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Full text of "Handzeichnungen alter Meister im Königlichen Kupferstichkabinett zu Dresden"

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Achte Mappe 











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HANDZEICHNUNGEN 
ALTER MEISTER 


KÖNIGLICHEN KUPFERSTICHKABINET 

ZU DRESDEN 


HERAUSGEGEBEN UND BESPROCHEN 


DR- KARL WOERMANN 

DIREKTOR DER KÖNIGLICHEN GEMÄLDE-GALERIE ZU DRESDEN 


ACHTE MAPPE 


MÜNCHEN 

FRANZ HANFSTAENGL 


1S9L 












HOLLÄNDER DES XVII. 


JAHRHUNDERTS 


(REMBRANDT-MAPPE) 

REMBRANDT HARMENSZ VAN RUN 


Geboren den \j. Juli 1606 zu Leiden; begraben den 8. Oktober 1669 zu Amsterdam. Er war zunächst Schüler des Jacob 
van Swanenburgh in Leiden, sodann des Pieter Eastman in Amsterdam. Bis 1651 blieb er, abgesehen von seinem Schulaufenthalt 
in Amsterdam, in seiner Vaterstadt ansässig, wo er durch seine Jugendwerke und frühe Lehre der Begründer der Leidener Schule 
des 17. Jahrhunderts wurde- Seit 1651 wohnte er in Amsterdam, wo er bald als das Haupt einer Schule angesehen wurde, in der 
sich alles eigenartigste Kunstempfinden der holländischen Volksseele sammelte. Wird Rembrandt nach selbständigen Anfängen auch 
eine zeitlang deutlich von der Richtung jener holländischen Meister beeinflusst, die, wie sein Lehrer Eastman, sich in Rom an 
den Deutschen Elsheimer, ja, zum Teil an den Italiener Caravaggio angeschlossen hatten, so verarbeitet er alles, was von aussen 
an ihn herangetreten, doch bald so selbständig mit seiner innersten Empfindung zu einer neuen, in verschiedenen Wandlungen sich 
selbst getreuen Kunstweise, dass er zum Bahnbrecher einer eigenen malerischen Richtung wird, die in ihrer Verbindung von unmittel¬ 
barer Naturanschauung und leidenschaftlicher Glut der Einbildungskraft als das Höchste erscheint, was die Kunst des niederdeutschen 
Volksstammes hervorgebracht hat. 

ZU REMBRANDT’S HANDZEICHNUNGEN 

Da das Dresdner kupferstich-Kabinet so reich an Zeichnungen Rembrandt's ist, dass ihnen eine ganze Mappe gewidmet 
werden musste, so mögen hier im voraus einige allgemeine Bemerkungen über sie Flau finden¬ 
in Rembrandt's Zeichnungen spiegelt sich die ganze Art seines Kunstschaffens wieder. Leuchtet in allen seinen Werken die 
Unmittelbarkeit seiner Naturanschauung hervor, so tritt sie uns doch nirgends packender entgegen, als in den zahlreichen Zeichnungen, 
in denen er, oft mit wenigen flüchtigen Strichen, die Eindrücke aus dem Menschensein, dem Tierleben und der Landschaft fest¬ 
gehalten, die ihm entgegentraten. Gehört die kecke, frische und phantasievolle Eigenart, mit der er die Erzählungen des alten und 
des neuen Testaments in malerische Gebilde übersetzte, zu den Vorzügen aller seiner Darstellungen, so spiegelt sich diese Seite 
seiner Künstlerphantasie doch nirgends anschaulicher wieder als in den zahlreichen biblischen Entwürfen, die sich unter seinen Hand¬ 
zeichnungen erhalten haben. Spricht sich in seinen Radierungen so gut wie in seinen Gemälden eine besondere Begabung für die 
von Anfang an mit Licht- und Farbenwirkungen rechnende malerische Auffassung aller Stoffe aus, so pflegt diese Richtung schon 
in den wenigen flüchtigen Federstrichen vorgebildet zu sein, die ihm oft genügten, seinen künstlerischen Absichten den ersten 
Ausdruck zu geben. 

Wollte er einen Gedanken in schwarz und weiss zur vollen künstlerischen Erscheinung bringen, so radierte er ihn. 
Selten nur hat er eine Zeichnung so weit ausgeführt, dass man sie als fertiges Kunstwerk, das sich Selbstzweck ist, anerkennen 
kann; öfter noch in seifier früheren Zeit, in der Silberstiftzeichnungen auf Pergament und rote und schwarze Kreidezeichnungen 
neben sorgfältiger durchempfundenen Federzeichnungen auftraten, als in seiner späteren Zeit, in der er sich nur äusserst selten 
eines anderen Materials als der Feder und der braunen Tusche bediente, um seine Natureindrücke oder seine künstlerischen Gedanken 
aufs Papier zu werfen. Je weniger Striche ihm genügten, manche seiner geistvollsten Federzeichnungen hinzuwerfen, um so mehr 
mussten diese seine Schüler zur Nachahmung reizen. In der That ist es bei keinen Zeichnungen schwerer als bei den «Rembrandt- 
Zeichnungen *, in allen Fällen das Schulgut von der eigenhändigen Arbeit zu sondern. Bezeichnet hat der Meister seine Zeichnungen, 
eben weil sie ihm nur vorübergehende Dienste zu leisten bestimmt waren, nur selten. Der Vergleich mit Gemälden und Radierungen 
genügt wegen der Leichtigkeit, sie nachzuzeichnen, an sich auch noch nicht. Das Gefühl für die Frische und Ursprünglichkeit der 
Hand innerhalb des Gesamtcharakters des Meisters und die Möglichkeit, in der besondern Ausdrucksweise einer Zeichnung die Aus¬ 
drucksweise einer bestimmten Phase seiner Entwicklung wiederzuerkennen, sind die Hauptmittel zur Bestimmung der Echtheit seiner 
Blätter, ln besonders überzeugender und lehrreicher Weise hat W. von Seidlitz sich in seinem Aufsatz über die bis jetzt erschienenen 
4 Bände des grossen Lippmann'sche'n Lichtdruckwerkes, das bestimmt ist, ein Codex sämtlicher Rembrandt-Zeichnungen in guten 


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Nachbildungen zu werden, hierüber ausgesprochen. Der Aufsatz steht im Repertorium für Kunstwissenschaft 1894 (XVll) S. 116—127. 
Es ist wichtig, sich zu erinnern, dass Seidiitz von den mehr als 200 Zeichnungen, die das Lippmann'sche Werk veröffentlicht, 
24 als fremden Ursprungs ausgeschieden sehen will, die Eigenhändigkeit fernerer 66 Blätter aber teils gelinder, teils stärker bezweifelt. 

Im Dresdner Kupferstich-Kabinet galten bis vor nicht allzulanger Zeit 137 Blätter als Zeichnungen Rembrandt's. An der 
kritischen Sichtung und Sonderung dieses reichen Materials haben sich im letztverflossenen Jahrzehnt die besten Kenner Rembrandt's 
und die besten Kenner blter Zeichnungen, wie Fr, Lippmann, W. Bode, W. von Seidiitz, Abr. Bredius, Hofstede de Groot und 
Em. Michel durch gelegentliche mündliche oder schriftliche Aussprache in dankenswerter Weise beteiligt. In dem Lippmann’schen 
Codex sind bis [etzt erst 8 der Dresdener Rembrandt-Zeichnungen veröffentlicht worden, von denen jedoch eine, «Das Urteil 
Salomonis» (Lippmann II No. 96) inzwischen als Kopie nach einem wahrscheinlich von Salomon Köninck herrührenden Blatt im 
British Museum erkannt worden ist, eine zweite, «Der Geograph* {Lippmann !1! No. 139) heute von einigen Kennern, wenn auch 
nur frageweise, dem Jan Vermeer von Delft zugeschrieben wird. Zusammenfassend hatte Cornelius Hofstede de Groot, der damals 
Assistent in Dresden war, 1890 ein wissenschaftliches und kritisches Verzeichnis der Rcmbrandt-Zeichnungen des Dresdner Kupferstich- 
Kabinets ausgearbeitet. Nach diesem handschriftlichen Verzeichnis waren 48 der Dresdner Rembrandt-Zeichnungen als eigenhändig 
anzuerkennen, ihrer 58 grösseren oder geringeren Zweifeln zu unterwerfen, meist jedoch mindestens als gute Schularbeiten anzuerkennen, 
ihrer 51 sogar bestimmten Schülern und Nachfolgern Rembrandt's zuzuschreiben. 

Hofstede de Groot’s Kennerschaft auf diesem Gebiete war schon damals allgemein anerkannt. Es erschien daher zweck¬ 
mässig, für dieses Handzeichnungen-Werk, in dessen Rahmen mehr als eine Rembrandt-Mappe sich füglich nicht einordnen liess, 
gerade jene 48 Zeichnungen auszuwählen, die wir mit Hofstede de Groot für unbedingt echt hielten. Als 4g. wurde eine hinzu¬ 
genommen, unsere No. 335, die Hofstede de Groot allerdings als «kaum echt* bezeichnet hatte, uns jedoch eher als eigenhändig, 
jedenfalls zum Vergleiche lehrreich erschien. Damit war die Mappe gefüllt; und eine spätere Abänderung der Auswahl erschien 
nicht thunlich, weil Hanfstaengl's Atelier inzwischen abgebrochen worden war, auch der Künstler, den er zur Aufnahme der Farben 
nach Dresden geschickt, seine Arbeit bereits abgeschlossen hatte. Von den früher Rembrandt zugeschriebenen Blättern, in denen 
inzwischen die Hand bestimmter Schüler erkannt worden, werden die wichtigsten in unserer nächsten, der neunten, Mappe erscheinen. 

Eine völlige Übereinstimmung der Kenner in Bezug auf die Echtheit oder Unechtheit aller nichtbeglaubigten Blätter, die 
unter dem Namen eines Meisters wie Rembrandt gehen, wird sich freilich niemals erzielen lassen. Es ist daher erklärlich, dass 
einige wenige der i8go von Hofstede de Groot und uns für echt erklärten Blätter von anderen Kennern bezweifelt wurden, und 
dass unter den übrigen 89 Rembrandt-Zeichnungen des Dresdner Kabinets sich noch einige befanden, die von anderen für echt 
gehalten wurden. Zu den von Seidiitz damals für echt, von Hofstede de Groot für unecht gehaltenen Blättern, gehört die Feder¬ 
zeichnung (Alte Portefeuilles IV, 6) einiger Studienfiguren und das in Kreide ausgeführte Bildnis (V, 26) des Pastors Swalm. 

Äusserst lehrreich aber ist es, dass Hofstede de Groot selbst, nachdem er 1895 mit erweiterten Kenntnissen Dresden 
abermals zum Zwecke der Durchsicht der Rembrandt-Zeichnungen besuchte, zwar von den 48 Blättern, die er 1890 für unbedingt echt 
erklärt hatte, nur eins, unsere No, 2S9, für nicht völlig gesichert erklärte, dafür aber von den 89 Blattern, die ihm 1890 als unecht, 
wenn auch zumeist als treffliche Schülerarbeiten, erschienen, nunmehr fernere 27 für sicher, fernere 5 für wahrscheinlich eigen¬ 
händig erklären konnte. 

Immerhin wird es unserem Handzeichnungenwerke nicht zum Nachteil gereichen, dass 47 der 49 Rembrandt-Zeichnungen, 
die es veröffentlicht, von einem der ersten Spezialforscher auf diesem Gebiete in Übereinstimmung mit dem Verfasser sowohl 1890 
als 1895 für unbedingt eigenhändig erklärt worden sind. Zwei der Blätter, die er tSgo mit uns Nachfolgern Rembrandt's zuschrieb, 

• Der Geograph • und « Die Milchmagd *, jetzt aber wieder für eigenhändig hält, werden auf Tafel XIX der nächsten Mappe ver¬ 
öffentlicht werden. 

Endlich sei bemerkt, dass das Dresdner Kupferstich-Kabinet im Jahre 1S96, also nicht nur nach Abschluss dieses Werkes, 
sondern auch nach Abschluss des zweiten de Groot’schen Verzeichnisses, in der Lage war, aus Privathand eine Federstudie Rembrandt’s 
zum «Opfer Manoahs*, auf der Artaria’schen Versteigerung zu Wien aber 5 weitere Zeichnungen des Meisters zu erwerben. 

Das Dresdner Kupferstich-Kabinet besitzt demnach nahezu 90 Zeichnungen, die von namhaften Spezialforschern, wenn auch 
nicht alle von allen, für eigenhändige Arbeiten Rembrandt’s gehalten werden und noch etwa' 10 dazu, deren Unechtheit wenigstens 
nicht zweifellos ist. 

Mit Ausnahme jener 6 1896 erworbenen Blätter gehören die Rembrandt-Zeichnungen des Dresdner Kupferstich-Kabinets 
dessen älterem Bestände an. Ihr Grundstock ist. wenn auch nicht einzeln beschrieben, schon im Inventar von 1738 verzeichnet. 
In dem «Volume de papier bleu,-contenant 85 feuilles von Holländischen und Brabantischen Meistern*, der wahrscheinlich dem 
ältesten Bestände der Sammlung angehört hat, werden 4 Rembrandt-Zeichnungen namhaft gemacht- Von den Blättern, die um 1723 
vom Buchhändler Weidemann in Leipzig angekauft worden, werden 13 auf Rembrandt zurückgeführt- Zu den Zeichnungen, die 
1728 aus dem Nachlasse des Baumeisters Wagner in Leipzig erworben wurden, gehören 40 Blätter, die Rembrandt's Namen trugen. 
Nach 1738 waren alle diese Zeichnungen, deren Sonderherkunft sich, da ihre Gegenstände und Maasse nicht angegeben worden, 
leider nicht näher nachweisen lässt, schon zu einer eigenen Rembrandt-Mappe vereinigt worden, die einen Ehrenplatz im «XV. Bureau » 
des alten «Kupferstich-Saales» einnahm. Bei der Übergabe des Kupferstich-Kabinets von Heinecken an Hagedonn im Jahre 1764 
wird zunächst ein Band erwähnt, der unter 82 niederländischen Zeichnungen auch einige von Rembrandt enthielt, sodann aber der 
Hauptband aufgeführt, in dem nunmehr bereits 132 Zeichnungen Rembrandt’s verwahrt wurden. Es werden dies zusammen eben 
jene 137 Zeichnungen gewesen sein, die noch neuerdings im Dresdner Kupferstich-Kabinet mit Rembrandt’s Namen geschmückt 
erschienen. Zwischen 1764 und 1896 ist demnach keine einzige der von Rembrandt herrührenden oder ihm zugeschriebenen 
Zeichnungen mehr erworben worden. 


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Nachfolgend ist der Versuch gemacht worden, die Zeichnungen Rembrandt's, deren Nachbildungen hier veröffentlicht 
werden, nach ihrer Enistehungszeit zu ordnen. Um mehr als eine ungefähre und annähernde Zeitbestimmung kann es sich dabei 
jedoch selbstverständlich nicht handeln. 

Einige Abweichungen unserer Maassangaben von den z. B. in dem Werke von Em. Michel (Rembrandt, Paris 1893) ver¬ 
öffentlichten. die wieder auf die Messungen Hofstede de Croot's zurückzugehen scheinen, rühren daher, dass die umrahmten Blatter 
von letzterem innerhalb der Umrahmungslinien gemessen worden sind, während unsere Messungen, wie es uns bei Zeichnungen, 
deren Umrahmungslinien später hinzugefilgt zu sein pflegen, richtiger zu sein scheint, sich auf die ganzen Blätter erstreckt haben. 


TAFEL I 

286. SCHLAFENDE FRAU 

Schwarze Kreidezeichnung. Oben rechts ein Stack Papier angeßickt. Höhe 2^—2^^, Breite /pj—200 mm. 

Die schlafende Frau sitzt, nach rechts gewandt, in ihrem Sessel. Ihre Füsse ruhen auf einem Feuerschemel, ihre Hände 
in ihrem Schoss. 

Diese Zeichnung ist erst vor Kurzem aus dem «Vorrat» gerettet. Sie gehört ungefähr in’s Jahr 1630. — Em. Michel, 
Rembrandt, Paris 1893, p. 577. 

287 . ALTER BETTLER 

Schwarze Kreidezeichnung. Höhe 2^4, Breite /90 mm. 

Der barhäuptige alte Kahlkopf steht, nach links gewandt, in gebeugter Haltung mit flehend geöffneten Armen da. 

Diese gute Zeichnung, die erst vor einigen Jahren im «Vorrat» wieder entdeckt und ans Licht, gezogen worden, 
ist offenbar die Studie zu dem Petrus der Radierung Bartsch 95. Sie ist ungefähr in’s Jahr 1650 zu versetzen. — Michel, 
Rembrandt, p. 577. 


TAFEL II 

288. ECCE HOMO 

Rötelzeichnung. Höhe Breite 2J4 mm. 

Auf der Rampe vor dem Bogenthor des Palastes steht der Heiland, von Schergen gehalten. Links neben ihm steht 
Pilatus im Turban und deutet auf ihn. Rechts die mit Hellebarden und Speeren bewaffneten Soldaten. Unten Vertreter des 
rasenden Volkes, nur als Halbfiguren von hinten gesehen. 

Dieses gute Blatt, welches zu den Zeichnungen gehört, die erst vor Kurzem aus dem Vorrat gerettet worden, wird mit 
Recht den dreissiger Jahren zugeschrieben. Obgleich es im allgemeinen an die Auffassung erinnert, der Rembrandt in seiner grossen 
Radierung gefolgt, ist es in allen Einzelmotiven verschieden und kann nur als Vorstudie zu den von Rembrandt und seiner Schule 
ausgeführten Darstellungen des Gegenstandes angesehen werden. 

Veröffentlicht in Lipprnann's Werk III Taf. 137. — Em. Michel, p. 377. 


TAFEL III 

289. JOSEF IM GEFÄNGNIS 

Federzeichnung. Höhe 202, Breite /90 mm. 

Josef sitzt, orientalisch gekleidet, in der Mitte und deutet mit lebhaft erhobener Linken den rechts und links in lauschender 
Stellung vor ihm sitzenden Mitgefangenen ihre Träume. Die erste Gestaltung des Mitgefangenen zur Rechten ist ganz überzeichnet. 

Unseres Erachtens charakteristisches Blatt des Meisters aus den dreissiger Jahren, von Hofstede de Groot neuerdings die 
Eigenhändigkeit leicht bezweifelt. Bisher Mappe IV, 4, unten. — Em. Michel, p. 576. 


290. DAS SCHIFF 

Federzeichnung. Höhe 1^6, Breite joo mm. 

Durch sturmempörtes Meer gleitet ein offenes einmastiges Schiff nach links einen Wellenberg hinab, ln einiger Entfernung 
folgt ein zweites Schiff. Oben rechts Brustbildstudie nach einem alten Manne. 

Diese breite Federskizze muss der Zeit um 1633 angehören. Es ist die Skizze zu dem «Petrusschifflein» des Meisters 
in der Sammlung des Lord Francis Pelham Hope zu London. — Bisher Mappe V, 15 unten. — Vosmaer, Rembrandt, 2. Aufl-, 1877, 
p. 609. — Michel a. a, 0 ., p. 577; vgl, p. 55S. 


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TAFEL IV 


2gi. DIE ÜBERRASCHUNG 

Federzeichnung. Höhe i8^, Breite 208 mm. 

Links zwei stehende Gestalten in naher Berührung vor einer Thür. Rechts blickt der Kopf eines Spähers oder einer 
Späherin zwischen nur angedeuteten Gebäudeteilen hervor. 

Der Gegenstand wird in der Regel auf ein überraschtes Liebespaar gedeutet. Doch scheint es beinahe, als hätte die 
Gestalt zur Rechten Flügel. Dass es der Entwurf zu einer biblischen Darstellung sei, erscheint nicht ausgeschlossen. — Bisher 
Mappe IV, }, oben. — Vosmaer, p. 599. — Michel, p. 576. 


2 Q 2 . DER RAUB DES GANYMEDES 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 18^, Breite 161 mm. 

Der Adler des Zeus entführt den Knaben durch die Luft. Er hat den Oberkörper des Jungen dergestalt gepackt, dass 
das mitemporgehobene Hemd dessen Unterkörper entblösst zeigt. Links unten zwei Halbfiguren, die mit entsetzt emporgehobenen 
Armen in die Höhe blicken. 

Erster Entwurf zu dem berühmten Bilde der Dresdner Galerie. Entstehungszeit töjj. Von 1S56 bis 1889 im Dresdner 
Kabinet öffentlich ausgestellt gewesen. Verzeichnis von 1862 S. 17, XIII, 1. Der zweite Entwurf zu demselben Bilde, der mit ausgestellt 
war, wird gegenwärtig allgemein nur als Kopie nach dem Bilde anerkannt. — Vosmaer, p. 509. — Michel, p. 577. — Lippmann HI No. 36. 


TAFEL V 

2 q 3 . eine UMARMUNG 

Federzeichnung. Die oberen Ecken abgeschnitten. Höhe 795, Breite 250 mm. 

Unter einem Portal, dessen mächtige Eckpilaster rechts die Mauer eines Gebäudes begrenzen, stehen zwei Personen, die 
sich küssen. Die Scene ist bisher stets als Abschiedsscene aufgefasst worden, doch würde auch nichts im Wege stehen, eine 
Begrüssung in ihr zu erkennen. 

Wahrscheinlich der Entwurf zu einer biblischen Darstellung. — Bisher Mappe V, 12, oben. — Vosmaer, p. 599, oben. — 
Emile Michel, p. 578. 

2g4. DIE BESCHNEIDUNG CHRISTI 

Federzeichnung. Die oberen Ecken abgerundet. Höhe 206, Breite 224 mm. 

Das Tempel-Innere ist links oben durch Pilasterköpfe, rechts unten durch einen Säulenfuss angedeutet- Der Vorgang 
spielt links im Mittelgründe. Vorn in der Mitte stehen, halb von hinten gesehen, zwei zuschauende Juden mit orientalischen Kopf¬ 
bedeckungen. — Bisher Mappe V, 1:, unten. — Vosmaer, p. 588. — Em. Michel, p. 577. 


TAFEL VI 

2 q 5 . eine FRAU IM BETT 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe /50, Breite 140 mm. 

Die Frau, deren Kopf mit Tüchern umwunden ist, sitzt halb aufgerichtet, nach rechts gewandt in ihrem Himmelbett. Bis 
an die Brust ist sie zugedeckt, ihre Hände ruhen auf der Decke. Die Frau ist sorgfältig mit der Feder gezeichnet, das Bett breit 
mit dem Pinsel getuscht. 

Die Zeichnung muss der zweiten Hälfte der dreissiger Jahre zugeschrieben werden. — Bisher Mappe IV, 16, oben. — 
Vosmaer, p. 598. — Michel, p. 577. 


2g6. TOBIAS MIT DEM ENGEL 

Federzeichnung. Höhe 168, Breite 161 mm. 

Der Engel steht links und zeigt dem rechts vor ihm am Strande sitzenden jungen Tobias den Fisch, vor dem er erschrickt. 
Um 1637 entstanden. — Entwurf zu dem Bilde Rembrandt's, welches Waagen (Treasures of Art III 207) beim Lord 
Northwick im Thirlestaine House sah. Geschabt von Mac Ardell. Alfr. v. Wurzbach, Rembrandt-Galerie, Textband S. 65 No. 250. — 
Bisher Mappe V, 6, unten. -- Vosmaer, p. 516: beau croquis. — Michel, p. 577. 


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TAFEL VII 

297. JONAS, VOM WALFISCH AUSGESPIEN (?) 

Federzeichnung. Höhe i^o, Breite 10^ mm. 

Links im Uferschilf kniet, nach links gewandt, ein fast nackter Mann in heissem Gebete. Rechts im Wasser scheint ein 
gewaltiger Walfisch mit geöffnetem Rachen dargestellt zu sein. 

Dieses Blatt, dessen Rückseite eine leichte Kreideskizze enthält, ist bald als Studie zu einem Christus am Ölberg, bald 
als Studie zu einem heiligen Hieronymus gedeutet worden. Michel nennt es; Viellard en priere. Dass ein Greis gemeint sei, ist 
aber nicht ersichtlich; und deuten wir das Beiwerk recht, so kann nur Jonas gemeint sein, der aus dem Rachen des Walfisches 
errettet worden. — Das Blatt ist etwa der Zeit um 1640 zuzuschreiben. — Bisher Mappe IV, 1 1, oben. — Vosmaer, p. 59z («figure 
agenouillee»). — Michel, p. 577. 

298. SAUL STÜRZT SICH IN SEIN SCHWERT 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 1^4, Breite 20^ mm. 

Nach rechts gewandt, stürzt Sau! im Helm sich in sein vor ihm im Erdgrund befestigtes Schwert. Ein Diener mit Schild 
und Turban knieet neben ihm. Rechts hohe Felswand. 

Dieses Blatt gehört zu denjenigen, deren Eigenhändigkeit von Seidlitz leicht bezweifelt wird. — Der Gegenstand wurde 
früher auf einen römischen Krieger, der sich in sein Schwert stürzt, gedeutet. — Bisher Mappe IV, g, unten. — Vosmaer, p. 595 
als «Chevalier romain». — Michel, p. 576 als «Saul». 


TAFEL VIII 

299. BEWEINUNG DES LEICHNAMS CHRISTI 

Braun getuschte Federzeichnung. Die oberen Ecken abgerundet. Höhe 182, Breite 262 mm. 

Links wird der Leichnam des Heilands von den Seinen, die um ihn knieen, mit aufgerichtetem Oberkörper, nach rechts 
gewandt, gehalten. Weiter zurück knieen zwei Gestalten am Fusse des Kreuzes, an dessen Stamm die Leiter lehnt. 

Um 1641 entstanden. — Bisher Mappe iV, 8, oben. — Vosmaer, p. 592. — Michel, p. 577. 


300 . ABSCHIED EINES REITERS 

Breite Federzeichnung. Oben etwas abgerundete Ecken. Höhe /p^, Breite 275 mm. 

Links steht der junge Reiter im Federhut neben dem nach links gewandten Pferde. Sein rechter Fuss ist bereits im 
Bügel. Rechts steht vor dem jungen Manne seine Mutter, die ihm in hohem Glase den Abschiedstrunk kredenzt; noch weiter rechts, 
an der Hausthür, von hinten gesehen, der Hausherr im langen Mantel und in flacher Mütze. Zwischen beiden steht unten ein 
Diener, schaut oben aus dem Fenster ein Mädchen. 

P’rüher wurde die Darstellung, vielleicht mit Recht, als «Abschied des verlorenen Sohnes vom Elternhause» gedeutet.— 
Übrigens wurde die Eigenhändigkeit dieses ausgezeichneten Blattes schon von Vosmaer leicht bezweifelt. Er meinte, es könne 
vielleicht von Eeckhout oder Hoogstraaten herrühren, wofür allerdings unsere beglaubigten Blätter dieser Künstler kaum sprechen. — 
Halten wir auch mit Seidlitz die Möglichkeit offen, dass die Zeichnung von einem guten Schüler Rembrandt’s herrühre, so erscheint 
uns die Eigenhändigkeit doch wahrscheinlicher.— Bisher Mappe iV, 8, unten.— Vosmaer, p. 589. — Michel, p. 577. Auch Michel 
giebt wohl einem Zweifel am dargestellten Gegenstände, nicht aber an der Eigenhändigkeit des Blattes Ausdruck. 


TAFEL IX 

3 oi. ZACHARIAS UND DER ENGEL 

Federzeichnung. Oben im ßachen Bogen zugeschnitten. Höhe 799, Breite bis 28^ mm. 

Grosses Tempel-Innere. Links ein Vorhang vor gewölbten, von Säulen getragenen Räumen. Rechts der Altar, vor dem 
der alte bärtige Zacharias flehend kniet. Ganz rechts erscheint hinter dem Vorhang her der Engel, der dem Alten die Geburt 
Johannes des Täufers verkündet. Ev. Luc. 1 , 11, 

Gutes, allgemein anerkanntes Blatt. — Bisher Mappe IV, 13, oben als «Abraham und der Engel». — Vosmaer, p. 507 
nur als «Interieur d'un temple». — Michel, p. 577, wie wir. 






3 o 2 . ein BAUERNHOF 

Braun getuschte Federzeichnung. Hohe 184, Breite p} mm. 

Rechts im Mittelgründe blickt das Strohdach hinter Bäumen hervor. Links Fernblick auf lichten Waldrand. Die Be¬ 
zeichnung oben links Rcmbrand van Ryn ist jüngeren Ursprungs, die Bezeichnung Rembrandt van Ryn auf der Rückseite ist alt. 

Der Vergleich mit der Radierung Burtsch 225 weist dieses ausserordentlich kräftig gezeichnete Blatt ungefähr in’s Jahr 
ib^i- - Bisher Mappe IV, 19, oben. — Vosmaer, p. 609. — Michel, p. 578. 


TAFEL X 

3 o 3 . EIN LÖWE 

Breite, etwas angetuschte Federzeichnung. Höhe ip, Breite 168 mm. 

Der Löwe sitzt mit gespreizten Vorderpranken nach links gewandt da, wendet sein Haupt aber mit geöffnetem Rachen 
nach rechts zurück. Er scheint im Begriff, sich zu erheben, 

Wohl vom Anfang der vierziger Jahre. — Bisher Mappe IV, 2?, unten. — Vosmaer, p. 528 als 'Lion qui le leve». — 
Michel, p. 578. — Einen leichten Zweifel an der Eigenhändigkeit hat neuerdings Seidlitz ausgesprochen. 


3 o 4 . BAUERNHOF UNTER BÄUMEN AM FLUSSRAND 

Federzeichnung. Höhe loj, Breite 797 mm. 

Vorn und rechts der Fluss, Links im Mittelgründe der Bauernhof, dessen Dächer hinter den Bäumen hervorragen. Rechts 
im Hintergründe eine Stadt mit einem Kirchturm, Oben rechts das Zeichen A. ~ Auf der Rückseite (alt, aber wohl nicht eigen¬ 
händig) die Inschrift; tRembrandt van Ryn». 

Der Vergleich mit Rembrandt's grossen Landschaftsradierungen von 1641 (B. 225 und 226) weist unserer Zeichnung die 
gleiche Entstehungszeit an. — Bisher Mappe V, 21, unten. — Vosmaer, p. 609. — Michel, p- 578. 


TAFEL XI 

3 o 5 . EINE MADONNA IM SESSEL 

Federzeichnung. Höhe 799, Breite ijo mm. 

KniestQck. Die junge Frau im Kopftuch sitzt nach rechts gewandt in einem Sessel. Ihr Kind liegt auf ihrem Schosse. 
Der Kopf der Frau, ihre ganze Haltung und Anordnung im Sessel, lassen keinen Zweifel daran, dass Rembrandt bei 
diesem Entwurf Raphaels Madonna della Sedia im Kopfe, wahrscheinlich sogar in einer Nachbildung vor sich gehabt habe. Es ist 
ja auch bekannt, dass Rembrandt selbständig genug war, um sich vor einer gelegentlichen Aneignung von Fremdem nicht zu fürchten. 
Man erinnere sich seiner Zeichnungen nach Lionardo's Abendmahl im Berliner Kupferstich-Kabinet und in der Dresdner Sammlung 
König Friedrich Augusts und vergleiche Corn. Hofstede de Groot's Aufsatz « Entlehnungen Rembrandt's > im « Jahrbuch der Preuss. 
Kunstsammlungen» XV (1894) p. 175—180, Gleichwohl ist zu betonen, dass die Knaben des Raphaelischen Bildes nicht oder in 
ganz anderer Haltung und Gestaltung übernommen worden, sodass eine eigentliche Nachbildung Rembrandt in diesem Falle doch 
wohl fern gelegen hat. — Allgemein als eigenhändig anerkanntes Blatt. Bisher Mappe V, 7, oben. — Vosmaer, p. 588. — Michel, p. 577 
als « reminiscense de la Vierge ä la chaise de Raphael». 


3 o 6 . DIE VERSUCHUNG CHRISTI 

Federskizze. Höhe 792, Breite 721 mm. 

Rechts auf der Felsenhöhe der Heiland, nach rechts gewandt, doch zurückblickend zum Satan, der mit Flügeln versehen, 
vorn in der Mitte emporklimmt. Links weite Landschaft, 

Grossartig einfache und ausdrucksvolle Komposition. — Bisher Mappe iV, 15, oben. — Vosmaer, p. 588 als «belle 
composition, pleine de grandeur». — Michel, p. 577. 


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TAFEL XII 


3 o 7 . DIE UNTERWERFUNG 

Federzeicknuii!'. Höhe i8;, Breite 228 mm. 

Links unter einer Säule sitzt, nach rechts gewandt, der auf seinen Stab gestützte Herrscher im Turban und Hermelin¬ 
mantel und schaut herablassend auf den Krieger mit dem Schwert an der Seite hinab, der sich demütig vor ihm zur Erde geworfen. 

Bisher Mappe V, 17, oben, irrtümlich als Rückkehr des verlorenen Sohnes». — Vosmaer. p, 598 als «Homme avec 
lurban, un autre ä genoux«. — Michel, p. 577 als « Un chef oriental, vainqueur de son ennemi». 


3 o 8 . SIMSON. DEN LÖWEN WÜRGEND 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe iy8, Breite 261 mm. 

Der Löwe stürmt, vom Rücken gesehen, von rechts her gegen den unbekleideten Helden an, der, sich zurückstemmend 
ihn mit beiden Händen würgt. Links ein hoher Felsen. 

Bisher Mappe V, 17, unten. — Vosmaer, p. 585. — Michel, p. 576. — Die Eigenhändigkeit von Seidlitz leicht bezweifelt. 


TAFEL Xlll 

309. DAS OPFER ABRAHAMS 

Federzeichnung. Oben abgerundet. Höhe 180, Breite /jj mm. 

Rechts liegt Isaak auf dem Altar. Von links her beugt Abraham sich über ihn. Oben in Strahlen erscheint der Engel, 
der ihm wehrt. 

Bisher Mappe V, 6, oben. — Vosmaer, p. 584: « composition trfis-^trange ». — Michel, p. 576. 


3lO. EIN ORIENTALISCHER HERRSCHER 

Breite Federskizze. Höhe igy. Breite 249 mm. 

Nach links gewandt, auf seinen Stab gestützt, steht der mit dem Turban bekleidete Herrscher da. Hinter ihm ist mit 
wenigen Strichen eine Architektur, links eine Gruppe angedeutet. 

Es ist wohl der erste Gedanke zu einer biblischen Darstellung. — Bisher Mappe IV, 6, unten.— Vosmaer, p. 597; • Un 
homme avec un turban ä l’aigrette, tenant un bäton. Joseph.^» — Michel, p. 277. 


TAFEL XIV 

3 ll. SCENE AUS DEM ALTEN TESTAMENTE. (Früher -Boas und Ruth, genannt) 

Leicht getuschte Federzeichnung, die oberen Ecken abgerundet. Höhe 797, Breite 212 mm. 

Links steht ein orientalischer Herrscher mit dem Stabe in der Rechten. Er spricht mit einer jungen Frau, die unter 
Kisten und Kasten vor ihm am Boden liegt. Neben ihr ein grösserer Knabe und ein Hund. 

Die ehemalige Deutung auf f Boas und Ruth» (bisher Mappe V, 2, oben) ist allgemein aufgegeben. — Vosmaer, p. 599: 

"Homme debout, la tSte couverte d'un turban etc. Beau croquis». — Michel, p. 577; ‘Un oriental debout aupres d'une 

femme couchde». 


3i2. CHRISTUS ALS GÄRTNER 

Leicht getuschte Federzeichnung. Höhe i/yy, Breite 270 mm. 

Links steht der Heiland im Hut. Rechts kauert Magdalena trauernd am Grabe. Im Hintergründe Gebäude und Garten. 
Bisher Mappe V, 2, unten. — Vosmaer, p. 593. — Michel, p. 577. 


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TAFEL XV 


3 1 3 . HALBFIGUR EINES SITZENDEN ALTEN 

Breite Federzeichnung. Höhe i^o, Breite iio mm. 

Der bärtige Alte im Hute sitzt nach links gewandt da. Der rechte Arm ruht auf der Lehne seines Sessels, mit der 
Linken hält er einen Stock. 

Erst vor Kurzem dem Vorrat entnommen, — Doch schon von Em. Michel, p. 577, verzeichnet. Die Studie erinnert an 
Bilder Rembrandt's, wie das berühmte Dresdner «Bildnis eines bärtigen Alten» von 1654. Sie ist dem Anfang der fünfziger Jahre 
zuzuschreiben. So auch Hofstede de Groot. 

3 1 4 . STEHENDER MÄNNLICHER AKT 

Braun getuschte Federzeichnung. Die oberen Ecken abgerundet. Höhe bis 20;. Breite 158 mm. 

Der junge Mann ist vom Rücken gesehen. Die Arme erhebt er. Mit den Händen hält er sich am Balken fest. Den 
rechten Fuss setzt er auf ein Brett. 

Dieses Blatt, über dessen Eigenhändigkeit die Kenner verschiedener Meinung sind, war bis vor 1856 — 1889 in Dresden 
ausgestellt: Verzeichnis von 1862 X!!!, 7. — Vosmaer, p. 598; «Homme, vu de dos, debout, ies bras leves». — Michel hat das 
Blatt nicht aufgenommen. 


TAFEL XVI 

3 l 5 . CHRISTUS UNTER DEN SCHRIFTGELEHRTEN 

Braun und schwarz getuschte Federzeichnung. Höhe 1%, Breite ^07 mm. 

Der zwölfjährige Knabe sitzt fast in der Mitte des Kreises von vierzehn, meist sitzenden Schriftgelehrten mit verschiedenen 
Kopfbedeckungen- Die vorn links Sitzenden und Stehenden werden von hinten gesehen. In der Mitte des Mittelgrundes treten 
Maria und Josef herein, ihren Sohn zu suchen. Die Bezeichnung * Rembrandt ” unten links ist falsch. 

Dieses interessante Blatt, welches der Zeit um 1650 angehören dürfte, wird von den meisten Kennern, auch von Hofstede 
de Groot, für eines der Hauptblätter Rembrandt's im Dresdner Kabinet gehalten; doch sind andere neuerdings geneigt, nur eine 
gute Schularbeit darin zu sehen, — Bisher Mappe V, 10, oben. — Vosmaer. p. 588: «tres beau dessin», — Michel, p. 577. 


TAFEL XVII 

3 l 6 . BÄRTIGER MANN IM FENSTER 

Braun und schwarz getuschte Federzeichnung. Teilweise weiss gehöht. Höhe ijo, Breite toi mm. 

Der Alte im hohen Hut blickt, nur als Brustbild sichtbar, zu einem Bogenfenster hinaus, auf dessen Brüstung er sich mit 
beiden Händen stützt. 

Bisher Mappe V, 25, unten. — Vosmaer, p. 59S «lavis vigoureux». — Michel, p. 577. 


3 l 7 . WEIBLICHE STUDIEN 

Breite Federzeichnung. Höhe' uo, Breite 122 mm. 

Ein junges Mädchen mit gemustertem Tuch um Kopf und Schultern sitzt nach links gewandt und hält sich mit der 
Rechten ihr Tuch vor dem Mund. Rechts Profilstudie des Kopfes desselben Mädchens. 

Bisher Mappe V, 18, Mitte rechts. — Wohl Vosmaer, p. 598 als « figure assise », Michel, p. 577 als « vielle femme assise ». 


3 l 8 . EINE FRAU MIT IHREM KINDE 

Breite Federzeichnung. Höhe ip, Breite 112 mm. 

Die Frau sitzt, nach rechts gewandt, zurückgelehnt da. Mit beiden Händen hält sie ihr Wickelkind vor sich auf dem 
Schosse. Von hinten beugt sich eine zweite Frau über das Kind. 

Bisher Mappe V, 18, unten rechts. — Em. Michel, p. 577; »Deux femmes avec un enfant au maillot». 


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TAFEL XVIII 


319 . BAUERNHAUS AM LANDWEG 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 142, Breite 206 mm. 

Links der Weg mit einem Reiter vor flacher Ferne, in der Mitte eine Baumgruppe, an die sich rechts das Bauernhaus 
anschliesst. In alter Schrift auf der Rückseite bezeichnet: Remhrandt van Ryn. 

Bisher Mappe V, 21, oben. — Michel, p. 578: « peut Itre une ^tude pour la grange au foin et le troupeau • (1650). 
Gemeint ist Bartsch 224, dessen Jahreszahl in der Regel allerdings 1636, von Middleton aber 1650 gelesen wird. In der That 
scheint die Zeichnung, wie auch Seidlitz annahm, zu dieser Radierung zu gehören. 


320. HOF EINES BAUERNHAUSES 

Breit lavierte Federzeichnung. Oben abgerundete Ecken. Höhe lyS, Breite 39S mm. 

Links im Mittelgründe die Hofseite des Bauernhauses, rechts im Vordergründe das Hofthor neben einem Baume. Links 
vorn ein Esel mit einem Jungen. Daneben ein kahlköpfiger Knecht, der nach rechts gewandt, mit dem Bauern spricht, der in der 
Mitte in einem Häuschen sitzt. 

Allgemein anerkanntes Blatt der fünfziger Jahre. — Bisher Mappe IV, 7, unten. — Vosmaer, p. 597; «sujet etrange».— 
Michel, p. 577—578. — Lippmann il No. 97. 


TAFEL XIX 

321. BREITER STADTGRABEN 

Federzeichnung. Höhe 18^, Breite 2^6 mm. 

Links vorn Häuser unter Bäumen. Rechts vorn das breite stille Wasser mit Segelkähnen, einem Fischerboot und einem 
Schwan. Rechts im Hintergründe auf dem Walle eine Windmühle. Bezeichnet unten rechts: Rembrandt van Ryn. 

Bisher Mappe IV, 18, unten. — Vosmaer, p. 608, unten: «Eau calme, Leiden?» — Michel, p. 578; «Les fossees d’une 
ville». — Gutes Blatt der fünfziger Jahre. 


322. FESTUNGSTHOR MIT ZUGBRÜCKE 

Federzeichnung. Höhe i8q, Breite 2^8 mm. 

Links vorn der Graben, weiter zurück die Festungswälle mit dem Stadtthor. In der Mitte die Zugbrücke. Rechts ein 
Weg vor hügeliger Landschaftsferne. Auf der Rückseite in alter Schrift bezeichnet: Rembrandt van Ryn. 

Bisher Mappe IV, 18, oben. — Vosmaer, p. 608: « Entrde d’une ville ». «Superbe dessin d’une authenticitd indubitable ». 
Michel, p. 578: «Porte d'une ville». 


TAFEL XX 

323. BAUERNHÜTTE MIT EINER BAUMGRUPPE 

Federzeichnung. Höhe ijo, Breite 24; mm. 

Vorn in der Mitte eine Baumgruppe. Dahinter die Hütte. Rechts ein Zaun am Wege. Links offene Strasse. Hier ist 
die Skizze unvolleadeL 

Nach Maassgabe der Radierung «die drei Hütten » von 1650 (Burtsch 217), zu der diese Zeichnung in Beziehung zu stehen 
scheint, sowie nach Maassgabe ihrer Zeichenart gehört sie etwa in's Jahr 1650. — Bisher Mappe V, 25, Mitte. — Vosmaer, p. 609 
als «paysage non achevd». — Michel, p. 578 als «Une chaumiere et un arbre». 


324. GOTTES VERHEISSUNG AN ABRAHAM 

Federzeichnung. Oben abgerundete Ecken. Höhe 1^8, Breite 26J mm. 

Genesis 18, 2. — Rechts erscheint Gottvater in Wolken, von zwei Engeln gestützt. Eine Taube schwebt über seinem 
Haupte. Links liegt Abraham ausgestreckt vor ihm auf dem Antlitz. Im Hintergründe Sara in der Hausthür. 

Der Gegenstand ist früher sehr verschieden gedeutet worden: z. B. in Dresden (bisher Mappe IV, 16, unten) als « Rückkehr 
des verlorenen Sohnes », von Lippmann (III 138) als «möglichenveise Gott dem Noah erscheinend ». Wie wir, auch Michel, p. 576. 
Bei Vosmaer nicht ersichtlich. — Übrigens gehört die Zeichnung zu denienigen, deren Eigenhändigkeit von Seidlitz (Repertorium XVll 
S. 126) leicht bezweifelt worden. 


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TAFEL XXI 


325. CHRISTI TAUFE IM JORDAN 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe i6i, Breite 2^4 mm. 

Vorn der Jordan, dessen Fluten dem Heiland, der nach rechts gebeugt dasteht, bis an die Brust, dem Täufer, der den 
Heiland tauft, bis an die Kniee reichen. Im Hintergründe am Ufer zahlreiche teils stehende, teils am Boden sitzende Zuschauer, 
Dieses Blatt gehört der Zeit um 165+ an, — Bisher Mappe IV, 10, oben. — Vosmaer, p. 588: «belle esquisse». — 
Michel, p. 577. 


326 . DIE RÜCKKEHR DES VERLORENEN SOHNES 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 18^, Breite 270 mm. 

Das Innere des Hofes. Links das Hofthor, durch das man in’s Freie blickt. Rechts die Hausthür, in der die Mutter mit 
gefalteten Händen steht. Vorn im Hofe hebt der vom Rücken gesehene Vater im langen Mantel und hohen Hut den vor ihm 
knieenden Heimgekehrten auf. 

Auch dieses wichtige Blatt wird der Zeit um 1654 angehören. — Bisher Mappe IV, lö, unten. — Vosmaer, p. 590: 
• Composition trcs-originale •. — Michel, p. 577. 


TAFEL XXll 

327. CHRISTUS AM ÖLBERG 

Breite Federskizze. Höhe i8p, Breite 16^ mm. 

ln der Mitte kniet der Heiland. Neben ihm links der Engel, der ihm den Kelch bringt. Im Hintergründe rechts schlafen 

die .lünger. 

Geistreicher Entwurf aus den fünfziger Jahren. Bisher Mappe V, 15, oben. — Bei Vosmaer nicht ersichtlich. — 
Michel, p. 577. 


328 . IM SCHLAFZIMMER 

Breite Federskizze. Höhe 1^2. Breite 277 mm. 

Links das grosse Himmelbett, in dem, lang ausgestreckt, eine schlafende, kranke oder tote Frau liegt. Rechts vier innerlich 
bewegte stehende Gestalten. Eine Magd mit dem Korb am Arm wird von dem bärtigen Manne fortges'chickt. 

Mitte der fünfziger Jahre. Unmöglich die bisherige Dresdner Deutung (Mappe IV, 5, unten} als «Auferweckung des 
Töchterieins des Jairus ». — Schon Vosmaer (p. 597) nur als < Femme couchöe au lit, quatre figures •; dazu als « beau croquis». — 
Ebenso Michel, p. 577, — Wahrscheinlich ist es der Entwurf zu einer noch nicht ermittelten biblischen Darstellung. 


TAFEL XXIll 

329 . STUDIENBLATT MIT SIEBEN FIGUREN 

Flüchtige Federzeichnung. Die oberen Ecken abgerundet. Höhe 1^4, Breite 266 mm. 

Vorn in der Mitte schreitet ein unbärtiger Mann in langem Gewände neben einem bärtigen Mann in lebhafter Bewegung 
nach links. Rechts vorn dieselbe Gruppe mehr im Profil gesehen. Links zwei stehende Mädchengestalten, Oben in der Mitte ein 
sitzendes Mädchen. 

Mitte der fünfziger Jahre. Man vergleiche die Gruppe links vorn auf Rembrandt's Radierung «die drei Kreuze* von 1655 
(Burtsch 78). — Bisher Mappe IV, 14, oben. — Vosmaer, p. 597, unten. — Bei Michel fehlt das Blatt. — Seidlitz hat es anerkannt; 
doch fehlt es nicht an Stimmen, die eher die Hand Aart de Gelder's in dieser Zeichnung erkennen möchten. 


33o. DIE GEISSELUNG CHRISTI 

Braun lavierte Federzeichnung. Höhe 186, Breite 279 mm. 

Eine Art Folterkammer. Links unter einem Vorhang stehen zwei Büttel, die an Stricken, die oben über ein Rad laufen, dem 
nackten, gefesselten Heiland die Arme nach oben ausrecken, während vorn in der Mitte ein dritter Henkersknecht mit der Peitsche 
in der erhobenen Rechten zum Schlage ausholt. 

Späte Zeichnung, wahrscheinlich schon um 1660. — Bisher Mappe !V, 14, unten. — Vosmaer, p. 598 als « une execution >. 
Michel, p. 577, wie wir, als * flagellation du Christ». 


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TAFEL XXIV 


33l. RUHENDES MÄDCHEN 

We/s5 gehöhte Federzeichnung auf gelbem Papier. Höhe i^o, Breite mm. 

Nach rechts gewandt in halb sitzender Stellung ist das Mädchen dargestellt. Sein linker Arm ruht auf Kissen. Seinen 
Schooss bedeckt ein Gewand. Auf der Rückseite eine lange lateinische gleichzeitige Inschrift ohne Beziehung zu der Zeichnung. 
Bisher Mappe IV, 34, oben. — Vosmaer, p. 59S. — Michel, p. S78. 


332. AtÄNNLICHER AKT. SCHLAFENDER JÜNGLING 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe i8;, Breite 7/7 mm. 

Nur mit dem Schamtuch bekleidet sitzt der schlafende junge Mann, der den aufgestützten rechten Arm über seinem Kopf 
hält, da. Fast scheint er einen Kranz im Haar zu tragen. 

Allgemein als echt anerkannte Studie aus der späten Zeit des Meisters. — Bisher Mappe IV, 24, unten in der Mitte. — 
Vosmaer, p. 598, ohne nähere Bezeichnung; — Michel, p. 578; «peut €tre une dtude pour l’Antiope». 


333. MÄNNLICHER AKT. LESENDER JÜNGLING 

Braun und schwarz getuschte Federzeichnung. Oben ein Stück Papier angesetzt. Höhe 775, Breite 779 mm. 

Nur mit dem Schamtuch bekleidet, sitzt der junge Mann auf einer Truhe nach links gewandt an einem höheren Kasten, 
auf dem das Buch liegt, in das er blickt. 

Obgleich eine nahe Verwandtschaft in der Zeichenweise zwischen dieser Zeichnung und der vorigen hervortritt, ist sie 
doch offenbar etwas weniger kräftig und kühn hingesetzt als jene. Die meisten Kenner glauben daher, nur das Werk eines Schülers 
in ihr erkennen zu dürfen. — Bei Vosmaer lässt sie sich nicht aussondern. — Michel, p. 578, nennt sie mit einem Fragezeichen. — 
Hofstede de Groot 1890: «kaum echt-. — Früher Mappe IV, 24, unten rechts. 


TAFEL XXV 

334. DIANA UND AKTÄON 

Breite, etwas lavierte Federzeichnung. Höhe 248, Breite ^4^ mm. 

Links das «Dianabad» vor der Grotte. Diana steht vorn in der Mitte, von ihren Nymphen umringt. Allen reicht das 
Wasser bis an die Knie. Alle schauen sich entsetzt nach Aktäon um, der, schon mit dem Geweih versehen, rechts oben hinter dem 
Felsen hervorblickt. Die Bezeichnung Rembrandt unten rechts aus späterer Zeit. 

Zeichnung der- Spätzeit des Meisters (um 1658) von grossartiger Breite und Sicherheit. — Bisher Mappe V, 11. — 
Vosmaer, p. 594: «dessin large et hardi. — Michel, p. 577. — Lippraann 11 , 98. 


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REMBRANDT HARMENSZ van RIJN 



























































































Eine Umarmung 

KufBimile-Dmck ron Kranz Hanfstaenoi. in MQnrhen 


Die Beschneidving Christi 

Fscsimlle-Druck von KKANt ManfstacNoc. In MSnchen 


REMBRANDT HARMENSZ van RIJN 


Mappe VIII. Tafel b. 











































Eine Frau im Bett 

Kacslmile-Druck von Fsaks Hanfstabkcjl in München 







REMBRANDT HARMENS2 van RIJN 


Mappe VIII. Tafel 6. 




























Jonas vom Walfisch aus^esjiien (?; 

KarRimile-Drurk von (•«akz I^anfstabnüI. in Mfinchcn 



Saul Stürzt sich in sein Schwert 


Kacsimilf-Hnicl! von Kkanz liAMVSTAisoL in MOnrhen 


REMBRANDT HARMENSZ van RIJN 
























Abschied eines Reiters 

Faciimile-Druclc »on Fraux H^nifSTAmoi. in Mflnchcn 


REMBRANDT HARMENSZ van RIJN 


Mappe VIII- Tafel 8. 








































Zacharias und der Engel 



REMBRANDT HARMENSZ vax RIJN 




En Bauernhof 


Mappe Tafel 9. 





































RKMBKANDT HARMENSZ vax RIJX 



























Die Unterwerfunjr 

KacBimilß-Dnick von Kranz [jANpsTARNßr. in München 



Sitnsoii, den Löwen würgend 

Fictimile-Dnick ron Kran* HASfsTASMCL in München 


HEMBRAND'r HARMENSZ van RIJN 


Mappe Vlll. Tafel 12 





























Fucsimile-Dnick von Krawi HaNrsiabsol In MQnchen 



Ein Orienialisclier Herrscher 

Facaimile-Ilruck. von F«>nä HaNfatabnoi. In MQnclinn 


REMBRANDT HAKMENSZ vax RIJaN 


Mappe VllL Tafel 13 

























Christus als Gärtner 




Scene aus dem Alten Testamente 

Facsimile-DrucW von Fhahi Hantstabiol in Mönchen 


REMBRANDT HARMENSZ van RIJN 


Mappe VIII, Tafel 14, 
















Halhfigur eines sitzenden Alten 


FacÄimile-Drurk von Kranz Hanfstaknoi- in München 



Stehender männlicher Akt 

Facsimile-Dmck von Franz Harpstabkgl in München 


REMBRANDT HARMENSZ van RIJN 
















Mappe VIII. Tafel 16. 
















Bärtiger Mann im Fenster 


Kacaimile-Druck von Franz IIanfstaengl in München 



W'eibliche Studien 


Eine Frau mit ihrem Kinde 


Faccimile-Ilruck von Franc Hanfstaengl in München 


REMBRANDT HARMENSZ van RIJN 


Mappe VIII, Tafel 17 






















Bauernhaus am Landweg 


KAC8imile-[)mrk von Fkav^z Hampstaunol ia MObchco 



Hof eines Bauernhauses 


r&csimil^'Druclc von KRAi4A Hakpstaskgl in MQncben 


REMBRANDT HARMENSZ van RIJN 


Mappe VIII. Tafeln 18. 























Fcstungsthor mit Zugbrücke ! 

Kacsitnile-DrucK v--i> t'RAKi HanfstakNiji. ia MDnchen 

' ~ '. . . .—— ---~—r 


Breiter Stadtgraben 


REMBKANDT HARMENSZ van RIJN 


Mappe VIII. Tafel 19. 

















































































































































































Mappe VIII. Tafel 25. 






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