn die Individualität der Künstler
lebhaft erfassen läßt. Angesichts des immerhin problematischen Er-
gebnisses solcher Untersuchungen täte er gut, seine Behauptungen mit
mehr Vorsicht und weniger Emphase in die Welt hinauszusenden.
W. V. Seidlitz.
Architektur,
Die Handzeichnungen Giulianos da Sangallo. Kritisches Ver-
zeichnis von Cornelius von Fabriczy. Stuttgart. Kommission-Verlag
von Oskar Gerschel. 1902. (Mk. 10.)
Nach seiner abschließenden Arbeit über den Begründer der modernen
Architektur scheint der Verfasser einen großen Teil seiner Tätigkeit den
Nachfolgern Brunelleschis zu widmen. Als erste Leistung auf diesem
Felde hat er uns ein auf streng urkundlicher Grundlage aufgebautes
Lebensbild von Giuliano da Sangallo entrollt. Er hat dieser Arbeit die
Form eines chronologischen Prospektes gegeben, mit ausführlichen Er-
läuterungen und bisher unveröffentlichten Urkunden als Anhang. Gleich-
falls wie dieser erschien im letzten Band des Jahrbuchs der preußischen
Kunstsammlungen ein Aufsatz über Guilianos figürliche Kompositionen,
beides Schriften, die ihren Ursprung aus den Studien der Handzeichnungen
herleiten. Uns aber dürften diese zwei Aufsätze, wovon der eine sachlich-
formell, eher als Gerüst aufgebaut, der andere in der Form eines fein-
Literaturbericht.
138
sinnig-literarischen Essays gedacht ist, am besten zur Einführung in das
Studium der Handzeichnungen unter der Leitung ihres Verfassers dienen.
Nicht genug zu empfehlen ist ein solches Studium sowohl dem Kreise
der sich auf andern Gebieten der Kunstforschung bewegenden Fachleute,
als auch besonders unsern schaffenden Architekten. Wie in den Zeich-
nungen keines zweiten Meisters tritt bei Sangallo auch der bildende
Künstler im engem Sinne nicht weniger zu Tage; ja gleich dem
deutschen Schinkel beschränken sich seine Interessen nicht auf den
Einzelbau, sondern umfassen das ganze landschaftliche Milieu, in dem
das Gebäude entstehen soll, und legen den gleichen Nachdruck auf die
Entfaltung des ornamentalen Kleides.
Auch insofern paßt der Vergleich mit Schinkel, als Giuliano einen
weitern historischen Gesichtskreis beherrscht als irgend einer der zeit-
genössischen Architekten. Er lebt nicht nur mit der Antike auf ver-
trauterem Fuße als alle andern, sondern führt auch Restaurationen aus,
studiert an den Monumenten des Mittelalters gleicherweise Stil und
Technik, schaut wißbegierig nach den Bauten des Orients und skizziert,
mit sichtlicher Freude an ihren Schönheiten, die bedeutendsten Schöpfungen
seiner eignen Zeit (letzteres war Schinkel leider nicht gestattet).
Das überaus reiche Material der Sangallozeichnungen wird vom
Verfasser aufgezählt, durchforscht und erläutert mit einem Reichtum an
Wissen und mit einer Gründlichkeit der Kenntnis, wie sie nicht leicht eine
zweite derartige Arbeit in der deutschen Kunstwissenschaft aufweisen.
Es geschieht dies in einem auf dem bescheidenen Wege des Selbstverlags,
fast im Versteck möchte ich sagen, erschienenen, 132 Seiten umfassenden
Büchlein.
An erster Stelle steht der berühmte Barberinikodex, ein Folio-
pergamentband, worin Sangallo seine künstlerische Individualität nach
ihren verschiedensten Seiten offenbart. Als Architekt hat er darin nieder-
gelegt seine so gewissenhaften Aufnahmen antiker Bauten im vollen
I.uxus ihrer Pracht; seine wenn auch nicht immer archäologisch einwand-
freien, doch von Schwung der Phantasie zeugenden Restaurationen; die
grandiosen Entwürfe für die Paläste, womit ihn der König von Neapel,
Lorenzo de’ Medici, Papst Leo X. und Lodovico il Moro betraut hatten
(die Entwurfskizze für den letzterwähnten Bau auf Fol. 9^ hat der Ver-
fasser erst nach der Drucklegung seines Buches als solche bestimmt, wie
mir von ihm selbst mitgeteilt worden ist); Projekte für herrliche Rund-
bauten sakraler Bestimmung, die leider unausgeführt blieben, wie es ja
das Los des Besten war, was die Renaissance erdachte. Ein architektoni-
sches Musterbuch im weitern Sinne, wie der Verfasser es bezeichnet, be-
sitzen wir hier in der Tat; denn nicht nur hat der Künstler auf seinen
Reisen dürch ganz Italien und Südfrankreich die noch heute teilweise
Literaturbericht.
139
bestehenden Denkmäler der Halbinsel, wie auch die von Orange, Aix,
Nimes dargestellt, sondern wie folgende seiner eignen Worte es beglaubigen:
«da uno greco mi dette in Ancona», ihm durch zweite Hand mitgeteilte
Pläne von Bauten des Orients seinem Buche einverleibt.
Als Erfinder figürlicher Kompositionen bekundet Sangallo sich durch
die reiche Madonnenzeichnung (Fol. wovon der Verfasser in seinem
schon erwähnten Aufsatz des Jahrbuches eine Abbildung gibt. Diese
Komposition verdient nähere Beachtung. Angesichts einer in den Uffizien
befindlichen Zeichnung von der Hand Giulianos, die genau mit einer der
Figuren in den Fresken aus Villa Lemmi übereinstimmt, weist Verfasser
darauf hin, daß möglicherweise diese Fresken gar selbst von Giuliano,
und nicht von Botticelli gemalt sein dürften. Aus dem chronologischen
Prospekt ersehen wir, daß gerade i486, dem Jahr der Tornabuoni- Ehe-
schließung, Sangallo sich in Florenz befand. Nun scheint auch mir der
stilistische Vergleich derFresken mit der Madonnenkomposition desBarberini-
kodex tatsächlich für Giulianos Autorschaft weit mehr, als für die Botticellis
zu sprechen. Die etwas schwerfällig zusammengestoppelte Komposition, die
gar zu steife Haltung der Braut, der Mangel der botticellesken Grazie in
Gesten und Bewegung, sogar die Eigenart der Haltung der Hände mit
dem prononcierten Heraustreten des Knöchels bieten vollauf genügende
Stützpunkte zur Begründung der obigen Ansicht. Ein Rätsel bleibt noch
jenes Anbetungsbild, das Giuliano für die Sakristei der Annunziata in
Neapel gemalt hat. Sicherlich ist es nicht unter den dem Botticelli
angehörenden oder zugeschriebenen Anbetungen zu suchen, von denen
keine Giulianos zeichnerische Eigenart aufweist.
Über die Rolle, die dieses in seiner Art einzige Buch von der Zeit
seiner Entstehung bis auf unsere Tage gespielt hat, weiß der Verfasser
ebenso ausführlich wie bedeutungsvoll zu erzählen. Giuliano war zwanzig
Jahre alt, als er diese Sammlung begann, und sein ganzes Leben lang
hat ihn ihre Bereicherung beschäftigt. Nach seinem Tode fügte sein
Sohn Francesco auf den leergebliebenen Blättern noch einige Zeichnungen
hinzu. Eine stattliche Reihe Architekten kopierten aus dem Kodex. In
den Zeichnungen von Antonio, Giulianos jüngerem Bruder, von Giovam-
battista, il Gobbo, einem späteren Mitglied der Familie, schließlich in
denen Giorgio Vasaris der Jüngeren (1625) wird dessen Vorbild nach-
gewiesen. Serlio zögert nicht, ohne Angabe der Quelle, seinem «Trattato»
(1551) ganze Zeichnungen Giulianos einzuverleiben. Betreffs Palladios
mutmaßlicher Benützung des Kodex spricht sich der Verfasser nicht ent-
schieden aus. Da das Gros der Zeichnungen Palladios sich in England
befindet, ist ihm das Studium derselben noch Vorbehalten. Bis auf
Winkelmann herab hat der reiche Vorrat dieser Sangallozeichnungen die
’j Vgl. Kepertorium Bd. XX. S. 98.
140
Literaturbericht.
Literaten und Gelehrten beschäftigt. Schließlich spricht der Verfasser von
der Bedeutung des Kodex für die moderne archäologische Forschung.
Das zweite in sich bestehende Monument von Giulianos zeichneri-
scher Tätigkeit ist ein kleines Skizzenbuch, das heute in der Kommunal-
bibliothek von Siena aufbewahrt wird und als Facsimiledruck im Verlage
Leo S. Olschki’s in Florenz erschienen ist. Von seiner Lebensgeschichte ist
nicht so Interessantes zu erzählen, wie von der des Foliobruders. Hier
zeigen die Blätter momentane Aufnahme antiker Bauten, allerlei Details
mit Vorliebe für das Ornamentelle. Nur eine kleine Originalskizze ist
hier vorhanden; nichts aber von den pompösen Plänen des Barberini-
werkes. Verfasser folgert hieraus, daß die beiden Bücher sich bis zu
einem gewissen Grade decken, insofern viele der Skizzen des Sieneser-
buches als Grundlage für die ausgeführten Zeichnungen des großen Kodex
dienten.
Es folgt noch die Besprechung der zahlreichen Zeichnungen der
Uffizien, einer Skizze für S. Lorenzo in der Nationalbibliothek, die erst
in letzter Zeit bekannt wurde, und einiger sehr bedeutenden Blätter
im Besitz von Baron von Geymüller. Das reiche Wissen, die Gründlich-
keit seiner Methode, die seltene Hingabe des Verfassers an seinen
Studienstoff, alles dies bürgt für den Wert seiner Arbeit und die Be-
lehrung, die daraus zu schöpfen ist. Charles Loeser.
Malerei.
Federico Hermanin. Gli affreschi di Pietro Cavallini a Santa
Cecilia in Trastevere. hlstratto dal Vol. V »Le gallerie nazionali
italiane«. Roma 1902. 59 S. mit 9 Lichtdrucktafeln.
Die Freilegung eines größeren Freskos vom Ende des 13. Jahrh.
mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts in der Nonnenkirche Sa Ce-
cilia in Trastevere-Rom, welche vor etwa zwei Jahren gemeldet wurde,
ist von allen Forschern mit besonderer Freude begrüßt worden,
welche sich um die Genesis der Trecento- Malerei und den Stand der
römischen Kunst vor dem Avignoneser Exil bemühen. Dr. Hermanin,
welchem die Leitung der Freilegung vom Ministerium übertragen war,
hat bereits mehrfach, auch in der „Arte“ über diese Fresken berichtet und
legt jetzt im fünften Band der „Gallerie italiane“ eine kritische, auch die
ausländische Literatur berücksichtigende Studie über die Bilder und ihren
Schöpfer, Pietro Cavallini, vor. Dem Aufsatze sind gute Lichtdrucktafeln
der Cecilia -Fresken beigefügt; dagegen fehlen leider die Abbildungen
der übrigen von Hermanin für Cavallini in Anspruch genommenen
Arbeiten, namentlich des Bildes in S. Giorgio in Velabro und aller sonst
Literaturbericht.
141
herangezogenen Fresken. Das rauhe Holzpapier der Textseiten dieser
Publikation läßt keine Einschaltbilder zu, ein Übelstand, der größer ist
als die Gefahr, daß die Veröffentlichung an Monumentalität verlieren
könnte.
Die Zuweisung der wieder aufgedeckten Fresken an Pietro Cavallini
ist literarisch (seit Ghiberti) so reichlich gestützt, daß sie als gesichert
gelten darf, zumal das zweite gut erhaltene und gesicherte Werk Cavallinis
in Rom, die Absismosaiken in Sa Maria in Trastevere, auch stilistisch
mit den Fresken so gut zusammen geht, als man es bei einem Vergleich
zwischen Mosaik und Fresko erwarten darf. Das Jahr 1291 steht freilich
für diese Mosaiken nicht sicher fest; denn Barbet de Jouy las die heute
verschwundene Zahl auf dem Mosaik der Hirtenverkündigung MCCLCI
als 1251 und erst Rossi glaubte, daß statt des L ein X stehen müsse,
also 1291 zu lesen sei. Für die Cecilia-Fresken hat Hermanin die Ent-
stehung um 1293 im Zusammenhang mit Arnolfos Tabernakel in San
Paolo fuori le mura von 1293, wo der inschriftlich erwähnte socius
Petrus wohl mit Cavallini zu identifizieren ist, nachgewiesen.
Von den anderen, Cavallini durch Ghiberti zugeschriebenen römi-
schen Werken sind die vier Evangelisten und zwei große Figuren des
Petrus und Paulus in Alt-S. Peter, die Fresken in San Crisogono und in
San Francesco verloren gegangen; auch die großen Cyklen in San Paolo
fuori le mura (1285 die Fresken der Langhauswände, die Mosaiken der
Fassade nach 1316) sind bis auf geringe Reste durch den Brand von
1823 zerstört worden. Dagegen glaubt der Verf. nach dem Vorgang
Crowe - Cavalcaselles Cavallini das freilich sehr übermalte Fresko in S.
Giorgio in Velabro (um 1299) zuschreiben zu sollen. Vasari, dessen Ca-
vallini-Notizen sich als ganz besonders schlimm herausstellen, hat dem Römer
noch weitere Fresken in Florenz, Orvieto und Assisi zugewiesen. Pest
steht nur noch seine Tätigkeit in Neapel um 1308 unter Karl II., auf
Grund eines von Schulz Band IV S. 127 publizierten Dokumentes.
Die Cavallini betreffenden Fragen erheben sich über das rein bio-
graphische Interesse durch den Umstand, daß Vasari ihn einen Schüler
Giottos nennt. Ebenso hat auch neuerdings wieder Zimmermann die
Mosaiken in Trastevere als nach Giottos Kartons ausgeführte Arbeiten
charakterisieren wollen. Hermanin tritt dieser Aufstellung entgegen, indem
er Cavallini als den bedeutendsten Vertreter einer im übrigen durch Russuti,
Jac. Torriti, Conxolus und Giovanni di Cosma repräsentierten römischen
Lokalschule hinstellt, in welcher Giotto zwar nicht als Novize gelernt,
aber doch als schon Entwickelter umgelernt habe. Der Verf. glaubt Ca-
vallini auch einen Teil der alt- und neutestamentlichen Fresken in der
Oberkirche S. Francesco zu Assisi zuweisen zu sollen, und sieht über-
haupt den größten Teil dieser Fresken als eine Leistung der römischen
142
Literaturbericht.
und nicht der Cimabueschule an; in der letzteren These findet er sich
mit Zimmermann wieder zusammen, ohne es übrigens einzugestehen.
Ich glaube, man ist sich heute darin einig, daß der Aufenthalt
Giottos in Rom um 1300 eine starke Veränderung in seiner Kunst be-
wirkt hat, daß m. a, W. zwischen der Franzlegende in Assisi und den
Arena-Fresken in Padua eine so große Verschiedenheit besteht, daß wir
die dazwischen liegende römische Reise als einen ausschlaggebenden
Faktor anzusehen haben, zumal die Reste des Tabernakels in der Sakristei
von St. Peter, obwohl Tafelmalerei, bereits den großfigurigen, monumen-
taleren Stil der paduaner Zeit verraten, dem gegenüber selbst die hoch-
gepriesene Franzlegende ab fällt. Damals (1300) war Giotto aber bereits
34 Jahre alt; von einer Schülerschaft Cavallinis gegenüber kann also keine
Rede mehr sein. Außerdem hätte, wäre Cavallini »der Meister« gewesen,
doch wohl er und nicht »der Schüler« den stolzen Auftrag des Tabernakels
für St. Peter vom Kardinal Jac. Stefaneschi bekommen. Andrerseits ist
aber ebenso unbedingt Vasaris gedankenlose Behauptung, Cavallini sei
der Schüler Giottos gewesen, zu streichen. Man weiß doch, wie allgemein
solche Trecento- Behauptungen bei dem Aretiner gehalten sind, der ab-
gesehen von allem Nichtwissen in diesem Jahrhundert seine alte Vorliebe,
alles Heil aus Florenz abzuleiten, nie ganz unterdrücken kann. Am
richtigsten werden wir das Verhältnis von Cavallini und Giotto so be-
schreiben, daß beide als entwickelte Künstler sich gegenübertraten und
daß Giotto wie überhaupt von Rom, so u. a. auch von Cavallini eine Beein-
flussung nach der monumentalen Auffassung hin erfahren hat. Freilich
möchte ich Cavallinis persönlichen Einfluß dabei viel weniger hervorheben,
als es H. tut. Giotto scheint ein Mensch gewiesen zu sein, der sich sehr
spät und langsam entwickelt hat; das schließe ist nicht aus dem Mangel
an Nachrichten aus seinen 30 ersten Lebensjahren, sondern aus den
psychologisch und dramatisch so hochstehenden, formell aber noch recht
unsicheren Franz-Fresken in Assisi. Als der Florentiner nach Rom kam
— das erste Mal wohl vor dem Jubiläum, aber die große Förderung
scheint erst 1300 über ihn gekommen zu sein — , muß ihn der groß-
zügige Lebenshaushalt der römischen Gegenwart und Vergangenheit stark
ergriffen haben. Unter anderm fand er hier auch eine Malerei vor, die,
sehr verschieden von der meinen, grade das enthielt, was ihm fejilte: die
Größe der ruhigen Form.
Ein Vergleich wird am besten zeigen, was für Giotto das Bestürzende
gewesen sein muß. Die römische Malerei des endenden Duecento gleicht
in vielen Punkten der Kunst Niccolö Pisanos. Hier wie dort stehen wir
am Ende einer pathetischen Kunsttradition; Niccolö und Cavallini sind späte,
letzte Enkel einer großen Vergangenheit. Wie jener seiner apulischen
Heimat und ihrer unter Friedrich II. antikisierenden Kunst die müde
Literaturbericht.
143
Größe seiner junonischen Gestaltenwelt verdankt, so ist Cavallini der
letzte Sproß der römischen mittelalterlichen Kunst, die gewiß ohne das
Exil der Päpste ebensogut wie in Toskana (Pisa und Florenz) neue Blüten
getrieben hätte. Wie Giovanni Pisano seinem Vater, so stellte sich Giotto
Cavallini gegenüber. Die schwere Gebundenheit der römischen Faulheit,
wie sie Cavallinis Gestalten charakterisiert, wird von Giottos Feuergeist
mit neuem Drang erfüllt; nicht gesprengt, aber gelockert zu stärkerem
Sichregen. Cavallini ist eine der Staffeln, an denen Giotto hochsteigt;
und er ist vielleicht ebenso wichtig für ihn gewesen wie Cimabue. Die
Worte Meister und Schüler aber werden am besten vermieden.
Cavallinis Kunst richtig zu beurteilen, ist ebenso schwer wie die
Niccolö Pisanos. Die schöne Gelassenheit seiner Rhetorengestalten, das
gnädige Lagern seiner Madonnen erscheint in Rom wie selbstverständlich.
Grade weil dem Fresko in Assisi mit dem Judaskuß diese gelassene Art
fehlt, glaube ich nicht, wie Hermanin, daß man hier Cavallinis Pinsel
vermuten darf. Ob Hermanin nicht, seinem Helden zu liebe, Leute wie
Jacopo Torriti zu tief einschätzt? Die technische Beihülfe Cavallinis bei
Giottos Navicella- Mosaik scheint mir, ebenso auch Zimmermann, recht
wahrscheinlich.
Bei der Besprechung des Jüngsten Gerichts in Sa Cecilia werden
S. Angelo in Formis und Torcello herangezogen; leider ist dagegen der
sehr interessante Vergleich mit Giottos Giudizio in der Arena, das doch
nur zehn Jahre später und im offenbarem Anschluß an Cavallini entstand,
nicht versucht worden. Der Vergleich beider Apostelreihen ergibt große
Ähnlichkeit; so wird wohl auch der untere zerstörte Teil des Cecilia-
Gerichtes dem paduaner ähnlich gedacht werden dürfen. Auch der
Stifter wird hier ebensowenig wie in Padua und in Cavallinis Mosaik
von Sa Maria in Trastevere gefehlt haben. Der Verlust der alt- und
neutestamentlichen Fresken des römischen Künstlers an den Langwänden
von Sa Cecilia ist um so mehr zu beklagen, als hier Vergleiche mit der
Arena sehr willkommen gewesen wären.
Schon oft ist Giovanni Pisano mit Giotto zusammengestellt worden
als Bahnbrecher einer neuen Gestalten- und vor allem Empfindungs-
welt. Cavallini ist ein neuer Merkstein für die Grenze der alten Zeit.
Und damit wird die alte Streitfrage wieder lebendig, ob wir den großen
Schnitt zwischen Mittelalter und Neuzeit hier oder hundert Jahre später zu
machen haben. Je mehr die Erkenntnis durchbricht, daß Trecento und
Cinquecento eng zusammengehören und daß das Quattrocento eine Zeit
des Waffenstillstandes und der vorbereitenden Rüstungen ist, desto mehr
wird man sich für den frühen Schnitt entscheiden. Zwischen Cavallini
und Giotto liegt eine Kluft, über die man ebensowenig herüber kann,
wie über die zwischen Niccolö und Giovanni Pisano.
144
Literaturbericht,
Im einzelnen ist noch folgendes zu bemerken : Hermanins Versuch,
Ghiberti vor 1400 in Rom anwesend zu denken, steht nicht nur im
Widerspruch mit seiner Selbstbiographie, wo vor seiner Wanderung nach
Pesaro (1400) davon die Rede sein müßte, sondern läßt sich ziffernmäßig
auf das Jahr 1450, also 50 Jahre später festlegen. Ghiberti spricht
nämlich von der 440. Olympiade, damals sei er in Rom gewesen
(IIL Kommentar; Frey S. 56). Andrea Pisanos Bronzetür wird (Frey S.44)
in die 410. Olympiade verlegt; als runde Zahl steht für diese Arbeit
1330 fest. Rechnen wir von da 30 Olympiaden ä 4 Jahre weiter, so
kommen wir in das Jahr 1450, als die 2. Tür Ghibertis fertig war, und
das große römische Ablaßjahr ihm Anlaß zur Pilgerfahrt gegeben
haben mag.
Die Fabeleien von Walpole, daß Cavallini möglicherweise der Meister
des Grabes Eduard des Bekenners in der Westminster Abbey in London
gewesen sei, durfte Hermanin nicht als Möglichkeit stehen lassen. Wohin
sollen wir kommen, wenn wir einen Bildhauer Petrus civis romanus, der
1267 nach London mit dem Bischof Richard of Ware ging, ohne weiteres
mit dem römischen Maler und Mosaicisten Pietro Cavallini identifizieren,
nur weil beide Leute Petrus mit Vornamen heißen!
Über die Neapler Malerei am Anfang der Trecento konnte Zu-
treffenderes gesagt werden. Bertaux’ Publikation über die Fresken der
Donna regina hat das sichere Resultat ergeben, daß diese Malereien
sienesisch sind. Cavallinis Berufung nach Neapel 1308 ist für die neapler
Lokalschule ebensowenig fortbildend geworden wüe die Giottos 20 Jahre
später; nur die Sienesen haben hier festen Fuß gefaßt und beherrschen
das Feld bis nach der Mitte des Jahrhunderts.
Über die Zuweisung der Assisi-Fresken an Cavallini (H. nimmt für
Cav. in Anspruch; Weltschöpfung, Erschaffung Adams, Sündenfall, Ver-
treibung, Noah, Abraham und die Engel, Isaaks Opferung, Geburt Christi
und Judaskuß) habe ich schon meine Bedenken ausgesprochen. Sie sind
noch gestiegen, seit ich wieder in Assisi war. Zimmermann hat hier
J. Torriti vorgeschlagen. Im allgemeinen wird dessen Ansicht, daß wir
hier Arbeiten der römischen Lokalschule vor uns haben, durch H.s These
unterstützt.
Wir danken es H.s Untersuchung, daß der Name Pietro Cavallini
jetzt Farbe und Klang bekommen hat. Hoffentlich öffnen die Nonnen
von Sa Cecilia nicht nur während des Historikerkongresses die porta
clausa, um das große Fresko Pietro Cavallinis der Öffentlichkeit nicht
länger vorzuenthalten. Paul Schubring.
Heinrich Modern. Giovanni Battista Tiepolo, Eine Studie.
Wien. Artaria & Co. 1902.
Beim Neubau des alten Geschäftshauses der Firma Artaria am
Literaturb ericht.
M5
Kohlmarkt in Wien wurde ein Gemäldezyklus von Giovan Battista Tiepolo
aufgefunden, dessen literarische Einführung Heinrich Modern in einer für
den Zweck etwas umständlichen Schrift übernommen hat. Der Zyklus
besteht aus einem großen Breitbild (i88 X 442), das den Triumph der
Amphitrite darstellt, und zwei kleineren, fast quadratischen (213 X 231),
deren eines Hera und Selene, deren anderes Bacchus und Ariadne zum
Gegenstand hat. Laut einer alten Inventarnotiz stammen die Gemälde
aus der 1798 von Francesco Artaria erworbenen Villa Girola am Comersee,
wurden von dort vor etwa dreißig Jahren nach Wien gebracht und ver-
blieben aufgerollt und ungewürdigt in dem Depot des Geschäftshauses,
his dieses bei seiner Demolierung den versteckten Schatz ans Tageslicht
förderte.
Die drei Bilder treten dem Vollendetsten zur Seite, das wir der
in müheloser Anmut schaffenden Phantasie des großen Meisters ver-
danken. Sie zeigen den Reichtum und alle Reize seiner Palette, die Be-
weglichkeit seiner Erfindungsgabe, die Leichtigkeit seiner Hand und die
Sicherheit seines Auges. Der grundlegende Gedanke dieser malerischen
Trilogie ist der von den Elementen. Nur Wasser, Erd’ und Luft finden
wir dargestellt; das Feuer, dem Brauch der Zeit entsprechend, wahr-
scheinlich unter der Schmiede des Vulkan symbolisiert, ist verschollen.
Rheingoldklänge, doch zurück übersetzt in die graziös-melodische, durch-
sichtig instrumentierte Musik des 18. Jahrhunderts, steigen herauf: »in
Wasser, Erd’ und Luft lassen will nichts von Lieb’ und Weib«. Auf
dem führenden Bild erscheint Amphitrite als das lieblichste aller Meer-
wunder, auf schimmerndem Muschelwagen unter dem Gejauchz der
Tritonen und der Seeputten im Triumph über die kräuselnde Flut ein-
herfahrend; die Erde wird allegorisiert in dem heiter sorglosen Bei-
sammenwohnen von Bacchus und Ariadne, die Luft in der Flucht der
mondumstrahlten Selene vor der lichtprangenden Hera.
Die vorzüglichen Abbildungen hätten dem Verf. manch schleppendes
Wort seiner Beschreibungen ersparen können (wie denn überhaupt die
Beschreibung der Kunstwerke noch immer eine der schwächsten Seiten
moderner Kunstschriftstellerei ist!). Seine in diesem Fall störende Pe-
danterie gereicht ihm indessen zum Vorteil bei der Lösung der kunst-
geschichtlichen Probleme, die der Cyklus aufgibt. Mit der Entstehungs-
geschichte weist M. zugleich die ursprüngliche Skizze (im Privatbesitz zu
Triest) und die Studien zum Hauptbilde nach, z. B. im museo civico
zu Venedig die Zeichnung für den in wundervoller Lässigkeit ausge-
streckten rechten Arm der Amphitrite. In der Meeresgöttin erkennt er
die Züge Christinens, der Geliebten Tiepolos, die ihm über fünf-
undzwanzig Jahre als Modell gedient hat. Dieser Nachweis gibt ihm
einen Anhalt für die Chronologie des Zyklus. Die zunehmende Reife
Repertorium für Kunstwis.seuscliaft, XXVI. IO
146
i^iteraturbenctit.
ihrer Körperformen kann allerdings ein Kriterium für die Entstehungszeit
Tiepoloscher Arbeiten abgeben. In unserm Falle werden wir auf die
frühe Zeit zwischen 1738 und 1740 geführt, eine Datierung, für die auch
die nahen stilistischen Bezüge zu der 1740 vollendeten großen Decke
des Palazzo Clerici maßgebend sind.
Ein Abschnitt, der Tiepolos Leben und Werke unter Benutzung der
zuverlässigsten literarischen Quellen behandelt, springt nicht zum Vorteil
des Buches aus dem Plan der Abhandlung heraus. Dafür entschädigt
er durch eine Reihe auch chronologisch wertvoller Notizen, die einem
künftigen, lange schon erwarteten Tiepolo-Biographen die Pfade zu ebenen
geeignet sind. Wer das letzte Kapitel »Werke Tiepolos in Wien« durch-
mustert, wird mit Verwunderung feststellen, daß im Wiener Hofmuseum
sich nur ein einziges Werk des bedeutenden Meisters befindet: das Brust-
bild der hl. Katharina von Siena, eine Vorarbeit zu dem Altarbilde der
Kirche S. Maria del Rosario in Venedig. Das ist für die Sammlung und
für den Meister keine Repräsentation. Was der Verf., der die Publikation
pro domo herausgegeben hat, in taktvoller Weise unerörtert ließ, muß
hier von unbeteiligter Stelle aus, die nur dem künstlerischen Interesse
dient, laut und deutlich zur Sprache kommen. Was hält die Verwaltung
der k. k. Hofmuseen zurück, mit der Erwerbung dieses ausgezeichnet
schönen Werkes eine empfindliche Lücke der Sammlung auszufüllen? Will
sie warten und zaudern, bis der Fund ihren Händen entgeht? Schwerlich
wird sie später einen Ersatz finden können! Hans Mackowsky.
Ausstellungen.
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
Von Max J. Friedländer.
(Schluß,)
Indem ich die Entwicklung der Brügger Malerei, die sich natur-
gemäß besonders reich auf der Ausstellung entfaltete, weiter verfolge,
achte ich zuerst auf Nachwirkungen der Kunst Gerard Davids. Der
oft mit dem Pseudo-Mostaert und manchmal auch mit dem Halbfiguren-
Meister verwechselte tüchtige Maler, von dem die »Deipara Virgo«
in Antwerpen herrührt, der eine heilige Familie in Nürnberg und einen
Altar in Madrid mit »AB« signiert hat, war nicht recht auf der Aus-
stellung vertreten, da die von Frau Hainauer ausgestellte Halbfigur (220)
nur eine der vielen Kopien nach der einen Sibylle des Antwerpener
Gemäldes ist. Stilverwandtschaft mit den Werken des Meisters AB, der
in Segovia, im Prado und sonst vielfach vertreten ist, zeigen die Altar-
flügel mit der Verkündigung und Heimsuchung aus dem Besitz des Grafen
Harrach in Wien (267).
In der Auffassung und Formensprache mit Gerard David verwandt
ist ein um 1525 tätiger Meister, von dem ich bis jetzt vier Porträts
kenne. Zwei dieser Porträts, nämlich das eines jugendlichen Geistlichen,
von Herrn J. Simon aus dem Londoner Kunsthandel vor einigen Jahren
erworben (217) und das als »Petrus Christus« von L. Nardus (146) aus-
gestellte eines jüngeren Mannes, waren auf der Ausstellung. Das dritte
Porträt gehört dem Sir Farrer und war nicht auf der Ausstellung, das
vierte ist zur Zeit im Londoner Handel. Glasige Behandlung, leere
Formen, steife Haltung sind diesen Porträts eigentümlich.
Von einem tüchtigen Brügger Maler, dessen Art wesentlich durch
das Vorbild Davids geprägt erscheint, stammen zwei beiderseitig bemalte
Altarflügel im städt. Museum zu Brügge, die Anbetungen der Könige
und der Hirten, zwei Szenen aus der Geschichte des Propheten Elias (227).
10’
M. J. Friedländer:
X4S
Die Gestalt des um 1520 zu Brügge tätigen Albert Cornelis
ist einigermaßen deutlich geworden, seitdem Weale die figurenreiche
Krönung Mariä zu S. Jacques in Brügge als seine Schöpfung nachge-
wiesen hat (170). Danach mit Sicherheit andere Arbeiten dieses Malers
zu erkennen, ist bisher nicht gelungen. Verwandtschaft mit seiner Art
finde ich in dem Bilde mit der auf Wolken stehenden Madonna (208;
Willett, Brighton).
Weit deutlicher wurde auf der Ausstellung die höchst interessante
Erscheinung des Jan Provost, der gegenüber dem Pseudo-Mostaert die
neue Kunst um 1520 in Brügge vertritt und namentlich von Gossaert
und Metsys angeregt erscheint. Sein einziges beglaubigtes Werk, das
„Jüngste Gericht“ im städt. Museum zu Brügge (167), 1525 ausgeführt,
bietet den Ausgangspunkt. Die Madonna in der Glorie zu St. Peters-
burg, wohl sein schönstes Bild, das Jüngste Gericht in der Galerie
Weber (168) und mehrere andere Stücke hatte ich danach zusammen-
gestellt, ehe ich die erfolgreichen Bemühungen Hulins kennen lernte,
der dem Meister mit Recht noch mehrere andere Gemälde zugeschrieben
und eine ausgezeichnete monographische Darstellung (Extrait de Kunst
& Leven, Gand, Ad. Koste, 1902) verfaßt hat. Auf der Ausstellung
waren die folgenden Werke von der Hand des Jan Provost:
167 (Brügge, städt. Museum) Das Jüngste Gericht. Authentisch, von 1525.
169 (Vicomte Ruffo, Brüssel) Das Jüngste Gericht.
168 (Weber, Hamburg) Das Jüngste Gericht.
109. 157 (Brügge, städt. Museum) Stifter mit einem Heiligen, Stifterin
mit der hl. Godelive; adlegorische Darstellung, der Geizige und der
Tod. Die vier Tafeln sind Vorder- und Rückseiten zweier Altar-
flügel, wie Huhn zuerst erkannt hat.
189 (Brügge, Hospitalmuseum) Christus, das Kreuz tragend, und der
Stifter, Brustbilder.
342 (Straßburg, städt. Museum) Madonna in Halbfigur. Die italienische
Inschrift, die 1488 als das Jahr angibt, in dem die Tafel »presen-
tato al . . .« kann nicht richtig sein, da der Charakter der Malerei
diesem terminus ante quem widerspricht.
In vollkommener Übereinstimmung mit Hulin beurteile ich die
tief empfundene, leider schlecht erhaltene Darstellung aus der Legende
des hl. Franciscus (150, Sutton-Nelthorpe). Ungemein eindringlich ist
geschildert, wie der jugendliche Heilige das weltliche Gewand abstreift
und in Büßerkleidung seine Wanderung antritt. Ich möchte die um
1510 entstandene Komposition niemandem eher als dem Jan Provost Zu-
trauen. Mit halber Sicherheit, ohne in diesem Falle die Zustimmung
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
149
Hulins zu besitzen, halte ich die ernste, stellenweise etwas verputzte
Madonna, die Mad“® Andr^ als »v. Eyck« nach Brügge geschickt hatte
(99), für eine Jugendarbeit des Jan Provost, um 1500 entstanden und
im Geiste der kirchlichen Kunst Gerard Davids gestaltet.
Das „Werk“ dieses Meisters wird sich nicht wesentlich vergrößern
lassen. Im Prado darf ihm wohl noch die Gestalt eines knieenden
Mannes (No. 1443) zugeschrieben werden und die lesende Frau, die als
„Mostaert“ auf der vente Lelong für den Louvre erworben wurde, ge-
hört zu demselben Altarwerk wie diese Tafel. Auf der vente Nieuwenhuys
war ein »Jüngstes Gericht« von ihm; in Cremona ist eine Madonnen-
darstellung.
Der Versuch, die Persönlichkeit des Brügger Malers Jan von
Eeckele, der nach Urkunden gegen 1550 tätig war, mit erhaltenen
Gemälden in Verbindung zu bringen, scheint mir nicht gelungen. Zwei
Bilder auf der Ausstellung zeigten eine aus den Buchstaben »J V E«
zusammengesetzte Signatur, nämlich die Madonna mit dem hl. Bernhard
aus dem Museum von Tournay (106) und die schwache, schlecht er-
haltene, wie eine Kopie nach Quentin Metsys aussehende Maria in
Schmerzen (105, Brügge, S. Sauveur; s. unten). Ich glaube, beide
Signaturen sind falsch und sollen Jan von Eyck bezeichnen. Die
Tafel aus Tournay ist hübsch aber unbedeutend, etwa von 1520.
hhnen fruchtbaren, aber schwachen Brügger Meister, der um 1520
tätig war, nennen wir nach dem Vorgang des „catalogue critique“ Meister
von S. Sang, da eines seiner Hauptwerke, freilich eine recht mißlungene
Schöpfung, in der Confrdrie du S. Sang von altersher bewahrt wird, die
ganz irrtümlich »Gerard David« genannte Kreuzabnahme (126). Den
Meister dieser Gemälde, der offenbar auch die fragmentarische Tafel
mit dem Haupt des toten Christus (127, Mgr. F. Bethune, Brügge)
und — weniger offenbar, aber gewiß, wie eine genaue Vergleichung
lehrt — den Flügelaltar mit der Gottesmutter, Propheten und Sibyllen
(155, Brügge, S. Jacques) geschaffen hat, ist identisch mit dem Madonnen-
maler, der mir als Nachfolger des Quentin Metsys erschien, und dessen
»Werk« ich in der Publikation über die Berliner Renaissance- Ausstellung
(S. 20) zusammengestellt habe. Das Triptychon aus der Galerie Weber,
das auf der Brügger Ausstellung war (260), stand bereits auf meiner
älteren Liste, die jetzt, nachdem Hulin von der anderen Seite die
Künstlerpersönlichkeit erfaßt und lokalisiert hat, wesentlich vergrößert
werden kann. Auf der Ausstellung zeigte den leicht kenntlichen Stil
dieses Malers das Paar der Brustbilder Christi und Mariä aus S. Gilles
zu Brügge (193. 194)- Aus der größeren Zahl anderer Arbeiten, die
ich von ihn kenne, notiere ich hier nur das im Staedelschen Institut
M. J. Friedländer:
*$0
tradionell, aber ganz mit Unrecht, als Arbeit des „Frankfurter Meisters“
ausgestellte Altarbild mit der hl. Sippe.
Ehe ich in den Schöpfungen des Lanceloot Blondel, Pieter Pourbus
und der verschiedenen Glieder der Familie Claeissen das Absterben der
konservativen Brügger Kunst bis zum Ende verfolge, reihe ich katalog-
artig eine Anzahl schwächerer südniederländischer Tafeln auf, deren
zumeist unscharfes Stilgepräge nichts anderes als eine annährend richtige
Datierung gestattet. Zuerst einige provinziell unbedeutende Kirchen-
bilder aus Flandern:
197 (Nieuport, Stadthaus) Zwei Altarflügel mit Szenen aus der Legende
des hl. Antonius und des hl. Paul, des Eremiten. Um 1500.
Sehr warm und tief gefärbt, schwach in der Zeichnung. Wohl nicht
ohne Anregung von Gerard David her zu erklären.
389 (Ypern, S. Martin) Altarflügel mit dem Sündenfall, der Erschaffung
der Eva, der Austreibung aus dem Paradise. Angeblich von
1525, was dem Stil nach möglich ist. Anspruchsvoll , maniriert
von einem unbedeutenden Meister auf der Stilstufe Gossaerts.
334 (Dixmuiden, S. Nikolaus) Flügelaltar mit der Geburt Mariae im
Mittelfelde. Von 1520 etwa. Kühl und blaß in der Färbung,
sehr schwach und maniriert in der Zeichnung.
Die im folgenden notierten Tafeln haben das Negative gemein-
sam, daß eine feste Lokalisierung weder durch die Stilerscheinung noch
durch die Herkunft möglich erscheint.
207 (Tournay, Museum) Die Predigt eines Heiligen. Um 1480. Viel-
leicht in Toumay entstanden. Eine Nachwirkung Rogers undeut-
lich wahrnehmbar.
323 (Bristol, Fry) Die Anbetung der Könige. Um 1480. Tüchtige,
gut durchgebildete Arbeit. Charakteristisch für den Meister, der
wohl am ehesten von Dierick Bouts Anregung empfangen hat, sind
die großen, hängenden Nasen.
102 (Wien, Graf Harrach) Der Kaiser mit den Kurfürsten. Schlecht
erhalten, unbedeutend; interessant vorvdegend der Darstellung wegen.
Um 1500.
381 (Paris, L. Goldschmidt) Brustbild eines betenden Mönches. Um 1490.
Das vortrefflich erhaltene, in Ausdruck und Kontur höchst wirk-
same Stück ist sehr schwer bestimmbar. Vielleicht französisch.
367 (Hamburg, Weber) Der hl. Christoph. Als „Hendrik Bles“ mit
Unrecht im Katalog der Galerie Weber. Mittelgute Arbeit von
1510 etwa.
Die Brtigger Leihausstellung von 1902.
151
362 (Brüssel, Vicomte Ruffo). Der Kalvarienberg. Feine, gut durch-
geführte Arbeit, um 1500 entstanden.
397 (Brügge, Ryelandt) Die Anbetung der Könige. Um 1510, wahr-
scheinlich in Brügge entstanden.
175 (Brüssel, de Somze'e) Zwei Altarflügel, die Vorder- und Rückseiten
nebeneinander, Stifterfamilie, der hl. Andreas, die hl. Katharina.
Sehr feine, wahrscheinlich flandrische Arbeit von 1520 ungefähr.
•251 (Brügge, Speybrouck) Die hl. Katharina in Halbfigur. Schwach,
um 1530.
118 (Antwerpen, Museum) Diptychon mit der Madonna in der Kirche,
nach der Eyckschen Tafel in Berlin, dem Salvator und zwei Äbten
als Stifter. Aus der Abtei N. D. des Dunes. Das Datum 1499
bezieht sich nur auf drei der Bilder, die von einem sauber aber
matt und charakterlos arbeitenden Meister herrühren; nach 1520
ließ Robert le Clercq sein Porträt hinzufügen auf der vierten Fläche.
275 (Brüssel, Vicomte Ruffo) Flügelaltärchen mit der Madonna, weib-
lichen Heiligen und Stifterfamilie auf den Flügeln. Die Arbeit ist
etwa 1490 entstanden; die Stifterporträts zeigen Kostüme von 1530
etwa und sind in dieser Zeit hinzugefügt.
Einige Porträts, die zumeist eher der dargestellten Persönlichkeiten
wegen als wegen des Kunstwertes Beachtung fanden, schließe ich hier an:
33 (Graf Limburg -Stimm, Rumbeke) Jean sans Peur. Alte Kopie
nach einem Original vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Ganz
entsprechende Bilder im Antwerpener Museum und (vor einigen
Jahren) bei Ch. Sedelmeyer in Paris;
88 (Brügge, G. van Severen) Philipp der Kühne von Burgund.
Gute Kopie, etwas Eyck-artig in der Anlage, zum Teil schlecht
erhalten.
103 (Wörlitz, Gotisches Haus) Philipp der S chöne. Schwache Kopie
aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
104 (Brügge, S. Sauveur) Carl V. (irrtümlich als Philipp der Schöne
bezeichnet) Etwas bessere Wiederholungen des wahrscheinlich
von Orley geschaffenen Originals im Louvre und im Museum zu
Neapel (vergl. das etwas abweichende Original von Orleys Hand
in Budapest).
143 (Wörlitz) Bildnis eines jüngeren Mannes. Mittelgut, südniederläm
disch, um r48o.
273 (Graf Limburg -Stirum, Rumbeke) Familienporträt. Um 1530 ent-
standen. Sehr fein und eigenartig in genrehafter Auffassung, mit
vortrefflicher Ansicht des Schlosses Rumbeke,
152
M. J. Friedländer:
Lancelot Blondeei war in Brügge zwischen 1520 und 1560
erfolgreich tätig. Zu seiner Zeit hoch geschätzt, da er italienische Re-
naissanceornamentik und klassische Figurenmotive in seine leeren, rein
dekorativen Malereien einführte, ist er heute nur noch eine Lokalgröße.
Auf der Ausstellung stand sein ganzes erhaltenes „Werk“ so ziemlich
zur Schau.
291 (Brügge, S. Jacques) Der Altar der Chirurgen, mit Cosmas und
Damian, datiert 1523. Mit dem, dem Meister eigentümlichen,
Goldgrund und eingezeichneter üppiger Ornamentik.
292 (Brügge, städt. Museum) Der Altar der Maler, mit dem hl. Lucas,
der die Madonna malt, datiert 1545, signiert mit den bekannten
Initialzeichen des Meisters, dem die Mauerkelle beigefügt ist.
293 (Brügge, S. Sauveur) Der Altar der Maler mit der Madonna, dem
hl. Lukas und dem hl. Eligius, datiert 1545 und signiert.
308 (Brügge, städt. Museum) Die Legende des hl. Georg.
384 (Tournay, Museum) Szenen aus dem Marienleben. Aus der späteren
Zeit des Meisters, charakteristisch im Stil der Figurenzeichnung,
der üblichen goldenen Dekoration entbehrend.
290 (Brügge, Coppieters ’t Wallant) Kleiner Altarflügel mit der hl.
Margarete und einer Stifterin. In diesem hübschen, um 1530 ent-
standenen Täfelchen kann ich den Stil des Blondeel nicht finden.
Der aus Gouda stammende Pieter Pourbus war zwischen 1543
und 1584, seinem Todesjahr, in Brügge tätig. Ein ausgezeichneter
Porträtist, mit scharfem Blick lür physiognomische Eigenart und einer
altertümlich glatten, höchst soliden Maltechnik (merkwürdigerweise
zeigen seine Tafeln zumeist gar keine Sprungbildung in der Farbfläche),
ist er leer und unleidlich in den Idealfiguren seiner Altarbilder.
Von ihm war ausgestellt:
299. 300 (Brügge, städt. Museum) Das Bildnispaar Jan Fernagant und
Adriaene de Buuck. Signiert und datiert 1551. Aus diesem Jahre
stammen die ältesten uns bekannten beglaubigten Arbeiten des
Meisters.
301 (Brügge, S. Jacques) Flügelaltar mit der Mater dolorosa in der Mitte.
Signiert und datiert 1556.
302 (Brügge, Brüderschaft von S. Sang) Altarflügel mit 31 Porträts von
Mitgliedern der Brüderschaft auf der Vorderseite. Signiert und
datiert 1556. Der Firniß ist zum Teil verdorben, sonst ist dieses
Meisterwerk wie fast alle Schöpfungen des Pieter Pourbus tadellos
erhalten.
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
153
303 (Brügge, S. Sauveur) Flügelaltar mit dem Abendmahl Christi im
Mittelbilde. Signiert und datiert 1559.
304 (Brügge, Coppierters ’t Wallant) Porträt der Pierine Hellinc. Signiert
und datiert 1571.
306 (Brüssel, Peyralbe) Porträt eines jungen Mannes. Signiert und
datiert 1574.
Die verschiedenen Glieder der Malerfamilie Claeis, deren Betrieb-
samkeit bisher wenig Interesse erregt hat, sind sehr schwer auseinander-
zuhalten. Die Persönlichkeiten sind zu unbedeutend und unselbständig,
als daß eine deutliche Erkenntnis möglich, als daß ein tief eindringendes
Studium lohnend wäre. Von dem älteren Pieter Claeis, der 1576 starb,
besitzen wir, soweit ich sehe, kein beglaubigtes Werk. Von dem zweiten
Pieter Claeis, der 1570 Meister wurde, ist eine (signierte) Arbeit im
städt. Museum zu Brügge, war aber nicht auf der Ausstellung. Von
Anton Claeis, dem Bruder des zweiten Pieter, waren zwei angeblicli
signierte Stücke ausgestellt, während die Zuschreibung einer Tafel an
Gillis, den dritten Bruder, willkürlich zu sein scheint. Den Stilcharakter
dieser Malerfamilie, die die Brügger Tradition ins 17. Jahrhundert hin-
überführte, zeigten folgende Bilder:
305. (Brügge, de Buyst) Der hl. Antonius mit Antonius Wydoot dem Abt
von N. D. des Dunes, der 1557 bis 1566 regierte. Zwei Altar-
flügel. Vielleicht von der Hand des ältesten Pieter Claeis.
309 (Brügge, Seminar) Porträt des Robert Holmann, Abtes von N. D.
des Dunes, datiert 1571. Im offiziellen Katalog dem Anton, von
Hulin mit besserem Recht dem ältesten Pieter Claeis zu-
geschrieben.
310 (Lockinge, Lady Wantage) Gottvater mit dem anbetenden Robert
Holmann, der 1579 starb. Sorgsame Arbeit in kleinem Maßstab,
in der Art des M. Coffermans. Ohne rechten Grund dem Gilles
Claeis zugeschrieben.
361 (Brügge, Ryelandt) Zwei Altarflügel mit Jan Pardo und seinen
beiden Gattinnen, datiert 1580 und 1589. Vielleicht mit Recht
dem Anton Claeis zugeschrieben.
31 1 (Brügge, S. Sauveur) Die Madonna mit dem hl. Bernhard. Signiert:
A C, danach dem Anton Claeis zugeschrieben.
360 (Brügge, S. Sauveur) Triptychon mit der Kreuzabnahme. Angeblich
bezeichnet: Antonius Claeissen F. und 1609 datiert.
Mehrere flandrische Andachtsbilder aus der Zeit nach 1540, die
auf der Ausstellung waren, teilen mit den Arbeiten der Familie Claeis
154
M. J. Friedländer:
die trübe Farbe, die schwache Zeichnung und die Müdigkeit der Auf-
fassung, nämlich:
349 (Beernem, P. Carpentier) Altärchen mit der Kreuzabnahme. Um 1540.
228 (Brüssel, Graf d’Oultremont) Die hl. Familie. Um 1550.
346 (Ypres, Hospital) Die Madonna in der Landschaft. Um 1560.
166 (Paris, G. Dreyfus) Die Madonna in der Landschaft. Um 1550,
mit Anklängen an die Kunst des Pseudo-Mostaert.
400 ( — , Servais) Die Madonna. Um 1560.
230 (London, M. Colnaghi) Der hl. Johannes. Um 1540.
Eine Anzahl nach 1540 entstandener, zumeist schwacher und in
Brügge gemalter Bildnisse ließen sich nicht bestimmten Meistern zu-
teilen, nämlich:
386 (Wien, Graf Harrach) Porträt eines graubärtigen Mannes, datiert
1541. Ruiniert. (Die Nr. 386 im offiziellen Katalog ist irrtüm-
lich dem unter Nr. 93 schon notierten Altarflügel gegeben).
297 (Brügge, Coppieters ’t Wallant) Porträt des Otho Stochoven, da-
tiert 1542.
401 (Brüssel, P. Errera) Porträt eines jungen Mannes. Um 1560.
387 (Paris, J. Porg^s) Porträt eines Mannes. Hervorragende Arbeit,
von 1560 etwa, sicher nicht in Brügge entstanden, wahrscheinlich
von der Hand des Adriaen Key, von dem die Brüsseler Galerie
im vorigen Jahre ein anscheinend signiertes Bildnis erworben hat.
298 (Brügge, S. Sauveur) Porträt des Pierre Lootyns, datiert 1557.
250 (Brügge, soeurs noires) Porträt des Roger de Jonghe, Altarflügel,
mit dem hl. Nikolaus auf der anderen Seite. Um 1560.
313 (Meirelbeke, Verhaegen) Porträt dreier Männer. Schwache, mit
Unrecht Frans Pourbus zugeschriebene Arbeit, von 1570 etwa.
336 (Brügge, S. Sauveur) Porträt des Pierre de Cuenync. Sehr schwache
Arbeit, datiert 1609.
337 (Brügge, S. Sauveur) Porträt des Leonard Neyts. Um 1590.
Unter den Meistern, die der südniederländischen Malerei des
16. Jahrhunderts das Gepräge geben, ist Quentin Metsys der am
höchsten begabte und der älteste. Seine Anfänge liegen im Dunkel.
Die Vorstellung von seiner Kunst stammt aus der Betrachtung jener beiden
reifen Meisterwerke, die um 1508 in Antwerpen entstanden sind. Zu Löwen,
1466 scheint Metsys geboren zu sein. Die Kunstkritik war in Hinsicht auf
das Eigentum dieses Meisters konservativ und ängstlich zurückhaltend,
auf der Brügger Ausstellung wurde sein Werk, namentlich dank dem
Scharfblick Georges Hulins, glücklich bereichert. Man hat merk-
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
155
würdigerweise öfter Joachim Patinir mit Metsys verwechselt, obwohl
die beglaubigten Arbeiten des Meisters von Dinant nach Art und Fein-
heit der Durchführung weit ab von den Schöpfungen des Metsys stehen.
Das stattliche Bild der thronenden Madonna im Brüsseler Museum
(21) wurde endlich als Schöpfung des Quentin Metsys anerkannt, nach-
dem deutsche Kunstforscher seit Waagens Zeit häufig diese durchaus
einleuchtende Bestimmung befürwortet hatten. Ein Werk aus der Jugend-
zeit des Meisters ist.die vergleichsweise schwer und warm geiärbte Tafel nicht
eigentlich, sie scheint eher nach als vor 1500 entstanden zu sein. Der un-
bedeutende Flügelaltar aus der Jerusalemskirche von Brügge (122) ent-
hält im Mittelfelde eine Kopie der feierlichen Madonnenfigur.
Die leider ganz und gar ruinierte Tafel mit der sitzenden Madonna
in ganzer Figur (350, Baron G. Snoy, Brüssel) stammt, falls sie ein
Originalwerk des Meisters ist, aus nicht viel späterer Zeit als die
Brüsseler Tafel.
Ohne jeden Widerspruch, soweit ich sehe, als Schöpfung des
Meisters anerkannt, mit Recht viel bewundert und tadellos erhalten,
stand das auf der Auktion Secretan vom Fürsten Liechtenstein erworbene
Bildnis eines Chorherrn auf der Ausstellung (190). Kaum weniger sicher
als Arbeit des Quentin Metsys, wenn auch in der technischen Er-
scheinung ein wenig fremdartig (auf ein Papierblatt gemalt!) ist der
Charakterkopf in strenger Seitenansicht auf weißem Grunde, der gewiß
nicht Cosimo de Medici darstellt, im Besitz von Mad*"® Andrd in Paris
(351), in Zeichnung und Modellierung ein unnachahmliches
Bravourstück. Das voll bezeichnete und 1513 datierte Bild stammt
aus der Sammlung des Grafen d’Oultremont.
Von den wenigen Genredarstellungen des Metsys, die uns erhalten
sind, steht die unerquickliche Schilderung des ungleichen Liebespaares
im Besitze der Gräfin Pourtal^s zu Paris (359) nicht ganz auf der Höhe
des Wechslerpaares im Louvre. Der lüsterne Alte ist wohl nach dem-
selben Modell gemalt wie der sogenannte Cosimo de Medici. Der ganz
von vorn gesehene segnende Christus (353, Baron Schickler, Paris), eine
Wiederholung im Wesentlichen der entsprechenden Darstellung im
Antwerpener Museum, ist, obwohl vortrefflich durchgebildet, wohl nur
eine Arbeit der Werkstatt, wie das ganz genau entsprechende Brustbild,
das Herr Dr. Weber auf der Berliner Leihausstellung 1883 zeigte.
Es ist nicht ganz leicht, den Stil des Metsys in Figuren von
kleinen Verhältnissen wiederzuerkennen. Doch hat man gelernt, in den
beiden köstlichen Altarflügeln mit dem Evangelisten Johannes und der
hl. Agnes, die Herr v. Carstanjen auf der Auktion Nelles zu Köln 1895
erwarb (die Bilder gehörten nicht zur Sammlung Nelles, sondern kamen
156
M. J. Friedländer:
aus . England), die Hand des Meisters zu finden, nachdem TAidwig
Scheibler den Namen mit Sicherheit ausgesprochen hatte (371). Daß
die Hintergrundlandschaften dieser Tafeln, deren Rückseiten übrigens
grobe kölnische Malerei zeigen, an Patinir erinnern, habe ich schon
bei Gelegenheit der Berliner Renaissance-Austeilung bemerkt. In allen
Teilen ein besonders feines Werk des Metsys ist der Christus am Kreuz
mit Johannes, Maria und Magdalena aus der Galerie Liechtenstein (198).
Man hat dem Joachim Patinir zu viel Ehre getan, als man ihm dieses
Meisterwerk zutraute. Eine längere fest geschlossene Kette nahver-
wandter Werke gliedert sich hier an, dabei auch eine schlecht erhaltene
Beweinung Christi, die der Louvre vor einigen Jahren erworben hat.
Zwei reizende Täfelchen mit nackten Büßerinnen, ausgestellt von
P. u. D. Colnaghi (165) wurden auf der Ausstellung fast garnicht be-
achtet, obwohl sie in der Empfindung und Formenbehandlung durch-
aus die Hand des Quentin Metsys zeigen. Der Zustand dieser Bilder
ist, abgesehen von einigen Partien in der Landschaft, die ein Restaurator
hinzugefügt zu haben scheint, einwandsfrei.
Ich komme jetzt zu den Arbeiten der Nachfolger und Nach-
ahmer des Antwerpener Meisters, die ebenso wie das kuriose Laden-
schild, das der Löwener Archivar E. van Even seit Jahrzehnten mit
scheinbar gutbegründeter im Angesicht des Werkes selbst aber ver-
sagender Argumentation als ein Werk des Meisters einzuführen sich
bemüht (284), unter dem großen Namen ausgestellt waren, während eine
moderne Fälschung im Stile dieses Meisters, das Brustbild einer weib-
lichen Heiligen (348), bescheiden als »inconnu« katalogisiert war (eine
ganz ähnliche Fälschung befindet sich im Privatbesitz zu Budapest).
Ein weit vorgeschrittener, sehr bedeutender Nachfolger des Metsys
hat die annähernd lebensgroße Halbfigur der Madonna gemalt, die
reiche, wirkungsvolle, aus Spanien stammende Tafel in der Sammlung
des Barons Oppenheim in Köln (278). Eine stilistisch nah verwandte
Madonnentafel, die ebenfalls aus Spanien stammt, kam in Paris auf
der Auktion Despuig vor und ist jetzt im Pariser Privatbesitz. In der
Behandlung des Laubwerks, des Himmels, der ungewöhnlich schwer be-
wölkt ist, und in den großzügigen, fast michelangelesken Bewegungs-
motiven der Mutter und des Kindes haben die beiden Bilder viel Ge-
meinsames.
Die weit kleinere, bescheidenere und mehr altertümliche Madonna,
die auf der Versteigerung Huybrechts einen beträchtlichen Preis erzielt
hat und in Brügge von Herriman (Rom) ausgestellt war (372), ist von
einem bedeutenden Nachfolger in engem Anschluß an Schöpfungen des
Meisters, im besonderen, wie es scheint, an diö Berliner Madonna ge-
Die Brügger Leihausstellung von 1902. igy
staltet. Mit selbständiger Kurtst ist die stimmungsvolle dunkle Land-
schaft mit dem leuchtenden Streifen des Flusses, auffällig geschmacklos
dagegen sind die Gebirgsformen hinter dem Madonnenkopf aufgebaut.
Ziemlich flau und schwach, hell und bunt in der Färbung, stammt die
Darstellung Christi, der die Wechsler aus dem Tempel treibt (394,
Vicomte Ruffo) offenbar von einem Schüler des Quentin Metsys. Als
schlechte Nachahmungen im Metsys-Stil erscheinen die Tafeln mit den
beiden betenden Männern, überdies stark verputzt, aus Rom gesandt
vom Fürsten Doria (382 ; ein weit schärferes Exemplar dieser Komposition
im Privatbesitz zu Columbia, mit der Aufschrift: »Bonum est prestolari
cum silentio salutare dei«) wie auch die berühmte, sehr schlecht er-
haltene Halbfigur der mater dolorosa in S. Sauveur zu Brügge (105),
deren Signatur »J V E« gefälscht ist und nicht Jan van Eeckele,
sondern Jan van Eyck bedeuten soll. Eine nah verwandte Komposition,
offenbar im Anschluß an Metsys gestaltet, befindet sich in der Münchner
Pinakothek.
Bestimmte Beziehungen zu der Kunst des Quentin Metsys zeigte
die stattliche Anbetung der Könige aus dem Besitze des Herrn van den
Corput in Brüssel (326), minder deutliche die weit schwächere Dar-
stellung desselben Inhalts, die Herr Snyers (Brüssel) geliehen hatte (369).
Von Jan dem Sohne des Quentin Metsys, der erst 1509 geboren,
mit seiner fruchtbaren Tätigkeit einer verhältnismäßig späten Zeit an-
gehört, waren zwei bedeutende und ziemlich unbekannte Arbeiten auf
der Ausstellung, beide voll bezeichnet, nämlich eine Halbfigur der
Judith aus dem Besitz des Malers Dannat, der in Paris lebt (241;
»Opus Johannis Matsiis«), und die heilige Familie, die dem Vicomte
Ruffo gehört (243; »1563 Joannes Massiis Pingebat«). Ganz ohne
Berechtigung unter dem Namen dieses Meisters stand auf der Aus-
stellung ein charakterloses Exemplar (nur eines merkwürdigerweise)
jener Komposition des hl. Hieronymus, die auf Dürers Tafel zurück-
geht, und die in vielen Ausführungen, besonders oft im Stil des Meisters
vom Tode Mariae, vorkommt (240; Cels, Brüssel).
Von dem anderen Sohne Quentins, von Cornelis Metsys
stammt die sehr hübsche, in Nachahmung des Vaters mehr als Patinirs,
gemalte Gebirgslandschaft mit der Staffagefigur des hl. Hieronymus
(205 ; E. de Brabandere, Thourout). Zum mindesten ist diese Tafel
ähnlich signiert wie das Bildchen dieses wandlungsfähigen Malers in der
Berliner Galerie, mit einem Zeichen, das aus C, M (nicht N) und A
zusammengesetzt. Das Datum ist 1547.
Jan van Hemessen war merkwürdigerweise nicht vertreten.
Das einzige unter seinen Namen ausgestellte Bild, Christus mit den
M. J. Friedländer:
158
Jüngern zu Emaus (196; C. Davis, London) eine kleine, nicht be-
deutende Tafel, war ganz verständig katalogisiert, da es den Werken
des Braunschweiger Monogrammisten, der wahrscheinlich mit
Hemessen identisch ist, wenigstens nahe steht.
Der Antwerpener Landschaftsmaler Joachim Patinir, den man
auf Grund mehrerer bezeichneter Werke, namentlich der Taufe Christi
in Wien, dann aber im Prado studieren sollte mit dem Ergebnis,
daß er sich in den Formen der Landschaft und auch der Figuren
deutlich von Quentin Metsys unterscheidet, war durch den reichen
Beitrag aus der Sammlung v. Kaufmann sehr gut in Brügge vertreten.
Zu dem oft gerühmten Flügelaltar mit der heiligen Familie auf der
Flucht im Mittelbilde (199) hat Herr v. Kaufmann im vorigen Jahre
eine reizende kleinere Tafel im Originalrahmen (200) erworben, die in
bescheidener Äußerung die Kunst des Patinir auf derselben Höhe
zeigt wie das stattliche Triptychon. In einer sich breit dehnenden
Landschaft, die einfach und naturgemäß disponiert ist, sitzt Maria mit
dem Kinde, sehr klein und der Landschaft untergeordnet. Fast noch
wichtiger und belehrender als diese landschaftliche Komposition ist die
Halbfigur der Madonna, die der Besitzer J. P. Heseltine in London
(211) ganz mit Recht für ein Werk des Patinir hält, und die auf der
Ausstellung durchaus nicht genügend beachtet wurde. Die vornehme
Ruhe, der feinfühlige Geschmack der Anordnung, Eigenschaften, die
der liebenswürdige Meister stets bewahrt, treten hier deutlich hervor.
Seine Faltenlinien sind stets sachlich und prosaisch, verglichen mit den
melodiösen Schwingungen, mit denen Metsys fast berauschende Wirkung
erzielt.
Recht gute Arbeiten in der Art des Patinir, aber -nicht von
seiner Hand sind die beiden Landschaften mit dem hl. Hieronymus
aus dem Besitz des Herrn J. Hel big in Lüttich (204) und des Herrn
A. de Meester in Brügge (203). Eine ziemlich unbeholfene Nach-
ahmung im Stile dieses Meisters ist die Taufe Christi aus dem Museum
von Tournay (333).
Schwärzlich und ganz unselbständig von einem wesentlich
kopierenden Nachfolger Patinirs stammt die Tafel mit dem
über das Wasser schreitenden Petrus her, die Sir Kenneth Muir Mackenzie
ausgestellt hatte (201) und die nach einer Vermutung Glücks von
Hans van der Elburcht gemalt ist. Die Hypothese beruht aus-
schließlich auf der Identität der Darstellungen hier und in Descamps
Beschreibung und scheint mir nicht zwingend. Streng genommen, ist
in unserer Tafel nicht »St. Pierre aux pieds de Notre-Seigneur sur les
bords de la mer« dargestellt; Petrus schreitet vielmehr auf dem Wasser
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
159
in beträchtlichem Abstand von Christus. Übrigens ist mit der Hypothese
nicht viel gewonnen, da die Persönlichkeit des Hans van der Elburcht
dadurch kein Profil erhält.
Ganz fremdartig unter den Schöpfungen Patinirs stand die
Ölbergdarstellung aus der Sammlung Röhrer in München (324), die ich
nur deshalb hier erwähne, weil die Bestimmung von Bayersdorfer her-
rührt und das, übrigens stark beschädigte, Bild unter diesem Namen
auch auf der Münchener Leihausstellung 1901 zu sehen war und im
»Klassischen Bilderschatz« publiziert ist Soweit der Zustand der
Malerei ein Urteil noch zuläßt, steht das Werk den früheren Arbeiten
der B. von Orley am nächsten. Die Ähnlichkeit mit der entsprechenden
Darstellung von Gossaert in Berlin ist ganz gering.
Eine hübsche landschaftliche Komposition mit Christus, der die
Kranken heilt, von der Hand des Lukas Gassei, signiert, wie ge-
wöhnlich und mit dem frühen Datum 153^ versehen, war aus der
Sammlung Weber geliehen (294).
Marinus van Reymerswaele steht zu Metsys in einem ähn-
lichen Verhältnis wie Jan Sanders, mit dem er auch annähernd gleich-
altrig zu sein scheint. Die laute Aufdringlichkeit der großen Figuren
in den gut durchgebildeten Tafeln dieser Meister gemahnt schon an
jene Seite des südniederländischen Geschmacks, die im 1 7. Jahrhundert
Jordaens vertrat. Hemessen ist gewöhnlich plump in der Form, dumpf
in der Färbung, Marinus bevorzugt stechend spitze Formen und eine
klare, braune, sehr stark geglättete Malerei. Den hl. Hieronymus im
Studierzimmer hat Marinus häufig gemalt. Das Bild dieser Gruppe auf
der Ausstellung (296; signiert: „Marinus me fecit 1541“; E. de Becker,
Löwen) ist echt und von mittlerer Qualität. Ein besseres Werk seiner
Hand ist offenbar die Berufung des hl. Matthäus aus dem Besitze des
Earl of Northbrook (295), das von einem Nachahmer öfters kopiert
worden ist. In der besonders schlechten Kopie des Antwerpener
Museums hat man die Inschrift »Jan von Hemess . . .« zu finden ge-
glaubt und danach ist auch das schöne Original dem Hemessen zu-
geschrieben worden. Weder das Original noch die Kopie hat irgendwas
mit diesem Meister zu tun.
Das sehr wirkungsvolle Porträt eines jungen Kaufmanns, das Herr
Jules Porg^s aus Paris als »Marinus« geliehen hatte (242), kann nicht
mit Sicherheit als Werk dieses Meisters betrachtet werden. Wir besitzen
leider kein beglaubigtes Bildnis von der Hand des Meisters, das wir
daneben stellen könnten. Ich halte aber die Bestimmung für einen
sehr klugen Einfall, für einen Vorschlag, der kaum durch einen besseren
ersetzt werden kann. Die Beleuchtungsart, die Freude an Schlagschatten,
l6o M. J. Friedländer:
die Überfülle des Schreibgeräts und des Papieres, dessen krause Formen
mit schrullenhafter Gewissenhaftigkeit verfolgt sind: dies und anderes
paßt sehr gut zu der bekannten Art des Marinus.
Der Meister des Todes Mariae, den ich hier anreihe, weil
er, ob mit Joos van Cleve identisch oder nicht, gewiß mit den Ant-
werpenern in enger Beziehung steht, war auf der Ausstellung nicht
seiner Bedeutung und der Häufigkeit seines Erscheinens entsprechend
repräsentiert. Abgesehen von dem wohlbekannten Selbstporträt aus der
Sammlung v. Kaufmann (259) ist nur die Verkündigung (276, Porg^s,
Paris) ein sicheres Original von seiner Hand, aus der späteren Zeit,
gut erhalten bis auf eine grobe Retusche, besonders interessant, weil
verwandte Kompositionen von dem Meister sonst nicht bekannt sind, und
sehr anziehend durch das reiche Inventar des Innenramms. Die von
Kleinberger (Paris; 347) ausgestellte Kreuzigung scheint nur eine
gute Nachahmung aus der Zeit des Meisters zu sein und kann bei
einer Vergleichung mit den entsprechenden Darstellungen in Neapel,
bei Herrn Konsul Weber in Hamburg und einem Triptychon, das im
italienischen Kunsthandel vor einigen Jahren aufgetaucht ist, nicht be-
stehen. Namentlich scheint die Färbung des Pariser Bildes allzu
schwärzlich. Eine weit schlechtere Kopie, nach der schönen heiligen
Familie, die Kapt. Holford von der Hand des Meisters besitzt, hatte
Ch. Sedelmeyer geliehen (376), während das von Simkens (Antwerpen;
216) ausgestellte Madonnenbild eine Fälschung im Stil des Meisters
vom Tode Mariae ist.
Herri met de Bles ist der Titel über einem schwierigen und
win-en Kapitel. Wir haben als Ausgangspunkt van Manders Bericht
und das Bild in München mit der Inschrift »Henricus Blesius«.
Van Mander rühmt den Meister als einen Landschaftsmaler und Nach-
folger Patinirs; seine Bilder seien an dem Käuzchen kenntlich. Mit
dem Käuzchen signierte Landschaftsdarstellungen gibts in größerer Zahl;
von ihnen aber scheint keine Brücke zu dem signierten Gemälde mit
der Anbetung der Könige in München zu führen, zu dem van Manders
Bericht überhaupt nicht recht paßt. Die Tafel in München ist äußerst
maniriert, zeigt einen in niederländischen Bildern und Zeichnungen nicht
eben selten vorkommenden Stil in ganz besonders spitzer, harter Aus-
führung und ist offenbar zum Kristallisationspunkt nicht recht geeignet.
Gehen wir nichtsdestowiger — und es bleibt kein anderer Weg
— von der Münchener Tafel aus, so finden wir als das nächst ver-
wandte Bild ein kleines Triptychon mit der Anbetung der Könige im
Prado, ferner die Enthauptung des Johannes bei Frau Hainauer und
endlich das Doppelbild im Besitze der Gräfin Pourtalds in Paris (277).
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
161
Dieses Doppelbild besteht aus zwei Flügelbildern, die zu einer verlorenen
Anbetung der Könige gehörten. Die Flügel des Madrider Altars haben
dieselben Darstellungen: Salomon, die Königin von Saba empfangend;
David, den Boten mit dem Wasser von Bethleem empfangend (?). Das
Doppelbild aus Paris ist nicht tadellos erhalten; namentlich im Flügel
rechts ist viel restauriert und entstellt. Vorausgesetzt, daß die Münchener
Tafel echt signiert ist, haben wir mit diesen vier Werken den innersten
Kreis der Bles-Bilder umschrieben.
Was sich im weiteren Kreise anschließt, ist etwas abweichend im
Stil, minder maniriert, weniger spitzig und scharf, mehr elegant ge-
schwungen, mit eher natürlichen Proportionen. Von den drei besten
Stücken dieses weiteren Kreises dem Flügelaltar in Longford Castle,
der Anbetung der Könige in der Brera, und der beiderseitig bemalten
Tafel mit der Geburt Christi und Joseph im Tempel unter den Freiern
Mariae, war das zuletzt genannte, in der Sammlung Cook zu Richmond
bewahrte Bild unter No. 233 auf der Ausstellung, gut erhalten, unter
einem sehr schmutzigen Firnis. Von demselben Meister stammt die
geistreiche, wenn auch wortgetreue Übersetzung des figurenreichen
Dürerschen Kalvarienbergs (354; R. Hughes of Kimmei). Das wahr-
scheinlich ehemals in Antwerpen befindliche Original von der Hand
Dürers, das jetzt in den Uffizien ist, wurde von Matham gestochen und
von Jan Breughel kopiert. Offenbar imponierte der Reichtum an Er-
findung den Niederländern gewaltig. Die Ausführung erinnert nament-
lich an das Triptychon der Brera. An diese Gruppe schließt sich
außer vielen minderwertigen Dingen, der prächtige Karton zu einem
Glasfenster an, der vor einigen Jahren im Handel war und von Herrn
V. I.anna für das Prager Museum erworben worden ist, ferner das kleine
Flügelbild mit der Geburt Christi im Mittelbilde, das mit der Sammlung
Dormagen ins Kölner Museum gekommen ist, und mehrere nah ver-
wandte Kreuzigungsdarstellungen. Auf der Austeilung war dieser über-
mäßig schwungvolle Stil durch ein ziemlich unbedeutendes dunkeles
Triptychon aus dem Besitz des Sir Ch. Turner (375) vertreten, mit der
Beweinung Christi im Mittelbilde.
Was sonst in den Galerien im Bles-Stil vorkommt, ist zumeist
schwach und rührt von Nachahmern her, die sich deutlich von einander
unterscheiden. Ich will hier das umfangreiche Material nicht ausbreiten.
Auf der Ausstellung war relativ wenig von dieser Kunst, die Antwerpen
nicht zur Ehre gereicht. Das Triptychon von S. Sang zu Brügge
(274; Kreuzigung, Kreuztragung und Auferstehung Christi) rührt von
einem Meister her, von dem ganz ähnliche Stücke im Berliner Privat-
besitz (Herr Magnussen) und in Hampton Court sich befinden.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 1 1
162
M. J. Friedländler:
Die Tafel mit Anna Selbdritt aus Wörlitz (383) schließt sich an
den vielfach überschätzten Mag dal enen- Altar in der Brüsseler Galerie an.
Die von Thibaut Sisson ausgestellte kleine hl. Familie (3163) ist
ein ganz besonders schwaches Produkt der betriebsamen Antwerpener
Produktion dieser Richtung.
Landschaftliche Darstellungen, die dem Herri met de Bles auf Grund
des Käuzchens oder dem Stil nach zugeschrieben werden konnten, gab
es nicht auf der Ausstellung. Am ehesten kam in Betracht die schwache
von J. Helbig (396) ausgestellte Landschaft mit Christus auf dem Wege
nach Emaus.
Ein hervorragendes Werk der Antwerpener Kunst aus der Zeit
um 1510, das mehrere Züge mit der Münchener Epiphanie gemein hat,
aber weit ruhiger altertümlicher erscheint, ist der Katharinen-Altar aus
der Sammlung Cook, der oft als »Gossaert« ausgestellt worden ist (192).
Es ist nicht schwer, nah verwandte Gemälde, von denen übrigens
keines auf der Höhe des merkwürdig edelen und einfachen Flügel-
altars steht, namhaft zu machen, sehr schwer aber die neu ge-
wonnene Gruppe mit den oben aufgestellten Gruppen zu verbinden.
Von dem Meister des Katharinen-Altars stammt der bedeutende Altar
zu S. Gommaire in Lierre, ferner die Madonna mit zwei weiblichen
Heiligen, die aus der Sammlung Somzee in den Pariser Kunsthandel
gekommen ist (jetzt wohl in Amerika), dann die Verkündigung in
München (hiermit nähern wir uns der ersten Bles-Gruppe), endlich das
schlecht erhaltene, oft falsch beurteilte Sibyllenbild der Wiener Akademie.
Als den letzten Vertreter des strengeren Stils in Antwerpen schließe
ich hier den neuerdings entdeckten Marcellus Koffer man s an, dessen
»Werk« weit größer ist, als die Notiz, die v. Tschudi diesem ärmlichen
Meister gewidmet hat, andeutet. Ein besonders hübsches Bild von seiner
Hand ist im archäologischen Museum zu Madrid. Auf der Ausstellung
war das am klarsten signierte Bild dieses Malers, der um 1570 in Ant-
werpen gewiß recht altmodisch erschien, die heilige Familie mit Engeln
in der Landschaft aus dem Besitz des Herrn Schloß in Paris (235 ;
signiert: Marcellus Koffermans fecit), eine Komposition, deren Motive
von Martin Schongauer zu stammen scheinen. Von Koffermans ist auch
das kleine Flügelaltärchen, das Alfred Stowe geliehen hatte (236).
Jan Gossaert war recht schwach vertreten. Man darf diesem
Meister nur das Allerbeste Zutrauen, namentlich in Hinsicht auf Gediegen-
heit der Ausführung. Er ist mehr als irgend ein anderer Meister zu
Anfang des 16. Jahrhunderts nachgeahmt worden, wie denn van Mander
in seinem Bericht über den jüngeren Coek erwähnt, daß dieser Maler
vortrefflich die Werke Gossaerts kopiert habe. Jans Gosaert hatte mit
Die Brügger "Leihausstellung von 1902.
163
großem Eifer die Tradition des 15. Jahrhunderts in sich aufgenommen
und die Kunst der van Eyck mit tieferem Verständnis als irgend ein
Meister seiner Generation betrachtet, ehe er nach Italien zog. Nach
dem Genter Altar hat er jene jetzt im Prado bewahrte Tafel mit
Gottvater, Maria und Johannes gemalt und früher, gewissenhafter
die Berliner Madonna in der Kirche kopiert. Seine Kopie der
Madonna in der Kirche ist die Hälfte des köstlichen Diptychons, das
in der Doria-Galerie zu Rom bewahrt wird. Der Prinzipe Doria hatte
nach Brügge zur Ausstellung sonderbarerweise nur die andere Hälfte
dieser Doppel tafel (160) gesandt, den Stifter mit dem hl. Antonius. Die
mit außerordentlichem Farbengeschmack und einer unvergleichlich
zarten Maltechnik ausgeführte Diptychon mag etwa gleichzeitig mit
einem Palermitaner Flügelbild und wenig später als die Anbetung der
Könige beim Earl of Carlisle entstanden sein. Das Bild in England
muß stets als Ausgangspunkt beim Studium dieses Meisters betrachtet
werden. Abgesehen von dem römischen Stück w'ar nur noch die Halb-
figur des hl. Donatian, gemalt für Jan Carandolet, wie das Wappen auf
der Rückseite der Tafel sagt, aus dem Museum von Tournay (370) als
ein Orginal des Meisters anzusehen, von 1520 etwa. Für denselben
Auftraggeber malte Gossaert im Jahre 1517 das schöne Diptychon im
Louvre. Eine grobe Kopie nach Gossaert ist der Kampf des Herkules
mit Antäus, ausgestellt von Miethke in Wien (225, bezeichnet und
datiert 1523), eine Kopie auch, nach dem Mittelbilde des Palermitaner
Flügelaltars, die bekannte, vom Earl of Northbrook ausgestellte Tafel
(328) in den Figuren ziemlich getreu, in der Architektur stark ab-
weichend, im Stil und in der Qualität weit entfernt von Gossaert.
Das Porträt des Grafen Floris d’Egmont (?), geliehen von Percy
Macquoid (161) stellt offenbar dieselbe Person dar wie das Porträt
von Gossaerts Hand im Amsterdamer Rijksmuseum, ist aber nicht eigentlich
eine Kopie nach diesem Bilde und andrerseits auch kein zweites Orginal
sondern eine Nachahmung in ziemlich charakterlosem Stil.
Wohl von Gossaert stammt die etwas süßliche Magdalena, die
Ch. L. Cardon ausgestellt hatte (221). Porträtartig ist diese hübsche
Halbfigur gewiß, und das »Y« mit einer Krone im Grunde läßt das
Bildnis einer fürstlichen Dame vermuten; daß aber Isabel la von Öster-
reich als Magdalena dargestellt worden sei, ist nicht gerade wahr-
scheinlich.
Von einem tüchtigen Zeitgenossen des Meisters, der sich an
Gossaert (zweite Periode, vgl. das kleine Prager Dombild) und an Bles
hält, rührt das kleine Triptychon mit der Anbetung der Könige her
(Sir Fr. Cook, 191).
M. J. Friedländer:
164
Bernaert von Orley ist ein weit geringerer Meister als Gossaert.
Er ist höchst ungleichartig, beginnt mit mühsamen Kopositionen, die
eine besondere Neigung zu häßlichen Typen bekunden, kommt dann
unter den Bann des Mabuse und geht endlich mit einem flüchtigen
ausgedehnten Betriebe, für Glasfenster und Webereien Entwürfe liefernd,
mehr auf extensive denn auf intensive Wirkung aus. Schließlich bleibt
ihm nur die Schlagfertigkeit des Komponierens, während die Ausführung
immer gröber wird. Auf der Ausstellung war ein Porträt seiner Gönnerin,
der Statthalterin Margarethe, von seiner Hand (224; Kleinberger, Paris).
Bisher war nur eine wenig abweichende, aber weit geringere Kopie dieses
Porträts bekannt, in der Antwerpener Galerie. Das Pariser Porträt kann
allenfalls als Original gelten, obwohl es keineswegs gut gezeichnet ist.
Ähnliche und schwerere Verfehlungen in der Zeichnung der Porträt-
köpfe zeigt das gewiß von Orley herrührende Triptychon mit der Be-
weinung Christi in der Brüsseler Galerie. Eine Arbeit des Meisters, der
im besonderen kein guter Porträtist war, von größerer Sorgfalt der
Durchbildung, aus der Zeit von 1515 etwa, ist die Halbfigur der Ma-
donna, die der Earl of Northbrook vor einigen Jahren im Londoner
Kunsthandel erworben hat (330). Der etwas mohrenartige Typus und
das elegante silbrige Email der Ausführung ist für die mittlere Periode
dieses Meisters überaus charakteristisch, ebenso wie die Form der Hand,
die mit der Hand im Porträt der Statthalterin durchaus übereinstimmt.
Das einfach und zielbewußt gezeichnete Porträt einer jüngeren Frau,
aus dem Besitze des Herrn Simon in Berlin (131) halte ich für eine
Schöpfung Orleys. Ein ungleichmäßige und in keinem Teile sehr hoch-
stehende Arbeit aus der Werkstatt des Meisters ist der bekannte viel-
gliedrige Altar mit dem Marientod im Mittelfelde aus dem städtischen
Hospital von Brüssel, datiert 1520 (163). Scheibler hat diesen Altar,
vielleicht mit halbem. Recht, dem älteren Jan von Coninxloo zuge-
schrieben, der wahrscheinlich aus der Werkstatt Orleys hervorging.
Grobe Arbeiten in dem Stile, den Orley in seiner späteren Zeit aus-
bildete, sind die beiden schwer gefärbten trüben Tafeln mit der Dornen-
krönung und der Kreuztragung Christi (279, 280; Stowe, Buckingham),
schwerlich von dem Meister selbst, und die große Dornenkrönung aus
der Kathedrale von Tournay, die trotz ihrer Roheit, wie ich glaube,
von Orley gemalt ist (390).
Von unbedeutenden Nachahmern Orleys stammen die Grablegung
Christi (271; Novak, Prag) und zwei kleine Tafeln mit der hl. Familie,
die eine, bessere, ausgestellt von M. Colnaghi (London, 202) von einem
bestimmten Meister, von dem in der Brüsseler Galerie eine Anbetung
der Könige bewahrt wird, die andere, fast wertlos (398; Novak, Prag)»
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
165
in Komposition und Art einem Bildchen entsprechend, das in Köln in
den Versteigerungen Clavd und Haberthür vorkam. Von dem erfindungs-
armen, aber mit feinem Schönheitssinn begabten Jan v. Coninxloo
dem älteren, rührt vielleicht die Madonna am Brunnen her, die aus Glasgow
nach Brügge geliehen war, die genaue, nicht ganz so / c erhaltene Wieder-
holung des schönen Bildes in der Ambrosiana (x54). Scheibler hat
diesem Meister das Triptychon in Cassel mit einer Reihe würdiger
Heiligen zugeschrieben und von ihm ist auch, wenn ich nicht nicht
irre, die höchst geschmackvolle Verkündigung in der Galerie von Cam-
bridge. Auszugehen ist von dem signierten Bilde in Rouen.
Im Kataloge der Ausstellung kam der Name Coninxloo nur
einmal vor; das ziemlich fade Altärchen aus der Sammlung Somzde
(366), im Charakter der Brüsseler Kunst von 1530, mit der thronenden
Madonna in der Mitte, war dem Gilles v. Coninxloo zugeschrieben.
Diese Bestimmung ist natürlich irrtümlich. Von den Gliedern der
Malerfamilie kommt der in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts als
Landschaftsmaler tätige Gilles hier am allerwenigsten in Betracht, weit
eher jener Cornelis, von dem die Brüsseler Galerie ein signiertes, und
1526 datiertes Täfelchen besitzt. Näher aber als dieser Arbeit steht
unser Triptychon dem bekannten Abendmal in Lüttich von 1530
(Wiederholungen in Brüssel von 1531 und Belvoir- Castle), das neuer-
dings mit schwachen Gründen (nach der handschriftlichen Notiz auf
einem Kupferstich) dem Cook van Alost zugeschrieben wird.
Für eine tüchtige Brüsseler Arbeit von 1525 etwa, die in mancher
Beziehung an Cornelis v. Coninxloo erinnert, halte ich die Tafel,
die Sedelmeyer ausgestellt hatte und die früher als „Bartel Bruyn“ —
ganz mit Unrecht — im Handel war (262). Dargestellt ist Maria mit
dem toten Christus, Magdalena, andere Heilige und eine Stifterfamilie.
Eine etwas schwächere Kreuzigung, die diesem Bilde nahe steht, wird
im königl. Schlosse zu Berlin bewahrt.
Von Orley besonders stark angeregt, um 1525 tätig ist jener
Meister der Magdalenen-Legende, dessen „Werk“ ich im Re-
pertorium (1900, S. 256) angefangen habe zusammenzustellen, eine relativ
geringe Kraft, leicht kenntlich in der Typik und im Besitz einer ge-
sunden, etwas derben Technik. Zwei von den Szenen aus der Legende
der hl. Magdalena, nach denen der Maler getauft ist, waren auf der
Ausstellung (282. 283; früher in der Sammlung Meazza, jetzt bei P. und
D. Colnaghi). Offenbar von demselben Meister stammt das Triptychon,
mit der Madonna in der Mitte, aus dem Besitz des früh verstorbenen
Antwerpener Sammlers Chevalier Mayer van den Bergh (174). Ähn-
liche Madonnenbilder gibt es in größerer Zahl, so in beiden Bonner
i66
M. J. Friedländer:
Sammlungen und sonst. Das recht unbedeutende Diptychon, das
der Gräfin de Liedekerke gehört (162), zeigt mindestens im Madonnen-
bilde Verwandtschaft mit den Arbeiten unseres Meisters, dessen Stil in
scharfer, etwas karikierter Prägung in der nicht uninteressanten Dar-
stellung der Madonna mit dem hl. Bernhard (329; von Dr. Sarre,
Berlin, geliehen) zu finden ist. Die beiden Tafeln mit dem hl. Christoph,
das Triptychon aus der Sammlung des Ghev. Mayer (374) und die nicht
besonders gut erhaltene einzelne Tafel aus der Prager Galerie Novak
(234) haben in einigen Zügen Verwandtschaft mit der hier zusammen-
gestellten Bildergruppe.
Das Altarwerk aus der Kirche von Beyghem, vier Flügel mit
Passionsdarstellungen (314 — 317), ist um 1520 in grobem karikierendem
Stil geschaffen. Zwei Hände mindestens sind in der Arbeit zu unter-
scheiden. In der Brüsseler Galerie wird ein anscheinend aus derselben
Werkstatt stammender Flügelaltar mit der Kreuzabnahme im Mittelbilde
bewahrt (No. 580 des Kataloges von Wauters).
Der Meister der weiblichen Halbfiguren ist neuerdings durch
die geistvoll begründete Hypothese Wickhoffs scharf beleuchtet worden.
WickhofF hat sich bemüht, nachzuweisen, daß dieser Maler in Frankreich
am Hofe tätig gewesen sei und hat ihn mit Janet Clouet identifiziert.
Ich bin nicht imstande, über den Wert dieser Aufstellung eine
Meinung zu äußern und begnüge mich hier damit, der Befriedigung
Ausdruck zu geben, daß der Umriß der Persönlichkeit durch Wickhoffs
Arbeit deutlicher geworden ist. Nur dem Stil nach zu urteilen, würde ich
diesen Meister für etwas jünger als Janet halten und glauben, daß er um
1540 in Antwerpen tätig gewesen sei. In Brügge war das Hauptwerk zu
sehen, von dem die Vorstellung von seiner Kunst den Ausgang ge-
nommen hat, die Gruppe der drei musizierenden Damen aus der Galerie
des Grafen Harrach (263). Das auf allen Seiten angestückte, sonst
aber gut erhaltene Bild zeigt den Meister mit allen seinen Schwächen
und Vorzügen, der Unsicherheit der Zeichnung, die an jeder Verkürzung
scheitert, der geringen Individualisierung, der sauberen emailartigen
Ausführung. Auch die anderen drei Stücke von der Hand dieses
Meisters auf der Ausstellung boten keinerlei Schwierigkeiten, weder die
Halbfigur einer schreibenden Dame (265; Pacully, Paris), noch die
schöne heilige Familie aus der Sammlung Rath (264; P. und D. Colnaghi),
noch endlich die Madonna in der Landschaft, ein bisher nirgends er-
wähntes, leider durch einen Bruch der Tafel entstelltes Bild, mit einer
überraschend disponierten Landschaft (266, Graf Charles d’Ursel, Brügge).
Der Löwener Maler Jan van Rillaer, der für seine Vaterstadt
etwa das ist, was Orley für Brüssel, war durch die zwei großen Flügel
Die Brtigger Leihaasstellung von 1902.
167
aus dem Löwener Rathause, sein mit der Signatur versehenes Haupt-
werk, in Brügge vertreten (395). Vielleicht von seiner Hand ist das
unbedeutende Madonnenbüd aus Wörlitz (210), eigentümlich rosig und
weißlich im Fleischton und ungeschickt in der Haltung.
Von einem etwas älteren Löwener Maler Jan Rombauts zeigte
Ed. V. Even das von ihm entdeckte, in seinem Besitz befindliche Stück
eines Altarwerks mit der Darstellung des wunderbaren Fischzugs auf
der Vorderseite (254). Die Verantwortung für die Bestimmung dieses
ziemlich charakterlosen Bildes müssen wir dem verdienstvollen Löwener
Gelehrten überlassen.
Jan Bellegambe, der einen Stil für sich an der Grenze von
Frankreich und den Niederlanden mit beachtenswerter Sicherheit pflegte,
einen eleganten Stil, ist trotz der sorgiältigen Arbeit, die Deshaines
ihm gewidmet hat, sehr wenig bekannt. Selbst der Louvre besitzt ein
hübsches Täfelchen von seiner Hand (unter den „deutschen“ Bildern),
das noch nicht richtig bestimmt worden ist. In Brügge war eine sehr
interessante Darstellung der Bekehrung Pauli (332; A. Verhaegen,
Meirelbeke), ganz ohne Grund dem Jakob Cornelisz zugeschrieben, die
meiner Ansicht nach eine charakteristische Arbeit des Bellegambe ist.
Die sehr mageren Figuren, die wunderliche Neigung des offenbar sanft-
mütigen Meisters, dramatische Energie in weit aufgerissenen Augen und
heftigen Bewegungen zu entfalten, der rotbräunliche Fleischton, die
Form der Hände und vieles andre scheint mir beweiskräftig für die
Bestimmung. Das Triptychon mit der Kreuzigung Christi aus dem
Museum in Tournay (353), das Hulin mit der Bekehrung Pauli in Zu-
sammenhang gebracht hat, scheint mir nicht von derselben Hand,
wenn auch ein Schulzusammenhang besteht.
Holländische Bilder waren bei weitem nicht so eifrig erbeten
worden wie südniederländische. Der Zufall mehr als eine systematische
Auswahl hatte immerhin eine stattliche Gruppe von altholländischen
Tafeln zusammengebracht. Geertgen tot S. Jans, der älteste Meister
der nördlichen Provinzen, von dem wir dank van Manders Bericht und
dank den in Wien bewahrten Tafeln eine Vorstellung besitzen — Albert
van Ouwater offenbart sich in dem einzigen erhaltenen Bilde recht ein-
seitig — , war durch die kleine Tafel mit Johannes dem Täufer glück-
lich vertreten. Das besonders gut erhaltene Bild, das Percy Macquoid
ausgestellt hatte (34), ist in den Besitz des Berliner Museums über-
gegangen (vergl. meine Würdigung des Werkes im Jahrbuch d. kgl. preuß.
Ksts. 1903 S. 6 2 ff.).
Das merkwürdige, von Sir Charles Turner ausgestellte »Rosenkranz-
bild« (256) zeigt Kostüme von 1490 etwa — , in scharfem Kontrast zu
i68
M. J. Friedländer:
der Malweise, die flüchtig, unscharf und lieblos, ofienbar der 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts angehört. Sieht man von der Malweise und
dem Kolorit ab und hält sich an die Komposition, die Typen, die
Faltenlinien, so kommt man, namentlich nach einem vergleichenden Blick
auf das Triptychon mit der Anbetung der Könige in Prag, dazu, ein
Original Geertgens als Vorbild dieser Malerei anzunehmen.
Die kleine ziemlich charakterlose »Madonna vor einer Blumen-
hecke« aus Wörlitz (98), hell und rosig gefärbt, etwas steif und pe-
dantisch gezeichnet, nenne ich deshalb in diesem Zusammenhang, weil
das Bildchen in der Zeitschrift f. bild. Kst. 1899 S. 2 73 ff. als Arbeit
eines holländischen Meisters publiziert ist. Im »catalogue critique«
ist es mit dem zweifelhaften Jan van Eeckele in Zusammenhang gebracht.
Den holländischen Charakter viel deutlicher ausgeprägt zeigt die von
Herrn Martin Le Roy ausgestellte »Beweinung Christi« (245), die, urn
1500 entstanden, offenbar von derselben Hand ist, wie die ähnliche
Komposition, die Herr Dr. Thieme besitzt und die von der kunsthisto-
rischen Gesellschaft für photographische Publikationen veröffentlicht worden
ist. Der Meister dieser beiden »Beweinungen« hat auch eine Grab-
legung Christi (in Liverpool Nr. 37) gemalt. Die »virgo inter virgines«
im Rijksmuseum ist schon öfters hier angefügt worden, noch nicht aber
die »Anna selbdritt« in Halbfigur, die auf der vente Charles Stein (Nr. 339)
vorkam. Stilistisch nah verwandt mit dieser Gruppe ist die interessante
Darstellung der Kreuzigung Christi aus der Sammlung Glitza in Hamburg
(255, auf der Ausstellung). Die Komposition ist originell, die Beleuch-
tung effektvoll. Der Meister, der auch eine ruhigere Kreuzigung (in den
Uffizien; danach eine alte Wiederholung im Berliner Privatbesitz) ge-
schaffen hat, steht etwa in der Mitte zwischen Geertgen und Engelbrechtsen.
Ein kleiner recht schwacher, um 1500 entstandener Flügelaltar aus
der Sammlung Glitza (380) mit der Anbetung der Könige im Mittelfelde
wird für holländisch gehalten, weil der Turm von Utrecht im landschaft-
lichen Grunde, auf der Außenseite, entdeckt worden ist.
Hieronymus Bosch ist doch wohl 1450 etwa geboren und ge-
hört somit zu den ältesten Holländern, wenn anders er zu den Holländern
gerechnet werden darf. Er fügt sich nicht in die historische Reihe und nimmt
mit seiner außerordentlichen Originalität eine Stellung für sich ein. Wie
fast allenthalben nur Kopien seiner tiefsinnigen und launenhaften Ge-
staltungen zu sehen sind, waren auch auf der Brügger Ausstellung neben
sechs Nachahmungen und Kopien nur zwei Originale, nämlich:
137 (Maeterlinck, Gent; jetzt R. v. Kaufmann, Berlin) Die Ausstellung
Christi. Offenbar ein Originalwerk des Meisters, in einigen Teilen
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
169
etwas grob, in anderen von großer Feinheit. Besonders hübsch und
charakteristisch ist der landschaftliche Grund mit einer duftigen
Straßenansicht.
285 (Gent, Museum) KreuztragungChristi. Gewiß Original, wenn auch
äußerst fratzenhaft, stilistisch besonders nah verwandt der »Hand-
waschung Pilati« im Princeton- Museum (publ. von A, Marquand).
286 (Graf Harrach, Wien) Christus in der Vorhölle. Schwache Bosch-
Nachahmung. Schwerlich von Man dyn, dessen geringe Kunst durch
die Bemühungen Dollmayrs und Glücks deutlich geworden ist.
287 (Gels, Brüssel) Die Versuchung des hl. Antonius. Schwache
Bosch-Nachahmung.
288 (Pacully, Paris) Das jüngste Gericht. Signiert in der üblichen
Art: Iheronymus Bosch. Sehr gute alte Kopie. Aus der Galerie
des Don Sebastian de Bourbon.
289 (Ch. L. Cardon, Brüssel) Die Weltlust. Alte gute Kopie nach dem
Bilde im Escurial, dem Mittelstück des von Justi anerkannten, von
Dollmayr bezweifelten Flügelaltars.
355 (Claude Phillips, London) Christus treibt die Wechsler aus
dem Tempel. Gute Nachahmung oder alte Kopie. Die Kom-
position ist mir sonst nicht bekannt.
368 (Wörlitz, gotisches Haus) Die Versuchung des hl. Antonius.
Schwache kleine Kopie der berühmten Komposition, deren Original
im Palais Ayuda in Lissabon bewahrt wird.
Der holländische Meister, den Scheibler »Meister mit den kleinen
Figuren« nannte, den eine von mehreren Seiten aufgestellte Hypothese
mit Jan Mostaert identifiziert, war durch sein Hauptwerk, den Oult-
remont-Altar (270) und durch mehrere andere Arbeiten in Brügge gut
vertreten. Den Versuch, den Hulin im »catalogue critique« macht, mit
Hülfe von Initialen (E V), die im Oultremont -Altar sichtbar sind, den
Meisternamen zu suchen, möchte ich nicht mitmachen und keinesfalls
die in den letzten Jahren zusammengestellte Bildergruppe wieder spalten.
Im Gegenteil: das »Werk« dieses Meisters ist größer, als es selbst in
den Gruppierungen Glücks und C. Benoits erscheint. Ich notiere hier
noch einige Bilder.
1. Kalvarienberg. Aus der Sammlung des Lord Northwick, vor
einigen Jahren im Londoner Handel.
2. Porträt eines jungen Mannes. Als »Holbein« bei Lepke in
Berlin am 12. Dezember 1888 versteigert.
3. Christus als Schmerzensmann. Brustbild. Auktion Lanfranconi
(Nr. 46) Köln, 1895.
170
M. J. Friedländer:
4. Das Haupt Johannis mit Engeln. London, National Gallery.
5. Porträt eines Mannes. Brustbild. Auktion bei Müller, Amsterdam
(Nr. 42) 9. Dezember 1902. Wohl nur Kopie.
6. Porträt eines Mannes. Madrid, Prado. Photogr. von Laurent,
unter Nr. 205 als »Don Felipo el Hermoso«. Vielleicht nur Kopie.
Auf der Ausstellung offenbarte sich das Brustbild des domen-
gekrönten Christus (338; aus Willetts Besitz) ohne weiteres als eine
Arbeit dieses Meisters, während die beiden schönen Porträts aus der
Sammlung Hainauer (223) und aus dem Brüsseler Museum (340) ihre
Zusammengehörigkeit mit dem Oultremont-Altar, wie mir schien, eben-
falls mit genügender Deutlichkeit zeigten.
Von Cornelis Engelbrechtsen waren zwei Tafeln in Brügge,
das oft mit der sonderbaren Bezeichnung »Carl V. von Bernaert van
Orley« (164) ausgestellte Bildchen aus der Northbrook-Galerie (164), das ich
schon früher in dieser Zeitschrift dem Meister zugeschrieben habe (XXII,
S. 332) und eine Beweinung Christi aus dem Besitz des Duke of Norfolk
(244). Das gute erhaltene Gemälde aus dem Besitz des Lord Northbrook,
in kühler Tönung leicht und derb gemalt, ist kein Porträt des Kaisers,
berhaupt kein Porträt, stellt vielmehr einen Heiligen dar oder einen
Glaubenshelden zu Pferde. Die ebenfalls gut erhaltene, nur etwas ver-
sunkene »Beweinung Christi«, eine Komposition, die den beglaubigten
Kompositionen des Engelbrechtsen in Leiden nah verwandt ist, ward
wie die beiden Hauptaltäre für das Nonnenkloster Marienpoel gemalt.
Ganz ähnlich wie in mehreren anderen Bildern des Meisters ist als
Stifterin eine Nonne mit dem hl. Augustinus dargestellt (vergl. die
Bildchen in Antwerpen und Berlin). Augustinus war der Schutzheilige
des Klosters Marienpoel.
Der große Schüler des Engelbrechtsen Lucas van Leyden ist
als Maler wenig bekannt, sodaß auch auf der Brügger Ausstellung die
beiden Werke, die von ihm zu sehen waren, wenig beachtet oder mit
Mißtrauen betrachtet wurden. Das »Martyrium Johannis des Täufers« aus
der Somzde-Sammlung (272) ist eine etwas unbeholfene Komposition,
von mühseligem Vortrag, aber höchst charakteristisch als eine Arbeit
aus der früheren Zeit des Meisters, von 1512 etwa. Das von Herrn
Zeiß aus Berlin gesandte kleine Männerporträt ist signiert und dätiert
1517 (?). Die Bezeichnung und der Fond nicht einwandfrei im Zu-
stand, das Haar verrieben. Der Kopf, sehr fein in Helldunkel, zeigt
die besondere Formensprache des Leidener Meisters in deutlicher Aus-
prägung, fahlen Fleischton, das verzeichnete Ohr und starken Effekt in
Ausdruck und Lichtkontrasten. Der Stil widerspricht dem Datum nicht.
Die Brügger Leihansstellung von 1902.
171
Aus der großen Zahl von Kopien nach Kupferstichen des Meisters
hatte Herr Schloß aus Paris zwei Täfelchen geliehen (391, 392), die
»Verspottung Christi« und die »Kreuztragung« nach den Blättern der
Passion von 1521. Die nüchtern, hell und bunt gemalten Bildchen
aus der Zeit um 1600 sind anscheinend aus derselben Werkstatt, der
die von Ch. L. Cardon geliehenen 12 Passionsbildchen nach den be-
kannten Stichen des Hendrick Goltzius (i Tafel trägt das Monogramm
dieses Meisters) entstammen (393).
Jakob van Amsterdam war mit drei Werken nicht besonders
glücklich vertreten, dem Flügelaltar mit der Madonna und musizierenden
Engeln im Mittelfelde (281, Miethke, Wien), von 1515 ungefähr (eine
Kopie nach dem Mittelbilde ist in Schleißheim (Nr. 92) wunderlich als
»oberdeutsch unter paduanischem Einfluß« katalogisiert), einer Kreu-
zigung aus dem Besitz des Vicomte Ruffo (379) und einem Männer-
porträt aus der Wiener Harrach-Galerie (232). Auf die Initialen »J A«,
die auf dem nicht tadellos erhaltenen Kreuzigungsbilde zu lesen sind,
ist nicht viel Wert zu legen. Da das Bild keineswegs eine besonders
frühe Arbeit des Meisters ist, wäre, wenn überhaupt eine Signatur, wohl
die gewöhnliche zu finden. In dem Porträt, das ursprünglich oben rund
geschlossen war, ist namentlich die Form der breiten Hand mit den
starken Zwischenräumen zwischen den Fingern charakteristisch.
Von der Kunst Jan Scorels gab das restaurierte Frauenporträt
(de Steurs, Paris; 258), das übrigens keine schlagende Porträtähnlichkeit
mit Agatha van Schoonhoven zeigt (vergl. das Bildnis in Rom), einen
unvollkommenen Begriff. Im Stil der Spätzeit Scorels, trocken und
flüchtig gemalt, ist die Historie mit vielen Figuren (406, Scheen), die
Begegnung Jakobs und Esaus.
Den älteren Pieter Bruegel stelle ich ans Ende. Eigentlich ge-
hört er eher an den Anfang der neuen Zeit. Die Kunst keines anderen
niederländischen Meisters des 16. Jahrhunderts schließt so viele frucht-
bare Keime ein. Frei von jeder Konvention, hat dieser volkstümliche
Zeichner mit scharfem Blick und mit Humor die Menschen und die
Landschaft beobachtet und unendlich Vieles dargestellt, was vor ihm
nicht dargestellt worden war. Außerhalb Wiens sind zumeist nur Kopien
nach Werken Bruegels zu sehen. Umso willkommener waren auf der
Brügger Ausstellung drei wenig bekannte Originale.
Herr Georg Roth in Wien hatte seine »Anbetung der Könige«
ausgestellt (356, als Besitzer ist im Kataloge Weales Graf Harrach, im
»catalogue critique« Rott genannt). Das Bild ist in der Orthographie, die
allen echten Signaturen des älteren Bruegel eigentümlich ist, bezeichnet
»Bruegel« und 1563 datiert. Die Angabe Dollmayrs — im 19. Bande
172
M. J. Friedländer:
des Jahrbuchs d. Allerh. Kaiserhauses, S. 8, in dem inhältreichen Aufsatz
über Bosch — , der Mohrenkönig sei Boschs berühmter »Anbetung der
Könige« entnommen, ist nicht zutreffend. Ganz unbekannt in der Literatur
war vor der Ausstellung das »Schlaraffenland«, das vor kurzer Zeit aus
französischem Privatbesitz in den Besitz Herrn v. Kaufmanns nach Berlin
gekommen ist (357; signiert und datiert 1567). Das Volkstümliche und
Kindliche der Märchenvorstellung stand dem Meister wohl an. Es gibt
einen Kupferstich dieser sonst nicht bekannten Darstellung (vergl. L.
Maeterlinck, le genre satirique dans la peinture flamande, Gand, 1903).
Als drittes echtes Bild Bruegels war die figurenreiche »Volkszählung in
Bethlehem« auf der Ausstellung (358), jene Komposition, die hauptsäch-
lich durch Kopien in den Museen von Antwerpen und Brüssel bekannt
war, bis auf der vente Huybrechts das Original für das Brüsseler Museum
erworben wurde. Nach den Maßen und der Kompositionsweise scheint
das Bild zu der Wiener Serie zu gehören, als Gegenstück etwa des
»Kindermords«. Wie dort eine Dorfstraße im Schnee mit den über-
raschenden Silhouetten vieler stark bewegter Figürchen auf der hellen
Fläche. Die Tafel ist signiert und 1564 datiert. Die Jahreszahl ist
aber nicht ganz deutlich. Im Brüsseler Museum hat man jetzt neben-
einander das Bild des Vaters und die von 1610 datierte Kopie des
Sohnes, was lehrreich ist.
Von der französischen Tafelmalerei des 15. Jahrhunderts ist
wenig erhalten, und das Wenige ist bis vor kurzem nicht beachtet
worden. Zwischen der Kunst Frankreichs und der niederländischen gab
es in jener Zeit gewiß keine festen Grenzen. Niederländische Meister
waren in Frankreich tätig. Neuerdings hat man sich mit einigem Er-
folge bemüht, das spezifisch Französische abzugrenzen. Das wichtigste
Ergebnis ist, daß es in Frankreich gegen Ende des 15. Jahrhunderts
einen Meister gab, der so groß ist, daß er mit Hugo van der Goes ver-
wechselt werden konnte. Es nimmt nicht Wunder, daß auf einer Aus-
stellung altniederländischer Malerei französische Bilder zu finden waren,
und in Brügge standen Werke französischer Herkunft, die die Aufmerk-
samkeit stark auf sich zogen. Die Hoffnung regte sich, daß dieses Ge-
biet doch nicht ganz so leer und unfruchtbar wäre, wie die Literatur
es gemeinhin schildert.
Die ältesten Werke auf der Ausstellung, die mit Recht für fran-
zösisch erklärt wurden, waren vier Tafeln mit Scenen aus der Georgs-
legende (321, Thdophil Belin, Paris), den Trachten und dem allgemeinen
Stilcharakter nach um 1420 entstanden, in der Technik durchaus ita-
lienisch, mit drastischen Motiven überladen, phantastisch und mit ita-
lienischen Schöpfungen verglichen barbarisch. Im Londoner Kunsthandel
Die Brügger Leihausstellung von 1902.
173
(Durlacher broth.) befindet sich zur Zeit eine »Geburt Christi«, die
diesen Georgsbildern stilistisch nahe steht. Wie diese Arbeiten mit dem
italienischen Trecento Zusammenhängen, erschien eine »Beweinung Christi«,
aus Montpellier, von Baron d’Albenas geliehen (32), eine mit reifer selbst-
bewußter Kunst gestaltete eigenartige Komposition, verknüpft mit dem
italienischen Quattrocento. Als »Antonello da Messina« ausgestellt,
zeigt die Tafel eine Stilmischung, die in Frankreich am ehesten denkbar
ist. Die gotischen Baulichkeiten haben gewiß zisalpinen Charakter. Das
Bild ist nicht tadellos erhalten und in der Zeichnung der Figuren un-
sicher, außerordentlich aber im koloristischen Effekt, in dem großen Stil
und in der Empfindung. Zu datieren wäre es etwa 1470, soweit ein
Werk so wenig aufgehellter Herkunft datiert werden kann.
Den Grenzen der Niederlande nähern wir uns bei der Prüfung des
aus Abbeville geliehenen Altarflügels (E. de Ligni^res, 319, 320), auf dem
das Abendmahl Christi und rückseits der hl. Hugo dargestellt ist. Der
Stil der ziemlich schwachen Malerei, die um 1480 entstanden sein mag,
erscheint in undeutlichem Zusammenhang mit dem Stil des Nicolas
Froment. Abbeville ist nicht weit von Amiens entfernt, das im 15. Jahr-
hundert ein Zentrum der französischen Kunstübung war.
Allgemein anerkannt als eine Schöpfung französischer Kunst wurde
auf der Ausstellung der stolze Altarflügel aus Glasgow mit dem Donator
und dem hl. Mauritius (Victor?, Ludwig?), jenes Bild, das 1892 auf der
Leihausstellung des Burlington Clubs zu London Aufsehen erregte.
Die Beurteilung dieser Tafel hat eine merkwürdige Geschichte, die sich
in dieser Zeitschrift verfolgen läßt. Die größten Namen der nieder-
ländischen Kunst (Jan van Eyck, Memling, David, Goes) wurden genannt.
Mir wurde 1900 auf der Ausstellung der New Gallery die Nationalität
klar, nachdem ich vorher mit Scheibler die Bestimmung »van der Goes«
vertreten hatte. Scheibler, der auch in seinen Irrtümern folgerichtig ist,
ist zu dem entscheidenden Fehler nicht vor der Glasgower Tafel ge-
kommen, sondern vor dem Kardinalsporträt in Nürnberg. Die beiden
Porträts sind wirklich von derselben Hand (eine Beobachtung, die G.
Hulin vor mir gemacht hat), und Scheibler nannte das Glasgower Bild
Goes, nachdem und weil er früher das Nürnberger Bild dem großen
Genter zugeschrieben hatte. Ein französischer Hofmaler, der auf nieder-
ländischer Tradition fußt, ein Zeitgenosse Gerard Davids, vielleicht ein
Schüler des Hugo van der Goes, hat das Bild in Glasgow geschaffen, wie
den Altar von Moulins, die beiden schwächeren Altarflügel im Louvre,
das Madonnenbild der vente Huybrechts (jetzt in Brüssel) und mehrere
andere Bilder. Hulin hat mit sorgfältiger und gewinnender Argumen-
tation die Hypothese aufgestellt, Jean Perröal (Jan de Paris) wäre der
174
M. J. Friedländer:
Meister dieser Bildergruppe. Das Glasgower Bild ist das höchste, was
wir von diesem Meister kennen. Freier Schwung, mit Sicherheit fest-
gehaltener Stil, Formenschönheit und Farbenpracht, die blumig und zu-
weilen selbst bunt ist, bleibt dem Meister in allen Werken eigen, das
Glasgower Bild wetteifert aber mit den besten altniederländischen Bildern
in der liebevollen Zartheit der Durchbildung, und die stets elegante und
würdige Auffassung steigert sich in der Gestalt des heiligen Kriegers zu
edler Erhabenheit. Ob der Meister in Italien Anregungen empfangen
hat oder nicht, lateinisches Wesen ist in seiner Kunst nicht zu ver-
kennen, wenn er auch der technischen Ausbildung nach mit den Nieder-
ländern zusammenhängt. Die in Brügge vielfach diskutierte Frage, ob
das schöne Gemälde aus der Somzee-Sammlung (i8i, Magdalena mit
einer älteren Stifterin, die übrigens auch in einem Porträt im Louvre
dargestellt ist) von derselben Hand sei wie die Glasgower Tafel, glaube
ich mit ja beantworten zu müssen.
Zwei weniger bedeutende Gemälde, ebenfalls aus der Somzee-Samm-
lung, das Porträt einer Frau (231), von 1480 etwa, mit auffallend schlecht
gezeichneten Händen, und eine Tafel mit dem hl. Klemens und einem Stifter
(148), von 1490 ungefähr, wurden wahrscheinlich mit Recht für Arbeiten
der so wenig bekannten französischen Schule gehalten. Das Frauen-
porträt, das Herr Pacully aus Paris gesandt hatte (222), ist eine gute
französische Arbeit von 1540 etwa.
Mehrere Schöpfungen deutscher Maler hatten sich nach Brügge
verirrt. Namentlich Niederdeutsches wird ja leicht mit'Vlämischem und
Holländischem verwechselt. Von den bekannten kölnischen Meistern
war der »Meister der Sippe-Mariae« mit einem kleinen Ölberg ver-
treten, einem wegen seines Datums (1489) wichtigen Bildes, das in der
Literatur bisher keinen Platz gefunden hat (377, Vicomte Ruffo). Die
Tafel mit Anna selbdritt, den hl. Augustinus und Hieronymus zeigt in
derber Ausführung den Stil des Bartholomäus-Meisters, kann als
eigenhändige Arbeit dieses stets sehr sorgsamen Malers aber nicht gelten.
Ein sehr charakteristisches und gutes Bild des Meisters von
Frankfurt ist die aus Wörlitz geliehene Darstellung der Madonna mit
vier Heiligen und einem Stifter (158).
Zwei ausgezeichnete Altartafeln von der Hand des Heinrich
Dünwegge hatte Vicomte Ruffo ausgestellt, »Christus vor Pilatus«
(339) und »Sechs Apostel nebeneinander« (378). Diesen Meister hätte
man in Belgien schon deshalb erkennen sollen, weil im Antwerpener
Museum ein gutes Werk von ihm bewahrt wird.
Eine wunderliche Figur machte auf der Ausstellung das einzige
oberdeutsche Bild, eine weibliche Heilige, eine Arbeit im Stile Zeit-
Die Brflgger Leihausstellung von 1902.
175
bloms (247, A. Bequet). Vielleicht deutsch, aber mir nicht näher und
nicht sicher bestimmbar ist das etwa auf der Stilstufe Stephan Lochners
stehende »Martyrium des hl. Matthäus« (261; Osterrieth).
Ein englisches, zwei italienische und ein spanisches Bild
fielen als Kuriositäten auf. Das Porträt des englischen Königs Richard III.
kommt ähnlich auch in englischen Sammlungen vor (Ch. L. Cardon, 226).
Das tüchtige, aus demselben Besitz geliehene Porträt eines Mannes in
scharfem Profil, als »Lucas van Leyden« ausgestellt (322), zeigt den
bekannten Stil des Mailänders Conti; die schlecht erhaltene Halbfigur
einer Frau ist venezianisch, in der Art des älteren Palma (407, Sedel-
meyer). Mittelgute spanische Arbeit ist endlich die Tafel mit Christus
in der Vorhölle, die Herr Thibaut-Sisson aus Paris gesandt hatte (352).
Mitteilungen über neue Forschungen.
Fresken der Capp. Grifo in S. Pietro in Gessate zu Mailand.
Über die Fresken, deren Aufdeckung auf den. Antrieb Luca Beltramis (vgl.
Repertorium XXlV, 487) sich im Gang befindet, berichtet dieser in
einem Artikel der Perseveranza vom 26. Mai 1902. Seither hatte man
nur das vor zehn Jahren aufgedeckte Fresko der rechten Wand mit der
Bezeichnung seiner beiden Schöpfer Buttinone und Zenale gekannt; die
übrigen Wände, wie auch die Decke waren übertüncht geblieben. Nun-
mehr ist die letztere völlig befreit. Sie zeigt in den sechs Feldern ihres
Kreuzgewölbes von oben nach unten drei konzentrische Dekorations-
zonen, deren Mittelpunkt das dornengekrönte Haupt des Erlösers im Ge-
wölbschlusse bildet. Die oberste Zone füllen mehrere in verschiedener
Färbung behandelte Kreise von Seraphsköpfen; die mittlere sechs
schwebende Engel, in betender Stellung gegen den Heiland gewandt;
die untere sechs Eiigelpaare, die auf einem gemalten Gesimse stehend,
das die Wand gegen die Gewölbflächen abschließt, auf verschiedenen In-
strumenten, als da sind Harfen, Mandolinen, Lauten, 1 rompeten, Tamburine,
ihre musikalische Huldigung darbriirgen. Das Ganze macht den Eindruck
einer Dekoration von anspruchsloser, einfacher Faktur, wie sie für die
lombardischen alten Meister, die der Lokaltradition getreu geblieben waren,
auch noch zu Ende des Quattrocento charakteristisch ist. Der Vergleich
mit authentischen Werken Buttinones läßt keinen Zweifel daran, daß
wir in ihm den Schöpfer der Gewölbdekoration zu erblicken haben.
Seinem Genossen dürfte die Malerei der Wände zugefallen sein.
Hiervon ist bis jetzt bloß die Apsiswand von ihrer Tünche befreit
worden. In ihrer Lünette wurde die Gestalt des h. Ambrosius mit dem
Steigriemen, wie er auf mächtigem Rosse über Wolken dahersprengt, auf-
gedeckt. Es ist somit zweifellos, daß der Maler auf der darunter be-
findlichen Wand, die gleichsam den Ehrenplatz der Kapelle einnahm, die
Episode dargestellt hatte, wie der Stadtheilige den Mailändern in der
Schlacht von Parabiago zu Hülfe eilt. Leider ist der untere Teil der
Komposition, der eben die Schlacht darstellte, zu Grunde gegangen, als
Mitteilungen über neue Forschungen.
177
im 18. Jahrhundert an die Wand der barocke Marmoraltar angebaut wurde.
Nur zwei Fragmente blieben dazumal verschont und wurden jetzt aufge-
deckt, die indes genügen, um die einstige Existenz jener Komposition
zu bezeugen. Auf ihnen sieht man Lanzen, Standarten und einen Waffen-
träger, sowie im Hintergründe Türme dargestellt. Wahrscheinlich
gehörten sie zu einer architektonischen Reminiszenz an Mailand; vielleicht
enthielt diese als Hauptstück ein Bild des Kastells von Porta Giovia,
wie man es auch bei der Darstellung der in Rede stehenden Schlacht
auf der in der Akademie zu Venedig aufbewahrten Zeichnung sieht.
Leider ist keine Hoffnung vorhanden, daß es gelingen werde, diesen ohne
Zweifel interessantesten Teil der Fresken der Capp. Grifo wieder der
Kunst zu schenken; er ist durch die Errichtung des erwähnten Altars
unwiederbringlich verloren gegangen. C. v. F.
Über ein früh -venezianisches Bild hat im Juli-FIeft 1901 der
Monthly Review Roger E. Fry berichtet. Das Bild, damals im Besitz
von Messrs. Dowdeswell, ist jetzt in die Sammlung Wernher in London
übergegangen. Es stellt die Verkündigung dar. Maria steht unter dem
Torbogen einer Halle, in der auf hohem Postament, das seltsam genug
zugleich den Bogen trägt, eine kleine nackte Marmorfigur aufgestellt ist.
Der Engel kniet draußen auf marmorinkrustierter Terrasse, von der man
weit ins Land (darin eine von Mauern umschlossene Stadt) und aufs
Meer schaut. Am Himmel erscheint in Engelglorie Gottvater. Wie der
Verf. mitteilt, sind in dieser Landschaft verschiedene Szenen zu sehen
— die übrigens wohlgelungene Reproduktion des Bildes gestattet nicht
diese zu erkennen — : wie Joachims Opfer verworfen wird, wie er die
Hirten trifft, die Verkündigung empfängt, wie er seinem Weib be-
gegnet und endlich die Geburt Mariens. Also eine ganz vlämische Art
zu komponieren. Mit Recht verweist der Verf. auf die Beziehungen zu
Gentile da Fabrianos Weise, die sich in dem Bild offenbart, wie zugleich
Beziehungen zum Stil Pisanellos zu beobachten sind , an den besonders
auch das Kolorit erinnert; er schließt daher auf einen Künstler, der beiden
sehr nahe stand und schlägt Jacopo Bellini als Autor vor. Die erhaltenen
Bilder dieses Meisters widersprechen nicht; aus den Skizzenbüchern ergeben
sich mannichfache Verwandtschaften für Einzelheiten. Das Datum des
Bildes würde um 1426 anzunehmen sein. G. Gr.
Tizians himmlische und irdische Liebe erfährt eine neue Deutung
durch J. M. Palmarini (Nuova Antologia vom i. August 1902). Danach
1) Da dieser Aufsatz ganz unbeachtet geblieben ist, so Piag ein Hinweis auch
jetzt noch nicht überflüssig sein.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. fZ
178
Mitteilungen Uber neue Forschungen.
wäre das Bild zu benennen »der Bronnen im Ardennerwald« — jener
kunstreiche (tutta lavorata) Alabasterbronnen, inmitten eines Haines ge-
legen, von welchem Bojardo in seinem »Orlando innamorato« zu wieder-
holten Malen spricht. Die zwei Frauengestalten sind Verkörperung einer
und derselben Dame, der Laura Dianti: denn sie gleichen der Gestalt
auf dem Bild im Louvre, das diesen Namen trägt. Das Bild wäre für
Alfonso d’ Este gemalt, die Kenntnis des Stoffes Tizian durch Ariosto, der
auch von dem Liebesbronnen spricht, übermittelt. Man kann es mit
einem jener Bilder des Herzogsschlosses von Ferrara identifizieren, von
denen in der durch Campori publizierten Korrespondenz die Rede ist.
Danach muß die Entstehungszeit 1518—1520 sein. Da ein Kardinal
Borghese nach dem Aussterben der Este Ferrara im Auftrag des Papstes
regierte, so würde die Provenienz keine Schwierigkeiten machen. —
Leider kann man auch gegen diese Deutung, wie gegen alle bisher ver-
suchten, vielerlei geltend machen. Richtig mag der Hinweis auf Bojardo
insofern sein, als damit der Kreis bezeichnet ist, aus dem Tizian leicht
die Anregung geschöpft haben kann. Im künstlerischen Geist ist das
Bild den berühmten Ritter-Epen Italiens gewiß verwandt. Damit hat die
Beziehung aber schon ein Ende. Bojardos Brunnen hat gerade die ent-
gegengesetzte Wirkung, als der Interpret hineinlegt: nicht daß eine Frau,
die der Liebe sich spröde erweist, nun zur Liebe entflammt wird und,
allen Gewandes entkleidet, Venus huldigend »das Feuer der Wollust«
darbringt; gerade im Gegenteil: wer aus dem Bronnen »tief im Ardenner-
walde« trank, »der vertrieb, so heißt es bei Bojardo, die Liebe aus seinem
Herzen und begann den geliebten Gegenstand zu hassen«. Außerhalb
des Waldes freilich floß ein Wasser, der Bach der Liebe; der Ritter
der daraus ahnungslos trank, verfiel wieder der Liebesmacht. Also,
ganz ohne Zwang geht es nicht ab, wollen wir Bojardos Worte und
Tizians Bild in Einklang bringen. Und im übrigen irrt der Verfasser in
seinen Aufstellungen ganz gewiß. Das Louvre-Bild trägt erst seit relativ
neuer Zeit und zu Unrecht den Namen der Laura Dianti. Die Bilder,
die Tizian für Herzog Alfonso malte, kennen wir alle; das »Venus-
fest«, das »Bacchanal« (beide in Madrid) und »Bacchus und Ariadne«
(London). Kardinal Aldobrandini, Statthalter von Ferrara, entführte sie
widerrechtlich 1598; soll er, der feine Kenner, sich ein Bild, wie
die »Himmlische und irdische Liebe«, haben entgehen lassen? Vasari,
die alten estensischen Papiere nennen das Bild nicht. Und weiter: soll
dieses rein giorgioneske Bild wirklich 1518 — 1520, wie Verfasser an-
nimmt, also später wie die »Assunta«, angesetzt werden? Gewiß nicht.
Bleibt als letztes Argument das vielumstrittene Wappen. Ich weiß
wohl, wessen Wappen es ist; da aber der glückliche Entdecker seinen
schönen Fund seit Jahren vorenthält, gebietet die Pflicht der Diskretion
Mitteilungen über neue Forschungen. 179
zu schweigen. So viel aber sei gesagt, daß es mit Ferraras Herzog nichts
zu tun hat. G- Gr.
Dem obigen sei als Nachschrift hinzugefügt, daß unter manchen
Entgegnungen, die Palmarinis Artikel gefunden hat, diejenige von Um-
berto Gnoli in der Rassegna d’arte II (1902) p. 177 deshalb besonders
Beachtung verdient, weil er das Wappen richtig bestimmt hat: das “der
Venezianer Familie Aurelio. Er macht gegen die neue Interpretation
vielerlei geltend und erklärt sich seinerseits für die s. Z. von Wickhoff
gegebene Deutung auf »Venus und Medea«. Auf diesen Artikel hat
Palmarini wiederum in der Rassegna d’arte (III p. 40) geantwortet und
im einzelnen ausgeführt, wie wenig das Bild im Grunde mit der poetischen
Schilderung bei Valerius Flaccus — nach Wickhoffs Annahme Tizians
Quelle — übereinstimmt.
Beiträge zu Werken Leonardos bringt Herbert P. Home in der
Architectural Review vom Juli 1902 (Vol. XII Nr. 68 S. 31 ff.). Wichtig
ist für die Geschichte der Entstehung des St. Anna Kartons ein Fund in
dem Archiv der Annunziata. In einem Memorienbuch des Klosters von
1587, das auf ältere Urkunden zurückgeht, ist unter dem Datum des
15. September 1500 der Kontrakt mitgeteilt, den Fra Zaccaria di Lorenzo
mit dem Holzschnitzer Bartolommeo d’Agnolo abschloß, wonach sich
dieser verpflichtete, bis Ende Juni 1502 einen kostbar geschnitzten Rahmen
für den Hochaltar der Kirche, der noch würdigen Schmuckes entbehrte,
zu liefern. Dies war die Fassung, bestimmt, ein Kleinod der Malerei auf-
zunehmen. Man weiß aus früher publizierten Briefen, daß bereits im April
1501 Leonardo seinen Karton für das St. Anna-Bild gemacht hatte. Als
Leonardo dann nach einer Weile das bestellte Bild nicht ablieferte, über-
trug derselbe Fra Zaccaria den Auftrag 1503 an Filippino. Daß das
Louvrebild mit der St. Anna überhaupt nicht für den Hochaltar bestimmt
gewesen sein kann, geht daraus hervor, daß es in der Höhe um mehr
als lYj. in der Breite nahezu i Meter kleiner ist als Filippinos »Kreuz-
abnahme«. — Des weiteren wird die Komposition »der Schlacht bei
Anghiari» behandelt. Der Verfasser kommt zu dem Schluß, daß der
»Kampf um die Standarte«, das einzige von Leonardo im Palazzo vecchio
ausgeführte Stück, erst zu Grunde ging, als Vasari seine Dekoration des
großen Saales begann. Eine Zeichnung nach einer der Reiterfiguren dieser
Gruppe, aus der Malcolm-Sammlung des Britischen Museums, Kopie des
16. Jahrh., ist hier erstmalig reproduziert. Der Verfasser des Artikels be-
sitzt übrigens selbst eine große alte Kopie jenes ausgeführten Stücks, die
als farbige Wiedergabe besondere Beachtung verdient. G. Gr.
12'
i8o
Mitteilungen über neue Forschungen.
Piero di Cosimos Kampf der Centauren und Lapithen behandelt
derselbe Autor im August-Heft der gleichen Zeitschrift. Das Bild ist
relativ wenig bekannt und wird hier zuerst einem größeren Publikum
zur Anschauung gebracht (Abbildung der ganzen Komposition und, im
größeren Maßstab, der linken Hälfte). Im einzelnen wird ausgeführt,
wie sich der Florentiner genau an die Darstellung der Szene in Ovids
Metamorphosen hielt. In diesem Bild, das stellenweis abschreckend
realistisch ist — doch mildern einzelne Gruppen diesen Eindruck — , tritt
der Einfluß Antonio Pollaiuolos auf Piero di Cosimo greifbar deutlich
zu Tage. Daher glaubt Verf. es kaum später als 1485 datieren zu dürfen,
daPollaiuolo um diese ZeitFlorenzdauernd verließ. Unter den Frühbildern des
Meisters hat übrigens auch Knapp (in seiner Monographie S. 39), der das
Bild in der Sammlung J. Burke sah, es aufgeführt. Die Hoffnung, der
Verf. am Schluß Ausdruck verleiht, daß die National Gallery das Werk
erwerben möge, ist trotz des besonders günstigen Angebots nicht in
Erfüllung gegangen. G. Gr.
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt
des Landes Tirol.
Von Ai'cliitekt Franz Jacob Schmitt in München.
Wenn die ehemaligen Römerstädte Köln, Worms und Regensburg
dem Apostelfürsten Sankt Petrus ihre Kathedralen weihten, so hat auch
die römische Ansiedlung von Meran ihre Mutterkirche im nahen Sankt
Peter unterhalb des Schlosses Tirol gefunden. Das Dorf Tirol nahm das
Baptistei ium auf und noch bis zum- heutigen Tage hat seine Pfarrkirche
Sankt Johannes den Täufer als Schutzpatron. An den ersten Apostel der
beiden römischen Provinzen Rhätien, Sankt Valentinus, welchen der von
440 -46 1 regierende Papst Leo I. zum Bischöfe von Passau weihte, er-
innert am linken Naifufer die Valentinus-Kirche. Ebenso mahnt die Pfarr-
kirche in Unter-Mais an den Hauptpatron der Diözese Trient, Sankt
Vigilius, welcher ihr von 383 bis etwa zum Jahre 400 als Bischof vor-
gestanden hat. Sankt Zeno, den achten von 362 — ^380 regierenden
Bischof von Verona, finden wir in der Zenoburg am rechten Passerufer,
stolz auf dem Felsen thronend; noch trägt die eine der beiden Schloß-
kapellen den Namen des bekannten Wasserheiligen. Auch den ersten
Bischof Salzburgs, Sankt Rupertus, verehrt man, wie die ihm geweihte
Kiiche am Nordende des Dorfes Tirol beweist. Im nahen Algund er-
scheint neben Sankt Hippolytus des 3. Jahrhunderts der heilige Bischof
Erhard von Regensburg als Kompatron der Pfarrkirche. Endlich fand
Verehrung der weitere Heilige in Wassernöten, Bischof Nikolaus von Myra,
seinen Namen trägt die Meraner Stadtpfarrkirche. Wohl hat Sankt
Korbinian, der erste Bischof von Freising, als Glaubensprediger hier ge-
wirkt und ward im Jahre 730 neben Sankt Valentin in Mais bestattet,
nachmals sind aber seine Gebeine nach Freising überführt worden, wo
sie seitdem in der gewölbten Säulenkrypta des Sankt Mariendomes ruhen;
jetzt trägt in und nächst Meran kein Gotteshaus Korbinians Namen, dafür
haben aber die Söhne des heiligen Benediktus in ihrer Klosterkirche zu
Repertorium für Kunstwissensciiaft, XXVI. 13
iS?
Franz Jacob Schmitt;
Innichen im Pustertale die apostolische Wirksamkeit des Preisinger Ober-
hirten anerkannt, indem sie ihn neben Sankt Petrus und Candidus zum
weiteren Schutzpatrone erkoren.
Die Pfarrkirche Sankt Petrus nächst Schloß Tirol hat sich ihre ur-
sprüngliche kreuzförmige Anlage mit dem Vierungsturme glücklich gerettet,
es gemahnt dieselbe an altchristliche Monumente, wie zu Ravenna das
425 errichtete Mausoleum der Galla Placidia, jetzt San Nazario e Celso
genannt, an die leider zerstörte Sankt Maternus-Kirche von 978 beim
Benediktiner-Kloster Sankt Matthias in Trier , an die Sankt Theodulfs-
Kirche zu Germigny-les-Pres in der Diözese Orleans aus dem 9. Jahr-
hunderte, an die 1832 zerstörte Kreuzkirche Sankt Adalbert der Insel
Reichenau im Bodensee in der Diözese Konstanz, sowie an die kreuz-
förmige Sankt Martinus-Kirche des Dorfes Niederkirchen in der Diözese
Speyer, welche mit ihrem vierseitigen Zentralturme schon vor dem Jahre 1000
soll erbaut worden sein. Bei Sankt Peter erscheint der Urbau als ein-
schiffiges lateinisches Kreuz, dessen Westarm 3 m 80 cm Lichtweite hat
und dessen Querarme 2V2 m im Lichten haben; Tonnengewölbe bilden
die feuersicheren Steindecken, die gewölbte Apsis im Osten ist innen
halbrund geschlossen, außen aber mit sieben Seiten des Zehneckes; der
Vierungsturm bildet ein Oblongum und hat in der Tonnen-Kämpferhöhe
ein Kreuzgewölbe; dessen Gräte laufen gegen die Mitte in eine Kuppel-
wölbung aus, darüber erhebt sich der Turm von 3 m 80 cm äußerer
Breite bei 5V2 m Länge, demgemäß besteht das Glockenhaus aus je zwei
und je drei Klangarkaden nebst Bogenfriesen. Da diese Arkaden und
Friese bereits Spitzbögen haben, so ist eine Rekonstruktion des Glocken-
hauses im 13. Jahrhunderte anzunehmen, damals mag auch die 2 m
Lichtweite habende Concha des Nebenaltares an der Ostseite des Nord-
Querarmes hinzugefügt worden sein.^) Die Zenoburg oberhalb der Stadt
Meran bewahrt noch ein Gotteshaus von 6 m Breite bei 18^4 m lichter
Länge mit zwei nach Osten gerichteten halbrunden Apsiden ; die größere
Sankt Zeno geweihte von 6 m Durchmesser hat je drei schmale Rundbogen-
Fenster übereinander und war nie gewölbt, die kleinere, Sankt Gertrudis
geweiht, von 3V2 m Durchmesser, hat zwei Rundbogen-Fenster und ist
massiv mit einer Viertelkugel überwölbt. Nebenan befindet sich eine
rechteckige, tonnengewölbte Sakristei, welche im Hochbaue ehedem die
Glocken trug, denn ein im Lokal des Magistrates der Stadt Meran be-
findliches Ölgemälde aus dem 18. Jahrhunderte gibt einen hochragenden
viereckigen Turm an. Heutzutage besteht das Äußere von Sankt Zeno
und Gertrudis aus unverputztem Bruchstein-Mauerwerk, nur die Sakristei
1) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg, Bozen 1885, gibt auf
Seite 172 den Grundriß uud auf Seite loi den Querschnitt der Pfarrkirche zu Sankt Peter.
Die Gotteshäuser von Mernn, der alten Hauptstadt des Landes Tirol. 183
trägt einen Anstrich von weißer Kalkmilchfarbe, ein Zeltdach mit form-
loser vierseitiger Laterne schließt sie nach oben, während das Gottes-
haus selbst derzeit nur ein flaches Notdach deckt. Im Jahre 1759 er-
folgte die letzte innere Renovation im Sinne des damals herrschenden
Barockstiles durch weißen Anstrich, unter ihm dürften aber Wandfresken
des Mittelalters wohl noch vorhanden sein. Zum unberührten Teile des
Denkmales gehört das Nordportal aus wechselnden roten und weißen
Quadern, zwei spätromanischen Marmorsäulen mit Knospenkapitellen und
jetzt verwitterten Eckblättern an den Basen, sowie merkwürdigen Gewände-
Steinreliefs von wirklichen und fabelhaften Tieren.^) Die Burg Tirol hat
aus derselben Schlußepoche des romanischen Stiles zwei Portale, das erste
führt zur Vorhalle und das zweite zum Innern der Schloßkapelle Sankt
Pankratius^) mit ihrer gewölbten Ostconcha; auf Grund religiöser Sym-
bolik gab ein dichterisches Phantasiespiel diesen Portalreliefs ihr Dasein,
doch es erscheint weder zur Ruhe des Gedankens noch zum Wohllaute
formaler Organisation abgeklärt.
Weiter ist der romanische Baustil noch vertreten beim Glocken-
turme von Sankt Valentinus am linken Naifufer, beim Turme von Sankt
Maria Trost in Unter-Mais, sowie an den Glockentürmen von Sankt
Johannes dem Täufer in Dorf Tirol und der Pfarrkirche Sankt Maria-
Himmelfahrt zu Marling am rechten Etschufer. Hier erscheint der Stein-
turm an der Westfront-Mitte auf drei Seiten freistehend, also in der Weise,
wie es am Rheinstrome üblich ist, im Lande Tirol aber zur Ausnahme
gehört. Bei Sankt Valentinus erhebt sich der 3V4 m im Quadrat messende
Glockenturm in der Triumphbogen-Flucht an der Nordseite, bei Sankt
Maria Trost mit 3 m 90 cm im Quadrat ebenda an der Südseite uhd
das Gleiche findet bei der Pfarrkirche Sankt Vigilius zu Unter-Mais statt
Die Pfarrkirche Sankt Johannes der Täufer zu Dorf Tirol hat ihren Glocken-
türm von 4^4 m Breite auf der Evangelienseite, hier steht er auch bei
Sankt Georg in Ober-Mais, sowie in Algund an Sankt Hippolytus Und
Erhard, alle drei Gotteshäuser sind in der heiligen Linie von West naCh
Ost erbaut. Sankt Nikolaus zu Meran besitzt in seinem 8®/4 m breiten
Glockenturme an der Chorsüdseite eine Durchfahrt^) von West nach Ost,
2) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt, auf Seite 113 die perspektivische
Ansicht des Portales der Kapellen von Zenoburg.
3) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt auf Seite iio und lli die per-
spektivischen Ansichten der beiden Portale von der Burg Tirol.
4) Dr. Heinrich Otte, Handbuch der kirchlichen Archäologie des deutschen Mittel-
alters, 5. Auflage, Leipzig 1885, läßt auf Seite 356 des 2. Bandes den Meraner Nikolaus-
Pfarrturm neben der Südseite nach allen vier Seiten offen sein, während er in Wirk-
lichkeit stets nur nach zwei Seiten offen und nie ein Eingang in das Kirchenirinere vor-
handen war.
184
Franz Jacob Schmitt:
welch interessantes Baumotiv sich vielleicht durch lokale Rücksichten
erklären läßt, in Tirol aber auch anderwärts vorkommt, so beim West-
front-Turm von Sankt Nikolaus zu Kaltem, Diözese Trient, wo die Vor-
halle nach Norden und Süden offen ist, so bei der Sankt Marien-Pfarr-
kirche zu Vill nächst Neumarkt, Diözese Trient, wo der Westturm eine
nach drei Seiten offene Vorhalle besitzt. Die zwei Osttürme des Kaiserdomes
Sankt Maria-Himmelfahrt zu Speyer am Rheine haben bis zur Höhe ihrer
Steinpyramiden keine profilierten Gurtgesimse, nur die vier oberen Geschosse
besitzen Lisenen nebst auf Konsolen ruhenden Rundbogenfriesen, gleiches
findet auch beim Glockenturme von Sankt Maria zu Marling, beim Turme
von Sankt Maria Trost in Unter-Mais und bei dem von Sankt Johannes
dem Täufer in Dorf Tirol statt. Den die Rundbogenfriese des Speyerer
Domes begleitenden Schmuck des deutschen Bandes entbehren die Türme
vom Meraner Bezirke, wohl aber erscheinen doppelte Klangarkaden im
Turme von Sankt Valentin und dem zu Dorf Tirol; bei Sankt Maria
Trost ist darüber auch noch ein weiteres Geschoß mit dreifachen Klang-
arkaden zu sehen. Der Glockenturm der ehemaligen Benediktiner-Abtei-
kirche Sankt Magnus zu Füßen am Lech®) in der Diözese Augsburg
endigt mit zwei Steingiebeln und einem Satteldach, welchen Abschluß man
beim Marlinger Turme sieht und den vordem auch der von Sankt Vigilius
zu Unter-Mais hatte. Es ist nicht zu billigen, wenn der in den Jahren
1892. und 1893 vollführte Erweiterungsbau dieser Pfarrkirche den Anlaß
zur gleichzeitigen Veränderung des Turm-Oberteiles gab; die altgewohnte
charakteristische Gestalt der nicht ohne Grund »Finger Gottes« genannten
Türme unserer Gotteshäuser sollte man als ehrwürdige Wahrzeichen stets
erhalten. Auch der Sankt Maria Trost-Turm mußte sich vor einigen
Jahren ein oberes Achtort mit glasiertem Ziegeldache gefallen lassen, es
ist dies für den alten Unterbau romanischen Stiles eine fremdartige Zutat.
Die romanischen Türme der Gegend von Meran kennen außer dem an-
geführten Satteldache zwischen zwei Steingiebeln noch zwei weitere Ab-
schlüsse, nämlich die mäßig steile, vierseitige Pyramide, welche am Rheine
die zwei Osttürme der Benediktiner-Abteikirche Sankt Leodegar zu Murbach
in der Diözese Basel, die zwei Osttürme der Pfarrkirche Sankt Maria und
Genovefa zu Andernach, sowie der Benediktiner-Klosterkirche Sankt Maria
und Nikolaus zu Laach, beide in der Erzdiözese Trier, haben, und als
5) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt auf 5eite 264 den Grundriß und auf
Seite 268 den Längenschnitt, sowie auf Seite 291 die Westansicht der Pfarrkirche Unserer
Lieben Frau zu Vill.
®) Repertorium für Kunstwissenschaft, Bd. XXII, 1 899, brachte auf Seite 300 — 305 :
»Die Sankt Mhgnuskirche der Benediktiner-Abtei Füßen im Allgäu« von Architekt Franz
Jacob Schmitt.
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol. 185
dritten Abschluß die vier Steingiebel, welchen ein achtseitiger Helm ent-
steigt, das Baumotiv der zwei quadratischen Türme des Sankt Mariendomes
zu Augsburg. Die vierseitige Steinpyramide erscheint bei Sankt Johannes
in Zwölfmalgreien, sowie der Dominikaner-Klosterkirche Sankt Salvator
zu Bozen, am Nordostturme der Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frauen
in Terlan an der Etsch, bei Sankt Peter nächst der Burg Tirol und bei
Sankt Valentin an der Naif. Das Augsburger Domturm-Motiv ist wahr-
zunehmen bei Sankt Georg zu Ober-Mais, sowie bei Sankt Hippolytus
urid Erhard in Algund an der Etsch.
Am Rhein, der Mosel, sowie in Bayerns Diözesen Augsburg und
München-Freising sind zweischiffige Kirchen häufig, in Tirol und Vorarl-
berg sind mir bis jetzt nur sieben solcher Gotteshäuser bekannt. In Feld-
kirch ist seit 1473 Unserer Lieben Frauenkirche'^) symmetrisch zwei-
schiffig nebst einer weiteren nördlichen Abseite; die Sankt Marienkirche
des 1020 gegründeten Benediktiner-Nonnenklosters Sonnenburg im Puster-
tale®) hat ein Mittelschiff und ein südliches Seitenschiff, die Sankt Martins-
kirche zu Schönna®) ist symmetrisch zweischiffig, die Pfarrkirche Sankt
Vigilius zu Unter-Mais hat ein auf Quaderstein-Rippen gewölbtes Haupt-
schiff nebst einer südlichen Abseite, in Marling^®) am rechten Etschufer
ist Sankt Mariae Himmelfahrt bis auf unsere Tage eine symmetrisch zwei-
schiffige Säulen-Hallenanlageii) gewesen und die Pfarrkirche Unserer
Tdeben Frauen zu Terlan besitzt ein gewölbtes Hauptschiff nebst einem
niedrigen nördlichen Seitenschiff, zeigt also basilikale Gestalt. Ebenso
war die ursprüngliche Erscheinung von Sankt Nikolaus in Meran ^®); an-
7) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt auf Seite 247 den Grundriß der
Frauenkirche zu Feldkirch, welche im plattgeschlossenen Chore dreischiffig ist.
8) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt auf Seite 129 den Grundriß der
Benediktinerinnen-Abteikirche Sankt Maria zu Sonnenburg in der Diözese Brixen.
9) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt, auf Seite 127 den Grundriß der
Sankt Martinskirche zu Schönna in der Diözese Trient.
10) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt auf Seite 257 den Grundriß der
Pfarrkirche Sankt Maria Himmelfahrt zu Mailing mit der gewölbten, offenen Säulen-Vor-
halle beim Eingangsportale an der Südwestecke, welche leider 1900 und 1901 beim Er-
weiterungs-Neubaue zerstört worden ist.
11) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt auf Seite 258 den Grundriß der
Sankt Maria und den zwölf Aposteln geweihten Hallenkirche zu Schwaz am Inn, dieselbe
ist im Chore symmetrisch zweischiffig und im Langhause symmetrisch vierschiffig erbaut.
12) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt 'auf Seite 247 den Grundriß und
auf Seite 119 die photographisch aufgenommene Nordseite mit dem romanischen Turme
von Unser Lieben Frauenkirche zu Terlan in der Diözese Trient.
10) In kirchlicher Beziehung gehörte Meran in der älteren Zeit zur Pfarre Tirol,
der Tiroler Pfarrer stellte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts einen Pfarrverweser für
Meran, wie jetzt der Mcraner Pfarrer im Dorf Tirol einen Pfarrverwalter setzt. Die Pfarre
i86
Franz Jacob Schmitt:
fänglich nur eine Sankt Nikolaus-Kapelle, welcher im Jahre 1299
Diözesanbischof Sifried von Chur verschiedene Ablässe verlieh, wurde
durch die Bevölkerungszunahme ein größerer Neubau erforderlich, welcher
1302 in Angriff genommen worden ist. Schon drei Jahre später weihte
der Bischof Sifried im neuen Gotteshause einen Altar zu Ehren des
heiligen Kreuzes, sowie der heiligen Märtyrer Oswald und Katharina.
1367 weihte der Episcopus Lesoriensis Burchard mit Vollmacht des
Bischofs Peter von Chur zwei Altäre, den einen in der Front des linken
Seitenschiffes zu Ehren aller Engel und den andern in der Mitte des
linken Seitenschiffes dem Erzengel Michael; im nächsten Jahre kon-
sekrierte der nämliche Wanderbischof den Chor samt dessen Altären sowie
den Gottesacker. Sehr bezeichnend ist das Fehlen einer Altarweihe im
rechten oder südlichen Seitenschiffe; es konnte keine solche stattfinden,
weil diese Abseite nicht vorhanden war, das Gotteshaus hatte im Lang-
hause eben nur zwei Schiffe, wie dies die Terlaner Pfarrkirche bis heute
zeigt. Der an der Epistelseite stehende Glockenturm mit seiner nach
zwei Seiten offenen, gewölbten Vorhalle verhinderte die Konstruktion der
südlichen Abseite und wenn man zur Zeit der Spätgotik dennoch eine
solche ausführte, so geschah dies durch Brechung der Längenachse,
durch unschönen östlichen Abschluß, endlich durch Herstellung eines
schmaleren südlichen Seitenschiffes, somit durch gewaltsam künstliche
Weise auf Kosten der Symmetrie. Das Brechen der heiligen Linie vom
heutigen Gotteshause findet beim Triumphbogen des einschiffigen Chores
statt, gegen Norden beträgt am Westportale die Abweichung volle 3 m;
sechs Joche besitzt das Langhaus und das letzte im Osten hat beiderseits
nur die Trapezform, um so mit Hülfe der diagonal geführten Außenmauer
die Turmdurchfahrt nicht aufzuheben. Das ganze heutige dreischiffige
Langhaus mit seinen zehn freistehenden Sandsteinquader-Säulen erweist sich
als Konstruktion der Spätgotik, die Hallenform dürfte das ehemalige
zweischiffige Langhaus nicht besessen haben, vielmehr besteht gegründete
Ursache, anzunehmen, daß ursprünglich das Hochschiff von West nach
Ost mit gleichem Kämpfer und Kreuzgewölben auf Sandsteinrippen durch-
lief und den bezüglichen Jochen des Hauptschiffes ebensoviele in der
niedrigen Nordabseite entsprachen. Noch heute existiert die zweijochige
Sakristei auf der Evangelienseite des Chores, auch sie hat einfache, sich
etwa 5 m erhebende Kreuzgewölbe auf Sandsteinrippen und zwar mit
dem nämlichen Birnstabprofile, wie die ‘^/lo geschlossene Apside des
Chores. Dieser Schluß mit fünf Seiten des regelmäßigen Zehneckes, an das
Tirol ist sicher viel älter, als sich urkundlich nachweiscn läßt; erstmals im Jahre 1226
in einem Vertrage angeführt, welchen der Bischof Rudolf von Chur mit dem Domkajntel
von Trient abgeschlossen hat.
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol. 187
sich ein weiteres schmales Joch von 3V2 m Weite reiht, steht einzig in
ganz Tirol da, während er an den Monumentalbauten der Frühgotik,
wie Liebfrauen zu Trier, Sankt Elisabeth zu Marburg an der Lahn, Erz-
diözese Mainz und der 1260 geweihten Minoriten- Klosterkirche Sankt
Maria zu Köln bei 10 m 67 cm Lichtweite auftritt. Nachmals sind die
Chöre des Sankt Veitsdomes zu Prag, sowie des Münsters Sankt Maria
zu Ulm an der Donau, Diözese Konstanz, auch mit fünf Seiten des regel-
mäßigen Zehneckes geschlossen worden. Sieben zweiteilige Stab- und Maß-
werks-Eenster spenden der 10 m breiten Apside reichliches Tageslicht;
die acht äußeren Strebepfeiler von 70 cm Breite und Tiefe haben obere
Abschlüsse durch Satteldächer und vordere Kreuzblumen als Giebel-
krönung. Merkwürdig ist in der Kämpferhöhe des Chorgewölbes ein außen
ringsum laufendes profiliertes Gesimse, solche sind wohl der Gotik
Italiens eigentümlich, dürften aber an gotischen Kirchenbauten Deutsch-
lands überaus selten Vorkommen. Das in Rede stehende mit oberer
Wasserschräge versehene Horizontal-Gesimse vermittelt gleichzeitig die
Verjüngung des dritten Strebepfeiler-Geschosses und läuft sich jeweils in
den hohlprofilierten Fensterschmiegen tot. Im einschiffigen Chore ent-
steigen dem doppelten, zierlich profilierten Sockel die Quaderstein-Ge-
wölberippen für Ortbogen, Quer- und Diagonalbogen, alle gehen ohne
Kapitelle direkt in die Region der Kreuzgewölbe über und zwar sind
die Profile in der polygonalen Apside mit Birnstäben und in den oblongen
Jochen der Chorvorlage mit Höhlungen der späteren Gotik gebildet.
Die Dienstbündel-Konstruktion im Profile der Gewölberippen und ohne
Kapitell unmittelbar in diese übergehend dürfte erstmals bei der im
Jahre 1317 errichteten Allerheiligen-Kapelle des Sankt Martinus-Domes
zu Mainz auf deutschem Boden getroffen werden, diesem Prinzipe folgen
in den nächsten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts alle weiteren Kapellen
der Dom-Südseite.’^) Von Mainz am Rheine dürfte das Baumotiv nach
Meran gekommen sein, gehörte doch die alte Hauptstadt des Landes
Tirol zur Diözese Chur und diese seit der Mitte des 8. Jahrhunderts
zur Kirchenprovinz vom Mainzer Erzbischöfe.
In den Felsen des Küchelberges ward um 1450 die Friedhof-
Doppelkapelle der heiligen Barbara im Nordosten der Sankt Nikolaus-
Pfarrkirche gesprengt. Ein regelmäßiges Achteck von 12 m geradem
Durchmesser, liegt die untere Gruft um etliche Treppenstufen unter dem
heutigen Terrain des ehemaligen Friedhofes der Nikolaus-Pfarrgemeinde;
14) Die an der Dom-Nordseite befindlichen Kapellen Sankt Victor von 1279—1284,
Sankt Nazarius, Sankt Magnus, Sankt Lambertus von 1291, sowie Sankt Bonifatius, Sankt
Petrus und Paulus haben reich gruppierte, runde Dienste mit Laubwerkkapitellen in der
Gewölbe-Kämpferhöhe.
iS8
Franz Jacob Schmitt:
4 Granitsäulen ohne Basis von ni Monolith-Schafthöhe mit schlichter,
runder Kämpferplatte entsteigen die grätigen Steingewölbe auf rund
3V2 m Scheitelhöhe. Das obere Oktogon hat keine äußeren Strebe-
pfeiler und nur Mauern von 78 cm Stärke, an den acht inneren Ecken sind
52 cm tiefe Mauerpfeiler als Stützen der spitzbogigen Umfassungs-Gurt-
bögen hergestellt, aus acht kapitelllosen Eckdiensten von je 19 cm Durch-
messer erheben sich die mit Birnstäben und zwei Hohlkehlen profilierten
Quaderstein-Rippen eines schönen Sterngewölbes, welches im Schlußsteine
das Reliefbild der heiligen Barbara trägt, Zwei tympanonlose Spitzbogen-
Portale von je I m 72 cm Lichtweite mit reich profilierten schrägen
Laibungen, bilden die Zugänge, zwei doppelteilige Spitzbogen-Fenster und
eine mit Maßwerk geschmückte Rose führen dem Oktogoninnern das Tages-
licht zu; das an der Nordwestecke angebrachte viereckige Treppen-
türmchen von je 2 m Seite vermittelt den Zutritt zum Dachbodenraume,
der ein steiles, achtseitiges Zeltdach von Holzkonstruktion mit Ziegel-
deckung besitzt, während an der Südostecke über dem Dachkranze ein
quadratisches Glockentürmchen auf Kragsteinen sich zu mäßiger Höhe
mit seinem vierseitigen Helme hinter ebensovielen Giebeln entwickelt.
Während in der Mainzer Erzdiözese im Stile der Frühgotik die drei-
schiffigen Hallenkirchen, so Sankt Maria zu Wetzlar an der Lahn seit
1225, die Cisterzienser Abteikirche Sankt Maria zu Haina im vormaligen
Kurhessen seit 1228, die Pfarrkirche zu Wetter in Oberhessen seit 1230,
Sankt Elisabeth zu Marburg an der Lahn seit 1235, die Dominikaner-
Klosterkirche Sankt Maria zu Frankfurt am Main seit 12-38, ebenda das
Langhaus der Pfarrkirche Sankt Bartholomäus, Dom genannt, seit 1250
und die leider 1815 abgetragene Stiftskirche Unserer Lieben Frauen in
Mainz seit 1285 zur Ausführung gelangten, findet sich im Lande Tirol
als erste Hallenkirche die Pfarr- und heutige Kollegiat-Stiftskirche Sankt
Maria zu Bozen in der Diözese Trient. Mehrere auf dieses schöne Bau-
denkmal bezügliche Chroniken besagen, daß das erste Steingewölbe
des dreischiffigen Pfeiler-Langhauses im Jahre 1340 geschlossen worden
ist. Die Bozener Sankt Marien-Hallenkirche^'*) hat im I.anghause nur
Pfeiler und Eckdienste, denen über Knospen-Kapitellen nach der Längen-
1^) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, bringt auf Seite 254 den Grupdriß der
Oberkapelle von Sankt Barbara in Meran, wobei man aber die schöne Sternform der
Quaderstein-Rippenwülbung und das steinerne Treppentürmchen nächst dem Westportale
ganz vermißt.
Der deutsche Anteil des Bistums. Trient von Karl Atz und Benediktiner-Pater
Adelgott Schatz, Bozen 1902, III. Band, Seite 23.
1^) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt von der Sankt Marien-Pfarrkirche
zu Bozen auf Seite 83 den Grundriß und auf Seite 299 die perspektivische äußere
Nordost- Ansicht.
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol.
und Breitenrichtung aus Sandsteinquadern hergestellte Gurtbögen, sowie
Rippen nach den Diagonalen entsteigen, also ein der Frühgotik ent-
sprechendes streng logisches Bausystem von Kreuzgewölben. Auch die
Sankt Nikolaus-Pfarrkirche zu Hall im Inntale^®) hat noch derbe Stütz-
pfeiler, in der Folge erscheinen aber nur noch Rundsäulen, so zehn aus
Marmor bei der 1497 begonnenen Pfarrkirche Sankt Maria vom Tröste
zu Sterzing in der Diözese Brixen, so 18 aus Quadersteinen bei den vier
Schiffen der Hallenkirche Sankt Maria zu Schwaz am Inn von 1475 und
ebenda acht Marmorsäulen von .nur 65 Zentimeter Durchmesser bei der
1515 konsekrierten Klosterkirche Sankt Franziskus, so bei der Sankt
Oswalds-Pfarrkirche zu Seefeld von 1474 und so bei der Sankt Marien-
Pfarrkirche zu Vill in der Diözese Trient. — Die Meraner Sankt Nikolaus-
Kirche hat zehn und die Hospitalskirche zum heiligen Geiste hat neun
freistehende, aus Sandsteintrommeln aufgeführte Rundsäulen und durch das
Nichtvorhandensein der Längs-Gurtbögen kündet sich die Spätgotik an.
Diese mangelnden Gurtbögen haben große konstruktive Bedenken im Gefolge,
wie die Mitte des 16. Jahrhunderts ausgeführte Innsbrucker Hofkirche der
Franziskaner zum heiligen Kreuze, Diözese Brixen, deutlich beweist, wo
die zehn freistehenden Marmorsäulen, trotz der quer durchzogenen schmiede-
eisernen Anker in Kämpferhöhe ganz bedeutend aus der Lotrechten
gewichen sind. Laut dem Stadtbuche wurde der Steinmetz Stephan
Tobler 1496 als Bürger aufgenommen und dazu geschrieben: »Hat die
Kirchen zu Sannt Niklaus hir an Meran geweiht.« — Das Mittelschiff
hat bei einer Achsen-Jochweite von 6 Meter eine Süulen-Achsenweite
von 1 1 Meter und dabei geht der Gewölbekämpfer vom Westeingange
bis Chorschluß in gleicher Höhe durch, während die Kämpfer der
beiden Seitenschiffe nahezu drei Meter höher sitzen, da wie dort befindet
sich auf der halben Säulenrundung ein vorgekragtes Karniesgesimse als
schlichteste Kapitellform angebracht; oberhalb entsteigen den Zylindern
die doppelt hohl profilierten Sandsteinrippen der Netzgewölbe. An den
Außenmauern des Langhauses sind in rund 3 m Höhe überm Platten-
boden den Säulenachsen entsprechende Dienste von 58 cm Breite
mit 27 cm Ausladung vorhanden, welche Dienste der ältere Werk-
meister von Sankt Nikolaus zur Aufnahme der Ortbogen, Quer- und
Diagonalrippen seiner Kreuzgewölbe bestimmte, der nachfolgende Stephan
Tobler ließ aber auf die Mauerdienste seine Steinrippen der Netzgewölbe
1^) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt auf Seite 353 den Grundriß der
Sankt Nicolaus-Pfarrkirche zu Hall in der Diözese Brixen.
19) Seite 34 der Geschichte von Meran vom Professor am Meraner K. K. Ober-
Gymnasium, Pater Cölestin Stampfer, aus der Benediktiner- Abtei Marienberg, Innsbruck 1889.
■190
Franz Jacob Schmitt:
unbekümmert einschneiclen, was ebenso unkonstruktiv wie häßlich ist.
Abgesehen von dieser Regelwidrigkeit der Spätgotik dürfte im ganzen
Lande Tirol von allen Hallenkirchen die Meraner des heiligen Bischofs
Nikolaus wohl den schönsten Rhythmus des Rauminnern besitzen. —
Von den 14 äußeren Strebepfeilern des Langhauses sind 7 nach Norden
und Nordwesten nur durch Gesimsabsätze abgestuft, während die 7 nach
Süden und Südwesten sich im dritten Geschosse mit Leisten-Maßwerk
geziert fiinden, worüber im Sinne der Ulmer Bauhütte ein weiteres von
Doppelfialen folgt, dem zur Krönung eine übereck stehende Fiale ent-
steigt. Das Hauptsüdportal hat einen Kielbogen-Wimperg und ist gleich
der bekannten Nürnberger Brauttür von Sankt Sebaldus hallenartig ver-
tieft und mit herabhängenden Dreipässen geschmückt, leider sind aber
die gleichzeitigen Sandstein-Apostel nebst Madonna in der Spitzbogen-
laibung viel zu klein im Maßstabe ausgefallen. Sämtliche I.anghaus-
fenster^O) haben je zwei Steinstäbe, sind also dreiteilig und mit oberem
spätgotischem Maßwerke geziert; alle Strebepfeiler, Gesimse und Fenster-
schmiegen bestehen aus Sandsteinen, nur die aus Bruchsteinen her-
gestellten Mauerflächen besitzen Speisverputz, welcher an einzelnen
Stellen Freskomalereien empfing, so einen kolossalen Sankt Christophorüs
am Platze eines der Südfrontfenster. An der Südwestecke erhebt sich
für die Orgelempore und Dachregion ein Treppentürmchen; im oberen
Geschosse mit bogenförmigen Giebeln, geht es nicht in einer Sandstein-
spitze aus, sondern wölbt sich mit Kantenblumen und Kreuzrose kuppel-
artig zu. In ähnlicher Weise sollte der Glockenturm von Sankt Nikolaus
wohl auch im Achtorte durch eine Quaderkonstruktion gekrönt werden,
doch fehlten der Spätzeit die Geldmittel und so erfolgte die ärmliche
Ausführung der geschweiften Kuppelform nur in Holzbohlen mit einer
Bedachung von Kupferblech, wie dies gleichzeitig auch bei den Doppel-
türmen der Frauenkirche zu München geschehen ist. Das steile Ziegel-
satteldach über den drei Schiffen des Langhauses hat Sankt - Nikolaus
ebenfalls mit der heutigen Münchener Kathedrale, sowie allen Hallen-
kirchen des Landes Tirol gemein. Die schweren Massen der Dachungen
erdrücken nicht nur die Architektur der Fronten, sondern namentlich der
Glockentürme, welche unglückliche Wirkung sich ganz besonders bei der
vierschiffigen Stadtpfarrkirche Sankt Maria und den zwölf Aposteln zu
Schwaz am Inn zeigt. Dagegen haben die rheinischen Hallenkirchen
stets für jedes der drei Schiffe ein eigenes Dach beziehungsweise ein
20) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, gibt auf Seite 283 die geometrische
Ansicht der aus Maßwerk von Vierpässen und kleinen Fischblasen bestehenden West-
front-Rose von Sankt Nikolaus zu Meran.
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol. igi
Querdach, was immer eine gute Wirkung verbürgt, wie die ehemalige
Kollegiat-Stiftskirche Sankt Stephanus in Mainz und die Liebfrauenkirche
zu Friedberg in der hessischen Wetterau beweisen.
Merans Hospital nebst Kirche war im Jahre 1271 durch den
Grafen Meinhard II. von Tirol gegründet und gebaut worden, ward aber
1419 beim Ausbruche der Passer ‘ weggeschwemmt, der Neubau dann
weiter abwärts wiederum auf dem linken Passerufer während der Regierung
des Landesfürsten Sigismund in Angriff genommen und 1483 vollendet.
Mit den Hauptstädten von Ober- und Niederbayern, München und
Landshut, hat die Meraner Spitalkirche nicht nur den Titel »zum heiligen
Geiste« gemein, sondern auch den Plangedanken. Der Münchener Stadt-
brand von 1327 gab Kaiser Ludwig dem Bayer Anlaß, eine neue Spital-
kirche errichten zu lassen und dürfte die heute noch vorhandene drei-
schiffige Hallenanlage mit Chorumgang vielleicht in noch mehr als bloß
den Fundamentmauern auf das 14. Jahrhundert zurückgehen. Der innere
Chor ist mit fünf Seiten des Achteckes und der Umgang mit neun Seiten
des Sechzehneckes, ganz wie der Nürnberger Sankt Sebaldus-Ostchor von
1361 — 1377 geschlossen, er wirkte vorbildlich in Niederbayerns Residenz-
stadt Landshut, denn die von 1407 — 1461 erbaute Heiliggeist-Spital-
kirche ist eine dreischiffige Hallenanlage, deren Chor mit vier Seiten des
Sechseckes und deren Umgang mit sieben Seiten des Zwölfeckes schließt;
15 kapitelllose Quaderstein -Rundsäulen von je 85 cm Durchmesser
bilden die Stützen der Sterngewölbe auf Hausteinrippen, welche an den
Außenmauern Diensten mit Laubkapitälen entsteigen; die Strebepfeiler
sind zur Hälfte nach innen gezogen und wie alles Mauerwerk aus hart-
gebrannten Backsteinen hergestellt. Diese schöne Landshuter Heiliggeist-
Kirche diente der Meraner zum Muster, nur von geringerer Längen-
ausdehnung hat sie bloß neun kapitelllose Quaderstein-Rundsäulen, also
drei Joche weniger als das Landshuter Gotteshaus, welches außerdem noch
in der Mittelschiff breite eine nach Norden, Westen und Süden offene
Vorhalle mit dem West-Hauptportale sowie einen quadratischen Glocken-
turm an der Nordostseite besitzt. Die Landshuter Heiliggeist-Kirche
steht ringsum frei, so konnten auch allseitig hochragende vierspal tige
Spitzbogen-Fenster angebracht werden, während in Meran auf der Süd-
seite Sakristei und Spitalbauten sich direkt anlehnen, wodurch vier Fenster
entfielen; aber auch die Nord- und Westseite könnten zusammen vier
weitere Fenster besitzen, damit würde dem Kircheninnern die erforder-
liche jetzt aber mangelnde Lichtmenge leicht zugeführt werden. Nur
sieben dreispaltige Stab- und Maßwerks-Spitzbogenfenster sind dermalen
vorhanden, hierin befanden sich, laut Inschrift vom Jahre 1493, ehedem
Glasmalereien von Hanns Grienhofer, deren wenige Reste man jetzt in
192
Franz Jacob Schmitt:
den Südwest-Fenstern der Sankt Nikolaus -Pfarrkirche sieht^^); diese
mittelalterlichen Glasmalereien passen trefiflich in die schmalen Fenster-
felder, was bei den neuen 1887 aus der Innsbrucker Anstalt bezogenen
durchaus nicht der Fall ist. Dargestellt findet sich die Madonna mit dem
Kinde zur Seite ein stehender und ein knieender Ritter, wohl Erz-
herzog Sigismund von Österreich als Stifter; ferner Christus am Kreuze,
zu Seiten knieende Donatoren mit ihren Kelche tragenden Namens-
patronen Sankt Johannes der Evangelist und Sankt Benediktus von Nursia.
Darüber erscheint Christi Verklärung mit den Jüngern und seitliche
Tabernakel-Architektur mit Engeln unter Baldachinen. I3ie Steindecken
von Heiliggeist sind Sterngewölbe, das über dem inneren Chorschlusse
besitzt eine wohl gleichzeitge Malerei der heiligen Dreieinigkeit nebst
den vier Evangelisten; dabei wird Christus mit den fünf Wundmalen, von
Gottvater und dem heiligen Geiste unterstützt, dargestellt. Die West-
front der Spitalkirche hat ein Doppelportal, an dessen Mittelpfosten
trägt das zierliche ^öSäulchen die 62 cm hohe Sandstein -Statue
der Madonna mit dem Kinde; deren oberer Baldachin nimmt ein
Postament auf mit dem 90 cm hohen sitzenden Gottvater, welcher
Christus am Kreuze in beiden Händen hält. Auf Seite 282 gibt Pfarrer
Karl Atz in seiner Kunstgeschichte von Tirol die Abbildung des West-
portales, dem heute alle sechs Statuen der inneren Spitzbogen-Laibung
fehlen; in demselben verdienstvollen Werke findet sich auf Seite 260 der
Grundriß von Heiliggeist in Meran, leider aber fehlerhaft aufgenommen
und dadurch irreführend; der Chorumgang ist nämlich als Segmentbogen
mit ganz verzogenen Gewölbefeldern gezeichnet, während hier in Wirklich-
keit eine völlig reguläre gesetzmäßige Lösung mit sieben Seiten des Zwölf-
eckes existiert; ferner hat das Langhaus vier Joche, wogegen im Grund-
risse bei Atz nur drei angegeben wurden. Ein steiles Sattel-Ziegeldach
erhebt sich über den drei Kirchenschiffen und wird im Westen durch einen
ungegliederten Mauergiebel geschlossen; an dessen Spitze ist auf zweimal drei
Kragsteinen ein steinernes Glockentürmchen mit vier Giebeln nebst Ziegel-
helm, ähnlich dem bei Sankt Barbara beschriebenen, errichtet worden. —
Noch ein drittes Mal besaß das alte Meran dieses Baumotiv und zwar
bei Sankt Klara des Franziskanerinnen-Klosters am Rennwege. Wohl
wird angenommen, daß die Ordensfrauen schon im Jahre 1290 nach
Meran gekommen seien, doch reicht die jetzt noch teilweise erkennbare
21) Dr. Wilhelm Lotz, Kimst-Topographie Deutschlands. Cassel 1S63, II. Band,
Seite 279.
22) Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol, bringt auf Seite 378 die Abbildung der
gekrönten Muttergottes im Flammenglanze, das gekleidete Kind auf dem Arme und den
Halbmond unter den Füßen.
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol.
Klosterkirche nicht weiter zurück, als die 1483 vollendete Spitalkirche
zum heiligen Geiste; unter Kaiser Josephs II. Regierung ward 1782 das
Nonnenkloster aufgehoben und nachmals das einschitfige Gotteshaus im
Besitze des Freiherrn von Hausmann zu Geschäfts- und Wohnzwecken
umgestaltet, wobei die oberen Steingewölbe eingeschlagen wurden. Die
ehemalige Klosterkirche Sankt Klara wurde in der heiligen Linie von
West nach Ost errichtet, sie hatte in sechs Jochen Sterngewölbe auf Quader-
stein-Rippen, welche kapitelllosen Diensten entstiegen; die Widerlager
waren, wie bei Heiliggeist, zum Teil als Mauerpfeiler, ins Innere gezogen
und zum Teil als äußere 82 cm breite Strebepfeiler^^) vorhanden.
Der gleich breite Chor war platt geschlossen und die drei Westjoche ent-
hielten den Einbau einer gewölbten zweischiffigen Hallenanlage mit der
Empore für den Frauen-Konvent, dessen Kreuzgang und Zellen sich auf
der Nordseite ausbreiteten, während die Südseite den Kirchen-Eingang
für die Gläubigen des Laienstandes und darüber die den sechs Jochen ent-
sprechenden jetzt herausgebrochenen Spitzbogen-Fenster besaß. Das der
Abtei Marienberg unterstehende Benediktiner-Kollegium bei K. K. Ober-
Gymnasium in Meran besitzt einen Ölgemälde-Stadtprospekt aus dem
18. Jahrhunderte, darauf erscheint Sankt Klara mit seinem behelmten
quadratischen West-Giebeltürmchen, dessen Unterbau noch heute vor-
handen ist. Auf dem Ölgemälde sieht man auch den im Jahre 1605
durch Meister Stephan Moskardi ^s Bormio (Worms) quer über den
Rennweg geschlagenen Mauerbogen mit Tonnengewölbe, welcher das
Klarissen-Kloster mit der gegenüberliegenden Sankt Katharinen-Kapelle
verband, bei ihr war das Franziskaner-Hospitium, dessen Patres die
Seelenführer der Nonnen bis zur Aufhebung bildeten; schon 1789 wurde
der seitlich geschlossene und oben bedachte Bogengang abgebrochen
und auch von Sankt Katharina gotischen Stiles existiert heute keine
Spur mehr. — Die alte landesfürstliche Burg von Meran ^^) dankt Erz-
herzog Sigismund zwischen 1446 und 1480 ihre Entstehung, an der
Ostseite des ersten Stockwerkes befindet sich der Kapellen-Erker mit seinen
zwei Spitzbogen-Fenstern, welche einem VsChörlein das Tageslicht zu-
führen. Die heiligen Patrone Oswald und Conifrid sind auf der Epistel-
seite als nahezu lebensgroße stehende Figuren al fresco gemalt, ein
23) An der Südfront wurde im Monat September 1902 der alte Verputz herab-
geschlagen, und da konnte von mir das Bruchstein-Mauerwerk und daran die 82 cm
breite Abbruchstelle des einen der ehemaligen äußeren Strebepfeiler beobachtet und
festgestellt werden, was wenige Tage später nicht mehr möglich, indem ein neuer
Speisverputz wieder angebracht worden ist.
24) Dr. David Schönherr, Geschichte und Beschreibung der alten Landesfürstlichen
Burg in Meran, Meran 1882.
194
Franic Jacob Schmitt:
rippenloses Sterngewölbe bildet die Steindecke, wie solche auch die
Gruftkapelle von Sankt Barbara und der gotische Vs Chor von Sankt
Valentin an der Naif besitzen. Diese schlichte spätgotische Konstruktion
mit scharfen Gräten an Stelle der Steinrippen trifft man in Böhmen
beim symmetrisch zweischiffigen Langhause der Dechantei-Kirche zu
Blattna und als rippenloses Netzgewölbe in der Sakristei von Sankt
Bartholomäus zu Pilsen; in Preußen ermangeln die Seitenschiffe der
Marienkirche zu Danzig sowie der Kirche Sankt Peter und Paul ebenda
der Gewölberippen. —
Das 17. und 18. Jahrhundert hat in der neuen Tiroler Hauptstadt
Innsbruck Monumentalbauten im Stile der italienischen Renaissance und
des Barock entstehen sehen, dagegen freute man sich in der alten
Landes-Hauptstadt Meran fortwährend seiner schönen Gotteshäuser im
Stile der nordischen Gotik und hat weder Gypser noch Stuckateure
wie bei der Sankt Michaels-Pfarrkirche zu Brixen, wie bei Sankt Leon-
hard und Wolfgang zu Jenbach oder wie bei der Schwazer Pfarrkirche
Sankt Maria zugelassen, welche willkürlich den ursprünglichen baulichen
Rhythmus durch Ankleisterung fremder Stilformen zerstörten und gar
oft durch Wegschlagen wichtiger Konstruktionsteile, so der Quaderstein-
Rippen und Gurten, den Bestand der Substanz in Frage stellten. Während
der Fastenzeit des Jahres i6io erschienen die Kapuziner in Meran, man
gab ihnen beim Vintsgauer Tore einen Bauplatz, wo 1616 der Grund-
stein zum Kloster gelegt wurde; schon im darauf folgenden Jahre konnte
die Kirche zu Ehren des heiligen Bischofs und Märtyrers Maximilian
konsekriert werden; nachmals wurde das Gotteshaus erweitert und dann
1712^^) in der heutigen Gestalt durch den Churer Bischof Ulrich von
Federspiel geweiht. Die mit i m 18 cm starken Umfassungs-Mauern
versehene Saalkirche von um 82 cm Breite bei 24 m innerer Länge
hat einen schmaleren platt geschlossenen Chor, welcher im Westen
errichtet wurde, da die Vorhalle mit dem Haupteingange am Renn-
wege sich im Osten befindet. Überdeckt wurde der Kirchenraum
mit einem elliptischen Tonnengewölbe, in das für die breiten scheit-
rechten Fenster beiderseits je vier Stichkappen einschneiden. Dem
Bettelorden entspricht der allerschlichteste Bedürfnisbau und es nimmt
ein niedriger hölzerner Sattelreiter die wenigen Kirchenglocken auf.
— Auch die Wallfahrtskirche Sankt Maria Trost in Unter-Mais be-
sitzt eine nach drei Seiten offene Westvorhalle aus der Barockzeit,
diese hat ebenso das Innere mit Pilastern und Stichkappen in ein
25) Joseph Thaler, der deutsche Anteil des Bistums Trient, Brixen 1866, Band I,
Seite 210.
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol. igg
flaches Tonnengewölbe versehen, dann den polygonen Chor innen ab-
gerundet und dessen drei Spitzbogen-Fenster zugemauert; West- und Süd-
portal haben noch ihre Spitzbögen, woraus erhellt, daß hier ehedem eine
gotische Konstruktion, vielleicht gleich der nahen Sankt Vigilius-Pfarr-
kirche gewölbt auf Quaderstein-Rippen, existiert hat. Ähnliches ist auch
von der Sankt Georgskirche in Ober-Mais zu berichten, wo auf alten
Fundament-Mauern nunmehr ein Barockbau vorhanden und Westportal
sowie Nordturm den gotischen Stil der Spätzeit besitzen. —
In Sankt Nikolaus hat der Barockstil die drei Kofbbogen der ge-
wölbten Orgelempore im Westjoche an beiden Freisäulen zur Ausführung
gebracht, vermutlich trat diese Konstruktion an Stelle einer ursprüng-
lichen der Gotik auf Säulen-Monolithen und Rippengewölben, wie solch
eine zierliche noch jetzt bei Sankt Maria und den zwölf Aposteln zu
Schwaz am Inn dauert. Während des i8. Jahrhunderts hat man auch
von den sieben Spitzbogen-Fenstern des Chores drei vermauert, zweifels-
ohne um dem Barock-Hochaltare^®) einen ruhigen Hintergrund zu ver-
schaifen; bei der seit 1887 erfolgten Restauration durch Friedrich Frei-
herrn von Schmidt in Wien hat man jene drei Fenster wieder geöffnet
und den Altar bis auf die Quaderstein-Mensa abgebrochen. Wohl steht
heute ein kleiner Sankt Sebastianus-Schreinaltar im nördlichen Seiten-
schiffe, doch war er nicht für Meran und Sankt Nikolaus geschaffen,
vielmehr ist er erst vor einigen Jahren im Vintsgau käuflich erworben
worden. Der von 1765 — 1790 regierende Kaiser Joseph II. erließ im
Jahre 1787 eine neue Gottesdienst-Ordnung, wonach in den Kirchen nur
drei Altäre zum Gebrauche beibehalten werden durften; so kam es, daß
man zu dieser Zeit in Sankt Nikolaus sechs Altäre herausgerissen hat,
darunter vielleicht Werke der mittelalterlichen Malerei und Holzschnitzerei.
Die ganz aus Sandsteinen gemeißelte, mit durchbrochenem Maßwerke ge-
zierte Kanzel von Sankt Nikolaus, sowie die von Heiliggeist hat man
glücklicherweise geschont und so sind denn beide Steinmetzarbeiten der
Spätgotik auf uns gekommen.
Im Jahre 1889 wurde zu Meran am rechten Passerufer die evan-
gelische Christuskirche nach dem Entwürfe des Architekten Johannes
Vollmer, eines Otzen-Schülers, als gewölbte einschiffige Anlage mit
schmalerem plattgeschlossenem Chorraume vollendet. Die Strebepfeiler
26) Joseph Taler, Deutscher Anteil des Bistumes Trient, berichtet auf Seite 241,
daß die beiden Ölbilder auf den Seitenaltären »Geburt Christi« und »Das letzte Abend-
mahl« sowie das Hochaltarbild »Mariae Himmelfahrt« von Martin Knoller (geb. 1725 zu
Steinach, gest. 1804 zu Mailand) herrühren. Dies Hochaltarbild hängt jetzt in denkbar
schlechtester Beleuchtung über einem der beiden Südportale im Innern der Stadtpfarr-
kirche des heiligen Nikolaus.
196
Franz Jacob Schmitt:
sind in vier Jochen teilweise nach dem Innern gezogen und werden die
Quertonnen durch sechs Freisäulen mit Knospen-Kapitellen gestützt.
Diese vier Quertonnen erheben sich in den Dachraum, und dadurch werden
im Äußeren je vier Querdächer mit Steingiebeln motiviert. Der Architekt
hat die Steinbrüche der Meraner Umgebung sich nutzbar gemacht, und
so erscheinen an dem kleinen Bauwerke die natürlichen Bruch- und Hau-
steine in nicht weniger als drei verschiedenen Farben. Zu loben ist bei
Kirche und Turmhelm das blauschwarze Schieferdach, denn die Flächen
roter Dachziegeln würden das Ganze nur unruhig beeinflußt haben. Wohl
hat der Wimperg des Hauptportales im Westturme ein Steinkreuz, doch
die schlanke Pyramide entbehrt des traditionellen Kreuzes von Schmiede-
eisen, das zwar im Lande Tirol nicht üblich, dafür aber in Deutschland
stets mit denkbar größter Sorgfalt hergestellt worden ist. Daß Architekt
Vollmer in Berlin seine neun Quaderstein-Giebel nicht mit der gotischen
Kreuzblume krönt, sondern mit zinnenartigen .Steinaufsätzen, kann nicht
gebilligt werden, denn diese entsprechen einzig der gotischen Backstein-
Architektur Norddeutschlands.
Die Passer bildete im ganzen Mittelalter sowie weiter bis zum
Ausgange des 18. Jahrhunderts die Grenze der deutschen Kirchenprovinz
Mainz und der italienischen Kirchenprovinz Aquileja, zur ersteren gehörte
das Bistum Chur mit der Stadt Meran, während Ober- und Unter-Mais
dem Fürstbischof von Trient und dieser als Suffragan dem Patriarchen
von Aquileja unterstand. Von hohem Interesse ist nun die d'atsache,
daß der Einfluß deutscher Baukunst sich weit nach Süden verbreitete
und gotische Gotteshäuser mit Stern- und Netzgewölben noch in Orten
sich finden, welche das Italienische als Muttersprache haben, was von der
Trienter^^) wie von der Churer^®) Diözese gilt. Das eigentliche
27) Die Episkopalkirche Sankt Vigilius in Trient wurde nach deutsch-rheinischem
Bauprogramme mit zwei Westfassaden-Türmen und einer Vierungs-Kuppel, ganz wie der
ehemalige romanische Sankt Stephansdom zu Passau an der Donau erbaut; der drei-
schiffigen Trienter Sankt Peterskirche mit vier achteckigen kapitelllosen Freipfeilern ent-
steigen gotische Netzgewölbe auf Quaderstein-Rippen, und an ihrem Nordostende be-
findet sich ein quadratischer Glockenturm mit Wasserspeiern am Fuße der vier SteiuT
giebel, dahinter erhebt sich ein steiler hölzerner Helm mit Ziegelbedachung.
28) Die Diözese Chur besitzt im Kanton Graubünden einschiffige Kirchen mit
Stern- und Netzgewölben auf Quaderstein-Rippen: l. Allerheiligen zu Scharans bei
Thusis von 1490; 2. Sankt Maria zu Thusis am Hinter-Rhein von 1506; 3. Sankt Maria
zu Scanfs am Inn von 1493; 4. Sankt Andreas zu Camogask oder Campovasto am Inn
von 1515; 5. Sankt Florinus zu Remüs am Inn von 1522; 6. Sankt Georg zu Schuls
am Inn von 1516; 7. Sankt Johannes der Täufer zu Hohen-Trins am Vorder-Rhein von
1493; 8. Sankt Johannes der Täufer zu Schiers im Prätigau; 9. Sankt Maria zu Lenz
durch Meister Petrus von Bamberg 1505 erbaut; 10. Sankt Maria Magdalena zu Stürvis
von 1504; II. Sankt Valentin zu Tenna von 1504; 12. Unsere liebe Frau zu Luzein
Die Gotteshäuser von Meran, der alten Hauptstadt des Landes Tirol.
Italien kennt diese spätgotischen Gewölbe-Konstruktionen des deutschen
Nordens nicht, wie es auch dessen Erfindung der Hallenkirchen und holz-
geschnitzten gemalten Schreinaltären kein Verständnis zugewandt hat.
Hocherfreulich ist darum die Wahrnehmung, daß die Alpenländer Tirol
und Schweiz in ihrer mittelalterlichen Kunst bis zur Periode der Re-
naissance durch und durch deutsch fühlten und ebensolche Denkmäler
geschaffen haben.
von 1487; 13. Sankt Maria zu Silvaplana von 1491; 14. Papst Sankt Calixtus zu
Brienz von 1519; 15. Sankt Sebastian zu Wiesen bei Davos; 16. Sankt Georg zu
Castel bei Chur.
28) Vergeblich wird man Stern- und Netzgewölbe suchen in der erzbischöflichen
Metropolitan-Kirche Mariae Nascenti und Sankt Thecla zu Mailand, der fünfschiffigen
gotischen Prachtbasilika mit Chorumgang und Zentralturm.
Repertorium für Kunstwissenscliaft, XXVI.
14
Due strambotti inediti per Antonio Vinciguerra e un
ignoto ritratto di Vettor Carpaccio.
Di Arduino Colasanti.
Intorno a Vittore Carpaccio si ^ spesso esercitata la fantasia dei
poeti, i quali nei loro versi o celebrarono quella fulgida gloria dell’ arte
o sfogarono contro il pittore immaginoso e drainmatico, che con i Bellini
diede il suggello alla nuova pittura veneziana del secolo decimoquinto,
il loro malcontento e il loro risentimento.
Non h qui il luogo di parlare a lungo della importanza che possono
avere per la storia dell’ arte le fonti poetiche in generale. Nel caso
special e basterä notare che, nella grande scarsezza di documenti riguar-
danti la vita del Carpaccio, giä lamentata dal Molmenti, di due suoi
lavori si aveva memoria unicamente in componimenti poetici e che di
un altro quadro di lui, fin qui ignoto agli storici dell’ arte, e conservato
il ricordo in uno dei due strambotti che do ora alle stampe.
Tralascio senz’ altro le quartine di Marco Boschini,^ il quäle nel
suo gonfio Stile descrive molti dipinti del Carpaccio, perche di quei
versi giä ha tratto partito il Molmenti nel suo brillante Studio su l’ar-
tista che alla vivacitä dell’ ingegno veneziano seppe unire i pregi dei
maestri toscani.®)
Assai piü importante ^ il sonetto di una rimatrice del secolo
decimoquinto pochissimo nota, pubblicato da Vittorio Rossi.^) In quei
1) Domenica letteraria, anno IV, 1885.
2) M. Boschini, La carta del navager pitoresco, Venetia, MDCLX,
?• 33 sgg* Sul Boschini dii buone notizie il (Iscrizioni venezi ane, Venezia,
MDCCCXXVII, t. III, p. 265, n. 39).
3) P. Molmenti, Il Carpaccio e il Tiepolo, Torino, Roux e Favale, 1885,
p. 40 e n6sgg; cfr. anche Jd., Carpaccio, son temps et son oeu vre, Venezia, Ongania,
1889, e Ludwig, Vittorio Carpaccio, in Archivio storico dell’ Arte, 1897.
V. Rosst, Di una rimatrice e di un rimatore del sec. XV (in Giornale
Storico della letteratura italiana, vol. XV, 1885, p. 194).
Arduino Colasanti: Due strambotti inediti per Antonio Vinciguerra ecc.
199
versi, che la poetessa toscana dedicava Ad imaginem suam, vive
ancora la memoria della tavola su cui il Carpaccio con lo splendore dei
suoi colori aveva riprodotta e fatta palpitare la biondeggiante bellezza
di lei, e con altisonanti parole e celebrata la gloria del grande pittore
degno di fama e di piü alto impero,
che di tal arte e ben maestro verace,
Dove oggi si trovi il ritratto di Girolama Corsi Ramos non ci h
dato sapere; ma non per questo e minore l’importanza del sonetto, il
quäle ci conserva l’unico ricordo di un ritratto muliebre eseguito dal
grande veneziano, mentre nessuno ne figura nelle opere superstiti a lui
attribuite, se non si debbono credere ritratte dal vero le due cortigiane
del museo Correr di Venezia.
Di un altro ritratto di Vettor Carpaccio parla in un sonetto Andrea
Michieli detto Squarzöla o Strazzöla, poeta veneziano vissuto nella
seconda metä del secolo decimoquinto, il cui canzoniere, conservato nel
codice estense VIII D. 6 (nel catalogo degli italiani n. CCCLXXXIV),
fu illustrato magistralmente da Vittorio Rossi.^)
Nato di famiglia appartenente all’ ordine dei cittadini, cio^ a quel
ceto medio onde la Signoria traeva i segretari e i cancellieri negli uffici
pubblici principali, lo Strazzöla, irretito nei vizi, diguazzava in quel
brago, prima forse con un certo disgusto, poi con abbandono disperato.
Amico di beoni, di furfanti, di prostitute, fra il vino, le donne e i dadi
trascinö la sua miserabile vita in una laida bohöme, che ispira a un
tempo disgusto e pietä. E le abitudini tristi della malvagia societä che
egli frequentava si rispecchiano nei suoi versi, volgari per il contenuto,
rozzi nella forma e ispirati qua e lä del turpiloquio piü inverecondo e
da quel gergo furbesco di cui, insieme con le lettere e le ottave ben
note di Luigi Pulci, il quäle compilö anche un piccolo vocabolario ger-
gale, con i pochi sonetti del Pistoia rilevati dal Renier nella Pre-
fazione a’ Sonetti del Cammelli’^) con la lettera di Antonio Broccardo
illustrata dal Cian®) e col Modo novo de intender la lingua zerga,
dato alla luce nel 1549,®) sono fra i piü antichi documenti italiani.
Molte volte nelle sue rime il Michieli trae argomento di riso dalla’
5) V. Rosst, Il canzoniere inedito di Andrea Michieli detto Squarzöla
o Strazzöla (in Giornale storico della letteratura italiana, vol. XXVI,
p. I e segg.).
Lettere di Luigi Pulci, ed. Bongi, Lucca, 1886, n. X, L e LI.
7) Torino, 1888, pagg. XXXI— II n.
ö) Giornale degli eruditi e dei curiosi, II, 627 — 30.
9) Tanto la lettera del Broccardo, che e del 1521, (juanto cjuesto curioso docu-
mento, sono posteriori alle rime dello Strazzöla.
14’
200
Arduino Colasanti:
osserväzione di un vizio o di una marachella altrui, o rimbecca qualche
frizzo che lo abbia troppo cölto sul vivo, ma la sua satira, tutta per-
sonale e ispirata al desideriö della vendetta, h sempre inurbana e pro-
rompe spesso in invettive plateali.
Una delle vittime della volgaritä del poeta fu a puntö il Carpaccio,
al quäle Alvise Contarini^®) aveva commesso un ritratto dello Squarzola.
Giä colpito, come sembra, da qualche caricatura di Gentile Bellini,
il Michieli si rivolse a Vittore e gli diede alcuni avvertiinenti, raccoman-
dandosi perch^ non imitasse il collega, ma volesse ritrar lui
con le tempie
in catedra sedente
a guisa di chi a Padua ha una lettura
fronde peneida einte
de virente
Dal canto suo egli prometteva di farlo »immortal non che diVino«
con i suoi versi.
Ma non intese gli avvertimenti il Carpaccio, che, spinto dalla fama
delle gesta del poeta, volle sbizzarrirsi in uno scherzo e ritrasse lo
Squarzöla sedente in cattedra, cinto le tempie non di lauro, ma di quel
»serto di Bromio ridente« che assai meglio si confaceva alle qualitä
del suo modello.
Donde recriminazioni dello Strazzöla, il quäle se ne dolse col
Contarini come di una calunnia (cod. est. cit. a c. 202 *•) c con l’artista
si sfogö, biasimando aspramente in uno strambotto e in un sonetto un
ignoto lavoro di lui.
A questo florilegio poetico cresciuto attorno al Carpaccio si ag-
giunge ora lo strambotto inedito conservato nel Codice Marciano Italiano
cl. XI 67, a c. i5ö\
I versi dell’ anonimo e sconosciuto rimatore sono pessimi, ma, in
compenso, l’importanza del loro contenuto t rilevante, in quanto vi si
rammenta un altro ritratto eseguito dal Carpaccio, ignoto agli storici
deir arte e oggi, forse, smarrito.
E l’interesse e anche accresciuto dalla qualitä e dal nome della
10) Non e facile, in mezzo agli altri Contarini dello stesso nome ricordati dai
genealogisti veneziani, indicare chi sia questo mecenate dello Strazzöla. Il Rossi (art.
cit.) inclina a credere che egli fosse quell’ Aloise di Francesco, del ramo di San
Cassan, su la cui tomba posero una lapide i figli nel 1528 {Cicogna — Iscrizioni.
I, 318).
Due strambotti inediti per Antonio Vinciguerra ecc.
201
persona rappresentata, che e quell’ Antonio Vinciguerra, il quäle ^ noto
maggiormente sotto il nome di CronicoA^)
Di famiglia originaria di Recanati, il Vinciguerra nel 1468 fu
iscritto come notaio nella cancelleria ducale e gradatamente ascese fino
al grado di segretario del Consiglio dei Dieci. Per ordine del Senato
nel 1470 distese una carta del Friuli, e nel 1480 andö oratore della
Repubblica presso l’ungherese Maerblasio, il quäle aveva occupata l’isola
di Veglia che dalla dominazione di Giovanni Frangipane era di nuovo
passata a Venezia. Quindi si recö in Francia, donde condusse seco
Renato duca di Lorena, che i Veneziani chiamavano per combattere la
lega conchiusa nel 1483 a Casal Maggiore contro di loro. Piü tardi fu
inviato a Roma per intimare ad Antonio Loredano, ambasciatore presso
il papa, e a Bernardo Teatini di presentarsi entro venti giorni al Con-
siglio dei Dieci, sotto pena di bando, per iscolparsi dell’ accusa loro
mossa di delitti commessi durante la loro legazione; e, segretario pure
in Roma nel 1487, insieme con gli ambasciatori Sebastiane Badoaro e
Bernardo Bembo si adoperö per conchiudere la lega fra Innocenzo VIII
e la Repubblica. Da Roma passö a Bologna, da dove scriveva nel set-
tembre del 1498.^^)
Fra le eure dello stato, il Vinciguerra non neglesse lo Studio delle
lettere e fu poeta non ispregevole, anche se non gli spetti il vanto, at-
tribuitogli dal Cicogna, di aver scritto per il primo in lingua italiana
quelle terze rime satiriche che sembra voler dedicare all’ amico Bernardo
Bembo con un sonetto morale secentisticamente concettoso, e che si
collegano strettamente alla poesia gnomica del trecento.^^) E queste
poesie che furono tutte, all’ infuori di una, messe a stampa dopo la
morte dell’ autore, anche prima che fossero pubblicate avevano avuta
una tale fortuna, che in Venezia andavano per le bocche di tutti e il
Sansovino, che le dava alla luce nel 1560, attesta di aver udito da certi
vecchi esser stad a’ loro tempi ben pochi i dilettanti di lettere che non
11) I contemporanei gli diedero si^esso qiiesto nome (v. Sanudo, Diarii, IV, 525)
che apparisce anche in una medaglia (Armand, Medailleurs, 11,72) e che ebbe
origine dalla sua Cronica dell’ isola di Veglia, edita da Vincenso Solitro nel I
vol. dei Docum. storici sull’ Istria e la Dalmazia, Venezia 1844. In un’ altra
medaglia il Vinciguerra e detto: Reip. Venet. a secretis integerimus (Armand, 1,76).
12) Traggo queste notizie dal Cicogna (Iscriz. II, 67 — 69, V, 515 sgg.) al quäle
rimando per la bibliografia sul Cronico.
13) F. Cian, Per Bernardo Bembo (in Giorn. storico della letteratura
italiana, XXXI, 64).
14) F. Flamini, Sülle poesie del Tansillo di genere vario, Pisa,
1888, p. 97.
202
Arduino Colasanti:
le sapessero a mente, i") Per quäl motivo nella sua vita agifata il
Vinciguerra abbia avuta occasione di incorrere nell ira dello Squarzöla
non b noto. Ma certo questo volgare poeta dovette bistrattare il Cronico
in sonetti o strambotti che ci sono sconosciuti, se un anonimo rimatore
prese a sua volta le difese del Vinciguerra, assalendo lo scapestrato ver-
seggiatore in due strambotti, di cui uno fu pubblicato dal Rossi nel
citato articolo, l’altro vede oggi la luce. E, quasi la difesa contro il
Michieli fosse piccolo tributo di amicizia, l’ignoto strambottista, morto
il suo difeso, si rallegrö che l’immagine di lui vivesse ancora in una
tela del Carpaccio.
A quäle delle opere del grande pittore si alluda nell’ ottava che
do alle Stampe insieme con l’altro strambotto scritto in difesa del Cronico,
non mi fu dato di determinare. E non so neppure se il Vinciguerra
fu da Vettor Carpaccio ritratto solo, o in una di quelle sacre com-
posizioni, nelle quali figuravano spesso il committente e altri illustri
cittadini. Cosi del pari la piü grande oscuritä regna sul nome dello
strambottista dozzinale, il quäle fu forse qualche segretario del Vinci-
guerra o qualche poetucolo da lui beneficato. Quanto alla data, lo
strambotto nel quäle d memoria del ritrattro eseguito dal Carpaccio e
certo posteriore — e forse di poco — al 9 dicembre del 1502, data
della morte del Cronico, l’altro fu scritto mentre il Vinciguerra era
in vita.
Ed ecco senz’ altro le duo ottave:
Marc. Ital. cl. XI 67,- a c. 156 v.
(Adespot. Anepigrafo)
Victor mio charo di tal nome degno
che dato ti ha uirtute: et la natura
judicio uer del tuo sublime ingegno
imitator de l’humana figura.
ben poi uantarti hauer trouato il segno
che tanti chiari ingegni in uan procura
fra gli altri il mostra quel buon uinciguerra
che per te uiuo e anchor sopra la terra
che per te habiamo anchor uiuo qui in terra. 16)
Ibidem, a c. 157 ''•
(Adespot. Anepigrafo)
Strazuolla tu la straci straniamente
pouer di roba e de ogni buon costume
15) Luzio-Renier , Cultura e relazioni letterarie d’Isabella d’Este (in
Giornale stör, della lett. ital. XXXVII, 242— 43).
16) Questo verso e scritto con un breve distacco dal precedente, del.quale mostra
di essere una Variante,
Due strambotti inediti per Antonio Vinciguerra ecc.
203
Voi esser cognosciuto da le gente
senza ceruello: quäl ti fa gran lume
Voler biasmar quel Chronico excellente
Venerato tra i saggi come un nume:
Solo di mal oprar non ti contenti
Se non palesi i tuoi maligni accenti.
Replicö lo Squarzöla agli attacchi che gli erano rivolti dall’ ignoto
rimatore? Certo la sua natura non era tale da sopportare in pace una
ingiuria; ma i documenti, per stäbilire come e in quäl misura rispose
all’ insulto, fanno difetto, e di questa scaramuccia rimane solo il ricordo
nei versi dell’ anonimo e pedestre poeta, a cui dobbiamo l’unica notizia
di uno sconoscinto ritratto di Vettor Carpaccio.
über die Proportionsgesetze des menschlichen
Körpers auf Grund von Dürers Proportionslehre.
Von Constantin Winterberg.
(Fortsetzung.)
Dritte Gruppe.
Die Typen dieser Gruppe kennzeichnen sich gegen die der vorigen
bei entsprechender Kopflänge durch größeren Grad der Schlankheit und
lassen zugleich auf hohem Wuchs schließen. Sie bilden demgemäß, dem
I. Buch analog, auch hier den Übergang von den mittleren zu den
elanciertesten und schmälsten Typen der letzten Gruppe. Mit Typus 4,
als Repräsentant der 3. Gruppe im i. Buch verglichen, erscheinen die
vorliegenden weniger elanciert, dafür breiter und voller: ihre Kopflänge
entspricht beinahe noch denen von Typus 2 und 3 desselben Buches,
von welchen sie sich jedoch ihrerseits wieder wie vorstehend angegeben
unterscheiden. Wie die Typen der zweiten als Zwischenglieder der
I. und 2. Gruppe des ersten, ebenso müssen demgemäß die der vor-
liegenden als solche der 2. und 3. Gruppe desselben betrachtet werden.
Das Gemeinsame der drei in Rede stehenden Typen besteht hin-
sichtlich der Längenteile außer in nahezu gleicher Kopf- und wohl auch
entsprechend anzunehmender Körpergröße in dem fast gleichen, gegen
die Typen der vorigen Gruppe verminderten anatomischen Teilverhältnis
(Punkt in") von Ober- und Unterkörper sowie in der, bei allen überein-
stimmenden, obgleich w’eniger charakteristischen Unterschenkellänge qz.
— Typus 3 und 4, die beiden schlankeren, sind untereinander weniger
verschieden als der kraftvoller gebildete Typus 7, gegen den sie sich
besonders durch kürzeren Abstand: Scheitel — Halsgrube {f.e) zu Gunsten
der verlängerten Oberschenkelpartie unterscheiden.
Von ihnen ist wiederum Typus 3 gegen 4 als der kräftigere gekenn-
zeichnet.
Constantin Winterberg: Über die Proportionsgesetze etc.
205
I. Typus 3.
a) Längen.
Die Verhältnisse des vorliegenden Typus sind am leichtesten zu ver-
stehen als Modifikationen des entsprechenden von Typus 3 des i. Buches,
gegen welchen er sich im allgemeinen nur etwa in dem Sinne unter-
scheidet wie Typus i des i. und 2. Buches: durch schärfere und prä-
gnantere Charakteristik einzelner Teile. Abgesehen von der Verlängerung
des Kopfes um 3 p. zeigen, außer daß Nabel und Kniemitte in beiden
Fällen ganz gleiche Lage haben, auch die übrigen Hauptpunkte der Ver-
tikalteilung; o, n, m\ i und e darin nur äußerst geringe Unterschiede
von I — 3 p. Dasselbe gilt noch hinsichtlich der Armlängen indem nur
das Verhältnis von Unterarm zur Hand im vorliegenden Falle eine geringe
Änderung zu Gunsten letzterer erfährt: nur die Fußlänge erscheint gegen
das Vitruvianische Maß in diesem Falle wohl mit Recht vermindert. —
Diese im ganzen wie man sieht kaum merklichen Änderungen sind gleich-
wohl schon genügend, den geometrischen Ausdruck der Relationen wesent-
lich umzugestalten, wie Tabelle angibt, zu deren Erklärung noch folgendes
hinzuzufügen wäre:
Die Verminderung des Verhältnisses am' : in' z als charakteristische
Eigenschaft der Typen dieser Gruppe der vorherigen gegenüber be-
zeichnet, stellt sich im vorliegenden Falle in der nach Tab. zur Bestimmung
von in' dienenden Relation:
am' = vC
dar, die daher als für diesen Fall charakteristisch vorangestellt ist. Im
Anschluß daran verschiebt sich der Rumpf, ohne seine Länge wesentlich
zu ändern, nach aufwärts, während der Punkt i der Trennungspunkt der
obern und untern Rumpfpartie als auf der Mitte von aq gelegen, die
gleiche Bestimmung wie bei Typus 6 zeigt, also, da der genannte Abstand
in beiden Fällen nahezu der gleiche ist, auch in seiner Lage gegen jenen
beinahe unverändert bleibt. Der Rippenkorb bildet daher hier wieder
den längeren Abschnitt. Demgemäß findet sich auch die Brust gegen
Typus 6 verlängert, wie sich schon aus der nach Tab. zur Körpermitte
symmetralen Lage der Punkte q und g noch mehr durch die der Kopf-
länge gleiche Länge df schließen läßt. Weniger von Bedeutung ist die
Lage des mit dem oberen Beckenrand koinzidierenden Nabels, nach Tab.
von d soweit entfernt, wie der Punkt in' von q. Überdies ist seine Lage
durch i mehr oder weniger vorgezeichnet. — Das Heraufrücken derselben,
wenn auch nur um wenige partes, würde die im Vergleich zu Typus 6
vergrößerte Armlänge erklären, wenn sie, obgleich Dürer a. a. O. darüber
nichts sagt, der Rechnung zufolge ebenfalls der Kreisbedingung (vgl.
Typus 6) genügen soll. Demnach muß bei der größern Schmalheit der
Figur die Länge toco der horizontal ausgestreckten Arme hier notwendig
206
Constantin Winterberg:
eine die Körperlänge übersteigende Größe darstellen. Die zur Bestimmung
der Arme und ihrer Teile dienenden Relationen der Tabelle beziehen
sich der größeren Einfachheit ihrer Bestimmungen wegen zum Teil auf
diese letztere Armhaltung. Die Handlänge deren nach Tab. 5 auf die
Strecke m'z gehen, stellt sich nach dem gesagten hier nahezu als Maxi-
mum®®) dar. Die Punkte h' und 0 lassen sich hier auf einfache Art erst
mittels der Armpunkte bestimmen, wodurch sich die bereits im all-
gemeinen erwähnte Modifikation in der Reihenfolge der entsprechenden
Relationen der Tabelle erklärt. Im Gegensatz zur relativ großen Länge
iMia ist die korrespondierende Basis coäj eine entsprechend kurze, überdies
ist schon der Abstand p''p\ dem allgemeinen Charakter der Figur ent-
sprechend nach Tab., als schmal gekennzeichnet.
b) Quermaße.
1. Dicken.
Kopf und Gesichtstiefe sind gegen die entsprechenden Maße von
Typus 3 d«s I. Buches etwas vermindert, die des Halses erscheint daher
im Verhältnis zu jenen relativ stärker, obgleich in Tab. entsprechende
Bestimmungen aus bekanntem Grunde nicht angegeben sind. — Auch in
den Rumpfmaßen insbesondere Brust- und Bauchtiefe findet sich in
beiden Fällen fast volle Übereinstimmung, nur die im i. Buche der
Brusttiefe gleich Gesäßdicke und demgemäß auch die Dicke in o ist hier
etwas abgeschwächt. Gegen die durch die Fußlänge gegebene Casentiefe
steht übrigens die der Länge fk gleiche Brusttiefe wieder weit zurück
und reiht sich darin u. a. den relativ schwächsten Typen unter den Antiken
an. Die letztere, nach Tabelle allein durch Längenmaß ausgedrückte Dicke
ist demgemäß gegen die übrigen als Hauptmaß charakterisiert, indem die
Bestimmung der Bauchtiefe durch die Gesichtslänge offenbar mehr zu-
fälligen Charakter hat. Die übrigen Maße interpolieren sich. In denen
der untern Extremität fehlen nach Tab. charakteristische Maße überhaupt.
Bei der obern deutet wenigstens die Bestimmung des Maximums und
die der Handdicke auf normale Durchschnittsverhältnisse auch der
übrigen Maße.
2. Breiten.
Für die Breiten der Kopfpartie gilt naturgemäß dasselbe wie für
die Dicken; wodurch das Gesicht das quadratische Ansehen verliert,
welches die Typen des ersten Buchs von denen des zweiten unterscheidet, ob-
wohl die in Tabelle für das Maximum der Kopfbreite gegebene Be-
stimmung als der Gesichtshöhe gleich vereinzelt steht. Hinsichtlich der
2®) Auch im vorherigen Falle (Typus 6) ist der Abstand durch das Fünffache
der die Handlänge noch um 2 p. übertreffenden Gesichtslänge darstellbar, gleichwohl
aber kürzer als im vorliegenden Falle, weshalb dort weder sie noch die der Hand ihr
Maximum erreicht.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
207
Rumpfbreiten fällt auch hier zunächst wieder die Schmalheit der
Schultern gegen die übrigen insbesondere die Rippenbreite auf, die sich
nach Tab. nur zu Rumpflänge ergibt, welches einer aus Weibliche
grenzenden Schmalheit entspricht. Die andere noch mögliche Bestimmung
durch das vertikalen Vierfache des Abstandes eb' würde ihrerseits als Beweis
für die Richtigkeit der diesem hypothetisch gleichgesetzten Oberarmbreite
insofern anzusehen sein, als unter normalen Verhältnissen bekanntlich das
Vierfache der letzteren für die Schulterbreite zu rechnen ist (vgl. Schadow
a. a. O.). Zugleich ist der Brustwarzenabstand unter die Hälfte derselben
nach Tab. bis auf ^ df, d. h. auf eine Handlänge vermindert. Von den
übrigen Bestimmungen hinsichtlich des Rumpfs bezeichnet übrigens die
der Gesäßbreite diese wesentlich als Hauptmaß: als 3. Teil von m'z:
wie die Weichenbreite der, der Rippen proportional, welche letztere sich
jedoch nach Tab. nur interpolatorisch bestimmt.*®) Verglichen mit
Typus 3 ersten Buches, zeigen die Verhältnisse, bis auf die um einige
partes verminderte Schulterbreite, wie schon der bloße Vergleich der
Dürerschen Zeichnungen a. a. O. andeutet, auch hier nahezu volle Über-
einstimmung. Da überdies die nämliche Bemerkung auch in den übrigen
Maßen der Extremitäten sich bestätigt findet, so lassen sich über deren
Proportionierung analoge Schlüsse ziehen.
II. Typus 4.
a) Längen.
Die Kopflänge hat sich hier gegen den vorigen Fall um 2 p. ver-
mehrt. Im übrigen ist Typus 4 offenbar nur eine unwesentliche Modi-
fikation desselben. Dies zeigt sich, wie bereits einleitend bemerkt,
zunächst im Teilverhältnis von Ober- und Unterkörper (Punkt m’), dessen
Lage gegen die des vorherigen nur um i p. differiert. Ebenfalls ist der
Unterschied in der von n nur ein minimaler. Außer der bei beiden un-
veränderten Lage von q stimmt überdies auch noch die Halsgrubenhöhe
überein, sodaß eigentlich der ganze Unterschied in den Längenver-
hältnissen der Körperaxe sich auf eine Rumpfverkürzung durch Herauf-
schieben von o reduziert, welches in der Relation:
ow = am'
verglichen mit der kon-espondierenden des vorigen Typus charakteristischen
Ausdruck findet. Von den übrigen haben einige insofern Interesse, als
sie an bekannte auch sonst für normale Verhältnisse bestehende Be-
ziehungen erinnern. So besonders die für die Antiken charakteristische
Relation, wonach die Unterschenkellänge qz der bis zur untern Bauch-
grenze (w) gezählten Rumpflänge entspricht, hier nur insofern modifiziert
als statt letzterer der Punkt m! , auftritt, wonach der Unterschenkel gegen
23) Obgleich auch eine direkte Bestimmung in Längenmaß = ^ do möglich
ist, die jedoch weniger nahezuliegen scheint.
208
Constantin Winterberg:
jene sich etwas kürzer darstellen würde, indem zufolge Tab. der Punkt
q die Mitte des Abstands wm bildet. Außerdem ist für normale Ver-
hältnisse, wie Schadow a. a. O. angibt, die Relation zur Bestimmung
des Nabels auf dem untern Drittel der Strecke do bezeichnend, wie bei
genauerer Prüfung der Schadowschen Typen erhellt. Weniger bedeutsam
ist die mehr oder weniger schon durch k bedingte Lage von i.
Während dieser Punkt sich heraufschiebt, findet das Entgegengesetzte
hinsichtlich der Brustpunkte statt derart, daß hier der Abstand df die
Kopflänge stark überschreitet, wie schon die zur Bestimmung von f
dienende Relation der Tabelle übersehen läßt,®®) wonach für die Unter-
schenkellänge qz nur das Doppelte jener gerechnet wird. Bezüglich der
oberen Extremität findet sich die summarische Armlänge ad als Maximum
charakterisiert, dadurch zu erklären, daß sie nach Dürers Angaben der
Kreisbedingung (cfr. Typus 6) zu genügen hat, indem, abgesehen von
dem durch Heraufrücken des Nabels relativ großen Radius kz, zugleich
die Breitenmaße sehr schwach erscheinen. Das Maximum wird jedoch,
beiläufig bemerkt, nicht sowohl durch maximale Länge von Oberarm und
Hand, als durch solche des Unterarms erreicht, wobei der letztere sich
der Fußlänge bis auf p. nähert, sie also wohl aus früher angegebenem
Grunde — wegen Fehlens des Ellbogenübergrifis — selbst im Maximo
nicht völlig erreicht, während in der Natur der umgekehrte Fall eher
vorzuherrschen scheint. Von den Bestimmungen der Tabelle ist die des
Oberarms durch die Länge ae als Variante des Falles, wo sie der des
Rippenkorbs {et) entspricht, zu erklären. Ebenso ist offenbar die Be-
stimmung der Länge fd als Hälfte von nz nur eine unwesentliche Mo-
difikation der im allgemeinen auch sonst vorherrschenden Verhältnisse.
Zur Bestimmung der Punkte a ist, wie die bezügliche Relation ergibt,
die Kreisbedingung benutzt, obgleich auch ohne dieselbe eine einfache
Bestimmung dazu sich leicht angeben ließe.®') Da dem gesagten zufolge
die Fußlänge hier keine übermäßige sein darf, sich vielmehr gegen den
vorigen Fall um einige partes verkürzt, so ist demnach auch die Basis
wö) hier noch kürzer als vorher, wie in der betr. Relation der Tabelle
zum Ausdruck gebracht ist.
b) Quermaße.
I. Dicken.
Für die Bestimmung der gegen Typus 3 etwas verminderten Kopf-
^0) Die Zahlenangaben Dürers sind, um die betreffenden Relationen der Tabelle
zu ergeben, nicht umsonst so penibel, einzelne bis auf i pars angegeben, und sind
ganz besonders geeignet, zum Nachweise des darüber bereits früher Angedeuteten.
In der Tat fügt Dürer z. B. der ganzen Zahl bei in (ebenso bei ik) den Drittel-pars
offenbar nur deshalb hinzu, um zu verhindern, daß an = oz resultiere, was ganz
andere als die beabsichtigten Konsequenzen nach sich ziehen würde u. s. f.
31) 3«ß = 5«^.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
209
tiefe ist nach Tab. eine einfache Relation durch die bis zum Adams-
knochen verlängerte Gesichtshöhe gegeben. Auf die an derselben Stelle
gemessene Halsdicke bezieht sich auch die fernere Angabe der Tabelle.
Ebenso ist hinsichtlich der Rumpfmaße in Tab. die Dicke in f als der
Kopflänge gleich statt des unter Anm. 6 interpolatorisch gegebenen
Maximums der Brusttiefe aufgenommen : charakteristisch insofern dasselbe
Maß bei der vorigen Gruppe schon von der Gesäßtiefe erreicht wurde.
Es ist also nicht notwendigerweise das charakteristische Maß an das
Maximum gebunden, sondern variiert nach Umständen. Die übrige Rumpf-
dicken interpolieren sich danach mit Hülfe derer des Kopfes in ver-
ständlicher Weise (vgl. Anm. 6 — 9 der Tabelle). Gegen Typus 3 relativ
am stärksten vermindert sich das Minimum der Bauchtiefe (8'), worauf
übrigens schon die Bestimmung der Tabelle, verglichen mit der früheren,
einigermaßen hinweist. Das nämliche Prinzip findet sich auch in den
übrigen Maßen bei der untern Extremität besonders hinsichtlich der
Knie- und Wadendicke durchgeführt, obgleich Tab. bis auf die Angabe
des relativ schwachen Fußknöchel -Minimums nichts näheres enthält.
Ebenso sind daselbst nur hinsichtlich der mittleren Oberarm- und Hand-
dicke bekannte Beziehungen gegeben, nach denen das Fehlende zu pro-
portionieren wäre.
2. Breiten.
Für das Maximum der Kopfbreite, der Dicke proportional, fehlt
nach Tab. eine korrespondierende Bestimmung. Die der Halsbreite, als
der entspr. Dicke gleich, ist, wie letztere, am Adamsknochen gemessen, der
einzige Fall, wo unter den männlichen Typen des zweiten Buchs, noch
dazu mit angegebener Modifikation, die stereotype Bestimmung des ersten
wiederkehrt. Nach demselben Prinzip wie die Dicken finden sich auch
die Rumpfbreiten gegen die von Typus 3 vermindert, wonach die dort
angebenen Konsequenzen auch hier nahezu Anwendung finden. Die
Schulterbreite erreicht hier nicht einmal mehr das unter den Antiken und
ebenso nach Schadow vorherrschende weibliche Maß, sondern entspricht
bereits dem der Jungfrau. Sie stellt sich nach Tabelle interpolatorisch
mittels Brustwarzenabstand und Rippenbreite dar, welche letztere sich
unmittelbar im Längenmaß finden, und somit als Hauptmaße figurieren,
wonach sich auch die Gesäß- und Weichenbreite interpolieren. Auffallend
kurz ist übrigens der der Brusthöhe gleiche Brustwarzenabstand. Die
Rippenbreite übertriflft die des Gesäßes nur um wenige partes. Die Pro-
portionierung der übrigen Maße zu jenen des Rumpfes läßt sich hin-
sichtlich der untern Extremität leichter als bei den entsprechenden Dicken
aus den Bestimmungen der Tabelle übersehen, wonach dann umgekehrt
von jenen auf letztere geschlossen werden kann. Ähnliches gilt für die
obere Extremität, indem außer dem Maximum auch die mittlere über-
210
Constantin Winterberg:
arm — sowie die hier zum erstenmale der des Fußes gleiche Hand-
breite auf die bekannten normalen Verhältnisse hinweisen.
Typus 4 ist auf Grund des vorstehenden als Beweis zu betrachten,
daß zwei Typen dasselbe anatomische Teilverhältnis (im Punkte ;«') haben
können, ohne deshalb auch in den übrigen Verhältnissen übereinstimmen
zu müssen.
III. Typus 7.
a) Längen.
Der vorliegende Typus ist augenscheinlich eine Charakterfigur jener
Klasse von langhalsigen, hoch und zugleich kräftig gebauten Gestalten,
wie sie u. a. in Schadows Polyklet sich im männlichen Typus von 71"
dargestellt findet, der ebenda als Maximum der Körpergröße bezeichnet
wird und von den Antiken etwa im Borghesischen Fechter ein Gegenstück
hat. Gegen den Schadowschen Typus als Naturmodell sind die Ver-
hältnisse der Vertikalteilung der Körperaxe in einzelnen Teilen (Lage des
Nabels, obern Penesrandes, Länge der Brustteile) zwar etwas abweichend, in
der Hauptsache jedoch (Kopflänge, Halsgrubenhöhe (ae), Rumpflänge und
Länge der untern Extremität insbesondere der Unterschenkellänge gz) zeigen
sie nahezu Übereinstimmung. Mit dem vorigenTypus hat der in Rede stehende
die Kopflänge sowie den hohen schlanken Wuchs gemein, Das anatomische
Teilverhältnis im Punkte m! ist von dem des andern kaum verschieden. Die
Übereinstimmung des Abstandes qz wurde früher schon hervorgehoben.
Das Eigentümliche von Typus 7 liegt wie gegen Schadows Maximum
auch gegen Typus 4 in der Verschiebung des Nabels ^ und des mit
ihm hier nicht koinzidierenden obern Beckenrandes k. Beide Punkte
sind nämlich so tief herabgerückt, daß die des ersteren der von Typus i
entspricht, der obere Beckenrand sogar um einige partes tiefer zu liegen
kommt als dort, welches durch die Relation der Tabelle:
kz=2^c
charakterisiert wird. Indem andrerseits der Punkt z wie aus der zu seiner
Bestimmung dienenden Relation schon zu beurteilen, gegen den vorherigen
Fall seine Lage kaum ändert, wird natürlich der Abstand von da bis
zum Nabel und um so mehr bis zum obern Beckenrande ein Maximum.
Trotzdem hiernach die Beckenhöhe selber nur eine minimale sein kann,
fällt das Rumpfende 0 doch tiefer als gewöhnlich: nämlich nach Tabelle
um die Länge b*f unterhalb der Brustwarzenlinie, was insofern einen
relativ großen Abstand repräsentiert, als wie ebenda’ ersichtlich, auch
die bezeichnete Linie tiefer als gewöhnlich, nämlich auf die Mitte
Daß hier k, der Nabel, und nicht k, der obere Beckenrand, bevorzugt wird,
hat seinen natürlichen Grund in der ihm zukommenden großem konstruktiven Be-
deutung. Für letztem Punkt gibt übrigens Tab. ebenfalls eine relativ einfache, wenn
auch weniger charakteristische Bestimmung.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
21 I
der Strecke: oberer Augenhöhlenrand — Körpermitte zu liegen kommt.
Daraus folgt sodann naturgemäß um die Rumpflänge wie die der Brust-
partie nicht überlang zu erhalten, aus der Bestimmung der Tabelle, wo-
nach der Abstand io der Länge Scheitel — Halsgrube entspricht, die
Herabschiebung der letzeren und die maximale Verlängerung des Halses.
Die übrigen Relationen der Tabelle erklären sich auf Grund resp. als
Folge der vorherigen. Relativ hoch ist nur die Lage der Punkte n, nach
Tab. die Länge b'q halbierend, so daß der Abstand no hier ein Maxi-
mum erreicht (29 p). Im ganzen rückt somit gegen Typus 4 unter ent-
sprechenden Modifikationen der Rumpf um eine Strecke tiefer, indem er
sich zugleich um weniges verlängert.
Es findet sich auch hier die Länge der ausgebreiteten Arme w w,
wie die Bestimmung der Tab. als das Doppelte von nz leicht übersehen
läßt, größer als die Körperlänge, obwohl die Arme selber gegen den
vorherigen Typus relativ kürzer erscheinen, wie sich, da der Kreisbedingung
genügt werden muß, durch Verkürzung des Radius kz bei gleichzeitiger
Erweiterung des Abstandes der Oberarmknorren-Centra von selber erklärt.
Durch das Koinzidieren der Halsgrube mit der Linie der letzteren, wird
übrigens die Konstruktion gegen den vorigen Fall vereinfacht. Die im
ganzen ziemlich naheliegenden Bestimmungen der Tabelle hinsichtlich der
Armteile sind selbstredend so mit Rücksicht auf die Konstruktion ge-
wählt,®®) Bezüglich der Fußlänge erklärt es sich im Anschluß an die im
allgemeinen stärkeren Querdimensionen, wenn nicht nur sie, sondern
auch die Basis Jä w gegen den vorherigen Fall entsprechend sich ver-
größert; obgleich auch' so die halbe Körperlänge nicht erreicht wird.
Die auffallende Kürze, welche Schadows Maximum zeigt, dürfte hiernach
wohl als Ausnahme von der Regel zu bezeichnen sein (man vergleiche
auch den Borghesischen Fechter).
b) Querdimensionen.
I. Dicken.
Gegen die vorherigen Typen 3 und 4 sind schon die Kopfmaße ver-
stärkt: das Maximum als Mittel von Kopf- und Gesichtslänge am wenigsten,
wodurch Gesichts- und Halspartie etwas stärker erscheinen. Die Hals-
dicke ist natürlich nur in Fällen wie der vorliegende durch die ent-
sprechende Länge bestimmbar. — Von den Rumpfmaßen bleibt trotz
ihrer relativen Verstärkung wie vorher die Brusttiefe weit hinter der
^*) Dabei ist zu bemerken, daß, nachdem nach Angabe der Tab. die Länge
to(u auf der durch ^ gelegten Horizontale aufgetragen, und ebenso die Punkte 0,
(vgl. Fig. i) auf der durch den Scheitel ß gehenden bestimmt sind, die Punkte a
einfach als Durchschnitte der auf der Mitte der Linie (in Fig. nicht angegeben)
errichteten Senkrechten mit der erstgenannten Horizontalen resultieren.
212
Constantin Winterberg:
Casentiefe (Fußlänge) zurück. Die ausnahmsweise Bestimmung des Mini-
mums der Bauch tiefe durch die Beckenhöhe ko, die bei normalen
mittleren Verhältnissen die Gesäßtiefe zu erreichen pflegt, erklärt sich
durch deren minimales Höhenmaß. Brust- und Gesäßtiefe unter-
scheiden sich hier übrigens viel stärker als in früheren Fällen, indem
trotz der Verstärkung jener die letztere gegen die des vorigen Typus bis
auf I p unverändert bleibt. Die Übereinstimmung der bezüglichen Be-
stimmung mit denen von Typus 2 und 6 ist bemerkenswert. Die übrigen
Maße proportionieren sich wie gewöhnlich, wie die untere Extremität aus
den Bestimmungen der Wadendicke und auch der Dicke über dem Fuß-
knöchel übersehen läßt, während hinsichtlich der obern wegen der meist
interpolatorisch angegebenen Dicken — mit Ausnahme der Handdicke —
nur indirekt aus denen der Breiten auf demgemäß proportionierte Ver-
hältnisse der Dicken geschlossen werden kann.
2. Breiten.
Die Kopfmaße, nach Tab. nur interpolatorisch bestimmbar, lassen
die Zunahme gegen den vorherigen Typus um so stärker hervortreten,
als die Halsbreite sich relativ vermindert: ein Verhältnis, das sich von da
auch auf die Maxima und Minima der Rumpfteile überträgt. Von
diesen erhält die Schulterbreite hier — vom Typus i abgesehen —
ihren größten Wert: Die Bestimmung derselben zu zwei Kopflängen erklärt
sich wohl dadurch, daß unter normalen Verhältnissen, wie bereits früher
erwähnt, Kopflänge und Abstand: Kinn— Brustwarzenhöhe in der Regel
gleich groß zu sein pflegen, indem die Schulterbreite in der Regel durch
das Doppelte des letzteren Abstandes sich ausdrückt (vgl. Schadow a. a. O.).
Den Brustwarzenabstand vermindert Dürer wie im vorigen Falle bis auf
die Brustlänge. Gegen die der Schultern erscheinen übrigens auch hier die
Rumpf breiten wieder sehr stark; nur die der Weichen entspricht durch
ihre, wie bereits angedeutet, relativ größere Verminderung dem auch sonst
bei normalen Bildungen vorherrschenden Verhältnis zur Schulterbreite.
Nach Tab. ist allerdings nur die Rippenbreite der Rückseite durch
Längenmaß als Hälfte von ak einfach darstellbar: die der Vorderseite
findet sich mittels der ebenfalls interpolatorisch gegebenen Weichenbreite.
Als Hauptmaß gekennzeichnet ist wie gelegentlich auch schon im ersten
Buche, die dem Abstand io gleiche Gesäßbreite. Durch diese Bestim-
mungen erlangt die Umrißkurve als Ausdruck größerer Kraft und Elasti-
zität wie im Profil hier kräftigere Aus- und Einbiegungen als in den
früheren Fällen. Die übrigen Verhältnisse, demgemäß proportioniert,
lassen dies nach Tab. bezüglich der untern Extremität allerdings nur aus
der Bestimmung der mittlern Breite des Oberschenkels ersehen. Die
Verhältnisse der obern Extremität reihen sich im ganzen den bekannten
Bestimmungen an.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
213
Vierte Gruppe.
Die beiden Typen 5 und 8 dieser Gruppe repräsentieren jeder in
seiner Art, wie bereits vorausbemerkt, den höchsten Grad der Schlank-
heit, obschon gegen Typus 5 des ersten Buches weit weniger ins Extrem
gegangen wird. Dies findet sich schon in der beiden gemeinsamen Kopf-
länge von 70 p angedeutet, die demnach noch das Maß von Körperlänge der
3. Gruppe I. Buchs übertrifft. Der genauere Vergleich läßt übrigens die
Entstehung des ersteren von beiden als aus Typus 4 des ersten Buches,
durch geringe Abänderungen hervorgegangen, leicht übersehen. Gegen
Typus 8 unterscheidet sich derselbe dadurch, daß bei ihm die Vertikal-
verhältnisse den äußersten Grenzen elancierten Wuchses entsprechen, die
Quermaße dagegen noch nicht als Minima erscheinen. Bei Typus 8 da-
gegen verhält es sich im ganzen umgekehrt.
I. Typus 5.
a) Längen.
Das anatomische Teilverhältnis von Ober- und Unterkörper in m'
ist appr. dasselbe wie bei Typus 4 des i. Buches. Rechnet man für den
vorliegenden Fall die Rumpf länge anstatt zum Punkte 0 bis zu dem um
6 p. darunter liegenden, daher für diesen Typus mehr charakteristischen
Ende des Hodensacks, so würde sich gegen letztgenannten Typus die
Rumpflänge nur um i p. vermindern, während gleichzeitig der Rumpf um
ca. 3 — -4 partes tiefer rückte. Um ebensoviel verlängert sich zugleich
der Kopf, trotzdem derselbe nach Tab. gegen die obigen sehr deutlich
als Minimum gekennzeichnet ist, indem seine Länge, anstatt wie sonst
hier nur den Abstand db' erreicht. Die angegebenen geringen Ände-
rungen genügen, die Proi)oriionsgesetze einfacher und schärfer präzisier-
bar zu gestalten als bei T. 4 im i. Buche. Zunächst stimmen beide in
der T.age von i überein, da nach der Relation der Tabelle
2ai=iz
auch hier genau auf dem obern Drittel der Körperaxe liegt. Die relativ
hohe Lage des Nabels bekundet sich darin, daß das Teilverhältnis der
Körperaxe hier im Gegensatz zu den früheren Fällen einen kleineren Wert
als der goldene Schnitt ergibt. Entsprechendes läßt die Bestimmung des
obern Beckenrandes, als auf der Mitte von fC. gelegen, ersehen. Beide
Punkte bleiben demgemäß, wie z, in ihrer Lage gegen Typus 4 des
I. Buches ungeändert. Das Heraufrücken von 0 zeigt im Anschluß daran
die fernere Bestimmung der Tab., wonach wie in sonstigen normalen
Fällen die Beckenhöhe der Kopflänge entspricht. Durch dies Herauf-
schieben von 0 wird der Abstand ao zum Minimum, indem nur hier die
Körpermitte unterhalb von o fällt, was in der Natur wohl sonst kaum
vorkommt. Darauf deutet übrigens auch die Bestimmung der Tabelle,
wonach ao sich nicht größer als der Vertikalabstand k' Z darstellt. Da
Kepertoi’ium füi' Kunstwisseuschaft, XXVI. 1 5
214
Constantin Winterberg;
andrerseits das obere Rumpfende e, damit der Hals nicht allzu kurz aus-
fällt, weniger als o heraufrücken darf, so erklärt sich dadurch wiederum
die minimale Rumpflänge eo.'*^) Indem andrerseits, der Lage von ni'
entsprechend, auch n sich gegen Typus 4 des i. Buches kaum verändert,
erklärt sich wieder der für den Geschlechtsteil übrig bleibende minimale
Raum no, weshalb, um dieses auszugleichen, der Hodensack um das vorher
abgegebene Maß unter das Rumpfende sich verlängert findet.
Der Charakter des Extremen läßt sich weiter in den Verhältnissen
der untern und obern Extremität verfolgen. Zunächst ist die Länge des
Unterschenkels: Abstand qz, ein Maximum, indem nur hier dieselbe das
2^fache der Kopflänge erreicht, was überhaupt nur möglich, solange
die letztere ein Minimum ist. Nahezu als Maximum charakterisiert sich
ferner auch die Armlänge 0.0' \ da die Kreisbedingung hier nicht statt-
findet, konnte sie gegen Typus 4 des i. Buches etwas abgekürzt werden.
Ebendies gilt hinsichtlich der Länge o)u>. Bezüglich der entsprechenden
Länge to o) läßt Tab. eine stärkere Verkürzung dieser Basis erkennen,
indem sie hier nur die Hälfte von dz, also ein gegen die halbe Körper-
länge relativ stark verkürztes Maß erreicht.
b) Quermaße.
I. DieLen.
Die Verhältnisse entsprechen denen des Typus 4 i. Buches fast
genau: der Querschnitt des Gesichts bildet wie dort ein volles Quadrat.
Ebendies gilt avich bezüglich des Halses. In den Rumpfmaßen herrscht
zunächst nur insofern ein Unterschied, als die Brusttiefe, um mit der
Natur in Übereinstimmung zu bleiben, gegen die des Gesäßes, welcher
sie im i. Buche nur gleich kam, etwas verstärkt werden mußte. Als
Hauptmaß stellt sie sich jedoch in Tab. nicht dar, sondern vielmehr die
beiden andern: Bauch- und Gesäßtiefe, letztere insbesondere als Hälfte
von m' q gekennzeichnet, jene als Modifikation des vorherigen Typus
durch die Länge gk staatt ko ausgedrückt. Die übrigen Maße zeigen
gegen Typus 4 i. Buches nur minimale Veränderungen. Die Proportio-
nierung der untern Extremitätsteile zu denen des Rumpfes, als gegen die
vorherigen relativ vermindert, werden in Tab. insbesondere durch die
Bestimmung der Kniedicke angedeutet. Analoges ist ebenda in den Dicken
der obern Extremität zu ersehen, außer durch die mehrfach wiederholte
Bestimmung des Oberarm-Maximums durch den Abstand db' , d. h. den
Vertikaläbstand der höchsten Armpunkte bis zum Armspalt auch durch
die normale Verhältnisse charakterisierende Bestimmung der Handdicke
als vierten Teil von deren Länge.
Halsgrube und Linie der Oberarmknorren-Centra koinzidieren im vorl. Falle.
In Tabelle findet sich dafür die gleichwertige Angabe aq=^f 'k'.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
215
2, Breiten.
Die Bestimmung der Kopf breite durch die Gesichtstiefe resp. die
ihr gleiche Gesichtshöhe b*d läßt nach Tab. gegen Typus 4 des i. Buches
eine geringe Verminderung derselben erkennen, demgemäß auch die.
Gesichtsbreite, der Hals am wenigsten. Dem entgegengesetzt finden sich
die Rumpfmaße im ganzen etwas vergrößert, wodurch dann umsomehr
der Eindruck größerer Kraft auch in der Vorderansicht entsteht. Am
meisten ist verhältnismäßig die Schulterbreite gewachsen, sodann die
Rippenbreite, während die übrigen nur relativ geringe Zunahmen erkennen
lassen. Gleichwohl bleibt auch hier die Schulterbreite noch so schmal,
daß die an sich für derartige Verhältnisse keineswegs übermäßig große
Rippenbreite dagegen wie bisher sehr stark erscheint. Gesäß- und Rippen-
breite sind überdies stärker als sonst unterschieden, so daß darin die
IJberschreitung der normalen Verhältnisse gegen die Schulterbreite noch
mehr hervortritt. Die letztere bestimmt sich nach Tabelle auf dieselbe
Art wie Typus 3, nämlich als vierfaches des Abstandes eb\ woraus dem-
nach dieselben Konsequenzen wie dort zu ziehen wären. Die Rippen-
breite findet sich nach Tabelle am einfachsten durch Interpolation.
Die scheinbar abnorme Kürze des Brustwarzenabstandes erklärt sich da-
durch, daß wie bereits bemerkt, hier nicht df, sondern dd der Kopf-
länge entspricht. Die der Fußlänge gleiche Weichenbreite klingt schon an
das Frauenhafte an. Der Gesäßbreite entspricht, im Anschluß daran die
Oberarmlänge, wozu als drittes Analogon der Abstand der Oberschenkel-
knorren-Centra als dem Unterarme gleich hinzutritt. Am meisten plau-
sibel ist offenbar die zuletzt genannte, sofern sie durch Anlegen des
Unterarms den mittelbaren Vergleich gestattet. Von den übrigen, den
Rumpfverhältnissen sich anschließenden Breiten deuten in der untern
Extremität dies Verhältnis insbesondere die wie sonst der Kniedicke ent-
sprechende Wadenbreite, in der obern die bereits diskutierte Bestimmung
des Maximums der Oberarmbreite, indirekt auch die des Unterarm-
maximums an, sofern das letztere unter sonst normalen Verhältnissen von
der Handbreite kaum abzuweichen pflegt.
II. Typus 8.
a) Längen.
Vor allem die Lage des Endpunktes o und die sie kennzeichnende
Relation der Tabelle:
b^o = oz
ist hier von Bedeutung, und charakterisiert den vorliegenden gegen
den vorherigen Typus, wie bereits bemerkt, als einen dem Extrem
sich zwar nähernden, doch dasselbe nicht völlig erreichenden. Mit 0
rückt zugleich e, das obere Rumpfende soweit herab, daß nach Tab. die
Rumpflänge selber Körperlänge, also nicht viel mehr als im vorigen Falle
15*
2i6
Constantin Winterberg:
beträgt.®®) Mit dem Rumpf selber rückt zugleich der Teilpunkt ? soweit
herunter, daß nach Tabelle dessen Länge darin gerade halbiert wird. Die Ver-
schiebung von Nabel und oberm Beckenrand, welche beide wie vorher
nicht koinzidieren, ist als durch jene bereits bedingt, hier weniger bedeut-
sam: ihre Bestimmungen tragen nach Tab. mehr zufälligen Charakter.
Auch der anatomische Teilpunkt von Ober- und Unterkörper rückt, ob-
wohl nur wenig, nach abwärts, indem er nach Tabelle den Abstand eq
halbiert: die Lage der Kniemitte selber erscheint dabei, wie die bezüg-
liche Relation der Tabelle andeutet, nur unwesentlich verändert. Eigent-
lich sollte man meinen, daß auch die Brustpunkte: Linie der Brustwarzen
(Punkt f) und unterer Kontur (Punkt g), gegen den Scheitel eine tiefere
Lage haben würden. Dürer nimmt dies aber nicht an, sondern läßt beide
auf nahezu gleichem Scheitelabstande, verlängert jedoch, den so ent-
standenen übermäßigen Zwischenraum gi auszufüllen, das Brustbein unter-
halb von g bis zum Punkte g' um nicht weniger als 15p., wodurch er
zwar seinen Zweck vollkommen erreicht, aber die natürlichen Skelett-
verhältnisse doch wohl etwas zu sehr für seine Zwecke transformiert.
Durch das Herunterrücken von 0, während n seine Lage nur um ein
Minimum ändert, wird der naturgemäße Raum für den Geschlechtsteil,
ohne das im vorigen Falle angewandte künstliche Mittel, die Hodensack-
verlängerung, wieder gewonnen;®^) die Relation der Tabelle, wonach b'
auf der Mitte von an sich befindet, sagt daher gegen Typus 5 nichts
wesentlich neues, sofern sich b' sowohl wie n gegen jenen kaum ändern.
Von der obern Extremität ist nicht nur die Länge «xo der aus-
gestreckten Arme, sondern auch die Armlänge <xo' selber ein Minimum ;
jene repräsentiert zugleicfi den einzigen Fall, wo das genannte Maß kürzer
als die Körperlänge ist. Der Oberarm läßt allerdings nach den bezüg-
lichen Bestimmungen kein Minimum, eher einen mittelgroßen Wert er-
kennen. Demzufolge muß daher der Unterarm auf Grund der ferneren
Bestimmung, wonach in vertikaler Haltung die Linie der Handwurzeln mit
der Körpermitte koinzidieren soll, notwendig ein solches repräsentieren,
ebenso die Hand, worauf schon die, dem Abstand di gleichzusetzende
Länge Unterarm plus Hand ®*) schließen läßt. Minima sind außer Kopf-
und Armteilen auch der dem Unterarm gleiche Fuß, sowie die ganze
nach Tabelle der Armlänge gleichzusetzende Basis tö tu. ®®)
3®) Die Halsgrube koinzidiert, wie vorher, mit der Linie der Oberarmknorren-
Centra.
3^) Direkt läßt dies die in Tab. nicht benutzte Beziehung übersehen, w'onach
vi und C symmetrisch zu n liegen.
Diese Bestimmung hat etwas Plausibles dadurch, daß sie sich bei ent-
sprechender Armhaltung leicht kontrollieren läßt.
39) Der Abstand ist zugleich der Länge in gleich.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
217
b) Quermaße.
1. Dicken.
Der auf Kosten der Gesichtslänge relativ stark erhöhte Schädel
erklärt vielleicht, daß die Kopfdicke als einziger Fall dieser Art gegen
Typus 5, wenn auch bloß um i p. verstärkt ist, wodurch der Hinterkopf
voller erscheint. Die Gesichtstiefe nach Tab. jedoch hier excl, Nasen-
vorsprung, findet sich wie im vorigen Falle, während die Halsdicke, ob-
gleich derselbe .wie vorher, naturgemäß eine andere Bestimmung als dort
entspricht. Die Rumpfmaße charakterisieren sich dagegen bis auf die
relativ starke Beckentiefe, die sogar das Maximum der Brust, wie bei
schwächlichen Bildungen, wenn auch nur äußerst wenig überschreitet, im
ganzen als Minima. Demgemäß wird umsomehr, wie in den früheren
Fällen, die Brusttiefe von der der Gase (Fußlänge) übertroffen.
Sie stellt sich übrigens unter den in Tab. gegebenen Rumpfmaßen
dieses Typus als dritter Teil der Nabelhöhe ak allein als Hauptmaß dar.
Die Dicke in 0 ist wohl mehr zufällig der Handlänge gleich, daher die
interpolatorische Bestimmung näherliegend. Auch die übrigen Maße sind
im Anschluß an die Rumpfdicken relative Minima: obwohl Tabelle bezüg-
lich der untern Extremität dafür keine dies andeutende Ausdrücke auf-
weist, da die meisten bis auf das Minimum über dem Fußknöchel sich
interpolatorisch bestimmen. Auch bei . den Armdicken geben die von
den früheren etwas abweichenden Bestimmungen hier weniger festen
Anhalt, sodaß man im allgemeinen darauf angewiesen bleibt, von den
Breiten auf jene zu schließen.
2. Breiten.
Die Kopfbreite bestimmt sich wie vorher. Sie kommt, der Dicke
analog, dem Typus 5 noch gleich, während Gesicht und Hals schon
schmaler erscheinen. Die einfache Bestimmung des letzteren durch die
Länge b^d' (vgl. Tab.) erklärt sich offenbar durch die minimale Gesichts-
höhe. Den Dicken analog stellen sich auch die Rumpfbreiten im ganzen
als Minima dar: nur der Brustwarzenabstand macht eine Ausnahme, wie
auch die Bestimmung der Tabelle verdeutlicht, demzufolge er der Länge
des ganzen Brustbeins eg' , anstatt wie in früheren Fällen der Brustlänge eg
entspricht. Daß die Schulterbreite sich als Minimum findet, zeigt unmittel-
bar der Vergleich der in Tab. gegebenen Bestimmung mit der des vorher-
gehenden Falles. Dieselbe ist nämlich wie dort als vierfaches des Ab-
standes eb' dargestellt und gestattet somit die gleichen Schlüsse, sodaß
also auch die Oberarmbreite als Minimum sich charakterisieren würde.
Bezüglich des Verhältnisses der übrigen Rumpfmaße zur Schulterbreite
gelten selbst für diesen extremen Fall der Schulterbreite die früheren
Bemerkungen. Von den Angaben der Tabelle ist die der Gesäßbreite
durch die Länge io als Hauptmaß gekennzeichnet, da die Rippenbreite
2i8 Constantin Winterberg: Über die Proportionsgesetze etc.
sich interpolatorisch bestimmt; die der Weichenbreite in i durch fk begreift
sich leichter, wenn man beachtet, daß diese Länge zugleich der von i
bis zur Höhe der Brustwölbung entspricht, da wo das Maximum der
Schulterbreite stattfindet. Auch in den Bestimmungen der übrigen Breiten
findet sich ihre minimale Größe mehr oder weniger angedeutet. Ins-
besondere läßt dies bei der unteren Extremität die der Kniebreite über-
sehen, während die der Waden sich wie sonst nach der jener korresp.
Dicke proportioniert. Bezüglich der obern war vom Maximum bereits die
Rede: auch die mittlere Oberarmbreite proportioniert sich demgemäß,
wie unter sonstigen Verhältnissen, worauf auch ferner die Übereinstimmung
von Hand- und Unterarmbreite schließen läßt.
Das Resultat des Vergleichs der männlichen Typen beider Bücher
lehrt, daß nur drei, nämlich Typen i, 3 und 4, in wenig modifizierter
Form als Typen i, 3 und 5 vom i. in das 2. Buch übergegangen sind,
dagegen an Stelle von Typus 2 des i. Buches zwei davon wesentlich ver-
schiedene Typen niederen oder höchstens mittleren Wuchses und relativ
volleren Formen substituiert oder besser gesagt, zwischen Typen i und 2
des I. Buches eingeschoben worden sind, dagegen der letztere vielleicht
als gar zu schematisch wegblieb. Desgleichen findet sich Typus 4 des
ersten Buches durch zwei andere ersetzt, welche im zweiten schon als Extrem
auftreten, wovon der eine Typus 5 aus jenem unmittelbar als Modifikation
resultiert, wie nachgewiesen, der andere, Typus 8 als Extrem der Schmal-
heit charakterisiert wird. Dagegen ist Typus 5 des ersten Buches, wie es
scheint, von Dürer selber als darin zu weitgehend, im zweiten beseitigt, auch
nichts ihm Analoges dafür substituiert worden.
Übrigens spricht Dürer hinsichtlich der Bestimmungen des zweiten
Buches, wie bemerkt, nur von einer »andern« Meinung, ohne dieselbe
als die bessere zu erklären.
(Fortsetzung folgt.)
Die Allegorie des Lebens und des Todes in der
Gemäldegalerie des Germanischen Museums.
Von Ludwig Lorenz.
Im Vergleich zur italienischen Malerei bietet uns die nordische
im 15. Jahrhundert nur sehr wenig Beispiele allegorischer Darstellungen.
Eine der merkwürdigsten Schöpfungen dieser Art und zugleich ein Kunst-
werk von hoher Vollendung befindet sich in der Gemäldegalerie des
Germanischen Museums in Nürnberg. (Nr. 135.)
Es ist eine Allegorie des Lebens und des Todes in Form eines
zweiteiligen Tafelbildes. Rechts sehen wir eine lachende Sommerland-
schaft. Durch ein fruchtbares Tal, das mit grünen Wiesen und anmutigen
Baumgruppen, mit Luft- und Wasservögeln reich belebt erscheint, schlängelt
sich ein schmaler Flußlauf dem Hintergründe zu und mündet hier in
einen See, dessen baumreiche Inseln und Halbinseln den Blick nach
dem Gebirge am Horizonte überleiten. Im Mittelgründe erhebt sich zur
Linken auf steilem Felsen eine trotzige Burg, unter ihr breitet sich im
Tale eine von Mauern umgebene türmereiche Stadt aus. Vorn sitzt auf
blumenprangendem Boden ein junges Liebespaar in reicher, höfischer
Tracht, zu dessen Füßen zwei nackte Kinder miteinander spielen. Die
herrliche Landschaft weckt im Beschauer eine starke Lebensfreude, erfüllt
ganz mit dieser Empfindung die Seelen der beiden Liebenden, die
sorglos, wie die spielenden Kinder vor ihnen, versunken im Glück
des Momentes, Vergangenheit und Zukunft vergessen, nicht ahnend, wie
nahe den Menschen Tod und Verderben zu jeder Stunde sind.
Auf dem linken Bilde sehen wir eine Darstellung tiefsten Verfalles:
Auch hier ein Felsen, von einer Burg bekrönt, aber sie ist fast ganz
zerstört, der mächtige Bergfried ist halb eingestürzt, der Hauptbau ohne
Dach, und, wie es scheint, ausgeraubt. Das Tal ist durch einen über-
strengen Winter in eine Eislandschaft verwandelt worden. Die Häuser
220
Ludwig Lorenz:
sind zum Teil zerstört, das Tier- und Pflanzenleben scheint erstorben.
Vorn liegt, grauenvoll zu sehen, ein ganz abgezehrter Leichnam. Der
von Eis umgebene zerknickte Baum nahe dem Rande des Bildes verkörpert
noch einmal den Gedanken des Malers: allem Geschaffenen ist ein
Ziel gesetzt: Vergehn und Sterben.
Das Gemälde ist sicher das Werk eines bedeutenden Meisters.
Das zeigen aufs klarste seine Vorzüge: die außerordentliche Kunst in
der Vertiefung des Raumes, die liebevolle Wahrheit in der Wiedergabe
der durchaus nicht stilisierten Pflanzen, die feinsinnige Darstellung des
nackten Körpers, das Verständnis für organische Bewegung (in den
Händen des Liebespaares) und der hohe Schönheitssinn in den Typen.
Und welche reiche Phantasie entwickelt der Maler in der Kontrastierung
der beiden Landschaften wie auch der menschlichen Gestalten ! Die
Farbengebung hat etwas miniaturhaft Feines, Zartes, in der hellen Stimmung
an Wasserfarben erinnernd. Der Rasenboden zeigt ein stumpfes Moos-
grün, das Gewand der Dame ist von grünem Brokatstoff, der Hintergrund
der Landschaft ist in lichtem Blau gegeben.
Im Katalog trägt das Bild die Bezeichnung: Oberdeutsch um 1480.
In einer Anmerkung liest man, daß Waagen das Gemälde dem Gerrit
von der Meire zugeschrieben habe. Und in der Tat, wenn auch diese
Benennung eine sehr vage ist, da es beglaubigte Bilder von Gerrit nicht
gibt und die ihm zugeschriebenen, wie das Triptychon im Museum zu
Antwerpen, keine sicheren Vergleichspunkte darbieten, so ist doch die
Möglichkeit eines niederländischen Ursprungs nicht zu leugnen. Der
Typus der Dame erinnert sehr an flandrische Gemälde, ebenso auch die
burgundische, bei Memling so häufige Flügelhaube. Eine ähnliche Fluß-
landschaft mit steilen Felskegeln und weitem Fernblick findet sich
beim Meister von Flemalle. Deutsch dagegen mutet der Geist des
Bildes an, deutsch ist vor allem auch das Kolorit weit eher als nieder-
ländisch; denn mit der Farbengebung irgend eines van Eyckschülers hat
es nichts zu tun. Nun gibt es wirklich einen deutschen Künstler, zu
dessen .Werken das Bild in sehr engen Beziehungen steht: der Meister
des Hausbuches, der im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts am
Mittelrhein heimisch, seine seltenen Stiche schuf.
Vergleichen wir den Jüngling unseres Bildes mit dem auf Blatt 75
der Lehrsschen Ausgabe der Stiche dieses Meisters, so finden wir einen
sehr verwandten Gesichtstypus, das starke Kinn, die breite Wangenlinie,
die energisch gebildete gerade Nase. Vor allem aber ist die ganze
vornehme Art in der Haltung, dem Sitzen des Jünglings eine ähnliche.
Genaue Übereinstimmung in der Tracht begegnet uns hier zwar nicht,
wohl aber auf der von Lehrs und Lippmann mit Recht dem Meister
Die Allegorie des Lebens und des Todes in der Gemäldegalerie 'etc.
221
zugeschriebenen Zeichnung im Berliner Kupferstichkabinett, ein Liebes-
paar darstellend (Jahrbuch der königl. preuß. Kunstsammlungen Bd. XX,
1899. S. 176). Man beachte das Barett mit der Feder, das Wams mit
dem dreieckigen Ausschnitt und Kleinigkeiten wie Dolch und Beutel.
Ganz überraschend wirkt dann die Gleichheit in der Behandlung des
nackten Körpers, wenn man den Stich L. 58 herbeizieht. Der Leichnam
des Bildes ist in der Zeichnung des Brustkorbes, deren anatomische
Wahrheit in jener Zeit unvergleichlich ist, vom »Tode« auf dem Stiche
kaum zu unterscheiden. Auch in Armen und Beinen, namentlich der
Bildung der Gelenke, zeigen sich frappante Ähnlichkeiten. Der Kopf des
Todes allerdings weist Verschiedenheiten von dem des Leichnams auf.
Die spielenden nackten Kinder, ein seltener Vorwurf in der nordischen
Kunst jener Zeit, lassen sich in ihren sehr natürlichen, naiv-drolligen
Bewegungen mit jenen auf den Stichen L. 59 — 61 vergleichen. Nur sind
sie auf dem Bilde stilisiert. Auch im Hausbuche kommen Kinder vor,
die lebhaft an jene auf dem Gemälde erinnern. (Siehe Blatt i6a.) Für
den Teich mit Schwan und Fachwerkhaus haben wir ein Analogon auf
Blatt 20a des Hausbuches. Die Beziehungen erstrecken sich ferner auf
die liebevolle Darstellung der Pflanzen, durch welche sich ja der Stecher
besonders auszeichnet. Man vergleiche die Maiblumen auf dem Stiche
L. 58 mit denen hinter beiden Kindern auf dem Bilde. Wenn endlich
in der Vertiefung des Raumes der leider immer noch anonyme Stecher
Bedeutendes leistet, so scheint ihn der Schöpfer des Gemäldes darin
freilich noch zu übertreffen. Der See des Hintergrundes mit seinen
baumreichen Inseln und Halbinseln kehrt wieder auf dem Stiche L. 74.
Es bleibt nun noch übrig, das von Lehrs und anderen mit Recht
als ein eigenhändiges Gemälde des Meisters bezeichnete Bild, den
Kalvarienberg im Museum zu Freiburg i. B. und die sonst ihm zuer-
kannten Bilder vergleichender Prüfung zu unterziehen. Da zeigen sich
freilich nicht unwesentliche Verschiedenheiten im Kolorit und in der
Technik. Ja, die breite, konturierende Malweise scheint zu dem miniatur-
haft Feinen des Nürnberger Bildes geradezu im Gegensatz zu stehen.
Bloß auf Grund der Betrachtung der Gemälde würde man niemals auf
den Gedanken kommen können, es handle sich hier um einen und den-
selben Künstler. Verglichen mit jenen des Hausbuchmeisters offenbart
das Nürnberger Bild eine nähere Beziehung zur flandrischen Kunst. Nun
würde es sich andererseits aber auch nicht leugnen lassen, daß weit-
gehende Unterschiede zwischen den Stichen und den Gemälden des
Meisters bestehen, und man könnte es begreiflich finden, daß er in einem
miniaturhaft feinen Bilde mehr im Stile seiner Stiche und Zeichnungen
gearbeitet habe.
222
Berthold Haendcke:
Immerhin wäre es allzu gewagt, das Bild dem Meister selbst zu-
zuschreiben. Daß starke Beziehungen zwischen dem Maler und dem
Hausbuchmeister festzustellen sind, kann nicht bezweifelt werden; mehr
als dies: wir müssen den Maler als einen von ganz ähnlichem Geiste
erfüllten Künstler betrachten. Er teilt mit ihm alle Vorzüge seines
Talentes, wie sie oben bei der Charakteristik des Bildes geschildert
worden sind. Ich möchte noch einmal auf das tiefeindringende Studium
des Nackten und die phantasievolle Darstellung der Landschaft hinweisen.
War der Maler ein Schüler des Stechers? Dann war er ihm ebenbürtig,
ja beinahe überlegen. Und von diesem bedeutenden Künstler anzu-
nehmen, daß er ein Nachahmer gewesen sei, fällt schwer.^) Oder soll man
eine Abhängigkeit des Hausbuchmeisters von dem Maler des Bildes ver-
muten? Diese Annahme hätte mehr Wahrscheinlichkeit für sich. Wo
aber war dann die Heimat des Nürnberger Anonymus, von dem bisher
nur dies eine Werk entdeckt werden konnte, zu suchen? Erfahrenem
f’orschern muß ich es überlassen, weitere Vergleiche zu ziehen und die
Frage zu entscheiden, ob in den Werken des Hausbuchmeisters und
dem herrlichen Nürnberger Bilde zwei verschiedene künstlerische Persön-
lichkeiten von hohem Range und ebenso sehr verknüpft durch äußere
Einwirkung, wie durch innere Verwandtschaft sich offenbaren, oder hier
doch ein und derselbe Künstler erkannt werden muß.
Auch dürfte das Bild schwerlich später als die reife Schaffenszeit des mittel-
rheinischen Künstlers anzusetzen sein.
Zur Geschichte der Plastik Schlesiens von ca. 1550— 1720.
Von Berthold Haendcke.
Da die Geschichte der deutschen Plastik des späten i6. und des
17. Jahrhunderts noch ein so sehr wenig bearbeitetes Gebiet, der Mangel
an urkundlichen Forschungen ein überaus großer ist, so ist es m. E.
berechtigt, auch auf Denkmäler dieser Zeit hinzuweisen, die entweder
zunächst noch als vereinzelt zu betrachten oder deren Verfertiger dem
Namen nach nicht ermittelt sind.
In Schlesien macht sich, wie bekannt, seit dem Beginn des
16. Jahrhunderts vorübergehend ein unmittelbarer und andauernd ein
indirekter künstlerischer Einfluß Italiens geltend. Er wird jedoch, ins-
besondere im Hinblick auf die Bildhauerei, bereits seit ca. 1550^60
durch niederländische Meister kompensiert bez. ergänzt.^)
In monumentaler Weise verschaffen sich italienische Anschauungen
zuerst in den Bischofsgräbern zu Breslau und zu Neisse Geltung. Wir
sehen entweder die liegende Statue des Verstorbenen auf einem Kasten-
sarkophag unter einem Baldachin oder auf seinem Sarge, der an die
architektonisch und bildhauerisch geschmückte Wand angelehnt ist. Das
älteste Grabmal, das des Bischofs Turzo^) (i486 — 1520), an den Dürer
1508 ein — verlorenes — Marienbild verkaufte, dürfte nach der groß-
flächigen Formenbehandlung zu urteilen von einem Italiener gearbeitet
sein, ohne daß damit dem Werke ein besonders hoher künstlerischer
Wert zugesprochen werden soll. Die Meißelführung in dem ursprünglich
weißen, jetzt rotbraun angestrichenen ^ Salzburger Marmor ist trotz jener
*) A. Schultz, Die wälschen Mauer in Breslau. Zeitschr. d. Ver. f. Gesch. und
Altertum Schlesiens 9. und derselbe: Schlesisches Kunstleben im 15. — 18. Jahrhundert.
*) Dom zu Breslau.
3) Vgl. dazu eine im Museum schlesischer Altertümer vorhandene Skizze und
Luchs Fürstenbilder V. Schlesiens Kunstdenkmäler v. Alw. Schultz 24. Vgl. auch hierzu
das während der Drucklegung dieses Aufsatzes erschienene große Prachtwerk »Bilder-
werk schlesischer Kunstdenkmäler« mit Text von H. Lutsch. Breslau, 1903. Tfl. 80.
224
Berthold Haendcke:
großzügigen Weise derb und die Charakteristik des Verschiedenen ohne
Tiefe. Vorbildlich blieb aber die Lage des Bischofs, der auf der rechten
Seite schlafend daliegt und das Haupt in die Hand des aufgestützten
rechten Armes gelegt hat.
Lutsch weist in dem Verzeichnis der Schlesischen Kunstdenkmäler
I 212 darauf hin, daß das Denkmal Heinrich Rybischens, des kaiserlichen
Rates, in der Elisabethkirche zu Breslau von desselben Künstlers Hand sei
— die Wappen oder das ganze Werk (?) meißelte M. F. 1534, nach Lutsch
»Bilderwerk« S. 162 — . Die Anlage war ursprünglich auch die eines
Baldachingrabes. Jetzt ruht der Verstorbene in Lebensgröße auf einem
über hohem Sockel sich erhebenden, von Pilastern umrahmten und mit sehr
niedriger Kassettendecke abgeschlossenen Aufbau, vor dem eine zweiachsige
Halle mit kräftigem Abschlußgesims und ornamentaler Krönung gesetzt ist.
Das Denkmal ist von 1544 datiert. Es ist leider so aufgestellt, daß ich keinen
ganz befriedigenden Standpunkt gewinnen konnte. Immerhin halte ich
angesichts des jetzt in sorgfältigerer Weise energisch und in bildhauerischer
Auffassung modellierten Kopfes, in Hinblick auf die sehr ähnlichen
architektonischen Formen die Hypothese Lutschens für durchaus an-
nehmbar. Wenn derselbe Autor auch das Grabmonument des 1535
verstorbenen Canonicus Saur in der Kreuzkirche demselben Künstler
zuweisen will, so machen dies fraglos die zahlreichen und sehr präg-
nanten Erinnerungen an die Architektur, an die Ziermotive der beiden
ersten Denkmäler. Wenn weiterhin derselbe Forscher den Gedanken aus-
spricht, daß das Haus Junkerstraße 2, das Seyfried Rybisch 1540 er-
bauen ließ, von dem nämlichen Architekten bez. Bildhauer, der jene drei
Grabmäler schuf, errichtet sei, so habe ich dagegen nichts zu erinnern,
da die architektonische Formensprache in der Tat sehr verwandt ist.
Wie bereits bemerkt, wandelt sich etwa um die Mitte des Jahr-
hunderts der Stil. E. v. Czihak4) schreibt zu diesem Punkt: Bald nach
der Mitte des 16. Jahrhunderts sehen wir den Stil mit Elementen ver-
setzt, welche bekunden, daß er seinen Höhepunkt bereits überschritten
hat und sich zum Barock neigt. Es zeigt sich ein Übermaß von
Gliederungen, eine allzureiche Verwendung von Konsolen, Medaillons
und Masken, von Kartuschen, Roll- und Flechtwerk nebst sonstigen bild-
hauerischen Zutaten. Auch die Allegorie macht sich bemerkbar. Die
Figuren, abgesehen von dem Verstorbenen und seiner Familie, erscheinen
in antiker Tracht und mit den Symbolen, welche ihnen das Altertum
beilegte, ausgestattet. Das Epitaphium ist zum zierlichen Wandaufbau
geworden, der entweder in Stein, oftmals mit Verwendung verschieden-
4) Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift V S. 189.
Zur Geschichte der Plastik Schlesiens von ca. 1550 — 1720.
225
farbiger Steinarten oder in Holz ausgeführt wird. In letzterem Falle tritt
stets Staffierung, Bemalung und Vergoldung hinzu.“
Die Ornamentik, wie sie hier geschildert wird, ist diejenige, die in
den Niederlanden ausgebildet wurde. Vermittelst derselben ist das sand-
steinerne Nischengrab des Bischofs von Logau (1562 — 1574) zu Neisse
ausgeziert. Auf einer von Konsolen getragenen Platte und unter einem
von zwei korinthischen Säulen getragenen Baldachin liegt im vollen
Schmucke seiner Amtstracht der Prälat. Er hat den Körper auf die
rechte Seite herumgedreht und das Haupt in die rechte Hand gestützt. Er
scheint »unruhig« zu schlafen. Hinter ihm stehen in drei durch korin-
thische Pilaster eingerahmten flachen Nischen Christus — mit seltsam
bösem Blick — , ein finstrer mürrischer Johannes der Täufer und ein hoch-
begeisterter Johannes Ev.
Das Grabmal ist leider zu hoch angebracht, wodurch die Züge
des Bischofs ungenügend sichtbar werden. Trotz mancher Schwächen
in der Durcharbeitung der Überschneidungen, der Drapierung der Stoffe,
trotz des mißglückten Strebens nach lebhaftem Ausdruck der Empfin-
dungen sind die Bildhauereien zu loben. Sie sind vor allem wirklich
plastisch gedacht. Der Linienfluß im Kontur, die Gesten, die Gewandung
und, trotz jener Ausstellungen auch der Gesichtsausdruck — alles zeugt
von einem künstlerischen Sinn, der nicht vielen Steinarbeiten dieser Periode
eigentümlich ist.
Ob der Urheber der Skulpturen ein Einheimischer oder ein Nieder-
länder war, vermag ich nicht zu entscheiden. Ein Italiener war er nicht.
Weit reicher ist die Ausstattung der Gerstmannschen Kapelle in
der Kirche zu Neisse. Das Porträt des aus Bunzlau gebürtigen Prälaten
Martin Gerstmann, der 1574/75 Bischof von Breslau wurde und 1585 in
Neisse starb, ist das am wenigsten gelungene Bildwerk. Es ist gedacht,
als ob der Bischof hinter einem offenen Fenster, vor dessen Bank ein
Teppich herabfällt, sitze und den Segen erteile. Das aus braunrotem
Marmor in flachem Relief gearbeitete, keineswegs geschickt auf die Fläche
projizierte Bildnis scheint auf den ersten Blick recht frisch und naturwahr
geschaffen zu sein; bei näherer Untersuchung sieht man, daß es nur derb
und zufahrend, geistlos modelliert ist. Weit besser ist ohne Frage der
von dem Bischof gestiftete und sicher ältere Altar. Die rechteckige
Altartafel ist bemalt, in niederländisierendem Geschmacke prunkvoll
verziert und nach Art der alten Triptychen in Mittelbild und Seitenflügel
abgeteilt.
Auf der Altar-Staffel kniet zur Linken im Profil nach rechts der
trefflich charakterisierte vornehme Geistliche. Zur Rechten ist sein
Wappen angebracht. In der Mitte die Reliefplatte mit dem Abendmahl.
226
Berthold Haendcke;
Als Hauptbild wählte der Künstler die Kreuzigung mit Maria, Maria
Magdalena und Johannes; im Hintergründe erblickt man in ganz flachem
Relief die Krieger und Jerusalem. Auf den durch je zwei Säulen ab-
getrennten „Flügeln“ steht oder sitzt in kleinen übereinandergestellten
Nischen der Heiland als Betender in Gethsehmane, als Gegeißelter, als
Gekrönter und Verspotteter. Der Auferstandene und der Pelikan sind
auf dem Simse im bekrönenden Relief verwendet.
Diese Skulpturen sind wertvoll. Das Abendmahl birgt natürlich
viele Erinnerungen an das Lionardos, ohne zu einer einfachen Kopie zu
werden. Bei genauerem Durchsehen wird man eine erhebliche Anzahl
von selbständig gefundenen, zweckentsprechenden Bewegungen finden.
Auffallend sind die nach Sachsen®) die Aufmerksamkeit lenkenden langen
schmalen Köpfe. Die Stoffe fallen in ruhigem schönen Wurf, sind
elegant in feine und weiche Falten gelegt. Hierzu paßt die vornehme
Haltung der Männer. Alle Einzelheiten sind mit eingehendem Fleiße,
aber nicht hart und peinlich ausgemeißelt. Vorzüglich sind die Einzel-
bilder des Heilands, sowohl in Bezug auf die Gebärden, die die Empfindungen
interpretieren sollen, als auch hinsichtlich der Technik. Die große
Kreuzigung hingegen stellte etwas zu große Anforderungen an den
Meister. Der nackte Körper des schlank aufgebauten Heilandes wirkt
glatt; den Gesten der Trauernden merkt man zu stark das Suchen des
Bildners an. Trotzdem darf die Arbeit nicht gering geschätzt werden.
Eine freie Formensprache und ein trotzalledem lebensvolles Gefühlsleben
beherrscht derartig das Relief, daß es über daß Mittelmaß des künst-
lerischen Könnens dieser Zeit emporragt.
Der Plastiker, der die Kapelle Sitsch in ebenderselben Kirche etwa
25 Jahre später zugewiesen erhielt, übertrifft allerdings seinen Vorgänger und
Rivalen um ein Beträchtliches. Dieser leider dem Namen nach gänzlich
unbekannte Künster schuf sowohl das Grabmal des Bischofs Sitsch als
auch den von diesem gestifteten Altar. Das Material, in dem das Grabmal
hergestellt wurde, ist fein geschlemmter Gips, der steinfarben bemalt
worden ist. Auf einer von Konsolen getragenen Platte liegt ausgestreckt
im vollen Ornat mit dem Vespermantel der Kirchenfürst. Der zurück-
gelegte Kopf mit dem kräftigen, fast gewöhnlichem Gesichte, das ein
voller Bart umrahmt, ruht bequem in der linken Hand. Johannes der
Täufer und Johannes Ev. stehen zu seinen Häupten und zu den Füßen.
Auf der Rückwand nehmen wir die Reliefs mit dem Auferstandenen,
5) Über die Beziehungen Sachsens zu Schlesien vergl. auch meine Studien zur
Geschichte der sächsischen Plastik der Spätrenaissance und Barock-Zeit. Dresden 1903.
Abschnitt Dresden-Breslau S. 15 — 43.
Zur Geschichte der Plastik Schlesiens von ca. 1550 — 1720.
227
darüber das jüngste Gericht, wahr. In flachen Nischen erheben sich links
und rechts von dem Gerichtsbilde die Vollfiguren des St. Laurentius und
der hl. Anna.
Wir finden in unserer Epoche verhältnismäßig selten einen Bildner,
der mit so stark ausgesprochenem plastischen Sinn formt, wie dieser
Unbekannte. Das Material verlangte und erlaubte allerdings ein resolutes,
vollkräftiges Arbeiten, das einen minder feinfühligen Künstler leicht zum
„Patzen“ hätte verleiten können. Es lebt in einzelnen Gestalten, z. B. in
der des Bischofs selbst, im Johannes d. T., der hl. Anna, nach Form wie
Inhalt geradezu ein bedeutender, ein fortreißender Zug, der in weiterem
Ausblick wiederum von dem begeisterten, leidenschaftlich religiösen Leben
dieser Jahre beredtes Zeugnis ablegt. Die Herrschaft der ruhig fließenden
Linie, im Gesamtumrisse wie in den Gesten, in der Gewatidung, ist trotz-
dem aufrecht erhalten geblieben. In den Reliefs hingegen befriedigt der
Künstler nicht. Sie werden Werkstattarbeiten sein.
Noch bedeutender als dieses Grabmal ist m. E. in seiner gesamten
Erscheinung der von dem Bischof gestiftete Altar, der in Stein gemeißelt
und realistisch bemalt ist. Die Detailarbeit wie die Typen beweisen
auch für dies Werk dieselbe Hand.
In der Altarstaffel hat sich links der Donator auf die Kniee nieder-
gelassen. Auf der rechten Seite ist sein Wappen ausgehauen. Dazwischen
schildern zwei Hochreliefs die Verkündigung und die Anbetung der
Hirten. Darüber stehen in bez. vor Nischen die Madonna mit dem Kinde,
zu ihren Seiten die hl. Katharina und die hl. Anna; in der Mittelnische
des ersten Aufsatzes Gott Vater, links und rechts die beiden Johannes;
in der obersten Staffel endlich der St. Laurentius. Die Hauptfiguren,
vor allen andern die Madonna und die hl. Anna sind schlechthin Meister-
werke dieser Epoche. Die Madonna tritt so imponierend auf, ohne den
der Mutter Christi angemessenen Charakter zu verlieren, ist so wirkungs-
und geschmackvoll drapiert, hat einen so großen Ausdruck im Gesichte
in den leuchtenden, großen Augen, daß man das Wort genial aussprechen
darf. Die hl. Anna erinnert in ihrer statuarisch-noblen Haltung trotz der
trennenden Jahrhunderte an jene junge Fürstin zu Naumburg — so adelig
steht sie in ihrem Hermelin da, so warmherzig schaut sie mit eben solchen
stolzen, plastisch-schönen Zügen in die Welt hinaus. Die andern Figuren
entbehren natürlich auch nicht des bedeutenden Charakters, wenngleich
sie nicht so hoch einzuschätzen sind. Gott Vater wie der St. Laurentius
sind nicht einmal gut in den Raum hineingedacht: die begeisterte Stim-
mung dieses Glaubenszeugen fand nichtsdestoweniger beredte Aussprache.
Die beiden Johannes sind schwache Produkte. Andererseits sind die zwei
Reliefs vortrefflich geglückt Sie sind klar angeordnet, fein gezeichnet.
228
Berthold Haendcke:
elegant im Linienflusse — die knieende und bei der Verkündigung sich
umwendende Madonna weist eine geradezu vollendet graziöse Bewegung
auf; ist trotz des kleinen Maßstabes frisch auf die große Wirkung ent-
worfen. Ebenso energisch und vollhändig ist das saftige Ornament mo-
delliert, das in reicher niederländischer Art gehalten ist.
Wenn mich nicht alles täuscht, war der Meister dieser Werke
weder ein Italiener noch ein Niederländer, sondern ein Einheimischer.
Wessen Meißel besaß die Feinheit, die freimodellierende, sichere
Kraft, um das Relief mit dem Kopfe Bischof Jerins im Dome zu Breslau
zn bilden?
Andreas Jerin, in Reutlingen geboren, wurde 1585 auf den bischöf-
lichen Stuhl gerufen und starb zu Neisse am 5. November 1596. Man
rühmte seinen Glaubenseifer, der sich mit Milde gegen die Protestanten
paarte, nicht minder wie seine Gelehrsamkeit. Er scheint aber auch die
Künste reich unterstützt zu haben. Wir wissen, daß er 10000 Taler
für einen silbernen Altaraufsatz hergab, den der Breslauer Goldschmied
Paul Nitsch arbeitete.
Der Epitaph ist ein reicher®) flotter Architekturaufbau, gebildet
durch zwei nach der Weise der Renaissance auf Sockeln stehenden
gegürteten Säulen aus Syenit und Alabaster, welche ein reiches Gebälk
und einen oberen Aufbau (zwei Greifen als Wappenhalter) tragen. Dieser
in den Verhältnissen außerordentlich glücklich entworfene Rahmen steht
auf einem Sockelgesims, unter dem die oberen Säulen durch Konsolen
(mit Löwenköpfen und Krallen geschmückt) gestützt sind. Sie schließen
mit dem glatten Fußgliede eine bereits nach späterer Weise kurvierte
Inschrifttafel ein. Eine zweite größere (mit in Marmor vertieften ver-
goldeten Lettern und ornamentalem Blattwerk) in anmutiger Weise von
Kartuschen und Putten eingefaßt, steht innerhalb des beschriebenen
Rahmens über dem Sockelgesims. An bevorzugter Stelle ist ein Rund-
bogen als Rahmen für die aus rotem Marmor gehauene treffliche Flach-
büste des Bischofs angebracht. Das Monument, eines der vorzüglichsten
Breslaus, ist jedenfalls bald nach der Inthronisierung des Bischofs ent-
worfen worden. Das Reliefbild gibt das Porträt eines Mannes in der
Mitte der vierziger Jahre. Es ist ein Meisterwerk an intimer Charakte-
ristik, an eleganter Technik. Jerin hat das von einem Vollbart umrahmte
Gesicht nach links gewandt. Anhaltende geistige Arbeit hat das Antlitz
hager, den Blick ernst und wohl manche Sorge ihn auch etwas düster
6) Lutsch, Kunstdenkmäler der Stadt Breslau. S. 165. 18S6; und derselbe »Text-
band« a. a. O. S. 345: »(Jerin) trägt sich wie ein Mann am Ausgange des 19. Jahrhunderts,
nur daß die aufwärts gerichtete Wendung des Schnurrbartes noch nicht erreicht ist!«
Zur Geschichte der Plastik Schlesiens von ca. 1550 — 1720.
229
gemacht. Aber den zähen Willen hat das Leben diesem Manne nicht rauben
können. Im Gegenteil, ein wenig Trotz umspielt sogar die vorgeworfenen Lippen.
Müssen wir den Urheber dieses schönen Kunstwerkes unter den
Ausländern suchen? Wir sind keineswegs gezwungen, dies ohne weiteres
zu tun. Deutschlands künstlerisches Niveau erlaubt wohl an einen in
Italien oder auch in den Niederlanden gebildeten Deutschen zu denken.
Ich möchte einen Italiener überhaupt von vornherein ablehnen und gegen
einen Niederländer die Frische der Arbeit anführen. Die Skulpturen der
damals in Schlesien arbeitenden Niederländer (H. Gerhard-Amsterdam nicht
ausgenommen) sind in der Form trockener.
Jenem typischen Bischofsgrab dieser Jahre — von dem die Jerinsche
Tafel bereits abweicht — sei in dem vom Meister Hv in Greitfenberg 1584
in Kalkstein (?) gemeißelten Grabmal der Familie Schaffgotsch ein Beispiel
des Wand- und Prachtgrabes bürgerlicher bez. patrizischer Häuser an-
geschlossen. Der Künstler hat die der Kirchenmauer vorgelegte Denk-
malswand in sechs ganz flache rundbogige Nischen geteilt und an die
Ecken je eine korinthische Säule gestellt. In der Mitte springt ein mit
gekuppelten Säulchen, die ein Gebälk mit drei Aufsätzen tragen, ge-
schmückter Pfeiler vor. In bez. vor den Nischen hat Meister EEC der
aus sechs Erwachsenen und fünf Säuglingen bestehenden Familie SchafF-
gotsch ihre Plätze angewiesen. Die Aufgabe war nicht ohne künstlerisches
Interesse; denn das Alter der vier Männer variierte vom 84. bis zum
21. Jahre und das der zwei Frauen war das 55. und das 34. des Lebens.
Aber HL war weder ein feiner Beobachter noch ein bedeutender Techniker.
Die scharf umrissenen Formen zeigen unzweifelhaft eine durchgehende
Familienähnlichkeit, d. h. ein ehrliches Bemühen, das Modell in seiner
äußeren individuellen Eigenart zu studieren, festzuhalten — darüber
hinaus vermag Hv aber nichts zu geben. Die kleinen Reliefs, z. B. Christus
am Kreuz sind, offenbar von Gesellenhand, geradezu kindlich. Der
»große« italienische Wurf der Gewänder ist allerdings nicht außer acht
gelassen. Einer schnellen Erwähnung ist die leichte Tönung der Rüstungen,
der Staatskleider und der Fleischteile wert; sonst tritt nur Vergoldung
zur Belebung des grau gehaltenen Steines auf. '^)
Von ähnlicher Qualität ist das gräflich Redernsche Grabmal in
Friedland®), das aus Pirnaischem Sandstein 1564 bez. 1556 — also vielleicht
in einer sächsischen Werkstatt®) — gemeißelt ist. Abermals haben wir einen
’') Abgeb. in d. Silesia.
ö) Gillet in »Crato v. CrafFtheim«.
Vgl. meine Abhandlung deutsche Bildhauer in Böhmen im XVII. Jahrh. in
»deutsche Arbeit« II, p. 446, wo ich die Ansicht, »daß wir vielleicht einen sächsischen
Künstler anzunehmen haben«, zuerst ausgesprochen habe.
Repertorium für Kuustwisseuschaft, XXVI. 16
230
Berthold Haendcke:
durch (4) korinthische Säulen, mit niederländisierendem Ornament ge-
schmackvoll verzierten Nischenbau, vor dem in Lebensgröße drei Erwach-
sene und ein kleines Mädchen in einfacher, guter Haltung und nicht ohne
feineres Leben knien. Die fleißige Einzelarbeit, die alle derartige Werke
dieser Periode aufweisen, können wir auch diesmal anmerken; aber auch
die Trockenheit, die Nüchternheit jener braven Meister, die, wie hier in
den Zwickelfiguren, Michelangelos Formengebung anzustreben wagten.
Als Beispiel der pomphaften Familienkapellen-Grabmäler seien die
einer Künstlerhand entstammenden Monumente erwähnt, die sich die
Rhedinger in der einem Museum deutscher Plastik der Spätrenaissance
und des Barocks gleichenden Elisabethkirche zu Breslau errichtet haben.
Das älteste ist das Werk, das Niclas Rhedinger (geb. 1554) sich
und seiner zweiten Frau Rosina Herbrottin j 1601 im Jahre 1587
errichten ließ. Auf einer mächtigen Platte kniet die aus sieben Personen
bestehende Familie und betet zu Christus, der in einer durch den archi-
tektonischen Aufbau gebildeten Nische hängt. Der Entwurf zählt zu den
»eigenartigsten und reichsten« der deutschen Renaissance. Dagegen wird,
wie Lutsch mit Recht rügt, im Hochbau die Durchführung des Vertikalen
vermißt. Die aus Alabaster geschnittenen Bildnisse sind, wie es dies
Material ja besonders verlangt, sehr sorgsam gemeißelt und wirken im all-
gemeinen Sinne des Wortes lebenswahr. Der Ausdruck ist aber etwas stumpf,
woran der Alabaster ein wenig die Schuld tragen mag. An der Rückwand
hängt, wie bemerkt, der Auferstandene. Er ist in der Arbeit schwächer als
der des Adolf Rhedingerschen Grabmals, das ebenfalls die ganze große
Wand der Kapelle bedeckt. Adolf Rhedinger auf Schönborn starb 1595.
Er, seine Frau Corona geb. Frenzelin, drei Söhne und Töchter knien in
Lebensgröße auf einer von starken Konsolen getragenen Platte. In diesem
Falle hat der Künstler sich mehr Mühe gegeben oder hat eine glücklichere
Stunde gehabt — genug, die Charakteristik ist diesmal nicht nur lebens-
wirklich, sondern auch lebensvoll. Der Gekreuzigte, der an der Rück-
wand aufgestellt ist, hat mein Auge auf das Denkmal Pfinzing (ebendort)
von 1575 gelenkt. In der tiefen Nische des in den Maßen ebenfalls
sehr bedeutenden Denkmals steht mit linkem Standbein und rechtem
Spielbein der triumphierende Heiland. Die Fahne hält er in der Rechten,
die linke Hand deutet mit reichlich eleganter Bewegung auf sein Herz.
Der Kopf ist nach rechts gewandt — mit einem freudig-ernsten Blick
sieht er, fast ein wenig träumerisch, uns an. Der Schöpfer dieser Arbeit
hat unzweifelhaft italienische Schulung erhalten — ja das Ideal dieser
10) Abgeb. bei Lutsch a. a. O. und Text-Band p. 197 ff., wo unter »Kirchen und
kirchliche Ausstattung« über den Aufbau der Grabdenkmäler dieser Zeit gehandelt wird.
Zur Geschichte der Plastik Schlesiens von ca. 1550 — 1720.
231
nackten Männergestalt hat er sich aus Italien direkt oder indirekt geholt.
War der Bildner ein Italiener? Die übrigen Bildhauereien lassen es mich
nicht denken. Wie gesagt, dieser Künstler scheint mir Beziehungen zu
den Rhedingerschen Grabmonumenten zu haben. Dasjenige, das ihm am
nächsten steht, ist das des Nicolaus Rhedinger von 1595.
Daß das Grabmal Daniel Rhedingers von 1563 ebenfalls aus dieser
Werkstätte stamme, nehme ich nicht an. Ich bin mit Lutsch der
Ansicht, daß diese Meißelarbeit dem Dan. Schilling, einem recht un-
bedeutenden Plastiker, zuzuweisen ist.
Über diesen Prunkgräbern ist auch das Epitaphium nicht ohne
Pflege geblieben. Unter den vielen anonymen Meistern sei der Meister
des Uthmannschen Grabmales hervorgehoben. Hieron. Uthmann (f 1580)
errichtete es in der Elisabeth-Kirche sich und seiner Frau Eva geh.
Mohrenberger (f 1583) anno 1580 (restaur. 1859). Von besonderer
Schönheit ist die in Alabaster geschnittene Mitteltafel, die inhaltlich
eine genaue Kopie eines unweit hängenden Gemäldes gibt. »Im Jare
1564 den 23 Martii Ist in Goth seliglich entschlaffen die edle tugend-
same Frau Magdalena geb. Krohmayerin Herrn Bartholome Mettels,
fürstlichen Bischöfflichen alhier zu Breslaw Cantzlers Hausfrawen, alliier
begraben«, so lautet die Inschrift dieser Gedenktafel, die mit ihrer Dar-
stellung des Gesichtes Hesekiel Kap. 37 das Vorbild für das Uthmann-
sche Epitaphium abgab. Wenn nun auch die Erfindung des Motives
— eine Angelegenheit, um die sich die Künstler jener Tage ja wenig
Gedanken machten — unserem Bildhauer nicht zugewiesen werden kann,
so darf man die Technik höchlichst bewundern, mit der er die Aufgabe
der Übersetzung gelöst hat. Die gut gezeichneten und vortrefflich in
großen wohlverstandenen Flächen modellierten nackten Menschen atmen
Leben und Kraft. Das Relief ist fein abgestuft.
Derselben kunstfertigen Hand entstammt das schöne bereits von
Lutsch so hoch eingeschätzte Denkmal des berühmten Arztes Crato
v. Craftheim (f 1585)^^) in derselben Kirche. »Vier Säulen erheben sich auf
dem Sockel und tragen den Oberbau ; zwischen ihnen ist rechts Simson, der
dem Löwen den Rachen spaltet, links eine Figur des Glaubens. Mitten
darin ein wunderbares Relief mit einem Jüngsten Gericht. Auf dem
Sockel kniet der Verstorbene mit seinem Sohne rechts, links zwei
Gattinnen mit zwei Töchtern; oben auf dem Sims liegen zwei P^ngel
mit Totenkopf. Joanni Cratoni a Craftheim III S. S. S ac Mario
Scharfianae ä Werth«.
Ob für diese Auferstehung des Fleisches wieder ein Gemälde als
11) Gillet a. a. O.
16*
232
Berthold Haendcke;
Vorlage anzunehmen ist, vermochte ich nicht festzustellen. Jedenfalls
herrscht eine völlig malerische Phantasie und eine Feinheit in der
Wiedergabe des Fleisches, eine Gewandtheit in der Zeichnung, eine
Geschicklichkeit in der Relief behandlung, ein Leben und Regen in den
Leibern, das in der Tat Bewunderung verdient. Eine dritte Arbeit
dieses hochbegabten Künstlers scheint mir in dem kleinen Epitaphium
für Georg Ernst von Bernburg-Zerbst in Ohlau vorzuliegen, das Lutsch
als »eines der ausgezeichnetsten Epitaphien, wenn nicht bestes in
Schlesien« bezeichnet. Es ist ebenfalls das Gesicht Hesekiels, in
einer dem Uthmannschen Denkmale sehr ähnlichen Weise, geschildert.
Alle die gerühmten Vorzüge der Technik, der lebensprühenden Schilde-
rung, deren wir Erwähnung getan haben, finden wir wieder.
Wenn die Mehrzahl der Meister der bisher betrachteten Skulpturen
zu der Eliteschar der Bildhauer Schlesiens gehören, so lernen wir in Caspar
Berger, der als »Werkmeister« 1588 die Kanzel der evangelischen Ober-
kirche in Liegnitz aus Sandstein meißelte, einen Bildhauer kennen, der den
mittleren bez. geringeren Stand der Plastik repräsentiert.
Die Kanzel ist sechsseitig und wird von vier Vollfiguren getragen;
Reliefs schmücken die äußeren Wandungen der Treppe wie der Redner-
bühne. Diese Tafeln enthalten Schilderungen der Geburt Christi, der An-
betung der hl. drei Könige, des Abendmahles, des Gebetes zu Gethsehmane,
der Dornenkrönung, der Auferstehung, und der Auswanderung der Jünger.
Die Szenenanordnung ist durchaus im malerischen Sinne gegeben; aller-
dings begnügt sich Berger gewöhnlich mit zwei Gründen. Er bemüht
sich, die Relieffläche stets innezuhalten. Da er aber nicht genügend mit
den Verkürzungen vertraut ist, nicht korrekt zu zeichnen versteht, so
sind die Figuren nicht selten etwas gepreßt und gewaltsam bewegt. Die
von ihm als äußerst elastisch und dehnbar gedachten Gelenkbänder
sollten übrigens mittelbar dazu dienen, die Empfindungen, von denen
diese Gebilde Bergers ex officio beseelt sein sollen, zu interpretieren;
denn in den län'glichen Gesichtern ist gar wenig davon zu lesen. Die
schweren, in ruhigem vollen W'urfe mit weichen breiten Falten fallenden
Gewänder verhelfen übrigens hin und wieder zu einer besseren Wirkung,
als die ganze Anlage verdient. Jene sehr geringen anatomischen Kenntnisse
Bergers machen sich im Moses Und den drei Königen, die die Kanzel
tragen, in etwas verletzender Schärfe geltend. Diesmal versagt auch
seine Geschicklichkeit, Mäntel zu drapieren. Der große Maßstab enthüllt
alle Mängel des fleißig und mühsam schaffenden Werkmeisters. Berger
12) Verzeichnis der Kunstd. Schlesiens »Ohlau«.
Zur Geschichte der Plastik Schlesiens von ca. 1550 — 1720.
233
ist ein typischer Vertreter der damaligen Steinmetzen, deren Händen
leider mindestens sieben Zehntel aller Skulpturen anvertraut waren.
In den soeben kurz betrachteten Bildhauereien aus der Renaissance-
zeit Schlesiens, die sowohl nach dieser wie nach jener Seite leicht ver-
mehrt werden könnten, tritt die ältere deutsche Schulrichtung, mit der sich
italienische bezw. niederländische künstlerische Ansichten verbunden hatten,
auf. Fragen wir danach, wie sich die Plastik hierzulande weiter ent-
wickelt hat, so haben wir auch dafür reiches Material. Die Entwicklung
ist in Schlesien allerdings, leider, im wesentlichen nur an Bildwerken
»namenloser« Künstler zu verfolgen.
Eines der interessantesten ist das Denkmal für Nicolaus Polius in
der Breslauer Magdalenenkirche von 1633. Auf einer kleinen c. 20 — 25
Zentimeter großen alabasternen Platte ist in flachem Hochrelief, wenn
ich so sagen darf, Gott Vater mit Christus auf dem Schoße dargestellt.
Der Heiland hat die Rechte an die Weltkugel gelegt und die Linke
in die Seitenwunde. Dem unbekannten Bildner war ersichtlich der
Dürersche Holzschnitt in Erinnerung geblieben, den er in einer sehr
anerkennenswerten Weise in die plastische Anschauung übersetzt hat.
Er hat den Meißel mit der größten Zartheit und Geschicklichkeit ge-
führt, ist fleißig allen Einzelheiten nachgegangen — hat aber auch dem
Antlitze Gottes einen großen und ernsten, dem des Sohnes einen gütigen
Ausdruck verleihen können.
Einem formenschweren und -starken Barockstil, der sich von neuem
an Italien anschließt und sich auf einzelne wuchtige Accente beschränkt,
das Vielerlei, die leichteren Bildungen, die heitere Farbe der früheren
Zeit verschmäht, huldigt der Verfertiger des, soweit der dunkle Standort
ein Urteil -erlaubt, ausgezeichneten Grabmals des Bischofs Sebastianus
Rostock 1670 aetatis 64 im Breslauer Dom. Die Hand verrät jedenfalls
römische Schulung. Die Büste des H. Caspar ab Oberg von 1679 (ebendort)
ist von sehr verwandter Güte. Es ist eine Arbeit, wie sie in diesen Zeiten
nicht zu oft geboten wird. Das Knochengerüst des Kopfes ist sicher durch-
geformt; die Flächen sind groß gesehen; die einzelnen Teile des Ge-
sichtes entsprechend gegeneinander abgesetzt; Haar und Bart weichfließend
in der Masse behandelt. Zu alledem ist auch das feste, freundliche und
kluge Wesen des in der Blüte seiner Jahre hingeschiedenen Mannes her-
vorragend ausgedrückt worden.
Innerhalb dieses Entwicklungsganges der Plastik, die jetzt vorwiegend
mit plastischen Mitteln wirken will, deshalb auch die bunte Farbe, aber nicht
das Gold verschmäht, steht Michael Klar aus Landeck inTirol (1693 — 1742),
der im Jahre 1717 die Kanzel und das Gestühl im Dome zu GlaU
234
Berthold Haendcke:
schnitzte. Die Kanzel ist mit Vollfiguren und mit vier Reliefs geschmückt,
die Ereignisse aus dem Leben des Isaias, des Jeremias, des Ezechiel, Daniels
behandeln. Die Szenerie ist stets die denkbar reichste. Klar sucht durch
die Anwendung aller Arten der Relieferhebungen Raumtiefe vorzutäuscben.
Es gelingt ihm dies auch bis zu einem gewissen Grade, da er durch
den einfarbigen grauen Anstrich und treffend angeordnete Höhung mit
Gold unterstützt wird. Die Tafeln wirken deshalb trotz der Fülle des
Details verhältnismäßig ruhig. Die schlank gebauten Figuren sind ge-
wandt gezeichnet. Klars Phantasie stehen eine überraschende Fülle von
bezeichnenden Gesten zur Verfügung. Sie kommen natürlich dem Tenor
seiner Erzählung zu gute. Er weiß den Beschauer zu packen, so daß
man trotz der gewiß nicht zu leugnenden theatralischen Pose aller
Spieler an die Wahrheit der Handlung glaubt. Die Kirchenväter, die
Klar als Vollfiguren an der Brüstung der Kanzel in tiefer Versunkenheit,
in innerer Erleuchtung, geistiger Erhabenheit darzustellen hatte, ver-
langten allerdings von seinem Können zu viel. Klar suchte sich durch
einen sehr nuancierten dreidimensionalen Aufbau der Figuren, durch
große Bärte und »bedeutende« Gebärden, reiche Bekleidung mit üppigem
Faltenwurf zu helfen — aber vergebens, diese Werke seines Schnitz-
messers können unsere Aufmerksamkeit nicht fesseln. Die moderne
Bemalung mag allerdings störend hinzu treten. Für die Darstellung des
St. Paulus, der die Kanzel trägt, reichte Klars künstlerisches Vermögen
gleichfalls nicht aus. Der Apostel steht aber wenigstens ruhig und
würdig da. Das Antlitz verrät Studium nach einem Modell, blieb jedoch
starr und leblos. Die Verklärung Christi auf dem Deckel der Kanzel
löst sich bereits in Ekstase auf. Dieselbe Unruhe in der Haltung, die
nämliche Geziertheit, die gleiche zerfahrene Gewandung u. dgl. nehmen
wir an dem meisterhaft in braunem Holz geschnitzten Gestühl wahr.
Nur tritt in den tief dekolletierten Engeln mit ihren entblößten Mädchen-
beinen noch ein sinnliches Moment hinzu, das sich durch die aus-
gezeichnete Technik doppelt stark aufdrängt. Angesichts dieser eleganten
f'ührung des Messers müssen wir die Bemalung der hölzernen Kanzel
doppelt bedauern.
Klar meißelte auch 1727 den mir unbekannt gebliebenen Altar
des hl. Nepomuk in (böhmisch) Wilhelmsthal.
Wenn für die besprochenen Werke im allgemeinen m. E. ein-
heimische Meister als Urheber anzunehmen sind, so dürfte das prunk-
volle und, wenigstens soweit die Hauptfigur in Frage kommt, auch künst-
lerisch wertvolle Grabmonument bezw. Erinnerungsdenkmal, das die
Äbtissin Gräfin Wrbna Paulowska (1674 — 1699) der hl. Hedwig zu Treb-
nitz in verschiedenfarbigem Marmor (1680) setzte, sicher von fremder
Zur Geschichte der Plastik Schlesiens von ca. 1550 — 1720.
235
Künstlerhand sein. Ich glaube auf einen Niederländer, der in Italien
selbst gebildet worden ist, raten zu dürfen.
Mit diesen Meißelwerken möchte ich diese Skizze schließen, da sie
uns bereits einer Zeit unmittelbar nahe bringen, in der wir die drei,
bisher, für Schlesiens Plastik maßgebenden Faktoren, die einheimische
Schulung, die italienischen und italienisch-niederländischen künstlerischen
Gedanken nicht mehr zu scheiden bezw. als allein maßgebend zu be-
trachten vermögen.
Ein kleiner Beitrag zur Dürerforschung.
Fol. 54 des II. Bandes der Dürerhandschriften des Britischen Mu-
seums (Sloane 5229) enthält vier, Wörter, die bei Lange und Fuhse
(S- 393) nicht ganz richtig gegeben sind;
partallme
den hertzog knyendt.
Die Herausgeber von Dürers schriftlichem Nachlaß deuten die Worte
als eine Notiz für die Komposition des Rosenkranzfestes; »partallme«
soll die Kirche San Bartolommeo, der »hertzog« den Dogen von Venedig
bedeuten. Das Bild enthält aber keinen knieenden Dogen.
Ich möchte im Anschluß an die Forschungen Gurlitts über die Be-
ziehungen Dürers zum sächsischen Hof^) eine ganz andere Deutung Vor-
schlägen. Der Herzog, der in Verbindung mit St. Bartholomäus an erster
Stelle in Betracht kommt, ist nicht der Doge von Venedig, sondern der
Kurfürst Friedrich der Weise, Herzog von Sachsen. Wie oft hat nicht
Lucas Cranach diesen Fürsten mit seinem Schutzheiligen Bartholomäus
dargestellt! Man denke an den Kupferstich, Lippmann 57, in dem der
Heilige, von Engeln getragen, in der Luft schwebt, während Friedrich
unten rechts in Anbetung kniet, oder an die Gemälde in Wörlitz,
Darmstadt und Zwickau ^), auf denen der Kurfürst knieend dargestellt
ist, während der Heilige hinter ihm steht. Sowohl die eine wie die
andere Komposition paßt vollkommen zu den Worten Dürers; oben steht
beziehungsweise schwebt St. Bartholomäus, unten kniet der Herzog. Ich
vermute, daß Dürer vom Kurfürsten den Auftrag zu einem ähnlichen
Bilde erhielt, den er sich auf diese kurze Weise notierte, wie er in einem
anderen Falle die viel ausführlichere Notiz zu der Komposition des
Christus in der Weinkelter niederschrieb.
Campbell Dodgson.
1) Repertorium XVIII, 112. Vgl, Singer, Versuch einer Dürer-Bibliographie, S. 43.
2) Flechsig, lafelbilder L. Cranachs d. Ä. und seiner Werkstatt, Taf. 10, 20,39.
3) Lange und Fuhse, S. 393.
Literaturbericht.
Kunstgeschi chte.
Les Tresors d’art en Russie. Publication mensuelle illustree de la
Societe Imperiale d’Encouragement des Beaux-Arts en Russie. Directeur:
M. Alexandre Benois. Anndes I*"® etil* Saint-Petersbourg 1901 et 1902.
in- 4 (Abonnement annuel: Etranger, port paye — 10 roubles [27 fr.]
Siege de la rddaction : 8 3, Moika, St. Petersburg). (Chudöshestvennyja
Ssokrövischtscha Rossi'i.)
Sieht man von der Kaiserlichen Ermitage und einigen wenigen
Petersburger Privatsammlungen ab, so ist der große Kunstbesitz Rußlands
dem übrigen Europa und auch wohl im eigenen Lande so gut wie un-
bekannt. Die im vorstehenden genannte Publikation, die nunmehr ihren
dritten Jahrgang beginnen wird, ist berufen, hier Abhilfe zu schaffen.
Sie erscheint in zwölf Lieferungen jährlich, eine jede zu zwölf Tafeln,
von denen mindestens je eine in Lichtdruck, die übrigen in Autotypie
ausgeführt sind. Außerdem werden bis zu sechs Beilagen in Heliogravüre
oder Farbendruck geliefert. Das Format ist ein handliches Quarto. Zu
jeder Tafel erscheint eine Erläuterung in russischer Sprache, die französische
Übersetzung aller Erläuterungen folgt am Schlüsse jedes Bandes. Die
Unterschriften der Tafeln und der gelegentlichen Textabbildungen sind
in beiden Sprachen abgefaßt. In dieser Form hofft die Redaktion im
Laufe der Zeit ein Corpus der in Rußland befindlichen Kunstwerke zu
schaffen, soweit diese mehr als nur »archäologisches« Interesse be-
anspruchen.
Der Gesamtplan konnte sich erst während des Fortschreitens der
Publikation herausbilden. Anfangs erschienen Lieferungen recht bunten
Inhalts, doch schon im zweiten Semester begann ein neues System, das
wohl herrschend bleiben wird: jede Lieferung beschäftigt sich mit einer
öffentlichen oder privaten Kunstsammlung oder Kunststätte, einem Schlosse
238
Literaturbericht.
oder dergl. m. Das neue System hat nicht nur den Vorzug, daß das
Abbildungsmaterial durch die Textillustrationen vermehrt werden kann,
sondern es gewinnt auch die Physiognomie jeder Lieferung an Geschlossen-
heit. Im folgenden kommen zuerst die Lieferungen des ersten Typus
(I. S. I — 7, II. 12. II. S. i) sodann die des zweiten (I. S. 8 — 10.
II. S. 2 — 12) zur Besprechung.
Der Inhalt der beiden vorliegenden Jahrgänge bietet wohl für jede
Spezialität der Kunstgeschichte interessantes Material. Leider sind die
Antiken in der Qualität der Wiedergaben schlecht weggekommen: die
Masken der Sammlung Botkin (I. 13), die Goldsachen, Bronzen und
Terrakotten der Ermitage (I, i. 25. 38) sind ganz ungenügend. Die Frau
mit dem Eroten aus der Sammlung Ssabürow wäre besser durch eine
weniger bekannte Terrakotte ersetzt worden^). Die genannten Tafeln
gehören allerdings in die allerersten Lieferungen, wo die technischen
Kräfte sich erst an die neuen Aufgaben gewöhnen mußten. Erfreulicher
sind die Karyatide, der Dionysos und das Köpfchen einer Römerin in
der Ermitage (I, 49. 61. 73).
Die altrussische Kunst, bis zur Zeit Peters d. Gr., hat den ihr ge-
bührenden Platz gefunden. Die stilistisch bemerkenswertesten Stücke
gehören der Edelschmiedekunst an. Neben ihnen sind hervorzuheben:
ein Heiligenbild der hll. Fürsten Boris und Gleb im Museum Alexanders III.
in St. Petersburg, einige emaillierte Nimben in der Schatzkammer des
Spasski-Klosters zu Jaroslaw (I, 2) und zwei Wachsleuchter der Mariä-
himmelfahrtskirche zu Wladimir. Spezifika sind die Truhe mit durch-
brochenen Eisenbeschlägen, auf deren Innendeckel der Sagenvogel
»Alkonost« gemalt ist (II, 3. 4) und ein Kästchen aus geschnitztem Wal-
roßzahn, beide aus dem 17. Jahrhundert stammend. Mit dem 18. Jahr-
hundert beginnt die intensive Beeinflussung der russischen Volkskunst
durch den Westen, jedoch ohne daß die Traditionen der alten Zeit
gänzlich verschwinden. Erst mit dem vorigen Jahrhundert sterben die
alten Keime und das gesunde Kunstgewerbe im Volke definitiv ab.
Aus der Übergangsperiode geben die Tresors d’art verschiedene keramische
und metallene Gefäße (I, 68. 78. 121. 122. 135. 141). Das russische
Kunstgewerbe vom 14. — 18. Jahrhundert ist allseitig vertreten im Russi-
schen Museum des Herrn P. M. Sschtschükin in Moskau (II, Lief. 6).
Die Plastik war eine von der orthodoxen Kirche nur geduldete Kunst
und wurde 1721 durch einen Ukas Peters d. Gr. vollständig proskribiert.
1) Sowohl diese, wie die Mädchengruppe, die beide bei Woermann, Geschichte
der Kunst I §. 359 abgebildet sind, befinden sich, wie alle Ssabürowschen Terrakotten,
in der K, Ermitage, nicht, wie Woermann S. 360 angibt, im Berliner Museum.
Literaturbericht.
239
Die Konsequenzen desselben haben weniges verschont und daher sind
die beiden Häupter Johannes d. T. des Alexandermuseums (I, 18) und
die beiden männlichen Heiligenfiguren des Museums der K. Gesellschaft
zur Förderung der Künste sehr interessant (I, 78). Der erste Jahrgang
brachte auch einige Abbildungen altrussischer Baudenkmäler, doch ist
weder von den Kirchen im Zentrum des Reiches, in Borissogl^bsk,
Toltschköwo, Kolömenskoje, noch von den Holzbautypen der nördlichen
Gouvernements Archängelsk und Olönez nach den Tafeln (I. 3. 4. 14. 28.
39. 40) ein deutliches Bild zu gewinnen; auch die dekorativen Details
(I, 15. 17. 27. 51), die zum Teil denselben Kirchen angehören, scheinen
mir ungenügend sein. Überhaupt scheint mir die Wiedergabe von
Kirchenbauten eine für die Tresors d’art zu komplizierte Aufgabe
zu sein.
Für Interessenten ist ja außerdem durch die Publikationen des
Architekten Akademiker Ssüslow gesorgt. Bedeutend mehr als die alten
Kirchen eignen sich durch ihren stark dekorativen Charakter die Pracht-
bauten des 18. Jahrhunderts zur Abbildung in den Tresors d’art. Wir
lernen hier die Bauten von Antonio Rinaldi (1709 — nach 1790) kennen:
das Chinesische Palais und den »Rutschberg« (Russischer Berg, Katälnaja
Gorka) in Oranienbaum bei St. Petersburg; an beiden Bauten waren
Stefano Torelli (1712 — 1784) und die beiden Barozzi (oder Barocci,
Giuseppe Gioachino f 1780, Serafino Lodovico f 1810) als Dekorateure
beschäftigt. In erwünschter Weise finden wir Rastrelli den Jüngeren
vertreten. Graf Bartolomeo Rastrelli (1700— 1771?) ist die bedeutendste
Kapazität der Architektur, die jemals in St. Petersburg und Umgegend
gewirkt hat. Nicht nur die wichtigsten Schlösser der Umgebung der
Residenz wie Zärskoje Sselö und Peterhof sind unter seiner wesentlichen
Mitwirkung entstanden, sondern auch in der Stadt selbst treffen wir auf
zahlreiche Spuren seines Stils. Bisher erschienen von seinen Bauten das
Palais Stroganow, dann die Kirche und zahlreiche Innenräume des großen
Palais in Peterhof (I, 98. loi. 136. Text S. 155; II, 74—80. 85. Text
S. 155* 165. 174). Seine Bedeutung wird durch die bevorstehende
Publikation des Großen Palais in Zärskoje Sselö noch mehr ins Licht
rücken. Es seien in Peterhof noch die feinen Holzschnitzereien von
Nicolas Pineau und das reizende Japanische Kabinet genannt (II, 83. 84.
90). In späterer Zeit war dort der feine Dekorator Girolamo Guarenghi
(oder Quarenghi 1744 — 1817) tätig (II, 83. 84. 90). Bemerkenswert ist
in Peterhof schließlich noch der große Neptunsbrunnen, der von Christoph
Richter (1610 — 76) und Georg Schweiger (1620—1690) für den Markt-
platz von Nürnberg gearbeitet war, wegen Wassermangel nicht zur Auf-
stellung kam und 1799 vom Nürnberger Rat für 66000 Gulden an den
240
Literaturbericht.
Kaiser Paul verkauft wurde (II, 87). Von den zahlreichen dekorativen
Malereien Hubert Roberts in den Palais sind einstweilen nur drei Bilder
aus dem Palais der Großfürsten Sergius wiedergegeben (I, 144). Im
Anschlüsse an die Schlösser und ihre Dekoration seien einige Möbel und
Kostbarkeiten, auswärtige Arbeiten für den russischen Hof, genannt: ein
Empiretisch von P. P. Thomire (1751 — 1843), ein Schrank von David
Röntgen (1743 — 1807) (I, 12. 24), eine französische Dose in rosa Email
aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, eine Dose mit Gouachemalereien
von H. D. van Blarenberghe geschmückt, die Probestücke aus der pracht-
vollen englischen Goldtoilette der Kaiserin Anna (f 1740) (I, 59. 83.
84. II, 6).
Wie der gesamte Kunstbedarf der russischen Aristokratie des
18. Jahrhunderts wurden zunächst auch die Porträts von Ausländern
geliefert. Diese sind vertreten durch Nattier, Porträt eines Fürsten
Kurakin (? die Bezeichnung auf der Tafel als Graf Panin ist jedenfalls
falsch II, 38); Stefano Torelli, Triumph Katharinas II. und Porträt des
Fürsten Gregor Orlöw (II, 7. 39); Grenze, Porträt des Grafen Andreas
Schuwälow und seiner Gemahlin. Diesen schließen sich an Kaiser Paul
im Malteserornat mit der Kaiserkrone von Salvatore Tonci (I, 131), seine
Gemahlin, die Kaiserin Maria von Alexander Roslin (II, 41), die Kaiserin
Elisabeth, Gemahlin Kaiser Alexanders I., von Mme. Vige'e-Lebrun und
das Gruppenporträt der Gräfin Ssaltyköw und ihrer Familie von Joh. Fr.
Aug. Tischbein (II, 40). Neben den Ausländern treten mit der Mitte des
18. Jahrhunderts einige russische Porträtmaler auf. Der älteste von ihnen,
Alexei Antröpow (1716 — 1795) ist im Bildnis der Gräfin Rumiänzew
(II, 37, fälschlich Gräfin Apräxin genannt, vgl. franz. Text S. X) kalt und
hart, wie in den meisten seiner Arbeiten; ihm gegenüber nehmen sich
Dmitri Lewi'zkis Porträts (II, 81 u. Beil. IV) viel vorteilhafter in malerischer
Beziehung aus. Feodor Rökotow (1730? — 1800) ist durch ein Porträt
Katharinas II. im Schlosse zu Gätschina gut vertreten (II, Beil. II); die
malerisch bedeutendste Leistung dieser älteren Reihe ist das Porträt des
Grafen Alexander Dmitriew-Mämomonow, (I, 71) eins der seltenen Werke
von Alexander Schebönow (geboren 1764). Wladimir Borowikowsky
(1737 — 1830) und Orest Schwalbe-Kiprensky erscheinen vorteilhaft durch
das Porträt der Fürstin Ssuwörow des ersten (I, 60) und ein Selbstporträt
des zweiten (II, 46). Die späteren Generationen vertreten N. Alexejew-
Syromiätnikow, Alexei Veneziänow, Karl Brüllow und Fidelio Bruni, von
denen allenfalls noch Veneziänow anziehend wirken kann.
Die freie und angewandte Kunst des Westens nimmt bei der Auf-
zählung der vereinzelt erschienenen Blätter relativ wenig Raum ein, doch
wird das Verhältnis durch die Bestände der Sammlungen, denen ganze
Literaturbericht.
241
Lieferungen gewidmet sind, ausgeglichen. Unter den Einzelblättern, die
plastische Werke wiedergeben, ist vor allem Michelangelos kauernder
Knabe in der Ermitage zu nennen (I 32). Neben ihm kommen die Marmor-
friese, die aus der Sammlung Spitzer in das Museum der Zentralzeichen-
schule des Baron Stieglitz in St. Petersburg gelangt sind und Antonio-
Lombardo zugeschrieben werden (I 65), und Falconnets Badende beim
Fürsten Jussüpow (I 44) weniger in Betracht.
Die Renaissanceabteilung der K. Ermitage, die bekanntlich aus der
Vereinigung der Sammlung Basilewski und dem K. Arsenal in Zärskoje
Sselö entstanden ist, ist durch ihre prachtvollen St.-Porchaires (I 21), eine
französische Kredenz mit bemalter Holzschnitzerei aus dem 15. Jahr-
hundert (I 19) und einem Schilde mit dem genuesischen Wappen (I 7)
vertreten, den der Tradition nach der Große Rat von Venedig 1368
Andrea Contarini als Ehrengabe schenkte. Von den übrigen kunstgewerb-
lichen Sachen, die zur Abbildung gelangt sind, verdienen besondere
Beachtung ein prächtiger Sekretär Louis XIV. (I 56. 57) im Stieglitz-
Museum, einige Tabaksreiber und ein Rocaillesessel eines Rabbiners
(I 35» 47)> die dem Museum der K. Gesellschaft zur Förderung der Künste
gehören.
Unter den Gemälden in der Diaspora stechen die späten Franzosen
hervor. Wenn Watteaus »Delassements de la guerre« als interessantes
Frühwerk hier am Platze sind (I 69), so sind die Gründe für die Auf-
nahme von Nicolas Poussins Tankred und Erminia nicht recht erfindlich
(I 67). Dem Fürsten Jussüpow gehören zwei heroische Landschaften von
Claude Lorrain (I 46. 58), eine Geburt der Venus von Boucher (I 36) und
eine Atelierszene von Leopold Boilly (I 48). Ein sehr feines Stück ist
die Escarpolette von Pater, die dem Moskauer Rumiänzew-Museum ge-
hört (I 29). Von Italienern gab es eine allegorische Skizze von Tiepolo
(I 22) und Cimas entzückende Verkündigung (I 20). Unter den Nieder-
ländern begegnen uns einige gute Bekannte aus der Ermitage : Sir Phillip
Wharton von van Dyck (I 10) und die Dame mit der Magd von Pieter
de Hoogh (I 127); außer ihnen erschienen eine Landschaft von Rubens
(I 33) und eine mythologische Skizze von Jordaens (I 80), beide ebenfalls
der Ermitage gehörig.
Die Auswahl der Gemälde wird wesentlich ergänzt durch die Bilder
der Sammlungen des Grafen Ströganow und des Wirkl. Geheimrats
P. V. Ssemeönow (I Lief. 8. 9). Aus der Galerie Ströganow sind Rembrandts
Jeremias (I 108) und Boltraffios hl. Ludwig (I 97) vor allen anderen zu
nennen. Vier Teile eines Altarwerkes gehen als Botticelli (I 102. 103);
eine Madonna wird auf Grund eines Monogramms Petrus Cristus zu-
geschrieben (I 106); es haben ferner noch eine Peruginomadonna und
242
Literaturbericht.
eine Filippino zugeschriebene Verkündigung Platz gefunden (I 104 und
Text S. 165). Eine männliche Büste (I 105) wird als Donatello ein-
geführt, als Schlußvignette im Texte figuriert der vielumstrittene Apoll
Ströganow. Das Palais (und seine Ansichten auf Tafeln und Texte) ist
oben als Werk Rastrellis d. J, genannt worden. Von den Bildern der
Sammlung Ssemeönow sind reproduziert worden : Fröhliche Gesellschaft
von Jan Steen; Dorfansicht von v. Goyen; Selbstportrait von v. d. Heist;
Reiter und Knabe von Salomon von Ruysdael; eine Frau einen Mann
bewirtend von Qu. Brekelencamp; Landschaft mit Jägern von Ludolf
de Jonghe; Moses und der Engel von CI. Moeijart; Waldlandschaft mit
Kühen von Jakob S. van Ruisdael; Stillleben von Frans Hals d. J.; An-
sicht einer italienischen Villa von Emanuel de Witte und ein Damen-
porträt von A. V. d. Tempel (I 85 — 96). Im Texte (I S. iipff.) sind
wiedergegeben: Männerporträt von Simon Kick; Reiter im Walde von
P. Nolpe; Mädchenporträt von Hendrik v. d. Vliet; Landschaft mit
Soldaten von Es. v. d. Velde; Landschaft von P. de Bloot; Nachtstück
von G. Dow; endlich als Vollbild die Sündflut von Jakob Savery. Später
erschien noch das Grimaldibildnis von Joost van Cleefe (I 125).
Die Sammlung des kürzlich verstorbenen Grafen Paul Schuwälow
(nicht der frühere Botschafter am Berliner Hofe) umfaßt neben Gemälden
auch Skulpturen und vor allen Dingen Werke der Kleinkunst. Von den
Gemälden ist das interessanteste Stück unleugbar die frühniederländische,
sicher in Spanien entstandene dreiteilige Kreuzigung, welche in der
Sammlung Pedro Campana heißt, mit ihm aber garnichts zu tun hat
(II 125). Eine Flucht nach Egypten von Jordaens (122) ist sehr an-
genehm; ein kleines Frauenportrait kann wohl sehr berechtigt sein als
Corneille de Lyon zu gelten (124). Neben ihnen finden wir’ eine häß-
liche Madonna vom Meister des Todes Mariä (126, Kopie?), einen Lauten-
spieler von Caravaggio (128) und eine Zeichnung, die Watteau genannt
wird (130). Ein Hauptstück der ganzen Sammlung ist das byzantinische
Elfenbeintriptychon (i 2 1), das eine eingehende Würdigung durch unseren
bekannten Byzantinisten J. J. Smirnöw erfährt. Die übrigen Tafeln geben
wieder eine feine Terrakottamadonna in der Richtung des Antonio
Rossellino (13 1), ein Kanonenmodell aus der Zeit Ferdinands II. von
Toskana (129), zwei Prachtgefäße aus Krystall (123) und schließlich eine
sehr präsentable Bronzebüste des Fürsten Platon Sübow, die mit ziem-
licher Sicherheit eine Arbeit von Jean -Dominique Rachette genannt
werden kann (127). Der beiden Greuzeporträts ist bereits Erwähnung
geschehen. Von den Textabbildungen sind eine kleine Ansicht des Dorfes
Egmont von Ruisdael, der Amor von Falconnet und ein Porträt von
Willem V. d. Vliet (?) zu nennen. Wichtiger als sie sind aber die Limoger
Literaturbericht.
243
Emails (S. 282. 284. 286, 288. 293), ein sehr feines St. Porchaire-Salzfaß
(S. 284. 287) und die Palissyarbeiten (S. 300); eine Textabbildung bringt
den fraglichen Wandbrunnen aus der Sammlung Stein (S. 298)^).
Die Sammlung des Akademikers M. P. Botkin in St. Petersburg
II. Lief. 2. 3) umfaßt fast ausschließlich Werke der Plastik und des Kunst-
gewerbes. Aus dem Besitz der Großfürstin Maria, Herzogin von Leuchten-
berg, sind in die Sammlung drei Terrakottawerke gelangt: eine bemalte
Madonna (früher erschienen I 8)^ und Büsten: ein Jüngling und ein
jugendlicher Täufer, wohl alle drei Florentiner Ursprungs, was bei der
Madonna weniger klar sichtbar ist, als an den Büsten (II 20. 34). Eine
Kinderbüste in Marmor (Text. S. 33) heißt in der Unterschrift total ver-
kehrt Schule Donatellos; sie wird im russischen und französischen Text
(S. 56 und VIII) schon viel richtiger der Richtung des Antonio Rossellino
zugewiesen, was allerdings vielleicht auch bestritten werden kann. Von
Antiken wird eine Reihe von Terrakottamaskeii (S. 25. 27 und früher
I 13) und verschiedene Vasen (27. 33 und S. 28) gegeben. Von der
reichen Sammlung byzantinischer Emails, die Akademiker Botkin besitzt,
gibt die farbige Beilage III einen Pankrator aus dem 10. — ii. Jahr-
hundert wieder: andere Emails sind im Texte abgebildet (S. 57. 61), wie
auch einige Elfenbeintafeln (S. 56. 58), von denen drei weitere auf Tafel 14
vereinigt sind. Auch russische Altertümer enthält die Sammlung, vorzugs-
weise Goldschmiede- und Emailarbeiten (24. 26. 32. 36. S. 55. 59. 68. 66).
Mit besonderer Vorliebe hat sich Herr Botkin dem Kunstgewerbe der
italienischen Renaissance zugewandt: wir finden eine Reihe Majoliken
(16. 21. 28. S. 38. 39. 63); geschnitzte Truhen (18. 35. S. 56); Lederarbeiten
(22. S. 35 — 37); Bronzen, unter denen die Türklopfer hervorstechen (13. 31.
S. 54). Ein Aquamanile, ein Gefäß in Form eines rätselhaften Tiers un-
bestimmbaren Ursprungs und unbekannter Bestimmung, ein persischer
(oder polnischer?) Teppich komplettieren die Lieferungen (19. 29); schließ-
lich dürfen die verschiedentlichen Entwürfe des Malers Alexander Iwänow
(1806 — 1858) für sein Lebenswerk, die Erscheinung Christi (oder Predigt
des Täufers) nicht vergessen werden (17. S. 43. 60. 64).
Die beiden Schatzkammern: die »Wafifenhalle« des Moskauer Kreml
und die »Galerie der Kostbarkeiten« der Ermitage (II. Lief. 9 — 10; 12)
mögen am Schlüsse unseres Überblicks gestreift werden. Die Waffenhalle
2) Referent, dem der Text zur Lief, ii übertragen war, hofft in nächster Zeit
eine kritische Behandlung der Sammlung Schuwalow vorlegen zu können. Übrigens
muß er die Verantwortung für die Unterschriften der Tafeln und Textillustrationen von
sich ablehnen, ebenso für die französische Redaktion der Erläuterung, die alle von der
Schriftleitung herrühren.
2) In der franz. Beschr. 9.
244
Literaturbericht.
(Orushänaja Paläta) birgt Schätze, die nicht nur dem Historiker von
Interesse, sondern auch für die Geschichte des Prunkgerätes von Wert
sind. Neben Werken orientalischen (97. 100, 109) und byzantinischen
Ursprungs finden wir vor allem deutsche Arbeiten (iio. 112. 113, 114. —
115. S. 221.222.228.243), sodann englische (iio. in) und wohl auch
italienische und polnische (104. S. 222). Als Geschenke an die ersten
Zaren aus dem Hause Romanow (seit 1613) sind die Sachen nach Ruß-
land gelangt. Arbeiten der russischen Handwerker des Zarenhofes sind
auf Tafel 105. — 107 und im Texte S. 213'. 214. 220. 233. 234 zu sehen.
Die ausländische Handwerkerkolonie, die sich im Laufe des 17. Jahr-
hunderts im »ausländischen Viertel« (Nemezkaja sslobodä) von Moskau
kräftig entwickelte, erhielt bedeutsame Aufträge für den Hof: der Doppel-
thron der Zaren Joanns V. und Peters I. (des späteren Kaiser P. d. Gr.,
der 1682 — 1696 mit seinem Bruder J. gemeinsam regierte; 98) ist von
Deutschen, Krone, Reichsapfel und Zepter des ersten Romäanow, des
Zaren Michael (1613 — 1645;. 99. sind von Italienern gearbeitet.
Sehen wir von ‘einigen Stücken aus den Zeiten Peters II. 1727 — 1730)
und der Kaiserin Elisabeth I. (1741 — 1761) ab, so trägt die Waffen-
halle ganz das Gepräge der vorpetrinischen altrussischen Zeit, während
der Kostbarkeitengalerie der Ermitage das Zeitalter Elisabeth I. und
Katharina II. (i 762 — 1796) die Signatur gibt. Aus ihrem ebenso künst-
lerisch als materiell wertvollen, mannigfaltigen Bestände sei nur der
Spiegel der historischen englischen Toilette der Kaiserin Anna (1730 — 40;
144) von der einige Stücke schon früher reproduziert waren (II. 6), und
der prachtvolle mit Brillanten und Rubinen geschmückte goldene Hand-
spiegel französischen Ursprungs genannt, den Osman III. der Kaiserin
Elisabeth schenkte (136). Dagegen ist die abstoßende Büste der Königin
Marie Antoinette weder des Namens Houdon, noch der Reproduktion
wert (137). Die Tresors d’art werden hier noch sehr viel Material finden;
hoffentlich gelangen die herrlichen Pendeloques, die auf Tafel 9 des
I. Bandes^) fast unkenntlich sind, zu nochmaliger Abbildung.
Mit der Kostbarkeitengalerie schließt der zweite Jahrgang der
Tresors d’art en Russie. Für den dritten hat die Redaktion die Schlösser
in Zärskoje Sselö und Pawlowsk in Aussicht genommen, die durch
Architektur, Dekoration, Gartenanlagen und die große Zahl einzelner Kunst-
werke, die sie beherbergen, eine Menge interessanten Materials liefern
werden. Ferner soll anläßlich der bevorstehenden Zweijahrhundertfeier
der Stadt Petersburg eine Lieferung dem Zeitalter Peters d. Gr. gewidmet
sein, während eine andere »St. Petersburg als Kunststadt im Laufe der
4) Franz. Text S !
Literaturbericht.
245
ersten anderthalb Jahrhunderte , seiner Existenz« behandeln soll. Der
Bauer in der russischen Vergangenheit wird von D. J. Ssisöw auf Grund
der Denkmäler des Kaiserlichen Historischen Museums in Moskau be-
trachtet werden. Al. Benois, der Redakteur der Tresors, wird den Text
zur Gemäldegalerie des Herrn D. J. Schtschukin verfassen, während die
Bildersammlung des Herzogs von Leuchtenberg der bewährten Kraft
Alexander Neüströjews anvertraut ist.
Beim Überblick über die beiden vorliegenden Bände kann man
nicht umhin, einige Desiderata für die Zukunft zu registrieren. Eine
fortlaufende Numerierung der Tafeln durch alle weiteren Bände wäre
zweckmäßig; da dies beim zweiten Bande unterblieben ist, hätte Tafel I
des neu beginnenden dritten 289 zu tragen. Für die Unterschriften der
umrahmten Tafeln müßten durchaus deutlichere Charaktere gewählt
werden an Stelle der schlechterdings unleserlichen archaistischen Majuskeln,
die bisher üblich waren. Bedeutend wichtiger als diese rein äußerlichen
Verbesserungen ist die strikte Vermeidung von Inkongruenzen zwischen
den Unterschriften, den russischen und den französischen Erläuterungen,
die sich gelegentlich sehr unliebsam bemerkbar machen.“) Sehr sym-
pathisch wird es allerseits berühren, wenn in .Zukunft ein gewisser
panegyrischer Ton, den der Text gelegentlich den publizierten Samm-
lungen und abgebildeten Kunstwerken gegenüber vernehmen läßt (z. B.
russ. Text I S. npff. II S. 25 ff. und 109 ff.; franz. Text S. IX u. X), nicht
mehr hörbar wird. Das Erscheinen einer Chronik als Beiblatt erscheint
bei einem Tafelwerk auf kunsthistorischer Basis ziemlich unmotiviert.
Die K. Gesellschaft zur Förderung der Künste dürfte vielleicht auch
andere Wege finden, die Berichte über ihre Tätigkeit zu veröft'entlichen
als in dieser Chronik; wenn nun dieselbe durch Wiedergabe von Pira-
ncsischen Carceri und Dekorations- und Möbelentwürfen von Percier
und Fontaine illustriert wird, hat dies keinen ersichtlichen Grund.
Im weiteren Gange der Publikation wird sicher vieles gebessert
werden, wie manches besser geworden ist. So sind bei den Tafeln
erfreuliche Fortschritte in technischer Beziehung zu konstatieren; sie
5) Teppich der Sammlung Botkin (II 29). Unterschrift: »Tapis persan (polonais?)«.
Beschreibung der Sammlung (S. 41): »polnisch Fabrik Sluck«; mss. Erläuterung (S. 51):
»kaum Sluck« mit hist. Begründung; franz. Erläutemng (S. VII): »Tapis persan du XVI ou
XVII siede«. Uber dieKinderbüste derselben Sammlung vgl. oben S. 13. Kreuzigungs-
trip tych des Gr. Schuwälow (II 125). Beschreibung der Sammlung: »Kein Grund,
es Pedro Campana zu nennen«; russ. Erläuterung: »Pedro Campana?« »in der Samm-
lung fälschlich P. C. zugeschrieben«; franz. Erläuterung: »attribue ä P. C.«. Unterschrift
in beiden Sprachen: »Pedro Campana« ohne Fragezeichen. Zu den Inkongruenzen gehört
auch die Verwechselung der 8 u. 9 im franz. Text von I Lief. i.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI.
17
Lltcraturbericht.
546
können jetzt durchaus einwandsfrei genannt werden; hier sind die
Leistungen des Photographen Nikoläjewski besonders hervorzuheben.
Größere Schwierigkeiten dürften der I.eitung der Tresors d art aus ganz
anderer Richtung erwachsen. Bis zur Stunde herrscht in Rußland, von
wenigen Gebieten abgesehen, ein fast absoluter Mangel an fachmännisch
geschulten Kunsthistorikern. Dieser Mangel beherrscht den 1 ext (incl.
Unterschriften) der Tresors d’art, die sich hier in viel ungünstigerer Lage
befinden als beispielsweise Spemanns Museum mit seinem glänzenden
Stabe von Mitarbeitern, und denen die Gefahr dilettantischer Behandlung
zu vermeiden schwer sein muß, was bei gerechter Beurteilung ihrer
Leistungen in Betracht gezogen sein will. Allein die textliche Seite der
Edition ist für die Wissenschaft nicht von Belang, zumal der wesentlichste
Teil in russischer Sprache erscheint; für sie sind die Tafeln ein erwünschter
Zuwachs an Anschauungsmaterial, der durch Mannigfaltigkeit und Masse
der Beachtung wert ist: unter diesem Gesichtspunkte dürften die Tresors
d’art auch von der Wissenschaft willkommen geheißen werden.
St. Petersburg, den 28./15, Februar 1903.
James V. Schmidt.
S k u 1 1) t u r.
Otto Büchner, Die mittelalterliche Grabplastik in Nord-Thü-
ringen, mit besonderer Berücksichtigung der Erfurter Denk-
mäler. (Studien zur Deutschen Kunstgeschichte Heft 37.) Straßburg,
Heitz u. Mündel, 1902. i8o S. 8°, mit 18 Abbildungen im Text und
1 7 Lichtdrucktafeln.
Eine dem Thema nach bescheidene, aber gut gearbeitete und nütz-
liche Schrift, auf die ich hiermit aufmerksam machen möchte. Die
Grabplastik des Mittelalters wirkt durch ihre ungeheure Massenhaftigkeit
bei meistens nur mittelmäßiger oder noch geringerer Qualität der ein-
zelnen Denkmäler natui'gemäß abschreckend auf die Forschung. Und
doch ist aus ihr für die Stilbewegung wie für den Motivenschatz viel zu
lernen, zumal in den meisten Fällen sichere Datierungen zu Hülfe
kommen. Nur schrittweise wird man ihrer Durcharbeitung Herr werden
können und sicher am besten in der Weise, daß nach und nach einzelne
Landschaften in Angriff genommen, diese aber dann tunlichst eingehend
behandelt werden, wie es Büchner hier versucht hat. Wie weit es ihm
gelungen ist, in den wichtigeren Denkmälern vollständig zu sein, kann
ich nicht beurteilen. Die einzelnen Analysen sind sorgfältig und mit
Literaturbericht.
247
künstlerischem Blick durchgeführt; angreifbarer sind manche verall-
gemeinernde Sätze, z. B. auf S. 29 die Meinung, daß die Sitte, die Grab-
steine aufrecht an die Wand oder einen Pfeiler zu stellen, nicht aus
Platzmangel, sondern »aus dem Zwang des der Gotik eigenen Vertikalis-»
mus« (wieviel Rätsel hat nicht dieser deus ex machina schon lösen
müssen!) zu erklären sei.
Es wäre zu wünschen, daß Büchner für andere deutsche Land-
schaften Nachfolger fände. Dehio.
Paul Vitry, Michel Colombe et la sculpture fran^aise de son
temps. Paris, Librairie centrale des beaux-arts. 1901. gr. 8°.
In Frankreich steht das Urteil fest, daß der Name Michel Colombe
mi des plus grands noms de la sculpture frangaise sei (Courajod). Leider
ist die Zahl der von ihm erhaltenen Werke ganz klein: die Medaille auf
König Ludwig XII, das Relief aus Gaillon im Louvre, das Grabmal des
Herzogs Franz von der Bretagne in der Kathedrale von Nantes — das
ist alles; dazu noch die Einschränkung, daß an dem letztgenannten
Hauptwerk die Erfindung nicht von Colombe herrührt und an der Aus-
führung in großem Umfange Gehülfen beteiligt waren. Wer einem so
fragmentarisch überlieferten Künstler einen Band von 531 Seiten in
Lexikonoktav widmet, muß von der Überzeugung durchdrungen sein, daß
sehr wichtige Probleme mit seinem Namen verknüpft sind.
Die französischen Kunstschriftsteller haben bis vor kurzem ihr
fünfzehntes Jahrhundert wenig geliebt. Zwischen den beiden blendenden
Erscheinungen der zeitgenössischen italienischen und niederländischen
Kunst schien es zu sehr im Schatten zu stehen. Es wurde als etwas
])einliches, einigermaßen als ein Anomalie der Weltgeschichte empfunden,
daß die Renaissance anderswo als in Frankreich entsprungen ist. Auf
den ersten Blick sieht es in der Tat so aus, als ob mit dem Absterben
der großen mittelalterlichen Kunst die schöpferische Kraft des französi-
schen Genius für längere Zeit erloschen sei. Courajod hatte sehr recht
mit seinem leidenschaftlichen Anruf, man solle doch nur die Augen
auftun und werde finden, daß Frankreich schon volle hundert Jahre vor
dem Einzug der Renaissance von Italien her eine ganz neue und höchst
lebensvolle Kunst besessen hatte; aber auch für sie und zumal für sie
den Namen Renaissance in Anspruch zu nehmen, war doch ein bedenk-
liches Spiel mit Worten; und vor allem, diese Kunst war nicht fran-
zösisch, sondern niederländisch; eingewanderte Niederländer waren in
allen l'eilen des Landes die gesuchtesten Künstler und die eingeborenen
gerieten in solche Abhängigkeit von jenen, daß sie oft gar nicht mehr
17’*=
Litcraturbericht.
24§
zu vmterscheiden sind. Erst um die Wende zum neuen Jahrhundert
wurden die Franzosen vom niederländischen Joche frei — aber nur, um
ein neues, das italienische, auf sich zu nehmen. Was hatte sich zwischen
diesen beiden übermächtigen Eindringlingen überhaupt noch von eigent-
lich französischem Wesen behauptet?
Die Frage ist für den Gewissenhaften nichts weniger als leicht zu
erledigen. Eine einfach verneinende Antwort hat niemand geben wollen;
ebensowenig sind sichere Kriterien genannt worden, an denen in dem
hunten Gewebe der französische Faden zu erkennen wäre. Am öftesten
wurde auf Michel Colombe hingewiesen; aber indem man die Züge,
in denen seine Kunstweise von der herkömmlichen franco-flandrischen ab-
weicht, auf den neueingetretenen italienischen Einfluß zurückführte, zer-
störte man sich im Grunde wieder den Beweis. Vitry hat richtig gefühlt,
daß man über Colombe nicht urteilen könne, ohne sich mit der ganzen
zeitgenössischen Kunst aufs breiteste auseinanderzusetzen. So redet denn
kaum ein Drittel des Buches vom Titelhelden unmittelbar, es erweitert
sich zu einer Untersuchung über das Problem der französischen Re-
naissance überhaupt.
Von den drei Teilen des Buches behandelt der erste die Vitalität
der französischen Kunst im 15. Jahrhundert und die Momente des Wider-
standes gegen den rein flandrischen Stil, der zweite das Eindringen des
italienischen und die Fortdauer des niederländischen Einflusses vor und
nach 1495. Vitry gibt hier die ausführlichste und besonnenste Dar-
stellung, die diese Materie bisher empfangen hat; ich -bedaure, auf die
interessanten Einzelheiten nicht eingehen zu können. Für die Architektur
kommt er zu derselben Auffassung, die Ref. in der »Kirchlichen Bau-
kunst« II 190 — 193 vertreten hat; sie zeige von der Mitte des 15. Jahr-
hunderts ab deutlich eine evolution profonde, aber dieselbe sei weder
Verfall, noch durch italienischen Einfluß hervorgerufen; auch die soge-
nannte erste Renaissance unter Karl VIII., Ludwig XII. und während
eines großen Teiles der Regierung Franz I. sei nur in dekorativen
Äußerlichkeiten italisiert; dest pendant longtemps encore la constructmi
sirieuse, k plan logique, le principe gothique qui persistent, dest le style
fra?ifais robuste et üigant, clair et brillant, qui se continue tel qu’il est for-
tnuk au XV^ sücle. In der Plastik und Malerei sei vor 1495 von italieni-
schem Einfluß nichts zu bemerken; nur in der Provence habe es schon
vorher ein kleines franco-italisches Zentrum gegeben; aber die Künstler
desselben repräsentierten nicht den reinen italienischen Kunstgeist, viel-
mehr hätten sie schon ihrerseits flandrische Elemente in ihren Realismus
aufgenommen; der große Stil, die reine Form sei von ihnen nicht zu
lernen gew'^esen. Zum Schlüsse konstatiert Vitry — und das ist einer
Litöraturbericht.
249
der Ecksteine in seinem historischen System — für die letzte Zeit des
15. Jahrhunderts überall in der französischen Plastik und besonders in
der Schule der Loire ein spontanes Nachlassen der realistischen Strenge
und der Übertreibungen im Ausdruck, eine leise Neigung zur Korrektur
des individuellen Modells, zur Verallgemeinerung der Typen, zur Verein-
fachung des Details, etwas wie Flucht vor dem Häßlichen.
Wesentlich als Ergebnis dieser ohne Zutun Italiens eintretenden
Abwandlung (die übrigens nicht auf Frankreich beschränkt bleibt; man
vergleiche Memling und Gerard David oder Schongauer und Adam Krafft
mit den älteren Realisten) ist, nach Vitry, der Stil Colombes anzusehen.
Die sorgfältige Untersuchung seiner Lebensumstände hat nichts neues zu-
tage gefördert; wohl aber werden zur rechten Zeit einige im Entstehen
begriffene Legenden zerstört. Die Streitfrage, ob Colombe in Tours oder
noch weiter westlich, in der Bretagne, geboren sei, hat keine allgemeine
Bedeutung. Durchaus fragwürdig bleiben die angeblichen Lehrjahre in
Dijon bei den Nachfolgern Claus Sinters und der Aufenthalt in Bourges
in der Nähe Mosselmanns. Vitry will nicht jede Beziehung zur bur-
gundischen Kunst leugnen; er meint nur, daß sie durch gewisse Zwischen-
instanzen sich vollzogen habe, die er im ersten Teil nachgewiesen hat.
Jedenfalls war Tours der dauernde Sitz seiner Werkstatt, und es ist
methodisch richtig, daß Vitry für die genetische Erklärung seines Stils
auf die im Loiregebiet gegebenen Voraussetzungen sich beschränkt.
Colombes Tätigkeit läßt sich, wenn auch mit Lücken, von 1 473 ab ver-
folgen. In diesem Jahre bestellte Ludwig XL, nach glücklicher Rettung
von einem Jagdunfall, bei ihm ein Votivrelief. Im folgenden Jahre
hatte er ein Modell für das künftige Grabmal des Königs zu liefern, das
aber erst 1482 von Conrad von Cöln und Lorenz Wrine ausgeführt
wurde; ob im Anschluß an Colombes Entwurf, wissen wir nicht. 1480
Denkmal für den Bischof Louis de Rohault. 1491 Gutachten für den
Abt von Saumur. 1498 Modell zu einem Harnisch für den König.
1500 Medaille auf Ludwig XII. 1502 — 1507 das Grabmal für Franz II.
von Bretagne im Aufträge von dessen Tochter, der Königin Anna (nach-
dem zuerst ein Italiener dafür ausersehen gewesen war). 1507 Altar für
St. Saturnin in Tours mit einem Marientod und Heiliggrab für La Ro-
chelle. 1508 Relief für Schloß Gaillon. 1508 — 1511 Bischofsgrab in
Nantes. 1511 Modell für das Grab Philiberts von Savoyen in Brou
(nicht zur Ausführung gekommen). Todesjahr unbekannt, 1512 noch
am Leben.
Soviel läßt sich über Leben und Werke Colombes urkundlich fest-
stellen. Von den letzteren haben sich nur die drei erhalten, die an der
Spitze dieses Berichts genannt wurden (durch die Abgüsse im Trocaderg
250
Literaturbericht.
allgemein bekannt) und von ihnen ist eines, die Medaille, ganz geringfügig.
Für das Grabmal von Nantes hat Jean Perreal die allgemeine Idee ge-
liefert; das ornamentale Beiwerk rührt sicher von einem Italiener her;
die Nischenfiguren an der Tumba sind von Schülerhand; so bleiben für
Colombe selbst nur die Einzelfiguren des Herzogs und der Herzogin
und die großen Eckstatuen der Kardinaltugenden. Was sonst noch
Colombe voreilig zugeschrieben worden ist, weist Vitry mit voller Be-
stimmtheit und ganz überzeugend zurück: das hl. Grab in Solesmes (Ab-
guß im Trocadero), die Madonna von Olivet (Louvre), das Grabmal des
Louis Poncher und der Roberte I.egendre (ebendas.); es sind bedeutende
Arbeiten aus derselben Schule, der Colombe angehörte, aber nicht aus
seiner Werkstatt.
Dies Wenige, was von ihm geblieben ist, enthält immerhin be-
zeichnende Züge. Als Maß für seine Persönlichkeit genügt es nicht,
doch zeigt es deutlich, wie eng er mit der allgemeinen Schule zusammen-
hängt. Anspruch auf »Größe« hätte der Meister von Solesmes wohl
ebensoviel. Colombe bietet aber für den Gedanken, den Vitry durch-
führen will, die meiste Beweiskraft. Und dieser neue Gedanke ist: daß
Colombe mit der Renaissance, als deren ersten Vorläufer man ihn bisher
immer betrachtete, nichts zu schaffen habe. Nichts beweist, daß er
Mittelfrankreich jemals verlassen habe. Er wird italienische Formen vor-
der Rückkehr Karls VIII. aus Neapel, also vor 1496 schwerlich zu Gesicht
bekommen haben. Die Mehrzahl der Künstler, die der König mitbrachte,
waren Kunsthandwerker, Dekorateure. Man hat das Grab von Nantes
inmer als Beweis angesehen, daß Colombe sich sogleich von der neuen
Mode habe gewinnen lassen. Vitrys genaue Analyse der Geschichte
des Denkmals zeigt das Fehlerhafte dieses Schlusses. Der Meister von
Tours ist allein für den statuarischen Teil verantwortlich; das Übrige hat
Perreal angeordnet; während Colombe an seinen Statuen arbeitete, wird
er sich um die Pilaster und Friese des Girolamo da Fiesoie wenig ge-
kümmert habe. Ein ähnliches ganz äußerliches Nebeneinander der
Arbeiten und der Stile zeigt sich am heiligen Grab in Solesmes, an der
Tumba der Kinder Karls VIII. in Tours, an den Skulpturen von Schloß
Gaillon und in andern Fällen mehr; es war in der Zeit dieser ersten ita-
lienischen Invasion geradezu Regel. Bedeutende Werke italienischer
Figurenplastik hat Colombe vielleicht nicht früher als 1507 kennen gelernt,
jedenfalls noch nicht 1502, als er für das Denkmal von Nantes zu arbeiten
begann. Und er war damals schon 70 Jahre alt! Es ist nicht glaublich,
daß ein Mann dieses Alters seinen Stil sollte von innen heraus reformieren
wollen oder können. Deshalb kann die Milderung und Beruhigung des Re-
alismus bei Colombe nicht aus der Dazwischenkunft Italiens, sie muß anders
Literaturbericht.
251
erklärt werden. Für Vitry ist es ein Wiedererwachen des alten französischen
Geistes; am andern Ende der zu Colombe führenden Kette steht nicht die
Antike, sondern das 13. Jahrhundert; Colombe ist kein Neuerer, kein Er-
öffner, sondern ein Vollender; Ic reprisentant k plus marquant de cette forme
ifart oii se complUe, en s’humanisant, Vart du moyen äge chräien. Freilich ist er
auch der letzte, der der »Verführung« der Renaissance widerstanden hat.
Schon seine Schüler begannen, wenn auch nur leise und unbewußt, nach-
zugeben. Vitry rechnet dahin vornehmlich Guillaume Reynault, den man
seit kurzem als den Meister des Grabmals der Poncher kennt. Oie Juste
unter Colombes Nachfolger zu stellen, erklärt Vitry aber für absurd;
ihre Kunst ist vielmehr die Negation der seinigen. Um 1530 ist diese
andere, die italienische, Strömung völlig Herrin der Lage geworden, hat
eine rein französische Kunst zu existieren aufgehört.
Für das schwerverständliche Grenzgebiet zwischen Gotik und
Renaissance liefern Vitrys von unabhängiger Kritik und echt historischem
Sinn getragene Forschungen einen höchst bemerkenswerten Beitrag.
Diese Kunst hat mit der italienischen Renaissance wichtige Grundzüge
gemein ; was sie von dieser unterscheidet ist aber doch nicht blos das
Fehlen des antiken Einflusses; andererseits halte ich es für irreführend,
wenn Vitry diesen Stil noch als »gotisch« bezeichnet. Er ist eine selb-
ständige Parallelerscheinung zur italienischen Renaissance und beide sind,
ebenso wie der niederländische und deutsche Realismus, Teile einer um-
fassenden Bewegung, für die wir einstweilen keinen andern Namen als
den freilich etwas farblosen »modern« haben. Ref. möchte sich nicht ver-
sagen, noch die folgenden für Vitrys Aufassung charakteristischen Sätze
der Einleitung wörtlich mitzuteilen:
»Sagen wir gleich, daß wir uns so wenig wie möglich des Wortes
Renaissance bedienen werden, das pciit Irrtümern, Verwirrungen und
Mißverständnissen schwanger geht und auf das heute am besten end-
gültig verzichtet werden sollte, wenigstens was unsere nationale Kunst
betriftt; so sehr hat man demselben schon verschiedenartige und selbst
entgegengesetzte Bedeutungen unterlegt. Die einen wollen in dieser
Renaissance die allgemeine Neugestaltung, man sagte früher »den Ur-
sprung«, der ganzen französischen Kunst sehen, dank der Befruchtung
durch die italienisch-antike Kunst; andere hätten sie am liebsten als
einfache Wiedererscheinung der Antike im 16. Jahrhundert umschrieben;
noch andere, wie z. B. Courajod, beeigenschafteten als Renaissance den
Trieb zum Neuen, der nach Schluß der gotischen Epoche, im 15* ^irid
schon im 14. Jahrhundert, durch breites Eingehen auf Natur und Leben
eine moderne Kunst erschuf.«
»Diese verschiedenen Interpretationen schließen eine Verschieden-
252
Literaturbericht.
heit nicht nur der Schätzung, sondern auch der Datierung ein. Im all-
gemeinen indessen läßt man die in Rede stehende Bewegung mit dem
Eingreifen der Italiener Zusammentreffen; aber auch dafür gibt es keine
feste Zeitgrenze; man kann um zwanzig, dreißig, selbst vierzig Jahre
schwanken.«
»Aber was auch die Meinung darüber sei, noch immer ist es ein
Gemeinplatz, zu versichern, daß gegen Ende des 15. Jahrhunderts die
französische Kunst verbraucht und erschöpft war. Da man die Größe
der mittelalterlichen Kunst nicht mehr leugnen konnte, benutzte man
die These, um zu beweisen, daß die sogenannte Renaissance des 16. Jahr-
hunderts eine notwendige und heilsame Erscheinung war. Ob diese
These richtig sei für andere Gebiete, die läteratur zum Beispiel, wollen
wir hier nicht erörtern. Aber, was wir fest glauben und was wir hier
begründen wollen, ist, daß die französische Kunst am Vorabend der
italienischen Kriege von bewunderungswürdiger Lebenskraft erfüllt war,
daß das italienische Geschenk sie wie ein Unglück betraf, und daß, was
in der Kunst des 16. Jahrhunderts starkes, gesundes und am meisten
fruchtbares ist, z. B. der Realismus eines Germain Pilon, ihr aus diesem
alten gotischen und nationalen Grunde kam, den die verfeinerten Reize und
die allzu gelehrte Schulung der italienischen Renaissance wohl alterieren
aber nicht völlig zerstören konnte«. Dehio,
Zeitschriften.
L’Arte. Periodico dell’ arte medioevale e moderna, e d’arte
applicataair ilidustria, diretto da Adolfo Venturi. Anno V, 1902.
Roma e Milano, Danesi e Ulrico Hoepli coeditori; 430 S. gr. 4° mit
zahlreichen Abbildungen in Licht- und Ätzdruck.
IJnser Jahrgang beginnt mit einer gründlichen Studie Franc. Egidis
über die Miniaturen von Francescos da Barberino allegorischem Gedicht
»Documenti dAmore«, wie sie in zwei Handschriften der Barberinischen
Bibliothek zu Rom vorliegen. Die eine davon (XLVI, 18) war es bisher
ausschließlich, die den Gelehrten, welche sich mit dem Gegenstände
beschäftigten, als Grundlage der Forschung gedient hatte. Unser Verfasser
macht nun auf die zweite Handschrift (XLVI, 19) aufmerksam, in der
er das in der Provence vom Autor selbst geschriebene und (wie er selbst
im Kommentar seines Gedichtes sagt) »crosso modo« illustrierte Original
der »Docuihenti d’amore« erblickt. Nach den Zeichnungen — Barberinos
denn nur solche, zum Teil mit Farben übergangen, nicht eigentliche
Literaturbericht,
253
Miniaturen, enthält der Codex XLVI, 19 — hat dann ein Miniaturist von
Profession den zweiten, ebenfalls von des Verfassers Hand geschriebenen
Codex XLVI, i8 in Italien ausgeschmückt. Einige seiner Zeichnungen
hatte Barberino, wie er selbst berichtet, in die Originalhandschrift der
Documenti (XLVI, 18) aus einem Werke herübergenommen, das zur Zeit,
als er in Padua den Studien oblag (1304 — 1308) vielleicht von ihm
selbst verfaßt und mit Zeichnungen versehen worden war, die dann ein
Künstler von Profession minderte; denn das leider verlorene »Offitiolum«,
wovon wir reden, wird als ein Juwel von Eleganz gerühmt. Endlich
erwähnt er auch noch die Fresken der Gerechtigkeit, des Erbarmens und
des Gewissens im bischöflichen Palast zu Treviso, die ebenfalls nach
seinen Zeichnungen ausgeführt worden seien. Diese Zeugnisse geben
uns eine Vorstellung von der künstlerischen Betätigung Barberinos, auf
Grund deren er eine Stelle in der Geschichte der Kunst des 12. — 13.
Jahrhunderts zu beanspruchen haben wird. In der Tat verraten die
Illustrationen der beiden Codices der Barberiniana eine bedeutsame Selb-
ständigkeit und Unabhängigkeit von den künstlerischen Motiven, die jener
Epoche sonst eigen waren. Der Miniaturist des Codex XLVI, 18, der
die »rohen« Skizzen Barberinos aus XLVI, 19 in sein Werk übertrug,
hat ihnen allerdings nicht bloß in der Zeichnung ungewöhnliche Eleganz
und Feinheit zu geben gewußt; er erweist sich namentlich im Malerischen
als seinem Vorbild weitaus überlegen, indem er nach dieser Richtung
hin wahre Meisterwerke schuf, die bei aller Anlehnung im wesentlichen
an das letztere, es als reine Schöpfungen der Kunst durchaus übertreffen.
Der Aufsatz Egidis ist von den Reproduktionen sämtlicher Miniaturen
beider Handschriften begleitet, die das eben Gesagte zu verifizieren gestatten.
Der Verfasser gibt, zumeist mit den Worten Fr.’s da Barberino selbst, ihre
Erklärung, indem er den Zusammenhang aufdeckt, in dem sie nach der
Idee des Gedichtes zueinander stehen. Der gegenwärtige Aufsatz dient
als Vorläufer für die vom Verfasser beabsichtigte Drucklegung der in
Rede stehenden Handschrift.
Gustavo Frizzoni spricht über einige Zeichnungen von Correggio:
die überlebensgroße Umrißskizze zu einem der jugendlichen Genien,
die im Fresko der Domkuppel zu Parma auf der Balustrade über den
Gestalten der Apostel teils stehen, teils sitzen, im Besitze des Mailänder
Advokaten Albasini; das Blatt mit den drei Putten im Besitz von Dr.
Werner Weisbach, ohne Zweifel auch Studien zu den Kuppelfresken des
Meisters darstellend, obwohl diese sich in den ausgeführten Bildern nicht
identifizieren lassen; ferner die bekannte Skizze zur Madonna mit dem
h. Georg im Dresdener Kui^ferstichkabinet. Die herrliche Komposition
einer Anbetung der Hirten bei Lord Pembroke, die in ihrer Evolution
254
Literaturbericht
zwischen den beiden ausgeführten Bildern dieses Gegenstandes steht — der
frühen Anbetung bei Crespi in Mailand und der weltberühmten »Nacht«
der Dresdener Galerie — und die Kunst. Correggios auf dem Höhepunkte
ihrer Entfaltung zeigt, ehe sie auf steilem Abhang gegen den Manierismus
herabzugleiten beginnt; endlich die (bisher unveröffentlichte) Zeichnung
zweier Putten aus der Sammlung Piancastelli zu Rom, deren Stelle im
malerischen Werke des Meisters sich noch nicht hat identifizieren
lassen.
Ein zweiter Artikel des gleichen Verfassers bespricht zwei Kunst-
werke, durch deren Schenkung vor kurzem das städtische Museum im
Sforzakastell zu Mailand bereichert ward. Das eine ist ein h. Hieronymus
in ganzer Figur von Ambrogio Borgognone (gestiftet von L. Beltrami),
eine tüchtige Arbeit aus des Meisters späterer Zeit (erstes Dezennium
des 1 6. Jahrhunderts), wie das wärmere Kolorit, die weichere Modellierung,
die weniger charaktervolle Auffassung im Gegensatz zu seiner Frühzeit
beweist. Das zweite Kunstwerk, ein Geschenk Crespis, ist ein bemaltes
Terrakottarelief der Madonna mit Kind, die ihre Hand segnend auf das
Haupt eines vor ihr knieenden, ihr durch eine h. Nonne empfohlenen
Certosinermönches legt (ehemals im v, Beckerathschen Besitz). Frizzoni
hält es für ein Jugendwerk Omodeos, entstanden noch vor der Lünette
des großen Kreuzgangs in der Certosa, die der Künstler mit 20 Jahren
meißelte (1466). Große Analogien zwischen den beiden Arbeiten sind
zweifellos vorhanden ; allein das Tonrelief ist in Komposition und
Formgebung noch so befangen und unbeholfen, daß sich die Attribution
nur aufrecht erhalten läßt, wenn man es als das Erstlingswerk des
Künstlers betrachtet. Der Fortschritt, den er in der eben erwähnten Lünette
nach jeder Richtung hin gegen das Relief tut, ist ein ganz ungewöhn-
licher.
Giovanni Poggi verficht in einem Artikel ȟber das Turnier
(jiulianos de Medici vom Jahr 1475 und die Pallas Botticellis« die
These, das ebengenannte Bild im Palazzo Pitti habe nichts mit dem
Turnier zu schaffen gehabt; die Pallas, welche dabei die Standarte
Giulianos schmückte, sei jene gewesen, welche Vasari in seiner Vita
Botticellis beschreibt. In der Tat stimmt das, was er sagt, mit der Be-
schreibung überein, die ein unbekannter Autor von der genannten (und
den übrigen) Standarten des Turniers in einem von Poggi aufgefundenen
Manuskripte der Nazionale gibt. Diese Pallas ist es auch, die im medice-
ischen Inventare von 1492 angeführt wird (Müntz, Collections ecc. pag. 86),
während die Pallas mit dem Kentauren erst in einem späteren Inventare
(1516) vorkommt. Hiernach ist es wohl zweifellos, daß Botticelli den
Gegenstand zweimal für die Medici gemalt hat. In einem Nachtrag zu
Literaturb ericht.
255
seinem Artikel (S. 407) weist Poggi übrigens ein getreues Nachbild der
Pallas vom Turnier des Jahres 1475 einer Intarsiafigur auf einer der
Türen im Schloß zu Urbino nach.
Der Artikel Emil Jacobsens über die Fresken Bern. Luinis in
S. Maria delle grazie zu Lugano bringt nichts Neues, es sei denn die
flüchtige Anführung des Bruchstücks eines Wandbildes in Casa Guidi,
Christus am Kreuze mit Maria und Johannes zu dessen Füßen darstellend
(worauf schon Pierre Gauthier in der Gazette des beaux-arts 1900 I, 239
aufmerksam gemacht hat), sowie die Erwähnung von Freskenresten in der
ersten Kapelle rechts (Flucht nach Ägypten, Anbetung), die den Verfasser
an Gaudenzio Ferrari und Bramantino erinnern. Da man weiß, daß der
letztere 1522 in Locarno malte, ist es nicht ausgeschlossen, daß er auch
nach Lugano gekommen sein könnte.
E. Gerspach spricht über neuaufgedeckte Wandbilder in der Kirche
Madonna dei Ghifli zu Campione am laiganersee, in der Heimat des weit-
verbreiteten Bildhauergeschlechts. Es sind zwölf Szenen aus der Geschichte
der Jungfrau und des Täufers, die die eine Seitenwand bedecken. Der
Verfasser schreibt sie einem Maler zu, der um die Mitte des 14. Jahr-
hunderts gearbeitet haben mochte und von Giotto beeinflußt war. Die
mitgeteilten, leider wenig befriedigenden Reproduktionen der fraglichen
Fresken scheinen seiner Annahme recht zu geben. Außerdem befindet
sich im nördlichen Portikus des Heiligtums ein Wandbild des jüngsten
Gerichts, laut Inschrift 1400 von einem Meister Lanfranco und seinem Sohn
Filippo de Veris gemalt, in der Zeichnung inkorrekt, im Kolorit schreiend,
aber von energischer, ja übertrieben drastischer Konzeption, im ganzen
von unangenehmem Eindruck. Über einer Tür, die ins Innere der
Kirche führt, sieht man ferner eine Verkündigung v. J. 1467, ein vor-
zügliches, delikates Werk, das der Verfasser einem toskanischen Meister
Zuteilen möchte. Endlich ist an der Südwand am Äußern ein großes
Fresko sichtbar, erst seit einigen Jahren aus dem südlichen Portikus
dahin übertragen. Es stellt zwei Szenen aus der Geschichte des ersten
Menschenpaars, und im Vordergründe die in größerem Maßstab aus-
geführten Gestalten der hh. Jacobus und Johannes vor, trägt das Datum
1514 und befindet sich leider in schlechtem Zustande. Der Verfasser
erkennt darin die Hand Bramantinos.
Paolo d’Ancona handelt in einer sich über vier Hefte unserer
Zeitschrift erstreckenden Studie über die allegorischen Darstellungen
der sieben freien Künste im Mittelalter und in der Renaissance. Sie
kommen zuerst (um zwei, die Medizin und Architektur, vermehrt) in einer
(verlorenen) Schrift des Varro vor; sodann erzählt der hl. Augustinus, er
habe die Disziplin mehrerer davon in eigenen Schriften behandelt. Aber
256
.Literaturbericht
erst bald nach Augustin, in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, faßt
Martianus Cappella in seiner bekannten Allegorie sie allesamt in ein System
zusammen, und gibt ihm für die Wissenschaft des ganzen Mittelalters
Bestand und Bedeutung. Nach einer kursorischen Inhaltsangabe der
Dichtung Capellas^ zählt der Verfasser die Nachahmungen auf, die sie
namentlich in Frankreich gefunden (Theodulf von Orleans, Alain de Lille,
Jean le Teinturier, Henri d’Andeli, Baudri de Borgueil), um sodann die
frühesten Spuren derselben in der italienischen Poesie nachzuweisen
(Pietro di Dante, Andrea de’ Carelli, Bern. Bellincioni, Cleofe de’ Gabrielli)
und endlich auf den Kampf einzugehen, den dessen Adepten als Ver-
treter der Scholastik mit den Initiatoren der Renaissance und ihrer neuen
Weltanschauung vergebens aufnahmen. — In einem folgenden Abschnitt
geht der Verfasser sodann auf die Inspirationen über, die die bildenden
Künste der Dichtung Capelias verdanken. Nach Anführung der uns heute
nur noch durch historische Nachrichten bekannten frühesten Darstellungen
der sieben Künste (durch Karl d. Gr. im Aachener Palast, ferner in den
Pfalzen von Saint-Denis und St. Gallen, an dem durch Hedwig von
Schwaben den Mönchen des letzteren Klosters geschenkten Meßgewande
u. a. m.), sowie derjenigen, die uns erhalten geblieben sind (Teppiche von
Quedlinburg, Miniaturen zu Göltweig, Scheiern, Hortus Deliciarum, sog.
Trivulziokandelaber im Dom zu Mailand), kommt er auf die drei voll-
ständigen Verkörperungen derselben in der mittelalterlichen Plastik Italiens
ausführlich zu sprechen, die sich an den Kanzeln von Siena und Pisa
und am Brunnen zu Perugia finden. Während Niccolö Pisano sie am
erstgenannten Monumente — ihre bisherige hieratische Darstellungsart
verlassend — nach den Anschauungen und in den Formen der antiken
Kunst, soweit er sie wiedergeben konnte, zu bilden beflissen war, geht
er am letztgenannten Denkmal über diese Auffassung hinaus, indem er
sie handelnd, unterrichtend gleichsam ins reale Leben versetzt und dem
letzteren auch durch Typen, Formengebung und Gewandung Ausdruck zu
geben trachtet, ohne indes seine Anknüpfung an die Antike gänzlich zu
verleugnen. An der Kanzel von Pisa hingegen ist jeder Zusammenhang
mit der Antike zerrissen: Giovanni Pisanos Gestalten der sieben freien
Künste am Sockel ihrer Mittelstütze wurzeln in der leidenschaftlichen
Bewegung und im gespannten Ausdruck durchaus in der Stilweise der
Gotik. An den Kapitellen des Dogenpalastes treten sodann zuerst an
Stelle der Künste selbst die Gestalten ihrer ältesten und vornehmsten
Repräsentanten, und in den Reliefreihen des Campanile zu Florenz er-
halten beide ihre Stelle: jene in den sehr mittelmäßigen, scheinbar wieder
auf die vorpisanischen Darstellungen zurück greifenden Figuren der obersten
Reihe aus der Schule Andrea Pisanos, diese in den um ein Jahrhundert
Literaturbelicht.
257
spätem herrlichen Reliefs der untersten Reihe von der Hand Lucas della
Robbia. — Im Gegensatz gegen die Figuren am Campanile aus der
Pisanischule zeichnen sich die etwa gleichzeitigen, auch von zwei Floren-
tiner Künstlern herrührenden am Grabmal Königs Robert in S, Chiara zu
Neapel durch das Bestreben nach Schönheit und Grazie aus: es ist der
erste leise Hauch der Renaissance, der über sie hinM'^eht. Die letztere
selbst gibt sodann in zwei bedeutenden bildnerischen Schöpfungen dem
in Rede stehenden Darstellungs-Zyklus Verkörperung: in dem Schmuck
einer der Kapellen des Malatestatempels zu Rimini von Agostino di
Duccio und in Pollaiuolos Grabmal Sixtus IV.
Der nächste Abschnitt der Studie D’Anconas ist den hierher
gehörigen Monumenten der Malerei gewidmet. Ihre chronologische Reihe
beginnt mit einem Mosaikfragment, wahrscheinlich einem Überrest des
figurierten Fußbodens der Kathedrale zu Ivrea, dem das Pluviale folgt,
das die Leiche Papst Clemens IV. (f 1271) umhüllt, v/ie sich bei der vor
einigen Jahren erfolgten Öffnung seines Grabmals zu Viterbo ergab. Voll-
ständiger ist die Darstellung des Gegenstandes in der Freske der
spanischen Kapelle in S. Maria Novella, insofern hier auch die Haupt-
repräsentanten der sieben Künste und die Planetenbilder in die Dar-
stellung mit hineingezogen sind. Große Ähnlichkeit mit dieser besaß
auch das Wandbild Giustos in der Capp. Cortelieri in den Eremitani
zu Padua, wie sich aus den jüngst zum Vorschein gekommenen Skizzen
des Meisters zu seinem Wandbild nachweisen läßt (denn das letztere selbst
ist ja leider zu Grunde gegangen). Eine treue Kopie der Fresken Giustos
scheinen wir übrigens in den Miniaturen der Chronik Leonardos da Bisuccio
zu besitzen, die einst in der Sammlung Morbio war und vor kurzem in
den Besitz von Crespi in Mailand übergegangen ist. Über die Miniaturen
eines Kodex zu Chantilly, in denen der Verfasser die Prototype der Kom-
positionen Giustos sehen möchte, wird uns erst die in Aussicht stehende
Veröffentlichung jener Handschrift Klarheit bringen. Außerdem bieten uns
noch zwei Handschriften Miniaturdarstellungen der Künste: eine Abschrift
von Cassiodors »Liber secularum litterarum«, einst im Besitze von Petrarca
und wahrscheinlich für ihn von einem lombardischen Maler um die Mitte
des 14. Jahrhunderts mit Miniaturen geschmückt, — und sodann der
berühmte Kodex der Marziana, das Gedicht Marziano Cappellas ent-
haltend, mit Illustrationen Attavantes. Und zwar sind nicht nur die
betreffenden Stellen des Textes mit größeren Miniaturen der Künste
geschmückt, sondern diese finden sich auch in Medaillons der ara-
beskierten Umrahmung des Titelblattes in kleinerem Maßstabe und ähn-
licher Auffassung wiederholt. Mit Attavantes Miniaturen sind wir in der
Renaissance angelangt. Sie hatte schon einige Dezennien früher den
258
Literaturbericht.
Gegenstand auch in Schöpfungen mehr monumentalem Charakters be-
handelt: Justus van Ghent hatte die sieben freien Künste in einem Saale
des Schlosses zu Urbino gemalt (vier davon sind in London und Berlin
erhalten) und Antoniazzo Romano sie im Schlosse zu Bracciano al fresco
dargestellt (nur wenige Reste davon sind erhalten geblieben). Dominierte
bei beiden noch die mittelalterliche Auffassung als voneinander unab-
hängiger Einzelgestalten, so bringt Filippino Lippi in seiner Freske in
S. Maria sopra Minerva wenigstens die drei Künste des Triviums (und
die Gestalt der Philosophie) in engere Beziehung zueinander, indem er
sie zu beiden Seiten von Thomas von Aquino in zwei Gruppen verteilt
und sie miteinander im Gespräch oder Disput begriffen dargestellt. Aber
zu einer völlig frei, nach rein malerischen Gesichtspunkten komponierten
Gruppe vereinigt die sieben Schwestern erst Botticelli (?) in einer der
Fresken aus Villa Lemmi. Wären nicht in den Händen von dreien davon
die gewohnten Attribute sichtbar, — niemandem würde es einfallen, in
den sieben Gestalten florentinischer Damen die Vertreterinnen des mittel-
alterlichen Wissenskreises zu erkennen. Nach solchem Vorgang befremdet
es, daß Pinturicchio in einem der Säle der Borgiagemächer wieder auf
die traditionellen, thronend dasitzenden freien Künste zurückgreift. Freilich
war der schnellschaffende Meister auf solche Art mancher Kompositions-
sorge enthoben! Nur um den Preis solcher war es endlich Raffael gegönnt,
in seiner Schule von Athen die sublimste Darstellung des Themas zu
schaffen. Auch darin tut er den letzten Schritt, daß er die ursäch-
lichen Personifikationen völlig vor den personifizierten Wirkungen ver-
schwinden läßt.
Gustavo Frizzoni gibt auf Grund des illustrierten Kataloges der
.Sammlung R. v. Kaufitmann zu Berlin und ihres eijigehenden autoptischen
Studiums eine Übersicht ihrer Schätze. Von seinen Beobachtungen
wäre hervorzuheben der ( — übrigens schon längst in dieser Zeitschrift
erbrachte (A. d. R.) — ) Nachweis einer teilweisen Kopie des be-
kannten Bramantischen Architekturstiches im British Museum (und bei
Signor Perego zu Mailand) im Hintergründe der Darstellung im Tempel
vom Meister des h. Ägidius; die Umtaufe der Auferweckung des Lazarus
von Nicolas Froment auf Albert van Ouwater; die Zuweisung des männ-
lichen Bildnisses eines »schwäbischen Meisters um P520« (Kat. Taf. XL)
an Hans Burckmaier (Bestimmung von Fug. Schweizer), sowie der Geburt
Christi aus der Schule Giottos (wie sie der Katalog Nr. 75 tauft) an Lorenzo
Monaco; des Carlo Crivelli (Nr. io6) an Nicolo d’Alunno (wobei die
Deutung des Gegenstandes als einer Szene aus der Legende des h.
Gualbert unzweifelhaft das Richtige trifft) ; des h. Hieronymus von Marco
Basaiti (Nr. in) an Lorenzo Costa; die Bestimmung der Madonna mit
Literaturbericht.
259
den hh, Magdalena und Katharina (Nr. 103) als Bernardo Cotignola; end-
lich die entschiedene Qualifikation des Giorgionebildchens (Nr. iio) als
spätere Kopie nach einer verlorenen Komposition des Meisters.
Pietro Toes ca handelt von dem »Liber Canonum« der Vallicelliana,
einer Sammlung von Satzungen des Kirchenrechtes unter Nikolaus 1.
(858 — 867) verfaßt und mit einigen Miniaturen, Initialen, Randleisten etc.
geschmückt. Unter den ersteren nimmt eine über zwei Folios sich er-
streckende Darstellung der Versammlung der Apostel zu Pfingsten die
erste Stelle ein. Ihrem Stile nach steht sie den Produkten der Schule
von Rheims nahe (Ebo- u. Hincmarevangeliare), ihr italienischer Ursprung
wurde indes schon durch Ballerini (1757) und neuerdings durch Maassen
(1870) außer Zweifel gestellt. Und zwar entstand sie höchst wahrschein-
lich in einem der Klöster Oberitaliens, in denen eine ungemein rege
Schreibtätigkeit herrschte; wissen wir doch, daß die Mönche von Novalese
als sie im 10. Jahrhundert ihr Kloster verließen, sechstausend Hand-
schriften mit sich nahmen, und daß der Archidiakon Pacificus der Kirche
von Verona allein 203 Codices schenkte.
Jean Guiffrey bespricht Vitrys Buch über Michel Colombe und
die französische Skulptur im 15. Jahrhundert. Die Bedeutung des großen
Meisters als eines Abschließenden vielmehr denn eines Initiators wird
darin deutlich am Charakter und Stil seiner Werke dargetan.
In den unsern Jahrgang abschließenden »Studien zu Correggio«
spricht Adolfo Venturi die in dem eingangs unseres Berichtes an-
geführten Artikel Frizzonis dem Correggio zugeteilte Skizze zweier Putten
im Besitze Piancastellis dem Meister ab und gibt sie Bernardo de’ Gatti,
der ihn oft sehr geschickt nachzuahmen wußte. Demselben Künstler teilt
er auch die Trophäenskizze zu, die A. Strong unter den Zeichnungen
aus Wiltonhouse reproduziert hat (Nr. 47), und sieht in beiden Skizzen
Entwürfe zu seinen an den Kuppelpilastern der Madonna di Campagna
in Piacenza ausgeführten Malereien. Zu vier anderen als Correggios be-
zeichneten Skizzen aus der Sammlung in Wiltonhouse (Nr. 35 — 38) hat
Venturi die Entwürfe der Gestalten erkannt, die in S. Giovanni zu
Parma die rechte Oberwand des Mittelschiffes zieren. Weder die Zeich-
nungen noch die Fresken sind von Correggio, sondern Von einem Nach-
folger, der ihm jedoch näher steht als alle übrigen. — Sodann publiziert
Venturi hier zuerst in guten Aufnahmen die alttestamentarischen Gestalten,
womit Correggio die Laibungen der Kuppelgurten von S. Giovanni ge-
schmückt hat, ebenso auch die jugendlichen Idealfiguren an der gleichen
Stelle der Domkuppel, die unter die vollendetsten Schöpfungen des
Meisters zu zählen sind. Endlich gibt er Abbildungen der aus Pal.
Strozzi-Fontanini in das Museum zu Reggio übertragenen Reste eines
2ÖO
Literaturbericht.
al fresco ausgeführten Wandfrieses mit bacchischen und Triumphszenen,
in deren Motiven sich Entlehnungen nach Mantegnas Triumphzug des
Cäsar nachweisen lassen. Venturi teilt die in Rede stehenden Szenen
der Spätzeit Correggios zu. Der schlechte Zustand, in den sie bei der Ab-
lösung von der Mauer gerieten, und die nachherige fürchterliche Über-
malung läßt allerdings nur schwer etwas von ihrer ursprünglichen Schön-
heit erkennen.
C. V. Fahriczy.
Mitteilungen über neue Forschungen.
Signorellis Pansbild in der Berliner Galerie erhält in Bezug auf
die Quelle, aus der sein Gegenstand geschöpft sein könnte, durch einen
Artikel von Roger E. Fry in The Monthly Review (Dez. 1902 S. iio — 114)
neue Beleuchtung. Nachdem er auf die Stelle bei Macrobius (Saturnalia
I, 19) hingewiesen, die Pan bloß allgemein als »non silvarum dominum
sed universae substantiae materialis dominatorem, cuius materiae vis uni-
versorum corporum, seu illa divina seu terrena sint, componit essen tiam«
bezeichnet, führt er folgende Charakteristik aus dem Kommentar des
Servius zu Virgil (Buccolica , II, 31) an, worin seine Erscheinung ganz so,
wie sie Signorelli gemalt, dargestellt ist: Nam Pan deus est rusticus in
naturae similitudinem formatus. Unde et Pan dictus est i. e. omne; habet
enim cornua in radiorum solis et cornuum lunae similitudinem. Rubet
eins facies ad aetheris imitationem. In putore nebridam habet stellatam,
ad Stellarum imaginem. Pars ejus inferior hispida est propter arbores,
virgulta et feras. Caprinos pedes habet. . . fistulam septem calamorum
habet . . . pedum habet, hoc est baculum recurvum .... quia hic
totius naturae deus est, a poetis fingitur cum amore luctatus et ab eo
victus, quia ut legimus: »Omnia vincit amor.« Ergo Pan, secundum
fabulas, amasse Syringam nympham dicitur: quam cum sequeretur, illa
in calamum conversa est, quem Pan ad solatium amoris incidit et sibi
fistulam fecit. — Gibt uns die Hauptfigur des Signorellischen Gemäldes
ein getreues Abbild des Serviusschen Pan und läßt sich in der nackten
weiblichen Figur im linken Vordergründe schon dem Attribute — einem
Rohrstabe — nach, das sie in der Hand trägt, die Nymphe Syrinx, als
Repräsentantin des weiblichen Prinzips in der Natur, wie sie uns Servius
vorführt, erkennen, so finden wir dagegen bei ihm keine Erklärung für
die übrigen vier männlichen Gestalten, die auf dem Gemälde Pan um-
geben. Zunächst drängt sich die Deutung als vier Jahreszeiten auf —
allein dafür sind die vier Figuren zu wenig charakteristisch unterschieden ;
überdies ist nicht erfindlich, weshalb der Herbst mit Pan so eifrig dis-
putieren oder hadern sollte, wie er dies seiner Geste nach zu tun scheint.
Fry schlägt nun vor, die fraglichen Gestalten als die vier Phasen der
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 18
262
Mitteilungen über neue Forschungen.
Tätigkeit des menschlichen Lebens zu deuten, wie solche sich unter der
Herrschaft Pans als höchsten Gottes gestalten würde. Die erste, in dem
zu Füßen der Syrinx liegenden, entzückt zu ihr aufblickenden Jüngling
repräsentiert, ist der Liebe geweiht; die zweite der Pflege ländlicher
Künste — sie hat der Künstler in dem jungen Manne, der die Flöte
bläst, dargestellt. Die dritte Phase — die der geistigen Tätigkeit — sehen
wir in dem gereiften Manne vor uns, der sich diskutierend zu Pan
wendet, und die vierte — der Greis zu äußerst rechts — soll das in Kon-
templation und Rückerinnerung lebende Alter bedeuten. Für die beiden
nackten Mädchengestalten im Mittelgrund links bliebe eine Deutung erst
noch zu finden. C. v. F,
Das Marmorrelief der Krönung eines Kaisers in Museo Nazionale
zu Florenz, zuerst von W. Bode (Cicerone ^II, 330) als Arbeit aus der
Nachfolge Andrea Pisanos in die Literatur eingeführt, sodann von
Schmarsow für Luca della Robbia in Anspruch genommen, neuerdings
von dem erstgenannten Kenner (Text zum Toskanawerk (S. 8) der Zeit
und Richtung der florentinischen Kunst aus dem ersten Viertel des
Quattrocento zugeteilt, wird in einem jüngst erschienenen Schriftchen
J. Benv. Supinos (L’incoronazione di Ferdinande d’Aragona. Firenze, Seeber
1903, 8° 14 S.) für ein Werk Benedettos da Majano erklärt. Wir wissen
aus Vasari, daß der Künstler in seinen letzten Lebensjahren mit einem
großen Auftrag für die bildnerische Ausschmückung der Porta Capuana
in Neapel beschäftigt war. Darin sollte auch die 1459 zu Barletta durch
den Kardinal Orsini erfolgte Investiturkrönung Ferdinands ihre Darstellung
finden (s. E. Bertaux, L’Arco d’Alfonso a Castel Nuovo im Arch. stör,
per le provincie napoletane, Jahrg. 1900 S. 48). Nun finden sich in dem
durch Baroni (La Parocchia di S. Martino a Maiano, Firenze 1875,
LXVlIff.) veröffentlichten Inventar des künstlerischen Nachlasses Bene-
dettos in der Tat neben »!<'' figura appartenente alla porta reale« und
»ladi braccia 3« auch »i°iccon un vescovo di braccia 2^ 3« verzeichnet, und
in diesem letzteren Werke erkannte nun Supino das Hochrelief des Museo
Nazionale. Außer der Übereinstimmung des angegebenen Maßes wird
Supinos Annahme auch durch den Umstand gestützt, daß das fragliche
Bildwerk nicht — wie bisher stets behauptet — vor Porta romana aus-
gegraben wurde, sondern aus der Villa des Bigallo bei S. Caterina all’
Antella stammt, wo es seit jeher an einer Wand eingemauert war. Nun
wissen wir ja aber, daß Benedetto für den Fall des Aussterbens seiner
männlichen Nachkommenschaft die Compagnia del Bigallo zur Erbin ein-
setzte, und daß, als dieser Fall 1575 eintrat, die letztere auch in den
Besitz seines künstlerischen Nachlasses gelangte. Wie dazumal zwei Stücke
Mitteilungen über neue Forschungen.
263
dieses Nachlasses, nämlich die sitzende Madonna und der hl. Sebastian, durch
Geschenk der Erbin an die Compagnia della Misericordia gelangten, wo sie
sich noch heute befinden (s. Baroni a. a. O. S. 95), so wird bei gleicher Ge-
legenheit auch unser Relief in die Villa bei S. Caterina gelangt sein.
Indem wir uns dem Gewichte dieser Gründe keineswegs verschließen,
haben wir doch zwei Einwände zu machen: Wie erklärt es sich, daß auf
dem Relief der König nicht als junger Mann von 35 Jahren, der er
bei Gelegenheit der Krönung war, sondern als Greis dargestellt ist,
dessen Züge überdies sehr wenig Ähnlichkeit mit seinen überlieferten
Bildnissen zeigen? Und wie ist die archaistisch zu nennende Behand-
lung des Gewandes des Königs mit den fast anaglyphen Ealtenzügen
an dessen unterem Rande, mit der sonstigen Manier Benedettos in Ein-
klang zu bringen? Denn, trotz der Versicherung Supinos, Ähnliches komme
auch an andern Werken des Künstlers vor, haben wir uns bei ihrer
daraufhin vorgenommenen Durchsicht davon nicht zu überzeugen vermocht.
C. V. F.
Das Grabmal Kaiser Heinrichs VII., oder richtiger gesagt, dessen
heute im Camposanto zu Pisa aufgestellte Fragmente unterzieht Emile
Bertaux einer Untersuchung, um daraufhin eine Rekonstruktion desselben
vorzuschlagen (Le Mausolee de l’Empereur Henri VII in den Melanges Paul
Fahre, Paris 1902). Eine solche hatte für das nach wiederholter Um-
setzung in Dome an seine jetzige Stelle gelangte Monument (s. Repertorium
XVII, 384) schon J. B. Supino unternommen (s. Repert. XIX, 485), in-
dem er die beiden seither als zur Domkanzel Giov. Pisanos gehörig
geltenden Gruppen der »Pisa« und des »Heilands« mit den vier Evan-
gelisten als Stützen des Sarkophags in Anspruch nahm, außerdem noch
einige Einzelfiguren (die Verkündigungsgruppe und zwei Einzelgestalten,
welch letztere schon seit dem Ende des 15. Jahrhunderts den Sarkophag
des Erzbischofs Ricci flankieren) als dazu gehörig nachwies, im übrigen
aber für die architektonische Umrahmung das von Tino da Camaino in
seinen Neapler Grabmälern adoptierte Schema annahm. Dem wider-
spricht aber nicht nur die spätere Entstehung der letzteren, sondern die
1 atsache, daß der Meister an seinen in Toskana z. T. nach dem Kaiser-
grab zu Pisa ausgeführten Denkmälern nirgends dieses Schema anwandte,
herner sind die beiden oben erwähnten Gruppen als Stützen des Sarko-
phags viel zu hoch (2,40 m, während analoge Stützen an den Neapler
Gräbern in der Höhe nicht über 1,40 m hinausgehen) und bringen in
der Rekonstruktion Supinos die Verhältnisse des Monuments außer Rand
und Band (s. Arch. stör. dell’Arte 1895 ^^5)* Endlich — und dies ist
ein Punkt, den Berteaux besonders betont — ist die Idee, den Heiland
264
Mitteilungen über neue Forschungen.
als Träger der sterblichen Hülle des Kaisers dienen zu lassen, den
Anschauungen des Mittelalters geradeswegs zuwiderlaufend. Auch ihrem
Stil nach passen die vier Tugenden, die die »Pisa« umgeben, durchaus nicht
zu Tinos ähnlichen Personifikationen an den Neapler Grabmälern; da-
gegen stimmen sowohl sie als die Heilandsgruppe in Formen und Aus-
druck mit Giovanni Pisanos authentischen Arbeiten überein.
Zum Ausgangspunkt seines Restaurationsversuchs nun nimmt Ber-
taux eine von Sttpino nicht beachtete Gruppe von fünf Statuen im Cam-
posanto, bestehend in einer gekrönten sitzenden größeren und vier zu
ihren Seiten stehenden kleineren Figuren. Die auffallende Ähnlichkeit
der ersteren mit der liegenden Statue Heinrichs VII., der letzteren (etwa
seine Reichsbarone oder vornehmsten Ratgeber darstellend) mit den
Apostelgestalten, die seinen Sarkophag zieren, läßt diese Arbeiten als
ein Werk Tinos und seiner Gehilfen, ursprünglich für das Kaisergrab
bestimmt, erscheinen. Fragen wir aber, wie die Gruppe am letzteren
angebracht sein mochte, so gibt dafür Cellinos Grabmal des Cino da
Pistoja einen Fingerzeig, hier ist der Sarkophag von einer Gruppe des von
seinen Schülern umringten Lehrers gekrönt, während allerdings die
liegende Statue des Toten fehlt. Diese aber, sowie überhaupt noch
nähere Analogien für die ehemalige Anordnung des Pisaner Kaiser-
grabmals finden sich in zwei Denkmälern Süditaliens: denen des Grafen
Enrico di Sanseverino (f 1336) zu Teggiano und des Connetables Tomaso
di Sanseverino (f 1358) zu Mercato Sanseverino, beides Arbeiten tos-
kanischer Bildhauer aus der Schule oder Werkstatt der Brüder Bertini,
der Schöpfer des Grabmals von König Robert in S. Chiara zu Neapel
(f 1343). Bei beiden sehen wir über dem in dem einen Falle von ein-
fachen Spiralsäulen, im andern von vier Engelsfiguren gestützten Sarko-
phag mit den Apostelgestalten, auf dem der Tote ruht, auf einer von
Konsolen getragenen Platte bildnerische Freigruppen angeordnet: am
Grabmal Enricos gruppieren sich um die größeren sitzenden Gestalten
der Madonna und des hl. Patrons die knieenden Familienglieder; an dem
Tomasos ist die sitzende große Figur desselben von den viel kleineren
stehenden zweier Töchter und vier Söhne begleitet. Eine weitere archi-
tektonische Umrahmung ist bei beiden Monumenten nicht vorhanden. —
Somit wäre Tino di Camaino der erste gewesen, der in das mittelalter-
liche Grabmal neben der Statue des Toten auf dem Sarkophage eine
solche des Lebenden eingeführt hätte, umringt von andern Personen
seiner Umgebung oder seiner Familie. C. v, F.
Petrarca und die bildende Kunst.
Von Werner Weisbach.
Es gibt ein Grenzgebiet zwischen der Kunst- und der Literaturge-
schichte, wo sich beide berühren und gezwungen sind einander die
Hand zu reichen. Die bildende Kunst bemächtigt sich oft der Stoffe,
die ihr durch die Literatur dargeboten werden; sie bemächtigt sich
auch der Erscheinung großer Träger literarischer Namen, um sie der
Nachwelt zu überliefern. Die Größen der Literatur stehen ihrerseits
in verschiedenartigen Beziehungen zu den bildenden Künsten, als Ge-
nießende, als Kritiker, als ausübende Dilettanten, als Sammler. In
solche Betrachtungen sich zu vertiefen, wird für eine Zeit wie die des
Humanismus und der Renaissance in Italien besonders fruchtbringend
und ergebnisreich sein, eine Epoche, in der eine so enge Wechsel-
wirkung der Geister stattfand, und die Kunst begann in den Brenn-
punkt des allgemeinen Interesses zu treten.
Für Dante sind nach dieser Richtung hin schon früher Forschungen
unternommen worden. Die beiden anderen Heroen des humanistischen
Dreigestirns waren von kunstverständiger Seite bis vor kurzem nur
wenig oder garnicht in den Kreis solcher wissenschaftlichen Betrachtung
gezogen worden. In Bezug auf Petrarca ist jetzt durch zwei franzö-
sische Gelehrte versucht worden diese Lücke auszufüllen. Der Prince
d’Essling und der leider eben verstorbene Eugöne Müntz fanden sich in
dem Gedanken zusammen, Petrarcas Beziehungen zur Kunst zum Gegen-
stand eines umfangreichen Werkes^) zu machen und durch eine Menge
von Abbildungen die Anschauung zu fördern. Eine selten reiche Aus-
wahl von zum großen Teil vortrefflichen Illustrationen wird geboten.
Die wissenschaftliche Untersuchung baut sich auf einer Fülle von
1) Petrarque. Ses etudes d’art, son influence sur les artistes, ses portraits et
ceux de Laure, rillustVation de ses ecrits. Ouvrage accompagne de 21 planches tirees
ä part et de 191 gravures dans le texte. — Paris, Gazette des Beaux Arts, 1902,
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXYI. 19
266
Werner Weisbach:
Material auf. Bei der Wichtigkeit des Stoffes scheint es nicht unange-
bracht, ausführlicher darauf einzugehen und das von den Verfassern
Dargebotene durch die Ergebnisse eigener Forschungen zu ergänzen.
Das erste Kapitel behandelt Biographisches, so weit es zum Ver-
ständnis des Verhältnisses Petrarcas zur bildenden Kunst erforderlich ist.
In Kürze zieht sein Bildungsgang auf den Universitäten an uns vorüber.
Wir lernen ihn als Gegner der übertriebenen französischen Moden
kennen. Die Antike wird ein Angelpunkt seines Interesses, ohne daß
er ihr gegenüber in sklavische Abhängigkeit gerät. Nach Beendigung
seiner Universitätsstudien treffen wir ihn zunächst in Avignon, der
päpstlichen Residenz, die ihm wie ein modernes Babylon erscheint.
Hier knüpft er seine Beziehungen zu dem Sienesen Simone Martini,
dem päpstlichen Hofmaler, an, der ihm ein Bildnis der Madonna
Laura malte. Ein Denkmal gemeinsamen Wirkens beider bildet die
Titelminiatur des Virgil-Kodex der Ambrosiana, die von Simone ausge-
führt, von Petrarcas Hand mit Versen beschrieben ist. Seinen bedeutend-
sten Zeitgenossen auf dem Gebiete der Malerei, Giotto, hat er jedenfalls
niemals persönlich kennen gelernt. Doch ist uns als Zeugnis seiner
Wertschätzung des großen Toskaners eine rühmende Erwähnung seiner
Fresken in der Kapelle des königlichen Palastes zu Neapel erhalten. Daß
er selbst in der Kunst dilettierte, geht aus den Zeichnungen eines
von ihm geschriebenen Kodex der Pariser Nationalbibliothek hervor, die,
wie De Nolhac nachgewiesen hat, gleichfalls von seiner Hand herrühren,
jedoch wenig Geschicklichkeit verraten.
In den südlichen Bergen Frankreichs war es auch, wo er den ab-
gelegenen Ort stiller Sammlung fand, der in der Erinnerung der
Menschheit mit ihm gleichsam verwachsen ist, das reizend gelegene,
von ihm viel besungene Vaucluse, wo er so gern, fern vom Getriebe
der Welt, seinen Gedanken nachhing. Hier verwertete, verarbeitete er
die vielfältigen Eindrücke, die draußen in der großen Welt auf
ihn einstürmten. Hier gab er sich dem Zauber landschaftlicher Schön-
heit hin, den er als einer der ersten modernen Menschen zu würdigen
wußte.
Sein Interesse für die Monumente des klassischen Altertums wurde
besonders in Rom, das er viermal besuchte, geweckt. Daneben wandte
er auch schon den altehrwürdigen christlichen Baudenkmalen seine Auf-
merksamkeit zu. Dem Studium alter Münzen schenkte er besondere
Sorgfalt und legte sich sogar eine Sammlung davon an, sodaß ihn die
Verfasser l’anc^tre des numismatistes modernes nennen.
In Mailand, wo er in den Jahren 1354 — 61 weilte, kam er in
ein freundschaftliches Verhältnis zu den Visconti und lieh diesen bei
Petrarca und die bildende Kunst.
267
der Gründung ihrer so berühmt gewordenen Bibliothek im Kastell von
Pavia seine Dienste. Venedig besuchte er öfter. Mit Paduas Herrscher
Francesco Carrara verband ihn innige Freundschaft. Für die Wand-
gemälde in einem Saale seines Schlosses, der Sala de’ Giganti, die
Szenen aus der römischen Geschichte und römische Kaiser darstellten,
verfaßte er einen Text, der uns in seinen Epitome virorum illustrium
überkommen ist (fortgesetzt von Lombardo della Seta). J. von Schlossers
früheren Nachweis, daß resümierte Nachbildungen der Wandgemälde
die Illustrationen des italienischen Textes der Epitome in der weit
später geschriebenen Darmstädter Handschrift No. loi wären, akzep-
tieren die Verfasser. Eine unmittelbare Einwirkung Petrarcas auf die zu
seiner Zeit und unter seinen Augen ausgeführten Illustrationen seiner
Werke weisen sie von der Hand und lassen bei dieser Gelegenheit eine
Anzahl solcher Revue passieren. Ein absoluter Beweis wird sich weder
dafür noch dagegen erbringen lassen.
Arqua del Monte in den Euganeischen Bergen ist seit 1370 die
Residenz Petrarcas. Hier errichtete er sich ein Haus, das die Zuflucht
seines Alters wurde. An großen Kunstwerken wird es kaum viel
mehr als die dem Dichter von dem Florentiner Michele Vanni ge-
schenkte Madonna von Giotto enthalten haben, die er in seinem Testa-
ment dem Freunde Francesco Carrara hinterließ.
Das zweite Kapitel führt uns in die Ikonographie Petrarcas und
der Madonna Laura. Von den zahlreichen auf uns gekommenen Por-
träts des Dichters werden mit Recht als die einzigen, die Anspruch
auf Authenticität erheben dürfen, folgende genannt: die von De Nolhac
zuerst verölfentlichte Miniatur, ein Brustbild im Profil nach rechts, in
der 4^1^ Jahre nach dem Tode Petrarcas von seinem Freunde I.ombardo
della Seta vollendeten Handschrift De Viris illustribus, Paris, Bibi. Nat.
Fonds lat. Nr. 6069 F. Von gleichem Typus, ebenfalls Brustbild nach
rechts, die von Cozza-Luzi im Archivio storico dell’ Arte 1895 P* 238 —
242 publizierte Miniatur eines im 15. Jahrhundert geschriebenen Kodex
der Vaticana (Nr. 3198). Mit diesen Bildnissen läßt sich auch das
Porträt in dreiviertel Profil in einer Initiale des Liber rerum memo-
randarum (Paris, Bibi. Nat. Fonds lat. Nr. 6069 T) vereinigen, mit hand-
schriftlichen Notizen Petrarcas. Die Verf. gehen dann noch auf eine
Reihe von Darstellungen ein, die mehr oder weniger als Phantasie-
schöpfungen angesehen zu werden verdienen. Von Madonna Laura ist
überhaupt kein authentisches Porträt, trotz der zahlreichen Versuche ein
solches nachzuweisen, erhalten.
Bieten die beiden ersten Kapitel mehr Zusammenstellungen, Ver-
arbeitungen und weitere Ausführungen früherer Forschungen, so betreten
19
268
Werner Weisbach;
wir in dem dritten, das mit der Schilderung von Illustrationen der
Werke Petrarcas beginnt, ein . vorher nur wenig durchforschtes Gebiet.
Den - Anfang bilden die illustrierten Ausgaben des Canzoniere.
Wenn auch die Verf. anführen, daß viele von diesen nur Randleisten,
Arabesken, Drolerien und dergleichen von geringerem inhaltlichem
Interesse enthalten, so ist doch das Material ein reicheres und inter-
essanteres, als es ihnen erschienen ist, so daß ich ihrem Ausspruch
nicht beistimmen kann: Ce ne sont pas lä inventions dignes de fixer
l’attention des iconographes. An sich betrachtet mögen die Dar-
stellungen nicht besonders wichtig erscheinen. Sieht man sie jedoch
als Äußerungen des Zeitgeistes an und bringt sie mit anderen aus
ähnlichen Gefühlen heraus geschaffenen Bildwerken in Verbindung, wie
ich es im zweiten Kapitel meines Buches über Pesellino^ (Romantische
Züge der Frührenaissance) zu tun versucht habe, so liefern sie, glaube ich,
manchen wertvollen kunst- und kulturgeschichtlichen Beitrag.
Ein charakteristisches Motiv einer Titelillustration des Canzoniere
ist die Verfolgung Daphnes durch Apollo, wo die Verwandlung in einen
Lorbeer als Symbol und mit Anspielung auf den Namen Laura (laurus)
erscheint. Außer der schönen, von den Verf. erwähnten und abgebildeten
Miniatur in einer Handschrift bei Mr. Yates Thompson in London findet
sich diese Szene auch in dem prachtvollen, wohl von einem Umbrer für
einen Rovere illustrierten Cod. Vatic. Ottob. 2998. Hier tritt sie in
Verbindung mit Petrarca und Laura auf. Der Dichter sitzt links im
Mittelgründe vor einem Orangenhain und schreibt mit der Rechten,
während die Linke erhoben ist. Aus der Luft schießt Amor einen Pfeil
auf ihn ab, Rechts steht Laura in prächtiger Gewandung. Zwischen
beiden schlängelt sich ein Fluß durch grün bewachsenen Felsboden.
Eine Anspielung auf den I.orbeer enthält auch das zweite von
den Verf, angeführte Bild in der von dem Florentiner Antonio Sinibaldi
1475 — 76 geschriebenen Pariser Hdschr. Bibi. Nat. Fonds ital. Nr. 548:
Petrarca rettet sich von einem scheiternden Schiff an einen am Ufer
stehenden I.orbeerbaum. Sonst wird nur noch in der gedruckten
Venezian. Ausg, von 1513 das Bild: Petrarca unter dem Lorbeer sitzend
und die Inspiration erwartend, und eine spätere spanische Ausgabe von
den Verf. erwähnt. Versuchen wir das Material durch einige italienische
Handschriften des 15. Jahrhunderts etwas zu erweitern.
Petrarca selbst, in Gelehrtentracht am Schreibpult sitzend, aller-
hand Fächer mit Büchern hinter sich, begegnet uns in den Mss. Florenz
2) Francesco Pesellino und die Romanük der Renaissance von Werner Weisbach.
Berlin, Bruno Cassirer 1901.
Petrarca und die bildende Kunst.
269
Bibi. Naz. Cod. Pal. 184 fol. i v., und Laurenziana Cod. Strozz. 172,
fol. I V. Er ist auch öfter in Verbindung mit Frauen, an deren Spitze
Laura zu denken ist, dargestellt, so auf fol. 2 der beiden eben
erwähnten Hss. : Petrarca sitzt auf einer thronartigen Bank, die Linke
auf ein geschlossenes Buch gestützt; die Rechte ist einer Menschen-
gruppe entgegengestreckt, die von einer Frau, die ihm einen Zweig
darbringt (Laura), angeführt wird. In dem venezianischen Ms. Brit. Mus.
31843 sehen wir am Anfänge der Sonette den Dichter an seinem Pulte
schreiben in Gesellschaft von drei Frauen. Allein, nur von dem
Knaben Amor, der von oben einen Pfeil auf ihn abschießt, gestört,
erscheint er in dem Pariser Ms. Bibi. Nat. Fonds ital. 549.
Eine Gruppe von Illustrationen zeigt Petrarca in Verbindung mit
Laura allein. Er kniet an einem Lesepulte (in einer Initiale), am
rechten Blattrande steht Laura; mit der Rechten greift sie nach einer
Baumkrone (Lorbeer), in der Linken hält sie einen Kranz (Brit. Mus.
Knigs 321, geschrieben von Andrea da Badagio 1400). Bei einigen
Bildern wird zwischen beiden durch den Liebesgott eine Beziehung
hergestellt. Vor allem ist hier die herrliche, der Mailänder Schule
ungehörige und in meinem Buch über Pesellino abgebildete Miniatur
des Cod. Laurenz. Ashburnham 1263 zu erwähnen: In einer Land-
schaft kniet der Dichter. Ein Pfeil steckt in seiner Brust, den er mit
der Linken hält; die Rechte ist vor der Brust Laura entgegengestreckt;
die Augen blicken zu ihr auf; der ganze Körper ist in inniger
Verzückung. Rechts steht die Geliebte in hochgegürtetem, weißem,
mit goldenen Ornamenten gesticktem Prachtgewande und gleich-
farbigem Mantel. Ihr goldenes, im Nacken einmal geknotetes Haar
hängt lang herab. In beiden Petrarca entgegengestreckten Händen hält
sie einen Kranz. Hinter den beitlen Figuren fließt ein dunkelblauer
Fluß. In der Mitte steht ein Lorbeerbaum. Rechts oben in der Luft
schwebt Amor. Eben hat er den Pfeil, der das Herz des Dichters
getroffen, vom Bogen abgelassen. Er ist ein nackter Knabe mit gol-
denem Haar und roten Flügeln, eine Binde um die Augen. An der
Seite hängt ihm ein großer, mit Fell besetzter Köcher an rotem Bande.
Eine gleiche Darstellung, wohl von derselben Hand, finden wir in den
Rime, Rom, Bibi. Barberini XLV, 37 fol. 17. Auf den hohen künst-
lerischen Wert dieser aus der Mailänder Illustratorenschule hervorge-
gangenen Gruppe von Miniaturen habe ich früher bereits hingewiesen.'*)
Auch in einer Hs. der Pariser Nationalbibliothck (Fonds ital. 1023),
die am Rande des Textanfanges die Impresen Francesco Sforzas und
Weisbacli a. a. (). p. 15.
270
Werner Weisbacli:
das Mailänder Wappen trägt, begegnet uns eine ähnliche Szene. Auf
einer Bank sitzt Petrarca, ein offenes Buch in beiden Händen. Rechts
steht Laura in prächtiger Gewandung, eine Schleierhaube auf dem
Haupte. Hinter der Bank steht ein reiches Zelt (außen Brokat, rot-gold;
innen Hermelin), das von zwei geflügelten Putten aufgeschlagen wird.
Darüber schwebt Amor und schießt den Pfeil auf den Dichter ab.
Eine einzig dastehende, höchst merkwürdige, leider sehr be-
schädigte Illustration zeigt die Hs. der Rime, Florenz Bibi. Naz. Cod.
Magliab. CI. VII, 842. Auf einem Kahn im Wasser steht Amor und
hält ein goldenes Seil, mit dem er wahrscheinlich den Fuß einer am
Lande stehenden Frau gefesselt hat (zerstört). Diese hat eben in leb-
hafter Bewegung mit einem Schwerte das Seil durchschnitten. Links
oben ist ein blauer, blasender Windkopf sichtbar.
Wir haben zum Schluß noch einige Illustrationen zu einzelnen
Gedichten ins Auge zu fassen. In dem schon zitierten Cod. Barben
XLV, 37 über dem Anfang der weltschmerzlichen Canzone P vo
pensando e nel pensier m’assale, die ähnlich wie die Trionfi den
Grundgedanken hat, daß alles Irdische, in erster Linie lüebe und Ruhm,
eitel ist, folgende: Der Dichter ringt die gefalteten Hände; vor ihm ein
geknickter Lorbeerbaum und eine gebrochene Säule; rechts ein Stück
Wasser; dahinter ein von vier Säulen getragener Sarkophag, auf dem
eine Frau liegt. Darüber halten zwei Engel die betende Seele auf
einem Tuch. Diese Illustration ist vielleicht auch als Titelbild für den
zweiten Teil des Canzoniere aufzufassen, der mit jener Canzone beginnt.
Zu derselben Canzone enthält der im J. 1414 geschriebene Cod. ital. 81
der Münchner Hof- und Staatsbibi, eine Zeichnung: in einem hallen-
artigen Gebäude, in das man durch offene Arkaden blickt, liegt auf
einer Bahre Laura; zu ihren Füßen steht Petrarca; im Hintergrund
eine einfache Felslandschaft. Den Tod Lauras in Gegenwart ihrer Frauen
schildert das Bild vor dem zweiten Teil des Canzoniere in dem schon
vorher erwähnten Pariser Codex Fonds ital. 549. Auf der unteren Hälfte
des Blattes ist der Dichter in Nachdenken versunken mit einem Buch in
beiden Händen dargestellt. An gleicher Stelle steht eine von den
beschriebenen gänzlich verschiedene Darstellung in dem Cod. Palat, 184
fol. 105 Florenz. Bibi. Naz.: Petrarca, durch eine Landschaft schreitend,
blickt auf ein Gerippe, das in einer Grube liegt. In einer Glorie
erscheint oben Christus mit ausgebreiteten Armen. Das würde sich,
wie schon Luigi Gentili^) hervorgehoben hat, leicht auf Vers 12 bis
15 der fünften Strophe der genannten Canzone beziehen lassen.
I Codici Palatini della Biblioteca Nazionale, Florenz i88q p. 192.
Petrarca und die bildende Kunst.
271
Zu der Canzone Vergine bella, che di Sol vesdta gibt es im
Cod, Laurenz. Strozz. 172 foL 143 folgende Illustration; Petrarca kniet
in einer Landschaft vor einem Hügel. Rechts oben erscheint auf Wolken
sitzend die Madonna in einer Mandorla, die von vier Engeln gehalten
wird. —
Von Petrarcas Schrift De viris illustribus sind drei illustrierte
Handschriften bekannt (zwei in Paris, eine in Darmstadt), die überein-
stimmend als Titelbild den Triumph des Ruhmes tragen. Die Verf. führen
das auf einen Einfluß von Petrarcas Trionfo della Fama (4. Kap. der Trionfi)
zurück. Das ist jedoch nicht unbedingt anzunehmen; denn die Wieder-
gabe des Triumphes des Ruhmes war auch unabhängig von Petrarca
und schon vor Petrarcas Gedicht bekannt, wie aus der Beschreibung in
der vor Petrarcas Trionfi entstandenen Amorosa Visione Boccaccios
hervorgeht ^). Darstellungen des Trionfo della Fama kamen auf fran-
zösischen Tl'eppichen vor®). Dieselbe Szene wird als Wandgemälde in
dem 1339 von Azzo Visconti angelegten Kastell von Mailand be-
schrieben ”^).
Ich halte es nicht, wie J. von Schlosser annimmt®), für wahr-
scheinlich, daß die Darmstädter Miniatur nur »eine ziemlich rohe Ab-
breviatur« der beiden unter sich übereinstimmenden -Pariser Illustrationen
darstellt. Maßgebend scheint mir, daß die beiden Pariser Bilder ganz
im idealistischen Sinne aufgefaßt sind. Der Ruhm ist eine überirdische,
geflügelte Frauengestalt, die von Genien umgeben auf ihrem Wagen in
den läiften dahinfährt und der sie unten auf der Erde erwartenden
Menge Kränze zuwirft. Die Darmstädter Zeichnung dagegen nähert sich
der späteren realistischen Darstellungsweise, der wir bei sämtlichen
Illustrationen zu Petrarcas Trionfo della Fama in den italienischen Hss.
des 15. Jh. begegnen. Hier ist Fama eine Frau in weltlicher Tracht
ohne P'lügel, die in der Rechten ein Schwert, in der I.inken eine kleine
Figur (Genius des Sieges) hält. Sie sitzt auf einem Steinthron, der von
den beiden Rossen gezogen wird, und ist zweifellos als auf der Erde
fahrend zu denken, wo sie von einer Anzahl von Reitern begrüßt wird.
Ob eins der beiden Schemata und welches unmittelbar von
Petrarca inspiriert worden ist, läßt sich nicht feststellen; doch dürfen
wir wohl die idealistische Auffassungsweise ziemlich sicher als die frühere
^) Weisbach a. a. O. p. 72 u. 79.
*>) J. von Schlosser: Ein Veronesisches Bilderbuch und die höfische Kunst des
XIV. Jh. Jahrb. d. kunsthist. S.annnl. des Allcrh. Kaiserh. XVI p. 169. Hier auch
zahlreiche Abbild, der Darinstädter Hs.
’') V. Schlosser, a. a. O. p. 178.
A. a. O. p. 191.
272
Werner Weisbach;
ansehen. Für die Pariser Illustrationen ist es schon ihrer zeitlichen Ent-
stehung nach ausgeschlossen, daß sie mit Benutzung des Illustrations-
zyklus der Trionfi geschaffen sind; für die Darmstädter Hs. läßt es sich
nicht nachweisen, da uns eine illustrierte Hs. der Trionfi aus dem
Trecento nicht erhalten ist. Ebenso ist das, was die Verf. (p. 49) ver-
muten, nicht beweisbar, daß Jacopo Avanzi seine Trionfi im Schlosse
von Verona unter dem Einflüsse Petrarcas gemalt haben soll.
Von der Africa des Dichters ist keine illustrierte Ausgabe bekannt.
Auch das Werk De remediis utriusque fortunae scheint in Italien
nicht illustriert worden zu sein. Dagegen ist es in Frankreich und
Deutschland besonders beliebt gewesen. Es ist das Verdienst der Verf.,
die Bilder in den verschiedenen Handschriften und gedruckten Ausgaben
zum erstenmale eingehend geschildert und gewürdigt zu haben. Die
ältesten französischen Illustrationen sind um die Wende des 15. und
16. Jh. entstanden, die bedeutendsten und prächtigsten finden sich in
einer Handschrift aus der Zeit Ludwigs XII. Mit 259 Holzschnitten
erschien das Buch unter dem Titel Von der Artzney bayder Glück, des
guten und widerwertigen mit Künstlichen Figguren durchauz gantz
lustig und schoen gezierd in Augsburg bei Heynrich Steyner im J. 1532.
Die Bilder, die Hans Burgkmair oder seiner Schule zugeschrieben werden,
sind außerordentlich geistvoll und flott ausgeführt. Sie waren jedenfalls
lange vor Erscheinen des Buches vollendet; die späteste Jahreszahl auf
einem der Schnitte ist 1520. Für ihre Beliebtheit sprechen die elf Auf-
lagen des Werkes.
Den größten und wichtigsten Teil ihrer Arbeit haben die Verf.
einer Schilderung des Illustrationszyklus der Trionfi gewidmet. Keiner
anderen italienischen Dichtung ist die Jahrhunderte hindurch eine so
reiche Illustrierung von seiten der Miniatoren, Maler, Bildhauer, Kupfer-
stecher, Holzschneider, Teppichwirker zuteil geworden. Der Gegenstand
bietet daher ein besonderes Interesse, und da er von den Verf. keines-
wegs erschöpft worden ist, so bleibt die Gelegenheit, ihn noch einmal
von ganz bestimmten Gesichtspunkten aus zu betrachten.
Als Quellen oder als Vorbilder kommen für die Dichtung eine Stelle
in Lactanz Institutiones div. I c. ii, der Roman de la Rose, Dante,
Boccaccios Amorosa visione, in gewissem Sinne auch die Psychomachie
des Prudentius in Frage. Einem mystischen oder allegorischen Triumph-
zuge, dem ein Wagen als Mittelpunkt dient, begegnen wir schon bei
Dante (Purg. XXIX, 43 ff.) und in der vor den Trionfi entstandenen
Amorosa Visione Boccaccios. In erster Linie wurde Petrarca zweifellos
durch den antiken römischen Triumph inspiriert. Hatte er doch selbst
schon vor den Trionfi in der Africa einen antiken Triumphzug aus-
Petrarca und die bildende Kunst,
273
führlich geschildert. Und in seinen Gedichten finden sich öfter An-
spielungen auf Triumph-Bögen und -Züge.
Will man der Quelle des Illustrationscyklus, der sich an Petrarcas
Gedicht anschloß, nachgehen, so darf man die allegorischen Dar-
stellungen, die gewöhnlich als Triumphe bezeichnet werden, wie Giottos
Triumph der Keuschheit, der Armut, des Gehorsams und des hl. Franz
in Assisi, den Triumph des Todes im Camposanto zu Pisa, den Triumph
des Thomas von Aquino in der Cap. degli Spagnuoli, den Triumph
des guten Regimentes im Stadtpalast von Siena außer acht lassen.
Diese Allegorien sind nicht in dem eigentlichen antiken Sinn als
Triumphe zu verstehen. Sie wurden von der Zeit auch nicht als Trionfi
aufgefaßt. Für eine der bekanntesten z. B., den Triumph des Todes in
Pisa, ist diese Benennung verhältnismäßig neu. Vasari I, 596 spricht
von dem Bilde als Prima storia des Giudizio universale, worunter er die
beiden nebenan befindlichen Fresken m.it begreift. Und in den alten
Archiven von Pisa soll es als Purgatorio bezeichnet sein^).
Im Gegensatz zu diesen gemeinhin als Triumphen bezeichneten
verschiedenartigen Darstellungen trägt der Illustrationszyklus der Trionfi
Petrarcas ein im großen und ganzen übereinstimmendes Gepräge. Das
Typische ist, daß nach Art irdischer Festzüge die Allegorien auf Wagen
triumphierend auftreten. Wir können das von den ersten Illustrationen
des Quattrocento an verfolgen. Eine idealistische Auffassung, wie sie
die triumphierende Gloria in den Pariser Handschriften der Epitome
zeigte, wird gänzlich aufgegeben und nur noch stellenweise für den
Trionfo della Divinitä zugelassen.
Daß die sechs Allegorien nahezu durchgehends auf Wagen fahrend
dargestellt werden, dazu bietet das Gedicht Petrarcas keinen unmittel-
baren Anlaß, denn er schildert einen solchen Wagenzug nur einmal,
gleich am Anfang, gelegentlich des Trionfo dell’ Amore. Weshalb sich
ohne direkte Anlehnung an das Gedicht und teilweise im Gegensätze
zu ihm ein typischer Bilderzyklus (lediglich mit Variationen in Einzel-
heiten), der sich über ganz Italien erstreckt, ausgebildet hat, bleibt für
die Verfasser ein unlösbares Problem. Sie glauben, auf einen Kommen-
tator schließen zu sollen, der von Anfang an zwischen den Text und
die Illustrationen getreten wäre (p. 121). Viel Wahrscheinlichkeit hat
die Hypothese eines solchen unbekannten Kommentars nicht, und die
Verf. wagen sie selbst kaum zu stützen. Durchaus nicht zu recht-
fertigen ist es auch, daß sie die Wiedergabe des Trionfo della
Fama in dem Illustrationszyklus von jener Darstellung als Titelbild der
9) Hettner Ital. Studien p. 135.
274
Werner Weisbach:
Epitome herleiten und in ihr das Prototyp der folgenden des 15. Jahr-
hunderts sehen wollen. Wie ich schon angedeutet habe und noch
weiter ausführen werde, sind die letzteren von denen des Trecento
prinzipiell verschieden. Gerade in dem, worauf es ankommt, weichen
sie voneinander ab. »Die Miniaturen irgend eines verlorenen Manu-
skriptes oder monumentale Fresken« aus dem Trecento haben dem Bilder-
zyklus gewiß nicht als Vorbild gedient.
Ich habe in meinem Pesellino-Buche das Problem dadurch
zu lösen versucht, daß ich die Entstehung des Zyklus auf Fest-
züge, welche die Trionfi Petrarcas zum Gegenstände hatten, zu-
rückleitete und brauche meine Beweisführung hier nicht zu wieder-
holen, So erklären sich Unterschiede in Einzelheiten (Form und
Ausstattung der Wagen, Bespannung, Gefolge etc.) leicht durch ver-
schiedene lokale und zeitliche Gewohnheiten bei den Festzügen. Ich
nehme also an, daß ein Festdekorateur — und zwar in Florenz —
zuerst auf den Gedanken gekommen ist, die Trionfi Petrarcas mit
Wagenzügen aufzuführen, da dies ja die einzige und beste Möglichkeit
war, den Inhalt des Gedichtes in einem bestimmten Rhythmus für einen
Aufzug zu verwenden, daß sich daraufhin der Illustrationszyklus in der
bildenden Kunst verbreitet hat und daß daraus die übereinstimmende,
durchaus realistisch gehaltene Wiedergabe der auf Wagen triumphierenden
Allegorien bei den Illustratoren zu erklären ist. Die Verf. vermuten
das Umgekehrte, indem sie p. 13 1 schreiben: II n’est pas sür que les
illustrations du poeme de Petrarque n’aient pas dcüeint sur beaucoup
de ces ceremonies.
Ich wüßte sonst keine Erklärung dafür, daß kein einziger Künstler
auf die Idee gekommen sein sollte, die Allegorien nach dem Vorbilde
des Trecento oder nach irgend einer neuen Erfindung in der I.uft
schwebend darzustellen, daß alle vielmehr konstruierbare Wagenzüge
verwenden. Hatte einmal ein Festdekorateur das Gedicht Petrarcas als
Wagenzug zur Schau gestellt und stand das vor aller Augen, gleichsam
als etwas Neues, Selbständiges neben der Dichtung, so ist es ver-
ständlich, daß die Künstler solche leicht in Bilder umzusetzende Vor-
gänge, bei der Vorliebe der Zeit für einen handgreiflichen Realismus
und für die bildliche Darstellung solcher festlichen Aufzüge, als Aus-
gangspunkt benutzten.
Daß die Trionfi in der Wiedergabe der Illustratoren durchaus
dem entsprechen, was uns von den festlichen Aufzügen in der Literatur
der Zeit und auf Cassonebildern erhalten ist, daß gewisse Züge sogar
genau mit Einzelheiten, die uns aus Beschreibungen bekannt sind, über-
Petrarca und die bildende Kunst.
275
einstimmen, bedarf kaum einer Erwähnung. Ein Blick auf das ein-
schlägige Material genügt das zu konstatieren.
Nachdem also, wie ich glaube, durch Festzüge die erste Anregung
gegeben war, hat sich der Illustrationszyklus teilweise im Anschluß an
diese, teilweise selbständig, teilweise mit Beeinflussung verschiedener
Darstellungstypen untereinander, ausgebildet. Zur Beurteilung der Aus-
gestaltung des Bilderkreises ist verschiedenes zu berücksichtigen. Zu-
nächst haben natürlich antike Vorstellungen darauf eingewirkt. Die
Literatur des Quattrocento beschäftigt sich viel mit den Triumphen.
Fazio degli Ubertis Dittamondo (II. Cap. 3) handelt ausführlich davon
in dem Kapitel: Del modo e dell’ ordine del trionfo in Roma. Flavio
Biondo schildert im 10. Kap. seiner i. J. 1459 geschriebenen Roma
triumphans den Triumph des Pompeius (nach Plinius). Ebenso Poggio
in seinem Kommentar zu Petrarcas Trionfo della Fama Abgesehen
von literarischen Nachrichten standen noch die alten Zeugen antiker
Triumphe, die Triumphbögen mit ihrem reichen künstlerischen Schmuck,
an den verschiedensten Stellen vor Augen. Ferner hat man, wie
bekannt, nach dem Vorbilde der Antike Triumphzüge römischer Impe-
ratoren als Schaustücke bei festlichen Gelegenheiten in Florenz und
Rom veranstaltet.
Neben den antiken Vorbildern haben sich in seltsamer Weise
in den Illustrationszyklus Szenen aus der höfischen Dichtung und aus
der Volkspoesie eingeschlichen, worauf noch zurückzukommen sein wird.
Unter den illustrierten Handschriften der Trionfi kann man zwei
klauptkategorien unterscheiden: solche, die nur die triumphierenden
Allegorien, gleichsam als 'Fitelbilder der einzelnen Abschnitte, enthalten,
und solche, in denen außerdem einzelne bestimmte Partien der
Dichtung illustriert sind. Die letzteren sind bedeutend in der Minder-
zahl. Mir sind nur drei bekannt geworden: Florenz Laurenz. Cod.
Strozz. 174, Rom Vat. 3157, Berlin Kupf. Kab. Ham. 501.
Gerade das überaus seltene Vorkommen freier selbständiger künst-
lerischer Erfindungen in den Trionfi-Handschriften spricht dafür, daß
sich die Illustratoren meist an ein gegebenes, feststehendes Schema
hielten. Hätte ein Illustrator und nicht ein Festdekorateur solch ein
Schema erfunden, er würde sich gewiß an einzelne, für die bildliche
Darstellung besonders verlockende Stellen der Dichtung angelehnt haben.
Wo wir wie bei dem wohl ferraresischen Illustrator des Ms. Reserve
4 — 4a der Nationalbibliothek in Madrid (p. 165) einmal eine Ab-
weichung von dem gewöhnlichen Schema (daß das Gefolge der Allegorien
Gedruckt Florenz 1485
276
Werner Weisbach:
die Wagen umgibt) beobachten, können wir das avich nur auf eine Be>
einflussung durch die Festdekoration zurückzuführen. Denn was in aller
Welt sollte den Künstler sonst bewogen haben, die Begleiter auf den
Platformen der turmartig gebauten Wagen anzuordnen!
Als die älteste datierbare Darstellung der Trionfi nennen die
Verf., indem sie ohne weiteres eine gänzlich unbegründete Hypothese
Milanesis acceptieren, die von diesem dem Veronesen Matteo de’ Basti
zugeschriebenen Malereien an einer Art elliptisch geformten Möbels in
den Uffizien. Diese Malereien sind jedoch sicherlich nicht die von
Matteo de’ Basti für Biero de’ Medici ausgeführten, auf die sich sein
bekannter Brief an den Prinzen vom Jahre 1441 bezieht. Bilder, die wir
zum Vergleich mit ihnen heranziehen könnten, sind uns von der Hand
Matteos nicht erhalten. Wir wissen, daß er für den Hof von Ferrara
Miniaturen für Handschriften geschaffen hat, wovon nichts auf uns
gekommen ist^^). In seiner Kunstrichtung ist er zweifellos veronesisch
und von Pisanello abhängig gewesen. Die rohen Malereien der Uffizien
lassen uns jedoch mit Sicherheit eine florentinische Hand aus der ersten
Hälfte des Quattrocento erkennen. Sie gehören mit einer bestimmten
Gruppe von Malereien auf Cassoni, Deschi da parto und in Hand-
schriften zusammen, die alle um die Mitte des Jahrhunderts entstanden
sein müssen. Eine weitere Bestätigung dafür, daß die Uffizien-Bilder
nicht die im Briefe Matteos erwähnten sein können, ist, was auch
den Verf. aufgefallen ist, daß dort vor dem Triumphwagen der Fama
vier Elefanten genannt werden, während das Gemälde nur zwei zeigt.
(In Florenz kommen vier Elefanten als Gespann der Fama überhaupt
nicht vor.)
Die früheste mir bekannt gewordene illustrierte Handschrift der
Trionfi mit allerdings nur einer Illustration ist die Münchener vom Jahre
1414 datierte. Das Bild zum Trionfo della Morte weicht von der ge-
wöhnlichen Darstellung im Zyklus vollkommen ab: auf einem von zwei
Rossen gezogenen, mit gotischen Ornamenten verzierten Wagen fährt
eine Anzahl Männer in Begleitung eines Engels*^. Vielleicht ist es
nicht zu gewagt anzunehmen, daß diese Handschrift vor der Ausbildung
des fest gefügten Illustrationskreises entstanden ist.
In seiner ausgeprägtesten und stabilsten Fonn tritt uns dieser
Zyklus in Florenz um die Mitte des 15. Jahrhunderts entgegen. Bei
den hier entstandenen Werken bemerken wir eine solche Überein-
11) Vgl. Hermann Julius Hermann »Zur Gesch. der Miniaturmalerei am Hofe
der Este in Ferrara.« Jabrb. d. Kunstbist. Sign, des Allerb. Kaiserb. XXI, p. 133.
12) Vgl. Weisbacb a. a. O. p. 73.
Petrarca und die bildende Kunst.
277
Stimmung in den großen Zügen, daß die Annahme einer gemeinsamen,
durchgehenden Tradition nicht abzuweisen ist. Andererseits treten
hier Eigentümlichkeiten in der Einrichtung der Züge und im Beiwerk
auf, die sonst im übrigen Italien gar nicht oder nur ganz vereinzelt
begegnen. Der florentiner Illustrationszyklus steht also als eine beson-
dere Gruppe da, die sich aus dem uns erhaltenen Bildermaterial heraus-
schälen läßt. Es soll im folgenden der Versuch gemacht werden,
diese Gruppe mit ihren charakteristischen Merkmalen vorzuführen.
Dabei soll zugleich auf einzelne Abweichungen von dem florentiner
Typus, soweit solche für die Gestaltung des Zyklus außerhalb Florenz
von Bedeutung sind, hingewiesen werden. Das Material, auf das sich
die Untersuchung für den florentinischen Bilderkreis stützt, ist folgendes:
Gemälde.
Florenz, Uffizien. Elliptisches Möbel mit Darstellung der 6 Trionfi
(fälschlich Matteo de’ Basti zugeschrieben).
Slg. Landau Cassonetafel mit drei Trionfi.
Fiesoie, San Ansano. 4 Tafeln mit Trionfi von Jacopo Sellaio,
Siena, Akademie. 4 Tafeln mit Trionfi. (Sie können ihrem Stil nach
keinesfalls von dem 1414 verstorbenen Andrea Vanni her-
rühren, sondern müssen später sein.)
Turin, Pinakothek. Desco da parto, Trionfo dell’ Amore.
Trionfo della Castitä.
Bologna, Pinakothek, Nr. 595, Trionfo della Fama (fehlt bei den Verf.).
London, South Kensington Mus. Cassonetafel mit 3 Trionfi.
Desco da parto, Trionfo dell’ Amore No. 398 — 1890,
desgl, No. 144 — .1869.
Slg. Henry Wagner. Desco da parto, Trionfo dell’ Amore (wie
der Turiner).
Triest, Bibi. Petrarchesca Rossettiana. Cassonebilder, Trionfo
dell’ Amore, della Castitä, della Fama (nach Attilio Hortis,
Catalogo delle Opere di Franc. Petrarca esistenti nella Petrar-
chesca Rossettiana, Triest, 1874, Tafeln).
Paris, Slg. Martin Le Roy (Ehemal. Slg. Cernuschi). Trionfo dell’
Amore (abgebildet in Les Arts, Nov. 1902, p. 6).
Boston, Mrs. Gardner. Cassonetafeln mit den 6 Trionfi von Fran-
cesco Pesellino.
Handschri ften,
Florenz, Bibi. Nazionale: Cod. Palat. 192 u. 197.
Bibi. Laurenziana: Cod. Amiatensis V, Strozzian. 174,
Bibi. Riccardiana 1129.
278
Werner Weisbach:
Rom, Bibi. Vaticana: Cod. Urb. 683.
Modena, Bibi. Estense: Cod. a, W 9, 25.
Paris, Bibi. Nationale: Fonds ital. 545 u. 548.
Kupferstiche.
Wien, Albertina. Zwei Folgen: i: B. XIII, p. 116; Passavant V,
p. II, die größeren Formates und jedenfalls originale, 2: B. XIII
p. 423, Passavant V p. ii. Die 6 Trionfi auf einem Blatt
vereinigt. Freie Kopie der vorigen Folge, mehr in volks-
tümlichem Sinne bearbeitet.
Trionfo dell’ Amore. Der Wagen wird von zwei oder vier
weißen Rossen gezogen. Andere Zugtiere kommen bei diesem Triumph
überhaupt nicht vor.
Auf der Wagenplatte steht gewöhnlich ein die Figur Amors
tragender Aufsatz, der ganz verschieden und oft sehr phantastisch
gebildet ist, kandelaber- oder fontänenartig. Den oberen Abschluß
bildet vielfach eine flammende Kugel. Manchmal finden wir auch
einen Ast, aus dem Flammen schlagen.
Auf dem Wagen, unterhalb Amors, treiben öfter Putten ihr Wesen.
Sie halten Fackeln oder Feuerschalen, schießen mit Bogen, blasen
Posaunen. Manchmal schweben auch die Putten in der Luft.
Einmal begegnete mir ein nackter Knabe unten an dem Aufsatz
angebunden (Paris, Bibi. Nat. fonds ital. 545). Ein anderes Mal ist es
ein älterer Mann, der gefesselt vorn auf dem Wagen sitzt (Florenz,
Laurenz. Cod. Amiat. V, Paris, fonds ital. 548). Die Verf. (p. 130)
deuten die letztere Figur als Adam.
Das Gefolge, das den Wagen Amors begleitet, ist je nach dem
Geschmack der Künstler oder Besteller angeordnet. Meist ist es ein
dichtes Gewühl von Männern und Frauen, und zwar gewöhnlich ge-
mischt, oder aber die Frauen schreiten voran, die Männer folgen.
Besonders geschmackvolle Künstler schufen harmonische Gruppen zu
Paren. Als Episode sind hin und wieder Jünglinge, die vom Pfeilschuß
des Gottes getroffen sind, aufgenommen^®).
Charakteristisch für den florentiner Zyklus ist es, daß wir hier
und fast nur hier^^) unter dem Gefolge bekannte Liebende oder Liebes-
szenen aus der höfischen und Volkspoesie oder der Bibel an treffen,
und zwar: Pyramus und Thisbe, Herkules und Omphale, Aristoteles
13) Außerhalb Florenz werden die Männer auch am Boden liegend, durch den
Pfeilschuß verwundet, dargestellt.
1^) Nur ein anderes Beispiel ist mir bekannt, der Cod. Vat. Urb. 681.
Petrarca und die bildende Kunst.
279
und Campaspe, Caesar und Cleopatra, Leander, Orpheus, Virgil im
Korbe, Simson und Delila. (Am häufigsten die Szene des Lay d’Aristote.)
Hierin zeigt sich recht eigentlich die Geschlossenheit des florentiner
Kreises. Auf florentiner Boden vollzog sich die Vermischung der
Dichtung Petrarcas mit dem höfisch-romantischen Stoffgebiet.
Trionfo della Castitä. Der Wagen wird von zwei Ein-
hörnern gezogen. (Außerhalb Florenz auch 4 Einhörner oder zwei
weiße Rosse.) Die Attribute der Keuschheit wechseln. Meist sind es
Buch und Palmzweig, seltener Keuschheitsbanner und Palmzweig. Auf
dem Wagen kniet vorn oder hinten der überwundene Amor, gefesselt.
Das Gefolge der Castitä besteht aus Frauen, parweise oder in Massen,
meist ohne bestimmbare Persönlichkeiten. Nur einmal begegnet uns
Diana (Florenz, Cod. Riccard. 1129), ein anderes Mal Lucretia (Paris,
fonds ital. 545). Der Zug wird hier und da angeführt durch eine
Frau, die das bei Petrarca erwähnte Keuschheitsbanner mit dem
Hermelin trägt. Es ist bezeichnend, daß episodische Vorgänge bei
diesem Triumph in den florentiner Werken vermieden sind. (Ander-
wärts kommt einmal Virginius, seine Tochter tötend, und Judith mit dem
Haupte des Holofernes vor, Rom, Bibi. Barberini XLV, 37. Die
Berliner Hs. Hamilton 501 enthält eine eigene Darstellung mit Scipio
auf einem Wagen.)
Trionfo della Morte. Der Wagen wird von zwei Büffeln ge-
zogen ^^); der Tod als Gerippe mit Hautfetzen und zerfetztem Gewände
dargestellt; er schwingt eine Sense. Einmal hat er wie in dem berühmten
Fresko des Campo santo in Pisa Fledermausflügel (Paris fonds ital. 548).
Das Gefolge ist meist als Menschenknäuel verschiedenen Standes und
Geschlechtes, über den der Todeswagen hinwegfährt, wiedergegeben.
Zwei Episoden, die auch sonst in der Ikonographie des Todes Vor-
kommen, treffen wir vereinzelt an: einmal die fröhliche Gruppe der
Weltlust vor oder neben dem Wagen (Siena; Uffizien, dem Pasti zu-
geschrieben, siehe oben; Kupferstichfolgen der Albertina), dann die
Gruppe der Greise, die, dem Tode die Arme entgegenstreckend, ihr
Ende herbeiwünschen (Uffizien und Albertina-Folge); [die letztere Gruppe
auch außerhalb Florenz: Rom Cod. Vat. Urb. 681 u. Barberini XLV, 37].
Eine Begegnung des Todes mit Laura, wie sie in Petrarcas
Gedicht geschildert wird, kommt auf florentinischen Werken nicht vor,
wohl aber in den Mss. Vat. 3157, Vat. Ottob. 2978 und Barben XLV. 37.
15) Außerhalb Florenz einmal 4 Drachen, Berlin, Hamilton 501. — Weshalb
der Wagen gerade von Stieren gezogen wird, ist noch nicht ergründet worden. (In
der antiken Kunst wird einmal der Wagen der Diana Lucifera auf einem Elfenbein
des 3. Jahrh. der Pariser Nationalbibliothek (Westwood 24) von zwei Stieren gezogen.)
Werner Weisbach:
280
(Die drei Parzen ersetzen in Italien im 15. Jahrh. niemals die
Darstellung des Todes,, finden sich aber schon einmal in seiner Be-
gleitung Cod. Barber. XLV, 37.)
Trionfo della Fama. Gespann: Gewöhnlich zwei weiße Rosse
oder zwei Elefanten^®); in der Albertina-Folge zwei drachenartige Un-
geheuer. Die Anwendung von Elefanten geht jedenfalls auf die Kenntnis
von dem Triumphzuge des Pompeius (durch Plinius überliefert) zurück,
der auch von Flavio Biondo (Roma triumphans, Basel 1559 Kap. 10)
ausführlich geschildert wird. Man war sich über die Verwendung der
verschiedenen Gespanne völlig klar, wie aus einer Stelle bei Poggio
(Comento sopra el Trionfo della Fama, Florenz 1485, p. av) hervor-
geht: Solo Pompeio magno innanzi alla eta legitima del consolato
due volte triompho: factosi tirare el triomphale carro da elephanti
usato innanzi a quel tempo d’esser tirato da cavallo^^).
Der Wagen, auf dem Fama thront, zeigt ein sehr charakteristisches
in Florenz immer wiederkehrendes Motiv. Die Göttin erscheint in
einem Kreisrund, das wie eine Scheibe hinter ihr aufgestellt ist. In
dem Kreisrund bemerkt man Bäume, Wasser, Häuser. Dieses Motiv ist
von den Verf. gänzlich mißverstanden worden, die immer von einer
Mandorla, analogue ä celles qui entourent la Sainte Vierge, sprechen.
Wie ich schon in meinem Pesellino gezeigt habe, bedeutet es das Welt-
rund, das als ein ständiges Attribut der Fama auftritt und auch von
Boccaccio bei seiner Schilderung des Trionfo della Fama in der Amorosa
Visione angeführt wird:
Un cerchio si moveva alto, e ritondo
Da pi^ passand’ a lei sovra la testa.
Ne credo, che sia cosa in tutto ’l mondo
Villa paese dimestico, o strano.
Che non paresse dentro di quel tondo.
Einigemale sehen wir oben an dem Weltrund geflügelte Posaunen
angebracht.
Wo das Weltrund nicht als Scheibe hinter der Fama dargestellt
ist, steht diese auf der Weltkugel, wie in dem Ms. Paris, fonds ital. 548
und den beiden Kupferstichfolgen der Albertina.
16) In der Hs. Berlin Hamilton 501 vier Löwen.
1'^) Am Domitiansbogen in Rom kommen auch vier Elefanten vor. cf. Donaldson,
Architectura numismatica N. 57 p. 226. — Auf einem der Gherardesca-Sammlung ent-
stammenden Konsular-Diptychon des British Museum (wahrscheinlich von Romulus,
Sohn des Kaisers Maxentius f 308) wird der Wagen der Apotheose gleichfalls von
vier Elefantei} gezogen. — Von der Einrichtung dieses Zuges handelt auch der Brief
des Matteo de’ Pasti an Piero de’ Medici, jier schon früher erwähnt wurde.
Petrarca und die bildende Kunst.
281
Die Attribute, die Fama in den Händen hält, sind meist Schwert
und ein kleiner pfeilschießender Genius, manchmal Schwert und Buch,
einmal Schwert und Wage, oder Kugel, oder Fanfare und Kugel. (Außer-
halb Florenz auch geflügelt und Posaune blasend [Cod. Vat. Urb. 681]
oder Flöte blasend [Cod. Vat. Ottob. 2978], oder mit einem kleinen
Geige spielenden Genius, wohl mißverständlich für den pfeilschießenden
[Rom Bibi. Corsini 1081], oder mit einem schloßartigen Gebäude [Berlin,
Hamilton 501]).
Das Gefolge der Fama besteht entweder aus den Helden des
Geistes und Schwertes unter teilweiser Einführung bestimmter Persön-
lichkeiten oder aus einer unbestimmbaren Menge.
Eine Besonderheit, die ausschließlich dem florentinischen Illustrations-
kreise angehört, sind die beiden Gefesselten, die den Wagen der Fama
begleiten. Sie sind nackt oder mit einem einfachen Schurze bekleidet
und haben die Arme auf den Rücken gebunden. In trauriger, demütiger
Haltung schreiten sie dem Zuge voran. Das Motiv geht wohl zweifellos
auf die gefesselten Barbaren zurück, die in den römischen Triumph-
zügen auftreten.^®) Aber haben die beiden Männer hier im Gefolge der
Fama irgend eine spezielle Bedeutung? Oder stehen sie nur da als
Symbole der Überwindung gegenüber der Fama als dem Symbole des
Sieges und Ruhmes? Aufschluß darüber geben weder die Kapitel bei
Petrarca noch die in der Sammlung der Canti Carnascialeschi vor-
kommenden Gedichte, die den Trionfo della Fama behandeln. Auch
Boccaccios Schilderung des Trionfo della Fama in der Amorosa Visione
erwähnt sie nicht.
Besonders wertvoll für die Lösung dieser Frage sind für uns die
beiden Kupferstichfolgen der Albertina, die mit Aufschriften versehen
sind^^). Auf dem Blatte der größeren (früheren und originalen) Folge
steht unter der einen Figur deutlich geschrieben; SPENDIO; unter der
anderen kann man lesen: MAHIO oder MAHTO. Bei der letzteren
Lesart wäre anzunehmen, der Stecher hätte die beiden oberen Vertikalbalken
an dem T vergessen. Auf der zweiten Albertina-Folge kann man mit
absoluter Sicherheit lesen: SPENDIO und MACHIO. Sicherlich falsch
ist es, wenn die Verf. des Petrarque Spendio und Mathio lesen und
den beiden Gefesselten die Namen beilegen: Prodigue et Fou (?). Nimmt
1®) Bei dem Einzüge Consalvos, des Feldherrn Alexanders VI., nach der Unter-
werfung von Ostia i. J. 1497 zogen die Feinde in Ketten vor ihm her. Cf. Ilg, Über
den kunsthistor. Wert der Hypnerotomachia Polifili, Wien 1872 p. 105.
19) Das Resultat der folgenden philologischen Untersuchung verdanke ich der
gütigen Unterstützung der Herren Professor Dr. Appel in Breslau und Dr. Alfred
Raphael in Berlin.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 20
282
Werner Weisbach:
man an, der Stecher der Original -Folge hätte MAHTO schreiben wollen,
so wäre das nach Analogie der auf demselben Stiche vorkommenden
Schreibweise ERHVLES zu erklären als die erste Person Praes. von
mactare, also macto ich bestrafe, richte zu Grunde. Spendio = dispendio
oder expendio = dispendo oder expendo ich wäge ab. Die Aussprüche
wären also aus dem Munde der Fama kommend zu denken, die hier in
der Tat als Justitia aufgefaßt ist, und auf deren Attribute Wage (ich
wäge ab) und Schwert (ich bestrafe) zu beziehen. Die Gefesselten sind
dann die Opfer. Dem steht allerdings die deutliche Schreibweise
Machio auf der zweiten Albertina-Folge entgegen. Das läßt sich jedoch
leicht so erklären, daß dem volkstümlichen Kopisten die lateinischen Worte
unbekannt gewesen sind. Spendio konnte er deutlich lesen. Mit dem
undeutlich geschriebenen MAHTO wußte er nichts anzufangen. Er nahm
das T für I, was ja auch eigentlich dasteht, löste nach der Analogie von
ERHVLES, das er in ERCVLES verwandelte, das H in C auf, vergaß
dann, daß er das H in C aufgelöst hatte und setzte das H noch einmal.
So kam die Schreibweise MACHIO zustande. Da er sich bei dem
Worte jedenfalls gar nichts denken konnte, so erscheint dieser Vorgang
nicht ganz unwahrscheinlich^®).
Es sei beiläufig bemerkt, daß mit den Kupferstichfolgen der
Albertina die Miniaturen in dem Ms. Modena, Bibi. Estense a, W 9, 25
und der Trionfo della Fama auf einem Majolikateller des South-
Kensington- Museums Nr. 7438 — 1861 übereinstimmen. Es fehlen
jedoch die Inschriften. Eine Eigentümlichkeit dieser Illustrationsgruppe
bilden die beiden reich gekleideten Männer, die auf dem Wagen der
Fama sitzen. Sie halten in der Rechten ein Szepter, das bei dem
einen in ein Kreuz, bei dem andern in eine Lilie ausläuft, in der
Idnken ein Buch. Beide tragen turbanartige Hüte, der des einen ist
von einer Krone umgeben. Vielleicht sind sie als Vertreter der kirch-
lichen und weltlichen Gerechtigkeit gedacht.
Solche spezifischen Eigentümlichkeiten, die mit dem Inhalte des
Gedichtes gar nichts zu tun haben, lassen sich doch nur erklären,
wenn man, wie ich es tue, als Vorbilder bestimmte öffentliche Aufzüge
20) Ein anderer Erklärungsversuch ist folgender: Spendio geschrieben für spegno
ich lösche aus und MAHIO (wenn man diese Lesart annimmt) = macchio ich besudele.
Dann wären die Worte den beiden Gefesselten als Feinden der Fama, die nun von
ihr bezwungen sind, in den Mund gelegt. Diese Lesart hat das gegen sich, daß kaum
anzunehmen ist, ein Stecher hätte für spegno oder spegnio, selbst wenn ihm das Wort
diktiert worden wäre, spendio schreiben sollen. In den Beischriften des Trionfo della
Morte schreibt er auch ganz richtig speg^ier und spegner. Bei dem ersten Deutungs-
versuch ergeben sich die Sonderbarkeiten eher aus der Fremdheit der lateinischen
Sprache.
Petrarca und die bildende Kunst.
283
voraussetzt, bei denen die betreffenden Persönlichkeiten an gleicher
Stelle fungierten. Auch die beiden Gefesselten werden aus den Fest-
zügen in den Bilderzyklus übernommen worden sein. Das einzige mir
bekannte florentinische Werk, wo sie nicht Vorkommen, sind die
Malereien auf dem Möbel der Uffizien. Da diese ihrem Stil nach einen
frühen Eindruck machen, so ist es nicht ausgeschlossen, daß die Ge-
fesselten erst nach deren Entstehung in Florenz aufgekommen sind.
Mit dem Ende des Jahrhunderts verschwinden sie. In der ersten ge-
druckten florentiner Ausgabe v. J. 1499 erscheinen sie nicht mehr,
ebenso wenig in der Kupferstich-Folge des British Museum und auf den
von dieser abhängigen Holzschnitten.
Trionfo del Tempo. Gespann: zwei Hirsche oder Hirsch und
Hindin, als Symbole der Geschwindigkeit, in Florenz immer (sonst auch
einmal vier Hirsche [Cod. Vat. Ottob. 2978] oder vier weiße Rosse
[Barbcrini XLV, 37] oder zwei Hirsche und zwei Elefanten [Berlin,
Hamilton 501]),
Der Zeitgott wird in und außerhalb Florenz verschiedenfach dar-
gestellt: als geflügelter oder ungeflügelter Greis auf Krücken mit dem
Astrolabium oder Attributen der Vergänglichkeit, Stundenglas, Sichel,
oder mit dem Zeitrad, oder als Saturn mit seinen Kindern. Einmal
als Sonne, unter deren Bilde das Gedicht Petrarcas die Zeit zur An-
schauung bringt (Barberini XLV, 37).
Das Gefolge wechselt. Es ist entweder eine bloße Menge oder
Greise mit Krücken und Attributen der Zeit, oder es fehlt überhaupt.
Ein bestimmter, feststehender Typus läßt sich für Florenz bei diesem
Triumph ebenso wenig wie bei dem Trionfo della Divinitä heraussezieren.
Eine Wiedergabe dieses Triumphes gibt uns erneuten Anlaß,
die Vorbilder für die bildlichen Darstellungen der Trionfi in festlichen
Aufzügen zu suchen. Man betrachte die zweite Kupferstichfolge der
Albertina (abgebildet bei den Verf. p. 170), Hier ist der Triumph der
Zeit offenbar mit einem Karnevalsscherz in Verbindung gebracht. Ein
Narr reitet auf einem Schwein, ein zweiter greift ihn mit einer Lanze
an. Darunter steht geschrieben: O traditor del porco. Den Hinter-
grund nimmt eine Giostra und ein musizierendes Paar ein. Es sind
also verschiedene Momente aus dem festlichen Leben zusammengestellt.
Daß man grobe karnevalistische Scherze mit ernsten heiligep
und profanen Aufzügen in Verbindung brachte, ist bekannt genug.
Als einziges Beispiel sei ein Cassonebild in der ehemaligen Sammlung
Artaud de Montor^“^!) erwähnt. Hier sehen wir bei einem Triumph-
zuge Caesars einen Narren vorn auf dem Wagen sitzen.
21) Peintres primitifs. Paris 1843 PI. 43.
20*
284
Werner Weisbach:
Man konnte sich bei der Einführung solcher Spaßmacher auch
auf das Altertum berufen. In der Schilderung des antiken Triumph-
zuges bei Poggio (Comento sopra el Trionfo della Fama) folgt dem
Wagen eine gran turba di histrioni e giuoculatori ornati ciaschuno
variamente per dar piacere al populo.
Trionfo della Divinitä. Kein anderer Triumph zeigt eine so
abweichende und unregelmäßige Darstellungsweise. Divinitas erscheint
entweder als Gottvater allein oder als Trinität. Ein Wagen wie bei
den andern Triumphen ist nicht häufig. Tritt er auf, so hat er ent-
weder gar kein Gespann oder wird von den Evangelisten oder deren
Symbolen gezogen. Freiere Erfindungen sind bei diesem Triumphe
allenthalben die Regel.
Nur ein Schema läßt sich neben vielen Abweichungen für Florenz
in Anspruch nehmen: die Göttlichkeit über den Sphärenkreisen im
Empyreum thronend (die Verf. sprechen fälschlich von einem Regen-
bogen), von Engeln umgeben. Diese Auffassung ist mir außerhalb
Florenz nicht begegnet. Daneben kommen in Florenz auch Wagen und
andere freiere Darstellungen vor.
Die Betrachtung des Bilderkreises der Trionfi hat uns gezeigt,
daß sich gewisse Züge nur in Florenz finden, die anderwärts nicht
Vorkommen. Auf florentiner Boden allein tritt uns der Kreis in einer
Geschlossenheit entgegen wie sonst nirgends. Ich glaube daher, daß
der bildliche Zyklus als solcher in Florenz entstanden ist, und zwar
in Anlehnung an die Festzüge, die die Trionfi zum Gegenstand hatten,
daß er von da aus seinen Weg nach dem übrigen Italien genommen hat.
Vom Ende des 15. Jahrh. an löste sich das ikonographische
Schema der Triumphzüge immer mehr und wurde in höherem Maße
der Willkür der einzelnen Künstler überlassen. In Italien hat am Ende
des 15. Jahrhunderts namentlich auf die Illustrationen der gedruckten
Bücher die Kupferstichfolge des Brit. Mus. (Bartsch XIII p. 277, Passa-
vant Vp. II, 71 — 72) einen bedeutenden Einfluß ausgeübt. Sie gehört
mit ihren harmonischen, schwungvollen Kompositionen und der feinen,
geistvollen Zeichnung zu den am meisten künstlerischen Schöpfungen
des Trionfi-Zyklus. Zahlreich sind die gedruckten Trionfi-Ausgaben mit
Illustrationen. Die Verf. haben eine Anzahl davon beschrieben und
abgebildet. Mannigfache Variationen gibt es unter ihnen, auf die hier
nicht näher eingegangen zu werden braucht.
Nachdem von dem Bilderzyklus der Trionfi als ganzem ge-
sprochen worden ist, sei noch kurz auf einige Darstellungen hingewiesen,
die eine bestimmte Stelle des Epos zum Vorwurf haben. Den Kampf
zwischen Laura und Amor, wie ihn der Dichter im Trionfo della Castitä
Petrarca und die bildende Kunst.
285
schildert, sehen wir auf einigen Gemälden wiedergegeben, einem Desco
da parto der Kollektion Jarves in New-Haven, einem feinen florentinischen
Bildchen der Londoner National-Gallery und einem Signorelli derselben
Sammlung.
Für solche, die sich für dieses Gebiet weiter interessieren, möchte
ich noch einige Trionfi, die den Verf. des Petrarque entgangen sind,
kurz anführen.
Gemälde:
Bologna, Pinakothek. Nr. 595 Trionfo della Fama. Nr. 758 Frag-
ment, Trionfo del Tempo. Nr. 594 u. 596 Trionfo della Fama
und del Tempo.
Cassel, Galerie. Nr. 484 Bacchiacca, Porträt eines alten Mannes mit
einem Totenkopf, im Hintergründe der Trionfo della Morte^^).
Handschriften:
Florenz, Bibi. Riccardiana. 1147 Fünf Trionfi, Amor fehlt. Mit
teilweiser Benutzung von Riccard. 1129 und weit später.
Laurenziana. Cod. Amiatensis V mit Trionfo dell’ Amore. — Ashburn-
ham 1058 mit Trionfo della Morte und del Tempo, eingeklebt,
französisch, Anf. 16. Jahrh.
Rom, Vaticana. Cod. Vat. 3157 mit den 6 Trionfi.
San Daniele del Friuli. Biblioteca Nr. 139 Divini ingenii Francisci
Petrarche florent. versus vulgares (il Canzoniere e i Trionfi)
Membr. in 4 sec. XVI.
Giuseppe Mazzatinti, Inventario dei Mss. della Bibi, di S. Daniele
del Friuli, Forli 1893. Prächtige Illustrationen^^.
Der Bilderzyklus fiel im 16. Jahrh. in Italien immer mehr dem
Verfall anheim. Die wenigen bedeutenden illustrierten Handschriften
dieser Zeit werden von den Verf. eingehend analysiert.
Unter den Gemälden ist nur ein wertvoller Zyklus von der Hand
des Bonifazio Veneziano zu erwähnen.
Auch die italienische Skulptur hat sich im 15. und 16. Jahrh. die
Trionfi nicht entgehen lassen. Eine Reihe von Reliefplatten in Elfenbein
und Bronze, die kunstgewerblich verwandt wurden, sind uns erhalten.
Die des 15. Jahrhunderts gruppieren sich um eine Serie von Elfenbeinen
22) Ich entsinne mich, auch einmal ein Porträt mit dem Trionfo della Fama im
Hintergründe gesehen zu haben, kann aber die Notiz nicht wiederfinden.
23) Ich verdanke die Notiz über diese Hs., die ich nicht selbst gesehen habe,
der Güte des Herrn Dr. Arthur Haseloff.
286
Werner Weisbach:
im Dom von Graz, die mantuanischen Ursprungs ist^^). Darstellungen
einzelner Triumphe fanden auch, an den Prunkwaffen des i6. Jahrhunderts
V erwendung.
Das klassische Land für den Trionfi-Zyklus wurde im i6. Jahrh.
Frankreich. Der im J. 1475 erschienene Kommentar der Dichtung
Petrarcas von Bernardino Illico wurde hier vor allem ausgebeutet.
Das erste sichere Datum für die Aufnahme des Zyklus in die
französische Kunst bieten die interessanten Glasgemälde der Kirche in
Eroy vom Jahre 1503. Seine reichste Ausgestaltung fand er in den
flandrischen Tapisserien, von denen eine ganze Anzahl von Serien
erhalten ist. Es ist ein Hauptverdienst der Verf., die verschiedenen
Arten der Wiedergabe sorgfältig untersucht und durch vortreffliche
Abbildungen erläutert zu haben. Der Zyklus erfreute sich in höfischen
Kreisen großer Beliebtheit und wurde in prunkvollster Weise zur Dar-
stellung gebracht, mit Aufbietung eines reichen Apparates von Personen
und großem Luxus. Manches neue Motiv wurde eingeführt, neue Zug-
tiere für die Wagen, neue Allegorien, neue Attribute. Es werden
die Kämpfe der einzelnen Triumph- Allegorien miteinander geschildert.
Außerdem wird im Norden ein Motiv häufiger, das mir in Italien nur
einmal, im Cod. Vat. Ottob. 2978, begegnet ist, daß bei den Triumphen
der einzelnen Allegorien die vorhergehende Triumphallegorie als über-
wunden mit aufgenommen ist. Ferner werden die Züge zum Teil von
der Erde fort in die Luft verlegt. Über all das gibt das Werk der
Verf. Auskunft. Ebenso auch über die französischen Handschriften des
Gedichtes, die verhältnismäßig wenig Interessantes bieten. Toutes ces
representations manquent de sei et de saveur, lautet das Urteil der
Verf, mit Rücksicht auf diese. Künstlerisch wertvoll sind unter den
Miniaturen nur wenige, wie die des Godefroy de Batave der Bibi, de
l’Arsenal Nr. 6480.
Auch die Holzschnitte in den gedruckten Büchern sind von
geringem Wert. Erst mit der Lyoner Ausgabe vom Jahre 1531 beginnt
ein Aufschwung, der mit der Pariser Ausgabe von 1539 seinen Höhe-
punkt erreicht.
Weiter verfolgen die Verf. den Zyklus noch in der dekorativen
Plastik und anderen Gebieten des Kunstgewerbes. Sie zeigen ferner,
welchen Einfluß er auf andere allegorische Darstellungskreise aus-
geübt hat.
24) Denselben Darstellungstypus vertreten auch vier Tempera-Bilder im .Schlosse
Coloredo bei Udine, die früher Francesco Mantegna zugeschrieben wurden. Nach
Kristeller (Mantegna p. 298) sind es schwache Arbeiten von einem Schüler Jacopo
Bellinis.
Petrarca und die bildende Kunst.
287
In Flandern (mit Ausnahme der Tappisserien) und Deutschland
haben sich die Trionfi niemals recht eingebürgert. Am meisten Interesse
bietet noch die Kupferstichfolge von Georg Pencz.
Bis in das 17. Jahrh. geleiten die Verf. die .Bilderreihe. Im
Jahre 1663 schuf der französische Bildhauer Jacques Sarazin vier
Triumphe für die Grabkapelle Heinrichs von Bourbon, die sich heute
in der Schloßkapelle von Chantilly befinden.
Das Stabbrechen auf den Darstellungen des Sposalizio.
Von Dr. jur. Ernst v. Moeller.
Verschiedene germanische Rechte kennen eine Sitte des Stabbrechens.
Sie geht auf fränkischen Ursprung zurück. Sie ist bereits für die Zeit
der Volksrechte bezeugt und lebt heute noch in sehr verschiedenen An-
wendungen fort. Auf diese Sitte geht es zurück, wenn im April 1900
bei einer Hinrichtung in Mannheim oder im Februar 1901 bei dem Be-
gräbnis der Königin Viktoria von England oder im Juli 1901 in dem
Bigamieprozeß gegen den Earl of RusseF) in London der Stab gebrochen
wurde. Ebenso sind dieser Sitte die deutsche Redensart »jemandem den
Stab brechen« und die französische Wendung »rompre la paille« ent-
sprungen.
Dieser Rechtssitte habe ich vor einigen Jahren eine eigene Unter-
suchung^ gewidmet. Und bei dieser Gelegenheit hatte ich mir die
Frage vorzulegen, ob das Stabbrechen auf den Darstellungen des Spo-
salizio in diesen Zusammenhang gehöre oder nicht. Im folgenden
stelle ich zusammen, was ich damals über Vorkommen, Ursprung und
Bedeutung des Stabbrechens auf den Sposalizien gesammelt habe
I.
Das Stabbrechen begegnet bei der Darstellung der Vermählung von
Maria und Joseph zuerst in der italienischen Kunst; und zwar zuerst bei
Giotto auf einem Fresko der Arenakapelle in Padua. Seitdem findet es
sich ziemlich häufig bei den italienischen Malern. Das Stabbrechen ist
schließlich in der Zeit der Renaissance beinahe ein typisches Merkmal
der italienischen Sposalizien geworden. Es findet sich vor allem in der
Malerei, aber auch in der Skulptur und zuletzt überall, wo überhaupt
Sposalizien dargestellt werden, z. B. in der Intarsia-Verzierung des Chor-
gestühls des Pantaleone de Marchis in der Berliner Gemäldegalerie
1) MüncR. Neuest. Nachr. 22. Juli 1901. Nr. 335.
2) Zeitschr. d. Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. German. Abteil. 1900.
Emst V. Moeller: Das Stabbrechen auf den Darstellungen etc.
289
Von Italien aus hat sich dann allmählich das Stabbrechen nach
Frankreich, nach den Niederlanden, nach Deutschland und ohne Zweifel
noch weiter verbreitet. Aber in keinem der anderen Länder lassen sich
so viele Beispiele wie in Italien nachweisen. Wollte man hier eine genaue
Statistik aufstellen, so würde man infolgedessen höchstwahrscheinlich von
Sposalizien, die das Stabbrechen aufweisen, summa summarum nur einen
sehr geringen Prozentsatz finden.
Schon vor Jahren hat Alwin Schultz^ eine Reihe solcher Sposa-
lizien zusammengestellt. Ein etwas ausgedehnteres Verzeichnis ist im
Anhang am Schlüsse dieses Aufsatzes geliefert.
In der italienischen Kunst findet das Stabbrechen regelmäßig in
dem Augenblick statt, in welchem der Hohepriester die Vermählung voll-
zieht, In französischen Darstellungen läßt sich mehrfach eine Abweichung
in dem Sinne beobachten, daß das Stabbrechen erst eine Weile später,
nach Beendigung der feierlichen Handlung stattfindet, dann, wenn die
Beteiligten sich entfernen.
In allen Fällen erfolgt das Stabbrechen durch einen oder mehrere
Freier. Häufig, z. B, bei Giotto und bei Orcagna bricht nur ein Freier
den Stab. Sehr oft, und so auch bei Raffael, tun es mehrere. Zuweilen
sogar fast alle Freier. In dieser Hinsicht ist namentlich das Sposalizio
von Fra Angelico da Fiesoie und ein Antonio Vivarini zugeschriebenes
Bild der Berliner Galerie auffällig.
Ganz entsprechend ist auch die Art und Weise, wie der Stab zer-
brochen wird, von den Künstlern jederzeit sehr verschieden behandelt
worden. Die denkbar verschiedensten Modalitäten kommen in dieser
Hinsicht vor. Bald wird der Stab nur mit den Händen, bald über dem
Knie, bald mit Hand und Fuß zugleich gebrochen. Und häufig sieht
man einfach die Teile des zerbrochenen Stabes am Boden liegen, nament-
lich auf solchen Darstellungen, wo mehrere Freier ihren Stab zerbrechen.
2.
Der Ursprung des Stabbrechens auf den Sposalizien ist zweifelhaft.
Nicht in der Fachliteratur, aber in weiten Kreisen der Gebildeten
ist heute die Meinung verbreitet, es handle sich hier um einen Hoch-
zeitsbrauch, um eine Sitte.
In der Tat gibt es zahlreiche Trauungszeremonien im engeren und
Hochzeitsbräuche im weiteren Sinne, die sich als Zerstören eines Gegen-
standes darstellen. Dahin gehört z. B. bei den Juden, aber auch ge-
3) Die Legende der Jungfrau Maria und ihre Darstellung in der bildenden Kunst
des Mittelalters: Beiträge zur Kunstgeschichte, red. v. Lücke I. 1878. p. 49.
290
Ernst V. Moeller:
legentlich bei den Deutschen das Zerbrechen eines Glases, aus dem
Braut und Bräutigam getrunken haben.
Aber das Stabbrechen als Hochzeitsbrauch ist bisher weder für
die Juden alter oder neuer Zeit noch für die Italiener des Mittelalters
nachgewiesen. Und dieser Nachweis wäre doch gerade die unerläßliche
Bedingung für die Richtigkeit jener Behauptung.
Die einzige Übung des Stabbrechens in Verbindung mit der Ehe-
schließung, die hier angeführt werden kann, betrifft das »Brauteschen«
im Kirchspiel Wahrenholz, Amt Gifhorn^), nach einer aus der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts stammenden Beschreibung. Der Brautescher zer-
bricht bei dem dreimaligen Eschen seinen Stab durch dreimaliges
Schlagen an den Pfahl des Tores im Hause der Braut und wirft den
letzten Rest des Stabes auf das Herdfeuer.
Jeder Zusammenhang dieses Brauchs mit dem Stabbrechen auf den
Sposalizien ist ohne Frage ausgeschlossen. Gegen die Herleitung aus einer
Rechtssitte oder überhaupt aus einem Brauche spricht von vornherein die
auch von Kunsthistorikern häufig übersehene Tatsache, daß der Stab
nicht stets nur von einem, sondern garnicht selten von mehreren Freiern
gebrochen wird. Obenein bleibt hier der Zusammenhang, in dem sich
die Vermählung von Maria und Joseph abspielt, völlig außer Betracht.
An sich ließe sich das Brechen eines Stabes sehr wohl als Hoch-
zeitsbrauch denken. Seine Erklärung würde gegenüber den verschiedenen
Anwendungen der germanischen Rechtssitte keine Schwierigkeiten be-
reiten. Bruch der Gemeinschaft, Verzicht und Einwilligung sind Ideen,
denen man nicht nur bei der Trennung der Braut vom Elternhaus,
sondern auch bei dem Rechtssymbol alle Augenblicke begegnet. Aber
wie die Verhältnisse hier liegen, scheidet diese Möglichkeit für uns aus.
Sehr viel näher als der Gedanke an einen Hochzeitsbrauch liegt
mit Rücksicht auf den Zusammenhang die Annahme, daß der Ursprung
des Stabbrechens auf den Sposalizien auf die Marienlegende zurückführt.
In dieser Hinsicht verdienen zunächst zwei Angaben neuerer
Schriftsteller Beachtung.
Miß Jameson bemerkt in ihren »Legends of the Madonna®)« fol-
gendes: »I must mention an old tradition cited by St. Jerome, and
which has been used as a text by the painters.« hls folgt die Geschichte
vom Grünen und Blühen des Stabes Josephs. Dann heißt es weiter:
»The other suitors thereupon broke their wands in rage and despair;
and one among them, a youth of noble lineage, whose name was Aga-
bus, fled to mount Carmel.«
4) Vatorl. Archiv des historischen Vereins für Niedersachsen. Jahrg. 1838. p. 322 ff.
5) 2. ed. 1857 p. 159 f.
Das Stabbrechen auf den Darstellungen des Sposalizio.
291
Eine ähnliche Überlieferung gibt Maynard®) wieder. Er erzählt
von dem eben genannten Agabus: »Frustre dans ses esperances, froisse
dans son orgueil en se coinparant ä l’homme de condition si chetive
que lui avait prefere un sort en apparance aveugle et injuste, il brisa
sur ses genoux sa baguette aride dans un transport de desespoir et cou-
rut s’enfermer dans une des grottes de Carmel avec les disciples
d’Elie.«
Beide Darstellungen geben also das Stabbrechen für einen Zug der
alten Tradition aus. ünd ganz derselbe Gedanke liegt offenbar der Er-
zählung bei Müller und Mothes'^) zu Grunde, in der ebenfalls das Stab-
brechen der Freier ohne weiteres als Bestandteil der Marienlegende
figuriert.
Diese Angaben wird man nicht einfach bestreiten, man wird
nicht etwa sofort behaupten wollen, daß Miß Jameson und Maynard
das Stabbrechen in die Fegende hineingeschmuggelt hätten, weil die
mittelalterliche Kunst es bereits kennt. Immerhin ist hier Vorsicht sehr
am Platze. Der heilige Hieronymus nämlich, von dem Miß Jameson
spricht, erzählt nichts vom Stabbrechen. Die apokryphen Evangelien
^ber — und das ist die Hauptsache — , (von denen früher eins fälsch-
lich dem Hieronymus zugeschrieben wurde), wissen gleichfalls samt und
sonders nichts davon. Es steht völlig fest, daß die älteste legendarische
Überlieferung von den Freiern nur bis zur Vermählung von Maria und
Joseph, aber nicht länger Notiz nahm.
Diese Tatsache macht die Herleitung des Stabbrechens auf den
Sposalizien aus der Marienlegende höchst zweifelhaft. Gerade bei Giotto
läßt sich Schritt für Schritt in dem Bilderzyklus der Arenakapelle in
Padua verfolgen, wie er sich in allen Einzelheiten an die Darstellung
im Protevangelium Jacobi hält. Es bleibt infolgedessen höchstens die
Frage übrig, ob die alte Überlieferung der frühchristlichen Zeit eine er-
weiternde Umformung erlitten hat, die bereits vor Giotto das Stabbrechen
kannte. Aber eine solche Überlieferung ist bis jetzt nicht nachgewiesen.
Und wenn de Surigny®) und Venturi^) behauptet haben, das Stabbrechen
der Freier finde sich nicht bloß bei den Lateinern, sondern schon in
der griechischen, in der byzantinischen Kunst, so ist das vorläufig eine
Behauptung ohne Beweis.
Unter diesen Umständen läßt sich nur sagen: es ist möglich, daß
das Stabbrechen auf den Sposalizien auf irgend eine Form der mittel-
*>) La sainte Vierge. 2. ed. Par. 1877. p. 133.
'^) Aroliäolog. Wörterbuch II. 1878. p. 652.
Annales archeologiques ed. Didron XXVI. 1869. p. 45!.
La Madonna. 1900. p. 130.
292
Emst V. Modler:
alterlichen Marienlegende zurückgeht. Aber es ist ebenso möglich, daß
das Stabbrechen der Freier erst infolge der Darstellungen der italienischen
Kunst in die Legende hineingetragen ist.
Bei diesem bloßen non liquet brauchen wir nicht stehen zu bleiben.
Giotto hat jedenfalls keinen Hochzeitsbrauch dargestellt. Er hat das
Stabbrechen ebensowenig der Quelle entlehnt, der sich im übrigen sein
Zyklus des Marienlebens aufs genaueste anschließt. Also dürfen wir, so-
lange keine neuen Tatsachen bewiesen werden, behaupten: Das Stabbrechen
der Freier ist Giottos eigene Erfindung.
Es lag in der Tat für einen Maler von der Bedeutung Giottos
nicht fern, wenn er das ganze Leben der Maria im Anschluß an die
apokryphen Evangelien malte, die Überlieferung um diesen Zug zu be-
reichern. Auf den vorangehenden Bildern sehen wir die Freier wieder und
wieder an der fortschreitenden Handlung beteiligt. Wir sehen sie ihre Stäbe
dem Hohenpriester übergeben. Wir sehen sie betend um den Altar
knien, auf welchem die Stäbe liegen. Nur auf dem Höhepunkt der
ganzen Handlung, bei der Erwählung und Vermählung Josephs sollten
sie fehlen? und bloß darum fehlen, weil die Überlieferung sich nicht
weiter um sie kümmerte? Gerade hier bot sich dem Künstler (anders
als einem Legendenerfinder) die beste Gelegenheit, den Eindruck der
feierlichen Zeremonie durch das Moment des Kontrastes zu steigern.
Jeder weiß, daß nicht zuletzt auf diesem Zuge die malerische Wirkung
vieler Sposalizien beruht, welche wesentliche Rolle das Stabbrechen z. B.
in Raffaels Gemälde spielt. Ließ Giotto die Freier bei der Darstellung
der Vermählung nicht fort, so war es einfach selbstverständlich und
natürlich, ihnen ihre dürr gebliebenen Stäbe in die Hand zu geben.
Und von hier bis zum Brechen der Stäbe ist nur ein Schritt. Weit-
ab liegt diese Idee wahrhaftig nicht, wenn man die Vorteile bedenkt,
die die stumme Sprache des Symbols für den Künstler hat. Ein guter
Gedanke war es ohne Zweifel. Wir haben allen Grund, Giotto für den
Vater dieses Gedankens zu halten.
3-
Die Frage nach der Bedeutung des Stabbrechens auf den Sposa-
lizien hängt aufs engste mit der Frage nach dem Ursprung zusammen.
Wir haben es nicht mit einer Sitte zu tun, sondern mit einer ein-
maligen, in der Vergangenheit als geschehen gedachten Handlung. Von
diesem Ergebnis der vorangehenden Erörterung dürfen wir hier aus-
gehen. Und sofort dürfen wir weiter hinzufügen: Wenn das Stabbrechen
10) Anderer Meinung z. B. Grimouard de Saint-Laurent, Manuel de l’art chretien.
1878. p. 346.
Das Stabbrechen auf den Darstellungen des Spozalizio.
?93
der Freier auch nicht Übung einer Sitte ist, so ist es doch eine sym-
bolische Handlung. Denn die Ansicht, die Freier brächen ihre Stäbe
aus Neugier, um nachzusehen, ob sie wirklich auch innen im Holz völlig
dürr geblieben seien, bedarf keiner Widerlegung.
Die Erklärungen des Stabbrechens in der Literatur schließen sich
meist den Geberden der Freier an. Ist der Ausdruck zornig, so blicht
der Freier seinen Stab aus Zorn. Ist die Geberde milde und sanft, so
bricht er seinen Stab in frommer Ergebung in die göttliche Fügung des
Schicksals. Dazu kommen dann noch zahlreiche Variationen, wie sie
der langen Skala zwischen frommer Trauer und trotziger Verzweiflung
entsprechen. Gegen diese Erklärung läßt sich nichts einwenden, solange
sich die Frage nur um ein einzelnes Bild, nur um einen einzelnen Freier
dreht. Und dies Verfahren scheint um so berechtigter, als zahlreiche
Künstler mit gutem Grund die Freier offenbar ganz verschiedene Em-
pfindungen ausdrücken lassen.
Anders liegt die Sache dann, wenn es sich um verschiedene Dar-
stellungen des Sposalizio oder gar um die Darstellung des Sposalizio
überhaupt handelt. In diesem FaAle ist es durchaus verkehrt, das Stab-
brechen eindeutig durch einen bestiüimten Affekt, z. B. Ärger oder Schmerz,
erklären zu wollen. Und doch begegnet man in der kunstgeschichtlichen
Literatur immer aufs neue solchen falschen Verallgemeinerungen.
Soviel steht also fest: Wir dürfen bei der Erklärung nicht bei
einem einzelnen Affekt stehen bleiben. Nicht um die Darstellung eines
bestimmten Gefühls handelt es sich, sobald wir nicht nur an einen ein-
zelnen Freier denken, sondern um die Auslassung aller möglichen ver-
schiedenen Gefühle der Freier an dem Gegenstände ihrer Hoffnung und
ihres Schmerzes. Ergebung in den Willen Gottes und die Wut der Ver-
zweiflung, die stärksten Gegensätze, ordnen sich der gemeinsamen Idee
des Stabbrechens unter.
Und vielleicht dürfen wir noch einen Schritt weitdrgehen. Weil
es auf den Ausdruck eines besonderen Gefühls nicht ankpmmt, sondern
auf die Einwirkung des göttlichen Wunders auf die einzelnen, um die
Erfüllung ihrer Wünsche gebrachten Freier, treten die einj^elnen Affekte,
Gefühle, Stimmungen überhaupt als nebensächlich in den Hintergrund.
Dem Stabbrechen der Freier liegt letzthin nur der Gedanke und das Be-
wußtsein von dem unabwendbaren Geschick zu Grunde, dem der einzelne
unterworfen ist, er mag sich dazu stellen wie er will. Der Wille Gottes
triumphiert über die, die anders wollten als er. Auf ihm beruht der
Einklang zwischen der Vermählung von Maria und Joseph und den
Freiern, die ihre Stäbe brechen.
2<)4
Ernst V. Moeller:
A n h a n g.
Verzeichnis von Sposaüzien mit einem oder mehreren
stabbrechenden Freiern.
1. Giotto. Padua. Arenakapelle.
2. Taddeo Gaddi. Florenz. S. Croce, Cap. Baroncelli.
3. Agnolo Gaddi. Prato, Pieve, Capelia della sacra cintola. Cf. Crowe u. Cav. II.
1869. p. 43.
4. Orcagna. Florenz. Or San Michele. Relief an der Vorderseite des Tabernakels.
5. Pietro aus Florenz. Pistoja. Dom. Linke Seitentafel des silbernen Altarvorsatzes.
Labarte Album I, PI. 56.
6. Giovanni da Milano. Florenz. St. Croce. Cap. Rinuccini. cf. Schnaase VII^.
1876. p. 391.
7. Fra Giovanni Angelico da Fiesoie. Florenz. Uffizien.
8. Jean Foucquet. Miniatur, cf. Frantz, Gesch. d. christl. Malerei II, i. 1894. p.
Müntz, La renaiss. en Italic et en France. 1885. p. 492.
9. Lorenzo da Viterbo. Kapelle in S. Maria della Veritä bei Viterbo. cf, Seroux
d’Agincourt, Denkmäler der Malerei. Tav. CXXXVII.
10. Unbekannt. Rom. Vatikanisches Museum. Gemälde. cf. Barbier de Montault,
Oeuvres II. 1889. p. 224; Traitc II. 1890. p. 224.
11. Pantaleone de Marchis (?), Chorgestühl. Berlin. Gemäldegalerie, cf. W. Bode. 1884.
12. Pietro Perugino, Fano, St. Maria nuova. cf. Crowe u. Cav. IV, i. 1871. p. 216
n. 77.
13. Pietro Perugino. Caen, Museum, cf. Gazette des beaux arts 1896. I. p. 273 flf.
14. Raffael. Mailand, Brera.
15. Florent. Schule nach 1500. Berlin, Gemäldegalerie. Nr. 105.
16. Franciabigio. Florenz, Annunziata de’ servi. cf. Crowe u. Cav. IV, 2. 1872. p. 511.
17. Domenico Ghirlandajo. Florenz, S. Maria Novella. cf. Maynard, La S. Vierge
2. ed. 1877. p. 134.
18. Vittore Carpaccio. Mailand, Brera, cf. Crowe u. Cav. V, i. 1873. P- 217.
19. Girolamo Marchesi da Cotignola. Berlin (Erfurt), cf. Crowe u. Cav. V, 2. 1874-
p. 641 n. 63.
20. Girolamo Romanino. Brescia, S. Giovanni Evang. cf. A. Sala, Quadri scelti di
Brescia; Crowe u. Cav. VI. 1876. p. 446 n. 31.
21. Bern. Luini. Saronno. cf. Lübke, Gesch. d. ital. Malerei. II. p. 457- Maynard,
Vierge p. 136. Gruyer, Vierges de Raph. II, p. 14.
22. Sansovino, Loreto, S. Casa. cf. Schönfeld, A. .Sansovino 1881. p. 29 ff. Lützows
Zeitschr. f. bild. Kunst. VI. 1871. p. I5^f-
23. Unbekannt. Kloster des Hieronymus bei Spello. cf. Crowe u. Cav. IV, i, p. 291
n. 50. Gruyer, Vierges II. 1869. p. 18 n. i.
24. Antonio Vivarini (?). Berlin, Gemäldegalerie. Nr. 1058.
25. Gaudenzio Ferrari. Mailand, Ambrosiana. cf. Burckhardt, Beiträge z. Kunstgescfi.
V. Italien. 1898. p. 108.
26. Bartolo di Maestro Fredi. Siena, Accademia.
27. Ottaviano Nelli. Foligno, Palazzo de Trinci.
28. Simon Vostre. cf. Grimouard, Guide III. p. 182. IV. p. 100.
29. Unbekannt. Paris, Seminar St. Sulpice. Tode.
Djis Stabbrechen auf den Darstellungen des Sposalizio.
295
30. Unbekannt. Nancy, Basilique Saint Epure, Chappelle des fonts baptismaux.
31. Unbekannt. Beaune, Notre Dame. Tapisserie.
32. Luca Giordano pinx. Rieh, van Orley sculp. Berlin, Kupferstich-Kab. KNA 915-32.
33. Joan. Stradanus inv. Adr. Collaert sculp. Berlin, Kupferstich-Kab. KNA. Collaert
Bd. I. 384—32.
34. Theod. Galle. Berlin, Kupferstich-Kab. KNA. 806 — 27.
35. Unbekannt. Cf. »Exposition de l’industrie fran^aise«. 1844. 4® partie, zwischen
p. 44 u. 45.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers
auf Grund von Pürers Proportionslehre.
Von Constantin Winterberg.
(Fortsetzung.)
II. Frauen.
Auch bei den Frauen des ersten Buches lassen sich im allgemeinen
ähnliche Verbesserungen wie bei den Männern denen des ersten Buches
gegenüber nachweisen. Es finden sich demgemäß auch die Geschlechts-
unterschiede hier mehr oder weniger modifiziert wie folgt:
1. Die größere Rumpflänge der Frau wird auch hier vorzugsweise
durch Verlängerung des Rippenkorbes erreicht, die Gesäßhöhe io braucht
sich daher nicht gleichzeitig mit zu verlängern.^®)
2. Dem längern Rumpf entsprechend, braucht zwar nicht notwendiger-
weise der Abstand oz der Frau stets relativ kürzer zu sein als beim
entsprechenden Manne, weil (vgl. Typus 6) der Abstand Scheitel — Hals-
grube sich bei jener eventl. derart verkürzen kann, daß derselbe unbe-
schadet der größern Rumpflänge den des Mannes dennoch übertrifft.
3. Dagegen ist der Unterschenkel resp. der Abstand qz der Frau
stets kürzer als beim Manne, obgleich das anatomische Teilverhältnis von
Ober- und Unterkörper in ni' dies nicht notwendig bedingt, indem der
von WL gezählte Abstand der Beinlänge nicht durchweg kürzer als beim
Manne sich darstellt, sondern wie im ersten Buche auch das Gegenteil
Vorkommen kann.
Hier kann eine Bemerkung nicht unterdrückt werden, welche sich auf die
Barbarei des modernen europäischen Modezwanges bezieht, der die an sich schon
größere Rippenkorblänge der Frau auf künstliche Art noch mehr zu verlängern sucht,
anstatt mit allen Mitteln darauf auszugehen, das daraus leicht hervorgehende Mißverhältnis
der Teilung von Ober- und Unterkörper nach Vorbild der Antike nach Möglichkeit zu
unterdrücken oder doch dem Auge weniger bemerklich zu machen.
Constantin Winterberg: Über die Proportionsgesetze etc, 297
4. Ferner ist, obgleich die Halsgrube der Frau höher, gleich oder
tiefer als beim Manne liegen kann, die weibliche Schulterhöhe, oder
genauer der Abstand Scheitel — Oberarmknorren-Centra meistens größer,
mindestens aber gleich der des korresp. Mannes, daher der Abfall der
Schultern im ganzen stärker als nach den Prinzipien des ersten Buches.
Davon ist jedoch die Halslänge oder der vertikale Abstand Kinn — Hals-
grube unabhängig, und kann nach Umständen selbst kürzer als beim
Manne werden (vgl. Typus 4 und 6).
5. Kopf, Fuß und obere Extremität zeigen sich zwar auch im
zweiten Buch bei der Frau relativ kürzer als die korresp. männlichen
Körperteile, äußerstenfalles ihnen gleich: der Kopf am wenigsten, die obere
Extremität am stärksten unterschieden, doch ist dabei das Teilverhältnis
der letzteren nicht beschränkt, indem die weibliche Handlänge sogar die
männliche übertreffen kann (vgl. Typus i).
Bezüglich der Querdim.ensionen ist, abgesehen davon, daß wie beim
Manne bereits angedeutet, die Verhältnisse hier weniger ins Extrem gehen,
nichts wesentlich Abweichendes gegen die des ersten Buches zu bemerken.
Erste Gruppe.
Typus I.
a) Längen.
Wie der männliche stellt sich auch der weibliche Typus i gegen
den entsprechenden des ersten Buches als Modifikation im Sinne schärferer
Charakteristik der relativ weniger schwerfällig behandelten Formen dar:
erzielt durch kleine Veränderungen in den Hauptverhältnissen, ohne den
wesentlichen Charakter zu alterieren. Der Kopf verkürzt sich zunächst
gegen den des Mannes, und somit gegen die im ersten Buche gleiche
Länge beider Geschlechter um ca, 2 — 3 partes. Der Abstand ao bleibt
ungeändert, ebenso ist das anatomische Teilverhältnis von Ober- und Unter-
körper bis auf Bruchteile eines pars dasselbe geblieben. Gleiches gilt
bezüglich der Abstände qz und oq. Dagegen sind und n mehr oder
weniger aufwärts, e und a abwärts verschoben, wodurch der Rumpf sich
gegen das erste Buch um einige partes verkürzt.
Das Maximum der Körperfülle wird nach dem vorstehenden in den
Längenmaßen des Tab, zunächst im Maximum der Rumpf länge Ausdruck
finden, welches sich seinerseits dadurch bekundet, daß das Rumpfende 0
so tief wie möglich liegt. Demgemäß ist die dies ausdrückende Relation:
^ao=T oz
in Tab. als charakteristisch vorangestellt. Gegen den korresp. Mann
verkürzt sich dabei nicht bloß der Unterschenkel qz, sondern auch die
Oberschenkelpartie oq, sodaß, während sie bei diesem der von i gezählten
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 2 1
298
Constantin Winterberg:
Beckenhöhe (io) gleichkam, sie hier nach Tab. nur den Abstand ko erreicht.
Die relativ tiefe Lage von b\ ebenso wie von e und a lassen unmittelbar
die bezüglichen Relationen übersehen, wonach dann auch der Punkt i not-
wendig tiefer rückt als im ersteh Buche, sodaß nach Tab. hier die Länge
des Rippenkorbes die Hälfte von oz beträgt. Es verlängert sich also
hier der letztere auf Kosten des untern Rumpf- oder des Gesäßteils io.
Hiermit ist im wesentlichen die Charakteristik der Längenteilung gegeben :
die übrigen Punkte sind durch die genannten mehr oder weniger bedingt.
Zunächst der, hier wie bei allen Frauentypen nach Dürer mit dem obern
Beckenrand koinzidierende Nabel, dessen Tief läge auf dem untern Viertel
des Abstandes a' C sofort in die Augen springt, indem das Teilverhältnis
der Körperlänge, beim Manne noch auf 2:3 bemessen, sich hier sogar
zu 3:4 ergibt. Ebenso übersieht sich, mit Bezug auf die Lage von a
die des Punktes in\ wenn nach Tab. auf die Strecke ao zwei Längen o.m'
entfallen sollen, als relativ stark herabgerückt. Die Lage von n, resp.
die in Tab. angegebene von (Ende der Scham) ist, wie daraus zu er-
sehen, durch die von o bereits vorgezeichnet. Auch die auffallend große^
Brustlänge resp. Länge df ist aus der bezüglichen Relation ohne Kommen-
tar deutlich, noch dazu wenn hinzugefügt wird, daß die Kopflänge ad
sich gegen die des ersten Buches sogar um 2 p. verkürzt hat, sodaß ob-
gleich in Tab. nicht ausdrücklich angegeben, statt auf die ganze Körper-
länge hier bereits auf die Strecke aw deren sieben entfallen. Zu bemerken
bleibt überdies die relativ stärkere Senkung der Schultern gegen Typus i
des ersten Buches, dadurch zu erklären, daß der Punkt e hier nur um
weniges, dagegen a relativ stärker herabgerückt erscheint, wodurch in
Verbindung mit dem etwas kürzeren Kopf und entsprechend längerem
Halse das Unförmige dieses Körperteils gegen jenen erheblich gemildert
erscheint.
Die Armlänge, als das Dreifache der Brust eg, demgemäß auch die
der ausgestreckten Arme toto, findet sich im Anschluß an das Vorstehende
naturgemäß kürzer als im ersten Buche, sodaß letzteres Maß hier hinter
der Körperlänge zurückbleibt, die im andern Falle davon überschritten
wurde (wie dies in Tab. schon durch die Bestimmung des Abstandes ff'
durch die Länge m' z Ausdruck findet). Auffallend ist das Verhältnis von
Unterarm und Hand, indem jener ein Minimum und letztere zugleich ein
Maximum vorstellt, das sogar die männliche Handlänge Typus i noch
um 2 p, übertrifft. Dies erklärt, daß der Oberarm sich nur als das
Dürer unterscheidet wie im ersten Buche n = Spaltung von n' — Ende der
Scham. Im allgemeinen ist der erstere, als dem männlichen gleichnamigen Punkte mehr
analog, für die Relationen der Tabelle bevorzugt worden, wo solche sich einfach genug
ergaben, welches im vorliegenden Falle weniger zutraf, daher «' adoptiert wurde.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. 299
fache derselben, anstatt als das Doppelte darstellt. Dagegen zeigt der
Fuß beidemal (Buch i und 2) für Typus i dasselbe Maß (= ^ Körper-
länge) und dasselbe gilt nahezu auch von der Basis töto der bis in die
Breitenrichtung gedrehten Fußspitzen. Daß der Abstand p' p' die von i
ab gezählte Gesäßhöhe erreicht, kann natürlich nur bei Frauen Vorkommen
b) Querdimensionen.
1. Dicken.
Dieselben werden analog wie beim Manne gegen Typus i des
ersten Buches erheblich vermindert: am auffallendsten in den Rumpf-
teilen. Zunächst ist unter den Kopfmaßen das Maximum zu ^ ad als
Hauptmaß gekennzeichnet. Von den Rumpfdicken am stärksten ver-
mindert ist die Gesäß tiefe, am wenigsten die der Brust und die Dicke
am Rumpfende. Nur die beiden Hauptmaße: Brust- und Gesäßtiefe, be-
stimmen sich nach Tabelle unmittelbar durch Längenmäß, die beiden
andern durch Interpolation. Die Brusttiefe ist außerdem durch ihre Lage
bezeichnend, indem sie anstatt in /, wie im ersten Buche hier in b' statt-
findet. Wichtiger erscheint jedoch fast auch hier die Dicke in /, als
Mittelwert von 8' und /' ti , also als Mittelwert des Maximums und Mini-
mums der Rumpfdicken, wenn p' u als Casentiefe für jenes angenommen
werden kann. Auffallend ist, mit dem Manne verglichen, die nahezu
übereinstimmende Summe von als Bestätigung eines allgemeinen
Naturgesetzes, wonach bei übrigens analogen Bildungen was in einem
Teil zu viel enthalten ist, am andern verloren geht. Nach denen des
Rumpfes proportionieren sich die übrigen Dicken, wie in der untern
Extremität, insbesondere die Bestimmung der Knie- und Fußknöcheldicke,
in der obern die der halben Brusttiefe in f gleiche Armdicke andeutet.
2. Breiten.
Den Dicken analog erscheinen auch die Breiten gegen Typus i
ersten Buches entsprechend vermindert. Das Maximum der Kopftiefe, ent-
weder wie in Tab. durch die fünffache Schädelhöhe oder auch als |- der
entspr. Dicke ausdrückbar, vermindert sich unter denen des Kopfes relativ
am wenigsten. Von den Rumpfbreiten am auffallendsten Schulter- und
Weichenbreite, sodaß, während dort Schulter- und Gesäßbreite nahezu
übereinstimmten, sich hier die letztere bedeutend größer herausstellt. In-
folge dieser größern Schmalheit der oberen Rumpfpartie ergibt sich die
Verminderung der Weichenbreite von selbst: wahrscheinlich auch die a. a. O.
nicht angegebene Breite ing. — Nur der davon weniger abhängige Brust-
warzenabstand, sowie die Breite in 0 lassen keinen wesentlichen Unter-
schied erkennen. Nach Tab. ist zunächst die Schulterbreite interpolatorisch
gegeben und zwar mittels der Breite in m' (vgl. Tab. Anm. 5) nach deren
300
Constantin Winterberg:
Elimination mittels der nächstfolgenden Gleichung, da der Brustwarzen-
abstand 6. als bekannt anzusehen ist, zwei einfache Relationen zur Be-
stimmung von Schulter- und Gesäßbreite übrig bleiben — wenn man sich
nicht damit begnügen will, statt des Maximums der letzteren einfach die
um 2 p. kürzere der Länge go entsprechende Breite in m zu substituieren.
Außerdem ist nur die Rippenbreite auf einfache Art in Längenmaß, nämlich
durch den halben Abstand b'o dargestellt. Nach ihr bestimmt sich, wie
ebenda zu ersehen, der Brustwarzenabstand, während der Ausdruck für die
Weichenbreite schon weniger naheliegt. Ebenso dürfte die Breite des
Oberschenkels in o als der Handlänge gleich mehr zufälligen Charakter
tragen, obwohl sich dieselbe Bestimmung auch im folgenden Typus wieder-
findet. — Nach den Rumpfmaßen proportionieren sich die übrigen in der
unteren Extremität, insbesondere zu ersehen aus Bestimmung der Waden-
und Fußknöchelbreite, während die der Halsbreite gleiche Fußbreite wieder
mehr zufällig erscheint. In der oberen ist dasselbe, abgesehen vom Maxi-
mum, weniger ersichtlich, da hier wesentlich nur die der entsprechenden
Dicke gleiche Handknöchelbreite daraufhindeutet: während der Unterarm
nach Tab. auffallend breit erscheinen müßte, wie sich durch die minimale
Länge desselben erklärt.
Resultat.
Das Gesagte genügt, den in Rede stehenden als eine Modifikation
von Typus i des i. Buches ins Gefälligere, oder, besser, weniger Unge-
schlachte und Bäurische zu charakterisieren: in den Längen hauptsächlich
durch Vergrößerung der Abstände ae und act auf Kosten des Rumpfes, in
den Dicken wesentlich durch Verminderung der Gesäßpartie, in den Breiten
hingegen durch Abnahme der Hals- und Schulterbreite, sodaß die Gesäß-
breite, als charakteristisch für den Fall der stärksten Korpulenz, dieselbe
um ein Beträchtliches übertrifft.
Zweite Gruppe.
Wie die Männer sind auch die Frauen der zweiten Gruppe nicht
sowohl als Modifikation der entsprechenden des ersten Buches, sondern als
Einschiebungen zwischen Typus i und 2 aufzufassen. — Typus 2 ist
gegen 6 der vollere: im Gegensatz zu den Männern, wo wenigstens von
vorn gesehen das Umgekehrte stattfand. Übrigens zeigt sich jener ganz
deutlich als Übertragung des natürlichen korresp. Typus ins Weibliche.
Auffallend ist nur, daß dabei die Kopflänge in beiden Fällen sich nicht
wie bei Typus i vermindert, sodaß allein durch Verlängerung des Halses
das Verhältnis bei Typus 2 sich etwas ändert. Die Einteilung der Haupt-
axe stellt sich im allgemeinen hier zwischen die von Typus i und 6,
welcher letztere bei kürzerem Rumpf die Beine, teilweise allerdings auf
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
301
Kosten der minimalen Halslänge, verlängert hat. Bei den Männern würde
in dieser Hinsicht eher Typus 6 zwischen i und 2 zu rangieren sein.
I. Typus 2.
a) Längen.
Das anatomische Teilverhältnis in w' ist im Gegensatz zu den korresp.
Maßen der Einheit etwas näher gerückt als bei Typus i : indem der
Abstand am' nur um i p. hinter der Körperhälfte zurücksteht, ohne daß
jedoch darin allein ein für diesen Typus charakteristisches Merkmal liege,
da ähnliche Verhältnisse auch sonst noch verkommen. Vom Typus i ist
überdies das Teil Verhältnis im Nabel — ähnlich wie das in i bei den
Männern — unmittelbar übernommen, und auch die Unterschenkellänge
resp. der Abstand qz zeigt gegen jenen nur einen ganz geringen Unter-
schied. . — Das wesentlich Unterscheidende liegt vielmehr in der Ver-
schiebung der beiden Rumpfenden e und 0, indem jener Punkt um eben-
soviel nach abwärts rückt, wie letzterer sich heraufschiebt, wonach die
Zunahme von ae der von oq nahezu entspricht. Daß der erstgenannte
Abstand dabei sein Maximum erreicht, läßt unmitelbar die bezügliche
Bestimmung der Tabelle zu Körperlänge ersehen, während sich ebenso
die Lage von 0 durch die den Ausgang bildende charakteristische Relation
ai = ow
kennzeichnet, indem auch der Teilpunkt i der Rumpf länge, wie schon die
bezügliche Bestimmung in Tab. anzudeuten scheint, gegen Typus i seine
Lage nur ganz unwesentlich ändert. Demgemäß ergibt sich die der von 0
zunächst abhängigen Punkte, insbesondere n nach Tab. im nämlichen
Sinne, während die Bestimmung von k, mit n z\x a und w symmetrisch
gelegen dem vorher dazu Bemerkten entspricht. Mit der vorstehenden ver-
glichen verdeutlicht sie zudem das Abhängigkeitsverhältnis von ik und no. —
Bezüglich der Brustpunkte findet sich zunächst die Verschiebung der Brust-
warzenlinie mit e unmittelbar durch die bezügliche Relation ausgedrückt,
wonach dann Analoges auch für die übrigen sich schließen läßt. Betreffs
der Bestimmung vori b' ist noch hinzuzufügen, daß dieselbe außer wie in
Tab. auch durch die Relation ao = 2b' n geschehen kann, welche gegen
die von m' im vorigen Falle offenbar eine ganz unwesentliche Modifikation
ist, indem nur an die Stelle von a und m' hier b' und n getreten sind,
woraus dann auch die Verkürzung des Abstandes b'n des vorliegenden
Typus ersichtlich wird. — Die übrigen Relationen sagen im wesentlichen
nichts neues, sondern dienen zur Bestätigung des bereits Gesagten.
Von weiterem Detail ist außer der maximalen Kopflänge die der
Arme als Minimum hervorzuheben, welches seinerseits durch die, wie im
vorigen Falle minimale Länge des Unterarms (vgl. Tab.) erzielt wird.
302
Constantin Winterberg:
Aus den Bestimmungen der Tabelle läßt sich die minimale Armlänge als
solche allerdings nicht ersehen, dagegen findet sich dies in der dort nicht
gegebenen Relation: ao' = 2m', verglichen mit der vorstehend zur Be-
stimmung von V angegebenen, einigermaßen angedeutet. Im Anschluß
daran ist zugleich die Länge (uo) ein Minimum, Statt ihrer ist in Tab.
allerdings nur die Länge f'f' durch den vertikalen Abstand b' q unmittel-
bar gegeben. Übrigens ist die Verkürzung nicht so groß, daß bei Er-
hebung bis zur Scheitelhöhe die Mittelfingerspitzen nicht noch über
die Peripherie des mit kz von k aus beschriebenen Kreises wie beim
korresp. Manne, hinausfielen, indem sich überdies mit dem Tieferrücken
des weiblichen Nabels der Abstand kz gleichzeitig verkürzt.
Die Verkürzung des weiblichen Fußes ist, wie auch schon die Re-
lation der Tabelle erkennen läßt, gegen die des Mannes im vorliegenden
Falle sehr gering, sodaß die Basis (ixo infolge des relativ großem weib-
lichen Abstandes der Oberschenkelknorren-Centra p'p' die männliche um
ein beträchtliches übertrifft, während sich im vorigen Falle die Unterschiede
der Geschlechter in dieser Hinsicht gerade kompensierten, sodaß die Basis
beidemal dieselbe blieb,
b) Querdimensionen.
I. Dicken.
Der Charakter des gegen Typus i weniger Vollen kommt schon in
den Kopfmaßen sehr deutlich zum Ausdruck, indem trotz größerer Länge
die Kopfdicke relativ vermindert erscheint, sodaß, während bei diesen der
Profilschnitt nahezu ein Quadrat darstellt, hier schon das Aufrechte schärfer
betont wird. Nach den Bestimmungen der Tabelle sind auf die Dicke
nur 3 Schädelhöhen zu rechnen. Auch die Halsdicke ist als 3. l'eil von ae.
demgemäß proportioniert, schwächer als im anderen Falle. Von den Rumpf-
maßen sind die beiden stärkeren: Brust- und Gesäßtiefe, nach Tab. nur
interpolatorisch bestimmbar, wenn man nicht vorzieht, für das Maximum
jener die Dicke in g zu substituieren, welche sich nach Anm, 3 der Tabelle
sehr einfach durch die Brustlänge darstellt. Von den beiden andern ist
wiederum die Bauchtiefe 8' durch die I.änge iC, die Dicke in o durch
die des Kopfes wiedergegeben, welche letztere Bestimmung schon aus
dem ersten Buche bekannt ist. Als charakteristisch kann somit eigent-
lich nur das vorher Angegebene für 7' zu substituierende Maß beti-achtet
werden. — Nach dem genannten proportionieren sich zunächst die Dicken
der untern Extremität, ohne daß dies jedoch aus den Relationen der
Tabelle in besonders prägnanter Weise zum Ausdruck gelangt, da die
meisten Maße sich wiederum interpolatorisch bestimmen. Auch die der
obern Extremität zeigen in dieser Hinsicht weniger Bekanntes als bisher:
mit Ausnahme des Maximums, welches wie im ersten Buche der Waden-
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
303
dicke entspricht. Da dasselbe Maß zugleich nach Tab. dem vierten Teile
von ak' gleichkommt, so liegt darin ein Mittel, um umgekehrt jene aus
letzterer zu bestimmen.
2. Breiten.
Das Maximum der Kopfbreite stellt sich wie in früheren Fällen der
Gesichtstiefe gleich, von denen des Rumpfes stimmen die beiden Maxima:
Schulter- und Gesäßbreite, bis auf i pars überein, was somit als unter-
scheidendes Merkmal gegenüber Typus i der vorigen Gruppe anzusehen
wäre. Jedoch nur das letztgenannte Maß stellt eine einfachere Form durch
korresp. Längen dar: außer der in Tab. angegebenen Bestimmung auch
noch als dritter Teil des Abstands fz, sodaß dasselbe, da auch die Rippen-
breite nur durch Interpolation ermittelt werden kann, hier offenbar als
Hauptmaß zu bezeichnen ist. Die nicht genannten sind dagegen nach
Tab. wieder einfach darstellbar: der Brustwarzenabstand, wie schon öfter
der Brusthöhe gleich, die Weichenbreite durch den Abstand aa gegeben,
während, wie im vorigen Falle, die Oberschenkelbreite in 0 der Handlänge
entspricht. Demgemäß proportionieren sich im allgemeinen die übrigen
Maße: doch zeigt hierin die untere Extremität gegen früher die Modi-
fikation, daß die Wadenbreite nur die Kniebreite, anstatt wie sonst deren
Dicke erreicht. In der oberen Extremität weist außer dem Maximum
die Breite des Unterarms in ihrer Bestimmung nach Tab. auf bekannte
Verhältnisse, nach denen sich das übrige ergänzt.
II. Typus 6.
a) Länge.
Wie bei den Männern ist auch von den Frauen Typus 6 der
schlankere dieser Gruppe; auch hier ist die Kopflänge gegen die männ-
liche unverändert. Im übrigen ergeben sich gegen den vorherigen hier
folgende Modifikationen:
Zunächst bekundet schon das anatomische Teilverhältnis in eine
Abweichung insofern, als im Vergleich zu Typus 2 gerade das Umgekehrte
wie bei den korresp. Männern sich herausstellt: während nämlich dort m'
gegen letztgenannten Typus tiefer lag, das Teilverhältnis somit der Einheit
sich mehr näherte, so rückt beim vorliegenden weiblichen d'ypus ///' gegen
T. 2 nach aufwärts derart, daß nach Tabelle sein Abstand von der Sohle
das Dreifiiche der Rippenkorblänge beträgt.
Das Charakteristische liegt jedoch deutlicher in der Anfinigsrelation
der Tabelle veranschaulicht:
bo = oz
*2) Das Maxiimim dürfte im Verhältnis zu dem der Dicke mit cb' etwas zu schwach
angenommen sein, daher tlas Fragezeichen a. a. (').
304
Constantin Winterberg:
der zufolge außer m' auch das untere, damit zugleich das obere
Rumpfende sich nach aufwärts schiebt, während die Rumpflänge selber
sich zugleich verkürzt, sodaß also auch darin das Umgekehrte wie bei
den Männern ausgesprochen liegt. Das Gesagte bestätigt sich nach Tab.
zunächst durch die Bestimmung von g, welche offenbar einer hohen
Lage entspricht, derzufolge damit auch die Punkte f und e heraufrücken,
während andererseits die relativ große Kopflänge andeutet, daß dieses
Heraufrücken kein sehr großes, wenigstens kein so großes sein kann wie die
Verschiebung von o, daher sich dann naturgemäß die Verkürzung der
Rumpflänge ergibt. Die Veränderung der übrigen Punkte folgt unmittel-
bar aus den vorstehend genannten, insbesondere ist die von i und k aus
den bezüglichen Relationen leicht ersichtlich. Ebenso die Herauf-
schiebung von q daraus, daß dessen doppelter Abstand von C nach Tab.
der Länge Cb’^') entsprechen soll.
Bezüglich der obern Extremität ist die gesamte Armlänge nahezu
der von Typus 2 gleich, erscheint daher im Verhältnis zum Rumpfe
länger als dort, wo sie nur wenige partes unterhalb von 0 endigte.
Im übrigen ist hier nur charakteristisch, daß, wie beim Manne der
Kreisbedingung genügt werden muß, wonach sich wiederum die der
Verlängerung von kz entsprechende Verkürzung von arL motiviert. Gleich-
wohl ist der Abstand ff (bei horizontaler seitlicher Armhaltung), wie
auch Tab. ersehen läßt, hier kürzer als im vorigen Falle, und zwar durch
Verkürzung des Oberarms bis zum Minimum, sodaß die Fußlänge, anstatt
dem Unterarme hier dem Oberarme gleichgesetzt wird. — Die Basis (öü)
dagegen ist, wie schon die Relation andeutet, erheblich kürzer als beim
vorigen Typus.
b) Querdimensionen.
I. Dicken.
Kopf- und Gesichtstiefe sind gegen Typus 2 etwas verstärkt, die
Halsdicken dagegen unverändert: die Bestimmung der letzteren zu der
vom obern Augenhöhlenrande b gezählten Gesichtslänge schließt sich
darin den auch unter den Antiken vorherrschenden Verhältnissen an. —
Unter den Rumpfdicken ist die Bauchtiefe durch die Länge im' relativ
am einfachsten dargestellt, während von beiden Maximis; Brust- und Ge-
säßtiefe, jene nur als Bruchteil von eg, letztere sogar nur durch die Dicke
in o auf einfache Art darstellbar ist, welche letztere wie bereits in
früheren Fällen der Gesichtstiefe entspricht. Die übrigen Maße propor-
tionieren sich danach in bekannter Weise, wie bei der unteren Extremität
die Bestimmung der Dicke am Wadenende, sowie über dem Fuß-
knöchel, ebenso bei der obern die von Handknöchel- und Handdicke
deutlich macht.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
305
2. Breiten.
Das Maximum der Kopfbreite stellt sich nach Tab. der Länge ac
gleich, sodaß also der obere, von der Nasenwurzel begrenzte Abschnitt
ein Quadrat umschließt. Die Bestimmung der Halsbreite erinnert an die
entsprechende des männlichen Typus 2, wobei wie hier die Halslänge ein
Minimum repräsentierte. Unter den Rumpfmaßen ist das Maximum
nicht mehr wie bisher durch die Gesäß-, sondern durch die Schulterbreite
gegeben, welche in e stattfindet und demgemäß als das Doppelte von
be gefunden wird. Durch sie bestimmt sich die Gesäßbreite mittels
Interpolation wie Tab. angibt; die Bestimmungen von Brustwarzenabstand
und Rippenbreite als Bruchteile von ek und do sind allerdings weniger
naheliegend: dagegen steht die der Fußlänge gleich Weichenbreite bei
ihrer Einfachheit nicht ganz vereinzelt. Als am meisten charakteristisch
möchte indessen wie in früheren Fällen die dem Abstand frrd gleiche
Breite in m' zu bezeichnen sein. Die Proportionierung der übrigen
Maße läßt bei der untern Extremität am deutlichsten Waden- und Fuß-
knöchelbreite: bei der oberen außer dem Maximum die mittlere Ober-
arm- und Handbreite übersehen.
Resul tat.
Der weibliche Typus 6 bildet insofern einen Ausnahmefall, als die
Verhältnisse der Längenteilung sich nur hier anders als bisher gestalten,
derart, daß von einer Übertragung des männlichen Typus ins Weibliche
nach Analogie der übrigen Fälle beinahe ganz abstrahiert werden muß,
sodaß es fast den Anschein gewinnt, als liege eine Vertauschung der
beiden weiblichen Typen 2 und 6 vor, wogegen wiederum die Überein-
stimmung der Kopflängen mit den korresp. männlichen spricht.
Dritte Gruppe.
Die Typen dieser Gruppe unterscheiden sich, wie die korresp.
Männer gegen die der vorigen, durch höhern Wuchs, wie in der ent-
sprechenden Verkürzung des Kopfes sich angedeutet findet, im Anschluß
daran durch geringere Breiten- und Dickenmaße. Sie nehmen demzu-
folge jenen analog eine Mittelstellung zwischen den Extremen der
vierten und den volleren Formen der zweiten Gruppe in Anspruch. — Die
Unterschiede finden weiter in den Verhältnissen der Längenteilung Ausdruck
dadurch, daß, abgesehen von der Verkürzung der Kopflänge die nahezu
entgegengesetzten Extreme, welche sich in dieser Beziehung bei den
beiden Typen der vorigen Gruppe repräsentiert finden, von denen der
vorliegenden nicht erreicht werden. Dies bezieht sich zunächst auf das
anatomische Teilverhältnis im Punkte m', sodann auch auf die Ver-
längerung des Unterschenkels. Dagegen stellt sich die Rumpflänge im
3o6
Constantin Winterberg:
allgemeinen nicht etwa kürzer, wie man daraufhin meinen möchte,
sondern ebenfalls länger dar als in den vorigen Gruppen, indem das Mi-
nimum der letzteren (Typus 6) von Typus 4, dem Minimum der 3. Gruppe,
und ebenso auch das Maximum (Typus 2) von Typus 7 b, dem Maximum
der letzteren, um mehrere partes übertrofifen wird.
Die einzelnen d"ypen der vorliegenden Gruppe lassen sich im ganzen
durch ähnliche Unterschiede wie die korresp. Männer charakterisieren.
Dadurch wird das Minimum des anatomischen Teilverhältnisses in in^
auch hier durch Typus 4 repräsentiert. Dagegen kommt bezüglich
Typus 7 a und 7 b das Unterscheidende nicht sowohl in der Herab-
schiebung des Nabels wie beim Manne, als vielmehr durch die Rumpf-
verlängerung zum Ausdrucke. Typus 3 hat z. B. ein nur wenig ver-
mindertes Teilverhältnis von Ober- und Unterkörper in ni\ nahezu
gleiche Unterschenkel und fast dieselbe Schulterhöhe wie 7a, und unter-
scheidet sich trotzdem davon durch starke Rumpfverkürzung und ent-
sprechend längere Oberschenkelpartie.
Übrigens sind die beiden gleichnamigen Typen 3a und 3b, ebenso
auch 7a und 7b, nur unwesentliche Modifikationen voneinander, indem
bezüglich der beiden ersteren der Unterschied wesentlich nur in der Ver-
änderung des anatomischen Teilverhältnisses in m’ , bezüglich der andern
in dem der Teilung durch 0 zu erkennen ist, wie das Nachstehende näher
ausführt.
I. l'ypus 3a.
a) Längen.
Der vorliegende und ebenso der nächstfolgende Typus 3b können
ähnlich wie der korresp. Mann als Modifikationen des gleichnamigen
Typus ersten Buches aufgefaßt werden; der Kopf verlängert sich gegen
letzteren nur um i resp. 2 p. Der Nabel oder damit koinzidierende
Beckenrand ist um eine Strecke abwärts verschoben, indem nach
Tab. der Abstand }:;k eine Handlänge beträgt, wälirend die übrigen
Rumpfpunkte je nach ihrer wachsenden Phitfernung von jenem successiv
abnehmende Verschiebungen erkennen lassen, welche sich bezüglich der
beiden Endpunkte e und o nur auf i resp. 3 p. reduzieren: Die ge-
samte Rumpfverlängerung beträgt demgemäß gegen den gleicharmigen
Typus des ersten Buchs kaum mehr als 2 p. Die den Ausgang bildende
Relation der Tabelle:
/;///' - ov
bezieht sich zwar nicht auf den zuerst genannten Punkt, sondern, wie
man sieht, auf die Vergrößerung des anatomischen Teilverhaltnisses der
Körperlänge durch Herabrücken von in\ indem es sich nicht aus-
schließlich um Vergleich mit 'I'ypus 3 des ersten Buches, sondern ins-
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
307
besondere auch mit dem nächstfolgenden ihm ähnlich gebildeten Typus
handelt, welcher hinsichtlich der Lage von k kaum merklich, dagegen in
Bezug auf m' viel stärker differiert. Gegen diesen ist nämlich der vor-
liegende, wie sich bei Diskussion jenes näher motivieren wird, offenbar
als ein noch unfertiger, mädchenhafter aufzufassen, bei welchem die für
jenen charakteristische Relation (vergl. Tab.) nur erst näherungsweise zu-
trifft, indem statt n und z hier in' und v zu substituieren sind. Schon
die den ganzen Zahlen vielfach beigegebenen drittel partes scheinen auf
das weniger Abgerundete der Verhältnisse hinweisen zu sollen. Das beim
Vergleich mit Typus 3 des i. Buches oben Angedeutete findet sich zu-
gleich darin bestätigt und ergänzt. Außer der I.agenveränderung der
Rumpfpunkte geht daraus auch noch ein Herabrücken der Kniemitte
hervor, infolge dessen die Oberschenkelpartie sich gegen den vorge-
nannten Typus verlängert. Gleichzeitig mit dem Unterschenkel verkürzt
sich die Fuß- und ebenso die Handlänge, wie die Relation der Tab.
ebenfalls andeutet: auch der Unterarm ist demgemäß eher kurz als lang
zu nennen, sodaß die gesamte Armlänge und ebenfalls auch die der aus-
gebreiteten Arme mm hinter den entsprechenden des i. Buches erheblich
zurückstehen. Die letztere insbesondere, welche dort die Körperlänge
übertraf, erreicht sie hier nicht einmal, hhitsprechendes gilt für die Basis
0)(JD, wie schon aus der Verkürzung der Fußlänge zu schließen. Bezüglich
der obern Extremität ist übrigens die Bedeutung von Unterarm und Hand
bei der Bestimmung der Rumpfteilung zu beachten.
b) Querdimensionen.
I. Dicken.
ln den Quermaßen, zunächst in den Dicken, sind die Veränderungen
gegen Typus 3 des i. Buches im ganzen unwesentlich: am wenigsten
treten sie natürlich in den Kopfmaßen hervor, obgleich die Bestimmungen
der Tab. hier keinen Anhalt der Beurteilung bieten, indem nur die der
Halsdicke sich an bekannte des 1. Buches anschließt. Ähnliches gilt von
den Rumpfdicken. Die Bestimmung der Brusttiefe als 4. Teil des Vertikal-
abstandes a/c' scheint insbesondere ziemlich willkürlich, obgleich, wie der der
ganzen Zahl hinzugefügte 3^^' pars andeutet, von Dürer so und nicht anders
beabsichtigt. Nur die der Bauchtiefe stellt sich nach Analogie des vorigen
h'alles durch den Abstand i/n' also relativ einfach und verständlich dar:
die der Gesäßtiefe als das 2^ fache von hu' liegt weniger nahe. Die
Dicke in d findet sich durch Interpolierung. Im ganzen bestätigt sich,
wie man sieht, in den Hauptteilen das bei den Längen über den unent-
wickelten Charakter der Figur Gesagte auch in den übrigen danach
proportionierten d'eilen, bei der untern Extremität besonders durch die
3o8
Constantin Winterberg:
Bestimmung der Dicke am Wadenende, bei der obern nur durch die der
Unterarmdicke angedeutet, während die "übrigen sich interpolieren.
2. Breiten.
Die Kopfbreiten verhalten sich den Dicken entgegengesetzt, sodaß,
verglichen mit Typus 3 des i. Buches der Querschnitt wie auch
beim Manne als neue Bestätigung des bereits erwähnten allgemeinen
Naturgesetzes, tiefer aber gleichzeitig auch schmaler als im andern Falle
sich darstellt. Im Anschluß daran finden sich von den Rumpfteilen,
der größeren Brusttiefe entsprechend, die Schultern verhältnismäßig schmaler,
dafür die Gesäßpartie breiter als im i. Buche. Die Weichenbreite, fast
unverändert, bildet dabei den Übergang. Obwohl auch hier noch als
Maximum der Breiten gekennzeichnet, stellt sich nach dem gesagten die
Schulterbreite gegen die des Gesäßes nur wenig (i p.) größer dar,
während sie im i. Buche stark überwog. Ihre Darstellung als Hälfte von
gq zeigt, wie die übrigen Bestimmungen von Kopf und Rumpf im An-
schluß an das darüber Bemerkte eine gewisse Willkür; in der der Rippen-
breite erkennt man wiederum eine geringe Modifikation gegen den
vorigen Fall, in dem bereits angedeuteten Sinne, derzufolge sich hier die
Rippenbreite durch dieselbe Relation ergibt wie dort die Breite in den
Weichen. Die Bestimmung der letzteren enthält dagegen bereits aus
dem I. Buche Bekanntes, während die der Gesäßbreite als Bruchteil von
dm! wenigstens nichts völlig Willkürliches aussagt, insofern das Maximum
derselben hier in m' stattfindet. Eine gewisse Analogie mit der durch
die Fußlänge oder Kasentiefe ausgedrückten korrespondierenden Rippen-
breite der Vorderseite läßt überdies auf die rückwärts, als der Gesäß-
tiefe entsprechend, schließen. Diese, die Rippen- und ebenso die
Weichenbreite sind somit offenbar hier mehr charakteristisch als die
übrigen Rumpfbreiten. Nach ihnen proportionieren sich die noch
fehlenden Maße, wie gewöhnlich, in Tabelle insbesondere angedeutet
durch die Bestimmung der Waden- und Fußknöchelbreite. Auch die der
Fußbreite als fünften Teil von qz schließt sich Bekanntem an. Ebenso in
der oberen Extremität außer dem Maximum die Bestimmung der
Unterarmbreite durch die halbe Handlänge, wonach das übrige sich
ergänzt.
II. Typus 3 b.
a) Längen.
Dieser Typus stellt sich, wie vorher bemerkt, als unwesentliche
Modifikation von 3 a, oder besser, dieser als solche der in Rede stehen-
den, der wie bereits erwähnt, und wie das Folgende zeigt, gegen jenen
offenbar der entwickeltere und von mehr in sich abgerundeten Verhältnissen
ist. Diese Vereinfachungen ermöglichen sich, soweit es die Längenmaße
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
309
betrifft, hauptsächlich durch den Wegfall der 3*®' partes, wodurch nicht
nur die Bestimmungen an sich einfacher werden, sondern auch die Charakte-
ristik der Hauptpunkte schärfer wird. Der einzige augenfällige Unter-
schied gegen Typus 3 a besteht nämlich, abgesehen von der um i p.
kürzeren Kopflänge, in der (um 6 p.) abwärts verschobenen Lage von m' ,
wie sich mit Bezug auf die in beiden Fällen beinahe unveränderte Lage
des Punktes q, sowie des Abstands b'q schon aus der bezüglichen Relation
erkennen läßt, wonach der Punkt m' scharf in die Mitte des Ab-
stands Vq fällt. Dies ist jedoch an sich offenbar weit weniger charakte-
ristisch für die durch beide Typen zugleich vertretene Gattung, als die,
den Ausgang der Tabelle bildenden Relation:
bn = oz
welche, wie bereits antizipiert, auch im vorigen Falle, wenn auch nur
näherungsweise zutraf. Ebendies gilt im allgemeinen auch für die zur
Bestimmung der übrigen Punkte dienenden Gleichungen der Tabelle,
insbesondere für die der untern Brustbegrenzung, indem hier g scharf in
die Mitte der Strecke bo gerückt erscheint, der er dort nur (bis auf 2 p.)
sich näherte. — Ähnliche Übereinstimmung zeigt sich in den Teilen
der Obern Extremität. Die gesamte Armlänge ist sogar beidemal die-
selbe. Auch die Länge (o(o stimmt bis auf 2 p. überein. Im ganzen
gestalten sich, wie Tab. leicht übersehen läßt, auch hierin die Verhältnisse
einfacher als vorher. In der untern Extremität findet sich, dem Ober-
arm proportional, der Fuß um weniges verlängert, und stellt sich nach
Tab. als Bruchteil des Unterschenkels dar. Die Basis (öü) ist somit im
Anschluß an die größere Beckenbreite, obgleich in Tab. dafür kein un-
mittelbarer Ausdruck angegeben ist, entsprechend vergrößert.
b) Querdimensionen.
I. Dicken.
Die Maße von Kopf und Rumpf sind im ganzen nur wenig gegen
den vorherigen Typus verstärkt. Bezüglich des erstgenannten Körperteils
ergibt sich dies danach, daß die Kopfdicke desselben im vorliegenden
Fall nur die am obern Stirnende jenes erreicht; das Maximum selber
findet sich näch Tab. nur interpolatorisch. Die Halsdicke, als Hälfte
von be, findet sich so auch noch in einem andern Falle (vgl. Typus 7 b).
Brust- und Gesäßtiefe, die beiden Maxima drücken sich nach Tab.,
jene durch die Rippenkorblänge, diese als dritter Teil von am' aus;
letztere ist daher offenbar als Hauptmaß zu bezeichen. Die beiden
Maxima interpolieren sich demgemäß nach Angabe der Tabelle. —
Gegen den vorherigen Fall besteht der Unterschied nach Analogie der
310
Constantin VVinterberg:
Kopfteile in nur geringer Verstärkung der Brust, während die Gesäßpartie
eher um etwas weniges vermindert wird. Die übrigen Maße propor-
tionieren sich nach jenen, obgleich dies bei den Dicken der untern Ex-
tremität weniger ersichtlich ist, indem den früheren sich anschließende
einfache Bestimmungen der bezüglichen Dickenmaße nicht existieren. Bei
den obern ist wenigstens durch die der Oberarm-, Ellbogen- und Hand-
dicke dafür einigermaßen der Beurteilung ein Anhalt geboten. Auf-
fallend bleibt überdies die sonst nicht wiederkehrende Übereinstimmung
der Maximaldicke des Oberarms und der in //.
2. Breiten.
Den Dicken analog sind auch die Breiten gegen Typus 3 a im all-
gemeinen etwas stärker. Die des Kopfes, welche nach Tab. nahezu die
Länge be erreicht, allerdings nur äußerst wenig. Unter den Rumpfbreiten
ferner ist nicht sowohl die der Schultern als die des Gesäßes am stärksten
unterschieden, offenbar wohl um den mehr frauenhaften oder matronalen
Charakter gegenüber dem mädchenhaft-unvollendeten zu verdeutlichen.
Infolgedessen ist von beiden Maßen: Schulter und Gesäßbreite nicht wie
im vorigen Falle die zuerst genannte sondern die letztere als Breiten-
maximum gekennzeichnet. Im Anschluß daran modifizieren sich die
übrigen Rumpfbreiten : die des Rippenkorbes zeigen gegen Typus 3 a
noch fast keine Veränderung, die auf der Rückseite in b' gemessen zeigt
sogar volle Übereinstimmung, während vom untern Rippenrande abwärts
die Maße successive wachsen, um vom Maximum der Gesäßbreite bis
zum Knie wieder ebenso abzunehmen. — Nach Tab. findet sich die
Schulterbreite durch dieselbe Bestimmung wie im vorigen Falle, zugleich
der I.änge fC gleich, der Brustwarzenabstand durch die halbe Rippenkorb-
länge, mittels desselben die Rippenbreite interpolatorisch zufolge An-
merk. 6 der Tabelle. Einfacher ist die bereits bekannte Bestimmung der
Weichenbreite durch die Fußlänge, während die des Gesäßes in 711^ sich
als Bruchteil des Abstands dieses Punktes vom untern Brustende darstellt,
so daß als Hauptmaß doch die Schulterbreite anzusehen wäre. — Nach
jenen sind dann wie gewöhnlich die übrigen Breiten proportioniert, wie
sich in der untern Extremität insbesondere durch die Bestimmung der
Breite über dem Fußknöchel, in der untern durch Ellbogen- und Unter-
armbreite angedeutet findet.
III. Typus 4.
a) Längen.
Der Kopf zeigt unter den Typen dieser Gruppe das relativ kürzeste
Maß von 74 p. Im Anschluß daran charakterisiert sich Typus 4 als der
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. ^ 1 1
schlankste dieser Gruppe und erklärt sich am besten als Übertragung des
gleichnamigen männlichen ins Weibliche.
Wie schon zu Anfang bemerkt, ist das Teilverhältnis von Ober-
und Unterkörper in hier relativ am stärksten vermindert, oder m'
dem Scheitel am nächsten gerückt. Dies läßt sich aus der Tabelle aller-
dings nur indirekt ersehen, insofern die Kniemitte danach den Abstand
7Ti^z halbiert, was mit Bezug auf die mittlere Länge des Unterschenkels
auf eine relativ hohe Lage von schließen läßt. Als vorzugsweise
charakteristisch ist jedoch in Tab. die Relation
nv = 2b* f
vorangestellt, indem daraus die hohe Lage des Punktes n a priori her-
vorgeht, der hier in der Tat nur um -^p. unterhalb der Körpermitte fällt
und sich vom Typus 5 der nächsten Gruppe, welcher in dieser Hinsicht
das Maximum unter den weiblichen Typen überhaupt repräsentiert, kaum
unterscheidet. Der Intention nach bezieht sich die vorstehende Relation
übrigens auf die Bestimmung von f mittels der unter dem Text der
Tabelle angegebenen Relationen zur Fixierung von « und v\ demgemäß
dieser Punkt offenbar eher hoch als tief zu liegen kommt. Dies gilt
dann natürlich auch für den Punkt g, dessen Bestimmung die nächste
Relation enthält, während das Heraufrücken des unteren Rumpfendes o
sich aus der folgenden schließen läßt, wonach derselbe von v um das
Doppelte von gC entfernt liegt. Ebenso ist durch die nächstfolgende
die entsprechende Verschiebung von a ersichtlich, was dann wiederum
die von k (nach Anm. 2 der Tab.) zur Folge hat. — Nur zwei Punkte,
e und z, lassen sich nach Tab. erst mit Hülfe der Armpunkte bestimmen.
Der letztere ist bereits durch k mehr oder weniger vorgezeichnet, der
andere findet sich wie bei T. 3 a drei Handlängen oberhalb von m\ also
ebenfalls heraufgerückt. Trotz der dadurch bewirkten Halsverkürzung
sind jedoch die Schultern stark gesenkt, indem die Linie aa um lop.
unterhalb von e liegt.
Im Anschluß daran und an die gleichzeitige Rumpfverkürzung sind
auch die Arme gegen die der zwei vorherigen Typen um einige partes
kürzer, demgemäß auch die Länge oxo, wonach die Relation der Tabelle
sie der Länge av gleich ergibt, obgleich im Gegensatz zu jenen der
Wie bei Typus 3 a sind auch hier die Bestimmungen der Tabelle durch die
bei den Längenmaßen den ganze Zahlen mehrfach beigegebenen Drittel-partes nicht
unerheblich erschwert.
Im Text und in der Profilfigur Dürers a. a. O. befindet sich ein Druckfehler,
indem offenbar die zusammengehörigen Werte = 104L ad = sind: jener des-
wegen, um mit den übrigen die Summe von 600 zu liefern, dieser mit Rücksicht auf
die Zeichnung, wonach der Hals kein Minimum sein kann.
312
Constantin Winterberg:
Kreisbedingung genügt werden muß. — Ebenso charakterisiert die Be-
stimmung der Tabelle, wonach auf die Strecke en noch über 2 Fußlängen
gehen, mit Bezug auf die relative Kürze jener Strecke offenbar einen
Minimalfuß, während die Basis tolö als Doppeltes von zwar eben-
falls sehr kurz, doch noch nicht als Minimum sich darstellt.
b) Querdimensionen.
a) Dicken.
Im Anschluß an die Kopfverkürzung ist auch dessen Dicke gegen
die vorigen Typen entsprechend vermindert. Relativ stärker natürlich
die Rumpfmaße, besonders die Gesäßtiefe, während sich die der Brust
nur um ein Minimum vermindert. Nach Tab. findet sie sich als das
fache der Brustwarzenhöhe ef\ Gesäß- und Bauchtiefe sind dagegen nur
interpolatorisch bestimmbar. Mehr charakteristisch ist die in Tab. nicht
enthaltene Bestimmung der Dicke in k als der Beckenhöhe ko und gleich-
zeitig auch dem Breitenminimum 8' entsprechend, welches in der Natur
selten sein möchte. Als Bruchteil von ko oder der genannten Dicke
wird sodann auch die Dicke 10^ gefunden. Die Proportionierung der
übrigen Maße nach jenen läßt sich wie im vorigen Falle bezüglich der
untern Extremität nach Tab. aus analogen Gründen nicht ersehen, bei
der Obern deuten wenigstens die gegebenen Bestimmungen der Unter-
armmaße darauf hin.
b) Breiten.
Das Maximum der Kopfbreite erreicht nur die Stirnbreite von
Typus 3 a. Die des Halses, ausnahmsweise der Dicke gleich, schließt
sich dem i. Buche an. Das wesentlich Unterscheidende gegen die vor-
herigen Typen liegt aber in den Rumpfbreiten, zunächst in der hier als
charakteristisch zu bezeichnenden Schulterbreite, die sich nach Tab. in
natürlich-normaler, bei Dürer aber sonst nicht wiederholter Weise als das
Doppelte des Brustwarzenabstandes angegeben findet Letzteres Maß als
Bruchteil der Weichenbreite ist allerdings weniger plausibel. Außer ihm
zeigen sich die Maße des Rippenkorbs, vor allem das Maximum auf der
Rückseite, als wie auch sonst (T. i. 3a 7a) der Gesäßtiefe entsprechend,
ebenso die Weichenteile relativ stark gegen Typus 3 a vermindert Erst
das Maximum der Gesäßbreite stimmt wieder damit überein, doch ist zu
bemerken, daß dasselbe in n' und nicht in m' stattfindet, sodaß daraus
allein schon auf die größere Schlankheit des vorliegenden Falles geschlossen
Diese scheinbar etwas gesuchte Bestimmung ist wohl so zu verstehen, daß
der Abstand p' p' in der Höhe von ni sich befindet. Statt ihn von da auf die Sohle
zu projizieren, konnte man sich wohl auch umgekehrt einmal die Fußlängen auf jene
Linie heraufprojiziert denken.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
3*3
werden muß. Von den Bestimmungen der Tabelle ist die der vorderen
Rippenbreite dem Abstand aa gleich, die der Weichenbreite nach dem
Vorherigen bekannt. Die Gesäßbreite als in rl stattfindend, erscheint im
Anschluß daran zwar weniger einfach, als Bruchteil des Abstands bri
ausgedrückt. Nach den genannten proportionieren sich die übrigen Maße:
hinsichtlich der unteren Extremität besonders durch die Bestimmung von
Waden- und Fußbreite ebenso in der obern Extremität mit Ausnahme
der zweifelhaften Maximalbreite. Für jene ist speziell der quadratische
Querschnitt der Waden bezeichnend.
Typus 4 und 3 a stehen sich nach dem Gesagten in den Quermaßen
offenbar am nächsten. Die Unterschiede zeigen sich jedoch sofern die
Rumpfdicken des vorliegenden sich vorzugsweise in den unteren Teilen,
dem Gesäß, vermindern, dagegen die Breiten in den oberen Teilen,
nämlich in dem Maximum der Schulterbreite, sich vergrößern.
IV. Typus 7 a.
a) Längen.
Dieser Typus repräsentiert im 2. Buche den einzigen Fall, wo die
Kopflänge als aliquoter Teil der Körperlänge, nämlich als ^ davon, sich
darstellt. Auch er versteht sich wie der vorige am einfachsten als Über-
tragung des zugehörigen Maßes ins Weibliche. Der Oberkörper ist wie
bei diesem relativ lang, wenigstens gegen den vorherigen Fall, der Teil-
punkt m' demgemäß abwärts verschoben, ebenso der Punkt 0, wodurch
der Rumpf sich verlängert. Das letztere deswegen, weil mit Bezug auf
die angegebene Kopflänge die Höbe ae nur ein mittleres Maß erhalten
kann, um natürlich zu bleiben. Dieselbe geht übrigens schon aus der
Bestimmung des Punktes a hervor. — Die in Tab. den Ausgang bildende
Relation:
bm = oz
besagt zunächst, verglichen mit der von Typus 3 b, nur eine Abwärts-
schiebung von 0 resp. m. Ebenso zeigt die Bestimmung des Punktes i
der von b* dreimal soweit als von m abliegt, dessen relativ tiefe Lage.
Dagegen fällt der Nabel oder obere Beckenrand nicht gleichzeitig tiefer,
sondern behält, wie auch die Bestimmung der Tab. andeutet, bis auf
p. die gleiche Lage wie im vorigen Falle, wodurch der Abstand von i
zum Minimum wird. Das Herabrücken des untern Brustkontour läßt sich
ebenfalls aus der Relation der Tabelle, wonach Punkt g die Länge dm'
halbiert, leicht folgern, wonach dann ebenfalls Entsprechendes für f ge-
schlossen werden muß, dessen Lage sich nach Tab. auf dem untern"
Drittel von b^k befindet. Ähnliches gilt bezüglich der Bestimmung
von b' . Die Länge des Unterschenkels qz kann mit Bezug auf die
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI.
22
314
Constantin Winterberg:
Länge des Rumpfs offenbar nur eine mittlere sein, obwohl die Be-
stimmungen der Tabelle nur lehren, daß der Abstand der Kniemitte von
n resp. von o ein relativ kurzer sein muß. Trotz der großen Schulter-
breite fallen auch hier die Schultern bei der großem Halslänge ziemlich
steil, nahezu unter demselben Neigungswinkel wie beim vorigen Typus.
Die Oberarmknorren-Centra liegen mit denen des genannten gleich hoch,
ihr Abstand ist dagegen größer und zwar um soviel, daß die Länge der
ausgebreiteten Arme, trotz der Verminderung der Armlänge, genau die-
selbe bleibt wie bei jenem. Die Kürze des Arms läßt übrigens schon die
Bestimmung der Tabelle vermuten, wonach die Handwurzel bei herab-
hängendem Arm mit m gleich hoch fallen soll, ebenso ergibt sich die
Kleinheit der Hand daraus, daß deren zwei auf die Länge g7n gehen.
Daß die Kreisbedingung dennoch stattfinden kann, obwohl der Abstand
ae hier länger ist als bei Typus 4, erklärt sich natürlich durch die Ver-
größerung von aa.
Was die untere Extremität betrifft, so ist die Fußlänge, obgleich
dieselbe wie bei Typus 3 a, dennoch einfacher ausdrückbar, insofern nach
Tab. deren 4 auf die Strecke kz gehen, welches bei der tiefem Lage
des Nabels im andern Falle nicht möglich war. Die Basis toö) ist
natürlich hier größer als dort, bleibt aber auch so noch um hinter der
halben Körperlänge. Statt ihrer findet sich in Tab. übrigens einfacher
die Länge p'p- als der von in entsprechend.
b) Quermaße.
I. Dicken.
Die Verstärkung üer Kopfdicke gegen den vorherigen Fall gibt sich
nach Tab. dadurch kund, daß der Profilschnitt über der Länge he ein
Quadrat umschließt. In den Rumpfteilen tritt die Verstärkung wiederum
am meisten an der Gesäßpartie zu Tage, die der Brust ist relativ nur
ganz gering. Das Maximum derselben liegt in /, und bestimmt sich
nach Tab. als Bruchteil von df. Einfacher und darum bezeichnender ist
jedoch die nächst tiefere Dicke in g, wie in andern Fällen der Brust-
länge eg gleich. Ebenso einfach ist das Minimum der Bauchtiefe in i
durch den Abstand fi ausgedrückt. Die in m' stattfindende maximale
Gesäßtiefe, nach Analogie von Typus i als Bruchteil von ni'q angegeben,
ist zugleich auch interpolatorisch auf die gleiche Art wie im vorherigen
Falle darstellbar, ohne daß für die eine oder andre Bestimmung eine
größere Notwendigkeit vorläge. Von ihr stellt sich dann wiederum die
Dicke in 0 als Bruchteil dar. Die übrigen danach proportionierten
Dicken lassen dies Verhältnis bei der untern Extremität nach Tab. wie
im vorigen Falle nicht verfolgen, auch in der obern finden sich hier
weniger einfache Bestimmungen.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
315
2. Breiten.
Die Kopfbreiten proportionieren sich nach den Dicken, welches sich
nach Tab. am besten aus der Bestimmung der Gesichtsbreite zu der
Kopflänge verdeutlicht: Kopf- und Halsbreite werden interpoliert. Unter
den Rumpfmaßen ist die Schulterbreite als Maximum gekennzeichnet,
übertrifft zwar nur wenig die des Gesäßes, doch in Verbindung mit den
übrigen Verhältnissen genügend, den Eindruck des Kraftvollen wie beim
korresp. Manne zu bestätigen, was als charakteristischer Unterschied gegen
die übrigen Typen dieser Gruppe anzusehen ist. Nach Tab. findet sich
das in Rede stehende Maß nur interpolatorisch und noch dazu unter
Benutzung eines Hülfsmaßes, der Breite in k, doch offenbar wohl so be-
absichtigt, worauf schon der, der ganzen Zahl hinzugesetzte Drittel-pars hin-
deutet. Von den übrigen Rumpfbreiten ist nach Tab. die der Rippen vorn
nur interpolatorisch angebbar: dagegen die der Rückseite wie im vorigen
Falle der Gesäßtiefe gleich. Die Gesäßbreite ferner zwar wie jene als
Bruchteil von m'q angegeben, läßt darin gerade keine sehr einfache Be-
ziehung erkennen, so daß als einfachste und Ausgangsrelation unter
den Rumpfbreiten die bei den Längenmaßen bereits angegebene Be-
stimmung a'a =-p'p' = in sich darstellt; umsomehr bezeichnend, als sie
sich auf das Skelett bezieht. — Die übrigen nach dem genannten pro-
portionierten Maße lassen dies Verhältnis in der untern Extremität hier
eher als bei den Dicken, insbesondere durch die Bestimmungen der
Knie- und Fußknöchelbreite, übersehen; ebenso findet sich in den obern
dafür einiger Anhalt, wenn auch nur, vom Maximum abgesehen, durch
die Bestimmungen von Handknöchel- und Handbreite. Übrigens fällt die
Vergrößerung der Armbreiten gegen die früheren Typen zur Verstärkung
des Eindrucks größerer Körperkraft sofort in die Augen.
Vf. Typus 7 b.
a) Längen.
Die Absicht war, hier einen dem vorigen ähnlichen aber weniger
kraftvoll gebildeten Typus (jüngere Schwester?) vorzuführen. Die Modi-
fikationen in den Längenverhältnissen sind dabei natürlich weniger augen-
fällig als die der Quermaße. Der Kopf ist nur um i p. gegen jenen
verlängert, also dem von Typus 3 b entsprechend. Der Teilpunkt tn
findet sich demnach nur wenig abwärts gerückt, um dasselbe Maß auch
der Nabel oder obere Beckenrand, während das obere Rumpfende o in
entgegengesetzter Richtung sich verschiebt. Mit Bezug darauf sind die
Relationen der Tab. zu verstehen. Zunächst erkennt man die den Aus-
gang bildende Relation:
b*m = nz
22'
3i6
Constantin Winterberg:
als unwesentliche Modifikation der entsprechenden des vorigen Typus,
indem nur b und o mit und n vertauscht worden ist. Indem ferner
der Abstand em hier zu ^ Körperlänge bestimmt ist, findet sich, da die
Lage des Punktes m in beiden Fällen nur wenig variiert, daß das obere
Rumpfende e relativ stark heraufrücken muß, was dann auch mehr oder
weniger von den zunächst liegenden Punkten gilt. Nur a macht eine
Ausnahme, insofern dieser Punkt hier unterhalb von e seine Maximal-
distanz erreicht, wodurch sich in Verbindung mit der verminderten Länge
aa der stärkere Schulterabfall dieses Typus erklärt. Von den übrigen
Punkten ist nur die tiefere Lage der Kniemitte nach Tab. vom Kinn
um 5 Kopflängen entfernt, von Wichtigkeit, sofern danach die Lage von
o als auf dem untern Drittel der Strecke «'y gelegen beurteilt werden kann.
Nach dem Gesagten muß ferner der Abstand m’ o relativ kurz, wenigstens
im Vergleich zum vorigen Falle sein, was sich durch die bezügliche An-
gabe der Tabelle auch bestätigt. Die zur Bestimmung von k dienende
Relation läßt dagegen nur erkennen, daß gegen früher der Abstand eU
etwas größer geworden ist, indem es sonst nicht möglich wäre, daß dieser
Punkt jetzt tiefer als im vorigen Falle zu liegen kommt. Noch weniger
von Belang ist die, gegen Typus 7 a nur um i p. veränderte Lage von i,
wie auch der Vergleich der bezüglichen Relationen andeutet. Auch in
den Armlängen herrscht völlige Übereinstimmung, obgleich in Tab. nicht
unmittelbar zum Ausdruck gebracht. Man ersieht jedoch, daß bei herab-
hängendem Arm die Handwurzeln genau in die Höhe der Körpermitte
fallen, ferner auch die Kürze von Unterarm und Hand aus den für die
letztere wie für die Summe beider angegebenen Beziehungen. Daß die
Kreisbedingung hier bei der Gleichheit der Armlänge und nur um i p.
abweichenden Längen aa erfüllt ist, trotzdem der Nabel tiefer- fällt, er-
klärt sich natürlich durch Verkürzung des Abstands ae.
Die Übereinstimmung der Fußlänge ergibt sich aus Tab. auf
Grund des darüber beim vorherigen Typus Bemerkten. Auch ersieht
man leicht, daß die Basis tütö nur um weniges von der des letzteren
differieren kann.
b) Quermaße.
I. Dicken.
Die Kopfdicke, der des vorigen Falles beinahe gleich, stellt sich
nach Tab. als das Doppelte der bis zum obern Augenhöhlenrand ge-
zählten Gesichtslänge dar. Gesichts- und Halstiefe proportionieren sich
demgemäß. — Von den Rumpfdicken finden sich die Maxima; Brust-
und Gesäß tiefe gegen den vorherigen Fall vermindert, die Minima da-
gegen eher um ein weniges stärker, wodurch die Unterschiede der Aus-
und Einbiegungen der Umrißkurve relativ vermindert erscheinen. Nach
Uber die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. ^ 1 7
Tab. ergibt sich das in stattfindende Maximum der Brusttiefe inter-
polatorisch mittels der als -| Faches vom af darstellbaren Dicke in f.
Auch die Gesäßtiefe in in als doppeltes von km' ist weniger bezeich-
nend. Von den beiden noch fehlenden ist die Bauchtiefe nach Tab.
durch gk, die Dicke in o interpolatorisch mittels der Dicke in k gegeben,
welche dem Abstand kn entspricht. Nach diesen proportionieren sich
sodann die übrigen Dickenmaße. Bei der untern Extremität ergeben sie
sich nach Tab. wesentlich durch Interpolation, daher fehlt wie im vorigen
Falle der Beurteilung auch hier ein einfacher Anhalt. Unter denen der
Obern Extremität ist durch das Maximum des Oberarms, Handknöchel-
und Handdicke ein solcher wenigstens näherungsweise geboten.
2. Breiten.
Das Maximum der Kopfbreite ist dem des vorigen Typus gleich,
obwohl nach Tab. nur interpolatorisch bestimmbar. Von den Rumpf-
breiten repräsentiert auch hier die gegen Typus 7 a nur wenig verminderte
Schulterbreite das Maximum. In Analogie früherer Fälle ist sie nach
Tab. durch die Länge fm ausdrückbar, eine gewisse Willkür ist bei
dieser Bestimmung allerdings nicht zu leugnen. Jedenfalls bleibt der
doppelte Brustwarzenabstand nach Tab. durch |-aa dargestellt, dahinter
zurück und erreicht nicht einmal das Maximum der Gesäßbreite in m,
sondern nur die in m' . Da auch die erstgenannte weniger naheliegend
als doppeltes von im' sich darstellt, so ist die letztere wohl hier als
eigentliches Hauptmaß zu betrachten, umsomehr da die Rippenbreite in
g sich nach Tab. ebenfalls nur durch ein mit ihr nicht unmittelbar zu-
sammenhängendes Längenmaß b' k darstellen läßt. — Übrigens vermindern
sich gegen Typus 7 a die Rumpf breiten mit Ausnahme der Schultern in
nahezu proportionaler Weise, sodaß die Umrißkurve keine wesentliche
Änderung erleidet. Hinsichtlich der übrigen läßt Tab. besonders bei der
untern Extremität die proportionale Fortsetzung deutlicher als bei den
Dicken ersehen, in der obern dagegen fehlt es auch hier an einfachen
Bestimmungen, sodaß das Urteil mehr oder weniger darauf angewiesen
bleibt, von den Dicken auf die Breiten resp. umgekehrt zu schließen.
Der vorliegende Fall kann auf Grund des Gesagten als ein neues
Beispiel dafür angesehen werden, wie selbst größere Veränderungen in
den Querdimensionen, und entsprechend in den Längen derart be-
messen werden können, daß der allgemeine Charakter als solcher nicht
alteriert wird.
(Schluß folgt.)
Meister Berthold von Nürnberg, ein Glied der Familie
Landauer.
Von Albert Gümbel-Nürnberg.
In seiner Darstellung der vordürerischen Kunstbestrebungen inner-
halb der Mauern Nürnbergs hat Thode^) den Versuch gemacht, die bisher
schemenhafte Gestalt des »Meister Berthold«, dessen Name uns in Nürn-
berger Bürgerbüchern, Steuerlisten und Stadtrechnungen des ausgehenden
14. und in den ersten drei Dezennien des 15. Jahrhunderts begegnet, mit
Fleisch und Blut zu umkleiden; er schreibt diesem Meister, dessen her-
vorragende Stellung unter seinen Zunftgenossen er besonders aus der ur-
kundlich beglaubigten Tätigkeit bei der Restaurierung des Nürnberger
Rathauses im J. 1423 folgert, den sog. Imhofschen Altar in der Lorenz-
kirche — nach Janitscheck^ die höchste Leistung mittelalterlicher Malerei
in Nürnberg — , ferner die Deichslerschen Altartafeln in der Berliner Ge-
mäldegalerie, den Bamberger Altar im Nationalmuseum zu München vom
J. 1429, sowie eine Reihe anderer, teils noch in den Nürnberger Kirchen,
teils im Germanischen Museum und den Münchener Sammlungen befind-
licher Tafelbilder aus den Jahren von etwa 1400 — 1437 zu. diesem
jüngeren Meister Berthold ist er aber geneigt einen gleichnamigen Maler
und Bildschnitzer zu trennen, der schon 1363 und 1378 genannt wird^)
— und ich glaube mit Recht; bezüglich schließlich des im J. 1396 auf-
tretenden Malers Berthold läßt er es dahingestellt, auf welchen von beiden
sich diese Notiz bezieht.
Verfasser möchte in dieser Angabe vom J. 1396, welche besagt, daß
in dem genannten Jahre ein »Berhtold Moler« gleichzeitig mit einem
»CuntzHerregotMoler« als Neubürger in Nürnberg aufgenommen wurde^) und
Die Malerschule von Nürnberg im 14. und 15. Jahrhundert. Frankf. a. M. 1891.
2) Geschichte der deutschen Malerei. Berlin 1890, pag. 207.
3) Vgl. bei Thode a. a. O. 258fr.
Kgl. Kreisarchiv Nürnberg. M. S. Nr. 233.
Albert Gümbel: Meister Berthold von Nürnberg. 2 19
den vorgeschiebenen Bürgereid und zwar ausdrücklich als »Moler« leistete,*^)
die erste Erwähnung des jüngeren Meisters erblicken und erkennt ihn auch
in jenem »Ber[tolt] Maler«, den die Losungs- oder Steuerregister der
Sebalder Stadtseite vom J. 1397®) unter den Bürgern des Häuserviertels
»Domus Hansen Grolants« aufführen. Zwischen 1397 und 1400 nahm
dieser Meister Berthold sodann einen Wohnungswechsel vor; in der Steuer-
liste des letzteren Jahres, Sebalder Stadtseite '^), finden wir ihn in dem mit
»Domus meister Cunr. Apothekers« gekennzeichneten Viertel ansäßig; seine
Nachbarn sind daselbst Hans Staffelstein und F. Kammermeister. Diesen
Wohnsitz hat er nun unverändert bis zu seinem Tode festgehalten; wahr-
scheinlich besaß er schon damals jenes Haus, in dessen Besitz er 1421
urkundlich erscheint,®) und das später sein Sohn Markus ererbte. Im
J. 1408®) finden wir weiterhin eine Notiz, welche beweist, daß er in Zeiten
der Gefahr wohl auch den Pinsel mit dem Schwert zu vertauschen bereit
war: in einem damals angelegten »Harnischbuch«, d. h. einer Übersicht
der in den einzelnen Stadtvierteln und ihren Hauptmannschaften bei den
Bürgern vorhandenen Panzer wird beim Viertel am Milchmarkt in der
Hauptmannschaft des Heinrich Kammermeister zwischen den gleichen
Nachbarn wie 1400, auch »Berchtold Moler« als Besitzer eines Panzers
genannt.
Was zu den Jahren 1421 und 1423 (Arbeiten am Rathaus) in Bezug
auf unseren Meister zu erwähnen ist, wurde schon oben bemerkt.
Im J. 1427 — und damit kommen wir auf unser eigentliches Be-
5) Ein anderes Handwerk als das bei der Vereidigung angegebene durfte ohne
spezielle Erlaubnis nicht betrieben werden. Daher erklärt es sich auch, daß den Namen
der Neubürger stets die Handwerksbezeichnung beigefügt ist.
Kgl, Kreisarchiv Nürnberg. M, S. 768.
7) Kgl. Kreisarchiv Nürnberg. M. S. 77^.
8) Paulus Raincnsteincr (Ramensteiner?), genannt Wechsler, kaufte 1421 von Hanns
Staffelstein ein Haus gegenüber dem Predigerkloster »zwischen Meister Berchtold Malers
und Eberharten Kotzners Hewsern« gelegen. Von P. Rainensteiner erwarb dieses Haus
(heute Burgstrasse Nr. 7, alte Nr. S, 531, vgl. Lochner, Topographische Tafeln zur Ge-
schichte der Reichsstadt Nürnberg) am 22. Novbr. 1432 Heintz Örtel. Aus dessen Besitz
ging es zehn Jahre später in den des Schwiegervaters Markus Landauers, des alten Hanns
Schreyers, über. Dessen Sohn, der bekannte Kirchenmeister Sebald Schreyer, hat uns
die betreffenden Hausbriefe in seinen, im Kgl. Kreisarchive Nürnberg befindlichen Kopial-
büchern (A, pag. 16 und 17) überliefert. Das Haus Meister Bertholds würde nach den
Lochnerschen Tafeln in den heute getrennten Häusern S. 53^ und 533> jetzt Burgstrasse 9
und II, zu erblicken sein.
8) Hier würde sich vorher noch die von Ihode pag. 40 angemerkte Notiz vom
J. 1406 einfügen, welche in der Stadtrechnung wörtlich so lautet: »Item dedimns XV sh.
haller meister Ber[tolt] Maler von schiltlethen ze maln auf der stat armbrust«.
10) Kgl. Kreisarchiv Nürnberg. M. S. 784.
320
Albert Gümbel;
weisthema — wurde eine neue Losungsumlage verkündigt; die Steuer-
listen zeigen uns den Meister am alten Orte ansäßig. Es werden in der
»Losunga Sebaldi feria quinta in die Alexii (= 17. Juli) 1427 bei »Vlrich
Gruntherren eck vnd die Cromergassen hinauf etc.« aufgeführt:
. . . Heintz Toppier
Berchtolt Moler
Endres Moler
Paulus [Rainensteiner] von Ingelstat
Eberhart Kötzner
Sebolt Halpwachsen . . .
Die Namen der Nachbarn wurden aus einem gleich ersichtlichen
Grunde beigesetzt.
In den folgenden Jahren bis 1433 wurde eine neue Losung nicht
angesetzt und besitzen wir keine Steuerlisten der bisherigen Art. Dagegen
ist uns aus dem Jahr 1430 ein Nürnberger Bürgerverzeichnis erhalten in
dem sog. »Grabenbuch von 1430«, welches einem besonderen Anlaß
seine Entstehung verdankt. Als nämlich 1427 die Hussitengefahr für die
Stadt eine dringende wurde, nahm der Rat mit dem größten Eifer eine
Reihe von Arbeiten in Angriff, um die Stadt in verteidigungsfähigeren
Zustand zu versetzen. Im Oktober dieses Jahres erließ er einen Befehl,
daß jeder Nürnberger Haushalt, Mann, Frau und über 12 Jahre alte Kinder,
sowie die Knechte und Mägde einen Tag an dem Stadtgraben, den man
um die Stadt führen wolle, zu arbeiten hätten; wer nicht selbst den
Spaten in die Hand nehmen konnte oder wollte, mußte sich durch ein
»Grabengeld« loskaufen, wofür man andere Arbeiter einstellte. Mit diesem
Ratsbefehl, der zehn Jahre hindurch in Kraft blieb, hängt die uns in dem
»Grabenbuch« von 1430 erhaltene Bürgerliste zusammen.
Suchen wir nun darin das uns schon aus der Losungsliste von 1427
bekannte Häuserquartier des »Hern Vlrich Gruntherrn Egk«, so finden wir
genau an der Stelle, wo wir den Eintrag über den Meister erwarten
dürfen, die Namen:
H[eintz] Toppier
Bercbtold Landawer
Pauls Rainstainer
Eberb[art] Kötzler
Sebald Halbwachs . . .
Nun Wäre es vielleicht denkbar, daß an die Stelle des etwa seit
11) Kgl. Kreisarchiv Nürnberg. M. S. 774.
12) Kgl. Kreisarchiv Nürnberg. M. S. 775 : Grabenpuch angefangen Barbare virginis
Anno etc. 30.
13) Vgl. Chron. der deutsch. Städte, Nürnberg, Bd. I, pag. 374ff. und Beilage IX.
Meister Berthold von Nürnberg, ein Glied der Familie Landauer.
321
1427 verstorbenen oder verzogenen Meisters ein Berchtold Landauer als
Besitznachfolger getreten wäre.
Diesen letzten Zweifel aber dürfte der folgende Eintrag in ein Nürn-
berger Ewiggeldbuch, d. h. ein Verzeichnis der vom Rate aus der Losungs-
stube verkauften, bis zu Ablösung fortlaufenden Ewigrenten, zerstreuen.
Im J. 1427 verkaufte der Rat dem Meister einen Ewigzins von 20 Gulden
um 500 Gulden.
Der Eintrag im Ewiggeldbuch lautet nun:
»65 Item dem meister Berchtolt Mol er 20 gülden ewigs gelts
landswerung et habet literam.«
Darunter als Nachtrag:
»Item Alheid, Lucas Landawers seligen eliche wittib, mit willen
vnd wort Marx Landawers, ir vnd irer kind vormund, hat von den ob-
geschriben 20 gülden gelts 10 gülden gelts zu kaufen geben Vlrichen
Langmann. Et restituerunt literam. Actum feria 4® post Conversionem
sancti Pauli Anno 57°, I.angman habet literam. In sola manu, fundel-
kynden In Anno 71.
Item Alheid Landawerin obgenant mit willen Marx Landawers
hat die vberigen 10 gülden verkauft Hansen Wild von Werd je ein
gülden geltz vmb 28^/3. gld., darumb wir sie auch zu kaufen haben.
Act. feria IP S. Valentini Anno LVIP«.
Es dürfte kein Zweifel mehr bestehen, daß unser Meister
Berchtold vom J. 1427 mit jenem Berchtold Landauer von 1430
ein und dieselbe Persönlichkeit ist und wir damit einen neuen
Nürnberger Meisternamen gewonnen haben.
Zwischen 1430 und November 1432 muß Meister Berthold Landauer
verstorben sein, denn in einem Hausbrief vom 22. November 1432, den
uns der Kirchenmeister Sebald Schreyer gleichfalls abschriftlich überliefert
hat, wird die Lage des schon oben beim J. 1421 erwähnten Hauses, das
nunmehr aus dem Besitz des Paul Ramenstainer, »etwen Wechsler ge-
nant«, in den Heinrich Örtels übergeht, bezeichnet mit »zwischen
Meister Berchtolds Molers seligen vnd Eberhart Kotzners Hewsern
gelegen«.
Die letzte Ruhestätte unsers Meisters haben wir unzweifelhaft in jener älteren
Gruft der Familien Landauer und Schreyer am Ostchor der Scbalduskirche zu suchen,
die heute noch die lebensvollen Darstellungen Meister Adam Krafts schmücken.
Dabei erinnern wir uns , daß Kraft von den Bestellern, Sebald Schreyer und Matthäus
Landauer, beauftragt war ein schadhaft gewordenes »alt gemel« bei jener Gruft »in Stein-
werk« zu bringen. Die Vermutung liegt nahe, daß es die Hand Meister Bertholds oder
seines Sohnes Marcus gewesen sei, welche die letzte Ruhestätte der Familie mit Fresken
schmückte. Vgl. auch meinen Aufsatz im Rep. f. K.-W. Bd. XXV : Einige neue Notizen
über das Adam Kraft’sche Schreyergrab.
322
Albert Gtimbel:
Demgemäß finden wir nun in der Losungsliste vom J. 1433^®) an
der entsprechenden Stelle aufgeführt:
»Anna Ber[tolt] Landawerir
Marx, ir sun
Seine gescbwistreid
Peter Schüler moler
Heinrich Örtel . . .«
Dies führt uns auf die Familienverhältnisse des Meisters. Über seine
Ehefrau wird uns, außer dem soeben mitgeteilten Namen nichts über-
liefert; sie muß zwischen 1433 und 1438 verstorben sein, da in den
Losungregistern vom J. 1438 und 1440^®) »Marcus landawer« allein er-
scheint. Daß der Meister Söhne gehabt hat, war schon aus der von
Thode angeführten Notiz über die Beteiligung Berthold Landauers an-
der Rathausrestaurierung bekannt; es wird dort erwähnt, daß er dabei
von seinen Söhnen und Gesellen unterstützt wurde.
Sein ältester Sohn war offenbar Markus, in den Quellen auch Mar-
kart und Marx genannt. Über ihn und seine Familienverhältnisse waren
wir schon bisher einigermaßen unterrichtet, besonders aus seinem Testa-
ment vom 30. Januar 1468, von welchem sich eine Abschrift im Stadt-
archiv Nürnberg erhalten hat, unbekannt war es jedoch bisher, daß Markus
Landauer auch ausübender Künstler und als solcher unzweifelhaft —
wie auch jener in der Losungliste vom J. 1433 erscheinende Peter Schüler,
moler — ein Schüler seines Vaters war. Der urkundliche Nachweis findet
sich in einem allerlei statistische Aufzeichnungen aus der Hussitenzeit um-
fassenden Aktenfaszikel des Kgl. Kreisarchivs Nürnberg. Derselbe enthält
u. a. eine Art Stammrolle der waffenfähigen Nürnberger Mannschaft vom
J. 1429, d. h. ein nach Stadtvierteln und Hauptmannschaften angelegtes
Verzeichnis der über 18 und unter 60 Jahren alten Bürger. Dort finden
wir nun in der Hauptmannschaft des Heinrich Topler zwischen einem
Mertin Reblein und dem uns schon bekannten Paulus Wechsler »Marcus
Moler«, unzweifelhaft unser Marcus I.andauer.^^)
Vielleicht rücken damit auch die von dem Mönch des Ägydien-
klosters zu Nürnberg, Conradus Herdegen, in seiner Chronik von 1412
15) Kgl. Kreisarchiv Nürnberg. M. S. 777.
1®) Kgl. Kreisarchiv Nürnberg. M. S. 779 und 780.
1'^) Dies gestattet uns auch einen, wenn gleich unsicheren Schluß auf die Geburts-
zeit des Meisters selbst. Da er nicht genannt wird, muß er das 60. Lebensjahr 1429
überschritten haben; nehmen wir für ihn bei seinem Tode (ca. 1431) nicht zu hohes
Alter an, so dürften wir vielleicht mit der Vermutung, daß er zwischen 1365 und 1370
geboren und so, mit ca. 25—30 Jahren Bürger und Meister in Nürnberg geworden sei,
das Richtige treffen.
Meister Berthold von Nürnberg, ein Glied der Familie Landauer.
323
bis 1479 1®) mitgeteilten Nachrichten über künstlerische oder vielmehr,
wie man es bisher auffaßte, kunstfreundliche Bestrebungen Markus Lan-
dauers während seines Aufenthaltes im genannten Kloster, wohin er sich
in den letzten Lebensjahren zurückgezogen hatte und wo er auch am
14. April 1468 starb, in neue Beleuchtung. Die Chronik Herdegen be-
merkt zum J. 1466:
»A. 1466 ante festum Pentecostes dealbatus est chorus noster
cum magno labore et diligentia et fenestrae reparatae per fratres et
laicos tune cum multis instrumentis et similiter tune et deinceps factae
sunt et depictae in lateribus chori imagines sanctorum XII aposto-
lorum diligentia et sumptibus variis et parietes ibidem cum auro et
coloribus multis et variis ornatae et fulcitae artificiosissime per Con-
fratrem, Marcum Landawer dictum, qui disposuit talem
figuram fieri de sumptibus suis et industria et diligentia,
sibi in memoriam perpetuam et fratribus Omnibus in recordationem ac
solatium in futurum, similiter et alia plura; scilicet cibus et potus pic-
toribus dabatur de monasterio propter laborem«.
»A. 1468 feria quinta videlicet in Coena domini post Comple-
torium obiit honestus vir Marcus Landawer in stubella in domo
abbatis post longam infirmitatem et in praesentia fratrum, devote pro-
visus et cum exequiis peractus, qui fieri fecit picturam XII Aposto-
lorum in lateribus chori per totum et picturas in capitulo et infirmaria,
in stubis et apud sepulturam suam et alia quaedam varia hinc ind^
et ante ingressum monasterii fecit tabulam magnam in choro
apud summum altare ibidem et caetera plurima pro pretio
et etiam gratis, dedit etiam quinque florenos perpetuos pro caseis
melioribus pro fratribus et poculum argenteum.«
Die hervorgehobenen Worte lassen sich ungezwungen wohl kaum
anders auslegen, als daß Markus Landauer selbst noch den Pinsel zur
Hand genommen habe, zum wenigstens ergeben diese Nachrichten, daß
er an der Spitze einer Malerschar die Ausschmückung des Kirchenchors,
des Kapitel- und Krankensales und des Kreuzganges, wo er sich seine
letzte Ruhestätte schon bereitet hatte, leitete.^®)
1^) Herausgg. von Würfel, Vermischte Nachrichten etc. 4 Stück, Nürnberg 1766.
19) Man vergleiche hierzu auch die Angaben, welche sein Schwager, Sebald
Schreyer, in den mehrfach angezogenen Kopialbüchem und Familienaufzeichnungen
macht: Item Marcus Landawer obgemelt [es ist vorher von dem Tode der Margaretha
Landauer, seiner Ehefrau, die Rede •}• 1457] hat vber etliche zeit darnach erwelt sein leben im
closter zu S. Egidien zu furen vnd zU enden, doch in weltlichen kleydern, doselbst
er mercklich smertzen am steyn vnd an den Harnwinden etliche jar erlitten hat vnd ist
auch doselbst- mit tod abgangen vnd verschiden am Gründonerstag oder am donerstag
324
Albert Gümbel:
Vielleicht ist es erlaubt in diesem Zusammenhang auch ein anderes
Kunstwerk zu besprechen, den sog. Landauerschen Altar aus der Kathe-
rinenkirche zu Nürnberg,^®) von. welchem sich ein Flügel mit der Ver-
mählung der hl. Katharina und der Geburt Christi in der Münchener
älteren Pinakothek, der andere mit der Kreuzigung und Auferstehung in der
Augsburger Gemäldegalerie befindet. Die Wappen auf der »Geburt« und
der »Auferstehung« lassen ihn als Stiftung eines Gliedes der Familie
Landauer erkennen. Für die Zeit aber, in welche die stilkritische Unter-
suchung Thodes dieses Altargemälde verweist — er schreibt sie dem her-
vorragendsten Maler des 5. und 6. Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts, Hans
Pleydenwurfif,^^) zu — , kann ein andere Persönlichkeit wohl nicht in Be-
tracht kommen als eben unser Markus Landauer. Daß gerade er Be-
ziehungen zum Katharinenkloster hatte, steht fest. Eine seiner Töchter
Elisabeth war Nonne bei St. Katharina,^ im J. 1465 schenkte er dem
vor Ostern vnd was der 26. tag des Monatz Marcii als man zalt nach Cristi gepurt 14^- vnd
in dem 67 jar vnd ligt begraben zu Sant Gilgen im creutzgangk. [Daß Schreyer bezüg-
lich des Todestages irrt, habe ich schon in meinem Aufsatz über das Schreyergrab, Rep.
f. K.-W. XXV, Hft. V bemerkt.]
20) Vgl. Thode, a. a. O. pag. 109 ff.
21) ca. 1457 — 1472 tätig. Vgl. über ihn Thode, a. a. O. pag. 105 ff. und den Exkurs:
Die Pleydenwurffs, pag. 273ff. ; Weisbach, Einiges über Hanns Pleydenwurff und dessen
Vorgänger (Zeitschrift für bild. Kunst. N. Flg. Heft 10). 1457 wurde er als Bürger in
Nürnberg aufgenommen [Hans Pleidenwurff maler dedit II. gülden. Bürgerbuch vom J.
1457 im Kgl. Kreisarchiv Nürnberg] und zwar in eine der Vorstädte, wie sich aus dem
gleich anzuführenden Ratserlaß ergibt. Er besaß also nicht das zur Erwerbung des
Bürgerrechts in der inneren Stadt nötige Vermögen von 200 fl. Die Bestimmung über
die Aufnahme von Neubürgern lautete nämlich dahin, daß nur Bürger, welche 200 fl. oder
mehr Vermögen besaßen, in die innere Stadt aufgenommen wurden, wer in die Vorstadt
als Bürger zugelassen werden wollte, mußte 100 fl. Vermögen nachweisen.
Im gleichen Jahre aber wurde nun Pleydenwurff erlaubt, in der inneren Stadt zu
sitzen [Hanß Pleidenwurff ist vergundt in der Innern stat zu sitzen, ferra ID post Dionisii
(= IO. Oktober) 1457.] Die Bedeutung dieser Erlaubnis w'urde bisher noch nicht voll-
ständig gewürdigt. Sie besagt nämlich nichts anderes, als daß der Künstler im ge-
nannten Jahre in den Besitz eines Hauses von 50 fl. Wert in der inneren Stadt gekommen
ist. Wer nämlich das Bürgerrecht mit dem Sitze in der Vorstadt erhielt, mußte dort
fünf Jahre lang sitzen, ehe er in die »rechte Stadt« ziehen durfte, es sei denn, er kaufe
ein Haus im Werte von mindestens 50 fl. gegen Barzahlung. Dies scheint P. getan zu
haben, wenn er nicht etwa durch Heirat zu solchem Besitz kam. [Auch der Maler Konrat
Wolff hatte zehn Jahre früher die gleiche Erlaubnis erhalten.] Unzweifelhaft brachte
eben dieses Haus (Sebalder Seite alt Nr. 496) Pleydenwurffs Wittwe Barbara ihrem zweiten
Manne, dem Michel Wohlgemuth, zu. Pleydenwurff starb am 7. oder 8. Januar 1472, Groß-
totengeläutbuch von St. Lorenz: Am Pfinegtag nach obersten [läutete man] dem Hans
Pleydenburffer, ein daß er. Seinen Zeitgenossen erschien also seine Tätigkeit als
Glasmaler die hervorragendere. Beispiele für diese bei Thode, pag. 282.
22) Gestorben daselbst am 26. Februar 1475. Vgl. Toten-Kalender des St. Katharina-
klosters, hrgg. von Andr. Würfel, Altdorf 1769: IlII. Kal. Marcii (14)75 obiit Soror Elyza-
Meister Berthold von Nürnberg, ein Glied der Familie Landauer. ^25
Kloster ein Ewiggeld von zehn Gulden jährlich, wofür alle Wochen drei
Frühmessen gelesen werden sollten, auch bedachte er die frommen Frauen
daselbst in seinem Testamente mit an erster Stelle; bei dieser Gelegenheit
äußert er sich selbst über seine Beziehungen zu dem Kloster, indem er
sagt: »so hab ich bey leben do auch gepaut^^) vnd in vil liebes
gethan, das ich hoff sey sullen meyn nit vergessen«. Am ii. Dezember,
am Tage des hl. Damasus, wurde sein Jahrtag daselbst begangen.^^)
Ist aber Markus Landauer in der Tat der Stifter des sog. Landauer-
altars, so drängt sich uns sogleich die weitere Frage auf: hat er selbst
irgendwelchen persönlichen Anteil an der Ausführung desselben? Erklären
sich vielleicht daraus die von Thode bemerkten Verschiedenheiten in der
Behandlung der Außen- und Innenseiten der Flügelbilder? Und diese
beth Landauerin. Ich möchte sie bestimmt in jener Nonne mit dem Landauerwappen
vor sich erkennen, welche sich unten rechts auf der »Auferstehung« in der Augsburger
Galerie befindet, ebenso ihren Vater Markus in jenem Stifter mit dem gleichen Wappen,
welcher (nach gütiger Mitteilung des Herrn Konservators Voll in München) auf der »Ge-
burt Christi« ziemlich in der Mitte knieend dargestellt ist, und zwar ohne ein weiteres
Wappen oder Bildnis. Letzteres muß auffällig erscheinen, vorausgesetzt, daß nicht eine
Übermalung vorliegt, denn Markus war zweimal verheiratet. Jedoch wissen wir, daß
noch ein zweites Flügelpaar des Altars vorhanden war; dessen Aufbewahrungsort erst zu
ermitteln wäre und auf welchem sich die Bildnisse der Frauen und auch der übrigen
Kinder befunden haben mochten.
23) Urkunde im Stadtarchiv Nürnberg. Geben am Frey tag nach S. Jacobs tag des
h. zwelfpoten (= 26. Juli) 1465.
24) Hierüber fehlen uns leider alle Nachrichten; solche würden uns wohl auch
einen Anhaltspunkt für die genauere Datierung des Landauerschen Altars gegeben haben,
da vermutlich jene Bautätigkeit Markus Landauers und die Stiftung der Altarbilder Hand
in Hand gehen. Wir haben zwar handschriftliche Angaben über eine Erweiterung der
Sakristei der Katharinenkirche im J. 1439 und die Errichtung eines Katharinenaltars
in dieser Sakristei, ferner über die Errichtung eines Altars im J. 1465 zu Ehren der 1461
heilig gesprochenen Katharina von Siena (Schwarz: Ambergersche Noricasammlung der
Stadtbibliothek Nürnberg, Nr. 259, Fol.), jedoch gestattet die gut beglaubigte Über-
lieferung (Murr, Denkwürdigkeiten etc., pag. ni), daß. die Landauerschen Flügelbilder
ehemals auf dem der hl. Katharina von Alexandrien geweihten Hauptaltar und zwar
im Chor der Klosterkirche aufgestellt waren, sodann der Gegenstand des einen Gemäldes
»Enthauptung der hl. Katharina« (von Alexandrien), wohl kaum eine Verbindung dieser
handschriftlichen Notizen mit der obigen Bemerkung des Testamentes.
Für die Frage der Entstehung unseres Altars ziehen wir also aus der Konstatierung,
daß Markus Landauer der Stifter desselben sei, nur den Gewinn, daß er bestimmt vor
1468 (dem Todesjahr) und höchstwahrscheinlich auch vor 1458 — 60 (dem mutmaßlichen
Eintritt Landauers in das Ägydienkloster (vgl. oben die Notiz Sebald Schreyers) ent-
standen ist. Eine genauere Datierung würde voraussichtlich die Auffindung der ver-
schollenen beiden äußeren Flügel gestatten.
25) Totenkalender von St. Katharina: III. Idus Decemb. Damasi pape et confessoris
memorie. Anniversarium Marx Landauer et Agnetis et Margarete uxoris eius et suorum.
326
Albert Gümbel:
Frage löst die weitere aus; welchen Anteil nahm unser »Markus moler«
— etwa an der Seite jenes Endres Moler, den wir 1427 und jenes Peter
Schüler, den wir 1433 im Hause des Meisters angetroffen haben — an
jenen zahlreichen, die Hand oder doch die Schule Meister Bertholds ver-
ratenden Gemälden, welche Thode (a. a. O. pag. 2 7 ff,) beschreibt?
Verfasser dieses kann diese Frage nur streifen und muß deren Be-
antwortung einer berufeneren Hand überlassen.
Übrigens dürfte Markus Landauer dieser künstlerischen Tätigkeit,
wenn wir in der Tat eine solche annehmen wollen, kaum jene reichen
Mittel verdanken, welche er zu einer Reihe von wohltätigen Stiftungen
verwandte, sie mögen vielmehr jenem »Handel« entstammen, von welchem
er in seinem Testamente spricht und den er schon zu seinen Lebzeiten
seinem Sohne Matthäus übergab; wahrscheinlich hat er sich, wie wir dies
von dem Sohne bestimmt wissen, mit größeren Kapitalseinlagen erfolg-
reich an dem Gewinn und Vertrieb von Hüttenprodukten beteiligt. Ver-
heiratet war er zweimal, zuerst mit einer Agnes Prücklerin, dann seit
27. August 1438 mit Margareth, Tochter Hanns Schreyers, von welcher
er nach der Angabe seines Schwagers Sebald sieben Söhne und drei Töchter
besaß, von seinen Töchtern war Cäcilia mit Hanns Starck, Barbara mit
Anton Schlüßelfelder vermählt, eine dritte Tochter befand sich, wie er-
wähnt, im Katharinenkloster. Das vom Vater ererbte Haus gegenüber
dem Predigerkloster, in welchem wir ihn noch 1442 ansässig finden, muß
er später veräußert haben, da in seinem Testamente nur von einem Haus
am Weinmarkt die Rede ist, das sein Sohn Matthäus erhielt. Sein
Todestag ist schon oben angegeben worden.
Außer Markus werden uns als Söhne Meister Bertholds noch
genannt Lukas und Matthäus der ältere.
Lukas wird in den mir vorliegenden Quellen zum ersten Mal im
J, 1431 erwähnt, und zwar als erwachsen; daß er mit einer Alheid ver-
mählt war, ergibt sich aus dem oben angeführten Eintrag im Ewiggeld-
register von 1427, Im J. .1454 erkaufte er einen Hof zu Erimmersdorf.
Er starb zwischen Reminiscerc (21, Februar) und Walburgis (i. Mai) 1456
und wurde bei St. Sebald in der Landauerschen Familiengruft beigesetzt.
Von seinen Kindern sind uns zwei Söhne, Lucas und Berthold, .und zwei
Töchter, Clara und Dorothea, bekannt, von welchen ^ich erstere mit Heintz
Rosenkranz, letztere mit einem Hachenberg vermählte. Lukas wurde
26) Vgl. das Künstlerverzeichnis bei Thode zu den Jahren 1418, 1427 bis 1430
und 1438.
27) Eine Notiz bei Würfel, a. a. O. Bd. II, pag. 718, nennt diesen: Kupferhändler,
Rot- und Bildgießer.
28) Alte Nr. S. 77, heute Weinmarkt 33 (Haus der Paradiesapotheke).
Meister Berthold von Nürnberg, ein Glied der Familie Landauer.
327
Mönch im Kloster Kastei in der Oberpfalz, dagegen scheint Berthold
leichtes Künstlerblut in den Adern gehabt zu haben, denn der gestrenge
Oheim Marcus zieht bei dem für den Neifen ausgeworfenen Legat den
Fall in Betracht: »daß er vngeratten wolt seyn vnd das sein mit bößer
geselschaft oder mit bößen weibern an wurd« ; er solle nichts erhalten,
»es sey dann, das er mit seyner freunt willen vnd gonst elich sey oder
in einer geselschaft sey, dabei man merken mag, das er das seyn beger
zu meren.« Zunächst solle er auf zwei Jahre in die Handelsgesellschaft
seines Schwagers Rosenkranz eintreten, falls er sich dort bewähre, sollen
ihn Matthäus der j. und seine Gesellschaft zum Kompagnon annehmen.
Weiteres ist von ihm nicht bekannt.
Von Matthäus dem älteren endlich ist uns nur die eine Tatsache über-
liefert, daß er zwischen Pfingsten (i.Juni) und Kreuzerhöhung (14. September)
1449 starb und zwar wird er im Großtotengeläutbuch von St. Sebald als
»Landawer wirt« aufgeführt.
Jetzt erübrigt uns noch von den Söhnen Markus Landauers oder
richtiger von dem einen Matthäus zu sprechen, welchen die Kunst-
geschichte schon längst als Mäcen Adam Krafts und Dürers kennt. Von
Kraft ließ er 1493 gemeinsam mit seinem Oheim>- Sebald Schreyer die
berühmten Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi (Gang nach
Gethsemane, Kreuzigung und Auferstehung) am Ostchor der Sebaldus-
kirche über der gemeinsamen Schreyerschen und älteren Landauerschen
Grabstätte, sowie 1501 die Krönung Marias bei der neueren Ruhestätte
seiner Familie im Kreuzgang des Ägydienklosters (heute in der Tetzel-
kapelle der Ägydienkirche) ausführen, Dürer malte in seinem Auftrag
für die Kapelle des von ihm gestifteten Zwölfbruderhauses das berühmte
Allerheiligenbild, heute eine Zierde der Wiener Gemäldegalerie.
Ein Enkel des Meisters vom Imhofaltar als Mäcen Dürers ! Es
überkommt uns ein Gefühl harmonischen Zusammenschlusses: das früheste
und das reifste künstlerische Schaffen Nürnbergs reichen sich durch Ver-
mittlung Matthäus Landauers, des Enkels Meister Berthold Landauers,
die Hand.
Zum Gebetbuche des Kaisers Maximilian.
Seit Carl Giehlow (in Übereinstimmung mit Friedrich DörnhöfiTer)b
die mit den Initialen M A versehenen Randzeichnungen des in Besangen
befindlichen Bruchstückes des kaiserlichen Gebetbuches'^) als Werke des
Augsburger Meisters Jörg Breu erwiesen und damit die von vornherein ver-
dächtige Kennerschaft jenes mit Bleistift signierenden Anonymus und
seiner Gefolgschaft in die richtige Beleuchtung gerückt hat, ist eine Revision
der Benennungen aller nicht original signierten Gruppen, also der von
Chmelarz Hans Dürer und Albrecht Altdorfer zugeteilten Zeichnungen des
Gebetb\iches unabweisbar geworden,
Wilhelm Schmidt w^ar, als er die Blätter 57 — 88 und 132 — 137 des
Triumphzuges als Arbeiten Albrecht Altdorfers bestimmte und dieses
Meisters Hand in der Mehrzahl jener Teile der Ehrenpforte wiedererkannte,
welche Chmelarz (Jahrb. IV 306), gestützt auf ihre auffallenden Bezüge
zu den H D-Zeichnungen des Gebetbuches, als Werke Hans Dürers
angesprochen hatte, der Lösung der Frage nach dem tatsächlichen Ur-
heber dieser auf einen Schritt nahegekommen.'^) Ihn zu tun, erschwerte
Schmidt vielleicht der Umstand, daß jene Gebetbuchseiten ihm die Behelfe
geliefert hatten, ein schärferes und reicheres Bild der künstlerischen
Persönlichkeit Hans Dürers zu entwerfen.®) Gleichwohl dürfte die Be-
hauptung, daß derselbe Künstler, welcher die Vorzeichnungen zu den
1) Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen des ah. Kaiserhauses XX 79 ff. und
XVIII 23. — hür freundliche Förderung habe ich dem Bibliothekar von Besangon,
Herrn Poete, der mir 1902 die Besichtigung des Gebetbuches während der Bibliotheks-
ferien ermöglichte, und Herrn Dr. J. Meder in Wien (Albertina) zu danken.
2) Ausgabe von E. Chmelarz, Jahrbuch III.
Er hatte die oftenbar von dem Meister M A gezeichneten Blätter ii und 13
mit dem Monogramme Baidungs versehen, Chmelarz 96!., Giehlow So u. 83 ff.
^) Ausgabe von Franz Schestag im Jahrbuche I.
Kunstchronik N. F. IV 347 und Chronik für vervielfältigende Kunst IV I2f.
ß) Allgemeine Zeitung 1889, Beilage Nr. 249.
Heinrich Röttinger: Zum Gebetbuche des Kaisers Maximilian.
329
angezogenen Blättern des Triumphzuges geliefert hatte, also Albrecht
Altdorfer, auch die Rand-Zeichnungen der Blätter 39 bis 61 des
Gebetbuches entworfen habe, anhaltende Einwände nicht mehr zu be-
fürchten haben. Ich hebe in Kürze die schlagendsten Übereinstimmungen
hervor. Zunächst halte man den Knecht auf Blatt 37 des Gebetbuches
neben den sich umwendenden Reiter auf Blatt 134 des Triumphes und
vergleiche beiderseits Nase, Mund, Kinn, Haare, die Hände, die Falten
der Ärmel, der Stiefelschäfte etc. Der Pferdeleib des Kentauren Gb. 52
mit seinen für Altdorfer typischen Verzeichnungen deckt sich, allen
Pferden der Blätter 5 7 ff- des Zuges formal eng verwandt, im besonderen
mit dem vordersten des Blattes 65. Das Bewegungsmotiv des Pferdes
in der Ecke des Gebetbuchblattes 50 entspricht bis ins kleinste dem
des ersten Pferdes Bl. 61 des Zuges. Für Roß und Reiter als Ganzes
bieten dessen Reiter zahlreiche Gegenstücke; weitere liefern die Ritter
der Münchener Schlacht bei Arbela (Nr. 290). Die Ziege des Gebet-
buches Bl. 55 ist neben die des Zuges Bl. 133 zu stellen. Für die Maria
Gb. 43 ziehe man die in Friedländers Altdorfer (Leipz. 1891) Taf. 3 ab-
gebildete Madonna des Berliner Kabinettes heran. In dem Jesukinde
auf ihrem Schoße wird man unschwer den Typus der vielen Engelchen
der Gebetbuchblätter wiederkennen; im Notfälle hilft das kleine Volk
auf der Altdorferschen Madonnentafel der Münchener Pinakothek (Nr. 291)
aus. Daran schließen, von vielen anderen Übereinstimmungen zu schweigen,
Deckungen im Detail der I.andschaftsbilder; der Busch Gb. 43 — Z. 132;
die Terrainbildung Gb. 59 — Z. 59, 60 etc.; die feinen Zinnen und zier-
lichen Fenster der Burg Gb. 41, deren ganzer Charakter vollständig dem
des Felsennestes auf der Schlacht von Arbela entspricht — die Häuser-
gruppe Z. 135.
Sind die H D-Blätter Arbeiten Altdorfers, so können nicht auch
die acht mit den Buchstaben A A versehenen Randzeichnnngen von ihm
herrühren. Ihre von so vielen Autoritäten gebilligte Taufe rät gleicher-
weise wie der nicht am wenigsten im Architektonischen alle Merkmale
der Donauschule an sich tragende Stil der Blätter, ihren Urheber in Alt-
dorfers Nähe zu suchen. Ich schlage Wolfgang Huber vor. Zwei
Umstände erschweren den Nachweis: erstens das Fehlen der Landschaft
in den Randzeichnungen, in der allein Huber einen individuellen und
zwar meisterlichen Stil ausgebildet hatte, während er im Figuralen, wie
es scheint, zeitlebens experimentierte, — dann der enge Anschluß, den
der Randzeichner an die H D-Blätter nicht nur nach Geist und Disposition
nahm, — man vgl. Bl. 36 mit Bl. 43 — sondern der sich auch auf direkte
Nachzeichnungen erstreckte, wie es im Falle der dem Bl. 57 entlehnten
Weinranke Bl. 34 (Giehlow S. 70) oder in dem des Engelköpfchens im
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 23
330
Heinrich Röttinger:
oberen Rande des Blattes 36 geschah, das bis zur Schraffierung und
Flügelbildung dem Muster Altdorferscher Köpfe, z. B. denen auf Bl. 57
nachgebildet ist. Wie dagegen ein Engel von der eigenen Formensprache
unseres Zeichners aussieht, zeigt Bl. 37.
Vor allem scheint mir für meine Annahme die vollständig gleich-
artige Federführung auf den angezogenen Gebetbuchblättern und den
von Schönbrunner und Meder in den Handzeichnungen alter Meister aus
der Albertina und anderen Sammlungen publizierten Blättern 339, 357,
384, 642, 646 (Budapester Nat.-Gal.) und 395 (Seebarn, Graf Wilczek),
sowie den beiden bisher nicht veröffentlichten Blättern der Albertina
J.-N. 3268 und 3269 zu sprechen. Vorsichtig, zögernd und zitterig be-
schreitet die Feder das Papier; nur zuweilen greift sie wie zum Entgelt
für den auferlegten Zwang in kühnen Zügen wie in den Schrafifenlagen*
aus. Diese sind gerne schief zur Horizontalen oder senkrecht auf sie
gestellt, zeigen die Neigung, nach bestimmten, oft nicht in ihrer Anfangs-
richtung gelegenen Punkten zu convergieren, und werden häufig von einer
zweiten La^e gekreuzt. Zur Besprechung der menschlichen Figur ziehe
ich den Piramus der Budapester Nat.-Gal. (Schbr. -M. 848) heran. Man
vgl. mit der Bildung seiner Finger und seinem sehnigen Handrücken Finger
und Handrücken des Keulenträges Gb. 38 ; ferner die Füße des Heilandes
Gb. 5 mit denen des Piramus und beachte, wie beiderseits die große Zehe
ungefähr dieselben Dimensionen hat wie die andern, sowie die kleinen und
schwarzen Nägel. Leider wird in den Gebetbuchblättern die Form des Ohres,
die für Hubers Menschen so charakteristisch ist, nirgends deutlich sichtbar.
Was man aber davon zu sehen bekommt, das Ohr Jesu Gb. 5, das Gott-
vaters 9 und das des Beters 7 entspricht dem Ohre des Piramus ganz,
dem Ohre des Mädchens der Albertina (Schbr. -M. 371), des Jünglings
des Dresdener Kabinetts'^) und jenes beim Grafen Harrach (Schbr.-
M. 716), soweit die Unterschiede der Technik und der Dimensionen es
gestatten. Weiters glaube ich mich nicht zu täuschen, wenn ich deut-
liche, in dem knopfförmigen Nasenende, dem gekerbten Kinne, dem etwas
wulstigen Munde und den unter schweren Lidern hervorblickenden tief-
dunklen Augensternen gelegene Bezüge zwischen der »regina misericordiae«
Gb. 36 einerseits und dem citierten Mädchenkopfe der Albertina und der
Magdalena der Feldkircher Altartafel (Photographie von J. Vinzenz, Feld-
kirch) andererseits bemerke. Für die Faltengebung, wie sie am besten
der Rock Christi Gb. 5 und der Marias 36 zeigt, und welche der Wechsel
großzügiger Partien mit augenbildender Knitterung charakterisiert, bieten
7) Handkeichnungen alter Meister im k. Kupferstich-Kabinett in Dresden hg. v.
K. Woermann II 18.
Zum Gebetbuche des Kaisers Maximilian.
331
neben den Kleidern der Marien der Holzschnitte B. 3 und 5 jene des
Mädchens der Albertina und der Maria des Münchener Kabinetts Ent-
sprechungen.®) Die Pferde des Blattes 5, so ungleich sie in ihren Ver-
hältnissen untereinander sind, zeigen übereinstimmend große Ähnlichkeit
mit dem Pferde des hl. Hubertus des Grafen Wilczek (Schbr.-M. 375)
und dem des hl. Georg des Holzschnittes B. 7 : in den Köpfen im all-
gemeinen, den spitzen, am Ende geschweiften Ohren, den offenen Mäulern
und der Form des Schwanzes im besonderen. Das Riemenzeug auf den
Hinterteilen der Janitscharenpferde ist wie das des Hubertuspferdes gestaltet.
Ich wende mich endlich den Landschaftsrudimenten der Rand-
zeichnungen zu. Die Andeutung des Grases, die feinere Art Gb. 36 wie
die gröbere 5 oder 35, wiederholt nebeneinander die . Landschaft der
Albertina J.-N. 3269. Dem Fragmente eines dürren, steil aufwärts ragenden
Astes am Baumstrunke des Blattes 37, einer nicht eben gewöhnlichen
Form, entsprechen Bildungen auf der Münchener Doppellandschaft Publ. 81.
Speziell den Seitenast der Ranke Gb. 35 mit den schuppigen Auswüchsen
und dem langen Flechtenbehange halte man neben den Baum der
Münchener Maria (Publ. 62) und jenen der Landschaft Publ. 106 daselbst.
Bezeichnender noch scheint mir, daß dem Randzeichner Hubers dicke
Steinplatten (Münchener Publ. 106, Schbr.-M. 357, Holzschnitte B. 6
und 7) ebenso geläufig sind wie die von diesem nicht nur (nach Schmidt)
den Flußufern, sondern auch, wie der Rand des Erdbelages auf der Brücke
des Hubertusbildes zeigt, höheren oder niedrigeren Terrainstufen über-
haupt verliehene Zungenstruktur. Zeugnis gibt der Stein, auf dem die
Vorderfüße des Nashorns Gb. 37 stehen. Ganz in Hubers Art sind
schließlich die Nimben, besonders die der Blätter 5 und 35 gehalten.
Man erinnere sich an Hubers prächtige Sonnenauf- und Untergänge,
deren Strahlen nicht als gerade, sondern als einseitig ausgebogene Striche
gezogen sind (Holzsch. B. 5, 6, 9; Schbr.-M. 642, 646; Münch. Puhl.
145 etc.).
Ich betrachte es gewissermaßen als Probe für die Richtigkeit meiner
Benennungen, wenn die damit zusammenhängenden Verschiebungen sich
innerhalb des von Giehlow (S. 68 ff.) mit neidenswertem Scharfsinne ent-
worfenen Grundrisses der Entstehungsgeschichte des Gebetbuches glatt
und anstandslos vollziehen lassen. Giehlows Behauptung, Altdorfer habe
sich des Gebetbuches wegen nicht in Nürnberg aufgehalten, behält auch
nun ihre Bedeutung: er wird die 23 Seiten (es waren ihrer nach Giehlow
8) Handzeichnungen alter Meister im k. Kupferstich-Kabinet zu München hg. v.
W. Schmidt 62. Das Blatt ging ehedem unter Altdorfers Namen. Die Zuweisung an
Huber erfolgte durch Schmidt in der Kunstchronik N. F. I 385. Dagegen Friedländer
a. a. O. 150.
23^
332
Heinrich Röttinger: Zum Gebetbuche des Kaisers Maximilian.
bedeutend mehr; die ebenfalls von Altdorfer gearbeiteten Lagen 21 — 24
gingen uns verloren) nach dem Muster einiger oder aller fertiggestellten
Lagen Albrecht Dürers in aller Muße zu Regensburg ausgeschmückt
haben. Allerdings braucht er nun auch nicht gegen Ende des Jahres
1515 in Augsburg sich aufgehalten zu haben, um da die acht (auch deren
waren mehr: der 2. Bogen der 18. Lage fehlt) mit A A bezeichneten
Seiten zu verzieren. Viel geeigneter erscheint zur Übernahme der Rolle
eines »Postarbeiters« ihr tatsächlicher Urheber Wolfgang Huber, den
der Zufall auf seiner wahrscheinlich seit 1510 währenden Wanderschaft
eben nach Augsburg geführt haben mochte, als Peutinger daselbst für
einen erprobten Zeichner für den Holzschnitt Beschäftigung hatte.®) Daß
Huber, obschon ihm wahrscheinlich so ziemlich das ganze Gebetbuch
vorlag, gerade an Altdorfers Zeichnungen anknüpfte, ist bei den engen
Beziehungen, welche schon früher zwischen den beiden Meistern bestanden
haben müssen, sehr begreiflich.
Die einschneidenste Wirkung müssen die Ergebnisse unserer Unter-
suchung auf die Rolle ausüben, welche bisher Hans Dürer in der Ge-
schichte der deutschen Kunst spielte. Hat er die 23 Randzeichnungen
des Gebetbuches nicht entworfen, so rühren auch jene nach Schmidts
citierter Darlegung in der Chronik für vervielfältigende Kunst ihm eventuell
noch verbleibenden und auch von Giehlow (S. 77 Anmerk, i) zu-
gestandenen Teile der Ehrenpforte nicht von ihm her, um welche Alt-
dorfers Mitarbeit daran wächst. Der Anteil Hans Dürers an der Aus-
führung kaiserlicher Aufträge ist damit auf Null reduciert, und wohl oder
übel muß er wieder in das Dunkel tauchen, das ihn bis 1884 deckte.
Die Gemälde, Vielehe man ihm auf Grund der Randzeichnungen zuer-
kennen zu dürfen glaubte, sind kaum geeignet, ihn vor diesem Schicksal
zu bewahren. Am ehesten könnte — soweit ich zu folgen imstande bin
— noch das Krakauer Bild Hans Dürer gehören; nicht etwa, weil auch nur
ein Zug an Albrechts Arbeiten gemahnte, vielmehr weil so viele an die Art
Springinklees erinnern. Den schlichten Handwerkergriffen des Alt-
gesellen mag Hans mehr Verständnis entgegengebracht haben als dem
ihm unbegreiflichen Gebühren seines großen Bruders.
Heinrich Röttinger.
9) Für dasselbe Jahr (1515) ist uns Hubers Seßhaftigkeit in Passau bezeugt.
Seine Anwesenheit in Augsburg kann demnach auch als vorübergehende Unterbrechung
jener aufgefaßt werden. Daß er aber zu der mit Hast betriebenen Fertigstellung des
Gebetbuches zurecht kam, ist ein Zufall. Berufen hat man ihn keinesfalls. Vgl.
W. Schmidt, Rep. XVI 148. Doch müssen seine Zeichnungen beifällig aufgenommen
worden sein, da er später auch zu den Vorarbeiten für die Heiligen des Kaisers heran-
gezogen wurde. Vgl. W. Schmidt, Rep. XIX 287.
Literaturbericht.
Kunstgeschichte.
Hartmann Grisar. Geschichte Roms und der Päpste im Mittel-
alter. Mit besonderer Berücksichtigung von Kultur und Kunst nach
den Quellen dargestellt. Erster Band: Rom beim Ausgang der antiken
Welt. Freiburg, Herdersche Verlagshandlung, 1902. XX und 855 S.
gr. 8®. Mit 228 historischen Abbildungen und Plänen.
Als wir den Beginn des Erscheinens dieser großangelegten wissen-
schaftlichen Arbeit im Repertorium anzeigten (Bd. XXII S. 81), behielten
wir uns vor, auf den Inhalt der einzelnen Bände, soweit er den Stoff-
kreis unserer Zeitschrift berührt, ausführlicher zurückzukommen, nachdem
sie vollendet vorliegen werden. Der Moment dazu ist für den seit länger
als Jahresfrist der Öffentlichkeit übergebenen ersten Band gekommen.
Da ist denn vor allem zu sagen, daß der gelehrte Verfasser dem
im Prospekt zu seiner Arbeit kundgegebenen Vorsatz: »eine Kulturge-
schichte des Papsttums im Mittelalter auf dem Hintergründe der Ge-
schichte Roms zu bieten, so daß sich aus der Vereinigung der Stadtge-
schichte mit der des Papsttums ein möglichst einheitliches Gemälde von
Rom im Mittelalter ergäbe«, was den vorliegenden, die Periode vom
vierten bis zum Ende des sechsten Jahrhundert umfassenden Band an-
langt durchaus in gelungenster Weise verwirklicht hat. Die kulturge-
schichtlich wichtigen Momente und Partien, die denn doch in dem In-
teresse des gebildeten Laienpublikums — und an dieses vorzugsweise
wendet sich ja das Werk — stets den Vorrang vor den rein kirchlichen
und theologischen Ereignissen und Vorgängen der durch dogmatische
Streitigkeiten und Kämpfe um den hierarchischen Primat vielfach ge-
trübten Frühzeit des christlichen Bekenntnisses behalten werden, treten
in seiner Darstellung in erwünschter Ausdehnung und in einer Behandlung
hervor, die durch den Reichtum an interessanten, intimen Einzelheiten
334
Literaturbericht.
eine seltene Vertrautheit selbst mit den entlegensten Quellen für die Zeit-
geschichte bekundet. Der Leser hat durchaus das wohltuende Gefühl,
unter der Leitung eines Führers zu stehen, der aus dem Vollen schöpft,
dem er überall mit Vertrauen folgen darf, weil sich bei ihm die Weite
wissenschaftlicher Erkenntnis mit der Tiefe echt historischen Empfindens
paart, das sich in den Geist und die Lebensbedingungen der fernsten
Vergangenheit zu versenken weiß.
In der Darlegung der kulturgeschichtlichen Faktoren und Entwick-
lung hat nun der Verfasser, wie es bei der Bedeutung, die die Kunst
schon für die frühste Periode des Christentums besitzt, nicht anders sein
konnte, auch ihrer Schilderung entsprechenden Raum gewährt. An seiner
Kompetenz zur Behandlung dieser Seite der Aufgabe, wird niemand
Zweifel hegen, der seine seitherige Betätigung in der fraglichen Richtung
kennt. Grisars Beiträge christlich-archäologischen Inhalts, von ihm seit
Jahren für die betreffende Rubrik der »Civiltä catolica« verfaßt, sind
wegen ihrer Sachkenntnis allen Förderern und Freunden dieser Studien
bekannt. Wir selbst haben wiederholt Gelegenheit genommen, die Leser
des Repertoriums mit ihren bedeutungsvollen Resultaten bekannt zu
machen (vgl. Bd. XVIII, 387; XIX, 43 und 288; XXII, 167 und XXIV,
241). Nicht sie allein, sondern überhaupt alles, was die ergebnisreiche
Forschung der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts unter dem
Vorantritt des unvergeßlichen G. B. de Rossi hierin zu Tage gefördert
und klargestellt hat, findet sich nunmehr durch den Verfasser in durch-
aus wissenschaftlicher Darstellung im ersten Bande seiner Geschichte ver-
einigt. So enthält dieser denn teils in den dem Gegenstände gewidmeten
eigenen Kapiteln, teils auch an einzelnen Stellen in die geschichtliche
Schilderung eingeflochten, einen vollständigen Kursus der altchristlichen
Kunstgeschichte von ihrem Beginn bis zum Ende des sechsten Jahr-
hunderts. Urkundliche Veröffentlichungen, mehr noch umfassende Aus-
grabungen und Funde der letzten Jahrzehnte haben auf ihrem Felde viel-
fach zu ganz neuen Ergebnissen geführt. In ihrer Darlegung zeigt der
Verfasser ehensoviele topographische und archäologische Kenntnisse, als
Selbständigkeit der Prüfung und Unabhängigkeit des Urteils, so daß
vieles dadurch in neue Beleuchtung gerückt wird, vieles wesentlich an
Bedeutung gewinnt. Und daß er uns seine Belehrungen nicht' bloß an
der Hand der Denkmäler bietet, sondern sie in erigsten Zusammenhang
bringt mit dem kirchlichen Leben, dem gottesdienstlichen Ritus wie mit
der ganzen Kulturbewegung, insoweit sie von Rom ausging und dahin
zurückfloß, verleiht ihnen einen besonderen Wert und enthüllt oft —
zum mindesten dem Laienauge — bisher unbekannte Seiten und Zu-
sammenhänge. Zahlreiche belehrende Abbildungen unterstützen die Aus-
Literaturbericht.
335
führungen des Textes in zweckentsprechendster Weise. Bei ihrer Aus-
wahl wurde der Verfasser von dem Bestreben geleitet, nicht das in un-
zähligen Publikationen schon Vorhandene seinen Lesern nochmals aufzu-
tischen, sondern den Kreis ihrer Anschauungen durch Vorführung von
Minderbekanntem zu erweitern, das geeignet wäre, die Ausführungen im
Texte zu erläutern und zu verdeutlichen. Es sind somit nicht die wohl-
bekannten Clichps, denen wir hier nochmals begegnen, sondern mit
geringen Ausnahmen Originalproduktionen der bestehenden, zum Teil auch
durch Künstlerhand versuchte Restitutionen untergegangener oder in
Ruinen liegender Denkmäler. Der Verlagshandlung, die nicht gezögert
hat, die beträchtliche materielle Opfer heischenden Mittel aufzuwenden,
um dem Werke einen derartigen Schmuck zu verleihen, gebührt dafür
volle Anerkennung.
Um nun im besondern einiges des interessantesten aus den Dar-
legungen des Verfassers hervorzuheben, so sei darauf hingewiesen, was
er (S. i68ff.) über die Anlage, Einweihung und Ausschmückung der
Oratorien der hl. Felicitas und Prisca, sowie des 1876 bei den Dio-
cletiansthermen aufgedeckten aus dem 4. Jahrhundert unter Beifügung
eines Reconstruktionsversuches des ersteren derselben vorbringt. In der
Frage nach dem Ursprung der frühchristlichen Basilika (der Name findet
sich zuerst 31 1 bei Optatus von Mileve) kommt Grisar (S. 336 ff.) zu dem
Ergebnis seiner Ableitung aus der Anlage des römischen Privathauses
unter Aufnahme gewisser verwendbarer Elemente der antiken, sei es
öffentlichen, sei es privaten Basiliken, sowie auch der altchristlichen
Grabanlagen der Märtyrer (cellae). Diesen entlehnte man die ausschließ-
liche Anwendung der halbrunden iVpsis und die Form der Confessio,
des Pleiligengrabes unter dem Altar, vielleicht auch die bisweilen zu seiten
der Apsis angewendete Verbreiterung zu einer Art von Querschiff, wozu
die Nebenapsiden (trichorae) der Grabbauten als Vorbild gedient haben
mochten. Als eine seither wenig beachtete Besonderheit einiger Basiliken
wird der Umgang um das Halbrund der Apsis hervorgehoben, der sich
in offenen Arkaden gegen die letztere öffnet. Neuere Forschungen haben
ihn für S. Maria Maggiore, SS. Cosma e Damiano u. S. Sebastiano auf
der Via Appia in Rom, für S. Giovanni Maggiore und die Basilika
Severiana zu Neapel, für die zu Prato bei Avellino und die Doppelbasilika
des hl. Paulinus zu Nola nachgewiesen. Ansprechend ist die Vermutung
des Verfassers (S. 358), in den Bildnisreihen der Päpste über den Arkaden
der Petrus-, Paulus- und der Lateransbasilika in Rom, wie jener der ravenna-
tischen Bischöfe in S. Apollinare in Classe einen Anklang an die römische
Sitte zu sehen, wonach die Atrien des Privathauses mit den Bildern der Ahnen
geschmückt wurden. Die getreue Wiedergabe der betreffenden Porträts von
336
Literaturb ericht.
Damasus und Siricius, die sich unter den aus dem Brande der Paulsba-
silika im Jahre 1823 geretteten befinden, bildet eine überaus wertvolle
Beigabe unseres Werkes. Ebenso die hier erstmals gegebene photographische
Nachbildung einiger Szenen aus dem Mosaikenzyklus des Lebens Mariae
und der Kindheit Christi, den Sixtus III. (432 — 440)' in S. Maria Maggiore
ausführen ließ. Betreffs der Szenenreihe mit den Geschichten des alten
Testamentes unter den Mittelschififsfenstern der gleichen Kirche stellen
es die vom Verfasser aufgestellten Argumente nunmehr außer allen
Zweifel, daß sie — wie überhaupt auch der ganze Mittelbau der Kirche
mit Ausnahme der Apsis — älter sind und noch aus dem Pontifikat
des Liberins (352 — 366) stammen, von dem es im Papstbuch heißt, er
habe bei dem Macellum Liviae auf dem Esquilin »seinem Namen eine
Basilika erbaut.« In der Tat wurde ja S. Maria Maggiore bis zur Um-
gestaltung und Neuweihe durch Sixtus III. »Basilica Liberii« genannt.
Bei Besprechung der Holztüre von S. Sabina, die der Zeit Sixtus III.
(432—440) zuzuweisen ist, betont Grisar, daß in ihren Reliefs zuerst die
später in der Kunst so beliebte Gegenüberstellung von aufeinanderwei-
senden Tatsachen des alten und neuen Bundes (Concordia veteris et novi
Testament!) weiter als z. B. in den Mosaiken von S. Maria Maggiore aus-
gebildet-erscheint. Eine auf dem ebenbetonten Grundsätze beruhende,
obwohl hier nur vereinzelte Darstellung weist der Verfasser auch schon
aus dem 4. Jahrhundert in den beiden Mosaiken der sich gegenüber-
liegenden Halbrundnischen in S. Costanza bei S. Agnese dar. Das
wahre Alter, sowie die gegenseitige Beziehung der beiden vielfach reno-
vierten Szenen, die die Übergabe des Gesetzes an Moses und Petrus
darstellen, haben erst neuere Studien sicher festgestellt. Der Bau selbst
findet sein Vorbild, mit anderen Zentralbauten, in den vielen antiken
Mausoleen von runder Form, welche die Gräberstraßen Roms aufwiesen.
Für ein solches hält nun — laut brieflicher Mitteilung an den Referenten
— der Verfasser (in Übereinstimmung mit R. I.anciani) auch das heutige
Kirchlein der Madonna della Tosse bei Tivoli; im Texte seines Buches
(S. 381 Anm.) hatte er es noch für ein Nymphäum, das im Mittelalter
in ein Oratorium umgewandelt wurde, erklärt.
Aus dem Kapitel, das den Beziehungen zwischen Theoderich und
der Stadt Rom gewidmet ist, verdient die Mitteilung der Erlasse des Königs
(bez. seines erleuchteten Ministers Cassiodor) für die Plrhaltung der an-
tiken Monumente besondere Beachtung. Sie überraschen durch ihre
Sorglichkeit und die Minutiosität ihres Eingehens auf die Bedürfnisse
der Stadt. Die Ämter des Comes formarum zur Überwachung und In-
standhaltung der Wasserleitungen, des Comes und Vicarius portus zur
Aufsicht über den Hafendienst in Ostia und Porto leben wieder auf; die
Literaturb ericht.
337
Leitung und Erhaltung der städtischen Bauten wird einem eigenen Ar-
chitectus publicorum, der Wachdienst über die öffentlichen Bildsäulen
dem Curator statuarum, die Sorge für die Erhaltung der riesenhaften
Kloaken unter dem Boden Roms einem besonderen Beamten übertragen;
ebensolche werden mit der Beaufsichtigung der Kalkbereitung, der Über-
wachung der Ziegeleien, in denen Backsteine für den Bedarf der
Staatsgebäude hergestellt werden, endlich mit der Fürsorge für die be-
schädigten und gefährdeten Stellen der Stadtmauern betraut (S. 463 ff.).
— Über die auf und unter dem Palatin entstandenen frühchristlichen
Bauten erfahren wir, daß die im 4. Jahrhundert errichtete Hofkirche
S. Anastasia, ursprünglich der Auferstehung (Anastasis) geweiht, der
Anastasis zu Konstantinopel entsprach, die hinwieder eine Nachbildung
des gleichnamigen Tempels an den hl. Stätten zu Jerusalem war. Für
S. Teodoro wird aus der Art der Grundmauern gefolgert, daß dessen
erste Errichtung noch der klassischen Zeit ziemlich nahe stehen müsse,
und es wird die Vermutung ausgesprochen, daß wir hier das Baptisterium,
die Hoftauf kirche vor uns haben könnten, die 403 der Stadtpräfekt Lon-
ginianus für S. Anastasia unweit dieser Kirche errichtet habe. (S. 607 u.
610). — Ausführlich werden sodann (S. 613 ff.) die gi'iechischen Grün-
dungen in und bei Rom gewürdigt (Kloster Tre fontane, Coemeterium
bei der Paulsbasilika, Kirche des hl. Menas vor dem ostiensischen Tore,
S. Saba, S. Maria in Cosmedin mit der Schola giJeca, die obengenannte
S. Anastasia, S. Giorgio in Velabro, S. Cesario auf dem Palatin, SS. Cosma
u. Damiano, SS. Sergio e Bacco, S. Adriano auf dem Forum, S. Maria
in Araceli auf dem Kapitol). Die erste Stelle darunter gebührt der by-
zantinischen Prunkkirche, die ihren Namen zu Ehren der wahrscheinlich
durch Narses nach Rom übertragenen Reliquien der Apostel Philippus
und Jakobus erhielt. Heute in gänzlich verändertem Zustande zur Basi-
lika SS. Apostoli umgewandelt, nahm sie den Platz einer in den ersten
Jahren nach Konstantin durch Papst Julius (337 — 352) erbauten kleinen
Basilika ein und ahmte die Kreuzesform des durch Justinian 550 als
Grabkirche der kaiserlichen Familie errichteten Apostoleion zu Konstan-
tinopel nach. Ein solcher Bau war unter den Basiliken Roms eine
alleinstehende Ausnahme, die sich indes bis ins 15. Jahrundert, aller-
dings mit starken Veränderungen, erhielt. Vielleicht war auch er zum
Mausoleum ausersehen, zunächst für seinen Begründer und dann für des
Kaisers künftige Stellvertreter in Italien. Übrigens hatte schon vorher
der hl. Ambrosius zu Mailand das konstantinische Apostoleion in einer
Kirche nachgeahmt, die er dem Apostelpaar widmete und die noch heute
als S. Nazaro grande in ursprünglicher Grundrißform besteht.
Dem ebenerwähnten Papst Julius wird auch die Gründung der
338
Literaturbericht.
Basilika des hl. Valentin an der flaminischen Straße beim Coemeteriura
des Märtyrers verdankt (s. S. Ö56ff.). Erst 1888 wurden ihre Überreste etwa
eine Meile vor Porta del popolo durch Marucchi aufgedeckt, nachdem
er schon zehn Jahre früher die Grabkammer zwischen den sie umgeben-
den Katakombenteilen am Abhang des nahen Hügels wiedererkannt
hatte. Die Anlage zeigt manche Besonderheiten, die bei anderen analogen
Bauten Roms nicht Vorkommen. Die beiden Seitenschiffe endigen das
eine mit runder, das andere mit viereckiger Apsis; vor der Apsis des
Hauptschiffes zeigten sich Reste des Sängerchors in der Mitte des
Schiffes auf erhöhter Grundmauerung über alten Gräbern, die mit Mar-
morplatten überdeckt waren; hinter dem Sängerchor, tiefer liegend, kam
ein längerer Gang zum Vorschein, der die drei Schiffe der Quere nach
durchschnitt und in den man von dessen Enden auf Stufen hinabgelangen
konnte. Er bildete eine Art Krypta — eine der ältesten solcher Anlagen
überhaupt — in deren Mitte, unter dem Hochaltar, in einem kammer-
artigen Vorbau der hl. Märtyrer in seinem Sarkophage ruhte, zu dem
den Gläubigen eben durch den Gang der Zutritt ermöglicht war. Wahr-
scheinlich war der hl. T.eichnam in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts,
als Papst Honorius die Kirche umbaute, aus den naheliegenden Kata-
komben hierher übertragen worden. Die Kirche und das damit ver-
bundene Kloster bildeten lange eine vielbesuchte Kultstätte; erst als ;m
13. fahrhundert die Leiche des hl. Valentin nach S. Prassede übertragen
wurde, verfiel die Anlage nach und nach oder wurde zerstört.
Bei Anlaß seiner Erörterungen über die apokryphen Evangelien
kommt der Verfasser auch auf die Verwendung ihres Inhalts in der
Kunst zu sprechen (S. 7 1 2 ff.). Die Kirche stand derselben durchaus
nicht feindlich gegenüber, allein während der ersten dritthalb Jahrhunderte
verschmähten sie die Künstler selbst. Das älteste Beispiel der Dar-
stellung einer vollständigen Szene aus den Apokryphen lieferten erst die
Mosaiken am 'rriumphbogen von S. Maria Maggiore, unter Sixtus III.
(432 — 440) ausgeführt: sie ist dem Pseudoevangelium Matthäi entnommen
und schildert den Empfang des Christkindes und seiner Eltern auf der
Flucht nach Ägypten durch den Fürsten des Landes. Derselbe Zyklus
enthält in Nebenbezügen seiner Bilder noch zwei andere Entlehnungen
aus den genannten (Quellen. Die eine ist die Ifarstellung der spinnen-
den Jungfrau bei der Verkündigungsszoie aus dem sogen. Protoevange-
lium des Jakobus, die andere jene des hl. Joseph als alten Mannes mit
Bart, wie ihn die gleiche Quelle schildert. Bis dahin war er in jugend-
lichem Alter, unbärtig abgebildet worden, allein seither bürgerte sich die
spätere Auffassung allgemein ein. Die gleichen Szenen finden sich so-
dann auch in den Reliefs am Bischofsstuhle des hl. Maximianus zu
Literaturbericht.
339
Ravenna, aus der Mitte des 6. Jahrhunderts stammend, überdies aber
noch zwei Bilder, die sich auf die Unschuld Marias bei der Empfäng-
nis und ihre Jungfräulichkeit bei der Geburt Christi beziehen: sie stellen
den sogen. »Probetrank« und Salome, deren Hand zur Strafe für ihren
Zweifel verdorrt, dar — Szenen, wovon u. a. der Pseudo-Matthäus zii
erzählen weiß.
Ein Schlußkapitel widmet der Verfasser den »letzten Anstrengungen
der Kunst zu Rom und Ravenna« im ausgehenden 6. Jahrhundert. Ihr
Niedergang geht parallel mit dem der Bildung überhaupt (S. 745 fr.). Als
Zeugnisse dafür werden näher betrachtet: der Fries aus antiken Bruch-
stücken über den Säulen der konstantinischen Hälfte von S. Lorenzo
fuori; der ornamentale Schmuck des Cassiusgrabes zu Narni und des Vik-
toriusaltars zu Otricoli, bei dem die Skulptur sich nur noch zur Dar-
stellung des Kreuzes und kümmerlicher Lammfiguren aufzuschwingen
vermag; endlich der von 597 datierte Ambon in S. Giovanni e Paolo zu
Ravenna mit den krüppelhaften Figuren der beiden Heiligen an den
Ecken. Mit ihnen verschwindet die Darstellung der menschlichen Ge-
stalt für eine lange Periode aus der Skulptur Italiens. Selbst in Rom
erscheint sie den Steinmetzen als zu schwere Aufgabe, — sie kommen
über einige plumpe Tierformen nicht hinaus. Die gewöhnlichen Gegen-
stände, die ihr Meißel erzeugt, bestehen in Chorschranken (transennae,
plutei), aber auch in ihren ornamentalen Reliefs tritt der Verfall zu Tage.
Die Formen sind nicht mehr frei herausgearbeitet, die Modellierung ent-
behrt der Feinheit und Natürlichkeit, das Relief ist matt, kraftlos, un-
entschieden.
Vorstehend haben wir nur einiges aus dem Inhalt unseres Bandes
herausgegriffen, um dem Leser einen Vorgeschmack davon zu bieten,
was ihn bei dessen genauerem Studium erwartet. Fr wird die daran ge-
wandte Zeit und Mühe nach keiner Richtung zu bereuen haben.
C. V. Fabriczy.
Ernst von Dobschütz. Christusbilder. Untersuchungen zur christ-
lichen Legende. Leipzig 1899. (Texte und Untersuchungen zur
Geschichte der altchristlichen Literatur, herausgeg. von O. v. Gebhardt
und Adolf Harnack. N. F., III. Band).
Ikonographische Arbeiten großen Stils, die über den engeren Ge-
sichtskreis der Denkmälervergleichung hinaus in die weiten Felder mittel-
alterlichen Geisteslebens vorzudringen suchen, sind selten geworden in
der kunstgeschichtlichen Literatur. Man wird sie heute vergeblich suchen
340
Literaturbericht.
unter den Bergen der Neuerscheinungen, die die kunstgeschichtliche
Bibliographie aufschwellen machen. Die fortschreitende Spezialisierung
aller wissenschaftlichen Forschung zeigt hier ihre zersetzende Wirkung
wie auf andern Gebieten. Die Zeiten Didrons, Cahiers, Pipers sind vor-
über, in denen umfassende theologisch-literarische Bildung die gründliche
Beherrschung des kunstgeschichtlichen Materials nicht auszuschließen
schien. Was die letzten Jahrzehnte an ikonographischen Arbeiten gezeitigt
haben, sind zumeist kleinere Einzeluntersuchungen gewesen; es braucht
nicht hervorgehoben zu werden, wie fast jede unter ihnen in die über-
kommenen Vorstellungen umwälzend eingegriffen hat. Wie hätte es
anders sein sollen, da fast jeder Tag neue Fortschritte auf dem Gebiete
der Materialkenntnis überhaupt und seiner chronologisch-topographischen
Bedeutung im besondern brachte. Erst in neuester Zeit ist die stolze
Reihe der ikonographischen Werke, wie wir sie oben geschildert haben,
um eines vermehrt worden, das sich ihnen ebenbürtig zur Seite stellen
darf. Wir meinen das leider an dieser Stelle unbesprochen gebliebene
Buch von Male »L’Art religieux en France au 13^ si^cle«. Males Ausgangs-
gangspunkt ist die Kenntnis der mittelalterlichen theologisch-literarischen
Bildung; von diesem Standpunkte aus läßt es einen Idchtkegel auf die
Denkmäler der bildenden Kunst fallen, in dem vieles in neuer Beleuchtung
erscheint und vieles, das bisher in tiefem Dunkel lag, erst wieder klar
und verständlich wird.
Der Ausgangspunkt, die dadurch bedingte Art der Stellungnahme
den Denkmälern gegenüber, ist auch dem vorliegenden Buche eigen, das
an dieser Stelle bereits kurz gewürdigt worden ist. Wenn das Buch
auch nicht im eigentlichen Sinne ein kunstgeschichtliches ist, so lassen
sein hoher innerer Wert und seine große indirekte Bedeutung für den
Kunsthistoriker es wünschenswert erscheinen, hier nochmals ausführlicher
auf seinen Inhalt einzugehen. Dobschütz handelt von »Christusbildern«,
aber es ist ihm nicht um die Untersuchung vorhandener Bilder zu tun
— auch wo solche da sind, treten sie ganz zurück in der Darstellung — ,
sondern um die liegenden, welche die Geschichte wunderbar entstandener
Christusbilder melden. Eis ist ein spröder, weitschichtiger Stoff, aber der.
Verfasser ist Herr der Situation geblieben und hat es verstanden, die
schier unübersehbare Masse des Materials, mit allen anschließenden Unter-
suchungen und Abschweifungen, einer einheitlichen, leicht lesbaren Dai
Stellung unterzuordnen. 294 Seiten des Buches nimmt sie ein, 336*
Seiten Belege folgen ihnen und abermals 357** Seiten Beilagen!
Die Vorstellung von himmelentstammten Götterbildern verliert sich
in die Zeit griechischer Sage. Wer kennt nicht das Palladion von Troja?
Seltsam ist die Macht, die die Überlieferung ihm zuschreibt. Erst wenn
Literaturbericht.
341
es geraubt, kann Troja fallen. Diese schützende Zaubermacht bleibt ihm
eigen, wohin es kommt, und so begreifen wir, daß man an vielen Orten
zugleich den Anspruch erhob, der glückliche Besitzer des »echten« Pal-
ladions zu sein. In Rom lebt der Glaube bis in die späte Kaiserzeit
und in Konstantinopel triumphiert man, daß das Palladion, von Kon-
stantin heimlich überführt, in der Basis der Konstantinsäule ruhe.
Das Christentum knüpft keineswegs unmittelbar an die heidnischen
Überlieferungen an. Jahrhunderte lang überschüttete man die Heiden mit
Spott und Hohn, wo sich ihr Achiropoiitenglaube zeigte. Aber die Zeiten
änderten sich; wie derBilderkultnachheidnischemVorbildeinder christlichen
Kirche um sich griff, so mußte auch bald genug der Achiropoiitenglaube
in den christlichen Gedankenkreis übergehen; im Zeitalter Justinians taucht
er zuerst auf. Es ist gewiß kein Zufall, daß es dieselben Gegenden sind,
Phrygien-Kappadokien und Syrien, in denen der heidnische Glaube
seine festesten Wurzeln geschlagen hatte, in denen auch der christliche
auftritt. An der Spitze steht »die Gruppe des Bildes von Kamuliana«.
Die Legende des Bildes von Kamuliana — wenigstens in ihrer älteren,
von D. zuerst herangezogenen Form (zwischen 560 — 574 entstanden) — ist
zugleich die einzige, welche das Bild nach Art der Diipete des Altertums
gewissermaßen fertig vom Himmel fallen läßt. Eine Frau, Hypatia, die
an Christus, ohne ihn zu sehen, nicht glauben will, findet es in einem
Bassin ihres Parkes und wird dadurch bekehrt. Die jüngere Legende
(7- — 8. Jh.) sucht bereits die Entstehungsgeschichte des Bildes aufzu-
klären : Christus muß erscheinen, sein Gesicht waschen, wobei auf dem
Handtuch sein Bild verbleibt. 574 wird das Bild, von dem übrigens
schon zwei wunderbare Vervielfältigungen in Kaisareia und Diobulion
erschienen waren, nach Konstantinopel übertragen, wo es sich alsbald
zum dritten Male vervielfältigt; wenigstens findet sich so die Legende
mit einem weiteren aus Melitene — wieder in Kappadokien! — stammen-
den Bilde ab. Das Bild von Kamuliana — oder wenigstens eine Reihe
von Bildern, welche an seine Stelle treten, denn diese Achiropoiiten gehen
weder durch die Gewalt der Elemente zu Grunde, noch durch Über-
tragung für ihren Aufbewahrungsort verloren; immer füllt ein anderes
sofort die Lücke aus — spielt dann in den großen Perserkriegen zu
Ende des 6. und Anfang des 7. Jahrhunderts die Rolle eines Reichs-
palladions, um bald darauf der Vergessenheit anheimzufallen.
Die hohe Bedeutung der Gruppe des Bildes von Kamuliana liegt
darin, daß sie den Übergang vom Diipete- zum Achiropoi'itenglauben
veranschaulicht. Ganz anders ist die Entwicklung der Legende einer
der berühmtesten Achiropoiiten, des Christusbildes von Edessa. In der
ursprünglichen Erzählung ist hier von einem Bilde überhaupt nicht die
342
Literaturbericht.
Rede. Der schwerkfanke Fürst von Edessa, Abgar Ukamä, wendet sich
hilfesuchend an Jesus, der ihm schriftlich antwortet und verspricht, nach
seiner Himmelfahrt einen Schüler zu ihm zu senden. Dieser Brief Jesu
nimmt für Edessa die Bedeutung eines Palladions an in den Zeiten, da
die Stadt in den Perserkriegen zahlreichen Belagerungen — bis 609 —
erfolgreich widerstand. Um dieselbe Zeit tritt aber schon eine Achi-
ropoiite in den Kreis der edessenischen Legende, 544 während der Be-
lagerung durch Khosrev soll sie aufgefunden sein; vorher wußte die
syrische Sage nur von einem Porträt Christi zu erzählen, das Abgar sich
hätte malen lassen; von seiner Erhaltung, geschweige denn von seiner
Verehrung, weiß sie nichts. Nach D. ist die edessenische Bildlegende
überhaupt nicht national-syrisch, sondern im Kreise der griechisch-reichs-
kirchlichen Gemeinde in Edessa entstanden. Wir können auf die vielen
Formen, in der die Legende die Entstehung des Bildes erzählt, nicht
eingehen, genug, es handelt sich wieder um einen Abdruck auf einem
Handtuch. An wunderbaren Vermehrungen fehlt es nicht. Das Bild hat
die Eigentümlichkeit, sich wiederholt auf Ziegelsteinen abzudrücken;
solche fanden sich in Hierapolis und Edessa, und jeder von ihnen hatte
die wunderwirkenden Eigenschaften des Originals ererbt. In Edessa
selbst gab es endlich drei Originale, da — einer ansprechenden Ver-
mutung D.s zufolge — doch jede Konfession das richtige besitzen mußte.
Eines von diesen erlangt durch die Überführung nach Konstantinopel
im Jahre 944, als die siegreichen Heere des byzantinischen Feldherrn
Johannes Kurkuas bis vor Edessa vorgedrungen waren, erhöhte Bedeutung,
während der Brief Christi, der mit Jhm überführt zu sein scheint, in
Vergessenheit gerät. Die Translation des Bildes glich einem großen
Triumphzuge durch das Reich, der endlich in die Palastkapelle ein-
mündete, wo das Bild in unnahbarer Abgeschlossenheit aufbewahrt
wurde: nur der amtierende Priester sieht es, wenn er die verhüllenden
Decken vertauscht. Aus einer Festpredigt anläßlich der Translation —
etwa vom Jahre 945 — erfahren wir, daß das Leinwandbild auf eine
Holztafel aufgespannt und mit Gold überzogen war; ob letzteres nur
einen Überzug des Grundes mit Freilassung des Gesichtes bedeutet, bleibt
unklar. Die Art der Aufbewahrung, die Unnahbarkeit des Bildes erklären
zur Genüge, daß wir keine genauen Kopien in Gemälden zu finden
glauben dürfen. Die Idee, nicht das Vorbild, wirkt kunstgeschichtlich.
Von ungleich größerer kunstgeschichtlicher Bedeutung als die vor-
genannten Achiropoiiten, die höchstens die Ausprägung des einen oder
anderen Votivbilder -Typus zur Folge gehabt haben, ist die Veronika-
I.egende. Obwohl auch sie aus dem Osten stammt, ist ihre Weiterent-
wicklung doch erst im Abendlande vor sich gegangen, und hier ist sie
Literaturbericht.
343
dann ein unentbehrlicher Bestandteil des Bilderschatzes der spätmittel-
alterlichen Kunst geworden. Andererseits knüpft gerade diese Legende
an ein Kunstwerk der römischen Kaiserzeit an, dessen ehemalige Existenz
nicht bezweifelt werden kann. Nach D. ist die verwickelte Entstehungs-
geschichte der Legende etwa folgende: Sie beginnt mit der aus Eusebios
bekannten Erzählung von der Erzgruppe in Paneas (Cäsarea Philippi),
welche die von Christus geheilte blutflüssige Frau dem Heilande gesetzt
haben soll. Seit dem Vorgänge Beausobres und Hases im frühen
i8. Jahrhundert hat die archäologische Forschung, zuletzt Bienkowski^)
wiederholt den Versuch gemacht, diese Erzgruppe als Kaiserstatue mit
huldigender Provinz zu erklären. D. tritt dieser Auffassung entgegen und
will in der männlichen Gestalt einen Heilgott sehen. Entscheidend wäre
für die Ansicht, wenn Eusebios in der Tat, wie es D. »kaum zweifel-
haft« erscheint, das Heilkraut zur Bronzegruppe gehörig erachtete, welches
nach späteren bei der Gruppe wuchs und wunderbare Kräfte besaß;
erst eine mißverstandene jüngere Lesart des Eusebios wäre nach D.
Ursache dieser Legende gewesen. Beachtenswert sind auch die Schicksale
dieser Erzgruppe, namentlich da man von ihr ikonographische Einflüsse
hat ableiten wollen. Sie wurde anscheinend wiederholt zerstört, und
wenn in der Kirche zu Paneas noch im 6. Jahrhundert eine Statue Christi
aus Goldbronze gezeigt wurde, so war sie weder in der Materie noch
in der Form die ursprüngliche Gruppe.
Jüngere Formen der Paneas-Legende nennen die Blutflüssige Bere-
nike = Veronika. Unter eben diesem Namen tritt sie in einer Reihe
Legenden auf, die sich mit dem Schicksal Pilati befassen. Wiederum
ist sie Besitzerin eines — auf natürliche Weise entstandenen — Christus-
bildes, das, nach Rom überführt, Kaiser Tiberius vom Aussatz heilt. Die
Legende kümmert sich ursprünglich nicht um den Verbleib dieses Bildes,
— seit dem Mittelalter gehört es zu den Reliquien der Peterskirche.
Von hier aus verbreitet es sich durch die abendländische Christenheit,
seit Papst Innocenz III. für ein bestimmtes vor einem Veronikabilde
gesprochenes Gebet einen Ablaß versprach, den seine Nachfolger ins
Ungeheure ausdehnten.
Sind seitdem Veronika -Bilder weithin verbreitet, so nahm die
Legende doch erst geraume Zeit später die Form an, welche zu den
geläufigen künstlerischen Darstellungen führte. Die reiche Fortentwicklung
der Legende seit dem ii. Jahrhundert beschäftigt sich ausführlich mit
der Frage der Entstehung des Bildes; die Idee des Wunders tritt in die
Legende ein, und zwar, wie D. in seiner Schlußbetrachtung auszuführen
1) De simulacris barbaramm gentium apud Romanos. Krakau, 1900. S. 18.
344
Literaturbericht.
sucht, ist eine literarische Berührung der Veronika- und der Abgar-
Legende die Veranlassung gewesen. Zunächst ist es ein Abdruck des
Gesichtes Christi, der während der Wirkenszeit Christi entsteht; die Ver-
anlassung wird verschieden erzählt. Erst später wird der Vorgang in die
Passionszeit verlegt und vollends erst um 1300 entsteht die allbekannte
Legende, daß Veronika, dem Heilande bei der Kreuztragung begegnend,
ihm mit diesem Tuche Blut und Schweiß abgewischt habe.
In eine Kritik der erhaltenen Darstellungen des Veronika-Bildes ist
D. nicht eingetreten; er verweist auf das von Grimm und Pearson
gesammelte Material. Die Kunstgeschichte wird sich mit Hilfe der von
D. geschaffenen Grundlage von neuem der Frage zuwenden müssen. Das
Material ist noch bei Pearson für die ältere Zeit — d. h. bis in die
zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts — sehr dürftig. An sich liegt der
Gedanke sehr nahe, daß der von Papst Innocenz III. geschaffene Ablaß
für die vor dem Veronikabilde zu sprechenden Gebete einen weitver-
breiteten Bildtypus geschaffen haben müsse. Wir möchten sein Auftreten
zunächst in den Gebetbüchern, deren doch jede hochgestellte Persön-
lichkeit des 13. Jahrhunderts eines besaß, erwarten. Eine Parallele hierzu
bietet die Verbreitung der Christophlegende. Wer das Bild des hl.
Christoph gesehen hat, soll am selbigen Tage nicht sterben. Der fromme
Aberglaube brachte es mit sich, daß vereinzelt im 13. Jahrhundert, später
häufiger Christophbilder an den Anfang der Gebetbücher gestellt wurden.
Ähnliches sollte man von den Veronikabildern annehmen dürfen. Die
Beispiele sind aber sehr spärlich. Die älteste Darstellung des Veronika-
bildes ist die bei Matthäus Paris in seiner Historia Angliae im Corpus
Christi College in Cambridge: es ist ein Brustbild des nimbierten, bärtigen
Christus. Kunstgeschichtlich ist es nicht anders anzusprechen als eine
Abkürzung, ein Ausschnitt aus dem Maiestas Domini-Bilde. Entsprechend
den älteren Formen der Legende fehlt jede Andeutung des Leidens.
Wenn Matthäus Paris auf einem Schlußblatte derselben Hs. den obigen
Christustypus neben den Kopf des toten Christus zeichnet, so stellt er
hier ohne Bezug auf das Veronikabild — den Typus des Crucifixus
neben den der Maiestas Domini. Daß letzterer zunächst der des Veronika-
bildes bleibt, wird durch eine lavierte Federzeichnung eines aus der
Schweiz oder Südwestdeutschland stammenden Psalteriums in Besangon
(Öffentl. Bibi. Ms. 54) bestätigt. Das Bild, welches im letzten Drittel des
13. Jahrhunderts entstanden sein dürfte, stellt den Kopf des bärtigen Er-
lösers mit dem Kreuznimbus in voller Vorderansicht in einem Vierpaß
dar; es ähnelt dem Bilde bei Matthäus Paris sehr, nur sind gotisierende
Formen ^an Stelle der byzantinisierenden getreten. Die beistehenden Ge-
bete bezeichnen es als Veronikabild. Die Umschrift lautet:
Literaturbericht.
345
Deus misereatur. Totum psalmum (66) cum gloria patri. — Fac
mecum domine signum in bono ut videant qui me oderunt et con-
fundantur. (Ps. 85, 17). — Signatum est super nos lumen uultus tui
domine, dedisti leticiam in corde meo (Ps. 4, 7). Oremus.
Deus qui nobis signatis lumine uultus tui memoriale tuum ad in-
stantiam ueronice ymaginem tuam sudario impressam relinquere uoluisti,
per crucem et passionem tuam tribue, ut ita nunc in terris per speculum
et in enigmate uenerari, adorare, honorare ipsam ualeamus, ut te tune
facie ad faciem uenientem super nos iudicem securi uideamus. Dominum
nostrum vidi, dominum facie ad faciem et salua facta est anima mea.
Amen. Amen. Amen.^)
Der Typus des ganzseitigen Brustbildes Christi ist der älteren Buch-
malerei fremd. Das erste Vorkommen finde ich in dem Psalterium der
thüringisch -sächsischen Schule in Donaueschingen (i. Hälfte des 13. Jhs.),
in dem sich auf Fol. 33V und 341 Brustbilder Mariae und Christi gegen-
überstehen; doch fehlt hier jede Bezugnahme auf wunderbar entstandene
Vorlagen. * Wieder englischen, etwas jüngeren Ursprunges ist das Brust-
bild Christi, welches eine neutestamentliche Bildfolge einer Apokalypse
in der Bibliothek des Lambeth Palace (Nr. 209, Fol. 53b) abschließt; der
Kopftypus in strengster Vorderansicht hat größte Ähnlichkeit mit der Dar-
stellung bei Matthäus Paris; abweichend ist die Hinzufügung des Mantels
und die Blattwerkfüllung zwischen Nimbus und Bildrand. Eine Umschrift
fehlt wieder, doch wird die Deutung auf ein Veronikabild dadurch nahe-
gelegt, daß sich in einer verwandten Handschrift eine ausführliche Illustration
zur Veronikalegende nachweisen läßt. Das betreffende Bild ist neuerdings
von M. R. James beschrieben und von Henry Yates Thompson veröffentlicht
worden, ohne daß die Beziehung zur Veronikalegende erkannt worden wäre.
Die Handschrift, in der das Bild sich findet, eine illustrierte Apokalypse,
ruht in der Sammlung Henry Yates Thompson;^ das Buch ist englische
Arbeit der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts; seine besondere Eigentüm-
lichkeit ist die, daß es außer den 76 Illustrationen des Textes der
Apokalypse eine ebensogroße Bildfolge zu der Exposito des Berengaudus
bringt. Das 24. Bild (Fol. 12b) schildert den Weltuntergang bei der Er-
öffnung des sechsten Siegels. Die Expositio deutet die apokalyptische
Schilderung vorbildlich auf den Untergang der Juden und die Berufung
2) Vgl. Dobschütz S. 294*f. ; wo die ganz ähnliche Gebetsanweisung des Matthäus
Paris.
3) A descriptive Catalogue of the second series of fifty manuscripts in the Col-
lection of Henry Yates Thompson. Cambridge 1902. Die Beschreibung der Apokalypse
(S. 20 ff.) von Montague Rhodes James. — A Lecture on some english illuminated
manuscripts by Henry Yates Thompson. London 1902. S. i6ff., Abb. auf Paf. X.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 24
346
Literaturbericht.
der Heiden, Hierzu gehört die in Frage kommende Darstellung: In der
Mitte thront der römische Kaiser — das Wappentier, der Adler, bekrönt
den Thronaufbau. Der Kaiser blickt nach rechts. Ihm nahb ein Henker,
der Geld aus einer Börse nimmt, mit drei gefesselten Juden. Ihnen
gegenübergestellt ist ein feierlich heranschreitender, gekrönter, jugendlicher
Mann, der den rechten Arm erhebt und mit der Hand, die unter dem
Ärmelende oder einer Decke verborgen ist, das untere Ende eines Tuches
berührt, das über den oberen Bildrand aufgehängt zu sein scheint. Dieses
Tuch zeigt den vom Kreuznimbus umgebenen bärtigen Kopf Christi nach
Art der vorerwähnten Veronikabilder. Hinter der jugendlichen vornehmen
Gestalt eine Gruppe anbetender Männer. Die Handlung nimmt auf der
andern Seite des bärtigen Kaisers ihren Fortgang. Er hat seine Rechte
befehlend ausgestreckt. In einem Flusse steht dort der Henker wieder und
ersticht eine andere (oder ist dieselbe gemeint, wie auf der rechten' Seite?)
Gruppe gefesselter, fast nackt dargestellter Juden; klagend steht eine
Frauengruppe dabei. Darüber thront in einer Mandorla Christus mit einem
goldenen elliptischen Gegenstände in der Hand, er blickt zu dem Kaiser
herab.
Die Szene ist unseres Erachtens so aufzufassen, daß dem römi-
schen Kaiser ein gekrönter Mann das Veronikabild vorführt, und daß
die Bestrafung der Juden damit in Zusammenhang steht. Gedankenver-
bindungen dieser Art sind den verschiedenen Bearbeitungen der »Cura
Sanitatis Tiberii« und der »Vindicta Salvatoris« eigen: Erzählungen,
welche mit der Geschichte der Bestrafung Pilati und der Juden die
Heilung des Tiberius durch das Veronikabild verbinden. Dahingestellt
muß bleiben, wie die Einzelheiten auszudeuten sind: In der Mittelfigur
möchten wir den Kaiser Tiberius erkennen. Dürfen wir dann die jugend-
liche gekrönte Gestalt als Volusian ansprechen, den Tiberius nach Jerusalem
entsandt hat, um das Bild Christi zu holen? Eine Schwierigkeit liegt darin,
daß die Bestrafung der Juden nach unserer Deutung vor den Augen des
Tiberius vor sich gehen würde. Die Hinrichtungsszene bedarf kaum einer
weiteren Erklärung; der Verkauf rechts würde den Zug der Legende
wiedergeben, daß die Juden verkauft werden: nicht einer für dreißig
Silberlinge, sondern dreißig für einen Silberling! Die Einbeziehung dieser
Szenen, die unter Titus und Vespasian in Jerusalem spielen, wäre nur
daraus zu erklären, daß hier dargestellt wäre, was Volusian dem Kaiser
in seinem Reiseberichte erzählt. Einzelheiten des Bildes, wie namentlich
die Darstellung des Flusses bei der Hinrichtung und die Erscheinung
Christi, scheinen indessen auf die Einwirkung einer mir unbekannten
Version der Legende hinzuweisen. Darum sei genaueren Kennern der
Legende das letzte Wort überlassen.
Literaturbericlit.
347
Um dieselbe Zeit begegnet uns auch in Deutschland eine Illustration
aus diesem Legendenkreise. Die weiteste Rezension der sog. Sächsichen
Weltchronik hat ihm ein Kapitel gewidmet; die einzige illustrirte Hand-
schrift dieser Rezension (in Gotha, Herzogi. Bibi. I. 90), deren Bildschmuck
der »thüringisch-sächsischen« Schule angehört, bringt dazu zwei Dar-
stellungen, deren eine Veronika mit dem Tuche und Volusian, die andere
Tiberius mit dem Bilde, Veronika, Volusian und den gefesselten Pilatus
vorführt. Nach den knappen Notizen, die mir zur Verfügung stehen, ist
eine Ähnlichkeit mit dem englischen Bilde nicht abzusehen.
Durch die Heranziehung dieser verschiedenen Darstellungen ist
das Material an Veronikabildern aus der Zeit vor 1300 vervielfacht
worden. Erst dieses vermehrte Material gestattet den Schluß, daß
wir es bei Matthäus Paris mit einem allgemein gültigen Typus zu
tun haben; dieser Typus fußt, wie gesagt, auf der Maiestas Domini.
Erst um 1300 bringt die Legende die Entstehung des Veronikabildes
mit der Passion Christi in Verbindung. Die bildende Kunst folgt ihr
langsamer; aber die Anschauung Pearsons, daß erst im vorgerückten
15. Jahrhundert der triumphierende Christustypus dem leidenden Platz
mache, ist nicht aufrecht zu erhalten. Aldenhoven hat in seiner »Ge-
schichte der Kölner Malerschul e^)« dieser Frage eine gründliche Unter-
suchung ge «widmet. Das Ergebnis ist, daß in der Kölner Malerei des
späten 14. Jahrhunderts das Veronikabild mit Dornenkrone und Bluts-
tropfen vorkommt und daß es in dieser Zeit auch auf den Darstellungen
der Passionszeichen bereits typisch ist.
Wenn wir für die ältesten »Nachbildungen« des Veronikabildes
den Anschluß an die Maiestas-Domini-Darstellungen behaupten, so soll
damit natürlich keine Vermutung über das Aussehen des in Rom be-
wahrten Bildes ausgesagt sein. Betont sei hier nochmals, daß keines
der Bilder des 13. Jahrhunderts über die dem Künstler geläufige Chri-
stusvorstellung hinausgeht, daß sich namentlich nirgends Spuren der Be-
nutzung eines orientalischen Vorbildes zeigen. Wir machen uns völlig
D.s Grundgedanken zu eigen: »Das Wunderbild gibt die Anregung zur
künstlerischen Reproduktion nur indirekt durch das Medium der Legende,
nicht als direkte Vorlage.« Eine sonderbare Bestätigung dieses Gesetzes
bietet die Geschichte des Bildes im Cistercienserinnen-Kloster Monstreuil-
les-Dames. Die Nonnen erhielten ihre Kopie des Veronikabildes 1249
von Papst Urban IV., damals noch Jacob Pantaleo von Troyes, Erz-
diakon von Laon und päpstlicher Hauskaplan. Diese »Kopie« — jetzt
in Laon — erweist sich durch ihre Inschriften als slavische Arbeit; Der-
S. 47- 65 flf.
24
34Ö
Literaturbericht.
artige byzantinische Vorlagen müssen in späterer Zeit verschiedentlich die
Ausgestaltung der Veronikabilder beeinflußt haben. Unter diesen Ge-
sichtspunkten darf man die typenbildende Kraft der Wunderbilder keines-
wegs hoch einschätzen. »Daß Christus abgebildet, wunderbar abgebildet
worden war, darauf kam es ihnen an, nicht, daß er eben so ausgesehen
habe. Nur so erklärt es sich, daß diese Bilder kunstgeschichtlich so gut
wie bedeutungslos sind; man übermalte sie; wenn man sie kopierte, so
folgte man vielmehr der eigenen Phantasie als dem Originale, das irgend-
wo in weihevoller Unzugänglichkeit im Verborgenen seiner heiligen
Lade lag.«
Daß kunstgeschichtlich trotzdem das eine oder andere dieser
Wunderbilder ein wichtiges Denkmal sein mag, wird dadurch natürlich
nicht berührt; aber solange diese Bilder in ihrer weihevollen Unzugäng-
lichkeit den kritischen Blicken verschlossen sind, werden darüber kaum
Mutmaßungen aufgestellt werden können. Das Material ist hier ungleich
reicher als man denken mag: w’enigstens wenn man die sogen. Lukas-
und Nikodemosbilder mit in den Bereich der Erörterung zieht. D. hat
ihnen den siebenten Abschnitt seiner Beilagen gewidmet (S. 267** bis
292**). Der Glaube an Lukasbilder würde bis in das 5. Jahrhundert zu-
rückreichen, wenn eine Erzählung des Theodoros Anagnostes unanfecht-
bar wäre. Eudochia soll auf ihrer Jerusalemfahrt (um 450) der Pulcheria
das von Lukas gemalte Muttergottesbild nach Konstantinopel gesandt
haben. Wahrscheinlich ist aber diese Stelle eine jüngere Einschiebung,
und auch der Umstand kann keine Bestätigung bieten, daß man später
in Konstantinopel das berühmte und hochgefeierte Bild der Hodegetria
als dieses Lukasbild der Eudochia ausgab. D. neigt der Ansicht zu,
daß die Legende von den Lukasbildern abendländischen Ursprungs sei:
das römische Gegenstück zum byzantinischen Achiropoiiten-Glauben.
Lukas wird zum Verfertiger dieser Bilder erwählt, weil er der Biograph
der Jugendgeschichte Christi ist. Ein Gesichtspunkt, den die Legende
freilich vergessen hat, wenn sie später dem Lukas verschiedene Porträts
aus der neutestamentlichen Geschichte, nicht nur die Mutter Gottes mit
dem Kinde, zuschreibt. Sind solche Bilder ursprünglich als menschliche
Kunstwerke gedacht, so nähert sie die Legende später den Achiropoiiten
an: Lukas beginnt das Bild, aber überirdische Kräfte vollenden es ohne
sein Zutun.
Dem Maler Lukas entspricht der Bildhauer Nikodemos, dem Er-
zähler der Jugendgeschichte und Maler der Jungfrau mit dem Kinde der
Zeuge der Passion und erste Schnitzer eines Crucifixus. Von den auf
ihn zurückgeführten Bildwerken steht der Volto Santo in Lucca im Vor-
dergründe des Interesses. Leider führt gerade hier die theologische
Literaturbericht.
349
Kritik zu wenig festen Ergebnissen. D. neigt der Ansicht zu, daß die
Legende abendländisch ist und vielleicht von Anfang an mit dem Volto
Santo zusammenhängt. Letzterer müßte dann freilich spätestens aus dem
8. Jahrhundert stammen. Hier würde eine genaue Prüfung des Originals
vielleicht zu Ergebnissen führen ; über die kunstgeschichtliche Wichtig-
keit eines monumentalen Kruzifixes aus dem frühen Mittelalter ist kein
Wort zu verlieren. Für die Verbreitung des Typus ist auf das bekannte
Kruzifix von Meister Imerward im Dome zu Braunschweig zu verweisen,
das den Volto Santo getreu wiedergibt.
Soviel von dem reichen Inhalte des D.schen Werkes. Diese kurzen
Auszüge haben ihren Zweck erfüllt, wenn sie die kunsthistorische
Forschung darauf aufmerksam machen, welch reiches Arbeitsfeld ihr hier
von theologischer Seite neu erschlossen worden ist Ein Blick in die
schier unübersehbare Masse des Stoffes, den D. zusammengetragen und
bewältigt hat, lehrt, wie notwendig gerade hier ein Zusammenwirken der
Schwesterdisziplinen ist Die kurze Abschweifung zu den Veronikadar-
stellungen genügte, um die volle Unzulänglichkeit der bisherigen ikono-
graphischen Bearbeitungen darzutun. Aufgabe des Kunsthistorikers ist
es, sich nunmehr von neuem des schwierigen und umfangreichen, aber
überaus interessanten Stoffes zu bemächtigen und damit aus D.s Buch
die notwendigen Folgerungen für die Kunstwissenschaft zu ziehen.
Arthur Haseloff.
Die Schatzverzeichnisse der drei Mainzer Klöster Karthause,
Reichen Klaren und Altenmünster bei ihrer Aufhebung im
Jahre 1781. Von Dr. Friedrich Schneider. Mainz 1901.
Prälat Friedrich Schneider, dessen Verdienste um die Kunstgeschichte
seiner Vaterstadt allbekannt sind, läßt uns in diesem Hefte einen Blick
in die Schatzkammern dreier großer Mainzer Klöster werfen. Es handelt
sich um die Karthause und um die Klöster der Cisterzienserinnen in
Altenmünster und der Klarissen, genannt »Reichen-Klaren«. Ihre Auf-
hebung wurde im Jahre 1781 durch Papst Pius VI. verfügt; die Absicht
des die Angelegenheit betreibenden Erzbischofs war die, den reichen Besitz
der Klöster zur Ausstattung der armen Mainzer Universität zu verwenden.
Um welche Werte es sich dabei handelte, erhellt aus der Schätzung des
jährlichen Einkommens der drei Klöster auf 38,000 Gulden! Begreif-
licherweise gehörte zu ihrem Besitze eine Menge von Silbergerät und
Pretiosen. Hierüber geben die amtlichen Schätzungen genaue Auskunft,
die neuerdings wieder zum Vorschein gekommen und von S. genau ab-
gedruckt sind. Dem Zweck der Aufstellung entsprechend ist natürlich
350
Literaturbericht.
in den langen Verzeichnissen nicht der künstlerische, sondern der
materielle Wert in den Vordergrund gestellt, daher ist der beschreibende
Teil des Verzeichnisses knapp gehalten, das Gewicht und der Feingehalt
um so genauer angegeben. An mehr als einer Stelle kommt trotzdem
die Bewunderung der künstlerischen Qualität in den Gutachten zum
Durchbruch, und ist von »Liebhaberwert« die Rede. Was aus allen
diesen Schätzen geworden ist, unter denen sich sicher eine ganze Anzahl
künstlerisch hervorragender Stücke befunden haben, ist ungewiß. S. giebt
(S. 70 ff.) eine übersichtliche Zusammenstellung der Schätze nach ihrem
Inhalte und hebt die Stücke hervor, deren Beschreibung kunstgeschicht-
liches Interesse bietet. Vermutlich ist das meiste in den Schmelztiegel
gewandert. Ob die Schätzung der Sachverständigen auf »Liebhaber-
wert« das beste vor diesem kläglichen Untergange retten sollte? S. hat
nur ein Stück, ein Kreuzreliquiar, aus Altenmünster nachweisen können,
und von diesem ist es zweifelhaft, ob es in den Verzeichnissen vorkommt.
Es steht zu hoffen, daß die Veröffentlichung dazu leiten wird, die
Mainzer Herkunft noch des einen oder anderen Stückes festzustellen.
Darin liegt die allgemeine, über das Lokalgeschichtliche hinausweisende
Bedeutung des Buches. Die Geschichte der Kirchenschätze, die Heraus-
gabe der alten Inventare und endlich die Schilderung ihres Unterganges,
der Auflösung und Zerstreuung ist eine nur an wenigen Stellen in An-
griff genommene Aufgabe, für die es an einem überreichen Material nicht
fehlt. Ihre Berücksichtigung ist in erster Linie in den Inventuren der
Kunstdenkmäler zu verlangen, die damit eine Handhabe zur Wiederauf-
findung versprengten künstlerischen Besitzes bieten sollen. Eine Sammlung
der Schatzverzeichnisse muß in ähnlicher Weise der Wissenschaft dienen,
wie die der Bibliothekskataloge des Mittelalters; nur diiß die ältesten
Schatzverzeichnisse durch die Knappheit ihrer Angaben kaum mehr als
statistisches Material bieten werden, während gerade die Aufstellungen
aus neuerer und neuester Zeit, aus der Periode der großen Umwälzung
in den Besitzverhältnissen genug Anhaltspunkte für die Wiedererkennung
der Provenienz der jetzt in öffentlichen oder privaten Sammlungen ver-
streuten Stücke bieten.
Arthur Haseloff.
Malerei.
Johannes Guthmann. Die Landschaftsmalerei der toskanischen
und umbrischen Kunst von Giotto bis Rafael. Leipzig, K. W.
Hiersemann 1902. gr. 8®. 456 S.
Literaturbericht.
351
Ein anziehendes, hübsch geschriebenes und ausgestattetes Buch,
das manchem Leser reichen Genuß bereiten wird, kann an dieser Stelle,
wo nach dem wissenschaftlichen Wert gefragt wird, nur unzulängliche
Würdigung finden. Der strenge Kritiker merkt schon an der Fassung
des Titels, daß dem sprachlichen Wohlklang das Vorrecht vor begrifflicher
Schärfe zufällt. Frühere Beiträge verwandter Art, wie noch Ernst Zimmer-
manns gediegenes Büchlein über »die Landschaft in der venezianischen
Malerei«, hatten das Thema richtiger formuliert. Im Mittelalter vollends
kann nur von einer Rolle der Landschaft in der Malerei oder gar von
landschaftlichen Elementen die Rede sein, auch wenn man die Land-
schaftsmalerei als Kunst nicht erst da anerkennen will, wo sie als selb-
ständige Gattung auftritt. Entscheidender jedoch als der vielversprechende
Titel, bei dem zur Not eine ausgiebige Berücksichtigung der Reliefkunst
(vgl. S. 3Öff.) mit erwartet werden könnte, bestätigt das Inhaltsverzeichnis,
daß logische Klarheit nicht das Hauptanliegen der Disposition gewesen ist.
Freilich, die Fülle des Stoffes, oft heterogenster Beschaffenheit, war schwer
zu bändigen. Aber die Überschriften der sechs Kapitel schwanken zwischen
zwei Einteilungsprinzipien, dem historischen und dem ästhetischen Ge-
sichtspunkt, statt Einem die Oberherrschaft einzuräumen. Je nach der
Wahl des einen oder des andern entstehen zwei ganz verschiedene Bücher,
oder doch zwei Behandlungsweisen desselben Gegenstandes, die nur
nacheinander zu ihrem Rechte kommen können. Hier wird die künstlerische
Seite bevorzugt. Dagegen ist gewiß nichts einzuwenden, solange mit
der geschichtlichen Unterlage nicht willkürlich umgesprungen wird. Nur
setzen Angaben, wie »die I^andschaft als Kompositionsmittel, die
Erweiterung des landschaftlichen Raumes, — die Ausbildung einer
Stimmungslandschaft«, vollends aber die ohne Gegensatz auftretende
»Szenerie im Dienste einer dezentralisierenden Darstellungsweise« —
eine sorgfältige Verständigung über die ästhetischen Grundbegriffe voraus.
Ohne solchen Anhalt einer festen Terminologie verschwimmt vor den
Augen des Lesers jedenfalls der Gleichklang »die Entwicklung der Land-
schaftsmalerei auf Grund malerischer Elemente«, und wir fürchten Über-
tragung viel modernerer Ansprüche, wenn vom Mittelgrund gesprochen
wird, bevor es einen gegeben hat.^)
Prüfen wir die Disposition dagegen auf ihre sachgemäße Berechtigung,
so dürfte dem Historiker sofort jenes Bedenken aufsteigen, ob der prag-
1) »Das Wesentliche eines Landschaftsbildes ist der Mittelgrund« (S. 69). Und
die »Entdeckung des Mittelgrundes« wird S. 104 konstatiert. Später lesen wir von dem
»bekannten Motiv zur Vermeidung des Mittelgrundes bei den älteren Meistern« (228),
von einer Verlegenheit (229, 238), in die sic gar nicht kommen konnten. Erst bei
Botticelli wird eine richtige Erklärung gefunden: »im Kontrast zur l'iefe« (324).
352
Literaturb er icht.
matische Zusammenhang dabei bestehen könne. Wir erhalten große
übersichtliche Aufsätze, die für sich gelesen werden mögen; aber mit
der Freiheit eines Essayisten wird die wohlbekannte Reihenfolge der Er-
scheinungen zerrissen. War es nicht ratsamer, die genetische Betrachtung
in rein geschichtlichem Sinne vorangehen zu lassen, und erst auf Grund
dieser Untersuchung der Tatsachen die ästhetische Betrachtung im freien
Überblick für sich zu geben? Doch wir wollen nicht vorgreifen. Allein,
die Namen »Giotto und Rafael« zwingen den Historiker dreinzureden:
diese geschichtliche Ausdehnung des Themas, dies Zusammengreifen der
Gotik und der Hochrenaissance erregt viel ernstere Besorgnis für das
Gelingen der kühnen Fahrt, zumal wenn für solche Verbindung der
allbekannten Größen gerade die Landschaftsmalerei die Richtschnur
bilden soll.
Vertiefen wir uns mit Liebe, wie das Ringen einer jungen Kraft
sie fordert, in das Streben, diesen Zusammenhang aufzufinden und darzutun,
so erkennen wir bald, daß auf dem langen Wege, durch die Geschichte
zweier so verschiedener Jahrhunderte hin, eine fortschreitende Entwicklung
des Verfassers selber stattgefunden hat, und freuen uns mit ihm, daß er
das Zeug dazu besitzt, sich noch zu entwickeln, und Gaben genug, die
des Reifens wert sind. Einige von ihnen sind sogar frühreif, über-
raschend gediehen, vielleicht die beglückenden und die bequemeren, die
allgemeiner genießbaren zuerst. Aber andere sind unverkennbar zurück-
geblieben und heischen der Fürsorge; denn es sind die ernsteren, die
erst nach geduldiger Übung befriedigen, aber auch den Charakter des
Mannes fest begründen. Schriftstellerische Talente zu loben, ist hier
nicht der Ort. Dichterische Fähigkeiten, die dem ganzen Kunsthistoriker
unentbehrlich sind, wo es gilt, die Wirkung des Bildwerks in die der
Wortkunst zu übertragen, können gefährlich und unerlaubt werden,^ wo
die strenge Zucht der sinnlichen Anschauung sie nicht bindet. Wissen-
schaftlich gediegene Untersuchung mit künstlerisch wirksamer Darstellung
zu vereinigen, dazu gehört eine Gymnastik des Geistes und eine Energie des
Durchorganisierens, die auf ganz anderem Boden erwachsen als redaktionelle
Geschicklichkeit und glänzende Unterhaltungsgabe moderner Literaten.
Hier ist es Pflicht des Kritikers, den Abklärungsprozeß zu befördern,
indem er ihn zum Bewußtsein bringt, und die Werte unerbittlich zu
scheiden, wo sie nicht länger ohne Nachteil durcheinander wuchern.
In diesem Sinne kann der Fachmann nur bedauern, daß der erste
Teil der Arbeit, der schon zwei Jahre früher als Heidelberger Doktor-
dissertation gedruckt war, nicht zu Gunsten des neuen Buches abgestoßen
ist, denn^der Verfasser ist innerlich darüber hinausgewachsen. Wenn
er selbst beim Drucke schon bekennt, daß der Stand der Forschung sich
Literaturb ericht.
353
verschoben habe (S. ii8, 91), so war nach 1900 eine völlige Umgestaltung
notwendig, oder aber — Verzicht. Ein resoluter Schnitt hätte die Selb-
ständigkeit des neuen Lebewesens ermöglicht.
Nun aber verrät der erste Teil trotz liebevoller Sorgfalt im einzelnen
doch die Unsicherheit des Anfängers überall. Viel zu viel bunte Fäden
werden zu gleicher Zeit angesponnen, und nur gelegentlich melden ein-
gestreute Bemerkungen den Umschwung in der Auffassung der Sache,
der sich vollziehen mag. Wäre das Buch dann entschlossen »von
Masaccio bis Rafael« betitelt, so könnten wir den selbsterrungenen
Standpunkt mit Freuden anerkennen und hätten einen Beitrag zur Genesis
der »klassischen Kunst« erhalten. Nun sehen wir die Entfremdung vom
Alten, sehen die Wirkung ganz andrer Vorbilder und künstlerischer Ge-
sichtspunkte wie Ad. Hildebrands und H. Wölfflins immer mehr Macht
gewinnen; wir wünschen nichts dringlicher, als den Sieg des ernsten
selbsterzieherischen Strebens bestätigt zu finden. Aber ein Triennium
naturwissenschaftlicher Schulung, das dazu gehört hätte, läßt sich schwer
einbringen. Am Ende kommt gar der Rückfall, dem leidigen Gesamt-
titel zuliebe (z. B. 423) »von Rafael zu Giotto«, ja noch schlimmer zum
heiligen Franciscus zurück.
Es war einmal, — erzählen wir doch den Kindern des zwanzigsten
Jahrhunderts die wahre Geschichte wie es zugegangen, — vor nunmehr
fast 25 Jahren, da verkündete in Rom eine russische Fürstin ihren
Jüngern: der eigentliche Vater der ganzen Renaissance sei niemand anders
gewesen als der heilige Franciscus von Assisi. Das anregende Orakel
unserer allverehrten Freundin Donna Nadina vom Kapitol hat reichliche
Frucht getragen. Aber es hat wohl immer Andere gegeben, die es auch
gehört und verstanden, doch nicht als gläubige Jünger verkündet, ja
ernstlich bezweifelt haben. Sie suchen die Lebensbedingungen der
bildenden Kunst nicht in Psalmistenpoesie, wie jene Landes de creaturis
sie enthalten. (S. 188.) Wer sich auf diese beruft, muß das bischen
Naturgefühl, das sich darin aussprechen soll, ganz genau charakterisieren.
Es hat in seiner Eigenart mit T.andschaftsmalerei gar keine Berührung.
Und die feinsinnige Beobachtung des Verfassers, kommt nicht auch sie
schon Giotto gegenüber zu der Einsicht, daß in seiner Kunst von Land-
schaftsmalerei eigentlich gar keine Rede sein dürfe? Wenn »die Linienzüge
seiner Felsen und Bäume in der dargestellten Handlung aktiv eine Rolle
spielen«, so gehört diese Vorstufe höchstens in eine Einleitung zu dem
Thema, und wie viel damit von der ganzen Malerei des Trecento? Das
letzte Wort über das Wesen dieser Kunst wird nicht gefunden. Daß
die epische Erzählung, d. h. die Vermittlung des poetischen Inhalts die
ganze Ökonomie bestimmt, genügt noch nicht: damit rückt der Maler
354
Literaturbericht.
nur in die Kategorie der Dichter; wir verlangen zu wissen, wie er es
macht, mit seinen augenfälligen Mitteln zu erzählen, ohne Worte zu
dichten, und den Beschauer zum Nacherleben der Vorgänge zu bringen.
Die Gebärdensprache war die Hauptsache und von da aus die Gebärdung
der Felsprofile und der Baumstämme, als Aüsstrahlüng der Figuren und
ihrer Gegensätze. (Vgl. Masaccio-Studien V, 94.)
So bleibt auch die bessere Erkenntnis über die selbständigen Be-
strebungen der Sienesen auf halbem Wege stehen. Duccios Kunst ist
gemütvoll und sinnig erfaßt; aber nicht freimütig nach der doppelten
Verwandtschaft mit byzantinischen Miniaturen auf der einen Seite und
der großen mittelalterlichen Wandmalerei auf der andern Seite gewürdigt.
Die Tafeln aus der Passion gehen vielfach auf monumentalen Maßstab
zurück und gehören zum Kapitel vor Giottos Franciscuslegende zu Assisi.
Die kulturgeschichtliche Einleitung hat den Blick vorher auf das Idyllische
und Genrehafte eingestellt; da müssen wir zur Beurteilung der »eitlen«
Nachbarin von Florenz zurückkehren, mag nun Dante oder Vasari als
Eideshelfer für den alten Auktoritätsglauben dienen. Wir bleiben in
Widersprüchen hängen, ob auch Pietro Lorenzetti kühnlich gewürdigt
werde, wie die Festschrift zu Ehren des kunsthistorischen Instituts in
Florenz 1897, S. 152 mit der Bestimmung des Altenburger Diptychons
gefordert hatte (dies Citat fehlt S. 74, 31 u. 113), ob auch Ambrogio
Lorenzetti als Entdecker des Mittelgrundes gefeiert, ja selbst dem Reiter-
bild des Simone Martini eine Eigenschaft beigemessen wird, die wir
auch dem Überblick über »das Regiment« im Lande nicht ohne Ein-
schränkung zugestehen möchten.
Ganz gelegentlich wird die richtige Fassung der Gesamtaufgaoe
eingestreut, die zur Umgestaltung dieses ersten Teils erforderlich gewesen
wäre (S. 80). Wer jedoch ernstlich das Raumproblem auf der einen
Seite und das Verhältnis zum Genre auf der andern, durchverfolgt, muß
eigentlich eine ganze Geschichte des Trecento schreiben; denn aus diesen
beiden Quellen stammt aller Fortschritt. Nur so vermag auch die objektive
Forschung den Nachfolgern Giottos gerecht zu werden und lernt gar
bald statt von »Verwilderung alter Formen« vielmehr von »Vorbereitung
neuer Anschauungen« reden. Das Raumproblem beschäftigt die ge-
diegenen Kräfte, wie Giottino und Antonio Veneziano, bis ans Ende des
Jahrhunderts, und »das liebevolle Sich-Versenken ins Detail« ist, wenn nicht
die einzige, doch eine wichtige »Wurzel aller echten Landschaftsmalerei«.
Beide Bestrebungen hätten den Weg durch das Trecento weisen können.
Wenn solche Einsicht nicht erst nachträglich aufgegangen wäre, wie ein
bunter Regenbogen (S, 299, 341), so ließ sich gar eine feste Brücke zum
Quattrocento schlagen, die nicht allein beide Ufer verbunden, sondern
Literaturb erictt.
355
auch vor Verwechslung beider Länder bewahrt hätte. Wer den Übergang
sucht, muß freilich hinter den heiligen Hügel von Assisi, nach Ostumbrien
hinaufsteigen und vielleicht bis zur Adria hinüberschauen.
Hinter Gentile da Fabriano zurück führen Marienleben und Täufer-
legende in Urbino von den Sanseverini, die hier fehlen. Wo nach dem
Ursprung des Fabrianesen gefragt wird, lag dagegen ein Blick auf Assisi
näher: die Frauengestalten des Simone Martini belehren uns besser, als die
gewagte Verknüpfung mit Don Lorenzo Monaco (128, 13 1), der seinen
spätgotischen Stil in Florenz erst ausbreitet, als Gentile in Oberitalien
berühmt wird; da dieser 1421 nach Florenz kommt, ist er vollkommen
fertig. Aber Gentiles Kompositionsweise ist die eines Goldschmieds (An-
betung der Könige); diese Tatsache bleibt ein gutes Gegenmittel gegen
die Überschätzung des Malers: Smalteffekte nachahmen heißt noch keine
Lichtprobleme verfolgen,
Wenden wir uns dann zum Quattrocento in Toscana, so fühlen
wir von Schritt zu Schritt die wachsende Kraft und Reife des Verfassers.
Aber die unglückselige Neigung, belletristischen Interessen nachzugeben,
verführt ihn nicht nur zu kleinen Kratzfüßen, wie »der grämliche Theoretiker«
Uccello, oder der »larmoyante Fra Diamante«, die wir ohne gründliche
Motivierung nicht annehmen, ^ sondern auch zu Eingriffen in die chrono-
logische Reihenfolge und den pragmatischen Zusammenhang, in den
mittlerweile festgewordenen Bestand. Wir können die Losreißung des
Fra Filippo Lippi, bloß weil er unter die »Dichter-Maler« getan werden
soll, oder die nachträglich vollzogene des Benozzo Gozzoli und des Piero
di Cosimo nicht billigen, zumal wenn ihre Bekanntschaft doch immer
schon vorausgesetzt wird. Und ist Piero di Cosimo nicht ebenso gut ein
romantischer Poet wie Botticelli oder gar Filippino? Wer die Genesis
der Landschaftsmalerei im Quattrocento begreifen will, darf die strengste
chronologische Vorarbeit nicht scheuen,^) so bequem es auch sein mag,
sich darüber hinwegzusetzen, um schriftstellerische Reize zu entfalten.
So pedantisch diese Forderung erscheinen mag, so unerläßlich
wird sie, wenn man zur Erkenntnis kommt, daß die Anfänge der Land-
schaftsmalerei auf das Innigste mit den großen künstlerischen Haupt-
problemen verwebt sind, sodaß eine Sonderung der Meister nach Dar-
2) Für Fra Filippo und Fra Diamante ist die Breslauer Dissertation Ulmanns
(1890) auch neben seinem Sandro Botticelli einzusehen. Vgl. S. 33, 3' u. 64; Festschrift
z. E. d. Florentiner Instituts, S. 181.
3) Anachronistische Verbindungen fallen auf: Baldovinetti hilft Fra Angelico, in
der Annunziata; Benozzo wetteifert mit Fra Filippo in Capp. Medici (304); Filippino und
Pier di Cosimo (338), dieser und Botticelli (394). Zuweilen sind es nur novellistische
Einfälle ä la Vasari.
356
Literaturbericht.
stellungskreisen, nach mehr oder minder poetischem Schwung oder
realistischer Nüchternheit keinen Erfolg verspricht. Die Einschaltung
der Schule von Perugia (IV, 3), wo wir die »Ausbildung eines Typus
landschaftlicher Schönheit« kennen lernen, wirkt unglücklich, weil wir
dann wieder zur längstverlassenen Generation, wie Fra Filippo und Ge-
nossen^) zurückspringen müssen. Das ganze Kapitel über Umbrien
leidet an allzu empfindlicher Unbestimmtheit der zeitlichen Rechnung,
die hier und da völlig schiefe Beurteilung, wie über Fiorenzo di Lorenzo,
verschuldet. Das Datum 1473 auf dem Schrein des hl. Bernhardin be-
zieht sich gewiß nicht auf die Vollendung der Malereien, sondern hängt
wohl mit der Übertragung des Leichnams in seine Kirche zusammen.
Über die Kompositionsweise Peruginos werden dicht hintereinander (269)
zwei Urteile zitiert, die sich genauer betrachtet widersprechen. Es wird
nicht beachtet, daß sie für zwei ganz verschiedene Entwicklungsphasen
des Malers abgegeben sind, und eben deshalb beide zu Recht bestehen.
Meine Charakteristik gilt für Werke der ersten Hauptperiode in den
achtziger Jahren (Schlüsselübergabe) und deren Wiederholungen (Sposalizio),
die Wölfflins dagegen bezieht sich auf die Leistungen der neunziger
Jahre (Pietä usw.). Beide Stufen sind schon klar gesondert in m.Pinturicchio
in Rom (S. 98). Indes weder Konrad Langes Aufsatz in der Festschrift
für Anton Springer, noch die auch diesem entgangene Abhandlung über
das Abendmahl in S. Onofrio (Jahrb. d. K. pr. Kstsmlgen. 1884), noch
die neueste, nach Auszügen von fremder Hand erfolgte Ausbeutung durch
Abbe Broussolle (La Jeunesse du Perugin, Paris 1901) sind verwertet
worden, während die unglücklichen Taufen Lermolieffs trotz aller triftigen
Gegengründe wiederholt werden. Bei Pinturicchio hätte®) auch die Be-
ziehung zur Grotteskendekoration noch neue Gesichtspunkte dargeboten;
selbst ohne Ausscheidung von Schüleranteil geht es nicht ab, nachdem
schon Morelli einen Landschafter darunter gekennzeichnet hatte.
Solche Hinweise wären indes ziemlich belanglos für die Hauptsache,
wenn sie nicht gegen eine allgemeine Voraussetzung zielten, die überall
vorherrscht: Es ist die Annahme, als habe ein und derselbe Künstler
auch nur eine und dieselbe Antwort auf das landschaftliche Problem ge-
funden, während eines langen Lebens nur eine Formel seiner Lösung zu
bieten. Schon bei einer untergeordneten Kraft wie Benozzo Gozzoli
werden nun aber vom Verf. selbst Unterschiede (z. B. zwischen Montefalco
und Capp. Medici) bemerkt. So wandelbare Leute wie Botticelli be-
kunden in dem Verhältnis zur Landschaft den Anschluß an verschiedene
4) Wir vermissen die Truhenbilder Pesellinos aus Pal. Torrigiani.
5.) Wie auch bei Filippino, bei dem wir das Bild in Neapel mit S. Andreas entbehren.
Literaturbericht.
357
zeitgenössische Bestrebungen oft sehr abweichender Art (an Verrochio in
der Judith, an Fra Filippo in der Primavera usw.) Piero di Cosimo
will in den Fresken der Sistina gewiß unter ganz andern Bedingungen
gesucht werden, als in späteren Tafelbildern, und wetteifert hernach mit
den Anfängen des Cinquecento. Das ist dem Verfasser durchaus klar,'
sodaß sein Bestreben nach einheitlicher Charakteristik nur als ältere
Denkgewohnheit erscheint, wie man die Kunstgeschichte in Künstler-
reihen aufzulösen beliebte.
Wie fruchtbar dagegen erweist sich der genetische Gesichtspunkt
bei Lionardo da Vinci, dessen Anteil am Quattrocento seit seiner Ver-
kündigung in den Uffizien erst in vollem Werte heraustreten kann, wenn
die Datierung seiner Werke mit voller Konsequenz durchgeführt wird.
Das beachtenswerte, wenn auch etwas langgeratene Kapitel über den
großen Naturkündiger, würde seine neuen Erträge viel wirksamer zur
Geltung bringen, wenn aus der Analyse der künstlerischen Probleme die
Folgerung für die Entstehungszeit z. B. der Anbetung der Könige und
des Hieronymus schärfer gezogen würde. Aber, wenn hier die Chronologie
so entscheidend mitspräche, so käme die Behandlung Fra Bartolommeos
in zu fühlbares Unrecht gegenüber Rafael, Und hier spielt nun einmal
das Studium der »klassischen Kunst« an der Hand Wölfflins zu begreiflich
herein, als daß auf alle Überschreitungen der Zeitgrenze verzichtet werden
mochte. Dagegen ist es gewiß nicht im Sinne dieses freilich gelesenen,
aber noch nicht genügend verarbeiteten Buches, wenn bei Rafael die
Anerkennung des »dekorativen Sinnes« den Ausgleich mit der modernen
Geringschätzung des Meisters vermitteln soll. Die Unterschiede zwischen
Dekoration und monumentaler Raumkunst zerfließen überhaupt dem Ver-
fasser noch zu leicht. Und gerade das durfte nicht eintreten, wenn man
Giotto und Rafael als Anfang und Ende einer Reihe betrachten soll.
Auch diese Schwäche wäre sicher überwunden, wenn der Arbeit noch
einige Jahre länger zum vollen Ausreifen gegönnt wären; denn an Ver-
ständnis für die Überlegenheit der neuen, auch von ihm nun eingeschlagenen
Bahn fehlt es nicht. Ob die Geduld zum vollen Umlernen ausreichte,
bleibt in Frage. Die Aufgabe war zu Gunsten eines abgestandenen
Orakels doch allzu weit gespannt.
Ich bin überzeugt, daß sich alsdann die Scheidung zwischen der
grundlegenden historischen Untersuchung und der zusammenfassenden
ästhetischen Charakteristik des Entwicklungsganges mit Notwendigkeit
vollzogen hätte. Dann erst, wenn nämlich alles verwirrende Ineinander-
greifen der Beziehungen erledigt war, wenn das ganze Gerüst der Hilfs-
konstruktionen wieder beseitigt werden durfte, würden auch die Vorzüge
rein hervortreten und die Verdienste um das Verständnis der mannig-
358
Literaturb ericht.
fächen Erscheinungen zur Geltung kommen. Jetzt stören den eifrigsten
Leser die Nebenerörterungen und Seitenwege, vor allem aber die un-
leidlichen Präludien vor jedem Kapitel, die geradezu eine schriftstellerische
Manier zu werden drohen. Sehen wir von diesen krausen, unreifen oder
mystischen Zutaten ab, so würde die freie Gruppierung der Errungenschaften
vielleicht einen gediegenen Essay ergeben, den auch Fachgenossen mit
Vergnügen und Anerkennung lesen möchten, der die Liebhaber und Freunde
italienischer Kunst aber gewiß noch mehr entzückte, als dies dicke Buch
mit aller Gelehrsamkeit und allem redaktionellen Geschick. Eine solche
Zusammenfassung des Reinertrages könnte schlagender zum Ausdruck
bringen, was der Verfasser gewollt hat, während es sich in solcher Fülle
der Einzelheiten verzettelt. Schmarsow.
Erwiderung.
Die Rezension meines Buches: »Die romanische und die gotische
Baukunst. Der Kirchenbau« im Repertorium für Kunstwissenschaft,
XXV, S. 454if. durch Architekt Schmitt führt den Leser irre, da er mich
Dinge sagen läßt, die ich nicht geschrieben habe, oder mir die Uri-
kenntnis bezw. Nichtberücksichtigung von Bauten vorhält, die in meinem
Buche sogar mit Abbildungen behandelt sind.
Es ist nicht wahr, daß ich Seite 8 behaupte: »Das Mittelalter habe
die Rundbauten fast außer Betracht gestellt und nur die Basilika für
seine Zwecke umgeformt.« Der Rezensent unterdrückt zwei Worte, und
läßt mich dadurch einen Unsinn sagen. Ich habe geschrieben: »Die
überlieferte Form der Kirchengrundrisse sind die drei und mehrschiffigen
Basiliken der altchristlichen Zeit und die Rundbauten der Tauf- und
Grabkirchen. Die letzteren läßt das Mittelalter fast außer Betracht und
formt zur Hauptsache nur die Basiliken für seine Zwecke um.« Von
den Zentralkirchen, die mir der Rezensent als übersehen vorhält, be-
schreibe ich das Münster zu Aachen, die Karlshofer-Kirche zu Prag nebst
Abbildungen, die Trierer Liebfrauenkirche nebst Abbildungen und erwähne
die frühere Wimpfener Kirche. Ja, ich widme den mittelalterlichen Zentral-
bauten ein ganzes Kapitel von Seite 56 — 64, das der Rezensent im Eifer
übersehen hat!
Ferner behauptet Herr Schmitt: »Der in Figur 10 auf Seite 17
gegebene Längenschnitt des Speyerer Mariendomes gibt die wirklich vor.
handenen Mauerarkaden völlig unrichtig; nur das erste Joch nächst dem
Triumphbogen zeigt noch das ursprüngliche System^ nämlich ostwärts je
eine Viertelsäule und westwärts je eine Halbsäule und beide verbunden
Literaturbericht.
359
durch mit den eingeschlossenen Rundbogenfenstern konzentrische Halb-
kreisbogen, Alle nach Westen folgenden Mauerbogen sind nachträglich
bei den behufs der Einwölbung zu gelegten Pfeiler- und Säulen -Vor-
lagen verzogen worden. Diese für die Baugeschichte des Domes überaus
wichtige Tatsache war dem hochverdienten Forscher Ferdinand von Quast
entgangen, als er 1853 mit sechs Tafeln die romanischen Dome des
Mittelrheins herausgegeben hat.« Auch dies ist nicht wahr. Das von mir
veröffentlichte Joch des Längenschnittes zeigt die nicht konzentrische
Lage der Fenster, und zwar genau ebenso, wie es die Veröffentlichung
von Meyer-Schwartau Tafel 31 — dargestellt hat. Ja, ich weise besonders
im Text darauf hin und schreibe Seite 16: »Daher sitzen diese Fenster
jetzt unregelmäßig in ihren Schildbögen.«
Ebenso entspricht die Angabe des Rezensenten nicht den Tat-
sachen, wenn er schreibt: Seite 13 1 wird die Benediktiner Klosterkirche
St. Maria und Nikolaus zu Laach in der Erzdiözese Trier als im Jahre
II 12 in ihrem Mittelschiff mit gewölbter Steindecke versehen ange-
geben. Ich schreibe vorsichtig; »Das erste romanische Mittelgewölbe in
Deutschland scheint dasjenige der Klosterkirche von Laach zu sein.
Wahrscheinlich war es schon 1112 fertig, da um ‘diese Zeit der zweite
Förderer des Kirchbaues, Pfalzgraf Heinrich, in einer Uikunde von der
fertigen Kirche spricht, und die angelehnten Säulen, welche die Gewölbe
tragen, von unten auf ursprünglich vorgesehen zu sein scheinen.« Der
Aufsatz des Rezensenten über Laach in der österreichischen Wochen-
schrift versucht wohl einen Beweis, erbringt ihn aber nicht; außerdem
aber wird dieser Aufsatz durch den Bericht Browers über die Ein-
weihung widerlegt, den der Rezensent ersichtlich nicht kennt.
Ferner behauptet Herr Franz Jakob Schmitt, der auf Seite 147
gegebene Grundriß von S. Francesco zu Assisi sei falsch, da die Abside
aus fünf Seiten des regelmäßigen Achteckes bestehe. Auch das ist irrig.
Jede diesbezügliche Photographie zeigt, daß der von mir nach Dehio
und von Bezold gegebene Grundriß richtig ist.
Der Rezensent schreibt ferner: »Der von 1248 niedergelegte ro-
manische St. Petersdom war . . . .« Der alte Kölner Dom stand jedoch
noch 1322 bei der Einweihung des neuen Chores,
Nach dem Rezensenten liegt Brai.sne in der Erzdiözese Rheims.
Braisne gehört aber zur Diözese Soissons,
Hasak, Reg.- und Baurat.
Brower, Antiquitates et Annales Trevirenses XIV. 61.
Magister Nicholas Pietri de Apulia — aus Pisa.
Von Ernst Polaczek.
Das Problem und die neueren Lösungsversuche.
Die ihrer geschichtlichen Bedeutung nach wesentlich überschätzte
Frage nach der Herkunft des Niccola Pisano und seines Stils, die schon
einmal — vor mehr als dreißig Jahren — eine ganze Literatur hervor-
gerufen hat, ist in den letzten Jahren wiederholt zutn Gegenstände neuer
Erörterung gemacht worden. Crowe und Venturi haben ihr längere Auf-
sätze gewidmet; beide in dem Sinne, daß die Worte »de Apulia«, die
in der bekannten Sieneser LFrkunde vom Jahre 1266 dem Namen des
Künstlers — oder dem seines Vaters? — beigesetzt sind, sich auf die
süditalische Provinz dieses Namens, nicht auf einen der so benannten
toskanischen Orte beziehen^). Von der Beantwortung dieser Frage hängt
im letzten Sinne — und nur in diesem Sinne hat die Frage Interesse —
die Entscheidung ab, ob die nach 1250 in Toskana sich, so mächtig
entfaltende plastische Kunst einheimisches Gewächs ist oder ob lediglich
ein aus fremdem und sonst recht unproduktivem Land verwehter Keim
unter der Einwirkung günstiger Umstände mit so rascher Triebkraft in
Toskana emporgeschossen ist. Mit anderen Worten: Ist die ganze Proto-
renaissance auf den Zufall . der Übersiedlung eines Künstlers aus Apulien
nach Pisa zurückzuführen? Oder ist Niccola Pisano doch wirklicher Pisaner
und seine Kunst aus toskanischem Boden erwachsen?
Weder Crowe noch Venturi haben ihre »apulische« Antwort auf
neues Material gegründet; beider Beweisführung ist im wesentlichen
»quantitativ«. Weil die plastische Produktion Süditaliens im Mittelalter
reicher gewesen sei, als die Toskanas, müsse, so folgern sie etwa, Niccola
Crowe in The XIXth Century XXXIX S. 697 und Venturi in der Rivista
d’Italia I, S. I.
Repertorium für Kunstwissenscliaft, XXVI.
25
3Ö2
Ernst Polaczek:
dort seine künstlerische Lehre empfangen haben. Zweierlei wird über-
sehen: Wenn Süditalien heute reicher an mittelalterlichen Bildwerken ist,
als Toskana (was übrigens wohl bestritten werden kann), so ist dies zum
Teil darin begründet, daß dort die Renaissance weder negativ, noch
positiv, weder zerstörend noch aufbauend, so durchgegritfen hat, wie im
Norden. Und zweitens: für die Herkunft der Kunst Niccolas aus Apulien
könnte doch weder die quantitative, noch die qualitative Überlegenheit
der süditalischen Bildhauerei, sondern einzig ihre stilistische Überein-
stimmung mit Niccolas Werken Beweiskraft haben. Nicht daß hier wie dort
die Antike als beispielgebende und anregende Macht gewirkt hat, wäre
zu beweisen, sondern daß in Apulien die Vorstufen des in der Bap-
tisteriumskanzel fertigen Stils des Niccola Pisano zu finden sind. Ob wohl
jemals ohne die Sieneser Urkunde jemand auf den Gedanken gekommen
wäre, die Heimat Niccolas in Süditalien zu suchen? Gewiß ist es
natürlicher, die Worte »de Apulia« auf die Provinz dieses Namens zu
beziehen, als auf die gleichbenannten toskanischen Dörfer. Aber auch,
wenn wir mehr als das eine in apulischem Sinne verwertbare Dokument
besäßen, ja selbst wenn der fragliche Zusatz sich in bestimmtester Weise
auf den Namen des Sohnes und nicht ebenso gut auf den des Vaters be-
ziehen ließe, so wäre doch die apulische Herkunft seiner Kunst noch nicht
erwiesen. Nur wenn Niccolas Stil in Toskana plötzlich, durch nichts vor-
bereitet, durch nichts erklärbar aufträte, nur wenn andererseits Apulien die
Vorstufen zu seinem Stil enthielte, nur dann dürfte und müßte man an-
nehmen, daß Apulien die Heimat des Menschen und des Künstlers war.
Auch Schubring hat sich der Meinung Crowes und Venturis an-
geschlossen und in seinem »Pisa« Nikolaus mit beredten Worten für
Apulien in Anspruch genommen^. Den Argumenten jener beiden fügt
er noch den Hinweis auf die künstlerischen und kaufmännischen Be-
ziehungen, die zwischen Pisa und Apulien bereits im 12. Jahrhundert
bestanden, hinzu; er macht ferner auf die architektonischen Analogien
zwischen den Hintergründen der Kanzelreliefs und süditalischen Bauten auf-
merksam. Vielleicht, heißt es schließlich, sei Niccola in dem Pisa ge-
hörigen Orte Bovino bei Foggia geboren und habe Jugend und Lehrjahre
im kaiserlichen Palast in Foggia zugebracht. Die ganze Beweisführung
ist, auch abgesehen von den zuletzt angeführten, völlig in der Luft
schwebenden Einzelheiten, durchaus nicht zwingend. Was beweist der
Austausch von Handelsprodukten, was beweisen architektonische Be-
ziehungen zwischen Troja und Pisa für die Herkunft von Niccolas Stil?
Und das im Hintergründe der Darbringungstafel rechts angebrachte
2) Paul Schubring, Pisa (Berühmte Kunststätten Nr. 16) S. 46 u. 5ifif.
Magister Nicholas Pletri de Apulia — aus Pisa.
363
Rosenfenster, durch das sich Schubring an Troja, Bitonto, Canosa erinnert
fühlt, konnte Niccola um 1250 ebensogut anderswoher kennen, aus
Toscanella, ja vielleicht sogar aus Pisa selbst.
Erst Emil Bertaux hat in einem Vortrage den Versuch gemacht,
mit neuem Material der Lösung des Problems näher zu kommen.^ Ihm
ist die Kanzel der Pisaner Taufkirche zunächst ein Architekturwerk.
Innige Vertrautheit mit süditalischer Kunst hat ihn tatsächlich zur
Entdeckung einiger verwandtschaftlicher Züge geführt. An der Kanzel
sind die Brüstungsfelder durch Säulenbündel getrennt, die aus drei un-
geschwellten, stark konisch verjüngten Stämmen gebildet sind. Als Vorbild
dieser ungewöhnlichen Form bezeichnet Bertaux die allerdings im Prinzip
ähnlichen, im einzelnen jedoch stark abweichenden, auch einer ganz
anderen tektonischen Funktion dienenden Säulenbündel, die im Ober-
geschosse des von Friedrich II. bei Andria erbauten Castel del Monte als
Gewölbe- bezw. Schildbogenträger dienen. Er stellt ihre Basisprofile
nebeneinander, und man wird zugeben, daß sie einander ähnlich sind;
aber doch wieder nicht ähnlicher, als französische Basisprofile der jungen
Gotik zu sein pflegen. Die Kapitelle hingegen weichen nicht nur in
der Dekoration, sondern auch in Bau und Gliederung von den vermeint-
lichen Mustern ab; die pisanischen von 1260 ähneln pistojesischen von
1250, nur sind sie freier, vorgeschrittener im Sinne der Gotik. Und
ebenso ist auch die Beziehung von Schaft und Kapitell und Deckplatte
in Pisa und Castel del Monte ganz verschieden.
Bertaux weist indessen noch eine andere, an sich sehr interessante
Beziehung zwischen Apulien und Toskana nach. Das Kastell von Prato,
das Friedrich II. etwa 1249 erbaut hat, steht dem ebenfalls von ihm
errichteten Castel del Monte in manchem Punkte sehr nahe; das Portal
hier ist eine freie Kopie des Portals dort. Auf diesen beiden Beob-
achtungen — der vermeintlichen Analogie mit Pisa und der wirklichen
mit Prato — baut nun der französische Forscher seine Folgerung auf:
Niccola sei, so meint er, von Friedrich, nachdem er in Castel del Monte
tätig gewesen, nach Toskana berufen worden, um ihm dort ein seinen
sizilianischen und apulischen Bauten ebenwertiges Kastell zu errichten,
und habe sich dann in Toskana niedergelassen.
Chronologische Schwierigkeiten stehen dieser Folgerung nicht ent-
gegen. Wären die Voraussetzungen richtig, wären die Analogien, auf
die Bertaux hinweist, wirklich zwingend, so könnte man auch gegen
seinen Schluß nichts einwenden. Aber es fehlt eben an den Prämissen.
3) Er liegt gedruckt vor in den Annales internationales d’histoire. Congres de
Paris 1900. 7^ section. Histoire des arts du dessin (Paris 1902) S. 91.
25
3^4
Ernst Eolaczek;
Die Analogie Von Prato und Castel del Monte ist zwar klar, aber die
Beziehung dieser beiden Baudenkmäler zu der Kanzel ist zu locker, als
daß sich aus ihr mit Notwendigkeit oder auch nur mit Wahrscheinlich-
keit folgern ließe, daß Niccola beide gekannt habe. Die Bündelung
dreier stark verjüngter Säul eben ist zwar eine Besonderheit, aber doch
keine so große, daß ihr Erscheinen in Pisa nur durch eine persönliche
Teilnahme Niccolas am Baue von Castel del Monte erklärlich wäre^).
Die Vermutung liegt nahe, daß, wie die äußere Gestaltung des Kastells
von Prato der von Castel del Monte folgte, ihr auch die innere ver-
wandt gewesen sei. Wie leicht konnte ein so einfaches Motiv durch
eine Skizze — ohne persönliche Identität der Meister — übertragen
werden !
So erweisen sich die interessanten Beobachtungen Bertaux’ doch als
unzureichend, die Herkunft Niccolas aus Apulien zu beweisen. Freilich,
auch die entgegengesetzte Meinung ist bisher beweisbedürftig geblieben.
Ich glaube, diese Lücke füllen zu können.
Der inschriftliche Beweis.
Das mittlere Becken des Brunnens von Perugia, dessen plastischen
Schmuck Niccola und Giovanni Pisano — jener in seinen letzten Lebens-
jahren, dieser in seiner reifen Manneszeit — geschaffen haben, trägt am
Rande eine lange metrische Inschrift. Die zahlreichen Abkürzungen und
die starke Verwitterung haben sie schwer lesbar gemacht, zudem ist sie
einmal auseinandergenommen und nicht mehr richtig zusammengesetzt
worden, sodaß in der Versfolge empfindliche Störung eintrat. VermiglioU
hat in seiner Publikation des Brunnens ein gestochenes Faksimile der
Inschrift und eine freilich recht unverständliche, vielfach irrige Lesung
des Textes gegeben.^) Dank der sehr freundlichen Hilfe, die mir mein
altphilologischer Kollege Herr Dr. Plasberg, und in einigen Punkten Herr
Privatdozent Dr. P. v. Winterfeld in Berlin gewährt haben, bin ich in der
Lage, einen, wenn auch nicht alles, so doch vieles aufklärenden neuen
Text neben den alten verderbten zu stellen. Die Abweichungen von
Vermiglioiis Lesung sind durch Kursivschrift bezeichnet.
Ganz ähnliche Bündelungen dreier ungeschwellter, konisch verjüngter Säulen-*
Stämme finden sich an den polygonalen Kanzeln von Spalato und Trau. Vgl. Rudolf
Eitelberger v. Edelberg, Die mittelalterlichen Kunstdenkmale Dalmatiens (i86i) S. 119
und T. XIII.
G. B. Vermiglioli, Le sculture di Niccolö e Giovanni da Pisa e di Arnolfo
fiorentino che ornano la fontana maggiore di Perugia. Perugia 1834-. Taf. I XXVI
und S. 50.
Magister Nicliolas Pietri de Apulia — aus Pisa.
365
Text des Vemiiglioli:
•}• Aspice qui transis iocundum vive fontes
si bene perspicias mira videre potes
erculane pie laurenti state rogantes
consuet latices qui super astra sedet
5 lacus et iura clusina quorum sint tibi
cura
Neuer Text:
f Aspice qui transis iocundum vivere
fontes ;
si bene pr<?spicias, mira videre potes.
Erculane pie, Laurenti, state rogantfes
consuet(7 (?) latices qui super astra sedet ;
5 ei lacus et iura Clusina^«« sint tibi
cura.
f Urbs perusina patria gaude natus sit tibi
frater
benvegnate bonus sapientis ad omnia
pronus
hic operis structor fuit iste per omnia
ductor
hic est laudandus benedictus nomine
blandus
10 ordine dotatus hic et fine beatus
f Nomina sculptorum fontis sunt ista bon-
orum
loan. Bath . . . Nicolaus ad officia gratus
est flos sculptorum gratissimus his qui
proborum
Septuaginta . . . quatuor atque dabis
15 est genitor primus genitus carissimus
imus.
natus Pisani sint multo tempore sani
Ingenio clararum ductore scimus aquarum
qui bonensingna vulgant mente benigna
hi . . . Opus exegit sc . . ductile quotidian
peregit
10 enetiis natus Perusinis hic primatus
f Fontes complentur super annis mille du-
centis
cui si non dampnes nomen die esse
loannes
tertius papa fuit Nicola tempore dicto
14 Rodulfus magnus induperator erat
Urbs Perusina, pat^r gaude«ri sit tibi
frater
Benvegnate bonus, sapientis ad omnia
pronus.
hic operis structor fuit, iste per omnia
ductor.
hic est laudandus Benedictus, nomine
blandus ;
1° ordine dotatu/« dedit h««c et fine
beatuw.
f Nomina sculptorum fontis sunt ista
bonorum :
ba^«j Nicolaus ad off/«ia(?)
gratus
est. flos sculptorum gratissimus isque
proborum
est genitor; primus genitus carissimus 15
imus,
15 cui si non dampnes nomen die esse n
Johannes.
nat« Pisani; sint multo tempore sani.
f Ingenio clarww ductor^w scimus aqua-
rum
qui Bonensingna vulgat«r mente be-
ni«gna.
hir opus exegit conduciile (T) . . . pe-
regit,
1° Enetiis natus, Perusinis hic peram^X^xs.
Fontes complentur; super annis mille
ducentis
Septuaginta (duos his (?) ) quat^r atque 14
dabis.
Terwus papa fuit Nicolawj tempore dicto,
*4 Rodulfus magnus induperator erat.
Metrum und Reim haben, wie so oft in mittelalterlichen Gedichten,
auch den Verfasser dieser Verse, meist leoninischer Hexameter, in zwang-
volle Lagen gebracht, und oft genug ist der Reim bei ihm der Vater
des Gedankens gewesen. Auch in dem verbesserten Texte bleiben noch
366
Emst Polaczek:
mehrere arge Unklarheiten. 6) Immerhin, Wesentliches ist bereits ge-
wonnen, als Wichtigstes die i6. Zeile, die Nikolaus und Johannes als ge-
borene Pisaner — natu Pisani — bezeichnet. Wenn bislang natus
Pisani mit Bezug auf Johannes gelesen wurde, so ist dies unrichtig.
Vermigliolis Faksimile zeigt allerdings über dem natu einen — übrigens
sehr schüchternen — Abkürzungsstrich, aber dieser ist offenbar, wie der
Vergleich mit anderen Kürzungsstrichen lehrt, nichts anderes als — ein
Kratzer im Stein. Selbst wenn es aber wirklich ein Abkürzungsstrich
wäre, so könnte man doch niemals den Nominativ natus, sondern
höchstens den Akkusativ natum lesen. 7) Was aber hätte dieser hier für
einen Sinn? Der Ablativ natu hingegen fügt sich völlig zwanglos in den
Text, und der Plural Pisani ist durch den nachfolgenden Segens-
wunsch gebieterisch gefordert.
An der Glaubwürdigkeit der Inschrift wird nicht gezweifelt werden
können. Mit den übrigen an dem großen Werke der Wasserzuleitung
beteiligten Männern rühmt sie gerechterweise auch die Künstler, denen
der plastische Schmuck zu verdanken war. Wie die zweite am obersten
Becken angebrachte Inschrift, die den Namen des Gießers und das Jahr
1277 nennt, ist auch sie ganz zweifellos unmittelbar nach Vollendung
des Werkes angebracht worden. Durch ihre klare unzweideutige Aussage
erhebt sich die Vermutung, zu der mich die genaue Prüfung der Relief-
hintergründe ah der Sieneser Domkanzel geführt hatte,®) zu völliger
Gewißheit; Nikolaus ist geborener Pisaner, der Zusatz, »de Apulia«
in der Sieneser Urkunde bezieht sich auf den Namen des Vaters.
®) Vgl. dazu auch Schnaase, Geschichte der bildenden Künste VII, 271 u. 274.
Die Anfänge der fünf Strophen sind durch Kreuze bezeichnet. Die erste Strophe — aus
zwei Distichen und einem überhängenden Hexameter bestehend — fordert die Vorüber-
gehenden zur Betrachtung auf und wendet sich dann an die Schutzheiligen der Stadt.
Die zweite Strophe, wie die beiden folgenden, nur aus Hexametern gebildet, nennt als
»structor« des Werkes den Fra Benvegnate, und im Zusammenhänge mit ihm den Stifter
des Ordens, dem er angehörte, den hl. Benedikt; dieser ist, wie auch die hh. Hercu-
lanus und Laurentius, in nächster Nähe am mittleren Becken auch bildlich dargestellt.
So hellt die Beziehung des Wortes »benedictus« auf den Ordensstifter die dunkle Stelle
völlig auf. Str. 3 nennt die Bildhauer, Str. 4 den »ductor aquarum«, den Venezianer
Bonensigna. Str. 5, aus zwei Distichen bestehend, gibt die Jahreszahl, des Verses
halber als Rechenexempel, dann das Regierungsjahr des Paptes und endlich allgemein
den Kaiser, unter dem das Werk vollendet ward, Rudolf von Habsburg.
7) Man vergleiche dazu vv. 7, 9, 12, 15, 20 des Faksimiles. Überall ist die
Endung us ausgeschrieben oder durch ein Häkchen ersetzt.
Vgl. Zeitschrift für bildende Kunst N, F. XIV S. 143. Im Hintergründe des
Darbringungsreliefs weist ein in zeitgenössische Tracht gekleideter Mann — offenbar
der Künstler selbst — auf einen Bau, der dem Pisaner Baptisterium vor seiner gotischen
Rekonstruktion gleicht. Zweifellos ein monumentaler Hinweis auf des Künstlers Geburts-
Magister Nicholas Pietri de Apulia — aus Pisa.
367
Der stilkritische Beweis.
Ist aber auch Niccolas Kunst in Pisä geboren? Oder hätte der
Sohn des Pugliesen etwa, durch die Kunde von der unter Friedrich II.
in Süditalien mächtig sich regenden architektonischen und plastischen
Tätigkeit gerufen, die väterliche Heimat in jungen Jahren aufgesucht,
dort seine erste Unterweisung empfangen und dort auch seine Mannes-
zeit verbracht? Denn nachzuweisen ist Niccola in Toskana, da sich die
Angaben, er habe 1225 in Bologna und 1233 in Lucca gearbeitet, ebenso
wie die weiteren Mitteilungen Vasaris über seine architektonische Tätig-
keit teils als unrichtig, teils als unkontrollierbar herausgestellt haben,
erst vom Jahre 1260, beziehungsweise, wenn wir für die Pisaner Kanzel
eine zwei- bis dreijährige Bauzeit annehmen, von etwa 1257 an. So
könnten die Verteidiger der apulischen Herkunft Niccolas immerhin noch
behaupten: Auch wenn er in Pisa geboren sei, könne doch seine Kunst
aus Apulien stammen. Die große Neuerung, die seine Kunst enthielt,
könne eben — wie Schubring sagt — durch Schulung in einer ent-
wickelteren Kunstprovinz bedingt sein.
Auch diese Meinung scheint mir den Tatsachen gegenüber unhalt-
bar zu sein. Es bliebe vor allem noch zu beweisen, daß Apulien, mit
Toskana verglichen, im 13. Jahrhundert die entwickeltere Kunstprovinz
gewesen ist. Was die Ostküste Süditaliens heute noch an plastischen
Werken dieser Zeit besitzt — es sind fast ausschließlich Kanzeln und
Erztüren — , reicht gewiß nicht aus, den Glauben an die Überlegenheit
dieser Kunst zu rechtfertigen. Und vollends unmöglich scheint es, in
ihnen die Vorstufen für Niccola Pisanos Stil zu erkennen. Ähnliches
gilt für die Kunst des westlichen Süditaliens, die gewöhnlich — nicht
ganz zulässigerweise freilich — mit zur Stützung der apulischen These
herangezogen wird. Gewiß, die Skulpturen von Capua, Sessa, Ravello
sind ohne die »Antike« nicht denkbar, aber ihr Verhältnis zur Antike —
die nüchtern realistische, schwunglose Auffassung und Umbildung der
antiken Vorbilder beispw. in Capua — ist ganz andersartig, und zudem
sind sie beinahe gleichzeitig mit der Kanzel der Pisaner Taufkirche,
z. T. sogar später entstanden als diese. Der Stil Niccolas, wie er sich
in diesem Hauptwerke klar und noch wenig durch Gehilfenmitwirkung
verdunkelt, ausspricht, wie er sich dann in der Richtung auf die Sienser
Kanzel entwickelt, ist aus der toskanischen Kunst des 13. Jahrhunderts
und Taufstätte. Die Meinung, daß jene Gestalt den Künstler darstelle, hat die er-
wünschteste Bestätigung erhalten durch ein zweites Selbstbildnis, das auf dem Relief
mit der wunderbaren Heilung des vom Pferde geschlagenen Knaben an der Area di San
Domenico in Bologna angebracht ist — als einziger individueller Profilkopf unter lauter
typischen Faceköpfen.
368
Ernst Polaczek:
sehr wohl zu erklären, wenn man nur die Mächte, welche diesen alten,
aus dem lombardischen Norden importierten Stil umbilden — die Gotik,
die Antike und endlich das persönliche Künstler-Ingenium Niccolas —
nach- Gebühr in Rechnung zieht. Gelingt dieser positive Beweis, so
dürfte der negative Beweis (der nämlich, daß Apulien die Heimat von
Niccolas Stil nicht sein könne) wohl überflüssig sein.
Toskana besitzt heute noch eine ziemliche Reihe von Kanzeln aus
dem 12. und 13. Jahrhundert, die von S. Miniato und S. Leonardo in
Arcetri bei Florenz, die von Barga, Brancoli, Groppoli und Volterra»
Daran schließt sich als jüngste und dem Werke Niccolas zeitlich am
nächsten stehende die Kanzel von S. Bartolommeo in Pantano zu Pistoja,
das 1250 vollendete Werk des Guido da Como. Auch Pisa selbst hat
in älterer Zeit bereits Kanzeln besessen. Giovanni Pisanos Dom-
kanzel trat zu Anfang des 14. Jahrhunderts an die Stelle einer älteren
Kanzel, die ein Meister Guilelmus nach 1165 errichtet hatte. Sind
nun auch jene erhaltenen toskanischen Kanzeln, zum Teil wenigstens,
aus ihrem ursprünglichen architektonischen Zusammenhang entfernt, von
der Wand in die Mitte, aus der Mitte an die Wand gerückt worden, so
sind ihnen allen doch mehrere Wesenszüge gemeinsam: sie haben rechteckigen
Grundriß und der eigentliche Predigtstuhl ruht über horizontalem Gebälk
auf Säulen, die von Tier- oder Menschengestalten getragen werden.
Plastische Arbeiten — Reliefs und rund gearbeitete Figuren — haben
den Hauptanteil an der Dekoration, während eingelegte flache Arbeit
nur zur Umrahmung, bisweilen auch zur Füllung des Reliefgrundes ver-
wendet wird. An den in großer Zahl erhaltenen Kanzeln Mittel- und
Süditaliens hingegen überwiegt das in musivischer oder erhabener Arbeit
angebrachte geometrische Ornament durchaus: der figürliche Schmuck
fehlt entweder, ganz oder tritt doch sehr zurück. Von der im Jahre 13 ii
— also in einer für unsere Frage gleichgültigen Zeit — vollendeten
Kanzel von Benevent abgesehen, zeigte nur der Ambo von Bitonto (vorp
Jahre 1229) und einige Kanzeln der Westküste, die von Salerno, Sessa
und Ravello, figürlichen Schmuck in ausgedehnterem Maße. Der Grund-
riß ist meist rechteckig oder quadratisch, zuweilen durch halbkreisförmige
Ausbuchtungen bereichert. Wie in Toskana, ist auch in Apulien die
Regel, daß horizontales, direkt auf die Säulenkapitelle gelegtes Gebälk
den Predigtstuhl trägt. Im Westen hingegen (Salerno, Ravello, Sessa)
vermitteln zwischen den Trägern und dem Getragenen fast überall Bogen.
Diese Beobachtung Bertaux’ ist an sich richtig; falsch aber oder wenig-
stens ohne Notwendigkeit ist der Schluß aus ihr: Niccola habe auf dem
Milahesi, Nuovi documenti per la storia dell’ arte toscana S. 5.
Magister Nicholas Pictri de Apulia — aus Pisa.
369
Wege von Apulien nach Toskana die Westküste besucht und habe von
hier das neue Motiv des Bogens nach dem Norden mitgenommen! Als
ob der Menschengeist so arm und eng wäre, daß die Anwendung des
Bogens in diesem Sinne nur einmal gefunden werden, sich nur von einem
Punkte aus über die Halbinsel verbreiten konnte! Und zudem: Die
Kanzeln von S. Stefano in Bologna^ S. Ambrogio in Mailand, S. Maria
in Toscanella, mehrere Kanzeln der Abruzzen — zum Teil Werke aus
älterer Zeit als die Kanzeln des westlichen Süditalien — sie alle haben
den Bogen als Träger des Kanzelbodens. Oder sollten auch sie etwa ab-
hängig von süditalischen Mustern sein?
Die Füllung der Bogenzwickel mit figürlichen Reliefs habe, so meint
Bertaux weiter, Niccola gleichfalls aus dem Süden mitgebracht. Das Motiv
erscheine zum ersten Male in Salerno und sei dann in Sessa und Capua
nachgeahmt worden. Aber auch die Kanzel von S. Ambrogio in Mailand
zeigt — und doch sicher unabhängig von jenen — die gleiche Zwickel-
dekoration! Und wer vermöchte überhaupt zu ahnen, von welchem
antiken Denkmal Niccola die Anregung gekommen ist?
Ganz unverständlich ist es vollends, daß Bertaux auch die sechs-
eckige Grundform der Pisaner Kanzel als eine nur durch Nachahmung
eines süditalischen Musters, der Kanzel von Trani, erklärbare Neuerung
hinstellt. Diese Umwandlung aus dem Viereck ins Sechseck ist keines-
wegs Nachahmung eines bestimmten einzelnen Musters, sie erklärt sich
vielmehr als Ergebnis einer sehr allgemeinen Stilwandlung. Die Gotik
ist es, die den Säulenbasen in Castel del Monte wie in Pisa ihr tief
unterhöhltes elastisches Profil verleiht, sie gibt den Kapitellen den Kranz
frei abspringender Knospen, sie schlägt den Bogen in der Form des
Kleeblatts, sie wandelt an Sockeln und Deckplatten das Viereck ins Acht-
eck, sie bildet auch den Grundriß der Kanzel selbst aus dem Rechteck
ins Polygon um.
So erklärt sich die Baptisteriumskanzel, als Architekturwerk be-
trachtet, in allen Punkten zwanglos als eine gotische Weiterbildung des
in Toskana ausgebildeten romanischen Typus. Aber auch ihr plastischer
Stil ist, ganz ohne apulische Hilfe, lediglich aus den gleichzeitig und
gegeneinanderwirkenden Einflüssen verständlich, die Antike und Gotik'
auf das Überkommene ausüben.
Niccola entlehnt, wie oft gesagt worden ist, ganze Figuren aus den
Pisaner Antiken. Seine Madonna ist eine Phädra, seine Sforza ein völlig
nackter Herkules. Er entlehnt mit unerhörter Naivetät, ohne auch nur
den Versuch einer Umbildung aus dem Heidnischen ins Christliche zu
machen. Wie sie sind, werden die antiken Gestalten übernommen, der
christlichen Szene ein. oder gar bloß angefügt. Diese bedingungs-
370
Ernst Polaczekj
lose Huldigung gilt der großen Form der Antike. Daß er erkannte,
woran alle die anderen, selbst wo sie Antikes nachahmten, vorüber-
gegangen waren, daß er den Wert des Körpers als Körper, als organisches
Gebilde begriff, ist der eine seiner beiden großen Ruhmestitel.
Sein anderer großer, noch lange nicht genügend gewerteter Ruhmes-
titel aber ist der, daß er durch das Medium der Antike und des ihm
aus mittelalterlicher Kunstweise Überkommenen auf die Natur zurück-
griff, so das Starrgewordene aus sich heraus belebend. Man vergleiche
nur wieder seine Pisaner Kanzel mit dem um genau ein Jahrzehnt früher
entstandenen Werke des Guido da Como in Pistoja. In beiden Fällen
sind Löwen als Träger der Säulen angeordnet. Die Löwen Guidos sind
heraldische Tiere, ihr Umriß verrät noch die Blockform, durch die er
bedingt war. Die Pisaner Löwen sind naturalistischer gebildet, freier
bewegt, die stoffliche Charakterisierung des Felles ist weiter gefördert,
die Masse des Blocks ist — im Sinne der Gotik — in ihre Teile zer-
legt. Die Kapitelle gehören dem Typus des Blätterkelch-Kapitells an.
Zwei Blattreihen sind um den Kelch geordnet, und zwar so, daß die
Blätter der unteren Reihe den Mitten der Sechseckseiten, die oberen
ihren Ecken entsprechen. Kräftig, mit einer dem Naturvorbild nach-
geahmten Elastizität springen sie vom Kerne ab, rollen sie sich am Ende
wieder auf. Man darf sie als frei gotisierend bezeichnen. Der künst-
lerische tektonische Sinn dieses Bauglieds enthüllt sich hier noch klarer,
als an den getreuer den antiken Mustern nachgebildeten Kapitellen Guidos.
Mit den figurierten Kapitellen der Kanzeln von Salerno, Ravello, Sessa
haben Niccolas Kapitelle keinen Zug gemein.
Toskanisch ist — hierüber dürfte Einstimmigkeit herrschen — auch
die Ausbreitung des figürlichen Schmuckes. Niccola folgte — und doch
wohl gewiß im Sinne seiner Auftraggeber — im Gegenständlichen ^e-
nau der toskanischen Tradition. Neu in seinem Programm ist von den
Brüstungsreliefs die Kreuzigung und das Jüngste Gericht. Neu sind auch
die schwer deutbaren Eckfiguren; für sie findet sich ikonographisch so
wenig in Toskana, wie in Süditalien ein Vorbild. In der Durchbildung
der Einzelfigur ist, wie gesagt, die Antike Niccolas großes Beispiel. Sie
lehrt ihn, daß der Körper ein Organismus ist, dessen Teile nicht äußer-
lich aneinandergefügt, sondern innerlich — durch Gelenke — miteinander
verbunden sind. Er empfindet es als künstlerische Notwendigkeit, daß
sich das Gewand dem Gesetze füge, das der Körper schreibt. Niccolas
Gestalten verglichen, sind die des Comasken noch starr: die Eckfiguren
noch ohne den Odem des Lebens, eben erst aus dem Blocke befreit,
Bildsäulen im eigentlichen Sinne des Wortes; die Gestalten der Reliefs
puppenhaft, lediglich mit der Beweglichkeit von Automaten ausgestattet.
Magister Nicholas Pietri de Apulia — aus Pisa.
371
in Gewänder gehüllt, deren Flächen nicht plastisch, sondern ornamental
behandelt sind. Darüber half dem Pisaner die Antike hinaus. Sein Ver-
hältnis zu ihr ist anders, als das des Meisters der Capuaner Büsten:
nicht schwunglose, nüchterne Nachempfindung, sondern leidenschaftliche
begeisterte Hingabe. Zunächst freilich ist er völlig fasziniert; er kopiert
und wird starr und leblos. Dann aber findet er durch die Antike den
Weg zur Natur, zum Naturalismus der Gotik. Wo er, unzufrieden mit
dem Überlieferten, sein aus der Antike und durch ihre Vermittlung er-
worbenes Können frei benützend. Neues gestaltet, wird er groß, wird er
zum frei aus dem Erlebten schaffenden Künstler. Die Maria seiner
Verkündigungsszene, ganz in seinem feierlichen pathetischen Stil, aber
doch völlig überzeugend in dem Widerstreit der auf sie einstürmenden
Empfindungen dargestellt, ist — nicht nur an dem Püppchen Guidos
gemessen — eine ganz große Leistung. Hier ist nicht ein Vorbild
mechanisch nachgeahmt, hier ist der Gegenstand neu erfaßt und durch
eines bedeutenden Bildners Hand zu gewaltiger Erscheinung gebracht.
Dieselbe mächtige Triebkraft zu neuer großer Menschengestaltung zeigt
sich hier, wie in den deutschen Bildnerschulen der gleichen Zeit. Der
Körper kommt zu seinem Rechte als Körper — dank der Antike; er
wird zum Gefäße der Seele, zum Träger der Empfindung — dank jener
Strömung, die man in der Architektur als Gotik bezeichnet.
In Toskana selbst kam also alles zusammen, was den Pisaner
Nikolaus zu einem Menschenbildner neuen Stils machen konnte. Die
Peruginer Inschrift beweist, daß er selbst — der Mensch — in Pisa
geboren war. Zur Bildung seines plastischen Stils waren die in Pisa
vorhandenen und die damals mit der nordischen Gotik dort einströmenden
Mächte besser imstande, als Apulien. Der Weg seiner Entwicklung geht
von dem Relief der Frauen am heiligen Grabe in S. Croce in Florenz zur
Pisaner Kanzel, von ihr über die Luccheser Reliefs zur Kanzel des Doms
von Siena. Er endet in Perugia.
II Pefugino e la Certosa di Pavia
(Nuovi Documenti).
Di Francesco Malaguzzi Valeri.
L’ ultimo decennio del quattrocento segna, per la Certosa di Pavia,
un periodo di attivitä eccezionale. La fronte della chiesa era stata
studiata con nuovi concetti che, se discordavano sempre piü dall’ or-
ganismo dell’ interno, permettevano di attuafe, nel rivestimento decorativo,
i sogni degli inesauribili maestri dello scalpello che fiorivano allora
in quel grande centro artistico e a capo dei quali stava Gio. Antonio
Amadeo. La smania di ricchezza decorativa invase allora il luogo in
proporzioni tali che, anche senza tener conto di quanto h ändato disperso,
ciö che rimane d tuttora tanto meravigliosamente fastoso da formare il
centro d’attrazione degli Studiosi e degli amatori per tutta l’alta Italia.
La parte inferiore della fronte con cosi ricca profusione di scolture safebbe
giä di per s6 sufficente a giustificare la grande popolaritä che il luogo
vanta in tutto il mondo se anche all’ interno quel periodo non avesse
lasciate tracce elettissime d’arte negli stalli intarsiati e intagliati del coro
dei monaci, nelle pale degli altari, nei monumenti.
La decorazione pittorica era giä a buon punto quando Perugino fu
invitato ad ornare di opere sue una cappella della chiesa. Dopo compiute le
minori ornamentazioni nei chiostri e in diversi locali, sposate intimamente
ai concetti costruttivi introdotti dopo il trionfo delle idee nuove della
Rinascenza, s’erano riccamente coperte di affreschi le völte della navate
del tempio per opera di Ambro gio Fossano detto il Bergognone. Questo
genialissimo e dolcissimo pittore, insieme al fratello Bernardino, aveva
rappresentate le figure dei santi e dei profeti nei medaglioni e aveva
coperte di composizioni figurative le pareti della navata trasversale con
l’incoronazione della Vergine, con le figure genuflesse di Francesco Sforza
e di Lodovico il Moro e la presentazione del modello della Certosa
alla Vergine da parte di G. Galeazzo e dei figli Gabriele, Filippo Maria
e Giovanni Maria. L’ opera del Bergognone a prö della Certosa — che
trova riscontro a pena, per la molteplicitä e per la grazia intima del
Franzesco Malaguzzi Valeri: 11 Perugino e la Certosa di Pavia.
sentimento, con quella del Beato Angelico nel convento di S. Marco a
Firenze — si estese alle pale e ai trittici d’altare, alle piccole tavole
per le celle, al refettorio, alla dispensa. E la sua vita artistica si era
talmente immedesimata con la Certosa, come osserva il Beltrami, che la
tradizione vuole oggi rintracciare il suo intervento anche nelle vetrate,
nelle composizioni per gli stalli del coro e nella fronte de! tempio.
Nel 1490 Bartolomeo Montagna aveva eseguita la grande composizione
della Beata Vergine fra i santi che si custodisce nella sagrestia nuovä
e nel 1496 Macrino d’Alba vi compose la pala d’altare che si vede nella
cappella di S. Ugone; poco dopo vi fu chiamato anche Bernardino Luini.
La storia della cooperazione del Perugino a prö dell’ incremento
artistico della Certosa ä interessante e dopo la scoperta di nuovi docu-
menti si presenta completa e ci apre un nuovo spiraglio di luce sul
dietroscena, dirö cosi, della vita artistica del quattrocento non tutta cosparsa
di rose, come molti continuano ancora a supporre.
Il primo a richiedere l’opera del soave pittore umbro nel Ducato
era stato, per incarico di Lodovico Sforza detto il Moro, il segretario Calcb.
Intorno al 1496 infatti si stavan dipingendo, nel castello di Milano,
i camerini fiancheggianti una loggetta e il pittore si era allontanato, per
uno scandalo di che i documenti non ricordano la natura; il segretario
ducale scriveva in conseguenza all’ Arcivescovo di Milano che vi trovava
a Venezia, in questi termini:
»Monsignore. El pinctore quäle pingeva li camerini nostri hogi ha
facto certo scandalo per al quäle si 6 absentato, et havendo noi adesso
pensare ad altro pinctore per fornire lopera et satisfare a quello de che
si servivamo cum l’opera de questo che e absentato, intendendo che
magistro Petro Perusino si trova li, ce 6 parso darvi cura de parlarli et
intendere da lui sei vole venire ad servire cum dirli che venendo li
faremo condicione tale chel si poterä bene accontentare. Ma in questo
bisognira advertire chel non si trovasse obbligato a quella Illustrissima
signoria perche in tale caso non intendemo farne parola; anci sei fosse
qui, lo vorriamo remandare li. Et perö risguardareti a questo et par-
lando ad epso magistro, ce avisareti de quello chel ve responderä, et sei
vi parera se possa sperare de haverlo. Mediolani, VIII. Junij 1496.
Ludovicus Maria Sfortia Anglus Dux, Mediolani etc.
B. Chalcus.
(Fuori:) »In Cristo patri Domino Guidoantonio Arcimboldo Ducali
Consiliario nostro dilectissimo«
1) Arcliivio di Stato di Milano — Autografi — Fa-ugino. E in doppio esemplare
con leggere varianti. Alla stcssa serie appartcngono tutti gli altri documenti che pubbli-
chiamo in seguito.
374
Franzesco Malaguzzi Valeri:
Questa lettera fu credüta dal Marchese Girolamo d’Adda — che
la pubblicö nelle sue Indagini sulla libreria Visconteo Sforzesca nel Castello
di Pavia — come riferentesi al castello pavese, ma il Beltrami, colle-
gandola ad altri due documenti del 24 Marzo e i Maggio 1495 da lui
editi, provö che l’opera del Perugino era richiesta pel Castello di Milano,
I camerini in questione eran costrutti di fianco alla loggetta del
ponte> detta, non molto esattamente, di Bramante, che serviva a dare
una comunicazione piü diretta dalle sale della corte ducale al recinto
esterno sia per accedere alla cittä che alla campagna o al giardino.
II ponte levatoio antico venne, in seguito, sostituito con uno in laterizio
e scoperto, perch^ le camere fiancheggianti il ponte stesso e di conse-
guenza il portichetto che vi si appoggia parallelamente si presentano
chiaramente come un’ aggiunta, Le camerette vennero costruite nel 1495.
Con la lettera del 24 Marzo 1495 l’architetto Ambrogio Ferrario riferiva
al duca come »le gronde de camerini di dreto dela camera de la
Torre se vä dreto depingendo, e giä gli h dato el bixo et se farä alla
similitudine de quello di rocha. La parieta de foravia farö, parendo
alla S. V., depingere a quadronzini che farano bei vedere. Vederö se
a Milano se atrovono le collone per voltare el transito dela piancheta
e atrovandoli non li mancharö de fare che la S. V, lo atrovarä alla
venuta sua voltato et coperto. El camarino de la lila. Madona duchessa
Vostra consorte solicitarö che sia anche lui fornito presto, e li farö fare
el sollo de quelli quadretini erano nella sala aperta sopra l’orto della
casa del s. Cesaro<^.'‘^)
Alla lettera ducale l’arcivescovo rispondeva, daVenezia, in questi termini :
»Illmo et Exmo Signor mio obsmo. Andai heri da la Illma S» et li si-
gnificai poso le altre cose quello me haveva scripto la S. Vra del desi-
derio haveva la S. Vra de havere Mi’o Petro Perusino scontro del pictor
quäle se e absentato da Milano. Et havendosi inteso el desiderio de
la S. Vra credo che questa Sa Ihaveria concesso alla Ex. Vra et chel
fosse dicto chel haveva tolto ad fare alcuna opera de questa Sa. Ma lo
Illmo Principe dixe chel non era in questa Terra, et per questo non
sapevano como poterlo havere: perchö erano sei mesi chel se partite,
ne sapevano dovi el fosse andato.
Ho avuto in questo giorno la licentia de le artigliarie et munitione
quäle questi giorni fu recercata. Et alla Ex. Vra me racommando.
Venetijs die xiiij Junij 1496. Ex. V. S«r Guidoantonius Archiepiscopus.
(Fuori:) Illmo Principi et Exmo Domino meo Obsmo Domino Duci
Mediolani.«
2) Luca Beltrafui »Il castello di Milano«, Milano, Hoe^li 1894. Capitolo XIII.
II Perugino e la Certosa di Pavia.
375
A Venezia il pittore non s’era trattenuto a lungo e quando il
duca di Milano lo cercava lä egli s’era condotto a Firenze, dove si
trattenne quasi sempre, meno brevi dimore a Fano, a Cantiano, a Sini-
gaglia e altrove finch^ non fu chiamato a Perugia a decorarvi la sala
del Cambio.
Ad ogni modo il Perugino dovette essere presto informato che si
cercava di lui perch^ si mise in rapporti o col Duca stesso o coi certosini
di Pavia che, non sappiamo con quäl mezzo e a quali condizioni, gli
commisero un quadro per la loro chiesa. Un’ altra tavola fu commessa
a un Filippo, che deve essere una persona sola col Filippo de fra Filipino
di cui parla una lettera di Francesco Malatesta a Isabella Gonzaga del
23 Settembre 1502, pubblicata del Braghirolli : ^) h Filippino Lippi. Un
certo Jacopo d’Antonio Lenguzzuoli da Firenze servi d’intermediario fra
i pittori e i monaci. I dipinti dovettero esser commessi al principio dell’
anno 1496 rna sembra che i due rnaestri non si prendessero molta premura
di accontentare i certosini i quali sollecitarono piu volte l’intermediario
a far premura sui pittori. Ma da una lettera del 10 Ottobre 1496 di
Jacopo d’Antonio — che parrebbe l’intagliatore che s’era assunto di
eseguire Vadornamento de legmame cio^ la cornice'dei quadri — risulta
che il torto stava piuttosto da parte dei monaci che non avevano ancor
mandati i denari promessi, bench^ l’opera fosse a buon punto. Ecco
la lettera nella sua rozza ma chiara forma:
»Il nome di Dio adi x. dottobre 1496.
Patres in Chrjsto deo nostro. Voi dite non navere maj autto
risposta da me. Jo vi dicO avervi iscritto piu volte non non mai auto
risposta nisuna: molto mi sono inmaravigliato di voj con ciö sja cossa
che voj avette isritto antonio d^ filipp cattolajo e ditte che jo vi dia
avisso come e vostri lavorj vanno e jo vi dicco che se voj avcssi mandatto
e dannarij che voj avevi a mandarre, chelle tavole sarebanno presso
afornitte Inperroche maestro Pierro Perugjno me n’ha ragionatto e maestro
Filippo a ancora e molto si maravigliano che voj non abjatte proveduto
a questa opra sieche comette in quache unno di qua che provega la
detta opra. Jo arej fornutto ora ladornamento de legnjame se voj mavessi
provedutto de danari cioe le promesse fatte dacordo e cossj ancora e
dipintorj, non altro per ora. Crjsto de malle che jvardi. (Cristo vi
guardi dal male.) Per lo vostro Jacopo dantonio lenguzzuolo a santamarja
in campo in Firenze.
3) Can. Willelmo Braghirolli sNotizie e documenti inediti intoj-no a Pietro
Vannucci detto il Perugino« Perugia, Boncompagni 1874.
Pranzesco Malaguzzi Valeri:
37Ö
(Fuori:) Frattes Jerolamo alla Certosa di Pavja.«^)
Ma le cose andaron per le lunghe, come vedremo. Frattanto il
duca di Milano non aveva rinunciato alla sua idea di avere ai proprii
servizi il Perugino. Bench^ colpito dalla disgrazia della morte della
consorte Beatrice nel gennaio del 1497 Lodovico il Moro, ä pena tre
inesi dopo, riprendeva le pratiche per avere buoni pittori al suo stipendio,
al fine di decorare piü magnificentamente il castello di porta Giovia.
Giä ancor vivente la duchessa si era ordinato che le arcate che comuni-
cavano con la sala della Balla fiancheggiata da una galleria corrispondente
sopra il lato del portico terreno prospettante l’ingresso nella rocchetta
fossero chiuse.
Nel Marzo si scriveva questa lettera diretta, pare, a Perugia:
»Mediolani 28 Martij 1497.
Magnificis Guidoni et Rodulpho de Balionibus.
Per satisfare a certe cose quäle habiamo designato desideramo
havere qui la persona de Mro Petro Perusino: peroch^ essendo pictore
excellente vorriamo valerse de l’opera sua alla satisfactione del desiderio
nostro; C’ ^ reparso adunche de questo scriverne alle M. V. et pregarle
che per nostra contenteza vogliano confortare et indure el dicto Mro
Petro a venir qui et farli intendere che venendo havera tal tractamento
da nui chel si accontentarä sempre de esser venuto.«
Ma il Perugino o non fu rintracciato o non rispose perche nel
Novembre il segrctario ducale riscriveva in questi termini:
»Mediolani 9. Novembris 1497.
Guidoni et Rodulpho Balionibus.
Desideramo haver el servitio del Perusino pictore, per esserne
significato che la peritia sua nel pingere e tale che restariamo ben satis-
facti in alcune cose quäle habiamo in animo: E al adimpletione del
desiderio nostro non ce pare posser usare mezo meliore de le M. V. le
quäle se persuademo possino multo de ipso Perusino. E pero nel ritorno
del nuncio quäle li porta le altre nostre littere ce riparso pregarle che
le ce vogleno firre questo piacere de operare che habiamo ipso Perusino
o per Stare de continuo al servitio nostro o per servirne a tempo limi-
tato: perche lo pigliaremo aquale si vogli partito e li provederemo del
modo secondo che le M. V. ordinarano e gli ne faremo le conventione
dovi lui piü se accontentare: e di questo ne expectamo risposta et cum
celerita etiam se le Mdc V. dovesseno mandare littere a posta perche lo
satisfaremo.«
Questa lettera e l’altra del 10 Maggio 1499 furon pubblicate, con varie ine-
satezze, dal Magenta nella sua opera sulla Certosa di Pavia. Le unianio alle altre
inedite, collazionate su gli originali.
Il Perugino e la Certosa di Pavia.
377
Non possiamo assicurare se e che cosa rispondessero gl’ incari-
cati di rintracciare il pittore. Ma par certo che il Perugino non ve-
nisse nemmeno questa volta a Milano, nonostante le belle Offerte fattegli.
I documenti raccolti dal Beltrami a illustrazione del castello ricordano le
preoccupazioni del Moro perch^, nel breve intervallo di tranquillitä fra
la pace di Novara e la calata del Trivulzio agli ordini di Luigi XII
re di Francia, si scolpisse o si dipingesse lo stemma e il nome sforzesco
sulle varie porte del castello e delle corti interne e, in una seletta ?iegra
e in una camera grande de k asse, Leonardo da Vinci compisse le de-
corazioni intraprese, finche, in previsione delle complicazioni politiche
imminenti, si pensö a limitare tutti i lavori a prö della difesa del
castello. Ma di un intervento diretto o indiretto del Perugino in favore
delle decorazioni del luogo non si ha piü nessun cenno.
Invece, nel maggio del 1499, il Duca, evidentemente pregatone dal
Priore e dai certosini, doveva interporre la propria autoritä perch^ il
pittore mantenesse i patti conchiusi con la Certosa e scriveva al proprio
ambasciatore a Firenze, Taddeo Vimercati, questa lettera che, pel tono
con cui era redatta, ottenne finalmente il risultato voluto:
»Domino Thadeo Vicomercato.
Credemo che sapiate el Studio et cura quäle havemo misso perch^
el Monasterio de la Certosa de Pavia fusse fornito, ne la quäle cosa
essendo tanto facto che l’opera serä presto presso el fine, cosi noi
havemo exhortato el venerabile messer lo Priore et frati a che ne le
picture che se havevano fare per devotione et ornamento de la Chiesa,
cercassimo de havere persone electe et prestante ad falle, per la qualcosa
havendoli proposto uno certo Perusino et uno Magistro Philippo, como
pictori prestanti et optimi nel mestero loro quali stano in quella Citä
acio che usassimo de l’opera loro in la pictura de la ancona, cosi de
volunta nostra veneno cum loro ad conventione che li havessino pingere
due ancone et havendoli per questo exbursato bona summa de dinari
perche presto venessino al fine de la pictura depse ancone pare hora
che gia siano passati tri anni che habiano facto la conventione et poco
effecto si veda de la perfectione de tale pictura, il che e alli frati et a
noi porta molestia et perche hormai la longeza loro b fora del debito,
et non ce poriano esser piü ad core quanto sono le cose depso Monasterio,
per questo volemo che vi retrovati cum quelli Exfi et cum chi altro
sarü ad proposito et faciati tale significatione le pregiate ad havere de
loro epsi pictori et prefigerli qualche honesto termino ad finire dicte
ancone et quando poi al prefixo termino non finiscano dicta opera che
li vogliano far costringere ad retrodare li dinari che hano havuto per
fare tale opera da dicti padri et circa questo non mancariti de Studio
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 26
57^
F'rartCesco Malaguzzi Valeri:
perche lefFecto segua. Et de quanto havereti operato ce ne dareti aviso
per vostre Httere. Mediolani, primo Maij 1499.«^)
Puö darsi che il ritardo alla consegna del quadro dipendesse sopra
tutto dal pittore: un documento del tempo ci assicura'che il Perugino
era i>homo longo e quasi inai 7um finisse Opera chcl conmiza, tanta l la
longhezza sua«..^) Ma ciö dipendeva forse dal fatto che allora i com-
inittenti erano quasi sempre gran cattivi pagatori, checch^; se ne creda
da molti scrittori che che credono troppo fiduirosamente nei cosi detti fasti
di mecenati mostrando di aver poca confidenza coi documenti di quell’ epoca
che soli possono darci l’impressione oggettiva dello spirito del tempo. Il
buon Perugino, anche dopo che la fama aveva cantate alte le lodi del suo
genio, era obbligato a condurre vita ben modesta e, come ci assicura una
lettera pubblicata dal Braghirolli, il povero maestro non viveva ehe delle quotidiane
sue fatiche ed era costretto di servire chi lo pagava di 07'a in ora, men for-
tunato di tanti altri suoi colleghi che potevano anche attendere degli
anni il loro avere, visto che questo era un mal vezzo dei committenti.
Questa volta il Perugino si decise a finire e a consegnare il
dipinto ai Certosini di Pavia: dell’ opera richiesta al pittore Filippo
e, a quanto sembra, anche eseguita almeno in parte, non si hanno altre
notizie oltre de riferite.
La storia delle vicende della tavola del Perugino puö esser seguita
fino ad oggi.
Il fatto che il pittore segnö col proprio nome il dipinto impedi
che anche in seguito, quando i puri prodotti dell’ aureo quattrocento
eran misconosciuti e negletti, l’opera andasse smarrita o passasse sotto
altro nome. Nelle sue memorie della Certosa di Pavia infatti il padre
Matteo Valerio, che vi dimorö dal 1604 al 1645 e raccolse notizie preziose
del convento dalle carte del luogo, ricordava, fra i dipinti, anche il
»San Michele di Pietro Perugini.«
Il quadro del Vannucci rimase alla Certosa fino all’ epoca turbinosa
delle soppressioni. Fra le opere piü importanti asportate allora dalla
chiesa fu anche quella: assegnata da prima all’ Accademia di Brera nel
1784, fu venduta, in parte, alla famiglia Melzi nel 1796: solamente uno
dei sei comparti di cui si componeva si vede tuttora nella chiesa, nella
cappella di S. Michele Arcangelo, la seconda a sinistra. E’ il comparto
superiore di mezzo: i tre inferiori vennero sostituiti da copie che eran
state eseguite nel 1586, mentre nei due scomparti superiori si collocarono
5) Archivio di Stato di Milano. Registro delle missive 1498 — 99 N. 210 c. 158—59.
®) In Braghirolli op. cit.
7) Archivio Storico Lombanlo. A. VI. 1879 pag. 141.
tl I^eiuginö e la Certosa di l^avlsl.
370
due frammenti di una pala del da Fossano detto il Bergognone. Dis-
graziatamente nel 1856 le parti spettanti alla famiglia Melzi e precisa-
mente quelle con le figure della Vergine e del Bambino, dell’ arcangelo
Michele e dell’ arcangelo Raffaele col piccolo Tobia passarono alla
Galleria Nazionale di Londra. Nonostante la disposizione Vicereale del
19 Aprile 1827 che acconsentiva l’esportazione degli oggetti d’arte sol-
tanto »se manch! un pregio particolare nell’ opera d’arte« e nonostante
che la Commissione di Pittura dell’ accademia di Belle Arti di Milano,
a ciö interpellata, giudicasse che l’opera era di gran valore storico e
artistico, sia per la notoria provenienza sua, sia per l’eccellenza della
esecuzione e del nome che le era legato, e quindi non doveva
essere asportata dallo Stato lombardo-veneto, il prezioso dipinto pot6
esulare, a esempio triste ma luminoso che il fare le leggi ä ancora il
meno quando non si ha l’animo di farle osservare. Il dipinto fu presen-
tato dalla ditta Buffet e Bevuto e fu acquistato per centomila lire da Ottone
Mündler per conto del Museo Britannico del quäle era agente.
A scagionare, se pur ve n’ ha di bisogno, di ogni responsabilitä i
bravi componenti la Commissione che esaminö il quadro prima del suo
esilio, fra i quali erano artisti e Studiosi d’arte come l’Hayez, il Molteni,
il Mongeri, mi piace ricordare qui la loro relazione che tolgo da gli
atti relativ! a quell’ esportazione che si conservano nell’ Archivio di Stato
di Milano.®)
»21 Febbraio 1856.
Esame e giudizio di tre quadri in tavola trasmessi dalla ditta
Buffet e Bevuto con istanza tendente ad ottenere il permesso di spedirli
all’ estero.
Consiglieri componenti la Commissione: Cav. Hayez, Cav. Molteni,
Prof. Sogni, Prof. Servi, Prof. Bisi Luigi, Prof. Bisi Giuseppe, Prof.
G. Mongeri.
Preso in attenta considerazione il capolavoro presentato dalla nomi»
nata Ditta pel trasporto all’ estero, prima d’ogni cosa la Commissione
ha riconosciuto che esso, come venne segnato nell’ istanza, si compone
di tre tavole staccate, quantunque costituisca un complesso unico; delle
quali la tavola centrale rappresenta la Vergine col Divino infante sorretto
e circondato da Angeli, quella a destra dell’ osservatore l’Arcangelo
Raffaele col fanciullo Tobia, e la sinistra l’Arcangelo S. Michele. Esse
sono trovate d’una rara freschezza e di una bellezza e venustä ancor
piü rare, e devono anzi essere riputate fra le piii celebrate opere di
Pietro Vannucci detto il Perugino, del quäle portano il nome segnato,
non senza ragione, dal pittore istesso ai piedi dell’ Arcangelo S. Michele.
Autografi cit.
26*
380
Francesco Malaguzzi Valeri:
Si rammen ta • poi dai presenti Consiglieri che questo egregio dipinto
^ ben notö come lavoro di detto artefice, siccome quello che esisteva
giä in uno de’ nostri piü magnifici templi (la Certosa di Pavia) e per
effetto delle politiche vicende dello scorso secolo, venuto in proprietä
privata della famiglia ducale Melzi, dalla quäle sarebbesi ora alienato
per essere trasportato all’ estero.
Senza discendere a discussioni, la Commissione assicurata sull’
identitä dell’ oggetto e compresa dell’ importanza grandissima che esso
tiene nella storia dell’ arte e pei meriti intrinseci ammirabili che vi
riscontra, non saprebbe porgere la propria adesione di vedere spogliato
10 Stato nostro di opera cosi eletta e si limita pertanto a dichiarare
che, se havvi capolavoro, cui siano applicabili le riserve contenute nella
disposizione Vicereale comunicata col Governativo Dispaccio 27 Aprile
1827, No. 12559 — 2114, egli ä certamente questo.
Firmato Ge Molteni
„ Francesco Hayez
„ Giuseppe Bisi
„ Gio. Servi
„ I>uigi Bisi
„ Gius. Sogni
„ Ge Mongeri.«
Coftie osservava recentemente il Williamson, che al Perugino dedicö
uno dei volumi della serie Great Masters in Pamtmg a7id Sculpture^') il
quadro della National Gallery h uno dei piü attraenti del maestro. Si
noti poi coni esso accolga tutte le caratteristiche a lui peculiari. I rapporti
con altre opere note del pittore vi sono infatti grandissimi. T.a figura del
S. Michele, rivestito di armatura, a gambe aperte, la sinistra appoggiata
alla grande targa a testa di cavallo ornata ricorre nel quadro della
Pinacoteca di Bologna — in cui la bella figura si appoggia mollemente
presentando la targa di profilo anzi che di faccia — , nella sala del
Cambio a Perugia piü fantasticamente ideata e piü naturale, nell’
Assunzione della Vergine dell’ Accademia di Firenze, identica nella posa
al quadro di Londra ma con diverse varianti nell’ acconciatura e altrove.
11 gruppo della Vergine adorante il Bambino in un paesaggio -a colli-
nette degradanti dolcemente all’ orizzonte presenta >una dolcezza intima
che stupise anche se rappresentata da un maestro come il nostro che della
grazia e del raccoglimento s’era fatta una specialitä nell’ arte. Il pittore
ideö il gentile gruppo piü felicemente che nelle grande Adorazione di
Villa Albani, ove le figure fanno circolo intorno al bambino steso nudo
9) London. George Bell and Sons, 1900, ill.
II Perugino e la Certosa di Pavia.
381
SU un drappo, la testa appoggiata a un rotolo a mö di cuscino, come
amö rappresentarlo il Francia, che ofifre tanti e naturali punti di contatto
col maestro umbro; e la figura della giovane madre nel quadro di
Londra h condotta a un grado di bellezza ben maggiore della sua
corrispondente del quadro di Roma eseguito nel 1491: ciö che prova
che il pittore progrediva rapidamente verso la perfezione della bellezza
mistica. Il terzo gruppo dell’ angelo e del piccolo Tobia presenta un’
attrattiva meravigliosa: fra il fanciullo e l’angiolo — maschia figura d’Apollo
cristiano di splendida modellatura sotto le vesti che lo avvolgono — corre
tale corrente di dolci sensi da fare di questo gruppo gentilissimo la cosa
piü attraente di tutta l’opera d’arte del Perugino.
Die Vision des Ezechiel (cap. 37) auf einer byzantinischen
Elfenbeinplatte.
Von E. von Dobschütz.
Das British Museum besitzt als Schenkung von F. Slade (1856)
unter den frühchristlichen Altertümern eine kleine byzantinische Elfen-
beinplatte des 9. Jahrhunderts, auf welcher H. Graeven eine Darstellung
der Hadesfahrt Christi erkennen zu sollen glaubte.^) O. M. Dalton hat
in seinem vortrefflichen Katalog jener Sammlung diese Deutung sich an-
geeignet. ^
Ich habe gegen die Richtigkeit dieser Deutung Bedenken. Zu-
nächst schon dies, daß die Darstellung völlig von dem sonstigen Typus
der Hadesfahrtdarstellungen abweicht; sodann daß die deutende Inschrift
dabei nicht zu ihrem Rechte kommt. Ich glaube ferner, mit einer an-
deren Deutung die Komposition besser erklären, die Inschrift natürlicher
ausiegen zu können.
Wir sehen auf der Platte scheinbar zwei Bilder. Die rechte Hälfte
wird eingenommen von einer Christusszene: Christus, in der Mandorla
mit Kreuznimbus, tront auf der Iris; seine Füße ruhen auf einem vier-
beinigen Schemel, der seinerseits mit vier kugelförmigen Füßen auf dem
Erdboden steht; Christus hält in der Linken das edelsteinbesetzte Evan-
gelienbuch, während die Rechte in griechischem Segensgestus nach links
hinüberweist; Gesicht und Körper sind merkwürdigerweise leicht nach
der entgegengesetzten Seite gewendet. Den Hintergrund bilden hier acht
in ganzer Figur über die Mandorla hervorragende Engel mit gelocktem
Haar und glattem Nimbus, sehr geschickt gruppiert, sodaß einer, rechts
von der Mandorla stehend, diese gleichsam hält, die andern links in zwei
1) Jahrb. der kunsthist. Sammlungen des Allerh. Kaiserhauses XX, 1899. S. ii,
vgl. dess. Elfenbeinwerke Ser. I 45, wo die von Gr. selbst in Jahrb. der K. prcuß.
Kunstsammlungen XVIII, 1897, S. 14,, A. i gegebene Deutung auf die Segnung der
Kinder durch Christus zurückgenommen ist.
2) Catalogue of early Christian antiquities in the British Museum, 1901. S. 56,
no. 299, Tafel XI.
E. V. Dobschütz: Die Vision des Ezechiel (cap. 37) etc.
383
aufsteigenden Reihen rangiert sind. Die drei in der vorderen Reihe
halten die gleiche Richtung nach rechts ein wie Gesicht und Körper
Christi; die obersten der hinteren Reihe blicken den Be'schauer an, die
beiden am meisten links stehenden aber sehen mehr nach links, wie denn
auch der einzelstehende Engel rechts dem Gestus der Hand Christi mit
den Augen folgt.
Scheinbar unabhängig davon ist die Szene der linken Hälfte: dort
steht eine hohe Figur aufrecht, größer als die Mandorla um Christus; die
männliche Gestalt ist gekleidet ganz wie Christus, mit Chiton und Chla-
mys, auch der Kopf mit Bart und Haar gleicht dem Christuskopf und ist
gleich diesem nach rechts zu gewendet; aber der Nimbus ist ein einfacher,
ohne Kreuz. Die Linke, eine Rolle haltend, berührt fast die Mandorla,
während die Rechte mit dem gleichen Gestus wie bei Christus nach
links ausgestreckt ist. Unter dieser Hand sehen wir drei nackte Ge-
stalten, das Haar ebenso gelockt wie die Engel, sich aus einem umfrie-
deten Raum erheben. Die Beine sind merkwürdig verzerrt, bei dem
einen wohl abgebrochen; unten liegen Stücke, die man als einzelne
Knochen deuten kann. Den Hintergrund bildet ein Gemäuer, auf dem
sich ein Gebäude mit zwei von vier Säulen getragenen Giebeln erhebt;
eine Tür und zwei Fenster sind angedeutet. Über den Giebeln steht
die Inschrift, auf die wir gleich zurückkommen.
Die Zweiteilung fällt zwar sehr in die Augen, aber der Künstler
hat doch die Beziehung beider Hälften aufeinander deutlich genug ge-
macht: wir haben schon die länkswendung mehrerer Figuren der rechten,
die Rechtswendung der Hauptfigur der linken Hälfte erwähnt. Christi
rechter Arm bildet, ohne daß dies unschön steif ausgefallen wäre, eine
Linie, die von dem linken Arm der stehenden Figur übernommen, in deren
rechtem sich wieder fortsetzt. Schließlich steht auch diese Figur auf
demselben Boden wie der Schemel Christi.
Die Inschrift oberhalb des architektonischen Hintergrundes besagt:
Tote 0 ^ or^a (so!) tou ift \ ct&v xa oaxa. Ich vermute, daß irgendwo
noch die Buchstaben xr^ stecken (auf der Photographie kann man im
Schatten rechts von den Engeln und links von dem linken Giebel nichts
erkennen), in 7]VEax/j3£V hätten wir eine doppelaugmentierte Aoristform von
dviaxr^jxi^, während Graeven und Dal ton r^v£33£v als Verschreibung für
dviaxr^asv ansehen. Jedenfalls heißt es: »Dann richtete Christus durch
den ifi’ die Gebeine wieder auf.«
Wie ist nun die Ligatur iR’ aufzulösen r Graeven meint Trpoopofxou,
die bekannte zuerst durch den Gnostiker Herakleon eingeführte, von
3) analog vgl. Kühner-Blaß, Gramm, der grieclif Sprache § 205.
384
/
E. Dobschütz:
Clemens und Origenes gutgeheißene und im kirchlichen Sj^rachgebrauch
eingebürgerte Bezeichnung des Täufers Johannes,^) die bei den Griechen
die vorherrschende wurde, während das Abendland sich an das biblische
Johannes baptista hielt. Graeven denkt daran, daß man die Vorläufer-
schaft des Johannes auch auf die Hadespredigt Jesu bezogt), und läßt
hier die Befreiung der Patriarchen aus dem Hades, dessen Tore die
Architektur darstelle, in Jesu Auftrag von Johannes vollzogen sein.
Dieser Gedanke aber ist in der Überlieferung gänzlich unbelegt: sie hält
sich immer daran, daß der Vorläufer nur Jesum ankündigt. So tritt in
dem zweiten Teil des Evangelium Nicodemi nach dem alten Symeon
Johannes im Anachoretenkostüm (quasi heremicola) auf und berichtet
den Vätern im Hades von seiner Büßpredigt und der Taufe Jesu, die
ihnen eine Gewähr für sein baldiges Erscheinen und ihre Befreiung ist.®)
Diese Hadespredigt des Täufers stellt auch das Paleotto von Monza dar.
Ferner aber ist dem Gedanken der Hadesfahrt ganz fremd die Be-
ziehung auf die Wiedererweckung des Leibes, oder wie es hier in der
Beischrift noch realistischer ausgedrückt ist, die Wiederaufrichtung der
Gebeine. Das erinnert den Bibelkenner sofort an eine berühmte Pro-
phetenstelle, Ezech. 37, die Vision der verdorrten Gebeine:'^)
1 Und über mich kam die Hand des Herrn;
und der Herr führte mich im Geiste hinaus
und stellte mich mitten auf die Ebene,
und die war voll Menschengebeinen.
2 Und er führte mich rund um sie herum,
und siche, cs waren sehr viel auf der Ebene, gar trocken.
3 Und er sprach zu mir: Menschenkind, werden diese Gebeine
lebendig werden?
und ich sprach: Herr, Herr, du weißt das.
4 Und er sprach zu mir: Weissage®) über diese Gebeine und sprich
zu ihnen:
Ihr dürren Gebeine, höret des Herrn Wort:
5 »So spricht der Herr zu diesen Gebeinen:
Siehe ich bringe über euch den Geist®) des Lebens
^) Origenes in Joh. comm. VI, 23; vgl. Brooke, Texts and Studies I 4, S. 63;
auch Clemens Alex, protr. i Adamantins I 26.
5) Schon Hippolyt, de antichristo 45, p. 29 Achclis.
6) Tischendorf, evangelia apocrypha * 392 h; vgl. 426 und 324 h, awei jüngere
Formen; die ältere ist benutzt bei Eusebius Alexandrinus (oder Emesenus i“), de adventu
loannis in infernum, Migne Patr. gr. 86, 509—526.
7) Ich übersetze nach den LXX, dem für den byzantinischen Künstler allein in
betracht kommenden Bibeltext.
®) Weissagen (rpocpT|-£U£iv) hat hier wie oft nicht die Bedeutung: Künftiges vor-
ausverkünden, sondern: in gottgewirkter Rede, feierlich, machtvoll aussprechen.
®) Geist, Odem, Wind ist durch dasselbe Wort bezeichnet.
Die Vision des Ezechiel (cap. 37) auf einer byzantinischen Elfenbeinplatte. ^85
6 und gebe euch Sehnen
und überziehe euch mit Fleisch
und spanne über euch Haut
und gebe meinen Geist in euch — und ihr werdet leben
und ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin.«
7 Und ich weissagte, wie er mir aufgetragen hatte;
und es geschah, da ich noch redete, da kam ein Erdbeben,
und es brachte zusammen die Gebeine zu ihrem Gefüge,
8 und ich sah, und siehe, Sehnen und Fleisch erwuchs an ihnen
und Häute zogen sich über sie ;
aber noch war kein Geist in ihnen.
9 Und er sprach zu mir: Weissage zu dem Geist hin,
weissage, Menschenkind, und sprich zu dem Geist:
»So spricht der Herr: Von den vier Winden komm
und blase in diese Totengebeine, daß sie leben.«
IO Und ich weissagte, wie er mir aufgetragen hatte,
und Geist kam in sie, und sie wurden lebendig
und traten auf ihre Füße, eine gar große Schar.
Gewaltig ist in dieser Vision die nationale Wiederaufrichtung
Israels aus der Niederwerfung im Exil symbolisiert. Begreiflicherweise
aber fand die christliche Exegese darin etwas ganz anderes: die Weis-
sagung der Totenerweckung bei der Wiederkunft Christi. Als ein pro-
phetischer Beleg für den Glaubenssatz von der allgemeinen Auferstehung
des Fleisches hat Ezech. 37 in der christlichen Glaubenslehre immer eine
große Rolle gespielt.^®)
Auch in der bildenden Kunst findet sich die Szene einigemal, offen-
bar um der gleichen Beziehung willen. So auf mehreren römischen
Sarkophagen im Lateranmuseum (Garrucci 3121, 3181 [= Bottari 195],
3722 [= B. 134]; 3764; 3983 [= B. 38, auch bei Heuser und Kraus]),
in der Villa Ludovisi (V. Schnitze, Archäologische Studien 99 ff.) und in
Gerona (Garrucci 3743). Der Prophet erscheint hier immer jugendlich
bartlos, sodaß Garrucci nicht mit Unrecht sagt: »Ezechiele, ovvero in sua
vece Cristo«; er hält meist die Schriftrolle in der Linken und in der
Rechten den Wunderstab. Fast regelmäßig steht ihm zur Seite, ihn an-
schauend, eine zweite Figur, die bärtig aufgefaßt ist; sie berührt jenen
mit der Rechten an der Schulter, ein Gestus, der sich kaum als segnend
bezeichnen läßt; es ist ein aufmerksam machen, anweisen. Das kann
1^) Man vergleiche z. B. schon Justin apol. I 52; Irenaeus adv. haer. V. 15;
Tertullian de resurr. carnis 29; Cyprian testim. III 58; Ambrosius de fide resurr. II 73 ;
Cyrill. Alex. adv. anthropom. 9 ; Paulin Nolan. carm. 31, 3 1 1 ff. ; die Ezechielkommen-
tare des Hieronymus, Gregor. Magnus, Rabanus Maurus, Rupertus abbas, Richard von
S. Victor u. a.
Vgl. Heuser in Kraus Realencykl. I 473; Kraus Gesch. der christl. Kunst
I 147; J. Fickers Katalog des christlichen Museums im Lateran.
386
E. V. Dobschüte:
freilich kaum ein Jünger des Propheten sein. Ist es mehr als eine Füll-
figur, wie solche ja auf Sarkophagen nicht selten zur Raumausfüllung und
Hervorhebung der Hauptfigur erscheinen — auch bei unserer Szene sind
noch zuweilen ein bis zwei bartlose oder auch bärtige Köpfe im Hintergrund
angebracht'“) — , so muß man sie als den ewigen Logos oder präexistenten
Christus auffassen, der dem Propheten das Wunder aufträgt. Oder aber
Christus und Prophet haben die Rollen getauscht: die Jugendliche Ge-
stalt mit dem Wunderstab (und Rolle) ist Christus, der das Wunder voll-
bringt, und neben ihm steht der Prophet, nur darauf hinweisend. Das
Wunder selbst ist angedeutet durch einige nackte Körper, die teils auf
ihren Füßen stehen, teils liegen; daneben sind dann meist noch ein oder
zwei Köpfe bezw. Schädel angebracht, das sicherste Unterscheidungs-
zeichen unserer Szene von der Schöpfung Adams und Evas, die auf Sar-
kophagen ähnlich dargestellt wird.'"')
Ganz anders ist dieselbe Szene auf einer Kölner Goldglasschüssel auf-
gefaßt.'^) Der erste Herausgeber erklärte diese Darstellung für das Felsen-'
wunder des Moses. Der Prophet steht hier allein, bärtig: mit dem Wunder-
stabe berührt er ein einem Felsen allerdings ähnliches Gebilde, auf dem
auch Wasser angedeutet zu sein scheint; nur daß statt der trinkenden
Israeliten einzelne Gliedmaßen, ein Kopf, zwei Hände, zwei Beine, ver-
streut erscheinen. Tatsächlich handelt es sich (nach Vopels genauer Be-
schreibung) um eine mit grünen Tupfen überdeckte, rechts durch einen
wellenförmigen Goldstreifen abgeschlossene Fläche, die Ebene, auf der
die dürren Gebeine herumliegen. Bäume umschließen die Szene. Es ist
eine nicht ohne Kühnheit ausgeführte Komposition, die entschieden
malerisches Verständnis zeigt.
Dieser nicht eben großen Zahl von Darstellungen der .Vision in
Ezech. 37'^) ist unser Elfenbeinplättchen auzureihen. Denn es ei^cheint
kaum zweifelhaft, daß ifi" 7rf/0'.pr)T'/j; aufzulösen und in der stehenden Haupt-
figur der Prophet Ezechiel zu erkennen ist, der im Auftrag des Herrn
12) Garr. 3121, 3722 ein bartloser, 3743 zwei bärtige Köpfe: mit diesen' Begleit-
figuren gehört auch der bartlose Mann in ganzer Figur bei Garr. 3983 zusammen, nicht
mit der sonst vorkominenden bärtigen Gestalt.
12) Vgl. Garrucci 3611, 3652; bei 3181 z. B. kann man schwanken, ob wirklich
die Vision Ezechiels oder die Schöpfung gemeint ist.
11) H. Düntzer, Aus der Antikensammlung des Herrn Ed. Herstatt in Köln,
Jahrbücher des Vereins der Altertumsfreunde im Rheinland, XLII, 1867, 168 — 182, Taf. V;
Heuser in de Rossis Bulletino 1866, 3, 52; Garrucci, vetri ornati di figure in ore 169;
Vopel, Die altchristlichen Goldgläser 66.
12) Nach freundlicher Mitteilung von Dr. A. Haseloff findet sich diese Vision auch
auf mittelalterlichen Miniaturen nur selten, z. B. in einer Erlanger Bibel des 12. Jahrh.
Die Vision des Ezechiel (cap. 37) auf einer byzantinischen Elfenbeinplatte. ^87
die Totengebeine erweckt. Das erklärt völlig die Inschrift, aber auch
die Komposition, In der Haltung des Propheten drückt sich vorzüglich
das »So spricht der Herr« aus. Die unfertigen Gestalten, die Knochen,
die wir wahrzunehmen glaubten, gehören wirklich dieser Vision an. Daß
die Gestalten sich wie aus einer gemauerten Gruft (rectangular tomb,
Dalton) erheben, die an den Hades denken ließ, ist nur Täuschung: dar-
gestellt ist die umfriedete Ebene, um die herum der Prophet soeben
geführt worden ist (v. 2). Die Architektur des Hintergrundes mag, soweit
ihr über den rein dekorativen Zweck hinaus eine Bedeutung beigemessen
werden muß, die Stadt in Babylonien darstellen sollen, in der Ezechiel
lebte und aus der er vom Geist des Herrn auf jene Ebene hinausgeführt
worden war (v. i). Ist es doch dieser ihrem Wesen nach illustrativen,
exegetischen Kunst eigen, daß sie, dem Schrifttext Vers um Vers, Wort
um Wort nachgehend, möglichst alle darin enthaltenen Einzelmomente
zur Anschauung zu bringen sucht. Von der Ezechielvision aus begreift
sich auch erst ganz die Darstellung Christi. Der vierfüßige Schemel soll
der Cherubwagen sein, wie ihn gerade der Prophet Ezechiel cap. i u. 10
schildert.^®) Die ganze Haltung Christi, Seine Wendung nach rechts statt
auf das Hauptziel links zu, deutet an, wie er auf diesem Wagen an dem
Propheten vorüberfährt.
Diese Elfenbeinschnitzerei weicht von den altchristlichen Dar-
stellungen auf den Sarkophagen und auf der Goldglasschüssel beträchtlich
ab: sie ist im Stile der späteren Zeit viel reicher gehalten. Und doch
lassen sich gewisse Berührungen nicht verkennen, besonders mit der Form
auf den Sarkophagen, Dort fanden wir den jugendlichen Propheten, der
fast für einen Christus anzusprechen war: hier fiel uns auf, daß der
Prophet dem bärtigen Christustypus ganz gleichgestaltet ist. Dort stand
dem, Propheten gegenüber die eine bärtige Gestalt, in der wir den Auf-
trag gebenden Herrn erkannten: hier entspricht dem der auf dem Cherub-
wagen vorüberfahrende Christus in der Mandorla. Dort fanden wir
meist zwei fertigaufgerichtete Gestalten und ein oder zwei Schädel: hier
liegen unter den sich eben emporreckenden, noch unfertigen Figuren
etliche Knochen, was dem Texte noch exakter entsirricht.
Die kleine Platte kann nicht für sich gestanden haben. Das be-
weist schon das xotö am Anfang der Inschrift. Graeven folgert daraus,
daß die Vorlage eine Buchmalerei war. Es ist möglich, daß unsere Dar-
1®) Ähnliche Schemel finden sich freilich auch sonst. Aber sie haben dann oft
mehr Füße, z. B. auf dem Berliner Elfenbein Bode-Tschudi, LXII n. 442. Auch kann
in ein sonst geläufiges Motiv der spezielle Gedanke an den Cherubwagen von dem
Künstler eingetragen worden, bezw. jenes um dieses willen gewählt worden sein.
388
E. V Dohschütz: Die Vision des Ezechiel (cap. 37) etc.
Stellung in einen Zyklus von Illustrationen zu dem ja an Motiven so
reichen, phantastischen Buch des Ezechiel gehört. Man kann sich aber
auch eine mehr dogmatische Behandlung der letzten Dinge in mehreren
Szenen denken. Vielleicht läßt sich aus den liturgischen Gebeten und
Gesängen der griechischen Kirche noch einmal feststellen, iri welche Ge-
dankenreihe diese Darstellung von Ezechiel 37 mit der eigenartigen Form
ihrer Inschrift hineingehört.
Reichenauer Malerei und Ornamentik im Übergang
von der karolingischen zur ottonischen Zeit.
Von Georg Swarzenski.
Die beiden Schulen, deren Bedeutung für die Anfänge deutscher
Malerei hier in einem bestimmten Sinne untersucht werden soll, sind
vielleicht die bekanntesten innerhalb der Frühzeit der deutschen Kunst.
Was Rahn in seiner Publikation des Psalterium aureum^) für St. Gallen
leistete, trugen Beissel,^) Kraus, Vöge^) und Haseloff^) durch Veröfifent-
lichung einzelner Denkmäler und zusammenhängende Studien für die
Reichenau zusammen. So ist die Bedeutung beider Schulen fast populär
geworden, und ein Wiederaufgreifen dieses Themas erscheint fast über-
flüssig. Aber der Charakter der genannten Arbeiten, die sich über einen
Zeitraum von fast 25 Jahren verteilen, erklärt es, daß hier noch manches
zu sagen bleibt, und ergibt auch die Richtung, in der eine erneute
Untersuchung sich zu bewegen hat. Rahn hatte nur St. Gallen und die
karolingische Zeit im Auge; die andern haben bewußt oder unbewußt
für die Reichenau und die ottonische Zeit gearbeitet. Aber gerade die
engen Beziehungen, die die beiden Klöster verbinden, sind auf dem
Gebiete, das sich heute am deutlichsten verfolgen läßt, noch nicht ein-
gehend untersucht worden, — trotz der bekannten Nachrichten über
entsprechende Zusammenhänge auf dem Gebiet der Monumentalmalerei,
trotz der Ergebnisse baugeschichtlicher Untersuchungen,^) und obwohl
1) Rahn, Das Psalterium Aureum von St. Gallen. St. Gallen 1878.
2) Die Bilder der Hs. des Kaisers Otto im Münster zu Aachen. Aachen 1886.
2) Die Miniaturen des Kodex Egberti etc. Freiburg 1884. Die Wandgemälde
der St. Georgskirche zu Oberzell auf der Reichenau. 1884.
Eine deutsche Malerschule etc. Westdeutsche Zeitschrift. Trier 1891.
Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier. Festschrift der Gesellschaft für
nützliche Forschungen. Trier- 1901.
6) Neuwirth, Die Bautätigkeit der alamannischen Klöster St. Gallen, Reichenau
und Petershausen. (SB. der phil.-hist. CI. der k. Akad. CVl, i.) Wien 1884.
Georg Swärzenski:
30Ö
die literarischen, politischen, wirtschaftlichen und persönlichen Beziehungen
z^yischen beiden Klöstern diese geradezu als Schwesterschulen erscheinen
lassen. Nur die Beachtung der Zusammenhänge zwischen beiden Schulen
wird aber einer kunstgeschichtlichen Betrachtung die Möglichkeit geben,
eine Brücke zu schlagen zwischen den Meisterwerken der ottonischen
und der karolingischen Zeit und so die einzelnen Entwicklungsstufen
einer zur größten Bedeutung bestimmten Malschule aufzudecken, wie sie
gerade in dieser Zeit an keinem zweiten Orte mit gleicher Deutlichkeit
zu verfolgen sind.
Bereits bei der Aufstellung des bloßen Begriffes und des Materials
der beiden Schulen ergibt sich eine Schwierigkeit, die die Beurteilung
stark beeinflußt. Die St. Gallische Bibliothek befindet sich noch heute
an Ort und Stelle, und die dortigen Bestände sind reich genug, einen
Überblick über die Tätigkeit und Entwicklung der Schule zu geben. Auch
hier ist zwar vieles verloren gegangen, und manches bedeutende Werk
der St. Gallener Schule ist nachzuweisen, das an andere Orte gekommen
ist. Aber der heutige Bestand der Bibliothek darf doch als maßgebend
gelten bei der Aufstellung des Werkes der Schule und bei der Bestim-
mung ihres künstlerischen Charakters. Dagegen ist die Reichenauer
Bibliothek, abgesehen von den Verheerungen in alter Zeit und dem
kleinen, geschlossenen Komplex in Karlsruhe, völlig zerstreut, und gerade
die kunsthistorisch wichtigen Prachtwerke der Schule waren hier von
vornherein mehr für den Export bestimmt, als dies in St. Gallen der
Fall w’ar. Daher ist es erst kürzlich eingehenden Untersuchungen und
scharfsinnigen Beobachtungen gelungen, die durch Vöge bekannt ge-
wordene, fruchtbarste Schule der ottonisch-heinricischen Zeit auf Reichenau
zu lokalisieren.
Dies ist das Verdienst Haseloffs, der durch diese Zuweisung es erst
ermöglicht, von einer Reichenauer Schule tatsächlich zu sprechen, während
vorher auf Grund der Wandmalereien der Georgskirche, der Schriftquellen,
der Miniaturen des Egbertkodex, höchstens der Schluß auf die Existenz
einer solchen sehr nahe lag. Anschaulicher als Haseloffs komplizierte
Ausführungen beweist die Richtigkeit seiner Behauptung eine Handschrift,
die ihm wie Vöge unbekannt geblieben war, und die gleichsam die
Probe aufs Exempel ergibt; Eine Vita sei. Oudalrici, von. Berno von
Reichenau verfaßt und Fridebold von St. Afra gewidmet. Das künstlerisch
ausgestattete Exemplar in Wien"^) ist als das eigentliche Widmungs-
exemplar anzusehen. So ist einerseits seine Reichenauer Entstehung
7) Hofbibi. Cod. 573. Die Hs. ist zugleich wertvoll als Beleg für die Beziehungen
der Augsburger Kunst zu Reichenau, die auch auf Grund anderer Denkmäler zu kon-
statieren sind.
Relchenäuer Malerei und Ömämentlk.
39*
gesichert, und andrerseits zeigt ein Blick auf Initialschinuck, Bild und
Schrift, daß die Handschrift ohne jeden Zweifel ein Werk eben jener
Schule ist, die Vöge zuerst behandelt hat und die nun nicht mehr nach
ihrem Bearbeiter als die »Vögesche«, sondern getrost als die Reichenauer
bezeichnet werden darf.
Diese von Vöge bearbeitete Gruppe, die Liuthargruppe, bildet das
letzte, jüngste Stadium der Reichenauer Schule unserer Epoche. Ihre
historische Bedeutung liegt auf dekorativem Gebiete in einem energie-
vollen Umgestalten und noch mehr in einem planmäßigen Ausscheiden
alter Motive aus dem erdrückenden Motivenschatz der alamannischen
Ornamentik, in malerischer Beziehung vor allem in der Aufstellung, eines
klaren, bequemen und unzweideutigen Modus für die Gestaltung der
Komposition, Figurenbildung und Technik in dem zeitgemäßen Sinne.
Daher der Eindruck des Neuen und Bedeutungsvollen in einigen hervor-
ragenden Arbeiten der Frühzeit, daher aber auch die beispiellose
Trockenheit und Zähigkeit der Tradition in den Durchschnittsarbeiten
dieses Ateliers, das, wie kein anderes, mehrere Generationen hindurch
imstande war, die erstarkenden Regungen eines kindlichen, aesthetischen
Bedürfnisses bei Hof und Kirche zu befriedigen. Wie sehr auch diese
letzte Etappe der Schule auf der Tradition fußt, ist zwar noch nicht
eingehend untersucht, aber doch bereits klar geworden, indem die Aus-
führungen Haseloffs eben als Konsequenz zu der Lokalisierung dieser
Arbeiten auf Reichenau führten. Ich will nur das eine betonen, daß
selbst in den spätesten Arbeiten dieser Gruppe und in provinziellen
Ablegern®) derselben wichtige Dinge, die den Habitus dieser Hand-
schriften wesentlich mitbestimmen, sich zurückverfolgen lassen bis zu den
Prachtwerken der St. Gallener Schule, die um die Wende des 9. und 10.
Jahrhunderts — also hundert Jahre früher — entstanden sind. Nicht nur
die Schrift erweist sich in jenen Arbeiten abhängig von diesen, sondern
vor allem auch die Art der Verteilung der Schrift im Raume, die Wahl
der Schriftgattungen in den Initien, Rubriken und im Übergang vom
Initial zur laufenden Schrift des Textes. Späte Handschriften der st.
gallischen Schule zeigen diesen Typus, der mit Sintraras Evangelium
longum und seinen Verwandten zuerst auftritt,®) nicht mehr. Wir dürfen
also schon jetzt sagen, daß wichtige Elemente der St. Gallener Schule
in Reichenau eine Art Nachblüte erlebt haben.
Dieser Fall ist typisch für das Verhältnis der beiden Schulen zu-
einander während des ganzen 10. Jahrhunderts. Je weiter man, schritt-
8) Z. B. in der Mindcner Handschriftengnippe, die Vöge, Repert. f. Kw. XVI. 1893,
behandelt hat.
9) Hierüber s. unten.
392
Georg Swar/.enski :
weise, zurückgeht in der Betrachtung, desto kräftiger erklingen in den
Reichenaner Arbeiten jene alten st. gallischen Noten, — freilich ohne
darum irgendwie Veranlassung zu geben, jene Arbeiten der Reichenau
streitig zu machen und sie etwa nach St. Gallen zu verlegen. Gerade
die Arbeiten, die der Liuthargruppe zeitlich zunächst vorausgehen, sind
mehr als alle übrigen auch durch äußere Merkmale für Reichenau
gesichert; andrerseits zeigt sich, daß gerade die diesen Arbeiten gleich-
zeitigen Erzeugnisse der St. Gallener Schule — also die der mittleren
und späteren Ottonenzeit — ihre alte Eigenart aufgeben, sodaß sie sich
in gleicher Weise von den alten heimischen Vorbildern, wie von den
zeitgenössischen Reichenaner Arbeiten entfernen.^*^)
Diese Arbeiten, durch die auch der Trierer Egbertkodex erst seine
feste Stellung in der Reichenaner Kunst erhält, und die in ihrer Gesamt-
heit die der Liuthargruppe zunächst vorausgehende Entwicklungsstufe
auf der Reichenau repräsentieren, sind Prachthandschriften im großen
Vom Ende des 9. Jahrhunderts an und während des ganzen 10. Jahrhunderts
beobachtet man deutlich, wie beide Schulen, auf einer gemeinsamen Grundlage beruhend
(s. u.), auseinandergehen. Es ist deshalb unmöglich, etwa die Liuthargruppe nach
St. Gallen zu verlegen. Die liturgischen Hinweise auf St. Gallen, die Beissel zu einer
solchen Annahme geneigt machen, sind durch die engen Beziehungen der Klöster
zueinander genügend zu erklären. Die einzige der Liuthargruppe verwandte Richtung
in St. Gallen bilden die eng zusammengehörigen Missalien der Stiftsbibi. Codd. 338,
340, 341, 376, mit denen der Prudentius, Cod. 135, zusammengeht. Diese Gruppe,
die ich nach dem signierten Codex 33S, als Gotescalc-Gruppe bezeichne, steht in
der Kompositionsweise, der Behandlung des Hintergrunds, und vor allem im Farben-
geschmack dem Codex Egberti und den Frühwerken der Liuthargruppe nahe. Es
herrscht eine ähnliche, weiche Palette : Violettrosa, Hellblau, Orange, mattes Grün und
Bräunlich-Gelb. Aber alles ist flauer, verwaschener, wie in Reichenau. Innerhalb der
Gruppe stehen sich der Prudentius und Cod. 376 in der Formensprache am nächsten.
1m Cod. 340 sind die Farben kräftiger, stumpfer, dicker, als sonst. In dieser Gotescalc-
gru[)[ie linden wir auch zuerst in St. Gallen eine planmäßige Verwendung der aus-
gebildeten Rankenornamentik. Aber man sieht auch hier den durchgreifenden Unterschied
gegenüber den Reichenauer Formen. In Cod. 341 wirken ältere, karol. Elemente der
Scludc nach, die in den übrigen Arbeiten der Gruppe fast völlig abgestreift sind. Eine
wichtige Ülrergangsstufc von dem ornamentalen Stile der Hartmuthandschriften zu dem
der Gütesc.alcgruppe bildet der Cod. 342, dessen Initialen sich besonders eng an den
Evangelicnküdcx in Besitz des Dr. Wings in Aachen anschließen, dessen Zugehörigkeit
zur Schule keinem Zweifel unterliegen kann. Die merkwürdigen Randzeichnungen im
Kanon des Cod. 342 sind erst nachträglich zugefügt und gehören bereits in den Kreis der
Gotcscalcgruppe. — Die spezifische Ornamentik der Liutlrargruppe habe ich nur in
2 Hsn. gefunden, die als St. Gallisch bezeichnet werden können: Im Cod. 25.0. 14 der
Stiftsl)ibl. zu St. Paul i. K., der aus liturgischen Gründen für St. Gallen in Anspruch zu
nehmen ist, und in dem bekannten Lucan der Stiftsbibi, zu St. Gallen (Cod. 863). Ob
diese Hsn. in Reichenau für St. Gallen gearbeitet sind oder in St. Gallen von einer
reichenauisch gesclmlten Hand, ist nicht zu entscheiden.
ReictienAuer Malerei und Ornamentik,
393
Stile, deren künstlerische Bedeutung vorzüglich im Ornamentalen liegt.
Unter diesem Gesichtspunkt wollen wir sie zuerst betrachten ; sie erweisen
sich hierin als das Beste, was die abendländische Kunst der Zeit geleistet
hat. Um diese Gruppe von ihren Vorläufern und Nachfolgern in der
Schule zu unterscheiden, bezeichnen wir sie nach der signierten Arbeit
in Solothurn 1^) als die »Eburnantgruppe«.
In dem ornamentalen Stile dieser Gruppe stehen sich, trotz des ge-
meinsamen, deutlich erkennbaren Schulcharakters, vor allem zwei Richtungen
einander gegenüber Hier ein »Gewirr schlinggewächsartig sich aus-
ausbreitender Arme«, die »nach außen' drängend«, von gewissen Punkten
des Initials oder der Fläche ausstrahlen; alles ih leidenschaftlicher Be-
wegung; starke Betonung der vertikalen Richtung, keine Beziehung zu
bestimmten Formen der Natur und der antiken oder karolingisch-anti-
quarischen Ornamentik; Gebilde, die getragen sind von einem starken
organischen Empfinden, deren energischer Fluß das Auge sicher führt,
und die hierin an manche Absichten des modernen Flächendekors erinnern.
Dort dagegen als Grundform die symmetrisch, ruhig bewegte Ranke, mit
schwacher Neigung zu spiralförmigen Einrollungen und ausgesprochener
Vorliebe für vegetabilische Formen. Die erste Art ist das eigenste der
gesamten ottonischen Kunst, durchaus geistiges Eigentum der Reichenauer
Schule und lebt, utriert oder verknöchert, in gewissen Initialen der
Liuthargruppe weiter. Die zweite Art steht auf dem Boden alter Tra-
ditionen und in enger verwandtschaftlicher Beziehung zu St. Gallen.
Chronologisch erscheint sie als die ältere, aber im einzelnen Falle
ist Vorsicht geboten, da beide Typen nebeneinander Vorkommen, sodaß
die Altersbestimmung nur symptomatisch zu nehmen ist und mehr für
die betreffende Künstlergeneration, als für das ausgeführte Werk gilt. — -
Die schönste und reichste Arbeit, die diese zweite Richtung fast aus-
schließlich verfolgt und dem Gerhokodex am engsten verwandt ist, ist
der bisherigen Forschung leider unbekannt geblieben; ein Evangelistar
der Stadtbibliothek in Leipzig,^®) mit vielen großen ganzseitigen Zier-
seiten und zahllosen prächtigen Initialen. Gerade diese Handschrift wird
uns aber wichtig, weil sie ein vorgeheftetes, durch die Auszeichnung des
hlg. Pelagius für Reichenau — oder Konstanz? — gesichertes Sakramentar-
fragment enthält, das uns in die Lage setzt, die Entwicklung der Schule
nach rückwärts zu verfolgen.
Haseloff, a. a. O. S. 123. Die Verse bei Dümmler, Neues Archiv X, 344 und
Delisle, Anciens Sacramentaires S. 191. — Das Sakramentar von St. Blasien im Stifte
St. Paul i. K. steht dem Reichenauer Sakramentar in Florenz am nächsten.
12) Haseloff, S. I2pf.
13) Kod. CXC. Auf dem Einband ein byzantinisches Elfenbeinrelief.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 27
m
Georg Swärienski:
Die Eburnantgruppe ist bisher durchaus unter dem Gesichtspunkt des
Neuen und Eigenartigen behandelt worden. Es ist daher zur Feststellung
der Vorgeschichte der Schule wichtig, auch auf ihre Beziehungen zu den
älteren Handschriften St. Gallens hinzuweisen. Bereits die koloristische
Grundlage dieser Dekorationen läßt eine solche Beziehung erkennen; denn die
charakteristische einseitige Bevorzugung der glänzend polierten Metalltöne
des Goldes und Silbers, als der eigentlichen Leittöne in dem farbigen
Gepränge ist ein Werk der St. Gallener Schule, wie es sich in gleicher
Weise in keiner der großen westfränkischen Karolingerschulen findet,
wenn auch von diesen, besonders von Tours und Corbie, starke Einflüsse
auf St. Gallen ausgingen. Auch die Wahl der Farben, die zu den Metall-
tönen traten, ist die gleiche, wie in St. Gallen: Blau, Grün, Purpur,
seltener ein mattes, trübes Gelb und Abstufungen von Lila und Violett.
Dagegen ist die Musterung des Purpurgrundes durch selbständige und
aus der Textilkunst entliehene Motive der Reichenau eigentümlich und
mir in St. Gallen nicht begegnet. Durchaus an St. Gallen erinnert
jedoch wieder die vornehme Wirkung des Goldes und Silbers auf dem
reinen, weißen, schön bearbeiteten, aber nicht farbig gegebenen Pergament-
grunde.
Beachtet man die Einzelheiten dieser Ornamentik, so fällt zunächst
der enge Zusammenhang mit St. Gallen in der Behandlung des Rahmen-
werkes auf. Schon die Art und Weise, wie in diesen ottonischen Pracht-
handschriften der Reichenau die Ecken der Rahmen durch ausladendes
Riemenwerk miteinander verflochten werden, wie dann weiter statt des
viereckigen Rahmens eine Art Arkade gegeben wird, deren Rundbogen
mit den Leisten wiederum durch ein kapitellartiges Riemenwerk veibunden
ist, aus dem »Akroterienranken« herauswachsen, — all das findet man in
älteren st. gallischen Gepflogenheiten. Auch die ornamentale Form dieses
Riemenwerks mit den kurzen kammartigen Hörnern ist aus St. Gallen
abzuleiten, und zwar nicht aus der dortigen Rahmen-, sondern aus
der Initialornamentik. Es ist dies das Motiv des Riemenknotens, der als
geschlossenes Gebilde, anfangs etwas zopfartig, in die Mitte der Initial-
fläche gesetzt wird: das herrschende Motiv der alten Grimalthandschriften,
während bereits in den Arbeiten aus der Wende vom 9. zum 10. Jahr-
14) Vgl. Haseloff, a. a. O. S. 169. S. Rahn, a. a. o. S. 64, Anm. 134. Swarzenski,
Regensburger Buchmalerei, S. 6, 116.
15) Nur einmal, im Folchartpsalter auf S. 337, ist etwas Ähnliches in St. Gallen
zu finden.
Iß) Die reichsten Beispiele im Berner Prudentius (Cod. 264); im Psalterium
aureum bei Rahn, Taf. i, 7, 12.
1'') Codd. 81, 82, 83 der Stiftsbibi.
Reiclienaüer Malerei und Örnamentik.
595
hundert in St. Gallen der Knoten aufgelockert wird und sich netzartig
über die Fläche ausbreitet, wie es in Reichenau niemals üblich wurde.
Auch dieser Fall ist typisch für das Verhältnis der beiden Schulen zu-
einander, und es wird darauf noch zurückzukommen sein.
Die Betrachtung der Ornamente, welche in dieser Gruppe die
laufende Füllung des Rahmenwerks bilden, ergibt einen Entwicklungsgang,
welcher ein immer zunehmendes Hervortreten der Blattmotive in metal-
lischer Ausführung auf Kosten mehr abstrakter Motive, wie des Maeanders
und Schuppenmusters in buntfarbiger Ausführung erkennen läßt. Diese
letztere Art war niemals in St. Gallen eingeführt und beruht auf einer
künstlerischen Tradition der Reichenau, die eien grundlegenden Unterschied
der dortigen Schule gegenüber St. Gallen bildet. Jene anderen Motive
entstammen dagegen ersichtlich der St. Gallener Schule^®) ünd sind aus
dieser auf die Reichenau übergangen.
Wie stark gerade in dieser Gruppe die eigentliche Initialornamentik
zu einem selbständigen Ausdruck gelangte, ist bereits betont worden.
Aber doch bietet St. Gallon wenigtens für die älteren, ruhigen rankenhaften
Typen deutliche Parallelen.^®) Von den übrigen, ausschlaggebenden
Motiven ist aber nur eins direkt aus St. Gallen abzuleiten: das aus der
Rahmenornamentik bereits bekannte, fest verknotete Riemenwerk. Es
tritt hier auch noch in späten Handschriften — Sakramentare in St. Paul i. K.
und in Florenz — in der alten zöpfartigen, hängenden Weise der Grimalt-
handschriften auf. In der Regel ist aber seine Verwendung beschränkt
auf die End- und Kreuzungspunkte der Initialstämme und dient so vor
allem zur Verknüpfung des Initials mit dem Rahmen der Seite. Diese
Art der Verwendung des — St. Gallischen! — Motivs ist wiederum
spezifisch reichenauisch.
Eine Beziehung zu St. Gallen tritt ferner deutlich zutage in der
Behandlung des eigentlichen Initialstammes. Ein bestimmter Rhythmus in
der Bewegung des Buchstabengerüstes, eine Neigung zu gewissen schwung-
vollen Ausbiegungen und Wendungen in der Führung des Konturs, die
dann auch in der Liuthargruppe weiterlebt, ist ganz und gar St. Gallisch.
18) Hierüber s. unten.
19) Z. B. Maria-Einsiedeln, Stiftsbibi. Cod. 17. Wolfenbüttel, Cod. 17. 5. Aug. IV«,
(Vita sei. Galli et Otthmari). Auch die technische Ausführung (Gold auf Pergamentgrund)
stimmt in diesen St. Gallischen Arbeiten mit den Reichenauern überein.
20) Vgl. z. B. die Ranken des. Präfationsblattes im Hornbacher Sakramentar mit
denen auf S. 281 des Cod. 342 der Stiftsbibliothek.
21) Vgl. z. B. die Führung des Initialstammes beim L im Psalterium aureum (Rahn,
Taf. 5) mit dem im Leipziger Evangelistar zu Mariä Geburt (Eburnantgruppe) und in der
Münchener Cim. 58 (Liuthargruppe, Abb. 14 bei Vöge),
2t
39^
Georg Swarzenski:
Für ältere Handschriften der Gruppe ist es dann charakteristisch, den
Initialstamm zu spalten und nach dem Prinzip von Füllung und Rahmung
zu schmücken. Auch von den hier verwandten Füllornamenten sind
viele direkt in St. Gallen zu belegen : z. B. ein nebeneinanderherlaufendes
Paar sich gegenseitig ausweichender Blattranken. Dagegen sind die in
Deckfarben gegebenen breiten Blattfriese an dieser Stelle nicht aus St
Crallen, sondern aus einem touronischen Vorbild abzuleiten.-^) Zu erwähnen
ist schließlich, daß die beliebte schnörkelhafte Ausziehung der Enden des
Initialstammes und all die kleinen pflanzlichen Motive, die sich aus den
Enden des Rankenwerks entwickeln oder an dieses sich ansetzen, völlig
gleich in den st gallischen Arbeiten Vorkommen, mit der bedeutungs-
vollen Ausnahme des pfeilförmigen Spitzblattes und eines großen,
offenen Blattes,^®) das an Stelle des Rankenwerks in die Initialfläche
gesetzt wird.
Für die Anschauung von dem treibenden Leben der Schule gerade
auf ornamental-dekorativem Gebiete in dieser Zeit sind von der größten
Wichtigkeit einige Arbeiten, welche künstlerisch ausgestattet sind, aber
ihrem ganzen Wesen nach nicht als Prachthandschriften anzusehen sind.
Es sind bisher nur zwei von derartigen Arbeiten beachtet und in
ihren Beziehungen zu der Eburnantgruppe erkannt worden.^®) Dies sind
die beiden Reichenauer Homiliare in Karlsruhe. In dem älteren von
beiden, dem Cod. Aug. 84, herrscht das Riemenwerk in einer durch-
aus St. Gallischen Form noch vor. Nur an den Endpunkten desselben
strahlen die freier bewegten, astartigen Gebilde des ausgesprochenen
Reichenauer Typus bereits aus. Für die Genesis dieses Stils ist aber
besonders ein S auf Bl. 125 wichtig, indem es fast genau ein Initial des
St. Gallener Folchartpsalters^'^) reproduziert. I.ehrreicher ist die zweite
Vgl. z. B. das I zur dritten Weihnachtsperikope im Gerhokodex mit dem zum
ersten Kapitel des Othmarlebens in der genannten Hs. in VVolfenbüttel.
23) Diese Behauptung erscheint angesichts der starken Beziehungen von Tours zu
St. Gallen vielleicht gewragt. Aber eine der wenigen Hsn., die diesen Dekor zeigen,
das Leipziger Evangelistar, enthält vorgeheftete ältere Zierblätter (s. u.), die z. T. direkt
aus einem touronischen Original kopiert sind.
24) Dieses ist erst spät in St. Gallen zu belegen; wohl unter Reichenauer Einfluß,
z. B. im Hartker-Antifonar.
25) Immerhin darf bemerkt werden, daß wenigstens etwas Analoges sich gerade
in den alten st. gallischen Grimalthsn. findet. Vgl. z. B. das bei Rahn, S. 2, abgeb.
Initial aus Cod. 81 der Stiftsbibi. Häufiger findet man rosettenartige Bildungen in den
Mitten der Initialflächen stehen.
S. V. Öchelhäuser, Die Miniaturen der Universitätsbibi, zu Heidelberg. I, S. 10
und 53 ff. Haseloff, a. a. O. S. 162 f. — Mehrere Aufnahmen stellte mir Haseloff freund-
lichst zur VAfügung.
27) Abb. bei Rahn, S. 24.
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
397
Handschrift, der Cod. Aug. 37. Er bietet eine Musterkarte der Reichenauer
Ornamentik. Die Mehrzahl der Initialen steht dem St. Blasianer Sakra-
mentar in St. Paul i. K. am nächsten. Sie repräsentieren den herrschenden
und spezifischen Geschmack der Schule in dieser Zeit. Aber neben ihnen
finden sich noch anders geartete Gebilde. So ist ein I auf Bl. 137 ganz
in den einfacheren Formen älterer St. Gallener Arbeiten gehalten,^) und
auf Bl. 147 findet man die in Wellenlinien oder Spiralen, absteigend
oder konzentrisch bewegte Ranke in einer Form, die hier zwar unsicher,
ohne rechten Schwung in der Bewegung auftritt, aber noch in bestimmtet!
Bildungen der Liuthargruppe weiterlebt und gleichzeitig eine Reihe
weiterer Handschriften auf Reichenau zu lokalisieren erlaubt. So vor
allem eine patristische Handschrift der Wiener Hofbibliothek, an welche
ein Sakramentar in Zürich, das in einem eingehefteten Doppelblatt
bereits eine Hand der Liuthargruppe zeigt, direkt anzuschließen ist. In
beiden Handschriften finden sich in den Initialen ziemlich primitive
figürliche Darstellungen. Die Betonung des Rankencharakters führt diese
Arbeiten wieder zusammen mit einem schönen Evangelienkodex in
Stuttgart, dessen Reichenauer Entstehung freilich erst nach Betrachtung
einer anderen Gruppe Reichenauer Prachthandschriften deutlich sein wird.
Endlich sind hier zwei wichtige Handschriften zu nennen, welche aus
der Meermannschen Bibliothek nach Berlin gekommen sind, — beide als
Frühwerke oder Vorläufer der eigentlichen Eburnantgruppe zu betrachten.
In der einen, einer Evangelienhandschrift mit Kanonesseiten und Zier-
blättern, herrscht die riemenartige Verknotung vor. Aber aus diesen
geschlossenen Gebilden lösen sich einige weniger bewegte, fast geradlinige
Züge, ähnlich, wie es sich in der eben genannten Stuttgarter Handschrift
findet. Von den pflanzlichen Motiven fällt besonders eine etwa hülsen-
förmige Vergrößerung des Pfeilblattes auf. Diesem Motiv begegnet man
nun ähnlich wieder in dem genannten Wiener Kodex. In der anderen
Berliner Handschrift^^) ist das Riemenwerk auf die Verknotungen des
Rahmens und des Initialstamnres beschränkt, während die Ornamentik
der eigentlichen Initialfläche durch Rankenzweige mit stark pflanzlichem
28) Wenn man diesem Inital isoliert begegnen würde, würde man seine Ent-
stehung entschieden nach St. Gallen verlegen! Vgl. das I zum Leben des hlg. Othmar im
Cod. 562 der Stiftsbibi.
28) Z. B. in Vöges Hs. II. (Abb. 45.)
80) Cod. 677. Besonders ersichtlich das Initial auf Bl. 10 v.
81) Kantonalbibl. Cod. 75. S. v. Öchelhäuser, a. a. O. S. i6f. Haseloff, S. 159.
82) Kön. öff. Bibi. Cod. IV. 0 I.
83) Kön. Bibi. Cod. Phill. 1648,
34) Cod. Phill. 1681.
398
Georg Swarzenski:
Charakter gegeben wird. Beiden Arbeiten gemeinsam ist die Spaltung
und Musterung des Initialstammes; in dieser Hinsicht erscheinen sie als
wichtigste Vorläufer des Gerhokodex und des Leipziger Evangelistars.
All diese zuletzt genannten Handschriften sind als einzelne Werke
nicht von der Bedeutung der bekannten Prachthandschriften dieses Kreises.
Aber für die Erkenntnis der Entwicklung der Schule sind sie von größter
Wichtigkeit. Sie führen in das noch gärende Leben der Schule hinein,
zeigen, wie reich und vielseitig gerade auf ornamentalem Gebiete die
Bestrebungen waren, und lehren zugleich die Meisterwerke als das Fazit
dieser Bestrebungen begreifen. Sie sagen vor allem recht deutlich, daß es
doch nicht nur an der Entwicklung unseres Auges und Geschmackes liegt,
wenn wir die Leistungen gerade dieser Gruppe auf dem Gebiete der
figürlichen Malerei tief unter ihre Leistungen auf ornamental-dekorativem
Gebiete stellen, und daß es nicht ungerecht ist, wenn wir ihre ornamentale
Formensprache naiv bewundern können, an ihren Malereien aber nur
historisch interessiert sind. Aus diesen ornamentalen Gebilden vernimmt
man, je mehr man sich in sie vertieft, ein Ringen nach künstlerischem
Ausdruck von ganz hoher Energie, während für die figürlichen Leistungen
der Schule, wenigstens in diesem Stadium, gerade das Gegenteil gilt.
Es ist daher auch nicht als Zufall zu betrachten, wenn in dieser Gruppe
von Prachthandschriften figürliche Darstellungen verhältnismäßig sehr
selten sind.
Weiter zurück als bis zu dieser großen Familie ottonischer Arbeiten
ist die Geschichte der Reichenauer Schule noch nicht verfolgt worden.
Nur das von Gerbert bereits mit Arbeiten der Iburnantgruppe zusammen-
gestellte Reichenauer Sakramentar in Wien^ ) hat in diesem Sinne Be-
achtung gefunden. Aber noch bei ihrem letzten Bearbeiter erscheint die
künstlerische Stellung der Handschrift als völlig rätselhaft: ihr Stil wird
als »ungewöhnlich und eigenartig« bezeichnet. Beides trifi't nicht zu,
und auch diese Arbeit ist ein festes Glied in der Kette, die von der
ottonischen Zeit zur karolingischen hinüberführt.
Zunächst ist allerdings der stilistische Abstand des Wiener Sakra-
mentars von den Werken der Eburnantgruppe ein großer. Jenes repräsentiert
eben deutlich ein wesentlich früheres Stadium der Schule; aber es ist das
künstlerische Erzeugnis einer früheren Generation von größter Bedeutung.
Dieser Zusammenhang mußte verborgen bleiben, da man das Binde-
glied zwischen diesen beiden Etappen der Schule nicht kannte: Eine
Gruppe von Prachthandschriften, die die Brücke bildet zwischen diesen
scheinbaren Gegensätzen und die zugleich die Möglichkeit gibt, den
35) Hoibibl. Cod. 1815. v. Öchelhäuser S. 12, 53. Haseloff, S. 123, 169
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
399
Entwicklungsgang der Schule in Bild und Dekoration zurückzuverfolgen.
Als Hauptwerke dieser Gruppe kann ich folgende Arbeiten nennen:
1. Evangelium Mathaei et Marci in Weimar, großh. Bibi.
2. Evangelium Lucae et Johannis in München.^®)
3. Evangelistar aus Weingarten in Fulda.®'^)
4. Sakramentär von St. Alban in Mainz.®®)
Diese vier Handschriften sind Schwesterhandschriften in engstem
Sinne; die ersten beiden bilden sogar Bände eines und desselben Kodex.
Gemeinsam ist ihnen allen zunächst schon das große, fast quadratische
Format und der eigentümliche Ton des ziemlich dicken Pergaments mit
seiner sorgfältig bearbeiteten, aber nicht eigentlich geglätteten Oberfläche,
die hierdurch einen mürben, oft sogar rauhen Charakter erhält. Dieses
technische Merkmal ist darum wichtig, weil es- den Gesamteindruck der
Dekoration stark beeinflußt. Denn das Eigentümliche des Dekors liegt
hier in einem konsequenten Ausscheiden der farbigen Elemente, sodaß
aller Schmuck auf die eigentümliche Wirkung des Goldes und Silbers
auf dem matten, etwas stumpfen Weiß des Pergamentes gestimmt ist.
Nur das Minium der Zeichnung gelangt daneben noch zur Wirkung.
Bei einer Betrachtung der ornamentalen Einzelformen beobachtet man,
daß die erste Ausbildung der Reichenauer Rankenornamentik sich in diesen
Handschriften vollzogen hat. Aus dem Charakter des alten St. Gallischen
Riemenwerks heraus entstehen rankenartige Züge, deren verschlungener
Lauf Gebilde ergibt, die die Grundform des St. Gallischen Riemenknotens
immer wieder erkennen lassen. Charakteristisch ist dann weiter, daß die
Ornamentik der Initialfläche noch streng symmetrisch aufgebaut ist und
oft die Form eines staudenartigen Gebildes zeigt. Man erkennt auch
hier mit Leichtigkeit den Zusammenhang mit gewissen St. Gallischen
Typen.®®) Dagegen fehlen die dort reich ausgebildeten blüten- und blatt-
artigen Anhängsel. Die pflanzlichen Bildungen bestehen hier vielmehr
in akanthusartigen, langen, gekerbten Blättern, die sich organisch durch
eine Erweiterung des Konturs aus dem Ranken- und Riemenwerk ent-
wickeln. Die eigentlichen Riemenknoten sind dabei auf den Stamm des
Initials und die Bordüren beschränkt. — Eine besondere Eigentümlich-
keit der genannten vier Hauptwerke der Gruppe ist eine sehr wirksame,
völlig identische Behandlung von Initialstamm und Rahmenbordüre. Hier
3®) Clm. U019, c. p. 32. Swarzenski, a. a. O. S. 17, Anm. 19.
37) Landesbibi. Cod. A. a. 7.
38) Seminarbibi. S. Lamprecht, Initialomamantik, S. 27, Nr. 21.
39) Häufig in den Grimalthsn. (Abb. bei Rahn, S. 3, aus Cod. 81); besonders
reich dann im Folchartpsalter. Man beachte hier die Verwandtschaft einer solchen
»Staude« auf pag. 319 mit den »Pilzbäumen« der Liu thargruppe.
400
Georg Swarzenski:
herrscht ein gleichmäßig angewandtes Schema: drei gleichbreite, neben-
einander herlaufende Parallelstreifen; die äußeren glatte, schmucklose
Metallbänder, der Mittelstreif aus Ornamentfriesen mit durchlaufendem
Motiv gebildet. Das herrschende Ornament ist hier das einfache ge-
flochtene Zopfband in brauner Tinte auf dem Pergamentgrund, seltener
ein Blattkyma oder eine einfache Wellenranke. Diese Ornamentfriese
liegen kastenartig eingebettet zwischen den Riemenknoten, zu denen sich
in bestimmten Intervallen die äußeren, rahmenden Metallbänder verflechten.
An den Ecken und in der Mitte der Rahmenleisten, sowie an den End-
punkten des Initialstammes ist dieser Knoten reicher und größer als sonst,
aber noch nicht so umfangreich, wie in den folgenden, ottonischen Pracht-
werken. Gegenüber der St. Gallischen Form des Riemenknotens ist zu
beachten, daß die kurzen »Hörner«, die aus diesen verflochtenen Riemen
herauswachsen, hier oft einen ausgesprochen blattartigen Charakter an-
nehmen. — Das ganze System bereitet die Verflechtung von Initial
und Rahmen, wie es die späteren Arbeiten lieben, vor.
Über die Heimat dieser Gruppe in Reichenau kann kein Zweifel
sein, wenn auch keine der eben behandelten Handschriften durch äußere
Merkmale hierfür gesichert ist. Bereits ausschließlich vom Standpunkt
der Dekoration und des Ornaments reihen sie sich so ungezwungen
zwischen die bald zu besprechenden karolingischen und die bekannten
ottonischen Arbeiten der Schule ein, daß jeder Zweifel ausgeschlossen ist.
Völlige Gewißheit erlangt man aber, wenn man von den großen ganzseitigen
Zierstücken, in denen die neuen künstlerischen Elemente dieser Gruppe vor-
züglich zum Ausdruck kommen, absieht und die vielen kleineren Initialen
betrachtet, die in den laufenden Text fast aller dieser Handschriften in
großer Menge verstreut sind. Hier erkennt man sofort Typen einer
durchaus anderen Art. Diese zweite, numerisch überwiegende Art ist
nun aber völlig identisch mit den Initialen des für Reichenau gesicherten,
bekannten Sakramentars in Wien, sodaß man von dieser Seite aus einen
hinreichend festen Punkt gewinnt. Man sieht hieraus auch deutlich,
wohin die Bestrebungen dieser Gruppe zielen: Sie stellt einem i. W. aus
Tierformen und Riemenwerk bestehenden Ornamentsystem, wie es noch
ausschießlich verwandt in der Wiener Handschrift, auf die kleineren Initialen
im Texte beschränkt in den Arbeiten unserer Gruppe vorliegt, Typen
entgegen, innerhalb derer sich die neuen Blatt- und Rankenformen ent-
wickeln. Ihrer kunstgeschichtlichen Stellung entsprechend bezeichne ich
diese Gruppe als »Übergangsgruppe«.
Die am weitesten entwickelte Vorstufe hierzu in St. Gallen bieten die Durch-
flechtungen der Säulen, die die Litanei des Folchartpsalters einrahmen.
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
401
Ehe wir den Stil dieser Arbeiten nach rückwärts verfolgen, empfiehlt
es sich, einige Arbeiten zu betrachten, welche als Bindeglieder zwischen
dieser Übergangsgruppe und der Eburnantgruppe aufzufassen und zu er-
klären sind. Als ein solches erweist sich zunächst die genannte Evangelien-
handschrift in Stuttgart (Cod. IV. i.). Auf Grund der ausgebildeten Ranken-
ornamentik konnte ihr bereits eine Stelle in der Entwicklung der Schule
angewiesen werden; aber in der Behandlung des Rahmenwerks und des
Initialstammes steht sie noch ganz auf dem Boden unserer Übergangs-
gruppe. Das wichtigste Zeugnis dieser Art ist aber der sog. Codex
Wittechindeus in Berlin, — vielleicht das reichste und anspruchsvollste
Erzeugnis dieser Art und Kunstgattung, das somit als Reichenauer Arbeit
in Anspruch zu nehmen ist. Die ornamentale und dekorative Ausstattung
dieser Handschrift ist allerdings eine eigenartige. Aber alle Eigentüm-
lichkeiten weisen gerade in ihrem Zusammentreffen so deutlich auf
Reichenau, daß unsere Zuweisung als sicher angesehen werden darf.
Was am meisten die Erkenntnis des Zusammenhanges dieser Hand-
schrift mit der oben zusammengestellten Gruppe erschweren mag, ist die
durchgehend farbige Behandlung. Die Handschrift steht in dieser Hin-
sicht nach unserer heutigen Kenntnis der Denkmäler allein. Aber die
Wahl und Zusammenstellung der Farben ist die gleiche, wie in den
späteren ottonischen Arbeiten der Reichenau, und ein ernster Einwänd
darf hieraus nicht gemacht werden. Eine weitere Eigentümlichkeit ist
die übertriebene Vorliebe für kleine, staubfädenartige Anhängsel, die an
den Enden und Kreuzungen der »Ranken« sich ansetzen. Dieses Motiv
findet sich, in gleicher Übertreibung, regelmäßig in St. Gallen, aber, wie
bald zu zeigen ist, steht diese ganze Gruppe in stärkster Abhängkeit von
St. Gallen und gerade die farbige Ausführung dieses Motives ist nicht
St. Gallisch, sondern lebt in späteren Reichenauer Motiven weiter. Sieht
man nun von diesem Motive und der durchgehend farbigen Behandlung
ab, so treten uns nun bekannte reichenauer Züge an vielen Punkten
hervor, es ist vor allem die Behandlung des Initialstammes und der
Rahmen, die besonders in den Zierblättern zu Markus und Johannes
völlig zusammengeht mit den Hauptwerken unserer Übergangsgruppe.
Dagegen findet man bei Mathaeus und Lukas diese Beziehung auf den
eigentlichen Intialkörper beschränkt. Die Blattranken aber, die sich hier
über die Initialfläche ausbreiten, bedeuten innerhalb der Schule und
jener Gruppe gegenüber ein Novum, für das jedoch bald eine Parallele
nachzuweisen sein wird. Die Auflösung des alten St. Gallischen Motives
des Riemenknotens ist hier beinahe vollzogen; aber die Herkunft dieser
K. Bibi. Cod. theol. lat. fol. i. S. Swarzenski, a. a. O. S. 17, Anm. 15.
402
Georg Swarzenski:
rankenartigen Züge klingt so deutlich durch, daß die Entstehung dieser
wichtigen Arbeit nicht allzuweit von den oben zusammengestellten
Arbeiten der Übergangsgruppe herabgerückt werden darf. Eine Ver-
legung in die Frühzeit Ottos d. Gr. dürfte das Richtige treffen.
Ein Werk dieser Richtung von annähernd gleicher Bedeutung ist
mir nicht bekannt. Aber doch steht der Codex nicht allein; er findet
gerade in den entscheidenden, fortschrittlichen Dingen, die ihn von der
Übergangsgruppe unterscheiden, eine ganz enge Parallele in einem
wiederum in Stuttgart liegenden Evangelienbuche. Der Reichenauer
Charakter dieser Handschrift drängt sich dem Auge sofort auf, sodaß sie
ihrerseits unsere Bestimmung des Wittechindeus bestätigen kann; denn
was sie von diesem unterscheidet, ist kaum etwas anderes als das Fehlen
der kleinen »Anhängsel« und der farbigen Behandlung. Völlig überein-
stimmend selbst mit den im Wittechindeus am meisten von der Tradition
entfernten Zierblättern zu Mathaeus und Lukas sind in ihr vor allem
jene dort bemerkten »Blattranken«.
Wir verfolgen nun den Stil der Übergangsgruppe, aus der die
Stuttgarter Handschriften und der Codex Wittechindeus abzuleiten waren,
nach rückwärts. Hier ist zunächst daran zu erinnern, daß sich zwei ver-
schiedene Typen der Ornamentik in ihr fanden, die sich meist mit einer
fast schroffen Deutlichkeit voneinander abheben. In dem einen Typus,
der oben kurz charakterisiert wurde, war eine fortschreitende Entwicklung
zur Rankenornamentik zu erkennen, und Handschriften, wie der Codex
Wittechindeus schlossen sich gerade an diese Richtung an. Der andere
Typus fand sich fast nur in den kleineren Initialen des laufenden Textes;
er bietet einer zurückblickenden Betrachtung die deutlichsten Hinweise,
sodaß wir mit ihm beginnen. Als charakteristisch für diesen zweiten
Typus betone ich eine starke Bewegung des Initialstamms, kaligraphische,
schnörkelhafte Ausführung und das Zurücktreten pflanzlicher Motive.
Auch ist das Prinzip von Füllung und Rahmung nicht konsequent durch-
geführt. Nehmen Initialen dieser Art einen größeren Raum ein, so wird
auch die Ausführung eine breitere, und eine Vorliebe für phantastische,
bewegte Tierformen macht sich geltend.
Es ist nun bereits zum . Zwecke der Lokalisierung der Übergangs-
gruppe vorweggenommen worden, daß diese beweglichen Initialen der
zweiten Gattung sich völlig übereinstimmend finden in dem Reichenauer
Sakramentar in Wien. Was aber diese Handschrift von den eigentlichen
Arbeiten unserer Gruppe unterscheidet, ist das völlige Fehlen von Initialen
der ersten, fortschrittlichen Art. Dieser einzige Unterschied ist aber
42) K. ölf. Bibi. Cod. IV«. 32.
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
403
ausreichend, um das Verhältnis der Wiener Handschrift zu den Arbeiten
der Übergangsgruppe genauer zu bestimmen. Denn wir sähen, daß gerade
aus diesem neuen, früher charakterisierten Ornamenttypus der Übergangs-
handschriften sich die spätere, ottonische Ornamentik der Reichenau ent-
wickelt, während die anderen, im Reichenauer Sakramentar in Wien noch
ausschließlich verwandte Gattung bald völlig abstirbt. Dieses Sakramentar
ist demnach zeitlich vor jene Handschriftengruppe zu setzen: in ihm
herrscht eine Richtung noch ausschließlich, die in d^n anderen Arbeiten
bereits auf ein geringeres Maß zurückgedrängt worden ist. Innerhalb
der Übergangsgruppe steht dann das Mainzer Sakramentar dem Wiener
Codex am nächsten, da in ihm allein noch Initialen jenes beweglichen
Typus in größerem Umfange in den Zierseiten Vorkommen, während sie
in den übrigen Arbeiten der Gruppe auf die kleineren Initialen im
laufenden Text beschränkt sind. Zwischen diese beiden Handschriften
(Wien und Mainz) ist nun weiter ein sehr bedeutendes Sakramentar (aus
Konstanz?) in Donaueschingen^^) einzufügen, welches den engsten Ver-
wandten des Wiener Sakramentars bildet, aber in einigen Initialen bereits
die neuen, der Übergangsgruppe speziell eigentümlichen Typen verwendet.
Nur das Fehlen von Zierseiten mit den charakteristischen Umrahmungen
und die geringere Ausbildung und Verwendung der Blattformen unter-
scheidet sie von dieser.
Die Frage nach der Herkunft jenes zweiten, älteren, beweglichen
Typus, wie er alleinherrschend in der Wiener Handschrift auftritt, läßt sich
pun mit so bestimmter Klarheit beantworten, daß es fast verwunderlich
erscheint, daß die Antwort nicht bereits früher gefunden wurde. Diese
Ornamentik ist nämlich aufs engste verwandt mit einer bestimmten,
großen Gruppe St. Gallischer Arbeiten. Und zwar handelt es sich hier
nicht um eine Verwandtschaft oder Abhängigkeit im üblichen Sinne,
sondern die Übereinstimmung ist eine solche, daß jeder Kenner der
St. Gallischen Kunst eine Handschrift, wie das Wiener Sakramentar, für
St. Gallen in Anspruch nehmen würde, wenn es nicht für Reichenau
gesichert und durch so viele Dinge mit Arbeiten echt Reichenauer Art
verbunden wäre. Wir scheinen also in ein Stadium gelangt zu sein, wo
die künstlerische Scheidung der beiden Schulen versagt und es nur mehr
möglich bleibt, von einem gemeinsamen Werk der beiden Schulen zu
sprechen. Aber noch ist es nicht geboten, einen solchen Punkt an-
zunehmen.
Es ist nämlich eine ganz bestimmte Gruppe von St. Gallischen
Arbeiten, deren Ornamentik in dem Wiener Sakramentar und den ihm
Fürstl. Bibi. Cod. 191. S. Delisle, a. a. O. S. 158.
404
Georg Swarzenski:
hierin folgenden Handschriften auftritt. Diese St. Gallische Gruppe ist
von Rahn deutlich herausgeärbeitet worden und durch bezeichnete Werke
auch zeitlich fixiert: es sind die Arbeiten der Grimalt-Epoche.^^) Die
St. Gallener Arbeiten dieses Typus sind also noch vor dem Beginn des
letzten Viertels des 9. Jahrhunderts entstanden; das Reichenau er Sakramentar
zeigt aber in der Schrift und in dem dekorativen Gepräge einen deutlich
vorgerückten Typus und ist nicht vor die Wende vom 9. zum i./. Jahr-
hundert anzusetzen. Gerade in dieser Zwischenzeit hat sich aber in
St. Gallen der folgenschwerste Umschwung vollzogen, der nicht nur die
Meisterwerke der Schule entstehen ließ, sondern uns auch in die Lage
setzt, deutlich zu verfolgen, in welcher Richtung die beiden Schwesier-
schulen auseinander gehen. Das ausschlaggebende Element in diesem
Urnschwunge ist eine weitgehende Rezeption von Motiven aus den Pracht-
werken, die die Zeit Karls des Kahlen in den drei großen, westfränkischen
Schulen von Tours, Corbie^^) und Metz^®) entstehen sah. Die maß-
gebenden Zeugnisse dieses Einflusses sind der Folchartpsalter und das
Psalterium aureum.^'^) In diesen Meisterwerken der Schule leben aller-
dings noch viele Motive der Grimaltzeit weiter; aber die Bekanntschaft
mit den westfränkischen Arbeiten entwickelte hier die indigenen und impor-
tierten Bestandteile dieser Ornamentik zu einer ganz anderen Beweglich-
keit und Freiheit. Es ist vor allem ein Merkmal hervorzuheben, das
diese späteren Handschriften St. Gallens von den früheren unterscheidet:
die Art der Ausfüllung der vom Initialkörper umschriebenen Fläche. In
den Grimalthandschriften werden zu diesem Zwecke fast ausschießlich
zwei Motive verwandt: ein staudenartiges, stilisiertes Gewächs und der
aus Riemenwerk gebildete, längliche, zopfartige Knoten. In den späteren
St. Gallischen Arbeiten tritt das erste Motiv immer mehr zurück, der
Riemenknoten verliert aber seinen geschlossenen, länglichen, zopfartigen
Charakter; er hört auf als isoliertes Gebilde in der Fläche zu stehen
und entwickelt sich zu einem die ganze von Initial umschriebene Fläche
S. Rahn, S. ßf.
Es sind vor allem die Initialen der Bibel in S. Paolo fuori le mur^ zu ver-
gleichen. Die besten Abb. jetzt bei Venturi, Storia dell’ arte ital. II. Die Art, wie im
Psalt. aur. von pag. 233 an die Überschriften in Goldrustika auf einen Purpurstreif gestellt
sind, findet sich völlig identisch z. B. in Paris, Bibi. Nat. Ms. lat., 1152.
Jahrb. d. k. preuß. Kunstsamml. 1902, XXIII, 96.
Beide Handschriften stehen sich stilistisch und paläographisch näher, als es
nach Rahns Darstellung scheint. Der Stil der figürl. Malereien des Psalt. aur. ist ent-
schieden abhängig von Corbie, wie vor allem die Gewandbehandlung zeigt. Innerhalb
der St. Gallener Schule stehen am nächsten dem Psalt. aur. der Arat Cod. 250, dem
Folchartpsalter die Zeichnungen auf pag. 349 f. des Cod. 855 der Stiftsbibl.
Reichenauer Malerei und Omamefltik.
405
gleichmäßig deckenden Netz oder Gitter. Im Folchartpsalter^®) bemerkt
man bereits etwas von dieser Tendenz, im Psalterium aureum treten bereits
einige Initialen dieser Richtung auf'*®) und in den folgenden Hand-
schriften ist dieser »neue« Stil völlig ausgebildet:
Sintrams Evangelium longum,^®)
Vita Sei. Galli et Othmari. Cod. St. Gail. 562,
IV Evangelia in Maria Einsiedeln. Cod. 17.
Dies ist das maßgebende Bild der St. Gallischen Ornamentik um die
Wende vom 9. zum lo. Jahrhundert. Es ist mir aber nicht gelungen,
eine Handschrift dieses Stils zu finden, die ihrer Provenienz oder Ent-
stehung nach auf Reichenau weist, ebenso wenig, wie eine St. Gallische
Arbeit dieser vorgerückten Zeit bekannt ist, in der die Ornamentik der
Grimaltzeit noch so ungebrochen Weiterlebt wie in dem Reichenauer
Sakramentar oder den entsprechenden Typen der Übergangsgruppe. Dies
ist also der Punkt, wo die beiden Schulen auseinandergehen.
Wie ist aber diese zeitliche Differenz bei dieser sachlichen Über-
einstimmung zu erklären? Am natürlichsten doch wohl dadurch, daß wir
das Auftreten dieses St. Gallischen Typus der Grimaltzeit auf Reichenau
nicht erst in die Zeit verlegen, wo das Wiener Sakramentar entstand und
in St. Gallen dieser Stil bereits überwunden war, sondern in eine frühere
Zeit, wo eben in St. Gallen dieser Stil herrschend und aktuell war. Der
»St. Gallische« Stil, wie ihn das Reichenauer Sakramentar in Wien zeigt,
erweist sich als so sicher und kräftig, daß er nicht als ein plötzliches,
imitierendes Aufgreifen einer älteren fremden Kunstrichtung erscheint,
sondern als das Erzeugnis einer einheimischen und sicheren Gewöhnung.
Dies bedeutet aber nichts anderes als die Annahme, daß vor dem
Ende des 9. Jahrhunderts, wo beide Schulen sich voneinander zu sondern
beginnen, dieser Stil in Reichenau und St. Gallen als ein gemeinsamer
herrschte. Wenn sich also am dritten Ort Handschriften dieser Richtung
finden,^*) darf man diese nicht schlechthin als St. Gallisch bezeichnen,
sondern die Möglichkeit ihrer Reichenauer Entstehung offen lassen. Es
ist eben stets zu beachten, daß es doch nur auf einem Zufall beruht,
wenn unser Urteil infolge der glücklichen Erhaltung der dortigen
Bibliothek zugunsten St. Gallens beeinflußt ist, und daß diese Beein-
flussung des Urteils auf Kosten Reichenaus erfolgt und mit den histori-
schen Nachrichten nicht im Einklang steht. Nach diesen erscheint es
Besonders charakteristisch hierfür pag. 135.
Z. B. das bei Rahn, Taf. V, abgeb. L.
Stiftsbibi. Cod. 53. Abb. eines Initials Mon. Genn. SS. II. Taf. V.
^1) Z. B. Stuttgart, Hofbibi. Cod. Patr. 57. München, CIm. 14386. Karlsruhe,
Cod. A. XVI.
4o6
Georg Swärzehski:
vielmehr, als ob gerade auf künstlerischem Gebiete Reichenau der
gebende, St. Gallen der nehmende Teil war.^^
Für eine derartige, schwesterlich verwandte Tätigkeit der beiden
Schulen, die durch allgemeinere Erwägungen als hypothetisch nahegelegt
wird, finden sich aber auch deutlich sprechende Denkmäler. Die wichtigste
Arbeit dieser Art ist ein Psalterium im Stifte Göttweig^^ (Östr.), ein
Prachtwerk ersten Ranges, welches berechtigt ist, gleichwertig neben das
Psalterium aureum und den Folchartpsalter gesetzt zu werden. Es ist
diesen Handschriften etwa gleichzeitig zu datieren, aber Elemente der
Grimaltzeit führen in ihr ein kräftigeres Dasein, als in jenen. Eine naivere
Betrachtung würde die Entstehung der Handschrift gewiß nach St. Gallen
verlegen. Aber die Handschrift enthält unter reich ornamentierten
Arkaden eine Litanei, die aufs engste übereinstimmt mit den Heiligeh-
anrufungen späterer Reichenauer Litaneien und ganz spezifische, seltene
Lokalheilige der Reichenau so stark betont, daß ihre dortige Ent-
stehung unter den gegebenen Voraussetzungen als sicher anzunehmen ist.
Eine weitere Arbeit des »St. Gallischen« Prachtstils, die ich für
Reichenau in Anspruch nehmen muß, ist eine Evangelienhandschrift in
München,®^) — eine der schönsten Arbeiten der Zeit, deren ornamentaler
Stil zwischen dem Psalterium aureum und Sintrams Evangelium longum
und seinen Verwandten steht. Ihre Kanonesseiten sind eng verwandt
dem St. Gallischen Evangelienbuch in Maria -Einsiedeln und einigen
Reichenauer Evangelienhandschriften, von denen bisher nur der Weimaraner
Kodex (Übergangsgruppe) zu erwähnen war. Der malerische Stil der
Bilder macht die Verlegung dieser Münchener Handschrift nach Reichenau
notwendig. Hierüber unten.
Ein drittes Meisterwerk dieser Art liegt in Paris, ein Evangelistar
der Biblioth^que Nationale, dem frühen lo. Jahrhundert angehörig.
Auch bei dieser Handschrift könnte man zwischen Reichenau und St.
Gallen schwanken, wenn man nur die Ornamentik betrachtet. Aber das
^2) Vor allem wichtig ist die bekannte Nachricht über die Berufung Reichenauer
Maler nach St. Gallen gerade unter Grimalt. S. Neuwirth, a. a. O. S. ßgf. v. Schlosser,
Schriftquellen S. 140.
Cod. 30. S. Swarzenski, a. a. O. S. 17, Anm. 19.
Z. B. Valens, Senesius, Theopontus; dagegen vermißt man den in St. Gallen
niemals fehlenden Othmar. So eng die Litanei ^des Codex mit den jüngeren Reichenauer
Litaneien zusammengeht, so verschieden ist sie von den St. Gallischen, sowohl von der
etwa gleichzeitigen des Folchartpsalters wie von denen der Gotescalcgruppe.
^Im. 22311, c. p. 51. Photographien bei Hofphotograph TeufFel, München
(Nr. 2450—2458).
Ms. lat. 9453.
Reiclienauer Malerei uhd Örnamentilc.
407
Gesamtbild, das die Handschrift in paläographischer Hinsicht und in
der dekorativen Anlage der Schriftgattungen ergibt, rückt sie so nahe
an die Arbeiten unserer Übergangsgruppe heran, daß wir schon darum
ihre Reichenauer Entstehung annehmen können. Feinere Detailbeobach-
tungen bestätigen dies; z. B. die Sitte, einen leeren Raum innerhalb der
Zeile durch zwei symmetrisch aus einer Vase herauswachsende hoiizontale
Wellenranken zu füllen, — ein touronisches Motiv, das mir in dieser
Verwendung nicht in St. Gallen, wohl aber in dem Evangelistar in Fulda,
dem Sakramental’ in Donaueschingen und anderen Reichenauer Aibeiten
oft begegnet ist. Auch zeigt sich, daß unter den Initialen der Hand-
schrift — und es finden sich derer in ihr gegen hundert! — einseitig solche
Typen bevorzugt werden, welche noch in ottonischen Aibeiten dei
Reichenau weiterleben. Der Vergleich mit den in den Text vei streuten
Initialen des Leipziger Evangelistars bietet hierfür die größte Ausbeute,
während die spezifisch St. Gallischen Formen mit der netzaitigen Über-
spannung der Fläche fast ganz fehlen.
Als eine vierte Arbeit dieser Richtung kann ich ein Benediktionale
nennen, welches aus der Hamiltonbibliothek (Hamilton Sale May 23, 1889)
in das Fitzwilliam-Museum gekommen ist. So sehr auch hier der
allgemeine Charakter an St. Gallen erinnert, weisen doch alleihand feinere
Merkmale auf Reichenau ; vor allem erscheint hier zum ersten Male die
Vorliebe für übermäßig schwere, dichte Verknotungen im Initialstamme
in der charakteristischen, flächigen Weise der Reichenauer Prachtwerke
der ottonischen Zeit. Die Handschrift gehört noch dem ersten Vieitel
des IO. Jahrhunderts an und scheint für Augsburg gearbeitet zu sein.
Von den eben genannten Arbeiten, welche den stärksten Nieder-
schlag St. Gallener Kunst in Reichenau darstellen, sind die drei ersten
vollendete Meisterwerke, die zu dem Besten gehören, was die Zeit auf
diesem Gebiete geleistet hat. Wir können aber auch die ersten Anfänge
dieser St. Gallisch beeinflußten Metallornamentik in Reichenau nachweisen.
Als derartige erste Versuche stellen sich nämlich zwei Handschiiften dar,
die auf das allerengste Zusammengehen, und von denen die eine in
Fulda, 58) die andere in Karlsruhers) üggt. Für letztere ist die Reichenauer
Provenienz gesichert; die andere stammt aus Weingarten, wo wir jedoch
bereits eine andere Reichenauer Prachthandschrift gefunden haben. Beide
Arbeiten gehören noch dem 9. Jahrhundert an ; doch erweist sich das in
Ms. 27. S. Montague Rhodes James, A descriptive Catalogue of tlie Manuscripts
in the Fitzwilliam Museum. Cambridge 1895, S. 65 f.
!») Landesbibi. Cod. A. a. 8. (IV Evangelia.)
59) Hofbibi. Cod. Aug. CCVII.
4o8
Georg Swärzenski:
Fulda liegende Exemplar als das ältere, da seine Schrift sich einem
bestimmten, älteren karolingischen Typus anschließt, der in St. Gallen
und Reichenau eine Zeitlang geherrscht hat. Die Kanonesseiten stellen
in beiden Handschriften eine direkte Vorstufe dar für diejenigen der
Handschriften in Maria-Einsiedeln, Weimar und München (Clm. 22311).
In ihnen, wie in der Initialornamentik, wird ausschließlich Metall ohne
Farben verwandt und direkt auf den Pergamentgrund gestellt. Wie die
Farben, sind auch die pflanzlichen Bestandteile aus dem ornamentalen
System ausgeschaltet. Die Motive lassen sich unschwer in den St. Gal-
lischen und Reichenauer Arbeiten des Grimalttypus nachweisen, aber das
Ganze ist durchaus eigenartig und dabei so primitiv, unbeholfen und
schwerfällig, daß in diesen Arbeiten wohl die ersten Anfänge der Reichenauer
Metallornamentik gesehen werden dürfen.
So ist es durch eine lange Kette von Handschriften möglich
geworden, einen bestimmten Ornamenttypus der für uns ausschlaggebenden
»Übergangsgruppe« 60) bis in die ‘ karolingische Zeit, zurückzuverfolgen.
Manches Denkmal ist dabei erwähnt worden, welches zunächst den Schein
des Unwichtigen hat. Aber wer hier tiefer eindringen will, wird bald
ihren Wert erkennen, indem sie bald älteres belegen, bald kommendes
vorbereiten, und stets einige Züge für die Charakterzeichnung der Schul-
entwicklung ergeben. Aber auch jener andere Ornamenttypus, der im
Wiener Sakramentar noch fehlt, aber in den Handschriften der eigent-
lichen Übergangsgruppe als ein in höherem Maße entwicklungsfähiger
Bestandteil dem aus der Grimaltzeit stammenden »St. Gallischen« Typus
gegenübertritt, ist seiner künstlerischen Herkunft nach noch zeitlich zurück-
zuverfolgen.
Dieser zweite Typus, der besonders dominierend in den Zierseiten
auftritt, ist charakterisiert durch das ruhige, feste, fast unbewegte Gerüst
des Initialstamms, der nach dem gleichen Schema behandelt wird, wie
die abschließenden Rahmen der Bild- und Zierseiten und seinerseits eine
feste Umrahmung bietet für die vom Initial beschriebene Fläche, auf der
sich nun die weitere, fortschreitende Ausbildung der Ornamentik voll-
ziehen konnte. Rr Rahmen und Initial wird die Stammleiste gespalten
und nimmt ein einfaches, gereihtes Ornament mit fortlaufendem Typ auf,
das kastenartig zwischen die Leisten eingeschoben wird. Diese Behandlung
des Initialstammes läßt sich durch folgende Glieder bis in die karo-
lingische Zeit zurückverfolgen.
GO) Zuzuweisen sind der Gruppe noch Hsn. in Bamberg (Abb. bei Jäck), Stuttgart
(Hofbibi. Cod. Patr. 62), ferner ein Sakramentarfragment in Berlin, dessen Rahmen*
Ornamentik ganz mit den oben zusammengestellten vier Hauptwerken dieser Gruppe
zusammengeht. S. u.
Reichenauer Malerei uiid Ornamentik.
-40^
1. Sakramentarfragment, vorgeheftet dem Evangelistar der Stadt-
bibliothek in Leipzig, dessen Zugehörigkeit zur Reichenauer Schule wir
schon kennen (s. o. S. 393). Die reichen Initialligaturen dieses Teils stehen
besonders nahe dem Codex Wittechindeus; nur fehlen noch alle pflanzlichen
Elemente und fast jede Belebung der Initialfläche. Wichtig ist, daß einige
Zierseiten dieses bedeutenden Fragments nach einer touronischen Vorlage
kopiert sind. Bei der Betrachtung der figürlichen Malerei kommen wir
auf die Handschrift zurück.
2. Karlsruhe, Cod. Aug. 64. Besonders wertvoll, da auch für diesen
Kodex die Reichenauer Provenienz feststeht. Die Initialornamentik der
Handschrift reiht sich ungezwungen zwischen die eben genannte und die
folgende ein.
3. Paris, Bibi. Nat. Ms. lat. 10437: Eine Evangelienhandschrift, die
noch im 9. Jahrhundert entstanden ist und deren Bildschmuck wegen
seiner Beziehungen zur Adagruppe und zum Gerhocodcx bereits in die
kunstgeschichtliche Literatur eingeführt ist. Für unsere späteren Aus-
führungen hierüber ist es wichtig, .ausdrücklich zu betonen, daß der Typus
des Ornaments, ohne Rücksicht auf den bildlichen Schmuck zur Lokali-
sierung der Handschrift auf Reichenau führte.
Diese drei Handschriften erweisen sich in ihrer Ornamentik deutlich
als Glieder einer Entwicklungsreihe. So deutlich sie aber unter sich
Zusammenhängen, so bestimmt heben sie sich von jenem anderen Typus
ab, den die Reichenauer Schule mit der St. Gallischen teilt. Wir könnten
sie demnach als Vertreter einer spezifisch reichenauischen Richtung be-
zeichnen, um so mehr, als die fortschrittliche Entwicklung der Schule
— in der Übergangsgruppe — gerade im Anschluß an diese Richtung
erfolgt. Wo liegt aber die künstlerische Quelle dieses, der »St. Gallischen«
Richtung gegenüberstehenden Typus? Das älteste Glied dieser Reihe
gibt auf diese Frage eine deutliche Antwort. Denn für die Initialornamentik
dieser Pariser Handschrift gilt das gleiche, wie für ihren Bildstil: daß
sie abhängig ist von jener großen, westfränkischen Schule, aus der die
Adahandschrift hervorging und die als die bevorzugte Hoflieferantin
der ganzen Frühzeit erscheint. Hierbei darf freilich nicht an die großen,
vielgestaltigen und mannigfaltigen Initialen gedacht werden, die den
S. Haseloff, S. 125 t.
62) Natürlich findet man auch gelegentlich in St. Gallen Bildungen, die diesem
Reichenauer Typus verwandt sind: z. B. im Cod. 569 der Stiftsbibi.
63) Den bekannten Arbeiten der Gruppe, die dokumentarisch (Dagulfpsalter) oder
traditionell mit dem Hofe Zusammenhängen, sind hinzuzufUgen der Psalter der Bibi.
Nationale, Ms. lat. 13 159 und der Psalter der Angilberga von 827 in der Bibi. Com.
zu Piacenza (aus S. Sisto), die beide in den weiteren Kreis der Schule gehören.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 28
410
Georg Swarzenski: Reichenauer Malerei und Ornamentik.
reichsten Schmuck dieser berühmten karolingischen Arbeiten bilden.
Blickt man aber auf die kleineren, anspruchslosen Gebilde, wie z. B. ein
M auf Bl. 78 im Soissons-Evangeliar, so ist der Zusammenhang offen-
sichtlich. Auch eine Behandlung der Säulen in den Kanonesseiten, in
der Art, wie sie sich z. B. im Harleianus (2788) auf Bl. 7 findet, hat vor-
bildlich auf Initial- und Rahmenornamentik der Schule bis auf die Über-
gangsgruppe gewirkt.
(Schluß folgt.)
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers
auf Grund von Dürers Proportionslehre.
Von Constantin Winterberg.
(Schluß.)
Vierte Gruppe.
Die beiden Typen der 4. Gruppe entsprechen wie die Männer
jede in anderer Weise dem Maximum der Schlankheit. — Typus 5 ist
auch hier der vollere, welcher bei größerer Rumpflänge alle Teile mehr
nach aufwärts verlegt als Typus 8, der größere und schmalere von
beiden, mit dem Minimum von Kopf- und Rumpf- und dem Maximum
der Halslänge. — Gegen die vorherige Gruppe unterscheidet sich die
vorliegende nicht sowohl durch Veränderung des anatomischen Teil-
verhältnisses in m\ als abgesehen von der Kopfverkürzung, durch Her-
aufschiebung des oberen Becken- und untern Rippenrandes, sowie durch
längere Unterschenkel (Abstand gz). Die Maße eo und oz geben da-
gegen kein sicheres Kriterium, insofern als Typus 4 darin zwischen beiden
Typen dieser Gruppe in der Mitte steht.
I. Typus 5.
a) Längen.
In welchem Sinne sich der weibliche Typus 5 als Extrem darstellt,
ist bereits angedeutet. Wie beim Manne läßt sich für die Frau die Ent-
stehung am Typus 4 des i. Buches durch geringe Transformation ins
Vollere oder Kräftigere, zunächst in den Quermaßen und daraufhin in
den Längen leicht nachweisen. Wie beim Manne ist bei der Frau gegen
das I. Buch der Kopf um ca. 3 p. verlängert, der anatomische Teil-
punkt m dagegen kaum verschoben (zwischen i — 2 p. tiefer gelegt),
ebenso wie die Rumpflänge eo und der Scheitelabstand ao nur inner-
halb eines pars sich unterscheiden. Auch die Lage von e und i kann
mit hinreichender Genauigkeit als in beiden Fällen identisch betrachtet
werden. Dagegen schiebt sich der Nabel und obere Beckenrand um ein
28*
412
Constantin Winterberg:
ziemliches Stück nach aufwärts, zugleich damit auch q, so daß der Ab-
stand beider vom letzteren nahezu unverändert bleibt. Das Charakteristische
liegt jedoch in der Verschiebung von n bis in die Körpermitte, nach
Tab. durch die Relation ausgedrückt
an = nz
als einziger Fall, wo unter den Frauen die Körpermitte eine anatomische
Bedeutung hat. Charakteristisch außerdem insofern, als dadurch angedeutet
ist, bis zu welchem Extrem nach Dürers Erfahrung bei der Frau in dieser
Hinsicht gegangen werden darf, ohne gegen die Naturgesetze zu verstoßen;
picht weiter also, als urft'er sonst normalen Umständen, bis zum mittleren
Teilverhältnis der iryännlichen Körperaxe durch den entsprechenden Punkt n
(»auf der Scham«), als welches man die Koinzidenz von n und C im
allgemeinen bezeichnen kann, während im extremsten Falle dem ersten
Buche gemäß das untere Rumpfende mit der Körpermitte genau, nach
dem zweiten Buche wenigstens näherungsweise koinzidieren durfte. Auch
in den übrigen Relationen der Tabelle findet sich das zur Charakteristik
dieses Falles Bemerkte weiter bestätigt. Das Minimum des Abstands ae
ergibt sich unmittelbar aus ' der zweiten. Ebenso liegt in den beiden
nächstfolgenden die entsprechend hohe Lage der Punkte f und g ange-
deutet, welcher somit auch für die übrigen Brustpunkte gilt.^®) Auf die
hohe Lage von q läßt demgemäß die Bestimmung von fq als Doppeltes
des Abstandes ab' schließen. Entsprechendes findet sich zunächst be-
züglich der Lage von in (Anmerk, i), demgemäß auch von m' und somit
von k, dessen Abstand vom Kinn nach Tab. ebenso groß ist, wie der
von m' und q. Von k ist wiederum auf i zu schließen, demgemäß die
Bestimmung von o Analoges auch für diesen Punkt gestattet.
Bezüglich der Arme ergibt der fernere Vergleich die Gesamtlänge,
ebenso die Länge oxo zwar etwas kürzer als im ersten Buche, doch
letzteres Maß auch so noch größer (i p.) als die Körperlänge. Charak-
teristisch ist, daß die Länge ak' zwar mit en übereinstimmt, jedoch nicht
beide Enden aüfeinanderfallen, sondern die Armpunkte um 8 p. tiefer
rücken, sodaß, wie bereits unter dem Text bemerkt, mit n' gleich
hoch^ liegt. Außerdem ist die Relation, welche den Unterarm mit df
46) Über die Lage von cc fehlt allerdings bei Dürer die bezügliche Angabe.
Daß die Linie aa wie beim Manne mit e koinzidiere, ist deshalb nicht wohl anzu-
nehmen, weil in der betreffenden Zeichnung die Höhe der Handwurzel bei • herab-
hängenden Armen als mit — Ende der Scham gleich hoch dargestellt ijt, dem-
gemäß-sodann die Höhe des qu. Punkts u oder der Linie aa um 8, p. oder um den
Abstand ntd unterhalb von e zu liegen käme. . Unter dieser Annahme sind . die auf
die Armverhältnisse bezüglichen Relationen anfgestellt worden, wobei zu bemerken
bleibt, daß a selber demzufolge erst ermittelt werden kann, nachdem zuvor, wie eben-
da angegeben, die Lage von bestimmt worden ist.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. 4^3
gleichsetzt, von Interesse, sofern die Verhältnisse den unmittelbaren Ver-
gleich durch Anlegen des Arms gestatten, welches bei den beiden andern
in praxi weniger gut von statten gehen dürfte. Auffallend ist überdies,
daß trotz der Kleinheit des Kopfs die Handlänge in beiden Typen
dieser Gruppe nicht mehr die des Gesichts erreicht, indem nicht diese
sondern die Schädelhöhe bis zu einem Minimum herabsinkt.
Bezüglich der der Unterarmlänge gleichen Füße firidet sich die
Basis mö) trotz der Verkürzung der letzteren dennoch infolge größeren
Abstandes p'p' gegen Typus 4 des ersten Buches etwas länger, Ihre
Bestimmung stellt siöh zu der des nächsten und ebenso zu der des dieser
Gruppe am nächsten verwandten Typus 4 nur als unwesentliche Modi-
fikation dar.
b) Quermaße.
1. Dicken.
Diö Kopfverhältnisse unterscheiden sich von derlen im ersten Buche
nur wenig, insbesondere ist die Bestimmung des Maximums zu yV
Kotpflänge wohl auch sonst in der Natur vorherrschend. Nur' in den
Rumpfteilen sind die Dicken etwas verstärkt, wodurch die Umrißlinie der
Rückseite kräftigeren Schwung erhält. Von den Bestimmungen der
Tabelle ist am einfachsten die der Brustlänge gleiche Brusttiefe, während
die übrigen sich nur als Bruchteile korrespondierender Längen ergeben:
nuT das Maximum der Gesäßtiefe in in[ stellt sich genau wie im vorigen
Falle als Doppeltes von km' dar. Von den danach proportionierten
übiigen Maßen lassen insbesondere die Dicken der untern Extremität
dies aus den Bestimmungen der Tabelle hinreichend verfolgen; dabei
fällt die Übereinstimmung der Dicke am Wadenende mit der des Halses
auf: man möchte sie für zufällig halten, wenn nicht entsprechendes sich
auch in den Breiten wiederholte. Auch die Bestimmungen der obein
Extremität bieten in diesem Ealle hinreichenden Anhalt zur Beurteilung
des proportionalen Verlaufs, obgleich das Maximum sich nur als Bruch-
teil der Brustwarzenhöhe auf einfache Art darstellen läßt, indem gegen
T>rpus 4 des ersten Buches die Oberarmdicken, jedoch nur diese, bedeutend
verstärkt und die Umrißlinien kräftiger geschwungen sind.
2. Breiten.
Kopf und Gesicht sind nur um ein Minimum schmaler als im ersten
Buche Typus 4, die der Höhe des Halses gleiche Breite dagegen stärker,
sodaß sich darin schon die Erweiterung der Umrißkurve auch in Vorder-
ansicht angedeutet findet. Von den Rumpfmaßen ist die Schulterbreite
gegen Typus 4 des ersten Buches nur um 2 p. vergrößert, die Rippen-
breite sogar um mehrere partes schmaler, die des Gesäßes relativ viel
stärker, wodurch sich in der Tat das über den Kontur Gesagte bestätigt.
414
Constantin Winterberg:
Auch ergibt sich danach, daß nicht mehr wie in den vorherigen Fällen
Typus 7 a und b die Schulterr, sondern die Gesäßbreite das Maximum
der Quermaße repräsentiert. Ihre geringere Wichtigkeit findet sich übrigens
in Tab. schon durch die bloß interpolatorische Bestimmung bestätigt,
welches allerdings auch hinsichtlich der Gesäßbreite der Fall ist. Charak-
teristisch ist offenbar die dem Abstand gleiche Rippenbreite,
welche zugleich von aa nur um i p. differiert, und dadurch den eigen-
artigen Charakter des Umrisses bedingt.
Wie bei den Dicken lassen sich die nach den vorstehenden pro-
portionierten übrigen Breitenverhältnisse leichter als in den nächstvorher-
gegangenen Fällen übersehen. Die relative Schmalheit in den Teilen der
unteren Extremität zeigt besonders die Bestimmung von Knie- und Waden-
breite; auch in der obern finden sich wesentlich bekannte Relationen.
Typus 5 ist nach dem Gesagten eine Umarbeitung von Typus 4
des ersten Buchs ins Schwung- und Kraftvollere, erzeugt insbesondere
durch Verstärkung der Rumpfmaxima und entsprechende Modifizierung
der übrigen Teile.
II. Typus 8.
a) Längen.
Der Kopf erreicht hier nahezu ^ der Körperlänge, also das Minimum
des 2. entspricht darin dem der 3. Gruppe des ersten Buches. Typus 8 ist
wie der korrespondierende männliche zwar als der schmälste aber nicht
auch der alancierteste charakterisiert, wonach sich die entsprechenden
Modifikationen in den Längenmaßen erklären. Zunächst ist der Teilpunkt
m' gegen den vorherigen um 12 p. tiefer gerückt, was indessen weniger
charakteristisch ist, als die damit zusammenhängende Verschiebung von n.
Während nämlich Typus 5 sich als extremster Fall kennzeichnete, indem
nur hier der bezeichnete Punkt bis zur Körpermitte hinaufrückte, so liegt
im vorliegenden Falle, zwar als dem jener zunächst stehenden derselbe
doch schon wieder tiefer, welches denn auch in der dafür charakteristischen
Relation der Tabelle:
= nz
Ausdruck findet. Die bis gerechnete Schädelhöhe ist nach Tab. wie
die Kopflänge selber ein Minimum. Trotzdem ist hier der Abstand
des Punktes c vom Scheitel größer als im vorigen Falle und stellt sich
nach Tab. der Rippenkorblänge gleich, sodaß der Hals dabei eine
Länge erhält, welche lebhaft an die blonden Töchter Albions erinnert.
Eine Unvollständigkeit besteht wie beim Manne auch hier durch das Fehlen
der Rückseite.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. 415
Durch dieses, im Vergleich zu n und 0 relativ starke Herahrücken von e
erreicht die Rumpflänge eo ein Minimum, welches sogar noch unter das
mittlere männliche Rumpfmaß sinkt, während sich die Verkürzung der
Brustpartie eben dadurch erklärt, da der Scheitelabstand von / und g
sich nur unmerklich ändert.^®) Im Anschluß an das Herabrücken von m
liegt ferner auch der obere Beckenrand resp. Nabel hier tiefer als im
vorigen Falle, das Teilverhältnis der Körperlänge ist sogar dem Maximum
näher als dem Minimum, indem sich dafür nahezu 2 : 3 ergibt. Ebenso
ist auch q entsprechend tiefer gerückt, wenn auch nur um die Hälfte
der Verschiebung von m' . Wie man sieht, erstrecken sich die Verände-
rungen mehr oder weniger auf alle Teile, woher es sich dann wohl er-
klärt, daß in Tab. einzelne besonders bezeichnende Relationen außer der
vorstehenden nicht vorhanden sind, ja sogar einige wie die Kniemitte
sich erst mit Hülfe der Armteile festlegen lassen. — Bezüglich dieser ist
zu bemerken, daß außer Kopf und Rumpf auch die I.änge cow, sodann
auch die Handlänge selber Minima sind, ebendies gilt von der Basis (utu
sowie der Fußlänge selber, obgleich aus den Bestimmungen der Tabelle
nur die Kürze der Hand, deren drei auf die Strecke V n gehen sollen,
unmittelbar, die derBasi^toto indirekt durch Vergleich mit der Bestimmung
des vorherigen Typus hervorgeht.
b) Quermaße.
I. Dicken.
Die Veränderungen der Kopfmaße sind gegen den vorherigen Fall
natürlich sehr gering. Die hier der Gesichtshöhe b^d gleiche Gesichts-
tiefe bleibt sogar unverändert, der Hals dagegen nicht nur länger, sondern
auch dünner als dort. — Von den Rumpfmaßen sind ebenso Brust- und
Bauchtiefe den vorherigen analog; jene als in b' stattfindend durch die
halbe Länge b'w! dargestellt, letztere der Gesichtstiefe anstatt wie in
andern Fällen der Kopftiefe gleich, welche letztere nur der Dicke in
entspricht. Die Gesäß tiefe findet sich dagegen interpolatorisch in Tab.
angegeben. Die übrigen nach den genannten proportionierten Dicken
lassen sich wie im vorigen Falle leicht übersehen; bezüglich der unteren
Extremität gibt dabei die Bestimmung der Wa^dendicke den besten An-
halt, ebenso in der obern, die dem vorigen Falle ähnliche . Bestimmung
des Oberarmmaximums und der Handdicke.
48) Auch hier fehlt a. a. O. die bezügliche Angabe über die Lage der Ober-
armknorren-Centra act. Es kann aber nach der Zeichnung kein Zweifel darüber sein,
daß sie mit e gleich hoch liegen sollen, jedenfalls nicht tiefer, wie schon aus der Hals-
länge hervorgeht.
416
Constantin Winterberg:
2i Breiten.
Wie die Dicke, stimmt auch die Breite des Gesichts mit der korreT
spendierenden von Typus 5 überein, was auf relativ geringe Veränderung
von Kopf- und Halsbreite hinweist. Die Bestimmung jener als Hälfte
von ae offenbart den minimalen Wert dieser Größe im vorliegenden Falle.
Der quadratische Querschnitt des Halses kommt hier nur ausnahmsweise
vor* — Von den Rumpf breiten vermindern sich am stärksten natürlich
die beiden Maxima: Schulter- und Gesäßbreite, jene wird auch hier vom
Maximo der Gesäßbreite, am unteren Rumpfende, zwar nur um i p. über-
troffen. Rippen- und Weichenbreite zeigen gegen Typus 5 nur wenige
partes Abnahme, während der Brustwarzenabstand im Gegensatz dazu
sich sogar um ein beträchtliches erweitert, und nach T^b. dem Maximum
der Brusttiefe gleichkommt. Von den Bestimmungen der Tabelle zeigen
die der Rippenbreite des vorliegenden und des vorigen Falles volle Über-
einstimmung, begründet in der Ähnlichkeit der allgemeinen Verhältnisse:
am meisten charakteristisch ist jedoch offenbar die des hier erst am
Rumpfende stattfindenden Maximums der Gesäßbreite, welche demgemäß
mit der von da gezählten Oberschenkellänge ein volles Quadrat um-
schließen würde, während in allen früheren Fällen stets ein liegendes
Rechteck resultierte. — Die übrigen Breiten propprtionieren' sich nach
den genannten, wie in diesem Falle auch die Bestimmungen der Tabelle
ohne Schwierigkeit, in der unteren Extremität insbesondere die der Waden-
und Fußknöchelbreite ersichtlich werden, während in der oberen die
meisten Maße interpolatorisch bestimmt, das gleiche nur aus den korre-
spondierenden Dicken zu schließen gestatten.
Aus dem Gesagten sind wenigstens in den Hauptverhältnissen die
Gienzen der Schmalheit deutlich bezeichnet, bis zu denen nach Dürer
noch gegangen werden darf, ohne ins Übertriebene zu geraten. Wie
man sieht, hat er sein Extrem bei beiden Geschlechtern gegen das i. Buch
erheblich herabgestimmt, sodaß man annehmen möchte, diese letzteren
stammten aus einer späteren, gereifteren Entwicklungsperiode. Diese mini-
malen Quermaße setzen jedoch, was wichtig ist, nicht gleichzeitig Extreme
in den Vertikalverhältnissen voraus, sondern beschränken sich auf das
Minimum von Kopf-, Rumpf- und die vorgenannten Längenmaße der
Extremitäten.
Resultat.
Dürers Messungen beschränken sich wesentlich auf Erwachsene.
Die noch unfertigen Knabenbildungen und die den verschiedenen Alters-
stufen entsprechenden Wachstumsbedingungen kommen a. a. O. nicht in
Betracht. liu übrigen kennzeichnen sich seine Messungen jedoch durch
ihren großen Umfang: von den Extremen der Natur und sogar noch über
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
sie hinweg werden die am meisten charakteristischen Formen vom Bäurisch-
Schwerfälligen zum Leichtgebauten, vom kurz- untersetzten zum hoch
und schmal aufgeschossenen, schlanken, vom schmächtigen zum kraftvoll-
athletischen Typus in einer Reihe korrespondierender, beide Geschlechter
umfassender Beispiele dargestellt. Zwischen dem Maximum der Körjpeffülle
und dem dann folgenden, sich am meisten ihm nähernden, niedefn, unter*
setzten Typus 2 des 2. Buches bleibt allerdings ein großer Sprung; ebenso
wie zwischen den beiden Repräsentanten dieses letzteren und dem nächst-
folgenden jedenfalls hochgebauten Typus : wobei freilich, wie anfangs be-
merkt, das Urteil dadurch erschwert wird, daß Dürer es unterlassen hat,
die absolute Körpergröße numerisch anzugeben. Obgleich es nun schon
a priori in der Aufgabe des Malers liegt, mehr auf das Charakteristische
als auf das Schöne den Nachdruck zu legen, so dürfte sich gleichwohl
die auffallende Bevorzugung des Überschlanken bei Dürer nicht sowohl
durch das Streben nach individueller Charakteristik als vielmehr durch
die damals mangelnden ästhetischen Grundbegrilfe erklären, einer Zeit,
die noch ganz in den mittelalterlichen Anschauungen lebt, deren Eigen-
tümlichkeiten besonders in den Malereien der Altkölner Schule wieder-
klingen. Von diesen war auch Dürer als echtes Kind seiner Zeit gewiß
noch mehr oder weniger befangen. Wenigstens scheint es fast wie Ab-
sicht, daß er den Typus x als einzigen Repräsentanten der — allerdings
übertriebenen — Körperfülle voranstellt, den andern schmälern gegenüber,
um den Gegensatz von , Häßlich' und , Schön' auch dem weniger Fein-
fühlenden zum Bewußtsein zu bringen.
Wirkliche Naturmodelle liegen, wie aus dem vorherigen genügend
zu ersehen, den Resultaten Dürers wohl kaum zugrunde. Die der Wirk-
lichkeit entsprechenden Gesetze werden im Gegenteil durch die mannig-
fachsten Abstraktionen ins Ideale übertragen. In beiden Büchern herrscht
darin, die größte Verschiedenheit. Im ersten ist der Eindruck eines ge-
wissen Schematismus nicht abzuweisen, demgemäß sich die Figuren beinahe
»architektonisch« zu konstruieren scheinen. Dagegen hat man im zweiten
zwar auch die Empfindung eines wohl in allen seinen Teilen streng
durchgeführten. Jedoch nur indirekt zu tage tretenden »organischen«
Gesetzes. Gleichwohl ist das letztere im Detail strenger und logischer
durchgeführt als das des i. Buches, wo nicht einmal das gleiche Prinzip
in allen Teilen strikte festgehalten wurde. Alles dies, und sogar eben die
weniger fließenden viel trockener und schematischer behandelten Umriß-
linien scheinen, wie bemerkt, auf eine frühere Entwicklungsstufe des
Meisters hinzudeuten.
Obgleich ferner weder a. a. O. noch sonst bei Dürer über den Modus
seines Verfahrens näheres verlautet, so wird doch über die bereits ein-
4i8
Constantin Winterberg:
leitend angedeutete Auffassung wohl kaum ein Zweifel sein, daß er
bei seinen Messungen resp. praktischen Beobachtungen und danach ge-
machten Abstraktionen vom Skelett ausgeht und, nachdem die Haupt-
punkte desselben festgelegt, die wichtigen Konturen der Oberfläche wahr-
scheinlich nachträglich mit der Feder frei ergänzt wurden, wobei die
Unterschiede in der Behandlung beider Bücher sich in der angegebenen
Art naturgemäß motivieren. Auch würde sich der Umstand, daß außer
Fig. I die männlichen Figuren im allgemeinen den Eindruck des allzu
Schmächtigen machen, dadurch in ungesuchter Weise erklären. Beidemale
zeigen die Figuren unter sich den gleichen, vorher charakteristischen Stil:
im I. Buche, mehr trocken und schematisch, während sich im 2. jene
schnörkelhafte Behandlung kundgibt, für welche nicht sowohl die Natur als
die deutschen Miniaturen des Mittelalters das Vorbild geliefert zu haben
scheinen. Nach dieser Annahme würde sich denn auch die übertriebene
Rigorosität erklären, womit bis auf Bruchteile eines pars einzelne Punkte
festgelegt werden und zugleich die Wiederkehr gewisser Eigentümlichkeiten
begreiflich machen, welche diesen Typen bei aller Verschiedenheit doch eine
Art Familienähnlichkeit verleihen. Dazu gehört z. B. außer der in beiden
Büchern festgehaltenen Dreiteilung der vom obern Stirnrand gezählten
Gesichtslänge, durch oberen Augenrand und Nasenwurzel, das meist zu
hoch heraufgezogene Schulterfleisch, namentlich bei Frauen, wie bei
jemand, der nie andere als bekleidete Frauengestalten sah, so daß von
vorn der Hals oft Schildkrötenhaft dazwischen steckt (vgl. weiblichen
Typus I ersten Buches.) Bei den Frauen fällt ferner auf der scharfe
Winkel, welchen infolge übertriebener Breitenmaße am Übergang vom
Rippen- zum Beckenrande die Konturlinie bildet, welches in der Natur
normaler Bildungen nicht Vorkommen kann. Auch daß von Knie und
Waden letzteren durchgehends die stärkeren Querdimensionen gegeben sind,
da es sich in der Natur, bei den weiblichen Bildungen wenigstens, eher
umgekehrt verhält. Alles dies scheint auf eine mehr oder weniger
schematische Behandlung der nicht zum Skelett gehörigen Körperteile
hinzudeuten, welche auch in den folgenden kritischen Bemerkungen ihre
Bestätigung findet.
Vor allem fehlt es beiden Büchern an nach allen Richtungen har-
monisch durchgebildeten Figuren; jede verrät bald mehr bald weniger
nach dieser oder jener Seite ein gewisses Zuviel oder Zuwenig. In dem
Bestreben, scharf zu charakterisieren, geht Dürer meist zu weit. Vielleicht
am besten charakterisiert als Ausdruck des Kraftvoll-Elancierten ist
Typus 7, obgleich auch da wieder einzelnes, z. B. die auffallende Ver-
kürzung des Beckens, abgesehen von den allen gemeinsamen Eigentüm-
lichkeiten, frappiert Von den Frauen ist bereits einiges darauf Bezügliche
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc.
419
angedeutet. Relativ am wenigsten unharmonisch ist vielleicht noch
Typus 3a des i. Buches, zwar nur von vorn gesehen; das Profil zeigt
in den Verhältnissen der Rumpfteile dieselben Mängel wie die übrigen.
Um die Verhältnisse etwas genauer zu präzisieren, so findet sich von den
Längenmaßen schon die des Kopfes in beiden Büchern zu sehr ins Extrem
getrieben: das Maximum geht bei den Männern bereits ins Knabenhafte,
das Mininrum übertritft noch im 2. Buche an Kürze die schlanksten
antiken Idealgebilde: das des i. Buches dürfte sich, wenn überhaupt in
der Kunst, wie vorher angedeutet, wohl nur unter den Malereien
der Altkölner Schule gelegentlich realisiert finden. Dasselbe gilt von den
Frauen, deren Köpfe naturgemäß noch mehr verkleinert sich darstellen.
In beiden Geschlechtern fällt zudem die Abnahme der Intelligenz resp.
der dafür als Maßstab dienenden Schädelhöhe mit zunehmender Körper-
länge auf. Im übrigen bekundet sich im 2. Buche insofern ein Fortschritt,
als das blockartig Schwere der Körperumrisse hier weniger sich geltend
macht. — Wie die Kopflänge, ist auch die des Halses nicht frei von
Übertreibung: im ersten Buche mehr in der Richtung des Minimums, welches
beim bereits erwähnten weiblichen Typus i nur 23 p. aufweist, und da-
durch den beinahe krötenartigen Eindruck nicht wenig zu verstärken bei-
trägt, im zweiten mehr nach dem Maximum hin, worüber das bezügliche
beim weiblichen Typus 8 bemerkt worden ist.
Auch hinsichtlich der Schultererhebung verfällt der Meister hier und
da schon ins Extrem, wofür von den Männern besonders Typus 6 des
zweiten Buches als Beleg dienen kann, bei welchem die Linie der Oberarm-
knorren-Centra die Höhe der Halsgrube übertriflft: als Beweis, daß selbst
das Häßliche der Hochschultrigkeit a. a. O. nicht perhorresziert wird. Selbst
bei dem korrespondierenden Frauentypus rückt die genannte Linie zwar
naturgemäß tiefer, doch nur bis zur Höhe der Halsgrube herab. Häufiger
allerdings findet sich, wie beim weiblichen Typus 7 b, der entgegengesetzte
Fall vertreten, wo dieselbe Linie um 15 p. unterhalb der Halsgrube sich
findet. — Von den Teilpunkten der Rumpf- resp. der Körperlänge findet
sich das Intervall des anatomischen Teil Verhältnisses in m' nahezu
zwischen ^ bis der Körperlänge, welchem bezüglich des Punktes 0 das
von i bis y'L entspricht, die obere Grenze natürlich von den Männern, die
untere von den Frauentypen bestimmt. Am auffallendsten charakterisieren
sich die Grenzwerte des Teilverhältnisses von n als für die Geschlechts-
unterschiede bezeichnend: beim Manne zwischen ca. bis i, bei der
Frau von ca. \ bis variierend, also die untere des Mannes mit der
Obern Grenze bei der Frau identisch. In allen diesen Fällen sind, wie
man sieht, die Grenzen der Natur schon ziemlich stark überschritten. Dies
gilt auch hinsichtlich des Nabels, dessen Teilverhältnis zwischen ca. ^
Constantin Winterberg:
4to
bis also im allgemeinen noch um den goldenen Schnitt, variiert. Die
Rumpflänge selber endlich bewegt sich in entsprechenden Extremen: in-
dem sie im Minimo noch nicht also weniger als die schlanksten Antiken,
im Maximo der weiblichen Körperfülle (Typus i) Körperfülle erreicht.
Im zweiten Buche sind zwar die Extreme zugunsten größerer Naturwahrheit
gemildert, obwohl des Guten eher zu wenig als zu viel geschehen ist. Um
so auffallender bleibt die Verkürzung der schon im ersten Buche nicht gerade
übermäßig langen Arme des zweiten Buches, welcher Widerspruch sich nur
durch die übermäßige Schmalheit der Figuren einigermaßen erklärt, wo-
bei schon die natürlichen mittleren Verhältnisse der Arme geradezu als
Disharmonie erscheinen würden. Während daher im erstenBuche noch sogar
im Minimo bei Frauen die Länge ojto die Körperlänge immer noch fast
erreicht, fällt die untere Grenze im zweiten Buche ziemlich stark unterhalb
davon. Die stärkere Schultersenkuhg erklärt übrigens, daß bei Frauen
das Verhältnis relativ weniger als bei Männern augenfällig wird. Um-
gekehrt verhält es sich mit der Basis ö>öj, welche im zweiten Buche für
beide Extreme die größeren Maße aüfweist.
Bezüglich der Quermaße ist einzelnes bereits antizipiert. Schon in
den Hauptmaßen der Dicken macht sich Dürers Eigentümlichkeit dadurch
bemerklich, daß die Casentiefe, d. h. die schmale Seite des bei gerader
Stellung die Profilfigur umschließenden Rechtecks, Typus i als Gegen-
.satz natürlich ausgenommen, bei den Männern hinter der Fußlange stark
zurückbleibt, der sie unter normalen Naturverhältnissen bekanntlich gleich-
zukommen pflegt: nicht sowohl durch übermäßige Verlängerung des
Fußes, sondern durch zu starke Verminderung der Brusttiefe. — Bei den
Frauen dagegen kehrt sich der Fehler um, sofern, wie bereits angedeutet,
das Verhältnis der Brust- zur Gesäßtiefe hauptsächlich durch übertriebene
Verstärkung des letztgenannten Körperteils im allgemeinen zu schwach
erscheint. Die Fußlänge wird daher hier, das Maximum inbegriffen, von
der Gesäßtiefe durchgängig tibertroffen: ein Fehler, der schon gegen die
allgemeinen Gesetze verstößt, denen zufolge in den Schöpfungen der Natur
nichts überflüssiges geduldet wird. Die großen Meisterwerke des Alter-
tums zeigen sich auch nach dieser Seite tadellos. — Die übermäßige
Gesäßverstärkung erfordert übrigens auch eine enltsprechend größere
Bauchdicke, wodurch denn dieser Körperteil wie bei Satyrn sich meistens
etwas auffällig präsentiert. Die übertriebene Schmalheit in den Schultern
fällt naturgemäß bei Männern am meisten auf, wodurch, da die übrigen
Rumpfbreiten sich gegen die auch sonst in der Natur vorherrschenden
Verhältnisse im ganzen relativ wenig modifizieren, es zu erklären ist, daß,
wie bereits früher bemerkt, die Männer durchweg jenen Charakter zeigen,
wie er sich in der Natur vorwiegend nur bei untersetzten, kurzen und
über die Proportionsgesetze des menscblichen Körpers etc. 42 I
durch besondere Körperkraft ausgezeichneten Bildungen vertreten findet.
— Beim schönen Geschlecht verunstaltet wiederum die im Anschluß an
die Dicke übermäßige Gesäßbreite die Harmonie des Total eindrucks von
vorn derart, daß, während die der Schultern im ganzen der Natur sich nähert,
jene sie in einer Anzahl von Fällen nicht nur erreicht, sondern sogar uih
ein ziemliches Stück übertrifift. Dadurch war denn namentlich beim
Maximum der Körperfülle der Eindruck des Unbeholfenen kaum zu ver-
meiden, indem die Breite in den Weichen das Maximum der Rippen-
breite jetzt derart überbietet, daß dadurch der Rumpf wie eine faßartige,
ungegliederte Masse erscheint. Notwendig für die weibliche Schönheit
ist übrigens, beiläufig bemerkt, in keiner Weise, daß wie bei Männern die
Rippenbreite stets die in den Weichen übertreffe; im zweiten Buche findet
sich sogar der Fall (Typus 3 a) vertreten, wonach selbst der iriädchenhafte
Charakter mit dem Gegenteil nicht kollidiert, indem gen. Typus als solcher
und zugleich als einer der v/ohlgebildetsten bereits zu Anfang bezeichnet
wurde. Zeigt doch selbst die Aphrodite von Medici, welche man als die
zarteste und idealste Götterbildung aus dem ganzen Altertum bewundert,
in den in Rede stehenden Maßen kaum einen Unterschied.^^) Anders
bei Männern, wo die Übereinstimmung dieses Maßes jederzeit den Ein-
druck des Schwächlichen oder wo dies durch übergroße Körperfülle aus-
geschlossen ist, den der Schwerfälligkeit hervorruft, indem die Umrißlinie
der Elastizität ermangelt. Im zweiten Buche hat denn auch Dürer diesen
Fehler beim Typus i nach Möglichkeit zu vermeiden gesucht. Andere
minder wichtige Abweichungen von der Natur wurden bereits genügend
hervorgehoben; die wie die übrigen beim Studium wohl oder übel mit
in den Kauf genommen werden müssen, und dies auch können, ohne dem
Wesen der Sache Eintrag zu tun.
Dürers Proportionen sind keine Normen. Kein Bildhauer wird nach
solchen Vorschriften modellieren. Ist daraum ihr Wert nur ein historischer?
Gewiß nicht. Wenigstens in der Malerei wird der Künstler, dem es mit
Ernst darum zu tun ist, in seinen Kompositionen etwas von dem Geiste
jener Zeit zu reflektieren, der die Kunst des Nordens ihren größten Meister
verdankt, auf Dürers Hinterlassenschaft nicht wohl verzichten können.
Auch ohne das wird der Wert solcher Skelettstudien, welche den ana-
tomischen Zusammenhang vom Knochengerüst und Oberflächenumhüllung
in einer so einfachen durchsichtigen Art, durch eine Reihe prägnanter
Beispiele der am meisten charakteristischen Bildungen beider Geschlechter
verdeutlichen, mehr als historisches Interesse beanspruchen dürfen, wie
Dies mögen sich insbesondere die modernen Modedamen mit ihrem bar-
barischen Zusammenschnüren der »Taille« gesagt sein lassen.
422
Constantin Winterberg:
schon daraus erhellt, daß durch das ganze i6. Jahrhundert hindurch die
Bedeutung des Traktats von den vorzüglichsten Meistern aller Nationen
nicht nur hoch geschätzt, sondern auch praktisch nutzbar gemacht
worden ist.
Auch theoretisch steht, wie bemerkt, der Dürersche Traktat in seiner
tadellosen Methode unter allem, was bis jetzt von Künstlern auf wissen-
schaftlichem Gebiet in dieser Richtung geleistet worden, als mustergültig
da. Bis ins Detail erstreckt sich die skrupulöse Gewissenhaftigkeit, mit
der dieser große Bahnbrecher der modernen Kunst aus scheinbarer Willkür
des Alltäglichen das ewig Bleibende zu erforschen und kommenden Ge-
schlechtern zu bewahren bestrebt war: als ein Verhältnis, dessen keine
andere Nation sich rühmen darf, dessen sachlichem Verständnis aber, wie
leider hinzugefügt werden muß, trotz allem, was darüber geschrieben
und gesagt worden ist, bis auf den heutigen Tag vielleicht auch keine
ferner gestanden hat.
über die Proportionsgesetze des menschlichen Körpers etc. 423
Definition der Bezeichnungen des Proportions-Schemas.^®)
A) Vertikalmaße.
1. Einteilung der Hauptaxe.
a = höchster Kopfpunkt.
b = obererer Augenhöhlenrand.
c = Höhe der Nasenwurzel oder unteren Nasenbegrenzung.
d — unterster vorderster Kinnpunkt oder Kinnspitze.
c — tiefster, d. h. am meisten zurückliegender Punkt der Halsgrube.
/=Höhe der Brustwarzen.
g = Höhe des untern Brustkontur.
i = Höhe des untern Rippenrandes.
k — oberer Becken {k = Nabel, wo dieser nicht mit k koinzidiert).
m* — Höhe der Drehpunkte der Oberschenkelaxe.
m — tiefster Punkt der untern Bauchbegrenzung.
n = Höhe des obern Penesansatzes resp. der Schamfuge («' = unteres Schämende),
ö = Höhe der untern Hodensackbegrenzung: bei Männern im allgemeinen mit der von
ö = rückwärtigem Rumpfende koinzidierend.
jr = Höhe des stärksten Vorsprungs der Kniescheibe (im allgemeinen dem obern
Kniescheibenrande entspr.).
V = Höhe des vordem Fußansatzes am Unterschenkel.
w = Höhe des untern Endes des äußern Schienbeinknorrens.
z — Fußpunkt da, wo die Hauptaxe den Boden trifft.
2. Arme.
a' = höchster Punkt des Oberarms bei herabhängender Haltung,
a = Höhe der Oberarmknorren-Centra als Drehpunkte der Armaxe.
b' = Höhe des vordem Armspalts.
f — Höhe des tiefsten Punkts des Oberarms, oder der Drehaxe von Ober- und Unterarm.
k' = Höhe der Drehaxe von Unterarm und Hand oder Ansatz der Handwurzel.
d — Höhe der Mittelfingerspitze in gestreckter Haltung.
3. Fuß.
p’ = Absatzende oder rückspringendster Punkt.
u' = Spitze des großen Zehens.
B) Quermaße
I. der Hauptaxe.
1,1' = Maximum der Kopf breite resp. Kopfdicke.
2,2' = Gesichtsbreite und Tiefe im Maximo, meist über den Jochbögen resp. an
den Gehöreingängen.
3,3' = Halsbreite und Dicke im Minimo, vorherrschend auf der Mitte der Abstands de.
5 = Maximum der Schulterbreite : bei natürlich herabhängenden Armen meist in
der Höhe des vordem Armspalts.
6,6' = Brustwarzenabstand resp. Rumpftiefe an den Brustwarzen.
50) Im Prop.-Schema sind nur die Hauptpunkte angegeben, welche in allen
oder doch in der Mehrzahl der Dürerschen Typen von Bedeutung sind. Bezüglich
der sonst noch gelegentlich im Text vorkommenden im Schema nicht enthaltenen
Bezeichnungen vgl. Proportions-Tabelle.
424 Constantin Winterberg: Über die Proportionsgesetze etc.
7>7^ = und Rumpfdicken-Maximum : in seiner Höhenlage variierend
zwischen f und g. Statt dieses Maßes findet sich a. a. O. vielmals 7 und
T r = Rippenbreite am vordem und rückwärtigen Armspalt gegeben.
8,8' = Minimum der Rumpf breite in den Weichen, resp. der Bauchtiefe in Nabelhöhe.
9)9* = Maximum der Gesäßbreite und Tiefe, beide der Höhe nach variierend im Inter-
vall zwischen Drehaxe des Oberschenkels und der des Hodensackendes.
10,10' = Breite und Dicke am Rumpfende 0 resp. o.
I i,ii' = Kniebreite und Dicke: am obern Kniescheibenrande (Höhe von q').
12,12' = Maximum der Wadenbreite und Dicke.
= I^reite und Dicke des Unterschenkels am untern Ende des äußern Wadenmuskels.)
14,14' = Minimum der Breite und Dicke oberhalb des Fußknöchels.
2. der Arme.
1 7>i 7’ = Maximalbreite und Dicke des Oberarms.
27 = Fußbreiten-Maximum.
18,18'= Dicke und Breite desselben am Armspalt.
19,19' = Minimum der Breite und Dicke des Oberarms über den Ellbögen.
20,20' = Maximum der Breite und Dicke des Unterarms.
21,21' = mittlere Breite und Dicke des Unterarms an den Inflexionspunkten des
Unterarmkonturs.
22,22' = Minimum der Breite und Dicke am Handknöchel.
23i23’ = Maximum der Breite und Dicke der Hand bei bereits bezeichneter Haltung.
3. des I’ußes.
27 = Maximum der Fußbreite, meist im Abstande des Doms des kleinen Zehens.
Zu Lukas Cranach.
Nachfolgend bringe ich ein Schreiben Johann Friedrichs des Groß-
mütigen an Lukas Cranach den Älteren zum Abdruck, das sich bei
den im Archiv des Germanischen Nationalmuseums deponierten Auto-
graphen der Kirchenbibliothek zu Neustadt a. A. gefunden hat. Es kam
in diese Gesellschaft von Theologenbriefen offenbar zusammen mit
etlichen Schreiben von und an den Magister Mathias Gunderam, der,
späterhin Pfarrherr in Crailsheim, ebenfalls ein Kronacher Kind und in
den Jahren 1546 — 155^ Hauslehrer in der Familie Cranachs des Jüngeren
gewesen war. (»In Lucas malers hauß zw anttworten« lese ich auf der
Adresse eines Briefes des J. Milich an Gunderam 155^ und »jn herren
lucas malern behaussung« auf einem solchen von A. v. Buch 1556.)
Hier der Wortlaut;
»Von gots gnadenn Johans Fridrich Hertzog zu Sachsen der
Eldter, I.andgraf jn Düringen vnd Marggraf zu Meissenn.
Ideber getreuer. Nachdeme Römische Key. Maestat vnser aller-
gnedigister herr den Reichstag vff den ersten Septembris alliier zu
Augsburg zu halten ausgeschriben vnd vns Sachen furfallenn, Darzu
wir deiner bedurfftig sein
So begeren wir du wellest dich furderlich zu vns anher gegen
Augsburg verfugenn vnnd die Tafel, die wir dir zumachen
beuholenn, mit dir bringen. Daran thustu vnsere gefellige mey-
nunge. Datum Augsburg den andern tag des Monats Augusti Anno
Dm.jm xxxxvii den.« (1547.)
Adresse: »Vnnserm libenn getreuenn Lucaßen
Cranach dem Eldtern zu Wittenbergk.«
[Pap. — Vom aufgedrückten Siegel nur mehr ganz geringe Reste
vorhanden.]
Dr. Heinr. Heenvagen, Nürnberg.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI.
29
Literaturbericht.
Architektur.
Handbuch der Architektur, herausgegeben von Professor Dr. Eduard
Schmitt in Darmstadt. II. Teil, 4. Band: Die romanische und die
gotische Baukunst, 4. Heft: Einzelheiten des Kirchenbaues
von Max Hasak, Reg.- und Baurat in Grunewald bei Berlin. Arnold
Bergsträßer Verlagsbuchhandlung (A. Kröner), Stuttgart 1903.
Das vierte Heft hat 51 1 in den aus 376 Seiten bestehenden Text
eingedruckte Abbildungen, sowie 12 eingeheftete Tafeln. Im zweiten
Kapitel werden die Wände und zwar a) Konstruktion nebst Ausführung,
b) Wandsockel, c) Haupt- und d) Gurtgesimse auf 1 1 Seiten behandelt.
Das dritte Kapitel bespricht die Säulen, Pfeiler und Kragsteine auf
43 Seiten; das vierte Kapitel die Gewölbe auf 15 Seiten; das fünfte
Kapitel Giebel und Wimperge auf 6 Seiten; das sechste Kapitel den
Backsteinbau auf 32 Seiten; das siebente Kapitel Türen, Fenster und
Vergitterungen auf 41 Seiten; das achte Kapitel die Glasmalerei auf
47 Seiten; das neunte Kapitel die Wandmalerei auf 27 Seiten; das
zehnte Kapitel die Fußböden auf 18 Seiten; das elfte Kapitel die
Oramentik auf 12 Seiten; das zwölfte Kapitel die Bildhauerkunst in
Frankreich, Deutschland und Italien auf 56 Seiten; das dreizehnte Kapitel
die Grabmäler auf 4 Seiten; das vierzehnte Kapitel die Einrichtungs-
gegenstände und zwar Altäre, Chorgestühl, Lettner und Chorschranken,
Kanzeln, Taufsteine, Emporen und Orgelbühnen auf 32 Seiten und das
fünfzehnte Kapitel die Schreibschrift, Buchschrift sowie die Inschriften
an Gebäuden auf 12 Seiten.
Der Verfasser des vierten Heftes hat sich der großen Mühe, eigene
Zeichnungen nach Reiseaufnahme zu bringen, nicht unterzogen, dafür
aber kommen solche von Viollet-Ie-Duc, August von Essenwein und der
unter Friedrich Freiherrn von Schmidts trefflicher Leitung entstandenen
Literaturbericlit.
427
der Wiener Bauhütte zum Nachdrucke. Meine auf Seite 454 ff. des
XXV. Bandes vom Repertorium für Kunstwissenschaft 1902 erfolgte Be-
sprechung des den Kirchenbau enthaltenden dritten Heftes hat von
dessen Verfasser eine Erwiderung gefunden, welche mich veranlaßt,
darauf zu antworten.
Da Architekt Max Hasak selbst auf Seite 89 seines vierten Heftes
sagt: »Die ersten der Zeit nach bestimmten Ziegelbauten der Mark
sind die Dorfkirche und die Klosterkirche zu Jerichow; die erstere stand
schon vor 1144; die letztere wurde gegen 1150 errichtet«, so kann er
eben bei mir für Sankt Maria und Nikolaus der Prämonstratenser Chor-
herren das Jahr 1147 auch nicht beanstanden.
Das Handbuch der Architektur ist nicht für Dilettanten, sondern
für Fachleute bestimmt, die Abbildungen von Baudenkmälern müssen daher
der Wirklichkeit entsprechen. Der auf Seite 17 des dritten Heftes von
Architekt Max Hasak publizierte Längenschnitt des Speyerer Kaiserdomes
Sankt Maria Himmelfahrt ist irrig, wie ich schon in meiner Besprechung
im Repertorium Seite 454 ff. des XXV. Bandes von 1902 dargelegt habe
und hieran vermögen auch die in der Erwiderung gedruckten Sätze nichts
zu ändern. Architekt Hasak hat a) seine Mauerarkaden als Halbkreise
gezeichnet, was sie aber heute nur noch im ersten Joche nächst dem
Triumphbogen sind, während alle weiteren nach Westen folgenden Arkaden
nur reine Viertelkreise über den Halbsäulen mit Würfelkapitellen besitzen
und die zugehörigen anderen Hälften jene bei Ausführung der Ein-
wölbung nachträglich hergestellten verzogenen Kurvenlinien; b) Hasaks
Zeichnung rückt den Mittelpunkt der Arkadenbögen um m zur Seite,
während er im Mittelpunkte der Rundbogen-Fenster liegt und c) Hasak
gibt über den jetzigen Gurtbogen-Kämpfern aufstehende halbkreisförmige
Mauerbögen, stattdessen existieren hier aber die verzogenen Kurvenbögen,
welche 38 cm enger als die ehemaligen Halbkreisbögen des Urbaues
vom Mittelschiffe sind.
Architekt Dr. Robert Dohme nennt auf Seite 61 seiner 1887
edierten »Geschichte der Deutschen Baukunst« die Abteikirche Laach
eine Art kunstgeschichtlichen Rätsels und dieses vermeint Architekt Max
Hasak kurzerhand durch eine Urkunde vom Jahre 1112 lösen zu können.
Ich habe die in Bonn 1854 erschienene »Geschichte und das Urkundenbuch
des Klosters I^aach« von Dr. Julius Wegeier gelesen, sowie bereits 1859
die Benediktiner Abteikirche Sankt Maria und Nikolaus durch eigene
Anschauung kennen gelernt, endlich meine lange vorbereitete Bauanalyse
1892 im 18. Hefte der »Österreichischen Wochenschrift für den öffentlichen
Baudienst« mit Abbildungen niedergelegt. Wenn ich die im Jahre 1156
durch den Erzbischof Hillinus von Trier erfolgte Konsekration auf eine
29*
428
Literaturbericht.
gewölbte Anlage vom Ostchor und Querschiff, sowie eine im Langhause
flachgedeckte dreischiffige Säulenbasilika bezog, deren feuersichere Ein-
wölbung aber erst der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zuwies, so
glaube ich dafür in Konstruktion und Formengebung der Substanz den
Nachweis erbracht zu haben.
Architekt Max Hasak hat das hochwichtige Baudenkmal der
italienischen Gotik San Francesco zu Assisi nie gesehen, sonst würde er
in der Erwiderung auf seinem unrichtigen T-förmigen Grundrisse mit
Qio Chorschlusse unmöglich beharren können. Ich habe bereits 1866 und
später 1879 eigener mit Zeichnungen verbundener Anschauung San
Francesco kennen gelernt; es ist in der Oberkirche, gleich der Prämon-
stratenser-Chorfrauen-Stiftskirche zu Altenberg an der Lahn, Erzdiözese
Trier, eine einschiffige Kreuzanlage, da wie dort erfolgt der Chorschluß
mit fünf Seiten des regelmäßigen Achteckes und zwar aus sehr triftigen
Gründen der Konstruktion. Die Gurtbögen der Vierung sind weit ge-
spannt, bedürfen daher Widerlager von entsprechenden Mauerkörpern in
Breite, Länge und Höhe. Solche bieten nun wohl die in der Druck-
linie von den Gurtbögen hergestellten parallelen Seiten des Achteckes,
nicht aber die schrägen Seiten eines halben Zebneckes. Das gleiche
Kompositionsgesetz leitete Architekt Heinrich Strack bei dem von 1846
bis 1851 ausgeführten Neubaue der Petrikirche in Berlin, seine ein-
schiffige Kreuzanlage schloß er im Chore nicht Vio, sondern mit fünf
Seiten des regelmäßigen Achteckes.
Architekt Franz Jacob Schmitt in München.
Skulptur.
W. Hiazintow, Die Wiedergeburt der italienischen Skulptur in
den Werken Niccolo Pisanos. Moskau. 1900. 136 S. mitöiAbb.
u. 3 Tafeln. (Russisch.)
Immer wieder übt das Niccolö-Problem seinen Reiz auf jüngere Kräfte,
die sich der Kunstgeschichte zuwenden. Das ist erfreulich, denn un-
befangener Blick ist in dieser verwickelten Kontroverse ein Haupt-
erfordernis. Auch hier ist eine Lösung noch nicht gefunden, aber das
TTpwTov 'Jsuooc, die herrschend gewordene allzu einseitige Beurteilung der
Kunstweise Niccolös, erfährt eine gründliche Berichtigung, Als sicheren
Ausgangspunkt sieht der Verfasser — Privatdozent der Moskauer Univer-
sität — mit Recht zunächst nur die Kanzel von Pisa an. - — Die ver-
gleichende Untersuchung eröffnet ein Rückblick auf die vorhergehende
Entwicklung der Plastik in Toskana, H. folgt hier im wesentlichen
Literaturbericht.
429
Schmarsow, so vor allem in der Identifizierung von Guido und Guidetto.
In ihm sieht er den Dekorator, dessen Verdienst die ausgleichende Ab-
klärung der Reliefkomposition sei. Daß gerade der Meister von Como
den friesartigen Stil der Oberitaliener zu einer strengeren Flächenwirkung
fortbildet, scheint sich auch mir am ehesten durch seine frühe Über-
siedlung nach Toskana zu erklären. Die Martinsgruppe möchte ich
jedoch etwas abweichend von Schmarsow und H. am engsten mit dem
Regulusportal zusammenbringen. Der Henker im Tympanon erscheint
nach Auffassung von Körper, Gewand und Kopftypus dem Bettler wesens-
gleich (dessen Beine sichtlich restauriert sind). Seine Armbewegung
stimmt wieder in ihrer Gebundenheit mit der des Martin. Die Einzel-
gestalten sind mit derselben Plastik und lebendigen Silhouettenwirkung
erfaßt. Die Reliefkomposition ist freilich dabei recht unglücklich. Dennoch
könnte der Meister auch mit dem der Martinslegende (und der Monats-
bilder?) identisch sein, da er sich am Architrav in ihr mindestens auf der
gleichen Höhe hält. In den Friesreliefs findet übrigens eine Anlehnung
an ältere Typen statt, wie H. für die Besessenenheilung feststellt (Tür zu
Gnesen). Für das Tympanon lag die Aufgabe offenbar neu und unge-
wöhnlich schwierig. — Von dieser zu schlichtester Naturauffassung hin-
drängenden Kunst führt keine Brücke' zu Niccolös antikisierendem Stil.
Ebensowenig erkennt H. mit Recht als Vorstufe des letzteren das Relief
aus Ponte allo Spino im Dom von Siena an. Er hält es mit Dobbert
und Schmarsow für eine verzerrte Nachahmung (Gehilfenarbeit?) Niccolös,
in der der vielmehr antike Einfluß abgeschwächt erscheine. Dann wird
mit dem alten Versuch Köhlers (Kunstblatt, 1826), Niccolö an B. An-
telami anzuknüpfen, abgerechnet. Die antiken Elemente sind bei diesem
in der Tat wieder nur mittelbare Entlehnungen aus der christlichen
Kunsttradition, die wir jetzt noch leichter begreifen, nachdem der pro-
vengalische Einfluß auf Benedettos Kunst erkannt ist. Viel weniger über-
zeugend wirkt die nachfolgende Widerlegung von Crowes Hypothese über
Niccolös Herkunft aus Apulien. Zuzugeben ist, daß der einmalige Zu-
satz »de Apulia«, obwohl durchaus als Bezeichnung der Provinz zulässig
(vgl. Arch. stör. 1894, p. 365), im betr. Dokument (Milanesi, Doc. etc.
p. 146) sich auf Niccolö selbst wegen der widersprechenden übrigen
Zeugnisse (»de Pisis«, »Pisanus«, »natus Pisani«) kaum beziehen läßt.
Andrerseits fehlt bis heute der Beweis, daß das Dorf »Puglia« bei Lucca
oder Arezzo ohne Zusatz so genannt werden konnte. So bleiben nur zwei
Wege: ein neuer Vorschlag des Verfassers, »de Apulia« mit »requisivit«
(seil. »Fra Melano« — »Nicholam Petri«) zu verbinden, oder aber es auf
den Vatersnamen zu beziehen. Ein dritter wäre (s. Crowe u. C,), daß N. als
Pisaner Bürger in Apulien geboren und geschult ist. In keinem Falle
430
Liieraturbericlit.
kommt man um Apulien herum. H. hält freilich den Einfluß der unter
Friedrich II. blühenden süditalischen Schule auf N. für ausgeschlossen,
da er spätestens 1230 in Pisa geboren, Petrus folglich vor jener Kunst-
blüte eingewandert sei. Er sucht der gegnerischen Anschauung auch den
Stützpunkt zu entziehen, den sie in den weiblichen Büsten von Ravello
(Sigilgaita) und Scala (in Berlin) sowie in den zwei männlichen und dem
der Capua aus dem Kastei am Volturno (in Capua) findet, indem er aus
der subtilen Stilkritik Fabriczys (Zeitschr. f. b. K. 1879, ^^o) die allzu
weit gehende Folgerung zieht, daß zwischen beiden Gruppen überhaupt
kein Zusammenhang bestehe. Während er in der ersteren mit Dobbert
schon Einflüsse der Schule Niccolös erkennt, sei die vorhergehende Kunst
Süditaliens mit ihrer bis ins zwölfte Jahrhundert (Kanzel von Salerno
u. a. m.) zurückreichenden, rein äußerlichen Nachahmung der Antike
grundverschieden von Niccolös Verhältnis zu dieser. Aber schon die
Büstenform verbindet jene gesamte Denkmälerreihe, und neben tech-
nischen und stilistischen Unterschieden sind auch übereinstimmende Züge
wie die Augenbehandlung und Drapierung der beiden männlichen und
der Berliner Frauenbüste da. Daß an ihr und der Sigilgaita die antike
Stilisierung abgeschwächt, die Individualisierung hingegen m. E. ent-
schieden gesteigert erscheint, offenbart eine folgerichtige Entwicklung.
Ich verstehe nicht, wie H. die letzteren als individueller und die weib-
lichen Köpfe als allgemeiner bewerten kann. Hiazintows Irrtum entspringt
nur aus einer zu scharfen antithetischen Zuspitzung der Stilvarietäten.
Seine Grundvorstellung über Niccolös künstlerische Herkunft und sein
Verhältnis zur Antike aber (s. u.) ist die eigentliche Ursache, weshalb er
dasselbe aus anderen Anregungen zu erklären sucht, obgleich er selbst die
unmittelbare Nachahmung der Antike als das eigentlich Neue daran
betont und andrerseits die Möglichkeit zugibt, daß er sogar als Toskaner
Einwirkungen von Apulien (bezw. Süditalien) her empfangen haben könnte.
Daß N. nicht nur Sarkophage als Vorlage benutzt, sondern auch so antik
empfundene Freifiguren wie den jugendlichen Herkules (Fortezza) zu ge-
stalten weiß, erklärt sich jedoch aus einem anderen Anstoß oder gar aus
spontaner persönlicher Initiative ungleich schwerer, als wenn man in ihm
den selbständigen Fortsetzer jener antikisierenden Schule erkennt, die
schon in Salerno Silene, Kentaurengestalten u. a. m. als dekorative
Figürchen verwendet. H. bemerkt aber ganz richtig daneben noch
andere Elemente in seiner Kunst, und das hat ihn wie . so manchen
der früheren Forscher zu dem Fehlschluß geführt, auch did antiken, also
seine gesamte Kunst aus ein und derselben Quelle herzuleiten. Allein N.
ist keine Einfache, sondern eine höchst komplizierte Erscheinung, ein
Künstler, der inmitten sich kreuzender Richtungen steht und erst in
Literaturbericht.
431
seiner Entwicklung selbst den Ausgleich zwischen ihnen herstellt. Das
große Verdienst Hiazintows bleibt es, energischen Widerspruch gegen die
heute fast allgemeine Auffassung Niccolos eingelegt zu haben, die in ihm
nur einen klassizistischen Formalisten sieht. Er hebt zunächst solche
Eigenschaften hervor, welche bei N. die plastische Schönheit beeinträch-
tigen: einmal die Überfüllung der Reliefs. Diese ist eine bewußt ab-
sichtliche, nicht zufällig aus dem inhaltlichen Reichtum entspringende.
Sie beruht, wie ich es bestimmter fassen möchte, auf der Übertragung
vorwiegend malerischer, und zwar byzantinischer Vorbilder ins Relief
und auf Vereinigung solcher Szenen nach dem episodischen Kompositions-
prinzip der Sarkophage, woraus Niccolos und damit der malerische
Reliefstil der italienischen Kunst überhaupt entsteht. Sein Ziel aber
war dabei die gleichmäßige Massenwirkung im architektonischen Rahmen.
Denn die Kanzel von Pisa ist schon in ihrem ganzen sechsseitigen Auf-
bau, der offenbar der x\npassung an den zentralen Raum seine Ent-
stehung dankt, eine bis ins letzte durchdachte Neuschöpfung. Unantik
sind ferner bei N., wie H. u. a. vor ihm bemerkt haben, die schweren
romanischen Proportionen, denen auch ein vorherrschender fleischiger
Kopftypus mit niedriger Stirn entspricht, sowie die schwere, eckig
brechende Gewandbehandlung. In dieser nun verrät sich deutlich, daß
N. bereits in Pisa von der Gotik nicht unbeeinflußt ist. Wegen der
hier aufgezählten, die antiken Formenschönheiten beeinträchtigenden Züge
kehrt H. zu Schnaases Urteil zurück, der das Wesentliche der Ent-
lehnungen von der Antike in der Aufnahme plastischer Bewegungsmotive
und pathetischeren Ausdrucks durch N., also gerade in seinem meist ge-
leugneten Streben nach höherer Belebung sah, worin Giovanni nur ener-
gischer die Richtung seines Vaters fortsetzt. Verglichen mit den älteren
Denkmälern ist, wie H. • mit Recht betont, Niccolös Madonna in der
Geburtsszene lebensvoller, sein Joseph nicht teilnahmlos, sondern in ge-
spanntem Grübeln begriffen, — es ist, nebenbei bemerkt, ein Vorsichhin-
starren wie bei Giovanni in Pistoja — sein Kruzifixus nicht der schmerz-
lose der älteren Kunst, sondern der schmerzbewegte (der neuen maniera
greca). Und so findet H. auch für die den indischen Bachus nach-
ahmende finstere Gestalt und die entsprechende der Kanzel von Siena
eine passende Erklärung als Herodes. Diese Deutung bleibt freilich
zweifelhaft, da bei Giovanni in Pisa an gleicher Stelle sicher der Hohe-
priester (mit Turban statt Krone) erscheint, der feindselige Ausdruck aber
ist zweifellos richtig erkannt. In sämtlichen o. a. und anderen Fällen hat
H. den Aurdruckswert mit feinem Verständnis der künstlerischen Absicht
erfaßt. Neben solchen Gestalten und einem Zeuskopf wie Simeon bietet
N. aber sc in Pisa auch ganz naturalistische Charaktertypen wie die
432
Literaturbericht.
(aus der Amme Phädras entwickelte) Hanna und vor allem die zuschauende
Alte daneben. Einen ebenso entschiedenen Naturalismus verrät die Be-
handlung der Hände (Simeons u. a.). Bei der Kreuzigung erkennt H.
in der Befestigung der Füße Christi mit einem Nagel wieder gotischen
Nebeneinfluß. Auch der grimassierende Johannes und das ganze so stark
abweichende figurenreiche Weltgericht, dessen von H. hervorgehobene
stärkere Dramatisierung, wie man mit Reymond bestimmt aussprechen
darf, auf der abendländischen Ikonographie beruht, finden dadurch ihre
Erklärung und brauchen nicht mit Förster und Erothingham (Amer.
Journ. II, p. 4) Niccolö abgesprochen zu werden. H. hat aber versäumt, aus
alledem einerseits mit voller Klarheit, andrerseits mit der nötigen Vor-
sicht den Schluß zu ziehen, daß sich schon an der Kanzel zu Pisa eine
fortschreitende Entwicklung Niccolös zu stärkerer Annäherung an die
Gotik nicht verkennen läßt, — denn nunmehr umgekehrt die Anlehnung an
die Antike für das Sekundäre anzusehen (s. unten), dazu gibt uns das
Denkmal nicht die Berechtigung.
Einen weiteren Schritt in derselben Richtung läßt die nächste datierte
Arbeit, die Area di S. Domenico, erkennen. Ich möchte ihr sogar weit
mehr entscheidende Bedeutung beimessen als H., der das Zairück-
treten der antiken und die Zunahme der zeitgenössischen, gotischen
Elemente (z. B. in der Tracht) an diesem Werke Niccolös betont. Zuvor
ist doch die Frage zu stellen, ob nicht gerade darin eine Folge der
Mitarbeiterschaft Fra Guglielmos zu erkennen sei. Sie lag um so
näher, als auch H., wie heute wohl allgemein angenommen wird, diesem
einen hervorragenden Anteil an der Ausführung der Area und sogar an
der Komposition einräumt. Doch glaubt er neben dessen charakteristi-
schen jugendlichen Kopftypen mit hoher Stirn und kurzem Untergesicht
in einem anderen Typus von entgegengesetztem Bau, sowie in den
ersten zwei Köpfen 1. oben im ersten Relief der Vorderseite und schließ-
lich in der Statuette der Madonna Niccolös Hand zu erkennen, — die
ich nirgends mit Sicherheit herauszufinden vermag. Am ehesten tragen
noch die Reliefs der Rückseite in ihrer flüchtigen und doch sicheren
Behandlung deren Stempel. Doch haben auch hier besonders die
Jimglingsköpfe Ähnlichkeit mit den glatten Gesichtern mit eingekniffenen
Nasenflügeln und halbgeschlossenen Augen der übrigen Reliefs, die ganz
sicher Fra Guglielmos Mache verraten. So kommt man durchaus zu
Schmarsows Voraussetzung einer viel »inniger verwebten Zusammenarbeit«
beider Künstler. Und Niccolös Komposition wenigstens gibt sich im
Relief der 1. Schmalseite und bei der Vision des Papstes schon in den
aus dem Hintergrund hervortauchenden Architekturen sowie im Paralle-
lismus der herrlichen Apostelgruppe mit dem knieenden Dominicus deutlich
Literaturbericht.
433
genug zu erkennen. Seiner Anregung (vgl. die Propheten in den Zwickeln
der Kanzeln) entspringen ferner, wie ich glaube, die mehrfach wiederholte
Figur des vorgebeugten Dominikus und die von H. erwähnten Köpfe.
Im allgemeinen aber hat wohl bei den drei anderen viel symmetrischer
und friesartiger komponierten Reliefs auch am Entwurf Fra Guglielmo
den Hauptanteil. Die beweglicheren Jünglingsgestalten der Arianer und
vor allem die Rückenfiguren der r. Schmalseite, die geradezu in ein
französisches Tympanon hineinpassen würden, verraten hier einen ganz
aus der Gotik herausgewachsenen Künstler. Dasselbe bestätigen die z. T.
schon von Schmarsow ihm zugesprochenen freiplastischen Heiligenfiguren
u. m. E. auch gerade die Madonna, die mit ihrer puppenhaften Lieblich-
keit und dem blöden Kinde von der Zug um Zug entsprechenden Eck-
figur an der Sieneser Kanzel durch den gänzlichen Mangel der feineren
(der Antike abgewonnenen) Rhythmisierung doch meilenweit entfernt ist.
Dennoch verdankt Niccolö erst dem weniger begabten Fra Guglielmo
den vollen Anschluß an den plastischen Kanon der Gotik. Zwischen
beiden findet ein Austausch statt, bei dem wiederum jener, wie seine
Kanzel in Pistoja beweist, ganz äußerlich Niccolös Stil annimmt. Da-
gegen berechtigt uns nichts, den Dominikaner Laienbruder, der an keinem
anderen Werke Niccolös beteiligt erscheint, den »sculptor egregius« der
Chronik von S. Caterina, »sociatus dicto architectori«, — (denn unter
diesem kann auch ich nur N. verstehen; vgl. Schmarsow, a. a. O. S. 128)
— für dessen Schüler zu halten. Fra Guglielmo schließt sich im Auf-
bau seiner Kanzel eng an die toskanische Tradition an. Der letzteren
sind offenbar die vorgestellten Figuren zwischen den Reliefs auch an
der arca entlehnt, ein Motiv, das dann von Niccolö auf die Sieneser
Kanzel übertragen wird. Die Berührung mit dem erfahrenen Gotiker
erklärt dessen tiefgehende Stilwandlung an der letzteren, die viel gotischer
ist als die von Pisa und, trotz späterer Entstehung, doch weniger gotisch
als die arca, sondern einen mehr persönlich gefärbten und mit dem
antiken verschmolzenen gotischen Typus vertritt. Die freiere Bewegung
und die natürlichere Erscheinung der Figur hat Niccolö dem Mitarbeiter
abgelernt und dadurch den lebendigeren Ausdruck für das ihm eigene
Pathos gewonnen. Dennoch bewahrt er seinen malerischen Reliefstil, ja
er steigert ihn sogar, wie H. richtig betont, in der Absicht inhaltlicher
Bereicherung der Darstellungen. Im Gegensatz dazu bleibt an der arca,
besonders in den auf Fra Guglielmo zurückweisenden Kompositionen die
Raumentfaltung in echt gotischem Sinne auf den Vordergrund beschränkt.
— Daß die Verschiedenheit der beiden Kanzeln Niccolös ein Ergebnis
seiner eigenen inneren Entwicklung ist, hat H. mit voller Klarheit
erkannt, obgleich auch er den Einfluß des Dominikaners unterschätzt.
434
Literaturbericht.
Die Kanzel von Siena, kaum vor 1267 ernstlich in Angriff genommen — das
beweist das o. a. Dokument (s. S. 429) — und bereits im November 1268
vollendet, hat besonders in den untergeordneten Teilen gewiß die
Beihilfe der Schüler erfordert, der Entwurf stand aber gerade darum gewiß
von Anfang an fest. Sie arbeiteten zweifellos nach Niccolös Zeichnungen.
Die Ausführung ist überdies namentlich in den ersten Reliefs eine so
gleichmäßige, daß man diese doch vorwiegend für eigenhändig zu halten
geneigt sein wird. Einzelne mißglückte Krieger beim Kindermord ver-
raten eine Gesellenhand, und ein paar Köpfe neben dem Kruzifixus 1. o.
in der zweiten Reihe kommen, wie mir scheint, Giovannis Art sehr
nahe. Für das Ganze aber räumt H. mit Recht weder Giovannis her-
berer noch Arnolfos milderer Auffassung einen bestimmenden Einfluß
ein. Vielmehr habe Niccolö an der Kanzel von Siena selbst die Richtung
eingeschlagen, in der sich Giovanni weiterentwickelt. Am Brunnen von
Perugia fällt diesem dann nach H. in der Tat der Hauptanteil zu. Und
von den Statuen der inneren Schale stehen ja so manche wie Petrus
und Paulus, die Divinitas u. a. unleugbar seinen Propheten und Sibyllen
in Pistoja schon sehr nahe. H. nimmt nur den schwerfälligen Moses
noch für N. in Anspruch. Arnolfo di C. hat der Verf. so wenig wie
andere vor ihm herausgefunden, da er aber für 24 Tagewerke, allerdings
erst nachträglich, bezahlt worden ist (vgl. Vasari I, p. 308 ed. Milanesi),
wäre vielleicht doch mittels Vergleichung mit seinen römischen Ciborien
die eine oder andere Figur ihm zuzuteilen. Die Reliefs der äußeren
Schale gibt H. mit Recht zum allergrößten Teil Giovanni. Die kühnen
Verkürzungen (Adams r. Arm u. a. m.) und starken Kontraposte (Astro-
nomie, Divinitas) weisen deutlich auf ihn hin, die schweren Proportionen
aber lassen ihn noch stark von Niccolös Art abhängig erscheinen.
Einzelnes, wie der eine Adler, mag sogar noch diesem selbst gehören,
wie H. aus der inschriftlichen Bezeichnung »bonus Johannes est sculptor
oper hujus«, (nämlich des anderen) überzeugend folgert. — Für die alleinige
Urheberschaft Niccolös tritt der Verf. bei den Reliefs am 1. Domportal
zu Lucca ein, und ich kann ihm nur beistimmen, wenn er ihre Entstehung
in die Zeit zwischen die Pisaner und Sieneser Kanzel ansetzt. An die
erstere gemahnen hier noch reinere antike Anklänge, vor allem der fast
identische (leider recht beschädigte) Kopf des jugendlichen Königs am
Architrav (dessen Zugehörigkeit zur Lünette ohne Gegenbeweis a priori
anzunehmen ist und dadurch bestätigt wird), sowie die Pferde. Daß
der Künstler aber zu energischerer Belebung, z. B. der anbetenden zwei
Könige und der fein abgestimmten Figuren der Kreuzabnahme, fort-
geschritten ist, darüber kann man sich nicht täuschen, und daß er diesen
Fortschritt der Gotik verdankt, bestätigt das gotische Portal hinter der
Literaturbericht.
435
Verkündigungsgruppe, das in einem Frühwerk nicht zu erwarten wäre.
Auch wäre es gänzlich unbegründet, solche Bestrebungen bei Niccolö für
Jugendstil zu nehmen. Für seine Urheberschaft am Architrav spricht
noch, daß Fra Guglielmo die Kontamination von Geburt und Anbetung
an seiner Kanzel (um 1270) übernommen hat. An den Reliefs zu Luccä
braucht der letztere darum noch keinen Anteil zu haben, denn die klar
abgewogene Komposition hat N. im Bogenfelde einfach auf der Grund-
lage des schon sehr durchgebildeten und sehr konstanten ikonographischen
Schemas der Kreuzabnahme gewonnen. Trotzdem wahrt er nach H.s
treffender Beobachtung auch hier in der Anwendung von drei Plänen
seinen malerischen Reliefstiel. So bekommen wir eine mit der arca in
Bologna ungefähr gleichzeitige Arbeit Niccolös und für die hier an-
gedeutete Auffassung seiner künstlerischen Entwicklung ein wichtiges
Mittelglied. Sie würde es erklären, daß der Künstler die Ausführung des
Heiligengrabes nach gemeinsamer Feststellung des Planes größtenteils
dem Mitarbeiter überließ, vielleicht nachdem er seine drei Reliefs
abozziert oder die der Rückseite möglicherweise sogar fast vollendet
hatte. Schon Schmarsow hat darauf hingewiesen, daß ein Auftrag aus
Lucca nach Einsetzung einer neuen Kommission i. J. 1261 viel Wahr-
scheinlichkeit hat. Die Arca war 1.267 vollendet, kann aber sehr viel
früher begonnen sein. Starke, aber nicht gerade persönliche Anregungen
hat N. damals von Fra Guglielmo empfangen. Solche hingegen, und
zwar von dessen Kanzel in Pistoja, sind m. E, an einem späteren Werk zu
spüren, dem Lesepult, das von dort nach Berlin gelangt ist. Auch H.
erkennt es wegen der groß empfundenen Kontraststellungen Niccolö zu,
für den die Gestalten ja fast zu anmutig erscheinen, während sie doch
für Fra Guglielmo selbst in Form und Ausdruck zu bedeutend sind. So
verflicht sich wiederholt das Schaffen beider Künstler unter wechsel-
seitiger Beeinflussung, wobei der Stärkere der Gewinnende bleibt. Die
Widersprüche in dem scheinbaren Stilwechsel Niccolös schwinden unter
diesen Voraussetzungen. Und die hier begründete' Auffassung hält sich
streng an das Zeugnis der Denkmäler und festen Daten und läßt es doch
zugleich als vollgültig nur für jede einzelne dadurch bezeichnete Ent-
wicklungsstufe gelten. Obwohl ich mich in sehr vielen Punkten dem
Urteil des russischen Forschers anschließe, komme ich daher doch zu
einem abweichenden Gesamtergebnis. — H. zieht nämlich in einem
Schlußkapitel Folgerungen, die den Fehler der meisten früheren Unter-
suchungen wiederholen, sich nach einem Hauptdenkmal oder nach gewissen
besonders auffälligen Stileigentümlichkeiten eine allgemeine Vorstellung
von dem Wesen des Künstlers zu bilden, statt nach den Faktoren zu
forschen, die seine Wandlung erklären können. Und wenn das Urteil
436
Literaturbericht.
seiner Vorgänger meist in Widerspruch zu dessen späteren Werken geriet,
so ist H. umgekehrt seiner ersten Schöpfung nicht völlig gerecht ge-
worden. Die richtig beobachteten wiederholten Beziehungen Niccolös
zur Gotik, zu denen weitere ikonographische Übereinstimmungen in der
Anbetung der Könige und Geburt Christi hinzukommen, haben ihn verführt,
dessen Kunst geradezu aus ihr abzuleiten, und und er bemüht sich nament-
lich unter Heranziehung des Albums des Villard d’Honnecourt nachzu-
weisen, daß die Nachahmung der Antike mit ihr keineswegs unvereinbar
war, sondern daß die Gotik eine Anlehnung an diese öfter gesucht habe.
Allein die Benutzung antiker Motive der Ponderation und dgl. in der
gotischen Plastik zugegeben, so erscheinen doch die antiken Elemente
in ihr noch stärker umgearbeitet als in der byzantinischen Kunsttradition,
und einen plötzlichen Übergang zur unmittelbaren Nachahmung ver-
mögen .sie daher ebensowenig zu erklären. Nur durch die süditalische
Hypothese, zu der ich mich selbst erst nach eindringender Beschäftigung
mit der Frage habe bekehren müssen, wird Niccolö an einen Denkmälerkreis
angeschlossen, mit dem seine Werke wirklich eine für die Anschauung
faßliche Stilverwandtschaft haben (vgl. z. B. den Evangelistenengel an der
Kanzel von Salerno und die Tugenden in Pisa.) Für sie lällt auch
Niccolös außerordentliche Vertrautheit mit byzantinischen Vorbildern
malerischer Art, wie sie in den sizilischen Mosaiken gegeben waren, ins
Gewicht. Und wenn irgendwo bereits Ansätze zu einem malerischen
Relief vorhanden waren, so finden sie sich in jener dekorativen Klein-
plastik, wie z. B. in den Ambonenplatten von S. Restituta in Neapel, auf
denen Architekturen und sogar das Wasser zur Darstellung kommen.
Wenn das gotische Hochrelief auch gelegentlich wie z. B. im Weltgericht
zur Verwendung mehrerer Pläne und zur größeren Raumtiefe gelangt, so
bleibt seine Raumdarstellung doch eine abstrakte. Sie beruht auf mög-
lichster Isolierung der einzelnen Figuren. So unzweifelhaft H. in der
Annahme eines tiefgreifenden Einflusses der Gotik auf Niccolö Recht
hat, die ursprüngliche Wurzel seiner Kunst bildet sie nicht. Es ist eine
zu gedankenhafte und zu wenig aus der Anschauung der Denkmäler ab-
geleitete Schlußfolgerung, wie H. bei Niccolö auch die Nachahmung der
Antike aus ihr zu erklären sucht. Weil die Gotik den lebendigen Aus-
druck anstrebt und weil Niccolös Entlehnungen antiker Motive dem
gleichen Zwecke dienen, soll er gerade durch die Gotik, verbunden mit
dem größeren Reichtum Italiens an klassischen Vorbildern, dazu gelangt sein.
In Wahrheit liegt die Sache vielmehr so, daß N. für sein Streben nach
lebendigerem und pathetischerem Ausdruck anfangs vorwiegend der
Antike und dann der gotischen Kunst die ihm geeignet scheinenden
Motive entnimmt. Und daß neben dem Ausdruckswert auch die antike
Literaturbericht.
437
Freude an der Leibesschönheit den Künstler ergriffen hat, läßt sich doch
schließlich nicht ganz und gar abstreiten. Darin scheint mir H. viel
zu weit gegangen zu sein, weil er wieder den Fehler beging, seinen Ge-
sichtspunkt zu ausschließlicher Geltung bringen zu wollen. Gotische
Einflüsse kann N. überdies in Unteritalien leicht empfangen haben,
wo die gotische Architektur schon unter Friedrich II. Fuß gefaßt hatte.
Im Laufe des Ducento erobert sie Italien. Daß N. in ihren Bann gerät,
verrät die schon von Dobbert bemerkte Umbildung des Akanthuskapitells
an seiner Kanzel. Daß im Gefolge der Baumeister gotische Bildhauer
nach Italien kamen, kann man mit H. als selbverständlich ansehen. Der
Dominikaner Fra Guglielmo dürfte von solchen geschult sein. Niccolo
aber wird erst zum Gotiker. Seine assimilierende Gestaltungskraft hält
seiner Rezeptionsfähigkeit die Wage, und wenn irgend einer, so ist er
ein Vorläufer der Renaissance. Seine grundlegende Leistung ist die Ver-
schmelzung aller von ihm aüfgenommenen Elemente zu einem monu-
mentalen Reliefstil, den Giovanni übernimmt, fortbildet und endlich sogar (in
Pisa) zersetzt, der aber dann bei Andrea Pisano u. a. wieder in geläuterter
Form auf lebt. Wenn man alles das im Auge behält, läßt sich zwischen
Vater und Sohn kein Schnitt im Sinne einer kunstgeschichtlichen
Periodeneinteiluug machen. Daß sie als Vertreter einer verschiedenen
stilistischen Entwicklungsphase erscheinen, wenn man die zeitlich recht weit
auseinanderliegenden Kanzeln Niccolos zu Pisa und Giovannis zu Pistoja
vergleicht, ist unleugbar, aber kein Bruch und keine Abkehr, sondern ein
allmählicher Umschwung findet dazwischen statt, und zwar schon im
Schaffen des Vaters. Durch Hiazintow^s verdienstliche Untersuchung ist
uns sein Wesen sehr viel klarer geworden. O. Wulß.
Malerei.
Osvald Siren. Dessins et tableaux de la Renaissance italienne
dans les collections de Su^de. Stockholm 1902. Impr. Hasse-
W. Tullberg.
Die Ausbeute an unbeanstandeten und guten Handzeichnungen der
italienischen Renaissance in den Sammlungen Europas ist, namentlich
für das Quattrocento, noch immer so bescheiden geblieben, daß alle
Unternehmungen, die unsere Materialkenntnis erweitern, von vornherein
freudigen Willkomms sicher sein dürfen. Den prachtvollen englischen
Publikationen, die kürzlich an dieser Stelle gewürdigt wurden, schließt
sich eine schwedische, zum Glück in französischer Sprache verfaßte an,
438
Literaturbericht.
die in dankenswerter Weise den abgelegenen Schatz von Hand Zeich-
nungen des Nationalmuseums in Stockholm zugänglich macht; außerdem
katalogisiert und kritisiert sie den Bilderbestand aus königlichem und
privatem Besitz in Schweden, soweit die italienische Renaissance dort
vertreten ist. Dank der Unterstützung zweier ungenannter Kunstfreunde
hat die Publikation, die einem feinsinnigen Künstler, dem Prinzen Eugen
von Schweden, gewidmet ist, eine würdige Ausstattung erhalten. Zu be-
dauern bleibt nur, daß für die Reproduktion der Gemälde nicht das
gleiche Lichtdruckverfahren gewählt worden ist, wie für die Wiedergabe
der Zeichnungen.
Bei der literarischen Herrichtung des Stoffes hat der Verfasser den
undankbaren und, wie mir scheinen will, unpraktischen Weg einge-
schlagen, indem er eine vom Zufall zusammengewehte Kolonie von
Kunstwerkeü hinzustellen versuchte als eine ausgewählte Vertretung der
Schätze im Mutterlande. Er hat, was er vorfand, eingespannt in den
viel zu weiten Rahmen der historischen Kunstentwicklung und mit Mühe
die Notbrücken geschlagen, die von einem Kunstwerk zum andern führen.
Seine Absicht war allerdings die beste. Er wollte über den engen Kreis
der Fachgenossen hinaus wirken, das schöngeistige Publikum zum Mit-
genuß einer künstlerischen Feinschmeckerei herbeilocken. Er hat sich,
um offen meine Meinung zu sagen, damit zwischen zwei Stühle gesetzt.
Der Erfolg der populärwissenschaftlichen Unternehmungen auf kunst-
geschichtlichem Gebiet zeigte bisher nur, wie sehr das- Interesse und
das Kunstbedürfnis des Publikums überschätzt worden sind. Wenn für
weniger landläufige große Künstler wie Piero della Francesca, Verrocchio,
für Giotto oder selbst für Tizian keine tiefere Teilnahme bisher erregt
werden konnte, wie darf man hoffen, für Studienblätter, deren Genuß ein
geschultes künstlerisches Nachempfinden voraussetzt, Verständnis zu
finden und mit ihnen Freude zu erwecken? Den Fachgenossen und den
Künstlern, von denen doch auch nur die wenigsten und ernsthaftesten
in Betracht kommen, wäre mit dem so vielfach bewährten System des
catalogue raisonne mehr gedient gewesen. Diese Form hätte den Ver-
fasser zu einer oft noch schärferen Präzisierung seiner Ansichten genötigt
und ihm manche Trivialität seiner kunsthistorischen Erörterungen erspart.
Mit bemerkenswertem Mut ist Siren an die Aufgabe gegangen,
den Wust der künstlerischen Benamsungen zu entwirren. Die Über-
lieferung bot geringen Anhalt. Die Sammlung wurde zwischen 1739
und 1741 vom Grafen Karl Gustaf Tessin, der damals schwedischer
Gesandter in Paris war, mit Mariettes Hilfe zusammengestellt, meist
aus dem Besitz Crozats. Sie enthielt die üblichen großen Namen
von Masaccio bis Raphael und darüber hinaus; einige ihrer Blätter
Literaturbericht,
439
Stammten aus Vasaris »libro«, was man noch heute erkennt. Ungünstige
Vermögensumstände nötigten 1750 den Besitzer zum Verkauf, und die
Sammlung kam an den König Adolf Fredrik. Nach dessen Tode (1777)
schenkte sie Gustaf III. der Kgl. Bibliothek. Dreimal wurde sie inzwischen
inventarisiert und katalogisiert: 1780 vom Grafen Friedrich Sparre, 1790
vom Bibliothekar Wilde, 1863 vom Oberintendanten Söderberg. Aber
die alten Namen hielten sich unverändert.
So weit Siren auch seine Vorgänger hinter sich gelassen hat, schließ-
lich hat auch er sich der Aufgabe nicht ganz gewachsen gezeigt. Die
Kritik der Handzeichnungen setzt nicht nur einen angeborenen Blick für
das Individuelle eines Umrisses, einer Schattenlage, einer Formengebung
voraus, nicht nur ein nervenfeines Vibrieren der künstlerischen Nachemp-
findung, sondern auch ein unablässig trainiertes Auge, ein nie versagen-
des Formgedächtnis. Zeichnungen, mehr noch als Gemälde, deren
Originale man nie zu Gesicht bekommen hat, auf einen bestimmten
Meister festlegen wollen, heißt das Schicksal des Ikarus herausfordern.
Exempla docuerunt. Mit aller Vorsicht nur möchte ich daher einige
Korrekturen in Vorschlag bringen, die sich, nach meiner Ansicht auch
ohne Kenntnis der Originale, geradezu aufdrängen.
Die dem Angelico zugeteilten Blätter — ein Seraphimkopf und
die Gestalten eines Mönches und einer Nonne — weisen mit Entschieden-
heit auf Gozzoli hin. Der Engelskopf ist ein Geschwisterkind der
lockigen Bubenschar, die auf Gozzolis Fresken ihr anmutiges Wesen
treibt. Der Mönch und die Nonne zeigen ganz den Gewandstil des
Benozzo.
Ob der junge Farbenreiber in der Haltung des David wirklich vor
Paolo Uccello gestanden hat, möchte ich trotz der bis auf Vasari
zurückgehenden Tradition nicht ohne ein bedenkliches Fragezeichen lassen.
Der wohl einer Anbetung der Könige entnommene im Profil
kniende »homme de qualite« scheint mir bei der ängstlichen Sorgfalt
der Federführung ohne Zweifel eine Kopie aus dem 16. (nach einem
Umbrer?), nicht Botticelli, wie Siren meint.
Interessant ist die Federzeichnung, zweier sitzender, verehrender
Engel und einer kleinen Krönung Mariä. Siren erkennt darin Ghirlandaio.
Sie trägt hingegen das deutliche Merkmal der Gestalten Francesco
Botticinis, insonderheit wird man an das Palmieribild in London
erinnert. Wenn eine Studie des Meisters selbst vorliegt, bietet dies Blatt
einen wichtigen Zuwachs zu dem stattlichen Malerwerk des immer be-
kannter werdenden Künstlers.
Die Credi zugeschriebene Federskizze zu einer Anbetung des Kindes
wiederholt im besten Fall eine Komposition Lorenzos; derartige Grob-
440
Literaturbericht.
heiten und formale Abbreviaturen hätte sich der pedantisch saubere
Meister selbst nie gestattet. Eher könnte die Filippino Lippi zugewiesene
Rötelstudie einer anbetenden Madonna von seiner Hand sein, worauf
auch die Technik mit ihren in Weiß gehöhten Lichtern deutet.
Auf Zustimmung wird Siren rechnen dürfen bei der Attribution des
nackten David an den sog. Finiguerra (die Zeichnung ist stark über-
gangen), der beiden stehenden Jünglinge an Raffaellino del Garbo,
des prächtigen Sechzehnenders an Vittore Pisano (die beiden andern
Hirschköpfe auf dem Blatt sind augenscheinlich von späterer Hand zugefügt),
der Madonnenstudien (Kopf und Gewand) an Zaganelli. Eine schöne,
zart empfundene Silberstiftzeichnung Peruginos gibt Kopf und Hände
eines aufblickenden Jünglings; man verzeilit Passavant die Verwechslung
mit Raphael, so voller Empfindung und Schmelz Hegt das Leben dieser
Glieder vor uns ausgebreitet.
Den Landschaftsstudien gegenüber, von denen zwei abgebildet sind, ist
der Verfasser zu keinem festen Resultat gekommen. Mit Recht lehnt er
Raphael ab und tritt für einen nie den umbrischen Schultraditioncn ent-
waclisenen Künstler ein. Allerdings zeigt sich S. geographisch nicht ganz
unterrichtet, wenn er Gubbio, das auf einem dieser Blätter dargestellt
sein soll, als »ville toscane« bezeichnet. Am entschiedensten neigt er
zu Perugino. Doch möchte ich den von Siren selbst vorgeschlagenen
und mir einleuchtenderen Namen des Pinturicchio nicht deshalb zurück-
drängen, weil den Naturausschnitten der durch Zypressen, Palmen,
abschüssige Felsen und Blumenanger sonst hergestellte phantastische
Charakter der I.andschaften Pinturricchios abgeht.
Der Schülerkreis um Raphael ist ansehnlich vertreten. Was aber
für den Meister selbst beansprucht wird: zwei Federstudien der Evange-
listen Matthäus und Johannes will mir keineswegs einleuchten. Wenn
der Verfasser Johannes d. Ev. auf einem Bilde des Berto di Giovanni
in der Pinakothek zu Perugia richtig anerkannt hat, so sehe ich nicht
ein, weshalb er nicht auch die Studie und ihr Gegenstück mit dem
Matthäus jenem künstler zuschiebt. Mit Raphael haben sie nichts zu
tun, im Charakter sind sie den Zeichnungen des Eusebio di S. Giorgio
nah verwandt. Das Blatt mit den vier nackten Jünglingen gehört jener
Gruppe an, die Fischei als Fälschungen Bartolozzis hat nachweisen
wollen. So fließend die Ansichten der Raphaelforscher über diese
Gruppe von Zeichnungen sein mögen, ein Ergebnis: nicht von Raphael!
fängt an mehr und mehr sich Geltung zu verschatfen. Damit ist denn
auch das Blatt des Stockholmer Museums gerichtet.
Unter den Florentinern des 1 6. Jahrhunderts erscheinen Andrea del
Sarto mit der Studie einer in anmutiger I.ässigkeit sitzenden Frau, während
Litcraturbcricht.
441
der Kopf eines bartlosen Geistlichen oder Gelehrten einen durchaus
unsartesken Eindruck macht. Sehr lieblich ist Pontormos Rückenstudie
zweier sitzender Mädchen, augenscheinlich das gleiche Modell in ver-
schiedener und doch sehr ähnlicher Stellung, ein Blatt, das den Künstler
in der tiefsten Stille der Arbeit zeigt, wo der Geschmack die feinsten
Abwägungen vornimmt.
Zu den erstaunlichsten Mißgriffen der Publikation muß ich die
dem Titian zugemutete Schlachtenstudic und die mit Tintorcttos Namen
beehrte Studie zu einem Deckenbilde (Sieg Venedigs über die Türken)
rechnen. Vielleicht haben die noch von Grozat herrührenden Bestimmungen
das kritische Auge des Verfassers so bedenklich getrübt. Auch der auf
Paul Veronese bestimmte Mädchenkopf erinnert mich weit eher an
Tiepolo in der eleganten Leichtigkeit seiner Technik. —
Unter den Gemälden ist ein im Rund gehaltenes gegen den hellen
Grund silhouettiertes Jüngiingsportät, dessen künstlerische Qualität Siren
überschätzt. Das auffällige runde Format übernahm der Maler von der
gleichzeitigen Plastik, wobei nur an die Teracottaporträte der Robbia
zu erinnern wäre. Siren verschwärmt sich so in dies »visagc ä la fois
enfantin et reveur«, daß man schließlich nicht erstaunt ist, wenn er es,
von Frimmel ermuntert, für Botticelli selbst in Anspruch nimmt. Statt
dessen gehört das Bild höchstens in Sandros- Umkreis, wo denn, nach-
dem die Forschung die Aushülfen der amici, compagni, alunni u. s. f.
eingestellt hat, die Auswahl der Namen keine mehr beschränkte ist.
Einen feineren Blick hat S. für das Madonnenbild gezeigt, das er
mit gutem Grund dem Piero di Cosimo zuerteilt. Er ordnet cs auch
richtig ein, indem er es auf eine Stilstufc mit dem Magdalcnenkopf beim
Senator Baracco in Rom stellt.
Für die Beurteilung der Gemälde aus der venezianischen Schule
bieten die flauen Reproduktionen keine genügende Unterlage. Siren hat
in einem männlichen Bildnis die Hand des lAcinio, in Jupiter und Jo
(im Besitze der Frau Gräfin von Rosen) ganz überzeugend einen Paris
Bordone erkannt; eine Darstellung im Tempel (wie das zuerst genannte
Bildnis im Besitz des Grafen F. Bonde in der Galerie von Säfstaholm)
belegt er mitVeroneses Namen. Fline Madonna von Tizian bei Herrn
Aspelin wiederholt die Komposition in München (Pinakothek Nr. 1113);
die Bedenken, die das Münchener Exemplar als Original von Tizian
erregt hat, verschärfen sich noch vor dem in Stockholm.
Der letzte Abschnitt des Buches behandelt Tiepolos bisher un-
bekannt gebliebene Beziehungen zu .Schweden. Hätte man sich damals
zu größeren Geldopfern entschlossen, so wäre Tiepolo für die Ausmalung
der Decken im Kgl. Schloß zu Stockholm gewonnen worden. Tessin reiste
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 30
442
Literaturbericht.
1735/36 nach Wien und Venedig, um die nötigen Schritte zu tun. Seine
brieflichen Berichte an den Oberleiter der Palastbauten Carl Harleman
enthalten interessantes und wichtiges Material zur Beurteilung der Kunst-
zustände um diese Zeit. Wie amüsant sind die kurzen Zensuren, die der
kundige Abgesandte erteilt: Canaletti fantasque, bourru, vendant un Ta-
bleau de Cabinet jusqu’ä 120 sequins, Cimaroli gäte par les Anglais,
Palazzo dessine mal et ne peut grouper trois figures, Piazetta grand
dessinateur et peintre trds entendü, mais sa mani^re est fort f^nie. Und
endlich von Tiepolo »fait expres pour nous, plein d’esprit, accomodant
comme un Taraval, un feu infini, un colorit eclatant et d’une vitesse
surprenante«. Was Tessin damals für sich aus Venedig mitbrachte, läßt
sich zum Teil noch heute in schwedischem Besitz, teils öffentlichem, teils
privatem, nachweisen, darunter die viermal kopierte Danae bei Herrn
Per Swartz in Norrköping und die EnthaiqDtung des Täufers im National-
museum zu Stockholm (Nr. 198). Hierzu kommen noch das Gastmahl
des Antonius und der Cleopatra in Heleneborg bei Stockholm, ein kleines
Bild, das mit dem Fresko im Palazzo Labia zu Venedig übereinstimmt, und
die Großmut des Scipio wieder im Stockholmer Museum (Nr. 191), eine
Skizze zum Fresko der Villa Cordellina zu Montecchio bei Vicenza.
Hans Mackowsky,
Corrado Ricci. Pintoricchio. Sa Vie, son CEuvre et son Temps,
Ouvrage illustre de quinze planches en couleur, de six planches en
taille douce et de 95 gravures tirees dans le texte. Paris, Librairie
Hachette et Cie MCMIII.
L’edizione francese di questa splendida opera si presenta, come la
inglese, col maggior lusso nella veste tipografica e con tal corredo di
illustrazioni in nero e a colori, da dover essere annoverata fra le piü
attraenti del genere. Nei nove capitoli di cui si compone il libro,
l’attivitä del maestro dalla fantasia inesauribile h delineata per la prima
volta in modo esauriente come oggi esigono i criteri della mpderna
critica; la sua vita e il suo ambiente vi si animano, di luce nuova e
meridiana.
Durante la prima giovinezza di Bernardino di Betto, sopranomato
Pintoricchio, a Perugia sua patria e a Foligno fioriva una valorosa schiera
di pittori: il Bonfigli prima, Fiorenzo di Lorenzo, Pietro Perugino, Pier
Antonio Messestri, Nicolö di Liberatore poi. L’influsso di questi
maestri e lo Studio dell’ ambiente umbro forma l’argomento del primo
capitolo nel libro del Ricci. Il Pintoricchio non aveva ricevuto dalla
Literaturbericht.
443
nätura una grande intuizione psicologica ma era piuttosto attratto dalle
esterioritä aflfascinanti dell’ arte che dal sentimento intimo: ciö che lo
cbndusse verso la maniera di Fiorenzo piü che a quella di Perugino
tutta basata Sulla bellezza casta e sentimentale. E il Ricci nota subito
i rapporti fra il primo e il nostro pittore anche in interi gruppi di figure
e di animali e come perö anche gli altri maestri della regione gli olfrano
elementi preziosi al suo repertorio d’idee. Bernardino nacque nel 1454:
non si hanno notizie della sua infanzia e della sua giovinezza: si sa che
egli era di fisico infelice. Si recö a Roma, accompagnando il Perugino,
nel 1480. I lavori della giovinezza del Pintoricchio sono esaminati e
descritti con diligenza particolare nel libro di cui scriviamo. Son piccole
Madonne col Bambino, piene di famigliare raccoglimento e di grazia:
Popera 'piü notevole t il tondo della Pinacoteca di Siena con la Vergine,
S. Giuseppe, il Bambino e il piccolo Giovanni, opera deliziosa per la
sua semplicitä, che si riattacca, pel Pacci, alle opere giovanili del
löaestro umbro non solamente per la sua esecuzione e pe’ suoi dpi, ma
per gli stessi suoi difetti.
Gli affreschi della cappella Sistina son studiati nel secondo capitolo.
La storia di quella grandiosa decorazione h rifatta dal Ricci ampiamente.
Con contratto del 27 Ottobre 1481 i pittori Rosselli, Botticelli, Ghirlandaio
e Perugino si obbligarono a svolgere sulle pareti della cappella, aiutati dai
loro famigliari, dieci soggetti. Fra i famigliari era appunto Pintoricchio.
I critici non si accordarono sulla determinazione della paternitä ar-
tistica dei dipinti: ma ü ben difficile precisare, in uno stesso dipinto,
ciö che spetta al maestro e ciö che si deve agli aiutanti e ai continuatori.
Con l’aiuto dei disegni l’autore arriva a sbrogliare l’intricata matassa e
a precisare le parti che spettano al Pintoricchio nelle composizioni del
Viaggio di Mosl, nel Battesimo di Gesü e in cooperazione col Perugino.
La prima opera fatta dal pittore a Roma da solo o con l’aiuto di
maestri dipendenti da lui ö la pittura della cappella Bufalini a S. Maria
d’Aracoeli. Alla storia e all’ illustrazione della ricca cappella e dedicato
il capitolo terzo. Il luogo fu decorato con la piü grande libertä e nello
stesso tempo con la piü grande semplicitä, ciö che contribuisce a dare
a quest’ opera del maestro umbro il primo posto per ragione di tempo
dopo quelle della Sistina, fra quelle fatte a Roma da lui. Egli vi svolse
i fatti della vita di S. Bernardino: la vestizione, i miracoli, il santo nel
deserto, suoi funerali, la sua glorificazione e S. Francesco che riceve le
stimmate; nella volta i quattro Evangelist!. Una decorazione che ricorda
questa nella volta ö l’altra della cappella Ponziani a Santa Cecilia, pure
a Roma ed oggi nella sagrestia, assai guaste da rittocchi: lo Schmarsow
l’attribui al Pintoricchio e il Ricci lo segne in questa attribuzione, facendo
30’^
444
Literaturbericbt.
tuttavia prudenti riserve a causa dello stato di conservazione del dipinto.
decorazioni di appartamend a Roma il pittore ebbe modo di de-
dicarsi dopo che il suo nome s’era fatto noto in seguito alle opere che
abbiamo ricordate: i lavori eseguiti per ordine di Innoceiizo VIII, nel
Belvedere del Vaticano e (juclli del Palazzo Colonna e dei Penitenzieri
sono studiati nel capitolo IV; i! Pintoricchio fu il primo ad usare delle
cosi dette grottesche nelle decorazioni e che venner tanto di moda in
seguito. Da questa epoca in poi l’attivitä del pittore andö crescendo:
egli esegui la Santa Caterina della National Gallery, la Madonna coL
Bambino, circondata dagli angioli e col donatore Liberato Bartelli, della
Cattedrale di S. Severino di meravigliosa dolcezza, la Madonna col Bam-
bino e S. Giovannino nel duomo di Cittä di Castello, il grazioso ritratto
di giovinetto nella Galleria di Dresda, la Madonna dei Borgia, una
piccola Madonna di casa Rasponi Spalletti a Roma, la Madonna del
terremoto nel Museo del Campidoglio, la cappella del Presepio di
S. Girolamo a Santa Maria del Popolo, ineno le lunette secondo il
Ricci, la cappella Cybo nella stessa chiesa della quäle si trovö un fram-
mento della decorazione del pittore umbro nel Duomo di Massa, parte del
rAssunzione della Vergine a S. Maria del Popolo e, in questa stessa chiesa,
la Madonna col Bambino in trono; in queste pitture di S. Maria del
Popolo egli fu aiutato da scolari e il Ricci ne delinea le varie attivitä.
(Cap. V). Il maestro dovette lasciar Roma nel giugno del 1492 per
recarsi a Orvieto per eseguirvi due Evangelist! e due Dottori nella tribuna
di quella Cattedrale; ma non ne rimase che un San Marco.
T.a grandiosa decorazione dell’ appartamento Borgia in Vaticano
forma l’oggetto del VI capitolo nel libro che stiamo esaminando. Il
pittore l’iniziö alla fine del 1492 e la fini nel 1494; e le composizioni
svolte dal maestro trovano nel libro stesso una illustrazione ricchissima ed
esauriente sia nel testo che nelle splendide tavole. Tutte le decorazioni
delle cinque sale furon concepite, disegnate e dirette dal Pintoricchio
con uno stuolo di aiutanti e di allievi.
A queste seguirono la Madonna e Innocenzo VIII nella cappella
della Santa Lancia in S. Pietro, dggi perduta e le scene della vita di
Alessandro VI in Castel Sant’ Angelo, pur perdute; Le opere del
maestro nell’ Umbria e dopo (pielle ricordate, forman sogetto del
capitolo VII: sono il grande quadro d’altare di S. Maria delle Fosse a
Perugia (Galleria), il S. Gregorio nell’ abside del Duomo d’Orvieto, gli
affreschi della cappella Eroli nella Cattedrale di Spoleto, un tondo e un
crocifisso del marchese Visconti-Venosta a Milano, la Madonna del conte
di Crawford a Vigan, una Madonna col Bambino a Mombello (Como)
del principe Pio di Savoia, e altre Madonne a Cambridge, a Gaiche nel
Literaturbericht.
445
rUmbria; e ad Assisi, nel palazzo comunale, gli aflfreschi. Al periodo 1 500-1 50 1
spettano i lavori di decorazione eseguiti dal Pintoricchio, con l’aiuto
di qualche allievo, nella cappella Baglioni a S. Maria Maggiore a Spello
e un angelo nella nicchia del lavabo per la cappella del Sacramento, ivi;
al 1802 — 1803 spetta il quadro d’altare V Incoronazione della Vergine
della Pinacoteca Vaticana se pure non fu eseguito dal Caporali piuttosto
che dal nostro e al 1505 — 1507 la grandiosa e attraentissima serie di
affreschi nella biblioteca Piccolomini presso il Duomo di Siena, in cui
gli allievi colorirono le volte; a Siena numerosi lavori spettano al maestro
che il Ricci descrive ed illustra. All’ ultimo periodo dell’ attivitä dell’
artista vanno assegnate le pitture di una sala nel palazzo del Magnifico
a Siena, in parte perdute, in parte sul luogo, in parte a Londra nella
Galleria Nazionale, gli aßreschi di Santa Maria del Popolo a Roma, un
quadro a Napoli nel Museo Reale, un reliquiario nella Galleria di
Berlino, uno nel palazzo comunale di San Gimignano e una piccola
copertura di libro nella collezione Boromeo a Milano.
Fr. Malaguzzi Valeri.
über Dürers künstlerisches Schaffen.
Von Ludwig Justi.
In Dürers Kunst ist vieles unseren heutigen Anschauungen und Be-
strebungen fremd. Der erfrischende oder erhebende Inhalt spricht frei-
lich jederzeit zu allen Herzen, das Auge aber der Künstler und künst-
lerisch empfindenden Laien findet schwer den Weg zu seiner Kunst im
engeren Sinn. Dürer arbeitet für ein Publikum, das durchaus nicht rein-
künstlerisch disponiert ist; seine, stark handwerkliche Technik verhärtet
vielfach die ursprüngliche Frische der Empfindupg; sein Denken ist hier
in einen engen alten Ring eingeschlossen, dort läßt es sich von einem
neuen Prinzip voll Vertrauen so weit forttragen, daß wir nicht folgen
können. Aus solchen vielfach verschlungenen Momenten, die gleich einer
Dornenhecke den Zugang zu Dürers Kunst erschweren, soll hier eines
herausgelöst und betrachtet werden: die Art seines künstlerischen Schaffens;
und zwar auf Grund von sehr bescheidenen Beobachtungen an seinen
Werken, namentlich an Wiederholungen unter seinen Werken. Eigen-
tümlich und oft fremdartig ist was wir hier finden, aber wir kommen
damit vielleicht eher auf einen Weg zu seiner Kunst als bei den mehr
aprioristischen, aus der Phantasie und der Begeisterung genommenen Vor-
stellungen, die uns darüber geläufig waren.
Zunächst soll über die Konzeption, also den Beginn des künst-
lerischen Prozesses, in allgemeinen Zügen gehandelt werden, ohne freilich
alles durch Beispiele zu belegen und durch Vergleiche zu erläutern —
das würde ein ganzes Buch füllen; der Leser wird sich selbst zurecht-
finden, soweit er nicht schon dieselben Anschauungen gewonnen hat. Im
zweiten Teil soll dann der Verlauf des Prozesses und die dabei wirk-
samen Prinzipien an einzelnen besonders charakteristischen Fällen dargestellt
werden.
I. Beginn des künstlerischen Prozesses.
Wir haben heute ein starkes Interesse für die künstlerische Pro-
duktion, für die Art wie das Kunstwerk allmählich seine Gestalt gewinnt;
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 31
448
Ludwig Justi:
wir haben von dem normalen Hergang eine ganz bestimmte Vorstellung,
die von Aristoteles bis Delacroix wiederkehrt. Bei Dürer jedoch ist der
Anfang wie der Verlauf oft völlig anders, als wir es uns a priori denken
würden, anders als wdr es heute beobachten und bei den uns besonders
fesselnden großen Künstlern früherer Zeit finden.
Nach unserer gewöhnlichen Vorstellung ist zuerst das Ganze da,
der herrschende künstlerische Gedanke, manchmal vielleicht als Vision
aufgetaucht, häufiger langsam herausgeklärt aus unklarer produktiver
Stimmung, oft erarbeitet und erworben, die Steigerung oder Weiterent-
wicklung eines früher schon gestalteten künstlerischen Gedankens. Von
diesem geschauten Zentralen aus wird dann das Werk geformt, ins
Einzelne ausgeführt. Daher die innere Einheit und Notwendigkeit,
die das Kunstwerk vom profanen Wirklichen unterscheidet. Natürlich
kann bei der Durchführung noch manche Veränderung im einzelnen ein-
treten, ja eine Verschiebung des Zentrums, was zu besonders interessanten
Erscheinungen führt. Auch ist der Grad der Zentralisierung sehr ver-
schieden; Theoretiker pflegen Werke mit strikter Durchführung eines zen-
tralen Gedankens zu bevorzugen.
Dieser ursprüngliche und herrschende künstlerische Gedanke kann sehr
verschieden sein, je nach dem Kunstwollen, in der Malerei etwa ein
Farbenakkord, ein plastisches Motiv, eine Flächendekoration in Linien-
oder Massenrythmus, eine Fleckenwirkung, eine Lichterscheinung. Der
darzustellende Inhalt, die nachzubildende Natur stehen außerdem noch
in sehr verschiedener Beziehung, nah und weit, zu jenem ursprünglichen
künstlerischen Gedanken und seiner Durchführung.
Bei Dürer nun trefifen wir oft genug einen Verlauf der Gestaltung,
der diesen unsern üblichen Vorstellungen vom künstlerischen Schaffen
widerspricht. Wir finden nicht immer das Ausgestalten eines ursprüng-
lichen künstlerischen Vorstellungsbildes, sondern den Beginn oft mehr
in der Empfindung als im Schauen; und so auch häufig genug ein ganz
eigentümliches Zusammenstellen fertiger Stücke zu einem inhaltlichen,
nicht künstlerischen Zusammenhang. Auch wo eine Vorstellung des
Ganzen zuerst da ist, erscheint diese, also der Anfang der Produktion,
zuweilen merkwürdig unselbständig.
1) Bei der Apokalypse läßt sich der Beginn des künstlerischen Prozesses be-
sonders deutlich erkennen. Thode hat ausgeführt, wie eine große Zahl der Holzschnitte
abhängig ist von der Koburger-Bibel (1483). Man glaubt das nicht gern, inan findet
es entwürdigend, Dürers gewaltige Visionen abzuleiten aus jenen dürftigen kleinen
Bilderchen. Und doch darf man an dem Zusammenhang nicht zweifeln. Nicht als ob
Dürer bei der Arbeit jene Bibel vor sich gehabt habe: er hatte die Bilder als Knabe
gesehen, sie haben in seiner Phantasie weitergearbeitet, an Empfindung und Reichtum
über Dürers künstlerisches Schaffen.
449
Warum das so ist, wird man nicht zu fragen haben, man muß die
Art seiner schöpferischen Phantasie als psychologische Tatsache hin-
nehmen. Doch wird man durch Unterscheidung und Klärung richtiger
urteilen. Dürers Phantasie ist keineswegs gering, sondern unerschöpfli'ch
wie man weiß; wie erklärt sich der Widerspruch?
Poetische Konzeption. Seine Konzeption ist nicht rein formal,
sondern neigt sich dem dichterischen zu. Man könnte unterscheiden
zwischen Kompositionen mehr formaler und mehr dichterischer Art. Jene
kommen oft auf befremdende Weise zustande; diese sind in der Regel selb-
ständig in der Konzeption — bei der Durchführung kommt dann aber noch oft
Fremdes hinein. Der erste Gedanke ist eben nicht eine rein künstlerische
Anschauung, in Linien oder Farben, sondern ein poetisches Motiv und
deshalb bei der Durchführung elastisch im Formalen. Dürer denkt und
fühlt sich hinein in eine Geschichte, eine Marterszene oder ein Familien-
idyll, und je nach dem Stande seiner künstlerischen Ausdrucksmittel ge-
lingt es ihm, diese Vorstellung eines Geschehens auf ein Blatt zu bringen,
je nach Zeitaufwand und Stimmung führt er es aus. Gilt es etwa die
hl. Familie darzustellen, so sehen die Florentiner einen schönlinigen
Aufbau, die Venezianer eine Farbenharmonie, Rembrandt einen traulich
helldunklen Raum: Dürer denkt sich, wie die Madonna beglückt bei
ihrem Kinde sitzt und wie sie die Wiege mit dem Fuß schaukelt, wäh-
rend die fleißigen Hände beschäftigt sind; und wie Engel ihre Dienste
anbieten, und wie Josef daneben arbeitet, und wie lustige Engelknaben
kommen und ihm helfen und sich vergnügen — wie viele Figuren da
sind, und wie sie zueinander stehen und wie sie sich bewegen und gar
wie die Farben sind, das spricht bei der Konzeption nicht mit, das
kommt alles erst bei der Ausführung, und so kann er ruhig ein Motiv
oder eine Figur oder eine I^andschaft oder was sonst hineinnehmen
irgendwoher — was er beim Ausgestalten einer ursprünglichen zu-
sammenhängenden formalen Vorstellung des Ganzen nicht hätte brauchen
können. Läßt sich Tizians Hieronymus der Brera in anderer Bewegung
denken? oder vor einem andern Hintergrund? — wie leicht könnte man
beim frühen Dürer etwas verändern, umstellen oder austauschen! Die
größten Reize, namentlich seiner früheren Werke liegen daher, was das
gewonnen; als er nun seine eignen Holzschnitte entwarf, da war seine Phantasie nicht
unabhängig, die ursprünglich von außen angeregten Vorstellungsbilder erscheinen jetzt
ausgestaltet, reich und großartig — daher die Übereinstimmung, im Aufbau wie in
manchen Einzelheiten, der gewaltige Unterschied in der Ausführung und im Gefühls-
inhalt. — Die Apokalypse ist nicht das einzige Beispiel für diesen konservativen, aber
auch nicht ganz freien Zug seiner Konzeption. Es braucht nicht gesagt zu werden, daß
andere geniale Künstler gerade die ältesten Geschichten oft von Grund aus neu auffassen.
450
Ludwig Justi:
Ganze betrifft, in dem Dichterischen, in der Empfindung — leidenschaft-
lich oder innig — die formalen Reize liegen erst in der Durchführung,
namentlich in der wunderbaren Eigenart seiner Linie, ihrer Kraft und
ihrem Reichtum, und dann — für viele am wichtigsten — in der erstaun-
lichen Technik.
Formales in der Konzeption. Was wir gesagt haben, ist cum
grano salis zu verstehen, soll das Eigenartige seiner Produktion deutlich
machen: der einzelne Fall ist natürlich viel komplizierter. Einiges all-
gemeine ist noch korrigierend hinzuzufügen. Vor allem, daß die formalen
Momente im Laufe der Entwicklung stärker, selbständiger, stellenweise
beherrschend werden, in der Erfindung einzelner Figuren wie ganzer
Szenen. Namentlich seit etwa 1503 ist deutlich eine Neigung zu formaler
Konzeption zu bemerken, wohl infolge des Verkehrs mit Jacopo de’Barbari.
In einigen Blättern der Grünen Passion sind die wenigen Figuren
zu einem notwendigen linearen Zusammenhang vereinigt, sodaß man
nichts zutun oder wegnehmen, anders stellen oder bewegen könnte;
namentlich in der Geißelung und der Kreuzabnahme. Man halte die
Große Passion dagegen, da fehlt die Regie, jeder agiert für sich und
fesselt den Beschauer soviel er kann. Wie fremd ihm in der Frühzeit
solcher Linienzusammenhang war, zeigt besonders deutlich seine Kopie nach
dem mantegnesken Stich des Orpheustodes; die einzelnen Figuren sind
ungleich besser und kräftiger, aber der Aufbau, in dem sie dort Zu-
sammenwirken, ist ohne Grund verloren: den hat er damals noch gar
nicht gesehen.
Jene Art linearer Elomposition lag Dürer aber nicht, bald gibt er
sie auf und man merkt sjDäter nicht mehr viel davon, außer bei großen
Altartafeln. Lebenskräftiger ist ein anderes formales Moment, das da-
mals bei ihm auftaucht und bis um 1514, ein volles Jahrzehnt hin-
durch, seine Konzeption vielfach ausschlaggebend bestimmt und auch
späterhin noch wichtig bleibt: die perspektivische Raumgestaltung.
Reiche Bauten, zunächst Innenräume oder Höfe, werden an die Figuren-
szene angeschoben, treten dann aber bald in immer engeren Zusammen-
hang mit der Figurenanordnung. Dadurch ergeben sich für die Kom-
position ganz neue Möglichkeiten: die Figuren erscheinen in verschiedener
Höhe (durch Stufen) und weit auseinander (durch Quergliederungen), an
Stelle des unbeholfenen Neben- oder Durcheinander in frühen Werken.
Die Versuche in dieser Richtung beginnen wieder um 1503/4 (Jesus im
Tempel) und führen zu besonders Kühnem und Neuem in der Kleinen
Passion (Christus zum Hohenpriester, zu Pilatus geschleppt).
Der perspektivische Aufbau und die dadurch bedingte regelmäßige
Anordnung der architektonischen Stücke — rechtwinkliges Aneinander-
über Dürers künstlerisches Schaffen.
451
Stoßen, paralleles Hintereinanderschichten — klärt und systematisiert die
Raumanschauung des Meisters so stark, daß auch die Hineinstellung der
Figuren in den Raum dadurch beeinflußt wird.^) Während früher die
Figuren regellos auf die Bildfläche gebracht, wenn nötig auch chaotisch
gehäuft wurden, wie es der Rahmen gerade erlaubte und die Auffassung
des Inhaltes forderte, so werden sie jetzt — seit 1503/4 — gleich der
Architektur regelrecht projiziert und geschichtet. Sie erscheinen in
einzelnen, klar erkennbaren, der Bildfläche parallelen Schichten, deren
kulissenartige Hintereinanderstellung das Auge in die Tiefe führt. (So
kommt er auch vereinzelt zu ungewöhnlich tiefer Anordnung der Figuren:
Pfingsten, Kl. Passion.) Dementsprechend sind die Figuren als Teile
solcher idealer Schichten aufgefaßt. Besonders wichtig sind ihm die vom
abschließenden Figuren: eine oder zwei, für den Inhalt meist nebensäch-
liche Figuren, die ganz vorn zunächst dem Rahmen in breiter, gewöhn-
lich heller Fläche abschließen; sie sind der feste, klare Anhalt für die
Tiefenbewegung des Auges; nichts kommt nach vorn weiter hervor. (Ein
Kunstgriff, den die Italiener etwa gleichzeitig entwickeln, der bald zum
Scheiua erstarrt und jahrhundertelang in aller italienisch beeinflußten Kunst
wiederkehrt,) In frühen Kompositionen dagegen ist das Auge beunruhigt,
weiß nicht, wo die Tiefenbewegung des Bodens, der Figurengruppe
beginnt — man könnte sozusagen keinen Vorhang herablassen. Zwei
sonst ähnliche Kompositionen möge man hierfür vergleichen, etwa die
Kreuznagelung in der Grünen und in der Kleinen Passion. Natürlich
beschränkt sich die systematische Raumanschauung nicht auf die Figuren,
sondern erfaßt auch alles Übrige; man vergleiche z. B. den Boden bei
einer frühen und einer späteren Madonna: dort steigt er, als Rasenfläche
etwa, unregelmäßig und geringe Illusion gebend vom Rahmen her an
— hier hebt er sich, als Gestein, dicht am Rahmen ein kleines Stück senk-
recht empor, um dann wagerecht in die Tiefe zu gehen.
Es ist klar, daß durch diese systematische Projizierung und Schich-
tung ein starkes formales Moment in Dürers Schaffen hineinkommt, das
auch bleibt, während jener lineare Aufbau der Grünen Passion bald
wieder verschwindet.
In später Zeit wirken die Verteilung von Helligkeit und Dun-
kelheit sowie plastische Gedanken bei der Konzeption mit. Immer aber
bleibt noch ein starker Einguß dichterischer Empfindung, bis zuletzt,
neben diesen emporkommenden formalen Momenten, wenn auch nicht
mehr so beherrschend wie in den früheren Jahren. (Wir denken hier.
2) In Viators perspektivischem Musterbuch, das Dürer kannte und benutzte, wird
demonstriert, wie man Figuren auf zurückfliehender Ebene zu zeichnen hat.
452
Ludwig Justi:
wohlverstanden, immer nur an den Beginn des künstlerischen Prozesses,
keineswegs an die fertigen Werke.)
Zusammenstücken; Ursprung der einzelnen Stücke. Nun
gibt es aber auch Werke, bei denen von einer ursprünglichen Konzeption
überhaupt nicht die Rede sein kann, die vielmehr aus einzelnen fertigen
Stücken zusammengesetzt sind. Es handelt sich um Werke von völlig
anderem Charakter als die zahlreichen Blätter religiösen Inhalts, an die
wir eben hauptsächlich dachten. Dürer hat dabei auch ein anderes Pub-
likum im Auge, es sind große kostbare Kupferstiche; das Höchste was
seine Kunst zu leisten vermag, will er darin zeigen: hauptsächlich die
Bewältigung des nackten Körpers, worin die Welschen damals den Deutschen
so sehr über waren. So entstanden die zahlreichen großen Kupfer mit
nackten Figuren von 1497 — 1504, von den »Vier Hexen« bis zu »Adam
und Eva«. Die nackten Figuren sind ihm die Hauptsache, nicht der
Zusammenhang der Komposition: mehrfach hat eine ursprüngliche ein-
heitliche Konzeption nicht bestanden, zu den vorhandenen Figuren, die
er auf verschiedenem Weg erworben hat, wird der Inhalt, die Umgebung,
der Zusammenhang nachträglich, hinzugefügt. Also nicht einmal das
dichterische Konzipieren wie in jenen religiösen Werken; daher die Einzel-
heiten in völliger Anarchie, die um so auffallender ist, je vielteiliger die
Stücke sind. Dürer strebt da nach etwas was er damals noch nicht be-
herrscht: er ist noch nicht sicher im Mechanismus der menschlichen Gestalt,
kann sie nicht frei hinstellen und bewegen wie es eine zusammen-
hängende Konzeption erfordern würde. Wie leicht und elegant setzt
Lionardo ein plastisches Motiv hin, oder einen Zusammenhang plastischer
Motive, wie er es gerade braucht! Dürer muß Rat halten mit den Vor-
räten seiner Mappe: Kopien, Konstruktionen und Modellzeichnungen; sie
alle mußten so verwendet werden, wie sie eben waren.
Erst um 15 14/ 15, als er in allem die Höhe seiner Kunst erreicht
hat, da hat er auch die menschliche Figur völlig bemeistert. Einige
Skizzen, (L. 194, 195) geben davon Kenntnis, wie er jetzt nackte Figuren
jeder Proportion, Wendung und Bewegung schnell und leicht hinsetzt;
zur Ausführung ist damals nichts mehr gekommen, wohl aber spürt man
in den Gewandfiguren nunmehr diese Beherrschung des Körpers, das Be-
wußtsein ihrer Wichtigkeit, und den Willen sie geltend zu machen: wo
vorher Stoffmassen erschienen, finden wir jetzt klar durchgearbeitete Stand-
und Bewegungsmotive, die Glieder und Gelenke zeigen deutlich ihre
Funktion; die Gewandung in ihrem ganzen Reichtum dient diesen plasti-
schen Gedanken (vgl. unten). Im Besitz solcher Sicherheit kann er dann
auch anders komponieren als einstmals.
Nackte Figuren. In früher Zeit also ist er unselbständig in den
über Dürers künstlerisches Schaffen.
453
nackten P'iguren und daher auch in ihrer Zusammenordnung, Längst be-
kannt ist die eigentümliche Entstehungsart bei dem Großen Satyr. Die
einzelnen Figuren sind Kopieen aus drei verschiedenen italienischen
Vorlagen.^) Nicht bloß die allgemeine Anlage der Figuren ist übernommen,
weil sie ihm vielleicht eleganter bewegt schienen, sondern, wenn möglich,
auch die Innenzeichnung, die Muskulatur, selbst wenn sie für seinen Zweck
nicht paßte; wovon man sich durch einen genauen Vergleich über-
zeugen wird.
Nun hat er das begreifliche Streben, sich auf eigene Füße zu stellen,
allein fertig zu bringen, was die Welschen konnten. Daher die Begeiste-
rung mit der er sich auf die Proportionsstudien wirft. Ich habe
an anderer Stelle nachzuweisen versucht, wie er in den ersten Jahren
des i6. Jahrhunderts eifrig an einem Proportionsschema arbeitet, und
wie er nun bei seinen nackten Figuren sofort davon Gebrauch macht:
so entstanden die Wiener Zeichnung von 1501, die große Fortuna,
Adam und Eva und anderes was er nicht ausführte (Aeskulap) oder doch
noch wesentlich veränderte (Apoll und Diana). Diese Entstehungsart
löst also das Kopieren nach Italienern ab.
Neben diesen Entstehungsarten — Kopieren und Konstruieren —
läuft nun noch eine dritte : Aktzeichnen, Modellstudien, die der impressio-
nistisch gewöhnte Moderne überall als selbstverständlich voraussetzt —
bei Dürer ist’s natürlich seine Frau, so variabel auch die Formen sind, bei
den eleganteren Italienern ist’s eine Geliebte, oder auch mehrere — Mo-
dellstudien hat Dürer keineswegs so systematisch und häufig gemacht
wie es heute unerläßlich ist, vor allem aber hat er nicht bei der Aus-
führung seiner Werke ein Modell vor sich gehabt. Bei Benutzung einer
Modellstudie handelt es sich daher zunächst um Übernahme der Stellung
und Bewegung, und der wichtigsten Details einer früheren Zeichnung.
Zu unterscheiden davon ist die durch Sehen und Zeichnen erworbene
allgemeine Kenntnis des Körpers, die auch jenen in der Hauptsache
anders entstandenen Figuren bei der Ausführung zu gute kam; schließlich
benutzt er in wachsendem Maße Detailstudien, die er ad hoc macht (für
den Adam erhalten, L. 234); Bewegung und Proportion halten sich aber an
das fremde Vorbild oder das Konstruktionsschema — also eine höchst
eigentümliche Mischung idealistischen und naturalistischen Produzierens.
3) Auf die vorher nicht bekannte oder falsch erklärte Herkunft des Mannes mit
der Keule, nämlich aus einer Zeichnung nach Pollaiuolo L. 347, hat Zucker hingewiesen,
in dieser Zeitschrift, 1897, S. 41.
4) Die späteren Proportionsstudien, seit der Wiederaufnahme um 1512, dienen
nicht zu praktischer Verwendung, sondern zu dem systematischen Lehrbuch; benutzt
sind sie nur bei Köpfen.
454
Ludwig Justi:
Natürlich hat er jede Gelegenheit benutzt, zu sehen und womöglich
auch zu zeichnen. Von den ausgeführten Werken scheinen mir als Ganzes
die Vier Hexen auf Naturstudien zurückzugehen, nach der Unregelmäßig-
keit in Proportionen und Flächenprojektion. Auf dies frühste Aktblatt
folgen nun jene Kupfer mit kopierten und dann mit konstruierten Figuren ;
um 1503/4, als eine außerordentliche Steigerung seiner Kunst auf allen
Gebieten eintritt, hat er sehr intensiv Akt studiert, wie die Behandlung
des Nackten bei Adam und Eva zeigt; im Vergleich damit erscheint das
Frühere durchaus akademisch in der Oberfläche.
Erhalten ist aus der frühen Zeit nur eine Modellzeichnung, von
der Wanderschaft 1493 (L. 345); keine eigentliche Aktstudie, sondern mög-
lichst schnell hingezeichnet, um eine Gelegenheit zu benutzen, die sich
nicht oft bieten möchte. Man findet auch keine Verwendung dieser
Figur, im Unterschied zu sorgfältigen Aktstudien. Die Badestuben sind
keineswegs direkt nach der Natur gezeichnet, sondern — wie doch der
Augenschein lehren sollte — komponiert; vielleicht mit Benutzung von
Naturstudien. Aus späterer Zeit besitzen wir die Zeichnung eines Mannes
(in Weimar), und von der venezianischen Reise die einer stehenden Frau
in ganzer Figur, vom Rücken gesehen (Smlg. Blasius, L. 138). Von dieser Mo-
dellstudie läßt sich ihreBenutzung und eine interessante Filiation nachweisen.
Die Blasiussche Zeichnung ist in Venedig gezeichnet, 1506 datiert.
Daß sie nach der Natur gemacht ist, ergibt .sich aus Anlage und Einzel-
heiten.
Diese Aktstudie ist benutzt bei dem Imhofschen Silberrelief (abge-
bildet bei Thausing, Dürer, 2. Aufl., Bd. II, S. 49). Ich kenne das Ori-
ginal nicht, doch ist es für diesen Zusammenhang wohl auch gleichgiltig,
ob die Ausführung von Dürer ist, oder ob bloß eine Dürersche Zeichnung
benutzt ist. Eine solche ist uns leider nicht erhalten, hat aber zweifel-
los existiert. In dieser Zeichnung war also die Venezianer Modellstudie
benutzt, trotz wesentlicher Veränderungen im Standmotiv: die Figur stützt
sich hier rechts auf einen Pfeiler, das linke Bein wird so zum Standbein,
das andere als Spielbein über das linke gekreuzt; der rechte aufruhende
Arm tritt im Ellenbogen mehr heraus, während der andere näher an den
Körper gebracht ist; die ganze Figur ist etwas seitlich gedreht. Trotz
dieser Veränderungen gerade im Wesentlichen der Figur ist jener Akt
überall im Detail benutzt, was bei einem plastisch frei schaifenden Künstler
nicht wohl denkbar wäre. Wir brauchen nicht auf die zahlreichen ge-
nauen Übereinstimmungen im Detail aufmerksam zu machen (beide Arme,
Beine, eigentümliche Kopfstellung, selbst Teile der im ganzen völlig anders
disponierten Hüftpartie).
Daß nicht ein Stümper diese sonderbare und lür unsere Begriffe
Uber Dürers künstlerisches Schaffen.
455
unkünstlerische Teilbenutzung gemacht hat, sondern Dürer selbst, beweist
die Skizze zum Sündenfall (Albertina, Schönbr. und Meder 410) von 151O.
Die Eva ist nämlich eine Wiederholung jener Imhoffigur (oder der ver-
lorenen Vorzeichnung), im Ganzen wie im Detail.“)
An Hüften und Beinen finden sich interessante Pentimenti: die ur-
sprüngliche Zeichnung stimmt hier genau mit der Imhoffigur, auch die
Schraffuren waren schon entsprechend gegeben ; seinem damaligen Linien-
empfinden mißfielen jedoch einige Härten (z. B. am Knie des Stand-
beins), die er durch starke Linien ausgleicht; das Standbein wird breiter
und weicher, der Kontur des Spielbeins wurde daher auch nach vorn
verschoben und die Schraffuren dementsprechend korrigiert. Auch die
sonstigen Änderungen sind interessant, in der Hüftpartie, an den Knöcheln.
Diese Zeichnung ist dann bekannlich benutzt zu dem Sündenfall, dem
ersten Holzschnitt der Kleinen Passion, jedoch mit starken Änderungen;
eine oder zwei Zeichnungen wird man sich noch dazwischen zu denken
haben. Die Körper erscheinen mehr von vorn gesehen. Die Eva stimmt
mit der Albertinazeichnung in der Stellung (aber gedreht, d. h. als Zeich-
nung völlig neu), der Adam ist ganz anders bewegt, die Beine aber doch
im Anschluß an die Albertinaskizze gezeichnet,- also wieder Benutzung
eines Teils bei völlig anderer Anlage des Ganzen.®)
Also Kopien, dann Konstruktionen und daneben Aktzeichnungen
finden wir — bis gegen die Mitte des 2. Jahrzehnts — für die nackten
Figuren benutzt; kein selbstherrliches Schaffen. Solche eingesetzten Fi-
guren, die in anderem Zusammenhang entstanden waren, passen natürlich
nicht immer in die neue Umgebung, sie sind nicht won einer Hauptvor-
stellung geschaffen und regiert, stehen deshalb nur in einer lockeren Be-
ziehung zum Inhalt, nicht wie dieser es eingeben würde bewegen sie sich,
sondern wie das italienische Vorbild oder das Konstruktionsschema oder
das Modell. Daher zuweilen die Unklarheit in den Beziehungen der
Figuren, zum mindesten das Ungenügende: was zwischen Adam und Eva
vorgeht, könnte man aus dem berühmten Kupferstich nicht eruieren,
wenn man die Geschichte nicht auswendig wüßte; was hat etwa Quercia
Drei Änderungen sind durch die Zusammenstellung mit dem Adam verur-
sacht: der Kopf ist zu ihm herumgewendet (die eigentümliche Haareinteilung am Nacken
ist jedoch geblieben, obwohl die Zöpfe fehlen, in paradiesischer Einfachheit), der linke
Arm geht nach oben (daher mit verfehltem Ansatz), der rechte zum Apfel.
®) Auffallend außerdem wie anders im Holzschnitt die Figuren zum Rahmen pro-
portioniert sind als in der Zeichnung: überall ist weggeschnitten, sodaß die Figuren auf
drei Seiten dicht an den Rahmen kommen, die Bildfläche mehr beherrschen; der Baum des
Lebens tritt unter seinen Genossen stärker hervor — eine Konzentrierung der Bild-
elemente, die für Dürers Arbeiten charakteristisch ist, wie wir unten noch an einigen
Beispielen zeigen wollen.
456
Ludwig Justi:
daraus gemacht, oder Raffael in der stanza della segnatura! Wenn es
sich um einfache Existenzfiguren handelt, fällt freilich diese sonderbare
Entstehungsart weniger auf, z. , B. bei der Großen Fortuna. Doch ist es
immerhin gut zu wissen, daß in solchen Fällen nicht der Inhalt künst-
lerische Form gewonnen hat, in einem starken psychischen Akt, sondern
daß er in kühler Ueberlegung einer existierenden Form nachträglich hin-
zugefügt ist: wie der Gaul von 1506, der Ritter von t498 zusammen-
gesetzt sind zu dem berühmten Kupferstich von 1513, über dessen tief-
gründigen Gehalt so viel gestritten worden ist.
Landschaften. Etwas anders liegen die Verhältnisse bei den
Landschaften. Das eigentümliche Zusammenstücken, das Verwenden fertiger
Teile, findet sich auch hier. Noch 1519 nimmt er zu dem Stadtbild im
Hintergrund des hl. Antonius (B. 58) eine große Partie aus einer um Jahrzehnte
früheren Aufnahme von Trient (L. 109), Zug für Zug, worauf Händcke auf-
merksam gemacht hat; und da dem Künstler diese Vedute zu einem solchen
Zweck nicht reich genug gewesen war, so hatte er noch ein anderes
Stück darüber gesetzt. Aber er steht doch in den Landschaften von
vornherein auf eigenen Füßen, ganz anders als bei den nackten Figuren.
Was bei diesen in der Frühzeit wesentlich ist, seine Unsicherheit, fällt
hier weg: nichts war ihm leichter, wie er aus Wolgemuts Werkstatt kam,
als aus freier Erfindung einen landschaftlichen Hintergrund beliebigen
Formats, Stadt oder Land, mit ein paar Strichen hinzusetzen; im Wol-
gemutschen Schema: sanfte Hügelzüge, darauf lange Reihen kugeliger
Büsche, unten Wasser, Balkenbauten im Mittelgrund; vorne kommt wenn
nötig eine hohe schmale Baumgruppe zum Zurückschieben und Beleben.
So finden wir die Landschaft in der Wolgemutschen Werkstatt der 90 er
Jahre, dem Schatzbehalter, dem Peringsdörffer Altar (und schon im
Hofer Altar zeigen sich die Ansätze dazu), so finden wir sie in Dürers
frühen Werken, bis zur Apokalypse. Die Stadtansicht, eine krumme
Straße mit Giebelhäusern, wie wir sie im Basler Hieronymus von 1492
finden, verschwindet bald, jene konventionelle Berglandschaft bleibt da-
gegen ziemlich lange, bis etwa 1498. Seine Naturbeobachtung, Sehen und
Zeichnen, dient ihm dazu, diese schematische Anlage zu beleben, mit
gesehenen Details zu füllen. Eine Erlanger Zeichnung (L. 431) zeigt
ihn bei der Arbeit des Zusammensetzens verschiedener Requisiten zu dem
gewohnten Bilde; man hält sie merkwürdigerweise für ein Naturstudium.
Neben diesen frei erfundenen Landschaften kommen vereinzelt auch
andere vor, in denen eine Naturstudie als Ganzes übernommen ist, z. B.
die Madonna mit der Meerkatze. Die Anlage ist daher hier individueller
(vergl. jedoch unten).
Nach der Apokalypse, seit 1498/99 etwa, drängt sich nun eine be-
über Dürers künstlerisches Schaffen.
457
stimmte Art von Veduten in die Hintergründe hinein, und gibt ihnen so
ein andres Gepräge : es sind anscheinend Naturansichten, und zwar aus
Tirol, die mit der bekannten Gruppe von Handzeichnungen genau Zu-
sammengehen, in der Art der Motivwahl, des Sehens und der Durch-
führung. Unmittelbare Beziehungen zwischen Blättern beider Gruppen
— der ausgeführten Werke und der erhaltenen Naturstudien — finden sich
nicht. '^) Man hat demnach außer den erhaltenen noch andere, uns verlorene
Naturaufnahmen aus Tirol anzunehmen, die in jenen Werken genau über-
nommen wären.®)
Sie erscheinen also seit 1498, 99 etwa, und gehen bis 1506. Dahin
gehören Gemälde (Selbstbildnis von 1498, BeM’einung in München, An-
betung in den Uffizien, Rosenkranzfest), Kupferstiche (Großer Satyr, Amy-
mone, Eustachius, Große Fortuna), Holzschnitte (Heimsuchung im Marien-
leben) und Zeichnungen. Frei Erfundenes unterscheidet sich von solchen
Veduten, erscheint gekünstelt, wie Spielzeug; z. B. die Renaissancestadt
auf dem Holzschnitt des Marienlebens, der Christi Abschied von Maria
darstellt. Anderes, die Nürnberger Pietä, der Herkules, zeigen eine Ver-
mengung von Gesehenem und Erfundenem.
In der Apokalypse wie gesagt fehlen die Tiroler Burgen noch, und
wiederum nach der Reise von 1506 kommen nur noch gelegentlich Erinne-
rungen vor, aus dem Handgelenk hin-gesetzt. Man braucht deswegen nicht,
zur Vermehrung der Hypothesen, eine Tiroler Reise um 1498 anzunehmen:
die Tiroler Studien können jahrelang unbenutzt in der Mappe gelegen
haben, gerade in die Apokalypse paßten sie ja nicht hinein, da die obere
Bildhälfte für die himmlischen Vorgänge reserviert bleiben mußte.
Die Übernahme aus den betreffenden Studienblättern wird man sich
in den Details mit der gleichen Genauigkeit zu denken haben wie bei jenem
Händcke glaubt, daß der Hintergrund des Eustachius nach der Pariser Zeich-
nung eines Bergschlosses, L. 301, gearbeitet sei; meines Erachtens ist jedoch jene
Zeichnung eine spätere Kopie nach dem Stich: auf grundiertem Papier, gegen seine sonstige
Gewohnheit, in gleichem Sinn wie der Stich (sodaß er beim Übertragen sehr umständlich
hätte arbeiten müssen), in manchen Einzelheiten von subalterner Auffassung; namentlich
aber ist der untere Rand in derselben komplizierten Weise eingebuchtet wie es auf dem
Stich durch die Bäume und Büsche davor begründet ist. Wer sich daraufhin die
Blätter ansieht, wird nicht mehr an die Originalität der Pariser Zeichnung glauben
können.
®) So wäre eine Vedute von Klausen, wenn Händckes Vermutung richtig ist, das
Vorbild für die Landschaft unter der Großen Fortuna — jedenfalls eine einleuchtende
Hypothese und sehr viel besser als die früheren Vorschläge, vom Haigerloch etwa; frei-
lich nur Hypothese, da noch genug Abweichungen bleiben. Jedenfalls hat Dürer nicht ver-
säumt, diese großartige und seinem damaligen Geschmack so sehr entsprechende Szenerie
aufzunehmen; und Veränderungen bei der Ausführung durch Zutun und Wegschneiden
finden wir auch sonst, vcrgl. unten.
458
Ludwig Justi:
Antonius von 1519, wo wir Original und Wiederholung vergleichen können.
Es war dem Künstler sicherer und bequemer, all diese Türme und Erker,
so wie sie in der Natur gewachsen waren (d, h. nach seinen Naturauf-
nahme) zu zeichnen, als wie sie frei zu erfinden; jene Renaissancestadt
mochte ihm bald abstrakt, unwahrscheinlich Vorkommen.
Als Ganzes dagegen sind diese Veduten offenbar vielfach, je nach
dem Zweck, verändert, durch Wegschneiden wirksamer gemacht, namentlich
aber bereichert durch Anfügen oder Zusammenstücken, wie es ja beim
Antonius noch festzustellen ist. Der Vergleich eines Blattes der Grünen
Passion, Christus vor Pilatus, mit der Skizze dazu, zeigt wie die Ver-
änderung der Figurenkomposition (das Abstehen und Tieferstehen der
Herangekommenen) auch eine Veränderung der Landschaft nach sich zieht:
Gebäude werden hinzugefügt, die alten verändert, die Gesamtlinie wirkr
sam geführt. So deutlich also auf den ersten Blick die Tiroler Burgen
als Vorbilder zu erkennen sind, und so genau die Naturstudien das Gesehene
wiedergeben, so fraglich scheint es mir deshalb, ob die so veränderten
Hintergründe der Kupferstiche jemals mit Sicherheit zu identifizieren sein
werden.
Außerdem aber bilden diese Tiroler Felsenburgen keineswegs die
ganze Landschaft, sondern nur ein Stück des Hintergrunds. Sie werden
meist an eine Seite geschoben, daneben öffnet sich noch eine weitere
Fernsicht, gern mit Wasser; diese Teile nun sind frei komponiert, daher
auch mit den üblichen konventionellen Details gegeben, wie man bei den
obengenannten Werken sehen wird. Die Umbildung seines Sehens und
seiner Bestrebungen zeigt sich gerade in diesen frei erfundenen Teilen;
um 1500 noch der Apokalypse ähnlich, um 1504, bei dem Uffizienbild
etwa, mit perspektivisch durchgearbeiteter Architektur. Diese hinzuphan-
tasierten Ausblicke gehen aus dem Streben nach diagonaler Raumvertiefung
hervor. Auch an die Vedute mit dem Weiherhäuschen ist im Kupferstich
noch ein Stück hinzuphantasiert (vergl. unten).
Endlich bleiben jene Veduten als Hintergrund an die Szene an-
geschoben, die Szene spielt nicht im Gebirge, sondern vorn auf einer
bequemen Bühne, von der mit mehr oder weniger Geschick zu der Ge-
birgskulisse übergeleitet wird ; seit 1 503/4 dienen dazu Architekturstücke,
Ruinen, Terrassen, der Übergang wird dem Auge wahrscheinlicher ge-
macht. Immerhin bleibt auch in dieser Beziehung ein Aheinander-
schieben, Zusammenstücken, die Konzeption ist nicht einheitlich, Figuren
und Landschaft sind nicht mit- und ineinander gedacht wie bei Giorgione,
oder Böcklin, auch die Landschaft als begleitende Note fein zur Figuren-
komposition gestimmt wie etwa bei Raffael — sondern die zufällig ver-
schwägerten Elemente vertragen sich so gut sie können.
über Dürers künstlerisches Schaffen.
459
Auch die architektonischen Hintergründe sind zuerst in solcher
Weise angeschoben, bald aber gelingt ihm hier die innige Verbindung
der Figurenkomposition mit der architektonischen Bühne, wie man in der
Kleinen Passion sieht (vergl. oben).
In der freien Landschaft dagegen bleibt es im allgemeinen bei
dem Aneinanderschieben, er kann die Figuren nicht wirklich hineinstellen,
da er sie nicht als Staffage in eine Fernlandschaft bringen darf, da er
andererseits nicht die Mittelgrundlandschaft erobert, wie sie Giorgione
oder Tintoretto, Elsheimer oder Rembrandt kennen, in der sich leidlich
große Figuren bewegen lassen. Nur einige ganz vereinzelte Blätter geben
die Figuren von vorn bis in den Mittelgrund hinein in allmählicher
Verkleinerung (namentlich die Kreuznagelung und die Ausgießung des
hl. Geistes in der Kleinen Passion); Dürer hat aber diese Bildanschauung,
einen Ausfluß seiner perspektivischen Studien, nicht weiter entwickelt.
In andern ebenso vereinzelten Fällen kombiniert er eine oder em
paar Figuren mit einem landschaftlichen Vordergrund, den er aus einer
Studie entwickelt (z. B. die beiden Einsiedler) — es ist das eine Er-
weiterung und Belebung der stets üblichen Vordergrundbühne für die Fi-
guren. Ein sehr fruchtbarer Gedanke für Verbindung großer Figuren
und ausgeführter, planartig von oben gesehener Landschaft findet sich
nur einmal, ebenfalls ohne von ihm weiter entwickelt zu werden, in
der »Großen Kanone«: ein Hügelzug vorn mit den großen Figuren,
der sich allmählich zur Fernlandschaft hinabsenkt, ein im 17. Jahrhundert
außerordentlich häufiges Schema.
Kleinere Landschaften der späteren Zeit sind meist aus dem Hand-
gelenk hingesetzt, durch Verwendung bekannter Elemente, wie es gerade
der Zweck und die Größe der zu füllenden Fläche verlangen. So be-
gegnen uns alte Bekannte in den Fernblicken kleineren Umfangs hinter
den Madonnen, den Passionsszenen, der Melancholie u. s. w. Wir kennen
aus jener Zeit seine wundervollen Naturstudien nach einfachen fränki-
schen Landschaften: diese feinen, flachgenommenen und in den Effekten
sehr zarten Aquarelle konnte er aber in seine Kupferstiche und Holz-
schnitte nicht hineinbringen, so wie einst die Tiroler Felsburgen, denn
er brauchte da — mit Rücksicht auf die Gesamtwirkung, in Tonverteilung
und Tiefengliederung — große Wasserspiegel, phantastische Städte und
kulissenartig hintereinander geschobene Felsufer. Nur bei jener Eisen-
radierung, der Großen Kanone, 1518, findet sich eine köstliche frische
fränkische Landschaft, in der Anlage und Durchführung, der Raumwir-
kung und den Details völlig gesehen, voll Erdgeruch, um mich modern
auszudrücken — aber schließlich doch, im Bilde zu bleiben, parfümiert: links
hat er wieder eine höchst unfränkische Seeküste angeschoben, eben mit
460
Ludwig Justi:
Rücksicht auf die Gesamtwirkung des Blattes, wie er sie wünschte. Der
andere dominierende Hintergrund später Zeit, auf dem mehrfach erM^ähnten
Antonius von 1519, ist ohne Einklang mit der Figur. —
Aus der Gewöhnung an solches Zusammenstücken, ■ bei Figurenkom-
positionen wie bei Landschaften, erklärt sich auch jenes eigentümliche
Verfahren, das er seit etwa 1504 annimmt, als mehr und mehr Be-
stellungen auf reiche Gemälde an ihn kommen: da die Vorräte seiner
Studienmappe nicht ausreichen, macht er ad hoc große sorgfältige und
vollendete Studien nach Köpfen, Händen, Draperien, und jede solche
Zeichnung überträgt er dann tale quäle auf den Kreidegrund — für
unsre Begriffe von künstlerischem Schaffen befremdend, und die Einheit
des Bildes störend. Andre machen auch ihre sorgfältigen Naturstudien,
aber sie modifizieren sie dann während der Ausführung, mehr oder weniger
bewußt, zugunsten der Gesamtwirkung, nach Linie, Farbe oder Licht. Bei
Dürer aber »bleiben die Nähte sichtbar« (Friedländer). Bis in die letzte
Zeit behält er — für große Kompositionen, vgl. unten — dies merkwürdige
Verfahren bei, das sich nur erklärt aus der Ehrfurcht seiner Jugendzeit
für welsche Vorbilder und für die eignen Naturaufnahmen: so gewöhnte
er sich an das unveränderte unfreie Hineinnehmen detaillierter Zeich-
nungen in seine Werke. —
Also: in den Figuren ist Dürer ursprünglich unselbständig, be-
herrscht den Mechanismus des nackten Körpers nicht, verwendet daher
fertige Figuren bei jenen allegorischen Stücken; auch bei den religiösen
Darstellungen ist seine Phantasie nicht immer selbständig, und geht in
der Konzeption vom Inhaltlichen aus. Um 1503)4 werden die formalen
Momente stärker: Linien- und Massenrythmus, und namentlich die
perspektivische Raumgliederung bestimmen die Konzeption sehr stark.
Schließlich, um 15 14/15, hat er sich des Körpers und seiner Bewegung
bemächtigt, kann die Figuren gruppieren und sprechen lassen wie er will.
— Die Landschaft dagegen ist von vornherein freier. Auf die Phan-
tasiegegenden der Apokalypse folgen die Tiroler Veduten; fast immer
aber bleibt ein Zusammenstücken des Hintergrundes in sich, wie des
Hintergrundes gegen die Figurenbühne vorn — mit Ausnahme der
architektonischen Szene: in der freien Landschaft entwickelt- er den
Mittelgrund nicht, und kann daher die Figuren nicht in die Landschaft
selbst stellen, die im wesentlichen Fernblick bleibt, während bei Tintoretto
etwa die Figuren und ihre Umgebung einheitlich konzipiert sind, in
Linien und Farben unzertrennlich. Da nun Dürer in seiner letzten Zeit
nach ganz einheitlicher Wirkung strebt, '^de seine Werke zeigen — in
Anordnung, Form, Linie und Ton — so unterdrückt er die Landschaft
am liebsten: reduziert sie zu einem unbedeutenden Schnörkel oder faßt
über Dürers künstlerisches Schafifen.
461
sie in einem halbhellen Ton als einheitliche Hintergrundfläche zusammen.
Das zeigen seine Arbeiten seit 1520. Er fand eben nicht den Weg, Figuren
und Landschaft zu einem einheitlich Geschauten zusammenzubringen. —
Dieser ganze etwas komplizierte Tatbestand äußert sich natürlich
im einzelnen Fall noch viel komplizierter als bei solch allgemeiner
Übersicht. Die Ursache ist, daß Dürers Kunst nicht von einem einheit-
lichen Prinzip getragen ist, von purem Idealismus oder von purem
Realismus. Beides greift ineinander, ebenso wie in seinen widerspruchs-
vollen schriftlichen Äußerungen, die man sehr mit Unrecht auf ein
System hat bringen wollen. Es zeigt sich auch sonst in seiner Arbeits-
weise: Propoitionsstudien liegen neben Modellstudien, der Zirkel neben
der Lupe; frei hingesetzte Entwürfe neben liebevollen Naturaufnahmen.
Und neben Zirkel und Lupe liegen gelehrte und erbauliche Büchlein.
Handwerk, Kunst, Bücherweisheit und lebendige Religion spielen und
streiten miteinander. In vielen Kompositionen sieht man die Spuren
solcher Verbindung.
II. Verlauf des künstlerischen Prozesses.
Während bisher von der Konzeption die Rede war, von der Ent-
stehung des ersten Entwurfes, oder, in anderen Fällen, von der Entstehung
einzelner Teile und der Art ihrer Zusammensetzung, so soll nun die
Durcharbeitung betrachtet werden und die künstlerischen Prinzipien, die
dabei formbestimmend einwirken. Einige Beispiele, die so den Verlauf
des künstlerischen Prozesses in verschiedenen Beziehungen charakterisieren
— die Figur, die Landschaft, die Komposition — sollen im folgenden
angeführt werden.
Es handelt sich dabei entweder um mehrere Stadien derselben
Komposition, oder um freie, leicht veränderte Wiederholungen, Wieder-
aufnahmen eines früheren Stückes. Die Konzeption ist da sozusagen
greifbar: Anlehnung an das frühere Werk. Die Unterschiede zeigen daher
klar das formende Prinzip. (Ohne besonderes Interesse sind dagegen
einfache Wiederbenutzungen von Studien — Köpfe, Hände, Draperien —
die für irgend ein Werk gemacht waren und dann gelegentlich hervor-
geholt wurden. Man wird solche Selbstkopien mit einiger Geduld öfters
finden; doch vertieft man mit solchen kleinen Entdeckungen kaum das
Verständnis Dürers, wenn man dessen Arbeitsweise im allgemeinen kennt,
und im gegebenen Fall aus der Erscheinung zu beurteilen versteht, wie
das Einzelne zustande gekommen ist, ob erfunden oder gesehen.)
Figuren. Zunächst Wiecterholungen einzelner Figuren. Nackte
Figuren zeigen den Einfluß seines Körperideals, Gewandfiguren werden
durch sein plastisches und lineares Empfinden geformt oder umgeformt.
4Ö2
Ludwig Justi:
Ein interessantes Beispiel aus früher Zeit bieten zwei Figuren von
1497 und etwa 1500, nämlich eine der vier Hexen und die Venus im
»Traum des Doktors.« Diese ist, wie ich glaube, nach jener gearbeitet;
d. h. also nicht einfach kopiert, sondern nur in der Anlage und den
Hauptlinien übernommen, während das Einzelne in Auffassung und
Technik den raschen Fortschritt des Künstlers zeigt. Linien und Formen
sind fester, kompakter, die Technik klarer.
Von 1504 — 7 etwa finden w'ir zahlreiche nackte Figuren in Zeich-
nungen etc., die sich in Bewegung und Silhouette vielfach genau wieder-
holen, den Wechsel des Körperideals und der Formanschauung dann
aber um so deutlicher zeigen. Man vergleiche den Madrider Adam mit
dem Schildhalter der Sammlung Bonnat, L. 351, oder die Londoner
Venus L. 241 mit der Venus des Kupferstichs von 1504: beidemal sind
die gleichen Umrisse in die I^änge gestreckt und die Linien gestrafft,
die Formen geglättet. Ich habe an anderer Stelle ausführlicher über die
Beziehungen innerhalb dieser großen Gruppe von nackten Figuren ge-
handelt.
Sie alle hängen mit seinen Proportionsstudien zusammen; die Wand-
lung im Konstruktionsschema ist aber nicht die Ursache ihrer schlankeren
Proportionierung, sondern das Mittel sie zu erreichen. Daher sich
derselbe Unterschied auch bei nicht konstruierten Figuren zeigt; und
zwar bei flüchtigeren Arbeiten noch schroffer als bei den sorgfältig aus-
geführten, wie folgender Vergleich zweier Figuren aus dem Jahr 1510 zeigt.
Der Auferstandene des Imhof-Diptychons, 1510 (Alb. 377) verrät in
mehreren Zügen unverkennbar, daß l^ürer dabei die entsprechende Figur
in der Vorzeichnung zum Veiter Altar (Frankfurt, L. 189) vor sich
hatte, Dagegen halte man nun die Skizze in der Sammlung Haus-
mann, ebenfalls von 1510 (L. 140); sie ist eine Kompositionsskizze, aus
der Phantasie hingeworfen ; die Christusfigur ist in der Bewegung frei
erfunden, gehört nicht in die sonst geschlossene Reihe der zahlreichen
von 1503 — IO entstandenen Christusfiguren, die alle formal mit einander
Zusammenhängen — und so kommt hier sein damaliges Proportions-
Die Zeiclinung des Schmerzensmannes im Louvre, L. 31S, um 1510, 12, ist
eine Wiederaufnahme des Gegenstandes, den der Kupferstich B. 20, von etwa 1503 4
gibt, freilich — von einzelnen Anklängen abgesehen — keine Wiederholung im For-
malen (und keineswegs eine Studie zum Stich, wie Ephrussi meinte). Auch hier zeigt
der Vergleich die gestrecktere Proportionierung, die geglättete Form, die elegantere
Pose, der Entwicklung Dürers von 1503 4 bis 1510 entsprechend.
lö) Doch ist die Figur hier schwebend statt stehend gedacht und einiges dem-
entsprechend geändert; die Durchführung ist eleganter, die Gewandung, in den Haupt-
motiven gleich, ist reicher im Kleinen, nach Form und I.ichtführung.
über Dürers künstlerisches Schafifen,
463
ideal ganz extrem heraus, die Körperformen sind fast karrikiert schlank;
während bei der umsichtigen Ausführung, als er das frühere Frankfurter
Blatt vor sich hat, dieser Hang zum Überschlanken eingeschränkt bleibt. —
Hier handelte es sich um Körperform und Proportionen: inter-
essanter noch ist die Entwicklung der Bewegung in den Figuren. Die
Mühe und Arbeit, die Dürer auf die Beherrschung des körperlichen
Mechanismus verwandte, pflegt über den inhaltlichen und technischen
Reizen seiner Kunst übersehen zu werden. Er beginnt mit kleinen zier-
lichen Puppen, die sich mit wenigen schwächlichen Gesten verständlich
machen ; er schließt mit groß und sicher bewegten monumentalen
Figuren. Auf die stetige Arbeit in dieser Richtung ist hier nicht einzu-
gehen. Die stärksten Fortschritte geschehen — wie in den andern Dingen
— um 1495, um 1503/4 und um 15 14/15. Diese Fortschritte in der
Beherrschung der Bewegung, und damit auch in der Freude daran, haben
natürlich zur Folge, daß Dürer seine Figuren (anders als bei jenen
nackten Idealgestalten) gern neu entwirft, daß ihm die älteren nicht
mehr gefallen. Man kann daher im allgemeinen nur den Grad der ver-
schiedenen Bewegungen — nach Reichtum und Klarheit — vergleichen,
nur selten eine Umarbeitung desselben Motivs verfolgen. Doch möchte
ich wenigstens auf eine Gruppe aufmerksam machen, deren verschiedene
Glieder sich gut vergleichen lassen, da sie denselben Gegenstand wieder-
holen, sie stehen sogar meines Erachtens in direktem Zusammenhang als
Umarbeitungen und zeigen daher die Absichten des Künstlers besonders
deutlich. Es sind das einige Blätter mit zwei schwebenden Engeln, die
eine Krone halten.
Das erste ist eine Zeichnung von etwa 15 10/13 in London (T..
265). Anordnung und Durchführung sind noch unklar. Die Silhouette
sagt nichts, die Flügel überschneiden sich unschön, die Krone muß man
suchen; die Funktionen des Fassens, Tragens und Schwebens sind nicht
deutlich gemacht; die Bewegung der Körper und deren Formen ver-
schwinden unter den Gewandmassen.
Die nächste Zeichnung ist von 1518 (L. 94). Die Änderungen
sind so stark, daß sich der Zusammenhang nicht mehr beweisen läßt,
von dem ich freilich überzeugt bin, da die Übereinstimmungen (Formen
der Krone, der Flügel, Drapierung namentlich links) zu groß sind, um
zufällig sein zu können; vielleicht liegen noch andere Arbeiten da-
zwischen. Alles ist geklärt: die Krone kommt hoch heraus, die Funk-
tionen sind deutlich in den vier tragenden Armen und ihrem Zufassen,
die Körperhaltung und Bewegung schärfer gegeben; zugleich mehr
Schwung und Eleganz : schräges Schweben statt des lastenden Sitzens, die
Flügel elegant zurückgeschlagen, energischer Wind bauscht die Gewandung.
Rppertorimn für Kunstwissonseliaft. XXVI.
464
Ludwig Justi:
Der Kupferstich B. 19 ist bekanntlich nach dieser Zeichnung ohne
wesentliche Änderungen ausgeführt.
Es folgt, ebenfalls 1518, eine uns verlorene Zeichnung, die Vor-
studie zu dem Holzschnitt B. loi, Maria mit Engeln. Der Zusammen-
hang ist hier offensichtlich, in Bewegung und Gewandung. — Alles ist
noch eleganter. Die Krone (von prächtigerer Form, die jetzt bleibt)
scheint zu schweben. Die Bewegung ist stärker und reicher, z. 1. fast
heftig. Die Arme sind engbekleidet, alle Gelenke spielen. Die Ge-
wandung, in den Grundmotiven ähnlich, ist unterschiedlicher im einzelnen
und prachtvoller rauschend. Die Umrisse, z. B. der Flügel, sind mit
Leichtigkeit und Feinheit der Komposition eingeordnet.
Von 1519 stammt dann die Londoner Zeichnung L. 322. Dürer
hatte dabei die letzte Komposition vor sich, und zwar in der (uns ver-
lorenen) Zeichnung ^^), nicht in einem Abzug des Holzschnitts (der ja
Verkaufsobjekt war): der Zusammenhang zeigt sich nicht nur in der
Engelgruppe, sondern auch sonst, wie man leicht finden wird. Ver-
gleichen wir diese Londoner Zeichnung mit dem Holzschnitt von 1518
— in dem natürlich alles im Gegensinn erscheint — so finden wir die
schwebenden Engel weiter durchgearbeitet. Die Bewegung ist, bei glei-
chem Reichtum, weniger heftig als dort (zu unterscheiden von dem
Mangel an Bewegung in früheren Werken): das harte Vorstoßen des
Knies fehlt, die Flügel sind gesenkt in ruhigerem Schweben und schöner
Silhouette; namentlich aber sind die beiden geschieden in Profil- und Vorder-
ansicht; auch der eine Flügel geht mit. Dies Auflösen der Symmetrie
beruht nicht auf einer zufälligen Laune des Künstlers, sondern entspringt
seinem Stilgefühl in diesen letzten Jahren: die Vier Apostel etwa zeigen
eine ebenso fein empfundene und durchgeführte Kontrastkomposition
(vergl. H. A. Schmid, Kunstgesch. Gesellschaft VII 1900).
Wie eine Abzweigung aus dieser fortlaufenden Reihe erscheint die
Berliner Madonnenzeichnung L. 16, die man wegen einer apokryphen
Aufschrift 1507 zu datieren pflegt. Ihr Stil weist sie vielmehr meines
Erachtens deutlich in späte Zeit, gegen Ende des zweiten Jahrzehnts. 12)
11) Der Holzschnitt von 1518 änderte einige Details gegen die uns verlorene
Vorzeichnung, die sie noch mit der Zeichnung L. 94 gemein hatte; daher dann die
Zeichnung von 1519 in solchen Details der Zeichnung L. 94 näher steht als dem Holz-
schnitt (dessen Hauptzüge sie doch zeigt): im Kostüm, im Zufassen des einen Engels,
der Anordnung der Haare beim andern.
1-) Ganz freie und große Anordnung, den prächtigen Zeichnungen um 1520 ent-
sprechend; die Figuren sehr groß im Rahmen; in der Gewandung ruhige Flächen mit
feinem Gefältel wechselnd; der Strich klar und sicher. Für das Technische vergleiche
man etwa die Verkündigung in Chantilly, L. 344"
über Öürers künstlerisches Schaffen.
465
Die Engelgruppe oben steht etwa zwischen Kupferstich und Holz-
schnitt von 1518. Die Gewandmotive, im Kupferstich noch ziemlich
symmetrisch, sind hier kontrastiert, in einer Anordnung, die der Holz-
schnitt und die Zeichnung von 1519 wieder bringen. (Doch ist die
Bewegung der Beine vertauscht.) Die Bekleidung des Oberkörpers,
namentlich die enganliegenden Ärmel, schon wie im Holzschnitt, aber die
Bewegung noch stürmisch wie in dem Kupferstich. Diese Zeichnung
steht jedoch, wie gesagt, insofern außer jener Reihe, als die Vorzeich-
nung zum Holzschnitt sich wieder an die zum Kupferstich anschließt,
und nur einige Gedanken mitbenutzt, die ihm bei der Berliner Zeich-
nung zuerst gekommen Maaren.
Diese Blätter entstanden in einer Zeit, 1518 — 19, wo Dürer auf
der Höhe seines Könnens stand. Ihr Zusammenhang ist nur allgemein;
es handelt sich nicht um ängstliches Kopieren wie bei jenen nackten
Figuren der Jugendzeit, sondern um freie Benutzung: er hatte bei der
Arbeit das frühere Blatt vor sich, und ließ sich von ihm anregen; aber
während er, in wenigen Minuten, die neuen Figuren auf das Papier warf,
kamen ihm jene für uns so lehrreichen Änderungen in die Feder, schneller
als sie sich beschreiben lassen. Sie zeigen uns also hauptsächlich den
wachsenden Reichtum der Bewegung. Die Gewandung begleitet diesen
Gang, sie soll die Bewegung des Körpers möglichst deutlich ausdrücken,
entweder durch festes Anliegen oder, wo das nicht möglich ist, dadurch
daß die Motive der Drapierung dem plastischen Zusammenhang entsprechen.
Diese Reife des Gewandstils zeigt sich auch bei ruhig stehenden
Figuren, wie den Vier Aposteln. Wir möchten das wiederum an einer
Wiederholung durch Vergleich deutlich machen: dem Josef des Jabach-
schen Altars (München, Pinakothek) und dem Paulus in dem Veronika-
blatt der kleinen Passion. An Stelle des Jabachschen Flügels hat man
sich natürlich die verlorene Dürersche Vorzeichnung zu denken — diese
hatte er 1510 bei jenem Holzschnitt vor sich. Für die ziemlich
schnelle Arbeit des Holzschnittes machte er nicht gern neue zeitraubende
Detailstudien. 1^) Die Übereinstimmung der beiden Figuren ist infolge
der starken Stilwandlung auf den ersten Blick gering, die Behauptung
des Zusammenhangs mag daher jedem absurd erscheinen, der Dürers
Arbeitsweise nicht kennt: man würde dann das folgende nur als einen
immerhin lehrreichen Vergleich zweier Figuren verschiedener Entstehungs-
zeit betrachten können, die zufällig eine analoge Stellung und Drapie-
13) Auch die andere Figur des Holzschnitts hängt mit dem Jabachaltar zusammen,
oder richtiger, mit einer dort verwendeten Studie, die auch noch in anderen Werken
benutzt ist.
32“
466
Ludwig Justi:
ruiig haben; glaubt man aber, mit uns, daß Dürer 1510 die frühere
Zeichnung vor sich hatte, so bekommt der Vergleich erst feineren, spezi-
fischen Wert.^^)
Abgesehen von den geringen Veränderungen, die der Gegenstand
forderte (längerer Bart, Schwert statt Hut und Stab), finden wir nun eine
Fülle von Änderungen im kleinen, die dem Zeichner, bei seinem jetzt
ganz anderen Stilgefühl, in die Feder kommen und so den Gesamtein-
druck völlig umgestalten.
Der plastische Zusammenhang ist klarer: der Fuß des Standbeins,
dort verdeckt, ist gezeigt, die Falten am Spielbein sind bis in die Knie-
kehle vorgeschoben, die Bewegung des nach vorn kommenden Armes ist
erst deutlich gemacht, die des andern wenigstens schärfer gegeben. Die
Haltung ist edler: der Oberkörper gerade, die Brust frei, nur der Kopf
gesenkt; das Spielbein elegant gestellt, mit der Fußspitze nach außen.
Der geklärte Stil des Holzschnittes forderte die Vermeidung von Un-
klarheiten, daher ist wohl der Ärmelumschlag weggelassen (doch noch
im Kontur nachwirkend), der Mantel auf der Brust geglättet, um den
Bart wirken zu lassen. Am Kopf ist der Knochenbau schärfer gegeben,
sonst die Formen auf weniges reduziert. Das Licht, von oben links
kommend, läßt die unteren Partien dunkel, außer dem wichtigen Fuß;
Licht und Schatten sind, wie in den anderen Werken jener Zeit, kräftig
gegeneinander gesetzt, gliedern und beleben die dort eintönige Erschei-
nung, und verdeutlichen noch hie und da die Formen. Auch sonst ist
die Erscheinung reicher gestaltet, weniger tote Fläche gegeben als dort,
die kleinen Falten launiger (namentlich am Ärmel zu vergleichen); auch
in der Gesamtdisposition der Falten erstrebt er Bereicherung: das Motiv
des um die Hüfte herumgenommenen Mantels ist mehr herausgearbeitet,
durch die führende Linie des Saums pointiert, der herabfallende
Bausch vorn voller und kräftiger ausladend. Dadurch ist auch die
Silhouette reicher: vorn stark bewegt, klar verlaufend; auf der Rück-
seite zwar dicht am Rahmen bleibend aber doch stark abgetreppt,
während sie bei der früheren Figur in einförmiger Gradlinigkeit herab-
14) übereinstimmend sind: der allgemeine Stand, die Haltung der Arme, des
Kopfes, der Beine; die Gewandung nach Bestandteilen, Schnitt und Faltenmotiven.
Natürlich alles im Gegensinn. Gerade unbedeutende Wiederholungen überzeugen mich
von dem Zusammenhang: die Linie des Mantclsaumes an der Schulter, die Falte im
Ärmel zur Bezeichnung des unteren Armrandes, das eigentümliche dreieckige Ende der
einen Säulenfalte, die kleine Einbiegung innen darüber, der Abschluß des Mantels am
Spielbein mit kräftiger Querfalte, unter der noch ein Stück Saum, als Kreissegment, her-
vorkommt.
über Dürers künstlerisches Schaffen. 467
läuft. Endlich ist bei allem Rücksicht auf die kontrastierende Figur ge-
nommen.
Man wird sich nicht wundern, daß in anderen Fällen eine Draperie
viel genauer wiederholt wird, wie der bekannte Mantel des Münchener
Paulus nach der Zeichnung zum Philippus des Kupferstichs: von 1523
bis 1526 hat sich Dürers Stil kaum gewandelt, im Vergleich zu der
starken Entwicklung im ersten Jahrzehnt des Jahrhunderts. —
Landschaft. Das Weiherhäuschen, jene farbige Naturstudie im
British Museum, ist bekanntlich benutzt zum Hintergrund der Madonna
mit der Meerkatze. Man begnügt sich gewöhnlich damit, die Überein-
stimmung zu konstatieren. Und doch ist der Natureindruck umgeformt,
ganz leicht, für den oberflächlichen Betrachter kaum merklich, aber trotz-
dem sehr charakteristisch.
Hauptsächlich sucht er einheitliche Tiefenwirkung hineinzubringen,
reduziert die gegebenen Landschaftsstücke zu einer Diagonalbewegung:
nur ein Stück der Vedute ist herausgenommen; auf der linken Seite (im
Kupferstich) sind nur zwei kurze Uferkulissen stehen geblieben, die den
Blick zurückführen, das übrige weggeschnitten. Ebenso ist auf der an-
deren Seite weggeschnitten, sodaß der Turm nahe an den Rand kommt,
als fester Ansatz der Diagonale; in der Vedute dagegen war er das
Hauptstück, das ihn zum Zeichnen reizte und das daher von selbst in
die Mitte kam, während rechts und links auf beiden Seiten der Blick in
die Tiefe ging. Hinter dem Turm ist noch eine Erhöhung des Geländes
zugefügt, so daß sich der Kontur einheitlich . nach der Bildmitte zu
senkt. Der folgende Hügelzug ist wegen der Kupferstichtechnik stark
vereinfacht. Dann aber ist in der Tiefe noch ein weiterer Seeausblick
und eine Stadt hinzugefügt — wie bei den Tiroler Veduten. Ein ein-
gehender Vergleich — mit dem wir den I.eser nicht belästigen wollen
— zeigt wie die Einzelformen vielfach genau übernommen, aber doch
ausgewählt und umproportioniert sind nach einer ganz bestimmten,
klaren Empfindung.
Komposition. Wiederholungen von Figurenkomplexen zeigen uns,
worauf es ihm bei der Komposition ankam. Was wir hier hauptsächlich
beobachten, ist Konzentrierung, ein Zusammenrücken des anfangs Zer-
streuten. Wie wir Dürer ständig bestrebt sehen, die Erscheinung der
einzelnen Figur zu bereichern in Bewegung, Drapierung und Beleuchtung,
so sucht er auch die ganze Bildfläche zu bereichern. Zunächst bemüht
er sich, das gerahmte Feld ganz zu füllen, dann gleichmäßig zu füllen,
zuletzt wird der Rahmen enger genommen, die Figuren größer. Die
stärksten Fortschritte geschehen um 1495, 1503 und in den zwanziger
Jahren.
468
Ludwig Justi:
Nun geht aber Dürer nicht von einer zentralen Idee aus, hat nicht
zuerst eine Vorstellung wie das Bildganze etwa aussehen soll — wir
greifen damit auf unsere ersten Auseinandersetzungen zurück — sondern
kommt oft erst im Lauf der Arbeit dazu. Während also die plastisch
gesinnten Florentiner jener Zeit einen Figurenknäuel von vornherein kon-
zipieren und ihn allmählich ins einzelne ausgestalten, sucht Dürer eine
räumliche (nicht plastische) Konzentration durch späteres Zusammen-
rücken der Figuren und Objekte, Wegschneiden der leeren Flächen. Er
zeichnet die verschiedenen Figuren, die er zu seiner Geschichte braucht,
auf ein Blatt Papier; dann schraubt er gleichsam den Rahmen zusammen.
(Dies gilt nur mit Einschränkung in den oben angedeuteten Fällen, wo
die Konzeption von formalen Momenten ausgeht, also z. B. von einer
umgebenden Architektur.) 7^
Ein einfaches Beispiel dafür bietet etwa der Nürnberger Herkules
im Vergleich mit der Darmstädter Zeichnung L. 207. Beide haben nicht
mehr den ursprünglichen oberen Rand, doch ist das Abschneiden, Zu-
sammenrücken und Zurechtschieben deutlich. (Interessant auch die Ver-
änderung, Durcharbeitung mancher Einzelheiten, in der Bewegung und in
der Landschaft.) Es ließen sich noch mehr Beispiele dafür nennen; be-
sonders charakteristisch sind die Blätter mit Apoll und Diana: in der
Londoner Zeichnung L. 233 ist die Figur des Gottes in der Bewe-
gimg bekanntlich nach dem belvederischen Apoll kopiert, in den Ab-
messungen konstruiert; zur Vervollständigung ist Diana dazugesetzt, zu-
nächst ziemlich ungeschickt; im Kupferstich B. 68 zeigt sich dann wieder jene
Konzentrierung. 1^) Dieselbe beobachteten wir vorhin schon bei dem
Sündenfall der Kleinen Passion im Vergleich mit der Albertinazeichnung
(vgl. oben).
Eine längere und dadurch interessantere Folge bieten uns einige
Blätter mit Christus am Ölberg. Es ist bekannt wie oft Dürer dies Thema
behandelte und wie er, aus der Empfindung, aus dem Inhalt, immer neue
Motive fand. Wir haben hier einige Blätter im Auge mit gleichem
Motiv, lediglich mit Veränderungen der Anordnung.
Eine Skizze von 1515 im Louvre, L. 320, ist ein erster Ent-
wurf. Dürer zeichnet sich die einzelnen Figuren nacheinander hin, denkt
zunächst nicht an ihren Zusammenhang, daher z.H. Christus, der Kelch,
und der Engel allmählich übereinander geraten, ohne daß man wüßte,
was sie miteinander zu tun haben. Die Anordnung ist ungefähr wie in
1^) Nebst interessanten Änderungen im einzelnen; worüber es viele Vermutungen
gibt, da dieser Stieb, dureb die Beziehungen zu Jaeopo de’Barbari, der Forsebung stets
sehr exponiert war (vgl. Repertorium XXI, S. 447 ff.).
über Dürers künstlerisches Schaffen. 469
der Großen Passion, aber so einfach, daß kein Zusammenhang anzu-
nehmen ist, die Figuren weit auseinander auf leerer Fläche.^®)
In der Albertinazeichnung desselben Jahres (Schönbr. und Med. 154)
ist das Bild sehr zusammengeschoben und die Fläche verkleinert, nament-
lich rechts, sodaß Christus in die Mitte kommt, als Hauptperson — die
großen Figuren der vorn schlafenden Jünger, vorher gleichgeordnet, sind
jetzt untergeordnet, als eine Gruppe in den Mittelgrund gerückt. Christus
ist größer genommen, die Hände bedeutender bewegt; die Gewandung
ist reicher, trotz der Wiederholung im allgemeinen sind die Hauptmotive
schärfer herausgearbeitet, die dort verdeckte Körperbewegung dadurch
klarer gegeben. Die Verbindung mit dem Engel ist näher und deutlicher.
Im ganzen kommt zu diesem Zurechtrücken noch die Scheidung in hell
und dunkel hinzu, nach großen Partien.
In der Eisenradierung B. 19, ebenfalls von 1515, ist die Konzen-
trierung noch stärker, wie wir im einzelnen nicht auszuführen brauchen.
Unten und rechts ist noch viel weggeschnitten. Engel und Kelch sind
zusammengerückt, dem Blick Christi zugleich erscheinend. Der Kontrast
von hell und dunkel ist noch schärfer. Die Einzelheiten sind natürlich
reicher, die Linien kurviger.
Besonders charakteristisch für den Formungsprozess bei einer Kom-
position ist eine Gruppe von drei- Blättern mit den heiligen Einsiedlern
Antonius und Paulus; die Berliner Federzeichnung, als »Waldpartie
am Schmausenbuck« bekannt, L. 440, die Federzeichnung der Sammlung
Blasius L. 141, und den Holzschnitt B. 107.
Die Berliner Zeichnung ist zunächst noch ohne den Gedanken an
eine Verwertung zum Heiligenblatt entstanden, wie sie denn auch stets
als Landschaftszeichnung aufgefaßt wird. Sie ist nicht komponiert, nicht
erfunden, zeigt nicht die üblichen Landschaftsmotive in schematischer Zu-
sammensetzung, sondern ganz zufällige Elemente in zufälligem Bei-
1®) Bei der Christusfigur dachte er wie mir scheint daran, die berühmte Fuß-
studie, L. 165, wieder zu benutzen. In der folgenden Zeichnung ist dieser Gedanke
aufgegeben.
17) Zwei weitere Zeichnungen stehen nur in losem Zusammenhang mit dieser
Reihe: eine Louvrezeichnung von 1518 (L. 321) ist die Wiederaufnahme vielleicht
einer Zeichnung, die zwischen jenen beiden von 1515 stand; wenigstens stimmt die
Gesamtanlage zur ersten, einiges Detail zur zweiten. — Eine Studie der Albertina
(Schönbr. und Med. 292) gibt die Christusfigur ganz neu (wenn auch in derselben Be-
wegung): in Dreiviertelansicht, die Gewandung ist klar und reich zugleich, von höch-
ster Reife, etwa 1516 — 18 anzusetzen; helle Partien und Streifen von feinster Delika-
tesse der Zeichnung sind gegen dunkel abgesetzt; eben um 1516 — 18 kommt ähnliches
vor, wie z. B. in der Radierung des Engels mit dem Schweißtuch.
470
Ludwig Justi:
einander. Sie macht freilich nicht den Eindruck, als sei sie unmittelbar
vor der Natur gearbeitet, sondern eher nach einer Skizze, doch bleibt das
hier gleichgültig, jedenfalls geht sie in der Gesamtanlage auf Natur-
anschauung zurück. Die kleine Waldlichtung mit der Quelle, dahinter
die dichte Baumkulisse, vom Rahmen mitten durchgeschnittene Stämme
hell vor dunklem Dickicht — das sind individuelle Formen, die in
seinen zahlreichen frei erfundenen Landschaften kaum Vorkommen. In
diese anheimelnde Szenerie, die er draußen skizziert hatte, phantasierte
er nun als Staffage die beiden hl. Einsiedler hinein: vorn bei der Quelle
hat ,er zwei Mönche skizziert, und dann darüber — wenig auffällig —
den Raben mit dem geteilten Brot, womit die beiden als Antonius und
Paulus charakterisiert sind. Der Gedanke die Szenerie so auszudeuten,
zu staffieren, kam ihm wohl erst beim Zeichnen.
Als er sich nun entschloß, diesen Gedanken weiterzuführen, ein Hei-
ligenblatt daraus zu machen, ergaben sich durchgreifende Veränderungen.
Der Akzent mußte verlegt werden, die beiden kleinen Staffagefigürchen
wurden zu Hauptfiguren, die dort herrschende Szenerie zum Hintergrund.
Ein Stadium dieser Umwandlung ist meines Erachtens in der
Blasiusschen Zeichnung erhalten.^®) Die Veränderungen ergeben sich aus
dem neuen Zweck, der Verwendung zu einem Holzschnitt, einem Heili-
genbild. Die Figuren wachsen zur üblichen Größe, und mit ihnen wächst
die Quellanlage; sie nimmt jetzt fast die Hälfte der Bildfläche ein, und
ist genauer durchgearbeitet: die Überdachung, die Stufen ringsum sind
mehr ausgeklügelt und ausgeführt. Die beiden Figuren, rechts und links,
beherrschen den Bildeindruck; die nötigen Attribute sind zugefügt.
Der Rabe, vorher nur klein und flüchtig angedeutet, schwebt groß mitten
über den beiden Einsiedlern, die ihre Hände zum Gebet falten, den
staunenden Blick auf die Erscheinung oben gerichtet: die Figuren sind
inhaltlich und formal zusammengeschlossen. Das Ganze ist nun ein
Eigurenbild mit landschaftlichem Hintergrund, in der üblichen Anschau-
ungsart, nicht mehr der eigenartige Naturausschnitt wie zuerst. Die
Waldlisiere, nur noch als abschließende Kulisse, ist dicht an die Quelle
gerückt. Auf dem Berliner Blatt ist die linke Seite ausgeführt, die rechte
1^) Wer dem Meister und seiner eigentümlichen Arbeitsweise fernsteht, wird es
Ireilich für gesucht, wenn nicht töricht halten, dies Blatt aus dem vorigen abzuleiten.
Die Berliner Skizze hat ihm natürlich nicht als eigentliche Vorlage gedient, aber sie hat
ihm die Anregung, die Idee gegeben. Beide Zeichnungen stammen aus gleicher Zeit,
haben den gleichen Gegenstand, namentlich aber dieselben Bildelemente. Überein-
stimmung in Einzelheiten der Bäume und dergleichen wird man nicht suchen. Die
Ahnlickeit im Ganzen ist jedoch groß genug, gerade wenn man die Ungewöhnlichkeit
des Motivs bedenkt.
über Dürers künstlerisches Schaffen.
471
nur angedeutet; bei der Umarbeitung kommt ihm der Gedanke, an dieser
leeren Stelle den obligaten Fernblick zu geben, mit dem gewohnten
steilen Berg; sein Streben nach Bereicherung wie nach Tiefenwirkung
verlangt, wie gewöhnlich, eine solche Zutat; doch können wir nur selten
diesen Unterschied des komponierten Bildes vom Natureindruck so deutlich
feststellen.
Noch mehr wird nun alles durchgearbeitet, bis jener Holzschnitt
in den Druck kam. Man mag sich zwischen der Blasiusschen Skizze
und dem Holzschnitt noch verlorene Zeichnungen denken, der Verlauf
ist jedoch klar, und der Zusammenhang in diesem Fall von Niemandem
zu bezweifeln. (Beim Holzschnitt natürlich alles im Gegensinn.)
Die Prinzipien der Veränderungen finden wir ganz wie in den
vorhin besprochenen Fällen; Zusammenfassung im Verhältnis zum Rahmen,
Raumvertiefung, Differenzierung, Durcharbeiten und Klären aller Einzel-
heiten und ihrer Beziehungen.
Das vorher etwa quadratische Bild kommt ins Hochformat (mit
Rücksicht auf die Zusammenordnung der Hauptfiguren).
Die Komposition ist zusammengedrängt, die breiten Flächen rechts
und links von den Heiligen sind weggeschnitten, sie selbst zu einander
gerückt.
Der hl. Paulus ist unverändert geblieben, bis in die kleinsten
Details, der Handstellung, der Faltenzüge (in denen aber die dominierenden
Linien schärfer betont, der Gegensatz von Licht und Schalten eindring-
licher gegeben ist) ; der Kopf ist in hell und dunkel sorgfältiger gegen den
Hintergrund abgesetzt; der Stab, vorher mit dem vordem Kontur des
Rumpfs zusammenlaufend, ist besser gestellt.
Dagegen hat er die Figur des Antonius verworfen. Das symme-
trische Emporblicken und Anbeten sagte Dürer nicht zu, und wäre durch
das nahe Zusammenrücken ganz unerträglich geworden. Daher eine
völlig neue Figur. Sie ist zurückgeschoben, neben den Tisch, während
Paulus davorsitzt, wird vom Rahmen etwas überschnitten, während bei
Paulus noch ein kleiner Zwischenraum bleibt; zur Raumgliederung —
durch die diagonale Anordnung — und zur Differenzierung sollten diese
Veränderungen dienen. Der Kontrast wird dann ins einzelne durchge-
führt; während Paulus in ungefährer Profilstellung bleibt, kommt Antonius
in Vorderansicht; er äußert andere Empfindung, mit andern Gebärden,
hat einen andern Typus, eine andere Kleidung; alle Idnien, gerade
auch in der Gewandung, stehen in bewußtem Gegensatz zur higur
gegenüber (vgl. oben).
Nebensachen, wie der attributive Stab mit der Glocke, sind ver-
kleinert; das Brett ist möglichst schmal genommen, die tragenden Steine
472
Ludwig Justi:
möglichst dicht zusammengerückt, der Wasserlauf möglichst schmal,
seine Umrisse jedoch sind reich, und dem Kontur der Figuren ent-
sprechend geführt.
So geht es weiter. Der Hintergrund ist nach denselben
Prinzipien durchgestaltet: der Zusammenfassung, der Unterordnung und
Differenzierung. Drei Baumstämme, jeder eigenartig geformt, sind be-
tont und herausgenommen, mit Bewußtsein zum Rahmen und zu den Fi-
guren gestellt, in leichter Diagonale zurückführend. Der Zusammenhang
mit der Skizze ist bei dem einem, mit den kurz abgehauenen Ästen,
deutlich; man sieht da, wie sich die iiumer weiter schreitende Phantasie
von der Natur entfernt. Der dritte Baum ist niedriger, entsendet knorrige
Äste — zur Füllung der leeren Himmelsfläche, und zur Überleitung von
der dichtgestrichelten Nähe zur lichten Ferne. Der in den Wald schrei-
tende Hirsch, von dem letzten Baumstamm überschnitten, ist beibehalten,
iber hell gegen dunkel gegeben ; an seiner Stellung im Bilde — zu dem
Raben, zum Kopf des Antonius — sieht man, wie sehr alles zusammen-
gerückt ist. Der Baumstumpf gegen den Rand hin ist zurückgenommen,
die Diagonale der hohen Stämme fortsetzend; zugleich wirkt er als
Schieber dunkel gegen die helle Ferne.
Das Waldesdickicht ist gesondert von den Stämmen, zieht sich
bildeinwärts, in einer energischeren Diagonale als die Figuren und die
Baumstämme, wird allmählich niedriger und steht so als Kulisse vor den
beiden Hügellinien, die in der Zeichnung fehlen und hier noch vor dem
abschließenden Berg eingeschoben sind ; die übliche Uferlinie präzisiert
den Ansatz dieses Berges. — Überall findet man noch leichte Änderungen und
Einschiebungen zu solchen Zwecken, auf die wir nicht weiter aufmerksam
zu machen brauchen.
In der Durchführung des einzelnen treten zu jenen allgemeinen
treibenden Prinzipien noch zwei hinzu: Dürers Linienempfinden und die
Rücksicht auf die Bedingungen der Technik. Sein Linienempfinden wird
man in allen Einzelheiten walten sehen, bei den Steinbänken etwa: dort
flüchtig und geradlinig hingebaut, hier kraus und wetterhart.
Mit Rücksicht auf die Technik ist der Gegensatz von hell und
dunkel, der in der Zeichnung schon angelegt ist, noch genauer ausgearbeitet.
Es ist interessant, sich klar zu machen, wo dieser Gegensatz zur Tiefen-
gliederung dient, wo zur Verdeutlichung der Form, und wo nur zur Be-
lebung der Bildfläche. Ferner veranlaßt ihn die Technik zu breiterer,
derberer Formgebung, manche launigen Federzüge werden ersetzt durch
mehr flächige Gebilde. Man vergleiche die Schattierung des Hauptstamms,
die Zeichnung des Dickichts. Die Ecke der Steinbank neben Paulus ist auf
der Zeichnung durch ein neugierig emporschießendes Pflänzchen belebt.
über Dürers künstlerisches Schaffen.
473
das in einer höchst geistreichen Linie hingesetzt ist, auf dem Holz-
schnitt sehen wir statt dessen ein breites Gewächs mit großen dicken
Blättern. —
Wenn man an den Zusammenhang der Berliner und der Blasiusschen
Zeichnung nicht glauben will, und damit an jene interessante Umwand-
lung eines Natureindrucks zu einem Heiligenblatt, so bleibt doch der
Vergleich der zweiten Skizze mit dem Holzschnitt noch lohnend genug.
Es ist das ja einer von den sogenannten schlechten Holzschnitten, die
von einem Formschneider zweiten Ranges ausgeführt wurden, und die
wir heute, beim Durchblättern des reichen Werkes, gewöhnlich rasch zur
Seite legen; und doch, wie viel künstlerische Empfindung und Erfahrung
steckt in diesem bescheidenen Blatte!
Natürlich hat Dürer bei seinem Gestalten nicht nach verstandes-
mäßig erkannten ästhetischen Statuten gearbeitet — aus seinen Schriften
sehen wir, wie primitiv sein theoretisches Erkennen und Formulieren
war — aber er hat bei der Durchgestaltung ganz genau gefühlt, daß
er dies so machen müsse und jenes so; und durch derartige Vergleich^
verschiedener Stadien eines Werkes können wir erkennen, in welcher
Richtung dies sein künstlerisches Empfinden sich bewegte.
Formale Komposition. Wir haben mehrfach das Wachsen und
Reifen einer Komposition begleitet. Ein solcher Verlauf, das allmähliche
Entstehen gerade der wesentlichen formalen Züge, ist die Regel und ent-
spricht dem Grad wie der Richtung seiner Phantasie. In vereinzelten
Fällen jedoch geht er umgekehrt von einer abstrakten Gesamtvorstellung
aus und fügt dann die Einzelform hinein, bei großen Altären namentlich,
die mit repräsentativen Figuren symmetrisch zu füllen waren. Da ordnet
und schiebt sich nicht das Einzelne zum Ganzen zusammen, sondern das
Ganze, ein architektonischer Aufbau, ist zuerst da, klar und elegant ge-
gliedert. Er macht in solchen Fällen zuerst einen Entwurf der Disposition,
des großen Zusammenhanges. Danach erst beginnt die Einzelausstattung,
die dann freilich leicht zur Auflösung oder Verschüttung jenes architek-
tonischen Zusammenhanges führt. So erkennt man in dem Rosenkranzfest
noch, wie er in der ersten Skizze das dominierende Mitteldreieck hin-
gesetzt hatte; bei der monatelangen Arbeit ist dann dessen Wirkung immer
mehr beeinträchtigt worden. Von der Komposition des Allerheiligenbildes
ist uns ein frühes Stadium erhalten, in der prachtvollen Zeichnung von
Chantilly (L. 334): ein sehr feiner klarer Massenrythmus; da Dürer nun
aber immer neue Studien zufügte und neues Detail hineinpfropfte, so
spürt man in der Ausführung kaum noch etwas von der ursprünglichen
harmonischen Gesamtdisposition.
474
Ludwig Justi:
Wie es bei dieser Art des Gestaltens zuging, sehen wir an den be-
kannten Zeichnungen von 1521. Zuerst macht er sich die allgemeine Dis-
position klar, probiert das Format, den Aufbau, die Linien- und Massen-
verhältnisse aus. Nun macht er große prachtvolle Studien zu den Köpfen
(die erhaltenen sind ja bekannt, L. 65, 289 und 326; man darf m. E. auch
noch den Kopf L. 127 hinzufügen, zu einem der Engel). Auf einer Zeich-
nung der Sammlung Bonnat (L. 364) skizziert er dann wiederum das Ganze,
wobei er nun die Kopfstudien berücksichtigt, ziemlich genau andeutet,
während das übrige ganz lose hingeworfen ist — als wollte er nur einmal
sehen und sich daran freuen, wie prächtig alle die Kopfstudien zusammen
aussehen werden. Ein weiteres Blatt (Louvre, L. 324) gibt nochmals eine
Wandlung des Ganzen, und nun sind ihm jene Köpfe schon ganz geläufig,
sie sind deutlich wieder zu erkennen, aber jetzt ebenso flüchtig ange-
deutet wie das übrige. Die weiteren Stadien fehlen hier, der Altar wurde
bekanntlich nicht ausgeführt.
Jene Wiederholungen unter Dürers Werken, die wir im vorstehenden
betrachtet haben, sollten uns die Art seines Arbeitens zeigen, namentlich
aber einige bei der Ausarbeitung wirksame Züge seines künstlerischen
Empfindens — es gibt deren natürlich noch etliche mehr — nachweisen
und deutlich machen: bei Einzelfiguren Formgefühl und Proportionsideal,
Bereicherung und Verdeutlichung der Bewegung; bei Landschaften das
Auswählen und Umformen der Details, das Unterordnen unter die Bild-
wirkung und namentlich die Raumwirkung; bei Figurenkompositionen das
Zusammenfassen sowie das Durcharbeiten nach den Prinzipien der Be-
reicherung, Unterscheidung und Tiefengliederung. Dies alles und die
ganze Art wie es dabei zuging kann man natürlich ebenso bei dem Ver-
gleich früherer und späterer Werke beobachten, die unabhängig vonein-
ander entstanden. Man neigt jedoch vielfach dazu, solche Unterschiede
lieber auf Zufall und alle denkbaren äußeren Momente zurückzuführen,
als gerade auf den Wandel in der künstlerischen Absicht, die Klärung
des künstlerischen Empfindens. Noch größere Zweifel erheben sich, wenn
man bei einem einzelnen Werk aus dem künstlerischen Charakter den
Prozeß der Entstehung, die Absichten des Künstlers finden will. Bei
solchen Wiederholungen ist dagegen das Walten der künstlerischen Empfin-
dung nicht zu verkennen. Deshalb möge man die so genaue Betrachtung
gerechtfertigt finden, die wir im vorstehenden jenen Werken von unter-
geordneter Bedeutung gewidmet haben — das wäre gewiß Zeitverschwen-
dung, wenn es nicht als Beispiel für unsere Auffassung Wert gewänne:
hat man sich hier in das Wirken seines künstlerischen Instinkts eingefühlt,
so wird man es in anderen, wichtigeren Fällen wiederfinden, wo uns die
Spuren der Arbeit nicht gleich deutlich erhalten sind, man wird dann also
über Dürers künstlerisches Schaffen.
475
nicht darauf angewiesen sein, bloß nach eigenem Geschmack die künstlerische
Absicht herauszusuchen.
Wenn man der Konzeption in Dürers Werken nachspürt, wie wir es
im ersten Teil unserer Ausführungen anregten, wenn man dann die Durch-
arbeitung, die formenden Prinzipien, beobachtet, so werden solche Studien —
durch den Reichtum des erhaltenen Materials begünstigt — das Nach-
erleben seines künstlerischen Schaffens und damit das Hineinfühlen in
seine Schöpfungen wesentlich fördern.
Reichenauer Malerei und Ornamentik im Übergang
von der karolingischen zur ottonischen Zeit.
Von Georg Swarzenski.
(Schluß.)
Wir gehen nun zur Betrachtung der figürlichen Malerei über und
haben hier mit einem Thema zu beginnen, das die mittelalterliche
Forschung schon öfters interessiert hat: die Beziehungen der gesicherten
ottonischen Handschriften der Reichenau (Eburnantgruppe) zu gewissen
karolingischen Arbeiten, die stilistisch und technisch abhängig sind von
den Prachterzeugnissen derselben karolingischen, westfränkischen Schule,
wie jene ottonischen Arbeiten. Zunächst ist hierbei hervorzuheben, daß
die feingliedrigen Gestalten dieser französischen Hauptschule mit ihrer
merkwürdigen Mischung von Leidenschaftlichkeit und Zartheit, mit ihrer
übertriebenen, willkürlichen aber stets schwungvollen Bewegung, keinesfalls
in einem direkten Schulzusammenhang stehen mit den karolingischen
deutschen Arbeiten, die sich als Vorläufer der ottonisch-reichenauer Malerei
erweisen. So stark die Beeinflussung in Stil und Technik ist, kann doch
heut niemand mehr an eine und dieselbe Schule denken. — Unmöglich
ist es auch, bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge zu entscheiden, ob
die Beeinflussung nur durch die vorbildliche Kraft einer oder vielmehr
mehrerer Arbeiten der Hauptschule erfolgte oder durch persönliche Be-
ziehungen: wandernde Künstler etc.
Ganz anders liegt der Fall, wenn wir nun diese deutschen, von
der französischen Hauptschule beeinflußten, karolingischen Arbeiten mit
den ottonischen Arbeiten der Reichenau vergleichen. Hier sind die
Zusammenhänge so enge und feine, daß es für mich gar keinem Zweifel
unterliegen kann, daß wir uns innerhalb einer und derselben Schule
befinden, und die geringen Differenzen nur als zeitliche und manuelle
aufzufassen haben. Die Entstehung dieser Handschriften ist also auf
Grund der lokalisierten jüngeren Arbeiten nach Reichenau zu verlegen,
und wenn man sich die Reichenauer Schule der karolingischen Zeit
vorstellen will — daß sie in dieser Zeit bestand, weiß man aus den
Georg Swarzenski: Reichenauer Malerei und Ornamentik.
477
Schriftquellen — , hat man in erster Linie an diese buntfarbigen Ada-
Nachahmungen mit ihrer etwas ungelenken, gespreizten Grazie zu denken.
Trotzdem hat Haseloff, als der letzte, kritische Bearbeiter dieser Dinge,
den Schulzusammenhang zwar nicht bestritten, aber ihn doch nur — in
Fragesätzen — als möglich hingestellt. Er tat dies entschieden nur
wegen der Verschiedenheit der ornamentalen Typen, die in der Tat
dazu nötigen, die Entstehung der einzelnen, hier in Betracht kommenden
Denkmäler zeitlich erstaunlich weit auseinanderzurücken. Aber, unabhängig
von den Malereien, sind die meisten dieser Ornamenttypen ganz direkt
als reichenauisch zu erweisen, sodaß die Verschiedenheiten nur zeitliche
Entwicklungsstufen einer und derselben Schule bedeuten. Andererseits ist,
unabhängig von dem Ornament, die Verwandtschaft der Malereien dieser
Handschriften unter sich, gerade in den Nüancen, die sie von der Haupt-
schule unterscheiden, eine so enge, daß, mehr als die Schulgemeinschaft,
die Langlebigkeit dieser Tradition durch mehrere aufeinanderfolgende
Entwicklungsstufen hindurch einer Erörterung bedarf.
Es erscheint zunächst gewiß wunderlich und bedenklich, daß die
»bedeutendste« deutsche Malschule der Zeit ein Jahrhundert lang (oder
noch etwas mehr!) einen bestimmten formalen und technischen Typus
in einer dermaßen fast geistlosen Art mechanisch handhabte, sodaß man
hier eher die Erfüllung eines bindenden Gelübdes als einer künstlerischen
Absicht vor sich zu sehen meint! Aber ähnliches findet man in allen
Epochen, in denen der Stilcharakter so stark, wie hier, durch das rezept-
mäßige der manuellen Technik bestimmt wird, und in Echternach und
in der Liuthargruppe beobachten wir die gleiche Regungslosigkeit der
Tradition durch mehrere Generationen hindurch. Auch ist es noch gar-
nicht ausgemacht, daß mit dieser einen Richtung die ganze Tätigkeit
und Auffassungsweise der Schule erschöpft ist; vielmehr werden wir bald
noch anders geartete künstlerische Bestrebungen in Reichenau kennen
lernen, die neben jener Tradition einhergehen und zu dieser addiert erst
das richtige Bild der Schule ergeben. Es dürfte sich also auch für
Reichenau empfehlen, das sachliche Verhältnis möglichst zu personifizieren,
nicht natürlich ad maiorem gloriam eines substituierten Anonymus,
sondern weil es, nach Lage der Dinge, am natürlichsten scheint, die
erhaltenen, eng verwandten Arbeiten dieser einen Tradition auf einen
begrenzten Kreis von Persönlichkeiten, die etwa in dem Verhältnis von
Lehrer, Schüler und Enkelschüler zueinander stehen und konservativ diese
eine Tradition bewahren, zu verteilen.®^) Wir sehen in diesen Arbeiten
6^) Bei der Beurteilung des Verhältnisses zwischen Egbertkodex und Liuthargruppe
wendet Vöge (Repert. XXIV, S. 457) gegen eine Erklärung durch die Verschiedenheit
478
Georg Swarzenski:
nur die manuellen und handwerksmäßigen Qualitäten und denken uns
ihre Entstehung möglich ohne jede Aufbietung einer spezifisch künstle-
rischen Begabung. Aber die Selektion, die der Lauf der Jahrhunderte
auch hier besorgte und die Wertschätzung, die derartigen Arbeiten, wie
das oft nachweisbar ist, bereits im frühen Mittelalter und bei den Zeit-
genossen zuteil wurde, zeigen, daß es sich doch um das Beste handelt,
was nur die Wenigsten, Begabtesten — Künstler! — zu leisten vermochten.
Selbst die Augia dives wird derer nicht eine unabsehbare Zahl gehabt
haben und die wenigen, die es konnten, werden während ihres Lebens
mehr als einmal zum Pinsel gegriffen haben. Denn keineswegs sollte
der primitive Eindruck, den diese künstlerische Betätigung auf uns macht,
Veranlassung geben, diese Arbeiten gleichsam als neutrale Erzeugnisse
aufzufassen, die aus dem Schoße der Schule wie ein natürliches Produkt
aufgehen. Schulproduktion, im Sinne von — etwa quattrocentistischer —
Werkstattsproduktion, scheint hier durchaus nicht vorzuliegen, — gerade
weil die Organe für die künstlerische Aufnahme sehr schwache waren
und weil das geringe ästhetische Niveau jede künstlerische Betätigung,
auch wenn diese nicht viel mehr als eine Handfertigkeit bedeutet, als
etwas höchst Exzeptionelles erscheinen läßt. Daher denn auch der tolle
Applomb, mit dem das frühe Mittelalter die Taten seiner »Künstler«
feiert, wie denn überhaupt die verwunderliche Starrheit dieser einen
'l'radition gerade in dieser großen, vielgestaltigen Schule mehr für die
Bedeutung einer einzelnen Einflußsphäre spricht, als für eine niveau-
mäßige Auffassung. Dies gilt um so mehr, als wir neben dieser einen
'Tradition noch eine Reihe anders gearteter Kräfte nachweisen werden.
Für die Einschätzung dieser ganzen Kunsttätigkeit ist aber zu beachten,
daß gerade inncrhall) dieser 'Tradition als das wirklich treil)ende, lebens-
volle Element sich die ornamentale Entwicklung darstellt; dies ist kein
der beteiligten »Individualitäten« ein, daß man die Eigentümlichkeiten einer solchen —
im gegebenen Falle — in mehreren , »sicher nicht von einer Hand stammenden«
Arbeiten findet. Aber teilt sich nicht in gewissem Grade die Individualität des Meisters
den Schülern und der Werkstatt in einer oft genug kaum zu enträtselnden Weise mit.’
Gilt dies nicht noch für viel spätere, unendlich reichere Kunstepochen, die man sich
sträuben möchte, mit jener Frühzeit zusammenzustellen? Gilt dies nicht sogar noch für
die an Wendungen und Individualitäten reichste Zeit des Quattrocento? Nur wird in
unserer Frühzeit aus begreiflichen Gründen das Temperament und die Seele fast gar-
nichts, die »Faktur« fast alles sagen. Und da man in dieser Zeit weder ehvas von
einem Verrocchio, noch von einem Botticini oder Francesco di Simone weiß, ist auch
die Einführung von »Kollektivpersönlichkeiten« kaum entbehrlich. Bei dem Maß des
Persönlichen, um das es sich in dieser primitiven Kunst handelt, bedeutet das weniger
einen Widerspruch, als eine oft notwendige Stilisierung der Darstellung.
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
479
modernes Geschmacksurteil, sondern durch die obigen Ausführungen wohl
erwiesen.
So lassen allgemeinere Erwägungen in der Tat die enge stilistische
Verwandtschaft der figürlichen Malereien dieser Gruppe, die z. T. noch
in die Mitte das 9. Jahrhunderts gehören, mit solchen aus hoch-ottonischer
Zeit wohl begreifen. Aber, wie man sich auch hiermit abfinden mag, —
an der Tatsache der Schulgemeinschaft ist nicht zu zweifeln. Denn auch
unabhängig von dieser stilistischen Verwandtschaft der karolingischen
Arbeiten mit den für Reichenau gesicherten ottonischen Handschriften
läßt sich der Reichenauer Ursprung jener ersteren beweisen.
Eine Zusammenstellung der hier in Betracht kommenden frühen
Handschriften hat bereits Haselofif gegeben. Zuzuweisen sind der Gruppe
noch ein seiner Provenienz wegen sehr wichtiges Einzelblatt mit der
Darstellung der vier Evangelisten in St. Gallen®®) und eine Evangelien-
handschrift in Maihingen.®®) Nicht mit gleicher Sicherheit, aber doch
mit größter Wahrscheinlichkeit möchte ich auch die Bilder der Kirchen-
väter im Egino-Kodex in Berlin®'^) für die Schule in Anspruch nehmen,
deren Verw^andtschaft mit den übrigen Arbeiten der Gruppe bereits an-
erkannt ist und dessen Geschichte ja auch auf Reichenau weist. Der
Kodex würde das früheste Zeugnis dieser Richtung auf Reichenau bieten
und das einzig erhaltene Beispiel darstellen für die reiche ornamentale
Ausgestaltung der Bildform in der Art der französischen »Hauptschule«.
In dieser Beziehung ergibt er in der Behandlung des Rahmenwerks eine
Parallele zu dem einzig erhaltenen Beispiel einer entsprechenden Beein-
flussung der Initialzierseiten, wie sie der Mathaeusanfang des neu auf-
gefundenen ersten Bandes®®) zum Lorscher Evangelienbuch der Vaticana
bietet. Eine genauere Datierung und Untersuchung dieser doppelbändigen
Prachlhandschrift steht leider noch aus, und der intensive Anschluß der
Initialornamentik an ein Werk der vorbildlichen, reicheren »Hauptschule«
spricht an sich, nach dem, was wir z. B. in Regensburg beobachten, weder
für eine besonders frühe Datierung, noch gar für eine Verlegung in diese
Schule selbst. Daß der Kodex keinesfalls, wie das früher als möglich
dargestellt wurde, der »Hauptschule« angehört, sondern eben in den Kreis
unserer Reichenauer »Nachahmungen«, beweisen alle Eigentümlichkeiten
des Figurenstils, besonders deutlich die geradlinige, trockene Zeichnung
in der Gewandmodellierung. Daß der Lorscher Kodex, gerade auch
®^) Stiftsbibi. Kod. 20.
Kod. I, 2, Fol. 2. S. Swarzenski, a. a. O. S. 7.
®^) Kod. Phill. 1676. S. Haselofif, S. 130; Swarzenski. S. 16, Anm. 13.
®®) Haseloff, a. a. O. S. 120.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI. 33
480
Georg Swarzenski:
hierin, besonders eng verwandt ist mit der aus dem Bamberger Dom
stammenden Cim. 56 in Miinchen,®®) ist bekannt. Aber gerade in dieser
Handschrift tritt ein ornamentaler Typus auf, der dieselbe aufs engste
verbindet mit einer anderen Arbeit, deren künstlerischer Charakter
wiederum auf gesicherte Reich enauer Arbeiten führt, sodaß wir, von
diesen rückschließend, auch den Reichenauer Ursprung der Münchener
Cimelie, unabhängig von ihrer stilistischen Verwandtschaft mit den otto-
nischen Arbeiten der Schule, als gesichert ansehen dürfen.
Vorher seien — als Indizienbeweise! — noch zwei rohe Zeichnungen
des frühen 9. Jahrhunderts erwähnt, die beide sicher reichenauisch sind
und beide deutlich Typen unseres Kreises zeigen. Die eine, den
schreibenden Hieronymus darstellend, befindet sich in einem Über augiae
maioris in Karlsruhe. In diesem Blatt läßt das völlige Unvermögen
des Zeichners allerdings nichts von den eigentlich stilistischen und
technischen Eigentümlichkeiten der Richtung zum Ausdruck kommen;
aber der ganze Charakter und die auffälligsten Details der Komposition
sind offensichtlich aus der »Adatradition« entnommen. Die zweite
Zeichnung, die den Apostel Paulus darstellt, findet sich in einer Stutt-
garter Epistelhandschrift.'^^) So mangelhaft auch hier die Ausführung ist,
erkennt man doch deutlich in dem Kopftypus, in der Gewandbehandlung
und selbst in den Händen die direkte Zugehörigkeit des Blattes zu unserer
Schule. Die Reichenauer Provenienz oder Entstehung dieser Stuttgarter
Handschrift ist allerdings durch äußere Merkmale nicht gesichert. Aber
die Schrift gibt eines der schönsten Beispiele eines ausgesprochenen
Typus, der, wie mir scheint, im Duktus von touronischer Halbunziale
angeregt, in dieser Vollendung und Ausführung mir nur in Reichenau
und St, Gallen begegnet ist. Da in der St. Gallener Schule nur ein sehr
indirekter Einfluß der Tradition der Adagruppe (und erst später) zu
konstatieren ist, kommt die Reichenauer Entstehung allein in Betracht.
Den besten Beweis für die Reichenauer Entstehung unserer Hand-
schriftenfamilie wird allerdings stets die stilistische Verwandtschaft mit
den für Reichenau gesicherten jüngeren ottonischen Arbeiten ergeben.
69) Vöge, Repert. f. Kw. XIX, 1S96, S. 128.
‘'6) Cod. Aug. 212, Bl. 2 V. Photographie danke ich Haseloff.
71) Hofbibi. Cod. Bibi. 54.
72) Die auf der karolingischen Tradition beruhende Stilentwicklung in St. Gallen
bis zum späten 10; Jahrhundert ergeben die Bilder folgender Hsn. -Reihe : Psalt. aureum
— Berner Prudentius — IV. Evang. in Maria-Einsiedeln — Hartkerantifonar. Von dem
Evangelienbuch in Einsiedeln an beobachtet man ein Einlenken in die Formensprache
der »Adatradition«, und man kann die jüngeren Arbeiten dieser Tradition als Parallel-
erscheinung auffassen zu der auf der Adatradition beruhenden Richtung in Reichenau.
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
4^1
Aber da man hier anderer Meinung sein könnte, lag mir daran, auch
durch andere Erwägungen ihren Reichenauer Ursprung mit einiger Klarheit
zu erweisen.
So dürfen wir von einer kontinuierenden Reichenauer Schule vom
frühen 9. Jahrhundert an in einem ganz konkreten Sinne reden, und es
ist bekannt, wie sehr hiermit die Nachrichten der Schriftquellen, die
Tituli Walahfrid Strabos und die Tätigkeit Reichenauer Maler in St. Gallen
unter Grimalt im Einklang stehen. — Aber wir kennen erst eine Seite der
Schul tätigkeit: es sind diejenigen Arbeiten, die bisher allein als in diesen
Zusammenhang gehörig erkannt wurden, — Arbeiten, die die Geltung
einer bestimmten Tradition in Stil und Technik vom 9. bis in das hohe
IO. Jahrhundert hinein belegen. Ich nenne die Träger dieser Richtung
im Unterschied zu den bald zu betrachtenden, anderen Strömungen der
Schule die Konservativen.
Am meisten rechtfertigen diese Bezeichnung der Gerhokodex und
das Petershausener Sakramentar, die so eng verwandt mit den karo-
lingischen Arbeiten sind, daß man sie mit diesen beinahe gleichzeitig
setzen möchten, wenn Initialornamentik und Schrift dies nicht unmög-
lich machten. Andere Handschriften der Richtung zeigen mehr vom
Zeitcharakter; z. B. das zwar längst bekannte, aber nur von wenigen im
Original betrachtete Sakramentar von St. Blasien in St. Paul i. K. Charakte-
ristisch ist hier eine schwerfällige, ornamentale Gewandmodellierung mit
dem auffallenden Hervortreten geradliniger leiter- oder sparrenartiger
Motive in der Gewandgliederung. Dies führt die Handschrift besonders
eng zusammen mit einem noch unbeachteten Denkmal dieses Kunst-
kreises: einer Isidorhandschrift im Stift Maria-Einsiedeln'*''^) in der Schweiz,
deren Widmungsbild die seltene Darstellung des thronenden Bischof
Braulio mit dem schreibenden Isidor zeigt. In enger Beziehung zu dem
älteren Sakramentar in St. Paul stehen besonders in der Bildung der
Köpfe und der Behandlung der Augen die jüngsten Arbeiten dieser
»konservativen« Richtung: der Egbertpsalter in Cividale und das
Evangeliar von Poussay in Paris. Aber in diesen beiden Arbeiten treten
besondere Stileigentümlichkeiten auf: der geblähte Eindruck der Gewand-
massen infolge einer prinzipiell rundzügigen Faltengebung, die feinen
Wellenlinien der Gewandränder, eine Verkrümmung des Nackens, die
Das Hartkerantifonar mit seinen untersetzten Figuren und seiner geschwollenen Gewand-
behandlung bietet die engste, auch kompositioneile und ikonographische, Analogie zum
Evangelistar von Poussay. Wie in Reichenau die Liuthargruppe und die Richtung
des Egbertkod. , stellt sich dieser Tradition in St. Gallen die Gotescalcgruppe (s. o.)
gegenüber.
73) Cod. 167.
33
482
Georg Swarzenski:
eine besondere Art der Kopfhaltung und des Blickes nach sich zieht.
Diese Dinge können, so deutlich sie zum Teil auf die gleiche Urquelle
hinweisen, nicht allein aus der eben betrachteten Tradition abgeleitet
werden; denn sie fehlen gerade in den ältesten, soeben für Reichenau
in Anspruch genommenen Arbeiten dieser Richtung, wie z. B. auch noch
im Gerhokodex und seinen engeren Verwandten. Sie sind vielmehr
entweder auf einen erneuten, direkten Anschluß an das der Hauptschule
angehörige und somit noch immer lebendige Vorbild zurückzuführen,
oder aber auf den Einfluß einer anderen künstlerischen Strömung der
Schule zu setzen, die jetzt zunächst zu betrachten ist. Die Träger dieser
Strömung bezeichne ich gegenüber dem konservativen Atelier als die
Manieristen.
Die Malereien der folgenden drei Handschriften ergeben uns den
Ausgangspunkt und die wichtigsten Etappen dieser neuen Richtung:
1. München, Hof- und Staatsbibi. Clm. 14345. Epist. Pauli, aus
Regensburg.
2. Daselbst, Clm. 11019, c. p. 32. Evang. Luc. et Jobs. Aus
Passau. (S. o. S. 399).
3. Berlin, Kön. Bibi. Cod. theol. lat. fol. i. Sog. Codex Witte-
chindeus. (S. o. S. 401.)
I. Die erste Handschrift enthält die Briefe Pauli mit kleinen
Initialen und drei ganzseitigen, merkwürdigen Bildern der Predigt Pauli,
der Bekehrung Pauli und der Steinigung des hl. Stefan. Diese Bilder
erschließen neue Wege in dem Entwicklungsgang der Schule, sodaß zu-
nächst ihre Entstehung in dieser Schule zu beweisen ist. Wir gewinnen
diesen Beweis zunächst aus der Betrachtung der Schrift und Initial-
ornamentik, die die Handschrift unmittelbar neben die aus Bamberg
stammende Cimelie 56 in München stellen, die als eine jener von uns
eben für Reichenau reklamierten Ada-Nachahmungen rühmlichst bekannt
ist. Beide Handschriften können noch um die Mitte des 9. Jahrhunderts
entstanden sein. Auch stilistisch stehen die Bilder der Epistelhändschrift
dem Münchener Evangelienbuch des Bamberger Domschatzes so nahe,
daß an der Entstehung in der gleichen Schule kein Zweifel sein kann.
Bereits die Umrahmung von zweien der drei Bilder durch eine Säulen-
bogenstellung mit den charakteristischen »Akroterienstauden« fordert den
Vergleich, zugleich mit dem Lorscher Evangelienbuch der Vaticana,
heraus. Typen und Bewegungsmotive sind die gleichen und in allen
Arbeiten der »konservativen« Richtung bis zum Gerhokodex zu belegen.
Der Paulustypus selbst stimmt völlig überein mit der primitiven Zeichnung
74) S. Swarzenski, a. a. O. S. 14. Photogr. bei Hofphotogr. Teufifel in München.
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
483
des Apostels in den genannten Stuttgarter Briefen. Vor allem ist aber
die Palette geradezu identisch mit der Bamberger Cimelie .in München.
Man findet das gleiche charakteristische stumpfe, dunkle Grün, das
bläuliche, schiefrige Grau, das schwefelfarbige Gelb, und aus diesen
Tönen grell heraustretend, ein leuchtendes, helles Ziegelrot. Auch die
Technik, wde sie sich in der Behandlung des Haares und des Nackten
in den Gesichtern, den Füßen und den Händen mit den oft entblößten
Unterarmen zeigt, steht völlig auf dem Boden der Frühwerke des
konservativen Ateliers. Wenn wir trotzdem diese drei Bilder, die zu-
gleich die einzigen selbständigen dramatisch bewegten, szenischen Dar-
stellungen der karolingischen Zeit innerhalb dieser Tradition geben, an die
Spitze einer besonderen stilistischen Richtung stellen, sc hat dies seinen
Grund in der abweichenden, neue Wege weisenden Gewandmodellierung.
Das Charakteristische dieses Gewandstils liegt in einer manierierten
Häufung der Motive. Die in feineren Linien eingezeichneten Falten
verlieren ihre primitive, Flächen gliedernde und absetzende Funktion;
sie ergeben bald ein ornamentales Gewirr auf der Gewandfläche, bald
zersetzen sie den flüssigen Charakter der Gewandmassen und geben ihnen
den Eindruck eines geblähten, aufgetriebenen Abstehens. Gleichzeitig
werden die in der konservativen Gruppe, im Unterschied zu den fran-
zösischen Vorbildern, bis zur Kümmerlichkeit und Schwerfälligkeit verein-
fachten Konturen bewegt, gekräuselt, verschnörkelt. All diese Dinge sind
mit Leichtigkeit aus derselben französischen Hauptschule abzuleiten, von
deren Einfluß das konservative Atelier ^zehrte. Aber es ist hier auf ge-
wisse Seiten des Vorbildes reagiert worden, die die andere Richtung in
ihren Imitationen völlig unter den Tisch fallen ließ. — Für die früher
bemerkten Beziehungen der Reichenauer Schule zu St, Gallen ist es
wichtig, daß sich die freie Kopie eines Bildes aus diesem Pauluszyklus
von einer St. Gallischen Hand in einem Kodex der Stiftsbibliothek
befindet.
2. Die zweite Handschrift dieser Entwicklungsreihe ist uns bereits
als ein ornamentales Meisterwerk der »Übergangsgruppe« bekannt. Sie
ist also die Arbeit einer jüngeren, etwa am Anfang des 10. Jahrhunderts
tätigen Künstlergeneration, und ihre Reichenauer Entstehung ist gesichert.
Die beiden Bilder der Evangelisten Lukas und Johannes, die sie enthält,
zeigen in ihrer stilistischen Eigentümlichkeit eine bestimmte Weiterbildung
dessen, was in den Bildern der Epistelhandschrift zuerst auftrat. — Die
Motive der Komposition lassen zunächst deutlich den Anschluß an die
Cod. 64, pag. 12. (Erwähnt von Rahn, a. a. O. p. 12). Der Kopftypus steht
am nächsten dem Evangelienbuch in Einsiedeln und dem Berner Prudentius.
484
Georg Swarzenski:
bekannte, auf den französischen Vorbildern fußende Reichenauer d'radition
erkennen. Aber wie diese stark bewegten Gestalten klar und sicher
zusammengehalten werden, und die feinere, besser verstandene Art, wie
Hals, Hände, Füße und Gelenke ansetzen und durchgebildet sind, läßt
diese Arbeiten als das Beste erscheinen, was in dieser Richtung bisher
geleistet wurde. Dabei erkennt man in den Bewegungsmotiven und
Einzelformen, und zugleich in der Technik vielfach die deutliche Zu-
sammengehörigkeit mit allem, was wir bisher als Reichenauisch kennen
gelernt haben. Besonders ersichtlich ist dies an der Behandlung der
Augen. Die Stilisierung der Bartkrause durch aneinandergereihte Ringel-
löckchen, wie sie Johannes zeigt, findet sich ähnlich in St. Gallen,'^«)
und blieb dann in Reichenau lange herrschend, wie noch der Kruzifixus
des Sankt Blasianer Sakramentars und einzelne Heiligenfiguren im Egbert-
psalter beweisen. Zu beachten ist, daß trotz der engen Verwandtschaft
der Technik mit den Arbeiten des konservativen Ateliers zunächst schon
in den Köpfen eine mehr malerische Schulung der Hand zu erkennen
ist. Das Inkarnat ist ein sehr zarter, warmer Creme-Rosa-Ton, der in
ausgedehnter Weise mit Weiß gebrochen und gehöht wird. Auch die
Haarbehandlung ist nicht mehr zeichnerisch wie in den Paulusbildern
und den Arbeiten der Konservativen, sondern breit und deckend. Vor
allem zeigt sich in der Wahl der Farben eine bestimmte malerische
Richtung, die nichts zu tun hat mit der bunten Zusammenstellung der
Lokalfarben in den anderen Arbeiten. Matte, verwischte Töne, die sich
harmonisch zusammenschließen, herrschen durchaus vor: schieferfarbene
Töne, dunkles Blau, Violettrosa, Grauweiß. Es sind Farben, die die
Palette der späteren ottonischen »Renaissancehandschriften«, die sich so
unvermittelt und unerklärt neben die Spätlinge des konservativen Ateliers
in der Zeit Egberts von Trier stellen, bedeutsam vorbereiten. Etwas
Ähnliches darf man in den Kopftypen beobachten. Eine stärkere Be-
tonung des Untergesichts läßt die Kopfform besonders bei Lukas mehr
quadratisch erscheinen und verleiht gleichzeitig mit einer kräftigeren
Ausbildung der Nase den jugendlichen Köpfen ein männlicheres Aussehen,
als es die puerilen Gesichter der Adatradition haben. Daß diese Arbeit
aber gerade an die Paulusbilder anzuschließen ist, beweist ihr Gewand-
stil. Es gilt hier alles, was oben zur Charakteristik dieser Bilder gesagt
wurde. Nur ist der Manierismus ein noch größerer, die Bewegung des
Linienspiels stärker, flüssiger, rascher. Die Gewandränder sind nicht
mehr fein gekräuselte Wellenlinien, sondern fallen in einem kräftigen
Rythmus serpentinenartig herab. In den Gewandrändern ist eine schärfere
B. im Folchavtpsalter.
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
485
Gliederung, als in den Paulusbildern erstrebt, und das Zusammenschließen
der Falten zu augenartigen Ovalen nimmt größeren Umfang an, als
dort. Aber all dies ist eine Weiterbildung dessen, was in der Paulus-
handschrift vorlag. — Nur in der Ornamentik hat die Münchener
Evangelienhandschrift keinerlei Beziehung mehr zu der Epistelhandschrift
(und zur Adatradition); sie ist hierin vollkommen »modern«, — ein
Hauptwerk der aus den St. Gallischen Eormen der Grimaltzeit herausge-
wachsenen, neuen Gold-Silber-Ornamentik. In dieser Hinsicht ist zwischen
diese beiden Arbeiten eine Handschrift in Wien”^®) einzuschieben, die aller-
dings nur Ornamente enthält, aber für die Entwicklungsgeschichte der
Schule so bezeichnend ist, daß wir sie hier gerne erwähnen wollen. Die
Initialen dieser Handschrift geben nämlich deutliche Typen der Grimalt-
richtung und der Übergangsgruppe, aber gelegentlich sind Initialen dieser
Art in den charakteristischen Farben der »Adatradition« koloriert. Das
war nur in Reichenau und nur in dieser Zeit möglich!
3, Die dritte, wichtige Arbeit der manieristischen Richtung ist der
sog. Kodex Wittechindeus in Berlin. Daß diese Handschrift in den
Kreis der deutschen Ada-Nachzügler gehört, ist bekannt, und auf Grund
der Ornamentik konnte sie oben bereits für Reichenau in Anspruch ge-
nommen werden. Der Einfluß des karolingischen Vorbildes tritt in
dieser Handschrift freilich so stark auf, daß es zunächst auffällig er-
scheinen mag, wenn sie gerade an dieser Stelle in das Werk der Schule
eingereiht wird. Denn durch diesen Einfluß rückt die Handschrift in
Technik und Farbenwahl wieder näher an das konservative Atelier heran,
und gerade von der malerischen Art der eben betrachteten Münchener
Handschrift (2) ist sie weit entfernt. Aber ganz gewiß gehört die Hand-
schrift nicht in jene konservative Gruppe, sondern sie stellt eine ersicht-
liche Fortsetzung der zuletzt erörterten manieristischen Richtung dar.
Dies gilt zunächst wieder für den Gewandstil. Der Zusammenhang ist
hier ein so enger, daß eine weitere Ausführung nicht von nöten ist;
aber man sieht auch, daß die Handschrift einen Fortschritt in der Ent-
wicklung darstellt. Dieser Eortschritt liegt vor allem in der Vereinfachung
und besseren Verdeutlichung der noch immer überreichen Gewandmassen.
Die ausgeschwungenen Serpentinen der Gewandränder sind zu scharf
gegeneinander absetzenden, aber noch immer fein gekräuselten Zickzack-
linien geworden. In der inneren Gewandmodellierung ist die Linien-
führung weniger flächenhaft und insofern auch weniger ornamental, als
'^7) Für die Faltengebung wolil aucli St. Gallener Einfluß anzunehmen. Ein-
zeichnung der Falten in Gold und Silber!
■^8) Hofbibi. Cod. 1239. Epist. Pauli.
486
Georg Swarzenski:
sie ersichtlich der Gliederung dient, — einer Gliederung, die freilich
so reich und übermäßig ist, daß sie ihrerseits noch immer als ornamental
empfunden wird. Die bewußten Augen- und Schneckenbildungen
weisen hierbei deutlich auf zukünftige Erscheinungen der Schule. Zu
ähnlichen Ergebnissen führt eine Betrachtung der Gestaltenbildung, Ein
so energischer — plastischer — Zusammenschluß einer so stark bewegten
Figur wie des Johannes ist in keiner Arbeit der konservativen Gruppe
zu finden; diese läßt vielmehr stets ein auch nur annähernd gleich festes
»Bewegungsgerüst« vermissen. So ist auch die Verwandtschaft dieses
Johannes mit dem gleichen Evangelisten der Münchener Handschrift (2)
eine nicht nur ikonographisch-kompositionelle, sondern eine spezielle,
künstlerische. Einen energischen Schritt vorwärts und zugleich einen
weiteren Anschluß an die Münchener Evangelistenbilder erkennt man in
der Gestaltung der Köpfe. Die technische Behandlung mag hier zunächst
darüber hinwegtäuschen. Aber bei näherem Zusehen erkennt man in den
Einzelformen und dem hierdurch erreichten Ausdruck, daß der Abstand
dieser Köpfe von den karolingischen Vorbildern der Schule und den
Arbeiten der Konservativen ein großer ist. In dem bartlosen Kopfe des
Markus findet man bereits ganz deutlich etwas von der verdrießlich
energischen Gedrungenheit, die dem breitköpfigen Typus der späteren
Liuthargruppe eigen ist. Diese Wandlung, die sich bereits in der
Münchener Handschrift (2) vorbereitete, beruht vor allem auf einer Ver-
kürzung und Verbreiterung des Untergesichts.
Die Folgerungen, die aus den zuletzt betrachteten Denkmälern
gezogen wurden, mögen nicht als willkürliche Konstruktionen betrachtet
werden, wenn auch bei dem lückenhaften Bestand des Materials manche
Lücke in der Beweisführung bestehen bleibt. Einige kleinere Funde,
die bestätigend und erweiternd hier eingreifen, werden darum von
größerer Bedeutung,
Bereits bei der Betrachtung der Ornamentik konnte ich auf das
ältere Sakramentarfragment hinweisen, welches dem Leipziger Evangelistar
vorgeheftet ist. Es stand in dieser Hinsicht dem Kodex Wittechindeus
besonders nahe. Dieses Sakramentarfragment enthält auch zwei Bilder:
einen meditierenden Gregor mit der Taube und eine Kreuzigung mit
folgendem Titulus;
Annuat hoc agnus mundi pro peste peremtus
fulgida Stella maris pro cunctis posce misellis
et iunge preces cum virgine virgo Johannes
in cruce Christe tua confige nocentia cuncta,
'^3) Man beachte die enge Verwandtschaft dieses Titulus mit denen im Wormser
Missale (Eburnantgruppe ; Abdruck bei Delisle a. a. O. 175) und dem Gotescalc-Sakra-
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
487
Die Einreihung dieser beiden eigenartigen Blätter in den Entwicklungs-
gang der Schule ist auf Grund der bisherigen Ausführungen leicht mög-
lich. Andererseits sind gerade diese Blätter, da für sie auch allerhand
äußere Gründe eine Entstehung in Reichenau als sicher erscheinen lassen,
geeignet, die obigen Ausführungen zu bestätigen. Betrachtet man zu-
nächst die Kreuzigung, so ist der Zusammenhang mit unserem Manieristen-
atelier sofort zu erkennen. Die fein gekräuselten Zickzacklinien der Ge-
wandränder sind aufs engste verwandt, sogar fast identisch mit dem
Wittechindeus, wofür besonders Matthaeus und Johannes zu vergleichen
sind. Das engere Anliegen der Gewänder am Körper, die hierdurch
ermöglichte bessere Durchführung der Körperbewegung und der Eindruck
höherer Schlankheit stehen dagegen den Münchener Bildern des Lukas
und Johannes (2) näher als dem Berliner Kodex. Das gleiche gilt für die
Köpfe, wobei allerdings zu beachten ist, daß im Wittechindeus der tech-
nische Anschluß an die Adatradition gerade in dieser Hinsicht vieles als
unzeitgemäß erscheinen läßt. Dagegen steht der Kopf des Gregor dem
des Markus im Wittechindeus sehr nahe, und man beobachtet in ihm,
noch stärker als in diesem, jene eigentümliche Neigung und den hierdurch
verursachten, merkwürdigen, schweren, forschenden Blick, den noch die
Gestalten der Liuthargruppe im i.i. Jahrhundert haben. Und wie der
Typus des Kopfes bedeutet auch der Gewandstil des Gregorbildes in
seiner Vereinfachung einen deutlichen Übergang zu dem Stile der
ottonischen Renaissance-Arbeiten. Die manieristische Bewegung zittert
nur noch leise in den hängenden Gewandrändern nach, während die Art
der inneren Modellierung der Gewandmassen dem Wittechindeus (vgl.
bes. Lukas!) wieder ganz nahe steht. Die Haarbehandlung stimmt in
beiden Bildern der Handschrift mit den karolingischen Arbeiten der
Adatradition und dem Münchener Pauluszyklus überein. Das Gregorbild
bietet überdies das erste Beispiel des stoffartig gemusterten Purpur-
grundes mit geometrischer Musterung, was in dieser Zeit allein schon
seine Reichenauer Entstehung beweisen könnte.®®)
Ein weiteres Blatt, das an diese beiden wichtigen Bilder anzu-
mentar (Cod. st. gall. 338. Delisle, S. 264). — Die Darstellung des zelebrierenden
Priesters neben dem Altar, die mehrfach im Sakr. v. St. Paul vorkommt, findet sich
fast identisch in Cod. st. gall. 342 (Gotescalcgruppe s. o.); der merkwürdige symbolische
Gedankenkreis der Darstellungen und Tituli dieser Hs. auf pag. 281 ist zu vgl. mit dem
genannten Sakr. in Donaueschingen (Delisle, S. 159).
^) Bei dem isolierten Stand fast aller Denkmäler, die ich .hier zusammenstelle,
sei betont, daß mit dem Stil der unteren Gewandpartien des Gregorbildes eine sitzende
Sapientia (?) zusammengeht, die sich in einem Initial (Bl. 46) des Cod. 677 in Wien findet,
der oben auf Grund der Initialornamentik für Reichenau in Anspruch genommen wurde.
488
Georg Swarzenski:
schließen ist, findet sich in dem erwähnten schönen Pariser Evangelistar
(Ms. lat. 9453) mit der »St. Gallischen« Gold-Silber-Ornamentik. Auf ein
leeres Blatt am Schlüsse dieser Handschrift (Bl. 125) ist — nachträglich
— eine flüchtige Griffelskizze gesetzt worden mit der, scheinbar aus
einem Elfenbeinrelief entnommenen’ Darstellung eines Kruzifixus mit der
Ecclesia: Eine Hand von größter Begabung hat hier ein ganz unver-
gleichliches, flüchtiges Dokument hinterlassen. Die Sicherheit der Zeich-
nung, der schwungvolle Reichtum in der Bewegung, die ausdrucksvolle
Kraft der Köpfe lassen diese Komposition mir als etwas ganz Außer-
ordentliches in dieser Zeit erscheinen. — Dieses Blatt ist entschieden an
die Bilder des Leipziger Sakramentarfragmentes anzureihen und somit
als ein Ausläufer unserer manieristischen Richtung zu betrachten. Die
Gewandung der Ecclesia steht in Wurf und Modellierung der Maria und dem
Johannes im Leipziger Kreuzigungsbilde außerordentlich nahe, und dei
Typus Christi erinnert in den charakteristischen Zügen der Linien-
führung an den Gregor derselben Handschrift. Aber gleichzeitig zeigt
der Charakter des ganzen Blattes, daß wir mit ihm dicht an die neuen
Bestrebungen der ottonischen Zeit herangeführt worden sind.
Als das erste Zeugnis, in dem diese neue spät-ottonische Richtung
auf Reichenau »fertig« vorliegt, möchte ich das schöne Einzelblatt mit
der Verkündigung, das sich in Würzburg findet,®^) in Anspruch nehmen.
Haselofif, der dieses Blatt jetzt behandelt hat, stellt es mit den hervor-
ragenden Arbeiten zusammen, die er um den »Meister des Registrum
Gregorii« gruppiert und mit Recht für Trier in Anspruch nimmt. Die
Verwandtschaft des Blattes mit diesen Arbeiten ist allerdings eine große;
aber sie beweist mir nur, daß diese Trierer Gruppe von Reichenau ab-
hängig, gleichsam von Reichenau nach Trier verpflanzt ist, — eine Tat-
sache, die die Initialornamentik dieser Handschriften mit Sicherheit er-
gibt.®^) Die Verwandtschaft gilt vor allem für den Gewandstil. Ab-
weichend sind aber die Farbengebung, die Proportionen, die Hände und
vor allem die Typen. Nach alledem scheint mir nicht nur die Ent-
stehung des Blattes in Reichenau anzunehmen zu sein, sondern ich glaube
sogar, in dem Blatte die gleiche Hand wie in jener Pariser Skizze des
Kruzifixus mit der Ecclesia sehen zu dürfen. Man vergleiche die Linien-
führung des Mantels der Maria in der Verkündigung mit dem Gewände
des Crucifixus togatus in Paris und beachte vor allem die für mich aus-
schlaggebende Verwandtschaft der von der Trierer Gruppe recht ab-
81) Univ. Bibi. Cod. theol. IV«. 4. S. Haselofif, S. 80.
82) Besonders die Behandlung des Initialstamms ist in dieser Gruppe eng ver-
wandt der Übergangsgruppe.
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
489
weichenden Kopftypen in dem Würzburger Bilde mit dem Kopfe des
Gekreuzigten. — Bei der großen Bedeutung, die diesen beiden Blättern
— oder diesem Künstler? — zukommt, sei auch eine untergeordnete
Federzeichnung in einem Wiener Prudentius erwähnt:®^) eine unbe-
deutende Arbeit einer viel schwächeren Hand, die aber gewiß in diesen
Kreis gehört. Der Kopftypus entspricht dem Christus in Paris, die
Haltung dem Verkündigungsengel in Würzburg.
Wie sehr ein Blatt, wie die Würzburger Verkündigung, auf der
Grenze steht, welche die neue ottonische Kunst von allen retrospektiven
Bestrebungen aus der karolingischen Vergangenheit der Schule trennt,
geht schon aus der Stellung hervor, die ihm Haseloff innerhalb seiner
Ausführungen angewiesen hat. Aber wie wir in den früheren Stadien der
Schule eine Entwicklung fanden, die diesen neuen Stil vorbereitet, so finden
wir auch später, nachdem dieser neue Stil schon zur Herrschaft gelangt war,
Zeugnisse für die schulmäßigen Nachwirkungen jener älteren, das neue
vorbereitenden Bestrebungen. Ich denke hierbei nicht daran, daß nach-
weislich das konservative Atelier noch in Tätigkeit war, als die ersten
Meisterwerke des neuen Stils, wie der Codex Egberti, bereits entstanden.
Denn hier handelt es sich nicht um ein Weiterleben, sondern um ver-
spätetes Absterben, — um Arbeiten, die in eine neue Zeit hineinragen,
ohne von dieser berührt zu sein. Wichtiger ist es, daß sich Denkmäler
nachweisen lassen, die völlig auf dem Boden der neuen Richtung stehen,
aber stilistische Elemente bewahren, die gerade jener Denkmälergruppe
eigentümlich sind, die wir als entwicklungsfähige Vermittler zwischen
Altem und Neuem dem konservativen Atelier gegenüberstellten. Als das
merkwürdigste Denkmal dieser Art nenne ich den Codex aureus von
Pfävers,®^) der jetzt im, Archiv des Stiftes St. Gallen bewahrt wird. Be-
trachtet man hier die Ornamentik der Bildrahmen und Initialen, so
würde man die Arbeit als ein reines Werk der Liuthargruppe bezeichnen.
Betrachtet man aber die Bilder, so erkennt man die Hand eines Künstlers,
der zwar stilistisch und technisch abhängig ist von dieser Richtung, aber
zugleich in mehrfacher Hinsicht, wie in der Behandlung der Architekturen
und des mit Pflanzen belebten Terrains durchaus auf dem Boden der
^3) Hofbil. Cod. 177, Bl. 14. - — ■ Es fehlt leider noch immer eine gründliche
stilkritische Untersuchung der Wandmalereien der Georgskirche. Soweit der Erhaltungs-
zustand ein Urteil erlaubt, stehen diese entschieden den eben zusammengestellten Ar-
beiten näher, als der Liuthargruppe und dem Egbertkodex. Man beachte die Proportionen,
die merkwürdige Nacken-, Schulter- und Oberarm-Linie, die Hypertrophie von Schulter und
Schenkel, die ganze Unruhe in der Gewandmodellierung mit den Wellenlinien in den
abfallenden Gewandrändern.
8^) S. Mon. Germ. Libr. Confr. p. 355 f. Archiv der Ges. f. ält. d. GK. IX, 956.
S. Rahn, Geschichte der Bild. K. S. 129.
490
Georg Swarzenski:
Tradition steht, aus der Arbeiten wie der Codex Wittechindeus und die
Würzburger Verkündigung hervorgegangen sind. So ist gerade diese
Arbeit geeignet, uns das Herauswachsen des neuen Stils aus älteren Be-
strebungen der Schule zu bestätigen.
Es ist aber vor allem ein Umstand, der alle, selbst die in ihrer
Formensprache am energischsten auf die Zukunft weisenden, älteren
Arbeiten der Schule von denen der neuen, unter Egbert von Trier ein-
setzenden Richtung trennt: der malerische Stil, der im Egbertkodex und
den Erstlingswerken der Liuthargruppe so durchgreifend auftritt, daß man
es kaum begreift, daß jene Arbeiten am selben Orte entstanden sind,
wie jene buntfarbigen Produkte des konservativen Ateliers. Entschieden
stehen auch in dieser Hinsicht die Arbeiten der zuletzt besprochenen
Richtung dem neuen Stile näher; und in einem Hauptwerke des manie-
ristischen Ateliers, den Münchener Evangelistenbildern (2) wurde die
ausgesprochen malerische Behandlung bereits betont. Es lassen sich
auch noch andere Zeugnisse innerhalb der Schule nachweisen, die
bekunden, daß eine malerische Auffassung ihr nicht durchaus fremd war.
Die Denkmäler, die in diesem Sinne heranzuziehen sind, treten aber zu
sporadisch auf, als daß ich es verantworten möchte, etwa eine »malerische«
Richtung der Frühzeit der konservativen und manieristischen als eine
dritte Strömung der Schule gegenüberzustellen. Auch wäre auf diese
Denkmäler die Bezeichnung »malerisch« nur sehr bedingt anzuwenden;
denn die zeichnerischen Elemente der Ausführung stehen auch bei ihnen
(wie noch in der Liuthargruppe!) sehr im Vordergrund. Es handelt sich
hier nur darum, nachzuweisen, daß es neben dem Kolorismus der kon-
servativen Richtung, die auf dem Boden der Adatradition stehend, nur nach
dem Prinzip der kontrastierenden Bunt- und Vielfarbigkeit der Lokaltöne
arbeitet, auch frühzeitig Arbeiten der Schule gibt, die einen besseren,
harmonischen Zusammenschluß der Farben erstreben : größere, einheitliche
Werte in matterer, zahmerer Färbung. Ist von jenen Arbeiten ein Über-
gang zu der malerischen Auffassung des neuen Stils schlechterdings un-
möglich, so wird man bei diesen doch wenigstens eine für den neuen
Stil empfängliche Schulung des Auges annehmen dürfen. Von einer
eigentlichen Vorbereitung der neuen malerischen Auffassung, etwa in
dem Sinne, wie die eben besprochenen Arbeiten die spätere Formen-
auffassung vorbereiten, kann bei ihnen aber kaum eine Rede sein.
Das erste Zeugnis derartiger Bestrebungen bieten die Bilder der
Münchener Evangelienhandschrift, die wir als das schönste Beispiel der
»St. Gallischen« Ornamentik in Reichenau bereits erwähnten.®^) Gerade
8^) Clm. 22311, c. p. 51. S. o. S. 406, Anm. 55.
Reichenauer Malerei und Ornamentik,
491
die Bilder der Handschrift erweisen es, daß sie nicht in St. Gallen ent-
standen sein kann, sondern in Reichenau. Einerseits sind wdr über die
St. Gallener Schule der Zeit hinreichend unterrichtet, um zu konstatieren,
daß für die Bilder kein Platz in der dortigen Schule ist; andererseits
erkennt man, so eigenartig das Ganze erscheint, deutliche Hinweise auf
Reichenau. Das feine, fast schraffierende Faltensystem der unteren Gewand-
partien ist eng verwandt den Münchener Paulusbildern; ebenso die streifen-
artige Behandlung des Terrains mit seiner aufragenden Vegetation. Die
Gliederung des Mantels bei Markus und die Musterung der Stoffe mit
Blümchen und Kreuzchen erinnert an die manieristische Übergangshand-
schrift (2) in München. Die Bewegungsmotive sind abhängig von der
Adatradition. — Das Neue liegt bei dieser Arbeit in der durchgreifend
veränderten malerischen Auffassung, Dies gilt im Stofflichen für die
Farbenwahl in dem eben angedeuteten Sinne, während in dem Nackten
sogar eine malerische, vertreibende Behandlung in eigentlicher Bedeutung
Platz gegriffen hat und die zeichnerischen Elemente entschieden verdrängt.
Die Bilder dieser Handschrift stehen nach unserer heutigen Kenntnis
ohne direkte Parallelen. Daß es sich hier aber um eine bewußte und
fruchtbare künstlerische Absicht handelt, beweisen die ähnlichen Be-
strebungen der auch in anderer Hinsicht sehr verwandten Bilder des
Lukas und Johannes in der Münchener Übergangshandschrift.
Gerade in der ornamental eng zusammengehörigen Handschriften-
familie, zu der dieses eben wieder herangezogene Münchener Lukas- und
Johannes-Evangelium (2) gehört, und die wir als Übergangsgruppe be-
zeichneten, sind noch drei weitere Bilder erhalten, die als Zeugnisse einer der
Adatradition und dem konservativen Atelier gegenüberstehenden kolo-
ristischen Behandlung von großer Bedeutung sind. So bietet zunächst
ein Kruzifixus in dem Sakramentar von St. Alban in der Behandlung des
Kopfes und des nackten Körpers ein sehr wertvolles Beispiel einer durch
malerische Mittel wirkenden Modellierung, die in mancher Hinsicht den
»Renaissancehandschriften« verglichen werden kann. Ein zweites Beispiel
bilden zwei Bildseiten, die als Überreste eines Sakramentars in einer
sächsisch-westfälischen Epistelhandschrift des 13. Jahrhunderts in Berlin®®)
bewahrt werden. Das eine der Bilder bietet eine merkwürdige Darstellung
des Annus, umgeben von Sonne, Mond, Jahreszeiten und dem Zyklus
der Monatsbilder; das zweite die gleichfalls seltene Darstellung des Gregor
und Gelasius. Auch hier ist in stilistischer Beziehung das Entscheidende
die relative Freiheit von Einwirkungen der Adatradition.
Die Denkmäler, die ich als Vorläufer des »neuen Stils« der Liuthar-
86) K. Bibi. Cod. theol, lat. Fol. 192. S. o. S. 408, Anm. 60.
492
Georg Swarzenski:
gruppe und der Richtung des Egbertkodex zusammengestellt habe, be-
weisen allerdings, daß dieser neue Stil in gewissem Gerade auf einer
heimischen Tradition beruht. Selbst wenn man von den wenigen, nam-
haft gemachten, bedeutenden Werken dieser Tradition absieht, und auch
untergeordnete, anspruchslose Zeugnisse, wie die wenigen eingezeichneten
Figuren in den Initialen des Cod. Aug. 37 oder die »Tugend« in dem
Wiener Prüden tius der Betrachtung würdigt, erkennt man in der Linien-
führung und Formensprache allerhand Beziehungen zu den späteren
Arbeiten. Und doch, meine ich, kann diese »Tradition« den neuen
spätottonischen Stil nicht völlig erklären, und das Dazwischentreten eines
altchristlichen Einflusses scheint mir nach wie vor notwendig anzunehmen.
Gerne gebe ich Vöge zu, daß die Liuthargruppe auch unabhängig vom
Kodex Egberti als eine »gesonderte Gruppe« bestehen bleibt. Aber
dann wird es um so notwendiger, das gemeinsame Auftreten der neuen
Stilelemente in beiden Gruppen durch ein drittes zu erklären. Diesem
»dritten« steht der Meister des Egbertkodex mit einer erstaunlichen
Unbefangenheit gegenüber, während die Liuthargruppe viel fester in der
Reichenauer Tradition, wie sie sich in den oben zusammengestellten
Zeugnisssen äußert, drinnen steht. Gerade das Zusammentreifen der von
der Liuthargruppe und der Tradition abweichenden »Äußerlichkeiten des
Illustrationssystems« und die stärkere malerische Behandlung im Egbert-
kodex scheint mir auf ein solches energisch dazwischen tretendes Vorbild
mit Sicherheit schließen zu lassen. Nach allem, was wir von der karo-
lingischen und altchristlichen Kunst wissen, dürfte aber dieses Vorbild
jenseits der karolingischen Zeit zu suchen sein. Zu dieser Annahme
nötigen vor allem die malerischen Eigentümlichkeiten dieses Stils. Trotz-
dem glaube ich, daß bei der Umsetzung dieses Vorbildes charakteristische
Dinge der Formauffassung, Gestaltengebung, Kopfhaltung, Gestikulation
und auch Gewandung, auf latente oder bewußte Einwirkungen oder
Nachwirkungen der karolingischen Kunst zurückzuführen sind, — gerade
weil eine in dieser Hinsicht den neuen Stil vorbereitende Tradition in
der Schule nachzuweisen war. Es steht mit dem ornamentalen Ent-
wicklungsgang und dem Charakter des Figurenstils im benachbarten
St. Gallen in gutem Einklang, wenn wir in diesen Dingen gerade -eine
Verwandtschaft zu gewissen touronischen Arbeiten und den Hauptwerken
der Schule von Corbie, einschließlich der von diesen abhängigen »Metzer«
Elfenbeinen, erkennen. —
Der inneren Bedeutung der Reichenauer Schule entspricht ein
großer Einfluß nach außen. Was für das letzte Stadium derselben, die
Liuthargruppe, bereits bei anderer Gelegenheit bemerkt wurde, gilt auch
für ihre früheren Bestrebungen. Ja, es scheint, als ob überall, wo sich
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
493
in Deutschland im lo. Jahrhundert eine künstlerische Tätigkeit regt,
Reichenauer Einfluß mit im Spiele ist. So ist dies für Trier-Echternach
bereits durch die früheren Diskussionen sicher geworden, und für Fulda
ist das gleiche anzunehmen. Hier wie dort hat für die ottonische Zeit
vor allem der Typus der Reichenauer »Übergangsgruppe« anregend
gewirkt.®'^) Ein etwas späteres Stadium der Entwicklung scheint auch
auf Köln eingewirkt zu haben, wie z. B. das bei Lamprecht®®) abgebildete
Initial aus einer Handschrift der Zeit des Erzbischofs Evergersus bestätigen
mag. Merkwürdiger ist es, daß auch an entfernteren, nur sporadisch
wirkenden Stätten Einflüsse der Reichenauer Schule anzutreffen sind. So
ist das erwähnte Sakramentarfragment in Berlin mit dem Bilde des
Gregor und Gelasius in einer Kopie des lo. Jahrhunderts in einem
Essener Sakramentar®®) erhalten. Daß es sich hier, trotz einiger Ab-
weichungen in der Bewegung um einen direkten Zusammenhang handelt,
beweist die genaue Übereinstimmung derTituli und der monogrammatischen
Inschrift zwischen den Dargestellten in beiden Exemplaren. Dieser
Zusammenhang ist wichtig, weil sich in einem anderen Essener Sakra-
mentar®®), gleichfalls des lo. Jahrhunderts, ein über zwei Seiten verteiltes
Widmungsbild findet, welches stilistisch und kompositionell eng zusammen-
geht mit den merkwürdigen Dedikationsbildern der Eburnantgruppe. Eine
ähnlich sporadische Kunsttätigkeit scheint für Bremen anzunehmen zu
sein. Schon Vöge war geneigt, hier eine Filiale seiner Gruppe anzu-
nehmen ; für andere Bremer Arbeiten habe ich die kompositionelle Ab-
hängigkeit von der »Adatradition« betont;®^) doch ist es leicht, in diesen
Arbeiten noch allerhand andere Elemente zu finden, deren Reichenauer
Ursprung jetzt erkannt ist. Daß auch für die Frühzeit der Regensburger
Schule Reichenauer Einflüsse anzunehmen sind, beweist vor allem das
Regelbuch von Niedermünster.
Gerade für die letzte Stufe der Reichenauer Malerei, die Liuthar-
gruppe, ist auch auf Beziehungen zu Italien schon aufmerksam gemacht
worden. Zu beachten ist aber, daß schon die ältere Reichenauer Kunst,
etwa in dem Stadium, das sie in der frühottonischen Zeit erreichte,
gewisse italienische Skriptorien beeinflußt hat. So scheint mir der Einfluß
Für die karol. Zeit vergl. Haseloff, a. a. O. S. 129. Swarzenski, S. 6, 14. Für
die Quellengeschichte der Widmungsbilder des Rhabanus Maurus am wichtigsten Valen-
ciennes, Cod. 502, Bl. 77, 77 V. Abb. bei Traube, Poet. Karol. III, Taf. i.
88) A. a. O. Taf. 21a.
88) Düsseldorf, Landesbibi. Cod. D. 2. Bl. 26 v.
80) Daselbst, Cod. D. 3. Bl. 17 v., iS.
8Q A. a. O., S. 16, Amn. 13.
494
Georg Swarzenski :
der Reichenau auf Bobbio auf Grund eines Sakrainentars der Ambrosiana^^)
wahrscheinlich; und es liegt nahe, auch die berühmten Prachthandschriften
Warmunds von Jvrea^^) von der älteren Reichenauer Ornamentik abhängig
zu denken. Für die Beziehungen der Liuthargruppe zu Italien verweise
ich zunächst auf ein reich illustriertes Evangelistar in der Domsakristei
zu Padua, über dessen Entstehung dieses selbst folgende Auskunft gibt:
Anno dni. nri. Ihu. Xpi, 1170 ... . expletum est ab Ysidoro hoc opus in
Padua feliciter.' Gerardo epo. praesidente Wifredo archipbro. cum 28
Caii. cömoräte. Si vis scripturas qs fec scire figuras. Ysidorus finxit
doctor bonus pinxit. Die kunstgeschichtliche Bedeutung dieser späten,
rohen Arbeit ist darum eine so große, weil die Bilder derselben teilweise
ganz genau die Kompositionstypen der Liuthargruppe reproduzieren.
Bilder wie die Anbetung der Könige oder die Geburt Christi mit der
Hirtenverkündigung müssen direkt nach einem solchen — also einst wohl
in Padua liegenden — Original kopiert sein. Dies gilt nicht nur für
das Ikonographische, sondern sogar für kompositionelle und ornamentale
Details, für das Beiwerk, die Art der Umrahmung, die Architekturen, die
Form der Säulen. Die Ausführung freilich ist eine durchaus rohe, zeich-
nerische, flächenhafte, die selbst hinter den geringsten Arbeiten jenes
alten Reichenauer Kunstkreises zurückbleibt. Wichtiger und interessanter
ist es, daß wirkliche Meisterwerke einer organisch arbeitenden italienischen
Malschule in einem direkten Abhängigkeitsverhältnis zu der zeitgenös-
sischen Reichenauer Kunst stehen. Und zwar gilt dies für einige Haupt-
werke der ältesten toskanisch-florentinischen Buchmalerei des lo./ii. Jahr-
hunderts. So sind in dem bereits von Davidsohn erwähnten Psalterium
von Marturi das merkwürdige erste Bild und die Imitationen von
Purpurgeweben der weiteren Bilder und Zierseiten ganz evident aus einem
Reichenauer Vorbild abgeleitet. Noch eigentümlicher aber steht es um
eine Evangelien-Hs., die gleichfalls dem ersten Anfang des ii. Jahr-
hunderts angehört und in der Laurentiana^^) liegt. Hier sind sämtliche
Bilder und die erste Serie der Kanonesbögen nicht nur in den typischen
Dingen der Anlage und Komposition als Reichenauisch zu bezeichnen,
sondern hier zeigt auch die Technik bis in die feinsten Details eine
solche Übereinstimmung mit den Arbeiten der Liuthargruppe (und zwar
der besten!), daß zum mindesten die Annahme einer direkten Schulung
des betreffenden Meisters in Reichenau notwendig wird. Trotzdem kann
kein Zweifel darüber bestehen, daß die Hs. als solche der florentinisch-
92) Cod. D. S4. part. inf. S. Delisle, a. a. O, S. 272 f. Ebner, S. 80.
93) Bibi. Capitolare Codd. 20, 26, 86. J. Dümmler, Anselm d. Peripathetiker, S, 84.
94) Laurentiana. Plut. XVII, Cod. 3. S. Davidsohn, Geschichte von Florenz I, 827.
93) Aquisti e doni 91,
Reichenauer Malerei und Ornamentik.
495
toskanischen Schule angehört. Aber der Miniator! Wie mag er vom
Bodensee nach Toskana gekommen sein? — In diesem Zusammenhang
erwähneich schließlich eine ältere, noch dem lo. Jahrhunders angehörige
Evangelien-Hs. aus Sta. Croce,^®) die gleichfalls toskanisch ist, aber in
gewissen Initialen völlig abhängig ist von dem älteren. St. Gallisch beein-
flußten Typ der Reichenauer Ornamentik. Eine künstlerische Beziehung
der bedeutendsten und zugleich vom Hofe bevorzugtesten ottonischen
Schule zu Italien erscheint im Gefolge der politischen Beziehungen der
Ottonen zu Italien leicht begreiflich.
S. Croce Plut. V. Cod. 7,
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI.
34
Zu Hans Multscher.
In meiner Abhandlung über die »oberrheinische Malerei und ihre
Nachbarn um die Mitte des 15. Jahrhunderts« habe ich unterlassen, bei
Gelegenheit Hans Multschers auch eine Reihe von Gemälden zu be-
sprechen, die erst neuerdings als sein Eigentum erkannt sind, wie in
Stuttgart und Karlsruhe, oder gar mit voller Namensbezeichnung zum
Vorschein kamen, wie in Berlin, Fachgenossen haben sich darüber ge-
wundert: »ich begreife nur die Gründe nicht, schreibt ein Kollege, wes-
halb Sie die Multscherschen Altarbilder in Berlin von 1437 garnicht mit
hineingezogen haben« . . . Die Gründe waren für mich sehr einfach.
Mir kam es nur darauf an, meine Beobachtungen so zu geben, wie sie
sich an der Hand der Publikationen herausgebildet hatten; das war sozu-
sagen noch mein Vorrecht als Herausgeber und Historiker zugleich. Die
Behandlung des Konrad Witz durch Daniel Burckhardt gab den ent-
scheidenden Anstoß, nicht länger mit meinen Ergebnissen zurückzuhalten,
die wiederholt vorgetragen und nachgeprüft waren. Das^ieu auftauchende
Material konnte nur die Brauchbarkeit der Gesichtspunkte bekräftigen und
hätte meine Darlegung des .durchgehenden Zusammenhangs mit kritischen
Exkursen belastet. Zudem wollte ich den Fachgenossen nicht vorgreifen,
denen die Bearbeitung dieser Gemälde in den Museen obliegt. Die Ber-
liner Tafeln sind noch heute nicht öffentlich ausgestellt. Sobald man mich
einer Unterlassungssünde zeiht, muß ich freilich mit einigen Bemerkungen
hervortreten, die für eine Note unter meinem Text bestimmt waren.
Es handelt sich zunächst um die Bilder in Karlsruhe und Stuttgart.
Die ersteren tragen seit einiger Zeit in der Galerie (nicht im Katalog)
die Namensbezeichnung als Multscher. »Vielleicht interessiert es Sie zu
erfahren, »schrieb mir Wilhelm Schmidt von München«, daß die Bestimmung
der beiden Karlsruher Gemälde als Multscher auf mich zurückgeht. Beim
Durchsehen der neugekommenen Photographien von Bruckmann fand ich,
daß die Nrn. 32 und 33 »Schule des Elsaß kurz nach 1460« von
Multscher herrühren. Ich teilte dies Herrn Dr. K. Koelitz vermittelst
Brief vom 7. Januar 1901 mit; desgleichen hatte ich Herrn Geheimrat
August Schmarsow: Zu Hans Multscher.
497
Reber sowie Herrn Konservator Voll davon verständigt. Daß die Ge-
mälde der Stuttgarter Galerie Nr. 13 und 14 des Katalogs von K. Lange
(1903), die zu den obigen gehören, ebenfalls von Hans Multscher her-
rühren, davon habe ich mich im Frühjahr 1902 an Ort und Stelle überzeugt.«
Diese beiden Bilder in Stuttgart stammen, wie Konrad Lange an-
gibt, aus dem Frauenkloster Heiligenkreuztal OA. Riedlingen. Die frühere
Benennung als Schule Friedrich Herlins »wurde schon von Haakh be-
stritten, der gleichzeitig auf zwei ähnliche Stücke in der Kunsthalle zu
Karlsruhe hinwies.« Der Nachweis, daß alle vier zu einem Altar von
H. Multscher gehörten, ist von K. Lange im Württembergischen Staats-
anzeiger 1901 Nr. 257 geführt worden, den ich nicht zu Hand habe.
Auf der ursprünglichen Innenseite der Altarflügel hätten wir, schon
wegen des gemusterten Goldgrunde.s, die Darstellung der hl. drei Könige
mit ihrem Gefolge (Stuttgart Nr. 13) zu suchen. Nach der Verkündigung
an Maria pflegt die Geburt Christi, dann die Anbetung der Weisen aus
dem Morgenland zu folgen, während der Tod Mariens die Reihe schließt.
Statt der Anbetung der Könige erscheint hier der Reiterzug für sich:
»in ihrem Gefolge fünf berittene Männer und einer, der ein Pferd am
Zügel führt,« so ^ß die zugehörige Hauptgruppe der hl. Familie, das
Ziel dieses Rittes aus weiter Ferne, nur auf einer gegenüber angebrachten
Tafel des andern Flügels gesucht werden könnte, oder, da hierfür in der
üblichen Vierzahl kein Platz mehr bleibt, vielmehr als plastisches Werk
in der Mitte, d. h. im Altarschreine selber vorausgesetzt werden muß.
Die Schilderung dieses Reiterzuges auf der Altartafel bleibt immer über-
raschend, und dem Kunsthistoriker wird als Veranlassung solcher Aus-
nahme von der kirchlichen Regel sofort der berühmte Reiterzug der ge-
rechten Richter und der Streiter Christi am Genter Altar einfallen. So-
wie wir aber die beiden Werke vergleichen, so zeigt sich bei mancher
Verwandtschaft doch ein so großer Lhiterschied, daß nur eine Kenntnis
von Hörensagen oder eine verblaßte Erinnerung, höchstens eine flüchtige
Skizze als Zwischenglied angenommen werden darf. Beim Ulmer Meister
fehlt die Landschaft bis auf eine dürftige Andeutung des Weges. Die
Komposition des Bildes gibt die Reliefanschauung für sich, so rein und
auffallend, wie es nur je zur Bestätigung unsrer Analyse der Sterzinger
Tafeln gewünscht werden könnte. Es ist, als ob wir die mannichfacher
bewegten Ausschnitte der großen Wallfahrt auf den Genter Flügeln zu-
rück übersetzten in eine Stufe der Malerei, die sich dem Vorbild der
Skulptur noch nicht entfremdet hat, um eigene spezifisch malerische An-
liegen zu verfolgen, wie Jan van Eyck im Unterschied von Huberts Anteil.
Auch in Stuttgart brauchen wir nur einen Blick auf den Altar aus Mühl-
hausen am Neckar zu werfen, um zu sehen, wie in der Prager Schule
34*
August Schmarsow:
498
1385 schon, an den Sockeln, auf denen S. Veit und S. Sigismund stehen^)
und den Bänken, auf denen Maria und Christus thronen, die Nachahmung
statuarischer Vorbilder sich meldet, die dem Maler in den Gestalten doch
wieder abhanden kommt. Bei Hans Multscher tritt für die hl. Geschichten,
wie dargetan, die Reliefskulptur als Vorbild hinzu. Kein Wechsel der
Richtungsaxen in seinem Reiterzuge, kein buntes Durcheinander wenigstens
im Innern des Trupps, hinter den Hauptrepräsentanten in erster Linie,
die sich feierlicher isolieren mochten; sondern Richtungsgleichheit der
Rosse und ihrer Reiter nach links, Körpergeschiebe mit Zuhilfenahme
der Höhendimension statt der Tiefe, und Auskunft über die gehäuften
Körper nur soweit sie sichtbar werden, also gelegentlich mit Aufopferung
eines Pferdeleibes, für den kein Platz bleibt. Es ist die nämliche Re-
liefpraxis, die wir in Gemälden zu Sterzing bei der Apostelgruppe am
Ölberg oder bei der Kreuztragung nachgewiesen, aber auch beim Maler
Lukas Moser noch wirksam gefunden. Hier gibt sich Hans Multscher,
der Bildhauer, als Erfinder der Komposition zu erkennen. Der ge-
drungene Bau der Rosse, die scharfgeschnittenen Köpfe und Hälse, die
klare Auseinanderlegung der sichtbaren Gliedmaßen aller Figuren, die
ganze Vorstellungsart weist auf die plastische Kunst zurück. Die Farben
sind nur als Bemalung aufgetragen und haben die Modellierung der innern
Formen eher verschleift als ergänzt; sie erheben nur bei Stoff imitation
einmal malerischen Anspruch im eigenen Sinne.
Der erste König' mit Halbmond und Stern auf blauem Fähnlein
reitet ein weißes Roß von beinahe römischen Proportionen, wenn auch
oberflächlicher Behandlung, mit rotem Zaumzeug auf den runden Formen.
Er trägt graue Stahlrüstung und roten Mantel, einen Perlenreif mit Edel-
stein in der Mitte auf dem jugendlichen vollen Lockenschmuck, so daß
er eher wie S. Georg oder ein hl. Streiter der himmlischen Heerscharen,
nicht wie der Erste von den Weisen des Morgenlandes ausschaut. Ist
der langbärtige - Greis, der den Vortritt zu haben pflegt, nicht ganz zu-
rückgedrängt, dem Genter Ideal zuliebe, so kniet er vielleicht schon am
Ziel angekommen vor dem Knaben in Bethlehem. Neben diesem Jüngsten
erscheint der zweite im üblichen Mannesalter mit dunklem Vollbart. Er
trägt einen weißen Turban mit blauem Sammetzipfel, ein blaues Sammet-
wamms mit Gold broschiert, und reitet ein isabellfarbenes Roß, dessen
Kopf, ganz im Profil, am besten geglückt ist, aber nicht sowohl nach
dem Leben als nach einem antiken Vorbild plastischer Kunst gezeichnet
scheint. Fast menschliche Augen im Sinne mittelalterlichen Ausdrucks
1) S. Wenzels Kettenpanzer ist plastisch in Gips aufgelegt und versilbert, wie
Edelsteine auf der Brust usw.
Zu Hans Multscher.
499
zeigt dagegen das nach vorn herumblickende Tier des Mohrenkönigs von
etwas dunklerem Graugelb. Das Fähnlein mit der schwarzen Figur darin
läßt neben dem blauen Sternbanner des zweiten keinen Zweifel übrig,
daß der Neger gemeint ist, während der Kopf des bartlosen Fürsten wohl
Merkmale der afrikanischen Rasse, doch keine schwarze Hautfarbe auf-
weist. Er trägt über der grauen Stahlrüstung einen grünen Mantel und
einen Turban mit roten Aufschlägen auf dem grünen Bunde. Ein viertes
Roß von grauer Farbe, dessen Hals sich hinter dem Falben weit herum-
biegt, wird von einem Reitknecht mit blauer Zipfelmütze geführt und
schließt so zurückblickend die vorderste Reihe. Ein dunkelbraunes, das
ihm folgt, bildet die Folie für den Mohrenkönig. Dann kommt gar ein
Dromedar, dessen Kopf sich weit über den eines hellen Rosses der Innern
Reiter hinüberbeugt, während die dicht aneinandergeschobenen Menschen-
köpfe und Halbfiguren den unbekannten Körper des fremden Tieres
verbergen. Es sind ihrer fünf sichtbar, aber nur zwei Hinterteile von
Pferden dazu. Zwischen zwei behelmten Knechten, deren einer im grünen
Wamms eine Lanze trägt, erscheint der vollbärtige Kopf eines vornehmen
Herrn in scharlachrotem Gewand und hohem Hut, mit erhobenem Schwert
in roter goldbesetzter Sammetscheide, den man für den dritten König
ansprechen könnte, wenn es nicht der Marschall des Reiches wäre. Den
Abschluß der Gruppe bilden ein Begleiter im Spitzhut, mit seinem Bogen
auf der Schulter, wie der grimme Hagen, und ein krummer Jude mit
blauem Mantel und blauem Zipfelturban, der sein Shylockprofil neugierig
nach dem Ziele kehrt. So ordnen sich, in dem hellgehaltenen Bilde, die
Körper alle in klar übersehbaren Schichten, ganz nach den Anforderungen
der Steinskulptur, und selbst die hochgerandeten Falten, ein wehender
Mantel oder langhinflatternde Bandstreifen der Fürstenbanner verraten die
Behandlungsweise des Bildhauers an Kirchenportalen und Altartafeln
von damals.
Der streng geschlossene Aufbau einer plastischen Gruppe, im Sinne
der herrschenden Architektur als Vormünderin aller übrigen Kräfte der
Bauhütte, fällt auch an der »Grablegung« (Stuttgart Nr. 14) zunächst
ins Auge, die ursprünglich an der Außenseite des Altarflügels zu sehen
war. Der stark profilierte Steinsarkophag bildet den Sockel dieser
Gruppe und schneidet mit seiner tektonischen Masse, etwas von oben
gesehen in leidlicher Perspektive, unerbittlich in die menschlichen Ge-
stalten hinein. Der starre Körper des Toten, der an Kopf und Füßen
gehalten, auf dem Leintuch hineingesenkt werden soll, gibt den Über-
gang zu den lebenden Wesen. Zu Häupten hebt Nikodemus den Leichnam
für den letzten Abschied der Mutter etwas empor. Es ist ein Greis mit
lockigem Vollbart und vorquellendem Haar unter weißem Turban; er
500
August Schmarsow:
trägt einen rosa Überwurf, aus dessen pelzverbrämten Ärmellöchern der
Erokatrock hervorsieht. Gegenüber beugt sich am andern Ende ein
jüngerer Mann in derselben reichen Judentracht, d. h. einem langen
Brokatrock und roter graubesetzer Pelzkappe mit aufgebogenen Klappen
und Zipfel, über die Füße des Herrn, — der sorgfältigst ausgeführte, fast
porträtartige Kopf. Zwischen diesen beiden sind die biblischen Personen
so verteilt, daß Maria, ihr Haupt weit vornüberneigend, Stirn und Auge
von dem überf'allenden Mantel und Leintuch fast völlig verdeckt, und
Johannes, der hinter ihr stehend, die Hand an ihre Schulter legt und
leidvoll über sie hinschaut, mit Nikodemus zusammengehören, während
sich der jüngere Träger, wohl Lazarus, ganz eng mit Maria Magdalena
und der dritten Frau zusammenschließt, die ebenfalls ein Salbgefäß in
den Händen trägt und auf die Füße Christi niederschaut. Während
Magdalena kniet, steht diese Begleiterin Marias aufrecht, mit Körper und
Händen nach links gewendet, mit dem Kopf jedoch über die Schulter
hin sich rückwärts nach rechts kehrend, wie der Zusammenschluß des
Linienzuges dieser zweiten Gruppe verlangt. Zwischen ihr und Johannes
ragt das tauförmige Kreuz auf, das etwas weiter zurück, jenseits des
Gartenzauns und des Hügels von Golgatha, doch in solcher Nähe bleibt,
daß es nur das höchste wieder tektonische Glied des pyramidalen Gruppen-
baues abgiebt. Dies Ganze verschiebt sich etwas nach der rechten Seite,
um links das Gartentor und den hellen Weg, auf dem Dornenkrone und
Nägel liegen, frei zu lassen. Ein Baum im Gebüsch auf dem Hügel,
ein festungsartiger Kirchturm mit dem Versuch einer orientalischen
Kuppelkrönung u. A. leiten nur die Reihe von Höhenaxen neben und
hinter dem Kreuzesstamm weiterhin in die Breite. Nur diesen Füllwert
beanspruchen auch die übrigen Bauwerke der Stadtansicht von Ulm-
Jerusalem, in der besonders 'l'reppengiebel an Häusern und Langhaus-
giebel an der Hallenkirche neben der stadttorähnlichen Fassade an das
Sterzinger Altarwerk erinnern. Dächer, Türme und Baukörper, ja die
Bäume vor den Mauern, fungieren nur als tektonische Faktoren, während
die scharfgerandeten Falten und die holzgeschnitzten Gesichtsformen der
Personen über die plastischen (h-undlagen dieser Kunst keinen Zweifel
lassen. Daß die Gruppe des Bildhauers in meist hellen P'arben — Maria
in Blau, Johannes in Violettgrau, Magdalena in Grün mit weißem (iebände,
die Begleiterin, die der Maria in Schleisheim nahe kommt, in Rosa —
vom Maler abkonterfeit ward, das kommt für den Charakter der Auffassung
und Formensprache fast ebensowenig in Betracht, wie der Schauplatz
unter freiem Himmel statt des Goldgrundes.
Die schwache Seite dieser Tafelmalerei zeigt sich sofort bei Kom-
positionen, bei deren Gegenstand die Architektonik sozusagen der Skulptur,
Zu Hans Multscher.
501
über den Kopf wächst, und dem Maler doch die Herrschaft über die
Raumdarstellung in größerer Tiefe noch nicht zu Gebote steht. Solch
ein Beispiel gibt die zugehörige »Kreuzigung« (Karlsruhe Nr. 33), die am
besten mit der »Grablegung« verglichen wird. Es ist ein kläglicheres
Machwerk, das durch die Passionsbilder in Sterzing jedoch seine Erklä-
rung findet und ebenso auf der Rechnung des Meisters Hans Multscher
stehen bleiben muß, wie die Geißelung dort. Diese »Kreuzigung« wirkt
hölzern tektonisch, bis auf die Mittelgruppe, die sich strenger plastisch zu-
sammenzuschließen vermag. Hier haben wir den Kern der Gestaltung und
das eigenste Können des Bildhauers zu suchen; nach beiden Seiten dagegen
kann nur die Eigentümlichkeit seines Kompromisses mit den Vorschriften
der Szene noch in Frage kommen. Es ist trotz den drei Kreuzen keine
Raumtiefe gewollt, sondern Reliefanschauung erzwungen, so gut oder so
schlecht es eben gehen mag. Der Kreuzesstamm des Erlösers steht leise
nach links gedreht in der Mitte, sein Haupt hängt auf diese Seite herab
und scheint so noch herniederzublicken auf die Mutter. Maria, mit den
Händen auf der Brust, mit den Augen nicht aufwärts, sondern einwärts, oder
überhaupt nicht mehr blickend, sondern der Ohnmacht nahe, steht von Jo-
hannes gestützt, dessen eigener schwacher Leib fast völlig verschwindet, in
schräger Ansicht neben ihrer Begleiterin, die eine Träne abwischt. Die drei
Figuren — von Körpern nicht zu reden — bilden eine einheitlich umschrie-
bene Flachreliefmasse. Etwas mehr Entfaltung gewdnnt die andre Seite mit
Magdalena, die knieend den Stamm umschlingt, und dem gläubigen
Hauptmann, der sich auf die Zehenspitzen zu heben scheint und mit
der Rechten hinaufweist, wo ein gewundenes Schriftband mit seinen
Worten, aufrecht in der Luft, den Linienzug bis gegen die Achsel des
Gekreuzigten fortsetzt. Die Drehung dieser Figur, die sich auf das Schwert
nicht recht stützt und den Kopf nicht genug empordreht, sondern alles
nur beinahe so fertig bringt, wie. es gemeint war, beweist mitsamt dem
Krieger in voller Stahlrüstung daneben nur dasselbe Prinzip der Quet-
schung in die Reliefschicht. Beide Hälften, links und rechts unter den
Kreuzarmen, gehen schräg gegen die Mittelaxe. Damit erst wird die
Anordnung der beiden anderen Kreuze verständlich.^) Der Marterpfahl
des einen Schächers steht rechts unmittelbar hinter dem Hauptmann, und
der mit beiden Armen über das Querholz gebundene Bösewicht dreht so
dem Erlöser wie dem Beschauer den Rücken. Er lebt noch und schreit,
da ihm ein Scherge (den wir aus Sterzing kennen) mit der Keule das
2) Man versuche einmal diese Komposition als Freigruppe auf einem Kalvarien-
berg vorzustellen und sich die Vorzüge gegenüber der landläufigen Breitenkomposition
klar zu machen. Hier bleibt der Erlöser bei jeder Wendung alleinige Hauptfigur.
502
August Schmarsow:
Gebein zerschlägt. Dem entsprechend sollte das Kreuz des reuigen
Sünders so stehen, daß er Christus zugewendet war. So ist auch der
Körper gerichtet, während der Kopf des bereits Toten hintenüberfällt.
Aber die Stelle für den aufgerichteten Stamm ist gleich dem gegenüber
soweit zurückverlegt, daß im Abstand von der Hauptperson ein Mißver-
hältnis entsteht, das sich um so fühlbarer macht als ein untenstehender
Scherge noch hinter Johannes emporblickt und Longinus mit der Lanze
wieder zu diesem spricht. Ein Krieger in voller Rüstung mit Hellebarde
links, wie sein Wachtgenosse mit dem Essigschwamm, spielen hier nur
Statistenrolle; zum Abschluß der Reihe von Senkrechten hüben wie drüben.
Die Ausführung der Malerei ist durchaus anspruchslos, die Farben
verschossen, aber schon ursprünglich schlicht, mit unverkennbarem An-
schluß an Freskogewohnheiten: die Gewänder Marias und ihrer Begleiterin
in Blau und Rosa gehen auf der Höhe der Formen aus der Lokalfarbe
ins Weißliche über. Magdalena mit verweintem Gesicht trägt über
dem grauvioletten Kleid ein weißes Tüchlein und grünen Mantel. Der
Hauptmann allein bezeugt die Lust zur Stoffimitation: er trägt einen
Brokatrock mit grünen Sammetärmeln und sein Schwert steckt in schwarzer
Sammetscheide, der Griff ist mit Silberstangen und Knauf geziert. Sonst
sind auch die Rüstungen bescheiden gemalt.
Dagegen reiht sich der »Tod Mariens« (Karlsruhe Nr. 32), der auf
Goldgrund, den Zyklus auf der Innenseite der Altarflügel schloß, der
etwas volleren Farbigkeit des Reiterzuges der Könige in Stuttgart an.
Maria liegt in blauem Kleid und weißem Kopftuch auf dem blau- und
weißkarierten Kopfkissen, unter das noch ein größeres mit Damast-
muster geschoben ist; ihre Bettdecke ist scharlachrot mit Goldstreifen,
in die »kufische« Inschriften eingewebt sind, wie Lukas Moser seine Um-
schrift des Tiefenbronner Altares zusammenschnörkelt. Auf dem niederen
Trittbrett sitzen zwei Apostel; der eine alt, mit rotem Rock und grauer
Kappe, der mit der Brille auf der Nase eifrig in seinem Buche liest,
der andere, mit rötlichem Haar und Bart, ihm gegenüber, in blauem Rock
und weißem Mantel, das Haupt in die Hand stützend, ein Bild weh-
mütigen Schmerzes. _ In der Ecke neben ihm am Fußende kniet ein
Dritter mit grünem Mantel, die brennende Wachskerze in der Hand. Ihm
gegenüber an der anderen Seite des Bettes bläst der Genosse im blauen
Rock und Überwurf eifrig in das geöffnete Rauchfaß. Hinter ihm steht
der Träger des Kreuzstabes in rotem Rock und roter Kappe, indem er
weinend sein Gesicht halb verdeckt, während der Ruhigere neben ihm
nur ernst die Augen niederschlägt. Vor 'diesen beiden ist Petrus an das
Bett getreten; in priesterlichem Ornat, mit roter Stola und schwarzem Chor-
mantel, schwingt er den Weihwedel, indeß sein Nebenmann in dunkel-
Zu Hans Multscher.
503
blauem Kaftan und Sendelbinde den Kessel mit Weihwasser hält (des
Zeitkostüms wegen vielleicht ein Stifterporträt?). Ebenso drängen sich
die Jünger am Kopfende. Der eine, dicht hinter den Kissen in grüner
Kappe, faltet die Hände, darüber guckt ein anderer aus dunkel grauer
Kapuze hervor, und zu ihm wendet sich ein Greis mit kahlem Schädel
und Vollbart, wohl Andreas, vor dem Johannes in rotem Rock sich über
Maria beugt, um ein blühendes Reis (von Myrthe oder Orange) auf ihre
Brust zu legen. Zwischen beiden Jüngergruppen mit Johannes und Petrus
an ihrer Spitze, erscheint — wie unbemerkt von den übrigen — Christus
selbst, in grauem Rock, und trägt die Seele der Mutter, in Gestalt eines
blaugekleideten kleinen Mädchens, das die Hände faltet, auf seinem Arm.
»Die Bilder gehören«, bemerkt Konrad Lange im Stuttgarter Katalog
1903, »der Zeit von Multschers reifer Entwicklung an und stimmen im
Stil völlig mit dem Sterzinger Altarwerk überein.« Den ersten Teil
dieses Urteils können wir unterschreiben, den zweiten dürfte eine ge-
nauere Vergleichung doch etwas modifizieren. Besopders die beiden Dar-
stellungen vom Tode Mariens fordern zur Beobachtung eines Wandels
heraus, der keineswegs bedeutungslos sein dürfte. Das Karlsruher Bild
gibt die Szene am Sterbelager ohne weitere Durchführung des Schau-
platzes; das Sterzinger zeigt uns das mächtige Himmelbett wie eine Stube
und beseitigt den Goldgrund dahinter fast ganz durch die Fensterwand.
Die Erscheinung Christi als Halbfigur auf dem Wolkengekröse daselbst
entspricht noch 1457 dem alten schwäbischen Brauch; das Heran treten
Jesu ans Lager, in die Reihe der lebenden Apostel, verkündet in der Karls-
ruher Tafel einen realistischen Sinn von verstandesmäßiger Nüchternheit,
den man für dogmatische Streitigkeiten unter den Kirchenlehrern auszu-
beuten vermöchte. Und demgemäß ist auch die Mehrzahl der Apostel
anders gegeben. In Sterzing herrscht lebhaftere Bewegung, einheitlicher
Zug der Ergriffenheit in allen, selbst in dem eifrigen Kohlenbläser, der
über sein Rauchfaß hinweg nach der Sterbenden späht. Johannes ist im
Ausdruck des Schmerzes gesteigert, indem er seine Lippen mit dem Är-
meltuch deckt, als wolle er schluchzen, wie in Karlsruhe der Kreuzträger.
Dagegen ist die kummervolle Gestalt des Apostels in weißem Mantel,
der in Karlsruhe als Träger der herrschenden Gemütsstimmung am Ein-
gang der Szene dasitzt, in Sterzing nicht vorhanden und statt dessen ein
vom Rücken gesehener eifriger Leser der Gebete gegen das Fußende des
Bettes geneigt und in dieser Tätigkeit mit den andern zusammengefaßt.
Dadurch schließt sich die Komposition entschiedener und führt von bei-
den Seiten her auf den Höhepunkt, die Erscheinung des Gottessohnes,
der in Karlsruhe als Menschensohn unter Menschen wandelt. In dieser
letztem Redaktion bleiben infolgedessen die Individuen mehr für sich
504
August Schmarsow:
abgesondert, und so kommt kein herrschender Zug in das Ganze, vermag
selbst Christus kaum aufzukommen neben Petrus und den übrigen Voll-
führern der Einsegnungszeremonie. Diese Einzelfiguren voll realistischer
Kraft nehmen uns als Menschencharaktere in ihrer Situatibn viel mehr, ja
bald ausschließlich in Anspruch; denn in ihnen wallt das Lebensgefühl der Zeit.
Bei solchen Unterschieden wird eine gleichzeitige Entstehung beider
Tafeln unter den Augen eines und desselben Meisters, den auch wir als
Atelierhaupt anerkennen, kaum ohne weitere Erklärung annehmbar. Trotz
aller Verwandtschaft des Stiles sind es zwei verschiedene Strömungen, die
in dem einen und dem andern die Oberhand gewinnen über das Ge-
meinsame. Auf dem Sterzinger Bild verrät der echt schwäbische Wolken-
schnörkel unter der Halbfigur Christi, wie gesagt, den Zusammenhang
mit der religiösen Auffassung der Heimat des leitenden Meisters in Ulm
und gewiß auch der Sinnesart der Besteller in Tirol. Auf dem Karlsruher
dagegen offenbart sich eine viel entschiedenere Hinneigung zur nieder-
ländischen Kunst, zu dem kecken, hier und da vor handgreiflich Derbem
und Hausbackenem auch im Kirchenbilde nicht zurückschreckenden
Wirklichkeitssinn der Leute von Brabant, der uns so leicht spießbürger-
lich oder gar burlesk vorkommt. Ich ward in meiner Abhandlung wieder-
holt auf den Meister von Flemalle hingedrängt, wo solche Symptome
hervortraten. Hier ist ein neues Beweisstück im Oeuvre des Hans Mult-
scher. Der lesende Apostel mit der Hornbrille auf der Nase und der
alte Judenkopf in der Mönchskapuze ganz links oben, wie Petrus und
sein Begleiter, oder der Rauchfaßbläser, der Kerzenträger müssen auf die-
selbe Spur leiten.
»Ist der Tod Mariae unter den Sterzinger Bildern«, schreibt mir
soeben Adolph Goldschmidt, »nicht abhängig von der Komposition des
Flemallers in London, die so oft (Prag, Berlin) kopiert ward? Die Haupt-
figuren und Zusammenstellungen sind dort vorhanden.« Meine Antwort
steht schon da: bei dem schwächern Beispiel in Sterzing verzichtete ich
auf die Vermutung, in der man vielleicht nur ein allzueifriges Suchen
nach fremdem Einfluß gefunden hätte wie schon so manches Mal. In
dem Karlsruher Stück liegt die Übereinstimmung ganz offen zu Tage.
Und diese Abwandlung der Szene im Sinne des Flemallers gibt zugleich
Aufschluß über die Rolle des niederländisch geschulten Malers, den ich
auf Grund der malerischen Umgestaltung der Schauplätze für die Relief-
kompositionen Multschers am Sterzinger Altar anzunehmen genötigt war.
Hier ist er abermals, doch mit einem gewagteren Griff in den Geist der
Darstellung selber hinein.
Neben so wichtigen Stücken müssen zwei andre Tafeln, die Konrad
I.ange in Stuttgart erkannt hat (Nr. 15 und 16) an Interesse freilich
Zu Hans Multsclier.
505
zurückstehen. Aber wenn der Verfasser des Katalogs sich beklagt, seine
Zurückführung auf Multscher sei von der Forschung noch nicht ange-
nommen worden, so will ich nicht unterlassen, meine volle Zustimmung
ausdrücklich zu bezeugen. Die Flügel stammen aus Allmendingen OA.
Ehingen, und stellen je drei Einzelgestalten dar. Auf dem einen sieht
man Petrus, Lucas und Marcus nach rechts gewendet, auf dem andern
stehen nach links Dorothea mit ihrem Rosenkörbchen, Johannes Ev. mit
dem Schlangenkelch und Margaretha mit ihrem Drachen. Der Goldgrund
ist ganz erneuert und mit schwarzer Spitzbogenzeichnung von moderner
Hand gegliedert, die Malerei, besonders in dem blauen Gewand der
Mittelfigur des ersten und den Haaren hie und da stark ergänzt. Aber
der ursprüngliche Charakter stimmt mit den andern Tafeln durchaus
überein, so daß die Taufe auf Hans Multscher ebenso zu Recht besteht
wie bei jenen. »Auch sie gehören«, wie K. Lange hervorhebt, »Mult-
schers späterer Zeit an«, d. h. der Periode um. den Sterzinger Altar von
1456/58. Ich wäre geneigt, sie etwas früher als alle bis jetzt be-
sprochenen Gemälde zu datieren, doch immer noch im Gegensatz zu
»Multschers früher Zeit«, mit der K. Lange offenbar die Periode der
Berliner Bilder von 1437 im Sinne hat. Denn über diese sagt er am
Eingang des Abschnittes:
»Wir glauben, daß durch die Wiederauffindung der jetzt im Ber-
liner Museum befindlichen Bilder aus der Passion Christi, die zwar be-
deutend früher (1437) entstanden, aber nach unserer Überzeugung von
derselben Hand wie das Sterzinger Altarwerk und unsere Bilder sind,
seine malerische Tätigkeit sehr wahrscheinlich gemacht wird. Malerei
und Plastik waren in den Werkstätten der damaligen Altarmeister nicht
immer auf verschiedene Flände verteilt«.
In diesem LFrteil über die Berliner Gemälde vermag ich dem
Kollegen leider, und zwar auf Grund meiner in obengenannter Schrift
niedergelegten Ergebnisse, gar nicht beizustimmen. Die auseinander-
gesägten Tafeln in Berlin tragen den vollen Namen des Meisters unter
dem Pfingstfest, in gotischen Lettern: ». . bit got für Hannsen Mult-
scheren . . . Meister zu Ulm, der hat dies Werk gemacht im Jahr
MCCCCXXXVII« und nochmals in einem Innenraum mit lateinischer
Schrift, die offenbar noch ungeläufig war: »Hans Nuoltscer (sic!) von
Richenhoven (M und N verwechselt, H in verschiedener Form usw.).« Die
Person des Meisters, der die Bilder geliefert und unter seinem Namen
hat ausgehen lassen, ist unzweifelhaft dieselbe, wie zwanzig Jahre später
in Sterzing, der zehn Jahre früher in Ulm als Bürger aufgenommene
Bildhauer, der sich 1433 Altar im Münster als von Richenhoven
gebürtig bezeichnet. Und dennoch muß das Urteil meines Erachtens
5o6
August Schmarsow:
ganz anders lauten als angesichts der übrigen erhaltenen Werke, die
ihrem Stil nach der spätem Zeit Multschers um 1455 — 60 zuzuteilen
wären.
Ich will, wie gesagt, der Bearbeitung dieser neuaufgefundenen,
aber noch nicht öffentlich ausgestellten Bilder in Berlin nicht vorgreifen.
Soviel muß ich aber doch bekennen, daß ich Konrad Langes Überzeugung,
sie seien von derselben Hand wie das Sterzinger Altarwerk und die
Tafeln in Stuttgart und Karlsruhe gemalt, nach unsrer bisherigen Kennt-
nis nicht zu teilen imstande bin. Das erschwert schon der dunklere,
rotbräunliche Farbenton, der mich mehr an die beiden Stuttgarter Bild-
chen von 1442 aus Maulbronn (Nr. 96, 97) erinnert, die ich freilich mit
Lukas Moser auch nicht näher zusammenzureimen wüßte: S. Marcus, der
Evangelist und der Papst S. Stephan. Vor allen Dingen fehlt aber in
den Berliner Kompositionen jede plausible Verbindung mit dem »Bild-
hauer« Hans Multscher, den wir doch kennen und dessen Vorlagen auch
bei dem Maler oder den Malern der Multscherschen Altäre wieder her-
auszufinden waren. Kein Zweifel, auch in den Berliner Bildern werden
sich verwandte Züge genug aufweisen lassen, die auf gemeinsamen Besitz
der Ulmer .Schule und der Werkstatt gedeutet werden dürfen. Aber die
Erfindung und Komposition, die Gestaltung der Figuren und ihre Be-
wegung sind ganz anders geartet. Sie haben nichts von der nachge-
wiesenen Richtung Multschers auf plastisches Vorstellen und Anschluß
an die Steinskulptur. Und als »Bildhauer« allein ist er urkundlich be-
glaubigt, als Bildhauer ist der junge Mensch 1427 Bürger von Ulm ge-
worden; die Skulptur war sein erstes Handwerk, seine eigenste Kunst,
die ihm frühes Ansehen erworben hat.
Wenn er dann zehn Jahre später solche Malereien wie die Berliner
Tafeln unter seinem Namen hinstellt, so vermag ich meinerseits nur zu
urteilen: er ist also inzwischen Unternehmer geworden, der auch Aufträge
für Tafelbilder annahm, zumal für ganze Altarwerke, deren Schrein mit
Statuen und Gruppen geschmückt zu werden pflegte, wie noch 1457 in
Sterzing. Er selbst machte auf dem zerschlagenen Verkündigungsrelief
des Altars im Ulmer Münster schon 1433 die Unterscheidung: »per me
Johannem Multscheren ... et manu mea propria constructus.« Eben
dies letztere, die Eigenhändigkeit der Arbeit, kann für die Altarflügel in
Berlin schwerlich zugegeben werden. Der Maler, der sie gemalt hat, ist
eine gedungene Hülfskraft, ein Ateliergenosse, der unter der Geschäfts-
firma Multscher arbeitet. Und dieser Maler steht zum Bildhauer und
Meister des Werks in einem andern Verhältnis als der Maler des Mult-
scherschen Altars in Sterzing, zwanzig Jahre später. Der Bildhauer hat
seiner Werkstätte um 1437 noch nicht seinen plastischen Reliefstil und
Zu Hans Multsclier.
507
die Vorlagen seiner eigenen Skulptur, d. h. seinen eigenen Stil anerzogen,
sondern der Maler ist ein andersartig geschulter Meister, der vielleicht
zu alt, jedenfalls zu routiniert war, um sich der Leitung des Bildhauers
unterzuordnen und seiner Formensprache anzubequemen. Die Grund-
lagen seiner Kunst sind auf dem Gebiet der Ulmer Malerschule zu
suchen, auf Nachahmung der Skulptur und Umbildung von Reliefkom-
positionen geht er nicht aus. Ist Miniatur- oder Wandmalerei die Quelle,
das wäre ihnen gegenüber die erste Frage. Und das ist wichtiger für
die Verwertung dieser gemalten Urkunden zur Geschichte der deutschen
Kunst als die Personalunion unter einem Namen.
Auf einen andern Unterschied kam gelegentlich schon Adolph
Goldschmidt in Berlin zu sprechen. »Bei der Vergleichung mit diesen
älteren Bildern«, schrieb er mir kürzlich, »sieht man das niederländische
Element in den Sterzingern um so deutlicher!« Das stellt wenigstens
die »Übereinstimmung des Stils« sehr in Frage. Da käm.en wir auf
zwei Perioden der Ulmer Schule, vor und nach dem niederländischen
Einfluß, oder zwei Richtungen, die zeitweilig noch nebeneinander be-
stehen mochten. Und der Maler der Berliner Tafeln von 1437 würde
seine Ausbildung vor dem Andringen der Flut von der Konzilstadt Basel
(1433 — 43) abgeschlossen haben. Nicht auf Verfechtung eines inschriftlich
überlieferten Meisternamens kommt es an, sondern auf die scharfe Charakteris-
tik zweier Strömungen im großen. In den Werken der damaligen Altar-
meister bedeutet der Name des Atelierhaupts nicht soviel wie die eigen-
händige Signatur einer persönlichen Schöpfung im modernen Sinne. Der
Begriff der Originalität im heutigen Gebrauch darf nicht in jene Zeit
übertragen werden. Ob sich in der Werkstatt Hans Multschers zu Ulm
Malerei und Plastik auf verschiedene Hände verteilten oder nicht, dar-
über können nur Untersuchungen aufklären, wie ich sie bei den ober-
rheinischen Malern und ihren Nachbarn durchzuführen versucht habe. Der
Aberglaube an Schriftquellen sollte uns dabei nicht verleiten etwas zu-
sammenzusehen, was für unbefangene Sehwerkzeuge weit auseinandei-weicht.
Augiist Schmarsow.
3) Ihr Vergleich mit Mosers Altar in Tiefenbronn würde dessen Datierung gewiß
berichtigen, wenn auch nicht völlig entscheiden.
Zu Dürers schriftlichem Nachlaß.
In den Grenzboten 1895 I 647 habe ich einige burschikose Aus-
drücke in Dürers Briefen besprochen; hier einige Nachträge dazu über
bisher mißverstandne Einzelheiten in seinem schriftlichen Nachlaß über-
haupt; ich lege wieder die Ausgabe von Lange und Fuhse, Halle 1894,
zugrunde.
1. Dürer redet in den venezianischen Briefen an Pirkheimer, in
denen manche derbe Wendung vorkommt, wiederholt von einer Rechen-
meisterin, bald von der Pirkheimers, bald von seiner eignen. Ich halte
das mit Rücksicht darauf, daß bayrisch Rechner ein altes Dialektwort für
eine Art Bohrer ist, für einen obszönen Scherzausdruck für die Frau, mit
der man in geschlechtlichem Verkehr steht, der dadurch verhüllt ist, daß
Rechenmeisterin ja auch bloß soviel wie Wirtschaftsführerin bedeuten
kann, ähnlich wie in der heutigen Soldatensprache der Zahlmeister auch
Rechenknecht heißt; vgl. übrigens Schraubenmutter. Bei Pirkheimer ist
eine Schaftnerin gemeint, bei Dürer sein Weib.
2. S. 55 schreibt Dürer an den reichen Kaufmann Heller in
Frankfurt, er gebe ihm die bestellte Tafel (das Hellersche Altarbild) »um
hundert Gulden näher (d. h. billiger) als ich die wohl anwerden möcht.«
Die Herausgeber machen daraus an werten und erklären: verwerten;
Dürer bedient sich aber des noch heute gebräuchlichen bayrischen
Dialektwortes anwerden, d. i. ohne werden, dem in der hochdeutschen
LTmgangssprache loswerden entspricht. Ursprünglich sagte man: eines
dinges än(e) werden, doch ist schon im 14. Jahrhundert auch akkusati-
visches Objekt gerade im bayrischen bezeugt.
3. S. 135. »Mehr i Weiß für enspertele.« Anmerkungen und
Wörterverzeichnis versuchen mehr oder weniger weit abliegende Deu-
tungen, deren philologische Unmöglichkeit hier nicht dargetan werden
soll. Ens pertele wird von den Abschreibern — nur durch solche
ist die Stelle überliefert — verschrieben worden sein für ens gertele,
R. Wustmann: Zu Dürers schriftlichem Nachlaß.
509
d. h. auf gut alt nürnbergisch : jenes Gürtelchen. Dürer meinte den
Gürtel, über den er wenige Zeilen vorher eingetragen hatte: Mehr 2 Weiß ^
für ein Gürtel.
4. S. 16 1. Die beiden Sätze »Item dem Jobsten, mein Wirt, gar
rein und fleißig mit Ölfarben conterfet, der hat mir für seins um seins
geben. Und sein Weib hab ich auch auf ein Neues gemacht, auch von
den Ölfarben conterfet« sind richtig überliefert und ganz einfach so zu
verstehen, daß Jobst Plankfeld, Dürers Wirt in Antwerpen, dem Nürn-
berger Gast sein, Jobstens, Porträt verehrt hatte (»für« d. i. vorher),
worauf ihm jetzt Dürer zum Abschied ein von ihm, Dürer, gemaltes
Porträt Jobsts zum Gegengeschenk machte; auch das Porträt von Jobsts
Frau wurde auf diese Weise verdoppelt und ausgetauscht.
5. S. 174. Unter dem »ausgestrichnen Kalekutt« verstehe ich
einen gedruckten und mit Wasserfarben ausgemalten kalekuttischen Hahn.
6. S. 174 Anm. 8 muß der Name Hennickin durch Hennicke ersetzt
werden, denn Hennickin S. 173 ist Genitiv. S. 224 wäre die beste
Übersetzung von Ertlein nicht Stückchen, Spitzchen, sondern Pünktchen,
Tüpfelchen.
7. S. 191 ist ein wunderliches altes Verschreiben im Text stehen
geblieben.- Es ist da die Rede von dem kreisrunden Stufenunterbau
eines Marktturmes. Der soll zu unterst hundert Fuß im Durchmesser
haben, auf der obersten der 18 Stufen, von denen jede Stufe einen Fuß
breit einrücken soll, sechshunderteinundvierzig, wie in Buchstaben aus-
gedruckt steht. Es muß natürlich 64 heißen (100 — [2^18]); Dürer
hatte vielleicht 64' oder ähnlich geschrieben.
8. S. 210. »Etlich Ohrn liegen am Haupt glatt an, so ragen die
andern weit härt an.« Die letzteh beiden Worte sind sinnlos, statt ihrer
wird zu lesen sein: herdan, d. i. herwärts, d. h. auf den Beschauer zu,
ab, eine alte Parallelbildung zu dem noch heute gebräuchlichen hindann.
Dürer könnte übrigens am Ende hertan geschrieben haben, so wie wir
heute fälschlich hintansetzen schreiben (und im Bewußtsein falsch trennen:
hint-an-setzen) statt ursprünglichem hin-dan(n)-setzen.
9. S. 274 gebraucht Dürer den Ausdruck »gellete Felsen.«
Gellet ist eine fränkisch-bayrische Nebenform zu dem seltnen Worte
gellig, das weder mit gellen noch mit jäh etwas zu tun hat, sondern
allein steht und »bloß, nackt, kahl, rein« bedeutet; man vergleiche
Schmellers bayrisches Wörterbuch und z. B. die Vordergrundfelsen des
Geistlichen Ritters.
10. Dürers berühmtes Wort bei seinem Scheiden von Venedig »O
1) Vgl. Aventins Grammatik von 1517: illud, das ene.
2 10 R- VVustmann: Zu Dürers schriftlichem Nachlaß.
wie wird mich nach der Sonnen frieren! Hier bin ich ein Herr, daheim
ein Schmarotzer« verwendet eine Redensart, die auch bei Hans Sachs
gelegentlich vorkommt. Einen, der sein Geld mit Mädchen durchge-
bracht hat, warnt Hans Sachs vor Treulosigkeit einer solchen:
Wenn du hast nicht mehr zu purschiern,^)
.So wird dich nach der Sunnen friern,
Wann diese Bübin ist von Flandern,
Sie gibt ein Buben umb den andern.
Von einem, der in der Jugend sein Vermögen verpraßt, sagt er:
Wann aber kumbt der Winter kalter,
Das schwach und unvermüglich Alter,
Erst wird ihn nach der Sonnen frieren.
Beide Stellen sind den Fabeln und Schwänken von Hans Sachs ent-
nommen und lassen als den allgemeinen Sinn der Redensart erschließen:
sich nach guter Zeit, wo es einem wohl ging, zurücksehnen.
R. IVustmann.
2) d. h. als Bursch Geld aufgehen zu lassen.
Zu Leonhard Beck und Sigismund Holbein.
Herr Archivassistent Dr. Hans Kaiser macht mich auf eine Urkunden-
stelle aufmerksam, aus der hervorgeht, daß Leonhard Beck und Sigismund
Holbein sich im Jahre 1501 in Frankfurt aufgehalten haben. In einem
Gerichtsakt des Straßburger Bezirksarchivs, Fonds Zabern, Abt. Geist-
liches Gericht, heißt es nämlich am Schlüsse; »Acta fuerunt hec Franck-
fordie sub anno, indiccione, die, mense et pontificatu ac aliquibus supra
[d. i. anno millesimo quingentesimo primo indiccione ^quarta die vero lune
quarta mensis octobris pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini
nostri domini Alexandri divina providencia pape sexti anno decimo . . .]
presentibus ibidem honestis viris Leo^nhardo Becker (so!) et Sigismundo
Holpaynn pictoribus testibus ad premissa vocatis specialiter atque roga-
tis.« Der Schluß liegt nahe, daß Leonhard Beck (es ist wohl zweifellos,
daß dieser gemeint ist) und Sigismund Holbein damals in der Werkstatt
Hans Holbeins des Älteren an dem 1501 datierten großen Altarwerk für
die Frankfurter Dominikaner mitgearbeitet haben.
Straßburg i. E. Emst Polaczek.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXTI.
35
Literaturbericht.
Skulptur.
fitudes sur la sculpture frangaise au moyen-äge par Robert de
Lasteyrie, Membre de l’Institut. Paris, Leroux, 1902, gr. 4^ m.
22 Tafeln (Fondation Eugene Piot, Monuments et Memoires publ. p.
l’Acad. des Inscriptions et Belles-lettres, Tome VIII).
Die hier schon angektindigte Untersuchung de Lasteyries über die
Daten der nordfranzösischen und provenzalischen Skulpturenzyklen des
12. Jahrhunderts liegt jetzt vor. Die Erwartung, daß der verehrte, noch
immer jungfrische Altmeister, zu dessen Füßen eine Generation gesessen
ist, über die verschlungenen Fragen neues Licht breiten werde, ist nicht
getäuscht worden. Der Band enthält wichtige Beobachtungen, zumal der
Abschnitt über den großen Bau von Saint-Gilles ist eine Meisterleistung
archäologischer Kritik, durch die uns neue Perspektiven geöffnet werden.
Die reiche Ausstattung, die Wiedergabe z. B. fast aller hier wichtigen süd-
französischen Inschriften geben dem schönen Buche zudem einen bleibenden
Publikationswert. Etwas anderes ist es, ob wir hier endgültige Aufschlüsse
über die schwebenden Fragen erhalten. Dies darf man bezweifeln, ohne
de Lasteyrie zu nahe zu treten, der selbst sein Buch bescheiden »Studien«
benamst hat. Es ist schade, daß er das hier so wichtige oberitalienische
Material^) nicht mehr hat benutzen können. Denn so bedeutsam seine
Ergebnisse für Saint-Gilles sind, sie vermögen den sonstigen Mangel an
festen Daten nicht auszugleichen. Er kommt zu nur annähernden, zum
Teil selbst zu allzuwenig annähernden Ergebnissen; auch sind sie besonders
für Südfrankreich nicht frei von inneren Widersprüchen.
Für den Arier Kreuzgang geht de Lasteyrie — wie wir anderen —
von den in den Wänden sitzenden Grabinschriften aus. Da er die
1) Vgl. meinen Aufsatz über ‘den provenzalischen Einfluß in Italien in dieser
Zeitschrift 1902, S. 409 ft.
Literaturbericht.
513
älteste, von seinem Zeichner übrigens ungenau wiedergegebene ^ 1165
(statt 1155) setzt, grenzt er die ältesten Arkaden mit den Skulpturen
zwischen 1165 und 1188 ein. Muß aber deshalb, weil die äußere
Mauer dieses Nordteils älter (!) als 1165 ist, die zugehörige Arkaden-
stellung später sein? Darf man, anders ausgedrückt, den terminus ante
für dje Mauer so ohne weiteres in einen terminus a quo für die Ar-
kaden verwandeln? Ich möchte behaupten, die Grenze 1165 bleibe hier
durchaus hypothetisch, zumal die Inschriften spärlich erhalten sind. Tat-
sächlich ist nun de Lasteyrie das Jahr 1165 noch als ein viel zu früher
Anfangstermin erschienen. S. 55 ist er bereits ins dernier quart des
Jahrhunderts gerückt und S. 62 steht mit nackten Worten: »un fait (!)
me parait bien etabli, c’est que les sculptures du cloltre de Saint-
Trophime d’ Arles (gemeint sind die ältesten) datent de 1180 environ«.
Dieses Datum nun ist, weit entfernt, ein fait bien etabli zu sein, nur doch
ein Irrtum. Das geht aus meinen Ausführungen (in dieser Zeitschrift 1902,
S. 421 fif.) mit unbedingter Gewißheit hervor. Denn da das jüngere Arier
Atelier spätestens in der ersten Hälfte der 70 er Jahre in Blüte war, so
können für die ältesten Sachen im Kreuzgang höchstens die 60 er Jahre
in Frage kommen. Doch auch dieses Datum ist sehr wahrscheinlich ein
zu spätes. Es ist nicht anzunehmen, daß, wie de Lasteyrie (mit Marignan)
glaubt, Kreuzgang und Portal »ä peu d’annees d’intervalle« gemeißelt
sind. Ein Stilwandel wie dieser hat sich wohl nicht mit Eilzugsgeschwinde
2) Bei der Wichtigkeit der Inschrift sei hier das genauere mitgeteilt; Auf der
.Spitze des Q (in dem »quinto«) ist deutlich das U angegeben, in dem 0-artigen feile
des M (in der Jahreszahl) ist 1. eine Zacke angebracht, ähnlich denen im O der ersten
Zeile; das O in »anno« hat vielmehr die Form einer ohrartigen Schleife; desgl. das
in »Trophimi«, hinter dem auch die Interpunktion fehlt. An dem C in »sei« ist unten
ein Häkchen, wie es weiter oben das C in »canonicus« zeigt; de Lasteyrie liest den
Namen »de Bascle«, nach meiner Kopie ist aber der letzte Buchstabe kein E, sondern
ein O mit zwei zackenartigen Ansätzen im Innern, und der Buchstabe im Innern des
C kein L, sondern ein I. Danach wäre Bascio zu lesen; daß der letzte Buchstabe kein
E ist, ergibt auch seine Schmalheit im Vergleich zu dem E weiter oben. Hinter dem
Bascio fehlt bei de Lasteyrie wieder die Interpunktion, wie hinter »obiit« und »idus«.
Eine mechanische Wiedergabe der Inschrift wäre, wie man sieht, zu wünschen. — Die
Ziffer X (in der Jahreszahl) ist im Original (wie bei de Lasteyrie) als Stern gegeben,
es ist, scheints, eine Kombination eines X und eines senkrecht stehenden Kreuzes. Da
nun auf dem Original der X-artige Charakter der Diagonalbalken minder hervortritt, auch
das O darüber fehlt, das de Lasteyries Zeichner zu Unrecht über dem C (der Ziffer)
vergessen hat, da ferner auch zwischen C und L ein nicht deutliches, übrigens deutlicher
als bei de Lasteyrie zu sehendes Zwischenmotiv eingeschaltet ist, hab ich den Stern
einfach als Stern aufgefaßt und 1155 gelesen; doch das O fehlt auch sonst oft über den
Zehnem der Arier Inschriften. Interessant zum Vergleich das den gleichen Achtstem
bildende Monogramm Christi in der Grabschrift des Abts Isarnus im Museum von Marseille.
35*
Literaturbericht.
5U
vollzogen; das zeigt der Blick auf Italien, wo die derselben Schul-
gemeinschaft angehörenden Sachen durch lange Jahrzehnte ein fast
unverändertes Gesicht zeigen. Ich selbst habe früher den Zeitabstand —
wohl noch etwas zu gering — auf ein bis zwei Jahrzehnte veranschlagt.^
Also kämen wir für den Beginn des Kreuzgangs doch (spätestens) bis in
die Mitte des Jahrhunderts zurück. Was von den ikonographischen Bedenken
zu halten ist, wurde schon an der Himmelfahrt hier erörtert; man höre
auch de Lasteyrie: Saint-Trophime est figure sans mitre, sans autre attribut
que la chasuble et la crosse. C’est une fagon archaique de repre'senter
un öv^que. Elle m’etonne un peu pour la seconde moitie du
XII e si^cle . . .« Auch wird dann der »archaische« Charakter der
Steinigung Stephani (wie der Himmelfahrt) betont (S. 6i). Das Krieger-
kostüm aber, von dem S. 55 gesagt wird, daß es in der ersten Hälfte
des 12. Jahrhunderts ganz ungewöhnlich sein würde, diese nur bis auf
die Mitte der Oberschenkel reichenden, mit großen Schuppen benähten
Panzer und darunter das etwas längere, an die Kniee reichende Hemd,
kornimt ganz entsprechend am Sockel der Fassade von Saint-Gilles vor
(beim Goliath), deren Entwurf de Lasteyrie selbst schon um 1140 für
möglich hält.
Den Abschnitt über die Arier Fassade kann ich kurz übergehen,
de Lasteyrie setzt sie, sicher zu spät, zwischen 1180 und 90 an.^)
Eine der wichtigsten Partien ist dann die lichtvolle, ergebnisreiche
Baugeschichte von Saint-Gilles. Das Datum von 1116 ist danach auf
die großartige Unterkirche zu beziehen. Ganz neu die Anschauung, daß
die vielbesprochenen Rippengewölbe der .letzteren gar nicht im ursprüng-
lichen Plane lagen. Man entschloß sich erst später zu denselben, nach-
dem schon ein großer Teil des Raumes mit (z. T. noch heute erhaltenen)
einfachen Gratgewölben eingedeckt war. Die Fassade nun ruht auf der
Westwand der Unterkirche. Die in die letztere eingelassenen Inschriften
gestatten, sie um (oder kurz vor) 1142 anzusetzen. In diese Zeit oder
doch nicht viel später muß dann aber auch die Idee zur Fassade
S) Anfänge des monum. Stiles im MA, 1894, S. 131. Ich bin hier ein . um
so unverdächtigerer Zeuge, als es mir doch darauf ankam, mit dem Kreuzgang nicht
allzu weit zurückzugehen!
^) Als Kuriosum sei hier in bezug auf den Siegelbeweis (vgl. Rep. f. Kunstw.,
1902, S. 428) mitgeteilt, daß schon das Mittelalter selbst zwischen Darstellungen auf
Siegeln und Steinskulpturen — anscheinend zu ungunsten der ersteren — kritische
Vergleiche angestellt hat. »In huius Ditrici sigillo eburneo et rotundo« — heißt es
vom Abt dieses Namens (Ende ii. Jahrhunderts) in der Randnotiz der Historia Cremi-
fanensis, »abbas huius nominis residet non mitratus licet ante eum Erchembertus sculp-
tus sit in lapide altaris sacro cum infula et post eum Heinricus in sigillo oblongo de
ere sculptus cum infula adhuc videatur.« (Mon. Germ. SS. 25, 670.)
Literaturbericht.
515
mit ihren Skulpturen fallen, denn »le portail de Saint-Gilles . . . pre-
sente en son milieu une partie caracteristique, c’est cette saillie formee
par deux couples de colonnes portt^s sur un socle elevd. Or, le mur
anterieur de la crypte ofifre en son milieu une saillie correspondant ex-
actement ä celle-lä, et la portion de mur qui la forme n’a pu etre
construite apres coup . . . N’est-il pas certain d^s lors que le portail
n’a pu etre t^leve un bien grand nombre d’anne'es apres la date donnee
par cette inscription (von 1142)? So S. 96. Ich pflichte gern diesen
Darlegungen bei; wenn es dann aber S. 108 von den Saint-Giller Meistern
heißt: leur oeuvre est donc certainement anterieure aux sculptures d’ Arles,
so ist das doch höchstens für die Arier Fassade als bewiesen (oder als
sehr wahrscheinlich) hinzunehmen.®)
Denn ob den Statuen von Saint-Gilles oder den ältesten im
Kreuzgang von Arles der zeitliche Vortritt gebührt, das bleibt wohl
noch ein Problem. In Arles tritt der provenzalische Schulstil in seiner
strengsten Geschlossenheit auf; er hält sich hier am längsten Und von
hier gehen sicher die stärksten Wirkungen in weite Ferne. Das führt
mich dazu, in Arles die Wiege der provenzalischen Plastik zu suchen.
In Saint-Gilles spielen fremde Einflüsse stark hinein; es legt das die
Vorstellung nahe, daß auch die Hauptmeister — eben von Arles — erst
nach hier berufen wurden. Der Stil zudem zeigt etwas wie eine Ver-
wilderung zum Unruhigen. Doch gern gebe ich die Möglichkeit zu,
die bewegtere Art für die ursprünglichere zu halten und anzunehmen,
daß die »Entwicklung« der Schule sich im Sinne einer stufenweis zu-
nehmenden Krystallisation — zum immer Starreren — vollzogen habe.
De Lasteyrie geht leider auf diese Entwicklungsprobleme gar nicht ein;
er erläutert seine Ansicht nur an den Inschriften. In Saint-Gilles kommt
neben dem runden C noch das eckige vor. Aber entscheidet das gegen
den Kreuzgang? Die Beischriften im ältesten Teil desselben sind gar so
spärlich. Nach meinen Aufzeichnungen haben wir hier einschließlich
derer an den Kapitellen im ganzen nur 56 Buchstaben, unter ihnen aber
nur ein einziges C! Einen Wechsel von rundem und eckigem C zu
beobachten, ist hier also gar keine Gelegenheit! Übrigens liebt das eckige
C noch der (doch aus der jüngeren Arier Schule hervorgegangene!)
Antelami. Ja, wir sehen ihn auf diese Form zu rück greifen (am Bap-
tisterium zu Parma), während er an der älteren Domkanzel die runde
Form hat. Bemerkenswert auch das Vorkommen altertümlich eckiger
Formen in der (jüngeren) Ostgalerie des Arier Kreuzgangs, im Worte
5) Das Löhere Alter der Saint-Giller Fassade vor der von Arles nachdrücklich
betont zu haben, ist A. Marignans Verdienst.
Literaturbericht.
516
Gamaliel, wo ein eckiges G neben eckigem E vorkommt, das über-
haupt in den Arier Inschriften der Spätzeit des 12. wie noch des 13.
Jahrhunderts häufig ist, während, in der älteren Nordgalerie nur rundes
E steht.
Doch wie auch zu schließen sei, der Abstand der beiden Gruppen —
Arles Kreuzgang und Saint-Gilles — ist kein beträchtlicher. Man lege
die beiden Paulusfiguren zusammen und vergleiche nur! Neben der Stil-
verwandtschaft aber sind Übereinstimmungen im Kostümlichen nicht
wenig wichtig, wie die in der genannten Kriegertracht. Arles Kreuzgang
und Saint-Gilles stehen hier in einem gemeinsamen Gegensatz zur Arier
Fassade, die eine andere, eben die jüngere Tracht zeigt.
Der Fries an der Fassade der Kathedrale von Nimes wäre nach
de L. im Stile altertümlicher als selbst die ältesten Statuen in Arles
und Saint-Gilles! Ich gestehe, daß mir das bei der Prüfung des Ori-
ginals nicht aufgefallen ist. — De L. hält auch den (in Abbildung
mitgeteilten) Fries von Notre-Dame de Beaücaire für ein Frühwerk aus
dem 2. Viertel des 12. Jahrhunderts. Ich kenne den Fries wie die eben-
dort bewahrte Madonna nicht aus eigener Anschauung. Nach der Ab-
bildung glaube ich, daß de L. sich geirrt hat. Er hat hier die Er-
starrung der späteren Zeit für ein Zeichen hohen Alters genommen.
Denn es scheint hier im Stil die nächste Beziehung nicht zu Saint-Gilles,
sondern zur Arier Fassade zu bestehen. Man beachte nur bei den Knechten
hinter dem sein Kreuz tragenden Christus die schematische Doppelfalte
in der Gürtellage und die Art, wie unter dem kurzen Knierock der
Bauch hindurch modelliert ist. Ich habe schon früher diese Charakte-
ristika des Arier Fassadenstils an den von hier aus inspirierten Modeneser
Sachen festgestellt (in dieser Zeitschrift 1902, S. 415, Abs. 2). Es zeigt
sich, wie dringend ein genauer Vergleich des Frieses von Beaücaire mit
diesen letzteren sowohl als mit Arles wäre. Von der am Sockel der
Madonna von Beaücaire gegebenen Inschrift (Abb. S. 55, Fig. 32) be-
merkt de L. S. 126: Elle diff^re beaucoup en effet de toutes celles, que
j’ai signalees au milieu des sculptures d’Arles et de Saint-Gilles. Aber
hier ist ihm offenbar die von ihm selbst (S. 50, Fig. 10) mitgeteilte älteste
Grabschrift des Arier Kreuzgangs (von 1165) entgangen. Zwischen
diesen beiden Inschriften finden sich sehr auffallende Übereinstimmungen,
z. B. kommt hier wie dort genau dasselbe unziale T vor mit einem
kleinen Häkchen an der großen Kurve, ferner ein O in Form einer ohr-
artig eingebogenen Schleife. Neben dem unzialen T findet sich noch
das kapitale (in der Grabschrift steckts in der Ligatur et), wie denn
auch das eckige M für beide Inschriften charakteristisch ist. Für E und
N kommen die kapitale wie die unziale Form hier wie dort nebenein-
Literaturbericht.
517
ander vor (auf dem Madonnenrelief rundes E in Verbindung mit rundem
D, während das eckige N hier in dem abgekürzten »Sapieiitia« steckt).
Neben diesen doch recht zahlreichen Übereinstimmungen finden
sich Abweichungen; aber jene sind auffallend genug, um die Vermutung
nahezulegen, daß Relief und Inschrift zeitlich nicht allzuweit auseinander
liegen möchten. Es eröffnet sich hier also einer der Umwege, auf
denen wir zu einem Urteil auch über das Alter der Arier Fassadenskulp-
turen gelangen können. Zugleich bestätigt mir der Schriftcharakter die
Beziehung gerade zu Arles! Auf Arles weist übrigens auch sehr deutlich
der Baldachin der Madonna, dieser Giebelbau mit seinem Eieistabdecor
am Bogen und den mit Blendfenstern geschmückten Eckbauten. Denn
was ist er anders als eine Doublette des Arier Paradiestores (am Friese
rechts vom Türsturz), dessen Motive sich auch am Modeneser Lettner
finden (meine Notiz a. a. O. S. 4i4)‘ wäre zu wünschen, daß weitere
Ermittelungen über das Alter der Modeneser Sachen hier zu Hilfe kämen.
Es ist de L.s leitender Gedanke, darzutun, daß um des späteren Datums
der provenzalischen Sachen willen von einer Einwirkung derselben auf
die Schule von Chartres keine Rede sein könne. Nun setzt aber de L.
selbst das Westportal von Chartres in die Zeit von ca. 1150— 1175, die
Porte Sainte-Anne in Paris gar erst 1180—1190.
Die Arier Fagadenskulpturen, auf die es hauptsächlich ankommt,
sind, wie gesagt, ganz sicher nicht später als 1125. Daß dieser terminus
ante aber noch nicht der eigentliche Termin ist, machen die erwähnten
Beziehungen der, vde ich glaube, jüngeren Arbeiten von Beaucaire zur
Arier Inschrift von 1165 wahrscheinlich. Sicher ist, daß wir weitere
Anhaltspunkte für das Datum der Fagade bis jetzt überhaupt nicht be-
sitzen. Wie unsicher aber das Ausgehen vom Stileindruck ist, zeigt
wieder Beaucaire.
Allerdings auch das Datum der nordfranzösischen Skulpturen bleibt
noch ein halbgelöstes Rätsel. Die Grabungen, die der unermüdliche
Eugene Lefövre-Pontalis in Chartres hat vornehmen lassen, haben der
Forschung einen neuen Anstoß, ja neue Grundlagen gegeben; neben den
scharfsinnigen Rekonstruktionen Leftvre-Pontalis selbst,®) verdienen hier
auch die nicht wenig umsichtigen Ausführungen Albert Mayeux’ Beach-
tung."^) Ich glaube jedoch, de L. lehnt es mit Recht ab, in der Ma-
donna des Tympanons rechts die vom Archidiakon Richer um 1150 ge-
stiftete zu sehen ; damit beraubt man sich allerdings des einzigen direkten
Les Fagades successives de la cathedrale de Chartres au XI® et au XII®
siede, Caen (Delesques, Rue Froide 2 et 4) 1902.
7) Reponse ä Mr E. Lefevre-Pontalis sur son article Les fagades successives etc
par Albert Mayeux, Chartres (Garnier, Rue Noel-Ballay 15), I9°3*
5i8
Literaturbericht.
Datums für die Skulpturen. Es verbleibt, als indirekter Anhalt die Bau-
geschichte der zwei Türme. Mayeux’ Ausführungen zeigen, wie schwer
es ist, hier das Portal an richtiger Stelle einzuordnen. Nach ihm ist
das Portal älter als der jüngere®) Südturm; das rechte Seitenportal
mußte, meint er, etwas zusammengeschoben werden, um für den Turmbau
Platz zu machen. Tatsächlich sind ja die Friese des Tympanons rechts
beschnitten, doch kann unmöglich die Madonna, das Mittelstück des
eigentlichen Bogenfeldes oben, damals allein erneut sein, denn die Figuren
rechts und links, wie die auf den Laibungen sind von ganz dem gleichen
Stil wie sie.
Immerhin bringt de L. auch für Nordfrankreich wichtiges Material bei.
Interessant z. B. die Beobachtung (vgl. Taf. IV und S. 27), daß der Tür-
sturz des linken Seitenportals von La Charite -sur- Loire mit dem des
eben genannten rechten Chartreser Eingangs die auffallendste Überein-
stimmung zeigt; de L. benutzt diese Beobachtung dann, um daran eine
neue Hypothese über den Ursprung der Chartreser Schule überhaupt zu
knüpfen (S. 78f.).®) Sollte nicht aber eher ein Einfluß von Chartres auf
La Charitö als das Umgekehrte vorliegen? Ein Zusammenströmen bur-
gundischer und nordfranzösischer Einflüsse ist in La Charite schon bei
der geographischen Lage wahrscheinlich.^) Minder glücklich als der
Vergleich mit dem Tympanon von La Charite ist das Hineinziehen der
datierten (mir übrigens lange persönlich bekannten) Skulpturfragmente von
Saint-Lazare in Autun. In den männlichen Köpfen wäre hier eher eine
Beziehung zu Saint-Gilles zu entdecken (man vergleiche den Kopf des
Jacobus minor a. S. 105, besonders für die Stirn und das lange hinter
die Ohren zurückgestrichene Haar; für den Bart den Kopf auf Taf. XX);
doch ist zu bedenken, daß annähernd ähnliche Typen auch sonst in der
Bourgogne Vorkommen. Die Skulpturen von Senlis kann man doch wohl
kaum noch zur selben »Familie« rechnen, wie die des Chartreser West-
portals! Dagegen wäre es wichtig gewesen, auf Laon hinzuweisen. Hier
findet sich in dem kleinen musde lapidaire im Palais de justice noch
ein seither übersehener Torso einer männlichen Figur »Chartreser«
Schule in reich geschmücktem, kunstvoll genestelten Schultermantel.
Das Auftauchen dieses Stücks in unmittelbarer Nähe der Laoner Kathe-
drale ist aber darum von besonderem Interesse, weil offenbar ein Teil
der noch an Ort und Stelle befindlichen Laoner Fassadenskulpturen —
das Tympanon mit dem jüngsten Gericht und die zwei innersten, es
®) Das zeitliche Verhältnis der Türme ist durch Lanore sichergestellt.
3) Zu vgl. für La Charite meine Beschreibung der Berliner Bildwerke, die Elfen-
beinbildwerke; Berlin 1900, No. 77.
Literaturbericht.
519
kränzenden Archivolten — derselben Richtung zugehören, wie jene Statue
im Museum; zu beachten auch das Vorkommen derselben kreuzweisen
Verschnürung oben am Schultermantel (der zweite von rechts, in der
Apostelreihe z. B.). — Auch die Beziehungen, die, wie ich glaube, von
dem ostfranzösischen Zweige der Chartreser Schule (Portal in Chalons s. M.)
nach Rouen hinüberführen, sind de Lasteyrie entgangen.
Zum Schluß ein Wort der Verstäridigung. Im Grunde ist die
Genesis der nordfranzösischen Kunst doch wohl nirgends anders zu
suchen als im Genie der nordfranzösischen Meister. Die nordfranzösische
Kunst als Stil (!) ist — eine »Schöpfung«. Daher kann die ihr von außen
gekommene Anregung nur allgemeiner Art gewesen sein. De L. hält
mir mit Unrecht den Gegensatz des Stils in Nord und Süd entgegen.
Habe ich ihn jemals bestritten, ja, hat ihn irgend jemand schärfer be-
leuchtet?
Auf einzelne der Symjotome, die trotzdem für einen Zusammenhang
zu zeugen scheinen, möge hier noch hingewiesen sein.
Interessant ist da z. B., daß sowohl in Chartres wie in Le Mans
die so charakteristischen provenzalischen Zackenbordüren an den Ge-
wändern sich finden. Es ist kein Zickzackband, sondern eine Reihung
kleiner plastisch herausgehobener Zäckchen. Auch die für die proven-
zalischen Ateliers in so hohem Maße bezeichnende knittrige Fältelung
der Oberämel, die ja auf Antelamis erstes datiertes Werk (im Dom zu
Parma) von Arles aus übergegangen ist, findet sich wieder sowohl in
Chartres wie z. B. in Le Mans; wer neben den Ärmel des Königs Salomo
hier eine Auswahl provenzalischer legt, wird kaum behaupten können,
daß es an Anklängen im Arrangement der Falten fehle. Aber auch
sonst zeigen sich solche. Denn gerade jenes eigentümliche Arier Motiv,
das Antelami in Arles aufgriff, sich ganz darein verliebend, jenes Aus-
einanderspringen der Bogenfalten in der Kurve, so daß zwei Rücken ent-
stehen (vgl. meinen Aufsatz in dieser Zeitschr. 1902, S. 420) findet sich
auffallend deutlich wieder in Chartres und Le Mans, z. B. in klassischer
Ausprägung am Mantel des Bärtigen gleich links neben der Öffnung des
Chartreser Hauptportals, dessen Nebenmann (am Halssaum) die Arier
Zäckchen, am Mantel ein ebenfalls provenzalisches Bordürenmotiv (aus
gereihten Blättern bestehend) aufweist. Auch bei dem Salomo in Le
Mans (oder beim David dort) ist das Sichspalten der Faltenrücken
gegeben, beim Salomo, der den »Arier» Ärmel zeigt, der links
von einer Frau steht, die den Arier Zackenstreifen am Mantel auf-
weist. Ist eine solche Häufung provenzalischer Charakteristica, denn um
solche handelt es sich, nicht doch ein wenig auffallend an Figuren, die
wie ich früher gezeigt habe, in ihrem ganzen Entwurf, in der »Erfindung«
5*0
Literatarbericht.
mit Arier Gestalten die merkwürdigste Verwandtschaft haben. — Ich
könnte auch von den Köpfen sprechen und auf die Bildung des Auges
deuten. Man vergleiche z. B. die schwere Bildung des Oberlides beim
Petrus des Arier Kreuzgangs und halte etwa den Frauenkopf ganz links
am Chartreser Mittelportal daneben und dann wieder ein byzantinisches
Gesicht, mit seinen länglicheren Augen. Doch ich will die »These« hier
nicht aufs neue durchfechten; dazu bedürfte es der Abbildungen und
größeren Raumes. — Es sind mir byzantinisch beeinflußte Werke der
Kleinkunst, in Deutschland besonders, bekannt geworden, die auf den
ersten Blick einzelnen Chartreser Statuen sehr nahe scheinen. Dennoch,
ich glaube nicht an einen so engen Zusammenhang der Chartreser und
der byzantinischen Art. Die Abwesenheit gerade der charakteristischen
byzantinischen Gewandmotive ist für den Chartreser thronenden Christus
z. B. bezeichnend usw.
De L. ereifert sich, daß ich früher die Skulpturen von Chartres
(doch nur zum Teil! denn ich habe ein Fortarbeiten durch mehrere Jahr-
zehnte in Chartres angenommen, was de L. gar nicht anführt) für früher
als die (übrigens nicht erhaltenen) von Saint-Denis genommen habe. Ich
habe aber schon vor Jahren (in dieser Zeitschrift 1899, 102) unauf-
gefordert erklärt, daß wahrscheinlich Saint-Denis der zeitliche Vorrang
gebühre und damit zugleich den von der Languedoc gekommenen Ein-
flüssen. Im übrigen — für den Einfluß und die Bedeutung der Schulen
entscheidet denn doch noch etwas anderes als der Kalendermann. Müssen
wir nicht in unserer eigenen Existenz bisweilen erleben, daß uns jüngere
unversehens über den Kopf wachsen? So wars mit Chartres und Saint-
Denis. In Chartres offenbart sich (gegenüber den Fassadenskulpturen
am Baue Sugers) die bei weitem größere, die »bahnbrechende« Begabung.
So kommt es, daß die meisten kleineren Werke der Richtung sich um
Chartres und nicht um Saint-Denis gruppieren, das heißt, mit Chartres
beginnt gleichsam ein eigener Stammbaum, dem selbst die Pariser Werke
dieser Richtung im wesentlichen zugehören. Dies ist für das nicht er-
haltene Portal von Saint-Germain-des-Pres z. B. an der Bildung der Sockel
noch deutlich zu spüren, aber auch aus der Zeichnung der Figuren (auf
dem alten Stiche, Abb. bei de L. S. 40), besonders der zwei Frauen-
gestalten noch herauszufühlen. Der zeitliche Vortritt von Saint-Denis ändert
an diesen Filiationen nichts. — Saint-Denis Bedeutung und Einfluß tritt
dann wieder mit dem Königsportal des Nordtransepts in den Vordergrund.
Doch sprechen wir nochmals dem hochverehrten Meister unseren
Dank für die reiche Gabe aus! Vö^e.
Ausstellungen.
Die Ausstellung muhammedanischer Kunst in Paris.
Von Fr. Sarre.
In den Monaten Mai und Juni 1903 fand im Pavillon de Marsan
des Louvre in Paris eine Ausstellung muhammedanischer Kunstwerke
(Exposition des Arts Musulmans) statt. Die Union des Arts Decoratifs,
deren kunstgewerbliche Sammlung in diesem zu einem Museum umge-
wandelten Flügel des Louvre nach jahrelanger Heimatlosigkeit wiederum
Unterkunft gefunden hat, hatte das Unternehmen veranstaltet und zwar
in räumlicher Verbindung mit dem bisher zur Aufstellung gelangten
Besitzstände des Museums, mit der orientalischen Abteilung, deren Glanz-
stücke aus der bekannten Sammlung Albert Goupil stammen. Um das
Zustandekommen der Ausstellung haben sich vor allem Louis Metman,
Gaston Migeon und Raymond Koechlin verdient gemacht; sie haben mit
großem Verständnis und in weiser Beschränkung aus dem Besitz der
Pariser Sammler und einiger Händler nur das Beste ausgewählt; das
Ausland war durch eine hervorragende Bronzeschale des Herzogs von
Arenberg in Brüssel und durch einige Teppiche und Bronzen des Schrei-
bers dieser Zeilen vertreten. Die Aufstellung der Kunstsachen in einem
Oberlichtsaale und drei großen Seitenräumen konnte mustergiltig genannt
werden. Die so schwer zu rechter Wirkung kommenden Teppiche hatte
man auf den hellen, z. T. mit Stoff bespannten Wänden in bester Be-
leuchtung aufgehängt; in nicht zu großen Vitrinen die kleineren Kunst-
werke so untergebracht, daß jedes Stück für sich betrachtet werden konnte.
Im Vestibül dienten als Einführung in die Welt des Orients einq Samm-
lung von photographischen Aufnahmen bemerkenswerter Architekturen, ferner
eine Auswahl von Lichtdruck- und Farbentafeln aus einem im Erscheinen
begriffenen deutschen Werke, den »Denkmälern Persischer Baukunst«.
Die Ausstellung war nicht die erste ihrer Art. In Paris hatten
schon 1878 und 1893 kleinere Vorführungen orientalischer Kunstwerke
stattgefunden; in London hatte im Jahre 1885 der Burlington Fine Arts
522
Ausstellungen.
Club in einer Exhibition of Persian and Arab Art den Besitzstand eng-
lischer Privatsammlungen auf diesem Gebiet gezeigt; fünf Jahre später
war die imposante Wiener Teppichausstellung gefolgt und 1897 und 1899
zwei kleinere Privatausstellungen, die der F. R. Martinschen Sammlung in
Stockholm und die des Verfassers im Kgl. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin.
Die diesjährige Veranstaltung in Paris übertraf alle früheren, und sie
hat dadurch, daß sie nur Ausgevvähltes vorführte, auch dem Fernerstehen-
den einen Begriff von der künstlerischen Bedeutung des muhammedanischen
Orients zu geben vermocht. Der Forscher auf diesem Gebiete fand ein
reiches Studienmaterial, dessen Ausnutzung ihm in liberalster Weise er-
möglicht wurde.
In den französischen Zeitschriften ist über die Ausstellung mehr-
fach berichtet worden. Reich illustrierte Artikel hat G. Migeon in Les
Arts (Nr. 16) und in der Gazette des Beaux-Arts (551 livr.), R. Koechlin
in der Revue de l’Art (Nr. 75) veröffentlicht. Eine größere Publikation,
100 Lichtdrucktafeln in Folio ohne begleitenden Text, hat Migeon soeben
herausgegeben. In der deutschen Presse hat der bekannte Orientalist
M. Hartmann in einem längeren Aufsätze (Tägliche Rundschau Nr. 141)
auf die Bedeutung der Ausstellung hingewiesen und zu ihrer Besichtigung
aufgefordert. Es ist bezeichnend für das mangelnde Interesse, das man
in Deutschland dem islamischen Kunstgebiet entgegenbringt, daß unsere
Tages- und Kunstzeitschriften die Ausstellung fast vollständig ignoriert
haben, während sie es sich sonst niemals versagen, auch auf die unbe-
deutendsten Erscheinungen des Pariser Kunstlebens hinzuweisen.
Ein in zwei Auflagen erschienener Katalog beschränkte sich auf
kurze Beschreibungen; er enthielt außerdem Daten und sonstige Angaben,
die Max van Bereitem aus arabischen, M. Huart aus persischen Inschriften
entziffert hatten. Manche Angaben des Kataloges haben nicht allgemeine
Zustimmung gefunden, worauf im folgenden hingewiesen werden wird.
Das interessanteste Gebiet der islamischen Kunst, auf dem noch
viele Fragen zu lösen sind, ist unstreitig die Keramik. Als ältestes
Stück (»perse-sassanide au debut de e’ Högire«) verzeichnete der Ka-
talog das Bruchstück einer großen unglasierten Tonvase mit mensch-
lichen und Tierfiguren in starkem Relief. (Nr. 312. — Comtesse de Bearn).
Die darauf vorkommende arabische Inschrift mit ihren weichen Charakteren
(Ne.skhi-Schrift) ist jedoch nicht vor dem 10. Jahrh. im Gebrauch gekommen,
und die Vase muß deshalb, abgesehen von stilistischen Gründen, frühestens
dem II. — 12. Jahrhundert zugeschrieben werden. Gleichartige Vasen-Bruch-
stücke befinden sich im India-Museum in London (Nr. 340, 1899) und
im Pariser Kunsthandel (Ant. Brimo), sowie ein Vasendeckel im British
Museum, wo als Fundort Rhages in Nord-Persien angegeben wird.
Ausstellungen.
523
Wahrscheinlich syrisch-mesopotamischer Herkunft der gleichen Zeit
dürften zwei ebenfalls als archaisch bezeichnete Fayencen gelten, die zu
den am meisten bewunderten Ausstellungsobjekten gehörten. Der künst-
lerische Reiz dieser beiden Vasen (Nr. 313, 314 — Qesse de Bearn, .R.
Koechlin, Abbg. Les Arts p. 6) beruht in der einfachen Form verbunden
mit überraschend schöner Färbung, deren Wirkung, durch Irisation noch
gehoben wird. Der Grund ist hellblau, während eine ornamental stilisierte
Inschrift in schwazer Farbe und starkem Relief den Körper umgibt.
Persischer Herkunft ist eine mit dichter hellblauer Glasur überzogene
Reliefware, von der eine kleine Schale mit Inschriftfries (Nr. 409 — H. d’Alle-
mange, Abbg. Les Arts p. 6), eine kleine Flasche mit Jagddarstellungen (Nr. 40 7
_ ctesse de Bearn), eine Fliese mit charakteristisch aufgefaßten Kamelen
(Nr. 410 — A. Rouart) und endlich ein primitives Aquamanile (Nr. 408
— H. d’Allemagne) zu nennen sind. Diese genannten Stücke sind alter-
tümlich, z. T. in Chorasan gefunden und stimmen mit ähnlichen im
British Museum befindlichen und vom Verfasser aus Persien mitgebrachten
Tonwaren überein; sie dürften dem 12. Jahrhundert angehören, wenn
sich auch dieselbe Technik dort noch länger erhalten hat.
Eine Erfindung des muhammedanischen Orients sind die in Gold-
lüster bemalten Fayencen. Der aus einer feinen Schicht von Kupfer
und Schwefelsilber bestehende Lüsterdekor wurde auf der Glasur aufge-
getragen und in einem zweiten Brande fixiert. Als die ältesten uns be-
kannten Lüsterfayencen gelten die angeblich aus dem Ende des 9.
Jahrh. stammenden Fliesen in der großen Moschee von Kairuan in Nord-
afrika; sie sollen aus Bagdad stammen und weisen auf Mesopotamien
hin, wo man in Rakka am Euphrat seit einigen Jahren eine Fülle von
lüstrierter Ware, Scherben und im Brand mißglückte, d. h. an Ort und
Stelle hergestellte Gefäße gefunden hat. Der Ton des Lüsters ist braun-
rot, der der Glasur geblich. Unter der großen Anzahl von Rakka-Fund-
stücken waren besonders ein kleines als Koranständer benutztes Taburett
(Nr. 315 — M. Homberg) als ältere, aus dem 12. Jahrh. stammende
Arbeit, andere Stücke aus dem Besitz von MM. Koechlin und Mutiaux
(Abbg. Les Arts p. 3 und 8) als jüngere Arbeiten (13. Jahrh.) bemerkenswert.
In Ägypten finden sich in den Schutthügeln von hostat, dem alten
Kairo, lüs Vierte Scherben, die mit der Rakka-Ware große Ähnlichkeit
haben. Daneben sind für die ägyptische Keramik Tongefäße mit vor-
wiegend brauner und gelber Bemalung, teilweis mit eingeritztem Muster,
charakteristisch; sie gehören dem 13. — 15- Jahrh. an. Ein intaktes Ge-
fäß wie die auf einem Fuß ruhende Schale von M. Koechlin (Nr. 340),
gehört zu den größten Seltenheiten.
Auch nach Osten, nach Persien, ist die Technik der Lüstrierung
5*4
Ausstellungen.
von Mesopotamien aus verpflanzt worden. Die Ruinenstätte von Rhages
bei Teheran (zerstört 1212) zeigt Scherben von lüstrierten Gefäßen, für
welche neben ornamentaler Dekoration impressionistisch gezeichnete
Figuren besonders charakteristisch sind. Ein intaktes Beispiel dieser
letzteren Art, wie die vor kurzem in den Besitz des Louvre gelangte
Vase mit sitzenden .weiblichen Figuren (Abb. Les Arts Nr. i, p. 17),
fehlte auf der Ausstellung; dagegen waren zwei kleinere, ornamental be-
handelte Stücke vorhanden, eine Blumenvase (Nr. 416 — M. Kelekian)
und ein kleiner Topf (Nr. 371 — Qesse de Bearn), letzterer fälschlich
als syrisch bezeichnet. Am bekanntesten sind die persischen lüstrierten
Fliesen, welche zur Innendekoration von Moscheen und Mausoleen ver-
wandt wurden. Man unterscheidet Kreuz- und Sternfliesen, die anein-
andergereiht, eine sockelartige Bekleidung der Wände bildeten, und recht-
eckige Reliefplatten mit Inschriften, aus denen man die Gebetsnische
(Mihrab) zusammensetzte. Hier nahm die Mitte eine kleine, von Säulen
flankierte Nischendarstellung mit einer herabhängenden Lampe ein. Diese
Lüsterfliesen sind schon seit längerer Zeit wegen ihrer koloristischen
und zeichnerischen Vollendung in Europa geschätzt und deshalb aus
Persien selbst fast vollständig verschwunden. Bekannt sind die orna-
mental dekorierten großen Kreuz- und Sternfliesen aus Veramin im
nördlichen Persien, von denen R. Koechlin ein 1262/63 n. Chr. (661 d. H.)
datiertes Exemplar (Nr. 450) ausgestellt hatte. Seit zwei Jahren befindet
sich in Paris, von einem Perser zum Verkauf hingebracht, ein pracht-
voller großer Mihrab aus Lüsterfliesen, das einzige, vollständig intakt
ins Ausland exportierte Stück. Es trägt -gleichfalls das Datum 1262/63,
und scheint demnach gleichfalls aus der Moschee von Veramin zu
stammen. Verkaufsverhandlungen mit dem South Kensington Museum
haben bisher zu keinem Resultat geführt. Von diesen Lüsterfliesen, so-
wohl den Sternen mit figürlichen Darstellungen, wie den von Gebets-
nischen stammenden Platten waren eine Reihe von vortrefflichen Bei-
spielen ausgestellt, vor allem aus der Sammlung von M. Manzi (Nr. 427
bis 430, Abbg. Les Arts, p. 2, 4, 6). Gleichzeitig mit den Lüster-
fliesen verwandte die persische Architektur des 13. — 14. Jahrhunderts
auch einfarbig, blau und grün bemalte Fliesen, deren Reliefmuster mit
Blattgold überhöht ist. Von der kostbaren Technik des Fayencemosaiks,
der zuerst in der Mitte des 13. Jahrhunderts an den Seldschukenbauten
von Konia in Kleinasien nachgewiesenen Technik persischer Herkunft,
waren Beispiele aus der im Beginn des 15. Jahrhunderts erbauten
Blauen Moschee in Tebriz (Nr. 520 — M. Kelekian) und zwei Bruch-
stücke von Timuridenbauten in Samarkand (Nr. 406 — M. Kevorkian)
vorhanden. Derselben Herkunft (aus Samarkand) war eine prachtvolle.
Ausstellungen.
525
aus geschnittenen und dann hellblau glasierten Fliesen zusammengesetzte
Portalumrahmung (Nr. 405 — M. Sivadjian).
Syrischen Fabriken des 13. — 14. Jahrhunderts gehörten mehrere
Gruppen von mittelalterlichen Gefäßen an, von denen eine meist als
sikulo-arabisch bezeichnet wurde. Sie ist durch ein auf der Ausstellung
wiederum zutage gekommenes, bezeichnetes Stück nunmehr endgiltig
nach Damaskus lokalisiert worden. Die betreffende Vase (Nr. 368 —
Ctesse de Bearn) hat eiförmigen Körper und kurzen Hals; sie stammt
aus der Sammlung des Duca di Verdura, deren Katalog (Rom 1894;
Nr. 273) ein Faksimile der Inschrift wiedergibt. Letztere nennt Damaskus
als Herstellungsort. Die dünn geformten Gefäße dieser Art haben eine
dunkelblaue, besonders glänzende Glasur, auf der geometrische Muster
und Inschriften in grünlich-gelbem Goldlüster aufgetragen sind. Der
Louvre und die Sammlung von S^vres besitzen zwei kleine geradwan-
dige Schalen, die nachweislich gleichfalls aus Damaskus stammen (gütige
Mitteilung von M. Marquet de Vasselot); ein drittes, gleichartiges Stück
befindet sich in meinem Besitze.
Zu einer zweiten mittelalterlichen syrischen Gruppe, deren Her-
stellungsort leider noch nicht erkannt worden ist, gehören neben
bauchigen Vasen sogen. Apothekerkrüge (Albarellos), deren blaue und
schwarze Zeichnung ohne Anguß auf den Scherben gemalt ist. Das
Muster besteht in Tieren, vor allem Vögeln, auf gemustertem Grunde
(Nr. 370 — Ctesse de Bearn; Abb. Les Arts, p. i; Revue de l’Art,
p. 412) oder in geometrischem Muster mit ovalen Palmetten-Medaillons
und Inschriften (Nr. 359, 360 — M. Boy und M. Gillot; andere Bei-
spiele abgeb. bei H. Wallis, The oriental Influence on Italien ceramic
Art, Fig. 4 — 7). Manchmal ist auch der Grund hellblau oder grün
glasiert, wie ein Beispiel des Louvre zeigt.
Seit dem 15., vor allem im 16. u. 17. Jahrhundert sind Syrien und dem
türkischen Kleinasien die fälschlich Rhodus-Fayencen genannten kera-
mischen Erzeugnisse eigentümlich. Wie die gleichzeitigen Wandfliesen,
von denen keine besonders hervorragenden Beispiele vorhanden waren,
zeigen auch die Gefäße die charakteristischen Blumen: Nelke, Hyazinthe,
Tulpe und Rose auf weißem Grunde. Die ausgestellten Teller, Vasen
und Flaschen der kleinasiatischen Gruppe wurden übertroffen durch
mehrere Beispiele der Damaskus-Gruppe, bei der das leuchtende Bolus-
rot durch ein gedämpftes, oft ins Graue spielendes Manganviolett ersetzt
ist. Mehrere solcher Damaskus-Teller aus dem Besitze von R. Koechlin
(Nr. 377 — 380; Abbg. Les Arts 7) gehören zu den besten keramischen
Erzeugnissen des Orients; Zeichnung sowohl wie Farbe der halb stili-
sierten, halb naturalistisch gestalteten Blumen sind unübertrefflich. Eine
526
Ausstellungen.
dritte, wie ein bezeichnetes Stück im British Museum angibt, in Kutahia
in Kleinasien hergestellte Gruppe derselben Zeit beschränkt sich auf Blau-
malerei. Die Musterung ist ornamental mit persischem Arabesken- und
Rankenwerk, daneben kommen Inschriften und chinesische Motive vor.
Ein Moschee-Leuchter (Nr. 522 — M. Lyon), eine Moschee-Lampe (Nr. 525
— M. Homberg; Abbg. Les Arts, p. 7), mehrere tiefe Schüsseln und
Teller vertraten auch diese kleinasiatische Fabrik vortrefflich.
Von gleicher Mannigfaltigkeit ist die spätere Keramik in Persien,
wo sie zur Safidenzeit (1502 — 1736) eine neue Blüte erlebt. Auch die
Lüstertechnik lebte von neuem auf. Man dekorierte Kannen, Vasen,
Schalen auf weißem sowohl wie auf blauem Grunde mit naturalistischen
Blumen- und Arabesken-Mustern in Verbindung mit chinesischen Motiven.
Eine Reihe von diesen glänzenden, aber künstlerisch mit der mittelalter-
lichen Lüsterware nicht zu vergleichenden Gefäßen waren ausgestellt
(Nr. 454 — 474 bis; Abb. Les Arts, p. 8). Daneben fehlten nicht die in
Nachahmung des chinesischen Porzellans hergestellte persische Blaufayence
und einige Flaschen mit Reliefmustern meist figürlicher Art und mit grüner
oder gelblicher Glasur (Nr. 486 — 490).
Eine Sammlung von der späteren, dem 18. — 19. Jahrhundert an-
gehörenden bunten Kutahia-Ware (Nr. 534 — 558; Abb. Les Arts, p. 10)
mag nur kurz erwähnt werden.
Auch nach dem Westen der islamischen Welt, nach Spanien, war
die Lüstertechnik schon im frühen Mittelalter gekommen; die Fabrik
von Malaga war seit dem 13. Jahrhundert besonders berühmt. Von
solchen äußerst seltenen, frühen spanischen Lüstergefäßen, zu denen die
Alhambra -Vasen gehören, zeigte die Ausstellung keine Beispiele, dagegen
waren die Fabriken des 15. und 16. Jahrhunderts gut vertreten; ein
Teller mit der Darstellung des hl. Georg erregte besonderes Interesse
(Nr. 601 — M. Sig. Bardac; Abbg. Les Arts, p. 9).
Schon seit geraumer Zeit stehen die mittelalterlichen gold-
emaillierten Gläser in hoher Wertschätzung. Sie sind nach den
neuesten Forschungen in Syrien und Palästina hergestellt worden, auf
Grund antiker Tradition ; denn schon die phönizische Glasfabrikation des
Altertums war berühmt, und ihre Erzeugnisse sind formal und technisch
die Vorgänger der mitteralterlichen; andererseits werden noch heut in
Hebron kleine Lampen in der Form der bekannten mittelalterlichen Mo-
scheelampen gefertigt. Bei den ältesten Stücken dominiert die Vergoldung,
die überhaupt technisch die Hauptsache ist, da sie die Umrisse und
meist auch die Unterlage für die Emaillierung bildet. Das Österreichische
Handelsmuseum hat im Jahre 1898 in einem Prachtwerke den Bestand
an diesen orientalischen Glasgeiäßen publiziert. Bei der Ausstellung war
Ausstellungen.
537
wiederum eine Reihe von bisher unbekannten Exemplaren zum Vorschein
gekommen; es waren ungefähr 50 Stück ausgestellt, ein Drittel aus Roth-
schildschem Besitze. Ein verhältnismäßig frühes Datum (1295 — 97) trug
ein Lampenfragment (Nr. 637 — Mme. Delort de Gl^on), und nicht
viel jünger mag ein kleines Flacon mit einem Adler-Wappen und den
Titeln eines Mamluken-Sultans von Ägypten sein (Nr. 638 — M. Peytel).
Zwei Flaschen mit langem Hals, die eine mit figürlichen Darstellungen
(Nr. 647 — M. Bardac), die andere mit einer Inschrift (Nr. 648 — M.
Gustave de Rothschild; Abbg. Les Arts p. 32) sind hervorragende Stücke
aus der Mitte des 14. Jahrhunderts; ebenso zwei etwas spätere gerad-
wandige Schalen aus dem Besitz des Marquis de Vcgüd. Sehr groß war
die Zahl der ausgestellten Lampen, meist für Cairener Moscheen des
14. — 15. Jahrhunderts angefertigt (Abbg. Les Arts p. 25), und unter
ihnen eine aus blauem und eine aus gelblichem Glas gefertigte Lampe
von besonderer Schönheit (Nr. 986. 987 — M. Alph. de Rothschild).-
Wir kommen zu den silber- und goldtauschierten Bronzen!
Sie sind neben den goldlüstrierten Fayencen und goldemaillierten Gläsern
die hervorragendsten künstlerischen Erzeugnisse des mittelalterlichen Orients,
und ein gewisser Zusammenhang zwischen diesen drei Techniken, deren
Höhepunkt gemeinsam in das 13. — 14. Jahrhundert fallt, ist unverkennbar.
Sie scheinen aus dem Bestreben hervorgegangen zu sein, für die durch
den Koran verbotenen Edelmetall-Geräte einen äußerlich gleich glänzen-
den Ersatz zu schaffen. Die erste wissenschaftliche Behandlung dieser
Bronzen rührt von G. Migeon her (Gaz. des Beaux-Arts t. XXII. u. XXIII).
Er verlegt die Heimat der islamischen Bronzetechnik in das erzreiche
obere Tigristal ; von hier aus, vor allem von Mossul, sei dann die Technik
nach Syrien, Ägypten und Yemen einerseits und andererseits nach Persien
gewandert. Die Inschriften, die sich auf den Metallarbeiten finden, geben
uns durch Titel und Namen muhammedanischer Fürsten, durch die Angabe
-der ausführenden Handwerker und ihrer Heimat wichtige Anhaltspunkte;
doch ist bisher auf diesem Gebiete nur die Grundlage gegeben. Es gilt
vor allem, um bestimmte Fabriken und Schulen aufstellen zu können,
ein größeres Material zusammenzubringen, das durch die Pariser Aus-
stellung bedeutend vermehrt worden ist.
Zu den ältesten, von Migeon der Stadt Mossul selbst zugeschrie-
benen Bronzen gehören diejenigen, bei denen die Silbertauschierung
in geringem Maße vorhanden und nur durch feine Linien angedeutet ist;
deren weiteres Merkmal in getriebenen Reliefverzierungen oder frei her-
ausgearbeiteten Tierfiguren, Löwen oder Vögeln, besteht. Als ältestes
datiertes Stück gilt eine Kanne vom Jahre 1190 n. Chr. (Nr. 85 — M.
Piet-Lataudrie; Abbg. Gaz. d. B. Arts p. 359). Wie mir Herr Prof.
Repertoi-ium fm* Kunstwissenschaft, XXVI. 36
Ausstellungen.
528
M. Hartmann mitteilt, enthält die Inschrift außerdem das Wort Nacht-
schewan, so daß es sich also hier wahrscheinlich um keine direkt in
Mossul gefertigte Arbeit handelt. Mit dieser Herkunft von dem armenisch-
persischen Hochlande stimmt es überein, daß eine Reihe gleichartiger mir be-
kannter früher Bronzen mit Reliefverzierungen in Persien gefunden sind,
und daß der imposante Leuchter mit zwei Reihen von Löwen und auf-
gesetzten Vögeln (Nr. 72 — M. Piet-Latandrie; Abbg. Les Arts p. 15)
neben der arabischen eine armenische Inschrift trägt. Die Basis eines
gleichen, aus Persien stammenden Leuchters befindet sich seit kurzem
im India Museum in London (Ni'. 247, 1902). Zu derselben Gruppe
aus dem Anfang des 13. Jahrh. gehören mehrere gleichgestaltete Henkel-
kannen mit geriefeltem Körper und Löwenreliefs am Halse, die sich in
Paris im Louvre und im Musee des Arts Decoratifs, in London im
British und India Museum befinden, und von denen der Verfasser ein
gleichfalls in Persien gefundenes Stück ausgestellt hatte (Nr. 66). Auch
hier ist neben der Einlage von Rotkupfer, einem Merkmal der ältesten
Stücke, die von Silberfäden noch eine geringe.
Eine weitere frühe Arbeit, die vom Verfasser in Persien gefunden
wurde, ist eine nur Rotkupfer als Tauschierung aufweisende kleine Bronze,
die primitiv in der Form und archaisch in der Inschrift den Namen des
aus Nischapur in Chorasan gebürtigen Verfertigers trägt (Nr. 172). Per-
sischer Herkunft sind ferner eine Reihe von großen Schüsseln mit ge-
zackten Rändern. Ein älteres, wohl noch der Mitte des 13. Jahrhunderts
angehörendes Stück (Nr. 173) zeigt ein schon von Migeon mit Recht bei
den persischen Arbeiten hervorgehobenes Merkmal, das Vorwiegen figür-
licher Darstellungen, die in Medaillons angeordnet häufig die ganze Ober-
fläche bedecken.
Das bemerkenswerteste Stück dieser Abteilung und dem bekannten
»Baptist^re de St. Louis« in Louvre kaum nachstehend war das große
Becken aus altem Familienbesitz des Herzogs von Arenberg, wie ein auf
dem Boden angebrachtes Wappen beweist (Nr. 70 — Abbg. Gaz. d. B.
Arts S. 3*6o). Es zeigt in reicher Silberinkrustation die Technik in ihrer
höchsten Entwicklung. Eine Inschrift im Innern nennt den Namen des
ägyptischen Aijubidensultans Malik Salich Nadschmeddin (1240 1249); es
sind ferner außen ein großer Fries mit Polo spielenden Reitern, orna-
mentale Borten und sechs runde Medaillons mit christlichen Darstellun-
gen (Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi, Auferweckung des
Lazarus, Einzug in Jerusalem, Abendmahl), sowie wiederum im Innern
eine Reihe von christlichen Heiligen unter Säulenarkaden angebracht.
Es kann als ^Beispiel für die Toleranz oder sogar für die in dieser Zeit
nicht verwunderliche Hinneigung der* orientalischen Fürsten zum Christen-
Ausstellungen.
529
tum gelten; wenn es auch nicht ausgeschlossen erscheint, daß das Stück
nur einen Segensspruch auf den betreffenden Herrscher enthält und für
einen christlichen Untertan angefertigt ist. Christliche Darstellungen sind
auf den Bronzen dieser Zeit nicht ungewöhnlich, wie eine von M. O. Homberg
ausgestellte Kanne zeigte (Nr. 90 — Abbg. Les Arts S. 16). Als weitere
hervorragende Arbeiten des 13. Jahrhunderts auf der Ausstellung mögen
ein Leuchter und eine Kanne von R. Koechlin (Nr. 87, 76 — Abbg. Les
Arts S. 14), sowie ein Schreibzeug derselben Sammlung mit dem Datum
1245 (Nr. 77 aus der ehemaligen Sammlung Ch. Schefer stammend) an-
geführt werden.
Wie wir schon andeuteten, ist es gewagt, die frühen Arbeiten des
13. Jahrhunderts als in Mossal selbst gefertigte oder als persische, ägyp-
tische oder syrische unterscheiden zu wollen. Allerdings nennen sich
öfter, wie Migeon a. a. O. ausführt, aus Mossul gebürtige Handwerker
und geben auch mänchmal an, daß sie an einem anderen Ort, z. B. in
Cairo, das betreffende Stück gefertigt haben.
Erst später, im 14. und 15. Jahrhundert, machen sich in den ver-
schiedenen Ländern besondere Eigentümlichkeiten geltend. So zeigen die
in Ägypten hergestellten Arbeiten zu dieser Zeit so viele übereinstimmende
Merkmale im Stil der ornamentalen Dekoration, der Blumen etc., daß
sie auch ohne inschriftlichen Beweis als ägyptisch erkannt werden können.
Ägyptischer Herkunft aus dem 14.— 15. Jahrhunderts ist z. B. ein
Leuchter von Ch. Gillot (Nr. 162 — Abbg. Les Arts S. 14) mit einem großen
Inschriftfries, eine Schale aus meinem Besitz (Nr. 148), deren Silberinkru-
station sich besonders gut erhalten hat, eine große Schüssel aus der
Sammlung H. d’Allemagne (Nr. 138), bei der wiederum die Inschriften
dominieren und in arabischer und lateinischer Schrift den Namen und
Titel Hugos IV. von Lusignan, Königs von Cypern (1324—61) nennen.
Während ein kleiner Adler (No. 133 — M. Homberg) als frühe, noch der
Fatimidenzeit angehörende Bronzearbeit — ein Gegenstück befindet sich im
Louvre — angesehen wurde, nannte ein eiserner, goldtauschierter Schlüssel
die Namen der Mamlukensultane Barkuk und Feradj (Nr. 238 Ch. Gillot).
Eine Art Wappen, das den Rasulidensultanen von Yemen eigen-
tümlich ist, gab die Veranlassung, eine Reihe von Bronzen, die den
ägyptischen ähnlich sind, aber doch wieder besondere Eigentümlichkeiten
zeigen, als in Yemen gefertigte Arbeiten anzusehen. Die Inschriften be-
stätigten meist diese Zuweisung. Diese Gruppe war durch eine flache
Schüssel und einen Leuchter aus dem Besitze von M. Hugues Kraft
(Nr. 140, 17 1 bis) und durch einen zweiten Leuchter von Mme Delort
de Gleon vertreten (Nr. i68), die dem Louvre vor kurzem eine gleich-
falls aus Yemen stammende, große Platte als Geschenk überwiesen hat.
36*
530
Ausstellungen.
Der westislamischen Kunst gehörte ein Aquamanile in der Form
eines Löwen an, der in der Verwandtschaft mit spanisch-maurischen Denk-
mälern z. B. den Löwen am Brunnen der Alhambra seine Herkunft nicht
verleugnet (Nr. 231 — Mme Ernesta Stern; Abbg. Les Arts S. 13). Die
ungefähr dem 12. — 13. Jahrhundert angehörende, mit ornamentalen Gra-
vierungen bedeckte Bronze ist roh in der Form und erinnert an den
Bronzegreifen im Camposanto von Pisa. Das- seltene Stück stammt aus
Valencia in Castilien und gehörte früher den Sammlungen Fortuny (Katalog
Nr. 67) und Eugene Piot (Katalog Nr. 51) an.
Eine Reihe der bekannten sogen, mongolischen Helme, von denen
einer den Stempel des Arsenals von Konstantinopel trägt (Nr. 247 —
R. Koechlin; Abbg. Les Arts S. 20), waren ebenso bemerkenswert wie
die Waffensammlung von M. Holstein (Nr. 268 — 292), unter der sich
einige gute persische und indische Stücke befanden.
Von den ausgestellten Azziministenarbeiten, den tauschierten Bronzen,
die unter orientalischem Einfluß in Venedig im 16. Jahrhundert gefertigt
wurden, trägt ein Stück den Namen des Verfertigers »Machmuds des
Kurden« (Nr. 215, M. Charles Manheim). Er ist uns durch eine gleich-
falls bezeichnete Arbeit im South Kensington Museum bekannt.
Unter den Elfenbeinarbeiten nahm die erste Stelle ein kleines
Kästchen (Nr. 9 — Mme Chabri^re-Arl^s; Abbg. Les Arts S. 28) mit
tief eingeschnittenem, sarazenischem Palmettenmuster und einer kufischen
Inschrift um den Deckelrand ein. Es ist im Jahre 355 d. H. (965/66
n. Chr.) in as-Zahra, der Omaijaden-Residenz bei Cordova, gefertigt wor-
den und stimmt fast vollständig mit einem Kästchen des Louvre über-
ein, das aus der Sammlung Albert Goupil (Katalog Nr. 249) stammt und
sogar die gleiche Jahreszahl trägt. Diesem hervorragenden Stücke schließt
sich eine Runddose an (Nr. 12 — Comtesse de Bearn; Abbg. Les Arts
S. 28), die einer nicht viel späteren Zeit, dem 10. — 1 1. Jahrhundert, zu-
geschrieben werden muß. Verschlungene Bänder bilden hier Medaillons,
in denen neben Palmetteii auch Vögel und paarweis gestellte Gazellen,
letztere wie häufig bei spanisch-arabischen Arbeiten mit verschlungenen
Hälsen, angebracht sind. Der Deckel scheint eine spätere Arbeit des
13. — 14. Jahrhunderts zu sein.
Zwei Kreuzarme ferner mit einem Rankenfries und allerhand Fabel-
tieren dazwischen sind seit der Ausstellung von 1878 bekannt (Nr. 13 —
M. Doistau; Abbg. Les Arts S. 19) und von Darcel in der Gazette des
Beaux-Arts publiziert worden; es sind typische Beispiele für die unter
maurischem Einfluß stehende spanisch-mittelalterliche Kunst des 12. Jahr-
hunderts.
Neben diesen skulpierten Elfenbeinarbeiten waren eine Reihe von
Ausstellungen.
531
runden und viereckigen Kästchen ausgestellt, deren Dekoration in teil-
weis vergoldeten Umrißzeichnungen besteht. Sie sind vor allem in den
Kirchenschätzen von Spanien und Süditalien zutage gekommen, und es
ist schwer zu entscheiden, ob es sich um orientalische (ägyptisch-syrische)
oder um europäische, unter arabischem Einfluß stehende Arbeiten han-
delt. Die letztere Hypothese dürfte mehr Wahrscheinlichkeit für sich
haben. Als Beispiel erwähnen wir eine runde Vase, anscheinend dem
13. Jahrhundert angehörend, mit Jägern und Pfauen (Nr. 26 —
M. Homberg; Abbg. Les Arts S. 28). Ein festes Datum, Mitte des
14. Jahrhunderts, gibt die Inschrift für eine kleine, mit Sternmuster be-
deckte Dose (Nr. 25 — M. Edm. de Rothschild); ein anderes mit Holz-
marqueterie verziertes Elfenbeinkästchen (Nr. 16) aus demselben Besitz ist
für den Schatz Sultan Bajazeids im Jahre 1483 von einem aus Brussa ge-
bürtigen Künstler gefertigt worden.
Wenn auch auf dem Gebiet der Teppiche die Ausstellung nicht
mit der großen Wiener Teppichausstellung vom Jahre 1885 rivalisieren
konnte, so waren doch im Verein mit dem Bestände des Musee des Arts
döcoratifs eine Reihe von prachtvollen altpersischen Teppischen im Pa-
villon de Marsan vereinigt. Wohl das älteste, vielleicht noch dem
15. Jahrhundert, keinesfall jedoch, wie der Katalog angibt, dem 14. Jahr-
hundert angehörende Stück war ein Gebetsteppich (Nr. 662 — M. Ke-
lekian; Abbg. Gazette des B. Arts S. 368), mit persischem, sehr fein
gezeichnetem Rankenwerk und Inschriften auf rotem Fond. Altpersische
Gebetsteppiche sind äußerst selten; ein ähnliches, besser erhaltenes
Stück befand sich in der Kollektion Albert Goupil (Katalog Nr. 5) und
ist von Lavoix in der Gaz. d. B. Arts (t. XXXII. S. 307) beschrieben
worden.
Die sogen. Tierteppiche des 16. Jahrhunderts vertrat am besten
ein kleines, in Seide geknüpftes Stück aus dem Besitz von M. Peytel
(Nr. 663 — Abbg. Les Arts S. 18), dessen Mitte von kämpfenden Tieren
eingenommen wird, während die Borte in den Palmetten stilisierte Löwen-
köpfc zeigt, wie sie am Teppich des Museums Poldi-Pezzoli in Mailand
Vorkommen. Ein weiteres, sehr fein in Wolle geknüpftes Exemplar dieser
Gattung war der Teppich des Verfassers mit kämpfenden Tieren und
Arabeskenwerk auf rotem Grunde (Nr. 673 — Abbg. Gaz. d. B. Arts
S. 363). Im Vergleich zu ihm zeigte der Jagdteppich von M. Maciet
(N. 672 — Abbg. Les Arts S. 23) grobe Knüpfung, war aber wegen
der ausgesprochen chinesierenden Zeichnung von besonderem Interesse.
Eine Schmalseite des Oberlichtsaales wurde von der Hälfte eines ge-
waltigen, aus dem gleichen Besitz stammenden Stückes eingenommen,
das in der Farbengebung und Zeichnung an den Teppich in der
532
Ausstellungen.
Renaissance- Abteilung des Berliner Museums erinnert. Auf gelbem Fond
sind naturalistische Bäume (Cypressen) und allerhand Tiere wiederge-
geben (No. 671 — Abbg. Les Arts S. 27). Eine ganze Reihe vorzüglich
erhaltener Teppiche, meist sogen. Polenteppiche, bei denen Einlagen
von Silber- und Goldfäden verwandt sind, hatten Mitglieder der Roth-
schildschen Familie geliehen. Einige waren dem prachtvollen orientali-
schen Rauchsalon im Palais von M. Edmond de Rothschild entnommen
(Nr. 667, 668) und frappierten durch die Frische der Farben. Ein
kleines Fragment mit kämpfenden Elefanten (Nr. 674 — Abbg. Les Arts
S. 27) gehörte wohl schon dem 17. Jahrhundert an und noch jünger
war das Exemplar der seltenen sogen. Gartenteppiche (Nr. 997 — M.
Droz), dessen Muster schon zu sassanidischer Zeit üblich war, wie wir
aus der arabischen Schilderung eines Teppichs im Palast von Ktesiphon
wissen.
Abgesehen von ein paar schon bekannten mittelalterlichen Seiden-
stoffen aus dem Besitze der Comtesse de Bearn (Nr. 702 — 704) enthielt
die Ausstellung keine älteren Stücke, dagegen waren persische und tür-
kische Seidenbrokate und Sammete des 16. und 17. Jahrhunderts in
schönen Exemplaren vertreten.
Unter den Manuskripten verdienen ein paar ältere Koranhand-
schriften (Nr. 816, 819 — M. Peytel, M. Vever) hervorgehoben zu werden,
und unter den persischen mit Miniaturen versehenen Handschriften des
16. und 17. Jahrhunderts ein M. Edmond Rothschild gehörendes Exem-
plar von Firdusis Schahname, dem persischen Nationalepos (Nr, 83 —
Abbg, Les Arts S. 40). Die Handschrift ist im Jahre 1566 für den
persischen Sultan Tahmasp I. von einem gewissen Kasim Esriri ge-
schrieben und mit 258 Miniaturgeinälden geschmückt worden. I.etztere
zeigen die persische Miniaturmalerei in einer sonst selten erreichten Voll-
endung.
Mehr wie in diesen Bildern, deren Darstellungen stets typisch bleiben,
und deren minutiöse Zeichnung individuelles Können kaum zum Aus-
druck bringt, ist es möglich, in den verhältnismäßig selteneren, leicht
getönten Federzeichnungen das künstlerische Vermögen der persischen
Miniaturmaler zu beurteilen. Derartige Blätter, meist Einzelfiguren, wurden
gesammelt und zu Albums vereinigt; sie waren in geringer Zahl aus dem
Besitze von M, Louis Gonse auf der Ausstellung vertreten (Nr. 869 — 885;
Abbg. Les Arts S. 26), und übertrafen an künstlerischem Reiz die be-
kannteren, aber nur selten befriedigenden, stark kolorierten indischen
Miniaturen des 17. und 18, Jahrhunderts.
Zum Schluß mögen noch zwei, erst nachträglich von Ch. Gillot der
Ausstellung geliehene Steinarbeiten erwähnt werden. Es sind zwei in-
Ausstellungen.
533
teressante Marmorkapitelle, die, wie mir Herr Prof. Hartmann mitteilt,
die Daten 972 und 974 n. Chr. und den Namen des spanischen Omai-
jadenchalifen El Hakim II. (961 — 976) tragen. Die Kapitelle, die aus
Cordova stammen sollen, gleichen allerdings auffallend denen der dor-
tigen großen Moschee, soweit erstere arabischen und nicht antiken oder
byzantinischen Ursprungs sind. Die Moschee von Cordova ist durch den
genannten Fürsten renoviert und vergrößert worden.
Erfurt. Kunstgeschichtliche Ausstellung, September 1903.
In Erfurt gab es in diesem Herbst eine kunstgeschichtliche Aus-
stellung. Die preußische Provinz Sachsen, die thüringisch -sächsischen
Staaten, das Herzogtum Anhalt boten in reicher Fülle interessante Ge-
mälde, Bildwerke und Schöpfungen des Kunstgewerbes, zumeist Boden-
wüchsiges, das zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert entstanden
ist, aber auch allerlei, das von fremder, zumal niederländischer Kunst
zufällig in das Gebiet gekommen ist. Die Kirchen der Länder und die
fürstlichen Schlösser waren die Hauptanssteller. Bedeutende Privatsamm-
lungen jüngeren Ursprungs kamen weniger in Betracht. Dem sach-
kundigen Eifer der Provinzialkonservatoren Doering — für die Provinz
Sachsen — , Voß — für die thüringischen Staaten — , Ostermayer — für das
Anhaitische Land — , die unterstützt wurden durch den Stadtarchivar von
Erfurt Herrn Dr. Overmann, war es gelungen, überraschend viel zusammenzu-
bringen und höchst reizvoll in den Kreuzgängen des Erfurter Domes und
den daneben liegenden Räumlichkeiten aufzubauen. Der Reichtum der
Stadt selbst namentlich an Bildwerken des 15. Jahrhunderts, die man zum
Teil auf der Ausstellung, zum Teil aber an anderen gewohnten Plätzen in
den Kirchen fand, wird viele Kunstfreunde überrascht haben.
Der Katalog, der in drei Auflagen erschienen ist, ordnet das Ma-
terial sehr übersichtlich in fünf Gruppen.
Gemälde mehr als 200! Einige aus dem frühen Mittelalter, dem
13. und 14. Jahrhundert, wie namentlich die große Tafel in Kleeblattform,
Eigentum der königl. preußischen Museen (bisher leihweise in Münster),
fesselten die Kunstforscher. Die mächtige Tafel soll aus Quedlinburg
stammen, also aus jenem Gebiet, das fast alle uns erhaltenen Monumente
der ältesten deutschen Tafelmalerei birgt, oder dem sie doch entstammen.
Die Harzgegend im Zusammenhänge mit Westfalen war in dieser Zeit,
wohl maßgebend in Dingen der Kunst und Kultur. Von hier aus gingen
534
Ausstellungen.
Anregungen sowohl nach Hamburg und Lübeck, wie in das thüringische
Gebiet. Zwei predellenartig schmale Altarmalereien aus Brandenburg,
etwas grobe Arbeiten vielleicht aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und eine
Anbetung der Könige aus nicht viel späterer Zeit — aus der Augustiner-
kirche zu Erfurt (zu demselben Altar gehörige Stücke in der Sammlung
des Waisenhauses) boten die Möglichkeit, die Stilentwicklung, die sich
allerdings reicher und glücklicher in Bildwerken präsentierte, zu ver-
folgen. Das 15. Jahrhundert war quantitativ und qualitativ ziemlich
schwach vertreten. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts scheinen
die Anregungen vom Süden, von Franken her zu kommen. Ein eigen-
artiger Stil der Altarmalerei wird in dem thüringischen Gebiete nicht
ausgebildet. Die lange Reihe von Schnitzaltären, zumeist aus ganz
kleinen thüringischen Orten, mit wenigen Ausnahmen zwischen 1470
und 1500’ entstanden, in Saalfeld und wohl auch in Erfurt, sind besser
im Schnitzwerk als in der Malerei der Altarflügel. Die Gelegenheit,
diese Werke in Zusammenhang zu studieren, war sehr günstig.
Im 16. Jahrhundert herrschte Lukas Cranach mit seiner überaus
stark tätigen Werkstatt und befriedigte alle Kunstbedürfnisse der sächsisch-
thüringischen Kirchen. In Städten wie Erfurt, Naumburg mögen sich
sehr früh, um 1510 schon Schüler Cranachs niedergelassen haben. Sein
Stil jedenfalls wird unbedingt herrschend. Die Erfurter Ausstellung bot
trotz der Spezialausstellung in Dresden im Jahre 1899 mancherlei Neues.
Mich interessierte am meisten das außerordentliche Frauenportrait aus
dem Besitz des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, auf das Wilhelm
Schmidt vor kurzem hingewiesen hat. Es ist gewiß eine Schöpfung
Cranachs von 1503 etwa, ganz so wie das Bild des Rektors Reuß in
Nürnberg, wenn ich mich nicht irre, das Gegenstück dazu, die Frau des
Johann Reuß. Am gefälligsten und am saubersten durchgeführt unter
den Cranach-Bildern erschien die relativ wenig bekannte Madonna aus
dem Weimarer Schloß, von 1518 datiert wie die ähnliche, viel bewun-
derte Halbfigur zu Glogau. Über den Pseudo -Grünewald, über Hans
Cranach,- dessen einzige beglaubigte Arbeit, das Reiseskizzenbuch aus
Hannover in Erfurt zu sehen war, konnte man sich auf der Ausstellung
mit Nutzen unterhalten, die Aufstellungen Flechsigs und des Fräulein
Michaelson konnte man kontrollieren, auch über den Stil des jüngeren
Lukas Cranach und die Eigenart mehrerer Cranach-Schüler, von denen
signierte Bilder ausgestellt waren, sich eine Vorstellung bilden. Unter
den Miniaturen und Handzeichnungen waren mehrere Codices aus dem
13. und 14. Jahrhundert, und die instruktive Reihe von Photo-
graphien, die Herr Dr. Haselofif zur Verfügung gestellt hatte, bot die
Möglichkeit, die Originale in den historischen Zusammenhang einzuord-
Ausstellungen.
535
nen. Sehr gute Portraits in W<asserfarbenmalerei von Cranach (ob vom
älteren oder vom jüngeren Lukas, ist schwer zu entscheiden) sind be-
kanntlich die Reformatorenbildnisse aus dem Berliner Kupferstichkabinett,
die nach Erfurt geliehen waren, und das stilistisch sehr nahe verwandte
Blatt mit zwei Bildnissen anhaitischer Fürsten.
Unter den Bildwerken, die die dritte Gruppe im Kataloge bildeten,
war das historisch merkwürdigste und zugleich das schönste Stück wohl
die Madonnenstatuette aus Halberstadt, deren außerordentliche Bedeutung
Adolph Goldschmidt gelegentlich hervorgehoben hat — eine Holzschnitze-
rei aus der Blütezeit der mittelalterlichen Plastik vom Ende des 12. Jahr-
hunderts, in Art und Qualität den Portalskulpturen Freibergs nahe!
Das schönste Bildwerk des 15. Jahrhunderts stammte ebenfalls aus
Halberstadt, nämlich die Marmormadonna aus der Franziskanerkirche
von 1450 etwa (nicht aus dem 14. Jahrhundert, wie der Katalog meint).
Unter den kunstgewerblichen Gegenständen waren wenige kirch-
liche Möbel, eine lange Reihe von Kelchen, dabei aber nur zwei oder drei,
die Kelche aus Wöllmen und Stockhausen, von besonderer Bedeutung,
und einige sehr merkwürdige Stoffe mit figürlicher Stickerei, wie die
Elisabethkasel an dem Erfurter Dom, die wohl dem 14. (nicht 13.) Jahr-
hundert angehört.
Eine Publikation über die Ausstellung wird vorbereitet, sodaß die
Ergebnisse der dankenswerten Veranstaltung der Kunstwissenschaft nicht
verloren gehen werden. Friedländer.
Repertorium für Kunstwissenschaft, XXVI.
37
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Fletcher. With 10 Plates and 72 Illusts.
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Flinzer, Zeicheninsp. Prof. Fedor. I.ehr-
buch des Zeichenunterrichts an deutschen
Schulen. Wissenschaftlich entwickelt u.
methodisch begründet. 6. verm. u. verb.
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Gaborit. Le Beau dans la nature; par
l’abbd G., archipretre de la cathedrale
de Nantes, ancien directeur du petit
seminaire. 4^ edition, revue avec soin
ct illustree de nouvelles grav. In-8,
XXVI, 304 p.Vannes, imp. Lafolye. Paris
et Lyon, lib. Vitte. 1903.
— Le Beau dans les arts. 4^ edition, revue
avec soin et illustree de nouvelles grav.
In-8, 389 p. Vannes, imp. Lafolye freres.
Paris et Lyon, lib. Vitte. 1903.
Gauckler. Lo bello y su historia. Tra-
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Handwerkerschulen u. zum Selbstunter-
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et spticiale des beaux-arts); par J. G.,
inspecteur general des bätiments civils,
professeur et membre du conseil superieur
ä l’Ecole des beaux-arts. T. 2. Grand
in-8, 716 p. avec 912 fig. Mäcon, imp.
Protat freres. Paris, lib. Aulanier et C^.
Guedy, Henry. Nouveau Manuel complet
de peinture ä l’aquarelle, contenant:
Premiere partie: Aquarelle (Lavis ä la
sepia; Teinte neutre; Gouache; Peinture
en imitation de tapisseries; Peinture va-
porisee; Vitraux d’amateurs; Peinture sur
porcelaine) ; Deuxieme partie : Miniature
(Miniature; Peinture a la cire; Procede
Raffaelli). In-i8, XII, 472 p. Bar-sur-
Seine, impr. V^ Saillard. Paris, libr. Mulo.
1903. fr. 3. — . [Manuels Roret.]
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u. 6 färb. l'af. 8°. Ravensburg, O. Maier,
1903. M. 1.50; geb. M. 2. — .
Heller, Doc. Dr. Hermann Vincenz. Grund-
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312 ,S. Stockholm, Wahlström & Wid-
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XVI, 526 S. München, G. Hirth, 1902.
Geb. M. 5.—.
Hittenhofer, Technik.-Dir. M. Die Technik
des Zeichnens und Malens, (i. Linear-
zeichnen. 2. Zirkelzeichnen. 3. Geo-
metrisches Zeichnen. 4. Geometrische Ver-
zierungen. 5. Kurvenzeichnen. 6. Malen
mit Wasserfarben.) 5. Auflage. Unter-
weisungen u. Aufgaben. (= Unterrichts-
werke für Selbstunterricht und Bureau-
gebrauch, Lehrfach Nr. i — 6.) Lex.-8°.
15 S. m. Abbildgn. Strelitz, M. Hitten-
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Dir. Bennewitz. (= Unterrichtswerke f.
Selbstunterricht u. Bureaugebrauch. Er-
I*
IV
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gänzungsheft 64.) Lex. -8°. 75 S. m. üb.
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gr. 8°. Berlin, H. .Steinitz, 1903. M. i. — .
Jaennicke, Friedrich. Die Farbenharmonie
mit besond. Rücksicht auf gleichzeitigen
Kontrast in Anwendung auf dekorative
Kunst, Kostüm u. Toilette. Mit 3 lllustr.
und 4 Farbentaf. 3. umgearb. Aufl. v.
C. Chevreul, Farbenharmonie, bearb. v.
Fr. Jaennicke. VI, 208 .S. 8°. .Stutt-
gart 1902, P. Neff Verl. Geb. M. 5. — .
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dem heut. Standpunkte und in vorzugs-
weiser Anwendung auf Landschaft und
Architektur m. e. Anh. über Holzmalerei,
6. verb.u. verm. Aufl. VII, 3218.8°. Stutt-
gart, P. Neff Verl., 1902. Geb. M. 5. — .
— Handbuch der Ctlmalerei nach dem
heutigen Standpunkte u. in vorzugsweiser
Anwendung auf Landschaft, Marine und
Architektur. 6. verm. u. verb. Aufl. VII,
250 S. 8°. Stuttgart, P. Neff Verl., 1903.
M. 4.50; geb. M. 5.—.
Janitsch, J. Die Photographie im Dienst
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Mit besonderer Berücksichtigung der
Reichsdruckerei in Berlin. (Deutsche
Monatsschrift für das gesamte Leben der
Gegenwart, hrsg. v. J. Lohmeyer, 2. Jahrg.
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Jaskulski, Prof. Kornel. Erziehung zum
Kunstgenüsse. Vortrag. 43 S. 8°. Czerno-
witz, H. Pardini in'Komm., 1903. M. — .40.
Jessen, Dr. Karl Detlev. Heinses Stellung
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Zugleich ein Beitrag zur Quellenkunde
des Ardinghello. (= Palaestra. Unter-
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u. engl. Philologie. Hrsg. v. Alois Brandl
u. Erich Schmidt. XXL) gr. 8°. XVIII,
228 S. Berlin, Mayer & Müller, 1901.
M. 7.—.
Keilitz, Maler Georg. Silicine- Malerei.
Eine neue Technik der Glas- u. Porzellan-
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m. Abbildgn. gr. 8°. Leipzig, E. Vol-
kening in Komm., 1902. M. i. — .
Keim, Adolf Wilhelm. Über Maltechnik.
Ein Beitrag zur Beförderg. rationeller
Malverfahren. Auf Grund authent. Akten-
materials bearb. XXII, 449 S. gr. 8°.
Leipzig, A. Foerster, 1903. M. 8. — ;
.geb. M. 9. — .
Keussler, Gerhard v. Die Grenzen der
Ästhetik. 165 S. gr. 8°. Leipzig, H. See-
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Keyserling, H. v. Genie und Talent.
(Allgemeine Zeitung, München 1903,
Beilage Nr. 72.)
Kleemeier, Friedricli Johann. Handbuch
der Bibliographie. Kurze Anleitg. zur
Bücherkunde u. zum Katalogisieren, m.
Interaturangaben, Übersicht der latein. u.
deutschen Namen alter Druckstätten, so-
wie m. alphabet. Verzeichnis v. Abkürzgn.,
Worterklärgn. u. m. Register. VIII, 299 S.
8°. Wien, A. Hartleben, 1903. Geb. AI. 6. — .
Klinger, Max. Malerei und Zeichnung.
4. Aufl. 8°. 60S. I^eipzig, G. Thieme,
1903.
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Ein Beitrag zum Thema: »Kultur und
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Kröh , Friedrich. Zur Technik der Öl-
malerei. Nach den neuesten Grundsätzen
unter Berücksichtigung der Konservierg.
u. Restauration der Ölgemälde bearb.
2. verm. u. verb. Aufl. VIII, 109 S. gr. 8°.
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Leipzig, R. Wöpke, 1902. M. 1.50.
Kuhlmann, Realgymn. - Zeichenlehr. Fritz.
Neue Wege des Zeichenuntenichts. Vor-
trag. Nebst e. Anh. : Die neuesten Be-
stimmgn. f. den Zeichenunterricht in den
Schulen Preußens. Mit ca. 100 Schüler-
zeichngn. auf 22 Taf. 2. unveränd. Aufl.
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V
(2. Taus.) VIII, 69 S. gr. 8°. Stuttgart,
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der Ästhetik (Lehre vom Schönen) wissen ?
60 S. gr. 8°. Berlin, H. Stcinitz, 1903.
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Lange, weil. Prof. Carl. Sinnesgenüsse u.
Kunstgenuß. Beiträge zu e. sensualist.
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100 S. gr. 8°. Wiesbaden, J. F. Berg-
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Cbu Belser, 1903. M. — .60.
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Paris, impr. et libr. Larousse. fr. 2. — .
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zu Zeichen -Werken berühmter Künstler
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ich perspektivisch zeichnen? Für Schüler
bearb. Zugleich Begleitwort zu Dir.
E. Scholzes Apparat f. perspektiv. Körper-
zeichnen. 8 S. m. I Taf. gr. 8°. Zittau,
P. Haeckels Nachf., 1902. M. —.30.
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Illust. Cr. 8vo, X, 243 p. Macmiilan. 2/6.
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August, S. 498; September, S. 549.)
Steiner, Maler Fachlehr. Eugen. Wegleitung
für den Zeichenunterricht. Methodische
Behandlung e. Lehrganges im Freihand-
zeichnen für alle Stufen der Volks- und
Mittelschulen u. zum Gebrauche f. ge-
werbl. Bildungsanstalten. 52 meist mehr-
farb. Taf., begleit. Text u. I Schätzrahmen,
gr. 4°. 38S. m.Fig. Aarau, A. Trüb & Co.,
1903. In Mappe M. 13. — .
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in der Kunstgeschichte. (Der Türmer,
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2 vol. in-i6. T. I, II, 298 p.; t. 2, 366p.
Paris, imprimerie Lahure; librairie Ha-
chette et Ce, 1903. fr. 7. — . [Biblio-
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— Philosophie der Kunst. Aus dem Franz.
V. Ernst Hardt. Mit Buchausstattung v.
Fritz Schumacher. 2. Bd. 349 S. gr. 8°.
Leipzig 1903, E. Diederichs. M. 4. — ;
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Tolstoi, Graf Leo. Über die Kunst. Fort-
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Veth, Jan. Pro arte. (Kunst u. Künstler,
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Viazzi, Pio. L’arte e la felicitä umana.
16°. 42 p. Milano, tip. L. Magnaghi,
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Volkelt, J. Die Bedeutung der niederen
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Physiologie der Sinnesorgane, hrsg. von
H. Ebbinghaus u. W. A. Nagel, 32. Bd.
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Volkmann, Ludwig. Grenzen der Künste.
Auch eine Stillehre. 4°. 255 S. Dresden,
G. Kühtmann, 1903.
— Naturprodukt und Kunstwerk. Ver-
gleichende Bilder zum Verständnis des
künstlerischen Schaffens. 2. Aufl. 4°.
127 S. Dresden, G. Kühtmann, 1903.
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Waele, J. de. Le realisme en peinture.
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Zeichenunterrichts. Positive Vorschläge.
52 S. gr. 8°. Ravensburg, O. Maier,
1903. M. — .80.
Ward, James. Colour, Harmony, and Con-
trast. For the Use of Art Students, De-
signers and Decorators. With 16 Plates
in Colours, and 1 1 Explanatory Diagrams.
Ro\'. 8vo, 157 p. Chapman & Hall. 10/6.
Warncke, P. Zur Pflege d. Kunstempfin-
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J. Lohmeyer, 2. Jahrg., 6. Heft.)
Weishaupt, Prof. Heinrich. Das Ganze
des Linearzeichnens f. Gewerbe- u. Real-
schulen, sowie zum Selbstunterricht. 4
Abtlgn. in 149 Taf., nebst erläut. Text.
4. Abtlg. : Axonometrie und Perspektive.
4. Aufl., neu bearb. v. Realsch. -Oberlehr.
Dr. Max Richter. X, 234 S. m. Fig. gr. 8°.
Mit Atlas. 37 Taf. in qu. Fol. Leipzig,
H. Zieger, 1903. Geb. M. 10. — .
Wery, Leon. A propos de l’enseignement
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■'5- 299-)
Winterberg, Constantin. Uber die Pro-
portionsgesetze des menschlichen Köri^ers
auf Grund von Dürers Proportionslehre.
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1903, S. I, 100, 204, 296 u. 41 1.)
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Witting, Felix. Von Kunst und Christen-
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tikem und Christi. Raumgefühl. Raum-
bildung und Persiiektive. Historisch-
ästhet. Abhandlgn. 109 S. m. Abbildgn.
8°. Straßburg, J.H. E.Heitz, 1903. M. 2.50.
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Wunderlich, Theodor. Der moderne Zei-
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24 Taf. gr. 8°. Stuttgart, Union, 1902.
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Making of Pictures. Fol., 80 p. E. Arnold.
15/. ,
Za umeleckou vychovou. Organ vyboru
vystavy pro umHeckou vychovu naHoräch
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Redaktor odborne casti: Prof. Josef
Patocka v Caslavi. 8°. 16 S. Kuttenberg,
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besondere vom »Palmesel«. (Diöcesari-
archiv von Schwaben, XXI, 1903, S. 1.)
— V erschwundene bezw. verschollene mittel-
alterliche Spottbilder aus Schwaben.
(Diöcesanarchiv von Schwaben, XXI,
1903, S. 145.)
— Zeit- und Sittenverwechslungen (Ana-
chronismen) in der darstellenden Kunst.
(Diöcesanarchiv von Schwaben, XXI,
1903, S. 33.)
Beiträge zur Kunstgeschichte. Franz Wick-
hoff gewidmet v. e. Kreise v. Freunden
u. Schülern. III, 184 S. m. Abbildgn. u.
7 Taf. I.ex. 8°. Wien, A. Schroll & Co.,
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Bergner, Dr. Heinrich. Kirchliche Kunst-
altertümer in Deutschland. Lfg. i. 8°.
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Beringer, Dr. Josef August. Geschichte der
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dem urkundl. Material dargestellt. VII,
112 S. gr. 8°. Straßburg, J. H. E. Heitz,
1902. M. 2.50.
Bertarelli, dott. Achille. Iconografia na-
poleonica, 1796-1799: ritratti di Bona-
parte incisi in Italia ed all’estero da
original! italiani. Milano, tip. U. Alle-
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di Soli 200 esemplari fuori commercio
pubblicati per la VI riunione della
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Bertoni, Giulio. La biblioteca estense e
la coltura ferrarese ai tempi del duca
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1903- 8°, XI, 305 p. L. 6.—.
Blanchet, Adrien. Chronique archeologiquc
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Bordet, Louis, et Louis Ponnelle. Con-
versazioni romane (Fra Angelico; la
Sculpture grecque au Vatican; Luca
Signorelli; l’Architecture de Saint-Pierre ;
Giotto a Assise; Raphael). Grand in-8,
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Bouillet, A. Essai sur l’iconographie de
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In-8, 45 p. avec planches et carte. Caen,
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Picard et fils. 1902.
Bourgeois, Emile. I.es destinees d’une
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ancien et moderne, XIII, 1903, S. 321;
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Brandeis, A. Auf Goethes Spuren von
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Goethe -Vereins, XVI, ii — 12.)
Brandi, Karl. Die Renaissance in Florenz
u. Rom. 8 Vorträge. 2. Aufl. X, 265 S.
gr. 8°. Leipzig, B. G. Teubner, 1903.
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Bredt, E. W. Die Bilder der Salome. (Die
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schriften-Repertoriums ,in Blockbuchform.
Vortrag. (Offizieller Bericht des VII.
Internat. Kunsthistor. Kongresses, 1902,
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Brinton, Selwyn. The Renaissance in Italian
Art (Sculpture and Painting). A Hand-
book for Students and Travellers. Illust.,
with separate Index and Analysis of
Artists and their Works. Part I. 2nd ed.
Cr. 8vo, 250 p. Simpkin. 3/6.
Brown, G(erhard) Baldwin, Prof., Edin-
burgh. The arts in early England. I : The
life of Saxon England in its relation to
the arts. 2: Ecclesiastical architecture in
England from the conversion of the Saxons
to the Norman conquest. 8°. I.ondon,
J. Murray, 1903.
Bruck, Priv.-Doz. Dr. Robert. Friedrich der
Weise als Förderer der Kunst. (= Studien
zur deutschen Kunstgeschichte, 45. Heft.)
gr. 8°. VIII, 336 S. m. 41 Lichtdr.-Taf.
u. 5 Textabbdgn. Straßburg, J. H.E. Heitz,
1903. M. 20. — . [Inhalt: Vorwort. Ein-
leitung. I. Architektur. Torgau: Schloß
Hartenfels, Brücke, Heiliges Grab; Witten-
berg: Schloß, .Schloßkirche; Weimar:
Schloß, Schloßkirche, Stadthaus; Grimma:
Schloß; Eisenach: Zollhof; Colditz:
Schloß; Koburg: Schloß; Eilenburg:
Schloß; Altenburg: Schloßkirche, Schloß;
Lochau: Schloß. 2. Plastik: Holzplastik,
Steinplastik , Bronzeplastik , Medaillen.
3. Malerei: Buchillustrationen. 4. Kunst-
gewerbe: Goldschmiedekunst, Plattner,
Seidenstickereien u. Gobelins. Anhang.
Künstlerverzeichnis.]
Bürkner, Richard. Geschichte der kirch-
lichen Kunst. XVI, 464 S. m. 74 Abbildgn.
gr. 8°. Freiburg i. B., P. Waetzel, 1903.
M. IO. — ; geb. M. 12. — .
Bulletin archeologique et historique de la
Societe archeologique de Tarn-et-Garonne.
T. 31. (Annee 1903. 2^ trimestre.) In-8,
p. 105 ä 216 et grav. Montauban, impr.
Forestie. 1903. Le fascicule fr. 2. — .
— de la Conference d’histoire et d’archeo-
logie du diocese de Meaux. 3^ volume.
N° I. In-8, 128 p. et grav. Lagn)q im-
primerie Colin. 1902.
— de la Societe archeologique et historique
du Limousin. T. 50: Tables generales
des t. ler ä 49, dressees par Paul Ducour-
tieux. In-8 ä 2 col., XXXV, 361 p.
Limoges, imprim. et libr. V^ Ducour-
tieux. 1901.
— de la Societe archeologique et historique
du Limousin. 3 vol. in-8 et planches.
T. 51, 460 p.; t. 52, ire livraison, p. I a
280; 26 livraison, p. 281 ä 596. Limoges,
imp. et lib. Ducourtieux. 1902-1903.
— de la Societe archeologique, scientifique
et litteraire de Beziers (Herault). 36 serie.
T. 4. 2® livraison. (Volume XXXII de
la Collection.) In-8, p. 87 ä 265 et i
planche. Beziers, impr. Sapte. 1902.
— de la Societe des antiquaires de Nor-
mandie. T. 22. (Annees 1900 et 1901.)
In-8, 382 p. Caen, imp. et lib. Delesques;
lib. Jouan. Rouen, lib. Lestringant. Paris,
lib. Champion. 1902. fr. 8. — .
— de la Societe des antiquaires de Nor-
mandie. T. 23. In-8, XIV, 357 p. Caen,
imprim. Delesques; lib. Jouan. Rouen,
lib. Lestringant. Paris, lib. Champion.
1903.
Burckhardt, J. Renaissancens Kultur i
Italien. Efter Originalens 8. Oplag ved
C. Monster. Med Forord af J. A. Fride-
ricia. i. Hefte. 8°. 48 S. Kobenhavn,
Gad. Kr. —.75;
Burdach, Konrad. Bericht über Forschun-
gen zum Ursprung der neuhochdeutschen
Schriftsprache u. des deutschen Huma-
nismus. [Aus: »Abh. d. preuß. Akad. d.
Wiss.«] 62 S. gr. 4°. Berlin, G. Reimer
in Komm., 1903. M. 2.50.
X
Kunstgeschichte.
Burlington Gazette, The. No. i, Vol. i.
April, 1903. Being the Monthly Supple-
ment to »The Burlington Magazine for
Connoisseurs« of the previous Month.
Illust. 4to, 36 p. Savile Publishing Co. 4d.
Burlington Magazine, The, for Connoisseurs.
No. I. Vol. I. Illust. 4to, iv, 144 p.
Savile Pub. Co. 2/6.
Cabrol, Fernand. Dictionnaire d’archeolo-
gie chretienne et de liturgie, publie par
le R. P. dom F. C., benedictin de Soles-
mes, prieur de Farnborough (Angleterre),
avec le concours d’un grand nombre de
collaborateurs. Fascicule 1®'" : A-ß. Accu-
sations contre les chretiens, Fascicule 2 :
Accusations contre les chretiens-Afrique.
In-4 ä 2 col., col. I ä 576, avec grav.
Paris, imp. Renouard; lib. Letouzey et
Ane. 1903. a fr. 5. — .
Cartwright, Julia (Mrs. Ady). , Beatrice
D’Este, Duchess of Milan. 1475 — 1497.
A Study of the Renaissance. 2nd ed.
8vo, 410 p. Dent. 7/6.
— Isabella D’Este. Marchioness of Mantua,
1474-1539. A Study of the Renaissance.
Illust. 2 vols. 8vo, 416, 434 p. J. Mur-
ray. 25/.
Casati de Casatis, C. -Charles. Etüde sur
la premiere epoque de l’art frangais et
sur les monuments de France les plus
precieux ii conserver; par C.-Ch. C. de
C., conseiller lionoraire ä la cour de Paris.
In-8, 32 p. et grav. Paris, imp. Chamerot
et Renouard; lib. Leroux; lib. Picard et
fils. 1899.
Caw, James I,. Scottish Portraits. Port-
folio 3. (Limited to 350 copies.) Jack.
21/.
Chaillan. Notes sur trois monuments mero-
vingiens des diocescs d’Aix et de Frejus,
avec description des licux oü ils ont ete
decouverts, lecture faite au congres des
societes savantes (section d’archeologie),
tenu ii Bordeaux le 14 avril 1903, par
l’abbe Ch., de l’Academie d’Aix. In-8,
23 p. avec grav. Aix, imp. Pourcel. 1903.
Cbauvet, Gustave. Note sur l’art primitif.
In-8, 12 p. Angouleme, impr. Coque-
mard et C®. 1903. [Extrait du Bulletin
de la Societe archeologique et histori([ue
de la Charente.]
Celani, Enrico. Indice generale del Bullet-
tino di archeologia e storia dalmata fon-
dato da G. Alacevic e M. Glavinic, con-
tinuato per cura del prof. Fr. Bulic.
Vol. I-XXIII, anni 1878-1900. Prato, tip.
Giachetti, liglio e C., 1903, 8°, 188 p.
Colombo, prof. V^irgilio. Letture d’arte
scelte ed annotate ad uso delle accademie
e d^Ii istituti di belle arti e dei licei
dal prof. Virgilio Colombo, con jrre-
fazione di Camillo Boito. Milano, Al-
brighi, Segati e C. (Como, tip. R. Lon-
gatti), 1902, 16°, XII, 336 p. L. 2.25.
Commission des antiquites et des arts du
departement de Seine-et-Oise. 23® vo-
lume. In-8, 131 p. Versailles, imp.
Cerf. 1903.
Compte rendu des seances de la Societe
academique d’archeologie, Sciences et arts
du departement de l’Oise pour 1902.
In-8, 100 p. Beauvais, impriraerie Avonde
et Bachelier.
Conway, Sir W. Martin, Early Tuscan Art.
From the Twelfth to the Fifteenth Cen-
turies, Illust. 8vo, 255 p. Hurst &
Blackett. 7/6.
Cooke, John. Wakeman’s Handbook of
Irish Antiquities. 3rd. ed. Cr. 8vo,
430 p. j. Murray. 10/6.
Courajod, Louis, Legons profeäsees k
l’Ecole du Louvre (1887 — 1896). Pu-
bliees par Henry Lemonnier et Andre
Michel. T. 3 : Origines de l’art mo-
derne. In-8, XXXVI, 402 p. Mäcon,
imp. Protat freies. Paris, lib. Picard et
fils. 1903. [Inhalt: Legon d’ouverture:
Les origines de l’art moderne; L’art du
XVII® siede; Le baroque; Bossages et
portes ä l’italienne; l.es penetrations
italiennes ; Toits et architraves ; La deco-
ration ä l’italienne, Jean Lepautre; Le
style jesuite; Le rococo, dtigenerescence
du baroque; Les constructions civiles au
XVII ® siede ; Resistances de l’art natio-
nal; Les monasteres au XVII® siede;
La statuaire italienne, Jean de Bologne;
Influence de Jejm de Bologne; Le Ber-
nin et son ecole; successeurs frangais
du Bernin; La mort et le squelette dans
la sculpture funcraire. — L’Ecole acade-
mique; Le romanisme et la royaute; Le
romanisme et l’Italie; Winckelmann ;
Cnite de la doctrine academique du
XVII® au XVIII® siede; Madame de
Staiil et Bernardin de Saint-Pierre ; La
sculpture au temps d’Henri IV ; Barthe-
lemy Prieur; Prieur et l’academisme; Les
Biard; Le classicisme et l’idee religieuse;
Guillaume Dupre, statuaire; Tremblay et
Jacquet; Les Richier; Les Boudin et
les Bourdin. — l.es origines de l’art
moderne: l’Ecole academique; La Re-
naissance et le' latinisme; L’organisation
de la doctrine; L’organisation acade-
mique ; Ecoles et Academies de province ;
Accent particulier de Fanden art lorrain;
L’art academique lorrain ; Les theoriciens
de l’Academie; Le canon; Albert Dürer;
Le canon academique; Bouchardon et
l’Academie; Le portrait dans la statuaire;
Le nu heroique et academique.]
Kunstgeschichte.
XI
Crostarosa, P. Relazione sopra gli scavi
e le scoperte nelle catacombe romane
dal 1894 al 1900. (Atti del Congresso
internazionale d’archeologie cristiane in
Roma 1900, Roma [1903], S. 133.)
Czigler, Ignac. Müvelödestörienet. Külo-
nös tekintettel a kepzomiiveszetek törte-
netere. 2. javitott kiadas. 8°. VIII,
200 I., 80 illust. Budapest, Lampel Ro-
bert, 1903. Kr. 5.60. [Kulturgeschichte,
mit besonderer Berücksichtigung der bil-
denden Künste.]
Dayot, Armand. Napoleon raconte par
l’image, d’apres les sculpteurs, les gra-
veurs et les peintres; par A. D., inspec-
teur des beaux-arts. Nouvelle edition,
remaniee. In-4, IV, 395 p. avec grav.
Paris, impr. Lahure; libr. Hachette et
Ce. 1902. Fr. 15. —
De Lorme. L’art breton du XIII e au
XVIII e siede, Guimiliau et ses Monu-
ments. (Bulletin de la Societe academique
de Brest, 2e serie, t. XXVII, 1901 ä
1902, S. 83.)
Demarteau, Joseph. La vierge Marie et
l’art chretien. (Bulletin des metiers d’art,
1903, S. 328.)
Desdevises du Dezert, G. 1,’art religieux
en Espagne. (L’Art et I’Autel, janvier-
mars 1903.)
Diez, Ernst, u. Jos. Quitt. Ursprung und
Sieg der altb)’zantinischen Kunst. Bei-
träge. Mit e. Einleitg. v. J. Strzygowski.
(= Byzantinische Denkmäler, hrsg. v.
Jos. Strzygowski, III.) gr. 4°. XXVIII,
126 S. m. 4 Taf. Wien, Gerold & Co.
in Komm., 1903. M. 13. — . [Inhalt:
1. Einleitung: Ursprung und Sieg der
altbyzantischen Kunst. Von J. Strzy-
gowski. I. Konstantinopel und der Nord-
kreis. 2. Konstantinopel und der Süd-
kreis. 3. Der Sieg im Gebiete des Mittel-
meeres. II. Die Miniaturen des Wiener
Dioskurides. Von E. Diez. i. Einlei-
tung. a) Herkunft und Datierung der
Handschrift, b) Historisches über die
vierzehn Ärzte, c) Uber die Mandragora.
2. Beschreibung der Miniaturen. 3. Ikono-
graphische Untersuchung. 4. Stilkritisclie
Untersuchung. III. Der Mosaiken-Zyklus
von S. Vitale in Ravenna. Eine Apo-
logie des Diophysitismus aus dem VI.
Jahrh. Von J. Quitt, i. Die bisherige
Erklärung des Zyklus durch den römi-
schen Meßkanon. 2. Die Schrift des
Vigilius gegen die Monophysiten. 3. Das
Eingreifen Justinians. Anhang von Hein-
rich Schenkl. Schriftenverzeichnis von
J. Strzygowski. Register.]
Dimier, Louis. Les Beaux-Arts et la mai-
son d’Este. Le Cardinal de Ferrare en
France. In-8, 31p. Fontainebleau, impr.
Bourges. 1903. [Extrait des Annales de
la Societe historique et archeologique du
Gatinais.]
Dimier, Louis. I.es Danses macabres et
ridee de la mort dans l’art chretien.
In- 16, 64 p. Saint-Amand (Cher), impr.
Bussiere. Paris, lib.Bloud. 1902. Fr. — .60.
[Science et Religion. Etudes pour le
temps present.]
— Reponse ä une enquete sur le passe et
l’avenier de l’influence allemande chez
les Frangais. In-8, lo p. Poitiers, imp.
Blais et Roy. Paris. [Extrait du Mercure
de France.]
Duret, H. La Swastika et la Croix. In-8,
35 p. Arras, imp. et lib. Sueur-Charruey.
Paris, lib. de la meme maison. 1903.
[Extrait de la Revue de Lille.]
Dvorak, Max. Les Aliscans. (Beiträge
zur Kunstgeschichte, F. WickhofF gewid-
met, 1903, S. 12.)
Escherich, M. Die Nomen in der Kunst
des Mittelalters. Eine ikonographische
Studie. (Monatsberichte über Kunst und
Kunstwissenschaft, hrsg. v. H. Helbing,
III, 1903, S. 134.)
Fäh, A. Geschichte d. bildenden Künste.
2. Aufl. 2. — IO. Lfg. Freiburg i./B.,
Herder, ä M. 1.70.
Fischei, Oskar. Ein geistliches Schauspiel
in Florenz. (In : Aus der Hymboldt-
Akademie. Dem Generalsekretär Dr. M.
Hirsch gewidmet. Berlin 1902.)
Fies, Etha. Inleiding tot een Kunstge-
schiedenis. Afl. i. roy. 8°. 8, i — 32 S.
m. afb. Utrecht, H. Honig. Compl. in
14 afl. ä F. — .75.
Fleury, Gabriel. Älelanges d’archeologie et
d’histoire; par G. F., membre de la So-
ciete frangaise de archeologie et des So-
cictes historiques et archeologiques du
Maine, de l’Orne, etc. T. Dr. In-8,
^ 339 P- grav. et planches. Ma-
rners, imprim. et librairie Fleury et Dan-
gin, 1903.
Foster, J. J. 'fhe Stuarts. Being Illusts.
of the Personal History of the Family
(especially Mary Queen of Scots) in i6th,
I7th and i8th Century x\rt. Portraits,
Miniatures, Relics, &c., from the most
Celebrated Collections. 2 vols. Author’s
ed. Folio, 154 p. 166 p. Dickenson. 210.
Friedrich, Fr. Renaissance und Antike.
(Allgemeine Zeitung, München 1903, Bei-
lage No. 60 u. 61.)
Fuchs, Eduard. Die Karikatur der europäi-
schen Völker vom Altertum bis zur Neu-
zeit. Mit 500 lllustr. u. 60 Beilagen her-
vorrag. u. seltener Kunstblätter in Schwarz-
u. Farbendr. 2. verm. Aufl. XIII, 480 S.
xn
Kunstgeschichte.
hoch 4°. Berlin, A. Hofmann & Co.
1902. M. 15. — ; geh. M. 22.50.
G., Pfarrer in A. Die Form der Stigmata
des hl. Franz und ihre bildliche Darstel-
lung. (Archiv für christl. Kunst, 1903,
S. 77, 93, loi u. 113.)
Galante, G. A. Le fonti di archeologia
cristiana in Campania Felice. (Atti del Con-
gresso interiiazionale di archeologia cris-
tiana in Roma 1900, Roma [1903], S. 145.)
Gaultier, Paul. La Vierge dans l’art italien.
(La Quinzaine, 16 decembre 1902.)
Gauthier, Jules. Le Cardinal de Gran-
velle et les artistes de son temps; par
J. G., archiviste du departement du Doubs.
In-8, 51p. et 2 portraits. Besangon, im-
primerie Dodivers. 1902. [Extrait des
Memoires de la Societc d’emulation du
Doubs (ye Serie, t. 6, 1901).]
Germain, Alphonse. L’Influence de saint
Frangois d’Assise sur la civilisation et
lesarts. In-i6, 64p. Saint-Amand (Cher),
imp. Bussiere. Paris, lib. Bloud et C^.
1903. - fr. — .60. [Science et Religion.
Etudes pour le temps present.]
Gesellschaft, Kunsthistorische, f. photogra-
phische Publikationen unter Leitung v.
A. Schmarsow, F. v. Reber, C. Hofstede
de Groot. Stellvertreter: H. Wölfiflin,
G. Hulin, H. Weizsäcker. Sekretäre:
R. Kautzsch, C. v. Mandach. 8.-9. Jahrg.
1902—1903. 26 u. 25 I.ichtdr.-Taf. m.
2 u. 6 S. Text. 49X39,5 Leipzig,
(A. Twietmeyer.) ä M. 30. — . [Inhalt:
VIII: I — 4, Antonio Veneziano; 5. Floren-
tinischer Maler (der Richtung des L. Ghi-
berti) um 1425; 6, Andrea del Castagno;
7 — 18, Alesso Baldovinetti; 19 — 20,
Antonio del Pollajuolo ; 2 1 — 22, Domenico
del Ghirlandajo; 23, Benedetto Buonfigli
da Perugia; 24, Lionardo da Vinci; 25,
Michelangelo Buonarroti ; 26, Michelangelo
da Caravaggio. IX: i, Tiroler Maler der
ersten Hälfte des 15. Jahrh. ; 2 — 4, Ober-
rheinischer Maler der ersten Hälfte des
15. Jahrh.; 5, Oberrheinischer Meister
um die Mitte des 15. Jahrh.; 6, Albrecht
Mentz von Rottweil; 7 — 10, Meister der
Ulrichslegende ; 1 1 - 1 3 ; Friedrich Herlin ? ;
14 — 22, Hans Schühlein; 23 — 24, Tiroler
Maler um 1485 — 92 ; 25 — 26, Burgun-
discher Meister der ersten Hälfte des
15. Jahrh.; 27. Niederländischer Meister
der 2. Hälfte des 15. Jahrh.]
Ghignoni, P. Alessandro. San Giorgio nella
leggenda e nell’ arte. Roma, tip. Forzani
e C._, 1903, 8°, 23 p.
Giorgi a Lecce, C. L’arte cristiana in Terra
d’Otranto nel primo Millennio dell’ era
volgarc. (Rivista Storica Salentina, 1903,
No. 2.)
Goeler v. Ravensburg, Dr. Friedrich Frhr.
Grundriß der Kunstgeschichte. Ein Hülfs-
buch f. Studierende. Mit ii Taf. 2. verb.
u. verm. Aufl. Bearb. v. Prof. Dr. Max
Schmid. 6. Lfg. (XV u. S. 401 — ^563.)
gr. 8°. Berlin, C. Duncker, 1903. M. i.— .
Goovaerts, I.,eon. Ecrivains, artistes et
savants de l’ordre de Premontrc. Dic-
tionnaire bio-bibliographique, par le
Fr. L. G., chanoine regulier de l’abbaye
d’Averbode. Volume II, le et 2« livr.
Bruxelles, Societc beige de librairie,
1903. In-8°, p. I ä 192 a 2 col. par
page. ä fr. 4. — .
Graevenitz, G. v. Deutsche in Rom.
Studien u. Skizzen aus ii Jahrhunderten.
Mit Titelbild, 99 Abbildgn., Romplänen
und Stadtansichten, gr. 8°. XII, 307 S.
Leipzig, E. A. Seemann, 1902. M. 8. — ;
geb. M. 9. — -.
Gram, Johan. Schets eener Kunstgeschie-
denis (bouwkunst, beeldhouwkunst,
Schilderkunst en toonkunst) van de oud-
heid tot in onze dagen. Nar het Hoogd.
van W. Lübke en andere bronnen be-
werkt. 8°. 16, 292 S. met ruim 100 hout-
gravuren. 3c druk. Rotterdam, D. Bolle,
f. 1.25.
Gudiol y Cunill, Joseph. Nocions de Ar-
queologia sagrada-catalana, por J. G. yC.,
Prebere. Vieh. Impr. de la Viuda de R.
Anglada. 1902. En 4.°, 7 hojas sin fol.
y 647 pags., con grabados. 8 y 9.
Harbauer, J. Katalog der Merowinger
xMtertümer von Schretzheim in Bayer.-
Schwaben. 2. Teil. Gymnas. -Programm,
Dillingen. 8°. S. 63 — 98 mit 2 Taf. u.
Abb.
Haupt, A. Die Kurfürstin Sophie v. Han-
nover, von Dr. Herrn. Schmidt. Mit e.
Anhang: Die bildende Kunst in Hannover
zur Zeit der Kurfürstin Sophie, von Prof.
Dr. A. Haupt. (= Veröffentlichungen zur
niedersächsischen Geschichte. 5. Heft.)
gr. 8°. 48 S. m. I Portr. Hannover,
M. & H. Schaper, 1903. M. i. — .
Hausschatz älterer Kunst. 13. — 19. Heft.
Wien, Gesellsch. f. vervielfältig. Kunst.
Je M. 3.-.
Heil, Gymn. -Oberlehr. Dr. Bernhard. Die
deutschen Städte und Bürger im Mittel-
alter. (= Aus Natur und Geisteswelt.
Sammlung wissenschaftlich - gemeinver-
ständl. Darstellungen aus allen Gebieten
des Wissens, 43. Bdchn.) 8°. VIII, 151 S.
Leipzig, B. G. Teubner, 1903. M. i. — .
Heinemann, Dr. Franz. Tell-Iconographie.
Wilhelm Teil u. sein Apfelschuß im Lichte
der bild. Kunst e. halben Jahrtausends
(i5- — 20. Jahrh.) m. Berücksicht, der
Wechselwirkg. der Teil -Poesie. Mit 4
Kunstgeschichte.
xnt
Kunstbeilagen u. 54 Orig.-Reproduktionen.
74 S. gr. 4°. Luzern, Geschw. Doleschal,
Leipzig, E. Avenarius, 1902. M. 4.20.
Heyne, Dr. Moritz. Fünf Bücher deutscher
Hausaltertümer von den ältesten geschicht-
lichen Zeiten bis zum 16. Jahrh. Ein
Lehrbuch. 3. Bd. Körperpflege u. Klei-
dung bei den Deutschen. Mit 96 Ab-
bildgn. im Text. VII, 373 S. gr. 8°.
Leipzig, S. Hirzel, 1903. M. 12. — ; geb.
M. 15. — . [Inhalt: I. Körperpflege: i. Die
äußere Erscheinung. 2. Sorge für die Ge-
sundheit. Reinlichkeit und Zierlichkeit.
3. Krankheiten u. deren Heilung. II. Klei-
dung: I. Die Stoffe und ihre Bereitung.
2. Die einzelnen Kleidungsstücke u. ihr
.Schnitt, a. Männliche Kleidung, b. Weib-
liche Kleidung, c. Kleidung der Kinder.
4. Der Schmuck. Register.]
Holfmann, Reinh. Das Christusbild in
Kunst und Leben. (Der Beweis des
Glaubens, 1903, September.)
Hoppenot, J. Le crucilix dans l’histoirc
et dans l’art, dans Tarne des saints et
dans notre vie. 3^ edition. Bruxelles,
Desclce, De Brouwer et C'e, 1902. In-4°.
372 p., gravv., portr., pll. chromolitho-
graphices hors texte, fr. 10. — .
Jacoby. Gebet und Bild in frühchristlicher
Zeit. (Monatsschrift für Gottesdienst und
kirchliche Kunst, hrsg. v. F. Spitta und
J. Smend, 8. Jahrg., Nr. 8.)
Jameson, Anna Browneil. Legends of the
Madonna as Represented in the Fine Arts.
Illust. l2mo, 508 p. Unit. Library, i/ii.
Jellinek, Arthur L. Internationale Biblio-
graphie der Kunstwissenschaft. 2. Jahrg.
1903. 4 Hefte, (i. Heft. 84 S.) gr. 8°.
Berlin, B. Behrs Verl. M. 15. — .
Kanzler, R. Di un nuovo cimitero ano-
nimo sulla via Latina. (Nuovo Bullettino
di archeologia cristiana, IX, 1903, S. 173.)
Kaufmann, Carl Maria. Ein altchristliches
Pompeji in der libyschen Wüste. Die
Nekropolis der »großen Oase«. Archä-
ologische Skizze. Mit zahlreichen Ab-
bildgn. und Plänen. IV, 71 S. gr. 8°.
Mainz, F. Kirchheim, 1902. M. 1.80.
Keller, Ludwig. Die Anfänge der Re-
naissance und die Kultgesellschaften des
Humanismus im 13. u. 14. Jahrh. (= Vor-
träge und Aufsätze aus der Comenius-
Gesellschaft, XI. Jahrg., 2. Stück.) gr. 8°.
29 S. Berlin, Weidmann, 1903. M. i.— .
Kirche, Die, und die Synagoge. (Der
Kirchenschmuck [Seckau], 1902, S. 156.)
Kirchner, Josef. Die Darstellung des ersten
Menschenpaares in der bildenden Kunst
von der ältesten Zeit bis auf unsere Tage.
XIV, 284 S. m. 105 Abb. Stuttgart,
F. Enke, 1903.
Kirsch, Prof. J. P. Anzeiger für christliche
Archäologie. Nr. IX: i. Römische Kon-
ferenzen für christliche Archäologie (nach
den Berichteir des Sekretärs Dr. Marucchi) ;
2. Der neue »Dictionnaire d’archeologie
chretienne et de liturgie«; 3. 'Ausgra-
bungen und Funde : Rom, Neapel, Sizilien,
Nordafrika, Ag)'-pten, Jerusalem, Klein-
asien; 4. Bibliographie und Zeitschriften-
schau. — Nr. X: I. Römische Konferenzen
für christliche Archäologie (nach den Be-
richten des Sekretärs Dr. Marucchi) ;
2. Ausgrabungen und Funde: Rom, Dal-
matien, Nordafrika; 3. Bibliographie und
Zeitschriftenschau. (Römische Quartal-
schrift, XVII, 1903, S. 85 u. 354.)
Knackfuß, H., Max Gg. Zimmermann u.
Waith. Gensei. Allgemeine Kunstge-
schichte. 14. u. 15. (Schluß-)Abtg. 3. Bd.
Kunstgeschichte des Barock, Rokoko u.
der Neuzeit. Die Kunst im Zeitalter des
Barockstils v. Z. Die moderne Kunst
seit dem Zeitalter der franzüs. Revolution
V. G. Mit 589 Orig.-Abbildgn. (VI u.
S. 465- — 718.) Lex. 8°. Bielefeld, Vel-
hagen & Klasing, 1902-3. Je M. 2. — ;
3. Bd. : M. 12. — ; vollständig M. 30. — .
Krauss, Ingo. Das-'-Portrait Dantes. Inaug.-
Diss. Erlangen. 8°. 55 .S.
Kuhn, A. Kunst-Geschichte. 31 — 33.Lfg.
Einsied., Verl.-Anst. Benziger. ä M. 2. — .
Kunstdenkmäler, Berner. Herausgeg. vom
Kanton. Verein für Förderung des histor.
Museums in Bern, vom histor. Verein
des Kantons Bern, von der Bernischen
Kunstgesellschaft, vom Bernischen Inge-
nieur- und Architektenverein und vom
Bernischen kantonalen Kunstverein. Bd i.
Lief. 1. Bern, K. J. Wyss, 1902.
Labanca, B. Gesii Cristo nelle catacombe
romane. (Rivista d’Italia, 1902, S. 966.)
Lasteyrie, Robert de. Bibliographie des
travaux historiques et archcologiques pu-
blies par les societes savantes de la
France, dressee sous les auspices du
ministere de Tinstructioii publique par
R. de L., de ITnstitut. T. 4. 2« livraison
(n°s 68136 ä 74866). In-4 ä 2 col.,
p. 201 ä 400. Paris, Imp. nationale;
lib. Leroux. 1903. fr. 4. — .
Laurin, C. G. Konsthistoria. Skolupplaga.
8°. 398 S. Stockholm, P. A. Norstedt
& Söner. Kr. 5. — .
Leclercq, H. La scpulture dans Tanti-
quite chretienne. (Revue cath. des in-
stitutions et du droit, 1902, S. 222, 332
u. 542.)
Lehner, Ferd. J. Dejiny umeni naroda
ceskeho. Dil I. Doba romänskä. Sva-
zek I. Architektura. Cast i. [Böhmische
Kunstgeschichte. i.Bd. Romanische Zeit.
XTV
Kunstgeschichte.
Architektur.] Fol. XI, 399 S. Prag,
„Unie“. Kr. 11.60.
Leisching, Herrn. Charakteristische Kunst-
denkmäler der geschichtlichen Stilarten
Niedersachsens. (i. Bl. auf Karton.)
qu. gr. 40. Hannover, M. & H. Schaper,
1903. M. —.25.
Löschhorn, H. Meseumsgängc. Eine Ein-
führung in Kunstbetrachtung und Kunst-
geschichte. Mit 262 Abbildungen im
Text, I Titelbild u. i Einschaltbild. \"I,
268 S. Lex. 8°. Bielefeld, Velhagcn
& Klasing. 1903. Geb. M. 3,^ — .
Loisne, le comte de. Poitraits inedits de
Philippe le Bon et d’Isabelle de Portugal,
de Charles le Temeraire et de Margue-
rite d’York; par M. le comte de L.,
correspondant du ministere de l’in-
struction i^ublique. In-8, 1 1 pages et
4 planches. Paris, Imprimerie nationale.
1903. [Extrait du Bulletin archeologique
(1902).]
Lorin, F. I.a Societe archeologique de
Rambouillet a Senlisse et ä Dampierre;
par F. I.., secretaire de la Societe. In-8,
122 pages et gravures. Versailles, impri-
inerie Aubert. 1901.
Lübke, Wilhelm. Grundriß der Kunst-
geschichte. 12. Aufl. 63. — 68. Taus., voll-
ständig neu bearb. v. Priv.-Doz. Prof.
Dr. Max Semrau. III. Die Kunst der
Renaissance in Italien und im Norden.
Mit 5 färb. Taf., 3 Heliograv. u. 489 Ab-
Inldgn. im Text. VI, 558 S. Lex, 8°.
Stuttgart, P. Neff Verl., 1903. Gel).
M. 12 — ; in Lfgn. zu M. — .50.
MacColl, D. S. Nineteentli Century Art.
With a Chapter on Early Art Objects
by Sir T. Gibson-Carmichael. L. P. ed.
Fol. Maclehose. 105/.
Macon, Gustave. Les arts dans la Maison
de Conde. 3^ partie. I.ouis Joseph,
Prince de Conde. (La Revue de l’art
ancien et moderne, XII, 1902, S. 66,
147 u. 217.)
— Les Arts dans la maison de Conde;
par G. M., conservateur-adjoint du musee
Conde. In-4, 162 p, avec grav. et por-
traits. Evreux, imprim. Herissey. Paris,
libr. de l’Art ancien et moderne, 60,
rue Taitbout. 1903.
McLeod, Addison. The Influence of
Dante upon the Art of his Century.
(The Art Journal, 1902, S. 281.)
Maeterlinck, L. Les origines de notre art
national. (Annales de l’Acad. roy. d’ar-
cheol. de Belgique, 1902, .S. 229.)
Martersteig, Max. Jahrbuch der bildenden
Kunst 1903. Unter Mitwirkg. von Dr.
Wold. V. Seidlitz hrsg. XI, 117 S. und
372 Sp. m. Abbildgn. u. 16 Kunstbei-
lagen. gr. 4°. Berlin, Deutsche Jahr-
buch-Gesellschhaft. Geb. M. 8. — .
Martin, Henry. Notes pour un »Corpus
iconum« du moyen äge. Un faux por-
trait de Petrarque; Portraits de Jeanne,
comtesse d’Eu et de Guines (1311), de
la bienheureuse Jeanne de France (vers
1500), de Louise de Savoie, de Rochc-
fort et de Pieire Fabri (1518); par H.
M., membre rcsidant de la Societe natio-
nale des antiquaircs de France. In-8,
31 p. et 4 planches. Nogent-le-Rotrou,
imp. Daupeley-Gouvemeur. Paris. 1902.
[Extrait des Memoires de la Societe natio-
nale des antiquaires de France (t. 61). |
Marucchi, Orazio. Elements d’archeologie
chretienne. 1'. 2: Les catacombes ro-
maines. T. 3: Basiliques et eglises de
Rome. In-8°, 450 j). XXXIX, 528 p.,
gravv., pll. et plans hors texte.
Bruges, Desclce, De Brouwer et Cie,
1900 — 1902. Fr. 6. — ; Fr. 8. — . [In-
halt: T. II. Introduction. Les tombeaux
des martyrs dans les catacombes. i. Les
cimetieres de Transtevere. 2. I.es cime-
tieres Cistiberins. 3. I.es cimetieres Sub-
urbicaires. Index. — T. III. Introduction.
Topographie de Rome au IV e siede.
1. Les basiliques et le culte chrctien.
2. Description des principales eglises.
Appendice: Catalogue alphabctique de
'toutes les eglises de Rome.]
— Le catacombe romane secondo gli Ultimi
studi e le piü recenti scopertc: com-
pendio della Roma sotterranea, con molte
plante parziali dei cimiteri e riproduzione
dei monumenti. Roma, Desclce, Le-
febvre e C., 1903, 8° fig., 713 p. e i tav.
Meinander, K. K. Den Medcltida konsten
i Finland. (Ateneum, Nordisk tiskrift för
konstutgifvare, 1903, i, S. i.)
Memoires de la Societe academique d’ar-
cheologie, Sciences et arts du departe-
ment de l’Oise. T. 18. Deuxitsme partie,
In-8, p. 249 ä 488, avec grav. et plans.
Beauvais, impr. Avonde et Bachelier.
1902.
— de la Societe archeologi([ue de Ram-
bouillet. Proces-verbäux des reunions de
Dampierre, de Montfort-l’Amaury et de
Montlhery-Marcoussis pendant les annees
1900 et 1901, et Notices diverses. T. 15.
In-8, 406 p. et gravures. A''ersailles, impr.
Aubert. 1901.
— de la Societe d’archcologie lorraine et
du Musee historique lorrain. T. 52 (4°
Serie, 2^ volume). In-8, 487 pages et
28 planches. Nancy, imprim. Crepin-
Leblond; Palais Ducal. 1902.
— de la Societe des antiquaires de la Mo-
rinie. T. 27. (1901-1902.) In-8, VIII,
Kunstgeschichte.
XV
492 p. Saint Omer, impr. d’Homont;
libr. Jeanjean; 5, rue Caventou. 1902.
Memoires de la Societe historique et archeo-
logique de l’arrondissement de Pontoise
et du Vexin. T. 24. In-8, 96 p. Pon-
toise, imp. Paris; 3, rue des Moineaux.
1902.
— de la Societe nationale des antiquaircs
de France. "J ^ seric. T. i In-8, 264
pages et 19 planches. Nogent-le-Rotrou,
imp. Daupeley- Gouverneur. Paris, li-
brairie Klincksieck. 1902. Fr. 8. — .
Merson, Luc-Olivier. La Societe de »L’Art
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Meyer, Wilhelm. Die Entartung des
Christuszeichens. (Die Denkmalpflege,
V, 1903, S. 122.)
— Wie ist die Auferstehung Christi dar-
gestellt worden? (Nachrichten von der
Kgl. Gesellschaft d. Wissenschaften zu
Göttingen. Phil.-hist. Klasse, 1903,8.236.)
Mitteilungen der Altertums-Kommission f.
Westfalen. 3. Heft gr. 8°. VIII, 131 S.
m. Abbildgn. u. 21 Taf. Münster, Aschen-
dorff, 1903. M. IO. — .
Möller, Ernst von. Strauß und Kranich
als Attribute der Gerechtigkeit. (Zeit-
schrift f. Christi. Kunst, XVI, 1903, Sp.
75-)
Monceaux, Paul. Enquete sur l’epigraphie
chretienne d’Afrique. In-8, 32 p. avec
fig. Angers, impr. Burdin et C<=. Paris,
lib. Leroux. 1903. [Extrait de la Revue
archeologique.]
Musee, Le, d’art. Galerie des chefs-d’ocuvre
et Precis de l’histoire de l’art depuis les
origines jusqu’au XIXe siede. Ouvr.age
public SOUS la direction de M. Eugene
Müntz, de l’Institut. In-4 a 2 col., 272
pages avec 900 gravures, dont 50 plan-
ches hors texte. Paris, imprim. et libr.
Larousse.
Neumann, C. Byzantinische Kultur und
Renaissancekultur. (Historische Zeit-
schrift, N. F., 55, 2.)
Nielsen, Chr(istian) V(ilhelm). L.ovebille-
det i den kristelige Kunst. 45 S. m. 60
Afb. Kjobenhavn, G. E. C. Gad, 1903.
Nolhac, Pierre de. I-ouis XV et M“« de
Pompadour. In-4, 21 1 p. Illustrations
d’apies des documents contemporains.
Paris, imprim. -cdit. Manzi, Joyant et C*^.
1903.
Notes on Pictures and Works of Art in
Italy made by an Anonymous Writer in
the Sixteenth Century. Translated b\
Paolo Mussi. Edit. by George C. William-
son. 8vo, 162 p. G. Bell. 7/6.
Oechelhaeuser, Rekt. Hofr. Prof. Dr.
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Proces-verbaux de la Commune generale
des arts de peinture, sculpture, architec-
ture et gravure (18 juillet 1793-tridi de
la preniiere dccade du deuxieme mois
de l’an II) et de la Societe populaire et
republicainc des arts (3 nivose an II-
28 florcal an III), publies intcgralcment
pour la premiere fois, avec unc intro-
duction et des notes, par Henry Lapauze.
Grand in-8, I.XXVIII, 540 p. Paris,
imprim. nationale; libr. Bulloz. 1903.
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Schlosser, Julius von. Randglossen zu einer
Stelle iSIontaignes. (Beiträge zur Kunst-
geschichte, F. Wickhoft* gewidmet, 1903,
S.172.)
— Zur Kenntnis der künstlerischen Über-
lieferung im späten Mittelalter. Defen-
sorium inviolatae virginitatis b. Mariae
V. Vademecum e. fahr. Malergesellen.
Giustos Augustinuskapelle u. das Lehr-
gedicht des Bartolommeo de’ Bartoli v.
Bologna. (= Jahrbuch der kunsthisto-
rischen Sammlungen des allerhöchsten
Kaiserhauses, 23. Bd. 5. Heft.) Fol.
(S. 279 — 338.) Mit 14 Taf. u. 19 Text-
illustr. Wien u. Prag, F. Tempsky; Leip-
zig, G. Freytag, 1903. M. 24. — .
Schmid, Prof. Dr. Max. Kunstgeschichte,
nebst Geschichte der Musik und Oper
V. Dr. CI. Sherwood. 15. — 17. Heft.
(= Hausschatz des Wissens, 274., 280.
u. 281. Heft.) gr. 8°. (S. 545 — 656 m.
I Taf.) Neudamm, J. Neumann, 1902-3.
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Schmitz, W. Beschäftigung in den Klöstern
beim ausgehenden Mittelalter. (Historisch-
politische Blätter, 131, 7, 8 u. 10.)
Schöne, Prof. Alfred. Über die beiden
Renaissancebewegungen des 15. u. 18.
Jahrhunderts. Rede. gr. 8°. 24 S. Kiel,
Lipsius& Tischer in Komm., 1903. M. i. — .
Schubring, Paul. Ostern in der italieni-
schen Kunst. (Die Woche, 5. Jahrg.,
1903, Nr. 15.)
Schultz, Prof. Dr. Alwin. Das häusliche
Leben der europäischen Kulturvölker vom
Mittelalter bis zur 2. Hälfte des XVIII.
Jahrh. (Handbuch der mittelalterl. u.
neueren Geschichte. Hrsg, von ProfF.
G. V. Below u. F. Meinecke. Abtlg. IV :
Hilfswissenschaften u. Altertümer.) VHI,
432 .S. m. Abbildgn. gr. 8°. München,
R. Oldenbourg, 1903. M. 9. — geb.
M. 10.50. [Inhalt: i. Die Wohnung. 2.
Die Familie. 3. Die Kleidung. 4. Essen
und Trinken. 5. Beschäftigung u. Unter-
haltung. 6. Tod u. Begräbnis.]
Schultz, Prof. Dr. Alwin. Die Straßen der
Städte im Mittelalter. (Allgemeine Zei-
tung, München 1903, Beilage Nr. 139.)
Schumacher. Dscherasch. — Das alte
Gerasa, mit Beschreibung der christlichen
Denkmäler. (Zeitschrift des deutschen
Palästinavereins, 1902, S. 109.)
Seemanns Wandbilder. (2. Folge.) Meister-
werke der bild. Kunst, Baukunst, Bild-
nerei, Malerei in 200 Wandbildern.
17. Lfg. IO Taf. Je 6o)><(8o cm Lichtdr.
Leipzig. E. A. Seemann, 1903. M. 15. — ;
auf Pappe u. lackiert M. 25. — ; einzelne
Taf. M. 3.-.
Seidel, Paul. Die Darstellungen des Großen
Kurfürsten gemeinsam mit seiner ersten
Gemahlin Louise Henriette. (Hohen-
zollern-Jahrbuch, VH, 1903, S. 66.)
Simonsfeld, H. Einige kirnst- u. literatur-
geschichtliche Funde. (Sitzungsberichte
der philos. -philol. und der histor. Classe
der k. bayer. Akad. d. Wiss. zu München,
1902, Heft 4.)
— Einige kunst- und literaturgeschichtliche
Funde. [Aus: »Sitzungsber. d. bayer.
Akad. d. Wiss.«] (S. 521 — 568 m. i Taf.)
gr. 8°. München, G. Franz’ Verl, in Komm.,
1903. M. — .60.
Sinding, Olav. Mariae Tod und Himmel-
fahrt. Ein Beitrag zur Kenntnis der früh-
mittelalterlichen Denkmäler. Hrsg, mit e.
Beitrag v. »Benneches Stiftelse«, gr. 8°.
X, 134 S. m. 2 Taf. Christiania, Steen-
sche Buchdr. u. Verl, in Komm., 1903.
M. 3.80.
Sordini, Giuseppe. Di un cimitero cristiano
sotterraneo nell’ ümbria: memoria letta in
una solenne adunanza del III congresso
internazionale di archeologia cristiana.
Spoleto, tip. deirUrabria, 1903, 4°, 23 p.
Spilbeeck, I. Van. Iconographie norbertine,
par I. Van. S., C. R. de l’abbaye de Ton-
gerloo. II. Arhre genealogique de l’ordre
de Premontre. Gand , imprimerie Eug.
Vander Haeghen, 1895. In-8°, p. 37
;i 60. — IV. Gravures representant les
saints de l’ordre de Premontre, par J.
D. Hertz. Anvers, imprimerie veuve De
Bäcker, 1900. In-8°, 14 p. — V. Les
images des saints de l’ordre de Pre-
montre, d’apres Ab. Van Diepenbeeck.
Anvers , imprimerie veuve De Bäcker,
1902. In-8°, 16 p. — VI. Les images
des saints de l’ordre de Premontre d’apres
C. et P. De Mallery. Anvers, imprimerie
Kunstgeschichte.
XVTT
veuve De Bäcker, 1902. In-8°, 23 p.
[La livraison II est extraite du Messager
des Sciences historiques de Belgique,
annce 1895, et les livraisons IV, V et VI
sont extraites du Bulletin de TAcadcmie
royale d’archcologie de Belgique.]
Stammler, Jakob. Die Pflege der Kunst
im Kanton Aargau mit besond. Berück-
sicht. der altern Zeit. Jubiläumsgabe
der histor. Gesellschaft des Kantons
Aargau zur aargauischen Centenarfeier.
(— Argovia. Jahresschrift der histor.
Gesellschaft des Kantons Aargau, 30. Bd.)
gr. 8°. VII, 271 S. m. Abbildgn. u.
102 Taf. Aarau, H. R. Sauerländer & Co.,
1903. M. 9.60.
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Strzygowski, Josef. Antiochenische Kunst.
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— Christus in hellenistischer und orien-
talischer Auffassung. (Allgemeine Zeitung,
München 1903, Beilage Nr. 14.)
— Der Ursprung der »romanischen Kunst«.
(Zeitschrift für bild. Kunst, N. K., 14,
1902-3, S. 295.)
— Die Zukunft der Kunstwissenschaft.
(Allgemeine Zeitung, München 1903,
Beilage Nr. 55.)
-- Hellenistische und koptische. Kunst in
Alexandria. Nach Funden aus .\gypten
und den Elfenbeinreliefs der Domkanzel
zu Aachen vorgeführt. [Aus: »Bulletin
de la soc. archeol. d’Alexandrie“.] XI,
99 S. m. 69 Abbildgn. u. 3 Taf. gr. 8°.
Vienne, 1902. (Leipzig, Buchh. G. Fock.)
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2 Lichtdr.-Taf. Moskau, C'^ Typographie
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R. Acad. de la historia, Madrid 1902,
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Vasari, Giorgio. Le vite de’ piü eccellenti
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1902, 24°, 287 p. L. — .60. [Biblioteca
della gioventü italiana, n. 13.]
Venturi, A. La Madone. Rejiresentations
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de l’italien. Grand in-8°. IX, 445 p.
avec grav. dans le texte et hors texte.
Mäcon, impr. Protat freres. Paris, lib.
Gaultier, Magnier et Ce.
— Storia dell’arte italiana. Vol. III: L’arte
romanica. Milano, U. Hoepli (Roma, Soc.
coop. tipografica), 1904, 8° flg., XXX,
1014 p. 3°- — [Inhalt: i. L’arte ro-
manica neir Italia settentrionale. L’archi-
tettura lombarda e i suoi elementi. In-
filtrationi d’arte lomanico-francese nel
Piemonte, nel Monferrato e in Liguria.
L’architettura nel Veneto, in Lombardia
e neir Emilia. Sviluppo della scultura.
Wiligelmo e Niccolö scultori. Scultori
di Como, Milano, Pavia, Brescia. La
scultura veronese. Precursori dell’ Antel-
lami. Benedetto Antellami e i suoi
seguaci. Intagli romanici in legno, in
osso e in avorio. Oreficieri. Affreschi
della Novalesa, di Civate, di Parma, ecc.
Musaici di pavimenti. Miniature a Pia-
cenza, Padova, Mantova, Bologna. —
2. Linee di svolgimento dell’ architettura
nell’ Italia meridionale e nella Sicilia.
Chiese pugliesi di derivazione bizantina;
altre di carattere piü schiettamente nor-
manno; altre sotto l’influsso dell’ arte
gotica. Castelli svevi nelle Puglie c in
Sicilia. Gruppo di edifici siculo-cam-
pani. Architettura normannno-sicula. Co-
struzzioni del secolo XIII. L’architettura
negli Abruzzi. Primordi della scultura
romanica neo-campana. II Castello delle
l'orri di Federigo II a Capua. I Cancelli
di Santa Restituta a Napoli. Relazione
di essi con sculture di Ravello, .Sessa
Aurunca, Caserta Vecchia, Capua, Gaeta,
Salerno, Lentini, Monreale. II candelabro
di Gaeta. Scultura pugliese. Bartolommeo
e Niccolö da Foggia. Scultura a Bene-
vento. La porta in bronzo della catte-
drale. Sculture negli Abbruzzi. La pit-
tura e la miniatura ne’ monasteri bene-
dettini. I rotuli dell’ »Exultet«. Al tri
manoscritti miniati. »De arte venandi«
miniato al tempo di re Manfredi. Musaici
di pavimenti. — 3. L’arte romanica nell’
Italia centrale. L’architettura nel I.azio
e in luoghi limitroli. Basilichc romane.
II
xvm
Architektur.
C.iuup.anili. Toni gentilizie. Castelli. Case.
I Cosmati architetti e clecoratori. Edilici
monastici benedettini. L’architettura nel
rUmbria e nelle Marche. L’architettura
in Toscana. Diraniazioni dell’ architet-
tura toscana in Sardegna. Pitture. Musaici.
Miniature. Sculture de’ marmorari romani.
Sculture romaniche nell’ Umbria e nelle
Marche. .Scultura toscana. Niccold d’
Apulia.]
Veth, Jan. Kunst-beschouwingen. Alge-
meene onderwerpen, reisbrieven, raonu-
menten, oude Nederlandsche kunst. 8°.
IO, 21 1 S. Amsterdam, S. L. van I.ooy.
f. 2.50.
Veze, Raoul. L’Academie de F'rance ä
Rome. (L.a Revue illustre, 15 avril 1903.)
Villenoisy, F. de. Le Fantastique vegetal.
(Notes d’art et d’archeologie, fevrier 1903.)
Vitry, Paul. L’Art franyais du XIXe siede,
d’apres les collections du Grand Palais
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miere moitic du siede; par P. V., pro-
fesseur ä l’Ecole nationale des arts deco-
ratifs, attache des musces nationaux. In-8,
16 p. Melun, Tmpr. administrative. 1902.
[Ministere de l’instruction publique et des
beaux-arts. Musee pcdagogique, Service
des projections lumineuses.]
Voll, Karl. Prospero Visconti und Wil-
helm V. von Bayern. (Allgemeine Zeitung,
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Waldstein, Charles. Art in the Nineteenth
Century. Gr. 8vo, vii, 91 p. Camb. Univ.
Press, i/; 2!.
Warnecke, Dr. Georg. Hauptwerke der
bildenden Kunst in geschichtlichem Zu-
sammenhänge. Zur Einführung erläutert.
Gr. 8°. VIII, 448 S. m. 441 Abbildgn.
u. 4 Farbdr. Leipzig, E. A. Seemann,
1902. M. 6.— ; geb. M. 7.50.
Weber, A. I.es Catacombes romaines.
Traduction de l’allemand par l’abbe
Bertrand, professeur au petit sdninaire
d’ Avignon. Petit in-8, 219 pages avec
grav. La Chapelle-Montligeon (Orne),
imprim. et libr. de Notre-Dame. Paris,
libr. Amat. 1903,
Weis-Liebersdorf, D. Dr. J. E. Christus-
u. Apostelbilder. Einfluß der Apokryphen
auf die ältesten Kunsttypen. XI, 124 S.
m. 54 Abbildgn. gr. 8°. Freiburg i/B.,
Herder 1902. M. 4. — . [Inhalt: I. Die
Apokrj'phen u. die Christustypen: i. Die
bisherige Literatur. Kritik der einzelnen
Hypothesen. 2. Untersuchung des jugend-
lichen Christustypus nach Herkunft und
ursprünglichem Charakter. 3. Kurze
Übersicht der apokryphen Legenden über
einzelne Kultbilder des bärtigen Typus.
II. Die Apokryphen u. die Apostelbilder.
I. Die typische Zusammenstellung Petri
und Pauli. 2. Untersuchung über die
Herkunft der Porträtzüge auf den Bild-
nissen Petri u. Pauli. III. Die Typen
anderer Apostel.]
Weisbach, Werner. Petrarca und die bil-
dende Kunst. (Repertorium für Kunst-
wissenschaft, XXVI, 1903, S. 265.)
Wiegand, Friedrich. Eine Nachlese zur
Sicilia sotteranea. (Theologisches Lite-
raturblatt, XXIV’, 1903, Nr. 3, Sp. 25.)
Willard, Ashton Rollins. History of Modern
Italian Art. Part i, .Sculpture; Part 2,
Painting; Part 3, Architecture. With
Photogravure Frontispiece and numerous
Full-page Illusts. 2nd ed., with a .Supple-
ment to the Text and 12 additional Illusts.
8vo. Longmans. 21/.
Wilpert, Joseph. Die Entdeckung der
»ciypta Damasi«. (Römische Quartal-
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1889 — 1902. 4to. Simpkin. i/; 2/.
Agnelli, prof., Giuseppe. II palazzo di
Lodovico il Moro in Ferrara: note. Fer-
rara, tip. Sociale del dott. G. Zuffi, 1902,.
8°, 22 p.
Alt, Dr. Theodor. Die Heidelberger Schloß-
Frage nach dem Ergebnis der dritten
Sachverständigen-Konferenz. 32 S. gr. 8°.
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M. I. — .
Antonelli, arch. Costanzo, arch. Crescendo
Caselli ed arch. Raineri Arcaini. Re-
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Stefano [di Venezia], presentata al sin-
daco. Venezia, off. grafiche C. Ferrari,
1902, 8°, 17 p.
Appel, W. Frhr. v. Karlskirche und Stadt-
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ir
XX
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Sepolcro di Barletta. (Mattino, 12 feb-
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Recherches sur l’architecture civile des
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par le general L. de B. In-4, XV, 220
pages avec grav. et planches en coul.
et en noir, et Supplement (les Anciennes
Maisons de Constantinople), X, 29 pages.
Grenoble, impr. Allier freres ; libr. Falque
et Perrin. Paris, libr. Leroux. 1902 ä
1903. [Inhalt: Preface. Avant-propos.
I. L’habitation romaine jusqu’aux pre-
mieres ann^es du IVe siede. 2. L’habi-
tation byzantine du IV« siede aux pre-
mieres annees du VD siede. 3. Byzance
et l’habitation byzantine du VIe au XV«
siede. 4. Les Palais byzantins en dehors
de la Grece. 5. La decoration et le
mobilier. Conclusion.]
Bilson, John. The beginnings of gotic
architecture : Norman Vaulting in Eng-
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British Architects, 1903, S. 19.)
Blanchet, Adrien. Le Chateau de Montaner;
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Blomstedt. Mit 90 ganzseit. u. 120 Text-
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gesdlschaft.) VI, 196 S. gr. 4°. Helsing-
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Bloom, J. Harvey. Shakespeare’s Church,
otherwise the Collegiate Church of the
Holy Trinity of Stratford-upon-Avon. An
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Bonavenia, G. Di un manoscritto inedito
del P. G. Marchi intorno all’ architettura
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cheologia cristiana in Roma 1900, Roma
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Boni, sac. Giuseppe. La cappella di s.
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Bosseboeuf, L. Le Chateau de Veretz, son
histoire et ses Souvenirs; par L. B., Pre-
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Imprimerie tourangelle. 1903.
— Oiron-le-Chäteau et la coll^giale (Histoire
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2® Edition. In-8, 64 pages. Poitiers,
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Bouillet, A. Les Eglises paroissiales de
Paris (monographies illustrees); par M.
l’abbe A. B. 2 fascicules in-8 de 16 p.
chacun, avec grav. en couleurs. N° 12:
Saint-Medard ; Saint-Jacques-du-Haut-Pas;
n° 13: Saint-Eustache. Lyon, imp. et
lib. Vitte. Paris, lib. de la meme maison.
1903. ä fr. I. — .
Architektur.
XXI
Brantzky, Archit. Franz. Reise-Skizzen.
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de l’evech^ de Laon; par L. B., archi-
viste paleographe. In-8, 14 p. avec fig.
et planches. Caen, imp. et lib. Deles-
ques. 1903. [Extrait du Bulletin monu-
mental (1902).]
Bruck, Robert. Ein Beitrag zur Bauge-
schiclite des Domes zu Meißen. (Dresdner
Anzeiger, 1903, Nr. 254, S. 4.)
— Schloß Moritzburg. (Dresdner Anzeiger,
Sonntagsbeilage, 1903, Nr. 26 f., S. 121
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Brutails. Cathedrale de Bordeaux. (Revue
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Brykczynski, A. La restauration de la
cathedrale de Plock. (Revue de l’art
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Bucchi, can. Gennaro, Santa Sofia [in
Costantinopoli]. Firenze, tip. Domeni-
cana, 1903, 8°, 59 p. e 4 tav. [Inhalt:
I. In vista di S. Sofia; Giustiniano, II
Nazianzieno, II Crisostomo. 2. II pro-
gramma della visita di Costantinopoli;
l’ippodromo e i suoi monumenti; Costan-
tino edilica S. Sofia; due incendi la
distruggono. 3. II tempio di Giustiniano.
4. Gl’imperatori greci e i patriarchi di
Costantinopoli; l’impero latino. 5- Finis
imperii; Maometto. 6. II piii dolce
ricordo.]
Buch, August Emil. Beiträge zur Geschichte
der Höhenburgen und Schlösser in Über-
etsch. Bd. i: Eppaner Höhenburgen und
Schlösser und Begebenheiten um und in
Eppan aus der Geschichte Tirols. 8°.
147 S. m. 13 111. Bozen, Buchh. »Tyrolia«,
1903. M. 1.75.
Budinich, Cornelio. L’Arte italiana nell’
architettura del rinascimento in Francia.
(Rassegna bibliografica dell’ arte italiana,
VI, 1903, S. 45.)
Calzini, E. La chiesa di S. Angelo in
Montespino. (Rassegna bibliografica dell’
arte italiana, VI, 1903, S. 107.)
Cannizzaro, M. E. L’antica chiesa di S.
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internazionale d’archeologia cristiana in
Roma 1900, Roma [1903], S. 241.)
Capelle, Edouard. L’Abbaye de Fontfroide.
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Castellini, Pietro. Monumentale basilica
dei Fieschi a .San Salvatore di Lavagna:
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Castello, Giovanni Paternö. Castelli nor-
manni nella provincia di Catania : Paternö
e Motta Sant’ Anastasia. (Emporium,
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Caviglia, Maggiore Enrico. Ancora della
Roccella del Vescovo di Squillace. (Ras-
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(Rassegna d’arte, III, 1903, S. 51.)
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tectes, peintres, sculpteurs, medailleurs
(XVe et XVIe siecles); par G. C., archi-
tecte , membre des Academies royales
des beaux-arts de Rome (Saint-Luc) et
de Florence. T. 3 : Florence et les der-
niers San Gallo. Grand in-8, 421p. avec
grav. Chartres, imp. Durand. Paris, lib.
Leroux. 1902. [Inhalt: i. Introduction.
Florence au XVD siede: La ville, la 50-
ciete, les artistes. 2. Les derniers San
Gallo: Bastiano da San Gallo, dit »Ari-
stotile«, architecte, peintre, et decorateur,
1481 — 1551. Giovanni Francesco da
San Gallo, architecte, 1482 — 1530. Fran-
cesco da San Gallo dit »il Margotta«,
architecte, sculpteur et medailleur, 1494
ä 1576. 3. Medailles. 4. Dessins.
Giovanni Battista da San Gallo dit »il
Gobbo«, architecte, 1496 — 1552- Con-
clusion. Appendice.]
Clemen, Paul. Die Hohenstaufenpfalz zu
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par E. C., de l’Institut, architecte du
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gezeichnet u. hrsg. vom Zeichen-Aus-
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techn. Hochschule zu Berlin (Abteilg. f.
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cm. Berlin, \V. Ernst & Sohn in Komm.,
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Prinzen Eugen. (Kunst und Kunsthand-
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Des Forts, Philippe. I.c chäteau de Rain-
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yaise d’archeologie. In-8, 29 p. et grav.
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[Extrait du Bulletin monumental (annce
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In-8, 8 p. et i planche. Caen, imp. De-
lesques. 1902. [Extrait du Bulletin mo-
numental.]
Dethlefsen. Wiederherstellung des Doms
in Königsberg i. Pr. (Die Denkmal-
pflege, V, 1903, S. 110.)
Diccionario de arquitectura civil, religiosa,
militar y legal, por varios arquitectos;
obra escrita en vista de las mas impor-
tantes que se han publicado en Espana
y en el Extranjero e illustrada con gran
nümero de grabados. Tomo I — II. Bar-
celona. Est. tip. de Jaime Vives. Ma-
drid, (1903). En 40. CXII, 374 p.
Diemand. Die Kapelle und ehemalige
Klause auf der Altenburg. (Diözesan-
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Döring, Dr. O(skar), Provinzialkonserv. Alte
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Egger, Hermann. Francesco Borroininis
Umbau von S. Giovanni in I.aterano.
(Beiträge zur Kunstgeschichte, F. Wick-
hofl' gewidmet, 1903, S. i54-)
Eichholz, P. Die Burg der Erzbischöfe
von Mainz zu Eltville. (Annalen des
Vereins f. Nassauischc Altertumskunde,
XXXIII, I. Heft, S. 99.)
— Die Renaissance-Portale beim Schlößchen
B.aum in Bückeburg. (Zeitschrift f. Bau-
wesen, LIII, 1903, Sp. 93.)
— Gab es zünftige Steinmetzen schon im
14. Jahrhundert? (Die Denkmalpflege,
V, 1903, S. 58.)
Einiges aus der Geschichte der Pfarrkirclie
Stadtsteinachs von den ältesten Zeiten bis
zum Brande vom 26. II. 1903. 18 S. m.
3 Abbildgn. gr. 8°. Stadtsteinach, (E.
Mulert), 1903. M. — .50.
Enschede, J. W. De Sint-Bavo of Groote
Kerk te Haarlem. 16 lichtdrukken, met
tekst. 4, 24 S. m. Afb., Vignetten en
I portr. Fol. Haarlem, Vincent Loojes.
F. 15.—.
Entscheidung, Die, in der Riesenthor-Frage.
[St. Stephan in Wien.] Erweiterter Sepa-
ratabdruck a. d. »Vaterland«. Jahrg. 44.
Nr. 13 u. 15. 8°. 16 S. Wien, St. Norber-
tus Verl. ]fc. — .30.
Erber, Othmar. Die Burgruine Gösting.
Beschreibung — Geschichte — Erzählg.
Mit 3 Vollbildern u. e. Lageplan. VIII,
58 S. gr. 8°. Graz, O. Erber, 1903.
M. I.—.
Estermann, Melchior. Die Renovation der
Stiftskirche in Beromünster. [Sep.-Abdr.]
Luzern, Buchdruckerei Räber & Co., 1902.
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der Renaissance in Italien. (Allgemeine
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— Giuliano da Majano in Siena. (Jahr-
buch der K. Preuß. Kunstsammlungen,
XXIV, 1903, S. 320.)
— Giuliano da Majano. I. Chronologischer
Prospekt der Lebensdaten und Werke.
II. Erläuterungen und (Juellenbelege
zum chronologischen Prospekt. III. Ur-
kundliche Beilagen zum chronologischen
Prospekt. (Jahrbuch der Kgl. Preuß.
Kunstsammlungen, XXIV, 1903, Beiheft,
S. I37-)
Fabriczy, Cornelius von. I.orenzo da .Monte
Aguto. (Repertorium für Kunstwissen-
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un Palazzo a Milano. (Rassegna d’arte,
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(Internationale Revue für Kunst, V, 1903,
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Farcy, Louis de. Fouilles entreprises dans
la cathedrale d’Angers du 18 aoiit au
12 septembre 1902. ire partie; i. Eglise
existant en 770. 2. Reconstruction de la
cathedrale par Hubert de Vendöme, 1030.
2v partie: i. Restes d’anciens pavages.
2. Coeur en vermeil de Marguerite
d’Anjou-Sicile. 3. Niche destinee äplacer
une lampe dans un tombeau. 4. Etoffes
anciennes trouvees dans un tombeau.
5. Cercueil de plomb de Mgr Vaugirauld
1758. Conclusion. (Revue de l’art
chretien, 4^ serie, XIV, 1903, .S. i.)
— Les Fouilles de la cathedrale d’Angers
(du 18 aoüt au 12 septembre 1902). ln-8,
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Grassin. 1903. [Extrait des Memoires de
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Frederiksborg Slotskirke. En illustreret
Vejledning. Autoriseret Udgave. Med 28
Billeder fra Kirken og Carl Blocks Malerier
i Bedestolen, ved F. Hendriksens Repro-
duktionsatelier. 16°. 32 S. Kobenhavn,
(Aug. Bang). Kr. —.50.
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af Ministeriet for Kirke- og Undervisnings-
vaesenet opmaalte og undersogte under
Ledelse af H. Storck red V. Ahlmann og
V. Koch. 67 Tavler med Beskrivelse.
28 tospalt Sider og 67 TaHer in Fol.
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in-8, 605 p. avec grav. Mäcon, imprim.
Protat freres. Paris, libr. Aulanier et C«.
Gugel, Eugen. Geschiedenis van de bouw-
stijlen in de hoofdtijdperken der archi-
tectuur. 3e door den schrijver geheel
herziene en bijgewerkte druk. Vervolgd
met een hoofdstuk over de geschiedenis
der bouwkunst gedurende de laatste
twintig jaren, door J. H. W. Leliman,
gr. 8®. 14, 916 S. met 1100 in den tekst
en op 44 afzonderlijke platen gedrukte
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le moyen-äge jusqu’au 18. siede. 100
Lichtdrucktafeln. Lfg. i. F°. Straßburg
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des styles (Architecture ; Ameublement;
Decoration) ; par H. H., inspecteur general
des beaux-arts. Ouvrage enrichi de 40
planches hors texte et de plus de 400
gravures, d’apres les dessins d’Yperman,
Mangonot, Boudier, Hotin, Melin, Roguet,
etc., et de nombreuses reproductions
de documents originaux. 2 vol. grand
in-4 ä 2 col. T. ler, XI p. et 510 col.;
t. 2, 698 col. Paris, imprimerie Lahure;
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Prag, J. G. Calve, 1903. M. 2.40; geb.
M. 3.40.
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L’Hotel Lambert. In-4, 72 pagcs avec
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In-4°. Bruxelles, Vromant et C'^, 1903.
Fr. 30. — . [Cet üuvrage sera compose de
50 planches en phototypie coloriees ä la
main; il sera publie en quatre fascicules.]
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Geleitet von Prof. Dr. Adf. Hauffen, V. Bd.
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lingienne ou de l’epoque romane? In-8,
.9 p. et I planche. Caen, imp. Delesques.
— Les premieres Basiliques de Lyon et
leurs cryptes. I : Topographie religieuse
de Lyon. II: I.a basilique des Apotres
de .Saint-Dizier avec la crypte de Saint-
Pothin. III: La basilique de St. Maitin
d’Ainay avec sa crypte de Sainte-Blandine.
IV: Basiliques des Macchabees ou de
St. Just et de St. Jean Baptiste. V: La
double basilique de .Saint- Jean- l’Evan-
gHiste et de Saint-Irenee. (Revue de Part
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Lefevre-Pontalis sur son article »les
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Chartres au XI“ et au XII® siede«. Etüde
presentee a la Socide arch^ologique
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la cathedrale et le palais episcopal de
Paris. I: l’Age des tours et la Sonnerie
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et dans la premiere partie du XlVe; par
V. M., membre de la Societe frangaise
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28 S. Wien, (J. J. Plaschka), 1902. In
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zeit, des Rococo u. Empires aus Böhmen
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9. u. IO. Lfg. (20 Lichtdr.-Taf., III S.
Text.) 45X32 cm. Wien, A. Schroll & Co.,
1902. Je M. IO.— ; vollständig in Mappe
M. 100. — .
OldEnglishDoorways. A Series ofHistorical
Examples from Tudor Times to end of
the i8th Century. Illust, on 70 Plates
and Reproduced in Collotype from Photo-
graphs specially taken by Mr. Galsworthy
Davie. With Historical and Descriptive
Notes on the Subjects, including 34
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jun. Roy 8vo, 35 p. Batsford. 15/.
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Rasmussen, H. St. Kunds Kirke i Odense.
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Odense, Milo. Kr. — .50.
Rassow. Die St. Moritzkirche in Halle
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Rathgens, H(ugo). S. Donato zu Murano
und ähnliche Venezianische Bauten. Von
der K. Sächs. Technischen Hochschule
zu Dresden zur Erlangung der Würde
ihres Doktor-Ingenieurs genehmigte Dis-
sertation. gr. 8°. 96 S. m. IO Textab-
bildgn. u. 3 [davon 2 färb.] Taf. Berlin,
E. Wasmuth, o. J. [Inhalt; Einleitung.
Literatur-Übersicht. I. Historischer Teil:
1. Bis zur Wiederherstellung der Kirche
1858 — 73. 2. Die Wiederherstellung.
11. Kunstgeschichtlicher Teil. i. Die
Kirche vor dem Neubau im 12. Jahrh.
2. Der Neubau im 12. Jahrh. Schluß.]
Rauch, Christian. Die Kirche zu Segeberg.
Iuaug;-Diss. Kiel. 8°. 45 S. m. Grundriß.
Reber, Franz. Die byzantinische Frage
in der Architekturgeschichte. [Aus :
Sitzungsber. d. bayer. Akad. d. Wiss.,
philos.-philol. u. hist. Klasse, 1902, Bd.
32, Heft 4.] S. 463—503. gr. 8°.
München, G. Franz Verl, in Komm.,
1903. M. — ^.60.
Redlich, O. Der belgische Dom. (Die
Rheinlande, V, 1902 — 03, S. 163.)
Regnier, Louis. 1.,’eglise de Sainte-Marie-
aux-Anglais. (Bulletin monumental, 1903,
S. 205.)
Renatus, Johann. Schloß Mespelbrunn
im Spessart. (Wandern u. Reisen, hrsg.
V. L. Schwann u. H. Bicndl, r. Jahrg.,
12. Heft.)
Restauration de St. -Pierre (Rapport de
l’assemblce generale annuelle de l’Asso-
ciation pour la restauration de la Cathe-
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25 avril 1903.)
Reymond, Marcel. La Porta della Cap-
pella Strozzi (chiesa della Trinitii a Fi-
renze). (Miscellanea d’arte, Rivista men-
sile, Anno I, No. i.)
Richter, Martin. Die Umgestaltung des
Gräfl. Harrachschen Palais in Breslau.
(Die Denkmalpflege, V, 1903, S. 29.)
— , P. E. Bemerkungen über das Stolpener
Schloß bei einer Reise dahin am 3. Jan.
1792 von- Carl Heinrich Ferdinand von
Zehmen. (Der Burgwart, IV, 1903, S.
Rieu de Maynadie, du. Chateau de Ja-
yac. (Mem. Soc. hist, et archeol. du
Perigord, 1902, S. 538.)
Robert. Chateau de Premy. (Bull. mens.
Soc. archeol. Lorraine, 1902, S. 193.)
Rocchi, Raffaello. Davanti S. Maria del
Fiore, in occasione delle feste fiorentine
per l’inaugurazione della porta maggiore.
Prato, tip. Salvi, 1903, 8°, 8 p. L. — -.30.
Rodriguez, f. Basilica de S. Juan de
Banos de Cerrato, Palencia. (Atti del
Congresso internazionale d’archeologia
cristiana in Rome 1900, Roma [1903],
S. 283.)
Romstorfer, K. A. Das alte griechisch-
orthodoxe Kloster Putna. (Allgemeine
Bauzeitung, Wien 1903, S. 91.)
Architektur.
XXXIII
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S. Andrea in Genova. (Rivista Ligure
di scienze, lettere ed arti, maggiö-giugno
1903-)
Romussi, Carlo. Intomo alla facciata del
duomo di Milano: considerazioni e pro-
poste. Milano, tip. soc. editr. Sonzogno,
1903, 4° fig., 71p.
Rossi, Ercole. 11 campanile di S. Marco
in Venezia. Saluzzo, tip. Lobetti-Bodoni,
1903, folio, 16 p.
Rothenhäusler, Erwin. Baugeschichte des
Klosters Rheinau. Inaug.-Diss. . . Uni-
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Wagner, 1902.
— Zur Baugeschichte des Klosters Rheinau.
(Alemannia, N. F., Bd. 4, 1903, S. i.)
— Zur Baugeschichte des Klosters Rheinau.
[Aus: „Alemannia“.] VIII, 142 S. gr. 8°.
Freiburg i. B., F. E. Fehsenfeid, 1903.
M. 3.60.
Roulin, Dom E. Art byzantin. i. Le
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chretien, 4^ serie, XIV, 1903, S. 185.)
Rückwardt, Archit. Hofphotogr. Hermann.
Architekturschatz. Eine Sammlg. v. Auf-
nahmen mustergilt. Bauwerke, Architek-
turteile u. Details v. Meistern d. Baukunst
aller Zeiten u. Länder. Nach eigenen
Orig.-Aufnahmen hrsg. I. Serie. 7.-8.
Heft. 60 Lichtdr.-Taf. m. 6 S. Text,
gr. 4°. Leipzig, Baumgärtner, 1902,
ä M. 6.— .
Sachse, Rieh. Die Nicolaikirche zu Leipzig.
(Wissenschaftl. Beilage der Leipziger Zei-
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Saintenoy, Paul, et Jules de Soignies.
Notes zur l’architecture medievale fran-
caise, ä propos d’une excursion ä Reims
et ä Laon, par P. S., avec une note sur
Linguet, par J. de S. Conference donnee
a la Societe d’archeologie de Bruxelles,
le 2 decembre 1901, et a 1’ Association
des jeunes architectes de Bruxelles, le
19 janvier 1902. Bruxelles, A. Vromant
et Cie, 1902. In-8°, 32 p., figg. [Ex-
trait des Annales de la Societe d’archeo-
logie de Bruxelles, tome XV, 3® et 4®
livraisons, 1901.]
Samaran, Ch., et A. Branet. Le Chateau
et les Deux Tours de Bassoues, d’apres
les comptes de construction inedits (1370
ä 1371). In-8, 28 p. et grav. Auch,
imp. Cocharaux. 1902. [Extrait de Bulle-
tin de la Societe archeologique du Gers.]
Sangiuliani, Antonio Cavagna. Ancora
della chiesetta di S. Fedelino sul lago di
Mezzola. (Arte e Storia, XXII, 1903, S. 54.)
— L’oratorio die S. Martino in Culmine
nel Varesotto. (Arte e Storia, XXII,
1903, S. 103.)
Sant’ Ambrogio, Diego. La chiesa Lom-
barda di Rivolta d’Adda. (Arte e Storia
XXII, 1903, S. 43.)
— Le arcate cieche dell’ atrio di Sant’
Ambrogio e la chiesa di S. Maria di
Calvenzano presso Melegnano. (Arte e
Storia, XXII, 1903, S. 93.)
Sarlo, ing. k'rancesco. Lavori di restauro
al Campanile della cattedrale di Trani
nell’anno 1902-1903: relazione a S. E.
il Ministro della pubblica istruzione.
Trani, tip. V. Vecchi, 1903, 8°, 30 p.
Scala, P. Ferdinand v. , O. Cap. Josef
Franz v. Sales Hüter, Stadtbaumeister in
Innsbruck, e. vergessener Patriot aus den
Franzosenzeiten. VIII, 156 S. m. i Bild-
nis. 8°. Innsbruck, Wagner, I903- M. 1.80.
Scalvanti, O. Di alcune Monumenti
d’Arte nell’ Umbria. (Rassegna d’arte,
III, 1903, S. 169.)
Scatassa, E. I-a chiesa di S. Francesco
a vSassocorvaro e l’Oratorio di S. Giu-
seppe a Maceratafeltria. (Rassegna d’arte,
III, 1903, S. 122.)
Schachner, Friedrich. Ausbau der Türme
und der Fassade der Universitätskirche
in Innsbruck. (Allgemeine Bauzeitung,
Wien 1903, S. 67.)
Schaefer, Geh. Oberreg.-R. Prof. Carl. Bau-
qrnamente der romanischen u. gotischen
Zeit. 4. u. 5. (Schluß-)lTg. (40 Lichtdr.-
Taf. m. 5 S. Text.) 48,5X32 cm. Berlin,
E. Wasmuth, 1903. ln Mappe je M. 20. — .
— Denkschrift über die Wiederherstellung
des Meißner Doms. Hrsg. u. eingeleitet
V. dem Vorstand des Meißner Dombau-
vereins. 27 S. Fol. Meißen, (L. Mosche),
1902. M. I. — .
— • Ein altes Denkmal der Holzbaukunst
[Haus in Marburg a. d. Lahn]. (Zentral-
blatt der Bauverwaltung, XXIII, 1903,
S. 353-)
Schaumann. Zwei Bauwerke der vlämi-
schen Frührenaissance in Lübeck. (Die
Denkmalpflege, V, 1903, S. 73.)
Schermann, Max. La Sainte Chapelle de
Paris u. die französische Gothik. (Archiv
für Christi. Kunst, 1903, S. i u. 13.)
— Wanderungen durch einige Kathedralen
Nordfrankreichs. (Archiv für christl. Kunst,
1903- S. 53 u. 65.)
Schmerber, Hugo. Die Baumeister Christoph
u. Ignaz Kilian Dintzenhofer. (— Samm-
lung gemeinnütziger Vorträge. Hrsg, vom
deutschen Vereine zur Verbreitg. gemein-
nütz. Kenntnisse in Prag. Nr. 292 :
Deutsche Dichtung und Kunst, Nr. 5.)
gr. 8°. IO S. m. 1 Taf. Prag, J. G. Calwe
in Komm., 1903. M. — .20.
Schmidt, P. Zur kirchlichen Bauentwick-
lung Schwabens im Mittelalter. (Württem-
III
XXVI.
XXXIV
Architektur.
bergische Vierteljahrshefte für Landes-
geschichte, N. F., XII, 1903, S. 338.)
Schmitt, Franz Jacob. Die Gotteshäuser
von Meran, der alten Hauptstadt des
Landes Tirol. (Repertorium für Kunst-
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Schmitz, W. Vom Dom in Trier. (Die
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Schneider, Artur. Südtirolische Schlösser.
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S. 83.)
— , Sem.-Lehr. J., u. Archit. O. Metze.
Hauptmerkmale der Baustile. Kleine Ausg.
10 Taf. m. gegenübersteh. Text. 22 S.
qu. gr. 40. Leipzig, F. Hirt & Sohn, 1902.
M. 1.60.
( — , R.) Die evangelische Johanneskirche
in Heidelberg-Neuenhein. 8°. 36 S. m.
6 Taf. Heidelberg, Ev. Verlag, 1903.
M. —.50.
Schönaich, Oberlehr. Dr. G. Die alte
Jauersche Stadtbefestigung. Vortrag. 18 S.
m. Abbildgn. u. i Taf. gr. 8°. Jauer,
O. Hellmann, 1903. M. — .60.
Schulz. Das Grolandsche Haus in Nürn-
berg. (Die Denkmalpflege, V, 1903,
S. 71.)
Schumacher, L. Die St. Florentiuskirche
zu Niederhaslach. 22 S. m. Abbildgn.
8°. Straßburg, J. H. E. Heitz, 1901.
M. —.50.
Schumann, Paul. Vom Meißner Dombau.
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Schwartzenberger, Albert. Der Dom zu
Speyer, das Münster der fränkischen
Kaiser. Bd. i — 2. 8°. Neustadt a.d. Haardt,
L. Witter, 1903.
Schwindrazheim , O. Vierländer Kratz-
putz (Sgraffito). (Die Denkmalpflege, V,
1903, S. 9.)
Sebastian!, Valeriano. Cenni storici del
l’antica chiesa e confraternita di s. Bern-
ardo al Foro Trajano, della prodigiosa
immagine di Maria Vergine e della nuova
chiesa ed arciconfraternita sotto l’invo-
cazione del nome santissimo di Lei. 3a
ediz. emendata ed accresciuta. Napoli,
tip. A. e S. Festa, 1903, 16°, 108 p.
Seelig. Von der Ruine Rheinfeis ob St.
Goar. (Hessenland, Zeitschrift f. hessische
Geschichte und Literatur, hrsg. v. W.
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Selvelli, C. De lo stato attuale del palazzo
dei Duchi di Urbino in Gubbio. (Le
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Senizza, Giuseppe. Memorie [storiche]
della basilica di s. Maria e di s. Giusto
martire in Trieste. Udine, tip. pont. del
Patronato, 1902, 8°, 30 p.
Serbat, Louis. L’Architecture gothique des
Jesuites au XVII® siede. (Bulletin monu-
mental, 1902, S. 315; 1903, S. 84.)
— L’Architecture gothique des Jesuites au
XVII® siede. In-8, 108 p. avec grav.
Caen, imp. et lib. Delesques. 1903.
[Extrait du Bulletin monumental (ann^es
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— L’eglise Notre-Dame-la-Grande ä Valen-
ciennes. (Revue de l’art chretien, 4® s^rie,
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Serrano y Ortega, Manuel. Bibliografia
de la Catedral de Sevilla, por el Pres-
bitero D. M. S. y O., Licenciado en Dere-
cho civil y canönico. Sevilla. Escuela
tipogräfica y libr. Salesiana. 1901 -1902.
En 4.0, 265 p. y una hoja para el colo-
fön- 3 y 3-50.
Serville. De la construction et de l’ameu-
blement des eglises. (Bulletin des metiers
d’art, 1903, S. 257 u. 321; t. III, 1903,
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Simon, Karl. Zur Kaiserswerther Pfalz.
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Tour in the Cotswolds. (Journal of the
Roy. Institute of British Ajchitects, 1903,
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Solanet, Albert. Histoire de Notre-Dame
de Qu^zac, au diocese de Mende; par
l’abbe A. S., directeur au grand seminaire
de Mende. In- 16, XII, 200 pages avec
grav. Mende, imprim. Pauc. 1903.
Sommerfeld, E. v. Einige Bemerkungen
über die Einhard-Basiliken zu Steinbach
und Seligenstadt. (Archiv für hessische
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Sordini, G. Di un Palazzo della Signoria
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St., E. Die Burg Alt-Wädenswil. (Zürcher
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28. März 1903.)
Steffen, Hugo. Dresden und die Frauen-
kirche. (Allgemeine Bauzeitung, Wien
1903, S. 75.)
Stegensek, A. Santa Maria Antiqua —
eine neu ausgegrabene altchristliche Kirche
am römischen Forum. (Der Kirchen-
schmuck [Seckau], 1903, S. 10.)
Steinhart, Baugewerksch. Zeichenlehr. F.
X. Bauernbauten alter Zeit aus der Um-
gebung V. Karlsruhe. Aufgenommen u.
gezeichnet. 31 Taf. m. IV S. Text.
42,sX3>^)5 cm. Leipzig, Seemann & Co.,
1903. In Mappe M. 18. — .
Architektur.
XXXV
Stephani, Dr. K, G, Der älteste deutsche
Wohnbau u. seine Einrichtung. Bau-
geschichtliche Studien auf Grund der
Erdfunde, Artefakte, Baureste, Münzbilder,
Miniaturen u. Schriftquellen. (In 2 Bdn.)
2. Bd. Der deutsche Wohnbau u. seine
Einrichtg. von Karl dem Großen bis zum
Ende des XI. Jahrh. XV', 705 S. mit
454 Abbildgn. gr. 8°. Leipzig, Baum-
gärtner, 1903. M. 18. — ; geb. M. 20. — .
Stever. Kaiserliche Deutsche Botschaft in
Paris, ehemals Hotel du Prince Eugene
Beauharnais. (Zeitschrift f. Bauwesen,
LIII, 1903, Sp. 217.)
Stiehl, Otto. Die Entwicklung des mittel-
alterlichen Rathauses in Deutschland.
(Allgemeine Zeitung, München 1903,
Beilage Nr. 112, 113, 117 u. 118.)
— Mittelalterliche Baukunst und Gegen-
wart. (Zeitschrift f. Bauwesen, LIII,
1903, Sp. 61 1.)
— Mittelalterliche Baukunst u. Gegenwart.
Festrede, Nebst Jahresberichte des Archi-
tektenvereins zu Berlin, erstattet vom
Vorsitzenden Baur. Dir. Eduard Beer
am 13. III. 1903. 31 S. gr. 8°. Berlin,
W. Ernst & Sohn, 1903. M. i. — .
— Mittelalterliche Fialenspitzen aus Ton.
(Die Denkmalpflege, V', 1903, S. 43.)
Storck, H[erman]. lydske Granitkirker.
Efter Foranstaltning af Ministeriet for
Kirke- og Undervisningsvaesenet opmaalte
og undersogte under Ledelse af H. S.
ved Architekterne V. Ahlmann og V.
Koch. 67 Tavler med Beskrivelse. gr. F°.
22 S. Kjobenhavn, H. Hagerup, 1903.
Streit, A, Das Theater. Untersuchungen
üb. das Theaterbauwerk bei den klass.
u. modernen Völkern. VIII, 267 S. m.
Abbildgn. u. 26 Taf. 42)x(29,5 cm.
Wien, Lehmann &Wentzel, 1903. M.52. — .
Strzygowski, Josef. Der angebliche Still-
stand der Architekturentwicklung von
Konstantin bis auf Karl d. Gr. (Zeitschr.
f. Bauwesen, LIII, 1903, Sp. 629.)
Suchet. La Chronique de l’eglise de
Saint-Pierre de Besannen; par le chanoine
S., vicaire general honoraire de Nimes,
membre de l’Academie de Besangon et
de la Societe d’emulation du Doubs.
In-8, 54 p. avec grav. Besangon, imp.V^
Jacquin, 1903.
(Swoboda, Dr. Heinrich.) Die Entscheidung
in der Riesentorfrage. (Erweit. Sep.-
Abdr. aus: »Vaterland«.) l6 S. 12°.
Wien, St. Norbertus, 1903. M. — .30.
— Zur Lösung der Riesentorfrage. Das
Riesentor des Wiener St. Stefansdomes
u. seine Restaurierg. 30 S. m. i Taf.
gr. 40. Wien, A. Schroll & Co., 1902.
M. —.80.
Sz. V^om »Alten Peter« ' in München. (Die
Denkmalpflege, V, 1903, S. 7.)
Taramelli, A. La cappella di Sant’
Eusebio nel Santuario di Crea ne^ Mon-
ferrato. (L’Arte, VI, 1903» S. loi.)
Testi, I.audedeo. Intorno ai campanili
di Ravenna. (L’Arte, VI, 1903, S. 165.)
Thiollier, Noel et Felix. Eglise de Ternay
(Isere). (Bulletin archeol. du Comite,
1902, S. 257.)
— L’Eglise de Ternay (Isere); par F. T.,
membre non residant du Comite des
travaux historiques et scientifiques, et N.
T., archiviste paleographe. In-8, 12 p.
et 7 planches. Paris, Imp. nationale.
1902. [Extrait du Bulletin archeologique,]
Tiedemann, Geh. Reg.- u. Baur. v. Der
Kirchenbau des Protestantismus , seine
Entwicklung u. seine Ziele. Vortrag.
26 S. gr. 8°. Potsdam, A. Stein, 1903.
M. —.60.
Tooley, .Sarah A. Royal Palaces and their
Memories. With 48 Full-page Plates and
a Photogravure Frontispiece. Imp. 8vo,
338 p. Hutchinson. 16/.
Tornow, Reg.- u. Baur. Dombaumstr. Paul.
Das neue Hauptportal des Metzer Domes.
Kurze Beschreibg. des figürl. Schmuckes
u. Notizen zur Geschichte des Portales.
28 S. m. 9 Taf. gr. 8°. Metz, P. Even,
1903. M. 1.50.
Triger, Robert. Donjon de Courmenant.
(Revue hist, et archeol. du Maine, 1902,
t. LII, S. 161.)
— L’Eglise de la Visitation, au Mans, et
son Principal architecte, soeur Anne-
Victoire Pillon; par R. T., president de
hl Societe historique et archeologique du
Maine, inspecteur general de la Societe
frangaise d’archeologie. In-8°. 48 p. avec
plans et grav. Marners, imp. Fleury et
Dangin. Le Mans, lib. Saint-Denis. 1903.
[Extrait de la Revue historique et arch^o-
logique du Maine, t. 53.]
Uhde, Constantin. Die Konstruktionen u.
die Kunstformen der Architektur. Ihre
Entstehg. u. geschichtl. Entwicklg. bei
den verschiedenen Völkern. (In 4 Bdn.)
I. u. II. Bd. Fol. Berlin, E. Wasmuth.
M. 43. — ; geb. M. 50.50; f. das voll-
ständige Werk M. 75. — ; geb. M. 90. — .
I. Die Konstruktionen u. die Kunstformen.
Ihre geschichtl. systemat. Entwicklg., be-
gründet durch Material u. Technik. VII,
VII, 183 S. m. 345 Abbildgn. 1902.
M. 15. — ; geb. M. 18.50. — 2. Der Holz-
bau. Seine künstlet, u. geschichtlich-
geograph. Entwicklg., sowie sein Einfluß
auf die Steinarchitektur. X, 448 S. m.
526 Abbildgn. 1903. M. 28. — ; geb.
M. 32. — .
IIP
XXXVI
Arcliitektur.
Uhlenhuth, Hofpbotogr. Prof. Ed. Die
V'este Coburg. Orig.-Aufjiahmeii. 20 Taf.
m. IV S. Text u. i eingedr. Plan. qu.
gr. 40, Coburg, E. Riemann, 190-^. Geb.
M. 4.—.
Uhlmann-Uhlmannsdorlf, Arthur B. Ein
Handschreiben des Baumeisters Hans
Innisch vom J. 1569. (Freiberger Anz.
u. 'fagebl., 1903, \r. 128 u. 139.)
Valentiner, W. Zur Geschichte des Streits
um die Erhaltung des Ottheinrichbaues
auf dem Heidelberger Schloß. Auszüge
der Akten. (Mitteilungen zur Geschichte
des Heidelberger Schlosses, . hrsg. vom
Heidelberger Schloßverein, IV, Heft 3 — 4,
1903O
Vendrasco, Luigi, e G. A. Vendrasco.
Campanile della chiesa parrocchiale di
s. Stefano in Venezia: relazione illustra-
tiva del progetto di raddrizzamento e
robustimento. Venezia, tip. F. Garzia e C.,
1902, 40, 46 p. e 3 tav.
Verhandlungen, Die, der zweiten Heidel-
berger Schloßbaukonferenz vom 17./18.
April 1902. (Zentralblatt der Bauver-
waltung, XXIll, 1903, S. 73.)
— , Die, der zweiten Heidelberger Schloß-
baukonferenz vom 17./18. April 1902.
Veröffentlicht im Auftr. d. Großh. Bad.
Finanzminist. 4°. 32 S. Karlsruhe 1902.
Verkest, Medard. De hoofdkerk van Brügge
en haar kunstschat. Gent, Ad. Hoste,
1903. In-40, 31 p., gravv. et portr. hors
texte, fr. i. — . [Extrait de Kunst en
leven.]
Veth, Jan. Rheinreise, i. [Kölner Dom.]
(Kunst und Künstler, I, 1903, S. 373.)
Viel, Jules. Notice sur Notre-Dame du
Tresor de Remiremont. In-8, 8 p. et
grav. Remiremont, imp. Kopf-Roussel.
1903.
Villa, Une, beige du XVIe siede. (Cottage,
^1903, S. 163.)
Ville sur-Yllon, Ludovico de la. Le
mure e le porte di Napoli. (Napoli
nobilissima, XII, 1903, S. 49.)
Vlaminck, Alphons de. Le chäteau des
Comtes, dit le Gravensteen, ä Gand,
avant et apres sa restauration en 1180.
I et II. Bruxelles, A. Vromant et C'^,
1902-1903. In-8°, 32, 113 p., pll. hors
texte, fr. 2.50. [Extrait des Annales de
la Societe d’archeologie de Bruxelles,
tome XV, 3^ et 4^ livraisons 1901, et
tome XVI, 3« et 4^ livraisons 1902.]
Vom Dom in Metz. (Zentralblatt der Bau-
verwaltung, XXIII, 1903, S. 241.)
Vom Meißner Dombau. (Kunstchronik,
N. F., 14, 1902-03, Sp. 94.)
Vrhovec, Johann. Die Pfarrkirche St.
Ruprecht in Ünter-Krain und ihre Restau-
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W., d Oie l'itelkirchen S. Laiirentii in
Damaso und in Lucina. (Römische
Quartal Schrift, XVII, 1903, S. 75.)
Wäschke, H. Die Dessauer Elbbrücke.
(= Neujahrsblätter. Hrsg. v. d. histor.
Kommission der Prov. Sachsen und das
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Halle, O. Hendel, 1903. M. i. — .
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Zeit Peters des Großen. Zur zweiten
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Wallon, Paul. »L’Art de bätir les villes,
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Kirche in Neuenburg i. Westpr. (Die
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von Pommern in Rügenwalde. (Zeitschrift
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Wulff, Oskar. Das Katholiken von Hosios
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R. Borrmann und R. Graul, 2. Serie, li.
Heft.) Fol. .24 S. m. Abbildgn. u. 6 Taf.
Berlin, W. Spemann, 1903. M. 4. — .
— Die Koimesiskirche in Nicäa und ihre
Mosaiken nebst den verwandten kirch-
lichen Baudenkmälern. Eine Untersuchg.
zur Geschichte der byzantin. Kunst im
I. Jahrtausend. (— Zur Kunstgeschichte
des Auslandes, 13. Heft.) Lex. 8°. VIII,
329 S. m. 6 Taf. u. 43 Abbildgn. i. Text.
Straßburg, J. H. E. Heitz, 1903. M. 12. — .
[Inhalt: i. Die Architektur der Koimesis-
kirche von Nicäa. 2. Die verwandten
Denkmäler. 3. Die Stellung der Bau-
gruppe innerhalb der byzantinischen Ar-
Skulptur.
XXXVII
chitektureiitwicklung. 4. Die dekorative
Architektur und Ausstattung der Koimesis-
kirche. 5. Die Mosaiken des Altarraums.
6. Die Narthexmosaiken.]
Zeller, Reg.-Baumstr. Priv.-Doz. Adolf.
Burg Hornberg am Neckar. Dargestellt
u. beschrieben auf Grund v. Orig.-Auf-
nahmen u. urkundl. Quellen. 60 S. m.
Abbildgn. u. ii Taf. Fol. I.,eipzig, K.
W. Hiersemann in Komm., 1903. Geb.
M. 30.—.
Zellner, Emil. Das heraldische Ornament
in der Baukunst. Für d. prakt. Anwen-
dung auf kultur- u. kunstgeschichtlicher
Grundlage dargestellt. 4°. VII, 104 S.
m. 115 Abb. Berlin, W. Ernst & Sohn,
1903.
Zemp, J. La Rosace de la tour de Saint-
Nicolas ä Fribourg. (Fribourg artistique,
1902, 4.)
Zur Heidelberger Schloßangelegenheit.
(Internationale Revue f. Kunst, V, 1903,
Sp. loi u. 127.)
Zur Vollendung des Friedrichsbaues auf
dem Heidelberger Schlosse. (Nord-
deutsche Allgemeine Zeitung, 1903, Bei-
lage No. 193.)
Skulptur.
Aitchison. Marble. (Journal of the Roy.
Institute of British Architects, 1903, S.
529O
Alvin, Fred. Medaillon de Guillaume
Dupre au buste de Victor-Amedee, duc
de Savoie. Tournai, imprimerie Del-
court-Vasseur, (1903). In-8°, 7 p., ac-
compagne d’une pl. hors texte. Fr. 1.50.
[Extrait de la Gazette numismatique.]
Ambrosoli, S. Una medaglia poco nota
di papa Pio IV nel r. gabinetto numis-
matico di Brera in Milano. (In: Roma
e la Lombardia: miscellanea di studi e
documenti offerta al congresso storico
internazionale dalla societä storica lom-
barda, Milano, tip. L. F. Cogliati, 1903.)
Arbeiten Donatellos, für die Mediceer.
(Die Grenzboten, hrsg. v. |. Grunow, 62.
Jahrg., No. 31.)
Astolß, C. Di un ignorato lavoro di fra
Ambrogio e fra Mattia della Robbia a
Macerata. (L’Unione, Macerata, 27maggio
1903-)
Auxy de Launois, le comte Alberic d’.
La fontaine de I.a Valliere a Spiennes,
par le comte A. d’A. de L., vice-presi-
dent du Cercle archeologii|ue de Mons.
Mons, imprimerie Dequesne-Masquillier
et fils, 1902. In-8°, 8 p. Fr. — .50.
[Extrait du tome XXXI des Annales du
Cercle archeologique de Mons.]
Balcarres, I.ord. Donatello. Cr. 8vo,
210 p. London, Duckworth, 1903. . 6/.
Balletti, D. Medagliere veneto. (Rassegna
d’arte, III, 1903, S. 132.)
Balzano, Vincenzo. Nicola di Guardia-
gnele scultore? (Bullettino della Societä
di Storia patria negli Abruzzi, IV, 1903.)
Barbier de Montault, X. I.a Vierge de
Parthenay. (Revue de l’art chretien, 4^
Serie, XIV, 1903, S. 408.)
--Le Crucifix de Parthenay. (Revue de
l’art chretien, 4® serie XTV, 1903, S.
409.)
— Tombeau sculpte par Germain Pilon.
(Revue de l’art chretien, 4® serie, XIV,
1903, S. 209.)
Beani, can. Gaetano. La cattedrale pi-
stoiese; l’altare di s. lacopc e la sacrestia
de’ belli arredi: appunti storici documen-
tati. Pistoia, casa tip. editr. Sinibuldiana
G. Flori e C., 1903, 8°, 184 p. e 2 tav.
L. 3-50.
Beck. Die Hohenstaufengräber im Dom
zu Palermo. (Diözesanarchiv von Schwa-
ben, XXI, 1903, S. 88.)
Bedeschi, Giovanni. La fontana delle tar-
tarughe. (L’Arte, VI, 1903, S. 220.)
Beissel, Stephan. Die westfälische Plastik
des 13. Jahrhunderts, i. (Stimmen aus
Maria-Laach, 1903, 8. Heft.)
Beltrami, Luca. Di una bella figura d’ar-
tista scultore e architetto: Giovanni An-
tonio Amadeo. (Marzocco, 29 febbraio
1903O
Bergmans, Paul. Fonts baptismaux de la
Cathedrale St. Bavon. (Inventaire archeo-
logique de Gand, 1903, fase. 32.)
• — Statuette en ivoire de la Vierge. (In-
ventaire archeologique de Gand, 1903,
fase. 32.)
Beringer, Dr. Josef August. Peter A. v.
Verschaffelt, sein Leben und sein Werk.
Aus den Quellen darge.stellt. (= Studien
zur deutschen Kunstgeschichte, 40. Heft.)
g. 8°. VII, 139 S. m. 2 Abb. im Text
u. 29 Lichtdr.-Taf. Straßburg, J. H. E.
Heitz, 1902. M. 10. — . [Inhalt: Vor-
wort. Leben. Werke, a) Römische Zeit,
b) Mannheimer Zeit. Kunst. Simon
Peter Lamine. Ausgang. Quellenangabe.
Anhang. PenSonenverzeichnis. Ortsver-
zeichnis.]
Berney-Ficklin, P. Stuart Med als and
Royalist Badges. (The Connoisseur, \'l,
1903, S. 235.)
Bienkowski, P. Les reliefs dans „Giar-
(.lino Boboli“ de Florence. (Anzeiger d.
XXXVIII
Skulptur.
Akademie d. Wiss. in Krakau, philol. u.
histor.-philos. Klasse, 1903, Nr. 4.)
Biesbroeck, L. van. Statue de Saint
Pierre, j^ar Charles van Poucke. (Inven-
taire archeologique de Gand, 1903, fase.
32.)
Bildschnitzer, Ober-Ungarns, im Mittelalter.
(Der Kirchenschmuck [Seckau], 1903,
S. 60.)
Blanc, Charles. La Sculpture; par C. B.,
de l’Academie frangaise et de l’Academie
des beaux-arts. Nouvelle edition. Grand
in-8, 239 p. avec 100 grav. Corbeil, impr.
Crete. Paris, libr. Laurens. 1902. fr. 4. — .
Bode, Wilhelm. Denkmäler derRenaissance-
Sculptur Toskanas. In histor. Anordnung.
Unter Leitung von W. B. hrsg. v. Frdr.
Bruckmann. Liefg. XCII — XCVII: No.
446 — 461 c: Andrea del Verrocchio;
No. 462a — 4Ö2d: Werkstatt des Andrea del
Verrocchio; No. 463a — 465a: Andrea
del Verrocchio (?); No. 465 b: Nachfolger
des A. del Verrocchio; No. 466a — 468:
Francesco di Simone Ferrucci ; No. 469 a —
475: Jacopo della Quercia. München,
Verlagsanstalt F. Bruckmann, 1903. ä
M. 20. — .
— Ein neues Madonnenrelief Donatello’s.
(Kunstchronik, N. F., 14, 1902 — 03,
Sp. 441.)
— Zu den neuesten Erwerbungen des
Kaiser Friedrich -Museums, [i. Marmor-
büste des Acellino Salvago von Antonio
della Porta Tamagnini.] (Jahrbuch der
K. Preuß. Kunstsammlungen, XXIV, 1903,
S. 318.)
Boeles, P. C. J. A. De Kraak te Oosterend
en het Edo Wimken-Denkmal te Jever.
(Bulletin uitgegeven door den Neder-
landsch. Oudheidkundigen Bond, IV,
1903, S. 109.)
Bollettino di Numismatica e di Arte della
Medaglia, con un’appendice archeologica
e artistica: periodico mensile del Circolo
numismatico milanese. Anno I, n. i
(gennaio 1903). Milano, tip. L. P\ Co-
gliati. 8° fig., 24 p. L. 3.50 l’anno.
[Direttore prof. Serafino Ricci.]
Bosseboeuf, Abbe L. Sur un buste du
Christ au Carroi-Voguet, commune de
Saint-Pierre-des-Corps, XV^ siede. (Bulle-
tin dela Socide archeologique de Touraine,
t. XIII, 1901 — 02, Tours 1903, S. 85.)
Brambach, Wilhelm. Münz- u. Medaillen-
kunst unter Großherzog Friedrich v. Baden.
Mit e. Übersicht der früheren Prägekunst
in bad. Diensten. (Großherzogi. Samm-
lungen-Gebäude. Münzausstellung. Die
bad. Münzen. Neue Folge.) VII, 45 S.
m. 17 Taf. 12°. Heidelberg, C. Winter
Verl., 1902. M. I. — .
Bredt, E. W. Medaillen des medico-histo-
rischen Kabinetts. (Mitteilungen aus dem
Germanischen Nationalmuseum, 1903,
S. 60.)
Broeck, E. van der. Medaillons sculptes
du portail de la cathedrale d’Amiens.
(L’Art et l’Autel, 1902, fevrier.)
Brykezynski, A. La porte de bronze
connue sous le nom de porte de Plock.
(Revue de l’art chretien, 4« scrie, XIV,
1903, S. 138.)
Büchner, Otto. Die metallenen Grabplatten
des Erfurter Domes. (Zeitschrift für
Christi. Kunst, XVI, 1903, Sp. 161.)
— Werke des mittelalterlichen Bronze-
Gusses im Erfurter Dom: (Zeitschrift f.
Christi. Kunst, XVI, 1903, Sp. 143.)
Bürkel, Dr. Ludwig von. Die Bilder der
süddeutschen breiten Pfenninge (Halb-
brakteaten). Ihre Erklärung' durch Be-
ziehung auf andere Kunstgattungen. 8°.
127 S. m. Textabbildgn. München, Ver-
lag der Bayer. Numismatischen Gesell-
schaft, 1 903.
Busam, F. Die St. Benediktusmedaille. I.
(Studien und Mitteilungen aus dem
Benediktiner- und dem Zisterzienser
Orden, 24, i.)
Busetto, N. I Medaglini e Medaglioni.
(Bollettino del Museo Civico di Padova,
VI, 1903, Nr. 7—8, S. 84.)
Cahn, Julius. Die deutsche Stempel-
schneidekunst im Mittelalter. (Jahrbuch
des Freien Deutschen Hochstifts, Frank-
furt a. M. 1903, S^2i2.)
— Ein Beitrag zum W’^erke Hans Reimers.
(Berliner Münzblätter, XXIV, 1903, Nr. 21,
s. 329.)
Calzini, E. Francesco di Simone Ferrucci
a Forli. (Miscellanea d’arte, I, 1903,
gennaio, S. 25.)
Cantalamessa, Giulio. Una piccola sco-
perta. (Rassegna bibliografica dell’ arte
italiana, VI, 1903, S. 1.)
Carocci, Guido. Disegni di Michelangelo.
(Arte e Storia, XXII, 1903, S. 104.)
Catalogue general de medailles frangaises.
De Frangois ler ä Henri III (1515-1589).
Petit in-8, pages 23 ä 44. Macon, imprim.
Protat freres. Paris, Cabinet de numis-
matique, 2, nie Louvois. fr., i. — .
— general de medailles frangaises. Du
moyen äge a' Louis XII, N° 26. Petit
in-8, 20 p. Macon, imprimerie Protat
freres. Paris, Cabinet de numismatique,
2, rue Louvois. fr. i. — .
— general de medailles frangaises. (Suji-
plement.) ii® fascicule. Petit in-8,
p. 303 ä 336. Macon, imprim. Protat
freres. Paris, Cabinet de numismatique,
2, rue Louvois. fr. i. — .
Skulptur.
XXXIX
Cervesato, A. II paliotto ambrosiano di
Vuolvinio. (Atti del Congresso inter-
nazionale d’arcbeologia cristiana in Roma
1900, Roma [1903], S. 361.)
Cervetto, Luigi Augusto. I Gaggini da
Bissone, loro opere in Genova ed altrove :
contributo alla storia dell’ arte lombarda.
Milano, U. Hoepli (Genova, tip. A. G.
Lanata), 1903, folio fig., VIII, 310 p.
e 39 tav. L. 80. — . [Inhalt: Prefazione.
1. La scoltura Lombarda in Genova.
2. Bissone. I suoi artisti. 3. Beltrame.
Pietro. Domenico Gaggini. Loro opere.
Loro discendenza. 4. La Cappella di S.
Giovanni Battista. Lavori di Domencio
ed Elia Gaggini. 5. Elia Gaggini. 6.
Giovanni Gaggini di Beltrame. 7. Pace
Gaggini e le sue opere. In Genova. Alla
Certosa di Pavia ed a Siviglia. 8. Pace
Gaggini in Francia. Rapporti tra l’Italia e
la Francia. 9. Antonio Gaggini. 10. Bern-
ardino Gaggini di Antonio, ii. Giovanni
da Bissone del fu Milano. 12. Giovanni
Gaggini di Andrea. 13. Matteo Gaggini di
Giovanni. 14. Giuliano Gaggini di Andrea.
15. Leone da Bissone. II Castello di
Sestri Levante. 16. Bernardino da Bissone
detto Furlano. 17. Francesco da Bissone.
18. Domenico e Giambattista Bissoni
sopranominati i Veneziani. 19. Pittori
Bissonesi. Gian Francesco Gaggini. 20.
Giacomo e Giuseppe Gaggini scultori ed
architetti. 21. Giacomo Maria Gaggini
architetto. II Cav. Giuseppe Gaggini
sculture. 22. Documenti. 23. Elenco di
scoltore esegpiite in Genova ed in Liguria
nei secoli XV e XVI e nelle quali si
riscontra lo Stile dei Gaggini. 24. Postille.]
Chaillan, L’abbe. L’Autel merovingien de
Favaric. (Bulletin monumental, 1902,
s. 532.)
Chiapelli, Alessandro. Una nuova questione
a proposito del »David« di Michelangelo.
(Nuova Antologia, 1903, Marzo.)
Chytil, Dr. K. Der Prager Venusbrunnen
von B. Wurzelbauer. Geschichte e. Kunst-
werkes. Aus dem Böhm. 33 S. m. 2
Abbildgn. u. 4 Lichtdr.-Taf. gr. 4°. Prag,
(F. Rivnac), 1902. M. 6. — . [Inhalt:
I. Benedict Wurzelbauer und Christoph
Popel von Lobkovic. 2. Die Venus.
3. Im Waldsteinschen Garten.]
Cloquet, L. La Ruthwell Cross. (Revue
de Part chretien, 4^ serie, XIV, 1903,
S. 56.)
— Pierres tombales. (Revue de Part chretien,
4« Serie, XIV, 1903, S. 180.)
Colasanti, A. Sonetti inediti per Michel-
angelo e per Tiziano. (Nuova Antologia,
1903, 16. Marzo.)
— Un sarcofago inedito con rappresentazioni
cristiane. (Nuovo bulletino di archeologia
cristiana, IX, 1903, S. 25.)
Correll, Ferdinand. Deutsche Brunnen.
Mit Vorwort v. Prof. Dr. Paul Johs. Ree.
30 Lichtdr.-Taf. m. III S. Text. gr. 4°.
Frankfurt a. M., H. Keller, 1903. In
Mappe M. 15. — .
Cruttwell, Maud. Luca and Andrea della
Robbia and their Successors. With over
150 Illusts. Imp. 8vo. 384 p. Dent. 25.
[Inhalt: Prefatory. Preliminary sketch.
I, I. Luca and Andrea della Robbia,
biographical. 2. Characteristics of Luca’s
art. 3. The Cantoria, the Campanile
reliefs, the Altar of S. Peter. 4. Enam-
elled terra-cotta, the Peretola tabernacle,
the Duomo reliefs, the Pazzi chapel.
5. The bronze doors. 6. S. Miniato, the
Federighi tomb, the Pistoja Visitation, the
stemmi of or S. Michele. 7. Impruneta.
8. The Madonnas. 9. Lost works and
Works attribued to Luca. 10. II, i. Cha-
racteristics of Andrea’s art. 2. Early
works of Andrea. 3. La Verna. 4. Works
of middle life. 5. Later assisted works.
6. The loggia di S. Paolo, the Arezzo
raarble altar, last works. III, i. Giovanni
della Robbia, characteristics. 2. Works
imitative of Andrea. 3. Polychromatic,
pictorial , and pseudoclassic works. 4.
Ospedale del Ceppo, Pistoja. 5. The
monks of the Robbia family, Luca the
younger. 6. Girolamo in France, the
palace of Madrid. IV, Appendices. i.
Genealogical tree of the della Robbia
family. 2. Chronological table. 3. Biblio-
graphy. 4. Documents. 5. List of the
works. Index.]
Cubasch, Heinrich. Medaillen auf Bauten
und Denkmäler Wiens und solcher mit
Ansichten und Teilen derselben. Vortrag.
(Mitteilungen des Klubs der Münz- und
Medaillenfreunde in Wien, Nr. 160 u. 162,
1903, S. 85, 95 u. III.)
Czerny, Alois. Renaissance-Grabsteine an
der Pfarrkirche zu Schönbrunn in Mähren.
(Mittheilungen der k. k. Central - Com-
mission, N. F., XXVIII, 1902, S. 75.)
Delbrück, Richard. Ein Porträt Friedrichs
II. von Hohenstaufen. (Zeitschrift f. bild.
Kunst, N. F., XIV, S. 17.)
Dieterich, Julius Reinhard. Das Porträt
Kaiser Friedrichs II. von Hohenstaufen.
(Zeitschrift f. bild. Kunst, N. F., XIV,
S. 246.)
Dobschütz, E. von. Die Vision des Ezechiel
(cap. 37) auf einer byzantinischen Elfen-
beinplatte. (Repertorium für Kunstwissen-
schaft, XXVI, 1903, S. 382.)
Dunnuys, L. Groupe en ivoire attribue a
F. du Quesnoy. (Annales de la Socicte
XL
Skulptur.
ri’arclieologic de Bruxelles, XVII, 1903,
S. 495.)
— e — . Die Wiederherstellung des schönen
Brunnens in Nürnberg. (Kunstchronik,
N. F., 14, 1902 — 03, Sp. 338.)
Eber, Läszlö. Donatello. (= Müveszeti
könyvtar, 2. kötet.) 8°. 148 1., 10 mellek-
lettel es 84 szövegbe nyomott keppel.
Budapest, Lainpel Robert. Kr. 8.—.
E. L. La chaire de Roucourt. (Revue de
l’art chretien, 4^ Serie, XIV, 1903, S. 152.)
Endl, E. Znaimer Bildhauer des 17. Jahr-
hunderts unter Abt Raymund Regondi
im Stifte Altenburg. (Studien und Mit-
teilungen aus d. Benediktiner- und d.
Zisterzienser Orden, XXIII, 4.)
Endres, Lyc.-Prof. Dr. Josef Anton. Das St.
Jakobsportal in Regensburg u. Honorius
Augustodunensis. Beitrag zur Ikono-
graphie u. Literaturgeschichte des 12.
Jahrh. VII, 78 S. m. Abbildgn. u. 5 Taf.
hoch 4°. Kempten, J. Kösel, 1903.
M. 7.50. [Inhalt: Vorwort, i. Bisherige
Erklärungsversuche. 2. Das Hohelied im
früheren Mittelalter. 3. Honorius Augusto-
dunensis. 4. Des Honorius Augusto-
dunensis Kommentar zum Hohenlied.
5. Buchillustration zum Kommentar des
Honorius. 6. Kunstgeschichtliche Stellung
u. äußere Erscheinung des Jakobsportals.
7. Ikonographische Deutung des Portals.
8. Zahlensymbolik am Portalbau. Namen-
u. Sachregister.]
Engelmann, R. Benvenuto Cellini in
Fontainebleau. (Kunstchronik, N. F., 14,
1902-03, Sp. 105.)
Enlart, C. J')eux tetes de pleureurs du
XV^ siede au musee de Douai. (Revue
de l’art chretien, 4^ Serie, XIV, 1903,
S. 134.)
Epitaphium, Ein alttirolisches : Der Grab-
stein W. v. Hennebergs an der Pfarr-
kirche in Bozen. (Der Kunstfreund, red.
\. H. Wörndle, XVllI, 10.)
Evans, Sir John. The Ancient Stone Im-
j)lements and Ornaments of Great Britain.
8vo. Longmans. 10/6.
Evrard de Fayolle, A. Recherches sur
Bertrand Andrieu de Bordeaux, graveur
en medailles . . . 1761 — 1822. Sa vie,
Süll Oeuvre. Memoire presente ä l’Acad.
Nat. des Sciences ... de Bordeaux . . .
1S98. Pref. de Fernand Mazerolle, archi-
viste de la inonnaie. 4°. XII, 237 p.
Chalon-s-Sadne, E. Bertrand, 1902.
Fabriczy, Cornelius von. Adriano Fioren-
tino. (Jahrbuch der K. Preuß. Kunst-
sammlungen, XXIV', 1903, S. 71.)
— Das Grabmal Kaiser Heinrichs VII.
(Repertorium f. Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 263.)
Fabriczy, Cornelius von. Medaillen der
italienischen Renaissance. (= Mono-
graphien des Knnstgewerbes, hrsg, v.
Jean Louis Sponsel, IX.) Lex. 8°. 108 .S.
m. 18 1 Abbildgn. Leipzig, H. Seemanns
Nachf. M. 5. — ; geb. M. 6. — .
— .Sculture in legno di Baccio da Monte-
lupo. (Miscellanea d’Arte, 1903, aprile.)
— Pagno di Lapo Portigiani. I. Chrono-
logie seines Lebens und seiner Werke.
II. Urkundliche Belege zum chronologi-
schen Prospekt. (Jahrbuch der K. Preuß.
Kunstsammlungen, XXIV, ipoß) Beiheft,
S. 119.)
Fayolle, A. de. Medailles et jetons muni-
cipaux de Bordeaux. (Gazette numis-
matique franqaise, 1903, S. 53 u. 159.)
Ferri, P. N. A proposito di un bronzo
di Daniele da Volterra. (Miscellanea
d’arte, Rivista mensile, Anno I, No. 4.)
— Disegno rappresentante il primitive pro-
getto di Michelangelo pel monumento
sepolcrale di papa Giulio II. (Miscellanea
d’arte, Rivista mensile, Anno I, No. i.)
— , e E. Jacobsen. Disegni sconosciuti di
Michelangelo. (Miscellanea d’arte, 1903,
fase. 5 — 6.)
Filangieri di Candida, Antonio. Del
preteso busto di Sigilgaita Rufolo nel
Duomo di Ravello. (Napoli nobilissima,
XII, 1903, S. 3 u. 34.)
Fogolari, Gino. Sculture in legno del
secolo XII. (L’Arte, VI, 1903, S. 48.)
Franck-Oberaspach, Karl. Der Meister der
Ecclesia und Synagoge am Straßburger
Münster. (Das Kunstgewerbe in Elsaß-
Lothringen, III, 1902-3, S. 132.)
— Der Meister der Ecclesia u. Synagoge
am Straßburger Münster. Beiträge zur
Geschichte der Bildhauerkunst des 13.
Jahrh. in Deutschland, m. besond. Be-
rücksicht. ihres Verhältnisses zur gleich-
zeit. französ. Kunst. X, 115 S. mit 21
Abbildgn. u. 12 Taf. gr. 8°. Düsseldorf,
].. Schwann, 1903. M. 5. — . [Inhalt:
Einleitung. Stand der Forschungen. Me-
thodische Bemerkungen, i. Analyse des
Stils der Straßburger Werke vom Meister
der Ecclesia und S)magoge,. a) Ecclesia
u. Synagoge, b) andere Werke des Meisters
der Ecclesia u. Synagoge in Straßburg.
2. Stellung des Meisters der Ecclesia u.
Synagoge in der französischen Bildhauer-
kunst des XIII. Jahrh., a) die Chartreser
Lokalheiligen, b") der Straßburger Meister
als Schlußglied der Chartreser Schule,
c) der Chartraner Lokalstil u. die übrige
französische Plastik des XIII. Jahrh.]
Frappa, Giovanni, et Andre Michel. I.e
pseudo-Benivieni. (Les Arts, 1903, Mai,
S. 14.)
Skulptur.
XLI
Friedensburg, F. Erdichtete Medaillen.
(Berliner Münzblätter, N. F., XXIV, 1903,
No. 13 — 14, S. 237, No. 16, S. 249.)
G. John Voyez and his works. (The Con-
noisseur, V, 1903, S. 166.)
Gabelentz, Hans von der. Mittelalterliche
Plastik in Venedig. Mit 13 ganzseit. Ab-
bildgn. u. 30 Textillustr. in Autotyp. VI,
274 S. gr. 8°. Leipzig, K. W. Hiersemann,
1903. M. 15. — . [Inhalt: Vorwort. I. Die
Tabernakelsäulen von S. Marco. II. i.Die
ornamentale Plastik des frühen Mittel-
alters in Venedig. 2. Die dekorative
Plastik Venedigs während des hohen
Mittelalters (ca. 1000 — 1200.) III. Ein-
zelne Figurenreliefs. Byzantinische Ori-
ginalarbeiten u. venezianische Werke im
byzantinischen Stil. IV. i. Die Portale
von S. Marco u. ihr Skulpturenschmuck.
2. Einzelne Werke venezianischer Skulptur
im 13. Jahrh. V. I. Die Skulpturen
gotischen Stiles mit Ausnahme der Grab-
denkmäler. 2. Die Grabdenkmäler goti-
schen Stiles.]
Gallet, A. Quelques notes sur la vie et
1’ Oeuvre du medailleur J. P. Droz (1746
ä 1823), avec 13 planches. (Musee Neu-
chätelois, Recueil d’histoire nationale et
d’archeologie, XXXIX. annee, Nov.-Dec.
1902.)
Garcia Alix, Antonio. Salcillo, escultor,
SU personalidad artistica y sus obras.
Discursos leidos ante la Real Academia
de Bellas Artes de San Fernando en la
recepciön publica del .Sr. D. A. G. A.
el dia 18 de Enero de 1903. Contesta-
cion del Sr. D. Ricardo Veläzquez Bosco.
Madrid, Impr. de los Hijos de M. G.
Hernandez. 1903. 4°. 65 p. 1.50 y 2. — .
Gelli, Jacopo. Un po’ di storia del busto
e della fascetta. (Emporium, 1903,
No. 102.)
Germain, Leon. Note sur deux chapiteaux
de la cathedrale de Saint-Die. In-8,
8 pages et grav. Saint-Die, impr. Cuny.
1902. [Extrait du Bulletin de la Societe
philomathique vosgienne (annee 1902 ä
1903)-]
Gerspach. Les dessins inconnus de Michel-
Ange de la Gallerie des Offices. (I.es
Arts, 1903, Aoüt, S. 27.)
Giglioli, O. H. Tre capolavori di scultura
fiorentina. (Rivista d’Italia, dicembre
1902.)
Gilleman, Ch. Medaille commeinorative
de la paix de Ryswyck. (Inventaire
archeologique de Gand, 1902, fase. 28.)
— Medaille commemorative de l’inaugura-
tion de Charles VI en Flandre. (Inventaire
archeologique de Gand, 1902, fase. 28.)
— Medaille commemorative du mariage de
Charles III. (Inventaire archeologique
de Gand, 1902, fase. 28.)
Gilleman, Ch. Medaille commemorative
du second mariage de Charles II. (Inven-
taire archeologitiue de Gand, 1902,
fase. 28.)
Goldschmidt, Adolf. Die Freiberger Gol-
dene Pforte. (Mitteilungen vom Frei-
berger Altertumsverein, hrsg. v.K. Knebel,
38. Heft.) [Abdruck aus : Jahrb. d. K.
Preuss. Kunstsammlungen, XXIII, 1902,
S. 20.]
Grassa-Patti, Francesco La. Opere dei
Della Robbia in Sicilia. (I/Arte, VI,
1903, S. 37.)
Gronau, Georg. Neue Zeichnungen Michel-
angelos. (Kunstchronik, N. F., 14, 1902
bis 1903, Sp. 489.)
Gümbel, Albert. Ein Brief Peter Vischers
des Älteren. (Repertorium für Kunst-
wissenschaft, XXVI, 1903, S. 97.)
Guiffrey, J. I.a gravure sur gemmes en
France. (Journal des .Savants, 1903,
Fevrier.)
Guillibert. Deux statuettes polychromees
de saint Louis de Provence, eveque de
Toulouse, et de sainte Consorce, con-
servees ä ,.-Aix-en-Provence ; par M. le
baron G., secretaire perpetuel de l’Aca-
demie d’Aix. In-8, 12 p. et 4 planches.
Paris, Imprimerie nationale. 1902. [Ex-
trait du Bulletin archeologique.]
— Statuettes a Aix. (Bulletin archeol. du
Comite, 1902, S. 280.)
Habich, Dr. Georg. Beiträge zu Hans
Daucher. (Monatsberichte über Kunst
u. Kunstwissenschaft, hrsg. v. H. Helbing,
III, 1903, S. 53.)
— Hans Kels als Konterfetter. (Monats-
berichte über Kunst- und Kunstwissen-
schaft, hrsg. V. H. Helbing, III, 1903,
5. 9.)
— Hans Reimer II. (Berliner Münzblätter,
N. F., XXIV, 1903, No. 13 — 14, S. 201.)
Haendcke, Berthold. Deutsche Bildhauer
in Böhmen im XVII. Jahrh. (Deutsche
Arbeit. Zeitschrift für das geistige I.eben
der Deutschen in Böhmen, 2. Jahrgang,
6. Heft.)
— Studien zur Geschichte der sächsischen
Plastik der Spätrenaissance und Barock-
Zeit. Mit 1 1 Lichtdr.-Taf. u. 4 Autotyp.
VII, 139 S. 4°. Dresden, E. Haendcke,
1903. M. 8.50; geb. M. 10. — . [Inhalt:
Einleitung. i. Schule von Dresden:
Hans Walther, Christoph Walther, Fried-
rich Groß, Paul Meyner, Johann Maria
Nosseni, Conrad Buchau, Hieronymus
Eckhart d. J., Gabriel Eckhart, Uriel
Eckhart, Zacharias Hegewald, Melchior
Kuntze , Sebastian Walther, Michael
XLII
Skulptur.
Schwenke, Anton von Saalhausen, Lo-
rentz Hörnigk, Valentin Otte. 2. Schule
von Freiberg: Andreas Lorentz, Bernhard
Ditterich, Michael Hogenwald, Samuel
Lorentz, Uriel Lorentz, Marcus Rohling,
Johannes Grünberger. 3. Schule von
Schneeberg: Johann Heinrich Böhme d.Ä.,
Andreas Bezold, Johann Heinrich Böhme
d. J., Johann Heinrich Böhme III, Jo-
hann Eisesse, Johann Caspar Hahnei.
Anmerkungen. Personen- und Ortsver-
zeichnis.]
Haendcke, Berthold. Zur Geschichte der
Plastik Schlesiens von ca. 1550 — 1720.
(Repertorium f. Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 223.)
Halm, Dr. Ph. M. Modelle aus dem 18.
Jahrhundert. (Monatsberichte üb. Kunst
u. Kunstwissenschaft, hrsg. v. H. Helbing,
III, 1903, S. 119.)
Hann, F. G. Rafael Donners Werke im
Gurker Dome. (Wiener Abendpost, Bei-
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Hart, Delia. Francisco Zarcillo, sculptor
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S. 97.)
Hartmann, J. Württembergische Brunnen-
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Haseloff, Arthur. Ein altchrisüiches Relief
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Heiberg, J. Die Kanzel in Moscufo und
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den Abruzzen. (Zeitschrift f. Bauwesen,
LIII, 1903, Sp. 275.)
Heins, A. Corbeau en pierre de Baelegem,
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Helbig, Jules. Buste-reliquiaire du chef
de saint Barthelemy, apötre. (Revue de
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Hermanin, F. II cervo simbolico sulla
facciata della chiesa di S. Pietro presso
Spoleto. (Atti del Congresso internazio-
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1900, Roma [1903], S. 333.)
Herrera, Adolfo. Discursos de medallas
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XLII, Cuaderno VI, Junio 1903.)
Heubach, Archit. Alfred. Monumental-
brunnen Deutschlands, Österreichs und
der Schweiz .aus dem 13. — 18. Jahrh.
60 Lichtdr.-T.af. darunter 2 farbig aus-
geführte Blätter, m. erläut. Text. 6.
(Schluß-)Lfg. (10 Taf. m. Text VIII u.
S. 15 — 18.) 41,5X^30 cm. Leipzig, Ch.
H. Tauclinitz, 1903. M. 6. — .
Higgins, A. The monuments in St. Paul’s
cathedral. (The Nineteenth Century,
1903, May.)
Holroyd, Charles. Michael Angelo Buo-
narroti. With Translations of the Life
of the Master by his Scholar, Ascanio
Condivi, and Three Dialogues from the
Portuguese by FranciscoD’Ollanda. Illust.
Sm. 4to. XIII, 347 p. Duckworth. 7/6.
Innerhofer. Zwei Relieftafeln in „Unser
lieben Frau im Walde“. (Der Kunst-
freund, red. V. H. v. Wörndle, XIX, 4.)
Jacobsen, Emil. Ein verkanntes Blatt von
Michelangelo in Frankfurt. (Kunstchro-
nik, N. F., 14, 1902 — 03, Sp. 492.)
— Neue Zeichnungen von Michelangelo,
oder wie man Entdeckungen macht.
(Kunstchronik, N. F., 14, 1902 — 03, Sp.
512.)
Jecht, R. Der Neptunbrunnen nebst den
anderen steinernen Kunstbrunnen in Gör-
litz. (Neues Lausitzisches Magazin, 78.
Band.)
Joseph!, W. Die mittelalterliche Metall-
plastik in Augsburg. (Zeitschrift des
hist. Vereins f. Schwaben und Neuburg,
29. Jahrg.)
— Ein Holzrelief aus dem Anfänge des
16. Jahrhunderts. Nach Schongauer, B. 7.
(Mitteilungen aus dem Germanischen
Nationalmuseum, 1903, S. 92.)
Justi, Ludwig. Andrea Pisano. (Das
Museum, hrsg. v. W. Spemann, [VIII,
1903], S. 29.)
— Giovanni Pisano und die toskanischen
Skulpturen des XIV. Jahrhunderts im
Berliner Museum. (Jahrbuch der Kgl.
Preuß. Kunstsammlungen, XXIV, 1903,
S. 247.)
Kasser, H. Hochrelief in Terracotta, von
Prof. Johann Valentin Sonnenschein,
1749 — 1816. (Berner Kunstdenkmäler,
Bd. I, Lief, i.)
Kenner, Friedrich. Urkundliche Beiträge
zur Geschichte der Münzen u. Medaillen
unter Kaiser Ferdinand I. (Numismati-
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Wien 1903, S. 215.)
Kirsch, J. P. Le Crucifix du cloitre des
Cordeliers. (Fribourg artistique, 1902,4.)
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del Congresso internazionale d’archeo-
logia cristiana in Roma 1900, Roma
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Kleinclausz, A. Un atelier de sculpture
en Bourgogne ii la fin du moyen äge :
1’ Atelier de Claus Sluter. (Gazette des
beaux-arts, 3 per., XXIX, 1903, S. 121.)
Knackfuß, H. Michelangelo. 7. Aufl.
(== Künstler-Monographien, hrsg. v. H.
Skulptur.
XLIII
Knackfuß, IV.) Lex. 8°. io6 S. m. 95 I
Abbildgn. von Gemälden, Skulpturen u.
Zeichnungen. Bielefeld, Velhagen & Kla-
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kirche in Guben.' (Blätter f. Architektur
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Koechlin, Raymond. ^La sculpture beige
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XIV e siecles. I. (Gazette des beaux-
arts, 3 per., XXX, 1903, S. 5.)
Kolberg, Joseph. Ein gotisches Büsten-
reliquiar im bayerischen Nationalmuseum.
(Zeitschrift f. christl. Kunst, XVI, 1903,
Sp. 195-)
Konody. Eine Sklavenbüste von Michel-
angelo. (Kunst u. Kunsthandwerk, VI,
1903. S. 536.)
Krieg, R. Alte Postsäulen. (Die Denk-
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Kühlewein, C. v. Berliner Medaillen.
(Berliner Münzblätter, XXIV, 1903, No.
17, S. 271; No. 19, S. 305.)
Laban, Ferdinand. Johann Gottfried
Schadows Thonbüste der Prinzessin Louis
(Friederike) von- Preußen in der König-
lichen National-Galerie. (Jahrbuch der
K.Preuß. Kunstsammlungen, XXIV, 1903,
S. 14.)
Lacronique, R. Etüde historique sur les
medailles et jetons de l’Academie royale
de Chirurgie (1731 — 1793)- Grand in-8,
61 p. et 2 planches. Chalon-sur-Saone,
imprim. et libr. Bertrand. 1902.
Lasteyrie, Robert de. Etudes sur la sculp-
ture frangaise au moyen äge. Grand
in-4, 15 1 p. avec fig. Chartres, imprim.
Durand. Paris, libr. Leroux. 1902.
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Leclercq, Emile. Histoire d’une statue.
Bruxelles, J. Lebegue et C'^, 1902. In-8°,
III p., gravv., fr. — .50. [Collection
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List, Camillo. Eine Büste des Ottavio
Piccolomini. (Beiträge zur Kunstge-
schichte, F. Wickhoflf gewidmet, 1903,
S. 163.)
Lowrie, W. The relation between early
medieval sculpture in law relief and Con-
temporary textile design. (Atti del Con-
gresso internazionale d’archeologia cris-
tiana in Roma 1900, Roma [1903],
43-)
Lucchini, L. Reliquie di monumenti Cre-
monesi dell’ epoca del Risorgimento
dell’ arte Scultoria. i : Frammenti del
•Sarcofago di Giovanni dei marchesi
Cavalcabö. 2: Reliquie dell’ arca sepol-
cralc ai SS. Mario Marta c Audifacc ncl
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XXII, 1903, S. 72.)
M., de. I.e buste d’Antoine Arnaud de
la Briffe, premier president du Parlement
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des beaux-arts, 3 p., XXVIII, 1902, S. 388.)
Maeterlinck, I.. I.a Vierge et l’Enfant
Jesus, par B. Pauli ou Pauwels. (Inventaire
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— Le Genre satirique dans la sculpture
beige. (Annales de l’Academie Royale
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Maiocchi, Rodolfo. Giovanni Antonio
Amadeo scultore-architetto, secondo i
dücumenti degli archivi pavesi. Pavia,
tip. f.lli Fusi. 1903, 4°, 46 p. [Dal Bollet-
tino della societa pavese di storia patria,
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Art Journal, 1903, S. 269.)
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Marcel, Henry. Philippe-Laurent Roland
et la statuaire de son temps. (La Revue
de l’art ancien et moderne, XII, 1902,
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Marignan. Sculpture en Roussillon. (Revue
d’hist. et d’archeol. du Roussillon, t.
IV, 1903.)
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allemande du XVD siede au Musee du
Louvre. (La Chronique des arts, 1903,
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Marrai, dott. B. Donatello nelle opere di
decorazione architettonica. Firenze, tip.
pei Minorenni corrigendi, G. Ramella e
C., 1903, 8°, 50 p.
— II Tabernacolo col gruppo del Verrocchio
in Or San Michele. (Miscellanea d’Arte,
febbraio 1903.)
Marzo, G. Di, e E. Mauceri. L’opera di
Domenico Gagini in Sicilia. (L’Arte, VI,
1903. S. 147.)
Mazerolle, F. Deux medailleurs frangais
du XVD siede: Guillaume Martin, 1558
ä 1590?; Antoine Bracher, 1558 — 1568.
(Bulletin de numisinatique, X, 1903, S. 53.)
— Les Medailleurs frangais du XV^ siede
au milieu du XVID. 2 vol. in-4 ä 2 col.
r. ler (Introduction et Documents),
CLXXX, 634 p. ; t. 2 (Catalogue des
medailles et des jetons), 271 p. Paris,
Iinpr. nationale; lib. Leroux. 1902.
Meckel, C. A. Mittelalterliche Steinkanzeln.
(Zeitschrift f. christl. Kunst, XV, 1902,
^P- 339-)
Melani, Alfredo. Piccoli avori profani
dell’ XI, XII e XIII secolo. (Arte e
Storia, XXII, 1903, S. 9.)
XLIV
Skulptur.
Meller, Simon. Michelangelo. (=Müveszeti
Könyvtär, 3. kötet.) 8°. 152 1., I7mellek-
lettel es 83 keppel. Budapest, Lampe!
Robert. Kr. 8.—.
Mely, F. de. I.e graiid camee de 'l'rianon.
(Gazette des beaux-arts, 3 j^er., XXIX,
1903, S. 245.)
Mesnil, Jacques. Gregorio di Lorenzo.
(Miscellanea d’arte, 1903, aprile.)
Meyer, Alfred Gotthold. Doiiatello. (=Künst-
ler-Monographien, hrsg. v. H. Knackfuss,
LXV.) Lex. 8°. 131 S. m. Portr. u. 140
Abbildgn. nach Skulpturen. Bielefeld,
Velhagen & Klasing, 1903. M. 3. — .
— -, Th. Die Jubelmedaillen der Universität
Rinteln vom Jahre 1721. (Hessenland.
Zeitschrift f. hessische Geschichte und
Literatur, hrsg. v. W. Bennecke, 1 7. Jahrg.,
Nr. 12.)
Michaelis, Ad. Thorvaldsen und Zoega.
(Zeitschrift f. bild. Kunst, N. F., 14,
1902—03, S. 193.)
Michaud, A. Les medailles de Jean-Jac-
ques Perret-Gentil. (Musee Neuchätelois,
Recueil d’histoire nationale et d’archeo-
logie, XL, Mai — Juin 1903.)
Michel, Andre. La Madone dite d’Auvillers :
Bas-relief en marbre par Agostino di
Duccio (Musee du Louvre). (Fondation
Eugene Piot, Monuments et Memoires,
T. X, 1903, S. 95.)
— Le Cavalier Bernin. (Les Arts, 1903,
Juillet, S. 7.)
— Les acquisitions du departement de la
sculpture du moyen äge, de la Renaissance
et des temps modernes au Musee du
l.ouvre. I. 11. (Gazette des beaux-arts,
3 per., XXIX, 1903, S. 299 u. 369.)
— Two italian bas-reliefs in the Louvre.
(The Burlington Magazine, II, 1903, S.84.)
Migeon, Gaston. I^es Accroissements des
Musees. Musee du Louvre. [Büste de
Cuj)idon, Bronze, XVIID siecle.] (Les
Arts, 1902, Octobre, S. 18.)
Mirabai, le comte de. Le Crucifix de
Fenelon, execute ;i Rome, vers 1625,
par Frangois Duquesno}', dit le Flamand.
In-8 , 30 p. avec grav. Mesnil (Eure),
impr. Firmin-Didot et C^.
Mummenholf, Ernst. Erneuerung der
Adam Kraftschen Leidensstationen im
Jahre 1662. (Mittheilungen des Vereins f.
Gesell, d. Stadt Nürnberg, hrsg. v. E.
Mummenhoff, 15. Heft.)
Nelson, Philiji. Bristol Biseuit Plaques.
(The Connoisseur, VI, 1903, S. 139.)-
Nunez, Arturo Väzques. Un sareöfago
cristiano del siglo V. (Boletin de la Real
Acadeinia de la Historia, 1903, Marzo.)
Pahud, E. Alltel de la Chapelle de la
Jüux. (Fribourg artistique, 1902, 4.)
Päntini, Romualdo. II capolavoro ignoto.
(Marzocco, ii gennaio 1903.)
Papa, P. Donatellc. (Miscellanea d’Arte,
marzo 1903.)
Pascal, Andre. Pierre Julien, sculpteur.
(Gazette des beaux-arts, 3 per., XXIX,
1903, S. 325 u. 407.)
Pascale, prof. Vincenzo Italo. Michel-
angelo Buonarroti poeta: Studio letterario,
storico, filologico, con prefazione di Gio-
vanni Amellino, professore nella r. uni-
versitä di Napoli. Napoli, tip. Novecento
di N. Simeone, 1902, 8°, X, 184 p. L.
2.50.
Pelissier, L. G. Canova, la comtesse
d’Albany et le tombeau d’Alfieri. (Nuovo
Archivio Veneto, N. S., IV, i.)
Petrucci, R. The Seals of the Brussels
Gilds. (The Burlington Magazine, II,
1903, S. 190.)
Philipp!, Dr. F. Das Porträt Kaiser Fried-
richs II. (Zeitschrift f. bild. Kunst, N.
F., XIV, S. 86.)
Phillips, Claude. Great Portrait-Sculpture
Through the Ages. (The Art Journal,
1903, S. IO u. 129.)
Pierrottet, Adele. Porta Pila [in Genova]
e la sua Madonna: notizie. Genova, tip.
della Gioventii, 1902, 8°, 62 p.
Platen, Paul. Der Ursprung der Rolande.
Aus Anlaß der Deutschen Städte-Aus-
stellung hrsg. vom Verf. f. Geschichte
Dresdens. 8°. 148 S. Dresden, v. Zahn
& Jaensch, 1903.
Poggi, Giovanni. Di due terracotte rob-
biane. (L’Arte, VI, 1903, .S. 119.)
— II supplizio di Creso nel Camino Bor-
gherini. (Atene e Roma, VI, 1903, Sp.
282.)
— • Mino da Fiesoie e la • Badia Fioren-
tina. (Miscellanea d’Arte, 1903, maggio-
giugno.)
Polaczek, Ernst. Magister Nicholas Pietri
de Apulia — aus Pisa. (Repertorium für
Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S. 361.)
— Zwei Selbstbildnisse des Niccola Pisano.
(Zeitschrift f. bild. Kunst, N. F., XIV,
S. 143-)
Polero, Vicente. Estatuas tumulares de
personajes espaholes de los siglos XIII
al XVII, copiadas de los originales, con
texto biogräfico y descriptivo, con un
glosario 6 tabla de algunos nombres que
tuvieron las piezas de vestir y de arma-
dura, por D. V. P., restaurador de Cä-
mara que ha sido del Real Museo Nacio-
nal de Pintura y Escultura, hoy Museo
Nacional, con un prölogo del Conde de Ce-
dillo, de la Real Academie de la Historia.
Madrid. Impr. de los Hijos de M. G.
Hernändez. 1902. En 4.°, 105 p. y una
Skulptur.
XT,V
hoja para el iiidice, con 44 laminas.
J^ibreria de Murillo. 7.50. y 8. — .
Pons, Amilda. Michelangelo Buonarroti:
conferenza tenuta nel circolo filarmonico
di Sassari la sera del 20 ihaggio 1902.
Sassari, tip. U. Satta, 1902. 8°, 23 p.
Portrait-Medals, Two, of Su.sanna of Ba-
varia. (The Burlington Magazine, 111,
1903, S. 100.)
Raimbault, M. Les inedailles et les jetons;
des Etats de Provence, d’apres des do-
cuments inedits des Archives desBouches-
du-Rhone. (Gazette numismatique fran-
gaise, 1903, S. 9.)
Recsey, V. Ein Relief aus dem ersten
Jahrhundert des Christentums in Ungarn
(9. — IO. Jahrh.). (Atti del Congresso inter-
nazionale d’archeologia cristiana in Roma
1900, Roma [1903], S. 31.)
Reinach, Salomon. Portraits presumes de
Saint Louis et de sa famille. (Gazette
des beaux-arts, 3 per., XXX, 1903, S. 177.)
Reymond, Marcel. La tomba di Onofrio
Strozzi nella chiesa della Trinitä in Fi-
renze. (L’Arte, VI, 1903, S. 7.)
Rivieres, le baron de. Les Statues tom-
bales du musee des Augustins, ä Tou-
louse; par M. le baron de R., archiviste
de la Societe archeologique du Midi, in-
specteur divisionnaire de la Societe fran-
gaise d’archeologie. In-4, 28 p. avec
grav. Toulouse, imp. Chauvin et fils.
1903. [Extrait des Memoires de la So-
ciete archeologique du midi de la France.]
Rocheblave, S. Jean-Baptiste Pigalle et
son art. (La Revue de l’art ancien et
moderne, XII, 1902, S. 267 u. 353.)
Romano, Salvatore. Di alcune eccelenti
ligure in legno scolpite dal Trapanese
Matera verso il 1700 e che ora trovansi
a Monaco nel Museo nazionale Bavarese.
(Archivio storico siciliano, XXVII, 3.)
Roosval, Johnny. Om altarskäp i svenska
kyrkor och museer ur Mäster Jan Bor-
mans verkstad i Bryssel. 8°. 80 S., 12
pl. Stockholm, Nordiska bokh. i. distr.
Kr. 5.—.
— Schnitzaltäre in schwedischen Kirchen
und Museen a. d. Werkstatt d. Brüsseler
Bildschnitzers Jan Bormann. (= Zur
Kunstgeschichte des Auslandes, 14. Heft.)
Lex. 8°. VIII, 52 S. m. 61 Abbildungen.
Straßburg, J. H. E. Heitz, 1903. M. 6. — .
[Inhalt: Vorwort. .Schnitzaltäre i. Schwe-
den. Die Entwicklung des flämischen
Schnitzalters von ca. 1400 bis ca. 1480.
Zwei flämische Schnitzaltäre vom Ende
des 15. Jahrh. im Chor des strängneser
Domes. Jan Borman. Altarwerke in
schwedischen Kirchen aus dem Atelier
Jan Bormans. Pasquier Borman. Brüsseler
Sclinitzaltiire in Schweden aus niclit Bor-
mannschen Werkstätten. Ortsregister. j
Roserot, Alphonse. La Fontaine de la
Rue de Grenelle ä Paris par Edme
Bouchardon (1739 — 1745). (Gazette des
beaux-arts, 3 per., XXVIII, 1902, S. 353.)
Rossi, G. B. Deila Robbia a Marsiglia.
(Rassegna d’arte, III, 1903, .S. 104.)
Rüttenauer, Dr. Benno. Vom Bamberger
Dom und seinen .Skulpturen. (Monats-
berichte über Kunst u. Kunstwissenschaft,
hrsg. V. H. Helbing, III, 1903, .S. 92.)
Saintenoy, Paul. La filiation des formes
des fonts baptismaux. Notes additionelles.
(Annales de la Societe d’archeologie de
Bruxelles, XVII, 1903, .S. 235.)
Salinas, Antonino. La question Laurana.
(Les Arts, 1902, Decebmre, S. 29.)
— Monumenti inediti di Lentini e di Noto.
(L’Arte, VI, 1903, S. 159.)
Sanoner, G. .\nalyse de la Porte meridio-
nale de l’eglise Notre-Dame du Fort a
Etampes (Seine-et-Oise). (Revue de l’art
chretien, 4^ serie. XIV, 1903, S. 225 u.
325O
— Analyse du portail de l’eglise .St. Gilles
ä Argenton-Chäteau (Deux-.Sevres). (Re-
vue de r art chretien, 4^ serie, XIV, 1903,
397-)
Sauer, Dr. H. Die beiden Medaillen auf
den Grafen Heinrich Gottfried von Mat-
tuschka. (Münz- u. Medaillen-Freund, V,
1903, No. 52, S. 410.)
Scano, Dionigi. (Scoperte artistiche in
Oristano. (L’Arte, VI, 1903, S. 15.)
Scatassa, Ercole. Gli stucchi di un Lom-
bardo nella vecchia Metropolitana di Ur-
bino. (Rassegna d’Arte, III, 1903, S. 140.)
Sch. Der Brunnen am alten Rathause in
Hannover. (Blätter für Architektur und
Kunsthandwerk, 1903, 7.)
Schaefer, K. Ein Werk deutscher Klein-
.Skulptur aus dem XVI. Jahrhunderte.
(Mitteil. d. Gewerbemuseums zu Bremen,
1903, 7-)
— Elfenbein-Schnitzwerke des Mittelalters.
(Mitteil. d. Gewerbemuseums zu Bremen,
1903, 4-)
Scherer, Christian. Elfenbeinplastik seit
der Renaissance. (= Monographien des
Kunstgewerbes, hersg. von Jean Louis
Sponsel, VIII.) Lex. 8°. 144 S. m. 124
Abbildgn. u. i Taf. Leipzig, H. See-
mann Nachf. M. 4. — ; geb. M. 5. — .
[Inhalt: Einleitung, i. Die Elfenbein-
plastik der Renaissance. 2. Die Elfenbein-
plastik der Barockzeit: Italien, Frankreich,
Niederlande, Deutschland, Dänemark u.
Skandinavien, .Spanien. 3. Die Elfenbein-
plastik im 19. Jahrh. Künstlerverzeichnis.]
Schlecht, Joseph. Eine Nachricht über
XT.VI
Skulptur.
Michelangelos Kolossalstatue Julius’ IT.
(Römische Quartalschrift, XVII, 1903,
S. 160.)
Schlumberger, Gustave. Deux bas-reliefs
byzantins de steatite de la plus belle
epoque, faisant partie de la collection
de M>ne la comtesse R. de Bearn. (Fon-
dation Eugene Piot, Monuments et Me-
moires, T. IX, 1902, S. 229.)
— Deux bas-reliefs byzantins de steatite
de la plus belle epoque, faisant partie
de la collection de M™e la comtesse K.
de Bearn. Grand in-4, 10 p. avec lig.
Chartres, impr. Durand. Paris, lib. Leroux.
1903. [Extrait des Monuments et Me-
moires publies parl’Academie des inscrip-
tions et belles-lettres (2^ fascicule du t. 9).
Fondation F-ugene Piot.]
.Schnitzarbeiten, .Spätgotische, des Meisters
Jacob in Kuttenberg. (Mittheilungen der
k. k. Central-Commisson, 3. Folge, I, 1902,
Sp. 3JI-)
Schubring, Paul. Ein neues Madonnen-
relief Donatellos. (Kunstchronik, N. F.,
14, 1902— 03, Sp. 409.)
— Robbia. (Die Zeit, national - sociale
Wochenschrift, hrsg. v. P. Rohrbach u.
P. Zschorlich, 2. Jahrg., Nr. 38.)
Schulz, F. T. Ein Lied auf den »Eng-
lischen Gruß« des VeitStoß in derLorenzer-
kirche aus einer Nürnberger Chronik.
(Mittheilungen des Vereins f. Gesch. d.
Stadt Nürnberg, hrsg. v. E. Mummenhoff,
•15. Seft.)
— Zur Erneuerung des Schönen Brunnens
in Nürnberg. (Die Denkmalpflege, V,
1903, S. 121.)
Schwttr?, Paul. Die Stuckbilder im Weißen
Engel in Quedlinburg. (Die Denkmal-
pflege? V, 1903, S. 98.)
Sello, G. Roland-Rundschau. (Deutsche
Geschichtsblätter, hrsg. v. A. Tille. 4. Bd.
5.-7. Heft.)
Semper, Hans. Michael Pacher, seine
Schule und sein Einfluß, i. Michael
Pacher als Bildschnitzer. (Monatsberichte
über Kunst u. Kunstwissenschaft, hrsg.
V. H. Helbing, III, 1903, S. 193.)
Serrigny, Ernest. Orphee chretien reprc-
sente sur un bassin en etain; par E. S.,
ancien magistrat, membre de PAcademie
des Sciences, arts et belles-lettres de
Dijon, de la commission des antiquites
de la Cote-d’Or, etc. In-8, 16 p. avec
grav. Langres, Impr. champenoise. 1903.
[Extrait du Bulletin de la .Societe histori-
que et archeologique de Langres.]
Sixt, Vorst. Prof. Dr. G. Die Preismedaillen
der Hohen Karlsschule. 16 S. m. 8 Ab-
bildgn. u. 2 Taf. Fol. Stuttgart, W.
Kohlhammer, 1903. M. i. — .
Statues, Two polychrome, in carved wood.
(The Burlington Magazine, I, 1903,
S. 224.)
Statuette, A, by Pigalle and some Chelsea
Vases. (The Burlington Magazine, I,
1903^ S. 225.)
Stegensek, Augustin. Unbekannte Bild-
werke und Malereien aus dem oberen
Sanntal. i. Romanische Muttergottes-
statue in der Pfarrkirche Maria Schnee
zu Sulzbach. 2. Maria als Braut Christi.
Frühgotisches Holzrelief am Triumph-
bogen der Hl. Geist-Filiale von Sulzbach.
3. St. Andreasaltar aus d. J. 1527 in
Oberburg. 4. Anbetung der drei Weisen,
Holzrelief in Oberburg. 5. Spätgotische
Reliefs in St. Judok, Pfarre St. Martijr
a. d. Driet. 6. Romanische Gemäldereste
in St. Judok. 7. Ein gotischer hl. Christoph
in St. Johann bei Riez. (Mittheilungen
der k. k. Central-Commission, 3. Folge,
II, 1903, Sp. 123.)
Steinmann, Ernst. Michele Marini, ein
Beitrag zur Geschichte der Renaissance-
skulptur in Rom. (Zeitschrift f. bild.
Kunst, N. F., XIV, S. 147.)
Strzygowski, Josef. Antiochenische Kunst
(die Pfeiler von Acre). (Oriens Christia-
nus. Römische Halbjahrhefte für die
Kunde des christl. Orients, hrsg. v. A.
Baumstark, 2. Jahrg., 2. Heft.)
Supino, I. B. L’incoronazione di F'erdinando
d’Aragona: gruppo in marmo di Benedetto
da Majano nel Museo nazionale del Bar-
gello. Firenze, B. Seeber (tip. S. Landi),
1903, 40, 16 p. e 1 tav. L. 2. — .
— Un bronzo di Daniele da Volterra nel
R. Museo Nazionale del Bargello. (Miscel-
lanea d’arte, Rivista mensile, febbraio
1903-)
Swoboda, Heinrich. Ein ikonographisches
Problem vom Wiener Stephansdom. (Bei-
träge zur Kunstgeschichte, F. Wickhoff
gewidmet, 1903, S. 33.)
Terra-cotta, A,byRossellino. (The Burlington
Magazine, I, 1903, S. 225.)
Thode, Henry. Michelangelo u. das Ende
der Renaissance, i. Bd. Das Genie u.
die Welt. XV, 488 S. m. i Bildnis,
gr. 8°. Berlin, G. Grote, 1902. M. 9. — ;
geb. M. II. — . [Inhalt: Vorwort. Ein-
leitung: I. Allgemeines, 2. Biographische
Übersicht. Das Genie und die Welt:
I. Die Kräfte des Gemütes. 2. Die
Phantasie und die Wirklichkeit. 3. Das
'Femperament und das Schicksal. Anhang.]
Tormo y Monzö, Elias. La escultura
antigua y moderna, por el Dr. D. E. T.
y M., Abogado del Ilustre Colegio de
Madrid. Barcelona. Impr. de Juan Gili.
1903. En 8°, 232 p. 3 y 3.50.
Malerei.
XT,vrr
Tourneux, M. La medaille du inariage
de Louis-Auguste, dauphiii, et de Marie-
Antoinette. (Gazette numisinatique frau-
gaise, 1903, S. 137.)
Tremp, A. Die Madonna im Schweiz.
Lande.snuiseum. (Kathol. Scliweizerblätter,
N. F., 2. Bd., 1903, S. I.)
Trier, S. Thorvaldsen. Med Prolog af
S. Michaelis. 8°. 264 S. Kohenhavn, V'.
Pio. Kr. 2.50.
Urseau, Ch. Une Statuette de sainte Eine-
rance au Longeron (Maine-et-Loire) ; par
M. le chanoine Ch. Ü., correspondant du
ininistere de l’instruction publique. In-8,
1 1 p. et planche. Paris, Imp. nationale.
1902. [Extrait du Bulletin archcologique
(1902).]
Vannerus, Jules. Pierre tumulaire armoriee
de Jean-Bernard de Rochefort de Bastogne
(1684), P‘'^r J. [conservateur adjoint
des archives de l’Etat, ä Anversj. Sans
titre (Arlon, imprimerie V. Poncin), 1902.
Gr. in-8°, 9 p. [Extrait des Publications
de 1 'Institut archeologi<iue du Luxembourg,
tome XXXVII des Annales, 1902.]
Väzquez Nünez, Aituro. Uii sarcöfago
cristiano del siglo \'. (Boletin de la
Real Academia de la Historia, T. XLII,
Cuad. III, Marzo 1903, S. 226.)
Venturi, Adolfo. Le premizie del Cara-
dosso a Roma. (L’Arte, VI, 1903, S. i.)
Villard, M. Sarcophage de St. Feli.x.-
(Extr. du Bull, d’archeol. de la Drdme.)
Valence 1902.
Vitry, Paul. La Collection de M. Jacques
Doucet: Sculptures frangaises des XVII e
et XVIID siecles. (Les Arts, 1903, Sep-
tembre, S. 2.)
— La Madone d’Auvillers au Musee du
Louvre. (Les Arts, 1903, Aoüt, S. 30.)
— Tribüne des arts. A proi:>os du »Charles
IX« du Musee Wallace. (Les arts, 1903,
Janvier, S. 20.)
Vöge, Wilhelm. Die Bamberger Dom-
statuen, ihre Aufstellung und Deutung.
(Zeitschrift f. christl. Kunst, XV', 1902,
Sp. 357-)
— Zur Gotischen Gewandung und Be-
wegung. (Das Museum, hrsg. v. W. Spe-
mann [VIII, 1903], S. 65.)
Von Ober-Ungarns Altarbauten aus dem
Mittelalter. II. III. IV. (Der Kirchen-
schmuck [Seckau], 1902, S. 14 1, 159 u.
I75-)
Von Tirols altgotischeii Flügelaltäreii. (Der
Kirchenschmuck (Seckau], 1903, S. 69,
81, 97, 114, 137 u. 157.)
W., d. Zum Junius - Bassus - Sarkophag.
(Römisclve (Juartalschrift, XVTI, 1903)
S. 77.)
Weale, W. H. James. Polychromed sculp-
turc in the Cha[iel of our l.ady of thc
Blind, Bruges, c. 1505. ( l'he Burlington
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Weber, P. Forschungen über mittelalter-
liche Grabdenkmäler. (Allgemeine Zei-
tung, Müirchen 1903, Beilage Nr. 117.)
W. H. C '.oronation Medals of Great Britain.
(The C'onnoisseur, III, 1902, S. 168.)
W. H. B. A line XVI Century bronze in
the possession of Sir William Bennet,
K. C. O. (The Burlington Magazine,
1, 1903, S. 218.)
Wiegand, Dr. Otto. Adolf Dauer. Ein
■Vugsburger Künstler am Ende des XV.
und zu Beginn des XVI. Jahrhunderts.
(r= Studien zur deutsch. Kunstgeschichte,
43. Heft.) gr. 8°. VHI, 105 S. mit 15
Lichtdr.-'I'af. Straßburg, J. H. E. Heitz,
1903. M. 6. — . [i. .\. Dauer u. seine
Werke bis z. J. 1509. 2. Die Fugger-
kapelle z. St. Anna in Augsburg. 3. Der
Hoclialtar der St. Annakirche in Annaberg
im Erzgebirge. Schluß. Anhang.]
Witte, Alphonse de. La medaille honori-
Tupie Offerte ä David 'l'eniers, le jeune,
par I.eopold-Guillaume, archiduc d’Au-
triche, gouverneur des Pays-Bas espagnols.
Termonde, imprimerie Aug. De Sclre]rper-
Philips, 1903. In-8°, 12 p., figg. et une
])lanche hors texte, fr. 1.50. [Extrait des
Annales du Cercle archcologique de la
ville et de Fanden pays de Termonde. |
Wüscher-Becchi, E. Über einen Altar des
VII. (?) Jahrh. in der Kirche des h. Pan-
cratius zu Ferentina (Camp. Romana).
(Römische Quartalschrift, XVII, 1903,
S. 258.)
Zeller-Werdmüller, H. Das Grabmal Ul-
richs I. von Regensberg. (Anzeiger für
schweizerische Altertumskunde, N. F., IV,
1902 — 3, S. 294.)
Malerei.
A. B. Arte retrospectiva: Pietro Brueghel
il vecchio. (Emporium, aprile 1903.)
Achiardi, Pietro D’. I restauri agli affresclii
die Benozzo Gozzoli nei Camjiosauto di
Pisa. (L’Arte, VI, 1903, S. 121.)
•\cc[uisitions, Recent, at our public Galleries
and Museums. Illuminated manuscripts
at South Kensing*-''”.: a gift to the Nation.
(The Magazine of Art, 1903, July, S. 464.)
Affreschi di Andrea Pozzo minacciati da
un incendio. (Archivio 'J'rentino, XVI 1, 2.)
Allee, I.udovic. Le Portrait de Louis XVllI
du musee de Marseille (Historique) ; par
L. A., directeur de la Revue historique
XT.VIII
Malerei.
de Provence. In-8, i6 p. Paris, impi.
Plon-Nourrit et C^. 1902.
Allen, I.. Jessie. Albrecht Dürer. With
40 Illusts. (Little Books on Art.) i6mo,
222 p. Methuen. 2/6.
Altarbild, Das Segher’sche, in Solothurn.
(Solothurner Tagblatt, 14. Nov. 1902,
Nr. 265.)
A. M. Vandalisme. [Restaurierung des
Paumgärtner - Altars.] (Les Arts, 1903,
Fevrier, S. 5.)
Amira, K. v. Die große Bilderhandschrift
von Wolframs Willehalm. Separat- Ab-
druck aus den Sitzungsberichten der
philos. -philol. u. der histor. Klasse der
königl. Bayer. Akademie der Wiss., 1903,
Heft 2. S. 213 — 240, m. Taf. M. — .50.
Angeli, Diego. Madonna del Sassoferrato.
(Marzocco, 16. nov. 1902.)
Armitage, Harold. Grenze. (Bell’s Minia-
ture .Series of Painters.) Illust. i6mo.
vi, 60 p. G. Bell. ij.
Arnould, Sophie, by Grenze, in the Wallace
Collection. (The Magazine of Art, 1902,
December, S. 45.)
Astolfi, Carlo. A proposito della orgine
tedesca di Pietro Alamanni. (L’Arte, VI,
1903, vS. 205.)
— Di un quadro d’altare di F. Bellini di
Urbino e di alcuni suoi lavori a Mace-
rata. (L’ünione, Macerata, 31 maggio
1903-)
— Un quadro del Tintoretto a Macerata.
(L’Arte, VI, 1903, S. 210.)
A. V. Anton Van Dijk. (Katholiek onder-
wijs, 1903, S. 491.)
— Geeraard David en Quintin Metsijs.
(Katholiek onderwijs, 1903, S. 159.)
— Hans Memling. (Katholiek onderwijs,
1903, S. 128.)
— La genre satirique dans la peinture
flamande. (Petit revue illustre de l’art
et de l’archeol. en Flandre, 1903, S. 33.)
— Petrus-Paulus Rubens. (Katholiek onder-
wijs, 1903, S. 215, 265 u. 437.)
B. , C. Chr. Erasmus und Holbein. (Basler
Nachrichten, 2. Beilage zu Nr. 296, 1902;
.vgl. auch Basl. Nachr. Nr. 343.)
Baes, Edgar. Albert Dürer. (Libre cri-
tique, 1903, S. 317.)
— L’art satirique chez les Flamands. (Fe-
deration artistique, 1903, S. 227.)
Baillie-Grohman, W. A. The finest hunting
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gazine, II, 1903, S. 8.)
Baratta, Mario. Per l’edizione nazionale
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(Voghera, tip. D. De Foresta e figli),
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M. Alfred Richard. In-8, 26 p. Poitiers,
imprim. Blais et Roy. 1903. [Extrait du
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Bardovagni, G. Cenno storico sulla casa
l)aterna di Raffaello. (Rassegna biblio-
grafica dell’ arte italiana, VI, 1903, S. 97.)
Barrett-Lennard, Th. The Family Pictures
at Belhus. (The Ancestor, 1903, April.)
Bastelaer, Rene van. A propos du »Maitre
de Flemalle«. (La Revue Generale, 1903,
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Baud-Bovy, Daniel. Peintres Genevois
(XVIID siede et commencement du XIX« ).
II: Finnin Massot (1766 — 1849); J.-L.
Agasse (1767 — 1849); A. W. Töpffer
(1766 — 1847). (Gazette des beaux-arts,
3 per., XXVIII, 1902, S. 335.)
Baumgarten, Fritz. Grünewald’s* Isen-
heimer Altar. Ein Rekonstruktionsver-
such. (Zeitschrift f. bild. Kunst, N. F.,
XIV, S. 282.)
Bayliss, SirWyke. Rex Regum. A Painter’s
Study of the Likeness of Christ from the
Time of the Apostles to the Present Day.
Librar}’^ Edition, Revised and Enlarged.
Illust. 8vo, XLI, 21 1 p. S. Low. 8/6.
Bayne, William. Sir David Wilkie, R.A.
Illust, with 20 Plates after Wilkie, and
a Photogravure Frontispiece. (The Makers
of British Art.) 8vo, XVIII, 235 p. W.
Scott. 3/6.
Beck. Altdeutsche Bilder in Ungarn. (Diö-
cesanarchiv von Schwaben, XXI, 1903,
S. 141.)
— Zur »Malerei der Nachrenaissance in
Oberschwaben«. (Diöcesanarchiv von
Schwaben, XXI, 1903, S. 97.)
Been, C. A. Danmarks Malerkunst. Billeder
og Biografier samlede af C. A. B. Kapit-
lerne indledede af E. Hannover. 17. — 27.
Haefte ä 12 S. 4°. Nordiske Forlag.
ä 50 Ore.
Bellini Pietri, Augusto. Gli AfFreschi di
S. Piero a Grado. (Rassegna d’arte, III,
1903, S. 70.)
Beltrami, Luca. La serie atellana degli
Sforza dipinta da Bernardino Luini.
(Rassegna d’arte, III, 1903, S. i u. 32.)
— La Serie atellana degli Sforza dipinta
da Bernardino Luini. Milano, M. Bassani
e C., 1903, 4° fig., II p. [Dalla Rassegna
d’arte, anno III. fase, i a 3.]
— Leonardo da Vinci negli studi per il
tiburio della cattedrale di Milano. Milano,
tip. U. Allegretti, 1903, 8° fig., 85 p. e
ritr. [Edizione di soli 200 esemplari.]
Benoit, Camille. La peinture nöerlandaise
primitive au Louvre et autour du Louvre.
Malerei.
XLIX
(La Chronique des arts, 1903, S. 104 u.
^52-) , ^
Benoit, Camille. L’Ecole Neerlandaise Pri-
mitive au Louvre. (Colin de Coter,
Bernard van Orley.) (La Chronique des
arts, 1903, S. 2.)
— La Resurrection de Lazare, par Gerard
de Harlem. (Fondation Eugene Piot,
Monuments et Memoires, T. IX, 1902,
S. 73-)
Bensusan, S. L. Goya: his times and
portraits. P. 2. (The Connoisseur, IV,
1902, S. 115.)
Berenson, Bernhard. Alunno di Domenico.
(The Burlington Magazine, I, 1903, S. 6.)
— A Sienese painter of the Franciscan
Legend. (The Burlington Magazine, III,
1903, S. 3.)
— The drawings of the Florentine painters
classified, criticised and studied as docu-
ments in the history and appreciation of
Tuscan ärt. With a copious catalogue
raisonne. Vol. i: Text. Vol. 2: Catalogue
raisonne. gr. F°. London, J. Murray,
t903- 315/- [Inhalt: Vol. I. i. Beato
Angelico and Benozzo Gozzoli. 2. Uccello
and the Pollajuolo. 3. Verrocchio and
Lorenzo di Credi. 4. Fra Filippo and
Botticelli. 5. Filippino Lippi and Raf-
faellino del Garbo. 6. The Ghirlandajo,
Granacci, and Piero di Cosimo. 7. Fra
Bartolommeo and his Fellowing. 8. Leon--
ardo da Vinci. 9. Michelangelo. 10.
Michelangelo’s immediate Followers and
Sundry Forgers. ii. Andrea del Sarto
and others. 12. Pontormo and Rosso.
Vol. II. Catalogue raisonn^. General
Index. Index of Places.]
— The authorship of a Madonna by Solario.
(The Burlington Magazine, II, 1903,
S. 114.)
Bergmans, Paul. Jacques van Battele,
peintre de Charles-Quint. (Petit revue
illustre de Part et de l’arch^ol. en Flandre,
1902, S. 185.)
Bernardy, Amy A. Figure e colori negli
»Acta sincera Martyrum«. (Rassegna
d’arte, III, 1903, S. 164 u. 186.)
Bertaux, E. La chapelle Sixtine avant
Michel-Ange. (Revue des Deux-Mondes,
1903, jer Mars.)
Berthoumie, Pabb6. Peinture murale a
l’^glise de Brout-Vernet. (Soc. ^mul. du
Bourbonnais, 1902, S. 155.)
Bertoglio Pisani, N. Di un quadro igno-
rato di Marco d’Oggione nella chiesa
parrochiale di Besäte. (Arte e Storia,
XXII, 1903, S. 118.)
Bertoni, Giulio, e Emilio P. Vicini. Bar-
naba da Modena. (Rassegna d’arte, III,
1903, S. II 7.)
XXVI
Bertoni, Giulio, e Emilio P. Vicini. Nic-
colö da Reggio. (Rassegna d’arte, III,
1903, S. 158.)
— — Notizie su Tommaso da Modena.
(L’Arte, VI, 1903, S. 200.)
— — Tommaso da Modena, pittore mode-
nese del sec. XIV. (Atti e Memorie della
R. Deputazione di Storia Patria per le
ProvincieModenesi, ser. V, vol. III, 1903.)
Birot, J., et J. B. Martin. Notice sur la
Collection des livres d’heures conserves
au tresor de la primatiale de Lyon; par
MM. le docteur J. B. et l’abbe J. B. M.
In-8, 12 p. Paris, Imp. nationale. 1903.
[Extrait du Bulletin historique et philo-
logique (1902).]
— bl — . Graffs Porträt der Frau Dr. Kanne.
(Zeitschrift f. Bücherfreunde, VI, 1902-3,
S. 423.)
Blanc, Charles. La Peinture; par C. B.,
de l’Academie frangaise et de l’Academie
des beaux-arts. Nouvelle edition. Grand
in-8, 240 p. avec 67 grav. Corbeil, impr.
Crete. Paris, libr. Laurens. 1902. fr. 4. — .
Blochet, E. Mussulman manuscripts and
miniatures .as illustrated in the recent
exhibition at Paris. I. (The Burlington
Magazine, II, 1903, S. 132.)
Bode, Wilhelm. Der Maler Hercules Segers.
(Jahrbuch derK. Preuß. Kunstsammlungen,
XXIV, 1903, S., 179.)
— Die Anbetung der Hirten von Hugo
van der Goes in der Berliner Galerie.
(Jahrbuch derK. Preuß. Kunstsammlungen,
XXIV, 1903, S. 99.)
— Carel Fabritius oder Pieter de Hooch?
(Zeitschrift f. bild. Kunst, N. F., XIV,
— Leonardos Bildnis der Ginevra dei Benci.
(Zeitschrift f. bild. Kunst, N. F., XIV,
S. 274.)
— Rembrandt. Beschreibendes Verzeichniß
seiner Gemälde m. den heliograph. Nach-
bildgn., Geschichte seines Lebens u. seiner
Kunst. Unter Mitwirkg. v. Dir. C. Hofstede
de Groot. 7. Bd. V, 259 S. m. 54 Taf.
Fol. Paris (6, Rue de la Rochefoucauld),
Ch. Sedelmeyer, 1903. M. 125. — . [Inhalt:
Rembrandts künstlerischer Entwickelungs-
gang, VIII. Theil : 22. Bildnisse u. Studien
aus den letzten Lebensjahren des Künstlers
1661 bis 1669. 23. Historische Kompo-
sitionen u. staffierte Bildnisse der letzten
Jahre, 1661 bis 1669. Beschreibendes Ver-
zeichniß der Gemälde. VII. Theil.]
— Rembrandts Gemälde des Paulus im
Nachdenken im Germanischen Museum
zu Nürnberg. (Zeitschrift f. bild. Kunst,
N. F., XIV, S. 48.)
— Zu den neuesten Erwerbungen des Kaiser
Friedrich-Museums. [2. Bildnis der Isa-
IV
L
Malerei.
bella Brant von P. P. Rubens.] (Jahrbuch
der K. Preuß. Kunstsammlungen, XXIV,
1903, S. 318.)
Bode, Wilhelm, und Gustav Ludwig. Die
Altarbilder der Kirche S. Michele di Murano
und das Auferstehungsbild des Giovanni
Bellini in der Berliner Galerie. 1. Die
Kapelle der Auferstehung. 2. Die Kapelle
des hl. Kreuzes. 3. Die Kapelle der
Madonna. (Jahrbuch der K. Preuß. Kunst-
sammlungen, XXIV, 1903, S. 131.)
Boesch, Hans. Das Stammbuch des Augs-
burger Malers und Kupferstechers Johann
Esaias Nilson. (Zeitschrift f. Bücher-
freunde, VI, 1902 — 3, S. 473.)
Bont, Bern. J. M. de. De triptiek genaamd
die van den meester van d’Oultremont
en »Jan Joosten, scylder« van Haarlem,
gr. 8°. 16 S. Amsterdam, C. L. van
I.angenhuysen. f. — .75.
Boppe, A. La mode des portraits turcs
au XVIID siede. (La Revue de Part
ancien et moderne, XII, 1902, S. 211.)
Borrmann, Prof. Reg.-Baumeister Richard.
Aufnahmen mittelalterlicher Wand- und
Deckenmalereien in Deutschland. Unter
Mitwirkung v. Prof. Kunstgewerbesch.-Dir.
H. Kolb u. Maler Baugewerksch. -Lehr.
O. Vorlaender hrsg. 10. (Schluß-)Lfg. 7
[i doppelte] färb. Taf. m. 7 u. 3 S. illustr.
Text. 48,s]x(32,5 cm. Berlin, E. Was-
muth, 1902. M. 2. — .
Borzelli, Angelo. Bartolommeo Maranta
difensore del Tiziano. Napoli, stab. tip. F.
Di Gennaro e A. Morano, 1902, 8°, 24 p.
Bouchot, Henri. Les Femmes de Henry
VIII. (Les Arts, 1902, Decembre, S. 8.)
— Les portraits de Louis XI. (Gazette des
beaux-arts, 3 per., XXIX, 1903, S. 213.)
— L’exposition des primitifs franyais. De
quelques portraits du peintre Jean Fouquet
aujourd’hui perdus. (La Revue de Part
ancien et moderne, XIII, 1903, S. i.)
Bouyer, Raymond. La Revanche de Rem-
brandt au Musee Dutuit. (Revue bleue,
27 decembre 1902.)
— Le XVIID siede ä Versailles. (La
Revue de Part ancien et moderne, XIV,
1903, S. 399.)
Bredt, E. W. Das Glockendonsche Missale
der Nürnberger Stadtbibliothek, ein künst-
lerisches Kopialwerk. (Mitteilungen des
Vereins für Geschichte der Stadt Nürn-
berg, 16. Heft.)
Bressers, Leon. Peinture murale de Nee-
roeteren. i. Nervures. 2. Decoration
de la voüte. 3. Le Jugement dernier.
(Revue de Part chrctien, 4« serie, XIV,
1903, S. 193.)
Brisson, Adolphe. Deux enseignes de
Chardin- (Revue illustrc, i. Janvier 1903.)
Brosch, L. Die Tiepolo-Fresken im Pa-
lazzo Labia. (Wiener Abendpost, Beilage
zur Wiener Zeitung, 1903, Nr. 2.)
Broussolle, J. C. Les Mosaiques de Sant’
Apollinare Nuovo, ä Ravenne; par J. C.
B., Premier aumonier du lycee Michelet.
In-8, 20 p. avec 12 grav. Paris, impr.
de Soye et fils; maison de la Bonne
Presse, 5, nie Bayard; lib. Oudin. [Cata-
logues iconographiques pour servir ä
Pillustration de la Vie de Jesus.]
Bruck, Robert. Der Illuminist Jakob Elsner.
(Jahrbuch der K. Preuß. Kunstsammlungen,
XXIV, 1903, S. 302.)
Bruinvis, C. W. Nadere berichten over
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Brun, Giorgio Le. Breughel il Vecchio.
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linder the Supervision of George C.
Williamson. With numerous Illusts. Vol.
I, A — C. Imp. 8vo, 376 p. G. Bell. 21/.
Buhle, Edward. Die musikalischen Instru-
mente in den Miniaturen des frühen
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Burckhardt-Werthemann, Daniel. Ein
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Cagnola, Guido. Un’ Opera inedita della
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Calzini, E. Di una tavola di Cola d’Ama-
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Cantalamessa, Giulio. Francesco Guardi
ed un suo quadro all’ Accademia di
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Parte italiana, VI, 1903, S. 103.)
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Colasanti, Arduino. Attraverso ie Gallerie
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— Due strambotti inediti per Antonio
Vinciguerra e un ignoto ritratto di Vettor
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— The recently restored pictures at the
Brignole-Sale Gallery in Genoa. (The
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Cole, Timothy. Old English Masters. En-
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Colvin, Sidney. Selected drawings from
Old Masters in the University Galleries
and in the Library at Christ Church
Oxford. P. I. Chosen & described by
S. C., M. A., Keeper of Prints and Drawings
in the British Museum. Fol. Oxford, at
the Clarendon Press, 1903. [Inhalt:
German Schools: i. Martin Schongauer;
2. Hans Holbein the Eider; 3. Matthias
Grünewald. Italian Schools: 4 — 5. Leo-
nardo da Vinci; 6. Michelangelo Buonar-
roti; 7 — 8. Raphael; 9. Lombard School;
IO. Bartolommeo Montagna ; 1 1 — 12. Vit-
tore Carpaccio; 13. Lorenzo Costa; 14
— 15. Correggio. Flemish and Dutch
Schools: 16. Rubens; 17 — i8.Rembrandt.
French School in Rome: 19 — 20. Claude.]
Cook, Herbert. A lost portrait by Francia.
(The Athenaeum, 1903, January to June,
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Couret. Le Livre d’heures du pape Alex-
andre VI; par le comte C., associe
correspondant national de la Societe des
antiquaires de France. In-8, 13 p. Nogent-
le-Rotrou, imprim. Daupeley-Gouverneur.
Paris. 1903. [Extrait des Memoires de
la Societe nationale des antiquaires de
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Court, W. del, en Jhr. Dr. J. Six. De
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Crescini, V. Gli affreschi epici medievali
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Creutz, Max. Über den Entwickelungsgang
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1903, der Berliner Kunstgeschichtlichen
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Crosnier, Jules. Frangois Fernere, peintre.
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ire livr.)
Crowe, J(oseph) A(rcher), and G(iovanni)
B(attista) Cavalcaselle. A history of
painting in Italy. Umbria, Florence and
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tury. Ed. by Langton Douglas. Assist,
by S(andford) Arthur Strong. In 6 vols.
Vol. I. 8°. London, J. Murray, 1903.
[Inhalt: Preface. Biographies of the Au-
thors. I. Joseph Archer Crowe; 2. Gio-
vanni Battista Cavalcaselle. Vol. I: i. Art
in Italy tili the dose of the sixth Cen-
tury. 2. Italian art from the seventh to
the thirteenth Century. 3. The Cosmati
and Pietro Cavallini. 4. Niccola and Gio-
vanni Pisano. 5. Painting in Central
Italy. 6. Gradual rise of the art of Flo-
rence. Appendix: Cimabue and the Ru-
cellai Madonna; Index of Places; Index
of Persons.]
Cust, Lionel. Van Dyck (The Artists’ Li-
brary). 2 vols. Illust. Sm. 4to. Uni-
com Press. 5/.
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(The Connoisseur, V, 1903, S. 284.)
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David, Gerard, dit maitre Gerard de Bruges
(1450? — 1523). 6. (Schluß-)Lfg. (sLicht-
druck-Taf. m. 5 Bl. Text in deutscher,
engl. u. franz. Sprache. IV S. Text.) gr.
Fol. Haarlem, H. Kleinmann & Co., 1903.
M. 6.—.
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the Younger. f°. XVI, 231 S., iioTaf.
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Delisle, J. Une oeuvre nouvelle du peintre
IV*
LII
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pavsagistes du XVI e siede. (Kunst, 1903,
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Destree, Jules. Notes sur les primitifs
Italiens. (N° 3.) Sur quelques peintres
de Sienne, par J. D., avec deux eaux-
fortes de M. Aug. Danse, cinq eaux-
fortes de M^e Jules Destre et plusieurs
reproductions pliotographiques. Bruxelles,
Dietrich et Cie, 1903. In-8°, 132 p.,
gravv. hors texte. Fr. 15. — . [Cet ouvrage
a etc tire ä cent exemplaires numerotes.]
— Sur quelques peintres de Sienne ; Biblio-
graphie generale. Taddeo di Bartolo.
(Durendal, 1903, S. 20 u. 84.) Beneveuto
di Giovanni. (Durendal, 1903, S. 262.)
Neroccio di Bartolommeo Landi (1447
— 1500). (Durendal, 1903, S. 457.)
Dickes, William Frederick. Holbeins Cele-
brated Picture, now called »The Ambassa-
dors«. Shown to be a Memorial of the
Treaty of Nuremberg, 1532, and to Por-
tray those Princely Brothers, Count Pa-
latine of the Rhine, Otto Henry and
Philipp, who shared in the Government
of the Duchy of Neburg, and, Dying,
closed the »Eider Churfurst Line«. 4to,
Ii2p. Cassell. 10/6.
Dimier, I.. Du portrait des trois Colligny
conservc au musce de La Haye. (Bulle-
tin uitgegeven door den Nederlandschen
Oudheidkundigen Bond, IV, 1902, S. 20.)
— Quatrc portraits frangais du XVIII e
siede au Musce de Panne. (La Chronique
des arts, 1903, S. 254.)
— Sur le presume Mostaert de M. Gustave
Glück. (La Chronique des arts, 1903, S. 28.)
' — Une Oeuvre inconnue de Corneille de
I.yon. (La Revue de l’art ancien et mo-
derne, XII, 1902, S. 5.)
— Un portrait mcconnu de Henri III et
le peintre Jean Decourt. (Gazette des
beaux-arts, 3 per., XXVIII, 1902, S. 405.)
Distel, I heodor. Kurfürst Moritz von
Sachsen und seine Gemahlin. (Illustrierte
Zeitung, Leipzig 1903, Nr. 3133.)
Dixon, \V. W'illmott. (»Thormanby«) Dainty
Dames of Society. A Portrait Gallery
of Charming Women. No. i — 2. (Por-
traits and lllusts. from Rare and Famous
Pictures by Masters of British and French
Schools.) i8mo, X, 149 p., 154 p. Black,
ä 2/; 2/6.
Dodgson, Campbell. A newly discovered
portrait drawing by Dürer. (The Bur-
lington Magazine, II, 1903, S. 286.)
— Ein kleiner Beitrag zur Dürerforschung.
(Repertorium f. Kunstwissenschaft, XXVI,
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Dorbec, Prosper. Un portrait de la seconde
femme de Chardin par Chardin, au Musee
Carnavalet. (Gazette des beaux-arts. 3ocr.,
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Douglas, Langton. A forgotten painter.
[Stefano di Giovanni (Sassetta).] (The
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of the Duke of Devonshire. (The Bur-
lington Magazine, I, 1903, S. 223.)
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Collection of the Duke of Devonshire.
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Du Bosq de Beaumont, G. Souvenirs
normands. [ • • • Un peintre bayeusian
au XVIII e siede, Joachim Rupallay . . .]
Preface d’ Adolphe Chenneviere. In-8°.
III, 204 p. et portrait. Bayeux, imprim.
Duvant. Paris, librairie Lechevalier. 1902.
Dülberg, Dr. Franz. Frühholländer I. Die
Altarwerke des Cornelis Engebrechtszoon
u. des Lukas van Leyden im Leidener
Stadt. Museum, (i. Hälfte. 13 Lichtdr.-
Taf. m. 9 S. Text.) 48,5X33 cm. Haar-
lem, H. Kleinmann & Co., 1903. Voll-
ständig M. 40. — .
— Zur Restauration des Dürerschen Paum-
gartner-Altars in der Münchener Alten
Pinakothek. (Kunstchronik, N. F., 14,
1902 — 03, Sp. 217.)
Dürer-Mappe. Hrsg, vom Kunstwart. 12
Taf. u. 9 S. Text m. 6 Abbildgn. hoch 4°.
München, G. D. W. Callwey, 1902.
M. 3.-.
Dürer Society, The. Sixt Series. With
introductory notes by Campbell Dodgson.
Fol. London 1903. 14 S. Text. 17 Taf.
Printed for the Dürer Society, 48 Lei-
cester Sqare, London, by Alexander
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Durrieu, Paul. Deux rniniatures inedites
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membre resident de la Societe nationale
des antiquaires de France. In-8, 24 p.
et 2 grav. Nogent-le-Rotrou, impr. Dau-
peley-Gouverneur. Paris. 1902. [Extrait
des Memoires de la Societe nationale des
antiquaires de France (t. 61).]
— Heures de Turin. Quarante-cinq feuillets
ä peintures provenant des Tres Beiles
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Reprod. en phototypie d’apres les ori-
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Musee du Louvre. F°. 27 p. 45 planches.
Paris, Socictes de l’hist. de France et de
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zette des beaux-arts, 3 per., XXIX, 1903,
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Malerei.
LIII
Durrieu, Paul. L’histoire du bon Roi Alex-
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et moderne, XIII, 1903, S. 49 u. 103.)
Dutry, Albert. Nature morte de Heda.
(Inventaire archeologique de Gand, 1903,
fase. 31.)
— Nature morte de Van Es. (Inventaire ar-
cheologique de Gand, 1903, fase. 31.)
Dyck, Van. De l’organisation des fetes
publiques Antoine Van Dyck. Le cortege
de Part ä travers les siecles, organise en
l’honneur du 300 e ahniversaire de sa
naissance. Les opinions des delegues
des Academies sur l’oeuvre de Van Dyck.
In-8°. 104 p., gravv. et fac-simile d’auto-
graphe. Mäcon, imprim. Protat freres.
Paris, 98, rue Miromesnil, (1903). Fr.
5.50. [Extrait de l’Ami des monuments
et des arts. — Bibliotheque d’art public.]
Eckenstein, L. Albrecht Dürer. 8°. XI,
250 S. New York, 1903. M. 21. — .
Eisler, Robert. Mantegnas frühe Werke
und die römische Antike. (Monatsbe-
richte über Kunst und Kunstwissen-
schaft, hrsg. von H. Helbing, III, 1903,
S. I59-)
Endres, J. A. Romanische Deckenmalereien
und ihre Tituli zu St. Emmeram in Regens-
burg. IV. (Zeitschrift f. christl. Kunst,
XV, 1902, Sp. 297.)
Erklärungsversuch, Ein neuer, von Tizians
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(Wiener Abendpost, Beilage zur Wiener
Zeitung, 1903, Nr. 147.)
Even, Ed. van. De Schilder P. J. Ver-
haghen, zijn leven en zijne werken.
(Vlaamsche Kunstbode, 1903, S. 28.)
Eyck, Hubert und Jan van. Das Genter
Altarbild. Photogravüren in 3/io der
natürlichen Größe nach den in Gent,
Brüssel und Berlin befindlichen Original-
gemälden. gr. Fol. Berlin, Photographi-
sche Gesellschaft, Kunstverlag. 20 Tafeln
u. 2 üebersichtsblätter: der Altar bei ge-
schlossenen u. bei geöffneten Flügeln.
9o]><(67 cm. In Mappe M. 320. — .
Eyck, Jean et Hubert van. Quarante plan-
ches hors texte, publices en 4 livraisons,
avec titre et table. Haarlem, H. Klein-
mann & C'e, 1903. In-folio, 2 feuillets
de texte et 40 planches. Fr. 60. — . [Chefs-
d’oeuvre des anciens maitres flamands.]
F[abriczy], C[omelius] v. Das Tagebuch
Jacopos da Pontormo. (Repertorium für
Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S. 95.)
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(Repertorium f. Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 262.)
— Fresken der Capp. Grifo in S. Pietro in
Gessate zu Mailand. (Repertorium für
Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S. 176.)
F[abriczy], C[ornelius] v. Signorellis Pans-
bild in der Berliner Galerie. (Reper-
torium für Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 261.)
Faccio, Cesare. Giovan Antonio Bazzi (il
Sodoma) pittore vercellese del secolo
XVI. Vercelli, Gallardi e Ugo, 1902, 8°
239 p. e ritr. [Dono agli abbonati
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Faraggiana, Matilde. II verismo in un
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cenza. Milano, tip. U. Allegretti, 1903,
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42,5X3^15 cm. Berlin, Fischer & Franke,
1903. In Mappe M. 6. — .
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Crete. Paris, lib. Laurens 1902. fr. 2.50.
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gen. Grien. (Die Rheinlande, V, 1902-3,
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Gimberg, J. De muurschilderingen in de
St. Walburgskerk te Zutphen. Beknopte
beschrijving. (Uitgave van »Zutphen
vooruit« , vereeniging tot bevordering
van het vreemdelingenverkeer te Zutphen.)
8°. 19 S. m. I plt. Zutphen, W. J. Thieme
& Cie. f. • — .25.
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gewerbe in Elsaß-Lothringen, III, 1902-3,
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I. Gerard Zegers. 2. Frans Wouters.
3. Andreas Benedetti. 4. Jan Van Dalem.
5. Jan Van den Hecke. 6. Die beiden
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histor. Sammlungen des Allh. Kaiserhauses,
XXIV, 1903, Heft I, S. I.)
— Über einige Bildnisse von Jan Mostaert.
(Beiträge zur Kunstgeschichte, F. Wick-
hoff gewidmet, 1903, S. 64.)
— Un tableau du Chretien de Köninck au
Musee de Gand. (La Chroniquc des
arts, 1903, S. 96.)
Gnoli, Umberto. »Amor sacro e profano« ?
(Rassegna d’arte, III, 1903, S. 74.)
Goldschmidt, Adolph. Die Geburt Christi
von Hugo van der Goes in der Kgl. Ge-
mäldegalerie zu Berlin. Vortrag. (Sitzungs-
bericht II, 1903, der Berliner Kunstge-
schichtlichen Gesellschaft.)
Goyen, Jean Van. (Kunst, 1903, S. 85.)
Gradmann, E. Ein mittelalterliches Fresko-
bild in Bietigheim (Württemberg). (Die
Denkmalpflege, V, 1903, S. 84.)
Graham, Jean Carlyle. The problem of
Fiorenzo di Lorenzo of Perugia. A crit.
and hist, study. 4°. 152 p. with 25 full-
page ill. Perugia, D. Terese, 1903. [In-
halt: I. State of art in Perugia in Fio-
renzo’s day. 2. Fiorenzo’s signed work.
3. The problem of dates. 4. Fiorenzo
and his mis-interpreters. 5. Certain docu-
ments. 6. Altar piece of 1472 and certain
analogous works. 7. The eight Acts of
S. Bernardino of Siena. 8. Nativity pic-
tures. 9. Frescoes. 10. Epiphany pictures.
II. Triptyches. 12. The Pieta. 13. Fres-
coes. 14. Documents. 15. Further compli-
cations of the problem. 16. Summing
up of facts and reflections.]
Granberg, Olof. Om kejsar Rudolf II.s
konstkammare och dess svenska öden
och om uppkomsten af drottning Kristinas
tafvelgalleri i Rom och dess skingrande.
Nya forskningar. 4°. XLVII, 130 S.,
1 1 PI. Stockholm, Förf. Kr. 20. — . [In-
halt: Förord och inledning. Kejsar Ru-
dolf II : s konstkammare och hvad som
däraf kom tili drottning Kristinas galleri
i Stockholm. Drottning Kristinas tafvel-
galleri pä Stockholms slott. Uppkomsten
af drottning Kristinas tafvelgalleri i Rom.
Tilläg: Kardinal Mazarins bibliotek;
Konung Karl I : s tafvelgalleri. Kort-
fattad förteckfting öfver drottning Kristinas
tafvelgalleri i Stockholm och i Rom.
I. Mälningar, tagna i Prag, men af drott-
ningen medförda tili utlandet. 2. Mäl-
ningar, tagna i Prag, hvilka drottningen
i Sverige kvarlämnade. 4. Taflor, tagna
i München, livilka drottningen vid sin
afresa frän Sverige kvarlämnade. 5. Taflor,
som drottningen fätt af residenten Pieter
Spiering, men före sin afresa ätersände
tili hans dndsbo i Haag. 6. Taflor, som
drottningen i Stockholm själf förvärfat,
men dock där kvarlämnade. 7. Taflor,
som drottningen i Stockholm själf för-
värfat och som hon medtog tili Rom.
8. 'l'aflor, förvärfvade i Rom, eller pa
andra Ställen. Bilaga i. Inventarium öfver
Kejserliga Konstkammaren i Prag 1621.
Bilaga 2. Inventarier . . . som 1656 be-
funno sig i Antwerpen.]
Graus, Johann. Romanische Wandmalereien
zu Pürgg und Hartberg. (Mittheilungen
der k. k. Central -Commission, N. F.,
XXVIII, 1902, S. 78.)
Grautoff, Otto. Die Madonna von Persen-
beug. (Monatsberichte über Kunst 'und
Kunstwissenschaft, hrsg. v. H. Helbing,
III, 1903, S. 133.)
Grego, Joseph. »Perdita« and her painters,
portraits of Mrs. Mary Robinson. (The
Connoisseur, V, 1903, S. 99.)
Greve, H. E. De bronnen van Carel van
Mander voor »het leven der doorluchtighe
Nederlandtsche en Hoogduytsche schil-
LVI
Malerei.
ders«. (= Quellenstudien zur hollän-
dischen Kunstgeschichte, 2.) 8°. X,
326 S. ’s-Gravenhage, M. Nijhoff, 1903.
[Inhalt: Inleiding. Carel van Mander.
Het Schilderboeck, i. Bibliografie, 2. Plan
en Samenstelling. Gedrukte Bronnen:
Giorgio Vasari, Hadrianus Junius, Do-
menicus Lampsonius, Lucas de Heere,
Marcus van V aernewij k, Hubrecht Goltzi us ,
Pieter Coecke van Aalst, Nicolaas Bor-
bonius, Bilibald Pirckheimer, George
Braun, Albrecht Dürer, Andreas Vesalio,
Johan Vredeman de Vries, Lodovico
Guicciardini, Johannis Molanus. Onge-
drukte Bronnen, i.in engeren zin(brieven,
manuscripten) , 2. personlijke mede-
deelingen, 3. eigen Herinneringen van
van Mander. Kunstwerken als Bronnen.
Lijst van Kunstwerken bij van Mander
vermeld. Addenda. Bijlage. i. Kunst-
verzamelingen uit van Manders tijd,
2. Kunstverzamelingen, waarin zieh, door
van Mander beschreven, Kunstwerken
thans bevinden. Naamregister.]
Grilli, Goffredo. Le pitture attribuite ad
Alesso Baldovinetti in S. Miniato' al
Monte, a Firenze. (Rivista d’Italia, gennaio
1902.)
Gronau, Georg. A propos d’un Manuscrit
italien de la Bibliotheque Nationale. (La
Chronique des arts, 1903, S. 20.)
— Aus Raphaels Florentiner Tagen. 53 S.
m. 18 Taf. hoch 4°. Berlin, B. Cassirer,
1902. M. 10.50. [Inhalt: i. Allgemeines.
2. Raphaels Eintritt in Florenz. 2. Ra-
phael und Donatello. 3. Raphael und
Pollaiuolo. 4. Raphael und Leonardo. 5.
Raphael und Michelangelo. 6. Übergang
nach Rom.]
■ — ■ Beiträge zu Werken Leonardos. (Reper-
torium für Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 179.)
— Florentiner Monumentalmalerei im späte-
ren Quattrocento. (Das Museum, hrsg.
V. W. Spemann [VIII, 1903], S. 45.)
— Leonardo da Vinci. (Populär Library
of Art.) IHust. i6mo, XV, 190 p. Duck-
worth. 2/; 2/6.
— Masaccio. (Das Museum, hrsg. v. W.
Spemann [VIII, 1903], S. 41.)
— Piero di Cosimos Kampf der Centauren
und Lapithen. (Repertorium für Kunst-
wissenschaft, XXVI, 1903, S. 180.)
— Titian’s Portrait of the Empress Isabella.
(The Burlington Magazine, II, 1903, S.281.)
— Tizians Bildnisse türkischer Sultaninnen.
(Beiträge zur Kunstgeschichte, F. Wick-
hoff gewidmet, 1903, S. 132.)
— ' Tizians himmlische und irdische Liebe.
(Repertorium f. Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 177.)
Gronau, Georg. Über ein früh-veneziani-
sches Bild. (Repertorium für Kunstwissen-
schaft, XXVI, 1903, S. 177.)
Gümbel, Albert. Agnes Dürerin und ihre
Stipendienstiftung. (Kunstchronik, N. F.,
14, 1902 — 03, Sp. 126 u. 142.)
— Der Schreyeraltar in Schwäbisch-Gmünd,
eine Arbeit der Dürerschen Werkstatt.
(Kunstchronik, N. F. , 14, 1902 — 03,
Sp. 63.)
— Meister Berthold von Nürnberg, ein
Glied der Familie Landauer. (Repertorium
für Kunstwissenschaft, XXVI, 1903,
S. 318.)
Guiffrey, Jean. David et le theatre, pendant
le sejour ä Bruxelles. (Gazette des beaux-
arts, 3 per., XXX, 1903, S. 201.)
Guillemin, V. Etüde sur la peinture an-
glaise. In-8, 112 p. Besannen, imp.
Dodivers. 1903. [Extrait des Memoires
de la Societe d’emulation du Doubs
(1902).]
Gurlitt, L. Das Albrecht Dürerhaus. (Deut-
sche Monatsschrift, begr. v. J. Löhmeyer,
2. Jahrg., 12. Heft.)
H. Un tableau inconnu de Sebastiane
Ricci. (Les Arts, 1903, Octobre, S. 20.)
Haack, Friedrich. Zu dem »Ländlichen
Konzert« im Louvre. (Monatsbericht über
Kunst u. Kunstwissenschaft, hrsg. v. H.
Helbing, III, 1903, S. 77.)
— Zu Zeitblom. (Repertorium für Kunst-
wissenschaft, XXVI, 1903, S. 33.)
Haeghen, V. van der. Peinture murale de
la Grande Boucherie. (Inventaire archeo-
logique de Gand, 1903, fase. 30.)
Haendcke, Berthold. Bemerkungen zu
Michelangelos Jüngstem Gericht. (Kunst-
chronik, N. F., 14, 1902 — 03, Sp. 57.)
Haenel, Erich. Der neue »Meister des
Hausbuches« in der Dresdner Galerie.
(Monatsberichte über Kunst und KunsM
Wissenschaft, hrsg. v. H. Helbing, III,
1903. S. 173.)
Hals’, Frans, Meisterwerke. Orig.-Aufnahmen
in Lichtdr. 10 Bl. m. i Bl. Text. 42)x(
34 cm. Lübeck, B. Nöhring, 1903.
M. 3.-.
Hamei, Maurice. Le portrait d’Isabelle
d’Este par Titien. (Gazette des beaux-
arts, 3 per., XXIX, 1903, S. 104.)
— Les derniers travaux sur Albert Dürer.
(Gazette des beaux-arts, 3 per., XXIX,
1903, S. 59.)
— Titien (biographie critique); par M. H.,
agrege de l’üniversite. Petit in-8 carre,
128 p. et 24 reproductions hors texte.
Corbeil, imp. Crete. Paris, lib. Laurens
1902. [Les Grands Artistes: leur vie,
leur Oeuvre.]
Hann, F. G. Pellegrino da San Daniele,
Malerei.
LVII
ein Renaissance-Maler Friauls. (Wiener
Abendpost, Beilage zur Wiener Zeitung,
1903, Nr. 182.)
Hannover, Emil. Die Seele Giorgiones.
(Kunst und Künstler, I, 1903, S. 341.)
Hartley, C. Gasquoine. Francisco Goya.
(The Art Journal, 1903, S. 207.)
Haseloff, Arthur. Die Vorläufer der van Eyck
in der Buchmalerei. Vortrag. (Sitzungs-
bericht I, 1903, der Berliner Kunstge-
schichtlichen Gesellschaft.)
Haushofer, Prof. Dr. Max. Die Land-
schaft. (= Sammlung illustrierter Mono-
graphien, hrsg. von Hanns v. Zobeltitz,
12. Bd.) Lex. 8°. VII, 125 S. m. 108
Abbildgn. u. 6 Kunstbeilagen. Bielefeld,
Velhagen & Klasing, 1903. M. 3. — .
Heerwagen, Heinrich. Zu Lukas Cranach.
(Repertorium f. Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 425.)
Heins, A. Etudes d’animaux, par Nicolas
Eerchcm. (Inventaire archeologique de
Gand, 1902, fase. 27.)
— L’Apotheose de la sainte Vierge, par N.
deLiemaeckere. (Inventaire archeologique
de Gand, 1902, fase. 28.)
— Miniatures attribuees aux Van Eyck.
(Petite revue illustree de Part et de
l’archeol. en Flandre, 1902, S. 169.)
— ^Sainte famille, par Nicolas deLiemaeckere.
(Inventaire archeologique de Gand, 1902,
fase. 28.)
— Saint Hyacinthe et la Vierge, par N. de
Liemaeckere. (Inventaire archeologique
de Gand, 1902, fase. 28.)
Helbig, Jules. Alexandre Colin. (Revue
de l’art chretien, 4^ serie, XIV, 1903,
5. 208.)
— La peinture au pays de Liege et sur
les bords de la Meuse. Nouvelle edition
revue, considerablement augmentee et
enrichie de XXX planches. Liege, impri-
merie H. Poncelet, 1903. In-4°, XIV,
509 p. et pll. hors texte, fr. 12.50. [In-
halt: Introduction. Avant-propos. i. Les
beaux-arts aux bords de la Meuse depuis
l’avennement du Christianisme jusqu’ä
la fin du Xll^ siede. 2. . . . depuis le
commencement du XIID siede jusqu’
aux freres Van Eyck. 3. Le XVe siecle.
Les peintres mosans ä l’etranger. Les
freres Van Eyck et les freres de Lim-
bourg. 4. Les peintres benedictins de
l’abbaye de Saint-Laurent. 5. La peinture
au 'pays de Liege au temps des freres
Van Eyck et jusqu’ä la fin du XVe siecle.
6. Le XVD siecle. 7. Joachim Patenier
et Henri Bles. 8. Lambert Lombard.
9. Le XVIIe siecle. 10. Gerard Douffet
et ses disciples. ii. Bertholet Flcmalle
et ses deves. 12. La famille des Lairesse.
13. La famille Damery. 14. Peintres du
XVID siecle, ind^pendants des maitres
dudics dans les chapitres precedents.
Francois Walschartz, Alexandre Horion,
Dieudonne Delmont, Antoine Gobet, Louis
Abry. 15. Le XVIID siede. 16. Edmond
Plumier, Nicolas La Fabrique, Olivier
Pirotte. 17. La famille des Coclers, Jean
Delloye, J.-B. Juppin, Lambert Dumoulin,
les Riga. 18. P. J. Delcloche, les Smytsen,
L. Cornet, les Morel, J. Latour. 19. Jean-
Joseph Lion, Henri Deprez, Penhay de
Rendeux, Jean-Frangois Rade. 20. Martin
Aubee, Nicolas-Henri-Joseph de Fassin,
Pierre -Michel de Lovinfosse, Joseph
Dreppe, Leonard Defrance. Appendice.
Conclusion.]
Helder, Lod. Van den. Antoon Van Dyck.
(Licht!, 1903, S. 265.)
Hermann, Hermann Julius. Ein unbe-
kanntes Gebetbuch von Jean Bourdichon.
(Beiträge zur Kunstgeschichte, F. Wick-
hoff gewidmet, 1903, S. 46.)
Hertlein, F. Der Marienaltar der Creg-
linger Herrgottskirche. (Württembergisch
Franken, N. F., VIII. Beilage zu den
Württembergischen Vierteljahrsheften für
Landesgeschichte.)
Hess , Eduard. Zum Kapitel »Mathias
Grünewald«. (Straßburger Post, 1902,
Nr. 828.)
H. F. Un tableau de Ribera. (Les Arts,
1903, Mai, S. 34.)
His, Eduard. Ambrosius Holbein als Maler.
(Jahrbuch derK.Preuß. Kunstsammlungen,
XXIV, 1903, S. 242.)
— Erasmus und Holbein. (Basler Nach-
richten, 1902, Nr. 343.)
Hoerschelmann, E. von. Die Bluthoch-
zeit des Astorre Baglioni in Perugia.
(Monatsberichte über Kunst und Kunst-
wissenschaft, hrsg. V. H. Helbing, III,
1903, S. 137.)
Hofstede de Groot, Cornelis. Die Koedijk-
Rätsel und ihre Lösung. (Jahrbuch der
K. Preuß. Kunstsammlungen, XXIV, 1903,
S- 39-)
Holborn, J. B. Stoughton. Jacopo Robusti
called Tintoretto. (Great Masters in Paint-
ing and Sculpture.) llust. 8vo, XII,
156 p. G. Bell. 5/. [Inhalt: List of
Illustrations. Bibliography. i. The Man.
2. The Morning of Impressionism. 3. Tin-
toretto’s Pictures: their Condition and
Preservation. Earlier Work. 4. Titian
and Tintoretto. 5. Great Works in Ve-
nice. 6. Colour, Drawing and Compo-
sition. 7. S. Rocco. 8. His Legacy. List
of Pictures. Index.]
Holmes, C. J. Constable and his Influence
on Landscape Painting. With 77 Photo-
Lvm
Malerei.
gravure Plates. Fol., 263 p., Constable.
105/.
Holmes, Richard R. An unpublished mi-
niature by Holbein in the possession of
te Queen of Holland. (The Burlington
Magazine, I, 1903, S. 218.)
Hopf, E. Die Wandmalereien in der Turm-
halle der Pfarrkirche zu Bern. (Berner
Kunstdenkmäler, Bd. i. Lief. 2.)
Home, Herbert P. A lost »Adoration of
the Magi« by Sandro Botticelli. (The
Burlington Magazine, I, 1903, S. 63.)
— A newly discovered »Libro di Ricordi«
of Alesso Baldovinetti. (The Burlington
Magazine, II, 1903, S. 22, 167 u. 377.)
— Leonardo da Vinci. No. 9, The Artists’
Library. Edit. by Laurence Bin)mn.
Illust. Sm. 4to. Unicom Press. 2/6.
Hulin, Georges. Eenige brugsche schilders
van de eerste helft der XVI e eeuw. I.
Jan Provost. Gand, Ad. Hoste, 1902.
Pet. in-40, p. 1 ä 43, pll. hors texte. Fr.
I. 50. [Extrait de Kunst en leven. —
Geschiedenis der kunst in de nederlanden
Belgie en Holland.]
— L’atelier de Hubrecht van Eyck et les
Heures de Turin. (Annuaire de la Soc.
pour le progres des etudes phil. et hist.,
seance du 16 novembre 1902.)
— Le portrait dTsabelle de Portugal au
Louvre. (Bulletin de la Societe d’histoire
de Gand, 9 juin 1903.)
Hymans, H. Twee vlaamsche »Primi-
tieven op de tentoonstelling van oude
portretten.« (Onze Kunst, II, 2, 1903,
S. 112.)
Inventaire des tableaux des chäteaux de
Saint-Germain-en-Laye et de Maisons-sur-
Seine a la fin du XVIII e siede. In-8,
IO p. Nogent-le-Rotrou, impr. Daupeley-
Gouverneur. 1902. [Extrait du Bulletin
de la Societe de l’histoire de Paris et
de ITle-de-France (t. 29).]
Jadart, Henri. Nicolas et Jacques Wil-
bault, peintres de Chateau-Porcien (1686
■ — 1806). Notes complementaires sur leur
famille, leur vie et leurs oeuvres; par H.
J. , membre non residant du Comite des
societes des beaux-arts, conservateur du
musee de Reims. Petit in-4, 39 p. Dole-
du-Jura, impr. Girardi et Audebert. Paris,
libr. Picard et fils. 1902. [Extrait de la
Revue historique ardennaise.]
Jecht, R. Die Pilzläuben, Juden-, Rosen-
u. Hellegasse, sowie ein neu aufgedecktes
Wandgemälde in Görlitz. (Neues Lau-
sitzisches Magazin, 78. Bd.)
Jörgensen. Cimabue. (Der Kunstfreund,
red. V. H. v. Wörndle, XIX, 5.)
Jongh, Johanna de. Holland u. die Land-
schaft. Inaug.-Diss. zur Erlangung der
Doktorwürde von der Philos. Fakultät der
K. Universität zu Berlin. 8°. 42 S. Berlin,
Druck von E. Ebering. [Inhalt: i. Ein-
leitung. a) Das holländische Sein, b) Die
Atmosphäre, c) Plein-air und Interieur.
2. Vor dem XV. Jahrh. a) Wandmalereien.
b) Manuskripte. 3. Das XV. Jahrh. a) Ent-
deckung der Atmosphäre, b) Licht- u.
Farbenstimmungen, c) Hof- u. Provinz-
schule. _ d) Holländisch-flämische Ver-
schmelzung. 3. Das XVI. Jahrhundert,
a) Deutsch-italianisierende Richtung. Ver-
lust der Farbe u. der Atmosphäre. Tod
der Landschaft, b) Teilung d. deutsch-
italianisierenden Richtung in rein italiani-
sierende u. holländisch-einheimische Rich-
tungen. Das Wiederfinden der Atmo-
sphäre. Der Zwei- und Einplan. Cou-
rant familier. Einfluß aus Flandern
5. Das XVII. Jahrh. a) Das erste Ge-
schlecht. b) Pädagogische Richtung.
c) Loslösung der Genren. d) Aus-
drückungsmittel u. Stimmung, e) Holland
entdeckt.]
Josz, Virgile. Watteau (inceurs du XVIII e
siede). 2^ edition. In-i8-jesus, 499 p.
Poitiers, impr. Blais et Ro}'. Paris, So-
cidc du Mercure de France. 1903. Fr.
3-50.
Justi, Carl. Velazcjuez u. sein Jahrhundert.
2 Bde. 2. neubearb. Aufl. XXX, 367
u. VII, 399 S. m. 58 Abbildgn. u. 2 Taf.
Lex. 8°. Bonn, F. Cohen, 1903. M. 36. — .
— , Ludwig. Über Dürers künstlerisches
Schaffen. (Re])ertorium für Kunstwissen-
schaft, XXVI, 1903, S. 447.)
Kallab , Wolfgang. Die Deutung von
IMichelangelos jüngstem Gerichte. (Bei-
träge zur Kunstgeschichte, F. Wickhoff
gewidmet, 1903, S. 138.)
Keller, A. Jehan Fouquet et le manuscrit
au XVe siede, ln-8, 15 p. avec grav.
Moutiers, imp. Ducloz. 1903. [Extrait
des Notes d’art et d’archcologie.]
Kendell, B. George Stubbs. ('l'he Con-
noisseur, III, 1902, S. 92.)
Kernstock , Ottokar. J. C. Hackhofers
Festenburger Gemälde. (Der Kirchen-
schmuck [Seckau], 1903, S. i, 25 u. 41.)
Keyserling, Ed. v. Tizians himmlische u.
irdische Liebe und der Platonismus.
(Allgemeine Zeitung, München 1903, Bei-
lage Nr. 167.)
Knackfuß, H. A. van Dyck. 4. Aufl.
Künstler-Monographien, hrsg. v. H.
Knackfuß, XIII.) Lex. 8°. 88 S. m. 61
Abbildgn. v. Gemälden u. Zeichnungen.
Bielefeld, Velhagen & Klasing, 1902. M.
3-— •
— Holbein der jüngere. 4. Aufl. (= Künstler-
Monographien, hrsg. V. H. Knackfuß,
Malerei.
LIX
XVII.) Lex. 8°. 158 S. m. 152 Abbildgn.
V. Gemälden, Zeichngn. und Holzschn.
Bielefeld, Velhagen & Klasing, 1902. M.
4. —.
Knackfuß, H. Rembrandt. 7. Auflage.
(= Künstler-Monographien, «hrsg. von H.
Knackfuß, III.) Lex. 8°. 156 S. m. 159
Abbildgn. nach Gemälden, Radiergn. u.
Zeichngn. Bielefeld, Velhagen & Klasing,
1903. M. 3.—.
Knapp, Fritz. Fra Bartolommeo della Porta
u. die Schule von San Marco. IX, 326 S.
m. 122 Abbildgn. 4°. Halle, W. Knapp,
1903. M. 24. — . [Inhalt: Fra Barto-
lommeo. Seine künstlerische Entwick-
lung und Bedeutung für die Hoch-
renaissance in Florenz. 2. Zweite Periode,
1504 — 08, Florenz. 3. Dritte Periode,
1508 — 1514, Venedig, Florenz. 4. Vierte
Periode, 1514 — 1517, Rom, Florenz.
5. Die Werkstatt von San Marco. Die
Schüler und Gehilfen des Fra Barto-
lommeo: Mariotto Albertinelli, Fra Pao-
lino, Giovanni Antonio Sogliani. 6. Ver-
zeichnis der Werke des Fra Bartolommeo
(nach Standorten), a) Größere Bildwerke,
b) Zeiclmungen.]
Kondakov, K. P. Ikonen vom Sinai und
Athos in der Sammlung des hochw. Por-
phyrius, herausgeg. in 23 von ihm selbst
angefertigten Tafeln. Herausgegeben von
der kais. Akademie der Wissenschaften
in Petersburg. 25 S. Fol. und 23 Taf.
St. Petersburg, 1902. [In russ. Sprache.]
Kr., C. Alte Wandgemälde in der Kirche
von Wormditt. (Die Denkmalpflege, V,
1903, S. 31.)
Kristeller, Paul. Giuseppe Ribera. (Das
Museum, hrsg. v. W. Spemann [VIII,
1903], S. 53.)
Kroker, Ernst. Doktor Faust und Auer-
bachs Keller. Die Sage von dem Faß-
ritt. Die Entstehungszeit der beiden
alten Bilder in Auerbachs Keller. Mit
einem Anhang: Doktor Faust u. Luther.
8°. 51 S. mit 3 Tafeln. Leipzig, Diete-
richsche Verlagsbuchhandlung, Theodor
Weicher. M. i. — .
Kukula, R. Die ältesten in Böhmen her-
gestellten Miniaturhandschriften. (Mit-
teilungen d. österr. Vereins f. Bibliotheks-
wesen, 1903, VII, S. 76 u. 113.)
Kunst, Klassische. Hausschatz berühmter
Meister alter und neuer Zeit. i. — 20.
Taus. (In 12 Lfgn.) i. Lfg. (2 färb.
Bl.) gr. Fol. Leipzig, A. Schumanns Verl.,
1903. M. I. — .
Kunstenaars, Zuid- en noordnederlandse. II.
Van voorheen. De heilige Barbara van
Jan van Eyck, door Charles Sluyts;
Rogier Vander Weyden, in de oude pina-
cotheek te München, door Johanna Sze-
linska. Gand, Ad. Hoste, 1902. Pet.
in-40, 14 p. et I pl. hors texte. Fr. i. — .
[Extrait de Kunst en leven.]
Laban, Ferdinand. Für Hubert und Jan
van Eyck! (Kunstchronik, N. F., 14,
1902—03, Sp. 297. Vgl. Sp. 525.)
Labat, Gustave. Simple note sur un tableau
de Pierre Lacour pere (1780); par G.
L., membre de l’Academie des Sciences,
belles-lettres et arts de Bordeaux, corre-
spondant du ministere de l’instruction
publique. In-4, 12 p. et grav. Bordeaux,
impr. Gounouilhou. 1903. [Extrait des
actes de l’Academie des Sciences, belles-
lettres et arts de Bordeaux.]
Lafenestre, Georges. La Peinture Reli-
gieuse ä Rome. (Les Beaux-Arts, Organe
central des Musees, 3 serie, 1903, Nr. 3,
5. 7 u. 90
Lange , Konrad. Der Heerberger Altar
Zeitbloms. (Württ. Staatsanzeiger, 1903,
1847.)
— Ein neuentdecktes Selbstbildnis Zeit-
bloms. (Schwäbische Kronik, des
Schwäbischen Merkurs zweite Abteilung,
2. Blatt, Nr. 263, 10. Juni 1903.)
Lanner. Die' Bedeutung der Christophorus-
bilder auf alten Kirchen. (Der Kunst-
freund, red. V. H. v. Wörndle, XIX, 2.)
Larroumet, Gustave. Le Racine de J.-B.
Santerre et d’Achille Jacquet. (La Revue
de Part ancien et moderne, XII, 1902,
s. 3850
Leder, A., et L. Guibert. Recueil d’ar-
moiries limousines de Philippe Poncet,
peintre et emailleur. (Bulletin de la
Societe archeologique et historique du
Limousin, t. LII, 1903, S. 425.)
Lehmann, Hans. Die Glasgemälde in den
aargauischen Kirchen und öffentlichen
Gebäuden. (Fortsetzung.) Bezirk Aarau:
Densbüren, Ober-Erlinsbach, Suhr, Grä-
nichen. (Anzeiger für schweizerische Alter-
tumskunde, N. F., IV, 1902 — 2, S. 306.)
Leisching, Julius. Aus den Privilegien der
Prager Bruderschaft der Maler. (Deutsche
Arbeit. Zeitschrift f. das geistige Leben
der Deutschen in Böhmen, 2. Jahrg.,
Heft 2.)
Lemonnier, Henry. Suvee et ses amis ä
l’ecole de Rome (1772 — 1778). (Gazette
des beaux-arts, 3 per., XXX, 1903, S. 97.)
Leonardo da Vinci. II codice atlantico di
Leonardo da Vinci nella biblioteca Am-
brosiana di Milano, riprodotto e publi-
cato dalla r. accademia dei Lincei, sotto
gli auspici e col sussidio del re e del
governo. Trascrizione diplomatica e
critica di Giovanni Piumati. Fasc.31 — 32.
Roma, tip. della r. accademia dei Lincei,
LX
Malerei.
1901 — 1903. Fo. p. 861 — 1264. Tav.
801 — 1280.
Leslic, G. D. John Constable. (The Art
Journal, 1903, S. 5.)
Levertin, Oscar. G. Lundberg. En Studie.
4°. 84 S. m. Abbildgn. Stockholm, Aktie-
bolaget Ljus, 1902.
Lipparini, G. Sur les fresques tirees de
l’histoire de s. Jean-Baptiste, par les
freres Lorenzo et Giacomo da San Severino,
ä l’eglise s. Giovanni d’Urbin. (Le Monde
catholique illustre, 31 decembre 1902.)
Loga, Valerian von. Francisco de Goya.
Mit 126 Abb. 4°. 248 S., 85 Taf. Berlin,
G. Grote, 1903. [Inhalt: i. Text. 2. An-
merkungen. 3. Verzeichnis der Werke
Goyas, a. Gemälde, b. Radierungen. 4.
Verzeichnis der wichtigsten Literatur über
Goya. 5. Inhaltsverzeichnis. 6. Tafeln.)
Logan, Mary. A Holy Family by Granacci
in Dublin. (Revue archeologique, Serie 4,
t. 2, 1903, S. 21.)
Loisne, le comte de. Portraits de la maison
Bourgogne. (Bulletin archeol. du Comite,
1902, S. 495.)
Lorenz, Ludwig. Die Allegorie des Lebens
und des Todes in der Gemäldegalerie
des Germanischen Museums. '(Repertorium
für Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S.219.)
Losch, Ph. Friedrich Gunkel. Eine Er-
innerung an einen vergessenen Kasseler
Maler. (Hessenland, Zeitschrift f. hessi-
sche Geschichte u. Literatur, hrsg. v.
•W. Bennecke, 17. Jahrg., Nr. 15.)
Lozzi, Carlo. Ancora della tavola del
l’Alamanni giä in S. Francesco di M.
Rubbiano. (Bullettino storico Monte-
rubbianese, marzo 1903.)
Lucas van Leyden 1494 — 1533. Hand-
zeichnungen, Stiche u. Gemälde. 5. — 10.
Lfg. (Je 5 Taf.) Fol. Haarlem, H. Klein-
mann & Co., 1903. Je M. 6. — .
Luchini, C. Luigi. Pitture del Quattrocento
esistenti in Marcaria Mantovana. (Arte
e Storia, XXII, 1903, S. 4.)
Ludwig, Gustav. Archivalische Beiträge
zur Geschichte der venezianischen Malerei.
I. Die Bergamasken in Venedig. 2. Die
Santa Croce. a. Francesco di Simone da
Santa Croce. b. Francesco Rizzo da
Santa Croce. c. Zuanne de’ Vecchi detto
di Galizzi. d. Bergamaskische Teppich-
wirker. e. Girolamo da Santa Croce.
f. Francesco Santa Croce (1516 — 1584).
g. Pietro Paolo Santa Croce. 3. Alvise
Donato und die Donati. 4. Giovanni di
Giovanni Busi detto Cariani. 5. Pre Vido
Celere. 6. Die Familie Licinio. a. Gio-
vanni Antonio Licinio da Lodi. b. Rigo,
Fabio und Giulio Licinio. c. Bernardino
Licinio. 7. Cordegliaghi und Previtali.
8. Antonio Boselli. 9. Jacobo Palma il
Vecchio. 10. Aloise Fio di Serafin und
Alessandro Oliveiio. ii. Giacomo detto
Pistoja (Pisbolica?). 12. Bergamaskische
Maler in Venedig, von denen Gemälde
nicht bekannt sind. (Jahrbuch der K.
Preuß. Kunstsammlungen, XXIV, 1903,
Beiheft, S. i.)
Ludwig, Gustav. Neue Funde im Staats-
archiv zu Venedig. I. Sebastiane Luciani.
II. Tizians Hochzeit. (Jahrbuch der K.
Preuß. Kunstsammlungen; XXIV, 1903,
Beiheft, S. iio.)
Lugano, Placido M., benedettino. Memorie
dei piü antichi miniatori e calligrafi
olivetani. Firenze, scuola tip. Salesiana,
1903, 16°, I IO p.
Maas, Max. Nochmals die sogenannte
himmlische und irdische Liebe. (Kunst-
chronik, N. F., 14, 1902 — 03, Sp. i8l.)
Madonna, Die sixtinische, von Rafael Santi.
25 S. m. I Abbildg. 8°. Leipzig, Leip-
ziger Schulbilderverlag v. F. E. Wachs-
muth, 1903. M. — .40.
Madsen, Karl. Züid- en noordnederlandsc
kunstenaars ; van voorhen : Rembrandt in
Denemarken. (Kunst enleven, 1903, S. 21.)
Maetörlinck, L. La satire animale dans
les manuscrits flamands. (Gazette des
beaux-arts, 3 per., XXIX, 1903, S. 149.)
— La Satire animale dans les manuscrits
flamands. In-8°, 18 p., figg. Paris, 1903.
fr. 3.50. [Extrait de la Gazette des beaux-
arts.]
— La Satire dans la peinture flamande.
(Art moderne, 1903, S. 41.)
— Le genre satirique dans la peinture
flamande, par L. M., conservateur du
Musee de peinture de Gand. Anvers et
Gand, La Librairie heerlandaise, 1903.
In-8°, 372 p., figg. et pll. hors texte,
fr. 7.50. [Extrait des Memoires couronnes
et autres Mömoires publies par l’Academie
royale de Belgique, tome LXII, 1903.]
[Inhalt: Avant-propos. i. Origines anti-
ques. 2. Epoque de transition de l’anti-
quite au moyen äge. 3. L’epopee animale
et la Satire par les animaux. 4. Les
mysteres, f’enfer et les demons. 5. La
litterature fran^aise et son influence sur
les miniaturistes satiriques. 6. Notre
litterature nationale thioise et fran^aise.
7. Nos Premiers peintres satiriques fla-
mands inconnus du XI Ve siede. 8. Le
genre satirique chez nos peintres religieux
du XVe siede. 9. Les peintres-graveurs
satiriques allemands du XV« et du XVI e
siede. Leur influence sur nos peintres
dröles flamands. 10. Les premiers peintres
fantastiques flamands et allemands. 1 1. Les
precurseursdeBreughelleVieux. Sebastien
Malerei.
LXI
Brand. Jerome Bosch et ses imitateurs.
1 2. L’epoque de Pierre Breughel le Vieux.
13. Les compositions satiriques de Pierre
Breughel le Vieux. 14. Les compositions
fantastiques de Pierre Breughel. 15. Les
compositions religieuses et politiques de
Pierre Breughel. 16. Le genre satirique
chez les contemporains et les continua-
teurs de Pierre Breughel au XVI« siede.
17. Les continuateurs de Breughel et les
»petits-maitres« du XVII® siede. Fin
du genre satirique dans la peinture fla-
mande au XVIII® et au XIX® siede.]
Maeterlinck, L. Le genre satirique dans
la sculpture flamande et wallone. (An-
nales de l’Acad. roy. d’archeol. deBelgique,
1903, S. 149.)
— Les calamites humaines, par K. D. Kau-
ninck. (Inventaire archeologique de Gand,
1903, fase. 29.)
— Pieter Breughel de oude en de prenten
van zijnen tijd, Gent, A. Siffer, 1903.
In-8°, 22 p. et IV pl. hors texte, fr. i-— •
[Extrait de Verslagen en mededeelingen
der koninklijke vlaamsche Academie voor
taal- en letterkunde.]
— Portrait huste d’un homme en armure.
(Inventaire archeologique de Gand, 1903,
fase. 29.)
— Portrait de Jean Boeksent. (Inventaire
archeologique de Gand, 1903, fase. 29.)
— Rogier van der Wey den. Gand, A. Siffer,
1902. In-8°, 19 p. fr. — .50.
— Saint Frangois recevant les stigmates,
par Pierre-Paul Rubens. (Inventaire
archeologique de Gand, 1903, fase. 29.)
— Une Satire du Duc d’Albe par P. Breughel
le vieux. (La Chronique des arts, 1903,
S. 244.)
— Une trouvaille artistique interessante au
Musee de Gand. (La Chronique des
arts, 1903, S. 60 u. 69.)
— Un tableau de K.-IK Kauninck au Musee
de Gand. (Bulletin der Maatsch. van
geschied. en oudheidsk. te Gent, 1903,
S. 163.)
— Un tableäu de K. D. Kauninck au musee
de Gand. Gand, J. Vuylsteke, 1903.
In-8°, 16 p., grav. fr. 1.25. [Extrait du
Bulletin de laSociete d’histoire et d’archeo-
logie de Gand, 1903.]
Malaguzzi Valeri, Francesco. Butinone e
Zenale. (Rassegnad’arte, III, 1903, S. 103.)
— II Perugino e la Certosa di Pavia. Nuovi
Documenti. (Repertorium f. Kunstwissen-
schaft, XXVI, 1903, S. 372.)
— La Pittura Reggiana nel Quattrocento.
(Rassegna d’arte, III, 1903, S. I45-)
— Un pittore savoiardo ai servigi di G.
Galeazzo Sforza. (Rassegna bibliografica
deir arte italiana, VI, 1903, S. 12.)
Malereien, Die, al fresco in d. Torretta zu
Mte. Cassino. (Der Kunstfreund, red. v.
H. v. Wörndle, XVIII, 9.)
Mancini, Girolamo. Vita di Luca Signo-
relli. Firenze, tip. Carnesecchi, 1903,
8° fig., XVIII, 259 p.
Manzoni, Conte Luigi. Appunti e docu-
menti per l’Arte del pinger su vetro in
Perugia nel sec. XV. i. Fra Bartolomeo
di Pietro Accomandati da Perugia de’
PP. Predicatori. 2. Di Benedetto Bon-
figli e di altri pittori su vetro. (Reper-
torium für Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 120.)
— Di un pittore senese del secolo XIV
non conosciuto in patria: [Meo da Siena].
Perugia, Unione tipografica cooperativa,
1903, 8°, 8 p.
Marasse, M. Urbino und Piero della
Francesca. (Die Kunst-Halle, VIII, 1903,
S. 225.)
Marcel, Henry. Petits maitres du XVIII®
siede: Jean-Baptiste Hilair. (La Revue
de l’art ancien et moderne, XIV, 1903,
S. 201.)
Marez, Hendrik de. Jan van Brügge.
(Onze Kunst, II, i, 1903, S. 153.)
Marguillier, Auguste. La restauration de
l’»Autel Baumgartner« d’Albert Dürer.
(La Chronique des arts, 1903, S. 52, 229
u. 236.)
— La Restauration de l’»Autel Baumgartner«
de Dürer. (Les Arts, 1903, Septembre.)
Marks, Alfred. Hubert and John van Eyck.
The question of their collaboration con-
sidered. Read at the Royal Society of
Literature, June 24 th, 1903, Reprinted
from the Society’s »Transactions«. 8°.
38 p. London and Dorking, Printed by
Adlard and Son.
— The Brothers van Eyck. (The Athe-
naeum, 1903, January to June, S. 280
u. 377-)
Martin, W. Schilderijen uit een Utrecht-
schen inventaris von 1693. (Oud-Holland,
XXI, 1903, S. 61.)
Marucchi, Orazio. Di una cripta con
importanti pitture scoperte recentemente
nel cimitero di Domitilla. (Atti del II
congresso internazionale di archeologia
cristiana, tenuto in Roma 1900, Roma
1902.)
Massarani, T. I primitivi. A proposito
del centenario di Masaccio. (Nuova
Antologia, anno XXXVIII, fase. 752.)
Masterpieces, The Master’s. Complete in
12 Parts. Part i. Folio. Heinemann. i/.
Matrod, H. Fra Angelico da Fiesoie.
(Etudes Franciscaines, 1903, Fevrier.)
Matsys, Quentin. Livr. i — 3. 33 planches
hors texte. Fol. Haarlem, H. Kleinmann
LXII
Malerei.
et Cie, 1903. L’ouvrage complet fr. 60. — .
[Chefs-d’ Oeuvre des anciens maitres fla-
mands.]
Mauclair, Camille. La Provence et ses
peintres. (Revue bleue, 3 janvier 1903.)
Mauroi-Scott. Frans Hals. (L’Epreuve,
1902, No. 3.)
Mayer, F. X. Die Wandgemälde in St.
Kilian in Mundelsheim. (Archiv für
Christi. Kunst, 1903, S. 60 u. 68.)
Meister, Alte (in d. Farben d. Orignals).
9. — 13. Lfg. Lpzg., E. A. Seemann. Je
M. 5.-.
— , Altvlämische und Holländische, und
ihre Schöpfungen ausgeführt in Phototypie
in durchschnittlicher Blattgröße nach Ori-
ginalaufnahmen aus Museen, Öffentlichen
u. Privat-Sammlungen, Kirchen u. Klöstern
des In- und Auslandes. V — VI. Gerard
David, dit maitre Gerard de Bruges
1450.^ — 1523. Haarlem, H. Kleinmann
et C>e, (1903). Album in-folio conte-
nant 10 planches en phototypie. ä fr. 8. — .
— , Der, der van Eyck-Schule, auch genannt
der unbekannte Meister v. 1480. i. — 4.
Lfg. (20 Lichtdr.-Taf. m. IV S. Text.)
Fol. Haarlem, H. Kleinmann & Co., 1903.
je M. 6. — .
Meisterbilder fürs deutsche Haus. Hrsg,
vom Kunstwart. 55 — 84. Blatt, hoch 4°.
Mit Text auf dem Umschlag. München,
G. D. W. Callwey, 1902-3. je M. — .25.
[55. Michelangelo: Die Delphische Sibylle.
Nebentext: Michelangelos Leben. —
56. Rembrandt: Predigt Johannes des
Täufers. Nebentext: Rembrandts Leben.
— 57. Rembrandt: Die drei Kreuze. —
58. Hobbema: Die Allee v. Middelharnis.
Nebentext: Hobbemas Leben. — 59.Vigee-
Le Brun, Selbstbildnis. Nebentext: Le
Bruns Leben. — 60. Alessandro del Borro,
zugeschrieben Velazquez. • — 61. Rem-
brandt: Bildnis einer alten Dame. —
62. Turner, Jos.: Der Temeraire. Neben-
text: Turners Leben. — 63. Dürer, Albr. :
Die Beweinung Christi. Nebentext: Al-
brecht Dürers Leben. — 64. Rembrandt:
Der Raub der Proserpina. Nebentext:
Rembrandts Leben. — 65. 66. Lionardo
da Vinci : Das Abendmahl u. der Christus-
kopf daraus. Nebentext: Leben des Lio-
nardo da Vinci. — 67. Rembrandt: Selbst-
bildnis. Nebentext: Rembrandts Leben.
■ — 68. Rembrandt: Faust. Nebentext:
Rembrandts Leben. — 69. Mantegna,
Andrea: Darbringung Christi im Tempel.
Nebentext: Andrea Mantegnas Leben. — ■
70. Mantegna, Andrea : Lodo vico Scarampi.
Nebentext: Andrea Mantegnas Leben. —
7 1 . Bellini, Giovanni : Der Doge Loredano.
Nebentext: Giovanni Bellinis Leben. —
72. Hals, Frans: Sog. Hille Bobbe v.
Haarlem. Nebentext: Franz Halsens Leben.
— 73. Raffael Santi: Johanna v. Ara-
gonien. Nebentext: Raffael Santis Leben.
— 74. Constable, John: Das Kornfeld.
Nebentext: John Constables Leben. —
75. Rembrandt: Die Anatomie. — 76.
Dürer, Albr. : Die hl. Familie in Nazareth
(sog. Ruhe auf der Flucht). Nebentext:
Dürers Leben. — 77. Kranach der Ältere,
Luk.: Ruhe auf der Flucht. Nebentext:
Lukas Kranach des Altern Leben. —
78. Altdorfer, Albr.: Ruhe auf der Flucht.
Nebentext: Albrecht Altdorfers Leben. —
79. 80. ühde, Fritz v. : Die hl. Nacht.
Nebentext: Fritz v. Uhdes Leben. —
81. Koch, Jos. Ant. : Der Schmadribach-
fall. Nebentext: Joseph Anton Kochs
Leben. — ■ 82. Amberger, Christoph:
Sebastian Münster. Nebentext: Christian
Ambergers Leben. — 83. Velazquez:
Philipp IV. Nebentext: Velazquez’ Leben.
— 84. Holbein d. J., Hans : Georg Gifze.
Nebentext: Hans Holbeins Leben.]
Meixmoron de Dombasle, Ch. de. Claude
le Lorrain. In-8, 37 p. Nancy, impr.
Berger-Levrault et C°. 1903. [Extrait
des Memoires de l’Academie de Stanislas.]
Melani, Alfredo. Onoriamo Masaccio 1 (Arte
e Storia, XXII, 1903, S. II4.)
— Sempre a Brera: üna crepa nel Rem-
brandt. (Arte e Storia, XXII, 1903,
S. 83.)
Menasci, Guido. Le type de Fange dans
la peinture italienne: Conference faite k
la Sorbonne. Livorno, tip. S. Beiforte
e C., 1902, 16° fig., 31 p. [Edizione di
75 esemplari, fuori commercio.]
Mendelsohn, Henri. Der Heiligenschein
in der italienischen Malerei seit Giotto.
23 S. m. Abbildgn. Lex. 8°. Berlin,
B. Cassirer, 1903. M. 2. — .
Mereschkowski, D. S. Leonardo da Virfci.
Ein biographischer Roman aus der Wende
des 15. Jahrhunderts. Deutsch von C.
V. Gütschow. 8°. 615 S. Leipzig, Schulze
& Co., 1903. M. 6. — .
Mesnil, Jacques. Le portrait de Dante par
l’Orcagna. (Miscellanea d’arte, Rivista
mensile, Anno I, No. 2.)
— Les figures de Vertus de la Mercanzia.
Piero del Pollaiuolo et Botticelli. (Mis-
cellanea d’arte, Rivista mensile, Anno I,
No. 3.)
— Quelques documents sur Botticelli. (Mis-
cellanea d’arte, maggio-giugno 1903.)
Michaelson, Dr. Hedwig. Lukas Cranach
der Ältere. Untersuchung über die
stilistische Entwickelung seiner Kunst;
(= Beiträge zur Kunstgeschichte, N. F.,
XXVIII.) gr. 8°. VIII, 140 S. m. 33
Malerei.
Lxm
Abbildgn. Leipzig, E. A. Seemann, 1903.
M. 6. — . [Inhalt: Einleitung: Cranachs
Thätigkeit; seine Werkstatt: die Pseudo-
Grünewaldfrage ; Hans Cranach. Zur Be-
urteilung Cranachs. Die stilistische Ent-
wicklung Cranachs. I. 1504 — I5tt- 2. bis
1518. 3. bis 1532. 4. bis zu seinem
Tode.]
Miniature, Le, del Pontificale Ottoboniano
(Codice Vaticano Ottoboniano 501), ri-
prod. in fototipia per cura della Biblio-
teca Vaticana. (= Codices e Vaticanis
selecti phototypice expressi, Vol. 3.) gr.
F°. 20 S., 15 Taf. Roma, L. Moretti,
1903.
Miniatures du psautier de S. Louis, manuscrit
lat. 76 a de la bibliotheque de l’univer-
site de Leyde. Ed. phototypique. (= Co-
dices graeci et latini photographice de-
picti duce Biblioth. Scatone de Vries.
Supplementum II.) gr. 4°. XI, 25 S.
in Phototyp. Leiden, A. W. SijthofF,
1902. M. 16. — .
Moeller, Ernst v., Dr. jur. Das Stabbrechen
auf den Darstellungen des Sposalizio.
(Repertorium f. Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 288.)
Moes, E. W. lets over de schilders van
der Maes. (Bulletin uitgegeven door den
Nederlandsch. OudheidkundigenBond, IV,
1903, S. 171.)
Molmenti, Pompeo. Arte retrospettiva: i
pittori Bergamaschi a Venezia. (Em-
porium, 1903, Nr. 102.)
— I primi pittori veneziani. (Rassegna
d’arte, III, 1903, S. 129.)
— La pittura veneziana. Firenze, f.lli Ali-
nari (tip. Civelli), 1903, 8° fig., 180 p.
e 5 tav. [Inhalt: i. Le origini. 2. Primo
rinascimento. 3. II secolo d’oro. 4. La
decadenza. 5. II settecento. 6. L’acca-
demia. 7. La nuova arte.]
— , et Gustave Ludwig. Vittore Carpaccio
et la confrerie de sainte Ursule a Venise.
Firenze, R. Bemporad e figlio (tip. S.
Landi), 1903, 4° fig., 99 P- [Inhalt:
Preface. Introduction. i. La legende
de S. Ursule. 2. Histoire de la »Scuola«
de S. Ursule. 3. Essai de reconstitution
de l’ancienne »Scuola«. 4. Les bien-
faiteurs de la »Scuola«. La famille des
Loredan. 5. La vie intime de la »Scuola«.
6. L’emplacement primitif des tableaux
de Carpaccio. 7. I.es trois premiers
tableaux. a) Description. b) Annotations.
8. Le quatriemc tableau. Le tableau du
mur de la porte. 9. Le reste des tableaux.
I-es tableaux du mur de l’Epitre.]
Monneret de Villard, Ugo. Note sul con-
certi del Giorgione. (Emporium, giugno
1903-)
Mont, Pol de. L’evolution de la peinture
ncederlandaise aux XIID, XIV® et XV®
siecles et l’exposition ä Bruges. Livrai-
sons I et VII. Haarlem, H. Kleinmann
et C'®, 1903. In-folio, p. i ä 28 et 70
planches hors texte. L’ouvrage complet
Fr. 400. — . [Cet ouvrage, tire en petit
nombre, paraitra en 20 livraisons et se
composera de deux cents planches de-
tachees hors texte execut^es en photo-
typie sur papier de Hollande a la cuve
et accompagnees de 1 20 pages de texte.]
Morand, Louis. Une famille d’artistes.
Les Naigeon. Notices biographiques et
Catalogue de leurs oeuvres. In-8, 64 p.
et portrait de Gaspard Monge par Jean
Naigeon. Bergerac, imp. Castanet. Paris,
Rapilly, 9, quai Malaquais. 1902. [Tire
ä 100 exemplaires, numerotes.]
Moschetti, Andrea. Giovanni da Bologna,
pittore trecentista veneziano. (Rassegna
d’arte, III, 1903, S. 36.)
— Giovanni da Bologna, pittore trecentista
veneziano. Milano, M. Bassani e C., 1903»
4° fig., 6 p. [Dalla Rassegna d’arte, anno
III, fase. 2 e 3.]
Mülinen, W. F. von. Votivgemälde des
Hans Rudolf Nägeli und seiner Familie.
Porträt des Schultheißen Hans Franz
Nägeli von Bern in der Stadtbibliothek
in Bern. (Berner Kunstdenkmäler, Bd. i,
Lief. 2.)
Müller, Sigurd. Ein Bild von Karel Fa-
britius in Rom. (Zeitschrift f. bild. Kunst,
N. F., XIV, S. 44.)
Münger, R. Scheibe mit Johannes dem
Täufer in der Kirche zu Jegenstorf. (Berner
Kunstdenkmäler, Bd. i. Lief. 3.)
Müntz, Eugene. L’Ecole de Fontainebleau
et le Primatice, ä propos d’un livre rö-
cent. IV — VII. (Gazette des beaux-arts,
3 per., XXVIII, 1902, S. 346 u. 412.)
— Le Portrait dans l’Antiquite chretienne.
(Monatsberichte über Kunst und Kunst-
wissenschaft, hrsg. V. H. Helbing, III,
1903, S. 7, 50 u. 87.)
Mulder, Adolf. De ontdekte muurschilde-
ring in de Kerk der Ned. Herv. gemeente
te Breda. (Bulletin uitgegeven door den
Nederlandsch. Oudheidkundigen Bond,
IV, 1903, S. 141.)
Munoz, Antonio. Un affresco cimiteriale sco-
perto a Tripoli. (L’Arte, VI, 1903» S. 96O
Muther, Richard. Geschichte der engli-
schen Malerei. 400 S. m. 153 Abbildgn.
gr. 8°. Berlin, S. Fischer, Verl., 1903.
M. 12.50; geb. M. 14.50.
— Geschichte der Malerei. II. Neudruck.
(= Sammlung Göschen, 108. Bdchn.)
12°. 149 S. Leipzig, G. J. Göschen, 1902.
Geb. M. —.80.
LXIV
Malerei.
Muther, Richard. Geschichte der Malerei.
IV. Neudruck. (= Sammlung' Göschen,
HO. Bdchn.) 12°. 147 S. Leipzig, G.
J. Göschen, 1903. Geb. M. — .80.
— Leonardo da Vinci. (= Die Kunst.
Sammlung illust. Monographien, hrsg. v.
R. Muther, 9.) 12°. 59 S. m. 2 Photo-
grav. u. 8 Vollbildern in Tonätzg. Berlin,
J. Bard, 1903. M. 1.25.
Muynck, V. De. Portrait de Marie-Therese
dit »a la robe de dentelles.« (Inventaire
archeologique de Gand, 1902, fase. 27.)
Natali, G. Pittori marchigiani anteriori a
Raffaello. (Rivista moderna politica e
letteraria, 15 luglio 1902.)
Neri, Achille. Corale genovese. (Gior-
nale storico e letterario della Liguria,
gennaio-marzo 1903.)
Neues über Carpaccio. (Wiener Abendpost,
Beilage zur Wiener Zeitung, 1903, Nr. 90.)
Ne'vill, Ralph. Jean Honore Fragonard.
(The Burlington Magazine, III, 1903, S.
Nicolai, W. Unser Albrecht Dürer. (Wart-
burgstimmen, 1903, Mai.)
Nino, A. de. Un affresco nel »Museo Cor-
finese« di Pentima. (Rassegna d’arte,
III, 1903, S. 191.)
Nöhring, Johannes. Meisterwerke der klassi-
schen Malerei aus den bedeutendsten
Gallerien, Museen u. Privatsammlungen.
30 Taf. Orig.-Aufnahmen in Lichtdr. III
S. Text. 40,5X33 cm. Lübeck, B. Nöh-
ring, 1902. In Mappe M. 12.— ; einzelne
Taf. M. — .30.
Nolhac, Pierre de. Les Boucher de la
Collection Wallace. (Les Arts, 1902,
Decembre, S. 2.)
— Quelques tableaux de Boucher. De la
Collection de M. le Baron Alfred de
Rothschild (Londres). (Les Arts, 190^,
Juillet, S. 2.)
O(mont), H(enry). BibliothX'JC oat. Dep.
des manuscrits. Psautier de Saint Louis
[Louis IX. König von Frankreich]. Re-
prod. des 86 miniatures du ms. latin
10526 de la Bibliotheque nat. 8°. IV,
20 S., 92 Taf. Paris, Berthaud freres,
(1903).
Orbaan, J. A. F. Italiaansche gegevens.
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Holland, XXI, 1903, S. 52.)
P. A. L’affresco della chiesa della Conca,
Perugia. (Rassegna d’arte, III, 1903,
S. 127.)^
Palmarini, I. M. »Amor sacro e amor
profano?« (Rassegna d’arte, III, 1903,
S. 40.)
Paoletti fu Osvaldo, Pietro. Un’ ancona
di lacobello Bonomo. (Rassegna d’arte,
III, 1903, S. 65.) I
Paston, George. George Romney. With
40 Illusts. (Little Books on Art.) Sq.
i6mo, X, 213 p. Methuen. 2/6.
Pauw, de, L. Maeterlinck, et Even. Rogier
Van der Weyden. (Koningl. vlaamsche
Acad., 1903, S. 125.)
Pazaurek, G. E. Miniatur-Porträte. (Mitteil,
des Nordböhm. Gewebemuseums in
Reichenberg, 1903, 2.)
P. B. Jr. Een nieuwe van der Goes in
het Berlijnsche Museum. (Onze Kunst,
II, 1, 1903, S. loi.)
Peintures ecclesiastiques du moyen-äge de
l’epoque d’art de Jan van Scorel et P.
van Öostzaanen, 1490 — 1560. Publiees
SOUS les auspices de Gustave van Kalcken
et accompagnees de notices du Chevalier
dr. J. Six. Fase. 1—3. (Pit. i — 15, m.
titel en beschrijv. [4 blz.]) Haarlem, H.
Kleinmann & Co. Fol. Compl. in 8 afl.
ä f. 3.60.
Pellegrini, Giovanni de. Mr. JuliusWemher’s
Titian. (The Burlington Magazine, II,
1903, S. 267.)
Peltzer, Priv.-Doz. Dr. Alfred. Über Mal-
weise u. Stil in der holländischen Kunst.
III, 179 S. gr. 8°. Heidelberg, C. Winter,
Verl., 1903. M. 5. — . [Inhalt: i. Paulus
Potter ü. Frans Hals. 2. Jakob Ruisdael,
Jan van Goyen u. andere Landschafts-
maler. 3. Pieter de Hoogh u. Jan van
der Meer van Delft. Zwischenwort: Zwei
Möglichkeiten in der holländischen Kunst.
4. Rembrandt.]
Perkins, F. Mason. Andrea Vanni. (The
Burlington Magazine, II, 1903, S. 309.)
PfafF, Friedrich. Die große Heidelberger
Liederhandschrift. In getreuem Textabdr.
hrsg. 4 Abtlg. (Sp. 961 — 1280.) gr. 8°.
Heidelberg, C. Winter, Verl., 190J. M. 5. — .
Pfeiffer, B. Die Malerei der Nachrenaissance
in Oberschwaben. (Württembergische
Vierteljahrshefte für Landesgeschichte,
N. F., XII, 1903, S. 23.)
Phillips , Claude. Two Beautiful Ruins.
(The Art Journal, 1903, S. 37.)
Pica, Vittorio. La pittura francese del
settecento. (Emporium, febbraio 1903.)
Piccolomini, Paolo. II ritratto di Pio II.
(L’Arte, VI, 1903, S. 192.)
Pictures, The Nation’s. Vol. 3. Fol. Cassell.
12/.
Pingrenon, Renee. Les Livres ornes et
illustres en couleur depuis le XVe siede,
en France et en Angleterre, avec une
bibliographie. Guide du bibliophile et
du biblioscope. In- 16, 162 p. Paris,
imp. Müller; lib. Daragon. 1903. fr. 5. — .
Pisani, N. Bertoglio. La Vergine delle
Roccie di Leonardo da Vinci. (Arte e
Storia, XXII, 1903, S. 13 u. 21.)
Malerei.
LXV
Pit, A. Rembrandt’s Nachtwacht. (Bulletin
uitgegeven door den Nederlandsch. Oud-
heidkundigen Bond, IV, 1903, S. 45.)
Poggi, Giovanni. Reliquiario di S. Pietro
Martire e un quadro di David del Ghir-
landaio in S. Maria Novella. (Miscellanea
d’arte, 1903, aprile.)
Polaczek, Emst. Zu Leonhard Beck und
Sigismund Holbein. (Repertorium für
Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S. 511.)
Pollard, Alfred W. Old Picture Books.
With Essays on Bookish Subjects. 8vo,
290 p. Methuen. 7/6.
Portrait of a Lady by Rembrandt [in the
Collection of Mr. J. Hage]. (The Bur-
lington Magazine, II, 1903, S. 360.)
— , Un, de Louis David. [Madame Her-
mans, nee Philippront] (Les Arts, 1903,
Janvier, S. 24.)
Prejawa. Wandmalereien in den Kirchen
des Kreises Salzwedel. (Die Denkmal-
pflege, V, 1903, S. 50.)
Premerstein, Anton von. Anicia luliana
im Wiener Dioskorides-Kodex. (Jahrbuch
der Kunsthistor. Sammlungen d. Allh.
Kaiserhauses, XXIV, H. 3, S. 105.)
Probst, J. Ueber die Stellung der H.
Mueltscherschen Werkstätte zu den Flügel-
altären im. südlichen Deutschland. (Archiv
für Christi. Kunst, 1903, S. 89.)
Protokoll über die Sitzung der von Sr.
Königl. Hoheit dem Großherzog [von
Baden] geladenen Baidung -Konferenz.
[1902.] 7 S.
Pückler-Limpurg, Dr. S. Grf. Der Maler
Brol in Salzburg. (Monatsberichte über
Kunst u. Kunstwissenschaft, hrsg. v. H.
Helbing, III, 1903, S. 131.)
Puton, Bernard. Les Vitraux de l’eglise
Saint-Nicolas de Remiremont. In-8, 25 p.
avec grav. Saint-Die, impr. Cuny. 1903.
[Extrait du Bulletin de la Socicte philo-
mathique vosgienne (annee 1902-1903).]
Quarre-Reybourbon, L. Andre-Corneille
Lens, peintre anversois, et ses tableaux
conserves a Lille; par L. Q.-R., membre
de la Commission historique du departe-
ment du Nord. In-8, 15 p. et 4 planches.
Paris, imprim. Plon-Nourrit et C^. 1902.
Rahn, J. R. Die St. Jakobskapelle an der
Sihl bei Zürich und ihre Wandgemälde.
(Anzeiger für schweizerische Altertums-
kunde, N. F., V, 1903 — 4, S. 14.)
R. E. F. Two pictures in tlie possession
ofMessrs. Dowdeswell. (The Burlington
Magazine, II, 1903, S. 89.)
Reichlen, F. Le peintre animalier Sylvestre
Pidoux. (Revue historique vaudoise, XI,
No. 3, Mars 1903.)
Reinach, Salomon. Un manuscrit de
Philippe Le Bon ä la Bibliotheque de
XXVI
Saint -P^tersbourg. I. II. (Gazette des
beaux-arts, 3 p4r., XXIX, 1903, S. 265
u. XXX, 1903, S. 52.)
Reiter. Einiges über die Bilder der un-
befleckten Empfängniss. (Archiv für
Christi. Kunst, 1903, S. 5, 17, 27 u. 114!)
— Zu den Wandmalereien von Neckar-
thailfingen. (Archiv für Christi. Kunst,
1903, S. 106.)
Rembrandt. Meisterwerke. Orig. -Aufnahmen
in Lichtdr. lo Bl. m. i Bl. Text.
40,5x33 cm. Lübeck, B. Nöhring, 1902.
M. 3.-.
— Original drawings by Rembrandt Hannens
van Rijn, reproduced in the colours of
the Originals by Emrik & Binger at Haar-
lem. III d series. Part i. Pit. i — 50.
Fol. ’s-Gravenhage, Mart. Nijhoff. f. 75. — .
Restoration, The, of the Baumgartner Altar-
Piece at Munich. (The Athenaeum, 1903,
January to June, S. 249.)
Reventlow, C. E. Freskerne paa Slottet
Malpaga fremstillende Kong Christiern
den F orstes besog hos Bartolomeo Colleoni.
Les fresques du chäteau de Malpaga
representant la visite du roi Christiern
ler chez Bartolomeo Colleoni. 4°. 18 S.,
8 Taf. Kjobenhavn, Nielsen & Lydiche,
1903.
Ricci, Corrado. Alessandro e losafat Araldi.
(Rassegna d’arte, III, 1903, S. 133.)
— Altri due dipinti di lacopo Bellini.
(Rassegna d’arte, III, 1903, S. 161.)
— Ancora di Giov. Francesco da Rimini.
(Rassegna d’arte, III, 1903, S. 68.)
— A proposito di alcuni dipinti alla
Pinacoteca di Brera. (Arte e Storia, XXII,
1903, S. 98.)
— II trattato di Luca Paccioli. (Rassegna
d’arte, III, 1903, S. 75.)
— Pintoricchio (Bernardino di Betto, of
Perugia). His Life, Work, and Time.
From the Italian by Florence Simmonds.
With 15 Plates in Colour, 6 Plates in
Photogravure, and man)^ Full-page and
Text-Illusts. Fol. 254 p. Heinemann. 105/.
[Inhalt: i. In Umbria. 2. The Sistine
Chapel. 3. The Bufalini Chapel. 4. First
Decorations of Rooms. 5. Madonna
pictures and portraits. Santa Maria del
Popolo. The Cathedral of Orvieto. 6. The
Borgia Rooms in -the Vatican. 7. Pinto-
ricchio’s return to Umbria. 8. Pintoricchio
at Siena. 9. The Master’s last years and
last Works. Index.]
— Pintoricchio (Bernardino di Betto, de
Perouse): sa vie, son ccuvre et son temps;
par C. R., directeur du musee Brera, ä
Milan. Ouvrage illustre de 15 planches en
couleur, de 6 planches en taille-douce et
de 95 gravures tirees dans le texte. Grand
V
LXVl
Malerei.
in-4, 252 p. Corbeil, imp. Cröt6. Paris,
lib. Hachette et C«. 1903. fr. 75. — .
Ricci, Corrado. Un quadro di Jacopo de’
Barbari nella Galleria nazionale di Napoli.
(Napoli nobilissima, XII, 1903, S. 27.)
Richter, Louise M. Zwei verschollene, kürz-
lich wiedergefundene Meisterwerke. (Zeit-
schrift f. bild. Kunst, N. F., XIV, S. 263.)
Riegl, Alois. Das holländische Gruppen-
porträt. (= Jahrbuch der kunsthistorischen
Sammlungen des allerhöchsten Kaiser-
hauses, 23. Bd. 3. u. 4. Heft.) Fol.
(S. 69 — 278 m. 9 Taf. u. 74 Textillustr.)
Wien u. Prag, F. Tempsky. Leipzig,
G. Freytag, 1902. M. 54. — . [Inhalt:
I. Die Vorstufen. 2. Erste Periode der
holländisch. Gruppenporträtmalerei, 1529
bis 1566. 3. Zweite Periode, 1580 bis
1624. 4. Dritte Periode, 1624—1662.]
Riemsdijk, B. W. F. van. De Schilder
Nicolaes van Galen. (Bulletin uitgegeven
door den Nederlandsch. Oudheidkundigen
Bond, IV, 1903, S. 240.)
Rivieres, le baron de. Christ de Pitie.
(Bulletin archeol. et hist, du Tarn-et-
Garonne, 1902, S. 237.)
Rjedin, E. Materialien zur Geschichte der
byzantinischen und altrussischen Kunst.
(Vizantijskij Vremennik, IX, 1902, S. 103.)
[In russ. Sprache.]
Roberts, W. Romney’s portrait of Miss
Rodbard. (The Magazine of Art, 1903,
April, S. 261.)
Roche, Denis. Un portraitiste Petit-Russien
au temps de Catherine II, Dmitri-Grigorc-
vitch Levitski. I. (Gazette des beaux-
arts, 3 per., XXIX, 1903, S. 494.)
Roe, Fred. Velasquez at the Museo del
Prado, Madrid. (The Connoisseur, V,
1903, S. 227.)
Röttinger, Heinrich. Zum Gebetbuche des
Kaisers Maximilian. (Repertorium für
Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S. 328.)
Rohr. Ein Umschwung in der Wertung
Fiesoles. (Archiv für christl. Kunst, 1903,
S. 43-)
Roldit, Max. The Collection of Pictures
of the Earl of Normanton, at Somerley,
Hampshire. I: Pictures by Sir Joshua
Reynolds. (The Burlington Magazine,
II, 1903, S. 206.)
Romdahl, Axel L. Zwei große Gemälde
von Hans Bol in Stockholm. (Repertorium
f. Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S. 135.)
Rooses, Max. De druiven persende Bosch-
god met tijgerin door Rubens. (Onze
Kunst, II, I, 1903, S. 133.)
— Der Sturz der Verdammten von P. P.
Rubens. (Denkschrift aus Anlaß des
25 jähr. Bestandes d. Suermondt-Museums,
Aachen 1903, S. 44.)
Rooses, Max. De teekeningen der vlaamsche
meesters: De vaderlandsche school in de
XVI e eeuw; De Romanisten; De Klein-
meesters der XVD eeuw; De Landschap-
schilders der XVD eeuw; De Graveurs,
de Bouwmeesters, de Verluchters ; Rubens.
(Onze Kunst, I, 2, S. 902, 121, 168; II, i,
1903, S. 51, 93, 173, 176; II, 2, 1903,
S. I, 44.)
— Die vlämischen und niederländischen
Meister in der Ermitage zu St. Petersburg.
(Fortsetzung.) Lucas van Leiden. (Zeit-
schrift f. bild. Kunst, N. F., XIV, S. 13.)
— Rubens’ leven en werken, door M. R.,
conservateur van het Museum Plantin-
Moretus. Livraisons 9 et 10, p. 513 ä
668 et VIII p. Anvers, De nederlandsche
boekhandel; Anvers, imprimerie J. -E.
Buschmann. 1903. 2 vol. gr. in-4°, figg.,
gravv. et pll. hors texte (Chaque volume,
fr. 8.50). [La livraison 10 termine l’ou-
vrage.]
— Rubens, sa vie et ses oeuvres. Traduit
du Neerlandais par Louis van Keymeulen.
4°. VIII, 668 p. avec 280 gravures dans
le texte et 65 photogravures et autotypies
hors texte. Paris, E. Flammarion, (1903).
fr. 100. — . [Inhalt; i. Naissance de
Rubens, son enfance et son apprentissage
(1577 — 1600). 2. Rubens en Italie (1600
ä 1608). 3. Rubens de retour a Anvers,
Les Premiers ouvrages dans cette ville
(1608 — 1611). 4. Premiers tableaux de
la seconde maniere de Rubens (1612-1616).
5. Le milieu de la seconde epoque (1617
ä 1621). 6. L’epoque de la Galerie de
Medicis (1622 — 1625). 7. (1625 — 1627.)
8. Les voyages diplomatiques (1628-1630).
9. Les premieres annees apres le second
mariage de Rubens (1630 — 1634). 10. Les
dernieres annees (1635 — 1640).]
— Rubens of van Dyck? (Onze Kunst, II,
2, 1903, S. 115 u. 154.)
— Schilderijen in oude Antwerpsche fami-
lien. (Onze Kunst, I, 2, 1902, S. 109.)
Roschach. Le Crucifix Royal du Parle-,
ment de Toulouse. (La Revue de l’art
ancien et moderne, XIII, 1903, S. 193.)
Rosen, Felix. Die Natur in der Kunst.
Studien e. Naturforschers zur Geschichte
der Malerei. Mit 120 Abbildgn. nach
Zeichngn. v. Erwin Süss u. Photographien
des Verf. XI, 344 S. gr. 8°. Leipzig,
B. G. Teubner, 1903. Geb. M. 12. — .
[Inhalt: i. Giotto u. die Anfänge des
Naturalismus in der Malerei. 2. Trecento.
3. Das Wunderwerk von Gent. 4. Auf
der Suche nach der — Heimat. 5. Ein
Programm, und wie es aufgenommen
wurde. 6. Neue Anläufe. 7. Die Meister
des mittelitalienischen Berglandes. 8.
Malerei.
LXVII
Vollendung u. Niedergang des Natura-
lismus.]
Rosenberg, Adolf. Leonardo da Vinci.
Translated by J. Lohse. (= Monograplis
on artists. Edited, and written in colla-
boration witb other authors, by H. Knack-
fuß. VII.) Lex. 8°. VII, 155 p. with
128 illustr. from pictures and drawings.
Bielefeld, Velhagen & Klasing, 1903.
M. 4.—.
— , P. A. Murillo og Velasquez. (Dansk
Tidsskrift, 1903, Juli.)
Roth, Dr. Victor. Das Mühlbächer Altar-
werk. [Aus: Archiv d. Vereins f. siebenb.
Landeskunde, Bd. 31, H. 2.] 8°. 51 S.
Hermannstadt, W. Krafft, 1903.
— Die Freskomalereien im Chor der Kirche
zu Malmkrog. (Correspondenzblatt des
Vereins f. siebenbürgische Landeskunde,
hrsg. V. A. Schullerus, 26. Jahrg., Nr. 6-7.)
Rovere, Antonio della. Zorzi da Castel-
franco, S. Girolamo al lume della luna.
(Rassegna d’arte, III, 1903, S. 90.)
Rovinskij, D(mitrij) A(leksandrovic). Oboz-
renie ikonopisanija v Rossii do konca
XVII veka. Opisanie fejerverkov i ill-
juminacij. 4°. IV, 330 S. (Sanktpeter-
burg), A. S. Suvorin, 1903. [Übersicht
der Heiligenbildmalerei in Rußland bis
z. Ende d. XVII. Jh. Beschreibung von
Feuerwerken u. Illuminationen.]
RozsafFy, Dezso. Rubens es Rembrandt.
Tanulmany. 8°. 47 1. Budapest, Hor-
nyänszky V. ny., 1901.
Rudelsheim, Dr. Marten. Lucas d’Heere.
(Oud-Holland, XXI, 1903, .S. 85.)
Rüttenauer, Dr. Benno. Andrea del Cas-
tagno. (Monatsberichte über Kunst u.
Kunstwissenschaft, hrsg. v. H. Helbing,
III, 1903, .S. 125.)
Rusconi, A. J. Two pictures by Rem-
brandt. (The Connoisseur, V, 1903,
S. 196.)
Salazar, Lorenzo. Quattro dipinti su tavola
dei sec. XV e XVI, ritrovati e descritti.
(Napoli nobilissima, XII, 1903, .S. 65
u. 84.)
■ — Salvator Rosa ed i Fracanzani. Nuovi
documenti. (Napoli nobilissima, XII,
1903, S. 119.)
Samson. Bilder des hl. Erzengels Michael.
(Der Kunstfreund, red. v. H. v. Wörndle,
XVIII, 9.)
Santa, Giuseppe Della. Bonifazio di Pitati
da Verona. (Nuovo Archivio Veneto,
N. S., anno III, t. VI, P. 1, 1903, S. ii.)
Sant’ Ambrogio, Diego. Un quadro fin
qui sconosciuto di Tiziano. (Lega Lom-
barda, lo agosto 1903.)
Saunier, Charles. Un dessin inconnu de
la »Distribution des aigles« de Louis
David. (Gazette des beaux-arts, 3 per.,
XXVIII, 1902, S. 311.)
Saunier, Charles. Voyage de David ä
Nantes en 1790. (Revue de Part ancien
et moderne, XIV, 1903, S. 33.)
Scalvanti, O. L’Antica imagine della
Madonna delle Grazie nel Duomo di
Perugia. (Rassegna d’arte, III, 1903,
S. 12.)
— Un affresco di Domenico Alfani in Prepo
presso Perugia. (Rassegna d’arte, III,
1903, S. 113.)
Scatassa, Ercole. Di un dipinto del secolo
XIV, ritrovato nella chiesa di s. Francesco
a Sassocorvaro. (Rassegna bibliografica
deir arte italiana, VI, 1903, S. 10.)
— Evangelista di Mastro Andrea di Pian-
dimeleto, pittore. (Rassegna bibliografica
dell’ arte italiana, VI, 1903, S. iio.)
— Girolamo Cialdieri pittore di Urbino e
le sue opere. (Arte e Storia, XXII, 1903,
S. 105.)
— Mastro Antonio di Matteo da Urbino
pittore. (Rassegna bibliografica dell’ arte
italiana, VI, 1903, S. 13.)
— Matteo Gennari di Urbino, pittore.
(Rassegna bibliografica dell’ arte italiana,
VI, 1903, S. 61.)
SchaefFer, Emil. Anthonis van Dyk. 2.
Taus. (= Kunstgeschichte in Einzeldar-
stellungen, hrsg. V. Fritz WolfF, I.) gr.
8°. 43 S. m. Abbildgn. Breslau, M.
Müllern-Schönenbeck, 1902. M. i. — .
— Botticelli. (= Die Kunst. Sammlung
illustr. Monographien, hrsg. von Rieh.
Muther. 16. Bd.). 12°. 69 S. mit 2
Photograv. u. 9 Vollbildern in Tonätzg.
Berlin, J. Bard, 1903. M. 1.25.
SchafFroth, J. G. Altarbild. Niklaus Manuel
als St. Lukas malt die heilige Madonna,
1484 — 1530. (Berner Kunstdenkmäler,
Bd. I, Lief, i.)
Schalter, Louis de. Les Primitifs flamands.
(L’Epreuve, 1902, Nr. 2.)
Scheibler, Ludwig. Notizen zu altdeutsch,
und altniederländischen Gemälden des
Suermondt-Museums. (Denkschrift aus
Anlaß des 25 jähr. Bestandes des Suer-
mondt-Museums, Aachen 1903, S. 28.)
Schmarsow, August. Die oberrheinische
Malerei und ihre Nachbarn um die Mitte
des XV. Jahrh. (1430 — 1460). (= Ab-
handlungen d. K. Sächs. Gesellschaft d.
Wiss. Philol.-Hist. Kl. Bd. 22, Nr. 2.)
4°. 112 S. m. 5 Lichtdr.-Taf. Leipzig,
B. G. Teubner, 1903. M. 4. — . [Inhalt:
I. Konrad Witz von Basel. 2. Hans Mult-
scher von Ulm. 3. Lucas Moser von Weil.
4. Rückblick.]
— Zu Hans Multscher. (Repertorium für
Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S. 496.
V*
LXVIII
Malerei.
— Vgl. hierzu: Jahrbuch der Königl.
Preußischen Kunstsammlungen, XXII,
1901 [I]. S. 253 — 266 m. I Lichtdruck-
tafel u. 10 Textabbildungen.)
Schmerber, Hugo. Das »Konzert« im
Palazzo Pitti in Florenz. (Monatsberichte
über Kunst u. Kunstwissenschaft, hrsg.
V. H. Helbing, III, 1903, S. 200.)
Schmid, W. M. Aus alten Stammbüchern.
(Zeitschrift für Bücherfreunde, VI, 1902
bis 1903, S. 339.)
Schmidt, Adolf. Die Darmstädter Hagga-
dahhandschriften. (Zeitschrift f. Bücher-
freunde, VI, 1902 — 03, S. 487.)
— , Robert. Das Paradies des Guariento
im Dogenpalaste zu Venedig. (Kunst-
chronik, N. F., 14, 1902 — 03, Sp. 462.)
— , Wilhelm. Giorgione und Correggio.
(Monatsberichte über Kunst und Kunst-
wissenschaft, hrsg. V. H. Helbing, III,
1903, S. I u. 47.)
— Über die frühere Zeit von Lucas Cra-
nach. (Monatsberichte über Kunst und
Kunstwissenschaft, hrsg. v. H. Helbing,
III, 1903, S. 117.)
— Zu Franciabigio. (Repertorium f. Kunst-
wissenschaft, XXVI, 1903, S. 134.)
— Zu Gaspar de Crayer. (Repertorium
für Kunstwissenschaft, XXVI, 1903, S.
I33-)
— Zur Holbeinfrage. (Kunstchronik, N.
F., 14, 1902—03, Sp. 493.)
Schmitt, F. J. Die Mosaiken u. Fresken
der Kachriedjami. (Izvjestija russkago ar-
chaelogiCeskago instituta v Kpolje, VIII,
I — 2, Sofia 1902, S. 119.)
Schnütgen. Frühgotisches rheinisches Re-
liquienaltärchen mit bemalten Flügeln.
(Zeitschrift f. christl. Kunst, XVI, 1903,
Sp. I93-)
— Mittelalterliche Glasmalerei. (Correspon-
denzblatt des Gesamtvereins d. deutschen
Geschichts- u. Altertumsvereine, 51. Jahr-
gang, Nr. I.)
Schubert-Soldern, Fortunat von. Hierony-
mus Bosch und Pieter Breughel. (Bei-
träge zur Kunstgeschichte, F. Wickhoff
gewidmet, 1903, S. 73.)
— Von Jan van Eyk bis Hieronymus Bosch.
Ein Beitrag zur Geschichte der nieder-
länd. Landschaftsmalerei. (= Studien z.
deutschen Kunstgeschichte, 46. Heft.)
gr. 8°. VII, 1 1 1 S. Straßburg, J. H. E.
Heitz, 1903. M. 6. — .
Schubring, Paul. Giotto. (Das Museum,
hrsg. V. W. Spemann, [VIII, 1903], S.
33-)
Schulenburg, Werner von der. Malerei-
Reste im Straßburger Münster. (Das
Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen, IV,
1903, S. 71.)
Schweitzer, Konservator Dr. Hermann. Jo-
seph Markus Hermann, ein Freiburger
Maler des 18. Jahrhunderts. (Schau-in’s
Land, hrsg. v. Breisgau-Verein, 29. Jahr-
lauf, 1902, 2. Halbbd., S. 133.)
Scott, Leader.' (McDougall.) Correggio.
(Bell’s Miniature Series of Painters.) Il-
lust. i6mo. 68 p. Bell. i/.
— Sir Edwin Landseer, R.A. (Bell’s Minia-
ture Series of Painters. Illust. i6mo, XIII,
71p. G. Bell. i/.
Seailles, Gabriel. Leonard de Vinci (bio-
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8vo, XII, 160 p. G. Bell. 5/. [Inhalt:
List of Illustrations. 1. Birth and Early
Vears. 2. First Period in Paris. 3. Home
again at Valenciennes. 4- Return to Paris.
5. Work and Success. 6. The Master-
piece. 7. In London. Third Paris Period.
Death. 8. Inspiration of Watteau. 9. Les
Fetes Galantes. 10. Portraits and Character-
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of Watteau and of his Pupils Lancret
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Steffens, Arnold. Die alten Wandgemälde
auf der Innenseite der Chorbrüstungen
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Steinmann, Emst. Die Autorschaft des
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Streeter, A. Botticelli. (The Great Masters
in Painting and Sculpture.) Illust. Cr.
8vo, XIV, 167 p. G. Bell. 5/. [Inhalt:
List of Illustrations. Bibliography. i. His
life, masters, and environment. 2. Cha-
racteristics of his art. 3. Early works.
4. Works attributable to 1474 — 1480.
5. The Sistine Frescoes. 6. Works attri-
butable to 1484 — 1490. 7. Last w'orks.
8. His drawings. 9. His school-work.
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more important School works. Index.]
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Suida, Wilhelm. Bericht über die Bloß-
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cesco Fracanzano, pittori barlettani del
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Vogler, Dr. C. H. Der Bataillenmaler
Johann Georg Ott aus Schaflfhausen. Mit
3 Taf. u. 5 Abb. im Text. (12. Neu-
jahrsblatt des histor.-antiquar. Vereins u.
des Kimstvereins der Stadt Schaflfhausen
1903O
Voll, Karl. Albrecht Dürers Paumgartner-
Altar in der Münchener Pinakothek.
(Monatsberichte über Kunst u. Kunst-
wissenschaft, hrsg. V. H. Helbing, III,
1903. S. 39.)
— Vandalisme. [Restaurierung des Paum-
gartner- Altars.] (Les Arts, 1903, Mars,
S. 41.)
— Zu Adam Elsheimer in der alten Pina-
kothek [in München]. (Monatsberichte
über Kunst u. Kunstwissenschaft, hrsg.
V. H. Helbing, III, 1903, S. 199.)
Voss, Portr.-Maler Eugen. Rubens’ eigen-
händiges Original der hl. Familie (la
vierge au perroquet) in Antwerpen. 12 S.
m.Abbildgn. 4°. Berlin, C. A. Schwetschke
& Sohn, 1903. M. I. — .
Vries, Scato de. Das Breviarium Grimani
in der Bibliothek von San Marco in
Venedig. Vollständige photographische
Reproduction, herausgeg. von S. de V.,
Director der Universitäts- Bibliothek in
Leiden. Vorwort von Dr. Sal. Morpurgo.
300 farbige u. 1268 getönte Tafeln in
Photo-Heliogravure.. In 12 Liefgn. Er-
scheinungsdauer ca. 6 Jahre (1903 bis
ca. 1908). ä Lief. M. 200. Preis des
ganzen Werkes M. 2400. — i. Lief. F°.
Leiden, A. W. Sijthoflf, Leipzig, Karl W.
Hiersemaim.
W. Alte Wandmalereien in der Kirche in
Neckarthailfingen. (Die Denkmalpflege,
V, 1903, S. 8.)
Wandmalerei, Spätromanische, in der Jo-
hanniskirche auf dem Friedhofbei Bracken-
heim. (Württ. Staatsanzeiger, 1903, 981.)
Waser, Otto. Anton Graflf von Winterthur.
Bildnisse des Meisters, hrsg. vom Kunst-
Malerei.
LXXI
verein Winterthur, m. biograph. Einleitg.
u. erklär. Text v. O. W. 40 Taf. m. III,
59 S. illustr. Text. Fol. Winterthur, 1903.
(Leipzig, K. W. Hiersemann.) Geb.
M. 32. — . [Inhalt: I. Anton Graff. 2. Er-
läuterungen. a) zu den Textabbildungen;
b) zu den Tafeln. 3. Alphabetisches
Verzeichnis der von A. Gr^flF dargestellten
Personen.]
Wauters, A. J. Les primitifs flamands,
Jean Gossart et Adolphe de Bourgogne,
Seigneur de Beveren et de Vere, amiral
de Charles-Quint. (Revue de Belgique,
1903, t. XXXVII, S. 20.)
— Les primitifs tiamands. Jean Gossart
et Adolphe de Bourgogne, seigneur de
Beveren et de Vere, amiral de Charles-
Quint. Bruxelles, P.Weissenbruch, 1903.
In-8°, 23 p. [Extrait de la Revue de
Belgique.]
W. B. Ein Selbstporträt des Jacopo de
Barbari? (Kunstchronik, N. F., 14, 1902
bis 1903, Sp. 505.)
Weale, Frances C. Hubert and John Van
Eyck. London, At the sign of the unicom,
1903. In-8° carre, VlII, 32 p. et 21 pl.
hors texte, cart. fr. 3.60. [Number eight
of The artist’s library edited by Laurence
Binyon.]
— , W. H. James. Hubert and John van
Eyck. (The Athenaeum, 1903, January
to June, S. 345 u.
— Les peintures des maitres inconnus.
(Revue de l’art chretien, 4^ serie, XIV,
1903, S. 277.)
— Note on the Life of Bemard van Orley.
(The Burlington Magazine, II, 1903»
S. 205.)
Weber, Lyz.-Prof. Dr. G. Anton. Albrecht
Dürer. Sein Leben, Schaffen u. Glauben.
3., verm. u. verb. Aufl. XII, 236 S. m.
Abbildgn. gr. 8°. Regensburg, F. Pustet,
1903. M. 2.40; geb. M. 3. — .
Weech, v. Peter Ferdinand Deurer, Histo-
rien- u. Porträtmaler, 1777 — 1844. (All-
gemeine Deutsche Biographie, XL\TI,
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Weiss, E. Ein neuentdecktes altdeutsches
Wandgemälde in der Stadtpfarrkirche zu
Ried (Oberösterreich). (Der Kunstfreund,
red. V. H. v. Wörndle, XIX, 3.)
Weixlgärtner, Arpad. Dürer und die
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schichte, F. Wickhoffgewidm., 1903, S.80.)
Werveke, A. Van. Aartshertogin Isabella
schiet met de gildebroeders van S.-Joris
naar den papegaai. (Inventaire archeo-
logique de Gand, 1902, fase. 28.)
— De Zoon, di zijn Vader onthoofdt, door
Pieter Pieters. (Inventaire archeologique
de Gand, 1903, fase. 30.)
Werveke, A. Van. Karel van Lotharingen
schiet den Koningsvogel van het Sint-
Jorisgilde af. (Inventaire archeologique
de Gand, 1903, fase. 29.)
Weyden, Rogier van der (Rogier de la
Pasture). 1400?— 1464. Königl. Gemälde-
Galerie, Berlin; Städel Kunstsammlg.,
Frankfurt; königl. Museum, Antwerpen;
Collection R. v. Kaufmann-Berlin, Ch.
L. Cordon-Brüssel, Ch. Sedelmeyer-Paris,
Museum Neapel. 5 u. 6. (Schluß-)Lfg.
(10 Lichtdr.-Taf. m. 2 S. Text.) gr. Fol.
Haarlem, H. Kleinmann & Co., 1902-3.
M. 6.—.
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WickhofF, Franz. Aus der Werkstatt Boni-
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notto; Antonio Palma. (Jahrbuch der
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— Der Einfluß der altchristlichen Mosaiken
in Rom auf die Malerei der Renaissance.
(Atti del Congresso internazional'e d’ar-
cheologia cristiana in Roma 1900, Roma
[1903], S. 293.)
— Über die Anordnung von Raffaels Hand-
zeichnungen. (Anzeiger der k. Akademie
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Wiener, Rene. Portraits lorrains ä la
Galerie des Offices de Florence. (Bulletin
mensuel de la Societc d’archeologie
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26 Serie, t. II, 54^ vol., 1902, Nancy
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Willem, Victor. Peintures de la Leuge-
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Williamson, George C. Murillo. (Minia-
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G. Bell. i/.
Wilpert, Joseph. Die Malereien der Kata-
komben Roms. 2 Bde. F°. Mit 267 1 af.
u. 54 Abb. im Text. [Text nebst] Tafelbd.
Freiburg i. Br., Herder, 1903. [Inhalt
des Textbandes: Vorwort. I. Allgemeine
Untersuchungen. i. Die lechnik der
coemeterialen Gemälde. 2. Die coemete-
riale Malerei in ihrem Verhältnis zu der
heidnischen Wandmalerei. 3-
Wandung auf den Katakombenmalereien.
4. Die Bart- u. Haartracht auf den Kata-
kombenmalereien. 5- Enthalten die Kata-
kombenmalereien Portraits? 6. Die Gesten
auf den Katakombenmalereien. 7. Die
Chronologie der Katakombenmalereien.
8. Der künstlerische Wert der Kata-
kombenmalereien. 9. Grundregeln zur
Auslegung der religiösen Katakomben-
LXXII
Graphische Künste.
malereien. lo. Die hervorragendsten
Bildercyklen des 2., 3. u. 4. Jahrhunderts.
II. Der Zustand der Katakombenmale-
reien. 12. Die Vervielfältigung der Kata-
kombenmalereien. II. Inhalt der Kata-
kombenmalereien. 13. Die christologi-
schen Gemälde. 14. Die Darstellungen
der Taufe. 15. Die Darstellungen der
Eucharistie. 16. Die Darstellungen, welche
den Glauben an die Auferstehung aus-
drücken. 17. Die Darstellungen, die sich
auf Tod u. Sünde beziehen. 18. Die
Darstellungen, welche die Bitte um den
Beistand Gottes für die Seele des Ver-
storbenen ausdrücken. Anhang: 19. Die
Darstellungen des Gerichtes. 20. Die
Darstellungen, welche die Bitte um Zu-
lassung des Verstorbenen in die ewige
Seligkeit ausdrücken. 21. Die -Dar-
stellungen von Verstorbenen in der Selig-
keit. 22. Die Darstellungen von Heiligen.
23. Die Totenmahle. 24. Die Dar-
stellungen aus dem Handwerk u. Gewerbe.
Beilage: l. Die mit Malereien geschmück-
ten Grabstätten nach den einzelnen Kata-
komben Roms. 2. Chronologische Reihen-
folge sämtlicher mit Malereien geschmück-
ten Grabstätten in den Katakomben
Roms.]
Wilpert, Joseph. Ein Katakombenbild aus
Villa Massimo an der via Salaria nova.
(Mitteil, des deutschen archäol. Instituts,
Röm. Abteil., 1902, S. 98.)
Winter, F ranz. Über das Motiv des Adam
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Wismes, le baron G. de. Vitrail a Or-
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Woermann, Karl. Velazquez (seine Volks-
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Wolff, F". Ein altes Glasfenster aus der
Klosterkirche zu*Niedermünster nach Hans
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papiers. Les indulgences. Les »grandes
pieces« des cabinets d’Europe. Catalogue
raisonne des estampes sur bois et sur
metal du cabinet de Paris. T. i : Texte.
T. 2: Atlas. 4^. gr. F=^. XI, 261 p. Paris,
E. Levy, 1903. [Inhalt des Textbandes;
Origines de la gravure sur bois. i. La
question de la priorite. 2. Les precur-
seurs. 3. Les papiers et les indulgences.
4. De quelques pieces notables et de
leurs caracteres. 5. Le »Maitre aux
Boucles«. 6. La taille de teinte dans
les , incunables. 7. De quelques pieces
en taille simplifiee, les estampes de Liege.
8. Origine des pieces incunables du Ca-
binet des estampes. Catalogue.]
— Un »Ouvrage de Lombardie«, ä propos
d’un recent livre de M. le Prince d’Ess-
ling. (La Revue de l’art ancien et mo-
derne, XIV, 1903, S. 417 u. 477.)
Bredt, E. W. Zur Geschichte der Nürn-
berger Miniatoren und Kleinmeister. (J.
Glockendon und H. S. Beham.) (Zeit-
schrift f. Bücherfreunde, VI, 1902 — 03,
5. 481.)
Brinton, Selwyn. Bartolozzi and his pu-
pils in England. With an abridged list
of his more important prints in line and
stipple. 8°. XVI, 96 p., I pl. London,
A. Siegle, 1903.
Brisson, Adolphe. Le Voyage a Ferney,
Lettre du Sieur Ch. Eisen, peintre et
graveur du Roy. (Revue illustre, 15 Mars
1903O
— Quelques pages inedites de Moreau le
Jeune. (Revue illustre, i Juin 1903.)
— Saint-Aubin ä Chanteloup. (Revue
illustre, 15 aoiit 1903.)
Bruchstücke zur Kenntnis der Lübecker
Erstdrucke von 1464 bis 1524 nebst
Rückblicken in die spätere Zeit. — Gho-
tan, Domvikar u. Diplomat, Schriftgießer
u. Buchdrucker, Urheber des Mohnsignet,
von 1474 bis 1494, in Magdeburg und
Lübek, in Stockholm u. Moskau. Nebst
Abdr. des Mohnsignet v. 1490. — Anh. :
Bartholomäus Ghotan in Stockholm und
Moskau. Nebst e. Abhandlg. über die
Anfänge der Buchdruckerei in Deutsch-
land u. Rußland. XXXVII, 224, 49 u.
18 S. 8°. Lübeck (Augustenstr. 9), W.
Gläser, 1903. M. 4. — .
Budan, Emilio. Saggio di bibliografia
degli ex-libris. Genova, tip. r. istituto
Sordomuti, 1903, i6°, 23 p.
Burger, K. Monumenta Germaniae et Italiae
typographica. Deutsche u. italien. In-
kunabeln in getreuen Nachbildgn. hrsg.
von der Direktion der Reichsdruckerei.
Auswahl u. Text v. Biblioth. K. B. 7.
Liefg. (28 Taf.) 48x33 cm. Berlin,
Leipzig, O. Harrassowitz in Komm., 1902.
M. 20. — .
Catälogo ilustrado de la libreria de P.
Vindel. Tomo tercero. Obras espaho-
las de los siglos XII a XVIII. (Contiene
5 cromolitografias, 4 fototipias y 112
reproducciones en facsimil.) Madrid.
Impr. de Jose Rueda. 1903. En 8.°,
577 P%s., y una hoja para la colocaciön
de las estampas. 14 y 14,50.
Catalogue des livres et manuscrits formant
la bibliotheque de feu M. le Chevalier
Xavier de Theux de Montjardin, ancien
Pres, de la Soc. d. Bibliophiles de Bel-
gique. 8°. 135 p. Gand, C. Vyt, 1903.
— of Engraved Portrait sof Noted Perso-
nages Principally Connected with the
Hi Story, Literature, Arts, and Genealog^'
of Great Britain. With brief Biographi-
cal Notes and a Topographical Index.
Illust, with Portraits. qto, pp. 195. Myers
6 Rogers. 7/6.
Czakö, E. Alte ungarische Goldschmiede-
Kupferstecher. (Magyar Iparmüveszet,
1903, September.) [In ungar. Sprache.]
Day, I ^ewis E. Lettering in Ornament.
An Inquiry into the Decorative use of
Lettering, Past, Present, and Possible.
With numerous Illusts, old and new. Cr.
8vo, 252 p. Batsford. 5/.
Decombe, Lucien. Un artiste rennais du
XVIII e siede : Jean-Frangois Huguet.
Essai de catalogue de ses ceuvres. In-8,
65 p. Rennes, imp. Prost. 1903. [Ex-
trait du t. 32 des Bulletin et Memoires
de la Societe archeologique d’Ille-et-Vi-
laine.]
Delalain, Paul. Essai de Bibliographie de
l’histoire de l’imprimerie typographique
et de la librairie en France. In-8 ä 2
col., 52 p. Paris, imp. Chaix; libr. Pi-
card et fils. 1903.
Delisle, Leopold. Catalogue des livres
imprimes ou publies ä Caen avant le
LXXIV
Graphische Künste.
milieu du XVI^ siede. Suivi de recherches
sur les imprimeurs et les libraires de la
meme ville. T. i. (= Bulletin de la
Societe d. antiqiiaires de Normandie,
T. 23.) 8°. (Caen, H. Delesques, 1903.)
Delisle, Leopold. Les Evangiles de l’ab-
baye de Prüm. In-4, 15 p. Paris, Impr.
nationale. 1902. [Ejtrait du Journal des
savants.]
— Notice de douze livres royaux du XIII e
et du XlVe siede; parL. D., de l’Institut,
membre de la Societe de l’Ecole des
chartes et de la Societe de l’histoire de
France. Grand in-4, *26 p. et
planches. Paris, Imp. nationale. 1902.
Dilke, Lady. French Engravers and
Draughtsmen of the i8th Century'. Fol.
248 p. G. Bell. 28/. [Inhalt: i. The
Comte de Caylus and the great »Ama-
teurs«. 2. Mariette and Basan. 3. Le
Chevalier Cochin. 4. The Drevet • and
Jean-Frangois Daulle. 5. Wille and his
Pupils. 6. Laurent Cars, Flipart and Le
Bas. 7. The Pupils of Le Bas and the
Engravers of the Vignette. 8. Gravelot
and Eisen. 9. The Saint-Aubin, Moreau
le jeune, Boilly, Prieur. 10. The En-
gravers in Colour. 11. Engravers and
the Academy. Appendix.]
Distel, Theodor. Ein Nachtrag zum Hou-
braken-Kataloge : Bildnis der Tochter des
Kurfürsten Moritz zu Sachsen. (Zeitschrift
f. bild. Kunst, N. F., XIV, S. 22.)
Dobson, Austin. William Hogarth. With
an Introduction on Hogarth’s Workman-
ship by Sir William Armstrong. With
Plates in Photo gravure and Facsimile.
Edition de Luxe, with a Duplicate Set
of the Plates on India paper. Fol.,
262 p. and Plates. Heinemann. 210/.
[Inhalt : Introduction : On Hogarth’s work-
manship, by Sir Walter Armstrong. 1.
Memoir: a. Introductory, b. Birth, Edu-
cation, and Early Years, c. the two
»Progresses«, d. History-Pictures and
Minor Prints, e. »Marriage A-la-Mode,«
f. Contemporaries, »March to Finchley«,
Minor Prints, g. »The Analysis«, Election
Prints, and »Sigismunda«, h. Wilkes and
Churchill, Death, Conclusion. 2. Biblio-
graphy and Catalogues: a. A Biblio-
graphy of Books, Pamphlets, etc., relating
to Hogarth and his Works, b. A Cata-
logue of Paintings by, or attribued to,
Hogarth, c. A Catalogue of Prints by,
of after, Hogarth. Index.]
Dodgson, Campbell. Fünf unbeschriebene
Holzschnitte Lucas Cranachs. (Jahrbuch
der K. Preuß. Kunstsammlungen, XXIV,
1903, S. 284.)
— Hans Sebald Beham and a new cata-
logue of his Works. (The Burlington
Magazine, I, 1903, S. 189.)
Dodgson, Campbell. Heraldische Skizzen
Dürers in den Londoner Manuskripten.
I. Skizzen zu dem Holzschnitte »Das
Wappen des Stabius« (B. 166). 2. Skizzen
zum Wappen Lorenz Staibers. (Mitteilun-
gen der Gesellschaft f. vervielfält. Kunst,
1903, S. 57.)
— Jörg Breu als Illustrator der Ratdolt-
schen Offizin. Nachtrag. (Jahrbuch der
K. Preuß. Kunstsammlungen, XXIV, 1903,
S. 335-)
— Neues über Holbeins Metallschnitte zum
Vaterunser. (Mitteilungen der Gesell-
schaft f. vervielfält. Kunst, 1903, S. i.)
— St. John in Patmos ; a woodcut .wrongly
ascribed to Hans von Kulmbach. (The
Burlington Magazine, III, 1903, S. 44.)
— Zu den Landsknechten David de Neckers.
(Repertorium f. Kunstwissenschaft, XXVI,
1903, S. 117.)
DörnhölFer, Friedrich. Ueber Burgkmair
und Dürer. (Beiträge zur Kunstgeschichte,
F. Wickhoff gewidmet, 1903, S. iii.)
Dürer’s, Albrecht, Holzschnitte u. Kupfer-
stiche. Eine Auswahl von 30 seiner
schönsten Blätter in Nachbildgn. Mit
2 S. Text u. Text auf der Rückseite.
42x31 cm. Berlin, Fischer & Franke,
1902. In Mappe M. 8.—.
Dürr, A. Daniel Chodowieckis Exlibris.
(Ex-libris, Zeitschrift, XIII, 1903, S. 9.)
Dumont, Jean. Le livre avant et depuis
l’invention de l’imprimerie, par J. D.,
fondeur typographe, directeur de l’Ecole
professionnelle de typographie. Bruxelles,
chez l’auteur, 152, rue Verte, 1902. In-8°,
276 p. fr. IO. — . [Reunion en volume
d’articles parus dans la Revue graphique
beige.]
Engravings in a single spiral line. (The
Magazine of Art, 1903, September, S.
567-)
Enschede, Ch. Le premier ouvrage imprime
de Gutenberg. (Le Bibliographe moderne,
1903, VII, S. 118.)
— Le Premier Ouvrage imprime de Guten-
berg, d’apres Otto Hupp; par Ch. E.,
docteur en droit, imprimeur et fondeur
de caracteres d’imprimerie. In-8, 27 p.
Besangon, imp. Jacquin 1903. [Extrait
du Bibliographe moderne.]
— , J. W. Typographische opmerkingen
over eenige nederlandsche incunabelen.
(Tijdschr. voor boek-en bibliotheekwezen,
1903, S. 83.)
Erskine, Steuart. Lady Di’s scap-book.
(The Connoisseur, VII, 1903, S. 33.)
Escherich, M. Dürers Beziehungen zu
gotischen Stechern. (Monatsberichte über
Graphische Künste.
LXXV
Kunst u. Kunstwissenschaft, hrsg. v. H.
Helbing, III, 1903, S. 244.)
Essling, Prince d’. Le premier livre xylo-
graphique Italien imprime ä Venise vers
1450. I. II. (Gazette des beaux-arts,
3 per., XXX, 1903, S. 89 u. 243.)
— Le Premier Livre xylographique Italien
imprime ä Venise vers 1450. In-4, 45 p.
et grav. Paris, imprim. de la Gazette des
beaux-arts; 8, rue Favart. 1903.
Ewart, Herbert. Henry Bunbury, caricaturist.
(The Connoisseur, VI, 1903, S. 83 u. 156.)
Faksimilewerke, Neue. (Zeitschrift f. Bücher-
freunde, VII, 1903 — 4, S. 43.)
Ferrari, A. Due inventori celebri (Senne-
felder e Gutemberg). Milano, soc. editr.
La Poligrafica, 1903, 16° fig., 16 p.
L. — .05. [Biblioteca del Tesoro dei
fanciulli, n. 6.]
Fleischmann, F. Eine alte Buchdrucker-
ordnung. (Archiv für Buchgewerbe, 1903,
März.)
Garrison, W. P. Holbein and John Bewick:
a chapter in the history of wood-engrav-
ing. (The Bibliographer, 1902, I, S. 47.)
Gauthier, Jules, et Roger de Lurion.
Marques de bibliotheques et Ex-libris
franc-comtois (deuxieme partie). In-8,
38 p. et 10 planches. Besangon, imp.
Jacquin.
Geisberg, Max. Der Meister der Berliner
Passion und Israhel van Meckenem.
Studien zur Geschichte der westfäl. Kupfer-
stecher im 15. Jahrh. (— Studien zur
deutschen Kunstgeschichte, Heft 42.)
gr. 8°. VII, 135 S. m. 6 Taf. gr. 8°.
Straßburg, J. H. E. Heitz, 1903. M. 8. — .
Gelli, Jacopo. Gli Ex-libris. (Emporium,
aprile 1903.)
Gerster, L. Der Solothurner Maler, Form-
schneider und Kupferstecher Georgius
Sikkinger, 1558 — 1616. (Schweiz. Blätter
f. Exlibris-Sammler, 1903, II, S. 55.)
Giard, Rene, et Henri Lemaitre. Les
Origines de rimprimerie ä Valenciennes,
Jehan de Liege. (Bulletin du bibliophile,
1903, S. 349.)
— — Les Origines de l’imprimerie ä
Valenciennes. Jehan de Liege. In-8,
19 p. Vendome, imp. Empaytaz. Paris,
libr. Ledere. 1903. [Tire a 50 exem-
plaires. Extrait du Bulletin du bibliophile.]
Giehlow, Carl. Dürers Stich »Melencolia I«
und der maximilianische Humanistenkreis.
1. Ein Gutachten Conrad Peutingers über
die Melancholie des Herkules Aegyptius.
2. Marsiglio Ficinos Auffassung von dem
melancholischen Temperament. (Mit-
teilungen der Gesellschaft f. vervielfält.
Kunst, 1903, S. 29.)
— Urkundenexegese zur Ehrenpforte Maxi-
milians I. (Beiträge zur Kunstgeschichte,
F. Wickhoff gewidmet, 1903, S. 91.)
(Gläser, W.) Bruchstücke zur Kenntnis
der Lübecker Erstdrucke von 1464 bis
1524 nebst Rückblicken in die spätere
Zeit. 8°. Lübeck, W. Gläser, 1903.
Gonzalez Hurtebise, Eduardo. El arte
tipogräfico en Tarragona durante los
siglos XV y XVI, por E. G. H., Archi-
vero, Bibliotecario y Arqueölogo. Diser-
taeiön leida en la solemne sesiön aca-
demica celebradapor la Sociedad Arqueo-
lögica Tarraconense el dia ii de
Diciembre de 1902. Tarragona. Est. tip.
de Llorens, Gibert y Cabre. 1903. En 8.°
may., 20 p. [No se ha puesto ä la
venta.]
Grego, Joseph. Bartolozzi Tickets for the
benefit of charitable institutions, etc.
(The Connoisseur, III, 1902, S. 245.)
Grolig, M. Büchersammlungen u. Bücher-
preise vor der Gegenreformation. (Mit-
teilungen des österr. Vereins f. Bibliotheks-
wesen, 1903, VII, S. 7.)
Grumpelt, C. A. Die Bibliophilen: Julius
Platzmann. (Zeitschrift f. Bücherfreunde,
VII, 1903-4, S. 163.)
Haebler, Konrad. Hans Rix von Chur.
Ein deutscher Buchhändler in Valencia
im XV. Jahrhundert. (Zeitschrift f. Bücher-
freunde, VII, 1903-4, S. 137.)
Hampe, Theodor. Die fahrenden Leute
in der deutschen V ergangenheit. (= Mono-
graphien zur deutschen Kulturgeschichte,
hrsg. V. Georg Steinhausen, 10. Bd.)
Lex. 8°. 128 S. m. 122 Abbildgn. und
Beilagen nach Originalen, größtenteils
aus dem 15. bis 18. Jahrh. Leipzig,
E. Diederichs, 1902. M. 4. — ; geb.
M. 5.50; Liebhaberausg. M. 8. — ; geb.
M. IO.—.
Harrisse, Henry, Les de Thou et leur
celebre bibliotheque, 1573 — 1680 — 1789
(d’apres des documents nouveaux). (Suite.)
(Bulletin du bibliophile, 1903, S. 537,
577 u. 648.)
Heitz, Paul. Biblia pauperum. Nach dem
einzigen Exemplar in 50 Darstellungen
(früher in Wolfenbüttel, jetzt in der Biblio-
theque nationale) hrsg. v. P. H. Mit e.
Einleitg. üb. die Entstehg. u. Entwicklg.
der Biblia pauperum unter besond. Be-
rücksicht. der uns erhaltenen Hand-
schriften V. W. L. Schreiber. 50 Taf.,
29 Textillustr. u. i Lichtdr.-Taf. 45 S.
Text. gr. 4°. Straßburg, J. H. E. Heitz,
1903. M. 36.—.
— Les filigranes des papiers contenus dans
les incunables strasbourgeois de la biblio-
theque imperiale de Strasbourg. 50 plan-
ches avec 1330 dessins. 34 S, Text.
LXXVI
Graphische Künste.
gr. 4°, Straß bürg, J. H. E. Heitz, 1903.
M. 16.—.
Heitz, Paul. Oracula Sibyllina. (Weissagun-
gen der zwölf Sibyllen.) Nach dem ein-
zigen, in der Stiftsbibliothek v. St. Gallen
autbewahrten Exemplare hrsg. v. P. H. Mit
e. Einlcitg. v. W. L. Schreiber. 24 Taf.
u. I Textillustr. 26 S. gr. 4°. Straßburg,
J. H. E. Heitz, 1903. M. 20. — .
Hirsch, R. Ein unbekanntes Exlibris des
Matthias Zündt. (Ex-libris, Zeitschrift,
XIII, 1903, S. 63.)
Hölscher, G. Von der Biblia pauperum.
(Börsenblatt f. d. deutschen Buchhandel,
1903, No. 37.)
Holzschnitte alter Meister in Nachbildungen.
30 Taf. m. 2 S. Text u. Text auf der
Rückseite. 42x31 cm. Berlin, Fischer &
Franke, 1902. In Mappe M. 8. — .
Hupp, Otto. Das Gutenbergische Missale.
(Centralblatt f. Bibliothekswesen, XX,
1903, S. 182.)
Hymans, Henri. L’estampe de 1418 et
la validite de sa date. (Academie Royale
de Belgique. Bull, de la cl. des lettres
et des Sciences mor. et polit. et de la
cl. des beaux-arts, 1903, i.)
Jessen, Jarno. William Hogarth. (= Die
Kunst. Sammlung illustr. Monographien,
hrsg. V. Rieh. Muther, 12. Bd.) 12°. 69 S.
m. I Photograv. und 9 Vollbildern in
Tonätzg. Berlin, J. Bard, 1903. M. 1.25.
— , Peter. Über die deutschen Punzen-
stecher des 16. Jahrhunderts. Vortrag.
(Sitzungsbericht V, 1903, der Berliner
Kunstgeschichtlichen Gesellschaft.)
Jost, P. Petrus Canisius. Die Radierer
und Kupferstecher des 18. u. 19. Jahrh.
Kupferstecher von Zürich, St. Gallen,
Thurgau, Schaffhausen, Aargau. (Katho-
lische Schweizerblätter, N. F., i. Bd.,
1902, S. 290 — 317.) Die Kupferstecher
von Basel, von Bern, Solothurn. (Ebenda,
2. Bd., 1903, S. 37—52.)
Kautzsch, Rudolf. Die Holzschnitte zum
Ritter vom Turn (Basel 1493). Mit einer
Einleitung. (= Studien zur deutschen
Kunstgeschichte, 44. Heft.) gr. 8°. 24 S.
u. 88 Bl. m. 48 Zinkätzgn. Straßburg,
J. H. E. Heitz, 1903. M. 4. — .
Kennard, Joseph Spencer. Some early
Printers and their colophons. 8°. 129 S.
Philadelphia, G. W. Jacobs & Co., 1902.
Kleemeier, Friedr. Joh. Englische Bücher-
sammler. (Zeitschrift für Bücherfreunde,
VII, 1903-4, S. 288.)
Kohfeldt, G. Der Lübecker Vikar Conrad
Stenhop^ ein mittelalterlicher Illuminator
und Büchersammler. (Centralblatt für
Bibliothekswesen, XX, 1903, S. 281.)
Künstler, Böhmische, Seltene Drucke, Orig.-
Lithographien, künstlerische Prachtwerke,
Bilder, künstlerische Lehrbehelfe, Städte-
Albums etc. 96 S- m. Abbildgn. u. 2
[i färb.] Taf. gr. 4°. Prag, B. Koci, 1902.
M. 2. — .
Kupferstiche, Die, im Florentiner Dante um
1481. (Frankfurter Bücherfreund, 1902,
III, S. 1.)
— und Radierungen alter Meister in Nach-
bildungen. 70 Taf. m. 2 S. Text u. Text
auf der Rückseite. 42x31 cm. Berlin,
Fischer & Franke, 1902. In Mappe
M. 18.—.
Kupferstich-Katalog von Stiefbold & Co.,
Berlin SW. I. Abt. Deutsche Kupfer-
stiche. 56 S. gr. 4°. Berlin, Stiefbold
& Co., 1902. M. 1.50.
Lafrenz, Hans. Die Bibliophilen. Weiteres
über Georg Burkhard Kloss und seine
Bibliothek. (Zeitschrift f. Bücherfreunde,
VII, 1903-4, S. 205.)
Layärd, George Somes. »Palimpsest«
copper-plates. (The Connoisseur, III,
1902, S. 104.)
Liebe, Georg. Das Judentum in der deut-
schen Vergangenheit. (= Monographien
zur deutschen Kulturgeschichte, hrsg. von
Georg Steinhausen, 11. Bd.) Lex. 8°.
128 S. m. 106 Abbildgn. u. Beilagen
nach Originalen, größtenteils aus dem
15. bis 18. Jahrh. Leipzig, E. Diederichs,
1903. M. 4. — ; geb. M. 5.50; Lieb-
haberausg. M. 8. — ; geb. M. 10. — .
Lilingston, Leonard W. The Art of Extra-
Illustration. (The Connoisseur, IV, 1902,
S. 272.)
Mayer, Enrique. Prioridad de un artista
Santiagues respecto al perfeccionamiento
del Grabado en madera. Santiago, Tipo-
grafia Galaica, 1903. [Sonderabdruck
aus der Zeitschrift »Galicia Historica«.]
Melanges publies par la Societe des biblio-
philes fran^ois. 2 vol. in-8. Premiere
partie, 392 p. et 2 plans hors texte;
deuxieme partie, 394 p. Paris, impr.
Lahure; libr. E. Rahir et C«. 1903.
IO fr. les 2 vol.
Melun, Comte de. Notice sur Part au
morier. Impression xylographique du
XVe siede. (Bull, de Part pour tous, 21 1.)
Menu, Henri. L’Imprimerie ä Vouziers
(1794—1795). In-8, 19 p. avec grav.
Reims, imp. et lib. Matot fils. 1903.
[Tire ä 50 exemplaires. Extrait de PAl-
manach-Annuaire Matot-Braine.]
Meunie, F. Bibliographie de quelques
almanachs illustres des XVIID et XIX e
siecles (1765 — 1900). (Bulletin du biblio-
phile, 1903, S. 8, 76, 275, 320, 383 u.
615-)
Morin , Louis. Les Collet imprimeurs,
Graphische Künste.
LXXVII
libraires, relieurs et cartonniers ä Troyes
et ä Paris. (Bulletin du bibliophile, 1903,
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Nevill, Ralph. Debucourt. (The Con-
noisseur, IV, 1902, S. 107.)
James Gillray. (The Connoisseur, III,
1902, S. 24.)
Nijhoff, Wouter. L’art typographique dans
lesPays-Bas. (1500 — 1540). Reproduction
en facsimile des caracteres typographi-
ques, des marques d’imprimeurs , des
gravures sur bois et autres ornements
employes dans les Pays-Bas entre les
annees MD et MDXL. Avec notices
critiques et biographiques. (In 15 — 20
Lfgn.) I. — 4. livr. (Je 12 Bl.) gr. 4°.
Haag, M. Nijhoff. Leipzig, K. W. Hierse-
mann, 1903. Subskr.-Pr. je M. 12.50.
Olschki, L. S. Monumenta typographica.
Catalogus 53 primordii artis typogr.
complectens editiones quae apud equitem
L. S. O. bibliopolam Florentiae exstant,
ab eo accurate describuntur pretiisque
appositis venumdantur. 4°. 498 p. m.
Abbildgn. Florentiae, 1.. S. Olschki, 1903.
M. 16.—.
Peacock, N. Albrecht Dürer. (The Con-
noisseur, IV, 1902, S. 3.)
Pignatelli Di Cavaniglia, Diego. Cata-
logo di libri stampati e manoscritti, di-
segni, incisioni ed acquerelli riguardanti
Innocenzo XII (Pignatelli) , raccolti e
posseduti dal principe Diego Pignatelli
di Cavaniglia, [con prefazione di Vin-
cenzo Bianchi-Cagliesi]. Roma, off. poli-
grafica Romana, 1902, 8°, p. XIV, 88,
6 tav. e facsimile. [Edizione fuori com-
mercio di soli centocinquanta esemplari.]
Plomer, Henry R. Abstracts from the Wills
of English Printers and Stationers, from
1492 to 1630. 40. V, 67 p. London,
Printed for the Bibliographical Society
by Blades, East & Blades, February 1903.
Portalis, Baron Roger. Une Collection de
portraits fran^ais. (La Revue de Part
ancien et moderne, XIII, 1903, S. 161
u. 261.)
Printseller, The. A Monthly Journal Devoted
to Prints and Pictures Ancient and Modern.
No. I, Vol. I. January, 1903. Illust.
4to, 50 p. Office. 6d.
Quarre-Reybourbon, L. Une Impression
lilloise ä gravures sur bois; par L. Q.,
vice-president de la .Societe d’etudes.
In-8, 16 23. avec grav. Lille, imp. Lefebvre-
Ducrocq. 1903. [Extrait du Bulletin de
la Societe d’etudes de la province de
Cambrai.]
Radiguer, Louis. Maitres imprimeurs et
Ouvriers typographes (1470 — 1903); par
L. R., docteur en droit. In-8, XIII,
573 p. Paris, imprim. l’Emancipatrice;
Societe nouvelle de librairie et d’edition,
17, rue Cujas. 1903. fr. 10. — .
Rapke, Karl. Die Perspektive und Archi-
tektur auf den Dürerschen Handzeich-
nungen, Holzschnitten, Kupferstichen u.
Gemälden. Inaug.-Diss. Königsberg. 8°.
45 S. m. Abb.
— Die Perspektive u. Architektur auf den
Dürerschen Handzeichnungen , Holz-
schnitten, Kupferstichen und Gemälden.
(= Studien z. deutsch. Kunstgeschichte,
39. Heft.) gr. 8°. IV, 88 S. m. 10 Licht-
druck-Taf. Straßburg, J. H. E. Heitz,
1902. M. 4. — . [Inhalt: Übersicht. . .
2. Die Jugendarbeiten bis 1503. 3. Die
Zeit von 1503 — 1514, a) Marienleben u.
grüne Passion, b) die zweite italienische
Reise, c) Kupferstich- und kleine Holz-
schnittpassion, d) die Landschaften aus
der Umgebung Nürnbergs, e) das Hierony-
musblatt von 1514. 4. Die letzten Lebens-
jahre.]
RembrandtHarmensz vanRijn. Die schönsten
Radirungen in Nachbildungen. 20 Taf.
m. 2 S. Text u. Text auf der Rückseite.
42x31 cm. Berlin, Fischer & Franke,
1902. In Ma23pe M. 6. — .
Rijn, G. van. Atlas van Stolk. Katalo-
gus der historie-, spot- en zinneprenten
betrekkelijk de geschiedenis van Neder-
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Gerangschikt en beschreven. Dl. VI,
gr. 8°. 6, 381 S. Amsterdam, Frederik
Müller & Co. F. 6. — .
Robillard de Beaurepaire, Ch. de. Entree
de Charles VIII h Rouen en 1485. Re-
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1902. [Societe des bibliophiles normands.]
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för konstuntgifvare, 1903, i, S, 14.)
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Albrecht Dürer. (= Studien z. deutschen
Kunstgeschichte, 38. Heft.) gr. 8°. VII,
140 S. m. II Lichtdr.-Taf. Straßburg,
J. H. E. Heitz, 1902. M. 4. — . [Inhalt:
Einleitung, i. Jugendentwicklung. Ab-
hängigkeit vom Schuleinfluß. Nachwirken
der Goldschmiedetechnik. Erstes Auf-
treten von Renaissanceformen. Die Werke
bis 1500. 2. Allmähliche Befreiung von
der Tradition. Stärkeres Betonen der
Gesetzmäßigkeit. Die Werke von 1500
bis z. italienischen Reise 1505. 3. Starkes
Anlehnen an italienische Kunst, ihr großer
Einfluß auf die ersten Arbeiten nach der
Reise. Die Werke während und kurz
nach der italienischen Reise, von 1506
LXXVIII
Kunstgewerbe.
bis 1510. 4. Verschmelzung beider Stil-
arten. Freies Schalten mit den erworbenen
Formen. Beginn des eigentlichen »F)ürer-
schen Stils«. Die Werke von 1 5 10 — 1513.
5. Dürer auf dem Höhepunkt seines
Schaffens. Ehrenpforte. Gebetbuch
Maximilians. Die Werke von 1513 bis
1527. Schluß. Register.]
Schlossar, Anton. Der Buchdrucker und
Formenschneider Zacharias Bartsch zu
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Singer, Hans Wolfgang. Der Kupferstich.
I. Bis zu Wenzel Hollar. 2. Bis zur
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wiecki bis zur Gegenwart. 4. Von Chodo-
wiecki bis zur Gegenwart (Schluß). (Zeit-
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halt: Glasgemälde von 1549 (Heggenzer
von Wasserstelz); Geschmiedetes Ober-
Kunstgewerbe.
LXXIX
lichtgitter einer Hausthüre von 1726;
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LXXX
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150 Vorlagen f. Paramentenstickereien,
entworfen nachMotiven mittelalterl. Kunst.
24 Taf. 52x72 cm. Nebst Text. 28 S.
gr. 8°. Freiburg i. B., Herder, 1902. In
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Day, Lewis F. Stained Glass. With
numerous Illusts. Cr. 8vo, 170 p. Chap-
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Deininger, Archit. Gewerbesch.-Dir. Prof.
Joh. W. Kunstschätze aus Tirol. 4.Abth.:
Malerische Innenräume. Neue Folge.
Heliogravüren nach photograph. Auf-
nahmen V. Otto Schmidt. Mit erläut.
Texte V. J. W. D. (60 Taf. m. VI S. Text.)
46x32 cm. Wien, A. Schroll & Co.,
1902. In Mappe M. 40. — .
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VI
LXXXII
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preface par Henri Hymans, professeur
d’histoire de Part k l’Institut superieur
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Keus der voornaamste voortbrengselen
der kunst in Belgie. Quatrieme livraison,
planches 31 k 40. Leipzig et Berlin,
E.-A. Seemann; Bruxelles, Dietrich et C'e.
Gr. in-folio oblong, pl. en jihotolitho-
graphie. [Cette livraison termineTouvragc.]
Ausflug, Ein, nach Italien. 600 Photos der
Haupt -Sehenswürdigkeiten. 112 S. m.
XIV S. Text. qu. Imp. 4°. Berlin, Preuß’
Institut Graphik, 1903. Geb. M. 18. — ;
Kunstausg., m. 6 Heliogr., geb. M. 27. — .
Baedeker, Karl. Italie meridionale, Sicile,
Sardaigne et excursions a Malte, Tunis
et Corfu. Manuel du voyageur. Avec 27
cartes et 26 plans. 13. ed., revue et
corrige. L, 440 S. 12°. Leipzig, K.
Baedeker, 1903. Geb. M. 6. — .
— Italy. I. part. Northern Italy including
Leghorn, Florence, Ravenna, and routes
through Svvitzerland and Austria. 12.
remodelled ed. Leipzig, K. Baedeker,
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— Italy. Handbook for travellers. 3. part:
Southern Italy and Sicily, with excursions
of the Lipari Islands, Malta, Sardinia,
Tunis, and Corfu. With 27 maps and
24 plans. 14. revised ed. LII, 444 S.
12°. Leipzig, K. Baedeker, 1903. Geb.
M. 6.—.
— - La Suisse et les parties limitrophes de
la Savoie et de ITtalie. Manuel du
voyageur. 23. ed., revue et mise k jour.
Avec 65 cartes, 14 plans et 1 1 panoramas.
XXXIII, 532 S. 12°. Leipzig, K. Bae-
deker, 1903. Geb. M. 8. — .
— Le Nord-Est de la France de Paris aux
Ardennes, aux Vosges et au Rhone.
Manuel du voyageur. Avec 12 cartes
et 21 plans de villes. 7. ed., revue et
xc
Topographie.
mise ä jour. XXXVIII, 360 p. 12°.
Leipzig, K. Baedeker, 1903. Geb.M. 5. — .
Beaten Track in Iialy, The. A Guide to
the Cities and Districts of Italy usually
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With a New Plan of Rome, and 29 Full-
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fascicule), p. i ä 96; t. 4 {2^ fascicule),
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bandes hrsg. v. Paul Clemen. VIII. Bd.
I. Abtlg.) Lex. 8°. VI, 243 S. m. 13
'faf. u. 156 Abbildgn. im 'fext. Düssel-
dorf, L. Schwann, 1902. M. 5. — ; geb.
M. 6.—.
Fundberichte aus Schwaben, umfassend die
vorgeschichtl., röm. u. merowing. Alter-
tümer. In Verbindg. m. d. Württemberg.
Altertumsverein'hrsg. vom Württemberg,
anthropolog. Verein unter der Leitg. v.
Prof. Dr. G. Sixt. 10. Jahrg. 1902. 62 S.
mit Abbildgn. gr. 8°. Stuttgart, E.
Schweizerbart, 1903. M. 1.60.
Gerspach. Carnet de voyage. Padouc,
Venise, Cortina d’Ampezzo, Pieve di Ca-
dore, 'frevise, Vicence. (Revue de l’art
chrctien, 4^ scrie, XIV, 1903, S. 384.)
Giacosa, Giuseppe. I castelli Valdostani
con 29 Vignette da fotogr. orig, delf
ingeg. Andrea Luino. 8°. 383 p. Mi-
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Württemberg. Zur Abwehr. (Allgemeine
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Grohmann, . Schuldir. Max. Das Obererz-
gebirge u. seine Städte. Heimatkundliche
Geschichtsbilder f. Haus u. Schule. Unter
Mitwirkg. v. L. Bartsch, B. Grießbach,
A. Hamann u. a. u. dem Lehrerkollegium
zu Scheibenberg hrsg. 2. m. (9) Bilder-
taf. vers. veränd. u. erweit. Aufl. (VHI,
128; 182, 28, 36, 44, 19, 15, II, 24, 20,
40, 12, 8, 24, 48, 68, 8 u. 26 S.) gr. 8°.
Annaberg, Graser, 1903. M. 7. — ; geb.
M. 8. — . — Hieraus in Einzelausgaben,
Topographie.
XCI
jede mit Grohmann, Obererzgebirge u.
m. der Heimatkunde der betr. Stadt ; geb.
in Leinw. : Annaberg. Von Schuldir.
Max Grohmann. (VIII, 182 u. 128 S.)
1900. M. 3. — . — Aue. Von Bürger-
schul-Lehr. A. Hamann. (28 u. 128 S.)
1902. M. 2. — . — Buchholz. Von Bür-
gersch.-Dir. L. Bartsch. (36 u. 128 S.)
1900. M. 2. — . — Ehrenfriedersdorf. Von
Lehr. Zeil. (44 u. 128 S.) 1900. M.
2. — . — Elterlein. Von Rekt. B. Grieß-
bach. (19 u. 128 S.) 1900. M. 2. — .
— Geyer. Von Oberlehr. H. Lungwitz.
(15 u. 128 S. m. 1 Lichtdr.) 1900. M.
2. — . — Johanngeorgenstadt. Von Bür-
gersch.-Lehr. Alban Tittel. (i i u. 128
S.) 1900. M. 1.80. — Jöhstadt. Von
Schuldir. G. Schmidt. (24 u. 128 S.)
1900. M. 2. — . — Marienberg. Von
Bürgerschul-Lehr. M. Teichmann. (20 u.
128 S.) 1900. M. 2. — . — Olbernhau.
Von Fast. Finder. (40 u. 128 S.) 1900.
M. 2. — . — Scheibenberg. Zusammen-
gestellt vom Lehrerkollegium Scheiben-
berg. (12 u. 128 S.) 1900. M. 2. — .
— Schlettau. Von Bürgersch.-Lehr. H.
Zschocke. (8 u. 128 S.) 1900. M. 1.80.
— Schwarzenberg. Von Schuldir. E. A.
Leschner. (24 u. 128 S.) 1900. M.
2. — . — Stollberg. Von Bürgersch.-I.ehr.
Alfr. Schuster. (48 u. 128 S.) 1903.
M. 2. — . — Wolkenstein. Von Schuldir.
Emil Zeil. (68 u. 128 S.) 1903. M.
2. — . — Zöblitz. Von Schuldir.. Th.
Wappler. (8 u. 128 S.) 1900. M. 2.—.
— Zwönitz. Von Ffr. H. Löscher und
Schuldir. H. Schultz. (20 u. 128 S.)
1900. M. 2. — .
Gronau, Georg. Notes from Italy. (The
Burlington Gazette, I, 4 — 5, 1903, S. iio
bis 137.)
Gurlitt, Cornelius. Amtshauptmannsch.
Döbeln. (= Beschreibende Darstellung
der älteren Bau- und Kunstdenkmäler
des Königr. Sachsen. Unter Mitwirkg.
des k. sächs. Altertumsvereins hrsg. von
dem sächs. Ministerim des Innern. 25.
Heft.) gr. 8°. II, 291 S. m. Abbildgn.
u. 13 Taf. Dresden, C. C. Meinhold &
Söhne in Komm., 1903. M. 10. — .
— Denkmalpflege. (In: Jahrbuch der bil-
denden Kunst 1903, hrsg. v. M. Marter-
steig, S. 47.)
— Historische Städtebilder, i. Serie. 3.Bd. :
Tangermünde ; Stendal ; Brandenburg.
29 Lichtdr.-Taf. m. 24 S. illustr. Text.
49,5x33,5 cm. Berlin, E. Wasmuth,
1902. In Mappe M. 30. — .
Handbook for Travellers in Northern Italy.
i6th ed. Carefully revised. With a Tra-
velling Map and numerous plans of Towns.
With Index and Directory for 1903.
(Murray’s Handbooks). Cr. 8vo. Stan-
ford. 10/.
Happel, Ingen. Ernst. Die Burgen in
Niederhessen u. dem Werragebiet. VIII,
158 S. m. 67 Abbildgn. 8°. Marburg,
N. G. Elwert’s Verl., 1903. M. 3. — ;
geb. M. 3.60.
Heins, Armand. Vieux coins en Flandre,
150 reproductions de vues et de sujets
divers; 120 planches lithographiques ;
texte de M. Paul Bergmans, secretaire
de la Societe d’histoire et d’archeologie
de Gand. Seconde serie. Premiere li-
vraison, planches i ä 40. Gand, N. Heins,
1903-1904. fr. 24. — . [L’ouvrage sera
complet en trois livraisons. Le tirage
est limite ä 250 exemplaires.]
Hirzel, K. Die Kunst- u. Altertumsdenk-
male im Königreich Württemberg oder
Ein Mann, ein Wort. (Allgemeine Zei-
tung, München 1903, Beilage Nr. 82.)
— Ein letztes Wort in Sachen der württem-
bergischen Kunst- und Altertumsdenk-
male. Duplik an Herrn Eugen Grad-
mann in Stuttgart. (Allgemeine Zeitung,
München 1903, Beilage Nr. 123.)
Hymans, Henri. Correspondance de Bel-
gique. (Gazette des beaux-arts, 3 per.,
XXIX, 1903, S. 421.)
Inscriptions funeraires et monumentales de
la province d’Anvers. Graf- en gedenk-
schriften der provincie Antwerpen. Li-
vraison 152: Lierre. Couvent des Char-
treux. Corrigenda et addenda et Table
des noms propres. lo^ fascicule. In-
scriptions recueillies par E. Mast, J. H.
Cox. p. 289 ä 312, a 2 col. par page,
figg., plus les titres et le sommaire du
tome VII. Livraison 153: Malines. Eglise
paroissiale de Sainte-Catherine. Eglise
paroissiale de N. D. de Hanswijck et
Table des noms propres. 17^ fascicule.
Inscriptions recueillies par le Comite
central, p. 525 — 540. Gr. in-4°. An-
vers, J. E. Buschmann, 1902-3. [La li-
vraison: Belgique, i fr.; etranger, fr.
1.50.]
Italian Notes. (The Builder, 1903, January
to June, S. 606.)
J. N. Die Denkmalpflege im österreichi-
schen Staatsvoranschlage für 19.03. (Die
Denkmalpflege, V, 1903, S. 16.)
Kohte, J. Das italienische Gesetz über
den Denkmalschutz. (Die Denkmalpflege,
V, 1903, S. 31.)
Kunst- und Altertums-Denkmale, Die, im
Königr. Württemberg. Bearb. im Auf-
trag des k. Ministeriums des Kirchen- u.
Schulwesens. Text. (Inventar.) 27. u.
28 Lfg. Jagstkreis (Fortsetzg.) bearb. v.
XCII
Topographie.
Konserv. Dr. E. Gradniann. (S. 225 bis
352 m. Abbildgn.) Lex. 8°. Stuttgart,
P. Neff. Verb, 1903. Je M. 1.60.
— Ergänzungs-Atlas. 3. — 7. Lfg. 37. bis
41. Lfg. des Gesamtwerkes. (22 Taf.)
37x51 cm. Ebd., 1903. Je M. 1.60.
Laurentius, J. Denkmalpflege und kirch-
liches Eigentumsrecht. (Stimmen aus
Maria-Laach, 1903, 8. Heft.)
Leder, A. Dictionnaire topographicpie,
archeologique et historique de la Creuse.
In- 12, 810 p. avec grav. et carte. Li-
moges, imprim. et libr. H. Ducour-
tieux. 1902. fr. 4. — .
Lehfeldt, P. Bau- und Kunstdenkmäler
Thüringens. Bearb. v. Prof. Dr. P. L.
Nach dem Tode des Verb hrsg. v. Con-
serv. Prof. Dr. G. Voss. 29. u. 30. Heft.
Lex. 8°. Jena, G. Fischer, 1903. M. 8. — .
29: Herzogth. Sachsen-Meiningen. Amts-
gerichtsbez. Hildburghausen. Mit 2 Licht-
drucken u. 12 Abbildgn. im Texte. VIII,
1 12 S. M. 3.50. — 30: Herzogth. Sachsen-
Meiningen. Amtsgerichtsbez. Eisfeld u.
'I'hemar. Mit 2 Lichtdr. u. 27 Abbildgn.
im Texte. VI u. S. 113 — 247. M. 4.50.
Lemcke, Hugo. Die Bau- u. Kunstdenk-
mäler des Reg.;Bez. Stettin. 6. Heft.
Der Kreis Greifenhagen. (= Die Bau-
u. Kunstdenkmäler der Provinz Pommern.
Hrsg. V. der Gesellschaft f. pommersche
Geschichte u. Altertumskunde. II. Thl.
6. Heft.) gr. 8°. (S. 157 — 316 m. Ab-
bildgn.) Stettin, L. Saunier in Komm.,
1902. M. IO. — .
LudorfF, Prov.-Konserv. Baur. A. Die Bau-
u. Kunstdenkmäler v. Westfalen. (XIV
u. XV.) gr. 4°. Münster. Paderborn,
F. Schöningh in Komm., 1903. M. 5.40;
geb. M. 13.40. — XIV: Kreis Siegen.
Mit geschichtl. Einleitg. v. Gymn.-Prof.
Dr. Heinzerling. VII, 95 S. m. 2 Karten.
177 Abbildgn. auf 22 Lichtdr.-Tab, so-
wie im Text. M. 2.40; geb. M. 6.40. —
XV : Kreis Wittgenstein. Mit geschichtl.
Einleitgn. v. Gymn.-Prof. Dr. Heinzerling.
2 Karten, 164 Abbildgn. auf 18 Tab, so-
wie im Text. VII, 74 S. M. 3. — ; geb.
M. 7.-^.
Lutsch, Geh. Reg.-R. Konservat. Hans.
Bilderwerk schlesischer Kunstdenkmäler.
Im Aufträge des Prov. -Ausschusses von
Schlesien bearb. Hrsg, vom Kuratorium
des schles. Museums der bild. Künste,
Breslau. 232 Taf. m. illustr. Text X S.,
369 Sp., S. 370 — 401, 9, IO u. IO S.
47)5X32 cm. Breslau, (B. Richter), 1903.
In 3 Mappen M. 80. — .
Marcel, Pierre. Cordoue, Grenade, Murcie,
Cadix, Gibraltar. In-8, 16 p. Melun,
imprim. administrative. 1902. [Ministere |
de I’instruction publique et des beaux-
arts. Musee pedagogique, Service des
projections lumineuses.]
— Barcelone, Saragosse, Toledet l’Escurial;
par P. M., licencie es lettres. In-8, 19 p.
Melun, Imp. administrative. 1902. [Mi-
nistere de l’instruction publique et des
beaux-arts. Musee pedagogique, Service
des projections lumineuses.]
— Burgos, Segovie, Fontarabie. In-8,
15 j). Melun, Imp. administrative. 1902.
[Ministere de l’instruction publique et des
beaux-arts. Musee pedagogique,” Service
des projections lumineuses.]
— Madrid, Valladolid, la Granja, Avila.
In-8, 15 p. Melun, Imprim. administra-
tive. 1902. [Ministere de l’instruction
publique et des beaux-arts. Musee peda-
gogique, Service des projections lumi-
neuses.]
(Müller , Frederik , & C‘s .) Topographie
de l’Europe. Catalogue ä prix marques
de cartes anciennes et de vues de villes
XV*ne — XlX'ue siede. 8°. 240 S. Amster-
dam, F. Müller & Cie, 1903.
Overvoorde, J. C. De Hessische met tot
bescherming van monumenten. (Bulle-
tin uitgegeven door den Nederlandsch.
Oudheidkundigen Bond, IV, 1902, S. 15.)
Podlaha, Dr. Ant., und Ed. Sittler. Bezirk
Karolinenthal. (= Topographie der
historischen und Kunst -Denkmale im
Königr. Böhmen von der Urzeit bis zum
Anfänge des XIX. Jahrh. Hrsg. v. der
archäolog. Commission bei der böhm.
Kaiser Franz-Joseph-Akademie f. Wissen-
schaften, Litteratur u. Kunst unter der
Leitg. ihres Präsidenten Jos. Hlavka.
XV.) gr. 8°. VI, 386 S. Prag, Bursik
& Kühout, 1903. M. IO. — .
Polenz, Zur Lage des Denkmalschutzes
in Preussen. III. (Die Denkmalpflege,
V, 1903, S. 17.)
Rosner, K. Ruinen der mittelalterlichen
Burgen Oberösterreichs. [K. k. Zentral-
kommission für Kunst und historische
Denkmale.] Lex.-8°. ill. 71 S. m. 24 Taf.
Wien, A. Schroll & Co. Kr. 10. — .
Sachsen, Die Provinz, in Wort u. Bild. Hrsg.
V. dem Pestalozziverein der Prov. Sachsen.
Mit etwa 200 Abbildgn. 2. Bd. VIII,
480 S. gr. 8°. Leipzig, J. Klinkhardt,
1902. M- 4.50; geb. M. 6. — .
Schoener, R. Die Erhaltung der Kunst-
werke in Italien. (Die Kultur, Halb-
monatsschrift, hrsg. V. S. Simchowitz,
I. Jahrg., Heft 13.)
Soupis pamatek historickyeh a umHeckyeh
V krälovstvi ceskem od praveku do
pocatku XIX soleti. Kral, hlavni mesto
Praha: Hradcanny. II. Poklad Svatovitsky
Topographie,
XCIII
a knivhovna kapitulni. Cast prvni.
Poklad Svatovitsky. Cast druhä. Kni-
hovna kapitulni. Napsali Ed. Silier a
Dr. Antonin Podlaha. 8°. 206, 298 S.
Prag, Bursik & Kohout. Kr. u. 9. — .
[Verzeichnis von histor. und Kunstdenk-
mälern im Königreiche Böhmen.]
Starozitnosti zeme Ceske. Dil II. [Alter-
tümer Böhmens.] Fol. 143 S., 58 Taf.
Prag, Fr. Rivnac. Kr. 18. — ,
Sylos, Luigi. Relazione dell’ ufficio regio-
nale per la conservazione dei monumenti
delle provincie meridionali. (Rassegna
tecnica pugliese, anno I, fase. XI, Bari,
dicembre 1902.)
Thüringen in Wort u. Bild. Hrsg. v. den
thüringer Pestalozzivereinen. Mit etwa
iboAbbildgn. 2. Bd. III, 492 S. gr. 8°.
Leipzig, J. Klinkhardt, 1902. M. 4.50;
geb. M. 6. — .
Topographie von Niederösterreich. Hrsg,
vom Vereine f. Landeskunde v. Nieder-
österreich. Red. V. Dr. Alb. Starzer u. a.
5. Bd. Der alphabet. Reihenfolge
(Schilderg.) der Ortschaften etc. 4. Bd.
18. u. 19. (Schluß-)Heft. (VIII u. S.
1089 — 1215.) gr. 4°. Wien, (W. Brau-
müller), 1903. Je M. 2. — .
— Red. V. Dr. Max Vancsa. 6. Bd. Der
alphabet. Reihe der Ortschaften. 5. Bd.
I. u. 2. Heft. (III u. S. 1 — 128.) gr. 4°.
Ebd., 1903. Je M. 2.— .
Triger, Robert. Le Canton de Fresnay
historique et archeologique ; par R. T.,
President de la Societe historique et
archeologique du Maine. In-8, 20 p.
avec plans. Le Mans, impr. Guenet. 1903.
Vaernewijck Ghellinck, Vicomte de.
Rapport sur le congres archeologique de
France: Troyes et Provins. (Annales de
l’Academie Royale d’Archeologie de
Belgique, 5® serie, t. V, livr., 1903»
S. 5-)
Weber, Prof. Dr. Paul. Die Pflege unserer
kirchlichen Altertümer. Eine kurze Hand-
weisung f. den thüring. Pfarrer- u. Lehrer-
stand. 20 S. gr. 8°. Weimar, H. Böhlau’s
Nachf. in Komm., 1903. M. — .30.
— • Was können die Stadtverwaltungen f.
die Erhaltung des historischen Charakters
ihrer Städte thun? Vortrag. [Aus:
»Protokoll der Generalversammlung des
thüring. Städteverbandes«.] 31 S. 12°.
Weimar, (Jena, Frommann’sche Hof-
buchh.), 1902. M. — .50.
Willenberger’s, Johann, Ansichten von
Städten, Burgen und denkwürdigen Bauten
Böhmens aus dem Beginne des 17. Jahr-
hunderts. Nach den bisher unbekannten,
in d. Bibliothek d. Stiftes Strahov in Prag
aufgefund. Federzeichn. Hrsg. v. Dr.
A(irt.) Podlaha u. Dr. I(sidor) Zahradnik.
F°. 2 Bl., 30 Taf. Prag, Selbstverl., 1903.
WolfF, Stadtbaur. Dr. Carl. Die Kunst-
denkmäler der Prov. Hannover. 4. Heft.
III. Reg.-Bez. Lüneburg, i. Kreise Burg-
dorf u. Fallingbostel. Mit 2 Taf. u. 62
Textabbildgn. XI, 182 S. Lex. 8°.
Hannover, Th. Schulze in Komm., 1902.
Geb. M. 6.—.
— , F., Konservator d. geschichtl. Denk-
mäler im Elsaß. Handbuch der staat-
lichen Denkmalpflege i. Elsaß-Lothringen.
Im Auftr. d. Kais. Minist, f. Elsaß-
Lothringen bearbeitet. 8°. IX, 404 S.
Straßburg, K. J. Trübner, 1903. [Inhalt:
Verzeichnis der Schriften zum Studium
der Denkmalpflege. Einführung: i. Ge-
schichtliche Entwickelung der Denkmal-
pflege in Elsaß-Lothringen. 2. Geschäfts-
gang der staatlichen Denkmalpflege in
Elsaß-Lothringen. 3. Regeln für Arbeiten
an den geschichtlichen Denkmälern : a)
Instandhaltung, b) Instandsetzung, 3. Her-
stellung. 4. Behandlung der Fundstätten.
5. Verfügungen für den Dienst der Denk-
malpflege: a) 1832—1870, b) 1870—1903,
c) Liste der klassierten geschichtlichen
Denkmäler in Elsaß-Lothringen von 1903.
6. Verzeichnis der geschichtlichen Denk-
mäler in Elsaß-Lothringen . a) Ober-Elsaß,
b) Unter-Elsaß, c) Lothringen. Alphabeti-
sches Ortsregister.]
Wolfsgruber, P. Cölestin, und P. Albert
Hübl. Abteien und Klöster in Oester-
reich. Heliogravüren von Otto Schmidt.
Fol. 40 S. u. 50 Heliogravüren, 40,5 zu
31,5 cm. Wien, V. A. Heck, 1902.
M. 80. — ; einzelne Blatt M. 2. — .
Amsterdam.
Helmer, J. W. Amsterdam, oud en nieuw.
(Nieuwe belgische illustratie, 1903, S. 3
u. 74.)
Antwerpen.
Kuyek, Franz van, et Max Rooses. Oud
Antwerpen, 1894, par F. van K., profes-
seur ä l’Academie des Beaux-Arts d’Anvers,
et M. R., conservateur au Musee Plantin.
Zesde aflevering. Antwerpen, De neder-
landsche boekhandel, I903- In-folio,
p. 41 ä 64, et 5 pl. coloriees hors texte,
fr. 20.' — .
Vieil Anvers, 1894. Theätre complet
du vieil Anvers. Sixieme livraison.
Anvers, La librairie neerlandaise, 1903.
In-folio, p. 41 ä 64 et 5 pl. coloriees
hors texte, fr. 20. — .
Arles.
Joanne. Arles et les Baux. Guide Joanne.
Petit in- 16, 134 p. avec 9 grav. et 2
Plans. Coulommiers, imp. Brodard. Paris,
XCIV
Topographie.
lib. Hachette et . 1903. fr. i. — .
[Collection des Guides Joanne.]
Arl on.
Jacob-Duchesne. Quelques notes sur le
vieil Arlon. 2^ edition. Arlon, imprimerie
F. Brück, 1903. In-8°, 207 p. gravv., plan
et portr. fr. 2. — .
Athos, Berg.
Lindau, Rudolf. Der Berg Athos. (Deutsche
Rundschau, 1902, Oktober.)
Augsburg.
Augsburg. Eine Sammlg. seiner hervor-
ragendsten Baudenkmäler aus alter und
neuer Zeit. Hrsg, vom Architekten- und
Ingenieurverein Augsburg. 5 1 Lichtdr.-
Taf.) gr. 4°. Augsburg, (Lampart & Co.),
1902. Geb. M. 12.^ — .
Riehl, Berthold. Augsburg. (= Berühmte
Kunststätten, Nr. 22.) gr. 8°. III, 148 S.
m. 103 Abbgn. Leipzig, E. A. Seemann,
X903. M. 3.—.
Steinhäuser, Oberbaur. Fritz. Augsburg
in kunstgeschichtlicher, baulicher und
hygienischer Beziehung. Fest -Schrift,
den Teilnehmern an der 15. Wander-
Versammlg. des Verbandes deutscher
Architekten- u. Ingenieurvereine gewidmet
V. der Stadt Augsburg. Im Aufträge des
Stadtmagistrates bearb. unter Mitwirkg.
der städt. Ingenieure. VI, 139 S. m.
Abbildgn. u. 24 Taf. gr. 4°. Augsburg,
(Lampart & Co.), 1902. Geb. M. 8. — .
Avignon.
Joänne. Avignon et ses environs (Ville-
neuve, ITsIe-sur-Ia-Sorgue, Fontaine de
Vaucluse). Guide Joanne. Petit in-i6,
134 p. avec IO grav. et 1 plan. Coulom-
miers, impr. Brodard. Paris, lib. Hachette
et Ce. 1903. 50 Cent. [Collection des
Guides Joanne.]
Souza, Robert de. Chronique du vanda-
lisme. Avignon et ses remparts. (La
Revue de l’art ancien et moderne, XIII,
1903, S. 225.)
Basel.
Jahrbuch, Basler, 1903. Hrsg. v. Alb. Burck-
hardt, Rud. Wackernagel u. Alb. Geßler.
III, 319 S. m. Abbildgn. u. 2 Bildnissen,
gr. 8°. Basel, R. Reich. M. 4. — .
Zeitschrift, Basler, f. Geschichte u. Alter-
tumskunde. Hrsg. v. der histor. u. anti-
quar. Gesellschaft zu Basel. 2. Bd. 2
Hfte. (i. Hft. 170 u. XIII S. m. i Taf.
und I Karte.) gr. 8°. Basel, R. Reich,
1902. M. 7.20.
Bayreuth.
Hofmann, Dr. Friedrich H. Bayreuth u.
seine Kunstdenkmale. Mit i Titelbild
in Kudka Gravüre, i Farben-Beilage, 14
Taf. und 128 Text-Illustr. VIII, 112S.
Lex. 8°. München, Vereinigte Kunstan-
stalten, 1902. M. 7. — ; geb. M. 9. — .
[Inhalt: Vorwort, i. Die Stadt u. ihre
Fürsten. 2. Die Stadtkirche. 3. Die
Kanzlei. 4. Das alte Schloß. 5. St.
Georgen. 6. Das Opernhaus. 7. Die
Eremitage. 8. Sanspareil. 9. Das neue
Schloß. IO. Kleinere Kirchen, ii. Pri-
vatbauten. 12. Die Fantaisie.]
Berlin.
Guide of Berlin, Potsdam and environs.
With a Map of Berlin. Publ. by »The
Engl, and American Register.« 8°. 168 S.
Berlin. H. Steinitz, 1902-3.
Hach, Otto. Kunstgeschichtliche Wande-
rungen durch Berlin. Beschreibung der
hervorragendsten Sehenswürdigkeiten der
Reichshauptstadt. In 13 Wandergn. vor-
geführt. 2. verm. u. m. vielen Abbildgn.
verseh. Aufl., durchgesehen u. m. e. Ge-
leitwort versehen v. Reg.-Baumstr. Prof.
Rieh. Borrmann. XII, 188 S. gr. 8°.
Berlin, W. Prausnitz, 1903. Geb. M. 3. — .
Bern.
Gurlitt, Cornelius. Historische Städtebilder.
(I. Serie.) 4. Bd. : Bern — Zürich. 31
Lichtdr.-Taf. m. 26 S. illustr. Text. 49,5
X33,5 cm. Berlin, E. Wasmuth, 1903.
In Mappe M. 35. — .
Kunstdenkmäler, Berner. Hrsg, vom kan-
tonalen Verein f. Förderg. des histor.
Museums in Bern, vom hist. Verein des
Kantons Bern v. der bern. Kunstgesell-
schaft, vom bern. Ingenieur- u. Archi-
tektenverein u. vom bern. kantonalen
Kunstverein. i. Bd. i. — 3. Lfg. (12
phototyp. Taf. m. 27 S. Text.) 41,5x33,5
cm. Bern, K. J. Wyss, 1902. Je M. 3.20.
Rodt, Eduard von. Bern im siebzehnten
Jahrhundert. Mit 25 Abb. 8°. Bern,
A. Francke, 1903.
Besangon.
Gauthier, Jules. L’abbaye de Saint-Vin-
cent de Besangon, son eglise, ses monu-
ments et leur histoire. (Inventaire de
1645.) (Academie des Sciences, belles-
lettres et arts de Besangon, Proces-ver-
baux et memoires, annee 1902, Besangon
1903, S. 177.)
J. M. S. Guide du visiteur de l’eglise ca-
thedrale de Besangon. Petit in-i6, 31 p.
Besangon, imp. Bossanne. 1902.
Bologna.
Weber, Ludwig. Bologna. (= Berühmte
Kunststätten, Nr. 17.) gr. 8°. 156 S. m.
120 Abbildgn. Leipzig, E. A. Seemann,
1902. M. 3. — .
Bonn.
Knickenberg, F. Die ältesten Aufnahmen
der Stadt Bonn und ihrer nächsten Um-
Topographie.
XCV
gebung. (Bonner Jahrbücher, H. iio,
Bonn 1903, S. 203.)
Brandenburg a. H.
Jork, Otto. Brandenburg in der Vergan-
genheit und Gegenwart. Ein Wegweiser
durch die .Stadt und ihre Altertümer.
2. Aufl. 8°. 179 S. Brandenburg a. H.,
M. Evenius, (1903).
Bremen.
Bippen, Wilhelm v. Geschichte d. Stadt
Bremen. 8. Efg. (3. Bd. S. 1 13— 224.)
gr. 8°. Halle, C. E. Müller, 1902. M.
I.IO.
Brün n.
Schram, Rath Biblioth. l)r. Wilhelm. Ein
Buch f. jeilen Brünner. (Quellenmäßige
Beiträge zur Geschichte unserer .Stadt.
3. ]ahrg. VI II, 162 S. m. I Bildnis,
gr. 8°. Brünn, (C. Winkler), 1902. M.
3-— •
Brüssel.
Brussel in 6 dagen. Nieuwste gids van
Brussel en de voorsteden met 80 plaatjes,
plans en kaartje. kl. 8. 10, 176 S. ’s-
Gravenhage. Boekhandel vrhn. Gebr. Bel-
infante. f. — .75.
Gele, A. van. Bruxelles et ses faubourgs.
Nouveau guide illustre avec un grand
plan de la capitale et cinq petits plans
itineraires. Texte et photographies de
A. van G. Bruxelles, J. Lebeguc et C'v,
(1903). ln-16, XXIII, 144 p. gravv.
fr. 2. — .
Guide illustre ä Bruxelles. Nouvelle edi-
tion. Bruxelles, .Societe beige de li-
brairie, (1903). ln-16, 133 in, ßgg. et
2 plans hors texte, fr. I.50.
Budapest.
Divald, Kornel. Budapest müves/.ete a
tiirök h(’)d()ltsäg elött. (~ Müveszeti kiiny v-
lär, I. kötet.) 8°. 166 1., lo ei)i'teszeti
rajzal es 49 keppel. Budapest, Eampel
Robert. Kr. 8.--. [Budapests Kunst vor-
der türkischen Unterjochung.]
Burg OS.
Burgos y su provinciä. h'undacion, historia,
moiuimentos, hechos gloriosos, descri[)-
cioir, etc. Articulos de varios escritores
antiguos y modernos, reco|)ilad()s por la
redaccibn de »El Papa-Moscas«, periu-
dico de Burgos (Ano X.XVll) y regalo
ä sus suscriptores. Toino IV. Burgos.
Impr. Sucesor de Arnaiz. 1904. En 8.°
mayor, 122 p.
Cliur.
■(Jecklin, F. v.) Ein Gluirer Stadtbild aus
dem 17. Jahrhundert. (Neue Bündner
Zeitung, 1903, Nr. II 3.)
('lai rv au x.
Vernier, J. J. Inventaire du tresor de
l’Abbaie de Clairvaux. (Bibliotheque de
l’Ecole des Chartes, 1902, Septembre-
Decembre.)
C 1 e V e.
Album von Alt-Cleve u. Umgebung. Ecsm.-
Drucke nacli alten Originalen. 10 Bl.
(|u. Fol. Cleve, F. Boss Wwe., 1903.
M. 5.—.
C o 1 m a r.
Waltz, Biblioth. Andre. Bibliographie de
la ville de Colmar. Public sous les au-
spices de la societe industrielle de Mul-
house et de la ville de Colmar-. X.KI,
539 Mülhausen i./Iv., (C. I)et-
ioff), 1902. M. 6. — .
C o n e g 1 i a n o.
Vital, A. Piccola guida [rratica, storico-
artistica di Conegliano. Conegliano, soc.
tip. Nar-di, Brasolin e C., 1902, 16°. 59 p.
C r e s t.
Arnaud, E. Histoire et Description des
anticiuites civiles, ecclcsiastiques et nrili-
taires de la Ville de Crest en Dauphine,
prccedees d’une Introduction sur son hi-
stoire generale, des origines ä la Revo-
lution. Irr-8, VII, 329 p. Pr-ivas, impr.
Roux. Grenoble, libr. Gratier et Rey.
1903.
Danzig.
Blech, Archidiak. Ernst. Das älteste Dair-
zig. (— Gedanetrsia. Beiträge zur Ge-
schichte Danzigs. 7. Bdchrr.) 8°. IV',
218 S. Danzig, L. .Saunier, 1903. M.
3- ■
Lindner, Arthur. Danzig. (= Berühmte
Krmststättcrr, Nr. 19.) gr. 8°. VI, 114.S.
nr. Abbildgn. I.eipzig, E. A. Seemanrr,
1903. M. 3.—.
D a r nr s t a d t.
Beckmann’s Führer durch Darnrstadt und
Umgebung, rn. e. 5 färb. Stadtplarr u. 8
Kurrstbeilageir u. vollständ. Straßenfülrrer.
Bearb. v. Prof. Dr. E. Arrthes. X, 96 S.
schmal 8°. Stuttgart, Klemm & Beck-
nrann, 1903. M. — .75.
Dem min.
Goetze, Rekt. Karl, (jeschichte der Stadt
Demmin, auf Grund des Detnrniner Rats-
archivs, der Stolleschcn Chronik und
anderer Quellen bearb. u. nr. 2 Plänen
u. 29 Abbildgn. Irrsg. XII, 520 S. Lex.
8°. Demmin, A. Frantz, 1903. M. 6.50.
Dresden.
Gurlitt, Cornelius. .Stadt Dresden. 3. Teil.
(==T- Beschreibende Darstellung der älteren
Barr- und Kunstdenkmäler des Königr.
Sachsen. Unter Mitwirkg. des k. sächs.
Altertunrsvereirrs hrsg. v. dem sächs.
Ministeriunr des Innern. 23. Heft.) gr. 8°.
(VIII u. S. 585 -793.) Dresden, C. ('.
XCVI
Topographie.
Meinhold & Söhne in Komm., 1903.
M. 8.—.
E i s e n b e r g.
Mitteilungen des geschichts- und altertums-
forschenden Vereins zu Eisenberg ira
Herzogt. Sachsen-Altenburg. 17. Heft.
(III. Bd. 2. Heft.) gr. 8°. 73 S. Eisen-
berg, H. Geyer in Komm., 1902. M. 1.20.
Esslingen.
Schirmer, C. lieber Alt -Esslingen. Pro-
gramm der Realanstalt in Esslingen. 4°.
26 S.
Floren z.
Bierfreund, T. Florens. Billedkunst. Forste
Halvbind. 8°. 164 S. Kobenhavn,
Gyldendal. Kr. 3. — .
Cocchi, Arnaldo. Le chiese di Firenze dal
secolo IV al secolo XX. Vol. I: Quar-
tiere di s. Giovanni. Firenze, B. Seeber
(tip. Pellas di Cocchi e Chiti), 1903, 8°
lig., 296 p. e 20 tav. L IO. — .
Gerspach. Les Arti de Florence. (Revue
de l’art chretien, 4« Serie, XIII, 1902,
S. 463; XIV, 1903, S. 32 u. 108.)
Gr[onau], Georg. Florentiner Brief. (Kunst-
chronik, N. F., 14, 1902 — 03, Sp. 272.)
— Florentiner Neuigkeiten. (Kunstchronik,
N. _ F., I4j 1902— 03, Sp. 153.)
Philipp!, Adolph. Florenz. (= Berühmte
Kunststäiteft,-Nr. 20.) gr. 8°. VIII, 244 S.
m. 222 Abbdgn. Leipzig, E. A. Seemann,
1903. M. 4.—.
Rosenthal, Leon. Promenades dans Flo-
rence, Conference donnee a la Sorbonne
pour la Societe des etudes italiennes, le
ler m.ars 1902, par L. R. In-8, 43 p.
Dijon, impr. Darantiere. 1903. [Extrait
des Memoires de la .Societe bourgui-
gnonne de gecjgraphie et d’histoire.]
Sertillanges, le R. P. En pMerinage
artisti([ue ä Florence. I11-18 jesus, 167 p.
Paris, imp. Dumoulin; lib. Lecoffre. 1903.
Fontainebleau.
Herbet, Felix. Dictionnaire historique et
artistique de la foret de Fontainebleau
(routes, carrefours, cantons, gardes, monu-
ments, croix, fontaines, puits, mares,
environs, moulins, etc.) In-8, XX, 522 p.
et 8 jilanches. Fontainebleau, imp.
Bourges, 1903. fr. 5.—. [Publie dans
l’Abeille de i’’ontainebleau en 1902 et
1903-]
Joanne. Fontainebleau et la foret. Guide
Joanne. In-l6, 59 p. avec 3 plans, i
carte. 13 grav. et annonccs. Coulommiers,
imprimerie Brodard. Paris, librairie
Hachette et C«. 1903. fr. i.— . [Collec-
tion des Guides Joanne.]
Tarsot, Louis, and Maurice Charlot. The
Palace of Fontainebleau; by L. T. and
M. head-clcrks at the juildic Instruc-
tion department. In- 16, 96 p. avec 14
grav. Evreux, imprimerie Herissey. Paris,
librairie Laurens.
Frankfurt a. M.
Home, Anton. Geschichte von Frankfurt
am Main in gedrängter Darstellung. 4.,
erweit. u. verb. Aufl. Mit 37 Ansichten
und Plänen der Stadt aus älterer und
neuerer Zeit. VIII, 354 S. gr. 8°.
Frankfurt a. M., Kesselring, 1902. Geb.
M. 7.—.
— Geschichte von Frankfurt am Main in
gedrängter Darstellung. Kleine Ausg.
Mit 29 Ansichten der Stadt aus älterer
und neuerer Zeit. VI, 196 S. gr. 8°.
Frankfurt a. M., Kesselring, 1903. M. 1.25.
Jung, Stadtarchivar Rudolf, und Architekt
Julius Hülsen. Die Baudenkmäler in
Frankfurt am Main. 5. Lfg. Mit 10 Taf.
u. 163 Textabbildgn. XIV, 265 S. Lex. 8°.
Frankfurt a. M., K. Ph. Völcker in Komm.,
1902. M. 6. — .
Reiffenstein, Carl Theodor. 32 [2 färb.]
Ansichten aus dem alten Frankfurt. V S.
Text. Imp. 4°. Frankfurt a. M., C. Jügel,
1902. Geb. M. 30. — .
Freiburg i. Br.
Flamm, Hermann. Geschichtliche Orts-
beschreibung der Stadt Freiburg i. Br.
II. Bd. Häuserstand 1400 — 1806. Mit e.
Plane der Stadt v. 1685. (= Veröffent-
lichungen aus dem Archiv der Stadt
Freiburg i. Br., IV. Thl.) gr. 8°. VII,
XLVI, 417 S. Freiburg i. Br., F. Wagner,
1903. M. 4.— ; geb. M. 5.50.
F r i e d r i c h s t a d t.
Krause, Paul. Friedrichstadt, eine hollän-
dische Stadt in Schleswig-Holstein. (Die
Denkmalpflege, V, 1903, S. 41.)
F u 1 d a.
Geschichtsblätter, Fuldaer. Zeitschrift f.
Gesch., Kunst-, Kultur- u. Wirthschafts-
gesch. insbes. d. ehern. Fürstenthums
Fulda. Monatsbeil. z. »Fuldaer Zeitung«.
Im Auftr. d. Fuldaer Geschichtsver. hrsg.
von Dr. Jos. Karteis , Archivar, Fulda.
Jahrg. I. 8°. Fulda, Actiendr., 1902.
Genf.
Fatio, Guillaume. TojH)grai)hie de Geneve
au temps de l’Esclade. (Nos artistes et
leurs ceuvres, Reciteil genevois d’art,
Geneye 1902, 4. livr.)
Maisons, Les anciennes de Geneve, releves
photographi()ues de Fred. Boissonnas et
Cie. executes sous la Direction de Max
van Berchem. Deuxieme Serie. PI. 31
ä 60. 4°. (Geneve), 1902.
Gent.
Duijnstee. Martelaren der beeldstormerij.
Geschiedkundig drama in drie bedrijven,
s|)eelt te Gent in het .\ugustijnenklooster
Topographie.
XCVII
en Gravenkasteel , 1578 — 1579. Met
bronnen cm geschieclkundige aantee-
keningen bewerkt cloor p. fr. Dominicus
Fr. X. P. D., ord. erem. St. Aug. Gent,
A. Siffer, 1903. In-8°, 1 10 p. fr. 1.50.
Hymans, Henri. Gand et Tournai; i>ar
H. H., conservateur a la Bibliotheque
royale, ä Bruxelles. Petit in-4, 172 p.
avec 120 grav. lüvreux, inipr. Hcrissey.
Paris, libr. Laurens. 1902. fr. 4.—. [I-es
Villes d’art celcbres.]
Werveke, A. van. Ville de Gand. Ruinös
de l’abbaye de Saint Bavon. Guide du
visiteur. Stad Gent. Bouwvallen van de
Sint-Baafsabdij. Gids voor den bezoeker,
par A. van W., conservateur. Gand, J.
Vuylsteke, 1902. In-12, 17 p. et une j»!.
bors texte, textes frangais et flamand en
regard. fr. — .25.
Genua.
Munro, A. O. Practical Guide to Genoa
and the Rivieras from VTiitiinigHa to
Florencc, including Pisa and Leghorn.
With numerous Illusts. 2nd ed. 121110,
208 p. London, Simpkin, 1903. 2/.
Hall e a. S.
Jahresbericht des thüringisch-sächsischen
Vereins f. Erforschung des vaterländi-
schen Altertums u. Flrhaltung seiner Denk-
male in Halle a. d. Saale f. 1901/1902.
44 S. gr. 8°. Halle, E. Anton in Komm.,
1903. M. I. — .
H a n a u.
Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins
zum 600jährigen Jubiläum der Erhebung
Alt-Hanaus zur Stadt. \', 56 S. 111. Ab-
bildungen u. 3 Taf. I.cx. 8°. Hanau,
(Clauß & Feddersen), 1903. M. 1.50.
Heidelberg.
Hirsch, Dr. [>hil. Fritz, großh. Regierungs-
baumeister. V^on den Universitätsge-
bäuden in Heidelberg. Ein Beitrag zur
Baugeschichle der Stadt. 8°. VI, 129 S.
m. 6 Textabbildgn. Heidelberg, C. Winter,
1903. [Inhalt: I. Ante Heidelbergam
deletam. Die Bursein Collegium Jacobiti-
cum, Burse vor dem Marktbrunnentore,
Der Juden Häuser, Dionysianum, Casi-
niirianuni. Das Sapienzkolleg. Andere
Univcrsitätshäuscr. II. Post Heidelbergam
deletam. Jesuitenkirch u. Jesuitenkolleg.
Domus Wilhelinina. Karzergebäude.
Museum. Bibliothek. Die Universitäts-
krankenhäuser. Frauenklinik. Irrenklinik.
Anatomie u. naturwissenschaftliche In-
stitute. Botanische Gärten. Die staats-
wirtschaftliche hohe Schule. Personen-
register.]
Hildesheim.
Tätigkeit, Ueber die, des Vereins zur Er-
XXVI
haltung der Kunstdenkmäler Hildesheims.
(Die Denkmalpflege, V, 1903, S. 31.)
J a u e r.
Schönaich, Oberlehr. Dr. G. Die alte
Fürstentumshauptstadt Jauer. Bilder u.
Studien zur jauerschen Stadtgeschichte.
(In 5 Lfgn.) I. Lfg. (S. I — 48 m. Ab-
bildgn.) gr. 8°. Jauer, O. Hellmann,
1903. Subskr.-Pr. M. — .50.
Jesi.
Romagnoli, L. Guida illustrata di Jesi e
della vallata dell’ Esino. Castelplanio,
L. Romagnoli, 1902, 16° fig., 203 p.
L. 1.50.
Kairo.
Franz-Pascha. Kairo. (= Berühmte Kunst-
stätten, Nr. 21.) gr. 8°. V, 160 S. m.
Abbdgn. Leipzig, E. A. Seemann, 1903.
M. 4.—.
Kaisariani bei Athen.
Strzygowski, Josef. KctiaaptavYi. SuppoXed
r>jV iSTOpiotv dtpycEioTfpa; xptatia-
vixij; hi 'KD.ctoi. Katd peTc!'.ßpaCtv
Xrt'jp. 11. j\ofpT:pO’j. (’KcpTjpzpt; äpyaioXo-
Yixfj, 1902, S. 53.)
Köln.
Führer, Neuester, durch Köln am Rhein.
Mit genauem Stadtplan u. zahlr. 111. 8°.
87 S. Köln, J. G. Schmitz, (1903),
M. —.50.
Klinkenberg, Dr. Josef. Köln und seine
Kirchen, nebst e. Führer durch die Stadt.
(Umschlag: Führer durch Köln f. die Be-
sucher der 50. General -Versammlg. der
Katholiken Deutschlands.) 190 S. m.
Abbildgn., färb. Titelbild u. l Plan. 8°.
Köln, H. Theissing, 1903. M. i. — .
Zücken, Detta. Alt-Köln. (Wandern und
Reisen, hrsg. v. L. Schwann u. H. Biendl,
I. Jahrg., II. Heft.)
Konstantin Opel.
Notes in Constantinople. (The Builder,
1903, July to December, S. 123.)
Oberhummer, Prof. Eugen. Melchior
Lorichs aus Flensburg: Konstantinopel
unter Suleiman dem Grossen. Aufge-
nommen im Jahre 1559. Nach der Hand-
zeichnung des Künstlers in der Universi-
täts-Bibliothek zu Leiden m. anderen
alten Plänen hrsg. u. erläutert. 22 Licht-
dr.-Taf. u. 24 S. Text m. 17 Abbildgn.
31,5x44 cm. München, R. Oldenbourg,
1902. In Mappe M. 30. — ; Ausg. in
Handkolorit M. 60. — .
Leiden.
Jaarboekje voor geschiedenis en oudheid-
kunde van Leiden, en Rijnland. Tevens
orgaan der vereeniging »Oud- Leiden«.
1904. 8°. 6, 53, 172, 2 S. m. afb. en
I portr. Leiden, A. W. Sijthoff. f. 1.50.
VII
XCVIII
Topograplüe.
Leipzig.
Wustmann, G. Zur frühesten Kunstge-
schichte Leipzigs. (I.eipziger Tageblatt,
1903, Nr. 310, S. 4437.)
Limburg.
Royer, J. Limbourg et ses cnvirons: La
Gileppe, Baracpie Michel, llertogcnwald.
Bruxelles, Ed. et Jos. Nels, (1902). In-i6,
HO p., figg., gravv. et ])lans hors texte,
fr. I. — . [Guides Nels.]
I . i V 0 r n o.
Piombanti, can. Giuseppe. Guida storica
ed artistica della citta e dei dintorni di
Livorno. l)isi>ensa i. 2^ ediz. totalmente
rifatta, riordinata e migliorata. Livorno,
tip. G. h'abbreschi, 1903, 8°, pagine I-12.
L. — .10.
Löwen.
Saint -Pierre, Eerrant. Monuments de
Louvain. Louvain , Ch. Peeters, 1903.
Pet. in-8° carre, 142 p., grav. et pll. hors
texte, fr. 1.50.
London.
Dillon, Viscount. Souvenir Album of the
Tower of London. With Historical and
Descriptive Notes by tlie Curator of the
Tower Armouries. Fcap 4to. Gale &
Poldcn. i/.
Lübeck.
Chroniken, Die, der niedersächsischen Städte.
Lübeck. 3. Bd. (— Die C'hroniken der
deutschen Städte vom 14. bis 16. Jahrh.
Auf Veranlassung .Sr. Maj. des Königs
V. Bayern hrsg. durch die histor. Com-
mission bei der königl. Akadamic der
Wissenschaften. 28, Bd.) gr. 8°. XX,
462 S. Leipzig, S. Hirzel, 1902. M. i8. — .
Lüttich.
Bouille, Gris. Les rues de Liege. (Vieux
Idcge, 1902, S. 232.)
Hermans, J. Liege au XlV'e siede. (Vieux-
Liege, 1902. S. 245 u. 258.)
Lyon.
Charlety, Sebastien. Bibliographie critiejue
de l’histoire de Lyon, dejnns les origines
jusipfä 17S9; i>ar S. C., professeur-adjoint
;i la Faculte des lettres de l’Universite
de l.yon. In-8, VJI, 359 j). Lyon, imp.
et libr. Rey. Paris, lib. Picard et fds.
1902. fr. 7.50. [Annales de l’Universite
de Lyon (nouvelle Serie). II: Droit,
Lettres (fascicule 9).]
Martin, l’abbe J. B. Melanges d’archeo-
logie et d’histoire lyonnaises. Fascicule 4.
In-S, p. 45 ä 76. I.yon, imp. Vitte. 1903.
[Kxtrait du Bulletin histori(jue du diocese
de Lyon.]
Madrid.
Blasco, Eusebio. Madrid pintoresco; cua-
dros |)intorescos, por IC B., ilustraciones
de Enciso. Madrid. Impr. de los Hijos
de M. G. Hernändez. 1903. En 8.°,
105 p. I y 1.50. [Coleccion »Alegria«,
tomo 5.°]
Mailand.
Annoni, Ambrogio. Frammenti d’Arte nel
Surburbio settentrionale di Milano.
(Rassegna d’arte, III, 1903, S. 87.)
M a n n h e i m.
Oeser, Max. Geschichte der Stadt Mann-
heim. Auf Grundlage der Geschichte der
Stadt Mannheim von Heinr. v. Feder u.
unter Berücksicht, neuester F'orschgn.
ausgearb. (In 20 I.fgn.) i. Lfg. (S. i
bis 48 m. Abbildgn., 2 Taf. u. i Fksm.)
gr. 8°. Mannheim, J. Bensheimer’s V'erl.,
1902. M. — -.50.
Maria-I.aach.
Kniet, P. Cornel., O. S. B. Die Benedik-
tiner-Abtei Maria-Laach. Gedenkblätter
aus Vergangenheit u. Gegenwart. 3. Aufl.
172 S. m. Abbildgn. gr. 8°. Köln, J. B.
Bachem, 1902. Geb. M. 3. —
Metzingen.
Ströhmfeld, Gustav. Metzinger Kronik.
Geschichte der Stadt Metzingen u. der
Gemeinden der Umgegend. Mit 7 Text-
u. 8 Vollbildern , sowie dem Stadtplan
V. Metzingen. VIII, 264 S. 8°. Metzingen,
(Reutlingen, C. F. Palm), 1902. M. 3. — .
Mont Saint-Michel.
Mont, Le, Saint-Michel et scs merveilles.
L’Abbaye, le Musee, la Ville et les Rem-
parts, d’apres les notes du marcpiis de
Tombelaine. In- 18 Jesus, 180 p. avec
illustr.ations d’E. de Bergevin et cartes.
Poitiers, Societe frangaise d’imprimerie
et de librairie. Mont .Saint-Michel, les
marchands; ä l’abbaye et au musee. Les
lib.; les gares. Paris, 31, boulevard de
Montmorency. fr. i. — .
Nantes.
Nantes. Guide Joanne. Petit in- 16°. 32 p.
avec grav., i plan hors texte. Coulom-
miers, imprim. Brodard. Paris, libr.
Hachette et C^. 1903. fr. — .50. [Col-
lection des Guides Joanne.]
N au m bürg.
Bergner, Pfarrer Dr. Heinrich. Die Stadt
Naumburg. (= Beschreibende Darstellung
der älteren Bau- u. Kunstdenkmäler der
Prov. .Sachsen. Hrsg, von der historisch.
Commission für die Prov. .Sachsen und
Herzogt. Anhalt. 24. Heft.) gr. 8°. VHI,
322 S. m. 162 in den 'l'ext gedr. Ab-
bildgn., 20 I.ichtdr.-Taf. u. i .Stadtplan.
Halle, O. Hendel, 1903. M. 10. — .
Neapel.
Woerl’s Reisehandbücher. Illustrierter
Topographie.
XCIX
Führer durch Neapel u. Umgebung. 5.
Aufl. 104 S. m. 2 Karten u. i Plan,
gr. 16°. Leipzig, Woerl’s Reisebücher-
Verlag, 1903. M. I. — ,
Nürnberg.
Ree, Paul Johannes. Nürnberger Künstler-
brief. (Kunstchronik, N. F., 14, 1902
bis 1903, Sp. I2I.)
Zur Verzeichnung der Baudenkmäler in
Nürnberg. (Die Denkmalpflege, V, 1903,
S. 96.)
Paderborn.
Richter, Gymn.-Prof. Wilhelm. Geschichte
der Stadt Paderborn. 2. Bd. (Bis Ende
des 3ojähr. Krieges.) XXVIII, 308 S.
gr. 8°. Paderborn, Junfermann, 1903.
M. 3-75; geb. M. 4.50.
Paris.
Centennales, Les, parisiennes. (Paris de
1800 ä 1900.) Panorama de la vie de
Paris ä travers le XIX® siede. Public
SOUS la direction de Charles Simond.
(Medailles; Portraits ; Estampes; Decors
de theätre; Modeles d’ameublement, de
tapisserie, de bijouterie, d’orfevrerie; Mo-
numents; Tableaux; Scenes de la rue;
Photographies instantanees, etc.) Ouvrage
illustre de plus de 400 gravures repro-
duites en fac-simile, d’apres les docu-
ments des bibliotheques publiques, mu-
sees, collections particulides. Grand
in-8 ä 2 col., 196 p. Paris, impr. et
libr. Plon-Nourrit et C®. 1902.
Geflfroy, Gustave. Les Bateaux de Paris.
Illustrations d’Eugene B^jot et Charles
Huard; gravures sur bois par J. Beltrand.
Petit in-4. 47 p. Paris, imp. de Na-
vailles-Banos ; libr, Bosse. 1903.
Joanne, Paul. Paris, Sevres, Saint-Cloud,
Versailles, Saint-Germain, Fontainebleau,
Saint-Denis, Chantilly (1903). In-i6,
LXXXVI, 431 p. avec 69 plans et cartes
dont I grand plan de Paris, divise en
4 coupures et annonces. Coulommiers,
impr. Brodard. Paris, lib, Hachette et
C®. 1903. fr. 5. — . [Collection des
Guides Joanne.]
Rochegude, Marquis de. Guide pratique
k travers le vieux Paris (Maisons histo-
riques ou curieuses; Anciens hotels pou-
vant etre visites en trentetrois itineraires
detailles); par le marquis de Rochegude.
2® edition. In-i6, 389 p. Coulommiers,
imp. Brodard. Paris, lib. Hachette et C®.
1903. fr. 5.—.
Stever, H. Der städtische Ausschuß für
das alte Paris. (Die Denkmalpflege, V,
1903, S. 57.)
Pavia.
Atti della societä conservatrice dei monu-
menti pavesi dell’ arte cristiana in Pavia.
Fase. I. Pavia, tip. f.lli Fusi, 1903, 8°,
41 p.
Perugia.
G. M. P. A small historical and artistic
Guide to Perugia. Tip. G. Donnini,
1903. 16°, 26 p. e. I tav.
Stefano, ab. Silvano de. Guida illustrata
della basilica abbaziale dei pp. benedet-
tini di S. Pietro in Perugia. Perugia,
Unione tip. coop., 1902, 16°, 51p. a 8
tav. L. I. — .
P e s c i a.
Stiavelli, Carlo. La storia di Pescia nella
vita privata dal secolo XIV al XVIII
con append. di documenti ined. e 16
tav. ill. 8°. 202 p. Firenze, F. Lumachi,
1903.
Pisa.
Destantins-Anthony, Eva. Pisa and its
environs: an historical, artistic and com-
mercial guide. IV Edition. Pisa, tip.
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engl., tschech., russ., deutschen u. poln.
Unterschriften, qu. gr. 4°. Prag, B. Koöi,
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Ignat Herrmann, DD. Jos. Teige u. Zikm.
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VII*
c
Topographie.
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Bilder aus Rigas Altstadt. Hergestellt v.
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Topographie.
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Serpucho w.
Trenev, D. K. Serpuchovskij Vysockij
monastyr’, ego ikony i dostopamjatnosti.
Istoriko-archaeologiöeskoe opisanie, s
prilozeniem drevnich gramot, opisi mo-
nastyrja, 32 tabl. . . D. K. Trenev. Izdano
pri Cerkovno-Archeol. OtdHe ObsC. Ljubit.
Duchovn. ProsvesCenija. 4°. 152 S.
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With Illusts. Roy. 8vo, 526 p. J. Murray.
25/-
Gardner, Edmond G. The Story of Siena
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Large Paper ed. 8vo, 406 p. Dent. 10/6.
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4. Heft. Mit Abbildgn. städtischer Wehr-
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Stargard am Ende des Mittelalters (S. 2 1 7
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et Vilaine) : la paroisse, les seigneurs, la
baronnie, le chäteau (etude historique et
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chanoine honoraire de l’eglise metro-
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la Societe archeologique d’Ille-et -Vilaine.
In-8, 82 p. avec grav. Saint-Brieuc, imp.
Prud’homme. Rennes, lib. Plihon et
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Tortosa.
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scopal de Tortosa. Guia hist.-descript.
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Paris, libr. Laurens. 1902. fr. 4. — .
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1903. M. 1.25.
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Cabianca (dp. Civelli), 1903. 16°, 20 S.
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in Komm., 1903. M. 5. — .
Schimmer, K. E. Alt- u. Neu-Wien. Ge-
• schichte der Österreich. Kaiserstadt. 2.,
vollkommen neu bearb. Aufl. des gleich-
nam. Werkes v, Mor. Bermann. Mit üb.
500 Illustr., Ansichten, Porträten und
Plänen. (In 30 Lfgn.) i. Lfg. (S. i bis
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leben, 1903. M. — .50.
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Gurlitt, Cornelius. Die Lutherstadt Witten-
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2. Bd.) 12°. 67 S. m. 8 Taf. Berlin, J.
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Gurlitt, Cornelius. Historische Städtebilder.
(I. Serie.) 4. Bd. : Bern — Zürich. 31
Lichtdr.-Taf. m. 26 S. illustr. Text. 49,5
X33i5 Berlin, E. Wasmuth, 1903.
In Mappe M. 35. — .
Sammlungen.
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Danel. Paris, libr. Hachette et C®. 1903.
Antiquitäten-Rundschau. Wochenschrift f.
Museen, Sammler u. Antiquare. Schrift-
leitung: Dr. Gust. Adf. Müller. Jahrg.
1903. 52 Hefte, (i. Heft. 16 S. mit
Abbildgn.) gr. 4°. Berlin, Verlag Conti-
nent. Vierteljährlich M. 2.50.
B(almer), J. Klöster und Museen. (Vater-
land, Luzern, Nr. 136 v. 17. Juni 1903.)
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und Geschichtsvereine und über die Ver-
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(Bonner Jahrbücher, H. iio, Bonn 1903,
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Berichte über die Tätigkeit der Provinzial-
Sammlungen.
cm
museen in der Zeit vom i. April 1901
bis 31. März 1902, a) Bonn, b) Trier.
(Bonner Jahrbücher, H. lio, Bonn 1903,
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6278 indirizzi e cenni storico-statistici
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mismatici, di societä e riviste numisma-
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Tijdschrift voor boek- & bibliotheekwezen
onder redactie van Emm. de Born, V.
A. de La Montagne . . . Jg. I. Nr. i. 4°.
Antwerpen, De nederland. boekhandel,
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Was wird aus unseren Sammlungen? (Mit-
CIV
Sammlungen.
theilungen u. Umfragen zur bayer. Volks-
kunde, 9. Jahrg., Nr. 1.)
Aachen,
Kisa, Anton. Museums-Verein zu Aachen.
Denkschrift aus Anlaß des 25 jährigen
Bestandes des Suermondt-Museums. Im
Aufträge des Vorstandes herausgegeben
von Dr. A. K., Museumsdirektor, unter
Mitwirkung von Dr. E. Firmenich-Richartz,
Bonn, Dr. A. Fritz, Aachen, Dr. M. Rooses,
Antwerpen, Dr. L. Scheibler, Bonn. 4°.
92 S. m. 8 Vollbildern u. 14 Textillustra-
tionen. Aachen, Aachener Verlags- u.
Druckerei-Gesellschaft, 1903.
Amsterdam.
Catalogus van de textiele Kunst, weefsels,
gobelins, tapijten, borduurwerfe, in het
Nederlandsch Museum voor Geschiedenis
en Kunst te Amsterdam. Uitgegeven
door het Museum in 1903. [Inleiding:
Jan Kalf.] 8°. XXVII, 99 S.
Pit, A. Nederlandsch Museum voor Ge-
schiedenis en Kunst. Aanwinsten. (Bulle-
tin uitgegeven door den Nederlandsch.
Oudheidkundigen Bond, IV, 1902,8. 19;
IV, 1903, S. 43, 123 u. 208.)
Steenhoff, W. Legaat A. A. des Tombe
aan het Rijksmuseum te Amsterdam.
(Bulletin uitgegeven door den Neder-
landsch. Oudheidkundigen Bond, IV,
1903, S. 120.)
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Nr. 2. [K. Museen, i. Oktober — 31. De-
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1. Januar— 31. März 1903.] Nr. 4. [I.
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Beschreibung der Bildwerke der christlichen
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2. Aufl. (I. TI.) Die Elfenbeinbildwerke.
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zu 32 cm. Berlin, G. Reimer, 1902. In
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Hrsg. V. der Generalverwaltg. der königl.
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Berlin, G. Reimer, 1902. M. — .70.
Gemälde-Galerie, Die, der königl. Museen
zu Berlin. Mit erläut. Text v. Jul. Meyer,
Wilh. Bode, Hugo v. Tschudi u. a.
Hrsg, V. der General -Verwaltg. 18. Lfg,
(Text S. 27 — 42 m, Abbildgn. u. 6 Taf.)
51x40 cm. Berlin, G. Grote, 1903.
M. 30-—; Vorzugs -Drucke auf chines.
Pap. M. 60. — ; Künstler -Drucke auf
japan. Pap. M. 100.—. [Inhalt: W, Bode,
Die zweite Blüte der holländischen Malerei
Sammlungen.
CV
unter dem Einfluß Rembrandts. i. Rem-
brandt.]
Gensei, Walter. Aus den Berliner Museen.
(Der Türmer, 5. Jahrg., Heft 6.)
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(Reclam’s Universum, 19. Jahrg., 39. u.
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Kaiser Friedrich -Museum -Verein zu Berlin.
Bericht über das Geschäftsjahr 1902-1903.
4°. 28 S. m. I Taf. u. 5 Textabbildgn.
Berlin, Dr. v. W. Büxenstein, 1903.
[Nicht im Buchhandel.]
Katalog der Freiherrl. v. Lipperheide’schen
Kostümbibliothek. Mit Abbildgn. 1 7.-20.
Lfg. (2. Bd. S. 97 — 288.) Lex. 8°. Berlin,
F. Lipperheide, 1902 — 3. Je M. i. — -.
Krieger, Bogdan. Die Hohenzollern und
ihre Bücher. (Hohenzollern- Jahrbuch,
VII, 1903, S. 112.)
Lessing, Julius. Kgl. Museen Berlin. Die
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Museums. Im amtlichen Aufträge heraus-
gegeben von J. L. 2 — 5. Lieferung, gr.
F°. 120 Tafeln. Lith. u. Druck der
Kunstanstalt von Ernst Wasmuth, Berlin.
Berlin, Verlag von Emst Wasmuth,
1901 — 1903.
Lippmann, Friedrich. Ueber die Samm-
lung der Handzeichnungen im kgl. Kupfer-
stichkabinettzu Berlin. Vortrag. (Sitzungs-
bericht I, 1903, der Berliner Kunstge-
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— Zeichnungen alter Meister im Kupfer-
stichkabinet der k. Museen zu Berlin.
Hrsg, von F. L., Lichtdr. der Reichs-
druckerei. Lief. 1 — 6. (Je 10 Taf.)
48x35 cm. Berlin, G. Grote, 1903.
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Museen zu Berlin, 1903. 8°. 22 S. [Ver-
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von der Generalverwaltung.]
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de Hai, k Bruxelles. Armes et armures.
Industries d’art. Public par MM. J. D.,
conservateur aux musees royaux des arts
decoratifs et industriels ; A. J. Kymeulen,
photographe-editeur, k Bruxelles et Hector
Thys. Quinzieme livraison, contenant
5 pll. et 5 feuillets de texte explicatif.
[L’ouvrage complet formera deux volumes
in-folio, composes de 160 planches hors
texte en phototypie et de nombreuses
illustrations de texte.]
— Musees royaux des arts decoratifs et in-
dustriels. Catalogue des ivoires, des ob-
jets en nacre, en os grave et en cire
peinte, par J. D., conservateur. Bruxelles,
E. Bruylant, 1902. Pet. in-8°, xv, 130 p.
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Lagye, Gustave. Catalogue annote de la
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Bruxelles, imprimerie E. Guyot, 1903,
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Loe, le baron A. de. Musees royaux du
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1903. In-8°. 7 p. fr. — .10.
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Description et histoire, par J. van M.,
archiviste de la ville de Bruxelles. Bru-
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xelles, imprimerie Em. Bruylant, 1903.
In-8°, VIII, 52 p. fr. —.50. [Extrait du
Catalogue des armes et aimures du Musee
de la porte de Hai.]
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Burlington Gazette, I, 4 — 5, 1903, S. 105
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porte de Hai, par E. de P. de la N.,
conservateur adjoint; precede d’une notice
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de Hai, par Jean Van Malderghem, ar-
chiviste de la ville de Bruxelles. Bru-
xelles, imprimerie Em. Bruylant, 1902.
In-8°, VIII, LII, 566 p. fr. 5. — . [Publi-
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porte de Hai. Guide de visiteur, par
E. de P. de la N., conservateur. Bru-
xelles, imprimerie E. Bruylant, 1903. In-
8°, 65 p., figg. fr. —.50.
Chantilly.
Joanne. Chantilly et le musee Conde.
Guide Joanne. In- 16, 23 p. avec 2 plans,
2 cartes, 7 grav. et annonces. Cöulom-
miers, imprimerie Brodard. Paris, librairie
Hachette et C®. 1903. 50 cent. [Collec-
tion des Guides Joanne.]
Dresden.
Berichte aus den königlichen Sammlungen
1902. [i. Gemäldegalerie. 2. Kupfer-
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Gewehrgalerie). 5. Porzellansammlung.
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4°. 12 S.
Führer durch die königl. Sammlungen zu
Dresden. Hrsg. v. der Generaldirektion
der königl. Sammlgn. 7. Auf]. XXII,
296 S. m. 15 Bildern, 2 Grundrissen u.
I Plan. 8°. Dresden, (H. Burdach), 1903.
M. — .70.
L. S. Die vollendete Neu -Ordnung der
Königlichen Porzellan- und Gefäß-Samm-
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Neuordnung, Die, der Dresdner Porzellan-
sammlung. (Kunstchronik, N. F. , 14,
1902 — 03, Sp. 16.)
Werke alter Meister. 30 Reproduktionen
nach Originalen der königl. Gemälde-
Galerie Dresden, gr. 4°. 32 S. Dresden,
E. Beutelspacher, 1903. M. 1.50.
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Altertümer der Grafsch. Mansfeld. II. Die
vor- u. frühgeschichtl. Altertümersammlg.
des Landrats von Kerssenbrock, weiland
in Helmsdorf, Mansf. Seekr. [Aus : »Mans-
felder Blätter«.] 44 S. gr. 8°. Eisleben,
Selbstverlag, 1902. M. i, — .
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der Stadt Einden. (Zeitschrift f. histor.
Waffenkunde, III, 1903, S. 15 u. 102.)
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Emden. Hrsg, vom Magistr. der Stadt
Emden. 8°. XXIV, 98 S. Emden, C. Zorn,
1903.
— Inventar der Rüstkammer der Stadt
Emden. Aufgenommen u. bearb. im
J. 1901. (Vorrede: L. Fürbringer, Ober-
bürgermeister.) 4°. X, 118 S. Emden,
Selbstverl. d. Magistr., 1903.
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der Stadt Flensburg. 8°. XV, 148 S.
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edition. Firenze, tip. Bencini, 1902, 16°
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Donzelli, ing. Ernesto, Progetto della
biblioteca Nazionale di Firenze: relazione
Napoli, tip. R. Pesole, 1903, 4°, 42 p.
e 2 tav.
Schubring, Dr. Paul. Florenz. II. Bar-
gello, Domopera, Akademie, kleinere
Sammlgn. (Moderner Cicerone.) VII,
192 S. m. 134 Abbildgn. 12°. Stuttgart,
Union, 1903. Geb, M. 2.50.
Vatti, Aristodemo. Le meraviglie dell’arte
nelle rr. galerie fiorentine, con prefazione
del colonnello Bartalesi. Galleria Uffizi.
Vol. I (Pittura). Firenze, libr. Salesiana,
1903, 8° fig., XIV, 492 p. L. 4. — . [In-
halt: I. La pittura ed i suoi primordi.
2. Brevi cenni biografici intorno ai piü
celebri maestri dell’arte.]
Frankfurt a. M.
Festschrift zur Feier des 25 jährigen Be-
stehens des städtischen historischen Mu-
seums in Frankfurt am Main. Dem histor.
Museum dargebracht vom Verein f. Ge-
schichte u. Alterthumskunde. (Vorrede:
Rudolf Jung.) gr. 4°. VII, 198 S. m.
Abbildgn. u. 8 Taf. Frankfurt a./M.,
(K. Th. Völcker), 1903. M. 12. — .
Sammlungen.
CVII
Frederiksborg.
Museum, Det nationalhistoriske, paa Frede-
riksborg Slot 1902. 8°. 200 S. Frede-
riksborg-Museet, 1902. Kr. ■ — .50.
— TyskUdgave. 8°. 140 S. Frederiksborg-
Museet, 1902. Kr. — .50.
Gent.
Societe des amis du Musee de Gand. Rap-
port de la Commission administrative
pour l’annee 1901 — 1902 et liste des
membres au decembre 1902. Gand, A.
Siffer, 1902. In-8°. 18 p. fr. —.50. [Le
rapport est du ä M. Joseph de Smet-
Duhayon, secretaire.]
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das gesamte Leben der Gegenwart, begr.
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werbe. Festsitzung zur Feier d. 25 jährig.
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burg, L. Voss, 1903.
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der Baron Brukenthalischen Gemälde-
galerie in Heliogravuren-Imitation. Zur
Erinnerg. an die Wiederkehr des 100.
Todestages des Stifters Baron Samuel
V. Brukenthal, Gouverneur von Sieben-
bürgen. Hrsg, im Aufträge des Kura-
toriums V. Kust. M. C. II S. Text. gr.
40. Hermannstadt, W. Krafft in Komm.,
1903. In Mappe M. 7.65.
— , und Fr. Teutsch. Samuel v. Bruken-
thal. 2 Vorträge. 8°. 53 S. Hermann-
stadt, W. Krafft, 1903.
Herrenhausen.
Linsingen, Ernst Karl v. Weifenfürsten
aus dem Hause Hannover in Wort und
Bild. 20 Kunstblätter nach Originalen
aus der kgl. Gemäldegallerie zu Herren-
hausen. Reproduciert mit Allerh. Ge-
nehmigung. Biogr. Skizzen nach authent.
Quellen von Georg Möller. F°. 19 gez.
Bl., 20 Taf. Hannover, (E. K. v. Lin-
singen), 1903.
Innsbru.ck.
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Vorarlberg. Hrsg. v. dem Verwaltungs-
ausschusse desselben. 3. Folge. 46. Heft.
III, 339 u. LXXXVI S. m. Abbildgn. u.
3 Taf. gr. 8°. Innsbruck, (Wagner), 1902.
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schichte der Galerie v. Dr. O. E. 72
Taf. in Photograv. m. VII, 16 S. Text.
42x32,5 cm. München, F. Hanfstaengl,
1902. Geb. M. 150. — ; Vorzugsausg.
auf Japanpap., geb. in Pergament M.
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Museums Wallraf-Richartz zu Cöln. XIV,
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Cr. 8vo, Ii6p. British Museum, i/.
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de arte que posee la Real Academia de
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1903. En 4.°, 147 p. 2 y 2,50.
Gurrea y Aragon, Martin de. Discursos
de medallas y antigüedades que compuso
el muy ilustre Sr. D. Martin de Gurrea
y Aragon, Duque de Villahermosa, Conde
de Ribagorza, sacados ahora a luz por
la Excelentisima sehora doha Maria del
Carmen Aragon Azlor, actual Duquesa
del mismo titulo, con una noticia de la
vida y escritos del autor, por D. Jose
Ramon Mtdida, de la Real Academia
de San Fernando, Bibliotecario da la
Casa de 'V'illahermosa. (Al fin.) Fue im-
preso este libro . . . en Madrid, en casa
de la Viuda e hijos de M. Tello. . . ad-
ornado con fototipias sueltas e intercala-
das de Hauser y Menet, y fotograbados
de Laporta. Acabose el 20 de Marzo
de 1903. En 4.° mayor, CLI, 145 p.
y 17 laminas. [No se ha puesto a la
venta.]
Ricketts, S. C. The Prado and its Master-
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aquarelles, dessins et objets d’art du
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ville de Nantes. 9^ edition. Petit in-8°.
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Nizza.
Catalogue general du musee municipal des
beaux-arts de la ville de Nice, comprenant
un regiement interieur, une notice histo-
rique, un catalogue chronologique de-
scriptif, une liste alphabetique des artistes,
avec indication de la place de leurs
Oeuvres, une liste alphabetique des dona-
teurs, avec le numero des objets donnes.
P® edition. In-i6, i66pages. Nice, impr.
Rossetti. 1903.
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Meisterwerke, Die, der Gemälde -Galerie
des Allerhöchsten Kaiserhauses (kunst-
historisches Hofmuseum) in Wien. i.Lfg.
(ii Bl.) 68x51 cm. Berlin, Photograph.
Gesellschaft, 1902. M. 125. — .
Suida, Dr. Wilhelm. Wien. i. Die kaiserl.
Gemälde-Galerie. Mit 105 Abbildgn. u.
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210 S. 12°. Stuttgart, Union, 1903.
Geb. M. 3.—.
Zur Wiener Stadtmuseumsfrage. (Die
Kunst-Halle, hrsg. v. G. Galland, VIII,
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Zuwachs der Kaiserlichen Kunstsammlungen
im Jahre 1902: Münzen- u. Medaillen-
sammlung, Sammlung kunstindustrieller
Gegenstände, Kaiserliche Gemäldegalerie,
Kupferstichsammlung der K. K. Hof-
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Altertümer, Kunstgewerbliche, aus dem
schweizerischen Landesmuseum in Zürich.
Offizielle Publikation, hrsg. v. der Mu-
seums-Direktion. 2. Lfg. (3 Lichtdr.-
Taf., I färb. Taf., i Vitrographietaf. m.
4 Bl. Erklärgn. in deutscher u. französ.
.Sprache.) 40,5x30 cm. Zürich, Hofer
& Co., 1902. M. IO. — .
Jahresbericht, 1 1 ., des Schweizerisch. Landes-
museums in Zürich 1902. Dem Departe-
ment des Innern der Schweiz. Eidgen.
erstattet im N. d. eidg. Landesmuseums-
kommission vom Vice-Director Dr. H.
Lehmann. Zürich, 1903. [Deutsch u.
französisch.]
Kesser, Hermann. Die Galerie Henneberg
in Zürich. (Kunstchronik, N. F., 14,
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Berling, Karl. Altertümerausstelliingen im
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.Suermondt-Museum, Städtisches, in Aachen.
Ausstellung von Alten Gemälden aus
Privatbesitz, 27. Juni bis i5.Septbr. 1903.
Vorläufiges Verzeichnis. 8°. 16 S. Druck
der Aachener Verlags- u. Druckerei-Ge-
sellschaft. M. — .10.
Agen.
Congres archeologique de France (soixante-
huitieme session). Seances generales
tenues ä Agen et Auch en 1901 par la
Societe frangaise d’archeologie pour la
Conservation et la descrijition des monu-
ments. In-8, LV, 454 p. avec planches
et carte. Caen, imprim. Delesques. Paris,
libr. Picard et fils. 1902.
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Auch.
Congres de la Societe frangaise d’archeo-
logie tenu ä Auch les 17 et 18 juin 1901.
Compte rendu et Memoires. In-8, 55 ?•
Caen. impr. et libr. Delesques. 1902.
VIII
XXVI
CXIV
Ausstellungen, Versammlungen.
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Breslau.
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schlesischem Besitze oder schlesischer
Herkunft. Veranst. vom Schles. Mus. f.
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Hymans, Henri. L’Exposition des primitifs
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Ausstellungen. Versammlungen.
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Charles Alexander Nelson.) Privately
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f. das klass. Altertum, 6. Jahrg., 11. u.
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Sp. 307. 33L 369; XVI, 1903, Sp. 25,
91, 125, 159, 187 u. 207.)
Clemen, Paul. Die rheinische und die
westfälische Kunst auf der Kunsthistori-
schen Ausstellung zu Düsseldorf 1902.
(Zeitschrift f. bild. Kunst, N. F., XIV,
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Kunst auf der kunsthistorischen Aus-
stellung zu Düsseldorf 1902. (Erweiterter
Sonderdr. aus der »Zeitschrift f. bild.
Kunst«.) 47 S. m. Abbildgn. u. 5
[i färb.] Taf. Fol. Leipzig, E. A. See-
mann, 1903. M. 4. — .
Fred, W. German Art-historical Exhibition
at Düsseldorf. (The Connoisseur, IV,
1902, S. 192.)
Kunstausstellung, Die deutschnationale, ver-
VIIH
CXVI
Ausstellungen. Versammlungen.
bunden m. e. kunsthistorischen Aus-
stellung, Düsseldorf 1902 in ihren besten
Werken zugleich m. e. Auswahl guter
kunstgewerblicher Gegenstände. Hrsg,
in fünf Sonderheften der »Rheinlande«,
Monatsschrift f. deutsche Kunst. 76, 48,
44, 45 u. 59 S. m. Abbildgn. u. Taf.
gr. 4°. Düsseldorf, A. Bagel, 1902.
M. IO. — ; geb. M. 12. — .
Neuwirth. Bericht über den am 25. u. 26.
September 1902 zu Düsseldorf abge-
haltenen dritten Tag für Denkmalpflege.
(Mittheilungen der k. k. Central -Com-
mission, 3. Folge, 1, 1902, Sp. 305; II
1903, Sp. 135.)
Voss, Georg. Der Tag für Denkmalpflege
in Düsseldorf. (Kunstchronik, N. F., 14,
1902—03, Sp. 41.)
Erfurt.
Aufruf für eine Kunstgeschichtliche Aus-
stellung zu Erfurt im Sept. 1903. 8°.
6 Bl. Magdeburg, E. Baenschjun., (1903).
Becker, F. Die Kunstgeschichtliche Aus-
stellung in Erfurt. (Kunstchronik, N. F.,
14, 1902—03, Sp. 529.)
Friedländer. Erfurt. Kunstgeschichtliche
Ausstellung, September 1903. (Reper-
torium für Kunstwissenschaft, XXVI,
^ 1903, S. 533.)
Katalog der Kunstgeschichtlichen Ausstel-
lung zu Erfurt. Sept. 1903. (Vorrede:
Dr. 0[skar] Doering, Provinzialkonservator
von Sachsen.) 8°. 88 S., 54 Taf.
Magdeburg, E. Baensch jun., (1903).
Kohte, Julius. Der vierte Tag für Denk-
malpflege in Erfurt am 25. u. 26. Sep-
tember 1903. (Die Denkmalpflege, V,
1903, S. 105.)
Freiburg i. Br.
Albert, Dr. Peter P. Die Geschichts- und
Altertumsvereine Badens. Vortrag bei d.
49. Generalversammlung d. Deutschen
Gescliichts- u. Altertumsvereine 1901 zu
Freilnirg i. Br. von Dr. P. P. A., Archivar,
Freil)urg i. Br. 8°. 32 S. Heidelberg,
C. Winter, 1903.
Genf.
Crosnier, Jules. Introduction ä l’expo-
sition retrospective de miniatures et
d’objets de parure. (Nos anciens et
leurs ceuvre, Recueil genevois d’art,
1903, 2e livr.)
Haag.
H. H. Une Exposition de portraits anciens
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Martin, W. Tentoonstelling van Oude
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Steenhoff, W. De tentoonstelling van
oude portretten in den Haag. (Onze
Kunst, II, 2, 1903, S. 97.)
Halle a. S.
B, Die Ausstellung von Kunstwerken aus
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N. F., 14, 1902 — 03, Sp. 98.)
Heidelberg.
Plastik, Florentinische, des 15. Jahrh. im
Kunstverein (zu Heidelberg). Führer f.
die Betrachtg. der Ausstellg. 21 S. gr. 8°.
Heidelberg, (vorm. Weiss’sche Univ.-
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Innsbruck.
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Wörndle, XVIII, 9.)
Bericht, Offizieller, über die V^erhandlungen
des VTI. internationalen kunsthistorischen
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1902. 110 S. Lex. 8°. Berlin, (Leipzig,
E. A. Seemann), 1903. M. 2. — .
Congreß, Der internationale VII. kunst-
historische, in Innsbruck. (Der Kunst-
freund, red. V. H. v. Wörndle, XVIII,
IO.)
Ranftl. Der kunsthistorische Kongreß in
Innsbruck. (Historisch-politische Blätter,
131, 4-)
Z[immermann], M. G. Der VII. inter-
nationale kunsthistorische Kongreß in
Innsbruck. (Kunstchronik, N. F., 14,
1902—03, Sp. 7 u. 47.)
Leipzig.
Leisching, J. Ausstellung von Farben-
drucken im Deutschen Buchgewerbehaus.
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Bode, Wilhelm. Die diesjährige Winter-
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the Victoria and Albert-Museum, South
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Douglas , Langton. The Exhibition of
Old Masters at the Burlington Fine Arts
Club. (The Connoisseur, V, 1903, S.
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Esposizioni londinesi. (L’Arte, VI, 1903,
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Exhibition of Works by the Old Masters
and Deceased Masters of the British
School, including a Collection of paint-
ings by Albert Cuyp and of Works by
some English Landscape-Painters. Roj'al
Ausstellungen. Versammlungen.
CXVII
Academy of Arts. Winter Exhibition 1903.
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6 d.
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H. C. Les »maitres anciens« ä la Royal
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S. 35-) . . ,
Loan Exhibition, The, at Burlington House.
(The Builder, 1903, January to June, S.
31O
Old Masters, The, at Burlington House.
(The Athenaeum, 1903, January to June,
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Radford, Emest. Loan Exhibition of Bri-
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Castillo y Soriano, Jose del. Reseha hi-
störica de la Asociacion de Escritores y
Artistas espaholes, por el Secretario de
la misma J. del C. y S. Madrid. Impr.
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En I2.°, 98 p. [No se ha puesto a la
venta.]
Mainz.
Gutenberg-Gesellschaft. Erster Jahresbe-
richt erstattet in der General -Versamm-
lung zu Mainz am 24. Juni 1902. 8°.
33 S. Mainz, Mainzer Verlagsanstalt u.
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les auspices et avec les souscriptions des
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le concours de MM. Emeric de Szalay
et Arpad de Györy, par jM. E. de R.,
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Mäcon, imp. Protat freres. Paris, libr.
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Versteigerungen.
Piacenza.
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Reichenberg.
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Braun, Edmund Wilhelm. Die keramische
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Pazaurek, G. E. Die Reichenberger kerami-
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Nordböhm. Gewerbe-Museums, XX, 4.)
Riga.
Scherwinsky, Gewerbeschul-Dir. M. Die
Rigaer Jubiläums -Ausstellung 1901 in
Bild und Wort. Ein Erinnerungsbuch.
267 S. m. Abbildgn. gr. 4°. Riga,
Jonck & Poliewsky, 1902. Geb. M. 30. — .
Rom.
Atti del II. congresso intemazionale di ar-
cheologia cristiana, tenuto in Roma nel
l’aprile 1900: dissertazioni letto o presen-
tate e resoconto di tutte le sedute. 4°
fig. VII, 445 p. Roma, libr. Spithöver
(tip. della l’ace di F. Cuggiani), 1902.
(Merangeli, Giovanni.) Conventus alter de
archaeologia christiana Romae habendus.
Commentarius authenticus. [In 6 Numm.]
8°. 306 p. Roma, G. Bertero, (1900).
Tongern.
Arendt. Ch. Rapport succinct sur le
Congris historique et archeologique tenu
a Tongres., (Publications de la Section
historique de l’Institut Grand-Ducal de
Luxembourg, vol. LI, 1903, S. 475.)
Troppau.
Braun, E. W. Die Altwiener Porzellan-
ausstellung im Kaiser Franz Joseph-Mu-
seum in Troppau. (Zentral-Bl. f. Glas-
industrie u. Keramik, 607.)
— Kaiser Franz Josef-Museum in Troppau.
Katalog der Ausstellung von Alt- Wiener
Porzellan, 1718 — 1864. 16. Sept. bis
2.N0V. 1903. 8°. LXII, 87 S. Im Selbst-
verläge des Kuratoriums des Kaiser Franz
Josef-Museums in Troppau.
Folnesics, Josef. Ausstellung von Alt-
Wiener Porzellan in Troppau. (Kunst
und Kunsthandwerk, VI, 1903, S. 445.)
Wien.
Ausstellung Alt-Wiener Porzellan. (Kunst-
gewerbeblatt, N. F., XIV, 1903, S. 223.)
Fächer und Uhren. Eine Ausstellung im
Ungar. Ministerium zu Wien. (Deutsche
Goldschmiedezeitung, VI, ii.)
Hevesi, Ludwig. Die Ausstellung von
Bucheinbänden und Vorsatzpapieren im
Österreichischen Museum. (Kunst und
Kunsthandwerk, VI, 1903, S. 121.)
Hevesi, Ludwig. - Eine Allsstellung alter
Fächer u. Uhren in Wien. (Kunst und
Kunsthandwerk, VI, 1903, S. 196.)
Leisching, Julius. Die Ausstellung von
Bucheinbänden und Vorsatzpapieren im
K. K. Österreichischen Museum. (Zeit-
schrift f. Bücherfreunde, VII, 1903 — 04,
s. 76.)
Neuwirth, J. Die Miniaturenausstellung
der Wiener Hofbibliothek u. ihrer böhmi-
schen Handschriftengruppe. (Deutsche
Arbeit. Zeitschrift f. das geistige Leben
der Deutschen in Böhmen, 2. Jahrgang,
Heft 2.)
Versteigerungen.
Antiquitäten-Rundschau. Wochenschrift f.
Museen, Sammler u. Antiquare. Schrift-
leitung: Dr. Gustav Adolf Müller. Hefti.
4^. Berlin-Charlottenburg, Verl. Continent,
1903.
Hofstede de Groot, Corn. Veilingen.
(Bulletin uitgegeven door den Neder-
landsch.OudheidkundigenBond, VI, 1903,
S. 96.)
Kunstmarkt, Der. Wochenschrift f. Kenner
und Sammler. Hrsg, von E. A. Seemann,
Leipzig. Beiblatt d. Zeitschrift f. bildende
Kunst. Jg. I. No. I. 40. (Leipzig, E. A.
Seemann, 1903.)
Tolosani, Demetrio. Pro antiquaria [a
proposito di articoli scritti contro i com-
mercianti di oggetti antichi]. Firenze,
tip. S. Landi, 1903, 8°, 23 p.
Amsterdam.
Catalogue d’antiquites et d’objets d’art pro-
venant de la succession de Me DouaBe
H. A. Insinger van Loon. Vente 28 — 30
Avril 1903 ä Amsterdam, Frederik Müller.
8°. 1029 Nrn.
Catalogue. Estampes, eaux-fortes, dessins,
formant une partie des _ collections de
M. H. M. Montauban van Swijndregt et
du Cercle -des peintres Pictura ä Gronin-
gue. Vente ä Amsterdam les 25eet2öe
Novembre 1903 chez MM. R. W. P. de
Vries, experts. 8°. 1434 Nrn.
Catalogue des Bibliothfeques des Chäteaux
de Heeswijk et de Haaren, etc. Vente
26 — 29 Janvier 1903, Amsterdam. Fre-
derik Müller & Cie. 8°. 1837 Nrn.
Catalogue des tableaux anciens formant les
Collections Rene della Faille de Waer-
loos ä Anvers, . . . Vente 7 Juillet 1903
V ersteigerungen.
CXIX
ä Amsterdam, Frederik Müller & Cie. 8°.
195 Nm.
Sasse van Ysselt, A. van. Veiling Hees-
wijk. (Bulletin uitgegeven door den
Nederlandsch. Oudheidkundigen Bond,
IV, 1902, S. 37.)
Tapisseries, tableaux anciens, porcelaines,
fa'iences, meubles, argenterie, bijoux.
Collections: Me Douaire H. A. Insinger-
Van Loon, . . . Vente 17 — 20 Novembre
1903 ä Amsterdam. Frederik Müller &
Cie. 8°. 1331 Nrn.
Topographie de l’Europe. Catalogue a prix
marques de cartes anciennes et de vues
de villes, XVme — XIXme siede. Amster-
dam, Frederik Müller & Cie, Doelenstraat
IO, 1903. 8°. 3718 Nrn.
Antwerpen.
Whitby, J. The Huybrechts Collection
recently sold at Antwerp. (The Con-
noisseur, IV, 1902, S. 15.)
Berlin.
Alt-Meißener Porzellan. Versteigerung den
27. Oktober 1903. Rudolf Lepke’s Kunst-
Auctions-Haus Berlin. 4°. 487 Nrn.
Antiquitäten-Sammlung H. Jungk, Bremen.
Abt. I. Kunstgewerbliche Arbeiten . . .
Versteigerung den 17. u. 18. März 1903.
Rudolph Lepke’s Kunst - Auctions - Haus
Berlin. 4°. 250 Nrn.
Antiquitäten und Gemälde aus der Samm-
lung Wilhelm Itzinger - Berlin. Ver-
steigerung den 21. April 1903, Rudolph
Lepke’s Kunst -Auctions -Haus: Katalog
Nr. 1339. 4°. 204 Nrn.
Kupferstich-Auktion LXVIII von Amsler &
Ruthardt. Katalog seltener Kupferstiche,
Radierungen, Holzschnitte, Clairobscurs
alter und ältester Meister, zum Teil
Dubletten der Königlichen Museen . . .
Versteigerung zu Berlin den 4. Mai (1903).
80. 2295 Nrn.
Oelgemälde alter Meister des XVI.-XVIII.
Jahrhunderts. Portraits. Gothische Holz-
sculpturen. Versteigerung den 24. Februar
1903. Rudolph Lepke’s Kunst- Auctions-
Haus Berlin. 4°. 224 Nrn.
Sammlung H. Jungk, Bremen, Abtheilung II.
Ornamentstich - Sammlung, Kupfer- u.
Holzschnittwerke, Incunabeldrucke, Per-
gament-Manuskripte. Versteigerung den
19. März 1903. R. Lepke’s Kunst-Auctions-
Haus Berlin : Katalog Nr. 1333. 4°. 684 Nrn.
Brüssel.
Catalogue des tableaux de maitres anciens
et modernes des ecoles flamande, fran-
gaise, hollandaise, etc., composant la
Collection de M. J.-L. Menke, dont la
vente aura Heu 23 — 24 Novembre 1903
a Bruxelles en la Galerie J. & A. Le Roy,
freres, Rue du Grand Cerf, 4°. 130 Nrn.
Florenz.
Catalogue de la collection Lamponi de Flo-
rence: peintures et dessins de diverses
ecoles et epoques, objets d’art et de cu-
riosite dont la vente aux encheres äura
Heu k Florence, 15 via borgo Pinti le
IO novembre 1902 et jours suivants.
Firenze, tip. A. Meozzi, 1902, 4°, 87 p.
F rankfurt a. M.
Catalog. Sammlung des Herrn Commerzien-
rath C. F. Pogge in Greifswald. Abt. i — 2.
Münzen und Medaillen. Auction den
23. u. 30. November 1903 unter Leitung
von L. & L. Hamburger in Frankfurt a.M.
8°. Frankfurt a.M., Druck von A. Oster-
rieth, 1903. 1823 u. 4571 Nrn.
Haag.
Catalogue d’estampes anciennes et de por-
traits. Provenant des successions de
Messieurs P. du Rieu, A. A. Des Tombe
et Jhr. G. Alberda van Menkema et
Dijksterhuis. Dont la vente aura Heu
du 19 au 24 Novembre 1903 k la Librairie
W. P. van Stockum & fils, Buitenhof 36,
La Haye. 8°. 1823 Nrn.
Köln.
Auktion der Sammlung Großmann. (Kunst-
chronik, N. F., 14, 1902—03, Sp. loi.)
Katalog der Kunst -Sammlung des Herrn
Geh. Reg.-Rathes a. D. Willi. Möller zu
Lüneburg. Arbeiten in Thon ... Ver-
steigerung zu Köln den 18.-23. Mai 1903,
bei J. M. Heberle (H. Lempertz’ Söhne).
40. Köln, M. Du Mont Schauberg, 1903.
1511 Nrn.
Katalog der Kunst-Sammlung Dr. W. Voos,
Schloss Schleveringhoven. Arbeiten in
Thon . . . Versteigerung zu Köln den
25. — 27. Mai 1903 bei J. M. Heberle (H.
Lempertz’ Söhne). 4°. Köln, M. Du Mont
Schauberg, 1903. 1017 Nrn.
Katalog der Kunst-Sammlung Karl Thewalt
in Köln, Bürgermeister a. D. Kunst-
töpferei, Krüge, Glas, Elfenbein . . .
Versteigerung zu Köln den 4. — 14. No-
vember 1903 unter Leitung von Peter
Hanstein. Fol. Köln, 1903. 2329 Nrn.
Katalog der nachgelassenen Kunst- Samm-
lung des Herrn Geh. Regierungsrath a.D.
Wilh. Möller zu Lüneburg. Arbeiten in
Thon . . . Versteigerung zu Köln den
18. — 23. Mai 1903 bei J. M. Heberle (H.
Lempertz’ Söhne). 4°. Köln, M. Du Mont
Schauberg, 1903. 1511 Nrn.
Katalog der Stoff-Sammlung Dr. Wilh. Voos,
Schloss Scheveringhoven, Rheinland. Ver-
steigerung zu Köln den 26. u. 27. März
1903 bei J. M. Heberle (H. Lempertz’
Söhne). 8°. Köln, Druck von M. Du Mont
Schauberg, 1903. 963 Nrn.
Katalog werthvoller Handzeichnungen älterer
cxx
Versteigerungen,
und neuerer Meister aller Schulen, dabei
viele aus der Freiherrl. von Elking’schen
Sammlung. Versteigerung zu Köln den
28. — 30. October 1903 bei J. M. Heberle
(H. Lempertz’ Söhne). 8°. Köln, Druck
von M. Du Mont Schaubrfg. 605 Nrn.
Leipzig.
Auction, Leipziger, von C. G. Boerner,
LXXVI. Das radierte Werk des Daniel
Chodov^^iecki aus dem einander folgenden
Besitz des Künstlers selbst, Henriette
Chodowiecka, Familie Lecoq, Familie
Bunsen in Amerika. Versteigerung den
25. November 1903. 8°. 607 Nrn.
London.
Catalogue of a selected portion of the
librar}’^ of valuable and choice Illuminated
and other Manuscripts and rare j^rinted
books, the property of the late Rev.
Walter Sneyd, M. A. Which will be sold
by auction . . . 1903. 8°. 121p. London,
Sotheby, Wilkinson & Hodge, 1903.
Catalogue of the Highly Important Collec-
tion of French Pictures of the eighteenth
Century and pictures and drawings of
the English School of Reginald Vaile,
Esq., which will be Sold by Auction by
Messrs. Christie, Manson & Woods . . ,
May 23, 1903. 8°. 59 Nrn. Illustriert
I gs.
Picture Sales of the Season. (The Art Jour-
nal, 1903, S. 280.)
Roberts, W. Art Sales of 1902. Part i.
Pictures; 2. Objects of Art. (The Ma-
gazine of Art, 1902, November, S. 45 ;
1903, March, S. 243.)
Slater, J. H. ■ Art Sales of the year 1902.
8vo. Hutchinson. 30'.
Mailand.
Vente des collections de feu M‘‘ le Chev.
Damiano Muoni. Autographes, manu-
scrits, gravures, livres, monnaies, riie-
dailles, objets aiitiques, etc. partie.
Vente Jules Sambon. 8°. Milan, 1903.
1030 Nrn.
München.
Katalog von Oelgemälden alter Meister aus
hochadeligem Florentiner Besitz. Auktion
in München in der Galerie Helbing den
7. Dezember 1903. 4°. München, Ver-
einigte Druckereien, 1903. 226 Nrn.
New York.
Kirby, Thomas E. lllustrated Catalogue
of the art and literary property, collected
by Henry G. Marquand. The entire
Collection to be sold at unrestricted public
sale beginning Januaiy twenty - third,
1903, by Order of the executors, under
the management of The American Art
Association. 4°. 2154 Nrn.
Paris.
Bouyer, Raymond. Galeries et collections.
La Collection Pacully, (La Revue de
l’art ancien et moderne, XIII, 1903,
S. 291.)
Catalogue de Cent reliures d’art executees
sur des editions de grand luxe (Reliures
anciennes ; Livres armories ; Beaux livres
modernes; Suites de figures; Livres avec
aquarelles; Reliures diverses), composant
la Collection du vicomte de La Croix-
Laval, dont la vente a eu lieu les 15
et 16 decembre 1902. In-4, VI, 90 p.
Arras, imp. Schouteer freres. Paris, lib.
Durei. 1902.
Catalogue de dessins anciens, aquarelles et
gouaches, principalement de l’Ecole
frangaise du XVIID siede . , . succession
de M. Leon Roux . . . dont la vente aura
lieu k Paris Hotel Drouot 20 — 22. Avril
1903. 8°. 263 Nrn.
Catalogue de la Bibliotheque de feu Mr E.
Massicot. 26 partie: livres d’heures manu-
scrits et imprimes, incunables, livres a
figures du XVIID siede, livres armories.
Paris, A. Durei, 1903. 8°. 896 Nrn.
Catalogue des objets d’art et d’ameuble-
ment des XVID et XVIID siecles, table-
aux anciens, dependant des Collections
de Ma>e G. Lelong, et dont la vente aura
lieu a Paris Galerie Georges Petit i Mai
1903. T. I, 2, 3. 4°. 1014 Nrn.
Catalogue des Objets d’art et d’ Ameuble-
ment, tapisseries, tableaux, panneaux de-
coratifs, dependant des Collections de
M“e G. Lelong, XVID et XVIID siecles.
Vente . . . Galerie Georges Petit, ii.—
15. Mai 1903. 4°. 1440 Nrn.
Catalogue des Objets d’art et de Haute
Curiosite du Moyen Age et de la Re-
naissance . . . Collection de M. Hochon . . .
Vente Galerie Georges Petit . . . ii — 12.
Juin 1903. 4°. 235 Nrn.
Catalogue des objets d’art et de Haute
Curiosite, tapisseries, tableaux, dependant
des Collections de M^e C. Lelong. Anti-
quite, Moyen- Age, Renaissance. Vente . . .
8 — IO Decembre 1902, Paris, Galerie
Georges Petit. 4°. 320 Nrn.
Catalogue des objets d’art. Tableaux an-
ciens, XVII — XVIII siecles. Collections
de M™e G. Lelong. Vente Galerie Georges
Petit k Paris 27 Mardi — i Mai 1903.
T. I — 3. 8°. 1440 Nrn.
Collection Emile Pacully. Tableaux anciens
et modernes. Vente . . . Galerie Georges
Petit ... 4 Mai 1903. 4°.
Josz, Virgile. Les grandes ventes: La
Collection Emile Pacully. (Les Arts,
1903, Avril, S. 35.)
Miles, Roger. The dispersal of the Pacully
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Uzanne, Octave. The Hotel Drouot and
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Connoisseur, III, 1902, S. 235.)
Stuttgart.
Kunst-Auktion, H. G. Gutekunst’s, in Stutt-
gart, No. 57. Katalog einer Sammlung
von Handzeichnungen aller Schulen des
XV. — XIX. Jahrhunderts und Miniaturen.
Versteigerung in Stuttgart den 25. u. 26.
Mai 1903. 4°. 569 Nrn.
Kunst-Auktion, H. G. Gutekunst’s, in Stutt-
gart No. 58. Katalog der Doubletten
der Kunsthalle in Bremen, des Fürstl.
Waldburg - Wolfegg’schen Kupferstich-
Kabinets. 3. Teil. Versteigerung in Stutt-
gart den 27. Mai 1903 durch H. G. Gute-
kunst. 4°. 930 Nrn.
Wien.
Auctions-Catalog der Sammlung Wilhelm
Kraft. Münzen und Medaillen fast aller
Länder. 8°. 108 S. mit 3Taf. Abb. Wien,
Brüder Egger, 1903.
Egger, Brüder, Wien, I. Opernring 7. Auc-
tions-Katalog der Sammlung des Herrn
Franz Trau in Wien. Münzen und
Medaillen. V’^ersteigerung den 11. Januar
1904. 8°. Wien, 1904. 2357 Nrn.
Nekrologe.
Barack, Karl August.
— (Krauss, Rudolf: Biographisches Jahr-
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Hans Mackowsky, Aug. Pauly, Wilh.
Weigand. IX, 508 S. m. 2 Bildnissen,
gr. 8°. München, Verlagsanstalt F. Bruck-
mann, 1902. M. 14. — ; geb. M. 16.—.)
— (Bayersdorfer, A. Zur Kenntnis des
Schachproblems. Kritiken und ausge-
wählte Aufgaben. Erläutert u. aus seinem
Nachlaß hrsg. v. J. Kohtz u. J. Kockel-
kom. Mit dem Bildnis des Verf. u. e.
Anh. : Aus Bayersdorfer’s Spielpraxis.
VI, 272 S. m. Diagr. gr. 8°. Potsdam,
A. Stein, 1902. M. 6. — ; geb. M. 7. — ■.)
Bayersdorfer, Adolph.
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Riegel, Hermann.
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V. A. Bettelheim, V, 1903, S. 326.)
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Wintterlln, Georg August von.
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A. Bettelheim, V, 1903, S. 163.)
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14. März.)
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Zeitschrift für christl. Kunst, XV, 1902,
Sp. 381. — E. Hintze: Westdeutsche
Zeitschrift für Geschichte u. Kunst, 21.
Jahrg., 4. Heft. — W. Gensei : Die Nation,
hrsg. V. Th. Barth, 20. Jahrg., Nr. 33.)
Allemagne, Henry Rene d’. Histoire des
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guillier: Gazette des beaux-arts, 3 p^r.,
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Amersdorffer, Alexander. Kritische .Studien
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Berlin, 1901. (Hans Mackowsky : Deutsche
Litteraturzeitung., 1903, Sp. 2106. — Os-
kar Fischei: Zeitschrift f. bild. Kunst, N.
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F. von Duhn: Berliner Philol. Wochen-
schrift, 1903, Sp. 657.) '
Argnani, Federico. Ceramiche e maioliche
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Arkel, G. van, en A. W. Weissmann.
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Arnavon, L. Une collection de faiences
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Kunstbibliographie.
Ein Nachwort.
Kunstbibliographie — das heißt: periodisches Verzeichnis der neu
erscheinenden Literatur über bildende Kunst. Vielleicht giebt mir der Um-
stand, daß ich seit nunmehr sechzehn Jahren die diesem »Repertorium«
beigegebene »Bibliographie« bearbeitete, die Berechtigung, einige Worte zu
diesem aktuell gewordenen Disputationsthema zu reden. Voran schicken
möchte ich einige Bemerkungen über die Geschichte dieser Repertoriums-
bibliographie. Sie umfaßte in den ersten Bänden das gesamte Gebiet
der bildenden Künste, war jedoch, durch ein strenges Gebot des damaligen
Verlags, angewiesen, einen bestimmten Raumumfang nicht zu überschreiten.
Sie konnte daher nur eine Auswahl der Literatur bieten. Anfänglich
erschien sie sechsmal, dann dreimal im Jahre. Das »Verzeichnis von
Besprechungen« wmr von ihr ganz getrennt. Der Stoff war gegliedert in
die Unterabteilungen: I. Theorie und Technik der Kunst. Kunstunterricht.
II. Kunstgeschichte. Archäologie. ZeitscTiriften. II a. Nekrologe [nament-
lich der Künstler des 19. Jahrhunderts]. III. Architektur. IV. Skulptur.
V. Malerei. Glasmalerei. Mosaik. VI. Münzen-, Medaillen-, Gemmen-
kunde, Heraldik. VII. Schrift, Druck und graphische Künste. VIII. Kunst-
industrie. Kostüme. IX. Kunsttopographie, Museen, Ausstellungen. —
Die Rubriken I, II und III bis VIII enthielten den Stoff alphabetisch
nach den Verfassernamen geordnet, die Rubrik II a nach den Namen der
Verstorbenen, IX nach den Orten. Seit 1893 habe ich dann, in Über-
einstimmung mit der neuen Redaktion und d^m Verlag, diese von
meinem Vorgänger Ghmelarz übernommene Einrichtung umgeändert.
Ich beschränkte den Stoff auf die europäische Kunst der christlichen
Epochen, mit Ausschluß des 19. Jahrhunderts, der Prähistorie, Völker-
kunde, Münzkunde und Heraldik. So deckte sich das Stoffgebiet dieser
Bibliographie durchaus mit dem Stoffgebiete des »Repertoriums für
Kunstwissenschaft«. Dieser Beschränkung entsprach ein intensiverer
innerer Ausbau. Die Rubriken lauteten seither: Theorie und Technik,
Ästhetik. — Kunstgeschichte. — Architektur. ~ Skulptur. — Malerei. —
CXLIII
Graphische Künste. — Kunstgewerbe. — Topographie. — Sammlungen.
— Ausstellungen, Versammlungen. — Nekrologe [der Kunsthistoriker]. —
Besprechungen. — Ich habe von der Verlagshandlung von Jahr zu Jahr
mehr Raum zugestanden erhalten. Ferner ist die Umwandlung in eine
Jahresbibliographie (immer von Oktober bis Oktober) durchgeführt worden,
hauptsächlich um die spätere Benutzung zu erleichtern.
Es ziemt mir nun nicht, über den eventuellen Wert meiner Arbeit
ein Urteil abzugeben. Ich will nur anmerken, daß sie, aus recht unvoll-
kommenen Anfängen herausgeboren, oft unter sehr ungünstigen Umständen,
immer ohne jegliche fremde Beihülfe zustande gebracht, jetzt ihrem Be-
arbeiter, der sie nur als schwer zu bewältigende Nebensache betreiben
kann, durch ihren stetig anschwellenden Umfang über den Kopf gewachsen
ist. Und ebenfalls möchte ich anmerken, daß meine regelmäßig bei-
gedruckte Bitte, mir die in entlegeneren Zeitschriften veröffentlichten
Aufsätze gefälligst mitzuteilen, mit seltensten Ausnahmen ebenso regel-
mäßig ignoriert worden ist.
Diese Bibliographie diente einem bestimmten praktischen Zweck: den
Kunsthistorikern, die das Repertorium benützen, eine Übersicht über die
Literatur eines Jahres zu bieten. Es ist angestrebt worden, möglichst
viel zu bringen, ohne daß man sich zur Vollständigkeit im absoluten
Sinne verpflichtet hätte. Auch auf kleine Notizen wurde das Augenmerk
gelenkt, da sie oft wichtiger sind als weitschichtige Aufsätze. Von einer
Zerhäckselung des Stoffes in kleinere und kleinste Unterabteilungen ist
abgesehen worden, weil angenommen wurde, daß die Benützer das Ganze
mehr oder minder eingehend durchsähen. Nur ein Teil der Bücher und
Zeitschriften, die man verzeichnet findet, hatte dem Bearbeiter vor Augen
gelegen: er mußte manches aus zweiter und dritter Hand übernehmen.
Daher man ihn auch wegen etwa bemerkter Irrtümer und Unrichtigkeiten
nicht ohne weiteres verantwortlich machen wolle. Diese Bibliographie
stellt sich also dar gleich einer jener vielen Spezialbibliographien, wie
sie den verschiedenartigsten, spezielle Zwecke verfolgenden Zeitschriften
beigegeben werden. Ich erinnere nur an die Bibliographie des »Jahrbuchs
des Kaiserl. l^eutschen Archäologischen Instituts«, die überhaupt gar
keinen Versuch macht, ihren Stoff sachlich zu ordnen, sondern die ledig-
lich, in zwei Rubriken, einmal die Bücher alphabetisch bringt und dann
alphabetisch die Zeitschriftentitel mit Angabe des Inhalts jeder Zeitschrift.
Es wird eben vorausgesetzt, daß jeder Archäologe von dem Ganzen
Notiz nimmt.
Fline Verpflichtung für die Redaktion oder gar für den Bearbeiter
der Repertoriumsbibliographie, eine allen möglichen Zwecken angepaßte
»Allgemeine Kunstbibliographie« zu liefern, lag demnach nicht vor.
CXLIV
Ganz irrig ist es, meines Erachtens, ferner, wenn bei Gelegenheit des
Hervortretens von Wünschen nach einer solchen Universal-Kunstbiblio-
graphie die Repertoriumsbibliographie als eine »Vorarbeit« bezeichnet
worden ist. Sie ist dies eben so wenig als jene eben erwähnte archäo-
logische Jahrbuchsbibliographie.
Eine allgemeine Kunstbibliographie ist aber das Verlangen der Zeit,
wie es den Anschein hat. Und Herr Arthur L. Jellinek hat es unter-
nommen, diesem Wunsche mit seiner »Internationalen Bibliographie der
Kunstwissenschaft« entgegenzukommen. Bis jetzt liegt ein Jahrgang vor:
eine fleißige und sorgliche Arbeit, die die Literatur der Kunst aller Zeiten
und aller Völker heranzieht. Fern sei es von mir, über diesen Bänd kleinliche
Ausstellungen zu machen. Gewiß haben wir hier einen tüchtigen Anfang vor
uns, aus dem etwas Bedeutendes hervorgehen könnte. Freilich in höherem
Sinne doch nur einen Anfang ! Denn so, wie die Sache bis jetzt liegt, bietet
diese Jellineksche Zusammenstellung den Forschern der einzelnen Spezial-
gebiete noch zu wenig, zum Beispiel den klassischen Archäologen, und kann
daher auch jene Jahrbuchbibliographie bislang in keiner Weise ersetzen.
Günstiger freilich gestalten sich die Dinge auf dem Gebiete der Kunst
der christlichen Epochen, da diese naturgemäß auch Jellinek in erster
Linie ins Auge fassen mußte. Mag nun die Jellineksche Arbeit bisher
die Spezial -Bibliographie des Repertoriums nicht überall erreicht haben,
so kann doch, was noch nicht erreicht ist, erreicht und auch übertrolfen
werden. Ich glaube gern an diese Möglichkeit in dem Augenblick, wo
ich, den Kampf mit Arbeitshäufung und Zeitmangel aufgebend, von den
Benutzern des Repertoriums als Bearbeiter der Bibliographie Abschied
nehme. Ich wünsche, daß sich das neue Unternehmen heranentwickle zu
der staunenswerten Vollkommenheit, wie sie zum Beispiel die »Orienta-
lische Bibliographie« aufweist, die, von ihrem Leiter Prof. Scherman in
München glänzend organisiert, von einem Musterstab ausdauernder Mit-
arbeiter unterstützt, von Ministerien, Akademien, gelehrten Körperschaften
und opferwilligen Einzelnen in jeder Weise, besonders auch finanziell ge-
fördert, das trefflichste bibliographische Handwerkszeug bietet, dessen sich
ein großes Geistesgebiet zu erfreuen hat.
Berlin, im Dezember 1903.
Dr. Ferdinand Laban,
Bibliothekar der K. Museen.
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