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Full text of "Handzeichnungen alter Meister im Königlichen Kupferstichkabinett zu Dresden"

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DR- }^ÄRL Wo ERMANN 

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MÜNCHEN 1897 


FRANZ HANFSTAENGL 


Vierte Mappe 


















HANDZEICHNUNGEN 
ALTER MEISTER 


KÖNIGLICHEN KUPFERSTICHKABINET 

ZU DRESDEN 


HERAUSGEGEBEN UND BESPROCHEN 


DR- KARL WOERMANN 

DIREKTOR DER KÖNIGLICHEN GEMÄLDE-GALERIE ZU DRESDEN 


VIERTE MAPPE 


MÜNCHEN 

FRANZ HANFSTAENGL 


1897 



NIEDERLÄNDER UND FRANZOSEN DES XVI. JAHRHUNDERTS 
UND DER ÜBERGANGSZEIT IN’S XVII. 


TAFEL 1 

HIERONYMUS BOSCH 

Niederländische Schule 

Geboren zwischen 1460 und 1464 zu Herzogenbusch; gestorben daselbst Sein Familienname war van Aeken. 

Bosch wurde er nach seiner Vaterstadt benannt, in der er auch starb und während seines ganzen Lebens ansässig war. In seinen 
ernsten Darstellungen steht er in selbständigem, durch eigenes Stilgefühl gebundenem Realismus neben seinen niederländischen 
Zeitgenossen; bahnbrechend in anderer Richtung aber wurde er durch die Einführung barocker Fantasiegebilde von Erdensünden und 
Höllenstrafen in die Kunst. 

112. ZWEI WEIBLICHE GESTALTEN 

Kreidezeichnung. Höhe /9S, Breite rio mm. Envorben vor 1764. 

In dem Rankenwerke des Entwurfes zu einem Glasfenster stehen zwei weibliche Gestalten im Profil einander gegenüber. 
Beide sind mit langen Kleidern und über den Kopf gezogenen Mänteln mit eigenartigen Stirnschirmen bekleidet. Diejenige zur 
Rechten hält mit beiden Händen einen runden Gegenstand, diejenige zur Linken erhebt redend den rechten Zeigefinger. 

Dieses erst vor kurzem dem «Vorrat» entrissene Blatt wird von vorzüglichen Kennern wohl mit Recht auf Hieronymus 
Bosch zurOckgeführt. 

n 3 . ZWEI FANTASIEGESCHÖPFE 

Federzeichnung auf grau gegründetem Papier. Höhe 1^8, Breite 20^ mm. Erworben vor 1764. 

Links ein Wesen mit bärtigem Manneskopfe, der mit einem Tuche bedeckt ist, einem rechten Vogelbein, einem linken 
Löwenbein und mächtigem Löwenschweife. Rechts ein Wesen mit froschartigem, mit einem Tuche bedeckten Kopfe, menschlichen 
Armen, einem Hahnenschweife, Vogelbeinen und einem Bauche, der den Kopf eines feisten, die Zunge ausstreckenden Kahlkopfes 
darstellt, an dessen Stirn ein Instrument in einem grossen Auswuchs steckt. 

Auf der Rückseite zwei Froschmenschen, mit der Feder auf weissem Grunde gezeichnet. 

Wir halten dieses erst vor kurzem dem «Vorrat» entnommene Blatt für ein charakteristisches Werk des Meisters. 


TAFEL II 

HIERONYMUS BOSCH 

Niederländische Schule 

Geboren zu Herzogenbusch zwischen 1460 und 1464; gestorben daselbst 1516. Näheres zu Tafel I. 

n 4 . MARIA UND JOHANNES UNTER DEM KREUZE 

Federzeichnung. Höhe j02, Breite qz mm. Oben abgerundet. Erworben vor 1^64. 

Das Kreuz, zu dem Johannes emporschaut, ist nicht mit dargestellt. Johannes steht hinter der zusammengebrochenen 
Maria und hält schmerzverzerrten Gesichts mit beiden Händen ihr Haupt. Die Bezeichnung Hieronimo Bojhf. unten links ist unecht. 

Obgleich die Bezeichnung erst einer späteren Zeit angehört, scheint sie doch auf eine gute Überlieferung zurückzugehen. 
Kenner der altniederländischen Kunst, wie L. Scheibler, hielten die Urheberschaft des Bosch für möglich. Die Rückseite des Blattes 
zeigt von der gleichen Hand das Bruchstück einer ruhig dastehenden heiligen Gestalt. 




TAFEL III 


NIEDERLÄNDISCHE SCHULE 

Um i5to 

Il 5 . EIN FISCHERSTECHEN 

Metallstißzeicknung auf weiss gegründetem Papier. Höhe Breite 26) mm. Erworben vor 1^64.. 

Vorn der Strom mit den beiden kampfbereiten Kähnen, auf deren hinten vorspringenden Brettern die beiden mit der Stange 
bewehrten jungen Männer einander gegenOberstehen, während vom links im Schilf ein Boot mit einem Zeltdach und verschiedenen 
Zuschauern liegt. Andere Zuschauer füllen stehend oder sitzend das Ufer, das sich nach links in den Hintergrund hineinzieht, während 
rechts im Mittelgründe eine Zuschauerloge hart an den Fluss herangebaut ist. 

Dieses interessante Blatt wurde in Dresden bisher dem Jan Joest van Calcar zugeschrieben. Wenn auch kaum etwas für 
diese Spezialisierung des Namens des Urhebers spricht, so dürfte sie doch dessen Richtung ungefähr bezeichnen. 


TAFEL IV 

JAKOB CORNELISZ VAN AMSTERDAM 

Holländische Schule 

Geboren zu Oostzanen; gebildet unter dem Einflüsse des Leidener Meisters Comeiis Engelbrechtsz; thätig um 1500 bis 
1530 zu Amsterdam. Zeichner für den Holzschnitt und Maler- 

II6. DIE FRAUEN UNTER DES HEILANDS KREUZ 

Federzeichnung, links verletzt. Höhe 264, Breite 1^4 mm. Erworben vor iy^4. 

Man sieht nur den unteren Teil des Kreuzesstammes, an dem Magdalena steht und mit gefalteten Händen emporschaut, 
während die Schmerzensmutter links vorn am Boden sitzt und die dritte Maria betend ihr gegenüber kniet. Im Hintergründe sind 
die Kriegsknechte angedeutet. 

Dieses Blatt war bis 1889 ohne Namen im Dresdner Kupferstichkabinet ausgestellt. Seine richtige Bezeichnung als 
Jakob van Amsterdam rührt von L. Scheibler her. 


TAFEL V 

ART DES QUINTEN MASSYS 

Vlämische Schule 

Geboren zu Antwerpen vor 1460 (nach anderen in Löwen 1466); gestorben zu Antwerpen im Sommer 1550. Massys ist 
der bedeutendste niederländische Meister der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts- 

11 7 . ZWEI BAUERNKÖPFE 

Rötelzeichnung. Höhe zu. Breite 1^2 mm. Vorderseite des nebenstehenden Blattes. Erworben vor IJ64. 

Von den beiden bartlosen, feisten Köpfen ist derjenige zur Linken mit einem Hute, derjenige zur Rechten mit einer 
Mütze bedeckt. 

118. ZWEI ZERRBILDKÖPFE 

Rötelzeichnung. Höhe 211, Breite lyi mm. Rückseite des nebenstehenden Blattes. Erworben vor 1^64. 

Dem Kopfe zur Linken hängt die Zunge seitwärts zum lippenlosen Munde heraus, der Kopf zur Rechten zeigt Zähne und 
Zahnlücken zwischen verzerrten, wulstigen, geöffneten Lippen. 

Diese Köpfe, die bis 1889 in Dresden öffentlich ausgestellt waren, galten hier stets für Arbeiten des Quinten Massys. 
Wir sind mit Scheibler der Ansicht, dass sie zwar an diesen Meister erinnern, aber doch wohl etwas späteren Ursprungs sind. 


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TAFEL VI 


HENDRIK GOLTZIUS 

Niederländische Schule 

Geboren 1558 zu Mülbrecht im jQlich'schen; gestorben zu Haarlem ;6i6 (nicht 1617). Als Maler erst seit seinem 
42. Lebensjahre thätig, war er vor allen Dingen ein berühmter Kupferstecher, das Haupt der holländischen Stecherschule seiner Zeit. 

IIQ. EIN FRAUENKOPF 

Rötelzeichnung. Höhe / 90 , Breite 749 mm. Erworben wahrscheinlich lyzS mit der Wagner sehen Sammlung aus Leipzig. 

Ein Schleiertuch umrahmt den Kopf der lächelnd ihre Zahne zeigenden alten Dame. Bezeichnet unten rechts mit dem 
Monogramme des Meisters. 

CORNELIS MASSYS (METSYS) 

Geboren zu Antwerpen um 1511; gestorben daselbst nach 1580. Schüler seines Vaters Quinten Massys. Er zeichnete sich 
besonders als Kupferstecher aus. 

120. LOTH UND SEINE TÖCHTER 

Rötelzeichnung. Höhe i8g, Breite 2jo mm. Erworben vor 1^64. 

Loth sitzt links auf einer Rasenbank und nimmt die Schale aus der linken Hand der in der Mitte neben ihm sitzenden 
Tochter, die ihren rechten Arm um seine Schulter legt. Rechts sitzt die zweite Tochter, die den Krug auf dem Schoosse hält. 
Bezeichnet unten links mit dem Monogramme des Meisters und der Jahreszahl 1545. 

Die Gestalten sind in den Umrissen ausgeschnitten und auf ein neues Blatt geklebt, auf dem der Hintergrund von fremder 
Hand hinzugezeichnet ist. 


TAFEL VII 

NIEDERLÄNDISCHER MEISTER 

Um is^o 

I2I. DIE KREUZIGUNG DES HEIL ANDREAS 

Weissgehöhte Federzeichnung auf grau gegründetem Papier. Rund. Durchmesser 290 mm. Erworben vor 1^64. 

An seinem eigenartig gestalteten Kreuze hängt der bärtige Apostel, gen Himmel blickend, in der Mitte der Darstellung. 
Vor ihm und hinter ihm stürzen die Kriegsknechte, die ihn gehenkt, zu Boden. Links und rechts männliche und weibliche Zuschauer, 
zum Teil in orientalischen Trachten. 

Dieses Blatt eines niederländischen Meisters der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts war in Dresden bis zum 
Jahre 1889 unter dem Namen eines gewissen Walter oder Willem van Assen ausgestellt, der um 1517 als Formschneider in 
Amsterdam gelebt haben sollte, aber, wie schon Kramm ausgeführt, überhaupt als mythische Gestalt anzusehen ist. Scheibler meinte, 
Anklänge an Mabuses Art in unserer Zeichnung zu entdecken. 


TAFEL VIII 

FRANS DE VRIENDT, GEN. FLORIS 

Vlämische Schule 

Geboren zu Antwerpen 1517 oder 1518; gestorben daselbst den i. Oktober 1570. Schüler des Lambert Lombard in Lüttich, 
ln Italien besonders durch Michel Angelo beeinflusst, ist er der Hauptvertreter des niederländischen Italismus seiner Zeit in Antwerpen. 

122. DIE ENTHAUPTUNG JOHANNES DES TÄUFERS 

Schwarz getuschte Federzeichnung. Höhe 2j6, Breite 2^8 mm. Wahrscheinlich IJ28 von der Witwe des Baumeisters 
Wagner in Leipzig. 

Der Vorgang spielt sich vor dem Palast des Herodes ab. Links vorn im Hof kniet Johannes mit gefalteten Händen. Der 
hinter ihm stehende Henker schwingt mit beiden Händen das Schwert zum Todesstreiche. Einige Zuschauer vollenden die Gruppe. 



Rechts vor dem Palaste naht Salome mit der Schüssel. Eine Gefährtin begleitet sie. Rechts oben blickt man in den Palastsaal, in 
dem Salome ihren tafelnden Eltern das Haupt des Täufers auf der Schüssel darbringt, die sie erhoben auf beiden Händen trägt. — 
Bezeichnet unten rechts mit dem Namen des Künstlers. 

Charakteristische Darstellung des Meisters. 


TAFEL IX 

MARTEN DE VOS 

Vlämische Schule 

Geboren zu Antwerpen im Sommer 1532 ; gestorben daselbst den 4. September 1603. Schüler des Frans Fioris. in Italien 
weitergebildet. Seit 1559 als Mitglied der St. Lukasgilde wieder in Antwerpen ansässig. Einer der Hauptmeister des vlämischen 
Italismus der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts. 

123. DIE „CARITAS” 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 210. Breite mm. Wohl lyzS von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig. 

ln einer reichen Landschaft, in deren Hintergründe die Kuppel der Peterskirche auftaucht, sitzt die anmutige, von fünf 
nackten Knäblein umspielte Frauengestalt auf einer Rasenbank, Sie küsst den Knaben, den sie in ihrem linken Arme hält. Von 
den beiden Knaben zu ihren Füssen spielt derjenige zur Linken mit einem Hündchen, derjenige zur Rechten mit einem Vögelchen. 
— Im Mittelgründe links und rechts je eines der «Werke der Barmherzigkeit». — Bezeichnet links vorn M. D. Vos. F. 
Charakteristisches Werk des Meisters. 


TAFEL X 

PETER BRUEGHEL D. Ä. 

Vlämische Schule 

Geboren zu Breughel bei Breda um 1525: gestorben zu Brüssel 1569, Schüler und Schwiegersohn des Peter Cock 
van Aelst in Antwerpen, ln Antwerpen wurde er 1551 Mitglied der St. Lukasgilde. Seit 1563 war er in Brüssel ansässig. Brueghel 
ist die frühere Schreibweise für Breughel. Peter Brueghel d. ä. ist der Hauptvertreter der national-vlämischen Kunst in der zweiten 
Hälfte des sechzehnten Jahrhunders. Er wird der « Bauernbreughel» genannt. 

124. EIN BAUERNPAAR, VOM RÜCKEN GESEHEN 

Federzeichnung. Höhe 1^4, Breite 184 mm. Erworben vor iy}8. 

Rechts sitzt der Bauer ohne Kopfbedeckung, links, halb von der Seite gesehen, die Bäuerin. Beide sitzen auf niedrigen, 
schemelartigen Stühlen. Von des Künstlers eigener Hand sind die h’arbenangaben der einzelnen Kleidungsstücke in vlämischer 
Sprache hineingeschrieben; z. B. neben dem Nackentuch der Frau; Witen Doeck (weisses Tuch); rechts neben dem unteren Besatz¬ 
streifen des Rockes des Mannes: Sii'art, graen, rot, blau. 

Charakteristisches Blatt des Meisters. 


125. EIN BAUER, VON VORN GESEHEN 

Federzeichnung. Höhe ij8, Breite j88 mm. Erworben vor 17^8. 

Der vollbärtige Mann sitzt wie schlafend da. Sein Federhut ist ins Gesicht gedrückt. Seine Arme ruhen verschränkt in 
seinem Schoosse. Die Inschriften zur Rechten von des Künstlers eigener Hand enthalten in vlämischer Sprache die Farbenangaben 
der einzelnen Kleidungsstücke. 

Blätter derselben Studienfolge, zu der diese beiden Zeichnungen gehören, besitzt das Berliner Kupferstich-Kabinet; im 
Dresdner Kabinet gehört noch der Bauer im Kapuzenmantel der nächsten Tafel dazu. 


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TAFEL XI 


PETER BRUEGHEL D. Ä. 

Vlämische Schule 

Geboren zu Breughel um 1525; gestorben zu Brüssel 1569. Näheres zu Tafel X, 

126. EIN SITZENDER BAUER IM KAPUZENMANTEL 

Federzeichnung. Höhe ip, Breite Sj mm. Envorben vor ip8. 

Der bärtige Mann, der seine Mantelkappe über den Kopf gezogen, sitzt nach links gewandt auf niedrigem Sitze. Zwischen 
beiden Händen hält er einen Topf auf dem Schoosse. Links und rechts in vlämischer Sprache die Farbenbezeichnungen der Kleidungs¬ 
stücke. Die Bezeichnung: P. Breugel fec. unten rechts ist falsch. 

Achtes Blatt derselben Folge, wie die vorigen; den Mann als Mönch zu bezeichnen, wie man gethan, scheint uns kein 
Grund vorzuliegen. 


127 . EIN GÄNSEHIRT 

Federzeichnung. Höhe 2^^, Breite 7^7 mm. Erworben vor ip8. 

Im Profil nach links gewandt steht der bartlose, langhaarige junge Mann auf seinen Stab gestutzt da. Er ist mit schlichtem, 
kittelartigem kurzem Rock, Hut und Schuhen bekleidet. 

Dieses Blatt war bis 1889 unter Dürers Namen im Dresdner Kupferstichkabinet ausgestellt, doch von den meisten Kennern 
bereits seit längerer Zeit P. Brueghel zurückgegeben worden. Dass es wirklich auf ihn zurückgeht, beweist ein (unseres Erachtens 
vom jüngeren P. Brueghel ausgeführtes) Gemälde, das sich bis vor Kurzem in der Sammlung Rothan zu Paris befand, aber 1890 
zum Verkauf kam (abgebildet im Verkaufskatalog bei pag. n). Es ist eines von vier Rundbildern, die im Katalog als «Les proverbes. 
bezeichnet werden, offenbar aber die vier Jahreszeiten darstellen. Unser Gänsehirt vertritt hier den Sommer. Von seinen Gänsen 
umgeben, steht er in einer Dorfstrasse da. Das Winterbild dieser Folge ist ächt P. BREVCHEL (nicht VE) bezeichnet; und eben 
dies, wie die Technik, deutet auf die ausführende Hand des jüngeren P, Brueghel hin, der bekanntlich nicht viel mehr als ein Kopist 
seines Vaters war. Die Zeichnung wird deshalb doch dem älteren Meister dieses Namens zuzuschreiben sein. Uebrigens besitzt die 
Albertina zu Wien ein gleiches Blatt. Beide sind alt. Eines von ihnen wird eine Kopie des jungen P. Brueghel nach der Zeichnung 
seines Vaters sein. Die Bezeichnung auf dem Blatte der Albertina ist nicht gleichzeitig mit der Zeichnung. 


TAFEL XII 

PETER BRUEGHEL D. Ä. 

Vlämische Schule 

Geboren zu Breughel um 1525; gestorben zu Brüssel 1569. Näheres zu Tafel X. 

128. VORDERSEITE. EIN BAUERNKOPF MIT SCHWARZER KAPPE 

Wasserfarbenblatt. Höhe ij8, Breite 1^8 mm. Erworben vor ip8. 

Brustbild ohne Hände nach rechts. Scharfe Züge, graue Augen, kurzer Stoppelbart, dunkelblondes gelocktes Haar, anliegende 
schwarze Kappe. Der hellblaue, zum Teil wieder abgescheuerte Grund ist erst später, doch möglicher Weise vom Künstler selbst 
hinzugefügt. 

12g. RÜCKSEITE DESSELBEN BLATTES. EIN BAUERNKOPF MIT 
SCHWARZEM HUTE 

Wasserfarbenblau. Höhe ij8, Breite 1^8 mm. Envorben vor iy^8. 

Brustbild ohne Hände nach links. Scharfe Züge, braune Augen, kurze Bartstoppeln, glattes schwarzes Haar, schwarzer 
Hut mit niedergeschlagener Krempe. Schwarzbrauner Grund. 




TAFEL XIII 


PETER BRUEGHEL D. Ä. 

Vlämische Schule 

Geboren zu Breughei um 1525; gestorben zu Brüssel 1569. Näheres zu Tafel X. 

l3o. FLUSSTHAL IM GEBIRGE 

Federzeichnung. Höhe Breite J20 mm. Erworben vor ijf8. 

Der in der Mitte von einigen Kähnen belebte P’luss schlängelt sich zwischen bewaldeten und felsigen Gebirgen nach vorn 
zur Mitte herab. Links im Vordergrund auf niedrigerer Anhöhe eine Burg, im Mittelgründe am Ufer eine Häusergruppe. 
Charakteristisches Blatt des Meisters. 


l3l. BERGLANDSCHAFT 

Federzeichnung. Höhe joif, Breite mm. Erworben vor ijßS. 

Die höheren Berge zur Rechten sind kahl, die niedrigeren Berge zur Linken bewaldet. In der Mitte des Mittelgrundes 
Wald. Der Vordergrund ist nicht ausgeführt. 

Charakteristisches Blatt des Meisters- 


TAFEL XIV 

HANS BOL 

Vlämische Schule 

Geboren zu Mecheln 1554; gestorben zu Amsterdam 159?. Er wurde 1560 Mitglied der Mechelner, 1574 der Antwerpener 
Malergilde, siedelte aber, wie manche vlämische Landschafter seiner Zeit, schliesslich nach Amsterdam über. Hans Bol gehört zu 
den ältesten eigentlichen Landschaftsmalern. Doch malte er in der Regel nur kleine Wasser- oder Deckfarbenbilder. 

i 32 . der SOMMER 

Braun und violett getuschte Federzeichnung. Höhe lyj, Breite 357 mm. Erworben vor i^8y vom Künstler selbst für 
die Dresdner Kunstkammer. Vgl. des Verfassers Katalog der Dresdner Galerie, grosse Ausgabe, 18^6, S. 277. 

Rechts die von einer Windmühle gekrönten Höhenzüge, an deren vorderem Abhang Schnitter mit der Sichel ein Kornfeld 
mähen. Ganz vorn setzt ein am Boden sitzender Arbeiter einen grossen Trinkkrug an den Mund, In der Mitte am Wege ein Baum. 
Links im flacheren Lande das Kirchdorf, das sich im Mittelgründe nach rechts in’s Thal hineinzieht. Gerade in der Mitte ragt die 
Kirche herüber. Oben links am Himmel der zunehmende Halbmond. Bezeichnet unten links: Hanns Bol 1^7). 


l33. DER WINTER 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe 182, Breite 262 mm. Erworben mit dem vorigen. 

Ansicht einer Landstadt. Links vorn ein Giebelhaus zwischen kahlen Laubbäumen. Vor demselben werden Schweine 
geschlachtet. Ganz links ein Ziehbrunnen. Fernblick auf einen Kirchturm, Rechts ziehen sich die Häuser neben einer Kirche an 
einem überbrückten Bache entlang. Auf der Brücke ein beladener Esel. Bezeichnet unten rechts mit dem Namen des Künstlers, 
Auf der Rückseite noch zwei andere Studien zum Schweineschlachten. 

Sehr charakteristische Werke des Meisters. 


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TAFEL XV 


GILLIS VAN CONINXLOO 

Vlämische Schule 

Geboren zu Antwerpen den 24. Januar 1544; gestorben zu Amsterdam den 4. Januar 1607. Schaler des Cillis Mostaert 
in Antwerpen. Von 1585 bis 1595 in Frankenthal. Nach dieser Zeit in Amsterdam. Er war der Begründer des Landschaftsstils, 
dem Jan Brueghel folgte, 

l34. GROSSE BERG- UND BURGLANDSCHAFT 

Schwarz und blau getuschte braune Federzeichnung. Höhe 2J4, Breite ^97 mm. Erworben ijzS von der Witwe des 
Baumeisters Wagner in Leipzig. 

Blick in ein von hohen Bergen begrenztes, von einem Flusse durchströmtes, reich bebautes Thal, in dessen Sohle sich 
blühende Dörfer hinziehen. Links vorn in der ersten Kulisse ein Laubbaum auf schroffem Felsen, weiter zurück in der zweiten 
Kulisse eine Burg auf steilem, felsigen Berge. Rechts unten ein Schloss am Weiher, Die Bezeichnung: Koningslow oben links ist 
spateren Ursprungs. 

Charakteristisches Blatt des Meisters. 


TAFEL XVI 

DAVID BAILLY 

Holländische Schule 

Geboren um 1584 zu Leiden; gestorben daselbst nach 1661. Schüler seines Vaters, der 1577 von Antwerpen nach Leiden, 
1602 nach Amsterdam übersiedelte, und des Comelis van der Voort. Als Kupferstecher war er durch Jak, de Gheyn, den Schüler 
des Hendr. Goltzius, beeinflusst. Er ist gerade durch seine Zeichnungen in Kupferstechermanier bekannt. 

l3S. MÄNNLICHES BRUSTBILD OHNE BART 

(Verkleinerte Wiedergabe) 

Braun getuschte Federzeichnung. Höhe /y/, Breite ny mm. Erworben vor Ijy8. Alter Bestand der Sammlung. 

Brustbild ohne Hände nach rechts. Lockiges Haar; bartloses Gesicht Keine Kopfbedeckung; anliegende Halskrause. 
Breites Ordensband um die Brust. Bezeichnet rechts; D. Bailly. fc. Aa. I624. 

Dieses feine Blatt wurde bisher in Dresden, weil man die Inschrift falsch las, stets irriger und irreführender Weise einem 
Franzosen D. Dailly zugeschrieben. Die Gründe, aus denen wir es mit grösster Entschiedenheit dem bekannten David Bailly zurück¬ 
geben, sind die folgenden: 1, ist ein Künstler D, Dailly nicht bekannt; 2, ist der Anfangsbuchstabe des Familiennamens der Bezeichnung, 
wie er sich ja auch von dem vorhergehenden D wesentlich unterscheidet, nicht D, sondern B zu lesen; man vergleiche dazu das B 
in dem Namen Bol's auf Tafel XIV2; 5, zeigt das Blatt durchaus die Manier Baillys, dessen mit der Feder in Kupferstichmanier 
gezeichnete Bildnisse bekannt waren. 


JACOB MATHAM 

Holländische Schule 

Geboren zu Haarlem 1571; gestorben daselbst 1651. Schüler seines Stiefvaters Hendr. Goltzius. Hauptsächlich als Kupfer¬ 
stecher bekannt. 

l36. BERGLANDSCHAFT MIT BEDECKTER BOGENBRÜCKE 

Federzeichnung. Höhe /07, Breite /yy mm. Erworben ijzS von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig. 

Die dreibogige mit einem Dache versehene Bogenbrücke überspannt in der Mitte der Darstellung einen wilden, wasserfall¬ 
artigen Bergstrom. Links blickt man in’s Thal, rechts auf die steil ansteigenden Berge. Eine Veste liegt auf dem Berge, der die 
Mitte des Hintergrundes einnimmt. Vorn links sitzen zwei Männer am Boden. Bezeichnet unten links mit des Meisters Namen und 
der Jahreszahl töij. Die Bezeichnung oben links ist falsch. 

Charakteristisches Blatt des Meisters. 


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DAVID BAILLY 

Holländische Schule 

Geboren um 1584 zu Leiden; gestorben daselbst nach 1661. Näheres zu No. 135. 

l37. MÄNNLICHES BRUSTBILD MIT KLEINEM SCHNURRBART 

Federzeichnung. Höhe Breite iij mm. Erworben vor ijß8. Alter Bestand der Sammlung. 

Brustbild ohne Hände nach rechts. Lockiges Haar ohne Kopfbedeckung, kleiner Schnurrbart. Anliegende Halskrause, 
breites Brustband, ein Mantel über der rechten Schulter. Rechts die Jahreszahl: Ao. 1624. 

Vgl. alle Bemerkungen zu No. 135. 


HENDRIK GOLTZIUS 

Niederländische Schule 

Geboren 1558 zu Mülbrecht im Jülich’schen; gestorben zu Haarlem 1616. Näheres zu Tafel VI, No. ng. 

I38. BERGLANDSCHAFT 

Federzeichnung. Höhe (mit demRandJ loj, Breite 488 mm. Erworben lyzS von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig. 

Links im Thal ein schiffbarer Fluss, den eine Steinbrücke mit zwölf Bögen überspannt; weiter vorn ein Rundturm, ln 
der Mitte Ortschaften auf einer Hochfläche. Rechts unten ein Thal mit einer durch eine Baumallee bezeichneten Landstrasse. Im 
Hintergründe hohe Berge. Bezeichnet unten in der Mitte mit dem Monogramm des Meisters; datirt rechts unten: Ao. 9/. 

Wertvolle Zeichnung des Meisters. 


TAFEL XVII 

JODOCUS DE MOMPER 

Vlämische Schule 

Geboren zu Antwerpen 1564; gestorben daselbst 1635, Schüler seines Vaters Bartholomeus. Er ist einer der Haupt¬ 
landschafter der Übergangszeit, die in Antwerpen ansässig blieben. 

l3g. SEEBUCHT AM GEBIRGE 

Braun und blau getuschte Federzeichnung. Höhe i8y, Breite 272 mm. Erworben 1882 aus der vormals Hohenzollern- 
Hechingen sehen Sammlung. 

Unten, in der Mitte des Hintergrundes, die Seebucht, an der eine Stadt liegt. Rechts der Halbkreis der umrahmenden 
Gebirge, ln der Mitte des Mittelgrundes eine Burg. Links vorn die kräftig hervorgehobene, mit Bäumen bewachsene Felsenhöhe, 
über die ein Weg führt, ln der Mitte, auf der Höhe des Weges, ein Reiter, dem drei Fussgänger bereits bergab voranschreiten. 
Bezeichnet links unten mit des Künstlers Namen und dem Datum; 7. Julius, rechts unten mit der Jahreszahl: 1620. In der Namens¬ 
inschrift sind die Buchstaben omper später mit anderer Feder und Farbe, vielleicht aber doch noch vom Künstler selbst hinzugefügt. 
Tüchtiges Blatt des Meisters. 


TAFEL XVIII 

JOACHIM ANTONISZ UITENWAEL 

Holländische Schule 

Geboren zu Utrecht 1566; gestorben daselbst den 13. August 1638. Durch Reisen im Süden zu einem der geschicktesten 
italisirenden Manieristen Hollands entwickelt. Seit 1592 war er in seiner Vaterstadt ansässig. 

l4o. DAS GOLDENE ZEITALTER 

Schwarz getuschte Federzeichnung. Höhe zjy, Breite 707 mm. Erworben um ijzy vom Buchhändler Weidemann in Leipzig. 

ln üppiger, baumreicher Landschaft sind unbekleidete Männer, Frauen und Jünglinge mit der Wein- und Obstlese beschäftigt. 
Links unter einem von Laubbäumen gestützten Rebendach umarmt ein Jüngling ein Mädchen, das mit der erhobenen Linken eine 


Traube pflückt. Rechts im Grunde ein Fluss. Jenseits desselben weidet Vieh. In der Mitte lasst ein Knabe sein Brüderchen auf 
einem Ziegenbock reiten. Bezeichnet unten links mit des Künstlers Namen und der Jahreszahl: 

Die Bezeichnung scheint nicht vom Künstler selbst, vielmehr aus etwas späterer Zeit herzurühren, ihrem Inhalt nach aber 
richtig zu sein. 


TAFEL XIX 

JAN BRUEGHEL D. Ä. 

Vlämische Schule 

Geboren zu Brüssel 1568; gestorben zu Antwerpen den i?. Januar 1625. Er war ein Sohn des älteren, ein Bruder des 
(üngeren Peter Brueghel, ein Schüler des P. Goetkind in Antwerpen, ln Italien blieb er im Wesentlichen der heimischen Auffassung 
treu und war seit 1596 in Antwerpen thätig. 

l4l. BERGLANDSCHAFT 

Braun und blau getuschte Federzeichnung. Höhe lyj, Breite 2^0 mm. Erworben 18^2 aus der vormals Hohenzollern- 
Hechingen sehen Sammlung. 

Vorn eine Anhöhe, über die zwischen Laubbäumen hindurch ein belebter Weg führt. Im Hintergründe ein von Bergen, 
die mit Burgen gekrönt sind, begrenztes Flussthal. Die Bezeichnung; J. Breugel unten links ist falsch, das Blatt ist echt. 


i42. Küstenlandschaft 

Braun und blau getuschte Federzeichnung. Höhe 20^, Breite mm. Erworben 18^2 aus der vormals Hohenzollern- 
Hechingen sehen Sammlung. 

Im Vordergrund rechts ist die Küste durch einen mächtigen alten Rundturm befestigt, neben dem Kanonen aufgefahren 
sind. Im Mittelgründe links erstreckt sich eine befestigte Landzunge in das von zahlreichen Schiffen belebte Meer. Im ganzen Hinter¬ 
gründe das offene Meer. Bezeichnet unten links mit dem Namen des Künstlers. 

Die Bezeichnung scheint echt zu sein, das Blatt ist sicher echt. 


TAFEL XX 

ROELANT SAVERY 

Vlämische Schule 

Geboren zu Kortryck (Courtrai) 1576; gestorben zu Utrecht 1659. Er war Schüler seines in Amsterdam thätigen Bruders 
Jakob Savery, begleitete später Kaiser Rudolf ü. auf deutschen Gebirgsreisen und Hess sich schliesslich in Holland nieder. Bekannter 
Tier- und Landschaftsmaler der Übergangszeit, 

l43. RUINENLANDSCHAFT 

Schwarze Kreidezeichnung. Höhe 28.^, Breite ^75 mm. Erworben iy28 von der Witwe des Baumeisters Wagner in Leipzig. 

Alte, zerfallene, von Bäumen und Büschen durchwachsene Burgruine. Links vorn ein grosser Gewölbebogen, durch den 
die Sonne ihre Strahlen fallen lässt. Im Vordergründe tote Baumstümpfe, abgebrochene Zweige und gestürzte Säulentrommeln- Rechts 
Blick in die Berglandschaft. Bezeichnet vorn an einem Säulenfuss mit den Anfangsbuchstaben des Künstlers. 

Ausser diesem charakteristischem Blatte besitzt die Dresdner Sammlung noch eine Reihe anderer Tier- und Landschafts- 
Studien des Meisters. 


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TAFEL XXI 


JEAN COUSIN 

Französische Schule 

Geboren zu Sens 1500 oder 1501; gestorben zu Paris angeblich 1589. Vielseitiger, von dem italismus seiner Zeit 
getragener Künstler. 

l44. ERLÖSUNGS-ALLEGORIE 

Schwarz getuschte Federzeichnung. Höhe Breite ^<^8 mm. Erworben ijzS von der Witwe des Baumeisters 

Wagner in Leipzig. 

Inmitten einer reich mit römischen Gebäuden und Ruinen besetzten Berglandschaft ist links der Eingang zur Hölle dargestellt. 
Oben auf den Wolken sitzt der Erlöser, von Engeln umringt, auf seinem Kreuze und hält in der Rechten drei zur Erde herabgehende 
Seile, von denen zwei nach den mit ausgestreckten Armen um Erlösung flehenden Bewohnern der Vorhölle gerichtet sind, eines die 
ganz links vorn am Boden liegende, vergebens vom Teufe! umklammerte Gestalt des Todes umschlingt. Fürbittend kniet Maria auf 
den Wolken dem Heiland gegenüber, dem die rechts oben von Engeln umspielte Sonne des ewigen Lichtes ihre Strahlen entgegenschickt. 
Rechts vom kniet ein frommer Stifter an seinem Betpult, flehend zur himmlischen Erscheinung emporgewandt. Hinter ihm steht, 
lebhaft bewegt, ein auf ein Wappenschild gestützter Geistlicher ohne Kopfbedeckung. 

Dieses erst 1893 dem Dresdner «Vorrat» alter Zeichnungen entnommene Blatt trug rechts unten die unechte und daher 
entfernte Bleistiftbezeichnung ‘Jean Cousin», die wenigstens zeigte, dass man die Zeichnung schon früher diesem Meister zugeschrieben 
hatte. Da aber die Typen der Figuren, der Charakter der Landschaft mit den eingestreuten Ruinen und die Gesammtanordnung der 
Darstellung thatsächlich zu Cousins bekannten Werken {z. B. seinem «Jüngsten Gericht» im Louvre zu Paris) stimmen, so erscheint 
uns die Urheberschaft Cousins, ohne dass wir dieselbe bei der Seltenheit derartiger Blatter des Meisters für erwiesen oder erweislich 
hielten, doch durchaus wahrscheinlich zu sein. 


TAFEL XXIl 

FRANgOIS CLOUET 

Französische Schule 

Geboren zu Tours um i^zz; gestorben zu Paris um 1573. Hofmaler der französischen Könige von 1541 bis 1572. Er 
war Schüler seines Vaters Jean Clouet und wird daher manchmal, wie dieser, Jannet oder Jehannet zubenannt. Er lebte in Paris. 

l45. ANGEBLICH BILDNIS KÖNIG HEINRICHS II. VÖN FRANKREICH 

Schwarz-rot- braune Kreidezeichnung. Höhe Breite szß mm. Erworben vor 1764. 

Brustbild ohne Hände nach rechts. Feingeschnittener, bartloser, jugendlicher Kopf. Kleine Halskrause und Federbarett. 
Wenn der Name Clouets auch zu einem Sammelnamen für die verschiedenartigsten französischen Gemälde und Zeichnungen 
jener Zeit geworden ist, so glauben wir dieses vorzügliche Blatt doch dem Künstler selbst lassen zu dürfen, dem es in Dresden von 
jeher zugeschrieben worden. — Dass der Dargestellte der 1519 geborene König Heinrich ii. in jungen Jahren sei, ist nicht wahrscheinlich, 
da dieser König zur Zeit der dargestellten Kleidung älter gewesen sein müsste. 


TAFEL XXIIl 

ETIENNE DELAUNE 

Französische Schule 

Geboren 1519; gestorben angeblich 1583 in Paris (nach anderen 1595 in Strassburg}. Er war Goldschmied, Zeichner und 
Kupferstecher. Als Kupferstecher ist er am bekanntesten. 

l46. DER TRIUMPH DER RELIGIÖN 

Braun getuschte, weiss gehöhte Federzeichnung. Höhe 4^0, Breite 59/ mm. Erworben vor 1J64. 

Links das mit nackten Menschen angefüllte Colosseum als Sinnbild des Heidentums. Rechts eine christliche Kirche, in 
deren Vorhalle der Papst mit den Kardinalen und mit zahlreichem Gefolge steht. Der Triumphwagen der Religion bewegt sich, von 


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den Symbolen der Evangelisten gezogen, von Aposteln an den Rädern geschoben, Schlangen unter sich zermalmend, vom Colosseum 
zur Kirche hinüber, ln der Mitte des Wagens sitzt der Heiland auf seinem Kreuze; fürbittend ihm gegenüber kniet Maria, der 
Engel eine Krone über dem Haupt halten, während die Fülle des ewigen Lichtes, von himmlischen Heerschaaren umspielt, leuchtende 
Strahlen auf die Gruppe hinabsendet. An den vier Ecken des Wagens sitzen die Gestalten der christlichen Kardinaltugenden. Links 
vom liegen, verendet, der Tod und der Teufel. Rechts vorn kniet ein anbetender Stifter im langen Mantel. Im Hintergründe das 
irdische Paradies mit dem Sündenfall und der Vertreibung. 

Unten im Sockel: Vier Propheten; zwischen ihnen drei kleinfigurige Darstellungen: links die Mannalese; in der Mitte die 
Austeilung des Abendmahles, rechts Melchisedek und Abraham. 

Die Bezeichnung »Mr. Delaune fec. • unten rechts ist nicht echt, vielmehr später hinzugefügf; aber sie ist glaubwürdig. 
Der Stil der Gestalten, ja sogar die Abhängigkeit der beiden Hauptfiguren von der ähnlichen, auf der vorigen Tafel veröffentlichten 
Darstellung Jean Cousins, nach dem Delaune auch gestochen, weisen in der That auf diesen als den Urheber der Zeichnung hin. 


TAFEL XXIV 

DANIEL DUMONSTIER 

Französische Schule 

Geboren zu Paris den 14. Mai 1574; gestorben daselbst den 2Z. Juni 1646. Sohn und Schüler des Cosme Dumonstier. 
Die Dumonstiers waren ein verbreitetes Pariser Künstlergeschlecht. Daniel Dumonstier war als Bildniszeichner in roter und schwarzer 
Kreide berühmt, 

l47. MÄNNLICHES BILDNIS 

Schwarz-rote Kreidezeichnung. Nur das Gesicht ausgeführt. Höhe ^2/, Breite 2.^7 mm. Erworben 1860 aus dem 
Nachlasse des Kunsthändlers S. Woodburn in London. 

Brustbild ohne Hände nach links. Kurzgeschnittener Vollbart, braune Augen. Das Gesicht ist in roter Kreide ausgeführt. 
Das Barett und der Rock sind nur in Umrisslinien angedeutet. 

Dieses Blatt befand sich, wie der Stempel T. L. unten links beweist, in der Sammlung des Sir Thomas Lawrence 
(gestorben 1830), aus dessen Nachlass die Woodbume’sche Kunsthandlung 1835 eine grössere Anzahl alter Zeichnungen kaufte. — 
Der Vergleich unseres Blattes mit den Zeichnungen des Meisters im Louvre und in der Nationalbibliothek zu Paris, z. B. schon die 
Reproduktion in Chennevieres Dessins du Louvre (Ecole frangaise, N. 73) lassen keinen Zweifel an der Urheberschaft D. Dumonstiers, 


TAFEL XXV 

LAG N EA U 

Französische Schule 

Lagneau (auch Lanneau genannt) soll um 1610 gelebt haben. Seine Lebensumstände sind unbekannt. Seinen in schwarzer 
und roter Kreide ausgeführten, manchmal karikierten Bildnissen begegnet man in verschiedenen Sammlungen, ihrer 15 z. B. im Louvre. 
Das Eingehendste über ihn bei Fr. Reiset in der Note des Dessins etc. du Louvre, 1869 II p. 345—547. 

l48. WEIBLICHES BILDNIS 

Mit dem Wischer vertriebene schwarz-rote Kreidezeichnung. Höhe ^05, Breite 254 mm. Erworben vor iy6). 

Brustbild ohne Hände, etwas nach rechts, doch fast von vorn. Das mit unzähligen Runzeln bedeckte Gesicht der boshaft 
dreinschauenden Alten nähert sich durch das lange Kinn, die winzige Nase, die kleinen Augen und die kaum sichtbaren Lippen der 
Karikatur. Die Alte trägt ein schlichtes Kleid, eine breite, glatte, die Stirn bedeckende, von den Ohren abstehende Haube und einen 
halbaufrechten Kragen. 

Dieses Blatt gehört zu einer grösseren Folge charakteristischer Blätter des Meisters, die das Dresdner Kupferstichkabinet besitzt. 


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HIERONYMUS BOSCH. 

Maria und Johannes unter dem Kreuze. 

Kncslmile-Orui-Ic von Kk\ni II \ni «i ln Mflnrheii. 






Mappe IV. Tafel 3. 













JACOB CORNELISZ van AMSTERDAM. 


Die Frauen unter des Heilands Kreuz. 


Kacsltnile-Oruck von Fxanv. ll.4NKSHF.sciL ln Mönchen. 





















CORNELIS MASSYS (METSYS). 

Lüth und seine Töchter. 

Kiirsln'ileDruck von Kr-VM^ IlASKsT-vKNirt. hi Mflnclieii. 















Mappe IV Tafel H. 


































MARTEN DE VOS. 

Die „Caritas“. 







PETER BRUEGHEL d. A. 

Ein Bauempaar, vom Rücken gesehen. 


PP:TER BRUEGHEL D. 

):in Bauer, von vorn gesehen. 









Mai-|.e IV. Tafel 11. 
















PETER BRUEGHEL D. A. PPLTER BRUEGHEL d. ä, 

I-'in Baiiernkopf mit schwarzer Kappe. Ein Hauernkopf mit schwarzem Hule. 








Herglandschaft. 







Maitjir IV. Taftl 14. 
















Mappe IV. Tafel 







HENDRIK GOLTZIUS. 

Berglandschaft. 









Mappe IV. 'lafel 17. 








Maijpp IV. TaM IW. 





JAN BRUEGHEL a A. 

15erglanJschaft. 


I'ac5iinile-l!>mrk von Kranz Hanfstaenol 


Mnnchen. 



JAN BRUEGHEL d. ä. 

Kiisteniantlschaft. 

Kacsirolle-Oruvk von Kranz I lANKSTAasoi. in Manchen. 


Maj-pe 1\'. Tafel If). 











Mappe IV, Tafel 20. 






Maijpe IV. Tafel 21. 






































































DANIEL DUMONSTIER. 

Männliches Bildniss. 










LAGNEAU. 

Wcibliclies Bildniss. 


l'aoBimile-DnicW von Kuanz lUsKNTAiiN'ii. in München, 


Mappe IV. Tafel 2n.